Wallenstein: Rätselhaftes Genie des Dreißigjährigen Krieges 3534250753, 9783534250752

Wallenstein (1583-1634) ist eine Ausnahmefigur, faszinierend wie unerklärlich: Ein begnadetes Militärgenie und kühl kalk

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German Pages 336 [334] Year 2019

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Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
1. Ein Rätsel in einem Geheimnis, umschlossen von einem Mysterium
2. Keine großen Erwartungen
Im frühen Mannesalter
Die Reife
Gradisca
3. Ein Skandal in Böhmen
4. Mehr wert als all sein Volk
Die Münzprägung
Ein begüterter Mann
5. Nicht durch die Schuld der Sterne
6. Einige erwerben Hoheit
Krieg ohne Ende
Ein General und ein Herzog
7. Geht, Hauptmann, grüßt von mir den Dänenkönig
Die Dessauer Brücke
1626: Ein Feldzug und eine Konferenz
1627–28: Dänemark und Stralsund
8. An der Wegscheide
Das Restitutionsedikt
Verwicklung in Italien
Die Grenzen der Macht
9. Ganz schlug das Rad den Kreis
Die Entlassung
Intermezzo
Wiedereinsetzung
10. Noch einmal stürmt, noch einmal
Wallensteins zweites Heer
Die näherrückende Konfrontation
11. Erlöse uns, Herr, vom Zorn der Nordländer
Die Alte Veste
Lützen
12. Vom Frieden und anderen Dämonen
Ränkespiele unter Exilanten
Vergebliche Bemühungen
13. Verfall und Untergang
Ein Sturm braut sich zusammen
Die Hoffnung erlischt nie
Ohne Anhörung verurteilt
14. Meuchelmord ist die schnellste Methode
Der Tod, das Schicksal aller
Postume Machenschaften
Requiem
15. Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war
Anmerkungen
Bibliographie
Zeittafel
Register
Wallenstein – Allgemeines
Personenregisters
Allgemeines Register
Heutige Namen von Städten
Verzeichnis der Abbildungen
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Wallenstein: Rätselhaftes Genie des Dreißigjährigen Krieges
 3534250753, 9783534250752

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Geoff Mortimer

Wallenstein

Geoff Mortimer

Wallenstein Rätselhaftes Genie des Dreißigjährigen Krieges Aus dem Englischen von Geoff Mortimer und Claus Cartellieri

Die englische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel Wallenstein. The Enigma of the Thirty Years War. © Geoff Mortimer

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2012 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Redaktion: Christina Kruschwitz, Berlin Umschlaggestaltung: schreiberVIS, Seeheim Umschlagbild: Portrait Wallensteins. Gemälde nach Anthonis van Dyck (1599–1641). Foto: akg-images Satz: SatzWeise, Föhren Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de ISBN 978-3-534-25075-2 Die Buchhandelsausgabe erscheint beim Primus Verlag Umschlaggestaltung: Jutta Schneider, Frankfurt Bild: Portrait Wallensteins. Gemälde (1823) von Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (nach van Dyck); © picture-alliance / akg-images ISBN 978-3-86312-304-8 www.primusverlag.de Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-72889-3 (für Mitglieder der WBG) eBook (epub): 978-3-534-72890-9 (für Mitglieder der WBG) eBook (PDF): 978-3-86312-833-3 (Buchhandel) eBook (epub): 978-3-86312-834-0 (Buchhandel)

Inhalt 1. Ein Rätsel in einem Geheimnis, umschlossen von einem Mysterium . . . . . . . . . . . . . .

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3. Ein Skandal in Böhmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Mehr wert als all sein Volk . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Münzprägung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein begüterter Mann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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6. Einige erwerben Hoheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Krieg ohne Ende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein General und ein Herzog . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Keine großen Erwartungen Im frühen Mannesalter . . Die Reife . . . . . . . . . Gradisca . . . . . . . . .

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5. Nicht durch die Schuld der Sterne

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7. Geht, Hauptmann, grüßt von mir den Dänenkönig . . Die Dessauer Brücke . . . . . . . . . . . . . . . . . 1626: Ein Feldzug und eine Konferenz . . . . . . . . . 1627–28: Dänemark und Stralsund . . . . . . . . . .

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8. An der Wegscheide . . Das Restitutionsedikt . Verwicklung in Italien . Die Grenzen der Macht

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9. Ganz schlug das Rad den Kreis Die Entlassung . . . . . . . . Intermezzo . . . . . . . . . . Wiedereinsetzung . . . . . . .

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Inhalt

10. Noch einmal stürmt, noch einmal . . . . . . . . . . . . . . . Wallensteins zweites Heer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die näherrückende Konfrontation . . . . . . . . . . . . . . .

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11. Erlöse uns, Herr, vom Zorn der Nordländer . . . . . . . . . . Die Alte Veste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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12. Vom Frieden und anderen Dämonen . . . . . . . . . . . . . Ränkespiele unter Exilanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vergebliche Bemühungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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13. Verfall und Untergang . . . . Ein Sturm braut sich zusammen Die Hoffnung erlischt nie . . . Ohne Anhörung verurteilt . . .

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14. Meuchelmord ist die schnellste Methode Der Tod, das Schicksal aller . . . . . . . Postume Machenschaften . . . . . . . . Requiem . . . . . . . . . . . . . . . .

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15. Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Zeittafel

Register . . . . . . . . . . . Wallenstein – Allgemeines . Personenregisters . . . . . Allgemeines Register . . . Heutige Namen von Städten Verzeichnis der Abbildungen

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1 Ein Rätsel in einem Geheimnis, umschlossen von einem Mysterium (Winston Churchill) Ein Rätsel ist laut Wörterbuch etwas, das unbegreiflich und undurchschaubar ist, manchmal paradox und nicht zweifelsfrei zu erklären. Diese Beschreibung passt sowohl nach Meinung von Zeitgenossen im siebzehnten Jahrhundert als auch von heutigen Historikern auf Wallenstein. Ein unbedeutender Angehöriger des böhmischen Kleinadels, der innerhalb weniger Jahre zum Fürsten und einem der größten Grundbesitzer seiner Zeit wurde; ein Militärunternehmer, der zweimal das Heilige Römische Reich vor einer Katastrophe bewahrte – mit Heeren, die er selbst auf die Beine stellte, finanzierte und kommandierte –, der dann aber zweimal entlassen wurde; ein fähiger General, der das Reich vor schwedischen Invasoren rettete, dann jedoch beschuldigt wurde, zu eben diesen Schweden überlaufen zu wollen; der Oberbefehlshaber des Kaisers, der auf des Kaisers Befehl ermordet wurde; ein erfolgreicher Soldat, der fiel, weil er zu sehr nach Frieden strebte – all das war Wallenstein. Der allgemeinen Meinung nach war sein Ehrgeiz unersättlich, dennoch lebte er zufrieden und zurückgezogen auf seinen Landgütern, bis er 35 Jahre alt war. Dann stellte der Aufstand von 1618, der den Dreißigjährigen Krieg auslöste, Böhmen und damit auch sein eigenes Leben auf den Kopf. Als Katholik blieb er Kaiser Ferdinand II. treu, statt sich auf die Seite der größtenteils protestantischen böhmischen Rebellen zu schlagen. Folglich verlor er seinen Landbesitz und musste sich als Oberst zum kaiserlichen Heer melden. Drei Jahre später war er der militärische Kommandant von Böhmen und innerhalb von fünf Jahren einer der wohlhabendsten Adligen im Reich. Obwohl der Aufstand niedergeschlagen wurde, breitete sich der Krieg aus, zuungunsten des Kaisers, und 1625 hatte Ferdinand weder die Soldaten noch das Geld, um sich mit den Heeren des protestantischen Königs von Dänemark und dessen Verbündeten messen zu können. Wallenstein kam ihm zu Hilfe. Freiwillig und auf eigene Kosten stellte er ein Heer auf die Beine, mit dem er in den Feldzügen der folgenden drei Jahre die Kaiserlichen zum Sieg führte. Schon 1629 war er Fürst, Besitzer dreier Herzogtümer und Oberbefehlshaber des größten Heeres, das es seit römi-

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schen Zeiten in Europa gegeben hatte. Man sagte, er sei so mächtig, dass selbst der Kaiser zögere, ihn zu verärgern. Diese Macht aber war eine Täuschung, denn Ferdinand nutzte die durch Wallenstein errungenen militärischen und politischen Vorteile aus, um eine Politik zu verfolgen, die Letzterer heftig missbilligte. Besonders tadelte er Ferdinands militanten Versuch einer Gegenreformation und seine Verwicklung in die Kriege des spanischen Zweiges seiner Habsburg-Familie. Als das Reich nicht mehr von außen bedroht wurde, setzte man Wallenstein unter Druck, und 1630 nötigten seine Feinde unter den katholischen Fürsten den Kaiser, ihn zu entlassen und sein Heer zu zersplittern. Sie hatten genau den falschen Zeitpunkt gewählt, um ihre Deckung zu vernachlässigen und auf ihren Verfechter zu verzichten, denn nun trat ein neuer und gefährlicherer Gegner zur Schlacht an. Dies war Gustav Adolf, der kriegerische König Schwedens, der im selben Jahr in Norddeutschland einmarschierte. Innerhalb von fünfzehn Monaten hatte Gustav Adolf Sachsen und Brandenburg als Verbündete gewonnen, das übriggebliebene katholische Heer in die Flucht geschlagen und war nach Frankfurt am Main, Mainz und bis zum Rhein vorgerückt, von wo aus er in Bayern und in des Kaisers eigene österreichische Länder einzufallen drohte. Verzweifelt appellierte Ferdinand an Wallenstein, das Kommando wieder zu übernehmen und ein neues Heer zu rekrutieren. Der General, schon krank und frühzeitig alt geworden, erklärte sich, wenn auch widerwillig, bereit und bewältigte diese scheinbar unmögliche Aufgabe in weniger als sechs Monaten. Allerdings hatte Gustav Adolf München eingenommen und Bayern verwüstet, bevor seine Vorbereitungen abgeschlossen waren. Mitte 1632 rückte Wallenstein nach Süden vor und trieb Gustav Adolf in Nürnberg in die Enge, wo er ihn zwei Monate lang belagert hielt, während der König auf Verstärkungstruppen wartete. Im folgenden Gefecht erlitten die Schweden mehr einen taktischen Rückschlag als eine entscheidende Niederlage, doch Gustav Adolfs breite Strategie war trotzdem fehlgeschlagen. Als Wallenstein gegen den sächsischen Verbündeten des Königs marschierte, musste sich Gustav Adolf in Eilmärschen nach Norden begeben, um seinen Verbündeten zu retten. Die Heere stießen bei Lützen nahe Leipzig aufeinander, aber die Schlacht – die längste und erbittertste im Dreißigjährigen Krieg – brachte keine klare Entscheidung. Gustav Adolf jedoch wurde getötet. Weil die Bedrohung durch die Schweden damit zeitweise an Bedeutung verlor, versuchte Wallenstein 1633, Sachsen und Brandenburg mit einer Reihe von Verhandlungen, die hauptsächlich während längerer Waffenstillstände stattfanden, für den Frieden zu gewinnen. Trotz seiner Mühe

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war er damit erfolglos, und im späten Herbst flammten die Feindseligkeiten wieder auf. Wallenstein eroberte zunächst die Habsburger Besitzung Schlesien von den Schweden zurück, versäumte dann allerdings, rechtzeitig zu verhindern, dass diese wiederum auf Bayern vorrückten, wo sie die Festungsstadt Regensburg einnahmen. Obwohl dieser Rückschlag nicht von großer militärischer Bedeutung war, bot er Wallensteins Feinden die Gelegenheit, einen neuen politischen Angriff gegen ihn zu führen. Gerüchte wurden verbreitet, dass seinen Friedensbemühungen dunkle Motive zugrunde lagen, und dass sich in ihnen andere, potentiell verräterische Kontakte zu den Schweden und ihren französischen Verbündeten verbargen. Anfang 1634 behauptete man in einem geheimen Bericht, dass Wallenstein dabei sei, einen Staatsstreich gegen den Kaiser vorzubereiten, und dass er schon Pläne geschmiedet habe, die kaiserlichen Länder unter seinen Verbündeten und Anhängern aufzuteilen. Er selbst solle König von Böhmen werden. Die Offiziere um Wallenstein, dessen Krankheit sich ständig verstärkte, überredeten fast alle Generäle und Oberste des Heeres dazu, ihm einen Treueid zu leisten. Dieser ungeschickte Versuch, seine Lage abzustützen, wurde am Hofe als ein weiteres Anzeichen dafür verstanden, dass eine Rebellion nahe bevorstand. Ein geheimes Tribunal wurde einberufen, das Wallenstein ohne Anklage oder Prozess in seiner Abwesenheit eiligst verurteilte, woraufhin der Kaiser vier hohe Offiziere beauftragte, seiner tot oder lebendig habhaft zu werden. Wallenstein und seine engsten Vertrauten erkannten die Gefahr erst in letzter Minute und versuchten, in Richtung Sachsen zu entfliehen. Sie erreichten die böhmische Grenzstadt Eger (Cheb), wo die Offiziere der Besatzung sie mit vorgetäuschter Treue begrüßten. Beim Abendessen aber wurden Wallensteins Anhänger von bewaffneten Soldaten überfallen und ermordet, und anschließend wurde auch der kranke General in seinem Schlafzimmer umgebracht. In der Folge gelang es der kaiserlichen Propaganda, zweifellos gestützt durch die fragwürdigen Kontakte einiger Anhänger Wallensteins, einen unbegründeten Verdacht in eine feststehende Tatsache zu verwandeln. Weitere Widersprüche tauchten auf. Der Mann, der zweimal die katholische Seite gerettet hatte, wurde nun zur Zielscheibe katholischer Verleumdung. In einem anonymen Flugblatt beschrieb ihn der Verfasser, ein jesuitischer Hofprediger des Kaisers, als „hochmütig, rachsüchtig, wütend, wahnsinnig [und] von der Kirche verbannt“. Weiter behauptete er, dass Wallenstein seine Entscheidungen zu Fragen von Krieg und Frieden von der Stellung der Sterne abhängig gemacht habe.1 Ein Ausschuss seriöser kaiserlicher Anwälte erklärte, dass er „offensichtlich und ständig an Majestätsbeleidigung, Rebellion und Hochverrat beteiligt“ gewesen wäre,

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und dass man wegen seiner „unwidersprechlichen Notorität“ keinen Prozess gebraucht hätte, um seine Schuld zu beweisen. Die Offiziere, die im Januar 1634 geschworen hatten, „notfalls bei ihm ehrbar und getreu zu halten … und für denselben alles unsrige zu riskieren, bis zum letzten Blutstropfen, ohne sich zu schonen“, hatten ihn im Februar im Stich gelassen, und schon im März waren viele bereit, gegen ihn auszusagen, selbst wenn sie keine Tatsachen zu berichten hatten. 2 Eines der größten Hindernisse während der Friedensverhandlungen von 1633 war Wallensteins Bestehen auf der Forderung, dass sich die Heere Sachsens und Brandenburgs mit dem seinen vereinigen sollten, um die Schweden aus dem Reich zu vertreiben. Jetzt aber wurde als bewiesen erachtet, dass er die Absicht gehabt hatte, sich mit eben diesen Schweden zusammenzuschließen, um den Kaiser zu vertreiben. Der sächsische Oberbefehlshaber, der eine zentrale Rolle bei den Verhandlungen gespielt hatte, war darüber entsetzt, dass Ferdinand den Mord an seinem eigenen General genehmigt hatte. „Mir fällt kein Exempel ein“, schrieb er, „in dem unter der Regierung eines christlichen Kaisers dergleichen jemals geschehen ist.“ 3 Ein weiteres Paradoxon besteht darin, dass Wallenstein, der führende katholische General, postum fast so etwas wie ein Held der protestantischen Seite wurde. Das Bild Wallensteins, wie es von den Propagandisten und der zeitgenössischen Presse gezeichnet wurde, hatte den Status eines „wohlbekannten Faktums“ erworben, lange bevor die Historiker im neunzehnten Jahrhundert anfingen, die primären Quellen aus den Archiven herauszusuchen. Folglich zogen sie oft nicht die logischen Schlüsse aus ihren Forschungen. Auch moderne Historiker haben oft Mühe, sich von dem traditionell überlieferten Bild zu trennen, wenn es um die Interpretation des Beweismaterials geht, das insgesamt sehr umfangreich ist, in bestimmten wichtigen Punkten aber recht karg sein kann. Eine Reihe von Paradoxa bleibt bestehen. So gibt es zwei wohlbekannte Werke zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, beide von hochrangigen Historikern verfasst. In einem von ihnen heißt es, dass Wallenstein „gesundes Urteil und Einsicht in seinen Geldangelegenheiten zeigte“, in Militärfragen jedoch „verließ er sich mehr auf die Horoskope als auf die Begabung seiner Offiziere“. In dem anderen Buch wird festgestellt, dass sich Wallenstein in religiöser Hinsicht so „berechnend und pragmatisch“ verhielt wie jeder moderne Geschäftsmann, andererseits sei es für Wallenstein „durchaus nicht ganz und gar aussichtslos [gewesen], sich als König seiner Heimat Böhmen zu träumen“. Beide Autoren deuten an, dass sein Versuch, einen Friedensvertrag zu verhandeln, nur ein Vorwand gewesen sei und er eigentlich seine eigenen Interessen verfolgt habe, allerdings liefern sie keinen Beweis für diese Behauptung.

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Es werden häufig Ausdrücke wie „schrankenloser Ehrgeiz“, „manische Ichsucht“, oder „Skrupellosigkeit“ verwendet, als seien diese Eigenschaften selbstverständliche und wohlbekannte Tatsachen, die keiner Beweise bedürften. Die Darstellung Wallensteins als von der Astrologie besessen wird in Biographien und in der populären Meinung noch immer als „wohlbekanntes Faktum“ betrachtet, obwohl der Nachweis dafür selten kritisch untersucht wurde. Es scheint, dass sich Historiker damit zufriedengaben, „den Gegensatz zwischen dem willensharten Weltmann und dem abergläubischen Idealisten“ zu erkennen, ohne sich zu fragen, ob ein solcher Widerspruch psychologisch oder praktisch glaubwürdig ist. Ist es möglich, dass ein leichtgläubiger, sternensüchtiger Phantast zugleich das „Organisationsgenie“ oder das „Logistikgenie“ war, das die gleichen Historiker schildern? Ist es möglich, dass Wallenstein Gustav Adolf, den größten Kriegsführer seiner Zeit, ausmanövrierte, indem er auf Horoskope vertraute? Ist es möglich, dass er so treu war, wie seine Taten vermuten lassen, aber auch so untreu, wie die ihm zugeschriebenen Visionen und Intrigen andeuten? 4 Dieses Buch setzt sich zum Ziel, das beschriebene Rätsel auf der Basis von historischem Beweismaterial zu erklären, ohne in der einen oder anderen Richtung von der Tradition übermäßig beeinflusst zu werden. Es ist selbstverständlich nicht der erste Versuch in dieser Richtung; einige moderne Werke der Historiographie bieten eine ausgewogenere Schilderung von Wallenstein und seiner Karriere an als die früheren. Besonders erwähnenswert ist das Opus magnum von Golo Mann, das mehr als 1100 Seiten umfasst. Doch sein Werk ist bereits 40 Jahre alt, sodass nun eine neue akademische Studie erforderlich ist. Dabei ist dieses Buch auch für Leser gedacht, die keine speziellen Kenntnisse über das siebzehnte Jahrhundert, den Dreißigjährigen Krieg oder über Wallenstein selbst haben. Es wäre daher unangebracht, vergleichbar viele Details wie Golo Mann zu berücksichtigen, weshalb ein eher selektives Vorgehen gewählt worden ist. So müssen einige Themen zum größten Teil ausgelassen werden, zum Beispiel der bemerkenswerte Erfolg Wallensteins als fortschrittlicher und wirtschaftlich erfolgreicher Grundbesitzer. Auch seine innovativen und weithin nachgeahmten Methoden zur militärischen Organisation und Finanzierung können nur kurz berührt werden. Die in der Bibliographie vermerkten modernen Biographien von Wallenstein waren nützliche Nachschlagewerke zum Auffinden von Quellen und zum Zusammentragen des Datenkorpus, auf dem diese Studie aufbaut. Der Autor ist auch den eifrigen Historikern des neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts zu besonderem Dank verpflichtet, die sorgfältig die entsprechenden Urkunden und Briefe aus weitverstreuten

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europäischen Archiven ausfindig gemacht, Transkriptionen vorgenommen und in umfangreichen Bänden veröffentlicht haben. Ohne solche unbedingt erforderliche Vorarbeit wäre es viel schwieriger und oft unmöglich, breitere historische Untersuchungen durchzuführen.

2 Keine großen Erwartungen (Charles Dickens) Die jüngeren Jahre der bedeutenden Persönlichkeiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit sind, mit Ausnahme von Herrschern, nur bruchstückhaft oder gar nicht in den Archiven dokumentiert. So ist es auch mit Wallenstein. Wir wissen, dass Albrecht Wenzel Eusebius, wie er getauft wurde, am 24. September 1583 geboren wurde, und wir wissen auch, dass sich dieses freudige Ereignis im Dorf Hermanitz (Herˇmanice) zutrug, an der Elbe im nordöstlichen Böhmen gelegen, nicht weit von der schlesischen Grenze entfernt. Aus seiner Kindheit sind nur unbedeutende Tatsachen festgehalten. Ähnliches gilt für seine Jugend, von einigen bemerkenswerten Geschehnissen abgesehen. Den Hintergrund kann man schnell skizzieren. Böhmen war ein habsburgisches Land, wenn auch dem Namen nach Wahlkönigtum, und obwohl die Mehrheit der Bevölkerung tschechischer Herkunft war, gab es auch viele deutsche Einflüsse. Der Familienname hat sowohl tschechische als auch deutsche Formen und natürlich mehrere Varianten, denn während dieses Zeitalters war Orthographie mehr auf die Lautwiedergabe ausgerichtet und nicht gleichbleibend. Er stammte von den deutschen Wörtern Wald und Stein und hatte seinen Ursprung in einem Ahnenschloss aus dem dreizehnten Jahrhundert, das tatsächlich auf einer Felsspitze im Wald stand. Zu dieser Zeit hätte es niemanden beunruhigt, dass eine der Kultur nach tschechische Familie aus dem böhmischen Adel einen deutschen Namen trug. Als Jugendlicher und junger Mann unterschrieb Albrecht mit „Waldstein“, später, als sein Titel in den Augen der Welt seinen Namen ersetzt hatte, benutzte er nur seine Initiale. Um die Unbeständigkeit zeitgenössischer Orthographie zu illustrieren, ist anzumerken, dass einer seiner engsten Vertrauten in noch vorhandenen Briefen „Waldtstein“, „Waldtsteyn“ und „Waldstein“ schrieb. Auch in einer Urkunde von 1632 erwähnte Albrecht selbst mehrmals „einen von dem Geschlecht derer von Waldtstein“, seinen Vetter und Erben jedoch nannte er „Wallenstein“. Es gibt keine richtige Schreibweise, aber „Wallenstein“ ist die Variante, die die Geschichte übernommen hat, die schon 1640 in Geschichtsbüchern benutzt wurde und darum auch hier verwendet wird.1

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Mit Sicherheit waren die Waldsteins böhmischer Adel. Sie stammten in der weiblichen Linie von einem mittelalterlichen König von Böhmen ab und waren nach ständiger Heirat untereinander mit fast allen anderen Familien in dieser kleinen, eng zusammengewachsenen Elite verwandt.2 Trotzdem waren sie nicht reich; Albrechts Vater, eins von neunzehn Kindern, erhielt das bescheidene Familiengut Hermanitz nur als glücklicher Erbe eines kinderlosen Onkels. Etliche Geschwister Albrechts starben als kleine Kinder. Nach dem Tod seiner Eltern war Albrecht der einzige überlebende Sohn, zwölf Jahre alt, Erbe des Landbesitzes und des Titels Freiherr. Auf Grund zweier späterer Ereignisse ist zu vermuten, dass er mit einiger Freude auf seine Kindheit zurückblickte. Als er im Alter von neunzehn Jahren seine Erbschaft übernahm, ließ er für beide Eltern in der Kirche des Ortes schöne Gedenksteine errichten, und als er später eine Machtstellung einnahm, nutzte er seine Macht als Schutzherr gleich zu Anfang, um einen alten Diener der Familie, seinen ersten Hauslehrer, zu adeln. 3 Albrechts Mutter stammte aus einer viel wohlhabenderen Adelslinie, der Familie Smirˇicky´. Als aber Albrechts Vater starb, wurde ihr Schwager Heinrich von Slavata, führendes Mitglied einer anderen adligen Familie, sein Vormund. Auf diese Weise war er auch mit einem seiner späteren Feinde – Wilhelm von Slavata – verwandt. Dieser sollte später den Prager Fenstersturz überleben, der üblicherweise als Anfang des Dreißigjährigen Krieges betrachtet wird. Da Wilhelm elf Jahre älter war als Albrecht und um diese Zeit zum Katholizismus konvertierte, ist es unwahrscheinlich, dass sie sich oft im Schloss Koschumberg (Kosˇumberk) begegneten, das jetzt Albrechts Zuhause wurde. Die Religion Albrechts eigener Familie war das relativ gemäßigte Böhmische Bekenntnis, das sowohl auf hussitische als auch auf lutherische Einflüsse zurückging. Die ersten prägenden Jahre hatte er in einem Milieu verbracht, das vermutlich konventionell fromm statt leidenschaftlich sektiererisch war. Heinrich von Slavata aber gehörte der Böhmischen Brüdergemeinde an. Dies war eine ganz andere Art von Protestantismus: streng, eifrig, vom Calvinismus zwar beeinflusst, aber nicht an ihm hängend und mit engen nationalpolitischen Verbindungen. Während seiner zwei Jahre in Koschumberg erhielt Albrecht zweifellos Unterweisung in diesem Glauben. Obwohl dies keinen dauerhaften Einfluss auf ihn gehabt zu haben scheint, kam er dadurch früh im Leben mit den religiösen Auseinandersetzungen in Berührung, die den böhmischen Adel entzweiten. In der Mehrheit waren dies Protestanten verschiedener Ausprägung, einige blieben jedoch Katholiken oder bekehrten sich zum Katholizismus. Unter ihnen befand sich mindestens ein wohlbekannter Waldstein. 4

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1597 wurde der vierzehnjährige Albrecht auf die Lateinschule in Goldberg (Zlotoryja) in der Nähe von Liegnitz (Legnica) in Schlesien geschickt. Diese Schule war von der alten Art, unterrichtet wurde hauptsächlich auf Latein, und Schüler waren die Söhne deutscher, polnischer und tschechischer Adelsfamilien. Es ist zu vermuten, dass der Lehrplan dem ähnlich war, den Wallenstein selbst bestimmte, als er mehr als 25 Jahre später seine eigene Schule stiftete – nämlich Deutsch und Italienisch, Rechnen, Reiten, Tanz und die Laute oder ein anderes Musikinstrument. Erhalten ist aus dieser Zeit Wallensteins Brief an den Landeshauptmann von Liegnitz, in dem er sich über seine Behandlung in den Straßen von Goldberg beschwerte. Dort erlebte er Beschimpfungen, unter anderem als „calvinistischer Abschaum“, wurde mit Steinen beworfen, und es gab noch mehr Feindseligkeiten, vielleicht religiöser Meinungsverschiedenheiten wegen, oder weil er tschechischer Außenseiter war. Trotzdem erinnerte sich Wallenstein später mit Dankbarkeit an seine Zeit in Goldberg, was er ganz praktisch bewies. Als er 1626 im Dienste des Kaisers als Oberbefehlshaber an der Stadt vorbeikam, bedankte er sich bei dem alten Rektor mit einer beträchtlichen Geldsumme als Geschenk. 5 Nach zwei Jahren in Goldberg wurde Wallenstein an die Nürnberger Akademie in Altdorf versetzt, wo er im August 1599, kurz vor seinem sechzehnten Geburtstag, eingeschrieben wurde. Hier war sein Aufenthalt sowohl kurz als auch stürmisch. Nach vier Monaten versuchte die Universitätsverwaltung, ihn zu exmatrikulieren; zwei Monate danach ging er tatsächlich ab. 6 Es wurde viel Wesens um die Ereignisse dieser Zeit gemacht, vielleicht weil sie besser beurkundet sind als der Rest der Jugendzeit Wallensteins, man muss diese Dinge jedoch im richtigen Zusammenhang sehen. Damals waren Studenten ausschließlich Söhne der Wohlhabenden, zum ersten Mal von der Disziplin des Vaterhauses oder einer strengen Schule befreit und ausreichend mit Geld versehen. Sie neigten viel mehr zum Trinken, zu Raufereien und dazu, sich mit Mädchen abzugeben, als zum Studieren. Universitätsstädte waren oft stürmische Orte, und vielleicht hatten die Nürnberger Ratsherren darum ihre Akademie wohlweislich etwas in die Ferne versetzt. In den meisten deutschen Lehreinrichtungen waren Ruhestörungen häufig, Gewalt und sogar Mord nichts Außergewöhnliches. So auch in Altdorf, sowohl vor als auch nach Wallensteins Aufenthalt. Er scheint sich während seiner kurzen Zeit mehr in die Nesseln gesetzt zu haben als der durchschnittliche Student, aber statt darin einen Beweis besonders ungezügelter Natur zu sehen, ist es ebenso möglich, dass seine Probleme aus seiner Situation als tschechischer Außenseiter herrührten, umso mehr, weil er noch jung war und in schlechte Gesellschaft geriet.

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Der Fall, bei dem Wallenstein am deutlichsten persönliche Schuld traf, war eine schlimme Tracht Prügel für seinen jungen deutschen Diener, die die Aufmerksamkeit der Verwaltung erregte. Ein Verfahren folgte, und Wallenstein musste eine beträchtliche Geldstrafe und eine noch größere Entschädigung zahlen. Was das Übrige betrifft, war er Mitglied einer Gruppe Studenten, vorgeblich einer der Rädelsführer, die eines Nachts das Haus eines Akademikers angriff und dort Türen und Fenster einschlug. Er war auch dabei, als eines Abends bei einer Auseinandersetzung zwischen einigen Studenten und einem Fähnrich der Miliz zu den Waffen gegriffen wurde. Letzterer wurde im nachfolgenden Streit – obwohl nicht von Wallenstein – umgebracht. Kurz danach stach er selbst einen Studiengenossen in den Fuß. Zu dieser Zeit verbrachte er auch einige Nächte im Ortsgefängnis und wurde schließlich von der Akademie in einem ersten Schritt der Exmatrikulation unter Hausarrest gestellt. Um diese Schande zu vermeiden, schrieb Wallenstein der Verwaltung eine Bittschrift, in der er die Namen zweier Verwandter erwähnte, die kaiserliche Hofräte waren. Folglich wurde es ihm wohl aus öffentlichen Zwecken gestattet, freiwillig abzugehen. Nach seinem frühzeitigen Weggang von Altdorf trat er eine Bildungsreise nach Frankreich und vor allem nach Italien an, wo er lang genug blieb, um die Sprache gut zu erlernen. Berichten zufolge wohnte er eine Zeitlang in der Universitätsstadt Padua, bevor er 1602 nach Hause, nach Hermanitz, zurückkehrte. Zu dieser Zeit war er (laut einer Untersuchung seiner sterblichen Überreste im zwanzigsten Jahrhundert) vermutlich etwa 171 bis 172 cm groß, und aus einem Bildnis ist zu sehen, dass er schlank und gutaussehend war. Er hatte eine hohe Stirn, dunkle Augen und dunkles Haar, das er kurz trug, und ließ sich nach modischer spanischer Manier einen Bart stehen. Außer seiner tschechischen Muttersprache sprach er fließend Deutsch und Italienisch, lesen konnte er außerdem gut Spanisch, ausreichend Französisch und hinreichend Latein.7

Im frühen Mannesalter Was Wallenstein von 1602 bis 1604 tat, ist unbekannt, obwohl seine frühesten Biographen behaupten, dass er am Hof des Markgrafen von Burgau in Innsbruck eine Stelle auf der niedrigsten Stufe der Hierarchie fand. 8 Das ist nicht unwahrscheinlich, aber unbewiesen. Klar ist, dass er 1604 im Alter von zwanzig Jahren Soldat wurde, was vielleicht militärische Neigungen andeutete, die seine nachfolgende Karriere ankündigten. Er könnte aber

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auch schlicht versucht haben, einen Start ins Leben zu finden – zur Zeit, als die böhmischen Stände an der ungarischen Grenze ein Regiment für einen der periodisch auftretenden Kriege gegen die Türken rekrutierten. Zweifellos halfen sein Name und seine Beziehungen, denn er wurde sofort Fähnrich, der niedrigste Offiziersgrad, statt als gemeiner Soldat anfangen zu müssen, wie viele andere junge Herren. Der Feldzug war kurz und nicht bemerkenswert ruhmreich, aber es scheint, dass Wallenstein seine Sache gut machte und dass er von der Erfahrung profitierte. Die kaiserliche Armee brach im Juli 1604 auf. Mitte September hatte sie sich in einer Festungsstadt an der Donau eingerichtet, in der sie von einer größeren türkischen Streitmacht belagert wurde. Nach drei Wochen zogen die Türken ab, nachdem sie von der Artillerie heftig bedrängt worden waren und beträchtliche Verluste in erfolglosen Angriffen erlitten hatten. Inzwischen wurde Wallenstein zum Hauptmann befördert, und es ist möglich, das er in dieser Zeit Johann Tscerclaes, den Grafen Tilly, kennenlernte, der damals 45 Jahre alt war. Mehr als zwanzig Jahre danach wurde dieser sein wichtigster Mitstreiter und Konkurrent in den katholischen Heeren. Ebenfalls weilten dort Heinrich Matthias, Graf von Thurn, ein Führer des böhmischen Aufstands und später Oberbefehlshaber seines Heeres, und der Spanier Don Balthasar, Graf von Marradas, der erst sein Vorgesetzter, danach sein Untergegebener war. Schließlich wurde er im kaiserlichen Heer der 1620er Jahre Wallensteins Gegner. Alle drei waren schon Oberste. 9 Aber das war noch nicht das Ende, denn die Bedrohung durch die Türken wurde von einem ungarischen Aufstand abgelöst, um den sich die Streitkraft vor Ort kümmern musste. Der folgende Feldzug vom Herbst bis in den Winter war im Wesentlichen dem Dreißigjährigen Krieg ähnlich, insofern Überfälle, Scharmützel, Futterbeschaffung und Plünderungen statt regelrechter Schlachten an der Tagesordnung waren. Während dieser Kampagne erlitt Wallenstein eine Verletzung an der Hand, errang aber genug Wohlwollen seiner Vorgesetzten, um für einen wichtigen Auftrag ausgewählt zu werden. Obwohl dies kein militärischer Auftrag war, erwies er sich als ziemlich gefährlich. Die Armee hatte kein Geld mehr, und die Soldaten weigerten sich, im kommenden Frühling ohne Sold weiterzukämpfen. Darum mussten Abgeordnete von jedem Regiment zurück in die Heimat geschickt werden, um um Geld zu bitten. Wallenstein vertrat die böhmische Infanterie, ein weiterer Offizier war für die Kavallerie zuständig, und sie reisten mit einer kleinen Eskorte. Auf dieser gefährlichen Reise passierten viele Missgeschicke, außerdem mussten sie mitten im Winter einen langen Umweg über die Hohe Tatra und Schlesien machen,

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um vom Feind besetzte Gebiete zu umgehen. Als sie im Januar 1605 ankamen, litt Wallenstein an einer Infektion, die er nachher „die ungarische Krankheit“ nannte. Bis heute ist sie nicht einwandfrei zu diagnostizieren, sie mag aber Ursache mehrerer späterer Krankheiten gewesen sein, die immer wieder auftraten.10 Sein Mitstreiter musste allein um Geld nachsuchen und bekam keines, wie vorherzusehen war. Nach seiner Erholung kehrte Wallenstein nicht zur Armee in Ungarn zurück. Stattdessen erscheint sein Name als einer von zweien, die die böhmischen Stände im Februar 1605 zur Berufung als militärische Beauftragte vorschlugen, um Stärke, Bereitschaft und Bezahlung der Truppen in ihren Grenzgebieten zu prüfen. Ob er dann tatsächlich bestellt wurde und – falls ja – inwieweit er diese Aufgabe durchführte, ist unklar. Wegen einer nachfolgenden Verschlechterung der Lage in Ungarn entschieden sich die Böhmen aber, ihre militärischen Kräfte zu verstärken. Als Folge wurde Wallenstein zum Oberst eines noch zu rekrutierenden Infanterieregiments ernannt. Doch noch einmal entwickelte sich die Lage weiter, und bevor es möglich war, die Soldaten anzuwerben, wurde der Feldzug durch ein Abkommen mit den Türken und den ungarischen Rebellen abgeschlossen. Obwohl Wallenstein als Beauftragter und Oberst wenig erreichte, ist es doch bemerkenswert, dass er im Alter von 22 Jahren und nach nur kurzer Zeit im Einsatz auf diese Posten berufen wurde. Man kann einerseits annehmen, dass er hoch angesehen war, andererseits aber auch, dass es in diesem Bereich wenig Konkurrenz unter dem böhmischen Adel gab.11 Wegen des Friedens hatte der junge Soldat keinen echten Beruf mehr, und die Archive verzeichnen erst für 1607 den nächsten Schritt seiner Karriere. Irgendwann in dieser Zeit trat Wallenstein zum Katholizismus über, denn im Februar dieses Jahres wurde berichtet, dass er zur Messe ging. 12 Es bedurfte keiner großen Förmlichkeiten, in die katholische Kirche einzutreten. Darum kennen wir weder das Datum, noch wissen wir etwas über die Motive Wallensteins. Trotzdem haben viele behauptet, dass seine Bekehrung auf Grund von Ehrgeiz und erwarteten persönlichen Vorteilen erfolgte. Diese Möglichkeit ist nicht auszuschließen, aber es stellen sich zwei Fragen: War Wallenstein zum damaligen Zeitpunkt in seinem Leben tatsächlich besonders ehrgeizig, und wenn, wäre es ihm als geeignet erschienen, Katholik zu werden, um seine Ziele zu befördern? Für unsere Zwecke kann Ehrgeiz im Sinne des Grundbesitzes oder der Karriere diskutiert werden, wobei Wallenstein in der ersten Hinsicht höchstwahrscheinlich ehrgeizig war. Sein Gut in Hermanitz konnte ihm nur einen sehr bescheidenen adligen Lebensstandard sichern, weshalb eine günstige Heirat für einen jungen Mann in seiner Lage die selbstverständliche und auch er-

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wartete oberste Priorität hatte. Da jedoch zu dieser Zeit 90 Prozent der Adligen in den böhmischen Ländern Protestanten waren, hätte der Übergang zum Katholizismus es Wallenstein wahrscheinlich eher erschwert als erleichtert, eine heiratsfähige Erbin zu finden.13 Anders könnte es ausgesehen haben, wenn eine bestimmte Heiratschance absehbar gewesen wäre, doch das war nicht der Fall. Zudem war der Mann der katholischen Witwe, die später seine Frau wurde, zu dieser Zeit gesund und munter. Aus der Sicht eines Adligen im siebzehnten Jahrhundert ist es etwas anachronistisch, über eine Karriere zu sprechen. Die Vermögenden tendierten vor allem dazu, von ihren Gütern zu leben. Vielleicht machten sie sich die Mühe, diese zu verwalten, zu verbessern und zu vermehren, oder aber sie gaben nur die Einnahmen aus. Diese Möglichkeit jedoch hatten andere nicht, entweder weil sie als jüngere Söhne infolge des Erstgeburtsrechts ohne Grundbesitz waren, oder weil sie nur unrentable kleine Güter besaßen, was oft der Fall war, wenn Erbschaften unter zu vielen Kindern aufgeteilt und unterteilt werden mussten. Wer kein Vermögen hatte, war gezwungen, andere Chancen zu suchen. Die Kirche bot Aufstiegsmöglichkeiten nur für die Höchstgeborenen, und Politik im wirklichen Sinne war auch nur den Wohlhabenden vorbehalten. Soldat zu werden, war zwar riskant, stellte aber Beförderung in Aussicht, sodass viele unvermögende Adlige im Dreißigjährigen Krieg den Oberstengrad erreichten. Schließlich gab es die Möglichkeit, sich um eine Stelle an einem fürstlichen Hof zu bewerben, sich gefällig und nützlich zu machen und dadurch in der Gunst des Gebieters zu steigen – alles in der Erwartung, dass sich daraus ein lohnendes Entgelt ergeben würde. Wallensteins frühzeitiger Eintritt beim Militär weist darauf hin, dass er zu einer militärischen Karriere neigte, die Beschäftigung war jedoch unsicher. Die Kriege an der ungarischen Grenze traten nur sporadisch auf, und Anfang des siebzehnten Jahrhunderts gab es in Mitteleuropa sonst kaum große Kriege. Zwar wurde noch zwischen den Spaniern und den rebellischen Vereinigten Provinzen in den Niederlanden gefochten, und es gibt Hinweise, dass Wallenstein 1607 in Betracht gezogen hatte, sich dorthin zu begeben. Nach fast vierzig Jahren hatte sich dieser Krieg jedoch festgefahren, zudem stand ein Waffenstillstand in Aussicht, der dann 1609 auch vereinbart wurde und zwölf Jahre dauerte.14 Bei Neigung und Gelegenheit aber wäre die Religion kein Hindernis gewesen, denn diese war für wenige Befehlshaber maßgebend, wenn sie ihre Offiziere bestellten. Viele fürstliche Höfe waren nicht so vorurteilsfrei, selbst wenn sowohl Kaiser Rudolf II. als auch sein Bruder, Erzherzog Matthias, bemerkenswert pragmatisch bezüglich der Religion derer waren, die ihnen dienen durften. Auf

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jeden Fall gab es genügend fürstliche Höfe aller Bekenntnisse in den böhmischen Ländern, in Österreich und überall im Reich. Wie für eine in Aussicht genommene Heirat war es in den Augen mancher auch zu rechtfertigen, die Religion auf Grund einer beruflichen Gelegenheit zu wechseln. Anders als bei einer Heirat galten solche Stellungen nicht lebenslang, weshalb eine von der Vernunft gesteuerte Bekehrung mitunter problematischer war. Schließlich nahm Wallenstein eine Stelle eher niedriger Stufe an einem Hof an, scheint jedoch keine Anstrengungen unternommen zu haben, voranzukommen. Sollte er tatsächlich ehrgeizig gewesen sein, war dies wohl nicht der Weg seiner Wahl. Wahrscheinlich schien ihm eine Eheschließung bessere Möglichkeiten zu bieten, was sich später als richtig herausstellte. Folglich ist es keineswegs selbstverständlich, dass der Übertritt zum Katholizismus den Zweck hatte, eigennützigen Ehrgeiz zu erfüllen. Ferner bedeutete er für Wallenstein, zum Mitglied der religiösen Minderheit im heimischen Böhmen zu werden – gerade zu dem Zeitpunkt, als er einen guten Start im Militär gehabt hatte und bei den überwiegend protestantischen Ständen anscheinend hoch geschätzt war. Die Frage ist auch aus einer umfassenderen Sicht zu betrachten. Im vorigen Jahrhundert hatte der Protestantismus, besonders in Mitteleuropa, so große Einbrüche in der katholischen Welt bewirkt, dass es als höchst zweifelhaft angesehen werden musste, ob eine Bekehrung zum Katholizismus zuverlässige Aussichten auf persönliche Vorteile in der Karriere zu bieten hatte, auch wenn man bedenkt, dass die habsburgische Monarchie katholisch blieb. Die Gegenreformation änderte diese Situation, doch sie hatte zu dieser Zeit kaum eingesetzt, und es besteht kein vernünftiger Grund zur Annahme, dass ein Landadliger mit Anfang zwanzig diese Entwicklung voraussehen konnte. Als Frage des persönlichen Glaubens betrachtet, sah es vielleicht anders aus. Neunzig Jahre nachdem Luther seine Thesen veröffentlicht hatte, war der Protestantismus nicht mehr modern, dynamisch und progressiv. Stattdessen hatte er sich in zwei große Konfessionen und viele kleinere Richtungen aufgeteilt, die sich untereinander häufig feindseliger gegenüberstanden als dem Katholizismus und durch heftige Auseinandersetzungen entzweit waren. Dabei ging es um Aspekte der kirchlichen Lehre, die Laien schwer verständlich, wenn nicht ganz und gar unbegreiflich scheinen mussten. Dagegen bot die katholische Kirche die spirituelle Sicherheit im uralten Glauben an, sowie eine monolithische Institution, an die man nur zu glauben brauchte, statt eine schwere Wahl treffen zu müssen. Aus der Sicht des Individuums war dies wohl die Grundlage der Gegenreformation, und wie viele andere könnte Wallenstein sie als anziehend empfunden

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haben. Er war mit Sicherheit nicht der einzige junge böhmische Edelmann, der zu dieser Zeit zum Katholizismus übertrat. Während seiner Kindheit und Jugend wurde er in zwei verschiedenen Richtungen des Protestantismus erzogen, auch Goldberg und Altdorf waren protestantisch, doch auf seiner Bildungsreise in Frankreich und Italien muss Wallenstein – vielleicht zum ersten Mal – mit starken katholischen Einflüssen in Berührung gekommen sein. Padua war ein Zentrum des katholischen Humanismus, und wenn er tatsächlich dem Markgrafen von Burgau diente, war er in einem Haus, das sowohl katholisch als auch habsburgisch war. Einige Berichte schreiben Wallensteins Bekehrung dem Einfluss eines bestimmten Jesuiten zu, doch egal, wie diese zustande kam – man kann mit Sicherheit sagen, dass er bis zum Ende seines Lebens praktizierender Katholik und großzügiger Wohltäter der Kirche blieb. Als Wallenstein eine Stellung an einem Hof suchte, wandte er sich an Erzherzog Matthias. Wäre Ehrgeiz sein Beweggrund gewesen, dürfte dies wohl die beste Wahl gewesen sein, denn Matthias war des Kaisers nächststehender Thronfolger. Da er nur fünf Jahre jünger war als Rudolf, bot er als Person aber keine sichere oder langfristige Chance. Vielleicht war für Wallenstein ebenso von Interesse, dass Matthias in der weltoffenen Großstadt Wien Hof hielt und nicht in irgendeinem ländlichen Nest. Es könnte aber auch relevant gewesen sein, dass ein Förderer zur Verfügung stand, der an diesem Hof hoch genug geschätzt war, um seinem Empfehlungsschreiben das notwendige Gewicht zu verleihen. Zwar war Matthias Katholik, um aber die Religionsfrage aus der richtigen Perspektive zu betrachten, muss man dazu sagen, dass Wallensteins Förderer nicht katholisch war. Obwohl Letzterer erwähnte, dass Wallenstein zur Messe ginge, fuhr er fort, es sei wohlbekannt, dass dies auf Matthias’ Entscheidung keinen Einfluss haben würde. Wallenstein strebte jedoch nicht nach einer wichtigen, einflussreichen oder einträglichen Position am Hof. Ganz im Gegenteil strebte er lediglich danach, einer der vielen Kammerherren zu werden, deren Hauptaufgabe es war, dem Fürsten passende Begleitung auf der Reise, auf dem Feldzug oder bei Hoffeierlichkeiten zu bieten. Dies war ein anspruchsloses Amt, das niemanden voll ausfüllte, bei dem man aber nützliche Beziehungen knüpfen konnte. Wallenstein hatte Erfolg mit seiner Bewerbung und reiste folglich 1607 nach Wien.15 Sein Förderer war Karl Freiherr von Zierotin, der seine Schwester Katharina geheiratet hatte, als Wallenstein 1604 im Krieg war. Obwohl Katharina im folgenden Jahr an Tuberkulose gestorben war, blieben die zwei Männer in Verbindung. Zierotin war fast zwanzig Jahre älter als Wallenstein, und er war einer der prominentesten Adligen Mährens, das zu dieser

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Zeit ein verfassungsmäßig getrenntes Territorium war, wenn auch unter der Krone Böhmens. Er hatte gute Beziehungen und war sehr reich. Auch war er Gelehrter, führendes Mitglied der Mährischen Brüderschaft und ein erfahrener Staatsmann. Solch ein Mann gab Empfehlungsschreiben nicht leichtfertig aus, und auch wenn seine Briefe in Zeugnissen übliche Bemerkungen enthalten, ist seine Schilderung von Wallenstein im Alter von 23 Jahren wahrscheinlich ziemlich zutreffend. Er sei, schrieb er, ein junger Herr mit vielen guten und lobenswerten Eigenschaften, aus guter Familie und mit vortrefflichen Manieren, gut gebildet, und, in Anbetracht seiner Jugend, vernünftig und reif.16 Wallenstein wolle auch, schrieb er weiter, mehr militärische Erfahrungen sammeln, und darum würde er sicherlich irgendwann anstreben, in den Niederlanden unter Erzherzog Albrecht, einem anderen Bruder von Matthias und Rudolf, zu dienen. Im folgenden Jahr war Wallenstein zum ersten Mal und nur für kurze Zeit in die Politik verwickelt. Zu Anfang des siebzehnten Jahrhunderts gab es mehrere wichtige Ausbrüche des Konflikts, der aus den zugrundeliegenden wachsenden Spannungen innerhalb des staatlichen Gemeinwesens Europas herrührte, vor allem im Heiligen Römischen Reich. Zwei bestimmte Konflikte sind hier relevant. Erstens gab es Verwirrung an der Spitze des Reiches, denn Rudolf und Matthias waren beide nicht nur alt, sondern auch kinderlos oder zumindest ohne legitime Erben, außerdem standen sie dauernd miteinander auf Kriegsfuß. Bestenfalls war Rudolf exzentrisch, schlimmstenfalls war er dem Wahnsinn nahe. Matthias war geistig gesund, aber kaum fähiger, obwohl er sich für weitaus besser für die Spitzenposition geeignet hielt. Ihre Persönlichkeiten und ihre Streitigkeiten spiegelten und verschlimmerten die Zwänge der katholischen habsburgischen Führerschaft des Reiches, unter denen der wachsende Einfluss des Protestantismus der wichtigste war, sowohl in der politischen als auch in der religiösen Sphäre. Folglich war das zweite schwerwiegende Problem die Unruhe unter dem protestantischen Adel in den Ländern der böhmischen Krone. Das Ziel dieser Bewegung war, religiöse Freiheit zu gewinnen – und zwar unter Bedingungen, die auch König Rudolf, der zugleich Kaiser war, politisch entmachten würden. Kurz zusammengefasst, führte die Entwicklung dieser Konflikte im Frühling 1608 zu einem bewaffneten Einmarsch von Matthias in Böhmen. In Lieben (Libenˇ), kurz vor den Toren Prags, der Hauptstadt Rudolfs, zwangen er und seine Verbündeten aus dem Adel Rudolf, Matthias die Titel König von Ungarn und Markgraf von Mähren zu überlassen. Zunächst erpressten die böhmischen Stände von Rudolf einen von ihnen selbst verfassten „Majestätsbrief“, der ihnen die Freiheiten gewährte, die

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sie suchten. Zum Schluss unternahm Matthias im März 1611 nach vielen Störungen und Gewalttaten einen Staatsstreich, wobei er Rudolf als König von Böhmen absetzte. Als Rudolf Anfang 1612 starb, wurde Matthias zum Kaiser gewählt. Wallenstein spielte nur im ersten dieser Ereignisse eine, wenn auch kleine, unmittelbare Rolle – in der bewaffneten Konfrontation von 1608. Er war als Hauptmann in einem mährischen Regiment an der Seite von Matthias wieder zum Militärdienst einberufen worden, geriet aber nicht ins Gefecht. Stattdessen fungierte er als Verbindungsmann zwischen seinem Schwager Zierotin, der weitaus tiefer in den Konflikt verwickelt war, und Matthias, dem er noch als Kammerherr diente.17 Mutmaßlich auf Grund dieser Position wurde er einer der Vertreter Matthias’ in den Verhandlungen mit einer Abordnung Rudolfs. Es ging um einen Versuch, die Krise beizulegen. Zwar war dies eine kleine Rolle, doch trotzdem hielt man es für angeraten, Sicherheit gegen Vergeltungsmaßnahmen zu begehren, und darum war Wallenstein einer derer, die Rudolf unter den Bedingungen des Liebener Abkommens begnadigen musste.18

Die Reife Aus Wallensteins beabsichtigtem Militärdienst in Flandern ist nichts geworden. Stattdessen reiste er, vermutlich Ende 1608, nach Olmütz (Olomouc), einer der wichtigsten Städte Mährens, weil er sich mit Heiratsabsichten trug. Wie in früheren als auch in späteren Jahrhunderten waren Adelsheiraten damals hauptsächlich geschäftliche Angelegenheiten, die von Eltern, Verwandten oder einflussreichen Freunden arrangiert wurden. Hier könnte das jesuitische Priesterseminar in Olmütz die Verbindung geknüpft haben. Dieses Seminar hatte viele reiche Adelspersonen in seiner geistlichen Fürsorge, darunter die vor kurzem verwitwete Lucretia, geborene von Landek, die Letzte ihres Geschlechts, die über großen Landbesitz verfügte, der das kleine Gut Wallensteins zu Hermanitz in den Schatten stellte.19 Die Jesuiten wollten sicherlich einen katholischen Mann für sie suchen, nicht zuletzt deshalb, weil sie keine Kinder hatte und protestantische Verwandte den nächsten Anspruch auf ihre Länder hatten. Wallenstein war 25 Jahre alt, als sie im Mai 1609 heirateten, Lucretia vielleicht ein oder zwei Jahre älter, was aber weniger überraschend war als die unterschiedliche finanzielle Lage des Ehepaars. Auch dies war jedoch keineswegs einmalig, denn im relativ überschaubaren böhmischen und mährischen Adel war es nicht immer möglich, das passende Gleichgewicht in den Fragen von Alter, Vermögen, Adel und Religion zu finden, insbeson-

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dere dann, wenn die Frau Witwe war. Gewiss schloss Wallenstein, wie auch seine Schwester zuvor, eine glückliche Ehe, wobei die Verbindung mit dem mährischen Adel über Zierotin seiner Sache geholfen haben mag. Dennoch spiegelte sein Erfolg sicherlich die „vielen guten und lobenswerten Eigenschaften“ und die „vortrefflichen Manieren“ wider, die Zierotin ihm zugeschrieben hatte. Arrangierte Heiraten waren keine erzwungenen Ehen, und Lucretia war nicht nur reich, sondern auch unabhängig. Sie hätte sich anders entscheiden können. Bisher hatte Wallenstein an den Belangen der Welt nur am Rande teilgenommen. Als Soldat hatte er einen guten Anfang gemacht, ging dem aber nicht weiter nach. Auch hatte er einen Platz in den niedrigen Ebenen der Hierarchie der fürstlichen Höflinge gefunden, war jedoch nur flüchtig in politische Ereignisse verwickelt. Andererseits war er kraft seiner Frau bemerkenswert reich und zu einem bedeutenden Grundbesitzer geworden, was ihm zu dem Zeitpunkt zu genügen schien. Sein Geschick und seine Energie später im Leben, noch größeren Landbesitz zu verwalten, sind gut dokumentiert, und obwohl keine gleichwertigen Nachweise dafür vorliegen, könnte er zu dieser Zeit auch an die Verwaltung seiner mährischen Güter herangegangen sein. Eine frühe Darstellung seines Lebens behauptet, dass er, wie andere vermögende Landedelmänner, regelmäßig die Stadt besuchte: Für ihn war das Wien, wo er verschwenderisch lebte, bis er nach Hause zurückkehren musste, um vor seinem nächsten Besuch seine finanzielle Situation wieder in Ordnung zu bringen.20 Das wäre kein Wunder für einen jungen Mann, der gerade reich geworden war und darauf bedacht war, einen guten Eindruck auf die vornehme Gesellschaft der fürstlichen Kammerherren zu machen. In der frühen Neuzeit waren Prunk und Status eng verbunden, und es wurde von Königen, Fürsten, Edelmännern und anderen Wohlhabenden überall erwartet, dass sie so viel ausgaben und sich so zur Schau stellten, wie es ihrem Rang entsprach. In dieser Hinsicht war Wallenstein als unbedeutender, aber reicher junger Adliger wie später als einer der ersten Fürsten des Reiches nicht außergewöhnlich. Auch wenn sein neuer Grundbesitz ausreichte, Wallensteins Ehrgeiz zu befriedigen, musste er verteidigen, was er gewonnen hatte. Zu dieser Zeit waren Ansprüche auf Grundbesitz oft bei weitem nicht eindeutig, vor allem bei Erbschaften, und die protestantischen Verwandten von Lucretia waren nicht bereit, kampflos auf ihre Ansprüche zu verzichten. Nur der kleinere Teil ihrer Ländereien, den sie von ihrem Vater geerbt hatte, war unbestritten Lucretias Eigentum, aber betreffs der Güter, die sie von ihrem ersten Mann geerbt hatte, war die Lage nicht so sicher. Insbesondere war es möglich, dass ihr einige Ländereien nur auf Lebenszeit gehörten

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und darum nach ihrem Tod an die Familie zurückfallen könnten. Zwischen 1610 und 1612 unternahmen Wallenstein und Lucretia Versuche, sich von den Klägern freizukaufen, und verfolgten mehrere Vorhaben, um die rechtliche Stellung eines größtmöglichen Teils ihres Besitzes zu sichern. Dennoch waren sie in zwei Verfahren verwickelt und wehrten einige der Gegenparteien nur ab, statt einen Sieg davonzutragen. Deshalb tauchte dieses Problem nach dem Tod Lucretias wieder auf und beunruhigte Wallenstein weiter. 21 Andere geschäftliche Transaktionen deuten an, wie Wallenstein zu dieser Zeit seinen eigenen Platz in der Welt betrachtete. 1610 verkaufte er Hermanitz an einen Onkel, was ganz logisch war, denn das Gut war klein und von seinen neuen mährischen Interessen weit entfernt, doch durch diesen Verkauf blieb der Besitz in der Familie. Folglich verlor er seine Rechtsstellung als böhmischer Edelmann, und obwohl er stattdessen durch seinen neuen Grundbesitz ein mährischer Adliger wurde, hatte er keine persönliche Beziehung zu diesem Territorium. Die Familie war ihm wichtiger. Es wird berichtet, dass er bei der Heirat seiner Schwester Katharina ihre Mitgift vergrößert hatte, und zwar um einen höheren Betrag als die bescheidene Summe, die ihr der Vater dafür hinterlassen hatte. Weiter wird berichtet, dass er Hermanitz lediglich zu einem nominellen Preis verkaufte, um seinen Onkel zu unterstützen, und auch weil dieser für seine andere Schwester Maria gesorgt hatte. 22 Die folgenden Jahre waren für Wallenstein ereignislos und sind nur spärlich dokumentiert. Es sieht so aus, dass er im Juni 1610, während der Konflikte, die sich aus dem Streit zwischen Rudolf und Matthias ergaben, von den mährischen Ständen berufen wurde, das Kommando über ein Regiment von Musketieren zu übernehmen. In diesem und dem folgenden Jahr bestand seine Tätigkeit nur in der Bewachung der mährischen Grenze, um zu sichern, dass die Unruhen in Böhmen sich nicht auf Mähren ausweiteten. Darum könnte seine Kommandogewalt eher eine Formsache als eine praktische Erfahrung gewesen sein. Nachdem Matthias gesiegt hatte, war Wallenstein – noch immer einer seinen Kammerherren – Mitglied seiner Ehreneskorte auf der Reise nach Prag, wo jener im Mai 1611 zum König von Böhmen gekrönt wurde. 23 Danach reiste Wallenstein im Sommer 1612 nach Italien, vielleicht um eine Wallfahrt nach Loreto zu machen, wenn man einem frühen Bericht des Jesuiten und Historikers Balbinus in diesem Punkt Glauben schenkt. Unlängst entdeckte eine Forscherin eine Unterschrift in der Matrikel der deutschen Studenten in der Fakultät der Rechtwissenschaft an der Universität in Padua, die von Wallenstein stammen könnte, und es ist möglich, dass er dort einige Zeit zubrachte. 24 Seine

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Liebe für alles Italienische ist gut belegt, nicht nur durch seine Vertrautheit mit der Sprache, sondern auch durch seine späteren Entscheidungen für Italiener als Architekten und Künstler seiner Bauwerke sowie als hohe Offiziere in seinen Heeren. Ein Jahr später, im August 1613, begleitete er Matthias, der zu dieser Zeit schon Kaiser war, zum Reichstag in Regensburg, aber wiederum nur als Höfling und nicht in irgendeiner politischen Rolle. 25 Jenseits dieser Tätigkeiten schien er damit zufrieden zu sein, die wenigen Pflichten zu erfüllen, die von einem mährischen Adligen und einem Mitglied der Stände erwartet wurden, und ansonsten das Leben eines wohlhabenden Landedelmanns zu führen. Wenn er zu dieser Zeit größeren Ehrgeiz irgendwelcher Art hatte, sind keine Spuren davon in den Archiven zu finden. Im März 1614 starb seine Frau, möglicherweise an der Pest, sodass er weniger als fünf Jahre nach seiner Heirat zum kinderlosen Witwer wurde. Mehr als vierhundert Jahre später ist schwer zu beurteilen, inwieweit eine Heirat im siebzehnten Jahrhundert mehr war als eine zweckmäßige persönliche und finanzielle Vereinbarung, in Wallensteins Fall jedoch gibt es einige Einzelheiten, die mehr aussagen mögen. Erstens werden weder in den Urkunden aus den Archiven noch in den Angriffen seiner späteren Feinde Geliebte oder uneheliche Kinder erwähnt, obwohl es zweifellos viele Gelegenheiten in Wien gab. Zweitens, und das war damals höchst ungewöhnlich, wartete er neun Jahre, bevor er wieder heiratete, obgleich er noch jung und wohlhabend war. Drittens war die Beerdigung seiner Frau nicht nur ihrem Rang gemäß, sondern er stiftete auch ein Kartäuserkloster auf seinem mährischen Landbesitz als Andenken an sie und als ihre letzte Ruhestätte. Darüber hinaus stiftete er über ein Jahrzehnt später, als er sich seiner größten Machtfülle und dem Reichtum näherte, ein weiteres Kartäuserkloster in Gitschin (Jicˇin), der Hauptstadt seines Herzogtums Friedland (Fry´dlant), nannte seine Frau erneut in der Stiftungsurkunde und ließ ihren Sarg dorthin umbetten. 26 Nach dem Tod seiner Frau führte Wallenstein anfänglich sein Leben ähnlich wie früher fort. Damals stiegen die Spannungen zwischen der protestantischen Mehrheit in den Ständen der böhmischen Länder und der meistenteils katholischen Gruppe am Hofe, mit der spätere Historiker Wallenstein verknüpft sahen, obgleich er wie es scheint fast nichts mit Politik zu tun hatte. Gleichwohl blieb er hochgeschätzt, zumindest in Bezug auf militärische Fragen. Folglich wurde er zum Befehlshaber der 3.000 Fußsoldaten berufen, als sich die Stände im Sommer 1615 darauf einigten, Truppen als Reaktion auf die drohenden Bewegungen der Türken und ihres Verbündeten Bethlen Gabor, des Fürsten von Siebenbürgen, zu re-

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krutieren. Obwohl eine Partie Waffen beschafft worden war, erwies sich diese Truppe nur als Streitmacht auf dem Papier. Auch erkrankte Wallenstein im September schwer. Einem Bericht zufolge verbrachte er im Frühling des Jahres 1616 einige Zeit in einem Haus, das er in Prag gekauft hatte. Ebenfalls in diesem Jahr wurde er zum Kammerherrn Maximilians, des Erzherzogs von Österreich, berufen, einem weiteren Bruder des zu dieser Zeit schon dauerhaft erkrankten Kaisers Matthias. 27

Gradisca Im April 1617 ereignete sich eine mehr als überraschende Änderung seines Lebensmusters, als Wallenstein verkündete, dass er mit 200 Kavalleristen von Mähren aufbrach, die er auf eigene Kosten rekrutiert und ausgerüstet hatte. Er beabsichtigte, Erzherzog Ferdinand von Steiermark Hilfe bei seinem lokalen und keineswegs erfolgreichen Krieg gegen die Republik Venedig zu leisten. 28 Die Einzelheiten dieses Konflikts, des Uskokenkrieges, brauchen uns hier nicht zu interessieren. Dazu nur so viel: Dieser Krieg hatte schon anderthalb Jahre gedauert, und Ferdinand hatte weder seinen mittellosen Vetter Kaiser Matthias noch seinen habsburgischen Verwandten, den König von Spanien, überreden können, ihm genügend praktische Unterstützung zur Verfügung zu stellen. In der Folge kämpften seine Streitkräfte damals, um die Festungsstadt Gradisca zu halten, heute in Italien in der Nähe der slowenischen Grenze gelegen. Als er bei den kaiserlichen und spanischen Regierungen keinen Erfolg hatte, appellierte Ferdinand dringend an den Adel der österreichischen und böhmischen habsburgischen Länder und bat um Hilfe. Es kam keine entsprechende Antwort, nur Wallenstein reagierte. Wallenstein und seine Kavallerie erreichten Gradisca im Juni. Sie waren zu wenige, um einen bedeutenden Unterschied im Gleichgewicht der Streitkräfte zu machen, aber sie nahmen an Gefechten teil, die sich bis in den Herbst hineinzogen. Wallenstein selbst wurde zweimal in Frontberichten lobend wegen persönlicher Tapferkeit und auch für geschickte Führung seiner Kompanie erwähnt.29 Am Ende der Feldzugsaison kehrten die Kavalleristen nach Hause zurück, und endlich erzielten die Friedensverhandlungen, die unter spanischer Vermittlung fast so lang wie der Krieg selbst gedauert hatten, eine Abmachung, die nur geringfügig vom vorherigen Zustand abwich. Die Hauptfrage ist, warum Wallenstein diesen überraschenden und kostspieligen Feldzug unternahm. Viele Biographen hatten darauf eine

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einfache Antwort. Ferdinand war der kommende Mann, der bald König von Böhmen und kurz danach Kaiser werden würde. Wallenstein sei übermäßig ehrgeizig gewesen, und darum habe er die Gelegenheit genutzt, die Dankbarkeit des kommenden Monarchen zu verdienen. Seltsam aber, dass er der einzige Adlige in ganz Österreich und Böhmen war, der ehrgeizig

Abbildung 1: Wallenstein um 1614. Er ist etwa 30 Jahre alt und vor dem Beginn seiner öffentlichen Karriere. (Muzeum Cheb)

und scharfsinnig genug war, diese Chance zu erkennen und entsprechend zu handeln. Noch seltsamer erscheint dies, weil er seinen Ehrgeiz in den letzten zehn Jahren so gut verborgen hatte. Die Wahrheit ist höchstwahrscheinlich komplizierter. Hintergrund war die zunehmende Wahrnehmung sowohl in Europa im Allgemeinen als auch spezifisch in den böhmischen Ländern, dass eine Krise bevorstand. Zur Jahrhundertwende hatten die Schweden einen katholischen König abgesetzt und ihn nach einem Bürgerkrieg durch einen Protestanten ersetzt. In den Jahren 1606 und 1607 hatten sich sektiererische Unruhen in der süddeutschen Stadt Donauwörth zu einer größeren Konfrontation entwickelt, und in deren Folge wurden kurz danach konkurrierende militärische Bündnisse unter den Fürsten der Region geschlossen, die protestantische Union und als Gegenstück die katholische Liga. 1610 gab es einen Streit über das Erbe der rheinischen Herzogtümer Kleve-Jülich-Berg, und obwohl sich dieser anfänglich zwischen zwei Protestanten entfachte, entwickelte sich aus ihm eine darüber hinausgehende religiöse Dimension. Eine militärische Intervention des Königs von Frankreich wur-

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Abbildung 2: Wallenstein um 1630, etwa 46 Jahre alt, als kaiserlicher Generalissimo. (Muzeum Cheb)

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de nur dadurch verhindert, dass dieser ermordet wurde. In den Niederlanden galt der vereinbarte zwölfjährige Waffenstillstand 1617 nur noch fünf Jahre, und die katholische wie die protestantische Seite suchte nach neuen Verbündeten für einen erneuten und mutmaßlich umfassenderen Krieg. In ihrem Bruderzwist in den böhmischen Ländern hatte Rudolf zumeist die Unterstützung des katholischen Adels gefunden und Matthias die der Protestanten. Seit der Thronbesteigung von Matthias hatte sich die Situation aber gewandelt. Die hauptsächlich katholische Seite des Hofes wurde immer kühner und herausfordernder, während die von Protestanten dominierten Stände immer widerspenstiger wurden. Jetzt ging es mit Matthias offensichtlich zu Ende, und die Frage der Erbfolge wurde überall besprochen, nicht zuletzt wegen des Konflikts, den sie möglicherweise zur Folge haben konnte. Erwachsene männliche Vertreter der Habsburg-Familie waren dünn gesät, und die meisten von ihnen waren entweder alt, wie die anderen Brüder von Matthias, oder spanisch, was noch schlimmer war. Ferdinand war fast der einzige Kandidat, der zur Verfügung stand, doch er schien auch der Mann zu sein, von dem am wenigsten zu erwarten war, dem Reich in seinem Unruhezustand Frieden bringen zu können. Tief religiös und von den Jesuiten ausgebildet, zeigte Ferdinand einen kämpferischen Eifer, der die weltklügeren habsburgischen Praktiker der Realpolitik in Spanien und in den Niederlanden in Angst versetzte. Nach Erreichen der Volljährigkeit im Jahr 1595 und nach Übernahme der Zügel der Regierung hatte er innerhalb weniger Jahre eigenmächtig und fast eigenhändig sein zumeist protestantisches Erzherzogtum Steiermark wieder zum Katholizismus zurückgeführt. Er hatte lutherische Pfarrer vertrieben, ihre Bücher verbrennen lassen und dem gemeinen Mann drei Wochen gegeben, um entweder zur Messe zurückzukehren oder das Erzherzogtum zu verlassen. Zugegeben, das alles war mit wenigen Schwierigkeiten abgelaufen, aber in gewisser Weise verschlechterte dies nur die Situation. Damals 40 Jahre alt, zeigte Ferdinand keine Spur von entspannterer Reife, sodass sein früher Erfolg ihn nur ermuntern konnte, einen weiteren derartigen Versuch zu machen, wenn er König von Böhmen würde, diesmal vielleicht mit verheerenden Folgen. Aufgrund dieser allgemeinen Bedenken im Hause Habsburg gegen Ferdinand erwog der König von Spanien sogar die Möglichkeit, sich selbst als Kandidat für die Krone von Böhmen und die des Reiches ins Spiel zu bringen. Da dies jedoch nicht realistisch schien, begnügte er sich in den Familienverhandlungen mit einem Abkommen über Territorialbesitz. Schlussendlich wurde beschlossen, dass diese Krone an Ferdinand fallen musste. Als die Habsburger hinter geschlossenen Türen debattierten, war das

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wahrscheinlichste Ergebnis für denkende Menschen bereits seit längerem klar. Vor allem war das in den böhmischen Ländern der Fall, denn da war Ferdinand als Kandidat für den Thron so unerwünscht wie kein anderer. Für entstehende Unruhen gab es zwei Möglichkeiten. Erstens konnten die Böhmen Ferdinand ablehnen und sich für einen anderen, vielleicht protestantischen Kandidaten entscheiden, was möglicherweise eine Konfrontation mit der katholischen habsburgischen Macht zur Folge haben würde. Zweitens konnten sie ihn annehmen, doch Ferdinand würde vielleicht einen Aufstand provozieren, wenn er den protestantischen Adel wegen der Freiheiten herausforderte, die dieser von Rudolf im Majestätsbrief von 1609 erzwungen hatte. Zwar war ein friedlicher Kompromiss denkbar, die Aussichten dafür waren jedoch nicht gut. Und wo stand Wallenstein zu dieser Zeit? Tatsächlich befand er sich in einer potentiell gefährlichen Lage. Seiner Neigung nach wäre er sicherlich sowieso auf der Seite des Hofes gewesen, als Katholik aber hatte er wahrscheinlich kaum eine andere Wahl. Doch die Habsburger waren bei weitem nicht die sicheren Sieger. Der österreichische Zweig stand nicht nur in Böhmen, sondern auch in seiner österreichischen Heimat unter protestantischem Druck, und die Spanier hatten genug Probleme in den Niederlanden, wo ein Wiederaufflammen des Krieges zu erwarten war. Die habsburgischen Mächte waren weitgehend überfordert. Das war ein Grund, warum sie Ferdinand kaum bei seinem Krieg gegen Venedig helfen konnten. Für Wallenstein würde es verheerende Auswirkungen haben, wenn protestantische Rebellen Herrscher der böhmischen Gebiete würden. Mindestens war zu erwarten, dass die Kläger ihre Prozesse um Teile der Ländereien seiner verstorbenen Frau wiederaufnehmen und eventuell erweitern würden, die er bisher nur mit Hilfe von pro-katholischem Einfluss auf die Justiz abgewehrt hatte. 30 Wenn es zu einem Konflikt käme, in den er auf der Verliererseite verwickelt würde, konnte er schlimmstenfalls aus Mähren verjagt werden, wo er Außenseiter und Parvenü war. In diesem Fall würde er vielleicht als landloser Flüchtling mit geringen Möglichkeiten außer seinen beschränkten Erfahrungen als Soldat enden. Wallenstein war nicht der Typ, der hilflos auf sein Schicksal wartete, außerdem motiviert Neureiche nichts mehr als die Furcht, wieder abzusteigen. Wenn es zu einem Aufstand käme, böte die Übernahme einer Position im Heer als hochrangiger Offizier ihm am ehesten die Chance, seine Stellung zu behalten und möglicherweise weiter voranzukommen. Dafür brauchte er sowohl Freunde als auch überzeugendere militärische Erfahrungen. Die wenigen Monate an der ungarischen Grenze vor dreizehn Jahren reichten dazu nicht aus, auch nicht die Reihe vorübergehender und

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zumeist nur nomineller Offizierspatente danach. Es mag sein, dass seine Anstellung als Kammerherr bei Erzherzog Maximilian einen ersten Schritt zur Verbesserung seiner Verbindungen darstellte, aber er musste mehr tun. Für den Fall eines Aufstands in Böhmen würde vermutlich Ferdinand auf der katholischen Seite Soldaten rekrutieren und Obristenpatente ausgeben. Darum stellte die Belagerung von Gradisca eine einmalige Gelegenheit dar, sich bei dem richtigen Mann einen Namen machen. Erneute Kampferfahrungen – vor allem und auch zum ersten Mal mit der Kavallerie – würden sein Ansehen verbessern, zudem wäre dies ein nützliches Lehrstück in Bezug auf die erforderliche Logistik. Vielleicht sollten mit dem gesamten Vorhaben ein wenig auch eigene Zielvorstellungen verwirklicht werden, es wirkt jedoch weitaus mehr wie der Versuch, sich eine wertvolle Absicherung zu verschaffen.

3 Ein Skandal in Böhmen (Conan Doyle) Als der Aufstand in Böhmen dann begann, stand er von Anfang an unter schlechter Führung. Schon zuvor hatten die Aufständischen ihre größte Chance vertan. Bis zum Frühling 1617 hatte sich der Gesundheitszustand von Kaiser Matthias so weit verschlechtert, dass er sich – wenn auch widerwillig und unter habsburgischem Druck – bereit erklärte, Vorbereitungen für die Thronfolge zu treffen und mit der Krone von Böhmen anzufangen. Folglich wurden die Stände einberufen, und Matthias stellte Erzherzog Ferdinand von der Steiermark als seinen nominierten Nachfolger vor. Die genaue Rechtslage für das böhmische Wahlkönigtum war unklar, es galt aber mindestens als gesichert, dass ein Kandidat von den Ständen gebilligt werden musste. Hätten sich also die zusammengerufenen Spitzen des böhmischen Adels geweigert, Ferdinand zu unterstützen, wäre er im Prinzip von der Thronfolge ausgeschlossen gewesen. Aber am entscheidenden Tag taten sie das gerade nicht. Im Juni 1617 wurden sie mit einem Kandidaten konfrontiert, der sicherlich für die Mehrheit absolut unerwünscht war, trotzdem aber stimmten sie nahezu einstimmig für ihn. Das Organisieren zählte nicht zu den Stärken des böhmischen Adels, außerdem war er auf die habsburgische Regelung der Wahl nicht vorbereitet. Vermutlich schreckten die Adligen aber in erster Linie vor der Tatsache eines noch nie dagewesenen Vetos zurück, da niemand wusste, was danach zu geschehen hätte. Sehr bald würden sie diese fehlende Entschlusskraft bedauern. Nachdem er seinen familiären Pflichten nachgekommen war, verabschiedete sich Matthias von Prag, um die ihm verbleibenden eineinhalb Jahre in Wien zu verbringen, und ließ Böhmen von einem Rat von Statthaltern regieren, der von Katholiken dominiert wurde. In den vorhergehenden Jahren war es Matthias’ Ziel gewesen, in der Praxis so viel wie möglich von den Freiheiten zurückzunehmen, die den Böhmen, und vor allem dem hauptsächlich protestantischen Adel, durch den Majestätsbrief von 1609 theoretisch eingeräumt wurden. Folglich schwelten schon zahlreiche Schwierigkeiten, bevor er wegging, aber bald gossen die Statthalter durch eine Reihe provozierender Erlasse und Handlungen Öl ins Feuer. Ein Brennpunkt war die Stadt Braunau (Broumov), wo die Bürger eine

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protestantische Kirche gebaut hatten und behaupteten, der Majestätsbrief berechtige sie dazu. Die Katholiken und die Regierung widersprachen, der Streit zog sich hin, und endlich ließen die Statthalter einige der führenden Bürger verhaften und einkerkern. Als die Konfrontation eskalierte, tagten im März 1618 in Prag die Defensoren, die berufenen Hüter der 1609 gewonnenen Freiheiten, um eine Bittschrift mit ihrem Protest an den Kaiser zu formulieren. Von der Matthias’schen Regierung bekamen sie eine kompromisslose Antwort, verbunden mit dem Befehl, sich aufzulösen, dem sie bei diesem ersten Mal Gehorsam leisteten. Die Probleme aber entwickelten sich weiter, und als der Ärger wuchs, tagten die Defensoren im Mai erneut. Im Namen des Kaisers befahlen ihnen die Statthalter, sich wiederum aufzulösen, aber stattdessen beriefen die führenden Männer eine private Beratung ein und vereinbarten eine entscheidende, wenn auch theatralische Antwort. Am folgenden Tag, dem 23. Mai 1618, marschierten sie und eine ihnen folgende Menschenmenge zum Hradschin, dem Kaiserpalast in Prag, und traten im Sitzungssaal vier Statthaltern gegenüber. Nach zornigen Wortwechseln inszenierten sie die Wiederholung eines Ereignisses, das beim Ausbruch der Hussitenunruhen vor zweihundert Jahren stattgefunden hatte: Sie stürzten zwei der prominentesten Statthalter, Jaroslaw von Martinitz und Wilhelm von Slavata, aus den hochgelegenen Fenstern auf das Pflaster vor dem Palast, um sie zu töten. Das war zumindest ihre Absicht, und es ist ein bemerkenswerter Kommentar zu den Spaltungen in Böhmen, dass einer der Täter Slavatas Bruder war. Doch statt als dramatisches Theater endete dieser Versuch als Farce. Martinitz und Slavata landeten weich, angeblich auf einem Misthaufen, und kamen mit einigen blauen Flecken davon. Dennoch war die Bedeutung dieser Geste klar, auch wenn anfänglich Matthias und seine Berater vorsichtiges Nichtstun einer militärischen Erwiderung vorzogen, und das trotz kriegerischen Drängens der Anhänger Ferdinands am Hofe. Die Böhmen waren nicht so zurückhaltend. Sobald sie sich in der Sache festgelegt hatten, gingen sie daran, ein regierendes Direktorium zu ernennen, Truppen zu rekrutieren und Thurn, einen der führenden Männer des Aufstands, zum Befehlshaber zu berufen. Prag und Wien wechselten zahlreiche Briefe miteinander und mit den Herrschern angrenzender Länder oder weiter entfernten potenziellen Verbündeten. In ihren Schreiben versuchten die Böhmen, ihren Aufstand als im Wesentlichen religiös motiviert zu charakterisieren, wohingegen die Kaiserlichen die weltlichen, politischen und nationalen Ziele betonten, die ihrer Meinung nach dieser Rebellion gegen das Recht und die herrschende Autorität zugrunde lagen. Beide Ansichten enthielten auch Wahres, in der

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Hauptsache jedoch waren diese Schriftwechsel Propaganda in der Absicht, Zeit zu gewinnen, während beide Seiten Soldaten und Geld sammelten. Zwei Entwicklungen verschärften die Konfrontation. Zunächst marschierte Thurn innerhalb eines Monats mit etlichen tausend Truppen nach Süden, um diejenigen böhmischen Städte, die den Aufstand nicht unmittelbar gebilligt hatten, dazu zu zwingen. In Wien aber musste ein Vorrücken nach Süden als Bedrohung des österreichischen Kernlands gesehen werden, was die Position derer stärkte, die einen militärischen Angriff auf die Rebellen befürworteten. Zweitens führte Ferdinand Mitte Juli 1618, unterstützt von Erzherzog Maximilian, dem Bruder des Kaisers, faktisch einen Staatsstreich durch. Sie ließen Kardinal Melchior Khlesl, den Ersten Minister von Matthias, entführen und einkerkern, und somit kontrollierte Ferdinand selbst die Regierung. Sofort wurden die militärischen Vorbereitungen beschleunigt. Mit Hilfe spanischen Geldes und der spanischen Generäle Graf Bucquoy und Graf Dampierre marschierte im August das erste kaiserliche Heer in Böhmen ein, und vor Ende des Monats brach das zweite aus Wien auf. Inzwischen erhielten die Böhmen geheimen Beistand vom Herzog von Savoyen, einem eingefleischten Feind der Habsburger. Dieser überließ ihnen das kleine Söldnerheer, das er bis vor kurzem eingesetzt hatte, um den Venezianern bei ihrem Krieg gegen Ferdinand Hilfe zu leisten. Dieses Heer gehörte eigentlich dem Freibeuter und Söldnerführer Graf Peter Ernst von Mansfeld und kam in Böhmen gerade zur rechten Zeit an, um die Kaiserlichen daran zu hindern, ernsthaft auf Prag zu marschieren. Danach zogen beide Seiten vor, den Herbst mit Manövern, Scharmützeln und Plünderungen auf dem Land zu verbringen, statt eine große Schlacht zu riskieren. Thurn hatte dabei mehr Erfolg als die Kaiserlichen, und Mansfeld belagerte die wichtige Stadt Pilsen (Plzenˇ), die sich dem Aufstand nicht angeschlossen hatte. Sie fiel Ende November 1618, ganz zum Schluss der militärischen Konfrontationen dieses Jahres. Danach mussten die Truppen ihre Winterquartiere beziehen, während die Regierungen den Konflikt durch Diplomatie und Propaganda am Leben erhielten, bis der militärische Kampf im Frühling wiederaufgenommen werden konnte. Der Aufstand war bislang ein ausschließlich böhmisches Ereignis, obwohl er auch in Mähren, in Schlesien und in der Lausitz mit Besorgnis verfolgt wurde, die ja ebenfalls der böhmischen Krone gehörten. Mähren versuchte zu vermitteln und entsandte eine hochrangige Delegation nach Wien und Prag. Diese bestand aus zwei prominenten Katholiken, Fürst Karl von Liechtenstein und Franz von Dietrichstein, Kardinal von Olmütz und dem führenden Protestanten Zierotin, Wallensteins Schwager. Wohl-

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weislich bereiteten sich die mährischen Stände gleichzeitig darauf vor, sich notfalls zu verteidigen – im Sommer 1618 mobilisierten sie ein Kontingent von 2.000 Kavalleristen und 3.000 Infanteristen, Letzteres unter dem Kommando von Wallenstein auf Grund seines langjährigen Patents als mährischer Oberst.1 Wallensteins Standpunkt war kaum zu bezweifeln, denn er hatte jahrelang Matthias in dessen Gefolge gedient und war erst vor kurzem aus Gradisca zurückgekehrt, wo er im Einsatz gewesen war, um Ferdinand zu unterstützen. Bemerkenswerterweise aber – und das, obwohl der Adel überwiegend protestantisch war – waren die meisten wichtigen mährischen Ämter von Katholiken besetzt, darunter zwei der drei Obersten, die die Truppen kommandierten. Warum wurde Wallenstein, Böhme von Geburt, zum entschlossenen Gegner des böhmischen Aufstands? Manchmal hat die Frage angedeutet, dass seine Einstellung unpatriotisch und unehrenhaft war. Diese Meinung beruht jedoch auf einem anachronistischen Verständnis von Nationalismus und Patriotismus, das sich später entwickelte und Anfang des siebzehnten Jahrhunderts nicht galt, weil zu dieser Zeit Loyalitäten und Pflichten noch in einem fortbestehenden feudalen Sinn persönlich waren. Wallenstein hatte seit langem seine Stellung in Böhmen aufgegeben, um mährischer Adliger, Grundbesitzer und Oberst zu werden, und er war den böhmischen Ständen weder rechtlich noch moralisch verpflichtet. Auch in Mähren bildeten die Stände weder den Staat noch die Regierung, an der Spitze stand der Kaiser als Markgraf von Mähren, und verfassungsgemäß gebührte ihm die endgültige Treue. Während des Dreißigjährigen Krieges lebten viele Menschen mit widersprüchlichen Loyalitäten, vor allem zwischen ihrer Religion und ihrer verfassungsmäßigen Pflicht. Dieses Problem hatte Wallenstein nicht, denn sein Glauben und seine Pflicht wiesen ihn – so wie auch seine frühere Wahl des habsburgischen Dienstes – in die gleiche Richtung, und seine persönliche Einstellung war dazu konstitutionell orientiert. Feudale Grundbesitzer und hohe militärische Offiziere sind meistens Befürworter der herrschenden Autorität und Gegner von Rebellion, Wallenstein war da keine Ausnahme. Folglich musste er den böhmischen Aufstand ablehnen und sich zur Legitimität Habsburgs bekennen. Darum war Wallensteins Loyalität als mährischer Oberst von der anhaltenden Loyalität Mährens zum Kaiser abhängig. Zu diesem Zeitpunkt aber zogen die Mähren die Neutralität vor, weil sie untereinander entzweit und vor allem bestrebt waren, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Solange es nicht zum offenen Bruch mit dem Kaiser kam, blieb Wallensteins Stellung haltbar, aber er zögerte nicht, sich auf den erwarteten Seitenwechsel der Mähren vorzubereiten. Im August 1618 begann er, Geld aufzutrei-

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ben, 20.000 Gulden aus seinen eigenen Mitteln und weitere 20.000 aus Darlehen. 2 Im Oktober reiste er nach Wien mit dem Angebot, ein Regiment von 1.000 Kürassieren (schwere Kavallerie) in den Niederlanden auf die Beine zu stellen, das im Frühling unter seinem eigenen Kommando einsatzbereit sein sollte. Sein Vorschlag wurde willkommen geheißen, und folglich erhielt er ein provisorisches Patent als kaiserlicher Oberst, das im Februar 1619 bestätigt wurde, als das Regiment vollständig war. Trotzdem wartete er noch im Mai auf eine Quittung für sein Darlehen von 40.000 Gulden, mit denen er das Regiment finanziert hatte. 3 Inzwischen hatte er ohne Rücksicht auf seine Stellung als mährischer Oberst angefangen, inoffiziell mit den kaiserlichen Streitkräften in Böhmen zu kooperieren. Als im November 1618 Bucquoy von Thurn bedrängt wurde, stellte ihm Wallenstein Proviant und Kriegsmaterial zur Verfügung. 4 Über diesen eindeutigen Verstoß gegen mährische Neutralität beschwerten sich die böhmischen Stände heftig, aber anscheinend ohne Konsequenzen für Wallenstein. Während des ganzen Winters machten die Mähren Ausflüchte, im April 1619 löste Thurn die Frage ihrer Neutralität jedoch, indem er mit einem großen Heer einmarschierte. Er stieß auf keinen Widerstand, und der protestantische Adel war mehr als bereit, sich mit den Böhmen zu vereinigen. Die Mehrheit der von Liechtenstein und Dietrichstein geführten Katholiken fügte sich ebenfalls, zum Teil von der Sorge um die Rettung ihres Grundbesitzes motiviert, zum Teil vom Defätismus, der aus dem militärischen Misserfolg der Kaiserlichen im vorangegangenen Herbst stammte. 5 Wallenstein war aus härterem Holz geschnitzt und neigte nicht dazu, sich zu ergeben, auch wenn sein eigener Grundbesitz ebenfalls bedroht war. Am 30. April unternahmen er und der Kommandant einer der Kavallerieregimenter einen gemeinsamen Versuch, ihre Einheiten außer Reichweite des Aufstands zu bringen, wobei es ihre Absicht war, sie in des Kaisers Dienst zu überführen. Keiner von beiden hatte Erfolg, hauptsächlich weil die Männer nicht Söldner von nah und fern waren, sondern zum größten Teil aus Mähren stammten und dazu die gleichen Sympathien wie die protestantischen Adligen hatten. Der Oberst der Kavallerie versuchte, seine Truppen aus Brünn (Brno) hinauszuführen, aber seine Offiziere stellten den Anlass seines Befehls in Frage, und weil sie die Wahrheit vermuteten, setzten sie und ihre Soldaten ihn ab, erlaubten ihm aber, zu fliehen. Anfänglich war Wallenstein erfolgreicher. Mittags am selbigen Tag marschierten, wie befohlen, neun von zehn seiner Kompanien von Musketieren unter dem Kommando eines Oberstwachtmeisters von ihrer Stellung in Olmütz in Richtung der ungarischen Grenze ab. Gegen Abend kehrten sie zurück, was eine Konfrontation zwischen dem Oberstwachtmeister mit

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etwa 2.700 Soldaten und Wallenstein verursachte, der ihnen mit den übrigen 300 entgegenkam. Vermutlich zweifelte der Offizier an seinem Befehl, und Wallenstein, dem klar war, dass es das Ende wäre, wenn er die Meuterei nicht beendete, zog sein Schwert und brachte ihn auf der Stelle um. Seine resolute Tat rettete die Situation, und nachdem er einen anderen Offizier eingesetzt hatte, um den Hauptteil des Regiments wegzuführen, kehrte Wallenstein selbst nach Olmütz zurück. Am selbigen Abend überfielen er und seine Kompanie Soldaten die Schatzkammer der Stadt, wo sie einen Beamten ergriffen, den sie zwangen, ihnen Zugang zum Geld zu verschaffen. Fast 100.000 Taler in bar wurden zusammen mit einer Menge Proviant und Kriegsmaterial auf Fuhrwerke geladen, bevor Wallenstein und seine Männer in die Nacht verschwanden.6 Schnell bekam Thurn die Nachricht und schickte sofort seine Kavallerie. Sie holten den Hauptteil ein, und die meisten davon waren gern bereit, zu ihrer mährischen Loyalität zurückzukehren, aber die Offiziere mit den Fuhrwerken und etlichen hundert Soldaten entzogen sich ihnen, sodass Wallenstein und das Geld nach Wien gelangten. Privat war seine dramatische Tat gut aufgenommen worden, zudem erhielt er eine Audienz bei Ferdinand selbst (Matthias war vor sechs Wochen gestorben), aber diplomatisch stellte sie ein Problem dar. Die Lage in Mähren war noch unentschieden, und obwohl jedermann sehen konnte, wie die Dinge sich entwickeln würden, gab es bis jetzt keinen formellen Bruch mit dem Kaiser. Folglich gab es auch keinen rechtlichen Grund, das Geld aus der Schatzkammer zu konfiszieren. In der mittellosen kaiserlichen Regierung gab es eine Meinungsverschiedenheit über diese Menge an Geld, aber schlussendlich wurde entschieden, es müsse zurückgegeben werden.7 Die Rebellen zögerten nicht, Wallenstein wurde sofort unter Bann gestellt und sein sämtliches Vermögen in Mähren beschlagnahmt. Dies kam nicht überraschend, und er hatte sich bereits mit einem frisch rekrutierten Regiment Kavallerie und einem kaiserlichen Patent als Oberst versehen sowie mit einem beträchtlichen Gehalt und den dazugehörigen Zuwendungen. Während der übrigen eineinhalb Jahre des böhmischen Aufstands verlief dessen politische Geschichte hauptsächlich auf der Suche nach Rechtmäßigkeit und Verbündeten. Diese Probleme waren miteinander verknüpft, denn die Könige und Fürsten Europas hatten immer Bedenken, ausländische Rebellen zu unterstützen, aus Furcht, einheimische Rebellen zu ermuntern. Die Böhmen hatten die Ernennung von Ferdinand als Thronfolger gebilligt, obwohl sie ihn rechtmäßig hätten ablehnen können, aber jetzt entschieden sie, dass er abgesetzt werden musste. Dieser Schritt war sowohl beispiellos als auch verfassungswidrig. Um den Anschein der

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Gesetzmäßigkeit zu wahren, mussten sie einen neuen König wählen. Aber Kandidaten waren knapp, nicht zuletzt wegen der sehr beschränkten Befugnisse, die die Stände diesen zu gewähren beabsichtigten. Einige der Fürsten, deren Namen vorgeschlagen wurden, könnten das Angebot einer Krone als schmeichelhaft empfunden haben, aber sie waren entweder ungeeignet oder unwillig. Der Herzog von Savoyen war nicht bereit, einen allumfassenden Krieg mit den Habsburgern zu riskieren, und Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, obwohl lutherisch, war gegen den Aufstand, zudem kam es für ihn nicht in Frage, gegen seine eigenen Pflichten gegenüber dem Kaiser zu verstoßen. Der beste Mann, den sie finden konnten, war der junge, naive und schwache Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz, und selbst der zögerte und war noch dazu Calvinist. Für Böhmen aber war die Zeit knapp, denn der Tod von Matthias hatte auch das Verfahren der Kaiserwahl in Gang gesetzt, und es würde viel schwieriger werden, Ferdinand nach erfolgter Wahl zum Kaiser abzusetzen. Folglich gab es im August 1619 eine ereignisreiche Woche. Am 22. wurde Ferdinand als König von Böhmen abgesetzt, am 26. wurde Friedrich von der Pfalz an seiner Stelle gewählt, und am 28. wurde Ferdinand in Frankfurt am Main zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Verbündete blieben schwer zu finden. Einige protestantische deutsche Fürsten erkannten die Wahl von Friedrich in Böhmen an, aber dabei beließen sie es. Die Holländer sandten Nachrichten der Unterstützung, jedoch nur wenig Geld und noch weniger Soldaten. König Jakob I. von England, der Schwiegervater Friedrichs, machte seine Missbilligung der ganzen Angelegenheit öffentlich und wollte damit nichts zu tun haben. Die Franzosen, die katholisch, aber trotzdem anti-habsburgisch waren, dachten, wie auch die protestantischen skandinavischen Könige, nur an ihre eigenen Probleme im Lande. Savoyen und Venedig waren zu umsichtig, um sich weiter daran zu beteiligen, Brandenburg war zu arm und zu ängstlich, und im Lauf der Zeit ergriff Johann Georg von Sachsen Partei für den Kaiser. Praktische militärische Hilfe kam ausschließlich von Bethlen Gabor, dem calvinistischen Fürsten von Siebenbürgen. Dies ist heute der nordwestliche Teil von Rumänien, war damals aber ein unabhängiges Fürstentum und dennoch dem türkischen Sultan tributpflichtig. Bethlen hatte eigene Ambitionen und eigene Gründe, sich für den Aufstand zu interessieren, denn es gab eine lange Geschichte wieder und wieder ausbrechender Feindseligkeiten zwischen dem Kaiser und den türkischen Schutzgebieten an der österreichisch-ungarischen Grenze. Soweit seine Interessen mit ihrer übereinstimmten, versorgte Bethlen die protestantische Seite während des ersten Teils des Dreißigjährigen Krieges mit nützlicher Hilfe. Er erwies sich

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jedoch als unzuverlässiger Verbündeter, der immer, wenn er anderswo unter Druck geriet, oder wenn seine eigenen Ziele erreicht waren, mit den Habsburgern einen Waffenstillstand vereinbarte. Im Frühling 1619 war Ferdinand gleicherweise fast ohne militärische Verbündete. Die Streitkräfte, die er im vergangenen Herbst mit spanischer Unterstützung ins Feld geführt hatte, waren wenig erfolgreich gewesen, und außerdem stand er nicht nur in den böhmischen Ländern, sondern auch in einem großen Teil seiner österreichischen Kernländer mit protestantischen Mehrheiten aktiver oder potentieller Rebellion gegenüber. Selbst Wien war bei weitem nicht sicher. Wie erwähnt, errang Thurn einen unblutigen Triumph in Mähren und nutzte danach die Möglichkeit, in Österreich einzumarschieren. Schon im Mai belagerte er die Hauptstadt selbst. Anfang Juni aber änderte sich das Auf und Ab des Krieges. Bucquoy fing Mansfeld und die Mehrheit seiner Armee ab und brachte ihm in der Nähe der Stadt Záblatí eine schwere Niederlage bei. Dies war der erste bedeutungsvolle kaiserliche Sieg, infolgedessen die böhmischen Stände Thurn eilends zurückriefen, sodass die Belagerung Wiens aufgehoben werden musste. Die Erleichterung war von kurzer Dauer, denn im August ging Bethlen zum Angriff über. Er rückte durch das österreichische Ungarn in Richtung Pressburg (Bratislava) vor, das er im Oktober einnahm, und danach stand er in unmittelbarer Nähe von Wien. Bucquoy wurde zur Verteidigung zurückgerufen, während Thurn ihm dicht auf den Fersen war, weshalb er den gefährlichen Abzug über die Donau bei Ulrichskirchen, nicht weit von Wien entfernt, wagen musste. Trotzdem konnte er Thurn und Bethlen nicht daran hindern, ihre Streitkräfte zu vereinigen und die Stadt zum zweiten Mal zu belagern. Wieder aber wurde die Belagerung aufgegeben. Gegen Ende November bekam Bethlen Nachricht von einem polnischen Ablenkungsüberfall auf Siebenbürgen, was zusammen mit dem Herannahen des Winters ausreichte, ihn zur Umkehr nach Hause zu bewegen. Bei Thurn waren Geld und Artillerie knapp, dazu waren seine Truppen schlecht bezahlt, undiszipliniert und litten an zahlreichen Krankheiten. So hatte er keine andere Wahl, als Bethlens Beispiel zu folgen, was das Jahr 1619 hinsichtlich militärischer Auseinandersetzungen zum Ende brachte. Das war auch der Endpunkt des militärischen Erfolgs der Böhmen, denn Ferdinand hatte begonnen, Verbündete zu sammeln. Die Spanier erkannten, dass aktive Hilfe unentbehrlich war, um eine Niederlage des Reiches durch die Protestanten zu verhindern, und Herzog Maximilian I. von Bayern wurde durch das Versprechen von beträchtlicher Belohnung in den Konflikt gelockt. Maximilian, der sowohl der Vetter als auch der Schwager

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Ferdinands war, stand an der Spitze der katholischen Liga. Diese, wie auch die protestantische Union, war dauerhaftes Ergebnis der Konfrontationen in Deutschland von vor über einem Jahrzehnt, und Maximilian hatte ihr Heer und ihren furchterregenden und hoch erfahrenen General Tilly fest in der Hand. Im Frühling erklärte sich auch Johann Georg von Sachsen bereit, Ferdinand zu unterstützen, womit das Schicksal des Aufstands besiegelt war. Im Juli 1620 rückte Tilly in Oberösterreich vor, um dort die potentiellen Rebellen niederzuhalten und sich mit Bucquoy zu vereinigen. Im August marschierte ein Heer der spanischen Niederlande unter General Ambrosio Spinola in die Pfalz Friedrichs ein, die sich von Heidelberg bis Mainz und darüber hinaus beiderseits des Rheins erstreckte. Johann Georg besetzte die Lausitz. Sie stießen alle auf wenig Widerstand, und Tilly und Bucquoy rückten weiter nach Böhmen vor, wo sie sich schließlich den vereinigten böhmischen und pfälzischen Streitkräften unter Thurn und Fürst Christian von Anhalt-Bernburg kurz vor Prag gegenübersahen. Am 8. November 1620 errangen sie in der Schlacht am Weißen Berg einen schnellen, totalen und entscheidenden Sieg, woraufhin Friedrich am folgenden Tag eilig und würdelos floh. Seitdem wurde er wegen der Kürze seiner Regierungszeit stets als Winterkönig verspottet. Wallenstein und sein Regiment waren 1619 und 1620 hindurch im Einsatz, ausgenommen die Zeiten, in denen er kränkelte, was ihn lebenslänglich belästigte. Während dieser zwei Jahre erlernte er als hoher Offizier und künftiger General das Kriegshandwerk wirklich und erweiterte sowohl seine Erfahrung im Kampf als auch das Verständnis für Organisation und Logistik, das die Basis für seinen späteren militärischen Erfolg war. Bei der Führung des Feldzugs spielte er keine Rolle, auch werden ihm weder persönlich noch mit seinem Regiment spektakuläre Heldentaten zugeschrieben. Stattdessen tat er, was von ihm erwartet wurde, und auch wenn wir keinen Beweis dafür haben, dass er die Dinge mutig, zuverlässig und geschickt anpackte, können wir dies mindestens daraus folgern, dass ihm Ende 1619 zusätzliche Verantwortung übertragen wurde und er dazu Ende 1620, kurz vor der Niederlage des Aufstands und danach, mit Sonderaufgaben betraut wurde. Von Offizieren, einschließlich Obersten, die im Felde dienten, wurde verlangt, ihre Soldaten persönlich in die Schlacht zu führen. Die Namensliste der Opfer unter den hochrangigen Offizieren – sowohl im böhmischen Feldzug als auch später im Dreißigjährigen Krieg – beweist, dass sie dies wirklich taten. Wallenstein hatte sich schon zu Gradisca persönliche Lorbeeren im Kampf verdient, und obwohl er wegen Krankheit und anderer Aufgaben nicht durchgehend bei seinem Regiment weilte, ist doch klar,

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dass er in diesen Jahren im Kampf gewesen sein muss. Im Juni 1619 war sein Regiment bei Bucquoy, als dieser Mansfeld bei Záblatí besiegte. Später im gleichen Jahr war er noch während des Rückzugs bei Bucquoy, um Wien zu verteidigen. Wallenstein nahm am Rückzug über die Donau bei Ulrichskirchen teil, wo Berichten zufolge sein Regiment beauftragt wurde, Deckung für die Überquerung zu leisten; es gehörte zu den Letzten, die die Ponton-Brücke überquerten. Im November war er auch während der Belagerung von Bethlen und Thurn in Wien. So viele Einsätze hatten hohe Verluste zur Folge, außerdem sind viele Soldaten Krankheiten zum Opfer gefallen. Darum musste Wallenstein im Winter erneut in den Niederlanden Rekruten anwerben. Anfang 1620 blieb die Kampagne auf Scharmützel beschränkt, und zu dieser Zeit – im April – litt Wallenstein an Podagra. Später im August erkrankte er an einem schweren Fieber, aber gegen Ende des Sommers nahm er am Vormarsch auf Böhmen teil. Seine Truppen kämpften in der Schlacht am Weißen Berg, obwohl Wallenstein selbst schon zu einem Sonderauftrag abkommandiert worden war. 8 Trotzdem waren die geschäftlichen Aspekte der Verpflichtung eines Obersten in vieler Hinsicht wichtiger. Damals war von der Funktion her ein Regiment die größte militärische Einheit; es musste unabhängig sein und im Einsatz notfalls allein tätig werden können. Zumeist waren Regimenter geschäftliche Unternehmen, die in der Praxis dem Obersten gehörten. Er wurde von einem Fürsten, von einem Staat oder von einer Stadt als militärischer Unternehmer eingestellt und musste sein Regiment als vollständig einsatzfähige Einheit erhalten und zur Verfügung stellen. Dafür bekam er die vereinbarten Lohnsätze für die Anzahl Männer, Pferde und anderer Gegenstände, die er bereitstellte, dazu Zuwendungen für sich und für seinen Stab. Für einen kompetenten Geschäftsmann gab es die Möglichkeit, sowohl einen großen rechtmäßigen Gewinn zu erzielen, als auch Zulagen durch Betrügereien zu erlangen. Dem standen auch Risiken entgegen, denn vom Obersten wurde oft gefordert, große anfängliche Aufwendungen zu tragen oder auch seinem Dienstherren einen langfristigen Kredit zu geben, bevor dieser endlich erstattet wurde. Wir dürfen annehmen, dass Wallenstein seine organisatorische Fähigkeit rasch unter Beweis stellen konnte, denn Ende 1619 erhielt er nicht nur eine Erlaubnis, wieder für sein Regiment zu rekrutieren, sondern kurz darauf empfing er ein Patent für ein zweites Regiment. Zweitpatente waren nicht unbekannt, aber bei weitem nicht gewöhnlich. Die üblichen Empfänger waren reiche Männer oft fürstlichen Geblüts, die eine Menge Geld auslegen konnten, oder ranghohe Stabsoffiziere mit umfassender Erfahrung als militärische Unternehmer und mit viel Geld aus den Gewin-

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nen. Damals gehörte Wallenstein zu keiner der beiden Kategorien, trotzdem aber erhielt er nicht nur ein zweites Patent, sondern auch eines, das zweimal so groß war wie üblich – für 2.000 statt 1.000 Kavalleristen. Zweifellos half ihm am kaiserlichen Hof der Ruf seiner Loyalität wegen seiner Erfolge bei Gradisca und Olmütz, dennoch musste er wohl seine professionelle Geschicklichkeit unter Beweis stellen, bevor er ein solches Zeichen der Gunst erhielt. Wahrscheinlich nahm Wallenstein einen Teil des erforderlichen Geldes aus dem Gewinn seines ersten Regiments, aber er forderte auch die 40.000 Gulden zurück, die er Wien geliehen hatte, wobei er erklärte, dass er das Geld brauche, um die Rekrutierungen zu finanzieren. 9 Vermutlich war es Geld, das er vorher aus Mähren abgeleitet hatte. Auch könnte er sich Geld von anderen reichen Gönnern geborgt haben, denn er verfügte schon über gute Verbindungen zur sogenannten spanischen Partei am Hof. Unter ihnen war Fürst Hans Ulrich von Eggenberg, Erster Minister Ferdinands, den er zur Zeit von Gradisca kennengelernt hatte, sowie Freiherr Karl von Harrach, der den zweiten Rang unter den einflussreichen Hofräten einnahm, und der spanische Botschafter Graf Oñate.10 1620 wurde Wallenstein zum Mitglied des Hofkriegsrats berufen, obwohl er sich von der Teilnahme an Sitzungen in Wien entschuldigte. 11 Wie erwähnt, wurde er gegen Ende des Feldzugs zu einer Sonderaufgabe abkommandiert. In dieser Zeit führten, wie damals üblich, Oberstleutnants seine Regimenter. Als sich die militärischen Abläufe einem erfolgreichen Abschluss näherten, bemühten sich Ferdinand und seine Räte um eine politische Absicherung des zurückgewonnenen Territoriums. Gebiete, die von den katholischen Streitkräften besetzt waren, erschienen sicher genug, aber der Verbündete im Norden konnte ein Problem darstellen. Die sowohl an Sachsen als auch an Böhmen grenzende Lausitz war als Bürgschaft für die Kosten des Feldzugs an Johann Georg von Sachsen verpfändet worden. Folglich hatte er die Lausitz während des konzentrierten Vormarsches auf Böhmen besetzt, und langfristig wurde sein Besitz endgültig, denn der Kaiser verfügte nie über genug Mittel, das Pfand einzulösen. Viele Städte zwischen Prag und der nördlichen Grenze Böhmens aber wollten lieber einen lutherischen Kurfürsten als den erzkatholischen Kaiser zum Herren haben, daher wurde Wallenstein ausgesandt, um mögliche Überläufer abzuhalten. Für diese Aufgaben konnte nur eine Handvoll Truppen bereitgestellt werden, weshalb er sich auf seine Persönlichkeit und auf kühnes vorgreifendes Handeln verlassen musste. Allerdings stand dahinter die Androhung schwerer Strafen nach Ende des Aufstands für diejenigen, die sich seiner Autorität widersetzten. Also reiste er von Stadt zu Stadt und forderte von der Bevölkerung, dass sie in seiner Anwesenheit ihren Treu-

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eid auf Ferdinand erneuerte, was sie auch tat. Wallenstein wurde im Brief eines Bürgermeisters als „gar ein freundlicher Herr“ geschildert, der aber, so schrieb er weiter, fest entschlossen war, sein Ziel zu erreichen, und nicht bereit war, Ausflüchte hinzunehmen.12 Nach dem Sieg kam die Rache. Am 11. November 1620, drei Tage nach der Schlacht am Weißen Berg, unterwarfen sich die böhmischen Stände Maximilian von Bayern als Vertreter des Kaisers. Die höchstrangigen Vertreter waren schon auf der Flucht. Friedrich, der noch an seinem Titel des Königs von Böhmen festhielt, zog nach Westen in die Niederlande, Anhalt reiste nach Norden, um Zuflucht bei den skandinavischen Königen zu finden, und Thurn machte sich auf den Weg nach Süden, schließlich nach Konstantinopel, wo er versuchte, den türkischen Sultan zu überreden, den Emigranten bei der Fortführung des Krieges zu helfen. Viele unbedeutendere Teilnehmer flohen ebenfalls, zahlreiche andere blieben jedoch in der Hoffnung zurück, nach ihrer Unterwerfung milde bestraft zu werden. Diese unterschätzten Ferdinand genauso wie diejenigen, die seiner Ernennung als böhmischer Thronfolger zustimmten, oft waren es dieselben Personen. Ferdinand hatte bereits seine Handschrift gezeigt, als er das rechtliche Prozedere des Reiches gebrauchte oder missbrauchte, um den Weg frei zu machen, Friedrich unter Reichsacht zu setzen, ihn zu verbannen und die Konfiskation seiner Ländereien formell korrekt abzuwickeln. Wie er auch nachher im Dreißigjährigen Krieg bewies, sah Ferdinand in einem Sieg keine Möglichkeit für Frieden und Versöhnung, sondern eine Gelegenheit, seinen Vorteil bis zum Letzten zu nutzen. In Böhmen schlug er nicht unverzüglich zu. Stattdessen versprach Maximilian den Mitgliedern der Stände, dass er sich für ihr Leben verwenden würde, was er tatsächlich jedoch nicht tat. Als er nach Hause abreiste, wurde Liechtenstein zum zeitweiligen Statthalter ernannt. Drei Monate verstrichen, bis im Februar 1621 schließlich der Befehl aus Wien kam und Liechtenstein mit Hilfe von Tilly, Wallenstein und deren Soldaten sowohl alle noch in greifbarer Nähe gebliebenen Mitglieder des früheren Direktoriums des Aufstands als auch eine große Zahl weiterer Teilnehmer festnahm. Sie wurden vor Gericht des Hochverrats angeklagt, und von 40 Verurteilten wurden 27 an einem einzigen Morgen im Juni hingerichtet. Während dieser Exekutionen mussten Soldaten von einem der Wallenstein’schen Regimenter für Sicherheit und Ordnung sorgen.13 Auch kam es zu umfassenden Konfiskationen von Grundbesitz. Diese betrafen nicht nur die Verurteilten, sondern auch diejenigen, die in den Kämpfen gegen Ferdinand gefallen oder geflohen waren, sowie viele andere, die sich dem Aufstand mit unterschiedlichem Engagement angeschlossen hatten. Eini-

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ge hatten Glück, nur ein Teil ihrer Ländereien wurde konfisziert. Andere hatten noch mehr Glück, denn sie konnten ihre Beteiligung verbergen oder oft mit Hilfe von einflussreichen Freunden, die die Sieger unterstützt hatten, herunterspielen. Dennoch wurde eine riesige Menge Landbesitz unter Kontrolle der Hofkammer, des kaiserlichen Finanzministeriums, gebracht. Dieses Vermögen wurde denen zum Kauf angeboten, die als regierungstreu betrachtet wurden. Dies war nicht nur eine schwerwiegende Strafe für die Rebellion, sondern eine konzentrierte Anstrengung, die wirtschaftliche und politische Macht des protestantischen Landadels zu brechen. Und nicht zuletzt brauchte der Kaiser dringend das Geld, um die Kosten des Krieges zu bezahlen. Der Krieg war aber bei weitem nicht zu Ende, auch nicht vorübergehend. Im Westen gab es bedrohliche Andeutungen, dass die Fürsten, die Friedrichs böhmische Ansprüche nicht unterstützt hatten, dennoch nicht bereit waren, die Konfiskation der Pfalz zu billigen, nicht zuletzt wegen des Präzedenzfalls, der dadurch geschaffen würde. Nach der Niederlage des Aufstands hatte Mansfeld den Winter mit der Besetzung von Pilsen verbracht, während er erfolglos versuchte, sich bei neuen Dienstherren zu bewerben. Im Frühling 1621 hatten holländische Subventionen Friedrich in den Stand versetzt, ihn wieder anzustellen, und folglich war er wieder an der südwestlichen Grenze Böhmens im Einsatz. Im Osten trug Bethlen einen neuen Angriff vor, im Norden fand eine Erhebung statt, geführt von einem einheimischen Adligen, dem Markgrafen von Jägerndorf, sowohl in Böhmen als auch in Mähren gab es außerdem Unruhen, und ein neuer Aufstand war möglich. In dieser Krise mussten die Kaiserlichen das Heer der katholischen Liga Maximilians gegen Mansfeld aufmarschieren lassen, während Bucquoy in Richtung Ungarn eilte, um sich Bethlen in den Weg zu stellen, und Wallenstein beauftragt wurde, einen Verband nach Schlesien zu führen.14 Für ihn war dies eine erhebliche Beförderung; auch wenn er offiziell keinen höheren Dienstgrad bekam, war es doch sein erster unabhängiger Einsatz. Zudem war es eine Aufgabe, in der politische Umstände ebenso wichtig wie militärische waren. Jägerndorf sollte geschlagen und sein Landbesitz konfisziert werden, aber zugleich sollte Schlesien befriedigt werden, ohne es zu offenen Auseinandersetzungen kommen zu lassen. Die Ordnung sollte wiederhergestellt und die Stände wiederum auf die Seite des Kaisers gebracht werden. Die Ereignisse diktierten etwas anderes. Jägerndorf wartete nicht auf den Angriff, stattdessen marschierte er südöstlich in Richtung Mähren, weil er beabsichtigte, sich in Ungarn mit Bethlen zu vereinigen. Die Kaiserlichen waren infolge eines Gefechts zu

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Neuhäusel (Nové Zámky), östlich von Pressburg, wo Bucquoy fiel, bereits in Schwierigkeiten. Weil Mähren ungeschützt und unzuverlässig war, wurde Wallenstein dringend abkommandiert, es zu verteidigen. Er erreichte Olmütz gerade noch rechtzeitig, um es zu sichern, und bezog dort bis zum Ende der Feldzugsaison von 1621 Station. In dieser Zeit warb er weitere Soldaten an und führte einen Abwehrkrieg gegen die Siebenbürger. In diesen Scharmützeln war er erfolgreich genug, um zu verhindern, dass sie weitere Fortschritte machten, aber seine Streitkräfte waren nie stark genug, um in die Offensive zu gehen und sie zu verjagen. Als der Winter sich dann näherte, schloss Bethlen erneut Frieden mit dem Kaiser und kehrte mit seiner Beute nach Hause zurück. Briefe aus dieser Zeit weisen die Haltung Wallensteins zur Finanzierung des Krieges aus, die eine der Grundlagen seines späteren Erfolges war. In Olmütz traf er auf eine gewohnte Lage. Die unbezahlten und unternährten Soldaten stahlen und erpressten so viel wie möglich von den Bürgern und den Bauern, die folglich in an Rebellion grenzender Unruhe lebten. Wallenstein glaubte an die Ordnung und bevorzugte die organisierte und disziplinierte Erhebung von Steuern, die später Kontributionen genannt wurden: Sie betrafen Stadt und Land einschließlich der Grundbesitzer und basierten auf einer mehr oder weniger gerechten Grundlage, abhängig von der Zahlungsfähigkeit. Kardinal Dietrichstein, amtierender Statthalter in Mähren, war damit nicht einverstanden, vermutlich weil er und seine Freunde die größten Summen zu zahlen gehabt hätten. Als Dietrichstein die Gelderhebungen beendigte, konnte Wallenstein nur mit einem zornigen Brief protestieren, denn damals war sein Rang noch nicht ausreichend, um die eigene Auffassung durchzusetzen. Gute Disziplin, betonte er, sei davon abhängig, dass die Truppen Unterkunft, Verpflegung und Sold hätten, sonst würden sie alles stehlen und die Gegend ausplündern. Für den gemeinen Mann sei es besser, ordentliche Kontributionen zu zahlen, als auf die jetzige Weise ruiniert zu werden, auch seien so zivile Unruhen weniger wahrscheinlich. Mit offensichtlicher Frustration bemerkte er zum Schluss, dass er alles ihm Mögliche getan habe und keine Verantwortung trüge, wenn Unruhen ausbrächen.15 Ende 1621, als die kriegerischen Auseinandersetzungen wegen des Winters ruhten, befand sich Wallenstein in Wien, wo er in vornehmen Kreisen verkehrte.16 Dort traf er auch auf Prinz Christian von Anhalt-Bernburg, der junge Anhalt genannt, der in der Schlacht am Weißen Berg verwundet und gefangen genommen worden und zu diesem Zeitpunkt ein geachteter, auf Ehrenwort freigelassener Gefangener des Kaisers war. Er hielt in seinem Tagebuch fest, dass er Wallenstein bei einem Besuch beim spanischen

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Botschafter Oñate kennengelernt und mit ihm gesprochen hatte. Mitte Januar 1622 waren sowohl Wallenstein als auch der junge Prinz zusammen mit dem Kaiser Gäste bei der Heirat von Maximilian Waldstein, einem Verwandten Wallensteins, den dieser später oft „mein Vetter Max“ nannte, den er mochte und dem er vertraute. Die Braut war Katharina von Harrach, die Tochter eines wohlhabenden und einflussreichen kaiserlichen Hofrats. Ebenfalls im Januar 1622 bestätigte der Kaiser Liechtenstein als Statthalter von Böhmen, eine Position, die vorher nicht existiert hatte, und stattete ihn mit Befugnissen aus, die unter der alten Verfassung nicht rechtmäßig waren. Die jedoch hatte Ferdinand zusammen mit dem Wahlkönigtum aus dem Weg geräumt. Am folgenden Tag wurde Wallenstein zum Obersten von Prag berufen, was in der Praxis Kommandant von ganz Böhmen hieß und der militärische Gegenwert der politischen Stellung Liechtensteins war, obwohl Letzterer den höheren Rang innehatte.17 Wallenstein war der logische Kandidat, zum Teil wegen seiner böhmischen Herkunft, aber noch mehr wegen seiner Treue, Zuverlässigkeit und Kompetenz, die er in den vorhergehenden Kriegsjahren an den Tag gelegt hatte. Ferner wurde er damals immer mehr zu einem der herausragenden Offiziere Ferdinands, denn der hatte sich bisher bei der Auswahl seiner Generäle auf die Spanier verlassen, von denen zwei bereits in seinen Diensten gefallen waren. Für Wallenstein war dieser Dienstgrad vorerst nicht erreichbar. Militärisch hatte er 1622 wenig zu tun, denn obwohl der Krieg nicht nur fortdauerte, sondern sich auch verschärfte, fand der Kampf hauptsächlich weit entfernt in West- und Norddeutschland statt. In diesen Gebieten wurde die habsburgische Sache statt durch das kaiserliche Heer von den Streitkräften von Spanien und der katholischen Liga unterstützt. Folglich fand Wallenstein etwas Zeit, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Das Heilige Römische Reich um 1630 mit Territorien, die für die Biographie Wallensteins relevant sind.

4 Mehr wert als all sein Volk (Othello, Shakespeare) Als Wallenstein im Mai 1619 in Wien mit dem Inhalt der Olmützer Schatzkammer eintraf, war er selbst, wenn nicht ganz mittellos, so doch bestimmt ohne Landbesitz. Anscheinend besaß er nicht viel mehr als das, was er in sein neues Regiment gesteckt hatte. Weniger als fünf Jahre danach war er einer der ganz Reichen, größter Grundbesitzer in Böhmen und einer der wohlhabendsten Männer im Reich. Das Vermögen, das er in dieser Zeit erwarb, war die Grundlage seines künftigen Erfolgs, weil es ihm die Mittel an die Hand gab, Heere auf die Beine zu stellen, zu finanzieren und zu versorgen sowie noch mehr Geld zu borgen und seinem über alle Maßen verschuldeten Kaiser Kredite im großen Umfang einzuräumen. Wie er dies zustande brachte, ist eine Frage, für die viele sich interessiert haben, ohne jedoch endgültige Antworten zu finden. Dies wiederum löste Vermutungen aus, er müsse es auf fragwürdige Weise getan haben. Eine Untersuchung des Themas ist darum unbedingt notwendig, doch die Sache ist ohne Frage kompliziert; Leser, denen bei Finanzen schwindlig wird, sollten dieses Kapitel vielleicht lieber überspringen. Wenn die Antworten unklar sind, ist Wallenstein selbst aller Wahrscheinlichkeit nach nicht schuld daran. Seine Geschäftsmethoden waren ordentlich und systematisch. Klare Beweise dafür bieten die ausführlichen Unterlagen und die umfassende erhaltene Korrespondenz, sowohl über seine Karriere als General als auch über die Verwaltung seines Grundbesitzes. Andererseits bleiben große Lücken, zudem sind viele Urkunden zu Schlüsselfragen seines Lebens spurlos verschwunden. Im Juni 1631 zum Beispiel ließ Wallenstein etwa fünfhundert wichtige Dokumente in Prag katalogisieren und sie anschließend zur sicheren Verwahrung im Tresor in eins seiner Schlösser in Böhmen bringen. Die Unterlagen selbst sind verschwunden, aber das Verzeichnis ist noch vorhanden, und unter den Eintragungen befindet sich eine offizielle Quittung für ein sehr großes Darlehen in Höhe von dreieinhalb Millionen Gulden, das Wallenstein dem Kaiser im Januar 1623 gewährte.1 Mehrere der Akten sind wahrscheinlich in den Wechselfällen der Geschichte verlorengegangen, viele scheinen jedoch auch absichtlich vernichtet worden zu sein. Bestimmt hatten die Op-

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portunisten und Abenteurer, die nach seinem Tod Teile von Wallensteins Grundbesitz erwarben, kein Interesse daran, solche Unterlagen aufzubewahren. Man hat auch behauptet, dass im Auftrag des kaiserlichen Hofes versucht wurde, die Archive durch das Entfernen von beunruhigenden Materialien zu säubern, die nicht nur Wallensteins vom Kaiser gebilligte Ermordung betrafen, sondern auch seine früheren finanziellen Beziehungen zur Hofkammer. Obwohl Forscher viele relevante Unterlagen entdeckt haben, entsteht dennoch der Eindruck eines Puzzles, von dem gerade genug Teile vorliegen, um einige spannende Umrisse entstehen zu lassen, bei dem aber zu viele fehlen, um die Einzelheiten zu enthüllen. Man kann durchaus einige Vermutungen anstellen, die die ersten Phasen des finanziellen Aufschwungs Wallensteins betreffen. Als er sich auf Ferdinands Partei festlegte und sich mit einem kaiserlichen Patent versah, hielt er es erstens bestimmt für wahrscheinlich, dass sein mährischer Grundbesitz beschlagnahmt werden würde. Er lieh Ferdinand 40.000 Gulden, 20.000 aus eigenen Mitteln und weitere 20.000, die er aufgenommen hatte, obwohl er über weiteres flüssiges Kapital verfügte, und konnte auch jemand anderem noch 40.000 Gulden leihen. Zweifellos hatte er Vorsorge getroffen und so viel Geld und andere Wertsachen, wie er auftreiben konnte, nach Wien oder an einen anderen sicheren Ort geschafft. Zweitens hatte er seine Regimenter, die 1619 eine Sollstärke von 1.000 Mann schwerer Kavallerie hatten, in den Jahren 1620/1621 auf 3.000 vermehrt. Für einen einzelnen Obersten war das eine sehr große Anzahl, und entsprechend groß waren die Chancen, rechtmäßigen Gewinn zu machen. Während des Dreißigjährigen Krieges konnte ein Oberst von einem einzigen Regiment reich werden, und die schwere Kavallerie war noch dazu die teuerste Waffengattung und darum die lohnendste. Bei seinem organisatorischen Geschick und Geschäftssinn darf man mit Recht annehmen, dass Wallenstein die Möglichkeiten bestens nutzte. Zweifellos vermehrte er seinen Gewinn durch die üblichen unsauberen Praktiken, unter denen mehrere derart üblich geworden waren, dass sie kaum mehr als unehrlich betrachtet wurden. Außerdem genoss er den Vorteil eines besonderen Zuschusses von 8.000 Gulden pro Jahr, der in seinem Patent von 1619 festgelegt war. Dies war eine Zulage von fast 50 Prozent zur normalen Zuwendung für Obersten: als Sold für seine Person, den Oberstleutnant und den Regimentsstab sowie für seinen Haushalt und Diener. Ein Grund dafür ist nicht verzeichnet, aber die Regelung wird eindeutig als außergewöhnlich bezeichnet und muss wohl widerspiegeln, wie hoch Wallenstein schon in der kaiserlichen Gunst stand. 2 Dazu kam die Kriegsbeute. Plünderung war die einfachste Gelegenheit,

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entweder in Form von offenem Diebstahl oder – sicherer und lohnender – bei Nutzung der rechtmäßigen Variante. Wenn eine Stadt sich zu kapitulieren weigerte und folglich im Sturm erobert wurde, übergab man sie üblicherweise für eine bestimmte Zeit den Truppen. Sie hatten Erlaubnis, alles an sich zu nehmen, dessen sie habhaft werden konnten. Das war nach den „Kriegsgesetzen“ erlaubt, und zwar sowohl als Strafe für die, die sinnlos ausgeharrt hatten, als auch als Belohnung für die Soldaten, die im Sturmangriff ihr Leben riskiert hatten. Damals waren hohe Offiziere mit Sicherheit nicht über persönliche Plünderung erhaben, und zusätzlich bekamen sie häufig einen Anteil von allem, was ihre Männer an sich genommen hatten. Gewöhnlich kauften sie für nur einen Bruchteil des wahren Werts auch Wertsachen von den neuen Besitzern, denn die Soldaten brauchten vor allem Bargeld. Nicht selten wechselte diese Beute als Ergebnis der Wechselfälle des Krieges den Besitzer. Egal ob in einem Scharmützel oder in einer regelrechten Schlacht, stets war der Versorgungstross der Verlierer das erste Ziel der Sieger, genauso wie die Wertsachen, die Gefangene oder Tote bei sich hatten. Offizieren boten sich auch Gelegenheiten, halblegitime Zahlungen in bar oder in Gestalt von Wertsachen von Zivilisten zu erpressen. Ein Brief für sicheres Geleit war eine davon. Eine Salva guardia (ein Schutzbrief) war eine zweite; es handelte sich um eine Zahlung, um ein Haus nicht zu plündern oder vor Plünderung zu beschützen, die sich noch erhöhte, wenn eine Wache aufgestellt wurde, um die Vereinbarung durchzusetzen. Es kostete auch etwas, wenn man davon befreit wurde, Soldaten in seinem Haus einzuquartieren. Dazu kam die Brandschatzung, eine Zahlung für den Verzicht darauf, ein Haus in Brand zu stecken. Theoretisch galt sie nur für Umstände, unter denen die altertümlichen Kriegsgesetze dies gestattet hätten, wurde aber in der Praxis oft ziemlich allgemein erhoben. Diese und andere Zahlungen konnten von einem Einzelnen oder für ein einzelnes Haus, aber auch von ganzen Dörfern oder Städten gefordert werden, wobei es sich in solchen Fällen um eine Menge Geld handelte. Vorschriftsmäßig hätten die meisten solcher Einnahmen in die amtliche Militärkasse eingezahlt werden sollen, und während des Dreißigjährigen Krieges wurden Offiziere gelegentlich mit Disziplinarstrafen belegt oder sogar hingerichtet, weil sie das nicht taten. Dies waren jedoch nur die offenkundigsten Fälle, in denen es um außerordentlich große Beträge ging. Das meiste Geld verschwand aber in privaten Taschen. Gewöhnlich wurde dies nicht als strafbar, sondern als eine Vergünstigung des Berufs angesehen. Besonnene Offiziere schickten ihre Gewinne so oft wie möglich an sichere Orte, und obwohl es schwierig ist, sie zu quantifizieren, ist bekannt, dass es beträcht-

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liche Summen sein konnten. In den 1630er Jahren hatte Sydnam Poyntz, englischer Offizier unteren Ranges der kaiserlichen Kavallerie, laut Tagebuch 3.000 Pfund Sterling im Feld bei sich, damals eine riesengroße Summe. Augustin Fritsch, zu der Zeit Oberstwachtmeister (Major) im bayerischen Heer, verlor 5.000 Reichstaler in bar und einen ganzen Sack Silberwaren, als er in einer Schlacht auf der Seite der Verlierer stand. 3 Folglich hatte Wallenstein beträchtlichen Spielraum, während des böhmischen Feldzuges von 1619–1621 seine Vermögenslage aufzubessern. Das ist wichtig, denn um die Möglichkeiten auszunutzen, die sich ihm nachher boten, brauchte er eine namhafte Geldsumme als Einsatz und Ausgangspunkt. Der Zusammenbruch des Aufstands nach der Schlacht am Weißen Berg und die darauf folgende Restaurierung der Autorität der Habsburger in Böhmen und Mähren sicherten auch, dass er sein konfisziertes Vermögen zurückbekommen würde. Er war früher schon ein großer mährischer Grundbesitzer gewesen, zwar nicht so reich wie Liechtenstein, Dietrichstein oder Zierotin, aber dennoch in den oberen Rängen. 1621 war er wahrscheinlich wesentlich reicher als vor dem Aufstand, und wenn ihm auch sein Grundbesitz noch nicht vollständig zurückgegeben worden war und sein militärischer Gewinn hauptsächlich aus Schuldscheinen der Hofkammer bestand, konnte er diesen bei den richtigen Kontakten als zusätzliche Sicherung für künftige Geschäftsabschlüsse nutzen.

Die Münzprägung Obwohl wir den zeitlichen Abläufen vorauseilen, müssen wir als Nächstes das Konsortium betrachten, dass gegründet worden war, um ein Jahr lang in Böhmen, Mähren und Oberösterreich die Anstalten für die Münzprägung zu betreiben, beginnend mit dem 1. Februar 1622. 4 Dies wurde damals sowie für die spätere Geschichtsschreibung zu einer berühmten Kontroverse, außerdem sah man darin die Ursache für die Inflation zu dieser Zeit. Der Vermutung nach hatten die Beteiligten derartig große Gewinne gemacht, dass dies eine Untersuchung der finanziellen Angelegenheiten Liechtensteins durch die kaiserliche Hofkammer auslöste, die auch mehr als 40 Jahre danach noch lief. 5 Das Konzept war einfach genug, und der Urheber war vielleicht Paul von Michna, Leiter des böhmischen Schatzamts, der auch selbst Mitglied des Konsortiums wurde. Weil der Krieg weiterging, brauchte die Regierung dringend Geld, aber obwohl der Gewinn aus der Münzprägung eine traditionelle Quelle von Staatseinkünften war, lief dies damals nicht gut, denn Silber war knapp, und der Preis stieg wegen

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der herrschenden inflatorischen Bedingungen. Eine Reihe von Verminderungen des Silbergehalts der Münzen löste weder das Problem noch garantierte es zuverlässige Erträge. Eine Privatisierung, wie es heutzutage heißt, schien eine Antwort zu sein. Unternehmer sollten gegen garantierte wöchentliche Zahlungen an das Schatzamt Silber erhalten, die Münzen prägen und in Verkehr bringen. Finanziers zur Umsetzung des Plans wurden gefunden. An der Spitze stand Hans de Witte, Böhmens führender Bankier und Leiter des Konsortiums, dazu stieß Jakob Bassevi, Kaufmann aus Prag und Silberhändler. Es bedurfte auch beeindruckender Namen, um Ansehen, Kontakte und Einfluss beizusteuern; neben von Liechtenstein waren dies Michna und Wallenstein, der damals gerade zum Obersten von Prag berufen worden war. Hinter ihnen verborgen standen zehn andere, deren Namen nicht definitiv übermittelt sind, die höchstwahrscheinlich aber über gute Beziehungen zum kaiserlichen Hof verfügten. Das Konsortium trug sicherlich nicht die Hauptverantwortung für die berüchtigte, schwerwiegende Inflation während der sogenannten Kipperund Wipperzeit. Die war schon lange vor Gründung des Konsortiums im Gange. Beweis dafür sind die vorhergehenden Verringerungen des Silbergehalts der Münzen in Böhmen, eine von ihnen fiel in die kurzlebige Regierung von Friedrich, insgesamt waren es 1621 nicht weniger als drei. Dadurch stieg die Anzahl von Gulden, die aus einer Mark Silber (einer Gewichtseinheit) geprägt wurden, und zwar erst von 19 auf 27, danach auf 39, weiter auf 46 und noch einmal auf 78. Darüber hinaus verbreitete sich die Inflation auch ungebremst außerhalb und weit entfernt von Böhmen und Österreich und ist im Reich, von Sachsen nach Straßburg und überall südlich davon, gut dokumentiert.6 Als Ursache ist die wirtschaftliche Wirkung des Krieges bei weitem glaubhafter, auch haben die Handlungen der Regierungen, die den Silbergehalt der Währung verringerten, das Problem noch verschlimmert, denn damals wurde der Mechanismus der Inflation noch nicht vollständig erfasst. Das neue Konsortium übernahm in der Praxis die angegebene und bereits eingeführte Prägungsquote von 79 Gulden pro Mark Silber. Diese musste sowohl eine Zahlung von sechs Millionen Gulden an das Schatzamt für den Jahresvertrag decken, als auch den Unternehmern den nötigen Spielraum geben, um für sich selbst einen Gewinn zu erwirtschaften. Man hat behauptet, dass das Konsortium die Inflation durch eine Vermehrung der Geldmenge verschlimmerte, weil in dem Jahr 42 Millionen Gulden geprägt wurden, 30 Millionen davon in den ersten Monaten. Dem ist jedoch hinzuzufügen, dass die Hauptnachfrage für dieses Geld von der kaiserlichen Regierung selbst stammte. Natürlich musste das Konsortium die Münzen so schnell wie möglich in Umlauf bringen,

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denn die Verminderung ihres Silbergehalts war nicht nur eine Reaktion auf die Inflation, sondern auch eine ihrer Ursachen, ein typischer Teufelskreis. Folglich verursachte die Inflation eine Steigerung des Barpreises von Silber, der durch die hohe Nachfrage des Konsortiums noch mehr erhöht wurde. Um den Bedarf zu decken, mussten die Vertreter von de Witte Vorräte an den Finanzmärkten ganz Europas aufspüren. Lange vor Ablauf des Jahresvertrags war das Geschäft nicht mehr rentabel, und weil die Vertragsparteien sich nicht auf Bedingungen für eine Verlängerung einigen konnten, lief er im Februar 1623 aus. Im Dezember selbigen Jahres führte die Regierung eine Währungsreform durch, zog die wertgeminderten Münzen ein und gab zum Verhältnis von sechs zu einer neue aus, die ungefähr den ursprünglichen Silbergehalt hatten.7 Die amtliche Untersuchung beließ nur wenige Tabellen in den Archiven, die dubiosen Ursprungs und noch dazu widersprüchlich sind. Darum ist es nicht möglich, daraus zu festen Schlussfolgerungen über die Gewinne des Konsortiums zu kommen. Es scheint, dass die einzelnen Mitglieder Silber in unterschiedlichen Mengen lieferten, ihnen aber dafür ganz andere Durchschnittspreise gutgeschrieben wurden, denn die eindrucksvollen Namen erhielten für eine Mark Silber viel mehr als die wirklichen Herren des Geschäfts. Ihr eigener Gewinn ergab sich hauptsächlich daraus, was sie die Mark Silber gekostet hatte, und dieser Preis stieg mit der Inflation während des Jahres. Bei einer auf vernünftige Annahmen gegründeten Schätzung scheint es, dass der Vertrag auf einen erwarteten durchschnittlichen Silberpreis von ungefähr 55 Gulden pro Mark Silber ausgerichtet wurde. Am Anfang hingegen betrug dieser vielleicht 40 Gulden oder weniger, in den letzten Monaten offenbar mehr als die Prägungsquote von 79. De Witte lieferte mehr als 70 Prozent des Silbers und bekam durchschnittlich 78 Gulden pro Mark. Bassevi stellte wahrscheinlich kurz nach dem Anfang mehr als 25 Prozent und vermutlich vorwiegend Silberschrott, denn er empfing nur 46 Gulden pro Mark. Dennoch darf man als gesichert annehmen, dass sie einen ordentlichen Gewinn machten. Die anderen dreizehn Teilnehmer trugen insgesamt weniger als 3 Prozent des Silbers bei, jedoch erhielt Liechtenstein 569 Gulden pro Mark, etwa das Zehnfache seines mutmaßlichen Kaufpreises, die unbekannten zehn nur etwas weniger, durchschnittlich 440, und Michna 248 Gulden. 8 Diese großzügigen Bezahlungen spiegelten selbstverständlich die politische Wichtigkeit der Zahlungsempfänger und nicht ihren praktischen Beitrag für das Konsortium wider und zeigen eine klare Hackordnung. Ganz gleich ob sie das Silber 40, 55 oder mehr als 79 Gulden pro Mark kostete, musste ein Vielfaches als Gewinn berechnet werden, beschränkt nur durch die relativ klei-

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nen Mengen. Liechtenstein lieferte nur einen Bruchteil des Silbers, muss aber ungefähr 400.000 Gulden daran verdient haben. Wallenstein lieferte viel mehr Silber als die anderen Nicht-Finanziers – mehr als sechsmal so viel wie Liechtenstein und mehr als die unbekannten zehn insgesamt, aber er bekam viel weniger dafür, nämlich lediglich 123 Gulden pro Mark, ein Preis, der darauf hinweist, dass er politisch noch ziemlich unbedeutend war. Eine mögliche Erklärung für seine größeren Lieferungen ist, dass er tatsächlich Silber zu verkaufen hatte. Silberne Tafelgeschirre und Bestecke waren damals bei Wohlhabenden sehr beliebt, sowohl als eine Art tragbarer Reichtum als auch, um ihn zur Schau zu stellen, und folglich wurden sie zu einer ebenso beliebten Art Kriegsbeute. Wahrscheinlich konnte Wallenstein Silber zusätzlich zu dem von ihm selbst erworbenen von anderen Offizieren kaufen. Seine 5.000 Mark Silber entsprechen einem Guthaben von 615.000 Gulden, nach Berücksichtigung des relevanten Teils der Prägekosten und der Gebühr des Schatzamts deutet dies auf einen Gewinn von etwa 290.000 Gulden hin, wenn er sein Silber zum angenommenen Durchschnittspreis von 55 Gulden pro Mark kaufte. Im Großen und Ganzen stimmt diese Zahl mit einer der Tabellen der amtlichen Untersuchung überein, die 240.000 Gulden als seinen Gewinn verzeichnet. 9 Es ist vermutet worden, dass das Konsortium den Silbergehalt der Münzen sogar noch unter die vereinbarte Quote von 79 pro Mark senkte, doch das ist höchst unwahrscheinlich. Solche Betrügereien waren wohlbekannt, die Analyse des Silbergehalts einer Münze ist recht einfach durchzuführen, und die zuständigen Beamten waren sicherlich wachsam. Das Risiko wäre sowohl für die Finanziers als auch für die Personen mit klangvollem Namen zu hoch gewesen. Trotzdem ist es möglich, dass einige geringwertige Münzen weniger Silber enthielten, mutmaßlich aber dann durch einen kleineren Betrug an einer nachgeordneten Stufe in den Münzanstalten. Sonst hat das Konsortium anscheinend nichts Unredliches getan, obwohl es später sehr viel Ärger auf sich lenkte. Die Tatsachen besagen, dass die Mitglieder einen Vertrag mit dem Schatzamt abschlossen und ein Risiko mit Blick auf die Probleme eingingen, ausreichende Mengen Silber zu beschaffen und dessen Preisinflation abdecken zu können. Sie zahlten die vereinbarte Gebühr und machten anscheinend zusätzlich und ganz legal eine Menge Geld. Was Wallenstein betrifft, ist es unwahrscheinlich, dass er eine Rolle bei der Einsetzung oder der Leitung des Konsortiums spielte oder praktischen politischen Einfluss in seinem Interesse ausübte. Er hatte lediglich das Glück, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, die richtigen Kontakte zu haben – vor allem zu Liechtenstein – und die Aufforderung zu

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bekommen, sich am Konsortium zu beteiligen. Anders als behauptet wurde, war dies trotzdem keine bedeutende Quelle seines Reichtums. Ein Gewinn von etwa einer Viertel Million Gulden war zwar viel Geld, aber wie wir sehen werden, waren die Summen, die mit Wallensteins Grundbesitzgeschäft zu tun hatten, eine Größenklasse höher.

Ein begüterter Mann Es gibt drei Hauptfäden in der komplizierten Geschichte von Wallensteins Handel mit Grundbesitz Anfang der 1620er Jahre. Erstens lieh er dem Kaiser Geld, besichert durch verschiedene Güter, die wegen der Teilnahme ihrer Besitzer am böhmischen Aufstand beschlagnahmt werden konnten. Zweitens strebte er nach dem größeren Teil des riesigen Grundbesitzes der Familie Smirˇicky´, den er schließlich, gestützt auf seine Ansprüche als einer der bestqualifiziertesten voraussichtlichen Erben – seine Mutter war eine geborene Smirˇicky´ –, erwarb. Als die konfiszierten Güter der früheren Rebellen auf den Markt gebracht wurden, zog er drittens ein gigantisches und rasches, aber logisches Programm von Käufen, Tauschen und Verkäufen durch. Alle drei Aspekte hingen mit der Politik der von Ferdinand gewählten Bestrafungen und auch mit der dringenden Notwendigkeit zusammen, so schnell wie möglich Geld aufzutreiben, um einige seiner Schulden zu begleichen und den Krieg weiterzuführen. Das Verfahren war rechtlich zweifelhaft, aber die Verantwortung dafür trug Ferdinand, nicht Wallenstein. In dieser Hinsicht waren die ersten drei Monate nach der Schlacht am Weißen Berg täuschend ruhig, die Verhaftungen im Februar und die Massenhinrichtung im Juni 1621 machten die Politik Ferdinands jedoch ganz offensichtlich. Erst im Januar 1622 wurde ein Sondergerichtshof mit der Aufgabe eingesetzt, die Fälle aller Personen zu untersuchen, die der Mittäterschaft bei dem Aufstand angeklagt wurden, und den Grundbesitz derer zu konfiszieren, die für schuldig befunden wurden. Präsident war Adam von Waldstein, der oft als Wallensteins Onkel bezeichnet wird, obwohl er möglicherweise ein entfernter Verwandter war. Er hatte seit vielen Jahren böhmische Ämter inne und war kaiserlicher Hofrat, als Wallenstein noch zur Schule ging. Nicht nur die zum Tode Verurteilten verwirkten ihren Grundbesitz, sondern auch die während des Aufstands Getöteten und die aus dem Land Geflohenen. Andere, die nicht so ernsthaft verwickelt waren, büßten nur einen Teil ihres Grundbesitzes ein, die Glücklichsten unter ihnen nur ein Fünftel. Doch auch in diesen Fällen wurde

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alles konfisziert, wobei die Besitzer nur für den Rest Anspruch auf finanzielle Entschädigung hatten. Es ging um Werte beträchtlichen Ausmaßes, betroffen waren etwa eintausend Familien, zwei Drittel davon in Böhmen und ein Drittel in Mähren. Das hatte zur Folge, dass die Hälfte der gesamten Landfläche Böhmens den Besitzer wechselte, nach einigen Schätzungen noch mehr.10 Die Geldbedürfnisse des Kaisers konnten auf das Ergebnis der Arbeit des Gerichtshofs nicht warten. Als ein schnelleres zeitweiliges Mittel wurden Anleihen auf voraussichtlich verfallende Güter aufgenommen, deren Einkünfte die Zinsen der Geldgeber deckten, bis diese Vereinbarungen auf normale Verkäufe umgestellt werden konnten. Wallenstein war einer der Ersten, der sich dabei engagierte. Anfang 1621 wurden zwei Anleihen über 60.000 beziehungsweise 50.000 Gulden ausgehandelt, jeweils besichert durch Güter der Familie Smirˇicky´ (obwohl all diese Zahlen als Näherungswerte betrachtet werden müssen). Die Benennung gerade dieser Güter als Bürgschaft war kein Zufall, denn sie berücksichtigte Wallensteins eventuellen persönlichen Anspruch darauf, wodurch gewährleistet wurde, dass sie weder verpfändet noch an einen anderen verkauft werden konnten. Seine dritte Anleihe vom Juni 1621 über weitere 58.000 Gulden war durch Landbesitz von Friedland und Reichenberg (Liberec) besichert. Dieses waren keine Smirˇicky´-Ländereien, befanden sich wie diese aber nordöstlich von Prag, in einer Gegend, in der Wallenstein seine Liegenschaften aufzubauen beabsichtigte.11 Somit hatte Wallenstein innerhalb weniger Monate und bei weitem vor dem Münzprägekonsortium dem Kaiser 168.000 Gulden vorgeschossen, entweder in bar oder durch Umwandlung einiger der Außenstände des Kaisers für Kosten und Dienste seiner Regimenter in besicherte Schulden. Diese Geschichte um den Smirˇicky´-Besitz ist nicht leicht zusammenzufassen. Wichtig ist er aber erstens wegen seiner Größe und zweitens, weil Wallenstein ein legitimes persönliches Interesse an der Erbschaft hatte, wenn auch nur wegen der bemerkenswerten Umstände sowohl innerhalb der Familie als auch in Böhmen nach der Unterdrückung des Aufstands. Den Gesamtwert des Vermögens hat man auf ungefähr zwei Millionen Gulden geschätzt, aber weitaus bedeutsamer ist, dass die Summe angeblich vier- bis fünfmal den Wert von Wallensteins mährischen Gütern ausmachte, die allein schon ausreichten, ihn zu einem der reichsten Männer dieses Territoriums zu machen. Wenn er nur einen Teil des Grundbesitzes der Smirˇicky´s hinzugefügt hätte, hätte ihn das in eine höhere Klasse aufsteigen lassen. Ende 1622 jedoch kontrollierte er als Vormund und Alleinerbe des geistig behinderten Eigentümers mehr als die Hälfte davon.

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Die Geschichte fing lange vorher an.12 Der Grundbesitz der Familie Smirˇicky´, mit Hauptsitz in Gitschin, umfasste etwa siebzehn Güter nördlich und östlich von Prag. Sie waren meistens durch Verkauf oder Erbschaft frei übertragbar, einige unterlagen jedoch einem Fideikommiss, was dies verhinderte. In diesem Fall ging das Eigentum daran stattdessen automatisch auf das zurzeit älteste Familienmitglied über, wobei Männer Vorrang genossen. Die Familie war über alle Maßen reich, starb aber allmählich aus, und schon 1614 gab es in direkter Linie nur vier überlebende Kinder des verstorbenen Sigmund Smirˇicky´ und einige weiter entfernte Verwandte, von denen Wallenstein einer war. Sigmund hinterließ seinen Töchtern ausschließlich Geld, hatte aber die ältere nach einer peinlichen Liebschaft eingesperrt, wobei es die Familie nach seinem Tod beließ. Seine zwei Söhne hätten sich den frei übertragbaren Teil der Erbschaft teilen sollen, das Fideikommiss hätte außerdem der ältere, Heinrich Georg, bekommen sollen, aber er war geistig behindert. Der jüngere Sohn, Albrecht Jan, hatte sich darauf verlassen und die rechtlichen Formvorschriften dergestalt umgangen, dass er die gesamte Erbschaft in seinem eigenen Namen ins böhmische Grundbuch eintragen ließ. Dabei war nicht klar, ob er alles als sein eigenes Eigentum beanspruchte, oder ob er auch zum Teil als Vormund seines Bruders handelte. Später wurde eben dieser Albrecht Jan Smirˇicky´ zu einem der führenden böhmischen Rebellen, er beteiligte sich am Prager Fenstersturz, rekrutierte ein Regiment, erkrankte im Feldzug und starb. Daraufhin ergab sich ein bitterer Streit zwischen den beiden Schwestern. Die ältere, die aus der Gefangenschaft entkommen war, nahm einige der Güter gewaltsam in Besitz, die jüngere beantragte jedoch während des Aufstands Verfügungen vom böhmischen Gerichtshof, der eine Rückgabe anordnete und sie zum Vormund Heinrich Georgs berief. Im Februar 1620 endete der Zwist in einer bizarren und umfassend publizierten Katastrophe, als sich während einer bewaffneten Konfrontation im Herrenhaus der Familie in Gitschin eine Explosion in einem Pulvermagazin ereignete. Dabei kamen die ältere Schwester und der Mann der jüngeren ums Leben, dazu mehrere Beamte, Soldaten und Diener, insgesamt etwa 50 Personen.13 Folglich sicherte sich die nunmehr verwitwete Margareta als Vormund ihres Bruders die Verwaltung des gesamten Familienbesitzes, aber ihr Erfolg war von kurzer Dauer. Nach der Schlacht am Weißen Berg floh sie zusammen mit Heinrich Georg und sämtlichem verfügbaren Geld erst nach Brandenburg und anschließend nach Hamburg. Ihr verstorbener Mann Heinrich von Slavata war ebenfalls ein führender Rebell, der dabei war, als sein Bruder aus dem

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Fenster des Prager Schlosses gestürzt wurde, daher hatte sie Angst vor den Vergeltungsmaßnahmen der Sieger. Nach diesen Ereignissen wurde die rechtliche Lage durch die Konfiskationsregeln des Kaisers bestimmt. Da Albrecht Jan Smirˇicky´ ein Rebell war und als Waffenträger starb, war sein Vermögen der Krone verfallen, und eine Übertragung auf seine Erben wurde nicht anerkannt. Margareta, die überlebende Schwester, hatte zu Lebzeiten von Heinrich Georg keinen Anspruch auf den Grundbesitz, denn die böhmischen Gerichtsverfügungen aus der Aufstandszeit waren danach ungültig und darum auch die Vormundschaft nichtig. Ferner war das Vermögen derer, die aus Böhmen geflohen waren, ebenfalls verfallen. Folglich verlor sie jede Aussicht auf ihren Anspruch, nach dem Tod Heinrich Georgs sein Erbe anzutreten. Ungelöst war die Frage, ob Albrecht Jan den Anteil seines Bruders rechtmäßig besaß, oder ob er ihn nur als sein Vormund hielt. Träfe Letzteres zu, würde dieser nicht verfallen, weil Heinrich Georg auf Grund der geistigen Behinderung weder als Rebell noch als Flüchtling betrachtet werden konnte und darum nach wie vor Besitzer des Fideikommisses sowie der Hälfte des übertragbaren Grundbesitzes wäre. Wallenstein war einer der engsten übrigen Verwandten, zu diesem Zeitpunkt außerdem der mit den besten Verbindungen. Folglich bewarb er sich um die Vormundschaft, die er ordnungsgemäß bekam, obwohl seine Versuche, Heinrich Georg zurück nach Böhmen zu bringen, erfolglos blieben. Dies geschah erst einige Jahre später, und danach lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1630 in einem der Smirˇicky´-Schlösser.14 Sobald er als Vormund ernannt war, erhob Wallenstein im Namen seines Mündels Anspruch auf den gesamten Besitz der Familie Smirˇicky´. Er behauptete – nicht ganz aufrichtig und zweifellos dem Rat der Rechtsanwälte folgend –, dass der Grundbesitz nie formell zwischen den Brüdern aufgeteilt worden war und somit kein Anteil davon wirklich Albrecht Jan gehörte. Deshalb verfiel auch kein Teil der Konfiskation. Liechtenstein ließ Wallensteins Anspruch untersuchen und teilte dem Kaiser mit, dass der Anspruch von Heinrich Georg auf den Fideikommiss unbestreitbar sei und dass die Forderung bezüglich der weiteren Anteile der Ländereien auch gerichtsfest sein könne. Ein Kompromiss sei ratsam, schlug er vor.15 Wallenstein war nur zu bereit, den vollen Anspruch aufzugeben, der offensichtlich eine Verhandlungsposition war, und gab sich mit der Hälfte zufrieden, zu der sein Mündel völlig berechtigt war. Als Gegenleistung dafür wurde es ihm gestattet, diejenigen Güter auszuwählen, die er behalten wollte. Noch dazu erhielt er vom Gericht einen Dispens, durch den er später unbegrenzte Verfügung über den Grundbesitz seines Mündels bekam.

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Obwohl Wallenstein jetzt mehr als die Hälfte des Grundbesitzes der Familie Smirˇicky´ kontrollierte, war er nicht der Besitzer und nach Heinrich Georgs Tod auch nicht der einzige voraussichtliche Erbe. Die erfolgversprechendsten Aussichten hatte eine ältere Tante Wallensteins, die Schwester seiner Mutter. Außerdem hatte er zwei Vettern, Söhne der anderen Schwester seiner Mutter, deren Ansprüche etwa gleichen Rang wie die seinen hatten. Einer jedoch war als Erbe ausgeschlossen, da er am Aufstand teilgenommen hatte und später aus dem Land geflohen war. Wallenstein gelang eine Einigung mit seiner Tante und seinem Vetter, wonach sie auf ihren Anspruch verzichteten. Höchstwahrscheinlich erfolgte dies einvernehmlich und gegen eine Barzahlung. Er hatte diese Methode bereits früher eingesetzt, um mit den Klägern über Teile des mährischen Grundbesitzes seiner Frau zu verhandeln. Noch dazu hatte eine finanzielle Abmachung den Vorteil, dass sie offen und ehrlich sowie rechtsverbindlich war. Für seine Verwandten war Bargeld in der Hand ein unverhoffter Glücksfall, insbesondere unter den damaligen Umständen. Vermutlich erschien es ihnen besser als ein strittiger Anspruch zum Zeitpunkt des Todes von Heinrich Georg, weil niemand wusste, wie lange er noch leben würde oder was für weitere Verwirrungen inzwischen in der unsicheren politischen Welt eintreten mochten. Wallenstein bemühte sich sogar um eine Abmachung mit der geflohenen Margareta, doch daraus wurde nichts.16 Um diese Geschichte abzuschließen, kaufte Liechtenstein die Güter, die unter den Fideikommiss fielen und die Wallenstein jetzt, kraft des rechtlichen Dispenses, im Namen von Heinrich Georg verkaufen konnte. 1623 erwarb Wallenstein selbst den verbleibenden Teil des übertragbaren smirˇicky´schen Grundbesitzes seines Mündels und schoss dem Kaiser anscheinend den ganzen Kaufpreis von 502.000 Gulden als Anleihe vor.17 Dadurch war der Rechtsanspruch auf die Güter geklärt, was künftige Transaktionen rechtlich vereinfachte. Gleichzeitig wurde das Vermögen Heinrich Georgs zu Geld gemacht, wovon ein Großteil als Kredit an den Kaiser besichert war. Soweit es ein Risiko bei dieser Vereinbarung gab, fiel dies letzten Endes Wallenstein zu, denn er war der einzige rechtmäßige Erbe. Geldsummen aus dieser Zeit sind besonders schwierig zu bewerten, nicht nur auf Grund des üblichen geschichtlichen Problems, Gleichwertigkeit mit moderner Kaufkraft festzustellen, sondern auch, weil es oft zweifelhaft ist, um genau welches Münzwesen es sich handelte und was für einen Wert die Münzen zu dem Zeitpunkt hatten. „Gulden“ können verhältnismäßig solide sein, entweder vor der Inflation oder nach der Währungsreform, es können aber auch zweifelhafte böhmische Gulden auf ver-

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schiedenen Stufen der Entwertung in der Zwischenzeit sein. Auch andere Gulden können gemeint sein, solidere und aus weiterer Entfernung, zum Beispiel rheinische Gulden. Mit diesem Vorbehalt darf man anmerken, dass Wallenstein neben seinen böhmischen Geschäften 1622–1623 seinen mährischen Grundbesitz für 348.000 Gulden verkaufte und dass sein Anspruch wegen des erlittenen Schadens durch den Aufstand amtlich auf 182.000 Gulden geschätzt wurde, sodass der Gesamtwert 530.000 Gulden betrug. Wenn berechtigt geäußert wurde, dass der smirˇicky´sche Grundbesitz vier- bis fünfmal so viel wert war, wäre der Schätzwert von zwei Millionen oder mehr bestätigt. Folglich war der Anteil Wallensteins über sein Mündel etwa eine Million wert, was im Großen und Ganzen durch seinen Kauf des übertragbaren Teils für 502.000 Gulden und einen Bericht, dass Liechtenstein 433.000 Gulden für das Fideikommiss bezahlte, bestätigt wird.18 Deshalb besaß oder kontrollierte Wallenstein mit dem Erlös seines mährischen Grundbesitzes und dem Wert seines Anteils am smirˇicky´schen Besitz Vermögen im Wert von eineinhalb Millionen. Unter Hinzurechnung seines Gewinns aus seinen militärischen Unternehmungen und der Geldprägung verweist dies auf einen Gesamtbetrag in einer Größenordnung von zwei Millionen Gulden. Dies bildet den Hintergrund für weitere Untersuchungen seiner damaligen Geschäfte mit Grundbesitz. Seine ersten Käufe waren die Güter von Friedland und Reichenberg, auf deren Bürgschaften Wallenstein dem Kaiser im Juni 1621 58.000 Gulden geliehen hatte. Als ein Jahr später die Beschlagnahmung vollstreckt wurde, standen sie zum Verkauf, und nach Verhandlungen wurde sein Angebot von 150.000 Gulden angenommen.19 Während der folgenden achtzehn Monate, von Juli 1622 bis Ende 1623, führte Wallenstein parallel zu den Verfahren und Konfiskationen des Gerichthofes eine beträchtliche Reihe von Geschäften im Zusammenhang mit Grundbesitz durch. Im Unterschied zu den vielen anderen Käufern hatte er einen Plan geschmiedet und versuchte, eine auf Friedland und die smirˇicky´schen Hauptgüter rund um Gitschin konzentrierte große zusammengeschlossene Einheit zu schaffen. Folglich kaufte er nicht nur, sondern verkaufte und tauschte auch Güter und behielt solche, die in seinen Plan passten, während er andere im Tauschhandel für weitere Käufe benutzte. Laut einer Kalkulation handelte es sich um etwa zweihundert verschiedene Güter, demnach hatte Wallenstein schon Anfang 1624 fünftausend Quadratkilometer Land von guter Qualität in seinen Besitz gebracht, das sich etwas nördlich von Prag bis zur böhmischen Grenze und im Osten bis zum Riesengebirge erstreckte. 20 Um dies zu verdeutlichen: das entspricht einem Drittel von Schleswig-Holstein oder ungefähr einem Viertel von Rheinland-Pfalz oder Hessen.

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Um ein Programm dieses Umfangs zu einer Zeit durchzuführen, in der das Pferd das schnellste Transportmittel war und es keinen Postdienst oder irgendein modernes Kommunikationssystem gab, bedurfte es einer besonderen organisatorischen Großtat. Nicht nur muss Wallenstein beeindruckende persönliche Kraft und Engagement an den Tag gelegt haben, sondern er brauchte auch Vertreter, auf die er sich verlassen konnte, nicht zuletzt deshalb, weil er noch seine militärischen Aufgaben zu erfüllen hatte. Noch wichtiger war, dass er finanzielle Unterstützung bekam, es also Menschen gab, die ihm dabei halfen, das notwendige Geld zu beschaffen. Wer sie waren, ist noch unsicher, Forscher haben jedoch nicht nur de Witte, sondern auch führende Bankiers aus Hamburg und Augsburg erwähnt, damals die wichtigsten Finanzzentren Deutschlands. Bargeld war der Schlüssel. Der Kaiser brauchte es dringend, und es zu beschaffen war der Hauptzweck der Konfiszierung und des Verkaufs von Grundbesitz. Für die Kaufwilligen stellte es eine bedeutsame Schwierigkeit dar, denn man konnte durch Grundbesitz wohlhabend sein, ohne viel bares Geld verfügbar zu haben. Wallenstein war bei weitem nicht der Einzige, der diesem Problem gegenüberstand, aber er war bei seiner Lösung einmalig erfolgreich. Die Einzelheiten sind nicht bekannt, einige Urkunden deuten jedoch Umrisse an. Ein Brief des Kaisers Ferdinand an Liechtenstein vom September 1622 erwähnt die Möglichkeit, dass Unbekannte bereit sein könnten, der Hofkammer eine Anleihe von mehreren Millionen, besichert durch konfiszierten Grundbesitz, einzuräumen. Ein Vertragsentwurf, der im Dezember selbigen Jahres aufgesetzt wurde, weist auf Wallenstein und eine Summe von zwei Millionen Gulden hin, ein weiterer Entwurf handelt von dreieinhalb Millionen, die Wallenstein und unbenannte andere zur Verfügung stellen sollten. 21 Man darf mit Recht annehmen, dass diese Urkunden mit dem am Anfang dieses Kapitels erwähnten Verzeichnis von Wallensteins Unterlagen übereinstimmen – also Liechtensteins Quittung vom 13. Januar 1623 über eine Anleihe von dreieinhalb Millionen rheinischen Gulden, die Wallenstein gegen die Sicherheit beschlagnahmter Güter vorgeschossen hatte. Obwohl Wallenstein auf eigene Rechnung handelte, stammte die große Mehrheit dieser riesigen Summe sicherlich von Bankiers und anderen Verleihern, die als Entsprechung eines modernen Bankenkonsortiums gesehen werden können. Bestimmt gab es weitere Verträge, die ihnen hinsichtlich der Schulden des Kaisers und des sie besichernden Grundbesitzes Ansprüche übertrugen. Zweifelllos aber wurde auch Wallensteins eigener Grundbesitz als Nebenbürgschaft für ihr Darlehen angegeben. Das war ein bemerkenswert scharfsinniger Schritt. Die Gunst, in der

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Wallenstein bereits bei Hofe stand, musste sich wegen seiner Beteiligung an dieser Vereinbarung, die so viel Geld in derart kritischen Zeiten beschaffte, vermehrt haben. Mit Sicherheit war dieser Ruf ihm bei seinen weiteren Geschäften über Grundbesitz behilflich. Kein Beamter hätte den Verkauf eines Gutes in der böhmischen Gegend gebilligt, für die Wallenstein sich interessierte, ohne es ihm zuvor anzubieten, und nur wenige hätten sich gegen sein Gebot gestellt, solange dieses nicht zu weit unter dem amtlich geschätzten Wert lag. Ein Verkauf an Wallenstein löste auch ein großes Problem für die Hofkammer, denn bei anderen Anbietern war es immer fraglich, ob das Geld wirklich zur Verfügung stand, und falls dies so war, wie lange sie brauchten, um es zu mobilisieren. Wahrscheinlich entwickelte sich zwischen den zuständigen Beamten und Wallensteins Vertretern eine bequeme Beziehung mit wechselseitigen Vorteilen, da ein Kauf auf den anderen folgte und die Transaktionen zur vertrauten Routine wurden. Aus einer Studie Ende des neunzehnten Jahrhunderts über die Grundbesitzgeschäfte Wallensteins kann man kalkulieren, dass er für Käufe von der Hofkammer und privaten Besitzern von 1622 bis zum Ende seines Lebens sieben Millionen Gulden ausgab. Dagegen tätigte er auch Verkäufe im Wert von vier Millionen, demnach betrug die Nettoinvestition drei Millionen Gulden. Zwei Drittel dieser Käufe und Verkäufe fanden in den ersten drei Jahren 1622 bis 1624 statt, den Jahren mit den großen Konfiskationen. Seine Nettoausgaben beliefen sich in diesen drei Jahren auf fast zwei Millionen Gulden. 22 Obwohl diese Zahlen nur als Annäherung betrachtet werden dürfen, ist das Schema in groben Zügen relativ einfach zu verstehen. Bis Mitte 1622 benutzte Wallenstein vermutlich Geld aus eigenen Mitteln für Käufe und Darlehen, einschließlich des Erwerbs von Friedland und Reichenberg. Im Herbst dieses Jahres stellte er eine sehr große Kreditlinie zusammen und handelte mit Liechtenstein die Bedingungen einer Anleihe von dreieinhalb Millionen rheinischer Gulden an den Kaiser aus, die im Januar 1623 ausgezahlt wurde. Anfänglich, als konfiszierte Güter von Pfandwerten in Käufe Wallensteins umgewandelt wurden, mag der Großteil dieser Summe in Anspruch genommen worden sein, doch als später Verkäufe folgten, konnte er Rückzahlungen tätigen und Schulden abbauen. Ein Überschlag deutet an, dass Wallenstein schon 1624 den Wert seiner Bruttovermögenswerte verdoppelt hatte. Er hatte, einschließlich der smirˇicky´schen Güter, mit etwa zwei Millionen Gulden angefangen, netto noch einmal zwei Millionen für Grundbesitzkäufe ausgegeben und einen Gesamtwert von vier Millionen erreicht, ungefähr die Hälfte davon durch Schulden finanziert. Wäre das schon alles gewesen, hätte es sich um ein

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sehr solides Geschäft gehandelt, tatsächlich aber war der enorme Landstrich, den er zusammengekauft hatte, weitaus mehr als das Doppelte seines ursprünglichen Einsatzes wert. Das Einkommen war verhältnismäßig groß, und Wallenstein vermehrte es, indem er den größtmöglichen Anteil seiner militärischen Einkäufe bei seinen eigenen Gütern tätigte, sowohl vor als auch nach seiner Berufung zum kaiserlichen Generalissimo. Folglich hätte er kein Problem gehabt, Zinsen auf die Schulden zu zahlen. Er hätte sie sicherlich auch relativ schnell zurückgezahlt, wenn er gewollt hätte; er verwendete sie jedoch stattdessen, um in den folgenden Jahren Heere zu finanzieren. Wie kaufte Wallenstein seinen Grundbesitz so billig? Für die Neider damals und für diejenigen, die zu geschichtlichen Verschwörungstheorien neigten, war die Antwort einfach zu finden: zwielichtige Geschäfte, Einfluss auf Menschen in hohen Positionen, unehrliche Schätzer, doppeltes Spiel mit der verschlechterten Währung und andere ähnliche Tricksereien. Doch es gibt auch einfachere Erklärungen. Die erste davon ist die enorme Menge Grundbesitz, die wegen der Konfiskationen in kurzer Zeit auf den Markt gebracht wurde – die Hälfte von ganz Böhmen und ein großer Teil Mährens. Damals aber waren vorhandene Käufer knapp, weil die Katholiken eine kleine Minderheit waren, nur wenige Protestanten zu kaufen in der Lage waren und sogar die Katholiken, die bereitwillig und im Prinzip für Käufe reich genug waren, Probleme haben konnten, das notwendige Bargeld aufzutreiben. Laut dem üblichen Gesetz von Angebot und Nachfrage muss der Preis von Grund und Boden unausweichlich steil gefallen sein. Dazu kam die Art und Weise des Verkaufsverfahrens. Weil der Kaiser Geld dringend benötigte, ging es nicht darum, den Höchstpreis zu erzielen, sondern rasch an Geld zu kommen. Hätten sich die Verkäufe über das folgende Jahrzehnt erstreckt, wären viel größere Summe erbracht worden, diesen Luxus aber hatte die Hofkammer nicht. Der Druck der Zeit verschlimmerte das Problem des Überangebots und trieb die Preise weiter nach unten. Der Wertverfall der Münzen wird eine Rolle gespielt haben, jedoch nicht wegen finanzieller Manipulation durch Wallenstein oder andere. Preise steigen als eine Folge von Abwertung, und dadurch wird der Teufelskreis der Inflation weitergetrieben. Die Preise von Nahrung und lebensnotwendigen Gütern reagieren schnell, andere dagegen bewegen sich langsamer. Mieten und landwirtschaftliche Pachtzahlungen werden mit als Letzte angepasst, weil sie gewöhnlich für längere Fristen festgesetzt werden. Anfänglich hielt das Einkommen von Grundbesitz nicht Schritt mit der schnellen Inflation, der wahre Wert jedoch fiel. Damals wie heute war

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der Ertrag Ausgangspunkt für die Bewertung von Grundbesitz, und folglich blieben die amtlichen Schätzwerte hinter der Inflation zurück. Auf diese Weise sank auch ihr wahrer Wert, noch dazu trieben das Überangebot und die Notwendigkeit, schnell zu verkaufen, die realisierten Verkaufspreise weiter herab. Die Schätzer waren außerdem unter Druck, niedrige Bewertungen für die teils verfallenen Güter festzusetzen, um die zu zahlenden Entschädigungen zu verringern. Deshalb wurden wahrscheinlich auch Schätzungen und Erwartungen für zum Verkauf stehende konfiszierte Güter ähnlich beeinflusst. Wir dürfen annehmen, dass Wallenstein geschickt kaufte, und Forschungen deuten an, dass seine Angebote üblicherweise unterhalb der amtlichen Schätzungen lagen, wenn auch nur geringfügig. 23 Vermutlich benutzten seine Vertreter ihre Kontakte, um herauszufinden, welche Preise annehmbar sein würden. Es wäre in Wallensteins Interesse gewesen, sein Angebot auf dieser Höhe vorzulegen, um diese Beziehungen für die große Anzahl seiner geplanten Käufe aufrechtzuerhalten. So werden gute Geschäfte gemacht. Weiterverkäufe spielten eine wichtige Rolle in Wallensteins Strategie. Nur selten umfasste ein Landbesitz ein einziges einheitliches Grundstück, stattdessen bestanden Güter üblicherweise aus verschiedenen Parzellen Land, von denen einige ziemlich weit vom Kernbesitz entfernt sein konnten. Wie es auch im heutigen Grundbesitzhandel der Fall ist, gab es oft Leute, die sich für Teile interessierten, aber abgeneigt oder außerstande waren, für das Ganze zu bieten, obwohl sie für die Grundstücke, die sie haben wollten, höhere Preise zu zahlen bereit waren. Solche Weiterverkäufe hätten den durchschnittlichen Preis der Grundstücke in Wallensteins Besitz beträchtlich reduziert, denn der Gesamtwert seiner Verkäufe betrug mehr als die Hälfte seiner Käufe. Ferner, und anders als der Kaiser, hatte er Zeit, auf den gewünschten Preis zu warten und dadurch den Unterschied im Preisniveau zwischen seinen Käufen und Verkäufen weiter zu steigern. Zusätzlich kam auch die Möglichkeit hinzu, dass sich zwischen Kauf und Wiederverkauf die Preise durch die Inflation erhöht hatten. Währungsmanipulation spielte höchstwahrscheinlich keine Rolle. Die Quittung für das Darlehen von dreieinhalb Millionen an den Kaiser weist spezifisch auf rheinische Gulden hin, eine relativ stabile Außenwährung. Bestimmt lautete Wallensteins eigene Kreditaufnahme auf dieselbe Währung, und die Bankiers, die hinter ihm standen, waren bei weitem zu klug, sich mit abgewerteten böhmischen Gulden als Rückzahlung abzufinden. Die Preise der Güter, die er kaufte, waren auf böhmische Gulden festgesetzt, verrechnet aber wurden sie sicherlich als rheinische Gulden zum zur Zeit gültigen Wechselkurs mit seinem Leihkonto beim Kaiser. Darum

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war dies keine Gewinnquelle, denn sowohl Wallenstein als auch der Kaiser hatten solide rheinische Gulden geborgt und mussten in derselben Währung zurückzahlen. Trotzdem leistete Wallenstein später dem Kaiser eine freiwillige zusätzliche Zahlung von 200.000 rheinischen Gulden als Anerkennung für die erfolgreichen Geschäftsbeziehungen im Grundbesitzhandel und bei Darlehen. Ferdinands Brief vom Februar 1625 als Quittung für diese Zahlung verwies kurz auf die abgewertete Währung, aber es gab keine Andeutung von Fehlverhalten. Ganz im Gegenteil bemerkte Ferdinand spezifisch, dass die Hofkammer tatsächlich keinen Schaden dabei erlitten habe. Außerdem lobte er Wallenstein für seine Geste und befreite ihn von jedweden künftigen Forderungen in Bezug auf diese Angelegenheiten. 24 Sogar die hier skizzierte geraffte Darstellung der finanziellen Strategie Wallensteins war den Zeitgenossen nicht bekannt. Stattdessen werden sie einen fast unbekannten Neuankömmling gesehen haben, der schnell sowohl politisch wichtig wurde, als auch zum zweiten Mann nach Liechtenstein in der Macht über Böhmen aufstieg und noch dazu durch den Kauf einer unerhörten Menge Land unglaublich reich wurde. Sie werden das Ausmaß seiner Verschuldung nicht gekannt haben, und aller Wahrscheinlichkeit nach glaubten sie, dass er reicher war als in Wirklichkeit, besonders in den ersten Jahren. Nur wenige werden den Mechanismus verstanden haben, durch den er so viel und so schnell kaufen konnte, und darum nahmen sie an, dass die Antwort bei unsauberen finanziellen Handlungen und der Ausnutzung unehrenhaften Einflusses lag. Neid und Groll, die immer da sind, wenn ein Neuer in die höheren Stufen der Gesellschaft aufrückt, drückten sich in so vielen böswilligen Gerüchten und Beschwerden aus, dass sie endlich zu „wohlbekannten Fakten“ wurden, und das in einem Maße, dass nachfolgende Historiker es oft schwierig fanden, die Wahrheit herauszufinden. Zweifellos nutzte Wallenstein jeden möglichen Einfluss und alle Chancen, die sich ergaben. Er war bei weitem nicht allein, denn es gab viele andere Käufer konfiszierten Grundbesitzes, aber er war weitaus erfolgreicher. Zwar waren manche viel einflussreicher und anfänglich auch viel wohlhabender; so wird berichtet, dass Liechtenstein zehn und Eggenberg acht Güter kauften. Martinitz und Slavata, die Opfer des Prager Fenstersturzes, sowie mehrere hohe Offiziere des Heeres waren ebenfalls unter den Käufern, von denen einige, anders als Wallenstein, als Belohnung für ihre Dienste zusätzliche Güter oder Preisnachlässe für ihre Ankäufe bekamen. 25 Im Gegensatz zu diesen anderen Käufern aber, die Stück für Stück handelten, war die Basis für Wallensteins Aufstieg in die Reihen der Super-

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reichen eine Methode, die in der modernen Welt als ausführlicher und gut durchdachter Geschäftsplan gelten würde. Seine Kernbegabung war die Fähigkeit, in größeren Maßstäben als andere zu denken, und folglich erkannte er die einmalige Gelegenheit, die Konfiskation und Verkauf von so viel Land schufen. Als Reaktion darauf dachte er sich eine Strategie aus, so viel wie möglich zu kaufen – nicht willkürlich, aber auf eine Weise, die es ermöglichte, eine integrierte Einheit zusammenzustellen, die als Territorium statt nur als eine Gruppe von Gütern verwaltet werden konnte. Seine Kühnheit bestand darin, dass er seine Mittel vollständig dafür einsetzte, und er benutzte sie, um nicht nur einige Käufe zu finanzieren, sondern um durch sehr große Kreditaufnahmen einen Multiplikatoreffekt zu schaffen. Seine Begabung lag in der Fähigkeit, ein so großes Programm in so kurzer Zeit trotz seiner militärischen Dienste umzusetzen. Dieser Erfolg muss sich auch in hohem Maße auf sein Urteilsvermögen gestützt haben, begabte Vertreter zu finden, denen er vertrauen konnte, sowie auf seine Bereitschaft, ihnen die Vollmacht zu übertragen, in seinem Namen zu handeln. Auch wenn seine Leistungen noch schwer zu verstehen sind, soll bemerkt werden, dass andere in jüngerer Zeit gleichartige Dinge getan haben, als sich einmalige Chancen ergaben. Vater und Sohn Getty erkannten die wichtigsten Punkte der Bedeutung von Erdöl, erstens als neue Handelsware und zweitens als Basis der größten Industrie der Welt. Beide Männer wurden schnell superreich, und der Sohn, John Paul Getty I., wurde später zum reichsten Mann der Welt. Der beste Vergleich bezieht sich aber auf die Lage in Osteuropa in den 1990er Jahren, nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime. Damals gab es einen enormen Räumungsverkauf von Staatseigentum, mit dem der Verfasser dieses Buches persönliche Erfahrung in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik hat. Seither ist eine Anzahl von superreichen Personen aufgetaucht, vor allem in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Die Sache hat aber eine faustische Wendung, denn als Entgelt für seinen neuen Reichtum war Wallenstein unwiderruflich an Ferdinand gebunden. Wenn der Kaiser der Verlierer im weitergehenden Krieg und auch nicht absolut erfolgreich sein würde, bekämen die enteigneten Böhmen als Hauptbedingung einer Abmachung unausweichlich ihren Grundbesitz zurück. Dann würden Wallenstein und die anderen Käufer gleichermaßen enteignet, und auch wenn sie einen Anspruch an die kaiserliche Hofkammer hätten, wäre die Möglichkeit gering, nach einem verlorenen Krieg Zahlungen aus diesem stets bankrotten Amt herauszuholen. Die Alternative für Wallenstein war einfach, aber unerbittlich: entweder Sieg für Ferdinand oder totaler Untergang für ihn selbst. Schlimmer noch: seine Ret-

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tung hing davon ab, dass der Kaiser nicht nur gewann, sondern danach einen dauerhaften Frieden einging. Das zu tun aber erwies sich Ferdinand als unfähig oder unwillig. Das sich daraus ergebende Dilemma ist der Schlüssel, um den Rest von Wallensteins Leben und auch seinen Tod zu verstehen.

5 Nicht durch die Schuld der Sterne (Julius Cäsar, Shakespeare) Im bedeutungsvollen Jahr 1618 schon Mitte dreißig, hatte wenig in Wallensteins bisherigem Leben angedeutet, dass das Schicksal ihn für Großtaten auserwählt hätte. Die Sterne, schien es, hatten anderes im Sinn, zumindest sagten das die Astrologen, und Wallenstein selbst war ihr Knecht, so sagten es die Tradition und viele Historiker. Unter den Gerüchten und Legenden, die sich um Wallenstein während seiner Jahre als der mächtigste Mann im Reich rankten, spielte die Astrologie eine große Rolle, die in den Erzählungen der folgenden Jahrhunderte keineswegs unbedeutender wurde. Ihren umfassendsten Ausdruck findet sie in Schillers großer Dichtung, in der er Wallenstein schildert, als er der letzten Krise seines Lebens gegenübersteht – in vertraulicher Besprechung mit seinem Astrologen, vor einer Entscheidung zögernd, bis er endlich Ermutigung in seinen Sternen findet: … Jetzt muss Gehandelt werden, schleunig, eh’ die GlücksGestalt mir wieder wegfliegt überm Haupt, Denn stets in Wandlung ist der Himmelsbogen.1 Dieses Theaterstück hatte einen dauernden Einfluss, und genau wie der historische König Richard III. von England nie dem Image entging, das Shakespeare von ihm schuf, wird der wirkliche Wallenstein oft vom schillerschen Sterngucker in den Schatten gestellt. Unter den Biographen des zwanzigsten Jahrhunderts betonte Watson dieses Image, indem er sein Buch „Soldat unterm Saturn“ betitelte. Golo Mann sagte kategorisch, dass Wallenstein „an die Genauigkeit und genaue Lesbarkeit der ungeheuren Flimmerschrift des nächtlichen Himmels“ glaubte, und dass er der Weissagung des Astrologen Kepler „absolut traute; so wie wir dem kundigen Lesen der Strahlen, die unseren Körper durchleuchteten“. Ebenso behauptete Diwald, dass „Wallenstein Keplers Horoskop als verbindliche Voraussage“ nahm, und dass er „jedes Wort mit schwerem Gewicht [belud]“. 2 Weil diese Meinung oft wiederholt wurde, muss das zugrundeliegende Beweismaterial untersucht werden.

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Abbildung 3: Die alte Vorstellung: „Seni prophezeit Wallenstein den Tod“. Abbildung aus einer Ausgabe von Schillers Theaterstück 1877. Tatsächlich war der Astrologe damals nicht mehr als 32 Jahre alt und bestimmt bei weitem nicht so einflussreich, wie von Schiller angedeutet.

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1608 entschieden der 24-jährige Wallenstein und Leutnant Gerhard von Taxis, ein früherer Waffengefährte, sich ihre Horoskope vom berühmten Mathematiker und Astronomen Johannes Kepler, des Kaisers eigenem Astrologen, stellen zu lassen. Taxis veranlasste alles, reiste aber kurz danach ins Ausland. Als er sechs Jahre später zurückkehrte, schrieb er mehrmals an Kepler, um ihn zu erinnern, dass er selbst noch auf sein Horoskop wartete, obwohl Wallenstein seines lange zuvor bekommen hatte. An den dringlichen Formulierungen ist sein ernsthaftes Interesse an der Astrologie zu erkennen, und es mag wohl sein, dass Taxis die treibende Kraft beim ersten gemeinsamen Herantreten an Kepler war. 3 (Mann behauptete, dass auch Wallenstein sein Horoskop erst viele Jahre später bekommen hätte [S. 92]. Leider verstand er das von Taxis benutzte veraltete Wort „vorlängst“ irrtümlicherweise als „unlängst“, wogegen Grimms Wörterbuch die damalige Bedeutung als „schon vor langer Zeit“ erklärt.) Keplers Horoskop für Wallenstein zeigte sich als typisch für das Genre. Es enthielt einige ziemlich zutreffende Punkte und andere, die ganz falsch waren, aber im Großen und Ganzen waren seine Betrachtungen so allgemein, dass der Empfänger so viel von sich darin entdecken konnte, wie er wünschte. 4 Für Kepler war der Auftrag nicht besonders interessant, weil er mit wichtigen wissenschaftlichen Beobachtungen beschäftigt war, aber das Geld war ihm vermutlich willkommen, denn die Bezahlung öffentlicher Gehälter war notorisch unregelmäßig. 1608 war Wallenstein jung, unbedeutend und nicht einmal reich, weshalb es unwahrscheinlich ist, dass Kepler es für nötig hielt, mehr als seine übliche berufliche Sorgfalt auszuüben oder heimlich viele Hintergrundinformationen aufzuspüren, bevor er das Horoskop stellte. Nach dem Brauch hätte er die Identität seines Auftraggebers nicht kennen sollen, er hatte jedoch zwei Kontakte, von denen er ein paar Informationen bekommen haben könnte. Es waren dies Taxis und der Prager Arzt, der den Kontakt geknüpft hatte. Egal was für Quellen Kepler benutzte, muss das von ihm erwähnte „Unglück“ zwischen dem elften und dreizehnten Jahr seines Auftraggebers Wallenstein dazu gebracht haben, an den Tod seiner Eltern zu denken. Ebenso kann er die Bemerkung über „etwas widerwärtig und zänkisch mit Gelehrten“ während der folgenden Jahre als Anspielung auf seine Eskapaden in Altdorf verstanden haben. Auch traf Keplers Feststellung einer gefährlichen Krankheit im einundzwanzigsten Jahr weitgehend zu, setzte jedoch ein Jahr zu früh an. Diese Einzelheiten aus dem Horoskop sind typisch für die Geschicklichkeit des Wahrsagers, denn er benutzte bekannte oder wahrscheinliche Ereignisse aus der Vergangenheit, um Vertrauen auf die Voraussagen zu schaffen.

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Besonders auffallend unter Keplers spezifischen Vorhersagen war, dass die Person in ihrem dreiunddreißigsten Jahr eine vorteilhafte Heirat mit einer Witwe, nicht schön, aber reich, schließen würde. Das war nicht sehr unwahrscheinlich, denn viele junge Adlige mit bescheidenen Mitteln hatten Bestrebungen dieser Art. Dennoch war Wallenstein beeindruckt und schrieb später neben diesen Teil des Horoskops, dass er die vorausgesehene Heirat tatächlich eingegangen war, und zwar mit genau so einer Frau, wie darin beschrieben, obwohl es einen zeitlichen Unterschied von sieben Jahren gab. 5 Andererseits ist nichts aus der Voraussage geworden, dass er um 1613 in schweren Aufruhr verwickelt sein würde. Die anderen Prophezeiungen Keplers waren bestenfalls eine fragliche Mischung, auch wenn seine delphischen Formulierungen dem Empfänger den größten Spielraum einräumten, sie auf seine Erlebnisse zu beziehen. Der Rest des Horoskops ist hauptsächlich eine Charakterskizze, in derem ersten Teil allgemein zusammengefasst ist, wie sich viele junge Männer gern sehen würden: „Unter diesen Umständen mag ich von diesem Herrn in Wahrheit schreiben, dass er ein wachendes, aufgemuntertes, emsiges, unruhiges Gemüt habe, allerhand Neuerungen begierig, dem gemeines menschliches Wesen und Händel nicht gefallen, sondern der nach neuen, unversuchten, oder doch sonst seltsamen Mitteln trachte, doch viel mehr in Gedanken habe, als er äußerlich sehen und spüren lässt.“ Danach wird Saturn im Aszendenten zur Geburtszeit als Quelle eines tiefsinnigen, melancholischen Wesens und unbegründeter Furcht identifiziert – was weder einfach zu bestätigen noch zurückzuweisen ist –, aber auch als Quelle zweier offensichtlich unzutreffender Eigenschaften. Selbst seine Feinde haben Wallenstein nie bezichtigt, sich für Alchemie, Zauberei oder „Gemeinschaft zu den Geistern“ zu interessieren. Gegen die ihm zugeschriebene bilderstürmerische Einstellung zu den Werken Gottes und der Menschen samt einer Verachtung aller Religionen muss man Wallenstein selbst stellen, eine Stütze der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung, eine Stütze des Reiches und nach seiner Bekehrung lebenslang Katholik sowie ein freigiebiger Wohltäter der Kirche. Noch Schlimmeres folgte. Wegen des ungünstigen Aspekts des Mondes würde der unter diesen Sternen Geborene auch „unbarmherzig, ohne brüderliche oder eheliche Lieb, niemand achtend, nur sich und seinen Wollüsten ergeben, hart über die Untertanen, an sich ziehend, geizig, betrüglich, ungleich im Verhalten, meist stillschweigend, oft ungestüm, auch streitbar“ sein. Dieses geringschätzige Porträt ist nicht nur bis fast zur Karikatur einseitig, sondern es ähnelt auch bei weitem nicht dem Mann, den Zierotin um die gleiche Zeit so beschrieb: „ein junger Herr mit vielen guten und lobenswerten Eigenschaften“ und „mit vor-

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trefflichen Manieren“. Noch dazu ein Mann, der eine reiche und unabhängige junge Witwe für sich gewinnen konnte, und jemand, der Kammerherr am königlichen Hof war und jahrelang blieb – eine Stellung, für die die wichtigste Voraussetzung war, sympathisch, zugänglich und angenehme Gesellschaft zu sein. Wie überall im Horoskop, sicherte sich Kepler auch hier ab, indem er bemerkte, dass Jupiter auf Saturn folge und es daher Grund zur Hoffnung gäbe, dass diese Mängel mit zunehmender Reife vorübergehen würden. Weiter enthielt das Horoskop die schmeichelhafte Bemerkung, es würde stark dem der Königin Elisabeth I. von England und dem des ehemaligen Kanzlers von Polen ähneln, die in den letzten Jahren verstorben waren. Impliziert wurde, dass der betreffende Mann die Fähigkeit hätte, Größe zu erreichen. Spezifisch hieß es, der Mann würde nach Ehre, Rang und Macht streben, wobei Kepler warnend anmerkte, dass ihm dies starke Feinde machen würde. Mit umsichtiger Beachtung des Laufs der Welt aber könnte er Reichtum und Rang erlangen, und sobald der Mann mit zunehmender Reife seine Fehler überwunden hätte, würde sein außergewöhnlicher Charakter ihn befähigen, Unternehmungen von großer Tragweite durchzuführen. Zweifellos erwartete Kepler, dass der Empfänger von diesen Aussichten so begeistert sein würde, dass er die fehlenden Einzelheiten und zeitlichen Bezüge übersähe. Die Hauptfrage zu diesem Horoskop betrifft nicht die Meinung eines modernen Skeptikers, sondern es geht darum, was Wallenstein als davon Betroffener gedacht haben könnte. In den Archiven ist keine Antwort zu finden, denn dort wird das Thema erst 1624, sechzehn Jahre später, wieder erwähnt. Weil er anfänglich bereit war, ein Horoskop zu bestellen, dürfen wir annehmen, dass er, wie die meisten Menschen damals, bereit war, ihm einigen Glauben zu schenken. Das aber deutet nicht unbedingt Leichtgläubigkeit an, denn die Einstellungen zur Astrologie waren unter den besser gebildeten Klassen zweideutig. Es mag wohl sein, dass Wallenstein beeindruckt war von den wenigen Bemerkungen über vergangene Begebenheiten, die ungefähr zu konkreten Tatsachen in Bezug gesetzt werden konnten. Am wichtigsten aber war die vorausgesagte Chance für eine Heirat, die so genau in die Wirklichkeit passte und innerhalb eines Jahres nach der Prophezeiung stattfand, wenn auch sieben Jahre zu früh. Andererseits muss er Schwierigkeiten gehabt haben, sich selbst in der Charakterskizze von Kepler zu erkennen, denn kaum jemand ist so selbstkritisch, sich Fehler von diesem Ausmaß vorstellen zu können. Egal aber was er davon hielt, bot das Horoskop wenig praktische Hilfe an, denn es enthielt keine Vorschläge, wie die besseren Chancen herbeizuführen oder schlimmere Dinge

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zu vermeiden waren. Selbst Kepler warnte in seiner Einleitung, es wäre nicht genug, sich auf Dinge zu verlassen, die „bloß und allein aus dem Himmel vorgesagt“ würden, weil „alles, was der Mensch vom Himmel zu hoffen hat, da ist der Himmel nur Vater, seine eigene Seele aber ist die Mutter dazu“. 6 Anders gesagt, wenn er nach den vagen Voraussagen von Reichtum, Rang und Unternehmungen von großer Tragweite strebte, musste er die geeigneten Anstrengungen selbst erbringen. Aber das tat er nicht, denn nach seiner Heirat machte er keine bemerkenswerten Fortschritte und hinterließ für fast zehn Jahre – mit der Ausnahme des kurzen Vorfalls in Gradisca – keine nennenswerten Spuren in der Außenwelt. Als das Horoskop 1624 wieder auftauchte, stand es in einem ganz anderen Zusammenhang. Bis 1618 war Wallensteins Karriere kaum bemerkenswert, doch in den sechs handlungsreichen Jahren nach dem böhmischen Aufstand rückte er aus dem Dunkel in den Vordergrund der Staatsangelegenheiten vor. Dadurch erlangte er Macht, Ruhm und Reichtum und wurde zum neuen Mann, dessen Namen in Böhmen sicher jeder kannte. Wir wissen nicht, ob sich Wallenstein in den dazwischenliegenden Jahren für das Horoskop interessierte. Zwar haben Biographen oft angenommen, angedeutet oder sogar ganz offen behauptet, er hätte regelmäßig darin nachgeschlagen, um tatsächliche Ereignisse mit den Vorhersagen zu vergleichen, doch gibt es dafür keinen Beweis. In einer der jüngsten Biographien behaupteten Polisˇensky´ und Kollmann, das Horoskop hätte ihn so stark beeindruckt, dass „er sich bemühte, nach ihm zu leben“. Gleicherweise erklärte Diwald, „es sieht geradezu aus, als hätte er alles getan, um sich sklavisch daran zu halten, um es sklavisch besessen zu verwirklichen“. Darum, fuhr er fort, „hat er das Horoskop immer greifbar bei sich gehabt“, und Watson ging so weit, Wallenstein „beim Durchblättern von Keplers Manuscript, das sein Evangelium geworden war,“ zu schildern. Doch dies sind phantasievolle Spekulationen.7 Was wir wirklich wissen, ist, dass Wallenstein Ende 1624 an Taxis schrieb, der zu dieser Zeit Oberstleutnant und Landeshauptmann von Wallensteins Grundbesitz in Friedland geworden war, und dieser seinerseits an Kepler schrieb, um ihn zu bitten, das Horoskop von 1608 erneut zu überprüfen. Um dies zu vereinfachen, schickte Wallenstein das ursprüngliche Manuskript zurück, auf das er Randbemerkungen gemacht hatte, um Aufmerksamkeit auf bestimmte Ereignisse zu lenken, die eingetreten waren, allerdings früher oder später als vorausgesagt. Diese Bemerkungen sind der Grund für die Annahme, dass er das Horoskop über die Jahre immer bei sich trug, doch Wallensteins Brief zeigt, dass sie spezifisch angefügt wurden, um Kepler zu informieren. Vermutlich fügte er sie auch alle bei

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einer einzigen Gelgenheit im Jahr 1624 hinzu, denn in einer davon schrieb er nicht nur das Datum seiner ersten Heirat, sondern auch das Datum des Todes seiner Frau sowie das Datum seiner zweiten Heirat im Juni 1623 nieder. Es waren nur fünf Bemerkungen, wobei Wallenstein die nicht eingetretenen vorausgesagten Ereignisse ignorierte, um sich auf seine Heirat zu konzentrieren, nebst Krankheiten, an denen er wirklich gelitten hatte, aber nicht in den vorausgesagten Jahren. Auch bemerkte er, dass er 1611 weder krank war noch ein militärisches Kommando übertragen bekommen hatte, dass diese Dinge jedoch 1615 tatsächlich passierten. 8 Wallenstein bittet Taxis auch, eine Anzahl weiterer Fragen an Kepler zu stellen, und es lohnt sich, die relevante Passage aus seinem Brief vollständig zu zitieren: Vor acht Tagen habe ich euch die Nativität [Horoskop] geschickt, die mir der Kepler vor dreizehn [sic] Jahren gemacht hat, aber weil er etliche Sachen teils zu früh, teils zu spät gesetzt hat, so habe ich ad marginem dazu geschrieben, wann sie mir begegnet sind. Ihr werdet also das Judizium von ihm sollizitiren müssen, aber etwas weitläuffiger als vorher geschehen ist. Wenn es aber möglich ist, so wollte ich gern von ihm hören, was ich alle Jahre für Glück oder Unglück haben kann, auch ob ich noch im Krieg kontinuiren werde oder nicht, auch ob ich mein mansion [Wohnsitz] und endlich den Tod im Vaterland oder außerhalb haben soll. Dazu etliche mathematici [Astrologen] konkurriren und sagen, ich sollte außerhalb des Vaterlands wohnen, auch nachher sterben, und die meisten sagen, ich sollte von Apoplexie [Schlaganfall] sterben. Nun wollte ich gern sein Diskurs darüber hören. Ich meine innerhalb vierzehn Tage zu Wien zu sein. N. B. Auch was für Nation oder Profession sind meine occulti et publici inimici [geheime und offene Feinde], dann das kann man aus dem themata [Horoskop] gar wohl wissen.9

Nichts in diesem Brief und der zugehörigen Korrespondenz von Taxis deutet an, dass Wallenstein in den dazwischenliegenden Jahren ein weiteres Mal an Kepler herangetreten wäre, und darum ist die Frage, was ihn 1624 veranlasste, das zu tun. Eine offensichtliche Möglichkeit ist, dass er sich nach der dramatischen Änderung in seiner Stellung und Situation an das alte Horoskop erinnerte, mit seinen wenn auch kurzen und zurückhaltenden Andeutungen großer Dinge. Eine einfache Schlussfolgerung aus seinem Brief ist, dass er auch andere Astrologen konsultiert hatte, aber noch ist die Frage offen, wer an wen herangetreten war. Vielleicht hatte Kepler fallen lassen, dass er früher einmal das Horoskop des Mannes, von dem jeder sprach, gestellt hatte. Aber auch ohne solch einen Hinweis ist es nicht unwahrscheinlich, dass es unter den vielfältigen Bittstellern, die die Aufmerksamkeit dieses mächtigen Neulings zu finden suchten, mittellose As-

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trologen gab. Einige könnten ihm unaufgefordert Vorhersagen gestellt haben, in der Hoffnung, einen umfassenden Auftrag oder sogar eine Stellung in seinem Gefolge zu bekommen. Wäre die Initiative von Wallenstein ausgegangen, scheint es viel wahrscheinlicher, dass er zuerst an Kepler herangetreten wäre, denn Letzterer hatte ihm schon einmal ein Horoskop erstellt und war zudem der anerkannte führende Mann auf diesem Gebiet. Was Wallenstein mit den Vorhersagen der anderen machte, sagt alles: er leitete sie an Kepler weiter. Manns Meinung, dass Wallenstein Keplers Folgerungen absolut traute, ergab sich zum größten Teil aus einer vermuteten weiteren Frage Wallensteins an Kepler: „Als Keplers vorhergesagte Particularia wohl ungefähr eintrafen, aber nicht zu der vorausgesagten Zeit, er nach sechzehn Jahren den Astrologen noch einmal befragen ließ: ob sich aus dem und dem Früher oder Später nicht vielleicht die Stunde oder Minute seiner Geburt rückschließend korrigieren ließe, zumal ‚die Uhren nit allezeit recht gehen‘“. Es war jedoch nicht Wallenstein, sondern Taxis, der dies fragte. Das angeführte Zitat stammt aus dem Brief des Letzteren an Kepler vom 16. Dezember 1624, aber es gibt keinen vergleichbaren Punkt in den Anweisungen von Wallenstein. Wie oben bemerkt, hatte Taxis ein eigenes Interesse an Astrologie, und Kepler selbst hatte das Stichwort im ursprünglichen Horoskop gegeben, als er mit den Worten begann: „So nun dieser Herr geboren ist, zu vermeldeter Zeit, Tag und Stunde, so mag mit Wahrheit gesagt werden …“ 10 Kepler war offensichtlich wegen der Bitte, Wallensteins Horoskop neu zu berechnen, peinlich berührt. Den unbekannten jungen böhmischen Adligen, der die ursprüngliche Arbeit bestellt hatte, hätte er kurzerhand abweisen oder ihm gar keine Antwort geben können, aber bei dem reichen und mächtigen militärischen Kommandanten von Böhmen war es etwas anderes. Kepler musste etwas dazu sagen, aber was? Mit Rücksicht auf seine berufliche Reputation konnte er nicht einfach zugeben, dass seine früheren Voraussagen weit danebenlagen. Stattdessen nahm er den Ausweg an, den Taxis ihm angeboten hatte, und errechnete eine korrigierte Geburtszeit, sechseinhalb Minuten später als die Zeit, die man ihm genannt hatte.11 Dem Empfänger mag dies wohl glaubhaft gewesen sein, weil die bei der Geburt notierte Zeit, halb fünf, wie eine Annäherung klang, gut genug für die Zwecke der Eltern und der Hebamme, aber nicht genau genug für ein Horoskop. Für Kepler ergab dies die Möglichkeit, mindestens einige der früheren Voraussagen zu ändern und sie etwas besser nach den wirklichen Ereignissen in Wallensteins Leben auszurichten. Weil der Mond demnach in die nächste Position gewandert war, konnte er erfreu-

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licherweise auch berichten, dass die extremeren Eigenschaften der Person bemerkenswert gemildert waren.12 Es blieb noch das Problem der weiteren und genaueren Einzelheiten, nach denen Wallenstein fragte. Kepler neigte nicht dazu, Risiken einzugehen, und er weigerte sich, in solch unruhigen Zeiten neue spezifische Voraussagen für einen Kunden in einer so einflussreichen Stellung zu machen, besonders einen, der sich bereit gezeigt hatte, sie an den wirklichen Ereignissen zu überprüfen und den Astrologen zur Rechenschaft zu ziehen. Er entschied sich für Angriff als beste Form der Verteidigung, versteckte sich aber noch hinter der bereits fadenscheinigen Vortäuschung, für einen Unbekannten zu arbeiten. Folglich tadelte er seinen Auftraggeber wegen seines Aberglaubens und übermittelte ihm außerdem eine ausführliche Widerlegung der Idee, dass Astrologen aus dem Stand der Sterne tatsächlich konkrete Voraussagen über die Zukunft eines Individuums ableiten könnten. Gerechterweise muss man sagen, dass diese Kritik zu einer stufenweisen Änderung der Einstellung Keplers zu den prädiktiven Fähigkeiten der Astrologie passte, angefangen vom Glauben in seiner Jugend bis zur wachsenden Skepsis, als er älter wurde und sich mehr mit der Astronomie befasste, die er als eine weise Mutter schilderte, mit der Astrologie als ihre törichte Tochter.13 Wir interessieren uns hier weniger für die Einstellung Keplers als für die von Wallenstein, doch Letzteren mussten die eindringlichen Warnungen der damals führenden Autorität auf dem Gebiet der Astrologie unvermeidlich beeindrucken. In seiner Antwort vom Januar 1625, die dreimal so lang wie das ursprüngliche Horoskop war, betonte Kepler sein Argument nicht nur einmal, sondern mindestens elfmal. Es sei, sagte er, eine Illusion zu glauben, dass besondere Ereignisse von den Sternen vorausgesagt werden könnten, denn die Sterne wären selten der Impuls, und fast nie der einzige. Die untersuchte Person und andere Beteiligte täten vieles aus ihrem eigenen freien Willen, was zu tun sie nicht von den Sternen gezwungen wären, und dadurch beschleunigten oder verzögerten sie den natürlichen Lauf der Ereignisse, die folglich nicht auf ihre angemessene himmlische Art und Zeit eintreten könnten. Auch könnte nicht nur der freie Wille eines Individuums dazwischenkommen. Wenn eine Schwangere die Treppe herunterfiele, könnte das Kind geboren werden, obgleich die Sternenzeit nicht richtig wäre. Äußere Umstände könnten die Erfüllung vereiteln, wie zum Beispiel im Jahr 1611, denn weil es keinen Krieg in diesem Jahr gab, hätte Wallenstein nicht in die vorausgesagte militärische Stellung berufen werden können. Kepler wies sogar auf seine eigenen Fehler hin und strafte seine scheinbaren Erfolge Lüge. Er hatte vorhergesagt,

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der Mann könnte Führer einer Dissidentengruppe werden, aber offensichtlich war das genaue Gegenteil eingetreten; er sei ein geborener Böhme, aber noch im Militär tätig, und folglich könnte er sich dort nicht zu den Missvergnügten gesellt haben. Zugegeben, was die Frau betraf, hätte er ins Schwarze getroffen, trotzdem aber hätte das Ereignis weder im Horoskop des Mannes noch in seinem freien Willen seine einzige Grundlage gehabt, denn es wäre auch vom Horoskop und dem freien Willen der Frau abhängig, die er (Kepler) weder gesehen noch gekannt haben könnte. Folglich wäre seine Genauigkeit in diesem Fall ein Glücksfall, der nicht als Präzedenzfall für andere Voraussagen genommen werden könnte. Kepler sprach auch die Fragen an, die Wallenstein gestellt hatte, allerdings nur um sie kurzerhand zurückzuweisen oder sie als Gelegenheit zu nutzen, andere Astrologen verächtlich abzutun. Trotzdem willigte er ein, die Standorte der Planeten in den kommenden Jahren – die sogenannten Revolutionen – zu berechnen, und zwar nicht, betonte er, um weltliche Ereignisse aus diesen himmlischen Anordnungen vorherzusagen, sondern nur, um seinen eigenen Fleiß nachzuweisen. Da er aber die technischen Daten festhielt, fügte er doch kurze interpretierende Anmerkungen hinzu, die sich sehr ähnlich wie Horoskope in modernen Zeitungen lesen. Das kommende Jahr sah sehr gut aus, das nächste war auch günstig, aber einige Jahre später waren die Aussichten „mehr böse als gut“, und das Jahr danach „scheint nicht zum besten zu sein“. Ein Jahr war „zu wichtigen Handlungen, aber [auch] zu verdrießlichen Hinderungen disponiert“. In einem anderen „gelingt es ihm mit Erhöhung seiner Autorität“, es war aber auch „Feindschaft, Widerstand, Hinderung“ zu erwarten. Fast nichts Bestimmtes wurde vorhergesagt, außer dem wiederkehrenden Podagra, was eine sichere Prophezeiung war. Das war typisch für die Krankheit, und Wallenstein hatte schon in seinen Anmerkungen klargemacht, dass er daran litt. Nur für März 1634 wurde etwas Bemerkenswertes sichtbar, denn alle fünf der damals bekannten Planeten machten dann „ein wunderliches Kreuz“, das seine frühere Voraussage für 1613 in Erinnerung rief, „die auf selbige Zeit angedrohten, schrecklichen Landverwirrungen“. Einige Kommentatoren haben das Datum März 1634 und den Ausdruck „schreckliche Landverwirrungen“ benutzt, um nahezulegen, dass entweder Kepler Wallensteins Tod im Februar selbigen Jahres richtig prophezeit hatte, oder auch, dass die Handlungen Wallensteins während seiner letzten Wochen von der Furcht vor dem vorausgesagten Schicksal beeinflusst waren. Das ist bestimmt falsch, denn die Landverwirrungen waren ausdrücklich die, die ungefähr für 1613 angedroht worden waren, nicht für zwanzig Jahre später. Weiter, und obwohl seine Formulierung hier besonders delphisch war,

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deutete Kepler bestimmt nicht an, dass dies das Ende des Mannes sein werde, für den er früher den Tod im Alter von etwa 70 Jahren, das heißt um 1653, prophezeit hatte. Ganz im Gegenteil, nachdem er die Revolutionen für ein ganzes Jahrzehnt mühsam kalkuliert hatte, sagte er zum Schluss in genau dem nächsten Satz: „Weil denn so weit hinausreichende Jahre de praesenti [von der Gegenwart] keine sonderliche Bewegung des Gemüts verursachen, habe ich auch diesmal keine Zeit, so mühsame und weitläufige Particularitäten [Einzelheiten] zu kontinuieren, also will ich es hierbei bewenden lassen.“ 14 Das von Kepler überarbeitete Horoskop ist hier in beträchtlicher Länge zitiert worden, um zu zeigen, dass sich Wallenstein nach der Lektüre keine Illusionen über die Beschränkungen der Astrologie machen konnte, die der führende Praktiker der Zeit beschrieben hatte. Genauso klar war die Meinung des Letzteren über seine Konkurrenten und ihre Kunden: „Es gibt viele jungen Astrologen, die Lust und Glauben zu einem solchen Spiel haben; wer gern mit sehenden Augen betrogen werden will, der mag ihrer Mühe und Kurzweil sich betragen.“ 15 Dies aber hat Biographen nicht zu schreiben abgehalten, dass Wallenstein die sehr vorsichtigen neuen Voraussagen von Kepler als Orakel und Vademekum behandelte. Diwald behauptete: „Er hat immer wieder bei Einzelheiten seines realen Lebens die Differenzen gegenüber dem astrologisch berechneten Koordinatensystem Keplers genau verzeichnet.“ Mann war kategorisch: „Wallenstein achtete nicht auf die schwindelnden, dem Schleier der Maia sich gefährlich nähernden Spekulationen, auch nicht auf die Frechheiten, die Keplers Gutachten enthielt. Er achtete nur auf die ‚Revolutionen‘, die er nun Jahr für Jahr mit Ereignissen und Taten verglich. Seine Randbemerkungen bezeugen es.“ 16 Bei dieser Interpretation stellen sich eine Anzahl Probleme. Erstens handeln die nur sieben extrem kurzen Randbemerkungen ausschließlich von öffentlichen Angelegenheiten, in die Wallenstein verwickelt war und die auch wohlbekannt waren. Es waren wichtige Ereignisse im Krieg und ˙ agan´) an die Verpfändung der Herzogtümer Mecklenburg und Sagan (Z 17 ihn. Zweitens sind die Bemerkungen nur neben die astrologischen Daten geschrieben und nicht neben irgendwelche Vorhersagen. Drittens kommt das Manuskript, worauf sich die Bemerkungen befinden, nicht aus den Unterlagen Wallensteins, sondern aus denen Keplers. Viertens gilt die letzte Bemerkung dem Januar 1630, dem Jahr, in dem Kepler starb, obwohl Wallenstein noch vier ereignisreiche Jahre lebte. Schließlich ist bekannt, dass Kepler selbst Randbemerkungen über wirkliche Ereignisse zu den jährlichen Revolutionen auf seinem eigenen Horoskop machte, das er 1595

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gestellt hatte, und sich bis zum Ende seines Lebens an diese Gewohnheit hielt. 18 Überdies: In den Bemerkungen, die Wallenstein auf dem ursprünglichen Horoskop für Kepler machte, erwähnte er nur persönliche Angelegenheiten, Heiraten, Krankheiten und militärische Berufungen, aber solche Themen sind in diesen späteren Bemerkungen nicht zu finden, obwohl er Krankheiten und militärische Berufungen genug hatte. Auch ist es schwer zu glauben, dass er bei einem Vergleich der Begebenheiten mit den Voraussagen der Planeten die Geburt seines einzigen Sohnes und Erbens im Dezember 1627 nicht erwähnt hätte, denn damals war das eins der meistersehnten Ereignisse im Leben eines Adligen und Grundbesitzers. Auch den Tod des Kindes einige Monate später hätte er höchstwahrscheinlich eingetragen. Dennoch ist es wahr, dass sich Wallenstein auch später im Leben für Astrologie interessierte. Im Mai 1628 trat Kepler auf Umwegen an ihn wegen finanzieller Probleme heran, zudem empfand er Prag als Protestant auch wegen des Eifers der Gegenreformation als zunehmend unangenehm. Darum räumte ihm Wallenstein die Möglichkeit ein, in sein eigenes Herzogtum Sagan umzuziehen, wo er bis zum Ende seines Lebens ein Zuhause fand.19 Die Astrologie aber war bei weitem nur sekundär für die Arbeit von Kepler, denn viel wichtiger war seine Stellung als der führende Mathematiker und Astronom der Epoche. Wallenstein hatte die Gründung einer Universität im Sinn, für die Keplers Prestige nützlich gewesen wäre, und er installierte in seinen Schlössern in Gitschin und Prag auch Einrichtungen für astronomische Beobachtungen. An diesem Punkt seiner Karriere war er nicht nur kaiserlicher Generalissimo, sondern auch einer der Großen des Reiches geworden und trachtete nach dem Lebensstil, der damals von einem großen Fürsten erwartet wurde. Auch versuchte er, dem Beispiel Kaiser Rudolfs II. als Mäzen der Naturwissenschaften zu folgen. Soweit wir wissen, ließ Wallenstein sein Horoskop nie wieder erstellen, aber ab und zu fragte er nach dem von anderen. In seiner Überarbeitung von 1625 hatte Kepler die Aufmerksamkeit auf ungünstige Beziehungen zwischen dem Horoskop des Generals und dem des Kaisers und seines Sohnes, des Königs von Ungarn, gelenkt. Im Jahr 1629 schrieb ihm Wallenstein dann hinsichtlich des Königs von Ungarn, der damals schon eine potentielle Bedrohung seiner Stellung als Oberbefehlshaber darstellte. Gleichzeitig fragte er nach dem König von Dänemark, der kürzlich nicht unbedingt endgültig geschlagen worden war, und dem König von Spanien, der ein Verbündeter der Habsburger, aber nicht zu allen Zeiten ein Freund Wallensteins war. Auch beauftragte er einen mecklenburgischen Arzt und Astrologen, die Horoskope von Gustav Adolf und dem König von Polen zu

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stellen, aber wie viel Bedeutung er dem beimaß, ist eine ganz andere Frage, denn in einem Brief an einen hohen Offizier erwähnte er den Auftrag, bemerkte aber dazu: „nicht, dass so viel dran gelegen wäre“. 20 Es mag wohl sein, dass Wallenstein Horoskope als eine zusätzliche Art militärischer Information betrachtete. Man konnte sich nicht einhundertprozentig darauf verlassen, sie aber neben anderen Anzeichen berücksichtigen, die vielleicht andeuteten, was ein Feind vorhatte. Selbst Kepler gestand den Sternen noch zu, Neigungen, Tendenzen und das Zusammenspiel von Persönlichkeiten andeuten zu können, auch wenn sie keine konkreten Ereignisse voraussagen könnten. 1631, ein Jahr nach dem Tod Keplers, stellte Wallenstein einen jungen italienischen Mathematiker, Astronomen und Astrologen namens Senno (oft Seni genannt) an. Im Gegensatz zum berühmten Kepler aber, dem in Sagan ein eigener Haushalt eingerichtet wurde, wurde Senno nur zum Mitglied des Gefolges Wallensteins, das meistens mit seinem Hauptquartier unterwegs war. Darum war er zur Zeit von Wallensteins Ermordung, nach der er verhaftet wurde, in Eger. Obwohl er eine schlechte Presse hatte, unterstützt das verfügbare Beweismaterial weder die Theorie, dass Senno dafür bezahlt wurde, Wallenstein zu bespitzeln, noch die Behauptung, dass er in den letzten Jahren von Wallensteins Laufbahn Einfluss auf dessen Politik und Handeln hatte. Die amtliche kaiserliche Untersuchung kam zur gleichen Schlussfolgerung, denn nach fünfzehn Monaten in Untersuchungshaft und weil ihm „nichts verdächtliches“ nachzuweisen war, wurde er entlassen. 21 Die Astrologie war im siebzehnten Jahrhundert nur ein Aspekt einer breiten Palette des Glaubens an das Übernatürliche und reichte von den Extremen der Religion bis zum reinen Aberglauben. Seine unheimlichste Erscheinung war die Welle der Hexenjagden, die sich über Europa und in die Neue Welt verbreitete, wovon die Hexenprozesse von Salem in den 1690er Jahren das wohl bekannteste, aber bei weitem nicht das schlimmste Beispiel sind. Ein Soldat im Dreißigjährigen Krieg zeichnete in seinem Tagebuch auf: „In Lippstadt gibt es böse Leute. Ich habe ihrer sieben verbrennen gesehen. Darunter ist sogar ein schönes Mädelein gewesen von 18 Jahren, aber sie ist doch verbrannt worden.“ Gleichfalls schrieb eine Nonne nieder, dass in Bamberg zwischen 1627 und 1631 „etliche Hunderte sind verurteilt und verbrannt worden, darunter viele vornehmen schönen Jungfrauen und Junggesellen gewesen sind“. Unter ihnen war auch ihr eigener Vater, der früher mehrmals Bürgermeister der Stadt gewesen war. Auch Keplers Mutter wurde inhaftiert, vor Gericht gestellt und wegen Hexerei angeklagt, aber sie war eine der wenigen Glücklichen, die freigesprochen

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wurden. Herzog Maximilian von Bayern, ein katholischer Eiferer, kritisierte Wallensteins Interesse für „betrügerische Astrologia“, glaubte aber trotzdem an die Hexerei, wie auch sein Bruder, der Kurfürst und Erzbischof von Köln. In ihren Territorien gab es viele Hexenprozesse, wogegen der angeblich abergläubische Wallenstein sie in seinen Ländereien nicht gestattete. 22 An Zauberei in verschiedenen Formen wurde überall geglaubt. Ein hochgebildeter deutscher Anwalt trug in seinem Tagebuch einen Bericht über einen schwedischen Angriff ein, der im Schutz von Nebel stattfand, der von einem der Soldaten herbeigezaubert worden war. Ein Mönch erzählte von Soldaten, die während der Plünderung seines Klosters durch ein Bildnis der Jungfrau, das zu weinen schien, von Ehrfurcht ergriffen worden waren. Ein Soldat beschrieb, wie er eine Kapelle besuchte, um eine Kerze zu sehen, die von der Jungfrau Maria im Mittelalter gestiftet wurde: „Sie soll, sagen sie, schon 300 Jahre gebrannt haben. Die selbige Kerze ist doch noch nicht verbrannt.“ 23 Omen glaubte man häufig zu sehen, und protestantische Pfarrer waren ebenso leichtgläubig wie katholische Priester oder Laien. Billig gedruckte Almanache, die Horoskope der Armen, kursierten verbreitet, wie auch Flugblätter über verhängnisvolle Planeten, ungewöhnlich strahlende Sterne und andere Phänomene am Nachthimmel, die alle für sichere Hinweise mit weltlicher Bedeutung gehalten wurden. Auch die moderne Welt ist davon nicht ausgenommen. Almanache werden immer noch veröffentlicht und verkauft, und viele populäre Zeitungen drucken täglich Horoskope. Im einundzwanzigsten Jahrhundert sagte ein britischer Gewinner in der Nationallotterie der Presse: „Ich hätte es wissen sollen. Dreimal in der vorigen Woche hatte ich in verschiedenen Horoskopen gelesen, dass meine Finanzlage im Begriff sei, sich zu verbessern.“ Sogar die Historiker Mann und Diwald waren fast geneigt, an Keplers Horoskop für Wallenstein zu glauben. „Wollte ich sagen, es sei etwas an der Kunst der Sterndeutung, wenn der rechte Mann sie betreibe, würde das wohl ein Lächeln so manchen Lesers hervorrufen, ich aber gute Miene dazu machen, könnte man nur eine bessere Erklärung bieten“, so Mann. Diwald schrieb: „Fast alles traf ein, was Kepler ausgesprochen hatte, … Dinge … die Jahrzehnte später Wirklichkeit geworden sind, mysteriös genau und fast buchstabengetreu.“ Auch diese letzte Behauptung ist offensichtlich falsch, wie aus der vorhergehenden Analyse der eigentlichen Texte Keplers klar zu sehen ist. 24 Nach den Begriffen des siebzehnten Jahrhunderts war die Astrologie vernünftig und wissenschaftlich. Um ein Horoskop zu erstellen, brauchte man höhere mathematische Kenntnis, und mühselige Berechnungen wa-

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ren nötig, um die Stellungen der Planeten zur Zeit und am Ort der Geburt des Betreffenden zu berechnen und sie für die gewünschten Zeiten der Vorhersage in die Zukunft zu projizieren. Die sich anschließende Auswertung war keine Angelegenheit der Intuition oder der Laune, sondern der Regeln und Präzedenzfälle, die Jahrhunderte hindurch in einer großen Menge Fachliteratur gesammelt worden waren. Theoretisch hätten zwei geschickte Praktiker sehr ähnliche Schlüsse ziehen sollen, obwohl in der Praxis nicht alle gleich kompetent oder fleißig waren, zudem waren einige mit Sicherheit Scharlatane. Das Maß des Glaubens an die Astrologie unter den damaligen höheren Klassen kann man aus der hohen Anzahl erhalten gebliebener und von Kepler gestellter Horoskope abschätzen. Angeblich waren es Tausende, obwohl nicht alle bezahlte Aufträge waren – und er war nur einer von vielen solchen Gelehrten. Außerdem wurde die Astrologie seit langem von der religiösen und politischen Hierarchie angenommen, und sowohl das Papsttum als auch das Reich unterhielten amtliche Astrologen, obwohl sich die katholische Kirche nach der Reformation dagegen zu wenden begonnen hatte. Folglich war die Astrologie unter den vielen Themen, die von den Regeln für verbotene Bücher betroffen waren, die der Papst 1564 ausgegeben hatte. Spezifisch hingewiesen wurde dabei auf Werke, „die das Schicksal durch die Astrologie bestimmten“ oder die „etwas als sicher zu passieren beteuerten“. Trotzdem aber behielten viele praktizierende Katholiken ihr Interesse bei. Kepler, ein Protestant, schrieb an Wallenstein: „Die Philosophia und also auch die wahre Astrologia ist ein Zeugnis von Gottes Werken, und also ein heilig und gar nicht ein leichtfertig Ding.“ Das impliziert die Ansicht, dass die Planeten und andere Himmelskörper als von Gott geschaffen die Fähigkeit hätten, so viel Wahrheit zu offenbaren, wie Gott wollte. 25 Dies stellte sich schließlich ebenso als falsche Prämisse heraus, wie die damalige astronomische Haupttheorie, das ptolemäische Weltbild, nach dem die Erde in der Mitte des Universums stand, bald vom heliozentrischen Weltbild des Kopernikus abgelöst wurde. Wie das ptolemäische System stimmte die Astrologie nicht immer gut mit der praktischen Beobachtung überein, und für einen modernen Skeptiker zeigten die Halbwahrheiten und deutlichen Fehler klar die Unrichtigkeit des Begriffs. Der gebildete Geist des siebzehnten Jahrhunderts sah es anders. In der klassischen Tradition offenbarte das Orakel zu Delphi die göttliche Wahrheit, aber auf eine Weise, die nur allzu leicht vom menschlichen Empfänger missverstanden wurde. Zweifellos war die Wahrheit auch unter den Sternen zu finden, nur war die menschliche Auslegung – selbst auf dem höchsten Niveau – fehlbar. Folglich musste man dankbar

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sein für die erlangten Einblicke und Offenbarungen, anstatt an den Fehlern herumzukritteln. Daraus ergab sich jedoch eine wichtige Folgerung. Weil man nicht im Voraus wissen konnte, welche Voraussagen Offenbarungen und welche fehlerhaft waren, musste man alle mit Vorsicht betrachten, bestenfalls als Andeutungen möglicher Gelegenheiten oder Warnungen vor potenziellen Risiken. Selbstverständlich differenzierten viele Menschen nicht so fein und neigten zu unkritischer Leichtgläubigkeit, andere aber waren wegen religiöser oder intellektueller Gründe skeptisch oder feindlich gesinnt. Eine ausgewogene Untersuchung des erhaltenen Beweismaterials deutet an, dass Wallenstein wahrscheinlich irgendwo dazwischen stand, womit er ein typischer Vertreter seiner Zeit war. Wegen seines Reichtums und Ranges konnte er sich dieses Interesse mehr leisten als die meisten, außerdem ist seine Verwicklung in die Astrologie besser dokumentiert, hauptsächlich weil Kepler als Wissenschaftler erster Güte alles ganz genau beurkundete und ein großer Teil seiner Korrespondenz erhalten blieb. Wie wichtig ist dies letzten Endes? Die meisten Biographen, die sich der traditionellen Darstellung Schillers von Wallenstein als leichtgläubig und von der Astrologie besessen anschließen, gehen nicht so weit zu behaupten, dass seine Entscheidungen und Handlungen in der Praxis davon abhängig waren, und einige sagen eindeutig, dass sie es nicht waren. Demzufolge aber bleibt eine Frage der psychologischen Glaubwürdigkeit. Kaiser Rudolf II. scheint in der Tat blind an die Astrologie geglaubt zu haben, doch den meisten Darstellungen nach war er auch labil, unzuverlässig und inkompetent. Wallenstein dagegen war scharfsinnig, ein großartiger Organisator, erfolgreicher General und ein vielseitig begabter Mann der Tat, der wusste, wie man den Augenblick ergreifen musste, wenn er sich bot. Es ist nicht einfach, dies mit der Idee in Einklang zu bringen, dass er auch ein sternguckerischer Phantast war, aber glücklicherweise brauchen wir das nicht zu tun, denn das Beweismaterial stützt diese Meinung nicht. Schiller war berechtigt, für seine dramatischen Zwecke auf die Legenden um Wallensteins Charakter zu bauen, wie er auch eine Liebesgeschichte zwischen Wallensteins Tochter, tatsächlich damals noch Kind, und dem ganz und gar erfundenen Sohn des Feldmarschalls Octavio Piccolomini schuf. Der Historiker braucht definitivere Beweise zur Bestätigung, bevor eine alte Tradition akzeptiert werden kann. Wie viel Wahrheit steckte also in der keineswegs schmeichelhaften Darstellung von Wallensteins Charakter in Keplers erstem Horoskop? Mann hielt fest: „So blieb es sein gängiges Portrait, zu Lebzeiten und danach“, was bis zu einem gewissen Grad wahr ist, Mann ging jedoch weiter und

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implizierte, dass das Portät nicht nur anerkannt, sondern auch richtig war. „Kepler hatte Grund, mit seinem Charakterportrait zufrieden zu sein“, meinte Mann, „aber wie konnte Kepler wissen?“ Trotzdem wies Mann auf eindeutige Unrichtigkeiten hin und bemerkte weiter: „Er bedrückte seine Untertanen eher weniger hart als andere Herren, er war kein Unmensch, und seine Gespräche konnten freundlich, ja gemütlich und lustig sein.“ Das Beweismaterial zeitgenössischer Berichte ist gleichweise zweideutig. Khevenhüller, kaiserlicher Diplomat und Botschafter während der Regentschaft von Kaiser Ferdinand II., dessen Geschichte er verfasste, schilderte Wallenstein als „ein nach- und tiefsinniger, nimmer ruhender, freigebiger, anschlägiger, großmütiger Herr, doch harter und rauher Kondition“. Diese Meinung wurde aber durch die eines sonst kritischen zeitgenössischen Beobachters eingeschränkt, denn er sah mehr „unter der rauhen Schale seiner schroffen Manieren, die in der Regel mehr gekünstelt als natürlich sind“. Einerseits schlägt Mann vor, Wallenstein hätte Keplers Charakteranalyse so ernst genommen, „dass sein Traktat prägend auf ihn gewirkt“ hätte, anderseits aber, dass die Einzelheiten des Horoskops durchgesickert sein könnten, und sie „das Urbild dessen [wurden], was in Jahrhunderten über Wallenstein geschrieben wurde“. 26 Wahrscheinlich ist die Bedeutung des Horoskops in beiden Fällen erheblich übertrieben. Die Wahrheit liegt sicherlich eher in der wohlbekannten Beobachtung, dass die Geschichte meistens von den Siegern geschrieben wird, in diesem Fall also von den Feinden Wallensteins, so wie Shakespeares Schilderung von König Richard III. von England auf die Berichte der Historiker der Sieger über ihn gegründet war. Zweifellos zeigte Wallenstein ab und zu einige der Eigenschaften, die ihm das traditionelle Bildnis zuschreibt, wie dies auch die meisten anderen Menschen mehr oder weniger tun. Trotzdem lohnt es sich, einer so extremen und einseitigen Darstellung mit Misstrauen zu begegnen, besonders weil es andere und mutmaßlich bessere Beweise gibt, die eine ausgewogenere Ansicht über seinen Charakter erkennen lassen. Es bleibt die Frage, wie die Auffassung von Wallenstein als von der Astrologie besessen sowohl gegen Ende seines Lebens als auch in der späteren Geschichtsschreibung so weit verbreitet sein und tief wurzeln konnte. Er selbst war bestimmt nicht die Quelle. Wallenstein schrieb eine große Anzahl Briefe, von denen viele noch in den Archiven erhalten sind, aber überraschend ist nicht, wie oft, sondern wie selten die Astrologie darin erwähnt ist. Die wichtigsten Erwähnungen sind in diesem Kapital bereits angeführt worden, denn obwohl Biographen diese oft zitiert haben, als ob sie die Spitze des Eisbergs wären, gibt es in Wirklichkeit kaum andere. Eine moderne Doktorarbeit fand nur vier bemerkenswerte Hinweise in

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seinen eigenen Briefen (einige davon zweimal erwähnt) nebst einem kürzeren Stück. Dazu kommen die Kontakte mit Kepler über Wallensteins Horoskop in den Jahren 1608 und 1624–1625, die Taxis für ihn organisierte, sowie vier spätere Briefe von Kepler und anderen, die offensichtlich Antworten auf astrologische Anfragen von Wallenstein waren. Ein Brief eines seiner Beamten an einen anderen im Dezember 1631 berichtet von Wallenstein: „viele Stunden der Nacht verbringe er mit Signor Battista [Senno], dem welschen Wahrsager, um die Rätsel des Himmels zu entziffern“, aber dies war eindeutig Ergebnis von Hörensagen und nicht eigenes Wissen des Schreibers. Als Letztes erwähnte ein anderer Beamte Dezember 1632, dass Wallenstein „des Herzogen von Sachsen Heinrich Julius Mathematiker [Astrologer] in seiner Bestallung gnädigst angenommen hat“, vielleicht als Kriegsflüchtling. 27 Diese beschränkten Quellen reichen zur Bestätigung, dass Wallenstein sein Interesse für Astrologie behielt und genügend persönliches Wissen hatte, um die relevanten Fachausdrücke in seinen Briefen benutzen zu können. Sie deuten jedoch nicht an, dass dieses Interesse weiter ging, als die meisten Zeitgenossen für gewöhnlich gehalten hätten. Er war auch bei weitem nicht der einzige Fürst, der einen Astrologen beschäftigte, dies taten unter anderen auch der obenerwähnte Heinrich Julius und des Kaisers Bruder, Erzherzog Leopold, obwohl der zugleich auch Bischof von Passau und Straßburg war. 28 Auch sollte nicht vergessen werden, dass Kepler bis 1628 und tatsächlich auch danach im Dienst des Kaisers blieb, obwohl jeder wusste, dass er neben seiner Arbeit als Mathematiker und Astronom auch in der Astrologie aktiv war. Obwohl Wallensteins Horoskop viel Aufmerksamkeit von modernen Biographen erregt hat, war es den Zeitgenossen höchstwahrscheinlich unbekannt, sonst wäre es mit Sicherheit in den frühen Werken von Priorato und Khevenhüller erwähnt worden. Beide redeten viel von Wallensteins Verwicklung in die Astrologie, aber das Horoskop selbst wurde erst 1852 gefunden und veröffentlicht. Eine öffentliche Verbindung zwischen Wallenstein und der Astrologie entstand vermutlich, als Kepler 1628 nach Sagan umzog, zumal sie um diese Zeit in den Angriffen seiner Feinde vorzukommen begann. Später in seinem Leben war dies gewiss allgemein bekannt und Thema des Lagergeschwätzes, wie Sydnam Poyntz berichtet, der sich Wallensteins Heer 1632 anschloss und in seinen Memoiren niederschrieb: „Zu seinem Hof befand sich ein Astrologer namens John Baptista Seni, ein hochgeschätzer Genuese, dem er [Wallenstein] ein jährliches Gehalt von 2.000 Reichstalern gab, auch stellte er ihm seinen Tisch für die größte Kavaliere zur freien Verfügung.“ 29 Diese und andere zeitgenössi-

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sche Bemerkungen waren relativ sachlich auf dieses Thema bezogen, aber im Gegensatz dazu versuchten Wallensteins Feinde, sein Interesse als außerordentlich und auch als tadelnswert zu schildern. In ihren Beschwerden, die sie in den späteren Jahren seiner Karriere dem Kaiser wiederholt aufdrängten, fand sich mit wachsender Betonung die Beschuldigung wegen abergläubischen Vertrauens in die Astrologie. Im Versuch, die religiöse Empfänglichkeit des ultrakatholischen Ferdinands geschickt auszunutzen, stellten sie diesen Aberglauben dem Atheismus gleich. Obwohl die Presse noch in den Kinderschuhen steckte, wurde ihr Potential als Mittel für verleumderische Angriffe auf Gegner schnell erkannt, und feindliche Flugblätter verstärkten die Kampagne gegen Wallenstein. Auch verbreiteten sie die Behauptung, er sei beim Fällen von militärischen Entscheidungen von Astrologen abhängig. Zum Zeitpunkt seines Todes waren solche Behauptungen so oft wiederholt worden, dass man sie weit verbreitet als Tatsachen ansah. Später wurden sie von den ersten Historikern der Epoche aufgegriffen und von ihren Nachfolgern seitdem bis fast zur Gegenwart häufig wiederholt. So entstehen geschichtliche Mythen.

6 Einige erwerben Hoheit (Was Ihr wollt, Shakespeare) Langfristig hing die Sicherheit seines neuen Landbesitzes für Wallenstein von Ferdinands Erfolg im weitergehenden Krieg ab, doch schon 1623 sah seine unmittelbare Stellung viel besser aus als seit vielen Jahren. Nach dem Tod seiner Frau 1614 war er ständig bedroht, erst von Ansprüchen auf ihre Ländereien und später vom herannahenden Aufstand in Böhmen. Als diese letzte Bedrohung Wirklichkeit wurde, hatte er seinen Grundbesitz verloren, war auf seinen Beruf als kaiserlicher Oberst angewiesen und konnte nur auf einen Sieg im Konflikt hoffen. Darum ist es nicht besonders überraschend, dass er länger als gewöhnlich wartete, bevor er wieder heiratete. Als er dann nicht nur seine früheren Güter zurückbekam, sondern auch wichtige neue erwarb, war es Zeit, wieder ein konventionelles Privatleben zu führen. Diesmal war es nicht nötig, eine finanziell vorteilhafte Heirat anzustreben. Stattdessen folgte er den klassischen Prioritäten der Neureichen – erst Geld, dann gesellschaftlicher Rang –, indem er eine Frau aus höheren Schichten des alten Adels suchte. Sein Vetter Max hatte eine Tochter des Freiherrs Karl von Harrach geheiratet, der unter den Hofräten und Vertrauten des Kaisers Ferdinand nur hinter Eggenberg stand. Harrach musste geeignete Ehemänner für weitere zwei Töchter finden, und auf Grund von Reichtum, Religion und politischer Zuverlässigkeit erfüllte Wallenstein seine Kriterien, auch kannte, mochte und respektierte er ihn. Altersunterschiede waren in jener Zeit arrangierter Heiraten weder ungewöhnlich noch problematisch, und vor kurzem hatte Ferdinand selbst eine zwanzig Jahre jüngere Prinzessin als seine zweite Frau geheiratet. Also heiratete der 39-jährige Wallenstein im Juni 1623 die 21-jährige Isabella von Harrach in Anwesenheit des Kaisers. Das schuf ihm noch eine weitere Verbindung zum inneren Kreis, und zwar durch seinen neuen Schwager, den ältesten Sohn Harrachs, der mit Eggenbergs Tochter verheiratet war. Während ihrer zehnjährigen Ehe waren Wallenstein und seine junge Frau wegen des Krieges viel mehr voneinander getrennt als zusammen. Eine Reihe Briefe, die sie ihm schrieb, ist erhalten. Aus ihnen sprechen trotz der Förmlichkeit der Zeit klare Zuneigung und Sorge für sein Wohlsein, und sie deuten ein mehr als nur pflichtbewusstes Verhältnis an. Es ist

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bekannt, dass er regelmäßig antwortete, und dass sie seine Briefe bis zu ihrem eigenen Tod viele Jahre später aufbewahrte, nur sind sie leider nicht ausfindig gemacht worden. Es gibt jedoch eine Anzahl Briefe an Harrach, in denen Wallenstein große Sorge für das Wohlergehen und die Sicherheit seiner Frau an den Tag legte, auch schloss er persönlichere Bemerkungen ein, die eine echte Bindung der beiden andeuten. Ende 1623, als Bethlen Gabor mit einem großen Heer vorrückte und Wallenstein selbst in einer kleinen mährischen Stadt belagert wurde, bat er wiederholt darum, sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Harrach schaffte dies, und Wallenstein schrieb ihm: „Sag zu hunderttausendmal meinem Herrn Dank; bin wohl der größten Sorge überhebt.“ Er war gewiss ein pflichtgetreuer Ehemann und konnte offensichtlich Liebe erwecken, woraus man ableiten darf, dass er sie auch erwidern konnte; mehr jedoch kann man zu diesem Punkt wegen des Mangels an erhaltenen Beweisen nicht sagen.1 1623 fand Wallenstein noch mehr Möglichkeiten, sein Ansehen zu verbessern. Erst erwirkte er ein kaiserliches Patent, um viele der böhmischen Güter, die er gekauft hatte, mit Friedland zusammenzulegen. Im Januar 1623 erhob der Kaiser diese Ländereien in den Rang einer Pfalzgrafschaft, was Wallenstein die altertümliche, aber ehrenvolle Stellung als Pfalzgraf einbrachte. Zwar erhielt er keinen offiziellen Titel, wohl aber viele der Vollmachten eines Fürsten des Reiches sowie wertvolle geschäftliche Privilegien in seinem Territorium. Auch wurde damit de jure anerkannt, was Wallenstein de facto erzielt hatte, nämlich nahezu die Schaffung eines Fürstentums durch den Kauf von so viel Land in einem einheitlichen Block. Überraschender war der Entschluss des Kaisers acht Monate später, Friedland zum wirklichen Fürstentum zu erheben und folglich Wallenstein den Rang und Titel eines Fürsten zu erteilen. 2 In der komplizierten Hierarchie des Reiches war „Fürst“ weniger imposant, als der Titel klang, weil er ein Ehrentitel war, der jedem mit höherem Rang als „Graf“ zustand, der aber auch denen erteilt werden konnte, die wie Wallenstein diese Berechtigung nicht automatisch hatten. Gleichwohl war es eine seltene Ehre und ein bedeutungsvoller Schritt nach oben. Zwar war die Verleihung des Titels möglicherweise auch eine Belohnung für Wallensteins große Anleihen an die Hofkammer, politische Begründungen aber waren wahrscheinlich wichtiger. Die Hinrichtungen, Enteignungen und Auswanderungen nach dem Zusammenbruch des Aufstands hatten ein Vakuum in den Oberschichten der böhmischen Gesellschaft hinterlassen, das Ferdinand durch die Schaffung eines von ihm persönlich abhängigen und getreuen neuen Adels zu füllen versuchte. Trotzdem durfte er solche Titel nicht herausgeben, ohne dass die Empfänger die Ländereien besaßen, die

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damals für unentbehrlich gehalten wurden, um diesen Grad der Ehre zu erhalten. Wallenstein war der erste unter den Neureichen, die fürstlichen Grundbesitz ansammelten, seine Treue war über jede Frage erhaben, und darum wurde er Fürst. Ferdinands Politik zielte nicht darauf ab, den erblichen Fürsten des Reiches zu gefallen, denn sie ärgerten sich über Emporkömmlinge und Opportunisten, die vornehm taten und sich in der überlegenen Manier benahmen, die das Geburtsrecht des alten Adels waren. Solche anscheinend trivialen Dinge wie der Anspruch auf bestimmte Formen der Anrede wurden zu Streitpunkten, die Wallenstein in den folgenden Jahren belästigten. 3 Sie waren ihm ebenso wichtig wie den Reichsgrößen, die diese Dinge einzubehalten versuchten, denn sie verkörperten die Unterschiede zwischen dem „echten“ Adel und denen, die ihrer Meinung nach nur politische Geschöpfe des Kaisers waren. Dies war eine weitverbreitete und seit langer Zeit bestehende Haltung. Im fünfzehnten Jahrhundert schrieb ein Chronist über Männer, die von König Edward IV. von England in den höheren Adelstand berufen worden waren, dass sie „von den Adligen gehasst waren, weil sie, gemeine Parvenüs, höher als diejenigen gestellt wurden, die ihnen an Erziehung und Weisheit bei weitem überlegen waren“. Die spätere Feindseligkeit gegen Wallenstein, sowohl am kaiserlichen Hof als auch unter den Fürsten des Reiches, wurde durch diesen schlichten, aber tiefverwurzelten Snobismus verschärft. Seine Macht und seinen Einfluss als des Kaisers Generalissimo hätten die meisten erdulden können, aber gezwungen zu sein, ihn als gesellschaftlich Gleichgestellten oder sogar als ihnen überlegen zu betrachten, war mehr, als viele tolerieren konnten.

Krieg ohne Ende Ende 1622 schien Ferdinand den Sturm überstanden zu haben, den der Aufstand in Böhmen ausgelöst hatte, wohingegen es nach der Niederlage am Weißen Berg für seinen Gegner Friedrich, den „Winterkönig“ von Böhmen, immer weiter bergab ging. Im Januar 1621 tat ihn der Kaiser in Acht und Bann, weil er „ein notorischer Reichsrebell“ sei. Die Gesetzlichkeit dieser Maßnahme führte zu scharfen Auseinandersetzungen, weil Ferdinand aus eigener Machtbefugnis und ohne förmliches Verfahren oder einen Prozess handelte, dennoch wurde Friedrich für vogelfrei erklärt. Im selben Jahr besetzte ein spanisches Heer unter Spinola die Mehrheit seiner rheinischen Pfalz, Tilly wiederum nahm die Oberpfalz ein, den abgetrennten Teil seines Fürstentums an der böhmischen Grenze. Die deutschen

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Fürsten der protestantischen Union halfen ihm keineswegs, stattdessen lösten sie bei dem Versuch, sich aus dem Konflikt herauszuhalten, nicht nur ihre Streitkräfte auf, sondern auch die Union selbst. Markgraf Georg von Baden-Durlach war eine Ausnahme, er rekrutierte ein kleines Heer, wurde aber im Mai 1622 von Tilly und den Spaniern geschlagen. Friedrichs einzige weitere Hilfe in Deutschland kam vom exzentrischen jungen Herzog Christian von Braunschweig, Statthalter des säkularisierten Bistums Halberstadt, der von seinen Feinden „der tolle Halberstädter“ genannt wurde, und das nicht ohne Grund. Auch Christian rekrutierte ein Heer, wurde im Juni 1622 jedoch ebenfalls von Tilly und den Spaniern besiegt. Mansfeld hatte mit dem wenigen Geld, das Friedrich erbetteln oder borgen konnte, sein Heer wieder auf die Beine gestellt, aber nach dieser Niederlage begaben er und Christian sich mit dem Rest ihrer Truppen nach Holland, und schon im Herbst bekriegten sie die Spanier im Auftrag der Niederländer, statt für Friedrich zu kämpfen. Nachdem sie den Winter mit Planung und Hirngespinsten verbracht hatten, eröffneten diese serienmäßigen Verlierer im Sommer 1623 wieder den Kampf. Nach ihrer allgemeinen Strategie sollte Christian, unterstützt von Mansfeld, von Westen durch Norddeutschland auf Böhmen vorrücken, während Bethlen und einige der böhmischen Emigranten unter Thurn vom Osten angriffen. Der unermüdliche Tilly vereitelte den Plan, indem er sich erst dem Vormarsch Christians in den Weg stellte, ihn anschließend ertappte, als er sich nach Westen zurückzog, und ihn endlich Anfang August ganz und gar besiegte. Einige Wochen später und noch ohne jede Ahnung von dieser Katastrophe rückte Bethlen mit einem großen Heer verspätet an. Wie berichtet wird, waren es 40.000 bis 50.000 Mann, viele davon Türken. Gegen ihn konnte der Kaiser nur eine schlecht ausgerüstete Streitkraft von etwa 9.000 Mann antreten lassen, für die Wallenstein als Dritter im Kommando berufen wurde. 4 Trotzdem bewegte sich Bethlen vorsichtig, besonders nachdem er von der Niederlage seiner Verbündeten mit der möglichen Folge erfuhr, dass kaiserliche Verstärkungstruppen ihn vom Westen überraschen könnten. Darum beschränkte er sich auf Überfälle und Scharmützel in Mähren, während des Kaisers kleines Heer ebenso vorsichtig nach Süden in Richtung Pressburg vorrückte, um eine Verteidigungsstellung in der Nähe von Wien einzurichten. Bethlen folgte, und Ende Oktober nahmen die Kaiserlichen Zuflucht in Göding (Hodonin), einer befestigten Stadt hundert Kilometer nördlich von Wien. Weil Bethlen keine Belagerungsgeschütze hatte, war er zu dem Versuch gezwungen, sie auszuhungern. Nach drei Wochen war er dem Erfolg näher, als er ahnte, aber der Winter stand vor der Tür, und seine Soldaten wollten mit ihrer

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Beute heimkehren. Darum gab er seinen Versuch auf und stiftete einen Waffenstillstand, mit der Folge, dass am Ende des Jahres Ferdinand erneut keinen Feind gegen sich im Felde hatte. Einige Historiker haben angedeutet, dass Wallenstein der naheliegende Mann gewesen wäre, in diesem Feldzug das kaiserliche Heer zu kommandieren, und daher anscheinend aus persönlichen oder politischen Gründen übergangen wurde. Höchstwahrscheinlich ging es jedoch um den militärischen Dienstrang. Wallensteins Stellung in Böhmen war im Wesentlichen die eines Kommandanten einer Garnison, deren Hauptzweck es war, einen möglichen erneuten Ausbruch des Aufstands zu verhüten. Dagegen war es Sache eines höheren Generals, die einzige Streitkraft zu führen, die der Kaiser gegen das viel größere Heer eines ausländischen Feindes auf die Beine stellen konnte. Nach wie vor glaubte der Hofkriegsrat noch an die Überlegenheit spanischer Ausbildung und Erfahrung und suchte danach auch bei der Auswahl seiner zwei obersten Offiziere. Folglich nahm Wallenstein, vor kurzem zum Generalwachtmeister (Generalmajor) befördert, nur den dritten Platz ein. 5 In Geschichten des Dreißigjährigen Krieges kommt der Belagerung von Göding nur selten mehr als eine Erwähnung zu, und oft nicht einmal das. Das Hauptinteresse hieran ergiebt sich aus Wallensteins erhalten gebliebener Korrespondenz, darunter zwanzig seiner täglichen Briefe, die von wagemutigen Eilboten an Harrach in Wien zugestellt wurden.6 In diesen Briefen kritisierte er die unzulänglichen Vorbereitungen für den Feldzug, insbesondere den Mangel an Proviant, ebenso wie das Versagen, einen Angriff vorauszusehen und Truppen früher zu rekrutieren. Er beschwerte sich darüber, dass ein Vorrücken gegen Pressburg in der Hoffnung, Wien zu verteidigen, Böhmen, Mähren und Schlesien dem Feind absolut offen lassen würde. Aus Göding schrieb er über die Gefahren ihrer Stellung, besonders wenn die hungrigen Soldaten sich entscheiden sollten, sich zu retten, die Offiziere zu ergreifen und sich Bethlen zu ergeben. Trotzdem schickte er eine Reihe von Ratschlägen, wie man Anordnungen machen und Truppen disponieren sollte, um zu helfen, die österreichischen und böhmischen Länder zu sichern, wenn Göding fallen sollte. Der Ton ist unmissverständlich der eines kommenden Mannes, noch nicht an der Spitze, aber klar davon überzeugt, dass er es besser könnte, als die, die das Kommando führten – nicht nur seine unmittelbaren Vorgesetzten, sondern auch der Hofkriegsrat selbst. Er hatte zweifellos Recht, wie spätere Ereignisse bewiesen, aber gewöhnlich macht dieses Wissen derartige Ratschläge bei den Empfängern nur noch unwillkommener. Glücklicherweise war Harrach wahrscheinlich diplomatischer, als er Wallensteins Meinungen weitergab.

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Trotz der verhältnismäßigen Erfolge des Vorjahres war die Lage des Kaisers Anfang 1624 nicht günstig, denn andere potenzielle Gefahren zeigten sich nicht nur, sondern drohten auch zu verschmelzen. Nach dem Ende des Waffenstillstands in den Niederlanden 1621 mussten die Spanier ihre Mittel immer mehr auf diesen für sie bei weitem nicht erfolgreichen Krieg konzentrieren, und sie hatten fast keine Möglichkeit, Ferdinand weiter Hilfe anzubieten. Außerdem gab es Reibereien zwischen Spanien und Frankreich wegen ihrer verschiedenen Interessen in Norditalien, zudem war die gemeinsame spanische und kaiserliche Besetzung der Rheinpfalz auch für Frankreich ein Streitpunkt. Folglich sahen sich trotz der religiösen Meinungsverschiedenheiten die Franzosen gezwungen, der antihabsburgischen Partei beizustehen. Unvermeidlich waren die Holländer Mittelpunkt dieser Gruppe, und schon vor langer Zeit hatte der enteignete Friedrich bei ihnen Zuflucht genommen. Die protestantischen Monarchien von Dänemark und Schweden machten sich ferner Sorgen wegen der Erfolge der Habsburger und der katholischen Liga in Norddeutschland, beunruhigend nahe an ihrem baltischen Bereich. Auch Jakob I. von England wurde 1623 nach dem Zusammenbruch langjähriger Verhandlungen über ein spanisches Heiratsbündnis für seinen Sohn Karl zum Gegner. Danach war er plötzlich bereit, den antihabsburgischen Meinungen seines Parlaments und des Londoner Pöbels wie auch den Bitten seines Schwiegersohnes Friedrich sein Ohr zu leihen. Im Osten hatte Bethlen Gabor die Idee keinesfalls aufgegeben, noch einen lohnenden Überfall auf das Reich zu machen. Sogar in Deutschland selbst warteten Gegner, die möglicherweise an einem Feldzug teilnehmen würden, wenn er anfing, erfolgreich zu werden. Unter ihnen waren die protestantischen Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen, die sich vor Ferdinands Aktionen fürchteten. Besonders ging es dabei um die militante Rekatholisierung von Territorien unter seiner Kontrolle und seine eigenmächtige Übertragung von Friedrichs Rechtsstellung als Kurfürst des Reiches auf Maximilian von Bayern Anfang 1623. Im Hintergrund stand auch immer die Angst vor einem erneuten Aufstand in Böhmen und Mähren. Den Habsburgern und ihren Anhängern war durchaus bewusst, dass sich diese gefährliche Koalition gegen sie versammelte. Besonders Wallenstein, dessen neuer Grundbesitz und Titel auf dem Spiel standen, war bemüht, rasch ausreichende Verteidigungsmaßnahmen in Gang zu setzen. Folglich wiederholte er einen früheren Vorschlag, eine größere militärische Streitkraft für den Kaiser zu rekrutieren, doch dies war kein spezifisches Angebot und wurde nicht angenommen.7 Maximilian von Bayern machte sich aus gleichem Grund die gleichen Sorgen. Auch er hatte vom

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Krieg profitiert, aber seine neuen Ländereien und sein imposanter Titel als Kurfürst waren ebenso in Gefahr, wenn sich das Blatt entscheidend gegen die Kaiserlichen wendete. Trotzdem war er nur widerwillig Anhänger der Sache Ferdinands. Einerseits war er ihm durch Verwandtschaft und gleichgestimmten militanten Katholizismus verbunden, andererseits aber hatte er als Herrscher eines des größten Territoriums im Reich auch ein ausgewiesenes Interesse an der Beschränkung der wirksamen Macht des Kaisers. Darum erhielt er während des Dreißigjährigen Krieges eine Beziehung zum katholischen, aber auch antihabsburgischen Frankreich aufrecht, die nie zu einem tatsächlichen Bündnis wurde, es ihm aber trotzdem ermöglichte, die völlige Bindung an Ferdinand zu vermeiden. Es war unmöglich, Maximilians diplomatische Manöver und Kontakte nach Frankreich ganz geheim zu halten, was die unbequeme Lage Ferdinands nur vermehrte, denn wegen der sehr beschränkten Stärke seiner eigenen Streitkräfte war seine Abwehr vorwiegend von Tillys Heer abhängig. Das aber, obwohl es theoretisch zur katholischen Liga gehörte, wurde in der Praxis von Maximilian beherrscht. Seinerseits verstand Letzterer, dass für den Fall eines gemeinsamen Angriffs der antihabsburgischen Koalition dieses Heer wahrscheinlich unzureichend wäre, was nicht nur seine Gewinne, sondern auch seine eigene Sicherheit aufs Spiel setzen würde. Darum bedrängte er Ferdinand, Truppen zu rekrutieren, die seiner Erwartung nach zur Unterstützung Tillys eingesetzt und folglich unter seine eigene Gesamtkontrolle geraten würden. Ferdinand aber hatte kein Geld, um neue Regimenter zu rekrutieren oder zu bezahlen, ein ganzes Heer kam schon gar nicht in Frage, auch wenn er und seine Ratgeber die Notwendigkeit für zusätzliche Streitkräfte klar erkannten, allerdings vorzugsweise unter kaiserlichem statt unter bayerischem Kommado. Zum Schluss war es Wallenstein, der eine Lösung für dieses Problem fand, aber 1624 waren die Kaiserlichen glücklich, wegen der Uneinigkeit unter ihren Gegnern eine Atempause zu bekommen. Während dieses Jahres erzielten Friedrich und seine Anhänger nichts Bemerkenswertes bei ihrem Versuch, aus der lockeren Übereinstimmung der verschiedenen Parteien ein wirksames militärisches Bündnis zu schaffen. Jakob I. von England traf jedoch ein Abkommen mit Frankreich über einen gemeinsamen Angriff auf die Besatzungsstreitkräfte in der Rheinpfalz. Zu diesem Zweck wurde der allgegenwärtige Mansfeld eingestellt und mit englischem Geld versehen, und der General fing dementsprechend an, englische Soldaten zu rekrutieren. Die Holländer und die Engländer hatten, zusammen mit Brandenburg, die Absicht, Friedrichs Sache mit einem Heer weiter zu unterstützen, das durch Norddeutschland auf die

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Rheinpfalz vorrücken sollte. Sie luden Gustav Adolf II., König von Schweden, ein, nicht nur teilzunehmen, sondern auch diesen Feldzug zu führen. Aus habsburgischer Sicht erschienen diese Pläne sehr bedrohlich, aber bald ergaben sich Meinungsverschiedenheiten. Der protestantische Gustav Adolf weigerte sich, mit dem katholischen Frankreich zusammenzuarbeiten, und forderte von seinen Verbündeten als Bedingung für seine Teilnahme, 40.000 Mann zur Verfügung zu stellen, über die er allein das Kommando haben würde. Der neue leitende französische Minister, Kardinal Richelieu, zog sich jedoch aus dem geplanten gemeinsamen französisch-englischen Angriff zurück, sodass letztendlich nur ein kleines englisches Heer unter Mansfeld zustande kam, und sogar das war vor Januar 1625 nicht einsatzbereit. Seltsamerweise war es die Feindschaft unter zwei voraussichtlichen Verbündeten, die endlich Handlungen auslöste. Zwischen Dänemark und Schweden gab es eine lange Geschichte bitterer Rivalität und geführter Kriege, weshalb sich König Christian IV. von Dänemark sehr wegen der englisch-holländischen Einladung an Gustav Adolf fürchtete, die gemeinsamen Streitkräfte zu führen. Ursache seiner Befürchtungen war unter anderem die Möglichkeit, dass ein großes Heer unter schwedischer Kontrolle und mit Unterstützung der holländischen Kriegsmarine das politische Gleichgewicht um die Ostsee schwerwiegend stören und auch eine tatsächliche Gefahr für Dänemark sein könnte. Persönliches Ansehen war ihm aber auch besonders wichtig. Damals war Christian eine Ausnahme unter den Monarchen, weil er reich genug war, um fast unabhängig von den Ständen zu handeln; darüber hinaus war er nicht nur König von Dänemark, sondern auch Herzog von Holstein, was bedeutete, dass er auch Reichsfürst und Mitglied des Niedersächsischen Kreises war. Während die Pläne für die Koalition von 1624 wankten, schlug Christian vor, selbst militärisch einzuschreiten, unter der Bedingung, dass England 7.000 Soldaten nach Dänemark und Mansfeld nach Holland schicken würde. Mansfeld wurde in der Tat entsandt, doch Jakob I. versuchte bis zu seinem Tod Anfang 1625, Schweden einzubeziehen. Er hatte keinen Erfolg dabei, und schließlich griff Christian trotz des Widerspruchs seines eigenen Kronrats allein ein. Im April 1625 gelang es ihm, sich in die unbesetzte Stellung eines militärischen Obersten des Niedersächsischen Kreises wählen zu lassen. Im Juni rückte er dann mit einem Heer von 20.000 Mann, das er aus eigenen Mitteln auf die Beine gestellt und finanziert hatte, auf Norddeutschland vor. Zu dieser Zeit aber wankten fast alle seine voraussichtlichen Verbündeten oder waren schon nicht mehr da. Der neue englische König war weniger zur Unterstützung geneigt, außerdem war Moritz von Oranien,

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der Obergeneral der Republik der Vereinigten Niederlande, vor kurzem gestorben, was einen Stillstand der holländischen Politik verursachte. In jenem Sommer machte sich Gustav Adolf daran, schwedische dynastische Rivalitäten zu verfolgen, indem er seinen laufenden Krieg gegen seinen Vetter, den König von Polen, wieder aufnahm. Mittlerweile wurde Richelieu durch inländischen katholischen Druck gezwungen, Frankreich von protestantisch geführten Unternehmungen zu distanzieren. In den folgenden Jahren bezog er eine anti-englische statt einer anti-spanischen Stellung. Genau genommen war Christians Vorrücken in Deutschland keine kriegerische Handlung, denn anfänglich marschierte er in den Niedersächsischen Kreis ein, wo er Kreisoberst und für die Verteidigung verantwortlich war. Obwohl dies offenkundig eine reine Formsache war, zögerte Ferdinand, Mitte Juli aber ergriff Maximilian die Initiative. In seiner Eigenschaft als vom Kaiser ernannter Beauftragter, der die Reichsgesetze durchsetzen sollte, befahl er Tilly, die Frage durch seinen eigenen Vormarsch ins niedersächsische Gebiet zu klären. 8 Tilly gehorchte, aber nur sehr vorsichtig, denn er wusste, dass er nicht nur Christian und Mansfeld als Gegner hatte, sondern auch andere Feinde, die vielleicht Partei beziehen würden. Auch Christian war sehr behutsam, als er keine Unterstützung von seinen Verbündeten bekam. Darüber hinaus erlitt er einen schweren Reitunfall, das Sommerwetter war außerordentlich schlecht, und auch die Pest fing an, sich unter den Truppen und der Bevölkerung auszubreiten. Folglich gab es in den verbleibenden Monaten des Jahres 1625 nur einen beschränkten Krieg, mit Scharmützeln und Belagerungen, jedoch ohne eine große Schlacht.

Ein General und ein Herzog Das ganze Jahr 1624 hindurch beobachtete Wallenstein das Geschehen mit Besorgnis, denn im Falle eines Angriffs der Koalition war sein eigener Grundbesitz besonders gefährdet. An sich war Böhmen ein Hauptziel, sollten die Streitkräfte aber vom Nordwesten die Elbe entlang und auch von der Ostsee durch Schlesien in Richtung Österreich vorrücken, würden sie wahrscheinlich in Böhmen in der Absicht zusammenkommen, sich mit Bethlen zu vereinigen, der vom Osten zügig durch Mähren marschierte. Wallenstein hatte genug von der Wiener militärischen Führung gesehen, um zu wissen, dass sie sicherlich zu wenig und zu spät tun würde, um eine sich entwickelnde Gefahr zu bekämpfen, und selbst wenn sie den Willen

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hätte, fehlte ihr doch das Geld, rechtzeitig und energisch zu handeln. Er wusste auch, wie schlecht die kaiserliche Kriegsführung 1623 gewesen war. Nie war Wallenstein bereit, hilflos auf sein Schicksal zu warten, auch mangelte es ihm nicht an Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Er sah ein, dass es nötig war, zu handeln, und auch Ferdinand und seinen Rat zum Handeln zu bewegen, um seinen eigenen Grundbesitz und seine Stellung zu erhalten. Ende 1624 erneuerte er seinen Vorschlag, eine große Streitkraft, jetzt ein regelrechtes Heer, für den Kaiser auf die Beine zu stellen. Wie früher nutzte er seine Beziehungen am Hofe, statt ein offizielles schriftliches Angebot zu machen, und mit der Hilfe von Harrach drängte er Ferdinand und seine Berater, diesen Vorschlag anzunehmen. Es war nicht leicht, den kaiserlichen Rat zu überzeugen.9 Einige Mitglieder stimmten zu, dass es wegen der Bedrohung aus dem Norden nötig war, Truppen zu rekrutieren, andere fürchteten aber, dass eine Bewaffnung gegen einen nochmaligen und umfassenderen Krieg eben solch einen Krieg viel wahrscheinlicher machte. Es war schwierig und teuer, ein großes Heer ohne Aufgabe zu lassen, und darum konnte schon sein Bestehen zu einem Krieg führen. Ein untätiges Heer war auch für seine eigene Seite gefährlich, denn der Bedarf an Lebensmitteln und Futter führte rasch zur Auszehrung des Gebiets, in dem es stationiert war. Ferner war die Zuchtlosigkeit der Soldaten offenkundig. Folglich würden schwere wirtschaftliche Schäden und vielleicht Aufruhr unter der Bevölkerung in des Kaisers eigenen Ländern möglich sein. Es wäre besser zu warten, bis ein Angriff klarer in Vorbereitung wäre, sagten einige, das aber, sagten andere, darunter auch Wallenstein, wäre zu spät. Auch gab es Zweifel an dem Mann selbst. Obwohl Wallenstein einige persönliche Gegner aus Böhmen hatte, gab es keine umfassendere Feindseligkeit gegen ihn am kaiserlichen Hof. Die entwickelte sich später. Seine Treue und militärische Befähigung wurden als sicher gesehen und in den Besprechungen des Rates nicht in Frage gestellt. Dennoch war er vor einem Jahr nur Dritter im Kommando der kleinen Streitmacht gewesen, die in Göding Zuflucht suchen musste. Das konnte die militärische Hierarchie in Wien, vorwiegend aus Spaniern oder Italienern bestehend, nicht übersehen, außerdem war er erst 41 – zu jung, um ein Heer zu kommandieren, meinten sie. Geld aber war der springende Punkt. So ratsam es auch war, Truppen zu rekrutieren, hatte der Kaiser doch nicht die erforderlichen Mittel, weil nach den vorherigen Kriegsjahren seine Hofkammer schon mit Schulden überbelastet war. Wallenstein war bereit und imstande, schien es, Rekrutierung und Ausrüstung eines Heeres zu finanzieren und vielleicht sogar die Folgekosten ohne Bargeld von der Hofkammer zu

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übernehmen.10 Das konnte niemand anders. Darum ging es ganz einfach um Wallensteins Heer oder gar keins. Das verursachte ebenfalls Unbehagen in Wien, denn „Wallensteins Heer“ klang ein wenig wie „privates Heer“ und erinnerte an dasjenige von Mansfeld, das bekanntermaßen seinem General treu war, statt dem Herrscher, dem es untertan war. Und wie lange würde es dauern, bis Wallensteins Geld zu Ende ging, und die Rechnungen wieder an die Hofkammer kämen? Die Wahrheit war, dass auch Wallenstein, genau wie der Kaiser, es sich nicht leisten konnte, ein Heer zu unterhalten. Seine Mittel und seine Kreditwürdigkeit reichten im Prinzip – und später auch in der Tat –, um die Streitkräfte auf die Beine zu stellen. Mehr als diese für kurze Zeit danach zu finanzieren, konnte sich jedoch kein Privatmann leisten, auch keiner, der so reich war wie Wallenstein.11 Trotzdem brauchte er ein Heer, allerdings nicht, wie oft gesagt wurde, um seinen eigenen Ehrgeiz zu fördern, und auch nicht, wie einige damals sagten, weil er hoffte, noch mehr Geld daran zu verdienen. Vielmehr hatte er Sorge, dass der Kaiser es versäumen könnte, sich rechtzeitig zu bewaffnen, und dann vielleicht alles für die habsburgische Sache und auch für ihn selbst verloren sein würde, alles einschließlich dessen, was er bis jetzt gewonnen hatte. Da der Hofrat zögerte, war seine einzige Hoffnung, das finanzielle Hindernis zu beseitigen, indem er den Eindruck vermittelte, die Unternehmung selbst finanzieren zu können. Folglich würde er auch das Kommando haben, doch es gibt einen Unterschied zwischen bloßem Ehrgeiz und Wallensteins Überzeugung, in einer gefährlichen Lage selbst bessere Arbeit leisten zu können als jeder der verfügbaren Generäle. Um es einfach auszudrücken, es war ihm lieber, seine eigene Sicherheit selbst in die Hände zu nehmen. Als der Hofrat entschied, dass der Kaiser tatsächlich ein Heer brauchte, beschloss er, Wallensteins Angebot anzunehmen, ohne auf die Frage der finanziellen Absicherung näher einzugehen. Beide Seiten setzten darauf, dass das Schicksal des Krieges mit einer Lösung aufwarten würde, und ließen das Problem in der Zwischenzeit aus den Augen. Als Wallenstein schließlich sein Patent erhielt, wurde darin bestimmt, dass alle erforderlichen Ausgaben vergütet werden sollten, doch wusste zu dem Zeitpunkt niemand, wo das Geld herkommen sollte. Worauf man hoffte, kann man aus einer weiteren Festlegung folgern, die zur Durchsetzung finanzieller Unterstützung aus dem feindlichen Territorium berechtigte, das vermutlich erobert und besetzt würde. Die Hälfte der Beute geschlagener Heere und aus eingenommenen Städten sollte zu Geld gemacht und zur Bezahlung der Truppen verwendet werden, die andere Hälfte sollten Offiziere und Soldaten behalten dürfen.12 Wallenstein selbst wollte sich

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nicht nur auf zeitweilige Erhebungen in besetzten Ländern verlassen, sondern noch weiter gehen. Es müssten regelmäßige und systematische Kontributionen, in der Praxis Kriegssteuern, erhoben werden, und zwar sowohl von den habsburgischen Ländern und den freien Reichsstädten als auch von feindlichen Gebieten. Dieser nahezu revolutionäre Vorschlag fand nur langsam, widerwillig und teilweise Zustimmung, aber er war die Grundlage des künftigen Kontributionssystem Wallensteins, das die Heere des Dreißigjährigen Krieges während der folgenden Jahre finanzierte. Kurzfristig waren diese Quellen völlig unzureichend, was schnell klar wurde, aber anfänglich ignorierte man das Problem in der Hoffnung, dass der Krieg kurz und die Siegesbeute bald zur Verfügung stehen würde, um die Lücken zu füllen. Inzwischen zog sich die Sache viele Monate hin, durch den Winter und den Frühling bis in den Frühsommer 1625. Während dieser Zeit machte sich Wallenstein Sorgen, schrieb unruhig an Harrach und verwies ihn darauf, dass des Kaisers Feinde nicht untätig waren; er bat ihn, seinen Einfluss zu nutzen, um eine Entscheidung zu beschleunigen.13 Im April wurde er vertraulich informiert, er werde zum Kommandanten über alle Truppen berufen werden, die im Reich nötig sein mochten, obwohl dies nur ein vorläufiger Bescheid ohne jegliche Verpflichtung war, wirklich ein Heer auf die Beine zu stellen. Mitte Mai schrieb der Kaiser an Maximilian von Bayern, um ihm mitzuteilen, dass er vorhatte, die bestehenden kaiserlichen Streitkräfte wieder aufzufüllen und ein neues Heer von 21.000 Mann unter Kommando von Wallenstein zu rekrutieren. Dies, so Ferdinand, sei seine Antwort auf Maximilians eigene Forderungen. Aber er nutzte die Gelegenheit, entschlossen zu erklären, dass diese Truppen und ihr neuer Befehlshaber mit und nicht unter Maximilian und seinem Liga-Heer operieren würde, falls wegen eines Angriffs vom Norden ein gemeinsamer Feldzug erforderlich wäre. 14 Für Maximilian war der erste Teil dieser Nachricht gut, aber der zweite war ihm sehr unwillkommen, und damit fing seine neunjährige Feindschaft gegen Wallenstein an. Trotzdem wurde die Entscheidung nicht vor Mitte Juni endgültig, als bei einer Beratung abschließend bestätigt wurde, dass Wallenstein zu rekrutieren beginnen sollte – jetzt ging es um 24.000 Mann. Es war schon Ende Juni, als die Instruktion unterzeichnet wurde, die Wallensteins Berufung als General aller kaiserlichen Heere bestätigte, die in Deutschland dienen sollten. Zwei Wochen früher aber ergänzte der Kaiser diese Beförderung, indem er Friedland zum Herzogtum erhob.15 Beide Schritte waren bedeutungsvoll. Damals wurden Heere gewöhnlich von einem Generalleutnant kommandiert, um an der Fiktion festzuhalten, dass der Herrscher selbst

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der Oberbefehlshaber war. Für Wallenstein wurde der damals höchste Militärrang eines Generals durch seinen neuen Titel als Herzog vervollständigt, was ihm eine gesellschaftliche Stellung gleich der aller anderen in seinen Heeren einräumte, denn unter seinen Offizieren gab es sowohl eine Anzahl von Grafen als auch mehrere, die selbst Herzöge waren.16 Von dieser Zeit an war Wallenstein seinen Zeitgenossen hauptsächlich von seinem Titel her als „Friedland“ bekannt. Eine wichtige Frage, die die Beratung verlängerte, war die nach der Größe des beabsichtigten Heeres. Laut einer der bekanntesten Erzählungen über Wallenstein soll er paradoxerweise behauptet haben, dass er ein Heer von 20.000 Mann nicht ernähren könnte, 50.000 Mann aber wären möglich. Der Grund dafür soll gewesen sein, dass sich nur die größere Streitkraft ein ausreichendes Gebiet unterwerfen und es beherrschen könnte, um die notwendigen Kontributionen zu erzwingen.17 Die Überlieferung ist zweifelhaft, aber bestimmt strebte er nach einer viel größeren Anzahl von Truppen, als der Hofrat anfänglich zu billigen bereit war. Dessen Sichtweise war teilweise traditionsbedingt, denn noch nie hatte der Kaiser ein so großes Heer gehabt und teilweise finanziell ausgerichtet. Im Gegensatz dazu war Wallensteins Denken auf einfache militärische Logik gegründet. Heere wurden immer größer. Berichten zufolge hatte Bethlen Gabor 1623 mehr als 40.000 Mann, und Wallenstein hatte selbst erfahren, was passierte, wenn man zahlenmäßig sehr unterlegen war. Damals konnte das kaiserliche Heer nur verzweifelt versuchen, dem Feind auszuweichen, und in Göding wurde es nur durch den sich ankündigenden Winter vor einer Katastrophe gerettet. Schließlich musste sich Wallenstein mit der Vollmacht zufriedengeben, die festgelegten 24.000 Mann zu rekrutieren, 18.000 an Fußtruppen und 6.000 für die Kavallerie, auch wenn es noch unklar gewesen zu sein scheint, ob dies alles neue Rekruten sein sollten, oder ob die bestehenden kaiserlichen Streitkräfte in die gesamte Anzahl eingerechnet werden sollten.18 Wallenstein erhielt sein Patent erst, nachdem Tilly gegen Christian von Dänemark vorzurücken befohlen wurde, dennoch blieb er nicht untätig, als Wien debattierte und zögerte. Seine Vorbereitungen waren schon so weit gediehen, wie die Umstände ermöglichten, vielleicht weiter, und in einer bemerkenswert kurzen Zeit fing er an, seine Streitkräfte zu mustern. Der ausgewählte Ort war Eger, an der äußersten westlichen Grenze Böhmens; die Truppen sammelten sich bereits, als Wallenstein am 31. Juli 1625 ankam.19 Nach einem Monat war sein neues Heer in Deutschland und rückte nach Niedersachsen vor, doch die Entfernung war groß und das Marschieren langsam. Erst Mitte Oktober traf er sich südlich von Hannover mit Tilly, aber so spät im Jahr mussten sie sich sofort um Winterquar-

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tiere für ihre Truppen kümmern. Tilly hat wenig Erfolg gegen Christian gehabt, folglich war ihm Wallensteins Ankunft mit Verstärkungstruppen willkommen; wie viele es genau waren, ist jedoch schwer zu ermitteln. 16.000 Mann sammelten sich anscheinend in Eger, aber andere Einheiten, unter ihnen die vom bestehenden kaiserlichen Heer, vereinigten sich mit ihnen zu verschiedenen Zeiten, und zusätzlich setzte Wallenstein während des ganzen Herbsts und Winters die Rekrutierung fort. Folglich konnte er an den spanischen General Spinola schreiben, dass er „auf künftigen Frühling mit etlich und fünfzig Tausend ins Feld zu ziehen verhofft“. Die Anzahl der Soldaten war eindrucksvoll, die Fähigkeiten etlicher Offiziere waren es jedoch weniger, was Wallenstein zu der Äußerung veranlasste: „wenn man keine Falken hat, muss man mit Raben beizen“. 20 Die Schaffung einer derart großen Streitmacht in so kurzer Zeit war eine besondere Leistung, die den Kaiser und seine Berater, scheint es, genauso wie Christian von Dänemark überraschte, der wenig davon wusste, bis die Streitmacht fast vor ihm stand. Seinem Versprechen getreu hatte Wallenstein die Rekrutierung finanziert – was Bargeld für jeden Mann bedeutete, der sich anwerben ließ – und auch die Waffen, die Ausrüstung, die Musterung und den Einmarsch in Deutschland. Alles das ohne Rückgriff auf die Hofkammer. Dafür stellte er selbst eine große Summe Bargeld bereit und borgte sich sehr viel mehr, vorwiegend mit Hilfe von de Witte, dem Bankier aus dem Münzanstaltkonsortium. Diejenigen, die er zu Obersten ernannte, mussten als Subunternehmer fungieren, indem sie einen Teil der Kosten des Regiments trugen. Zudem mussten nicht nur Eger, sondern auch andere Städte an der Strecke zahlen, um Einquartierung zu vermeiden, und sie wurden zu Beiträgen für die Ernährung des Heeres in Form von Bargeld oder Naturalien gezwungen. Wallensteins eigener Anteil an diesem organisatorischen Meisterstück ist klar an der enormen Anzahl an zumeist von ihm selbst geschriebenen, diktierten oder veranlassten Briefen, Befehlen, Requisitionen und anderen Unterlagen zu erkennen, die jeden Tag von seinem Sekretariat kamen. Die Archive bezeugen seinen Fleiß, die Breite seiner Interessen und seine Kenntnis der Einzelheiten. Auch bezeugen sie seine Fähigkeit, die geschäftlichen Angelegenheiten des eigenen Grundbesitzes zu kontrollieren und trotz des Drucks seiner militärischen Pflichten für seine Frau und ihre Sicherheit zu sorgen. Wie schon bei seinem Landkauf konnte er nicht alles selbst tun, war aber imstande, fähige Stabsoffiziere auszuwählen, und bereit, ihnen Verantwortung zu übertragen. Einer, der damals wichtig wurde, war Oberst Johann von Aldringen, ein Luxemburger aus einer armen, aber adligen Familie. Er hatte als Pikenier angefangen, sich dann aber im Mili-

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tär emporgearbeitet, was eine eindrucksvolle, im Dreißigjährigen Krieg jedoch nicht einmalige Leistung war. Früh in seiner Karriere hatte Aldringen eine besondere Fähigkeit als Verwalter gezeigt und übernahm in Wallensteins Dienst die Verantwortung sowohl für die Koordinierung der Rekrutierungspläne der Obersten als auch für die Verhandlungen über große Kontributionen von Städten, zum Beispiel Nürnberg, das zu dieser Zeit 110.000 Gulden zahlen musste, um einer Bestimmung als Musterplatz zu entgehen. Aldringen aber führte seinen regelmäßigen Briefwechsel mit seinen Bekannten an den Höfen in Wien, München und anderswo weiter, und folglich war er nicht nur sehr nützlich, sondern Wallenstein auch ein wenig lästig. 21 Weil der neue General seine höheren Offiziere vorsichtig auswählte, fing er unvermeidlich an, sich Feinde zu machen. Die höchsten Offiziere im bestehenden Heer, einschließlich Wallensteins Vorgesetzte in Göding, traten – wie es sich gehörte – zurück, um ihm freie Hand zu lassen. Der ranghöchste war nicht mehr jung und erwartete wahrscheinlich nichts, Generalmajor Graf Balthasar Marradas jedoch war überrascht und beleidigt, weil er nicht wieder ernannt wurde. Er blieb bei Hofe gut angeschrieben und stand dann auch bald wieder bei Wallensteins Heer im Dienst, die Demütigung aber nagte trotzdem an ihm. Oberst Graf Rudolf von Colloredo war noch jemand, der Beziehungen zu höheren Kreisen in Wien hatte und auf Beförderung hoffte, doch auch er wurde enttäuscht. 22 Sie waren bei weitem nicht die Einzigen, denn viele, die Oberste werden wollten, erfuhren, dass Empfehlungen von hochgestellten Freunden keine Garantie für Wallensteins Gunst waren. Seine Kriterien waren unbedingt militärisch; er hatte keine Zeit für die, die seinen Maßstäben an fähige Offiziere, fachkundige Verwalter und gute Zuchtmeister nicht gewachsen waren. Im Gegensatz dazu kamen diejenigen voran, die er guthieß, und bei der Besetzung seines ersten Heeres mit Offizieren fand er viele Oberste, die während seiner Karriere bei ihm blieben. Nicht wenige davon waren Protestanten, was der erste Beweis für Wallensteins Entschlossenheit war, tüchtige Offiziere und Soldaten für seine Heere zu rekrutieren, ohne Rücksicht auf ihre Religion. Durch dieses Berufungsverfahren zeigte Wallenstein am Anfang sowohl eine seiner Stärken als auch seine mutmaßlich wichtigste Schwäche als des Kaisers General. Damals waren Heere von dilettantischen Offizieren geplagt, Männer mit Titeln und Beziehungen in höheren Kreisen, die vom Prestige eines Oberstenpatents und von der Möglichkeit angelockt wurden, große Gewinne zu machen, denen es aber an Fähigkeiten, Erfahrungen und Engagement fehlte, um die Pflichten wirksam auszufüllen. Ihre

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Einstellung verbreitete sich unter ihren Offizieren und Soldaten, und so entstanden Regimenter, die sich mehr für Beute als für den Dienst interessierten. Wallenstein brauchte eine tüchtige Streitmacht und war nicht bereit, durch solche Offiziere belastet zu werden. Diese Haltung war aus rein militärischer Sicht völlig richtig. Weiter war er fest entschlossen, Herr im Hause zu sein und seine Offiziere seinen eigenen Bedingungen gemäß zu wählen, statt sie sich von hochgestellten, aber militärisch unwissenden Hofräten oder Höflingen aufdrängen zu lassen. Gustav Adolf tat das Gleiche, war jedoch sowohl General als auch König und hatte es weniger nötig, die politische Lage in Betracht zu ziehen. Wallenstein war kein Politiker, und darin lag das Problem. Oberbefehlshaber haben immer politische Unterstützung gebraucht, möglichst breit abgestützte, nicht nur die der Spitze. Im habsburgischen Österreich bedeutete das Unterstützung durch den Reichshofrat, den Hofkriegsrat und den Wiener Hof im Allgemeinen, Wallenstein hingegen neigte dazu, sich nur dem Kaiser verantwortlich zu betrachten. Bewerber um Patente abzulehnen, beleidigte nicht nur die Betroffenen, sondern auch diejenigen, die sie unterstützt und erwartet hatten, dass ihre Empfehlungen etwas Gewicht haben würden. Ferner zeigen Wallensteins erhaltene Briefe, dass seine Ablehnungsgründe zwar nicht ungerechtfertigt, aber manchmal ganz unverblümt formuliert waren. Solche Briefe waren zwar als privat beabsichtigt, dennoch wurde sicherlich etwas von ihrem Inhalt bekannt, besonders dann, wenn Wallenstein auch so sprach, wie er schrieb. 23 Die Enttäuschten und die Beleidigten hatten mit den Neidern und den gegen ihn Eingestellten ein gemeinsames Interesse daran, Wallenstein zu Fall zu bringen. Sie bildeten die Grundlage für den feindlichen Klüngel, der sich in Wien zu bilden begann und der immer wichtiger wurde, als seine Karriere ihn weiter nach oben führte.

7 Geht, Hauptmann, grüßt von mir den Dänenkönig (Hamlet, Shakespeare) Die Dessauer Brücke Wallensteins Berufung zum kaiserlichen General erfolgte zu spät, um die Sache 1625 zu Ende zu führen. Wäre sie rechtzeitig erfolgt, hätte möglicherweise eine Vereinigung von seinen und Tillys Streitkräften den allein kämpfenden Christian zurück nach Dänemark und aus dem Krieg vertreiben können. Stattdessen aber vereinigten sie sich zu spät, um irgendetwas von militärischer Bedeutung zu erreichen, sodass die Heere den Winter mit Scharmützeln und Plünderung verlebten, mit denen sie die Bauern der ganzen Gegend um Haus und Hof brachten. Mittlerweile war Christian in zwei widersprüchliche Verhandlungen verwickelt: einer, die in Braunschweig stattfand, um mit dem Kaiser über Frieden zu sprechen, und einer in Den Haag, wo man versuchte, die anti-habsburgische Koalition zu erweitern, um den Krieg fortzuführen. Für die Friedenskonferenz bevorzugte Wallenstein wie bei vielen späteren Gelegenheiten ein realistisches Herangehen, um eine Vereinbarung herbeizuführen. Die kaiserliche Haltung wurde jedoch von Vertretern der harten Linie in Wien und München bestimmt, und es gab keine Fortschritte. In Den Haag lagen die Dinge für Christian nicht viel besser, denn die meisten seiner voraussichtlichen Verbündeten nahmen nicht teil, und das ungeachtet ihrer Einsicht, dass Wallensteins neues Heer das militärische Gleichgewicht völlig verändert hatte. Würde Christian besiegt oder sich aus dem Krieg zurückziehen, wären ihre Interessen folglich gefährlich bedroht. Dennoch stimmten England und die Niederländer zu, ihn mit Geld zu versorgen; außerdem wurden Mansfelds Heer nach Niedersachsen geschickt und die Verbindungen zu Bethlen Gabor wiederhergestellt. Auch erschien der andere Christian, der „tolle Halberstädter“, wieder auf der Bühne, wenn auch mit einem zusammengestoppelten Heer von beschränktem militärischen Wert. Zusätzlich entschied sich noch ein deutscher Fürst, Herzog Johann Ernst von Sachsen-Weimar, der wiederauflebenden Koalition Truppen zur Verfügung zu stellen. Zwischen den Führern dieser diversen Streitkräfte gab es voraussagbare Spannungen. Mindestens teilweise aus diesem Grund baute ihr allgemei-

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nes Kriegskonzept auf unabhängiges statt vereintes Handeln. Obwohl sie aus der Not eine Tugend machten, war diese Strategie praktisch, weil sie durch ihre Trennung Tilly und Wallenstein daran hinderten, sich gegen sie zu vereinigen. Mansfelds Aufgabe war es, so der Plan, Wallenstein durch einen Vorstoß nach Osten in Richtung Schlesien abzulenken. Wegen der sich daraus ergebenden Drohung gegen Böhmen, Mähren und letzten Endes Österreich selbst sollte Wallenstein so gezwungen werden, die Verfolgung des Heeres von Mansfeld aufzunehmen. Wie 1623 war beabsichtigt, dass sich diese Streitmacht aus dem Westen mit Bethlen Gabor vereinigen würde, der vom Osten einmarschierte. Gemeinsam sollten sie mächtig genug sein, Wallenstein gegenüberzutreten und zu besiegen. Mittlerweile sollte Christian von Braunschweig zunächst an Tilly vorbei nach Süden vorrücken und dann umkehren, um ihn rücklings zu bedrohen, während Christian von Dänemark ihn vom Norden konfrontierte. Der Plan war nicht schlecht und nutzte außerdem die voraussagbaren Spannungen zwischen Tilly, dem alten, erfahrenen und erfolgreichen General, und Wallenstein, dem jüngeren, unbewährten Führer eines neuen und unerprobten Heeres, aus. 1 Rivalität über Winterquartiere war der Anfang gewesen. Wallenstein war dabei besser weggekommen, denn er besetzte schnell die reichen Länder der in den Händen der Protestanten verbliebenen säkularisierten Bistümer Magdeburg und Halberstadt. Weil Wallenstein so sein Hauptquartier an der Elbe aufgeschlagen hatte, blieb Tilly 130 Kilometer westlich an der Weser, was ihre jeweiligen Rollen in den Feldzügen von 1626 bestimmte. Es gab auch Meinungsverschiedenheiten über Strategie. Wallensteins Meinung nach sollten sie ihre Streitkräfte vereinigen, um früh im Jahr einen entscheidenden Angriff auf Christian zu machen. Tilly wollte jedoch in der Hoffnung, die Dänen später im Frühling zwischen den zwei Heeren einzuschließen, eine abwartende Haltung einnehmen. Wallenstein befand sich näher an Christians Hauptmacht, und darum war er in Gefahr, sollte Christian den ersten Schritt tun und ihn in voller Stärke angreifen. 2 Folglich verloren die Generäle bei ihrem Disput über die relative Wichtigkeit der verschiedenen möglichen Angriffs- oder Abwehrlinien die Initiative, weil jeder vom anderen Unterstützung und Soldaten erbat und sie stattdessen gezwungen wurden, auf die Eröffnungszüge ihrer Feinde zu reagieren. Tilly kam bald unter Druck. Als dann der „tolle Halberstädter“ die Stadt Goslar bedrohte, musste Wallenstein Hilfe leisten und führte eine große Streitmacht gegen ihn, erlebte jedoch lediglich, dass der Feind schnell verschwand. Danach musste er zurückkehren, um den Vormarsch einer dänischen Division unter General Hans Fuchs nach Süden abzuwehren, doch obwohl er sie nach einem intensiven Schar-

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mützel verjagte, war es ihm nicht gelungen, sie zur Schlacht zu zwingen. 3 Mittlerweile hatte Mansfeld schon die Elbe überquert. Damals waren Flüsse strategisch sehr wichtig, nicht nur als die einfachsten Vormarsch- oder Rückzugslinien auf den verhältnismäßig guten Straßen entlang der Ufer, sondern auch als Nachschublinien, um schwere Geschütze, Proviant und andere Notwendigkeiten auf dem Wasser heranzuführen. Große Flüsse aber konnten auch gefährliche Hindernisse sein, besonders für ein sich zurückziehendes Heer, denn Brücken waren weit voneinander entfernt und auch einfach zu befestigen oder abzureißen. Darum hatte Wallenstein während des Winters umfangreiche Verteidigungsanlagen an beiden Seiten der Elbebrücke in Dessau, 50 Kilometer südöstlich von Magdeburg, bauen lassen. Zur Verteidigung dieser Anlagen hatte er dort Aldringen mit einer Garnison stationiert. Magdeburg und seine Brücke waren in protestantischen Händen. Südlich von Dessau floss die Elbe auf der ganzen Strecke bis zur böhmischen Grenze durch das protestantische Sachsen, weshalb es eine vernünftige Vorkehrung war, die Brücke zu sichern, was auch verhinderte, dass der Feind den Fluss als Versorgungslinie nutzte. Im April 1626 aber begann Mansfeld, nachdem er die Stadt Zerbst, vierzehn Kilometer nordwestlich, eingenommen hatte, überraschend einen Angriff auf die Festungswerke um das nördliche Ende der Brücke. Trotz der scheinbar zuverlässigen Darstellungen in vielen Geschichtswerken ist es sehr problematisch, genau zu beschreiben, was in einer Schlacht der frühen Neuzeit wirklich passierte. Die Anzahl der Soldaten ist das erste Problem. Zeitgenössische Berichte führen große, gerundete und wahrscheinlich übertriebene Zahlen an, die in Ermangelung von etwas Besserem oft von einem Geschichtswerk an das nächste weitergegeben und schließlich anerkannt werden, als ob sie solide begründete Tatsachen wären. Der Anfangspunkt im Dreißigjährigen Krieg war die Liste der teilnehmenden Einheiten, die an den Namen ihrer Kommandanten erkannt und gewöhnlich gut überliefert wurden. Davon ausgehend rechnete man deren theoretischen Bestand zusammen, 3.000 für ein Regiment der Infanterie, 300 für eine Kompanie und 1.000 beziehungsweise 100 für die entsprechenden Einheiten der Kavallerie. Das Ergebnis war die höchstmögliche Zahl und auch die, die oft berichtet wurde, doch die Einheiten waren selten vollzählig. Nach Abzug der Kranken, Verwundeten, Vermissten und Toten war die Anzahl derer, die zur Verfügung standen und kampffähig waren, viel kleiner – sie betrug manchmal nur die Hälfte oder weniger. Dies ist möglicherweise nicht wichtig, weil das Problem auf beiden Seiten das gleiche war. Vielleicht erreichten die verhältnismäßigen Truppenstär-

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ken die richtige Größenordnung, auch wenn die eigentlichen Zahlen ungenau waren. Dennoch hilft dies, die häufigen Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen Berichten über das gleiche Ereignis zu erklären. Für Verletzte waren die Zahlen noch ungenauer, denn die Toten wurden meist in Massengräbern beigesetzt und manchmal gar nicht gezählt. Auch wurden die, die nicht zum Appell zurückkehrten und von denen man nicht wusste, ob sie in Gefangenschaft geraten waren, einfach von der Kompanieliste gestrichen, sodass kein Unterschied zwischen Gefallenen und Fahnenflüchtigen gemacht wurde. Auch von der siegreichen Seite gewöhnlich durch Zwang übernommene Gefangene wurden nicht zuverlässiger gezählt, auch hier sind die Zahlen nur grob geschätzt, wenn nicht reine Vermutung. Die genaueste Zahl nach einer Schlacht, scheint es, ist die Anzahl von eroberten feindlichen Fahnen, was eine besondere Angelegenheit militärischen Stolzes darstellte, vielleicht auch die Anzahl erbeuteter Geschütze. Oft ist der Verlauf einer Schlacht ebenso unklar wie die Anzahl der beteiligten Soldaten. Zweihundert Jahre später bemerkte der Herzog von Wellington, einer der Sieger über Napoleon Bonaparte in der Schlacht bei Waterloo: „Auch auf die vermutlich besten Berichte über eine Schlacht darf man nicht vertrauen. Es ist unmöglich zu sagen, zu welcher Zeit ein wichtiges Ereignis passierte, oder in welcher Reihenfolge.“ Es gibt gute Gründe dafür, denn häufig waren Schlachten verworrene Begebenheiten, und selbst die Teilnehmer hatten selten ein klares oder vollständiges Bild. Für nachfolgende Berichte mussten bei dem Versuch herauszufinden, was eigentlich passiert war, unvollständige, subjektive und oftmals unvereinbare Eindrücke zusammenfügt werden. Selbst der Ausdruck „Schlachtfeld“ ist irreführend, denn er deutet eine freie und mehr oder weniger ebene Fläche an, wohingegen in der Praxis die Soldaten, besonders die Kavallerie, sich häufig weit über das Terrain verteilten, das von Bächen, Gräben, Hügeln, Gehölzen, Dörfern und anderen Hindernissen sowohl für das Vorankommen als auch für die Sicht unterbrochen war. 10.000 Infanteristen konnten sich über drei Kilometer oder mehr verteilen, sodass die Befehlshaber oftmals keine klare Vorstellung von ihrer Stellung hatten. Schlimmer noch: Als das Gefecht anfing, erzeugten die Geschütze der Epoche „einen so greulichen Rauch, dass wir kaum einen Pistolenschuss vor uns sehen konnten“, wie ein bayerischer Offizier nach einer solchen Schlacht schrieb. 4 Die Schlacht um die Dessauer Brücke ist ein gutes Beispiel für das Problem der Anzahl der Soldaten. In seiner Wallenstein-Biographie sagt Mann, das Mansfeld 10.000 Mann einsetzte, wogegen Guthrie in seiner

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Studie der Schlachten des Dreißigjährigen Krieges weniger als 7.000 kalkuliert. Mann geht von 3.000 bis 4.000 Getöteten aus, Guthries Schätzung beträgt nur etwas mehr als 1.000. Andererseits berichtet Mann von 1.500 Gefangenen im Vergleich zu 3.000 nach Guthrie, folglich entkam Mansfeld laut Mann mit 5.000 Überlebenden, aber nach Guthrie mit nur ungefähr 2.000. Keiner von beiden zitiert Zahlen für die Streitkräfte von Wallenstein, obwohl Guthrie behauptet, dass er mindestens zweimal so viele Männer wie Mansfeld hatte, was 14.000 oder etwas mehr bedeutet. In seiner Wallenstein-Biographie schätzt Diwald dessen Truppenstärke auf 21.000 Infanteristen und sechs Regimenter Kavallerie. 5 Das Theatrum Europaeum, eine wichtige zeitgenössische Chronik, wurde reichhaltig mit kunstvollen Kupferstichen illustriert, darunter ausführliche Grundrisse von Schlachten, die bei erfahrenen Offizieren in Auftrag gegeben wurden. Auf diesen sehr nützlichen Bildern kann man klar erkennen, wie das Gelände damals aussah. Dazu kommen wichtige Gegebenheiten wie Schanzen und andere Verteidigungsanlagen. Solch ein Kupferstich aus dem Theatrum (Abbildung 4 in diesem Buch) zeigt, dass die Dessauer Brücke, die sich nördlich und etwas entfernt von der Stadt befand, sowohl die Elbe als auch ihr breites Überschwemmungsgebiet überspannte. Sie ist als eine schmale, auf Pfeilern gebaute Konstruktion dargestellt, mit kleinen kaiserlichen Forts an der Südseite und einem umfangreichen, von Schanzen eingeschlossenen Grundstück um den nördlichen Brückenkopf. Die Festungswerke an der Nordseite waren auch mit Flügeln in der Form von Brustmauern und Gräben zum Schutz ausgerüstet, die einen langen Streifen des Flussufers in beide Richtungen sicherten. Die ganze Gegend südlich war stark bewaldet, und folglich war die Straße, auf der die kaiserlichen Streitkräfte heranrückten, vor Mansfeld an der gegenüber liegenden Seite gut abgeschirmt. Die Festungswerke verhüllten den Brückenkopf größtenteils vor ihm, zudem hatte Aldringen die Brücke selbst mit Laubwerk verdecken lassen, um ihn daran zu hindern, Truppen bei der Überquerung des Flusses zu sehen.6 Nördlich des Flusses, wo Mansfeld sein Lager aufgeschlagen und seine Streitmächte angeordnet hatte, war das Gelände viel freier, aber er hatte schnell Schanzwerke gegenüber den kaiserlichen Verteidigungsanlagen und parallel dazu bauen lassen. Östlich davon befand sich ein Waldstreifen, der am Fluss nahe an dem kaiserlichen rechten Flügel begann und sich erst nördlich, danach westlich erstreckte, was bedeutete, dass er Mansfelds ganze linke Flanke begrenzte. Mansfelds erste sondierende Überfälle Anfang April und ein ernsterer Angriff eine Woche später zeigten, dass, obwohl Aldringen nur eine kleine Garnison hatte, die Stellung zu gut vorbereitet worden war, um einfach

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eingenommen zu werden. Deshalb führte Mansfeld seine Geschütze heran und veranlasste seine Männer, Laufgräben für einen Sturm auf den Brückenkopf zu graben. Die Gründe dafür sind nicht klar, aber wenn es seine Absicht war, Wallenstein nach Schlesien zu locken, hätte er ihm gegenüber einen Vorsprung gebraucht, um sich mit Bethlen Gabor zu vereinigen, ehe Wallenstein ihn einholen konnte. Hätte er die Brücke eingenommen und eine Nachhut zur Verteidigung zurückgelassen, hätte dies geholfen, das kaiserliche Heer daran zu hindern, ihm zu dicht auf den Fersen zu bleiben. Christian von Dänemark machte sich auch Sorgen über Mansfelds Abzug, der seine eigene Stellung schwächen würde. Es war ihm wichtig, Wallenstein zuerst durch die Unterbrechung seines Versorgungsweges den Fluss entlang zu behindern. Darum sollte die Brücke eingenommen werden, was auch die Nachhut Wallensteins eventuell bedrohen und so dessen Bewegungsfreiheit beschränken würde.7 Fuchs wurde beauftragt, den Einsatz zu unterstützen, aber nach seinem eigenen Zusammenstoß mit Wallenstein brauchte er Zeit, seine Einheit wiederaufzubauen, weshalb er nicht auf dem Schauplatz erschien. Also fing Mansfeld den Angriff allein an, vermutlich von der Gelegenheit in Versuchung verführt, einen einfachen Sieg über den zahlenmäßig sehr unterlegenen Aldringen zu erringen. Seine Karriere zeichnete sich eher durch seine Fähigkeit aus, sich von Rückschlägen zu erholen und Katastrophen zu überleben, als für Erfolge im Feld. Vielleicht hätte er gern einen Triumph erzielt, um Eindruck bei Christian zu machen. Aufeinanderfolgende fehlgeschlagene Angriffe bestärkten Mansfeld lediglich in seinem Entschluss fortzufahren, wobei er das sich verändernde Gleichgewicht der Streitmächte um die Brücke nicht mehr bemerkt zu haben scheint. Mansfelds starrsinniges Beharren war Wallensteins Chance. Es war ein frustrierender Winter gewesen, und er wusste wohl, dass Kritiker in Wien sagten, in den sechs Monaten, seit der unerfahrene General mit seinem neuen Heer aufbrach, sei nichts Wichtiges erledigt worden. Nun gab es eine Handlungsmöglichkeit. Für den Fall, dass der Angriff an der Brücke ein Ablenkungsmanöver als Teil eines größeren Plans war, durfte er nicht zu früh losschlagen, aber als Mansfeld seine Artillerie und seine Hauptstreitmacht heranführte, war Wallenstein bereit zu reagieren. Als erster Schritt war es wichtig, genügend Verstärkungstruppen aufmarschieren zu lassen, um einen schnellen Erfolg für Mansfeld zu verhüten, so wurde Oberst Graf Heinrich von Schlick rasch mit den notwendigen Truppen entsandt. Schlick schaffte es, seine Männer über die Brücke und in die nördlichen Verteidigungsanlagen zu bringen, entweder unbemerkt, oder ihre Anzahl war hinter der Abschirmung nicht zu erkennen. Als deshalb

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Abbildung 4: Die Schlacht um die Dessauer Brücke, 1626, aus Theatrum Europaeum. Der erläuternde Text für die kleinen Buchstaben auf dem Plan lautet: A. Kaiserliche Schanze. B. Die Elbebrücken. C. Kaiserliche Redouten. D. Mansfeldische Lager. E. Mansfeldische Schanzen. F. Mansfeldischer Laufgraben. G. Kaiserlicher Laufgraben, Kaiserliche Redouten. H. Aldringens Laufgräben. I. Posten wider die Mansfeldischen. K. Kaiserliche Stücke. L. Die Mansfeldische werden abgetrieben. M. Ausfall der Kaiserlichen. N. Friedländische Reiterei jenseits der Elbebrücken. O. Mansfeldische Reiterei. P. Friedländische Reiterei. Q. Mansfeldische Flucht. R. Friedland verfolgt die Mansfeldischen. S. Graf Schlicks und Aldringens Fußvolk. Y. Rossleben (Dorf).

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Mansfeld am 23. April angriff, stieß er auf viel stärkeren Widerstand als erwartet und wurde zum Rückzug gezwungen. Mittlerweile führte Wallenstein seine eigene Artillerie und eine größere Streitmacht, sowohl Infanterie als auch Kavallerie, heran. Kernpunkt seines Plans war der Wald an Mansfelds östlicher Flanke, wo Letzterer keine Truppen stationiert hatte, entweder weil es ihm an Soldaten mangelte, oder weil er dies nicht für wichtig hielt. Am 24. April verlegte Wallenstein mehr Einheiten einschließlich schwerer Kavallerie über die Brücke. Mit Feuerschutz durch eine Artilleriebatterie am Südufer des Flusses sowie mit Hilfe eines Ablenkungsausfalls von der westlichen Seite der Verteidigungsanlagen um den Brückenkopf besetzten seine Männer den Wald. Vermutlich unterschätzte Mansfeld erneut ihre Anzahl, denn er setzte dessen ungeachtet seinen Vormarsch fort und griff früh am nächsten Morgen die Befestigungen mit voller Stärke wieder an. Laut Berichten trug er während der nächsten drei Stunden mehrere erfolglose Überfälle vor, bevor Wallenstein einen Gegenangriff befahl, der zu einem schweren und ausgeglichenen Kampf auf freiem Gelände führte. Zum entscheidenden Zeitpunkt schickte Wallenstein Verstärkungstruppen der Infanterie über die Brücke; danach gab ein Flankenangriff der Kavallerie aus dem Wald den Ausschlag. Die Verwirrung unter Mansfelds Truppen wurde von der Explosion einiger ihrer eigenen Pulverfässer hinter den Truppen vermehrt, sodass der Rückzug schnell zur Flucht wurde. Mansfeld selbst gelang es, mit vielen seiner Kavalleristen zurück nach Zerbst zu fliehen, die meisten seiner überlebenden Fußtruppen gerieten jedoch in Gefangenschaft. 8 Wallensteins Schlachtplan war gut erdacht und gut ausgeführt. Er hielt sich an ein Hauptprinzip der Militärstrategie, indem er eine stärkere Streitmacht konzentrierte, bevor er den Feind stellte. Nichtsdestoweniger war es ein kühnes Unternehmen. Es gab Risiken genug dabei, eine große Anzahl Truppen und Pferde direkt vor dem Feind über eine schmale Brücke und in einen kleinen befestigten Raum zu bringen. Mit den Rücken zum Fluss zu kämpfen ließ jedoch auch wenige Rückzugsmöglichkeiten, hätte es sich herausgestellt, dass Mansfeld der Stärkere war. Wallensteins eigener Bericht war kurz und zur Sache: Mansfeld rückte mit seinem ganzen Heer nach der Schanze an der Elbebrücke zu Dessau vor, die er belagerte und beschoss. Um ihm zu begegnen, führten wir den meisten Teil des uns anvertrauten kaiserlichen Heeres zusammen, und damit zogen wir auf bemeldete Schanze ihm entgegen. Da verlieh uns Gott das Glück, dass wir ihn gestern zurückwarfen, zertrennten und in die Flucht schlugen.

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Er schickte auch einen Offizier zum Kaiser, um ihm eine vollständigere Beschreibung zu liefern. Der Letztere freute sich sehr über solche „ansehnlichen und ritterlichen Taten“, wie er begeistert in beglückwünschenden Briefen an Wallenstein und seine führenden Offiziere schrieb. 9

1626: Ein Feldzug und eine Konferenz Was sollte Wallenstein als Nächstes tun? Mansfeld nahm nur kurz Zuflucht in Zerbst, bevor er ins neutrale, aber pro-protestantische Territorium des Kurfürsten von Brandenburg eilte. Ihn zu verfolgen, hätte vielleicht entgegen Wallensteins Befehlen diesen schwankenden Fürsten zum Feind werden lassen können, aber es wäre auch zwecklos gewesen. Es würde schwierig sein, Mansfelds Kavallerie einzuholen, und noch schwieriger, eine Schlacht zu erzwingen. Weiter sprach ein Kernpunkt der Logistik des siebzehnten Jahrhunderts dagegen: Wallenstein hatte kein Futter für seine Pferde. Wenn sich Mansfeld vor ihm zurückzog, würde er alles nehmen, was in den Scheunen zu finden war, zudem war es noch zu früh im Jahr für die Pferde, ausreichend Futter auf den Feldern zu finden. Auch war selbst der Zweck einer solchen Verfolgung fraglich. Die Heere des Dreißigjährigen Krieges waren wie die Köpfe der mythischen Hydra, wenn einer abgeschlagen wurde, wuchs schnell ein neuer an dessen Stelle. Mansfeld war in der Rekrutierung hoch erfahren, und wenn er ein Heer verlor, würde er es bald neu aufstellen, vorausgesetzt, sein Dienstherr hatte noch Geld. Fürs Erste war er neutralisiert worden, aber das viel gewaltigere Heer Christians von Dänemark war noch im Felde. Wallenstein kehrte auf seine Position um Magdeburg und Halberstadt zurück. Es folgte ein Patt, denn Christian konnte nicht ausbrechen, Wallenstein und Tilly aber konnten sich nicht über einen gemeinsamen Schlachtplan gegen ihn einigen. Wegen des Mangels an Fortschritt war Wallenstein zunehmend frustriert und mutlos. Seine ursprüngliche Vorstellung war, sein Heer Anfang 1625 auf die Beine zu stellen, einen Feldzug gegen Christian im gleichen Sommer zu unternehmen, ihn zu besiegen und vor Ende des Jahres Frieden zu schließen. Dieser Zeitplan bot die Hoffnung finanzieller Umsetzbarkeit. Stattdessen war die Zustimmung so lange hinauszögert worden, dass 1625 nichts Militärisches erzielt worden war, auch Anfang 1626 hatte er Tillys Zusage für einen gemeinsamen Angriff auf Christian nicht bekommen können. Sogar nach Dessau bevorzugte Tilly einen Zermürbungskrieg, indem er eine Stadt nach der anderen belagerte, weit west-

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lich von Wallensteins großem, aber unerfahrenen Heer, das Christian beunruhigend nah konfrontierte. Aus Wien kamen wenig Proviant und noch weniger Geld, weshalb sich Wallensteins Schulden türmten. Seine Truppen waren unbezahlt, hungrig und potentiell meuterisch gestimmt, noch dazu war er selbst oft krank. Mehrmals schrieb er an Harrach von der Möglichkeit, seinen Abschied als kaiserlicher General zu nehmen, was ihn aber über alle Maßen verschuldet und mit wenig Hoffnung gelassen hätte, in absehbarer Zeit Rückzahlungen vom Kaiser zu erhalten. Sieg oder Frieden war der einzige Ausweg. Im Mai leitete Wallenstein durch Vermittler Kontakte mit dem dänischen König ein, im Juni riet er dann dem Kaiser, die Friedensverhandlungen wieder zu eröffnen, bevor Christian seine Streitkräfte weiter verstärkte und vielleicht zusätzliche Verbündete rekrutierte. Ferdinand und seine Berater stellten sich quer. Die Initiative sollte von der anderen Seite kommen, sagten sie, aber als Christian tatsächlich unmittelbar an sie herantrat, hielten sie ihn hin, und es wurde nichts daraus.10 Wallenstein hatte weder Bethlen Gabor noch Mansfeld vergessen. Er hatte viele Monate lang Wien dringend gebeten, Truppen zu rekrutieren, um sich gegen einen Angriff von Bethlen zu sichern und auch die Garnisonen in Schlesien zu verstärken, um Mansfeld von einem Einfall abzuhalten. Trotzdem hatte man wenig getan, der Sieg an der Dessauer Brücke wurde sogar als Grund gesehen, noch weniger zu tun, was Wallenstein zu der ironischen Bemerkung veranlasste: „Wenn ein Paar Fliegen umgebracht sind, stellt man in Wien die Rüstungen ein.“ Mitte 1626 brach ein Bauernaufstand in Oberösterreich aus, und ein großes, wenn auch unerfahrenes Heer zog durchs Land, während im Osten Bethlen unmissverständliche Vorbereitungen für einen neuen Feldzug machte, zu dessen Abwehr nur Wallenstein die Streitkräfte hatte. Folglich wurde seine Befehlsgewalt, die anfänglich nur auf Deutschland beschränkt war, um die habsburgischen Erblande vergrößert, woraufhin er Truppen nach Schlesien entsandte, um deren Verteidigung vorzubereiten.11 Mansfeld baute sein Heer in Brandenburg schnell wieder auf, trotz Wallensteins Mahnung an den Kurfürsten, dass diese Erlaubnis mit seiner Neutralität unvereinbar sei. Am 10. Juli brach Mansfeld auf und zog schnell östlich, nördlich an Berlin vorbei, und überquerte die Oder auf dem Weg nach Schlesien. Christian kommandierte Truppen unter Herzog Johann Ernst von Weimar zu seiner Unterstützung ab. Im folgenden Feldzug aber bewegten sich beide Streitkräfte meistenteils unabhängig voneinander, wenn auch parallel; später entwickelten sich dann bedenkliche Meinungsverschiedenheiten zwischen den zwei Kommandanten. Wallenstein war in

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einer Zwickmühle. Wenn er sie verfolgte, würde er Tilly in Gefahr zurücklassen, zahlenmäßig unterlegen und allein gegen Christian von Dänemark. Wenn nicht, würde er die habsburgischen Territorien wehrlos Mansfeld und Bethlen überlassen. Als erste Maßnahme entsandte er zur Verfolgung und zur Belästigung ihrer Nachhut Kavallerie, aber ein kurzer Abfangversuch musste aufgegeben werden, um nicht zu weit von Christian weggelockt zu werden. Deshalb schaute er fast einen Monat zu und wartete ab, um zu sehen, wie sich die Situation entwickelte, bis Mansfeld sich der Nordgrenze Ungarns näherte und anfing, Mähren zu bedrohen. Wallenstein durfte nicht länger zögern. Am 8. August brach er ebenfalls in Richtung Ungarn auf, marschierte aber auf einer kürzeren, westlicheren Route und versuchte, Mansfeld einzuholen.12 Dies war genau, was Christian und seine Verbündeten beabsichtigt hatten, aber das Ergebnis war anders, als sie erhofft hatten. Sobald Wallenstein weg war, brach Christian seinerseits auf und bewegte sich südlich in Richtung der reichen und wehrlosen Territorien von Mitteldeutschland. Tilly folgte, und erst dann erfuhr Christian, dass Wallenstein einen beträchtlichen Teil seines Heeres zurückgelassen hatte, um Tillys Streitmacht zu vergrößern.13 Ängstlich und jetzt wahrscheinlich zahlenmäßig unterlegen, hatte Christian weder Lust, Tilly zu konfrontieren, noch von ihm abgeschnitten zu werden. Deshalb kehrte er um und versuchte eilig, denselben Weg zurückzumarschieren. Zu spät. Mit Tilly hart auf den Fersen wurde Christian endlich gezwungen, sich dem Feind zu stellen und zu kämpfen. Am 26. August 1626 erlitt er in der Schlacht bei Lutter eine schwere Niederlage und hielt dieses Ereignis in seinem Tagebuch nur mit der knappen Eintragung fest: „Mit dem Feind gefochten und verloren. Am selbigen Tag nach Wolfenbüttel zurück.“ 14 Wie Mansfeld vor einigen Monaten, war er vorläufig einmal geschlagen, aber nicht endgültig besiegt. Wallenstein beeilte sich auch und drängte seine Männer, nach Mähren zu marschieren, so schnell sie könnten. Mansfeld stand seinerseits fast still, weil er auf seinen Verbündeten warten musste. Bethlens Soldaten waren nur Teilzeitbeschäftigte, Bauern, die die Ernte einbringen mussten, ehe sie sich zum Militärdienst meldeten. Darum war er von Anfang an verspätet und noch in Ungarn unterwegs. Ferner war sein Heer kleiner, als er erwartet hatte, weil der türkische Sultan seine eigenen Probleme hatte und nicht bereit war, sich in einen Krieg gegen den Kaiser verwickeln zu lassen. Folglich hatte Bethlen Hilfe nur von einigen Landadligen bekommen können. In den folgenden Wochen marschierten vier Heere – die von Wallenstein, Mansfeld, Johann Ernst und Bethlen – hin und her und versuchten, einander entweder zu finden oder auszuweichen. Sie litten alle unter Mangel an

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Proviant und der Härte langer Eilmärsche, sodass Krankheit, Tod und Fahnenflucht schnell die Anzahl ihrer Soldaten reduzierten. Einmal waren Wallenstein und Mansfeld nicht weit voneinander entfernt, aber nach Dessau hatte Mansfeld gelernt, seinen Gegner vorsichtiger zu behandeln. Er hatte bestimmt nicht die Absicht, ohne seinen Verbündeten zu kämpfen und zog also rasch fort. Später zog Mansfeld die Möglichkeit in Betracht, den Feldzug ganz aufzugeben und sein Heer über Böhmen und Deutschland ins Elsass zu führen, um dort während des Winters seine Truppenstärke wiederaufzubauen. Dieses Vorhaben wurde von seinen eigenen Offizieren wie auch von Johann Ernst abgelehnt, der darauf bestand, dass ihm von Christian befohlen worden war, sich mit Bethlen zu vereinigen.15 Auch Wallenstein suchte nach Bethlen, dem wichtigsten der Feinde, und als er Nachricht von dessen Anmarsch bekam, rückte er als Vorbereitung auf ein entscheidendes Gefecht vorsichtig in Ungarn vor. Am 30. September hatte seine Vorhut Feindberührung mit Bethlens Vorhut; noch am selben Abend stießen beide Heere aufeinander und bezogen ihre Stellungen. Es war jedoch zu spät, sofort den Kampf aufzunehmen, am folgenden Morgen aber war Bethlen schon abgezogen, denn er war nicht bereit, eine direkte Herausforderung zu riskieren. Wallenstein war bereit für eine Schlacht, aber nicht für eine Verfolgung, weil er seinen Tross und seinen Nachschub weit zurück hinterlassen hatte.16 Ferner waren Bethlens leichtere und beweglichere Streitkräfte nicht einfach zu verfolgen, es wäre schwierig gewesen, sie einzuholen und wahrscheinlich unmöglich, sie zum Kampf zu zwingen. Es wäre vermutlich auch ein fruchtloses Unterfangen geworden, die Verfolgung aufzunehmen. Dazu drohte Wallenstein eine mögliche Katastrophe, wenn Bethlen ihn zu weit von seinen Reserven und Nachschublinien weglockte. Eigentlich hatte Wallenstein genau die Ziele eines guten Generals erreicht. Er hatte das österreichische Kernland geschützt, die Feinde des Kaisers neutralisiert und sie schließlich vom Feld vertrieben. Innerhalb weiterer zwei Wochen war Bethlen bereit, nach Hause zurückzukehren, und unterbreitete Friedensangebote. Mansfeld war krank, hatte kein Geld mehr und war vor Ende des Jahres tot, auch starb der „tolle Halberstädter“ früher in diesem Sommer. Bethlen war ebenfalls krank und kam nicht mehr ins Feld, obwohl er noch einige Jahre lebte. Stattdessen überließ er es seinem Nachfolger, die Rolle eines Dorns im habsburgischen Auge zu übernehmen.17 Trotzdem musste Wallenstein sein krankes und hungerndes Heer bis Dezember im Feld halten, bis Bethlen sich zurückgezogen hatte. Dies vermehrte seine Verbitterung über das Versagen in Wien und Ungarn, hinreichende Vorkehrungen zu treffen und tatsächlich fast nichts zu

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unternehmen, um seine Soldaten mit Proviant, Nachschub und Sold zu versehen. Ein Dorn im Auge für Wallenstein selbst war die ständige Kritik von Stammtischstrategen in Wien, „allerlei Diskurs von Weibern, Pfaffen und sonstigen etlichen welschen Kujonen“, wie er sagte.18 Die Mehrheit der Höflinge verstand wenig von den Realitäten des Krieges und war nur von sensationellen Siegen beeindruckt, aber die erwerbslosen Offiziere und die Mitglieder des Hofkriegsrates, die „welschen Kujone“, die Neider und die Pöstchensucher nutzten jede Gelegenheit, diese Vorurteile zu nähren und die Stellung des Generals zu untergraben. Grollend und aufgebracht über ihre verbalen Angriffe aus dem Hinterhalt zeigte Wallenstein nach seinem ersten Jahr als Befehlshaber Zeichen von Überanstrengung. Die militärische Lage war schwierig gewesen, und sein Zögern deutete an, dass er sich in seiner neuen Rolle noch nicht völlig sicher fühlte. Die aufgeteilte Befehlsgewalt und Meinungsverschiedenheiten über Strategie gegen einen gemeinsamen Feind hatten das Problem verschlimmert, ferner hatte er keine Zeit gehabt, eigene höhere Offiziere zu finden und einzustellen. Folglich war er sehr mit Arbeit überlastet, da er versuchte, alles Nötige selbst zu tun. Als Stellvertreter brauchte er einen Feldmarschall, damals der folgende Rang unter Generalleutnant, aber dafür war er von Wien abhängig, obwohl die alte Schule von arroganten, trägen, spanisch ausgebildeten Kavalieren, die dort herrschte, weder nach seinem Geschmack war, noch mit seiner entschlossenen Haltung zu Verwaltung und Dienst übereinstimmte. Der Erste, Graf Rombaldo Collalto, sowohl zuvor als auch danach Präsident des Hofkriegsrats, diente für drei Monate gut genug, bevor er den Beleidigten spielte und nach einem Streit über Disziplin zurücktrat. Wallensteins Vorschlag für einen Nachfolger wurde abgelehnt, weil er Protestant war. Der Hof hielt dies für wichtig, nicht aber sein General, der schon viele Protestanten, sogar protestantische Fürsten, unter seinen Obersten hatte.19 Der Ersatz, der schließlich vom Hof geschickt wurde, war kein anderer als der Spanier Marradas, ehemaliger stellvertretender Kommandeur in Göding. Auch er erfüllte seine Aufgabe jedoch ohne Glanz und ohne Wallenstein voll und ganz zu unterstützen, wie es erforderlich gewesen wäre. Wallenstein beschwerte sich wiederholt, dass er müde, überlastet und krank sei, hauptsächlich an Podagra leide, einer schmerzvollen und kräftezehrenden Gicht am Zehengelenk. Es gibt Berichte, dass er manchmal in aller Öffentlichkeit wütend wurde und über den üblichen Rahmen hinaus Tadel wegen Schwächen verteilte, oder was er für Schwächen hielt. Seine Korrespondenz enthält beißende Bewertungen von Offizieren, die er als

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inkompetent betrachtete oder als mehr an skrupelloser Selbstbereicherung interessiert denn am militärischen Dienst. Obwohl dies vielleicht stimmte, war es trotzdem maßlos, besonders da er in manchen Fällen später seine Meinung änderte. Die Stresssymptome sind einfach zu erkennen, sogar ohne seinen mehrmals ausgedrückten Wunsch, spätestens zum Ende der Feldzugsaison 1626 das Kommando abzugeben, wie er in seinen Briefen an Harrach schrieb. 20 Geld war seine größte Sorge, denn die ungenauen finanziellen Vereinbarungen, die es ihm ermöglicht hatten, Zustimmung für die Schaffung seines Heeres zu erlangen, verfolgten ihn bald und wurden zur Plage: „Der Kaiser nimmt es vorlieb,“ schrieb Wallenstein, „dass ich ihm eine solche Armee aufgebracht habe, wie er vorher nie gehabt hat, und bis dato hat er keinen Heller dafür ausgegeben.“ Er hatte seine Seite des Abkommens erfüllt, indem er das Heer auf die Beine stellte, ohne Geld von der Hofkammer zu fordern. Es war jedoch nie seine Absicht gewesen, es danach unbegrenzt zu finanzieren, auch war er dazu nicht in der Lage. Das überstieg die finanziellen Fähigkeiten jedes Privatmannes, egal wie reich. Leider überstieg dies auch die Fähigkeiten des Kaisers und seiner Hofkammer, mit der Folge, dass es wiederholt kein Geld gab, um die Soldaten zu bezahlen. Dies hatte auch militärische Bedeutung, wie sich Wallenstein beschwerte: „Mit einer unbezahlten Armee lässt es sich nicht tun, was mit einer bezahlten möglich ist.“ Auch für Wallenstein selbst hatte es unmittelbare Bedeutung, denn es scheint, dass er zum Ende des Feldzugs von 1626 nahe daran war, nicht nur seine eigene Kreditfähigkeit, sondern auch die seines Bankiers und Mitarbeiters Hans de Witte zu erschöpfen. Seine Wehklage, seine Zeit im Dienst des Kaisers würde ihn bettelarm machen, war sicherlich eine Übertreibung, vielleicht aber keine sehr große. 21 Er saß wirklich in einer Falle. Er hatte das Heer in der Hoffnung auf die Beine gestellt, sein eigenes Vermögen zu verteidigen, doch nun war sein Grundbesitz so weit verpfändet, dass ein Rücktritt nicht mehr möglich war. Dennoch war seine Stellung als des Kaisers General im Spätherbst 1626 prekär, nicht weil es den ernsthaften Wunsch gegeben hätte, ihn zu beseitigen, trotz Gerüchten und Geschwätz. Sondern eher, weil er vielleicht dazu getrieben werden konnte, seine private Drohung, abzudanken Wirklichkeit werden zu lassen – entweder seines Temperaments wegen oder als Ergebnis der zunehmenden Kritik am Hof. Das Ansehen, das er durch den Sieg bei Dessau gewonnen hatte, wurde schnell von Tillys Erfolg bei Lutter überschattet. Zudem beschwerten sich Kritiker, die von den strategischen Gegebenheiten nichts wussten oder nichts wissen wollten, über Wallensteins Zögern, Mansfeld nach Süden zu verfolgen, und über seine Erfolg-

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losigkeit, entweder Mansfeld oder Bethlen zur Schlacht zu zwingen. Und wäre es ihm nicht möglich, fragten sie, eine Winteroffensive zu unternehmen, um beiden ein für alle Mal den Rest zu geben? Solch eine Aufgabe war auch bei günstigen Umständen kaum durchführbar, mit seinem Heer jedoch, das von langen Märschen erschöpft, durch Krankheit und unzureichenden Proviant entkräftet und noch dazu unbezahlt war, kam das nicht in Frage. Weil die Hauptfeinde sämtlich von der Bühne verschwunden waren, begannen manche am Hof sogar zu fragen, ob das Heer weiterhin nötig war. Schlauere Köpfe schauten weiter und sahen Schweden, Frankreich, England und Holland in den Kulissen lauern. Erst da fingen Harrach und dann Eggenberg an zu begreifen, dass Wallenstein sein Kommando möglicherweise wirklich niederlegen könnte. Das würde vielleicht die Auflösung des Heeres zur Folge haben, denn es wurde hauptsächlich von seinem Ansehen als General und von seiner Kreditfähigkeit als Zahlmeister zusammengehalten. 22 Ein Treffen der drei Männer wurde arrangiert, für das Eggenberg als Zeichen der Wichtigkeit von Wien zu Harrachs Schloss nach Bruck an der Leitha reiste, 50 Kilometer östlich von Wien. Am Abend des 25. November fand eine private Besprechung statt, was genau passierte, weiß bzw. wusste man jedoch nicht, obwohl viele es zu wissen vorgaben. Der Grund dafür war ein anonymer Bericht, der die Besprechung zu beschreiben behauptete und der innerhalb weniger Tage an Maximilian von Bayern geschickt wurde. Historiker sind zu der Überzeugung gekommen, dass der Verfasser Pater Graf Valeriano Magni war, ein in Italien geborener, in Böhmen aufgewachsener Kapuzinermönch und seit langem mit Wallenstein bekannt. Magni scheint vom Ränkespiel an sich fasziniert gewesen zu sein. Früher war er Abgesandter von Maximilian bei dessen heimlichen Verbindungen mit Frankreich gewesen, 1626 war er dann Beichtvater und vertrauter Berater von Kardinal Harrach, Fürst-Erzbischof von Prag, der auch Wallensteins Schwager war. 23 Möglicherweise war der Kardinal während der Konferenz in Bruck, vielleicht fungierte Magni für einen Teil der Besprechung als Schriftführer. Andererseits ist es auch möglich, dass er etwas davon indirekt erfuhr, zum Beispiel durch Gespräche in einer Kutsche auf der Rückreise oder danach in Wien, mit Sicherheit aber waren seine Kenntnisse nur begrenzt, und sein Bericht war selektiv und tendenziell. Trotzdem passte seine Hauptthese ausreichend zu einer möglichen Interpretation der beobachteten Fakten, um nicht nur Maximilian, sondern auch die anderen katholischen Fürsten zu alarmieren, an die er den Bericht sofort übermittelte. Laut Magni war es das Vorhaben von Wallenstein und implizit auch des

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Kaisers, ein großes Heer zu behalten, und zwar nicht hauptsächlich, um das Reich zu verteidigen, sondern um es vielmehr zu unterdrücken, in der Absicht, dass die Macht auf Kosten der Fürsten und ihrer hochgeschätzten Freiheiten auf das Zentrum übergehen würde. Genau diese Besorgnis lag der Doppellinie zugrunde, die in Maximilians Politik während des ganzen Dreißigjährigen Krieges klar zu sehen ist. Der Kern dieser Dualität bestand aus einem Widerspruch zwischen Maximilians Treue zum Reich und dessen Einrichtungen und seiner Furcht, dass es wirkliche Macht bekommen und die Fürstentümer den Anfängen eines zentralisierten Staats unterordnen könnte. Obwohl der Bericht bei weitem nicht die einzige Quelle dieser Besorgnis war, nutzte er sie geschickt aus, um die Haltung der Fürsten gegenüber Wallenstein und dem kaiserlichen Heer zu beeinflussen, besonders innerhalb der katholischen Liga. Ihre daraus herrührende Gegnerschaft erklärt größtenteils die Paradoxie, dass Wallensteins einflussreichste Feinde nicht die protestantischen, sondern die katholischen Fürsten des Reiches waren, der Erste unter ihnen Maximilian selbst. Die Angelegenheiten, die in Bruck tatsächlich diskutiert wurden, kann man aus späteren Ereignissen folgern, etwa aus dem neuen Berufungspatent, das endlich am 21. April 1627 ausgegeben wurde. 24 Offensichtlich waren die Entscheidungen so wichtig, dass Eggenberg sich ihretwegen an den Kaiser wenden musste, denn Wallensteins Briefe nach der Konferenz zeigen, dass er auf ihre offizielle Bestätigung ungeduldig wartete. Bestimmt stand auch Strategie auf der Tagesordnung, aber die praktischen Fragen drehten sich um Truppen, Geld und Wallensteins Vollmachten. Die militärischen Erwartungen für das kommende Jahr forderten mehr, nicht weniger Soldaten, argumentierte Wallenstein offensichtlich, und folglich müssten seine geschwächten Streitkräfte nicht nur wiederaufgebaut, sondern auch durch neue Rekrutierungen vergrößert werden. Weiter könne er selbst nicht mehr ihren Sold zahlen, und darum sei eine formelle Steuererhebung in den Erblanden unentbehrlich. Um eine einheitlichte Strategie sicherzustellen, sollte er nicht nur sein eigenes Heer, sondern auch alle kaiserlichen Streitkräfte ungeachtet ihres Standorts kommandieren. Dieser letzte Punkt wurde erst nach einem weiteren Jahr angenommen. Zugeständnisse aber wurden gemacht, denn Wallenstein fing an, Oberstpatente selbst zu unterzeichnen, statt sie zur Bestätigung nach Wien zu schicken. Die Steuererhebung wurde auch verzögert, und wie zu erwarten, wurde sie durch Eigennutz der führenden Männer in Böhmen und Mähren gehemmt, was Wallenstein gegenüber Harrach zu der Bemerkung verursachte: „Ich verlange doch in der Welt nichts mehr als ein Prätext zu haben, und den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.“ 25

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1627–28: Dänemark und Stralsund Wallenstein verbrachte den Winter meistenteils in seinem neuen Prager Palast, der noch im Bau war. Obwohl er mit seiner Frau zu Hause war, war er bei weitem nicht unbeschäftigt. In der Praxis war diese Zwischenzeit kaum mehr als ein Umzug seines Hauptquartiers, Wallenstein setzte aber seine Tätigkeit fort, sein Heer mit Winterquartieren zu versehen, es wieder auszurüsten und neue Soldaten zu rekrutieren. Zu Anfang des Frühjahrs musste er um Zustimmung für seinen Feldzugsplan für 1627 ansuchen und daher nach Wien reisen, wo er eine Zeit unter seinen Kritikern würde verbringen müssen, was Wallenstein mit unverhülltem Trübsinn betrachtete. Dann, wie oft in Zeiten von besonderem Stress, erkrankte er. Es kann nur eine Vermutung sein, wie weit seelische Ursachen diesem wiederkehrenden Aufflackern seines Podagra zugrunde lagen, aber solche Erkrankungen sind nichtsdestotrotz echt, schmerzvoll und kräftezehrend. Er schob seine Abreise drei Wochen hinaus, doch als er endlich aufbrach, reiste er nur eine kurze Strecke, bevor eine Verschlechterung seines Zustands ihn fast einen Monat lang an ein Dorfgasthaus fesselte. Er erreichte Wien erst Ende April in einer Sänfte. Dort blieb er einen weiteren Monat im Bett, konnte Besucher empfangen, aber nicht ausgehen; trotzdem schaffte er es, das erforderliche Programm durchzuziehen. Am 23. Mai, nach einer einzigen kurzen Audienz beim Kaiser, verließ er Wien und sah die Stadt nie wieder. 26 Die strategische Lage Anfang 1627 ähnelte ziemlich der von vor einem Jahr. Christian von Dänemark beschäftigte sich damit, sein Heer wiederaufzubauen, und seine Rückkehr ins Feld in Niedersachsen war zu erwarten. Dort war noch Tilly stationiert, allerdings mit zu wenigen Truppen, um ihn allein zu konfrontieren. Mansfeld selbst war tot, sein Heer jedoch wurde gleichfalls in Schlesien wiederaufgebaut. Siebenbürgen schien die gewöhnliche Bedrohung darzustellen, denn zu dem Zeitpunkt konnte Wallenstein nicht wissen, dass Bethlen nie wieder kämpfen wurde. Die Holländer hatten die Spanier auf dem Land fest im Griff und eine klare Überlegenheit auf dem Meer erreicht, was zur Folge hatte, dass von Spanien keine Hilfe zu erwarten war. Auf der positiven Seite hatte Frankreich sein eigenes Problem mit einem Großaufstand der Hugenotten, und England war nicht nur abgeneigt, weitere Unterstützung für den Krieg gegen den Kaiser einzusetzen, sondern unterstützte stattdessen aktiv die protestantischen Hugenotten, um ihnen gegen Frankreich zu helfen. Was diese beschränkt gute Nachricht aber mehr als aufwog, war nach Wallensteins Meinung die zunehmende Drohung von Schweden. 27 Früher

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hatte sich Gustav Adolf geweigert, der anti-habsburgischen Koalition beizutreten und war zufrieden damit, Dänemark diese Bürde zu überlassen, während er seine eigenen Interessen in Polen verfolgte. Dort hatte er viel Erfolg gehabt und die Kontrolle über die heutigen baltischen Staaten sowie einen großen Teil ihres Hinterlands und auch die Mehrheit der Häfen an der polnischen Küste erlangt. Dies war nicht nur militärisch und politisch bedeutungsvoll, sondern erbrachte ihm wertvolles Einkommen für die Finanzierung weiterer Feldzüge. 1626 war er mit einem Heer in Preußen gelandet, ungeachtet der Neutralität und der Proteste seines Schwagers, des Kurfürsten von Brandenburg. Diesem gehörte Preußen, obwohl es ein Teil Polens und nicht des Reiches war. Trotzdem war Wallensteins Anwesenheit eine potentielle Drohung an Pommern und darum auch an Deutschland sowie für das habsburgische Territorium von Schlesien. Folglich gab es zwei mögliche Richtungen für einen schwedischen Angriff als Unterstützung für die Feinde des Kaisers. Gustav Adolfs Eindringen erfolgte tatsächlich mehr in der Absicht, seinen polnischen Feldzug zu fördern, als sich für einen solchen Angriff aufzustellen, doch Wallenstein konnte das Risiko nicht ignorieren. Wenn Schweden in den Krieg zöge, bevor man Dänemark würde zwingen können, sich aus ihm zurückzuziehen, wäre dies eine sehr ernste Bedrohung des kaiserlichen Lagers. Ferner waren beide Länder Zufluchtsorte für böhmische Flüchtlinge, und selbst Thurn, der die Streitkräfte während des Aufstands kommandiert hatte, diente zu dieser Zeit als Feldmarschall und Dritter in der Führung des dänischen Heeres. Diese Auswanderer warteten gespannt darauf, an einem Vormarsch in habsburgisches Territorium teilzunehmen, und ihr erstes Ziel würde es sein, ihre beschlagnahmten Ländereien zurückzuerlangen, vorrangig Wallensteins Ankäufe. Trotz seiner Krankheit und vereitelter Absichten traf Wallenstein sorgfältige Vorbereitungen für den Feldzug von 1627. Der Kernpunkt seiner Planung war sicherzustellen, dass er schließlich bei einer Konfrontation mit Christian eine überlegene Streitmacht zur Verfügung, aber gleichzeitig genug Truppen hätte, um sie gegen andere Bedrohungen aufmarschieren zu lassen. Folglich machte er sich daran, ein Heer von etwa 100.000 Mann aufzubauen, das bis jetzt größte im Europa der frühen Neuzeit. 28 Sein wachsender Ruf versetzte ihn auch in den Stand, hervorragende Offiziere zu gewinnen, um die höheren Kommandograde seines Heeres zu verstärken. Bemerkenswert unter ihnen war Hans Georg von Arnim, Protestant und Brandenburger von Geburt, Soldat von Beruf und vom Temperament her ein Diplomat. Er hatte schon zehn Jahre als Oberst bei Gustav Adolf gedient, auch kurzzeitig beim König von Polen und noch kürzer bei Mans-

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feld, eine Laufbahn, die damals für einen Berufssoldaten nichts Außergewöhnliches war. Obwohl er kaum als Bewerber für das katholische kaiserliche Heer gelten konnte, wurde er schnell nicht nur ein sehr wichtiger Offizier, sondern auch ein enger Vertrauter von Wallenstein. Er war sowohl hoch begabt als auch gut ausgebildet und für seine Redlichkeit, Frömmigkeit und Nüchternheit wohlbekannt, was bei weitem nicht typisch für das damalige Offizierskorps war. Das erklärt vielleicht sein hohes Ansehen bei Wallenstein. Diese Beziehung sollte sich als schicksalhaft erweisen. Als erste Priorität wollte Wallenstein das Risiko eines schwedischen Eingreifens verringern oder mindestens verzögern. Der vielversprechendste Weg dazu war, Gustav Adolf in seinen polnischen Krieg verwickelt zu halten und ihn daran zu hindern, diesen erfolgreich zu Ende zu führen. Darum entsandte Wallenstein als erste Rate der größeren Hilfe, die folgen würde, Anfang 1627 ein Regiment nach Polen. 29 Das zweite Erfordernis war, die dänische Bewegungsfreiheit zu beschränken. Nach Süden und Westen hatte Christian schon keine Möglichkeit mehr, denn nach der Schlacht bei Lutter würde er keine Schlacht gegen Tilly riskieren, es sei denn, er wäre zahlenmäßig klar überlegen. Nach Osten aber waren die zwei Herzöge von Mecklenburg unter den wenigen deutschen Fürsten, die seinen Feldzug noch aktiv befürworteten, wohingegen der Kurfürst von Brandenburg seine Zuneigung unter einem Schleier ängstlicher Neutralität verbarg. Der wahrscheinlichste Weg zu den habsburgischen Kernländern führte durch diese Territorien nach Schlesien, wo das ehemalige Heer von Mansfeld, jetzt wiederaufgebaut und unter dänischem Kommando, wartete. Wallenstein musste sowohl Christian einschließen als auch eine Vereinigung seiner zwei Heere verhindern. Im April schickte er die Regimenter, die er im vorigen Jahr bei Tilly belassen hatte, zur Sicherung wichtiger Punkte an die Havel, einem Nebenfluss der Elbe, der westlich von Berlin durch Brandenburg fließt. Danach kommandierte er Arnim mit einem Teil seines Hauptheeres ab, um entlang der Oder in Richtung Norden durch Schlesien und Ostbrandenburg zu marschieren. Dort besetzte Arnim rasch die strategischen Orte an diesem Fluss und auch an der Spree, einem Nebenfluss, der bei Berlin in die Havel fließt, und sicherte damit die Marschlinien und mögliche Flussübergänge gegen dänische Bewegungen. Nach diesen Vorbereitungen war es an der Zeit, den Hauptfeldzug in Gang zu setzen. 30 Anfang Juni rückte Wallenstein nordöstlich von Prag nach Schlesien vor, wo die dänischen Streitkräfte sich in verschiedenen befestigten Städten festgesetzt hatten. Gegen sie setzte er den größten Teil seines Heeres ein, laut Bericht 40.000 Mann, mehr als doppelt so viel wie

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die gegnerische Streitmacht. Nicht überraschend war es dieser lieber, hinter ihren Befestigungen zu bleiben, statt ins Feld zu rücken, und folglich wurde bald systematisch ein Ort nach dem anderen eingenommen. In den meisten Fällen wurden die Verteidiger nach einer Kapitulation zwangsweise ins kaiserliche Heer übernommen. Nur die Kavallerie entkam, aber Arnims Streitkräfte versperrten ihnen den Ausweg zum Westen, und so wurden auch sie bald eingeschlossen, besiegt und die meisten gefangen genommen. Unter ihnen waren mehrere führende böhmische Auswanderer und auch der dänische Oberst Heinrich Holk, der einige Jahre später einer von Wallensteins höchsten Offizieren wurde. Obwohl diese Reihe von Erfolgen verhältnismäßig einfach errungen wurde, war sie genau das, was der Hof in Wien sehen wollte. Beim gewöhnlichen Wankelmut der öffentlichen Meinung wurde Wallenstein daher sofort zum Gegenstand der allgemeinen Bewunderung, statt wie früher eine Zielscheibe der Kritik, zumindest vorläufig. Christian war noch in Niedersachsen, daher rückte das kaiserliche Hauptheer in zwei Divisionen unter Schlick und Wallenstein selbst vom Südosten gegen ihn vor, während Arnim in Mecklenburg einmarschierte. Auch Tilly war auf dem Vormarsch, hatte die Elbe vom Westen überquert und stieß zwischen den zwei Teilen des dänischen Heeres vor, die jeweils von Christian und von seinem Leutnantgeneral, dem alternden Markgraf von Baden-Durlach, kommandiert wurden. Von seinen Verbündeten nahezu verlassen, war Christian das ganze Jahr hindurch in der Defensive gewesen und hatte jetzt keine andere Wahl, als sich zurückzuziehen. Ende August trafen sich Wallenstein und Tilly in Lauenburg, 30 Kilometer südöstlich von Hamburg, wo kurze Friedensverhandlungen geführt wurden, doch dem dänischen Gesandten wurden harte und unannehmbare Bedingungen geboten. Die Jahreszeit für Feldzüge war noch nicht vorbei, die Generäle des Kaisers und der Liga befanden sich in einer sehr günstigen militärischen Lage, und bald würden ihre Heere Winterquartiere brauchen. Wo waren sie besser zu finden als in Dänemark? Der Vormarsch ging unter gemeinsamem Kommando weiter, während einer Belagerung wurde Tilly jedoch verwundet, was ihn außer Gefecht setzte und den Feldzug und die Ehre Wallenstein überließ. Baden-Durlach zog sich auf die kleine Insel Poel, östlich von Lübeck, zurück, räumte unter dem Druck von Arnim aber diese Zuflucht auf dem Seeweg und landete an der holsteinische Küste. Da jedoch sah er sich von Schlicks Division konfrontiert, worauf seine Truppen sich eilig ergaben und ins kaiserliche Heer eintraten, obwohl ihm selbst die Flucht nach Dänemark gelang. Christian und seine übrigen Streitkräfte hatten sich schon nach Holstein zurückgezo-

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gen und wichen mit Wallenstein auf den Fersen weiter nördlich zurück. Die Garnisonen von vereinzelten Festungen leisteten eine Zeitlang Widerstand, aber es gab keine große Schlacht, und der Rückzug setzte sich nach Schleswig und auf die Halbinsel Jütland fort, selbst ein Teil Dänemarks. Der Hauptfeldzug dauerte nur sechs Wochen; schon Ende Oktober war Schlick an die nördliche Spitze der Halbinsel vorgerückt, was nur die dänischen Inseln (und auch Norwegen) im Besitz von Christian beließ. Der König war mit den Resten seines Heeres schon auf Fünen, der Insel, auf der sich die Stadt Odense befindet, also außer Gefahr und außerhalb der Reichweite Wallensteins. Wallensteins Erfolg war umfassend und begrenzt zugleich. Obwohl die Dänen auf dem Land besiegt worden waren, bedeutete ihre Macht zur See, dass die Kaiserlichen keine Möglichkeit hatten, weiter vorzurücken. Daher konnten sie Christian nicht zwingen, Frieden zu machen, auch konnten sie ihn nicht daran hindern, sein Heer wiederaufzubauen. Noch schlimmer: Er würde in der Lage sein, eine Streitmacht für einen neuen Feldzug irgendwo an der Ostseeküste von Jütland nach Pommern zu landen, genauso wie Gustav Adolf im vorigen Jahr ohne Warnung in Preußen erschienen war. Wallenstein konnte nicht viel tun, nur warten, Wache halten und so viel wie möglich von dieser langgestreckten Küstenlinie bewachen, bereit für was auch immer die Feldzugsaison 1628 bringen würde. Wallenstein selbst kehrte Ende Herbst nach Hause zurück und zog erst Anfang Sommer 1628 wieder ins Feld. Wie im vorigen Jahr hielt er während des Winters seine Kontrolle über das Heer aufrecht und erzielte außerdem bedeutungsvolle Fortschritte in der nächsten Stufe seiner privaten Bestrebungen, ein Thema, das im folgenden Kapitel weiter erörtert wird. Auch richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Frage einer Marine an der Ostsee, die den Kernpunkt bilden würde, wenn es sich als erforderlich erwies, Christian auf die Inseln zu verfolgen. 31 Die Spanier verfolgten überdies ein Projekt, Handelsverbindungen in der Ostsee zu entwickeln, in der Hoffnung, dort die Rentabilität des langjährigen holländischen Geschäfts zu untergraben, sie dachten also an eine Art Wirtschaftskrieg. Die Städte der Hanse waren als Partner für diese Unternehmung vorgesehen, und Seestreitkräfte würden für den Schutz notwendig sein. Das Konzept bestand darin, eine gemeinsame spanisch-kaiserliche Flotte an der Ostsee einzurichten. Schiffe und ein passender Hafen waren jedoch schwer zu finden, denn für die Hansestädte wurden die Lockungen der zu erwartenden geschäftlichen Möglichkeiten von der Bedrohung ihres vorhandenen Handelsverkehrs in den Schatten gestellt, falls sie Dänemark, Schweden und Holland zum Feind hätten. Auch wenn die Spanier

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in der Lage gewesen wären, Kriegsschiffe in der Ostsee einzusetzen – was wegen der holländischen Überlegenheit in der Nordsee fraglich war –, wäre es ihnen nicht möglich gewesen, sicher den Sund zu passieren, weil diese schmale, den Zugang beherrschende Durchfahrt wirksam durch dänische Geschütze gesperrt war. Wallensteins Versuch, dieses Hindernis mit einem Kanal zu umgehen, war seiner Zeit mehr als 250 Jahre voraus (der NordOstsee-Kanal wurde erst 1895 eröffnet), obwohl die Arbeiten tatsächlich begonnen wurden. Die Hansestädte würden es nicht riskieren, Schiffe an Wallenstein zu verkaufen, und obwohl schließlich einige aus Polen erworben wurden, waren es nicht genug. Die einzige verbleibendende Möglichkeit schien erst der Bau einer Werft und dann der Selbstbau der Schiffe. Ein Flottenstützpunkt wurde im mecklenburgischen Hafen Wismar eingerichtet, aber es wurde Wallenstein schnell klar, dass es nicht möglich war, eine Kriegsmarine in der gleichen kurzen Zeit zu bauen, in der er sein Heer aufgestellt hatte. Das Projekt lebte noch einige Jahre fort, bis die kleine Flotte und ihr Hafen 1631 von den Schweden übernommen wurden. Dies aber entsprach auf keinen Fall dem imposanten Titel „General des Ozeanischen und Baltischen Meeres“, den Wallenstein für den Fall der Schaffung einer Kriegsmarine vom Kaiser erworben hatte, um sicherzustellen, dass diese unter seiner statt spanischer Kontrolle stehen würde. 32 Sobald Christians Streitkräfte nach Jütland zurückgetrieben worden waren, fing Wallenstein an, den Kaiser zum Friedensschluss zu drängen, aber in Wien bestand man noch auf harten und strafenden Bedingungen, die die Dänen bestimmt ablehnen würden. Er stellte auch in den Raum, dass er nach einem Friedensschluss im Norden sein Heer für einen Feldzug gegen die Türken freigeben könnte, ein Thema, auf das er während der folgenden Jahre einige Male zurückkam. Teilweise mag dies die romantische Neigung zu einem neuen Kreuzzug gespiegelt haben, die noch in einigen europäischen Kreisen vorhanden war, aber es gibt auch keinen Zweifel, dass Wallenstein einen Krieg anderswo einem fortdauernden Konflikt im Reich vorgezogen hätte. Zudem glaubte er, die türkische Besetzung des Balkans sei eine langfristige strategische Bedrohung der habsburgischen Länder Österreich und Ungarn, was sie in der Tat war und bis zum Ende des Jahrhunderts und auch danach blieb. Wallenstein schrieb an Arnim darüber: „Nun versichere ich dem Herrn, dass dieses Werk mir so hoch angelegen ist, als irgendeine Sache in der Welt.“ Trotzdem darf man seine Behauptung nicht für bare Münze nehmen, wie einige Historiker dies anscheinend getan haben. 33 Wallenstein neigte dazu, Einfälle in seine umfangreiche Korrespondenz einzuführen, die ihm begrifflich gefielen, aber das bedeutete nicht, dass er sie als gegenwärtige praktische Aktionsprogramme

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betrachtete. Auch ist bemerkenswert, dass er später zu Zeitpunkten auf dieses Thema zurückkam, wenn er sich anderen militärischen Verpflichtungen, die er missbilligte, zu entziehen versuchte, insbesondere dem Plan, 1629–1630 Truppen nach Italien zu schicken. 1628 wollte er nicht auf den dänischen Inseln kämpfen und hoffte vielleicht, dass die Möglichkeit eines Feldzugs gegen die Türken dem ultrakatholischen Ferdinand sowohl aus religiösen als auch aus strategischen Gründen gefallen würde und er deshalb einem Friedensschluss mit Dänemark mehr abgewinnen könnte. Wie er wiederholt betonte, hatte Wallenstein ferner Angst vor einem schwedischen Angriff auf das Reich, und darum ist es höchst unwahrscheinlich, dass er ernsthaft über die baldige Verlegung seines Heeres in die fernste Ecke Europas nachdachte. Während jenes Winters und des Frühlings 1628 fanden andere seltsame Dinge statt. Wallenstein hatte sogar Verbindungen zu Gustav Adolf aufgenommen, um herauszufinden, ob es Möglichkeiten für ein Abkommen zwischen Schweden und dem Reich gab. Vermutlich war Arnim der Urheber, mit Sicherheit aber der Verbindungsmann, es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der General oder der König ernsthafte Vorsätze oder Erwartungen hatten. 34 Anderswo organisierte Maximilian von Bayern Ränke und Spionage durch seine Agenten in Wien und in Wallensteins eigenem Kreis. Auf diese Weise bekam er zwei weitere beunruhigende Denkschriften über des Generals Wesen und Vorhaben, mutmaßlich von derselben Quelle, jedoch in noch grelleren Farben geschildert, als die über die Brucker Konferenz.35 Damit ängstigte er nicht nur sich selbst, sondern auch die anderen Fürsten der katholischen Liga, aber nach den Erfolgen von 1627 war Wallenstein am Hof hochgeschätzt, und darum konnten sie wenig Fortschritte in Richtung auf ihr Ziel machen, ihn seines Kommandos zu entheben und sein Heer nahezu auflösen zu lassen. Mittlerweile entwickelte sich ein kleines örtliches Problem zu einem jener seltsamen Ereignisse – wie der Krieg um Jenkins Ohr oder der Panthersprung nach Agadir –, die sowohl zum eigentlichen Zeitpunkt als auch in der späteren Geschichtsschreibung einen Ruf erlangen, der in keinem Verhältnis zu ihrer wirklichen Wichtigkeit steht. Stralsund war weder die größte noch die wichtigste Hafenstadt an der Ostseeküste, auch war sie nicht, wie Lübeck, eine freie Reichsstadt. Stattdessen gehörte die Stadt dem Herzog von Pommern, der früher Schwierigkeiten genug mit den einander widersprechenden Gruppierungen im Rat gehabt hatte. Folglich war es keine Überraschung, dass Stralsund die Stadt war, die sich am lautesten darüber beschwerte, als Arnim Ende 1627 mit dem Herzog zu einer Einigung kam, kaiserliche Garnisonen in den pom-

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merschen Städten zu stationieren. Überraschender war die Entscheidung der Stadt, Widerstand zu leisten, ihre Tore zu schließen und sich um ihre Befestigungen zu kümmern. Arnim war bereit zu verhandeln, sodass man eine Zahlung von 100.000 Talern für die Befreiung von dieser Einquartierung vereinbarte, von denen eine erste Rate über 30.000 Taler wirklich bezahlt wurde. Trotzdem weigerte sich die Stadt weiter, eine Garnison anzunehmen und fuhr fort, Festungswerke zu bauen, eine Miliz zu rekrutieren und Waffen einzulagern, um sich kriegsbereit zu zeigen. Das konnte nur als eine Provokation gesehen werden. Als Erwiderung landete Arnim Truppen auf der kleinen Insel Dänholm, die direkt der Stralsunder Hafeneinfahrt gegenüberliegt. Als erste Antwort brachte der Stadtrat Geschütze in Stellung, um die Insel zu bedrohen. Anschließend nutzte er seine weitaus überlegenen Möglichkeiten, sie durch Schiffe zu blockieren, mit der Folge, dass im April 1628 Arnim gezwungen wurde, seine Truppen abzuziehen. Jetzt ging es um das Prestige, und als nächsten Schritt belagerte Arnim die Stadt von der landeinwärts gelegenen Seite. In der Hoffnung, die Bürger zu ängstigen und sie dadurch gefügiger zu machen, begann er außerdem, bedrohliche Ausfälle gegen die Befestigungen zu unternehmen.36 Es gab Meinungsverschiedenheiten in der Stadt, denn die Reichen, die mehr zu verlieren hatten, neigten am ehesten zu einer Abmachung, die Radikalen und Habenichtse dagegen befürworteten den weiteren Widerstand. Anfänglich hatte die Stadt Hilfe von Christian abgelehnt, jetzt aber wurden dänische Militärgüter angenommen, und Gustav Adolf schickte Munition als Geschenk sowie das Angebot weiterer Unterstützung. Diese Maßnahmen gelangten Arnims Beobachtern und Informanten zur Kenntnis, weshalb er Mitte Mai den Druck auf die Stadt durch Geschützfeuer und Ausfälle auf die Befestigungen erhöhte. Zu Pfingsten schlug er einen Waffenstillstand vor, aber statt ihn anzunehmen, versuchte der Rat weitere Hilfe zu bekommen. Anfang Juni landeten 1.000 Soldaten unter dem Kommando von Holk, der jetzt wieder in dänischem Dienst war, per Schiff in der Stadt, und bald folgten ihnen 600 Schweden. Dieser Vorfall hatte als lokale Widerspenstigkeit angefangen, die zwar für die Obrigkeit ärgerlich, aber trotzdem zu diesen unruhigen Zeiten bei weitem nicht unerhört war, die Ankunft ausländischer Soldaten jedoch verwandelte ihn in einen Kriegsfall. Auch verlor dadurch die Stadt die Kontrolle über ihr eigenes Geschick, denn es war zwar einfach, fremde Streitkräfte anzufordern, aber nicht so einfach, sie wieder zum Abzug zu überreden. Bevor seine Männer landeten, legte Gustav Adolf ein formelles zwanzigjähriges Bündnis vor, das zwar vermutlich nicht gegen das Reich gerichtet war, doch letzten Endes blieb Stralsund bis 1815 unter schwedischer Herrschaft. 37

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Wallenstein hatte Berichte über die sich entwickelnde Konfrontation sorgfältig verfolgt, obwohl er sie hauptsächlich als ein lokales Problem betrachtete, das er Arnim überließ. Nach der Ankunft von dänischen und schwedischen Truppen aber brach er in der Hoffnung, mittels einer noch größeren Demonstration der Macht kombiniert mit einem Gnadenangebot eine Abmachung mit der Stadt zu erreichen, selbst nach Stralsund auf. Als er Anfang Juli ankam und keine positive Antwort vom Rat erhielt, blieb ihm fast keine andere Wahl, als seine Drohung wahr zu machen, vor allem, weil diese nicht besonders wichtige Stadt eine beachtliche Streitmacht band. Stralsund aber war äußerst gut verteidigt, denn es war fast eine Insel, und sogar auf der landwärts gelegenen Seite gab es große Wasserflächen, die einen Sturmangriff verhinderten. Das Bombardement und der Kampf dauerten zwei ganze Tage und Nächte, mit schweren Verlusten auf beiden Seiten, bis die Kaiserlichen die meisten Befestigungen, aber nicht die Stadt selbst eingenommen hatten. Ein weiterer Tag hätte dies wahrscheinlich zur Folge gehabt, doch der Rat bat um eine Besprechung. Wallenstein stimmte zu und befahl eine Angriffspause, obwohl er mit dem Artilleriefeuer fortfuhr, um den Druck auf die Stadt aufrechtzuerhalten. Trotzdem aber gingen die Vermittler der Stadt immer wieder zu Beratungen zurück und zogen die Verhandlungen in die Länge. Ihre Ausflüchte wurden von den dänischen und schwedischen Kommandanten stark beeinflusst. Als die Dänen die Gelegenheit nutzten, Verstärkungstruppen heranzuführen, wurde Wallenstein klar, dass er entweder aufgeben oder einen erneuten Sturmangriff befehlen musste, dieses Mal bis zum bitteren Ende. Das wollte er vermeiden und schloss daher eine das Gesicht wahrende Vereinbarung mit dem Herzog von Pommern, der die Verantwortung dafür übernahm, seine Stadt zur Raison zu bringen. Danach zog sich Wallenstein zurück. Viele haben sein Motiv für die Aufgabe der Belagerung in Frage gestellt, es gibt jedoch wenig Grund, seine eigene Aussage zu bezweifeln. Wie er dem Kaiser schrieb, hatte er die Stadt nicht im Sturm erobern wollen „wegen des Blutbades, das unumgänglich hätte sein müssen“. Dies war gewöhnlich der Fall, besonders wenn die anstürmenden Truppen selbst große Verluste erlitten hatten. Als Soldat war Wallenstein gewohnt, das nach den damaligen Begriffen Notwendige zu tun, doch unnötiges Blutvergießen, Schreckensherrschaft oder Vergeltungsmaßnahmen gehörten nicht zu seinen Methoden. Er fuhr fort, dass ein solches Ergebnis „für eine große Tyrannei ausgeschrien“ würde, und „eine große Verbitterung“ verursacht hätten. Er hatte recht, denn genau das passierte zwei Jahre später, als Tilly Magdeburg stürmte, das berüchtigtste Ereignis des ganzen Dreißigjäh-

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rigen Krieges. 38 Stralsund war eine Hansestadt, sie zu stürmen hätte auch die guten Verbindungen zu den anderen Hansestädten zerstört, die Wallenstein herzustellen versuchte. Ferner stand Christians Flotte vor der Küste und suchte nach einer Landungsmöglichkeit für sein Heer, sodass die Stadt immer mehr zu einer unerwünschten Ablenkung von der Hauptdrohung wurde. Von Anfang an war die Absicht gewesen, Stralsund durch Zwang zu unterwerfen, nicht es zu zerstören. Es macht Wallenstein Ehre, dass er bereit war, einen taktischen Rückschritt zu akzeptieren, statt noch viele Menschenleben zu opfern, um ein Kampfziel geringer praktischer Bedeutung zu erreichen. Selbstverständlich sahen es seine Feinde, sowohl im anti-habsburgischen Lager als auch in Wien, in einem anderen Licht. Die protestantische Seite hatte in den letzten Jahren kaum einen Grund zum Frohlocken gehabt und nutzte jetzt diese erste Niederlage für den großen Wallenstein voll aus, als sie Stralsunds heldenhaften Widerstand mit einer Flut spöttischer Flugblätter feierte. Ihre Freude währte nur kurz. Am 11. August landete Christian mit etwa 7.000 Mann auf der Insel Usedom, in der Nähe der Küste, kaum mehr als 50 Kilometer südöstlich von der Stadt. Es ist unklar, was er mit dieser kleinen Streitmacht zu erreichen hoffte, selbst wenn sie es geschafft hätte, sich mit der Stralsunder Garnison zu vereinigen. Wie sich herausstellte, erreichte er nichts außer der Einnahme der Kleinstadt Wolgast, auf dem Festland der Insel gegenüber gelegen. Wallenstein und Arnim stießen schnell hinzu, und am 2. September 1628 stürmten sie die Verteidigungsanlagen und besiegten die Dänen vollständig, obwohl dem König selbst noch einmal die Flucht auf dem Seeweg gelang. Christian war trotzdem noch nicht bereit aufzugeben, aber schließlich wurde ihm die Entscheidung gewissermaßen aus den Händen genommen. Friedensverhandlungen waren seit Monaten in Lübeck im Gang, Verhandlungen nach dem damaligen Brauch. Während solcher Besprechungen stellte jede Partei völlig unrealistische Forderungen, antwortete auf Vorschläge nur nach der längstmöglichen Verzögerung und stritt lieber über Protokollfragen als über wesentliche Inhalte, immer in der Hoffnung, dass jeglicher Erfolg ihrer Generäle im Feld ihre Verhandlungslage verbessern würde. Manöver dieser Art dauerten in Westfalen fünf Jahre, bevor sie den Dreißigjährigen Krieg 1648 schließlich zu Ende brachten. In Lübeck waren die Parteien in dieser gemächlichen Quadrille theoretisch Wallenstein, Tilly, Christian und sein dänischer Rat, in der Praxis jedoch waren es Diplomaten, die sie vertraten. Wallenstein wusste wohl, dass mit den harten Bedingungen, die Wien und München stellten, eine Abmachung kaum erreichbar sein würde, denn trotz Wolgast blieb Christian auf seinen däni-

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schen Inseln genauso sicher wie früher, und außerdem begannen sich seine Verbündeten verspätet zu versammeln, um ihn im Krieg zu behalten. 39 Der dänische Rat andererseits, besonders die Mitglieder mit Grundbesitz im besetzten Jütland, hatten genug von dem Krieg, den sie als Christians persönliche Sache in seiner Eigenschaft als Herzog von Holstein und nicht als eine Angelegenheit Dänemarks betrachteten. Folglich nutzte Wallenstein die ausbleibenden Fortschritte in Lübeck, um den Kaiser zu einer realistischeren Handlungsweise zu drängen, und veranlasste Geheimdiplomatie parallel zu den offiziellen Verhandlungen. 40 Durch diese privaten Verbindungen wurde die Einigung erreicht, dass Christian im Austausch gegen sein Versprechen, sich nie wieder in deutsche Angelegenheiten einzumischen, seinen Grundbesitz behalten sollte. Dazu kam das Fallenlassen der Ansprüche seiner Familie auf Territorien von verschiedenen säkularisierten norddeutschen Bistümern. Der dänische Rat setzte Christian erfolgreich unter Druck, diese Abmachung anzunehmen, trotz eines Versuchs seinerseits in letzter Minute, den Krieg durch eine Reihe von Überfällen auf die holsteinische Küste von der See her weiterzuführen. Auch den Hof in Wien überzeugte Wallenstein, trotzdem aber wurde das Friedensabkommen erst Ende Juni 1629 ratifiziert. Wallensteins militärische Strategie war vollständig gerechtfertigt worden. Statt den Feind 1627 bei der ersten Gelegenheit aufzuspüren, hatte er gewartet, bis sein Heer vollständig bereit war und die notwendigen Stellungen eingerichtet worden waren. Sogar dann hatte er sich nicht in eine direkte Konfrontation mit Christian gestürzt, sondern stattdessen systematisch einen Stützpunkt in Schlesien nach dem anderen eingenommen, bis das kleinere der dänischen Heere beseitigt und die meisten Soldaten in seine eigenen Regimenter aufgenommen worden waren. Erst danach hatte er sich gegen Christian gewandt und sich mit Tilly vereinigt, um sicherzustellen, dass der König von einer enorm überlegenen Streitkraft in die Zange genommen worden und ihm keine andere Wahl geblieben war, als sich in die Sicherheit seiner Inseln zurückzuziehen. 1628 war hauptsächlich eine Aufräumaktion gewesen, in der es Wallenstein erneut gelungen war, seine Streitkräfte am richtigen Ort und zur rechten Zeit zu konzentrieren, um den König bei Wolgast zu überwältigen. Auch wenn es im Feldzug viele Kämpf gegeben hatte, wurde der Krieg durch überlegene Strategie gewonnen, statt durch Setzen auf das Glück des Schlachtfeldes. Der Frieden war genauso wie der Sieg Wallensteins Leistung. Mit einer Haltung, die in den späteren Jahren wohlbekannt werden würde, hatte er jeden militärischen Erfolg als eine Verhandlungschance betrachtet, zu der er den Kaiser wiederholt drängte. Er wusste nur zu wohl, dass die Mittel

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der anti-habsburgischen Mächte bei weitem die der Kaiserlichen überschritten, wie er 1626 schrieb: „Der Kaiser hat die Mittel zu kriegen nicht, und ohne Geld kann dieses Wesen keinen Bestand haben.“ Später im selben Jahr, als die militärische Lage durch die Siege an der Dessauer Brücke und bei Lutter besser war, schrieb er an Ferdinand: „Meine untertänigste Meinung wäre, dass Euere Kayserliche Majestät jetzt die besten Mittel hätte, mit den mehreren Vorteilen und hocher Reputation von denselben, nach dem Frieden trachten zu lassen, weil dem Feind nachher in unterschiedlichen Orten mehr Hilfe zukommen und seine Mächte sich weiter vermehren möchten.“ Ende 1627, als Christian praktisch besiegt wurde, erneuerte Wallenstein den Versuch: „Diese große Macht, die Eure Majestät hat, wird einen guten und beständigen Frieden im Reich ermöglichen, zu welchem ich untertänigst rate.“ Obwohl er selbst kurz darüber nachdachte, Christian Strafbedingungen aufzuerlegen, erkannte Wallenstein bald, dass auf diese Weise kein schnelles oder dauerndes Friedensabkommen erreichbar wäre. Während Wien bei den formellen Verhandlungen in Lübeck einer harten Linie folgte und keinen Fortschritt machte, suchte er nach einer Alternative. Sein großzügigeres und flexibleres Angebot über den dänischen Rat untergrub Christians innenpolitische Stellung, und auf dieser Weise errang Wallenstein eine Abmachung, die nicht nur Dänemark aus dem Krieg führte, sondern auch jegliche weitere Drohung aus dieser Richtung für absehbare Zeit ausschloss. Trotzdem war das Ergebnis bei seinen Kritikern am Hofe nicht besonders beliebt. 41

8 An der Wegscheide (Hesekiel) Mecklenburg war eines der bedeutendsten Erbherzogtümer des Reiches, und nur die Kurfürstentümer Bayern, Brandenburg und Sachsen waren wesentlich größer. Die Herzöge konnten den Familienbesitz über acht Jahrhunderte oder mehr zurückverfolgen, aber die einvernehmlichen Herrscher hatten übereilt offen Partei für Christian von Dänemark ergriffen. Anders als die anderen Fürsten im Niedersächsischen Kreis waren sie auch so unklug gewesen, ihre erneuerte Treue zum Kaiser nicht öffentlich zur Schau zu stellen, bis klar wurde, dass Christian der Verlierer sein würde. Als der Sieg in greifbarer Nähe lag, machte Ferdinand Anstalten, sie mit der Reichsacht zu belegen und ein Enteignungsverfahren in Gang zu setzen. Als ersten Schritt bewilligte er Wallenstein ein Pfandrecht auf ihre Territorien, die der General im April 1628 in Besitz nahm. Im selben Monat erweiterte der Kaiser auch seine Verfügungsgewalt über alle kaiserlichen Streitkräfte und beförderte ihn zum noch nie dagewesenen Dienstgrad General-Oberst Feldhauptmann, was gewöhnlich als „Generalissimo“ abgekürzt wird.1 Mecklenburg war auch das Privatgeschäft, das nach dem Feldzug von 1627 Wallensteins Hauptinteresse gewesen war. Er trug bereits den Titel eines Herzogs, weil auch Friedland ein Herzogtum war, allerdings ein neueres und ein viel kleineres. Mecklenburg hatte Geschichte und Klasse. Ferner unterstand sein Herzog unmittelbar dem Kaiser, wogegen in Friedland der König von Böhmen dazwischenstand. Obwohl Ferdinand beide Ämter innehatte, war dies ein wichtiger Unterschied, der sowohl das Ansehen als auch den rechtlichen Spielraum des Herrschers für unabhängiges Handeln beeinflusste. Von Anfang an benahm sich Wallenstein, als ob er der absolute Eigentümer wäre, und nicht ohne Grund, denn es gab eine private Vereinbarung hinter der öffentlichen Abmachung. Dennoch musste er auf die letzte Stufe seiner Beförderung bis Juni 1629 warten – die offizielle Urkunde vom Kaiser, die ihm den vollen und erblichen Besitz bestätigte. 2 Erst danach dann konnte er sich Albrecht Herzog zu Mecklenburg nennen, und seine künftigen Briefe nur mit den Initialen „AHzM“ unterzeichnen.

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Die Enteignung der Herzöge von Mecklenburg war damals umstritten und ist es auch in der Geschichtsschreibung geblieben, oftmals wird Wallenstein als Übeltäter dargestellt. Man muss sie aber im breiteren Zusammenhang betrachten. Ferdinand hatte nie Geld genug, um die erdrückenden Kosten des Krieges zu bezahlen. Deshalb nutzte er stattdessen Grundbesitz, am Anfang seinen eigenen und danach den, den er von anderen beschlagnahmte, anfänglich als Bürgschaft und später zur endgültigen Bezahlung seiner Schulden. Von seinen eigenen Ländern ging die Lausitz erst als Pfand und nachher auf ewig an den Kurfürst von Sachsen, und Oberösterreich wurde für einige Jahre an Maximilian von Bayern verpfändet. Der Grundbesitz der böhmischen Rebellen und aller, die nur locker mit ihnen verbunden waren, wurde konfisziert und für Bargeld verkauft. Zu dieser Zeit war Wallenstein der größte, aber bei weitem nicht der einzige Käufer. Friedrich, der „Winterkönig“, verlor erst die Oberpfalz, dann seinen Kurfürstentitel und seine Kernländer am Rhein, die dazu dienten, weitere Schulden Maximilians zu begleichen. Der Kaiser, nicht Wallenstein, war Urheber dieser Maßnahmen, die im Falle Friedrichs hinsichtlich der Konfiskation rechtlich zweifelhaft waren, während die Übertragung des Titels ziemlich sicher seine Amtsgewalt überstieg. Auch in Böhmen war trotz einer Fassade gerichtlicher Verfahren die Grundlage für die beispiellosen Enteignungen eher despotisch als gesetzmäßig. 3 Fast von Kriegsbeginn an war Ferdinand bereit, die strengen Formen kaiserlicher Gesetzlichkeit zu manipulieren, um sich über Eigentumsrechte hinwegzusetzen, und Mecklenburg entspricht diesem Muster. Folglich ist es keine Überraschung, dass man über die Möglichkeit von Konfiskationen nachzudenken anfing, als sich die Schulden des Kaisers türmten, und zwar ziemlich bald, nachdem die ersten Andeutungen eines Sieges 1626 zu erkennen waren. Die ersten Ziele waren Mitglieder des Kleinadels, die in den Militärdienst von Christian von Dänemark eingetreten waren, aber wegen der Unzulänglichkeit der Bürokratie im entfernten Wien kamen die Fortschritte nur langsam. 4 Nichtsdestoweniger stiegen die Hoffnungen, und nach dem Tod des „tollen Halberstädters“ im Juni des Jahres wurde die Möglichkeit in Betracht gezogen, das Fürstentum von Braunschweig zu konfiszieren. Damals warnte Wallenstein, dass solch ein herausfordernder Schritt zu anhaltendem Krieg führen würde, eine Einwendung, die angesichts seines späteren Erwerbs von Mecklenburg als heuchlerisch betrachtet worden ist. 5 Hier aber wurde ein wesentlicher Unterschied in der militärischen Lage übersehen. Mitte 1626 waren Christian von Dänemark, Bethlen Gabor und Mansfeld noch starke Feinde, und der Kaiser konnte es sich nicht leisten, sich weitere zu machen. Ende 1627

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waren sie besiegt, abgezogen oder tot, sodass es realistischer war, über die Siegesbeute nachzudenken. Als Nächstes wandte man die Aufmerksamkeit Christians eigenen Ländern zu, und die Erwartungen stiegen gleichlaufend mit dem militärischen Vorrücken von 1627. Anfänglich dachte man über die Konfiskation seines deutschen Herzogtums Holstein nach, danach kamen die zusätzlich eroberten Territorien in Jütland in Betracht, und endlich griff man Berichte begierig auf, dass der dänische Rat erwog, ihm die Krone zu entziehen. 6 In einem Brief vom Januar 1628 vertraute Wallenstein Arnim an, dass am Hof verschiedene Leute, auch der Kaiser selbst, ihm die Gelegenheit angeboten hatten, nach dem dänischen Thron zu streben, „aber ich habe mich gar schön bedankt, denn ich könnte mich nicht damit unterstützen“. Stattdessen fragte er Arnim, ob es vielleicht möglich wäre, die Dänen dazu zu bewegen, den Kaiser als ihren König zu wählen, für sich selbst aber würde er lieber „mit dem anderen“, das heißt Mecklenburg, fortfahren, weil es sicherer sei.7 Geld war für das Heer dringend nötig, sowohl um den unmittelbaren Bedarf zu decken, als auch um einen Teil der angehäuften Schulden zurückzuzahlen, was auch unentbehrlich war, um weitere Anleihen zu bekommen. Darum setzte Wallenstein den Hof ständig unter Druck, Schritte zu unternehmen, um die erforderlichen Mittel zu erhalten. Eine Folge war ein entschlossenerer Versuch, Konfiskationen durchzuführen. In der zweiten Hälfte des Jahres 1627 wurden dafür in Niedersachsen und Westfalen Beauftragte mit weitreichenden Vollmachten berufen, während der Hof selbst gegen Mecklenburg vorging. Im Juni des Jahres hatte sich Tilly in Wien über die feindliche Handlung der Herzöge beschwert und verlangt, ihnen eine offizielle kaiserliche Warnung und den Befehl zu erteilen, damit aufzuhören. Darum entschieden Ferdinands Berater, dass die Herzöge „notorische Reichsrebellen“ wären, was ihrer Meinung nach den Kaiser berechtigte, gegen sie ohne formelle gerichtliche Verfahren vorzugehen.8 Im September nahmen die kaiserlichen Streitkräfte Mecklenburg ein, als sie nach Dänemark vorrückten, und folglich war die Konfiskation wirklich und sofortig möglich. Es blieb aber problematisch, einen oder mehrere Käufer zu finden, die in der Lage waren, einen derart großen Ankauf zu finanzieren, was damals auch kleinere Konfiskationen in Norddeutschland erschwerte. Diese Schwierigkeit beseitigte endlich Wallenstein mit seinem Vorschlag, Mecklenburg selbst zu übernehmen. Der erste Hinweis auf sein Interesse findet sich in einem Brief von Ende Oktober 1627, dieser deutet jedoch an, dass das Thema schon früher erwähnt wurde. Das gilt auch für das Herzogtum Sagan, ein kleines Territo-

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rium in Schlesien, das dem Kaiser gehörte und das Wallenstein ebenfalls angeboten worden war. 9 Er zögerte, änderte dann seine Meinung und nahm es schließlich an. Er wollte jedoch Mecklenburg haben und war nötigenfalls bereit, nur einen Teil davon zu kaufen, obwohl er lieber alles wollte. Auch sollte der Preis mit den Schulden des Kaisers an ihn verrechnet werden. Solch eine Übertragung war politisch hoch umstritten, und einige Mitglieder des kaiserlichen Rats erhoben Einwände dagegen. Die Erbherzöge von Mecklenburg, meinten sie, könnte man nicht wie Kleinadlige behandeln, und dies würde weitverbreitete Opposition im Reich zur Folge haben.10 Diese Vorbehalte wurden noch durch die Überlegung besonders bedeutsam, dass der Begünstigte der böhmische Emporkömmling Wallenstein sein würde und nicht ein Mitglied eines altbewährten und erhabenen Geschlechtes wie der Herzog von Bayern, was bei der Enteignung von Friedrich von der Pfalz der Fall gewesen war. Letzten Endes aber hatte der finanzielle Sachverhalt das Übergewicht, und der General erwarb das Herzogtum. Warum wollte Wallenstein Mecklenburg? Der dringendste Grund war seine Geldnot. Er war dauernd damit beschäftigt, Bargeld aufzutreiben, gleich ob durch Kontributionen oder anders, während er sich bemühte, Ausgabeprioritäten, Anleihen und Rückzahlungen im Gleichgewicht zu halten. Zum Teil war er selbst schuld daran, weil er damals zunehmend zügellos Geld für sein großes Gefolge und seine ehrgeizigen Baupläne in Friedland ausgab, aber persönlicher Aufwand war bei weitem sekundär im Vergleich zur Belastung, die Mittel für ein enormes Heer mit wenig Hilfe von der kaiserlichen Hofkammer aufzutreiben. Der Kaiser hatte kein Geld, um seine Schulden zu bezahlen, wenn Wallenstein also irgendetwas bekommen würde, musste es Grundbesitz sein. Mecklenburg würde mindestens ein künftiges Einkommen erbringen, und obwohl die Schuldscheine des Kaisers als Nebenbürgschaft schon fast wertlos geworden waren, konnten die Länder des Herzogtums benutzt werden, um weitere Anleihen aufzunehmen. Zu dieser sofortigen Notwendigkeit fügte Wallenstein wahrscheinlich eine realistische und praktische Einschätzung hinzu, dass er nämlich nur eine Hoffnung hätte, Rückzahlungen von Ferdinand zu erhalten, wenn er alles nähme, was zur Verfügung stand, während es noch vorhanden war. Sollte der Krieg enden, würde eine Rückzahlung zweifellos auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Für den immer unsicheren Wallenstein war Sicherheit wahrscheinlich eine zweite Begründung. Wenn er zusätzliche und geographisch getrennte Ländereien hätte, würde dies das Risiko vermindern, sie alle durch irgendeinen künftigen militärischen oder politischen Schicksalsschlag zu verlie-

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ren. Militärische Sicherheit war auch eine Erwägung, denn die Sicherheit des Reiches bedeutete auch Wallensteins eigene Sicherheit betreffs des Besitzes seiner Länder. Mecklenburg als sein Besitz würde Gustav Adolf die Unterstützung nicht anbieten, die Mecklenburgs Herzöge Christian von Dänemark gegeben hatten. Seine Häfen würden Letzterem verschlossen bleiben, wogegen sie für die habsburgische Ostseeflotte, die Wallenstein damals einzurichten versuchte, zur Verfügung stehen würden. Sicherheit war auch für Ferdinand wichtig, denn er hatte keine Freunde unter den protestantischen Fürsten in Norddeutschland. Den treuen Wallenstein anstatt der feindlichen Herzöge von Mecklenburg einzusetzen, würde für ihn ebenso vorteilhaft sein wie seine frühere Politik, böhmische Rebellen mit einem von ihm geschaffenen neuen Adel zu ersetzen. Es passt vielleicht nicht in die übliche Interpretation, Ehrgeiz für persönlichen Aufstieg auf den dritten Platz zu stellen, aber obwohl Wallenstein zweifelsohne solche Bestrebungen hatte, dachte er vor allem praktisch. Geld und Sicherheit waren notwendig, ehe man Wünsche erfüllen und genießen konnte, dennoch dürfen wir das Gewicht nicht unterschätzen, das er dem Titel und Rang von Mecklenburg beimaß. Klar ist, dass er diese Rolle spielte, sobald er völlig im Besitz des Herzogtums war. Er benutzte die entsprechenden Titel und Förmlichkeiten der Anrede, er lebte im angemessenen vornehmen Stil, er prägte Münzen mit seinem eigenen Kopf und Sinnspruch und benahm sich überall, wie es von einem Fürsten erwartet wurde. Der letzte Punkt ist bemerkenswert. Solches Benehmen wurde tatsächlich erwartet und war damals völlig normal. Zu dieser Epoche wurde die Kleidung der Bürgerschaft sogar von Kleinstädten sorgsam durch Aufwandgesetze eingestuft, und in diesem Milieu hätte man Wallenstein als einen sonderbaren Kauz betrachtet, wenn er sich nicht als ein großer Fürst aufgeführt hätte. Häufig haben Historiker Aufmerksamkeit auf den Glanz gelenkt, mit dem er lebte und reiste. Sie zitierten zeitgenössische Schilderungen, um eine zugrundeliegende kritische Haltung zu unterstützen. Dies ist aber ein moderner Standpunkt, denn im siebzehnten Jahrhundert neigte man mehr dazu, Prunk hochzuschätzen denn als Protzerei zu tadeln. Im Jahre 1600 nahm Maximilian von Bayern 1.200 Reiter mit, um seine Schwester zu ihrer Hochzeit mit Ferdinand zu geleiten, der damals nur ein unbedeutendes jüngeres Mitglied des Hauses von Habsburg war, und als sie ankamen, hatte sich die Kavalkade auf 3.000 vermehrt.11 Wallensteins Gefolge war häufig auch das reisende Hauptquartier des größten Heeres in Europa. Die Ursache jedweder zeitgenössischen Missbilligung war wahrscheinlich nicht der Prunk an sich, sondern die Tatsache, dass ein böhmischer Landadliger so hoch emporgestiegen war, um

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dies zu rechtfertigen – ein Aufstieg, den viele als einen Verstoß gegen die natürliche Weltordnung betrachteten. Dies kann man vielleicht auch als einen Fingerzeig auf Wallensteins eigene Haltung erkennen. Sie ist die eines Parvenüs, der immer empfindlich bei wirklicher oder eingebildeter Nichtachtung ist, und der zum Ausgleich noch höher in der Gesellschaftshierarchie zu steigen versucht. Es mag sein, dass ihm aus diesem Grund Mecklenburg willkommen war, obwohl es unvermeidlich die Feindschaft seiner Gegner nährte, aber davon ließ Wallenstein sich nie abschrecken. Im Herbst 1627 war Mecklenburg vielleicht noch aus einem anderen Grund für Wallensteins Ehrgeiz besonders geeignet. Er hatte schon eine Tochter, Maria Elisabeth, aber seine Frau war wieder schwanger, und er hoffte dieses Mal auf einen Sohn. Ein männlicher Erbe war damals das Wichtigste für die Bestrebungen eines Edelmanns mit Vermögen, Grundbesitz und Titeln, um der weiteren Vermehrung von allem ein Gefühl des dauernden Zielbewusstseins zu geben. Ein Junge, Albrecht Carl, wurde tatsächlich am 22. November 1627 in Gitschin geboren, doch es war eine Frühgeburt, und das Kind lebte nicht einmal zwei Monate. Noch schlimmer, es wurde klar, dass Herzogin Isabella keine Kinder mehr bekommen konnte, und darum wurde die Aussicht auf einen Erben innerhalb weniger Wochen sowohl erfüllt als auch zunichtegemacht. Obwohl ein solches persönliches Unglück damals bei weitem nicht ungewöhnlich war, schmerzte es doch sehr, aber das Leben musste weitergehen. Wallenstein ging wieder an seine Arbeit, fand sich mit der Situation ab und ernannte zu gegebener Zeit seinen Vetter und Schwager Max zu seinem Erben.12

Das Restitutionsedikt Nach dem Sieg über Christian von Dänemark bei Wolgast im September 1628 hätte man denken können, dass Wallenstein und sein sehr großes kaiserliches Heer, laut Bericht 150.000 Mann, wenig zu tun hatten. Es gab auch Stimmen genug im Reich, die diese Meinung laut äußerten und eine drastische Reduzierung der Truppenzahlen verlangten. Kaiser Ferdinand hörte sie nicht, denn er hatte seine eigenen Pläne in Deutschland, für die das Heer gebraucht würde; gleichzeitig bemühten sich seine spanischen Vettern, ihn in ihre Probleme in den Niederlanden und Italien zu verwickeln. Wallenstein selbst war überzeugt, dass die Hauptgefahr ein schwedisches Eingreifen war, weshalb er seine Hilfe an Polen verstärkte, um Gustav Adolf dort zu binden. Folglich würde 1629 ein geschäftiges und ereignisreiches Jahr sein.

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Der Kaiser hatte bereits gezeigt, dass seine Reaktion auf einen militärischen Erfolg war, ihn völlig auszunutzen, statt Versöhnung zu suchen. In Böhmen war die politische Seite davon die Welle der Konfiskationen gewesen, die ihm sowohl Geld als auch einen gesäuberten und erneuerten Adel erbrachte, auf den er sich verlassen konnte. Für Ferdinand war jedoch die Religion wichtiger als die Politik, und er hatte diese starke Position benutzt, um eine umfassende Rekatholisierung voranzutreiben, die an seine Jugendjahre in der Steiermark mit derselben Folge erinnerte: Als die normalen Menschen zwischen ihrer protestantischen Religion und ihrer Heimat zu wählen gezwungen wurden, wanderten sie massenhaft aus. Der Sieg im dänischen Krieg schuf die Gelegenheit, noch eine Maßnahme auszuführen, die seit langem ein Ziel der katholischen Kirche im Reich gewesen war, und zu welcher die drei geistlichen Kurfürsten, unterstützt von Maximilian von Bayern, den Kaiser drängten. Dies war die Wiedererlangung des Grundbesitzes der Kirche, der, spezifisch seit 1552, während des vorigen Dreivierteljahrhunderts säkularisiert und in protestantisches Eigentum übertragen worden war. Dieses grundlegende Basisdatum bestimmte der Augsburger Religionsfriede im Jahre 1555, der einen unruhigen modus vivendi zwischen protestantischen und katholischen Territorien des Reiches nach der Reformation eingerichtet hatte. Trotzdem war die Säkularisierung weitergeführt worden, was nicht nur etwa 500 Mönchsund Nonnenkloster und andere Stiftungen betroffen hatte, sondern auch ein Dutzend ganze Bistümer. Zu denen gehörte eine große Menge Grundbesitz, und viel davon war, besonders in Nord- und Mitteldeutschland, mitsamt der Bevölkerung und dem entsprechend großen Einkommen, in protestantische Hände übergegangen. Auch wenn diese Säkularisierungen genau genommen gesetzwidrig waren, hatten sie meistens vor langem stattgefunden, und darum schienen sie von der Zeit gerechtfertigt zu sein. Inzwischen waren einige der Ländereien verkauft oder durch Erbschaft übertragen worden, vielleicht auch mehrmals, auch waren die Mönche, Nonnen und Geistlichen, die zur Zeit der ursprünglichen Übertragung im Besitz waren, seit langem nicht mehr dort. Viele von ihnen waren zum protestantischen Glauben übergetreten und hatten ihre Orden verlassen. In einzelnen Fällen sind Klagen erhoben worden, die die Rückgabe an die Kirche forderten, aber dieses stückweise Handeln hatte wenig Erfolg, und darum verlangten die Prälaten umfassendere Maßnahmen vom Kaiser. Ferdinand war alles andere als widerwillig. Schon im Herbst 1627 hatte er der katholischen Hierarchie mitgeteilt, er betrachte die Gelegenheit, den Grundbesitz der Kirche zurückzubekommen, als Hauptvorteil eines erfolgreichen Krieges, und fühle sich daher dafür verantwortlich, alle Mög-

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lichkeiten bis zum Äußersten zu verfolgen.13 Das praktische Handeln musste trotzdem bis nach dem endgültigen Sieg über Christian von Dänemark warten, als dieser aber eintrat, ließ er im Herbst 1628 einen Entwurf der beabsichtigten Maßnahmen abfassen. Es folgten Beratungen innerhalb der katholischen Partei, doch Ferdinand wies alle Vorbehalte zurück, darunter auch die Behauptung, dass die Sache erst einem Reichstag zur Debatte vorgelegt werden müsse. Im März 1629 verkündigte er dann ganz aus seiner eigenen Machtbefugnis als Kaiser das „Edict wegen der Restitution der geistlichen Güter“.14 Ob er tatsächlich eine solche Machtbefugnis hatte, ist sehr fraglich, auch wenn er raffiniert behauptete, dass er nichts weiter tat, als für die Einhaltung des existierenden Gesetzes zu sorgen. Trotzdem ging das Edikt zweifellos über den Augsburger Religionsfrieden von 1555 und damit über das existierende Gesetz hinaus, und zwar in mindestens zwei Punkten. Erstens wurde das Recht der weltlichen Fürsten, die Religion ihrer Untertanen zu bestimmen und zu erzwingen, auf die geistlichen Fürsten, selbstverständlich alles Katholiken, ausgedehnt, obwohl Letzteren dieses Recht in Augsburg spezifisch vorenthalten wurde. Zweitens wurde das Edikt auf viele freie Reichsstädte angewandt, ungeachtet dessen, dass ihnen damals die Religionsfreiheit garantiert wurde. Ferner wurde in der Praxis nicht peinlich genau auf das verordnete Basisdatum von 1552 geachtet, und viele Güter, die noch früher säkularisiert worden waren, wurden zur selbigen Zeit ohne Umstände übernommen. Mit diesen erneuten Übernahmen, die nur die Reichen betrafen, ging die zwangsmäßige Rekatholisierung von ganzen Bevölkerungen Hand in Hand, dazu kamen die Schließung von protestantischen Kirchen und die Vertreibung derjenigen, die sich weigerten, einzuwilligen. Laut Bericht waren allein in Augsburg 8.000 Menschen betroffen. Darüber hinaus wurden die den Protestanten zugestandenen Rechte auf Lutheraner beschränkt, was Calvinisten und andere ausschloss. Diese letzte Beschränkung war tatsächlich im Augsburger Religionsfrieden enthalten, aber in der Praxis seit langem erloschen.15 Die resultierende Erregung im Reich zeigte ganz klar, wofür Ferdinand das Heer noch brauchte. Kaiserliche Beauftragte, die die erneuten Übernahmen zu erzwingen versuchten, stießen oft auf Widerstand, und vielmals wurden Truppen eingesetzt, um sie zu unterstützen, obwohl diese hauptsächlich von Tillys Heer kamen. Im Großen und Ganzen verhinderte Wallenstein den Einsatz seiner Männer zu diesem Zweck, mindestens anfänglich, aber allein das Vorhandensein seines Heeres, zum größten Teil im protestantischen Norddeutschland stationiert, hatte große zwingende Kraft, und auch darum gab es keine ernsten Gedanken über einen organisierten Aufstand. Vorläufig hatten Ferdinand und die anderen Eiferer freie

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Bahn, ungeachtet der bitteren Feindschaft, die sie erregten, und blind für den Preis, den es sie kosten würde, wenn Gustav Adolf am Ende einfiele. Auch war die Opposition nicht auf die Protestanten begrenzt. Viele weltliche katholische Adlige neigten ungeachtet der Religionszugehörigkeit zur Klassensolidarität mit anderen großen Grundbesitzern, statt sich der rachsüchtigen Habgier ihrer eigenen höheren Geistlichen anzuschließen, und diejenigen, die als Beauftragte berufen wurden, fanden oft Vorwände oder versäumten einfach, ihre Aufgaben durchzuführen.16 Wallenstein machte kein Geheimnis aus seiner Missbilligung und äußerte sich wiederholt scharf und kritisch über das Edikt und seine Folgen. Im Juni 1629 beschwerte er sich, dass südlich von Hannover Ruhestörungen ausgelöst und Besitztümer angegriffen wurden, und er bemerkte darüber: „Das Edict verursachts“. Im September trafen sich Vertreter der Hansestädte mit Wallenstein in Halberstadt und berichteten, dass er gesagt hatte: „Das Edikt kann nicht Bestand haben, … denn man kann den Religionsfrieden nicht also über den Haufen stoßen.“ Im Oktober teilte er Collalto, dem Präsidenten des Hofkriegsrats, mit, dass er keine Möglichkeit sah, der Hanse von einer Unterstützung der Schweden und Niederländer abzuraten. „Solches alles“, fuhr er fort, „kausiert die unzeitige und scharfe Reformation, wie auch das kayserliche Edikt wegen der Restitution der geistlichen güter und Ausschaffung der Calvinisten.“ Im November berichtete der Gesandte des Kurfürsten von Sachsen aus Halberstadt, Wallensteins Kanzler habe ihm erzählt, „dass sein Fürst über das ergangene Edikt und desselben vorhabende Exekution ein großes Missfallen hatte und sich dazu nimmermehr wird gebrauchen lassen“. Im selben Monat schrieb Wallenstein wieder an Collalto: „Alle die Unkatholischen hat das kaiserliche Edikt wider uns erregt.“ Diese Bemerkung wiederholte er im Februar 1630, mit der Ergänzung: „Die Erbitterung ist so groß, dass sie alle sagen, der Schwede solle nur kommen, kann er ihnen nicht helfen, so wollen sie sich gern mit ihm stürzen.“ Im April beschwerte er sich über Wunschdenken in Wien: „Zu Hof aber glaubt mann was man gern hätte, und denkt auf Reformation und nicht auf Rekrutierung.“ 17 Kurz gesagt, erkannte Wallenstein, was Ferdinand und seine Partei nicht erkennen konnten oder nicht erkennen wollten, nämlich wie töricht es war, sich im Inneren Feinde in großer Zahl zu einer Zeit zu schaffen, als es noch mehr als genug äußere Feinde gab, mit denen man rechnen musste. Bedauerlicherweise für das Reich und seine Bevölkerung schenkte der Kaiser seinem Beichtvater mehr Aufmerksamkeit als seinem General. Es sei hinzugefügt, dass Ferdinand nicht ganz weltfern in seiner Haltung war. Ein beabsichtigter zusätzlicher Vorteil des Edikts war die Rückgabe des reichen Erzbistums Mag-

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deburg an die Kirche. Der neue Fürstbischof dort sollte kein anderer sein als der zwölfjährige Leopold, Ferdinands Sohn.18

Verwicklung in Italien Der Frieden mit Dänemark wurde im Juli 1629 endgültig ratifiziert, friedlich aber war es trotzdem nicht, wie Wallensteins Zahlen klarmachen. Er hatte, schrieb er an Collalto, 15.000 Mann nach Polen und 17.000 nach den Niederlanden abkommandiert, mindestens 12.000 wurden gebraucht, um feindliche Bewegungen in Brandenburg und Pommern zu verhindern, und 6.000 waren um Magdeburg gebunden, denn diese Stadt erwies sich zurzeit als genauso widerspenstig wie Stralsund im vorigen Jahr. Im Reich wie auch anderswo wurde überall eine große Anzahl Garnisonstruppen benötigt, und man durfte nie vergessen, dass Bethlen Gabor noch einmal angreifen könnte. Er hatte bereits, fuhr Wallenstein fort, zu wenig Truppen, aber jetzt verlangte man von ihm zusätzlich 14.000 Mann für einen Feldzug in Italien.19 Wir brauchen nur einen Überblick über den Krieg, der sich da entwickelte, denn die Einzelheiten sind uns hier nicht wichtig. Im Dezember 1627 starb der Herzog von Mantua und hinterließ seinen Besitz dem französischen Herzog von Gonzaga-Nevers, einem entfernten, aber trotzdem nächsten Verwandten. Seine beiden getrennten Territorien, Mantua und Montferrat, grenzten an das spanische Herzogtum Mailand, und diese waren nebst Savoyen und Venedig die einzigen Teile Norditaliens, die nicht unter habsburgischer Herrschaft standen. Ein Jahrzehnt früher hatte es Kriege über die Erbfolge gegeben, in denen Savoyen sich mit französischer Unterstützung Spanien widersetzt hatte, deshalb war jetzt ein pro-französischer Herzog in Mantua den Spaniern höchst unwillkommen. Nachdem man einen Ersatzkandidat als Anspruchsberechtigten gefunden hatte, wurden mit Hilfe des Kaisers altertümliche Reichsverfahren benutzt, um Nevers des Verstoßes gegen das Gesetz zu bezichtigen. Er hatte nämlich sein Herzogtum, dessen beide Teile Lehen des Heiligen Römischen Reiches waren, in Besitz genommen, ehe die Erbfolge förmlich festgestellt worden war. Es wurde ihm befohlen, die Territorien sofort zu verlassen, was er nicht tat, und so wurde eine Fassade der Gerechtigkeit für militärischen Zwang geschaffen. Die Spanier hatten schon Streitkräfte aus Mailand geschickt, um Casale, eine mächtige Festung in Montferrat, zu besetzen, aber statt des erwarteten schnellen Sieges folgte eine sich in die Länge ziehende Belagerung, die

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das ganze Jahr 1628 hindurch dauerte. Im Oktober fiel La Rochelle, die Festung der französischen Hugenotten, nach einer vierzehn Monate langen Belagerung, sodass Frankreich nach langwierigen internen Störungen endlich bereit war, seine Aufmerksamkeit wieder internationalen Angelegenheiten zuzuwenden. Im Februar 1629 marschierte ein französisches Heer trotz des Winterschnees über die Alpen und entsetzte Casale. Im Sommer erneuerten die Spanier ihren Angriff auf die Festung und appelierten zur selben Zeit an den Kaiser um Hilfe als Gegenleistung für die Unterstützung, die sie ihm gegen die böhmischen Rebellen gegeben hatten. Ferdinand stimmte zu, sodass Ende Sommer ein großes kaiserliches Heer in Italien vorrückte, anfänglich von Collalto und später von seinen Vertretern, Graf Matthias Gallas und Aldringen, kommandiert. Es dauerte jedoch bis Juli 1630, bevor sie endlich Mantua einnahmen und Nevers sein Herzogtum verlassen musste. Spanien und das Reich aber kamen infolge anderer Ereignisse unter Druck und mussten daher Frieden in Italien schließen. Nach weniger als einem Jahr bekam Nevers sein Herzogtum zurück, obwohl es schlimm verwüstet war, nachdem die Heere im ganzen Land gefochten und es ausgeplündert hatten. Von Anfang an war Wallenstein gegen den Krieg gewesen, sowohl aus Prinzip als auch aus strategischen Gründen. Schon im März 1628 berichtete der Bischof von Mantua an Nevers, der ihn auf eine diplomatische Mission zum kaiserlichen Hof geschickt hatte, was er von keinem Geringeren als dem kaiserlichen Kanzler, Graf Verda von Werdenberg, gehört hatte. Wallenstein hatte dem Hofrat und dem spanischen Gesandten ganz klar gesagt, „dass, wenn sie gegen Mantua und den Herzog von Nevers Krieg führen wollten, ihnen nicht in Gedanken kommen dürfte, von ihm auch nur einen einzigen Soldaten zu bekommen, auch wenn ihm selbst der Kaiser den Befehl dazu geben sollte; es wäre ein ungerechter Krieg, denn alles Recht der Welt spräche für Nevers“. Wallenstein hatte in Mecklenburg und in Böhmen Vorteile von Ländern gehabt, die anderen abgenommen worden waren, doch die Enteigneten waren unbestreitbar Rebellen, auch wenn die Verfahren des Kaisers zweifelhaft und rachsüchtig waren. Nevers war kein Rebell, und die vermeintliche rechtliche Basis für den militärischen Einsatz gegen ihn war kaum eine Bemäntelung für die Konfiskation seines Herzogtums aus nackten politischen Gründen. Wallenstein fürchtete auch zu Recht, dass ein spanischer Angriff eine französische Reaktion herausfordern würde. Ferner würde kaiserliche Unterstützung für Spanien die französische Feindseligkeit gegen das Reich erneuern und dadurch eine Gefahr im Süden und Westen schaffen, ungeachtet dessen, dass es schon Gefahren genug im Norden und Osten gab. Als sich die Lage ent-

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wickelte, fand er eine Reihe von Gründen, die Entsendung von Truppen nach Italien zu behindern. Einmal erwähnte er den Bedarf an Soldaten an anderen Kriegsschauplätzen, ein andermal deutete er die Möglichkeit eines Krieges gegen die Türken an, und manchmal behauptete er, dass er sich selbst vorbereite, ein Heer persönlich nach Italien zu führen. Die ganze Zeit riet er gegen den Feldzug, konnte sich jedoch nicht unbegrenzt Befehlen des Kaisers entziehen. Als er endlich Truppen abkommandierte, bat er Ferdinand dringend zu versichern, dass die Artillerie und der Proviant, die die Spanier versprochen hatten, tatsächlich geliefert würden, „denn in Ermangelung dessen würde die Armee in acht Tagen zugrunde gehen, dadurch Eure Majestät mehr verlieren würde, als sie in allen diesen Kriegen gewonnen haben, und der Schaden würde nicht zu reparieren sein“. 20 Obwohl Wallenstein das Gesamtkommando des italienischen Feldzuges behielt, beschränkte er sich auf die strategische Anordnung der Streitmacht. Er blieb in Deutschland, um seine Aufmerksamkeit auf die Probleme im Norden zu konzentrieren und vertraute die Einsatzleitung in Italien Collalto und seinen Stellvertretern an. Seine Meinung über die Situation blieb pessimistisch, „weil alle Feinde des Hauses von Österreich untereinander Frieden gemacht und sich verbunden haben, um die Sache des von Nevers zu verteidigen“. Er tadelte Spanien: „Ehe die Spanier den von Nevers angegriffen hatten, hatte Frankreich sich in diese Sachen nicht gemischt, wie auch die Venediger.“ Sogar die Katholiken wendeten sich gegen die Habsburgischen, bemerkte er weiter, „denn alle die Unkatholischen hat das kaiserliche Edikt wider uns motiviert, und die Katholischen der Welsche Krieg“. Im Februar 1630 flehte er um eine Abmachung: „Doch kann es komponiert werden, so unterlasse man es nicht, denn viel mehr Nutzen kann beiden Majestäten [dem Kaiser und dem König von Spanien] geschehen, wenn man die Armee gegen die Holländer wenden wird.“ Im April betonte er Probleme mit Rekrutierung wegen Widerstands unter den Fürsten, wie er an Collalto schrieb: „Ich bitte, der Herr Bruder sehe wie die Regimenter in Italien Rekruten machen können, denn ich kann kein Volk mehr dahin schicken. Hier im Reich kann ich auch nicht werben lassen, denn von Stund an bekomme ich vom Hof Verweis deswegen, weil sich alle Kurfürsten und Fürsten demselben opponieren. In summa vonnöten ist, dass man Frieden in Italien macht.“ 21 Der Erbfolgekrieg von Mantua lenkte auch Mittel von den Niederlanden ab, worauf Wallenstein hinwies. Zu diesem Thema wechselte seine Meinung. Manchmal bevorzugte er Versuche, einen neuen Waffenstillstand zu verhandeln, manchmal jedoch wollte er stattdessen vermehrt mi-

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litärische Unterstützung bereitstellen, um Spanien zu ermöglichen, die Holländer in der Defensive zu halten und dadurch ihre Fähigkeit zu beschränken, anderen Feinden des Reiches Hilfe zu leisten. Es gab Versuche, beides zu erreichen. Sobald Christian von Dänemark sich völlig auf dem Rückzug befand, kommandierte Wallenstein einige Regimenter in die Niederlande ab, und kurz danach fing Spanien an, die Möglichkeit eines Waffenstillstands zu prüfen. Hätte die Belagerung von Casale einen schnellen Erfolg erreicht, wäre dies vielleicht möglich gewesen, aber als sich die Belagerung in die Länge zog, erkannten die Holländer, dass ihre besten Gelegenheiten im Felde statt am Verhandlungstisch zu finden waren. Auch fing 1628 die holländische Kriegsmarine die ganze spanische Flotte ab, die die Jahresausbeute von Silber aus Amerika brachte, was sowohl Spanien des wesentlichen Edelmetalls beraubte, als auch es den Holländern an die Hand gab, um ihre militärischen Vormärsche 1629 zu finanzieren. Anfang des Jahres belagerten sie die wichtige Stadt Hertogenbosch in den spanischen Niederlanden. Obwohl als Antwort spanische und kaiserliche Streitkräfte ins Territorium der Vereinigten Provinzen eindrangen, kamen die Holländer am besten dabei weg. Die habsburgischen Heere wurden gezwungen, sich zurückzuziehen, und die Holländer nahmen nicht nur Hertogenbosch ein, sondern rückten auch in Norddeutschland vor. Während des Winters 1629–1630 vertrieben sie die spanischen Garnisonen aus vielen wichtigen Orten. Wallensteins Priorität blieb zu dieser Zeit die Drohung eines schwedischen Eingreifens. Er hatte wiederholt vor dieser Gefahr gewarnt, aber bis jetzt hatte sie sich noch nicht verwirklicht, mit der kleinen Ausnahme von Stralsund, und wahrscheinlich wurde aus diesem Grund das Risiko in Wien bedenklich unterschätzt. Wallensteins Versuche, Gustav Adolf in seinem polnischen Feldzug festzuhalten, hatten geholfen, sein Vorankommen zu begrenzen, 1629 jedoch brauchten die Polen weitere Hilfe, und darum schickte er Arnim mit einem Heer. 22 Der gemeinsame Feldzug ging überraschend gut vonstatten, wenn auch nicht ohne unaufhörliche Reibereien, die endlich den entnervten Arnim zur Abdankung trieben, angeblich wegen Krankheit. Widerwillig musste Wallenstein ihn gehen lassen, aber nicht bevor die vereinigten Streitkräfte den Schweden Ende Juni bei Honigfelde eine schwere Niederlage beigebracht hatten. Dort war Gustav Adolf persönlich mit knapper Not entkommen, nicht zum einzigen Mal in seiner abenteuerlichen Karriere. Eine andere bedeutungsvolle Wirkung des Krieges in Italien betraf die französische Diplomatie, die folglich danach strebte, wo irgend möglich Probleme für ihre habsburgischen Gegner zu schaffen, mit besonderem

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Erfolg in Polen. Nach Honigfelde zogen sich die Schweden in die Festung Marienburg zurück, aber auch die Polen hatten die Grenze ihrer Kraft erreicht, und folglich waren beide Seiten für eine Gelegenheit dankbar, sich aus dem Konflikt zu befreien. Durch französische Vermittlung wurde ein langjähriger Waffenstillstand vereinbart, bei dem Gustav Adolf bedeutsame Konzessionen machen musste, trotzdem aber wichtige Teile seiner eroberten Territorien behielt und auch wertvolle Zollrechte an der Schifffahrt an polnischen und preußischen Häfen während der Dauer des Waffenstillstands bekam. Dieser sollte sechs Jahre dauern, von September 1629 bis 1635, wodurch er freie Hand hatte, seine Aufmerksamkeit auf Deutschland zu wenden, auch wurden die Zölle eine wichtige Finanzquelle für seinen bevorstehenden Überfall.

Die Grenzen der Macht 1629 war Wallensteins Ansehen auf dem Höhepunkt angelangt, viele betrachteten ihn als den mächtigsten Mann im Reich. Er kommandierte das größte Heer, das man damals gesehen hatte, mit noch nie dagewesen Vollmachten für alle kaiserlichen Streitkräfte, ganz gleich wo sie sein mochten. Ferner hatte er auch die Vorrechte, die früher dem Kaiser vorbehalten waren, nämlich Oberste zu ernennen und neue Rekrutierungen zu genehmigen. Nur für die Berufung von Offizieren des höchsten Rangs brauchte er die kaiserliche Zustimmung. Das galt auch für seine persönliche Stellung. Als Erbherzog von Mecklenburg, Friedland und Sagan standen nur die sechs Kurfürsten über ihm. Größe und Wert all seiner Territorien stellten ihn unter die größten Fürsten des Reiches. Diplomaten deuteten als Widerhall allgemeiner Plaudereien an, dass der Kaiser selbst darauf achtete, seinen General nicht zu kränken, und sie sagten sogar, dass er ihn gern entlassen würde, sich aber fürchtete, das zu tun. Bestimmt war Wallenstein ein mächtiger Mann. In seinen eigenen drei Herzogtümern hatte er die Gewalt eines regierenden Fürsten, wie die anderen im Reich. Zwar waren diese noch nicht die unumschränkten Herrscher, die sie ein Jahrhundert später wurden, innerhalb ihres Territoriums aber gab es dennoch nur wenige Beschränkungen ihrer Macht. Auch im Heer war sein Wort Gesetz. Regimenter bewegten sich auf seinen Befehl, und nur auf seinen Befehl, Offiziere wurden berufen, befördert, abberufen, manchmal sogar hingerichtet, Feldzüge wurden begonnen und beendet, Quartier wurde aufgeschlagen oder geräumt, Proviant und Ausrüstungen wurden gekauft, Kontributionen wurden verlangt und herausgeholt,

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Städte wurden belagert oder in Frieden gelassen, alles allein auf seinen Befehl. Kein Wunder, dass das gemeine Volk und sogar andere Fürsten dazu tendierten, ihn als allmächtig zu betrachten und alles Gute oder Schlechte, vor allem aber das Schlechte, seiner Gunst oder Bosheit zuschrieben. Nichtsdestoweniger gab es Beschränkungen, besonders im Heer. Disziplin ist ein gutes Beispiel. Wallenstein versuchte, wie Gustav Adolf, gute Ordnung zu halten und insbesondere die Bauern und Bürger vor den schlimmsten Ausschreitungen der Soldateska zu beschützen, deren gemeinsame Neigung zu Diebstahl, Vergewaltigung und Gewaltverbrechen notorisch war. Die beiden Generäle erteilten eine Fülle von immer strengeren Befehlen, die solches Benehmen verboten, und in beiden Heeren wurden häufig abschreckende Bestrafungen und Hinrichtungen von Missetätern vollgestreckt. Teilweise war die Motivation dieser Kommandanten die Erkenntnis, dass der Krieg ihrer Meinung nach genug unvermeidliches Leid verursachte und es nicht unnötigerweise durch ausschweifende Truppen vermehrt werden sollte. Zum Teil war es vermutlich auch die natürliche Abneigung von Berufsoffizieren gegenüber Unordnung in der Mannschaft. Ferner wussten die beiden Generäle, dass sich ihre Heere vom Land und von der regionalen Wirtschaft ernähren mussten, was nicht lange möglich wäre, wenn ihre Soldaten das Saatkorn und die Zug- und Zuchttiere stahlen, die Bauern vom Land vertrieben und die Geschäftstätigkeit der Städte störten. Trotzdem passierten alle diese Dinge, häufig wiederholt und in großem Umfang, wie zahlreiche Augenzeugenberichte bestätigen. Auch wenn die Gräueltaten oft beim Erzählen etwas ausgeschmückt wurden, war die Wirklichkeit sicher schrecklich genug. 23 Der Mechanismus und die Mittel der militärischen Disziplin waren einfach unzulänglich, um eine wurzellose und ungebundene Soldateska, die zumeist fast keinerlei Beziehung zu den zivilisierenden Einflüssen der Gesellschaft hatte, wirksam im Zaum zu halten, besonders weil sie selbst häufig unbezahlt und hungrig war und oft auch hungrige Angehörige zu versorgen hatte. Die meisten ihrer Offiziere waren kaum besser, im besten Falle Abenteurer und im schlimmsten Erzschurken, die sich mehr dafür interessierten, was sie selbst stehlen konnten, als Diebstahl unter ihren Männern zu verhindern. Je weiter entfernt vom Hauptquartier die Truppen waren, desto weniger wirksam waren die Befehle der Generäle in dieser Hinsicht. Aber trotz ihrer Anstrengungen wurde ihnen zumeist die Schuld gegeben. Obwohl es als selbstverständlich erscheinen mag, ist zu bemerken, dass in Kriegszeiten die Handlungsfreiheit des Oberbefehlshabers auch durch den Feind beschränkt wird. Die Verlegung und Stationierung von militäri-

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schen Einheiten muss Bedrohungen oder Gelegenheiten vorwegnehmen oder auf sie reagieren, die sich aus der Taktik der gegenüberstehenden Streitmacht ergeben. Ein General, der versäumt, dieses angemessen zu tun, setzt nicht nur das Leben seiner Männer aufs Spiel, sondern riskiert auch die Sicherheit des Herrschers, dem er dient. Die gemeinen Leute aber, und sogar auch viele Fürsten, hatten wenig Wissen von der umfassenderen militärischen Lage und noch weniger Kenntnis von der Strategie und Logistik. Für sie waren die Bewegungen der Truppen unergründlich und ihre Anwesenheit immer unerwünscht. Selbst die besser disziplinierten Einheiten richteten Schaden an, sie verbrauchten auch alle Lebensmittel, Getränke und Futter, derer sie auf irgendeine Weise habhaft werden konnten, weshalb der Durchmarsch eines Regiments häufig mit einem Schwarm Heuschrecken verglichen wurde. Auch wurde es schlimmer, je länger Soldaten in einem Ort blieben. Damals war Deutschland in sehr viele gesonderte Territorien aufgeteilt, von den großen zu den sehr kleinen, und die meisten davon waren durchgehend und verzweifelt mit dem Versuch beschäftigt, Verwicklungen in einen Krieg zu vermeiden. Militärische Notwendigkeit und Geographie zusammen hinderten die Generäle häufig daran, die vermeintliche Neutralität dieser Fürstentümer außer den größten zu respektieren, oft nicht einmal diese. Die Betroffenen jedoch vermuteten zumeist ein politisches oder finanzielles Motiv dahinter oder Heimsuchungen von Truppen in strafender Absicht oder einfach Bosheit eines Befehlshabers. Manchmal lag darin ein Körnchen Wahrheit, wenn vielleicht mehr als eine Marschroute möglich gewesen wäre oder es mehr als einen Ort gegeben hätte, in dem eine Einheit stationiert werden konnte, aber normalerweise waren strategische Überlegungen, Proviant und Durchführbarkeit die entscheidenden Punkte. Proteste und Bitten fanden zwangsläufig kein Gehör, dennoch wurden wiederum die Befehlshaber, insbesondere der Oberbefehlshaber, dafür verantwortlich gemacht. Zwar war der Durchzug von Truppen unerwünscht, aber Einquartierung war zweimal so unbeliebt, und am schlimmsten war Einquartierung über den Winter. Dies war eine Neuerung, denn bis Anfang des siebzehnten Jahrhunderts war es mit kleinen Ausnahmen normal gewesen, Heere am Ende der Feldzugsaison aufzulösen und wenn nötig im Frühling wieder anzuwerben. Winterquartier bedeutete die Anwesenheit einer großen Anzahl von Truppen mit ihren Familien und anderen Angehörigen, die für drei Monate oder manchmal viel länger privat einquartiert blieben. Obwohl diese unerwünschten und gewöhnlich nicht zahlenden Gäste so breit wie möglich verteilt wurden, um die Belastung der Bevölkerung etwas zu

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vermindern, konnte die wirtschaftliche Auswirkung auf das gesamte Gebiet nahezu katastrophal sein. Folglich war die Festsetzung eines Orts für ein Winterquartier immer eine sehr politische Frage. Vom Standpunkt eines Generals aus war die ideale Lösung, den Winter im Territorium des Feindes zu verbringen, in der Praxis aber war dies nur gelegentlich durchführbar. Wenn das eigene Land oder das eines Neutralen benutzt werden musste, folgten stets Proteste, Bitten, Beschwerden und kritische Beurteilungen nebst Beschuldigungen wegen Misswirtschaft oder Böswilligkeit seitens des Befehlshabers. Fürsten und Grundbesitzer standen an der Spitze der Empörung. Entsetzt über den Verlust an Einkommen aus ihren Ländern, den die Wintereinquartierung verursachen würde, bombardierten sie den kaiserlichen Hof mit ihren Beschwerden über die von Wallenstein gewählten Orte. Auch hier aber bedingten militärische Umstände gewöhnlich die Wahl. Ein Heer musste den Winter in der Nähe der Gegend verbringen, wo es sich am Ende der Feldzugsaison befand, denn es war selten durchführbar, es irgendwo anders aufmarschieren zu lassen. Auch im Sommer kosteten die Härten eines langen Marsches viele Menschenleben, und wenn sich der Winter näherte, wurde die Zahl der Todesopfer immer größer, denn Proviant und Schutz vor der Kälte waren unterwegs schwer zu finden, zudem waren Wunden und Krankheiten noch häufiger tödlich als im Sommer. Auch setzte Geld immer eine Grenze, und weil wenig aus der Hofkammer kam, musste sich Wallenstein auf erzwungene Kontributionen von der Bevölkerung verlassen, was die Beschränkungen stark verschärfte. Die erforderlichen Beträge waren zu groß, um auf Initiative der lokalen Kommandanten eingezogen zu werden. Folglich brauchte man eine systematische Methode und eine passende Organisation. Selbst diese aber verzehrte Mittel, weil irgendeine Form von Zwang fast immer nötig war. Eine Kompanie Soldaten und die Drohung, mehr zu schicken, reichte oft aus, einen lokalen Bürgermeister und den Rat in einem unbefestigten Ort auf dem Lande zu überzeugen, bei der Einziehung von Geld zu helfen. Dennoch vermehrte sich die Anzahl der Männer schnell, die für diesen Zweck abkommandiert werden musste, wenn große Gebiete Kontribution zahlen sollten. Die reicheren Städte waren fähig, mehr zu zahlen, aber sie waren nicht so einfach einzuschüchtern. Häufig bedurfte es langwieriger Verhandlungen oder einer bedeutenden Militärpräsenz, um sicherzustellen, dass eine Vereinbarung später eingehalten würde. Nicht selten schlossen Städte mit Mauern einfach die Tore, was dem verantwortlichen Offizier nur zwei Möglichkeiten ließ. Entweder musste er kostspielige und zeitraubende Gegenmaßnahmen unternehmen, oder er musste abziehen und

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nach einem leichteren Ziel suchen. Gelegentlich eskalierte die Situation in einer Krise, wie bei Stralsund und Magdeburg, was nicht nur den Einsatz einer großen Anzahl von Truppen, sondern auch Wallensteins persönliches Eingreifen erforderte. Routinemäßig musste er sich mit einem Strom von Beschwerdeführern und Bittstellern aus Orten befassen, von denen Kontributionen erhoben wurden. Dazu kamen gleichgerichtete Fürsprachen, die vom Hof weitergegeben und unterstützt wurden. Wegen des Mangels an Geld hatte er wenig Spielraum, günstige Erwiderungen zu geben, bestenfalls eine etwas reduzierte Schätzung als Teil der Verhandlung, aber gewöhnlich musste die Antwort eine Ablehnung sein. Diese Realität wurde durch Wallensteins charakteristische Redensart implizit anerkannt – kein deterministisches „Nein“, sondern ein fatalistisches „Es kann nicht sein“. Die endgültige Beschränkung der Handlungsfreiheit Wallensteins war politischer Natur, denn trotz seiner vermeintlichen Macht hatte er überraschend wenig Einfluss auf die kaiserliche Politik. Solange es um zu konfrontierende Gegner ging, die das Reich mit starken Heeren überfallen hatten, machte dies nicht viel aus, denn zwangsläufig war der Hauptgrundsatz das Überleben, und darüber entschied hauptsächlich der Oberbefehlshaber. Während dieses Stadiums des Krieges entwickelte sich der Eindruck, Wallenstein wäre allmächtig. Diese Vorstellung lebte noch lange nach dem Sieg über Christian von Dänemark fort, der die Situation geändert hatte und wonach sich die Wirklichkeit allmählich wieder geltend machte. Die Vorstellung wurde auch von dem beträchtlichen Handlungspielraum gefördert, den ein General damals hatte, besonders einer mit einer so umfassenden Kommandogewalt wie Wallenstein. Sogar im modernen Zeitalter haben Politiker zwangsmäßig die Führung der Feindseligkeiten meistens den Generälen überlassen müssen, was früher noch mehr der Fall war. Damals konnte zum Beispiel eine Depesche von der Front in Norddeutschland ein bis zwei Wochen brauchen, um am Hof in Wien oder Prag anzukommen, und eine Antwort brauchte mindestens ebenso lang. Selbstverständlich nutzten die Befehlshaber einschließlich Wallensteins dies aus und schickten bedauernde Briefe zurück, in denen sie darauf hinwiesen, dass die Lage sich geändert hätte, am Hof die Wirklichkeiten des Feldzuges nicht völlig richtig beurteilt würden, die Anzahl verfügbarer Männer für den vorgeschlagenen Einsatz unzureichend wäre und noch ein Dutzend weitere Varianten von höflich verkleideten Verweigerungen. Manchmal versuchte der Hof, das Gleichgewicht wiederherzustellen, indem er einen eigenen Gesandten schickte, vielleicht sogar einen kaiserlichen Hofrat, um

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die Situation vor Ort einzuschätzen. Diese Herren aber reisten gemächlicheren Tempos als militärische Meldereiter, und so verlängerte sich die Zeit, in der sich die Lage ändern konnte, was nicht selten bedeutete, dass sie nach der Rückkehr zum kaiserlichen Hof eher Befürworter des Generals und seiner Politik als Gegner waren. Darum genoss Wallenstein in hohem Maße die Autonomie in Einsatzsachen, besonders als er noch als Besitzer des Heeres betrachtet wurde, das er rekrutiert und finanziert hatte und das er hauptsächlich unabhängig von kaiserlichen Geldern verpflegte. Er war aber kein kaiserlicher Hofrat und bestimmt nicht des Kaisers erster Berater. Ganz im Gegenteil waren seine persönlichen Audienzen bei Ferdinand selten, nachdem er aufgehört hatte, Wien zu besuchen; die letzte fand Anfang 1628 in Prag statt. Er hatte seinen eigenen Gesandten am Hof, verständigte sich mit dem Kaiser aber meistens schriftlich, vor allem über militärische Dinge. Während der Vorbereitung des Restitutionsedikts wurde Wallenstein einfach nicht um Rat gefragt, auch nicht in sinnvoller Weise über die sich wegen Mantua in Italien anbahnenden Verwicklungen. 24 Folglich war er nicht mehr als eine ablehnende Stimme am Rand der wichtigsten Ereignisse von 1629, und darüber hinaus wurde seine Missbilligung ignoriert. Diese Punkte veranschaulichen seinen Mangel an politischer Macht, beweisen aber auch die Grenzen seiner Macht auf militärischem Gebiet. In beiden Fällen hatte er anfänglich die klare Absicht gehabt, sich selbst und sein Heer nicht in die sich ergebenden Einsätze hereinziehen zu lassen, wurde jedoch in beiden Fällen schließlich gezwungen nachzugeben. Versucht man, diese Realitäten zu beurteilen, ist die vornehme Schreibart der Zeit oft sehr irreführend. Des Kaisers Briefe an seinen General war oft von ausgenommener Höflichkeit und ließen keine Förmlichkeiten von Titeln und Anreden außer Acht, die jemandem gebührten, der nicht nur Oberbefehlshaber, sondern auch einer der führenden Fürsten des Reiches war. Nichtsdestoweniger waren diese Briefe Befehle, nicht von der Art, die eine sofortige und bedingungslose Durchführung verlangte, aber auch nicht von der Art, die bei Wiederholung und nachhaltigem Bestehen auf unbestimmte Zeit vermieden oder ignoriert werden konnte. In einem Brief vom August 1629 erkannte Wallenstein klar diese Gegebenheit: „Ich habe aber vom Kaiser vier unterschiedliche scharfe Befehle bekommen, ich solle ohne Verlierung einiger Zeit das Volk nach Italien abkommandieren, welchem ich auch, obwohl ich es nicht für ratsam befunden habe, aber weil Seine Majestät also es befohlen hat, gehorsam nachgekommen bin.“ 25 Letzten Endes war Wallenstein Soldat und musste des Kaisers Befehle befolgen. Mitte 1630 wurde Wallenstein immer klarer, dass er nicht mehr an der

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Spitze der Strategie stand, die den Einsätzen des von ihm kommandierten Heeres zugrunde lag. Mittlerweile wurden die Stimmen seiner Feinde lauter und einflussreicher, unterstützt von weitverbreiteter Feindseligkeit gegen Truppenbewegungen, ausschweifende Soldateska, Einquartierungen, Kontributionen und alle die anderen Übel des Krieges, die aber immer mehr Wallenstein selbst zugeschrieben wurden, als ob er persönlich der Ursprung wäre. Früher war dies dem Kaiser nützlich gewesen, weil es wie ein Blitzableiter funktioniert hatte, um die Aufmerksamkeit von den eigentlichen Ursachen abzulenken. Als aber der Druck stieg, vermehrten sich auch die möglichen Vorteile, den Sündenbock zu opfern. Wallensteins eigene Erfolge hatten verursacht, dass er militärisch nicht mehr unentbehrlich schien, und als seine einflussreichsten Gegner, die katholischen Kurfürsten, ihn angriffen, indem sie Ferdinand an seinen schwächsten Punkt unter Druck setzten, sah die Stellung des vermeintlich allmächtigen Generals plötzlich sehr verwundbar aus. Wallenstein hatte seinen eigenen sehr guten Nachrichtendienst und konnte wahrscheinlich das Menetekel an der Wand lesen. Als er Mitte 1630 sein Hauptquartier südlich nach Memmingen verlegte, angeblich, um den Einsätzen in Italien näher zu sein, mag er schon einen Verdacht gehabt haben, dass er die Stadt zwar noch als Fürst, aber nicht mehr als des Kaisers Generalissimo verlassen würde.

9 Ganz schlug das Rad den Kreis (König Lear, Shakespeare) Die Entlassung Maximilian von Bayern und die anderen katholischen Kurfürsten hatten lange Jahre daran gearbeitet und darauf gewartet, eine Möglichkeit zu bekommen, Wallensteins Entlassung zu erreichen. 1624 hatte Maximilian den Kaiser dringend aufgefordert, Truppen wegen der drohenden anti-habsburgischen Koalition zu rekrutieren, dabei aber erwartet, dass diese als Teil des Heeres der katholischen Liga unter Tilly eingesetzt würden, da sie damit letzten Endes unter seine eigene Kontrolle gekommen wären. Das Ergebnis sah ganz anders aus: ein unabhängiges kaiserliches Heer, das den Kaiser von der Abhängigkeit von der Liga befreite und somit den politischen Einfluss Maximilians auf Ferdinand beträchtlich verringerte. Die Ursache war Wallenstein, denn nur sein Angebot, die Rekrutierung des Heeres zu finanzieren, hatte dies ermöglicht. Als die neue Streitmacht Ende 1625 Norddeutschland erreichte, war Maximilians Feindschaft gegen den General bereits aus seinen Briefen ersichtlich, und im Lauf der folgenden Jahre entwickelte sich daraus so etwas wie Paranoia. Soweit man weiß, hatte 1630 weder Maximilian noch irgendeiner der anderen katholischen oder protestantischen Kurfürsten Wallenstein persönlich kennengelernt.1 Darum war ihr Bild von ihm hauptsächlich auf Geschwätz und Gerüchte gegründet, von selbstsüchtigen Informanten zusammengestellt und weitergeleitet, oder von Dienern, die sorgfältig versuchten, ihre Beschreibungen den Vorurteilen ihrer Herren anzupassen. Da es leicht ist, jemanden, den man nicht persönlich kennt, zu dämonisieren, waren Maximilian und die Fürsten mehr als bereit, vielen von den reißerischen und nicht selten widersprüchlichen Berichten Glauben zu schenken, die über den Charakter, die Motive und die Vorhaben Wallensteins damals kursierten. Ferner betrachteten diese führenden Mitglieder des deutschen Adels den böhmischen Emporkömmling mit der Abneigung und dem Argwohn, die üblicherweise Parvenüs zuteilwerden, denen gegenüber sie sich als die Besseren betrachten. Dennoch gab es echte Probleme. Wichtig darunter war für die katho-

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lischen Kurfürsten Wallensteins offenkundiger Widerstand gegen das Restitutionsedikt, was auch Pater Wilhelm Lamormaini, den Beichtvater des Kaisers, dazu bewog, sich gegen ihn zu wenden. Die Belastung durch den Unterhalt für sein Heer hingegen wurde ihm viel umfassender übelgenommen. 2 Seit dem Sieg über Christian von Dänemark bei Wolgast im September 1628 hatte es im Feld keinen Feind gegen das Reich gegeben, und darum meinten viele, man brauche kein Heer mehr, besonders kein so großes Heer wie Wallensteins. Die Kriege zwischen Gustav Adolf und dem König von Polen, zwischen den Spaniern und den Holländern und zwischen Spanien und Frankreich wegen Mantua hatten nichts mit dem Reich zu tun, behaupteten Gegner, das Reich aber zahlte für die Beteiligung von Wallensteins Heer in diesen Kriegen, weil es durch Kontributionen unterstützt wurde. Ferner, beschwerten sie sich, litt das Reich an all den Problemen von Garnisonen, Einquartierungen und der ausschweifenden Soldateska, die im letzten Kapitel beschrieben wurden. Die Protestanten beschwerten sich gleichermaßen über Tillys Heer, das in Norddeutschland noch auf voller Stärke gehalten wurde, obwohl es in den zwei Jahren seit dem Ende des dänischen Feldzugs militärisch fast nichts getan hatte. Für Maximilian und seine Kollegen war das jedoch kein Thema. Die Kurfürsten hatten auch tieferreichende politische Bedenken. Sie und die anderen Fürsten des Reiches betrachteten sich traditionell als Hüter der sogenannten deutschen Freiheiten, was in der Praxis Freiheit für sie bedeutete, ihre Territorien fast genauso zu beherrschen, wie sie wollten, mit nur wenigen und meist formalen Beschränkungen, die es wegen der schwachen zentralen Einrichtungen des Reiches gab. Folglich hatte der Kaiser Ansehen und vielleicht Einfluss, aber keine echte Macht. Wallenstein wollte das ändern, zumindest behaupteten das die tendenziösen und phantasiereichen Analysen seines vermeintlichen Denkens, die Maximilian nach der Brucker Konferenz Ende 1626 und nochmals 1628 an die anderen katholischen Kurfürsten geschickt hatte. Maximilian war ein eifriger und leichtgläubiger Empfänger dieser angeblichen Insiderinformationen, die behaupteten, dass der Generalissimo die Absicht hätte, seine enormen Truppenzahlen zu nutzen, um die Territorien der Fürsten sowohl physisch als auch finanziell zu unterdrücken, bis der Kaiser und hinter ihm Wallenstein selbst zur Hauptmacht im Lande würden. Es mag sein, dass die Befürchtungen der Kurfürsten zum Teil gerechtfertigt waren, aber sie gingen am Ziel vorbei. Wallenstein war kein Politiker und es entsprach nicht seinem Wesen, solch einen grandiosen machiavellistischen Plan ins Auge zu fassen. Laut Khevenhüller behaupteten die Feinde Wallensteins 1627, dass man ihn spekulieren gehört habe, es wäre

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Abbildung 5: Kurfürst Maximilian I. von Bayern um 1633, ca. 60 Jahre alt.

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vielleicht gut, wenn das Reich den Monarchien von Frankreich und Spanien ähnlicher wäre. Dies aber ist noch lange kein Beweis dafür, dass er vorhatte, dies aktiv herbeizuführen oder es sogar für möglich hielt. 3 Bei Ferdinand war es etwas anders. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass er irgendwelche deutlich auf Zentralisierung zielende Vorhaben hatte, zeigte er doch starke Neigungen zum Absolutismus. Wären sie nicht gezügelt worden, hätten sie in diese Richtung führen können. Die katholischen Kurfürsten hatten das Restitutionsedikt begrüßt, und Maximilian hatte Vorteile aus Ferdinands Konfiskation der Pfalz und des Kurfürstentitels von Friedrich gezogen, dennoch waren dies gefährliche Präzedenzfälle. Die Enteignung der mecklenburgischen Herzöge und die Beteiligung an den niederländischen und italienischen Kriegen waren für die katholischen Kurfürsten zudem viel weniger annehmbar. Wer nun immer die wirkliche Bedrohung darstellte, Ferdinands vergrößerte Macht stützte sich auf Wallenstein, und darum waren die Kurfürsten der Meinung, dass er gehen müsse. Trotz der kontinuierlichen Krisen in den elf Jahren seit der Wahl Ferdinands zum Kaiser hatte er es nie für nötig gefunden, einen Reichstag einzuberufen oder ein Kurfürstentreffen zu besuchen, was schon ein bemerkenswerter Hinweis auf seine Haltung ist. Es gab jedoch eine Sache, die er auf eigene Faust nicht erledigen konnte. 1630 war er 52 Jahre alt und nicht bei bester Gesundheit, daher wollte er die Thronfolge für seinen Sohn sichern, um nicht das Risiko einzugehen, dass sich bei seinem unerwarteten Tod ein alternativer Kandidat präsentieren könnte. 1619 waren weitere Namen vorgeschlagen worden, und es gab auch Gerüchte, Maximilian könnte sich dafür interessieren. Das wäre eine bedeutsame Gefahr, denn nicht nur Maximilian selbst, sondern auch sein Bruder, der Erzbischof von Köln, waren Kurfürsten. Zum Träger des Ehrentitels eines Römischen Königs gewählt zu werden, war seit langem als Bestimmung zum Nachfolger des Kaisers betrachtet worden, und darum erstrebte Ferdinand dies für seinen Sohn, den Erzherzog Ferdinand. Für die Kurfürsten schien dies eine Gelegenheit zu sein, den Kaiser zu Konzessionen zu zwingen. Mehr als zwei Jahre zuvor hatte der Kurfürst von Mainz in seiner Eigenschaft als Reichserzkanzler Ferdinand deutlich wissen lassen, dass er die Wahl seines Sohnes nicht garantieren könne, solange Wallenstein Befehlshaber des Heeres blieb. 4 1628 konnte der Kaiser es sich leisten zu warten und die Beschwerden über seinen General auf einer Tagung der katholischen Kurfürsten zu ignorieren. 1629 fühlte er sich noch in der Lage, neue Beschwerden bei zwei Besprechungen der katholischen Liga zu ignorieren. 1630 hatten seine persönlichen und politischen Bedürfnisse an Dringlichkeit gewonnen; er musste die Kurfürsten treffen und sie anhören.

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Im März 1630 rief der Kurfürst von Mainz seine Kollegen zu einem Kurfürstentag in Regensburg im folgenden Sommer. Als sie ankamen, schien sich alles, was Rang und Namen im Reich hatte, und auch viele Niemande in der kleinen Stadt versammelt zu haben. Botschafter und Gesandte kamen auch aus dem Ausland, prominent waren darunter die des Papstes, von Spanien und Frankreich, darunter der Kapuzinerpater Joseph, graue Eminenz und Beichtvater von Richelieu. Viele in dieser Menge kamen, um Bittschriften und Beschwerden einzureichen, andere, besonders die Vornehmeren, kamen, um an diesem gesellschaftlichen Ereignis des Jahres teilzunehmen. Ferdinand selbst kam am 19. Juni an, mit einem dem Heiligen Römischen Kaiser angemessenen enormen Gefolge, und die katholischen Kurfürsten waren ebenfalls persönlich anwesend. Andererseits weigerte sich Johann Georg von Sachsen teilzunehmen und hatte auch den Kurfürsten von Brandenburg vom Fernbleiben überzeugt. Die protestantischen Kurfürsten würden unter großen Druck gesetzt werden, meinte er, denn sie waren – bei einem Verhältnis von fünf zu zwei – zahlenmäßig beträchtlich unterlegen, weil der König von Böhmen, das heißt Kaiser Ferdinand, auch Kurfürst war. Der Fürst des Reiches, der in aller Munde und Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Treffens war, kam ebenfalls nicht nach Regensburg, doch Wallenstein wählte genau diesen Zeitpunkt, um sein Hauptquartier 500 Kilometer nach Süden zu verlegen. Er kam zehn Tage vor der Ankunft des Kaisers in Regensburg in Memmingen – 200 Kilometer von Regensburg entfernt – an. 5 Wallenstein war sich der Feindlichkeit der Fürsten gegen sich und sein Heer wohl gewahr, auch wusste er, dass es Ziel der katholischen Kurfürsten war, in Regensburg seine Entlassung zu erreichen. Wie Maximilian hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, gut informiert zu sein, und schon 1623 hatte er ein Netz von Vertretern und Informanten, „auf welche ich gewiss viel Tausend albereit spendiert habe“. Anfang 1627 hatten die katholischen Kurfürsten angefangen, sich bei Ferdinand heftig über Wallensteins Rekrutierungen zu beschweren, und danach hatten sie eine ständige Kampagne geführt. Ende 1628 hatte der General einige Zugeständnisse gemacht, um die Anzahl seiner Soldaten zu begrenzen, und hatte Einheiten, die nicht die volle Stärke hatten, zusammengelegt oder aufgelöst. Danach sah er sich aber ab 1629 mit Forderungen nach mehr Truppen für die Feldzüge in Italien und in den Niederlanden konfrontiert. Er wusste auch wohl, wie es um ihn persönlich im Reich wegen seines Heeres stand, wie er im Oktober im selben Jahr schrieb: „Alle Kurfürsten und Fürsten, ja jedermann muss ich mir wegen des Kaisers zu Feinden machen. … Dass ich im

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Reich verhasst bin, geschieht aus der Ursache, dass ich dem Kaiser gar zu wohl gedient habe, wider den Willen vieler.“ 6 Wallenstein war nicht der einzige Punkt auf der Tagesordnung des Kurfürstentags. Auf Ferdinands Programm stand er gar nicht. Stattdessen beschäftigte sich das Eröffnungspapier des Kaisers anfänglich mit der Frage eines universellen Friedens, aber implizit ging er davon aus, dass dieser unerreichbar war. Folglich fuhr er fort und sprach von Krieg – Krieg gegen die Holländer, Krieg gegen die Schweden, sollten sie einfallen, und Krieg gegen die Franzosen in Italien.7 Außerdem wurde eine endgültige Abrechnung mit Friedrich von der Pfalz erwähnt und fast als nachträglicher Einfall die Möglichkeit angedeutet, die kaiserliche Militärorganisation zu verbessern, aber es fand sich kein Wort über eine Auswechselung von Wallenstein. Auch wurde die Wahl des Erzherzogs Ferdinand zum Römischen König nicht offen vorgeschlagen. Sowohl der Kaiser als auch die katholischen Kurfürsten verfolgten also neben der formellen Tagesordnung eigene wichtige Ziele. Es gab auch andere Parteien in Regensburg. Die Gesandten, die den Kurfürsten von Brandenburg vertraten, hatten Instruktionen, keinesfalls an Maßnahmen gegen Wallenstein teilzunehmen, die den Einfluss der katholischen Partei über das kaiserliche Heer vermehren könnten. Die Sachsen argumentierten ihrerseits, dass Probleme mit dem Heer irrelevant wären, wenn die Friedensfrage im Ernst angegangen würde. Paradoxerweise und obwohl Wallensteins Haltung zu den Spaniern ständig verbitterter geworden war und in seinem Widerstand gegen ihren Angriff auf Mantua gipfelte, unterstützte ihn Spanien diplomatisch. 8 Aus spanischer Sicht waren Angriffe auf Wallenstein Versuche, den Kaiser und folglich die habsburgische Partei zu schwächen, außerdem würde ohne ihn das kaiserliche Heer bestimmt an Kraft und Wirksamkeit verlieren. Noch schlimmer wäre es, würde die Kontrolle in die Hände von Maximilian und der katholischen Liga übergehen, was besonders unerwünscht war, weil Maximilian nicht nur gegen Spanien eingestellt war, sondern auch zu gefährlichen Spielereien mit Frankreich neigte. Im Gegensatz dazu bemühten sich die Franzosen, Wallensteins Stellung zu untergraben, und wurden dabei vom päpstlichen Gesandten unterstützt, da der Papst beabsichtigte, den spanischen Einfluss in Italien zu schwächen, was aus ihm einen Befürworter der französischen Politik machte. Dennoch waren die katholischen Kurfürsten die treibende Kraft in den Besprechungen, die trotz ihres Ernstes im gemessenen Tempo geführt wurden. Am 17. Juli antworteten die Kurfürsten dem Kaiser. Obwohl man die anderen Themen auch diskutieren könne, sagten sie, bliebe ihre Priorität

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Wallenstein. Sie wiederholten die schon über ihn vorgetragenen Beschwerden, indem sie ihm all die Übel vorwarfen, die mit dem Krieg und dem Heer verbunden waren, und forderten dringend vom Kaiser, ihn sofort zu entlassen. Ihre Bedingungen für einen Ersatz ließen kaum Zweifel daran, dass sie an Maximilian dachten, ohne ihn zu nennen. Demgegenüber waren der Kaiser und seine Berater nicht bereit, den General ohne Kampf preiszugeben, obwohl sie die Schärfe der Angriffe etwas überraschte, und sie waren noch weniger dazu bereit, sich Maximilian aufdrängen zu lassen. Sie brauchten nur drei Tage, um eine scharfe Antwort vorzulegen, die nur durch das unspezifische Versprechen künftiger Verbesserungen der militärischen Disziplin ein wenig abgemildert wurde. Die katholischen Kurfürsten waren aber nicht gewillt, sich abspeisen zu lassen, und arbeiteten in den folgenden zehn Tagen an ihrem nächsten Text. 9 Diesmal überreichten sie ihn persönlich. Alle vier legten ihn am 1. August in Ferdinands Hände und warteten bei ihm, während er ihn las. Wenn auch nicht neu, war ihre Litanei dennoch ausführlich, denn sie fing mit der Schaffung eines ihrer Meinung nach unnötigen Heeres im Jahr 1625 an und reichte dann bis zu diesem Tage. Weil Ferdinand weniger zu persönlichen als zu religiösen Konfrontationen fähig war, übergab er ihren Text dem Hofrat, statt den Kurfürsten eine höfliche Abfuhr zu erteilen. Sechs Wochen nach der Ankunft der Teilnehmer in Regensburg kamen die Standpunkte etwas in Bewegung, und die Mitglieder des Rats waren in zwei oder noch mehr Meinungen gespalten. Viele Behauptungen der Kurfürsten waren nachweislich falsch, andererseits konnte man ihren entschlossenen Widerstand nicht einfach beiseite schieben. Man fing an, „Was wäre, wenn?“ zu fragen. Was, wenn Wallenstein entlassen würde? Würde er stillschweigend seinen Hut nehmen? Und was würde geschehen, wenn ein schwedischer Einfall im Reich vorankäme? Könnte man dem Heer vertrauen, besonders in Hinsicht auf die große Anzahl protestantischer Offiziere und Männer? Der Kaiser bekam von seinem Hofrat eine Antwort, die abschweifend, aber nicht hilfreich war, und musste darüber nachdenken. Um Zeit zu gewinnen, wurde am 7. August den Kurfürsten eine hinhaltende Erwiderung geschickt, die zu militärischen Fragen im Allgemeinen klar und deutlich war, aber dem wirklichen Problem sorgfältig auswich. Unterdessen aber war klar geworden, dass Ferdinand – weder für die Kriege in den Niederlanden und in Italien noch für die Wahl seines Sohnes zum Römischen König – Unterstützung von den Kurfürsten bekommen würde, solange Wallenstein das Kommando behielt. In Krisenzeiten neigte Ferdinand dazu, mehr auf seine religiösen statt auf seine politischen Berater zu hören. An ihrer Spitze stand Lamormaini, und es mag

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sein, dass dieser von Pater Joseph und dem päpstlichen Nuntius beeinflusst wurde. Ob ihr Widerstand gegen Wallenstein ausschlaggebend war, kann man nicht sagen, jedenfalls gab Ferdinand am 18. August nach und erklärte sich bereit, ihn abzulösen.10 Als Gegenleistung dafür bekam er fast nichts. Der Kurfürstentag dauerte bis weit in den Herbst fort, doch es fand keine Wahl eines Römischen Königs statt, auch gab es keine Unterstützung für den Krieg in den Niederlanden. Zwar verursachte der Krieg in Italien einige diplomatische Aufregung, aber sie wurde bald irrelevant, weil der schwedische Einfall, der früher im Sommer begonnen hatte, an Stärke zunahm. Nach Regensburg waren sowohl Ferdinand als auch das Reich bedeutsam geschwächt, und das genau zu der Zeit, als sie mit dieser neuen Krise konfrontiert wurden. Die katholischen Kurfürsten hatten zwar gesiegt, doch dafür wurde bald ein hoher Preis von ihnen gefordert. Die Spanier konnten die Entlassung von Wallenstein nicht verhüten, aber es gelang ihnen zumindest, Maximilians Streben, sein Nachfolger zu werden, zu blockieren. Nach einer langen Verzögerung und aus Mangel an anderen Kandidaten fiel die Wahl auf Tilly, Maximilians General. Eine undankbare Aufgabe erwartete ihn, denn sobald Ferdinand Wallenstein fallengelassen hatte, stimmte er auch zu, die Größe seines Heeres drastisch – im Prinzip um nahezu zwei Drittel – zu reduzieren, und das so bald wie möglich. Zudem wurde Tilly nicht mit ausreichenden finanziellen Mitteln versehen, um für die verbleibenden Truppen zu sorgen.11 Die amtliche Benachrichtigung von seiner Entlassung empfing Wallenstein erst am 22. August, höchstwahrscheinlich wurde er jedoch schon lange vorher von seinen Informanten in Regensburg davon in Kenntnis gesetzt. Nichtsdestoweniger fürchtete sich der Hofrat vor seiner Reaktion, und die Botschaft des Kaisers war so höflich, zurückhaltend und diplomatisch formuliert, dass man zwischen den Zeilen lesen musste, um die harte reale Aussage zu ergründen. Zwei seiner besseren Freunde unter den kaiserlichen Räten wurden mit der Aufgabe betraut, sie dem General zu überreichen, worum sie nicht zu beneiden waren. Wir wissen aus einem Brief, den einer von ihnen, Freiherr Gerhard von Questenberg, an seinen Bruder schrieb, dass sie tatsächlich höflich und ohne Gegenbeschuldigung empfangen wurden. Sie hätten, sagte Wallenstein, die bestmögliche Nachricht gebracht: „Ich danke Gott dafür, aus diesem Netz befreit zu werden.“ Am folgenden Tag schrieb er an Collalto: „Aus der Beilage wird der Herr Bruder sehen, was man zu Regensburg konkludiert hat, welches mir von Grund meiner Seele lieb ist, weil ich dadurch aus einem großen Labyrinth kommen werde.“ 12

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Zeitgenossen waren von dieser milden Erwiderung überrascht. Viele betrachteten sie als eine berechnende Täuschung, um den Zorn und Groll zu verbergen, die er nach ihrer Meinung fühlen musste. Auch Biographen sind dieser Meinung gewesen und behaupteten häufig, dass er danach im Wesentlichen von dem Wunsch motiviert wurde, sich an denen zu rächen, die seinen Sturz verursacht hätten, auch am Kaiser, der ihn geopfert hätte. Khevenhüller, der Chronist der Regierungszeit von Ferdinand, fand eine Erklärung in der Astrologie, der sowohl er als auch andere frühe Historiker zuschrieben, Wallenstein nicht nur vor seiner Entlassung gewarnt zu haben, sondern ihm auch seine erneute Berufung vorausgesagt zu haben. Folglich legte Khevenhüller einen ganz anderen Bericht über das Treffen von Wallenstein, Questenberg und seinem Ratskollegen vor: Sie sind vom Herzog ansehnlich und höflich betrachtet und großzügig gehalten worden, und als sie ihr Anbringen mit dem besten Modus, so sie erdenken können, tun wollen, ist er ihnen in die Rede gefallen, … und er hat eine lateinische Schrifft, darin seine, des Kaisers und des Kurfürsten in Bayern Novitaten [Horoskope] geschrieben waren, von der Tafel genommen, die er selbst abgelesen hat, mit der Meldung: Ihr Herren, aus den Sternen könnt ihr selbst sehen, dass ich euere Kommission gewusst hat, und dass des Kurfürsten aus Bayern Spiritus [Geist] über den des Kaisers dominiert. Daher kann ich dem Kaiser keine Schuld geben, weh aber tut es mir, dass sich Ihre Majestät meines so wenig angenommen hat. Ich will aber Gehorsam leisten.13

Gewöhnlich haben die Biographen, auch Diwald, Polisˇensky´ und Kollmann, diesen Bericht unkritisch wiederholt, obwohl wohlbekannt ist, dass Geschichtsschreiber von Thukydides bis zum Anfang des neunzehnten Jahrhundert es für ganz in Ordnung befunden haben, solche Szenen zu erfinden und den Hauptpersonen passende Reden in den Mund zu legen.14 Wenn es ein Körnchen Wahrheit darin gäbe, wäre dies zum Stadtgespräch in Regensburg geworden, doch sie kommt nicht in den Plaudereien vor, die die vielen Diplomaten sorgfältig sammelten und in ihre Berichte einschlossen. Auch ist der Bericht nicht mit dem von Questenberg vereinbar, wohl aber interessant als ein Beispiel für Legenden – besonders solche mit Beziehungen zur Astrologie –, die sich mit Wallenstein verknüpfen und die trotz Mangel an Beweisen eben durch ständige Wiederholung als Wahrheit anerkannt wurden. In Wahrheit ist die von Questenberg berichtete Reaktion Wallensteins absolut glaubwürdig. Im vergangenen Jahr war er immer mehr dazu gezwungen worden, sein Heer zu benutzen, um eine von ihm missbilligte Politik umzusetzen, gleichzeitig wurden seine wiederholten Warnungen vor den Gefahren von Gustav Adolf ignoriert. Er war mit den Beschwer-

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den und kritischen Beurteilungen seiner Feinde völlig vertraut, aber weder gewillt noch imstande, sich wirksam dagegen zu verteidigen. Einerseits mangelte es ihm an politischer Geschicklichkeit, die für einen erfolgreichen internen Machtkampf notwendig war, andererseits glaubte er, nach seiner Korrespondenz zu urteilen, dass seine Leistung für sich selbst sprechen sollte. Folglich hatte er es verachtet, regelmäßig am Hof in der würdelosen Stellung eines Beklagten und als sein eigener Fürsprecher zu erscheinen. Auch hatte er dafür keine Zeit gehabt, denn er war ständig mit der enormen Arbeit eines Oberbefehlshabers und Zahlmeisters eines riesigen Heeres überlastet, das auf verschiedenen, weit voneinander getrennten Kriegsschauplätzen operierte. Dazu kränkelte er dauernd, und obwohl man hier, wie damals, durchaus von „Podagra“ spricht, scheint sich die Erkrankung in dieser Zeit zur allgemeinen Gicht entwickelt zu haben. Wegen Magenproblemen und Gicht musste er auf dem Weg nach Memmingen für eine dreiwöchige Kur in Karlsbad (Karlovy Vary) bleiben, obwohl man an deren Nutzen zweifeln muss, denn er arbeitete die ganze Zeit. Das Problem der Finanzen war das Vordringlichste – das ewige Ringen, das für den Einsatz des Heeres unentbehrliche Geld zu beschaffen, wobei Mitte 1630 eine kritische Situation eintrat. Das Netz, von dem sich Wallenstein umgarnt sah, war in hohem Maße dadurch verursacht. Hauptopfer der ausbleibenden Gelder war nicht Wallenstein selbst, sondern sein wichtigster Bankier, Hans de Witte, der 1630 im Zentrum eines großen internationalen Geldbeschaffungssystems stand, das als Gegenzug für das Recht, die laufenden Kontributionen von den Städten und Territorien des Reiches zu erhalten, dem Kaiser Bargeld vorschoss. Selbst Wallenstein war von einem monatlichen Geldvorschuss von de Witte abhängig, um sein Hauptquartier und seine persönlichen Ausgaben zu finanzieren.15 Das Problem war, dass es viel einfacher war, Kontributionen zu vereinbaren, als sie danach einzutreiben. Als der Krieg sich in die Länge zog, wurde es für Wallensteins Offiziere im Feld immer schwieriger, die pünktliche Bezahlung der versprochenen Beträge zu erzwingen. Bargeld wurde überall knapp, und die örtlichen Beamten konnten die notwendigen Summen selbst nicht aufbringen. Es häuften sich Zahlungsrückstände. De Witte konnte seine Verpflichtungen gegenüber seinen Geschäftspartnern nicht erfüllen und stand vor dem Bankrott. Seine Briefe wurden immer verzweifelter. Den letzten schrieb er einen Tag, nachdem die Entscheidung, Wallenstein zu entlassen, in Regensburg gefallen war. Wahrscheinlich war dies ein Zufall, aber es mag auch sein, dass er ahnte, woher der Wind wehte. Darin erklärte de Witte nicht nur im vollen Umfang seine Probleme, sondern fügte auch hinzu, dass es ihm nicht einmal mehr mög-

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lich sei, dem General seinen monatlichen Vorschuss zukommen zu lassen. Die Nachricht von einem weiteren finanziellen Schlag empfing Wallenstein einige Tage, ehe die Gesandten des Kaisers in Memmingen ankamen, und vielleicht war sie der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Insgesamt hatte er Grund genug, froh zu sein, die Probleme seinem Nachfolger zu hinterlassen und seine Entlassung mit einiger Erleichterung zu betrachten. De Witte beging kurz danach Selbstmord.16 Der erstaunlichste Aspekt des Regensburger Kurfürstentags ist, dass die Teilnehmer die Bedrohung durch Schweden völlig außer Acht ließen. Am 3. Juli schickte der Kaiser den Kurfürsten sein Eröffnungspapier, und drei Tage später landete Gustav Adolf mit 13.000 Soldaten an der Ostseeküste, denen sich bald danach die 4.000 Mann der Stralsunder Garnison anschlossen. Am 17. Juli schickten die Kurfürsten Ferdinand ihre erste Antwort, und drei Tage später öffnete Stettin (Szczecin) den Angreifern seine Tore. Während die Parteien in Regensburg in den folgenden vier Wochen noch ausschließlich auf Wallenstein zielten, verstärkte Gustav Adolf seine Stellungen in Pommern und rekrutierte Soldaten, so schnell er konnte. Wallenstein hatte eine große kaiserliche Streitmacht in der Gegend aufgestellt, um eine Landung zu verhindern, aber aus unklarem Grund hielt sich der Kommandant nicht an den Plan, die Schweden umgehend zu überfallen, und verfolgte stattdessen nur eine passive Abwehrstrategie. Als diese Nachricht Memmingen erreichte, hatte man sich schon entschieden, Wallenstein zu entlassen, aber noch war kein Nachfolger ernannt, und so gab es keinen Oberbefehlshaber für den Feldzug in der verbleibenden Feldzugsaison. Am 13. September setzte der Kaiser die wichtigsten Offiziere von Wallensteins Entlassung in Kenntnis, worauf einige Oberste anfingen, ihre Regimenter aufzulösen, während zahlreiche Soldaten von anderen desertierten.17 Viele waren mehr als froh, alternative Beschäftigung bei dem berühmten Gustav Adolf zu finden. Ende Herbst, als der Kaiser und die Kurfürsten aus Regensburg heimkehrten, zählten die Schweden schon über 40.000 Mann und hatten sich für den Winter in Sicherheit gebracht.18 Trotz der Drohung und des nachfolgenden schwedischen Eingreifens gab der Kaiser dem Druck nach, seinen Oberbefehlshaber zu entlassen und dessen Heer aufzulösen. Zweifellos nahmen die katholischen Kurfürsten an, dass der Krieg auch weiterhin im Norden stattfinden würde, weit von ihren eigenen Ländern entfernt, was auch Gustav Adolf selbst erwartete. Doch ein Jahr später nahmen die Schweden Mainz ein, und sechs Monate danach standen sie in München.

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Intermezzo Man begann bereits über Wallensteins Wiedereinstellung zu sprechen, als das Erstaunen über seine Entlassung noch nicht abgeflaut war. Innerhalb von zwei Monaten begann Ferdinand, ihm erneut zu schreiben und hatte keine Bedenken, seinen Exgeneral zu militärischen und politischen Entwicklungen um Rat zu fragen. Wallenstein antwortete kompetent und fachgerecht aus seinem böhmischen Zufluchtsort, ignorierte aber die Winke, er solle nach Wien kommen. Laut Questenberg waren seine Gründe dafür seine „Unlust, Indisposition, und Furcht wegen wieder zu dienen angesprochen zu werden“. Trotzdem hörte man überall Gerüchte, und viele höhere Offiziere nahmen an, dass Wallensteins Karriere nicht vorbei war. Das ist aus dem Briefwechsel zu sehen, in dem sie mit ihm standen. Im Januar 1631 schrieb ihm sein Vetter Max: „Ihre Kaiserliche Majestät und der ganze Hofrat erkennen jetzt, was sie an Euch verloren haben, sagt mir Fürst Eggenberg.“ Im Frühling schrieb ihm Questenberg ganz offen: „Jetzt glauben wir und erkennen unser Unrecht, und ich glaube, dass es uns reut. … Jetzt sieht man, ob Euer Fürstliche Gnaden recht mit den übermäßigen Werbungen gehabt hat oder nicht, und was wir mit unserer Sparsamkeit in so kurzer Zeit erhalten haben.“ Nachdem Gustav Adolf im April Frankfurt an der Oder erstürmt hatte, fuhr er fort: „Aber wie wir uns selbst gebettet haben, so liegen wir.“ Im Mai schrieb Ferdinand persönlich an Wallenstein und bat ihn, nach Wien zu kommen, wo man die Dinge besser besprechen könne, aber noch machte er keine Anstalten.19 Im Sommer verschlechterte sich die militärische Lage beängstigend; Sachsen tat sich widerwillig mit den Schweden zusammen, und am 17. September führte Gustav Adolf die vereinigte Streitmacht zu einem sensationellen Sieg über Tilly bei Breitenfeld, in der Nähe von Leipzig. Noch blieb Wallenstein gegenüber den immer verzweifelteren Botschaften aus Wien taub. Innerhalb zweier Monate standen die Schweden in Mainz und die Sachsen in Böhmen, am 15. November nahmen sie Prag ein. Zwei Tage später stimmte Wallenstein einem Treffen mit Eggenberg zu, und einen Monat später wurde er wiederum des Kaisers General, obwohl er die Stellung für nur drei Monate annehmen wollte, um das Heer wiederaufzubauen. Damit werden die sechzehn Monate zwischen Entlassung und Wiederernennung kurz zusammengefasst, aber viele Fragen bleiben offen. Warum kehrte Wallenstein anscheinend so widerwillig zurück? Warum tat er es dann doch? Was tat er inzwischen? Nach der Verschwörungstheorie wartete er den rechten Augenblick ab, genoss seine Rache und sah zu, bis die

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Lage so schlimm wurde, dass der Kaiser ihn zu seinen eigenen Bedingungen wieder anstellen musste. Bestimmt war er auch nur ein Mensch, und es ist nur zu erwarten, dass er Bitterkeit empfand, auch wenn er froh war, die Last eines Befehlshabers abzulegen. Trotzdem gibt es nichts in seinem umfangreichen Briefwechsel oder in irgendeiner zuverlässig übermittelten Äußerung, was auf Groll entweder wegen seiner Entlassung oder darüber schließen lässt, wie leicht Ferdinand überredet worden war, ihn preiszugeben. 20 Es gibt vernünftigere Erklärungen seines Benehmens als bloße Rachsucht. Erstens ist nicht zu bezweifeln, dass Wallenstein müde, krank, ernüchtert und entmutigt war. Auf dem Weg von Memmingen nach Böhmen wurde er durch schwere Podagraanfälle gezwungen, die Reise um mehrere Wochen zu verlängern, zudem plagte dieses Leiden ihn während des folgenden Jahres weiter. Es ist darum keine große Überraschung, dass er keine Lust zu einer erneuten Berufung hatte, hätte dies doch bedeutet, dass er nicht nur wieder da anfangen musste, wo er aufgehört hatte, sondern er sich auch einer militärischen Lage gegenübersah, die sich nach seinem Abgang schnell verschlechtert hatte. Ferner änderte sich die politische Lage nicht so schnell wie die militärische, und obwohl Ferdinand sich über seine baldige Wiederkehr gefreut hätte, blieben die noch nicht vom Krieg betroffenen katholischen Kurfürsten ihm genauso feindlich gesonnen wie früher. Auch hatte sich die finanzielle Lage nicht gebessert.21 Wallensteins Vermögen war fast erschöpft, der Kaiser war so mittellos wie immer, und nach dem Bankrott und dem Tod von de Witte gab es kaum die geringste Aussicht, von Finanziers Anleihen in großem Maße zu bekommen. Weiter war es nach den Ereignissen von Regensburg noch schwieriger als vorher, genügend Kontributionen einzutreiben. Zweitens glaubte Wallenstein wahrscheinlich am Anfang, dass seine Rückkehr nicht nötig sein würde, um die schwedische Drohung abzuwehren. Gustav Adolf war ein begabter General und ein gefährlicher Feind, aber er hatte mehrere Niederlagen erlitten, wohingegen Tilly während seiner Feldzüge keine einzige Schlacht verloren hatte. Auch hatte Letzterer ein großes und kampferprobtes Heer, die Streitmacht der katholischen Liga, ergänzt durch Einheiten, die aus Italien zurückkehrten. Dagegen hatten die Schweden zwar eine zunehmende Anzahl von Soldaten, unter ihnen einen Kern erfahrener Truppen, aber viele ihrer Regimenter waren erst vor kurzem rekrutiert worden und alles andere als ausreichend auf eine große Schlacht vorbereitet. Gustav Adolf wusste das wohl und marschierte verhalten voran, aber statt ihn im Frühling 1631 unter Druck zu setzen, nutzte Tilly den größten Teil seines Heeres für eine langwierige

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Belagerung Magdeburgs. Dieses Territorium war das erste und einzige, das sich nach dessen Landung für Gustav Adolf erklärt hatte. Tilly hatte vor, die Schweden tiefer nach Deutschland hineinzulocken in dem Versuch, die Stadt zu retten und die Schweden auf diese Weise zum Kampf zu zwingen. Der schwedische König ließ sich jedoch nicht darauf ein, obwohl er seinen erwarteten Vormarsch in Richtung Schlesien aufschob, um den Anschein zu vermeiden, dass er seine Verbündeten und Glaubensbrüder im Stich gelassen hatte. Magdeburg wurde am 20. Mai 1631 im Sturm erobert, und während der folgenden Plünderung und des schrecklichen Brandes kamen die Mehrheit der Bürger und viele von Tillys eigenen Männern ums Leben. Selbst danach rückte Tilly nicht gegen Gustav Adolf vor. Er unternahm lediglich einen kurzen Vorstoß, den er aufgeben musste, als sich die Schweden bei Werben an der Elbe in einer uneinnehmbaren Stellung verschanzten. Stattdessen wandte er sich gegen Sachsen, wo der Kurfürst ein nennenswertes, wenn auch unerfahrenes Heer auf die Beine gestellt hatte, das ihn in die Lage versetzte, seine Position bewaffneter Neutralität zu verteidigen. Der Kaiser betrachtete dies als Drohung und hatte vom Kurfürsten verlangt, die Streitmacht entweder aufzulösen oder sie mit den kaiserlichen Heeren zu vereinigen, und jetzt stellte Tilly ein Ultimatum. Warum er so hart vorging, ist nicht genau bekannt, obwohl es sein mag, dass er dazu durch die Notwendigkeit gezwungen wurde, sein Heer in ein vom Krieg verschontes Land marschieren zu lassen, wo die Soldaten Lebensmittel finden konnten. Das Ende war jedenfalls voraussagbar. Tillys Streitmächte rückten Anfang September auf Sachsen vor, und fast sofort verband sich der Kurfürst mit den Schweden. Zwei Wochen danach erlitt die kaiserliche Sache in der Schlacht bei Breitenfeld eine schwere Niederlage. Wallenstein mag mit Recht gefühlt haben, dass er die Dinge hätte besser führen können, aber während er sich im Hintergrund gehalten hatte, erwartete niemand, auch er selbst nicht, solch einen erstaunlichen schwedischen Erfolg. Der Verlauf des Krieges betraf Wallenstein auch persönlich. Er verlor erst Mecklenburg, das die Schweden schon im Mai 1631 zum größten Teil eingenommen hatten, und im Juli führte Gustav Adolf den Vorsitz bei der triumphalen Wiedereinsetzung der ehemaligen Herzöge. Der sich ergebende Einkommensverlust beschränkte Wallensteins Mittel noch weiter, weshalb er sich in Briefen an seine Beamten aus dieser Zeit besorgt für Summen interessierte, die er früher kaum bemerkt hätte. 22 Er wusste, dass Sagan wahrscheinlich der nächste Verlust sein würde, obwohl ihm schließlich Gustav Adolfs Entscheidung, nicht in Schlesien einzumarschieren, eine Atempause ließ. Stattdessen fanden nach dem sächsischen Einfall in

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Böhmen Angriffe heimkehrender Auswanderer auf Güter in Friedland statt. Zu dieser Zeit wurde Wallenstein klar, dass er bald zum Flüchtling ohne Landbesitz würde, wenn es keinen schnellen Aufschwung der kaiserlichen Sache gäbe. Diese Gefahr hatte ihm 1624–1625 gedroht und war 1619 bereits einmal Wirklichkeit geworden. Seine Reaktion war dieselbe. Er trat wieder in Ferdinands militärische Dienste ein. Bevor wir den Verlauf dieses erneuten Auftrags verfolgen, bleibt zu betrachten, was Wallenstein in der Zeit ohne offizielle Beschäftigung tat. Obwohl er den Verlockungen aus Wien lange widerstand, distanzierte er sich keineswegs von der Situation. Ganz im Gegenteil hielt er sich über den Krieg recht gut auf dem Laufenden. Sein Briefwechsel war genauso umfangreich wie zuvor. Höhere Offiziere schrieben ihm, sandten ihm Berichte, schimpften über die Kriegsführung und erklärten, wie gern sie wieder unter ihm dienen wollten, wenn er das Kommando erneut übernähme. Ferner war sein Haushalt, egal ob in Gitschin oder in Prag, weiterhin fähig, die Funktion eines militärischen Hauptquartiers und Sekretariats wiederaufzunehmen. Dies wurde als Beweis dafür betrachtet, dass er die ganze Zeit die Absicht gehabt hatte, seine Stellung wiederzugewinnen, aber es ist wahrscheinlicher, dass er diese Möglichkeit im Stillen nie ganz ausgeschlossen hatte. Und außerdem wäre es ihm nach so langer Zeit im Mittelpunk des Geschehens wahrscheinlich schwergefallen, sich von all dem völlig abzuwenden, auch wenn andere bereit gewesen wären, ihm dies zuzugestehen. Wie man sieht, waren sie dazu nicht bereit. Das zeigt sich nicht nur daran, wie schnell der Kaiser bereit war, Wallensteins Rat einzuholen, sondern auch an den wiederholten Versuchen des Hofes, ihn erneut in den Dienst des Kaisers zu locken, aus denen sich im Laufe des Jahres 1631 Winke, Bitten und schlussendlich dringende Bitten entwickelten. Auch vertraute man ihm geheime diplomatische Aufträge an. Angesichts der langjährigen Rivalität und Spannungen zwischen Schweden und Dänemark deutete der Krieg gegen die Schweden an, dass verbesserte Beziehungen zu Dänemark Vorteile bringen könnten. Wer konnte diese Möglichkeiten besser als Wallenstein ausloten, zumal er den Dänen als jemand bekannt war, der einen mildernden Einfluss auf die endgültigen Bedingungen ausgeübt hatte, die ihnen im Lübecker Frieden 1629 angeboten worden waren? In Wien war man zufrieden, als Wallenstein vorschlug, König Christian die Möglichkeit einzuräumen, Teile seiner eigenen mecklenburgischen Territorien zu kaufen. Das war kein großes Zugeständnis, denn das Herzogtum wurde damals schon von den Schweden bedroht. Der Kaiser wollte Christian jedoch nicht erlauben, die norddeutschen Bistümer wie-

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derzuerlangen, die er in Lübeck aufzugeben gezwungen worden war. 23 Nach außen hin war diese Ablehnung religiös motiviert, obwohl er auch eins dieser reichen Bistümer für seinen Sohn im Auge hatte. Seine Ablehnung erwies sich jedoch als ein Hindernis, und schlussendlich blieben die Kontakte erfolglos. Nach der Niederlage bei Breitenfeld wandte sich der Hof wieder Wallenstein zu und erinnerte sich an dessen Freundschaft mit seinem ehemaligen Feldmarschall Arnim, der zu dieser Zeit das neue sächsische Heer befehligte. Die Sachsen hatten sich nur als letzten Ausweg mit Gustav Adolf verbündet, und folglich schien der Versuch die Mühe wert, sie durch das Angebot eines separaten Friedens zum Seitenwechsel zu veranlassen. Wallenstein nahm auch diesen Auftrag an und beschaffte einen Geleitbrief für Arnim für einen Besuch bei Wallenstein, doch der Plan schlug fehl, als Arnim sein Heer unerwartet in Böhmen einmarschieren ließ. Wallenstein blieb nicht in Prag, um ihn zu empfangen, aber Ende November fand in einem nahegelegenen Ort ein privates Treffen statt. Danach berichtete er über dieses Gespräch an Eggenberg, obwohl darüber keine Einzelheiten bekannt sind. Ordnungsgemäß benachrichtigten die Sachsen ihren schwedischen Verbündeten von dem Treffen, sagten aber selbstverständlich nichts über einen separaten Frieden und sprachen lediglich davon, dass die Möglichkeit einer allgemeinen Vereinbarung besprochen wurde. 24 Kontakte mit der anderen Seite hatte es bereits zuvor 1631 gegeben, als die böhmischen Exilantengruppen – stets optimistisch, selten realistisch – eine Chance zu erkennen glaubten, Wallenstein in ihre Intrigen zu verwickeln. Mit Ausnahme derjenigen, deren Grundbesitz er gekauft hatte, waren sie ihm nicht besonders feindselig gesinnt, denn nach dem Sieg über den böhmischen Aufstand hatte er nicht mehr als viele andere getan; auch hatte er gewöhnlich Exilanten, die gefangen genommen wurden, als sie für den Feind fochten, großzügig behandelt. Jetzt nahmen sie wie die meisten Zeitgenossen an, dass er einen Groll gegen den Kaiser hegte, und versuchten daher, ihn auf die schwedische Seite zu ziehen. Ungeachtet dessen, dass Wallenstein weder Soldaten noch Geld beitragen konnte, stellten sie sich vor, dass Gustav Adolf überredet werden könnte, Truppen bereitzustellen, und Wallenstein seinen Namen, seinen Ruf und seine Führerschaft beisteuern würde, um ein böhmisches Befreiungsheer zu schaffen. Alles völlig unwahrscheinlich. Gustav Adolf hätte nie eine beträchtliche Anzahl Soldaten aus seiner persönlichen Befehlsgewalt herausgelöst, um sie an einem kritischen Punkt in seinem Feldzug einem ihm Unbekannten zu überstellen, selbst dann nicht, wenn er sie übrig gehabt hätte, was nicht der Fall war. Der vorsichtige Wallenstein hätte in Böhmen nie alle Brücken hinter

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sich abgebrochen, denn die Konfiskation seines gesamten Grundbesitzes wäre sofort gefolgt, selbst wenn er bereit gewesen wäre, dem Kaiser seine Treue aufzukündigen, was auch nicht der Fall war. Ferner hätte eine Rückkehr der böhmischen Auswanderer nicht in seinem Interesse gelegen, weil Anspruchsberechtigte an seinem Grundbesitz dabei führend gewesen wären. Wallensteins einzige Hoffnung, sein Territorium zu behalten, war ein Sieg des Kaisers. Vor Breitenfeld schien das noch möglich zu sein, und zu dieser Zeit erstrebte Gustav Adolf selbst nichts weiter, als Pommern und die Ostseeküste für Schweden zu sichern. Trotzdem unternahm man einen Versuch, ihn einzubeziehen. Einzelheiten dazu liegen allerdings kaum vor, weil Verschwörungen definitionsgemäß wenig Spuren in den Archiven hinterlassen. Der Hauptteilnehmer im Kreis um Wallenstein war sein junger Schwager, Adam Graf von Trcˇka, ein kaiserlicher Oberst, der vor wenigen Jahren die dritte Tochter Harrachs geheiratet hatte. Die Familie Trcˇka war immer reich gewesen, wurde aber wie Wallenstein durch den billigen Erwerb von beschlagnahmten böhmischen Gütern noch reicher. Dennoch hatte sie enge Verbindungen zu den Exilanten, von denen einer Adams Bruder war. Ihr Hauptkontaktmann in Gustav Adolfs Lager war ein weiterer Böhme, der allgegenwärtige Thurn, der damals als schwedischer Gesandter beim Kurfürstentum Brandenburg diente. Der Vermittler, Sezyma Rasˇin, war ein verbannter böhmischer Kleinadliger. Fast alle Informationen über diesen seltsamen Vorfall leiten sich von der äußerst verdächtigen Zeugenaussage her, die Rasˇin 1635 während der kaiserlichen Untersuchung von Wallensteins Handlungen machte. 25 Als Entgelt dafür wurde er begnadigt, und es wurde ihm gestattet, nach Böhmen zurückzukehren und wieder in seinen Grundbesitz einzutreten, auch bekam er eine Entschädigung für seine Verluste während der Verbannung. Slavata, einer der Hauptfeinde von Wallenstein, arrangierte alles und gab zu, dass er Rasˇin veranlasst hatte, er solle „einige Dinge in dieser Materie vortragen und sozusagen in Erinnerung bringen, wodurch sein Bericht um so vollkommener werden wird“. 26 Im Frühling 1631 vermittelte Rasˇin zwischen Trcˇka und Thurn, und Thurn benachrichtigte Gustav Adolf von einer angeblichen Verbindung mit Wallenstein. Wie man sich erinnern mag, hatten der König und der General bereits im Jahr 1627 durch Arnim in Kontakt gestanden, und wahrscheinlich interessierte sich Gustav Adolf erneut dafür, herauszufinden, ob daraus irgendetwas werden könne. Folglich gab er Thurn zusammen mit einem Akkreditierungsschreiben die Genehmigung, die Sache zu verfolgen, schrieb aber vorsichtig nur von „dem bewussten Cavalier“. Thurn bat Gustav Adolf später um ein Heer von 12.000 Mann mit achtzehn

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Geschützen für diesen „Cavalier“, den er diesmal „diese fürstliche Person“ nannte. 27 Die Sache endete laut Rasˇin, als er und Thurn nach Breitenfeld den König auf dem Marsch nach Süden trafen; sie waren hochgradig enttäuscht, weil dieser ganz offen sagte, dass er keine nennenswerte Anzahl von Soldaten für Böhmen übrig habe. Es ist möglich, dass Wallenstein irgendeine Verbindung zu Gustav Adolf hatte, ob nun über Rasˇin oder anderweitig. Als Herzog von Mecklenburg und unabhängiger Fürst war er gemäß der Reichsverfassung dazu berechtigt, genauso wie Maximilian langjährige Verbindungen mit Frankreich hatte und um diese Zeit auch mit Schweden in Verbindung stand. Wallenstein stand es ebenso frei, mit böhmischen Exilanten zu sprechen, wie Johann Georg von Sachsen, der ihnen in seinem Territorium Zuflucht gewährte. Fast jeder Fürst in Norddeutschland, dessen Länder in Reichweite der schwedischen Heere lagen, hatte Verbindungen zu Gustav Adolf, und Wallenstein hatte dieselben legitimen Interessen zu schützen. Selbstverständlich ist das etwas anderes als der Versuch, sich ein Heer zu leihen, um es gegen den Kaiser einzusetzen, aber außer Rasˇin gibt es keinen Beweis dafür, Wallenstein selbst mit dieser Schimäre zu verbinden. Auch mag es sein, dass die ganze Angelegenheit von Trcˇka ohne sein Wissen abgewickelt wurde. Hätte er an dieser törichten Intrige aktiv teilgenommen, wäre sie bestimmt besser durchdacht worden. Ein weiterer Bericht aus dieser Zeit, der einer Erklärung bedarf, ist die Behauptung, dass Wallenstein absichtlich die kaiserlichen Kriegsanstrengungen untergrub, indem er Tilly Lebensmittel und andere Vorräte aus Mecklenburg und Friedland verweigerte. Dies ist eine sehr naive Aussage, denn dadurch nimmt man implizit an, dass die Ressourcen dieser Territorien Wallenstein persönlich gehörten und er in der Lage war, ihren Abtransport ganz einfach zu befehlen. Tatsächlich hätten die Bauern, die die Lebensmittel erzeugten, und die Handwerker, die die anderen Fertigwaren herstellten, dafür bezahlt werden müssen. Tilly hatte kein Geld, aber zu dieser Zeit hatte Wallenstein auch keins. Als er Oberbefehlshaber war, war das etwas anderes, denn damals hatte er auch die Finanzierung der Heere in der Hand und konnte absichern, dass die aus Mecklenburg, Friedland oder anderswo bestellten Vorräte bar bezahlt wurden, wenn auch mit Geld, das gegen künftige Kontributionen aufgenommen wurde. Dieses System war schon vor Wallensteins Entlassung ins Wanken geraten, doch danach brach es zusammen, und Tillys hungrige Soldaten waren die Opfer. Die Wahrheit ist, dass niemand das kaiserliche oder irgendein anderes Heer belieferte, ohne dafür Bezahlung zu erwarten. Auch wenn Wallenstein das gewollt hätte, hätte er es nicht finanzieren können.

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Wiedereinsetzung Sowie Wallenstein zum Entschluss gekommen war, dass er es sich nicht mehr leisten konnte, tatenlos zuzusehen, erfolgte die Reaktion des Hofes so schnell wie erwartet, sodass er Anfang Dezember nach Znaim (Znojmo) reiste, 80 Kilometer nördlich von Wien. Dort traf er Eggenberg, und nach einem kleinen anfänglichen Geplänkel über die Einzelheiten war die Sache rasch erledigt, mit der Folge, dass er mit Wirkung vom 15. Dezember 1631 wiedereingesetzt wurde. 28 Er hatte jedoch eine Befristung auf lediglich drei Monate mit dem spezifischen Zusatz verlangt, in dieser Zeit im Winter die Armee zu reorganisieren. Einige betrachteten dies als taktisches Manöver, aber das wäre zwecklos gewesen, denn er hatte von Anfang an seine Bedingungen selbst festlegen können. Stattdessen bezeugt dies seine Abneigung, wieder als Oberbefehlshaber zu dienen. Nur wegen der immer gefährlicheren militärischen Situation war er bereit, einen eingeschränkten Auftrag zu übernehmen. Zweifellos war für ihn das Pflichtgefühl gegenüber dem Kaiser von Bedeutung, besonders im Hinblick auf die dringenden persönlichen Bitten des Letzteren, denn er hatte sich schon 1617 freiwillig gemeldet, um dem damaligen Ferdinand von der Steiermark zu helfen, und seitdem hatte er ihm viele Jahre treu gedient. 29 Ob das auch für den Fall ausreichend gewesen wäre, wenn Wallenstein nicht selbst zu dieser Zeit ebenfalls in dürftigen Verhältnissen und mit der noch schlimmeren Aussicht gelebt hätte, dass ein siegreicher Feind den vorherigen Zustand in Böhmen wiederherstellen würde, ist ganz eine andere Frage. Ob er wirklich glaubte, dass es möglich wäre, sich nach drei Monaten wieder zurückzuziehen, ist ebenfalls fraglich, obwohl er wiederholt in seinen Briefen betonte, seine Stellung sei nur kurzfristig. Vielleicht war es Wunschdenken, und er verschloss die Augen vor der voraussichtlich langfristigen Belastung, die er erneut übernahm. Vielleicht versuchte er auch, sich einen Ausweg für den Fall offenzuhalten, dass sich die Aufgabe als unausführbar erwies oder seine Gesundheit sich weiter verschlechterte. Das Problem der Finanzierung des Heeres blieb unlösbar, und die beschränkten Geldversprechen, die Eggenberg mitbringen konnte, reichten kaum aus, einen Anfang zu machen. Seine Kritiker waren vorläufig durch ihre eigenen Befürchtungen zum Schweigen gebracht worden, aber Wallenstein hatte Erfahrung genug, zu wissen, dass ihre Zurückhaltung nicht lange anhalten würde. Auch ist die Erleichterung bemerkenswert, mit der Tilly seine Entlassung als kaiserlicher Befehlshaber entgegennahm. Seine Äußerung dazu spiegelte diejenige von Wallenstein vor anderthalb Jahren

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in Memmingen. 30 Damals war Tilly der einzige glaubhafte Kandidat als Ersatz für Wallenstein. Jetzt gab es niemanden. Von Anfang an schien eine auf drei Monate befristete Tätigkeit eine aussichtslose Hoffnung.

10 Noch einmal stürmt, noch einmal (König Heinrich V., Shakespeare) Während der sechzehn Monate zwischen der Entlassung und der Wiederernennung von Wallenstein wurde die politische Lage immer komplizierter. Obwohl Gustav Adolf von einfachen Protestanten als der kommende Erlöser begrüßt wurde, war seine Ankunft den meisten ihrer Fürsten alles andere als willkommen. Es war ihnen absolut klar, dass eine neue Intervention von außen den Krieg im Reich nur erneuern und verlängern würde, wofür sie und ihre Länder aller Wahrscheinlichkeit nach teuer bezahlen müssten. Bestimmt hatte Gustav Adolf den aufrichtigen Wunsch, der protestantischen Religion zu helfen. Er hatte sich jedoch Territorien an der polnischen Ostseeküste angeeignet und diese behalten, weshalb die Fürsten glaubten, dass er in Deutschland höchstwahrscheinlich ähnliche Ziele haben würde. Auch fürchteten sie die Rache des Kaisers, wenn sie Gustav Adolf halfen, dieser aber trotzdem besiegt würde, denn sie hatten die Beispiele von Mecklenburg und der Pfalz nicht vergessen. Sie wären lieber neutral geblieben, aber realistisch betrachtet war dies nur aus einer Position der Stärke möglich. Um die Situation zu besprechen, beriefen folglich die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen eine Beratung ein, an der fast jeder protestantische Herrscher von Bedeutung in Deutschland sowie Abgeordnete aus einigen freien Reichsstädten anwesend oder vertreten waren. Ergebnis war das Leipziger Manifest vom April 1631, das die Schaffung einer Streitmacht von 40.000 Mann vorsah. Deren Einsatz wurde für den Fall eines Angriffs streng auf Selbstverteidigung begrenzt, wodurch sie der Gesetzlichkeit der Reichsverfassung entsprach. Trotzdem gab es eine implizite Drohung, man werde sich weiterem Druck vom Kaiser widersetzen. Zugleich war das Abkommen eine offenkundige Warnung an den schwedischen König, von den protestantischen Fürsten keine freiwillige Unterstützung erwarten zu dürfen. Etwas widerwillig stellte sich Johann Georg von Sachsen an die Spitze des Verbandes und war anfänglich der Einzige, der eine nennenswerte Anzahl Truppen rekrutierte, wogegen der unglückliche Kurfürst von Brandenburg bald lernte, dass Gustav Adolf kein Interesse an Neutralen hatte. Im Juni wurde er durch eine Machtdemonstration zu einem nominellen Bündnis mit den Schweden gezwun-

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gen. Danach übernahmen sie die wichtigen Festungen und weitere Ressourcen seines kurfürstlichen Landes. Mittlerweile fand Gustav Adolf woanders Unterstützung, paradoxerweise im katholischen Frankreich. In Regensburg fanden gleichlaufend mit dem Streit über Wallenstein Verhandlungen zwischen den Franzosen und dem Kaiser über verschiedene Angelegenheiten statt, darunter der Krieg in Italien. Als die Nachricht eintraf, dass Mantua wirklich gefallen war, gerieten die französischen Abgesandten in Panik und schlossen mangels neuer Anweisungen aus Paris eine Friedensabmachung aus eigener Machtbefugnis. Aber der König von Frankreich weigerte sich zornig, das Abkommen zu ratifizieren, und der Krieg ging im folgenden Jahr weiter. Darum suchten die Franzosen andere Mittel, den Kaiser unter Druck zu setzen, was sie zu den Schweden führte. Das Ergebnis war das Bärwalder Abkommen vom Januar 1631, in dem Frankreich sich verpflichtete, für fünf Jahre finanzielle Unterstützung für die schwedische Kriegsführung bereitzustellen. Die Geldsumme war verhältnismäßig bescheiden, kam aber zu einer Zeit, als Gustav Adolfs finanzielle Lage besonders schwierig war. Außerdem stärkte er seine Position, indem er das Bündnis öffentlich verkündete, ungeachtet dessen, dass Richelieu es lieber geheim gehalten hätte. Als Gegenleistung erklärte er sich bereit, die Religionsfreiheit der Katholiken bei seinem Vormarsch zu erhalten. Dies zu tun war er gern bereit, denn in dieser Hinsicht war er ohnehin tolerant. Auch verpflichtete er sich, die Neutralität der Mitglieder der katholischen Liga zu respektieren, solange sie selbst neutral blieben. Maximilian von Bayern war ebenfalls fieberhaft mit diplomatischen Manövern beschäftigt. Er war im Krieg ganz gut gefahren, aber als die Schweden an Stärke gewannen, ängstigte er sich mehr und mehr um seine Beute, besonders weil es eines der von Gustav Adolf weithin verkündeten Kriegsziele war, Friedrich die Pfalz zurückzugeben. Maximilian hatte keine Freunde unter den protestantischen Fürsten und war Spanien gegenüber fast offen feindlich gesinnt. Folglich musste er sich Verbündete woanders suchen, was ihn dazu brachte, seine langjährige, aber wankelmütige Beziehung zu Frankreich zu erneuern. Diesmal führte sein Manöver zu etwas Bedeutsamerem, dem geheimen Abkommen von Fontainebleau, das im Mai 1631 abgeschlossen wurde. Darin erkannten die Franzosen nicht nur die neuen Länder und den Kurfürstentitel von Maximilian an, sondern versprachen auch, ihm zu helfen, wenn er angegriffen würde, und seinerseits verpflichtete er sich, den Feinden Frankreichs keine Unterstützung zu gewähren. Die zwei Abkommen, Bärwalde und Fontainebleau, waren von Natur aus unvereinbar, doch für die Franzosen erfüllten sie den Zweck,

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weitere Probleme für Ferdinand zu schaffen. Maximilians Stellung war ebenso widersprüchlich; einerseits war er dem Reich verpflichtet, andererseits mit Frankreich, dem Feind des Kaisers, verbunden und dadurch an die Schweden gekettet, die dabei waren, ins Reich einzudringen. Diese Stellung war kaum haltbar, und wenn, nur so lange, wie sich Gustav Adolf auf Norddeutschland beschränkte, weit von Maximilians Territorien entfernt. Vor Breitenfeld schien dies möglich zu sein, danach aber war es das nicht. Der unglückliche Tilly befand sich mit seinem doppelten Kommando auch in einer unhaltbaren Situation: Einer seiner Herren, Maximilian, brauchte ihn, um die Schweden weit entfernt zu halten, und der andere, der Kaiser, befahl, aktive Maßnahmen zu ergreifen, sie zu besiegen. Seine Entscheidung, sich stattdessen erst gegen Magdeburg und danach gegen Sachsen zu wenden, mag teilweise ein Ergebnis dieser Zwickmühle gewesen sein. Nach Breitenfeld wurden Maximilians Ängste zu Panik, und er versuchte, noch weiter zu gehen, um seine Länder vor einem schwedischen Angriff zu schützen. Damals stand Gustav Adolf fast an der bayerischen Grenze, während Tilly, nach seiner Niederlage verzweifelt, nicht wusste, wie man ihn zurückhalten könnte. Darum glaubte Maximilian, ein Sonderfrieden mit Schweden sei seine einzige Hoffnung. Eine aussichtslose Hoffnung. Gustav Adolf betrachtete Maximilian mit Recht als einen der Hauptgegner der protestantischen Religion und eine treibende Kraft hinter dem Restitutionsedikt und war nicht bereit, ihm etwas anderes als die praktische Kapitulation anzubieten. Dazu kam eine Hauptbedingung, dass nämlich das Heer der katholischen Liga bis auf die Größe einer Garnisonseinheit weit unter seiner Kampfstärke verkleinert werden sollte. Dieses Angebot war kaum ernst zu nehmen, denn es hätte Bayern wehrlos gelassen sowie abhängig von fragwürdiger schwedischer Gunst und untauglichem französischem Einfluss. Obwohl abgefangene Briefe dem Wiener Hof Maximilians Versuch enthüllt hatten, die kaiserliche Sache zu verlassen, hatte er Anfang 1632 keine andere Wahl mehr, als eine Kehrtwende zu machen, dem Kaiser lauthals die Treue zu erklären und um Hilfe von Wallensteins neuem Heer gegen den kommenden schwedischen Ansturm zu flehen.1 Gustav Adolf interessierte sich mehr dafür, seinen militärischen Vorteil wahrzunehmen, als für Verhandlungen, aber er musste auch politische Umstände in Betracht ziehen. Bei Breitenfeld war es dem unerfahrenen sächsischen Heer schlecht ergangen, während die Schweden den Sieg erzielt hatten, und darum musste der König seinen widerwilligen Verbündeten sowohl militärisch als auch politisch als unzuverlässig betrachten. Aus diesem Grunde nutzte Gustav Adolf seinen Erfolg nicht aus, wie man er-

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wartet hatte, um durch Schlesien oder Böhmen in Richtung Wien zu marschieren. Stattdessen kam es auf der Seite von Arnim mit seinem sächsischen Heer zu einem unabhängigen, aber im Wesentlichen ablenkenden Vorrücken in diese Richtung, was zumindest die noch in diesen Territorien befindliche kaiserliche Streitmacht darin hinderte, sich mit Tilly zu vereinigen, als er versuchte, sein Heer umzugruppieren. Gustav Adolfs eigene sofortige Priorität war es, sich in blühende und unbeschädigte Landstriche zu bewegen, wo er Winterquartiere und beträchtliche Kontributionen für die Unterstützung seines Feldzugs finden konnte. Darum teilte er seine Streitmacht auf und schickte einige Einheiten nach Westen, um seine Kontrolle über Norddeutschland auszuweiten, während er seine Hauptmacht in die reichen Bistümer von Franken und weiter nach Frankfurt und Mainz führte. Dort feierte er 1631 Weihnachten, und nur der Einbruch des Winters und starke spanische Garnisonen verhinderten es, dass er weiter nach Heidelberg, der Hauptstadt von Friedrichs Pfalz, marschierte. Unterwegs hatte er die Spanier bereits aus mehreren Orten vertrieben, und auch die Franzosen schickten Truppen auf den Rhein zu, was den spanischen Zugriff auf die Pfalz weiter bedrohte. Die katholischen Kurfürsten von Trier und Köln, Letzterer der Bruder von Maximilian, stellten sich darum unter französischen Schutz und versagten den Spaniern die Nutzung ihrer Territorien. Wegen dieser zusätzlichen Drucks war der König von Spanien nicht in der Lage, dem Kaiser außer mit etwas Geld zu helfen, was aber im Vergleich zum Benötigten nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. Ganz im Gegensatz dazu hatte Gustav Adolf plötzlich viele Verbündete, denn als Reaktion auf seinen Erfolg nahmen einige der kühneren unter den protestantischen deutschen Fürsten all ihren Mut zusammen, griffen zu den Waffen und vereinigten sich mit ihm. Andere dagegen wurden dazu von schwedischen Heeren vor den Toren gezwungen. Auch die Holländer boten ihm zusätzlich zu den französischen Subventionen Geld, obwohl Richelieu zu dieser Zeit schon herausgefunden hatte, dass es eine Sache war, Gustav Adolf zu subventionieren, aber etwas ganz anderes, ihn zu kontrollieren.

Wallensteins zweites Heer „Die Lebenskraft des Krieges, unendlich viel Geld“, schrieb Cicero zu Zeiten von Julius Cäsar, und als Wallenstein 1700 Jahre später in den habsburgischen Ländern sein Heer wieder aufzubauen begann, war dies noch genauso wahr. Als er fertig war, bemerkte Arnim: „Der Herzog von Fried-

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land hat auf 130 Regimenter Geld ausgegeben; die wird weder der Römische Kaiser, noch das Römische Reich, auch noch halb Europa bezahlen können.“ 2 Ganz genau. Laut Berichten verfügte Gustav Adolf über 100.000 Mann, und wenn er besiegt werden sollte, war eine ebenso große Streitmacht unentbehrlich. Irgendwie fand man das Geld, sie auf die Beine zu stellen, aber wie man sie danach bezahlen würde, war eine Frage, die keiner stellen wollte geschweige denn beantworten konnte. Um anfänglich genug Geld einzutreiben, wurden die Stände der habsburgischen Erblande genötigt, Zuschüsse zu bewilligen, und Sonderbeauftragte höchsten Ranges machten sich daran, dies Geld mit weitaus mehr als der gewöhnlichen Eile einzuziehen. Ein wenig Hilfe kam aus Spanien, und sogar der Papst fühlte sich wegen der Anschuldigungen, seine pro-französische Haltung stelle ihn wirksam an die Seite des Erzprotestanten Gustav Adolf, gezwungen, einen bescheidenen Beitrag zu leisten. Wie damals üblich, wurde von Obersten und Hauptmännern erwartet, dass sie Vorschüsse leisteten, um teilweise die Aufstellung und Ausrüstung ihrer Regimenter und Kompanien zu finanzieren. Selbstverständlich erhofften sie sich Rückzahlung, auch mit beträchtlichen Zinsen, sowohl durch amtliche Zahlungen im Verlauf der Dienste als auch durch die weniger amtlichen Gewinne des Krieges. Andere Anleihen wurden so weit wie möglich aufgenommen, obwohl Angebote schwieriger als früher zu finden waren. Als alles zusammengelegt wurde, war es noch immer nicht genug, musste aber reichen. Auch Soldaten waren schwieriger zu finden. Aufeinanderfolgende Wellen der Rekrutierung hatten die Reserve der potentiellen Freiwilligen reduziert, zur gleichen Zeit aber hatten die beispiellos großen Heere die Nachfrage stark vermehrt. Ferner standen viele Teile des Reiches den kaiserlichen Werbeoffizieren nicht mehr zur Verfügung, da sie von Gustav Adolf oder seinen protestantischen Verbündeten und Sympathisanten kontrolliert wurden. Folglich hatten Wallensteins Regimenter im Durchschnitt weniger als die Hälfte ihrer vollen Stärke, obwohl dies zumindest den Vorteil hatte, dass die Vorschüsse der Obersten und Hauptmänner einen größeren Teil der Aufstellungskosten tragen konnten. Dagegen stand aber die Preiserhöhung, die immer dann folgt, wenn die Nachfrage größer als das Angebot ist, was in diesem Fall keinen höheren Sold im späteren Dienst bedeutete, sondern mehr Handgeld, das den Männern als ein Anreiz für die Anwerbung angeboten werden musste. Diese Zahlung, immer eine der höheren Kosten der Einrichtung eines Heeres, war die einzige, die einem Rekruten sicher war. Sie stieg während des Wiederaufbaus von Wallensteins Streitmacht auf das Drei- oder Vierfache des gewöhnlichen Stands. Dennoch gelang es Wallenstein, seine 100.000 Mann zu be-

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kommen, oder vielleicht etwas mehr, insofern man das aus den bruchstückhaften, unzuverlässigen und nicht selten betrügerisch manipulierten Zahlen der Zeit beurteilen kann.3 Diese Anzahl von Soldaten war aus damaliger Sicht enorm, und sie zu organisieren und auszurüsten war ein ungeheures Unternehmen, das Wallenstein selbst führte. Von gleicher Bedeutung war aber seine Fähigkeit, Stabsoffiziere mit den angemessenen Begabungen und der Erfahrung zu finden und auszuwählen, an die er delegieren konnte. Natürlich fingen sie nicht ganz von vorne an, denn viele Einheiten des alten Heeres existierten noch und nahmen am Wiederaufbau teil. Auch wenn die Anzahl von Soldaten beträchtlich verringert war und ihnen sogar die elementare Ausrüstung fehlte, bildeten sie, ihre Offiziere und Feldwebel einen Kern und eine Struktur, die schnellere Fortschritte erlaubte, als bei einem völligen Neuanfang möglich gewesen wäre. Es standen Fachleute jeder Art und aller Ränge zur Hilfe bereit: Männer, die wussten, wie man Artillerie und Munition beschrieb und wo man sie bekommen konnte, andere wussten, wie man Stiefel, Spitzhacken und Schaufeln bestellen und verteilen konnte, noch andere hatten Erfahrung bei der Rekrutierung von Fuhrmännern oder bei der Beschaffung von Futter für ihre Pferde, Brot aus Zivilbäckereien oder Holzkohle für die Schmiede, wieder andere konnten das Regimentssekretariat leiten oder eine von Tausend anderen wesentlichen Aufgaben durchführen. Harte, erfahrene Feldwebel drillten grüne Rekruten oder brachten sie dazu, ihr eigenes Lager zu bauen oder die Latrinen zu graben, und weiter gab es Feldprediger, Feldschere und sogar Hurenweibel, um für andere Notwendigkeiten zu sorgen. Nicht zuletzt gab es fachkundige Militärpolizisten, um Disziplin in Feldlagern zu erzwingen, deren Bevölkerung oft der größerer Städte der Zeit ähnelte, denn einschließlich Frauen, Kindern, Soldatenjungen, Dienern und anderen Mitläufern war die Gesamtzahl ungefähr zweimal so groß wie die Truppenstärke. Wie das alles bewältigt wurde, ist nicht in Einzelheiten zu beschreiben, auch wenn diese bekannt wären, aber die Briefe, die Wallenstein in diesen wenigen Monaten schrieb und empfing, gingen in die Tausende. 4 Unter anderem führte er eine ganz neue Generalstabsorganisation ein, mit einer angemessenen Reihe im Wesentlichen neuer Ränge für die notwendigen höheren Offiziere. Einige unter ihnen waren schon bekannt, während andere, deren Namen nunmehr herausragten, später auch recht bekannt wurden. Collalto war tot, aber seine Stellvertreter im italienischen Feldzug waren da – Alldringen, der die Brücke bei Dessau gehalten hatte, und Gallas, der später Wallensteins Stellvertreter und endlich sein Nachfolger wurde. Neuere Männer und scheinbar Wallenstein persönlich näherste-

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hend, waren Freiherr Christian von Ilow, ein Brandenburger, der schnell vom Obersten in die höheren Ränge des kaiserlichen Heeres aufgestiegen war, und Holk, der Däne, der die Garnison in Stralsund kommandiert hatte, aber nach der Niederlage Dänemarks in kaiserliche Dienste eingetreten war. Die beiden gefielen Wallenstein, weil sie tüchtig, fähig, zuverlässig und realistisch waren. Es gab mehr als genug für sie alle zu tun, doch aus Wallensteins drei Monaten wurden fünf, bevor er sein neues Heer als einsatzbereit betrachtete. Während diese Zeit verging, zeigte der Hof in Wien zunehmende Besorgnis. Schon im Februar schrieb selbst Eggenberg an Wallenstein, „dass aber Eure Gnade diesen Ihren Abzug nach drei Monaten in ihrem Gemüt unwiderruflich beschlossen haben sollten, dass bekenne ich, würde mich wie der Tod kränken, denn ich auf solchen Fall unseren künftigen elenden Stand und Untergang nur gar zu viel vor Augen habe“. 5 Dennoch scheint Wallenstein ihnen keinen weiteren Grund für diese Sorge außer seiner ursprünglichen Bedingung gegeben zu haben. Relevante Stellen in seinen Briefen änderten sich allmählich und betonten nicht länger die Zeitweiligkeit seiner Wiederernennung, sondern er begann über den bevorstehenden Feldzug zu schreiben. Nichtsdestoweniger gab es große Erleichterung, als er Ende März 1632, nachdem er frühere Winke und Vorschläge ignoriert hatte, nochmals ein Treffen mit Eggenberg zusagte. Mitte April reisten die beiden nach Göllersdorf, auf halbem Weg zwischen Znaim und Wien gelegen, wo sie in kurzer Zeit die Kernfragen der Angelegenheit absprachen. Die Einzelheiten sollten anschließend mit Hilfe des Faktotums des kränkelnden Ministers, Bischof Antonius von Wien, gelöst werden.6 Das ganze Verfahren erinnerte an die Brucker Konferenz im Jahre 1626, und wiederum wurde von einem anonymen Informanten schnell ein reißerischer und im Wesentlichen irriger Bericht mit angeblich geheimen Informationen über die Abmachung an Maximilian von Bayern geliefert.7 Einige Punkte in seinem Bericht waren sowohl gültig als auch offensichtlich, zum Beispiel, dass in jedwedem künftigen Friedensabkommen Wallenstein seinen Anspruch auf Mecklenburg behalten oder einen entsprechenden Schadenersatz bekommen würde. Inzwischen hatte er tatsächlich das kleine habsburgische Herzogtum Glogau (Glogów) in Schlesien, nicht weit von Sagan entfernt, als Bürgschaft erhalten. 8 Die meisten der angeblichen Bedingungen waren zwar entweder höchst unwahrscheinlich oder nachweisbar falsch, verwandelten sich aber trotzdem schnell in aktuelles Allgemeinwissen und wurden auch von späteren Geschichtsschreibern übernommen. Hier beschränken wir uns auf die Tatsachen, insofern sie festgestellt werden können.

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Der erste festzuhaltende Punkt ist, dass es keine formelle Vereinbarung gab, zumindest ist nie eine gefunden worden, obwohl das Hofarchiv bestimmt eine Kopie erhalten hätte. Auch gibt es nicht einmal einen schriftlichen Bericht über die Konferenz oder die dort getroffenen Entscheidungen. Einige behaupten, dass die relevanten Unterlagen nach dem Mord an Wallenstein vernichtet wurden, was auch möglich ist, obwohl man anmerken muss, dass entsprechende Hinweise auch in den eigenen Briefen des Generals fehlen, wogegen die ursprünglichen Verhandlungsrichtlinien des Kaisers für Eggenberg erhalten blieben. 9 Früher hatte Wallenstein immer auf genaue urkundliche Bestätigungen für seine Stellung bestanden, und wegen des Mangels an solcher Förmlichkeit in diesem Fall muss es als unwahrscheinlich gelten, dass irgendetwas Außerordentliches oder neue weitreichende Vollmachten verlangt oder bewilligt wurden. Soweit aus seinem späteren Verhalten gefolgert werden kann, wurde Wallenstein im Wesentlichen in der Stellung und mit den Vollmachten bestätigt, die er vorher gehalten hatte, auch wurde er bevollmächtigt, weiter mit den Sachsen zu verhandeln, aber es gab keine bemerkenswerten Ergänzungen dazu. Bestimmt wurden ihm regelmäßigere und zuverlässigere Beiträge zu den Kosten des Heeres aus der Besteuerung der habsburgischen Länder versprochen – mindestens mehr als früher –, wenn auch bei weitem nicht genug, um die Kosten für die Armee völlig zu decken. Zweifellos bekam er auch Zusicherungen, dass er künftig die volle kaiserliche Unterstützung haben würde, dass er mit keiner Einmischung des Hofes in sein Kommando rechnen müsse, dass man nicht wie früher seinen Feinden Glauben schenken würde und so fort. Er war erfahren genug, um zu wissen, dass dies fromme Vorsätze und keine zuverlässigen Garantien waren und dass das Schweigen seiner Kritiker die schwedische Gefahr nicht lange überleben würde. Mehr hatte er nicht erwarten können, und darum verlor er keine Zeit mehr damit, sondern kehrte zur Kriegsführung zurück. Hinsichtlich Wallensteins Errungenschaft, ein so großes Heer in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen, ist die Frage von Interesse, ob das fast hysterische Verlangen des kaiserlichen Hofes, dies zu tun, gerechtfertigt war. Wäre es nicht möglich gewesen, dass jemand anders es ebenso gut hätte tun können? 1625 hatte es einen Umstand gegeben, der nur auf Wallenstein passte. Er war der Einzige, der die notwendigen finanziellen Mittel hatte, und der bereit war, sie für das Unternehmen einzusetzen. 1632 war dies nicht der Fall, denn Wallenstein war nicht mehr in der Lage, einen großen persönlichen Beitrag aufzubringen, auch de Witte stand nicht mehr zur Verfügung, um Anleihen zu ermöglichen. Sonst mag es 1632 in einiger Beziehung etwas einfacher gewesen sein, denn es gab mehr, auf das Wal-

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lenstein zurückgreifen konnte, auch hatte er es schon einmal bewältigt, und darum war er in der Lage, aus seinen eigenen Erfahrungen zu schöpfen. Sein Wissen über die wichtigen Offiziere und Fachmänner war viel umfangreicher, weil viele, wenn nicht die Mehrheit, ihm in den dazwischenliegenden Jahren gedient haben mussten, auch hatte sich sein Verständnis von den Bezugsquellen für Proviant, Waffen und Munition entsprechend entwickelt. In anderer Hinsicht mag die Aufgabe schwieriger als 1625 gewesen sein. Die Kampfmoral war ein offensichtliches Problem in diesem Rest eines Heeres, das plötzlich zerstückelt worden war, auch waren einige Einheiten erst vor kurzem mit Schwierigkeiten aus dem letzten Endes zwecklosen Feldzug in Italien zurückgekehrt, andere waren mit Tilly bei Breitenfeld gewesen. Das Wissen, dass der nächste Gegner Gustav Adolf sein würde, kann es nur schlimmer gemacht haben, denn zu dieser Zeit fing er an, schon zu Lebzeiten zur Legende zu werden. Am wichtigsten war der Druck der Zeit, das Bewusstsein, dass Gustav Adolf früh im Jahr wieder mit einem großen, erfolgreichen und jetzt auch kampferfahrenen Heer im Feld stehen würde, wogegen auf der kaiserlichen Seite noch viel zu tun blieb, bevor man sich ihm irgendwie – und dazu noch mit Zuversicht – stellen konnte. Andere Generäle hatten sich ebenfalls als fähig erwiesen, neue Heere schnell auf die Beine zu stellen. Mansfeld war ein Fachmann dafür gewesen, wenn auch mit einem Heer, das ein Zehntel dieser Größe ausmachte. Andererseits stehen solche Generäle nicht gerade im Ruf, im Feld gewonnen zu haben, denn nicht selten wurden ihre schnell zusammengetrommelten Heere bei ihrer ersten ernsthaften Probe nachhaltig geschlagen. Die beachtenswerte Ausnahme war Gustav Adolf selbst, der damals einzige andere Feldherr der frühen Neuzeit, der ein Heer von 100.000 Mann mobilisiert hatte. Auch er aber hatte mehr Zeit gebraucht, um diese Anzahl zu erreichen, ausgehend von seinen 17.000 gutorganisierten Kerntruppen, mit denen er in Norddeutschland anfing. In dieser Hinsicht waren Wallensteins Großtaten wirklich einmalig. So kann man also festhalten, dass die Umstände so waren und die Frage bleibt: Könnte jemand anders es geschafft haben? Zur damaligen Zeit scheint niemand daran geglaubt zu haben, und obwohl es Möchtegern-Generäle im Hofkriegsrat gab, stand keiner davon hoch genug im Vertrauen des Kaisers und seiner engsten Berater. Später lief es trotz einer wenig kritischen Lage mit Gallas als Befehlshaber immer schlechter, auch erbte er das Heer, statt es aufstellen zu müssen. Arnim hatte in kurzer Zeit viel für den Kurfürsten von Sachsen getan, doch sein Heer konnte in der Schlacht bei Breitenfeld selbst mit schwedischer Unterstützung nicht

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standhalten. Einige von Gustav Adolfs Protegés wurden hervorragende Generäle, aber sie haben nie die Herausforderung annehmen müssen, ein Heer in der Größenordnung von 50.000 bis 100.000 Mann auf die Beine zu stellen. Vielleicht hätten sie es tun können. Die einzige feststehende Tatsache ist, dass Wallenstein es schaffte. Zweimal.

Die näherrückende Konfrontation Der Hauptkampf von 1632 stellte Gustav Adolf erst Tilly und danach Wallenstein gegenüber, doch als sich die Feldzugsaison näherte, konnte Letzterer seine Aufmerksamkeit nicht nur auf den König und sein Heer um Mainz konzentrieren. Es handelte sich damals um viel mehr Streitkräfte und Kriegsschauplätze. Gustav Adolf hatte so viele Soldaten, dass er Einheiten abstellen konnte, um in Deutschland an zahlreichen Orten unabhängig zu operieren, und er wurde dazu auch gezwungen, weil keine Gegend lange Zeit die Gesamtanzahl an Menschen und Pferden hätte ernähren können. Zu dieser Zeit hatte er bereits nicht weniger als sechs solcher Nebenheere, mehrere davon ziemlich groß, zwei in der Nähe in Franken und Hessen, die anderen weiter nördlich bei Weimar und Magdeburg, auch in Mecklenburg und Niedersachsen. Ferner hatten mehrere der protestantischen Fürsten, die sich für ihn erklärt hatten, ihre eigene Heere auf die Beine gestellt, die zwar klein, trotzdem aber von militärischer Bedeutung waren. Um Wallensteins Probleme noch zu vermehren, schickten die Franzosen Truppen ins Elsass, ein kaiserliches Territorium, während in den Niederlanden die Holländer langsam dabei waren, die Oberhand zu gewinnen. In Siebenbürgen ließ der neue Herrscher, Georg Rákóczi, beunruhigende Anzeichen erkennen, dass er nicht nur das Fürstentum von Bethlen Gabor, sondern auch dessen anti-habsburgischen kriegerischen Neigungen geerbt hatte. In den kaiserlichen Erblanden selbst besetzte das sächsische Heer weiter Nordböhmen und würde von dort seinen Vormarsch wieder fortsetzen können, wenn sich eine Möglichkeit ergäbe. Um diesen Drohungen zu begegnen und sie einzudämmen, verfügte auch Wallenstein über mehrere Nebenheere, die verbleibenden Teile des alten kaiserlichen Heeres zusätzlich zu der neuen Streitmacht, die er in Südböhmen ausrüstete. Sogar das ehemalige Heer der katholischen Liga, jetzt in der Praxis eine bayerische Streitmacht, bestand aus zwei Teilen. Denn während Tilly im Süden den Wiederaufbau versuchte, war sein Stellvertreter, Graf Gottfried von Pappenheim, nach Breitenfeld in Norddeutschland geblieben, wo er jetzt einen Krieg von Blitzüberfällen gegen

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die schwedischen und die mit ihnen verbündeten Einheiten führte. Es war Sache des Oberbefehlshabers, die vielen Ansprüche an die Ressourcen seines Heeres zu bewerten und der Priorität nach zu ordnen. Auch war es an ihm zu beurteilen, welche Maßnahmen in Anbetracht der strategischen Gesamtsituation zu ergreifen waren. 1632 benahm sich Maximilian, als ob Bayern der einzige Kriegsschauplatz wäre. Wallenstein konnte es sich nicht leisten, dasselbe zu tun. Interessanterweise waren es Maximilian und Tilly, die 1632 die Kriegshandlungen in Süddeutschland einleiteten. Gustav Adolf hatte Gustav Horn, einen seiner Generäle, hinterlassen, um eroberte Territorien um Würzburg in Franken zu halten, und während des Winters hatte Horn auch das angrenzende Bistum Bamberg besetzt. Obwohl weit von Bayern selbst entfernt, lag dies in der Nähe der Oberpfalz, die Maximilian vom enteigneten Friedrich bekommen hatte, außerdem grenzte es an den Westrand von Böhmen. Ungeachtet des geschwächten Zustands von Tillys Heer entschied sich Maximilian zum Angriff mit dem Ziel, nicht nur Bamberg, sondern auch den Verbindungsweg nach Böhmen zu sichern, aus dem er hoffte, Unterstützung von Wallenstein zu erhalten, obwohl er von ihm im Voraus keine Zusage bekommen hatte.10 Etwas überraschend gelang es Tilly, Horn im März aus Bamberg zu vertreiben, wodurch er die schwedische Erfolgsgeschichte ein wenig minderte. Gustav Adolf jedoch würde dies nicht ungestraft akzeptieren. Indem er die Schweden angriff, hatte Maximilian seine Neutralität wirksam aufgegeben, was Gustav Adolf auch von den wenigen Beschränkungen seines Bärwalder Abkommens mit Frankreich entband. Sofort änderte der König seinen ursprünglichen Plan für 1632, südlich von Mainz durch Schwaben an die Donau und danach östlich entlang der Donau in Richtung Österreich zu marschieren. Stattdessen marschierte er zurück, um sich mit Horn bei Schweinfurt, nicht weit von Bamberg, zu vereinigen. Tilly wartete nicht auf ihn, verließ rasch das eroberte Gebiet, um sich in die bayerische Festungsstadt Ingolstadt zurückzuziehen, wo er Anfang April ankam. Gustav Adolf folgte, aber ohne sich zu beeilen, und pausierte unterwegs für einen triumphalen Einmarsch in Nürnberg. Trotzdem hatte er jetzt Bayern klar im Fadenkreuz. Gustav Adolf entschied sich, die Donau stromaufwärts bei Donauwörth zu überqueren, um sich Bayern vom Westen zu nähern. Dort war die Grenze von einem kleineren, aber doch bedeutsamen Fluss, dem Lech, markiert und geschützt. Die Bayern hatten die wenigen Brücken schon zerstört, und darum befand sich die nächste Querungsmöglichkeit eine kurze Strecke südlich der Stadt Rain, 40 Kilometer westlich von Ingolstadt. Hier richtete Tilly, von Maximilian persönlich begleitet, eine starke Verteidigungsstel-

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lung ein. Sein Vorhaben war es, Gustav Adolf aufzuhalten und ihn zu zwingen, weiter südlich zu marschieren, um einen anderen Übergangspunkt zu suchen, was wegen des hohen Pegelstandes des Flusses aufgrund des schmelzenden Alpenschnees zu dieser Jahreszeit schwierig war. 30 Kilometer in jener Richtung würde er in die wichtige protestantische Freistadt Augsburg kommen, die unter katholischer Kontrolle stand und eine Garnison hatte, und folglich wären die Schweden zu weiterer Verzögerung gezwungen, um sie einzunehmen. Andererseits wusste Gustav Adolf recht wohl, dass Wallenstein dabei war, das kaiserliche Heer wiederaufzubauen, aber er wusste nicht, wie weit er damit fortgeschritten war oder wann er bereit sein würde, ins Feld zu kommen. Dennoch musste er mit der Möglichkeit rechnen, dass beträchtliche Verstärkungstruppen zu Tilly unterwegs sein könnten. Daher entschied er sich nicht zum ersten Mal, die damalige konventionelle militärische Weisheit zu ignorieren und trotz Tillys Verteidigungsmaßnahmen eine Überquerung des Flusses zu erzwingen. Es war ein riskantes Unternehmen, worauf ihn Horn, sein Stellvertreter, hinwies.11 Am Morgen des 13. April 1632 stellte Gustav Adolf sein Heer in Schlachtordnung den Fluss entlang gegenüber den Stellungen Tillys auf, als ob er vorhätte, einen Angriff zu befehlen, aber dies war nur ein Ablenkungsmanöver, während seine Pioniere Geschützstellungen für drei kräftige Batterien bauten. Diese Arbeiten gingen in der Nacht weiter, während der auch Brückenbauausrüstungen herangebracht wurden. Am folgenden Tag fand ein Artilleriebeschuss über den Fluss statt, in dem es den Schweden wegen der größeren Anzahl und des schwereren Kalibers ihrer Geschütze besser erging. Dies aber war im Wesentlichen auch eine Ablenkung, während man etwas ferner südlich mit den Vorbereitungen fortfuhr, eine Brücke über den Fluss zu schlagen, was die bayerischen Kommandanten nicht bemerkten. Am frühen Morgen des 15. April setzten finnische Elitetruppen mit Booten auf eine kleine Insel in der Mitte des Flusses über, zu der rasch eine Brücke geschlagen wurde, und eine kräftige Einsatzgruppe folgte. Tilly bemerkte diese Truppenbewegungen und brachte Reserven heran, um sie abzuwehren, aber die Finnen überquerten den zweiten Teil des Flusses in ihren Booten, gedeckt durch einen riesigen Rauchvorhang und ein Artilleriebombardement. Ihr Ziel war, die Brücke schnell zu verlängern, um weitere Truppen überzusetzen. Ein schwerer Kampf dauerte bis in den Nachmittag, bei dem die Schweden wenig Fortschritt von ihrem Brückenkopf machen konnten, die Bayern konnten sie jedoch auch nicht aus ihrer Stellung vertreiben. Mittlerweile schickte Gustav Adolf Kavallerie in beiden Richtungen den

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Fluss entlang, um Plätze zu suchen, von denen aus man entweder durchwaten oder hinüberschwimmen konnte. Beide Kavallerieabteilungen hatten Erfolg, doch die kleinere Einheit im Norden wurde schnell von den Verteidigern isoliert. Südlich überquerte spät nachmittags eine größere Streitmacht den Fluss, wurde aber sofort von Tillys Kavalleriereserve angegriffen, und die Situation entwickelte sich wie am Brückenkopf: Sie machten weder Fortschritte, noch wurden sie zurückgeschlagen. Als der Abend heranrückte, wurden sowohl Tilly als auch Aldringen, der eine Einheit angegliederter kaiserlicher Truppen kommandierte, verwundet und außer Gefecht gesetzt, und der Nichtmilitär Maximilian musste das Kommando übernehmen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Bayern beileibe nicht geschlagen, aber als es abends dunkel wurde, war Maximilian und seinen Obersten klar, dass es ihnen nicht möglich sein würde, während der Nacht die schwedische Streitmacht daran zu hindern, den Fluss in voller Stärke an ihren Brückenköpfen zu überqueren. So warteten sie nicht auf einen erneuten Angriff von dem viel größeren Heer am folgenden Tag, sondern evakuierten heimlich ihre Truppen und eilten in Richtung Ingolstadt. Der Einsatz wurde so geschickt durchgeführt, dass die Schweden erst entdeckten, was geschehen war, als es bereits zu spät war, wirksam die Verfolgung aufzunehmen.12 Sehr viel früher hatte Maximilian begonnen, klagevoll dringende Bitten um Hilfe an Wallenstein zu richten, in denen er seine persönliche Freundschaft und seine Treue zur kaiserlichen Sache erklärte, als habe er nie in Regensburg oder an früheren Angriffen auf den General teilgenommen und noch weniger versucht, von der Seite des Kaisers zu desertieren, um in der Neutralität und unter französischem Schutz Zuflucht zu finden.13 Wallenstein schickte ihm guten militärischen Rat, aber keine Truppen mehr, was Maximilian, die meisten Zeitgenossen und viele spätere Historiker seinem unversöhnlichen Wunsch nach Rache an seinem politischen Hauptgegner zugeschrieben haben. Was Wallenstein auch immer gefühlt haben mag, aus militärischen Gründen war seine Entscheidung fraglos richtig. Man braucht nur die sich bei Rain gegenüberstehenden Heere zu betrachten. Laut Guthrie hatte Gustav Adolf 38.000 Mann und 72 Geschütze, wogegen Tilly nur 22.000 Mann und 20 Geschütze hatte, auch bestand die Hälfte von Tillys Truppen nur aus teilweise geschulten Rekruten oder Milizsoldaten, und seine Geschütze waren von kleinerem Kaliber.14 Um ein Gleichgewicht zu schaffen, hätte Wallenstein nicht nur ein paar Regimenter, sondern ein ganzes Heer zusammen mit einem Artilleriezug abkommandieren müssen. Über diese Kräfte verfügte er nicht. Seine einsatzfähigen Streitkräfte waren bereits überall verteilt, um gegen andere

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Bedrohungen der kaiserlichen Sache zu kämpfen, und sein neues Heer in Böhmen war noch nicht bereit. Ein mehr politisch gesinnter General würde vielleicht einige Tausend Mann als Geste geschickt haben, auch wenn er dies privat als zwecklos betrachtet hätte. Wallenstein versuchte, seine Kräfte für einen entscheidenden Feldzug gegen Gustav Adolf zu sammeln. Deshalb kam es nicht in Frage, Maximilian oder sogar Gustav Adolf selbst zu erlauben, ihn von seinen Vorbereitungen abzulenken, und ganz bestimmt nicht, ihn dazu zu bringen, eigene Ressourcen zu verschwenden, bevor er fertig war. Gustav Adolf ergriff die Gelegenheit, Augsburg einzunehmen, was er einige Tage später tat, statt Maximilian dicht auf den Fersen zu bleiben, und während dieser Atempause verstärkten die Bayern ihre Festungswerke um Ingolstadt weiter, wo Tilly verstarb. Sie besetzten auch Regensburg, wo sie den Großteil ihres Heeres in Schanzen um die Stadt eingruben. Diese zwei wichtigen Festungsstädte kontrollierten die Donau und bedrohten Gustav Adolfs beabsichtigte Route nach Österreich, aber als dieser Ingolstadt Ende April und Horn kurz danach Regensburg erreichte, war es zu spät. Realistisch war es nicht möglich, weder die eine noch die andere Stadt im Sturm zu erobern, auch konnte man sie ohne eine Belagerung, die Monate hätte dauern können, nicht zur Übergabe zwingen. Gustav Adolf selbst war noch einmal mit knapper Not entkommen, als er die Lage in Ingolstadt persönlich beurteilte und eine Kanonenkugel aus den Befestigungen das Pferd unter ihm tötete. Mit seinem Feldzug aber lief es nicht gut. Es war seine Absicht gewesen, Tillys Heer bei Rain eine schwere Niederlage beizubringen, um mit diesem Faktor zukünftig nicht mehr rechnen zu müssen. Stattdessen hatte es sich nicht nur aus dem Staub gemacht, sondern sich und zwei strategische Schlüsselpunkte gegen ihn abgesichert. Ferner war Wallenstein nicht zum Vormarsch gezwungen worden, bevor er bereit war, Verstärkungstruppen heranzuführen. Enttäuscht wandte sich Gustav Adolf dem unverteidigten bayerischen Hinterland und der Stadt München zu, um Ersteres im Mai zu verwüsten und Letzteres zu plündern. Dies war in Form von Beute recht einträglich, trug aber nichts zu seiner militärischen Lage bei, und während er es sich im kurfürstlichen Palast in München bequem machte und auf Maximilians Platz Tennis spielte, fing Wallenstein an, sich zu bewegen. Der Generalissimo hatte seine Verbindungen mit dem sächsischen Befehlshaber während des Frühlings beibehalten, doch seine wiederholten Friedensfühler hatten keine positive Erwiderung des Kurfürsten bewirkt.15 Folglich war es seine erste Priorität, die Sachsen aus Böhmen und Schlesien zu vertreiben, um sich nach hinten zu sichern. Das schaffte er ganz

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einfach, indem er Arnim mit doppelt so vielen Truppen konfrontierte, als der zu mustern in der Lage war. Wallenstein fing damit Mitte Mai an, später im selben Monat war seine Streitmacht schon in Prag, und Mitte Juni wurde die Wiederbesetzung der zwei kaiserlichen Territorien mit lediglich einem Minimum ernster Kämpfe zu Ende gebracht. Kurfürst Johann Georg erwartete absolut, dass er weiter vorrücken würde, um Sachsen selbst anzugreifen, und Gustav Adolf begann sich große Sorgen um seinen Verbündeten zu machen. Er war durchaus über die Verbindungen mit Wallenstein informiert worden, und natürlich hegte er den Verdacht, dass mehr daran wäre, als Arnim berichtete. Der rasche Rückzug Arnims aus Böhmen vermehrte seine Besorgnis. War Sachsen im Begriff, einen Sonderfrieden zu schließen, oder würde Wallenstein bald dort einfallen und es besetzen? Auf jeden Fall hatte Gustav Adolf ein Problem, weil Wallenstein – zusammen mit Pappenheims Heer, das noch in Norddeutschland stand – seine Verbindungswege und einen möglichen Rückzug zur Ostsee bedrohen würde. Obwohl seine Heere anderswo, besonders am Rhein, noch Fortschritt machten, schien Gustav Adolf unsicher, was er selbst als Nächstes tun sollte. Mit Problemen im Rücken war es nicht mehr möglich, an einen Vormarsch der Donau entlang in Österreich zu denken, besonders weil Ingolstadt und Regensburg in den Händen des Feindes waren. Ferner hatte Wallenstein auch die Vorsichtsmaßnahme getroffen, die Garnison der Grenzstadt Passau zu verstärken. Stattdessen wandte sich Gustav Adolf erst westlich von München nach Memmingen, aber im Hinblick auf Wallensteins Drohung gegen Sachsen und die dringenden Bitten um Hilfe von Johann Georg teilte er seine Streitmacht Mitte Juni auf. Er beließ einen Teil im Süden, um seine Eroberungen zu halten, während er sich selbst nach Norden wandte und mit dem Rest seiner Truppen zurück in Richtung Nürnberg marschierte. Doch Wallenstein fiel nicht in Sachsen ein. Das war nicht sein Ziel. Stattdessen versammelte er einen großen Teil seiner neuaufgestellten Streitmacht, um ein gewaltiges Heer aufzustellen, und brach in Richtung Südwest von Böhmen auf, um Gustav Adolf aufzuspüren. Die Bayern nutzten die Chance, aus Regensburg auszubrechen, und obwohl die Schweden versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden, entkamen sie ihnen und vereinigten sich erfolgreich mit dem kaiserlichen Heer, was Gelegenheit für eine erste persönliche Begegnung zwischen Wallenstein und Maximilian gab. In seinen Annales gibt es bei Khevenhüller eine hochdramatische Schilderung dieser Szene, die viele Geschichtsschreiber begeistert wiederholt und ausgeschmückt haben. Tatsächlich aber gibt es keine zuverlässigen zeitgenössischen Berichte, sogar der genaue Ort und Tag sind

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unbekannt, und darum können wir uns nur vorstellen, was sie sich zu sagen hatten.16 Zu dieser Zeit erkannte Gustav Adolf erst die Gefahr, die ihn bedrohte. Wallenstein näherte sich mit seinem viel größeren Heer, was einen schwedischen Marsch nördlich in Richtung Sachsen bedrohte. Ein Rückzug nach Süden oder Westen, wo er andere Streitkräfte hatte, war möglich, aber dadurch würde er sich weiter von seinem Stützpunkt an der Ostsee entfernen, und Wallenstein könnte seinen Fluchtweg für den Notfall versperren. Auch würde dies den Kaiserlichen ermöglichen, einen großen Teil des Territoriums wieder einzunehmen, das die Schweden früher erobert hatten, und von dem sie abhängig waren, um die Kontributionen für ihren Feldzug zu finanzieren. Ferner wäre ein Rückzug politisch schädlich, weil er wankende Verbündete anspornen könnte, abtrünnig zu werden. Auch hätte dies bedeutet, dass die treue protestantische Stadt Nürnberg ihrem Schicksal überlassen würde, genau wie kaum ein Jahr vorher Gustav Adolf gezwungen worden war, Magdeburg preiszugeben. Folglich entschied er sich, nach Nürnberg zurückzukehren, sich zu verschanzen und nicht von der Stelle zu weichen, während er Verstärkungstruppen kommen ließ. Er erreichte die Stadt Anfang Juli 1632, gerade rechtzeitig, um seine Vorbereitungen zu treffen, denn Wallenstein rückte nur einige Tage später bedrohlich nahe. Kurz danach ergriffen die Sachsen die Chance, in Schlesien einzufallen, aber wenn es die Absicht gewesen war, Wallenstein abzulenken und so Gustav Adolf zu helfen, misslang der Versuch. Dennoch brachte dieser Versuch Wallenstein später dazu, eine Einheit unter Holk abzukommandieren, um als Vergeltungsmaßnahme in Sachsen einzufallen. Das aber gehört in die Zukunft. Für den Augenblick war die Situation reif für eine Auseinandersetzung außerhalb von Nürnberg zwischen den zwei größten Generälen dieser Zeit. Für Gustav Adolf zumindest endete dies mit seinem Tod einige Monate später bei Lützen.

11 Erlöse uns, Herr, vom Zorn der Nordländer (Mittelalterliches Gebet) Die Alte Veste Die erste Runde des Wettkampfs hatte Wallenstein schon gewonnen, als sein Heer Auge in Auge mit den Schweden außerhalb Nürnbergs stand. Mit seinem Vorrücken gegen die Sachsen hatte er nicht nur seinen eigenen Rücken gedeckt, indem er sie aus Böhmen vertrieben hatte, sondern auch Gustav Adolf dazu gebracht, eilig nach Norden vorzurücken, um die Bedrohung seines Verbündeten zu neutralisieren. Wallenstein war nicht in die Falle gegangen, im Versuch Bayern zu entsetzen einen voreiligen und schlecht vorbereiteten Vormarsch mit zu wenigen Männern zu unternehmen, aber genau das hatte Gustav Adolf getan. Er hatte sich weder schnell genug bewegt, um Wallenstein zu entgehen, noch genügend Streitkräfte mitgebracht, um ihm eine Schlacht zu liefern. Es war ihm nicht möglich, Sachsen zu erreichen, um sich mit Arnims Heer zu vereinigen, auch konnte er die Bayern nicht daran hindern, sich den Kaiserlichen anzuschließen. Noch schlimmer, er war abgeschnitten und zahlenmäßig im Verhältnis von mehr als zwei zu eins unterlegen. Laut Guthrie hatte Gustav Adolf 18.500 Mann, Wallenstein 41.000, obwohl andere 48.000 gesagt haben, wogegen Wallenstein selbst von 40.000 schrieb, bevor die Bayern ihn erreichten, und 50.000 danach.1 Wie die genauen Zahlen auch sein mögen, der Unterschied war für Gustav Adolf bestimmt zu groß, um an eine Schlacht zu denken. Stattdessen sah er sich gezwungen, sich dringend in Sicherheit zu bringen. Nichtsdestoweniger war dies nur die erste Runde, und bis zur Schlussglocke dauerte es noch lange. Zumindest hatte Gustav Adolf für sich eine starke Verteidigungsstellung gefunden. Nürnberg war freundlich gesinnt, mit Lebensmitteln gut versehen, bereits befestigt, und er war rechtzeitig angekommen, um die schützenden Schanzen um die Stadt und sein Heer zu vergrößern und zu verstärken. Wallenstein hätte ihn lieber unter freiem Himmel gestellt, wo er ihn zur Schlacht hätte zwingen können, aber wahrscheinlich war die wirkliche Situation keine Überraschung für ihn. Trotz seiner zahlenmäßigen Überlegenheit wusste er recht wohl, dass ein direk-

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ter Angriff auf das schwedische Lager nur geringe Erfolgschancen hatte. Wiederholt hatte die Erfahrung gezeigt, dass verhältnismäßig kleine Garnisonen in gutbefestigten Städten ganze Heere längere Zeit abwehren konnten. Stralsund und Magdeburg waren die bekanntesten Beispiele. Wenn eine Stellung von einer so großen Streitmacht wie dem schwedischen Heer verteidigt wurde, würde es noch schwieriger sein und noch mehr eigene Soldaten kosten, sie im Sturm zu erobern. Vor einem Jahr bei Werben hatte sich Tilly zurückgezogen, ehe er einen solchen Versuch auf Gustav Adolfs Lager unternahm. Auch war Gustav Adolf selbst erst vor kurzem machtlos von den Festungen von Ingolstadt und Regensburg abgerückt. 2 Anderseits konnte Wallenstein Nürnberg und das schwedische Heer nicht einfach belagern. Er wusste, dass Gustav Adolf nach Verstärkungstruppen schicken würde, aber er wusste nicht, von welcher Richtung oder in welcher Stärke sie kommen würden, auch nicht, wie lange es dauern würde, bis sie ankamen. Es gab in der Geschichte zu viele Beispiele, in denen Belagerungstruppen durch Überraschungsangriffe aus dem Rückhalt geschlagen worden waren. Solch einen dummen Fehler wollte er nicht begehen. Wallensteins Lösung war, sich ein eigenes hochbefestigtes Lager zu bauen, in dem er ebenso sicher vor einem Angriff sein würde, während er aufpasste und wartete. Gustav Adolf konnte nicht entkommen, bis er Verstärkungstruppen gesammelt und kommen gelassen hatte, dann aber musste er kämpfen. Wenn nicht, würde er sich stattdessen mit dem kaiserlichen Heer dicht auf den Fersen in Schande nach Sachsen zurückziehen müssen, und könnte wohl bis zu seinem Ostseestützpunkt gejagt werden. Wallenstein hatte noch einen Grund, Geduld zu haben. Auch wenn es möglich wäre, Gustav Adolfs Lager zu erstürmen und sein verhältnismäßig kleines Heer zu schlagen, wäre es kein endgültiger Sieg. Wahrscheinlich würde der König selbst entkommen, was Generälen gewöhnlich gelang, und danach würde er den größeren Rest seiner Streitkräfte sammeln, um weiterzukämpfen. Ein viel entscheidenderer Sieg wäre Wallenstein möglich, wenn er Gustav Adolf zuvor erlaubte, seine Verstärkungstruppen heranzubringen. Dies besonders deshalb, weil es ihm dann möglich wäre, den schwedischen König zu zwingen, die Initiative zu ergreifen, während er selbst einfach hinter seinen eigenen Befestigungen wartete. Mittlerweile blieb Gustav Adolf in Nürnberg in der Falle, und dieses Schauspiel würde vielleicht reiflichere Überlegungen unter einigen seiner unzuverlässigeren neuen Verbündeten verursachen. Wallenstein wählte seine Stellung umsichtig aus. Die Rednitz fließt an Nürnberg in Richtung Norden vorbei, etwa sieben bis acht Kilometer west-

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lich von der Stadtmitte, und obwohl sie nicht breit ist, bot sie trotzdem seinem Lager Schutz, das er jenseits des Flusses einrichtete. Die Straße von Nürnberg nach Rothenburg querte die Stelle und verläuft genau westlich etwas erhöht und gleichlaufend mit einem Nebenfluss, der Bibert, wonach das Gelände allmählich bis auf einen Grat ansteigt, der zur Südgrenze des Lagers wurde. An einem Ende dieses Grats befindet sich ein kleiner Hügel, der Hainberg, der die Rednitz überblickt, und am anderen, der Petershöhe, wurde außerhalb der Hauptverteidigungsanlagen und oberhalb des offeneren Geländes jenseits der westlichen Begrenzung eine starke Artilleriefestung aufgebaut. Aus dem Biberttal steigt das Gelände in nördlicher Richtung zu einem stark bewaldeten Grat an, nach welchem es steil abfällt. Hier befand sich die Lagergrenze kurz vor dem Kamm, sie verlief von Westen nach Osten und weiter bis zu einem Hügel, dem Weinberg, der das Ende des Grats bildet, eine kurze Strecke von der Rednitz entfernt. Starke äußere Verteidigungswerke wurden am Kamm gebaut, unter ihnen noch eine große Artillerieschanze mitsamt Befestigungen um die Alte Veste, ein zerfallenes mittelalterliches Schloss auf dem Gipfel, von dem das ganze Lager seinen Namen erhielt. Man weiß viel mehr als gewöhnlich über dieses Lager, denn nachdem die Heere abmarschierten, beauftragte der Nürnberger Rat Kartographen mit der Anfertigung eines ausführlichen Grundrisses, der noch im Archiv vorhanden ist. 3 Vielleicht am auffälligsten hinsichtlich dieser Gestaltung ist die Größe, ganz im Gegensatz zum gewöhnlichen Begriff von solchen Lagern als klein und maßlos überfüllt. Obwohl nicht genau rechteckig, maß das einbezogene Gelände entlang der Rednitz etwa fünf Kilometer vom Norden bis Süden, mal zweieinhalb Kilometer Breite, und es gab sechzehn Kilometer Außenbefestigungen, die eine Fläche von etwa zehn Quadratkilometern einschlossen. Um dies im richtigen Verhältnis zu betrachten: Diese Fläche ist ungefähr halb so groß wie der von der Ringstraße im heutigen Nürnberg umschlossene Raum, und darin wohnt die Mehrzahl der halben Million Bewohner. Dazu kommt noch, dass sich einige der kleinen Dörfer, die sich innerhalb Wallensteins Lager befanden, zu den geräumigen modernen Gemeinden Zirndorf und Oberasbach entwickelten. Diese haben eine Gesamtbevölkerung von 44.000, die in ihrer großen Mehrheit innerhalb der Grenzen des damaligen Lagers wohnen, obwohl der größere Teil der Fläche noch Agrarland ist. Für zwei Monate im Jahr 1632 beherbergte das Lager ungefähr so viele Soldaten nebst einer ähnlichen Anzahl von Angehörigen und Begleitern und einer Menge Pferde. Doch obwohl es zweifellos ein geschäftiger Ort war, war er wahrscheinlich nicht allzu übervölkert. Die Rednitz, die Bibert und noch ein kleiner Fluss,

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der Asbach, stellten Wasser zur Verfügung. Da das Lager während der meisten Zeit nicht belagert wurde, gab es gewöhnlich freien Zutritt zum Land. Als übliche Baumethode für die Befestigungen schlug man große Pfähle ein und flocht einen zwei Meter hohen Zaun aus Schösslingen oder kleineren Ästen gefällter Bäume darum. Unmittelbar davor hob man einen Graben aus, häufte die Erde von außen gegen den Zaun und schlug mehrere Pfähle mit angespitzten Enden in den Boden. An der Innenseite baute man eine Stufe als Plattform für die Musketiere, die es ihnen ermöglichte, über den Zaun zu schießen, aber in verhältnismäßiger Sicherheit weiter unten wieder aufzuladen. Ein Lokalhistoriker errechnete, dass es für den Bau der sechzehn Kilometer Umfriedung nötig war, 13.000 Bäume zu fällen und 64.000 Quadratmeter (etwa 80.000 Tonnen) Erde zu bewegen, aber laut Bericht wurde alles in drei Tagen vervollständigt. 4 Obwohl dies fast unglaublich klingt, bedeutet es für etwa 40.000 Mann zwei Tonnen Erde pro Mann und einen Baum für jeweils drei, ohne die Frauen und Jungen mitzuberechnen, die zur Arbeit gezwungen wurden. Als sie vollendet waren, ergänzten die Befestigungen an der nördlichen und östlichen Seite die schon starke natürliche Verteidigungssituation, die die steile bewaldete Böschung beziehungsweise die Rednitz boten. Auch der Grat an der Südseite war schwierig genug für eine Angriffsstreitmacht, obwohl etwas weniger abschreckend. Nur im Westen wurden die Verteidigungsmaßnahmen kaum von der Natur unterstützt, aber diese schwächste Seite war auch am weitesten von Gustav Adolfs Stellung in Nürnberg entfernt. Vom Gipfel der Alten Veste konnte man nicht nur die Stadt und das schwedische Lager überblicken, sondern auch die gesamte umliegende Gegend. Als das Graben und Bauen abgeschlossen waren, fing das lange Warten an. Außerhalb des Lagers gab es Patrouillen, die nach Futter und Proviant, aber auch nach Schwachstellen in den Verteidigungsanlagen suchten. Auch eskortierten sie ihre eigenen Nachschubkolonnen oder versuchten, die des Feindes abzufangen, und ab und an kam es zu Scharmützeln. Obwohl die Schweden einige bemerkenswerte Erfolge erzielten, waren die Kaiserlichen stärker, nicht nur wegen der größeren Anzahl von Truppen bei Nürnberg, sondern auch weil sie das meiste angrenzende Territorium beherrschten. Die Straßen waren entscheidend, sowohl um die zwei Lager zu versorgen, als auch um Truppen heranzuführen, doch es gab nur wenige und sie waren schlecht. Wallenstein machte sich daran, sie zu beherrschen, und ließ strategisch wichtige Schlösser und Städte an den meisten Straßen besetzen, die strahlenförmig von Nürnberg ausgingen. Obwohl ihre Garnisonen nicht stark genug waren, um zu verhindern, dass Verstärkungstrup-

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Abbildung 6: Die Lagerbefestigungen zur Alten Veste. Querschnitt zur Darstellung der typischen Bauweise.

pen schlussendlich Gustav Adolf erreichten, behinderten sie doch inzwischen die Bewegungen seiner Soldaten und des Proviants erheblich. 5 Auch war der Versuch, das schwedische Lager zu blockieren, nicht ganz erfolgreich, aber die Wirkung war kumulativ und verringerte die Verfügbarkeit von Lebensmitteln und Futter für die Truppen und die Stadt. Wallenstein selbst blieb beschäftigt, nicht nur als General des Heeres an Ort und Stelle, sondern auch als Generalissimo mit Verantwortung für die kaiserlichen Streitkräfte an allen anderen Kriegsschauplätzen. Zusätzlich dazu fand er auch Zeit für seine eigenen Territorien, wie man an den vielen Fragen und Befehlen sehen kann, die er seinen Statthaltern schrieb. 6 Im Laufe des Sommers erregte sich Maximilian und kritisierte die militärische Untätigkeit, aber Wallenstein wusste, was er wollte, und behielt das letzte Wort. Das Warten auf beiden Seiten kostete viele Opfer. Damals waren Krankheiten in militärischen Lagern heimisch, auch wenn sie so geräumig angelegt und verhältnismäßig gut versorgt waren, wie bei Wallenstein, aber zumindest war es möglich, einige der Kranken zu verlegen, um sich anderswo zu erholen. Dies half, die Ausbreitung von Infektionen in seinem Lager zu hemmen.7 Für das schwedische Heer lagen die Verhältnisse viel schlim-

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mer, denn obwohl Nürnberg am Anfang gut mit Proviant versorgt war, konnte es so viele Menschen nicht mehr lange Zeit ernähren, als dann bald die Blockade zu wirken anfing. Soldaten und ihre Angehörigen erkrankten und starben. Pferde starben oder wurden geschlachtet, hauptsächlich aber Zugtiere statt Kavalleriepferde. Die Bürger, die auch belagert wurden, litten am meisten, denn sie bekamen nach den Soldaten den zweiten Platz in der Lebensmittelschlange. Laut Theatrum Europaeum starben in Nürnberg 1632 29.406 Menschen, ein Vielfaches des in einem Jahr Üblichen, was die Größe des Leids andeutet.8 Während dieser Zeit sammelten sich die Verstärkungstruppen. Auch Wallenstein führte einige heran, die Schweden aber waren beschäftigt, alle verfügbaren Streitkräfte zusammenzuziehen, hauptsächlich vom Rhein und aus Süddeutschland. Graf Axel Oxenstierna, der schwedische Kanzler und Gustav Adolfs Vertrauter, leitete die Unternehmung und brachte langsam, aber sicher die überlieferte Anzahl von 30.000 Mann zusammen, bevor er Ende August in Richtung Nürnberg aufbrach. Einige Historiker haben die Ansicht vertreten, Wallenstein hätte diesem Heer den Weg abschneiden können, aber dies ist eine unrealistische Meinung. Damals waren die Nachrichtenverbindungen schlecht, und es gab Fälle, in denen Heere sich aneinander vorbeibewegt hatten, wie dies vor kurzem Gustav Adolf selbst passiert war, als es ihm nicht gelang, das bayerische Heer zu stellen. Hätte Wallenstein versucht, die schwedischen Verstärkungstruppen abzufangen, wäre es dem König ferner möglich gewesen, ihm zu folgen und ihn bei einem Frontalangriff auch aus dem Hinterhalt zu überfallen. Der General neigte nicht zu solchen riskanten Unternehmungen, und es war ihm lieber, die ganze schwedische Streitmacht aus der sicheren Stärke seiner umsichtig vorbereiteten Stellung zu konfrontieren. Als sie sich alle gesammelt hatten, bildeten sie die größten Heere, die während des Dreißigjährigen Krieges einander gegenüberstanden. Es wird geschätzt, dass jede Seite über ungefähr 45.000 Mann verfügte, obwohl Gustav Adolf mehr Kavallerie und demgemäß weniger Infanterie als Wallenstein hatte. Beide verfügten zudem über eine gewaltige Anzahl Geschütze, die Schweden jedoch über die größere, denn sie hatten viele Geschütze, die die Bayern zuvor im Krieg erobert hatten, in München übernommen. Noch machte Wallenstein keine Bewegung, doch Gustav Adolf hatte nicht die Freiheit der Wahl, ihn zu blockieren, bis er zur Feldschlacht gezwungen würde. Schon gingen seinem Heer in Nürnberg die Lebensmittel aus, und die Ankunft weiterer 30.000 Mann Verstärkung hatte die Lage weiter verschlimmert. Wie von Wallenstein erwartet, sah er sich gezwungen, die Initiative zu ergreifen, und das schnell. Oxenstiernas Heer kam am 27. August

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an, aber die Soldaten erhielten nur drei Tage, um sich nach dem langen Marsch zu erholen, bevor sie zum Einsatz befohlen wurden.9 Gustav Adolf hatte sechs Wochen Zeit gehabt, um Wallensteins fertiggestelltes Lager auszuforschen, und in Anbetracht seiner Gewohnheit, oft gefährliche Erkundungen persönlich durchzuführen, wäre es überraschend, wenn er es nicht sehr genau besichtigt hätte. Bestimmt wusste er, dass die westliche Seite am schwächsten war, aber um aus dieser Richtung anzugreifen, würde er einen langen Marsch um das kaiserliche Lager herum machen müssen, was wegen der schlechten Straßen für die Artillerie besonders schwierig wäre, auch würden seine Kolonnen durchweg das Risiko eingehen, durch Ausfallangriffe aus den Verteidigungsanlagen bedroht zu werden. Die Alternativen waren kaum besser, denn an den anderen drei Seiten wurden die Verteidigungsmaßnahmen stärker durch die natürlichen Gegebenheiten unterstützt, sodass sich Gustav Adolf in der gleichen Situation befand wie Wallenstein fast zwei Monate zuvor: Er stand vor einer gut vorbereiteten Befestigung, und er hatte keine augenfällige Möglichkeit, sie erfolgreich anzugreifen. Folglich darf man Gustav Adolfs ersten Schritt mehr als einen Versuch betrachten, Schwächen zu finden, als einen Angriff mit aller Kraft vorzutragen. Am Morgen des 31. August 1632 bewegten sich die schwedischen Streitkräfte aus ihren Feldlagern und bezogen Stellungen in einiger Entfernung vom östlichen Ufer der Rednitz, den östlichen Verteidigungsanlagen des kaiserlichen Lagers gegenüber. Das ganze Heer wurde in Schlachtordnung aufgestellt, was so gut wie eine Herausforderung an Wallenstein war, herauszukommen und zu kämpfen. Es war aber auch eine Herausforderung, der sich kein fachkundiger General gestellt hätte, denn das hätte bedeutet, eine hervorragende Verteidigungsstellung zu verlassen, den Fluss unter schwedischem Geschützfeuer zu überqueren und danach mit dem Fluss hinter sich zu kämpfen, was die Rückzugslinien abgeschnitten hätte. Später am selbigen Tag führte Gustav Adolf seine Truppen näher heran und begann Stellungen für seine Geschütze zu bauen, von wo aus sie direkt ins kaiserliche Lager schießen konnten. Wallenstein versuchte, dies zu verhindern, sowohl mit seiner Artillerie als auch mit Ausfällen von seinen Verteidigungsanlagen. Also fanden Scharmützel statt, während der einer der schwedischen Generäle, Johan Banér, von einer Musketenkugel schwer verwundet wurde. Die Abenddämmerung beendete dieses Gefecht, während der Nacht jedoch positionierten die Schweden ihre schweren Geschütze in den vorbereiteten Batterien, einsatzbereit für den Morgen. Der folgende Tag, der 1. September, begann mit einer Artillerieschlacht, wobei bald klar wurde, dass die besser ausgerüsteten Schweden die Über-

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legenheit hatten. Als Gegenmaßnahme verlegte Wallenstein seine eigenen Geschütze vom Rand zurück in neue Stellungen, wo sie außer Reichweite der schwedischen Batterien waren, aber doch Truppen beschießen konnten, wenn sie versuchten, den Fluss zu überqueren. Die Schweden bombardierten während des Tages das Lager stundenlang und versuchten, die Kaiserlichen herauszutreiben, doch Wallensteins Geschütze und Soldaten waren gut verschanzt und überstanden die Angriffe mit geringen Verlusten. Weitere Streifzüge und Scharmützel folgten, bis Gustav Adolf am Abend einsah, dass die Befestigungen zu stark und zu gut verteidigt waren, um über den Fluss im Sturm erobert zu werden. Folglich brach er den Einsatz ab. In der Morgendämmerung am 2. September war Wallenstein wahrscheinlich nicht überrascht, als er bemerkte, dass während der Nacht das schwedische Heer verlegt worden war. Gustav Adolf war sechs Kilometer nördlich nach Fürth marschiert, wo es ihm gelungen war, die Rednitz zu überqueren und seine Streitkraft wegen eines möglichen Gegenangriffs in Abwehrordnung aufzustellen. Wallenstein nahm an, dass es seine Absicht war, weiter um das kaiserliche Lager vorzurücken, um vom Westen anzugreifen, und traf dementsprechend seine eigenen Vorbereitungen. Diesmal war er bereit, eine Schlacht zu liefern, sowohl weil es wegen seiner schwächeren Verteidigungsanlagen an dieser Seite ratsam war, als auch weil die Beschaffenheit des Geländes ihm hier Vorteile bot. Laut zeitgenössischem Nürnberger Grundriss stellte er seine Streitkräfte auf einer Nord-Süd-Linie vor dem südlichen Teil seines Lagers auf, auf der linken (südlichen) Flanke von der Petershöhe und ihrer Artilleriefestung und der rechten von der Bibert gesichert. Eine kleinere Artilleriefeste außerhalb der Grenze wurde ebenfalls in diese Linie einbezogen, und eine dritte Batterie innerhalb des Lagers wurde so positioniert, das sie in der Lage war, zwischen oder über die kaiserliche Truppenaufstellung hinwegzuschießen. Kavallerie wurde links an der Petershöhe und auch innerhalb der Verteidigungsanlagen stationiert und in Bereitschaft versetzt, auszufallen, wann und wo sie gebraucht würde. Gleichfalls wurde die Hauptreserve der Infanterie innerhalb der Grenze gehalten. Diese Stellung war stark, denn das Gelände, obwohl nicht steil, stieg zum Lager hin stetig an, beide Flügel waren gut gesichert, und die Verteidigungsanlagen boten Zuflucht für einen eventuellen ordentlichen Rückzug. Aber es ist auch anzumerken, dass die Historiker des schwedischen Generalstabs eine andere Anordnung darstellen. Ihrem Grundriss nach war das kaiserliche Heer auf einer Ost-Westlinie über das Südufer der Bibert aufgestellt und mit seiner rechten Flanke durch die Lagerbefestigungen gesichert.10 Es kann sein, dass beide Darstel-

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lungen richtig sind. Möglicherweise stationierte Wallenstein eine Vorhut entlang der Bibert, um eine schwedische Überquerung zu verhindern oder um ihre Flanke zu bedrohen, falls die Schweden versuchen sollten, das Lager auf der Erhebung nördlich vom Fluss anzugreifen. In diesem Fall war sein Vorhaben wahrscheinlich, dass sich diese Vorhut im Lauf der Schlacht entweder hinter die Hauptmacht, die wie schon beschrieben aufgestellt wurde, zurückziehen oder sich mit ihr vereinigen sollte. Wallenstein war sehr überrascht, als das schwedische Heer nicht erschien, behielt die kaiserliche Streitmacht aber für den ganzen 2. September in Schlachtordnung und während der folgenden Nacht im Felde.11 Stattdessen verbrachte Gustav Adolf den Tag damit, eine Abwehrstellung in Fürth zu bauen, gleichlaufend auf einer Ost-Westlinie mit der Nordgrenze von Wallensteins Lager, und etwa zweieinhalb Kilometer vom Grat entfernt, der dorthin führte. Zur selben Zeit traf er Vorbereitungen und erteilte Befehle für einen ganz anderen Plan, den er für den 3. September vorhatte, nämlich einen unkonventionellen Überraschungsangriff auf den stärksten Teil von Wallensteins Verteidigungsanlagen um die Alte Veste. Wie wir gleich sehen werden, war dies ein schwerer Fehler, aber erst müssen wir die Gründe dafür in Betracht ziehen. Es wird häufig behauptet, dass Gustav Adolf sich durch Nachrichten von Gefangenen oder seinen eigenen Kundschaftern verleiten ließ, zu glauben, dass Wallenstein sich nicht wegen Vorbereitungen für eine Schlacht, sondern wegen eines eiligen Rückzugs aus seinem Lager bewegt hätte. Darum soll er sich entschieden haben, vom Norden anzugreifen, in der Erwartung, dass höchstens eine kleine Nachhut hinterlassen worden war, um die Befestigungen zu verteidigen. Diese Geschichte stammt wahrscheinlich aus zeitgenössischen pro-schwedischen Quellen, denen es lieber war, fehlerhafte Nachrichten statt des Königs Urteilskraft zu tadeln, aber sie ist nicht glaubwürdig. Gustav Adolf war für seine vorsichtigen Erkundungen wohlbekannt, und es ist undenkbar, dass entweder er oder seine Kundschafter sich so geirrt haben könnten und ein Heer, das den ganzen Tag in Schlachtordnung im Felde stand, mit einem verwechselten, das hastig zu entkommen versuchte. Oxenstierna, der an der Quelle saß, schrieb eine Darstellung der Schlacht für den schwedischen Rat, in der er tatsächlich Berichte über einen kaiserlichen Rückzug erwähnt, den auch ein Gefangener am 2. September bestätigte. Weiter bemerkt er aber, dass Gustav Adolf sofort mit einer Eskorte aufbrach, um eine persönliche Begutachtung vorzunehmen, und dass Scharmützel stattfanden. „Daraufhin“, fährt er fort, „wurde der Feind zur Schlacht gezwungen und musste seine Geschütze wieder zurückbringen und sich zur Wehr setzen.“ Der König selbst erwähnt in einem

Die Schlacht bei der Alten Veste, 31. August bis 4. September 1632.

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Brief an den Kurfürsten von Sachsen ebenfalls die Nachricht, dass Wallenstein dabei war, sich zurückzuziehen und nur einige Regimenter als Nachhut hinterließ, aber er fügt sofort hinzu, dass dieser Bericht sich als falsch erwies, denn der Feind habe nur seine Stellung etwas geändert. Folglich wusste Gustav Adolf wohl, als er seinen Angriff anfing, dass Wallenstein und sein Heer noch außerhalb der westlichen Begrenzung des Lagers in Schlachtordnung standen. Wenn nicht, wäre es zwecklos gewesen, ein fast leeres Lager auf seiner stärksten Seite anzugreifen. Auch war der Plan keine improvisierte Reaktion auf eine unvorhergesehene Entwicklung. Robert Monro, ein schottischer Oberst in Gustav Adolfs Heer, erklärt in seinen Memoiren, dass der König plante, den hohen Grat an der Nordgrenze einzunehmen, um Wallenstein aus seinem Lager zu vertreiben. Folglich, berichtet er weiter, „marschierten wir während der Nacht durch Fürth nach der anderen Seite des Feindeslagers in der Absicht, den Hügel einzunehmen“. Ferner wurden die koordinierten Angriffe an mehreren Orten früh am 3. September offensichtlich sorgfältig geplant. Der einzige erkennbare Grund für den Bau der Abwehrlinie in Fürth am vorigen Tag war, sie für einen möglichen Fehlschlag als Schutz für einen Rückzug vorzubereiten.12 Die Wahrheit war wahrscheinlich einfacher. Als erfahrener General wusste Gustav Adolf wohl, dass Wallenstein seinen nächsten Angriff an der schwächsten Seite des Lagers erwarten würde, aber er wusste auch, dass wenn es zur Schlacht zwischen Heeren von der gleichen Größenordnung käme, Wallenstein einen Geländevorteil hätte. Auch würde er der Erste in der Stellung sein, und ferner hätte er seine Befestigungen als eventuelle Zuflucht, wogegen die Schweden keine sofort verfügbaren Rückzugslinien hätten. Statt diese unattraktive Lösung zu wählen, entschloss sich Gustav Adolf, wie auch in Rain, das Unerwartete zu tun, und etwas zu versuchen, das andere für unmöglich hielten. Wäre ein schneller kommandoartiger Angriff gelungen, hätte er Wallensteins Lager mitsamt einem Großteil seiner Munition und Proviant hinter diesem einnehmen können, was ihm gegenüber den Spieß umgekehrt hätte, weil er dann zum Rückzug gezwungen gewesen wäre. Wallenstein aber hatte die Möglichkeit eines Angriffs im Rücken vorhergesehen und Aldringen mit einer Anzahl Geschütze und sechs Regimentern Infanterie, wahrscheinlich in der Größenordnung von 6.000 Mann, hinterlassen, um nötigenfalls das Lager zu verteidigen, bis er Verstärkungstruppen schicken konnte.13 Gustav Adolf unterschätzte auch die Schwierigkeiten eines Angriffs bergaufwärts durch den Wald und die Stärke der Verteidigungsmaßnahmen um die Alte Veste, auch setzte er zu viel Vertrauen in die Fähigkeit seiner erfahrenen Truppen, solche Probleme zu meistern. Es war ein vergebliches Hasardspiel.

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Das Gefecht am 3. September war erbittert und zog sich hin. Das schwedische Vorhaben war, früh und gleichzeitig an verschiedenen Orten an der Nordgrenze des Lagers anzugreifen, aber bald fiel der Angriff hinter den Zeitplan zurück. Wallenstein hatte den Gipfel des Grats von Bäumen entblößt, auch den Oberteil der Böschung hatte er geräumt, um Schusslinien für seine Verteidiger zu schaffen. Unten aber war er noch dicht bewaldet, und zudem hatte man viele von den gefällten Bäumen als weiteres Hindernis dort liegen lassen. Die schwedischen Soldaten wurden von langen schweren Piken und Musketen gehemmt, die immer schwierig zu tragen, aber besonders ungeeignet waren, um einen langen steilen Wald zu durchqueren, und sie rückten nur langsam vor. Bald gerieten sie unter Beschuss, und es gab viele Opfer, aber obwohl sie tapfer ausharrten, ging wichtige Zeit verloren, und die Angriffe wurden unkoordiniert. Wallenstein wurde schnell über den Angriff informiert, war aber von Aldringens Fähigkeit überzeugt, die Befestigungen eine Zeitlang zu halten, und wartete, bis er sicher war, dass dies der Hauptangriff und nicht nur ein Ablenkungsmanöver war. Dann schickte er sein Heer als einen Strom ins Lager zurück, um die Verteidiger an der Nordgrenze zu stärken. Die Schlacht dauerte den ganzen Tag fort, und es gelang den Schweden, die Artillerieschanze auf dem Grat und auch verschiedene andere Verteidigungsaußenwerke zu erobern, aber nicht die Alte Veste selbst. Hier, berichtet Monro, war der Kampf „grausam heiß. Der Hügel war nichts als Feuer und Rauch, und wegen des Getöses von Geschützen und Musketen wie der brüllende Widerhall eines Donnerschlags“. Wallenstein hatte den Vorteil, dass er seine Männer an der vordersten Front regelmäßig mit frischen Truppen aus dem Lager ersetzen konnte, auch gibt es Berichte, dass er selbst dicht im Gefecht war, Hände voller Münzen werfend, um die Soldaten zu ermuntern.14 Ob dies nun wahr ist oder ob es nur phantasievolle Gerüchte sind, sie bestätigen jedenfalls, dass er das Kommando an der Alten Veste persönlich übernahm, wie dies auch Gustav Adolf selbst am Weinberg, nur etliche hundert Meter von ihm entfernt, tat. Mehr als einmal drangen die Schweden hier ganz dicht an die Lagergrenze heran, aber jedes Mal wurden sie durch Ausfälle der Verteidiger zurückgeworfen. Auch an diesem Flügel und unten am Flussufer fanden während des Nachmittags schwere Zusammenstöße der Kavallerie statt. Weil die Befestigungen unüberwindlich zu sein schienen, entwickelten die Schweden einen anderen Plan. Wenn sie ihre schweren Geschütze an den Gipfel des Hügels schleppten und sie dort aufstellten, meinten sie, wären sie von dort aus in der Lage, einen Großteil des Lagers zu bombardieren – so würden sie die Kaiserlichen austreiben können. Herzog Bern-

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hard von Sachsen-Weimar, ein deutscher Fürst, aber auch einer von Gustav Adolfs Generälen, kommandierte die Truppen, die den Grat westlich von der Alten Veste hielten, und ließ seine Soldaten den Versuch anfangen, die notwendige Artillerie einen steilen Weg durch den Wald nach oben zu ziehen. Der Gedanke war vielleicht gut, aber die Durchführung erwies sich als schwierig, denn die Soldaten mussten unter Beschuss arbeiten, auch wurden sie von der leichten kaiserlichen Kavallerie gestört. Spät nachmittags, als es zu regnen anfing, wurde das Unternehmen ganz unmöglich, weil der Weg schlammig wurde. Zum Einbruch der Nacht standen beide Seiten noch in ihren Stellungen, doch obwohl es eine Pause im Kampf gab, dauerte der Regen an. Am Morgen des 4. September war offensichtlich, dass es zwecklos war, den Angriff zu erneuern, und Gustav Adolf befahl den Rückzug. Wallenstein versuchte keine Verfolgung, denn nach 48 Stunden im Feld oder im Gefecht waren seine eigenen Truppen ebenfalls erschöpft. Ferner war die schwedische Abwehrstellung in Fürth auf genau diese Eventualität vorbereitet worden, und er hatte keine Lust, Gustav Adolf zu ermöglichen, durch einen erfolgreichen Kampf der Nachhut etwas von seinem Ruf zu retten. Wie es stand, wurde der Nimbus der Unbesiegbarkeit, der sich um den König während achtzehn Erfolgsmonaten in Deutschland gebildet hatte, von diesem Fehlschlag schwer beschädigt. Auch von schwedischer Seite bemerkte Monro kritisch, Gustav Adolf habe sich zu sehr auf unzureichende Nachrichten über die Stärke der Verteidigungsmaßnahmen verlassen und sei mit dem Angriff noch lange nachdem klar war, dass er wenig Erfolgsmöglichkeit haben würde, fortgefahren. Folglich waren die Verluste hoch, und man schätzt, dass die schwedischen Opferzahlen in der Größenordnung von 1.000 Toten und 2.000 Schwerverwundeten lagen, während die Kaiserlichen nicht mehr als ein Drittel dieser Anzahl erlitten. In seinem Bericht an den Kaiser überließ Wallenstein Aldringen viel Ruhm für seinen Teil in der Schlacht, und fuhr fort: „Aber ich kann Eure Majestät bei meiner Ehre versichern, dass sich alle Offiziere und Soldaten zu Ross und Fuss so tapfer gehalten haben, als ich es in einiger Occasion [Schlacht] mein Leben lang gesehen habe.“ 15 Danach kehrte Wallenstein zu seinem Wartespiel zurück, Gustav Adolf aber suchte Mittel und Wege, sich aus dieser Situation zu befreien. Er schlug Friedensverhandlungen vor und bot an, Oxenstierna zu Wallenstein zu schicken oder sich sogar selbst Auge in Auge mit ihm zu treffen. Der General erwiderte höflich, aber bestimmt, dass er keine Vollmacht habe, solche Dinge zu besprechen, doch würde er den Vorschlag des Königs an den Kaiser in Wien weiterleiten. 16 Selbst wenn es eine Erfolgsaussicht in

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dieser Richtung gegeben hätte, konnte Gustav Adolf es sich nicht leisten, zu warten. Der Herbst näherte sich, und sein Heer begann sich aufzulösen. Krankheiten und Kriegsverluste hatten schon einen Einbruch bedeutet, jetzt aber begannen die hungrigen Männer, wegen der langen Zeit in der Defensive und nach zwei fehlgeschlagenen Angriffen demoralisiert, zu desertieren. Viele entschlüpften einfach ins kaiserliche Lager, wo sie freundlich aufgenommen wurden und Lebensmittel sowie häufig eine Belohnung bekamen. Am 15. September berichtete Wallenstein: „Sein Volk [Soldaten] aber aus Mangel an Unterhalt ihm haufenweise entlaufen.“ Darum, bemerkte er weiter, verliefe seine eigene Rekrutierung ganz gut. Eines Tages lief eine volle Kompanie Kavallerie über, nachdem sie ihren eigenen Hauptmann umgebracht hatten. „Es werden ihrer mehr folgen“, kommentierte Wallenstein. Innerhalb zweier Wochen nach dem Fehlschlag an der Alten Veste, wird behauptet, verlor Gustav Adolf ein Drittel seines Heeres, was ihm keine andere Wahl ließ, als sich zurückzuziehen.17 Mit fachmännischem Beifall bemerkte Wallenstein: „Sechs Regimenter zu Ross schwedischen Volks, da die stärkste Kompanie 20 Pferd waren, hat er voran geschickt, ehe dann er selbst hernach in der Nacht stillschweigend eine so schöne Rückzug gemacht hat, … und ich weiß gewiss aus dieser und allen Aktionen, dass er das Handwerk leider wohl versteht.“ 18 Obwohl Maximilian sich darüber ärgerte, verfolgte Wallenstein die Schweden nicht sofort. Wie er dem Kaiser berichtete, waren seine Gründe zum Ersten, dass er seine Kavallerie breit verteilt hatte, um Vorräte an Lebensmittel und Futter im Lager zu schonen. Zweitens hielten die Schweden noch die Marschroute, die Oxenstierna benützt hatte, um Nürnberg zu erreichen, und darum konnten sie sich sicher von einem Stützpunkt an den anderen zurückziehen. Stattdessen wartete Wallenstein auf Pappenheims Heer, das, so glaubte er, von Norden anrückte, um Gustav Adolf zwischen beiden Heeren einzuschließen, und „so ist es mit ihm getan“. Obwohl es bei den Schweden noch schlimmer war, litt auch Wallensteins Heer unter den Ergebnissen des langen Stillstands während des Sommers, darunter Krankheit und Mangel an Proviant, und deshalb erklärte er dem Kaiser: „Ich will nicht aufs Spiel setzen, was ich gewiss habe.“ 19 Er blieb noch fünf Tage im Lager, doch als er keine Nachricht von Pappenheim erhielt, marschierte er in einer anderen Richtung ab. Anfänglich zogen die beiden Heere nicht weit weg. Gustav Adolf zog sich 50 Kilometer westlich nach Bad Windsheim zurück, und Wallenstein marschierte 30 Kilometer nördlich nach Forchheim. Dort kommandierten die beiden beträchtliche Teile ihrer Streitmächte für andere Einsätze ab, während sie ihre nächsten Schritte bedachten.

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Lützen Gustav Adolf wusste nicht, was er tun sollte. Seine Absicht war es gewesen, den Sommer 1632 dazu zu nutzen, einen entscheidenden Vorstoß nach Osten entlang der Donau und in die österreichischen Kernländer zu machen, um sich in die Lage zu versetzen, dem Kaiser Bedingungen diktieren zu können. Stattdessen war er von Wallenstein ausmanövriert worden und musste untätig in Nürnberg sitzen, während die Jahreszeit für die Kriegsführung verstrich. Schon Ende September war es zu spät für jede große strategische Initiative und Zeit, über die Konsolidierung seiner Stellung nachzudenken, seine Verbindungslinien zu kürzen und nach Winterquartier zu suchen. Logischerweise bedeutete dies, sich mindestens bis zum Main zurückzuziehen, was Wallenstein erwartete, aber damit hätte er das Jahr genau da beendet, wo er es begonnen hatte, und folglich hätte er auch die meisten seiner Eroberungen weiter südlich praktisch aufgeben müssen. Solch eine vorsichtige Handlungsweise gefiel Gustav Adolf nicht, er fand jedoch keine klare Alternative. In der letzten Septemberwoche brach er von Bad Windsheim auf, aber die Nachrichtenverbindungen waren so schlecht, dass Wallenstein während der nächsten zwei Wochen nicht wusste, in welcher Richtung er abmarschiert war und noch weniger, wo er sich genau befand. Tatsächlich ging Gustav Adolf nach Süden, und während des nächsten Monats marschierte er hin und her, erst durch Schwaben und weiter südwestlich, danach an die Donau und nach Bayern, bevor er in der letzten Oktoberwoche zurück nach Nürnberg eilte. In dieser Zeit unternahm er nichts von militärischer Wichtigkeit, und die Ziele, die er gehabt zu haben scheint, waren im besten Fall von untergeordneter Bedeutung, obwohl er zweifellos wertvolle Kontributionen einzog. Wenn sonst nichts, blockierte seine Anwesenheit mindestens diese Finanzquelle für Wallenstein, dem es so wie immer an Geld für sein Heer gebrach, wie seine vielen Briefe beweisen. 20 Wallenstein zögerte eine Zeitlang, vielleicht wartete er auf irgendeinen klaren Hinweis auf Gustav Adolfs Vorhaben. Dennoch hatte er eine feste grundlegende Strategie. Erstens, obwohl er wachsam im Hinblick auf Möglichkeiten war, Gustav Adolf zu einer entscheidende Schlacht zu stellen, ist es offensichtlich, dass er mit Blick auf den kommenden Winter dies im Wesentlichen als ein Problem für das folgende Jahr betrachtete. Zweitens hielt er es noch immer für einen Kernpunkt einer Verbesserung der kaiserlichen Lage, Sachsen von seinem schwedischen Verbündeten zu trennen. Seit dem Scheitern seiner Versuche von Friedensverhandlungen mit Arnim war die Sache eskaliert, und nach dem Einfall des Letzteren in Schle-

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sien im Juli hatte Wallenstein Holk abkommandiert, um einen Vergeltungsüberfall zu machen. Er hoffte, dass der Einbruch des Krieges in sächsisches Territorium den Kurfürsten zur Einsicht bringen würde, dass es sicherer wäre, zu seiner Treue gegenüber dem Kaiser zurückzukehren, statt auf schwedische Hilfe zu vertrauen. Als dieser Versuch nicht gelungen war, entschied sich Wallenstein, das ganze Kurfürstentum zu besetzen, und als er von Nürnberg aufbrach, schickte er Gallas mit einer großen Streitmacht, um eine Invasion zu beginnen. Er hatte vor, selbst zu folgen, um den Einsatz zu vollenden und zur selben Zeit sein immerwährendes Problem – die Suche nach Winterquartieren – zu lösen. Es war Wallenstein weiterhin wichtig, den schwierig zu stellenden Pappenheim seiner Streitmacht hinzufügen. Sein eigenes Heer war zur dieser Zeit beunruhigend klein geworden, geschwächt wegen der im Kampf Gefallenen und der Verluste durch Krankheit und Fahnenflucht, die alle Heere nach einem Sommer im Feld trafen, und auch, weil er verschiedene Einheiten für Dienste anderswo abkommandiert hatte. Das ganze Jahr 1632 hindurch streifte Pappenheim im Kampf durch Norddeutschland, auch sogar eine Zeitlang durch die Niederlande, und seine Unabhängigkeit gefiel ihm. Wenn möglich, ignorierte er Befehle von oben, die ihm nicht lieb waren, und wenn nicht, schickte er ausweichende Antworten, was Wallenstein verursachte, ihm immer gebieterischere Instruktionen zu senden, dass er sofort kommen solle, um sich mit dem kaiserlichen Heer zu vereinigen. 21 Schließlich erwiderte Pappenheim, dass er auf dem Marsch nach Thüringen sei, und Anfang Oktober brach Wallenstein nördlich über Coburg auf, um ihn auf dem Weg nach Sachsen zu treffen. Maximilian, ängstlich weil Gustav Adolf noch im Süden war und darum Bayern weiter bedrohte, entschied sich, mit seinem Heer heimzukehren, was Wallensteins Mangel an Soldaten noch mehr verschlimmerte. Mindestens stimmte Maximilian aber zu, dass Pappenheim, wenn er zur Rückkehr überredet werden könnte, unter kaiserlichem Kommando operieren sollte. Als Ausgleich dafür lieh ihm Wallenstein eine starke Streitmacht unter Aldringen, um Gustav Adolfs Bewegungen in Bayern zu beeinträchtigen. 22 Pappenheim kam nicht an, aber die Nachricht von Wallensteins Aufbruch nach Norden erreichte Gustav Adolf Mitte Oktober, was für ihn Alarm bedeutete. Hinsichtlich Thüringens hatte er zwei Gründe für Sorgen. Erstens befand sich das hügelige, zerklüftete, stark bewaldete Territorium zwischen ihm und der Norddeutschen Tiefebene mit ihrem Zugang zur Ostsee. Es gab wenige mögliche Durchgangsstraßen für ein Heer, und wenn Wallenstein sie hielt, wäre seine eigene wichtigste Rückzugslinie versperrt. Ferner befand sich jenseits von Thüringen Sachsen, was Gustav

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Adolfs frühere Befürchtungen erneuerte, dass ihm sein wichtigster Verbündeter entweder durch Abfall oder durch eine Niederlage abhandenkommen könnte. Wenn Sachsen ihn verließe, würden Brandenburg und danach andere folgen. Zumindest beendete diese Aussicht seine Unentschlossenheit. Aus Nürnberg brach er in Eilmärschen nach Norden auf, wobei er Maximilians Heer auf dessen Weg nach Süden passierte, ohne jeglichen Kontakt aufzunehmen, und am 3. November vereinigte er sich in Arnstadt mit den Streitkräften unter Bernhard von Weimar. Zu der Zeit stand Pappenheim fünfzehn Kilometer weiter nördlich, in der Nähe von Erfurt, doch Wallenstein war schon in Sachsen, wo Holk zwei Tage vorher Leipzig eingenommen hatte. Gustav Adolf marschierte weiter nach Erfurt, Pappenheim jedoch bewegte sich weiter in Richtung Leipzig, um sich schließlich mit Wallensteins Heer zu vereinigen. Am 10. November rückte der König nach dem 43 Kilometer südwestlich von Leipzig gelegenen Naumburg vor, wo er so schnell wie möglich ein Verteidigungslager baute, das sich an die Stadtmauern anlehnte. Wallenstein hatte erwartet, dass Gustav Adolf auf seinen Vorstoß in Sachsen reagieren würde, aber er wurde von der Schnelligkeit seines Vormarsches überrascht. Die Einheit, die er schickte, um Naumburg einzunehmen, kam zu spät an. Die Schweden waren schon da. Auch der General reagierte schnell, und am folgenden Tag führte er sein Heer nach Weißenfels heran, einige Kilometer von Naumburg entfernt, doch Gustav Adolf verblieb ungerührt hinter seinen Befestigungen. In einem Brief vom 12. November erklärte er seinem sächsischen Verbündeten, dass es bei seinem raschen Vormarsch in den Norden sein Vorhaben gewesen sei, Wallenstein sofort anzugreifen, dass er jetzt aber, da er sich „ein gut Teil schwächer als der Feind“ befand, besonders bei der Kavallerie, auf Verstärkungstruppen warten müsse. Noch einer seiner Verbündeten, Herzog Georg von Braunschweig und Lüneburg, war aus Niedersachsen unterwegs zu ihm, und seine Kavallerie war schon 100 Kilometer nordöstlich in der Festungsstadt Torgau an der Elbe angekommen, während seine Infanterie zwei Marschtage hinter ihm war. Lüneburgs Streitmacht, wie Gustav Adolf hoffte, 8.000 Mann stark, obwohl andere Quellen sie auf 6.000 schätzten, sollten ihn bald erreichen, schrieb er ferner, „sondern wir der Mittlerweile gebrauchen, und so lang hier in Naumburg still halten und uns festigen wollen“. 23 Zu diesem Zeitpunkt, haben Historiker gewöhnlich behauptet, folgerte Wallenstein, dass Gustav Adolf in diesem Jahr nichts mehr tun würde und dass er den Winter in Naumburg zu verbringen vorhätte. Folglich begann er sofort, seine eigenen Männer auf Winterquartiere aufzuteilen, was dem

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König Gelegenheit gab, seine verbleibende Streitmacht bald danach zu überfallen. Diese Autoren legen aber keine glaubhafte Erklärung dafür vor, warum der ständig vorsichtige Wallenstein einen so nachlässigen Fehler hätte machen können. Tatsache ist, dass er ihn nicht beging. Obwohl er sicherlich seine Winteranordnungen plante, waren sowohl diese als auch seine unmittelbareren Maßnahmen beabsichtigte Reaktionen auf die militärische Situation, selbst wenn er dadurch beinahe einen tödlichen Fehler machte. Gustav Adolf befand sich in einer schwierigen Lage, ganz ähnlich der bei seinem ersten Zusammenstoß mit Wallenstein. Erneut hatte er sich voreilig mit einer unzureichenden Streitmacht bewegt, auch diesmal war es ihm nicht gelungen, den kaiserlichen Verstärkungstruppen den Weg abzuschneiden, und wiederum sah er sich gezwungen, Schutz in einem befestigten Lager zu suchen. Wie in Nürnberg war diese Stellung zu stark, um im Sturm erobert zu werden, aber dennoch war seine Zuflucht eine mögliche Falle. Dieses Mal war es zu spät im Jahr, um Verstärkungstruppen von nah und fern zu sammeln, und trotz seines optimistischen Briefs würde es Lüneburg schwerfallen, ihn aus Torgau zu erreichen, denn Wallensteins viel größeres Heer stand unmittelbar dazwischen. Den Winter in Naumburg zu verbringen, war kaum eine realistische Möglichkeit. Die Stadt, die eine Bevölkerung von nur wenigen Tausend Menschen hatte, war für sein Heer von 19.000 Mann und ihre Angehörigen für eine längere Zeit viel zu klein. Auch konnte er seine Truppen nicht in die Städte und Dörfer über eine breitere Gegend verteilen, wie das für Winterquartiere damals üblich war, solange das kaiserliche Heer in der Nähe blieb. Bestimmt würde Wallenstein all die umliegenden Städte, die er nicht schon beherrschte, besetzen und mit starken Garnisonen versehen, um sie nicht nur für Gustav Adolf zu versperren, sondern es auch der eigenen Kavallerie zu ermöglichen, das Territorium während des Winters im Zaum zu halten. Wenn er in Naumburg blockiert wäre, musste Gustav Adolf davon ausgehen, dass sein Heer bald beginnen würde, dahinzuschwinden – genauso wie nach dem fehlgeschlagenen Angriff auf die Alte Veste. Trotzdem kam für Wallenstein eine langwierige Belagerung von Naumburg nicht in Frage: sein Heer stünde in einer unbefestigten Stellung auf freiem Feld, noch dazu in der Kälte. Auch war es ihm nicht möglich, ein Lager zu bauen, wie er es in Nürnberg getan hatte, denn der Winter stand vor der Tür und das Wetter war schon schlecht. Seine Truppen und ihre Familien brauchten echte Winterquartiere, oder Krankheit, Tod und Fahnenflucht würden bald Opfer von seinem eigenen Heer fordern. Obwohl zurzeit seine Streitkräfte denen von Gustav Adolf zahlenmäßig überlegen

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waren, wusste er auch, dass Lüneburg bald genug Männer in Torgau haben würde, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, und darum musste er Vorsorge treffen, ihn daran zu hindern, Gustav Adolf zu erreichen. Ferner gab es Arnim, der in Schlesien mit der sächsischen Hauptarmee stand. Wallenstein kannte seine genaue Stellung nicht; in einer wahrscheinlichen Entfernung von 250 Kilometer oder mehr stellte er zwar keine direkte Bedrohung dar, aber trotzdem war es ihm vielleicht möglich, Kavallerie zu Lüneburg nach Torgau zu entsenden. Wallenstein hatte Gallas kommen lassen, doch der war 150 Kilometer entfernt, südlich von Dresden, wo er nur langsam bei dem Versuch vorankam, seine Artilleriegeschütze bei schlechtem Wetter durch die Hügel zu ziehen. Mittlerweile verweilte Aldringen wegen Maximilians dringender Bitten mit etwa 8.000 Mann in Bayern, und das trotz Gustav Adolfs Aufbruch und Wallensteins Appellen. 24 Allerdings würden Verstärkungstruppen das unmittelbare Problem ohnehin nicht lösen, da die schwedischen Befestigungen in Naumburg nicht im Sturm erobert werden konnte. Das kaiserliche Heer musste sich bewegen. Wallenstein erkannte, dass Gustav Adolf höchstwahrscheinlich ausbrechen würde, sobald er sich selbst zurückzog, aber wohin würde er gehen? Er brauchte dringend sowohl Winterquartier als auch Verstärkungstruppen, doch in Richtung Osten befanden sich nicht nur die besetzte Stadt Leipzig, die die Straße nach Torgau beherrschte, sondern auch eine Reihe Städte in Südsachsen, die von Gallas und Holk eingenommen worden waren. Auch hatte Wallenstein Streitkräfte, die in Schlesien Arnim gegenüberstanden. Andererseits gab es kein beträchtliches kaiserliches Heer im Nordwesten, und darum schien es wahrscheinlicher, dass der König in jene Richtung vorrücken würde und dass er Lüneburg befehlen würde, nach Westen zu marschieren, um sich mit ihm zu vereinigen. Wenn dem so wäre, wäre sein voraussichtliches erstes Marschziel die Stadt Halle, 30 Kilometer nördlich gelegen: Die Stadt war, ohne dass Wallenstein dies wusste, der ursprüngliche Treffpunkt, den Gustav Adolf Lüneburg vorgegeben hatte, obwohl Letzterer seinen Befehl nicht erhalten hatte. 25 Halle lag nicht in Sachsen, sondern auf dem Territorium des Erzbistums Magdeburg, und darüber hinaus befanden sich westlich der Stadt mehrere wohlhabende Städte, unter ihnen Quedlinburg und Halberstadt, in einer Gegend, in der Wallenstein selbst den Winter 1626–1627 verbracht hatte. Halle war protestantisch, hatte ein starkes Schloss, und es war der einzige große befestigte Ort innerhalb eines Tagesmarsches ab Naumburg, der nicht schon in kaiserlicher Hand war. Es war ein logisches Ziel und eine Zwischenzuflucht für die Schweden, wenn sie sich die Stadt sichern könnten. Demgemäß schmiedete Wallenstein seine Pläne.

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Am 14. November zog er sich nach Lützen zurück, einer kleinen Stadt mit einem kleinen Schloss, 25 Kilometer von Naumburg, 18 Kilometer von Leipzig entfernt und auf einer geraden Linie zwischen beiden gelegen, wo die Befehle ausgegeben wurden. Holk diente als Wallensteins Stabschef, und er verfasste eine lange Liste von Truppenaufstellungen sowie ein Memorandum der Instruktionen, die ihm der General gegeben hatte. 26 Diese Pläne umfassten sowohl unmittelbare Einsätze als auch Anordnungen für den Winter, und sie schlossen nicht nur die Regimenter in Lützen ein, sondern auch die, die bei Gallas standen. Letztere sollten in Städten und Schlössern stationiert werden, die sich über Südsachsen von Zwickau bis zur böhmischen Grenze erstreckten, um Wallensteins Verbindungs-, Versorgungs-, und eventuelle Rückzugslinien zu sichern. In seiner Darstellung der Schlacht bei Lützen berichtete Holk, dass Wallenstein mehrere Tage in Weißenfels gewartet hätte, um zu sehen, ob Gustav Adolf sich einer Schlacht stellen würde. Als dies nicht geschah, ließ er Pappenheim mit neun Regimentern nach Halle marschieren und wollte selbst nachfolgen, um mit dem König zu schlagen, falls er es entsetzen wollte. Weil aber den Herzog das Podagra heftig plagte, blieb er gegen einige Meinungen über einem Pass [Furt], Rippach genannt, zu Lützen still liegen. Er schickte davon mit Hatzfeld vier Regimenter über Eulenburg gegen Torgau, und zwei Regimenter nach Altenburg, um für den Fall, dass man zwischen Böhmen und ihm den Pass auf Zwickau-Chemnitz unsicher machen sollte, dies zu verhindern. So war man um fünfzehn Regimenter recht entblößt, unter welchen zum Teil die stärksten in der Armee waren.27

Wallensteins Plan, wie Holk ihn hier skizzierte, bestand darin, eine starke Streitmacht nach Halle zu schicken, um es zu besetzen, ehe Gustav Adolf die Stadt erreichen könnte, und zur gleichen Zeit andere Einheiten abzukommandieren, um Lüneburgs Vorrücken zu verhindern und seine eigenen Verbindungslinien zu schützen. Er erwartete, dass Pappenheim Halle belagern müsse und dass Gustav Adolf möglicherweise versuchen würde, die protestantische Stadt zu entsetzen, und darum hatte Wallenstein vor, selbst dorthin zu marschieren, um ihn zu stellen. Wenn das aber nicht passierte, lauteten seine weiteren Befehle, sollte Pappenheim mehrere seiner Regimenter weiter bis zu den Bistumsstädten marschieren lassen, sie besetzen, Kontributionen von ihnen erzwingen und ihre Mauern schleifen lassen, um künftigen Widerstand zu verhüten. Diese Truppen sollten danach in jener Gegend überwintern, aber das kurzfristige Ziel bestand darin, sie Gustav Adolf vorzuenthalten. Aus demselben Grund verteilte er Garnisonen auf mehrere andere Städte zwischen Naumburg, Halle und Leipzig, einschließlich einer große Einheit für die Letztere, um zu sichern,

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dass es im Fall eines Angriffs auf einen Ort möglich wäre, schnell starke Entsetzungskräfte aus den anderen Städten zu sammeln. Diese Truppen verließen Lützen aber noch nicht. Holk sollte während des Winters weiter weg, nach Westfalen und noch weiter ziehen, um wichtige Städte zu sichern, Kontributionen einzutreiben und neue Soldaten für das folgende Jahr zu rekrutieren. Die Truppenzahlen, die er für jeden Ort als Garnison brauchte, wurden in eine Liste eingetragen und die Regimenter für diesen Zweck eingeteilt. Sie blieben jedoch gleichfalls zu diesem Zeitpunkt in Lützen. Warum Wallenstein in Lützen wartete, ist unsicher. Die Truppen, die dort blieben, waren vermutlich die, die er mit sich nach Halle nehmen wollte, um Gustav Adolf anzugreifen, und es mag wohl sein, dass er seinen Aufbruch wegen seiner Erkrankung hinausschob, wie Holk sagte. Er mag es aber auch für ratsam gehalten haben, zu warten, bis Gustav Adolf seine Absicht deutlich zeigte, ehe er selbst weitermarschierte. Denn er schickte einen hohen Offizier, Generalmajor Graf Rudolf von Colloredo, mit 300 Fußtruppen und einer Einheit leichter Kavallerie, sogenannte Kroaten, nach Weißenfels zurück, wahrscheinlich um Wache zu halten und ihn über die Bewegungen des Königs auf dem Laufenden zu halten. Mittlerweile fühlte er sich offensichtlich stark genug, um in Lützen zu bleiben. Es war sein einziger großer Fehler während seines Zweikampfs mit dem Schweden, denn er hatte nicht vorausgesehen, wie schnell Gustav Adolf handeln würde. Trotzdem traf er Vorsichtsmaßnahmen. Er zog sich auf eine sicherere Entfernung von den Schweden nach Lützen zurück, bevor er Streitkräfte in andere Richtungen abmarschieren ließ, ferner stationierte er Truppen, um die Furt von Rippach zu bewachen. Es wird auch behauptet, dass der Schlachtplan für Lützen, den Pappenheim am folgenden Tag bei sich hatte und der erhalten blieb, von Wallenstein im Voraus als eine Eventualitätsmaßnahme, und nicht als eilig hingeworfener Text nach Eingang der Warnung von Gustav Adolfs Vorrücken entworfen worden war. Am Morgen des 15. November wurde das ganze Heer von sieben bis neun Uhr in Schlachtordnung aufgestellt, um die aufbrechenden Einheiten vor jedwedem möglichen Überfall zu schützen, und die leichte Kavallerie wurde als eine weitere Sicherheitsmaßnahme den ganzen Tag im Feld behalten. 28 Pappenheim erreichte Halle am selben Nachmittag, wo es ihm gelang, die Stadt zu besetzen, ohne auf Widerstand zu stoßen. Noch früher an diesem Morgen Mitte November war Gustav Adolf unterwegs. Als er in Naumburg ankam, hatte er Befehl an Lüneburg geschickt, vorzurücken und sich mit ihm zu vereinigen, aber um Leipzig zu umgehen, hatte er einen langen Umweg vorgegeben, und zwar über Grim-

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ma, 24 Kilometer südöstlich davon, und danach über Altenburg, 37 Kilometer nach Süden. 29 Als die Kaiserlichen sich zurückzogen, erkannte Gustav Adolf seine Chance. Wenn er sofort handelte, hoffte er, könne er schon ein gutes Stück unterwegs sein, bevor es möglich wäre, ein Abfangen oder eine Verfolgung zu organisieren. Folglich brach er nach Osten in Richtung Grimma auf und versuchte, Lüneburg zu treffen. Wallenstein hatte falsch geraten. Nichtsdestoweniger hatte der König von der Zerstreuung der kaiserlichen Truppen keine Kenntnis haben können, denn sie hatte noch nicht angefangen, und als er noch glaubte, ein schwächeres Heer zu haben, war er „mit dem Feind zu schlagen nicht gesonnen, sondern vorzurücken und mit dem Kursächsischen Volk [Lüneburg] sich zu vereinigen“. Folglich bewegte sich Gustav Adolf wegen der Möglichkeit, dass der Rückzug eine mögliche Falle wäre, sehr vorsichtig und langsam und in voller Schlachtordnung. Seine Route führte ihn in den Süden von Weißenfels, und obwohl die Quellen über die Einzelheiten unklar sind, scheint es, dass seine schützenden Kavallerievorreiter am linken Flügel mit den Kroaten von Colloredo zusammenstießen, als diese sich der Stadt näherten.30 Einige wurden gefangengenommen, und von ihnen erfuhr Gustav Adolf von Pappenheims Abmarsch, aber umgekehrt erfuhr auch Colloredo, dass das schwedische Heer auf dem Marsch war. Der König musste sich die Situation überlegen. Das Überraschungselement war verloren, und darum konnte er nicht mehr darauf hoffen, dem kaiserlichen Heer zu entkommen und zu Lüneburg vorzurücken. Er musste seine Pläne ändern, aber es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder musste er sich nach Naumburg zurückziehen oder sich für eine Schlacht gegen Wallenstein vorbereiten. Vom Temperament her neigte Gustav Adolf zu einer kühnen und unerwarteten Handlungsweise, doch er erkannte auch, dass er während Pappenheims Marsch nach Halle den Kaiserlichen zahlenmäßig überlegen sein würde, bis dieser möglicherweise zurückgerufen werden könnte. Es war eine momentane Chance, und darum entschied er sich, sofort anzugreifen. Dies geschah etwa um die Mittagszeit. Von Gustav Adolfs Kavallerie gestört, zog sich Colloredo eilig zurück, aber an der Rippach, kaum sechs Kilometer vor Lützen, führten seine und die Truppen, die Wallenstein dort stationiert hatte, etwa 1.000 insgesamt, ein energisches und wirkungsvolles Gefecht, mit dem sie ihn aufhielten. Obwohl sie ihre Artillerie heranführten, gelang es die Schweden nicht, bis zur Dämmerung eine Überquerung zu erzwingen, und dann war es zu spät, am selben Tag anzugreifen. Mittlerweile eilten Meldereiter von Lützen den vor kurzem aufgebrochenen Einheiten nach, und man fing an, Vorbereitungen für eine unmittelbare Schlacht zu treffen. Pappenheim war erst am folgenden Tag zu erwarten,

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aber andere kamen rechtzeitig, um ihre Stellungen bei Fackellicht zu beziehen. 31 Wallenstein hatte noch die Nacht, um seine Verteidigungsmaßnahmen abzuschließen und seine Streitkraft aufzustellen. Ein kleines Geheimnis kann man hier erklären. Wallenstein schrieb an Pappenheim: Gustav Adolf „ist schon an dem pas [d. h. Rippach] wo gestern der … weg gewest ist“. An der Handschrift ist nur der erste Teil des fehlenden Wortes zu lesen, und das nur mit Schwierigkeit. Deuticke schätzte „losy“, der ein kaiserlicher Oberst war, aber Mann weist darauf hin, dass Losy zur Zeit in Wien war, und er selbst schlug „böse weg“ vor (S. 1052). Lösau aber ist ein Dorf zwei Kilometer vor Rippach auf den Weg von Weißenfels, und wahrscheinlich schrieb Wallenstein in der Tat „wo gestern der lösau weg gewest ist“. Die Landschaft um Lützen ist fast flach, mit wenigen natürlichen Gegebenheiten, die helfen könnten, ein Heer aufzustellen. Darum stationierte Wallenstein seine Truppen an der Nordseite der Landstraße, die aus Lützen nordöstlich nach Leipzig führt. Zu beiden Seiten dieser Straße gab es Gräben, und während der Nacht ließ er die Truppen an die Arbeit gehen, sie zu vertiefen und die Straße zu erhöhen, auch wurde alles Holz, das man finden konnte, gesammelt und in Form angespitzter Pfähle eingesetzt, um einen Angriff der Kavallerie zu verhindern. Obwohl die Straße aus Naumburg, auf der die Schweden vorrückten, an den rechten Flügel der Kaiserlichen führte, wurde dieser von der Stadt selbst geschützt, auch stellten Sumpfland sowie ein Bach – der Mühlgraben – sicher, dass die Schweden nicht einfach westlich um Lützen vorrücken konnten, um Wallensteins Flanke und Nachhut zu überfallen. Stattdessen wären sie gezwungen, die Stadt an der Süd- und Ostseite zu umgehen, und so würden sie direkt gegenüber Wallensteins Schlachtlinie ankommen. Diese Anordnung bedeutete auch, dass die Straße aus Halle in den Rücken der kaiserlichen Truppen führte und folglich Pappenheims Truppen bei der Rückkehr einfach die ihnen zugeteilten Stellungen finden und besetzen könnten. Rechts von Wallenstein befanden sich auf etwas erhöhtem Grund kurz außerhalb der Stadt einige Windmühlen, und hier stellte er die Hauptbatterie seiner Artillerie auf, während er die leichteren Geschütze in der Mitte und links der Linie in Gruppen verteilte. Seine Schlachtordnung entsprach dem konventionellen Plan: Kavallerie an beiden Flügeln flankierte den Großteil der Infanterie in der Mitte und hatte die Reserven im Rücken. Die schwere Kavallerie aber stand hauptsächlich auf dem rechten Flügel, was eine größere Truppenanzahl vorwiegend leichter Kavallerie übrig ließ, um den linken Flügel zu halten. Hier war der schwächste Punkt, noch dazu ohne Verteidigung der Flanke, außer noch einem Bach, dem

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Flossgraben, der kein großes Hindernis darstellte. Zudem hoffte Wallenstein, dass Pappenheim rechtzeitig ankommen würde, um diese Schwäche auszugleichen. 32 Was die Befehlsgewalt betrifft, sind die Quellen nicht eindeutig, es scheint aber, dass Pappenheim sofort nach seinem Eintreffen den linken Flügel übernehmen sollte. Dadurch würde der ursprünglich dort stationierte Holk nicht mehr benötigt und könnte den Befehl über den rechten Flügel von Wallenstein übernehmen, der am Anfang sowohl diesen als auch die Mitte kommandierte. 33 Wallenstein handelte schnell, und das Endergebnis war wahrscheinlich so gut, wie auf diesem Terrain möglich, auch wenn man mehr Zeit gehabt hätte, aber das Hauptproblem blieb. Als die Schlacht begann, war er zahlenmäßig sowohl an Truppen als auch an Geschützen unterlegen. Insgesamt schien der Unterschied nicht sehr groß, denn Guthrie schätzt 19.000 Mann auf schwedischer Seite gegen 16.800 Kaiserliche. Tatsächlich hatte Wallenstein etwas mehr Kavallerie, obwohl es unter ihnen viele leichtbewaffnete Kroaten gab, was vielleicht auf ungefähre Gleichheit hinauslief. Schlimmer aber war, dass Gustav Adolf 13.000 Fußsoldaten gegen Wallensteins 10.000 einsetzen konnte, ihm also diesbezüglich zahlenmäßig um 3.000 Mann oder 30 Prozent überlegen war, und die Schweden anderthalbmal so viele Geschütze wie die Kaiserlichen hatten. 34 Folglich war Gustav Adolf in der Lage, seine Truppen auf einer Doppellinie gegenüber Wallensteins Heer anzuordnen, denn seine Hauptmacht wurde von einer Reserve entlang der gesamten Aufstellung unterstützt. Der schwedische General Graf Nils Brahe kommandierte die Infanterie in der Mitte, Bernhard von Weimar und Gustav Adolf selbst befehligten die Kavallerieeinheiten an der Hauptkampflinie der Schweden auf der Linken beziehungsweise Rechten, und die Geschütze waren in mehreren Batterien entlang dieser Linie verteilt. 35 Die Schweden übernachteten ungefähr drei Kilometer vor Lützen, früh am folgenden Morgen aber wurde ihr Versuch, dorthin zu marschieren, durch Nebel behindert. Also mussten sie auf mehr Helligkeit warten, bevor sie ihre Schlachtstellungen beziehen konnten, aber währenddessen verdichtete sich der Nebel, was ihren Angriff weiter verzögerte. Gustav Adolf konnte nur ängstlich warten, denn er wusste, dass Pappenheim jeden Augenblick ankommen könnte. Wegen des Nebels war es für beide Seiten schwierig, Stärke und Stellungen des Feindes zu beurteilen, eine Situation, die auch während der Schlacht andauerte, als Nebelschwaden wieder und wieder das schon mangelhafte Tageslicht eines kurzen Tages Mitte November verdunkelten. Das gleiche Problem betraf auch nachfolgende Berichte über die Schlacht, die unzuverlässiger als gewöhnlich sind und deren

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Beschreibungen ein tatsächlich verwirrendes Ereignis noch verwirrender erscheinen lassen. Hier wird nicht der Versuch gemacht, eine maßgebliche Darstellung des Ablaufs zu geben. Stattdessen werden einige wenige Punkte ausgewählt, die sowohl wichtig als auch verhältnismäßig zuverlässig belegt sind. 36 Es war schon elf, ehe Gustav Adolf den Angriff aufnehmen konnte, aber bald geriet seine Kavallerie auf der Rechten wegen Wallensteins Verteidigungsanlagen in Schwierigkeiten. Zur gleichen Zeit machte die Linke kaum Fortschritte beim Versuch, die Artilleriebatterie bei den Windmühlen zu erreichen, denn sie geriet unter Beschuss der kaiserlichen Musketiere, die um die Häuser von Lützen stationiert waren. Entweder geriet die Stadt in Brand, oder sie wurde in Brand gesteckt, und der Rauch verschlechterte zusammen mit dem der Geschütze die Sichtverhältnisse auf dem Schlachtfeld noch weiter. Nachdem sie sich umgruppiert hatten, begannen die Schweden voranzuschreiten, besonders der rechte Flügel, doch gegen Mittag kam Pappenheim mit etwa 2.500 Kavalleristen an, und obwohl Männer und Pferde nach dem langen Ritt müde waren, machte er sich sogleich an die Vorbereitung eines Gegenangriffs, den er gegen dreizehn Uhr in Gang setzte. Er selbst wurde fast sofort niedergeschossen und starb wenige Stunden später an seinen Wunden, aber nach dem Eintreffen seiner Truppen war die Kampfstärke beider Seiten jetzt ungefähr gleich. Damals hatten gleichstarke Streitkräfte häufig Schlachten zur Folge, die lange dauerten und in denen erbittert gekämpft wurde. Überlegenheit zeigte sich mal auf der einen, mal auf der anderen Seite, oft auch unterschiedlich an verschiedenen Orten im Feld. Dies war in Lützen am Nachmittag des 16. November 1632 der Fall. Je später am Tag, desto unklarer lässt sich der Verlauf der Ereignisse aus den Berichten entnehmen, aber offensichtlich ist, dass die Generäle kaum in der Lage waren, wirksame Kontrolle auszuüben oder irgendeine gemeinsame Strategie durchzuführen. Stattdessen wurde die Schlacht zu einer Reihe örtlich beschränkter Vorstöße, von Verteidigungsausfällen und Gegenstößen, die von der Initiative der Offiziere vor Ort abhängig war. Einer, der sich auf der kaiserlichen Seite besonders auszeichnete, war der junge italienische Oberst und spätere General Octavio Piccolomini, der den linken Flügel ermunterte, nachdem Pappenheim gefallen war, und ihn zurück in den Kampf führte, obwohl er selbst mehrfach verwundet wurde. Wallenstein, sagen einige, kommandierte den meisten Teil des Tages aus einer Pferdesänfte, weil er wegen seiner Podagraschmerzen nur kurz auf einem Pferd sitzen konnte. Dagegen berichten andere, dass er im dichtesten Kampfgetümmel steckte, wo er laut Holk verwundet wurde; nach einem anderen Bericht traf ihn

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Aufstellung der Streitmächte am Anfang der Schlacht bei Lützen, 16. November 1632.

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eine Musketenkugel an der Hüfte, durchdrang aber nicht seinen dicken Mantel. 37 Irgendwann in diesem Konflikt wurde der 37-jährige Gustav Adolf getötet, und das ist fast alles, was man mit Sicherheit zu diesem Thema sagen darf, denn zeitgenössische Berichte sind unterschiedlich und gründen sich mehr auf Hörensagen als auf Augenzeugen. Laut der gewöhnlich bevorzugten Version aber sah Gustav Adolf am frühen Nachmittag eine Einheit seiner Infanterie, die an der kaiserlichen Seite der Straße abgeschnitten war und unter schwerem Druck stand, weshalb er eine Gruppe Kavallerie sammelte und zu Hilfe eilte. Im dabei entstehenden Handgemenge wurde er, vielleicht im Nebel, vom Großteil seiner Eskorte getrennt, und da er wegen einer alten Wunde nur einen leichten Schutz statt des vollständigen Harnischs trug, wurde er durch einen Schuss außer Gefecht gesetzt, umringt und umgebracht. Wer von seinem Tod wusste und wann man davon erfuhr, ist ebenfalls unsicher, aber man darf die Geschichte wohl nicht für bare Münze nehmen, nach der sein Kaplan die Panik nach Eingang der Todesmeldung unterdrückte, indem er die Schweden einen Psalm singen ließ. 38 Die Abwesenheit des Königs wurde bemerkt, und Bernhard von Weimar übernahm das Kommando. Das entsprach der gewöhnlichen Handlungsweise für den Fall, dass Gustav Adolf auf irgendeine Weise kampfunfähig würde. Obwohl bereits Gerüchte zu hören waren, wurde sein Tod erst später am Nachmittag bestätigt, als seine Leiche, der wertvollen Kleidung und anderer Ausrüstung entblößt, gefunden und in die kleine Kirche in Meuchen, einem Dorf im Rücken der schwedischen Streitmacht, verbracht wurde. Normalerweise gingen Schlachten zu Ende, wenn eine Seite unter Druck wich und die Soldaten anfingen, vom Feld zu entfliehen, während die Sieger sie verfolgten und begannen, den Tross des Feindes zu plündern. In Lützen fand dies nicht statt. Trotz vielfach wechselnder Chancen und obwohl die Hauptbatterie der Artillerie Wallensteins erobert worden war, hielten beide Seiten fast ihre ursprünglichen Stellungen, als es gegen siebzehn Uhr nachmittags dunkelte. Jede Seite hätte noch gewinnen können, aber die erschöpften Heere hatten gefochten und waren am Ende. Zu diesem Zeitpunkt erreichte Pappenheims Infanterie, etwa 3.000 Soldaten, endlich Lützen. Sie waren sogar nach dem langen Marsch noch kampffähig, doch obwohl der Kommandant bereit war, einen letzten Angriff zu unternehmen, war es zu spät. Ungefähr 2.000 Mann jeder Seite waren schon tot, auf der schwedischen Seite wahrscheinlich mehr, und vielleicht zweimal so viel waren schwer verwundet. Viele von ihnen würden ihren Verletzungen erliegen. Es war schon dunkel, die Einheiten waren verstreut

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und desorganisiert, Munition war knapp, und es war unmöglich, in dieser Nacht noch etwas zu versuchen. Die Frage war, was als Nächstes zu tun wäre. Nochmals beeinflussten die schlechte Sicht und unzureichende Informationen über das Geschehene und den genauen Verlauf der Schlacht die Situation. Keine Seite hatte klare Vorstellung von der noch vorhandenen Stärke und Kampffähigkeit des Gegners, obwohl jede von ihnen über ihre eigenen Schwächen besser Bescheid wusste. Von Sydman Poyntz, einem englischer Hauptmann in Wallensteins Heer, existiert eine lebendige Beschreibung der Situation: Als es schon Nacht war, zogen sich die beiden Heere um eine halbe englische Meile zurück, um sich etwas zu erholen, denn sie waren unglaublich erschöpft, sowohl Männer als auch Pferde, soviel noch ungetötet blieben. Kaum hatten wir uns hingelegt, um uns auszuruhen und waren in einem tiefen Schlaf, als ein Befehl vom General an alle Obersten und Wachtmeister ankam, ihm sofort einen Bericht über die Stärke jedes Regiments zu schicken. Ich konnte ihn nur über die drei Offiziere meiner Kompanie informieren, die da an meiner Seite lagen. Es scheint, dass er die meisten seiner Kompanien so schwach wie die meine gefunden hatte, denn kurz danach in der selben Nacht wurde dem Heer befohlen, ohne Trommelschlag und Trompete abzumarschieren.39

Bernhard von Weimar war jung und ehrgeizig, auch hielt er zum ersten Mal das Gesamtkommando, und er zog es vor, sein Heer auf dem Schlachtfeld zu behalten, statt zu riskieren, dass man ihn als übervorsichtig verspottete. Auch konnte ein Rückzug gefährlich sein. Wallenstein, der älter, besonnener und selbst auch krank war, wollte besonders, da sich das sichere Leipzig in erreichbarer Nähe für sein Heer befand, kein Risiko eingehen, das am kommenden Morgen eintreten könnte. Weiter fürchtete er, dass Hilfe aus Torgau oder sogar von Arnims sächsischem Heer für die Schweden unterwegs sein könnte, und zog sich daher am selben Abend zurück. 40 Die Regimenter, die vor kurzem aus Halle angekommen waren, dienten als Nachhut, aber die Schweden versuchten keine Verfolgung und zogen sich am folgenden Tag nach Naumburg zurück. Weil die Schweden nach der Schlacht im Besitz des Feldes blieben, war es ihnen wegen einer damals geltenden Konvention möglich, den Sieg für sich in Anspruch zu nehmen. Aus anderer Sicht beanspruchte ihn Wallenstein, da er viel mehr feindliche Fahnen erobert hatte. Nach den Konventionen der Zeit war dies ebenfalls maßgeblich für den Sieg. Seitdem haben die Vorkämpfer beider Seiten diese Propagandaschlacht fortgeführt, neutrale Betrachter beschreiben dagegen das Ergebnis gewöhnlich als unentschieden. Es lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass die eine oder

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andere Seite in irgendeinem umfassenden Sinn die Schlacht gewonnen hat, denn beide erlitten schwere Verluste und waren danach nicht in der Lage, ihr ursprüngliches Vorhaben zu Ende zu führen. Auch war es ihnen nicht gelungen, den Feind als eine Streitmacht zu beseitigen, mit der man rechnen musste, oder ihm genug Schaden zuzufügen, dass er sich davon über den Winter nicht erholen konnte. Diejenigen, die mit Sicherheit verloren hatten, lagen, wo sie gefallen waren. Leutnant Augustin Fritsch, der am Abend mit Pappenheims Infanterie ankam, wurde im Schutz der Dunkelheit ausgeschickt, um die eroberte kaiserliche Artilleriebatterie zu erkunden. Er fand die großen Geschütze, die Ziel solch intensiver Kämpfe gewesen waren, ganz unbewacht, „da aber kein einziger Mensch vor uns, der vom Feind war“. Die Lebenden hatten anderes zu tun: „Und das ganze Feld, soweit wir sehen könnten, welches aber wegen des Finsteres der Nacht nicht weit geschehen könnten, voller Lichter war, welche ich aber für Lunten angesehen habe, und darüber bin ich etwas gestuzt. Doch lediglich haben wir von dem Berg der Windmühle hinunter gestiegen und waren fürder gegangen, da ich dann allererst gesehen habe, dass sie nur Lichter waren, welche die Soldaten in den Händen hatten, als sie auf der Walstatt gemaust oder die Toten visitiert haben.“ 41

12 Vom Frieden und anderen Dämonen (Nach Marquez) Im Januar 1633 verfasste eine kleine Gruppe kaiserlicher Hofräte eine Denkschrift über die Entwicklung des Krieges für Ferdinand.1 Obwohl sie sehr vorsichtig formuliert wurde und alle unentbehrlichen Bezüge auf die Rechtschaffenheit der Sache und des Kaisers Pflicht der Kirche gegenüber einschloss, war ihre Bewertung düster. Nach Kampf, Blutvergießen und Verwüstung der Territorien des Kaisers, die viele Jahre gedauert hätten, sei die Lage der katholischen Kirche weniger sicher als zuvor. Sie sei in der Tat schlimmer als jemals seit der Reformation. Es gebe im Reich viel mehr Protestanten als Katholiken, eine bedauerliche Tatsache, die den Feinden des Kaisers behilflich sei, wie der Erfolg der schwedischen Feldzüge klar gezeigt habe. Vor dem Eingreifen von Gustav Adolf habe die katholische Seite viele Schlachten gewonnen, ohne einen dauernden Sieg zu erzielen, aber der Verlust von einer Schlacht, Breitenfeld, habe sie den größten Teil Deutschlands gekostet. Einige Reichsfürsten hätten sich mit den Schweden verbunden, auch hätten andere, einschließlich Katholiken, Zuflucht in der Neutralität gesucht. Der Kaiser habe nur einen zuverlässigen Verbündeten, Spanien, aber wegen des fortdauernden Krieges in den Niederlanden könne dies wenig wirksame Hilfe anbieten. Auf der Gegenseite aber unterstütze Frankreich die Schweden, auch habe es selbst Ansprüche auf kaiserliche Territorien im Sinn, ferner waren England und die Republik der vereinigten Niederlanden feindlich gesinnt, und Dänemark sei bestenfalls unsicher. Realistisch dürfe man nicht daran denken, fuhren sie fort, dass einige erfolgreiche Schlachten die Situation im Wesentlichen ändern könnten oder dass die katholische Seite vermittels Krieg schnell oder innerhalb weniger Jahre wieder ihre alte Stellung einnehmen könne. Die Mittel in den Händen des Feindes seien viel größer als die der kaiserlichen Erblande, denen man keine weiteren Lasten auferlegen könne, ohne das Risiko einzugehen, noch einen Aufstand zu provozieren. Selbst die habsburgische Thronfolge im Reich könne in Frage gestellt werden, wenn die Reichsstände wegen eines fortlaufenden Krieges noch weiter entfremdet würden. Trotz der militärischen Anstrengungen des Vorjahres sei es den Kaiser-

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lichen nicht gelungen, den Hauptschauplatz des Konflikts aus den habsburgischen Territorien und tief ins feindliche Gebiet zu verschieben, aber mindestens habe man für eine Zeitlang ein Gleichgewicht wiederhergestellt, währenddessen keine Seite sich eines Sieges sicher fühlen könne. In genau solch einer Situation hätten Friedensverhandlungen die beste Erfolgsmöglichkeit, und die Könige von Dänemark und Polen hätten sich bereit erklärt, zu vermitteln, wie auch Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt. Diese Gelegenheiten solle man vor dem Anfang neuer Feldzüge im Frühling jetzt ergreifen, und man solle einen Waffenstillstand während der Verhandlungen anstreben, um des Kaisers Länder vor weiteren Bürden des Krieges zu verschonen. Die Verfasser dieser Einschätzung waren Graf Maximilian von Trauttmansdorff, hochrangiger und immer einflussreicherer Rat, Freiherr Peter von Stralendorf, der Vizekanzler, und Bischof Antonius von Wien. Ferner war wohlbekannt, dass Eggenberg und Questenburg derselben Meinung und auch Mitglieder der „Friedenspartei“ in Wien waren. Wallenstein, nie ein Politiker und seit Jahren von Wien abwesend, war nicht unter ihnen, aber seine Beurteilung der Situation war dieselbe. Wie der Herzog von Wellington über Waterloo meinte, war Lützen „das knappeste Entrinnen, das man sein Lebtag je sah“, und Wallenstein erkannte besser als irgendjemand anderes, dass wenn Gustav Adolf überlebt und gesiegt hätte, es für die kaiserliche Seite katastrophal gewesen wäre. Wie die Dinge lagen, hatte Wallenstein seine eigenen Mindestziele für 1632 erreicht. Er hatte Gustav Adolf daran gehindert, die habsburgischen Erblande zu überfallen und zu besetzen, er hatte die Reihe schwedischer Siege beendet und die Schweden ihres Rufes als unbesiegbar beraubt. Auch hatte er dem Feind, wenn auch keine entscheidende Niederlage, so doch mindestens zwei schwere Rückschläge beigebracht. Genug war es nicht. Seine eigenen Verluste waren nicht so schwer gewesen, dass es unmöglich wäre, das Heer während des Winters wiederaufzubauen, aber er konnte es sich nicht leisten, es noch mal in einer großen Schlacht gegen einen Feind von vergleichbarer Stärke aufs Spiel zu setzen. Wäre das Heer vernichtet, hätten weder er noch der Kaiser Geld genug, ein neues auf die Beine zu stellen, auch wäre es nicht einfach möglich, genügend Soldaten in dem eingegrenzten Gebiet zu finden, das sich noch unter kaiserlicher Herrschaft befand. Die Schweden waren nicht so gehemmt. Sie und ihre Anhänger hielten einen großen Teil von Deutschland, was es ihnen ermöglichte, Kontributionen aus einem viel größeren Gebiet einzutreiben und dort Truppen zu rekrutieren. Noch dazu hatten sie entfernte Verbündete, die recht vermögend waren und denen weitere Territorien für Rekrutie-

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rung zur Verfügung standen. Auch ohne Gustav Adolf hatten sie begabte Generäle, während Oxenstierna, der die politische Führung übernommen hatte, weiterzumachen beabsichtigte, wo sein König aufgehört hatte. Ein kaiserlicher Sieg, erkannte Wallenstein, war in einem wirksamen und nachhaltigen Sinn nicht zu erreichen, und obwohl es notwendig war, ein starkes Heer wiederaufzubauen und zu erhalten, musste das Hauptbestreben darauf gerichtet sein, eine Grundlage für Frieden zu finden. Damals sagte er einem dänischen Vertreter: „Ich begehre den Frieden so hoch als meine Seligkeit, nichtsdestoweniger mache ich jetzt grössere Vorbereitungen zum Krieg, als ich niemals vorher getan habe.“ Dieses Mal aber richtete er seine Anstrengungen zu allererst gegen „diejenigen, so die offerierten Friedenbesprechungen verwerfen und zu weiterer Blutstürzung Lust haben“. 2 Er hatte noch einen Grund für sein Friedensbegehren. Er war schon 49, was nach den damaligen Begriffen bedeutete, dass er die Blüte seiner Jahre hinter sich hatte, und seine Gesundheit, nie gut, verschlechterte sich schnell. Seine Gicht, eine fortschreitende und kräftezehrende Krankheit, für die es damals keine wirksame Behandlung gab, machte ihn allmählich zum Krüppel. In Lützen konnte er noch reiten, selbst wenn nur für eine Zeitlang, aber danach waren seine gewöhnlichen Transportmittel entweder eine Kutsche oder eine Pferdesänfte. Das Schreiben fiel ihm immer schwerer, und manchmal konnte er wegen des Schmerzes in seinen Fingergelenken sogar nicht einmal seinen Namen schreiben. Auch litt er unter anderen wiederkehrenden Krankheiten, welchen Namen wie „das ungarische Fieber“ gegeben wurden, und die vielleicht aus seinen frühen Jahren als Soldat stammten. Ihre genaue Art ist nie festgestellt worden, aber dies hat auch keine besondere Bedeutung. Klar ist, dass er dauernd unpässlich und häufig ernstlich krank war, eine Tatsache, die im Lauf des Jahres 1633 allgemein bekannt wurde. Wallenstein selbst wusste es am besten. Schon hatte sich der Krieg fast fünfzehn Jahre hingezogen, und er würde nicht fähig sein, noch viele Jahre das Kommando zu führen. Selbst wenn der Krieg zu gewinnen gewesen wäre, fehlte ihm die Zeit dazu, und darum wurde der Frieden zu seiner Priorität, ja einer Art Besessenheit. Frieden wollte er wahrscheinlich auch für sich selbst, eine Befreiung von den schweren Bürden der Kommandoführung, die er vor einem Jahr nur widerwillig wiederaufgenommen hatte, auch Frieden, um während der kurzen Zeit, die ihm übrig blieb, die Länder und Paläste seines Herzogtums zu genießen. Wie seine Briefe beweisen, dachte er nur selten nicht an sie, auch während seiner hektischsten Feldzüge. Mecklenburg war verloren, solange die Schweden Norddeutschland hielten, und Sagan, wie das übrige Schle-

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sien, war von Arnims Heer entweder bedroht oder tatsächlich besetzt, aber noch hatte er Friedland. Selbst das würde verlorengehen, wenn die Schweden und Sachsen ihren Vormarsch fortsetzten, und so den böhmischen Exilanten die Rückkehr in die Heimat ermöglichten. Es gab viele Gründe dafür, sich nach Frieden zu sehnen. Die Verdrehungen und Verwirrungen im Lauf der nachfolgenden Verbindungen zwischen den Kriegsparteien, bei denen Wallenstein meistenteils die Hauptperson war, sind nicht einfach zu verstehen. Mann ging so weit, zu behaupten, dass solche Versuche zwecklos seien, denn „man kommt bei der Beschreibung dieses letzten Lebensjahres mit strenger Vernunft nicht aus“, weil dies etwas voraussetzt, „was nicht da war“. Glücklicherweise ist dies eine zu pessimistische Meinung. Zwar gibt es Schwierigkeiten, wie Mann festhielt: „Was er redete, was seine autorisierten, halb-autorisierten, gar nicht autorisierten, selbsternannten Freunde ihn reden ließen oder über ihn redeten, suchte man [vergebens] in vernünftige Ordnung zu bringen.“ Nichtsdestoweniger wird das Bild klarer, wenn man die Aufmerksamkeit auf das Wenige konzentriert, was Wallenstein selbst sagte, insofern es mit relativer Sicherheit beweisbar ist, und noch mehr auf das achtet, was er wirklich tat. 3 Nach Lützen blieb Wallenstein nicht lange in Leipzig, auch nicht in Sachsen. Es schien ihm nicht mehr möglich, Winterquartiere für sein arg mitgenommenes Heer in einem feindlichen Gebiet zu suchen, in dem Arnim, Lüneburg und Bernard von Weimar noch auf freiem Fuß waren. Um das Heer wiederaufzubauen, war Sicherheit unbedingt notwendig, und die gab es nur in Böhmen, selbst wenn das bedeutete, nochmals in den kaiserlichen Erblanden zu überwintern, was viel Missfallen am Hof verursachte. Sein Heer zog sich zurück, und Wallenstein selbst reiste nach Prag. Dort schrieb er Pappenheims Witwe einen Beileidsbrief, und einige Tage später schickte er ihr eine beträchtliche Geldsumme, um ihr vorläufig zu helfen, „weil es uns nicht unbewusst ist, dass die Frau bei jetzigem Zustand von ihren Herschafften und Gütern nichts erheben kann“. 4 Auch verteilte er großzügige Belohnungen an Offiziere und Soldaten, die in Lützen ihre Sache gut gemacht hatten, nebst Bezahlungen an die Verwundeten. Es gab aber auch solche, die sich anders verhalten hatten. Das unerwartete Erscheinen der Schweden hatte einigen keine Zeit gelassen, sich geistig auf die Schlacht vorzubereiten, das wankelmütige Glück des Tages hatte andere verleitet, zu verschiedenen Zeitpunkten zu glauben, dass die Schlacht verloren wäre, und der ungewöhnlich lang dauernde Kampf hatte noch dazu geführt, dass andere die Nerven verloren. Es hatte Fahnenflüchtige gegeben, darunter Offiziere, sogar einen Obersten. Ein Hauptmann war so weit geflohen,

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dass er Pappenheims Soldaten auf dem Marsch nach Lützen getroffen hatte, und er hatte ihnen mitgeteilt, dass die Schlacht verloren wäre, und darum sollten sie so schnell wie möglich nach Halle zurückkehren. Einige der Flüchtigen hatten ihre ganzen Einheiten mitgenommen, obwohl Wallenstein die Offiziere tadelte, „denn wären die Offiziere gestanden, so hätten die Reiter ihre Schuldigkeit auch in Acht genommen“. Militärgerichte mussten folgen, „dieweil nun das Gute belohnt, also auch muss das Böse bestraft werden“. 5 Das Ergebnis war das sogenannte Prager Blutgericht, infolgedessen zwölf Offiziere und fünf Soldaten hingerichtet wurden, ferner wurden etwa dreißig rangniedrige Offiziere, die klugerweise verschwunden und der Gefangennahme entgangen waren, in ihrer Abwesenheit zum Tode verurteilt. Einige Historiker haben behauptet, dass Wallenstein dieses Ereignis nutzte, um Sündenböcke für sein Versagen zu finden, einen klaren Sieg in Lützen zu erzielen, was ihrer Meinung nach auch dazu führte, dass sich viele seiner Offiziere gegen ihn wandten.6 Das ist höchst unwahrscheinlich. Holk war für das Verfahren verantwortlich, ein großes und breit ausgewähltes Richterkollegium führte das Kriegsgericht, und das Beweismaterial wurde sorgfältig drei Wochen lang untersucht. Einige von denen, die anfänglich verdächtigt wurden, wurden entlastet, ohne vor Gericht gestellt zu werden, andere wurden freigesprochen, und einer wurde nur zu Entlassung wegen Wehrunwürdigkeit verurteilt. Aber für die Fälle bewiesener Fahnenflucht, insbesondere für die Personen, die nicht nur flohen, sondern erst den Tross ihres eigenen Heeres plünderten, sah das Militärgesetzbuch den Tod vor. Als Oberbefehlshaber war es Wallensteins Pflicht, die Urteile zu bestätigen, trotz Bittschriften aus hohen Kreisen zugunsten des adligen Obersten, der der höchstrangige Verurteilte war. Ein achtzehnjähriger Hauptmann der Kavallerie erweckte besonderes Mitleid, auch kam angeblich ein Gnadengesuch von Piccolomini, das Wallenstein ebenfalls ablehnte. Die Zeiten waren rau, und der Krieg, damals wie auch später, war ein grausames Geschäft. Achtzehnjährige wurden noch im Ersten Weltkrieg, fast dreihundert Jahre nachher, wegen Feigheit vor dem Feind hingerichtet. Gewiss hätte dieses Verfahren abgebrühte Berufsoffiziere nicht dazu veranlasst, sich gegen Wallenstein zu stellen. Ganz im Gegenteil hätten sie nichts anderes erwartet, denn solche Maßnahmen wurden für nötig gehalten, um sicherzustellen, dass Soldaten ihre Pflicht im Kampf taten. Ferner waren sie übliche Praxis. Drei Monate früher wurde ein Oberster im schwedischen Dienst, der die Stadt Rain übergeben hatte, vor ein Kriegsgericht gestellt und hingerichtet, nachdem Gustav Adolf die Stadt einige

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Tage später zurückerobert hatte, auch wurde der sächsische Offizier, der Leipzig Holk übergab, in Dresden hingerichtet.7 Die Anzahl der Betroffenen war aber nach Lützen ungewohnt hoch, was an den außerordentlich harten Kämpfen der Schlacht lag, auch wurden die Urteile auf demselben Platz in Prag vollstreckt, auf dem vor zwölf Jahren die führenden böhmischen Rebellen hingerichtet worden waren, was dem Ereignis einen besonderes schlechten Ruf gab. Aus militärischer Sicht erzielte keine Seite im Jahr 1633 viel von Bedeutung, denn obwohl der Krieg auf keinen Fall zum Stillstand kam, wurde er in der Praxis wegen einer komplizierten Reihe von Versuchen, irgendeine Grundlage für den Frieden zu finden, auf den zweiten Platz verdrängt. Dennoch bestätigten die schwedischen Fortschritte im Frühjahr, sowohl in politischen als auch in militärischen Angelegenheiten, die Befürchtungen, die die Friedenspartei in Wien erst vor kurzem darlegt hatte. Oxenstierna übernahm die Führung der Regentschaftsregierung, und es standen noch 100.000 Mann in schwedischen Diensten in Deutschland. Um eine solidere Grundlage für die Fortsetzung des Krieges zu schaffen, schloss er ein neues Bündnis mit Frankreich, auch fuhr er weiter mit einem von Gustav Adolf schon eingeleiteten Plan fort, eine festere Union von protestantischen Fürsten und Städten zu bilden. Folglich wurde im April 1633 der Heilbronner Bund mit Oxenstierna als Direktor gegründet. Hauptsächlich stammten die Mitglieder aus den fränkischen, schwäbischen und rheinischen Kreisen des Reiches, die wichtigen Kurfürstentümer Sachsen und Brandenburg waren jedoch nicht darunter; beide durfte Oxenstierna durchaus nicht als absolut zuverlässig betrachten. Seine persönliche Diplomatie wurde gebraucht, um ihre Zusage zu erhalten, am Feldzug von 1633 teilzunehmen, und selbst dann nur unter den Bedingungen, dass der Hauptschauplatz Schlesien sein sollte und dass Sachsen den schwedischen Befehlshaber dort ernennen sollte. Seltsamerweise wählte der Kurfürst den böhmischen Exilanten Thurn aus, der damals als schwedischer General diente. Solche Kompromisse musste man machen, aber schon im Frühling 1633 hatten die Schweden ihre politische Lage nach dem Tod von Gustav Adolf wieder im Griff und waren in der Lage, den Krieg fortzusetzen. Auch militärisch behielten sie die Initiative. Nach Lützen hatte sich Georg von Lüneburg aus Sachsen nach Westfalen zurückgezogen, und im Frühling befestigte er seine Stellungen, indem er wichtige Städte besetzte und die kaiserlichen Gegner in der Defensive hielt, bis es ihm Anfang Juli gelang, sie bei Hessisch Oldendorf, westlich von Hannover, zu besiegen. Bernhard hatte sich südlich zum Main begeben, und zum Frühlingsanfang vereinigte er sich in der Nähe von Augsburg mit dem schwedischen Mar-

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schall Gustav Horn, als der seine Streitmacht vom Südwesten heranführte. Aldringen zog sich mit dem kaiserlichen Kontingent, das noch dem bayerischen Heer zugeteilt war, vor ihnen zurück, während Maximilian nochmals verzweifelte Bitten um Hilfe an Wallenstein und Wien schickte. Die Schweden hatten aber auch Schwierigkeiten. Vom Heilbronner Bund hatten sie mehr Versprechungen als Geld bekommen, und deshalb hatte dies Oxenstiernas unmittelbares Problem nicht gelöst, Mittel zu finden, um seinen Truppen einen Teil der seit langer Zeit anstehenden Soldrückstände zu bezahlen. Folglich gab es im Frühling 1633 erst Unruhe und danach sogar eine Meuterei in den schwedischen Streitkräften in Süddeutschland. Wie Monro berichtet: „Unser Heer ließ sich in einem festen Lager zu Donauwörth für drei ganze Monate nieder … entschlossen, keinen Einsatz und keine militärische Bewegung gegen den Feind zu unternehmen, bis zu solcher Zeit, dass sie wussten, wer sie für ihre geleisteten Dienste bezahlen sollte.“ 8 Es war bereits August, bevor genügend Möglichkeiten gefunden wurden, um die Soldaten und ihre Offiziere mindestens vorläufig zu besänftigen, und ein großer Teil der Feldzugsaison war schon vorbei. Mittlerweile hatten Wallensteins Friedensinitiativen und die dazugehörigen Waffenstillstände Sachsen und Brandenburg sowie seine eigene kaiserliche Hauptarmee wirksam neutralisiert, und folglich passierte bis Mitte Herbst nichts mehr von militärischer Bedeutung.

Ränkespiele unter Exilanten Eines der größten Hindernisse, das einer Friedensvereinbarung mit den deutschen Fürsten im Weg stand, blieb Ferdinands Entschlossenheit, in seinem Bestreben zu beharren, die Reformation zurückzudrängen, wobei er von seinem Beichtvater Lamormaini und der ultrakatholischen Partei in Wien beeinflusst wurde. In ihrer Denkschrift vom Januar hatten Trauttmansdorff und seine Kollegen festgehalten, dass es kaum möglich sei, das Restitutionsedikt mit friedlichen Mittel durchzusetzen. Man habe dies als Grund für die Fortsetzung des Krieges angeführt, bemerkten sie, empfahlen selbst aber mindestens eine Mäßigung des Edikts. Stattdessen wählten Ferdinand und seine Berater diesen Zeitpunkt, um weiter gegen die Nichtkatholiken in seinen Ländern vorzugehen. Selbst die Gesandten der protestantischen Fürsten, legte er fest, müssten vor einem Sonderausschuss erscheinen und zum Katholizismus übertreten, „oder sein Erbkönigreich und alle seine Länder räumen, und solches zwar in kurzen Zeitraum von 3 Tagen, und wohl 24 Stunden“, wie einer der Betroffenen schrieb. Dies

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war der ungünstige Hintergrund für die ersten Friedensinitiativen von 1633. Georg von Hessen-Darmstadt diente als Vermittler für die protestantischen Kurfürsten, und auf der Reise zu einem Treffen mit ihm im März nahmen die kaiserlichen Beauftragten Rücksprache mit Wallenstein, der ihnen und dem Hof gegenüber betonte, dass man keine Gelegenheit vernachlässigen solle. Die Besprechungen selbst gingen aber nicht über unverbindliche Sondierungen hinaus. Brandenburg und Sachsen waren unterschiedlicher Meinung, obwohl sie sich auf die wichtigsten Punkte einigten. Dies waren die Aufhebung des Restitutionsedikts und die Gleichberechtigung für Calvinisten. Solche Zugeständnisse blieben dem Kaiser und den Eiferern um ihn unannehmbar. Im Prinzip stimmte man einer dänischen Vermittlung zu, aber es folgten nur langatmige Streitereien über die Handlungsweise. 9 Endlich wurde vereinbart, sich in Breslau (Wroclaw) zu treffen, doch im Herbst warteten die Gesandten noch immer, und die Konferenz fand nie statt. Dies war damals die offizielle Weise, Friedensdiplomatie durchzuführen, was auch meistenteils für die nächsten fünfzehn Jahre galt. Es folgten zwei definitiv inoffizielle Anfragen an Wallenstein persönlich. Im April versuchte Thurn, der undurchsichtigerweise sowohl schwedischer Offizier als auch böhmischer Exilant war, die Verbindungen zu erneuern, die 1631 nach der Entlassung des Generals bestanden hatten. Dieses Mal stimmte Wallenstein einer Begegnung zu, mit der Bedingung, dass der Gesandte der ihm seit langem bekannte Johann Bubna sein sollte, der zu der Zeit als schwedischer Generalmajor diente. Dieses Treffen fand am 16. Mai 1633 in Gitschin statt, und danach schrieb Bubna einen Bericht über die Besprechung.10 Er habe Wallenstein Thurns Auffassung vorgetragen, dass die schwedische Seite zu dem Schluss gekommen sei, es gebe wegen der geistlichen Einflüsse auf ihn keine Möglichkeit, mit dem Kaiser zu verhandeln, wenn aber Wallenstein die böhmische Krone übernehme, seien die Friedensaussichten besser. Wallenstein habe geantwortet, dass jeder derartige Versuch „ein großes Schelmstuck“ sei, aber die, die die Heere unter ihrer Kontrolle hätten, könnten verhandeln und eine Entscheidung treffen, die andere notgedrungen annehmen müssten. Dies war nicht die Antwort, auf die Bubna gehofft hatte, aber er stimmte zu, sie an seine Auftraggeber weiterzuleiten. Folglich wurde er zu Oxenstierna entsandt, um zu berichten, aber dieser verwies auf die Unklarheit von Wallensteins Äußerung und die Unvereinbarkeit seiner angedeuteten Positionen, denn er müsse entweder ein treuer habsburgischer Offizier oder ein Rebell sein. Wenn er bereit sei, die böhmische Krone durch das alte Wahlverfahren anzustreben und danach die politischen und religiösen Freiheiten in

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Böhmen wiederherzustellen sowie die legitimen Ansprüche Schwedens in einer Friedensabmachung anzuerkennen, dürfe er sich auf schwedische Hilfe verlassen. Sonst nicht. 11 Diese Antwort erreichte Wallenstein Ende Juni, doch sie veranlasste ihn zu keiner weiteren Erwiderung. Um die gleiche Zeit wurden weitere Ränkespiele gestartet, um Wallenstein zu überreden, sich vom Kaiser zu trennen. Diesmal war einer der Hauptanstifter ein französischer Botschafter ohne festen Geschäftsbereich, der Marquis de Feuquières, der einige Wochen in der sächsischen Hauptstadt verbrachte. Dort traf er den reichen böhmischen Exilanten Graf Wilhelm von Kinsky, der damals in Dresden wohnte und mit der Schwester von Wallensteins jungem Schwager Adam Trcˇka verheiratet war. Kinsky war – neben Trcˇka, Rasˇin und Thurn – auch am Rande an den Versuchen der Exilanten 1631 beteiligt gewesen, Wallenstein mit den Schweden zu verbinden. Jetzt behauptete er, einen guten Draht zu Wallenstein zu haben, und unternahm noch einen Versuch. Im Mai begegnete er dem schwedischen Gesandten und fragte ihn, ob die Schweden noch Interesse hätten, aber anscheinend war die Antwort vorsichtig. Einige Tage später zeigte Feuquières mehr Interesse und half Kinsky, einen Brief an Wallenstein von „treuen Freunden“ zu entwerfen. Dieser erwähnte die schwierige Lage des Generals am undankbaren Hof in Wien, auch lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die Stärke des sich sammelnden militärischen Bündnisses gegen den Kaiser und drängte ihn, eine verlockende alternative persönliche Gelegenheit in Betracht zu ziehen, die ihn in eine noch wichtigere Stellung führen könnte. Der Text dieses Briefs ist in Feuquières Memoiren zu lesen, aber ob ihn Wallenstein je erhielt, ist unbekannt, obwohl es sicher scheint, dass er ihn nicht beantwortete. Trotzdem beharrten die Franzosen auf dem Versuch, und als sie daraus folgerten, dass es ohne ein spezifisches Angebot keine direkte Verbindung zu Wallenstein gäbe, formulierten sie eins, das König Ludwig XIII. am 16. Juli selbst unterschrieb. Die wichtigsten Punkte waren, dass Wallenstein König von Böhmen und Bündnispartner von Frankreich werden sollte, während das Land ihn mit einer Subvention von einer Million Livres pro Jahr versehen sollte, um ein Heer von 35.000 Mann zu erhalten und damit am Krieg gegen den Kaiser teilzunehmen. Es gab auch eine Reihe andere Versprechen und Bedingungen, aber sie waren alle irrelevant, weil Wallenstein erneut nicht antwortete, selbst als laut Richelieus Beichtvater der Kardinal ihm persönlich schrieb. Kinsky wurde gezwungen, seinen Kontaktpartnern gegenüber zuzugeben, dass er Wallensteins Pläne in Wirklichkeit nicht kannte, dass dieser sich aber vielleicht mehr für ein Bündnis mit den protestantischen Kurfürsten interessierte, als mit Frankreich oder Schweden.12

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Diese zwei Annäherungen sind nur deshalb wichtig, weil sie die Basis sowohl für zeitgenössische Gerüchte als auch für verschiedene spätere Behauptungen sind, dass Wallenstein nach der böhmischen Krone strebte. In beiden Fällen kam der Vorschlag von der anderen Seite, und die Befürworter stützten sich auf die völlig unbewiesene Vermutung, dass er nicht nur grenzenlos ehrgeizig, sondern auch wegen seiner früheren Absetzung vom Kommando noch verbittert und aufgebracht wäre. In Anbetracht der damaligen Begriffswelt sind diese Erwartungen verständlich, und sie waren bereits Bestandteil des allgemeinen Geschwätzes, aber sie werden von keinerlei Beweisen in Wallensteins eigenen Taten oder Briefen unterstützt. Um sie analytisch aufrechtzuerhalten, muss man weiter annehmen, was auch viele Zeitgenossen taten, dass er zu List und Verheimlichung in Dimensionen Machiavellis griff. Um mit solchen Ränkespielen erfolgreich zu sein, hätte man Wallenstein überreden müssen, Jahrzehnte im habsburgischen Dienst hinter sich zu lassen, und ihn dazu bewegen müssen, einen beispiellosen und unehrenhaften Treuebruch und eine große Pflichtverletzung zu begehen. Dies lag vielleicht im Rahmen der Vorstellungswelt der Träumer unter den böhmischen Exilanten oder von Feuquières, den die Geschicklichkeit seiner eigenen Intrigen verleitete, doch Oxenstiernas Skepsis war realistischer. Auch sprechen zwei von Wallensteins bemerkenswertesten persönlichen Eigenschaften dagegen. Erstens war er immer und allzeit vorsichtig und neigte viel mehr dazu, zu bewahren, was er hatte, anstatt alles mit dem nächsten Schritt zu riskieren. Zum Feind überzugehen und nach der böhmischen Krone zu greifen, wären hochgradig gefährliche Unternehmungen, ganz uncharakteristisch für einen, der schon das Angebot abgelehnt hatte, sich um die Krone von Dänemark zu bewerben, weil er diese Herrschaft nicht hätte aufrechterhalten können.13 Zweitens war Wallenstein vor allem ein praktischer Mensch, wogegen es eine absolut unpraktische Idee war, nach der Wahl zum König von Böhmen zu trachten. Um ein Wahlverfahren zu ermöglichen, hätte man erst den Kaiser und die habsburgische Partei besiegen und vertreiben müssen, und selbst danach wäre das Ergebnis unvorhersehbar gewesen. Hätte man ferner die politischen und religiösen Freiheiten in Böhmen wiederhergestellt, wie Oxenstierna zur Bedingung gemacht hatte, hätten unvermeidbar Aufhebungen der Konfiskation von Grundbesitz folgen müssen und Wallenstein wäre seiner verbliebenen Ländereien verlustig gegangen. Selbst wenn er die Wahl zum Thron gewonnen hätte, wäre er somit ein von schwedischer oder französischer Gönnerschaft völlig abhängiger mittelloser Marionettenkönig geworden. Wie lange dies nach dem unmittelbaren politischen Vorteil gedauert hätte, ist

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noch eine Frage. Zweifellos hätte Wallenstein diese an sich selbst gerichtet, aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass er so weit ging. Wie 1631 und auch bei früheren Verbindungen zu Gustav Adolf durch Arnim im Jahr 1627 dachte er vermutlich, es würde nichts schaden, zu hören, was die andere Seite zu sagen hatte, konnte ihre Vorschläge aber nicht allzu ernst nehmen. Die einzige ziemlich zuverlässige Äußerung von Wallenstein zum Thema der böhmischen Krone, die wir haben, ist Bubnas Bericht, dass er einen Versuch zur Übernahme als „ein großes Schelmstuck“ schilderte. Auch deuteten seine in der Öffentlichkeit bekannter gewordenen Handlungen kaum darauf hin, dass er versucht hätte, die böhmischen Exilanten zu versöhnen, um deren König zu werden. Ebenfalls im Mai 1633 setzte Wallenstein einen Untersuchungsausschuss ein, um diejenigen zu finden und zu bestrafen, die aufgrund ihres Verhaltens während der sächsischen Besetzung von Böhmen von Ende 1631 bis Mitte 1632 implizit mit den Rebellen von 1618 gemeinsame Sache gemacht hatten.14 Damals hatte man die Schädel derer, die 1621 hingerichtet worden waren, nicht weiter öffentlich ausgestellt und beigesetzt, die Jesuiten waren vertrieben und protestantische Pfarrer zurückgebracht worden, mehrere ehemalige Grundbesitzer hatten ihre enteigneten Güter wieder übernommen, andere hatten Bauernaufstände auf beschlagnahmten Ländereien angestiftet, und die Beteiligten hatten sich alle benommen, als ob die Niederlage des böhmischen Aufstands für immer rückgängig gemacht worden wäre. Die Rädelsführer waren meist zurückgekehrte Exilanten, unter ihnen viele, die Offiziere im schwedischen Heer waren und sich rasch mit den Sachsen zurückzogen. Andere, die noch Grundbesitz in Böhmen hatten, waren geblieben. Jetzt mussten sie mit einem ähnlichen Verfahren wie vor zehn Jahren rechnen und schließlich folgten ungefähr zweihundert Konfiskationen. Wallensteins Beweggrund war die dringende Notwendigkeit, Geld für sein Heer zu beschaffen, aber es kann auch sein, dass seine seit langer Zeit bestehende Abneigung gegen Rebellion eine Rolle darin spielte. Zumindest stand das Verfahren im Einklang mit dem von früher, und diesmal waren die Verlierer kaum in der Lage, sich zu beklagen, sie hätten nicht gewusst, was zu erwarten war.

Vergebliche Bemühungen Wallensteins ursprünglicher militärischer Plan für 1633 war ebenso vorsichtig wie der vom Vorjahr. Er wollte nicht vorrücken, bis sein Heer völlig bereit war, und dann hatte er vor, seinen Rücken zu sichern, indem er das

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habsburgische Territorium Schlesien zurückeroberte, ehe er seine Kräfte gegen die schwedischen Heere im Reich wandte. Arnim war noch mit dem sächsischen Heer in Schlesien, wo Herzog Franz Albrecht von SachsenLauenburg sein Stellvertreter war. Obwohl Protestant, war Franz Albrecht zehn Jahre kaiserlicher Offizier gewesen, fünf davon unter Wallenstein, der ihn kannte und mochte, 1631 jedoch hatte er seinen Abschied genommen, bevor er sich zu den Schweden begab. Er hatte in der Schlacht bei Lützen gefochten und war in der unmittelbaren Begleitung von Gustav Adolf, als der König fiel. Trotzdem vertrauten ihm die Schweden nicht, und Oxenstierna hielt ihn im Grunde für einen Anhänger Wallensteins. Neben den Sachsen in Schlesien und in enger Zusammenarbeit mit ihnen, obwohl nominell unabhängig, stand eine Einheit aus Brandenburg unter Oberst Burgsdorff, und es gab auch ein kleines schwedisches Heer von etwa 6.000 Mann, unter ihnen viele böhmische Exilanten, die als Offiziere dienten. Das Kommando lag in den Händen von Thurn. Ihnen standen etliche kaiserliche Regimenter unter Gallas gegenüber, aber während des Winters bis in den Frühling machte keine Seite irgendeine Bewegung gegen die andere. Mitte Mai war Wallenstein bereit. Sein Heer, ungefähr 35.000 Mann, war in Königsgrätz (Hradec Králové) gemustert worden, 100 Kilometer östlich von Prag, und jetzt rückte es in Schlesien vor, bis es in der Nähe von Schweidnitz (S´widnica), 50 Kilometer südwestlich von Breslau, Halt machte. Die Sachsen und ihre Verbündeten hatten viel weniger Soldaten, aber statt sie zu überfallen, schickte Wallenstein Trcˇka mit einer Einladung an Arnim, sich mit ihm zu treffen, um Friedensmöglichkeiten zu besprechen. Arnim stimmte zu, und am 6. Juni kam er, begleitet von einem Obersten aus jeder der drei protestantischen Streitmächte, in Wallensteins Lager, wo sie Wallenstein, Gallas und Trcˇka unter offenem Himmel trafen, der General wegen seiner Krankheit in einer Sänfte.15 Bald verbreiteten sich hochgradig gefärbte Berichte über das, was Wallenstein angeblich in dieser kleinen und privaten Soldatenversammlung gesagt hatte. Er soll über die Ränkespiele der Jesuiten gesprochen haben, auch über Maximilian von Bayern und weiter über sein eigenes Vorhaben, den Kaiser zum Friedensschluss zu nötigen, wenn nötig gewaltsam. Höchstwahrscheinlich aber waren dies weitaus übertriebene Darstellungen dessen, was er tatsächlich gesagt haben mag. Arnim sollte den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg über das Treffen berichten. Darum schrieb er eine Zusammenfassung seiner Deutung dessen Inhalts und schickte am nächsten Tag Franz Albrecht damit zu Wallenstein, um sie bestätigen zu lassen. Die Meinung des Generalissimo

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wäre, schrieb er, „dass die Feindseligkeiten zwischen beiden Armeen aufgehoben und die Waffen mit vereinigter Kraft wider dieselben gebraucht werden sollten, so sich den Stand des Reiches noch weiter zu stören und die Freiheit der Religion zu hemmen unterfangen sollten, welches ich [Arnim] in solchem Verstand aufnehme, dass alles hinsichtlich des Standes des Römischen Reiches, wechselnde Persönlichkeiten zugegeben, im vorigen Stande, sowohl Ehre, Würde, Privilegien und Immunitäten, als auch vornehmlich der Religion halber, wie es Anno 1618 gewesen war, restituiert und dabei erhalten werden soll.“ Wallensteins Antwort war vorsichtig und über Trcˇka, nicht persönlich, übermittelt. Er lobte Arnim wegen seiner Denkschrift, und er wünschte ihm alles Gute für seine Reise an die kurfürstlichen Höfe. Er für seinen Teil würde unbedingt sein Versprechen halten. Auf diese Weise bestätigte er spezifisch weder die Punkte, die Arnim ihm zugeschrieben hatte, noch die Schlüsse, die der daraus gezogen hatte, und Wallenstein dementierte kurz danach in einem Brief nach Wien, dass er Letzteren zugestimmt hatte.16 Zweifellos diente es Arnims Ziel, seine Zusammenfassung auf eine Art zu formulieren, die etwas weiter ging, als die Besprechungen selbst. Zweifellos diente es Wallensteins Absicht, seine Deutung weder zu bestätigen noch ihr zu widerzusprechen. Dies alles ist Teil des Verhandlungsverfahrens. Vor seiner Abreise schrieb Arnim nochmals an Wallenstein, um ihm mitzuteilen, dass er seine Denkschrift denjenigen unter seinen Offizieren gezeigt hätte, die die Lage verstehen müssten, weil „ich nicht aufs Neue in Verdacht geraten mochte“. 17 Hier verwies er auf die Schweden, die durch Thurn von der Initiative wussten und die das Verhalten ihrer Verbündeten sorgfältig beobachteten. Wallenstein war ebenso vorsichtig und informierte Wien über die Besprechungen, die innerhalb seiner bestehenden Vollmacht lagen, die er seit seinen Verbindungen mit Arnim auf Bitte des Hofes 1631 innehatte. Die Rücksprachen des sächsischen Generals nahmen drei Wochen in Anspruch, und mittlerweile herrschte in Schlesien eine unbehagliche Waffenruhe. Wallenstein benutzte die Gelegenheit, um sowohl Franz Albrecht als auch Thurn in seinem Lager zu bewirten, obwohl die Einladung des Letzteren in Wien besonderen Ärger verursachte. Als Arnim am 27. Juni zurückkehrte, überbrachte er nur ausweichende Antworten und Hinweise auf dänische Vermittlung zur geplanten Konferenz in Breslau. Vertraulich hatte man ihm schwedische Besorgnisse über den Waffenstillstand mitgeteilt, auch hatte die ungenaue Formulierung von Wallensteins Antrag diejenigen ermutigt, die keine Lust hatten, ihn zu verfolgen und viele diesbezügliche Probleme und Einzelheiten anzusprechen. Die Feindseligkeiten wurden für kurze Zeit wiederaufgenommen. Wallen-

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stein schickte eine Streitmacht zur nahe gelegenen Stadt Schweidnitz, um sie durch einen Überraschungsangriff einzunehmen, aber die sächsische Garnison war bereit, und hielt aus, bis Arnim ankam, um sie zu entsetzen. Danach kehrte jedes Heer in sein gutbefestigtes Lager zurück, und eine informelle Waffenruhe ersetzte den offiziellen Vorläufer. Diese Situation dauerte einen Monat. Wallenstein gab die Hoffnung nicht auf, eine Vereinbarung zu erzielen, aber um mehr Druck auszuüben, wiederholte er seine Taktik vom vorigen Jahr, indem er Holks Truppen Anfang August zurück nach Sachsen schickte, um den Kurfürsten, oder genauer gesagt seine unglücklichen Untertanen, an die Gräueltaten des Krieges zu erinnern, die nur ein konstruktiveres Streben nach Frieden würde beenden können. Mittlerweile war Anfang Sommer 1633 in Madrid ein neuer Plan für eine spanische Intervention entwickelt worden. Die Absicht war, ein großes Heer über die Alpen von Italien nach Tirol und weiter nach Süddeutschland zu schicken. Die ehrgeizigen Ziele bestanden darin, Burgund vor den Franzosen zu sichern, die Schweden erst aus dem Elsass und danach aus Schwaben und Franken zu vertreiben, den Zugang in die Niederlande zu befreien und Deutschland mit Italien über eine Kette von Garnisonen zu verknüpfen. Zum Teil sollten die insgesamt 24.000 Truppen aus Italien kommen, andere sollten in Tirol oder anderswo unterwegs rekrutiert werden, und man hatte auch Unterstützung vom kaiserlichen Heer in Aussicht. Wallenstein war absolut dagegen, denn er betrachtete den Plan als Wiederholung der spanischen Konfrontation mit Frankreich über Mantua, die in den letzten Jahren seines ersten Kommandos so viele Probleme verursacht hatte. Anfang Juni setzte er die Beteiligten in Kenntnis, dass er nicht in der Lage sei, irgendwelche Truppen dafür bereitzustellen. Trotzdem fuhr man mit der Planung fort, und einen Monat später warnte Wallenstein den Kaiser, dass solch ein Feldzug nicht nur die ganze Macht Frankreichs in den Krieg gegen die Kaiserlichen bringen würde, sondern auch die Erfolgsmöglichkeiten der laufenden Friedenskontakte zunichtemachen würde. Anfänglich tendierten die Hofräte in Wien dazu, sich mit ihm darüber zu einigen, aber angesichts fehlender Fortschritte entweder in Richtung Krieg oder in Richtung Frieden in Schlesien stiegen ihre Bedenken, und darum wurden sie auch empfänglicher für alternative Handlungsvorschläge. Ende Juli stimmte der Kaiser zu, dass der Herzog von Feria ein Heer nach Deutschland führen sollte, und Wallenstein musste zustimmen, dass Aldringen und dessen kaiserliches Kontingent geschickt wurden, um ihn zu unterstützen.18 Obwohl sie mit Blick auf ihre wichtigsten Ziele wenig Fortschritt erreichten, erlangten die vereinigten Streitmächte einige beschränkte Erfolge in Südwestdeutschland, darunter die Entsetzung der

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Rheinfestung in Breisach, 50 Kilometer nördlich von Basel, deren Belagerung mehr als drei Monate gedauert hatte und zu einer berüchtigten Geschichte wurde. Dies fand aber erst am 20. Oktober statt, und die Auswirkungen daraus auf den Krieg wurden durch die französische Besetzung des Herzogtums Lothringen ausgeglichen, obwohl der Winter ein von Wallenstein befürchtetes umfassenderes Eingreifen Frankreichs verhinderte. Die Ähnlichkeiten zwischen diesem neuen spanischen Unternehmen und dem Feldzug wegen Mantua waren ganz offensichtlich. In beiden Fällen wurden Wallensteins Einwände und seine ursprüngliche Ablehnung, Truppen zu schicken, vom Hof verworfen, und diese Ereignisse erwiesen sich auch als Anfang eines ähnlichen Niedergangs des Vertrauens des Hofes in seinen Generalissimo. Am 12. August wurde Graf Heinrich von Schlick, Präsident des Hofkriegsrats, ausgeschickt, um Wallensteins Hauptquartier in Schlesien mit offiziellen Aufträgen aufzusuchen, die Verhandlungen des Generals mit Arnim zu überprüfen, eine aktivere Führung des Krieges anzuregen und dringend um weitere Hilfe für die spanische Interventionsstreitmacht zu bitten. Er hatte auch den geheimen Auftrag, sich mit Gallas, Piccolomini und anderen hohen Offizieren in Verbindung zu setzen und zu versuchen, sich ihrer Treue für den Fall zu versichern, „wenn mit dem Herzog von Friedland, seiner Krankheit halber oder sonst, eine Veränderung vorgehen sollte“. Als Schlick ankam, waren die Verhandlungen über einen zweiten Waffenstillstand schon im Gange, und er nahm selbst an einem der nachfolgenden Treffen teil. Am 22. August wurde die Vereinbarung unterzeichnet, in der eine Einstellung der Feindseligkeiten nicht nur für Schlesien, sondern auch für Sachsen, Brandenburg und das umgebende Gebiet für vier Wochen festgelegt wurde. Während dieser Zeit sollten Verhandlungen stattfinden, und keine Seite durfte ihre militärischen Stellungen verstärken.19 An diesem Punkt fängt es an, deutlich zu werden, dass zur gleichen Zeit zwei ganz unterschiedliche Deutungen über die Ziele dieser Verhandlungen in Umlauf waren. Die offizielle kaiserliche Ansicht wurde von Hermann von Questenberg, Bruder des besser bekannten Gerhards, zusammengefasst. Er verbrachte diese Zeit in Wallensteins Lager und wartete mit Trauttmansdorff, um den Kaiser zu vertreten, sollte die Friedenskonferenz in Breslau je stattfinden. Am 22. September schrieb er einen Brief an einen dritten Bruder. In der Religionssache, bemerkte er, sollte die Lage auf dem Stand unter Kaiser Matthias wiederhergestellt werden, und die Heere von Wallenstein und den protestantischen Kurfürsten sollten sich vereinigen und ins Reich gegen alle marschieren, die den Abmachungen nicht zustimmen würden. Piccolomini, der die Meinung unter den hohen

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Offizieren repräsentierte, schrieb einem Bekannten, dass eine Vereinbarung unter diesen Bedingungen bald zustande kommen würde, aber es sollten keine Verhandlungen mit den Schweden stattfinden, fügte er hinzu, weil „man sie nicht in Güte zum Verzicht auf ihre Macht bringen würde, aber auch im Reich keine ausländische Nation mit ihrer Armee dulden will. … Wir hoffen jedoch, sie noch vor Eintritt in die Winterquartiere zu schlagen, wie sowohl Seine Durchlaucht [Wallenstein] als auch Arnim meinen.“ Eine ähnliche Auffassung wurde dem Kaiser aus Sachsen und Brandenburg von Herzog Franz Julius von Sachsen-Lauenburg berichtet, der ein Bruder von Franz Albrecht, aber auch Katholik im kaiserlichen Dienst war. Während des Waffenstillstands war er in Dresden, wo er nicht nur die Kurfürsten, sondern auch Arnim und Franz Albrecht traf. Die Kurfürsten, schrieb er, wären gesonnen, einer Aussöhnung mit dem Kaiser zuzustimmen, und die Generäle warteten nur auf eine Vereinbarung über einige Schlüsselpunkte, ehe sie fortfahren würden, die Heere unter dem Kommando von Wallenstein zu vereinigen. Unter diesen wären erstens, dass „alles in den Stand wie es vor der böhmischen Unruhe gewesen war, gesetzt werden soll“, aber man müsste auch darüber nachdenken, „wie das fremde Volk von des Reichs Boden gebracht werden möge“, entweder friedlich und mit angemessener Entschädigung oder widrigenfalls durch militärische Gewalt. Alle drei Berichte sind im Wesentlichen gleich. Nach einer Friedensabmachung zwischen dem Kaiser und den protestantischen Kurfürsten sollten die Schweden zum Verlassen des Reiches gezwungen werden, wenn möglich durch Vereinbarung, wenn nicht, gewaltsam. 20 Es überrascht nicht, dass für schwedische Augen eine ganz andere Fassung existierte; auch hier handelte es sich um einen Seitenwechsel, aber nicht von einem der protestantischen Kurfürsten, sondern von Wallenstein. Dieses Mal erwähnte niemand die böhmische Krone, denn man unterstellte, dass er gewillt war, allein aus Erbitterung dem Kaiser gegenüber zu handeln. Ende August schrieb Thurn frohlockend an Oxenstierna, dass Wallenstein „die Ausschaffung der Jesuiten aus dem ganzen Römischen Reich“ vorhatte, „welches der Kaiser bis in den Tod empfinden wird; der muss nach Spanien gehen“. Einige Tage später wiederholte er: „Euer Exzellenz setzen den wenigsten Zweifel nicht darauf; es ist geschlossen den Kaiser nach Spanien zu jagen.“ 21 Am 12. September übergab Arnim dem schwedischen Kanzler persönlich einen vollständigeren Bericht, den Oxenstierna an Bernhard von Weimar weiterleitete. Arnim, schrieb er, hätte die dänische Vermittlung und die vorgeschlagene Breslauer Konferenz besprochen und bemerkt, dass der Kaiser dazu neige, Frieden mit Sachsen, Brandenburg und anderen im Reich zu schließen, es für ihn aber

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nicht in Frage käme, mit Schweden und Frankreich zu verhandeln. Wallenstein aber nähme dem Kaiser noch immer seine Entlassung von 1630 übel, seine Beziehungen zum Hof seien schlecht, er fühlte sich noch weiter beleidigt, weil Ferias Heer nicht unter seinem Oberkommando ins Reich gelassen würde, und er würde gern Rache nehmen, wenn er schwedischer Hilfe sicher wäre. Der Generalissimo dächte, hätte Arnim ferner berichtet, dass er sich auf die Unterstützung der meisten seiner Offiziere verlassen dürfte, und er hätte vor, diejenigen, deren er nicht sicher wäre, nach weit entfernten Orten abzukommandieren. Er würde sich mit den Schweden verbinden und persönlich gegen Österreich vorrücken, Bernhard und Holk sollten Bayern besetzen, und Horn sollte Feria entgegenrücken. Oxenstierna betrachtete alles als sehr zweifelhaft und bemerkte, dass es eine große Chance wäre, „wäre es ein Ernst. … Mir kommt es aber gar zu suspekt vor. … Ich habe mit ihm, Arnim, über ein und anderes diskurriert, um den rechten Grund zu erfahren, aber nach seiner Art und Natur ist er ziemlich verdeckt gegangen.“Als er aber Arnim hinsichtlich Wallensteins Vorhaben unter Druck gesetzt hätte, hätte er „doch so weit ausgesagt, dass er zwar auch zweifeln“ müsste. Trotzdem hätte Oxenstierna ihn gebeten, Wallenstein zu versichern: „Wenn er seine Pläne fortsetzen wird, soll er von uns nicht gelassen werden“. Komme was da mag, kommentierte er gegenüber Bernard, „dieser Handel uns nicht schaden könne“. 22 Dagegen hatte Wallenstein bei solchen Ränkespielen alles zu verlieren und nichts zu gewinnen, außer der Befriedigung eines vermuteten besessenen Wunsches nach Rache, von welchem aber in seinem umfangreichen Briefwechsel nichts zu finden ist und der auch von keiner überlieferten Handlung seinerseits unterstützt wird. Darum muss die Darstellung als Täuschung gelten, die notwendig war, um schwedische Besorgnisse zu beruhigen, während Versuche gemacht wurden, eine Friedensabmachung mit ihren Verbündeten zu erreichen. Thurn, der weder der scharfsinnigste Politiker noch der begabteste General war, konnte man einfach irreführen. Der welterfahrenere Oxenstierna hatte recht mit seinem Verdacht. Schwieriger ist es, zu beurteilen, wer dieses Täuschungsmanöver in Gang gesetzt hat. Auf diese Frage werden wir zurückkommen. Während dieses zweiten Waffenstillstands traf Arnim auch die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg, und die übergaben ihm Antworten auf Wallensteins Vorschläge, die nur ein wenig weiter als die von Juni gingen. Diese sahen ein „Arrangement“ zwischen der kaiserlichen und der sächsischen Armee vor; begleitet wurde dieser zweideutige Ausdruck von höflichen Verweisen auf die Interessen Schwedens und die erwünschte Zusammenarbeit für einen Gesamtfriedensplan.23 Es scheint, dass Arnim

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glaubte oder mindestens andere zu überreden versuchte, dass dies ausreichen würde, Wallenstein in eine „dritte deutsche Partei“ mit den protestantischen Kurfürsten einzubeziehen, um dem Kaiser eine Friedensvereinbarung mit für sie annehmbaren Bedingungen aufzudrängen. Wallenstein selbst wurde immer klarer, dass wenig Fortschritt gemacht, aber viel Kampfzeit verschwendet wurde. Am 14. September schrieb er kurz an Trcˇka, dass die Verhandlungen nichts einbringen würden. Am selben Tag befahl er einem anderen Offizier, anzufangen, Vorschub für einen weiteren Feldzug vorzubereiten, weil „wir auf unterschiedlichen uns zugekommenen Avisen so viel vermerken, dass des Feinds Intention nicht allerdings zum Frieden geneigt ist“. Am 21. September war Trauttmansdorff noch begeistert und optimistisch wegen der Verhandlungen, aber drei Tage später sah auch er die Zeichen an der Wand, wie er an Wallenstein schrieb: „Ich glaube, den Handel mit dem Oxenstierna werden Euer fürstliche Gnaden mit dem Degen, und nicht wir mit den Worten oder Feder, austragen müssen.“ 24 Wallenstein war enttäuscht und ärgerlich, aber obwohl Berichte über sein Verhalten angesichts dieser und anderer wichtiger Streitpunkte zügellose Zornausbrüche andeuten, lag seinem Handeln eine Logik zugrunde. Zu dieser Zeit entschied er sich, die Sache auf die Spitze zu treiben, indem er sein Ziel auf unmissverständliche Weise erklärte. Nochmals war Franz Albrecht Arnims Gesandter und schrieb einen Bericht über seine Besprechungen mit Wallenstein am 25. und 26. September 1633 (er tat dies aber sieben Monate später, nach dem Tod des Generals und als er selbst in kaiserlicher Gefangenschaft war). „Der Herzog von Friedland hat vorgegeben, es müssen aller ausländischen Potentaten Volk, als Spanien, Franzosen, Lothringen und Schweden, auch diejenige Ausländer, die im Heiligen Römischen Reich nicht gehören, hinausgeschafft werden, damit es wieder in den Stand komme, wie es zu Kaiser Rudolph und Matthias Zeiten gewesen. … Da ich die gewisse Punkte des Friedens begehrt zu wissen und zu Papier zu setzen, hat er sich dazu nicht verstehen wollen, sondern gleich dem Reich mit beiden Armeen zuzumarschiern begehrt und direkt den Schweden, die dazumal im Reich am nächsten waren, zu überziehen.“ Franz Albrecht lieferte Arnim diese Nachricht, kehrte aber am folgenden Tag mit der Antwort zurück, dass Letzterer keine Vollmacht hätte, Frieden zu diesen Bedingungen zu schließen. Stattdessen schlug er vor, einen separaten Frieden zu vereinbaren und erst danach die Schwedenfrage zu klären. Zu diesem Vorschlag hätte Wallenstein „mit großem Ungestüm geantwortet, es sei nichts, er wollte auch auf keinerlei Weise anders, als wir sollten uns also beide alsobald mit ihm konjungiern und

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dem Reich zu marchiern, die Schweden alsobald auf den Hals zu ziehen, die Spanier und Franzosen gleichfalls, wenn er sie im Reich antreffe. Auch hat er absolut das Direktorium zu führen begehrt.“ Als er keine Zusage bekam, nahm Wallenstein höflich mit der Bemerkung seinen Abschied, dass er den Waffenstillstand während der verbleibenden Tage einhalten würde, aber er wüsste wohl, wie er sich danach verhalten wollte. 25 Die protestantische Partei betrachtete dies als einen schamlosen Vertrauensbruch von Seiten Wallensteins. Oxenstierna und Johann Georg von Sachsen beschwerten sich, dass ihm nicht zu trauen wäre, auch dürfte man nichts, was mit ihm verhandelt würde, für verlässlich halten. Arnim erläuterte dem Kurfürsten von Brandenburg die gleiche Meinung und versuchte sobald wie möglich, sich bei den Schweden reinzuwaschen, indem er sowohl an Oxenstierna als auch an Thurn schrieb, er hätte Wallensteins Verlangen abgelehnt, sich mit ihm bei einem Überfall auf die Schweden zusammenzutun. 26 „Es wäre wohl ein feines Schelmstück, sich gegen den so undankbar zu erzeigen, der sein Blut vergossen, ja sein Leben gelassen hat, dass uns möchte geholfen werden.“ Er hätte nicht an den Verhandlungen teilgenommen, sagte er weiter, „hätte es unser Zustand nicht also erfordert. … Ich sehe nicht was der Herzog von Friedland mit dem Stillstand gewonnen hat, aber uns ist derselber von Nutzen gewesen, dass wir unsere Armee konserviert haben.“ Wallenstein wusste es wohl und fühlte sich schmerzhaft betrogen, wie er Trauttmansdorff schrieb: „Ich kann mir es nicht imaginieren, dass Gottes Gerechtigkeit diese Falschheit soll ungestrafft lassen. … Dieser Betrug ist wohl nicht der erste, so mir von ihnen geschehen, aber er soll gewiss der letzte sein.“ 27 Trotzdem verschwendete er wenig Zeit auf Gegenbeschuldigungen. Sofort schickte er Gallas mit einem Heer nach Sachsen und ernannte ihn zur gleichen Zeit zum Generalleutnant und zu seinem Stellvertreter für alle kaiserlichen Streitkräfte. Arnim reagierte, indem er sich nach Sachsen zurückzog, und überließ es Thurn, Schlesien mit seinem kleinen schwedischen Heer und dem brandenburgischen Kontingent zu halten. Wallenstein stellte sie Anfang Oktober in der Defensive zu Steinau (S´cinawa), einer Stadt an der Oder, sechzehn Kilometer östlich von Lubin. Laut Berichten verfügte er über 30.000 Mann, Thurn ungefähr ein Viertel davon. Kaum überraschend, aber sehr zu Arnims Ärgernis, weil Steinau gut befestigt war, ergab sich Thurn sofort und befahl danach als Entgelt für seine persönliche Freiheit und die der anderen böhmischen Exilanten die Übergabe aller Festungen unter sein Kommando. Folglich eroberte Wallenstein das ganze kaiserliche Territorium Schlesien mit einem Schlag zurück, was vorläufig einen großen Teil seines schwindenden Ansehens in Wien wie-

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derherstellte und insbesondere dem Kaiser eine große Freude machte, selbst wenn es Ärger darüber gab, dass er Thurn, einen der Rädelsführer des böhmischen Aufstands, freigelassen hatte. Trotz alledem hatte Wallenstein die Hoffnung noch nicht aufgegeben, Sachsen aus seinem Bündnis mit den Schweden herauszulösen, und darum war das Ziel seiner Taktik, den Druck zu vermehren, statt sich mit Gallas zu vereinigen, um Arnims Heer einzuschließen und zu vernichten. Seine Truppen rückten bedrohlich gegen sächsisches Territorium vor, aber in Crossen (Krosno Odrzan´skie), 30 Kilometer östlich der Grenze, machte er Halt, und am 20. Oktober traf er noch einmal Franz Albrecht. Das Ergebnis war ein kurzer Vereinbarungsentwurf, von Wallenstein selbst abgefasst und unterzeichnet. Dieses war das einzige Mal während dieser Verhandlungen, dass Wallenstein sich schriftlich in der Frage festlegte, und folglich ist es höchstwahrscheinlich der eindeutigste Nachweis für seine grundlegenden Zielstellungen insgesamt. 28 Diese Vereinbarung sollte zwischen den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg auf der einen Seite und Wallenstein in seiner Eigenschaft als kaiserlicher Generalissimo auf der anderen geschlossen werden. Diese hätten „die jetzige allgemeine Devastation und Untergang des Römischen Reichs zu Gemüt gezogen, und daher auf Mittel und Wege gedacht, auf welcher Gestalt denselben abgeholfen, das Reich und dessen Glieder von Beraubung fremder Völker errettet und wieder in vorigem Flor und Wohlstand gesetzet werden möchte“. Darum sollten sich die beiden kurfürstlichen Heere mit den kaiserlichen Streitkräften unter dem Kommando von Wallenstein vereinigen, „und also mit zusammengesetzter Macht die Wiederstabilisierung des religiösen und profanen Friedens, wie derselbe zur Zeit von Rudolf, Matthias, und danach bei jetziger Kaiserlichen Majestät vor diesem entstandenen Unwesen sich befunden hat, gegen diejenige, so denselben ferner zu stören beharret, wiedergebracht und beibehalten werden solle“. Die Antworten der Kurfürsten erreichten Wallenstein drei Wochen später, am 13. November. Franz Albrecht teilte ihm ihre Ablehnung so taktvoll wie möglich mit, mit einer Andeutung, dass der schlechte Gesundheitszustand des Generalissimos eine Rolle darin gespielt hätte, denn man dürfte nicht annehmen, dass er in der Lage wäre, im Dienst zu bleiben, um die Sache zu Ende zu führen.29 Tatsächlich fielen ihre Erwiderungen ablehnend aus, weil die Kurfürsten im Grunde nicht bereit waren, die Schweden fallenzulassen, nicht zuletzt deshalb, weil sie noch die stärkere Partei zu sein schienen. Johann Georg von Sachsen war ein eigensinniger und konservativer Mensch, der nur sehr widerwillig veranlasst wurde, sich von seiner Pflicht dem Kaiser und dem Reich gegenüber zu trennen, die er

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als die natürliche Ordnung der Dinge betrachtete. Da er das aber einmal getan hatte, hielt ihn der gleiche konservative Sinn für Ehre und Pflicht in seinem neuen Bündnis fest. Georg Wilhelm von Brandenburg war ein viel schwächerer Charakter, aber er war Calvinist, und darum empfand er die religiöse Politik des Kaisers als noch bedrohlicher – auch hatte er von Anfang an mehr zu den Schweden tendiert als der sächsische Kurfürst. Für beide war die Aufhebung des Restitutionsedikts grundlegend, aber der Verhandlungsstandpunkt der kaiserlichen Vertreter während der versuchten Vermittlung früher im Jahr und auch die verstärkten Maßnahmen gegen die Protestanten in des Kaisers eigenen Ländern hatte ihnen keinen Grund zum Optimismus gegeben, während Wallensteins Verweis auf den alten religiösen Frieden bei weitem zu undeutlich war. Das war auch das Kernproblem. Was Wallenstein in der Praxis suchte, war ein Vertrauensbeweis ihm persönlich gegenüber, wobei die Kurfürsten alle Brücken hinter sich abbrechen sollten, indem sie sich von den Schweden trennten. Die Aushandlungen der Bedingungen dieser Abmachung mit dem Kaiser aber sollten sie bis später aufschieben. Er selbst sagte, als er eine Kopie seines Abkommensentwurfes an Trauttmansdorff schickte, dass er nicht versucht habe, irgendwelche Einzelheiten festzulegen, denn diese sollten nachher der Kaiser und die anderen Parteien beschließen. Nie enthüllte sich Wallensteins politische Naivität deutlicher. Zwei Monate früher hatten die kaiserlichen Räte Verhandlungsdispositionen für die Abgesandten zur voraussichtlichen Friedenskonferenz in Breslau abgefasst. Die Bemühungen der listigen Gemüter in Wien füllen im heutigen Druck 34 Seiten, Wallensteins Vorschlag hingegen kaum ein halbes Blatt, und dessen wesentlicher Inhalt ist oben bereits vollständig zitiert worden.30 Naiv, aber zumindest konsequent. Wallensteins Ziel war das ganze Jahr 1633 hindurch das gleiche, wie seit seinen ersten Verbindungen mit Arnim 1631, das heißt, Sachsen zu überreden, sich nicht nur von den Schweden zu trennen, sondern auch wieder loyal zum Kaiser zu stehen. Johann Georg, Arnim und Wallenstein teilten eine gründliche Abneigung gegen ausländisches Eingreifen in Sachen des Reiches, und für Wallenstein war es eine Selbstverständlichkeit, dass eine Rückkehr von Sachsen und Brandenburg zu ihrer früheren Loyalität auch automatisch einen Übergang zu aktiven Feindseligkeiten gegen die Schweden oder andere Angreifer bedeutete. Andererseits aber suchten die Kurfürsten und Arnim das Gesicht zu wahren und Zuflucht in der Neutralität zu nehmen, wodurch sie, mit Wallenstein in einer dritten deutschen Partei vereinigt, Friedensbedingungen sowohl mit dem Kaiser als auch den Schweden von einer starken Position aus würden aushandeln können. Jede Seite missverstand diesen wesentlichen

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Kernpunkt im Vorhaben der anderen, und folglich fühlten sich beide betrogen, als Wallenstein schließlich eine Entscheidung erzwang. Danach war es nicht mehr zu verbergen, dass die Konzepte nicht unter einen Hut passten. Die Kurfürsten waren nicht bereit, sich an einer gemeinsamen militärischen Front gegen die Schweden zu beteiligen, und der Generalissimo dachte nicht daran, sich vom Kaiser trennen zu lassen. Beim Versuch, Erklärungen für dieses Missverständnis zu finden, sollte man am Anfang einen Punkt gut festhalten. Es gibt keinen Beweis, dass Wallenstein je vorhatte, entweder unabhängig vom Kaiser zu handeln oder ihn zu nötigen, Frieden zu schließen, und diese Tatsache gilt ohne Rücksicht auf die Behauptungen anderer über das, was er zu verschiedenen Zeiten gesagt haben soll. Gallas nahm am ersten Treffen mit Arnim teil, andere hohe Offiziere hatten Kenntnis vom Verlauf der Besprechungen, kaiserliche Räte waren während des Spätsommers in Wallensteins Lager und nahmen an mindestens einer der Begegnungen teil, und der Kaiser selbst schrieb, um seine Billigung des Verfahrens zu bestätigen. 31 Wenn Wallenstein ein Doppelspiel trieb, hätte er es sehr klug angelegt. Nichtsdestoweniger mag er sich in den früheren Phasen der Besprechungen ausreichend zweideutig benommen und ausgedrückt haben, um Arnim zu ermöglichen, seine eigenen falschen Schlüsse zu ziehen. Auch ist es möglich, dass sich seine Stellung im Lauf der Verhandlungen änderte. Anfang des Sommers hätte er sich mit der Neutralität der Kurfürsten zufriedengeben mögen, wenn diese schnell zu vereinbaren gewesen wäre, weil er dadurch frei gewesen wäre, die Feldzugsaison gegen die Schweden zu nutzen. Später im Jahr, als die besten Monate schon vorbei waren, brauchte er mehr. Er brauchte aktive Teilnehmer, um die Schweden zu zwingen, sich an die Ostseeküste zurückzuziehen und dadurch die Basis für ernsthafte Friedensverhandlungen während des Winters zu schaffen. Wallensteins Problem war, dass je länger die Besprechungen dauerten, seine Aussichten sich desto mehr verschlechterten, eine bemerkenswerte Verbesserung der kaiserlichen militärischen Lage im Jahr 1633 herbeizuführen, und umso mehr sank folglich sein Stern am kaiserlichen Hof. Arnim war gleichermaßen aufrichtig im Streben nach Frieden, aber in seinem Fall lohnten sich die Verbindungen auch für ihn, denn je länger die Waffenstillstände dauerten, desto weiter hinaus rückte der Tag der militärischen Abrechnung für Sachsen und sein Heer. Folglich passte es ihm vermutlich, Wallensteins Worte und Verhalten so zu interpretieren, dass es ihm möglich wurde, den Kurfürsten eine flexiblere Darstellung der Haltung des Generals zu vermitteln. Es mag sein, dass es sich bei ihm ein wenig um Selbsttäuschung handelte, auch dass er die Verbindungen in

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dem Bemühen zu erhalten versuchte, als ehrlicher Makler zu handeln, um so die Seiten dazu zu bewegen, zu einem gemeinsamen annehmbaren Ergebnis zu kommen. Arnims Problem waren die Schweden, die von Anfang an misstrauisch gegen ihn waren und immer argwöhnischer wurden, als die Sache weiterging, und schließlich der Auffassung zuneigten, er hätte ihre Streitmacht unter Thurn preisgegeben, um es Wallenstein zu ermöglichen, sie in Steinau gefangen zu nehmen. 32 Unvermeidlich musste Arnim den Schweden etwas über die Besprechungen berichten, aber er konnte ihnen kaum die Wahrheit sagen, dass er nämlich versuchte, die protestantischen Kurfürsten und Wallenstein zu einer dritten deutschen Partei zusammenzubringen, was sie selbstverständlich als nachteilig für ihre Interessen und wahrscheinlich als aktive Feindschaft betrachtet hätten. Daraus stammte die Behauptung, dass Wallenstein bereit war, sich mit einer sensationellen Rachetat gegen den Kaiser zu stellen. Für diejenigen, die ihn nur aus Gerüchten und Legenden kannten, die unter dem Volk in Umlauf waren, war diese Geschichte vielleicht glaubwürdig, aber Arnim, der ihn gut kannte, sah sich unter Druck von Oxenstierna gezwungen zuzugeben, dass er selbst im Zweifel darüber war. Und nicht ohne Grund. Es fällt schwer, daran zu glauben, dass derselbe Wallenstein, der das ganze Jahr 1632 hindurch für den Kaiser gefochten und auch in Lützen sein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, 1633 so voll Groll gewesen ist, dass er bereit war, die Seiten zu wechseln, was überall als beispielloser und schimpflicher Treuebruch gesehen worden wäre. Noch schwieriger ist es zu glauben, dass solcher Verrat von seinen hohen Offizieren verziehen und nachgeahmt worden wäre, denn die meisten davon waren Adlige, die einen starken, wenn auch beschränkten Sinn für ihre persönliche Ehre hatten. Am schwierigsten fällt es, zu glauben, dass während monatelanger Verhandlungen über einen Plan, ins andere Lager – das der protestantischen Schweden – zu wechseln, treue Kaiserliche wie Gallas und Piccolomini nichts davon gehört oder sich ihm nicht aktiv widersetzt hatten. Nicht nur hatten sie keinen Grund, dem Kaiser feindselig gegenüberzustehen, sie waren außerdem Italiener, keine Deutschen, und dazu gute Katholiken. Dennoch ist es auch schwierig, sich vorzustellen, dass entweder Arnim die Geschichte einfach erfand, oder dass Wallenstein selbst die Quelle war. Man kann nichts beweisen, aber die wahrscheinlichste Vermutung ist, dass sich Trcˇka irgendwo in der Mitte dieses Gewirrs verborgen hielt. Laut der späteren Zeugenaussage eines hohen Offiziers war Trcˇka damals fast jeden Abend von sieben bis elf bei Wallenstein. 33 Während Wallensteins immer häufigeren Unpässlichkeiten schrieb und redete Trcˇka in seinem Namen,

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wie etwa nach dem ersten Treffen mit Arnim im Jahr 1633 mit Franz Albrecht. Trcˇka war während der Manöver um Wallenstein in den Jahren 1631 und 1633 auch das Bindeglied zu den böhmischen Exilanten Rasˇin und Kinsky. Trcˇka liebte die Intrige, aber es gebrach ihm an der Klugheit, bei seinen Ränkespielen das Realistische vom Phantastischen zu unterscheiden oder zu beurteilen, welchen Zwecken sie dienen sollten. Trcˇka war es vielleicht, der Arnim nahelegte, Wallenstein könnte bereit sein, die Seiten zu wechseln, wenn er schwedischer Unterstützung versichert würde. Und Arnim war vielleicht gewillt, ihm genügend Glauben zu schenken, um sich selbst in die Lage zu versetzen, die Geschichte für seine eigenen Zwecke zu nutzen, um die Schweden zu besänftigen. Die Erwähnung Trcˇkas erinnert auch rechtzeitig daran, dass viele unter den Teilnehmern der Verbindungen 1633 ihre eigenen Schäfchen ins Trockene bringen wollten. Thurn und viele andere böhmische Exilanten dienten im schwedischen Heer, aber die meisten hatte keine Lust, in ihrer Heimat die habsburgische Herrschaft durch die schwedische zu ersetzen, und auf diese Weise standen sie Trcˇka in Wallensteins Lager oder dem in Dresden Ränke schmiedenden Kinsky näher als der schwedischen Führung. Die Notwendigkeit hatte Sachsen und Brandenburg gezwungen, schwedische Verbündete zu werden, aber obwohl sie so wenig wie die Exilanten wünschten, dass die Schweden sich dauerhaft in Norddeutschland einrichteten, teilten sie in anderer Hinsicht die Ziele der Exilanten nicht. Arnim hatte ungeachtet dessen, dass er Sachsen diente, seine eigene unabhängige Meinung über das wünschenswerte Endergebnis, die im Prinzip der von Wallenstein ähnelte, obwohl seine Haltung etwas anders gelagert war. Die Schweden selbst hatten kaum Illusionen über ihre Verbündeten und interessierten sich vor allem für ihre eigenen militärischen und politischen Ziele, wobei diese Verbündeten absolut zweitrangig waren. Folglich hatten die meisten Teilnehmer sowohl offenkundige als auch verborgene Absichten, und in der besten Tradition der Diplomatie darf man nichts, was sie sagten oder schrieben, für bare Münze nehmen. Suvantos Arbeit ist hilfreich, um Oxenstiernas Sichtweise dieser verworrenen Verhandlungen etwas zu erklären.34 Er zeigt, dass selbst die, die im Zentrum der Ereignisse standen, bezüglich ihrer Informationen von Gerüchten und dem Hörensagen abhängig waren, zusammengetragen von Diplomaten und Spitzeln. Er zeigt weiter, wie sie versuchten, solche Quellen zu manipulieren, um ihre Feinde irrezuführen, wodurch sie auch häufig die Nachwelt auf den Holzweg geführt haben. Darum nahmen Oxenstiernas Agenten es in Angriff, Wallensteins Friedensvorschläge in Dresden und Berlin zu untergraben, indem sie sie als hinterlistige Vorhaben schil-

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derten und Wallenstein selbst als wechselhaft und nicht vertrauenswürdig darstellten. Gleichermaßen setzten sie Arnim durch die Anspielung unter Druck, dass er und Wallenstein einander zu nahe stünden, und sie versuchten, der Stellung des Generals in Wien zu schaden, indem sie Gerüchte über seine angeblichen Verbindungen mit Frankreich und sein vermutliches Interesse an der böhmischen Krone verbreiteten. Auch die Exilanten färbten die Geschichten im Umlauf für ihre eigenen Zwecke, und es ist bemerkenswert, dass in all den Berichten, die Wallenstein mit den Schweden und den Franzosen verbinden, böhmische Vermittler verwickelt waren, die selbst die hauptsächliche Quelle der zugetragenen Auskünfte waren. Vor diesem Hintergrund ist es einfacher zu verstehen, wie sogar phantastischere Erzählungen über Wallenstein in bestimmten Kreisen Glauben finden konnten. „Wenn der Krieg anfängt, ist die Wahrheit das erste Opfer“, sagte 1917 ein amerikanischer Senator, und dreihundert Jahre früher wäre seine Bemerkung genauso gültig gewesen.

13 Verfall und Untergang (Gibbon) Während die Friedensverhandlungen in Schlesien sich bis zum endgültigen Scheitern hinzogen, verblieb in den letzten Monaten des Jahres 1633 noch Zeit für ein Aufflackern militärischer Aktivität, ehe der Winter anbrach. Ende September vereinigten sich Aldringen und seine kaiserlichen Truppen in der Nähe von Konstanz mit dem Heer des Herzogs von Feria, das endlich aus Italien angekommen war, und einige Tage später ensetzten sie die belagerte Stadt. Kurz danach nahm Wallenstein Steinau – und damit Schlesien – ein, während sich Feria und Aldringen in Richtung Westen nach Breisach am Rhein begaben. Für die Schweden schuf dies die ersehnte Möglichkeit, an einem anderen Ort einen Gegenangriff vorzutragen, und weil die Verteidigungsstreitmächte aus dem Weg waren, gab Oxenstierna Bernhard von Weimar den Befehl, Bayern zu überfallen. Am 20. Oktober, dem Tag, an dem Breisach entsetzt wurde, war Bernhard an der Donau in Ulm. Außer sich vor Angst appellierte Maximilian um Hilfe, dessen Bitte sich der Kaiser anschloss, der sich genauso viel Sorge über die voraussichtlich folgende Bedrohung gegen seine eigenen Ländereien machte. Wallenstein betrachtete die Situation anders. Berhard, dachte er, hätte vor, Böhmen von Südwesten her anzugreifen, um ihn selbst von Sachsen und Brandenburg abzulenken und dadurch den Druck auf die Kurfürsten zu reduzieren, ihm positiv auf seine endgültige Friedensinitiative zu antworten.1 Folglich bewegte er sein Hauptheer in Richtung Südwesten an die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen, von wo aus er in der Lage war, falls notwendig, entweder Ersteres zu überfallen oder Letzteres zu verteidigen. Bernhard rückte östlich entlang der Donau vor, bis er am 4. November die strategisch wichtige Festungsstadt Regensburg erreichte. Von hier aus konnte er entweder dem Fluss in Richtung Südosten nach Passau und Österreich folgen oder sich nordöstlich in Richtung Pilsen und Prag wenden. Am 13. November erhielt Wallenstein die endgültige Ablehnung seiner Friedensvorschläge. Anfänglich richteten sich sein Zorn und seine beabsichtigte militärische Reaktion gegen die Kurfürsten und Arnim, aber nach einigem Nachdenken entschied er, dass es nötig war, sich gegen Bernhard

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zu wenden. Am 16. November brach er in Richtung Donau auf. Aber es war zu spät, Regensburg war bereits gefallen. Wallenstein hatte angenommen, dass Bernhard so spät im Jahr keine Zeit damit verschwenden würde, Regensburg zu belagern, genau wie Horn im vorigen Jahr von den gewaltigen Befestigungen der Stadt abgeschreckt worden war. Die Bürgerschaft bestand aber hauptsächlich aus Protestanten, die zu den Schweden tendierten, auch hatte die bayerische Garnison nach zehn Tagen entschieden, dass sie ihre Pflicht erfüllt hätte, und sich darum ohne weitere Verzögerung ergeben. Das war ein schwerer Schlag für Wallensteins Ansehen am Hof, weil dieses Ereignis bestenfalls als schwerwiegendes Fehlurteil und schlimmstenfalls als eine absichtliche Preisgabe seines bekannten Feindes Maximilian betrachtet wurde. Aus militärischer Sicht hatte dies keine Bedeutung. Wallenstein schickte sofort Verstärkungstruppen nach Passau, um den Weg nach Österreich zu blockieren, wie er das auch im vorigen Jahr getan hatte. Ferner hatte Bernhard nur wenig Zeit, ein kleines Stück weiter östlich vorzurücken, ehe der Winter weitere Fortschritte verhinderte. Wallenstein selbst marschierte weiter nach Süden, bis er am 26. November Pilsen erreichte. Dort traf er auf Trauttmansdorff, der ihn verärgert über aus Wien erhaltene Briefe vorfand. Einige am Hof, darunter führende Minister, habe er gesagt, verunglimpften seine Anstrengungen. Seine Erfolge schreibe man nur seinem Glück zu, für Rückschläge aber gebe man seiner Nachlässigkeit die Schuld. Befehle habe man vom Hof direkt an Aldringen und andere Offiziere geschickt. Nie in seinem Leben habe er sich mehr beleidigt gefühlt, was so weit ging, dass er sein Kommando nicht mehr zu behalten wünsche. Taktvoll ließ Trauttmansdorff den Sturm sich legen, und danach fuhr Wallenstein fort, über die Lage des Kaisers zu sprechen, welche er klar zusammenfasste: „Wenn es nicht Frieden werde, sähe er alles als verloren.“ 2 Das Nahen des Winters bedeutete, dass kein großer Feldzug in Betracht kommen konnte, und eine Belagerung zur Wiedereroberung von Regensburg war undenkbar. Ferner hatte Arnim dreimal so viele Truppen in Sachsen wie Gallas, den Wallenstein abkommandiert hatte, um die böhmische Grenze zu bewachen. Folglich ließ der General den Großteil seiner Infanterie und Artillerie in Pilsen, um ihm nötigenfalls zur Verstärkung zur Verfügung zu stehen, während er selbst mit der Kavallerie zur Donau zog, um Bernhard zu stören. Schnell wurde es aber offensichtlich, dass dies zu wenig war, um größere Erfolge herbeizuführen, und außerdem zu spät im Jahr, es vernünftig anzupacken. Anfang Dezember befand sich Wallensteins Kontingent in einer hügeligen, dichtbewaldeten Gegend, ohne Fut-

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ter für die Pferde und mit nur wenigen Unterkünften für die Männer. Auch drohte das schon kalte Wetter sich weiter zu verschlechtern. Er hielt einen Kriegsrat, doch obwohl die Mehrheit der hohen Offiziere bereit war, weiterzuziehen, überstimmte er sie. Er hatte einen Winterfeldzug stets für unklug und undurchführbar gehalten, und wie nach Lützen vor einem Jahr war es ihm lieber, sich zurückzuziehen, als eine Katastrophe zu riskieren.3 Am 4. Dezember brach seine Streitmacht zurück nach Pilsen auf, wo sie eine Woche später ankam. Maximilian war wütend, der Kaiser war wütend, selbst Eggenberg, seit langem eine der wichtigsten Stützen Wallensteins, war wütend. Das Ansehen, das Wallenstein durch den Sieg bei Steinau gewonnen hatte, löste sich so schnell auf, wie es gekommen war, zerstört erstens durch Wallensteins Fehlurteil bezüglich Regensburgs, und zweitens weil er angefangen hatte, gegen Bernhard vorzurücken, sich dann aber zurückgezogen hatte, ohne einen Schuss abzufeuern. Erneut war seine mögliche Abberufung vom Oberbefehl Stadtgespräch in Wien. Wallenstein, schrieb Piccolomini an Gallas am 2. Dezember, „wolle den Frieden auf jede mögliche Weise abschließen, weil er am Hof soweit unter Verdacht geraten ist, dass er sich fragt, ob man vielleicht gegen ihn handeln wird. Die Verhandlungen zu Schweidnitz liegen ihm mehr denn je am Herzen, und die Erinnerung daran macht ihn sehr deprimiert.“ 4

Ein Sturm braut sich zusammen Die Notwendigkeit, Winterquartiere zu finden, verschärfte stets die Probleme, die die Bürden des Krieges verursachten. Anfang 1633 hatten die Befürworter des Friedens auf die Erschöpfung der habsburgischen Erblande hingewiesen, und Ende des Jahres war die Lage noch schlimmer. Folglich löste die Eventualität, dass man das Heer über den Winter würde ernähren müssen, Bestürzung unter den Räten des Kaisers und Verzweiflung unter seinen Untertanen aus. Wallensteins Truppen waren in Böhmen, Mähren und Österreich unerwünscht, Aldringens Kontingent war in Bayern ebenfalls unwillkommen, als es vom Feldzug mit Feria zurückkehrte. Selbst die Fürstenhöfe, einschließlich der von Maximilian und Wallenstein selbst, hatten kein Bargeld mehr und waren nicht in der Lage, ihre Beamten zu bezahlen. 5 Einige höhere Offiziere Wallensteins begannen außerdem unruhig zu werden, denn die Gewinnmöglichkeiten aus ihren Regimentern waren im Wesentlichen von der Kriegsbeute abhängig, wohingegen Waffenstillstände und lange kampflose Märsche durch Krankheit,

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Fahnenflucht und Tod unter den Männern, die ihre Geschäftsinstrumente waren, nur Kosten verursachten. Hinweise, dass Wallenstein vorhätte, das Heer noch einmal in den Erblanden überwintern zu lassen, erweckten in Wien Unruhe, und darum wurde Questenberg mit einer halben Bitte oder einem halben Befehl ausgeschickt, ihn zu treffen und ihm nahezulegen, etwas anderes zu suchen. Die vorgeschlagenen Länder Brandenburg, die Lausitz, Sachsen und Thüringen waren weit voneinander entfernt und alle in den Händen des Feindes, was mit der optimistischen Behauptung beschönigt wurde, dass die Anwesenheit kaiserlicher Truppen in diesen Gebieten jenen würdigen Bürgern, die dem Kaiser treu geblieben waren, Grund zur Hoffnung geben würden. Questenbergs Anweisungen endeten aber mit dem strengen Hinweis, dass er Wallenstein von Handlungen gegen diese ausdrücklichen Wünsche des Kaisers abraten sollte, weil „dadurch unsere hohe Autorität bei denselben verkleinert wurde, auch bei den fremden Potentaten allerhand Skrupel dürfften erweckt werden, dass wir gleichsam einen Mitregenten an der Hand haben, und wir in unseren eigenen Ländern keine freie Disposition mehr übrig haben“. Vor diesem Hintergrund von Bedenken um Winterquartiere lösten Wallensteins Abbruch seines Vorrückens gegen Bernhard und seine Rückkehr nach Pilsen einen offenen Bruch zwischen dem Kaiser und seinem Generalissimo aus. Diese Planänderung, schrieb Ferdinand, sei ihm eine höchst unerwünschte Nachricht, und er wiederholte seine Meinung über die militärische Drohung gegen seine Länder. Entgegen seiner früheren höflichen Art erteilte er jetzt einen schroffen Befehl. „Es ist insonderheit dabei mein gnädigstes Begehren und Verlangen, dass Euer Liebden diesen Angriff befördern und, da sie sich gleich mit der Armee schon wiederum nach Böhmen zurück begeben haben, dieselbe alsobald wiederum gegen Passau oder den von Weimar wenden und denselben … nachziehen, verfolgen und wiederum zurücktreiben lassen … Und dieses ist also meine endliche Resolution, dabei ich … gänzlich beharre und verbleibe.“ 6 In seiner Antwort wies Wallenstein darauf hin, dass er davon abgeraten hatte, sowohl einen weiteren Marsch zur Donau zu unternehmen, als auch Winterquartiere im Territorium des Feindes zu suchen. Als er aber die ganz ausdrücklichen Wünsche des Kaisers empfangen habe, habe er selbst nicht die Alleinverantwortung für eine Erwiderung unternehmen wollen und stattdessen den Rat seiner Generäle eingeholt. Ihre Meinung legte er als eine Denkschrift bei, die bei einer Konferenz am 17. Dezember in Pilsen abgefasst worden war, mit der Bitte, sie zu billigen. Folglich sollte das Heer während des Winters in Böhmen bleiben, um in einem guten Zustand

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für die bevorstehenden Sommerfeldzüge zu sein.7 In ihrem Gutachten erklärten die Offiziere, dass ein Marschieren des Heeres, um irgendwo anders Winterquartiere zu suchen, „bei dieser Winterzeit nicht allein schwer, sondern mit einer so konditionierten Armee in Effekt zu setzen, sogar unmöglich“ sei. Sobald sie die Länder des Kaisers verließen, würden sie auf viele Schwierigkeiten stoßen, „wie nicht allein die Feinde, sondern auch die Kälte, Mangel an Proviant und Geld, und anderen unentbehrlichen Notdurften“, was folglich „den übriggebliebenen Kern der Soldaten entweder krepieren, oder doch verzweifeln machen werde“. Müssten diejenigen, die dem Kaiser solchen Rat gegeben hatten, ihn umzusetzen versuchen, würden sie schnell selbst die Unmöglichkeit entdecken. Die meisten der vorgeschlagenen Standorte könne man ohne Belagerung und Artillerie nicht einnehmen und zu dieser Jahreszeit könne man nicht einmal Schaufeln benutzen. Das Gleiche gelte für den Befehl, gegen Bernhard von Weimar vorzurücken. Als einziges Ergebnis würden „Ross und Mann zu Grund gehen und unfehlbar krepieren müssen“. Sie fuhren fort und beschwerten sich, dass während des Jahres Sold und Proviant nicht wie versprochen angekommen seien und es keine große Hoffnung für das kommende Jahr gebe, „welcher wegen man diese Sachen vor den Unteroffizieren und gemeinen Soldaten, wegen besorgender allgemeinen Meuterei, zu verhüten, gar geheim zu halten“ gezwungen sei. Dieser Wortwechsel zeigt nicht nur die wachsende Spannung zwischen dem Hof und dem Generalissimo, sondern auch die Unzufriedenheit, die sich im Heer entwickelte. Berichte von Trauttmansdorff und Questenberg, die während dieser Zeit in Pilsen waren, schildern Wallenstein als wankelmütig, indem er abwechselnd über Rücktritt oder über die Aussichten für den Feldzug des kommenden Jahres redete. 8 Trauttmansdorff schalt ihn wegen seiner Entscheidung, den Befehl des Kaisers von seinen Offizieren debattieren zu lassen, was der Disziplin hätte schaden können, aber Wallenstein antwortete, „seine Autorität, so er bei der Miliz habe, sei, Gott lob, so groß, dass er den Zügel allezeit anziehen könne“. Andererseits beschwerte er sich, dass er vom Hof unehrlich behandelt werde, dort würden allerlei gefährliche Dinge über ihn gesprochen. Er hoffe, dass es nicht beabsichtigt sei, ihn aus Widerwillen zum Rücktritt zu treiben, denn es gebe andere Mittel, wenn es als im Interesse des Kaisers angesehen würde, er selbst habe jedoch nicht vor, irgendetwas voreilig zu tun. Trotzdem kehrte er immer wieder zu diesem Thema zurück. Trauttmansdorff hatte Wallenstein eine Einladung mitgebracht, sich mit Eggenberg zu treffen, doch er lehnte ab. Letzterer werde ihm vorschlagen, meinte er, dass er das Kommando des Heeres mit dem Sohn des Kaisers, dem

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ehrgeizigen König von Ungarn, teilen solle, aber, sagte er weiter, der König sei sein Herr, und viel zu gut, sein Gefährte zu sein. Stattdessen würde er lieber das Kommando aufgeben, vorausgesetzt, dass dies in Ehren und gegen eine bescheidene Zahlung erfolge. Es würde ihm lieb sein, von der Bürde befreit zu werden, und er würde Seiner Majestät alles in bester Ordnung übergeben, auch würde er ihn beraten, so gut er könnte, aber er selbst würde nicht beim Heer bleiben. Er warnte aber, dass man mit der Sache sehr vorsichtig umgehen müsste, sonst könnte es eine Meuterei geben, denn die Mehrheit der Obersten war kraft seiner persönlichen Kreditfähigkeit rekrutiert worden. Sollte er seinen Abschied nehmen, ohne dass ihre Schulden beglichen wären, wofür aber die Mittel nicht vorhanden seien, könnten beträchtliche Schwierigkeiten folgen. Er endete mit seinem gewöhnlichen Refrain: „Man muss Frieden machen, sonst werde alles unserseits verloren sein.“ 9 Einige Historiker haben die Auffassung vertreten, dass Wallenstein es sich zur Gewohnheit machte, seinen Rücktritt einzureichen, dies aber nur ein Kunstgriff wäre, um den Hof in Wien unter Druck zu setzen. Wie in Kapitel 7 diskutiert wurde, erwähnte Wallenstein bestimmt wiederholt in seinen Briefen an Harrach während 1626 die Möglichkeit, den Oberbefehl aufzugeben, aber nach der Konferenz in Bruck im November jenes Jahres änderte sich dies, und das Thema tauchte bis Ende 1633 nicht wieder auf. Es gibt wichtige Unterschiede zwischen den beiden Zeiträumen. 1626 fühlte Wallenstein offensichtlich die Beanspruchung seines ersten Jahres als Oberbefehlshaber, und er benutzte seine häufigen Briefe an Harrach als eine Art Sicherheitsventil. Es gab ein gewisses Maß an Mehrdeutigkeit, weil Harrach auch kaiserlicher Rat war, aber nichtsdestoweniger waren dies private Briefe von Wallenstein an seinen Schwiegervater. Obwohl er von Rücktritt redete, ist das etwas ganz anderes, als diesen tatsächlich einzureichen, was er nie tat. 10 Vom Ende 1633 an waren seine Hinweise auf das Thema nicht mehr auf private Briefe an einen engen Verwandten beschränkt, sondern sie wurden ganz offen an ranghohe Räte wie Trauttmansdorff weitergeleitet, der nicht zu seinen besonderen Freunden zählte. Anfang 1634 ging er weiter, indem er ganz besonders dem Hof und dem Hofkriegsrat seinen Rücktritt anbot. Dieser Unterschied in der Vorgehensweise spiegelte auch einen Unterschied im wesentlichen Inhalt. 1626 neigte Wallenstein nach seiner ganzen Veranlagung zum Rücktritt, aber er konnte keinen praktikablen Weg dafür finden, ohne sowohl sein Vermögen als auch seine Stellung in Böhmen ernstlich zu gefährden. Ende 1633 begann er zu erkennen, dass er wegen des schlechten Zustands seiner Gesundheit und der Verschlechterung seiner Beziehung zum Hof prak-

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tisch keine andere Wahl hatte. Wiederum war Rücktritt keine einfache Alternative, aber trotzdem scheinen seine Angebote immer ernster und nicht als eine in die Länge gezogene List gemeint gewesen zu sein, während für diejenigen, die er in den letzten Wochen seines Lebens machte, alles darauf hindeutete, dass sie echt und unverfälscht waren. Als der Winter sich näherte, entwickelte sich noch ein weiterer schwerwiegender Streit zwischen dem Kaiser und seinem General. Am 9. Dezember schrieb Ferdinand an Wallenstein, dass er Oberst de Suys befohlen hatte, von seiner Stellung in Oberösterreich an den Inn in der Nähe von Passau vorzurücken, „weil ich auch befunden habe, dass die von Euer Liebden ins Land ob der Ens geschickten Regimenter mit besserem Nutzen zu dem anderen Volk gegen den Feind möchten vorgeschoben werden, als an den selbigen Orten, da sie nur den Vorrat verzehren und die Bauern zu einer neuen Rebellion aufbringen dürften, zu verbleiben“. Der Befehl, fügte er hinzu, war vorläufig, aber er hätte keinen Zweifel, dass Wallenstein ihn sofort bestätigen würde. Ferdinand war kein Soldat, und bestimmt kam der Antrieb für diesen Schritt von seinen Beratern, aber er war empfindlich bezüglich seiner Autorität, und in diesem Zusammenhang war die militärische Frage ganz sekundär. Für Wallenstein waren beide Aspekte wichtig. Suys war aus gutem Grund in Oberösterreich stationiert worden, außerdem wurde er am Inn nicht gebraucht, zudem standen direkte Befehle vom Hof an Offiziere im Widerspruch zu den Bedingungen seiner eigenen Berufung. Wallenstein mangelte es stets an politischer Geschicklichkeit, doch zu dieser Zeit war er weniger als je geneigt, sich taktvoll und gegen seine militärische Beurteilung zu entscheiden und nachzugeben. Er bestätigte den Befehl nicht, obwohl er diplomatisch genug war, darauf nicht hinzuweisen. Stattdessen befahl er Suys zu bleiben, wo er war. Auch erklärte er ihm seine Gründe, die, betonte er, im besten Interesse des Dienstes für den Kaiser seien. Folglich bekam der unglückliche Oberst entgegengesetzte Befehle von seinem Kaiser und seinem Oberbefehlshaber. Sehr zum Ärger Ferdinands entschied er sich, Wallenstein zu gehorchen. Es folgten weitere Befehle vom Hof und Gegenbefehle vom Hauptquartier, aber Ferdinand scheute davor zurück, Wallenstein direkt zu konfrontieren. Stattdessen schrieb er übellaunig am 24. Dezember an Questenberg in Pilsen und wies ihn an, die Sache mit Wallenstein ernsthaft zu besprechen. Letzterer, fuhr er fort, sollte entweder sofort den notwendigen Befehl an Suys geben oder ihn durch einen anderen angemessen geeigneten Offizier ersetzen, „der unsere kaiserlichen Befehle mit mehr Diskretion zu befolgen und dieselben gebührend zu erfüllen wissen sollte“.11 Am selben Tag antwortete Ferdinand bezüglich des Rats der Offiziere

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Wallensteins, dass weitere Bewegungen gegen Bernhard oder die Suche nach Winterquartieren in feindlichen Territorien zu dieser Jahreszeit unmöglich wären. In einem Brief, der eindeutig von den militärischen Beratern am Hof entworfen wurde, dementierte Ferdinand, dass es je beabsichtigt war, die Truppen ohne angemessene Winterquartiere zu belassen, aber zur gleichen Zeit versuchte er, den Befehl zu rechtfertigen, die Schweden um Regensburg nochmals anzugreifen. Es wäre noch immer notwendig, fuhr er fort, Suys an den Inn zu entsenden und mehr Truppen aus Böhmen zu schicken, 3.000 Infanteristen und 1.000 Kavalleristen, um die Bayern zu verstärken. Wallensteins Erwiderung erfolgte unverzüglich, war aber ausweichend. Vor kurzem habe er erfahren, sagte er, dass Aldringen und seine Soldaten wieder in Bayern angekommen seien, auch sei er selbst dabei, Regimenter aus Mähren in größere Nähe zu verlegen, um sie einsetzen zu können, wenn der Feind tatsächlich eine drohende Bewegung machen sollte. In Hinsicht auf die Kavallerie in Oberösterreich, schrieb er weiter, aber ohne Suys zu erwähnen, sei es besser, Geduld bis zum Frühling zu haben, bis zu welcher Zeit sie vollzählig und im besseren Zustand sein würde, um gut zu dienen. Überraschend, aber verdächtig gab Ferdinand nach, und am Anfang des neuen Jahres schickte er eine Bestätigung zurückhaltenden Inhalts, in der er einräumte, dass er wegen der sich verändernden Umstände und des vorrückenden Winters bereit wäre, sich Wallensteins Meinung anzuschließen.12 Der Grund für diesen Tonwechsel war ein gutbewahrtes Geheimnis, aber Bartholomäus Richel, der bayerische Vizekanzler und Vertreter am kaiserlichen Hof, war trotzdem in der Lage, es am 31. Dezember an Maximilian zu berichten. Seine Kaiserliche Majestät, schrieb er, habe sich insgeheim entschieden, den Herzog von Friedland seines Kommandos zu entheben, und er habe schon begonnen, die führenden Offiziere des Heeres für sich zu gewinnen, um ihrer sicher zu sein. Es sei bis jetzt unentschieden, was man mit dem Herzog selbst tun sollte. Ihn auf freiem Fuß zu lassen, sei problematisch, aber ihn zu verhaften, was Seine Majestät selbst für den sichersten und besten Vorschlag halte, bringe auch Schwierigkeiten mit sich.13 Endlich hatten Wallensteins Feinde die wichtigeren unter seinen ehemaligen Freunden und am bedeutungsvollsten den Kaiser selbst überredet, dass der Generalissimo gehen müsse. Diese Feinde gehörten drei Gruppen an, den Erzkatholiken, den seit langer Zeit persönlichen Feinden aus Böhmen und den enttäuschten Offizieren ohne hohe Stellen im aktiven Dienst, darunter einige, die Wallenstein entlassen oder in den Ruhestand abgeschoben hatte. Am einflussreichsten in der ersten Gruppe waren die

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Jesuiten Wilhelm Lamormaini, des Kaisers Beichtvater, und Johannes Weingartner, der Hofprediger, die beide entschlossene Befürworter von fortdauernder Gegenreformation und einer vollständigen Durchführung des Restitutionsedikts waren. Führend in der zweiten Gruppe waren Kardinal Dietrichstein und Wallensteins Schwager Wilhelm von Slavata, der Kanzler von Böhmen, während Heinrich von Schlick später dazukam, der einer von Wallensteins Feldmarschällen im dänischen Feldzug gewesen und zu dieser Zeit Präsident des Hofkriegsrats war. Dieses waren begabte Männer und gefährliche Gegner, gut fähig, die verbitterten Versager in der dritten Gruppe für ihre eigenen Zwecke zu benutzen, um ihrer Kritik an Wallenstein einen Anstrich der fachlichen militärischen Glaubwürdigkeit zu verleihen. Das Fiasko seines Vorrückens gegen Bernhard Ende November ermöglichte es seinen Feinden, ihre Angriffe nicht mehr in den Vorzimmern von Wien flüstern zu müssen, sondern sie fast im wörtlichen Sinn in den Straßen zu verkünden, nämlich in Gestalt mehrerer bösartiger anonymer Flugblätter, die im Dezember in Umlauf waren.14 Unter ihren Verfassern waren mit Sicherheit Weingartner und Slavata, und man darf annehmen, dass die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sie gelenkt wurde. Bestimmt las sie auch Maximilian begierig, der sich ein weiteres Mal bemühte, den Chor von Beschwerden zu orchestrieren. Vielleicht wichtiger aber als dieses Zusammengehen der üblichen Verdächtigen war eine Änderung der spanischen Haltung gegenüber Wallenstein. Dort hatte man ihn zur Zeit seiner früheren Entlassung erfolglos unterstützt, und Olivares, Herzog und Erster Minister, betrachtete ihn nach wie vor als die größte Chance, den Krieg in Deutschland zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Dies würde die vereinigten Ressourcen der Habsburger für den Krieg in den Niederlanden freisetzen, was die Hauptpriorität der Spanier blieb. Der Gesandte am kaiserlichen Hof war aber anderer Meinung, und um seine negativen Berichte zu untersuchen, schickte Olivares im Herbst 1633 Graf von Oñate nach Wien. Letzterer, ein früherer Gesandter, der in Madrid für einen Kenner Deutschlands gehalten wurde, war überrascht zu entdecken, wie weit das Ansehen Wallensteins selbst unter seinen ehemaligen Hauptunterstützern gesunken war. Unter dem Druck der Ereignisse und der Kritik der Feinde des Generals schwankte seine eigene Unterstützung im entscheidenden Augenblick.15 Ein Umstand, der seine Zweifel bestätigen half, war ein Besuch des Kapuzinermönchs Diego de Quiroga bei Wallenstein. Dieser kam am 4. Januar 1634 in Pilsen an. Die Regentin der Spanischen Niederlande, die bejahrte Infantin Isabella, war vor kurzem gestorben, und man fürchtete, dass ein Machtvakuum Gelegenheit für eine Rebellion zugunsten der Holländer

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schaffen könnte. Darum war der spanische Hof abzusichern bemüht, dass ihr Nachfolger, der Kardinalinfant, der jüngere Bruder des Königs, Brüssel sobald wie möglich erreichen würde. Das war nicht einfach, weil die Holländer das Meer kontrollierten, und es war beim unlängst durchgeführten Feldzug Feria nicht gelungen, den Landweg den Rhein entlang zu sichern. Folglich musste man einen weitläufigen Umweg vorschlagen, der durch Österreich und Böhmen und danach über Deutschland lief. Quirogas Mission bestand darin, Wallenstein zu bitten, 6.000 Kavalleristen als Eskorte für diese letzte Etappe bereitzustellen. Der General empfing den Gesandten höflich, wies aber auf die militärische Unmöglichkeit des Vorschlags hin. Von Böhmen nach Brüssel waren es etwa 800 Kilometer, und fast jeder wichtige Ort unterwegs war in den Händen des Feindes. Erst müsse man die Schweden besiegen, was vor dem Frühling nicht zu schaffen sei, sonst könnten sie der Eskorte den Weg abschneiden, sie vernichten und den Kardinalinfant gefangen nehmen. Zu der Zeit aber war die Atmosphäre des Verdachts so groß, dass diese logischen Schlussfolgerungen kein Gehör fanden, und man nahm an, Wallensteins Ablehnung sei von Böswilligkeit und Obstruktionstaktik statt von vernünftiger militärischer Beurteilung motiviert.16 Die Gesundheit des Generals wurde immer schlechter, was bedeutete, dass er einen großen Teil der Zeit im Bett blieb, sogar um wichtige Besucher wie Quiroga zu empfangen. Zudem konnte er seine Tätigkeit jedes Mal nur eine kurze Zeit lang durchführen. Erhaltene Apothekerrechnungen bestätigen, dass er eine große Menge Arznei einnahm, zweifellos hauptsächlich zur Schmerzlinderung, aber mit unbekannten Nebenwirkungen. Questenbergs Arzt, der gewahr wurde, was ihm verschrieben wurde, äußerte die Meinung, dass solch ein Patient nicht mehr viel Zeit zu leben habe, obwohl Wallensteins eigene Ärzte laut Bericht an bis zu zwei Jahre dachten.17 In diesem Zustand wurde er zunehmend von den zwei Männern abhängig, die die Schlüsselstellungen um ihn hielten. Einer davon war Christian von Ilow, Feldmarschall und Stabschef seit dem Tod von Holk im vorigen Herbst, der einflussreichste war jedoch der allgegenwärtige Adam von Trcˇka. Letzterer war nicht nur Oberst und Besitzer von einem halben Dutzend Regimentern, sondern auch fast der Hauptadjutant, der häufig im Namen des Generals schrieb oder sprach, und der auch in hohem Maße den Zugang zu ihm kontrollierte. Doch im Gegensatz zum zuverlässigen Holk verdienten diese Männer Wallensteins Vertrauen nicht, und die großen Freiheiten, die ihnen nach und nach eingeräumt wurden, spiegelten seinen eigenen Niedergang. Er hatte Trcˇka immer gemocht, aber in der Vergangenheit hatte er ihn gut in Schach gehalten, jetzt jedoch musste

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er diesem Phantasten und Intriganten freieren Lauf lassen. Trcˇka und Ilow erkannten beide, dass ihre Stellungen und Aussichten total abhängig von Wallenstein waren, und darum war jede Drohung gegen ihn eine größere Bedrohung für sie. Folglich waren sie entschlossen, seine Macht zu erhalten – selbst entgegen eigener Neigungen –, wenn es sich als nötig erweisen sollte. Dies war der Hintergrund für das seltsame, sogar bizarre Treffen von hohen Offizieren, das vom 11. bis 13. Januar 1634 stattfand.18 Ende Dezember zusammengerufen, versammelten sich in Pilsen fast alle der Generäle und Obersten des kaiserlichen Heeres, insgesamt 49. Bemerkenswerte Abwesende waren nur Gallas, der die Streitkräfte in Schlesien kommandierte, beziehungsweise Aldringen in Bayern. Ob Wallenstein dieses Treffen eingeleitet oder es nur gebilligt hatte, ist unbekannt, aber Ilow veranstaltete und führte es. Sein erstes Ziel war, die Offiziere gegen die Politik des Wiener Hofes hinsichtlich des Krieges und des Heeres zu vereinigen. Er lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Forderungen nach Winterfeldzügen, einen gegen Bernhard, einen zweiten, um Winterquartiere zu sichern, und einen dritten, um den Kardinalinfanten durch das besetzte Deutschland nach Brüssel zu eskortieren. Die versammelten Offiziere hielten diese Vorschläge insgesamt und einstimmig für unmöglich. Der Hof, fuhr Ilow fort, stelle nie das für das Heer fällige Geld bereit, obwohl für andere Zwecke genug zur Verfügung stehe, auch seien Undankbarkeit, Kritik und Verleumdung statt Dank an den General Belohnung für alle seine Anstrengungen. Wallenstein, sagte er, habe sich entschieden, seinen Rücktritt einzureichen, es sei denn, dass es ihnen, seinen Offizieren, möglich wäre, ihn zu überreden, seine Meinung zu ändern. Fast alle der Anwesenden waren mit Ilows Darlegung der Haltung des Hofes gegenüber dem Heer einverstanden, und die meisten wünschten, dass Wallenstein den Oberbefehl behielt, aber das Thema, das sie alle absolut zusammenführte, war die Sorge wegen des Geldes, die auch der General einige Wochen vorher Trauttmansdorff gegenüber geäußert hatte. Die Offiziere hatten alle beträchtliche Summen in ihre Regimenter investiert, für die Wallenstein persönlich der Gewährsträger war, und ohne ihn würden sie wegen des Kaisers wohlbekannten beständigen Geldmangels ein großes finanzielles Risiko eingehen. Demgemäß wurde eine fünfköpfige von Ilow geführte Delegation ernannt, um Wallenstein zu besuchen, aber als er sie traf, hielt er an seinem beabsichtigten Rücktritt fest. Die Delegation zog sich zurück, beriet sich, und sprach erneut bei ihm vor. Bei diesem zweiten Treffen stimmte Wallenstein endlich zu, sein Kommando etwas länger zu behalten, um den Offizieren und dem Heer die für sie

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fälligen Summen zu sichern und auch nochmals zu versuchen, Frieden herbeizuführen. Einige haben dies sowohl damals als auch später als eine sorgfältig ausgeführte Rochade betrachtet, was sehr gut möglich ist. Andererseits spiegelte dies vielleicht Wallensteins eigene Unentschlossenheit. Einerseits wollte er sich von der Bürde des Oberbefehls befreien, andererseits wollte er seine Pflicht gegenüber seinen Offizieren tun, auch hoffte er noch, als seine letzte Errungenschaft einen Frieden herbeizuführen. Dies aber war nur ein Schritt in Richtung auf Ilows wahres Ziel, eine eindeutige Loyalitätserklärung zugunsten Wallensteins zu erhalten, um den Hof von jedem Versuch abzuhalten, ihn zu entlassen. Der Generalissimo hätte sich für sie verpflichtet, erläuterte ihnen Ilow, und folglich sollten sie sich dafür bedanken und einen Eid schwören, ihn zu unterstützen. Es folgte ein Abendessen, ein echtes Bankett, gegeben von Ilow im Pilsener Rathaus, das in völliger Trunkenheit endete, wie es in einer Schlüsselszene in Schillers Wallenstein wunderbar dargestellt wird. Während der Zecherei, Raufereien und dem gelegentlichen Ziehen von Schwertern war das Dokument mit dem Eid unter den Offizieren im Umlauf. Einige unterzeichneten gern, andere zögernd, aber letzten Endes gab jeder seine Unterschrift. Schiller macht viel Wesens um eine List, wodurch das ursprüngliche Dokument eine Klausel enthielt, in der die Treue der Offiziere gegenüber Wallenstein nach ihren Pflichten gegenüber dem Kaiser stand, nachdem aber der Wein seine Wirkung getan hatte, trat ein zweites an seine Stelle, in dem die Klausel fehlte. Diese Geschichte war kurz nach dem Ereignis im Umlauf, doch sie ist höchst unwahrscheinlich, nicht zuletzt deshalb, weil dieses nicht das endgültige Dokument war. Für die Hauptpersonen war ein Eid nicht ausreichend, den einige – wie es schien – nur widerwillig unterzeichnet hatten, während andere die Ausrede benutzen könnten, dass sie zu der Zeit betrunken gewesen waren. Am folgenden Nachmittag empfing Wallenstein selbst die ganze Offiziersversammlung, und als Ergebnis wurde ein neues Dokument, als Pilsener Schluss bekannt, von jedem Teilnehmer absolut nüchtern unterzeichnet. Kopien wurden für die rangältesten Generäle der drei Teile des Heeres gefertigt, und weitere zwei wurden an Gallas und Aldringen zur Unterschrift geschickt.19 Der Text betonte, dass die einzige Hoffnung der Offiziere, ehrliche Anerkennung für ihren treuen Dienste zu erhalten, Wallenstein war, auf dessen Wort und in Erwartung künftiger Belohnung sie ihr Vermögen und ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Der General hatte als Antwort auf ihre Bitten zugestimmt, bei ihnen zu bleiben, um zu sehen, welche Mittel für die Unterstützung des Heeres zu beschaffen waren, ferner hatte er sich

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verpflichtet, nicht ohne ihre vorherige Kenntnis und Zustimmung seinen Abschied zu nehmen. Seinerseits schworen sie, ehrbar und getreu zu ihm zu halten und sich nicht von ihm trennen zu lassen, sondern für ihn bis zum letzten Blutstropfen alles zu geben. Zieht man die bombastischen Ausdrücke einmal ab, war dieser Eid jedoch im Wesentlichen eine symbolische Geste, ein Warnschuss an Wien, statt einer wirklichen Drohung, und wurde weder geheim gehalten, noch offiziell an den Hof übersandt. An sich hatte er wenig praktische Bedeutung, er ermöglichte jedoch Wallensteins Feinden, die alte Furcht von 1630 wiederzubeleben und auszunutzen, dass er bei einer Entlassung nicht ruhig seinen Hut nehmen, sondern stattdessen das Heer gegen den Kaiser und den Hof einsetzen würde. Folglich müsste man an drastischere Maßnahmen denken, um ihn loszuwerden.

Die Hoffnung erlischt nie Während Ferdinand mit Vorbereitungen für die Entlassung Wallensteins begann und Ilow und Trcˇka dies ungeschickt zu verhindern versuchten, gab es andere Kontakte, Verhandlungen und Versuche, Frieden zu schließen. Wie früher gab es zwei verschiedene Richtungen: Wallensteins eigenes Streben, eine Basis für eine Abmachung mit Sachsen und Brandenburg durch Arnim zu finden, und die Ränke von Trcˇka und Kinsky, die noch ihr altes Ziel verfolgten, den Generalissimo in eine Verbindung mit Frankreich und Schweden zu verwickeln. Es ist schwierig festzustellen, ob oder wie viel Kenntnis Wallenstein vor der letzten Woche seines Lebens von letzteren Manövern hatte, weil die Berichte spärlich und oft aus zweiter oder dritter Hand sind. Ein gutes Beispiel ist eine Bemerkung von Franz Albrecht an Arnim von Mitte Januar, die sich auf eine Mitteilung des sächsischen Obersten Anton von Schlieff gründete, der vor kurzem aus Pilsen zurückgekehrt war. „Der Herzog“, schrieb Franz Albrecht, „ist sehr ungehalten, aus Ursachen, dass ihm vom Hofe einen großen Verweis wegen Regensburg gegeben worden ist, dass er es nicht entsetzt hat, … [und] dass sie damit umgehen, ihn die Armee aus den Händen zu bringen. … Rächen will er sich an dem Kaiser, dass ist gewiss.“ 20 Es gibt jedoch keine Erwähnung dieser Themen im Protokoll von Schlieffs eigenem Bericht an den sächsischen Hof über sein Treffen mit Wallenstein, aber man darf mit Sicherheit annehmen, dass er auch Unterredungen mit Trcˇka und Ilow hatte. Dieses Beispiel erläutert das größte Problem. Damals nahm fast jeder üblicherweise an, dass das, was Trcˇka, Ilow, später auch Kinsky sagten, wirklich von Wallenstein stammte und er voll und ganz dahinterstand, und da-

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rum schrieben sie es auf, als ob der General selbst es gesagt hätte. Höchstwahrscheinlich aber rissen diese drei Männer seine Autorität häufig an sich, um ihre eigenen Ränke zu fördern. Wenige von den Hauptpersonen, die in diese Ereignissen verwickelt waren – unter ihnen der Kaiser selbst sowie die meisten seiner Berater –, trafen Wallenstein in den letzten Jahren seines Lebens persönlich. Es ist offensichtlich, dass sie ihn noch für die achtungsgebietende Persönlichkeit hielten, die er früher gewesen war, und das Ausmaß seines Verfalls nicht erkannten. Eine besserer Hinweis stammte von Ilow, der laut Bericht Mitte Dezember sagte, dass Wallenstein Besucher nur dann empfangen könne, wenn es absolut notwendig sei, und selbst dann sei eine echte Besprechung kaum möglich, denn der General fluche die ganze Zeit schrecklich wegen seiner großen Schmerzen. 21 In wichtigen Situationen war Wallenstein noch in der Lage, sich zu bemühen, persönlich einzugreifen und seine alte Autorität auszuüben, aber zunehmend waren solche Gelegenheiten die Ausnahme und nicht die Regel, denn sein fortschreitender Verfall brachte ihn immer mehr unter den Einfluss und praktisch unter die Kontrolle des Klüngels, der ihn umgab. Ende Dezember schrieb Trcˇka an Kinsky, um ihn dringend zu bitten, nach Pilsen zu kommen, weil Wallenstein sich entschieden hätte, Vereinbarungen nicht nur mit Sachsen und Brandenburg, sondern auch mit Schweden und Frankreich zu treffen, denn, so fügte er in einem häufig zitierten Ausdruck hinzu, wir „sind nunmehr entschlossen, die Maske ganz abzulegen“. 22 Was genau er damit meinte, bleibt eine Vermutung, aber bestimmt bedeutete das nicht, dass Verbindungen zu Schweden und Frankreich an die Öffentlichkeit gebracht werden sollten, nicht zuletzt deshalb, weil es unwahrscheinlich ist, dass Wallenstein selbst sie gebilligt hätte. Schließlich war es nur drei Monate her, seit er darauf bestanden hatte, dass Arnim sich mit ihm vereinigen sollte, um diese ausländischen Eindringlinge zu überfallen, was die Bedingung war, an der die Friedensverhandlungen gescheitert waren. Auch lag die abschließende Krise, die ihn zwingen würde, seine Haltung dazu zu ändern, noch fast zwei Monate in der Zukunft. Trcˇka war nicht der Typ, der solche Einzelheiten seinen hochfliegenden Intrigen im Weg stehen ließ, und von ihm angespornt, beeilte sich Kinsky, sich mit dem französischen Gesandten Feuquières in Verbindung zu setzen, um eine Wiederbelebung des Plans vorzuschlagen, den sie letzten Frühling besprochen hatten. Dessen Erwiderung war freundlich, privat hegte er jedoch Zweifel, und anfänglich berichtete er den Vorschlag nicht einmal nach Paris weiter. 23 Nach einem Treffen mit dem Kurfürsten von Sachsen brach Kinsky in Begleitung seiner Frau aber trotzdem nach Pilsen auf, wo er sich dem kaiserlichen Hauptquartier anschloss. Am 9. Januar

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meldete Wallenstein ordnungsgemäß Trauttmansdorff seine Ankunft als die eines von mehreren akkreditierten Vertretern Sachsens, die gekommen waren, um die Bestrebungen zu erneuern, eine Abmachung zu erreichen. Ferdinand selbst billigte diesen Versuch nicht nur, sondern entsandte auch seinen führenden Rechtsgelehrten nach Pilsen, um dort behilflich zu sein. 24 Danach hielt sich Kinsky stets neben Trcˇka und Ilow auf und spielte eine zentrale Rolle in ihren Manövern und Verbindungen mit den Sachsen. Seine anderen Ränke machten kaum Fortschritte. Nach einiger Zeit informierte Feuquières die französische Regierung über die Verbindung, die dabei eine günstigere Aufnahme fand, als er erwartet hatte, doch danach schritt die Sache so langsam fort, dass Kinskys Vertreter noch auf eine definitive Antwort warteten, als sein Auftraggeber und auch Wallenstein bereits tot waren. 25 Was die Schweden betraf, war Oxenstierna ebenso skeptisch, aber noch direkter als früher, und er sagte Bubna ganz klar, er würde nur auf Handlungen, nicht auf Worte von Wallenstein reagieren. Bei Bernhard von Weimar erging es Kinsky nicht besser. Anfänglich stimmte er einem Treffen zu, aber danach weigerte er sich, als Kinsky, sich auf Krankheit berufend, ihn bat, einen Vertreter nach Pilsen zu schicken. 26 Die einzigen Ergebnisse dieser Verbindungen waren Bernhards vermehrtes Misstrauen gegenüber Annäherungen aus dem Kreis um Wallenstein und dass Oxenstierna sich veranlasst sah, verstärkt zu versuchen, die Verhandlungen des Generals mit den Sachsen zunichtezumachen. Letztere Verbindungen waren auch erneuert worden, und ihr begeistertster Befürworter war der unermüdliche Franz Albrecht von SachsenLauenburg. Der Kurfürst von Sachsen war voller Bedenken, aber trotzdem gewillt, wogegen Arnim zu diesem Zeitpunkt alle Illusionen bezüglich der ganzen Sache verloren hatte, auch glaubte er nicht mehr an einen Erfolg, war Wallenstein gegenüber misstrauisch und wollte sich nicht weiter ausnutzen lassen. Er ließ sich nur dadurch überreden, dass die einzige Alternative zu Verhandlungen mit Wallenstein war, Verbündeter der Schweden zu bleiben, deren langfristiger Verwicklung in Deutschland er noch feindlicher gegenüberstand als der Generalissimo selbst. Angesichts dieser schlechten Optionen bemerkte er: „Bei dem ersten ist große Gefahr, aber doch etwas Hoffnung, bei dem anderen noch größere Gefahr und in meinen Gedanken ganz keine Hoffnung. … Mit großen Furchten muss man mit dem Herzog zu Friedland traktieren, und ohne ihn sind alle Traktate vergebens.“ Trotzdem zauderte er. Er beharrte darauf, dass er genaue Richtlinien haben müsste, ehe er abreiste, um Wallenstein zu treffen, und darum müssten erst alle Möglichkeiten untersucht werden, die im Lauf der Verhandlungen auftauchen könnten. Diese Arbeit hielt ihn bis Anfang Fe-

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bruar in Dresden zurück, obwohl Wallenstein für ihn am 10. Januar einen Geleitbrief ausgestellt hatte. 27 Arnims Bedenken wurden von schwedischen Bemühungen vermehrt, ihn zweifelhaft erscheinen zu lassen, indem behauptet wurde, dass er Wallenstein zu nahe stünde, auch wurde die alte Geschichte wiederbelebt, dass er Thurn bei Steinau im vorigen Oktober absichtlich preisgegeben hätte. Ferner versuchten die Schweden, Brandenburg abzutrennen und den Kurfürsten zu überreden, dem Heilbronner Bund beizutreten. Man müsse Maßnahmen ergreifen, dies zu verhüten, meinte Arnim, um für die Verhandlungen mit Wallenstein eine geschlossene Front aufrechtzuerhalten. Folglich wurde er selbst nach Berlin geschickt, während Wallenstein besorgt auf ihn wartete. Stattdessen wurde Franz Albrecht nach Pilsen geschickt, um die Verzögerung zu entschuldigen. Er verbrachte dort die erste Februarhälfte und schrieb wiederholt an Arnim und den Kurfürsten Johann Georg, um auf Schnelligkeit zu dringen, während Wallenstein ihm täglich einen Boten schickte, manchmal auch mehrere, um zu fragen, ob es irgendwelche Nachrichten über Arnims Ankunft gab. 28 Von 6. bis 10. Februar war Arnim in Berlin, wo sich herausstellte, dass der kurfürstliche Rat nicht zu weiteren Verhandlungen mit Wallenstein neigte, und bestimmt nicht, ohne dass die Schweden auch teilnähmen. Er blieb bei seiner Auffassung und erreichte eine Audienz beim Kurfürsten selbst. An Johann Georg von Sachsen berichtete er über die Besprechung in einem Brief, der wegen seines gegen Schweden gerichteten Tenors bemerkenswert ist. 29 Er hätte, schrieb er, darauf hingewiesen, dass die Schweden Jahrhunderte Krieg gegen die Russen und die Polen geführt hätten, und jetzt ständen sie davor, dasselbe in Deutschland zu tun. Sie hätten kein Interesse am Frieden, denn nicht sie, sondern die Deutschen wären die Verlierer des fortdauernden Konflikts. Auch wären sie entschlossen, Pommern für sich selbst zu sichern. Dieser letzte Schuss traf beim Kurfürsten von Brandenburg ins Schwarze, weil er erwartete, Pommern zu erben, wenn der Herzog starb. Er gestand Arnim zu, sich nicht von Sachsen trennen lassen zu wollen, sondern mit ihm zusammen den Frieden zu suchen. Arnim glaubte, er hätte einen Fortschritt erzielt, aber nachdem das Ergebnis schriftlich festgehalten wurde, war die Klausel des Rats wieder aufgetaucht, dass ein Friedensabkommen für die Schweden annehmbar sein müsste. Dies war das Beste, was er erreichen konnte, und am 12. Februar kam er wieder in Dresden an. Mittlerweile fuhr Wallenstein fort, an Rücktritt zu denken und in Wien in Bezug auf die Möglichkeiten vorzufühlen. Richel berichtete an Maximilian, er hätte von keinem Geringeren als Schlick, dem Präsidenten des

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Hofkriegsrates, erfahren, dass am 17. Januar Graf von Hardegg, einer von Wallensteins Offizieren, eine Mitteilung überbracht hatte, dass „seine fürstliche Gnade … gedacht [ist], das Generalat zu resignieren, wenn Seine Kaiserliche Majestät denselben nur ihrer Person halber Versicherung versprechen, und noch dazu eine Summe Geld von 300.000 Reichstalern reichen lassen wurde“. Diese wäre lediglich eine Anzahlung angesichts der enormen an Wallenstein fälligen Schulden des Kaisers, was darauf verweist, wie knapp bei Kasse er zu der Zeit war. Am 24. Januar erfuhr Richel weiter, dass Wallenstein an den Hof geschrieben hatte: „Er will nach vier Monaten das Generalat selbst gutwillig resignieren, und inzwischen die Armee wieder auf einen rechten Fuß bringen und ins Feld ausrüsten. Nach solchem will er dieselbige dem König [des Kaisers Sohn] presentieren und gänzlich übergeben, Ihre Majestät in den Sattel helfen, den Stegreif küssen und sich zu Ruhe begeben.“ Diesmal nannte Richel seine Quelle nicht, aber es ist bekannt, dass zu der Zeit Graf Max von Waldstein, Wallensteins Erbe und häufig sein vertraulicher Gesandter, in Wien war. Die blumige Redensweise aber, die untypisch für Wallensteins gewöhnliche Briefe ist, deutet Ausschmückungen dessen an, was er tatsächlich geschrieben haben mag. Am 8. Februar berichtete Richel, dass er von Eggenberg selbst gehört hatte, dass „der Herzog von Friedland … seinen Vetter Maximilian von Waldstein, durch den er jüngst dem Kaiser die Resignation offerieren lassen hat, wieder zu sich berufen [hat]“. Diese Reihe Berichte vom bayerischen Vizekanzler, der gute Beziehungen zum Hof hatte, ist ein klarer Beweis dafür, dass Wallenstein sowohl seine Bereitschaft zum Rücktritt angedeutet hatte, als auch dass diese Nachricht in Wien auf höchster Ebene angekommen war. 30

Ohne Anhörung verurteilt Am Hof hatten sie zu viel damit zu tun, sich zu überlegen, wie man Wallenstein entlassen sollte, als dass man seine Rücktrittsangebote in Betracht zog. Anfänglich aber wurde dies als keine dringliche Angelegenheit betrachtet, und am 9. Januar berichtete Richel an Maximilian, dass die Dinge langsam und schlecht liefen, denn führende Minister sprachen nur von einer Beschränkung der Amtsgewalten des Generals, auch wurde an eine Teilung des Kommandos zwischen Wallenstein und dem Sohn des Kaisers als eine Lösung gedacht. Für Maximilian und Wallensteins Feinde am Hof war dies unzureichend, doch ihre Bestrebungen nach drastischeren Maßnahmen machten wenig Fortschritt, bis zwei Entwicklungen eine plötzliche

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Wende herbeiführten. Erst berichtete Piccolomini heimlich, dass Wallenstein einen umfassenden Angriff auf das Haus Österreich vorhätte, und danach kam die Nachricht vom Pilsener Eid genau zum richtigen Augenblick an, um diese Drohung scheinbar zu bestätigen. In der sich daraus ergebenden Krisenatmosphäre in Wien wurde auch leicht Gerüchten Glauben geschenkt, die Richel einige Tage später berichtete. Laut diesen stand Wallenstein im wöchentlichen Briefwechsel mit Richelieu, und seine Vertreter sollten eine siebenstündige Besprechung mit dem Kardinal und dem französischen König gehabt haben. Solche Geschichten waren vielleicht ein entstellter Widerhall von Kinskys vergeblichen Versuchen, solch eine Verbindung herzustellen. 31 Piccolomini, der höchst ehrgeizig und im Alter von 34 Jahren schon Feldmarschall war, hatte noch höhere Chancen im Blick, einschließlich letzten Endes Wallensteins Befehlsgewalt mitsamt so viel Rang, Ansehen und Vermögen, wie er auf dem Weg dorthin sammeln konnte. Am 3. Januar traf er Gallas und Colloredo bei amtlichen Geschäften in Schlesien. Heimlich teilte er ihnen mit, dass Wallenstein ihn als Günstling ins Vertrauen gezogen hätte, um ihm sein Vorhaben zu erläutern, mit dem Heer auf die andere Seite überzutreten.32 Der General beabsichtigte, sagte er, die vereinigten Streitkräfte zu nutzen, um den Kaiser zu überfallen, und nicht nur die Erblande, sondern auch die anderen habsburgischen Besitztümer in Deutschland und darüber hinaus zu erobern, besonders in Italien, Elsass, Burgund und den Niederlanden. Anschließend würden diese Territorien verteilt, teilweise um benachbarte Mächte zu befriedigen – unter ihnen Frankreich, Polen, Savoyen, das Papsttum und vielleicht Venedig – und um den Niederlanden die Freiheit zu gewähren, sowie teilweise, um Wallensteins treue Anhänger zu belohnen. Die drei Offiziere würden selbst darunter sein. Gallas sollte die Herzogtümer von Glogau und Sagan haben, Colloredo die italienische Provinz Friaul und Piccolomini das Herzogtum Teschen und andere Ländereien in Böhmen und Schlesien. Der König von Frankreich sollte König der Römer, folglich auch Erbe der kaiserlichen Krone werden, Wallenstein selbst sollte König von Böhmen werden, und, laut einem anderen Bericht über Piccolominis Behauptungen, auch Erzherzog von Österreich. In den zeitgenössischen Berichten gibt es viele solche unterschiedliche Einzelheiten. 33 Laut einer Variante sollte Franz Albrecht das Kurfürstentum von Sachsen bekommen, Bernhard von Weimar sollte Bayern erhalten, Arnim sollte Kurfürst in Mainz werden, Horn in Trier und Mecklenburg sollte an Gallas gegeben werden, Mailand sollte an Piccolomini, Mähren an Trcˇka, Teschen an Ilow gehen und so weiter. Noch eine Variante gab Sachsen an Bernhard, Brandenburg

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an Franz Albrecht und Pommern an Arnim. Zweifellos wuchs die Geschichte mit jeder Wiederholung, aber sogar auf dem niedrigsten Niveau wäre sie eine Unternehmung mit größten Ansprüchen gewesen. Teile dieser Geschichte sind dem Leser bereits vertraut. Wallenstein war gewohnt, ziemlich frei über Dinge zu reden und zu schreiben, die er zu der Zeit für wünschenswert hielt, was aber nicht bedeutete, dass er sie als unmittelbare praktische Ziele betrachtete. Unter solchen Themen waren früher ein Feldzug gegen die Türken und im letzten Jahr die Notwendigkeit, das Reich von Ausländern, besonders den Schweden, den Franzosen und den Spaniern zu befreien. Andererseits war es seit 1631 ein Ziel von Trcˇka und Kinsky, mit den Schweden und Franzosen zusammenzugehen, um die vereinigten Streitkräfte gegen den Kaiser zu wenden und ihn nach Spanien zu verjagen. Diese Teile der Geschichte könnte Piccolomini vielleicht in Pilsen gehört haben, wenn auch aus verschiedenen Quellen, und es hätte ihm keine Sorge gemacht, dass die zwei Behauptungen unvereinbar waren, weil Wallenstein dadurch gezwungen sein würde, sich sowohl mit den Ausländern zu vereinigen als sie auch zu vertreiben. Der Rest können aber nur seine Erfindungen oder die Phantasien nach betrunkenen Abenden mit den Böhmen sein. Gallas war skeptisch, und es wurde vereinbart, dass er versuchen sollte, Wallenstein von allen solchen Vorstellungen abzuraten, welche die drei Offiziere in der Zwischenzeit nicht weiterberichten sollten. Trotzdem aber schickte Piccolomini eine Woche später, nachdem er nach Pilsen zurückgekehrt war, einen Geheimvertreter nach Wien, um diesen angeblichen Plan sowohl dem Kaiser als auch dem spanischen Gesandten Oñate und dem päpstlichen Nuntius zu enthüllen. 34 Der Kaiser glaubte, was man ihm sagte, wie Lamormainis Bericht an den General seines Jesuitenordens bestätigt: „Die geheimen Machenschaften Friedlands sind endlich am 12. Januar in Empörung ausgebrochen. Er will den Kaiser verderben, das Haus Österreich vernichten, sich selbst der österreichischen Länder bemächtigen und die Besitzungen der dem Kaiser Getreuen unter die Genossen der Verschwörung verteilen.“ 35 Es mag überraschend scheinen, dass solch eine phantastische Geschichte in Wien geglaubt wurde, aber die Atmosphäre von Verdacht am Hof war so groß, dass Wallensteins ehemalige Freunde, sogar die mit einer unabhängigen Einstellung, nicht mehr für eine ausgewogenere Meinung eintreten konnten. Seine Feinde dagegen nutzen die Geschichte voll und ganz aus, ohne sich darüber Sorgen zu machen, ob sie wahr war oder nicht. Besonders wichtig war der Pilsener Eid, der am 12. Januar unterzeichnet worden war. Die Nachricht darüber erreichte Wien einige Tage danach; sie schien mit Piccolominis Bericht über eine bevorstehende Rebellion übereinzustimmen

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und sie unabhängig zu bestätigen. Folglich – statt als eine Warnung an den Hof zu dienen, keine Maßnahmen gegen Wallenstein zu ergreifen – überzeugte der Eid den Kaiser und seine Berater, dass sie keine andere Wahl hätten, als genau dies zu tun, und zwar schnell. Das Problem war nur, wie. Eine Antwort kam von Fürst Gundakar von Liechtenstein, dem Bruder von Wallensteins früheren Mitarbeiter und Rivalen Karl, der selbst ehemaliger kaiserlicher Rat war. Obwohl er bei Hofe nicht mehr beliebt war, fanden Liechtenstens Meinungen noch Gehör, und er hatte die Friedensdenkschrift beträchtlich beeinflusst, die Trauttmansdorff und seine Kollegen im Januar 1633 vorgelegt hatten. Im Dezember konzentrierte er seine Überlegungen auf Wallenstein, und seine Meinung erreichte den Kaiser kurz vor Piccolominis schrecklicher Warnung. 36 Als er seinen Text schrieb, wusste Liechtenstein nichts von der angeblichen Rebellion oder dem Eid, aber dennoch betrachtete er Wallenstein als ungehorsam. Als Gründe dafür zitierte er die Einquartierung des Heeres des Generals in den Erblanden, sein Versäumnis, Bernhard von Weimar zu verfolgen und seine Befehle an Suys, in Oberösterreich zu bleiben, alles entgegen den Befehlen des Kaisers. Diese Gehorsamsverweigerung, meinte er, stelle eine Gefahr für die Zukunft dar, weil sie Wallenstein zu verschiedenen Formen von Verrat und Rebellion verleiten könnte, darunter Bestrebungen gegen das Haus Österreich in Verbindung mit Frankreich. Darum sollte Wallenstein von seinem Kommando abgelöst werden, denn „in der Politik … soll man das Ärgste, was möglich geschehen kann, vermuten und vorsorgen“. Zumindest vorgeblich hypothetisch diskutierend, fuhr Liechtenstein fort: Sollte es den Anschein haben, dass der General in Verrat verwickelt wäre, und dass es unmöglich wäre, ihn mit Sicherheit abzusetzen, ohne ihn zu töten, sollte Ferdinand wie folgt vorgehen: So vermeine ich … dass sie zwei oder drei ihrer vertraulichen Räte, welche gewissenhaft und in Recht gar wohl gegründet sein, sich im geheimen recht und gründlich informieren lassen, was der Generalissimo wider Eure Majestät getan hat, was es für Andeutungen seiner ferneren Vorhaben gibt, und was für Einzelheiten vorgelegt werden, in was Gefahr Eurer Majestät Person, hochlöbliches Haus, Länder, und die Religion gesezt werden, darüber von ihren Gutachten begehren, ob Euere Majestät, wenn sie kein anderes gar sicheres Mittel haben, ihn abzusetzen, ihn ohne Verstoß gegen der Justiz des Lebens berauben können. … denn extremis malis extrema remedia adhibenda [äußerstes Übel verlangt auch äußerste Gegenmittel], und für die Bewahrung des Staats soll man alles tun, was nicht wider Gott ist.

Wallensteins eigenes Bestreben bedenkend fügte Liechtenstein ironischerweise hinzu, dass sich der Kaiser, nachdem der General ersetzt sein würde,

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unbedingt zur frühesten Gelegenheit um Frieden bemühen müsste, weil die Lage immer schlimmer würde, „und weil sie den Frieden nicht also machen können, wie sie gern wollten, denselben also machen wie sie können“. Häufig hielt man Kaiser Ferdinand für leichtlebig, sogar faul, aber dieses eine Mal handelte er schnell und mit Entschlossenheit. Ob Liechtenstein der Haupteinfluss war oder nicht, befolgte er den Ratschlag in seiner Denkschrift – außer Frieden zu machen – fast buchstäblich. Für das Geheimtribunal berief er Eggenberg, noch Erster Minister, Trauttmansdorff, den kommenden Mann, und Bischof Antonius von Wien, Geheimrat und Priester. Zwei von ihnen hatte man lange als Wallensteins Befürworter betrachtet, und Trauttmansdorff wurde nicht zu seinen entschiedeneren Feinden gezählt, aber dies wurde von der Änderung ihrer persönlichen Haltung ihm gegenüber negiert. Darüber hinaus war es unmöglich, in der herrschenden Krisenatmosphäre am Hof den Anschein zu erwecken, auf Wallensteins Seite zu stehen. Sie tagten am 24. Januar, und es war nicht nötig, sich längere Zeit zu beraten. 37 Als Ergebnis ihres Befunds wurde am selbigen Tage ein kaiserliches Patent abgefasst, das dem Heer mitteilte, Wallenstein sei seiner Befehlsgewalt enthoben worden, folglich seien Offiziere und Soldaten von ihren Pflichten ihm gegenüber befreit und sollten bis zur Berufung eines neuen Oberbefehlshabers den Befehlen von Gallas folgen. 38 Diejenigen Offiziere, die den Pilsener Eid unterzeichnet hatten, wurden mit Ausnahme zweier nicht namentlich genannter Personen für eine Ungehörigkeit begnadigt. Dieses Patent wurde aber bis zu einem Zeitpunkt zurückgehalten, zu dem sich der Kaiser entscheiden sollte, es zu veröffentlichen. Dieses Verfahren wurde so vollständig geheim gehalten, dass es außer den drei Tribunalmitgliederm und Ferdinand selbst nur Lamormaini bekannt war. Letzterer berichtete dem General seines Ordens die wichtigste Entscheidung, die erreicht wurde. Der Kaiser habe seine treuen Offiziere Gallas, Piccolomini, Aldringen und Colloredo bevollmächtigt, die Verschwörer zu verhaften und sie nach Wien zu eskortieren, um sie vor Gericht zu bringen, aber wenn nötig sie „e numero mortalium exturbare“, das heißt, sie aus der Anzahl der Lebenden zu streichen. Trotz dieser Geheimhaltung wurde Maximilians Gesandter Richel am nächsten Tag von Trauttmansdorff selbst informiert, dass Handlungen gegen Wallenstein bevorstünden, obwohl er keine weiteren Einzelheiten nennen wollte. 39 Ein Befehl mit der Bestimmung „tot oder lebendig“ ist immer eine Lizenz zum Töten, allerdings ausgegeben in einer Form, die das Gewissen der Urheber beschwichtigt, da die Entscheidung auf die Vollstrecker des

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Abbildung 7: Kaiser Ferdinand II. um 1633, ca. 55 Jahre alt.

Befehls abgewälzt wird. Die in Aussicht genommenen Scharfrichter waren weder erfreut über ihre Aufgabe noch unter sich einig. Colloredo spielte fast keine direkte Rolle, und Gallas, der nach dem 24. Januar drei Wochen im Hauptquartier in Pilsen verbrachte, war etwas ratlos, denn er sah nichts, was darauf hinwies, dass Wallenstein gerade einen dramatischen Staatsstreich vorbereitete. Vielmehr schien der General, sofern es seine Gesundheit erlaubte, nichts anderes zu tun, als die normalen Heeresaufgaben durchzuführen und ewig auf Arnim zu warten. Als Letzterer schließlich

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ankam, wurde Gallas eingeladen, ja, es wurde ihm befohlen, an den Verhandlungen teilzunehmen. Piccolomini, der sich außerhalb Pilsens als Kommandant der Streitmächte in Oberösterreich in Sicherheit befand, setzte sich mit Aldringen in Verbindung, der in seiner Nähe an der bayerischen Grenze stationiert war. Eine ganze Reihe verschlüsselter Nachrichten, aber kaum Aktivität folgten, während jeder ein wachsames Auge auf den anderen hielt und versuchte, den Löwenanteil der Belohnungen, die sich aus dieser Angelegenheit ergeben konnten, für sich selbst zu sichern. 40 Hier war Aldringen im Nachteil, denn Piccolomini stand hoch in Wallensteins Gunst, Ersterem aber hatte der General stets misstraut, auch wenn er seine Fähigkeiten respektierte. Ihr Verhältnis hatte sich in den letzten Jahren weiter verschlechtert. Sie hatten sich seit Oktober 1632 nicht getroffen, als Aldringen abkommandiert wurde, mit Maximilian nach Bayern zurückzukehren. Dort hatte er zu lange verweilt, um sich mit Wallenstein vor Lützen zu vereinigen, und seine Teilnahme an Ferias Feldzug war gegen den Wunsch, wenn auch nicht gegen den direkten Befehl des Generals gewesen. Wallenstein bemühte sich, ihn zu treffen, aber Aldringen war genauso bestrebt, ebensolch ein Treffen zu vermeiden, und übermittelte ihm eine Reihe von Vorwänden dafür, dass er sich nicht nach Pilsen begab. Folglich war er in keiner guten Lage, an irgendeinem Versuch teilzunehmen, Wallenstein zu verhaften oder zu töten. Piccolomini hingegen begann zu zögern, und vielleicht dachte er, er hätte den Bogen überspannt. Obwohl er auf dem Schlachtfeld mutig war, war er angesichts der Aufgabe besorgt, die führende Rolle bei dem Versuch zu spielen, den Generalissimo in seinem eigenen Hauptquartier zu ergreifen, wo er von seinem Heer umgeben war, das ihm als Quelle des geringen Solds, das es erhielt, wahrscheinlich mehr Treue zeigte als dem kaiserlichen Hof, der nichts lieferte. 41 Das beabsichtige Vorgehen gegen Wallenstein konnte nach dem Entscheid des Tribunals nicht lange geheim gehalten werden. Einige hatten Vermutungen, andere sahen mit Recht das Ausbleiben jedweder sichtbaren Aktion als Beweis dafür, dass etwas Geheimes im Gang war. Anfang Februar wusste Oñate bereits davon, Maximilian bald danach, und am 2. Februar teilte ein kaiserlicher Rat Aldringen den Entscheid mit, welcher ihn seinerseits an Piccolomini weiterleitete. 42 Irgendwann erreichte die Meldung auch Gallas in Pilsen, worauf dieser erkannte, woher der Wind wehte, und jeglichen möglichen Vorbehalt fahren ließ. Nichtsdestoweniger war das Sicherheitsnetz so undurchlässig, dass Ilow, Trcˇka oder Wallenstein selbst keine Andeutung erreichte. Folglich kamen von ihnen keine Einwendungen, als Gallas ein weiteres Treffen der Offiziere vorschlug, bei dem jeder Einzelheiten über die Gesamtbeträge vorlegen sollte, wel-

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che die kaiserliche Schatzkammer ihnen für ihre Auslagen schuldete. In Wirklichkeit war es seine Absicht, dieses Treffen als Gelegenheit zu nutzen, seine Anhänger in Pilsen zu versammeln, um gegen Wallenstein vorzugehen. Insbesondere ermöglichte es ihm, Piccolomini und Aldringen kommen zu lassen. Letzterer fand jedoch erneut einen Vorwand, fernzubleiben, und als Piccolomini am 11. Februar ankam, war er sich mit Gallas laut eigenem Bericht einig, dass es zu gefährlich wäre, den Versuch zu unternehmen, weil die Garnison abgelöst worden war und man die Stimmung des Heeres nicht kannte. 43 Am folgenden Tag reiste Gallas, begleitet von Wallensteins guten Wünschen, unter dem Vorwand aus Pilsen ab, dass er vorhätte, sich mit Aldringen zu treffen und ihn zurück ins Hauptquartier zu begleiten. Am 13. Februar schickte er vertrauliche Befehle an jene hohen Offiziere außerhalb von Pilsen, die er als zuverlässig betrachtete. Sie sollten, ließ er sie wissen, künftig keine Befehle von Wallenstein, Ilow oder Trcˇka befolgen, sondern nur die von ihm selbst sowie von Aldringen und Piccolomini. Auch Letzterer reiste kurz danach aus Pilsen ab und berichtete an Gallas, dass „es nicht möglich war“, vor seinem Aufbruch Kopien des Befehls an die zuverlässigen Obersten unter den dort anwesenden Offizieren zu verteilen, wie der Befehl gelautet hatte. 44 Danach machten sich Gallas und Piccolomini daran, sich der Treue von Offizieren und Regimentern in den gesamten Erblanden, außer denen in der Nähe von Pilsen, zu versichern. Aldringen aber reiste nach Wien, um dort sowohl auf die Notwendigkeit für offenes Handeln zu dringen, als auch die Aufmerksamkeit auf seine eigenen loyalen Anstrengungen zu lenken. Zuerst traf er Oñate, und am 18. Februar wurde er von Ferdinand selbst empfangen. Am selben Tag folgten kaiserliche Befehle an die Kommandanten des Heeres, die die früheren Befehle von Gallas bestätigten. Zu verbündeten Fürsten sowohl innerhalb als auch außerhalb des Reiches wurden ferner Eilboten geschickt, um sie über die Situation zu informieren. Maximilian nahm die Nachricht mit Freude und Erleichterung auf. 45 Zur gleichen Zeit erließ Ferdinand eine ebenfalls auf den 18. Februar datierte, später als Proskriptionspatent bezeichnete Verkündigung, die Wallensteins angebliche Pläne bekannt machte und seine Entlassung vermeldete. 46 Entgegen dem ersten Dekret vom 24. Januar, das als Entsetzungspatent bekannt wurde, fand sich darin keine Erwähnung einer Begnadigung für die, die den Pilsener Eid unterzeichnet hatten. Hier handelte es sich nicht mehr um einige Offiziere, die „etwas weit gegangen, und mehr, als von Rechts wegen gebührt, sich eingelassen haben“. Stattdessen wurde der Eid als „eine ganz gefährliche weitaussehende Konspiration und

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Verbündnis wider Uns und Unser Hochlöbliches Haus“ geschildert. Bezüglich Wallensteins selbst hatte das erste Patent keine Anklage erhoben und nur „hochwichtige und dringende Ursachen“ als Gründe für die Änderung des Kommandos angeführt. Im Gegensatz dazu besagte das Proskriptionspatent, der Kaiser hätte „diese gewisse Nachrichtung erlangt, was Maße derselben vorhatte, Uns und Unser Hochlöbliches Haus, von Unserm Erbkönigreich, Land, und Leuten zu vertreiben, und Unsere Krone und unser Zepter ihm selbst eidbrüchigerweise zuzueignen“. Dies, fuhr das Patent fort, wäre eine „meineidige Treulosigkeit und barbarische Tyrannei, wovon dergleichen nie gehört noch in der Geschichte zu finden ist“. Trotz dieser überzogenen Formulierung ergibt sich beim sorgfältigen Lesen, dass Wallenstein nur wegen angeblicher Vorhaben und nicht aufgrund irgendwelcher tatsächlichen Handlungen angeklagt wurde. Obwohl er implizit als ein Verräter gebrandmarkt wurde, gab es keine solche Beschuldigung im rechtlichen Sinne, auch wurde er nicht mit der Reichsacht belegt. Auch wurde weder erwähnt, dass es Vollmachten für seine Verhaftung gäbe, noch erteilte das Patent jemandem diese Vollmacht oder gar die, Wallenstein zu töten. Zudem wurde dieses Patent nicht nach Pilsen geschickt. Eine bestimmte andere Sache wurde nicht übersehen. Insoweit dies die Unterlagen belegen, war Oñate der Erste, der etwas erwähnte, von dem man mit Sicherheit annehmen mag, dass es andere im Sinne hatten. Ende Januar hatte er Piccolominis Vertrautem und Vertreter Fabio Diodati gesagt, dass es bald Geld genug in der kaiserlichen Schatzkammer geben würde: den Erlös aus der Konfiskation des riesengroßen Grundbesitzes von Wallenstein und Trcˇka. Am selben Tag, als das Proskriptionspatent veröffentlicht wurde, Wallenstein also noch lebte und noch keinerlei Versuch gemacht worden war, ihn zu verhaften, befahl der Kaiser die sofortige Entsendung von Truppen, um Wallensteins und Trcˇkas Besitztümer zu beschlagnahmen.47 Ganz offensichtlich erwartete er nicht, dass man sie vor Gericht bringen würde. Es war Ferdinands beliebtester finanzieller Kunstgriff und nun schon übliche Verhaltensweise, seine Schulden durch die Konfiskation des Vermögens von jemandem zu bezahlen, der sich irgendwie zum Rebellen erklären ließ. Der Schleier der Gesetzlichkeit, der diese nahezu nackte Enteignung in Böhmen deckte, war dünn – in der Pfalz und in Mecklenburg war er noch dünner. Jetzt wurde alles auf ein dreiköpfiges Tribunal reduziert, das im Geheimen tagte, keinen Beweis zuließ und kein Urteil veröffentlichte. Auf dieser Grundlage erteilte der Kaiser heimlich eine Vollmacht, die in der Praxis ein Hinrichtungsbefehl war. Es ist keine Überraschung, dass er Wallensteins Rücktrittsangeboten keine Aufmerk-

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samkeit schenkte, deren Annahme Letzterem erlaubt hätten, sich für die wenige Zeit, die ihm noch blieb, in allen Ehren ins Privatleben zurückzuziehen.

14 Meuchelmord ist die schnellste Methode (Molière) In Pilsen hatte man noch immer nicht den in der Ferne grollenden Donner bemerkt, der vor dem aufziehenden Sturm hätten warnen können. Am 17. und 18. Februar beschäftigte sich Wallenstein mit den üblichen Angelegenheiten des Heeres, auch schrieb er wegen Geld an Questenberg. Ferner traf er Anordnungen für die Übertragung mehrerer Güter, die vor kurzem von böhmischen Exilanten beschlagnahmt worden waren. Sie sollten auf einige seine Obersten als Begleichung ihrer fälligen kaiserlichen Schulden überschrieben werden. Das verweist darauf, dass er bis jetzt gar nicht daran gedacht hatte, die Seiten zu wechseln und zu den Schweden und ihren Verbündeten unter den Exilanten überzulaufen.1 Die Generäle und Obersten hatten sich beim Hauptquartier versammelt, dieses Mal jedoch nur ungefähr 30 von ihnen. Gallas hatte das Treffen vorgeschlagen, aber er reiste am 12. Februar ab und kehrte nicht zurück. Piccolomini blieb etwas länger, um denjenigen den Befehl von Gallas zu erteilen, die für zuverlässig gehalten wurden, aber er besann sich eines Besseren und reiste auch ab. Am 17. Februar brach Oberst Giulio Diodati, der Bruder von Fabio und ein weiterer Anhänger Piccolominis, unbemerkt mit seinem ganzen Regiment von Pilsen auf, obwohl er keinen Marschbefehl bekommen hatte, auch kehrte ein Adjutant, der ihm nachgeschickt wurde, nicht zurück. Am 18. Februar wurde noch ein Oberst ausgeschickt, um Gallas kommen zu lassen, aber der kehrte gleichfalls nicht zurück. 2 Einige von den Offizieren, die Pilsen erreichten, hatten bereits den geheimen Befehl von Gallas erhalten, und darum wussten sie mindestens etwas über die Situation, andere dagegen ahnten wahrscheinlich etwas oder hatten Gerüchte gehört. Wegen der Lagergeschwätze, Diodatis Verschwinden und der dauernden Abwesenheit von Gallas fingen Ilow, Trcˇka und Wallenstein selbst nun an, zu verstehen, dass sich etwas Gefährliches entwickelte. Als erste Reaktion versuchte Wallenstein seine Stellung zum Hof klarzustellen. Am 18. Februar entsandte er Max Waldstein mit einem Beglaubigungsschreiben und einer mündlich zu überbringenden Nachricht zu Eggenberg. Zwei Tage später, nach seinem Treffen mit hohen Offizieren, das unten beschrieben wird, schickte er den Obersten Mohr von Wald, eben-

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falls mit einem Beglaubigungsschreiben, um erstens im Namen Wallensteins mit dem Kaiser, Eggenberg, Gallas, Piccolomini und Aldringen zu sprechen. Zweitens sollte Max mit Questenberg sprechen. Mohr von Wald traf zuerst Piccolomini, der zu der Zeit 50 Kilometer südöstlich von Pilsen bei Horazdowitz (Horasˇd’ovice) mit einem Kontingent von 3.000 Kavalleristen stationiert war. Piccolomini informierte ihn über Wallensteins Entlassung und schickte ihn zu Gallas, aber bevor er weiterreiste, berichtete der Oberst dem Vorsteher des Deutschritterordens, dessen Mitglied er war, über seine Gesandtschaft. Er sollte dem Kaiser und den Offizieren mitteilen, schrieb er, dass Wallenstein „nie gedacht, weniger mit Rat oder Tat practiziert hätte, etwas wider Ihre Kaiserliche Majestät zu tun. Wenn es aber Ihre Majestät lieber wäre, jemand anders der Armee vorzustellen, würde er gern resignieren, allein dass es mit Manier und nicht mit Gewalt, und ohne Verschulden geschehen sollte; auch mit dem Vermelden, dass er lieber sterben wollte, als wider Ihre Majestät etwas zu tentieren.“ Am folgenden Tag erreichte Mohr von Wald Gallas, der ihn sofort verhaften ließ, aber obwohl er folglich seine Nachricht nicht abliefern konnte, wurde seine Gesandtschaft ordnungsgemäß nach Wien berichtet. Max kam am 22. Februar bei Hofe an und wurde von Eggenberg empfangen, der sich jedoch weigerte, sowohl das Beglaubigungsschreiben von Wallenstein zu lesen als auch seine Nachricht anzuhören. Stattdessen riet er Max, sich zu bemühen, sich vor dem Kaiser reinzuwaschen, denn er könnte nichts mehr für seinen Schutzherren tun. Nichtsdestoweniger war der Grund für seine Gesandtschaft am Hof wohlbekannt.3 In dieser neuen und bedrohlichen Situation erkannten Wallenstein und seine Anhänger, dass sie über ihre Selbstverteidigung nachdenken mussten, und so wurden sie gezwungen, genau die Verbindungen zum Feind herzustellen, die der Hof als seit langem gegeben sah. Beim ersten dieser Kontakte war Ilow der Urheber und Franz Albrecht der Vermittler, aber es scheint, dass Wallenstein in den Versuch einwilligte. Am 18. Februar schrieb Franz Albrecht an Arnim, dass sowohl er als auch Wallenstein seine Ankunft in Pilsen noch mit Spannung erwarteten, aber es gebe auch anfängliche Probleme, darunter Diodatis Verschwinden, die andauernde Abwesenheit von Gallas und Zweifel hinsichtlich Piccolominis, obwohl die meisten Offiziere und Regimenter noch treu blieben. Dennoch, fuhr Franz Albrecht fort, komme die Bitte von Wallenstein, Arnim solle eine starke Kavalleriestreitmacht nah der böhmischen Grenze für den Fall stationieren, dass er Hilfe brauchen sollte. Er selbst bräche nach Regensburg auf, um Bernhard von Weimar über die Friedensbestrebungen des Generalissimos zu informieren und um Hilfe bei ihm zu suchen, sollten unver-

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hüllte Feindseligkeiten zwischen einem Teil des kaiserlichen Heeres unter Gallas und dem anderen unter Wallenstein ausbrechen.4 Am Sonntag, dem 19. Februar, hielt Wallenstein vor seinen hohen Offiziere eine Rede von seinem Krankenlager aus. 5 Laut der späteren Zeugenaussage von Wald wies er zuerst auf die wichtige Geldfrage hin. Er gebe zu, dass die Obersten, um keine Zeit zu verlieren und ihre Regimenter über den Winter zahlenmäßig zu verstärken, Bargeld aus ihren eigenen privaten Mitteln vorgeschossen hätten, für welches er bürge. Leider sei das notwendige Geld vom Hof nicht gekommen, um ihm zu ermöglichen, diese Verpflichtung abzulösen, und darum sollten sich die Obersten nochmals mit Ilow treffen, um dieses Problem und mögliche Lösungen zu besprechen. Er fuhr fort, so Wald: „So müsste er mit Schmerzen vernehmen, welche Gestalt von ihm ausgesprengt werde: Er traktiere etwas gegen Ihre Kaiserliche Majestät und gedenke seine Religion zu ändern.“ Und Wald versicherte: „Er gedenke in seinem hohen Alter seine Religion nicht zu ändern, es sei auch nie seine Meinung gewesen, etwas gegen seinen Kaiser zu traktieren. Sei es nicht, dass er zu dem Frieden, welchen etliche am kaiserlichen Hof nicht gern sehen möchten, mit Händen und Füssen geholfen hätte, gedenke es auch noch zu tun und halte dafür, Ihre Kaiserliche Majestät würden kein Glück haben, es sei denn, dass sie Frieden machten.“ Zum Schluss sagte er, dass er aus Furcht, man könnte irgendein Attentat auf ihn verüben, vorhabe, Streitkräfte um Prag zu konzentrieren, aber dies sei, betonte er, nicht gegen den Kaiser gerichtet. Er hoffe, die Offiziere würden zu ihm stehen, denn wenn nicht, wäre es besser gewesen, sie hätten ihm bei ihrem letzten Treffen erlaubt, zurückzutreten, sodass er nicht in diese Gefahr geraten wäre. Beim nachfolgenden Treffen mit Ilow bestätigten die Offiziere ihre Unterstützung für Wallenstein, obwohl sie es laut einem Bericht, der kurz danach an Maximilian von Bayern geschickt wurde, vermieden, eine Antwort auf Trcˇkas Versuchsballon zu geben, wie sie dazu ständen, „wenn es aber ein anderer Dienst wäre“. 6 Am nächsten Tag, Montag, dem 20. Februar, wurden sie wiederum von Wallenstein empfangen. Es sei ihm bewusst, sagte er, dass ihr früherer Eid entweder missverstanden oder absichtlich falsch dargestellt worden sei, und folglich wünsche er ausdrücklich zu bestätigen, dass sollte er irgendwann den geringsten Versuch unternehmen, etwas gegen den Kaiser Gerichtetes zu tun, was er bestimmt nicht vorhabe, alle von ihren Pflichten ihm gegenüber entbunden wären. Darum wurde ein neuer Treueid gegenüber dem Generalissimo herumgereicht und unterzeichnet. 7 Wallenstein beabsichtigte diese ausdrücklich nicht rebellische Fassung als eine Beruhigung für den Hof, wogegen Ilow und Trcˇka noch zu

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diesem späten Zeitpunkt hofften, dass ein neues Stück Papier die wankende Loyalität des Offizierskorps stützen könnte. Danach zogen sich die Obersten unbehindert zu ihren Regimentern zurück, obwohl zwei von ihnen, weil sie für unzuverlässig gehalten wurden, unter ihnen Johann Beck, zurückgehalten wurden, angeblich, um als Beobachter an den erwarteten Friedensverhandlungen mit Arnim teilzunehmen. Sofort versandte Trcˇka Befehle für eine Versammlung der Streitkräfte in der Nähe von Prag, aber Gallas kam ihm zuvor, und die Stadt und das sie umgebende Gebiet wurden schnell von Regimentern und Offizieren abgesichert, die unter seinem Kommando handelten. In Pilsen wusste keiner davon, und darum war geplant, dass Trcˇka am Dienstag, dem 21. Februar, nach Prag reisen sollte, um Vorbereitungen zu treffen, Wallenstein und das Hauptquartier sollten ihm am nächsten Tag folgen. Zu diesem Zeitpunkt erwarteten sie noch, dass sie in der Lage sein würden, unabhängig zu handeln, statt sich auf die Hilfe des Feindes verlassen zu müssen, sonst wäre eine Bewegung in der Gegenrichtung nach Regensburg oder zur sächsischen Grenze erforderlich gewesen. Ordnungsgemäß brach Trcˇka auf, aber nach nur einer kurzen Strecke traf er auf einen Boten, der nach Pilsen unterwegs war, und wegen seiner Nachricht eilte er so schnell wie möglich zurück in die Stadt. 8 Das Proskriptionspatent hatte Prag noch nicht erreichte, aber trotzdem war wegen des Befehls von Gallas, dass man Wallenstein nicht mehr gehorchen sollte, und der Besetzung der Stadt von Truppen der Kaisertreuen die Situation klar. Diese plötzliche Erkenntnis, wie sehr sich ihre Lage verschlechtert hatte, kam für Wallenstein, Ilow, Trcˇka und Kinsky wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Es blieb keine Zeit zu debattieren. Sofortiges Handeln war unbedingt nötig, denn ein Überfall auf Pilsen könnte drohen. Sie mussten so bald wie möglich die Stadt verlassen, und weil feindlich gesinnte Streitkräfte im Nordosten bei Prag, beziehungsweise südöstlich bei Horazdowitz standen, waren sie gezwungen, nach Westen zu ziehen. Dort bestanden auch bessere Chancen dafür, dass wichtige Orte noch nicht von den Kaisertreuen gesichert worden waren. Ihr gewähltes Reiseziel war Eger, 80 Kilometer entfernt, die westlichste Stadt Böhmens, nur einige Kilometer von Sachsen in der einen Richtung und von der Oberpfalz und dem Weg zum schwedisch besetzten Regensburg in der anderen entfernt. Wallenstein selbst erteilte mehrere Befehle. Da er Ferdinands Konfiskation voraussah, schrieb er an seine Kanzlei in Friedland, man solle sämtliches vorhandenes Bargeld sofort wegschicken. Diese Anweisung kam gerade zur rechten Zeit an. Auch befahl er dem irischen Obersten Walter Butler, der 30 Kilometer westlich von Pilsen stationiert war, mit seinem

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Dragonerregiment (berittenen Infanteristen) auf ihn an der Straße nach Eger zu warten. Ferner befahl er Oberstleutnant John Gordon, einem Schotten, der die Garnison von Eger kommandierte, die Stadt für ihn zu halten und Befehle von anderen zu ignorieren. Ilow schrieb an Franz Albrecht, um ihn über die Situation zu informieren, und bat ihn, Bernhard von Weimar zu überreden, seine Kavallerie in Richtung Eger vorrücken zu lassen. Kinsky schickte seinerseits einen Brief an Arnim, und teilte ihm mit, dass sich Wallenstein nach Eger begebe, und er bat ihn dringend, seine seit langem erwartete Reise dorthin anzutreten, um den General zu treffen. 9 Mittlerweile wurden die unmittelbar einsetzbaren Truppen versammelt, um als eine Eskorte zu dienen, und Patrouillen ausgesandt, um sich vor einem Überraschungsangriff zu schützen. Laut dem Vertreter von Maximilian in Pilsen beschäftigten sich Trcˇka und Ilow mit der Plünderung der Stadt und nahmen alles mit, was sie finden konnten, um zu den Kosten der nachfolgenden militärischen Handlungen beizutragen. Auch erkannten sie, dass ihr eigenes Vermögen beschlagnahmt sein würde. Gepäck und Wagen wurden zusammengestellt, und Wallensteins Haushalt bereitete sich vor, von hohen Beamten seines Hofes in Friedland bis zu den niedrigsten Dienern, etwa 40 insgesamt. Mit den hohen militärischen Beamten und ihren Stäben waren es aber ungefähr 200 Menschen. Vor der Morgendämmerung am folgenden Tag empfing der General den Obersten Beck, dem er sagte: „Ich habe den Frieden in meiner Hand gehabt, et subticendo amplius [und jetzt habe ich kein Mitspracherecht mehr], aber Gott ist gerecht.“ Beck wurde später erlaubt abzureisen, zusammen mit den kaiserlichen und bayerischen Vertretern, die noch in Pilsen waren. Auf Wallensteins Befehl wurde ihnen eine Korporalschaft Musketiere beigegeben, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Um zehn Uhr morgens am Mittwoch, dem 22. Februar, brachen Wallenstein und seine verbliebenen Anhänger mit einer Eskorte von etwa 1.300 Mann, die meisten davon Kavalleristen, nach Eger auf.10 Die Reise dauerte drei Tage, denn wegen Wallensteins Zustands musste er die meiste Zeit in einer Pferdesänfte reisen, und die Kolonne kam nur langsam voran. Sein Gesundheitszustand hatte sich weiter verschlimmert. Anfang Januar teilte er seinem spanischen Besucher Quiroga mit, dass „wenn er die Hölle und die Teufel nicht fürchtet, wollte er das ärgste Gift nehmen, damit er der Miseren, darin man sitzen tue, einmal entledigt werden möchte“. Der sächsische Oberst Schlieff traf Wallenstein am 19. Februar und bemerkte danach, dieser habe wie ein Leichnam ausgesehen. Beck berichtete, dass Wallenstein, als er ihn zuvor kommen ließ, nur eine kurze Zeit sitzen konnte, ehe er eine Stunde in einem Dampfbad verbrin-

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gen musste, um in der Lage zu sein, die Besprechung fortzuführen.11 Bestimmt müssen ihm die 80 Kilometer nach Eger endlos erschienen sein. Der erste Halt erfolgte in Mies (Strˇibro), nur 24 Kilometer von Pilsen entfernt; zu dieser Zeit hatten sich schon Butler und seine 900 Männer mit der Eskorte vereinigt. Butler befand sich in einer verzwickten Lage. Er bestätigte Gallas später, dass er den Befehl empfangen hatte, Wallenstein nicht mehr zu gehorchen, allerdings ohne Angabe des Zeitpunkts, und obwohl er beim jüngsten Treffen von Pilsen nicht anwesend gewesen war, musste er etwas von der Situation geahnt haben. Andererseits stützte sich die Autorität von Gallas lediglich auf dessen eigenen Befehl, wogegen die von Wallenstein sich auf seine seit langer Zeit bestehende Stellung und seinen Ruf gründete, und darum befolgte Butler mindestens vorläufig seine Weisungen. Nichtsdestoweniger wurde sein Regiment ganz vorn in die Kolonne stationiert, um ein Absetzen zu erschweren, und bei den Übernachtungshalten wurde Butler in den Schlössern einquartiert, weit entfernt von seinen Männern draußen. In der zweiten Nacht entsandte er in Plan (Planá) im Geheimen seinen Kaplan Patrick Taafe mit einer Nachricht, in der er dem Kaiser seine Loyalität beteuerte, und behauptete, er ginge nur gezwungenermaßen nach Eger. Diese Botschaft übergab Taafe am folgenden Tag erfolgreich an Piccolomini. 12 Auch Wallenstein entsandte einen Boten, den Obersten von Breuner, mit Beglaubigungsschreiben an den Kaiser, Eggenberg und Trauttmansdorff und trug ihm auf, sie nochmals zu benachrichtigen, dass er bereit sei zurückzutreten und sich ins Privatleben und den Ruhestand zurückzuziehen. Breuner kam nur bis Pilsen, wo er von Guilio Diodati verhaftet wurde, seine Mitteilung aber wurde nach Wien weitergeleitet. Der Kaiser schrieb an Gallas zurück (obwohl Wallenstein zu dieser Zeit schon tot war, was er nicht wusste), dass Breuners Nachricht sein Vorhaben unverändert ließe, „welches ich mich vorher gegen Euch und meinen Feldmarschall Grafen Piccolomini gnädigst erklärt habe“, und darum sollte er versichern, dass „auf einem oder anderen Weg der Effekt sicherlich und so bald als möglich erfolge“. 13 Die beiden gingen aber kein Risiko ein. Sie hatten keine Lust, einen Überfall auf Pilsen zu versuchen, solange Wallenstein noch dort war, und obwohl sie Mittwoch nachmittags seine Flucht bemerkten und das Ziel kannten, kamen Piccolomini und seine 3.000 Kavalleristen erst am Freitag, dem 24. Februar, in Pilsen an, am selben Tag, an dem Wallenstein Eger erreichte. Selbst dann machten sie keinen Versuch, ihn zu verfolgen, sondern verließen sich stattdessen darauf, dass Gordon die Tore von Eger schließen würde, um Wallenstein daran zu hindern, die Stadt zu besetzen. Folglich war klar, dass sie erwarteten, er würde die Stadt umgehen und aus

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Böhmen in sicheres Territorium entkommen, wo er sich mit den Sachsen oder den Schweden vereinigen könnte. Gallas ärgerte sich sehr, als er später gewahr wurde, dass Wallenstein in Eger eingelassen worden war. Denn das konnte eine Drohung sein, dass er die Stadt als einen Brückenkopf halten würde, bis der Feind vorrückte, ihm zu helfen. Trotzdem konnte Gallas nicht viel dagegen tun, außer leichte Kavallerie abzukommandieren, um herankommende Verstärkungstruppen zu stören. Entschuldigend musste er dem Kaiser berichten, dass ohne Artillerie nichts gegen Eger unternommen werden konnte, und „bei diesem eingefallenen bösen Wetter kann man kein einziges Stück fortbringen.“ 14 Am Morgen des letzten Tages der Reise nach Eger ritten plötzlich 500 Kavalleristen ab, ein beträchtlicher Teil Wallensteins ursprünglicher Eskorte. Sie folgten einem Befehl, den ihr Oberst, Herzog Heinrich Julius von Sachsen-Lauenburg, ein weiterer Bruder von Franz Albrecht, heimlich geschickt hatte. Butler hätte das auch tun können, aber er entschied sich zu bleiben, und laut Bericht von Taafe reitete er eine Zeitlang neben Wallenstein, wobei Letzterer ihm als Belohnung für seine Treue schmeichelhafte Angebote für die Zukunft machte. Bevor sie Eger erreichten, ließ Wallenstein Major Walter Leslie kommen, auch einen Schotten, der Gordons Stellvertreter beim Kommando der Garnison war. Auch er war, so behauptete er, eingeladen, mit Wallenstein zu reisen und mit ihm zu sprechen, was der General für einen Versuch nutzte, ihn für seine Pläne zu gewinnen. Diese beiden Berichte muss man aber im Hinblick auf die Teilnahme der zwei Offiziere am Mord an Wallenstein sowie ihre späteren Versuche, ihre kaiserliche Belohnung in die Höhe zu treiben, als verdächtig betrachten. Dasselbe gilt für alle Berichte über die verbleibenden Tage von Wallensteins Leben, denn außer peripheren Einzelheiten sind Butler, Gordon und Leslie und vielleicht auch Macdaniel, einer von Butlers Offizieren, die einzigen Quellen für die Ereignisse in Eger. Leslies schriftlicher Bericht scheint sein eigener zu sein, der von Gordon wurde überarbeitet, wahrscheinlich von Piccolomini, und geändert, während der von Butler auf einen einzigen Brief baut, den Taafe neunzehn Jahre später schrieb. Es gibt auch Hinweise im Itinerarium, einem Buch, das Thomas Carve, ein anderer von Butlers Kaplanen, herausgegeben hat. Der aber war zu der Zeit im Ausland, und er kehrte erst 1635, nach dem Tode Butlers, zum Regiment zurück: Das bedeutet, dass sein Bericht bestenfalls aus dritter Hand ist. Ein weiterer Bericht, glaubt man, stammt mindestens teilweise von Macdaniel, aber dies ist nicht glaubwürdig bewiesen. Die grundlegenden Fakten können aus diesen Quellen abgeleitet werden, aber ihre Behauptungen darüber, was die Offiziere im Voraus untereinander bespra-

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chen oder was Wallenstein und Ilow ihnen sagten, darf man nicht als zuverlässig ansehen. Es gibt keine bessere Rekonstruktion der Ereignisse selbst als die von Srbik. Sie ist die Basis sowohl für Manns Beschreibung als auch für die folgende Darstellung.15

Der Tod, das Schicksal aller (Julius Cäsar, Shakespeare) Eger war eine wohlhabende Stadt, von einer Mauer umgeben und von einem Schloss bekrönt, das auf einer Erhebung etwas vom Zentrum entfernt stand. Ihren Mittelpunkt bildeten der große untere Marktplatz und die wohlausgestatten Patrizierhäuser, die ihn umringten. Wallenstein kannte die Stadt gut, denn sie war der logische Anfangspunkt für Feldzüge aus Böhmen nach Deutschland, und sein Heer war von hier 1625 gegen Christian von Dänemark aufgebrochen und auch 1632 gegen Gustav Adolf. Jetzt sollte sie seine Zuflucht sein, obwohl Gallas einen Befehl an Gordon geschickt hatte, ihm den Zutritt zu verwehren. Später behauptete Leslie, Gordon habe den Befehl nicht erhalten, aber es war sicherlich auch schwierig, diesem in solch einer unsicheren Lage zu gehorchen. Der Kommandant musste sich entscheiden. Einerseits gab es Weisungen aus weiter Ferne, abhängig von der noch fraglichen Autorität von Gallas, und andererseits die Forderung des Oberbefehlshabers, der persönlich am Tor stand, wie es hieß, mit einem großen Teil des Heeres nicht weit von ihm entfernt. Die alte Gewohnheit gewann die Oberhand, und Gordon ließ nicht nur Wallenstein ein, sondern zog auch aus seiner eigenen Unterkunft aus, um für ihn, wie seinem Rang angemessen, das beste Haus am Marktplatz frei zu machen, während weitere Unterkünfte für Ilow und Butler, auch für Trcˇka, Kinsky und ihre Frauen geräumt wurden. Die eskortierenden Truppen, jetzt ungefähr 1.700 Mann, schlugen ihr Lager außerhalb der Mauern auf, nur die Garnison von 700 Mann blieb in der Stadt selbst. Spät an jenem Freitagabend holte ein Bote aus Pilsen die Reisenden in Eger ein und überbrachte eine Kopie der ursprünglichen Bekanntmachung des Kaisers von Wallensteins Entlassung an das Heer, die am 24. Januar aufgesetzt worden war, aber erst jetzt die Einheiten im Felde erreichte. Dies war das erste Mal, dass Wallenstein irgendeine amtliche Bestätigung der Tatsache erhielt, das Proskriptionspatent vom 18. Februar sah er nie. Laut Leslie, der anwesend war, als er sie empfing, obwohl er wahrscheinlich nicht über den Inhalt informiert wurde, zeigte sich Wallenstein erschüttert, verlor seine Selbstbeherrschung und geriet in Zorn, wobei er

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Drohungen gegen das Haus Österreich äußerte. Das kann wohl sein, Grund genug dazu hatte er, aber es entsprach auch Leslies Absichten, das zu behaupten. Es ist unklar, wie viel Butler, Gordon und Leslie von Wallensteins Entlassung wussten, doch während ihrer ersten tastenden privaten Besprechungen in dieser Nacht stellten sie fest, dass sie alle ihre Vermutungen hatten. Am folgenden Morgen wurde dies durch eine Strafpredigt von Ilow bestätigt. Ihm war bewusst, dass die Loyalität der Truppen innerhalb und außerhalb der Stadt entscheidend war, und machte sich daran, ihre Kommandeure zu gewinnen. Er versicherte ihnen, dass wegen der Undankbarkeit des Hauses Österreich gegen seinen Oberbefehlshaber alle Beteiligten berechtigt wären, sich ihrer Pflicht zu entziehen und stattdessen ihren Dienst auf Wallenstein als unabhängigen Fürsten zu übertragen, eine Wahl, die sich nicht nur als richtig, sondern auch als vorteilhaft erweisen würde. Die drei Offiziere äußerten Bedenken, zumindest behaupteten sie das später, und wiesen darauf hin, dass vielleicht nach einiger Zeit eine Versöhnung zwischen dem Kaiser und dem General stattfinden könnte. Dem wäre nicht so, erwiderte Ilow, und ferner wären schwedische und sächsische Truppen unterwegs und würden bald in Eger ankommen. Eine Entscheidung und ein neuer Treueid an Wallenstein wären unbedingt und sofort nötig. Folglich kamen die drei seinem Wunsch nach und trösteten sich mit dem Gedanken, dass ein Eid, der unter Nötigung gegeben wurde, sie nicht binden konnte. Danach gingen sie weg, um einen ganz anderen Aktionsplan zu besprechen. Sie waren in einer schwierigen persönlichen Situation. Butler war mit der Eskorte auf dem Marsch aus Pilsen verblieben, obwohl er mit seinen Männern hätte wegreiten können, wie dies die Kavallerie von Heinrich Julius getan hatte, während Gordon und Leslie entgegen dem Befehl Wallenstein eingelassen hatten. Jetzt hatte Ilow sie in keinem Zweifel darüber gelassen, dass der Generalissimo nicht nur entlassen, sondern auch ein Rebell geworden war. Wenn sie nichts täten, würde es als Unterstützung der Abtrünnigen betrachtet, was eine drastische Bestrafung durch die Kaiserlichen bewirken würde, aber wenn sie jetzt nur aus Eger flohen, würde dies als Pflichtversäumnis betrachtet und hätte die gleichen Folgen. Andererseits wäre es schwierig und gefährlich, Wallenstein, Ilow und Trcˇka zu verhaften. Die Iren unter Butlers Truppen mochten wohl unbekümmert um die genauen Zusammenhänge ihren Offizieren gehorsam sein, aber sie waren im Lager außerhalb der Mauern. Die Garnisonstruppen innerhalb der Stadt jedoch, die ihre Tore und Verteidigungsanlagen hielten, waren hauptsächlich Deutsche, wie auch die meisten ihrer Offiziere von nied-

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rigem Rang. Soweit sie wussten, war Wallenstein des Kaisers Oberbefehlshaber und Ilow sein Feldmarschall, ferner war Trcˇka Oberst und Inhaber ihres eigenen Regiments, Gordon war nur sein Stellvertreter. Möglicherweise würden sie bei einem von ausländischen Offizieren geführten Versuch einer Verhaftung Widerstand leisten, und wahrscheinlich würde eine fehlgeschlagene Unternehmung die sofortige Hinrichtung der Täter zur Folge haben. Ein heimlicher Meuchelmord mit anschließenden Erklärungen schien eine sicherere Möglichkeit zu sein, aber er löste ebenso schwierige Probleme von Rechtfertigung und Autorität aus. Am Samstagvormittag erhielt Gordon vielleicht „die nötigen Weisungen“, von welchen Diodati notierte, dass er sie ihm schickte. Vermutlich handelte es sich um eine Kopie des ersten kaiserlichen Befehls, dem Generalissimo und seinen Anhängern nicht mehr zu gehorchen. Es ist auch zu vermuten, dass Butler eine Andeutung über das geheime Urteil an Wallenstein bekommen hatte – Verhaftung, wenn möglich, sonst Tod –, denn er schickte heimlich von Eger einen Hauptmann mit einer weiteren Nachricht an die kaiserlichen Kommandanten aus, dass er den Generalissimo ergreifen und wenn nötig töten würde, ungeachtet der bevorstehenden Ankunft feindlicher Streitkräfte.16 Dennoch war es eine furchterregende Aufgabe, den Oberbefehlshaber kraft einer mündlichen Nachricht meuchlings zu ermorden. Früher hatte Piccolomini selbst einen schriftlichen Befehl von Gallas verlangt, bevor er einen Versuch in Betracht ziehen wollte, Wallenstein in Pilsen zu ergreifen, doch da der Befehl nicht kam, blieb der Versuch aus. Selbst wenn die drei Offiziere die kaiserlichen Patente gesehen hätten, verkündigten diese nur Wallensteins Entlassung und besagten bestimmt nicht, ihn tot oder lebendig zu ergreifen. Ihn und seine Anhänger zu töten, ohne irgendeinen Versuch zu machen, sie zu verhaften, wäre nicht nur gegen die Bedingungen des geheimen Urteils, sondern könnte auch die Täter als brauchbare Sündenböcke einer Mordanklage aussetzen, sollten Piccolomini, Gallas oder selbst der Kaiser sich von der Verantwortlichkeit für die Tat reinwaschen wollen. Ironischerweise hatte Ilow ihnen einen Ausweg gezeigt. Wenn schwedische oder sächsische Streitkräfte im Begriff wären, Eger zu besetzen, wäre eine Verhaftung zwecklos, weil die Verhafteten bald wieder auf freien Fuß gesetzt würden. Folglich wäre das einzige Mittel, des Kaisers vermuteten Befehl durchzuführen, sie zu töten, ehe der Feind ankam. Es blieb ein riskantes Unternehmen, aber die ungefährlichste Entscheidung, wenn man alles erwog. Besonders deshalb, weil Tote niemanden verraten und die einzige verfügbare Darstellung über die Umstände, die zum Meuchelmord führten, die von den Scharfrichtern selbst wäre.

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Laut Bericht war Gordon zurückhaltender gegenüber der Tat als die anderen, doch sobald sie über ihre Vorgehensweise entschieden hatten, beschäftigten sich alle drei damit, die Einzelheiten schnell und effektiv zu planen. Butlers irische Dragoner würden das Notwendige tun, und drei von seinen Offizieren, Major Geraldine und die Hauptleute Devereux und Macdaniel, wurden heimlich über die Situation informiert. Dem deutschen Garnisonsoffizier vom Dienst wurde befohlen, 40 Iren zu erlauben, zur richtigen Zeit in die Stadt zu kommen, aber wahrscheinlich wurde ihm lediglich mitgeteilt, dass sie für irgendeine alltägliche Aufgabe gebraucht wurden. Mit Wallenstein fertig zu werden war das kleinere Problem, denn er konnte sich nicht verteidigen, und Ilow hatte es nicht für nötig gehalten, eine starke Wache um sein Haus aufzustellen. Stattdessen gab es dort nur vier Nachtwächter der Stadt, deren Hauptaufgabe es war, zu versichern, dass kein Lärm den General störte. Bei Ilow und Trcˇka war es anders, denn sie waren entschlossene Kämpfer, die bestimmt heftigen Widerstand leisten würden. Ferner waren sie hohe Offiziere, und höchstwahrscheinlich würden die deutschen Garnisonssoldaten ihrem Ruf um Hilfe Folge leisten. Darum wurde der erste Vorschlag verworfen, sie in ihrer Unterkunft zu überfallen. Ein isolierter Ort wurde gebraucht, weit weg von möglichen Rettern, wo das Getöse einer Schlägerei die Wache und die Stadt nicht alarmieren würde. Das Schloss entsprach den Anforderungen, außerdem hatte Gordon seinen Wohnsitz dorthin verlegt, um seine Unterkunft am Marktplatz für Wallenstein frei zu machen. Es würde ganz normal scheinen, sogar erwartet werden, dass der Stadtkommandant die vornehmen Besucher zum Abendessen in sein Quartier einlüde. Und tatsächlich nahmen Letztere die Einladung an, auch Kinsky und Hauptmann Niemann, Ilows Adjutant, obwohl Wallenstein selbst zu krank war. Gegen sechs Uhr abends am Samstag, dem 25. Februar, kamen sie an, nur von einigen Dienern begleitet. Die Mordeinheiten hatten bereits ihren Platz eingenommen. Als die Gäste sich zu Tisch setzten, sicherten Macdaniel und seine Männer das Schloss von außen, während die Diener in ein anderes Zimmer geleitet wurden, wo man ihnen ein Abendessen servierte und sie unbemerkt einschloss. Der Festsaal des Schlosses war zu groß und zu kalt für ein Abendessen für sieben Gäste, die drei kaisertreuen Offiziere und die vier Opfer, und darum wurde ein kleineres holzgetäfeltes Zimmer ausgewählt, das wärmer und freundlicher war. Dies hatte günstigerweise zwei angrenzende Vorzimmer, in denen Geraldine und Devereux warteten, jeder mit sechs bewaffneten Soldaten, aber ohne Schusswaffen, um Lärm zu vermeiden. Ohne jeglichen Verdacht hängten die Gäste ihre Schwerter auf und mach-

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ten es sich bequem. Der Wein floss, und das Gespräch wurde lebendig. Als sie aßen, übergab ein Soldat Leslie einen Schlüssel als Zeichen, dass das Außentor des Schlosses verriegelt worden war, und er schickte auch einen Diener mit einer Nachricht, scheinbar an die Küche. Es gab nichts Auffälliges unter diesen kleinen Ereignissen, und die Gäste schenkten ihnen keine Beachtung. Tatsächlich aber war Leslies Nachricht an die Offiziere in den Vorzimmern gegangen. Es war Zeit zu handeln. Plötzlich stürzten die vierzehn bewaffneten Männer ins Zimmer, Geraldine an der Spitze, wie die Berichte behaupten, mit dem Ruf: „Wer ist gut kaiserisch?“ „Vivat Ferdinandus“, sollen Butler, Gordon und Leslie geantwortet haben, als sie nach ihren Schwertern griffen, um ihre Gäste zu überfallen. Kinsky saß zwischen Tisch und Wand und wurde schnell getötet, aber die anderen, allesamt Soldaten, griffen nach ihren Waffen und verteidigten sich mannhaft. Kerzen und Laternen wurden schnell gelöscht, und mit so vielen Männern, die in einem kleinen dunklen Zimmer kämpften, war es nicht einfach, die drei zu töten, um die es ging. Die Diener hörten das Getöse, brachen aus ihrem Zimmer aus, und mindestens zwei von ihnen eilten ihren Herren zu Hilfe und wurden für ihre Treue getötet. Niemann entkam in einen Flur, wurde jedoch eingeholt und totgeschlagen, und es gelang Ilow, Leslie an der Hand zu verwunden, bevor auch er fiel. Trcˇka, ein großer, mächtiger Mann, den ein dickes Lederwams von der Art, die man häufig in der Schlacht trug, schützte, nutzte die Verwirrung, um aus dem Zimmer in den Hof des Schlosses zu entkommen, wurde aber am Tor von den irischen Posten angehaltet und getötet. Bisher war der Plan voll aufgegangen. Leslie eilte ans Stadttor, um noch mehr irische Dragoner einzulassen, die die Straßen patrouillierten und absicherten, dass keine Störungen folgten. Danach versammelte er die Wache, teilte den Männern kurz mit, was passiert war und dass es auf Kommando des Kaisers getan worden sei, und er befahl ihnen, ruhig in ihren Stellungen zu bleiben. Die Verantwortung für das Schloss und die Getöteten wurde Gordon übertragen, während Butler sich auf den nächsten Schritt vorbereitete. Da Ilow und Trcˇka, von denen mögliche Gefahren ausgegangen waren, tot waren und die Stadt in den Händen der Kaisertreuen war, gab es kaum eine Rechtfertigung mehr, Wallenstein selbst zu töten, denn man hätte ihn einfach verhaften können. Kinsky und Niemann wie auch die zwei Diener aber hatte man bereits ohne jede Rechtfertigung ermordet, denn sie fielen nicht unter die Proskription oder das geheime Urteil des Kaisers. Die skrupellosen Männer, die schon so weit gegangen waren, waren nicht bereit zu riskieren, das Hauptopfer am Leben zu lassen. Ilows Behauptung, dass die Schweden und Sachsen sich näherten, diente noch als Feigenblatt, beson-

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Abbildung 8: Der Mord an Trcˇka, Ilow, Kinsky und Niemann, Eger, 25. Februar 1634, aus dem Theatrum Europaeum.

ders weil er während des Abendessens angeblich damit geprahlt hatte, dass Wallenstein bald ein größeres Heer denn je haben würde. Doch die Zeit verging, und trotz der Vorsichtsmaßnahmen hatte wahrscheinlich durch einen der überlebenden Diener die Nachricht die Stadt erreicht. Folglich wussten die Frauen von Trcˇka und Kinsky schon vom Tod ihrer Männer. Es war nach zehn Uhr in einer stürmischen Nacht, als Butler, Geraldine, Devereux und ihre Soldaten den Marktplatz erreichten. Ein Dutzend Männer wurde hinter Wallensteins Unterkunft stationiert, noch ein Dutzend vorn, und dann betraten Devereux und sechs seiner erprobten Kerls das Haus. Butler zog es vor, draußen zu warten. Als sie zu Wallensteins Gemächern im ersten Obergeschoss stürmten, schoben sie einen Diener mit Schlägen beiseite, und oben an der Treppe reagierten sie auf den Widerstand eines anderen, indem sie ihn erstachen. Devereux war vorn, mit einer Partisane – eine kurze Pike mit einer furchtbar scharfen breiten Klinge – bewaffnet, wie sie Offiziere der Infanterie in der Schlacht trugen. Mit Fußtritten öffneten seine Männer die Tür des Schlafzimmers, und Devereux befand sich Auge in Auge mit Wallenstein, der vom Sturm und Lärm geweckt und vom Bett aufgestanden war, um vielleicht zum Fenster hinauszusehen. Was jeder von ihnen im kurzen Au-

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Abbildung 9: Der Mord an Wallenstein, aus dem Theatrum Europaeum.

genblick des Zögerns sagte, ist nicht bekannt, obwohl zeitgenössische Berichte viele phantasiereiche Fassungen anboten. Die glaubhafteste darunter ist vielleicht Gordons Behauptung, dass, als Devereux sich anschickte, den Schlag zu führen, er kurz schimpfte: „Du schlimmer, meineidiger, alter rebellischer Schelm.“ Wallenstein antwortete höchstens mit einem Wort, „Quartier!“ und machte die dazugehörige Geste der Unterwerfung, die übliche Bitte der Soldaten auf dem Schlachtfeld um Gnade. Dann durchbohrte ihn Devereux mit einem einzigen Stoß von unterhalb der Rippen nach oben in den Brustkasten, und der Tod trat fast unmittelbar ein. Als die Soldaten sich ins Zimmer drängten, hob einer den Leichnam auf und machte Anstalten, ihn aus dem Fenster zu werfen, aber das war sogar für Devereux zu viel. Stattdessen wickelte man ihn in einen Teppich und schleppte ihn die Treppe hinunter, und kurz danach wurde er in einem Karren bis auf weiteres zu den anderen zum Schloss gebracht.

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Postume Machenschaften Die Sachsen kamen nicht, auch nicht die Schweden. Franz Albrecht hatte Regensburg am Dienstag, dem 21. Februar, erreicht, wo er von Bernhard von Weimar einen freundlichen Empfang, aber keinen Zuspruch erhielt. Letzterer war nicht bereit, sich aufzumachen, um Wallenstein zu helfen, und neigte dazu, die ganze Sache als eine Täuschung und sogar als eine Falle zu betrachten. Die Ankunft weiterer Briefe von Ilow überzeugte ihn umso mehr davon, dass sein Verdacht gerechtfertigt wäre. Bald würde ihn Wallenstein aus einer Richtung von Böhmen überfallen, fürchtete er, Gallas aus einer anderen, und höchstwahrscheinlich würde Maximilians Heer ihn auch aus Bayern angreifen. Statt Kavallerie nach Eger abzukommandieren, mobilisierte er rasch seine Streitkräfte und bereitete sich zur Verteidigung auf diesen eingebildeten Ansturm vor.17 Enttäuscht, aber nichts von dem ahnend, was passiert war, versuchte Franz Albrecht von dieser fruchtlosen Mission zurückzukehren, aber drei Tage nach Wallensteins Tod und unterwegs nach Eger wurde er von Butlers Dragonern gefangen genommen. Trotz seiner Beschwerde, dass er einen Geleitbrief als Vertreter des Kurfürsten von Sachsen für vom Kaiser selbst gebilligte Verhandlungen hatte, wurde er festgehalten und nach Wien geschickt. Dort verbrachte er eine Zeitlang in bequemer Gefangenschaft, während er einem Untersuchungsausschuss seine Fassung der Ereignisse in der Sache Wallenstein vortrug, bevor er sich als kaiserlicher Offizier anwerben ließ und bis zu seinem Tod in einer Schlacht 1642 diente.18 Den Großteil dieser Zeit verbrachte Arnim noch in Dresden, wo er aus Berlin am 12. Februar ankam. Fast eine Woche verging, bevor er die Richtlinien für seine Reise nach Pilsen bekam, nebst einem etwas breiteren Spielraum betreffend der Friedensbedingungen, die er von Wallenstein annehmen durfte, aber noch brach er nicht auf. Am 22. Februar schrieb er an Franz Albrecht, dass er krank gewesen sei, aber noch am Freitag, dem 24., als Wallenstein Eger erreichte, zögerte er weiter. Zwei Tage später konnten er und Kurfürst Johann Georg, ein großer Trinker vor dem Herrn, auf die Nachricht anstoßen, anstoßen, und noch einmal anstoßen, dass der Generalissimo endlich mit dem Kaiser gebrochen hatte, obwohl er in Wirklichkeit schon tot war. Am folgenden Morgen brach Arnim schließlich zu seinem lang aufgeschobenen Treffen mit Wallenstein auf, aber glücklicherweise für ihn erhielt er die Nachricht vom Meuchelmord, bevor er die böhmische Grenze überschritt und bevor er einen Brief mit Kinskys Siegel empfing, den die Kaisertreuen in der Hoffnung geschickt hatten, auch ihn zu fassen. Er war von der Mordtat entsetzt: „Mir will kein Exempel ein-

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fallen, dass bei eines christlichen Kaisers Regierung dergleichen jemals geschehen ist. Nun ist bei mir des Friedens halber gar geringe Hoffnung, darauf man sich verlassen könnte. Meines Teils werde ich mich mein Leben lang nicht mehr darin gebrauchen lassen. … Ich will mich in meiner Profession halten.“ An Johann Georg fasste er seine Meinung vom kaiserlichen Haus so zusammen: „Sanguine coepit, sanguine crevit, sanguine finis erit“ (Mit Blut angefangen, durch Blut gedeihend, wird es in Blut zu Ende gehen).19 Fünfzehn Monate später, als Sachsen und der Kaiser sich als Folge der großen schwedischen Niederlage bei Nördlingen in gewisser Weise miteinander einigten, trat Arnim aus Protest von seinem Amt zurück. Von solchem Anstand gab es auf der kaiserlichen Seite kaum eine Spur, nur eine würdelose Balgerei um Belohnungen. Butler hatte den Truppen in Eger einen Monatssold versprochen, um sich ihrer Einwilligung zu versichern, was Gallas nachträglich guthieß. Zusätzlich dazu billigte er 500 Reichstaler pro Mann für die zwölf Soldaten der Mordeinheiten, und 1.000 für Devereux beziehungsweise Macdaniel, während Geraldine 2.000 wegen seines höheren Rangs erhielt. Butler und Leslie bewarben sich sofort um die Zuweisung von besseren – das heißt lohnenderen – Regimentern, die sie und Gordon auch kurz danach erhielten. Devereux, der eigentliche Mörder Wallensteins, wurde direkt vom Hauptmann zum Oberstleutnant befördert.20 Für die drei Organisatoren des Mordes war das nicht genug. Gordon schickte Leslie sofort zu Gallas, um ihm eine mündliche Darstellung der Ereignisse von Eger zu liefern, und Gallas schickte ihn weiter, um das Gleiche in Wien zu tun, wo er auf großzügige Belohnung für ihre Treue drängte. Butler war entschlossen, sich nicht übertreffen zu lassen, und schickte aus demselben Grunde Geraldine zu Gallas und Macdaniel nach Wien. Leslie, der am 3. März in Wien ankam, nur drei Tage nach der ersten Nachricht vom Meuchelmord, wurde unverzüglich von Ferdinand geehrt und befördert, und nachdem er im folgenden Monat zum Katholizismus übertrat, ging es mit ihm weiter aufwärts, bis er drei Jahre später Graf wurde. Alle drei Haupttäter bekamen beträchtliche Güter aus Wallensteins Grundbesitz zugesprochen, während Devereux und Geraldine große Belohnungen erhielten, die in Bargeld oder als Güter von gleichem Wert erfolgten. Butler war nicht zufrieden, und in einem Brief, der in seinem Interesse an Schlick, den Präsidenten des Hofkriegsrats, geschrieben wurde, beschwerte er sich, dass man „dem Herrn Leslie und Obersten Gordon die Ehre und Dank einzig und allein gibt, ihn aber – welcher das Direktorium bei der Friedländischen Exekution gehabt hatte – gleichsam als ob er nichts getan hatte, vergisst“. 21 Selbstverständlich erwarteten Gallas, Picco-

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lomini und Aldringen, die vorsichtigerweise keine persönlichen Risiken eingegangen waren, dass auch sie eine Belohnung bekämen, was fast auch jeder erwartete, der mit der Sache etwas zu tun gehabt hatte, selbst wenn der Anteil daran ganz gering war. Die meisten wurden tatsächlich großzügig behandelt, und laut Bericht wurde Gallas dadurch zum größten Grundbesitzer Böhmens, aber trotzdem beschwerten sich viele, dass ihre Anteile kleiner wären, als die von anderen, die weniger getan hätten, und unter ihnen war Piccolomini der Lauteste. Die Geschenke, die den verschiedenen Bewerbern zugesprochen wurden, mussten hauptsächlich in Form von Gütern ausgegeben werden, denn der Kaiser hatte so wenig Bargeld wie immer. Folglich wurde der riesige Grundbesitz von Wallenstein und Trcˇka sowie andere kleinere Konfiskationen zum größten Teil verschenkt oder gegen fällige Schulden des Offizierskorps eingesetzt. Dennoch warteten noch mehrere Begünstigte Jahre später auf wirkliche Bezahlung. 22 Sie hatten alle nicht viel Zeit, um ihr Blutgeld zu genießen. Innerhalb des Jahres starb Butler an der Pest, Aldringen wurde ebenfalls 1634 während eines Rückzugs umgebracht, und 1639 wurde Devereux gleichfalls zum Pestopfer. Gordon und Leslie erging es besser, auch Gallas und Piccolomini. Gordon lebte bis 1649 und Gallas bis 1647, meistenteils trotz seiner verheerenden militärischen Leistungen als Oberbefehlshaber. Während er nicht in der Gunst des Kaisers stand, war Piccolomini sein Ersatz und wurde letzten Endes sein Nachfolger. Der neuerlich reich und adlig gewordene Leslie blieb während des Krieges im Heer, und schließlich erreichte er 1650 den Rang eines Feldmarschalls. 23 Kaiser Ferdinand überlebte Wallenstein nur drei Jahre, aber bevor er 1637 starb, wurde er gezwungen, das Restitutionsedikt preiszugeben, um Frieden mit Sachsen zu schaffen. Dies allerdings mit der Gesicht wahrenden Vortäuschung, dass es nur für 40 Jahre außer Kraft gesetzt würde. Maximilian von Bayern und Johann Georg von Sachsen erreichten beide ein hohes Alter und starben 1651 beziehungsweise 1656, was bedeutete, dass sie die fragliche Ehre hatten, ihre Fürstentümer während des gesamten Dreißigjährigen Krieges zu regieren. Obwohl der Hofkammer letzten Endes wenig von den Konfiskationen übrig blieb, hatte sie mindestens einen Teil der angehäuften Schulden an die Obersten und Generäle beglichen. Im Verlauf davon aber hatte man den Begriff der Gesetzlichkeit völlig fallenlassen. Selbst wenn Wallenstein vor Gericht gestellt und wegen Verrats verurteilt worden wäre, hätte man seinen Grundbesitz nach dem Gesetz nicht konfiszieren können, weil er einem Fideikommiss auf ewig unterlag, den Ferdinand selbst vor einigen Jahren bewilligt hatte. 24 Dieses bestimmte, dass obwohl ein Herzog von

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Friedland wegen Hochverrat hingerichtet werden könnte, sein Grundbesitz selbst unter diesen Umständen von einer Beschlagnahme befreit wäre und folglich an seine Erben übergehen würde. Solche Privilegien waren nicht einmalig in den höchsten Kreisen, und dieser Fall war in Wien wohlbekannt, aber er wurde einfach ignoriert. Folglich konnte Wallensteins Frau nicht erben, und für zwei Jahre musste sie sich auf ihre Verwandten verlassen, bis sie schließlich um Milde, statt um Gerechtigkeit bat und ihr erlaubt wurde, einige kleine Güter zurückzubekommen. Max Waldstein ging es besser, weil er politisch klug handelte und sich von seinem Wohltäter distanzierte. Auch er konnte nichts erben, aber es gelang ihm zu behalten, was Wallenstein ihm schon gegeben hatte, und im kaiserlichen Dienst zu bleiben. Im Lauf der Zeit setzte er sich wieder genügend in Gunst, um die Erlaubnis zu bekommen, Wallensteins Prager Palast zu einem vorteilhaften Preis zu kaufen. 25 Dieser und vieles anderes aus Wallensteins Vermögen, das denjenigen gegeben wurde, die in seinen Tod verwickelt waren, blieb für Jahrhunderte im Besitz der jeweiligen Familien, bis sie selbst nach dem Zweiten Weltkrieg vom kommunistischen Regime enteignet wurden. Doch selbstverständlich war Wallenstein nicht vor ein ordentliches Gericht gestellt und verurteilt worden, und bald folgte eine Flut von Kritik, nicht nur von der Seite des Feindes, sondern auch in Wien selbst. Ferdinand und seine Räte machten sich so viele Sorgen darum, dass sie einen juristischen Ausschuss beriefen, um über die Möglichkeit eines postumen Gerichtsverfahrens zu beraten. 26 Im April 1634 erstatteten die Mitglieder ihren Bericht. In der Einleitung bemerkten sie, dass Kinskys Witwe dem Kaiser geschrieben hatte, um zu verlangen, dass man gerichtlich gegen die Mörder ihres Mannes vorgehen sollte. Zweifellos, fuhren sie fort, wären die Anstifter, die hinter ihr standen, „böse Leute, die nichts anders suchen, als Euere Kaiserliche Majestät selbst hierunter zu verschimpfen und einen Makel anzuhängen“. Sie legten die in den Patenten vom 24. Januar und 18. Februar veröffentlichten Beschuldigungen gegen Wallenstein dar, als Folge wovon und auf Befehl des Kaisers die Betroffenen hingerichtet worden wären, „als in manifester und permanenter Kriminalität, Majestätsbeleidigung, Rebellion und Hochverrat verwickelt … und also ipso facto [gerade durch diese Tatsachen], für wen sie zu halten, der ganzen Welt deklariert [bloßgestellt] worden sind“. Die Juristen behaupteten, dass die nachfolgenden Hinrichtungen und Konfiskationen von „der natürlichen Vernunft“ gerechtfertigt würden, obwohl sie zugaben, dass „es ja wohl mehr ein Ansehen einer Gewalt als Rechts hat, wo man ohne Erkenntnis und Gehör hingerichtet wird“. Die Kernstelle in ihrem Gutachten hätte

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die Herzkönigin von Alice im Wunderland kürzer und weniger gewunden schreiben können: „Erst die Hinrichtung; danach das Urteil!“ Stattdessen schrieben die Juristen: „Daher und weil der Friedland so boshaft gewesen ist, und Euere Kaiserliche Majestät und dero hochlöblichen Haus nicht allein mit Gewalt ohne alles Gericht und Recht, sondern auch ganz eidbrüchig und tyrannischerweise, von Krone und Szepter, Land und Leuten vertreiben, ganz und gar ausrotten, und den ganzen Staatskörper stürzen gewollt hatte, und damit er auch allbereit im äußersten Grad und dem letzten Akt der Exekution gestanden ist, auch dazu die Mittel schon in Händen gehabt hat, wenn durch eine absonderliche Schickung Gottes er nicht verhindert worden wäre; so ist es auch gar nicht vonnöten gewesen, mit ihm einiges Gericht oder Recht zu halten, oder denselben viel zu vorladen, prozessieren oder zu verurteilen.“ Als Unterstützung zitierten sie sogar Cicero. Auch entlasteten sie die Meuchelmörder mit der Begründung, dass unter solchen Umständen jedwede Privatperson berechtigt wäre, ohne höheren Befehl oder einen Gerichtsentscheid die Übeltäter zu töten, um die Gefahr zu bannen. Darum sollte man sie nicht bestrafen, sondern als Befreier des Vaterlandes belohnen. Nichtsdestoweniger, fuhr der Ausschuss fort, gebe es beträchtliche Schwierigkeiten, postum ein Gerichtsverfahren durchzuführen. Freunden der Angeklagten und anderen Interessierten müsse man erlauben – als ob die Frage noch zweifelhaft wäre –, wie in einem gewöhnlichen Verfahren vorstellig zu werden. Das stehe im Widerspruch zu dem, was schon geschehen war, „dabei aber Euere Kaiserliche Majestät an dero Reputation, wie auch diejenigen, welche solche Exekution getan haben, an ihren Ehren nicht wenig leiden würden.“ Ferner entständen Probleme für die Hofkammer hinsichtlich der schon durchgeführten Konfiskationen. Andererseits sei es nicht möglich, eine einfache Schulderklärung zu erteilen, trotz Wallensteins „unwidersprechlicher Notorität“, denn obwohl einige der Beschuldigungen gegen ihn unzweifelhaft wahr wären, sagten sie, darunter besonders die Pläne, den Kaiser seiner Länder zu berauben und sie an andere zu verteilen, gebe es leider keinen eigentlichen vorhandenen Beweis. Folglich dürfte man sie in einer Erklärung nicht wiederholen, auslassen dürfte man sie dagegegen aber auch nicht, denn sie seien schon veröffentlicht worden, und ihr Fehlen würde wegen der Andeutung, dass Wallenstein mindestens in dieser Hinsicht unschuldig sein könnte, weitverbreitetes Bedenken und viele Spekulationen verursachen. Besser wäre es, meinten sie, sich auf die ursprünglichen Patente als letztes Wort zu diesem Thema zu verlassen. Mittlerweile versuchten Ferdinand und seine Vertrauten, die Presse als

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ein anderes Mittel zu benutzen, um der Kritik entgegenzuwirken, sodass bald Fassungen der Berichte der hauptbeteiligten Offiziere veröffentlicht wurden. Irgendjemand hatte Gordons relativ einfachen Text überarbeitet, wahrscheinlich Piccolomini, und bemerkenswert ist auch, dass der Kanzleibeamte in Wien auf Leslies viel längeres Manuskript einen Vermerk schrieb: „Relation, so Herr Oberst Leslie mitgebracht hat.“ 27 Drei Viertel des Letzteren befassen sich mit den belastenden Dingen, die Wallenstein und Ilow angeblich sagten und welche ausführlich berichtet worden sind, wogegen die Planung und Taten der drei Offiziere, die für den Meuchelmord verantwortlich waren, viel kürzer dargestellt werden. Das war es, was sie in Wien hören wollten, und es war Leslie recht, ihnen gefällig zu sein. Dies konnte einerseits seiner Sache zu einer großen Belohnung verhelfen und ermöglichte es andererseits, eventuell viel schwierigere Fragen einfach zu übergehen. In der Folge kursierten diese und andere Fassungen der Ereignisse von Eger breit in der Flugblattpresse, aber hinsichtlich Ferdinands dringender Notwendigkeit, Wallensteins Schuld zu beweisen, war dies letzten Endes nur Hörensagen. Er brauchte überzeugendere Beweismittel, man konnte jedoch keine ausfindig machen. Piccolomini war nach Eger geeilt, sobald er von den Morden erfahren hatte, und als der Erste aus dem Oberkommando am Tatort hatte er Maßnahmen für die Verwahrung der Unterlagen aus Wallensteins Kanzlei veranlasst. Drei Tage nach dem Tod des Generals schrieb Gallas an den Kaiser, Wallenstein hätte am Tag bevor er starb sechshundert Dokumente in Eger verbrannt. Die Quelle für diesen Bericht nannte Gallas nicht, aber der Kanzleidirektor wusste nichts davon, obwohl er sich in anderer Hinsicht bemühte, hilfreich zu sein. 28 Es scheint unwahrscheinlich, dass Wallenstein genau zu der Zeit Unterlagen hätte verbrennen sollen, als er sich sicher glaubte und als er erwartete, sich bald mit den Sachsen zu vereinigen. Noch unwahrscheinlicher ist es, wenn man seinen Gesundheitszustand in Betracht zieht, dass er es persönlich und insgeheim hätte tun können. Solch eine Behauptung lieferte jedoch eine brauchbare Ausrede für den Mangel an belastenden Dokumenten unter seinen Akten. Es wurden keine gefunden. Hätte man irgendeines entdeckt, wäre es sofort veröffentlicht worden. Eine Alternative war dringend notwendig, was zu der Idee führte, dass Piccolomini, die Quelle der Schlüsselinformationen, einen ausführlichen und unterzeichneten Bericht für eine amtliche Veröffentlichung verfassen sollte. Piccolomini kam in Wien am 8. März an und war bestürzt über die Haltungen zu den Tötungen, denen er in Wien begegnete. Einige Leute, beschwerte er sich bei Gallas in einem Brief eine Woche später, schienen

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daran zu zweifeln, dass Wallensteins Schuld nachgewiesen worden wäre, und manche deuteten sogar eine Verschwörung gegen ihn unter den Italienern und Spaniern an. Um die Sache völlig zu erklären, hätte er auf Befehl des Kaisers angefangen, seine eigene Beschreibung abzufassen, und er schlug vor, dass Gallas hinzufügen sollte, was er persönlich von Wallenstein über seinen beabsichtigten Verrat erfahren hätte. Gallas aber nahm diesen Vorschlag nicht an. Nach seiner Rückkehr nach Pilsen traf Piccolomini auf ähnliche Zweifel im Heer, und er schrieb an Ferdinand und Trauttmansdorff, um sich zu beschweren, dass feindlich gesinnte Gruppen den Verdacht einer Verschwörung gegen Wallenstein als einen Vorwand nutzten, den Italienern nicht zu gehorchen.29 Piccolomini stellte einen Entwurf seines Berichts etwa Mitte März fertig, begann danach jedoch überraschend zu zögern. Schon Ende des Monats fragte Ferdinand wiederholt bei Fabio Diodati – Piccolominis Vertreter in dieser Sache – an, ob der unterzeichnete Text in Wien angekommen sei. Anfang April wies Marquis Caretto di Grana, ein Mitglied des Hofkriegsrates, Diodati im Auftrag des Kaisers darauf hin, dass im ersten Entwurf viele relevante Punkte fehlten, die in den früheren Berichten enthalten waren. Unter ihnen seien einige, die wesentlicher Bestandteil der Beschuldigung Wallensteins seien, wie sein angeblicher Briefwechsel mit Bernhard von Weimar und seine Verbindungen zu den Franzosen, die auf die Absetzung des Hauses Habsburg vom kaiserlichen Thron zielten. Ein überarbeiteter Entwurf fügte einige, aber nicht alle diese Punkte hinzu und ließ die wichtigsten aus, überdies unterzeichnete Piccolomini noch immer nicht. 30 Einige Monate vergingen, und schließlich musste der Plan aufgegeben werden, seine Darlegung zu veröffentlichen, obwohl viel davon in einen breiteren Bericht eingeschlossen wurde, der aber ohne direkte Zuschreibung im Herbst vom Hof herausgegeben wurde. Die glaubwürdigste Erklärung für Piccolominis Zurückhaltung ist, dass er wusste, dass die meisten der von ihm gelieferten Informationen nicht wahr waren. Er war beunruhigt, weil der Kaiser eine offene Unterstützung für diejenigen vermied, die hinter den Tötungen standen, und besonders, weil der Befehl „tot oder lebendig“ noch immer geheim gehalten wurde. Bis jetzt war kein Beweis gefunden worden, der die Beschuldigungen gegen Wallenstein rechtfertigte, und wahrscheinlich fürchtete Piccolomini mit gutem Grund, dass er zum Sündenbock gemacht werden könnte, wenn später Gegenbeweise ans Licht kommen sollten. Vielleicht weigerte er sich darum, sich weiter dieser Gefahr auszusetzen – was er tun würde, wenn er seine eigene Rolle bei den Anschuldigungen zugäbe und veröffentlichte. Als seltsamen Nachtrag zu diesen Ereignissen gibt es eine Geschichte über

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Gallas, der auf seinem Sterbebett um eine Audienz beim Kaiser, damals Ferdinand III., und dessen Beichtvater bat, weil er ihm etwas Wichtiges mitteilen wollte, um seine eigene Seele zu retten. Schlick und Khevenhüller wurden zu ihm geschickt, aber er weigerte sich, sich ihnen anzuvertrauen, und ließ stattdessen ein Bündel Papiere in sein Zimmer bringen und verbrennen.31 Um in dem Bemühen nichts unversucht zu lassen, irgendeinen Beweis von Wallensteins Schuld zu entdecken, wurden sowohl Mitglieder seines Haushalts und Mitarbeiter des Hauptquartiers als auch viele der Kommandanten seines Heeres von einem Tribunal verhört. Es war ein Versuch, Mitschuldige an seinem angeblichen Verrat zu ermitteln. Nichts kam zum Vorschein. Kein hoher Offizier wollte zugeben, dass er auch nur die geringste Kenntnis von einer Verschwörung oder verräterischen Verbindung mit dem Feind gehabt hätte, außer den wohlbekannten und vom Kaiser gebilligten Verhandlungen mit den Sachsen. Schließlich wurden sieben Offiziere im Mai 1634 vor Militärgerichte gestellt, aber die Anklagen beliefen sich auf wenig mehr als darauf, länger Wallensteins Befehlen gehorcht zu haben, als sie sollten. 32 Obwohl sie alle für schuldig erklärt wurden, setzte man zwei von ihnen mit Hilfe fürstlicher Fürbitten sofort auf freien Fuß. Bei vier von denen, die zum Tode verurteilt wurden, wandelte man die Urteile in lebenslängliche Freiheitsstrafen um, ließ sie aber innerhalb eines Jahres in aller Stille frei. Nur einer wurde wirklich hingerichtet, er war der einzige hohe Offizier außerhalb von Pilsen, der Wallenstein zu helfen versucht hatte, nachdem das kaiserliche Vorgehen gegen ihn öffentlich bekannt geworden war. Günstigerweise war er auch bei weitem der reichste, sodass es sich bestimmt lohnte, seinen Grundbesitz zu beschlagnahmen, zudem verlieh seine Hinrichtung dem ganzen Verfahren eine Scheinrechtfertigung. Nichtsdestoweniger wurde Ferdinand in so große Verlegenheit gebracht, dass er befahl, Schuldsprüche und Urteile geheim zu halten. 33

Requiem Sobald Piccolomini nach den Morden in Eger ankam, traf er Anordnungen, um die Leichen der Opfer zur öffentlichen Zurschaustellung nach Prag zu transportieren, was er auch an Gallas berichtete. Letzterer antwortete, dass man nichts tun sollte, bis Befehle vom Kaiser eingingen, aber die Leichen waren schon unterwegs und wurden deshalb in Mies verwahrt, wo der General und seine Eskorte nur eine Woche früher übernachtet hatten. Ferdinand befahl, dass Wallensteins Leichnam seinen Verwandten überge-

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ben werden sollte, die ihn im Stillen begraben dürften, wo sie wollten, die anderen aber sollten an Ort und Stelle beerdigt werden. Wallenstein hatte für sich und seine engsten Verwandten ein Mausoleum und eine Gruft im Kartäuserkloster geplant, das er in Walditz (Valdice) in der Nähe von Gitschin gestiftet hatte, aber zur Zeit seines Todes war die Kirche noch nicht fertig und die Gruft noch nicht gebaut, weshalb sein Leichnam solange in Mies vorläufig zur letzten Ruhe gebettet werden musste. Kirche und Gruft wurden 1636 endlich fertiggestellt, und im Mai dieses Jahres ließen Wallensteins Schwager Kardinal Harrach, seine Witwe Isabella und Max Waldstein seinen Leichnam in einem groben hölzernen Sarg nach Walditz transportieren, die Reiter waren Tag und Nacht unterwegs und wurden von einer militärischen Eskorte begleitet. In Walditz wurden Wallensteins sterbliche Überreste sofort und privat neben denen seiner ersten Frau und seines kleinen Sohnes begraben, deren Gebeine vor kurzem aus ihren früheren Grabstätten dorthin verbracht worden waren. 1734 feierten die Kartäusermönche von Walditz ein Jahrhundert nach seinem Tod das Andenken ihres Stifters, und zehn Jahre später legten sie seine Überreste in einen prunkvollen Sarg aus Zinn. 1782 aber wurde das Kloster als Folge der Reformen von Kaiser Joseph II. wie viele andere aufgelöst. Daraus ergab sich ein Streit zwischen zwei unmittelbaren Nachkommen Wallensteins, denn jeder erhob Anspruch auf seine Überreste, um sie in seinem jeweiligen Teil des Familiengrundbesitzes wieder zu begraben. Dieser Zwist dauerte drei Jahre, aber schließlich wurden die Särge am 1. März 1785 mit viel Prunk und Feierlichkeit und in der Anwesenheit von verschiedenen Nachkommen, anderen Adligen und wissbegierigen Zuschauern an ihre neue Ruhestätte verbracht. Dies war die St. Anna Kapelle im Barockschloss in Münchengrätz (Mnichovo Hradisˇte˘), 65 Kilometer nordöstlich von Prag. Hier wurde Wallensteins Sarg in einer Nische hinten im Hauptschiff aufgestellt, mit dem seiner ersten Frau und seines kleinen Sohnes darunter. Einige Jahre später wurden sie erneut in eine Nische an der linken Seite des Hauptschiffes umgestellt, die später mit einer großen steinernen Gedenktafel versehen wurde. Dort ist sie heute noch zu sehen, denn das Schloss ist jetzt eine Touristenattraktion.34

15 Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war (Julius Cäsar, Shakespeare) Es ist die gemeine falsche Sage von diesem Herren den Leuten also stark imprimiert, dass ich oft selbst alle dergleichen Zeitungen, welche so umständlich von ihm erzählt werden, zu glauben, mich schwerlich verhindern kann, ob ich auch schon zu selbiger Zeit und Stunde, als man es geschehen zu sein erzählt, bei ihm gewesen bin.1

So schrieb Anfang 1630 kein Geringerer als Feldmarschall Graf Gottfried Heinrich von Pappenheim über Wallenstein. Sein Problem ist verständlich, denn während Gustav Adolf bereits zu Lebzeiten zur Legende wurde, war Wallenstein in den Augen seiner Zeitgenossen schon lange mehr Mythos als Mensch geworden. Erzählungen um ihn häuften sich. Er wäre, behauptete man, unverwundbar, ein alter Soldatenaberglaube mit Bezug auf diejenigen, die immer unverletzt aus dem Kampfgetümmel herauszukommen schienen. Man erzählte, dass er zum Katholizismus übertrat, nachdem er während seiner Zeit als Edelknabe im Haushalt des Markgrafen von Burgau auf einem hohen Fenstersims eingenickt und aus dem Fenster gefallen war, den Sturz aber durch ein Wunder unbeschädigt überlebt hatte. Seine erste Frau Lucretia wäre viel älter als er, wurde falsch vermutet, und darum griffe sie zu Liebestränken, um sich seiner Liebe zu vergewissern. Es ging das Gerücht, dass er auch nicht den geringsten Lärm dulden würde und selbst die Hunde aus der Gegend weggebracht werden müssten, während er am Ort ansässig sei. Seine Wutanfälle wären fürchterlich zu erleben, sagte man, aber vermutlich gehorche er den Geboten der Sterne, weil er von der Astrologie besessen wäre. Es wurde ihm von einigen sogar die Schuld für Brände gegeben, die Anfang 1627 kurz nach seiner Ankunft in Prag und Wien ausbrachen. 2 Solche farbigen Einzelheiten verstärkten das wirkliche Drama seines Todes und machten ihn so zu einem anziehenden Thema für Schriftsteller. Innerhalb weniger Jahre nach seinem Tod erschienen Theaterstücke auf den Bühnen von Madrid und in anderen Städten, unter ihnen die Tragedy of Albertus Wallenstein von Henry Glapthorne in London. Es folgte eine umfassende Literatur, was sich fast bis zum heutigen Tag fortsetzt. Schillers Wallenstein–Trilogie von 1799 ist das wohl bekannteste Beispiel. Im

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zwanzigsten Jahrhundert erschienen nicht nur ein wichtiger Roman von Alfred Döblin, sondern mindestens ein halbes Dutzend andere. Im Volksbewusstsein hat Wallenstein als Mythos meistens Wallenstein als Mann ersetzt, und selbst in der ernsthaften Geschichtsschreibung sind die Grenzen häufig verschwommen. Die Schwierigkeit, zwischen Tatsache, Übertreibung und Erfindung zu unterscheiden, entsteht deshalb, weil die einfallsreichen Erzählungen früh in Wallensteins öffentlicher Karriere zu erscheinen begannen, zweifellos wegen des Interesses, das sein plötzlicher Aufstieg schuf. Danach wurden sie in späteren Jahren seines Lebens absichtlich von seinen Feinden publiziert, aufgeblasen und ausgenutzt, sodass sie zum Zeitpunkt seines Todes bereits gängiges Allgemeingut waren. Die ersten Geschichtsschreiber, die sich Ferdinands Regierungszeit und Wallensteins Karriere annahmen, hatten davon gewiss Kenntnis und wurden davon beeinflusst, mit der Folge, dass sie ihre Darstellungen diesem bereits vorhandenen populären Bild seines Charakters anpassten. Nachfolgende Biographen benutzten diese frühen Werke als Quellen, stützten sich darauf und gaben sie manchmal noch zusätzlich ausgeschmückt von einer Generation an die nächste weiter, und das auf eine Art und Weise, die in Geigers Untersuchung von Wallenstein und der Astrologie gut nachgewiesen ist. Als im neunzehnten Jahrhundert eine fest auf Dokumente gegründete Art der Geschichtsschreibung entwickelt wurde, war die traditionelle Ansicht über Wallenstein so fest verwurzelt, dass man die wirklichen ursprünglichen Quellen hauptsächlich nutzte, um die bestehenden Ansichten zu bestätigen, statt sie zu überprüfen. Ein zweiter Teil des Problems stammt eben aus der Fülle dieser urkundlichen Quellen. Wallenstein schrieb eine enorme Anzahl Briefe, und obwohl viele davon ausschließlich von militärischen Dingen oder den Angelegenheiten seiner Ländereien handelten, unterhielt er auch eine umfassende persönliche Korrespondenz, ferner fügte er geschäftlichen Briefen häufig private Postskripte hinzu. Andere Schlüsselpersonen im Kreis Wallensteins waren ebenfalls fleißige Briefeschreiber, unter ihnen Aldringen, Arnim, Collalto, Harrach und bis zu einem gewissen Grad viele seiner hohen Offiziere. Beträchtliche Sammlungen ihrer Sendschreiben haben in amtlichen oder privaten Archiven überlebt, viele davon sind veröffentlicht worden. Insgesamt soll die Anzahl solcher Briefe und anderer relevanter Dokumente eine fünfstellige Zahl erreichen, aber dennoch gibt es bedeutsame Lücken. Oft ist nur noch eine Seite eines Briefwechsels vorhanden, und selbst diese manchmal nicht vollständig. 3 Ferner gibt es Gründe für die Annahme, dass als Nachwirkung des Meuchelmords an Wallenstein eine

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große Menge unbequemer Unterlagen absichtlich vernichtet wurde. Folglich entstehen beträchtliche Schwierigkeiten bei der Auswertung. Erstens besteht das übliche historiographische Problem: Dem, was zufällig in einem Dokument aufgeschrieben wurde, das zufällig noch erhalten blieb, misst der spätere Historiker häufig unverhältnismäßiges Gewicht bei. Zweitens ist es wegen des Ausmaßes von Wallensteins Briefwechsel und seiner Gewohnheit, augenblickliche Gedanken hinzuwerfen, für Forscher oft möglich gewesen, Textstellen zu finden, die eine besondere Meinung oder Beweisführung zu unterstützen scheinen, wenn sie aus dem Kontext gerissen oder ohne das Eingeständnis zitiert werden, dass er häufig verschiedene Meinungen zu verschiedenen Zeiten äußerte. Das bedeutet nicht, dass solche Interpretationen unbedingt falsch sind, aber man sollte bedenken, dass ihre Basis nicht selten unvollständig und auf Auswahl gegründet ist. Außerdem ist es ratsam, sich daran zu erinnern, dass man selbst Beschreibungen von Zeitgenossen, die Wallenstein gut kannten, nicht für bare Münze nehmen darf. Zum Beispiel beschwerte sich Arnim während der späteren Phasen der Friedensverhandlungen von 1633 über „schiefrige Affekte“ des Generals, er war aber zu der Zeit selbst zornig und wegen des Scheiterns der Verhandlungen enttäuscht. Ferner war er bei mehreren relevanten Treffen nicht persönlich anwesend.4 Zugegeben, man geht das Risiko ein, denselben Irrtum zu begehen, aber trotzdem scheint es angemessen, mit einem Versuch zu enden, einen Überblick über Wallensteins Wesen und Persönlichkeit zu formulieren. Besonders von Bedeutung ist dies für die Fragen der Motivierung, die sich unvermeidlich im Verlauf dieser Erörterung der militärischen und politischen Aspekte seines Lebens ergeben haben. Die überlieferte Meinung besagt, kurz zusammengefasst, dass Wallenstein hochintelligent und ein ausgezeichneter Organisator war, aber rau, hochmütig, herrisch und rachsüchtig, auch abergläubisch und vor allem raffgierig und unersättlich ehrgeizig. Einige diese Punkte wurden in Kapitel 5 erörtert, wo dargelegt wurde, dass es in Hinsicht auf die Astrologie bis zu einem gewissen Grad Gründe für diese Legende gibt, denn Wallenstein hatte tatsächlich Interesse für sie. Dennoch deutet das Beweismaterial darauf hin, dass das Ausmaß seines Interesses nicht über das zu seiner Zeit Typische hinausging, und darum ist diese tradierte Meinung eine große Übertreibung. Wahrscheinlich gilt fast das Gleiche für die Gesamtdarstellung. Als junger Mann war Wallenstein offensichtlich ein angenehmer Mensch. Obwohl sein Umkreis in der Universität von Altdorf einigermaßen verrufen gewesen sein mag, war er anscheinend einer dieser Kumpel. Seine Stellung am Hof von Matthias erhielt er nicht ausschließlich auf Empfeh-

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lung seines Schwagers Zierotin. Er musste sich persönlich einflussreichen Hofleuten vorstellen und muss wohl einen günstigen Eindruck hinterlassen haben. Das Gleiche gilt für die wohlhabende Witwe Lucretia, geborene Landek, die nicht gezwungen war, ihn zum Mann zu nehmen. Soweit man beurteilen kann, waren sowohl diese als auch seine zweite Heirat erfolgreich, und Isabellas erhaltene Briefe deuten eine Zuneigung an, die viel mehr als nur pflichtgemäß zu sein scheint. Zur Zeit seiner Antwort auf Ferdinands Hilferuf für Gradisca 1617 stellte Wallenstein freundliche Beziehungen zu Harrach und Eggenberg her, die bis zum Tod des Ersteren beziehungsweise bis kurz vor seinem eigenen Tod hielten. Viel ist über seine Feinde am Hof gesagt worden, aber auch dort hatte er einen treuen Freundeskreis, zu dem Harrach, Eggenberg und Questenberg als die Prominentesten zählten. Auch mit Arnim stellte er eine dauernde und schicksalhafte Freundschaft her, was so allgemein bekannt war, dass sich der sächsische General 1632 dafür gegenüber den Schweden verteidigen musste: „Es wird, höre ich, mir vorgeworfen, der Herzog von Friedland hätte sich verlauten lassen, er liebe mich wie seine eigene Seele. Das hat er schon vor vier oder fünf Jahren getan.“ 5 Vielleicht ist die authentischste Beschreibung von Wallensteins Persönlichkeit und Verhalten die seines ersten Biographen, Graf Galleazzo Gualdo Priorato, der als junger Mann unter ihm diente und später Oberst, Diplomat und ein bemerkenswerter Historiker wurde. Obwohl er zu der Zeit nur niedrigrangiger Offizier war, sicherte sein gesellschaftlicher Rang gewiss, dass er den General persönlich kannte, zumal sein Buch Einzelheiten enthält, die auf direkte Beobachtung verweisen. Er bemerkt, dass es Wallensteins Gewohnheit war, denjenigen einzeln zu danken, die im Einsatz ihre Sache gut gemacht hatten, und er beschreibt, wie er die Hand auf die Schulter eines Mannes legte, wenn er ihn öffentlich lobte. Diese Geste, sagt Priorato, habe er nie vergessen, wie hoch er auch selbst emporstieg. 6 Und, fährt er fort: „Gleichwie Wallenstein sein Herz und Mund allezeit zum Vorteil der Soldaten offen gehabt hat, so hat er auch jedem Dienstgenossen und Offizier den freien Zutritt zu seiner Tafel verstattet, und vergnügte sich in Gesellschaft derer zu speisen, die ihren edlen Schweiß verschwendet hatten, und nach Belieben ihren Durst löschen wollten. Er sagte oft, dass nichts mehr im Stande wäre, die Liebe zu befestigen, als die Opfer von Wein. Diese wären die echten Liebestränke, wodurch die Neigung der Herzen geändert würde. Die Gespräche und der Umgang, so man bei Tisch führe, wären die schlichtesten Netze, wodurch man sich Freunde und Parteien erobern könnte.“ Priorato beschreibt Wallensteins natürliche Herzlichkeit im Umgang mit seinen Offizieren, und sein trockener Sinn für

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Humor ist an den ironischen Postskripten sichtbar, die er manchmal seinen Briefen hinzufügte. Andere Quellen berichten, dass er seinen persönlichen Charme in Verhandlungen mit diplomatischen Gesprächspartnern für ein gutes Ergebnis einsetzte. 1626 schrieb Wallenstein selbst: „Heute habe ich mir mit dem Gesandten [des Kurfürsten von Brandenburg] einen Rausch gesoffen.“ 7 Es ist durchaus möglich, dass sich später in seinem Leben das Verhalten Wallensteins änderte und dass die Gründe dafür Krankheit, die Bürden eines ungern erneut übernommenen Oberbefehls und die Bestrebungen und Enttäuschungen über die fruchtlosen Bemühungen um Frieden waren. Die meisten Berichte über Wallenstein stammen aus diesen späteren Jahren, als er schwer krank war. Oft bekommen die Kranken aber zu Lebzeiten nicht viel Sympathie, und von der Nachwelt erhalten sie gewöhnlich noch weniger. Folglich neigt man dazu, in der Bewertung des Benehmens und der Handlungen Wallensteins seine unaufhörlichen Schmerzen zu übersehen, auch sind die Symptome von wachsendem Stress und zunehmender Depression klar erkennbar. Er hatte zu allen Zeiten eine spitze und ungezügelte Zunge, und seine beißenderen Beurteilungen wurden den Betroffenen häufig zugetragen, was dauerhafte Feindschaften verursachte. Auch erlaubte er sich später eine ähnliche Freiheit mit Bemerkungen über Themen, die der Politik näher kamen, etwa über die Jesuiten und die Spanier. Dennoch sollte man Beschreibungen seines Verhaltens mit Vorsicht genießen. Zahlreiche Geschichten und Biographien haben berichtet, dass Wallenstein 1626 wegen Aldringens Briefen an den Hof in Wut geriet und ihn einen „Tintenfresser“ schimpfte. Fast keiner fügte aber hinzu, dass sich der General einen Augenblick später großmütig entschuldigte, wie Aldringen selbst in dem Brief festhielt, der die Quelle der Geschichte ist. 8 Wallensteins vermeintlicher Hochmut spiegelt hauptsächlich die Stimmung der Epoche, denn man kann mit Fug und Recht behaupten, dass damals Hochmut eine typische Eigenschaft der Aristokratie war. Häufig wurden implizit kritische Bemerkungen über die vornehme Art gemacht, in der er in den späteren Lebensjahren wohnte und reiste, von einem Hofstaat, Dienern in Livree und einer gepflegt uniformierten Eskorte mit silbernen Lanzenspitzen umgeben. Dies war aber für den regierenden Fürsten eines bemerkenswerten Territoriums üblich, und im Fall Wallensteins diente der Hof auch als reisendes militärisches Hauptquartier. Sein Schwager Zierotin, ein reicher mährischer Adliger, aber kein Fürst, lebte ebenfalls prächtig, wie auch Maximilian von Bayern, der laut Bericht ein Gefolge von 1.200 Reitern mitbrachte, als er zur Hochzeit seiner Schwester

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reiste. Man sagt, dass Ferdinand selbst zum Kurfürstentag in Regensburg 1630 mit einem Haushalt von 3.000 Leuten anreiste, der 600 Wagen brauchte, und er soll 1622 in die gleiche Stadt mit einem Zug von 2.000 Kavalleristen eingeritten sein. Diese Berichte stellen einen weiteren Bericht in einen entsprechenden Kontext, dass nämlich 1630 Wallenstein als Oberbefehlshaber mit einer Eskorte von 600 Soldaten in Memmingen einritt. 9 Andere Aspekte von Wallensteins Benehmen sollten gleichfalls im Kontext gesehen werden. Es gibt Berichte, dass er allen ihm möglichen Einfluss aufwandte, um seine Ziele zu erreichen, zum Beispiel um die Klagen der Verwandten seiner ersten Frau auf Grundbesitz abzuwehren oder um Berufungen gegen die Konfiskation böhmischer Güter zurückzuweisen, die er kaufen wollte.10 Das war wiederum üblich. Jeder nutzte jedweden zu mobilisierenden Einfluss, besonders in juristischen Angelegenheiten. Das geschah in der gewöhnlich gut begründeten Annahme, dass die Gegner desgleichen taten. Wallensteins Rachsucht hat man anhand seiner vermeintlich absichtlichen Preisgabe der bayerischen Lande Maximilians während des schwedischen Einfalls erläutert, sowie in persönlicherer Weise anhand seiner Behandlung eines seiner Vettern, der gefangen genommen wurde, als er auf der dänischen Seite in Schlesien kämpfte. Der unglückliche Mann wurde nach Friedland geschickt und in einem von Wallensteins eigenen Schlössern eingekerkert, wohingegen er die anderen gefangenen böhmischen Exilanten auf freien Fuß setzte. 11 Dies muss man mit dem Verhalten Sigismund Smirˇicky´s vergleichen, der, wie in Kapitel 4 berichtet, seine eigene Tochter im Prinzip lebenslänglich einsperrte – als Folge einer Liebschaft, die er als unangebracht betrachtete. Es geht darum, dass man geschichtliche Persönlichkeiten vor dem Hintergrund der Bräuche ihrer Zeit beurteilen muss, nicht anachronistisch im Vergleich mit denen von heute. In Hinsicht auf Grundbesitz war Wallenstein bestimmt erwerbsorientiert, dies war typisch für die Aristokratie, und das nicht nur in seiner, sondern in den meisten Epochen. Sein Erwerbstrieb stammte aber hauptsächlich aus den sich bietenden Chancen und war keine Besessenheit. Nachdem er kraft seiner ersten Heirat erfolgreich Großgrundbesitzer geworden war, unternahm Wallenstein keinen sichtbaren Versuch, weitere Besitztümer anzuhäufen, bis er die einmaligen Gelegenheiten erkannte, die die böhmischen Enteignungen boten. Danach wurden seine weiteren großen Übernahmen genauso sehr dadurch befördert, dass Grundbesitz die einzige Möglichkeit in Aussicht stellte, einen Ausgleich für die großen Schulden des Kaisers an ihn zu erlangen, wie durch andere Erwägungen. Mecklenburg hatte den zusätzlichen Reiz, dass er dadurch zum unabhän-

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gigen Fürsten unmittelbar unter dem Kaiser wurde, statt lediglich Untertan des Königs von Böhmen zu bleiben. Wenn aber nichts dazwischengekommen wäre, darf man vernünftigerweise vermuten, dass es seine erste Priorität gewesen wäre, Friedland so oft wie möglich weitere Ergänzungen hinzufügen. Klar ist, dass Wallensteins Herzogtümer sein persönliches Hauptinteresse waren, denn während seiner Feldzüge führte er selbst zu den entscheidenden Zeitpunkten gründliche Aufsicht und Kontrolle über das, was auf seinen Ländereien passierte. Auch empfing er Berichte und verschickte Befehle in einem unaufhörlichen Korrespondenzstrom. Als sein eigenes Werk erhielt Friedland einen Ehrenplatz, was durch seine Bestrebung bestätigt wird, sich des Guts langfristig durch einen Fideikommiss zu versichern, der in Kapitel 14 erwähnt wurde. Auch traf er nach dem Tod seines kleinen Sohnes Vorkehrungen für die Vererbung Friedlands innerhalb der Familie. Wallenstein nutzte seine organisatorische Begabung genauso wirkungsvoll für seinen Grundbesitz wie für sein Heer. Die Entscheidung, seine Käufe und Grundstückstausche in Böhmen so auszurichten, dass er ein einziges vereinigtes Territorium schaffen konnte, ermöglichte es ihm, Friedland viel wirksamer als eine wirtschaftliche Einheit zu entwickeln, als das vorher der Fall war. Auch half die Tatsache, dass Wallenstein als Generalissimo den enormen Einkaufsbedarf des Heeres kontrollierte. So entstand rasch eine symbiotische Beziehung, die sowohl für das Heer eine zuverlässige Nachschubquelle als auch für Friedland einen sicheren Absatzmarkt schuf. Dies galt nicht nur für Grundlebensmittel, sondern auch für eine reiche Auswahl an Waren, von Stiefeln bis Schießpulver, für die Wallenstein die Einrichtung oder Ausweitung von Herstellungsanlagen anregte. Die Gewinne kamen teilweise der Bevölkerung zugute, die ein Jahrzehnt beträchtlichen Wohlstands genoss, und teilweise – über die Mieten und Steuern – Wallenstein. Er verwandte sie darauf, sein Heer zu finanzieren und dadurch den Kreislauf in Gang zu halten. Durch eine Verbindung von Glücksfällen im Krieg und den aktiven Schutz durch Wallenstein entging Friedland auch den meisten Lasten von Feldzügen und Einquartierung innerhalb seiner Grenzen, weshalb die Bevölkerung viele Gründe hatte, dankbar zu sein. Sichtbarer Beweis dieser Blütezeit sind die vielen Bauwerke, die Wallenstein während dieses Jahrzehnts in Auftrag gab. Dies waren nicht nur Paläste und Räumlichkeiten für sich und seine Verwaltung, sondern auch religiöse Stifte und Kirchen sowie Schulen, Krankenhäuser und Waisenhäuser, womit er seiner Zeit weit voraus war. Als Grundbesitzer und Herrscher stand Wallenstein am fortschrittlichen Ende der zeitgenössischen Skala, sowohl wirtschaftlich als auch im breite-

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ren Zusammenhang. Selbstverständlich war er kein Liberaler in irgendeinem späteren Sinn, auch war er in seiner Zeit nicht einmalig, aber bestimmt zählte er nicht zu den vielen harten, habgierigen und unfähigen Herrschern im Heiligen Römischen Reich des siebzehnten Jahrhunderts. Leider waren viele derjenigen, die nach seiner Ermordung Teile seines Grundbesitzes erwarben, genau solche Menschen, und als Friedland zergliedert wurde, überlebte sein Wohlstand den General nicht lange. Solange seine Herrschaft aber dauerte, hatten auch Mecklenburg und Sagan Vorteile, denn Wallenstein verfolgte während seines kürzeren Besitzes dieser Länder sofort die gleiche Handlungsweise. Mecklenburgs Reaktion auf Gustav Adolf darf man als ein gutes Zeugnis für seine Bemühungen betrachten. Nachdem er sich in Norddeutschland eingerichtet hatte, erließ der König einen Appell an die protestantische Bevölkerung des Herzogtums, sich gegen den tyrannischen katholischen Usurpator Wallenstein, für ihn und für die Unterstützung der früheren Herzöge zu erheben. Keiner tat etwas, und das ungeachtet der Tatsache, dass Wallenstein damals schon in Regensburg entlassen worden war und er kein Heer oder anderes nennenswertes Zwangsmittel zur Verfügung hatte.12 In Hinsicht auf die Religion hat man Wallenstein seit langem als Vorbild der Toleranz in einer intoleranten Welt betrachtet. Dies schrieben seine Feinde im besten Fall der Unaufrichtigkeit seines eigenen Glaubens zu und im schlimmsten Fall dem Atheismus oder aktiver Feindseligkeit gegen die katholische Religion. Beide Meinungen sind wahrscheinlich übertrieben. Nach seinem Übertritt als junger Mann blieb Wallenstein lebenslang konventioneller praktizierender Katholik, und seine Wohltaten an die Kirche waren großzügig, obwohl angesichts seines Rangs und Reichtums auch nicht übertrieben. Am Anfang gestatte oder ermutigte er möglicherweise Versuche, seine mährischen Untertanen unter Druck zu setzen, zum Katholizismus überzutreten, später aber gab es von ihm kaum mehr als symbolische Bemühungen, Ferdinands böhmische Rekatholisierungspolitik in Friedland durchzuführen. In Mecklenburg, wo er keinen Herren über sich hatte, unternahm er überhaupt nichts in dieser Richtung. Nicht nur erlaubte er es, ungestört mit den protestantischen Gottesdiensten fortzufahren, sondern er führte auch einen Protestanten als Kanzler ein.13 In seinen Heeren gab er keine religiöse Richtung vor, egal ob für gemeine Soldaten oder für seine Feldmarschälle. Historiker haben gesagt, dass seine Haltung zur Religion in einer politischen Welt wie die Richelieus pragmatisch war, aber das sollte man nicht als persönliche Gleichgültigkeit missverstehen. Über die Jahre wurde er jedoch zunehmend feindselig gegen die Jesuiten. Es gibt Andeutungen, dass jesuitischer Einfluss sowohl bei seinem

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ursprünglichen Übertritt als auch bei seiner ersten Heirat im Spiel war. Als er aber einige Jahre später ein Kloster stiftete, war es für die Kartäuser, wie man sagte, weil ihre Forderungen weniger übertrieben waren. Während des dänischen Krieges begann Wallenstein, die Jesuiten als gegen den Frieden eingestellt zu betrachten, andersherum erregte sein Widerstand gegen das Restitutionsedikt die Feindschaft der Jesuiten. Lamormaini, der anfänglich eher einer seiner Befürworter war, wandte sich aus diesem Grunde gegen ihn, und in späteren Jahren zählten die Jesuiten um Ferdinand zu seinen erbittertsten Feinden und er zu ihren unverblümtesten Kritikern. Dem militärischen Organisator Wallenstein kamen zu seiner eigenen wie zu jeder anderen Zeit wenige gleich, als General aber war er für damals außerordentlich, nicht zuletzt, weil er nur wenige große Kämpfe führte. Gemeint sind hier nur Lützen und bis zu einem geringeren Grad die Schlacht um die Dessauer Brücke, denn Wolgast und Steinau waren dafür zu einseitig, während die Alte Veste keine Schlacht im offenen Feld war. Teilweise muss man diese Tatsache seinen Gegnern zuschreiben. An der ungarischen Grenze mied ihn Mansfeld 1626, und Bethlen Gabor stahl sich lieber in der Nacht davon, als zu kämpfen. 1627 wurden die dänischen Streitkräfte in Schlesien in einer Reihe befestigter Orte gefangen genommen, statt sich im Feld zu widersetzen, und Christian zog sich nach Dänemark zurück, als Wallenstein gegen ihn vorrückte. 1632 räumten Arnims Sachsen Böhmen, sobald er sich gegen sie bewegte, und Gustav Adolf zog es vor, einen Überraschungsangriff auf die Befestigungen der Alten Veste vom Norden zu versuchen, und nicht Wallensteins Heer zu konfrontieren, das draußen im Westen für eine Schlacht aufgestellt stand. Auch in Naumburg lehnte der König Wallensteins Herausforderung ab. Diese Fälle zeigen, wie Wallenstein einen der Kerngrundsätze militärischer Strategie nutzte, dass man nämlich überlegene Streitkräfte konzentrieren sollte, bevor man den Feind angreift. Diese Fälle können aber auch in einem breiteren Kontext betrachtet werden, denn er neigte durchaus dazu, Schlachten zu vermeiden, wenn er keine solche Überlegenheit erlangen konnte. Dies kann man in großem Maße seiner häufig geäußerten Überzeugung zuschreiben, dass die Mittel der Gegner viel größer seien als die der Kaiserlichen, die folglich viel weniger in der Lage seien zu riskieren, eine Schlacht zu verlieren, wie Breitenfeld ganz klar zeige. Wallenstein war auch einer der ersten einer neuen Art von Oberbefehlshabern, die begannen, eine neue Art Krieg zu führen. Herzog Henri von Rohan, zeitgenössischer Soldat und Militärtheoretiker, bemerkte, Generäle hätten in der Vergangenheit den Löwen gespielt, würden in der Zukunft aber den Fuchs spielen. Das Gleiche drückte der britische Militärsachver-

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ständige Liddell Hart um einiges überschwänglicher aus, indem er Wallenstein als „den größten Pokerspieler der militärischen Geschichte“ und „einen Großstrategen, der für höhere Wetteinsätze spielte als örtlichen militärischen Erfolg“ bezeichnete. Die alte Art der Kriegsführung war es, die Streitmächte zu mustern und aufzubrechen, um den Feind zu konfrontieren und ihn zur Schlacht zu zwingen. Die neue Art war es, militärische und politische Strategie zu vereinen, um den Gegner auszumanövrieren, ihn zu besiegen, wenn es nötig war, ihn aber vor allem zu zwingen, Frieden zu machen, ohne seine ursprünglichen Ziele erreicht zu haben. Wallensteins Zweikampf mit Gustav Adolf ist ein Paradebeispiel dafür. Das ganze Jahr 1632 hindurch versuchte Maximilian den General zu überreden, sofort und unmittelbar gegen die Schweden zu handeln. Erstens sollte er nach Süden vorrücken, um ihnen entgegenzutreten, bevor sein neues Heer völlig bereit war, zweitens sollte er sie in ihren fast unbezwinglichen Befestigungen in Nürnberg angreifen, drittens sollte er sie trotz der Schwäche seines eigenen Heeres verfolgen, als sie sich endlich aus Nürnberg zurückzogen, und schließlich sollte er im Herbst nach Süden zurückkehren, als sie Bayern nochmals bedrohten. Wallenstein tat das Gegenteil. Statt auf die Vorstöße des schwedischen Königs zu reagieren, setzte er die sächsischen Verbündeten des Letzteren unter Druck und zwang ihn dadurch, überhastete Bewegungen mit unzureichenden Streitkräften zu machen. Folglich ertappte er ihn zweimal in einer sehr ungünstigen Lage. Einfach gesagt, handelte Wallenstein so, dass er Gustav Adolf zu reagieren zwang, statt umgekehrt. Wie früher im dänischen Feldzug und wie ein Jahr später in den Verhandlungen in Schlesien war es durchaus nicht Wallensteins Ziel, einen eindrucksvollen Sieg auf dem Schlachtfeld zu erlangen, denn der dadurch gewonnene Vorteil wäre wahrscheinlich nur vorübergehend gewesen. Stattdessen war es seine Absicht, seinen Gegner zu zwingen, nach Norden zurückzukehren, ihn seiner Verbündeten zu berauben und ihm fast keine andere Wahl zu lassen, als Frieden zu schließen. Wallensteins Strategie wurde weder allgemein verstanden noch am Hof richtig beurteilt, später aber erwies ihm Fürst Eugen von Savoyen, der österreichische Oberbefehlshaber vom Anfang des achtzehnten Jahrhunderts und Inhaber einer der höchsten militärischen Reputationen der Epoche, seine Hochachtung, als er ihn als „den großen Wallenstein“ schilderte.14 Der dauerhafteste Teil des Wallensteinmythos ist, dass er unersättlich ehrgeizig war. Diese Meinung halten selbst jene Historiker aufrecht, die sonst die alten Überlieferungen auf ausgewogenere Weise betrachten. Es ist verständlich, dass Zeitgenossen diese Ansicht teilten, denn sie beobachteten, wie schnell er aus dem Unbekanntsein zu sichtbarem Vorrang auf-

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rückte, sowohl militärisch als auch gesellschaftlich. Viele unter ihnen glaubten, sie hätten wegen der vermuteten Ziele seiner Bestrebungen Ursache für Sorgen. Die Geschichtsschreibung hat dieses Anfangsbild beibehalten, erbrachte zumeist aber keinen wesentlichen Beweis, der dieses Bild untermauert hätte. Implizit haben sich Historiker auf die umgekehrte Logik verlassen, dass er nämlich wegen seiner großen Erfolge selbstverständlich übermäßig ehrgeizig gewesen sein musste. In Wirklichkeit aber hatte, wie bereits in den einschlägigen Kapiteln gezeigt, jeder Schritt auf Wallensteins Weg nach oben seine eigene innere Logik, unabhängig von persönlichem Ehrgeiz. Die weiteren Absichten, die ihm zugeschrieben wurden, waren entweder zeitgenössische Vermutungen oder böswillige Erfindungen seiner Feinde. Für seine Zeit und Klasse war Wallenstein im konventionellen Sinne ehrgeizig, insofern er nach einer vorteilhaften Heirat strebte, aber er verfolgte keine der zwei anderen Aufstiegsmöglichkeiten, die ihm als junger Mann eventuell offenstanden. Viele ziemlich vornehme Adlige machten Karriere im Dienst der noch Vornehmeren, unter ihnen die meisten kaiserlichen Hofräte, die in diesem Buch erwähnt worden sind. Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg stieg im Dienst der Kurfürsten von der Pfalz empor, und auch Wallenstein selbst hatte später Adlige unter den hohen Beamten seines Hofes. Adlige seiner ursprünglichen gesellschaftlichen Stellung konnten sich auf diese Weise in Rang und Besitz verbessern, aber obwohl er bei Matthias den Fuß auf die niedrigste Sprosse der Leiter setzte, deutet nichts darauf hin, dass er den Versuch machte, weiter voranzukommen. Auch die zweite Karrieremöglichkeit als Berufssoldat stand sowohl für Adlige als auch für andere ehrgeizige junge Herren schon vor dem Anfang des Dreißigjährigen Krieges offen. Unter den Ersten, die sie verfolgten, waren Tilly, Arnim und Franz Albrecht von Sachsen-Lauenburg, während Aldringen nur einer von denen war, die trotz einer bescheideneren Herkunft zu hohem Rang aufstiegen. Auch hier machte Wallenstein einen Anfang, setzte aber so lange nicht nach, bis er von den veränderten politischen Umständen dazu gezwungen wurde. Wallensteins Handlungen nach der Ausbreitung des böhmischen Aufstands auf Mähren sind nicht von Ehrgeiz gekennzeichnet, sondern sind die Reaktion eines Mannes der Tat, der mit einer neuen, herausfordernden und persönlich bedrohlichen Situation konfrontiert wurde. Statt die Ereignisse abzuwarten – in der Hoffnung, das Schlimmste zu vermeiden –, stellte er sich der Situation und nahm sein Schicksal in die eigenen Hände. So zeigte er öffentlich zum ersten Mal die Voraussicht und Befähigung, die kennzeichnend für seine nachfolgende Karriere wurden. Die gleichen Fä-

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higkeiten nutzte er nach der Niederwerfung des Aufstands mit gutem Erfolg für seine Immobiliengeschäfte, dennoch muss dies vielmehr als Opportunismus denn als simpler Ehrgeiz betrachtet werden, weil er die Umstände nicht vorhersehen konnte und noch viel weniger hätte schaffen können. Zweifellos war mit der späteren Erhebung Friedlands zum Fürstentum ein Körnchen Ehrgeiz verbunden, obwohl soziales Streben vielleicht ein besserer Ausdruck wäre. Auch hatte diese Entwicklung viel mit Ferdinands Bedürfnis zu tun, einen neuen und ihm persönlich treuen Adel in Böhmen zu schaffen. Wallensteins Angebot, sein erstes Heer auf die Beine zu stellen, lässt sich ebenfalls überzeugender als Antwort auf die Bedrohung seines neuen Grundbesitzes und Rangs erklären denn als eine Frage von Ehrgeiz. Er gehörte bereits zu den Superreichen und hatte es nicht nötig, militärischer Großunternehmer zu werden, um seinen Reichtum zu mehren. Ganz im Gegenteil musste er einen großen Teil von dem, was er hatte, aufs Spiel setzen. Auch hatte nichts in seinem früheren Verhalten darauf hingedeutet, dass er die Absicht hätte, General zu werden. Es ist klar, dass er während der Folgejahre diesen Rang eher als Bürde denn als Vorteil sah. Sein Grundbesitz war schwer gefährdet, sollte der Kaiser den Krieg verlieren, doch niemand sonst war gewillt oder imstande, ein Heer zu finanzieren. Nochmals entschied er sich zu handeln, statt es auf die Ereignisse ankommen zu lassen. Seine Erhebung in den Rang eines Herzogs mag eine Belohnung gewesen sein, aber sie hatte auch einen praktischen Nutzen, da sie die seltsame Situation vermied, dass mehrere seiner eigenen Offiziere – oder auch sein Gegenspieler Maximilian, der das Heer der katholischen Liga führte –, einen höheren gesellschaftlichen Rang als der neue Oberbefehlshaber haben würden. Trotz der Befürchtungen und Behauptungen seiner Feinde gibt es keinen Beweis, dass Wallenstein entweder einen bedeutenden politischen Einfluss in seiner Eigenschaft als Generalissimo auszuüben vorhatte oder ihn tatsächlich ausübte. Im Gegenteil beweist der ergebnislose Widerstand gegen das Restitutionsedikt und der Krieg in Mantua ganz klar den Mangel an solchem Einfluss während seines ersten Kommandos. Das trifft auch für sein zweites Kommando und seinen mangelnden Einfluss gegen das Eingreifen von Ferias spanischem Heer zu, das gegen französische Interessen auf die südwestlichen Grenzen Deutschlands gerichtet war. In Hinsicht auf breitere politische Ziele waren Maximilians Ängste genauso ein Produkt seiner Einbildung wie die späteren Deutungen einzelner Historiker, für die höchstens vereinzelte beiläufige Zeilen in Wallensteins Briefen sprachen, dass er im Sinne hatte, eine zentralisierte Machtbasis für den

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Kaiser zu errichten. Des Generals „große Idee“ war es, behauptete einer, „dass die Einheit des Reiches über den Einzelfürsten zu stehen hatte“. Wäre er erfolgreich gewesen, hätte sich Deutschland als ein Nationalstaat Jahrhunderte früher entwickeln können, als es tatsächlich der Fall war.15 Die Vorstellung ist anachronistisch, und Wallenstein kann kaum als ihr Befürworter betrachtet werden. Er unterstützte die bestehende gesellschaftliche Ordnung und war ein Gegner der Revolution, selbst wenn sie von oben käme. Auch ist nicht zu übersehen, dass er selbst als Herzog von Mecklenburg einer dieser „Einzelfürsten“ war. Sein Erwerb von Mecklenburg war vorwiegend der Gelegenheit geschuldet, dass es erstens verfügbar und zweitens der einzige derartige Vermögenswert war, der auch nur einem Bruchteil der überfälligen Schulden des Kaisers entsprach. Nochmals gab es hier vermutlich ein Körnchen von gesellschaftlicher Bestrebung, aber wahrscheinlich war dies sekundär, und die Übernahme war kein Fall maßlosen Ehrgeizes. Spätere Beispiele von Wallensteins angeblichem Ehrgeiz, unter ihnen seine vermutete Rachsucht nach seiner Entlassung in Regensburg, sind im Wesentlichen von unbegründeten Verschwörungstheorien abhängig. So wird behauptet, dass er durchaus die Absicht gehabt hätte, sein Kommando wiederaufzunehmen, dies aber hinauszögerte, um das Unbehagen seiner Widersacher zu genießen und zu warten, bis die militärische Lage sich so weit verschlechterte, dass er seine eigenen Bedingungen stellen konnte. Ganz im Gegenteil deuten alle vorhandenen Beweise darauf hin, dass er wirklich keine Lust hatte, zum Heer zurückzukehren, und dass er erst dann zustimmte, als der sächsische Einfall in Böhmen seinen eigenen verbleibenden Hauptgrundbesitz unmittelbar bedrohte. Übrigens waren seine Ländereien jedes Mal, als er in kaiserlichen Dienst trat – 1619, 1625 und 1631 – vom Feind bedroht. Wallensteins vermutetes Streben nach der böhmischen Krone ist ebenfalls häufig als Beweis für seinen Ehrgeiz zitiert worden, in Wahrheit aber wurde diese Möglichkeit, angeblich im Ernst gemeint, nur von den Schweden und Franzosen vorgeschlagen. Böhmische Exilanten stifteten diese Intrigen an, und laut ihrem eigenen Bericht wies Wallenstein diese Idee als „ein großes Schelmstück“ zurück. Ihre anderen Phantastereien und Piccolominis Erfindungen waren zu albern, um widerlegt werden zu müssen. Ein anderer Aspekt von Wallensteins Karriere als General, die ihm als Ehrgeiz ausgelegt worden ist, war seine Bemühung, das alleinige Kommando zu übernehmen, indem er erst seine Kontrolle über alle Heere erweiterte, die für den Dienst im Reich und in den Erblanden bestimmt waren, und später über alle kaiserliche Streitkräfte, ganz gleich, wo sie waren. Dabei

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erlangte er den vollen Generalsrang, der vorher nur dem Staatsoberhaupt vorbehalten worden war, dazu den noch nie dagewesenen Titel eines General-Oberst Feldhauptmanns oder Generalissimo. 1633 bestand er fest darauf, dass wenn sich das kaiserliche Heer und die Streitkräfte der protestantischen Kurfürsten vereinigen sollten, dies unter seinem Kommando erfolgen müsse, und widersetzte sich bis zum Ende der Idee, das Kommando über das kaiserliche Heer mit dem Sohn des Kaisers zu teilen. Dies war aber mehr eine Frage der militärischen Logik als der Selbstüberschätzung. Ein geteiltes Kommando verhindert unvermeidlich den wirksamsten Einsatz der Mittel. Dazu erforderten die komplizierten und weiträumigen Konflikte, in die die kaiserlichen Streitmächte verwickelt waren, eine einzige strategische Steuerung. Ein Teil der Erklärung für den militärischen Erfolg Gustav Adolfs war, dass er als König und General zugleich genau solch ein vereinheitlichtes Kommando hatte, das er, wo es möglich war, auch seinen Verbündeten aufzuerlegen versuchte. Weil die Kaiserlichen weniger Mittel als ihre Gegner hatten, konnten sie es sich nicht leisten, auch noch schlechter organisiert zu sein. Wallenstein und Gustav Adolf hatten auch eine häufige Eigenschaft hochbegabter Männer miteinander gemein: Sie glaubten an sich selbst und an ihre Fähigkeit, ihre Aufgaben besser als irgendein anderer Anwärter zu erfüllen. Im Falle Wallensteins war dies bestimmt wahr, denn mit einigen kurzen Unterbrechungen war die militärische Leistung der Kaiserlichen während des Dreißigjährigen Krieges, sowohl vor als auch nach seiner Zeit als Oberbefehlshaber, im Allgemeinen bedauernswert. Er war nicht bereit, die Kontrolle über das Heer, das er geschaffen und finanziert hatte, mit der Art von Kavalieren der alten Schule zu teilen, die für den Feldzug verantwortlich waren, in dem er selbst in Göding nur knapp entkommen war. Er war sicher, dass er es besser könnte, aber solches Selbstvertrauen ist nicht mit Ehrgeiz zu verwechseln, denn denen, die nur ehrgeizig sind, mangelt es oft an der Fähigkeit, Aufgaben auf höchstem Niveau zu erfüllen. Wallensteins echte Persönlichkeit aus diesem zeitlichen Abstand zu beurteilen, wäre auch nicht leicht, wenn sie nicht von zeitgenössischen Erzählungen und Lügen und den Hinzufügungen der nachfolgenden Jahrhunderte verdunkelt wäre. Man könnte vielleicht mit Recht behaupten, dass das nicht bedeutsam ist, denn seine Rolle und sein Platz in der Geschichte sind nicht davon abhängig, ob er persönlich sympathisch war, auch macht es wenig Unterschied für die Tatsachen und seine Errungenschaften, ob sie Ergebnisse der Umstände oder seines Ehrgeizes waren. Nichtsdestoweniger sind sowohl Legende als auch Geschichtsschreibung voller stark ausgeschmückter Darstellungen über den vermuteten Wallenstein. Daher ist

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es ratsam, einige warnende Bemerkungen über die Qualität der Beweise hinzuzufügen, auf die sie gegründet sind. Richelieu warnte in seinen Memoiren, mit spezifischem Blick auf Wallenstein, obwohl seine Bemerkung weiter greift, dass ein guter oder schlechter Ruf hauptsächlich von den letzten Lebensjahren stammt, und obwohl Gutes und Schlechtes späteren Epochen übermittelt werde, neige die Welt wegen ihrer eigenen Bosheit dazu, Letzterem eher als Ersterem zu glauben. Schiller, der selbst Historiker war, schrieb, es sei Wallensteins Unglück, dass seine Feinde ihn überlebten und seine Geschichte schrieben. Richelieu wiederum bemerkte, nach dem Tod des Generals würden ihn viele tadeln, die ihn gelobt hätten, wenn er noch lebte.16 Es ist eine kleine Ironie der Geschichte, dass ein Vetter 1629 aus dem Exil in Amsterdam an Wallenstein schrieb, um ihm mitzuteilen, er hätte gehört, dass Tilly vom Kaiser den Befehl erhalten hätte, den General zu verhaften oder ihn andernfalls ermorden zu lassen. Wallenstein dankte ihm für seine Sorge, aber er antwortete: „Mein Herr der Römische Kaiser ist ein gerechter und erkenntlicher Herr, der die treuen Dienste auf eine andere Art belohnt, als Ihr mir schreibet.“ In einem anderen Brief schrieb Wallenstein darüber, „wie treu, ehrlich und uneigennützig ich dem Kaiser gedient habe. … Diente ich Gott so wie dem Kaiser, wäre ich der allererste Heilige im Himmel.“ Er kehrte mehrmals zu diesem Thema zurück: „Dächte ich so viel an meiner Seele Seligkeit als an des Kaisers Dienst, so käme ich gewiss in kein Fegefeuer, viel weniger in die Hölle.“ Richelieu war derselben Meinung, denn „der Kaiser fand nie einen anderen, der Wert von dessen Diensten dem von Wallenstein auch nur annähernd nahe kam.“ Kurz und gut beurteilte der welterfahrene Kardinal das Ergebnis: „Wallensteins Tod bleibt ein abscheuliches Beispiel, sowohl für die Undankbarkeit seiner Untergebenen als auch für die Grausamkeit seines Herren.“ 17 Historiker, die Wallenstein schrankenlosen Ehrgeiz zuschreiben, haben eine Kernfrage unbeantwortet gelassen. Warum bemühte er sich so sehr, einen Verhandlungsfrieden statt einen kaiserlichen Sieg zu erlangen? 1633 war es eventuell möglich, erst die Sachsen und danach die Schweden zu besiegen, und Wallensteins Nachfolger brachten sechs Monate nach seinem Tod den Schweden eine schwere Niederlage bei Nördlingen bei, obwohl sie nicht voraussahen, wie kurzlebig die Folgen ihres Sieges sein würden. Hätte Wallenstein solche Erfolge 1633 erlangt, hätte sein Ruf den höchsten Stand erreicht und die mögliche persönliche Belohnung wäre entsprechend groß ausgefallen, größer noch, als das, was er schon bekommen hatte. Stattdessen wählte er die undankbare und schließlich erfolglose

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Aufgabe, Friedensstifter zu werden. „Die Herrschsucht“, wie Shakespeares Marcus Antonius von Cäsar sagte, „soll’t aus härterm Stoff bestehn.“ Das Streben nach Frieden war aber nie weit von Wallensteins Strategie entfernt, und im Dezember 1631 fasste er seine Meinung über die fortdauernden Konflikte an Arnim zusammen: „Denn zuletzt, wenn die meisten Länder in Asche liegen werden, wird man Frieden machen müssen, wie uns denn dieser in die vierzehn Jahre kontinuierliche Krieg Exempel genug vor Augen stellt.“ 18 Er hatte recht, und genau das passierte – siebzehn Jahre später.

Anmerkungen 1 Ein Rätsel in einem Geheimnis, umschlossen von einem Mysterium 1

Aretin, Urkunden, 63 f. Hallwich (Ende), II, 529, 533, 186 f. 3 Gaedecke, 293 f. 4 Bonney, 20; Diwald, 298; Parker, 172, 335; Roberts, 167; Wedgwood, 149, 150, 303, 305, 310, 315. 2

2 Keine großen Erwartungen Dvorsky´, 33, 41; Caspar, XVII, 131 f., 144; XVIII, 219; Hallwich (Briefe), III, 350 f., Khevenhüller (Conterfet), 2. Teil, 219. 2 Mann, 11. 3 Dvorsky ´ , 23. 4 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 27. 5 Stieve, 212 f.; Förster (Landesfürst), 352 f., 355; Dvorsky ´ , 32 f., 35, 37. 6 Murr, 300 ff.; Baader, 14 ff., 24 ff. 7 Matiegka, 34; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 19; Krause, 10. 8 Priorato, 9; Khevenhüller (Conterfet), 2. Teil, 219. 9 Mann, 70; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 21. 10 Schebek (Wallensteiniana), 252 ff.; Strauss und Strauss-Klöebe, 190, note 1. 11 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 25; Schebek (Wallensteinfrage), 532. 12 Palacky ´, 87. 13 Diwald, 177. 14 Palacky ´, 86, 88. 15 Mann, 85. 16 Palacky ´, 86. 17 Chlumecky (Zierotin), 398. 18 Mann, 103. 19 Bilek, 112. 20 Khevenhüller (Conterfet), 2. Teil, 219. 21 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 35 f. 22 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 26, 36. 23 Mann, 114; Diwald, 67. 24 Duhr, 83; Geiger, 73 ff., 78. 25 Mann, 115. 26 Diwald, 71; Förster (Landesfürst), 327. 27 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 40 f.; Strauss und Strauss-Klöebe, 191, Anmerkung 1. 28 Hurter (Ferdinand), VII, 174. 29 Stieve, 235. 30 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 40. 1

310

Anmerkungen zu S. 36–66

3 Ein Skandal in Böhmen 1

Mann, 133. Mann, 134. 3 Schebek (Wallensteiniana), 258. 4 Hallwich (Fünf Bücher), I, 21. 5 Gindely (Dreißigjähriger Krieg), II, 42. 6 Hallwich (Fünf Bücher), I, 26 ff.; Stieve, 247 ff.; Theatrum, I, 114. 7 Gindely (Dreißigjähriger Krieg), II, 49. 8 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 58, 62; Strauss und Strauss-Klöebe, 192, notes 2, 4. 9 Hallwich (Fünf Bücher), I, 37; Stieve, 263; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 55. 10 Diwald, 90. 11 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 62; Diwald, 147. 12 Dvorsky ´ , 123. 13 Hallwich (Fünf Bücher), I, 49. 14 Hallwich (Fünf Bücher), I, 47. 15 Hallwich (Fünf Bücher), I, 53 f. 16 Krause, 9 f., 18 f. 17 Hallwich (Fünf Bücher), I, 58. 2

4 Mehr wert als all sein Volk 1

Hallwich (Fünf Bücher), I, 74. Hallwich (Fünf Bücher), I, 24; Stieve, 245. 3 Mortimer (Eyewitness), 31, 150. 4 Ernstberger, 86 ff.; Gindely (Gegenreformation), 327 ff.; Newald, 103 ff. 5 Ernstberger, 126. 6 Gindely (Gegenreformation), 327 f.; Parker, 163; Wedgwood, 147. 7 Gindely (Gegenreformation), 342. 8 Ernstberger, 120. 9 Ernstberger, 122. 10 Wedgwood, 146 f. 11 Bilek, 235 f., 238; Mann, 180 ff. 12 Bilek, 3 ff.; Gindely (Dreißigjähriger Krieg), II, 325 ff. 13 Theatrum, I, 353 f. 14 Mann, 180; Bilek, 218. 15 Bilek, 244 ff. 16 Mann, 183 f.; Gindely (Waldstein), I, 415 ff. 17 Bilek, 21, 22 f. 18 Bilek, 112, 22. 19 Nemethy, 95 ff. 20 Friedland Landkarten: Mann, 257; Mann und Bliggenstorfer, 34. 21 Gindely (Waldstein), I, 34, 36. 22 Bilek; Mann, 207 f. 23 Mann, 207. 2

Anmerkungen zu S. 67–93 24 25

311

Bilek, 305. Wedgwood, 149; Diwald, 184.

5 Nicht durch die Schuld der Sterne 1

Schiller, Wallensteins Tod. Mann, 94, 95; Diwald, 55. 3 Caspar, XVII, 131 f., 144. 4 Text: Frisch, I, 386 ff.:; Helbig, 60 ff.; Strauss und Strauss-Klöebe, 185 ff.; Struve, 26 ff. 5 Strauss und Strauss-Klöebe, 191, Anm. 2. 6 Strauss und Strauss-Klöebe, 188. 7 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 30; Diwald, 55; Watson, 47. 8 Strauss und Strauss-Klöebe, 190, Anm. 1; 191, Anm. 1 & 2; 192, Anm. 2 & 4. 9 Frisch, VIII.I, 347. 10 Mann, 94; Frisch, VIII.I, 346; Strauss und Strauss-Klöebe, 187. 11 Struve, 25 f. 12 Text: Frisch, VIII.I, 348 ff.; Strauss und Strauss-Klöebe, 194 ff.; Struve, 33 ff. 13 Struve, 21 f.; Caspar, I, 211. 14 Strauss und Strauss-Klöebe, 211–14. 15 Strauss und Strauss-Klöebe, 200. 16 Diwald, 55 f.; Mann, 298. 17 Strauss und Strauss-Klöebe, 211, Anm. 1; 212, Anm. 1, 2, 4; 213, Anm. 1–3. 18 Struve, 11 f., 17; Geiger, 97. 19 Mann, 564 f. 20 Geiger, 418 f., 165; Förster (Briefe), I, 338. 21 Geiger, 192, 250 f., 293, 305; Bergel (Seni), 54 f. 22 Mortimer (Eyewitness), 75, 97; Aretin, Urkunden, 52; Mann, 562, 591. 23 Mortimer (Eyewitness), 75 f. 24 South Wales Evening Post, 11. Juli 2007; Mann, 93; Diwald, 55. 25 Struve, 21; Strauss und Strauss-Klöebe, 200. 26 Mann, 93 ff.; Khevenhüller (Conterfet), II, 219; Gindely (Waldstein), II, 5 f. 27 Geiger, 39, 40, 165 f., 177, 192 f., 418 ff. 28 Geiger, 420. 29 Goodrick, 135. 2

6 Einige erwerben Hoheit 1 Janko, 243 ff.; Mann, 213; Tadra (Bethlen), 445, 446, 451, 452, 455, 456 f., 457 f.; Tadra (Briefe), 300. 2 Förster (Prozeß), Urkunden, 7 ff., 24 ff. 3 Gindely (Waldstein), I, 281 ff.; Tadra (Briefe), 362. 4 Mann, 230. 5 Diwald, 214. 6 Tadra (Bethlen), 443 ff.

312

Anmerkungen zu S. 94–121

Hallwich (Fünf Bücher), I, 86, 176 f.; Mencˇik, 3. Hallwich (Fünf Bücher), I, 171. 9 Mann, 303 ff. 10 Hallwich (Fünf Bücher), I, 238. 11 Tadra (Briefe), 337. 12 Hallwich (Fünf Bücher), I, 239; Hallwich (Berufung), 128. 13 Gindely (Waldstein), I, 50. 14 Hallwich (Fünf Bücher), I, 183, 173 f. 15 Menc ˇ ik, 17 f., 20; Hallwich (Berufung), 122 ff. 16 Loewe, 86. 17 Khevenhüller (Annales), X, 802. 18 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 101. 19 Prökl, I, 144. 20 Diwald, 344; Hallwich (Fünf Bücher), III, 15. 21 Tadra (Briefe), 356. 22 Chlumecky (Regesten), 8 f., 11. 23 Tadra (Briefe), 300, 301; Chlumecky (Regesten), 16, 17. 7 8

7 Geht, Hauptmann, grüßt von mir den Dänenkönig 1

Tadra (Briefe), 336, 357. Polisˇensky´ und Kollmann, 107. 3 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 110. 4 Mortimer (Eyewitness), 141. 5 Mann, 324; Guthrie, 121 f.; Diwald, 350. 6 Diwald, 350. 7 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 112. 8 Mann, 324; Theatrum, I, 923; Guthrie, 121 f. 9 Hallwich (Fünf Bücher), III, 43; II, 357. 10 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 114 f. 11 Diwald, 354, 359; Mann, 327. 12 Diwald, 357; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 118, 120; Tadra (Briefe), 406. 13 Hallwich (Fünf Bücher), I, 483. 14 Parker, 149. 15 Tadra (Briefe), 417, 425; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 118 ff.; Mann, 331. 16 Tadra (Briefe), 443 f. 17 Mann, 332. 18 Hallwich (Fünf Bücher), I, 358. 19 Mann, 338 f.; Tadra (Briefe), 316 f., 324, 329. 20 Tadra (Briefe), 300, 324 f., 326 f., 331 f., 337; Gindely (Waldstein), I, 106 ff. 21 Tadra (Briefe), 354, 391. 22 Tadra (Briefe), 338. 23 Schebek (Wallensteinfrage), 52 ff.; Mann, 441 ff. 24 Chlumecky (Regesten), 70; Bartel, 34 ff.; Gindely (Waldstein), I, 372. 25 Tadra (Briefe), 464, 465, 473; Ritter (Untersuchungen), 30, 31. 26 Chlumecky (Regesten), 43; Tadra (Briefe), 482, 485; Gindely (Waldstein), I, 226 f.; Mann, 391. 2

Anmerkungen zu S. 121–151 27

313

Chlumecky (Regesten), 46. Diwald, 386, 29 Chlumecky (Regesten), 47 f. 30 Mann, 393 ff.; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 131 ff. 31 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 150 f. 32 Hallwich (Fünf Bücher), III, 331. 33 Förster (Briefe), I, 320; Diwald, 396 ff.; Mann, 449 f.; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 153, 168, 174. 34 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 144 f. 35 Schebek (Wallensteinfrage), 64 ff. 36 Diwald, 414 ff.; Mann, 460 ff. 37 Mann, 464, 468. 38 Hallwich (Fünf Bücher), III, 368. 39 Hallwich (Fünf Bücher), III, 434 ff. 40 Chlumecky (Regesten), 109. 41 Tadra (Briefe), 352 f., 466 f.; Hallwich (Fünf Bücher), II, 211, 320; III, 60; Förster (Briefe), I, 320. 28

8 An der Wegscheide 1

Mann, 427 ff. Förster (Prozeß), Urkunden, 93. 3 Diwald, 424; Kampmann, 49. 4 Kampmann, 88. 5 Mann, 421. 6 Villermont, 355; Mann, 511. 7 Förster (Briefe), I, 258, 168. 8 Kampmann, 80, 90 f., 92 f. 9 Lorenz, 93 f. 10 Khevenhüller (Annales), XI, 62 ff.; Kampmann, 94. 11 Hurter (Ferdinand), IV, 342 ff. 12 Diwald, 450. 13 Bireley, 53 f. 14 Theatrum, II, 10 ff. 15 Parker, 98; Wedgwood, 245. 16 Loch, 38, 40, 99. 17 Chlumecky (Regesten), 158, 180, 192, 209, 218; Gindely (Waldstein), II, 182, 192. 18 Wedgwood, 242 f. 19 Chlumecky (Regesten), 157. 20 Hallwich (Fünf Bücher), II, 428 f.; Chlumecky (Regesten), 179 f., 167. 21 Gindely (Waldstein), II, 210; Chlumecky (Regesten), 180, 192 f., 211, 219. 22 Förster (Briefe), II, 37 f. 23 Mortimer (Eyewitness), 45 ff., 164 ff. 24 Mann, 830 f., 532. 25 Gindely (Waldstein), II, 211. 2

314

Anmerkungen zu S. 153–180

9 Ganz schlug das Rad den Kreis 1

Mann, 567. Polisˇensky´ und Kollmann, 214. 3 Khevenhüller (Annales), XI, 62. 4 Wedgwood, 199. 5 Gindley (Waldstein), II, 265. 6 Tadra (Bethlen), 447; Hallwich (Fünf Bücher), II, 578. 7 Theatrum, II, 163 ff. 8 Gindely (Waldstein), II, 259; Albrecht (Politik), 442, 444; Mann, 597 f. 9 Gindely (Waldstein), II, 270 f., 276 ff. 10 Gindely (Waldstein), II, 281 ff., 292; Hurter (Geschichte Wallensteins), 376. 11 Theatrum, II, 209 ff.; Diwald, 448; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 216. 12 Straka, 182 f.; Chlumecky (Regesten), 242. 13 Khevenhüller (Annales), XI, 1134. 14 Diwald, 439; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 215. 15 Ernstberger, 405 f. 16 Ernstberger, 416, 420. 17 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 205 f., 216 f.; Diwald, 449. 18 Roberts, 109. 19 Dudik (Enthebung), 18, 72, 85; Hallwich (Briefe), I, 346, 374; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 222 f. 20 Diwald, 448; Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 223. 21 Hallwich (Briefe), I, 147. 22 Mann, 634. 23 Mann, 647. 24 Hallwich (Briefe), I, 538; Irmer (Verhandlungen), I, 119; Förster (Briefe), II, 177. 25 Gaedecke, 309 ff. 26 Diwald, 467. 27 Gaedecke, 107, 108. 28 Dudik (Enthebung), 172 ff. 29 Förster (Briefe), II, 187 f. 30 Dudik (Enthebung), 190. 2

10 Noch einmal stürmt, noch einmal 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Albrecht (Auswärtige Politik), 342. Hallwich (Arnim), 170. Hallwich (Briefe), II, 619; Diwald, 489. Mann, 672. Förster (Briefe), II, 197. Dudik (Enthebung), 466. Aretin, Urkunden, 40 f. Förster (Prozeß), Urkunden, 100 f. Zwiedineck-Südenhorst, 198 ff.

Anmerkungen zu S. 183–213 10 11 12 13 14 15 16

315

Dudik (Enthebung), 333 f. Guthrie, 167. Guthrie, 166 ff. Dudik (Enthebung), 407 ff. Guthrie, 166 f. Mann, 680 ff. Khevenhüller (Annales), XII, 24.

11 Erlöse uns, Herr, vom Zorn der Nordländer 1 Guthrie, 188 f.; Roberts, 170; Ritter (Gegenreformation), III, 536; Hallwich (Briefe), II, 573. 2 Roberts, 138. 3 Mahr (Wallenstein vor Nürnberg), 11 f., Plan innen im Rück-Einband. 4 Mahr (Wallenstein vor Nürnberg), 26 f. 5 Mahr (Wallensteins Lager), 28 f. 6 Mann, 710 f. 7 Hallwich (Briefe), III, 109 f.; II, 689 f. 8 Theatrum, II, 736. 9 Der Lauf der Schlacht: Mahr (Wallensteins Lager), 64 ff.; Guthrie, 189 ff. 10 Sveriges Krig, Plan 17, innen im Rück-Einband. 11 Mahr (Wallensteins Lager), 114, 120; Förster (Briefe), II, 237. 12 Mahr (Wallensteins Lager), 98; Droysen, 70; Monro, 278. 13 Guthric, 191; Mahr (Wallensteins Lager), 80. 14 Monro, 279; Fronmüller, 81. 15 Monro, 282; Mahr (Wallensteins Lager), 88 f.; Förster (Briefe), II, 238. 16 Förster (Briefe), II, 240 f. 17 Hallwich (Briefe), III, 100, 111; Förster (Briefe), II, 245; Roberts, 174. 18 Hallwich (Briefe), III, 111; Förster (Briefe), II, 245 f. 19 Förster (Briefe), II, 246. 20 Hallwich (Briefe), III, 246 f. 21 Hallwich (Briefe), III, 374 f. 22 Halllwich (Briefe), III, 245 f. 23 Hallwich (Briefe), III, 470 ff. 24 Hallwich (Briefe), III, 485 f., 496, 495. 25 Deuticke, 46. 26 Hallwich (Briefe), III, 480 ff. 27 Hallwich (Briefe), III, 499 ff. 28 Deuticke, 61; Hallwich (Briefe), III, 484, 500; Seidler (Lützen), 28. 29 Deuticke, 47. 30 Deuticke, 59 ff.; Seidler (Lützen), 29. 31 Deuticke, 63; Hallwich (Briefe), III, 500. 32 Deuticke, 58 f.; Seidler (Lützen), 31 ff. 33 Hallwich (Briefe), III, 501; Deuticke, 68; Seidler (Lützen), 39 f. 34 Guthrie, 204, 207. 35 Deuticke, 69; Seidler (Lützen), 41.

316

Anmerkungen zu S. 214–242

36 Der Verlauf der Schlacht: Deuticke, 64 ff.; Förster (Briefe), II, 302 ff.; Guthrie, 208 ff.; Seidler (Lützen), 44 ff. 37 Guthrie, 204; Hallwich (Briefe), III, 501; Förster (Briefe), II, 302. 38 Guthrie, 212. 39 Mortimer (Eyewitness), 40. 40 Fritsch, 134. 41 Fritsch, 134 f.

12 Vom Frieden und anderen Dämonen 1

Hallwich (Briefe), III, 754 ff. Irmer (Verhandlungen), II, 98. 3 Mann, 777. 4 Hallwich (Briefe), III, 553, 583. 5 Seidler (Blutgericht), 16; Förster (Briefe), II, 311. 6 Parker, 211; Wedgwood, 304. 7 Monro, 290; Irmer (Verhandlungen), II, 47. 8 Monro, 310. 9 Irmer (Verhandlungen), II, 20, 45, 54 f.; Hallwich (Briefe), IV, 196 ff., 361 f.; Hallwich (Ende), I, 424, 585. 10 Hildebrand, 23 ff. 11 Hildebrand, 27 ff. 12 Irmer (Verhandlungen), II, 136, ff., 240; Feuquières, I, 155; II, 1 ff., 32. 13 Siehe Kapitel 8. 14 Hallwich (Ende), I, 320. 15 Irmer (Verhandlungen), II, 220. 16 Hallwich (Ende), I, 396, 398, 401. 17 Hallwich (Ende), I, 397. 18 Hallwich (Ende), I, 389, 421 f., 457 ff. 19 Srbik, 43, 77; Pekar ˇ , I, 362; Förster (Briefe), III, 50 f. 20 Suvanto (Anhänger), 270; Elster, 19; Hallwich (Briefe), IV, 414 ff. 21 Hildebrand, 46. 22 Irmer (Verhandlungen), II, 310 ff. 23 Gaedecke, 192 f. 24 Hallwich (Ende), I, 569 f., 585. 25 Irmer (Verhandlungen), III, 424 f. 26 Gaedecke, 196 ff.; Förster (Briefe), III, 75; Hildebrand, 58 f. 27 Hallwich (Ende), I, 589. 28 Hallwich (Ende), II, 358 f. 29 Hallwich (Ende), II, 80. 30 Hallwich (Briefe), IV, 267 ff., 397 f. 31 Hallwich (Ende), I, 539 f., 586. 32 Irmer (Verhandlungen), III, 35 ff. 33 Irmer (Verhandlungen), III, 448. 34 Suvanto (Politik). 2

Anmerkungen zu S. 244–267

317

13 Verfall und Untergang 1

Hallwich (Ende), II, 67 f., 87. Förster (Briefe), III, 92 ff. 3 Aretin, Urkunden, 46 f.; Hallwich (Ende), II, 140 f. 4 Irmer (Verhandlungen), III, 67 ff.; Hallwich (Briefe), IV, 463 f. 5 Mann, 837 f. 6 Hallwich (Ende), II, 155 f., 389 ff.; Förster (Briefe), II, 114 ff. 7 Förster (Briefe), III, 121 ff., 127 f. 8 Hallwich (Ende), II, 403, 406 f. 9 Srbik, 379 f. 10 Mann, 335 f., 430. 11 Hallwich (Ende), II, 155 f., 160 f., 164 f.; Förster (Briefe), III, 135 f. 12 Förster (Briefe), III, 129 ff., 138 ff., 142 f. 13 Irmer (Verhandlungen), III, 95 f. 14 Mann, 844 ff. 15 Mann, 851 f. 16 Ranke, 524 ff. 17 Mann, 991 ff.; Rudhart, 26; Diwald, 15. 18 Jedin, 342 ff.; Irmer (Verhandlungen), III, 426 ff., 441 ff.; Förster (Briefe), III, Anhang, 43 ff.; Dudik (Waldt), 359 f. 19 Hallwich (Ende), II, 186 f. 20 Irmer (Verhandlungen), III, 129 f. 21 Rudhart, 24. 22 Gaedecke, 214 f. 23 Förster (Briefe), III, 448 ff.; Feuquières, II, 215; I, 153. 24 Hallwich (Ende), II, 183 f., 208 f. 25 Feuquières, I, 152 ff.; II, 212. 26 Gaedecke, 329; Irmer (Verhandlungen), III, 154, 246. 27 Gaedecke, 217 ff.; Hallwich (Ende), II, 184 f. 28 Gaedecke, 242, 258, 259, 261, 271, 272. 29 Gaedecke, 252 ff., 263 f. 30 Irmer (Verhandlungen), III, 139 f., 169, 243. 31 Irmer (Verhandlungen), III, 117 f., 138; Srbik, 83. 32 Jedin, 338 ff. 33 Srbik, 82 f. 34 Aretin, Urkunden, 76; Jedin, 341. 35 Srbik, 81, 381. 36 Mitis, 103 ff. 37 Mann, 894. 38 Förster (Briefe), III, 177 ff. 39 Srbik, 381; Irmer (Verhandlungen), III, 170. 40 Mann, 897 ff. 41 Mann, 900, 902. 42 Hallwich (Briefe), IV, 566. 43 Jedin, 348 f. 44 Jedin, 349; Förster (Briefe), III, 192; Irmer (Verhandlungen), III, 257. 45 Aretin, Urkunden, 82 f. 2

318 46 47

Anmerkungen zu S. 267–292

Helbig, 32 ff. Irmer (Verhandlungen), III, 215; Förster (Briefe), III, 205 ff.

14 Meuchelmord ist die schnellste Methode 1

Hallwich (Ende), II, 223 ff., 226. Mann, 916. 3 Hallwich (Ende), II, 225; Dudik (Waldt), 345 ff.; Srbik, 127. 4 Gaedecke, 280 f. 5 Dudik (Waldt), 337 f. 6 Aretin, Urkunden, 85 f. 7 Dudik (Waldt), 338 f. 8 Irmer (Verhandlungen), III, 362. 9 Hallwich (Ende), II, 521 f.; Srbik, 388; Irmer (Verhandlungen), III, 269 f., 271 f. 10 Prökl, I, 235; Aretin, Urkunden, 88; Förster (Briefe), III, 228, 230. 11 Rudhart, 27; Irmer (Verhandlungen), III, 466; Förster (Briefe), III, 226 f. 12 Förster (Briefe), III, 317; Mailath, III, 370 f. 13 Hallwich (Ende), III, 240 f.; Srbik, 168. 14 Förster (Briefe), III, 302 ff. 15 Srbik, 148 f., 170 ff., 384 ff., 388 ff.; Mann, 933 ff., 1081; Mailath 368 ff. 16 Irmer (Verhandlungen), III, 305; Förster (Briefe), III, 273, 305. 17 Förster (Briefe), III, 211 f.; Hallwich (Ende), II, 482. 18 Irmer (Verhandlungen), III, 401 ff. 19 Gaedecke, 274 ff., 293 f.; Irmer (Verhandlungen), III, 267, 305 f., 323 f.; Irmer (Arnim), 277. 20 Förster (Briefe), III, 351; Hallwich (Ende), II, 526 f. 21 Förster (Briefe), III, 350, 333; Hallwich (Ende), II, 537 f. 22 Kampmann, 183; Mann, 970 ff. 23 Bücheler, 61 ff., 39 ff.; Schebek (Wallensteinfrage), 396; Murr, 396 f.; Neue Deutsche Biographie, XIV, 331 f. 24 Förster (Prozeß), Urkunden, 88 ff. 25 Mann 947 f., 971 f. 26 Hallwich (Ende), II, 527 ff. 27 Srbik, 140, 142. 28 Srbik, 140; Förster (Briefe), III, 351; Mann, 948 f. 29 Jedin, 332, 334. 30 Jedin, 333 f. 31 Khevenhüller (Annales), XIV, 2. Teil, 235; Rebitsch, 367 f. 32 Dudik, 315; Mann, 964. 33 Förster (Briefe), III, Anhang, 29. 34 Bergel (Reliquien). 2

Anmerkungen zu S. 293–308

15 Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war 1

Aretin, Urkunden, 38. Murr, 304; Priorato, 9; Diwald, 383 f. 3 Diwald, 11. 4 Gaedecke, 217. 5 Irmer (Verhandlungen), I, 178. 6 Priorato, 29 ff. 7 Mann, 416; Tadra (Briefe), 365. 8 Hallwich (Gestalten), 144, 164. 9 Krause, 65; Wäschke, 57. 10 Polis ˇ ensky´ und Kollmann, 36, 40; Gindely (Gegenreformation), 44 ff. 11 Hallwich (Fünf Bücher), II, 133. 12 Diwald, 454 f. 13 Mann, 105, 484, 487. 14 Regele, 45. 15 Diwald, 552. 16 Petitot, 105; Schiller (Dreißigjähriger Kreig), 470. 17 Förster (Briefe), II, 66 ff.; Tadra (Briefe), 457, 366; Petitot, 100. 18 Förster (Briefe), II, 178. 2

319

Bibliographie Alle Daten in diesem Buch werden nach dem modernen Gregorianischen Kalender zitiert. Quellenverweise werden durchweg in einer Kurzform aus dem Namen des Verfassers und der einschlägigen Seitenzahl gegeben. Die Einzelheiten der Quellenwerke finden sich in der Bibliographie, Werke vom selben Verfasser werden durch die angegebenen Abkürzungen unterschieden. Zitate aus Briefen und Berichten aus dem siebzehnten Jahrhundert sind auf moderne Orthographie und Grammatik beziehungsweise notfalls auf modernen Wortschatz umgestellt worden. Albrecht, D., Die auswärtige Politik Maximilians von Bayern 1618–1635 (Göttingen, 1962). (Albrecht, Auswärtige Politik) Albrecht, D., Die Politik Maximilians I. von Bayern und seiner Verbündeten, 1618–1651, 2, 5 (München, 1964). (Albrecht, Politik) Aretin, K., Wallenstein: Beiträge zur sicheren Kenntniss seines Characters, usw. (München, 1845). (Es gibt noch eine Ausgabe – Regensburg 1846 – mit anderen Seitenzahlen und anderem Inhalt.) Baader, J., Wallenstein als Student an der Universität Altdorf (Nürnberg, 1860). Bartel, W., Zur Kritik des Berichtes über die Brucker Conferenz, 25. November 1626 (Marburg, 1890). Bergel, J., ‚Die Schicksale der Reliquien Wallensteins usw.‘, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 72 (1934), 1–19. (Bergel, Reliquien) Bergel, J., ‚Wallenstein und Seni‘, Stifter-Jahrbuch, 4 (1955), 40–56. (Bergel, Seni) Bilek, T., Beiträge zur Geschichte Waldsteins (Prag, 1886). Bireley, R., Religion and Politics in the Age of the Counter-Reformation (Chapel Hill, N.C., 1981). Bonney, R., The Thirty Years War 1618–1648 (Oxford, 2002). Bücheler, H., Von Pappenheim zu Piccolomini: sechs Gestalten aus Wallensteins Lager (Sigmaringen, 1994). Caspar, M., Hg., Johannes Kepler: gesammelte Werke, 18 Bände (München, 1937–59). Chlumecky, P., Die Regesten, oder die chronologischen Verzeichnisse der Urkunden in den Archiven usw. (Brünn, 1856). (Chlumecky, Regesten) Chlumecky, P., Carl von Zierotin und seine Zeit, 1564–1615 (Brünn, 1862). (Chlumecky, Zierotin) Deuticke, K., Die Schlacht bei Lützen (Gießen, 1917). Diwald, H., Wallenstein, 3. Ausgabe (Esslingen, 1984; 1. Ausgabe 1969). Droysen, G., Schriftstücke von Gustav Adolf, zumeist an evangelische Fürsten Deutschlands (Halle, 1877). Dudik, B., Waldstein von seiner Enthebung usw. (Wien, 1858). (Dudik, Enthebung) Dudik, B., ‚Des kaiserlichen Obristen Mohr von Waldt Hochverraths-Process‘, Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-Quellen, 25 (1860), 315–400. (Dudik, Waldt) Duhr, B., ‚Wallenstein in seinem Verhältnis zu den Jesuiten‘, Historisches Jahrbuch, 13 (1892), 80–99. Dvorsky´, F., ‚Albrecht z Valdsˇtejna asˇ na konec roku 1621‘, Rozpravy Cˇeské Akademie Cisarˇe Frantisˇka Josefa, 1,3 (Prag, 1892), 367–584. (‚Albrecht von Wallenstein bis zum Ende des Jahres 1621.‘ Auf Tschechisch, die entsprechenden Urkunden sind auf Deutsch gedruckt.)

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Wallenstein-Zeittafel Geburt (1583), 13 Schule in Goldberg (1597), 15, 21 Akademie in Altdorf (1599), 15, 21, 72, 295 Erste militärische Erfahrungen (1604), 16 Übertritt zum Katholizismus (vor 1607), 18, 20 f., 73, 300 Kammerherr bei Erzherzog Matthias (1607), 21 ff., 26, 74, 295 f., 303 Zierotins Empfehlungsschreiben (1607), 21 f., 24, 73, 296 Verwicklung in Streit zwischen Matthias und Rudolf II. (1608), 22 f. Erste Heirat (1609), 19, 26, 296, 298, 300, 303 Berufung zum mährischen Obersten (1610, 1615, 1618), 25 f., 36 Militärische Erfahrungen in Gradisca (1617), 27 ff., 32, 36, 41, 43, 75, 296 Reaktion auf böhmischen Aufstand (1618), 36 Rekrutierung eines kaiserlichen Regiments und Berufung zum Obersten (1619), 37 f., 42 Versuch, sein mährisches Regiment auf die kaiserliche Seite zu bringen (1619), 37, 43 Übernahme der Olmützer Schatzkammer (1619), 38, 43, 50 Grundbesitz in Mähren beschlagnahmt (1619), 38 Militärdienst gegen böhmische Rebellen (1619–1620), 42 Patent für zweites Regiment (1619), 43 Mit Sonderauftrag abkommandiert (Ende 1620), 42 f. Auftrag zur Führung einer Streitmacht gegen Jägerndorf (1621), 45 Berufung zum Obersten von Prag (1622), 47, 54 Wiederaufbau der Vermögenslage (bis 1622), 50 ff. Mitglied des Konsortiums für böhmische Münzprägung (1622), 53 ff., 58, 62, 102 Handel mit Grundbesitz (1622–1624), 57 ff., 298 f., 304 Größe des böhmischen Landerwerbs (1622–1624), 62 Zweite Heirat (1623), 73, 76, 89, 296 Erhebung zum Pfalzgrafen (1623), 90 Erhebung zum Reichsfürsten (1623), 90 Berufung auf dritten Platz im Kommando eines kaiserlichen Heeres (1623), 92, 98 Berufung zum Generalmajor (1623), 93 Belagert in Göding (1623), 92 f., 98, 101, 103, 117, 306 Angebot, Truppen für den Kaiser zu rekrutieren (1624), 94, 98 Berufung zum General, Erhebung zum Herzog (1625), 100 f. Musterung seines Heers in Eger; Vormarsch in Deutschland (1625), 101 f. Meinungsverschiedenheiten mit Tilly (1626), 106, 113, 117 Schlacht um die Dessauer Brücke (1626), 107 ff., 114, 116, 118, 132, 178, 301 Kommando auf habsburgische Erbländer erweitert (1626), 114, 305 Feldzug gegen Mansfeld und Bethlen (1626), 115 Konferenz in Bruck an der Leitha (1626), 119 f., 127, 154, 179, 249 Feldzug gegen Dänemark (1627), 122 ff. Versuch, eine Kriegsmarine an der Ostsee zu schaffen (c. 1627), 125, 137 Plan für Nord-Ostsee-Kanal (1627), 126 Geburt des einzigen Sohnes (Ende 1627), 81, 138 Verbindung mit Gustav Adolf (1627–1628),127, 169 f.

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Belagerung von Stralsund (1628), 127 ff., 142, 145, 150, 179, 190 Schlacht bei Wolgast (1628), 130, 138, 154, 301 Generalissimo aller kaiserlichen Streitmächte (1628), 65, 81, 91, 133, 306 Gelegenheit, nach dänischem Thron zu streben (1628), 135, 228 Erwerb des Herzogtums Sagan (1628), 136 Erwerb des Herzogtums Mecklenburg (1628), 133 ff. Widerstand gegen den Krieg in Italien wegen Mantua (1628), 143, 150, 158, 232 f., 304 Lübecker Frieden am Ende des dänischen Krieges (1629), 130 ff., 142, 167 Widerstand gegen Restitutionsedikt (1629), 140 f., 151, 154, 301, 304 Beschränkungen der Macht als Generalissimo (1629), 146 ff. Krise um Finanzierung des Heeres (1630), 162, 170 f. Entlassung beim Regensburger Kurfürstentag (1630), 156 ff., 164 f., 174, 185, 226, 228, 235, 297 f., 300, 305 Bitte vom Kaiser, das Kommando wieder zu übernehmen (1631), 164, 167, 171, 179 f. Mecklenburg verloren, als Schweden vorrücken (Mitte 1631), 166 Verbindungen mit Dänemark und Sachsen im Auftrag des Kaisers (1631), 167 f., 180, 186 f., 231, 239, 242 Angebliche Verbindungen mit den Exilanten und Schweden (1631), 226 ff. Überfall böhmischer Exilanten auf Friedland (Ende 1631), 167 Abreise aus Prag wegen sächsischen Einfalls (1631), 168 Vorläufige Wiederberufung als General (Dezember 1631), 171, 176 ff. Wiederaufbau des kaiserlichen Heeres (Anfang 1632), 176 ff., 180 ff. Bestätigung der Wiederberufung in Göllersdorf (April 1632), 179 Erwerb des Herzogtums Glogau als Verlustentgelt (1632),179 Weigerung, Bayern gegen schwedischen Vormarsch zu helfen (April 1632), 185 Vertreibung der Sachsen aus Böhmen und Schlesien (Juni 1632), 186 f. Belagerung von Gustav Adolf in Nürnberg (Juli 1632), 8, 190 ff., 204, 207, 302 Einrichtung des Zirndorfer Lagers (Juli 1632), 190 ff. Schlacht an der Alten Veste (September 1632), 189 ff., 207, 301 Konfrontation mit Gustav Adolf bei Naumburg (November 1632), 206 ff., 301 Abkommandierung Pappenheims, um Halle einzunehmen (November 1632), 209 Scharmützel bei Rippach (November 1632), 211 Schlacht bei Lützen (November 1632), 8, 188, 209 f., 212 ff., 220, 222 ff., 230, 241, 246, 266, 301 Prager „Blutgericht“ (Anfang 1633), 223 Verbindungen mit Exilanten und Schweden (Mai 1633), 226 ff., 242 Anfragen von Exilanten und Franzosen (Mitte 1633), 227 Angebliches Streben nach böhmischer Krone (1633–1634), 9, 226 ff., 234, 243, 261, 268, 305 Waffenstillstände und Friedensverhandlungen in Schlesien (1633), 229 ff., 233 ff. Widerstand gegen spanisches Eingreifen unter Feria (1633), 232, 235 Vorbereitungen zur Entlassung Wallensteins (August 1633), 233 Angebliche Bereitschaft, zu den Schweden überzutreten (1633), 234 f. Versuche, Wallenstein in eine deutsche „dritte Partei“ zu verwickeln (1633), 236, 239, 241 Überfall auf Schweidnitz (Juni 1633), 232 Schlacht bei Steinau und Rückgewinnung Schlesiens (Oktober 1633), 237, 241, 244, 246, 259, 301 Schwedische Eroberung von Regensburg (November 1633), 245 Winterhauptquartier in Pilsen (Dezember 1633), 247

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Streit über Winterquartier (Dezember 1633), 246, 263 Streit über kaiserlichen Befehl an Suys (1633), 250 f., 263 Verringerung spanischer Unterstützung (Ende 1633), 252 Geheimentscheid über Entlassung Wallensteins (Dezember 1633), 251 Weigerung, dem Kardinalinfanten eine Eskorte zu stellen (Januar 1634), 253 Wachsender Einfluss von Ilow und Trcˇka (1633–1634), 253, 257 Erster Pilsener Eid (Januar 1634), 254 ff., 261 ff., 267, 272 Erneuerte Verbindungen mit den Sachsen (Januar 1634), 258 Kinskys erneuerte Verbindungen mit den Franzosen (Januar 1634), 257, 261 Piccolominis Behauptung von einem Staatsstreich (Januar 1634), 9, 261 f., 289 f., 305 Liechtensteins Ratschlag an den Kaiser (Januar 1634), 263 Urteil des Geheimtribunals (24. Januar 1634), 9, 264, 266, 268 Erstes Entsetzungspatent (24. Januar 1634), 264, 267, 277, 288 Befehl des Kaisers: „Tot oder Lebendig“ (Januar 1634), 9, 264, 279, 281, 290 Gallas übernimmt Kommando des Heeres (Februar 1634), 267 Proskriptionspatent (18. Februar 1634), 267 f., 273, 277, 281, 287 f. Konfiskation des Vermögens (Februar 1634), 268 Zweiter Pilsener Eid (20. Februar 1634), 272 f. Flucht von Pilsen nach Eger (22. Februar 1634), 273 ff. Ermordung in Eger (25. Februar 1634), 9, 79, 82, 277 ff. Versuche, Wallenstein postum zu beschuldigen, 9, 287 ff. Sterbliche Überreste, 291 f.

Register In diesem vierteiligen Register findet sich erstens ein Abschnitt über Wallenstein persönlich. Es folgen ein Personen- und ein Allgemeinregister und zum Schluss eine Liste der heutigen Namen von Städten in den früheren habsburgischen Territorien. Wallensteins Verwandte sind unter „Waldstein“ eingetragen. Kaiser Ferdinand II. steht nicht im Personenregister, weil er über das ganze Buch hinweg erwähnt wird.

Wallenstein – Allgemeines Astrologie, 9, 10, 70 ff., 160 f., 293 ff. Aussehen, äußeres, 16 Ehrgeiz, 7, 10 f., 18 ff., 24, 26, 28, 32, 99, 137, 138, 228, 302 ff. Feinde, 87 f., 98, 100, 103 f., 110, 117 f., 120 f., 127, 130, 138, 152, 154 f., 157, 162, 169, 171, 180, 251 f., 256, 260, 262, 294, 296 f., 300 f., 303 f., 307 Friedensbemühungen, 105, 114, 126, 130 ff., 144, 221, 225 f., 307 f. Friedland, Fürstentum und Grundbesitz, 26, 58, 62, 64, 75, 90, 100, 133, 136, 146, 167, 170, 222, 273 f., 287, 298, 300, 304 Glogau, Fürstentum, 179, 261 Jesuiten, Stellung zu, 230, 234, 297, 300 f. Krankheiten, 18, 27, 41 f., 79, 114, 117, 121, 162, 165, 214, 217, 221, 238, 249, 253, 257, 274, 297

Manier, vornehme Reise- und Lebensart, 137, 297 Mecklenburg, Fürstentum, 80, 133, 143, 146, 154, 166 f., 170, 173, 179, 221, 261, 268, 298, 300, 305 Name, Ursprung und Schreibweise, 13 Offiziersauswahl, einschließlich Protestanten, 103, 117, 122, 178 f. Rücktritt, Drohungen und Angebote, 114, 118 ff., 245, 248 ff., 254, 259 f., 268, 270, 272, 275 Sagan, Fürstentum, 80 ff., 87, 135, 146, 166, 179, 221, 261, 300 Spanien, Stellung, 126, 143 f., 158, 160, 232, 235 f., 252, 262, 297, 304 Sprachen, 16 Türkischer Feldzug, Stellung, 126 f., 144, 262

Personenregister Albrecht II., Erzherzog von Österreich, 22 Aldringen, Johann von, 102 f., 107, 109 f., 143, 178, 185, 200 ff., 205, 208, 225, 232, 244 ff., 251, 253, 255, 264, 266 f., 271, 286, 294, 297, 303 Anhalt (siehe Christian). Antonius Wolfrath, Bischof von Wien, 179, 220, 264 Arnim, Hans Georg von, 122 ff., 126 ff., 135, 145, 168 f., 176, 181, 187, 189, 204, 208, 217, 222, 229 ff., 256 f., 258 f., 261 f., 265, 271, 273 f., 284 f., 294 ff., 301, 303, 308 Baden-Durlach (siehe Georg). Balbinus, Pater Bohuslaus, 25

Banér, Johan, 195 Bassevi, Jakob, 54 f. Bayern (siehe Maximilian). Beck, Johan, 273 f. Bernhard, Herzog von Sachsen-Weimar, 201 f., 206, 213, 216 f., 222, 224, 234 f., 244 ff., 248, 251 f., 254, 258, 261, 263, 271, 274, 284, 290 Bethlen Gabor, Fürst von Siebenbürgen, 26, 39 f., 42, 45 f., 90, 92 ff., 97, 101, 105 f., 110, 114 ff., 119, 121, 134, 142, 182, 301 Brahe, Nils, Graf, 213 Brandenburg (siehe Georg Wilhelm). Breuner, Johann, 275

Personenregister Braunschweig (siehe Christian). Bubna, Johann von, 226, 229, 258 Bucquoy, Charles de Longueval, Graf, 35, 37, 40 ff., 45 f. Burgau, Markgraf von (Ferdinand, Erzherzog von Tirol), 16, 21, 293 Burgsdorff, Konrad von, 230 Butler, Walter, 273, 275 ff., 284 ff Cäsar, Julius, 70, 176, 308 Caretto di Grana, Marquis von, 290 Carve, Thomas, 276 Christian I., Fürst von Anhalt-Bernburg, 41, 44, 303 Christian II. (der Jüngere), Fürst von Anhalt-Bernburg, 46 f. Christian IV., König von Dänemark, 7, 81, 96 f., 101 f., 105 f., 110, 113 ff., 121 ff., 128, 130 ff., 138, 140, 145, 150, 154, 167, 220, 227, 301 Christian, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel (der „tolle Halberstädter“), 92, 105 f., 116, 134 Cicero, 176, 288 Collalto, Rombaldo, Graf, 117, 141 ff., 160, 178, 294 Colloredo, Rudolf, Graf, 103, 210 f., 261, 264 f. Dampierre, Henri Duval, Graf, 35 Dänemark, König von (siehe Christian IV.). Devereux, Walter, 280, 282 f., 285 f. Dietrichstein, Franz von, Kardinal, Bischof von Olmütz, 35, 37, 46, 53, 252 Diodati, Fabio, 268, 270, 290 Diodati, Guilio, 270 f., 275, 279 Diwald, Hellmut, 70, 75, 80, 83, 109, 161 Döblin, Alfred, 294 Eggenberg, Hans Ulrich, Fürst von, 43, 67, 89, 119 f., 164, 168, 171, 179 f., 220, 246, 248, 260, 264, 270 f., 275, 296 Elisabeth I., Königin von England, 74, England, König von (siehe Jakob I., Karl I.). Eugen Franz, Prinz von Savoyen-Carignan, 302 Ferdinand II., Kaiser, Söhne von (siehe Ferdinand, Leopold Wilhelm). Ferdinand, König von Ungarn (später Kaiser Ferdinand III.), 81, 156, 158 f., 248 f., 260, 306

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Feria, Gómez Suárez de Figueroa, Herzog von, 232, 235, 244, 246, 253, 266, 304 Feuquières, Manasses de Pas, Marquis von, 227 f., 257 f. Frankreich, König von (siehe Heinrich IV., Ludwig XIII.). Franz Albrecht, Herzog von Sachsen-Lauenburg, 230 f., 234, 236, 238, 242, 256, 258 f., 261 f., 271, 274, 276, 284, 303 Franz Julius, Herzog von Sachsen-Lauenburg, 234 Friedrich V., Kurfürst von der Pfalz („Winterkönig“ von Böhmen), 39, 41, 44 f., 54, 91 f., 94 f., 134, 136, 156, 158, 174, 176, 183 Fritsch, Augustin, 53, 218 Fuchs, Hans von, Freiherr, 106, 110 Gallas, Matthias, Graf, 143, 178, 181, 205, 208 f., 230, 233, 237 f., 240 f., 245 f., 253, 255, 261 f., 264 ff., 270 ff., 275 ff., 279, 284 ff., 289 ff. Geiger, Angelika, 294 Georg, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, 206 ff., 222, 224 Georg, Landgraf von Hessen-Darmstadt, 220, 226 Georg Friedrich, Markgraf von BadenDurlach, 92, 124 Georg Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg, 94, 113 f., 122 f., 157 f., 173, 230, 234 f., 237 ff., 259, 297 Geraldine, (irischer Major), 280 ff., 285 Glapthorne, Henry, 293 Gordon, John, 274 ff., 283, 285 f., 289 Gustav II. Adolf, König von Schweden, 8, 11, 81, 96 f., 104, 122 f., 125, 127 f., 137 f., 141, 145 ff., 154, 161, 163 ff., 168 ff., 173 ff., 181 ff., 189 ff., 204 ff., 219 ff., 223 f., 229 f., 277, 293, 300 ff., 306 Guthrie, William, 108 f., 185, 189, 213 Halberstädter, der „tolle“ (siehe Christian). Hardegg, Julius von, Graf, 260 Harrach, Ernst von, Kardinal, Erzbischof von Prag, 119, 292 Harrach, Isabella von (heiratete Wallenstein), 89 f., 102, 121, 138, 287, 292, 296 Harrach, Karl von, Freiherr, 43, 89 f., 93, 98, 100, 114, 118 ff., 169, 249, 294, 296 Harrach, Katharina von (heiratete Maximilian Waldstein), 47, 89

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Register

Harrach, Maximiliana von (heiratete Trcˇka), 169 Hatzfeld, Melchior von, 209 Heinrich Julius, Herzog von SachsenLauenburg, 87, 276, 278 Henri, Herzog von Rohan, 301 Heinrich IV., König von Frankreich, 28 Hessen- Darmstadt (siehe Georg) Holk, Heinrich, 124, 128, 178, 188, 205 f., 208 ff., 213 f., 223 f., 232, 235, 253 Horn, Gustav, 183 f., 186, 225, 235, 245, 261 Ungarn, König von (siehe Ferdinand). Ilow, Christian von, Freiherr, 179, 253 ff., 261, 266 f., 270 ff., 277 ff., 284, 289 Isabella, spanische Infantin, 252 Jägerndorf, Johann Georg, Markgraf von, 45 Jakob I., König von England, 39, 94 ff. Johann Ernst, Herzog von SachsenWeimar, 105, 114 ff. Johann Georg I., Kurfürst von Sachsen, 39 f., 43, 94, 134, 141, 157, 166, 170, 173, 181, 186 f., 200, 205, 224, 230, 232, 234 f., 237 ff., 257 ff., 284 ff. Joseph II., Kaiser, 292 Joseph, Pater, 157, 159, 227 Kardinal-Infant (Ferdinand, Erzbischof von Toledo), 253 f. Karl I., König von England, 94, 96 Kepler, Johannes, 70 ff. Khevenhüller, Franz Christoph von, Graf, 86 f., 154, 161, 187, 291 Khlesl, Melchior, Kardinal, 35 Kinsky, Wilhelm von, Graf, 227, 242, 256 ff., 261 f., 273 f., 277, 280 ff., 284, 287 Köln, Kurfürst und Erzbischof von, 83, 156, 176 Kollmann, Josef, 75, 161 Lamormaini, Pater Wilhelm, 141, 154, 159, 225, 252, 262, 264, 301 Landek, Lucretia Nekesˇ von (heiratete Wallenstein), 19, 23 ff., 26, 31, 61, 76, 89, 292 f., 296, 298 Leopold, Erzherzog von Österreich (Bruder von Ferdinand II.), 87 Leopold Wilhelm, jüngerer Sohn von Ferdinand II., 142, 167 Leslie, Walter, 276 ff., 281, 285 f., 289 Liddel Hart, Basil, 302 Liechtenstein, Gundakar, Fürst von, 263 f.

Liechtenstein, Karl, Fürst von, 35, 37, 44, 47, 53 ff., 60 ff., 67, 263 Ludwig XIII., König von Frankreich, 174, 227, 261 Lüneburg (siehe Georg). Luther, Martin, 20 Macdaniel, (irischer Hauptmann), 276, 280, 285 Magni, Pater Valeriano, Graf, 119 Mainz, Kurfürst und Erzbischof von, 156 f. Mann, Golo, 11, 70, 77, 80, 83, 85 f., 108 f., 222, 277 Mansfeld, Peter Ernst von, Graf, 35, 40, 42, 45, 92, 95 ff., 99, 105 ff., 112 ff., 118 f., 121 ff., 134., 181., 301 Marradas, Balthasar, Graf, 17, 103, 117 Martinitz, Jaroslav von, Graf, 34, 67 Matthias, Kaiser, 19, 21 ff., 25, 27, 30, 33 ff., 38 f., 233, 236, 238, 295, 303 Moritz, Prinz von Oranien, 96 Maximilian I., Herzog von Bayern (seit 1623 Kurfürst), 40, 44 f., 83, 94 f., 97, 100, 119 f., 127, 134, 136 f., 139, 153 f., 156, 158 f., 160 f., 170, 174 ff., 179, 183, 185 ff., 193, 203, 205 f., 208, 225, 230, 244 ff., 251 f., 259 f., 264, 266 f., 272, 274, 284, 286, 297 f., 302, 304 Maximilian, Erzherzog (Bruder von Matthias und Rudolf), 27, 32, 35 Mecklenburg, Herzöge von, 123, 133 ff., 156, 166, 300 Michna, Paul von, Freiherr, 53 ff. Monro, Robert, 200 ff., 225 Nevers, Karl, Herzog von GonzagaNevers, 142 ff. Niemann, Heinrich, 280 ff. Nuntius, päpstlicher (Carlo Caraffa, Bischof von Aversa), 262 Olivares, Gaspar de Guzmán, Herzog von Dan Lúcar, 252 Oñate, Iñigo Vélez de Guevara, Graf, 43, 47, 252, 262, 266 ff. Oxenstierna, Axel, Graf, 194, 197, 202, 221, 224 ff., 228, 230, 234 ff., 242, 244, 258 Pfalz (siehe Friedrich). Pappenheim, Gottfried Heinrich von, 182, 187, 203, 205 f., 209 ff., 216, 218, 222 f., 293 Philipp IV., König von Spanien, 27, 30, 81, 144, 176 Piccolomini, Octavio (später Fürst), 85,

Personenregister 214, 223, 233, 241, 246, 261 ff., 266 ff., 270 f., 275 f., 279, 285 f., 289 ff. Polen, König von (bis 1632 Sigismund III., danach Wladislav IV.), 81, 97, 154, 220 Polisˇensk, Josef, 75, 161 Pommern, Herzog von (Bogislav XV.), 127, 129, 259 Papst, der (seit 1623 Urban VIII., Maffeo Barberini), 84, 157 f., 160, 177 Poyntz, Sydnam, 53, 87, 217 Priorato, Galeazzo Gualdo, Graf, 87, 296 Questenberg, Caspar von (Abt von Strachow), 160 Questenberg, Gerhard von, Freiherr, 160 f., 164, 220, 233, 246, 248, 250, 253, 270 f., 296 Questenberg, Hermann von, 233 Quiroga, Pater Diego de, 252 f., 274 Rákóczi, Georg I. (György), Fürst von Siebenbürgen, 182 Rasˇin, Jaroslaw Sezyma von, 169 f., 227, 242 Richel, Bartholomäus, 251, 259 ff., 264 Richelieu, Armand Jean du Plessis, Herzog von, Kardinal, 96 f., 157, 174, 176, 227, 261, 300, 307 Rohan (siehe Henri). Rudolf II., Kaiser, 19, 21 ff., 25, 30 f., 81, 85, 236, 238 Savoyen, Herzog von (bis 1630 Karl Emmanuel I.), 35, 39 Sachsen-Lauenburg (siehe Franz Albrecht, Franz Julius, Heinrich Julius). Sachsen-Weimar (siehe Bernhard, Johann Ernst). Sachsen (siehe Johann Georg). Schiller, Friedrich, 70, 85, 255, 293, 307 Schlick, Heinrich von, Graf, 110, 124 f., 233, 252, 259, 285, 291 Schlieff, Anton von, 256, 274 Senno, Giovanni Battista, 82, 87 Shakespeare, William, 70, 86, 308 Siebenbürgen (siehe Bethlen, Rákóczi). Slavata, Heinrich von (Vormund Wallensteins), 14 Slavata, Heinrich von (Bruder von Wilhelm), 34, 59 Slavata, Wilhelm von, Graf, 14, 34, 67, 169, 252 Smirˇick, Albrecht Jan von, 59 f. Smirˇick, Heinrich Georg von, 59 ff.

333

Smirˇick, Margareta Salomena von, 59 ff. Smirˇick,Sigmund von, 59, 298 Spinola, Ambrosio, Marquis von Los Balbases, 40, 91, 102 Srbik, Heinrich, 277 Stralendorf, Peter Heinrich von, 220 Suvanto, Pekka, 242 Suys, Ernst Roland de, 250 f., 263 Schweden, König von (siehe Gustav II. Adolf). Taafe, Patrick, 275 f. Taxis, Gerhard von, 72, 75 ff., 87 Thurn, Heinrich Matthias von, Graf, 17, 34 f., 37 f., 40 ff., 44, 92, 122, 169 f., 224, 226 f., 230 f., 234 f., 237 f., 241 f., 259 Tilly, Johann Tserclaes von, Graf, 17, 40, 44, 91 f., 95, 97, 101 f., 105 f., 113, 115, 118, 121, 123 f., 129 ff., 135, 140, 153 f., 160, 164 ff., 170 ff., 175 f., 181 ff., 190, 303, 307 Trauttmansdorff, Maximilian von, Graf, 220, 225, 233, 236 f., 239, 245, 248 f., 254, 258, 263 f., 275, 290 Trcˇka, Adam Erdmann von, Graf, 169 f., 227, 230 f., 236, 241 ff., 253 f., 256 ff., 261 f., 266 ff., 270, 272 ff., 277 ff., 286 Trier, Kurfürst und Erzbischof von, 176 Türkei, Sultan der (Osman II. im Jahr 1622, Murad IV. im Jahr 1626), 44, 115 Wald, Mohr von, 270 ff. Waldstein, Adam von (kaiserlicher Geheimrat), 57 Waldstein, Albrecht Carl von (Sohn Wallensteins), 81, 138, 292, 299 Waldstein, Isabella von (Frau Wallensteins, siehe Harrach). Waldstein, Katharina von (Schwester Wallensteins), 21, 25 Waldstein, Lucretia von (Frau Wallensteins, siehe Landek). Waldstein, Maria von (Schwester Wallensteins), 25 Waldstein, Maria Elisabeth von (Tochter Wallensteins), 85, 138 Waldstein, Markyta von (Mutter Wallensteins), 14, 57, 61 Waldstein, Maximilian von (Vetter Wallensteins), 47, 89, 138, 164, 260, 270 f., 287, 292 Waldstein, Vilim von (Wilhelm), (Vater Wallensteins), 14

334

Register

Watson, Francis, 70, 75 Weingartner, Pater Johannes, 252 Wellington, Arthur Wellesley, Herzog von, 108, 220 Werdenberg, Verda von, Graf, 143

Witte, Hans de, 54 f., 63, 102, 118, 162 f., 165, 180 Zierotin, Karl von, Freiherr, 21 ff., 35, 53, 73, 296 f.

Allgemeines Register Augsburger Religionsfriede (1555), 139 ff. Bärwalder Abkommen (1631), 174, 183 Böhmen, Wahl und Absetzung des Königs, 23, 25, 30, 33, 39 Böhmische Brüdergemeinde, 14 Böhmische Exilanten, 44, 92, 122, 124, 167 ff., 222, 224, 226 ff., 230, 237, 242 f., 270, 298, 305 Böhmischer Aufstand, Hinrichtungen (1621), 44 Böhmisches Bekenntnis, 14 Braunau, Streit über protestantische Kirche (1618), 33 f. Breisach, Belagerung von (1633), 233, 244 Breitenfeld, Schlacht bei (1631), 164, 166, 168 ff., 175, 181 f., 219, 301 Breslau, vorgeschlagene Friedensverhandlungen (1633), 226, 231, 233 f., 239 Calvinismus und Calvinisten, 14 f., 39, 140 f., 226, 239 Casale, Belagerung von (1628), 142 f., 145 Cleve-Jülich-Berg, Herzogtümer, Streit über (1610), 28 Donauwörth, Unruhen (1606–1607), 28 Fontainebleu, Abkommen von, 174 Habsburgische Thronfolge (1618), 30 Halle, Einnahme von (1632), 210 f., 223 Hanse, Deutsche, 125 f., 130, 132, 141 Heilbronner Bund, 224 f., 259 Hessisch-Oldendorf, Schlacht bei (1633), 224 Hexenprozesse, 82 Hofkriegsrat und Präsidenten, 43, 93, 104, 117, 141, 181, 233, 252, 259, 285, 290 Honigfelde, Schlacht bei (1629), 145 f. Hugenotten, 121, 143 Hussiten, 14, 34 Jesuiten, 9, 21, 23, 25, 30, 154, 230, 234, 252, 262, 297, 300 f. Kaiser, Wahlen (1612, 1619), 23, 39 Kapuziner, 119, 157, 252

Kartäuser, 26, 292, 301 Kipper- und Wipperzeit, 54 Konfiskationen von Grundbesitz, 57, 133 f., 139, 143, 169, 268, 298 Kontributionen und Kriegsfinanzierung, 11, 46, 99 f., 101, 103, 120, 128, 136, 146, 149, 150, 152, 154, 162, 165, 170, 176, 180, 186, 188, 204, 209, 210, 220 Kroaten, 210 f. Kurfürstentitel, Übertragung an Maximilian (1623), 94, 134, 156, 174 La Rochelle, Belagerung von (1628), 143 Lausitz, Übertragung an Sachsen (1620), 41, 43, 134 Leipziger Manifest (1631), 173 Liga, katholische, 28, 41, 45, 47, 94 f., 100, 120, 124, 127, 140, 153, 156, 158, 165, 174 f., 182, 304 Lutter, Schlacht bei (1626), 115, 118, 123, 132 Magdeburg, Belagerung von (1631), 129, 166, 175, 188, 190 Majestätsbrief (1609), 22, 31, 33 f. Mantua, Krieg wegen (1628–1631), 127, 138, 142 ff., 151, 154, 156 ff., 174, 181, 232 f., 304 München, Einnahme von (1632), 8, 163, 186, 194 Niederlande, Krieg, 19, 30 f., 41, 94, 138, 142, 144 f., 154, 156 ff., 182, 205, 219, 232, 252 Niederlande, Waffenstillstand in (1609– 1621), 19, 30, 94 Niedersächsischer Kreis, 96 f., 133 Neuhäusel, Scharmützel bei (1621), 46 Nördlingen, Schlacht bei (1634), 285, 307 Pfalz, Besetzung und Beschlagnahme, 41, 44 f., 91, 94, 134, 156, 173 f., 176, 183, 268 Polen, Kriegsteilnahme, 97, 122 f., 126, 138, 142, 145, 154, 173 Pommern, Pläne, 169, 259

Allgemeines Register Prager Fenstersturz (1618), 14, 34, 59 f. Rain, Schlacht bei (1632), 183 ff., 200 Reichsacht, 44, 91, 133, 268 Restitutionsedikt (1629), 138 ff., 144, 151, 154, 156, 175, 225 f., 239, 252, 286, 304 Römer, Wahl zum König der, 156, 158 ff., 261 Schlachten, Darstellungen, 107 f. Spanische Partei (sogenannte), 43

335

Theatrum Europaeum, 109, 194 Union, protestantische, 28, 41, 92 Uzkokenkrieg (1615–1617), 27 Weißen Berg, Schlacht am (1620), 41 f., 44, 46, 53, 57, 59, 91 Werben, schwedisches Lager (1631), 166, 190 Zábláti, Schlacht bei (1619), 40, 42

Heutige Namen von Städten (CZ = Tschechische Republik; PL = Polnische Republik; SK = Slowakische Republik) Braunau Broumov, CZ Breslau Wroclaw, PL Brünn Brno, CZ Crossen Krosno Odrzan´skie, PL Eger Cheb, CZ Friedland Fry´dlant, CZ Gitschin Jicˇin, CZ Glogau Glogów, PL Göding Hodonín, CZ Goldberg Zlotoryja, PL Hermanitz Herˇmanice, CZ Honigfelde Trzciana, PL Horazdowitz Horasˇd’ovice, CZ Karlsbad Karlovy Vary, CZ Königsgrätz Hradec Králové, CZ Koschumberg Kosˇumberk, CZ Lieben Libenˇ, CZ Liegnitz Legnica, PL

Marienburg Malbork, PL Mies Strˇíbro, CZ Münchengrätz Mnichovo Hradisˇte˘, CZ Neuhäusel Nové Zámky, SK Olmütz Olomouc, CZ Pilsen Plzenˇ, CZ Plan Planá, CZ Pressburg Bratislava, SK Reichenberg Liberec, CZ ˙ agan´, PL Sagan Z Schweidnitz S´widnica, PL Steinau S´cinawa, PL Stettin Szczecin, PL ˇ esky´ Te˘sˇín, CZ Teschen Cieszyn, PL; C Walditz Valdice, CZ Zablat Záblatí, CZ Znaim Znojmo, CZ

Verzeichnis der Abbildungen Karten und Pläne Das Heilige Römische Reich um 1630 . . . . . . . . . . . . . . . . 48/49 Die Schlacht an der Alten Veste . . . . . . . . . . . . . . . . . 198/199 Die Schlacht bei Lützen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215 Bilder Abb. 1: Wallenstein, um die 30 Jahre alt, ca. 1614 (Muzeum Cheb) Abb. 2: Wallenstein, um die 46 Jahre alt, ca. 1630 (Muzeum Cheb) Abb. 3: Das alte Bildnis „Seni prophezeit Wallenstein den Tod“ (bpk Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 4: Die Schlacht an der Dessauer Brücke (bpk Berlin) . . . . Abb. 5: Kurfürst Maximilian I. von Bayern, ca. 1633 (bpk Berlin) . Abb. 6: Die Lagerbefestigungen an der Alten Veste (jane Turner) . Abb. 7: Kaiser Ferdinand II., ca. 1633 (bpk Berlin) . . . . . . . . Abb. 8: Die Ermordung von Trcˇka, Ilow, Kinsky und Niemann (bpk Berlin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 9: Die Ermordung von Wallenstein (bpk Berlin) . . . . . . .

. . . . . . . . .

28 29

. . . . .

71 111 155 193 265

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282 283

Retter oder Verräter, Genie oder Zauderer? Wallenstein war die prägende Figur des Dreißigjährigen

Krieges. Aus dem böhmischen Kleinadel entstammend stellte er aus eigenen Mitteln das größte Heer nachrömischer Zeit auf, rettete zweimal Kaiser und Reich und wurde dennoch am Ende auf kaiserlichen Befehl ermordet.

Eine Ausnahmegestalt, widersprüchlich und rätselhaft, deren Leben Geoff Mortimer erfrischend neu erzählt, wobei er mit vielen gängigen Klischees aufräumt.

ISBN 978-3-86312-304-8

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