Vorlesungen über die Philosophie der Religion und Vorlesungen über die Beweise vom Dasein Gottes: Nachschriften zu den Kollegien über Religionsphilosophie der Sommersemester 1821 und 1824 9783787334223, 9783787328291

Hegel hat vier Kollegien über die Philosophie der Religion gehalten; dieser erste Teilband der auf drei Teilbände geplan

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German Pages 451 [458] Year 2017

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Vorlesungen über die Philosophie der Religion und Vorlesungen über die Beweise vom Dasein Gottes: Nachschriften zu den Kollegien über Religionsphilosophie der Sommersemester 1821 und 1824
 9783787334223, 9783787328291

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H EGE L · GE SA M M E LT E W E RK E 2 9,1

GEORG W I L H E L M F RI E DRICH H EGE L

GE SA M M E LT E W E RK E

I N V E RBI N DU NG M I T DE R

DEU T SCH E N FORSCH U NG SGE M E I N SCH A F T H E RAU S G E G E BE N VON DE R

NORDRH E I N -W E ST FÄ LISCH E N A K A DE M I E DE R W IS SE N SCH A F T E N U N D DE R K Ü N ST E

BA N D 2 9 I N DRE I T E I L BÄ N DE N

F E LI X M E I N E R V E RL AG H A M BU RG

GEORG W I L H E L M F RI E DRICH H EGE L

VORL E SU NGE N Ü BE R DI E PH I L OSOPH I E DE R RE LIGION U N D VORL E SU NGE N Ü BE R DI E BE W EISE VOM DA SEI N G OT T E S

H E RAU S G E G E BE N VON

WA LT E R JA E SCH K E U N D M A N U E L A KÖPPE

BA N D 2 9,1 N AC H S C H RI F T E N Z U DE N KOL L E G I E N Ü BE R RE L IG ION S PH I L O S OPH I E DE R S O M M E RS E M E S T E R 18 21 U N D 18 2 4

F E LI X M E I N E R V E RL AG H A M BU RG

In Verbindung mit der Hegel-Kommission der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und dem Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum Diese Publikation wird als Vorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste im Rahmen des Akademieprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert .

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie  ; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über 〈 http  ://portal.dnb.de 〉 abrufbar . ISBN 978-3-7873-2829-1 ISBN eBook: 978-3-7873-3422-3

© Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste , Düsseldorf 2017 Alle Rechte , auch die des auszugsweisen Nachdrucks , der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung , vorbehalten . Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung ein­zelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier , Film , Bänder , Platten und andere Medien , soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten . Satz  : post scriptum , www. post-scriptum .biz . Druck  : Strauss , Mörlenbach . Bindung  : Litges  + Dopf , Heppenheim . Werkdruckpapier  : alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp . DIN-ISO 9706 , hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff . Printed in Germany . www.meiner.de

INHALTSV ERZ EICH N IS

SOM M ERSEM ESTER 1821   . NACHSCH RIFT A N TON PHILIPP GA NZON I . . . . . . . . 1 Philosophie der Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erster Theil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Vierte unserer Betrachtung noch Übrige ist  : des religiösen Standpunkts an sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zweiter Theil · Die Religion in ihrer Bestimmtheit . . . . . . . . . . . I . Religion in der Form des Seyns . . . . . . . . . . . . . . . . . Zweitens die concrete Vorstellung Gottes . . . . . . . . . . . . Drittens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religion der Erhabenheit und Schönheit . . . . . . . . . . . . . . . Methaphysischer BegriV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religion der Macht oder der Erhabenheit . . . . . . . . . . . . Religion der Nothwendigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religion der Zweckmäßigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dritter Theil · In der christlichen Religion . . . . . . . . . . . . . . . ad 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ad b . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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SOM M ERSEM ESTER 1824   . NACHSCH RIFT K A RL GUSTAV J U LI US VON GRI ESH EI M mit Varianten aus den Nachschriften Peter Franz Deiters , Heinrich Wilhelm Dove , Heinrich Gustav Hotho , ­Friedrich Carl Hermann Victor von Kehler und Carl Pastenaci . . . . . 113 Religionsphilosophie  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115

VI

inhaltsverzeichnis

I . Der BegriV der Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II . Die bestimmte Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I . Die unmittelbare Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religion der Zauberei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Naturreligion der Phantasie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Religion des Guten , die Lichtreligion . . . . . . . . . . . . Die Religion des Räthsels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II . Bestimmte Religion , zweiter Theil · Die Stufe der geistigen Individualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Religion der Erhabenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Religion der Schönheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Religion der Zweckmässigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . III . Theil . Die oVenbare Religion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das 1te Element . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das 2te Element . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das dritte Element . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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A N H A NG Zeichen , Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451

SOM M ERSEM ESTER 1821 NACHSCH RIFT

A NTON PHILIPP GA NZONI

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Der Gegenstand dieser Vorlesungen ist die Religion  ; sie ist der höchste absolute Gegenstand . Wir versetzen uns in die Region wo alle Widersprüche der Welt aufgelöset sind und alle Räthsel – die Region der ewigen Ruhe und des Friedens . Das den Menschen vom Thiere Unterscheidende ist der Gedanke . Alles was das Bewußtseyn vor sich bringt , alle Verhältnisse , Gewohnheiten , Sitten findet seinen letzten Mittelpunkt in dem einen Gedanken Gottes . Er ist nur um seiner selbst Willen , der höchste Endzweck an und für sich . Unsere Beschäftigung damit kann keinen andern Zweck haben , als diesen Gegenstand zu begreifen und dadurch die höchste Befriedigung zu erlangen  ; das Leben im Ewigen ist die höchste absolute Weise in der unser Bewußtsein versiren kann . Weil Gott so das Prius , Anfang und Ende , die Wahrheit von Allem ist , so wissen alle Menschen von ihm , als demjenigen worin sie ihr höheres Leben haben . Diese Region muß daher dem Menschen als der Sonntag seines Lebens erscheinen . Hier wird alles Gegenwärtige der Endlichkeit zu einem Vergangnen  ; Alles ist aufgenommen in dem Spiegel dieses Lichtes , wo die Unterschiede und Gegensätze gemildert sind zu’m reinen Abglanze . Die Selbstvergessenheit alles | besondern Interesses und der besondern Zwecke ist ein nothwendiges Moment dieses Lebens . Diese Anschauung , Empfindung zu untersuchen ist die Absicht unserer Vorlesungen . Diese Erkentniß hat wohl zu keiner Zeit so Noth gethan als jetzt  ; dieß nähere Interesse liegt darin  : daß die Lehre von Gott nichts wissen zu können allgemein geworden ist . So kann der Versuch die Religion zu begreifen als ein längst widerlegter Irr­thum ange­sehen werden . Es ist geschehen daß je mehr sich die Kenntniß der endlichen Dinge ausgebreitet hat , desto mehr hat sich der Kreis des Wissens von Gott verengt . Früher war alles Wissen , als ein Wissen von Gott angesehn , in unserer Zeit ist Alles zu wissen verstattet worden , nur von Gott nicht . Nach Gott zu fragen ? Diese Mühe hat man sich überflüssig gemacht . Es gilt unserem Zeitalter , von Gott Nichts zu erkennen , für keinen Kummer , sondern das gerade für eine grosse Einsicht zu wissen , daß man von Gott Nichts zu wissen vermag . Diese Meinung hat sich zu einem Vorurtheile zu einer ausgemachten Wahrheit gemacht  ; dieser 18 der] den  

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Standpunkt ist die höchste Erniedrigung , er ist schnurstraks der christlichen Religion zuwider , und eben so wird er erscheinen gegen den BegriV . Was nun die bestimtern Zwecke dieses Wissens angehet , so will ich 2 Punkte vorläufig berühren 1)  das Verhältniß der Philosophie überhaupt zur Religion als subjektiver 2)  das Verhältniß der Philosophie zu den beiden Formen in denen uns die Religion begegnen wird . ad .  1  müssen wir bestimmt das Verhältniß erkennen Wir wollen die Religion begreifen  ; darin liegt , daß wir | nicht dieselbe in der Subjektivität hervorbringen wollen  ; es ist die Grundlage die vorausgesetzt wird . Die Religion in den Menschen nicht erkennen hineinführen , heißt dem Blinden das Sehen beschreiben . Wer dieser Erhebung fremd ist , der besitzt den StoV nicht , worüber wir handeln . Es kann sonst wohl sein , daß das Gemüth erhoben wird , das ist aber nicht Absicht der Philosophie sie darf nicht erbauen , welches die Sache des Predigers ist . Sie muß zeigen , daß Alles sich forttreibt zu dem Endpunkte zu gelangen . Ein andres aber ist  : das individuelle Subjekt dahin treiben zu wollen  ; dieß kann auf dem Standpunkt des Meinens aus Trägheit oder aus Selbstachtung festhalten . Die Pflanze und das Thier ist nicht von seinem Seyn zu trennen , aber der Mensch hat die Möglichkeit , er kann seinen BegriV trennen , von dem , was er ist . Er kann auf seinem Eigensinne beharren . Die Philosophie kann , wie viele andre Zufälle die Religion in dem Subjekt erwecken . Oft hat man es als ein Argument gebraucht , daß Mancher die Erkenntniß der Religion habe , aber fern davon sey . Die Erkenntniß hat auch nicht diesen Zweck sondern vielmehr den die Religion , die ist , zu begreifen . Nachher wird sich zeigen wo die philosophische Erkentniß eingreift und dem Gemüthe Raum giebt , daß die Religion in ihm zu Worte kommt , und durch die Erweiterung der Erkentniß sich für das Ganze ungehindert verbreiten kann . Man hat mit Recht gesagt , daß kein Mensch so schlecht sey , daß er nicht eine Ahndung , Sehnsucht oder wenigstens Furcht vor dem ­Ewigen habe . Weil der Mensch Mensch ist und nicht Thier , so ist die Re­l igion ihm | wesentlich . Worauf es aber ankommt ist  : das Verhältniß des Menschen zu seinen übrigen Zwecken und Bewußtsein Der 2te Punkt ist näher so zu betrachten , in wie weit das Verhältniß der Religion unmittelbar ist zu dem übrigen Bewußtseyn der Menschen . Die Religion befindet sich zunächst in einer Absondrung gegen seine übrigen Verhältnisse und Zwecke . Diese Trennung aufzuheben und sie in ihrer absoluten Einheit darzustellen ist die Sache der Religionsphilosophie . Man trennt das gewöhnliche Leben in der Regel von der Religion , der Mensch hat Werktage und Sonntage die ersten für 30 des] der  

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die Zwecke der Wirklichkeit , der Noth , die zweiten  : wo wir für uns leben , und uns mit dem Höchsten , was in uns liegt , ruhig , theoretisch verhalten . So auch in der wissenschaftlichen Erkenntniß . Hier haben wir besondere Wissenschaft und Er­kentniß  ; verschieden davon liegt das Wissen von Gott , beides macht eigen­ thüm­liches Wissen gegen einander aus . Das Verhältniß hat doppelte Seiten die erste ist  : die unbefangene Religion , die Religion des frommen Menschen die zweite  : daß die Religion gegenübertritt einem bestimmten System der Erkentniß , das für sich eigenthümlich ist . Was die erste Form der Religion betriVt , so ist dies die Religion der Unbefangenheit , ein einsichtsund gegensatzloser Glaube , ein Zutrauen , Gehorsam zu Gott oder die Götter Solche Form der Religion i s t ein Glauben und das ist ein ganz Anderes  ; als wenn ausgesprochen wird  : ich glaube etc . Hier fängt schon eine Reflexion an , ein Gegensatz gegen Anderes . | Diese Religiosität betriVt nun zunächst . das Verhältniß der Menschen zu Gott . Außer diesem Verhältniß hat der Mensch nun noch andres Bewußtseyn , andre Zwecke des übrigen weltlichen Daseyns  ; dieß bleibt aber nicht abgeschlossen von jener religiösen Seite , sondern in dieser ge­ diegenen Einheit verbreitet sie sich zur Harmonie mit dem besondern Zwecke  ; es beziehet Alles auf Gott , als die letzte Quelle von Allem . Alle Zustände erhebt es aus dieser beschränkten Sphäre zu der Vorstellung und Empfindung eines ewigen Wesens  ; deshalb muß auch das übrige Leben diese gediegene Einheit tragen . Das Individuum muß seine Rechte , Bedürfnisse etc . nehmen , wie es sie empfangen hat . Diese Harmonie macht den Karakter dieser Gestalt aus . In diesem Verhältniß tritt eine Absondrung der Religion von dem Übrigen Bewußtseyn nicht auf . Das andre Verhältniß hat eben so wie das erste die Religion zu Grunde liegen , daß es die Seite des Verhaltens zu Gott anerkennt , und das Bewußtseyn als das Höchste ausgesprochen wird . Es verhält sich aber anders . Der Gegensatz gehet hier zunächst von der weltlichen Seite aus . Die Religion ist hier anerkannt als die höhere Region des Menschen wovon die weltliche Seite unterschieden . Diese setzt sich nicht gegen die Religion , diese bleibt anerkannt , die Weltlichkeit scheint zu nächst keine Gefahr zu bringen  : indem alles Thun sich auf die weltliche Seite beziehet , schreitet das Verderben nur von hier bewußtlos zur Religion hinüber . Diese Ausbildung kann als die des menschlichen Verstandes bezeichnet werden , und menschlicher Zwecke . Wir sind auch | gewohnt das menschliche thun abge­ sondert vom religiösen thun zu betrachten . Der Verstand ist im Leben erwacht in 2 verhalten] zu erhalten   11 Form] Form .   13 gegensatzloser] gegensatzlosen  

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den Zwecken des Menschen , im Handeln  ; er erfaßt sich als selbstständig  ; macht sich Zwecke , die er als absolut ansiehet , z . B . Recht Staat , Kenntniß der Natur­ geschichte etc . Dieß erscheint als Werk des Menschen , der darüber das Bewußtseyn hat , daß es sein Eigenes ist . Der Mensch gehet von der Erfahrung aus , aber was er zur Erkentniß oder zum Wollen daraus macht , weiß er als sein Werk . Damit ist der Geist nun aber in den Gegensatz getreten , zunächst unbewußt . Die eine Seite ist die , worin er sich unabhängig , sich durch sich bestimmt weiß  ; in der andern weiß er sich abhängig von einem Höhern , sein Empfangen ist Sache der Gnade , die Seite seiner Demuth , Abhängigkeit . Die Seite seiner Selbstständigkeit enthält zugleich daß sie eine Bedingte ist , und hier tritt es ein , daß beide Seiten in Beziehung kommen müssen . Er gehet aus im Erkennen von Gegenständen , die vorhanden , gegeben sind , nicht durch ihn hervorgebracht . So wird er innerhalb der Sphäre seiner Selbstständigkeit zugleich zu einer andern der Abhängigkeit geführt und beide hängen unmittelbar mit einander zusammen . Ergo das Geständniß  : daß der StoV nicht von ihm abhängig ist , alle Dinge den Inhalt der Erkentniß ausmachen , von Gott gemacht sind . – mithin Alles Menschliche seinen Grund in etwas Andern habe . Die Lebendigkeit des Bewußtseyns ist hierin aber untergegangen , und dadurch ist diese Einräumung kalt und todt , es ist nur das immer währende Beziehen auf Gott . Jene Einräumung kann daher nur gemacht zu sein | scheinen , um von der Sache abzukommen . Die unmittelbare Frömmigkeit läßt es sich nicht verdrießen immer den Blick zu Gott zu erheben  ; es wird ihr nicht langweilig . Bei ihr ist die Reflexion das Zufällige nicht das Substanzielle  ; sie gehet nicht auf die Allgemeinheit , sondern ihr Gefühl ist stets im Einzelnen , und siehet das in Gott die Beziehung mit ihm . Diese Weisen haben allerdings Gradazionen . In der 2 .ten Form stellt sich die Absondrung ein , das Treiben und Ergehen des Menschen im Endlichen und das religiöse Gefühl . In der 1sten Form (unbefangene Frömniß) ist diese Absonderung nicht so ausdrücklich enthalten , sondern die Einheit des religiösen Gefühls mit dem ganzen Bewußtseyn macht den Karakter aus . Aber die Absonderung ist hier auf die Weise vorhanden daß der Inhalt , womit sich das Bewußtseyn beschäftigt ein Inhalt von Zufälligkeiten ist Die erste Gestalt der Religion Unbefangene Frömmigkeit  ; die Erkentniß ist unbefriediget , daher diese Form der Religiosität abgetrennt von der Idee der Erkentniß – diese Trennung fiele aber so nur in unsere Reflexion , wir sind das Vermissende , die unbefangene Frömmigkeit nicht  ; – daß die Frömmigkeit nun vom Baume der Erkentniß essen muß , liegt in dem Fortgange . Allein die Absonderung ist auch hier selbst und so vorhanden , daß der Inhalt ein mannigfaltiger und gegen einander zufälliger ist . (Der 30 ein] im  

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Standpunkt des Gefühls ist überhaupt im Einzelnen .) – Der Wechsel des Gemüths ist akzidentell , successiv , überhaupt ein Außereinander , in der Weise der Natur , wenngleich auf ein Höheres bezogen , so doch kein bewußter Zusammenhang . Diese Zufälligkeit erscheint in der nächsten Betrachtungsweise des religiosen Gemüths , es läßt den StoV abwechselnd gewähren  ; die natürlichen Dinge kommen herein und nach ihrem Zwe ck ve r h ä lt n i s s e worin 2 verschiedene Gegenstände auf einander bezogen werden , –   : Hinaus gehen über das Unmittelbare durch Reflexion  ; für das Thier ist die Pflanze Mittel , so auch in den Ereignissen des Lebens überhaupt das Zweckmäßige eingeführt , die Beziehung dieses Verhältnisses ist nun das göttliche Wesen .  | Dieß Zweckmäßigkeitsbetrachten fällt aber wieder ins Zufällige zurück  ; (obgleich das Mittel zb . nicht als zu fällig in Bezug auf den Zweck erscheint) diese Consequenz wird nämlich eben so Inconsequenz denn der Zweck wird eben so wieder ein Mittel und es ist damit nicht viel ausgerichtet . Indem hierin göttliche Anordnung genommen wird , so entstehet hier Conflikt  ; – ergo  : die Betrachtungsweise kommt weder aus dem Zufälligen noch der Oberflächlichkeit  ; das Geringste läßt sich als Zweck , aber auch als Schaden anführen , so mit schleicht sich jeder Inhalt herein . Durch dies Alles ist daher dieß Räsonnement aus seiner Frömmigkeit herausgeworfen . Diese Betrachtung auch überhaupt nur äußerlich  ; indem Etwas als nützlich angesehn , so ist es ganz zufällig  : ob es so gebraucht wird . Die eigene Beziehung der Dinge mit der Betrachtung erkennen , das Identische der Dinge  ; – aber dann hat sie sich aus dem Zufalle herauszubringen auf den Standpunkt der Nothwendigkeit , welcher der eigentlichen Erkentniß angehört , immanenten Zusammenhang hat . Diese 2te Gestalt hat für sich unmittelbar den Unterschied gegen die religiöse Empfindung und ist darnach zu betrachten . Das Selbstbewußtseyn reflektirt sich in sich und Nothwendigkeit kommt hier in’s Erkennen , welches aber das , was ist , Bewußtseyn haben will und die Be­schaVen­ heit desselben zu erkennen . zb Ursache und Wirkung , Substanz und Akzidenz . Indem ich für mich bin , so soll auch Beziehung seyn , ich gebe dem , was für mich ist , die Bestimmung des Meinigen , dieß ist das selbstische Princip der Er­ kentniß . – sie betrachtet den mannigfaltigen StoV nach wesentlich bleibender Bestimmtheit , und b e z ie he t diese auf einander , vom Ersten wird zu dem Letzten fortgegangen . (Alles Endliche hat ein Anderes zu seinem Ursprunge (=  Grund , 26 immanenten] immonenten   32 desselben] dasselbe  

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GW  17 . 21–22 auch der Aberglaube gehört hierher in die Zufälligkeit – das gläubige Gemüth , das fromme steht ihm sehr nahe . Er kann zu Handlungen Mitteln greifen , die im ­M ißverhältniß zum Zwecke stehen . Man hört: mit dem Aberglauben stets Frömmigkeit ver­ bunden . aber dieser Standpunkt noch nicht die Erkenntniß und daher oft sehr falscher Weg zur Identität mit dem Absoluten

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Ursache) also seine Negazion  ; so-mit nicht für sich . – | Fragt man nach dem Grunde des Blitzes , der Umwälzung der republikanischen Verfassung Rom’s , – so wird man nicht Gott angeben  : weil die Erkenntniß damit nicht befriediget  ; das Ereigniß ist hier bestimmt und fordert daher einen eben so bestimmten Grund , nicht einen so allgemeinen wie Gott . Ein bedingtes Universum und das Gott als allgemeine Ursache hat , liegt außerhalb der Religion , diese Erkentniß macht die gewöhnliche Wissenschaft ein Reich des endlichen Inhaltes aus . Der Religion kommt absoluter Inhalt zu , und diese Wissenschaften haben nur Endliches . In so fern sich solch Erkenntniß nun auch ein Verhältniß zu den Lehren der Religion giebt , so kann dieß nicht anders sein , als daß es sich alles dessen bemächtigt , was für die Religion bestimmt ist und zeigt , daß es ihm angehört , weil es bestimmter Inhalt ist . So wird das Endliche dem Unendlichen gegen über gesetzt , und faßt Gott selbst nach seiner Weise , als bestimtes als abstraktes Unendliches und findet dann , daß alle Prädikate Gottes , ihm unangemessen sind , wodurch denn das Absolute vollkommen arm gemacht wird . Das Unendliche ist abstrakt , auf Weise des Endlichen gefaßt , es ist nur absolutes Wesen , und damit soll Gott sehr große Ehre angethan seyn , daß alle Prädikate für ihn zu gering sind , alle Denkbestimmungen vermögen das Unendliche nicht zu fassen . Für diese negative Weise bleibt Gott schlechthinn ein Jenseits – und indem sie Gott hier zugleich hohl und leer macht , sagt sie ihn in dieser Armuth so reich gemacht zu haben , solch elendes Schemen läßt der Verstand dann stehen , wenn er es zusammen gebracht[ .] So wird die Religion ein ganz inhaltsloses Gefühl , welches nur Sehnsucht , eine Erhebung des Geistes zum Ewigen bleibt als ganz unbestimmte Anschauung . Die Sehnsucht geht über die Endlichkeit hinaus , aber sie kann sich in dem Jenseits nicht befriedigen  ; daher ist die Religion moderner Zeit so oft in der Form der Sehnsucht erschienen  ; – nur leere Erhebung , und Flucht , nur Wollen | und nicht können , das Negative bleibt und der Widerspruch unaufgelöset . Hier ist also zwar Nothwendigkeit auf diesem Standpunkt (aber nur vom Endlichen , )  ; beide zu vereinigen , so daß das Unendliche erfüllt , und nicht als leeres Abstraktum bleibe , ist die Arbeit der Philosophie . Das , was im Gefühl der Religion ist , ist theils zu lassen was es ist , aber auch von dem Erkennen durchdrungen werden . Die Masse der Endlichkeiten muß in ihrer nothwendigen Beziehung aufgefaßt werden , und dabei bleiben , die absolute Totalität worin die Religion ihren Halt hat . Die Religion und die Wissenschaft sind beide mißtrauisch gegeneinander  ; ad . Religion 1) wegen Beschräncktheit des Inhalts und 2) wegen der Eitelkeit des 15 sind] ist   26 sie] es   30 vom] von   34 werden] worden  

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Subjekts , das sich nicht vergißt , sondern in seinem Fürsichsein dem StoV gegenüber bleibt  : ad . Erkentniß  : denn sie will Nothwendigkeit und weil im religiösen Gefühl Alles confondirt wird  ; Alles Bestimmte zusammen gegossen und indem das religiöse Gefühl zu bestimmten Handlungen Zwecken herausgeht , so klebt ihnen die WillKühr , Zufälligkeit an  : denn sie werden behauptet , obgleich mit absoluter Authorität . Die Erkenntniß ist darum also mißtrauisch  : weil sie in dem religiösen Gefühl ihre Freiheit zu verlieren hat , denn darin soll ich mich aufgeben . Die Freiheit des Geistes soll nun erhalten werden , aber in einem StoVe dem seine opposition verloren gehet , womit die Forderung der Religiosität erhalten wird und dadurch die Absolutheit des Inhaltes . Das bloß . religiöse Gefühl und die blosse Eitelkeit des Erkennen , oder die Eitelkeit der Subjektivität sind auf zu heben . Die beiden Forderungen  : Absolutheit der Formen und Absolutheit des StoVes sind absolut . Die christliche Religion enthält mehr als eine andre das Princip der Erkentniß in sich  ; sie fängt von der Entzweiung an , und damit ist der Geist in sich zurückgetrieben , er hält sich in seinem | In sich seyn , die heitre Natureinheit des Heidenthums ist nicht vorhanden , dagegen soll der innere Friede des Menschen werden , aber erst nach überwundenen Schmerze , nicht ursprünglich wird die Versöhnung in der christlichen Religion geglaubt , sie kommt in die Vorstellung und der Boden der Reflexion ist wesentlich in der christlichen Religion . da diese Religion durch die Vorstellung hindurchgeht , so hat der Christ sich mit dieser intellektuellen Welt bekannt zu machen . Die Vorstellungen sollen für wahr gehalten werden , in der christlichen Religion . Dieser Inhalt beruht daher nur auf Authorität , Zutrauen etc . Es giebt eine Stufe im menschlichen Leben auf der dieß gut ist , aber auch eine , auf der es nicht aushält , sondern wo die Überzeugung nur durch Erkentniß wird . Die christ­ liche Religion will den Menschen nur frei machen durch Erkentniß  ; d . h . sie will mani­festiren das Leben Gottes . Es giebt Weisen der Verzweiflung zur Einigkeit mit sich zu kommen , dieß aber nur einseitig dadurch geschehen , daß man die andere Seite ganz wegwirft . In unserer Zeit findet man viele Erscheinungen davon . Der gebildete Mensch wirft vieleicht alle Reflexion weg , und kehrt zum religiösen Gefühl zurück , dieß ist ein durchaus gewaltsamer Zustand , es enthält dann in der Regel die Gestalt der Sehnsucht der Nichtbefriedigung . Das andre Extrem ist die Gleichgültigkeit gegen die Religion . Hier wird theils die Religion zwar auch zugegeben , theils aber auch nicht , nach dem Maasstabe 7 ihre] seine   10 und] und die  

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der Consequenz im Erkennen . Hat sich die Reflexion in sich hineingearbeitet , so wird dieß durch Verhältnisse härter werden . Bei Theologen , die nun ein Mal durch ihren Stand zur Religion gewiesen sind , siehet man es nicht selten , daß sie doch zum wahren Inhalt der Theologie nicht kommen  ; und auf dem Standpunkt , der überhaupt n a ch d e m e nd l iche n B e mü he n ve r f ä h r t , ist’s denn auch , daß die Sache zur G e le h r s a m ke it wird und man genöthigt ist , das Historische Philologische hineinzuziehn wodurch es geschieht , daß Theologen sich eben so zur Religion verhalten , wie ein Blinder ein Gemählde Betrachte , und sich von den Pinseln , der Leinwand und mit der | Geschichte des Meisters etc . erzählen läßt . Übersicht der Theile unsrer Vorlesung . B e g r i f f der Religion der aufgenommen werden kann , der BegriV selbst wird sich objektiv im Verlauf der Wissenschaft selbst ergeben . In diesem Theile auch die Nothwendigkeit des religiosen Standpunktes darzuthun , der Inhalt ist hier bloß als gegeben aufzu nehmen – die ganze Aufnehmung der Nothwendigkeit wäre aber der ganze Theil der vorhergehenden Philosophie oder der frühere Theil des Systems die nähern Bestimmungen der Religion . Im ersten Theile das Allgemeine der Religion  ; hier im 2ten das Besondre derselben , welches nichts weiteres ist als eine Entwicklung des BegriVs . Entwickeln = setzen , was an sich selbst schon vorhanden ist . Dieß Setzen kann man auch Realität des BegriVs nennen  ; denn der BegriV indem er sich bestimmt , tritt er in’s Daseyn , – Realität . – Dieser Theil also die Vollendung der Bestimmung des BegriVs . Diese Entwickelung der Bestimmtheit des BegriVs giebt nun die verschiedenen Formen der Religionen , – hier also verschiedene religiöse Standpunkte , wodurch sich auch die verschiedenen Bestimmungen Gottes ergeben . Die ärmste Bestimmung Gottes tritt zuerst auf . Den vollständig bestimmten BegriV erreicht die Wissenschaft erst am Ende und also die Bestimmung Gottes hier die reichste . – ich werde auch Rücksicht nehmen auf das Bestimmen , wie es vorgekommen ist , als verschiedene Beweise vom Daseyn Gottes , wir werden es aber anders erkennen Die Vollendung des BegriVs ad a) sind wir es , die wir den BegriV zu unser Betrachtung haben , – hier hat er sich selbst der BegriV , er hat sich selbst zur Totalität bestimmt , sich selbst sich gegen übergesetzt , sich verdoppelt . So ist der BegriV sich selbst Gegenstand , statt daß im Anfange der BegriV unser Gegenstand war . Dieser 3te Theil ist die vollkommene OVenbarung Gottes , der BegriV ist zur Idee geworden , Gott ist als Geist für das Bewußtseyn Gegenstand , die frühern Religionen entsprachen in ihrem Daseyn dem BegriV nicht und sind in so fern unwahr – sind Momente oder Durchgangspunkte | 37 Durchgangspunkte] Durchsgangspunkte  

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Die Religion nach dem gewöhnlichen Bewußtseyn  : ein Wissen von Gott (als besondre Beziehung auf’s Handeln) Wir treVen darin also den Gegenstand = Gott und das Subjekt = den Menschen der sich zu Gott verhält Die Religionsphilosophie kann nun so zunächst aufgefaßt werden  ; daß sie den Gegenstand , die Natur Gottes zu erkennen habe , aber das würde nur die Ausbeute der vormaligen theologie naturalis geben (wolfsche Metaphysik) worin angegeben , was der Mensch durch die Vernunft von Gott wisse  ; also dadurch ge­oVen­barte Religion gegenüber gestellt  ; Allein auf diesem Punkte hält nur der Verstand , nicht die speculative Philosophie . Was in der christlichen Religion oVenbar ist , ist die Höchste spekulative Idee Gottes , an die sich der Verstand nicht machen kann . In den Wissenschaften fand sich auch noch sonst eine abgetrennte Moral (Pflichten gegen Gott und Mensch .) – dieß fiel auf die Seite des Subjekts , seine Beziehung auf Gott . Die objektive Seite war also getrennt . Soll die Religionsphilosophie nicht dies seyn , so kann es scheinen , als hätten wir ihr willkührlich einen größern Umfang gegeben , doch das Zusammennehmen der beiden Seiten ist durchaus nothwendig . Die blosse theologia naturalis wahrhaft gefaßt , würde uns zur Idee Gottes hinüber führen , also auch auf die Objektivität Gottes , dessen wahrhafte Bestimmung ist sich in einem Andern anzuschauen , das er selbst ist , so ist er Geist  ; so gehört zu seinem BegriV eine Gemeinde zu haben , deren Geist er ist , Gott muß zur Realität die Religion haben , unvollkommen wäre die Realität , wollte man von ihm (von Gott) nur als Gegenstand reden , welches nur der gemeinen Verstandesmetaphysik möglich ist . In diesem ist nun zunächst das Moment der Trennung der Subjekte von dem absoluten Wesen gesetzt . So steht beides | gegeneinander und dieser Gegensatz des Endlichen und Unendlichen macht gerade die Endlichkeit aus . für die subjektive Seite die für sich ist , ist der absolute Gegenstand ein Anderes , ein Jenseit für das Dießseit . Es ist zugleich die Beziehung da , daß der absolute Gegenstand die Substanz ist , gegen welche die Seite des Bewußtseyns nur endlich ist , es weiß dieß Jenseitige als seine absolute Macht und sich als ein Nichtiges  ; es weiß sich , aber darin liegt , daß es gegenwärtig ist , aber als Nichtiges auch d . h . absolut davon verschieden . Diese Trennung ist unwahr  ; dieß sich Nichtigwissen ist aufzuheben . Das Subjekt muß das Absolute , nicht als sein Negatives , sondern 5 kann] kommt   6 den] der   22 Realität] Realitäten  

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als seine Substanz sein Wesen erfassen , das Gefühl dieser aufgehobenen Trennung , diese absolute Einheit , ist Versöhnung . Die Wiederherstellung der Einheit macht das andre Moment aus . Diese Bewegung ist in dem BegriVe , was wir überhaupt den Kultus nennen . Er ist der Prozeß das Absolute zu wissen , als ein Andres , aber dann diesen Gegensatz aufzuheben und sich der Einigkeit mit demselben bewußt zu werden . Der Ausdruck Cultus bezieht sich freilich zunächst nur auf ein H ­ andeln , das als ein äußerliches sich bezeichnet , das innere Handeln tritt nicht darin hervor , aber dieß ist das Umkehren aus dem Gegensatze zu sich . Zu’m Wesen der Religion gehört daher wesentlich der Kultus . Der BegriV Gottes auf jeder Stufe seiner Bestimmtheit hat daher auch nothwendig einen bestimmten Kultus  ; es ist dieß , was in der Theologie die Heilsordnung genannt wird . Beide Seiten sind ein Abdruck von einander , der bestimmte BegriV von Gott entspricht einem bestimmten Kultus , dieselbe Grundlage macht das Princip beider aus . Es ist früher gesagt worden  : daß man die theologia naturalis als eine Er­kent­n iß von Gott selbst genommen hat  : so für sich ist sie einseitig , sie muß für sich , zum Subjektiven führen . Eben so einseitig ist es , die subjektive Seite bloß festzuhalten , die Religion zu betrachten als ein blosses Bitten und Flehen von einem Wesen das für das Subjekt null ist . Im BegriV des Geistes liegt die Deduction | dieser Einseitigkeit . Der Geist ist wesentlich Bewußtseyn , sich selbst zum Gegenstande zu machen . Gott soll wesentlich seyn für den Geist , ein verschiedenes von dem Subjekt und der Endlichkeit . Je voller und reicher das Gemüth ist , desto reiner muß ihm sein Gegenstand seyn . In der christlichen Religion ist Gott oVenbart . Aus dieser Bestimmung des Kultus folgen noch einige allgemeine . Der Kultus ist nämlich der ewige Prozeß sich in seinem Endlichen zu finden , als different vom Absoluten dann dieß aufzuheben und sich in Einheit zu setzen . Dieser Prozeß scheint zunächst ganz auf der subjektiven Seite zu liegen , was aber nicht ursprünglich einig ist , kann nicht als einig gesetzt werden . Die Einigkeit muß daher vom Bewußtseyn gesetzt werden , als an und für sich seyend , als Ursprüngliches , als das Erste , die Bestimmung des Absoluten muß daher seyn  : die Einheit des Endlichen mit dem Unendlichen . Dieß ist uns in der christlichen Religion durch die Menschwerdung Gottes bekannt . Diese Vorstellung muß in allen Religionen vorkommen , so in den indischen Incarnationen und den […] etc . Nur muß man sich frei machen von dem Gespenste des höchsten Wesens , das der Verstand sich produzirt hat . Die Religion kann nicht Religion seyn , ohne daß sie dieß Moment in sich enthält , der BegriV der Religion ist Totalität , und dieß muß sich an ihm selbst zeigen . Obgleich er subjektiv ist , so hat er es in dieser Form zu zeigen  ; – als wahren Inhalt , das absolute Objekt bestimmt sich als an und für sich 32 […] eine Lücke von ⅓ Zeile   

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begriff der religion · abstrakter begriff13

Wahres , als Einheit des Endlichen und Unendlichen (Menschwerdung Gottes) , jede Religion hat dieß in ihrer Form aufzuweisen . Die Totalität muß aber auch in der Form der Trennung vorkommen , welche die andre Seite ausmacht , in der die Abstrakte gesetzt sind  ; das erste Moment ist frei . Das abstrakte Ansichseyn , das mit sich Identischseyn (das gleichgiltige Ansichseyn , die Motiven , die Welt überhaupt genannt , als o bj ek t i ve Realität (welche gegen ein Anderes ist) diesem in­d ifferenten Moment des Ansichseyn stehet nun gegen über das für sich seyn , das Negative . In seiner unbestimmten Form erscheint es in der (positiven) Welt (An sich seyn) zu |n   ächst als Übel , und indem es näher dem Selbstbewußtseyn angehört  : das Böse  ; Also Gott die Momente  : das Ansichseyn und das Fürsichseyn , das Negative tritt aber ferner als Identität mit sich auf und so ist es der endliche Geist , als das negative des Selbstbewußtseyns der Materie gegenüber . In so fern ist das Negative aus dem Widerspruch heraus in sich gesammelt , als Positives sich einfach sich beziehend , das nur als Negatives im Gegensatz erscheint , nicht sich als sich auf sich beziehend . In diesem Selbstbewußtseyn thut sich auch diese Endlichkeit , als Widerspruch als Gegensatz auf und erscheinet als Störung . Ich kann von Allem Abstrahiren . Diese Abscheidung von Allem constituirt mein Wesen , aber dieß Losreißen erscheint als Böses , welches aber nothwendiges Moment . Dieß Böse ist nicht die ganze Seite , sondern die Einheit für sich macht die positive Seite (wenn gleich abstrakt) aus , welche die Unendlichkeit des Geistes ausmacht . In der Religion ist dies Fürsichseyn des Geists als Unsterblichkeit erhoben , über die Veränderung der Zeit , von diesem Wechsel das abgelösete Ich , als Fortdauer . Diese Punkte müssen in jeder Religion vorkommen , nach dem Principe ihrer Stufe . Die Einheit des positiven und negativen Moments . Das Letzte als negatives und an sich seyendes Ich , letztes als Unsterblichkeit . Der concrete Geist der Religion treibt diese Momente hervor , weil sie in ihrem BegriV sind . Der Unterschied ist a) wie sie darin gesetzt sind b) wie sie in unserer wissenschaftlichen Darstellung vorkommen können . In niedern Religionen kommen sie als Ahndungen als dürftige Gebilde überhaupt hervor . Treten noch nicht als in der Bestimmtheit wesentliche Momente der Religion auf , sind noch nicht wesentlich ein System des objektiven Geistes , sondern sind bloß da  ; man weiß nicht woher sie kommen , wohin sie wollen , also zufällig ohne inneren Zusammenhang | In der wissenschaftlichen Darstellung erscheinen sie (die Momente) erst später . Die vollkommene OVen­barung der Idee kann nur zuletzt erscheinen  ; der Anfang ist der Ärmste , das Auseinandergelegtseyn des Inhaltes des BegriVs kann nur auf 5 (] Schlußklammer fehlt  

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das Ende fallen , als in wissenschaftlicher Nothwendigkeit aufgezeigt . Anticipirend ist daher der BegriV der Religion angegeben  : aber das darum  : um auch in den frühern Religionen die angegebenen Momente nicht zu übersehen , deren Giltig­keit freilich erst im Verlauf der Wissenschaft sich ergiebet . In modernen Staaten , ist die letzte subjektive Entscheidung durch den Monarchen , in den griechischen mußte es auch daseyn . allein hier ist es  : durch die Orakel , als nicht mit Berechtigung des eigenen Bewußtseyns , so ist , dieß Moment noch nicht in seiner Wahrheit gesetzt . Hierin liegt nun das Princip der verschiedenen Religionen zu erkennen , welches schwierig , wenn es nicht bloß historisch sondern begriVen werden soll . Als die wunderlichsten bizarrsten Ausgeburten treten Religionen auf . Dieß kann man leicht als Irthum oder Aberglauben verwerfen , die andre Weise ist  : daß man es als etwas von frommen Herzen Herkommendes ansiehet und von allen Inhalt abstrahirt . So abschreckend der Inhalt sein mag , so bedarf er doch andrer Weisen für die Erkenntniß Von menschlicher Vernunft ist es ausgezogen daher ist’s nicht Irrthum . Völker lassen sich über Substanzielles nicht täuschen , und um Frömmigkeit ist’s auch nicht zu thun , sondern es frägt sich  : wie die Völker zu diesen bestimmten Handlungen gekommen ? In jeder Religion muß daher ein positiver Zusammenhang mit der Vernunft seyn . Die Geschichte der Religion hat die Gestalten der Religion aufzu stellen . Der substanzielle Grund muß zwar auf Vernunft beruhn , aber weil es Religionen wirklicher Völker sind , und weil die Religion noch wenig ausgebildet , so ist dem Zufall auch | bedeutender Raum gegeben . Die substantielle Idee kann nur die wahrhafte Existenz , in dem ihr angemessenen Elemente , dem Gedanken haben  ; je weniger sie entwickelt , desto geringer ist ihr Umfang für den Gedanken , desto mehr fällt ihr Inhalt in die Vorstellung , welche die BegriVe in äußerlichen StoVen darstellt , die nicht das eigene Element desselben sind . Ergo  : viel Zufälliges lokales kommt herein . In allen Mythologien wird symbolisch allegorisch verfahren , diese Formen sind ein sinnliches , von Außen hergenommen , und an Beziehungen reich , die keines Weges zum Ausdruck des BegriVs gehören . In der Geschichte der Religion muß diese Seite ebenfals vorkommen . Wir können für unsre Vorlesung nur die Anfänge aufnehmen , um die Vernunft zu versöhnen . Der wissenschaftliche BegriV des religiösen Standpunktes nun zu untersuchen . Das Bisherige ist nur angedeutet und aus der Vorstellung geredet . Welche Stelle 25 entwikelt an Stelle eines unlesbaren Wortes , etwa  : entwilret  28 herein] herin  

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hat nun die Religion im Systeme des Universums , oder welches ist ihre Noth­ wendig­keit ? Deduction der Nothwendigkeit heißt  : sie muß als ein Resultat dargestellt , ihre Abhängigkeit von Anderen muß gezeigt werden . Sogleich ist hier bedingte oder äußerliche und unbedingte erste absolute Nothwendigkeit . Der Geist erhebt sich zur Religion . Dies liegt in seiner Bewegung . Die äußere Nothwendigkeit macht man die Religion zum Mittel zb . sie ist nützlich  ; wer hängt von diesem Zwecke ab , so ist dieß . so häufig man es hört – sehr schief . Es ist eine leichte Wendung der Reflexion die den wahren Gesichtspunkt hierin verdrehet . Es wird gesagt , diese Stadt etc . ist zu Grunde gegangen durch die Gottlosigkeit  ; mit gebildeter Reflexion kann man sagen  : daß Recht­schaVen­ heit und Pflichten erst ihre wahrhafte Bewährung , Sicherheit erhalten  : indem die Religion zu Grunde liegt  : weil das Gewissen erst hier seine wahre Verpflichtung fühlt . Jede andre Weise der Verpflichtung so gegen den Staat kann man sich ausreden etc . Seiten finden , wodurch man sich losmachen zu können glaubt . Auch Individuen haben hier die Gesetze geltend zu machen  ; kurz man hat eine äußerliche Existenz welche die Reflexion einladet es zu beurtheilen , und aus zu­setzen , wodurch denn Dispensation eintritt . Aber die Religion schlägt alle | solche subjektiven Räsonnements nieder und führt daher absolute Verpflichtung herbei , erhoben über die äußerliche Be­schaVen­heit[ .] So hat auch der Staat nur seine wahrhafte Basis auf der Religion . daher mit Recht gesagt  : daß die Verachtung der Götter zum Verderben führe . Man glaubt daraus nun folgern zu können  : daß die Religion nur nützlich sein könne für den Staat , die Familien etc . und die Nothwendigkeit daraus nehmen . Aber schief ist es  : daß die Religion ein Mittel für die Erhaltung des Staats , der Familien etc  : ist . Sobald die Religion Mittel für einen Zweck ist , so setzt man sie dadurch zu einem Zufälligen hinunter . Der Geist ist damit nicht das Freye  : aber er ist eben auch frei von dem Mittel , überhaupt von dem Besondern losgebunden , und es tritt die Wahl der Mittel bei der Vielseitigkeit des Geistes ein , wie und was er gerade gebrauchen will . Auch sonstige Zwecke des Menschen gegen die Religion gesetzt , – so ist es unmittelbar der Subjektivität überwiesen  ; indem sein Wohl Zweck ist , so hängt die Religion eben damit vom Subjekte ab das sich auch Zwecke außer der Religion machen kann und sie dadurch entbehrt , so gar gegen sie arbeitet

15 losmachen zu können] loszumachen können   19–20 führt daher … herbei] daher absolute Verpflichtung herbeiführt  

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Es sind vielmehr die Zwecke als ein Akzidentelles aufzuheben , als ein zu Negierendes  ; die Religion ist Zwek an und für sich . Bei dem Mittel ist der Zweck eben so positiv als negativ , weil Sache der Wahl[ .] Wir haben es somit mit der vernünftigen Nothwendigkeit der Religion zu thun und alle Betrachtungen nach äußeren Zwecken zb . Trost im Leiden etc . dadurch abgestreift . (Es giebt Leiden , über die man sich nicht soll trösten lassen (daher der Religion Beförderung des Despotismus vorgeworfen .) Die Nothwendigkeit der Religion ist nicht natürlich oder empirisch , sondern im Geiste nothwendig . Die Nothwendigkeit (an und für sich) enthält  : a)  daß die Religion als Resultat gefaßt wird , als gesetzt für Anderes , so ist sie ein Vermitteltes  ; b)  daß in diese Bewegung eine zweite Vermittlung ein tritt , welche die erste Vermittlung aufhebt . d . h . die Religion hebt sich als Resultat auf und wird das Erste durch welches alles Andere vermittelt ist . (Dieß schwerer logischer BegriV ) (Aller Beweis von Gott – außer dieser Vermittelung , welche negierende Vermittlung | ist , ist unwahr . Aufheben der Vermittlung ist ebenfalls Vermittlung denn es ist Negieren des Unmittelbaren . c)  daß dieß GeschäVt der Vermittlung nicht subjektives Geschäft unseres Erkennens ist . Das Geistige ist wesentlich an ihrer Thätigkeit und die Religion ist diese angegebene Bewegung selbst . In der Philosophie wird alles als Idee aufgefaßt . Der BegriV des Wahren in Gedanken ist  : daß es concret in sich , entzweit , gesetztseyn , als entgegengesetzt . Denkbestimmungen , die als Einheit zu fassen sind . Spekulativer BegriV . Die Anschauung der Vorstellung hat Ganze vor sich oder nur Getrennte , aber die Einheit beider Verschiedener vermag die Reflexion nicht zusammenzubringen , oder stellt es so , daß dieses Einsseyn , in ein Drittes falle . In einem wahrhaf­ ten Gegenstand ist er einer und dies Spekulative ist gerade das Schwierige in der Differenz die Indifferenz aufzufassen zb . bei’m Thiere ist das Spekulative seine Gattung und Individualität als schlechthin Eins zu betrachten . Das Bewußtseyn des Wahren in der Form des Wahren ist Vorwurf der Logik . Die Religion hat selbst spekulative Stufe  : denn das Wahre ist , es kommt dem Bewußtseyn zum Theil das spekulative zu . Näher zu merken . Die Religion nicht das Bewußtseyn von irgendeiner Wahrheit , sondern von dem absolut Wahren , 4 zu thun] gethan   5 (] Schlußklammer fehlt  14 das] der   16 (] Schlußklammer fehlt  27 Die] Der  

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begriff der religion · wissenschaftlicher begriff17

außer dem Nichts liegt  : ferner ist dieß Wahre das allgemeine an und für sich das sich selbstbestimmende Wahre . Alles Endliche ist ein Besondres , also Beschränktes , das Wahre hat aber seine Bestimmtheit an ihm selbst  ; es ist die unendliche Allgemeinheit , hat die Grenze in sich selbst  ; d . h . es hat den Unterschied in ihm selbst . Das , wodurch Etwas bestimmt ist , und hier das Wahre , fällt in es selbst , d . h . das Andre fällt nicht außer es , sondern ist in ihm selbst , oder es ist an und für sich bestimmt  ; das Unend­ liche in dieser spekulativen Bedeutung ist nun Gegenstand der Religion  : Ohne das Angegebene ist Gott ein Beschränktes zb als höchstes Wesen hat er sein Ende an dem Untern , was weggelassen ist . | Der Unterschied , der eigentliche Inhalt der Religion In der Philosophie sind nun Denkbestimmungen , auf verschiedenen Stufen , der Unterschied . In der Religion ist nur diese bestimmt . Nicht rein einfache Denk­ bestimmung sondern concrete Seiten . Diese Momente , deren Einheit die Religion ist , haben wir zu betrachten . Diese Momente sind a) thätige Allgemeinheit oder Denken b) das besondre Selbstbewußtseyn  : Synthesis beider = spekulatives Bewußt­seyn der Religion ad a Das Denken hier nicht von irgend Etwas zb . Mensch oder Sonne etc . sondern das Denken das sich selbst denkt  : Näher macht dieß die Grundlage Gottes aus , als Allgemeines , Unbeschränktes , als Gedanke . Gott ist der höchste absolute Gedanke , der für das religiöse Bewußtseyn nur in so fern er denkend ist , für sich ist . Gott und die Religion sind daher wesentlich durch und im Denken  ; Gott ist nicht die höchste Empfindung oder Vorstellung sondern der höchste Gedanke . Auf dieser Seite also das Denken die Grundlage . Diese Seite daher auch in der Sprache durch A nd a cht ausgedrückt , d . h . es ist noch nicht sich in sich entwickelndes Denken , sondern es gehet nur an das Denken hin . (dem Verhältnisse der Denkbestimmungen nachgehen = Nachdenken) Wenn der Mensch andächtig , so entfernt er alle übrigen Interessen und erfüllt sich mit dem allgemeinen Bewußtseyn . Dieß Verweilen im absolut Allgemeinen ist nur durch den Gedanken , es ist der Religion eigenthümlich daß sie dieß Denken des ganzen Allgemeinen in sich hat , nicht so wie andres Denken , welches es mit partikularen Gegenständen hält . Daher auch dieß Denken bei der Religion nicht Gattung genannt  ; das Thier hat daher keine Religion wozu das Sammeln des Ich in sich selbst gehört und nicht bloße Empfindung , die dem Thiere auch nicht fehlet . Die Andacht ist aber noch formell – weil das Denken hier das Unbestimmte ist . 6 das2 ] der  

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Es ist daher das thörigste , daß das Denken nicht zur Religion gehöre , oder ihr sogar nachtheilig ist . Schon in Ansehung des Rechts da spricht man von guten Willen , der der | Intelligenz gegenüber , aber der Boden der Freiheit , des Denkens , ist nur das Wesen dieser Sphären . Erst indem ich von der Begierde , dem besondern Interesse ablasse und mich zur Allgemeinheit erhebe , komme ich zu’m Rechte etc . So auch in der Religion . das Gegentheil zu behaupten zeugt von der Wahrheit unsrer Zeit Im Äther der Andacht ist Alles flüssig geworden , alle Besonderheit aufgelöset , aber er enthält auch alles . Diese Allgemeinheit ist aber noch nicht zur Gestaltung übergegangen , und dieß ist der Mangel dieses Moments , daß darin die Be­ stimmtheit , Entfaltung vermißt wird . So erscheint diesem gegenüber das andre Moment . als Extrem . Diese Eigenheit , Subjekt so für sich ist unmittelbar unendliche Bestimmtheit , das Subjekt als dieses , ich nach meinem Bedürfnisse etc . ich , dieser . Die Beziehung dieser beiden harten Seiten ist aber in der Religion für mich  ; und in Einem für mich , haben nicht bloß an sich diese gemeinsame Wurzel . Die Religion ist daher eben spekulativ daß das Subjekt zum Fürsichseyn dieser Momente kommet . Die Beziehung beider Seiten ist zu betrachten . Für die philosophische Betrachtung ist dieser Gegenstand würdig , diese Seiten haben aber als Gegensatz eine andre Bestimmung denn sie sind Gedanken . (er verlieret die Härte des Empirismus) und darüber mehr bei dem Unterschiede der Religion und Philosophie . – Bis jetzt der BegriV der Religion nur faktisch aufgenommen . Das empirische Bewußtseyn sucht das andre und sie fliehen sich  ; die Andacht enthält das Bewußtseyn dieses Abstoßens und zugleich das Streben der Vereinigung . Indem ich auf das empirische Bewußtseyn den Akzent lege , so schließe ich mich auch von dem unendlichen Bewußtseyn aus  ; indem ich mich verdamme , etc  : vernichte ich mich und gebe mich unter die Gewalt des Unendlichen . Die Weise der Beziehung (Mitte des Schlusses) enthält selbst die Bestimmung dieser beiden Extreme . Theils Beziehung des Widerstreits , theils die Einigung denn die Momente sind nicht todte Gestalten , sondern lebendige und haben darum diese Thätigkeit an ihnen selbst . | Die beiden Seiten zur Totalität ausgebildet machen die Idee aus . Der ganze Umfang der Endlichkeit und der Allgemeinheit als allumfassend . Beides ist zusammengehalten in Einem . Es ist die Identität nicht bloß mein Postulat , sondern sie ist für mich . Dieß Setzen der Differenz zur Synthesis ist speculativ . – Der Kampf beider Momente in denen hin und hergeschwenkt werden kann . (NB später als

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Verschiedenheit der Religion sich ergeben) Näher ist zu betrachten  : daß diese Idee zunächst in mir als Empfindung ist , als religiöse Hauptform der Religion . Empfinden nennen wir  : wenn ich unmittelbar bestimmt bin , aber durch mich selbst , als diesen Empirischen , Unmittelbaren . Die Bestimmung des Warmen , Kalten etc . ist in mir . – sage ich  : es ist etwas warm etc . so ist diese Bestimmung schon doppelt  : theils in mir theils in dem empfundenen Objekte . Die empirische empfindende Natur ist aber  : Daß ich in der Einheit mit mir bleibe , unmittelbar mich in dem Andern erhalte , in mir reflektirt bin  ; so daß diese Bestimmtheit schlechthin flüssig bleibt in dem Momente meiner Allgemeinheit . Dieß ist der Karakther der Sensibilität überhaupt . Gehe ich aus der Vorstellung dessen über , was mich zu’m Zorn , Mitleid bestimmte , so gehe ich schon aus der unmittelbaren Bestimmtheit heraus und zu dem Gegenstande hin , die Empfindung ist nicht mehr conzentrirt in sich . Die Einfachheit der Empfindung bestehet in dem noch nicht geschehenen ­Ur­theile vom Subjektiven und Objektiven . Ich bin aber eigentlich erst Subjekt in so fern ich mich dem Objekt entgegensetze , erst in dieser Trennung tritt die Bestimmung der Subjektivität ein , daher in diesem Sinne Unrecht die Empfindung subjektive zu nennen . Aber als empfindend bin ich wesentlich auch subjektiv , ich verhalte mich als beschränkt besondert mit beschränktem Inhalt – und in diesem Sinne subjektiv | Näher bestehet aber die Subjektivität in der Form . Die Anschauung und Vorstellung haben schon objektivere Form als die Empfindung . Denn ich habe ein Objekt vor mir , ich verhalte mich dazu , – dieß fehlt in der Empfindung . Indem ich mich auf einen Gegenstand beziehe , ist meine Subjektivität dadurch der Form nach schon aufgehoben . ich weiß von dem Objekte  : es ist in meinem Bewußtseyn , daher verhalte ich mich schon objektiv  ; das Subjekt bezieht sich selbst auf das Objekt und ist mit ihm geeint  ; das Objekt unterscheide ich wohl , aber es ist zugleich in meine Allgemeinheit aufgenommen  ; wogegen die Empfindung eben noch ununterschiedene Einheit ist , welche noch keine Allgemeinheit . Das speculative Verhältniß der beiden Extreme ist conzentrirt in der Emp­ findung Religiöse Empfindung hat den bestimmten Gehalt  ; auf der andern Seite ist er in der empfindenden Form . Man findet häufig gefordert  : daß die Religion wesentlich als Empfindung seyn müsse , man müsse nicht von ihr wissen , sie in der Vorstellung haben , sonst sey sie leer und kalt . Hier wird also die Empfindung der Religion eigenthümlich überwiesen . Dieß heißt  : daß 7 unmittelbar] unmittalb .   22 Empfindung] Vorstellung  

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der G ­ ehalt der Religion vollkommen durchdrungen ist , meine ganze empirische Existenz ist in Eins versammelt (nicht bloß im einzelnen Falle zu Gott schrein) und zugleich dabei meine Allgemeinheit zu haben . Stelle ich mir die Allgemeinheit nur vor , so habe ich mich dagegen draußen gehalten , (zb Beziehung des Menschen zu Gott .) ich bin nicht , was ich bin darin . In der Empfindung ist Nichts vorbehalten  ; dieß ist die Gewißheit der Identität mit meinem Bewußtseyn (die Sache ist so gewiß als ich selbst bin) Insofern die Religion Empfindung ist , ist sie Gewißheit  ; – die Forderung der Empfindung für die Religion ist daher  : daß ihr Gehalt für mich gewiß werde . | Glaube hat in der protestantischen Kirche gar nicht den kahlen Sinn des empirischen Annehmens , sondern daß die Totalität meines Innern sich wisse in meinem Inhalte  ; meine Substanzialität ist darin . das Religiöse soll und kann nicht bloß in der Form der Empfindung seyn , sondern die andern Stufen der Intelligenz , nämlich Vorstellung , Gedanke , müssen nothwendig eintreten . Der Gehalt des Religiösen ist a) denken des Allgemeinen (also ein fortgegangenseyn über die Unmittelbarkeit) b) auch mein empirisches Bewußtseyn als Gegen­ satz gegen das Allgemeine und zugleich die Beziehung Beider . Dieß haben wir früher gesehn . Darin liegt , daß die religiöse Empfindung zur Vorstellung fortgehn muß . Vorstellung enthält oder ist hier der Inhalt selbst  ; in der Vorstellung selbst ist dieser Kampf und zugleich die Ausgleichung dieses Kampfes , wozu aber nothwendig Unterschiede gehören  : Beziehung des Subjekts auf ein Objekt ist der Hauptunterschied den alle diese Momente mit ein ander gemein haben . im Bewußtseyn ist mir der Gegenstand äußerlich überhaupt , in der Vorstellung ist zwar auch Beziehung auf einen Gegenstand aber so daß ich den Gegenstand in mir habe . Daß die Empfindung zur Vorstellung fortgehe , liegt schon im Gehalte des Religiösen an und für sich . Menschliche Empfindung ist , als solche , weil sie Empfindung eines Bewußtseyns ist , enthält die Nothwendigkeit dieses Fortganges , der Geist muß für sich als Subjekt werden . In der andern Empfindung ist es nur die Nothwendigkeit des Geistes , welche zu diesem Urtheile treibt , der Geist wirkt nach , ohne unser Bewußtseyn . in der religiösen Empfindung als solcher  ; ist aber dieser Gegensatz selbst schon da  ; ich bin mir entäußert , und das Denken des Allgemeinen , beide Momente sind als Different gesetzt . Das Denken des Allgemeinen negiert meine empirische Existenz , als ein Akzidentelles gegen das Allgemeine oder als Eins , das nur seine Wahrheit im Andern hat , so wird dieß | Andre aus mir , dem Endlichen hinaus gesetzt , oder indem ich mich selbst in das Allgemeine lege , so entferne ich die empirische Existenz und verdamme sie zb . in der Reue . Dieser Unterschied 15 Gehalt] Gehält  

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der also die Natur der Vorstellung ausmacht liegt selbst schon in der religiösen Empfindung Zum Spekulativen gehört  : die Einigkeit der religiösen Empfindung , aber auch die Kraft des Urtheils . Man hat durch das Zutreten der Intelligenz überhaupt der Religion grossen Schaden verheißen , sie soll nur in der Empfindung bleiben  ; – allein auch die gemeinste Erfahrung widerlegt dieß . Indem man anschaut , Bewußtseyn von einem Objekt hat , ist damit gar nicht die Empfindung ausgeschlossen , vielmehr macht sich die Empfindung an der Vorstellung fortdauernd und erneuert sich daran so . Der Zorn durch Vorstellung der mannichfaltigen Seiten , oder so auch mit der Liebe etc[ .] Vergißt man den Gegenstand der Liebe etc . so erlischt die Empfindung und die daraus entspringende Vorstellung  ; und jede Veranlassung von Aussen erregt oder betäubt den Schmerz . (Eine Beleidigung vergessen ist mehr , als eine vergeben  : denn da ist sie gar nicht mehr vorhanden .) Die Empfindung der Religion verglimmt in sich , wenn sie vorstellungslos ist[ .] Ohne Vorstellung ist die Religion nur in der Form der subjektiven Gewißheit nicht in der Wahrheit in der Form des für sich seyn . Diese Form der Anschauung mag nun ein Bild , Tempel , Vorstellung etc . seyn . Durch die Vorstellung wird die religiöse Empfindung zur Wahrheit erhoben . Nur dadurch kann es auch eine Lehre der Religion geben , ohne diese bleibt man auf dem Standpunkt der Empfindung bloß subjektiver Gewißheit Es giebt verschiedene Arten religiöser Empfindungen . Indem die Religion durch den BegriV erkannt wird , ist später nicht mehr von der Differenz der Empfindungen die Rede . Die Arten der Empfindungen gehen davon aus  : »Die empiri­ sche Subjektivität ist darin enthalten , welche | besondre Interesse hat besonders bestimmt ist und der Unterschied der religiösen Empfindung liegt in der weitern Besonderung , der fernen Bestimmtheit des Interesses des empirischen Subjekts das sich damit auch zu dem an und für sich Allgemeinen bestimmt . Im religiösen Gehalte ist die uns bekannte B e z ie h u n g der 2 Momente gesetzt  : sie kann verschieden sein  ; zb . höchste Spannung beider Extreme , höchste Negativität oder auch höchste Einheit[ .] Zwischen diesen beiden Extremen fallen die Empfindungen in ihrer Verschiedenheit . In der Furcht bezieht sich das empiri­ sche Subjekt so auf das Allgemeine daß dieß die Macht über es bleibt , das (das Subjekt) zugleich , auch bleiben will . Dankbarkeit gehet schon mehr nach der positiven Seite hinüber  ; Gefühl der Liebe und Seeligkeit ist mit dem Allgemeinen identisch Die Religion ist  : empfindende Andacht . worüber das frühere dieser Ausdrücke nachzusehen . 18 zur] zur .   23 »Die] Zitatende ist nicht markiert   25 der1] die die  

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Die empfindende Andacht ist bestimmt durch die beiden Seiten in ihrer Be­ ziehung als Einheit und Abstoßen . GW  17 . 60

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Der Beweis der Wahrhaftigkeit dieses Standpunktes ist nun noch übrig , oder die Nothwendigkeit desselben . Um die Ausführung der Nothwendigkeit kann es hier nicht zuthun seyn . Der Standpunkt ist h ie r n icht diese oder jene Wahrheit , sondern das Wahre in seiner ganz allgemeinen Erfüllung , das alles befassende ­A llgemeine nach der ganzen Zergliederung des Universums , eben so wie nach der andern Seite  : der ganze Umfang des Selbstbewußtseyns  : Beyde Seiten sind diese Totalitäten . Dieser ganze Reich­thum der natürlichen und geistigen Welt hat also seine Wurzel darin . Die Ausführung könnte für diesen Standpunkt nur gewonnen werden , in so fern er als Grund aufgezeigt würde wozu hier nicht der Ort ist . Was die Darstellung der Nothwendigkeit ist , so ist davon hier nur folgendes anzugeben  : Von einem Andern ist auszugehen , wenn das Nothwendige eben als Resultat gezeigt werden soll . Dieß Andre müßte also das Ungöttliche , die endliche Welt seyn , das endliche Bewußtseyn . die Nothwendigkeit enthält die Bewegung vom Unmittelbaren auszugehen , | mit diesem den Anfang zu machen . Das zweite  : die Bestimmung des Fortgangs , oder die dialektische Weise , das Auffassen nach seiner bestimmten Qualität wodurch es sich zeigt als selbstzerstörend und sich machend zu einem Andern . Dieser Fortgang erhält sich durchaus rein von Allem von Außen herein gebrachten . Der Gegenstand negiert sich in dieser Bewegung selbst und geht zu Grunde  ; dieß in die Idealität Setzen ist seine Wahrheit , die dadurch als ein Vermitteltes erscheint , als herkommend von einem Andern , aber dieß Resultat stellt sich eben so als das wahrhaft Unmittelbare dar . Hier ist eben so Fortgang , als diese Vermittelung als sich selbst aufhebend zu betrachten ist (Zb die dialektische Bewegung des Bewußtseyns , dessen Wahrheit das Selbst­ bewußtseyn ist) . Der ganze StoV dessen dialektische Bewegung wir zu betrachten hatten , um die Religion als Resultat zu gewinnen , wäre  : die ganze endliche Welt , das natürliche und geistige Universum . Das Ganze dieses Erweises dieser Nothwendigkeit macht den Cyclus der Philosophie aus . Theils könnte Natur und Geist an sich betrachtet werden , woraus ihre Identität folgen würde , als gemeinsame Wurzel , aber diese Betrachtung würde des Ansich wegen nur abstrakt seyn  ; da der Unterschied unbeachtet bliebe , die wahrhaft spekulative Betrachtung hat nur die Strenge der Idee zu ihrer Grundlage , welche das , was bei dem Ansichseyn unbeachtet 9 ganze] ganzer   32 Natur] Natür  

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geblieben ist – den Unterschied , – ebenfals zu seinem Rechte kommen läßt . Die Wahrheit der Natur und des Geistes ist die an und für sich seyende Idee , das an und für sich Identische beider worin das , was ihre Grenze ausmacht , wegfällt . In der blossen Identität sind sie jedoch nicht in ihrer Qualität gesetzt . Bei der Betrachtung ist es unsere Thätigkeit , welche die Grenze beider Seiten abstreift , und in die Einheit der Idee setzt  ; dieß Hinwegfallen der Qualität ist unser Werk , und die Wahrheit die sich hier ergiebt , ist eine blosse an sich seyende , bloß subjektive , oder auch die spinozische Substanz , die Identität beider , welche aber nur ist  ; die Form fällt nicht hier in die Substanz selbst , diese ist bloß starre kalte Nothwendigkeit , in der sich die Individualität nicht findet , da ist die Schranke nur hinweggefallen .  | Die Nothwendigkeit hat sich objektiv darzustellen , es muß an der Natur und dem Geist gezeigt werden  : daß sie sich selber aufheben , daß er ihr eigenes thun ist . Hier ist denn die Bewegung des Denkens mit der Bewegung der Sache eins  ; und aus diesem Prozesse der Natur und des Geistes hat sich die Wahrheit als Resultat darzustellen (Aus dem Brande der Natur hat sich der Geist , die Psyche , darzustellen , als ihre Wahrheit , die Natur hat sich ewig aufzuopfern) (bei’m Geiste ist nun der Gang von der Unmittelbarkeit auch zum An und für sich seyn zu kommen  ; indem der Unterschied für den Geist ist , ist er Bewußtseyn  ; die Natur ist nur Idee in der denkenden Betrachtung , ihre Verklärung ist nicht in ihr , sondern im Geiste , die Bestimmung des Geistes  : daß die Idee selbst in ihn falle , daß er sie selbst ist . Die Endlichkeit des Geistes ist er in seiner Unmittelbarkeit , welche zunächst unterschieden ist von dem , was er an und für sich ist  ; seine Bestimmung (des Geistes) ist  : daß sein Bewußtseyn sich ausgleiche mit seiner Idee . Die Seite seiner Erscheinung = An und für sich Seyn gemacht werden , diese Vollendung ist nach 2 Seiten zu fassen , beide sind so in Wechselwirkung daß der Fortgang der einen zugleich der Fortgang für die andre . In der Phänomenologie habe ich den Geist als Bewußtseyn bearbeitet , und ihn bis zum absoluten Standpunkt fortgeführt . Hier a) was der Geist weiß und b) die Nothwendigkeit dessen , was er weiß . Dieß doppelte GeschäVt macht hier den Prozeß aus . Der Geist erreicht ein höheres Selbstbewußtseyn , es ist so für ihn , daß es eben so geworden ist , ist nicht für ihn , sondern für die philosophische Betrachtung . Der Geist ist aus seinem BegriV selbst zu entwickeln , und darin kommt eine Stufe mit der er selbst auf den absoluten Standpunkt tritt und der Weg a) erreicht eben diesen Punkt . – hier ist es dann , wo sich beide Richtungen ausgleichen . Die Vollendung des Substanziellen ist  : daß sie für sich werde . Das Bewußtseyn treibt sich zur Substanz fort und die Entwicklung des Geistes der sich selbst eben da hervorbringt . die Einheit beider Seiten fällt in den Staat . Die

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Freiheit des Geistes , als eine Natur , als ein selbständiges Ganzes , als vorhandener vorgefundener Gegenstand , der aber ein nothwendiger ist , ein solcher in dem er sich befriediget findet . Jeder findet den Staat fertig , er hat ihn nicht zu Recht gemacht aber er ist doch das organische Reich des Substanziellen Aber auch hier ist der Geist noch im Verhältnisse , es ist ebenfals noch der Standpunkt der Äußerlichkeit , Endlichkeit , und die Wahrheit desselben macht nur die Sphäre des Religiösen aus . | Dieß Wesen ergiebt sich also durch die Betrachtung dieses Prozesses . Im philosophischen Beweise ist dieß  : daß nicht die Vorstellung des Gegenstandes vorausgesetzt und gefragt  : ist es wahr , sondern es ergiebt sich im Fortgange der Gehalt selbst und dann ist die Frage  : wie heißen wir diesen Gehalt in unsrer Vorstellung . Nur dieß Sichselbstergeben des Gehaltes macht seine Wahrheit aus . In dem philosophischen Prozesse ergiebt sich nun – wie wir gesehen – auch der religiöse Standpunkt mit dem wir es hier eigentlich zu thun haben . Mehr oder weniger kommt es auf das Entsprechende des sich ergebenden Gehaltes mit der Vorstellung Gottes an  ; da die letzte gar nicht der Maasstab für den Gehalt ist  ; Über dieß Nichtzusammenwurf des Atheismus ist nicht zu hören Der religiöse Standpunkt im Individuum oder im Volke braucht aber nicht die vollständige Entwickelung durchgemacht zu haben , die er in der Wissenschaft hinter sich hat . Die Hauptmomente müssen freilich nicht fehlen , zb . Gott hat die Bedeutung des Allumfassenden , Wahren  ; dieses im Wahren befaßte kann ein mehr oder weniger Entwikeltes seyn . Sagen wir  : Gott ist die Wahrheit der natürlichen und geistigen Welt , so ist dieß ein höheres als bei Völkern , die noch auf der Stufe des Bewußtseyns leben . Der ungebildete Mensch ist vieleicht Mitglied einer Familie , oder eines Stammes , diese Seiten , welche er in sich hat , sind so noch sehr unvollkommen . Die Entwicklung der Wissenschaft arbeitet das Wissen von Gott nun allerdings zu einem größeren Reichthum aus Dieser Gang der Nothwendigkeit der Idee Gottes liegt hinter uns  : die erfüllte concrete Idee des Inhaltes ist der Standpunkt von dem wir ausgehen , in den der Reichthum des Universums sich versenkt hat . Gott ist hier die Substanz , absolute Macht , das Befassen dieses Reichthums allein obgleich die Nothwendigkeit hinter uns , so kommt sie doch auch auf unserem Standpunkt vor  : Gott = das an und für sich bestimmte Allgemeine . Jetzt haben wir zu betrachten  : wo sich Gott selbst bestimmt oder entwickelt und dieß ist eben seine Noth­ 4 zu] zur   22 befaßte] befaßten  33–34 Nothwendigkeit hinter … auf] zuerst  : Nothwendigkeit , welche die logischen Hauptmomente zu ihrem  

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wen­d igkeit welche die logischen Hauptmomente zu ihren Formen hat , die sich ebenfals , als dieselben , in dem hinter uns liegenden Reichthum verlaufen haben Somit haben wir es also mit der göttlichen Nothwendigkeit zu thun . Dieselbe mit der wir es schon abgemacht glaubten Die Nothwendigkeit wird in der Gestalt heraustreten , was man selbst die Beweise vom Daseyn Gottes nannte . Zwe it e n s erscheint der StoV als zunächst verschieden Die Idee hat die göttliche Natur selbst zu ihrem Gehalt . Die Formen sind göttliche Gestalten , die Nothwendigkeit im natürlichen und geistigen Universum hat es mit den endlichen Bestimmungen zu thun und daher ist der | Gehalt und die Gestaltung der Nothwendigkeit verschieden . Aber auch die Nichtdifferenz tritt auf . Die göttliche Idee ist Wahrheit des Universums als absolute Subjektivität . als Wahrheit der natürlichen und geistigen Welt ist diese Erfüllung der göttlichen Idee nicht absolut anders , nur mit der schon eben angegebenen Differenz  ; in der Idee Gottes  : Omnia sub specie aeterni . Das endliche Bewußtseyn macht den Gegensatz zur Idee aus . in Gott kommt auch das Andre vor , das hier aber in der Idee gehalten bleibt mit der Bedeutung seiner Unendlichkeit zb der Sohn ist der Andre gegen den Vater , der verschlossene Gott . dieß Andre ist gehalten im Vater gesetzt , nicht als Abfall von ihm . In der göttlichen Idee kommt also erst der StoV vor als an und für sich , der ­vorhin erschienene Reichthum hat sich hier aus seiner Erscheinung in der Wahrheit verklärt ergo  : läßt Gott Nichts hinter sich liegen – etwa auch bleibende Voraussetzung – ­sondern ist das Umfassende , welches alles frühere in sich aufgezehrt hat .

Das Vierte unserer Betrachtung noch Übrige ist  : des religiösen Standpunkts an sich .

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Er ist sowohl der Standpunkt der Kunst , als der Philosophie . Daher das Verhältniß der Religion zur Kunst und Philosophie hier anzugeben . Alle haben das An und für sich seyende Wahre zu ihrem Gegenstande . Die Unterschiede fallen nur in der Form der Wahrheit . Zunächst ist zu erinnern daran  : daß die Religion das Denken des Allgemeinen fordert und der Gegensatz der Einzelnheit der Subjektivität des Selbstbewußtseyns und der Einheit beider . die Empfindung stößt sich wesentlich ab in dem

35 26 ist  :] ist .  

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Bewußtseyn  : der Unterschied der 3 Formen bezieht sich nun eben auf die Weise der Objektivität , in welcher sich das Bewußtseyn manifestirt . Alle diese Formen haben den absoluten Gegenstand in Form des Bewußtseyns . sie wissen davon . das Verhältniß ist selbst Unterschied , und in die Bestimmung desselben fällt die Differenz , welche nur theoretisch seyn kann und in der Weise des Verhaltens der Intelligenz überhaupt . a) unmittelbare Anschauung b) der Empfindung des Vorstellens c) des Denkens . In der Kunst ist die Form der unmittelbaren Anschauung , also ad a) ad b) Religion ad c) speculativ gedacht oder Philosophie Der Inhalt , in allen identisch  ; der nähere Unterschied ist nur um die wesentliche Form wornach sich freilich auch der Inhalt richtet . Die Kunst beruht auf dem Interesse  : daß die Idee für die unmittelbare Anschauung sey . Weil der Geist wesentlich Bewußtseyn so ist die Wahrheit so gesetzt , daß sie von ihm sinnlich gewußt werden kann . Das Wahre der Idee erscheint hier nur (im In­sich­seyn oder) | Außereinanderseyn , die Produkzion der Kunst daher durch den Geist , nicht unmittelbar natürlich , sondern durch den Menschen gemacht Die Schönheit , als Gesetz der Kunst kann doch noch formell seyn  : daß der ­BegriV mit seiner Realität zusammenstimme = Wahrheit  ; die Erscheinung also dem BegriV ganz und gar angemessen  : die sonstige Realität der unmittelbaren Wirklichkeit gehet aus einander ist ein Complex unmittelbar unendlich mannichfacher Verhältnisse die das Daseyn des BegriVs verkümmern , es ist hier nicht freie Äußerung des BegriVs , also die Idee welche der eigentliche Gegenstand der Kunst ist . der Künstler hat also im sinnlichen Elemente den BegriV zur Gestalt zu bringen . Im Kunstwerke existirt aber nicht die Subjektivität als sich wissend , dieß Bewußtseyn fällt in das anschauende Subjekt , zuerst also in den Künstler . Das anschauende Subjekt ist daher zu’m Kunstwerke nöthig , und dieß ist die Gemeinde , welche sich dieß Angeschaute vorstellt . Hiemit sind wir schon herüber getreten zu der einen Seite des Kunstwerkes , welches sich allein nicht empfindet . sondern dieß Moment außer ihm hat – zu seiner Integration aber nöthig – Zum Kunstwerke ist das Hinzutreten des Kultus unentbehrlich  ; das Kunstwerk als unmittelbar äußerlich ist leblos und weiset so nach direct zur Religion hin über , die der Kunst daher wesentlich ist , worin sie ihr Insichgehen hat . Der Kultus hat demnach als Integrirendes die Trennung aufzuheben (Morgenländische Re­ li­gionen haben keine Bilder , sind nicht zur Trennung des Bewußtseyns gekom25 Gestalt] Gewalt   31 allein] alleinn   36 Integrirendes] Integrirentes    (] Schlußklammer fehlt  

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men , das seine Substanz frei aus sich entlassen kann (der gemalte Fisch ohne Seele , diese Seele , welche der Orientale vermißt ist eben der Kultus , oder die Gemeinde) der Orientale bleibt in der Einheit und gehet nicht zum Prozesse des Kultus fort . Die unmittelbare Anschauung ist nicht allein Gegenstand der Kunst , auch des Bildes kann sie sich bedienen , welches auch für die Vorstellung also aus der sinnlichen Anschauung genommen ist . In der Religion ist das Subjektive das Vorherrschende – die Vorstellung oder das Sinnliche auf den Gedanken , aber noch nicht , als solchen zurückgebracht , hat hier das Regiment Die Religion ist somit Totalität der Kunst . – aber eben so ist sie auch , für sich betrachtet , von der Kunst verschieden . Oder man kann die Kunst auch die Kunstreligion nennen  ; aber die Religion enthält auch noch eine von diesen verschiedene Form . Der Inhalt ist dann nicht mehr in der Form der Unmittelbarkeit sondern in der Subjektivität , der Weise der Vorstellung . Daß die Anschauung , das Bild in die Vorstellung übergehen muß , liegt in der Natur der | Intelligenz , und ist hier vorauszusetzen . Mit diesem Insichgehen des Selbstbewußtseyns muß auch die Darstellung in das subjektive Element herübergetreten seyn , aber die Darstellung soll noch gegenständlich seyn  : daher Vorstellung . Im Bilde ist die sinnliche Weise des Daseyns die Grundlage , womit verknüpft ist , daß die Darstellung in der Einzelnheit , welche ausführlich und daher nothwendig ein Beschränktes ist – ergo Religionen in Bilder zerfallen in eine Menge von Gestaltungen und sind endlich . Die Vorstellung ist das Bild in der Form des Gedankens , einfache Allgemeinheit erheben – daher bezieht sich die Vorstellung wesentlich auf das Wort , sei sie so reich , wie sie wolle , zb im Worte  : Welt , ist Alles in dieser Einfachheit des Lautes versammelt , die Vorstellung bedarf daher nicht mehr des Bildes , sondern des Wortes  : was innerlich muß auch äußerlich seyn , und eben diese Äußerlichkeit hat die Vorstellung am Worte . Die Form der Vorstellung gehört schon dem Gedanken mit dem Unterschiede , daß der Gedanke den Unterschied oder die nähere Bestimmtheit setzt . Die Vorstellung ruhet noch in ihrer einfachen Allgemeinheit wogegen das Denken auf das Abstrahiren geht . Die Vorstellungen sind neben und nacheinander je nachdem sie in sinnlicher Beziehung oder in Beziehung unter sich stehen . dieß der Anfang des Raisonnements . die Religion  : weil sie es mit Vorstellung zu thun hat , muß nothwendig eine Lehre haben . 23 Bilder] Bildern   32 den Unterschied] den (aus dem) Unterschiede   35 stehen] setze  

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Basis aller ­Objektivität und Sittlichkeit

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Vorstellungen können willkührlich seyn , indem die Religion die Wahrheit zu ihrem Inhalte haben soll , so müssen sie nicht subjektiv oder zufällig bleiben . Die Religion hat hiemit schon gleich im Anfange etwas Polemisches . Die Form der Vorstellung bringt durchaus negatives Verhalten gegen andre Form mit sich  ; dadurch daß die Religion nicht mehr das Bild gebraucht ist nicht bloß Veränderung der Form , sondern auch des Inhalts . In der Kunstreligion ist die Bedeutung des Kunstwerkes und die Darstellung desselben ungetrennt , beides ist aneinander geknüpft  ; dagegen in der Weise der Vorstellung ist diese Einigung auf­ gehoben , und die Bedeutung für sich heraus gehoben , wodurch das Bild negiert wird . später zeigt sich  : daß das Bild selbst in die Bedeutung des Inhalts eingehet . Die absolute Idee kann nicht auf bildliche Weise ausgedrückt werden , wenn sie nicht beschränkt erscheinen soll . Die Lehre der Religion ist aus dem Gesagten nothwendig etwas | Polemisches , als Etwas gegen Andres Die religiöse Vorstellung hat die Bedeutung der Wahrheit gegen andere Weisen der Subjektivität , der Inhalt der Religion ist , was an und für sich ist , nicht mehr meinem Belieben unterworfen . Die Vorstellung soll hier demnach etwas Ob­jektives seyn  : Was mir Pflicht etc sein soll , muß als das schlechthin Erste , Substanzielle sein , gegen das Hin und Hergehen meiner Empfindung ist sie das Bleibende Unsere Zeit hält so hartnäckig an der religiösen Empfindung fest , weil sich das Meinen über göttliche und menschliche Gesetze hinwegsetzt . In der Oberhand der Empfindung ist das Objektive untergegangen , und das Vergessen seiner Partikularität , das Verzichtthun auf eigene Meinung , welches ehemals die F u r cht G o t t e s hieß  : d . h . daß ich die Negativität meines subjektiven Bewußtseyns gefühlt habe . aber in d e r L ie b e bin ich mir wieder gegeben , aber nur in meinem reinen allgemeinen Bewußtseyn (in so fern meine Besonderheit aufgegeben) Glaube ist das Verhältniß zu einem an und für sich Seyenden . Wahrhafte Liebe zu Gott ist nicht ohne Furcht Gottes . daraus daß die Wahrheit in der Vorstellung ist , folgt auch die Beantwortung der pädagogischen Frage  : ob die Religion gelehrt werden könne ? Der Inhalt der Religion muß vorgestellt werden , eben darin liegt , daß er mit­ getheilt , gelehrt werden kann . Das Herz erwärmen etc . ist ein Interessieren der Subjektivität für Etwas und sehr verschieden von dem Unterricht Der vorgestellte Inhalt der Religion mu ß gelehrt werden noch um so mehr  : da er ein gegebener ist . Im blossen Gedächtniß darf dies allerdings nicht bleiben . Es ist nicht darum zu thun , daß der Mensch in seiner subjektiven Empfindung bleibe . (Ältern lieben die Kinder , wie sie sind , mit allen ihren Unarten , so stellt 17 als] als als   25 habe] werde  

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man auch die Liebe Gottes vor , so daß sie also nicht die Furcht durchgegangen sind – daher sind Menschen in der Liebe Gottes geblieben und haben göttliche und menschliche Gesetze mit Füssen getreten . Die Liebe zu Gott muß sich durchaus entäußert haben , abgethan haben  ; erst durch dieß Befreien kann sie zu sich zurückkehren . Die Lehre der Religion hat eben das Substanzielle dem partiku­ lären Gemüthe als ein Andres vorzustellen , damit es sich von seinem empirischen ­Treiben los mache und frei werde Die Kirche hat wohl gewußt daß die Religion nicht auf Empfindung sondern auf den Glauben zu stellen ist , als eine Identität in der ich Freiheit habe mit Verzicht auf mein Belieben . Wie komme ich zu dem Glauben ? | Dieß Verhältniß kann verschiedene Weisen haben . Überhaupt Gewißheit , daß ich darin das Höchste habe und mich demnach wahrhaft verhalte , ist sehr modifizirt , welche Arten aber immer etwas Subjektives behalten zb das Zeugniß des Geistes genannt werden oder göttliche Erleuchtung (die spekulative Idee durchdringt das Gemüth , das noch nicht verdunkelt ist durch die Reflexion und läßt ihre Wahrheit fühlen , auch mystisch genannt werden d . h . spekulativ aber nicht in spekulativer Form  ; Vorzutragen ist das Mystische nur für die Reflexion , für das Unbefangene noch nicht in Endlichkeiten festgewordene Gemüth nicht) . – Andre Seiten fallen in die Erziehung . Geburt , Gewohnheit , auch geschichtliche Erzählungen der Religion gehören hierher . auch die Authorität  : daß Millionen ihre Befriedigung im Religiösen gefunden haben , ist sehr groß für das unbefangene Gemüth . Jedes Absondern etwas Gefährliches , weil ich hier die Einzelnheit der grossen Authorität gegenüberstelle  ; obgleich es auch das grosse Recht des Geistes ist , so ungeheure Authoritäten zu verschmähen . Alle diese Data sind auch in sogenanten Beweissen vom Daseyn der Religion gebraucht worden . Raisonnement , Reflexion gilt hier , die nicht die Sache an und für sich selbst angehen sondern Umstände und Operationen Macht , in der sich die Religion bewiesen hat . D a s Ve r h ä lt n iß d e r Ph i l oso p h i e z u r Re l i g i o n Von der Form der Vorstellung zum BegriV übergegangen , und dieß liegt in dem Mangel der Vorstellung und im sich selbst forttreiben des BegriVs . Zweierlei ist zu betrachten  : a)  welche Weise des Zusammenhangs die Vorstellungen unter sich u b)  welche Weise des Zusammenhangs die Vorstellung mit mir

22 im] in   haben] habem  

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ad a Die Vorstellung ein mehr oder weniger concreter Inhalt wie er in Form der Einfachheit gebraucht , aber so , daß der Inhalt noch nicht ein gedachter , als solcher ist . Jede Vorstellung ist ein fixirtes fertiges und abgeschlossenes . selbst Form ohne Zusammenhang , daher das Übergehen des Inhaltes durch sich selbst ein Anderes negiert . Der Inhalt bloß mit sich identisch . Die Identität mit Andern fehlt , aber das , was Nothwendigkeit heißt , oder er ist nicht an und für sich  ; Nothwendigkeit setzt überhaupt Verhältnisse von Unterschiedenen voraus , BegriV und Realität als identische Beziehung fehlt . So mannichfaltig der Inhalt der Vorstellung auch ist , so gilt er als einzeln Bestimmtes . | Die Beziehung eines Inhalts auf den andern geschiehet durch die Reflexion durch Denken . die Denkbestimmungen oder Beziehungen werden im Inhalte der Vorstellung heruntergesetzt und selbst nur aus dem Bildlichen oder aus der Analogie genommen . Dem Religiösen ist nun dieß Unbestimmte des Zusammenhangs gegeben , oder bildlich dargestellt zb aus dem Leben des Ausdrucks  : Vater und Sohn genommen , das Leben nur die Idee auf natürliche Weise daher auch die bildliche Darstellung nur natürlich . Gott hat die Welt e r s ch a f fe n auch eine Form des Zusammenhangs aber nicht aus dem natürlichen sondern soll eigenthümlich angehörig sein nur Gott . Es heißt nicht  : Gott ist Grund Ursache der Welt , sondern es liegt darin ein spekulatives Verhältniß des Produzirens , aber der Ausdruck ist nur für die Vorstellung nicht dem BegriV angehörig . Nothwendiger Zusammenhang ist hier nicht , sondern nur eigen­thüm­l icher Zusammenhang aber in der Weise des Geschehenen . ad b Kann so ausgedrückt werden  : daß dieser Inhalt ein gegebener für mich ist , und die Gestalt der Äußerlichkeit für mich behält . Der Inhalt der Religion wird gelehrt etc  : man hört nichts Anders , es bleibt dabei  : ich habe mich mit dem Inhalt zu identifiziren , und darin nur meine Würde zu suchen , meine Befriedigung , meinen Trost . Ich der darin befriedigt wird , bin der leidende , oder überhaupt so und so bestimmte , aber ich bin auch noch ein Anderes , nicht bloß dieß Herz , Bedürfniß sondern auch noch ein Konkretes mit reiner einfacher Bestimmtheit als denkend , und denkend als sich selbst bestimmend d . h . als BegriV . dieß ist eine andere Weise der Befriedigung nicht etwa der Noth , sondern des BegriVs , wogegen der Inhalt der Religion in seiner Gestalt eine Äußerlichkeit gegen diese Weise behält . Im Religiösen findet der BegriV nicht seine Befriedigung , und daher dringt der Trieb der Vernunft auf begreifende Erkenntniß , nicht auf Erbaulichkeit des Gemüths  ; vielmehr ist die Vernunft die Befreiung von aller Besonderheit des Beliebens  ; dieß ist der reine BegriV . Soll der Inhalt vernünftig sein , so muß

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er als in sich selbst begründet gewußt werden . Die Wahrheit ist | so zugleich in der Form der Wahrheit , das in sich selbst Nothwendige . Hierdurch unterscheidet sich also die Philosophie von der Religion und die angegebene Bestimmung thut die erste zur letzten hinzu um die wahrhafte Form zu gewinnen . Die Philosophie hat die absolute Wahrheit zum Gegenstand . Die Religion auch , beide haben denselben substantiellen Inhalt . Die Philosophie hat nicht erst die Religion hervorzubringen , diese hat nicht erst auf die Philosophie zu warten gebraucht , sondern der Mensch , als an sich vernünftig wird zur Religion getrieben , sein Wesen muß ihm objektiv werden . Daß die Wahrheit für den Menschen werde , liegt in der Vernunft selbst , allein in welcher Form ? Dieß macht die Differenz zwischen Philosophie und Religion aus . Die Vorstellung in die Form des BegriVs zu transformiren , in die absolute Nothwendigkeit , welche die Natur des BegriVs ist , ist das Thun der Philosophie Im BegriV ist der Geist in seiner Freiheit , alle Bestimmung , aller Inhalt ist Selbstbestimmung des BegriVs  : die Philosophie hat ihn zu ihrem Elemente und ist eben daher mit ihrem Inhalte ausgesöhnt , den sie als einen äußerlichen gegebenen negirt und in absoluter Nothwendigkeit hat . Indem der religiöse Inhalt so nothwendig dargestellt wird , so giebt sie ihm die Form der absoluten Freiheit . Jede Gestalt ist so in diesen Grenzen nicht eine finstere für sich bestehende Gewalt , sondern eine durchsichtige die identisch gesetzt sind als Unterschiedene oder im Verhältniß der Freiheit . So schmilzt die Vorstellung zusammen , und damit die Zufällligkeit die Freiheit . Das göttliche Leben ist frei in sich , in so fern sich das Subjekt dazu verhält , verhält es sich ebenfals frei . Absolute Angemessenheit des Inhaltes und der Form ist daher in der spekulativen Erkentniß  ; der in sich selbst scheinende Inhalt ist die absolute Form selbst  ; die Form ist Totalität des Unterschieds , aber diese Bestimmtheit ist eben ideell . Die Differenz der Religion und Philosophie fällt aus dem Gesagten , wie schon auch früher angeführt bloß in die Form , der Inhalt ist derselbe . Das Spekulative ist Thätigkeit der Form die aber mit dem Inhalt identisch ist . Verständiges und begreifendes Erkennen Der blosse Verstand schreibt allerdings der Philosophie einen Gegensatz gegen die Religion zu daß diese durch das begreifende | Erkennen sogar vernichtet werde . Der abstrakte aber reflektierende Verstand ist dadurch vom spekulativen Erkennen unterschieden daß er überhaupt in der Endlichkeit seine Stelle hat , deren Formen er auch auf das Absolute anwendet , und es dadurch zu einem Relativen macht . Er hat sogar wieder leichte Mühe dieses wieder umzustoßen , als ob dieß 13 transformiren] transfirmiren  

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nichts Anders wäre als worüber er triumphirte . Das spekulative Erkennen ist bei allem Unterschiede in der Unendlichkeit bleibend . (Der Verstand vermag den Unterschied nicht ideell zu setzen und daher bleibt er endlich , dieß ist das Thun der Periode » d e r Au f k l ä r u n g «  ; durch dieß formelle Thun der absolute Inhalt für Irrthum erklärt , und verworfen) (Erbsünde im gewöhnlichen Sinne als etwas mittelbar Überkommenes in Zufälligkeit mit mir  ; im eigentlichen Sinne liegt in der Erbsünde  : daß ich nur nach meinem substanziellen Werthe gelte , daß mein Gelten schlechthin durch mich produzirt ist , nach dem endlichen Sinne der Erbsünde kommt eben damit ein Widerspruch heraus  ; weil ich das mir selbst Gegebene von Andern zufällig bekommen hätte . Der Verstand kann sich darauf setzen nach seinem endlichen Treiben doch die Religion zu behaupten , und das ist denn die »barocke Dogmatik« (zb auf den Ton einer unbedeutenden Partikel) Der Verstand faßt überhaupt nur das endliche Verhältniß auf , damit macht er nur das Göttliche zu Schanden . Diese Weise der Verendlichung des Göttlichen hat leichte Mühe die Unangemessenheit des Auffassens zu zeigen in Bezug auf sein Unendliches , und dieß ist das Thun der Aufklärung auch gewesen erst die Krätze dem Inhalt zu geben , um ihn kratzen zu können Die vormalige natürliche Theologie hat aber auch Nichts vom spekulativen Inhalt gehabt . Solch endliches Auffassen ist das , was man gewöhnlich nennt  : begreiflich machen . Indem man Gott begreift , soll er heruntergesetzt werden  ; und daher Philosophie für das , was gegen das religiöse Verhalten gehet , angesehn . In neuern Zeiten ist besonders J a ko bi nach diesem Punkte hingegangen . Seine Tendenz hat grosse Wirksamkeit gehabt . Er zeigte  : daß wenn man das Seyn Gottes beweise , oder seine Eigenschaften , so komme man nicht dazu , sondern nur zu Gott ist dadurch zu kommen , daß man den Beweis wegwirft . Jakobi hatte wolfsche Philosophie und französische vor sich . Von Endlichem auszugehen , und so fort kann freilich nicht zum Unendlichen hinüberkommen , es gehet hier nur vom Endlichen zum Endlichen , | den Salto mortale zum Unendlichen kann der Verstand nicht machen und das ist sehr wahr  ; im geometrischen Erkennen dieses zb . der Fall  ; die Abhängigkeit bleibt hier das Herschende , das Feld dieses Beweisens ist daher nur mit Endlichem besäet . Hier giebts keine absolute Nothwendigkeit . Der Beweis ist hier nur ein endlicher von Anderm abhängiger . Auf dieser Seite hat Jakobi gethan , was Kant auf einer andren mit dieser Verstandesmetaphysik vornahm Im begreiflichen Erkennen ist das Vorhergehende oder der Grund als Princip etc . nicht bestehen zu lassen , sondern der Fortgang ist negativ , ein Aufheben dieses Endlichen . Der Fortgang ist hier ein Strom der unmittelbar 2 Richtungen 5 (] Schlußklammer fehlt  28 zum] zur  

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hat  ; das Nachfolgende zeigt sich vielmehr als der Grund des Vorhergehenden , d . h . der Fortgang ist hier ein Rückgang  ; nur so kommt man zum Unbedingten , Unabhängigen . Die Endlichkeit der Bestimmungen wird hier also aufgehoben[ .] Unbegreif­ lich mystisch nennt man das , was der Gewöhnlichkeit des Bewußtseyns nicht angemessen ist . Das Spekulative bleibt so allerdings für den Verstand ein Mysterium . Diesen Verstand hat J a ko bi allein als die Form der Philosophie gekannt , und darin ist ihm denn Recht zu geben . Die philosophische Erkentniß der Religion hat vornehmlich 3 Seiten . a)  Einhüllen in die Empfindung b)  entgegengesetzt der Reflexion c) der Vorstellung entgegengesetzt , als bloß der Form in der die Religion ist . ad a)  Fanatismus , der keine Gesetze hat , sondern am Einen fest hält , es kann das Leerste seyn , das er aber allem Andern nachsetzt  : zb . der Fanatismus der Freiheit , der alle andre bürgerliche Ordnung überhaupt umwirft . Der religiöse Fanatismus hat keine Lehre , er selbst hat sich das Gesetz nur auf seinen Sand geschrieben . Hingegen ist die philosophische Erkentniß nicht ausgeschlossen , sobald sie substanziell gediegen ist , nur gegen die abstrakte , inhaltslose , schwankende Empfindung geht die Philosophie . ad b)  Die Reflexion sie sey positiv (in der Religion (die gelehrte Religion thut dieß baut sie auf äußerliche Gründe erklärt diese Wahrheit , beweiset sie flach und außerlich) oder sey die | Reflexion negativ gegen die Religion (wo die Ab­ strak­t ion des Unendlichen gilt) auch hiergegen geht die Philosophie an Die Religion ist für alle Menschen , aber der BegriV fordert die Form der Noth­ wendig­keit wo die Vorstellung sich mit dem  : [»]es ist so« begnügt .

21 (1] Schlußklammer fehlt  25 aber] ober  

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Zwe it e r T he i l Die Religion in ihrer Bestimmtheit Bis jetzt haben wir den BegriV der Religion nicht festgestellt  ; die Entwicklung ist hier also vorzunehmen und zwar philosophisch d . h . es kommt in dem BegriV durch seine Entwicklung nichts Neues hinein[ .] Das Ganze was Religion ist , durchläuft die Bestimmungen des BegriVs , welches eben seine Evolution ist . Die Momente des BegriVs sind 2fach zu unterscheiden  : das erste Moment ist bekannt , im zweiten hat der BegriV sich in seiner strengen Form zu setzen , seine Totalität in solches Element zu bringen . Die metaphysische Exposition Gottes eben so als die religiöse Gesinnung des Individuums und die Gestalt des Kultus auf der Stufe  ; diese Momente sind eben jeder besondern Bestimmtheit des BegriVs gemeinsam . Die Religion hat durch diesen Prozeß die Natur des BegriVs selbst zu gewinnen , oder ihren BegriV sich gegenständlich zu machen , auf welcher Stufe sie denn wahr ist , und ihren BegriV selbst als eigenen herausgeborenen zum Gegenstande hat . Dieser Weg ist das Werden des BegriVs . Die unterschiedlichen Bestimmungen des BegriVs haben sich deshalb zu setzen auf diesem Wege des Werdens , womit denn die Formen der endlichen Religionen auftreten Drei Weisen der Religion kommen uns vor . a)  Die Form der Unmittelbarkeit oder des Seyns  ; die Religion die sich in ihrer Substanzialität hält , als ein gediegenes Ganze in dem alle Mannichfaltigkeit untergeht . (Daher ist hier nicht das abstrakte Seyn , sondern das concrete als Bezogen auf die endliche Mannichfaltigkeit welche aber zugleich aufgehoben ist , so ist das Seyn , das Maaßlose , Unendliche in dem alles Endliche negiert ist . (Das Seyn in allem Seyn) b)  Die Religion in der Bestimmtheit der Differenz oder der Form des Wesens oder der Bestimmtheit als solcher . – ein Erinnern in sich selbst , so daß diese Trennung noch eine oberflächliche bleibt , daß also innerlich Zusammenhang Stattfindet , die Identität der innere Grund ist nicht negiert . Das Absolute ist hier als Wesen gefaßt , an dem alle Zeitlichkeit , Wirklichkeit nur ein Schein ist . Der entwickelte BegriV des Wesens ist aber  : die Nothwendigkeit und diese so für sich enthält dann unmittelbar die Freiheit . Die Bestimmung dieser | Stufe daher  : die 23 (] Schlußklammer fehlt  25 in 2 ] im  

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Anschauung des Schicksals , der Nothwendigkeit welche sich von dem endlichen Daseyn unterscheidet , und dadurch auf die Seite der Freiheit tritt . c)  Die Religion in der Form des BegriVs , aber zunächst des endlichen , so daß noch Äußerlichkeit , endliche Objektivität gegen den BegriV ist  ; (die vollendete Religion = wo der BegriV für den BegriV ist .) Der BegriV s ol l hier zunächst nur objektiv sein und dieß ist die Zwe ck- B e z iehu n g des BegriVs (und zwar äußer­ lich) Diese Bestimmtheiten beruhen auf dem logischen Fortgange . ad a .  gehören alle eigentlichen orientalischen Religionen (Spinozismus) ad b  entspricht die Religion welche den Übergang von der orientalischen macht die jüdische  ; die andre Seite , worin das Wesen zu seiner Totalität entwickelt , zur Nothwendigkeit ist , die griechische Religion . sie hat Nothwendigkeit und zugleich die Freiheit , Heiterkeit darüber . Es fehlen ihr auch nicht die Gestaltungen Unterschiede die zur Nothwendigkeit gehören ad c)  Hier auch 2 Seiten α) der BegriV der Abstraktion für sich β) der BegriV als objektiv sein sollend , also zweckmäßig und zwar äußerlich . Hier tritt in Bezug auf α) das hervor was vormals philosophische Gedanken über Gott hieß  ; ad β) Re­ ligion der Römer (äußerliche Zwekmäßigkeit Aberglaube)

I .  Religion in der Form des Seyns 20

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Unmittelbare Religion . Vom BegriV der Religion ist zur Unmittelbarkeit deshalb überzugehn  : »Der BegriV war bei der Betrachtung im Medium unseres Gedankens , d . h . wir hatten ihn , die Realität , war unser Gedanke aber die Religion soll nicht ein blosses Subjektives sein , sondern für sich selbst seyend , unabhängig von unserer Subjektivität , wodurch sie die eigene Weise der Existenz hat und diese , als erste , ist eben die Unmittelbarkeit die noch nicht zur Reflexion übergegangen ist . Der BegriV wird in dieser Exposition ein System von Vermittelung , aber im Anfange ist er noch nicht durch sich selbst vermittelt gesetzt , sondern er ist noch unmittelbar als in sich ununterschiedne Beziehung auf sich selbst , abstrakte Identität mit sich selbst , die unentwickelt ist  :« Die Religion in der Form »des Seyns«  ; diese Unmittelbarkeit ist aber nur ein Moment des BegriVs das freilich zu seiner Totalität gehört . Zu dieser Form gehort Gott als ἑν καὶ παν gefaßt . Alle Orientalen haben darüber ein Bewußtseyn gehabt , wenn auch vor­ nehmlich nicht ausgesprochen  ; der letzte unter den neuern Orientalen besonders den Persern (ihrer Dichter) (Raimer hat mehrere Gedichte worin diese Einheit

35 22 ihn] ihr   34 ( 2 ] Schlußklammer fehlt  Raimer lies Rückert  

1e Seite verschlossenes Wesen

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ausgesprochen übersetzt  : Dschelateddi | Rumi wird auch von Göthe im Divan angeführt , als hierhergehörig . Der Kaiser von Östreich ein Gedicht auf den jetzt regierenden Perserschah zum Geschenk von diesem bekommend . v Hammer bekannt gemacht . Aus 30,000 Distichen bestehend , geht fort bis zur pantheistischen Apotheose des Bedali Schah der seinen Namen auch dem Dichter honoris causa gab . Wir haben den Unterschied der Religionen nach diesem Principe nun zu bestimmen Der metaphysische BegriV Gottes ist hier das reine einfache Seyn , eine Bestimmung , die unsere tiefe Vorstellung von Gott freilich nicht angemessen findet Dieß Seyn macht hier die allgemeine Bestimmtheit des göttlichen Wesens , dieß über Alles Erhabne . Dieß Abstrakte haben wir nur in dem wir uns von dem Endlichen erheben , wird diese Erhebung in die Form der Reflexion gebracht , so wird dieß , was man einen Beweis vom Daseyn Gottes genannt hat . Diese Reflexionsform ist zu betrachten . Weil diese Welt des Vielen , der unendlichen Menge besonderes Daseyn ist . – so ist das allgemeine einfache Seyn . Das Viele ohne weitere nähere Bestimmung , was hier den Ausgangspunkt macht hat nothwendig ein Anderes zu seinem Grunde  ; das Viele ist von einander verschieden , daher beschränkt , das Beschränkte ist aber durch eine Negazion , welche sein Andres ist wenn es abhängig ist , welches Andre nun aber nicht wieder ein Beschränktes , sonst wäre es das erste selbst und es folgte der unendliche Prozeß , der eben die blosse Wiederhohlung d e s s e l b e n ist , womit man also nicht weiter kommt nicht über das Beschränkte hinaus . – Der Gedanke bleibt in seiner Ohnmacht . Es ist vielmehr auf das Andre des Vielen des Beschränckten zu kommen . Das Eine  : Schrankenlose , Unbedingte . Der Gang in allen Beweisen vom Dasein Gottes gehet vom bedingten Abhän­ gigen aus und fordert dessen Anderes . Sie enthalten einen richtigen Grund , werden aber durch ihre Form verhindert , in den Gang der spekulativen Erkentniß zu kommen . Die Beweise vom Dasein Gottes haben in der Theologie eine grosse Rolle gespielt , sind aber durch die critische Philosophie aufgehoben worden , und jetzt ist von ihnen nur als etwas Altväterischem die Rede . Das Wissen Fühlen etc  : von Gott ist durchaus eine Erhebung , ein Prozess des Bewußtseyns keines Wegs ein Unmittelbares  ; der Geist enthält wesentlich das Moment der Vermittelung . Diese Erhebung des Gemüths richtig zu fassen ist der Sinn der Beweise vom Daseyn Gottes , ein Bewußtseyn über diese Vermittlung zu haben  ; Es soll damit die Nothwendigkeit des Verhaltens des Geistes zu Gott dargestellt werden . Insofern haben diese Beweise ein ganz richtiges | Streben  ; 1 Dschelateddi lies Dschelal ed-din   36 des] der  

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zb über alles Endliche kommt er zuletzt zu Gott hinaus , oder durch die allge­ meine Harmonie auf ihn (Gott)[ .] Wird der Mensch daran erinnert  : daß hier das Absolute zu Grunde liegt , so wird ihn das stets bewegen . Kritisch hat man diese Beweise zunächst zu machen gewußt  ; – aber der Mangel ist nur die Form des Auffassens sonst ist Nothwendigkeit darin , in so fern werden wir sie verwerfen und rechtfertigen . Das Gemüth mit religiöser Tendenz raisonnirt daher mit nothwendigkeit in Bezug auf seinen Inhalt aber aus mangelhafter Form . Wir haben von Gott die Vorstellung und es ist die Forderung daß ihrer Sub­ jektivität das Seyn vindizirt werde . Die Vorstellung des Ersten also , welche mit dem Seyn durch den Beweis verbunden werden soll . So ist der Gang hier nicht , es wird vom Endlichen ausgegangen , und dieß wird erweitert zu dieser Allgemeinheit daß ihm die Bestimmung von Gott zukommen könne . Der Mangel ist hier also  : daß stehn geblieben wird bei der Weise des Übergangs als solcher  ; von einem Seyn zu einem andern . Die Reflexion bleibt fest bei unterschiedlichen selbstständigen Bestimmungen stehen , damit kommt sie nicht über die Endlichkeit ­h inaus zb weil das endliche Seyn ist , so muß ein Unendliches seyn  : hier stehn beide abstrakt gegenüber , und das Unendliche ist ein Vermitteltes durch das Endliche es kommt von ihm her . – aber es soll doch das Unbedingte sein , welches aber dem Gange widerspricht , der damit ein blosser subjektiver ist und keines Weges eine denkende Bewegung der Sache selbst . Es ist hier theils ein allgemeines Seyn , ein unendliches abstraktes aber auch ein endliches , manichfaltig beschränktes , beide sind so verlassen und in diesem Dualismus endlich . Die Welt der Endlichkeit gilt hier noch als ein Positives  ; das Seyn , als solches , ist aber das Wahrhafte , auf der endlichen Seite ist aber auch ein Seyn , und so ist das wahrhafte Seyn nicht das positive Seyn der endlichen Welt , welches es aber auch sein muß insofern es das allgemeine reine Seyn ist , als Gemeinschaftliches beider Seiten , d . h . »Gott ist dies Seyn in allem Daseyn .« Wie es Jacobi und Andre ausgedrückt haben . So ist Gott das Positive das nur auf der andern Seite das ganze abstrakte Negative hat , die erste Endlichkeit als solche  : G ot t i s t etc  : Die spekulative Bedeutung – Alles , was am Seyn positiv ist , ist göttlich und außer ihm bleibt Nichts übrig als das abstrakte  : da , als Schranke , Negazion . Es stellt sich hier gleich die Frage  : wie kommen diese 2 Seiten zusammen , oder in concreter Gestalt  : wie wird eine Welt ? | Das reine Seyn als solches , produzirt , als Thätigkeit nur Positives , so ist  : das Negative außerhalb . Reines Licht und reine Finsterniß (die Materie und das Seyn , in seinem Lichte) Das Bewußtseyn läßt nicht ab vom Konkreten , und treibt sich stets zur Synthesis der Entgegengesetzten , welche aber von der Reflexion als Abstraktion herausge­

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setzt sind , und so in dieser Weise das Bedürfniß des Gemüths nicht befriedigen . Dieß Raisonnement der Abstraktion hat die Erhebung falsch aufgefaßt , wie sich das aus dem darüber Gesetzten ergiebt  ; das Endliche muß an dem Wahren , dem reinen Seyn aufgehoben und zum Schein herabgesetzt werden , das Negative am absoluten Seyn . Ohne dieß hat die Erhebung keine Substanz , welche sagt  : weil das Endliche nicht ist , so gilt das Unendliche  ; dieß ist der spekulative Inhalt der Erhebung , die endliche Welt bleibt so weder in ihrem für sich seyn noch als abstraktes leeres  ; Gott hat so die Bedeutung des concreten Seyns , dem die Negation selber zukommt , als seine eigene Thätigkeit , der von ihm hiedurch gesetzten Schein-Welt . Das Wesen ist die Einheit der Unterschiedenen , und in so fern die Erhebung des Geists damit zu thun hat ist es  : daß das Gemüth sich allerdings vom Endlichen losreißt , aber nur zu dem concreten Unendlichen gehet , nicht dem ­abstrakten , dem die Welt ideell gesetzt und nicht als ein Positives gegenüber bleibt . Diese Idealität des Endlichen gehet aber der Reflexion ab . Die Idee Gottes muß einen concreten Inhalt d . h . die Wahrheit haben , und auf jeder Stufe Diese Idee bleibt weitern tiefern und reichern BegriV von Gott als zu Grunde liegend . Die Bestimmtheit bestehet nun in der Exposition überhaupt . sie beginnt mit der Form des Mythos als der Unmittelbarkeit . Nicht das abstrakte Seyn macht den Anfang hier , sondern die concrete Bestimmtheit des Seyns (mit concreten Inhalt) aber nur in der Bestimmtheit der Unmittelbarkeit .

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Zweitens die concrete Vorstellung Gottes ist nun zu betrachten , nachdem wir seinen metaphysischen BegriV hinter uns haben . Die concrete Vorstellung hat als Unmittelbarkeit in sich daß die Vorstellung ist d . h . daß sie Bewußtseyn als Beziehung auf ein Anderes ist | die Idee Gottes öVnet sich um Gegenstand für ein Anderes zu sein , sie ist als concret die Einheit des Unendlichen und Endlichen  ; das letzte ist das Andre , für das sie ist , die concrete Idee ist daher absolutes Urtheil , als Einheit Unterschiedener . Die Theilung der Idee als objektiv und als subjektiv wird uns später be­schäVtigen . Hier ist aber die Idee nur , als unmittelbar als Totalität , als schlechthin Alles in sich befassen Sollende . Diese Weise ist daher die endliche Natur , Gott wird angeschaut als in dieser unmittelbaren Einheit mit dem Endlichen und damit selbst in der Form des Endlichen der Unmittelbarkeit . Daher Gott als Natur und die erste Religion als

18 Mythos] Nyos   25 daß] das  

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Naturreligionen , in denen Gott noch nicht als Geist abgeschieden ist . Der meta­ physische BegriV Gottes hat es mit Abstraktion zu thun  ; hier ist Gott die mittelbare Einheit des Selbstbewußtseyns und der endlichen Natur . Der Naturdienst hat die Bedeutung , daß der Gegenstand in seiner Endlichkeit nicht als einzelner gilt , sondern die Bedeutung des Allgemeinen unendlichen Seyns hat . Diese Form muß sich 3fach gestalten . a) daß der einzelne Naturgegenstand die Bedeutung des unendlichen Seyns b) daß nicht ein einzelner Gegenstand gilt , sondern nur in seiner Beziehung auf das Unendliche , aber daß noch nicht das Andere für ihn vorhanden ist , hier ist das M a a ßlo s e der Qualität das Herumwälzen der Religion in Naturgegenständen , ein Herumgreifen in dieses und jenes , so daß Gott die Bestimmtheit seiner Realität stets überschreitet und verläßt . Die Natur ein Reich von Göttern c)  der Übergang zur weltlichen Stufe . Die Naturgestalten werden in ein All­ gemeines zusammengefaßt . Nicht dieser und jener Gegenstand wird verehrt , sondern das παν der Natur als eine Totalität . Die Natur ein Gott eine Totalität ad a) Es kommt hier stets auf das Fassen der Bestimmtheit an . Das Endliche ist hier stets auszugleichen mit dem unendlichen Wesen und dieß ist nur im absoluten Geiste der Fall . Hier aber ist das Concrete in der unmittelbaren Form des Natürlichen und alles Einzelne Natürliche . Hier ist Gott als Licht , Sonne , Himmel (bei den Chinesen) verehrt . Es sind diese Gegenstände – wie schon bemerkt – nicht in verständiger prosaischer Weise zu nehmen , nicht als einzeln seyende Dinge oder Kräfte oder als Materie  ; sie haben die Bedeutung der allgemeinen Macht , des Allgemeinen an und für sich Seyenden . Die Macht hat die Bedeutung des Vermittelnden , und als allgemeine Macht , das Mächtige hat Gewalt über das Andre  ; obgleich als selbst Anderes gegen das Andre zuerst bestimmt , so ist sein Anders-sein doch zugleich aufgehoben | eben durch seine Macht . Dieß liegt in der metaphysischen Bestimmung  : daß es das Negative des Andern und es selbst . Die Andacht erweitert sich hier obgleich die Sonne zum Gegenstand zur allgemeinen Substanz an der Alles andre nur Akzidenz ist . – Mit diesem einzelnen Naturgegenstand liegt die nähere Berechtigung darin , daß er auch als einzelner die Bestimmung des Allgemeinen selbst habe und von ihm durchdrungen ist . Freilich tritt hier die Inconsequenz ein  : daß dieser Gegenstand zb des Lichts , auch eben Andern erscheint , obgleich es als Allgemeines aufgefaßt ist . Aber die Andacht faßt hier nur das Allgemeine auf und daher ist sie nicht absolut , sonst würde sie als absolute Macht den unmittelbaren Naturgegenstand zerschmelzen . 14 jener] jenen   27 Anders-sein] Anders , sein   36 faßt] fäßt  

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Soweit der Himmel etc ausgedehnt ist , muß auch das Andre auf dieser Stufe hinzugefügt werden und damit kommt die Verehrung des Göttlichen auch in der Weise von Thieren und Menschen herein . Hier ist der Naturgegenstand kein Symbol der Idee , sondern der Naturgegenstand ist der unmittelbar existirende Gott . Die Naturgegenstände sind um ihrer abstrakten Allgemeinheit willen zuerst die Weise des Göttlichen Das Allgemeine ist als concret so bestimmt , daß das Endliche zugleich negiert ist , womit es (das Allgemeine) als Macht constituirt ist , die , als solche , ein Daseyn hat  : Sie ist sich auf sich beziehende Negativität , in höherer Bestimmung das , was wir Subjektivität nennen . Die Idee hat als Macht daher nothwendig die Bestimmung der Subjektivität und muß daher auch zu einem Gegenstand fortgehn , der für sich die Subjektivität ausdrückt  : Luft elementarische Gegenstände überhaupt sind nicht solche subjektive daher treten die Thiere und der Mensch als angemessener hervor , als für die Bestimmung der Macht . Hierher gehören die religiösen Anschauungen welche Gott im Thiere oder Menschen verehren . Sie sind als Fortgang zur Subjektivität anzusehn . (Der Apis (Ochse) in Ägypten , die Kuh und AVen in Indien , auch die Braminen sind dort Götter) Die christliche Religion kann uns einfallen , wo eben Gott als Mensch verehrt wird , aber beides ist absolut different  : Christus ist zb . schon ein gestorbener , er hat sich nicht als Gott an­beten lassen in seinem Leben  ; die christliche Religion schaut Gott als Geist an , und hält nicht in dem uns verächtlichen Thier Dienste . Wir nehmen den Licht oder Sonnen Dienst der alten Perser nicht | so übel , weil der Thier Dienst nicht eine Erhebung des Geistigen , sondern eine Vertiefung in die Sinnlichkeit  ; das Thier ist das conzentrirteste Äußerliche , Einzelne , aber diese absolute Endlichkeit ist zugleich der Ausgangspunkt für die Erhebung , der nunmehr vom religiösen Bewußtseyn verlassen werden soll . Auf diesem Punkt ist der höchste Widerspruch und diese Härte soll aufgelößt werden (der Gott wird im absolut Äußern , dem Thiere verehrt) (der Mensch ist freilich denkend , aber wenn der Mensch hier in der Religion als Gott verehrt wird , so wird er nicht nach seiner Unmittelbarkeit verehrt , dieser Zeitliche , der gestorbene Mensch , der gelitten hat gekreuzigt ist , und erhoben dafür , das ist nicht der unmittelbare Mensch . Die natürlichen Religionen haben den unmittelbaren Menschen . Es ist hier die höchste Depression , Niederträchtigkeit des Geistes , denn das Absolute ist hier in der völligen Äußerlichkeit . Die Degradation darin  : daß die menschliche Ge­ stalt selbst daran erinnert , welche als das Bestehende gelten soll . Solch religiöses

21 anbeten] andeuten   22 den] der   25 Einzelne] Einzelnen   30 als] des  

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Bewußtseyn ist nicht mehr ein unschuldig unbefangenes , weil es zur Erhebung gedrungen ist , und doch beharret a d b . Der Widerspruch muß auftreten , die Unangemessenheit der Momente der Idee , die als Macht zu ihrer Existenz das Unmächtige hat . (Man hat daher die Götzen zerstoßen , Kambyses durchstach den Apis um die Ohnmacht zu zeigen) . Das Bewußtseyn der Unangemessenheit bestehet nur darin  : daß die einzelne Existenz hier die Manifestation der Idee ist , auf der andern Seite geht sie über die Natur nicht hinaus , behält ihre Gestalt , und geht von einer zur andern , als herumirrendes Wandern . Aller Reichthum der Natur wird zur Darstellung des Göttlichen verwendet , Pantheismus der Natur hat seine Stelle hier . Die endlichen Gestalten werden aus ihrer Bestimmtheit herausgetrieben , und erhabene Anschauungen gelten hier , d . h . die Naturgegenstände werden über ihr Maas aufgespreizt und das Maaßlose das Princip dieser Sphäre . Durch das Auftreiben gehet es in’s Abentheuerliche Bizarre , Widrige , wodurch auch die Abwechselung von bestimmter Gestaltung zu völliger Zertrümmerung des höchsten zum gemeinsten Gedanken verbunden ist . In Indien hat dieser Prozeß seinen Boden . | ad c Eine Resumzion dieser unmittelbaren Äußerlichkeit in den Gedanken , wodurch der Übergang zur neuen Stufe . Die ganze Natur , nicht ein einzelner Gegenstand derselben wird als Gott betrachtet . Die Gesammtheit der Natur wird daher als göttliches Wesen gewußt . Die physische und geistige Natur wird in ihrer Äußerlichkeit verehrt . Die Totalität des unmittelbaren Daseyns ist aber nur Vorstellung  ; ist auch nie vollständig , denn die Extension des Vergangenen etc gehört ebenfals dazu , das Ganze der Natur ist auch überhaupt nicht in der Anschauung sondern in der Vorstellung . Diese Stufe enthält den Spinozismus , die unmittelbare Wirklichkeit ist in ungetrennter Einheit mit der Allgemeinheit , die unendliche Vielheit mit dem Ei­ nen . Dieser Spinozismus kann in allen Religionen nicht vorkommen  ; der spätere Natu­ralismus und Materialismus (in Frankreich in den 80gern und jetzt noch in England) fällt in diese Sphäre . Hier wird gesagt , daß die Natur der ganze Complex der Gesetze , Wirkungsweisen sey . Den Menschen , Geist etc . hat man überhaupt als Resultat dieses mechanischen Prozesses dargestellt . (Die Einheit der geistigen Idee ist von ganz andrer Art , als die , welche man unter der lebendigen Materie vorgestellt hat .) Nach Betrachtung der concreten Sphäre , welche schon auf Anderes zeigt , haben wir nun 8 hier die] für den  

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D r it t e n s die Beziehung auf das Selbstbewußtseyn vorzunehmen . Die Seite der Subjektivität welche im Religiösen in ihrer ganzen Conzentrazion a) Verhältniß des Selbstbewußtseyns zu dieser unmittelbaren Idee Das Selbstbewußtseyn in seiner Erhebung verhält sich auf unmittelbare Weise als substanzielles Seyn in Einheit mit seinem Gegenstande . (Der Kultus = sich identisch zu setzen . (aus seiner Trennung) mit dem Allgemeinen) Auf dieser Stufe ist die Urtheilung der beiden Seiten der Idee nur formell , das Selbstbewußtseyn ist an sich noch nicht zur Totalität , als geistiges Reich der Innerlichkeit ausgebildet  ; das Bewußtseyn verhält sich zwar auch zur Substanz , aber die Natur des Verhaltens ist  : daß es in unmittelbarer Einheit mit derselben ist . Weil aber die Negativität der Abstrakte Unterschied , | auch vorkommen muß , so ist dieß Negative noch nicht die eigene Einbildung des Selbstbewußtseyns in sich , als frei für sich , daher ist es aus dem Verhältnisse ausgeschlossen  ; so steht es denn drüben , und der Dualismus ist da , das Negative als ein Reich des Bösen , das ausgeschlossen ist aus dem Religiösen , (mehr in der Weise des ve r g a n g e ne n K r ie g e s vorkommend , die Feindschaft , das Negative ist aus dem Cultus geschieden , ist anderswo , daher tritt dann auch in dieser Religion keine Versöhnung ein) Der Cultus hat als Einheit in sich das Leben im Licht im Guten . Das Volk ist so eine allgemeine Priesterschaft und all sein Thun ist ein religiöses überhaupt , es ist das Ganze in Einigkeit . In der Religion muß ausdrückliches Bewußtseyn eine ausdrückliche Erhebung zu Gott vorkommen , abstrahirt von der andern Wirklichkeit . ergo  : ein Preisen , Anrufen Gottes für sich . Dieß anrufen ist zunächst ein abstraktes Verhältniß in welches das concrete Leben nicht eintritt  ; aber dieses kann das göttliche Leben auch nicht entbehren , daher gehört noch die ganze äußerliche Wirklichkeit alle Verrichtungen der Zeitlichkeit und alles bedürftige Thun der Individuen dazu . Das ganze Leben ist so ein Heiliges in dieser Identität . Die ganze Äußerlichkeit wird dadurch erhalten in dieser Einheit , wozu denn Ausschließung des Beliebens , der Willkühr gehört und Festsetzung bestimmter Normen für den Dienst gegen ein Anderes . Feierlichkeit in den geringsten Handlungen des Lebens zeichnet den Morgenländer vor dem Europäer aus Das gemeine Leben der Menschen ist noch nicht vom religiösen Leben abge­ schieden , daß das erste für sich gleichgültig sei dazu gehört daß das Geistige für sich zur Totalität herausgearbeitet sey , dieser Dualismus ist nur im Oriente noch nicht vorhanden . Hier ist Essen und Trinken , Verkauf etc . noch nicht zur Bedeutung des gemeinen Leben herabgesunken . Das Zufällige , uns Gleichgültige gilt hier als ein substanzielles Thun (sogar bis auf’s Ausspeien) im Reiche des Lichtes , als Wandel .

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Feierlichkeit , Würde gehört daher zu diesem Thun , der Schein der Zufälligkeit Willkühr etc . ist zu entfernen . Solche Form , Vorschrift ist auch nur eine solche  ; das Thun bleibt doch endliches das auf der andern Seite , das Andre hat  ; nur äußerliche | Form ist hier am äußerlichen Inhalte somit vorhanden , die Differenz des äußerlichen Lebens vom absoluten Gegenstand . Dieser endliche Zweck muß hiermit ausdrücklich aufgehoben werden , welche Negazion aber nur auf unmittelbare Weise geschehen kann , und diese Seite im Cultus macht » d a s O p f e r« aus . Es enthält das Aufgeben einer unmittelbaren Endlichkeit in dem Sinne , daß ich solche , als mir angehörig nicht für mich haben will . Auf dieser Stufe ist das Opfer eigentliches , als solches . Weil hier noch die Tiefe des Geistes fehlt , so kann das zu Negierende nicht als innerlicher Prozeß seyn , ist keine Negazion des natürlichen Gemüths das ge­ brochen werden soll . – sondern das Individuum ist hier nur im B e s it z e als für sich seyend , also auf unmittelbare Weise . Das Subjekt giebt seine Endlichkeit auf . Dieß der Karakther des Opfers das in einer geistigen Religion nicht mehr vorkommen kann – nur figürlich . Das Opfer kann der Verehrung , dem Preise etc . angehören , ich gebe etwas hin , das für mich Werth hat . (Sinn der Geschenke in Asien , wo der asiatische Herrscher erscheint , werden ihm Gaben gebracht nicht damit er reicher werden soll  : denn er besitzt schon alles , sondern auch hier wird nur das Einsseyn mit dem Absoluten gegeben . Das Opfer kann auch zur Negazion der Verunreinigung seyn . Orientalische Religion daher eine unendliche Menge von Reinigungen , wegen des Bewußtseyns der Endlichkeit in allen Handlungen des gemeinen Lebens überhaupt . Die Bücher der alten Perser , der größte Theil der Zend-Avesta hierüber Vorschriften . Das Opfer daher keine Strafe , kein Übel das auf ein früheres zu erleiden ist (Berechtigung mischt sich hier überhaupt noch gar nicht ein , bei uns würde Aufgeben des Eigenthums als Verlust gelten) das Opfer zugleich auch etwas Symbolisches  ; es ist eine endliche (unreine) Handlung gethan worden , die auf eben so äußerliche Weise abgethan werden soll  ; das endliche Gethan seyn ist nicht ungeschehn zu machen (Reue ist hier fremd) daher ist Vertausch am Orte , ich habe eine andre endliche Existenz einzusetzen , um es von mir abzubringen . Dieß kann | nun viel geringer sein als das Erworbene selbst zb . von der Ärnte nur einige Früchte . Spätere BegriVe innerer Religion sind von diesen ganz entfernt zu halten . Der allgemeine Karakther dieser Gottesdienstlichen Handlung ist , was wir das Ceremoniöse überhaupt nennen . Es sind theils alltägliche Handlungen , nothwendige der natürlichen Bedürfniße , und hier hat die Willkühr das Recht der Bestimmung des Thuns  ; aber ferner liegt darin  : daß diesem gleichgültigen Thun eine besondre 10 eigentliches] eigent(als Kürzel  : lich)liches    18 ihm] ihm ihm  

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Wichtigkeit eine religiöse Beziehung gegeben werden soll . In dieser Religion ist hier auch kein Unterschied , dem nicht eine besondre Wichtigkeit gegeben wäre zb . Bei den Speisen . Die Zufälligkeit der Combination , das , was eine andre Handlung negieren soll kann nun keine Nothwendigkeit in der Beziehung haben , dieser ceremonielle Gottesdienst hat daher eine Menge von Opfer , Reinigungen etc . Bei denen wir gar nicht einsehen , welche Beziehung der Inhalt hat zu dem , was durch ihn weggebracht werden soll . Haben diese Zeremonien Sinn gehabt , so ist es nur sehr oberflächlich gewesen , und durch die Gewohnheit verloren sie auch diesen[ .] Viel Aberglauben . In so fern das Opfer als Strafe erscheint so bezieht es sich auf ein endliches Thun , das einem andern zuwider – also Verletzung eines vorgeschriebenen – aber dies ist das Opfer nicht , es ist nicht Aufopferung . Die Strafe hat hier einen ganz troknen Sinn nicht den gewöhnlichen oder religiösen . Die wirkliche Strafe bekümmert sich nicht um das Innere des Verbrechens , (die kirchliche Buße hat die Forderung der Besserung zum Zwecke) . Die Strafe hat hier den Sinn  : daß das Verletzte ausgeglichen werden soll . Auf der Stufe der Naturreligionen sind überhaupt Staats und Religionsgesetze in Einem wie zb noch so gar bei den Türken , obgleich hier schon nicht so strenge  ; sonst ist bürgerliche = religiöse Gesetzgebung in diesen Religionen[ .] Der Staat setzt für sich seyenden Willen voraus , der sich von der Willkühr befreit hat , hier wird die Verletzung durch Verletzung ausgeglichen Diese concrete Andacht hat sich bis jetzt also auf das endliche Leben bezogen Es ist aber noch eine Seite des endlichen Seyns da , welche in Beziehung auf das Unendliche gesetzt werden muß . Ein weiteres zweckmäßigeres Thun , ein Thun nach der Vorstellung als produzirende Thätigkeit tritt ein  ; Harmonie etc geschieht mehr nach unmittelbarer Weise oder Gewohnheit überhaupt . Die Thätigkeit welche | das Innere ausführt ist nicht Thun der Gewohnheit sondern eines der Vorstellung , ein Thun nach Zwecken  ; Es ist auch endlich in sofern es endliche Zwecke hat , es ist formelles Thun , aber es ist zu erweitern zu einem Thun nach unendlichem Zwecke . Dieß ist Arbeiten überhaupt , zunächst ein endliches , es wird aber durch seine Religiosität auf’s Unendliche bezogen , so entstehen Werke der Andacht . So sehen wir hier nicht mehr das Selbstbewußtseyn in seiner Unschuld , sondern übergegangen in produzirende Thätigkeit , als sich selbst und den gemachten Gegenstand anschauend . Es ist hier Sache des Kultus (nicht unser Kirchen- oder Tempelbau , wo man mit einer Rechnung kommt , und es gern ersparen möchte etc .) Hier ist es ein p e r e n n i r e nd e s Arbeiten als Zweck für sich , die Arbeit soll fertig werden  ; aber ist es geschehen , so legt man die Hände nicht in den Schooß , sondern es geht weiter . Betrachtet man diese Periode ge­ schichtlich , so sehen wir diese ungeheuern Arbeiten stets instinktmäßig perenniren (vom Tanze bis zu ungeheuren objektiven Produkzionen geht dieß fort) sie

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sind Monumente und wenn eine Generation oder ein Fürst das Werk vollbracht , beginnet die Sequenz das neue . Freie Phantasie der schönen Gestalt kommt hier nicht auf , sondern nur das Kolossale , es ist noch Vermischung mit dem Natür­ lichen da , wodurch die Produkzion verunreinigt wird , was diese nun vermag ist die Übertreibung der Masse als das Ungeheure , Fratzenhafte , bizarre , borocke , welches seine absolute Regel noch nicht gefunden hat . Noch ein Moment , das sich auf das Extrem der Naturreligion bezieht und in Specie auf das Maßlose derselben , wo sich das Endliche umhertaumelt um sich mit dem Unendlichen auszugleichen (und das im Prozeß) Vornehmlich im Indischen der Fall . Der Bruma wird verehrt , er ist das reine Wesen , das ganz unsinnliche der reine Gedanke , was in der jüdischen Religion Gott heißt  ; aber sie haben neben ihm auch unzählige andre Götter , Gestalten , daher Bruma nicht die absolute Macht , sondern die Gedankenlosigkeit läßt alle diese Götter herrschen  ; das Endliche geht daher hier ins Maaßlose und das Unendliche wird wieder zum Gemeinen herabgesetzt . Bruma ist wohl der Eine , aber der Machtlose , | die Andern können sich alle dazu erheben  : ergo  : das Absolute in der Indischen Religion gar nicht vorhanden . Indem aber doch ein Verhältniß zum unendlichen sein soll , so ist dieß nur negativ , durch Negazion des Endlichen , hierhin fallen nun die abstrakte Prozeduren der Strenge , welche wir in mehreren Religionen finden . Das Endliche kommt nicht zur Versöhnung , sondern nur zur Negazion  ; hilfloses , trostloses bringt hier nur die Identität zu Stande . Hier ist keine Buße – sondern vollkommene Resignazion – daher auch keine Strafe . Denn wer auf Alles resignirt , der verlangt auch keine Strafe , wenn er verletzt wurde . Vollkommene Leerheit des Bewußtseyns in Indien (eine Wallfahrt durch Koboldschießen  ; schreckliche Situazionen überhaupt vieles Umbringen  ; eines der höchsten Verdienste auf die HyMaleia (einen hohen Paß 16 ,000 Fuß hoch) und sich dort tödten bei einem Tempel , der an einem Schlund stehet) Solche Züge gehören wesentlich zu dieser Religion . Ein europäisches Staatsleben kann auf solcher Stufe des Bewußtseyns gar nicht stattfinden , denn dazu muß das Selbstbewußtseyn aus der Unmittelbarkeit in die Unendlichkeit seiner Freiheit gegangen sein (Grundlage des europäischen Lebens) Das Absolute hat sich noch nicht erfaßt , daher fehlt Menschenwürde , daher haben hier auch nur die Extreme Gewalt . Das Edle , Schöne , fällt hier auf die Seite der Hingebung , Liebe , welche mit aller Pracht der Phantasie ausgeschmückt und dargestellt wird , Unerschöpflichkeit von Zartheit und Lieblichkeit gegen das alles europäische Ritterthum nur ein entfernter Abglanz ist  ; allein dieser schöne Kreis des Lebens steht tiefer als der , indem sich das Recht , die Freiheit festsetzen . Wo 3 Vermischung] Vermischung da  

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sich nur die Liebe geltend machen kann da ist nur ein elendes Volk  ; die Liebe hat da auch deshalb kein Recht . Im Oriente geht die Liebe aber auch ins grade Gegentheil über  ; feste Bande , die ein höheres sind , als das Zufällige der Liebe , gelten nicht nach ihrer Substanzialität Wir können nun zur 2 . Stufe gehen zur

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Religion der Erhabenheit und Schönheit .

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Der Übergang dazu liegt  : vom Seyn ins Wesen von der Unmittelbarkeit zur Sammlung des Gedankens in sich mit Bewußtseyn des Negiertseyns des Unmittelbaren , welches jetzt als Unwesentliches ist . | Die Religion des Maaßlosen muß herüber treten , beruht auf logische Noth­ wendigkeit . Im Maaßlosen ist das Allgemeine für sich aber nur als abstrakt Un­end­ liches , die aufgespreizten Gestalten zerbersten im Maaßlosen , weil ihnen dieses noch nicht immanent ist , und nur äußerliche Bestimmtheit ist . Das unmittelbare Naturseyn , wird im Maaßlosen zwar negativ gesetzt , aber damit ist es nur ein Wechsel der Bestimmung in der die Gestalten verschwinden , daher ist hier negatives und positives Setzen , folglich inconsequent  ; das Maaßlose ist sowohl die Macht als die Ohnmacht . Das Wesen ist nicht abstraktes Fürsichseyn , sondern die concrete Totalität  : das Absolute . Damit als absolute Macht bestimmt , die sich selbst unterscheidet , aber diese Unterschiede zugleich nur als Schein gesetzt hat . Das Absolute hat sich hier als  : »das Wesen« bestimmt  : in dem alle Bestimmung ideell gesetzt ist . Es ist daher in sich befriedigt (nicht so das Maaßlose) es ist die Totalität in sich selbst , bedarf der Naturgegenstände nicht zu seiner Realität hat sein Anderes an ihm selbst , als sein Scheinen in sich . Das Wissen ist freilich nicht die höchste Bestimmung der Idee , aber es ist eine grosse Erkentniß des Wesens , indem die Völker sie gefaßt haben , treten sie in den Boden der Geisterwelt  ; das Versenktseyn des Geistes in die Unmittelbarkeit ist damit gebrochen . Das Wissen hat an ihm auch unmittelbar Daseyn und seine Bestimmtheit ist seine Manifestation d . h . es unterscheidet sich d . h . es ist für ein Anderes , aber dieß nicht natürliches Daseyn , sondern es bleibt im Innern in sich zurückgenommen als ein Scheinen . In den Naturreligionen scheint es nicht , hier nur unmittelbar . Diese Macht , das Wesen bestimmt sich auch als Subjekt als sich auf sich beziehend , nimmt seinen Schein unmittelbar in sich zurück , und dafür den Namen  : »des Herren« , als über Alles herschend . Indem sich die Macht als sich auf sich beziehende Negativität bestimmt , ist sie das Gewalthabende über das 12 dieses] dieser  

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Andre , welches jetzt als unwesentliche Existenz gilt . Das Fürsichseyn schließt eben Anderes aus , und damit tritt hier wieder eine sinnliche Welt auf , aber als unterworfen . Hier ist nicht endliche äußerliche Herrschaft sondern absolute als sich auf sich beziehende | Negativität  ; das Wesen als Totalität ist eben die Materie an ihm selber  ; die Materie die Grundlage der Form  : (die Indifferenz gegen die Form ist aber nur ein Moment der absoluten Macht) Reden wir von Macht , so jetzt die absolute zu verstehen , an der alles Endliche als Schein gesetzt ist . Das Selbstbewußtseyn ist so auch nur Schein , aber zugleich als für welches sie sich manifestirt . Die Reflexion der Macht ist selbst abstoßend von sich und so beginnt das Selbstbewußtseyn für sich , welches aber nur erst abstrakte Subjektivität ist , die nach ihrem concreten Inhalte zugleich nur Schein heißt . Das Selbstbewußtseyn ist daher wesentlich und auch unwesentlich (als Schein) gegen das Absolute Zweitens ist die Macht als entwickelt zugleich als Nothwendigkeit bestimmt . Die Realisirung dieses Scheines ist die Bestimmung daß das Wesen als Noth­wendig­keit erscheint d . h . unterschiedene Gestalten sind schlechthin abhängig von einander und haben ihr Gelten in gemeinsamer Wurzel . Nothwendiges gilt als ein Fremdes für mich , aber ich wäre demselben nicht unterworfen , wenn ich in wesent­ lichem Zusammenhange stünde . (der aber nicht für mich ist) also Schein an ihm) das Wesen mit realisirten Scheine = Nothwendigkeit (die Fremden darin zusammen) . Mit der Gestaltung der Differenz ist es in der Nothwendigkeit kein Ernst . Das Absolute erscheint so a) als abstrakte Nothwendigkeit und b) als innere Realität Diese Realität hat aber auch in ihrer Gestaltung ein Moment das nicht geistig ist , also ein Endliches . An sich sind beide Seiten dasselbe  : sie sind aber der Idee theils angemessen , ­theils nicht , ihre absolute Identität , das wahrhafte für sich seyn ist noch nicht ge­ setzt , als freier BegriV , der BegriV ist nur hier an sich oder in Form der Nothwendigkeit (Schicksal) gesetzt , hat noch seine Realität nicht im identischen Daseyn . – Daher die Bestimmung des Innern hier selbst noch endlich Also beide Religionen , des Wesens und der Nothwendigkeit , oder der Erhabenheit und Schönheit Die Religion des Erhabenen ist nicht die , welche das Maaßlose hat . Es kann sich nur des unmittelbar Vorhandenen bedienen , oder verzerrt es um eine Angemessenheit mit dem Innern herbei zu bringen , aber die Erhabenheit ist mit dem 19 ) 2 ] Anfangsklammer fehlt   24 ihrer] seiner   31 Wesens] darüber  : a  Nothwendigkeit] darüber  : b   31–32 Erhabenheit] darüber  : a  32 Schönheit] darüber  : b  33 des] der  

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Unmittelbaren fertig , es wird das Wesen als die Macht , der Herr ausgesprochen und nur hier hat die Religion der wahrhaften Erhabenheit | ihre Stelle , keines Weges bei dem Übertreiben , sondern als absolute Macht . Die Religion der Schönheit (nach abstrakter Seite Religion der Nothwendigkeit) ist die andre Seite , sie giebt ihrer Realität eine positive Gestalt , welche aus dem Geiste erzeugt und sein positiver Ausdruck ist , nur sein Symbol ist . Mit der Äußerlichkeit behaftet , mit seinem Elemente , aber zugleich bekommt der StoV nur seine Bedeutung durchaus Geistige , daher liegt die Nothwendigkeit der Religion der Schönheit zu Grunde  ; die Äußerlichkeit bloß ein Scheinen des Innern , welchem es aber nicht angemessen und daher dieses selbst verdirbt  ; – daher conflict , nur an sich ist Identität , daher Fremdheit beider und somit Endlichkeit gegen einander .

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Me t h a phys i s c h e r BegriV

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Bedarf für sich keiner weitren Erläuterung , schon früher gehabt . Das Wesen bestimmt sich als Macht , und als Einer  ; und giebt sich zugleich Realität die zugleich Schein , so daß die Macht bestimmt ist an und für sich , dieß so bestimmte Wesen ist Nothwendigkeit . Gott ist Einer  ; Wie auf diese Bestimmung gekommen ? Folgt  : das Seyn gehet über zum Wesen dieß ist in sich reflektirt (ens) und daher eins . Damit die intellektuelle Welt überhaupt er­öVnet , daß Gott Einer ist , diese Bestimmung ist von unendlicher Wichtigkeit . Gott ist Einer und das Absolute ist das Eine , dieses beides ist verschieden (Parmenides sagt  : το ον ist , Plato το ἑν) das Eine muß in die Beziehung auf die Mannigfaltigkeit gesetzt werden  ; denn es ist dadurch bedingt , es muß daher dazu erhoben werden . indem es nun wesentlich darauf bezogen ist , ist es zunächst unmächtige Allgemeinheit und darum  : weil es abstrakt ist und das Manichfaltige außer ihm fällt , erst die Macht , als der Eine aufgefaßt , ist die absolute Macht  : denn die Seite der Realität (andre Seite der Idee) ist nicht das vielfache Weltwesen , sondern selbst als Allgemeines gesetzt , als Aufgehobenseyn des unmittelbaren Seyns des Allgemeinen in sich reflektirt , dessen andre Seite identisch mit ihm ist , als alles andre Seyn befassend , und so ist es erst das für sich sein . Die Reflexion sagt  : G ot t i s t E i ne r   : als eine Bestimmung von ihm , und damit ist der Unterschied vom Substanziellen | der Beweis  : daß Gott nur Einer , geht gegen die Bestimmung der Vielheit welche bei der Nothwendigkeit herein­ kommt . Hier geht also die Widerlegung den späteren Bestimmungen voraus . 23 muß] muß sich  

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E i ne r ist abstrakte Reflexion in sich ohne weitern Inhalt . Daher einseitig als bloße Macht – – Das andre Moment , der Nothwendigkeit enthält das an und für sich bestimmtseyn , der Inhalt soll aber so erst an und für sich bestimmt sein und daher fehlt die absolute Reflexion in sich und die Vielheit tritt auf . Das Spätere ist somit zwar das Koncrete , aber sein Mangel ist eben das Eine . Gott ist Einer hat seine Heimath besonders im Oriente , das Morgenland enthält aber zwei verschiedne Welten , und zwar nach seiner klimatischen Differenz . Die Reflexion führt den Beweis  : daß Gott Einer ist , nur – wie schon oben gesagt  : – in der Weise , daß es ein Prädikat von ihm , es handelt sich daher nur darum zu zeigen  : daß die Vielheit dem Substrate angemessen  ; Sehr leicht zu zeigen  : theils kann die Vielheit der Götter in Conflict gerathen  : sie sind verschieden  : weil sie viele sind , dieser Conflict drückt aber den Widerspruch der Vielheit aus , jeder soll sich behaupten und die Endlichkeit kommt unmittelbar heraus , da­m it die Unangemessenheit des Göttlichen . Stellt man sich die Einwirkung gleichsam nur auf der Oberfläche vor und die Reakzion und im Ernste und die Subjektivität für sich bestehend , also nach Weise der endlichen Substanzen – so ist die Substanz damit nicht weise , nicht an und für sich seyend , oder Form =  Inhalt . Solche Vorstellung verschwindet aber auch schon in der Voraussetzung Gottes , als des Allgemeinen , in dem der Inhalt keines Weges so ein endlicher ist . Die Vorstellungen vieler Götter werden durch ihre Qualitäten zerstört  : so bald sich der Gedanke zu dieser Allgemeinheit erhoben hat , kann der Gedanke das Endliche auch nicht bestehen lassen oder durch nichtige Form retten . Auch wird die Vielheit als indifferend , als sich nicht berührend genommen , ganz conflictlos Ist dieß – so meint die Reflexion dieß sey nicht zu widerlegen , weil der Mangel des Conflicts den Widerspruch abwehrt  : | aber dieß vermag auch nur die Breite der Vorstellung der alles möglich ist , da sie alles isoliren kann und so in sich nicht wider sprechend hat . Diese Verschiedenheiten sind aber denn auch nur in unserer Reflexion . sie selbst wissen nicht’s von einander , und somit auch der Widerspruch gegen die Voraussetzung Gottes  : als der allgemeinen Macht und sind die Qualitäten bei den verschiedenen gleich , so ist eben die Continuität , daher die Verschiedenheit null , So raisonnirt die Reflexion und in ihrer Weise mit Recht . Es ist aber die Unangemessenheit  : daß das Allgemeine vorausgesetzt wird , und es nur um das Rechtfertigen des Prädikats zu thun . Beides fällt vielmehr zusammen  : das Wesen als allgemeine Macht und die Bestimmung des Einen . Der Beweis der Reflexion hat – obgleich in seiner Weise richtig – daher den Mangel an Einsicht . Es ist vielmehr zu beweisen  : 22 nichtige] davor ein unlesbares Wort   37 beweisen  :] beweisen .  

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d a ß G ot t d ie a b s ol u t e M a cht i s t der Übergang vom Maaßlosen zum Wesen , die Genesis der Voraussetzung (der Reflexion) ist zu zeigen . Der kosmologische Beweis . Das Daseyn ist zufälliges Seyn und macht ein Absolutes Seyn nothwendig . Der Fortgang , diese Erhebung , ist allerdings nothwendig . Das Zufällige hat seinen Grund in einem Andern , dieß ist aber wider ein Zufälliges , daher unendlicher Prozeß . Dieser ist abzubrechen . (In der Geschichte sucht man endliche Ursachen  : pragmatisches , freies Behandeln) Kann der unendliche Prozeß abgebrochen werden ? Dieser bleibt nur im Endlichen , und ist der Gang der endlichen Wissenschaf­ ten überhaupt  ; indem sie irgendwo abbrechen geschieht dieß durch Willkühr . Das Endliche ist nicht causa sui , sondern das Bestimmende ist ein Anderes seiner selbst , es ist nicht in sich zurück kehrend  ; sondern geradlinig , stets kehre ich zu der Bestimmung zurück , von der ich sage , daß sie nicht wahr ist . Daher thut der unendliche Prozeß gerade das Gegentheil seiner Veranlassung . Somit ist der Grund als an und für sich zu bestimmen , und nicht das Endliche , als das mit sich harmonierende , seinen | Grund in einem andren habenden . Der Fortgang ist im Denken nothwendig zur Einheit in sich selber , die ihre Ursache und Wirkung in sich selbst , das Andre in sich selbst hat . Die Form , welche die Reflexion aber hierin beobachtet ist schief  : denn es soll von einem zufälligen Seyn auf ein an und für sich seyendes Seyn geschlossen werden . Dieser Fortgang aber widerspricht grade seinem Inhalte . Der BegriV der Nothwendigkeit ist nicht’s Anderes , als daß dieser eine Vermittelung ist von Einem zum Andren , aber zweitens  : daß die Vermittelung sich aufhebt , daß nur eines das Nothwendige ist . wodurch die Dif­ ferenz aufgehoben ist . Der BegriV der Nothwendigkeit ist unmittelbar Gegenstoß in sich selbst , es ist darin die Vermittlung und das Aufgehobenseyn derselben ergo  : die Vermittlung der Vermittlung Kant hat besonders die Beweise der vormaligen Metaphysik über das Daseyn Gottes verschwinden gemacht , so daß man es für Schande sogar hält noch davon zu sprechen . Der reelle Inhalt gut , nur die Form schlecht . Über den kosmologi­ schen Beweis hat Kant besonders triumphirt (ein Nest voll Unfug) Er sagt  : nur in der Endlichen oder Sinnenwelt oder der der Reflexion geht es an von einem Zufälligen auf ein Andres , als seine Ursache , zu schließen , allein dadurch hat man nur eine relative oder ebenfalls endliche Ursache , sie steht auf der andren Seite , und das ist sehr recht (Insofern der Mensch Religion hat setzt er sich auf den intellektuellen Standpunkt auf dem nicht das Endliche das Wahre ist) Zweitens sagt Kant  : komme der Beweis nicht weiter als zur Nothwendigkeit und das sey keines Weges der BegriV Gottes der das Allerrealste Wesen sei 27 vormaligen] vormal mit Kürzel für -en   32 allein] allen  

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bestimmte religion · erhabenheit und schönheit51

(wolfsche Metaphysik) . – Gott ist damit nicht in seiner totalen Bestimmtheit ausgesprochen  : aber Gott hat verschiedene Stufen seiner Bestimmung und unter diesen ist die Nothwendigkeit ebenfals nothwendig – aber nicht die letzte . Die Nothwendigkeit ist nur der BegriV ansich noch nicht in subjektiver Form gesetzt . Die eigentliche Bestimmung des Wesens ist in der Nothwendigkeit oVen­bart  , die Freiheit fehlt noch , sie ist nur erst an sich hierzu (zur Freiheit)  ; die Noth­wendig­keit bestimmt ist das tiefere , welches darin ausgesprochen ist . Gott ist Einer wenn gleich hier die subjektive Bestimmung so ist sie doch leer aber der Inhalt der Nothwendigkeit fehlt und daher sind beide Bestimmungen nur in ihrer Ein­ heit = Wahrheit . Gott ist Einer d . h . | er hat noch keine Zwecke , ist bloß absolute Macht , der Inhalt fehlt noch .

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Zu betrachten . Die Macht giebt sich nicht eine positive , eigene Realität , sie ist noch ohne Inhalt , ohne den Prozeß der Nothwendigkeit – daher die Macht noch in negativen Verhalten . Das Absolute ist aber die Macht der geistigen und natürlichen Welt  ; für die Vorstellung ist diese Macht der Geist , dem deshalb auch geistige Prädikate zugeschrieben werden  ; aber es ist davon zu unterscheiden  : ob diese die Natur des Geistes auch expliziren , die Thätigkeit des Geistes ist seine Realität , das Subjekt gilt für die Vorstellung wohl als Geist aber wie der Inhalt seiner Thätigkeit wesentlich bestimmt ist , darauf kommt es an . Ist das absolute als Macht bestimmt , so ist wenn die Vorstellung auch den Geist darunter verstehet doch zu sehen  : ob das Subjekt auch in seiner Wahrheit ge­ setzt ist . In der negativen Beziehung auf sich selbst besteht diese , d . h . sie hebt ihre Identität auf , setzt den Unterschied und resumiert ihn . Auf dieser Stufe ist das Absolute wesentlich als Schöpfer und Erhalter der Welt und der mit ihr Gericht hält . Die Schöpfung ist Ausdruck der Vorstellung , das Spekulative darin ist in ihr eingehüllt . Schöpfung = Hervorbringen aus Nichts  ; der reine BegriV der Schöpfung ist indem die Idee als Macht gefaßt so ist sie absolut Negatives  ; sich auf sich be­ziehende Macht . indem diese thatigkeit gefaßt wird , so kommt es auf die Bestimmung des mit sich Identischen an , aber diese Einsamkeit mit sich selbst ist nur Moment der Macht , (das abstrakte Fürsichseyn) , in welchen alles aufgehoben , die Macht enthält aber die Selbstbestimmung d . h . die negative Beziehung auf sich selbst , d . h . aufgehobene Vermittlung in sich . Das Setzen des Unterschieds der Bestimmung ist ebenfals nöthig und dieß ist das Hervorbringen der Welt

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Gott hat die Welt aus Nichts er­schaVen , sagt man  : dieß Nichts ist eben diese Unterschiedslosigkeit , als in welcher zuerst das Wesen in seiner verschlossenen Macht gedacht ist . Wo hat Gott die Materie hergenommen ? ist daraus zu beantworten . Die Materie ist das Formlose , das sich selbst Identische , welches aber nur ein Moment ist . Es ist der Rathschluß Gottes gewesen die Welt zu erschaVen . Dies kommt von der Vorstellung her , welche Gott als Geist Voraussetzt . Der Wille handelt aber nach Zwecken  ; hier ist eigentlich | nur vorhanden (in der Schöpfung der Welt) was aus der Bestimmung der Macht hervorgeht . Das zweite ist das Moment der Erhaltung  ; es tritt auf , nachdem die abstrakte Identität auf­ gehoben ist . Die manichfaltige Realität wird gesetzt , als in der Macht und durch sie , welche der Herr ist . Das Seyn dieser Welt ist nur getragen durch die Macht , ist eigentlich Seyn der Macht , die Selbständigkeit der Welt , ist eigentlich die Selbstständigkeit der Macht . Die absolute Macht hat sich doppelt darzustellen , als mannichfaltiges Seyn , und das An sich , welches die Erhaltung der Welt ausmacht  ; beide Seiten sind die Macht an und für sich . Die Macht erhält sich in Unterscheid (absolute Produckzion) die Welt und ihr Seyn  : die Welt ist so gebrochen in sich in ihr Seyn , das nicht ihr eignes ist , und die reale Äußerlichkeit . 3 .  Das Vergehen der Dinge daher  : weil ihr Seyn ihnen eigentlich nicht zukommt . Der Vorstellung erscheinen diese Momente als in der Zeit verschieden , allein im BegriV ist dieß e i n s  . Die Schöpfung Erhaltung und Vergehen der Welt sind im BegriV identisch und so dieser Prozeß gefaßt , sind die Momente als different gefaßt nicht in der Zeit getrennt , sondern Seiten des ewigen Thuns der Macht (Eigenschaften genannt) diese Seiten werden Güte u . Gerechtigkeit genannt (vom Willen hergenommen) sind unmittelbar in der Macht enthalten Güte . Seyn der endlichen Dinge , der Welt . Auch Schöpfung derselben . Ge­ rechtigkeit  : die Manifestation ihrer Nichtigkeit , daß ihnen das Seyn nicht zukommt . Die Welt ist nicht berechtigt zu seyn , daher als Zufälligkeit erscheinend und dem ewigen Rathschluß Gottes zugeschrieben d . h . seinem Willen . Daß die endlichen Dinge zu Grunde gehen , das ist ihre Gerechtigkeit . Indem diese Macht dargestellt wird , ist es der Ausdruck der Erhabenheit . Besonders in den Bücher des alten Testaments ausgesprochen , die Natur als in dieser Macht werdend und vergehend (Gott sprach  : es werde Licht etc .) In der jüdischen Religion besonders die Darstellung der Macht Gottes , aber auch nicht weiter als bis zur Macht (Vid . Buch Hiob) 10 ist] ist .   20 3 . am Rande   28 Manifestation] Monefestation  32 das] daß  

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bestimmte religion · erhabenheit und schönheit53 Religion der Nothwendigkeit .

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woraus die der Schönheit hervorgehet . Sie ist das concretere  ; bestimmte , daher fällt das Eine weg und empirische Mannichfaltigkeit tritt herein  : die Nothwendigkeit ist in sich selbst | bestimmt  : Die Bestimmtheiten treten hier in ihrer Entwicklung neben oder außer einander , weil das Absolute noch nicht als Geist als Freiheit in der Einheit gesetzt ist . In der Nothwendigkeit sind die Bestimmungen noch nicht in die Subjektivität resumirt a)  die Nothwendigkeit die Absolute oder nur für sich zu betrachten (die Abstraktion d . h . die Alles verschmäht , dieß Starre , Gestaltlose das alles verschmäht oder Schicksal , welches blind ist  : da es sich noch nicht zu Zweck­begriVen entwickelt hat – sondern in sich abstrakt Unmittelbares , es ist nur – und daher das Schicksal  : das BegriV lose , Gedankenlose , weil keine Bestimmung , darin ist , die der Geist als die seinigen erkannte , dieß ist aber nicht das Schicksal der Alten sondern die Abstrakzion der modernen Zeit . In der Religion der Nothwendigkeit ist das Schicksal nur ein Moment und die übrige Entwicklung des ganzen Inhalts gehört dazu . Wenn man vom Schicksal recht viel schwatzt , und glaubt , es sey dieß recht antik  : so ist es grade umgekehrt . Das Schicksal der Alten = es ist ein Mal so und darin hatte man seine Befriedigung , weiter nicht’s nöthig . b)  Die Nothwendigkeit hat sich auch auf die concrete Welt zu beziehen , welche ihr gegenüber steht  ; die Bestimmtheit ist Moment der Nothwendigkeit selbst und die concrete Welt ist die Seite der Bestimmtheit aber entwickelt , daher bleibt die Nothwendigkeit die Grundlage . Die Beziehung beider ist aber zunächst abstrakt und ihre Wahrheit wäre die Einheit beider . – aber so würden die endlichen Dinge bestehen und die Einheit wäre hier nur die Gleichheit oder Verstandeseinheit . Diese Gleichheit ebenfals begriV los , ohne Bestimmung in sich selbst . Das Zurückbringen des Ungleichen auf das Gleiche = Nemesis der Alten . Das sich breitmachende wird heruntergesetzt , das zu Hohe hält diß aus , aber nicht umgekehrt , so daß das Niedrige erhoben würde . Das Niedrige ist das Endliche überhaupt . In dieser Mannichfaltigkeit herscht die Zufälligkeit ohne innere Bestimmung , daher hat das Endliche keine besondren Ansprüche , das nicht niedrig genugwerden kann , allenfals in Beziehung auf das Substanzielle , jedoch gilt dieß von der Nothwendigkeit nicht . Es kann aber über sein Maas der Endlichkeit heraustreten und dies beugt die Nemesis um . Diese Gerechtigkeit ist leer und abstrakt , aber doch nicht mehr so gehaltlos , als die frühere Bestimmung der Macht von S ch ick s a l   : denn die Bestimmung giebt hier schon von konkreter Seite 24–25 Verstandeseinheit .] folgt gestr  : Das Zurückbringen = Bringen  

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c)  Ist die Bestimmtheit in Beziehung , so daß die allgemeinen Mächte der Na­t ur auftreten , als allgemeine Bestimmtheiten  ; allgemeine Bestimmtheiten der concreten sittlichen Welt  ; sie gehören ebenfals der Seite des Absoluten  : | die Mächte der Natur , Sonne , Himmel etc . – haben ebenfals ihre positive Bestimmung darin . Diese allgemeinen Bestimmtheiten als solche , sondern sich zugleich von der Nothwendigkeit und eben so treten sie auch selbst auseinander . Die Nothwendigkeit macht nur ihre Grundlage aus , aber nicht ihre Einheit , in der sie zusammenge­ halten werden . Diese Bestimmtheiten sind identisch und an sich darin enthalten  : aber wie schon bemerkt treten sie auch selbst mit ihrem bestimmten Inhalte in ihrer Besonderung auseinander . Die Nothwendigkeit ist daher sich zur Unmittelbarkeit reduzirender Prozeß , daher erst formelle Vorstellung des BegriVs  ; Mangel der Freiheit , das Besondre als solches , wird frei , gelangt zur Weise der Selbstständigkeit  ; es steht für sich da , und nicht in der Form der Allgemeinheit , daher nur scheinbare nicht wahre Freiheit . Diese Mächte können göttlich genannt werden  : da ihre Basis die Nothwendigkeit ist , und indem diese zugleich bestimmt ist , so ist sie ein Moment des Göttlichen , das es aber nicht ausdrückt  ; weil die Idee nicht gesetzt ist . Diese Mächte unterscheiden sich in ihren Realitäten als solchen , – eine Einheit , allgemein gesetzt . Diese Realitäten diese Mächte sind der allgemeinen Einheit äußerlich denn es ist die in die Vielheit ausgegossene Nothwendigkeit als unmittelbare Naturgegenstände zb . Sonne Könige etc . Diese Seite der äußerlichen Existenz für die Wahrnehmung muß bleiben , da es ihnen durch die Absonderung zukommt  ; Aber als göttliche Mächte müssen sie in der Einheit der Nothwendigkeit bleiben , so muß die Natürlichkeit auch wesentlich eine aufgehobene seyn . Bliebe die unmittelbare natürliche Existenz , so wären wir wieder auf der ersten Stufe der Naturreligion zurückgefallen . (dieses Licht , Priester etc) Es ist die Natur der Nothwendigkeit daß das unmittelbar Gesetzte zugleich ein Negirtes ist . Die natürlichen Dinge sagen wir , sind Erscheinungen d . h . ihr Seyn hat ebenso sehr Nichtseyn an sich , das Seyn ist ihnen nur geliehen , und hat nur sein Gelten in unseren Gedanken (Gott wird nur aus den Gesetzen der Natur erkannt , und ist in so fern in der Natur , diese sind aber nicht in der unmittelbaren Anschauung) die natürlichen Existenzen sind daher wesentlich auch ideell gesetzt (das Licht ist Repräsentant oder Verkörperung des Gedankens , aber daß es dieß ist , dieß ist nur durch unser Denken erkannt , | das Innere als solches , kommt an ihm selbst nicht zum Vorscheine) . Die Äußerlichkeit hat so nur Bedeutung durch den Gedanken . Das Allgemeine (der Gedanke) ist auch für die unmittelbare sinnliche Anschauung und deswegen  : weil die Nothwendigkeit selbst ist , welche auf göttliche Weise nur sein kann , der 1 die1] der   18 allgemein] allgemeine  

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Gedanke mit seiner Realität oder die Freiheit  ; Daseyn in dieser Einfachheit . Indem sich die Nothwendigkeit so selbst oVen­bart  , ist sie nicht mehr Noth­wendig­ keit als solche sondern hat sich zur Subjektivität bestimmt  : so ist das Wesen , der Eine , welches aber auch wieder nur formal ist  ; da damit nur die Subjektivität ausgedrückt ist . In dieser Modalität bestimmt sich nun die Realität  ; suchen wir nun die Vorstellung welche sich für diesen BegriV ergiebt , so ist es das Geistige , und eben vorzugsweise  : die menschliche Gestalt  : sie hat natürliches Daseyn , ist zu fühlen und zu sehen , aber zugleich ist dieß natürliche Daseyn einfache Beziehung auf sich selbst  ; die Gestalt kündigt in ihrer ganzen Natürlichkeit nur das Denken an , jede Äußerung ist unmittelbar verschmolzen in das Geistige  ; ergo  : ein Äußerliches , welches eben so negirt ist , und für sich keinen Sinn hat , sondern nur der Repräsentant des Geistigen . (Vid . auf der andren Seite  : Nothwendigkeit .) Weil hier aber die Realität äußerlich ist für die sinnliche Anschauung und die zurückgenommene in das Geistige , so ist hier durchaus die Nothwendigkeit gesetzt , als formeller BegriV , der noch nicht Freiheit ist , weil die Realität noch sinnliches Daseyn behält . Erst wenn der Geist im Geiste gewußt wird , ist der BegriV in seiner Freiheit (absolutes Moment der Vermittlung) . An dieser Seite des Unmittelbaren soll sich die einfache Nothwendigkeit darstellen , und dieß ist allein nur an der menschlichen Gestalt , Lebendigkeit ist diese einfache Subjektivität an der alles an ihm gesetzte Daseyn in die Einfachheit des Beisichseyn aufgelößt wird d . h . empfunden . Die Äußerung und Bestimmtheit der Lebendigkeit bleibt aber ein schlechthin unmittelbarer Inhalt , einzelner , dieser oder jener , vollkommen beschränkt , die Einfachheit zu der dieser Inhalt zurückgenommen , ist daher nur formell , der Inhalt ist der Form inadaquat (in der Freiheit ist Form = Materie) . ein denkender Mensch ist aber ausgedrückt – auch im einzelnen Thun  ; ist geistiger Ausdruck d . h . geistige Manifestation (auch in der ganz unmittelbaren Handlung der natürlichen Bedürfnisse hat sich der menschliche Karakther dadurch zu zeigen daß er der Handlung eben geistigern Duft giebt .) Die Thätigkeit des Menschen | hat auch weit größere Räume zu ihren Zwecken , als das blos Lebendige  : denn das Geistige ist der Boden aus dem sie hervorbrechen . Der Mensch hat aber auch die Seite der unmittelbaren Natürlichkeit ansich , und in allen Zügen ist das Gepräge der einfachen Nothwendigkeit dargestellt , die Idealität des Natürlichen ist zugleich verdustert durch die Bedingungen des bloß natürlichen Lebens , oder vermischt durch die Zwecke der Noth , des Bedürfnisses , nach dieser Seite widerspricht also die Gestalt der Forderung der einfachen Nothwendigkeit  ; die Gestalt hat sich daher dieser angemessen zu machen . Indem der Geist sie produzirt , so ist das Thun der Natur ausgeschlossen . Die Gestalt in 10 an] dar   21 Bestimmtheit] Bestimmt( lich als Kürzel)  28 Handlung] Haltung  

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der das Göttliche erscheinen soll , muß daher ideal sein (die menschliche noch mit sinnlichem behaftet , dieß muß negiert seyn .) – Die Gestalt muß abstrakt seyn , d . h . Ideal . Die Natur bedarf dieser Muskeln , Adern etc . Einflüsse von Außen , Krankheit , Alles dies drückt sich an der menschlichen Gestalt ab . (wegen der Bildsamkeit sind die Menschen eben weit verschieden untereinander als z . B . die vegetabilische Natur (eine Rose von der Andren) Familientypus , Klima etc) – Aber das Ideal muß nothwendig auch ein Kunstwerk nicht eines der Natur seyn , sondern der Dürftigkeit derselben entnommen . Die Nothwendigkeit selbst ist das Subjekt , BegriV , ihr Prädikat ist die Äußerlichkeit derselben , welche aber in einfacher Idealität resumirt ist . Vielheit von Göttern ist hier . Die Nothwendigkeit tritt in’s Daseyn . An dieser Mannichfaltigkeit stellt sich zwar die Nothwendigkeit in ihrer Einfachheit dar , aber sie ist nur Form , denn die Materie ist noch natürlich , unmittelbar noch und der Gedanke das geistige Daseyn wird hier vielfach (noch nicht allgemeiner Geist) Die Bedeutung dieses Vielen ist zwar allgemeine Bedeutung des Göttlichen , aber ferner ist der Inhalt , wegen der Vielheit , noch besondrer , es sind die vielen natürlichen und geistigen Mächte die sich darstellen , und die Einzelnheit der Individualität herrscht noch nicht vor . Das Natürliche hier durchaus verbunden mit dem Geistigen , die blosse Naturmacht (Titanen) sind an den Saum der Welt getreten , A p ol l als Helios ist wesentlich der Wissende und dieß herscht vor . Z e u s nicht die allgemeine Naturmacht sondern die Macht des Staates des | Hauses  ; B a c chu s ist zugleich der Begeisterer , der Mystische , dessen Geheimnisse höhere Weisheit enthalten Ceres Naturmacht , aber wesentlich Gesetzgeberinn , Erzeugerinn von Sitte Die Geister der Völker schauen hier ihr Wesen an (Athene πόλις auch der δημος) Sagt man  : diese Götter sind Menschenwerke  ; – so weiß man nicht’s vom BegriV der Kunst

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Noch sind die Grundbestimmungen des Kultus zu betrachten Die Gewißheit der Identität mit dem Göttlichen Zweierlei  : a)  wie sich der Kultus für die Religion der Erhabenheit machen wird b) „ „ „ „ „ „ „ „ Schönheit „ „

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3 Einflüsse] Einfassen   24 enthalten] enthält   27 δημος] δεnos   30 Noch] Noth  

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Dieser Kultus hat seine Grundbestimmung als beruhend auf dem Verhältniß zum Einen , zur absoluten Macht des Herren . Das Selbstbewußtseyn ist in diesem Verhalten reines Anschauen , reines Denken des reinen Wesens neben welchem nichts Andres in gleicher Würde ist , sondern vielmehr darin aufgelöset ergo  : nicht Anschauen des Brama (hier bestehen noch unzähliche Individualitäten etc . – Abraham von Osten hergekommen (auch die indischen Spuren neuerdings nach Norden verfolgt)und er ist ebenfalls die Verehrung des Einen , daher  : der Gott Abrahams , ein eifriger Gott . neben dem kein andrer besteht) dieß reine Denken , als Reflexion in sich ist Selbstbewußtseyn als abstraktes Fürsichseyn , oder in abstrakter Freiheit ohne allen concreten Inhalt , durchaus unerfüllt , noch von dem Bewußtseyn different wozu der Reichthum der Weltanschauung gehört , aber dieser fehlt hier . Oder  : die Realität des Lebens ist noch nicht aufgenommen ins Selbstbewußtseyn daher auch noch nicht vernünftig . Indem aber das Selbstbewußtseyn doch auch Bewußtseyn ist , und damit einen Inhalt hat , (aber beides ohne alle Ausdehnung – vorhin abstrakt genant) so ist hier nur die völlig unmittelbare Einzelnheit  : ich dieser , außer diesem fällt alle weitre Erfüllung außerhalb , sie gehört durchaus der Macht an  ; mein reales Bewußtseyn weiß sich durchaus nur als abhängig d . h . es ist hier nur das Verhältniß vom Herrn zum Knechte . Der Knecht hat ein | Selbstbewußtseyn aber alles , was sein Wille an Inhalt bietet , ist durch den Herrn bestimmt . Der Wille der nichts aus sich will Die Furcht des Herrn ist hier Basis des religiösen Verhältnisses . sie enthält die Wahrheit  : daß aller Inhalt (was ich bin durch Natur oder durch meine Thätigkeit) ein bestimmtes ist und also auch versenkt werden kann in die Einheit der Macht . (Der Mensch hat nach dieser Furcht gezittert mit allem  ; er hat es als ein Negatives erkannt) aber es ist nicht in der Furcht stehen zu bleiben , sonst bleibt auch der Knecht . (Erst im Christenthum sind die Religionen der Knechtschaft über­w unden , weil in der Furcht nicht festgehalten wird  : das Seyn ist bloß aus der Güte der Macht dem Individuum gegeben , und darum verlangt sie von demselben den Dienst . Die Macht ist hier durchaus unentwickelt , die Gesetze als freies fordern Vernünftigkeit , eigenes Erkennen , hier ist nur Befehl Gebot des Herrn . Das knechtische Selbstbewußtseyn nach seinem unmittelbaren Wollen ist Eigensinn , Halsstarrigkeit abstraktes Beharren für sich . (Der Mensch von Karakther handelt nach objektiven Bestimmungen aus dem Gesetze genommen , hier hat das Beharren auf sich noch nicht diesen Inhalt , sondern ist leer aus sich genommen) 10 Fürsichseyn] drei Kürzel  : Für sich selbst  

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Diese Einzelnheit ist hier auch ausschließend  : diese Individuen und der Gott gehört nur ihnen . Die Individuen können sich auch zum Volke ausdehnen , aber diese Expansion bleibt nur in der Natürlichkeit . – Die Andern nicht desselben Stammes sind von Gott verlassen . In der Naturreligion hat das Absolute eben auch die Naturform sie geht aus von der unmittelbaren ursprünglichen Identität  ; auf diesem Standpunkt ist das Absolute als reiner Gedanke des Einen als Absolute Macht bestimmt , aber zugleich ist das subjektive Selbstbewußtseyn die Reflexion in sich oder das abstrakte Fürsichseyn . Daher ist jeder Einzelne als negierend und jeder Andre ausgeschlossen . Folglich Gegensatz – dieser ist nun zu vermitteln und die Einheit mit dem Absoluten zu setzen . Hier tritt auch erst die Ve r m it t l u n g ein , in der Naturreligion fehlt sie noch . Das Selbstbewußtseyn ist hier aber noch nicht in die Allgemeinheit (als Gattung) erhoben  ; es ist noch abstraktes Fürsichseyn , diese oder jene Menschen ganz nach ihrer unmittelbaren Einzelnheit . | Die absolute Macht ist das Einzelne , End­ liche . äußerliche deshalb zufällige Besonderheit  ; Liebe Gottes zu den Menschen ist nicht gesetzt , der Mensch hier noch nicht als Mensch betrachtet , darum ist bloß dieses oder jenes Volk angenommen , aber wesentlich unter der Bedingung seiner Knechtschaft . Hier nicht ein Nationalgott , als Geist des Volkes , sondern Beide haben einen Bund , stehen im Vertrage mit einander . das Volk ist nur nach seiner Besonderheit angenommen , damit Ausschließung gegen andre Völker und Religionen . Im Mohamedanismus ist aber alle Nationaldifferenz durch den Islam aufgehoben . Die Gläubigen machen die Einheit . Der Mohamedaner hat daher die Natürlichkeit abgestreift , aber dadurch ist es schrankenlos und zum Fanatismus geworden . Die Annahme des Volkes ist ein für alle Mal geschehen , und tritt an die Stelle der Versöhnung  ; die Annahme ist nicht ein Werk der Freiheit , sondern der Zufälligkeit[ .] Der Kultus hat nur das Bestreben  : »sich in der Wohlgefälligkeit des Herrn zu erhalten  :« er enthält daher die Anerkennung des Herrn[ .] Furcht des Herrn ist Bedingung und sie muß bezeugt werden durch Lob , theils durch Opfer , als darbringen seines Besitzes zum Zeichen , daß man nicht eigen habe , was für sich berechtigt wäre . Das Opfer hier nicht mehr den Sinn der Naturreligion (Wo es Reinigung) sondern der Furcht des Herrn zugewendet und das Übrige (Alles ist des Herrn) kauft er durch den Dienst ab . Diese Bestimmung liegt im Bisherigen . Der Mensch hat nicht zuförderst die Herrschaft über die Natur (erst der Vernünf­ tige) er empfängt es von einem Fremden und kann es nur durch den Dienst dem Herrn abkaufen und behalten . Der Zehnte von allen Dingen und die Erstgeburt war des Herrn in der jüdischen Religion . Durch den Dienst erhält der Mensch aber 9 Einzelne] Einzelner  

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nur zeitlichen Besitz , nicht daß sein Inneres in den Schooß des Absoluten käme , nicht der Geist dringt auf Befriedigung , sondern die Unmittelbare Natürlichkeit . Die Realität wird hier noch nicht im Innern gesucht , der Geist noch nicht Geist . Die Unsterblichkeit der Seele hat daher hier noch keine Stelle , das Fürsichseyn des Selbstbewußtseyns fehlt noch  ; die Unmittelbarkeit des Bewußtseyns herscht , das knechtische Bewußtseyn sucht überhaupt zeitlichen Genuß , Vor­theil . Es ist eine Eigenthümlichkeit dieser Religion z b daß der Mensch nicht’s Blutiges essen darf (es wird dem Herrn gegeben) es ist auch hier noch der Respeckt vor dem Lebendigen – (Der Mensch darf die Thiere tödten , gebrauchen – nur das Blut nicht , im Aegyptischen jedoch das ganze thierische Leben | in seinem Umfange Gegenstand der Verehrung) Die Besitznahme eines Landes ist auch vom Herrn gegeben , nicht so unmittelbar genommen . Der Knecht ist rechtlos und so hat das Volk auch kein Recht auf das Land  ; aber weil ihnen das Land ausschließlich ­gegeben  , so folgt Ausschließung aller Übrigen . Auch Unterscheidung innerhalb des Volkes selbst zb . jeder Familie ist Etwas zugemessen zb als Vermögen , es konnte zwar verpfändet werden (aber nach 49 Jahr , Jubeljahr) fällt es an den Stamm zurück  : da er eigentlich nicht darüber disponiren kann .

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Kultus der Religion der Schönheit Das Bewußtseyn dessen Freiheit nur der Eigensinn ist , muß in Realität übergehen und dieß ist der Grundzug dieses Kultus . Die Anschauung des Aufgehobenseyns des absoluten Gegensatzes . Im Gegenstand der Anschauung weiß es die Bestimmtheit als zur Natur des Absoluten selbst gehörig . Der Unterschied wird in der Einheit angeschaut , daher ist er aufgehoben und hier ist Wahrheit , Freiheit . – Besonderheit in der Allgemeinheit . Das Selbstbewußtseyn macht als Bewußtseyn die Absondrung , welche die Endlichkeit constituirt . – aber diese Bestimmtheit ist hier als ein Absolutes selbst gefaßt  : Absolute Wesenheit Allgemeinheit des Gedankens , Objektivität des Absoluten hier nicht ein Jenseit für das Selbstbewußtseyn sondern das abstrakte Moment ist resumirt , welches die Endlichkeit des Selbstbewußtseyns ausmacht . Im Absoluten hat das Endliche vielmehr den Sinn der absoluten Form und diese ist das Selbstbewußtseyn , welches sich als Einheit weiß , als concret und darum als Geist . Die einfache absolute Nothwendigkeit und die andre Gestalt der besondern geistigen und natürlichen Macht sind noch different . Die frei entlassene Form ist

35 12 rechtlos] rathlos  

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noch nicht in die Einheit der Absoluten Nothwendigkeit genommen  : dazu ge­ hört  : daß die Verschiedenheit der göttlichen Mächte gesteigert wäre zum un­end­ lichen Gegensatze . nur da könnte Identität eintreten . der Götter-Kreis mußte in ein Pantheon aufgenommen sein , oder , was dasselbe ist , die Nothwendigkeit als unendliche Subjektivität , (der Eine) gefaßt  ; d ie Geister sind als Geist (der) zu fassen . Mannichfaltigkeit der göttlichen Gestalten ist also zu negiren , und dieß ist die Differenz , welche auf dieser Stufe vorhanden ist  ; der Geist also noch nicht in der Form der Allgemeinheit | Zuerst das Verhältniß des Selbstbewußt­ seyns zur Nothwendigkeit . Hier scheint es zunächst vernichtet zu seyn  : allein durch Nothwendigkeit ist dieß  : nicht Eines für sich zu seyn , (in der Verehrung der Nothwendigkeit ist die ganze bestimmungslose Richtung ganz ohne Gegen­ satz , das Selbstbewußtseyn hat gar keine Zwecke für sich , alle Bestimmtheit ist flüssig) das Selbstbewußtseyn hat keinen Trost in der Nothwendigkeit aber es verlangt auch keinen  ; e s i s t so , und damit ist es gut , darin bestehet die Verehrung der Nothwendigkeit . Dieß ist ein Andres Schicksal als unsers dramatisches , dieß ­gebraucht man zur Erklärung als Grund (ein Fluch ist zb auf einem Hause (Ahn­f rau)[  )] . äußerliche Verbindung von Ursachen das an den unverschuldeten Gliedern vielleicht seine ganze Rache ausübt . Das antike Schicksal giebt alles Raisonnement auf . (Glauben an die Nothwendigkeit ist ungeschickt  ; denn die Nothwendigkeit ist nicht so ein Objektives , sondern die Nothwendigkeit setzt vielmehr eine völlig abstrakte innere Freiheit voraus , die das ganze concrete Leben wegzuwerfen vermag . Es giebt Adel und Größe der Karakthere Ruhe , Gleichgültigkeit Tapferkeit , die wir in den Alten und den Orientalen überhaupt finden , auch unter den Türken . Zweitens  : Die Vereinigung des Natürlichen und Geistigen , welche in der Gestalt des ersten vorhanden ist . (aus deinen Leidenschaften hast du o Mensch die Götter ge­schaVen , sagt ein Alter) das Selbstbewußtseyn schaut hier nicht als gottlos oder gottverlassen die allgemeinen Mächte an , sondern es weiß sich darin  ; die Mächte sind in ihrer Allgemeinheit angeschaut und darum hat das Selbstbewußtseyn seine Freiheit darin . Diese Wesenheiten gehören der Gattung , sie sind Ideale , nicht die einzelne Individualität hat sich hier in der Objektivität zum Gegenstande , sondern Objekt ist hier substanziell . Damit ist wesentlich das Princip der Sittlichkeit gesetzt . Die besondren Mächte sind in ihrer unmittelbaren Wirklichkeit in ein Material der Zufälligkeit gesetzt  ; aber ihrer Form nach sind sie dann frei und in ihrer Idealität gewußt , im göttlichen allgemeine Form . Das Selbstbewußtseyn hat in diesen Mächten die Anschauung seiner Wesentheiten , deshalb hat der Mensch 19 (] Schlußklammer fehlt  37 Wesentheiten aus Wesenheiten  

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seine Freiheit darin , seinen eigenen Inhalt , ist nicht bei einem Fremden . Auf der andren Seite sind diese Wesenheiten ihm objektiv als seine Gattung , als Allgemein­ heit sind diese besondren Mächte  ; nach der Besonderheit (sie ist auch darin) ist der Mensch frei  ; was | aber fehlt ist  : die Individualität , Subjektivität Die nächsten Folgerungen daraus Das Selbstbewußtseyn indem es nun seine Besonderheit als wesentlich weiß , ist es damit über seine unmittelbare Einzelnheit gehoben (eben die Forderungen seiner natürlichen Existenz) seine Erfüllung findet es in einer objektiven substanziellen Macht . Der Standpunkt des Sittlichen , Gesetzes gehört hier vorzugsweise dem Individuum . Grundlage des Staates , des Rechtes , diesem hat es sich angemessen , identisch zu machen . In diesen Verhältnissen ist die Wesenheit des Willens Basis , macht den absoluten Werth für sich aus , das Moment der Subjektivität , als solcher , mangelt hier noch , sie erscheint als noch unberechtigt . Diese abstrakte Subjektivität ist was wir das Selbstbewußtseyn als solches nennen können , ihr kommt formelle Unendlichkeit in sich zu und als formelle Subjektivität ist sie nicht das Subjekt in seiner Natürlichkeit mit Trieb etc , sondern die allgemeine abstrakte unendliche Subjektivität , welche die Möglichkeit alles sittlichen Werthes ist , aber noch nicht die Wirklichkeit , sie hat sich erst mit den sittlichen Mächten zu erfüllen . Das Recht kommt daher nicht dem Menschen , als solchen zu  ; Freiheit und Sittlichkeit sind hier zwar , aber in ihrer Besonderheit . Die Würde des Menschen ist an diese Sittlichkeit gebunden  ; aber die formelle Unendlichkeit des Selbst­ bewußtseyns ist noch nicht da (der Mensch kann hier auch noch Sklave seyn)  ; das einfache Selbstbewußtseyn hat noch nicht sein Recht , der Mensch noch nicht als Mensch geachtet , in dieser schönen Sittlichkeit findet noch die Zufälligkeit des Andersseyn statt . (Sklave) noch nicht absolutes Recht . Indem die Sittlichkeit vorhanden ist , so ist noch damit nicht Moralität (eigene Einsicht , Überzeugung der Individuen diese Spitze der Individualität ist hier noch nicht) die eigene Absicht etc . ist noch getrennt von dem Substanziellen des Sittlichen  ; das Recht , Gesetz ist nur unbefangen zu thun . Die Unsterblichkeit der Seele (wenigstens vorstellungsweise) tritt hier ein , denn die Individualität ist in die Substanz des Sittlichen aufgenommen , aber die Unsterblichkeit tritt noch nicht als absolute Forderung des Geistes ein . Forderung der Unsterblichkeit kann nicht in Naturreligionen vorkommen , es ist nöthig , daß das Geistige erst für sich herausgetreten ist . Auch fehlt | sie in der Religion des Einen  : denn das Daseyn des besondern Geistes ist natürliches Seyn , erfordert nicht seine Befriedigung durch sich selbst , die Objektivität seiner Wirklichkeit ist in der Unmittelbarkeit zb dieses Land zu besitzen , auf daß es ihm wohl gehe etc .  ; daß der Stamm nicht aussterbe , und die Familie sonst gut bestellt bleibe .

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Hier aber ist das Selbstbewußtseyn als geistig , durch sich selbst erfüllt , die Subjektivität weiß sich in die allgemeine Wesenheit aufgenommen . Wichtigeres und höheres Bedürfniß wird die Unsterblichkeit mit dem Hereintreten der Moralität wo das Selbstbewußtseyn nur sich als theoretisch gelten läßt , und respektirt (bei Socrates , Plato ist ausdrücklich die Rede von Unsterblichkeit und bei ihnen ist die Stellung der Moral in ganz allgemeinem Sinne aufgegangen) . Nicht unbefangen im göttlichen sittlichen Leben zu versiren sondern es erst seiner Überzeugung unterworfen zu haben . Die nähere Beziehung auf den Kultus  : Es fehlt dem Selbstbewußtseyn die unendliche Subjektivität der absolute Einheitspunkt des BegriVs , welche damit auch dem Kreis seiner Wesenheiten mangelt  ; diese Macht fehlt  ; weil der Mensch , als solcher , noch nicht die absolute Berechtigung hat , daher auch nur Besonderung der göttlichen Macht , Momente der Nothwendigkeit die Vielheit der Götter daher zugleich eine Beschränktheit , als solche , wird sie auch von dem Selbstbewußtseyn angeschaut . über dieser schwebt daher auch zuletzt das fehlende Moment und der Mensch ist zugleich auch un­ abhängig von den Göttern Stelle der Religion der Heiterkeit ist dieß das Individuum schaut sich selbst in den göttlichen Mächten an , es ist aber an ihrer Besonderheit nicht gebunden , sondern über ihnen und in diese letzte Anschauung versenkt es seine Interessen und die Wesenheiten dieser Mächte selbst . Dieser Kultus hat unmittelbar das Eigenthümliche , daß seine Äußerungen unendlich mannichfaltig sind . Wir haben aber nur bei dem Allgemeinen stehen zu bleiben . Drei Weisen des Kultus a) Verhältniß des Individuums zu den Mächten . Daß diese Besondern in allgemeine Wesenheit zusammengefaßt werden , muß wenigstens dieß allgemeine Moment als Dämmerung haben , – Forderung  : daß das Individuum sich ebenfals abthue b)  Seite des Mysteriums c)    „ der Orakel . Die Zufalligkeit besondre Einzelnheit des Selbstbewußt­ seyns muß auch befriedigt werden | ad a Diese Seite ist die wichtigste und der Mittelpunkt des Ganzen . Naturgaben bieten sich freiwillig zum Gebrauch an , zur Begeistigung Stärkung des menschlichen Sinnes d . h . diese natürlichen Mächte sind dadurch zu Ehren gebracht . Der Genuß nicht bloß ein mechanischer Prozeß , sondern wesentlich 10–11 Einheitspunkt] Einheits(Fortsetzung des Wortes unlesbar)  

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auch geistige Thätigkeit . Den Naturdingen ist es die größte Ehre verzehrt zu werden . Erst durch den Genuß werden sie zum höheren Daseyn erhoben , daher verschwindet das Verhältniß der Nothdurft , welche für das Empfangen dankt und die Trennung von den Objekten der Befriedigung voraussetzt , (die natürlichen Dinge sind nicht undurchdringlich , wie der Wille , der sie in Besitz nimmt . Auch die geistigen Mächte sind selbst das Eigenthümliche Wirken des Menschen . Im sittlichen Individuum kommt Weisheit Liebe etc  : es sind seine eignen Neigungen , Leidenschaften  ; – daher haben im Menschen diese Mächte unmittelbar ihre Realität Der Sinn dieses Kultus hat daher hier nicht den Sinn  : sich die Identität mit den Mächten zu geben (denn diese ist schon da) sondern es bleibt nur für den Kultus die Anerkennung der Mächte  ; sie zu ehren übrig , sie zur theoretischen Anschauung zu bringen . Dieß Verhalten daher nicht ein sprödes wie das des Knechtes zum Herrn . Aus dem praktischen Verhältniß macht sich hier der Mensch ein theoretisches . Vergleichen wie dieß mit unserer Vorstellung so müssen wir freilich ebenfals das Allgemeine aus unserem empirischen Leben herausheben , wir können ihm auch die bildliche Form geben , aber diesen Figuren Gebete zu weihen ? davor halten wir uns fern , dieß ist die Grenze . Diese Bilder der Phantasie (mit nothwendigem Inhalt nicht Erdichtung) können nicht Persönlichkeit gegen uns bekommen . Denn unser Bewußtseyn der Subjektivität , als an und für sich allge­ mein zehret diese Besonderheiten auf  ; nicht ihnen , als solchen , vermögen wir sie daher zuzuschreiben , sondern setzen sie zu schönen Phantasiebildern herunter . Im Kultus ist hier eigentlich auch kein Dienst . Denn der substanzielle Gehalt sind hier besondre Mächte etc . Die Verehrung ist selbst der Genuß und enthält schon eine verzehrende Gewährung . Es ist hier nicht sich selbst Etwas ab­zu­ thun , ergo fehlt Entbehrung etc , nur Gewährung und Genuß für das vorstellende Bewußtseyn . Genuss des Bacchus und der Ceres ist unmittelbar Genießen des Brodtes und Weines . Athene ist die Stadt und Gottheit  ; Aphrodite ist auch diese , aber auch die Liebe des Individuums – die Anrufung der Muse ist selbst das Gedicht . Die Gottheit kann auch der Stadt ungetreu werden . – Die Mächte können auch zurücktreten – aber es kommt nicht zum absoluten Gegensatz , der den | Menschen zur Verzweiflung oder zu’m tiefen Insichgehen des Geistes nöthigte , – die besondren Mächte versenken sich in die Nothwendigkeit und deshalb das Individuum selbst mit seinen Zwecken . Der Mensch gehet weder zum abstrakten Jenseits hinüber (also verläßt nicht das Gegenwärtige und Wirkliche) versinkt aber auch nicht in die empirische , dumpfe Einzelnheit . Das Allgemeine (dem 4 (] Schlußklammer fehlt   29 Individuums] Individiums   31 der] die   34 Individuum] Individium  

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Platon durch seine Idee die Form des Gedankens vindizirte) ist hier in bildlicher Form das Herrschende . Platon erhob die Religion seiner Zeit , seines Volkes in die thätige Form der Allgemeinheit d . h . des Gedankens Der Kultus hier daher die Freude und der Genuß im Besitze der Allgemeinheit zu seyn . Nur theoretisches Verhältniß ist in dieser Heiterkeit Freiheit , weil das Individuum seiner gewiß und bei sich bleibt . Der Kultus , als selbstdenkende Phantasie , hat großen Umfang . Die Gegenstände , Mächte bilden sich in unendlicher Zersplitterung . Die geistigen Mächte sind wohl freilich fähiger einen geschlossenen Kreis zu bilden , aber durch ihre Besonderheit werden sie wieder zerreißen und durch den Conflict mit der Unmittelbarkeit des Lebens selbst . Die Gestalt der Mächte ist nicht abstrakt geistig sondern geist-sinnlich und daher unendlicher Expansion fähig , und es ist Be­ dürfniß des Kultus die Erzeugung stets fortzuführen . Der Kultus hat seine Wurzel in der empirischen Außerlichkeit und die Religiösität daher ein stetes Übergehn aus diesem in die Idealität Opfer in diesem Kultus Früher ein Entschlagen der Sache um ein Hinderniß dadurch wegzuräumen und sich dadurch identisch zu setzen . Hier hat das Opfer den gegenseitigen Sinn  : daß a) das Subjekt Etwas von dem Seinigen giebt und dadurch die Nichtigkeit seines Besitzes darthut oder b) ist es eben auch das Göttliche selbst , welches geopfert wird . Daher kein negatives Verhalten . Es wird das Geopferte , verzehrt (die vegetabilische organische Natur giebt sich zu genießen (Bacchus , Ceres)[  )] Haupt­ sache ist hier der Genuß selbst (nicht Speisopfer etc der mosaischen Religion) . Der ganze Genuß des Lebens ist hier Opfer und näher hat dieß nur die Bedeutung das praktische Verhalten des Lebens zum Allgemeinen theoretischen Bewußtseyn zu bringen[ .] Die Anerkennung kann auch verbunden sein mit Unbedeutsamen (das homerische Opfer zum Theil bloßes Abbrennen der Haare  ; sonst aber das Opfer die beste Zubereitung eines Bratens (ganz à la francaise) (fette Flamme) | Dieser Kultus ist eine fortgehende Poesie des Lebens , ein idealer Genuß . Die Selbstsüchtigkeit des Praktischen ist zur theoretischen Uneigennützigkeit moderirt , das Individuum schaut die Sache an , und läßt sie gewähren , welches seinen Genuß ausmacht . Der Kultus kann eine Menge von Handlungen etc . in sich schließen , das ist aber hier als Extranitaet zu betrachten , – besonders kommt es darauf an , daß sich das Individuum in seinem Reichthum , Geschmack , Putz sehen läßt . Bei allem künstlerischem Princip dieses Kultus ist Zufälligkeit daher nicht fremd zb . Zahl und Farbe  ; obgleich auch in diese noch symbolisches gebracht ist . Tänze haben im alten Kultus eine Beziehung auf den Lauf der Planeten gehabt  ; das Objektive dessen Anschauung , Genuß etc . Absicht des Kultus war , hatte wie gesagt unendliche Modification . Der höchste Punkt dieses Kultus ist noch für uns in der

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griechischen Tragödie als Conflict der berechtigtsten sittlichen Mächte mit dem Negirt werden ihrer Negazion  ; – ein Schluß , worin die einseitige Verehrung , der ausschließliche Dienst der einen oder andren Macht sich nur als unheilbringend zeigte ad b . Seite der Mysterien . Mittelpunkt dieses Kultus ist Verehrung der vielen göttlichen Mächte mit denen der Mensch sich im identischen Leben weiß . Es liegt nahe , daß von den beschränkten Wesen auch zur allgemeinen Macht übergegangen wird , zur Vereinigung in concrete Anschauung  ; die Vereinzelung führt nothwendig auf Erhebung . Die wahrhafte wäre  : die Einheit der absoluten Subjektivität  : aber dieses Koncrete fehlt noch und der Rückschritt zum bloß Einen , als bloßem negativen Dienst gegen den Herrn kann auch nicht stattfinden , denn das Selbstbewußtseyn hat sich hier schon in seiner Freiheit erfaßt und läßt davon nicht los . Das Eine , welches hier einzutreten vermag ist das der allgemeinen Natur , als umfassend , aber nicht auf wahrhaft geistige Weise , wenngleich auch auf concrete , die aber Äußerliches noch nicht abgestreift hat . Der Inhalt der sinnlich geistigen Welt (des Götterkreises) ist zusammen gefaßt . Diese substanzielle Einheit gehört einer frühern ältern Religion und ist darum für diesen Standpunkt eine aufbewahrte aus jener spinozistischen  ; diese sind aber früher ungereinigt und werden hier vergeistiget , d . h . in viele besondre Gestalten wird das Eine zersprengt  ; es bleibt darum auch hier das Eine noch das StoV­artige , Rohe . Indem dieß παν festgehalten wird , gegen die Besonderheiten festhält , bildet sich der Dienst einer tiefern Verehrung . | In den Mysterien sehn wir , daß ein alter religiöser Dienst aufbewahrt ist (als Roheres , Unausgebildeteres) dieß Ältere ist einfacher , hat intensivere Substanzialität und kann deshalb tiefer genant werden , aber nicht herausgebildet zur Geistesgestalt , sondern in Dumpfheit gestellt . Der geistige Tag ist nicht hereingebrochen Verehrung des allgemeinen Naturwesens ist ein Moment der alten Mysterien die aber den Tag des Bewußtseyns scheuten (mein Freund Creuzer mit viel Gelehrsamkeit und tiefen Sinne hierin gearbeitet und gezeigt  ; daß ursprünglich jede göttliche Macht ein Allgemeines gewesen und die Zurückführung auf das Eine durch die Mysterien etwas Späteres gewesen ist . (Äschylus wird angeklagt  : die Mysterien profaniert zu haben , darum auf Leben und Tod angeklagt , dadurch aber entgangen  : daß er sich als ein nicht in die Mysterien Eingeweihter erwieß) Die Anschauung von der Nothwendigkeit des Nichtisolirtbleibens , also die gegen­ seitige Beziehung der göttlichen Figuren ist ein Hauptmoment der Mysterien . – In diesem tiefen Gottesdienste mußte nothwendig der Gegensatz des Allgemeinen und 21 StoVartige] StoVartigen   29 (] Schlußklammer fehlt  

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Besondren den Hauptinhalt ausmachen , auf der andren Seite hat der Prozeß dieß Moment  : daß das Dumpfe , Rohere zur Heiterkeit des Tages der Vernünftigkeit überhaupt herausgearbeitet werde[ .] Diese Darstellung von der ursprünglichen Roheit und den Künsten wodurch sie vertrieben ist etc . heißt es  : werde in den Mysterien gelehrt . Das subjektive Thun erhält hier in diesem Kultus auch eine tiefere Bedeutung  ; der Kultus kann nicht bloß mehr heiterer Genuß seyn , sondern das Göttliche treibt aus der Besonderheit zur Allgemeinheit und damit erhält der Gegensatz eine weitere Bestimmung . Das Selbstbewußtseyn ist frei , geht nicht unter im Allgemeinen tritt gegen dasselbe auf , dieser Gegensatz ist im Kultus der Schönheit nicht  ; die Einigung mit dem Allgemeinen hat daher hier noch andre Form als im Kultus wo sie schon vorhanden ist und genossen wird Die jetzt eintretende Weise des Kultus ist  : eine Einführung der Seele in eine ihr entferntere Wesenheit . Der Kultus des gewöhnlichen Lebens hat dieselbe nicht  ; mit diesem Objekt ist gefordert  : daß sie von ihrer Seite die Unmittelbarkeit ab­thue  ; – daher Reinigung der Seele ein Stufengang zur Aufnahme in das hohe mystische Wesen wo sie zur Anschauung des Geheimnisses kommt (für den Eingeweihten hören sie auf) . Nur dem , der sich dessen würdig macht , bietet sich dieser Kultus  ; geheimnißvoll ist er darum  : weil er | sich nicht in das gewöhnliche Leben bringt , und jenseit des Kreises der schönen Götterwelt liegt . Die eleusinischen Geheimnisse wußten alle Atheniensischen Bürger , aber sie wurden nicht zum allgemeinen Geschwätze gemacht . Auch heute giebt es Umstände , die gewiß bekannt sind , aber man schließt sie von Gesprächen aus , dieß ist dasselbe Verhältniß . Bei diesem ernstren Kultus bleibt doch die Heiterkeit die Grundlage  : der Weg der Reinigung ist nicht Schmerz , Zwang etc . für die Seele , nicht abstrakte inhaltslose Form oder Zittern in sich selbst , als hohe Gewißheit , die nicht zur festen Objektivität , sondern nur zur HoVnung derselben zu kommen vermag  ; – die Seele bleibt hier durchaus in ihrer Durchwandlung , Reinigung heiter und hat zum Resultate eine vollkommene Absolution und die Reinigung bleibt mehr äußerer Prozeß  ; der Gegensatz , das Insichgehn , das Böse fehlt  ; grause Bilder – sind sie auch – treten aber nicht bis in diese Tiefe . Die Reinigung ist hier nur das Anschauen des Gemüths , bewegen , mystisches Anschauen . Die Anschauung des göttlichen Lebens können wir vergleichen mit dem Thun der griechischen Tragödie . Feste des Bacchus . Diese Gemüthsbewegungen in der Komödie durchlaufen zu haben ist ein ebensolcher Weg der Reinigung , der vollbracht werden soll . In der Tragödie = Anschauung der göttlichen Mächte  : In der Komödie = Preisgeben alles Endlichen , sogar der göttlichen Mächte selbst , und 16 ein] eine  

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das Genießen der eigenen Gewißheit seiner selbst (Tag des Bewußtseyns) Indem die Seele in diesem Kultus ihren Zweck für sich hat , so tritt die Vorstellung der Unsterblichkeit hier als Glaube auf . Wegen der gewißen Stärke des Gegensatzes tritt die abstrakte für sich seyende Seele , als Gegenstand überhaupt auf . Die vollbrachte Reinigung der Seele über das Zeitliche , erhält unmittelbar den Sinn vom Übergange des Einzelnen , in das Ewige , in der Reinigung bürgert sich die Seele in das unterirrdische Reich , der Schattenwelt (die überirrdische Welt ist dort zu dieser (Schattenwelt) herabgesetzt) Besondre Weisheit der Mysterien hat man stets beredet . Allein die Griechen haben die Weisheit des Sokrates Aristoteles höher geachtet als etc . – In den Mysterien soll auch eine reinere Religion und der Irrthum der öVent­l ichen gelehrt worden seyn  ; – dieß ist nun gar ad absurdum zu verweisen  ; denn so etwas kann in einem Volke nicht zur Wirklichkeit kommen . Die Einheit Gottes soll in den Mysterien auf trübe Weise vorgestellt worden seyn , auf besondere lokalisirte , individuelle Weise und der Übergang der Wildheit in das Sittliche . Das Geschichtliche über | die Mysterien hat Lacroix gesammelt (letzte Ausgabe von Silv . de Sassy) brauchbares Werk (auch über Alexander von Macedonien) ad c Orakel In den Mysterien verhält sich das mehr zum Extreme , zur allgemeinen gött­ lichen Natur , und die Seele muß im Kultus eine subjektive Befriedigung erhalten – aber das besondre Leben , das Wohlergehen fehlt noch , im Schicksale ist es nicht aufbewahrt , sondern verschwindet darin . Bei uns ist Glaube an die göttliche Vorsehung , welche die Sorge für die einzelnen Individualitäten , das Wohlergehen überhaupt hat , und besonders daher , weil Gott Mensch geworden ist und auf ganz zeitlich wirkliche Weise , in welche alle Partikularität eingeschlossen . In der schönen Gestaltung der Götterwelt ist zwar auch diese äußerliche Besonderheit , aber diese unendliche Einzelnheit , Zufälligkeit macht vielmehr einen der größten Vorwürfe gegen diese Religion aus . Die Seele hat hier die absolute Objektivität die im Worte Seeligkeit liegt , nicht  ; die Subjektivität als Moment der absoluten Idee , in der concreten Bestimmung derselben , ist , was wir Weisheit der Vorsehung als an und für sich bestimmt nennen  ; diese Bestimmung Gottes , als absolute Weise , fehlt hier ebenfals , sind noch nicht der Idee unterworfen  ; das Subjekt ist hier noch nicht als ein in sich unendliches reflektirt , sondern in seiner Unmittelbarkeit , besondern Interesse des Menschen sein Glück oder Unglück , welches vom Thun (ob dieß oder jenes) des Menschen abhängt , seine Entschließung ist 8 zu] zu zu   16 Sassy lies Sacy   30 nicht  ;] nicht ,   32 nennen  ;] nennen ,   34 als ein] als ein als ein  

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es , worauf es ankommt , er weiß aber auch , daß diese Entschließung (sie sey auch nach aller Objektivität der Gesetze) doch zufällig ist , d . h . ob sie zum Guten oder zum Übel ausschlagen werden , setzt gleichsam in die Lotterie  ; alle Umstände auf welche dieser Entschluß vergirt (und noch dazwischen kommende) sind mir nicht bekannt , so bin ich bei dieser Handlung in der äußerlichen Welt des Zufalls , Gelingens . Der Wille kann nicht’s fest begründetes sein aus der bestimmten Absicht und dem Troste des Gewissens . (aber die moralische Seite fehlt hier ebenfals noch) (kann mich nachher wohl wärmen an einem subjektiven Inhalte , wenn es nicht gelingt) (das Beichtvaterverhältniß  : wenn Jemand sich durch Einen Andern das Rechte , Gute angeben läßt , den er für den Bessern hält , bei’m Misslingen | mag er seinen Trost daran heften  ! (ich kann mich zwar auch so entschließen , daß ich , nach Erwägung des Sittlichen etc . daß ich nun ein Mal will , es komme dabei heraus , was auch wolle , aber solcher Entschluß gehört schon der moralischen Selbstständigkeit an , und diese fehlt hier noch . Bei’m Entschlusse sucht der Mensch daher – zur Befestigung seiner subjektiven Zufälligkeit  : – die Seite der Objektivität , die er in seinem Zwecke (zb absoluter Seeligkeit) nicht hat , diese Ergänzung hat er daher von Außen zu nehmen , und zwar aus bloßer Äußerlichkeit , daher aus natürlichen Erscheinungen  ; das subjek­ tive Endliche kann hier nur durch objektiv Endliches ergänzt werden  : weil der Inhalt seines Willens selbst ein endliches ist . Daß zwischen beiden eine Verbindung bestehe , und der Glaube der Bedeutsamkeit von Naturerscheinungen in Bezug auf das Geringere des Vorhabens  ; – dieß ist hier sehr unmittelbares Denken Betrachten wir die Natur , als Moment der Idee , so ist sie nicht der Ausdruck der Zufälligkeit sondern hat ihren Ausdruck an der Allgemeinheit ihrer Gesetze . Doch diese Reflexion der Naturerscheinung an ihr selbst fehlt hier noch . Die einzelne Naturerscheinung muß aber Bezüglichkeit haben und der Zwe ck des Menschen ist hier zunächst bei der Handlung denn die Natur ist hier noch nicht System in sich , oder Moment des Universums . Das Gefühl der Identität des Innern und Äußern hat der Mensch hier und fordert für sein  : ›ich w i l l‹ die Bestätigung von Außen , von der er die Bewahrheitung erwartet . Die abstrakten Gedankenbestimmungen machen den Standpunkt der Orakel aus . Indem der Mensch noch unentschlossen kann er sich durch dieß oder Jenes ­bestimmen lassen zb ob er reisen , der Feldherr eine Schlacht unternehmen soll , habe er seine Disposition auch noch so gut gemacht , – solche Unentschlossen­ heit könne besonders durch plötzliche sinnliche Veränderungen unterbrochen und festgesetzt werden zb Blitz , Fliegen der Vögel etc alle Gründe abgebrochen und gehandelt . 9 (] Schlußklammer fehlt  11 (] Schlußklammer fehlt  18 bloßer] blößer   28 Identität] Indentität  

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Diese letzte äußerliche Zufälligkeit ist denn der Repräsentant des Subjektiven »ich w i l l« Die Form eines Tönens , einer Stimme , die mir sagt  : was zu thun sei , ist in dieser Weise das Objektive . Die Griechen hatten diese tönende Weise besonders Delphi (ομφαλος) (Nabel der Erde oder | auch Sonne) Orakel zu Dodona  : der Knabe auf das Becken , in Delphi vieleicht der Wind aus einer Höhle , die weitern Veranstaltungen mit einer Priesterinn auf dem Dreifuße scheinen etwas Späteres zu seyn . Die erste ursprünglich naive Weise ein Tönen , weiter Blitz , Erdbeben (besonders bei den Lacedämoniern) die naiven Orakel haben besonders das Tönen , aber sehr modifizirt . Pausanias führt eine Statue des Merkur an , vor der Weihrauch angezündet und sie gefragt wurde , der Fragende läuft mit geschlossenen Ohren davon und außer der Stadt die erste Antwort . (Hegel selbst erinnert sich der Paradiesbüchlein mit durchstochenen Seiten etc .) In Aegypten war der Apis das Orakel  ; man reichte ihm Futter . Die Augurien und Auspicien ist denn eine künstliche und ganz aus der einfachen Religion der Schönheit hinübergeartete Orakelweise in dem römischen Aberglauben . In dieser Religion ist die Entzweiung noch nicht unendlich und das Geistige , obgleich vorherschend , ist noch nicht Allgemeines , unendlicher Geist . Der Kultus der heitere Genuß der Schönheit .

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Die nächste Stufe nach der Nothwendigkeit ist nun die Stufe der Religion des Verstandes , der Zweckmäßigkeit . Zweckmäßiges ist hier das Thun des Lebens überhaupt  ; es ist ein erster unabhängiger Inhalt von der Form des Übergehens  ; er ist in seiner Veränderung sich selbst erhaltend . Im Leben ist der Keim produzirend nach der Entwicklung (nicht Nothwendigkeit) das Produkt ist dasselbe , was der Keim , in diesem war es präformiert . Die Zweckmäßigkeit liegt der geistigen Gestalt sehr nahe , kann sich auch vermischen aber ist noch nicht die Grundlage der Übergang der Nothwendigkeit in den Be­griV und die Differenz dieser Bestimmungen . Basis der vorigen Religion war die Noth­wendig­keit aber die Fülle der physischen und geistigen Natur fällt außerhalb , ihr Inhalt ist frei , fällt in Mannichfaltigkeit , die verschiedenen Mächte nicht in Einheit der Nothwendigkeit gehalten . Wir befreien uns nicht in der Nothwendigkeit auf concrete Weise , sondern der Inhalt ist bloß , nicht ist in der Nothwendigkeit was der Inhalt ist , dieß ist in so fern ein Zufälliges . Die Nothwendigkeit hat zwar das Moment der Bestimmtheit 1 Diese] Dieß   5 ομφαλος] οπφαλος  15 Schönheit] Schönhheit   18 heitere] heiterer   Schön-

35 heit .] in Gi kein Absatz und keine Überschrift   28 Fülle] Fälle  

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aber nur der formellen (nicht dieser oder jener) die Nothwendigkeit vertieft sich in den BegriV , der ihre Wahrheit ist  ; Begreifen = Etwas als Moment eines Zusammenhanges auffassen  ; der Zusammenhang nach Ursach und Wirkung ist auch nur formell , es fehlt darinn der Inhalt , der ohne Veränderung seinen Wechsel durchläuft und daß dieß auch an ihm gesetzt ist Ist diese Position so ist das Verhalten von Zweck und Mittel gesetzt . Bewegung des Zwecks ist das Überwältigen der Nothwendigkeit . Der Zweck ist | zunächst subjektiv  ; er soll erreicht werden , d . h . er soll Realität bekommen , objektiv werden . Zum Zwecke gebraucht man Mittel , der Gebrauch derselben ist ein ursach­liches Mechanisches Verhältniß worin die Nothwendigkeit gilt , aber die Thätigkeit des Zweckes im Verhältniß zum Mittel , ist , daß dieser Zusammenhang durchaus untergeordnet ist . Alles zwekmäßige Thun hat ein Außeinandertreten nach äußerlichen Verhältnissen und zugleich eine Überwältigung dieser mechanischen Verhältnisse durch die Thatigkeit des Zwekes als identischsetzen mit sich selbst . Sich gegen den erscheinenden Unterschied des Wirklichen als sich erhaltend darzustellen , das Thun des Zweckes ist nichts Anderes als sich selbst zu erhalten . (Das Leben ist im steten Prozesse mit der unorganischen Natur , das Verhältniß ist chemisch und mechanisch , aber es behält zugleich die Oberhand über diesen Prozeß und die Überwältigung hat zum Resultat  : daß kein Übergang sondern ein sich Erhaltendes Statt findet . Das Leben bringt sich stets selbst hervor , nicht ein Andres , sondern das , was schon da ist . Im mechanischen Zusammenhange kommt Andres heraus als schon ist . Der Zweck bringt die Einheit seiner hervor aber vermittelt durch den Prozeß der Nothwendigkeit , er überwältigt diese stets d . h . er setzt sie zur bloßen Form oder einem Momente herab . Der Zweck ist BegriV , aber mit der Bestimmung daß er für sich in der Form der Subjektivität existirend , sich aber objektiv übersetzend und darin mit sich identisch zu bleiben ist . Der Keim einer Pflanze ist BegriV (in subjektiver Form) . er ist hier Zweck , in so fern er noch nicht entwickelt oder objektiv geworden ist , im Leben ist der Zweck noch nicht frei für sich . als noch nicht im Elemente des Gedankens gesetzt  ; er ist zwar das Identische , aber noch nicht in identischer Form gesetzt , d . h . das Leben ist noch nicht geistig . Die Seele als frei vorhanden vorgestellt haben wir als Schönheit dargestellt gesehen , und diese ist höher , als die Weise der Lebendigkeit . Es scheint so schon in dem Götterkreise die Bestimmung der Zwekmäßigkeit vorhanden zu seyn  ; erinnern wir uns aber zb  : an Pallas , Apoll etc sie haben den Zweck  : Wissenschaft zu verbreiten , zu lehren , sie sind wohl schützend , aber die eigentliche Zweckbestimmung fehlt noch  : denn der Zweck ist hier nicht im Gegensatz gegen die Realität sondern die 17 (] Schlußklammer fehlt  23 vermittelt] vermitlelt  

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Muse ist das Dichten selbst etc . Daher ist hier auch nicht Thätigkeit des Zweckes sich zu realisieren , weil eben die göttliche Macht in unmittelbarer Einheit mit ihrer Realität , Objektivität gehalten ist . Die Götter spreizen sich auf , aber sie erhalten ihre | Bestimmtheit nicht sondern gehn in der Nothwendigkeit unter[ .] Der Zweck jedoch erhält die Bestimmtheit  ; der Zweck ist aber zunächst unmittelbar und dadurch ist er formell , er ist eine vorausgesetzte Bestimmtheit die sich erhält in ihrem Prozesse  ; aber die Bestimmtheit ist zunächst eine endliche , daß der Zweck unendlich sey , dazu gehört daß er seine Unmittelbarkeit negiert hat . Das Verhältniß des Zweckes ist aus der Endlichkeit herauszuheben , es ist ihm die Identität seines Begriffs mit seiner Realität zu ver­schaVen . Zunächst treten beide Momente des Zweckes different als endliche , auf , und dieß ist ein Verhältniß des Verstandes  ; die Religion die sich darauf gründet ist daher Verstandesreligion Der Übergang von der Nothwendigkeit zur Zweckbestimmung ist sehr wichtig , aber zunächst ist der Zweck noch unmittelbar . Solch Verstandesverhältnisse haben wir schon gesehen zb  : die des E i ne n gegen den Reichthum der Welt , wo der Herr nicht in sich erfüllt ist , nicht als Idee , concret . Von der Verstandesreligion haben wir nun das Abstrakte zuerst zu betrachten und hernach die Realität desselben . Gott ist bestimmt als das Wesen , welches zwekmäßig handelt . Endliches ist sein Thun , die Zwecke sind in der Welt aufzusuchen , wir heißen ihn in so ferne weise . Dieses giebt die teleologische Betrachtung . diese Erkenntniß giebt denn auch den teleologischen Beweis vom Daseyn Gottes , welche Betrachtung auch Physikotheologie genannt wird . Diese Zwecke sind endlicher Art , deswegen sind sie in der geistigen und natürlichen Welt zu suchen , also nicht der Natur Gottes , als Bestimmung in ihm selber , (sondern außerhalb seiner)  ; Gott ist so nur , der diese Zwecke durchführende Verstand . Hier bloß äußerliche Zwekmäßigkeit . Die Realität , das Mittel , das Andre , worauf sich der Zweck bezieht , worin er sich Daseyn giebt , – dieß worin er sich selbst geltend macht , erscheint zunächst different , äußerlich da der Zweck nicht immanent ist . Die Betrachtung der organischen Natur bedingt durch eine unorganische welche letzte als Mittel dienen soll , ist teleologischer Art . Die organische Natur ist sehr mannichfaltig , spezifisch , different , ihre Bedürfnisse machen eine eben so spezifisch differente unorganische Natur aus , durch welche ihr Leben bedingt ist . Beide scheinen als gleichgültig , für sich bestehend . Je spezifischer die Natur eines Lebendigen desto | spezifischer muß auch die für sein Bedürfniß nöthige unorganische Natur sein , und je größer das Spezifischseyn , desto zufäl­ liger ist es auch (Es kann das Zu­sam­men­treVen des ganz spezifisch Lebendigen mit seinem correspondierenden Lebensmittel wunderbar vorkommen . Die Speci30 teleologischer Lesung unsicher  36 (] Schlußklammer fehlt  37 seinem] seiner  

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fication der Bedürfnisse selbst erscheint überhaupt auch als etwas zufälliges (zb daß die Bienen Zellen bauen , Thiere den Winter hindurch schlafen) das so und auch anders sein kann Eben so auch die Anschauung des Menschen . Je detaillirter sein Bedürfniß desto zufälliger erscheint auch die Befriedigung desselben . Als Allgemeines kann der Mensch sie sehr vervielfältigen , aber es gehört auch eine besonders spezifische Grundlage (Qualität) in den Gegenständen selbst dazu . Noch unendlich mannichfaltiger sind die besonderen Zwecke der Individualität zb dessen Wohl , seine eigne Besonderheit , die er sich zurecht gemacht hat Jedes Individuum trift in seiner Entwicklung auf Umstände und deren Verknüpfung mit seinen Zwecken erscheint oft sehr wunderbar . Dieses Treiben , diese Natürliche und geistige Lebendigkeit ist es , was den Gegenstand der teleologischen Betrachtung ausmacht . Die Mittel sollen sich vorfinden auf eine natürlich zufällige Weise selbstständig , für sich hervorgegangen Weil nun die Seite der Mittel nothwendig ist , so ist noch zu fragen , welche unter diesen vielfachen Existenzen Zwek und welche Mittel (die sich als Zwek in sich habend betragen setzen dadurch ein eignes Verhältniß , es setzt sich als wesentlich hin , das Andre als unwesentlich) Zunächst sind aber die Existenzen Zwecke , welche die Idee als selbstständig an sich haben , und dieß ist zunächst in der Natur des Lebendigen vorhanden (die Luft Wasser etc sind nicht dagegen Zweke für sich) , das Organ , als solches , ist dieß Subjektive das sich zum Andren verhält und in diesem Verhalten sich selbst erhält . Die unorganische Natur ist der nicht in sich zurückkehrende BegriV . Noch mehr aber als das Lebendige ist der Mensch der Zwek , denn nicht bloß , als Lebendiges , sondern als Denkendes , er ist | nach vielen Seiten der Zweck , aber wir haben seinen Absoluten oder unendlichen Zweck zu betrachten . Das organische Leben hat seine Gegenständlichkeit an ihm selbst . Das Andre kommt nicht gegen es auf . Das Denken ist allerdings Reflexion in sich , aber der Inhalt kann sehr bedingt sein , zum absoluten Zweck gehört auch an und für sich seyender Inhalt , zum absoluten Zweck gehört , was wir nennen können  : Sittlichkeit , Religiosität (ihr sollt vollkommen sein , wie er) Das subjektive Selbstbewußtseyn ist diese un­end­ liche Form , eben solchen Inhalt begehrt sie (Worin die Weisheit Gottes beschaut werden kann , ist in den Schiksalen der Völker und Individuen) Weisheit = die Beziehung von Mitteln auf einen BegriV  ; eigentliche Weisheit fordert , daß er der Zweck an und für sich begründet sey . Zu diesem Bewußtseyn gehört aber , daß der Zweck in ihm selbst hervorgetreten ist . In den morgenländischen Darstellungen zb im Buch Hiob ist vornehmlich

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die Macht Gottes herausgehoben , und gepriesen  ; die Weisheit Gottes gehört der spätern Bildung . Was zur teleologischen Betrachtung gehört blühet vornehmlich im Sokrates auf . Sein Princip ist das Gute , d . h . es ist Selbstzweck , das Andre ist Mittel , nicht Zweck an und für sich und kann daher gebraucht werden . In der sokratischen Teologie fällt aber auch das Kleinliche sehr auf (zb Augenlieder , Augenbraunen) es führt dieß den Kontrast mit sich , daß der Zweck kleinlich ist und zugleich mit seiner Kleinlichkeit doch in Beziehung auf Gott ist , ferner  : theils sind zb . die Thiere gesichert mit ihren WaVen nach unten , gegen schwächere , aber gegen stärkere , deren es doch auch giebt , sind sie wieder verloren . Teleologischer Beweis vom Daseyn Gottes ist einer der am Meißten Gebrauchtesten . die Kantische Kritik darüber ist kurz anzuführen Er hat darüber einen sehr beredten Perioden . sagt  : der Beweis sey sehr zu achten , sey der älteste – (aber nicht wahr) dem gemeinen Gedanken ist die Vorstellung der Macht weit plausibler Das Studium der Natur wird , sagt Kant , belebt . Durch den Gedanken der Zweckbestimmung wird allerdings die Natur mit interessant gemacht . Die aus­ gebreitetere Erkenntniß der Natur fängt davon an  ; in den 40ger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es eine Menge solcher Naturbeschreibungen , die man Theologien nannte . Das nähere dieser physikotheologischen Beweise ist  : die allgemeine Befriedigung der spezifischen Organisationen  ; diese sind ferner nicht als Produkte gesetzt , sondern erscheinen als Zufällige , bloß Gesetzt , deren Zusammenhang nicht nachzuweisen[ .] Verhältniß ist ein Zusammenhang , der aber nicht durch diese | Organisationen oder durch die Mittel , welche von diesen verbraucht werden , hervorgebracht ist . Es existirt , also ferner eine weise Ursache als Intelligenz durch Freiheit d . h . nach Zwekbestimmung . Ursache der Welt , welche auch e i ne seyn muß . Die Kantische Kritik beschränkt sich so auf diesen Inhalt  : a)  diese Zweckmäßige Einrichtungen be­treVen nur die Form , die Zufälligkeit der Materie liege aber nicht darin . Diese Trennung von Form und Materie liegt in der schlechten Metaphysik des Verstandes . b) Dieser Schluß gehet aus von der in der Welt durchgehend beobachteten Ordnung der Welt von der nur auf eine proportionirte Ursache geschlossen werden kann . – worin also noch Etwas Anderes liege als blosse Allmacht . Man springt ferner im Beweise – von der sehr grossen Weisheit zur absoluten Weisheit , welches in der Voraussetzung liegt . Der Zwecke sind hier viele , nicht unendliche , absoluter Zwek ist in der Voraussetzung

17 40ger] 40gern   31 durchgehend] durchgehendes  

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In dieser Form des Beweises ist noch eine Trennung , die uns nicht genügen kann . Die Kantische Kritik greift das Verhältniß (im Beweise) von der endlichen Zweckmäßigkeit gar nicht an , wodurch die Beziehung stets nur endlich und der absolute Zweck nicht gefunden werde . In der empirischen Welt wird der freilich auch nicht an­ge­troVen , sondern ein höherer Standpunkt ist dazu nöthig . Es ist richtig , daß die Harmonie der Zweckbeziehung nicht in die äußerliche Wahrnehmung fällt , denn in dieser sind alle diese Bestimmungen als selbstständig , sie sind gleichgiltige Mannichfaltige . Daher kann man sagen  : die Zweckbeziehung kommt nicht den Dingen selbst zu , ist nicht durch sie gesetzt , fällt außerhalb . Die Zweckmäßigkeit an und für sich , der thätige BegriV ist somit ein Anderes als die Natur (Es kommt dabei auf die Metaphysik über die Natur an) (eine wahrhafte Metaphysik über die Natur giebt die Erkenntniß daß diese (Natur) die Natur der Idee selbst ist , und nicht an und für sich seyend) Statt eines physicotheologischen Beweises kann man auch einen psychicotheologischen geben , in welchem letzten dieß  ; es giebt so vielerlei menschliche Vermögen (Triebe , Begierden) . Diese sind so mannichfaltig und ihre Differenz macht ihr eigenthümliches Seyn  ; aber es findet sich auch ihr Zusammen-fassen , Zusammenwirken und dieß muß außerhalb ihrer fallen (da ihre Natur mehr die Differenz ausmacht) . Dieß ist derselbe Grund . Es fällt uns gleich ein , daß der Geist E i ne r an ihm selbst ist und dieß ist gerade seine Natur  ; denkt man noch so schlecht vom Geiste , so bleibt das Einerseyn des Geistes doch die Grundlage . Der BegriV in Absehung der natürlichen Dinge ist in demselben Nexus . Bei’m Schlusse der Nothwendigkeit sind wir ebenfals von der Selbstständigkeit beider gegeneinander ausgegangen , aber durch das Bedingtseyn beider wird vielmehr auch ihre Beziehung , Einheit herbei geführt . Wie also hier diese Bedingtheit die Selbstständigkeit des Verschiedenen negirt , so ist es auch mit der Zwekmäßigkeit wo die Einheit im BegriV die wahrhafte Natur der Gegenstände ist . | Eine intelligible Welt , als in sich unendlich zergliedert und indem der BegriV seine Momente entläßt sich in ihnen doch erhält . Die Zweckmäßigkeit ist am Endlichen nur formell , unendlich ist sie nur , wenn der Inhalt absolut ist , also in der Idee . Der Mensch , der in der Natur und im Geiste zweckmäßige Beziehung erkennt , der hat ganz Recht , aber er thut dieß nur im Gemüthe oder überhaupt auf sinnliche Weise , worin die Selbstständigkeit der Dinge , welche sie vor der äußerlichen Wahrnehmung haben , negiert wird .

4 Zweckmäßigkeit] Zwecke   21 ist1] ein   30 der] der der   35 worin] worin er  

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Die Energie des Zweckmäßigen ist aber hier nur formell , hat noch endlichen Inhalt  ; – aber die Beziehung des BegriVs . Die concrete Vorstellung dieser BegriVs Bestimmung haben wir jetzt zu betrachten .

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Zuerst  ; wenn wir sagen  : Gott ist die zweckmäßigwirkende Macht , so hat dieß einen ganz andren Sinn , als den unserer jetzigen Stufe . Wir erkennen die Zwecke als endliche und unterwerfen sie daher dem an und für sich Guten  ; – wir haben hier nur noch eine Religion der vielen Götter , 2) die metaphysische Grundbestim­ mung (Zweckbeziehung) ist hier auch nicht reiner Gedanke , und die Besonderheit der Zwecke gestaltet sich für die Vorstellung so , daß sie mit dem Naturelement in unmittelbarer Anschauung verflochten sind  ; die menschliche Gestalt herscht auch hier als der Forderung des Zweckmäßigen Thun entsprechend , vor . Eine Menge Götter für die sinnliche Anschauung da , und in so fern eine Gemeinsamkeit mit den Gestaltungen der vorigen Götter  ; aber die wesentlich geistige Differenz beider bestehet darin  ; (die griechische früher , – die jetzige die römische Religion) in der griechischen ein Reich der Schönheit , heiterer Genuß der Götter  ; in der römischen (also hier) ist eine Befangenheit mit endlichem Zwecke und die sittliche Macht macht nicht die Grundbestimmung der Götter aus , sie sind nicht theo­ retische und poetische Götter , sondern praktische und prosaische[ .] Die Zwecke sind hier nicht in der Natur zu suchen , unter den vielfachen Zwecken sind die menschlichen vornehmlich die geltendsten . (die incommodirende Fliege ist unmittelbar todtzuschlagen) . Aber damit fehlen noch die göttlichen Zwecke denn die menschlichen Zwecke haben im Endlichen ihre Wurzel , sie sind in menschlichen Bedürfnissen , menschlicher Noth gegründet . In der griechischen Religion  : freie besondre Mächte , worin die Zwecke der Individualität aufgehoben , die Mächte der Noth enthoben  ; das Individuum hat nur die Mächte der allgemeinen Natur zu’m Gegenstande . es ist des Genusses würdig denn es hat nichts für sich behalten , in der Nothwendigkeit werden eben die besondren Zwecke als negative aufgehoben , welche hier die geltenden sind . Diese Religion ist hier durchaus praktisch  : die Selbstsucht , die eigenen Interessen , | Bedürfnisse des Individuums welches zugleich das Gefühl der Abhängigkeit (dieses ist der Selbstsucht eigenthümlich zb . der Indier der im Bruma sein Selbstbewußtseyn versenkt etc) ist hier das zu Grunde liegende . Positive Bedeutung kommt nur durch den Zweck hinein . Freie Anschauung , freies Verehren der Mächte fehlt  ; nur prosaische verständige Religion (Vereinzelungen die als abstrakt bestehn nicht in die Nothwendigkeit versenkt noch in der Vernunft aufgelöst sind)  ; die Gestaltungen dieser Religion gehören daher auch nicht der freien Phantasie . 19 der] die   22 Wurzel] Würzel   26 des Genusses] der Genuß   31 sein] seine  

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Die Gestaltung dieser Götter ist auch hier nicht eigentlich vom Kultus unterschieden , wie wir das bis jetzt hatten  ; der Kultus ist hier der Prozeß des Selbstbewußt­ seyns (nicht sich die Identität mit dem Objektiven zu geben) das an sich fängt , von der Noth ausgehet  ; ergo  : der Kultus selbst das Setzen dieser Götter , welche darum auch nur eine Existenz im Feste oder durch die Verehrung haben (stets eine subjektive Wurzel) . Der Inhalt ist ferner beliebig , obgleich ihm auch Allgemeinheit nicht ganz fehlen darf , sonst wäre er ganz unberechtigt , der eine Zweck ist hier  : der S t a a t  , in seiner Wirklichkeit  ; der zweite ist hier  : die Hervorbringungen der Naturmacht , nicht die allgemeine Naturmacht , sondern ihre Produkzionen (zb Fruchtbearbeitung , überhaupt Gedeihen , dessen was zur physischen Nothdurft gehört  ; kann allerdings elementarische allgemeine Mächte enthalten) Aus der Bestimmung ad a  : folgt daß die Religion wesentlich politisch seyn muß und zwar nicht in dem frühern Sinne  : daß die allgemeinen Einrichtungen als göttlich verehrt werden  ; – sondern hier knüpft sich die Verehrung an ganz besondere empirische Ereignisse zb . an Errettung aus der Noth . Indem die Verehrung so zufällig , so tritt sie auch in jedes einzelne Vornehmen , jeden einzelnen Beschluß  ; durch die Vermittlung mit Menschen (in so fern die Religion in politischer Tendenz) etc . treten hier Priester auf , Auspicien , Augurien (Pontifices , Horuspices , gebrauchten , wie bekannt die Religion ganz zu politischen Zwecken) (das naive griechische Orakel fehlt , sie hatten diese überhaupt gar nicht) Die Schicksale des öVentlichen Lebens daß überhaupt daran gebunden . Die zweite Bestimmung hierbei . Das Fehlschlagen , Unglück  ; es stehet auf der andern Seite , – Furcht vor den endlichen Zwecken überhaupt (in der Religion der Heiterkeit ist so Etwas nicht (die Eumeniden sind nicht unterirdisch sondern sie wallen bloß , – in älterer Zeit bei den Griechen wendet sich allerdings das Volk zu den Göttern (zb . Sophokles im Tyrannus) allein spätere Bildung hat es bei ihm vermischt und nie hat es sich | auf römische Weise benommen . In Ansehung der Vorstellung des Göttlichen . Das Allgemeine welches in den vorigen Religionen über allen besonderen schwebt , (Nothwendigkeit) fehlt hier auf dieser Stufe In der Nothwendigkeit heben sich die endlichen Zwecke auf , hier sind sie das Bestimmende und Bestehende . Das Bestehn des Hauptzwecks  : die Anschauung hievon haben die Römer i n d e r F o r t u n a gehabt . (Wäre diese der Zufall , so mit der Nothwendigkeit identisch .) Allein die Fortuna ist hier das gedeihliche 3 Identität] Idealität   18 jeden] jeder  

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Glück des römischen Reichs , seine Ausbreitung  ; dieß kam den Römern als ein einziger Weltzustand vor (Fortuna publica besonders verehrt) . – Unter den Kaisern gefragt  : ob Rom mehr der Fortuna oder seiner Klugheit die Größe danke ? (Früher ausschließlich Fortuna  ; unter den Kaisern kam allerdings schon andres Leben , fremdes Leben spielte nur an den Gränzen umher , welches daher nicht’s Drohendes für das festbegründete Reich hervorbringen konnte . Sie hatten freilich auch einer besondren Fortuna fortis einen Altar gewidmet , (durch Servius Tullius gestiftet , weil er aus niedrigem Stande) . hier hatte Fortuna denn den Sinn des zufälligen Glücks  ; doch Fortuna publica – die Größe des Reichs . Zu diesen ungeheuren Wirklichkeiten mußte sich freilich auch die Verehrung eines Allgemeinen stellen . Sie hatten daher Verehrung …… o p s (scheint allgemeine Naturkraft gewesen zu seyn) , Allein diese Wesen und Feste sind ein trübes und im Bewußtseyn nur zurückgehaltnes , das zu keinem Gelten gegen die besonderen Zwecke gelangen konnte . Der Dienst der Isis , des Osiris und besonders der christlichen Religion später , ­wodurch die Ausbreitung der stoischen , epicureischen und neuplatonischen Philo­ sophie hervorging , welche hier denn durchaus die Stelle der Religion vertrat Also diese unüberwindliche Roma , eigenes Verehren . Die besonderen Mächte konnten zum Theil mit der Religion der Schönheit gemein seyn  ; allein bei der Religion der Nützlichkeit Zweckmäßigkeit führt es sich herbei , daß diese Mächte nur im besonderen Sinn Gegenstand der Verehrung wurden , als sie etwas Nützliches für das Individuum oder den Staat gethan hatten , wir sehen einen Jupiter capitolinus – und einen Jupiter stator , Romulus gelobt dem Letzteren einen Tempel , wenn die Römer bei dem Sabinerraube Stand halten würden , also ganz politische Bedeutung . – In anderer Noth ließ man Ceres aus Sicilien und Cybele aus Pergamon kommen . Jupiter latialis Politische Feste , Noth des Staates ist denn überhaupt Veranlassung zu’m | Gottesdienste . Das Bedürfniß – vergangenes , oder gegenwärtiges – treibt dazu . – (concordia – Pax etc) das Fest der Minerva ist auch bei den Römern so heruntergefallen , die Musikanten hatten die Stadt verlassen etc und ihre Wiedereinsetzung die unmittelbare Veranlassung . Die Noth machte die Römer fromm , und gab Veranlassung zur Einführung neuer Gottheiten . Die physischen Zwecke und die Produktivität der Natur nach ihrer Nützlichkeit für den Menschen waren auch Gegenstand der Verehrung . zb . die Kraft in dem Saamen der Pflanzen (ops consiva) daher eine Menge ländlicher und Gewerbsfeste . Die Göttinn Fornax . diese Macht , daß das Korn sich dörren läßt (schwerlich kommt man darauf) Vesta auch in der Beziehung verehrt , daß sie das Feuer zu’m Brotbacken giebt . Mercur ist als dem Handel gewinnbringend . Saturnalien ist eins von den bessern Festen , wo die Unterschiede der Stände weggefallen  ; Palilien der Pales , als Göttinn , welche das Viehfutter gedeihen ließ .

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warteten überhaupt politische functionen und nützliche . GW  17 . 189

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Im concreten Nützlichen ist überhaupt die Wurzel dieser Gegenstände . Es ist um das Gelingen solcher Zwecke zu thun die ihrem Inhalte nach zufällig Gegenüber stehet das Schädliche , Mißlingen . Auf gleicher Stufe steht es mit dem Gedeihen  ; ebenso gut kann es seyn . Das positive Seyn im Besitze des Menschen hat zugleich eine Schranke und ist als Endliches zugleich in der Gewalt eines Andern , wodurch der Mensch seine Abhängigkeit erkennt , das Negative seines endlichen Inhaltes , das Übel , Gehet man das Gefühl der Abhängigkeit consequent durch , so führt es auf dieses Negative , welches als vorübergehender Zustand (d . h . als ohne Allgemeinheit in sich seyend) in ein Bild zusammengefaßt erscheint . Die Phantasielosigkeit der Römer hat sogar die Sorglosigkeit , den Frieden etc . als Gottheit fixirt . Allein eben auch den Übeln , Gottheiten gewidmet  : Robigo (Brand im Korn) Febris [( ]auch der Pest , dem Hunger) es ist schwer hierin göttliche Bestimmungen zu erkennen  ; – nur aus dem fixiren der endlichen Zwecke ist es zu erklären , gegen welche denn allerdings auch das Verkümmern als etwas Wesentliches vorkommen muß . Sonst ist darin das Erkennen aller Wahrheit verloren . Der Geist ist ganz in das Endliche , Nützliche eingehauset Die Anschauung des Göttlichen , Einheit der Idee ist hier eigentlich aus |g  egangen , und wird für die Prosa dieses Verstandes für die Verkümmerung dürftig zusammengehalten  ; Hier ist – aus dem Gesagten erhellt es – die Wurzel alles Aberglaubens . Dieser geht vom Gefühl der Abhängigkeit der Zwecke aus , von dem sich der Geist nicht frei machen kann  ; womit Zauberei verbunden , welche über solche Befangenheit Gewalt zu bekommen sucht . Die römische Welt hat den ungeheuersten Aberglauben und Zauberei . Indem das Selbstbewußtseyn so das Negative anerkennt , gehen wir zu’m Kultus über . Das Göttliche steht als Bild , aber auch als handelnd da , und dieß muß auch vor die sinnliche Anschauung kommen . Dieser Prozeß des göttlichen Lebens  : daß es nicht bloß ist , sondern thätig ist (in der christlichen Religion wird dieß durch die Lehre hervorgebracht) dieß geschieht hier durch den Mythus , der zuerst für die innern Vorstellungen  ; aber indem er zum unmittelbaren Anschauen gebracht werden muß  ; treibt sich das göttliche Thun zu’m Schauspiele (in der griechischen Religion die göttlichen Mächte durch das Trauerspiel in’s Bewußtseyn gebracht) . Bei den Römern war dieß nicht einheimisch , daher blieb es hohl und ihr Tragisches ist gräßlich ohne alle göttliche Idee (Seneca) und auf der komischen Seite , wieder bloß gemeines (Sklaven , Buhlerinnen) die große göttliche Komodie der Griechen ist todt . – Anschauung der göttlichen Mächte in ihrer Substanz fehlt , das theoretische Interesse konnte nur bei den Komödien sein . Das Zuschauen des Individuums (denn sein Zweck war doch nicht dabei) – der geistige Ausdruck – als Sprache , – fehlt , bloß sinnlich Produziren sich mimische Darstellung .

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Die Kämpfe auf Leben und Todt (mit Menschen und Thieren) war große Lust der Römer  ; das Theoretische hierbei , weil hier ganze Zwecklosigkeit  ; Verhältniß sittlicher Mächte fehlt . es wird bloß eine endliche , äußerliche Geschichte hervorgebracht , (der Tod ist das Umbringen alles Endlichen und das größte  ; – daher von den Kaisern dem Volke solche Schauspiele gegeben (hunderte von Löwen , Tigern etc . an einem Tage) . Menschen waren besonders zum Kampfe mit den Thieren bestimmt und Menschen (Heere gegen) einander brachten sich um . Caligula  : die dem Tode Geweihten grüßen dich Imperator – allein die See-Schlacht geht los , sein Mitleid schweigt . | Dieß ist denn die Spitze der geistlosen trockenen Prosa , zweckloser Tod , Mord . Er hat Hauptinteresse für die Römer , daher ihr kaltes Sterben . – Das Ganze schließt sich damit , daß sie ihre Kaiser , als Götter verehrten . Denn dieß Alles mußte sich wenigstens in eine unendliche Macht zusammenschließen . Die Heuchelei hat es darin bis auf die höchste Spitze getrieben  ; indem der endliche Zweck das Höchste für das römische Bewußtseyn war , so lag es darin , denjenigen zu verehren , der die Macht über diese endlichen Zustände (diese For­tuna) hatte . Der Kaiser , diese unendliche Macht war weit reicher als dieser Robigo , Fames , etc . Die Fortuna des römischen Reichs , dieses große Ganze war ebenso in seiner Macht . Es wurden dem Kaiser Opfer gebracht , bei seinem Namen geschworen , Feste für ihn verordnet . Es kam da heraus , was das römische Thun Leben in sich hat , für es in seiner Endlichkeit versunken , hat nicht’s dieser Macht entgegenzusetzen . In Recht , Sitte , Schaam , Senat etc . gegen Alles dieß war die Macht . die Macht des Endlichen selbst also war es , worin sich dieß Treiben , Zusammen­ fassen mußte . Der Kaiser , ein endliches Individuum , hat seine Trabanten und so lange diese ihm treu waren (durch ungeheures Geld an sich gefesselt) lag jedes Leben in seiner Hand – (das Leben ist eben dieser Genuß dieser endlichen Angelegenheiten) Die äußerliche Realität hat hier nur in ihrer Spitze die Allgemeinheit als Verlust aufzuweisen  ; es ist nur eine Welt des äußerlichen Glücks . Die Bestimmtheit in der Idee ist zur Einzelnheit bestimmt , wobei sie aber alle Substanzialität verloren , sich auf’s andre Extrem hinausgetrieben hat . Die Religion dieser Stufe ist aber ­nothwendig . die Realität sehen wir zuerst in unmittelbarer Einheit mit dem Allgemeinen  ; aber die Bestimmtheit ist wesentlich Einzelnheit , welche hier nun als Realität – vollendet ist , als Totalität . Die Bestimmtheit macht die objektive Seite der Idee aus , und nun muß es geschehen , daß die Einzelnheit in die Allgemeinheit – der als ihr angemessen – resumirt werde . Die Religion der äußerlichen Zweckmäßigkeit macht somit den Beschluß der endlichen Religionen . Das Daseyn des

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BegriVs ist = Realität und dieß Gesetztseyn hat sich zur Totalität vollendet – dadurch ist es fähig in das Allgemeine aufgenommen zu werden . Die Bestimmtheit oder das Endliche erst in so fern es concreter Zweck ist , erst so ist es Totalität und erst durch den Zweck , (die bestimmte Bestimmtheit) ist die Rückkehr , diese Bestimmtheit der Bestimmtheit ist Subjektivität . zuerst als unmittelbar ist sie maßlose Endlichkeit (wie wir gesehen haben) sie hat 2 Seiten | Der BegriV in sich zurückgekehrt und sich zur absoluten Form erhebend ist diese Realität . Gott ist zunächst das abstrakt Allgemeine , er setzt sich als Andres und hebt dieß auf , als Negazion der Negazion ist er eben unendliche Subjektivität oder Realität in ihrer Wahrheit (die aufgehobene Besonderung) Es ist dieß der BegriV diese Bestimmung an sich  ; in der Religion der Zweckmäßigkeit ist selbst diese Form zur Anschauung des Selbstbewußtseyns gekommen  ; zunächst ist sie in der Endlichkeit verborgen  ; das Höchste in endlicher Form aufgefaßt ist das Schrecklichste  ; – das tiefste Bewußtseyn ist auch in seinem Irrthum am fürchterlichsten . Nur die maaßlose , unbegränzte Endlichkeit (die griechischen Sophisten  : das Maaß aller Dinge ist der Mensch) ein völliges Einhausen in die Endlichkeit ist zunächst nur . Auf diesem Standpunkt beginnt hier allerdings die unendliche Subjektivität  ; das formelle Recht , des Verstandes aber , ohne Substanziellen Inhalt , tritt auf , es setzt die hohle Unendlichkeit der Person voraus . Ein Zerfallen in spröde ­Endlichkeit kommt durch dieß Fürsichseyn heraus , und es wird auch nur durch die eine fürchterliche Macht zusammengehalten , die den leeren Tod , als die Negazion aller dieser Endlichkeiten , einsetzen , gebieten muß . Der absolute Schmerz , das größte Unglück der Welt ist hier . – Der Geist ist denkend  ; indem er sich in dieser Endlichkeit vollkommen verloren hat (die Fortuna das Letzte ist) so ist er doch in diesem Verluste das sich in sich Reflektierende . So hat sich der Geist in seiner Tiefe , als unendliche Form , als Subjektivität in sich . – Es treten hier die Philosophien dieser Spitze (dieser Untreue der Wirklichkeit) auf . Die Auflösung und Versöhnung dieses Gegensatzes ist nun das absolute Bedürfniß . Der Geist an und für sich die Idee , das Identische in seinem Andern die abstrakte Allgemeinheit des Denkens hat zunächst gegenwärtige Wirklichkeit erhalten . Die Anschauung des Selbstbewußtseyns in diesem aufgelösten Gegensatze ist  : das Göttliche als ein Gegenwärtiges zu haben . Geschichtlich ist es aufzuweisen , wie sich diese Endlichkeit losgelassen und zerschlagen hat , in der Äußerlichkeit . Die Mannichfaltigkeit hat sich in das Pantheon des Einen zusammen zunehmen . Die Fortuna des Reiches geht selbst unter . Geschichte hat ferner zu zeigen , daß diese concrete Einheit des Absoluten nicht in der griechischen und römischen Welt hat aufgehen können , sondern nur , wo »der Eine« das Princip ist . Das Orientalische mußte vorangehn . Im jüdischen Volke im alten Schmerze – geographisch in Mittellande zwischen Morgen und Abend hat dieß aufgehen gehen müssen .

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Das | Eine war hier , konnte aber nicht eher aufgehen , als bis sich die Realität bis zu der Spitze getrieben hatte . Diese Subjektivität stellt sich das Objektive an und für sich gegenüber  ; die Wahrheit der bestimmten Bestimmtheit ist identisch zu seyn mit der Allgemein­ heit . Dieß ist nun der Standpunkt der vollendeten Religion , der oVen­baren  , der Religion in ihrer Totalität , die christliche Religion .

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Dritter Theil In der christlichen Religion

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ist der Inhalt durchaus spekulativ  ; nicht der Inhalt des gewöhnlichen Bewußtseyns  ; nur die Formen gehören dem unmittelbaren Bewußtseyn . Die höchste Erkenntnis  : die Philosophie ist hier der Gegenstand und es ist nun zu trennen , was der Form zugehört . Wenn man den Inhalt nur an die Form des gewöhnlichen Bewußtseyns bindet , so kann man der christlichen Religion manchen Vorwurf machen . Die vollendete Religion ist früher bestimmt worden , als diese  : worin der Be­ griV der Religion objektiv geworden  ; für Anderes ist , aber so daß die Weise der Gegenständlichkeit selbst absolut ist , die unendliche Form hat . Die Religion ist als Bewußtseyn Gottes , als des absoluten Gegenstandes , bestimmt , der absoluten Macht , in der Alles in seiner Wahrheit ist  ; – aber zum BegriV der Religion gehört noch  : daß dieser Gegenstand Bewußtseyn in der Form der Subjektivität ist . Durch die Religion die sich wahrhafter Gegenstand ist , ist dieß schlechthin Allgemeine zugleich als Subjektivität . Ist Gott nur Gegenstand so ist er zunächst nur Anderes Substanzialität der absoluten Macht . – allein er ist zugleich das Aufgehobenseyn dieser Relativität , und dadurch ist er unendliche Subjektivität Selbstbewußtseyn in sich , womit Gott als Geist bestimmt ist . In dieser Religion hat Gott also die Bestimmung »Geist« zu seyn , wodurch sich der BegriV objektiv ist , d . h . nicht  : daß das religiöse Gefühl zum Gegenstand der Betrachtung gemacht werde (dieß kann sich Alles zum Gegenstand machen , dieß ist nur die Religion der schlechtesten , dumpfsten Subjektivität) sondern der BegriV der Religion , welcher nicht so ein dumpfes , Willkührliches solcher Dunst ist , wie das Gefühl Indem Gott als Geist Inhalt der Religion ist , ist zugleich das Objekt aufgehoben . Denn er ist hier der Geist seiner Gemeinde , welches subjektive Selbstbewußtseyn er mit sich vereinigt , (dieß ist unendliche Form des Selbstbewußtseyns) Von dieser Religion wie nun unter näheren formellen | Bestimmungen zu betrachten Die christliche Religion ist oVenbare und geoVenbarte Religion . Durch Gott ist sie den Menschen geoVenbart  ; dieß ist richtig  : denn es ist Gott selbst der sich oVen­bart , er indem er als Geist ist , kann sich selbst auch nur aufschließen . (Durch keinen Witz , Gewalt gezwungen werden) Indem also die OVen­barung nicht 31 denn] den  

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durch den Menschen , so ist dieß der Mensch , der Gott noch als Anderes gegenüber hat  ; – worin sich aber Gott oVen­bart hat , das ist nicht der endliche Verstand , sondern das Wahrhafte , die Vernunft , das Göttliche des Menschen . Gott wird in der christlichen Religion vorgestellt wie er ist , hier ist keine OVen­ba­r ung auf geschichtliche oder andre Weise , ist nicht in der Weise von Prädikaten (Zustände (als General) überhaupt äußerliches Thun zu fassen sondern dieß OVen­baren ist seine Natur , das OVen­baren ist sein Inhalt selbst , die Weise seine unendliche Form aufzufassen . Man kann sagen die Natur oVenbart sich  ; aber daß sie es kann , dazu sind  : Natur und Mensch nöthig (2 gehören dazu) sie (die Natur) thut also nicht das Ganze , die OVen­barung ist nicht am ganzen Umfange ihr Thun  ; aber das Thun Gottes ist das OVen­baren im ganzen Umfange . Das OVenbaren ist das Manifestieren . Es gehört dazu , sich zu besondern , zu bestimmen . Den Anfang haben wir in der griechischen und römischen Religion gesehen , aber hier bleibt es bei dem Bestimmen . Der Geist ist nicht’s als sich zu manifestiren . Es ist aber das Göttliche in dem Unterschiede sich vollkommen durchsichtig zu machen , die Gegensätze zugleich negirt zu haben . Das Seyn für Anderes ist unendliche Form , wo das Endliche zugleich resumirt verklärt ist . Der Unterschied in der Einheit , wodurch das Scheinen oder Idealgesetztseyn , manifestirt ist , dieß ist der spekulative BegriV des OVen­barens Wie Gott so die unendliche Form ist , so ist die Wahrheit hier Gegenstand  ; die christliche Religion hat ihn . So wie es heißt  : Gott kann man nicht erkennen , so ist es ganz mit der Religion aus , viel weniger ist dieß christliche Religion . Der Hund hat , wenn er geprügelt wird , auch die Empfindung eines Höheren  ; aber der Mensch ist Selbstbewußtseyn und der Geist hat keinen Sinn , wenn er sich nicht Gegenstand wird Der Geist selbst ist es , der sich oVenbar macht , und somit der Inhalt , welcher Wahrheit ist , absolute Einheit des BegriVs und | der Realität . Indem der Geist so Gegenstand ist , erscheint er gegenüber dem Bewußtseyn welches so endlich erscheint , aber der Geist ist selbst dieser Prozeß den Schein als gegenständlich zu seyn , aufzuheben . In dem Scheine Gottes ist aller Gegensatz verschwunden (der Kultus) . Daher ist diese Religion die Versöhnung der Welt mit Gott . Der Abfall der Welt von Gott ist  : daß sie sich fixirt als endliches Bewußtseyn (als natürliches Wollen , Meinen) – indem aber Gott in dieser Trennung scheint , wird sie negirt und das Bewußtseyn läßt los davon . Alles Endliche ist so ein Durchsichtiges in Gott aufgenommenes  ; Wahrheit und Gewißheit sind hier vereinigt (Anfangs beide entgegengesetzt , nur auf die Spitze getrieben , sind sie zu vereinigen) und 5 (] Schlußklammer fehlt  

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daher ist diese Religion auch die der Freiheit . Das Bewußtseyn hat hier kein Anderes , furchtbares gegenüber . Die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur ist Basis der christlichen Religion  ; – aber in der religiösen Form ist diese Einheit nur erst an sich  ; der Prozeß sie zu setzen gehört dem Geiste selbst an . Gott ist hier absolute Idee d . h . er ist Geist . In diesem BegriV ist das feste daß er für sich zu betrachten ist . Der BegriV enthält – als er Geist ist – die Einheit seiner und der Realität . Auf dieser Stufe ist daher der BegriV nicht bloß , als solcher , sondern er ist zugleich das sich Realisirende . Die Art und Weise der Realität war früher für den BegriV äußerlich hier ist sie im BegriV selbst enthalten und ist das , was wir OVen­barung  ; Manifestation genant haben . Der Geist oVen­bart sich selbst u , dieß ist seine Natur . Daher BegriV und seine Bestimmtheit (oder Realität) fallen in Eins  ; eben so liegt im BegriV selbst der Kultus , der früher auch vom BegriV getrennt war  ; hier ist Realität und Kultus im BegriV – in so fern er Idee ist  ; die Bestimmung des endlichen Geistes liegt ebenfals darin  ; der unendliche Zwek ist hier gesetzt (nicht der frühere , endliche) und es ist die Bestimmung des Prozesses des Geistes »das Endliche« aufzuheben , welches im Kultus gehört . Es wird nicht’s hervorgebracht , als was an sich ist . Die ganze Bestimmung liegt hier im BegriV , der Totalität ist . Die metaphysische Bestimmung der Idee – oder wie sie zunächst für die Reflexion erscheint zu betrachten . Dieser BegriV ist erschienen der Reflexion im sogenanten ontologischen Beweise vom Daseyn Gottes . In den früheren Beweisen wurde vom endlichen Seyn , zu’m unendlichen an und für sich | Seyenden übergegangen , daher hier die Differenz . Daß dort schon ein endliches Seyn zu Grunde gelegt , um dessen Bestimmung es zu thun war , – Kein Gegensatz – sondern nur um das Seyn handelt es sich  ; hier tritt ein höherer Gegensatz ein  : vom BegriV zur Objektivität , oder abstrakter ausgedrückt zum Seyn . Der Beweis fängt damit an daß der BegriV Gottes vorausgesetzt wird und dieser als Subjektivität , wonach denn das Zukommen der Objektivität gefordert wird Der Standpunkt der modernen Zeit (Interesse der Vernunft) ist überhaupt den Gegensatz zu überwinden , und den härtesten  ; die Seite der Subjektivität , hat sich in moderner Zeit verselbständigt , als unendliche Totalität , die sich selbst genügt . Sie hat von sich abzulassen , um zum Gegentheil ihrer zu gelangen . Der Gegensatz von Subjektivität und Objektivität ist hier daher das zu Überwindende . Dieser Kampf ist im ontologischen Beweise in formeller Weise aufgefaßt . Der metaphysische Beweis fängt an  : 31 Subjektivität ,] Subjektivität . ,   32 verselbständigt] sich verselbständigt  

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vom BegriV Gottes und zeigt von der Bestimmung zunächst die Möglichkeit auf – und der BegriV ist hier  : daß Gott das allerrealste Wesen , die Realität aber auf unendliche d . h . bloß positive Weise , so daß alles Negative fehlt . Man muß nun freilich diese Prädikate vergleichen und sie sind nur Prädikate in so fern sie sich excludiren oder beschränken . sie sollen aber in sensu eminentiori genommen werden) sie haben ohne Negation keinen Sinn . Die Forderung der blossen Positivität für die Realität ist ein leeres , zahmes . Möglich ist es freilich – in so fern es keinen Widerspruch enthält (im Todten fehlt er auch nicht) Man geht weiter und sagt  : Seyn ist selbst eine Realität und 3) der Schlußsatz  : ergo muß Gott auch das Seyn unter seinen Prädikaten haben Kant hat diesen ontologischen Beweis kritisch behandelt (und der Beweis ist aus der Metaphysik verschwunden) Kant sagt  : aus dem BegriV könne man nicht das Seyn herausklauben , beide sind durchaus verschieden  ; durch die Realität komme zum BegriV nicht’s hinzu (ob ich 100 thl habe oder vor stelle , gleich viel) Anselmus (Scholastiker) hat zuerst diesen Beweis vorgetragen . Gott soll das Vollkommenste seyn (so denken wir ihn) wäre er daher nur eine blosse Vorstellung (bloß subjektiv) so wäre er nicht das Vollkommenste denn als solcher achten wir bloß , was nicht für die Vorstellung sondern auch in der Wirklichkeit ist . Ist eine Voraussetzung erlaubt | so ist dieß die wahrhafte  ; sie heißt  : was ist , zu denken , sie liegt aller Philosophie zu Grunde , und allem menschlichen Sinne . In der schellingschen Philosophie ist diese Voraussetzung als das Absolute als die Einheit des Subjektes und Objektes . Carthesius  : cogito , ergo sum . Spinoza  : das Absolute dessen BegriV sein Seyn in sich schließt . Der Verstand beharrt auf der Differenz von BegriV und Seyn , aber so sind sie das Unwahre . Ein BegriV ohne Objekt ist ein leeres Meinen , und umgekehrt ist es eine schlechte zerfallene Äußerlichkeit , ein Vorübergehendes , in sich faules . An dem Gedanken Anselms und in den anderen Philosophien ist nur dieß auszusetzen , daß er als Voraussetzung hingestellt ist , daher ist der Mangel bloß in der Form . Die Verstandesmetaphysik hat auch den Gang dieses Beweises auf andere mangelhafte Weise aufgefaßt . Insofern die Realität Gottes als bloße Positivität genommen wird , bleibt Gott nur das rein Unbestimmte . Das Seyn ist allerdings im BegriV enthalten , aber es ist hinzu zu setzen  : daß das Seyn selbst die Subjektivität des BegriVs aufhebt  ; – oder  : daß das Seyn im BegriV enthalten , dieß ist ein negativer Übergang , wodurch die 6 )] Anfangsklammer fehlt   7 zahmes Lesung fraglich  13 das Seyn] den BegriV  

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Einseitigkeit negirt wird , die subjektive Form hebt er auf . Jedoch ist diese negative Modalität des Übergangs nicht beachtet worden . Das Seyn liegt im BegriV und damit ist seine Einseitigkeit aufgehoben . Ist der Mangel aufgezeigt , so hat dieß den Sinn gehabt  : als ob der ganze Beweis gehaltlos ist , es ist aber wahr eben dieß  : daß Gotte’s BegriV sein Seyn in sich faßt  ; dieß hat auch die einfachste Religion unter Gott verstanden . (sei er auch Licht genannt) er ist nicht blosse Subjektivität oder blosse Objektivität , sondern letzte welche dem BegriV gemäß ist und umgekehrt Hebt man die Einheit des BegriVs und des Seyns auf , so hat es mit der Religion ein Ende , mit Gott ist’s aus  : denn nur Endliches ist er da . Die Basis des Christenthums ist  : daß der BegriV sich eben aus seiner Einseitigkeit aufhebt , und sich als Objektivität setzt . (Denn der unendliche Zweck ist hier zu realisiren) GW  17 . 217

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Entwicklung der Idee . Die Bestimmtheit ist sowohl des BegriVs als der Realität , aber hier ist die Realität selbst die Bestimmtheit des BegriVs , sie ist das schlechthin durch ihn Gesetzte . Die Bestimmtheit des BegriVs ist OVen­barung Manifestation welche Realität ist . Der BegriV ist hier Idee . Gott ist hier bestimmt als absoluter Geist . Weil der BegriV Idee ist , so hat der BegriV nur seine Bestimmtheit in seiner Realität . Die frühern Religionen haben nur die endlichen Bestimmtheiten (zb . Gott als Herr , als absolute Macht .) | Der BegriV ist hier die Idee selbst , und der BegriV ist nur durch die Realität selbst zu expliziren . Die Bestimmtheit erscheint von Gott zunächst in der Form von Prädikaten , als der Weise der Reflexion überhaupt . Das Prädikat soll auf einfache , positive Weise mit dem Subjekte verbunden seyn . Es ergeben sich differente Prädikate , und giebt man auch eine Basis derselben an , so sind sie verschiedene Seiten derselben die aber äußerlich und ohne Noth­ wendigkeit gegen einander sind , darum werden sie denn auch empirisch aufgefaßt . Außer diese Prädikate fält nun die Wirksamkeit , (sie ist ein eigenes Thun , ein Geschichtliches von ihnen unterschieden  ; die Manifestation ist daher abgesondert (zb Gott hat die Welt er­schaVen , einen Sohn) Wenn gleich diese Prädikate auch in sensu eminentiori  : genommen werden sollen (also als unendliche Güte , Gerechtigkeit) so werden sie über ihre Bedeutung hinausgetrieben , oder sie werden in ihrer Bestimmtheit aufgefaßt und dann tritt ihre Endlichkeit ein  ; hier sagt man

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denn  : sie seyen nur unsere Weise Gott zu expliziren (nur subjektive Erkenntniß) Gott selbst ist uns als dadurch unbekannt und er bleibt dabei ein Jenseits Die Bestimmung durch Prädikate kann man im populären Sinn gebrauchen – sie bringen einen grossen Sinn vor den Geist  ; – der aber so noch nicht die Bedeutung der Reflexion hat (daß die Prädikate endlich ausschließende sind) in so fern ist der Gebrauch dieser Ausdrücke ganz richtig . (aber nicht in so fern es bloß unser Meinen ist) ein Anderes ist aber die bestimmte Exclusion die Bestimmtheit von der Reflexion aufgefaßt . Der unbefangene Menschensinn hat zunächst keinen Widerspruch in den Prädikaten Gottes , er hat das dumpfe Bewußtsein ihrer Auflösung . – sie sind in Gott harmonisch . – Die tiefere Reflexion erkennt nun aber die Prädikate als unwürdig für Gott . Die Prädikate werden von uns negirt , unsere Dialektik wenden wir darauf an . – Jedoch ist Gott , als Geist auch in der Vorstellung des Menschen , die sich selbst bestimmende Idee , aber so , daß er seine Bestimmung aufhebt und zur Unendlichkeit erweitert d . h . es ist Gott der eben diesen Widerspruch der Bestimmung selbst negirt , nicht unsre Weisheit erlaubt sich das  ; Gott wartet nicht erst auf unsren Verstand seine Schranken zu brechen , sondern die Arbeit ist seine eigne Thätigkeit , seine Manifestation | Die Idee ist selbst diese Negativität dieser Prozeß in sich selbst (das Leben enthält auch diesen Widerspruch und überwindet denselben ) . die Prädikate haben – wie gesagt – einen grossen Sinn , aber auch Widerspruch , doch die Idee selbst übernimmt seine Negazion  ; Gott realisirt , manifestiert sich selbst . Indem uns die Bestimmungen des BegriVs selbst bekannt sind , können wir im Voraus bestimmen , daß wir ihn in seinen 3 Elementen zu betrachten haben . Dieß gleichsam als historisch . 1)  Die abstrakte Weise  ; die Idee Gottes in der Bestimmtheit des BegriVs oder im Elemente des Denkens überhaupt (Gott als in seiner Ewigkeit , als Denken seiner selbst) 2)  Die Idee als die Bestimmung der Allgemeinheit aufhebend , oder in ihrer Diremtion als ihrer Differenz die Gestalt der unmittelbaren Selbstständigen zugebend . (Ihre Momente sind jedoch Totalität  : Gott und Welt , – Gott ist Schöpfer und Erhalter derselben) . 3) Daß diese Unterschiede zusammen gehen in die ewige Geschichte der Idee selbst , – die Erlösung . Die Geschichte als im endlichen Geiste erscheinend = Kultus) Jede dieser 3 Sphären ist ein totales Glied des göttlichen Lebens , seine absolute OVen­barung . 35 )] Anfangsklammer fehlt   36 Jede] Jeder  

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ad 1 Gott als solcher , ein spekulatives Mysterium Gottes , er in seinem wahrhaften Seyn d . h . er ist dreieiniger Gott , wie es in der Weise der Kirche heißt . Diese unendliche Persönlichkeit ist  : sich von selbst zu unterscheiden , sie ist aber in diesem Unterschiede auch zugleich als aufgehoben gesetzt , daher hier kein Gegenständliches , das ein Anderes wäre , sondern die sich objektive , Göttliche selbst  ; es kommt nicht zur Undurchsichtigkeit der Unterschiedenen , Gott als diese absolute Einheit und in seinem Unterschied sich selbst habend ist das , was man ewige Liebe nennt . Die Gegenständlichkeit Gottes = Sohn (aus dem Verhältniß der Erzeugung , des natürlichen Lebens genommen und als Bildliches Verhältniß das Passendste  ; im Sohne ist sich der Vater in der ganzen Gattung , als BegriV gegenständlich)  : dieß unmittelbare Anschauen , oder Liebe ist daher in Form des Gefühls ausgedrückt worden , diese Identität (Liebe) ist aber näher bestimmt als unendliche Differenz  ; oder als Reflexion in sich , als Subjektivität , d . h . daß die Identität des göttlichen BegriVs und seiner Gegenständlichkeit zugleich ihr eigenes Aufheben , Negieren ist . | Diese Einheit gehet in den Geist als solchen , zusammen . So ist der unendliche BegriV zugleich auch in unendliche Form gesetzt , die Unmittelbarkeit ist zugleich als negirt gesetzt . Der göttliche BegriV ist somit sich selbst diese Einheit der Subjektivität , in der die beiden Formen als ideell gesetzt sind . Dieß Verhältniß des Geistes kann man noch sehr weitläufig machen , aber dieß Angegebene ist nur die spekulative Bedeutung des Mysteriums . Der Beweis hiervon liegt in Frühern der Philosophie – allein auch alles Erkennen beweiset diesen Prozeß , als den der Wahrheit (BegriV und der sich gegenständlich ist – ihre Einheit) . Das Wahre hiervon ist der Geist , und der Beweis von diesem ist der zweite Theil . Der 1ste Theil , als Beweis , dessen Resultat der Geist , hat nur das Endliche , das sich in das absolute Zentrum zurücknimmt  ; von hier hat sich nun die Philosophie zum Schlusse zu bestimmen . – Es ist bei den angegebenen Denkbestimmungen zu lassen  ; selbst den Glauben , dem der Inhalt gegeben ist , also unvermittelt aufgenommen werden soll , – ist das Höchste in der Religion vorhanden , aber nicht in der Form der Nothwendigkeit oder des BegriVs . Diese höchste Wahrheit , daß Gott Geist ist , hat jedes gesunde Bewußtseyn , sey es auch im Gefühle . Der Verstand kann noch mehr Formen und sehr mannigfaltige hereinbringen und sehr leicht Widersprüche zeigen . Allein alles Vernünftige ist Widerspruch , jedoch auch zugleich negirter . Der Verstand ist mit seinem Widerspruche nicht abzuweisen , nur ihm verständlich zu machen , daß Gott es selbst ist  ; der diesen Widerspruch zu Schanden macht . Der Verstand indem er selbst das Wegbringen des Widerspruches vornimmt , bleibt er darin stecken  : denn er hält das Unter-

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schiedene , als solches , (das Endliche) fest  ; und kommt höchstens zur Abstrakten Allgemeinheit , sey es auch daß er die höchsten Namen , als  : absolutes Wesen , Ewiges etc . mißbraucht Darüber hat er kein Bewußtseyn  : daß diese abstrakte Allgemeinheit und sein Treiben überhaupt durch Negazion zu Stande kommt . Das Verstandesallgemeine ist eben gegen allen Unterschied gestellt , und das ist ihre Einseitigkeit und ewige Verdamniß . Es ist das Strafgericht Gottes , daß der Verstand gerade da am Dümmsten ist , wo er sich am Vor­treV­lichsten dünkt | In den einfachen unentwickelten Religionsanschauungen kamen auch Spuren jener Dreiheit vor , zb . in der indischen , obgleich die Bestimmung des Bruma nicht die Hauptbestimmung ist , Bruma hat sogar keinen Tempel . In der Religion der Schönheit , wo sich die Partikularisazion auswirft , kann sie am Wenigsten auf­treten  ; – doch Aristoteles indem er von den pythagoräischen Zahlen redet erwähnt der hohen Trias , und sagt  : daß die Götter erst 3 Mal wahrhaft angerufen sind , (im alten Testament zb drei Mal  : heilig) . In neuern Zeiten auf die Triplicität durch Kant gekommen , wo sie in der Theologie fast ganz ausgegangen – auch heute ist sie da meistens weggeredet . Man hat die christliche Religion verkleinern wollen , daß die Bestimmung schon älter sey  : allein die geschichtliche Seite entscheidet überhaupt nicht über Wahrheit . Doch zugegeben , so haben doch die früheren Religionen nicht gewußt was sie an der Bestimmung haben  ; – und es fragt sich daher nur , wo der Ausdruk der Idee , die Basis , der Religion ist . Die Form der Zahl hat eine wesentliche Härte für den Gedanken . Man kann die Momente der Idee wohl zählen und dieß scheint sehr unbefangen  : allein die Weise der Zahl ist nur für die unmittelbare Reflexion oder für die Bequemlichkeit – sonst für sich ist hier die Zahl nicht anwendbar  : denn ihr Prinzip das Eins , bringt diese Sprödigkeit hinein , die für den Verstand stets unverdaulich bleibt . Eins ist schlechthin für sich seyend , indem die Unterschiede so bestimmt werden , so ist darin das Für sich seyn eines jeden bestimmt , und darin begehet man das Widersprechende , wenn nun nachher gesagt wird  : diese drei sind Eins . Es gehört der Logik die Natur des Eins zu demonstriren . Die platonische und pythagoreische Philosophie hielt sich an den Gebrauch der Zahl , und dadurch ist eben Härte in sie gekommen . Das Eins ist dialektisch in sich , sich unmittelbar zerstreuend und seine Bestimmung des Negativen , des Fürsichseyn , zugleich negirt . Der Verstand darf sich nur an die Materie erinnern , um die Natur des Eins einzusehen  ; das Aufheben der vielen Eins ist das , was dort als Schwere erscheint , wodurch das Eins als ein Unwahres sich erweiset  ; in der Materie bleibt es freilich nur beim 10 Dreiheit] Freiheit  

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Sollen  ; erst im Leben ist das Unglück der Materie überwunden , die Vernunft ist denn das | An und für sich Allgemeine die wahrhafte Schwere . Der Gebrauch der Zahl ist daher nur commentarisch in der Idee . Die Bestimmung der Persönlichkeit ist die viel höhere Bestimmung in der absoluten Idee , sie ist unendliche Beziehung auf sich der Form des reinen Wissens . Daher die Unterschiede auch als Personen bezeichnet . Die Persönlichkeit ist die Negativität , aber des BegriVs , der frei ist für sich , sich auf sich beziehet . sie muß gesetzt werden in der Idee , da sie ihr wesentlich ist , sie ist der Unterschied als abstrakt , ferner die Reflexion in sich , die bestimmte Bestimmtheit als des freien BegriVs  ; – diese Bestimmtheiten sind unterschieden  : allein wesentlich sind sie in sich reflektirt als Totalitäten gesetzt . In der Persönlichkeit sind die Unterschiede freilich weit tiefer fixirt , als in der Bestimmung des Eins  ; sie als Einheit zu fassen ist daher viel härter . Die göttliche Idee ist nun dieser Wiederspruch aber auch die Auf­ lösung desselben  ; es ist der eigene BegriV der Persönlichkeit ihre Negativität zu negiren . Die Persönlichkeit ist aber Freiheit , unendliches Fürsichseyn , sie ist so Reflexion in sich , das mit sich Identische und darum der Wahrheit nach das schlechthin Allgemeine , also das Gegentheil dessen , was sie zuerst schien  ; denken ist so denkendes dieser Persönlichkeit . Im bisherigen  : Gott ist nach seinem BegriV die sich unendlich dirimirende aber in sich zurükkehrende Macht , er ist diese Totalität , welche die Basis des Geistes ausmacht . Wollen wir von Gott reden in seiner ersten Bestimmung – also noch nicht als Geist – so enthält dieß Erste schon das Letzte (denn es ist Totalität) . fangen wir abstrakt allgemein an , so reden wir von dem Ersten als dem Abstrakten und das dritte ist erst das Wahre . Das Erste ist so das Allgemeine der noch nicht explizirte BegriV  ; wird dieß aber nun in seiner Differenz gegen die Idee festgehalten , so ist die Thätigkeit , das SchaVen , Übergehn zum Andern , das sich OVen­baren davon getrennt , und wir haben hier ein Verhältniß . So sehn wir in der Geschichte der Religionen (auch der Philosophie) das abstrakte Erste auftreten , dem das zweite Moment folgt . Religionen dieser Stufe sind dann als ketzerisch bezeichnet (in dem Sinne des Abstrakten sind sie es) . Wir sehen zb . in Philo den | den Neuplatonikern überhaupt und unter den Religiösen  : die Gnostiker[ .] τὸ ὄν (der unbegriffene verschlossene Gott der sich nicht abtheilt) . 2tens haben sie den νους als den heraus tretenden Gott , das Sehnen des Gottes (auch als σοφία bestimmt) (die Valentinianischen Gnostiker hatten besonders die Bestimmungen des βίτος und αιο῀ ν) , Neander hat die Systeme der Gnostiker gesammelt , und man siehet die Tiefe der Menschen zwischen dem Oriente und Okzident (der 8 Unterschied] Unterschiedene   32 τὸ ὄν … abtheilt) . am Rande mit Verweiszeichen   33 tretenden] trenden   35 βίτος und αιο῀ ν lies  : βυθός und αἰών  

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Orient verflüchtet sich) In der Kirche auch großer Streit  : ob der Geist vom Vater und Sohne ausgehet oder nur vom Sohne allein ? Mit dem Zweiten steht er nur in unmittelbarer Verwandtschaft und es ist auch der Punkt des Interesses . Die Weise des Philosophierens (was von der Kirche Ketzerei genannt) hat überhaupt das Bedürfniß der spekulativen Idee zu ihrer Tiefe gehabt . a d b . Hervortreten der physischen und geistigen Welt . Boden der endlichen Welt . Moment der Objektivität der göttlichen Idee , festgehalten in seiner bestimmten Differenz . Im ersten Moment ist die Selbstanschauung Gottes (die ewige Liebe)  ; der Unterschied , als solcher , muß nun auch zu seinen Rechten , als Anderes seyn kommen . In der Wahrheit der Idee ist dieß Andersseyn nicht als solches bestimmt sondern unmittelbar aufgehoben , hier als zweites Moment der Idee ist es aber als abstrakt Anderes , d . h als Unterschied gesetzt . Gleichsam zwei Thätigkeiten Gottes werden hier unterschieden  ; es kann der Mißverstand bei Vermeidung der Differenz , entstehen , daß die endliche Welt der ewige Sohn des Vaters sey , dieß Andre als Außersich seyn Gottes festgehalten ist ebenso nothwendig als sie zugleich als Schein , als nicht Wahrhaftes , anzuerkennen ist . Die Thätigkeit Gottes läßt dieß nicht zu seinem wahrhaften Selbstbewußtseyn gelangen , sondern nur als Erscheinung , im andren Fall  : hätte die Welt ein eigenes Fürsichseyn und Gott extra­mundan . Das Moment des Andersseyn hat , als solches , keine Wahrheit . Diese zweite Sphäre hat das abstrakte Moment des Unterschiedes , des Vereinzelten , in dieser Bestimmtheit ist die Natur wesentlich . es ist ihre Qualität Gleichsam einen Augenblick halten wir dieß Moment fest[ .] Ob die Welt , Materie von Ewigkeit her (Ausdruck der Vorstellung ohne philosophische Bedeutung) oder einen Anfang in der Zeit hat ? dieß fällt in diese Sphäre . | Nimmt man die Welt als ein für sich bestehendes , so tritt auch die Dialektik ihres Nichtseyns , ihres Widerspruchs auf , sie ist endlich . Die Welt ist die Region des Widerspruchs , sie gehört zur Objektivität der göttlichen Natur , aber sie ist zugleich der Idee unangemessen und dieß ist ihre Dialektik Ob die Welt erschaVen oder unerschaVen ? Hier hat man die Trennung von Form und Materie im Sinne[ .] Indem alle Formbestimmung negirt ist , bleibt das Abstraktum der Materie , welche der Vorstellung zunächst als ein nicht gesetztes erscheint , allein dieß gehört der logischen Betrachtung an , wo ausgemacht ist  : daß Form und Materie identisch und keines ohne das Andre ist . Die Unbestimmtheit der Materie ist gerade das , was ihre Bestimmtheit ausmacht . Die Natur selbst ist nur Einheit der Form und Materie – aber sie hat die Idee in der Form des Negativen , des Anderseyn  ; der Prozeß der 4 Weise] Weisen   18 seinem] seiner  

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Natur daher dieser  : sich aufzuheben , es ist dies ihre eigene Dialektik , Immanenz . Dieß Negative ist nun nicht ein Selbstständiges , sondern das Ge­gen­theil davon , die alten Philosophen haben das Wesen der Materie als das (οὐκ ὄν) Nichtseyende  ; die Christen nahmen den Demiurgos an , in so fern sie den Geist concreter faßten – nahmen sie eben den Demiurgos , als Mittelding an , der die Kraft bekommen , diese Welt zu erzeugen . Die natürliche Welt ist das Andere , Man hat dieß hypothesiert zu’r Finsterniß . Das Andre der Göttlichkeit konnten sie nicht finden , und schoben daher ein Drittes ein , und wieder ein Drittes etc . in den Emanationen geht dieß selbst durch den quantitativen Prozeß vor sich . Wir haben jedoch den Geist als diese unendliche Negativität gesehen . Das Moment des Negativen , als abstrakt für sich genommen , noch nicht zurückgekehrt , ist das Princip dessen , was wir Natur und Welt nennen . Es muß nicht gefragt werden  : ob Gott oder der Geist die Welt geschaVen ? Man sagt  : die Natur , und dieß ist in so fern richtig , als die Welt als das Andere , dem Gott gegenübersteht , und da ist dieser Gott als das Allgemeine . Eine weitere Bestimmung ist  : Er­schaVen und Erhalten nicht zu unterscheiden . In der Vorstellung fällt das freilich auseinander . Es ist ewiger Akt , ewige That Gottes . a d c  . Dieß Negative der Idee ist denn auch als resumirt zu setzen . Dieß Dritte ist , was wir die Weisheit Gottes in der Natur nennen , sie ist der Idee nicht fremde . Die Weisheit Gottes ein tiefer BegriV , | der in den frühern Religionen nicht vorhanden , d . h . daß die Natur oder die Weisheit vielmehr auch in dieser Form ist . Weisheit ist abstrakter Ausdruck . Wie oVen­bart sie sich in dem , was als fremd , unweise erscheint ? Man kann in die teleologische Manier gerathen , aber die wahrhafte Exposition ist die Naturphilosophie als ein System der göttlichen Idee , wenn gleich auch in ihrem Außersichseyn . Nicht für das unmittelbare Bewußtseyn oVen­bart sich hier die Idee sondern nur für den Gedanken  ; was die Natur dem Gedanken oVen­ bart ist daher ihre eigne Manifestation , und diese ist auch nur in der Form der Idee , sie zerfällt daher in 3 grosse Reiche  ; das Leben ist die höchste Vorstellung der Idee , zu der es die Natur bringen kann . Indem sich die Idee negativ gegen das Leben setzt , reißt sie sich davon loß , und wird als Subjektivität für sich . Der endliche Geist hat nun freilich seinen Gegensatz an der Natur , es ist das Andre , durch welches er bedingt ist . (Der Geist nicht durch die Natur erzeugt , sondern vielmehr diese von ihm aufgehoben . 4 Christen lies Gnostiker  7 hypothesiert lies hypostasiert  26 Man] Mann   Exposition] Expasition   35 (] Schlußklammer fehlt  

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Die Objektivität , als endlicher Geist , ist die 3te Weise der Idee . Die göttliche Geschichte von endlicher Größe , welche sich näher als Erlösung bestimmt Es ist hier zwar die Spitze der Entfremdung , des Außersichseyns , aber auch zugleich des Umkehrens in sich selbst . Zwei Seiten  : wie diese Geschichte sich zur Einzelnheit bestimmt und 2) wie sie die Geschichte Gottes selbst ist . ad a .)  Eintritt der Gemeinde , des Kultus ad b) Prozeß Gottes selber , er liegt in ihm  ; da er Geist ist d . h . Totalität , deshalb kann er auch diese Form nicht entbehren zu seiner Verwirklichung , die andre Seite der Nothwendigkeit ist aber  : daß diese Geschichte selbst als OVen­ba­ rung für das Bewußtseyn ist  ; sie muß ihm Gegenstand seyn . Diese Geschichte ist verwickelt , kann aber nur spekulativ aufgefaßt werden , sie ist schwierig  : weil jedes der Momente zugleich im Widerspruch gesetzt . Das erste unserer Betrachtung ist das endliche Bewußtseyn , wie es unmittelbar ist . Zuerst in der Bestimmung der Allgemeinheit aber nicht im Element des Denkens , sondern die Allgemeinheit am endlichen Geiste , dieser in der Weise der Allgemeinheit ist | der unmittelbare , der seyende Geist , seine Momente fallen daher als gleichgiltig – außer einander , er ist natürlicher Mensch . Diese Bestimmung nach ihren BegriV ist unmittelbar der Widerspruch an sich selbst (zunächst für uns , später kommt er selbst dazu) – der Geist nur als Aufheben der Negazion . – Der natürliche Geist ist wesentlich n icht s o z u ble i b e n   : we i l e r s e i ne m B e g r i f f n icht g e m ä ß ist  ; deswegen auch von der Religion so vorgestellt (die Unmittelbarkeit ist nur einseitige nicht unendliche Form) . In concreter Weise betrachtet  : ist der natürliche Mensch zunächst der wollende Mensch , nach der Einzelnheit seines Daseyns (durch den Willen , als Beschließendes , constituirt sich der Mensch überhaupt als Individuelles , Einzelnes  ; erst im Willen tritt die Endlichkeit ein , er ist das Negirende) . Der unmittelbare Mensch ist noch nicht denkender . (Der vernünftige Wille ist erst durch die Intelligenz) Der natürliche Mensch gehört der Begierde , Roheit , Selbstsucht – daher ist er der Furcht , Abhängigkeit unterworfen  ; er kann in diesem Zustande roher oder milder sein , es kommt auf die Form des Gegensatzes an , ist er zb ohne Noth , so ist er weniger in sich zurückgedrängt , seine Begierde weniger heftig  : weil er sich unmittelbar befriedigen kann (die Güte der Natur , des Klima’s wird hier auch den Menschen milder lassen  ; Reisebeschreiber geben zb von den Freundschafts­ inseln schöne Beschreibungen  ; von Zufälligkeit (insularische Tage) ist dieß sehr abhängig . Man muß aber nicht diesen Zustand als den wünschenswerthen nennen , wenn gleich man durch die Naivität der Kinder gerührt werden kann , so 6 selbst] sich (als Kürzel)   33 (] Schlußklammer fehlt  

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wird doch kein Mann die Rückkehr begehren  ; – Zustand hat aber auch Gräuliches (zb . Menschenopfer) – vor allem aber fehlt die Entwicklung des Selbst­ bewußtseyns , als des Würdigsten des Menschen . Den Verlust des Paradieses , oder doch solchen Zustand betrachtet man als etwas bloß Zufälliges – solche Möglichkeitskrämer haben freilich die Nothwendigkeit nicht erfaßt , da sie es nicht mit dem Geiste zu thun haben . Indem der natürliche Mensch nur in negativer Position ist , so muß das Andere festgehalten werden , daß er an sich die Idee ist , welche seine natürliche Substanz ist . Als endlicher Geist ist er aber nur an sich der BegriV , daher hat er die Weise seiner Realität abzuwerfen , sich seinem BegriV gemäß zu setzen . Diese beiden | Bestimmungen sind nothwendig im Geiste vereinigt . Der Geist muß sich selbst zum Gegenstand haben . Zweitens  : diese Bestimmung im BegriV des anfangenden Geistes stellt sich auf dem Boden der Vorstellung also dar , daß sich diese beiden Momente , als Dif­ ferent , als außer einander darstellen . Daher sind hier 2 Zustände der Existenz gegeben , deren Verbindung als Übergang in einander erscheint . Die Darstellung des ersten Moments des BegriVs (nämlich der BegriV an und für sich) wird so ausgedrückt  : daß der Mensch ursprünglich nach Gottes Ebenbild ge­schaVen ist (die Idee macht also die absolute Grundlage) und daß diese Bestimmung als ein erster Zustand und der Vollkommenheit , geistiger und physischer vorgestellt wird . Dieser Zustand ist nicht mit dem empirischen milden Zustande (Paradies) zu verwechseln , diese , sey man auch davon gerührt , wird man doch nicht für vollendet nehmen – man hat ihn weiter ausgebildet  : daß die Frauen mit Schmerzen Kinder gebären . – aber man hat nicht gesagt  : wie sie gebaut sein mußten , wenn das schmerzlos gehen sollte  ; der Tod des Menschen gehört auch hierher . Überhaupt hat man sich sehr verwickelt . Man hat in neueren Zeiten – aus Gründen der Philosophie – solchen Zustand als wirklich in der ersten Zeit behauptet – einen Zustand der Vollendung , äußer­ lichen Wohlbefindens , wohlwollender Sitten etc . nicht bloß  ; – sondern der höchsten geistigen Vollendung und darum  : weil der Mensch noch in Einheit mit der Natur sey (sehr oberflächlicher Ausdruck) . Der Mensch ist daher als ungetrübte Intelligenz , noch nicht durch Reflexion von der Natur abgetrennt – erst durch das Gegenübertreten der Natur tritt die Verkümmerung ein . Das Paradieß also , das treV­lichste und zwar des gänzlichen Mangels wegen Entwicklung aller Intelligenz – darum eben das höchste Wissen . Der Mensch hat so die Grundqualitäten aller Dinge erfaßt und ist in wahrhafter Beziehung auf die Natur , die Natur verhält sich gleichsam wie ein passendes Kleid zu ihm  ; (Noth , Krankheit etc . fehlt denn in 15 sind] entstehen   28 ersten Zeit] Zeit ersten  

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diesem Ideale) Solch Ideal scheint seine Wurzel in der Idee selbst zu haben  : indem der Mensch sie zu seiner Substanz hat als theoretische und praktische Macht in Bezug auf die Natur , und im Anfange noch keine Trübung eingetreten , folglich das Angemessenseyn , der Idee , wo ihre Verhältnisse noch nicht verrückt sind . Der Geist ist nur zu was er sich gemacht hat , er ist nur durch seine That und dieß ist kein unmittelbar Erstes . Vom Gefühl etc . ist leichter zu | reden und ihren Beziehungen , allein ihre Rechtfertigung erhalten sie erst durch’s Denken . Der Reich­thum des Universums hat daher nur eine bornirte Beziehung auf das Gefühl . es ist vielmehr zu selbstbewußter Form zu erheben  ; die sinnliche Anschauung das bornirte Gefühl ist eben , weil es sich die Innerlichkeit noch nicht errungen hat , auch ohne Interesse für das Innere (die Gesetze der Natur , diese werden nicht erkannt , man mag sie noch so unschuldig , fromm etc . ansehen) . Die Idee ist theils als Einheit der Natur und des Geistes aufzufassen , ad . 2) darf auch die Erkenntniß des Weges nicht fehlen auf dem der Geist zu dieser Einheit gelangt . Ein Anderes ist es , wenn es nur darum zu thun , die Idee für die Vorstellung zu bringen . Es ist wichtig  : daß es für diese ein Glauben sey , daß die Menschheit in ihrem primitiven Zustande als aus Gott hervorgegangen und nach seinem Ebenbilde ge­schaVen sey und daß ein Zustand – dieser Idee unentsprechend – nicht seyn soll . Die spekulative Idee ist in mannichfaltigen Gestalten ausgeboren worden . Es kommt häufig (bei den Religiösen) vor  : daß sie den ersten Menschen als den eingebornen Sohn Gottes gefaßt haben (Adam Kadmon , λογος)  ; es ist die Idee des Menschen – er in seiner Wahrheit , seine Substanz , von der hier geredet wird und insofern ist er in Gott und als ein Moment desselben gefaßt und als ein Moment der Objektivirung – dieß ist eben so consequent aufgefaßt . Die neuere Zeit hat die Lehre  : daß der Mensch von Natur gut sey (Grundsatz der neuen Pädagogik) wie er nach seinem unmittelbaren Dasein sich verhalte  ; man stellt die Bildung nur als Anlagen vor die positiv heraustreten nicht getrübt durch einen negativen Durchgangspunkt , die Arbeit ist formell , es kommt nur auf das Erhalten der Innerlichkeit an , und daß diese unbeschadet in die Äußerlichkeit gebracht werde  ; die Verkümmerung schreibt man nur äußerlichem Einfluß zu Es ist auf diese Ansicht zu antworten  : daß sie den BegriV des Menschen gar nicht erkannt , und sich in der eigenen Eitelkeit herum treibt . Es wird ganz übersehen , daß eine wahrhafte Zucht nöthig ist , und daß sie nur in der Abstreifung des Natürlichen bestehet . Mag es auch im Bewußtsein ihrer Theorie fehlen . Die Zucht kann freilich erleichtert seyn , und der Gegensatz das Grelle verloren haben  : indem das Leben im Staate , als sittliches , vorhanden ist , so wird allerdings das Vernünftige unmittelbar dargereicht , und das negative Moment kann daher nicht zur Entzweiung kommen . |

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Den Griechen ist zb ihres Vorherschens der Sitte wegen das negative Moment nicht so zu Bewußtseyn gekommen . Die Kahlheit der Zeit und die Vor­ treV­lichkeit der Pädagogen kann freilich ihre Kartenhäuschen sehr im Sichern glauben  ; der Abfall vom Ebenbilde ist , philosophischer Weise , auch in höherer Region ­vorgestellt  ; – als Lucifer , rein ge­schaVen , der sich selbst nur entzweit und zum Bösen gemacht . Also als Geschichte in Gott selbst vorgestellt . Der Abfall ist Prozeß der göttlichen Idee selbst und darin liegt die Betrachtung ihn in Gott selbst zu setzen . Den Zusammenhang des BegriVs für sich und seiner Existenz haben wir der Vorstellung überwiesen als Übergang von einem Zustand in den Andern , dem BegriV jedoch  : daß das Unmittelbare Übergang überhaupt ist und wesentlich als Prozeß aufzufassen ist . Der natürliche Geist ist Begierde , Selbstsucht – allein das Bewußtseyn fehlt dem Geiste , als solchem nicht , es ist ihm wesentlich . Die Begierde will das , was sie ist , und so ist der natürliche Mensch auch darum als er dieses will . Der Wille aber ist eine Trennung , das Setzen der Einzelnheit des Subjekts gegen Anderes , auch diesen Gegensatz treibt er auf , er ist aber auch Gegensatz nicht bloß nach Außen , sondern auch in sich selbst , und diese Differenz in ihm selbst ist  : seine Einzelnheit und Allgemeinheit  : die Einzelnheit hat sich gegenüber das Allgemeine und die Erweckung dieses Gegensatzes kommt dem denkenden Bewußtseyn zu . Nähere Bestimmung  : Der Wille ist so Bewußtsein des Bösen und des Guten  : der Mensch hat so die Wahl zwischen beiden , und ist sein Wille böse , will er dieses , er beschließt dieß und sein Bösewollen ist seine Schuld  ; daß er also natürlicher Wille seye , ist sein eigenes Gesetz . Daher ist es eine falsche Entschuldigung , die Schuld abzuwälzen , und es liegt allein darin die Degradation als Nichtanerken­ nung seiner Freiheit  ; nur seine Ehre besteht darin , daß er Schuld hat . Bloß natürlich ist der Mensch weder gut noch böse , das Thier hat die Bestimmung natürlich zu sein . Dieser Übergang drückt die Natur des Bewußtseyns aus  ; er ist auch ein Er­ kennen des Guten und Bösen genant worden (das Erkennen ist aber ein viel Höheres als das Bewußtseyn) Es liegt aber darin das Ausgesprochenseyn der Totalität | Das Wollen des Guten und Bösen ist zunächst nicht als solches zu bestimmen . E n t we d e r  , o d e r heißt es hier nicht , sondern s owoh l  , a l s a uch  , das Erkennen ist eben dieser Prozeß des Gebrochenseyns in sich selbst . Der unmittelbar erste Inhalt ist der natürliche der Inhalt der Einzelnheit , Endlichkeit und ist daher wesentlich als Böse zu bestimmen . Ob diese Regung , als erste , nun umschlage , 7 ihn in] in ihn   26 Freiheit] Freiheit darin  

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oder für’s Leben bleibe , oder ob er ganzen Völkern im Bewußtseyn bleibe ? Dieß gehet den BegriV gar nicht an . Das Erkennen schlägt Wunden es ist aber selbst , das sie auch heilt . Die Hauptpunkte dieser Vorstellung finden wir in unseren Büchern Adam zuerst im Park , Thiergarten (aber nicht hiesiger T h ie r g a r t e n –) sondern einen Garten der Thiere , etc . siehe Adam ist worden , wie unser Einer , er weiß , was gut und böse . Der Mensch übertritt das Gebot durch außerliches Zu­ reden zunächst sehr einfältiges Aussehen (in einer katholischen Komödie coramirt Gott den Adam , wie er so einfältig habe sein können etc . denn sonst müßten die Hummeln schon längst Götter sein) der Baum heißt des Erkentnisses vom g ut und b ö s e (sind nicht Aepfel , sondern etwas Substanzielles) . Es soll verboten sein , davon zu essen . Aber eben die Erkenntniß von gut und böse macht eben zu’m Menschen . Die Erkenntniß soll den Menschen Gott gleich machen . Die Schlange sieht sehr listig aus , aber nachher ist es von Gott selbst ausgesprochen  : daß Adam geworden ist , wie unser Einer . – Die physische Noth wird als eine Strafe vorgestellt (mit Schmerzen gebären) dieß liegt aber in der endlichen Natur des Menschen und die Sterblichkeit wird nicht als Strafe ausgesprochen , sondern der Mensch wird vom Paradiese ausgeschlossen , damit er nicht vom Baume des Lebens esse und ewig lebe . Wenn ein spekulativer Inhalt in Bildern dargestellt wird , so ist dieß kein adäquates Element für ihn , weil Entgegengesetzte synthesirt sind , die für die Vorstellung als Widersprüche erscheinen . Der Abfall ist vorgestellt als nicht sein sollend , jedoch ist er ein nothwendiger zugleich aber auch einer , der nicht sein soll . Die primitive Ideen und die Ent­ zweiung der Reflexion , Beides ist zum Unterschiede nöthig Der Sündenfall ist nicht zufällig , sondern die ewige Geschichte des Menschen , Bewußtsein zu sein , ist darin dargestellt und dieß macht seine Größe aus . | Die Endlichkeit des Geistes ist nur auf diese Weise , von einer seyenden Beschränktheit ist hier gar nicht die Rede wie zb . die andern Dinge endlich sind weil die Totalität der Gattung außer ihnen liegt . Bewußtseyn ist setzen der Endlichkeit , des Unterscheidens  ; Arbeit , Mühe etc . sind Folgen der Endlichkeit oder des Bewußtseyns . Der Mensch ist nur , was er ist , durch Kampf . Die Gedoppelt­ heit ihres Erkennens ist auch in dem Mythus ausgesprochen , wodurch er göttlich und böse ist . Dieser Mythus ist ganz spekulativ – im ganzen Alten Testamente kommt er nur im Moses vor  ; sonst kommt im Bewußtseyn des ganzen jüdischen Volkes nur der Gott Kanaans und die bekannte Litanei mit ihren Stammverhältnissen vor . 5 T h i e r g a r t e n in Ms unterpunktet   36 Kanaans lies Abrahams  

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Im religiösen Bewußtsein des jüdischen Volkes fehlte daher auch das andre Moment dieses Mythus  : Adam ist geworden , wie unser Einer . Dieß schläft auch bei den Ebräern Die Ebenbildlichkeit Gottes ist hier aber nicht als ein Primitives ausgesprochen , sondern als ein zu Erringendes . Die Theologen haben diesen Mythus auf manche Weise angefasst . Zum Theil auch so  : daß Gott hier bloß ironisch geredet . Das jüdische Volk später in die HoVnung , Sehnsucht auf die Zukunft getrieben , aber dieß nur im weltlichen Sinne der Wiederherstellung ihres Gottesdienstes . Die Büchse der Pandora deutet zwar auch darauf hin , allein in keinem Volke ist der Mythus in seiner Wichtigkeit , historisch so ausgesprochen worden , wie im alten Testamente . Von einer natürlichen Erbschaft ist freilich nicht die Rede  ; ein freies noth­wen­ diges Wollen , das aber nicht bleiben soll , erst durch die Rückkehr ist der Geist frei . Die absolute Objektivität kann nur seyn in Einheit mit der absoluten Subjektivität . Dieß ist die absolute Wahrheit , der Zweck des Willens  ; der an und für sich vollbracht ist , und sich vollbringt . Das Selbstbewußtseyn ist selbst diese unendliche Form , diese Bewegung sich zum Zwecke zu machen . Dieß Bewußtseyn ist auch als Einheit der göttlichen und menschlichen Natur ausgedrückt . Der Mensch trägt die göttliche Idee in sich , als seine substanzielle Natur , zuerst ist er die unendliche Möglichkeit | als unendliche Subjektivität , die er zur Wirklichkeit zu bringen hat . In dieser unendlichen Subjektivität ist seine Substanzialität , in dieser Möglichkeit ist der Mensch erhoben über alle Schranke (Lokalität , Nationalität) Der Zweck für diese unendliche Möglichkeit sich wahrhaft zu erfüllen  ; das Interesse des Subjekts ist  : sich der Wahrheit gemäß zu machen (die Idee selbst ist schon vorhanden) . Die Religion hat nun ihre Erkenntniß in der Identität der göttlichen und menschlichen Natur zu begründen Theils hat der Mensch sich gemäß derselben zu machen  ; – aber nicht bloß Er­ hebung der menschlichen Natur , sondern die göttliche Idee ist eben nur vollendet , indem sie sich unterscheidet , so nur ist sie Geist  ; dieß Moment gehört Nothwendig in den göttlichen Prozeß . Diese Erkenntniß gehört nun zur Bestimmung des Menschen d . h . seiner ohne Bedingung einer besondern Bildung , Lokalität etc . Damit treten wir in die weitere Entwiklung der Idee . Diese Bestimmung soll im Menschen nur als höchstes Licht leuchten . Diese Einheit muß dem Menschen nun zu Bewußtseyn kommen  ; sie muß allgemein für 5 diesen] dieses   13 frei .] folgt ¹⁄₅ Leerseite  

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ihn seyn , auch ganz empirisch zum ganz gewöhnlichen Bewußtseyn , das auch nicht zu’m Gedanken fortgegangen ist . für dieses kann sich die Einheit nur in gemeiner Wirklichkeit erscheinen  ; sie muß erscheinen als d ie s e r (Gottes Sohn) um die Gewißheit der Anschauung ist es zu thun , in ganz gewöhnlicher Weise . Ist gar nicht zu thun um einen allgemeinen göttlichen Lehrer , nicht um moralische Lehren , sondern um das Bewußtseyn der göttlichen Idee für das unmittelbare Bewußtseyn . Die Lehre ist im Allgemeinen für die Vorstellung , für die Überzeugung  ; es ist auch nicht um philosophische Lehre zu thun , denn diese ist nicht für das unmittelbare Bewußtseyn  ; Es ist um das i s t des unmittelbaren Bewußtseyns zu thun , dieses hat in sich vertilgt alles Gefühl etc . auf diese Objektivität des Seyns kommt es an , welche den Gründen , der Vorstellung , Raisonnement fehlt . Dieß i s t ist die letzte Spitze der Subjektivität , worinn sie selbst umschlägt , und in die Unmittelbarkeit (in zeitlicher und räumlicher Weise) übergeht . Diese Subjektivität schlagt hier in die integrierende Objektivität . Die göttliche Idee hat sich bis zu diesem Extrem zu entäußern  : das , es ist . Das Göttliche nicht bloß als abstrakt Allgemeiner Gedanke gefaßt werden (wie Schiller sagt in frühern Gedichte  : Gott hält sich einsam , er fühlte Mangel etc . aus dem Kelche dieses Geisterreiches schäumt ihm seine Unendlichkeit , – so ist Gott nur als Vielheit des Geistigen ge­ faßt , nicht die Entwicklung die der objektive Geist an sich selbst auslegt , welcher | auch zu dem Punkte des Seyns fortgeht . Dem Bewußtseyn muß nur in diesem Einzelnen das Göttliche erscheinen (dieses , eine Subjekt) (die absolute Subjektivität ist überhaupt dieser nöthige Gegenstand in sich selbst , indem sie zugleich frei , unendlich ist) Dieser Individualität fehlt nicht das , was wir im griechischen Ideale gesehen haben d . h . die Existenz in der das Allgemeine als Allgemeines enthalten ist , welche nur in der Subjektivität ist . Hier nur ein Subjekt , nicht Einige (dieß ist ein schlechter Überfluß) . Diese Bestimmungen als im göttlichen Prozeß selbst enthalten , sind schwer auf­ zufassen . Daß die göttliche Idee selbst zu dieser empirischen Objektivität fortgehet , die zeitlich und darum wesentlich zeitlich ist Der Prozeß dieses Individuums  : seine Lehren , Leben und Tod . Ohne den Glauben der Andern ist diese Wirklichkeit der Unmittelbarkeit nicht das , was ihre Bedeutung ist , – dieser Glaube fällt aber in den Übergang zur Bildung einer Gemeinde . Der Prozeß des Individuums , oder  : wie dieser die Darstellung der Idee ist . Seine Lehre zuerst  : Das Göttliche in seiner Allgemeinheit im Gedanken oder auch in der Vorstellung kann nicht im unmittelbaren Daseyn , sondern in der Lehre hervortreten . Dieß Allgemeine , Element der intellektuellen Welt , so daß der Geist seine Heimath , Substanz darinn habe , – bietet uns drei Seiten zur Betrachtung dar

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a)  Geistig Allgemeines b)  seine negative Seite oder in so fern er polemisch ist gegen andre göttliche Interessen c)  die Beziehung des Individuums auf das Allgemeine ad a Die Lehre stellt das Anundfürsichselbstseyende in der Allgemeinheit vor und bringt es an’s Bewußtseyn  ; dieß Allgemeine = Reich Gottes . Es ist nicht als das Eine , sondern als das Reich Gottes , also mit der Bestimmung  : daß es die Heimath des Subjekts ist , welches darin aufgenommen , – Welt der Geistigkeit , womit die besondern Geister – als Lebendige – verbunden sind . Indem dieß als ein Zustand vorgestellt wird (entweder jetzt oder künftig ? gehört der Zeit an und kümmert uns nicht) – so ist die Erhebung dazu das Substanzielle für das Gemüth , welches denn auch energisch für dasselbe angeregt ist . Christus trat unter den Juden auf , durch die Gefahr , die seinem Gottesdienste drohte , hatte sich um so hartnäckiger darin versenkt , und Christus trat dagegen auf (seine Lehre vornehmlich an solche gerichtet die mit dem Leben fertig) – diesen setzte er das Reich Gottes entgegen , (besonders Nb . die Bergpredigt) wogegen alles Irrdische als ungiltig gestellt , auch das rathlose Gemüht befriedigt wird . »Trachtet zuerst nach dem Reiche Gottes« – dieß also ein völlig Heterogenes der jüdischen und römischen Welt . Bestimmter | Dieß entwickelt führt es auf das Aussprechen moralischer Gebote  ; solche haben jene Grundlage  ; die moralischen Gebote Christi sind jedoch schon meistens im alten Testament . und auch sonst schon – vorkommend . Das Himmelreich ist besonders als Liebe ausgeredet , als das subjektive Wollen des Individuums . »Liebe deinen Nächsten , als dich selbst« d . h . eine Liebe zu allen Menschen (lahmes Abstraktum , denn die Liebe ist ein an das einzelne Individuum Gebundenes) , nur so ist sie ein Wirkliches , und nur in so fern ist der Nächste darunter verstanden , die Erweiterung zu allgemeiner Menschenliebe ist eine vollkommene Verflachung) Christus sprach die Liebe als das Band aus , in dem seine Freunde als im Grund­ verhältnisse untereinander stehen sollen  ; als der ausgesonderte Mittelpunkt vor allen Interessen andrer Art . Lieben einander und sonst Nichts , dies soll ihr einziger Zweck sein , – zb nicht weiter Sorge für’s Fortkommen , Anschließen an politische Wirklichkeit überhaupt  ; jeder andre objektive Zweck – außer der Liebe – ist entfernt . Diese Liebe triVt später mit der göttlichen zusammen (vid . Gemeinde) Unmittelbar hängt damit

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9 des Subjekts] der Subjekt .   16 mit] sich (als Kürzel)   29 ausgesonderte] ausgesonderter   34 35 damit] damit zusammen .  

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ad b . polemische Richtung gegen alles Bestehende zusammen zb . rechtliches Leben der Menschen im Staate , – die Liebe verschmäht in ihrer Abstrakzion Alles . Zunächst ist dieß Polemik gegen das jüdische Leben (Fortsetzung der Bergpredigt) zb . daß Christus am Sabbath Ähren ausrauft (der Sabbath ist um des Menschen Willen) er heilte am Sabbath eine geschundene Hand , Christus sprach also den jüdischen Satzungen die Gültigkeit ab . Dieses Wegwerfen dieser Sorglosigkeit gegen alles sonstige Interesse ist nur das orientalische Leben fähig – sobald es ruhig geworden  : rufen Heilige unter ihnen dazu auf . Christus sagt  : sehet die Lilien auf dem Felde etc . und euer himmlischer Vater ernähret sie doch  ; – (bei uns denkt doch der Bettler an den Morgen , aber der orientalische Bettler lebt ganz unbekümmert .) Ferner  : ich bin gekommen um das Schwert etc . und wer den Vater und Mutter mehr liebt als mich etc . wir sehen das Negiren der Fa­m ilien­ ver­hältnisse , die bei den Juden so eng mit der Religion verwebt waren (gegen die Römer nicht so spröde  : Gebet dem Kaiser etc .) Bei solchem Rückzug in das Innere kann es nicht bleiben , diese conzentrirte Energie muß sich mit der Zeit auch entwickeln , und eine zeitliche Gestalt geben . Die Energie des Duldens muß in die der Gewalt übergehen . | a d c  : Nähere Bestimmungen des Reiches Gottes nach dem Zusammenhang mit dem Individuum und besonders derjenigen die Bürger desselben werden wollen . Christus redet von der Majestat des Geistes (zum großen Aergerniß der Juden)  : Weib dir sind deine Sünden vergeben (der Mensch kann das Geschehene selbst negiren und dieß das Höchste , das Gemüth wendet sich in sich um) ferner  : ich und der Vater sind eins  ; alle Dinge sind mir von ihm gegeben . wer an den Sohn glaubt , der hat das ewige Leben . Er heißt sich auch des Menschen Sohn d . h . der Einzelne als solcher , nicht wie die Exegeten glauben  : Sohn der Menschheit . Das Leben des Lehrers – so erwarten wir es – muß der Lehre nicht bloß angemessen , sondern ihr ganz gewidmet seyn . Diese Angemessenheit ist nun abstract , hat nicht’s Spekulatives . Das Leben ist nur das subsumirte Besondere , die Versiegelung durch den Tod ist etwas gemeinschaftliches , nicht’s Großes . Die Lehre ist das Allgemeine des Inhaltes , die ewige Idee in concreter Bestimmung , als Reich Gottes , ausgesprochen . Dieser Inhalt hat sich zu bestimmen , welches der Übergang in die Wirklichkeit ist (der Prozeß des Allgemeinen) und diesen Akt hat das Leben Jesu darzustellen  ; wodurch das Reich Gottes , als ein reales , existirendes ist . Indem das Reich Gottes als Lehre vorgestellt so ist das Individuum welche es lehrt selbst das unmittelbare Daseyn desselben . Sein Leben hat also den Verlauf , die Manifestation der Idee darzustellen . Diese Darstellung  : daß der Geist sich als natürlicher Wille ein Daseyn giebt und sein Andersseyn aufhebt , wodurch er seine

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Herrlichkeit , als Geist , kund giebt . Die Geschichte des Geistes fällt hier in die Geschichte des Individuums , als an und für sich . Das Reich Gottes hat also seinen Repräsentanten an dem Individuum das zunächst empirisches gewöhnliches Leben ist  ; die höchste Schranke hat es (die Lehre , das liebevolle Betragen etc . gehört nun gar nicht mehr hierher , sondern zur Seite der Angemessenheit) die Exposition fällt daher auch in den Tod , als den In­begriV aller Schranke . Ergo  : der Tod Christi zu betrachten und seine Lehre . Der Tod die höchste Spitze der Endlichkeit , indem die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur davon ge­troVen wird , so ist dieß eine Entäußerung des Göttlichen (worin aber das Andersseyn des Geistes eben negirt wird)  ; die höchste Negation , Endlichkeit in ihrem höchsten Extrem , die Aufnahme des Göttlichen in | dieser Negazion – dieß ist es , was im Tode Christi angeschaut  ; – daher  : Gott ist gestorben , Gott selbst ist todt , diese ungeheure Vorstellung spricht den tiefsten Abgrund der Entzweiung aus . Der Tod hat aber 2) auch die Seite – spekulativ betrachtet – die höchste Liebe  : – weil das Göttliche identisch ist mit der höchsten Entäußerung  ; dieß ist die Anschauung der Einheit  ; die Liebe fordert nämlich das Aufheben der Persönlichkeit und dieß im Extreme ist eben der Tod . Ungeheure Vereinigung absoluter Extreme . Dieser spekulative BegriV des Todes ist nun noch näher in seinem concreten Sinn zu betrachten . Mit einer uns fernen spezifischen Betrachtung stellt es sich uns dar . Der Absolute Werth des Todes wird darin gesetzt  : daß Christus sich für uns dahin gegeben hat . Indem jeder für sich handelt kann kein Anderer für ihn einstehen , – scheint ein wesentlicher Einwurf – der aber nur im formellen Rechte gilt Der Tod ist überhaupt die höchste Verendlichung aber eben damit auch das Negiren seiner Unmittelbarkeit  : – ergo  : Abhängigkeit hat der Mensch vom Tode auszuhalten , aber eben so gut wieder frei von aller Schranke – der Tod ist dieß unmittelbare Umschlagen . Im natürlichen Absterben faßt der Geist sich und kommt zu sich selbst , er wird , was er seyn soll . Im Natürlichen bleibt der Tod bloß bei der negativen Bedeutung , aber der Geist ist dieß  : über den Tod zu siegen , und durch Aufheben des natürlichen Willens erst Geist zu seyn , für sich zu seyn und dadurch erst seine Freiheit zu gewinnen , indem er die Negazion seiner Unmittelbarkeit überlebt . Diese Stellung hat der Tod überhaupt für den Geist . Dieß Verhältniß des Auf­ hebens der Unmittelbarkeit ist es , was an dem Tode dieses Individuums zunächst nicht unmittelbar erscheinen kann  ; denn er erscheint zunächst als natürlicher Tod . nicht als innere Conversion , Umwendung , sondern äußerlich und natürlich . Die äußerliche Darstellung des Geists , oder im Natürlichen  ; dieser Tod ist 25 seiner] des seiner  

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aber nun auch der Tod des Gottes und dieß bestimmt die Stellung dieses Todes zu uns Der Tod Christi als Genugthuung ausgesprochen , als für uns geschehen  : Er stellt die Geschichte der göttlichen Idee dar , die ewig geschiehet . Thut der einzelne Mensch einen Zweck , so gehört dazu , daß sich der Gegenstand an und für sich verhalte , es muß das Thun die Natur der Sache ausdrücken (indem ich ein Nahrungsmittel mir assimilire gehört dazu daß ehe ich es thue , es schon dieses Prozesses fähig sey) (der Verlauf | ist so zweifach  : a) als Gesetz der Sache b) im einzelnen Fall , der aber nur nach dem Gesetz gerichtet wird zb in Verbrechen und Strafe .) – – so ist es mit jener Genugthuung  ; es liegt ihr zu Grunde  : daß sie an und für sich geschehen ist , es ist nicht ein Fremder bestraft worden , nicht ein Anderer hat es ausgehalten (es muß jeder aus seinem eigenen Willen das leisten , was er soll , aber was er durch seine eigene Schuld thut , darf nicht zufällig , sondern wahrhaftig seyn) – hebt er also den natürlichen Willen auf , so ist diese Geschichte nicht etwas nur zufälliges , sondern dieser Prozeß ist objektiv , ist die wahrhafte Natur des Geistes  ; und dieß die Bedeutung des Todes Christi . – wenn also die andern Individuen diesen Ackt vornehmen – so ergreifen sie das Verdienst Christi , sie begehen dann eine Geschichte , die sie an Gott gesehen haben , und es ist eine absolute Geschichte . Daß der Tod dem Göttlichen erscheint ist die Bewährung  : daß er nicht ein Zufälliges , sondern die absolute Bestimmung ist . Es ist dargestellt  : der sich aufgebende natürliche Wille . Darin ist nicht nur eine besondre Eigenthümlichkeit  ; Persönlichkeit sondern Alles befaßt , was Zweck des Interesses der Welt sein kann , Alles ist in’s Grab des Geistes versenkt , und dieß ist das revolutionaire Element das der Welt eine ganz andre Gestalt gegeben . Es ist das Andersseyn , Endliche , verklärt , es hat außer seinem Unmittelbaren noch weitere Bestimmungen , die in der Bedeutung des Todes liegen  : Christus stirbt den Tod eines Missethäters am Kreuze . Mein Leben ist auch unmittelbares Daseyn für Anderes , daß Andere mich gelten lassen , in ihrer Vorstellung wornach ich gelte . Dieß beruht auf einer Vergleichung dessen was ich bin und was sie achten . Zu meinem Daseyn gehört Ehre oder Schande . Indem der Tod Christi ein schmählicher so ist er nicht bloß natürlich sondern es ist die Unehre dabei und das Kreuz das Symbol des Niedrigsten , ist zu’m Höchsten verklärt  ; darin liegt vollkommene Revoluzion gegen das , was in der Vorstellung der Menschen gegolten hat  ; das Entehrendste ist zur Ehre erhoben , und dadurch sind alle Bande des Gesellschaftlichen Zusammenlebens erschüttert , das politische Leben in seiner Grundfeste zertrümmert , das ganze Gebäude existirt ohne Wirklichkeit , hat 26 verklärt] ist verklärt   27 liegen] liegt  

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v­ öllig hohles Ansehn . (Die kaiserliche Gewalt konnte alles zerstören , – aber Kopf und das Individuelle Leben war dahin gegeben  ; – außerdem daß dieß so will­ kührlich rechtlos gestellt , so war das Verachtetste erhoben | das innerlich Verachtetste , äußerlich Geehrteste zb . Sklaven und Kaiser  ; Senat wurde geschändet und wollte es selbst  ; – alle Ehrwürdigkeiten der Instituzionen waren in den Koth gezogen  ; – so das weltliche Regiment das Höchste zum Verachtetsten gemacht , – auf der andern Seite sehen wir das Niedrigste zum Panier des Höchsten er­hoben . – So sehen wir hier bloße Kahlheit , äußerliche Gewalt , kalter Tod als letztes Motiv dieses Zusammenhaltes . Schluß dieses ganzen Verlaufs . Die göttliche Idee hat sich also entäußert bis zur Schmach am Kreuze . Tiefster Schmerz und höchste Liebe in Einem . Diese absolute Umkehrung die Verklärung des Endlichen erscheint hier aber subjektiv als in der gewaltsamsten Innerlichkeit  : denn das Daseyn ist in der größten Zerrissenheit . Die in der Liebe vollbrachte Verklärung hat sich auch die Vollendung der Realität zurückzunehmen  ; welches in der Auferstehung Christi dargestellt ist  ; die Wahrhaftigkeit , Versöhnung des Geistes hat eben so für das unmittelbare Anschauen treten sollen . (Der Geist ist eben das Aushalten des höchsten Gegensatzes .) Daher vorhanden  : der Tod des Todes , der Triumph über das Grab  ; – aber nicht so , daß der Tod rein Wegwerfen der menschlichen Natur (Gott ist so nur als Liebe dieser Geist .) sondern die Erhebung der menschlichen Natur in den Himmel , die zur Rechten des Vaters sitzt , – Identität der göttlichen und menschlichen Natur  ; größte Ehre des Letzten . So nur ist der Geist wirklich , denn er hat seine Realität . In dieser Geschichte ist also der Prozeß der göttlichen Idee selbst dargestellt , sie entwickelt sich zur höchsten Entzweiung kehrt aber von da zur absoluten Ver­söhnung zur gefeierten Aufnahme des Menschen in die Herrlichkeit Gottes zurück . Erst hier die Vollendung des BegriVs als Wahrheit gezeigt Zuerst sehen wir  : Gott in seiner Allgemeinheit als denkender Geist 2)  dieß Allgemeine das sich realisirt der Unterschied kommt zu seinem Rechte , giebt sich unmittelbare Existenz 3) daß dieses Äußerliche zugleich nicht abstrakt bleibt , sondern daß es zugleich als ein schlechthin Innerliches gesetzt ist . Die Rückkehr der Entzweiung zur ewigen Idee (in den Himmel) ist nur erst eine Seite der Vollendung der dritten Sphäre . sie ist die Idee der Bestimmung der Einzelnheit , der unmittelbaren Existenz – aber diese ist nicht bloß einfache Bestimmtheit , sondern ist unmittelbares für sich Seyn , – als eine repellirende | setzt sie viele Einzelne zu denen dann die göttliche Einzelnheit ein Verhältniß hat , und in dieser Form ist dann noch der ganze Prozeß der Natur des Geistes zu 1 völlig] volliges Lesung unsicher  6 das] daß  

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setzen , die Vielen , Einzelnen sind nun zur Einheit des Geistes , zur Gemeinde , zurückzubringen = Seite der Gemeinde oder des Kultus)

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Diese Materie der Gemeinde ist sehr reich , wenn sie nach ihrem concreten BegriV ausgelegt werden sollte . Wir haben es mit dem Hauptpunkt zu thun Gemeinde = Gott ist in absoluter Gegenwart und in der Gestalt eines Menschen  ; in der christlichen Religion sind alle Momente der Idee bis zur äußersten Bestimmtheit  ; dieß giebt zwar die härtesten Gegensätze  : allein darum ist sie die Religion des Geistes , der die Macht hat sie zu überwinden , sich nicht vor ihnen fürchten . (Die moderne Zeit ist sehr vornehm gegen das Moment der Einzelnheit) das Subjekt ist hier in unendlicher Freiheit , es hat seine Substanz erfaßt und ist in sich frei , bei den Orientalen ist zwar auch solch Erfassen , Freiseyn  ; aber nur als vollkommene Wegwerfung des Individuums . In der christlichen Religion ist die Freiheit das Wunder des Geistes . Das Selbstbewußtseyn , als subjektives , ist , in diesen Verhältnissen so bestimmt . Die göttliche Idee in Form der Einzelnheit ist gegenwärtig , in den Tod derselben ist alle Weltlichkeit zusammengezogen  ; damit ist sie als absolut ideale gesetzt . In der empirischen Liebe findet sich auch Befriedigung in einem Individuum aber dieß ist hier Besonderheit und meine Ausschließlichkeit die sich auf diese Weise objektiv wird . Diese Einzelnheit  : weil sie allgemein ist , hört sie auf eine individuelle , als solche unmittelbar zu sein , – dieß Individuum ist nicht der Da lai-Lama oder der A pi s als umittelbare sinnliche Gegenwart . Alle Endlichkeit ist in dieß Individuum conzentrirt , und dadurch hört sie auf unmittelbare Gewißheit zu seyn . der Mensch daher nur auf das Intelligible verwiesen . Die unendliche Liebe , die zugleich unendlicher Schmerz , ist der Tod alles Unmittelbaren . Diese Zurückdrängung ist nicht das stoische , welche durch Stärke des Geistes (durch den eigenen Geist durch’s Denken , welches freilich bei den Stoikern formell , es behält aber positive Beziehung auf das weltliche bei , ist nicht der unendliche Schmerz) . – Diese sich so mit sich selbst vermittelnde Subjektivität ist die wahrhafte , unendliche , Hierin ist der Mensch aber noch ohne Inhalt , oder absolute Fähigkeit für unendlichen Inhalt  ; wozu aber die Vermittlung durch den unendlichen Schmerz nöthig . Die Unsterblichkeit der Seele wird daher in der christlichen Religion zur bestimmten Lehre  : denn die unendliche Subjektivität hat hier die Bestimmung | Bürger im Reiche Gottes zu werden  ; die unendliche Forderung  : Gott zu schauen (als ein unzeitliches) Alle äußerliche Unterscheidung (Geburt , Stand etc . sogar Geschlecht) ist in dieser unendlichen Subjektivität ausgelöscht . [»]Vor Gott sind 7 die1] den   26 durch’s] durch’ mit Kürzel für aus  

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alle Menschen gleich« dieß kann nur in der christlichen Religion ausgesprochen werden . – Im Daseyn sind die Menschen freilich different , aber indem das Recht diese Freiheit wirklich macht in weltlichen Daseyn (Aufhebung der Sklaverei) (Monogamie) (oder Geschlecht) ist dieß durch christliche Religion gefordert . Die unendliche Vermittelung , reine Subjektivität , objektiv angeschaut ist , was der Vermittler heißt . Zugleich hat aber diese Subjektivität die Weise der äußer­ lichen Realität an ihr selbst , daß sie nämlich eine Vielheit von Subjekten ist , welche aber nicht ausschließend , sondern allgemein ist , sie ist nur zu setzen als ein Schein d . h . als Einheit des Glaubens als in dem Dritten , dem Vermittler  ; dieß ist die Liebe der Gemeinde . Sie ist nicht Menschenliebe , Geschlechtsliebe auch nicht Freundschaft (das Verhältniß Christi zu den Jüngern ist auch nicht Freundschaft , diese hat stets subjektive Besonderheit an sich) (das Verhältniß des Mannes zur Frau hat auch besondere Persönlichkeit) die Einheit ist hier schlechthin im Geiste , und diese Liebe aus unendlichem Schmerz ist der tiefste BegriV des Geistes . Christus ist der Mittelpunkt des Glaubens in unendlicher Form gegen die Subjektivität der Vielen , aber zugleich in unendlicher Angehörigkeit für die Subjekte  ; sie sind durch ihn zusammengeschlossen und er ist in so fern das ihnen Angehörige , was ihr wahrhaftes Selbst ausmacht . Der heilige Geist ist so ihre selbstbewußte Lebendigkeit , als Gemeinschaft der Heiligen , allgemeine Kirche . Der Geist ist unendliche Rückkehr , nicht aber das Ansich des Vaters , oder die Gegenständlichkeit Christi , sondern das wahrhaft subjektiv Gegenwärtige und Wirkliche , er entäußert sich , objektivirt sich und geht in sich als wirklicher Geist . »Wo 2 oder 3 versammlet sind in meinem Namen , da bin ich unter Euch .« Selbstbewußte Lebendigkeit und Gegenwart der Individuen  : dieß ist der tiefste Sinn  : daß die christliche Religion eine geistige ist . Man kann dieß  : daß sie die Religion des Geistes ist in sehr unbestimmtem Sinn nehmen  : allein die Wahrheit ist nur spekulativ zu würdigen Alle Menschen sind zur Seeligkeit berufen , sagt die christliche Religion . Weil sie Religion des Geistes ist , so sagt Christus  : alle Sünden können dem Menschen vergeben werden , nur nicht die Sünde gegen den heiligen Geist . (Man hat sich über diese sehr verflacht und sie | ganz wegzubringen gesucht) Alles Andere kann in dem Schmerze der Liebe vertilgt werden , nur nicht der Geist , der die Substanz dieser Liebe selbst ausmacht . Die Unschuld (Geistlose) kann zunächst keine Sünde scheinen , aber sie ist gerichtet  : weil sie in keinem Schmerz eindringt . Die Gemeinde kann als eine ganz eigenthümliche Region des Geistes angesehen werden , insofern sie den heiligen Geist zum Moment hat . Die subjektive Immanenz der göttlichen Idee ein wirkliches Selbstbewußtseyn – darin ist Gott 3 diese] dieser   14 aus] als   26 unbestimmtem an Stelle einer Lücke von einer Wortlänge  

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wesentlich als Geist bestimmt . Die Individuen sind nur das Substrat dieses Prozesses ihres Selbstbewußtseyns . Hiernach zu betrachten  : a)  die Gemeinde in ihrem Entstehen b)  ihr Daseyn ad a Müssen uns auf den Standpunkt stellen  : die göttliche Idee in ausschließender Einzelnheit , Christus , als dieser Mensch für seine Jünger . Wie kamen diese Menschen dazu in diesem Individuum (Christus) die göttliche Sendung anzuerkennen ? Zuerst die Frage  : ist es überhaupt wahr , daß Gott einen Sohn hat und ihn in die Welt sendet ? Zweitens  : ist Jesus , der Zimmermanns Sohn aus Nazareth , dieser Gesandte . Die gewöhnliche Ansicht so  : daß wenn er es nicht ist , so hätten wir einen Andern zu erwarten , oder es wäre gar Keiner . Die Richtigkeit dieser Bestimmung dieser Sendung – wäre sie nicht richtig – so wäre gar nicht mehr daran zu denken , also an der ganzen Idee nichts . Wir fragen aber  : ist solches Erscheinen an und für sich wahr ? Dieß haben wir gesehen . Denn Gott ist Geist , als dreieiniger Gott  ; er hat sich zu Manifestiren . Die Philosophie – aber nur die neuere – mit ihrer Tiefe des BegriVs erkennt die Wahrheit dieser Idee an , – das Raisonniren der flachen Philosophie – der Auf­ klärung – weiß nichts von der Natur des Geistes . Diese Erkenntniß muß aber nicht als in der Philosophie fertig genommen werden , vielmehr ist es durch den Prozeß des Begriffs selbst zu gewinnen , der von der Unmittelbarkeit anfangt . Was die Philosophie begreift , muß schon da sein , deshalb muß der Weltgeist sich selbst im Ansich des Begriffs gesetzt haben und daran liegt die Nothwendigkeit in dem Prozesse der vorhergehenden Stufen »Als die Zeit erfüllt war« sandte Gott seinen Sohn d . h . als der Geist sich so weit vertieft hat , seine Unendlichkeit zu wissen ad b betriVt nur  : daß er dieser und kein anderer . Einer hat es seyn müssen unter den Individuen . Indem die Erscheinung für das Selbstbewußtseyn nothwendig ist – so könnte man viele Andre durchgehen zb . Johannes den Täufer  ; unter den Griechen und Römern auch viele als Gott verehrt (auch die römischen Kaiser  ; ferner unter den Neuplatonikern  : | Platin , Jamblich etc . Männer von tiefer Einsicht . Herkules ist auch als Mensch durch seine Thaten vorgestellt , unter den Indiern  : die Incarnationen  ; aber die unendliche Idee konnte nur an die Geschichte geknüpft werden  ; als die Zeit erfüllet , die Idee , vollständig , reif war . 15 sie] sich (als Kürzel)  33 (] Schlußklammer fehlt  34 Platin lies Plotin  

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Die Geschichte ist der Idee schlechthin gemäß und dieß ist der absolute Beweis . Die Idee ist im Elemente der Wirklichkeit durch die Geschichte Jesu dargestellt . – Der heilige Geist  ; die Gemeinde hat dieß geglaubt  ; – andre Geschichten des Appollonius , Hercules etc  : sind nicht so angemessen . D ie Wu nd e r Man hat die unmittelbare Bewährung darin gefunden , aber sie sind nur relativ (aber Christus sagt selbst  : wenn ihr nicht Wunder seht , so glaubt ihr nicht) Die Relativität bestehet darin  : daß sie nur dienten zur Entstehung der Gemeinden (die Juden bedürften ihrer zur Bekehrung) die formirte Gemeinde bedarf ihrer nicht , sie hat den Geist der Gemeinde . – Wunder sollen Gewalt seyn über Natürliches  ; – die Macht des Geistes geht aber über den Geist . Es bleibt die Neugierde für die Wunder doch übrig  ; oder wie es zu machen sey  : daß sie keine Wunder  ! Diese Voraussetzung ruhet auf den Unglauben . Das kürzeste wäre  : sie als Wunder gewähren zu lassen . Wunder zu beweisen hülft nichts , sie beruhen auf sinnlicher Wahrnehmung und sollen auch für diese bewiesen werden . Endliche Gründe kommen nur in dieses Raisonniren für die Wunder . Die Frömmigkeit , der Glauben kennt diese endlichen Gründe nicht , er kann sie zur Erbaulichkeit gebrauchen . (Die Wunder haben nur relativen Glauben) Sie erfolgen , wo die Macht des Geistes sich über die Natur zeigt  ; der Geist ist überhaupt dieß absolute Eingreifen in die ewigen Gesetze der Natur mit denen man gegen ihn dick thut) (– schon die Verdauung ist gegen die ewigen Gesetze der Mechanik .) noch mehr ist dieß im Psychyschen der Fall . Zu allen Zeiten hat das unendliche Zutrauen des Geistes zum Geiste , Unnatürliches bewirkt . Die erste Beglaubigung bezieht sich auf unmittelbare Gegenwart und ist deshalb nur relativ  ; der eigentliche Glaube gründet sich auf die Wahrheit der Idee . Diese muß sich ganz verlaufen haben , das Individuum muß aus der Zeitlichkeit ­h inweggerükt seyn  ; dann ist die geistige Totalität vollendet , und nur wenn Christus todt – kann der Glaube an ihn auftreten , dieß wird damit gesagt  : der heilige Geist sey erst nach dem | Hingange Christi ausgegossen worden . Diese Geschichte muß wesentlich als eine vergangene – als bewährte Repraesentation des Geistes seyn . D ie G e me i nd e Kultus . Die Gemeinde hat einen Glauben , dessen Inhalt bekannt , der aber kein Glauben auf Authorität seyn kann  ; denn er ist das Bewußtseyn der Idee . Diese Gewißheit kann theils nur durch den BegriV kommen , der Standpunkt der Religion hat den Glauben , der nicht auf Raisonnement beruhet . Daß das Subjekt zum Glauben kommt , kann zum Theil auf Gründe beruhen , welches früher relative Begründung genannt , eben diese nur äußerliche Bewegung und der Glauben beruht auf dem Geiste , seinem Zeugnisse ; der Glaube daher als 19 )] Anfangsklammer fehlt   22 bewirkt] betriVt  36 Begründung] Berührung  

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von Gott gewirkt nicht menschlich endliche Weise . Dieser Inhalt muß in objektiver Form der Lehre seyn , die Wahrheit ist nicht im Gefühl , sondern soll für den Geist seyn und daher in gegenständlicher Weise . Diese Lehre ist dem Gefühl entgegengesetzt , in so fern dieß subjektiv ist und vielmehr zu reinigen . Durch die Aneignung des Inhalts geschieht diese . Das Gefühl ist Grund , keines Weges von dem ausgegangen werden müßte . Die Lehre in der christlichen Kirche daher eine Hauptsache  : da es um das Negiren des unmittelbaren Gefühls zu thun ist . Die Lehre ist daher als etwas festes zu bestimmen , der Willkühr zu entziehen , zugleich bedarf aber die Lehre einer Explikation , wie diese ist , geht uns hier nicht an (zb . geschriebene Urkunde , auch zugleich mit einer Tradizion . Diese Erklärung ist nun selbst eine Erkenntniß , stets neue Bestimmungen werden erwogen und hinzugefügt  ; dasselbe Princip , welches Jahrtausende erklärt wird , wird stets nach dem Geiste des Zeitalters erklärt (zb verschiedene Erklärungen des Aristoteles zeigen die verschiedene Bildung der Zeit in der sie gemacht) . Die Erklärung der religiösen Urkunde muß eben diese unendliche Vollmacht durch den Geist der Gemeinde haben . Eine vorhandene Gemeinde ist eine existirende , zeitliche Kirche , die sich für ihr Geschäft organisiren muß , so ist ihr darum zu thun im Reiche Gottes zu leben und es zu erhalten . Die erste Entstehung der Gemeinde hat polemisches Verhalten gegen das weltliche Regiment , dieses fällt jedoch nothwendig – als negative Richtung – bei der gebildeten Gemeinde weg . – Zb . solche Gebote  : »gebet Eure Habe den Armen damit würden diese die Reichen und diese die Armen« – gehören nur der beginnenden Gemeinde nicht der errungenen Kirche . Aus dem Princip der Kirche soll ein freies weltliches Leben hervorgehen (das öVent­l iche Leben gehört den modernen Staaten , beruht auf der Freiheit die zuerst in der christlichen Kirche ihre Wurzel schlug) . | Der Kultus . (Weil das weltliche Reich so auf dem Princip der Kirche gebaut , so bleibt sie das Allgemeine desselben , – aber dieß kann nur die Seeligkeit das Heil der Individuen .) Der Kultus enthält die fortdauernde Arbeit die Gemeinde zu erhalten , welches ihre fortdauernde Er­schaVung ist , – ewige Wiederhohlung des Lebens Christi in den Gliedern der Kirche . Der natürliche Wille fängt an , dann tritt die reli­ giöse Bildung ein , (die Conversion des Geistes welches Buße genannt worden ist , als Absterben des Natürlichen) und dann die Aufnahme in die Bürgerschaft des 4 und] und zu  

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also bloß ­Transitorisches

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Reiches Gottes . In der katholischen Messe wird Christus täglich zum Opfer dargebracht (die Hostie wird gespeiset – also ganz objektiv dargestellt) . Was an dem Subjekte Einzeln geschieht , ist seine wahrhafte Bestimmung , und dieß wird vorgestellt , als ob Christus vollbracht , und diese Conversion ist als vermittelt vorgestellt – daher nicht’s Transitorisches Dieß Resultat  : daß das Individuum mit der Wahrheit vereinigt sey , ist , was , in dem Sakrament vorgestellt wird (in specie das Nachtmahl = diese unmittelbare Gewißheit der Aufnahme des Subjekts in das Reich Gottes  ; – die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur ist als vollbracht hier genossen (dieß ist die sogenannte mystische Union d . h . spekulativ) . Hierin haben sich die christlichen Confessionen besonders getrennt . In der Lehre sind sie einig . Das besondere Verhältniß des Subjekts macht freilich auch einen Theil des Kultus aus , und darin sind sie different . Die unmittelbare Gewißheit des est wird dem Subjekt hier in unmittelbarem Genuß gegeben , (überhaupt der Religion angehörig) hier in der Form des Essens und Trinkens , aber auch in dieser beßten Form  ; nämlich man macht es sich angeeignet und fühlt es und das Subjekt befriedigt sich in dieser Gewißheit . Indem diese sinnliche Aneignung so ist , so erhält sie nicht bloß die Bedeutung des Symbols sondern das Sinnliche gilt als sich zum Göttlichen sich verwandelnd . Die katholische Kirche verehrt die Hostie , als solche , betet sie an  ; das Unmittelbare gilt hier also für das Göttliche , dieß Verhältniß ist nicht bloß auf dieß Sakrament , sondern auch die Lehre und die Fortbildung derselben im Besitz der Kirche , so daß die Glieder (Gemeinde) sich nur passiv empfangend zu verhalten haben . Die Kirche auch Inhaberinn der Gnaden . In der lutherischen Kirche ist die Hostie nur consecriert durch den Glauben , eben so jeder Hausvater ein Beichtiger  ; die Hostie für sich | hingestellt ist nur Teig , weiter nicht’s  ; hier ist das Spekulative also in der geistigen Weise enthalten . In der reformierten Kirche ist das Mystische ganz verschwunden . Bloß die Vorstellung wird vor’s Gemüth gebracht , also bloß gemeine Psychologie[ .] die reformierte Kirche läßt daher die Religion , das Göttliche in die Prosa fallen . In der Freiheit gilt die Moralität . Meine Einsicht macht etwas Wahrhaft für sich . In dieser Subjektivität ist das Göttliche nur ein Postulat oder ein durch mich Gesetztes (Kant sagt  : mein Gefühl ist der Beweis vom Daseyn Gottes) den Gegensatz dazu macht  : das An und für sich Seyende , die Geschichte der göttlichen Idee aus . Darin ist nun Freiheit und Gnade aufgelöset , (nämlich die Gnade kann als entgegengegesetzte Seite des Moralischen genommen werden  : denn das Subjekt verhält sich durchaus nur passiv) – die moralische Geschichte ist aber an und für sich nicht etwa bloß durch das Subjekt gesetzt . Die richtige kirchliche Lehre hat dieß in mittelbarer Form der Lehre in’s Bewußtseyn gebracht .

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D a s Unt e r g e he n d e r G e me i nd e wäre noch übrig . Wir würden in einen Mißton aber kommen . Ist die Religion Wahrheit , so kann kein Untergang sein – Betrachten wir aber die Zeit so können wir wohl an’s Vergehen erinnert werden . (zb Untergang des römischen Kaiserthums) zb auch in vielen , meißten christ­ lichen Lehrbüchern gar nicht mehr christliche Lehren (zb . im Untergange des römischen öVent­l ichen Lebens die Flucht in’s römische Privatrecht , damit die Individuen dadurch für sich sorgten . – Pilatus fragt Christus  : »was ist Wahrheit« ? Sogar in neuen zur philosophischen Ansicht  : wir wissen nicht’s von Gott und die Religion nur äußerlich an das Individuum gebracht . Nur Raisonnement und geschichtliche Behandlung (welches beweiset  : daß nur die Sache , nicht als Gegen­wärtiges  , sondern – als Vergangenes betrachtet wird . –) Den Armen wird das Evangelium gepredigt . Welchen Zusammenhang haben solche Erscheinungen mit der Religion . Es kommt daher  : daß die Religion nur für die Vorstellung gegen welche sich die Reflektion dialektisch wendet und es reduzirt  : auf das absolute hohle Wesen , oder auf das Gefühl . Also was Aufklärung heißt ist hereingebrochen  ; welche sagt  : Wir können Gott nicht erkennen . Wenn dieser Verstand so versunken ist in dieß subjektive Meinen und Rai |s onniren , so wird der gediegen bleibende Geist , das Herz des Volkes in seinem vernünftigen Bedürfniß bleiben , es wird sich nicht befriedigt finden . Wie dieser Mißton sich in der Wirklichkeit auflöset ? haben wir auf der Gegenwart , als ihre Arbeit beruhen zu lassen . Wir haben unserer Seits das Unsrige gethan und haben den Verlauf mit der Philosophie begonnen und geschlossen und dadurch für uns gesorgt  ; die Andern sehen zu , wie sie fertig werden . –

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SOM M ERSEM ESTER 1824 NACHSCH RIFT

K A RL GUSTAV J U LIUS VON GRI ESH EIM MIT VA RI A NTEN AUS DEN NACHSCH RIFTEN

PETER FRA NZ DEITERS , H EIN RICH W ILH ELM DOV E , H EIN RICH GUSTAV HOTHO , FRI EDRICH CA RL H ERM A N N VICTOR VON K EH LER U N D CA RL PASTENACI



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Re l i g ion s ph i lo s o ph ie .

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Ich habe es für nöthig erachtet der Betrachtung der Religion einen eigenen Theil der Philosophie zu widmen . Zuerst wollen wir die Beziehung der Religionsphilosophie zur Philosophie überhaupt betrachten , hieran knüpft sich das Interesse der Zeit an Religion und Philosophie und drittens verbindet sich hiermit das Verhältniß der Religionsphilosophie und der Philosophie zur positiven Religion . Zunächst ist im Allgemeinen zu erinnern , welchen Gegenstand wir in der Religionsphilosophie vor uns haben . Es ist der Gegenstand der Religion selbst , er ist der höchste absolute Gegenstand . Die Religion hat zu ihrem Zweck , die Region worin alle Räthsel der Welt , alle Widersprüche des tiefsinnenden Gedankens , jeder Schmerz des Gefühls aufgelöst , befriedigt ist , die Region der ewigen Ruhe , der Wahrheit . Der Mensch ist ewiges Bewustsein , weil er denkt , Geist ist , davon gehen dann die vielfachen Gebilde | die Wissenschaften , Künste , Inter­ essen seines politischen Lebens , Verhältnisse die sich auf seine Freiheit , auf seinen Willen beziehen , aus . Von da geht alles aus was Achtung , Befriedigung , Ehre und Glück ihm giebt , alle diese Interessen haben ihren Mittelpunkt , ihr Ende und ihren Anfang , ihre Wahrheit , in dem einen Gedanken Gottes . Gott wird in der Religion gewußt , er ist die erhaltende Mitte , das Beseelende aller dieser Gestaltungen in ihrer Existenz . In Beziehung auf Anderes können wir sagen , er habe keine solche Beziehung , er ist schlechthin an und für sich das Unbedingte , Freie , das nur sich selber Zweck und Endzweck ist . Die Religion erscheint mit diesem Gegenstande als eine Beschäftigung . Die Beschäftigung mit diesem letzten Endzweck ist darum schlechthin frei , und ist deshalb | Zweck für sich , denn in diesem Endzweck laufen alle anderen Zwecke zurück , vor ihm verschwinden sie , bis dahin für sich geltend , gegen ihn hält kein anderes aus , sie finden alle ihre Erledigung in ihm . Die | Beschäftigung mit

10 Religion] Pa  : Religionsphilosophie   13 ewiges Bewustsein , … denkt ,] Do  : Mensch dadurch , daß er   14 Gebilde] Pa  : Gebilde und Gestaltungen   15 Verhältnisse] Do  : alle Verschlingun30 gen seiner Verhältnisse   17 ihr] Pa  : finden ihr   20 In Beziehung auf Anderes] Pa  : Wenn wir diesen Gegenstand in Beziehung auf Anderes betrachten , so  sagen ,] Pa  : sagen , daß er u m ­s e i n e r s e l b s t W i l l e n s c h l e c h t h i n ist ,   22 Freie ,] De  : Freye , Grenzenlose ,  Do  : grenzen­ los , frei   23 mit diesem … Beschäftigung] De  : als Beschäftigung mit diesem Gegenstande   27 Erledigung] Do  : Leben  

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6Pa 2Ke

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7 Pa 4Gr

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ihm giebt daher diese Befriedigung , es ist absolut freies Bewußtsein . Es ist das Bewußtsein der absoluten | Wahrheit , als Empfindung bestimmt ist sie der Genuß den wir Seeligkeit nennen , als Thätigkeit thut sie nichts anderes , als die Ehre Gottes zu manifestiren , die Herrlichkeit desselben zu oVenbaren . Die Völker überhaupt haben denn dieß religiöse Bewußtsein als ihre wahrhafte Würde , als den Sonntag des Lebens angesehen , worin denn die irrdischen , endlichen Sorgen , Beschäftigungen der Welt verschwinden , es sei im gegenwärtigen Gefühl der Andacht oder im zu hoVenden . Aus dieser Fluht der Vergessenheit trinkt ­Psyche und mit dem Trunk verschweben irrdische Sorgen und Kummer , die ganze ­Zeitlichkeit zur ewigen Harmonie . Dieß Bild des Absoluten der religiösen Andacht | kann mehr oder weniger gegenwärtige Lebendigkeit , Gewißheit , Genuß haben oder als ein Ersehntes , GehoVtes , Entferntes , Jenseitiges dargestellt werden , immer ist es nicht isolirt , sondern es strahlt in die zeitliche Gegenwart . Der Glauben erkennt es als die Wahrheit , als die Substanz der vorhandenen Existenzen und dieser Inhalt der Andacht ist das Beseelende der gegenwärtigen Welt , | macht sich wirksam in dem Leben des Individuums | regt es und sein Wollen und sein Handeln . Dieß ist die Vorstellung welche die Religion von Gott im Allgemeinen hat , und diesen Inhalt macht die Religionsphilosophie zum Inhalt einer besonderen Betrachtung . Wenn ich für nöthig erachtet habe dieß zu thun so muß ich bemerken , daß mir früher entgangen war daß die Theologia naturalis ein Gegenstand der Wolfschen Philosophie war , welche die Natur Gottes zum Inhalt der Philosophie bringt . Diese Betrachtung beschränkt sich jedoch auf die damalige Weise der Verstandes Metaphysik und ist mehr anzusehen als Wissenschaft des Verstandes , als des ver-

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1 ihm giebt … ist 2 ] Pa  : Die B e s c h ä f t i g u n g m i t d i e s e m G e g e n s t a n d i s t d a s s i c h s e l b s t 25 g e n ü g e n d e u n d B e f r i e d i g e n d e  , was nichts anderes will als nur dieses . Es ist daher die absolute freie Beschäftigung das absolut freie Bewußtsein . Diese Beschäftigung ist also  Do  : Daher diß die absolut freie Beschäftigung ,   2 Genuß] Pa  : absolute Genuß   3 als Thätigkeit … anderes] Pa  : unter Seeligkeit ist nicht anderes zu verstehen   5 dieß religiöse] Pa  : in der That diese Beschäftigung , ihr religiöses   6 worin] Ho  : wo auf der Sandbank der Zeitlichkeit   6–7 die irrdischen , 30 … verschwinden ,] Pa  : die endlichen Zwecke die beschränkten Interessen , die Mühe , Schmerz Kummer Sorge , worin alles das verschwebt ,  De  : die endlichen Zwecke , alles Kümmerliche der Alltagswelt verschwebt   8 im zu hoVenden] Pa  : in der HoVnung der Andacht , so verschwebt alles dies zu einer Vergangenheit   9–10 mit dem … Harmonie] Do  : so alle Schmerzen lindert und zur bloßen Verkörperung jenes Lichtbildes macht   17 regt es … Handeln] De  : regiert sein 35 Thun und Lassen überhaupt  Do  : wirkend für das Thun und Wollen des Individuums   20–22 Wenn ich …bringt .] Ho  : Indem es für nöthig erachtet wird diesen Gegenstand zum Inhalt der philosophischen Betrachtung zu machen , kann zunächst bemerkt werden , daß dieß zum erstenmale geschieht .   13 Jenseitiges] Genseitiges aus Ges   18 diesen] dieser  

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nünftigen Denkens . Hiervon abgesehen , so scheint diese vormalige Wissenschaft deshalb keinen anderen Zweck als die unsrige zu haben . Sie hat sich Theologie genannt , ihr Inhalt und Gegenstand ist Gott als solcher gewesen , bei uns ist dieß nicht , sondern hier ist der Inhalt die Religion . Weil jene Wissenschaft nur Verstandeswissenschaft war , so hat sich ihr BegriV von Gott , auf das dürre Resultat eines | Verstandeswesens beschränkt . So wird er nicht als Geist gefaßt , geschieht dieß so schließt dieser BegriV die subjektive Seite in sich , die in der Bestimmung der Religion zu diesem Inhalte hinzukommt . Wir haben es hier nicht mit | Gott als solchen , als Gegenstand zu thun , | sondern zugleich wie er in seiner Gemeinde ist , es wird sich zeigen , daß er nur wahrhaft begriVen werden kann , wie er als Geist ist und so sich selbst die Thätig­ keit der Gemeine in Beziehung auf ihn macht und daß die Lehre von Gott nur als Lehre von der Religion zu fassen und vorzutragen ist . | Weiter ist bei dem Verhältniß beider Wissenschaften überhaupt zu bemerken , daß unsere Wissenschaft nicht von der Philosophie unterschieden ist . Die Philosophie hat Gott zum Gegenstand , und eigentlich zum einzigen Gegenstand . Philosophie ist keine Weltweisheit , wie man sie genannt hat im Gegensatz zum Glauben . Sie ist keine Weisheit der Welt , sondern eine Erkenntniß des Nichtweltlichen , keine Erkenntniß | der äusserlichen Masse , des empirischen Daseins und Lebens , sondern sie ist Erkenntniß dessen was ewig ist , was Gott ist und was aus seiner Natur fließt , und diese Natur muß sich manifestiren und entwickeln . Insofern ist also auch hier derselbe Gegenstand im Allgemeinen den wir in der Philosophie überhaupt haben , aber es ist auch ein Unterschied vorhanden .

1–2 Hiervon abgesehen … haben .] Pa  : Diese Art und Weise der Ausführung schien nichts daran 25 zu ändern , daß diese Wissenschaft nicht denselben Zweck mit der Unsrigen hätte haben können  

3–4 bei uns … jene] Pa  : unser Gegenstand ist aber nicht nur Gott als solcher , sondern der Inhalt unserer Wissenschaft ist die Religion . Wir können aber auch in Rücksicht auf diese concrete Wissenschaft sagen , weil diese  Do  : Nicht nur Gott als solcher , sondern die Religion ist Gegenstand der Religionsphilosophie .   6 Verstandeswesens] Pa  : abstracten Verstandeswesens   So] Pa  : und 30 sofern Gott als (Ms  : oder sein) oder sein Verstandeswesen gefasst wird ,   6–7 geschieht dieß] Pa  : sofern er aber als Geist gefasst wird ,   9 hier] Pa  : hier also   10 zugleich] Pa  : zugleich mit Gott   11–12 die Thätigkeit der Gemeine] Pa  : das Gegenbild einer Gemeinde und die Thätigkeit einer Gemeinde   16 hat] Pa  : hat überhaupt  Do  : überhaupt hat   17–18 genannt hat … keine] Pa  : vormals so genannt hat , man hat sie so genannt in Gegensatz gegen den Glauben , sie ist aber in der 35 That nicht eine   18–19 Nichtweltlichen] Do  : nicht weltlichen , des nicht empirischen im Daseyn   19 der äusserlichen Masse] De  : des äußerlichen Universums   20 dessen] Pa  : alles dessen   20–21 was Gott … entwickeln] Pa  : und dessen was Gott ist und dessen was seine Natur in dem sie sich manifestirt entwickelt 5 dürre] so auch Pa  ; Gr  : irre  

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In der Philosophie wird das Höchste das Absolute genannt , die Idee und es ist überflüssig weiter zurückzugehen , dieß Höchste wird in der Wolfschen Philosophie sogar ens , Ding , genannt und es kündigt sich sogleich als eine solche Abstraktion an , welche unserer Vorstellung von Gott nicht entspricht . Das Absolute in der neueren Philosophie ist nicht so voller Abstraktion , aber dieß Absolute die Idee ist darum noch nicht gleichbedeutend mit dem was wir Gott nennen . Die Verschiedenheit selbst bemerklich zu machen , müssen wir zunächst betrachten was bedeuten selbst bedeutet . Wenn wir fragen was bedeutet dieß oder jenes , so wird nach zweierlei gefragt und zwar nach dem Entgegengesetzten . | Erstlich nennen wir das was wir meinen | den Sinn , den Zweck , allgemeinen Gedanken jenes Ausdrucks , Kunstwerks pp nach dem Inneren fragen wir , dieß ist es was wir zur Vorstellung bringen wollen , es ist der Gedanke . Wenn | wir so fragen , was ist Gott , was bedeutet der Ausdruck Gott , so wollen wir den Gedanken , der soll uns angegeben werden , die Vorstellung haben wir wohl . Sonach hat es die Bedeutung daß der BegriV angegeben werden soll und so ist der BegriV die Bedeutung  ; es ist das Absolute , die im Gedanken gefaßte Natur Gottes , das logische Wesen des­selben | was wir wissen wollen . Dieß ist eine Bedeutung der Bedeutung und insofern ist das was wir das Absolute nennen gleichbedeutend mit dem Ausdruck Gott . Aber wir fragen noch in einem zweiten Sinne der das Entgegengesetzte verlangt . Wenn wir von reinen Gedankenbestimmungen anfangen , und nicht von der Vorstellung , so kann es sein daß der Geist sich darin nicht befriedigt findet , nicht darin zu Hause ist und fragt was diese reine Gedankenbestimmung zu bedeuten habe . So fin|det sich z . B . die Bestimmung von Einheit des Subjektiven und Objektiven , von Einheit des Realen und Ideellen , man kann jedes für sich verstehen , wissen was Einheit , Objektives , Subjektives pp ist und doch kann man sehr wohl sagen , man verstehe diese Bestimmung nicht . Wenn wir in einem solchen Fall fragen , so ist Bedeutung das Entgegengesetzte von vorher . Hier wird

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1 das Höchste … Idee] Pa  : das Höchste , das Absolute , Idee   4 nicht] Pa  : überhaupt nicht   5 ist] ist nicht bloß ein solches ens ,   5–6 dieß Absolute die Idee] Pa  : das was wir das Absolute und 30 die Idee nennen   11–12 pp nach dem … wollen ,] Pa  : das Innere das ist das nachdem wir fragen . Das Innere ist doch überhaupt allgemeine Vorstellung , Bestimmtheit   12 Gedanke] Pa  : Gedanke überhaupt  15 der BegriV2 ] Pa  : allerdings das was wir in der Philosophie das Absolute oder die Idee nennen   16 das Absolute ,] Pa  : die Idee , daß es die begriVene Natur Gottes ,   das2 ] Pa  : oder das  21 Wenn] Pa  : Nämlich wenn   22 sein] Pa  : der Fall sein   darin] Pa  : in dieser Gedanken- 35 bestimmung   24–27 So findet … nicht . Sondergut Gr   28 vorher .] Ho  : vorher . Denn wollten wir früher das innerste Wesen , den BegriV eines vor uns liegenden Gegenstandes erfragen , genügte er uns in seiner Äußerlichkeit nicht , so ist es jetzt , da wir ihn seinem innersten Wesen , seinem Gedan­ 15 daß] das  



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eine Vorstellung der Gedankenbestimmung gefordert ein Beispiel des Inhalts der vorher nur im Gedanken gegeben wurde . Wenn wir einen Gedankeninhalt schwer finden , so ist das Schwere darin daß wir keine Vorstellung davon haben , durch das Beispiel wird es uns deutlich , der Geist ist sich so erst gegenwärtig in diesem Inhalte . Wenn wir so von der Vorstellung Gottes anfangen und nach der Bedeutung fragen , so ist einerseits die Idee verlangt , dieß im BegriV gefaßte Leben , und der BegriV ist so gemeinsam mit der logischen Idee  ; aber Gott ist dieß nicht nur an sich zu sein , er ist ebenso wesentlich für sich , der absolute | Geist , der nicht nur das im Gedanken sich haltende Wesen ist , sondern das erscheinende , sich Gegenständlichkeit gebende . | Wenn wir so in der Religionsphilosophie die Idee Gottes betrachten , so haben wir zugleich auch die Weise seiner Vorstellung vor uns , er stellt sich uns vor und sich selbst , dieß ist die Seite des Daseins des Absoluten . In der Religionsphilosophie haben wir so das Absolute zum Gegenstand , aber nicht blos in der Form des Gedankens , sondern auch in der der Manifestation . Die allgemeine Idee ist also zu fassen in ihrer schlechthin konkreten Bedeutung , worin die Bestimmung liegt zu erscheinen , sich zu oVenbaren . Diese Seite des Dasein ist in der Philosophie zu denken und mit den Gedanken zu fassen . Die Philosophie also ist erstlich die logische Idee , Idee wie sie im Gedanken ist , wie ihr Inhalt selbst die Gedankenbestimmungen sind , ferner zeigt sich das ken nach vor uns haben , das entgegengesetzte Bedürfniß , das uns antreibt , diesem reinen Gedanken Äußerlichkeit zu geben .   1 Beispiel] De  : Beyspiel . etwas Beyherspielendes   2 wurde .] Ho schließt an  : Doch ist zugleich im Worte Beispiel schon die Äußerlichkeit als nur beiher Spielendes , der reine Gedanke aber wird als das Substantielle anerkannt . / Und diese zweifache Bedeutung der Bedeutung deutet uns die Idee , als der innere , der reine Gedanke , welcher aber ebenso zur Entäußerung seiner fortgeht , sich Beispiele seiner selbst giebt , und darin das Wesentliche bleibt und für sich selbst doch das Beispiel seiner wird .   Wenn] Pa  : (Unser Ausdruck Beispiel enthält schon die Vorstellung und Anschauung dessen) . Wenn   einen] Pa  : einen solchen   4 deutlich ,] Pa  : deutlich , und wir sagen jetzt wissen wir was solcher Gedankeninhalt bedeutet .   6 Idee] Pa  : Idee von Gott   6–7 dieß im … BegriV ] Pa  : Das Absolute ist das im BegriV erfasste Wesen und diese Bedeutung   8 der] Pa  : er ist Geist und nicht der endliche sondern   9 der] Pa  : und dies daß er Geist ist ist das daß er   sondern] Pa  : sondern auch   10 sich] Pa  : das sich OVenbarung das sich   12–13 er stellt … selbst ,] Pa  : stellt nun sich vor und nur sich selber vor .   15 der2 ] Pa  : Form seiner   17 ist] Pa  : ist aber selbst wieder   18 fassen .] Do schließt an  : Daher ist nicht nur jene logische Idee allein , sondern ihr Inhalt Gegenstand der Betrachtung , zugleich der Anfang , das Erste .   19–120,1 Die Philosophie … Hervorbringen ,] Pa  : Also die Philosophie in ihren sonstigen Theilen betrachtet die logische Idee , die Idee , wie sie im Gedanken nicht nur für unseren Gedanken sondern wie ihr Inhalt selbst der Gedanke , Gedankenbestimmungen sind , ferner zeigt die Philosophie das Absolute in seiner Hervorbringung  Ho  : Zuerst betrachtet die Philosophie die Idee in ihrer logischen Reinheit , als Gedanke , daß ihr Inhalt selbst Gedankenbestimmungen , und zwar die ganze Totalität der 12 uns2 ] nur  

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Absolute in seinem | Hervorbringen , in seiner Thätigkeit und diese ist | der Weg des Absoluten für sich selbst zu werden , zum Geist , und Gott ist so das Resultat der Philosophie , von welchem erkannt wird daß es nicht blos das Resultat ist , sondern ewig sich hervorbringt , das Vorhergehende ist . Die Naturwelt und der endliche Geist sind Verleiblichungen der Idee , bestimmte Gestaltungen , besondere Weisen der Erscheinung der Idee , Gestaltungen in denen die Idee noch nicht durchgedrungen ist zu sich selbst , um als absoluter Geist zu sein . In der Religionsphilosophie | betrachten wir die Idee nicht blos , wie sie als Idee des reinen Gedankens bestimmt ist , auch nicht in der endlichen Weise , sondern wie sie erscheint , sich manifestirt aber in der unendlichen | Erscheinung als Geist , der Geist der nicht erscheint ist nicht , er reflektirt sich selbst in sich . Dieß ist die Stellung der Religionsphilosophie zu den anderen Theilen der Philosophie . Gott ist das Resultat der anderen Theile , hier ist dieß Ende | zum Anfang gemacht , zu unserem besonderen Gegenstand , als schlechthin konkrete Idee mit ihrer unendlichen Erscheinung und hierin ist er identisch mit der Substanz , dem Wesen . Dieß ist abstrakt ausgesprochen der Inhalt der Religionsphilosophie , diesen Inhalt betrachten wir mit denkender Vernunft und diese Bestimmung führt uns auf die Stellung der Religionsphilosophie in Beziehung auf das Bedürfniß der Zeit , Verhältniß der Religionsphilosophie zur Theologie der Zeit , zur Kirche , zur Vorstellung von Gott . Religionsphilosophie haben wir betrachtet als die | Erkenntniß Gottes in vernünftiger Form , als begreifende Erkenntniß Gottes , hiermit tritt das Verhältniß derselben zum Zeitbedürfniß ein , zur Ansicht der Zeit über Religion und Gott .

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sich durch sich und aus sich selbst entwickelnden Gedankenbestimmungen ist .   1 diese] Pa  : diese Thätigkeit  2 Geist , und Gott] Ho  : Geist als Wissen ihrer selbst . Das Wissen des Absoluten von sich als Absoluten   3 wird daß … ist ,] Ho  : nicht nur einseitig in der Bestimmung des Resultates zu bleiben , sondern als zu sich aus sich zurückgekehrt , sich ebensosehr als das schlechthin Erste zu wissen .   4–5 hervorbringt , das … Geist] Pa  : hervorzubringen eben so der Anfang des Ersten zu sein . Diese bestimmten Gestaltungen der Idee oder des Absoluten die Welt des Bewußtseins   9 der] Pa  : ihrer  Weise] Pa  : Weise der Erscheinung  10 wie sie] Pa  : als das Absolute als die logische Idee , aber auch zugleich wie diese Idee   Erscheinung als Geist ,] Pa  : Erscheinung . Der Geist ist das sich manifestirende , das Erscheinende .  Do  : Erscheinung , der Geistigkeit , also ist das sich OVenbarende das , dessen Wesen es ist , sich selbst in sich zu reflektiren .   11 ist 2 ] Pa  : ist also überhaupt  12 zu] Ho  : erstens zur Philosophie überhaupt und zu   14 zu unserem besonderen] Pa  : daß Gott als Resultat erscheint , machen wir insbesondere zu unserem   14–15 mit ihrer … Wesen] Pa  : die identisch ist mit der Substanz mit dem Wesen , dies ist der Inhalt , die Bestimmung dieses Inhalts   17 Bestimmung] Pa  : Bestimmung daß es denkende Betrachtung ist   19 Zeit , 1] Ho ergänzt  : Denn die denkende vernünftige Betrachtung findet den Gegensatz gegen sonstige Betrachtungsweisen der Zeit vor ,   21 Religionsphilosophie] KeDe  : Die Religionsphilosophie   Erkenntniß Gottes] De  : Betrachtung der konkreten Idee des Göttlichen  

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Wenn wir die Erkenntniß , das Wissen Gottes Theologie überhaupt nennen , sei es auf der Seite der Philosophie stehend oder im näheren | Sinne als Theologie sich gebend , so scheinen wir uns auf gleichem Wege mit der Vernunfttheologie zu befinden , sie ist die allgemeine Weise wie von Gott gesprochen und gewußt wird . Wir wissen daß | in der christlichen Kirche und zunächst in der protestantischen ein LehrbegriV festgestellt war , ein Inhalt der allgemein gegolten hat als Wahrheit , so hat alles das was die Natur Gottes sei das Credo überhaupt ge­ heissen , im subjektiven Sinn das was geglaubt ist und objektiv das was als Inhalt in der christlichen Religion zu wissen sei , als welches sich Gott oVenbart hat . Zu diesem alten Symbolum sind neue Bestimmungen hinzugekommen , dieß geht uns jedoch nichts an . Es ist ein LehrbegriV von der Natur Gottes , in unserer protestantischen Religion ist er besonders wesentlich auf die Bibel begründet , so daß er nicht blos im Geist der Kirche ist , sondern auch einen äusseren Halt | hat an der Bibel . Gegen diesen Inhalt hat sich | spaeter das sogenannte Denken , unter dem Namen der Aufklärung gekehrt , sie hat den LehrbegriV bestehen lassen , hat ihm auch die Bibel als Grundlage gelassen , hat aber ihre abweichenden Ansichten gewonnen und gesucht das Wort Gottes auf andere Weise zu interpretiren . Dieß ist in Gestalt der Exegese geschehen . Dadurch daß diese Exegese | die V ­ ernunft zu Rathe zieht ist es geschehen , daß eine sogenannte Vernunfttheologie zu Stande gekommen ist , die entgegengestellt wird jenem LehrbegriV der Kirche , theils von ihr selber , theils von dem dem sie sich entgegenstellt . Hierbei übernimt die Exegese das geschriebene Wort , interpretirt es und giebt vor , nur den Verstand des Wortes geltend zu machen , ihm getreu bleiben zu wollen . Wenn aber Interpretation nicht blos Worterklärung ist , sondern Erklärung des Sinnes , so muß sie eigene Gedanken in das zum Grunde liegende Wort bringen . Blosse Wortinterpretation kann nur so sein , daß für ein Wort ein | anderes

1 Wenn] De (als Überschrift)  : D i e S t e l l u n g d e r R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e z u m Z e i t b e d ü r f n i ß . / Wenn   3 auf] Pa  : zunächst auf  3–4 Vernunfttheologie zu befinden ,] Pa  : derjenigen Theologie zu finden , die Vernunfttheologie genannt worden ist .   4 allgemeine] Pa  : allgemeine Heer30 straße , die Art und   gewußt] Pa  : was von Gott gewusst   5 wissen] Pa  : wissen nämlich ,   5–6 der protestantischen] Pa  : unserer protestantischen Kirche hier   6 festgestellt war] Pa  : festgesetzt gewesen ist   7 als Wahrheit , … sei] Pa  : allgemein angenommen gewesen ist als die Wahrheit , als dasjenige was die Natur Gottes sei , dieser Inhalt hat   9 als welches … hat] Pa  : das , als was 35 sich Gott ge­o Ven­bart habe daß er sei . Solcher Inhalt kann Dogmatik heißen , LehrbegriV der Kir35 che , Inhalt über das was die Natur Gottes im Verhältniß des Menschen und im Verhältniß des Menschen zu Gott sei .   20 der Kirche ,] Pa  : wie die Kirche ihn festgesetzt hat –   21 Hierbei übernimt die] Pa  : Es ist bei derjenigen Vernunfttheologie die Exegese die die Hauptrolle spielt . Die Exegese nimmt   24–25 Erklärung des Sinnes] Pa  : Erörterung des Inhalts   25 bringen] PaDe  : ­h ineinbringen  

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von gleichem Umfang gesetzt wird , aber erklärend werden weitere Gedanken­ bestimmungen damit verbunden , eine Entwickelung ist Fortgang zu weiteren Gedanken , scheinbar bleibt man bei dem Sinn , entwickelt in der That aber weitere Gedanken . Die Kommentare über die Bibel machen uns nicht sowohl mit dem Inhalt der Schrift bekannt , sondern enthalten vielmehr die Vorstellungsweise ihrer Zeit . Es soll angegeben werden was für einen Sinn das Wort enthält , | das Angeben des Sinnes heißt aber den Sinn herausziehen ins Bewußtsein , in die | Vorstellung , diese andere Vorstellung macht sich in der Darstellung dessen was der Sinn sein soll geltend . Aus der Schrift sind daher die entgegengesetztesten Meinungen exegetisch durch die Theologen bewiesen und so diese sogenannte heilige Schrift zu einer wächsernen Nase gemacht worden . Alle Ketzereien haben sich gemeinsam mit der Kirche | auf die Schrift berufen . Indem so Vernunfttheologie entstanden ist , so können wir einerseits sagen , daß wir uns auf gemeinsamen Boden befinden , und wenn die Interpretation der Vernunft gemäß sein soll , so können wir das Recht ansprechen hier die Religion treu und oVen aus der Vernunft zu entwickeln , ohne den Ausgangspunkt vom bestimmten Wort zu nehmen und so die Natur Gottes und der Religion zu ­betrachten  . Diese Vernunfttheologie hat man im Ganzen Theologie der Aufklärung genannt . Hierher gehört aber nicht blos dieß , sondern auch jene Theologie die die Vernunft auf der Seite liegen läßt und Philosophie verwirft , und aus eigener Machtvollkommenheit ihre Raisonnements einer christlichen Lehre zum Grunde legt , und obgleich dann zwar biblische Worte zum Grunde liegen , so bleibt doch partikulare Meinung , Gefühl , die Hauptbestimmung . Es wird dabei oft die Philosophie auf die Seite | gestellt , und dann als ein gleichsam Gespensterartiges vorgestellt , welches man ignoriren muß da es nicht geheuer sei . Philosophie ist Erkenntniß durch Vernunft , das Gemeinsame des Erkennens aller Menschen , und wenn man in sofern die Philosophie verwirft ,  | so verwirft man das Prinzip 1 aber erklärend] Pa  : Ist die Interpretation E r k l ä r u n g  , so   5–6 enthalten vielmehr … ihrer] Pa  : m i t d e r D e n k we i s e e i n e r j e d e n    6 Zeit] Do  : Zeit und haben also fremde Elemente in sich   werden] Pa  : werden im Commentar   13 so1] Pa  : nun so auf diese Weise eine so genannte  entstanden] Pa  : entstanden hervorgebracht worden  14 wir uns … befinden ,] Pa  : daß die Vernunft mit zu sprechen hat   die Interpretation] Pa  : das was herausinterpretiert wird ,   16–18 ohne den … betrachten] Pa  : e s i s t a l s o h i e r , d a ß w i r b e t r a c h t e n w a s d i e N a t u r G o t t e s u n d w a s d i e N a t u r d e r Re l i g i o n ü b e r h a u p t i s t   21 Philosophie] Pa  : die Philosophie ausdrücklich  und 2 ] Pa  : und die dann  22–23 einer christlichen … legt] Pa  : eine religiöse Lehre aufstellt   24–26 die Hauptbestimmung … vorgestellt] Pa  : das Leitende . An der Stelle der Schrift kann auch das Gefühl zu Grunde gelegt werden . Es geschieht sehr oft daß die Philosophie dabei beseitigt werden soll , daß die Philosophie als etwas Gespenstartiges vorgestellt wird   26 ist] Pa  : aber ist nichts anderes als   28–123,1 das Prinzip … und] Pa  : damit gerade das

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der Gemeinschaft der Vernunft und des Geistes , um der partikulairen Vernunft das Feld frei zu machen . Bei der Vernunfttheologie neuerer Zeit spielt diese Ansicht die Hauptrolle , welche aus der Vernunft gegen die Vernunft zu Felde zieht . Es wird jetzt oft aus der Vernunft gegen die Philosophie zu Felde gezogen , indem man behauptet , daß die Vernunft nichts von Gott erkennen könne , so daß denn der Theologie wie der Philosophie für Gott nichts übrig bleibt , als ein Abstraktum , das ­höchste Wesen , ein  | Vacuum der Abstraktion , des Jenseits . Dieß ist im Ganzen das Re­ sultat der Vernunfttheologie , im Allgemeinen diese negative Richtung gegen irgend einen Inhalt in Ansehung | der Natur Gottes . Jene Vernunft ist nichts gewesen als der abstrakte Verstand der sich den Namen Vernunft angemaßt und dieser ist hier so weit gekommen als jene Vernunft die sich die Möglichkeit des Erkennens ge­nommen hat . Das Resultat ist daß man nur im Allgemeinen weiß daß Gott sei und sein höchstes Wesen als leer und tod in sich , nicht faßbar | als konkreter Inhalt in sich , als Geist . Gott ist aber nur als Geist zu fassen und dieß ist kein leeres Wort  ; keine oberflächliche Bestimmung und so ist er denn nur als dreieiniger Gott zu fassen , dieß ist dasjenige wodurch die Natur des Geistes expliziert ist . So wird Gott gefaßt indem er sich zum Gegenstand seiner selbst macht , der Sohn , und daß er denn in diesem Gegenstand bleibt , ferner in diesem Unterschiede sei , sich darin selbst | liebt , d . h . identisch mit sich ist , das ist Gott als Geist . So müssen wir ihn denn mit eben der Bestimmung fassen , die in der Kirche auf diese kindliche Weise der Vorstellung | existirt , die noch nicht Sache des | BegriVs ist . Nur die Dreieinigkeit ist die Bestimmung Gottes als Geist , Geist ist ohne diese Bestimmung ein leeres Wort .

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… behauptet] Pa  : Daß aus der Vernunft vielmehr gegen die Vernunft zu Felde gezogen gegen die Philosophie gekämpft wird , in dem Sinne   7 für] für den Ausdruck   7–8 ein Abstraktum , … Wesen] Pa  : eben die Vorstellung , die Bestimmung oder das Abstractum des höchsten Wesens  Do  : dies Abstraktum eines Unwesens , ein vacuum   8 des] Pa  : ein Vacuum des   10 Vernunft] Pa  : Vernunft der Theologie   11 angemaßt] Pa  : angemaßt hat   13 weiß] PaDe  : wisse   14 und sein … als1] Pa  : aber sonst ist dieses höchste Wesen   14–17 nicht faßbar … fassen ,] Pa  : und soll nicht gefasst werden als lebendiger Gott als concreter Inhalt , soll nicht gefasst werden als Geist . Wenn Geist nicht ein leeres Wort ist , so muß Gott mit dieser Bestimmung gefasst werden wie vormals in der Kirchentheologie der 3einige Gott genannt wurde .   18 So] Do  : Durch die Dreieinigkeit   gefaßt] Pa  : gefasst als das was Gott in sich für sich selbst ist ,   19–20 bleibt , ferner … ist1] Pa  : das un­ge­theilte Wesen bleibt in dieser Unterscheidung seiner in sich , und in dieser Unterscheidung seiner sich liebt , d . h . identisch mit sich bleibt  20 das ist Gott] Do  : Dieß ist die concrete Bestimmung Gottes   21 So] Pa  : Wenn wir von Gott als Geist sprechen , so   23–24 Nur die … Wort .] Pa  : also eben diese Bestimmung in der Kirche von der 3einigkeit Gottes ist concrete Bestimmung und Natur Gottes als Geist u n d G e i s t i s t e i n l e e r e s Wo r t we n n e r n i c h t i n d i e s e r B e s t i m m u n g g e f a s s t i s t  .  

4–5 welche aus 25 Princip der gemeinschaftlichen Vernünftigkeit  

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Wenn aber die moderne Kirche sagt , wir können Gott nicht erkennen , so weiß sie nur daß er ist , als Abstraktum ohne Inhalt , und so wird Gott zu einer hohlen Abstraktion herunter gesetzt . Es ist eins ob wir sagen , wir können Gott nicht erkennen , oder er ist nur ein höchstes Wesen . Gott erkennen heißt einen bestimmten konkreten BegriV von ihm haben . Als blos seiend ist er ein Abstraktum , erkannt aber haben wir eine Vorstellung mit einem Inhalt . Wäre eine solche Vorstellung , daß Gott nicht zu erkennen sei , durch die Exegese begründet , so müssten wir uns schon deshalb an eine andere Quelle wenden , um ihn zu erkennen . Ob dieß durch die Bibel begründet ist muß den Theologen überlassen bleiben .  | Wenn wir uns nun diesem nach , und besonders der Vernunft nach , auf gleichem Boden mit der Vernunfttheo|logie zu befinden scheinen , so wird doch der weitere Verfolg zeigen , daß gerade sie die stärkste Gegnerin der Philosophie ist . In dieser Rücksicht ist es nun Bedürfniß der Zeit durch denkende Vernunft Gott zu erkennen und BegriVe von der Natur der Wahrheit zu erhalten . Die Vernunfttheologie sagt auch , die Wahrheit sei nicht zu erkennen . Gott ist die Wahrheit . Insofern man aber noch den Muth der Wahrheit , die Freiheit hat , ist man getrieben die Wahrheit zu suchen , sie ist kein Leeres , ein Konkretes , eine Fülle von Inhalt , diese Fülle tilgt die moderne Theologie aus , unsere Absicht aber ist es , durch den BegriV sie wieder zu gewinnen . Zu bemerken ist , daß es eine Theologie giebt die sich nur historisch beim Erkennen Gottes verhalten will , die eine Fülle von Erkenntniß aber nur historischer Art ist . Dieß Erkennen geht uns nichts an , wäre das Erkennen der Religion nur historisch so müssten wir solche Theologen mit Komtoirbedienten | eines Handelshauses vergleichen , die nur über fremden Reich­thum Buch und Rechnung führen , die nur für andere handeln ohne eigenes Vermögen zu bekommen , sie

1 so] Pa  : Gott hat keine weiteren Bestimmungen in sich , so   2–3 so wird … eins] Pa  : so ist er also Gott zu diesem hohlen Abstractum heruntergesunken , es fällt in eins   7 Exegese] Pa  : Exegese der Bibel   8–9 um ihn zu erkennen] Pa  : zu einem Inhalt in Ansehung Gottes zu kommen  Do  : die uns einen Inhalt von Gott giebt   10 nun diesem … nach] Pa  : also indem unsre Bestimmung von Gott die Bestimmung der denkenden Vernunft ist   14 BegriVe] Pa  : durch sie eine lebendige , eine concrete Vorstellung   14–15 Die Vernunfttheologie … erkennen .] Pa  : Es wird dies Resultat der Theologie so ausgedrückt , daß wir die Wahrheit nicht erkennen können ,   16–17 Insofern man … sie] Pa , ähnlich Do  : i n s o f e r n a b e r d e r M e n s c h d e n G l a u b e n h a t a n s e i n e Wü r d e  , a n d i e Wü r d e s e i n e s G e i s t e s d e n M u t h d e r Wa h r h e i t u n d F r e i h e i t h a t  , s o f e r n i s t e r g e t r i e b e n Wa h r h e i t z u s u c h e n  . D i e Wa h r h e i t    18 tilgt die … aus ,] Pa  : i s t e s d i e a u s g e l ö s c h t wo r d e n i s t  ,   De  : der Wahrheit , welche die moderne Theologie ausgeleert hat ,   19 sie wieder] Pa  : wieder eine solche F ü l l e   20–21 nur historisch … Gottes] Pa  : in A ­ nsehung der Religion nur historisch   23 historisch] Do  : historisches Wissen ohne eignes Erkennen des In­halts   24 Reichthum] Ke  : Reichthum , der ihnen durch die Hände geht , von dem sie aber nichts behalten ,  

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erhalten zwar Salair  ; ihr Verdienst ist aber nur zu registriren was das Vermögen anderer ist . In der Philosophie und Religion ist es aber wesentlich darum zu thun , daß der eigene Geist Inhalt , Gehalt bekommt , sich der Erkenntniß für würdig hält . Dergleichen Ansichten sind nun zu einer Art Seuche geworden und hier­ gegen kämpft die Philosophie . Endlich ist jedoch drittens die Theologie nicht blos Vernunfttheologie , die es nur bis zu einem leeren Abstraktum bringt , sondern es giebt auch noch eine Theologie mit einem Inhalt an der Lehre der Kirche , einen Inhalt | den wir überhaupt den einer positiven Religion nennen . Wenn die Religionsphilosophie auf gleichem Prinzip mit der Vernunftreligion zu stehen scheint , in der That | aber ihr entgegengesetzt ist , so scheint sie der positiven Religion entgegenzustehen , wie es aber in Ansehung des ersten Verhältnisses der umgekehrte Fall ist , so wird sich auch hier zeigen , daß die Religionsphilosophie der positiven Lehre | un­ endlich | näher steht . Der Gegensatz von Vernunft und Glauben , wie er vormals genannt wurde , ist ein alter Gegensatz und die Kirche fürchtete oft von der Philosophie die Zerstörung ihrer Lehre und feindete sie an . Jene Vernunfttheologie aber feindet die Philosophie an , weil durch sie ein Inhalt hervor kommen könnte und erklärt deshalb jede Aufzeigung des Inhalts für Verdüsterung . Was das Verhältniß der Religionsphilosophie zur Lehre der Kirche anbetriVt , insofern sie nicht leer ist , so ist zu bemerken , daß es nicht zweierlei Vernunft und nicht zweierlei Geist geben kann , nicht eine göttliche Vernunft und eine menschliche , nicht einen göttlichen Geist und einen menschlichen , die schlechthin verschieden wären .  | Die menschliche Vernunft , das Bewußtsein seines Wesens , ist Vernunft überhaupt , ist das Göttliche im Menschen und der Geist , in sofern er

3 Inhalt , Gehalt bekommt] Pa  : s i c h e i n e n B e s i t z u n d d e n I n h a l t e r k e n n t  würdig] Ho  : mündig   4 hält .] Pa  : n i c h t d e m ü t h i g s i c h d r a u ß e n h ä l t . / Dies ist also das Verhältniß und das nähere Bedürfniß das sich in Ansehung dieser Seuche ergibt durch die Philosophie wesentlich einen Inhalt , einen Gehalt eine Fülle für das Wahre zu bekommen .   4–5 hiergegen kämpft die Philosophie] Do  : So soll die Philosophie der Theologie Inhalt geben .   7 zu einem leeren Ab­ straktum] Pa  : zum Abstractum des Ich , bis zu dieser Leerheit , Mangel   8–9 mit einem … nennen] Pa  : die einen Inhalt hat und einen Inhalt an der Lehre der Kirche , den man den Inhalt einer positiven Religion nennt   9–10 auf gleichem … scheint] Pa  : zunächst auf gleicher Seite mit dem zu stehen scheint was die Vernunfttheologie genannt wird   11 sie der … entgegenzustehen] Pa  : Reli­g ions­phi­lo­so­phie der Theologie mehr entgegenzustehen die sich an die positive Lehre der Kirche hält   14 näher steht] Do  : näher als den andren Arten   16 und die Kirche] Pa  : der sich in der christlichen Kirche gemacht hat , und die Theologie   17 sie] Pa  : sie deswegen   18 hervor] Pa  : hinein  21 sie nicht leer ist] Pa  : diese Lehre nicht jene Leerheit ist , sondern Gehalt hat   23–24 verschieden] Ke  : von einander verschieden   24 wären] Pa  : daß ihr Wesen schlechthin gegeneinander wäre   das] Pa  : das geistige Bewußtsein desselben ,  

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Geist Gottes ist , ist nicht ein Geist jenseits der Sterne , jenseits der Welt , sondern Gott ist gegenwärtig , allgegenwärtig und als Geist gegenwärtig im Geist . Gott ist ein lebendiger Gott der wirksam ist , thätig und gegenwärtig im Geist . Die Religion ist ein Erzeugniß des göttlichen Geistes , nicht Erfindung des Menschen , sondern des göttlichen Wirkens , Hervorbringens in ihm . Das was als Religion hervorgekommen ist , und welches ein Produkt des göttlichen Geistes ist , zeigt sich zunächst als Glauben . Der Ausdruck daß Gott die Welt als Vernunft regiert , wäre vernunftlos , wenn wir nicht zugeben , daß in den Völkern alles niedriger ist als die Religion , dieser göttliche Geist hat alles in ihnen gewirkt . Geschichtlich ist noch zu bemerken daß besonders vormals in der katholischen Kirche keine | solche Trennung zwischen Philosophie und Lehre der Kirche war , sondern die | scholastische Philosophie stets in ihr gewesen ist , erst in der pro­ testantischen Kirche ist dieser Zwiespalt aufgetreten .  | Wir könnten nun zur Abhandlung des Gegenstandes der Sache selbst über­ gehen , es erscheint jedoch äusserlich noth­wendig zuvor noch von einigen Vorfragen zu reden , die wie es scheint vorher erledigt werden müssen , ehe wir an die Wissenschaft selbst gehen können . Sie müssen uns einfallen wenn wir mit der philosophischen Bildung , mit dem Interesse der Theologie bekannt sind . Es giebt Vorstellungsweisen die nöthig zu machen scheinen , daß ehe wir an die Religionsphilosophie gehen erwiesen werden müsse , daß eine solche Wissenschaft vorhanden ist , es giebt Ansichten , die sie verwerfen , für unmöglich halten . Von solchen Vorstellungen ist daher zu sprechen , aber nicht um sie aufzulösen , sondern um

1 Geist Gottes ist] Pa  : göttlicher Geist genannt wird   7–9 Der Ausdruck … gewirkt .] Do  : wir müssen zunächst den Glauben haben , daß Religion in der Welt ist als ein Produkt des göttlichen Geistes , so daß Vorsehung Gottes ohne Religion nicht da ist   10 Geschichtlich] Pa  : so müssen wir den Glauben haben , daß eben die Vernunft in der Welt hervorgekommen ist und Erzeugniß der Vernunft , ein Erzeugniß des Geistes und ein Product des göttlichen Geistes selbst ist . geschichtlich   12 scholastische Philosophie … ist] Pa  : Scholastik ist Philosophie der Kirche gewesen . In der katholischen Kirche ist in der That mehr speculative Philosophie vorhanden gewesen als in der protestantischen Kirche .   13 ist dieser Zwiespalt aufgetreten] Ho  : kam die Trennung herein , deren Versöhnung das Ziel der Religions Philosophie ist . Denn was in der Welt als Religion erschienen ist , ist die absolute Wahrheit noch nicht als begriVene Wahrheit , wenn auch der Inhalt der wahrhafte ist . Diese vorgestellten zum BegriV zu erheben , diese Arbeit ist zugleich der Lohn der Religions Philosophie .   17 Sie] Pa  : Es müssen uns solche Vorfragen einfallen sie   mit] Pa  : mit der Bildung der Zeit mit   19 Vorstellungsweisen] Pa  : Vorfragen  De  : Gesichtspunkte ,   20 erwiesen] Pa  : erkannt , erwiesen   20–21 vorhanden] De  : möglich   21 Ansichten] De  : namentlich gewisse Ansichten der Zeit , die selbst Resultate der neuern Philosophie sind   22 nicht um sie] Pa  : es soll nicht g­ eschehen um diese Vorfragen   7 daß] das  

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zu zeigen , daß wir sie zur Seite liegen zu lassen haben und daß das Wesentliche in ihnen , in unsere | Wissenschaft selbst fällt und darin erledigt wird . Zunächst haben wir nicht Religion überhaupt , sondern positive Religion , von der anerkannt ist , daß sie von Gott gegeben , die auf höhere Autorität als auf menschliche beruht , und die deshalb erhaben ausser dem Bereich menschlicher Vernunft erscheint . Das erste Hinderniß in dieser Form ist dieß , daß wir nämlich zuerst die Befugniß , das Vermögen der Vernunft zu erhärten hätten , sich mit solcher Wahrheit , solcher Lehre einer Religion zu beschäftigen , welche entzogen sein soll dem Bereich menschlicher Vernunft . Begreifendes Erkennen kommt zwar und muß kommen in Beziehung mit positiver Religion . Man hat gesagt und sagt noch , positive Religion ist für sich , ihre Lehren lassen wir dahin gestellt sein , respektiren und achten sie , auf der anderen Seite stehe die Vernunft , begreifendes Denken und diese beiden sollen nicht in Berührung kommen , die Vernunft sich | auf jene Lehren beziehen . Vormals hat man sich so die Freiheit der philosophischen Untersuchung vorbehalten wollen . Man hat gesagt es sei eine Sache für sich , welche der positiven Religion keinen Eintrag thun sollte , ihr Resultat aber hat man der Lehre der positiven Religion unterworfen .  | Diese Stellung wollen wir unserer Untersuchung nicht geben . Es ist etwas falsches , daß beides , der Glauben und die freie | philosophische Untersuchung ruhig neben einander bestehen kann . Es ist ungegründet , daß der Glauben an den Inhalt der positiven Religion bestehen kann , wenn die Vernunft sich von dem Gegentheil überzeugt hat , konsequent und richtig hat die | Kirche dieß nicht aufkommen lassen . Der menschliche Geist ist im Innersten nicht ein so Getheiltes , in dem

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3–5 Zunächst haben … beruht] Pa  : Was also den Inhalt solcher Hauptansichten angeht . Vors erste 25 was wir vor uns haben ist nicht Religion überhaupt sondern dasjenige was wir eine positive Reli-

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gion heißen , eine Religion , die anerkannt wird daß sie als eine von Gott geoVenbarte anerkannt wird , daß sie auf höherer Autorität beruht als menschliche Autorität   6 Das erste Hinderniß] De  : Die nächste Schwierigkeit Pa  : die erste Schwierigkeit   7 erhärten] KePaDe  : erörtern   9–10 Begreifendes Erkennen … Religion .] Pa  : Wir wollen das zugeben , daß Vernunft in Beziehung kommen muß mit dem was Religion genannt wird . Wir können dabei verfahren wie verfahren worden ist ,   14 Lehren] Pa  : Lehren der geoVenbarten Religion   17–18 Diese Stellung … geben .] Ho  : Aber diese gleichgültige Stellung beider Gebiete geben wir nicht zu , sondern behaupten eine wesentliche Beziehung der Vernunfterkenntniß und der Religion . Denn die Vernunft ist ebenso göttliche OVenbarung , als die Vorstellung und die Religion ,   18 Es] Pa  : Es ist an und für sich nur als eine Ausrede anzusehen , es   19 Glauben] Pa  : Glaube das Stehen in der positiven Religion   20 Inhalt] Pa  : Inhalt an die Lehre   21 bestehen] Pa  : noch bestehen   Gegentheil] Pa  : Gegentheil dieses Inhalts   22 dieß] Pa  : diese Vergleichung   23 Geist] Pa  : Geist in seinem Innersten in seiner Überzeugung von der Natur Gottes ist am allgemeinsten in diesem Innersten in dem Gewissen   10 in] im   23 in dem] indem  

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zweierlei bestehen könnte , was sich widerspricht . Dieß ist also die erste Vorfrage , wonach das Recht der Vernunft zu erweisen ist , solche Lehre der Religion zu | ihrer Beschäftigung zu machen . Die zweite Vorfrage betriVt einen Satz , eine Ansicht , die als der Mittelpunkt der Seuche unserer Zeit in Ansehung dessen was Vernunft , Erkennen ist , angesehen werden kann . In der vorigen Sphäre wird nur behauptet , daß die Vernunft nicht die Wahrheit der Natur Gottes erkennen könne , die Möglichkeit andere Wahrheiten zu erkennen wird ihr nicht abgesprochen , nur die höchste Wahrheit ist für sie unerkennbar . Nach dieser zweiten Behauptung wird es der Vernunft aber ganz abgesprochen Wahrheit überhaupt zu erkennen . Es wird behauptet , daß die Erkenntniß , wenn sie sich auf den Geist an und für sich , auf das Leben , auf das Unendliche beziehe nur Irrthümer hervorbringt , und sich die Vernunft begeben müsse jeden Anspruchs auf affirmative Weise etwas vom Unendlichen zu fassen , die Unendlichkeit werde durchs Denken aufgehoben , herabgesetzt zu Endlichem . Dieß Resultat in Ansehung der Vernunft , diese Verneinung der Vernunft , soll ein Resultat der vernünftigen Er|kenntniß selbst sein . Hiernach müsste man die Vernunft selbst | erst untersuchen , um die Fähigkeit darin zu erkennen , Gott zu erkennen und mithin die Möglichkeit einer Philosophie der Religion . Hiermit hängt zusammen , daß man das Wissen von Gott nicht in die begreifende Vernunft stellen soll , sondern daß das Bewußtsein Gottes nur aus dem Gefühl quillt und das Verhältniß des Menschen zu Gott nur in der Sphäre des Gefühls liegt , nicht herüberzuziehen ist ins Denken . Wenn das Wissen | Gottes aus dem Gebiet der noth­wendigen , substantiellen Subjektivität ausgeschlossen ist , so bleibt nichts übrig als das Gebiet der zufälligen Subjektivität , das des Gefühls . Wenn wir in Rücksicht Gottes nur an das Gefühl appelliren könnten , so

1 was sich widerspricht] Pa  : Glauben , von der anderen Seite eine Vernunft die (abweichende Resultate Ms  : zu abweichenden Resultaten) hätte von dieser Lehre der positiven Religion   4 betriVt einen Satz] Ke  : betrift eine Vorstellung , einen Satz Pa  : berührt einen Satz  De  : beträfe  als] Pa  : gleichsam als   13 jeden Anspruchs] Pa  : aller Ansprüche und alles Versuchs  De  : alles Versuchs   14 die Unendlichkeit … Denken] Pa  : Durch das Begreifen werde das Unendliche   16–17 Hiernach müsste … untersuchen] Pa  : Es wäre in Ansehung dieser Richtung das zu | bestimmen , daß wir das Erkenntnißsubjekt vorher zu untersuchen hätten   19–20 Hiermit hängt … sondern] Pa  : Mit diesem Standpunkt hängt zusammen , indem das Wissen von Gott nicht in die begreifende Vernunft fallen soll ,   20–21 Gottes nur … quillt] Pa  : von Gott vielmehr nur in der Form des Gefühls gesucht wird , daß die Religion das Gefühl zu seinem Quell habe ,   21 Menschen] Pa  : Menschen Geistes   21–22 in der … liegt] Pa  : auf die Sphäre des Gefühls zu beschränken sei   22 ist ins Denken] Pa  : in das Denken das Begreifen   das Wissen Gottes] Pa  : allerdings Gott und göttliche Dinge  De  : göttliche Dinge   23 ausgeschlossen] Pa  : wenn das Wissen aus diesem Gebiet ausgeschlossen  24 das2 ] Pa  : das ist das Gebiet des Gefühls .  

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müßte uns wundern , daß Gott überhaupt noch Objektivität zugeschrieben wird . Man hat diese materialistische Ansicht konsequent bis zum Extrem getrieben , hat selbst das Denken nur auf materielles reduzirt , auf Sensation | zurückgeführt , hat endlich selbst Gott für ein Produkt des Gefühls genommen und ihm die Objektivität abgesprochen , das Resultat ist dann der Atheismus . Gott ist so ein Produkt der Schwäche , der HoVnung , der Furcht , der Freude , der Habsucht pp . Was nur in meinem Gefühl wurzelt ist nur für mich , aber nicht das Seinige , nicht selbstständig an und für sich . Hiernach scheint es noth­wendig zuvor zu zeigen daß Gott nicht blos das Gefühl zur Wurzel hat , nicht blos mein Gott ist . Die frühere Metaphysik hat daher immer zuerst bewiesen daß ein Gott ist und nicht blos ein Gefühl von Gott . Es findet sich so auch die Aufforderung für die Religionsphilosophie Gott zu beweisen . | Es kann scheinen als hätten gegen die Philosophie die anderen Wissenschaf­ ten den Vortheil , daß ihr Inhalt schon vorher anerkannt ist . Bei der Arithmetik werden Zahlen , bei der Geometrie Raum , in der Medizin Krankheiten von vorn herein zugestanden .  | Der Gegenstand | der Philosophie ist nicht von dieser Art und soll es nicht sein . Die Philosophie und näher die Religionsphilosophie hätte also sich erst ihren Gegenstand zu beweisen und darauf hin zu arbeiten , daß ehe sie existire , sie bewiese daß sie ist , sie müsste vor ihrer Existenz ihre Existenz beweisen . Dieß wären nun die Vorfragen die wie es scheint vorher erledigt werden ­müssen und in deren Erledigung dann erst die Möglichkeit einer Religionsphilosophie läge . Gelten aber solche Gesichtspunkte so ist Religionsphilosophie

1 daß] Pa  : wie diesem Inhalt   2–3 Man hat … Sensation] Pa  : Die materialistischen Ansichten

25 sind in dieser Rücksicht consequenter gewesen . Sie haben den Geist das Denken für etwas bloß

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Materielles , Combination von materiellen Kräften angesehen , sie haben den Geist das Denken auf Gefühle  De  : Die materialistischen Ansichten waren in dieser Rücksicht wenigstens consequenter gewesen . Sie haben das Denken selbst auf Gefühle   4 hat endlich … Produkt] Pa  : und damit Gott und alle Vorstellungen als Producte des Gefühls genommen   6 der Schwäche] Pa  : des Gefühls meiner Schwäche , Product des Schmerzes   7 aber] Pa  : was in meinem Gefühl ist , das ist das Meinige , aber ist für mich , was in meinem Gefühl ist , das ist das meinige , aber es ist   10–11 und nicht … Gott] Pa  : daß Gott nicht bloß das Gefühl zur Wurzel hat , daß er nicht bloß etwas Subjectives ist , sondern Objectives ist   11–12 Es findet … beweisen .] Pa  : Es hängt damit zusammen nun das 4te in dem man angefangen hat zu beweisen daß es einen Gott gibt , sondern daß es objectiv Gott gibt , daß er ist . Daß der Gegenstand ist . Es ist dies die Religionsphilosophie überhaupt .  De  : Damit haben Religionsphilosophieen damit angefangen , zu beweisen , daß es einen Gott gibt . Damit , sollte man meynen , müßte auch unsre anfangen .   14 ihr Inhalt schon] Pa  : der Gegenstand der anderen Wissenschaften schon an und für sich anerkannt ist .   17–18 hätte also] Pa  : hätte da ihr Gegenstand nicht schon ein Zugegebenes ist   18 darauf hin zu arbeiten] Pa  : dies würde darauf hinauslaufen ,   19 daß] Pa  : daß sie existirt , daß   23 so] Pa  : gilt es daß das begreifende Denken zur positiven Religion kein Verhältnis hat , gilt es daß die Religion nur ein Gefühl ist , so  

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unmittelbar unmöglich , da um ihre Möglichkeit zu zeigen erst jene Hindernisse beseitigt werden müßten . So scheint es beim ersten Anblick . Wir lassen sie jedoch zur Seite liegen , warum wir dieß thun ist kürzlich in seinen Hauptmomenten , um diese Schwierigkeit zu heben , zu erwähnen . Die erste Forderung ist , daß man die Vernunft das Erkenntnißvermögen vorher untersuche ehe man an das Erkennen geht , diese | bezieht | sich auf alle diese Ansichten . Man will erkennen , dieß stellt man sich so vor als ob dieß mittelst eines Instruments geschähe , mit dem man die Wahrheit erfassen will . Näher betrachtet ist die Forderung dieß Instrument erst zu erkennen ungeschickt . Die Kritik des Erkenntnißvermögens ist eine Stellung der Kantschen Philosophie und eine Stellung der Zeit . Man hat geglaubt hierbei einen grossen Fund gemacht zu haben , aber man hat sich getäuscht , wie dieß so oft in der Welt geschieht . Die Vernunft soll untersucht werden , wie  ? Sie soll vernünftig untersucht werden , soll erkannt werden , dieß ist nur durch vernünftiges Denken möglich , auf jedem anderen Wege unmöglich . Es liegt hierin sogleich eine Forderung die sich selbst aufhebt . Wenn wir nicht ans Philosophiren gehen sollten ohne die Vernunft vernünftig erkannt zu haben , so ist gar nichts anzufangen , denn indem wir erkennen , begreifen wir vernünftig , dieß sollen wir aber lassen , da wir | eben die Vernunft erkennen sollen . Es ist dieselbe Forderung die jener Gascogner macht der nicht eher ins Wasser gehen will , als bis er schwimmen könne . Man kann nicht vernünftige Thätigkeit vorher untersuchen , ohne vernünftig zu sein . Hier in der Religionsphilosophie ist näher Gott , Vernunft überhaupt der Gegenstand . Gott ist wesentlich vernünftig , Vernünftigkeit die als Geist an und für sich ist . Indem wir über die Vernunft philosophiren , so untersuchen wir das Erkennen , nur thun wir es so daß wir nicht meinen wir wollten dieß vorher

2–3 Wir lassen … liegen] Pa  : und es ist eben kurze Rechenschaft zu geben , warum wir diese Vorfragen auf die Seite schieben   5 Vernunft] Pa  : Vernunft überhaupt   Erkenntnißvermögen] Pa  : Erkenntnißvermögen das begreifende Denken   7–8 dieß stellt … erfassen] Pa  : das Erkennen stellt sich dar als ein Gegenstand wodurch man der Wahrheit habhaft wird  ; ob die Thätigkeit fähig sei das zu leisten was man damit unternehmen   8–9 Näher betrachtet … ungeschickt .] Pa  : Es ist keine ungeschickte Forderung , die Kritik des Erkenntnisvermögens ,  De  : Die Forderung , daß man das Erkenntnißvermögen näher untersuche , […] ist näher betrachtet , sehr ungeschickt , so plausibel sie scheint   12 man hat … geschieht] Pa  : gerade wenn die Menschen meinen sie haben das Gescheiteste gethan , dann haben sie das Dämlichste gethan   14 Denken] Pa  : Denken , ein vernünftiges Erkennen  15–16 Es liegt … aufhebt .] De  : Es liegt darin eine Aufhebung seiner selbst .  Pa  : So ist dies eine Foderung die sich selber fordert .   20–21 Man kann … sein .] Pa  : er kann nicht das Erkennen sich zum Gegenstand machen ohne sich dabei zugleich erkennend zu verhalten .   23 die] Pa  : die lebendig und   24 sich] Pa  : sich selbst   Vernunft] Pa  : Religion   24–25 unter­ suchen wir das Erkennen] Pa  : | thun wir das in der That , daß wir die Vernunft , die Intelligenz das Erkennen untersuchen  

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abmachen , ausserhalb des Gegenstandes , sondern das Erkennen der Vernunft ist gerade der Gegenstand auf den es ankommt , der Geist ist nur dieß , für den Geist zu sein . Dieß ist denn der endliche Geist , und das Verhältniß des endlichen Geistes , der endlichen Vernunft erzeugt sich innerhalb der Religion selbst und muß darin abgehandelt werden . Hierher gehört dann auch der Unterschied einer | Wissenschaft und von Einfällen über eine Wissenschaft , diese sind zufällig , insofern sie aber Gedanken sind die sich auf die Sache beziehen , so müssen sie in die Abhandlung selbst fallen , aber in ihrer Ordnung an der Stelle wo sie noth­wendig sind , es sind dann nicht zufällige Gedankenblasen und so kommen denn auch jene Gesichtspunkte in der Religion selbst vor , und wir kommen so auf das Verhältniß der Vernunft zur positiven Religion . Der Geist der sich zum Gegenstand macht , giebt sich wesentlich die | Gestalt des Erscheinens , als Gegebenes , als ein auf höhere Weise an ihn Kommendes , darin liegt dann ,  | daß der Geist zu einer positiven Religion kommt . Der Geist wird für sich in der Gestalt der Vorstellung , in der Gestalt des Anderen für das A ­ ndere , für das er ist wird das Positive der Religion hervorgebracht . Ebenso liegt innerhalb der Religion die Bestimmung der Vernunft wonach sie erkennend ist , Thätigkeit des Begreifens , des Denkens , dieser Standpunkt des Erkennens fällt innerhalb | der Religion , ebenso der Standpunkt des Gefühls . Das Gefühl ist das Subjektive was mir als diesem Einzelnen angehört , ich berufe mich dabei auf mich , andere können anders fühlen , beim Denken dagegen sind wir auf gemeinsamen Boden , auch dieser Standpunkt insofern sich Gott diese letzte Vereinzelung des Diesen giebt , des Fühlenden , wird auch in der Religion abgehandelt . Auch die

1 des] Pa  : unseres   2 nur dieß … Geist] Pa  : dies für sich zu sein für den Geist  De  : eben das , … beziehen] Pa  : die Gesichtspunkte enthalten die den Gegenstand ­be­t reVen   9 Gedankenblasen] Pa  : Gedankenblasen , die in uns aufsteigen . – Das andere ist , daß die Gesichtspunkte die in diesen Fragen liegen daß sie in so fern sie in Zusammenhang mit der Sache stehen durch den Inhalt selbst herbeigebracht werden .  De  : Gedankenblasen , die wir vor uns aufsteigen lassen   12–14 des Erscheinens , … Geist] Pa  : der Vorstellung , eines Gegebenen , eines Erscheinenden für den anderen Geist für den er ist . Für diesen erscheint dieser Geist als ein Gegebenes , als ein auf höhere Weise an ihn Kommendes , und darin liegt die Noth­wendig­ keit daß das Verhältniß des Geistes   15–16 des Anderen … hervorgebracht] Pa  : eines anderen für den er ist , und in derjenigen Bestimmung die (Ms  : das) wir das Positive in einer Religion nennen  17 Religion] Pa  : Religion selbst  Thätigkeit] Pa  : Thätigkeit der Vernunft ,   19 Religion] Pa  : R ­ eligion selbst  Standpunkt des Gefühls] Pa  : Bestimmung des Gefühls , auch diese muß innerhalb der Religion selbst sich zeigen   20 mich ,] Pa  : mich . so beziehe ich mich auf meine einzelne Subjektivität zurück   21 fühlen] Ke  : fühlen , und deshalb sich auch auf sich berufen   22–23 Standpunkt insofern … abgehandelt] Pa  : S t a n d p u n k t G o t t e s z u d e m G e g e n s t a n d e a l s e i n e m E r k e n n e n d e n u n d d e m G e g e n s t a n d e a l s D e n k e n d e n  , u n d

25 für sich selbst   7 die sich

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40 13 ihn] so Ke  ; Gr  : ihm

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Be­stimmung daß Gott ist , ist eine Bestimmung die wesentlich innerhalb der Betrachtung der Religion und ihres Gegenstandes fällt .  | Die nähere Eintheilung unserer Betrachtung ist nun folgende . Das 1te ist der BegriV der Religion selbst , das 2te die noth­wendige , bestimmte Religion und das 3te die Religion in ihrer Unendlichkeit , die absolute , daseiende Religion . Der BegriV der Religion ist noch nicht Religion wie sie existirt , die bestimmte Religion entspricht noch nicht dem BegriVe , ihr Inhalt ist ihm noch nicht gemäß sie ist endlich , erst die unendliche Religion ist es die dem BegriV entspricht , dieß ist | die vollendete christliche Religion . I .  B e g r i f f d e r Re l i g ion  . Wir haben darin die näheren Momente zu betrachten . Der BegriV der Religion spekulativ genommen ist der BegriV des Geistes der seines Wesens , seiner selbst bewußt ist . Die Art und Weise wie er sich für sich ist , sich gegenständlich ist , ist überhaupt die Vorstellung und so ist das Bewußtsein , Religion  ; Philosophie ist es , insofern der Geist seiner nicht in der Weise der Vorstellung sondern des Gedankens be|wußt ist . Der seiner selbst bewußte Geist ist also hier näher zu betrachten . Folgende Momente sind darin enthalten . 1tens daß wir die Bestimmtheit , den metaphysischen Inhalt , den reinen Gedanken hier betrachten . 2tens weil es ein Bewußtsein ist , so ist der reine Gedanke nicht so bleibend , sondern es tritt eben der Unterschied des Bewußtseins ein . Es sind zwei Seiten , der Gegenstand und das Subjekt für welches er ist und dieß ist der Standpunkt des endlichen Geistes in der | Religion . Seinem BegriVe nach ist er

d e r G e d a n k e i n s o f e r n e r s i c h d a s Ve r h ä l t n i s G o t t e s g i b t  , a l s o z u m f ü h l e n d e n S u b j e c t m u ß i n n e r h a l b d e r R e l i g i o n a b g e h a n d e l t we r d e n .   1 ist1] Pa  : i s t  . Diese Bestimmung des an und für sich Seienden . Diese Bestimmung des Seins   3 Die nähere … folgende .] Pa  : | Ü b e r s i c h t ü b e r d e n G a n g u n s e r e r A b h a n d l u n g De  : | P l a n d e r A b h a n d l u n g .   4 selbst ,] De  : selbst im Allgemeinen  Pa  : Der BegriV der Religion selbst / 1) Das Allgemeine ,  Do  : im Allgemeinen   7 Religion] Pa  : Religion eben weil sie bestimmt ist   ihr Inhalt … gemäß] Pa  : Die Religion enthält in sich den unendlichen absoluten Inhalt . Die bestimmte Religion entspricht diesem Inhalt nicht .   8 erst die unendliche Religion] Do  : die dritte , die christliche Religion hat ihren Inhalt selbst zum Objekt der Betrachtung   12 spekulativ] Pa  : in ihrem speculativen in ihrem absoluten Sinn   13 Weise] PaDe  : Weise des Bewußtseins ,   14 Bewußtsein] PaDe  : absolute Bewußtsein  16–17 Der seiner … betrachten .] Pa  : Dies ist nun der speculative BegriV , der seiner selbst bewusste Geist .   17 Folgende Momente sind] DePa  : Zunächst sind (De  : also  Pa  : näher) die Momente   19 hier] Pa  : hiervon  De  : davon   20 es tritt eben der] Pa  : der reine Gedanke tritt in den  De  : 2tens tritt dieser in den Unterschied   Es sind] Pa  : in diesem Bewußtsein haben wir  De  : Da haben wir   21 er] Pa  : dieser Gegenstand   22 Religion .] Pa  : Religion . Geist herrscht in ihr ,   15 Religion  ;] Religion ,  

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unendlich , aber als der sich in sich unterscheidende Geist , der sich Bewußtsein giebt , als der Geist in seinem Unterschiede in Beziehung auf Anderes , ist er endlich . Und auf diesem Standpunkt des endlichen Geistes ist die Gestalt zu betrachten , in welcher ihm sein Wesen Gegenstand ist . Das erste ist also das Substantielle , das zweite der Standpunkt des Bewußtseins , das 3te ist dann das Aufheben dieses endlichen Standpunkts , die Vereinigung beider Seiten , der Cultus , der BegriV der Religion das Substantielle das eins ist . Jener Standpunkt des Bewußtseins ist der untergeordnete der Differenz , hier ist die Rückkehr zum substantiellen Standpunkt . Der BegriV ist für uns , in der Wirklichkeit ist er das Innere , auf der zweiten Stufe erscheint er als Gegenstand als Äusserliches und erst auf der dritten ist er eins , wird Cultus . Diese drei Momente gehören zur Religion insofern sie Idee ist , das 1te ist der abstrakte BegriV , das zweite ist der Prozeß , die Realisirung | des BegriVs und das dritte die Identität beider . II .  D ie b e s t i m m t e Re l i g ion . Der Gang vom Abstrakten zum Konkreten gründet sich auf unsere Methode , auf den BegriV . Der Geist ist , es kommt ihm das absolute , höchste Sein zu , er ist nur insofern er sich selbst setzt , für sich ist , sich selbst hervorbringt , er ist nur als Thätigkeit . Er ist nicht unmittelbar , unmittelbar sind die natürlichen Dinge und bleiben bei diesem Sein , das Sein des Geistes ist nicht so unmittelbar , | sondern nur als sich selbst produzirend , sich für sich ­machend  ; der Geist kommt zu sich , dieß ist eine Bewegung , eine Thätigkeit , Vermittlung seiner selbst mit sich . Es sind darin Unterschiede , Richtungen , und dieser Verlauf der Richtungen ist der Weg des Geistes zu sich selbst zu kommen , er ist selbst das Ziel . Das absolute Ziel ist daß er sich erkennt , sich faßt , sich Gegenstand ist , wie er an sich ist , zur vollkommenen Erkenntniß seiner selbst kommt ,

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25 3 Und] PaDe  : und eben   5–6 dieses endlichen Standpunkts] Pa  : dieses Standpunkts des Bewußt-

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seins  De  : der Standpunkte des Bewußtseyns   6 Seiten] Do  : Seiten , die Vereinigung des endlichen und unendlichen Geistes   7 Substantielle] Pa  : Substantielle desselben , das Substantielle  Do  : das Substantielle der Religion   8 substantiellen] De  : ersten substanziellen   11 gehören] Pa  : gehören zu der Idee der Religion überhaupt ,   Religion] Do  : Religion , die die Versöhnung jener BegriVe ist .   12–13 das 1te … beider . Sondergut Gr   14 II . D i e b e s t i m m t e R e l i g i o n  .] Pa  : | 2) Das 2te ist nun daß wir zu betrachten haben die bestimmte Religion , die Religion in ihrer Bestimmtheit .  Ke  : II . Die bestimmte Religion , die Religion in ihrer bestimtheit .  De  : Religion in ihrer Be­stimmtheit .   15 auf den BegriV ] Ke  : oder vielmehr auf die Natur des begriVs  Der] Pa , ähnlich Do  : Wir können das , daß der BegriV sich entschließt sich zu bestimmen , der absolute Geist sich entschließt in seiner Bestimmtheit zu sein , dies können wir so darstellen  : D e r   15–16 es kommt … zu]  De  : (in der concretesten Bedeutung)  16–17 er ist … hervorbringt] Pa  : aber der Geist ist nur , es kommt ihm dies Sein nur zu , in sofern er für sich ist , d . h . in so fern sich selber setzt , in so fern er sich selbst hervorbringt   20 Bewegung] Do  : Erzeugung   23 ist 2 ] Ke  : ist , sich zu erkennen , für sich zu sein ,   23–24 sich faßt , … kommt] Pa  : daß er als Gegenstand für sich ist , daß er sich fasst zur vollen Anschauung zum vollen Bewußtsein seiner selber  

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dieß | Ziel , ist sein wahrhaftes Ziel . Dieser Prozeß nun des sich produzirenden Geistes , dieser Weg desselben enthält unterschiedene Momente und der Weg ist noch nicht das Ziel , er ist nicht am Ziel ohne den Weg durchlaufen zu haben , er ist nicht von Hause aus am Ziel , das Vollkommenste muß den Weg zum Ziel durchlaufen .  | In diesen Stationen seines Prozesses ist der Geist | noch nicht voll­ kommen , sein Bewußtsein über sich ist nicht das wahrhafte , er ist sich noch nicht oVen­bar . Indem der Geist wesentlich diese Thätigkeit des Sichhervorbringens ist , so sind dieß Stufen seines Bewußtseins , aber er ist sich nur bewußt nach diesen Stationen . Diese Stufen geben nun die bestimmte Religion , da ist die Religion Bewußtsein des allgemeinen Geistes der noch nicht als absolut für sich ist , dieß Bewußtsein des Geistes auf jeder Stufe ist bestimmtes Bewußtsein seiner , aber nicht absolutes d . h . bestimmte Religion . Wir haben also | die bestimmte unvollkommene Religion zu betrachten , unvollkommen als Stufe des Wegs des Geistes .  | In dieser bestimmten Religion haben wir dreierlei zu betrachten . 1tens die Bestimmtheit einer solchen Religion nach ihrer Gedankenbestimmtheit , den meta­phisischen BegriV derselben , in diesem wird sich uns das , der Inhalt , | prae­ sentiren den man vormals in der Form von Beweisen des Daseins Gottes in der Philosophie hatte . Wolfsche Philosophie . Näher werden wir betrachten wie diese Form mangelhaft und fehlerhaft ist , in neuerer Zeit wird nicht mehr davon gesprochen , da es nur Gang des Verstandes ist und hier doch nur spekulative Ver-

1–2 nun des … Geistes] Pa  : daß der Geist sich selber producirt , zu sich kommt   2 unterschiedene] Pa  : unterschiedene Bestimmungen , unterschiedene   4–5 das Vollkommenste … durchlaufen] Do  : weil nichts von Anfang vollkommen ist   5 In] Pa  : von Anfang an kann nichts vollkommen sein , sondern nur indem es sich erreicht , seinen Zweck erreicht . Der Geist ist also dieser Prozess und ist vollkommen erst in seinem Ziele . In   7 oVenbar .] Pa  : geoVenbart nach seiner Wahrheit , erst in seinem Ziel ist er sich geoVenbart .  Do  : oVenbar in seinem Wege .   9 Stationen] Ke  : Stufen , Stationen   Stufen] KePa  : verschiedenen Stufen   bestimmte Religion] KePaDe  : bestimmten Religionen  Do  : verschiedenen Religionen   11 Stufe] Pa  : das noch nicht durchgedrungen ist zu sich   12 nicht absolutes … Religion] Pa  : noch nicht das absolute Bewußtsein d . h . es sind bestimmte Religionen  12–14 die bestimmte … Geistes] Ke  : diese bestimten Religionen zu betrachten , die unvollkommen sind , weil sie die Stufen erst des Weges des Geistes sind , und daß der Geist diesen Weg macht , ist eben die Natur des Geistes selbst , nur dadurch ist er , daß er für sich selber wird  Do  : also bestimmte unvollkommene Religionen . Daß der Geist diesen Weg macht , ist aber seine Natur , weil er sich selbst produzirt .  15 dieser bestimmten Religion] KePaDe  : diesen bestimmten Religionen   dreierlei] Pa  : nun 3erlei  De  : nun wieder 3erley   16 Gedankenbestimmtheit] KePaDe  : reinen Gedankenbestimmtheit   17 diesem] KePa  : dieser metaphysischen Bestimmtheit   das] Pa  : dasjenige praesentiren   19 hatte] KePaDe  : gehabt hat   Wolf­ sche Philo­sophie  .] Do  : (Wolfische Philosophie mangelhaft da nur reine Verstandesbestimmungen .)   20 Form] Pa  : Form eines solchen Beweises   davon] Pa  : von diesen Beweisen   21 da es] Pa  : Der Beweis ist als Beweis   Gang] Pa  : ein Gang  

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nunft ausreicht . Diese verständige Weise des Beweises hat eine Vermittlung die wir auch sehen werden , da sie Gedankenbestimmung ist , und es ist merkwürdig , daß diese mehreren Beweise , schon das Mehrere spricht gegen sie , ein Beweis für sich muß hinreichend und erschöpfend sein wenn er der Natur des Gegenstandes angemessen ist , einen Inhalt haben verschieden nach dem Ausgangspunkte . Sie drücken die verschiedenen Stufen der Bestimmtheit der Religion aus und die Reihe | der verschiedenen bestimmten Religionen , ist in der Reihe der Beweise enthalten . Dieß ist eine Rechtfertigung der Beweise des Daseins Gottes . Das 2te ist , daß wir die Gestalt , die Vorstellung dieser Bestimmtheit betrachten , welche sie haben muß . Die Religion ist ein solches Bewußtsein für welches der Gegenstand als ein Vorgestellter nicht als be­g riVener ist , oder das subjektive Bewußtsein ist ein vorstellendes nicht ein begreifendes , dieß ist Philosophie . Der Geist muß fortgehen in die Form ein subjektives Bewußtsein eines Vorgestellten zu sein . Das 3te ist der besondere Kultus , die Kirche einer solchen Religion , die Weise | der Vereinigung[ .] An diese zwei Seiten vornämlich , die der Gestalt und die des Kultus knüpft sich dann auch die historische Seite der Religion . Denn bei der bestimmten Religion ist zu bemerken , daß diese Bestimmtheiten , deren eine nach der anderen wir erkennen , auch in der Welt vorhanden gewesen sind . Wenn wir die Reihe der Reli|gionen , determinirt nach dem BegriV betrachten so geht uns daraus hervor die Reihe der historischen Religionen und so haben wir die

1–2 Diese verständige … ist1] Pa  : als diese Beweise vom Dasein Gottes haben sie einen gewissen Inhalt , einen Gedankeninhalt  De  : Diese Beweise außer daß sie Vermittlungen sind , haben auch einen gewissen Inhalt   3 mehreren] KePaDeDo  : verschiedenen   Beweise] Pa  : Beweise , es gibt mehrere Beweise   5–6 einen Inhalt … und] Pa  : Also diese verschiedenen Beweise vom Dasein Gottes haben einen Inhalt , nach diesem auch bestimmten Gedankeninhalt drücken sie eben aus die verschiedenen Stufen der Bestimmtheit der Religion , oder  De  : daß die verschiedenen Beweise entsprechen den verschiedenen Stufen der bestimmten Religionen .   8 Rechtfertigung] KePaDe  : höhere Rechtfertigung   der Beweise des Daseins Gottes .] Pa  : eben dieser Beweise  Ke  : dieser beweise , die wir sehen werden . (Das negative zu erkennen ist leicht , schwer das affirmative) .   Das 2te] Pa  : 1) D i e G e d a n k e n b e s t i m m t h e i t vo n G o t t u n d z u g l e i c h d i e B e s t i m m t h e i t d e s E n d l i c h e n u n d dessen aufheben mittelst des Aufhebens welche eben die Vorstellung von Gott hervorgehen soll . D i e r e i n e G e d a n k e n b e s t i m m t h e i t d e r Re l i g i o n e i n e r r e l i ­g i ö s e n S t u f e d e s B e w u ß t s e i n s f e s t h a l t e n , 2 )  10 sie] Pa  : G e s t a l t d i e s e B e s t i m m t h e i t   Bewußtsein] Pa  : Bewußtsein in so fern in der Religion die Bestimmtheit des Bewußtseins vorkommt   11 Vorgestellter] Pa  : vorgestellter überhaupt   12–13 Der Geist … sein .] Pa  : Wir haben zu zeigen , daß der Geist fortgehen muß sich vorstellig zu machen , in der Form eines vorgestellten .   15 Vereinigung] Ke  : Vereinigung der Gedankenbestimmtheit und der Vorstellung   der Gestalt und die] Pa  : die Weise der Gestalt und die Weise   16 dann auch] Do  : unmittelbar   Religion] Ke  : der Religionen  Pa  : der Religion , der Religionen   18 auch] Ke  : auch nothwendig   19 Religionen , determinirt … betrachten] Pa  : bestimmten Religionen betrachten , nach der Leitung des BegriVs , durch den BegriV regiert und determinirt  

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­ eschichte der Religion vor uns . Was durch den BegriV bestimmt ist , hat existi­ G ren müssen ,  | und die Religionen wie sie auf einander gefolgt sind , sind nicht auf zufällige Weise entstanden . Der Geist ist es der das Innere regiert , es ist kein Zufall und es ist abgeschmackt hier Zufälligkeit zu sehen . Die Religionen wie sie auf einander folgen sind determinirt durch den BegriV , nicht äusserlich bestimmt , sie sind bestimmt durch die Natur des Geistes der sich gedrängt hat in der Welt , um sich zum Bewußtsein seiner selbst zu bringen . Indem wir diese bestimmten Religionen nach dem BegriV betrachten , so ist dieß eine rein philosophische Betrachtung , zugleich aber auch eine Betrachtung dessen , was ist . Die Philosophie betrachtet überhaupt nichts was nicht ist , nur das was ist ist vernünftig . III .  D a s D r it t e i s t d e n n d a ß in diesem Durchlauf  | die verschiedene Religion , der BegriV , diese Endlichkeit , diese Unangemessenheit seiner Existenz verliert , seine Unwahrheit selbst aufhebt , sich wird wie er ist , zum wahrhaften Bewußtsein seiner selbst kommt , dieß ist dann die oVenbare Religion , nicht ge­ oVen­barte Religion  ; oVenbar , während sie sonst immer noch verhüllt , nicht in ihrer Wahrheit war . Daß der BegriV der Inhalt der Religion ist , besteht zuerst in der Weise der | Vorstellung . Erst als die Zeit gekommen war , ist der | Geist oVenbar geworden , denn dieser Weg , durch den er erst zum Ziele kommt muß in der Existenz zurückgelegt werden . Die Religion ist für das allgemeine Bewußtsein des Geistes überhaupt und so ist in diesem Bewußtsein der Geist erst Gegenstand des sinnlichen Bewußtseins , erst in der Philosophie ist er es als BegriV . Dieß ist das Allgemeine der Uebersicht unseres Ganges . | 1 Religion] Pa  : Religionen zugleich   Was durch … ist] PaDe  : denn was nothwendig ist durch den BegriV das   3 regiert ,] Pa  : regiert , der das hervorgebracht hat .   4–5 auf einander folgen] Pa  : in der Geschichte auf einander gefolgt sind   5 BegriV ] Pa  : BegriV selber   6 Geistes] Pa  : Geistes selbst  7 um sich … bringen] Pa  : einen Process durchlaufen ist sich zum Bewußtsein seiner selbst zu bringen   9 eine Betrachtung … ist] Do  : historisch   9–10 Die Philosophie … vernünftig . Sondergut GrKe  ; Ke ergänzt  : (was wirklich ist , nicht das bloß erscheinende , existirende)   11–12 in diesem … Religion ,] Pa  : in diesem Laufe der bestimmten Religionen   12 diese1] Pa  : diese seine  Existenz] Pa  : Existenz , wie er im Bewußtsein ist   13–14 sich wird … kommt] Do  : daß er sich oVenbare  14–15 die oVenbare … Religion] Ke  : die geoVenbarte  Pa  : nicht die ge­oVen­barte Religion  De  : nicht nur die geoVenbarte , sondern auch die oVenbare Religion  Do  : oVenbare nicht geoVenbarte Religion   16 der BegriV ] Pa  : das was wir als BegriV der Religion erkennen , auch  der3] Pa  : dieser   17 Vorstellung] Ke  : Vorstellung , der Inhalt der Religion ist selbst auf religiöse Weise .   18–19 dieser Weg , … werden] Ke , ähnlich Pa  : eben die | Bewegung des Geistes , dieser Weg , wodurch er allein als Geist sich setzt (Pa  : alles als Geist wird) , zum Ziele kommt , ist ein Weg , der in die Existenz fällt , also in die Zeit   19 Bewußtsein] Pa  : Bewußtsein , das nicht philosophische Bewußtsein , Bewußtsein   20–21 ist in … Bewußtseins ,] Pa  : für das Bewußtsein überhaupt ist der Geist eben Gegenstand in sinnlicher Weise , in der Vorstellung  ;   22 Dieß ist … Ganges .] Do  : So wird dieser Gang der Betrachtung eine Theodicee , denn der Geist ist der gegenwärtige im vorhandenen Bewußtseyn wirkend und erscheinend , und durch die Erscheinung durchgehend und für sich seiend .  De  : Dieser Gang wird gewissermaßen eine Theodicee seyn .

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i.  der begriff der religion137 I .  Der BegriV der Religion .

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Wir fangen von der Religion an , sie ist unser Gegenstand . Wir können bei der Betrachtung derselben zwei Wege einschlagen , die empirische Weise oder die spekulative . Die empirische Weise ist daß wir betrachten , was in der empirischen Vorstellung für uns ist , in jedem Fall wo wir empirisch verfahren nehmen wir etwas unmittelbar auf . Nach spekulativer Weise fangen wir ebenso an und nicht beim absoluten Anfang , sondern beim ganz konkreten , und indem wir so am Ende anfangen haben wir eine Voraussetzung an dem ganzen Uebrigen der Wissenschaft . Es ist nun die empirische Seite , die Vorstellung von der Religion an die man sich im Ganzen in unserer Zeit hält und weiterhin geht man erst zur spekulativen über . Die Bestimmungen der empirischen Vorstellung sind uns wichtig und wir werden sie bei der spekulativen Betrachtung benutzen . | Indem wir die Religion betrachten machen wir keinen abstrakten Anfang , sondern das womit wir hier anfangen , ist in BetreV der Wissenschaft schon vorausgesetzt . Diese Voraussetzung ist | doppelter Art , empirische Weise , unmittel­ barer Anfang , die andere ist der wissenschaftliche Anfang , so daß wir auf die Wissenschaften verweisen , welche der unseren haben vorangehen müssen , und welche das hier Abzuhandelnde zum Resultat haben . Beide Weisen werden wir anwenden , nicht allein die wissenschaftliche , sondern auch die empirische , weil die in der allgemeinen Bildung unserer Zeit sich philosophisch nennenden Ansichten in dem empirischen Standpunkt enthalten sind . Diese Ansichten begegnen uns hier und die vorkommenden Ausdrücke sind uns verständlich . Diese Seite giebt uns allerdings die Bestimmungen an die Hand , welche auf die abstrakt subjektive Weise der Religion fallen , es ist jedoch dieß nichts als hole , leere Subjektivität , nur Form der endlichen Subjektivität , das ist denn aber auch ein Moment in dem höheren | Standpunkt , in der Idee des absoluten Geistes , aber nur eine formelle Seite .

3 Weise oder] Pa  : Weise d . h . wir haben eine Vorstellung der Religion überhaupt , wissen was Religion ist , daß wir also betrachten was in dieser Vorstellung für Bestimmungen darin sind , die 30 andere Weise ist   5 wo] PaDe  : wenn   6 etwas] Ke  : etwas aus der Vorstellung   auf] Ke  : auf , betrachten die bestimtheit darin   fangen wir ebenso an] Pa  : aber ist es eben so der Fall daß wir hier anfangen  7 beim ganz konkreten ,] Ke  : beim ganz concreten , was zur lezten Stufe gehört  Pa  : bei diesem ganz concreten , was zu der Region des Höchsten gehört , wir fangen bei der Religion an .  De  : bey diesem ganz Concreten […] , nicht bey dem durchaus Absoluten .  Do  : bei dem Höch35 sten bei der Religion   9 Es ist … die2 ] Pa  : Ich will zuerst die empirische Seite vornehmen , eben diese  16 so] Pa  : kein anderer , als   20 Zeit] Pa  : Zeit vorkommenden   22 sind uns verständlich] Pa  : können wie hier beurtheilen und uns über sie verständigen   24 Religion] Pa  : Religion überhaupt   es ist … als] Pa  : Dieser Standpunkt ist nichts | anderes als die   27 nur eine formelle Seite] Pa  : es macht nur die formelle Seite aus  

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Indem wir uns nun so entschliessen empirisch zu Werke gehen zu wollen , so können wir in Ungewißheit sein , was wir auf dem Wege der Erfahrung finden werden . Wir können hierbei große HoVnungen haben das wesentliche , substantielle Innere zu finden , aber wir können auch wissen auf was sich das Zufindende beschränken wird . Wir wissen nämlich daß Gott sich nicht beobachten läßt , nicht aus äusserlicher Erfahrung sinnlich wahrnehmen als solch gegebenes Ding , als Objekt , aber sich auch nicht finden aus der inneren Erfahrung , als Erfahrung von uns . Aussen ist die natürliche Welt , innerlich sind wir , was wir also darin finden ist unser subjektives Thun ausser Gott und so genommen ist Gott weder in uns noch ausser uns . Man kann sagen daß wir unsere religiöse Erhebung über uns , die wir verschieden sind von der äusserlichen Natur , beobachten sollen ausser unserem endlichen Verhältniß nach dem | wir gegen anderes sind . In diesem religiösen Erfülltsein , sind wir nicht mehr als Getrennte auf einer Seite , wir verhalten uns darin auf affirmative Weise zu Gott und sollen uns so selbst den Inhalt , Gott , bilden . Wenn wir darin Gott zu finden meinen , so ist allerdings mit | dieser Andacht , mit diesem verhältnißlosen Verhalten , mit diesem Standpunkt der | Gegenstand der Beobachtung verschieden . Sie wäre ein Erkennen , ­Begreifen , aber grade diese Weise der Erhebung ist ausgeschlossen , indem wir nur unmittelbar beobachten , nehmen sollen , wir beschränken uns auf diesem empirischen Standpunkt darauf , allem Raisonnement zu entsagen , weil wir nichts von Gott wissen sollen . Die religiöse Erhebung aber als Gefühl könnte unser Gegenstand 2 was] PaDe  : wie viel   2–3 dem Wege … werden] Pa  : diesem Wege finden werden , auf diesem Wege der Erfahrung , der Beobachtung   4 aber wir können auch] PaDe  : Allein wir können sogleich  4–5 auf was … wird] Pa  : auf was sich das in der That beschränken wird was uns auf dem empirischen Wege vorkommen kann De  : wie es sich in der That beschränken wird   8 Aussen] De  : Außerhalb  innerlich] De  : innerhalb  Pa  : innerhalb unserer da   darin] Pa  : in dieser inneren Erfahrung  9 ist1] Pa  : das ist unsere Subjectivität ,   subjektives] PaDeDo  : endliches subjectives   10 Man kann] Pa  : Innerlich haben wir uns und nicht Gott . Wir können  De  : Wir könnten auch noch   11–12 die wir … sind] Pa  : daß wir uns beobachten wollen in unserer Erhebung über unser Verhältniß als Endliche , wonach wir endlich sind , wonach wir gegen etwas anderes sind ,   13 Getrennte] Pa  : getrennte von der Natur oder Gott den wir noch nicht kennen .   14–15 sollen uns … bilden .] Pa  : also diesen Inhalt Gott in uns selbst finden , das Subject das sich wirft , in diesen unendlichen Inhalt .  De  : das Subjekt sich wirft in diesen unendlichen Inhalt .   15–17 allerdings mit …  verschieden .] Pa  : zu bemerken , daß eben in dieser Andacht , in diesem Verhältnißlosen Verhalten , wo die Trennung hinweggefallen ist , daß mit diesem Standpunkt uns der Gegenstand der Beobachtung verschwindet .  De  : Da muß | bemerkt werden , daß eben in dieser Andacht , in diesem Verhältnißlosen Verhalten , wo die Trennung hinweggefallen ist , daß mit diesem Standpunkt uns der Gegenstand der Beobachtung verschwindet .  Do  : Allerdings in dieser Andacht , in diesem verhältnißlosen Verhalten verschwindet der Gegenstand der Beobachtung uns eigentlich , denn die Erhebung als Begreifen ist nicht in diesem Sinne möglich .   17–18 Sie wäre … ausgeschlossen ,] De  : So fällt diese Weise der Erhebung hinweg .   20–21 wir nichts … sollen] Pa  : weil es der Vernunft nicht gelinge von Gott etwas zu wissen   21 als Gefühl] DePa  : in so fern sie ein Gefühl (De  : ist  Pa  : sei)  

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sein , aber wenn wir meinen da Gott zu finden , so müssen wir bemerken daß Gefühl immer nur Gefühl ist . Es giebt eine Menge Gefühle , die vielfältigsten , sind von | einander verschieden , sind bestimmt und was wir lernen sollen durch | Beobachtung des religiösen Gefühls , ist nicht Gefühl , sondern das religiöse Gefühl mit dieser Bestimmtheit . Ich habe Gefühl von Härte d . h . ich fühle hartes , es wird mir sogleich Objekt und Inhalt . Bestimmt denken heißt einen Inhalt denken , dieser Inhalt ist die Bestimmtheit . Hier soll nun der Inhalt der göttliche Geist sein , der ist aber kein unmittelbares Subjekt und ist nicht so zu beobachten . Auf dem Standpunkt der Beobachtung finden wir höchstens Bestimmung der endlichen Subjektivität . Auf empirische Weise finden wir so drei Bestimmungen . 1 .  Wir wissen von Gott und zwar unmittelbar , Gott soll nicht begriVen werden , es soll nicht über Gott raisonnirt werden , weil es mit vernünftigen Erkennen nicht hat gehen wollen . 2 .  Wir müssen nach einem Halte dieses Wissens | fragen . Wir wissen nur in uns , es ist so nur subjektiv , daher wird nach einem Grund gefragt , es wird nach dem Ort des göttlichen Seins gefragt und gesagt Gott ist im Gefühl , das Gefühl erhält so die Stellung eines Grundes , das Sein Gottes ist uns so im Gefühl ge­geben  . 3 .  Wir wissen von Gott unmittelbar und er ist im Gefühl , das dritte ist nun die Bestimmung beider gegen einander , daß Gott nicht Ich ist , das Andere des Ich ist und das Subjekt welches an sich selbst negativ , das Endliche ist | und Gott das nicht Negative , das Unendliche in jeder Rücksicht . Diese Sätze sind ganz wichtig und es soll keiner negirt werden , aber sie sind so trivial , daß es nicht der Mühe werth ist hier davon zu sprechen . Wenn die

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25 25 1 meinen] Pa  : die Beobachtung richten auf das Gefühl , können wir | meinen   4 Gefühl] Pa  :

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Gefühl als solches   5 mit dieser Bestimmtheit] Pa  : das bestimmte Gefühl . Gefühl mit dieser Bestimmtheit heißt aber nichts anderes als Gefühl , das einen gewissen Inhalt hat .   Gefühl] Pa  : ein ­Gefühl  hartes] Pa  : etwas Hartes   6 mir sogleich Objekt und] Pa  : uns Subjekt , es wird ein Inhalt   13–14 weil es … wollen] Pa  : dies ist ausgeschlossen . – Also das Wissen des Bewußtseins ist hier kein denkendes Bewußtsein , also wir wissen der Gegenstand ist Gott .  De  : Das Wissen ist hier kein denkendes Bewußtseyn .  Do  : also vernünftige Bewegung wird ausgeschlossen , weil diese nicht möglich sei .   16 es ist … subjektiv] Pa  : und so ist die Vorstellung von Gott auch etwas Subjektives   17–18 das Gefühl … gegeben] Do  : Gefühl kann aber nicht die Stellung eines Grundes bekommen   21 welches an … negativ ,] DePa  : das Wissende das an sich negative ist , das an ihm selbst negative (Pa  : d . h .)   22 nicht Negative] Pa  : NichtEndliche , das Höhere , das Allgemein Unendliche   23 Diese] Pa  : Diese Sätze nun im Allgemeinen wir wissen von Gott , wir wissen unmittelbar von Gott , wir haben Gefühl von Gott , wir bestimmen unser Verhältnis so , daß wir die endlichen sind er der unendliche . / Diese  Do  : Diese Resultate können wir so in der Beobachtung verbunden mit Re­ flexion nehmen .   aber] PaDe  : Aber zugleich   24 sprechen .] Pa  : sprechen , Sätze | die jedes Kind im Ersten Unterricht schon gelernt hat . / Auf diese Sätze wird oft die ganze Religionswissenschaft eingeschränkt . So viel weiß jedes Schulkind jeder Bauer .  Do  : sprechen , da jedes Kind sie kennt .  

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Religionswissenschaft auf diese Sätze beschränkt wird , so ist es nicht werth sie zu haben und es ist nicht einzusehen , weshalb es dann Theologie giebt . 1 .  Wir wissen unmittelbar daß Gott ist . Das ist ganz wichtig können wir sagen und unsere | Vorstellung muß dieß zugeben . | Dieser Satz hat zunächst einen ganz unbefangenen Sinn , dann aber auch einen nicht unbefangenen , nämlich den , daß dieß sogenannte unmittelbare Wissen , das einzige Wissen von Gott ist und die moderne Theologie ist insofern der ge­oVen­bar­ten Religion entgegen  , als auch der vernünftigen Erkenntniß , die den Satz eben so leugnet . Dieß unmittelbare Wissen hat zuerst Jacobi aufgebracht , er sagt wir wissen nicht daß wir Körper haben , daß um uns Äusserliches ist , durch Raisonnement , nicht durch Beweise pp sondern wir glauben es unmittelbar . Dieß unmittelbare Wissen hat Jacobi G ­ lauben genannt , wir glauben daß Gott ist , insofern wir unmittelbar von ihm wissen , wir glauben an Freiheit insofern wir unmittelbar wissen , daß wir frei sind . Das Wahre daran ist näher zu betrachten . Wir wissen daß Gott ist und wissen dieß unmittelbar . Was heißt wissen  ? Es ist vom Erkennen unterschieden . Wir haben den Ausdruck gewiß , | und setzen wissen der Wahrheit entgegen . Wissen drückt die subjektive Weise aus in der etwas für mich ,  | in meinem Bewußtsein ist , so daß es die Bestimmung hat eines Seienden . In der fieberhaften Vorstellung des Fantasirens weiß ich nicht , obgleich ich Vorstellung habe . Sein Sein und mein Sein sind identisch und daß der Gegenstand ist , ist mir gewiß , wir sagen , es ist so gewiß wie ich bin  ; was mir gewiß ist , ist in meinem Sein , ich unterscheide den Inhalt , aber beider Sein ist ungetrennt . Die Wahrheit ermittelt daran , daß die Gewißheit und die Objektivität auseinander treten können . Ich sage dieß ist , es ist mir , da tritt das Sein in die Objektivität und das wahre Sein kann davon verschieden sein .

3 unmittelbar daß Gott] Pa  : daß ein Gott ist , wir wissen es unmittelbar daß er   7 der] Pa  : eben so einer   8 Dieß] Pa  : Denn es wird behauptet , dies unmittelbare Wissen sei das Einzige gegen die begreifende Erkenntnis . Jacobi hat dies   9 zuerst] Pa  : Vor 30–40 Jahren   10 um uns Äusser­ liches] Pa  : eine Außenwelt um uns   10–11 nicht durch Beweise pp] Pa  : durch vernünftige Erkenntnis ,   12 wir1] Pa  : Wir glauben daß eine AussenWelt um uns ist , wir  Do  : wir wissen nicht durch Räsonnement durch vernünftige Erkenntniß , sondern wir glauben , daß wir einen Körper haben , wir wissen diß unmittelbar . Wir   16 Es] Pa  : Das Wissen  Do  : Wissen   17 Wissen] Pa  : Ich weiß etwas , aber darum ist es noch nicht wahr . Wissen   21 Sein1] Pa  : Was ich weiß das ist die subjective Gewissheit mit der Bestimmung daß es ist . Sein   22 bin  ;] Pa  : bin , das Sein dieses Gegenstandes ist zugleich mein Sein ,   23 beider Sein ist] Pa  : | Dies Sein und mein Sein sind   24 ermittelt] Pa  : erinnert   Objektivität] Pa  : Objectivität überhaupt   25–26 da tritt … sein] Pa  : Das Objective kann verschieden sein von diesem Sein , das der Gegenstand in mir hat . Daß dies mein Seyn und das Seyn des Gegenstands daß diese getrennt von einander sein können .  Do  : ich setze es nicht als ein mir Fremdes , sondern als mein  

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Wissen ist also überhaupt dieß , daß der Gegenstand , das Andere ist und sein Sein | mit meinem Sein verknüpft ist . Ich kann auch wissen was es ist , aus unmittelbarer Anschauung oder als Resultat der Reflexion , aber wenn ich | sage , ich weiß es , so weiß ich nur sein Sein , das Uebrige sind dann nähere Bestimmungen , Be­schaVen­heiten , welche so eintreten daß sie sind . Man gebraucht wissen auch als Vorstellung haben , aber es liegt immer darin , daß der Inhalt ist . Wissen ist also abstraktes Verhalten . Erkennen sagen wir dagegen , wenn wir von einem Allgemeinen wissen , aber es auch nach seiner besonderen Bestimmung fassen . Wir erkennen die Natur , den Geist , aber nicht ein Haus , jenes ist Allgemeines , dieß Besonderes und jenen reichen Inhalt erkennen wir nach seiner noth­wen­ digen Beziehung auf einander . Näher betrachtet ist dieß Wissen , Bewußtsein aber | ganz abstraktes , für uns abstrakte Thätigkeit des | Ich . Kenntniß betriVt schon den besonderen bestimmten Inhalt . Dieß Wissen ist also blos dieß , daß irgend ein Inhalt ist , ist die abstrakte Beziehung des Ich auf den Gegenstand , der Inhalt mag sein welcher er will , Wissen und Bewußtsein ist eins und dasselbe , nur daß Bewußtsein zugleich | nähere Bestimmung des Gegenstands ist . Kenntniß oder Anschauung haben , oder Erkennen betriVt schon eine reichere Bestimmung , nicht blos die abstrakte des Wissens , welches die einfache , abstrakte Thatigkeit des Ich ist . Oder unmittelbares Wissen ist nichts anderes als Denken ganz abstrakt genommen , als vermittelnde Bewegung . Denken ist aber auch die mit sich identische Thätigkeit des Ich . Denken überhaupt ist unmittelbares Wissen . Näher ist denken , als das , in dem sein Gegenstand auch die Bestimmung eines Abstrakten hat , die Thätigkeit des Allgemeinen . Dieß denken ist in Allem enthalten , man mag sich noch so konkret verhalten , aber man nennt es nur denken , insofern der Inhalt die Bestimmung eines Abstrakten , Allgemeinen hat .

2 Ich] Pa  : Ich weiß daß es ist , und   4 Sein ,] Pa  : Seyn , und dies sein Seyn mit meinem Sein unmittelbar verknüpft .   5–6 wissen auch … haben] Pa  : das Wort Wissen auch in der Be­deutung Vorstellung , ich habe Kenntniß , Vorstellung ,   6–7 Wissen ist … Verhalten .] Pa  : Erkennen ist 30 schon ein reicheres Wissen ,  8 es auch … fassen] Do  : wenn wir ein allgemeines mit seinen Einzelheiten als Eins zusammenfassen   12–22 Näher betrachtet … Wissen .] Do  : So ist Wissen nur das , wenn ich nur weiß , daß etwas ist die rein abstrakte Beziehung des Ich auf einen Gegenstand , ohne Rücksicht auf den Inhalt . Bewußtseyn ist ein bezeichnender Ausdruck für 35 Wissen . Das unmittelbare Wissen ist also weiter nichts als Denken , als dieses mit sich identische 35 Beziehen des Ich .  23 denken , als … Gegenstand] Do  : das Denken als Denken , indem sein Inhalt   24 Thätigkeit] Pa  : Thätigkeit des Abstrakten , Thätigkeit   25 man mag … denken] Pa  : Wenn ich empfinde , wenn ich anschaue , so ist diese reine Thätigkeit – aber ich nenne nur dann ein Verhalten Denken   26 Inhalt] Pa  : Inhalt meines Bewußtseins   Abstrakten ,] Pa  : Abstracten oder  

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Hier ist nun das Wissen , kein unmittelbares Wissen von einem körperlichen Gegenstand , sondern von Gott , Gott ist der ganz allgemeine Gegenstand , nicht irgend eine Partikularität , die allgemeinste Persönlichkeit . Unmittel|bares Wissen von Gott , ist unmittelbares Wissen von einem Gegenstand der ganz allgemein ist , so daß nur das Produkt unmittelbar ist , dieß ist denken . Unmittelbares Wissen von Gott , ist denken von Gott , denn denken ist die Thätigkeit für welche das Allgemeine ist . Gott hat hier noch keinen Inhalt , keine weitere Bedeutung , er ist nur nichts Sinnliches , er ist nur ein Allgemeines , wir wissen so von ihm als nicht in die unmittelbare Anschauung fallend . Dieß unmittelbare Wissen von Gott ist schlechterdings nur Denken , dieß ist das Allgemeine als thätig und das Denken indem es thätig ist und sich unmittelbar verhält denkt es , das was es denkt als Allgemeines , es geht durch das Besondere hindurch . Indem man schließt fängt man von besonderen unterschiedenen StoVen und Bestimmungen an und verwandelt sie in Allgemeines , es ist vermittelndes Denken , aber das blos Allgemeine , unbestimmt Allgemeine ist sein unmittelbares Produkt , reines Denken ist der Inhalt der | das Denken selber ist , es verhält sich so unmittel­ bar . Es ist grade eben solche Unmittelbarkeit als wenn ich frage , was fühlt das Gefühl , was schaut die Anschauung an , es ist Gefühltes und Angeschautes , lauter leere Tautologieen . Um der Tautologie willen ist das Verhältniß ein Unmittelbares . Das Wissen von Gott will also nichts sagen , als ich denke Gott . Das | Weitere ist nun hinzuzusetzen , dieser Inhalt des denkens , dieß Produkt ist , ist ein Seiendes , Gott ist nicht nur gedacht , sondern er ist , er ist nicht blos Bestimmung des Allgemeinen . Ueber diese Bestimmung haben wir schon Bemerkungen gemacht und das Nähere ist , daß wir über diese Beobachtung uns aus dem BegriV Rechenschaft geben , sehen | in wiefern das Allgemeine die Bestimmung erhält , daß es ist . Daß Gott eine weitere Bedeutung habe , wird weiter unten gezeigt werden . Es ist Rechenschaft zu geben , wie das Bewußtsein dazu kommt zu wissen , dieser Gegenstand ist .

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2 sondern] Pa  : sondern ein Wissen   Gott1] Pa  : Gott wird zugegeben , wir können das voraus­ setzen  3 allgemeinste Persönlichkeit] Pa  : die höchste Persönlichkeit , die allgemeinste Persönlichkeit selbst  Do  : die Einzelheit in ihrer absoluten Allgemeinheit  4–5 ganz allgemein ist] 35 Pa  : schlechthin die Bestimmung haben soll des Allgemeinen   13 es geht … hindurch .] Pa  : Das Denken ist vermittelnde Bewegung indem es durch verschiedene Bestimmungen hindurchgeht .   35 23 ist 2 ] Pa  : ist auch   26 Beobachtung] Pa  : Erfahrung des Bewußtseins   27–28 das Allgemeine … ist] Pa  : daß ich weiß unmittelbar daß Gott sei   29–30 zu wissen , … ist] Pa  : daß es von diesem Gegenstand sagt , er ist , und in wiefern das i s t enthalten ist in diesem abstracten Denken  



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i.  der begriff der religion143

Aus der Logik müssen wir zu Hülfe nehmen was Sein ist . Sein ist die Allgemeinheit in | ihrem leeren , abstraktesten Sinn genommen , die reine Beziehung auf sich , ohne weitere Relation nach aussen oder innen . Sein ist die Allgemeinheit , als abstrakte Allgemeinheit . Das Allgemeine ist wesentlich Identität mit sich , dieß ist auch das Sein , es ist einfach . Die Bestimmung des Allgemeinen enthält sogleich die Beziehung auf einzelnes , diese Besonderheit kann ich mir vorstellen als ausserhalb des Allgemeinen , oder wahrhaften innerhalb desselben . Das Allgemeine ist auch diese Beziehung auf sich , diese Durchgängigkeit im Besonderen . Das Sein entfernt alle Relation , jede Bestimmung die konkret ist , ist ohne weitere Reflexion , ohne Beziehung auf Anderes . Das Sein ist so in dem Allgemeinen enthalten , und wenn ich sage das Allgemeine ist , so spreche ich auch seine trockene , reine , abstrakte Beziehung auf sich aus , diese dürre Unmittelbarkeit die das Sein ist . Das Allgemeine ist kein Unmittelbares in diesem Sinne , es soll nicht sein ein Besonderes , das Allgemeine soll in ihm selber sein , dieß sich zum Besonderen bethätigen , ist nicht das Abstrakte , Unmittelbare . | Das abstrakt Unmittelbare hingegen , diese dürre Beziehung auf sich ist in dem Sein ausgesprochen . Wenn ich also sage , dieser Gegenstand ist , so wird damit ausgesprochen die letzte Spitze der trockenen Abstraktion , es ist die leerste , dürftigste Bestimmung . Wissen ist denken und dieß ist das Allgemeine und enthält die Bestimmung des abstrakt Allgemeinen , die Unmittelbarkeit des Sein , dieß ist der Sinn des unmittelbaren Wissens . Wir sind so in der abstrakten Logik , dieß geht immer so , wenn man meint man sei auf dem konkretesten Boden , auf dem Boden des unmittelbaren Bewußtseins , aber dieser ist der ärmste an Gedanken und die darin enthaltenen sind die kahl-

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… Relation] Pa  : E s i s t  , das ist diese ganz abstracte einfache Bestimmung , es drückt diese Beziehung auf sich aus , ohne alle Relation   3 Sein ist] Pa  : Daß das Sein ist , oder   5–6 Die Bestimmung … auf] Pa  : Wenn ich aber sage das Allgemeine so enthält die Bestimmung des Allgemeinen eine Relation auf Besonderes und   13 es] Pa  : es soll nicht sein das Einzelne , es   15 bethätigen] Pa  : aufschliessen   16 dürre Beziehung auf sich] Do  : hohle leere Identität   18–20 es ist … ist] Pa  : Die leerste Bestim­ mung des Seins , die ärmste Bestimmung des Seins ist dies , und sie | ist unmittelbar . Das ist unser Bewußtsein über die Verbindung dieser beiden Bestimmungen , das Allgemeine macht seine Sonderungen ideal , es hebt sie auf , vollkommene Unterschiedslosigkeit ohne alle Beziehung so haben wir das Sein . – Dieser Gegenstand des unmittelbaren Wissens , das reine Wissen , das reine Denken bestimmt sich durch das Allgemeine , und daß er ist , enthält dies noch nicht ausgedrückt was er für sich ist , unterschieden von mir , daß er sich auf sich selbst bezieht . Ein Denken daß ich einen Gegenstand , Anderes überhaupt habe . / Dies ist nun also   24 dieser ist der] Pa  : vielmehr ist das concrete Bewußtsein das   Gedanken] Pa  : Gedanken , eben weil es das unmittelbarste Bewußtsein ist   sind] Pa  : Bestimmungen sind  

25 2 leeren , abstraktesten Sinn] Do  : abstrakten einfachen Wesen   2–3 die reine

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40 3 Relation] Reaktion  

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sten , leersten . Es ist die größte Unwissenheit wenn man glaubt das unmittelbare Wissen sei ausser der Region des Denkens , man schlägt sich mit solchen Unterschieden herum und näher betrachtet schwinden sie zusammen . Näher fragen wir dann , | wodurch das was ich im unmittelbaren Bewußtsein weiß , verschieden ist von Anderem was ich weiß . Ich weiß noch nichts , als daß das Allgemeine ist , was Gott für einen weiteren Inhalt hat , davon ist im Folgenden zu sprechen , | der Standpunkt des unmittelbaren Bewußtseins giebt nicht mehr . Ferner ist aber Gott ein Gegenstand meines Bewußtseins , ich unterscheide ihn von mir , er ist ein Anderes von mir und ich von ihm . Wenn wir andere Gegenstände so vergleichen , nach dem was wir von ihnen wissen , so wissen wir von ihnen auch dieß , sie sind , und sind ein Anderes als wir , sind für sich , sie sind dann ein Allgemeines oder auch nicht , sie sind ein Allgemeines und zugleich Besonderes , haben irgend einen bestimmten Inhalt . Die Wand ist , ist ein Ding , Ding ist ein Allgemeines und so viel weiß ich auch von Gott , so hat man denn Gott abstrakt ens genannt . Wir haben gesagt , Gott ist im unmittelbaren Wissen , wir sind auch , es kommt ihm diese Unmittelbarkeit des Seins zu . Alle anderen , konkreten , empirischen Dinge sind auch , sind identisch mit sich , dieß ist abstrakt ihr Sein als Sein . Dieß Sein ist gemeinschaftlich mit mir , aber | der Gegenstand meines Wissens ist so beschaVen , daß ich auch sein Sein von ihm abziehen kann , ich stelle mir ihn vor , glaube an ihn , | aber dieß Geglaubte ist ein Sein nur in meinem Bewußtsein . Es treten | somit die Allgemeinheit und diese Bestimmung

1–3 Es ist … zusammen .] Do  : So ist dieses Unmittelbare Wissen das Unwissendste , wenn man da­ bei gegen das Denken zu sprechen denkt , da es doch weiter nichts ist als das Denken selbst .   4–5 Näher fragen … weiß ,] Pa  : Wenn wir nun noch auf diesem Standpunkt diese Reflexion näher machen , wie das wovon ich so weiß in diesem unmittelbaren Bewußtsein wovon das   5 weiß3] Pa  : weiß , so läuft der Unterschied kurz zusammen . Was weiß ich  :   7–8 der Standpunkt … mehr] Pa  : Es ist ein leerer Standpunkt daß man von Gott gar nichts wissen könne .   8–9 unterscheide ihn von mir] Pa  : weiß von ihm   9 von mir2 … ihm] Pa  : gegen mich , und ich bin eben so gut ein anderes gegen ihn   11 ihnen auch dieß] Pa  : allen Gegenständen so viel aber auch noch mehr   13 Die Wand ist ,] Pa  : Die Bestimmung der Allgemeinheit ist darin nur noch StoV und Inhalt . Z . B . ich sage von der Wand sie   13–19 Die Wand … kann] Do  : Diese Sittlichkeit ist ein Allgemeines ebenso , oder wenn ich die Wand sehe unterschieden von dem Besonderen ihres Inhalts und sage sie ist ein Ding , so weiß ich eben so viel von ihm   14 Ding ist ein Allgemeines] Pa  : so habe ich das was ich vom unmittelbaren Wissen von Gott habe . Sie ist ein Ding , das ist das Ab­strac­t um   14–15 denn Gott … genannt] Pa  : auch von Gott gesagt er ist das ens , d . h . das abstracte ens  Ho  : Aber dieß Ens ist das Leerste , wogegen die übrigen entia sich als viel erfülltere zeigen .   16 Alle] Pa  : diese einfache Beziehung desselben auf sich . Es kommt ihm diese Bestimmung des ist zu . Alle   20 ich stelle] Pa  : Aber weil er Gegenstand meines Wissens ist , so ist er so beschaVen , daß ich auch sagen kann , ich weiß ihn , ich stelle   20 ihn 2 ] ihm  

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i.  der begriff der religion145

der Unmittelbarkeit auseinander und müssen es . Diese Reflexion muß eintreten denn wir sind zwei und müssen unterschieden sein , sonst wären wir eins d . h . es muß dem Einen eine Bestimmung beigelegt werden die dem Anderen nicht zukommt . Eine solche Bestimmung ist das Sein , ich bin , das Andere , der Gegenstand ist deshalb nicht , das Sein nehme ich auf mich , auf meine Seite , an meiner Existenz zweifele ich nicht , sie fällt bei dem Anderen deshalb weg . Ich bin diese unmittelbare Beziehung auf mich , da ist das Sein schlechthin in mir selbst , vom Sein kann ich nicht abstrahiren , es ist die Thätigkeit des Allgemeinen , die einfache Beziehung auf sich . Im Abstrahiren selbst ist das Sein , ich kann mich zwar umbringen , aber das ist die Freiheit von meinem Dasein zu abstrahiren . Ich bin , im Ich ist schon das Bin enthalten . Indem man nun den Gegenstand , Gott auf|zeigt wie er in dem Sein ist  ; so hat man das Sein auf sich genommen und Gott muß aufgezeigt werden , daß er in meinem Sein ist und so lautet die Forderung so , es soll der empirische Zustand gezeigt werden in dem Gott in mir ist , wir nicht zwei sind . Es soll mithin ein Zustand aufgezeigt werden , ein Beobachtbares , wo die Verschiedenheit wegfällt , wo Gott in diesem Sein ist das mir bleibt indem ich bin , eine Weise in welcher mit mir als Seiendem ungetrennt ist , was bisher Gegenstand war . Diesen Ort nennt man das Gefühl und dieß ist der zweite Punkt den wir zu betrachten haben .

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20 20 1 eintreten] Pa  : eintreten , daß er mir Gegenstand ist , und daß er ist das ist trennbar   2 müs-

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sen] Pa  : wenn wir zwei sind so müssen wir auch unterschieden sein   d . h .] Pa  : Kommen (Ms  : Kommt) beiden ein und dieselben Bestimmungen zu so sind sie nicht unterschieden ,   6 Ich] Pa  : also wenn ich einen Unterschied setze so nehme ich den Unterschied auf mich . Ich zweifle nicht daß ich bin , denn eben ich  Ho  : Betrachten wir dieß Sein nun näher , so ist es so beschaVen , daß sich dieß Sein , indem es dasselbe vom Gegenstande wegzieht , in sich selbst verlegt , denn indem es nur das Sein des Gegenstandes ist , so daß der Gegenstand nur dieß gewußte Sein ist , fehlt ihm ein Sein an und für sich , und erhält es nur erst im Bewußtsein , er ist nur als gewußtes Sein gewußt , nicht als an und für sich selbst Seiendes . Nur das Ich ist , der Gegenstand nicht . An allem kann Ich zweifeln , aber am Sein meiner selbst nicht . Denn der Ich ist das Zweifelnde , der Zweifel selbst . Wird der Zweifel Gegen­stand des Zweifels , zweifelt das Zweifelnde am Zweifel , so verschwindet der Zweifel . Ich ist die unmittelbare Beziehung auf sich selbst  ; im Ich ist das Sein . Ich kann von allem abstrahiren , aber vom Denken , vom Ich nicht , denn das Abstrahirende ist selbst das Denken , die einfache Beziehung auf sich .   7 vom] Pa  : von meinem   8 es] Pa  : denn das Denken   8–11 Allgemeinen , die … schon] Pa  : Einfachen , das Sein bleibt mir . So fällt das Sein von dem anderen Gegenstand hinweg . Es tritt das Bedürfniß ein der Grund des Seins des Gegenstandes , oder ich bin , es ist unmittelbar   12–13 Indem man … genommen] Ho  : Hat nun Ich sich das Sein vindicirt , und fällt es vom Gegenstande weg , so muß wenn dieser soll als seiend ausgesprochen werden , ein Grund anzugeben sein . Ic h und S e i n  , Beides ist untrennbar .   14 und] Ho  : und da wir auf dem Standpunkt der Empirie stehn   15 Gott in mir ist] Pa  : dieser Gegenstand Gott ist in meinem Sein selber so daß   17 eine Weise … mit] Pa  : Also eine Weise wo in   18–19 ist , was … Gefühl] Pa  : ist , dies was ich bisher Gegenstand Gott genannt habe . Dieser Ort daß Gott in dem Sein ist , das ist nun das was wir d a s G e f ü h l heissen  

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Man spricht vom religiösen Gefühl und sagt in ihm ist uns der Glaube an Gott gegeben , es ist dieser innerste Boden auf dem uns schlechthin gewiß ist , daß Gott ist . Von der Gewißheit ist schon gesprochen . Diese Gewißheit ist , daß zweierlei Sein gesetzt sind in der Reflexion als | ein Sein . Sein ist die abstrakte Beziehung auf sich , es sind nun zwei Seiende , sie sind aber nur ein | Sein und dieß ungetrennte Sein ist mein Sein , dieß ist die Gewißheit . Diese Gewißheit ist mit einem Inhalt in konkreterer Weise das Gefühl und dieß Gefühl wird als der Grund des Glaubens und Wissens von Gott angegeben . Was in unserem Gefühl ist , das nennen wir Wissen und so ist denn Gott und das Gefühl erhält so die Stellung des Grundes . Die Form des Wissens ist das Erste , dann die Unterschiede und damit treten die Differenzen zwischen beiden ein und die Reflexion daß das Sein mein Sein ist , mir zu kommt . Und da ist denn das Bedürfniß , daß in diesem Sein , das ich mir nehme , auch der Gegenstand ist , dieß ist dann das Gefühl . Auf das Gefühl wird so gewiesen . Ich | fühle Hartes , wenn ich so spreche so ist Ich das Eine , das Zweite ist das Etwas , es sind ihrer Zwei . Der Ausdruck des Bewußtseins , das Gemeinschaftliche ist die Härte . Es ist Härte in meinem Gefühl | und auch der Gegenstand ist hart . Diese Gemeinschaft existirt im Gefühl , der Gegenstand berührt mich und ich bin erfüllt von seiner Bestimmtheit . Wenn ich sage  : Ich und Gegenstand , so sind beide für sich , erst im Gefühl verschwindet das doppelte Sein[ .] Die Bestimmtheit des Gegenstands wird die meinige , insofern das Andere selbstständig bleibt wird es nicht gefühlt , geschmeckt .

1 spricht] Pa  : spricht also   2 dieser] Pa  : dies Geheime , dieser   6 ist1] Pa  : ist zugleich   Gewißheit .] Pa  : Gewissheit . Gewissheit als eine Bestimmung über die wir reflectirt haben .   7 einem] Pa  : irgendeinem   das Gefühl] Pa  : dasjenige was wir Gefühl heißen ,   8–9 Was in … das2 ] Pa  : Wir sprechen dann aus was in unserem Gefühl ist , wir sagen wir wissen von etwas und das ist Gott . Das   10 dann die Unterschiede] Pa  : wir und der Gegenstand   12 kommt .] Pa  : zukommt , daß ich bin ,   13 ist1] Pa  : ist , Gott ist   13–14 Auf das … gewiesen .] Pa  : Der Ort wo mein Sein und das Sein meines Gegenstands als eines existirt . Hier ist mein Sein und das Sein als eines gesetzt . – / Im Gefühl ist der Ort wo die 2 Sein in eines sozusagen zusammengegangen sind . Das Sein Gottes als ein schlechthin Gewisses , als das mit meinem Sein verbundene also ein Sein bei dem die Trennbarkeit des Seins wegfällt . / D i e N a t u r d e s G e f ü h l s n ä h e r b e t r a c h t e t , s o we i t e s h i e r h e r g e h ö r t .   Do  : Das Gefühl ist also der Ort , wo das Seyn des Gegenstandes und mein Seyn eins ist . Diese Trennbarkeit des Seyns von dem Seyn des Gegenstandes fällt im Gefühl weg . Das Gefühl ist die Weise der Existenz , wo mein Seyn und das des Gegenstandes als Eins erscheint .  De  : Es ist nun die Natur des Gefühls überhaupt näher zu betrachten .   16 des Bewußtseins] Pa  : der Re­flexion   19 seiner Bestimmtheit] Pa  : dieser Bestimmtheit des Gegenstandes . Da ist der Unterschied i c h und das O b j e c t .   21–22 insofern das … geschmeckt .] Pa  : und das ist eine . Das Licht ist eine Mani­ festation , in der Empfindung , als Licht . Das Licht ist dieses ideale Sein das unmittelbar m i c h und das 13 das1] daß   17 ist 2 ] ist ist   

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i.  der begriff der religion147

Dieß ist die formelle Weise des Gefühls , was ist nun zweitens der Inhalt des Gefühls auf dem empirischen Standpunkt . Es kann den allermannigfaltigsten Inhalt haben , wir haben Gefühl von Recht , von Unrecht , Gott , Farbe , | Haß , Feindschaft , Freude pp es findet sich darin der widersprechendste Inhalt , das Niederträchtigste und das Höchste , Edelste hat seinen Ort darin . Es ist Erfahrung , daß das Gefühl den zufälligsten Inhalt hat , es kann der wahrhafteste und der schlechteste sein . Gott hat wenn er im Gefühl ist , nichts vor dem Schlechtesten voraus . Damit ist verbunden , daß das was ist , auch nach seinen Inhalt | in unser Gefühl kommt , aber nicht blos Reales , Seiendes , sondern auch Erdichtetes , Erlogenes , alles Gute und alles Schlechte , alles Wirkliche und alles Nichtwirkliche ist in unserem Gefühl , das Entgegengesetzteste ist darin . Alle Einbildungen von Gegenständen fühle ich , ich kann mich begeistern für das Unwürdigste . Ich habe HoVnung , HoVnung ist ein Gefühl , in ihr ist wie in der Furcht das Z ­ ukünftige , unmittelbar solches was noch nicht ist , vielleicht erst sein wird , vielleicht nie sein wird . Ebenso kann | ich mich begeistern für Vergangenes , aber auch für solches was weder gewesen ist , noch sein wird . Ich kann mir einbilden ein tüchtiger , großer Mensch zu sein , fähig zu sein alles aufzuopfern für Recht , für meine Meinung , kann mir einbilden viel genutzt , geschaVt zu haben , aber es ist die Frage ob es wahr ist . Ob mein Gefühl wahrhafter Art , gut ist , kommt auf seinen Inhalt an . Daß dieser Inhalt im Gefühl ist macht es nicht aus , denn auch das Schlechteste ist darin . Ob der Inhalt existirt , hängt ebenso nicht davon | ab , ob er im Gefühl ist ,

25 O b j e c t von einander scheidet .  Ho  : Das Gesicht dagegen ist der ideale Sinn , der den Gegen­stand

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frei läßt ja unmittelbar aus sich herauswirft , und so das Gefühl ins Bewußtsein herüberführt . – Dieß ist die Form des Gefühls .  De  : »Ich sehe« Das Licht ist die Manifestation  …   1 Dieß ist die formelle Weise des Gefühls ,] Pa  : Das ist die Art und Weise des Gefühls , daß dessen Sein in meinem Sein ist , es ist eine Einheit   3 Haß ,] Pa  : | mein Gefühl ist Neid , Haß , mein Gefühl ist   5 Höchste , Edelste] Pa  : VortreV lichste  Erfahrung] Pa  : eine allgemeine Erfahrung . Wir können uns auf diese Bestimmung berufen als auf eine Erfahrung  7 schlechteste] Pa  : allerschlechteste  Schlechtesten] PaDeDo  : Allerschlechtesten   8 voraus] Ho  : voraus , sondern sproßt , die königlichste Blume | auf demselben Boden neben dem wucherndsten Unkraut auf . Daß ein Inhalt im Gefühl ist , dieß macht also für den Inhalt selbst nichts VortreV liches aus   9 Seiendes] Pa  : wirkliches in der That Seiendes  Do  : Reales , Wirkliches , Seiendes   9–10 Erlogenes] Pa  : vollkommen Erlogenes eingebildetes . Der Inhalt ist von der entgegengesetztesten Art .  Do  : Eingebildetes , Erdichtetes   11–12 von Gegenständen] De  : die ich mir von Gegenständen , von mir selber mache  Pa  : die ich mir von mir selber mache  Do  : von Gegenständen und von mir selbst mache  13 HoVnung , HoVnung … Gefühl] Pa  : HoVnungen das sind Gefühle , Wünsche , und das Gefühl kann solche Leidenschaft sein  De  : HoVnungen sind auch im Gefühle   14 ist] Pa  : existirt überhaupt , das   16 Ich] Pa  : ich kann mich des Hasses oder der Freundschaft erfreuen , es ist nur meiner Vorstellung gegenwärtig , aber auch solches das überhaupt nur Einbildung und Erdichtung ist . Ich   16–17 tüchtiger , großer] Pa  : edler vortreV licher  

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denn Eingebildetes das nie existirt hat und nie existiren wird ist darin . Gefühl ist demnach eine Form für allen möglichen Inhalt , und dieser Inhalt erhält darin keine Bestimmung , die Form ist jeden Inhalts fähig . Das Gefühl ist die Form in der der Inhalt gesetzt ist als vollkommen zufällig . Er kann durch mein Belieben , meine Willkühr gesetzt sein oder durch die Natur , im Gefühl bin ich am abhängigsten , der Inhalt ist zufällig für mich . Die Willkühr , das Belieben ist ebenso Zufall , der Inhalt hat also im Gefühl | die Form , die Bestimmung eines zufälligen Inhalts d . h . denn , daß er nicht an und für sich bestimmt ist , nicht durch das Allgemeine nicht durch den BegriV gesetzt ist . Er ist daher in dem Wesen des | ­Besonderen , des Beschränkten , es ist so gleichgültig daß er dieser sei , es kann auch ein anderer Inhalt in meinem Gefühl sein . Wenn also das Sein Gottes in unserem Gefühl nachgewiesen wird , so ist es darin ebenso zufällig , wie jedes Andere dem dieß Sein zukommen kann . Das nennen wir denn Subjektivität , sie ist es aber im schlechtesten | Sinne , die höchste Intensität des Geistes ist auch Subjektivität aber in einer freieren Form , hier heißt Subjektivität nur Zufälligkeit . Es ist noch zu bemerken , daß man sich häufig auf sein Gefühl beruft , wenn die Gründe ausgehen , so einen Menschen muß man stehen lassen , denn mit dem Appelliren an das eigene Gefühl ist die Gemeinschaft zwischen uns abgerissen , auf dem Boden des Gedankens , des BegriVs dagegen sind wir auf dem des Allgemeinen , der Vernünftigkeit , da haben wir die Natur der Sache vor uns , darüber können wir uns verständigen , der Sache unterwerfen wir uns , sie ist das Gemeinsame , zum Gefühl übergehend verlassen wir es und ziehen uns zurück in die Sphäre unserer Zufälligkeit .

1 Gefühl] Pa  : Das Gefühl   2–3 dieser Inhalt … Bestimmung] Do  : sie enthält keine Bestimmung für den Inhalt   3 jeden Inhalts fähig] Do  : des widersprechendsten fähig , in dem der Inhalt als etwas vollkommen Zufälliges gesetzt ist   die2 ] Pa  : also eine   4 vollkommen zufällig . Er] Pa  : e t w a s vo l l ko m m e n z u f ä l l i g e s . Dieser oder jener Inhalt . Der Inhalt   6 zufällig] Pa  : also vollkommen zufällig  8 er] Pa  : dieser Inhalt   9 Er] Pa  : Dieser zufällige Inhalt   11 sein] Pa schließt an  : aber er hat immer die Form eines besonderen zufälligen .   12–13 es darin … Das] Pa  : e r d a i n d e r F o r m vo l l ko m m e n e r Z u f ä l l i g k e i t , a l s e i n b e s o n d e r e r I n h a l t ü b e r h a u p t d e r k e i n e n a n d e r e n Vo r z u g h a t vo r e i n e m a n d e r e n I n h a l t , we i l i h m e b e n s o g u t d i e s e s S e i n z u ko m m e n k a n n . Diese Zufälligkeit dieses Inhalts in unserem Sein  Do  : Der Inhalt , den ich also irgend betrachte , hat keinen Vorzug vor irgend einem andern .   14 die höchste] De  : Denn auch die Persönlichkeit , die reine   Geistes] Ho  : Geistes in sich , das Sichselbstbestimmen   15 Zufällig­keit  .] Pa schließt an  : es ist nur subjectiv , es ist nur etwas besonders , das so sein kann oder auch so , es ist etwas zufälliges .   16 ist noch zu bemerken] Pa  : kann daran erinnert werden   17 lassen ,] Pa  : lassen , er zieht sich in seine Particularität zurück . Beide geben sich als besondere zufällige zu erkennen .  De  : lassen , der sich in sich selbst zurückzieht .   19–20 sind wir … Allgemeinen] Pa  : begegnen wir uns auf allgemeinem objectiven Boden   21 darüber] Pa  : da können wir miteinander darüber sprechen . Da   21–22 sie ist das Gemeinsame ,] Pa  : die Sache nach der wir uns orientieren wollen , ein 3tes Objectives .  De  : Hier haben wir ein 3tes Gemeinsames , das Objective .  

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Das Gefühl ist ferner das , was die Menschen mit den Thieren gemein haben , es ist die thierische , sinnliche Form . Wenn also das was Recht , Sittlichkeit , Gott ist im Gefühl aufgezeigt wird , so ist dieß die schlechteste Weise in der ein sol­ cher Inhalt nachgewiesen werden kann . Gott ist wesentlich im Denken . Der Verdacht daß er durch das | Denken , nur im Denken ist muß uns schon dadurch auf­steigen , daß der Mensch nur Religion hat , nicht das Thier . Alles im Menschen dessen Boden der Gedanken ist kann in die Form des Gefühls versetzt werden  ; Recht , Freiheit ,  | Sittlichkeit pp hat seine Wurzel in der höheren Bestimmung wodurch er nicht Thier sondern Mensch , Geist ist , aber dieß höheren Bestimmungen Angehörige kann in die Form des Gefühls versetzt werden , aber das Gefühl ist nur Form für diesen Inhalt der einem ganz anderen Boden angehört . Wir haben so Gefühle von Recht , Freiheit , Sittlichkeit , aber es ist die schlechteste Form für diesen Inhalt . Das Gefühl ist unendlich unterschieden , denn es ist nur auf zufällige Weise vorhanden . Die Gefühle können rechter Art sein , wenn der Inhalt wahrhaft ist , aber daß er wahrhaft ist , kommt nicht vom Gefühl her . Der gebildete Mensch kann ein wahres Gefühl von Recht , von Gott haben , aber es ist dieß nicht das Verdienst des Gefühls ,  | sondern der Bildung des Gedankens hat er es zu verdanken , durch diesen ist erst der Inhalt der Vorstellung und so des Gefühls vorhanden .  | Es ist eine Täuschung das Wahre , Gute auf Rechnung des Gefühls zu schieben . Ferner muß aber auch ein wahrhafter Inhalt in unserem Gefühl sein , man muß , wie man sonst sagte , Gott im Herzen haben . Herz ist noch mehr als ­Gefühl ,

… das ,] De  : Das 2te ist , was noch bemerkt werden muß , daß das Gefühl  Pa  : 2) Daß das Gefühl eben das ist   4 Inhalt] Pa  : Inhalt gesetzt wird , ein solcher Inhalt   5 er durch das Denken] Pa  : Gott nur für das Denken ist ,  De  : wesentlich im Denken und durch und für das Denken  7 Gedanken] Pa  : Gedanke die Vernunft  in] Pa  : auch in   8 werden  ;] Pa  : werden . Also Gott dessen Region die Intellektualwelt ist , also   hat] Pa  : alles dies hat   9 er] Pa  : der Mensch  12 Sittlichkeit] Pa  : Sittlichkeit , Religiöse Gefühle  es] Pa  : das Gefühl   13 für diesen Inhalt] Pa , ähnlich Do  : in der solcher Inhalt gesetzt ist .   14 Das Gefühl ist] Pa  : Diese Gefühle sind also   16 kommt nicht … her] Do  : ist aber nicht das Verdienst des Gefühls  17 Recht] Pa  : Recht , Sittlichkeit , Pflicht   aber] Pa  : unsere Gefühle können darüber ganz richtig sein aber   18–19 der Bildung … vorhanden .] Pa  : weil unsere ganze Bildung unseres Gedankens , und Vorstellung weil diese Bildung die wir um uns sehen , diese äusserliche Weise die wir wahrnehmen an anderen , weil unsere Vorstellung berichtigt worden ist , wahrhaft gemacht worden ist ,  Do  : so haben Gebildete Gefühl für Sittlichkeit , weil unsere Vorstellungen berichtigt worden sind durch Gesetze oder etwas anderes   20 eine Täuschung … schieben] De  : also eine Täuschung , wenn man das Sittliche , Gute in den gewöhnlichen Menschen auf Rechnung des Gefühls setzt .   21–22 Ferner muß … haben .] Pa  : Es ist dies hinzuzufügen , daß nicht nur aller Inhalt im Gefühl sein kann , sondern daß auch der wahrhafte Inhalt in unserem Gefühl sein muß . Man sagt mit Recht , man soll Gott im Herzen haben , man soll Sittlichkeit im Herzen haben . Das  Do  : man sagt daher mit Recht , man soll Gott im Herzen haben .   22 Gefühl] Pa  : das Gefühl  

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dieß ist nur momentan , zufällig , flüchtig , wenn ich aber sage , ich habe Gott im Herzen , so ist das Gefühl hier als fortdauernde , feste Weise meiner Existenz ausgesprochen . Das Herz ist was ich bin , nicht blos was ich augenblicklich bin , sondern was ich im Allgemeinen bin nach dieser Seite . Die Form des Gefühls als Allgemeines heißt dann Grundsätze oder Gewohnheiten meines Seins , feste Art meiner Handlungsweise . Wenn man nun auf diese Weise sagt | Gott , Recht pp soll auch in meinem Ge­ fühl , in meinem Herzen sein , so drückt man damit aus , daß es nicht blos von mir Vorgestelltes , sondern ungetrennt , identisch | mit mir sein soll . Ich als Wirklicher soll so bestimmt sein , es soll meinem Charakter eigen sein , die allgemeine Weise meiner Wirklichkeit soll diese sein und so ist es wesentlich , daß aller wahrhafte Inhalt im Gefühl , im Herzen sei . Die Religion ist so ins Herz zu bringen , und diese Weise ist die Seite , daß das Individuum religiös gebildet werde . Aber darum , daß der | Inhalt im Gefühl ist , ist er noch nicht wahrhaft , noch nicht an und für sich , nicht gut , vortreV lich in sich . Das Gefühl ist der Punkt des subjektiven , zufälligen Seins . Es ist Sache des Individuums seinem Gefühl einen solchen wahren Inhalt zu geben . Wenn wir nun das Gefühl als den Ort genannt haben in welchem das Sein Gottes unmittelbar aufzuzeigen ist , so haben wir darin das Sein , den Gegenstand Gott nicht angetroVen wie wir es verlangt haben , nicht als freies an und für sich Sein . Gott ist , ist an und für sich selbstständig , ist frei , diese Selbstständigkeit , dieß | freie Sein finden wir nicht im Gefühl , ebensowenig den Inhalt als an und für sich seienden Inhalt , sondern es kann jeder besondere Inhalt darin sein . Wenn das Gefühl wahrhaft , ächter Natur sein soll , so muß es der Inhalt sein , das Gefühl macht diesen aber nicht so . In neuerer Zeit spricht man nicht mehr vom Herzen , sondern von Ueber­ zeugung , mit dem Herzen spricht man auch meinen unmittelbaren Charakter

1 dieß] Pa  : das Gefühl  zufällig] Pa  : es ist die höchste Zufälligkeit   2 Herzen] Pa  : Herzen , das Recht im Herzen   hier] Pa  : von diesem Inhalt   4 Seite .] Pa  : Seite . Wenn es mein Grundsatz ist .   7 Recht pp] Pa  : Recht , Sittlichkeit   8 es] Pa  : der gleiche Inhalt   9 sondern] Pa  : sondern , daß dieser Inhalt   10 Weise] Pa  : Weise meiner Handlung ,   12 bringen] Pa  : bringen , Sittliche Wahr­heit ins Herz zu bringen   13 das Individuum … werde] Pa  : die Individuen sittlich religiös , rechtlich gebildet werden , daß sie mit dem Inhalt identisch gesetzt werden  Do  : die Individuen erst sittlich gebildet werden in ihrer | Subjektivität   15 sich 2 ] DePa  : sich , nicht wahr im Sinne der Wirklichkeit .   17 geben .] Pa schließt an  : daß dieser Inhalt sein Sein mit ausmacht . Der Inhalt aber muß wenn das Individuum gut sein soll so muß er selbst gut sein . Das Gefühl an und für sich macht ihn nicht gut .   21 ist 2 ] Pa  : er ist   22 dieß freie Sein] Pa  : Gott nach dieser Bestimmung daß er dieses freie Sein sei   23 Inhalt1] Pa  : Inhalt im Gefühl  kann] Pa  : kann eben so gut   sein .] Pa  : sein . Der schlechte kann einen schlechten Inhalt in sich setzen einen nichtigen . Der Inhalt muß also an | und für sich selbst nicht gut sein . Das Gefühl ist also die niedrigste Form .   27 Charakter] Pa  :

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aus , wenn man aber von Handeln nach der Ueberzeugung spricht , so liegt darin , daß | der Inhalt eine Macht ist die mich regiert , er ist meine Macht und ich bin die seinige , ein Innwohnen das mehr durch den Gedanken und die Einsicht hervorgeht . Nach Ueberzeugung handelnd , handele ich aus dem Herzen intensiv . Dieß ist die Natur dieses Bodens des Gefühls , und die Bestimmungen die ihm angehören . Der Mensch liebt das Gefühl , weil er seine Partikularität darin vor sich hat . Der Mensch jedoch , der in der Sache lebt , in den Wissenschaften , im Praktischen , der vergißt sich selbst darin , hat kein | Gefühl dabei , das Gefühl ist Reminiscenz seiner selbst , er ist dann so mit seiner Besonderheit ein Minimum  ; die Eitelkeit , die Selbstgefälligkeit dagegen appellirt an ihr eigenes Gefühl und kommt deshalb nicht zum objektiven Handeln . Der Mensch der nur mit dem Gefühl zu thun hat , ist noch nicht fertig . Wir müssen uns nun also nach einem anderen Boden umsehen , so weit es nach diesem Standpunkt angeht . Im Gefühl haben wir Gott weder nach seinem selbstständigen Sein , noch nach seinem Inhalt gefunden . Wir haben also noch das unmittelbare Bewußtsein zu beobachten wie dieser Inhalt sich darin als Gegen­ stand befindet . Die Mangelhaftigkeit nöthigt uns weiter zu gehen um zu sehen in welchem Bewußtsein wir das finden , was der Religion entspricht . Wir suchen eine ­Region

20 20 Charakter , auch eine mehr bewusstlose Weise  Do  : Herz , welches die bewußtlose Weise meiner

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selbst  2 Inhalt] Pa  : daß der Inhalt der meinige ist , daß er   2–4 er ist … hervorgeht] Do  : so daß dieser Inhalt ebenfals mein eigner ist in mir als denkenden bewußten der meinige   4 Nach Ueberzeugung … intensiv .] Pa  : Wenn ich aus Überzeugung handle so handle ich eben so intensiv , ich handle mit meinem Willen , und erkenne so , daß dieser Inhalt mein eigener sei als wenn ich sage ich handle aus dem Herzen , nur daß indem der Inhalt mein ist , dieser Inhalt , im Gedanken , in mir als Denkenden der meinige ist  : dies ist eben so stark als wenn es mir im Herzen ist .   5–6 und die … angehören] Pa  : Es ist wichtig wie der Inhalt sich verhält zu der Form im Gefühl .   6 das Gefühl] PaDe  : vom Gefühle zu sprechen   8 Praktischen] Pa  : Praktischen , der Recht , der Gerechtigkeit übt   hat] Pa  : und hat   9 Reminiscenz] Pa  : eine ­Reminiszenz   selbst , er … Mini­ mum]  Do  : selbst als Individuum , und diß erst verschwindet im Seyn in der Sache   10 appellirt] Pa  : appellirt gern   11 kommt deshalb … Handeln] Pa  : an ihre Besonderheit , will sich ihre eigene Besonderheit geniessen , und durch diese Richtung kommt diese Selbstgefälligkeit nicht heraus zu wahrem Handeln , zu objectivem Denken  Do  : will die eigne Besonderheit immer genießen , und deswegen kommt die Selbstgefälligkeit nicht zum objektiven Verhalten , Handeln überhaupt   12 ist noch nicht fertig] PaDe  : dem ist daher (De  : einerseits) nicht viel zu trauen , (De  : anderseits ist er noch nicht mit sich fertig)   14 angeht] De  : angeht , auf dem wir uns befinden   14–15 Im Gefühl … gefunden .] Pa  : Wir haben weder in d e m u n m i t t e l b a r e n W i s s e n n o c h i n d e m G e f ü h l die freie absolute Selbstständigkeit Gottes gefunden , nach dem Inhalt , Gott als einen Inhalt der an und für sich sein , nicht als einen zufälligen gefunden .   18 Die Mangelhaftigkeit nöthigt uns] Pa  : Diese Mangelhaftigkeit ist es auch die uns nöthigt   19 Bewußtsein] Pa  : weiteren Bewußtsein   das finden] Pa  : in uns finden dasjenige   der Religion] Pa  : dieser Vorstellung von Religion mehr  

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des Bewußtseins wo das Sein des Objekts als an und für sich seiend ist , wo der Gegenstand eigenes Sein hat , wo denn ferner der Inhalt nicht nur als zufällig vorhanden sei , sondern in der Form absoluter Bestimmtheit . | Indem wir uns umsehen in welcher Form des Bewußtseins wir dieß finden , so bietet sich uns die des weiter bestimmten Bewußtseins dar , wir sind nicht an die beiden Formen des unmittelbaren Wissens und des religiösen Gefühls ge­ bunden , und indem wir zum weiter bestimmten Bewußtsein übergehen , gehen wir noch nicht über den empirischen Standpunkt des blossen Beobachtens hinaus , auf den wir uns gestellt haben . Es ist hier also die Rede von einem Bewußtsein , in dem die Gegenüberstehenden feste Bestimmungen erhalten , sich unterscheiden , wir müssen nun sehen ob diese Bestimmungen unserer Vorstellung von Religion entsprechen . Wir haben eine solche Vorstellung , wir wollen sehen wie sie bestimmt in uns ist , wollen unser Bewußtsein fassen , in dem sich dann das finden wird und wir das erreichen werden was wir suchen , eine bestimmte Vorstellung von Religion . In dem Bewußtsein finden wir den Unterschied , diesen Gegensatz daß ich mich fasse gegen den Gegenstand als endlich , jedes ist das Andere des | Anderen aber auf bestimmte Weise , wir finden daß wir als das Negative für sich bestimmt sind , finden uns bestimmt als das Endliche . Wir sind endlich , dieß ist die festere Bestimmung , darüber scheint nichts weiter zu sagen , wir finden überall ein Ende , das Ende des Einen ist da wo ein Anderes anfängt . Schon dadurch daß wir ein Objekt haben sind wir endlich , wo das anfängt bin ich nicht , also endlich . Wir wissen uns endlich nach | vielfachen ­Seiten  .

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1 wo1] Pa  : worin   1–2 als an … hat] Pa , ähnlich Do  : vorkommt als objectives Sein , als eigenes Sein des an und für sich Seienden | von uns unterschieden , und   2 der Inhalt] Pa  : die Bestimmung der Inhalt   zufällig] Pa  : zufälliger Inhalt   7–8 und indem … nicht] Pa  : sondern können übergehen zu dem we i t e r b e s t i m m t e n B e w u ß t s e i n und gehen zugleich noch nicht   10 Bewußtsein] Pa  : näher bestimmten Bewußtsein   10–11 Gegenüberstehenden feste] Pa  : beiden gegeneinander gegenübergesetzten festere  11 sich] Pa  : wodurch sie sich von einander   12 Religion] Pa  : Religion überhaupt   entsprechen] Pa  : entsprechen , das was Vorstellung überhaupt ist bestimmter zu fassen   14 in dem] Pa  : worin   15 Vorstellung] Pa  : in ihre Momente zerlegte Vorstellung  Religion] Pa  : dem was wir Religion heißen   16 In dem … den] Pa  : 1) wenn wir das bestimmte Bewußtsein betrachten so finden wir darin diesen   17 den Gegenstand] PaDe  : das Object   endlich] De  : das Endliche  Pa  : endliches , Bewußtsein ist überhaupt daß ich bin was nicht das Object ist , und das Object ist was ich nicht bin  Do  : als das Nichtobjekt   18 wir] Do  : weiter ist das Subjekt nicht nur das relativ negative , sondern   Negative] De  : Negative , nicht nur in Relation , sondern   22 wo das] De  : also wo das Object  23 bin ich … endlich] Pa  : da ist das Ende meiner  De  : ist mein Ende   14 in dem] indem  

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Nach der physikalischen Seite , das Leben ist endlich , als Leben sind wir äusserlich abhängig von Anderen , haben Bedürfnisse pp und haben das Bewußtsein dieser Schranke . Dieß haben wir mit dem Thiere gemein , welches ebenfalls seine Schranke fühlt . Die Pflanze , das Mineral ist auch endlich , aber es hat kein Gefühl seiner Schranke , es ist ein Vorzug des Lebenden seine Schranke zu wissen und noch mehr des Geistigen , es hat Furcht , Angst , Hunger , Durst pp in seinem Selbstgefühl ist eine Unterbrechung , es ist eine Negation in ihm und es ist Gefühl derselben vor­handen . Wenn man sagt die Religion beruhe auf dieß | Gefühl der Abhängigkeit ,  | so hätte auch das Thier Religion . Die Schranke ist nur insofern für mich , als ich darüber hinausgehe , im Gefühl , im Bewußtsein der Schranke liegt das Darüberhinaus[ .] Dieß Gefühl ist eine Vergleichung zwischen seiner Natur und seinem Dasein in diesem Momente und sein Dasein ist seiner Natur nicht entsprechend . Das Thier wie der Mensch als Subjekt ist wesentlich negative Einheit , Identität mit sich und hat die Gewißheit , das Selbstgefühl seiner selbst , seiner Beziehung auf sich , diesem widerspricht das Gefühl einer Negation in ihm , das Selbst fühlt

1 Nach der physikalischen Seite] Pa  : nach unserer physikalischen Endlichkeit  De  : nach unsrer natür­l ichen Existenz  Do  : in unsrer physikalischen Existenz   Leben ist endlich] Pa  : Leben des Le­bendigen ist dies Endliche  Do  : das Lebendige überhaupt ist endlich und zugleich eine Beziehung auf und Abhängigkeit von andren   1–3 als Leben … Schranke .] Pa  : Als Bewußtsein hat es AußersichSeiendes neben sich , das außer sich sein ist ein Anderes als wir (und so sind wir Ms  : uns , so und sind) deswegen abhängig . Dies was jedem nöthig ist zu seiner Existenz . Also diese sinn­l iche Existenz ist endlich . Äußerliche Dinge zu ihrer Befriedigung etc . und wir haben das Gefühl wir fühlen uns als abhängig als thierische Existenz .  Do  : Wir haben das Bewußtseyn dieser Beschränktheit , wir fühlen unsre Beschränktheit   5 Lebenden] PaDe  : Lebendigen   wissen] PaDe  : fühlen   6 des Geistigen] Pa  : Vorzug des Geistigen seine Schranke zu wissen   7–8 und es … vorhanden] Pa  : | das Thier fühlt Schmerz es hat Furcht , fürchtet sich wenn es gejagt wird . Kommt an eine Mauer da fühlt es seine Schranke   8 dieß] PaDe  : diesem   9 so hätte … Religion] Pa  : dann müssen aber auch die Thiere Religion haben , denn sie fühlen diese Abhängigkeit   Schranke] Pa  : Schranke aber   10 darüber] Pa  : über die Schranke   10–11 Darüberhinaus] Do  : das Bewußtseyn der Freiheit von der Schranke , der Schrankenlosigkeit .  Pa  : darüber hinaus sein , für uns ist das Mineral beschränkt , für sich selbst nicht   12 Momente] Pa  : Momente überhaupt   sein Dasein … entsprechend] Pa  : dies sein Dasein ist nicht entsprechend seiner Natur . Das Thier ist lebendig , das Lebendige überhaupt ist dies welches sein Dasein vergleicht daß dies Dasein unangemessen ist seiner Natur und in so fern fühlt es ein Bedürfnis , fühlt Schmerz fühlt das negative Sein   13 Das Thier] Ho  : Für uns ist der Stein beschränkt , für sich selbst nicht , wir sind über seine Bestimmtheit hinaus , er mit dem was er ist , unmittelbar Identisch  ; das was sein bestimmtes Sein ausmacht ist ihm nicht als ein Nichtsein . Das Schranke-Fühlen des Thiers ist Vergleichung seiner Allgemeinheit mit seinem Dasein in diesem bestimmten Moment . Denn das Thier als solches ist als Lebendiges sich allgemein , und fühlt seine Beschränkung als negirte Allgemeinheit , als Bedürfniß . Der Mensch als Subject ist ebenso negative Einheit mit sich , und hat die Gewißheit der Einheit mit sich ,   als Subjekt] Pa  : aber als Subject überhaupt   Einheit] Pa  : Einheit mit sich   14 sich] Pa  : sich überhaupt   hat] Pa  : es hat   das Selbstgefühl seiner selbst] Pa  : oder wir sagen wir haben das Selbstgefühl , seines Bedürfnisses  15 diesem] Pa  : Dieser seiner Beziehung auf sich  

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sich als Macht gegen seine Negation und hebt dieß Accidentelle auf d . h . es befriedigt sein Bedürfniß . Also auch beim Thiere ist dieß der Fall , daß die Schranke nur vorhanden ist , insofern es darüber hinausgeht , es hat Bedürfnisse aber zugleich ist es Trieb diese Negation des Selbst aufzuheben , alle Triebe sind diese Affirmation seines Selbst und das Thier stellt sich so her gegen die Negation in ihm . Es ist nur lebendig im Aufheben der Schranke und es | versöhnt sich | darin mit sich selbst . Diese Noth in ihm erscheint zugleich als Objekt ausser ihm , dessen es sich bemächtigt und so sein Selbst wiederherstellt . | Wir fühlen uns also als endlich . Ich bemerke daß die Schranke der Endlichkeit nur vorhanden ist , durch die Vergleichung mit dem Affirmativen gegen die Schranke , nur insofern wir darüber hinaus sind fühlen wir sie . Diese so abstrakte Reflexion , wird auf diesem Standpunkt des Bewußtseins nicht gemacht , sondern wir bleiben dabei stehen daß ich endlich bin . In diesem Bewußtsein bin ich endlich , darüber hinaus ist das Objekt , dieß ist das Andere als ich , das verschieden ist von mir , dazu gehört , daß es als unendlich gesetzt wird . Hier ist das was über die Schranke hinaus ist , bestimmt als ein Anderes als ich . Ich weiß nur von der Grenze insofern ich darüber hinaus bin . Im Bewußtsein ist dieß als ein Anderes als ich und ich bin nur als endlich bestimmt . Das Fernere ist , daß beide Seiten in Relation | mit einander sind und es ist zu sehen wie sich diese bestimmt , dieß ist auf ganz einfache Weise . Das Unendliche , dieß mein Gegenstand , ist das Nichtendliche , Nichtbesondere , Nichtbeschränkte , das Allgemeine , das Endliche in Relation auf Unendliches ist gesetzt als das Negative , Abhängige , was zerfließt im Verhältniß zum

1–2 und hebt … Bedürfniß] Pa  : die als Bedürfnis erscheint und als äußeres Object wodurch dies Bedürfniß befriedigt wird . Es befriedigt sein Bedürfniß , hebt diese Schranke auf , die in seinem Bedürfniß überhaupt gesetzt ist   3 es hat Bedürfnisse] Pa  : nur weil es ein Selbstgefühl ist hat es Bedürfniß  4–6 alle Triebe … lebendig] Pa  : Aller Trieb ist nur dies , daß eine Negation in dem Lebendigen gesetzt ist die dem Selbst widerspricht , denn das Selbst ist das Affirmative , diese Affirmation seiner selbst stellt sich wieder her . Wenn also das Thier sich endlich fühlt , seine Schranken fühlt so ist es lebendig dadurch daß es einen Trieb hat   7 selbst] Pa  : selbst , mit der Welt  De  : selbst , mit der Welt  ; ist zu seinem befriedigten , gesättigten Selbstgefühl zurückgekehrt   9 endlich] Pa  : endlich , ich bin endlich   10 nur] Pa  : durchaus nur für uns   11 Diese] Pa  : Also wir sind als endlich beschränkt , diese   12 Reflexion ,] De  : haben wir noch in concreterer Weise später zu machen . Sie   12–13 sondern wir … stehen] PaDe  : es wird daran festgehalten  Do  : sondern eben gefühlt   14–15 dieß ist … mir] Pa  : Ich bin das Endliche , das Object ist das Nicht Sein mei­ ner , daß das Andere ist das nicht sein meiner , das von mir unterschiedene  De  : das Nicht-seyn meiner , das Andre vom Ich   15 wird .] Pa  : wird . Unterschieden von mir dem Endlichen a l s d a s ­Un e n d l i c h e .   16 die Schranke hinaus ist ,] Pa  : das Endliche hinaus ist , aber es ist   Ich] Pa  : ich fühle nur meine Schranke , ich   19 Das Fernere ist] De  : Das 2te ist nun  Pa  : 2)  Do  : Das zweite ist  beide] PaDe  : diese beiden   mit] PaDeDo  : auf  23–155,1 was zerfließt … Unendlichen .] Pa  : das Unendliche als das Substantielle als das Nichtabhängige . Das Endliche als das welches kein

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Unendlichen . Indem beide zusammengebracht werden entsteht eine Einheit , durch das Aufheben des Einen , und zwar des Endlichen , welches nicht aushalten kann gegen das Unendliche . Dieß Verhältniß als Gefühl ausgedrückt , ist es das der Furcht , der Abhängigkeit . Dieß ist die Relation beider , aber es ist noch eine andere Bestimmung darin . Einerseits bestimme ich mich als das Endliche , das Andere ist , daß ich in der Relation nicht untergehe , daß beide bestehen . Ich bestehe , ich bin auch das Affirmative , welches besteht , einerseits weiß ich mich als nichtig , andererseits als affirmativ , als geltend , so daß das Unendliche mich | gewähren läßt . Man kann dieß die Güte des Unendlichen nennen , | wie das Aufheben des Endlichen die Gerechtigkeit genannt werden kann , wonach das Endliche manifestirt werden muß als endliches . Man sagt nun wenn man so weit geht darin sei alles der Religion enthalten . Wir können aber auch weiter gehen , beobachten daß man Gott erkennen kann , aber es wird gleichsam mit Willkühr hier festgehalten oder weil man sich nur beobachtend verhalten will , muß man bei dieser Bestimmung des Bewußtseins stehen bleiben . Gott heißt hier , bestimmt sich hier nur als das Unendliche , als das Andere des Endlichen , als Jenseits desselben , so weit er ist bin ich nicht , so weit er mich berührt schwindet das Endliche zusammen . Gott ist so bestimmt mit einem Gegensatz der absolut erscheint . Man sagt das Endliche kann das Unendliche nicht erkennen , erreichen , begreifen , man kann über diesen Standpunkt hinaus gehen , aber | man sagt es sei darin alles enthalten , was wir von der Religion brauchen , wir haben darin alles was wir von Gott und Religion zu wissen brauchen und was darüber ist , ist vom Uebel . Man könnte beobachten , daß wir

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Bestehen hat , welches nur sein Bestehen hat im Verhältniß auf das unendliche .   1 Indem beide … 25 Einheit , ] PaDe  : In diesem Zusammenbringen ist die Einheit nun zustande gekommen .   3 Dieß

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Verhältniß] Pa  : Diese Relation daß gegen mich das Endliche ein anderes ist und daß das Allgemeine , das Unendliche , ich also nur das Negative bin ,   5 Endliche] Pa  : Endliche als das nur negative   6 bestehen] Pa  : bestehen , daß sie nicht zu dieser Einheit kommen . Ich bin , überhaupt Standpunkt des Bewußtseins  7 welches] Pa  : welches für sich ist , welches  8 nichtig] PaDe  : das Nichtige  affirmativ , als geltend] De  : als das was gilt als das Affirmative  Pa  : das Affirmative   11 Endliche manifestirt … endliches] Do  : Negative auch manifestirt werde als Affirmatives   12 so weit … enthalten] DePa  : bis hieher nur fortgeht , das (DePa  : daß) ist alles was die Religion näher ist  Ho  : Dieß ist das weiter bestimmte Bewußtsein , über welches hinaus die Beobachtung nicht geht . Deshalb sagt man auch  : dieß sei alles , was die Religion | zu geben im Stande sei , Do schließt an  : und man muß hier stehen bleiben , wenn man sich nur beobachtend verhalten will   17 er ist] Pa  : Gott ist , so weit   17–18 so weit] Pa  : Sofern  De  : In sofern   19 Man sagt] Pa  : Indem das End­liche bestimmt ist , als das schlechthin andere | des Unendlichen , so sagt man   20 begreifen] Pa  : kann deshalb nicht erfassen nicht begreifen  Do  : nicht fassen , begreifen   23 was] Pa  : Gott ist ein jenseits , wir können ihn nicht fassen etc . so sagt man . Was   beobachten] PaDe  : die Beobachtung machen  

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Gott erkennen können , daß wir von einem Reich­thum seiner Lebendigkeit und Geistigkeit wissen , das wäre aber vom Uebel Wenn man sich auf den Standpunkt des empirischen Verstehens , des Beobachtens gestellt hat , so kann man wahrhaft nicht weiter gehen , denn beobachten heißt sich einen Inhalt desselben vorhalten als jenseits , wenn ich nun weiter gehe aus einem geistig höheren Standpunkt das Bewußtsein zu betrachten , so finde ich mich nicht mehr beobachtend , sondern ich vergesse mich hineingehend in das Subjekt , ich versenke mich darin indem ich Gott zu erkennen , zu begreifen suche , ich gebe mich darin auf , und wenn ich dieß thue so bin ich nicht mehr in dem Verhältniß des empirischen Bewußtsein , des Beobachtens . Wenn Gott für mich nicht mehr ein Jenseits ist , so bin ich nicht | mehr reiner Beobachter . Insofern man also beobachten will muß man auf diesem Standpunkt bleiben . Er bleibt bei der Endlichkeit des Subjekts stehen , sie gilt hier als das Höchste , das Letzte , als Unverrückbares , Unveränderliches Ehernes und ihm gegenüber ist dann ein Anderes an dem dieß Subjekt ein Ende hat . Dieß Andere Gott genannt ist ein Jenseits , weiter für uns nichts , als daß wir im | Gefühl unserer Endlichkeit danach suchen , weiter nichts denn wir sind in unserer Endlichkeit fest und absolut . Die Reflexion des Hinüberseins über die | Schranke ist auch insofern zuge­ geben , jedoch ist dieß Hinausgehen , diese Sehnsucht nur ein Versuchtes , eine bloße Sehnsucht die das nicht erreicht was sie sucht , das Objekt erreichen , es

1 daß] Pa  : auch eine affirmative Beziehung zu Gottes Wesen finden daß   2 wissen ,] Do  : wissen , und er uns auch als affirmatives erscheint .   das wäre … Uebel] Pa  : aber das wird gesagt das ist vom übel , denn es geht über den Standpunkt hinaus der festgesetzt ist   4–5 denn beobachten … jenseits] Pa , ähnlich Do  : I m B e o b a c h t e n l i e g t , d a ß m a n s i c h e i n e n I n h a l t d r a u s s e n h ä l t a l s e i n ä u s s e r l i c h e s O b j e c t , a l s e i n J e n s e i t s vom ich .   6–9 finde ich … auf] Pa  : verhalte ich mich dabei nicht bloß betrachtend , sondern mich mit dem Objecte einzulassen , in das Object hineinzugehen , meine Subjectivität in der Objectivität aufzugeben , mich meiner Particularität die sich draußen erhält  Do  : weil […] ich mich in dem Objekt vergesse , meine Subjektivität gegen das Objekt aufgebe , meine Partikularität aufgebe , und so Gott erkenne   10 des empirischen … Beobachtens] Pa  : in dem ich mich als empirisches Bewußtsein verhalten will . Das was ich beobachte ist das Verhältniß des Bewußtseins , und wir beobachten wir geben uns ein Verhältniß zu dem was wir beobachten   11 bin] PaDe  : bleibe   Beobachter] Pa  : Beobachter , sondern da werde ich in die Sache hinein verflochten . Das ist dieser Standpunkt , und wie gesagt ,  Do  : empirisches beobachtendes Bewußtseyn   12–13 Er bleibt … stehen] Pa  : Also das Nähere ist vors erste daß ich bei der Endlichkeit des Subjects stehen bleibe .  De  : Das Nähere auf diesem Standpunkt ist also , daß ich stehen bleibe bey meiner Endlichkeit   14 und] Pa  : das schlechthin feststeht , und   15 Gott genannt] Pa  : das Gott genannt wird   16–17 danach suchen] Pa  : uns danach sehnen  DeDo  : sehnen   18–19 Die Reflexion … zugegeben] Do  : so daß eine Sehnsucht ein Streben nach diesem andren zugegeben wird   19 jedoch ist] Pa  : wir haben eine Sehnsucht nach diesem Anderen , ein Streben nach diesem Anderen , aber es soll   20 erreicht] Pa  : erreichen kann   erreichen , es] Pa  : zu erreichen zu  

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i.  der begriff der religion157

erkennen wäre meine Endlichkeit aufgeben , sie ist aber das Letzte soll nicht auf­ gegeben werden , daher ist das Darüberhinaus nur ein Versuchtes . Dieser ganze Standpunkt ist nun noch näher ins Auge zu fassen und zu sehen was die | allgemeine Bestimmtheit desselben ausmacht und sein Wesentliches ist zu beurtheilen . Es ist in ihm die Bestimmung meiner Endlichkeit meiner Relativität , das Unendliche steht ihm gegenüber , aber als ein Jenseits , ich bin bestimmt als das wesentlich Negative , damit wechselt denn ab meine Affirmation , die Bestimmung daß ich bin . Wir werden spaeter sehen daß beide in eins zusammenfallen , die Hauptbestimmung ist die Absolutheit meiner , in dieser meiner Endlichkeit . Einerseits ist hier das Hinausgehen aus meiner Endlichkeit zu einem Höheren , andererseits bin ich als das Negative dieses höheren Gegenstands bestimmt , er bleibt ein Anderes von mir unbestimmbar , unerreicht insofern die Bestimmung einen objektiven Sinn haben soll . Vorhanden ist nur mein Hinaus als Richtung in die Ferne , ich bleibe diesseits und habe die Sehnsucht nach einem Jenseits . Das Zweite ist , daß diese Richtung nach einem Jenseits , durchaus nur meine ist , mein Thun , meine Richtung meine Rührung ist . Wenn ich die Praedikate allgütig , allmächtig als Bestimmungen von diesem | Jenseits gebrauche , so haben sie nur Sinn in mir , nur einen subjektiven , nicht objektiven Sinn . Meine absolute , feste Endlichkeit hindert mich es zu erreichen , meine Endlichkeit aufgeben und es erreichen ist eins . Es erhellt hieraus die dritte Bestimmung , daß die ganze Be-

1 wäre meine Endlichkeit aufgeben] Pa  : darin | läge daß ich meine Endlichkeit aufgebe , auf sie Verzicht leiste   2 daher ist … Versuchtes] Pa  : Das Hinaus über meine Endlichkeit ist nur ein Sehnsuchtsvolles Streben .  De  : nur ein Sehnen und Streben   3–5 Dieser ganze … beurtheilen . Sondergut Gr   6 Es ist … Bestimmung] Pa , ähnlich De  : Wir haben gesehen daß auf diesem Standpunkt vorhanden ist eine Abwechslung von Bestimmungen , Bestimmungen  Do  : Auf diesem Standpunkt sind abwechselnde Bestimmungen   6–7 Unendliche] Pa  : NichtEndliche Unendliche   7 bestimmt] Pa  : als das nur Endliche   9 Wir werden … zusammenfallen] Pa  : Beide Bestimmungen sind nur Formen ein und derselben Bestimmung .  Do  : daß beide nur Formen einer und derselben Bestimmung   11–13 Einerseits ist … unerreicht] Pa , ähnlich De  : In der ersten Bestimmung ist enthalten meine Endlichkeit , und eben weil ich endlich bin das Hinausgehen zu einem Höheren . Was aber in dem Verhältniß des Bewußtseins nicht ist , daß ich als das Negative dieses Gegenstands bestimmt bin sogleich , daß er ein anderes gegen mich ist , also unerreicht bleibt von mir ein Anderes das von mir Unbestimmbar ist .   14 Vorhanden ist nur] Pa  : Dieses Jenseits hat keinen Inhalt , was vorhanden ist , ist eine Richtung überhaupt ,   15 die2 ] Pa  : eine Richtung nach einer Ferne , ein Streben , eine   16 Jenseits] Pa  : Jenseits , die Sehnsucht   20 es1] Pa  : das Jenseits   es2 ] PaDe  : Das Jenseits   20–21 meine Endlichkeit … eins] Do  : beide Interesse , jenes Unendliche nicht zu erreichen , mich aber in meiner Endlichkeit zu erhalten sind eins und dasselbe   21 eins] Pa  : eins und daßelbe  

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stimmung die eines Negativen ist , daß ich endlich bin und das Andere als negativ bestimmt ist , daß alles dieß Andere mir selbst angehört , durchaus in mich fällt . Es ist mein Gefühl , meine Richtung Empfindung , mein Wollen , Streben pp . | Es ist nun in mir selbst eine Entzweiung vorhanden , einerseits | ist in mir die Bestimmung , daß ich das Negative bin , daß andererseits aber auch das Negative als Anderes gegen mich bestimmt ist . Diese zweite Bestimmung gehört ebenso mir an , es sind verschiedene Richtungen eine in mir und eine nach aussen die aber ebenso in mich fällt , meine Richtung zum Jenseits und meine Endlichkeit sind Bestimmungen in mir . Das ist das Nähere von dem , was das eine der Verhältnisse dieses Standpunkts ist .  | Das Andere ist meine Affirmation , ich bin überhaupt , ich bin affirmativ . Dieß ist unterschieden von der ersten Bestimmung wonach ich endlich bin . Wenn man dieß in konkreterer Form ausspricht in Beziehung auf Sollen , so bin ich unmittelbar das , was ich sein soll . Es heißt dann ferner ich bin gut von Natur d . h . ich bin und zwar insofern ich unmittelbar gut bin . In dieser Rücksicht ist es nur darum zu thun mich so zu erhalten , es ist zwar in mir auch eine Möglichkeit von Beziehung auf Anderes , von Sünden , Fehlern pp dieß ist aber denn sogleich als spaeteres , äusserlich Accidentelles bestimmt . Wenn ich wäre wie ich nicht sein soll so wäre damit meine Endlichkeit ausgesprochen . Ich bin , das ist eine Beziehung auf mich , eine Affirmation , ich bin wie ich sein soll , das Fehlerhafte ist nicht in meiner Wurzel , sondern eine zufällige Verwickelung überhaupt . 2 alles dieß Andere] Pa  : diese beiden Bestimmungen die Vorstellung von meiner Endlichkeit und von einem Jenseits daß dies   3 Es ist … Streben pp .] Pa  : daß sie schlechthin bei mir bleiben , das anerkennen eines Jenseits das ist mein Trieb , Streben , und Wollen ,   7 es sind … eine2 ] Do  : ich trete nicht aus mir heraus obgleich die Richtungen verschieden , einmal in mich hinein , das andre Mal   in mir] Pa  : auf mich selbst   9–11 sind Bestimmungen … Andere] Pa  : beides ist Bestimmtheit meiner , ich bleibe darin , in mich eingeschlossen , es ist nur als entzweit in mir (Ms  : ihm) gesetzt aber so daß diese beiden Seiten in der That mir angehören . Die andere Bestimmung dieses Standpunkts   11 Affirmation] Pa  : Affirmation , nicht meine Endlichkeit   Dieß] PaDo  : Dies daß ich bin   12 wonach ich endlich bin] Do  : nach welcher ich mich als Gegensatz zum Unendlichen fühle   13 Sollen] Pa  : ein Sollen so bin ich überhaupt ,   14 Es heißt dann ferner] Pa  : Wenn wir also dies ich bin durch sollen aussprechen , so heißt es , daß gesagt wird  Do  : also das letzte der Affirmation so heißt   15 und zwar insofern ich] Pa  : ich bin überhaupt und in so fern ich bin , gut bin ,   bin 2 ] Pa  : bin , ich bin ursprünglich gut , ich bin diese Affirmation , das gutsein ist ursprünglich   16 auch] Pa  : auch vorhanden   17 Beziehung auf Anderes] Pa  : Anfechtung von Anderem   18 bestimmt] Pa  : zu bestimmen , als ein späteres , als ein zufälliges   19–21 Ich bin , … überhaupt .] Do  : Meine Natur als solche , die Gleichheit mit mir ist aber was affirmatives , und die Negation ist nur das Schlechte eine zufällige Verwickelung nicht in meiner Natur liegend . Diese Veränderungen betreVen nicht die Wurzel , sondern nur die äußerliche Form .   20–21 das Fehlerhafte ist] Pa  : Das Negative ist das Fehlerhafte das Mangelhafte , das Sündhafte etc . Dies ist aber  21 überhaupt .] Pa  : überhaupt . Das ist die erste Grundbestimmung nach dieser Seite meiner Affirmation .  

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i.  der begriff der religion159

Das Zweite in diesem Standpunkt der Affirmation ist , daß ich mich auch zu einem Äusserlichen verhalten , das Gute getrübt werden kann . Meine Affirmation in Beziehung auf solches Unrecht , wird dann | auch vermittelte aus solcher Vereinzelung sich herstellende | Affirmation , vermittelt durch das Aufheben der ­Fehlerhaftigkeit die an sich nur zufällig ist . Das Gute meiner Natur ist zur Gleichheit mit sich selbst zurückgekehrt , diese Versöhnung schaVt dann nichts Innerliches weg , berührt es nicht , sondern schaVt nur Äusserliches fort . Das ist es was in dieser zweiten Bestimmung liegt , hiermit verglichen die Bestimmung der Affirmation wie sich dabei ergeben hat , daß ich darin bei mir bleibe , so ist zugleich das gesetzt , was wir vom ersten Standpunkt erkannt haben . Ich bin , meine Affirmation ist das Bestehende , was sich zwar mit | Anderem einlassen und dadurch an seiner Oberfläche getrübt werden kann , was aber dennoch in sich eingeschlossen bleibt . Meine Affirmation steht demnach über Alles , ich bleibe was ich bin . Damit ist zugleich gesagt die Welt versöhne sich nur mit sich selbst , ich als Einzelner bin gut , in Fehler | verfallend , brauche ich nur ein Accidentelles von mir zu werfen , und ich bin versöhnt mit mir . Wenn gesagt wird Gott hat die Welt | versöhnt , so ist dieß hiernach nur meine Versöhnung , nur meine Affirmation ist wieder herzustellen . Das Innere , der Geist ist nicht damit in Verhältnisse gekommen , es bleibt ausser dem Spiele , das Innere der Geist ist das ursprünglich Gute und das Negative ist nicht innerhalb der Natur des Geistes selbst bestimmt . In der Theologie ist dagegen die Vorstellung von ewiger Verdamniß vorgekommen , sie setzt den Willen als schlechthin frei voraus , es kommt nicht auf

3 solches Unrecht] Pa  : solche Fehlerhaftigkeit auf solche äußere Richtungen   vermittelte] PaDe  :

25 eine vermittelnde Affirmation , eine sich   4 herstellende] PaDe  : wiederherstellende   Affirma-

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tion] Pa  : Affirmation , so ist es eine aus dem Unversöhnten sich wiederherstellende zu sich zurückkehrende Affirmation   5 der] Pa  : meiner   Das Gute meiner Natur ist] DePa  : (De  : Das Gute meiner Natur  Pa  : Meine Natur) ist wieder mit sich selbst versöhnt ,   6–7 schaVt dann … fort] Pa  : berührt das Innere nicht , sie schaVt nicht etwas Inneres , sondern sie schaVt nur das wieder was ursprünglich ist , schaVt nur accidentelles  De  : Nichts Neues geschaVen , sondern nur ein äußer­ liches Zufälliges entfernt .  Do  : stellt nur wieder her , was in meiner Natur ist .   11–12 was sich … kann] Do  : Die Richtung zu einem Hinaus ist also dadurch abgeschaVt und ich bin so das Affirmative ­überhaupt   einlassen] PaDe  : verwickeln   13 bleibt .] Pa  : daß ich bleibe was ich bin , eine Richtung zum Jenseits , daß dies nur m e i n e Richtung und m e i n e Sehnsucht etc . sind   13–14 ich bleibe … bin] De  : bleibe stets bey mir selbst  Pa  : Nichts Neues geschaVen , sondern nur ein äußerliches Zufälliges entfernt (vgl . die Notiz zu 6–7)   16 verfallend] Pa  : verfallen bin ich darin nur zu einem accidentellen übergegangen  ; um diese meine ursprüngliche Affirmation wiederherzustellen  17 ich bin … mir] Do  : meine Rückkehr zu mir ist nur das Versöhnen mit mir selbst und Gott hat nur diesen Sinn   17–19 Wenn gesagt … herzustellen .] Do  : Die Welt nicht mit sich versöhnt .   19 Innere , der Geist] PaDe  : Innere des Geistes   21 bestimmt] PaDo  : gefasst   22 Theologie] De  : ehemaligen Theologie  

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nachschrift griesheim · 1824

meine Natur , sondern auf meinen selbstbewußten Willen an was ich bin , ich bin schuldig durch den Willen . So ist meine Natur , das Ursprüngliche nicht das Gute , ich kann mir kein Gutsein zuschreiben ausser meinen Willen , dieß fällt nur in die Seite meines selbstbewußten Geistes nach dieser Ansicht . Hier hingegen ist nur die gute Ursprünglichkeit angenommen , deren Berührung durch Anderes aufgehoben wird , durch Wiederherstellung des Ursprünglichen . Diese | ­versöhnende Vermittelung besteht blos in dem Bewußtsein , Wissen , daß ich von Natur gut bin . Meine Natur ist gut , dazu kann nur das Wissen von dieser guten Natur hinzukommen ,  | die Ueberzeugung , Meinung in mir daß ich gut bin . Dieß ist die abstrakte Bestimmung , weiter entwickelt würden alle Ansichten der Zeit hinein fallen . z . B . daß das Gute nur in meiner Ueberzeugung liegt und hier auf diese Ueberzeugung beruhe meine Sittlichkeit und was Gut sei , beruhe wieder nur auf meine Natur . Nur das Wissen daß ich gut bin , macht mich gut und das Gute . Meine Ueberzeugung sei hinreichend in Ansehung meiner . In diesem Standpunkt liegen von Kant an alle Ansichten neuerer Zeit , aller Glauben von Kant an fällt in die Ansicht , daß ich das Affirmative bin , das über alle diese Bestimmungen steht . Dieß ist der Standpunkt des subjektiven Bewußtseins , welches so bestimmt bleibt , welches die Gegensätze entwickelt die das Bewußtsein betreVen , die aber darin bleiben und die es in seiner Gewalt behält weil es das Affirmative ist .

1 Natur] Do  : Natur , die so oder so seyn kann   meinen selbstbewußten … bin] Pa  : auf mich als selbstbewussten Willen an , was ich bin , es kommt auf meinen selbstbewussten Willen an nach dieser Vorstellung   3 ausser] Pa  : ohne meinen Willen , außer   dieß] Pa  : sondern das Gutsein   7–8 von Natur] Pa  : ursprünglich   8 Meine Natur] Pa  : Ich mag tun was ich will , ich behalte meine Natur , d . h . die Überzeugung die Meinung von mir daß ich gut bin . Mein Sein   9 bin] Do  : bin , macht mich gut nach der Meinung der neuern Zeit   10–11 weiter entwickelt … fallen] De  : Wenn wir dieß weiter entwickelten , würde hierhin die ganze Zeitansicht passen   11–12 daß das … Ueberzeugung] Pa  : ich halte das für Recht in dieser Überzeugung als Überzeugung , in diesem Wissen davon darin beruht meine Moralität darin  De  : daß das Sittliche einer Handlung nur nach der Überzeugung des Handelnden zu entscheiden sey .   13 meine Natur .] Pa  : dem ursprünglich Guten der ich bin . Meine Natur ist gut überhaupt ,   14 Gute] Pa  : Gute und macht mich zum guten , macht meine Überzeugung daß ich weiß daß ich gut bin . Und dies beruht darauf weil ich von Haus aus gut bin , und daß ich es weiß .   14–15 In diesem Standpunkt liegen] Pa  : Meine Sehnsucht nach einem jenseits , meine Rührung , gehört mir an , bleibt innerhalb meiner selbst , ich bin das Affirmative überhaupt . Was ich Fehler was ich Sünde mache berührt nur die Oberfläche meiner Natur , wie überhaupt ich keinen Fehler begehen kann wenn ich weiß daß ich gut bin , mein Wissen macht daß ich gut bin . Meine Sehnsucht , mein Streben , diese meine Erhebung ist die Hauptsache , es ist das allein Substantielle . (Hier liegen   15 Kant] Pa  : der Kantschen Philosophie  Ho  : der Kantischen Philosophie , welche zuerst den Glauben an das Gute aufstellte .   16 Affirmative] Pa  : Affirmative das Substantielle , das Wesentliche   19–20 die das … behält] Do  : über den es un­ mittelbar steht  

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i.  der begriff der religion161

Zu betrachten ist nun was Endlichkeit näher überhaupt ist und welches wahrhafte Verhältniß das Endliche zum Unendlichen hat und in dieß Endliche fällt dann die Bestimmung des als subjektiv bleibenden Bewußtseins . Wir wollen von der Endlichkeit | zuerst in dem populairen Sinn sprechen , den man meint | wenn man sagt der Mensch ist endlich , dann von dem Wahrhaften und der Anschauung derselben . Es sind dreierlei Formen in denen die Endlichkeit erscheint , erstens die sinn­ liche Endlichkeit , zweitens die Endlichkeit vor der Reflexion und drittens wie sie im Geist und für den Geist ist . 1 .  Der Mensch ist endlich , dieß hat den Sinn , ich der Mensch verhalte mich zu Anderem , es ist ein Anderes , Negatives meiner vorhanden mit dem ich in Verbindung stehe und dieß macht meine Endlichkeit aus , wir sind beide ausschliessend und verhalten uns selbstständig gegeneinander . So bin ich als sinnlich Empfindendes , alles Lebendige ist so ausschliessend . Im Hören und Sehen habe ich nur Einzelnes vor mir und mich praktisch verhaltend habe ich es immer nur mit Einzelnem zu thun , die Gegenstände meiner Befriedigung sind ebenso einzeln . Dieß ist der Standpunkt des natürlichen Seins , der natürlichen Existenz , ich bin danach in vielfachen Verhaltnissen , vielfach äusseren Sein , in Empfindungen , Bedürfnissen , praktischen und theoretischen Verhältnissen , alle sind ihrem Inhalte nach beschränkt | und abhängig , endlich . Innerhalb dieser Endlichkeit fällt schon die Aufhebung des Endlichen , jeder Trieb als subjektiv bezieht sich auf Anderes , ist endlich , aber er hebt diese Beziehung , dieß Endliche auf , indem er sich befriedigt , diese Rückkehr in seine Affirmation ist die Befriedigung , sie bleibt aber andererseits endlich , denn der befriedigte Trieb erwacht wieder , die

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25 1 und] Pa  : worin die Endlichkeit fällt , und   5 endlich] Do  : endlich , ist groß zu betrachten ,

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aber sei eine rohe Natur   7 Es] Pa  : Wenn wir also davon sprechen daß der Mensch endlich ist , so   8–9 wie sie … ist] Pa  : die Form der Endlichkeit wie sie Geist für den Geist wäre   12 dieß] Pa  : diese Verbindung mit einem anderen   dieß macht … aus] Do  : diese Abhängigkeit bestimmt meine Endlichkeit  Endlichkeit] Pa  : Endlichkeit eine Abhängigkeit meiner  13 So] Pa  : Dies macht ein Ausschliessen aus  ; so ein Ausschliessendes und Ausgeschlossenes   14 alles Lebendige … ausschliessend] Pa  : Alle Solchen sind so einzelne Ausschliessende und Ausgeschlossene  15 mich praktisch verhaltend] Pa  : In so fern ich begehre als Praktisches   immer] Pa  : gleichfalls   16–17 einzeln] Pa  : diese einzelnen   18 danach] Pa  : nach dieser natürlichen Existenz  19 Bedürfnissen , praktischen … Verhältnissen] Pa  : ich habe vielerlei Bedürfnisse , ich habe vielerlei unterschiedene Verhältnisse , vielerlei praktische Verhältnisse   alle] Pa  : Alle diese Bedürfnisse  21–22 als subjektiv … endlich] Pa  : der sich befriedigt , in so fern er subjectiv ist ist er ein Endliches   22 Beziehung , dieß Endliche] Pa  : Beziehung auf sein anderes , diese Endlichkeit auch   23 diese Rückkehr … sie] Pa  : Jede Befriedigung ist eine Aufhebung des Endlichen , und die Rückkehr zu sich selbst . Diese Befriedigung  24 endlich] Pa  : eine endliche Befriedigung  

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Befriedigung bleibt also ebenso endlich , als das Bedürfniß , als solches einen Mangel hat und endlich ist , aber nach der formellen Seite ist dieß , daß das Bedürfniß sich befriedigt ein Aufheben seiner Endlichkeit . Die Befriedigung des Hungers ist Aufheben der Trennung zwischen mir und meinem Objekt , ist Aufheben der Endlichkeit , jedoch nur formelles . Auch unser sinnliches Bewußtsein in sofern wir es darin mit Einzelnem zu thun haben gehört in die natürliche Endlichkeit . | Das Endliche ist als das N ­ egative bestimmt , muß sich von sich befreien , dieß erste natürliche , unbefangene End­ liche ist der Tod , dieß ist das Verzichtleisten | auf das Endliche , es wird hier real , aktualiter gesetzt , was es an sich ist . Die sinnliche Lebendigkeit des Einzelnen hat ihr Ende im Tode . Die einzelnen Empfindungen , sind | als einzelne vorüber­ gehend , eine verdrängt die andere , ein Trieb , eine Begierde vertreibt die andere . Diese Sinnlichkeit setzt sich realiter als das , was es ist , in seinem Untergange . Hier tritt das Aufhören , das Loskommen von der Endlichkeit ein . Dieß Loskommen von dieser Endlichkeit ist im Bewußtsein nicht das was der Tod ist , sondern dieß Höhere im Denken , schon in der Vorstellung als darin das Denken thätig ist . 2 .  Indem wir uns jetzt aus dem unmittelbaren Bewußtsein in den | Standpunkt der Reflexion erheben , haben wir es auch wieder mit einer Endlichkeit zu thun , die im bestimmten Gegensatz mit der Unendlichkeit auftritt . Dieß ist die zweite Form . Dieser Gegensatz hat verschiedene Formen und die Frage ist dann , welche sind die . Theils ist es die bestimmte Weise , theils ist auf diesem Standpunkt ein Loskommen von der Endlichkeit vorhanden , es fragt sich nun , kommt die Reflexion dazu das Endliche als das an sich Nichtige zu setzen , oder kommt die Reflexion so weit wie die Natur , kann sie das sterben machen was sterblich ist , oder ist ihr das Nichtige unsterblich . Weil es nichtig ist , sollen | wir es schwinden lassen , denn was die Natur vermag muß der unendliche Geist noch mehr können . 2 endlich] Pa  : nach dieser Seite endlich   Seite] Pa  : Seite betrachtet   7–8 als das Negative bestimmt] Do  : Negative , das nicht an und für sich seiende . Diesen Charakter muß es manifestiren   8–9 muß sich … Endliche1] De  : und diesen Charakter muß es manifestiren . Die allgemeine Manifestation  9 Tod] Pa  : Tod , das Endliche vergeht   das Endliche] De  : die Endlichkeit  Pa  : die Endlichkeit , das Endliche wird nicht behalten , es ist nicht das Bleibende , sondern   15 nicht] Pa  : aber nicht nur   ist 2 ] Pa  : heißt   15–16 dieß Höhere im Denken] PaDo  : das Loskommen von dieser Endlichkeit im Denken überhaupt ,   16 schon in … ist] Do  : in so fern die Vorstellungen darin ihren Grund haben , so daß das Einzelne Zeitliche aufgehoben ist   als] Pa  : in so fern  De  : sofern  ist] Pa  : ist , eben darin das Einzelne aufgehoben ist   17 in] PaDe  : auf   19 mit der] Pa  : gegen die   Form] De  : Form in der sie auftritt  21 die . Theils … Weise] Pa  : was sind die bestimmten Weisen dieses Gegensatzes   23 das Endliche] Pa  : die Endlichkeit zu manifestiren ac­ tualiter   24 wie die Natur] Pa  : als das was wir die Natur nennen  ? Die Natur ist sterblich , wird die Reflexion auch damit fertig  25 es1] Pa  : das Endliche   26 ­können] PaDe  : vermögen   11 ihr] sein  

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i.  der begriff der religion163

Der Standpunkt der Reflexion ist jedoch der in dem die Endlichkeit und Unendlichkeit in ihrem Gegensatz perennirend ist , eben die Beziehung dieser beiden ist der Standpunkt der Reflexion , beide gehören zum Gegensatz . Wenn wir den ersten Gegensatz vom Endlichen und Unendlichen in der Reflexion betrachten , so ist die Endlichkeit ein verschiedenes , mannigfaches Aussereinander , von denen jedes ein besonderes beschränktes ist , ihm gegenüber bestimmt sich das Mannigfache in seiner Allgemeinheit , Unbeschränktheit , das Allgemeine in dieser Vielheit . Diese Form kommt in konkreterer Gestalt in unserem Bewußtsein vor . Wir wissen von vielen Dingen , haben unendlich viele Kenntnisse , nach dem Wollen , Zwecken , Trieben , Neigungen und hierbei ist der Gegensatz auch vorhanden , daß diese Vielheit nicht genügend ist , sondern eine Relation zur Allgemeinheit hat . Die Vielheit , Masse der Kenntnisse , dieß | Viele wird verglichen mit einer Einheit und es wird | gefordert , daß sie weitergefördert und zur Allgemeinheit gebracht wird . Ebenso kann man sich im Praktischen eine Allgemeinheit der Befriedigung zum Plan machen , die man dann Glückseeligkeit nennt . Die eine Totalität heißt Allgemeinheit des Wissens , die andere Totalität des Besitzes , der Befriedigung , der Begierde , des Genusses . Es wird zugegeben daß die Kenntnisse keine Grenze haben , so z . B . kann man sich wohl denken daß die Naturwissenschaft alle Thiere kennt , aber nicht bis in ihre subtilsten Bestimmtheiten , ebenso ist es mit der Befriedigung der Triebe , es ist ein unerreichbares Ideal . Diese Endlichkeit bleibt eben weil sie etwas wahres ist , das Unwahre ist die Einheit , die Allgemeinheit , die Vielheit müßte von dem Charakter aufgeben , um unter die

31De 87Gr

1–2 in dem … ist] PaDe  : worauf sich (Pa  : das Endliche  De  : die Endlichkeit eben) erhält   6 von

25 denen … ist] Pa  : und das Viele Mannigfache außereinander ist eben so das beschränkte und   7–8

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Mannigfache in … Vielheit] Pa  : nicht Beschränkte als Allheit dieses Vielen   8 Form] Pa  : Form der Endlichkeit mit ihrem Gegensatz   9–10 vor . Wir … Kenntnisse] Pa  : (De  : so) vor , daß wir als Vorstellende von einer Menge Dinge wissen , daß wir Kenntnisse | haben , eben so   11 ­Zwecken] Pa  : particulare Zwecke  12 diese] Pa  : diese Mannigfaltigkeit , diese   12–13 Allgemeinheit] ­PaDeDo  : Allheit   13 Masse der Kenntnisse] Pa  : die vorhandene Masse von Kenntnissen , das viele was ich kenne   14 einer Einheit] Pa  : der Einheit in der Allheit   gefordert] Pa  : gefordert daß diese vielen Kenntnisse vollständig werden   14–15 weitergefördert und … wird] Pa  : zur Allheit ge­ deihen , daß man das Bewußtsein erhalte diese Vielheit sei erschöpft , also zur Allheit , zu vollständigen Kenntnissen zu kommen  Do  : zur Allheit gedeihe   15 Allgemeinheit] Pa  : Vollständigkeit der Triebe , der Befriedigung – eine Allheit  Do  : eine Allheit der Befriedigung  17 Allgemeinheit des Wissens] Do  : Allheit der Kenntnisse   18 Es] Pa  : das sind die nächsten Formen von Endlichem und Unendlichem . Es ist in dieser Unendlichkeit (Ms  : Endlichkeit) ebenso eine bleibende Endlichkeit , es   19 haben] Pa  : haben , aber wir künftig dahin kommen , daß man sie endlich kennt , daß man sie in ihren bestimmten theilen beschreibt etc . daß es möglich sei diese Kenntnisse zu haben   21 es ist … Ideal] Pa  : Aber das ist eben so ein Ideal das (Ms  : daß) deshalb nicht erreicht werde .   22–23 eben weil … Allgemeinheit ,] Pa  : und bleibt deswegen , weil sie etwas Falsches enthält . Es ist einer­

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Einheit gesetzt zu werden . Das Ideal ist daher unerreichbar , eben weil es unwahr in sich ist , eine Einheit von Vielem die zugleich ein mannigfaltiges Aussereinander bleiben soll . Diese Endlichkeit hebt sich erst auf im BegriV . Die zweite Form des Gegensatzes ist die des | Endlichen gegen Unendliches wie er in der Reflexion als solche ist . Dieß ist die Endlichkeit im Gegensatz zur Unendlichkeit , beide für sich gesetzt , nicht blos als Praedikat , als wesentlicher Gegensatz und so daß das Eine bestimmt ist als das Andere des Anderen . Das Eine bestimmt als positiv , das Andere als negativ . Wir müssen nun fragen , ob dieser Gegensatz Wahrheit hat d . h . ob diese beiden Seiten auseinanderfallen und aussereinander bestehen . In dieser Rücksicht ist schon gesagt , daß wir wenn wir das Endliche als endlich setzen wir darüber hinaus sind . In der Schranke haben wir eine Schranke , aber nur indem wir darüber hinaus sind , sie ist nicht mehr das Affirmative , indem wir dabei sind , sind wir nicht mehr dabei . | Das Endliche bezieht sich auf das Unendliche , beide schliessen sich gegen einander aus , näher betrachtet soll das Endliche das Begrenzte und die Grenze desselben das Unendliche sein . Bei der ersten Form begrenzt ein Besonderes ein anderes , hier hat das Endliche am Unendlichen | eine Grenze . Wenn nun das Endliche begrenzt wird vom Unendlichen und auf einer Seite steht , so ist das Unendliche selbst auch ein Begrenztes , es hat am Endlichen eine Grenze , es ist das was das Endliche nicht ist , hat ein Drüben und ist so ein Endliches , Begrenztes . Wir haben so statt des

seits Vielheit der Kenntnisse , Vielheit der Triebe , Vielheit der Befriedigung , andererseits die Allheit , Vollständigkeit , Einheit , das in ein Ganzes zusammengefasst sein . Ein solches aber ist nicht ein wahres , eben weil die eine Seite die Mannigfaltigkeit , Vielheit , die andere eine Einheit .  De ergänzt  : in der die Mannigfaltigkeit bleiben soll  Do  : weil in der Einheit das Viele als Vieles bleiben soll , was keine Wahrheit hat   1 Das Ideal ist daher] Pa  : Der Zweck das Ideal ist so gestellt , daß es ein unerreichbares ist , und es ist   1–2 unwahr in] Pa  : ein unwahres an   3 erst] PaDe  : dann nun  BegriV ] Pa  : BegriV überhaupt  De  : BegriVe überhaupt . das Bestimmtere dieses Übergangs ist das des begreifenden Erkennens   5 Dieß] Pa  : Die erste Form des Gegensatzes in der Reflexion ist Verschiedenheit gegen die Einheit , hier   6 als wesentlicher] Pa  : sondern für sich selbst gesetzt . Das Viele ist für sich , hingegen wenn ich das Endliche als solches setze so bringe ich es in Relation gegen das Unendliche . Es ist also der Wesentliche   9 Wir müssen … ob1] Pa  : | Wenn wir die Natur dieses Gegensatzes abstract betrachten , so haben wir auf einer Seite endliches und Unendliches . ob   12 In der … indem] Pa  : Die Bestimmung des Endlichen enthält sein Ende , und das Ende das hat es an einem Anderen . Wir haben eine Schranke , und diese ist , daß   13 indem wir dabei] Pa  : Wir werden hinaus gerissen und indem wir bei der Schranke   15 Unendliche ,] Pa  : Unendliche , das Andere ist das unendliche .   16 das Begrenzte … Grenze] Pa  : begrenzt sein , und das Be­g renzende   21 hat] Pa  : hat das Unendliche   eine] Pa  : seine   22 ist so … Begrenztes] Pa  : es hat daran seine Grenze und Schranke . Dieses Unendliche ist dadurch ein Begrenztes ein Beschränktes . Sie sind in dieser Beziehung auf einander  

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Höchsten ein Endliches . Wir haben nicht das was wir wollen , wir haben nur ein Endliches an diesem Unendlichen . Oder sagt man auf der anderen Seite , daß das Unendliche nicht begrenzt wird , so wird das Endliche auch nicht begrenzt , wird es nicht begrenzt , so ist es nicht vom Unendlichen verschieden , sondern fließt mit ihm zusammen , ist identisch mit ihm in der Unendlichkeit , wie vorher in der Endlichkeit . Dieß ist die abstrakte Natur dieses Gegensatzes . Wir müssen dieß im Bewußtsein behalten , das Festhalten desselben ist von durchgängiger Wichtigkeit in Rücksicht aller Formen des reflektirenden Bewußtseins und der Philosophie . Der Gegensatz , der Unterschied verschwindet so . | Wenn wir nun dieß Verschwinden im konkreten Bewußtsein betrachten , so finden wir hier die Stelle die wir schon früher hatten , es ist hier an das zu erinnern und in der konkreten Form des Bewußtseins kurz das früher Betrachtete anzugeben . Das Endliche konkreter gefaßt ist Ich , und das Unendliche ist das Jenseits dieses Endlichen , das Negative desselben , das Negative der Negation ist das Affirmative , auf die Seite des Unendlichen fällt die Affirmation , das Seiende , das Jenseits des Ich , meines Selbstbewußtsein , meines Bewußtseins als Können , als Wollen . Aber es ist bemerkt worden , daß ich hier bestimmt habe zunächst das Jenseits als das Affirmative , diesem ist aber entgegengesetzt jenes Ich , welches wir vorher als das Affirmative bestimmt haben , ich bin unmittelbar , ich bin eins mit mir selbst . Weiter ist jedoch zu bemerken daß vor der höheren Reflexion diese beiden Unterschiede verschwinden , sie zeigen sich gleich , beide endlich zu | sein , indem sich beide begrenzen , ist dagegen keine Grenze vorhanden , so sind sie unmittelbar identisch . Sie sind für uns Momente , indem das Bewußtsein den | Gegensatz vor sich hat sind sie für uns verschieden . Wenn das Bewußtsein sich als endlich bestimmt und jenseits das Unendliche ist , so macht dieß Ich diesselbe Reflexion die wir gemacht haben , daß jenes Unendliche nur ein verschwindendes ist , nur ein von

2 Unendlichen] Pa  : Unendlichen , dies Unendliche selbst ist nur ein Endliches   3 begrenzt wird] Pa  : begrenzt sei durch das Endliche   begrenzt 2 ] Pa  : begrenzt durch das Unendliche   6 Ge­ gensatzes] Pa  : Gegensatzes überhaupt , ein Gegensatz dessen abstrakte negative Auflösung gezeigt wird   9 verschwindet so] Pa  : verschwindet in der That wenn wir diesen Gegensatz betrachten , der Unterschied ist keiner   9–10 Verschwinden] Pa  : Verschwinden dieses Gegensatzes   11 früher] Pa  : früher vor uns   13 Das] Pa  : Es ist also das | Endliche und Unendliche dies sind diese Gegensätze . Das   ist1] Pa  : bin zunächst ich   14 desselben] Pa  : dieses Endlichen , das Endliche ist selbst das Negative   15 Affirmation] Pa  : Affirmation dieses für sich sein , diese seiende Affirmation  19 unmittelbar] Pa  : meine Beziehung auf mich , Identität mit mir . Ich bin gut ich bin von Natur gut , ich bin die unmittelbare Affirmation , auch die unmittelbare Affirmation   24 Momente] Pa  : Momente , sie sind Verschwindende für uns die wir sie so betrachten   26 jenseits das Unendliche ist] Pa  : sagt i c h b i n d a s E n d l i c h e  , u n d j e n s e i t s i s t d a s Un e n d l i c h e  , in dieser De­muth sich das Endliche nennt und das Unendliche als ein Jenseits hält   27 ist] Pa  : ist ,

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mir gesetzter Gedanke ist . Ich bin der , welcher jenes Jenseits produzirt , beides ist mein Produkt , verschwindend sind sie in mir , ich bin der Herr und Meister dieser Bestimmung und so ist das Zweite gesetzt , daß ich das Affirmative bin , ich bin die Negation der Negation , ich bin es in welchem der Gegensatz verschwindet , ich die Reflexion sie zu nichte zu machen . Hier stehen wir auf diesem Punkt und wollen sehen wie es dem Endlichen geschieht , ob wirklich real von ihm los zu kommen ist , es sein Recht erhält . Es scheint hier der Fall zu sein , daß die Reflexion das Nichtige stehen lassen will , | aber das ist gerade was hier nicht geschieht , sondern was nur Schein ist , vielmehr geschieht hier daß das Endliche sich erhält , | ich mich an mir halte , meine Nichtigkeit nicht aufgebe , aber mich darin zum Unendlichen mache , zum wirksamen bethätigenden Unendlichen . Es ist dieß der höchste Standpunkt der Subjektivität die an sich festhält , die Endlichkeit die bleibt und sich darin zum Unendlichen macht , die unendliche Subjektivität die mit allem Inhalt fertig wird , aber diese Subjektivität selbst diese Spitze der Endlichkeit erhält sich noch , aller Inhalt ist darin verflüchtigt und nur eitel gemacht , es ist aber nur diese Eitelkeit die nicht verschwindet , sich noch erhält . Diese Spitze hat den Schein Verzicht zu leisten auf das Endliche , aber die darin die Endlichkeit als solche noch erhält . Näher ist das abstrakte Selbstbewußtsein , das reine Denken als die absolute Macht der Negativität , aber die Macht die sich als | dieß Ich noch erhält , die nur sich nur erhält indem sie die ganze Endlichkeit aufgiebt und dieß Endliche als die Unendlichkeit

nicht ein an und für sich seiendes   2 verschwindend sind sie] Pa  : und ich stehe über beiden , beide sind Verschwindende   2–3 dieser Bestimmung] Pa  : ich bin der Hervorbringer , sie verschwinden in mir und durch mich   3 das Affirmative bin] Pa , ähnlich Do  : die Affirmation bin , die ich erst außen in ein Jenseits legte , dies Unendliche ist erst durch mich   7 geschieht , ob … erhält] Pa  : ergeht , weil es das Nichtige ist  ; daß es nicht ein bloßes Gerede ist , daß es das Nichtige ist , sondern daß es realiter nichtig ist   8 das Nichtige … will] De  : Ernst damit macht , sich selbst des Nichtigen zu entäußern  9 sondern] Pa  : dieses Verschwinden lassen des Endlichen , dieses Verzichtthun auf | das Nichtige , das Nichtige actualiter setzen , ist   10 erhält] Pa  : erhält , daß das Endliche dies Selbstbewußtsein   11 aber mich darin] Pa  : und ebenso in dieser meiner Nichtigkeit mich   12 Un­ endlichen] Ho  : Unendlichen macht . Was wir also haben ist , daß das endliche Ich , indem es das Setzen eines Unendlichen jenseits seiner ist , das Unendliche selbst als ein Endliches gesetzt hat , und daher , weil es das Unendliche als endlich hat , darin mit sich als dem gleichfalls Endlichen identisch ist , und nun als identisch mit dem Unendlichen sich als das Unendliche wird .   13 sich darin] Pa  : die in ihrem bleiben   14 mit] Pa  : Allen Inhalt vereitelt , mit   17 sich] Pa  : sondern die sich   Diese Spitze hat den Schein] Pa  : Also sie auf dieser Spitze ist es die den Schein hat   18 ist] De  : ist es also   20 aber die Macht] Pa  : und es ist ein höchst wichtiger Standpunkt alle Bestimmung aufzulösen und aufgelöst zu haben , das Selbst , Ich das zu abstracten Identität gekommene ist , aber es ist diese Macht der Negativität   21 und dieß Endliche] Pa  : nur sich selbst diese Endlichkeit noch 20 als] als | als   

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als das allgemein Affirmative ausspricht , der Mangel ist der der Objektivität . Bei der wahrhaften Verzichtleistung kommt es darauf an , ob diese Spitze noch einen Gegenstand hat . Der betrachtete | Standpunkt ist die Reflexion in ihrer Vollendung , die ­abstrakte Subjektivität , ein Ich worin aller Gehalt nur als durch mich gesetzt ideell ist  ; das Zweite ist daß dieß ich , durch welches alles nur ist und gilt , als dieß Einzelne ist , als das unmittelbare Selbst , als Ich dieser Einzelne der ich unmittelbar bin . So verschwindet | aller objektive Inhalt , nur das von mir Gesetzte gilt , ich bin das Abstraktum und der Inhalt nur , welcher der von mir gesetzte , geltende , ist so zufällig des Gefühls , der Meinung , der Willkühr  ; er ist gut in sofern ich davon überzeugt bin und daß er gut ist , dazu gehört nur dieß mein Ueberzeugtsein , diese meine Anerkennung . Ich bin also hier das Positive , | das Reale . Dieser Standpunkt giebt sich nun zunächst an , als den der Demuth , der nichts von Gott erkennen will , weil Gott mit seinen Bestimmungen ausser ihm ist . Allein diese Demuth widerlegt sich selbst , sie ist dieß , das Wahre von sich ausschliessen und im Diesseits sich als das Affirmative zu sehen . Ich , dieser , bin allein das Affirmative , bin das einzige Wesenhafte , d . h . ich , dieß Endliche bin das Unendliche . Das Unendliche als Jenseitiges ausgesprochen ist nur durch mich gesetzt . In dieser Bestimmung ist die Einheit des Endlichen und Unendlichen enthalten , aber eine solche Einheit , worin das Endliche nicht untergegangen , sondern das Feste , Absolute , Perennirende geworden ist .

behält und diese Endlichkeit   1 allgemein] Pa  : allein   ist der der] De  : dieser Subjectivität ist dann eben die   2 ob] Pa  : ob dies Ich ,   3 Gegenstand] Pa  : Gehalt , einen Inhalt   hat .] PaDe schließen an  : (De , ähnlich Pa  : In der Gegenständlichkeit des Bewußtseyns ist es , daß das Ich als dieses seine p a r t i c u l ä r e Selbstständigkeit behauptet .) (Pa  : dies ist der Mangel auf diesem Standpunkt , und die Art und Weise wie allein auf die Endlichkeit Verzicht geleistet werden kann .)  5 ein Ich … ist] De  : ich bin das Bestimmende , worin aller Gehalt , alles Objective nur ist als ein durch mich Gesetztes , schlechthin ideelles   6 ich] Pa  : Ich vor welchem alles andere verschwindet   6–7 als dieß Einzelne ist] Pa  : daß ich als dieser Einzelne bin   7 als Ich … bin] Pa  : ich bin , und dies mein Sein ist das unmittelbare selbst . Diese beiden Bestimmungen sind es die wir auf diesem Standpunkt haben   9–10 ist so zufällig] Pa  : das ist ein zufälliger Inhalt   12 das Positive , das Reale] Pa  : das Affirmative das Positive  De  : das Positive , Reelle   13–14 den der … will] Pa  : als der Standpunkt der Bescheidenheit , der sich nicht herausnimmt von Gott etwas zu erkennen , zu wissen   14 Allein] Pa  : Also Demuth , liegt in dieser Bestimmung seiner als des Geringen , allein   16 das Affirmative zu sehen] Pa , ähnlich De  : die Affirmation zu Setzen   Ich] Pa  : nur ich , bin alles Affirmative , i c h   17 Unendliche] Pa  : Unendliche , bin das Affirmative   18 nur durch mich gesetzt] Pa  : ein nur durch mich gesetztes , insofern vorhanden wäre nur negativ . Dieses Affirmative kommt nur mir zu .   20 Endliche] Pa  : Endliche ich dieser Endliche   20–21 das Feste , … ist .] Ho  : dadurch , daß diese Einheit durch das Endliche Ich gesetzt ist , wird sie selbst zur endlichen Einheit . Und diese

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Die erste Schwierigkeit dieses Standpunkts ist , daß er ein solches Abstraktum ist , die zweite ist die des philosophischen BegriVs . Er grenzt an den phi­ losophischen Standpunkt , denn er ist der Höchste der Reflexion . Er enthält Ausdrücke die oberflächlich angesehen dieselben scheinen die die Phi|losophie hat . Er enthält die Idealität , Negativität , die Subjektivität , diese ist für sich betrachtet ein wahres Moment , das der Freiheit , und wesentliches Moment der Idee . Ferner enthält er die Einheit des Endlichen und Unendlichen , dieß muß auch von der Idee gesagt werden . Dessenohngeachtet aber | ist das was so als das Nächste erscheint , sich das Entfernteste . Diese Idealität , dieß Feuer in dem alle Bestimmungen sich aufzehren , ist auf diesem Standpunkte noch unvollendete Negativität , ich als unmittelbar , dieser , bin die einzige Realität , alle übrigen Bestimmungen sind ideell gesetzt , verbrannt , nur ich erhalte mich . Nur die Bestimmung meiner selbst und daß alles nur durch mich gesetzt ist , ist , gilt . Die Idealität ist nicht durchgeführt , diese letzte Spitze enthält noch das was negirt werden muß , daß ich als dieser nicht Wahrheit , Realität habe . Die Einheit des Endlichen und Unendlichen ist auch in der Reflexion gesetzt , ich bin das Unendliche , das Negative alles Inhalts , der nur ein Negatives für mich ist . | Diese

Version des Standpunktes in der äußersten Spitze der sich | als das Absolute setzenden endlichen Subjectivität macht das Schwierige für die Auffassung dieses Standpunkts aus . Das Ich heuchelt sich dehmüthig während es vor Stolz der Eitelkeit und der Nichtigkeit sich nicht zu lassen weiß .   2 die2 ] Pa  : Es zeigt sich daß dies Endliche sich als das einige affirmative als das einzige Wesenhafte setzt . / Die   4 Ausdrücke] Pa  : Anschauungen , Ausdrücke   dieselben] Pa  : dieselben Ausdrücke dieselben Bestimmungen   Philosophie] Pa  : speculative Philosophie   5 Subjektivität] Pa  : Subjectivität als eine Negativität von allem Bestimmten   6 wahres] PaDe  : wesentliches wahrhaf­ tes  das] Pa  : das Moment   7 er] Pa  : dieser Standpunkt auch   muß] Pa  : kann und muß   8 werden] Pa  : werden , daß sie sei die Einheit des Endlichen und Unendlichen   8–9 so als das Nächste erscheint] De  : sich so am nächsten scheint   9 Entfernteste .] Ho  : aller entfernteste . Und zwar darum weil die speculative Philosophie die Subjectivität ist , welche aus sich selbst alle Objectivität entwickelt , und somit als Form sich zum Inhalt umsetzt und erst wahre Form durch ihren wahren Inhalt wird . Dagegen ist diese Subjectivität und Unendlichkeit in jenem Standpunkt nur die reine Inhaltslose Form .   11 Realität] Do  : Realität […] in lauter Idealitäten   12–13 Nur die Bestimmung] Pa  : ich dieser nur erhalte mich , nur diese Gewissheit   13 alles nur … gilt] Pa  : alle Bestimmungen für mich gültige oder ungültige sind   15 dieser] Pa  : dieser in meinem unmittelbaren Sinn , Particularität   16 ich] Pa  : Ich das Endliche   17 der nur] Pa  : alles ist begriVen , alles ist begrenzt , alles ist nur in so fern es von mir gesetzt   ist .] Ho schließt an  : Aber Ich bin selbst noch n u r positiv , da doch alles nur durch Negation soll affirmativ werden . Dieser Standpunkt widerspricht sich selbst , er setzt die Idealität als Prinzip auf , und das die Idealität vollführende ist selbst nicht ideell . Auf gleiche Weise verhält es sich mit der Einheit des Unendlichen und Endlichen dieses Standpunkts . Denn das Endliche und Unendliche in Einem ist allerdings eine Definition der Idee , so aber , daß das Unendliche das Setzen seiner als des Endlichen ist , während das Endliche das Endliche seiner selbst und somit durch diese Aufgehobenheit die Negation seiner Negation und somit das Unendliche , dieß Unendliche aber nur als Setzen seiner in sich selbst als das endliche und das

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Einheit ist auch eine Definition der Idee , hier aber ist diese Einheit noch in diese Einseitigkeit gesetzt , daß sie noch unter der Bestimmung des Endlichen ist , ich , dieser Endliche , bin das Unendliche . Von dieser Affirmation , von diesem Unendlichen ist noch zu trennen diese Einzelnheit meines unendlichen Seins , meine unmittelbare Ichheit . Die Reflexion ist selbst das Trennende , sie kommt hier zur Einheit , die aber nur endliche Einheit ist . Dieß ist der Mangel dieses Standpunkts . Die Gegensätze desselben können nur beurtheilt werden , wenn man sie auf den letzten Gedanken zurückführt . Es ist der Standpunkt unserer Zeit , und die Philosophie tritt damit in ein eigenthümliches Verhältniß . Wenn man diesen Standpunkt mit der früheren Religiosität vergleicht , so bemerkt man , daß früher das religiöse Bewußtsein einen Inhalt hatte , der an und für sich fest war , einen Inhalt der die Natur Gottes beschrieb . Das erste Gebot war , Gott zu erkennen , was er sei | ist in dem Inhalt des Credo den Menschen gegeben gewesen und an das Fürwahrhalten , Wissen von diesem Inhalt war Seeligkeit oder Verderben , absoluter Werth oder Unwerth des Menschen geknüpft . Jetzt ist das Höchste , nicht von der Wahrheit , von Gott zu wissen und damit weiß man auch nicht was Recht und Pflicht ist . In diesem Standpunkt liegt denn auch ausdrücklich entwickelt , daß ich von Natur gut bin , nicht durch mich oder durch mein Wollen bin ich es . Der entgegengesetzte Standpunkt enthält dagegen , ich bin nur gut durch meine geistige Thätigkeit , Freiheit  ; nicht ursprünglich durch die Natur ist es , daß ich gut bin , sondern es muß in meinem Bewußtsein hervorgehen , es gehört meiner geistigen Welt an ,

25 Aufheben dieser Endlichkeit als solcher ist . Auf diesem subjectiven Standpunkt aber hat | die Un25

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endlichkeit die Einseitigkeit , vom Endlichen selbst gesezt zu sein , selbst also sich als endlich zu zeigen und nur dadurch unendlich zu werden , daß das endliche Ich in dem als endlich gesetzten Unendlichen mit sich identisch und somit Unendliches ist . Somit also ist dieses Unendliche selbst das Endliche und , insofern das Endliche sich nicht zum Unendlichen aufhebt , einseitig .   1 Einheit ist] Pa  : Einheit des Endlichen und Unendlichen ist selbst   Einheit 2 ] Pa  : Einheit des Endlichen und Unendlichen  2 sie] Pa  : die Einheit   ich] Pa  : oder es ist der Satz , | ich   4 unendlichen] Pa  : unmittelbaren  10–11 man diesen … vergleicht] Pa , ähnlich De  : Wenn wir den Unterschied betrachten dieses Standpunkts von dem was früher religiosität war   11 Bewußtsein] Pa  : d . h . das Bewußtsein das sich auf den Standpunkt der Wahrheit , auf den Standpunkt seiner Würde setzte   13 erkennen ,] Ho  : erkennen , ihn im Geist und in der Wahrheit anzubeten .   14 Fürwahrhalten] Pa  : Fürwahrhalten dieses Inhalts der die Natur Gottes ausdrückt an dieses   15 Verderben] PaDe  : Verdammniß  16 geknüpft .] Ho  : geknüpft . Auf gleiche Weise waren Recht und Pflicht gött­ liches Gebot , objective Inhalte .   16–17 nicht von … damit] Pa  : Gott nicht zu erkennen , nichts von der Wahrheit überhaupt zu wissen , und da man von der Wahrheit überhaupt nicht weiß so   19 nicht] Pa  : d . h . es ist nicht durch meine Freiheit , nicht   20–21 ich bin … Natur] Pa  : dieses  : Es ist nur durch meine Freiheit , nur durch meine geistige Thätigkeit , nicht von der Natur , nicht ursprünglich , sondern erst durch das Werke meiner Freiheit  Do  : nicht von Natur nicht auf eine bewußtlose Weise  

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mein Dabeisein als Bewußtsein gehört dazu . Jetzt ist das Gutsein meine Willkühr , denn alles ist durch mich gesetzt . | Wir sehen daß bei diesem ungeheuren Gegensatz , wir noth­wendig eine Revolution die in der christlichen Welt vorgegangen ist erblicken müssen . Im | religiösen Bewußtsein ist die Wurzel alles dessen was ihm Pflicht sein soll , alle anderen Rechte , Pflichten hängen von der Form dieser innersten Wurzel ab und eben das was dem Geiste in seiner Wurzel als wahr gilt , ist das Fundament aller Wirklichkeit . Näher betrachtet , so geht unmittelbar aus dem Vorhergehenden hervor , daß auf jenem Standpunkt des Bewußtseins keine Religion möglich ist , denn ich bin das Affirmative und die an und für sich seiende Idee soll in der Religion schlechthin für sich sein , nicht Gesetztes durch mich , es kann also hier keine Religion sein . Die Philosophie ist in dieser Rücksicht etwas Besonderes , ist die allgemeine Bildung in das Bewußtsein gesetzt , so ist die Philosophie ein Geschäfte , eine Weise der Ansicht die ausserhalb der Gemeine ist , ein Geschäft das einen besonderen Ort hat , und so ist auch Religionsphilosophie nach der Zeitansicht etwas was nur ausserhalb der Gemeine eine Bedeutung haben kann , und diese hat vielmehr eine Opposition , hat Feindseeligkeit von ihr zu erwarten . | 3 .  Der höhere Standpunkt ist nun der dritte , das dritte Verhältniß vom Endlichen zum Unendlichen , das erste war das natürliche , das zweite das in der Reflexion , das dritte ist nun das in der Vernunft . Dieser Standpunkt ist zunächst so zu betrachten wie er im Verhältniß steht mit der Form der Reflexion in ihrer höchsten Spitze . Der Uebergang von diesem Standpunkte muß seiner Natur nach dialektisch sein , und | gemacht werden , dieß

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1 mein] De , ähnlich Pa  : Das könnte dann verwickelt seyn mit Vorstellung von Gnade Gottes (Pa  : Aber mein)  gehört] Pa  : gehört schlechterdings   1–2 Jetzt ist … alles] Pa  : Das andere ist dies von Natur Gute und dies was da gut ist ist meine Willkühr , denn aller Inhalt   3 Gegensatz] Pa  : Gegensatz in der Ansicht des Religiösen   5 was] Pa  : worin der Mensch seine Wahrheit hat , | was   8–9 Näher betrachtet , … hervor] PaDe  : Wenn wir es näher betrachten , (De  : was sich auf diesem Standpunkt ergeben hat , ) (Pa  : so haben wir gesehen)  9 keine] Pa  : eigentlich keine   10 denn] Pa  : D e n n i c h a l s d i e s E i n z e l n e  ,   Affirmative] Pa  : A f f i r m a t i ve  , das ist dieser Standpunkt ,   11 mich] Pa  : mich als diesen d . h . in meiner Particularität . Es ist eine höchst wichtige Bestimmung , Form die so hervorgetreten ist .   13 Die Philosophie] Pa  : Es kann noch bemerkt werden , das Philosophiren   in dieser Rücksicht] De  : auf diesem Standpunct gleichsam   16–18 etwas was … Opposition] Pa  : nicht etwas das eine Bedeutung eine Wirklichkeit habe für die äussere Gemeinde , sondern sie steht mit derselben in Opposition , und   19 Der höhere … dritte] Pa  : Wa s n u n h ö h e r e n S t a n d p u n k t b e t r i f f t  , so ist dieser der 3te Standpunkt , o d e r  22 mit] Pa  : zu derjenigen Ansicht die wir so eben gesehen haben ,   23 diesem] De  : dieser zu dem höheren   24 muß] Do  : welcher ein nothwendiges Moment ist , mußte   dialektisch] Pa  : eigentlich dialektisch  

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3–4 Revolution] Reproduktion   15 das] daß  

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gehört jedoch der Logik an , wir wollen so verfahren , daß wir ihn auf konkrete Weise darstellen und in Ansehung der Noth­wendig­keit des Uebergangs nur an die eigene Konsequenz appelliren die in diesem Standpunkt liegt . Er sagt  : ich als endlich bin ein Nichtiges , welches | aufzugeben ist , aber nicht so aufzugeben ist , daß diese unmittelbare Einzelnheit zugleich bleibt und so bleibt , daß nur dieß Ich das Affirmative wird , wie es der Standpunkt der Reflexion angiebt . Es muß ein | Standpunkt aufgezeigt werden , wo das Ich in dieser Einzelnheit , Verzicht auf sich thut , ich muß die in der That aufgehobene , partikulare  | Subjektivität sein , so muß ein Objektives von mir anerkannt sein , welches in der That für mich als Wahres gilt , welches anerkannt ist , als das Affirmative für mich gesetzt , in welchem ich als dieser Ich negirt bin , worin aber meine Freiheit zugleich erhalten ist . Dazu gehört , daß ich als Allgemeines bestimmt bin , mich erhalte , mir nur gelte als Allgemeines . Dieß ist nun nichts Anderes als der Standpunkt der denkenden Vernunft und die Religion selbst ist dieß Thun , diese Thatigkeit der denkenden Vernunft . Philosophie ist ebenso denkende Vernunft , nur daß bei ihr dieß Thun welches Religion ist , in der Form des denkens erscheint , während die Religion als so zu sagen unbefangene , denkende Vernunft in der Weise der Vorstellung stehen bleibt . Von diesem Standpunkt sind nun die allgemeinen Bestimmungen , reine Gedankenbestimmungen näher aufzuweisen .

1 ihn] Pa  : diesen Standpunkt   2 darstellen] Pa  : gleich darstellen   2–3 in Ansehung … liegt] Do  : die Nothwendigkeit des Ueberganges soll nur aus der eignen Befreyung des Standpunkts abge­ leitet werden   3 ich] Pa  : Diese E n d l i c h k e i t , ich   4 welches aufzugeben ist] Pa  : das geben wir zu  5 diese unmittelbare] Pa  : Ich als dieser in dieser unmittelbaren   6 angiebt] Pa  : bezeichnet , sondern ein Standpunkt , in welchem dies in der That geschieht , daß ich nicht als dieser nicht als unmittelbar Einzelner nicht als Affirmativer nicht als das Unendliche gefaßt bin  7 Verzicht] Pa  : Verzicht auf sich gethan hat und Verzicht   8 ich] De  : Diese höhere Verzichtleistung geschieht auf dem höheren Standpunkt . Ich   9 welches] Pa  : welches ist das An und für sich Seiende , welches   11 aber meine … ist] Pa  : ich zugleich als Freies erhalten bin  Do  : ich zugleich als freies erhalten bin , ohne partikulär zu seyn   12 Dazu] Pa  : daß meine Freiheit erhalten ist von diesem Objectiven , dazu   mich erhalte] Pa  : als Allgemeines erhalten bin und   13 Dieß] Do  : als das sich selbst bestimmende , concrete . Diß   14–15 diese Thatigkeit … Vernunft1] PaDe  : die denkende Vernunft in ihrer Thätigkeit   15 denkende Vernunft ,] Ho  : Thätigkeit der denkenden Vernunft , sich als Einzelner als das Allgemeine zu setzen , und sich als Einzelner aufhebend sein wahrhaftes Selbst als das Allgemeine zu produciren , ist die Religion , mit dem Unterschiede gegen die Philosophie , daß diese | Vernunft in der vermittelten Form des Gedankens ist , während die Kunst diese Vernunft unmittelbar in Zeit und Raum , in Stein und Ton darstellt , und die Religion diese Äußerlichkeit erinnert , aber zunächst selbst auf unbefangene unmittelbare Weise , nehmlich in der Vorstellung .   16 in] Pa  : zugleich in   18 stehen] PaDe  : mehr stehen   19–20 reine Gedankenbestimmungen … aufzuweisen] Pa , ähnlich De  : näher nachzuweisen , in ihrer Allgemeinheit , die reinen Gedankenbestimmungen  

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Zuerst ist gesagt die Subjektivität giebt ihr Einzelnes auf im Objekt , ein Objektives überhaupt anerkennend . Dieß Objekt muß nichts Sinnliches | sein , vom sinnlichen Gegenstand weiß ich , da ist mir die Sache das Bestehende , aber darin ist meine Freiheit noch nicht , die Unwahrheit des sinnlichen Bewußtseins müssen wir hier voraussetzen . Die weitere Bestimmung ist , daß dieß Objektive als Affirmatives in der Bestimmung des Allgemeinen ist , in diesem Anerkennen eines Objekts , eines Allgemeinen thue ich Verzicht auf meine Endlichkeit , auf mich als diesen . Mir | gilt das Allgemeine , ein solches wäre nicht , wenn ich als dieser erhalten bin . Dieß ist auch in dem unmittelbaren Wissen von Gott vorhanden , ich weiß von dem objektiv Allgemeinen , das an und für sich ist , aber weil es nur unmittelbares Verhalten ist , und die Reflexion noch eintritt , so ist dieß Allgemeine , dieß Objekt des Allgemeinen , selbst nur ein Subjektives . Die letzte Reflexion ist dann nur eine Entwicklung , Bestimmtheit darin , daß diese Bestimmungen nur in dem subjektiven Bewußtsein eingeschlossen sind , das auf sich nach seiner unmittelbaren Partikularität noch nicht Verzicht geleistet hat , so daß diese Bestimmungen noch nicht hinreichend sind . Es gehört vielmehr dazu daß das abstrakt | Allgemeine einen Inhalt , Bestimmungen in sich hat , so ist es erst für mich vorhanden , wenn es leer ist , so ist die Bestimmtheit nur gemeint , sie fällt auf mich , mir bleibt aller Inhalt , alle Thätigkeit , alle Lebendigkeit , ich habe nur einen todten , leeren Gott , ein sogenanntes absolutes Wesen und diese Leerheit , diese Vorstellung bleibt nur subjektiv und bringt es nicht zur wahr­ haften Objektivität Nicht blos für die Philosophie ist der Gegenstand inhaltsvoll , sondern dieß ist ein Gemeinsames der Philosophie und Religion , ein Unterschied in der Ansicht beider ist hier noch nicht vorhanden . 1 Zuerst ist gesagt] Pa  : Vors erste also haben wir gesehen ,   ihr Einzelnes auf] Pa  : ihre Einzelheit auf , ihre Reflexion in sich ,  Do  : ihre Partikularität auf  8 ein] Pa  : als Wesen , ein   10 ich] Pa  : Das unmittelbare Wissen von Gott da ist auch dies , daß   11 weil] PaDe  : insofern  Verhalten] De  : Wissen , Verhalten  Pa  : Wissen   12 Die] Pa  : | und alle diese Bestimmungen bleiben und sind in die Subjectivität eingeschlossen und die  Ho  : und so bleibt demselben , insofern die an und für sich seiende Objectivität fehlt , nur die Subjectivität im Wissen selbst des Ich . So war sie ins Gefühl gelegt . Denn alle Bestimmungen , die wir früher hatten waren in die Subjectivität eingeschlossen ,   13 Entwicklung , Bestimmtheit darin] Pa  : Entwicklung der höchsten Bestimmtheit davon   14 das] Pa  : daß das subjective Bewußtsein   15 so] Pa  : es folgt also ,   16 daß diese … sind .] Ho  : Das Object als das Allgemeine als solches also ist noch nicht hinreichend   17 abstrakt Allgemeine] Pa  : Objective Allgemeine  De  : des Objectiven Allgemeinen  18 vorhanden] Pa  : vorhanden als an und für sich seiendes   19 Lebendigkeit] Pa  : Lebendigkeit alles Bestimmen   20 todten] Pa  : todten Gott , einen   21–22 Leerheit , diese … Objektivität] Pa  : Leerheit des Objectiven ist es , daß diese Vorstellung nur subjectiv wird , es nicht zur wahrhaften Objectivität bringt . – Erkennen enthält näher das Moment daß der Gegenstand bestimmt sei für mich , ein sich bestimmter und für sich selbst bestimmter sei .   23 Nicht] De  : Das Allgemeine muß also seyn als schlechthin affirmativ , und in

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Hieran knüpft sich die Frage , wie ist das Subjekt darin bestimmt  ? Dasselbe ist in Beziehung auf den anerkannten Gegenstand | denkend bestimmt . Thätigkeit des Allgemeinen ist das Denken , ein Allgemeines zum Gegenstand habend , hier soll das Allgemeine sein , das schlechthin absolut Allgemeine , die Beziehung auf solchen Gegenstand ist deshalb das denken des Subjekts , der Gegenstand ist das Wesen , das Seiende für das | Subjekt . Der Gedanke ist nicht blos subjektiv , sondern auch objektiv . Zuerst bin ich bei dem Gedanken über die Sache subjektiv , aber wenn ich reflecktire und die Sache denke , den Gedanken derselben denke , so ist die Beziehung meiner als Besonderes gegen die Sache weggenommen und ich verhalte mich objektiv , ich habe darin Verzicht gethan auf mich als diesen nach meiner Partikularität , dieß und denken , daß das Allgemeine mein Gegenstand ist ist dasselbe , ich thue hier aktualiter , realiter Verzicht auf mich . Es kann bemerkt werden , daß wesentliche Bestimmung des Denkens ist , daß es vermittelnde Thätigkeit ist , vermittelte Allgemeinheit , es ist aber zugleich das Negative der Affirmation , es ist das Partikulare zu negiren , es ist Negation der | Negation , mithin Affirmation . Es ist Vermittelung durch Aufheben der Vermittelung . Die allgemeinen Substanzen , sind solche Affirmationen die nur sind durch Negation der Negation . Zugleich ist die Weise der Unmittelbarkeit darin enthalten , aber nicht | allein . So kommt der Ausdruck vor , wir wissen unmittelbar von Gott , Wissen ist die reine Thätigkeit und ist nur das Unreine , Unmittelbare negirend . Auf empirische Weise können wir von Gott wissen ,

25 sich bestimmt seyn , Inhalt , allen Inhalt in sich haben . Er muß sich selbst an und für sich bestimmen . 25

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Diß ist nicht   1–2 Dasselbe ist in] Pa  : Das Subject ist eben darin , in dieser   2–4 den anerkannten … Allgemeine1] Pa  : diesen allgemeinen Gegenstand den es anerkennt als das Sein , nicht anders bestimmt als daß es denkendes ist , daß es Thätigkeit des Allgemeinen ist , oder ein Allgemeines , das Allgemeine überhaupt zum Gegenstand habe , und dies Allgemeine soll   5–6 der Gegenstand … Subjekt] PaDe  : (Pa  : Das  De  : Diß) Allgemeine ist für das Subject das Wesen , das Seiende .   8–9 Zuerst bin … denke2 ] Pa , ähnlich De  : Indem ich über den sinnlichen Gegenstand reflectire , so bin ich und der Gegenstand , ich bin unterschieden von dem Gegenstand , die Gedanken sind noch subjectiv , eben weil es Gedanken über die Sache sind , aber wenn ich mit diesen Gedanken über die Sache fertig bin und den Gedanken der Sache habe   10 weggenommen] Pa  : hinweggenommen daß die Gedanken nur subjectives seien   11 ich habe] Pa  : und eben hierin , indem das Allgemeine für mich die Bestimmung hat das Wahre zu sein so habe ich   12 Allgemeine] Pa  : Allgemeine , das Affirmative , das Substantielle ,   13 thue hier … mich] De , ähnlich Pa  : habe Verzicht gethan auf mich als diesen , auf meine Particularität , actualiter , realiter   17 Es] Pa  : Diese absolute Negativität ist Affirmation . Das Denken   18 Die allgemeinen … solche] De  : Allgemeinheit , Substanz sind diese absoluten   20 enthalten] Pa  : vorhanden , eben nur unmittelbares Wissen als Negation   21 Wissen ist die] Pa , ähnlich De  : Das Denken ist diese unmittelbare reine Thätigkeit , (De schließt an  : Negation der Negation)   22 Auf empirische … wissen] Pa  : Es muß erinnert werden , daß wenn empirisch für uns es vorhanden ist , daß wir unmittelbar von Gott wissen , ich brauche gar

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dieser allgemeine Gegenstand ist so unmittelbar vor mir , ohne Beweise . Diese Unmittelbarkeit im empirischen Subjekt ist | theils selbst Resultat vieler Vermittelungen , theils nur eine Seite dieser Thätigkeit . Ein schweres Klavierstück kann leicht gespielt werden , nachdem es oft wiederholt , einzeln durchgegangen ist , es wird gespielt mit unmittelbarer Thätigkeit , als Resultat so vieler vermittelnder Aktionen . Das einfache Resultat der Entdeckung des Kolumbus , ist | Resultat vieler vorhergegangener einzelner Thätigkeiten , Ueberlegungen . Die Natur einer solchen Thätigkeit ist verschieden von der Erscheinung , so ist die Natur des Denkens diese Gleichheit mit sich selbst , diese reine Durchsichtigkeit der Thätigkeit mit sich , die in sich Negation des Negativen ist . | Ich bin also bestimmt in der Beziehung auf den Gegenstand als denkend und nicht blos in der Philosophie , sondern auch in der affirmativen Religion , in der Andacht , was von denken herkommt , ist Gott für mich . Dieß Denken des Allgemeinen ist dann eine Weise was ich bin , wie ich bin , ich bin als rein Denkendes . Das Zweite ist daß ich in der Andacht , in dieser Beziehung zur allgemeinen Substanz auf mich reflektire , mich von diesem Gegenstand unterscheide , mich rein denkend erhalte und den Gegenstand von mir unterscheide . Wie bin ich nun in dieser Rücksicht bestimmt , Ich , das wieder erscheint  ? Hier bin ich als Endliches bestimmt auf wahrhafte Weise , endlich als unterschieden von diesem Gegenstand , als das Partikulare gegen das Allgemeine , als das Accidentelle an dieser Substanz , als ein Moment , als ein Unterschied bestimmt , das zugleich nicht für sich ist , sondern das auf sich Verzicht geleistet hat und sich als endlich weiß . Der allgemeine Gegenstand hat den Inhalt in sich , ist in sich bewegende Substanz , |

nichts als meine Gedanken darauf zu richten   1 ohne Beweise] Pa  : ich brauche keine Beweise , keine Vermittlung hindurchzugehen   3 Thätigkeit] Do  : erscheinenden Thätigkeit   5 als] Pa  : Aber diese unmittelbare Thätigkeit ist ein   so vieler vermittelnder] Pa  : von vielen vermittelnden einzelnen   6 Das einfache … ist] Pa  : Gerade so z . B . als Columbus Amerika entdeckt hatte danach gingen viele hin . Dies ist das   8 Die] Pa  : Diese Weise der Unmittelbarkeit ist Resultat vieler Vermittlungen , Überlegungen , Thätigkeiten . Aber die   Thätigkeit] Pa  : Thätigkeit die als unmittelbar erscheint   der] Pa  : ihrer  Do  : einer solchen   so] Pa  : Was sie an sich ist das kann eine Vermittlung sein , so   10 die] Pa  : die aber schlechthin ist , d . i .   13 Dieß] Pa  : Dies Moment der Andacht , dieses   des] Pa  : der Substanz des   14 Weise] Pa  : Weise wie ich davon bestimmt bin ,   16–17 mich rein … unterscheide] Pa  : und von diesem meinem rein denkenden Verhalten , dieses Hingeben | meiner in diesem meinen Denken ist das Unterscheiden meiner von diesem Verhalten  Ho  : denn ich habe mich aufzugeben  ; darin liegt das Bewußtsein meiner und insofern ich nur andächtig , als mich gegen Gott aufhebend bin , bin ich nur als Reflexion zugleich aus Gott in mich . Das Bewußtsein meiner also ist in der Andacht erhalten .   18 Ich , das … ich] Pa  : Diese Bestimmung liegt unmittelbar in dem Vorhergehenden . Nämlich ich bin hier   19 auf] Pa  : aber auf   21 Unterschied] Pa  : Unterschiedenes   22 sich1] Pa  : sich seiend   das] Pa  : das realiter   sich als endlich weiß] Do  : von sich weiß , aber nicht als absolutes , sondern als endliches   23 Gegenstand] Pa  : Gegenstand ist nicht das hohle leere Allgemeine sondern  Do  : Gegenstand ist so ein Lebendiges  

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nicht leer , sondern absolute Erfüllung , aller Inhalt , alle Besonderheit gehört ihm an , und so schaue ich mich an als endlich , daß ich bin ein Moment in diesem Leben , welches sein besonderes Sein , sein Bestehen nur hat in dieser Substanz . So bin ich nun aktualiter als endlich gesetzt . Eben darum behalte ich mich nicht als Unmittelbares , als Affirmatives  ; das Allgemeine ist und ich habe nur mein Bestehen in ihm , bin ein Moment desselben , ich kann mich nur setzen als Verzicht leistend auf mich . Dieß ist abstrakt genommen das konkrete Verhältniß des subjektiven Ich in der Religion , in welcher Gott das Affirmative ist . In der Reflexion steht das Endliche dem Unendlichen nur so gegenüber , daß das Endliche verdoppelt ist . Das Wahre ist die wahrhafte Einheit beider . Es ist dieß das abstrakte Verhältniß des Endlichen zum Unendlichen , was wir eben in konkreterer Form als Verhältniß des subjektiven Ich zum Allgemeinen betrachtet haben . Das Endliche ist nur wesentliches Moment des Unendlichen , | das Unendliche ist die absolute Negativität , d . h . Affirmation die aber Vermittelung in sich selbst ist . Diese Einheit des Unendlichen ist an sich keine Wahrheit , sondern es will sich dirimiren , es ist darin erstens die Affirmation , dann zweitens Unterscheidung , und drittens tritt die Affirmation neben das Besondere , dieß dritte ist erst das Wahre . Der Standpunkt des Endlichen ist ebenso wenig das Wahre , sondern es muß sich aufheben und dieß Negiren ist erst | das Wahre . Das Endliche also ist wesentliches Moment des Unendlichen in der Natur Gottes , und so kann man sagen , Gott ist es selbst der sich verendlicht , Bestimmungen in sich setzt . Gott

1–2 Besonderheit gehört … und] Pa  : Bestimmung ihr angehört , alle Besonderheit , so b i n i c h d a n n also  Do  : Bestimmung ihr angehört   2 daß] Pa  : so weiß ich von mir , daß   3 sein Be­ stehen] Pa  : das Bestehen dieses besonderen Seins   4 darum] Pa  : darum also hebe ich mich auf  7 konkrete] Pa  : concrete wahrhafte  Do  : Konkrete und Wahrhafte  8 Gott] Pa  : Gott , das Absolute überhaupt  9–13 In der … Unendlichen ,] De , ähnlich Pa  : Das ist also so das Concrete wahrhafte Verhältniß (abstract genommen (mit Verweiszeichen auf dem Rande  : in Beziehung auf den vorherigen Standpunct)) des Ichs zu Gott , dem Absoluten überhaupt , dem Affirmativen . / Was noch 2 . das abstracte Verhältniß des Endlichen zum Unendlichen betriVt . Das | erste war das sinnliche Endliche , das 2te das in der Reflexion (das eigentlich Verdopplung war) , das 3te war die Untrennbarkeit beyder , das Endliche im Unendlichen selber enthalten .   14 die1] Pa  : als Affirmation gefaßt diese   Affir­ mation] Pa  : diese Einheit , diese Affirmation ist eine abstracte freie Macht ,   16 dirimiren] Pa  : in sich dirimiren , um zu sein nur das Affirmative als Negation der Negation   16–17 Unterscheidung] De  : die Unterscheidung des Negativen  ; jene erste Affirmation ist also auch noch ein Besonderes   18 Der Standpunkt … wenig] Pa  : das ist der Standpunkt der Endlichkeit , hier hat die Endlichkeit ihren Platz . Aber die Endlichkeit ist nicht   21–176,6 Gott erschaVt … aufheben .] Ho  : Dieß nun könnte uns zunächst ungöttlich scheinen , aber wir haben es auch in den gewöhnlichsten Vorstellungen von Gott schon , denn wir sind gewohnt ihn als Schöpfer der Welt anzusehn . Gott schaVt die Welt aus nichts , d . h . außer der Welt ist nichts Sinnliches , nichts Äußerliches da , denn sie ist die Äußerlichkeit selbst . Nur Gott ist  ; Gott aber nur durch Vermittlung seiner mit sich  : er will das Endliche , er setzt es sich als ein Anderes , und wird dadurch selbst zu einem Anderen

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erschaVt eine Welt , Gott bestimmt , ausser ihm ist nichts zu bestimmen da , er bestimmt sich , indem er sich denkt , setzt sich ein Anderes gegenüber , er und eine Welt sind zwei . Er ist so das Endliche gegen Endliches , das Wahrhafte aber ist , daß sie nur eine Erscheinung ist , er sich selbst darin hat . Das SchaVen ist die Thätigkeit , darin liegt der Unterschied und darin das Moment des End­ lichen , doch dieß Bestehen des Endlichen müssen wir auch | wieder aufheben . Es sind zwei Unendlichkeiten nach dieser Betrachtung , die wahre und die blos schlechte des Verstandes und so ist denn das Endliche Moment des göttlichen Lebens . Hier gelten die Formen eines Satzes nicht mehr . Gott ist unendlich , ich endlich , sind falsche schlechte Ausdrücke , Formen die dem nicht angemessen sind , was die Idee ist , was die Natur der Sache ist . Das Endliche ist nicht das Seiende , ebenso ist das | Unendliche nicht fest , diese Bestimmungen sind nur Momente des Prozesses . Die Alten haben besonders diese Abstraktionen gehabt , es sind Erzeugnisse des Beginnens des reflektirenden , abstrakten Denkens . Plato hat indessen schon

seiner , zu einem Endlichen , denn er hat ein Anderes sich gegenüber . Dieß Anderssein aber ist der Widerspruch seiner selbst . Es ist Gottes , denn es ist sein Anderes , und ist dennoch in der Bestimmung das Andere Gottes , es ist das Andere und nicht Andere , es lößt sich selbst auf , es ist nicht es selbst sondern ein Anderes , es richtet sich zu Grunde . Dadurch aber ist das Anderssein gegen Gott verschwunden , und Gott erkennt darin sich selbst , wodurch er sich als Resultat seiner durch sich selbst erhält . | Gott ist diese Bewegung in sich selbst und nur dadurch allein lebendiger Gott . Aber das Bestehen der Endlichkeit muß daher nicht festgehalten , sondern ebenso aufgehoben werden  : Gott ist die Bewegung zum Endlichen , und dadurch als Aufhebung desselben zu sich selbst .   1 Welt] Pa  : Welt , d . h . er will eine Welt , denkt eine Welt   2 setzt] Pa  : und er schaVt eine Welt er setzt  3 Er ist so] Pa  : in diesem Verhältniß festgehalten ist er selbst   4 sie] PaDo  : die Welt   er sich selbst darin hat .] Pa mit De  : ohne (De  : das Moment der) Endlichkeit da ist kein Leben , keine Subjectivität kein lebendiger Gott . (De schließt an  : Das ist aber nur für einen Augenblick , daß wir es aussprechen  ; dann müssen wir es eben so bestimmt wieder aufheben .)   5–6 der Unterschied … Endlichen] Pa  : die Unterscheidung , und mit der Unterscheidung ist das Moment der Endlichkeit gesetzt  Do  : eben seine Lebendigkeit , seine Thätigkeit   7–8 die wahre … Verstandes] Do  : eine des Verstandes , die ein Endliches gegenüber hat , und eine der Vernunft , die diese Endlichkeit als Moment in sich hat   9 Lebens] Pa  : Lebens überhaupt , und man sieht wenn man einen wahrhaften Inhalt in Sätzen ausdrücken will  :   10 Hier gelten …mehr .] Do  : Gott kann also nicht durch ein Prädkat bestimmt werden , so daß man nicht sagen kann  :   unendlich , ich] Pa  : unendlich oder der Geist ist unendlich , und ich bin   11 Ausdrücke ,] Ho  : Denn Gott ist ebenso auch das Endliche und Ich ebenso das Unendliche , Gott kehrt im Ich als dem sich als endlich Aufhebenden zu sich zurück , und ist nur Gott als diese Rückkehr . Ohne Welt ist Gott nicht Gott .   Formen] Pa  : der Geist ist unendlich , und ich bin endlich , dieses sind Formen   12 das Seiende] Pa  : das Sein , endlich ist nicht ein Bestehendes   13 fest] Do  : ein Einseitiges   sind nur] Pa  : drücken die Natur des Geistes nicht aus , sondern sie müssen nur aufgefasst werden als   15 Die Alten haben] Pa  : Das Endliche ist ein Moment des Unendlichen . dies haben die Alten   16–177,1 Plato hat … Unendliche] De  : Diese Unterscheidungen finden wir schon bey den Alten , z . B . bey Plato . Endlich und Unendlich

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das Unendliche als das Schlechte erkannt und das Bestimmte als das Höhere . Das Wahre ist die Einheit des Unendlichen in der das Endliche enthalten . Das Resultat ist daß wir uns von dem Schreckbild des Gegensatzes des Endlichen und Unendlichen losmachen müssen . Gegen das Verhalten von Gott zu wissen , läßt man das Schreckbild los , daß dieß | eine Anmassung sei , diese An­ massung kommt der Philosophie , wie der Religion zu . Es ist auf diesem Standpunkt gleichgültig | ob ich den Inhalt Gott denkend erkenne , oder ihn durch Autorität für wahr halte , durch OVenbarung , gegen beides wird das | ­Schreckbild der Anmassung Gott erkennen , durch Endliches Unendliches erfassen zu wollen , aufgestellt . Dieß Schreckbild des Gegensatzes und der Anmassung müssen wir uns ganz entschlagen und zwar durch die Einsicht was es mit solchem Gegensatz von Endlichem und Unendlichen für Bewandniß hat . Die andere Form die dem affirmativen Wissen Gottes entgegen steht , ist die subjektive Unwahrheit , die das Endliche sich behält und die Eitelkeit des Endlichen eingesteht , aber dieß zugestandene bekannte Eitele doch behält und zum Absoluten macht . Dieser Eitelkeit der sich erhaltenden Subjektivität , diesem Ich , entschlagen wir uns , uns in die Sache versenkend , es wird Ernst mit der Eitelkeit gemacht . Dieß ist eine Folge in Rücksicht auf unser Thun . |

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20 20 (ἀπέραντον) hat er auch und erkennt das Letztere Pa  : so Plato , das Unendliche nichts ist eben so

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wenig wie das Endliche , wenn die Bestimmung außer ihm wäre , daß diese nichtige Bestimmungen des Verstandes sind .  Ho  : Plato erklärte das περας die sich in sich begrenzende Grenze für höher als das Unbegrenzte .  Do  : Plato erkennt aber das Unendliche als das Unbestimmte als niedriger , das Begrenzte das Höhere , so daß das Unendliche , außerhalb dessen Grenze war , ein leeres abstraktes sei .   1–2 Das Wahre … Endliche] De  : die Idee bestimmt er als ausgleichen der beyden , die Grenze als begrenzt in sich selbst zu   3 Das Resultat … Schreckbild] De , ähnlich Pa  : Mit dieser Einsicht nun also , die dem Logischen angehört , sieht man , was es für Bewandtniß hat mit solchen Bestimmungen , solchen Sätzen . Von dem Schreckbilde   5 wissen] Pa  : wissen , gegen dieses Verhalten , Gott wissen zu wollen , da   sei] Pa  : sei daß das Endliche das Unendliche erfassen will   6 der Philosophie , … zu] Pa  : nicht nur der Philosophie sondern der Religiosität zu , die einen Inhalt hat , der die Natur Gottes beschreibt   7 den Inhalt Gott denkend] Pa  : aus dem denkenden BegriV von der Natur Gottes etwas   8 gegen beides] Pa  : dieser Unterschied hat hier noch keine Bedeutung , sondern gegen das eine z . B , wie gegen das Andere   10 des Gegensatzes … Anmassung] Pa  : als ob das eine Anmaßung sei die affirmative Natur Gottes wissen zu wollen . Dieses Schreckbilds   10–12 Dieß Schreckbild … hat .] Ho  : Wer sich dieses Schreckbildes nicht entschlägt , der versenkt sich in die Eitelkeit , denn er setzt das Göttliche als die Ohnmacht nicht zu sich selbst kommen zu können , während er seine eigene Subjectivität festhält und aus dieser die Ohnmächtigkeit des Erkennens läugnet [ !] .   11 mit] Pa  : mit solchen Bestimmungen mit   14–15 des Endlichen] Do  : der sich erhaltenden Subjektivität   15 dieß] Pa  : dieses eitle dieses   18 uns in … versenkend] Pa  : indem wir uns in den Inhalt in die Sache versenken , anerkennen   es wird … gemacht] Pa  : da wir Ernst machen , Verzicht darauf zu thun , in dem Erkennen und Anerkennen des Anundfürsichseins  18–19 Dieß ist … Thun . Sondergut Gr  

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Wir haben es nun versucht durch Beobachtung zur Religion zu kommen und so sind wir zum Bewußtsein des Endlichen und Unendlichen gekommen und auf den Standpunkt , wo das Bewußtsein das Letzte ist , so daß das Endliche sich behält und sich zum einzigen Affirmativen macht . Das Beobachten das diesen Standpunkt findet sagt nun , es findet nur ein solches Verhältniß und es ist deshalb unmöglich von dem Absoluten , von Gott , zu wissen . Dieß Unmöglich ist darauf gestützt , daß in dem beobachtenden Bewußtsein dergleichen nicht wahrgenommen wird . Nimt man | Möglichkeit und Unmöglichkeit im bestimmten Sinn , so betreVen beide das Innere den BegriV eines Gegenstandes , das was er an sich ist , sie müssen also durch die Natur des BegriVs selbst entschieden werden . Auf dem Standpunkt des Bewußtseins als beobachtendes , auf diesen Standpunkt des Beobachtens , kann aber nicht von dem Inneren , dem BegriV gesprochen werden , denn dieser thut Verzicht darauf , zu erkennen das was das Innere anbetriVt , er hat nur | das vor sich was in das äussere Bewußtsein fällt . Möglichkeit und Unmöglichkeit fallen aber nicht in diese Sphäre . Das beobachtende Bewußtsein soll nun endlich gar das sein , | woraus der BegriV hervorgehen soll und möglich nur das was aus der Erfahrung hervorgeht . Dieser Standpunkt des Bewußtseins beschränkt sich auf das Endliche , indessen giebt es noch andere Sphären die beobachtet werden können , nicht blos diese , deren Inhalt nur Endliches gegen Endliches ist , und es ist Willkühr hierbei stehen zu bleiben . Das religiöse Bewußtsein , in Form der unbefangenen Religiosität , der Andacht , oder in der Form der religiösen Erkenntniß kann beobachtet werden und giebt ein anderes Resultat als der Standpunkt des endlichen Bewußtseins .

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1 durch] Pa  : auf dem Wege der   2 des] Pa  : des Gegensatzes des   5 findet] Pa , ähnlich De  : findet , und bei demselben stehen bleibt   6 von Gott ,] Pa  : von der Wahrheit etwas   7–8 beobachtenden Bewußtsein] Pa  : Beobachten des Bewußtseins   8–9 Nimt man … beide] Pa  : Es ist darüber zu bemerken , daß Möglichkeit und Unmöglichkeit einen bestimmten Sinn hat , so betriVt solche Bestimmung   10–11 sie müssen … werden] Pa  : wenn also von der Möglichkeit oder Unmöglichkeit gesprochen werden soll , so muß dies entschieden werden durch die Natur des BegriVs selbst   13 dieser] Pa  : Der Standpunkt des Beobachtens   18 hervorgeht] Pa  : sei , unmöglich aber das was gegen die Erfahrung geht   19 Dieser Standpunkt … Endliche] Pa  : In dieser Rücksicht muß das gesagt werden , daß das Beobachten sich willkührlich beschränkt auf die Sphäre des endlichen Bewußtseins   21 und es ist] Pa  : es steht dem Bewußtsein frei andere Beobachtungen anzustellen in einer anderen Sphäre , worin das affirmative Verhältniß des Bewußtseins zu dem an und für sich seienden enthalten ist . In sofern ist es eine  Do  : es stünde ihm frei in einer Sphäre sich zu bewegen , wo das Affirmative des Bewußtseyn mit dem Ansich zusammenstimmt   21–22 hierbei stehen zu bleiben] Pa  : nur das zu beobachten , wodurch nur endliches gegen Endliches steht , und dies Gesetzte Unendliche nichts in der That ist als ein Endliches und Subjectives   24 giebt ein anderes Resultat] Pa  : da gibt sich in dem Verhältniß unbefangener Religiosität ein ganz anderer Standpunkt  

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i.  der begriff der religion179

Dieß Beobachten kann angestellt werden an Anderen oder an denjenigen die sich nur auf diesen Standpunkt des endlichen Bewußtseins stellen wollen . Beschränkt sich das Bewußtsein auf diesen Standpunkt , so kann es wohl sein , daß die religiöse Empfindung affirmativer ist als das Bewußtsein , es kann im Herzen mehr | sein als im Bewußtsein , insofern es bestimmtes , erkennendes , beobachtendes Bewußtsein ist , beides kann unterschieden sein . Es ist der Standpunkt des Erkennens und ich muß hier mein Bewußtsein ausgleichen mit dem was ich als Geist an und für mich selbst bin . Die Ueberzeugung daß der Geist nur ein negatives Verhältniß zum Inhalt , zu Gott , hat ruinirt , verderbt die Empfindung , | die Andacht , die religiöse Empfindung . Denn Denken ist die Quelle , der Boden auf dem das Allgemeine überhaupt , Gott , ist , das Allgemeine ist im Denken und für das Denken . Dieß Denken , der Geist in seiner Freiheit hat den Inhalt der Wahrheit und konkreter Gott , er liefert ihn der Empfindung , sein Inhalt ist der Gehalt der Empfindung in Rücksicht auf Religiosität . Wenn man im denkenden Bewußtsein festhält , daß kein affirmatives Verhältniß zu Gott sei , so geht damit der | Empfindung der Inhalt aus , wenn jene Sphäre sich selbst leer macht , so ist auch die Empfindung | ohne Inhalt , wie ich nicht sehen kann ohne äusseres Licht . Wenn der Inhalt auf diesem Boden negirt , von ihm vertrieben wird , so ist das nicht mehr vorhanden , was die Bestimmung der Empfindung abgiebt . Wenn daher einerseits | zugegeben werden kann , daß in der Andacht mehr sein kann als im religiösen Bewußtsein , so ist es andererseits Willkühr oder Ungeschicklichkeit , daß das was in ihm selbst , oder bei anderen vorhanden nicht beobachtet wird . Eigentlich aber ist diese Willkühr , diese Ungeschicklichkeit hier nicht erst eintretend , sondern wenn nur beobachtet werden

25 25 3 Bewußtsein] Pa  : Erkennen   4 Empfindung] Pa  : Empfindung , das Herz die Andacht   Bewußt-

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sein] Pa  : Bewußtsein an sich . In so fern es erkennendes beobachtendes Bewußtsein ist .   6 sein] De  : seyn  ; und was aus dem Wissen gefolgert wird , weniger seyn als in der That vorhanden ist .  Pa  : diese Möglichkeit muß zugegeben werden   9 Die Ueberzeugung] Pa  : Alles was ich erkenne , was mein Bewußtsein betriVt , das ist in mir selbst enthalten , es muß also indem diese Möglichkeit zugegeben wird , die Bemerkung gemacht werden daß die Überzeugung eben ,   10–11 ruinirt , verderbt … Empfindung] Pa  : selbst die Empfindung verderbt , die Andacht ruinirt , die Überzeugung des Bewußtseins daß es nur ein negatives Verhältniß zu Gott habe ruinirt die religiöse Empfindung selbst  Do  : die Empfindung verdirbt , die Andacht ruinirt   12 Denken1] Pa  : Denken , nur im Denken  Do  : nur im Denken   13 hat] Pa  : liefert   Inhalt der … Gott] Do  : Inhalt , welcher Wahrheit und in seiner concreten Bestimmung Gott ist   16 aus] Pa  : aus , es wird ihr der StoV genommen  Do  : so wird der Empfindung ihr StoV genommen   17 leer macht] Pa  : ausleert , sich nimmt diesen Inhalt   wie ich] Pa  : Eben so wie ich mit den Augen   18–20 ohne äusseres … abgiebt] Pa  : wenn kein Licht da ist , wenn das Licht auf diesem Boden weggenommen wird , so kann ich die Empfindung des Sehen nicht haben , eben so kann ich keine religiöse Empfindung haben wenn dieser Inhalt nicht vorhanden ist auf dem religiösen Boden  Do  : so wie ich mit dem Auge nicht sehen kann , wenn kein Licht da ist   21 ist es] Pa  : könnte das beobachtet werden , und es ist  

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soll , so ist damit die Beobachtung auf das Feld der Endlichkeit beschränkt , denn beobachten heißt sich zu einem Äusserlichen verhalten , was darin äusserlich bleiben soll . Dieß ist nur in sofern gesetzt als es sich selbst äusserlich ist , das ist das Endliche . Wenn man also auf dem Standpunkt des reinen Beobachtens steht , so hat man nur solches was äusserlicher Gegenstand , endlich und sich überhaupt äusserlich ist . Auch das speculative Denken kann man beobachten , aber es ist nur für den | Denkenden selbst , ebenso ist die Frömmigkeit nur für den Frommen , Religion für den Religiösen d . h . der zugleich das ist , was er beobachtet . Hier ist es der Fall , daß gar nicht blos beobachtet wird , sondern der Beobachter ist ausser dem Gegenstand , in einem Verhältniß , so daß das Beobachtete nicht rein ein ä­ usseres ist , er ist nicht rein Beobachter , | nicht blos in einem negativen Verhältniß zum Beobachteten . Es folgt nun , daß um den Boden der Religion zu finden wir das Verhältniß des Beobachtens aufgeben müssen , wir müssen diesen empirischen Standpunkt verlassen , eben deswegen weil er nur dieser ist . Die Reflexion hat zwar das Verhältniß des Endlichen zum Unendlichen , dieß ist jedoch selbst nur als ein Negatives gesetzt . Sie geht zwar fort bis zur Forderung das Endliche als Endliches zu setzen , aber es ist gezeigt worden , daß diese Forderung nur in Beziehung auf das Affirmative sein muß . | Hiermit gehen wir zu dem Standpunkt des spekulativen BegriVs der Religion über .  | Die Vernunft ist der Boden auf dem die Religion allein zu Hause sein kann . Die Grundbestimmung ist das affirmative Verhalten des Bewußtseins , welches nur ist als Negation der Negation , als das Sichaufheben der Bestimmungen des Gegensatzes die von der Reflexion als beharrend genommen werden . Der Boden der Religion ist in sofern das Vernünftige und näher das Spekulative . Die Reli-

2–3 was darin … es] Pa  : zu einem solchen das ein Äusseres für mich sein und bleiben soll . Es ist aber nur äusserlich gesetzt was   4–5 man also … was] Pa  : ich mich auf den einen Standpunkt des be­obachtens stelle , eben damit habe ich solches vor mir , das selbst   5–6 Gegenstand , endlich … es] Pa  : Gegenstand ist , für sich ist , so ist es das Endliche überhaupt . Das Äusserliche ist eben nicht bloß mir äusserlich , es ist das sich selbst Äusserliche , es ist das Endliche . Ich kann dann das Denken auch das speculative Denken , die Religion , die Philosophie beobachten , aber das Denken   7 ebenso] Pa  : Eben so wenn ich die Frömmigkeit beobachten will , so   8 Religion für den Re­li­ giösen] Pa  : so ist Denken überhaupt nur für den Denkenden   d . h .] Pa  : d . h . für den   13 Verhältniß] Pa  : abstracte Verhältniß   15 dieser] Pa  : dieser Standpunkt des Beobachtens   20 dem Standpunkt] PaDe  : zu der Betrachtung  Do  : zur Betrachtung   22 Die Vernunft … dem] Pa  : Den speculativen Begriff der Religion werden wir betrachten den Boden er hat sich schon bestimmt auf welchem   23 ist] Pa , ähnlich De  : ist eben das was wir gesehen haben . Ist   25 Gegensatzes] Pa  : Gegensatzes . Also das sich Aufheben der Bestimmungen dieses Gegensatzes   als] Pa  : als Selbständig als   26 das Vernünftige] Pa  : d a s w a s m a n d a s Ve r n ü n f t i g e n e n n t ,  

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gion ist aber nicht nur so ein Abstraktes , ein affirmatives Verhalten wie es eben bestimmt ist zum Allgemeinen , wäre sie nur so , so würde aller weitere Inhalt ausser ihr sich befinden , wäre er dann in der Wirklichkeit , so müßte es noch andere Wirklichkeit ausser der Religion geben . Der Standpunkt der Religion ist dieser , daß das Wahre zu dem das Bewußtsein sich verhält allen Inhalt in sich hat und dieß Verhalten ist damit selbst sein Höchstes , sein absoluter Standpunkt . In der Philosophie aber ist noth­wendig , die Noth­wendig­keit dieses Standpunkts , die Erzeugung | des BegriVs , der hier als Definition hingestellt ist auf­ zuzeigen , oder es muß die Stelle gezeigt werden , wo die Noth­wendig­keit dieses Standpunkts liegt . Wir könnten so von der Religion etwas feststellen und beweisen , daß es in unserer Vorstellung so liegt , aber es giebt auch andere Vorstellungen und die Vorstellung ist nicht Maasstab des Gedankens . Ueber die Noth­wendig­keit des | Inhalts ist nun Rechenschaft zu geben , er ist als noth­wendig aufzuzeigen , ist dieß geschehen so können wir näher sagen , dieß ist die Religion und können unbekümmert sein , ob andere anderen Inhalt , andere Bestimmungen für sie haben . Dieß thut dann keinen Eintrag , denn es ist uns um den Inhalt zu thun und der Streit könnte nur der sein , ob dieß Religion sei oder nicht was der Vorstellung angehört , der Inhalt gilt an und für sich , wenn seine Noth­wendig­keit fest steht . Es ist Willkühr zu sagen , dieß ist Religion . |

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25 1 Verhalten] Pa  : Verhalten des Bewußtseins   2 Allgemeinen] Pa  : Allgemeinen überhaupt , die

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Religion ist nicht nur so diese abstracte Bestimmung   so1] Pa  : so eine abstracte Bestimmung   3 wäre er … Wirklichkeit] De  : wenn wir es (sc . dieses Abstracte) auch ins Gebiet des Wirklichen setzen  es] De  : es neben diesem Abstracten  4 geben .] Pa schließt an  : Denn das affirmative Verhältniß zu dem Allgemeinen zu dem was wahr ist , das ist das Verhalten zu Recht , zu Sittlichkeit , das Verhalten zu einem Wahren , zu Wahrem überhaupt ,  Do  : so daß der Standpunkt der Religion ein anderer seyn würde zu dem des Rechts , des Wahren   5 dieser] Pa  : dann eben dieser überhaupt , das affirmative Verhältniß des Bewußtseins im Allgemeinen   6 hat] PaDe  : befasse  Verhalten] Pa  : Verhältniß des Bewußtseins zu diesem Wahren   7 Standpunkt .] Pa  : Standpunkt . / Wir können also den BegriV der Religion im Allgemeinen festgesetzt sein lassen , aber so wie wir diesen BegriV ausgesprochen haben so ist das eine Definition die wir selbst vorn hingestellt haben .  De  : Was wir nun gesagt haben , können wir im Allgemeinen als BegriV der Religion stehen lassen .   11 Standpunkts] Pa  : Standpunkts dieses Inhalts überhaupt | der als Religion ausgesprochen ist  Do  : Standpunkts liegt , von dem die Religion eben ausgeht   13–14 und die … Gedankens] Pa  : von der Religion , und überhaupt kann unsere Vorstellung nicht Maßstab für das sein was an und für sich selbst wahr sei   15 er ist] Pa  : und es ist dieser Inhalt an sich überhaupt   16 dieß] Pa  : solcher Inhalt das   17 für sie haben] Pa  : in ihrer Vorstellung finden  De  : in ihrem Bewußtsein finden   18 Dieß thut dann] Pa  : so thut das dem was wir behandeln   21 Willkühr] Pa  : eine Art der Willkühr  

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Von der Noth­wendig­keit wissen wir soviel , daß wenn sie von etwas aufgezeigt werden soll , von einem Anderen ausgegangen werden muß , von ihm aus kommt man durch seine Natur auf einen gewissen Inhalt und das was so folgt ist als Noth­wendiges bezeichnet  . Aber es erhellt , daß wenn wir von der Religion anfangen wollen , der andere Inhalt hinter uns liegt  ; das zweite ist , daß wenn wir so die Noth­wendig­keit auffassen , so liegt darin die Bestimmung der Vermittelung und der Inhalt den wir Religion heissen erscheint so als vermittelt , als Resultat aus einem Anderen , eine Bestimmung die unpassend erscheint , wenn Religion das Höchste , an sich der erste Standpunkt sein soll , der schlechthin durch sich selbst gesetzt sein muß , wir verwickeln uns so in eine Mangelhaftigkeit , aber diese Mangelhaftigkeit des Verhältnisses , nach welcher die Noth­wendig­keit als Vermitteltes erscheint hebt sich auf , indem wir wahrhafte Noth­wendig­keit betrachten , oder in der vernünf­ tigen Noth|wendig­keit ist es enthalten , daß sie diesen Schein vertilgt , sich zum Affirmativen aufhebt . Es sind hier drei Momente zu betrachten . 1 .  Die Nothwendigkeit als ein Verhältniß , wo die Religion die Stellung erhält von | anderen Inhalt herzukommen , gesetzt zu sein . 2 .  Daß die Einseitigkeit dieses Verhältnisses dieser Weise der Noth­wendig­keit gezeigt wird als sich aufhebend , wodurch hervorgeht daß das was wir als Verlauf gesehen haben , in der Religion selbst enthalten ist . 3 .  Die Bestimmung dieser Formen selbst . Vorher ist noch zu bemerken daß | der BegriV der Religion aber auch selbst , eben weil das Verhältniß der Noth­wendig­keit sich aufhebt , innerhalb ihrer selbst

1 Von] De , ähnlich Pa  : Es ist also zunächst Rechenschaft zu geben was Nothwendigkeit und das Aufzeigen der Nothwendigkeit heißt . Pa schließt an  : Es ist also ein Inhalt und von dem sagten wir das ist Religion . Von   sie] Pa  : die Nothwendigkeit   2 ihm] Pa  : diesem anderen   3 durch seine Natur] Pa  : dann durch die Natur dieses anderen   3–4 Inhalt und … bezeichnet] Do  : Inhalt , der wenn man von der Natur der Sache ausgeht , als Nothwendiges gezeigt wird   9 Bestimmung] Do  : einseitige Bestimmung   unpassend] Pa  : einseitig ist und als unpassend   9–10 das Höchste , … erste] Do  : der höchste an sich selbst seiende   10 der schlechthin … muß] Pa  : der nicht durch ein anderes gesetzt ist  De  : und von keinem Andern abhängig seyn soll   11 so] Pa , ähnlich De  : nach dieser anderen Seite   11–12 des Verhältnisses , nach welcher] Pa , ähnlich De  : eben dieses Verlaufs nach welchem   12 Vermitteltes] Pa  : eine Vermittlung durch etwas Anderes   13 wahrhafte] Pa  : die wahrhafte  De  : die wahre   16 ein Verhältniß] Pa  : einen verlauf  18 Daß] PaDe  : daß eben  Nothwendigkeit] De , ähnlich Pa  : daß eben die Einseitigkeit dieses Verhältnisses , als ob die Religion sey ein von Anderm herkommendes   19–20 Verlauf gesehen haben] Pa  : Nothwendigkeit bestimmt haben , daß es ein setzen sei aus einem anderen , daß dieser Verlauf  21 Die Bestimmung dieser Formen selbst] De , ähnlich Pa  : sind dann die Bestimmungen dieser Formen innerhalb der Religion selbst zu bemerken   22 Vorher] De , ähnlich Pa  : Wenn der BegriV der Religion noch weiter festgesetzt werden soll , so   23 eben weil … ihrer] De , ähnlich Pa  : weil wir gesagt haben , daß die Nothwendigkeit innerhalb der Religion selbst fällt , auch innerhalb derselben  Do  : innerhalb der

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fällt und der Schluß der Religion , die wahrhafte Religion die ist , die die Religion sich selbst hervorbringt , die das was Religion ist zu ihren Gegenstand hat . Wenn wir bisher den Ausdruck Bewußtsein gebraucht haben , so drückt dieß nur die Seite | der Erscheinung des Geistes aus . Ich bin so als Verhältniß bestimmt , der Geist ist aber wesentlich dieß , nicht blos im Verhältniß zu sein , in das Bewußtsein fällt das Endliche , das Objekt bleibt darin selbstständig stehen . Der Geist ist nicht nur in der Weise des Verhältnisses , nicht blos Form des Bewußtseins . Insofern abstrahirt wird von diesem Verhältniß so sprechen wir vom Geist und das Bewußtsein fällt dann als Moment in das Sein des Geistes , wir haben damit ein affirmatives Verhältniß des Geistes zum absoluten Geist . Dieß ist nicht blos ein Verhalten des Geistes zum absoluten Geist , sondern der absolute Geist ist selbst das Sichbeziehende auf das , was wir als Unterschied auf die andere Seite gesetzt haben , und höher ist so die Religion die Idee des Geistes der sich zu sich selbst verhält , das Selbstbewußtsein des absoluten Geistes . Hierin fällt sein Bewußtsein , das vorher als Verhältniß bestimmt war . In der höchsten Idee ist die Religion so nicht die Angelegenheit eines Menschen , sondern sie ist we|sent­l ich die höchste Bestimmung der absoluten Idee selbst . Hiermit habe ich vorläufig den BegriV der Religion vorausgestellt .

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20 Religion müssen bemerkt werden , in denen sich eben jene Nothwendigkeit aufhebt   1–2 die Re20 ligion … hervorbringt] De  : ihren BegriV selbst erzeugt  Pa  : das Bewußtsein ihrer selbst ist   Do  : |

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Der BegriV der Religion selbst erzeugt sich innerhalb ihrer selbst , so daß die höchste Religion eben ein Bewußtseyn ihrer selbst ist   3 Wenn] Pa  : Es soll der BegriV der Religion ausgesprochen werden . Die Religion ist ein Bewußtsein des Absolut Allgemeinen Gegenstandes , aber wenn   4 Ich] Pa  : In so fern ich ein Bewußtsein habe so bin ich das Verhalten zu einem Gegenstand , ich   5 Verhältniß] Pa  : Verhältniß d . h . eine Beziehung zweier Seiten   6 das3] Pa  : Hier bin ich das ­Wissende , das Subjekt , was an sich der Geist ist , die andere Seite das   7 nicht blos] Pa  : hat nicht bloß die   9–10 wir haben] Pa  : Also es ist vom Geist daß wir den Ausdruck Geist gebrauchen wollen statt Bewußtsein , also haben wir   10 Dieß] Pa  : Der absolute Geist aber , wenn wir so | gesprochen haben , so haben wir das Verhältniß des Geistes überhaupt , aber eben es   11 ein Verhalten] Pa  : eine Beziehung   sondern] Pa  : sondern es ist das Wesentliche Beziehung in sich zu sein   13 die2 ] Pa  : diese Idee , die   14 Hierin fällt] Pa  : In dieses sein Selbstbewußtsein fällt dann auch   16 eines] De  : eines einzelnen  Pa  : des einzelnen   17 selbst .] Ho  : Der Geist aber ist nicht nur ein solches Wissen , wo das Sein des Gegenstands vom Wissen selbst getrennt ist , sondern ein solches wo der Gegenstand dasselbe als das Wissende , und das Bewußtsein im Wissen dieser Identität besteht . Erst diese Identität , daß das Wissen in seinem Objecte für sich sich selbst hat ist der Geist , die Vernunft die als gegenständlich für sich selbst ist . Die Religion also ist Beziehung des Geistes auf den absoluten Geist . Aber so ist der Geist als der wissende das Gewußte oder der absolute Geist selbst , und die Religion das Selbstbewußtsein des absoluten Geistes , die Beziehung seiner auf sich als den Gegenstand seines Wissens welches ein Sichselbstwissen ist . So ist die Religion die Idee des Geistes , der subjective Geist oder das Wissen , welches allen Inhalt des Geistes , oder die Wahrheit des Geistes zu ihrem Inhalte hat , und sich selbst als diesen Inhalt weiß . So also ist der subjective Geist vom Objecte nicht getrennt , sondern dieß Object , oder der absolute Geist ist das Wissen selbst , und das Wissende das Object seines Wissens . Das Bewußtsein als solches ist das endliche Bewußtsein ,

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Indem sich der Geist an sich selbst | unterscheidet tritt die Endlichkeit des Bewußtseins ein , aber dieß endliche Bewußtsein ist Moment des Geistes selbst , er ist das Sichunterscheiden , das Sichbestimmen d . h . sich als endliches Bewußtsein setzen . Es ist demnach nicht von dem Standpunkt des endlichen Bewußtseins , daß wir die Religion betrachten , sondern jene Idee entwickelt sich schon bei der oberflächlichen Betrachtung . Das Weitere ist die Nothwendigkeit dieses Standpunkts . | Der absolute Geist in seinem Bewußtsein ist sich wissen , weiß er Anderes , so hört er auf absoluter Geist zu sein . Auf diese Bestimmung wird hier behauptet , dieser Inhalt sei die absolute Wahrheit , alle Wahrheit , so daß diese Idee allen Reich­thum der natürlichen und geistigen Welt in sich faßt , die einzige Substanz und Wahrheit dieses Reich­thums ist und | alles nur Wahrheit hat in ihr als Moment ihres Wesens . Daß so dieser Inhalt der Religion die absolute Wahrheit ist , dieß muß bewiesen werden . Diese Deduktion fällt ausser unsere Wissenschaft . Daß der Inhalt die absolute Wahrheit ist , hat keinen anderen Sinn als die Noth­wendig­keit anzuzeigen , da fangen wir aber bei einem Anderen an . Der Beweis des Inhalts hat also zunächst den Gang , daß er den Inhalt als Resultat eines anderen Inhalts zeigt . Zuerst ist anzugeben wo dieser Gang zu finden ist und zweitens wie er dargestellt wird . Das Andere von dem angefangen wird ist nichts anderes als

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das Wissen von einem Andern als dem Ich . Die Religion ist auch Bewußtsein und hat somit das endliche Bewußtsein an (ihr Ms  : ihm) , aber als endliches aufgehoben , denn das Andere wovon der absolute Geist weiß ist er selbst , und er wird erst dadurch zum absoluten Geist , daß er sich weiß . Dadurch aber ist er nur als durch das Bewußtsein oder den endlichen Geist vermittelt , sodaß er sich zu verendlichen hat , um durch diese Verendlichung Wissen seiner zu werden . Jedoch ist auf diese Weise , wenn das Göttliche , um Geist zu sein , sich verendlicht zum Menschlichen d . h . zum Wissen , zum einzelnen unmittelbaren Bewußtsein , so ist dieß wiederum anderseits nicht Angelegenheit des einzelnen Menschen , sondern gerade ist in ihr das Einzelne aufgehoben und die Religion Wissen des göttlichen Geistes von sich durch Vermittlung des endlichen Geistes .   1–2 Indem sich … ein] De  : Der Gegenstand ist also der absolute Geist im Bewußtseyn seiner selbst . Er unterscheidet sich von sich selbst  ; da tritt endliches Bewußtseyn ein . Das Bewußtseyn wofür er ist , ist endliches .  Pa  : Das Bewußtsein des Geistes für welches er ist ist endliches Bewußtsein   2 Geistes] Pa  : absoluten Geistes  8 wissen ,] Pa  : Wissen also diese Bestimmung ist es von der wir sprechen .   9 behauptet] Pa  : behauptet vom Standpunkt der Religion   10 alle] PaDe  : schlechthin alle Wahrheit   10–11 allen Reichthum … Welt] De  : allen Reichthum der Welt  Pa  : alle Erfüllung allen Reich­thum des Gedankens , allen Reichthum der bewussten Wahrheit  Do  : allen Reichthum der natürlichen und geistigen Welt   12 und] Pa  : und daß die absolute Idee diese Wahrheit allein sei , und   Wesens . Daß so] Pa  : Lebens , ihrer Thätigkeit sei . Diese Behauptung nun , daß   13 muß bewiesen werden] Pa  : ist es , was bewiesen werden soll , was gefordert werden muß   13–14 Diese Deduktion] Do  : Dieser Inhalt   14 Daß der Inhalt] Pa  : Der Beweis dieses Inhalts daß er   15 anzuzeigen] PaDe  : aufzuzeigen  15–16 da fangen … an] Pa , ähnlich De  : die Nothwendigkeit schließt in sich daß wir von einem anderen anfangen  18–19 er dargestellt wird] Pa , ähnlich De  : wie dieser Gang aussieht , wo er zu finden ist  

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die ­endliche Welt und das Bewußtsein der endlichen Welt , dieß macht den Anfang aus und von ihm wird noth­wendig übergegangen zu diesem Resultat . Von der Noth­wendig­keit wird spaeter bemerkt werden , daß sie wesentlich Moment ist im absoluten Geist . Es ist also der Uebergang zu zeigen | von einem endlichen Anfang zu einem mehr oder weniger abstrakten , absoluten Inhalt . Es kann dieß abstrakter gehalten werden oder ent­w ickel|ter , so daß die Entwickelung durch den BegriV geschieht . Abstrakter ist sie , wenn wir den Inhalt nur allgemein bestimmen als Negation des Negativen , diese Vermittelung wesentlich in sich enthaltend , man kann dann den Uebergang machen vom Endlichen zum Absoluten . Vanini sagt jeder Strohhalm reicht hin das Dasein Gottes zu beweisen . Wenn dieser Weg entwickelt und durch den BegriV in seiner Ausführung gemacht wird so ist er Philosophie überhaupt oder specieller Religionsphilosophie und das Unmittelbare ist dann die Natur überhaupt , oder | das Logische wie es sich entschließt zur Natur überzugehen , sich in dieser Äusserlichkeit zu verlieren . Das Weitere ist in der Philosophie , daß die Natur betrachtet wird und die Betrachtung durch den BegriV zeigt auf , daß der innewohnende BegriV der Natur die Äusserlichkeit aufhebt , in der der BegriV als Natur ist , daß diese Äusserlichkeit dem BegriV widersprechend sich auflöst , der BegriV sich eine höhere angemessenere Weise , als die natürliche Äusserlichkeit in der er als Natur | Realität hat , bildet . Die Betrachtung der Natur zeigt den Stufengang der Natur auf , als eine Reihe von Stufen , wie der BegriV der in ihr nur an sich ist , diese seine Rinde durchbricht und in die Erscheinung tritt , für sich zu sein , zu erscheinen wie er ist . Die Natur erinnert sich , nimt die Äusserlichkeit in die Identität ihres Centrums zurück oder das Centrum wird herausgerückt ins äusserliche Dasein . Die Noth­wendig­keit der Natur ist den Geist zu setzen als ihre Wahrheit , in ihr ist der BegriV verloren im 1 die endliche … Welt] Pa , ähnlich De  : was wir die endliche Welt , das Bewußtsein der End­lichen Welt überhaupt nennen   1–2 Anfang] Pa , ähnlich De  : Anfang überhaupt   3 der] PaDe  : dieser  wesentlich] Pa  : ein wesentliches  De  : ein nothwendiges   5 Es kann dieß] PaDe  : Dieser Übergang kann   6 durch] Pa  : durch den Gedanken durch   7 Abstrakter] Pa  : Es kommt dieser Übergang vor im Geist aber er kommt abstract vor oder entwickelter . Abstract   7–8 nur allge­ mein bestimmen] Pa  : der Natur ausgesprochen haben als das Allgemeine  De  : auch nur als das Allgemeine bestimmen   10 Vanini sagt … beweisen . Sondergut Gr  11 BegriV ] Pa  : BegriV bestimmt , überhaupt  De  : BegriV  12 Philosophie] PaDe  : die Philosophie   12–13 Unmittelbare] De  : Unmittelbare , wovon wir anfangen  14 zur] Pa  : zur Natur zu werden , zur   verlieren] Pa  : überzugehen , die als dieser Verlust selbst gesetzt wird   15 wird] Pa  : wird , daß mit dem Logischen angefangen wird   16 zeigt auf] Pa  : stellt sich dar , als diese Bewegung   17 dem] Pa  : als dem   21 Stufen] Pa  : Stufen , Momenten   ihr] PaDe  : der Natur   22 für] PaDe  : dazu kommt für  Die] Pa  : oder dasselbe , die   23 nimt die … zurück] Pa  : es ist ihre Bestimmung in ihr Centrum zurück­ zugehen   24 das Centrum … ins] PaDe  : daß das Centrum heraustritt in das   Dasein] Pa  : Dasein . Was das Resultat ist das ist der Geist überhaupt   25 Wahrheit] Pa  : Wahrheit , daß der Geist ihre Wahrheit ist  Do  : Wahrheit der Natur  

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Aussereinander , die Natur ist ewiges Hervorgehen und Auflösen dieser Äusserlichkeit , sie hat an sich die Bestimmung zum Geist zu werden . Der Geist in seiner Unmittelbarkeit ist der endliche , natürliche Geist , | er hat Anlagen d . h . er ist zunächst nur ganz die abstrakte Identität seines BegriVs und seiner Erscheinung . Die Natur ist an sich Idee , das ist für uns im denkenden Betrachten . Daß sie als Idee für uns und an sich ist fällt in der Natur auseinander , im Geist ist diese Identität dieses für ihn sein , was | er an sich ist , daß das was er an sich ist , auch ihm erscheint d . h . die Idee in der Erscheinung ist . Die Betrachtung des endlichen Geistes hat zum Resultat die Idee des absoluten Geistes . Dieser Gang des erkennenden BegriVs ist es , wodurch der Inhalt von dem gesprochen worden , der seiner bewußte absolute Geist , als noth­wendig aufgezeigt wird , als die Wahrheit von Allen , als die absolute Wahrheit . Die Philosophie ist dann der methodische Beweis , daß dieser Inhalt die absolute Wahrheit ist . Dieser Gang ist es der vor unserer Wissenschaft liegt , wir haben so diese Wissenschaft hier | vorauszusetzen , sonst müssten wir die ganze Philosophie durchnehmen . Dieß ist die Art wie der Beweis allein geführt werden kann . Das Zweite über den Gang ist , daß er noch einseitig ist , daß in ihm eine schiefe , falsche Bestimmung liegt , nämlich die , daß wir von etwas Anderem anfangen , entweder vom logisch Abstrakten , oder von der konkreten Natur , vom endlichen Sein , und weil wir so von Anderen anfangen | der Inhalt als nicht absolut erscheint , sondern als Resultat , nicht absolut . Diese Seite scheint der Gang an sich zu haben , die absolute Wahrheit soll aber nicht Resultat sein , sie ist das schlechthin Erste , die absolute Erfüllung in der alles nur Moment ist . | Aber es ist damit zu bemerken , daß | wenn zwar zunächst der Gang als ver­m ittelnd er­ scheint , so ist es doch in diesem Resultat selbst , daß sich die Einseitigkeit aufhebt oder daß das Resultat dieß abwirft Resultat zu sein , der Widerstoß ist , gegen

1 ewiges] PaDeDo  : das ewige   Auflösen] Do  : Aufheben  2 die Bestimmung … werden] Do  : das Bestreben sich zu vergeistigen   3 Der Geist … Unmittelbarkeit] Pa  : Der Geist überhaupt , die Wahrheit der Natur das ist der Geist , der Geist in seiner Unmittelbarkeit , das   4 Anlagen] Pa  : nur die Anlage   die] Pa  : der abstrakte BegriV seiner selbst . er ist die   7 dieses für ihn sein] Do  : daß für ihn sei   daß] Pa  : Daß er sei wie die Natur Idee an sich , aber daß   9 zum] PaDe  : zu ihrem  12 Wahrheit2 ] Pa , ähnlich Do  : Wahrheit , in welche eben durch sich selbst all dieser andere Inhalt zurückgeht   13 Inhalt] Pa  : Inhalt das Wahrhafte , daß er   14 diese Wissenschaft] PaDe  : dieses Resultat   15 sonst müssten … durchnehmen] Pa  : Wenn wir es nicht voraussetzen so hätten wir die ganze Philosophie abzuhandeln .   16 kann] Pa  : kann daß dieser Inhalt die absolute Wahrheit ist   17 über den Gang] PaDe  : was zu bemerken ist   er] De  : dieser Gang   in ihm] Pa  : in diesem Gange  De  : darin   19 der konkreten] Pa  : dem concreten Sein von der   21 Seite] PaDo  : schiefe Seite  23 Erste] De  : erste und alleinige  Pa  : erste , einzige . Sie ist schlechthin in sich zu befassen   24 damit] Pa  : hierüber   wenn] PaDe  : eben wenn   der] PaDe  : dieser   25 aufhebt] Pa  : dieses Ganges abthut  De  : abthut   26 der Widerstoß] PaDeDo  : (DeDo  : gleichsam) der Gegenstoß  

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diese Bewegung . Näher ist dieß so bestimmt , daß eben das Erste , entweder die logische Abstraktion des Seins oder die endliche Welt , dieß erste , Unmittelbare , nicht gesetzt Erscheinende , daß dieß in dem Resultat selbst gesetzt wird als ein Gesetztes , nicht Unmittelbares , daß es degradirt wird vom Unmittelbaren zum Gesetzten , so daß der absolute Geist vielmehr das Wahre ist . Der absolute Geist der sich bewußt ist , ist so das Erste und einzige Wahre . Die endliche Welt , die so ein Gesetztes ist , ist hiermit ein Moment in diesem Geiste , in diesem Inhalt , | und es ist nicht nur nach der Methode , nach der äusserlichen Weise des Ganges , daß sich das Unmittelbare so aufhebt , sondern es gehört dieß wesentlich zum Resultat selbst , gehört zu seinem Inhalt . So ist denn das was wir gesetzt haben , jener Gang , das erste Moment , das andere Moment ist ebenso Bestimmung in dem absoluten Inhalt selbst . Beides ist eine Bewegung , eine Vermittelung die sich zusammenschließt , beides zusammen macht die Thätigkeit Gottes in ihm selber aus und auf diesem Standpunkt ist es , daß uns jener Gang und jenes zweite Moment innerhalb der Idee vorkommt , als Thätigkeit , Bewegung derselben selbst . Populair heißt dieß , Gott erschaVt die Welt . Gott setzt dieß ihm als Anderes verschiedenes , so daß es ein natürlich Gesetztes ist , daß die Welt das ist ihm angehörig zu bleiben und die Bewegung hat , sich in ihn zurückzubegeben . Was wir also gesagt haben von diesem Gang ist , daß er sich zuerst zeigt als ein Gang vor der Religion , das Zweite ist daß er | Moment innerhalb der Religion ist , aber in anderer Gestalt und Form als | in jener ersten | Weise , wo er gleich­ sam nur unbefangen in Rücksicht auf Gott ist , hier ist Gott schlechthin das Erste . Dieß ist nun auch das was dann in der Idee des absoluten Geistes liegt . Der Geist ist für sich d . h . macht sich zum Gegenstand , ist gegen den BegriV , für sich selbst

1 Erste] De  : Erste , wovon wir anfangen   6 Der] Pa  : Es ist nun in diesem Resultate der   6–7 Die endliche … ist1] Pa  : ferner aber ist dies  : daß so eine Natur , eine endliche Welt ein Gesetztes ist , gesetzt wird , das  De  : Daß aber die Natur gesetzt wird   11 Gang] PaDe  : Gang der Noth­ wendigkeit   12 Moment] Pa  : Moment eben so , daß so ein Unmittelbares gesetzt wird   Beides] Do  : 2 , bleibt diese Qualität des gesetzten sich aufzuheben und in seine Wahrheit zurückzukehren . Beides zusammen  De  : Die Qualität des Gesetzten bleibt , sich auf-zu-heben und zu seiner Wahrheit zurückzugehen .   13 eine1] De  : Eine   15 Gang] Pa  : erste Gang   Moment] Pa  : Moment , das so als unmittelbar erscheint , eine Natur eine endliche Welt gesetzt wird   16 Bewegung] Pa  : Be­ wegung als Prozeß  Do  : Prozeß , Bewegung , Thätigkeit   Populair heißt dieß] De  : Das ist nichts , als was man populär dann ausspricht  :   18 und] Pa  : und ein durch ihn gesetztes zu sein also   20 also] Pa  : also vorhin   21 vor] Pa  : außerhalb   der Religion 2 ] Pa  : dieser Religion selbst   24 liegt] Pa  : liegt . Wir haben diese Momente zu betrachten , wie sie in Rücksicht auf diese Idee be­ griVen sind .   15 der] die  

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bestehend , das was wir Welt , Natur heißen , diese Diremtion ist erstes Moment . Das Andere ist , daß dieser Gegenstand sich selbst bewegt zu dieser seiner Quelle , diese Bewegung macht das göttliche Leben aus . Der Geist als absoluter ist zunächst das Sicherscheinende , das für sich seiende Fürsichsein , die Erscheinung als solche ist die Natur , und er ist nicht nur das Erscheinende , sondern das Fürsichselbstsein , das Sicherscheinende , damit ist denn Bewußtsein als solches gesetzt . So ist das zunächst als Noth­wendig­keit betrachtete Moment innerhalb des Geistes selbst und wir haben dem Wesen nach jene Noth­wendig­keit auch innerhalb der Religion , aber nicht als unmittelbares Dasein , sondern als Erscheinung der Idee , nicht als Sein , sondern als Erscheinung des Göttlichen . Dieß ist also das | Verhältniß der Noth­wendig­keit zu unserem Inhalt und dieß ist es was wieder selbst die Bestimmung abgiebt in ihm , den BegriV giebt von dem was unser Gegenstand ist . In Rücksicht darauf könnten wir nun sagen , daß wir den BegriV unseres Gegenstands festgesetzt hätten und von ihm zur Abhandlung übergehen könnten . Die Abhandlung ist nichts anderes als daß der BegriV sich zur Idee entwickelt und daß wir diese Entwickelung betrachten . Der BegriV der Religion ist hier noch sehr abstrakt und es könnte gefordert werden ihn in konkreterer Form darzulegen , aber die konkretere Weise des BegriVs ist in der That eine Produzirung des BegriVs durch sich selbst , er ist abstrakt als BegriV , er selbst ist es der sich konkret macht , er vollendet sich zur Totalität , so daß der BegriV sich selbst zum Gegenstand | wird . Der nächste BegriV den wir so festgesetzt haben ist das Selbstbewußtsein des absoluten Geistes , dieß Selbst­ bewußt­sein , daß er für sich ist , für sich ist er Geist , das worin ein Unterschied seiner von ihm ist , dieß ist Moment der Natur . | Populair gesprochen heißt dieß , Gott ist die Einheit des Natürlichen und Geistigen , der Geist ist aber Herr der Natur , so daß beides nicht mit gleicher Würde in dieser Einheit ist , sondern so daß die Einheit der Geist ist , kein Drittes worin beide neutralisirt werden , sondern diese Indifferenz beider ist selbst der Geist . Er ist einmal eine Seite und das

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1 erstes] PaDe  : das erste   3 ist] Pa  : ist das Scheinende   4 für sich seiende Füsichsein] Pa  : für sich seiende , darin liegt , daß er zuerst ist das Erscheinende   5 Erscheinende] Pa  : Erscheinende das für 30 uns seiende   5–6 Fürsichselbstsein] Pa  : für sich selbst seiende   9 als Erscheinung] Pa  : wesentlich als ein Erscheinen   12 in ihm] Pa  : zu diesem unseren Inhalt , oder was   15 Die Abhandlung] Pa  : Es ist dies zu bemerken  : Die Abhandlung dieses BegriVs  16 Entwickelung] Pa  : Realisirung des BegriVs zur Idee  Do  : Entwicklung des BegriVes zur Idee   17 abstrakt] PaDe  : abstract sehr 35 im Allgemeinen gehalten   19 eine Produzirung] PaDe  : ein Produciren , eine Hervorbringung   35 21 nächste] PaDe  : einfache   22–23 Selbstbewußtsein] Pa  : Selbstbewußtsein des absoluten Geistes   24 ist , dieß … Natur] Pa  : liegt , und das ist das Moment der Natürlichkeit überhaupt   25 Herr] PaDe  : zugleich Herr   26 beides] Pa  : das Natürliche und Geistige   27 Geist] Do  : Geist und das Natürliche nur das gesetzte   28 Er] Pa  : Der Geist ist Geist und Natur aber er  



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andere Mal das was über die andere Seite übergreift und so die Einheit beider ist . Die fernere Abhandlung ist demgemäß nichts anderes , als daß wir die weiteren konkreten Bestimmungen des Geistes vorlegen . | Der BegriV Gottes ist nun der BegriV der Idee , dieser Inhalt muß sich als Idee entwickeln und die Abhandlung der Religionsphilosophie stellt nichts anderes dar , als diese Entwickelung des BegriVs der Idee . Die näheren Momente stellen uns zugleich die näheren Eintheilungen , Formen dar in welchen die Religion betrachtet werden muß . Diese Bestimmung der Entwickelung der Idee ist es , worin die Angabe der allgemeinen | Theile enthalten ist , in die unsere Abhandlung zerfällt . Das Geistige ist die absolute Einheit des Geistigen und Natürlichen , so daß dieß nur ist ein vom Geist Gesetztes , Gehaltenes . In dieser Idee sind folgende Momente  : 1 .  Die substantielle , absolute , subjektive Einheit beider Momente , die Idee in ihrer sich selbst gleichen Affirmation . 2 .  Das Unterscheiden selbst , das Sein für Eines und für ein Anderes . 3 .  Daß das Unterschiedene sich setzt in die absolute Affirmation . Die beiden ersten Momente sind die des BegriVs , die Art und Weise wie die Beziehung des Geistigen und Natürlichen im BegriV enthalten[ .] Das Weitere ist , daß sie nicht blos Momente des BegriVs sind , sondern selbst die beiden Seiten des Unterschiedes , was dann als 2tes Moment genannt ist . Dieß Zweite ist das was im Geiste Bewußtsein ist . Das Bewußtsein ist ein Setzen von Zwei die unterschieden sind , aber dieß ist nichts anderes , | als dieß Unterscheiden der Momente selbst , dieß Unterscheiden bestimmt sich zu einem Verhältniß und jene Momente machen so den Inhalt der Seiten des Verhältnisses aus . In dem Bewußtsein ist die eine Seite die gediegene , substantielle Einheit der Idee , Gott als seiender , als auf sich sich beziehende Einheit . Die andere Seite des Unterschieds ist das Unterscheiden , welches das Bewußtsein ist , für welches die gediegene Einheit ist , diese bestimmt sich so als endliche Seite . Gott ist also

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30 30 1 die andere Seite] Do  : das Natürliche   beider] Pa  : von sich und einem anderen   11 Das Gei-

stige … Natürlichen] De , ähnlich Pa  : Wir haben also die Idee überhaupt bestimmt als die Einheit des Natürlichen und Geistigen  ; doch so , daß das Geistige das Substanzielle ist , übergreift über das Andre  13 Momente] De  : Momente zu unterscheiden  14 Einheit beider Momente] Ho  : Einheit Gottes und seines Andern , der bewußtlose Gott , das unbewußte Anundfürsichselbstsein  22–24 35 Das Bewußtsein … der] De , ähnlich Pa  : Diß Unterscheiden des Bewußtseyns ist also ein Setzen von zwey Unterschiedenen . Es ist aber kein Unterschied vorhanden , als jene   26–27 dem Bewußtsein … Einheit] Pa , ähnlich De  : diesem Bewußtsein ist die eine Seite Gott als seiend  ; der seiende Gott , das substantielle , und in diesem Unterschied ist es eben diese Seite die substantielle Einheit die wir Gott nennen   28 Unterschieds] Pa  : Verhältnisses   für welches] Pa  : die Seite für welche das 40 andere  Do  : die Seite für welche  

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seiend und erscheinend für das Bewußtsein , nicht blos seiend , sondern indem er seiend für Anderes ist , ist er erscheinend . Ein nicht erscheinender Gott ist ein Abstraktum . Dieß Unterscheiden oder die Seite des Bewußtseins ist | in die absolute Affirmation zurückgehend zu fassen , ein Erscheinen das sich ewig zur Wahrheit der Erscheinung erhebt . In das Unterscheiden fallen wie gesagt beide Momente , die substantielle Einheit ist demnach eine Seite des Verhältnisses . Das Zurück­ gehen des Unterschiedenen zur absoluten Affirmation ist das dritte Moment . Diese drei | Momente sind es die zur Realität des BegriVs gerechnet werden müssen . Jene beiden Seiten sind auch so zu bestimmen , daß die Einheit , jene erste die theoretische ist , die Weise der Vorstellung des Seienden , Objektiven , die Art der Vorstellung der göttlichen Erscheinung , des göttlichen Seins . Die zweite ist die praktische , die Thätigkeit des Aufhebens der Entzweiung , die Seite der Form , die Form der Freiheit , die Subjektivität als solche ist , hier ist dann zu betrachten die Subjektivität , das Selbstbewußtsein in seiner Bewegung , in seinem bestimmten Thun , Verhalten . Die erste Seite ist die der Vorstellung Gottes , die zweite ist die des Kultus . Beide sind im Zusammenhang , die Bestimmung die Gott zukommt , kommt auch dem Bewußtsein in seiner Beziehung zum Kultus zu . 1 .  Vorstellung Gottes . Hier ist nicht Gott überhaupt , sondern | Gott in der Vorstellung . Gott erscheint , aber nicht nur überhaupt , sondern er ist wesentlich sich zu erscheinen , denn er ist Geist , in seiner Erscheinung ist zugleich Reflexion in sich . Sein Erscheinen bestimmt sich daher näher so , daß | er sich erscheint , ist Erscheinen , aber ihm selber zu erscheinen , er ist so Gegenstand und zwar Gegenstand seiner selbst . Das Zweite ist daß er sich erscheine , wie er an und für sich ist . Diese Bestimmungen sind in dieser Rücksicht die Grundlage . Das Erste , das abstrakte Erscheinen ist | die Natürlichkeit , die Natur ­überhaupt . Erscheinen ist Sein für Anderes , eine Äusserlichkeit unterschieden für einander , zuerst daher unmittelbares Erscheinen , noch nicht reflektirtes . Dieß ist die logische 1 seiend und … Bewußtsein] Do  : bestimmt  Pa  : bestimmt als Gegenstand als Erscheinung , als   3 Dieß] Pa  : Das | wesentliche Moment ist sich zu unterscheiden , und eben damit ist ein anderes gesetzt . Dies   6 die] Pa  : substantielle Einheit und das Unterscheiden . Jene   Verhältnisses] Pa  : Verhältnisses , denn Gott (ist nur Ms  : nur ist) als Geist , er ist wesentlich für ein anderes und seinem Anderen zu erscheinen   11 die1] Pa  : die Weise seiner Erscheinung , die   20 wesentlich] De  : wesentlich dieses  Pa  : das wesentlich   21–22 ist zugleich … sich1] PaDe  : in seiner Erscheinung Reflexion in sich zu sein   22 ist] PaDe  : daß es ist   23 aber] PaDe  : aber als   23–24 Gegenstand seiner selbst] Pa  : mit dieser Bestimmung Gegenstand , (PaDe  : daß er sich selber Gegenstand sei)  24 Das Zweite ist] De  : Die höchste Stufe ist dann ,   25 Diese Bestimmungen … Grundlage . Sondergut Gr   26 Das Erste , … Erscheinen] Pa , ähnlich De  : Was dies näher betriVt in concreteren Bestimmung so ist also das Erste das Erscheinen überhaupt , das abstrakte Erscheinen überhaupt , dies   28 Erscheinen] DePa  : Seyn für anderes  

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Bestimmung . Dieß Sein für Anderes ist zunächst Natürlichkeit . | Was für ein Anderes ist , ist auf sinnliche Weise , selbst der Gedanken der nicht blos subjektiv bleiben soll , sondern für ein Anderes , das Selbstständigkeit von Gedanken ist , sein soll bedarf ein sinnliches Medium ein Zeichen , das sich für ihn hinstellen muß . Aber zweitens ist Gott wesentlich sich erscheinend , also ist der Gegenstand nicht nur als ein natürlicher , sondern als sich erscheinend , als Bewußtsein , Geistigkeit bestimmt . Dieß ist eine mehr oder weniger formelle Bestimmung . Zunächst ist sie überhaupt | formell . Von keiner Religion kann man sagen , daß die Menschen , die Sonne , das Meer , die Natur angebetet hätten , es ist ihnen damit nicht mehr dieß Prosaische , was es für uns ist , indem diese Gegenstände ihnen göttlich sind , sind sie zwar noch natürlich , aber damit daß sie Gegenstände der Religion sind , sind sie zugleich vorgestellt mit einer geistigen Weise . Die Betrachtung der Sonne , der Sterne pp ist ausserhalb der Religion . Die sogenannte prosaische Ansicht der Natur , wie sie für das verständige Bewußtsein ist , ist erst eine spaetere Trennung , daß sie vorhanden sei dazu gehört eine viel tiefer zurückgehende Reflexion . Wenn wir nach unserer gewohnten Bildung von Einheit der Natur und des Geistigen sprechen , so denken wir dabei als ob der Geist mit der Natur erst durch die Fantasie vereinigt werde , es wird so mit der Trennung angefangen und dieß setzt eine höhere Freiheit der Reflexion voraus . Die erste Weise der Erscheinung ist also Natürlichkeit , die die Subjektivität des Geistes überhaupt , zum Centrum hat . Jetzt kommt es auf das Verhältniß dieser beiden Bestimmungen gegeneinander an . | An sich ist Gott der Geist , dieß ist unser BegriV von ihm , das Andere ist , daß er als Geist gesetzt sei , dazu gehört daß seine Bestimmtheit die Seite der Realität an der Idee , dem BegriV gleich sei . Das was so Bestimmtheit genannt ist , ist das was wir als Natürlichkeit gesehen haben . | Diese Weise der Erscheinung macht die Bestimmtheit des BegriVs von Gott aus . Die Hauptsache ist das Verhältniß der Realität zum göttlichen BegriV zu sehen , zu sehen ob der Geist als Geist ist d . h . der BegriV und auch die Realität als dieser Geist .

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… Natürlichkeit .] Pa , ähnlich De  : aber diese ist in ihrer concreten Bedeutung zu nehmen , und dies ist Natürlichkeit überhaupt .   2 auf] PaDe  : auf eine   4 bedarf] De , ähnlich Pa  : erfordert Mittheilung ,   ein 2 ] Pa  : Sprache , Gebehrde etc . ein sinnliches   6 natürlicher] Pa  : natürliches Wesen als ein natürliches Element überhaupt   10 dieß Prosaische] De  : die prosaische Sonne etc .  Pa  : dies prosaische Meer   10–11 diese Gegenstände … natürlich] Pa  : sie sie anbeten 35 sind diese Naturgebilde göttlich , und Gott ist für sie   13 Sonne] Pa  : Sonne des Mondes  Die] Pa  : O h n e h i n i s t b e k a n n t , d a ß d i e s e Un t e r s c h e i d u n g vo n e i n e m b l o ß N a t ü r l i c h e n , d i e s e    16 Reflexion] PaDe  : Reflexion in sich   20 Die] Pa  : Diese beiden Momente sind zunächst in der Erscheinung Gottes . / Die   21 zum] Pa  : zu Grundlage zum  De  : zur Grundlage   23 An] Pa  : Es muß bemerkt werden , an   dieß ist … ihm] Pa , ähnlich De  : d . h . er ist es zunächst 40 für uns   28 ist] Pa  : für sich ist   30 1 Dieß Sein

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Noch ist zu bemerken , daß die Natürlichkeit , das natürliche Sein , unmittelbare Naturwesen , dieß zunächst Bestimmte auch noch auf andere Art ist , es kann nämlich auch reflektirte Bestimmtheit sein , die jedoch noch so beschaVen sein kann , daß sie noch nicht die bestimmte konkrete Bestimmtheit ist die den BegriV des Geistes ausmacht . Diese Bestimmtheit | ist nicht so ein Mannigfaltiges wie das Naturleben , sondern mit der Reflexion tritt zugleich ein , daß die Bestimmtheit eine Gleichheit habe mit dem BegriV , zunächst aber nur eine | abstrakte Gleichheit . Die Reflexion vereinfacht die unendliche Äusserlichkeit bringt sie auf den Boden des BegriVs , aber eben nur auf den Boden , dieß Denken , das zwar die Allgemeinheit , den Boden des BegriVs , zum Prinzip hat , macht damit daß es nur bei der Abstraktion stehen bleibt , daß dieß Allgemeine nur eine Bestimmtheit ist . So z . B . ist Bruma der Indier so als dieß Höchste , göttlicher BegriV , aber als dieß nur bei sich Seiende , sich Denkende , ausser welchem dann aller übrige Inhalt , alle übrige Gestaltung fällt , dieß ist dann das unzählbare Heer der indischen Götter . Der jüdische Gott ist zwar auch der eifrige Gott , der keine anderen Götter neben sich duldet , diese Einzigkeit ist selbst noch die abstrakte Einheit , noch nicht diese Bestimmtheit , diese Realität die dem BegriV des Geistes entspricht , die schlechthin in sich konkret ist . Denn jeder Gott ist Gott im Geist , aber noch nicht als Geist , ein Unsinnliches nur Abstraktum des Gedankens , noch nicht die Erfüllung in sich , die es zum Geist macht . | Diese zwei Bestimmtheiten , sind die Haupt­be|bestimmt­heiten , also die uns zunächst erscheinen müssen als die Weise der Realität des Geistes . Als Bestimmtheiten sind sie dem BegriV des Geistes nicht angemessen , sie sind Endlichkeiten , auch diese Unendlichkeit daß ein Gott ist , die abstrakte Affirmation . Sie entsprechen dem BegriV nicht , oder diese Religionen , | sind noch nicht die wahrhafte Religion , noch nicht Gott in seiner Wahrhaftigkeit , denn der absolute Inhalt des

2 es kann] Pa  : sie braucht nicht zu sein diese natürliche , kann   3 reflektirte] PaDe  : eine reflectirte  jedoch] Pa  : zugleich  De  : doch zugleich   5 ausmacht] PaDeDo  : ausdrückt   Bestimmtheit] PaDeDo  : Bestimmtheit der Reflexion   Mannigfaltiges] PaDo  : äusserliches  De  : Äußeres   6 Naturleben] PaDeDo  : Naturwesen   ein] Pa  : das Bedürfniß ein  De  : die Foderung ein   8 Äusser­l ich ­keit] De  : Mannigfaltigkeit der Erscheinung und   9 dieß] Pa  : Die Reflexion hat vor sich den BegriV  : Bedürfniß des BegriVs überhaupt . Dieses   10–11 macht damit … ist] De , ähnlich Pa  : In sofern es aber zunächst auf diesem Boden der Abstraction stehen bleibt , ist diese Allgemeinheit selbst nur eine Bestimmtheit . (Pa  : Oder ist soviel als Identität , Einheit .)   16 diese] De  : aber diese Einheit ,   18 ist1] Pa  : ist , eine Bestimmtheit , Abstraction ,   19 als] PaDe  : Gott als   ein Unsinn­ liches] Pa  : Der jüdische Gott eben so wie Brahma . Es ist das Bildlose das unsinnliche , aber es ist ein unsinnliches das   21 Diese zwei … also] Pa  : 2) Die Bestimmtheit der Reflexion , aber indem der Gedanke so abstract bleibt , so ist diese abstracte Identität obgleich sie rein , einfach , unsinnlich ist , doch hier nur reine Bestimmtheit gegen den BegriV des Geistes . Also diese beiden Bestimmtheiten sind es also im allgemeinen die Hauptbestimmtheiten ,   26 Gott] Pa  : die Idee Gottes  

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Geistes fehlt ihnen . Die wahrhafte Religion entspricht ihrem Inhalt , in ihr haben wir das Letzte und Höchste , daß der Inhalt sich nach sich erhebe , die Erscheinung wie der Geist an und für sich ist , der Inhalt gemäß dem BegriV des Geistes ist . Hier ist dann Gott sich oVenbar , dann  | ist nichts verborgenes mehr in ihm , seine ganze Natur ist in die Erscheinung herausgetreten . OVenbar ist er noch nicht , solange die Erscheinung noch ungleich ist mit seinem BegriV . Dieß ist dann also die vollendete Religion . In Ansehung derselben ist zu bemerken , daß dieser Inhalt selbst , die Realität , diese Weise | der Erscheinung die den Inhalt Gottes ausmacht schlechthin geistiger Inhalt ist , der aber noch in der Weise der Natürlichkeit sein kann , in dieser Weise der Vorstellung nicht sinnliche aber geistige Natürlichkeit . In Rücksicht auf den Unterschied mit dem Vorhergehenden ist zu bemerken , daß sich in dieser Religion der Inhalt dem BegriV des Geistes gemäß darstellt , so daß die Weise nur Form ist , die den Inhalt nicht mehr betriVt . Auf diesen Unterschied beziehen sich Religion und Philosophie in ihrer Verschiedenheit . Die Philosophie kann der Religion entgegengesetzt erscheinen , oder es geschieht in ihr , daß Erscheinungsweisen , Formen | der Verhältnisse die in der Religion vorhanden sind , daß solche Formen ersetzt werden durch andere . Insofern nun in der positiven Religion diese Formen als wesentlich genommen werden , so scheint die Philosophie die Religion zu bekämpfen und es ist dann der Verstand der , wenn der Glauben nicht mehr unbefangen ist , das Hauptgewicht auf diese Formen legt ,  | und das Wesentliche darin sucht . So wird denn die Religion todt und leer , das Alte ist noch vorhanden , aber der Geist ist verschwunden , weil das

… Höchste ,] Pa  : die wahrhafte Idee ist daß der Inhalt der wahrhafte Inhalt des Geistes sei . BegriV überhaupt das ist sein Inhalt .   4 Hier ist … oVenbar] De , ähnlich Pa  : Das ist dann , in diesem , auf diese Weise ist dann Gott sich oVenbar , er ist sich oVenbar geworden   4–5 seine ganze … herausgetreten] Do  : sein ganzes Wesen ist in seine Erscheinung hinausgetreten , wo diese Stufe der Erscheinung aber dem BegriV gleich ist .  PaDe  : seine Erscheinung ist seinem Wesen gleich ,   5–6 solange die] PaDe  : in so fern die Weise seiner   6 BegriV .] Pa  : BegriV . Sein BegriV ist noch verschlossen , ungefüllt ,   8 die1] Pa  : diese Bestimmtheit , diese   11–13 In Rück­ sicht … Weise] Pa  : Es ist dann zu bemerken in dieser Rücksicht , daß also bei dieser Religion wohl die Realität dem BegriV gleich ist , der Inhalt die Natur des Geistes darstellt , und die Natürlichkeit die Weise des sinnlichen Vorstellens   13–14 Auf diesen … Verschiedenheit .] De , ähnlich PaDo  : Das ist dann ein wichtiger Punkt , der nicht zu verwechseln ist , da sich darauf bezieht (De  : das Verhältniß PaDo  : der Unterschied) zwischen Philosophie und Religion .   16 Erscheinungsweisen] Pa  : Gestaltungen , Erscheinungsweisen   der Verhältnisse] PaDe  : des Verhältnisses   17 vorhanden sind] Pa  : vorhanden sind , in denen die Religion ihr Bewußtsein hat  De  : zu Bewußtseyn kommen  ersetzt] PaDeDo  : in der Philosophie ersetzt   19–21 und es … sucht] Pa , ähnlich De  : Wenn die Reflexion der endliche Verstand sich eingemischt hat so sind es diese Formen auf denen das Hauptgewicht gelegt wird   21–22 todt und … ist 2 ] Pa  : etwas hölzernes etwas todtes . Dies ist die alte Lehre der Theologie , die Orthodoxie , das wird gesagt , daß es zugegeben werden müsse , und doch ist der Geist daraus  

25 1–2 Die wahrhafte 25

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was nur Form ist als wesentlich erscheint und der Verstand hat denn leichtes Spiel ihr Ungenügendes zu zeigen , ihrer Meister zu werden . | Es ist das Eigenthümliche der Philosophie den Inhalt der in der Vorstellung der Religion ist zu verwandeln in den des Gedankens , der Inhalt kann nicht verschieden sein . Religion ist Selbstbewußtsein des absoluten Geistes , da giebt es nicht zweierlei Selbstbewußtsein , kein begreifendes , vorstellendes verschieden vom denkenden Selbstbewußtsein , es kann nur eine Verschiedenheit in der Form sein . Der nähere Unterschied zwischen Vorstellung und Gedanken ist hier vorauszusetzen . Zu bemerken ist . Die Vorstellung hat eine äusserliche , sinnliche Weise , sie steht zwischen der unmittelbar sinnlichen Empfindung und dem eigentlichen Gedanken , der Inhalt ist sinnlicher Art , aber das Denken hat sich schon hineingewagt , aber | den Inhalt noch nicht durchdrungen , nicht überwältigt . Die Vorstellung greift daher leicht zu bildlichen Ausdrücken , Analogieen oder zu unbestimmten Weisen . Solche Vorstellung z . B . ist das Erzeugen , der Sohn pp , Vorstellungen die aus dem Zusammenhang der natürlichen Lebendigkeit genommen sind , Er­ schaVen ist so eine unbestimmte Vorstellung den natürlichen Zusammenhang Gottes und der Welt auf allgemeine Weise ausdrückend . Ferner erscheint der Zusammenhang zwischen dem Inhalt in der Vorstellung als nach einander geschehen , nicht in seiner Noth­wendig­keit die blos dem BegriV als solchen angehört , er wird erzählt in der Religion und das Geschehene , was wesentlich Moment im Leben Gottes ist , erscheint dann bildlich , als natürlich geschehen in der Zeit und das weitere Moment des bestimmten Inhalts scheint dann darauf zu folgen  ; für den BegriV ist nur das Ansich der Zusammenhang . So ist denn in der Religion nicht enthalten der Zusammenhang von allgemeinen Begebenheiten | und besondren . In der Religion ist der Glauben an eine Vorsehung , aber es wird gesagt die Wege der Vorsehung sind unbegreiflich , der Gang des Schicksals eines Individuums , wie der großen Welt , sind unerforschlich . Hier wird der Zusammenhang aufgegeben , wonach der Zusammenhang

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2 ihr Ungenügendes] DeDo  : das Ungenügende dieser Formen  Pa  : das ist die Aufklärung gewesen . Diese Form anzugreifen und ihr Ungenügendes   4 den] PaDe  : die Form   5 sein] De  : seyn , nur die Form   10 äusserliche , sinnliche Weise] PaDe  : mehr oder weniger sinnliche Gestaltungsweise (Pa  : Form  De  : Vorstellung) der Äusserlichkeit , (Pa  : die Vorstellung hat das Sinnliche schon in das Innerliche gebracht)   11–12 eigentlichen Gedanken] Do  : allgemeinen des Gedankens   17 natürlichen] PaDe  : speculativen   21 er] DeDo  : Es  Pa  : so   22–23 natürlich geschehen] PaDe  : als ein natürliches Geschehen , (Pa ergänzt  : Geschehen)   24 für den … Zusammenhang] Pa  : Der BegriV ist das an sich dieses Zusammenhangs , das Innere des Zusammenhangs .  Do  : Das an sich , das Innere desselben kommt nicht zum Vorschein .   25–27 So ist … gesagt] PaDo  : Daher darf in der Religion nicht der Zusammenhang seyn von allgemeinem mit dem besonderen so daß gesagt werden kann in ihr  :  

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der Begebenheiten vernünftigerweise bestimmt ist , aber die Idee daß eine solche vernünftige Weise vorhanden erhält sich , wird jedoch nicht nachgewiesen . | Ein dritter Zusammenhang wird dann auch in der Vorstellung der Religion als ein äusserlicher genommen oder es wird sich nicht eingelassen auf die nähere Noth­wendig­keit dieses Zusammenhangs . Dieß ist die sogenannte Beglaubigung eines Inhalts der Religion . Der Zusammenhang zwischen diesem Inhalt und mir mit meinem Wissen , kann so vorgestellt werden , ich bin überzeugt , ich glaube an den Inhalt , und diese Ueberzeugung beruht auf diese oder jene äussern Umstände , Wunder pp . Was nun den Zusammenhang des subjektiven Bewußtseins mit dem objektiven Inhalt betriVt , so  | haben wir diesen bei der Realität des BegriVs zu betrachten . Dieß ist der | Kultus , er ist die Beziehung des subjektiven Bewußtseins auf den Gegenstand der Gott ist , näher die praktische Beziehung auf diesen Gegenstand . Die Vorstellung ist denn auch Beziehung auf einen Gegenstand wie er für mich als seiender ist , und so kann denn also vom Glauben hier gesprochen werden . Näher ist nun der Kultus das praktische Verhältniß des Subjekts zum Gegenstand , insofern die Entzweiung mit dem Gegenstand aufgehoben werden soll , welche erscheinen kann als in dem ersten Verhalten seiend . Hier ist zu betrachten die Seite der Freiheit , der Subjektivität , gegen die erste Seite welche die des Seins ist . Wir können so sagen , das Erste ist Gott in seinem Sein , das Zweite das Subjekt in seinem subjektiven Sein . Die erste Seite haben wir auch Vorstellung genannt , aber es muß gewußt werden , daß sie auch bezeichnet werden kann als die Seite Gott in seinem Sein , Gott ist , ist da , d . h . hat Beziehung auf das Bewußtsein . Gott ist bestimmt , er ist | noch nicht der wahre Gott , insofern er nicht bestimmt , nicht beschränkt mehr ist in seinem Dasein seiner Erscheinung so ist er Geist , erscheint sich wie er an und für sich ist . Zum Sein Gottes gehört daher Beziehung auf das Bewußtsein , nur als abstrakter Gott ist er für dasselbe als Jenseits , als Anderes . Indem er ist , wie er in seiner Erscheinung ist , ist er für sich , in seine Erscheinung fällt daher das Bewußtsein und wesentlich Selbstbewußtsein , denn jedes Bewußtsein ist Selbstbewußtsein . Gott ist also wesentlich Selbstbewußtsein .

4 als] PaDeDo  : mehr als   8–9 diese oder … Wunder pp .] Pa  : diesen oder jenen Zeugnissen , auf Wunder etc .  De  : diesen und jenen Zeugnissen  Do  : einer Menge Zeugnisse   12 Dieß ist der Kultus] De  : Das 2te der Vorstellung haben wir den Cultus genannt   17 insofern] Pa  : das practische 35 Verhältniß  : so fern  Do  : Praktisch , in so fern  Entzweiung] PaDo  : Entzweiung des Subjekts   23 35 hat] Pa  : schlechthin   24 Gott 2 ] Do  : Gott , sondern ein bestimmter in seinem Daseyn   26–27 Beziehung] Do  : wesentlich die Beziehung  De  : immer Beziehung   27 Bewußtsein] Do  : Bewußtseyn , sein Erscheinen muß aber ihn lassen wie er ist als Geist  De  : Seine Erscheinung muß ihm gleichen  28–29 Indem er … Erscheinung] De  : Indem er nun in der Erscheinung ist , wie er ist , ist er an und für sich und in diese Bestimmung  

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Die Bestimmung des Bewußtseins fällt also auch in das Erste und das was wir Vorstellung von Gott genannt haben , heißt auch ebenso Sein Gottes . Die 2te Seite ist der Kultus . Zunächst scheint sie auf das subjektive Selbstbewußtsein zu fallen , oder auf das Bewußtsein als solches , auf das Wissen , der Kultus erscheint als praktisches Verhältniß und dieß im höheren Sinn ist | wissende Geistigkeit , der Kultus ist daher als diese zu betrachten . | Das Erste in diesem Verhältniß ist das was wir | Glauben nennen . In Rücksicht desselben ist zu bemerken , erstens scheint es auf den Grund , auf das Warum des Glauben anzukommen . Man kann nun dem Inhalt des Glaubens die Form der | Vermittelung geben , er ist diese Form , er ist Wissen von Gott und seiner Bestimmung nach ist dieß Wissen in sich ein Prozeß , eine Bewegung , Lebendigkeit , es ist Vermittelung darin . Eben in der Freiheit liegt , daß sie nicht das ist was wir zunächst substantielle , gediegene Einheit genannt haben , nicht Vorstellung , sondern in der Freiheit bin ich als diese Thätigkeit , in der Affirmation die unendliche Negation in sich ist . Will man nun der Vermittelung die Form einer äusserlichen Vermittelung geben als Grund des Glaubens , so ist dieß eine schiefe Form . Diese Vermittelung deren Grund etwas Äusserliches ist , ist falsch , es kann durch Belehrung , Wunder , Autorität pp an mich kommen . Dieß kann der Grund vom Glauben als subjektiven Glauben sein , aber bei dieser Stellung des | Inhalts , daß er als Grund für mich sei , ist dieß grade das Schiefe und kommt es zum Glauben , so muß dieß Äusserliche wegfallen , ich mache mir im Glauben das zu eigen , was so an mich kommt und es hört so auf ein Anderes für mich zu sein . Den unmittelbaren Glauben können wir so bestimmen , daß er ist das Zeugniß des Geistes vom Geiste , darin liegt daß in ihm kein endlicher Inhalt Platz hat , der Geist zeugt nur vom Geiste , die endlichen Dinge haben nur ihre Vermittelung durch äussere 6 der Kultus … betrachten] De  : Sie ist aber zu betrachten als Geistigkeit , als wissende Geistigkeit  .   8–9 erstens scheint … anzukommen] Pa  : Erstens scheint es dem Glauben darauf anzukommen auf den Grund des Glaubens , wodurch etwas geglaubt wird .  Do  : Zuerst müssen wir nach dem Grunde des Glaubens fragen , wodurch etwas beglaubigt werde .   10 er ist diese Form] Do  : Der Glaube ist seiner Natur nach allerdings etwas vermitteltes , da in ihm der Gegenstand die Thätigkeit des Denkens als Inhalt ist .   Gott] Pa  : Gott , Wissen von der abstracten Idee   11 in sich] Pa  : überhaupt dies Denken , dies Denken ist   12 darin] Pa  : darin . Es ist gesagt worden , es ist der Standpunkt der Freiheit   17 deren Grund] Pa  : daß was Grund meines Glaubens ist ,   19 aber] Pa  : aber in dieser Beglaubigung   20 Schiefe] De  : schiefe , daß der Grund als äußerlich gestellt wird  21 dieß Äusser­l iche] Do  : die Aeußerlichkeit  Pa  : diese Äusserlichkeit diese Getrenntheit  De  : die Trennung des Grundes und meiner  21–22 was so … kommt] Pa  : was Grund des Glaubens ist  Do  : was Grund seyn soll  22–23 unmittelbaren] Pa  : wahrhaften   23 ist das] Pa  : d a s Z e u g n i ß m e i n e s G e i s t e s i s t  , d a s  24 ihm] Pa  : dem Glauben  Do  : ihm in seiner wahren Bedeutung  endlicher] Pa  : anderer äusserer   25 Geiste] Pa  : Geiste nicht vom Äusserlichen   19 des] des | des  

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Gründe . Der wahrhafte Grund des Glaubens ist der Geist , und das Zeugniß des Geistes ist in sich lebendig . Die Beglaubigung kann in dieser äusserlich , formellen Weise erscheinen , aber diese muß wegfallen . Es kann sein daß der Glauben an eine Religion anfängt von solchen Zeugnissen , von Wundern , in einem endlichen Inhalt . Christus selbst hat gegen die Wunder gesprochen und hat die Juden geschmäht , daß sie Wunder von ihm forderten und zu seinen Jüngern gesagt , der Geist wird euch in die Wahrheit führen .  | Es giebt also solche äusserliche Weisen von denen das anfängt was zum Glauben wird , ein Glauben an solche Weisen nennt man auch Glauben , aber er ist noch formell , es kann dieß das sein wovon der Glauben anfängt , aber an dessen Stelle der wahrhafte Glauben treten muß . Dieß muß unterschieden werden , geschieht dieß nicht , so muthet man dem Menschen zu Dinge zu glauben , an die der Mensch auf einem gewissen Standpunkt der Bildung nicht mehr glauben kann . Es soll an Wunder so geglaubt werden und dieß soll ein | Mittel sein an Christus zu glauben , es mag ein Mittel sein , aber es wird doch immer auch für sich gefordert . Dieß so geforderte | Glauben , ist Glauben an einen Inhalt der zufällig ist d . h . der nicht der wahre ist , denn der wahre Glauben hat keinen zufälligen Inhalt . Dieß ist besonders in Ansehung der Aufklärung zu bemerken , diese ist Meister geworden über diesen Glauben und wenn die Orthodoxie solchen Glauben fordert , so kann sie ihn bei gewissen Vorstellungen der Menschen | nicht erhalten , weil er Glauben ist an einen Inhalt der nicht göttlich ist . Dieß ist in Rücksicht der Wunder besonders zu bemerken . Ob bei der Hochzeit von Kanaan , die Gäste mehr

1 der Geist] Pa  : er selbst , das Zeugniß des Geistes von dem Geist  Do  : er selbst nicht einzelne

25 Worte , die ausgelegt werden .   2 in sich lebendig] Pa  : allerdings ein lebendiges , diese Vermitt-

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lung in sich . Die Erkenntniß ist dies Auslegen . Es ist wesentlich dies festzuhalten .  Do  : Der Geist muß ausgelegt werden , seine unterschiedenen Momente gezeigt und ihre Einheit .  3 diese] Pa  : dies äusserlich formelle  De  : Das Formelle  4 Glauben] De  : Glaube des Einzelnen und einer Gemeinde   Religion] Pa  : bestimmte Religion   5 in einem endlichen Inhalt] Pa  : die Erscheinung des Göttlichen also zeigt , selbst im Endlichen   8 führen] PaDeDo  : einführen  9 also] Pa  : also in Ansehung der Beglaubigung   zum Glauben] Pa  : Wahrheit   10 ein Glauben an solche Weisen] Pa  : äusserliche Erzählung Gegentheil   11 es kann … Glauben] Pa  : dieser Glauben kann das sein wovon das   12 der wahrhafte … muß] Pa , ähnlich Do  : muß dann treten der wahrhafte Glauben , Glauben der Zeugniß ist des Geistes vom Geiste   15–16 dieß soll … glauben] Pa  : durch diese soll begründet werden der höchste Glauben also an Christus   16 gefordert] Pa  : gefordert als Glauben an solchen Inhalt   19 ist 2 ] Pa  : hat den Glauben in diesem Sinne genommen und festgehalten und ist   21–22 weil er Glauben ist] Pa  : Weil er eben formell ist . Aber Glaube   22 nicht göttlich] Pa  : nicht ein Göttliches , nicht Geist nicht Moment des Geistes  22–23 Dieß ist … bemerken .] Pa  : Z . B . Christus hat eine verdorrte Hand geheilt , auf der Hochzeit zu Cana das ist ein Inhalt , das ist etwas Gleichgültiges , ein Inhalt der ganz unbedeutend ist ,  

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Wein bekamen oder nicht ist ganz gleichgültig und ebenso zufällig ob jenem die verdorrte Hand geheilt wurde , denn Millionen Menschen gehen mit verdorrten und verkrüppelten Gliedern umher denen niemand sie heilt . So wird im alten Testament erzählt , daß bei dem Auszuge aus Aegypten rothe Zeichen an die Thüren der jüdischen Häuser gemacht wurden , damit der Engel des Herrn sie erkennen konnte , sollte dieser Engel nicht ohne das Zeichen die Juden erkannt haben  ? Dieß Glauben hat kein Interesse für den Geist . Voltaires bittersten Einfälle sind gegen die Forderung eines solchen Glaubens gerichtet . Er sagt unter andern es sei besser gewesen wenn Gott den Juden Belehrung über die Unsterblichkeit der Seele gegeben hätte , als daß er ihnen lehrt auf den Abtritt zu gehen (aller à la selle) . Die La|trinen werden so ein Inhalt des Glaubens . Das Ungeistige ist seiner Natur nach kein Inhalt des Glaubens . Wenn Gott spricht , so ist dieß geistig , denn es oVenbart sich der Geist nur dem Geiste . In neuerer Zeit hat ebenso die Theologie in der Exegese , ein Gewicht darauf gelegt in wie vielen Codicibus diese oder jene fragliche Stelle sich findet . So ist eine Stelle in dem Briefe an den Thimoteus , welche nach dem griechischen Text , heißt , Gott , hoch gelobt in Ewigkeit , ein altes Stuck in Oxfort gefundenes Pergament dagegen heißt Christus hoch gelobt in Ewigkeit , eine Verschiedenheit die durch den Strich im θ hervorgebracht wird , nun hat man aber wieder nachgewiesen , daß der Strich von der anderen Seite durchscheint pp Wenn die Kritik von dem , was wir von der Natur Gottes wissen , auf solche Dinge beruht , so sind dieß Zeugnisse die keine Zeugnisse sind . Der Inhalt der Religion ist die ewige Natur Gottes , nicht solche zufälligen , äusser|lichen Dinge . Als Mendelson von Jerusalem zum Uebertritt zur christlichen Religion auf­ gefordert wurde , erwiderte er , seine Religion gebiete ihm nicht den Glauben an ewige Wahrheiten , sondern nur gewisse Gesetze , Handlungsweisen , Ceremonialgesetze , er sehe dieß als einen Vorzug der jüdischen Religion an , daß ewige Wahrheiten in ihr nicht geboten würden , die Vernunft sei dazu weit reicher , das Andere sei von Gott festgesetzt worden . Diese ewigen Wahrheiten seien die Gesetze der Natur , Wahrheiten der Mathematik pp

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2 wurde] Pa  : worden , es ist einem Menschen wohl zu gönnen wenn einer eine unbeschädigte Hand hat , aber es ist etwas Gleichgültiges ,   3 wird] Pa  : in anderen Geschichten z . B .   5–6 sie erkennen konnte] Pa  : diese Thüren verschone   7 Dieß Glauben … Geist .] Pa  : Wenn man solchen Glauben fordert so ist das kein Zeugniß des Geistes .   11–12 Das Ungeistige … Glaubens .] Pa  : Das ist ein In- 35 halt der Ungeistig ist und wohl in diesen Verhältnissen einen Platz hat , aber ein ungeheurer ­Contrast 35 zwischen Gott und diesem Inhalt .   14 Exegese] Pa  : Exegese von der Göttlichkeit etc .   15 findet] Pa  : finden , auf solche soll es beruhen   18–19 eine Verschiedenheit … wird] Pa  : Gott wird mit Θ geschrieben , und Gottes nun kommt es darauf an , ob das Strichchen in dem Kreise ist , ist es nicht darin so heißt es Christus , Ein Codex hat das Strichchen ein anderer nicht .  De  : ὅς , θεὸς   22 Dinge]



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Wir müssen freilich zugeben , daß sie ewig sind , aber sie sind von sehr beschränkten Inhalt , sind kein Inhalt des ewigen Geistes an und für sich , die Religion muß aber nichts Anderes als Religion enthalten und enthält als solche nur ewige Wahrheiten des Geistes , dieß ist ihre Bestimmung , jenes Andere betriVt dann äusserliche Weisen des Gottesdienstes und insofern diese Gebote Gottes moralische Handlungen betreVen , so ist wieder das Geistige , die Gesinnung | die Hauptsache , dieß Befehlen ist aber in seiner höchsten Spitze , höchste Härte und kann irreligiös werden , was geglaubt werden soll , muß einen religiösen geistigen Inhalt haben . | Den Glauben haben wir nun als den BegriV des Kultus , als das Innere desselben bestimmt , oder als das erste Moment was darin zur Betrachtung kommt , er ist Gewißheit des absoluten Geistes in seiner Gemeinde , das Wissen derselben von ihrem Wesen , dieß ist substantielle Einheit des Geistes mit sich , die wesentlich unendliche Form , Wissen in sich ist . Es ist also näher darin enthalten , zuerst | das subjektive Selbstbewußtsein , das aber nur auf formelle Weise noch subjektiv ist , das schon von dem absoluten Inhalt wissende Selbstbewußtsein ist frei d . h . es thut von sich ab die Sprödigkeit des Fürsichseins , das als einzelnes sich ausschließend ist von seinen Gegenstand . Es weiß so von seinem Wesen und daß dieß sein Wesen ist davon giebt es dem Gegenstand Zeugniß , daß es das Wahre ist . Als Wissen hat das Selbstbewußtsein einen Gegenstand , als Wesen ist er absoluter Ge|gen­stand und dieß ist kein anderer für das Selbstbewußtsein , insofern es frei ist , als das Zeugniß des Geistes . Der Geist wird nur von dem Selbstbewußtsein gewußt in seiner Freiheit , insofern also dieß Wissen das freie ist , ist die Einheit des Selbstbewußtseins und der absolute Inhalt ist die substantielle Einheit , so daß die Einzelnheit schlechthin aufgehoben ist . Diese Einheit , die als das Zeugniß des Geistes von seinem Wesen ausgesprochen ist , das Zeugniß des Geistes vom absoluten Geiste , ist die Einheit des reinen Selbstbewußtseins in unendlicher Form ,

Pa  : Strichelchen   Zeugnisse2 ] Pa  : Zeugnisse des Geistes   4 Wahrheiten] Pa  : Wahrheiten über die Natur   8–9 einen religiösen … haben] Pa  : seinem Inhalt nach wahrhafter Natur sein wie es durch Überredung , durch Bestrafung , durch Drohung , durch Wunder das ist andere Seite   10 desselben] PaDe  : des Cultus   11–12 er ist … in] Pa  : der Glaube ist das Zeugniß des Geistes vom absoluten Geist , Gewissheit von der Wahrheit , des göttlichen an sich seienden Zusammenhangs des Geistes in sich selbst und   12 derselben] PaDe  : der Gemeinde   13 sich] Pa  : sich , es ist dies nicht die abstracte Einheit sondern die Einheit   16 das schon … ist] Pa  : in so fern es vom Inhalt weiß und die Gewissheit des Inhalts ist , so ist es   17 von sich … des] Pa , ähnlich DeDo  : sich ab seiner Particularität , der Sprödigkeit seines   17–18 das als … ist] Do , ähnlich De  : seines sich als Einzelnen Ausschließens von seinem Gegenstand   19 Zeugniß] Ho  : welches Zeugniß zugleich das Erzeugniß des absoluten Geistes selbst ist , der ebenso darin erst als absoluter Geist sich erzeugt   Als] Pa  : Es hat hierin die Gewissheit der Wahrheit , als   20 als Wesen … absoluter] Pa  : dieser als das Wesen ist der absolute   27–200,1 in unendlicher … solches] Pa  : und des Bewußtseins , die unendliche

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das ist Wissen als solches . Die Einheit beider , ist der absolute Inhalt der Form von sich ist d . h . der Wissen von sich ist und sich so bestimmt als Allgemeines gegen Einzelnes , so daß Letzteres nur als Schein ist . – Es ist dieß das Spekulativste welches in dieser Rücksicht zur Sprache kommen muß , ein Punkt der nur spekulativ aufgefaßt werden kann , aber es kann scheinen als ob dieß auf Formen hinausliefe die wir schon früher hatten . Wir haben vom unmittelbaren Wissen gesprochen , haben gesagt , daß man von Gott auf | solche Weise weiß und man von Gott nur wüßte als unmittelbare Gewißheit , diese Ansicht unterscheidet sich von der eben angegebenen dadurch  : daß dabei bei der Unmittelbarkeit des Wissens beharrt wird und die Einsicht fehlt , daß das Wissen überhaupt Vermittelung in sich selbst ist , eine affirmative Unmittelbarkeit , die nur ist indem das Selbstbewußtsein nicht mehr das ­unmittelbare Selbstbewußtsein ist , sondern grade sein Fürsichsein versenkt in die Sache . – In der | Andacht vergißt das Individuum sich selbst , es ist erfüllt von seinem ­Gegenstand , es giebt sein Herz auf , und behält sich nicht als unmittelbar , obgleich es von sich allgemein weiß . Wenn wir so von der Unmittelbarkeit des Wissens ausgehen , so folgt daraus daß das Individuum bei seinem endlichen Fürsichsein beharrt , diese eitle Spitze bleibt , so daß das Subjekt für das Affirmative genommen wird obgleich das Affirmative nur als das mit seinen Gegenstand Erfüllte genommen werden kann , so daß jene Affirmation die als unmittelbar erscheint , nur in diesen Inhalt selbst fällt . Bei diesem BegriV kann man sich einfallen | lassen , daß solche philosophisch spekulative Ansicht pantheistischer Art sei . Es ist in neuerer Zeit eine gewöhnliche Meinung daß solche philosophische Identität pantheistische sei .

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Form ist des Wissens als solches und des absoluten Inhalts   3 Es] Pa  : Diese Einheit also ist es die dem Glauben zu Grunde liegt . Es   3–4 Spekulativste welches] Pa  : Innerste , Speculativste , der tiefste Punkt der  De  : Innerste , Speculativste , das   5 aber] Pa  : Wenn er nicht so aufgefasst wird so können Missverständnisse darüber stattfinden , und   6 hatten] Pa  : betrachtet haben  De  : berührten z . B . unmittelbares Wissen   8 man von … als] Pa  : daß das Erkennen von Gott ist eine   9 Gewißheit] Pa  : Gewissheit die ich von demselben in mir habe   diese Ansicht … angegebenen] Pa  : Von dieser Ansicht unterscheidet sich das was eben als Überzeugung des Geistes vom Geist gesetzt ist ,   12 die] Pa  : die aber eine Negation der Negation ist , die   13 sein] Pa  : seine Unmittelbarkeit , sein   15–16 und behält … weiß] Pa  : es ist bei sich es ist Wissen , aber es hat sich nicht behalten als ein unmittelbar Seiendes , sondern es ist in dieser Andacht nur , indem es sich erhoben hat zu dem allgemeinen Wissen   17 ausgehen] Pa  : ausgehen , dieses Wissen dem Subject zuschreiben  18 das Subjekt] Pa  : dies unmittelbare Subject als solches   19 obgleich] PaDeDo  : da doch   19–20 mit seinen Gegenstand Erfüllte] Pa  : sich in dem Object vergessende , aufgehende , das nur erfüllt ist von seinem Gegenstand   22 lassen] Pa , ähnlich De  : die Beschuldigung   24 pantheistische] PaDeDo  : Pantheismus  

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Pantheismus heißt , daß man Dinge wie das Meer , Sterne , Quellen pp daß man diese Existenzen wie sie unmittelbar sind als göttlich nimt , so daß die Göttlichkeit diese Existenz habe und darin wirklich sei , als wirklicher Gott . So ist es ­Pantheismus wenn ich das Subjekt | in seiner Unmittelbarkeit , als ausschliessendes Eins , bestimme  | als göttlich . Hier haben wir jedoch sogleich das Bewußtsein daß dieser Inhalt , diese Substanz , Gott dieß absolut Allgemeine in einer Form gesetzt , gesehen , gefaßt werden soll , die schlechthin endlich ist , diesem Inhalte nicht angemessen ist . Das Thier , die Pflanze ist Leben , die Sonne das allgemeine Moment der Manifestation , alle diese Bestimmungen sind Endlichkeiten die dem Inhalte nicht angemessen sind . Ebenso Ich , als dieß Besondere , als das spröde Fürsichsein ist die höchste Spitze der Form , die selbst noch endlich bleibt , die ihr Fürsichsein behält , eine Endlichkeit die noch nicht | wahrhafte Form ist  ; dieß Ich in der Gewißheit seiner selbst , im Bewußtsein seiner abstrakten Freiheit ist ein Punkt , ein sprödes Eins , das von sich abhält den unendlichen Inhalt in dem es sich erhält . Die Endlichkeit in diesem abstrakten Punkt zusammengefaßt , dieß ist denn ebenso die Form wie sie dem Inhalte nicht angemessen ist , hingegen das reine Selbstbewußtsein , das nicht mehr | Selbstbewußtsein ist von sich als ­d iesem , ist die unendliche Form , das Wissen das unbeschränkt ist , seinem Inhalte angemessen . Dieß ist gerade das Gegentheil vom Pantheismus , es ist der göttliche Geist der in sich selbst für sich ist . Mit dieser Ansicht hängt die Form zusammen , daß Gott nur gewußt wird wie der Mensch unmittelbar ist , daß der Mensch von Natur gut sei , daß er als einzelner affirmativ sei , affirmativ ist aber nur das reine Wissen , das seinen Gegenstand verzehrt hat , darin versenkt hat seine Besonderheit als dieser , seine Natürlichkeit . Hieran knüpft sich die Idee , daß durch das Aufgeben dieser Natürlichkeit , durch den Tod , der Mensch | mit Gott vereinigt werden kann . Ferner hängen

1 Dinge] Pa  : alle Dinge überhaupt  De  : alle Dinge , oder doch viele Dinge   Quellen pp] Pa  : die Bäume , Quellen , Seen – jede Rücksicht die man verehrt   4 Pantheismus] PaDe  : allerdings (De  : auch) Pantheismus   5 bestimme] Pa  : nach diesem für sich sein wenn dieses bestimmt wird   8 Thier] Pa  : Thier ist Leben   10 dieß Besondere] Do  : dieser besondere  Pa  : diese Unmittelbarkeit   11 der Form] Do  : der Form , das formelle des sich wissens  Pa  : des sich wissens   14 Eins] Pa  : Eins , welches ausschliessend ist   15 Die] Pa  : Es ist also die   16 hingegen] Pa , ähnlich DeDo  : Hingegen die unendliche Form , das reine (DeDo  : unbeschränkte) Wissen ,   18 ist 2 ] Pa , ähnlich Do  : ist , das All­gemeinheit in sich ist   21 Ansicht] Pa  : Ansicht , wenn das endliche Ich behalten wird   nur ­gewußt wird wie] Pa  : dem Menschen unmittelbar bewusst werde , und eben so , daß   22–23 einzelner affirmativ] Pa , ähnlich De  : dieser Einzelne ein Affirmatives  23 aber nur] Pa  : er als   25 Hieran knüpft … Idee] Pa  : Die Lehrer der christlichen Kirche geben an  De  : An die Lehren der Kirche kann auch erinnert werden  26 durch den] Pa  : wenn dieses Aufgeben auf eine natürliche Weise 18 diesem] dieser  

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damit die Kirchenlehren zusammen , von der Gnade Gottes die im Menschen wirksam sei , vom heiligen Geist der die Mitglieder der Gemeinde in die Wahrheit einführt , von der Rechtfertigung des Menschen pp Wenn wir dieß alles im BegriV auffassen , im Gedanken , ohne daß wir es verändern so liegen darin die Bestimmungen die wir in abstrakter Weise eben angegeben haben . Sie sind allgemein , spekulativ und wenn es Theologen giebt die dem BegriV hier nicht nachkommen können , so sollten sie sie stehen lassen , Theologie ist das Begreifen des religiösen Inhalts , jene Theologen sollten daher eingestehen , sie könnten ihn nicht begreifen , aber nicht | das Begreifen beurtheilen wollen , am wenigsten aber mit dergleichen Ausdrücken wie Pantheismus pp . Aeltere Theologen haben diese Tiefe auf das innigste gefaßt , besonders aber katholische , in der protestantischen Kirche sind Philosophie und diese Wissenschaft ganz auf die Seite gesetzt worden . Meister Eckardt , ein Dominikaner Mönch des 16ten Jahrhunderts sagt unter andern , in einer | seiner Predigten über dieß Innerstes  : »Das Auge mit dem mich Gott sieht , ist das Auge mit dem ich ihn sehe , mein Auge und sein Auge ist eins . In der Gerechtigkeit werde ich in Gott gewogen und er in mir . Wenn Gott nicht wäre , wäre ich nicht , wenn ich nicht wäre , so wäre er nicht . Dieß ist jedoch nicht Noth zu wissen , denn es sind Dinge die leicht misverstanden werden und die nur im Begriff erfaßt werden können .« Es ist bemerkt worden , daß der Kultus der praktischen Seite angehört , die Form im Geiste , wodurch Gott Geist ist , das Wissen wodurch dieß Moment hineinkommt . Im Glauben ist nun zunächst , daß diese Seite des einzelnen Selbstbewußtseins sich abthut seiner Einzelnheit und zu einem solchen Zeugenden wird . Näher ist nun der Kultus die Thätigkeit das Hervorbringen dieser Einheit und des Genusses derselben , daß das was im Glauben an sich ist vollbracht werde , daß es gefühlt , genossen werde . Der Kultus , sagen wir nach der Seite des Selbstbe-

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gefasst wird , durch den natürlichen  De  : den natürlichen   1 die1] PaDe  : alle die  ­Menschen] Pa  : Herzen des Menschen   2 der1] Pa  : der in der Gemeinde wirksam ist , der heilige Geist der   5–6 Sie sind allgemein , spekulativ] De , ähnlich Pa  : Alle diese Lehren sind durchaus rein speculativ   7 30 ist] Pa  : ist nicht nur das Religiöse als solches in der Form des religiösen Inhalts , sondern   9 aber nicht] Pa  : so sollen sie am wenigsten sich unterstehen das Begreifen beurtheilen wollen , und das Begreifen am wenigsten aburtheilen  12–13 in der … worden] Ho  : während die jetzigen Protestanten nur Kritik und Geschichte haben   13–14 ein Dominikaner Mönch … Jahrhunderts] Do  : Zeitgenosse Taulers  Ho  : Ein Dominikaner Mönch Ekard (nach Baader)   19–20 Dieß ist … kön- 35 nen . Sondergut Gr   21 Es] Pa schickt voraus  : Der Cultus überhaupt also ist der Glaube , und Zeugnis des Geistes von seinem Wesen von dem an und für sich seienden Geist .   21–22 die Form im Geiste] Pa  : der Seite , worin die Form im Geist ist   25 die Thätigkeit das Hervorbringen] De  : das Hervorbringen , die Thätig­keit des Hervorbringens   25–26 dieser Einheit … derselben] Pa , ähnlich Do  :



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i.  der begriff der religion203

wußtseins , des Willens , ist | praktisch überhaupt , und dieß ist zunächst einzeln . Man sagt oft der Mensch ist in seinem Willen unendlich , in seinem Begreifen ,  | Erkennen endlich , dieß ist kindisch , das Gegentheil ist viel richtiger . Im Willen ist der Mensch gegen ein Anderes , vereinzelt sich als Individuum , hat einen Zweck , einen Vorsatz in sich gegen ein Anderes , verhält sich als Getrenntes vom Anderen , hier tritt also die Endlichkeit ein . In der Handlung hat der Mensch einen Zweck und die Handlung besteht darin daß der Inhalt der Zweck ist , die Form der Vorstellung verliert und zum objektiven Dasein wird . Der Kultus ist auch ein Handeln und somit ist Zweck darin , dieser ist die in sich konkrete Totalität des Natürlichen und Geistigen , der Gegenstand des Glaubens ist der Zweck des Kultus , und was er zu vollbringen hat , ist daß er nicht am Objektiven etwas trennt , sich geltend daran macht , sondern der Zweck ist an und für sich absolute Realität und nicht erst dieser Zweck soll hervorgebracht werden , sondern er soll nur in mir Wirklichkeit haben , er ist daher gegen mich meine besondere Subjektivität , sie ist die Hülse die abgestreift werden soll , ich soll im Geiste sein und der Gegenstand in mir als Geist . Die Gnade Gottes hat diese Schwierigkeit im Verhältniß mit der Freiheit des Menschen .  | Der Mensch ist aber nicht der Stein dabei , so daß die Gnade nicht blos praktisch wirkt , der Mensch das passive Material wäre ohne dabei zu sein . | Es soll der Zweck , Gott , werden durch mich in mir und das wogegen die Aktion des Bewußtseins dieser Einheit und des Genusses dieser Einheit   3 kindisch] De  : einseitig   richtiger] De  : ob es gleich auch einseitig wäre   3–4 Im Willen] PaDe  : Erst als (Pa  : Wollender  De  : wollend)   4–6 hat einen … ein] PaDe  : Erst als Wollender ist der Mensch sich für sich setzend , sich zum Individuum vereinzelnd , erst als Wollender ist er gegen ein anderes , da tritt er dem anderen gegenüber , wirkt auf dieses andere , wodurch (Pa  : alle Veränderung im Object h ­ ervorgebracht wird  De  : also im Object eine Veränderung hervorgebracht werden soll)   7–8 daß der … wird] De , ähnlich Pa  : dem Inhalt die Form der Subjectivität ab-zu-streifen und äußeres Daseyn zu geben   9 dieser] Pa  : aber der Zweck der darin ist ,   14 er soll … haben] Pa  : das was zu thun ist im Cultus ist hervorzubringen , daß er Wirklichkeit in mir habe , der Cultus ist es also practisch , daß der Zweck in mir realisirt sei   14–15 gegen mich … Subjektivität] Do  : gegen meine besondere Subjektivität muß ich also kämpfen   15–16 ich soll … Geist] Pa  : daß ich von dem Geist erfüllt sei , daß in mir dieser Gegenstand als Geistiges sei   17 Die Gnade Gottes] Pa , ähnlich De  : Das was die Gnade G ­ ottes genannt worden ist  Ho  : Dieß ist ein zweiseitiges Thun  : Gottes Gnade und des Menschen Opfer . Die Vorstellung geräth bei diesem Thun Gottes in Schwierigkeit wegen der Freiheit des Menschen . Aber die Freiheit des Menschen besteht eben im Wissen und Wollen Gottes , durch Aufhebung des menschlichen Wissens und Wollens . Der Mensch daher bei der Gnade ist ­d ieselbe Thätigkeit , und weit davon entfernt nur das passive Material zu bleiben .   17–18 hat diese … Menschen] De  : da ist die Schwierigkeit vorhanden , mit der Freyheit Pa  : da ist für die Reflexion diese Schwierigkeit vorhanden , die Wirksamkeit der Gnade   18 Der Mensch … der] De  : man nehme es , wie man will , was da Mensch heißt , ist wenigstens nicht ein  Pa  : so ist das was man den Menschen heißt , diese Seite nicht wenigstens ein   18–19 die Gnade … wirkt] Pa  : also die Wirksamkeit der Gnade ein ­mechanisches Thun   20 Es soll der Zweck] Pa  : Beim Cultus ist also

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geht , welche meine Aktion ist , das ist Aufgeben meiner überhaupt , der sich nicht mehr für sich behält , dieß die Realisation das Praktische . Der Standpunkt der Religion zum Kultus ist der , daß die Versöhnung absolut vollbracht ist , vollbracht ist in Gott . Ich soll mich demgemäß machen daß der Geist in mir wohne , daß ich geistig sei . Dieß ist dem blos moralischen Standpunkt Kants und Fichtes entgegen , da soll das Gute innen erst hervorgebracht werden , realisirt werden , als ob es | nicht schon an und für sich da wäre , da ist ausser mir eine Welt die von Gott verlassen darauf wartet , daß ich den Zweck das Gute erst hineinbringe . Das Gute ist in der Religion an und für sich selbst , Gott ist und es handelt sich nur um mich , daß ich mich meiner Subjektivität abthue und mir an diesen Werke , das sich durch sich ewig vollbringt , meinen Antheil nehme und meinen Theil daran habe . Das Gute ist demnach kein Gesolltes sondern | ewige Wahrheit In dem Kultus ist so ein negatives Moment enthalten , aber so daß es praktische Thätigkeit des Subjekts an sich selbst ist , seine Subjektivität aufzugeben , zu entlassen . Dieß Moment der Entsagung kommt dann in der positiven Religion konkret in der Gestalt von Opfern vor , hier betriVt zwar diese Negation mehr das Äussere hat aber Beziehung wesentlich auf das Innere , wie dieß bei der Busse , Reinigung pp noch mehr hervortritt . Dieß ist also der BegriV des Kultus überhaupt dem die Bestimmung dessen , was wir Glauben genannt haben zum Grunde liegt . Das Weitere ist nun daß wir von der Bestimmtheit des Kultus sprechen . Wie wir vom Glauben angegeben haben , so ist das Innerste der BegriV und in diesem liegt der Inhalt der absolute Geist selbst , dieser Inhalt ist als der BegriV zunächst für uns , wir haben ihn so gefaßt , damit ist er aber noch nicht in der Existenz als solcher gesetzt . Der BegriV ist das Innerliche , Substantielle , so vorhanden durch Thätigkeit , aber nur T ­ hätigkeit die meine besondere Subjectivität , meine Sprödigkeit , meine für sich seiende Einzelheit als solche ist . Der Zweck   2 für sich] Pa  : als ein für sich Seiendes Eigenthümliches  3 absolut] Pa  : an und für sich absolut   4 Gott] Pa  : Gott , als der absoluten Einheit  Do  : Gott als Einheit einer geistigen und natürlichen Welt   7 da ist] De , ähnlich Pa  : als wäre   9 Das Gute] De , ähnlich Pa  : Der Kreis meiner Moralischen Thätigkeit ist beschränkt . Das Gute   Gott] Pa  : daß Gott   10 an] Pa  : an diesem Guten , an   11 ewig] Pa  : ewig göttlich   11–12 meinen Theil daran habe] Pa  : dessen Theilhaftig sei   12 Gute] Pa  : höchste Gut   Wahrheit] Pa  : göttliche Macht und Wahrheit , wobei es in Ansehung des einzelnen Subjects sich darum handelt , daß es sich realisirt durch die Negation seiner Einzelheit   18 pp] Pa  : Reue und so fort   hervortritt .] De schließt an  : Ebenso gehört das negative Moment , die Abstraction des Geistes , der die Gedanken auf den absoluten Gegenstand richtet , hierher .   22 das Innerste der BegriV ] Pa  : das das Innerste des BegriVs , das Geistigste desselben  Do  : Das Innerste das Geistigste des BegriVs  De  : das Innerste des BegriVs  diesem] Pa  : diesem In­nersten des BegriVs  23 Inhalt der absolute Geist] PaDe  : BegriV des absoluten Geistes   25 gesetzt .] Pa  : gesetzt . Das Gesetzwerden dieses BegriVs für das Selbst1 das] daß   11 das] daß  

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uns , in uns im begreifenden Erkennen , diese Gestalt und diesen Inhalt hat aber die Idee noch nicht im seienden Selbstbewußtsein | überhaupt . Die Idee ist so zunächst als der BegriV , so daß das subjektive Selbstbewußtsein | in dem Gegenstand sein Wesen , seine Wahrheit hat , in der Idee ist das Subjekt wesentlich als frei gesetzt , hat aber zunächst nur relative Freiheit , Freiheit des Subjekts gegen sein allgemeines Wesen , so daß es nicht sich abtrennt von ihm , seine Freiheit nur in der ungehinderten Kontinuität seiner mit demselben besteht , diese Kontinuität kann in beiden im Gegenstand und im Subjekt eine gemeinschaftliche ­Bestimmtheit sein . Oder die Freiheit ist nur diese formelle Freiheit des Subjekts , daß das Bewußtsein des Subjekts seinem BegriV gemäß ist . Daß er seine Realität ausmache , dazu gehört daß vorhanden sei , der Inhalt der absolute Geist selbst oder seine absolute vollkommene | Freiheit , das Bewußtsein seiner Unendlichkeit in sich , die freie vollkommene Persönlichkeit . Ist nun aber dieß Selbstbewußtsein unmittelbar , so ist es zunächst nur formell frei , und in einer Naturbestimmtheit befangen , nicht das Bewußtsein seiner unendlichen Freiheit , Das Andere ist , daß es für sich absolut bleibt , | unendliche Subjektivität , daß das Subjekt für sich unendlichen Werth habe , Bewußtsein daß es der Gegenstand der unendlichen Liebe Gottes sei . Gott ist einmal als Einheit des Natürlichen und Geistigen , das andere Mal die absolute Einheit die selbst geistig ist . Diesem Unterschied entsprechen die Seiten des Kultus . Gott ist unmittelbar als ein Abstraktum bestimmt und mit ei­ ner Natur­bestimmtheit als absoluter unendlicher Geist . In sofern diese Natur­

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25 bewußtsein ist eine weitere Bestimmung als dieser BegriV selbst .   1 im begreifenden Erkennen]

Pa  : in dem erkennenden Denken . Aber es ist nur im Begreifen Erkennen   diese] De , ähnlich Do  :

25 Damit ist er noch nicht in der Existenz selber als solcher gesetzt   3 BegriV ] De , ähnlich Do  : BegriV ,

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als die mit dem subjectiven Selbstbewußtseyn identische Substanz   5 hat aber] Pa  : aber diese Freiheit ist  6–7 von ihm , … besteht] Pa , ähnlich DeDo  : gegen sein allgemeines Wesen , d . h . daß es sich nicht abtrennt , gegen dies sein Wesen , daß es nicht in einer Grenze feststeht , stehen bleibt , wodurch es getrennt wäre von diesem seinem Gegenstand , so daß es die Affirmation seiner Allgemeinheit nicht hätte . Sondern die Freiheit des Subjects besteht in dieser ungehinderten Continuität seiner mit demselben .   7–11 diese Kontinuität … sei ,] Ho  : Aber Gott selbst ist nicht unmittelbar als Geist , und somit auch nicht das Bewußtsein über ihm . Daher ist die Freiheit selbst oder die Versöhnung im Cultus zunächst formelle Versöhnung und Freiheit . Daß das Subject seinem BegriVe gemäß sei , dazu | gehört , daß ihm sein BegriV der absolute Geist als Geist Gegenstand sei ,   11 der Inhalt … Geist] PaDe  : dieser Inhalt des absoluten Geistes   12 Unendlichkeit] PaDe  : formellen Unendlichkeit  13 die freie vollkommene] PaDe  : der freien vollkommenen   15 befangen] Pa  : befangen , und seine Freiheit ist nur formelle Freiheit überhaupt   17 der1] PaDe  : absoluter   18 Liebe Gottes sei] Pa , ähnlich DeDo  : Liebe Gottes , es sei Gott zu thun um das Subject . Was zusammenhängt mit der | Unsterblichkeit der Seele , daß die Seele ewig an und für sich selbst in sich sei   21 Gott] PaDe  : Gott zuerst also   22 Naturbestimmtheit] PaDe  : bleibenden Naturbestimmtheit   als] De  : also nicht als  

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bestimmtheit in ihm gesetzt ist , er sie auf affirmative Weise in sich hat , so ist er zwar die Einheit dieser und des Geistigen , aber insofern sie bestehen bleibt ist auch die Einheit beider eine selbst nur natürliche , nicht wahrhaft geistige Einheit . Beim Menschen ist der Leib ebenso affirmatives Ingredienz als die | Seele und so gefaßt ist die Einheit beider auch nur natürliche Einheit . Wie wir zuerst den BegriV Gottes gedacht haben , mit einer Naturbestimmtheit , oder Bestimmtheit der abstrakten Reflexion , so ist denn auch auf der Seite des Kultus der Mensch bestimmt mit einer unmittelbaren Natürlichkeit oder Unfreiheit der Freiheit . Damit daß der Mensch nur ein natür|lich Freies ist , eine Bestimmung die sich eigentlich widerspricht , so ist denn auch seine Beziehung auf seinen Gegenstand , sein Wesen , seine Wahrheit , eine solche natürliche Einheit und sein Glauben , sein Kultus hat deshalb die Grundbestimmung , daß es so eine unmittelbare Beziehung ist , oder ein Versöhntsein von Hause aus , mit seinem Gegenstand . Dieß ist eine Bestimmtheit des Kultus in den Religionen worin das absolute Wesen Gottes noch nicht oVenbar ist , so ist der Mensch in seiner Unfreiheit noch nicht frei , hat seine absolute Subjektivität noch nicht abgestreift . Es ist dieß denn der heidnische Kultus der keiner Versöhnung bedarf , da ist der Kultus denn schon das was der Mensch als gewöhnliche Lebensweise sich vorstellt , er lebt in dieser substantiellen Einheit , beides ist nicht unterschieden oder es finden nur zufällige Abweichungen statt , der Willkühr pp , die ausgeglichen werden müssen ,  | oder andererseits ist der Kultus hier ein besonderer Zustand , ein ausdrücklicher Genuß gegen das gewöhnliche Leben und das Opfer bleibt nur ein formelles , nicht das Herz ist zu durchbohren , | sondern die Natürlichkeit des Menschen ist , wie sie sein soll , enthält die Einheit mit seinen absoluten Gegenstand . Das Opfer ist so nur das formelle Opfer eines äusserlichen Besitzes

2 dieser] PaDe  : (Pa  : der  De  : dieser) Naturbestimmtheit   5 Einheit 2 ] De  : nicht die wahrhaft geistige   6 Wie wir … mit] Ho  : Wie wir nun 3 Weisen der Vorstellung Gottes hatten , so werden wir auch 3 Weisen der Versöhnung des Bewußtseins und Gottes haben . Zunächst nehmlich ist Gott in   7 Seite] Seite des Selbstbewußtseins auf der Seite   9 der1] De  : in der   ist] Pa  : ist , Freiheit mit einer Naturbestimmtheit befangen  10 widerspricht] De  : Widerspruch , weßwegen dann weiter zur Wahrheit gegangen werden muß   11 natürliche] PaDe  : natürliche unmittelbare  Do  : natürlich-unmittelbare  12 die] PaDeDo  : zur   14 den Religionen] Pa  : einer bestimmten Religion überhaupt  16 Unfreiheit noch nicht frei] Pa  : Freiheit noch nicht oVenbar   seine absolute … abgestreift] Pa  : sich seine unendliche Subjectivität noch nicht verschaVt   17 heidnische] PaDe  : heitere   keiner Versöhnung bedarf] Pa , ähnlich De  : nicht das Bedürfniß hat daß das Subject sich absolut versöhne   19 er lebt] Pa , ähnlich Do  : das Leben des Menschen überhaupt ist   Einheit] Pa , ähnlich Do  : das gewöhnliche Leben des Menschen fällt mit dem Cultus zusammen   22 Genuß] Pa  : Genuß , ein ausdrückliches Bewußtsein   Opfer] Pa  : Opfer , die negative Seite das   23 formelles] PaDo  : formelles Opfer   24 Menschen] Pa  : Menschen , oder wie er das geworden ist für die übrige Weise seines Lebens , diese  

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und Kultus ist dann nur Veranstaltung der Feste das Bewußtsein seiner Einheit zu geniessen . Hier tritt dann die Kunst in den Kultus ein . Insofern die Einheit des Natürlichen und Geistigen schon höher gestellt ist , indem das Geistige das ­Uebergewicht in ihr hat , so daß die natürliche Seite als unterworfen , idealisirt durch die geistige Einheit vorgestellt wird , findet das Selbstbewußtsein die Forderung nicht angemessen , daß das Natürliche nur ist als | Ausbruch des G ­ eistigen , den unmittelbaren Gegenstand wie er sich im äusserlichen Dasein findet . So tritt dann die Arbeit des Menschen , des Geistes , ein , die Kunst , und diese Arbeit wodurch der Gott vorgestellt wird , ist dann zugleich das Opfer , diese Anstrengung der Partikularität des Selbstbewußtseins , die das , durch die Idee in sich erzeugte festhält und äusserlich zur Anschauung hervorbringt . Der Kultus geht im Ganzen aus von dieser Einheit des Selbstbewußtseins und des Gegenstands . | Es tritt jedoch hier oft eine Abweichung von dieser ursprünglichen Einheit ein , von diesem Versöhntsein oder von dem Mangel des Bedürfnisses des Versöhntseins , diese Abweichungen liegen theils in der Willkühr des Subjekts , in dem Genuß den das Individuum in seiner Welt hat oder kommen von einer anderen Seite von der Naturmacht , von dem Unglück des Menschen , des Individuums , der Völker , der Staaten . Nach dergleichen Störungen wodurch die Einheit unterbrochen ist , bedarf es denn einer ernsthaften Negation um sie wieder herzustellen . Es ist zu bemerken , daß über dieß ursprüngliche Vereinigtsein , über diese geistige Harmonie , noch ein Höheres , Höchstes schweben muß , denn die ur1 dann] Pa  : dann im Ganzen als ausdrückliches Bewußtsein   Veranstaltung der Feste] Pa  : Veranstaltung der Feier dieses Bewußtseins , des Festes  DeDo  : Veranstaltung des Festes   seiner] De  : dieser ausdrücklichen   2 geniessen] Pa  : geniessen , die Handlungen des Cultus sind Vermannigfaltungen dieser Weise   in den Kultus ein] PaDe , ähnlich Do  : auf in diesen Umkreis   5–6 die Forderung nicht angemessen] Pa , ähnlich Do  : einen unmittelbaren Naturgegenstand , die Sonne , das Meer , […] wie er sich in dem äusseren Dasein findet , nicht angemessen dieser Forderung   6 Ausbruch] PaDeDo  : der Ausdruck   7–8 So tritt … ein] Pa , ähnlich Do  : Diese Vorstellung kann nur zur Anschauung kommen durch die Arbeit des Menschen , und so tritt das Gebiet der Kunst hervor   9–10 Anstrengung der Partikularität] Pa  : negative Anschauung , der Particularität  De  : Verleugnung der Negativität  Do  : Negation der Partikularität   12 Einheit] Pa  : substantiellen unmittelbaren Einheit  Do  : unmittelbaren Einheit   Gegenstands] Pa  : Gegenstand , das Opfer ist eine oberflächliche Art , triVt nicht den Grund des Subjects , nicht das Innere desselben , und das Affirmative ist der Genuß , das Fest , die Feier   14 Versöhntsein] Pa  : ursprünglichen Versöhntsein  15 Subjekts] De  : Subjekts (Verbrechen)   17 Individuums] Ho  : anderseits ist das Individuum nicht geistiges Selbstbewußtes , daher Neigung , Begier und von seiner Seite dieselbe Störung , welche dann durch Strafe abgebüßt wird ,   18–19 Staaten . Nach … herzustellen .] Pa , ähnlich DeDo  : Staat überhaupt . Dies ist eine Stöhrung wodurch | substantielle Einheit unterbrochen ist . Solche Stöhrungen […] erfordern ein Abbüßen , erfordern eine ernsthaftere Negation Do , ähnlich De , schließt an  : eine Strafe , aber gehen doch nicht auf das Innerste .   20 Es] De  : Als das 3te  Do  : 3 .  Pa  : Es kann aber 2 .   20–21 diese geistige Harmonie] Pa , ähnlich DeDo  : über dieser voraus gesetzten Har­monie , und dem Genuß dieser Harmonie   21 schweben] Pa  : allerdings schwebt und schweben muß  

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sprüngliche Einheit , ist nur natürliche Einigkeit , damit beschränkt für den Geist , mit einem Naturelement behaftet hat er nicht eine Realität , wie er sie seinem BegriV nach haben soll . Diese Uneinigkeit muß für das Bewußtsein vorhanden sein , denn es ist an sich denkender Geist , es muß in ihm das Bedürfniß einer absoluten Einheit hervortreten , die über jene Befriedigung | der Genüsse schwebt , die aber nur abstrakt bleibt , weil die erfüllte Grundlage jene ursprüngliche Harmonie ist . Ueber diese Sphäre schwebt eine Trennung die nicht aufgelöst ist , ein Schicksal , eine unbekannte Macht , eine Noth­wendig­keit die nicht erkannt ist , die ohne Versöhnung ist . Dieß ist ein Moment der mit dieser Bestimmung des Selbstbewußtseins verbunden ist . Endlich ist noch eine besondere Seite des Kultus herauszuheben . Es ist gesagt daß das praktische Moment im Kultus nur oberflächlich , formell ist und der Gedanke einer Noth­wendig­keit die Vorstellung derselben , darüber schwebt . Diese Noth­wendig­keit bleibt nicht blos | Vorstellung , es wird Ernst mit dem Menschen , der natürliche Mensch vergeht , der Tod macht Ernst mit ihm , das Schicksal verzehrt ihn und zwar trostlos , denn eben die Versöhnung , die Einheit ist nicht die des Tiefsten , Innersten , sondern das Naturleben ist noch wesentliches Moment , ist nicht aufgegeben , die Entzweiung ist noch nicht so weit gegangen , sondern es ist eine Einheit des Natürlichen und Geistigen geblieben , in der das erste eine affirmative | Bestimmung behielt . Dieß Schicksal muß nun in der Vorstellung auf subjektive Weise zum Affirmativen umgestaltet werden , so sind die Manen das Unversöhnte , was versöhnt werden muß , sie müssen gerächt werden . Dieß ist nun die Todtenfeier , eine wesentliche Seite des Kultus .

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1 beschränkt für den] Pa  : überhaupt beschränkte Einigkeit mit dem   3 Un­einig­keit] PaDeDo  : Unangemessenheit  4 es1] PaDe  : das Bewußtsein   das] Pa  : die Vorstellung und das   4–5 absoluten] PaDo  : unendlichen absoluten   5 der Genüsse schwebt] Pa  : in dem Fest in der Feier über diese schwebt , eine absolute Einheit   6 aber] Pa , ähnlich De  : aber auf diese Weise   7 Trennung] PaDe  : Trauer   7–8 ein Schicksal , … eine2 ] Pa , ähnlich DeDo  : das Bewußtsein eines Schicksals einer Nothwendigkeit die nicht erkannt ist   9 ist .] Ho  : So klingt durch die Freude jener lebendigen Einheit ein unaufgelöster Ton der Trauer und des Schmerzes  ; ein unbegriVenes Schicksal , eine zwingende Nothwendigkeit , unerkannt anerkannt , schwebt über dem Haupt von Göttern und Menschen .   9–10 Dieß ist … ist . Sondergut Gr  11 Endlich] PaDeDo  : 4 .   12 und] Pa  : oder wo es ernster wird , ist es Buße , oder   14 Ernst] PaDeDo  : auch Ernst   15 macht Ernst mit ihm] Pa  : ist der Ernst , das ist das was Ernst mit ihm macht   16 zwar] Pa  : zwar verzehrt es ihn   die3] PaDo  : die Versöhnung   18 Entzweiung] Pa  : Trennung , Entzweiung   20 Dieß] PaDo  : Diese letzte Negation des Todes , (Pa  : dieses)   muß nun in der Vorstellung] Do , ähnlich De  : wird objektiv nicht aufgelöst , muß wenigstens in der Vorstellung   21 zum Affirmativen] PaDe  : zur Affirmation  22 muß] Pa , ähnlich Do  : gegen das Unrecht des Todes (Do  : | das gegen sie begangen ist  Pa  : auf mehr äusserliche Weise oder mehr tiefere Weise)  23 die Todtenfeier] Pa , ähnlich DeDo  : diese weitere Seite des Cultus , Todtendienst überhaupt  

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i.  der begriff der religion209

Dieß sind nun die Hauptseiten des Kultus . Das zweite gegen diesen Standpunkt des Kultus ist denn dieß , daß die Subjektivität zum Bewußtsein ihrer Unendlichkeit in sich gekommen ist , | hier tritt dann die Religion und der Kultus ganz in das Gebiet der Freiheit . Der Mensch , eben damit daß er zum Bewußtsein der Unendlichkeit seines Geistes gekommen ist , hat die höchste Entzweiung gegen die Natur überhaupt und gegen sich gesetzt , diese ist es die das Gebiet der wahrhaften Freiheit erzeugt . Hier ist der Mensch nicht mehr von Natur gut und die Natürlichkeit , das unmittelbare Herz ist das , dem entsagt werden muß , weil dieß Moment den Geist nicht frei läßt , und er als natürlicher Geist nicht | durch sich gesetzt ist . Die Natürlichkeit ist nicht das was sein soll , sondern was nicht sein soll , daher ist alles was der Mensch sein soll in das Gebiet der Freiheit gelegt . Hier geht denn der Kultus wesentlich in das Gebiet des Inneren über , hier soll das Herz brechen , d . h . der natürliche Wille , das Selbstbewußtsein soll aufge­ geben werden und damit hängt zusammen daß hier im Subjekt erscheinen kann und muß der Geist wie er wahrhaft an und für sich ist , seinem Inhalte gemäß , daß ferner dieser Inhalt kein jenseitiger , sondern die freie Subjektivität darin ihr Wesen zum Gegenstand hat , und der Kultus ist hier das Erkennen , das Wissen des Inhalts der den absoluten Geist ausmacht , wodurch denn die | Geschichte des Inhalts wesentlich auch Geschichte der Menschen ist .

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2–3 die Subjektivität … sich] Do  : das Bewustseyn zu seiner 20 1 Dieß sind … Kultus . Sondergut Gr  

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absoluten Freiheit   3 ist ,] Ho  : Durch den Tod ist das Subject aufgehoben , das Schicksal versöhnt . Diese Einheit mit dem Unerkannten , die hier erst ansich ist , wird nun Gegenstand des Bewußtseins . Das Subject weiß sich als unendlich , und zwar als Subject unendlich  ; dazu gehört , daß jenes früher unenthüllte selbst an ihm das Moment hat Einzelheit zu sein , die dadurch absoluten Werth erhält . Aber die Einzelheit hat nur als diese absolute und somit schlechthin allgemeine Einzelheit Werth . | Diese ist das Einzelne nur durch Aufhebung seiner unmittelbaren Einzelheit , durch welche Aufhebung er die absolute Einzelheit in sich erzeugt , und daher frei in sich selbst , und diese Freiheit als Bewegung des absoluten Geistes in ihm durch Aufhebung des natürlichen endlichen ist .   4–5 zum Bewußtsein der Unendlichkeit] Pa  : zu absolutem Bewußtsein , zur unendlichen Vollkommenheit   5 ist] Pa  : ist , daß er so in sich gegangen ist   6 sich] Pa , ähnlich DeDo  : sich als das natürliche Individuum   diese] Pa  : Diese höchste Entzweiung   7 der Mensch … gut] Pa , ähnlich De  : dieser Standpunkt , daß der Mensch nicht von Natur gut ist   8–9 dieß Moment] Pa  : die unmittelbare Natürlichkeit das Moment ist , das   11 der2 ] PaDe  : seiner   12–13 soll das Herz brechen] PaDeDo  : ist die Forderung daß das Herz breche   13 natürliche Wille , das] Pa , ähnlich De  : unmittelbare Wille , natürliches   14 zusammen] Pa  : dann zusammen , mit dieser Bestimmung der Freiheit  16 kein jenseitiger] PaDe  : nicht ein Jenseits ist   17 zum] Pa  : vor sich zum   18 Inhalts der … ausmacht] Pa , ähnlich DeDo  : und die Anschauung die Vorstellung , daß diese Geschichte die der Inhalt des absoluten Geistes ist eine Geschichte zugleich eine Seite hat   19 ist] Pa  : worin der Mensch verflochten ist  Do , ähnlich Pa , schließt an  : die Einheit der menschlichen und göttlichen Natur als wesentliche Vorstellung  De , ähnlich PaDo , schließt an  : Das Letzte des Cultus ist dann eben , 2 ihrer] seiner  

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Wir haben so unterschieden den bestimmten , beschrankten Kultus und den Kultus in dem Elemente der Freiheit , ebenso haben wir diesen Unterschied bei der Vorstellung Gottes gemacht , Gott in seiner Bestimmtheit , der befangene Gott , und der | freie Gott dem BegriV gemäß als Geist . Diese beiden Seiten machen überhaupt die Realität der Religion aus , der Geist in seiner Objektivität vorzugsweise Gott , und dann der Geist in seiner Subjektivität , diese beiden Seiten machen die Realität des Geistes aus . Diese zwei Bestimmtheiten die angegeben worden sind entsprechen einander , die Seite der Objektivität entspricht der seienden Seite , ist die durchgehende Bestimmtheit und dieser Zusammenhang macht die Totalität des geistigen Selbstbewußtseins aus . Diese Realität ist nun näher zu betrachten , ihre zwei Seiten unterscheiden sich so , daß die eine Religion in einer Befangenheit ist , die andere Religion in ihrer Realität dem BegriVe entspricht , so daß in dem BegriV der Inhalt der Religion ist , der absolute Geist der Inhalt ist , der gewußt wird als Gegenstand . Wir haben so zwei Weisen der Realität | der Religion , eine dem BegriV nicht entsprechend die andere ihm entsprechend . Nach diesem Unterschiede theilen wir die folgende Abhandlung ein , und diese ist dann der zweite Theil der die bestimmte Religion enthält , der dritte Theil ist die Realisation des BegriVs , die wahrhafte Realität die dem BegriV gleich ist . Im gemeinen Leben unterscheidet man Realität und Idee und so ist die Religion bestimmte Realität in diesem zweiten Theil .

daß das Individuum diesen Prozeß mit sich selber durchläuft und ist in der Gemeinde , worin der Geist lebendig ist .  Ho  : Dieses Bewußtsein muß angeschaut werden , die ewige Geschichte Gottes und der Menschheit , der Bewegung Gottes zum Menschen , und des Menschen zu Gott stellt sich dar , und das Bewußtsein schaut sie an mit dem Bewußtsein seiner selbst in dieser Geschichte . Denn das Individuum muß diesen Proceß mit in sich selbst verlaufen und so Mitglied des allgemeinen Geistes sein , der sich darstellt .   5 in seiner Objektivität] Pa  : wie er als Gegenstand des Bewußtseins ist   7 des Geistes] De  : der Religion überhaupt  Pa  : des absoluten BegriVs   aus .] De  : aus . Der Geist in seiner Ob- und Subjectivität . Absoluter Geist heißt er in der wahrhaften Beziehung beyder Momente auf einander .   9 Bestimmtheit] DeDo , ähnlich Pa  : und das Ganze der Idee steht auf einer besonderen Stufe  9–10 dieser Zusammenhang … aus] Do , ähnlich De  : die Stufen zusammen machen den Gang der Entwikelung des geistigen Selbstbewustseyns aus   12 Religion in einer Befangenheit] Pa  : nur die bestimmte Religion  De  : die bestimmte und befangene  12–13 in ihrer … BegriVe] Pa  : aber die Realität der Religion , so daß sie dem BegriV der Religion   13–14 dem BegriV … Gegenstand] Pa  : dieser | Religion der Inhalt der Religion , der absolute Geist selber ist , und daß der Geist in seiner Gemeinde lebt , als endliches , als Subjectiv erscheint selbst verflochten ist in diese Realität des absoluten Geistes   20–21 Im gemeinen … Theil . Sondergut Gr   18 bestimmte] bestimmten  

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ii.  die bestimmte religion211 II .  Die bestimmte Religion .

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Von diesen bestimmten , ethnischen Religionen ist zuerst die Eintheilung zu geben , die besonderen Formen die darin zu betrachten sind , zunächst muß dieß jedoch auf allgemeine Weise geschehen . 1 .  Die erste ist die unmittelbare Religion , die Naturreligion , sie ist Einheit des Geistigen und Natürlichen , Gott ist überall , aber hier ist es Gott in natürlicher Einheit des Geistigen und Natürlichen , die natürliche Weise ist das was diese | Form der Religion überhaupt bestimmt , sie hat denn wieder vielerlei Gestalten . Man nennt sie Naturreligion überhaupt , man sagt der Geist ist darin noch identisch mit der Natur , und in sofern ist sie die Religion der Unfreiheit | 2 .  Die zweite Stufe ist die Religion der geistigen Individualität , hier ist es daß das geistige Fürsichsein des Subjekts anfängt , der Gedanke das Herrschende , Bestimmende ist und daß die Natürlichkeit nur zum Schein heruntergesetzt ist als Accidentelles gegen das Substantielle , im Verhältniß zu ihm , daß es nur Naturleben wird , Leiblichkeit für das Subjekt oder doch das schlechthin Determinirte ist von dem Subjekt . Es kommen hier zwei Formen vor . Indem das geistige Fürsichsein sich heraushebt , so ist es das welches festgehalten wird , so ist dann nur ein Gott der im Gedanken ist und das natürliche Leben ist nur ein gesetztes , das ihm als solches gegenübersteht , kein Substantielles gegen denselben hat und nur ist durch das Wesen des Gedankens .

1 Die] Pa  : D i e e t h n i s c h e R e l i g i o n oder De  : B e s t i m m t e o d e r e t h n i s c h e Re l i g i o n e n  .   3–4 zunächst muß … geschehen] Pa  : sind zunächst auf allgemeine Weise zu bestimmen  5 erste] Pa  : erste Religion  ist1] De  : ist nothwendig  Naturreligion] Pa , ähnlich De  : natürliche Religion , NaturReligion  6 überall] Pa  : der Inhalt   8 vielerlei Gestalten] Do  : mehrere Gestaltungen  De  : besondere Formen  9–10 der Geist … identisch] Pa  : daß der Geist identisch sei mit der Natur , das Bewußtsein in seiner Einheit stehe   11 geistigen Individualität] De  : Individualität , Subjec­ tivität  Do  : geistiger Individualität , die Subjektivität überhaupt   12–13 Bestimmende] Pa  : das Erste , das Bestimmende  14–15 es nur Naturleben wird ,] Pa  : das Natürliche nur Material wird , oder   15 Leiblichkeit für das Subjekt] Ho  : die Natürlichkeit ist nur der Leib | des Gottes   Subjekt] Pa  : das Subjective   16 Subjekt] Pa  : Subjectiven   18–19 Indem das … festgehalten wird ,] De  : daß der eine einzige Gott für sich festgehalten wird , die geistige Individualität frey für sich herausgehoben wird  Do  : Der eine einzige Gott wird entweder frei als geistige Subjektivität im Gedanken hervorge­hoben  .   18 festgehalten] Pa  : rein für sich festgehalten   19 so ist … der] Pa  : der eine ewige Gott der nur  Leben] Pa  : Leben , Sein überhaupt   20 kein Substantielles gegen] Pa  : keine Substantialität für  21 Gedankens .] Ho  : Und zwar finden wir hier zuerst die Reflexion des Gei­ stigen in sich als Negation der natürlichen Einheit , den geistigen Einen , in sich ewig gleichen Gott , 20 das] daß  

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Die zweite Form ist , daß beide vereinigt sind , | aber nicht wie in der unmittelbaren Vereinigung , sondern in solcher Einheit , daß das Geistige das Bestimmende ist und in der Einheit mit dem Leiblichen , welches nicht gegenübersteht , dieß nur Organ ist , sein Ausdruck in dem es sich darstellt . Dieß | ist die Religion der göttlichen Erscheinung der göttlichen Leiblichkeit , Materialität , Natürlichkeit , so daß dieß das Erscheinen der Subjektivität oder daß darin vorhanden ist das Sicherscheinen der Subjektivität , nicht nur für andere erscheinend , sondern sich erscheinend . Diese geistige Individualität ist so nicht die unbeschränkte des reinen Gedankens , sie hat nur einen geistigen Charakter . Einerseits ist so das Natürliche am Geistigen als der Leib und dadurch daß es so den Leib gebraucht , ist andererseits das Subjekt als endlich bestimmt . Jenes erste Moment , jene erste Form | ist die Religion der Erhabenheit die jüdische , das andere die Religion der Schoenheit die griechische . 3 .  Das dritte ist die Religion worin der BegriV beginnt , worin der für sich selbst bestimmte ,  | der konkrete Inhalt beginnt , der Zweck , das Erste ist , welchem Inhalt die allgemeinen Mächte der Natur oder auch die Götter der schoenen Religion dienen . Ein konkreter Inhalt der solche Bestimmtheiten in sich faßt , das Bestimmende ist , so daß die bisher einzelnen Mächte einem Zweck unterworfen sind . Die Weise wie so die Religion erscheint ist der äußere end­ liche Zweck , die Zweckmässigkeit . Die Idee des Geistes bestimmt sich an und für sich , sie ist sich der Zweck und diese ist nur der BegriV des Geistes , der BegriV der sich realisirt . Hier ist das Geistige auch Zweck , hat die in sich konkreten Bestimmungen in sich , aber die in sich konkrete Bestimmung ist hier noch endlich , beschränkter Zweck , der eben damit das Verhalten des Geistes zu sich selbst noch nicht ist .

Jehovah , gegen welchen das Natürliche , das weltliche Endliche überhaupt als ein unwesentliches Substantialitätsloses gesetzt ist . Aber dadurch zeigt sich dieser Gott , da er nur durch das Setzen des Unwesentlichen der Wesentliche ist , nur durch dieses Unwesentliche selbst zu sein , und dieses Unwesentliche , dieser Schein wird eine Erscheinung seiner .   2 daß das Geistige das] PaDe  : wo die Subjectivität das schlechthin  Do  : daß die Subjektivität schlechthin   3–4 in der … nur] Pa  : dieses Leibliche in der Einheit vereinigt mit ihm , und in dieser Einheit sein   6 so daß dieß] Pa  : aber daß diese Materialität   7 darin] Pa  : in dieser Leiblichkeit   der Subjektivität] PaDeDo  : des Subjekts   8 erscheinend] Pa  : Erscheinen des Subjects . Diese Natürlichkeit also ist das Organ des Subjects , wodurch es sich erscheinend macht .   11 gebraucht] Do  : braucht um in bestimmtem Charakter zu erscheinen  15 Zweck] Pa  : der Zweck ist , der sein soll ,   16 Mächte der Natur] Pa  : Mächte überhaupt   20 Zweckmässigkeit] Pa  : die äußerliche Zweckmäßigkeit überhaupt   20–21 Die Idee … für sich] Pa , ähnlich DeDo  : Die absolute Zweckmäßigkeit gehört der Idee (PaDo  : des ­Geistes  De  : an sich) an ,   21 diese ist nur] Pa  : es ist nichts hier der Zweck als   21–22 Geistes , der … realisirt] Pa  : Geistes selbst , also der unendliche absolute Endzweck  23–24 endlich ,] Pa  : endlich , besonderen Inhalts , beschränkt , ein  

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ii.  die bestimmte religion213

Dieß sind die drei Formen . 1 .  Die Naturreligion umfaßt die orientalischen Religionen überhaupt die im Ganzen , in dieser Einheit der Natur und des Geistes bestehen und | ein Vermischen von beiden sind . 2 .  Die Religion der abstrakt fürsichseienden Subjektivität überhaupt , des reinen Gedankens , der geistigen Leiblichkeit die besondert , bestimmt an sich ist , die jüdische und griechische Religion . 3 .  Die Religion der äusserlichen Zweckmäßigkeit , die römische , den Uebergang zur absoluten Religion machend . Diese | Eintheilung muß nicht blos in subjektivem Sinn genommen werden , sondern es ist die noth­wendige Eintheilung in objektivem Sinn der Natur des Geistes . Der Geist in der Weise der Existenz die er in der Religion hat , ist zunächst die natürliche Religion , das Weitere ist dann daß die Reflexion hineinkommt , der Geist frei in sich wird , das Subjektive überhaupt was jedoch erst aus der Einheit der Natur herkommt noch darauf bezogen ist , dieß ist die bedingte Freiheit , das dritte ist dann das Wollen des Geistes sich in sich zu bestimmen , was denn als Zweck , Zweckmäßiges für sich , dieß ist zuerst auch noch endlich und beschränkt . | Dieß sind die | Grundbestimmungen die die Momente der Entwickelung des BegriVs und zugleich der konkreten Entwickelung des Geistes sind . Man kann diese Stufen mit denen des Menschenalters vergleichen . Das Kind ist noch in der ersten unmittelbaren Einheit des Willens und der Natur , sowohl seiner eigenen , als auch der umgebenden Natur . Die zweite Stufe , das Jüng­l ings­ alter , die fürsichwerdende Individualität , die lebendige Geistigkeit , noch keinen Zweck für sich setzend , sich treibt , strebt und Interesse nimt an allem was ihm vorkommt . Das Dritte das Mannesalter , ist das der Arbeit für einen besonderen Zweck , dem der Mann sich unterwirft , dem er seine Kräfte widmet . Das Vierte

2 Naturreligion umfaßt] Pa , ähnlich DeDo  : N a t u r Re l i g i o n ü b e r h a u p t , dahin gehören  5 Religion] Pa  : Religion des Geistigen für sich , als   6 der geistigen … ist] Pa  : die geistige Subjectivität für sich und mit der Natürlichkeit verbunden ist   11 in objektivem Sinn der Natur] De  : in der Natur  Do  : im objektiven Wesen   12 der Weise der] Pa  : seiner Natürlichkeit , in seiner  13–16 daß die … Freiheit ,] Pa  : die Reflexion des Geistes in sich , und dieses ist das erste für sich sein , Subjectivität überhaupt , der noch nicht seine Freiheit in sich selbst hat , sondern in dieser Beziehung auf das Natür­l iche , unmittelbare .   16–17 das Wollen … als] Pa  : wo der Geist in sich sich fasst , bestimmt , daher erscheinend so daß sei ein   17–18 dieß ist … beschränkt] Pa  : aber das Zweckmäßige in sich ist noch das beschränkte , endliche De schließt an  : Das letzte ist dann das Absolute , daß der Geist für sich ist .   19 zugleich der konkreten Entwickelung] Pa  : Momente des concreten Begriffs ,   20 Geistes sind] Pa  : des Geistes . Der Geist ist deshalb dieser Proceß   24 die fürsichwerdende Individualität] Pa , ähnlich De  : diese Individualität , dies für sich werden   25 Zweck] DeDo  : besonderen Zweck  

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endlich ist das Greisenalter , das des Gedankens , das Allgemeine als Zweck vor sich habend , diesen Zweck erkennend , das Alter , welches von besonderer Lebendigkeit , Arbeit zurückgekehrt ist zum allgemeinen Zweck . Diese Bestimmungen sind die welche logischer Weise durch die Natur des BegriVs bestimmt sind . Am Ende da wird dann eingesehen , daß die erste Unmittelbarkeit nicht als ­Un­m ittel|bar­keit ist , sondern ein Gesetztes , das Kind ist selbst ein Erzeugtes .

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I .  Die unmittelbare Religion .

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Sie hat bestanden in Naturreligion , das was man in neuerer Zeit natürliche Religion genannt hat , triVt mit der Naturreligion zusammen , insofern man in dieser den Gedanken heraushebt . Zuerst ist hier noch von einer Vorstellung zusprechen , die uns sogleich be­ gegnet . Man hat von der unmittelbaren Religion die Vorstellung , daß sie es sein müsse , welche die wahrhafte , vortreV lichste , göttliche Religion sei und daß sie ferner auch geschichtlich habe die erste sein müssen . Nach unserer Eintheilung ist sie die unvollkommenste und so die erste , und nach dieser anderen Vorstellung ist sie auch die erste , aber die wahrhafteste . Es ist wie bemerkt worden die Naturreligion so bestimmt , daß in ihr das Geistige mit dem Natürlichen in dieser ersten ungetrübten , ungestörten Einheit sei . Diese Bestimmung wird aber hier genommen als die absolute , wahrhafte Bestimmung und so diese Religion in dieser Beziehung | als die göttliche . Man sagt | der Geist in dieser Einheit mit der Natur , ist noch nicht in sich reflektirt , hat noch nicht diese Trennung in sich vorgenommen von der Natur , steht nach der praktischen Seite , dem Willen nach noch im schoenen Glauben , noch in der Unschuld . Die Schuld entsteht erst mit der Willkühr und diese ist , daß die Leidenschaft sich setzt in ihrer eigenen Freiheit , das Subjekt die Bestimmungen nur aus sich nimt , die es unterschieden hat vom Natürlichen . Die Pflanze ist in dieser Einheit , ihre Seele ist in dieser Einheit

1–3 das des Gedankens , … Zweck] De , ähnlich Pa  : Was darüber schwebt , ist der Gedanke , der da sieht , was ist die besondere Lebendigkeit , und zurückgekommen ist auf das Allgemeine  5 da] Pa  : in dem BegriV in der Idee   7 I . Die unmittelbare Religion .] Pa  : I . D i e u n m i t t e l b a r e Re l i g i o n , o d e r d i e n a t ü r l i c h e R e l i g i o n / D i e N a t u r Re l i g i o n .   De  : A . Naturreligion .   13 göttliche] PaDo  : eigentlich göttliche  13–14 sie ferner] Pa  : eben diese die wahrhafte Religion  15 die1] Pa  : daher die unterste Stufe , die   und so] Pa  : die unmittelbare Religion überhaupt ,   18 Diese] Pa , ähnlich De  : Daß der Geist mit der Natur in ungetrübter Einheit sei , diese  24–25 die Leidenschaft … die1] Pa  : das Subject sich setzt in seiner Freiheit für sich selbst , und seine  26 Einheit1] Do  : unmittelbaren Einheit   ihre] Pa  : ihre Besonderheit , ihre  

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ii.  die bestimmte religion215

der Natur , das Individuum der Pflanze wird nicht ungetreu ihrer Natur sein , sie wird wie sie sein soll , das Sein und die Bestimmung ist nicht verschieden . Diese Trennung des Seinsollens und seiner Natur , tritt erst mit der Willkühr ein und diese hat ihre Stelle erst in der Reflexion . Ebenso stellt man sich vor , wie der Mensch im Stande der Unschuld sei , und hier nach dieser Einheit in Rücksicht auf das theoretische Bewußtsein vollkommen sei . Er scheint sich hier zu bestimmen als identisch mit der Natur der Dinge , es hat | sich noch nicht geschieden das Fürsichsein seiner und das der Dinge , er sieht ihnen ins Herz , erst in der Trennung legt sich die sinnliche Rinde um die Dinge , die mich von ihnen trennt , die Natur stellt so mir eine Scheidewand gegenüber . Es wird so gesagt  : der Geist ist in einem solchen Verhältniß die allgemeine , wahrhafte Natur der Dinge unmittelbar wissend , in der Anschauung sie verstehend , eben weil die Anschauung kein Wissen ist , ein Hellsehen , zu vergleichen mit dem Zustand des Somnambulismus , ein Zurückkehren der Seele zu dieser Einheit der Innerlichkeit mit ihrer Welt , so daß diese ihr aufgeschlossen da liegt , weil sie darin befreit ist von den äusseren Bedingungen des Raums und der Zeit , von der verständigen Bestimmung der Dinge , so daß in dieser Einheit der Geist hellsehend ist , | eine freie Fantasie die keine Willkühr ist , sondern die die Dinge nach ihrem BegriV , nach ihrer Wahrhaftigkeit sieht , so daß das Angeschaute durch den BegriV bestimmt ist , in ewiger Schönheit erscheint und

1 Natur1] Pa  : allgemeinen Natur   ihrer Natur sein , sie] Pa  : seinem Gesetz , seiner Natur , die Pflanze   2 das Sein … verschieden] Pa  : so ist die Unschuld überhaupt , daß das Allgemeine nicht von dem verschieden ist von dem was er ist , und  Do  : weil das Allgemeine nicht von dem Besonderen geschieden ist   5 Unschuld sei] De  : Unschuld  : Denn die Schuld beginnt erst mit der Willkür | und diese besteht darin , daß das Subject Bestimmungen nimmt aus sich , das es gesetzt hat als verschieden von dem Natürlichen . Was die Pflanze für sich ist , ist in Einheit mit seiner Natur , wird seinem Gesetze nicht ungetreu , das s e y n und s e y n s o l l e n ist nicht verschieden . Das ist die Unschuld , und diese Trennung tritt erst ein mit der Willkür , und diese hat ihre Stelle in der Reflexion der Individualität in sich   6 Einheit] De  : Einheit mit der Natur   in Rücksicht … Bewußtsein] Pa  : des Geistigen steht , daß er nach dieser Einheit   7 sei] sei , in dieser Einheit mit der Natur   der Natur] PaDe  : dem Begriff  9 in der Trennung] Pa  : indem beide geschieden sind , indem i c h für mich bin und die Dinge ausser mir , erst da   12 Es wird so] Pa  : nach dieser Einheit des Geistigen mit der Natur wird in Rücksicht auf die Intelligenz   die] Pa  : unmittelbar in dem Begriff die  14 Anschauung kein Wissen ist] Pa  : keine äusserliche ist , Auffassen des Inneren des Begriffs  De  : Dinge noch nicht äußerlich gesetzt sind  16 der Innerlichkeit … Welt] so auch Pa  ; Do  : Einheit mit der innerlichen Welt  De  : ihrer innerlichen Welt   17 darin] Pa  : in diesem Hellsehen   18 verständigen Bestimmung] Pa  : Reflexion   19–21 die keine … Angeschaute] Pa  : in der sich der Geist gestaltet die Natur der Dinge nach ihrer Wahrhaftigkeit , nach ihrem StoVe . Indem dies Verhalten Anschauung ist , als A ­ nschauung zugleich  Do  : vor der sich die Natur der Dinge gestaltet in ihrer Wahrhaftigkeit in ihrem BegriV   21–216,1 in ewiger … steht] Pa  : und Anschauung göttlichen Lebens vor sich hat  Do  : im Anschauen

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über der Bedingung der Verkümmerung des Erscheinens steht . Es ist mit dieser Vorstellung die Idee verbunden , daß der Geist damit im | Besitze aller Kunst und Wissenschaft gewesen sei und noch mehr stellt man sich vor , daß wenn der Mensch in dieser allgemeinen | Harmonie stehe , er diese harmonische Substanz , Gott , unmittelbar schaue , nicht als Abstraktum des Gedankens , sondern als bestimmtes  Wesen . Dieß ist die Vorstellung die man von der primitiven Religion giebt , die die unmittelbare und die geschichtlich erste sei . Es kann sein daß man diese Vorstellung durch eine Seite der christlichen Religion zu befördern sucht . In der Bibel wird von einem Paradiese erzählt , viele | Völker haben so ein Paradies im Rücken liegen , welches sie beklagen als ein verlorenes und was sie als das Ziel vorstellen nach dem der Mensch sich sehne und zu dem er gelangen wird . So ein Paradies ist dann so wohl als vergangenes als auch als zukünftiges mit sinnlichen Inhalt vorgestellt . Was die Kritik solcher Vorstellung anbetriVt , so muß zunächst gesagt werden , daß solche Vorstellung noth­wendig ist , daß das Gehalt derselben noth­wendig ist . Das Allgemeine , Innere ist die | göttliche Einheit im menschlichen Reflexe des Menschen der in dieser Einheit steht . Anderes ist dieß , daß diese Einheit als Zustand in der Zeit vorgestellt wird , als ein Zustand der nicht hätte verloren gehen sollen und der nur zufällig verloren gegangen ist , dieß ist etwas anderes . Wir müssen dieser Vorstellung ihr Recht widerfahren lassen , es ist darin enthalten die noth­wendige Idee des göttlichen Selbstbewußtseins , des ungetrübten Bewußtseins von dem absoluten göttlichen Wesen . Ein Anderes ist daß diese Idee vorgestellt wird als existirend , als Zustand der in der Zeit gewesen , und ein Gewesener sei und daß diese Einheit des Bewußtseins mit dem göttlichen Wesen überhaupt als ein natürliches Sein bestimmt wird . Diese letzte Bestimmung ist die Hauptsache . Es wird vorgestellt , daß der Mensch in diesem Zustande eins sei mit der Natur und mit Gott , und das Ursprüngliche sei in dem Sinne , daß es das

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des göttlichen Lebens steht   4 diese harmonische Substanz] Pa  : diese harmonische Substanz , das Subject dieser Harmonie ,  De  : das Subject dieser Harmonie ,   5–6 nicht als … Wesen] De  : wie 30 er ist . Die Welt in ihm , als denkendes Leben in ihm selber .  Pa  : wie er ist , die Welt in ihm , ihn als Concretes , das göttliche Leben in ihm selber , in seiner totalen Lebendigkeit vor sich habe  Do  : die natürliche Welt als göttliches Leben in ihm selber , Gott in seiner totalen Lebendigkeit vor sich habe  8 kann sein] Pa  : ist bekannt  9 befördern] DePa  : bestätigen   10 haben] Pa  : haben in ihrer 35 Vorstellung   11 das Ziel] Pa  : ein Zukünftiges  13 mit sinnlichen Inhalt] De  : mehr oder weniger 35 mit sinnlichem oder geistigem Inhalt Pa  : mehr oder weniger mit sittlichem Inhalt in Beziehung auf Vernunft  Do  : mit mehr oder weniger sittlichem Inhalt und Beziehung auf Wissenschaft  18 der] Pa  : der als subjectiver Geist  steht] Pa  : steht , der Mensch in dieser Einheit  20 anderes .] De schließt an  : Diese Vorstellung also ist mehr oder weniger bey verschiedenen Völkern vorhanden gewesen .  



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ii.  die bestimmte religion217

Erste in der Existenz sei . Ursprünglich ist einerseits das was im BegriV ist , das | Substanzielle , das andere Mal hat es den BegriV des Ersten | in der Zeit . Man stellt sich nun vor daß diese natürliche Einheit das wahrhafte Verhältniß des Menschen in der Religion sei . Indessen muß uns schon der Umstand auffallen daß dieß Paradies , dieß Saturnische Zeitalter vorgestellt wird als ein verlorenes , schon darin liegt die Andeutung daß eine solche Vorstellung nicht das Wahrhafte enthalte , denn in der göttlichen Geschichte giebt es keine Vergangenheit , keine Zufälligkeit . Wenn das existirende Paradies verloren gegangen ist , es mag dieß geschehen sein wie es will , so ist dieß eine Zufälligkeit , Willkühr die von aussen her in das göttliche Leben gekommen wäre . Dieser Verlust des Paradieses muß vielmehr als göttliche Noth­wendig­keit betrachtet werden und in der Noth­wendig­keit des Aufhörens enthalten , sinkt jenes vorgestellte Paradies herab zu einem Moment der göttlichen Totalität , das nicht das absolut , Wahrhafte ist .  | Was nun näher den Inhalt | des Gedankens in dieser Vorstellung betriVt , so ist es dieser , daß diese Einheit eine natürliche unmittelbare Einheit sei , gewesen sei , eine Anschauung des ungetrübten Menschen , in welcher ihm aufgeschlossen gewesen sei das Herz der Natur und die göttliche Natur , daß er sich im Centro der Natur und im göttlichen Centro befunden habe . Die Einheit des Menschen mit der Natur ist ein beliebter , wohlklingender Ausdruck , richtig gefaßt heißt er , die Einheit des Menschen mit seiner Natur , und seine wahrhafte Natur , dieß ist die Freiheit , die freie Geistigkeit , das denkende Wissen des an und für sich Allgemeinen , das denkende Wissen des Menschen der in dieser seiner Natur ist , so bestimmt ist denn diese Einheit nicht eine natürliche , unmittelbare Einheit . Die Pflanze ist in dieser ungebrochenen Einheit , diese Singularität ist immer nur diese existirende Pflanze . Das Geistige ist dagegen nicht in unmittelbarer Einheit mit seiner Natur , es hat | vielmehr im Gegentheil den Weg hindurch zu machen , durch seine ewige Entzweiung und erst die zustandegekommene Versöhnung zu erringen , sie ist kein Versöhntsein von Hause aus , und | diese

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3 Einheit] Pa  : Einheit des Menschen mit Gott   5 dieß Saturnische Zeit30 1 Existenz] De  : Zeit   alter] Ho  : die saturnische , goldene Zeit   9 Willkühr die] Pa  : Willkühr , ein Belieben etwas das   10–11 Dieser Verlust … Nothwendigkeit1] De , ähnlich Pa  : Dieser Verlust ist allerdings wichtig und eine wesentliche Bestimmung  ; aber er muß als in der göttlichen Nothwendigkeit enthalten betrach­ 35 tet werden .   11–12 in der … enthalten  , ] Pa  : wenn dieser Verlust in der göttlichen Nothwendig15 35 keit enthalten betrachtet wird , so   13 Totalität] Pa  : Totalität , aber auch zu einem solchen   Einheit1] Pa  : Einheit des Menschen mit Gott   17 Natur3] Pa  : Welt  21 wahrhafte Natur] Pa  : Natur , das was wahrhaft seine Natur ist , diese seine Natur   22–24 des Menschen … Einheit] Pa  : diese Freiheit ist nicht unmittelbar nicht eine natürliche Freiheit  28 seine ewige] PaDeDo  : die unendliche  

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wahrhafte Einheit ist erst durch die Rückkehr in sich , durch Trennung von seiner Unmittelbarkeit zu erlangen . Man spricht von unschuldigen Kindern und bedauert daß diese Unschuld , diese Liebe , dieß Vertrauen verloren gehe , oder man spricht von der Unschuld einfacher Völker , die aber seltener sind als man glaubt , diese Unschuld ist aber nicht der wahrhafte Standpunkt des Menschen , freie Sittlichkeit ist nicht die des Kindes , und steht höher als die genannte Unschuld , es ist selbstbewußtes Wollen , dieß ist im Sittlichen erst das wahrhafte Verhältniß , der Mensch muß freier Geist sein . Mit dieser Vorstellung hängt nun das Nähere zusammen was man sich bei dieser Einheit vorstellen kann . Daß nämlich der Mensch sich im Centro der Natur befunden habe , daß er ihr ins Herz gesehen , mit der Anschauung auch den BegriV gehabt habe , das substantielle Wesen . Dieß | sind jedoch schiefe Vorstellungen . An den Dingen ist zweierlei zu unterscheiden , einmal , ihre Bestimmtheit , ihre Qualität , ihre Besonderheit im Verhältniß zu Anderen . Dieß ist die natürliche Seite , die endliche . Nach dieser Besonderheit können die Dinge dem Menschen im natürlichen Zustande bekannter sein er kann ein viel bestimmteres Wissen von ihrer besonderen Qualität haben , als im gebildeten Zustande . Es ist dieß eine Seite die auch in der Philosophie des Mittelalters zur Sprache gekommen ist , man sprach von der Signatura rerum , der äusseren Qualität , wodurch die besondere eigenthümliche Natur bezeichnet werde , so daß in dieser äusserlichen Qualität zugleich gegeben sei für den Sinn die specifische Eigenthümlichkeit ihrer Natur . Dieß kann im natürlichen Menschen sein , ebenso ist im Thiere dieser Zusammenhang seiner mit der äusserlichen Qualität viel ausdrücklicher als im gebildeten Menschen . Zu dem was das | Thier zu seiner Nahrung bedarf ,  | dazu ist es durch den Instinkt getrieben und läßt alles andere neben sich liegen | So hat es | einen Instinkt zu den Kräutern durch welche es geheilt wird , wenn es krank ist . So sind das todtenhafte Aussehen , der Geruch der Pflanzen für den natür­lichen

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1 erst] Pa  : nur durch Bewegung , durch einen Process ,  De  : nur durch den Prozeß   1–2 seiner Unmittelbarkeit] De  : der unmittelbaren Existenz   3 dieß Vertrauen] Pa  : diese Güte des Kindes , 30 diese Einheit des Kindes , das was man Unschuld des Kindes nennt ,   5 der wahrhafte Standpunkt] PaDe  : die wahrhafte Existenz   7–8 dieß ist … sein] Pa  : ein Wollen das sich seinen Zweck durch Denken , Einsicht bestimmt . Aus dieser Unschuld ist der Mensch heraus , eben daß er ein freier Wille sei   10 Mensch] Pa  : Mensch nach dieser Einheit  Centro] De  : Herzen , im Mittelpunkt   12 35 Dieß] Pa  : daß diese Bestimmung in der Einheit des Menschen mit der Natur liege   17 kann] Pa  : kann 35 ein bewusstes Fühlen ,   18 haben] Pa  : haben im natürlichen Zustand   20 der äusseren Qualität] Pa  : d . h . von gewissen äusseren Qualitaeten   22 die] Pa  : die besonderen Qualitaeten , die   24 ausdrücklicher] Pa  : bestimmter   27 es krank ist] De  : sie wegen Krankheiten besondrer Mittel bedürfen  



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Menschen Anzeichen von ihrer Schädlichkeit , ihrer Giftigkeit , er empfindet eine Widrigkeit , mehr als der gebildete Mensch , und der Instinkt des Thieres ist noch wichtiger als das natürliche Bewußtsein des Menschen . Man kann so sagen der natürliche Mensch sehe den Dingen ins Herz , fasse ihre specifische Qualität richtiger und diese ist das besondere Verhalten zu Anderem , zum Thiere zum Menschen . Aber dieß findet nur statt in Ansehung solcher specifischen Qualitäten die ganz nur endliche Bestimmungen sind . Ebenso weiß man daß Menschen im Schlaf , im Somnambulismus ein solches natürliches Bewußtsein haben . Das vernünftige Bewußtsein ist hier still geworden  ; und dagegen der innere Sinn aufgewacht , von dem man sagen kann , daß in ihm das Wissen vielmehr in der Identität mit der Welt , mit den umgebenden Dingen als im | Wachen sei . Daher kommt es daß man diesen Zustand für etwas Höheres hält , als den gesunden . Es kann so sein daß man ein Bewußtsein von Dingen hat die 1000 Stunden entfernt geschehen . Man findet bei wilden Völkern solch Wissen , solch Ahnen in viel stärkerem Grade als bei gebildeten . Solch Wissen beschränkt sich aber auf einzelne Begebenheiten , einzelne Schicksale , es wird der Zusammenhang des Individuums mit den Dingen die in sein Bewußtsein gehören erweckt , dieß sind dann aber einzelne Dinge , Begebenheiten . Dieß ist aber noch nicht das wahrhafte Herz der Dinge , dieß ist erst der BegriV , die allgemeine Idee . Das Herz des Planeten ist das Verhältniß seiner Entfernung von der Sonne , seines Umlaufs pp , dieß ist das wahrhaft Vernünftige , und ist nur zugänglich für den wissenschaftlich gebildeten Menschen , der von dem unmittelbaren Verhalten der Empfindung , des Sehens , Hörens pp frei ist , seine Sinne

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3 wichtiger] PaDeDo  : richtiger  Menschen] Pa  : menschliches Bewußtsein indem gebildetes Be­ 9 vernünftige] 25 wußtsein diesem Instinkt Abbruch thut   sagen] Pa  : sagen daß das Thier , oder  

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Pa  : reflektirende   der innere Sinn] Pa  : ein innerer Sinn , ein inneres Anschauen  Do  : ein inneres Anschauen  De  : das innere Bewußtseyn   10 das Wissen] Pa  : der Mensch , das Wissen  De  : der Mensch  Do  : das Wissen   11 Welt] De  : sinnlichen Welt   den umgebenden Dingen] PaDe  : seinen Verhältnissen  13–14 entfernt geschehen] Pa  : entfernt gehen von dem Ort an dem ich mich befinde  14 solch Wissen , solch Ahnen] Pa  : einen solchen Sinn , ein solches Wissen  15 aber] De  : aber lediglich  Pa  : wesentlich  Do  : aber immer   17 den Dingen … erweckt] Pa  : anderen mit besonderen Umständen ein solcher Zusammenhang kommt klar zu Bewußtsein  17–18 dieß sind … Begebenheiten] Pa  : aber es ist der Zusammenhang der einzelnen Natur , des einzelnen Subjectes  Ho  : es ist dieß nur ein Zusammenhang d i e s e s Individuums mit b e s t i m m t e n Begebenheiten  19–20 das wahrhafte … Idee] Ho  : das wahre Herz der Welt vermag dieser Schlummer des Geistes nicht zu oVen­baren   der BegriV , … Idee] Do  : ihre Allgemeinheit ihr Gesez , ihr BegriV  Pa  : BegriV  De  : sein Gesetz , seine allgemeine Natur   22–23 von dem … Sinne] Pa  : aber nicht mehr im natürlichen Zustand ist , dessen Geist von dieser unmittelbaren Anschauung von dieser unmittelbaren 7 daß] das  

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in sich zurückgezogen hat , und mit freien Denken an die Gegenstände | geht . Diese Vernünftigkeit und dieß Wissen ist nur Resultat der Vermittelung des Denkens und | kommt nur in der letzten Existenz des Menschen zum Vorschein , die erste ist thierisch . Was nun die andere Seite dieser Vorstellung betriVt , daß in dieser n ­ atürlichen Einheit des Menschen , in dieser noch nicht durch Reflexion gebrochenen Einheit , das wahrhafte Bewußtsein von Gott gelegen habe , | so gilt hierauf das bisher gesagte . Der Geist ist nur für den Geist , der Geist in seiner Wahrheit ist nur für den freien Geist , und dieß ist der , welcher absehen gelernt hat vom unmittelbaren Wahrnehmen , der absieht vom Verstande , von dieser Reflexion und dergleichen . Theologisch ausgedrückt ist dieß der Geist der zur Erkenntniß der Sünde gekommen ist , d . h . zum Bewußtsein der unendlichen Trennung des Unmittelbaren und des Vermittelten , und der aus dieser Trennung wieder zur Einheit und zur Versöhnung gekommen ist . Die natürliche Unmittelbarkeit ist so nicht die wahrhafte Existenz der Religion , vielmehr ihre niedrigste , unwahrste Stufe . Dieß ist die Beurtheilung solcher Vorstellung | Das Andere ist in dieser Rücksicht daß die Vorstellung ein solches Ideal als ein Gewesenes oder Zukünftiges bestimmt . Es ist noth­wendig daß sie ein solches Ideal aufstellt und sie spricht damit aus was das Wahrhafte an und für sich ist , aber das Mangelhafte ist daß sie ihm die Bestimmung von Zukünftigen und Vergangenen giebt , sie macht es damit zu etwas was nicht gegenwärtig ist und giebt ihm so unmittelbar die Bestimmung eines Endlichen . Das was an und für sich ist , ist das Unendliche , so reflektirt ist es im Zustande der Endlichkeit vor uns . Beides unterscheidet die Reflexion von einander und mit Recht , aber das Mangelhafte ist , daß sie sich abstrakt verhält und doch fordert , daß das , was an und für sich ist , auch in der Welt der äusserlichen Zufälligkeit erscheine , vorhanden sei . Die Vernunft giebt dem Zufall , der Willkühr ihre Sphäre , weiß aber daß in dieser dem äusseren Anschein nach auf der Oberfläche | höchst verworrenen

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Empfindung des Sehens und ­Hörens von diesem weg , heraus  De  : seinen Geist von dem unmittelbaren Anschauen  Do  : von diesem unmittelbaren Anschauen sich lossagt seinen Geist   2 Vermittelung] 30 Pa  : unendlichen Vermittlung  De  : unendliche Entwicklung   4 ist thierisch] Pa  : erste Existenz des Menschen ist die thierische Existenz  7 wahrhafte] PaDo  : wahrhafteste  8 Der] Pa  : Der Geist ist nur Geist , der   9 dieß] Pa  : der freie Geist  9–10 vom unmittelbaren … dergleichen] Pa  : von dem , was nur sinnliches unmittelbares Wahrnehmen , sinnliches Bewußtsein ist , oder  De  : vom Sinnlichen 35 und auch von den Reflexionen des Verstandes   12–13 des Unmittelbaren … Vermittelten] Pa  : 35 Entzweiung des Innerlichen des für sich Seins , der zu diesem Bewußtsein zu dieser Entzweiung hindurchgedrungen  Do  : des für sich und natürlichen Seyns   15 Religion] PaDe  : Idee   23 so reflektirt … Zustande der] De , ähnlich Pa  : Im reflectirenden Bewußtseyn haben wir einen Zustand von  25  Mangelhafte] Pa  : Mangelhafte der Vorstellung  26 Zufälligkeit] Pa  : Endlichkeit und Zufälligkeit  



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Welt , doch das Wahrhafte vorhanden ist . Das Ideal eines Staates ist ganz richtig , nur nicht realisirt , stellt man sich unter der Realisation vor , daß die Ver­hält|nisse , Verwickelungen des Rechts , der Politik der Bedürfnisse alle gemäß sein sollen der Idee , so ist dieß ein Boden der dem Ideal nicht angemessen ist , aber doch vorhanden ist , und innerhalb dessen die substantielle Idee dennoch wirklich und gegenwärtig ist . Die Verworrenheit der Existenz macht nicht allein das aus , was die Gegenwart ist . Das wodurch das Ideal bestimmt ist , kann vorhanden sein , aber es ist noch nicht erkannt daß die Idee in der That vorhanden ist , weil diese nur betrachtet wird mit dem endlichen Bewußtsein . Es ist | schwer durch diese Rinde das Substantielle der Wirklichkeit zu erkennen , und weil nun das Ideal in der Wirklichkeit schwer gefunden wird , so wird es in die Vergangenheit oder Zukunft gesetzt . Man hat auch gesucht die Idee von einen solchen Anfang des Menschengeschlechts historisch nachzuweisen . Man hat bei vielen Völkern solche Trümmer der Vorstellung oder wissenschaftlicher Kenntnisse gefunden , die nicht übereinzustimmen scheinen mit dem gegenwärtigen Zustand . Aus den Resten solcher besseren Existenz hat man auf einen früheren Zustand der Vollkommenheit , auf einen Zustand | vollendeter Sittlichkeit geschlossen . Bei den Indiern hat man so große Weisheit und Kenntnisse gefunden die ihrer jetzigen Bildung nicht angemessen sind , dieß und viele andere dergleichen Umstände hat man für Spuren einer besseren Vergangenheit angesehen . Allein diese Weisheit der Indier , der Aegypter , des Alter­thums überhaupt hat sich immer mehr und mehr vermindert , je mehr man mit ihr bekannt geworden ist , und vermindert sich noch mit jeden Tage , und das Erkannte ist entweder aus anderen Quellen nachzuweisen oder es ist an sich gar nichts . 1–2 Das Ideal … realisirt ,] De  : Es geht mit anderen Idealen auch so , z .B . wenn man ein Ideal vom S t a a t e entwirft . Das kann an sich sehr wahr seyn , aber man vergißt , daß es nicht realisirt , nicht gegenwärtig sey .   5 ist] Pa  : sein muß   6 Die Verworrenheit] Pa  : Das Verkehrte , das Verworrene  De  : Man kann alles Uebel der Welt zugeben .   7 Das wodurch … sein] Pa  : diese ganze Erscheinung ist nur eine Seite sie umfaßt nicht die Totalitat die zur Gegenwart gehört , In Ansehung der Idee dieser Einheit , ist die Einheit abstracter Weise bestimmt  8–9 weil diese … Bewußtsein] Pa  : denn sie wird nicht erkannt mit dem reflectirenden Verstand  10 das Substantielle der Wirklichkeit] De  : das Daseyn des Substanziellen der Idee   13 Idee] PaDe  : Vorstellung  13–14 Menschengeschlechts] Pa  : Menschengeschlechts von einem vollkommenen Zustand des MenschenGeschlechts  Do  : eines Para­d ises   15 oder] Pa  : der Kunst , der Phantasie , theils auch  Do  : durch Kunst oder Wissenschaft  17–18 hat man … geschlossen] Pa  : schliessen zu können gemeint , daß sie nur Trümmer seien die sich erhalten haben aus einem Zustand der Vollkommenheit , Zustand vollendeter Sittlichkeit . Grade wie im MittelAlter wenn Mönche griechische und lateinische Schriften getroVen haben , so konnte man schliessen daß dergleichen Schriften nicht aus ihrem Kopfe hervorgegangen seien sondern einem anderen angehörten .   21 besseren Vergangenheit] Pa  : besseren , einer vortreV lichen  Do  : verlorenen Vollkommenheit  

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Wir fangen nun an die Naturreligion oder die unmittelbare Religion zu betrachten . Ihre Bestimmung | ist die Einheit des Natürlichen und Geistigen so daß die objektive Seite , Gott , gesetzt und das Selbstbewußtsein befangen ist in natürlicher Bestimmtheit . Dieß Natürliche ist einzelne Existenz , nicht die Natur überhaupt als Ganzes als organische Totalität , dieß sind allgemeine Vorstellungen die hier auf dieser ersten Stufe noch nicht gesetzt sind , das Ganze ist als Einzelnheiten gesetzt , Klassen | Gattungen gehören einer weiteren Stufe der Reflexion der Vermittelung des Denkens an . Dieß einzelne | Natürliche , dieser Himmel , diese Sonne , dieß Thier , dieser Mensch pp so eine unmittelbar natürliche Existenz wird gewußt als Gott , welchen Inhalt diese Vorstellung von Gott habe , konnen wir hier zunächst unbestimmt lassen und es ist auf dieser Stufe Unbestimmtes . Eine unbestimmte Macht die noch erfüllt werden kann , weil es aber noch nicht der Geist in seiner Wahrhaftigkeit ist , so sind die Bestimmungen in diesem Geiste zufällig , sie sind erst wahrhaft , wenn es der wahrhafte Geist ist der Bewußtsein ist . Zuerst betrachten wir nun in dieser Sphäre den metaphisischen BegriV , zweitens die Gestalt , Vorstellung Gottes , und drittens den Kultus , hier wird jedoch der Kultus noch nicht so getrennt erscheinen , sondern es ist interessanter die verschiedenen Weisen der Naturreligion anzugeben . 1 .  Der metaphysische BegriV  ; hierin fallen diejenigen Formen des Gedankens die als Beweise des Dasein Gottes bekannt sind . Zunächst müssen wir von dem BegriV des metaphysischen BegriVs sprechen und erklären was darunter zu verstehen ist .  | Wir haben hier einen ganz konkreten Inhalt und der metaphysisch logische BegriV scheint daher hinter uns zu liegen , eben weil wir uns im Felde des absolut Konkreten befinden . Näher ist zu bemerken . Der Inhalt ist der Geist und eine Entwickelung was der Geist ist , ist der Inhalt der ganzen Religionsphilosophie .  | Die Stufe auf der der Geist gedacht wird , giebt die verschiedenen Religionen , diese Unterschiedenheit der Bestimmtheit ist nun so , indem sie die verschiedenen Stufen konstruirt , erscheinend als äusserliche Form die den Geist zur Grundlage hat , dessen Unterschiede in ihr in einer bestimmten Form gesetzt

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1 Wir] davor in Pa als Überschrift  : Vo n d e r N a t u r Re l i g i o n o d e r d i e u n m i t t e l b a r e Re l i g i o n  .   4 einzelne Existenz] Pa  : zunächst ein unmittelbar Natürliches  6–8 das Ganze … an .] Pa  : Sondern das Natürliche ist in seiner Einzelheit zu nehmen .   9 Himmel] Pa  : sichtbare Himmel , ein Fluß   12 die noch] Pa  : die durch Phantasie , Reichthum der Vorstellung des Geistes noch mehr  De  : ein 35 Geistiges , mit zufälligen Bestimmungen   14–15 es der … der] Pa  : der wahrhafte Gott im  De  : 35 beym wahrhaften Gotte  15 ist .] Pa  : ist . Dies ist also der erste Anfang .   27 Stufe auf der] Pa  : ver­ schiedenen Stufen auf denen   gedacht] Pa  : angeschaut  30 Grundlage] De  : innern Form   18 interessanter] interressanter  



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sind und diese Form ist allerdings allgemeine logische Form . Die Form ist daher das Abstrakte . Zugleich aber ist diese Bestimmtheit nicht nur dieß Äusserliche , sondern als das Logische das Innerlichste des bestimmenden Geistes . Sie vereinigt beides in sich das Innerste zu sein und zugleich äussere Form , es ist dieß die Natur des BegriVs das Wesenhafte zu sein und das Wesen des Erscheinens , des Unterschieds der Form . Diese logische Bestimmtheit ist einerseits konkret als Geist , und dieß Ganze | ist die einfache Substantialität des Geistes und auch wieder die äusserliche Form | an ihm , durch welche er unterschieden ist gegen Anderes . Es kann scheinen , daß wenn ein anderer natürlicher Gegenstand betrachtet wird , er das Logische zum Inneren hat , bei so einer konkreten Gestalt wie der endliche Geist ist dieß denn auch der Fall  ; in der Naturphilosophie und Philosophie des Geistes ist diese logische Form nicht besonders herauszuheben , in solchem Inhalt wie Natur und Geist ist sie in endlicher Weise und die Exposition des Logischen in solchem Felde kann dargestellt werden als ein System von Schlüssen , von Vermittelungen . Hingegen hier in diesem Felde in welchem wir uns befinden ist es das Logische welches sich wieder in seine einfache Gestalt zurückgenommen hat , das also hier leichter betrachtet werden kann , dieß entschuldigt wenn es auffällt , daß es besonders Gegenstand der Betrachtung werden soll . Es könnte auch hier vorausgesetzt werden , aber seiner Einfachheit wegen zu der es zurückgegangen ist geschieht es , daß auch hier wie in der Theologie , in der Wissenschaft von Gott , das einfache , substantielle Logische für sich betrachtet wird . Wir können es also erstens voraussetzen , zweitens aber seiner Einfachheit wegen abhandeln , weil es Interesse hat , indem es früher in der natürlichen | Theologie behandelt wurde und es überhaupt in der Theologie vorkommt , in der Wissenschaft von Gott . Seit der Kantschen Philosophie ist es als niedriges , schlechtes , unbeachtbares verworfen und es bedarf deshalb einer Rechtfertigung Ueber das Verhältniß von diesen Formen , von diesen BegriV bestimmtheiten als solchen , diesen logischen , substantiellen der Idee , und der Formen der Beweise des Dasein | Gottes ist folgendes zu erinnern . BegriV bestimmung , BegriV überhaupt ist für sich nicht ein Ruhendes , sondern ein Sichbewegendes , wesentlich Thätigkeit , eben darum ist es Vermittelung wie das Denken eine Thätigkeit ,

1 allgemeine logische] Pa  : eine ganz einfache allgemeine logische  De  : eine ganz einfache , logische , metaphysische   3 bestimmenden Geistes] PaDe  : bestimmten Geistes   4 sein] Pa  : sein , die Be35 stimmtheit des Innersten zu sein  De  : die Bestimmtheit des Innern   5 das Wesen] PaDe  : die Weise   35 8–11 Es kann … Fall] De  : Auch die Natur und der endliche Geist haben das Logische zu ihrer ­i nnern Form  .   14 ein System] De  : eine Sphäre   17 betrachtet] Pa  : gedacht   23 Theologie] Pa  : Theologie , eine VerstandesWissenschaft von Gott   27 Ueber das] Pa  : Es sind also diese Bestim­ mungen zu betrachten , wie sie in der Form von Beweisen vom Dasein Gottes vorkommen . Das  31 Thätigkeit ,2 ] Pa  : Unruhe Thätigkeit  

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Vermittelung in sich ist , und so enthält auch der bestimmte Gedanken die Vermittelung in sich . Den BegriV haben wir also vor uns als Vermittelung , die Beweise Gottes sind ebenso Vermittelung , er soll mit einer Vermittelung dargestellt werden . In beiden ist so dasselbe . Bei den Beweisen Gottes hat aber die Vermittelung die Gestalt , als ob sie angestellt wird zum Behufe des Erkennens , daß für dasselbe eine feste Einsicht erwachse , es soll mir bewiesen werden , dieß ist nun das Interesse meines Erkennens . Nach dem was über | die Natur des BegriVs bisher gesagt worden ist erhellt , daß wir die Vermittelung nicht so fassen müssen , nicht so subjektiv , sondern das Wahrhafte ist ein objektives Verhalten Gottes in sich selbst , seines Logischen in sich selbst und erst in sofern die Vermittelung so gefaßt wird ist sie noth­wendiges Moment . Die Beweise vom Dasein Gottes müssen | sich zeigen als noth­wendiges Moment des BegriVes selbst , als ein Fortgang , als eine Thätigkeit des BegriVes selbst . Die nächste Form ist dadurch bestimmt , daß wir uns hier noch ganz auf der ersten Stufe befinden die wir als die unmittelbare bestimmt haben , Stufe der unmittelbaren Einheit . Aus dieser Bestimmung der Unmittelbarkeit folgt , daß wir es hier mit ganz abstrakten Bestimmungen zu thun haben , denn unmittelbar und abstrakt sind gleich . Das Unmittelbare ist das Sein , im Denken ist ebenso das Unmittelbare das Abstrakte , das sich noch nicht vertieft hat in sich und sich dadurch noch nicht durch weiteres Reflecktiren erfüllt , konkret gemacht hat . Wenn wir so den Geist als Gegenstand überhaupt und die | Natürlichkeit , die Weise seiner Realität , diese beiden Seiten entbinden von dem Konkreten des Inhalts und nur die abstrakte Bestimmung festhalten , so haben wir eine abstrakte Bestimmung von Gott und vom Endlichen . Diese beiden Seiten stehen nun einander gegenüber als Unendliches und Endliches , das Eine als Dasein , das Andere als Sein , als Substantielles und Accidentelles , als Allgemeines und als Einzelnes . Zwar sind diese Bestimmungen unter sich in etwas verschieden , so ist das Einzelne viel kon-

6 Einsicht] Pa  : Einsicht , Überzeugung   dieß ist nun] Pa  : D i e s e Ve r m i t t l u n g i s t m e i n s u b j e c t i v e s I n t e r e s s e  ,   9 nicht so subjektiv ,] De  : Diß ist schon eine schiefe Form .   9–11 das Wahrhafte … Moment .] Pa  : daß die Vermittlung eben so eine objective Vermittlung Gottes in sich selbst , seiner in sich selbst , dann daß die Vermittlung die im Logischen in der göttlichen Idee selbst enthalten ist , daß dies eine nothwendige Bestimmung , nothwendiges Moment ist   11–12 Die Beweise … zeigen] De  : Wir müssen also in den Beweisen vom Daseyn Gottes die Form des Verstandes weglassen , dann zeigen sie sich   12 Fortgang] Pa  : Fortgang der Vermittlung selbst   16 Einheit] Pa  : Einheit , daß das Geistige mit einer Unmittelbarkeit befaßt sei  De  : Einheit des Geistigen und Formellen   20 erfüllt] Pa  : s i c h b e r e i c h e r t , s i c h e r f ü l l t  , s i c h  De  : erfüllt  , bereichert   21 den] Pa  : diesen concreten  überhaupt] Pa  : überhaupt , Geist überhaupt ,   24 von Gott … End­ lichen] De  : des Unendlichen und Endlichen , des Seyns und Daseyns , des Substanziellen und Accidentellen u . s . f .   25–26 als Substantielles und Accidentelles] Pa  : das eine als das Substantielle das andere als das accidentelle   26 Einzelnes] Pa  : das besondere  26–225,5 Zwar sind … und1] Pa  :

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kreter als das Accidentelle , wir können sie hier aber unentwickelt aufnehmen und es ist dann gleichgültig welche Form wir nehmen um sie näher zu betrachten , das Verhältniß derselben zu dem Gegenüberstehenden ist das Wesentliche . Der Mensch verhält sich vom Endlichen zum Unendlichen , er geht über das Einzelne hinaus und erhebt sich zum Allgemeinen und die Religion ist so dieß , daß er sucht den Grund seiner Unselbstständigkeit und findet erst seine Beruhigung indem er das Unendliche vor sich hinstellt . Wenn wir von der Religion so abstrakt sprechen , so haben wir schon | hier das Verhältniß , den Uebergang vom Endlichen zum Unendlichen . Dieser Uebergang ist nicht so einer der ein factum ist , sondern es ist ein Uebergang der in der Natur dieser Bestimmungen d . h . in dem BegriV liegt | und wir können hier bemerken , daß wir bei dieser Bestimmung des Ueberganges stehen bleiben können . Näher gefaßt so kann er auf zweierlei Weise gefaßt werden . erstens vom Endlichen zum Unendlichen als jenseitiges , ein mehr modernes Verhältniß , zweitens so daß die Einheit beider festgehalten wird , das Endliche sich erhält im Unendlichen . In der Naturreligion ist dieß so , daß das Bewußtsein in der endlichen Existenz selbst hier das Unendliche wird , in dieser einzelnen Existenz ist ihr der Gott so gegenwärtig daß sie nicht verschieden ist , sondern diese Existenz ist vielmehr die Weise in der Gott ist , so daß die natürliche Existenz erhalten ist in unmittelbarer Einheit mit der Substanz . Dieser Fortgang vom Endlichen zum Unendlichen ist nicht nur ein factum , eine Geschichte in der Religion , sondern er ist durch den BegriV noth­wendig  , er liegt in der Natur solcher Bestimmung | selbst . Dieser Uebergang ist nun das Denken selbst , heißt nichts Anderes als im Endlichen das Unendliche , im Einzelnen das Allgemeine zu wissen . Wir denken einen Gegenstand damit bekommen wir sein Gesetz , sein Wesen , sein Allgemeines vor uns . Der denkende Mensch

Die Accidenzen sind etwas viel Concreteres als das Substantielle . Das Allgemeine ist soll viel concreter sein als Substanz . Worauf es ankommt bei diesen Denkbestimmungen ist das Verhältniß derselben zu einander . Wenn sie in der Religion erhebt sich der Mensch vom E n d l i c h e n | z u m Un e n d l i c h e n , er   5 Allgemeinen] Pa  : Allgemeinen an und für sich sein   6–7 er sucht … er] Pa  : der Mensch in seinem Bewußtsein die Nichtigkeit des Endlichen , seine Unselbstständigkeit vor sich hat , und einen Grund derselben sucht , überhaupt daß er von da erst seine Beruhigung findet , und   9 einer] Pa  : ein Übergang   12 stehen bleiben können] Pa  : es hier bewenden lassen   15 das2 ] Pa  : dem   17 sie nicht verschieden] Pa , ähnlich De  : diese natürliche Existenz dabei nicht verschwunden  18 Weise] Pa  : Art und Weise   19 der Substanz] Pa  : dem Substantiellen . Aber dies Verhältniß , ob das Un­ endliche getrennt wird von dem Endlichen , oder ob das Endliche zum Unendlichen übergegangen wird , die Gleichheit beider festgehalten , das eine in dem andern festgehalten wird , diese nähere Bestimmung geht uns nicht an .  De  : dem Substanziellen (Ansicht der Naturreligion) . Der Unterschied dieser nähern Bestimmungen geht uns unmittelbar nicht an .   22 Dieser] Pa  : Dieser Uebergang ist eine Vermittlung . Dieser  23 heißt] Pa  : das Denken heißt   23–24 Einzelnen] De  : im Besondern Einzelnen  25 sein Allgemeines] Pa  : seine allgemeine Ordnung  

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ganz allein ist der der Religion hat , das Thier hat keine , weil es nicht denkt . Wir hätten nun von solcher Bestimmung des Endlichen , Einzelnen , Accidentellen anzuzeigen , daß es das Endliche pp ist was sich übersetzt ins Unendliche pp , als Endliches nicht bleiben kann , sich macht zum Unendlichen , seiner Substanz nach zurückkehren muß ins Unendliche . Diese Bestimmung ist ganz der logischen Betrachtung angehörig Wir sagen , es ist , dieß ist zugleich endlich , das was es ist , ist es durch eine ­Negation , durch seine Grenze . Endlich , ist eine qualitative Bestimmung , eine Qualität überhaupt , das Endliche ist so , daß Qualität nur schlechthin | Bestimmt­ heit ist , die unmittelbar identisch ist mit dem Sein , | so daß wenn die Qualität vergeht , auch das Etwas vergeht . Wir sagen etwas Rothes , hier ist roth die Qualität , hört diese auf , so ist es nicht mehr dieß und wäre es nicht eine Substanz die dieß vertragen kann , so | wäre das Etwas verloren . Im Geist ist dieß ebenso , es giebt Menschen von einem ganz bestimmten Charakter , geht dieser verloren , so hören sie auf zu sein . Catos Grundqualität war die römische Republik , sobald diese aufhörte starb er , diese Qualität ist so mit ihm verbunden , daß er nicht ohne dieselbe bestehen kann . Diese Qualität ist endlich , ist wesentlich eine Grenze , eine Negation . Die Grenze des Cato ist der römische Republikaner , sein Geist , seine Idee hat keinen größeren Umfang als diesen . Diese Qualität macht also die Grenze des Etwas aus , und so eines heissen wir ein Endliches , es ist wesentlich in seiner Grenze , in seiner Negation und die Besonderheit der Negation und des Etwas ist damit wesentlich in Beziehung auf sein Anderes . Dieß Andere ist nicht ein anderes Endliches , sondern das Unendliche . Das Endliche ist durch seine Wesenheit daß es sie hat in seiner Negation , entwickelt ist dieß ein Anderes und hier das Unendliche , das Endliche ist wesentlich das Sein des Unendlichen . Der Hauptgedanke ist dieser , daß das Endliche ein solches ist , das als Endliches bestimmt ist , das sein Sein nicht in ihm selbst hat , sondern das was es ist in einem Anderen hat , und dieß | Andere ist das Unendliche . Dieser Fortgang ist noth­wendig , ist im BegriV , das Endliche ist endlich in sich , dieß ist seine Natur[ .] Die Erhebung zu Gott ist nun eben das , was wir ge­ sehen haben , dieß endliche Selbstbewußtsein bleibt beim Endlichen nicht ­stehen ,

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5 ins Unendliche] De  : sein Andres , das Unendliche , die Einzelheit in die Allgemeinheit   16–17 35 diese Qualität … kann] De  : Die feste Bestimmtheit der Qualität ist hier Charakter . Diß ist die Natur des Qualitativen überhaupt .   24 daß es sie] Pa  : die es nur  De  : so , daß es seine Wesenheit 35 ­v ielmehr   25 ist wesentlich das Sein des] Pa  : hat seine Wesenheit in dem   28 das1] daß  



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verläßt es , giebt es auf und stellt sich das Unendliche vor , dieß geschieht in der Erhebung zu Gott und ist das Vernunftige darin . Dieser Fortgang ist das Innerste , rein Logische . Gott ist nicht erschöpft durch die Bestimmung der Unendlichkeit , sein Inhalt ist konkret . Dieser Fortgang drückt jedoch nur eine Seite des Ganzen aus , das Endliche verschwindet im Unendlichen , es ist seine Natur , dieß als seine Wahrheit zu setzen , das Unendliche was so geworden ist , ist aber selbst nur erst das abstrakt Unendliche . Das Unendliche ist seiner Seits wesentlich auch als dieß nur zunächst negativ bestimmt , ist sich aufzuheben und sich zu bestimmen ­überhaupt  ; seine Negation aufzuheben und sich als Affirmation zu setzen einerseits , und andererseits ebenso seine Abstraktion aufzuheben und sich zu besondern und das Moment der Endlichkeit in sich zu setzen . Das Endliche verschwindet im Unendlichen zunächst , | wir haben dann nur das Unendliche , aber es ist nicht , sein Sein ist nur Schein , wir haben dann das ­Unendliche nur als abstraktes vor uns | innerhalb seiner Sphäre und seine Bestimmung | ist diese Abstraktion aufzuheben . Dieß geht aus dem BegriV des Unendlichen hervor  ; das Endliche ist die Negation der Negation , die sich auf sich beziehende Negation und dieß ist absolute Affirmation , zugleich Sein , einfache Beziehung auf sich , dieß ist Sein . Damit ist auch das Zweite , das Unendliche nicht allgemein Gesetztes , sondern auch Affirmation und so ist es dieß sich in sich zu bestimmen , das Moment der Endlichkeit in sich zu bewahren aber ideell , es ist Negation der Negation , enthält so den Unterschied einer Negation von der anderen Negation , so ist darin die Grenze und mithin das Endliche . Wenn wir die Negationen näher bestimmen , so ist eine das Unendliche und die andere das Endliche und die wahrhafte Unendlichkeit ist die Einheit beider . Das Unendliche enthält also , was zu bemerken ist , als dieß Affirmative das Sein , dieß ist hier als Resultat gesetzt , als die einfache Beziehung auf sich zu | der die Negation der Negation zurückgeht . Dieß Ganze macht den BegriV des Unendlichen aus . Es ist dieß Unendliche von dem früher genannten zu unterscheiden , das Unendliche im unmittelbaren Wissen oder als Ding an sich in der Kantschen Philosophie ist auf eine niedrige Weise , hier ist es kein jenseitiges mehr , hat Bestimmtheit in sich .

5 dieß] Pa  : das Endliche aufzuheben , und das Unendliche  6 setzen] Pa  : setzen . Dieser Fortgang ist nur eine Seite der ganzen Bewegung , und   9 Negation] PaDe  : Negativität   13 es] Pa  : Das Endliche  16 Endliche] PaDe  : Unendliche   die Negation der Negation] Pa  : das Negative des 35 Negativen   17 ist] Pa  : das Affirmative , die   19 allgemein Gesetztes] PaDe  : negativ , ein jen23 die1] Pa  : diese beiden  24 die wahrhafte 35 seits  ­Affirmation] DePa  : affirmativ , (Pa  : ein) Sein   … beider] Pa , ähnlich De  : das Unendliche das drüben steht ist das blosse Abstractum . Das Unendliche muß gefaßt werden als die Einheit dieser beiden Negationen , des Endlichen und Unendlichen .   25 enthält also , … dieß2 ] Pa  : ist die Vermittlung die zur Unmittelbarkeit reducirt , und das Sein   28– 228,1 das Unendliche … Naturreligion] Pa  : Im unmittelbaren Wissen da weiß ich Gott , daß er

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Schon die Naturreligion enthält dieß Bewußtsein des Göttlichen , als des Substantiellen , welches zugleich bestimmt sei und so die Form einer natürlichen Existenz hat . Was in ihr als Gott angeschaut wird ist diese göttliche Substanz in natürlicher Form . Hier ist also der Inhalt konkreter , mithin besser , als der im unmittelbaren Wissen , welches Gott nicht erkennen will , weil er unbestimmt sei . Die natürliche Religion steht schon höher als diese Ansicht . Ferner ist zu bemerken . Wir haben vom Endlichen überhaupt gesprochen in dieser Gedankenform . Wenn wir so sprechen , so nehmen wir das Endliche als allgemeines , es ist alles endlich , so im allgemeinen | Sinn genommen sagen wir , die Naturreligion ist dieß , das Unendliche in einem Endlichen als solchen vor sich | zu haben , verstehen wir nun darunter alles Endliche , so hätten wir das was Pantheismus genannt wird . Wenn vorgestellt wird , daß das Unendliche welches in allem Endlichen enthalten ist , als unmittelbares Dasein sei , dieß aber nicht auf zufällige Weise sei , nicht einzelne Existenz , sondern allgemeine Endlichkeit , die Endlichkeit überhaupt so ausgesprochen wird , daß in ihr das Göttliche unmittelbar sei , so ist dieß Pantheismus . Dieser Pantheismus | ist in dem Ausdruck Jacobis enthalten  : Gott ist Sein in allem Dasein . Dieß Dasein enthält , ist unmittelbar Weise des Sein in sich und dieß Sein im Dasein ist Gott , der so das Allgemeine ist im Dasein . Sein ist die bedürftigste Bestimmung von Gott und wenn er Geist sein soll , so genügt sie am wenigsten , so gebraucht als Sein des Dasein im endlichen Realen ist dieß Pantheismus . Jacobi war weit entfernt vom Pantheismus , aber in jenem Ausdruck liegt er , und so ist es in der Wissenschaft nicht darum zu thun was einer meint in seinem Kopfe , sondern das Ausgesprochene gilt .

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drüben , über mir ist , weiter kann ich es nicht erkennen , oder nur die Negation des Endlichen ist wie in der Kantischen Philosophie . Auch in der natürlichen Religion ist es nicht bloß so gemeint , daß vom Endlichen zum Unendlichen übergegangen wird , und das Endliche verschwunden sei in dem Unend­ lichen , sondern die natürliche Religion  De  : von dem schlechten , unmittelbar gewußten Unendlichen , dem Dinge an sich . Auch in der natürlichen Religion ist das Unendliche gar nicht so als ein Drüben gemeynt , sondern auch schon die natürliche Religion   1–2 Sub­stantiellen] Pa  : allgemeinen Sub­ stantiellen   3–4 diese göttliche … Form] Pa  : der wahrhafte Inhalt das Un­endliche  4 konkreter] Pa  : concreter , wahrhaft  4–5 im unmittelbaren … sei] Pa  : Inhalt den man in den Ansichten von dem unmittelbaren Wissen hat , daß das Unendliche ist drüben , daß er formlos , schlechthin das Un­ bestimmte  De  : Erst dieser Inhalt ist das wahrhafte Unendliche . Nur das schlechthin Formlose , Unbestimmte können wir nicht erkennen .   7 Ferner] Pa  : 2 .   9 es ist alles endlich] Pa  : das Endliche ist alles Endliche  11 darunter] Pa  : unter diesem Endlichen  14 Existenz] Pa  : Existenz , Fluß etc .   19 Sein ist … Gott] Pa  : Wenn wir von Gott so sprechen daß er das Sein ist in allem Dasein , so ist das die ärmste Bestimmung .   20–21 so gebraucht … Pantheismus1] Pa  : Wenn diese Bestimmung von Gott gebraucht wird als das Sein , und gesagt wird , daß er das Sein ist des Daseins in dem Ein­ zelnen endlich realen , so ist das Pantheismus .  21–22 in jenem … es] Pa  : er hat nun diese Worte gebraucht , es ist nun ein Unterschied was einer meint , und was einer sagt , aber  

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Parmenides sagt  : das Sein ist Alles . Dieß scheint dasselbe zu sein und so auch Pantheismus ,  | aber man kann sagen , dieser Gedanke ist reiner als der von Jacobi und ist nicht Pantheismus . Denn er sagt ausdrücklich es ist nur das Sein und in das Nichtsein fällt alle Schranke , alle Realität , alle Weise der Existenz , dieß ist dann gar nicht , sondern er hat nur das Sein . Hingegen beim Sein im Dasein , da gilt das Sein als affirmativ und Sein im Dasein ist Affirmation in endlicher Existenz . Spinoza sagt was ist , ist die absolute Substanz , das Andere sind nur Modi denen er keine Affirmation , keine Realität zuschreibt . Wenn man das Endliche als Gedanken nimt , so ist damit alles Endliche verstanden und so ist es Pantheismus , aber zu unterscheiden ist , ob vom Endlichen nur zu sprechen ist , als von diesem oder jenen Einzelnen oder von allen , dieß ist schon ein Fortgang der Reflexion die nicht mehr beim Einzelnen stehen bleibt , alles Endliche gehört der Reflexion an . Dieser Pantheismus ist ein moderner , und wenn man spricht , Gott ist Sein in allem Dasein , so ist dieß ein Pantheismus moderner Muhamedaner , sie sagen  : dieß Alles , wie es ist , ist ein Ganzes und ist Gott , und das Endliche ist in diesem Dasein als allgemeine End­lich|keit . Wenn wir vom Endlichen im Gedanken gesprochen haben , so ist es in Rücksicht der Naturreligion nicht als Allgemeines zu nehmen , nicht in der Reflexion , sondern nur nach einer unmittelbar einzelnen Existenz und die Naturreligion ist in sofern gar nicht | Pantheismus . Wenn wir nun den Uebergang betrachten , wie er in den Beweisen des Dasein Gottes vorhanden ist , so ist er hier in der Form eines Schlusses ausgesprochen . Unter den Beweisen des Dasein Gottes ist der erste , | der kosmologische Beweis , er ist jedoch in einer anderen Form als die wir hier haben und wir werden spae­ ter ihn haben . Der kosmologische Beweis hat den Inhalt , daß ausgegangen wird

1 Alles] Pa  : schlechthin eins  De  : Das Seyn ist alles , nur das Seyn ist .   sein] Pa  : sein mit dem Jacobischen Ausdruck   2 dieser Gedanke] Pa  : der Pa r m e n i d e i s c h e Ausdruck  3 und1] Pa  : und man kann sagen das Sein des Parmenides  Sein] Pa  : Sein und das Nichtsein   4 dieß ist dann] PaDe  : (Pa  : das  De  : Diß) Nichtsein ist gar nicht   5 Hingegen beim … da] De  : Bey Jacobi aber   7 Spinoza sagt] Pa  : In diesem Sinn kann man nicht sagen S p i n o z i s m u s sei Pantheismus , denn   8 zuschreibt .] De ergänzt  : Daher kann man den Spinozismus nicht Pantheismus nennen .   11 dieß ist] Pa  : Ist das Endliche als Alles genommen , so ist das  13 alles Endliche] Pa  : dieser Complex des ­Endlichen  De  : Der Complex alles Endlichen   13–14 Pantheismus ist … ein] Pa  : Pantheismus , G o t t i s t d a s S e i n i n a l l e m Da s e i n das ist eine moderne Vorstellung des Pantheismus , das ist eine philosophische Reflexion , man kann auch sagen es ist der   21 Uebergang] De  : Übergang vom ­Endlichen ins Unendliche   24–25 er ist … haben] Pa  : in der Gestalt , in der wir ihn hier betrachten wollen , so ist er nicht dasselbe die das ist was cosmologischer Beweis heißt . Aber wir haben von diesem ganzen Übergang dann unterlassen das Ausführliche zu betrachten .  De  : Der Übergang ist bey allen diesen Beweisen im Ganzen derselbe .   25 den] Pa  : d i e s e G e d a n k e n b e s t i m m u n g z u s e i n e m  

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vom zufälligen Sein , von der Zufälligkeit der weltlichen Dinge und die andere Bestimmung ist dann nicht die der Unendlichkeit , sondern die eines an und für sich Nothwendigen . Dieß ist eine viel konkretere Bestimmung wie die des Unendlichen , nach dem Inhalte des Beweises , nach seiner Bestimmtheit , ist also von ihm hier noch nicht die Rede . Wenn wir nun den Uebergang in die Form eines Schlusses bringen , so sagen wir , das End|liche setzt Unendliches voraus , nun ist Endliches folglich ist Unendliches . Was nun die Beurtheilung eines solchen Schlusses betriVt , so läßt er uns kalt , man verlangt etwas Anderes von religiösen Dingen , einerseits ist dieß recht , andererseits aber liegt in dem Verwerfen die Geringschätzung des Gedankens , als ob man Gefühl gebraucht und die Vorstellung anzusprechen habe um Ueberzeugung hervorzubringen . Der wahre Nerv ist der wahrhafte Gedanken , nur wenn er wahr ist , ist das Gefühl wahrhafter Art . Was auffallend ist , ist daß ein endliches Sein angenommen wird und dieß so erscheint als das wodurch das unendliche Sein begründet wird . Ein endliches Sein ist , von ihm wird angefangen und es erscheint als das woraus geschlossen wird auf Unendliches , es erscheint als Grund . Die Vermittelung ist so gestellt daß aus dem Endlichen das Bewußtsein des Unendlichen hervorgeht . Näher ist dieß so , daß das Endliche ausgedrückt wird nur mit positiver Beziehung auf das Unendliche , es ist genau genommen nur eine positive Beziehung zwischen beiden . Der Satz heißt so , das Sein des Endlichen ist das Sein des Unendlichen , dieß erscheint sogleich einander unangemessen , das Endliche | ist das Setzende , bleibt das Af­ firmative , die Beziehung ist eine positive und das Sein des Endlichen ist das Erste , der Grund von dem ausgegangen wird und das Bleibende . Ferner ist zu bemerken , wenn wir sagen , das Sein des Endlichen ist das Sein des Unendlichen , so ist das Sein des Endlichen , welches selbst das Sein des Unendlichen ist , der Obersatz des Schlusses und es ist die | Vermittelung nicht aufgezeigt zwischen dem Sein des Endlichen und dem des Unendlichen , es ist ein Satz ohne Vermittelung und das ist gerade das Gegentheil von dem Geforderten . Diese Vermittelung enthält noch

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1 Sein] Pa  : S e i n , h a t a u c h d e n A u s d r u c k A c c i d e n t e l l e s g e b ra u c h t , e s w i r d  2 die1] De  : 30 die bloße Bestimmung  die2 ] Pa  : d i e B e s t i m m u n g d e r N o t h w e n d i g k e i t  ,   7 Endliches] Pa  : Endliches , diese Existenz wird genommen  7–8 Unendliches] Pa  : das Unendliche das ist die­ ser  Schluß   9 man verlangt etwas Anderes] De  : er gehört dem Verstande an  ; in der Religion verlangt man mehr .   15 wird .] De  : wird . Diß ist im Allgemeinen das Mangelhafte .   17 Grund .] 35 Pa  : Grund des Unendlichen . Das ist […] im Allgemeinen das Mangelhafte .   20 beiden] Pa  : dem 35 endlichen und unendlichen Sein   22 unangemessen] Pa  : unangemessen , oder wenn wir sagen , das Endliche setzt das Unendliche voraus , aber   22–23 Affirmative] De  : Affirmative , das S e t z e n d e  , es s e t z t das Unendliche voraus . Der Obersatz ist nur so gesetzt  ;   29 das Gegen­theil … Gefor­ derten] Pa  : das was bewiesen werden soll . Wenn wir diese Vermittlung betrachten , so enthält diese



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eine weitere Bestimmung , das Sein des Endlichen ist nicht sein eigenes , sondern das des Anderen , das des Unendlichen , nicht durch das Sein des Endlichen geht das Unendliche hervor , sondern aus dem Nichtsein des Endlichen , dieß ist das Sein des Unendlichen . Die Vermittelung ist so , daß das Endliche vor uns steht als Affirmation . Näher betrachtet so ist das Endliche das was es ist als Negation , so ist es nicht das Sein , sondern das Nichtsein des Endlichen , die Vermittelung zwischen beiden ist vielmehr die negative Natur in dem Endlichen , das wahrhafte | Moment der Vermittelung ist so | nicht ausgedrückt in diesem Satze . Es ist der Mangel in der Form des Schlusses , daß dieser wahrhafte Inhalt das dem BegriV Angehörige nicht in der Form e i ne s Schlusses ausgedrückt werden kann . Das Sein des Unendlichen ist die Negation des Endlichen , das Endliche ist nur dieß überzugehen ins Unendliche , so lassen sich die anderen Sätze die zu einem Schlusse gehören nicht hinzufügen . Der Mangel ist , daß das Endliche als affirmativ und seine Beziehung auf das Unendliche ausgesprochen ist als positiv , da sie doch wesentlich negativ ist und dieß Dialektische entgeht der Form des Verstandesschlusses . Wenn das Endliche das Unendliche voraussetzt so ist darin noch folgendes enthalten , obgleich nicht ausgesprochen . Das Endliche ist setzend aber voraussetzend , so daß das Unendliche das erste und wesentliche ist  ; die Voraussetzung näher entwickelt , so liegt darin das negative Moment des Endlichen und seine Beziehung zum Unendlichen . Gemeint ist es in der Religion nicht so , daß die affirmative Natur des Endlichen , seine Unmittelbarkeit es ist , um welcher willen das Unendliche ist , das Un|end­l iche ist vielmehr das Sichaufheben des Endlichen . Dieß ist also die Natur dieses Schlusses . Der Beweis , die Form der Beziehung des Endlichen auf das Unendliche , den Gedanken wird schief durch die | Form des Schlusses . Die Religion enthält aber dieß Denken , diesen Uebergang vom Endlichen zum Unendlichen , welcher nicht zufällig sondern nothwendig ist und welchen der BegriV der Natur des Unendlichen selbst mit sich bringt . Dieß Denken was die Substanz der Religion mit sich bringt ist nicht richtig in der Form eines Schlusses aufgefaßt .

Vermittlung die 2 Bestimmungen .   3 dieß] Pa  : und das Nichtsein des Endlichen   7 in dem] PaDe  : des  8 diesem Satze] De  : unserm Obersatz   9–10 dieser wahrhafte … Angehörige] De  : Das Speculative   10 Schlusses] PaDe  : Satzes   13 hinzufügen] Pa  : hinzufügen . Denn wenn man 35 sagt die Natur des Endlichen ist , nicht zu sein , so kann man nicht mehr das Endliche setzen als 35 Sein .   18 Endliche] Pa  : Das Endliche setzt voraus das Unendliche ,   20–21 das negative Moment … Unendlichen] De  : die negative Beziehung des Endlichen zum Unendlichen  Pa  : das negative Moment des Endlichen   23 das2 ] Pa  : das Aufheben und das   24–26 Der Beweis , … Schlusses .] De  : Dieser Schluß ist also schiefe Form des Inhalts des religiösen Denkens , der religiösen Erhebung  ; er ist nicht vollständig darin .  

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Bei dem abstrakten BegriV der Naturreligion haben wir gesehen , daß das Unterscheiden noch keine tiefere Bestimmung in ihr hat , sie ist Einheit des Unendlichen und Endlichen , so daß sie selbst das Unendliche ist , das Endliche hebt sich auf zum Unendlichen und dieß zum Endlichen . Beide Seiten , Unendliches und Endliches sind qualitative Bestimmtheiten , und haben in sich noch keine weitere Bestimmtheit . 2 .  Indem wir nun zur Vorstellung Gottes übergehen in dieser Stufe , so nehmen wir diese Bestimmung in konkreten Sinn , daß dieser Be|griV Geist überhaupt ist und so die Einheit des Geistigen und Natürlichen , jedoch so zugleich , daß diese beiden konkreter , noch näher der allgemeine Geist und der einzelne Geist sind  ; ihr Gedankeninhalt , der des Geistes ins besondere , ist noch kein anderer als die abstrakte Bestimmtheit des Unendlichen überhaupt , heißt Geist , scheint Geist , ist aber noch geistloser Geist , der so reich er ausgestattet wird und ist , so hat er doch geistigen Inhalt als Geist noch nicht in sich , sein wahrhafter Inhalt ist hier noch jene abstrakte Unendlichkeit . Indem wir nun von dem Gott sprechen als objektiven Gott , von dem im Bewußtsein seienden Gott , so ist an ihm 2erlei zu betrachten . 1 . Seine Bestimmtheit , 2 .  Seine Gestalt . 1 .  In Ansehung der Bestimmtheit ist gesagt , daß sie noch nichts ist als die abstrakte und diese haben wir mithin so abgethan . 2 .  Das Andere ist | die Gestalt desselben , sie ist nun hier als eine natürliche , der Natur der Unmittelbarkeit angehörig . Sie kann wohl eine geistige Gestalt haben , oder der Naturgegenstand , der un|mittel­bare Gegenstand , der die Weise des Seins für Anderes ist , dieser kann wohl durch die Phantasie zu geistiger Handlung , Art und Weise gehoben werden , allein der Inhalt entspricht der geistigen Weise nicht . Das Meer ist ein Gott , darunter ist ein Geistiges verstanden , werden ihm Handlungen zugeschrieben so sind sie zufällig , da der Gott als Geist noch nicht weiter bestimmt ist , sie sind noch nicht Inhalt der dem Geiste würdig ist , 5–6 in sich … Bestimmtheit] De  : sich noch nicht in sich vertieft   10–11 einzelne Geist] Pa  : natürliche einzelne Geist , das natürliche Weltwesen überhaupt   11 ihr] Pa  : so sind beide Seiten sehr concret , aber ihr  De  : Jedes dieser beyden ist ein Concretes  : der Eine Geist und das natürliche Weltwesen . Der   12–13 heißt Geist , … aber] Pa  : es heißt der Geist , es ist der Geist es erscheint als der Geist , aber es ist   15 jene abstrakte Unendlichkeit] Pa  : diese Abstraction überhaupt  16 von1] Pa  : von der Vorstellung Gottes sprechen , von  objektiven] De  : dem vorgestellten  16–17 von dem … Gott] Pa  : als dem Bewußtsein das im Cultus sein wird   21 hier] Pa  : hier in diesem Felde überhaupt  De  : in diesem Felde   23–24 der die Weise … dieser] Pa  : der die Gestaltung derselben ist , die Weise seiner Manifestation  De  : welcher die Weise seiner Manifestation ist  Do  : welcher die Manifestation des Geistigen ist   25 Weise gehoben werden] Pa  : Weise , Benehmen erhoben sein   26 Das] Pa  : zB . wenn man sagt das  28 Inhalt der dem Geiste] Pa  : geistiger Inhalt für sich , noch nicht Inhalt , der des Geistes  

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der Inhalt ist als Inhalt des Geistes . Theils sind solche Handlungen natürliche Wirkungen oder weil sie als Handlungen des Geistes vorgestellt werden , so sind es Zwecke die dem zufälligen Geiste angehören . Zunächst ist zu betrachten die Gestalt , die Vorstellung in der Weise der Gestalt . Der Inhalt , das Innerliche ist eigentlich noch geistlos . Es ist zu bemerken , daß wir die Gestalt nur als Gestalt zu nehmen haben , daß wir nicht damit anfangen daß der Naturgegenstand , Meer , Himmel , der angesehen werde für Gott , betrachtet werde als blosse Naturgewalt . Diese ist das Mächtige gegen den Menschen , in seiner Existenz hat er zu diesen nur das Verhältniß als zur Gewalt , so ist ein ­Hauptverhältniß daß er sie gebraucht , oder sich dafür fürchtet . Sonne ,  | Gewitter pp kann der Mensch fürchten , aber solche Furcht vor der Natur|gewalt ist nicht die religiöse Seite . Die Religion hat wesentlich ihren Sitz in der Freiheit , Gott fürchten ist eine andere Furcht , als Furcht vor der Gewalt . Es heißt  : Furcht ist der Weisheit Anfang , diese Furcht kann nicht in der Naturreligion vorkommen , sie ist diese Furcht , daß der Mensch in seiner Einzelnheit in sich erzittert und gleichsam sich durchzittert hat , diese Abstraktion gemacht hat , um als freier Geist zu sein , da erzittert das Naturleben und der Geist der sich darüber erhebt entsagt ihm , hat sich einen höheren Boden gemacht , als der der natürlichen Einheit , diese hat er aufgegeben . Furcht in diesem höheren Sinn ist in der Natur­ religion noch nicht vorhanden , ebenso wenig die Furcht vor der Naturmacht die den Anfang der Naturreligion bildet . Dieser wird vielmehr in dem Gegen­theil dessen was als Furcht erscheinen kann gemacht . Dieser Gott der die Einheit des Geistigen und Endlichen ist , ist selbst Geistigkeit überhaupt . Die erste Bestimmung , der Anfang der Naturreligion ist nun , daß es ein Geist ist in unmittelbar , einzelner Weise , und das Interesse des Fortgangs ist die Objektivirung des Geistes d . h . daß der Geist mir gegenständlich wird , durch das mir Gegenübertreten wird er mir Objekt und erhält | die Bedeutung eines all­ ge|meinen Geistes überhaupt . Die Allgemeinheit gehört zunächst der Vorstellung an , nicht dem Gedanken , und ist daher noch flach . Geist unmittelbar ist dieser einzelne Geist , daß der Geist die objektive Bestimmung erhalte ist das Interessante . Die zweite Bestimmung der Objektivirung ist dann diese , daß wenn es wahrhafte Objektivität wäre , daß der Geist der mir Gegenstand ist Wahrheit in sich hätte , dazu gehörte , daß er mir ist als sich in sich bestimmend , unterschei-

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1 natürliche] De  : natürliches Geschehen , natürliche   4 in der] Pa  : d i e    22–23 des Geistigen 27–28 eines allgemeinen Geistes] Pa  : 35 und Endlichen] Pa  : des Endlichen mit dem Unendlichen   ei­nes allgemeinen Geistes einer allgemeinen Substantialität  Do  : allgemeiner Substantialität   29 flach] De  : eines oberflächlichen abstract allgemeinen   30 erhalte] Pa  : erhalte , daß er dem ersten Selbstbewußtsein gegenüber trete  

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dend , sich in sich entfaltend . Diese Entfaltung in seiner Negativität zusammengefaßt , dadurch wäre der Geist in seiner Subjektivität vor mir , er erschiene nicht nur mir , sondern sich und diese Subjektivität des Geistes gäbe ihm einen Inhalt der seiner würdig wäre , der geistiger Natur selbst wäre . Hier geht indessen diese zweite Bestimmung nur bis zum Unterscheiden und | Entfalten , und die Bestim­ mung der Natürlichkeit ist , daß diese Momente vereinzelt neben einander sind . Diese Entfaltung ist nothwendig im BegriV des Geistes , damit der Geist als Geist sei , die Momente auseinandergelegt sind selbst geistlos . Man wird daher in der Naturreligion zu weilen in Verlegenheit sein , den | Geist entfaltet zu finden , man wird Momente finden die dem Geiste angehören , aber zugleich geistlos sind , weil sie auseinandergelegt so sind . Die Menschwerdung Gottes der christ­ lichen Religion , kommt als Inkarnation in der indischen Religion vor , und diese ist so sehr sie auch anspielt auf den BegriV des Geistes doch etwas ganz anderes , eben weil diese Bestimmungen nur vereinzelt sind und auseinanderfallend hervortreten . Das dritte ist denn noch der Versuch diese Vereinzelungen zusammenzubringen , dieß ist eigentlich der Uebergang zur Religion der Subjektivität des Geistes . Die Vorstellung der Naturreligion hat in dieser Rücksicht große Schwierigkeiten , sie ist allenthalben inkonsequent , sie ist dieser Widerspruch in sich , einerseits gesetzt das Geistige was wesentlich frei ist und andererseits dann dieß in natürlicher Bestimmtheit , in einer Einzelnheit vorgestellt , mit einem Inhalt der feste Besonderheit hat , der also dem Geist ganz unangemessen ist , da dieser frei ist . Daher kommt der ungeheure Widerspruch in der Naturreligion . Es ist zwar der Pantheismus erwähnt worden , der | aber Pantheismus der Reflexion ist , der dieß Endliche zusammenfaßt , aber diese Allheit der Allgemeinheit ist eine schlechte Reflexion , in der Naturreligion bleibt immer die Unangemessenheit der Gestalt gegen das was die Grundlage sein soll , das Geistige . Es ist daher für uns das Geistige der Naturreligion schwer aufzufassen , es ist uns in diesem Verhältniß gegenwärtig die Bestimmung von Ursach und Wirkung , von Grund Herrschaft pp solche gelten aber hier nicht , das Geistige ist hier auf einzelne Weise und die unmittelbare Einheit gesetzt . Verstehen können wir die

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4 Hier] PaDeDo  : In der Naturreligion   5 Bestimmung] Pa  : Bestimmung der Objectivität nicht so weit , sondern sie geht   6 Momente] Pa  : Momente die sich unterscheiden   12 Inkarnation] De  : Incarnation , ferner die Dreyeinigkeit  15 hervortreten] Pa  : hervortreten . Das sind die 2 Seiten auf 35 die das Interesse gerichtet ist   17 Subjektivität] De  : beginnenden Subjectivität   26 die Unange- 35 messenheit der Gestalt] Pa  : diese Unangemessenheit der Gestalt  De  : eine ungeheure Unangemessenheit der Gestalt , der Weise der Existenz   28 aufzufassen] Pa  : aufzufassen . Wir sind gewöhnt an den Unterschied von Geistigem und Natürlichem   31 gesetzt] Pa  : gesetzt . In der speculativen Einheit wird das was das Gegenüberstehende ist Momente und das geht uns unter in der Einheit mit



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Naturreligion wohl , aber wir können uns nicht hinein empfinden , fühlen , so wie wir den Hund wohl verstehen konnen , ohne uns hinein empfinden zu können . Er hat nur eine gewisse Art von Vorstellung , wir sind aber in unserem | Empfinden und Fühlen geistig , denkend , daher anders als der Hund , selbst Hunger , Durst pp ist in uns anders als in ihm . Der Geist faßt ganz nur den Geist , daher können wir hier wohl verstehen , können uns aber den Inhalt dieser Religion nicht ganz zu eigen machen . |

Religion der Zauberei . |

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Die erste Religion ist die erste Form der Naturreligion , die rohste , einfachste . Die Frage ist , wo ist zunächst das geistig Vorausgesetzte zu suchen , welches ist seine Form in der Existenz . Sie muß eine natürliche sein und | es muß nicht dabei an Naturgegenstände gedacht werden , sondern der natürliche Ort der Geistigkeit wo noch keine Vermittelung der entstehenden Objektivirung vorgegangen ist , dieser Ort ist das einzelne Selbstbewußtsein selbst , das zufällige Selbstbewußtsein . Dieß ist zu erkennen , wie es in der Geschichte , in der Existenz der Religion vorhanden ist . Es ist der Fall daß das empirische , einzelne Selbstbewußtsein des Menschen nichts höheres weiß , als sich in seinem Selbstbewußtsein und indem er so gesetzt ist , hat er ein Verhältniß über die Natur und weil sie so unterschieden sind , ist dieß einzelne Selbstbewußtsein die Macht über die Natur . Dieß ist die Religion der Zauberei , dieß ist die älteste Weise der Religion , die wildeste , rohste Form . Aus dem Gesagten folgt , Gott ist nothwendig ein Geistiges , dieß ist seine Grundbestimmung . Geistig|keit ist für das Selbstbewußtsein  ; insofern sie dem Selbstbewußtsein Gegenstand ist , ist schon ein weiterer Fortgang , ein Unterschied der Geistigkeit als solcher , die allgemein und dieß einzelne empiri-

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25 der Unendlichkeit .   1 hinein empfinden , fühlen] Pa  : hineinvorstellen , uns nicht hinein empfin­

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den , nicht hineinfühlen  3–5 Er hat … in ihm .] Pa  : Die Vorstellung müßte eine Weise des blossen Empfindens des blossen Fühlens sein , aber unser Empfinden ist ein anderes als bei dem Hunde , eben weil wir Geist sind .   5 Der Geist … Geist] De  : Hier auch haben wir es nicht zu thun mit dem freyen Geiste .   5–7 daher können … machen] Pa  : und hier wo wir es zu thun haben nicht mit dem freien Geist , ist wohl daß wir uns hinein verstehen können , aber nicht zu eigen machen können was in dieser Religion vorkommt   10 das geistig Vorausgesetzte] De  : der Ort des vorausgesetzten Geistigen   13 Vermittelung der entstehenden Objektivirung] Pa  : Entfaltung , keine Art und Weise der Objektivierung   14–15 zufällige Selbstbewußtsein] De  : empirische , zufällige Einzelne   18 hat er … Natur] De  : Das natürliche einzelne Selbstbewußtseyn hat aber als natürliches die Natur sich gegenüber .   Verhältniß] De  : Verhältniß der Macht   19 Natur] Pa  : N a t u r  . Das Geistige ist die Macht über die Natur  

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sche Selbstbewußtsein schon eine Abtrennung des allgemeinen Selbstbewußtseins von der empirischen Geistigkeit des Selbstbewußtseins ist . Dieß ist im Anfang noch nicht Zuerst ist also Religion , daß das einzelne Selbstbewußtsein sich als Macht über die Natur weiß und das Ausüben dieser Macht ist Zauberei . Dieß ist keine Religion der Furcht , sondern sie fängt von der Freiheit an , von dieser unfreien Freiheit , daß das einzelne Selbstbewußtsein sich weiß als höher | gegen die natürlichen Dinge , und dieß wissen ist zunächst unvermittelt . Diese Religion der Zauberei ist , ist in der Existenz zu finden , neuere Reisende haben sie ohne alle Vermittelung gefunden , als das rohe Bewußtsein bei den ­Eskimos , bei anderen Völkern findet schon eine Vermittelung statt . Capitain Parry erzählt . Sie wissen gar nicht daß sonst eine Welt ist , sie leben zwischen Felsen , Eis und Schnee , von Roggen , | Vögeln , Fischen und | wissen nicht , daß eine andere Natur vorhanden ist . Die Engländer hatten einen Eskimo mit , der längere Zeit in England gelebt hatte , von mehr Bildung war und ihnen zum Dollmetscher diente . Mittelst desselben erkannten sie von dem Volke , daß es nicht die geringste Vorstellung von Geist , von höheren Wesen hat , von einer wesentlichen Substanz gegen ihre empirische Existenz , von Unsterblichkeit der Seele , von Ewigkeit des Geistes , von dem An und fürsichsein des einzelnen ­Geistes  ; sie kennen keinen bösen Geist und haben gegen Sonne und Mond , Sterne pp zwar große Achtung , aber sie verehren sie nicht , sie verehren kein Bild , keine lebende Kreatur . Dagegen haben sie unter sich einzelne die sie Angekok nennen , Zauberer , Beschwörer . Diese sagen von sich , daß es in ihrer Gewalt sei , den Sturm sich erheben zu machen , Windstille zu machen , Wallfische herbeizubringen pp und daß sie diese Kunst von alten Angekoks erlernten . Man fürchtet sich vor ihnen , in jeder Familie ist aber wenigstens einer . Ein junger Angekok wollte den Wind sich erheben lassen , es geschah durch Worte und | Geberden . Die Worte hatten keinen Sinn und waren an kein Wesen zur Vermittelung gerichtet , sondern unmittelbar an den Naturgegenstand über den er seine Macht ausüben wollte , er forderte keinen Beistand von irgend Jemand . Man sagte ihm

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1 des allgemeinen Selbstbewußtseins] Pa  : der Geistigkeit geschehen von der zufälligen einzelnen Geistigkeit  De  : der Geistigkeit überhaupt vom Einzelnen  4 Religion] Pa  : Religion , wenn wir es Religion nennen wollen   7–8 als höher … Dinge] Pa  : als Macht , als erhaben über die Natur   10 gefunden] De  : gefunden , namentlich Kapitän Roß , und Parry   11 Eskimos] Do  : Eskimos . Parry 35 1819 .  Pa  : Esquimeaux (1819)  13 Roggen] Pa  : Rogen  De  : Robben  17 Wesen hat] Pa  : 35 Wesen , von einem geistigen unsichtbaren über ihnen   22 keine lebende Kreatur] Pa  : keinen Men­ schen kein Thier , nichts dergleichen wird bei ihnen verehrt  De  : noch irgend einen Naturgegenstand   23 Diese sagen von sich] Pa  : man liess einen solchen kommen , dieser sagte von sich selbst  Ho  : Es war ein Greis , der von sich aussagte   30 er forderte … Jemand] Ho  : Der Beschwörer behauptete , nur



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von einem allgegenwärtigen , allgütigen , unsichtbaren Wesen , das alles gemacht habe , er fragte wo es lebe und als man ihm sagte es sei überall , da gerieth er in Furcht und wollte fortlaufen . Als er gefragt wurde , wohin sie kämen wenn sie stürben , so erwiderte er , sie würden begraben , ein alter Mann habe vor sehr langer Zeit einmal gesagt sie kämen in den Mond , das glaube aber schon lange kein vernünftiger Eskimo mehr . Sie stehen so auf der untersten Stufe des geistigen Bewußtseins , aber es ist in ihnen der Glaube , daß das Selbstbewußtsein ein Mächtiges über die Natur ist . Die Engländer beredeten einen Angekok eine Zauberei auszuüben , dieß geschah durch Tanz  ; so daß er sich durch ungeheure Bewegungen | ausser sich brachte , in Ermattung fiel | und in diesem Zustande Worte , Töne von sich gab . Diese Religion der Zauberei finden wir vornämlich auch in Afrika und bei den Mogolen und Chinesen , aber hier ist die ganz rohe erste Gestalt der Zauberei nicht mehr vorhanden , sondern es treten schon Vermittelungen ein , die dadurch sind , daß das Geistige beginnt eine objektive Gestalt für das Selbstbewußtsein anzunehmen . Diese | Religion ist mehr Zauberei als Religion , sie ist das Verhältniß vom Geistigen zum Natürlichen so daß ersteres als die Macht der Natur ist , in dieser ersten Form erscheint es denn als dieß unmittelbare Selbstbewußtsein , und diese Erscheinung ist die erste Gestalt der Naturreligion . Am ausgebreitetsten ist diese Religion der Zauberei in Afrika unter den Negern , schon Herodot spricht davon und in neuerer Zeit hat man sie ebenso gefunden . Indessen sind es nur wenige Fälle in denen solche Völker ihre Gewalt über die Natur aufrufen , denn sie gebrauchen wenig , haben wenig Bedürfnisse , und bei der Beurtheilung ihrer Verhältnisse , müssen wir die | mannigfache Noth in der wir sind , die vielfach verwickelten Weisen zu unseren Zwecken zu gelangen , die müssen wir vergessen . Sie brauchen Regen für ihre Erndten , ihre Gewächse , der Anbau ihres Bodens beschränkt sich auf sehr wenig , es sind Krankheiten die sie abzuwenden wünschen , in den Kriegen brauchen sie auch wohl solche Gewalt , oder glauben sie nöthig zu haben . Die Nachrichten über den Zustand dieser Völker sind besonders von älteren Missionaren , die neueren Nachrichten sind dagegen sparsam , und man muß daher gegen manche Nachrichten alter Zeit Mis­ trauen haben , besonders da die Missionare natürliche Feinde der Zauberer sind , indessen ist das Allgemeine unbezweifelt durch eine Menge von Nachrichten .

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35 35 durch sich selbst , durch seine Formeln die Macht zu besitzen . Von der Macht eines höheren Wesen

wussten sie nichts , was gute , was böse Geister seien waren sie nicht zu verstehen im Stande   1 allgegenwärtigen] Pa  : allmächtiges  3 und wollte fortlaufen] Pa  : er befand sich in der Cajütte und lief davon   11 in diesem Zustande] Ho  : mit verdrehten Augen  

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Der Vorwurf der Habsucht der Priester ist hier , wie bei anderen Religionen , auf die Seite zu setzen . Die Opfer , die Geschenke an die Götter werden meistens den Priestern zu Theil , indessen Habsucht ist es nur dann , und die Völker deshalb zu bedauern , wenn es aus dem Gut ein großes Wesen macht . Diesen Völkern ist aber nichts daran gelegen , sie wissen | keinen besseren Gebrauch davon zu machen , als es so wegzuschenken . Es ist vornämlich Regen den die Völker gebrauchen , und den dann die Zauberer , wenn er lange ausbleibt , herbeischaVen müssen , oder es sind Orkane von denen sie heimgesucht werden und die die Zauberer vertreiben sollen . Bei anderen Völkern sind es andere Partikularitäten . – Bei einem Volke in Congo wird dem Koenige eine solche Gewalt zugeschrieben , die er dann wieder einem seiner Minister überträgt , während er selber nur bei ausserordentlichen Fällen Beschwörungen vornimt . Die Art und Weise zeigt den Charakter dieser Zauberei näher . Der Zauberer begiebt sich auf einen Hügel , schreibt Kreise , Figuren in den Sand und spricht Zauberworte , er macht Zeichen gegen den Himmel , bläst gegen den Wind , saugt seinen Athem ein . Ein Missionair der sich an der Spitze einer portugiesischen Armee befand erzählt , daß die Neger , ihre | Bundesgenossen , solch einen Zauberer mitgeführt hätten . Ein Orkan machte seine Beschwörung nöthig , so sehr sich der Missionar auch dagegen setzte , es wurde dazu geschritten . Der Zauberer erschien in einer besonderen , phan|tastischen Kleidung , besah den Himmel , die Wolken kaute darauf Wurzeln , murmelte Worte , als die Wolken näher kamen stieß er Geheul aus , winkte ihnen , und spukte gegen den Himmel , als es dennoch gewitterte gerieth er in Wuth , schoß Pfeile gegen den Himmel , drohte ihn schlecht zu behandeln und stach mit einem Messer gegen die Wolken . Dieser Zauber ist bei den Negern ganz allgemein . Ganz diesen Zauberern ­ähnlich sind die Schamanen bei den Mogolen , die sich in phantastischer Kleidung , mit metallenen und hölzernen Figuren behängt , durch Getränke betäuben und in diesem Zustande aussprechen was geschehen soll und die Zukunft prophezeien .

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9–11 Bei anderen Völkern … zugeschrieben] Ho  : Nach den verschiedenen Völkern modificirt sich diese Stufe wieder in sich selbst  ; bei den Esquimots war in jeder Familie ein Zaubrer . Dieß faßt sich in Congo schon zur Einzelheit als allgemeiner zum Fürsten zusammen . Dieser ist der alleinige ­Zaubrer  .   17 ein] De  : ein , hält ihn zurück   21 in einer … Kleidung ,] Pa  : mit Thierhäuten und 35 Vogeln behangen , mit WaVen , mit Hörnern , behangen   22 Worte] Pa  : einige barbarische Worte   35 23 Geheul] Pa  : greuliches Geheul   23–24 als es … Wuth ,] Pa  : Wenn eine Wolke kam so machte er Bewegungen mit den Armen , Beschwörung daß sich das Gewitter in eine andere Gegend wenden sollte , und da es blieb so nahm er seinen Bogen und   25 Wolken] De  : Luft etc . Diß hat also ganz den Charakter des bestimmten Bewußtseyns der Gewalt über die Natur .  



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Die Hauptbestimmung in dieser Sphäre der Zauberei ist die direkte Be­ herrschung der Natur durch den Willen , das Selbstbewußtsein daß der Geist | et­was höheres ist als die Natur . So schlecht dieß einerseits aussieht , so ist es doch ­andererseits höher als wenn der Mensch abhängig ist von der Natur , sich vor ihr fürchtet . Zu bemerken ist hier , daß es Negervölker giebt die den Glauben haben , daß kein Mensch eines natürlichen Todes sterbe . Es sind dieß die Giaki , Schagga oder Agag wie sie sich selber nennen | die als die wildesten , rohesten Eroberer seit dem Jahre 1542 an den Küsten , aus dem Inneren ausströmend , alles überschwemmend , mehrmals gekommen sind . Es ist ihnen der Mensch in der Stärke ihres Bewußtseins zu hoch , als daß ihn so etwas unbekanntes wie die Naturmacht tödten könnte . Es geschieht daher , daß Erkrankte , bei denen der Zauber erfolglos gebraucht ist , von ihren Freunden umgebracht werden . Auch die nord­ amerikanischen Wilden tödteten so ihre alterschwachen Aeltern , worin nicht zu verkennen ist , daß der Mensch nicht durch die Natur umkommen soll , sondern durch einen Menschen soll ihm die Ehre werden . Bei einem anderen Volke ist es der Oberpriester von dem sie den Glauben haben , daß alles untergehen würde , wenn er eines natürlichen Todes stürbe , er wird deshalb todtgeschlagen so bald er krank und schwach wird , wenn dennoch einer an einer Krankheit stirbt , so glauben sie ein Anderer habe ihn durch Zauber getödtet und Zauberer müssen ermitteln wer der Mörder ist , der dann umgebracht wird . Besonders werden beim Tode eines Koenigs viele Menschen geschlachtet und der Teufel des | Koenigs wird umgebracht , wie ein alter Missionar erzählt . | Dieß ist nun die erste Form , die noch nicht eigentlich Religion genannt werden kann , zur Religion gehört wesentlich das Moment der Objektivität , daß die geistige Macht für das Individuum , für das einzelne , empirische Bewußtsein als Weise des Allgemeinen gegen das Selbstbewußtsein erscheint , diese Objektivirung ist eine wesentliche Bestimmung auf die es ankommt . Erst mit ihr beginnt Religion , ist ein Gott und auch bei dem niedrigsten Verhältniß ist wenigstens ein Anfang davon . Die blos formelle Objektivirung muß jedoch unterschieden werden von der wahrhaften , jene ist daß die geistige Macht , Gott , als gegenständlich für das

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23 wird umgebracht] Pa  : müsse umgebracht werden , ohne Zweifel dieser , dem man es zugeschrieben 35 habe , daß er die Schuld an dem Tode des | Königs habe   27 Weise des Allgemeinen] De  : ein 35 andres Selbstständiges   28–30 Erst mit

… davon .] Pa  : Die Vorstellung von Gott mag noch so

schlecht sein , so ist damit der Anfang , ein anderes gegen dieses empirische Selbstbewußtsein , ein Anderes überhaupt .   32 wahrhaften] DePa  : absoluten Obiectivität (De  : Gottes)  32–240,1 die geistige … wird] Pa  : die Macht überhaupt als selbstständig wirkend vorgestellt wird  De  : ein Verhältniß beginnt des göttlichen Gegenstandes zum Bewußtseyn  

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Bewußtsein gemacht wird , die absolute Objektivirung ist daß Gott ist , daß er gewußt wird als an und für sich seiend nach den Bestimmungen die dem Geist an und für sich zu kommen . Was wir hier zunächst zu betrachten haben ist nur die formelle Objektivirung . Mit diesem Unterschiede beginnt ein Verhältniß des göttlichen Gegenstands zum Bewußtsein . Dieses Verhältniß ist dreierlei Art . 1 . Das subjektive Selbstbewußtsein , die subjektive Geistigkeit | ist und bleibt noch Meister und Herr  ; diese lebendige Macht , diese selbstbewußte Macht , Idealität des Selbstbewußtseins ist gegen die schwache Objektivität als Macht noch wirksam und behält die Gewalt . 2 .  Das zweite Verhältniß ist , daß das subjektive Selbstbewußtsein des Menschen als abhängig vorgestellt wird vom Objekt . In Ansehung dieser Abhängigkeit ist zu bemerken , daß der Mensch als unmittelbares Bewußtsein nur auf zufällige Weise abhängig zu sein sich vorstellen kann , nur durch eine Abweichung von seiner gewöhnlichen Existenz kommt er zur Abhängigkeit . Bei einfachen Naturvölkern , Wilden , ist diese Abhängigkeit von weniger Bedeutung , sie haben was | sie brauchen , was sie bedürfen existirt für sie , wächst für sie , sie sehen sich daher in keinem Verhältniß der Abhängigkeit , die Noth ist nur zufällig .  | Erst wenn der Mensch als Wesen vorgestellt wird , so ist das Andere , die Natur , wesentlich nur ein Negatives . Das Weitere ist dann daß die Geistigkeit sowohl , als auch der natürliche Wille , der empirische unmittelbare Geist , der Mensch sich in der Religion wesentlich erkennt , erkennt daß das nicht die Grundbestimmung ist , daß  | er von der Natur abhängig sei , sondern sich als Geist frei weiß . Wenn dieß auch auf der niedrigsten Stufe auch nur eine formelle Freiheit ist , so verachtet der Mensch doch die Abhängigkeit , bleibt bei sich und giebt den natürlichen Zusammenhang preiß . Es ist eine andere Stufe wo dieß gilt »Gott donnert mit seinem Donner und wird doch nicht erkannt .« Gott kann etwas besseres thun als nur donnern , er kann sich oVenbaren , von der Naturerscheinung läßt sich der Geist nicht bestimmen . 3 .  Das dritte Verhältniß ist die freie Verehrung , daß der Mensch die Macht als freie ehrt , als Wesen erkennt , aber nicht als fremdes . Wenn wir die Objektivirung näher betrachten , so sind es zwei wesentliche Verhaltnisse die uns vorkommen . Theils daß das Selbstbewußtsein sich noch behält als Macht über die natürlichen Dinge , das Andere aber ist daß in dieser

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5 Mit] Pa  : mit dem Bewußtsein des subjectiven Selbstbewußtseins , mit   9 die schwache Objektivität] 35 Pa  : dies nur formelle schwache Obiect  19 Wesen] Pa  : wichtiges  19–20 so ist … Negatives] Pa  : da tritt das Abhängige ein , es ist gegen das Andere nur etwas negatives  De  : tritt Abhängigkeit ein   31 aber nicht als fremdes] De  : zu dem er ein affirmatives Verhältniß erkennt  



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Objektivität nicht blos natürliche Dinge für dasselbe sind , sondern darin eine Wissenschaft ein Allgemeines zu werden beginnt , gegen welches es dann hat das Verhältniß freier Verehrung Die erste , die formelle Objektivität fällt noch | in den Kreis der Zauberei und es beginnt in ihr nur das Bewußtsein wahrhaft , wesentlicher Objektivität , welche aber noch verschlossen ist , es beginnt das Bewußtsein einer wesentlichen allgemeinen Macht . Beides ist verschlossen und erst wo die freie Verehrung oder das Bewußtsein freier Macht hervortritt , treten wir aus den Kreis der Zauberei heraus , obgleich wir uns noch in der Sphäre der Naturreligion befinden . Zauberei ist bei allen Völkern und zu jeder Zeit vorhanden gewesen , mit der Objektivirung tritt jedoch in den höheren Religionen eine Vermittelung ein , so daß der Geist der höhere BegriV die Macht darüber ist oder das Vermittelnde ist mit dem Zauber . Selbstbewußtsein ist das Verhältniß mit dem Objekt nicht mehr das unmittelbar ist , das was innerhalb seiner befriedigt ist , sondern es findet seine ­Befriedigung im Anderen , vermittelst eines Anderen , | in dem Durchgang durch ein Anderes . Der Mensch schließt sich auf und erst mit dem Aufheben seiner Besonderheit bringt er die Befriedigung seiner in das Wesen , schließt sich mit sich | als Wesen zusammen und erreicht sich durch die negative Weise seiner selbst . In der | Vermittelung wie sie uns zunächst erscheint geschieht dieselbe als durch ein Anderes äusserlich bleibendes , in der Vermittelung wie sie in der Zauberei ist bleibt die Macht des Menschen über die Natur . Er übt eine indirekte Macht mittelst eines Dritten , eines Zaubermittels . Das erste unmittelbare Verhältniß hierbei ist daß das Selbstbewußtsein als das geistige sich weiß als Macht über die Naturdinge . Diese sind wieder selbst eine Macht über einander . Dieß ist jedoch schon eine weitere Reflexion , wir können stehen bleiben bei dem ersten unmittelbaren Verhältniß . Das nächste Allgemeine

2 ein Allgemeines] PaDe  : (Pa  : selbstständiges) Wesenhaftes  6 verschlossen] Pa  : mit einander zum Theil vermischt  10 vorhanden gewesen ,] Pa  : vorhanden ist , denn eben die Religion hat ihren Sitz in der Vorstellung der Volker , da hat in dieser Vorstellung das Consequenteste neben einander Platz . solche Vorstellungen kommen vor in Religion , doch so daß der höhere Geist ihnen bleibt  De  : Die Religion hat ihren Sitz in der Vorstellung der Völker . Da hat das inconsequenteste neben einander Platz .   17 sich auf] Pa  : in der freien Verehrung auch mit sich selbst zusammen , es ist eine Vermittlung vorhanden daß für ihn Gegenstände ist , sein Wesen überhaupt , die allgemeine Macht , und er ist verschieden von dieser  De  : auch in der freyen Verehrung sich mit sich selbst zusammen aber es ist eine Vermittelung vorhanden , daß er verschieden seine Besonderheit erkennt von dem göttlichen Wesen  Auf­heben] Pa  : Aufgeben seiner Besonderheit , vermittelst des Aufgebens  19 erreicht sich … selbst] Pa  : daß er so selbst wesentlich werde dazu gehört die Vermittlung   24 Das] Pa  : E s s i n d a l s o d i e M o m e n t e d i e s e r Ve r m i t t l u n g z u b e t ra c h t e n   : 1) Das  De  : Die Momente dieser Vermittelung sind nun zu betrachten .  

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der Reflexion ist , daß die natürlichen Dinge im Zusammenhang mit einander stehen , eins durch das andere zu erkennen ist , seine Bedeutung hat , daß sie wesentlich in einem Verhältniß sind . Dieser Zusammenhang ist schon eine Form der Objektivirung oder des Allgemeinen , denn das Ding ist so nicht mehr einzelnes , geht über sich hinaus , macht sich geltend im Anderen , das Ding wird breiter auf diese Weise . Ich bin im ersten | Verhältniß die Idealität des Dinges , die Macht über dasselbe , jetzt aber objektiv gesetzt sind die Dinge gegen ein­ ander die Macht , das Eine ist das , was das Andere ideel setzt . Dieß ist die zweite Sphäre der Zauberei , die indirekte durch Mittel , während die erste die direkte Zauberei war . Es ist dieß eine Objektivirung die nur ein Zusammenhang äusserlicher Dinge ist und so daß | das Subjekt sich nicht die direkte Macht nimt über die Natur , sondern nur über die Mittel . Diese vermittelte Zauberei ist zu jeder Zeit bei allen Völkern vorhanden . Auch die sympathetischen Mittel gehören hierher , sie sind eine Veranstaltung die eine Wirkung an etwas ganz Anderem hervorbringen soll , das Subjekt hat die Mittel in der Hand und nur die Absicht , den Zweck , dieß hervorzubringen . Diese Veränderung welche hervorgebracht werden soll kann einerseits in der Natur des Mittels liegen , | die Hauptsache ist aber der Wille des Subjekts . Diese vermittelte Zauberei ist unendlich ausgebreitet und es ist schwer ihre Grenzen und das was nicht mehr in ihr liegt zu bestimmen . Das Prinzip der Zauberei ist , daß zwischen dem Mittel und dem Erfolg der Zu­sam|men­ hang nicht erkannt wird . Dieß ist auch bei den Arzneien hundert Mal der Fall und man weiß sich keinen anderen Rath , als daß man sich auf die Erfahrung beruft . Das Andere wäre das Rationelle , daß man die Natur des Mittels kennt und so auf die Veränderung die es hervorbringt schlösse . Aber die Arzneikunst verzichtet darauf , aus der Natur des Mittels den Erfolg zu berechnen . Man sagt es ist dieser Zusammenhang und dieß ist blos Erfahrung die aber selbst unendlich widersprechend ist . So heilte Brown mit Opium , Naphta , Spiritus pp was man früher mit dem was vollkommen entgegengesetzter Natur ist kurirte . Die Grenze des bekannten und unbekannten Zusammenhangs ist daher schwer anzugeben . –

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2–3 daß sie wesentlich] Pa  : eins die Wirkung des anderen ist , daß sie in einem Zusammenhang  5 Anderen] Pa  : anderen , oder ein anderes macht sich in ihm geltend  6 Weise] De  : Weise , durch seine Beziehung auf ein Andres   8 Dieß ist] Pa  : Wenn dies Verhältniß in der Zauberei eingeschlossen ist , so i s t d i e s   13 ist] De  : ist von unendlicher Mannigfaltigkeit   24 Das Andere] Pa  : Mit dem Ge- 35 brauch dieses Mittels ist diese Veränderung verbunden , daß dies ein realer Zusammenhang ist , daß man 35 ihn kennt , das andere  25–26 die Arzneikunst verzichtet darauf] Pa  : was das eigentlich rationelle beträfe ist bekannt , wie die Arznei Verzicht darauf thut  De  : Das andre wäre das Rationelle , daß man die Natur des Mittels und seiner Folgen erkännte . Darauf thut die Arzneykunst selbst Verzicht .   26 Man] Pa  : Den Zusammenhang kennt man nicht , man  



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Insofern hier eine Wirkung vom Lebendigen auf Lebendiges und noch mehr von Geistigem auf Körperliches statt findet , so sind hier Zusammenhänge die nicht geläugnet werden können und die doch so lange für unerforschlich gehalten werden müssen , als man nicht den tieferen BegriV dieses Verhältnisses kennt . Beim Magnetismus | hört so alles , was man sonst vernünftigen Zusammenhang nennt , auf , es  | ist nach der sonstigen Weise der Betrachtung ein unverständiger Zusammenhang . Wenn der Kreis der Vermittelung in der Zauberei aufgethan ist , so eröVnet sich das ungeheure Thor des Aberglaubens , da werden alle Einzelnheiten der Existenz bedeutsam , denn alle Umstände haben Erfolge , Zwecke , jedes ist ein Vermitteltes und Vermittelndes , alles regiert und wird regiert , was der Mensch thut hängt nach seinen Erfolgen von Umständen ab , was er ist , seine Zwecke hängen von Verhältnissen ab . Er existirt in einer Aussenwelt , einer Mannigfaltigkeit von Zusammenhängenden , und das Individuum ist nur eine Macht , insofern es eine Macht über die einzelnen Mächte des Zusammenhangs ist . Insofern dieser noch unbestimmt , die bestimmte Natur der Dinge noch nicht erkannt ist so schwebt man in der Zufälligkeit . Indem die Reflexion in dieß Feld der Verhältnisse eintritt , so hat sie den Glauben daß die Dinge in Wechselwirkung stehen , dieß ist richtig , der Mangel aber ist daß der Glauben dieses Grundsatzes noch abstrakt ist und folglich ist darin noch nicht vorhanden die be|stimmte Eigen­thüm ­l ich­ keit , die bestimmte Wirkungsweise | die Art des Zusammenhangs der Dinge mit anderen . Es ist ein solcher Zusammenhang , aber die Bestimmtheit ist noch nicht erkannt , daher ist denn die Zufälligkeit , Willkühr der Mittel vorhanden . Die meisten Menschen stehen nach einer Seite in diesem Verhältniß , Völker stehen so darin , daß diese Ansicht die Grundansicht , die Macht über ihre Wünsche , ihren Zustand , ihre Existenz ist . Jener Grundsatz eines Zusammenhangs ist im Allgemeinen richtig , das Bestimmte ist aber unbekannt , indem man nun nach dem abstrakten Grundsatz handelt , ist das Bestimmte frei gelassen . Hierher gehören nun die unendliche Menge von Zaubermittel . Viele Völker gebrauchen Zauber bei Allem was sie

5 vernünftigen] DeDo  : verständigen   12 Umständen] PaDe  : vielfachen Umständen  15–16 dieser noch unbestimmt] Pa  : das allgemeine Bewußtsein über diese Zusammenhänge , nicht erkannt ist , die bestimmte Weise  De  : In sofern noch vorhanden ist das Bewußtseyn dieser Zusammenhänge aber   35 17 der1] Ho  : absoluter   Verhältnisse] Pa  : Vermittlung   27–28 Jener Grundsatz … unbekannt] 35 Pa  : Diese vermittelnde Zauberei hat den richtigen Grundsatz die Dinge stehen in ihrem Zusammen­ hange .  De  : Diese vermittelte Zauberey hat diesen richtigen Grundsatz also in sich . Die Dinge sind endliche einzelne Zwecke  ; – daß sie erreicht werden , steht in der Macht anderer .   30 Zauber ­m ittel] 2 Geistigem] Geistiges   37 daß] das  

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unternehmen . Bei einigen wird beim Legen des Fundaments eines Hauses ein Zauber angewendet damit es glücklich bewahrt werde , keiner Gefahr zugänglich sei , die Himmelsgegend , die Richtung ist dabei bedeutsam , beim Säen muß ein Zauber den glücklichen Erfolg sichern , die Verhältnisse mit anderen Menschen , Liebe , Haß ,  | Frieden , Krieg wird durch Mittel bewirkt und da der Zusammenhang derselben mit der Wirkung unbekannt ist , so kann dieß oder jenes genommen werden . Verstand ist in dieser Sphäre nicht anzutreVen , daher kann nicht weiter davon gesprochen werden . Man schreibt alten Völkern | große Einsicht zu in die Wirkungsweisen der Kräuter , der Pflanzen pp bei Krankheiten u . s . w . hier kann ein wahrhafter Zusammenhang statt finden , aber ebenso leicht kann er blos Willkühr sein . Der Verstand kommt zum Bewußtsein , es ist ein Zusammenhang , aber die nähere Bestimmung ist ihm unbekannt , er vergreift sich in den Mitteln , die Phantasie ersetzt das Mangelnde an dem abstrakten Grundsatz , bringt Bestimmtheit hinein , die in den Dingen als solche eigenthümliche nicht liegt . 2 . Der Inhalt der ersten unmittelbaren Zauberei betraf Gegenstände die eine Macht haben über andere einzelne Dinge über die der Mensch unmittelbar Macht ausüben kann , dieß Zweite ist nun ein Verhältniß zu Gegenständen die eher als selbstständig angesehen werden können , als selbstständige Macht , so daß sie dem Menschen als Anderes was nicht mehr | in seiner Gewalt ist erscheint . Solche selbstständige natürliche Dinge sind z . B . die Sonne , der Mond , der Himmel , das Meer , Mächte , elementarisch große Gegenstände , die dem Menschen rein als selbstständig und unabhängig gegenüber zu treten scheinen . Insofern das natürliche Bewußtsein in dem Kreise , auf dem Standpunkte der einzelnen Begierde ist , so hat es eigentlich noch kein Verhältniß zu diesen Gegenständen als zu allgemeinen Naturen , hat noch nicht die Anschauung ihrer Allgemeinheit . Ihr Gang , das was sie hervorbringen ist gleichförmig , ihre Wirkungsweise ist beständig , das Bewußtsein aber , das noch auf den Standpunkt der natürlichen Einheit steht , für welche das Beständige kein Interesse hat , verhält sich zu ihnen nur nach seinen zufälligen Wünschen , Bedürfnissen , Interessen , oder in sofern ihre Wirkung als

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Pa  : Zauberei  De  : Zaubereyen   4–5 die Verhältnisse … Krieg] Pa  : Krieg , Schlachten , Reisen , Liebe zu anderen Menschen , oder um sich zu rächen alles dies was bewirkt werden soll  De  : Kriege , Schlachten , Reisen , alle diese Seiten des empirischen Daseyns   11 Willkühr] De  : Zufall und Will- 35 kür   12–13 die nähere … unbekannt] De  : im Tiefen ist er noch ganz ungebildet   25–26 zu diesen Gegenständen … Ihr] Pa  : des natürlichen Selbstbewußtseins zu diesen Gegenständen als zur 35 allgemeinen Natur , oder noch nicht die allgemeine Anschauung derselben . Eine Anschauung ihrer Allgemeinheit . Solche , die die Sonne , der Mond , ihr   29 ihnen] De  : solchen Naturgegenständen  30 als] Pa  : als einzelne , als  



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zufällig erscheint . Den | Menschen auf diesen Standpunkt interessirt die Sonne und der Mond nur insofern sie sich verfinstern , die Erde nur im Erdbeben , das Allgemeine ist nicht für ihn , erregt seine Begierde nicht , ist ohne Interesse für ihn . Der Fluß hat nur Interesse für ihn , wenn er darüber fahren will . Das theoretische In|ter­esse ist hier nicht vorhanden , sondern nur das praktische Verhalten des zufälligen Bedürfnisses . Der denkende Mensch verehrt diese Gegenstände nicht weil er geistige Allgemeinheit vor sich hat , die das Wesentliche für ihn ist , die Menschen in jener ersten Sphäre verehren sie auch nicht , weil sie noch nicht zum Bewußtsein des Allgemeinen gekommen sind das in diesen Gegenständen ist . Beim Erdbeben , bei der Ueberschwemmung , der Verfinsterung kann er Furcht vor ihnen haben und Bitten an sie richten , da erscheinen sie erst als Macht , das Andere ist ihr gewöhnliches Thun , da braucht er nicht zu bitten . Dieß | Bitten hat aber auch den Sinn des Beschwörens , man sagt mit Bitten beschwören , mit dem Bitten erkennt man an , daß man in der Macht des Anderen ist . Bitten ist daher oft schwer , weil ich eben dadurch die Gewalt der Willkühr des Anderen in Ansehung meiner anerkenne . Dieß Bitten ist also auch Beschwören , man fordert die Wirkung , die Bitte soll die Macht sein die über den Anderen ausgeübt wird , beides vermischt sich , die Anerkenntniß der Uebermacht des Gegenstands und andererseits das Bewußtsein meiner Macht , wonach ich | die Uebermacht ausüben will über diesen Gegenstand . So sehen wir bei solchen Völkern , daß sie einem Fluße opfern , wenn sie über ihn setzen wollen , der Sonne Opfer bringen wenn sie sich verfinstert , sie machen so Gebrauch von der Macht zu beschwören , die Mittel sollen so den Zauber ausüben über die Naturmacht , sie sollen hervorbringen was das Subjekt wünscht . Die Verehrung solcher Naturgegenstände ist so ganz zweideutig , es ist nicht reine Verehrung , sondern diese ist gemischt mit Zauber . Mit dieser Verehrung der Naturgegenstände kann verbunden sein , daß diese auf wesenhaftere Weise vorgestellt werden , so giebt es Genius der Sonne , d . h . die Sonne als Genius , Genius des Flusses pp , es ist dieß eine Verehrung in der man nicht bei der Einzelnheit des Gegenstandes stehen bleibt , sondern sein Allgemeines | vorstellt und dieß verehrt . Aber indem dieß auch so auf allgemeine Weise

7 geistige] De  : höhere geistige   11–12 das Andere ist] Pa  : Die Sonne scheint , das ist   12 Bitten] 35 De  : Bitten in Fällen des einzelnen Bedürfnisses   21 wollen] Pa  : wollen , im Fluß steht ihnen eine

Gefahr bevor   22 sie machen … beschwören] PaDe  : nehmen eine Menge Gebräuche vor (Pa  : um) 28 wesenhaftere] De  : allgemeinere wesenhaftere  Pa  : allgemeine  Do  : 35 diese Macht zu versöhnen   allgemeine wahrhafte   29 des] De  : des Berges , des   1 interessirt] intereesirt  

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237Gr 3te Objektivirung

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vorgestellt wird , als Macht erscheint , so kann der Mensch dennoch das Bewußtsein behalten über diese Genien die Macht zu sein , ihr Inhalt ist immer nur der eines Naturwesens , er ist immer nur ein natürlicher und das Selbstbewußtsein kann | sich so als Macht darüber wissen . 3 . Die nächste Objektivirung ist die , daß der Mensch eine selbstständige Macht ausser ihm anerkennt , findet , in dem lebendigen Thiere . Das Leben , die Lebendigkeit , im Baum schon , noch mehr im Thier , ist ein höheres Prinzip als die Natur der Sonne oder des Flusses . Es ist deswegen geschehen unter einer unendlichen Menge von Völkern daß Thiere verehrt als Götter sind . Dieß erscheint uns das Unwürdigste zu sein , aber in Wahrheit ist das Prinzip des Lebens höher als das der Sonne . Das Thier ist eine vornehmere , wahrhaftere Existenz , als solche Natur­existenz und es ist in sofern weniger unwürdig Thiere als Götter zu verehren , als Flüsse , Sterne pp . Das Leben des | Thieres kündigt eine regsame Selbstständigkeit der Subjektivität an , um die es hier zu thun ist . Die Lebendig­ keit | ist die Form , die Weise der Existenz die allerdings der geistigen am nächsten verwandt ist . Die Thiere werden noch von vielen Völkern , besonders in Indien und Afrika verehrt , und sind in allen Ländern verehrt worden . Das Thier hat die stille Selbstständigkeit , Lebendigkeit die sich nicht preis giebt , die dieß und jenes vornimt , es hat zufällige | willkührliche Bewegung , es ist nicht zu verstehen , hat etwas geheimes in seinen Wirkungsweisen , seinen Äußerungen , es ist lebendig , aber nicht verständlich , wie der Mensch dem Menschen . Dieß Geheimnißvolle macht das Wunderbare für den Menschen aus , so daß er die thierische Lebendigkeit für höher ansehen kann als seine eigene . Noch bei den Griechen | sind die Schlangen verehrt worden , sie haben von alten Zeiten her dieß Vorurtheil für sich gehabt . Auf der Westküste von Afrika findet sich in jedem Hause eine Schlange , deren Mord das größte Verbrechen ist . Einerseits werden also so die Thiere verehrt , andererseits sind sie jedoch auch der größten Willkühr in Bezug auf die Verehrung unterworfen . Die Neger machen sich das erste beßte Thier zu ihrem Zauber , verwerfen es , wenn es unwirksam ist und nehmen ein anderes . Dieß ist das Wesen des Thierdienstes , er ist insofern der Mensch und das Geistige sich noch nicht in seiner wahrhaften Wesenheit gefaßt hat , die Lebendigkeit des Menschen ist so nur freie Selbstständigkeit .

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3 er ist … natürlicher] Pa  : es ist nur der Fluß , der Berg , die Sonne , ihr Inhalt ist ein natürlicher ­Inhalt   4 darüber wissen] Pa  : wissen über diese natürliche Vorstellung  5 eine] Pa  : ein selbststän­ 35 diges ausser ihm , eine  6–7 Lebendigkeit] PaDeDo  : die Lebendigkeit als solche   8 Natur] PaDe  : 35 blosse Natur   10 Unwürdigste zu sein] De  : Unwürdigste und ist es auch in seiner Art   10–11 aber in Wahrheit … Sonne] Pa  : Doch ist es ein höheres Princip im Thiere daß es ein lebendiges ist  De  : Aber daß es ein Lebendiges ist   13 Das Leben] PaDe  : Die Lebendigkeit   18 sich] Pa  : sich gleichsam  26 Schlange] Pa  : Schlange , die ruhig gelassen wird  30–32 Dieß ist … nur] De  :



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ii.  die bestimmte religion247

Es muß bemerkt werden daß in diesem Kreis der Begierde , wo das besondere Selbstbewußtsein sich als das höchste ist , wo noch nicht freie allgemeine | Selbstständigkeit anerkannt wird , weder in sich noch außer sich , daß insofern darin die Anerkennung des Lebendigen ist , diesem noch nicht die Bedeutung gegeben wird , die es spaeter in der Vorstellung der Seelenwanderung erhält . Diese Vorstellung begründet sich darauf , daß der Geist des Menschen ein Dauerndes überhaupt ist , daß aber zu seiner Existenz in der dauer er einer Leiblichkeit bedarf und in sofern diese nun nicht Mensch ist , er einer anderen bedarf und diese nächst verwandte ist dann das Thier . Bei dem Thierdienst der mit der Seelenwanderung verbunden ist , ist dieß ein wichtiges und wesentliches Moment , daß mit dieser Lebendigkeit sich die Idee von einem innewohnenden Geistigen verbindet , so daß dieß eigentlich verehrt wird . Hier in diesem Kreise wo das unmittelbare Selbstbewußtsein die Grundbestimmung ist , ist es die Lebendigkeit überhaupt die hier verehrt wird , daher ist denn diese Verehrung zufällig , und betriVt bald dieß Thier bald ein anderes , fast jeder unerfüllte Wunsch bringt einen Wechsel hervor . Es ist hiermit denn auch jedes andere Ding hinreichend , ein selbstgemachtes Idol , ein Berg , Baum pp . | Es ist das Bedürfniß überhaupt vorhanden eine selbst­ständige Macht , als gegen­ständ|lich vor sich zu haben . So gut die Kinder den Trieb haben zu spielen , und die Menschen den sich zu putzen so ist auch hier der Trieb vorhanden etwas gegenständlich zu haben und das Bewußtsein einer willkühr­lichen Verbindung , die ebenso leicht wieder aufgehoben wird . Hierher gehört denn auch der Fetischdienst , Fetisch ist ein verdorbenes portugiesisches Wort und gleichbedeutend mit | Idol . Fetisch ist etwas überhaupt , ein Schnitzwerk , Holz , Thier , Fluß , Baum pp und so giebt es Fetische für ganze Völker , Landesfetische , und solche für irgend ein Individuum . Die Neger w ­ echseln Das Interesse ist also , zu gewinnen eine Gegenständlichkeit . Und im Lebendigen überhaupt ist auch so ein ­Gegenstand gegeben , in dem man eine Selbstständigkeit vor sich hat . Diß macht dann das Wesen des Thier­d ienstes aus . An der Lebendigkeit kommt wenigstens überhaupt zur Erscheinung eine   2–3 Selbstständigkeit] PaHo  : Geistigkeit   4 Bedeutung] DeDo  : spätere Bedeutung   6 ein] Pa  : ein dauerndes ist , ein Unsterbliches , ein  8 nicht Mensch ist] Pa  : keine menschliche Leiblichkeit hat   11 Idee von … Geistigen] Pa  : Vorstellung eines geistigen Individuums  12 eigentlich] Pa  : also das geistige Subject in dem lebendigen Thierischen  Do  : was in dem lebendigen Thierischen   14–15 zufällig , und … hervor] Pa  : eines Lebendigen etwas zufälliges . Unter den Chinesen , Negern ist dies vorhanden , daß der Neger oder Chinese sich zu dem macht was er verehrt , und wenn ihm etwas geschieht das ihm widerlich ist , so giebt er dies das er verehrt hat , eben so schnell wieder auf .   24 Baum pp] Pa  : Baum , oder das Meer selbst , ein Fluß den sie zu ihrem Landesfetisch machen , Fetisch und Idol ist dasselbe  De  : eine Heuschrecke , die sie einsperren etc . Fetisch und Idol ist dasselbe .   25–248,1 Die Neger … festbestehende .] Pa  : Es ist diese Willkühr dieses oder Jenes zum Idol sich zu machen , und eben so wohl auch mit demselben zu wechseln .  

40 27 dem] der  

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4te Objektivierung . 241Gr

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willkührlich mit ihnen , andere Völker haben festbestehende . So ist den Aegyptern der Nil ein Gott , ein allgemein Göttliches , ihre substantielle Macht , worin sich ihre ganze Existenz befindet . Bei diesem Fetischdienst wirkt daher einerseits die Willkühr , andererseits ist die Verehrung Bedürfniß . Es ist Gegenstand der Verehrung und zugleich Mittel , die Ehre wird daher gemessen nach dem was dem Subjekt geschieht . Das Vierte worin selbstständige Geistigkeit angeschaut wird , ist wesentlich der Mensch selbst , ein Selbstständiges das geistig ist . Es ist also die Verehrung die ihn wesentlich zum Gegenstand hat , und in Rücksicht der | Objektivität tritt die Bestimmung ein , daß nicht jedes einzelne selbstständige Bewußtsein es ist welches mächtig ist über die Natur , sondern es sind einzelne wenige Mächtige , die als Geistigkeit angeschaut und verehrt werden . Im existirenden Selbstbewußtsein das noch Macht hat ist wesentlich der Willen das Wissen im Vergleich und im realen Verhältniß mit anderen das Gebietende , was als wesentlich nothwendig erscheint gegen das Andere , ein Centrum ist unter vielen . Hier tritt also eine geistige Macht ein , die als objektiv angeschaut werden soll , und so tritt die Bestimmung hervor , daß es Eins oder Einiges sein soll ausschliessend gegen das Andere . So sind denn ein Mensch oder einige Menschen die Zauberer , sie werden angesehen als die höchste Macht die vorhanden ist . Gewöhnlich sind es die Fürsten und so ist der Kaiser von China das gewalthabende Individuum über die Menschen und zugleich über die Natur , über die natürlichen Dinge . Indem es so ein Selbst­ bewußtsein ist was verehrt wird , so thut sich dann gleich ein Unterschied hervor in dem was solch ein Individuum an und für sich ist und nach seiner äusseren Existenz . Hiernach ist es Mensch wie | andere , das wesentliche Moment ist aber die Geistigkeit überhaupt , dieß für sich selbst zu sein gegen die äussere zufällige Weise der Existenz . Es beginnt hier ein Unterschied , der höher ist wie wir spaeter zu sehen haben und der in den Lamen hervortritt , der nächste ist , daß ein Unterschied gemacht 2–3 Macht , worin … befindet] De  : Macht über sie . Das ist etwas andres als diese Fetische , die das Bedürfniß des Subjects schaVt zu seiner Verehrung , seinem Zauber .  Do  : Macht nicht ein will­kühr­ liches  4–5 Es ist … Mittel] Pa  : Was verehrt wird wird als Mittel behalten , daß es das und das verschaVen soll , wenn das nicht geschieht so wird dieses Idol abgeschaVt .   10 einzelne selbstständige] De  : einzelne zufällige  PaDo  : zufällige  12 Geistigkeit] Pa  : die wesentlich geistige Selbstständigkeit  De  : oder dieser Eine ausschließende wird als die wesentliche Geistigkeit  Do  : ausschließliche selbstständige Geistigkeit   werden] Pa  : wird . Es ist die Vereinzelung mit Ausschließung der Andern .  Do  : Die nächste Objektivität ist also Einzelung mit Ausschließung der andern .   12–15 das noch Macht … Andere ,] Pa  : da ist das was mehr Character Gewalt hat im Vergleich gegen andere , wesentlicher Wille , wesentliches Wissen im Vergleich gegen andere , das Gebietende überhaupt ist als das an sich nothwendige gegen die anderen deren Wille und Wissen ein zufälliges , untergeordnetes ist ,   23 an und für sich] Pa  : als Geistiges  De  : als innerliche Geistigkeit   27–28 der höher … hervor-

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wird zwischen den Individuen als | solchen und als allgemeinen Mächten . Diese allgemeine , geistige Macht , für sich vorgestellt , giebt die Vorstellung von Genius , ein Gott der selbst wieder eine sinnliche Weise in der Vorstellung hat und das wirklich lebende Individuum ist dann der Priester eines solchen Idols , auf diesem Standpunkt ist indessen auch oft der Priester und der Gott zusammengehend . Seine Innerlichkeit kann hypostasirt werden , hier ist aber die Macht des Geistigen über die Existenz noch nicht von einander geschieden und so ist denn die geistige Macht für sich nur eine oberflächliche Vorstellung . Der Priester , Zauberer ist die Hauptperson , so daß zwar einmal beides getrennt vorgestellt wird , aber wenn der Gott zur Äußerung kommt , kräftig wird , entscheidet pp so thut er das nur als dieser wirkliche Mensch , die Wirklichkeit ver|leiht dem Gott die Kraft . Diese Priester haben zuweilen auch den wirklichen Regenten über sich , wenn der Priester und Fürst unterschieden sind , einerseits ist so der Mensch als Gott verehrt , und andererseits | gezwungen zu thun was die Anderen verlangen . Die Neger die solche Zauberer haben , die nicht zugleich Regenten sind , binden sie und prügeln sie bis sie gehorchen , wenn sie nicht zaubern wollen , nicht aufgelegt dazu sind . Es ist also ein Selbstbewußtsein was verehrt wird . Die Bestimmung daß das Geistige Gegenwart hat im Menschen , und das menschliche Selbstbewußtsein wesentlich Gegenwart des Geistes ist , diese Verbindung werden wir durch verschiedene Religionen sehen , sie gehört nothwendig zu den ältesten Bestimmungen und wir werden sehen daß sie in der christlichen Religion auch vorhanden ist , aber auf höhere Weise und verklärt . Beim Menschen ist es zweierlei Weise wie er Objektivität erreicht . Die erste ist daß er ausschliessend gegen Anderes ist , die zweite ist die natürliche Weise , daß ihm das Zeitliche abgestreift wird , diese natürliche Weise ist der Tod . Der | Tod nimt dem Menschen was zeitlich was vergänglich an ihm ist , aber er hat keine Gewalt über das was er an und für sich ist  ; daß nun der Mensch in sich eine solche Region habe die an und für sich ist , kann auf diesem Standpunkt noch nicht zum Bewußtsein kommen , das Selbstbewußtsein hat hier noch nicht die ewige

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4 30 tritt , ] Pa  : (Der höhere Unterschied ist der , der in denjenigen vorhanden was wir Lamen heissen)   Idols] Pa  : Gottes   4–5 auf diesem Standpunkt … zusammengehend] De  : Hier ist es daß | die Macht des Priesters oft zusammenfällt mit der des Gottes  Do  : so daß nur ein leichter Unterschied zwischen ihnen ist .   11 die Wirklichkeit … Kraft] Pa  : der wirkliche Mensch ist die Kraft die diese 35 Wirklichkeit erlangt   11–12 Diese Priester … sich] Pa  : die Priester in denen der Gott wohnt , 35 es wird ihnen befohlen , sie haben die weltlichen Regenten über sich  Do  : So sind die Priester die gegenwärtigen Götter , oft unterworfen | dem weltlichen Herrscher   15 die nicht … sind] Pa  : die den Regen nicht kommen machen wollen  16 bis sie … sind] Pa  : bis er kommt   20 ältesten] PaDeDo  : ersten und ältesten   25 Zeitliche] Pa  : Zeitliche , Zufällige  De  : zufällige , Zeitige  29 ewige] Pa  : wahrhafte ewige  

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Bedeutung seines Geistes . Das Abstreifen triVt nur das sinnliche Dasein , dem Individuum wird dagegen hier behalten die ganze übrige zufällige Weise seiner Besonderheit , seiner sinnlichen Gegenwart , es ist in die Vorstellung entrückt und wird darin behalten . Dieß hat aber nicht die Form der Wahrheit , sondern was ihm so behalten wird , hat noch die Form seines ganz sinnlichen Daseins . Die Verehrung der Todten ist daher noch ganz schwach , von zufälligen Inhalt , sie sind eine Macht | aber eine schwache Macht . Das Dauernde an ihnen , was noch sinnlich auffällt , das unsterblich Sinnliche sind die Knochen . Viele Völker verehren daher die Knochen der Verstorbenen und zaubern vermittelst derselben . Man kann hierbei an die Reliquien erinnert werden | und es ist naiv wenn die Missionare einerseits gegen diese Verehrung eifern und andererseits ihren Reliquien eine grosse Macht zuschreiben . So erzählt ein Kapuziner die Neger hätten Binden deren Zubereitung weitläuftig und zauberhaft ist und denen sie Sicherstellung des Menschen gegen die wilden Thiere zuschreiben ,  | er habe oft gesehen daß mit solchen Binden versehene Menschen von Thieren zerrissen worden seien , wogegen die denen er Reliquien angehängt habe immer verschont geblieben seien . Die Todten verlangen also Verehrung und die besteht dann in weiter nichts , als daß ihnen eine gewisse Sorgfalt geleistet werde , Speise und Trank gereicht werde . Die meisten alten Völker gaben den Todten Speise ins Grab . Es ist daher die Vorstellung des Wahren , Dauernden , Aushaltenden sehr untergeordnet . Es wird auch vorgestellt daß die Todten wieder zur Gegenwart kommen oder gebracht werden können , theils als Macht die die Vernachlässigung der Pflege rächen will sich zeigend , theils als hervorgezaubert , durch die Macht des Zauberers , des wirklichen Selbstbewußtseins und so diesem unterthan | seiend . Die Art des Kultus in dieser Sphäre wird aus Beispielen näher zur Vorstellung kommen . Der Kapuziner Cavazzi , der sich längere Zeit in Congo aufhielt , erzählt vieles von diesen Zauberern , welche Singhili heissen . Sie haben ein grosses An­sehen beim Volke und rufen dieß so oft es ihnen beliebt zusammen . Sie thun dieß immer von Zeit zu Zeit und geben an von diesem oder jenen Verstorbenen dazu getrieben zu sein . Das Volk muß erscheinen , jeder mit einem Messer ver-

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5 hat noch … sinnlichen] Pa  : aber das worin er behalten ist , ist nicht sein Wahrhaftes , sondern was ihm behalten wird ist die ganze zufällige sinnliche Weise , seines  De  : Aber was ihm behalten wird , ist nicht sein Wahrhaftes , sondern seine ganze zufällige sinnliche Weise seines   7 Macht1] De  : 35 Macht , die Dienste verlangt   11 diese Verehrung] De  : diesen heidnischen Zauber   15 er] De  : Er 35 habe dagegen gesprochen , umsonst und habe   17 verschont] Pa  : von Wilden Thieren verschont   21 des Wahren , Dauernden , Aushaltenden] De  : was das Wahre in ihnen sey   30–31 von diesem … sein] De , ähnlich Pa  : daß dieser und jener Verstorbene sie dazu treibe , und diß verlange . (De  : Auch die Art des Kultus wird dadurch zur Vorstellung kommen .)  31 Das Volk muß] Pa  : Wenn



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sehen , er selbst erscheint getragen in einem Netze , geschmückt mit Edelsteinen , Federn pp die Menge empfängt ihn mit Singen , Tanzen , und Frohlocken , wobei eine barbarische , beteubende , ungeheure Musik gemacht wird , welche | bewirken soll daß der abgeschiedene Geist in den Singhili fahre , er selbst bittet diesen darum , ist dieß geschehen so erhebt er sich und geberdet sich ganz nach Art eines Besessenen , zerreisst seine Kleider , rollt die Augen , beißt und kratzt sich , hierbei spricht er aus was der Verstorbene verlangt und beantwortet die Fragen derer die ihn nach ihren Ange|legen­heiten befragen . Der sprechende Todte droht Noth und Elend , wünscht ihnen Widerwärtigkeiten , schmäht auf die Undankbarkeit seiner Blutsverwandten , indem sie ihm kein Menschenblut gegeben haben . Cavazzi sagt  : Es zeigt sich an ihm die Wirkung der höllischen Furie und er heult fürchterlich , er fordert sich das Blut ein , das ihm nicht dargebracht ist , ergreift ein Messer , stößt einen in die Brust , haut Köpfe herunter , schneidet Bäuche auf und trinkt das ausströmende Blut , er zerreißt die Körper und theilt das Fleisch unter die Uebrigen , die es unbesehen fressen obgleich es von ihren nächsten Verwandten sein kann , sie wissen dieß Ende voraus , aber gehen doch mit dem größten Frohlocken zur Versammlung . Die Giaki , Schagga stellen sich vor daß die Todten Hunger und Durst haben . Wenn nun jemand krank wird oder vornämlich wenn er Erscheinungen , Träume hat , so läßt er einen Singhili kommen und befragt ihn . Der erkundigt sich nach allen Umständen und das Resultat ist , daß es die Erscheinung von einem seiner verstorbenen Verwandten sei der hier gegenwärtig , und daß er zu einen anderen Singhili gehen müsse um ihn | vertreiben zu lassen . Denn jeder Singhili hat sein besonderes Geschäft . Dieser führt ihn nun zu dem Grabe dessen der ihm erschienen ist , oder der der Grund der Krankheit ist , hier wird der Todte beschworen , geschmäht , gedroht , bis er in den Singhili fährt und | entdeckt was er verlange um

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der Sengille die Einwohner des Landes zusammenruft , so müssen sie   1 geschmückt mit Edelsteinen , Federn pp] Pa  : und auf eine fantastische Weise mit Blumen , Edelsteinen ausgeschmückt  3 gemacht wird] Pa  : gemacht , mit Instrumenten , gesungen  5 sich1] Pa  : sich mit Mühe   10 indem sie ihm] De  : auf | Vernachlässigung klagen besonders daß sie ihm  Pa  : und verlangt in Ansehung der Speise und des Getränks besonders daß sie ihm   11 heult] Pa  : schäumt , und heult   12 er] Pa  : Er lauft herum , und  15 Uebrigen] Pa  : Umstehenden  De  : freßbegierigen Umstehenden  15–16 von ihren … kann] Pa  : es kann von ihren Eltern Geschwistern sein , es wird alles aufgefressen  18 Die] Pa  : Eine andere Weise wie die Todten wirksam sind ist folgende  : Sie   Todten] PaDe  : (Pa  : Verstorbenen  De  : Seelen) auf der Erde herumgehen , und    21–22 es die Erscheinung … Ver­wandten sei] Pa  : seine Krankheit und diese Träume daß dies Erscheinungen sind von seinem Verwandten  De  : die Krankheit etc . Verfolgungen seiner Verwandten sind   26 um] Pa  : und was geschehen soll um   12 das] daß  

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versöhnt zu sein . So geschieht es wenn er schon lange todt ist , ist er erst kürzlich begraben , so wird die Leiche ausgegraben , der Kopf abgeschnitten und aufgeschlagen , die aus demselben fliessenden Feuchtigkeiten muß der Kranke theils in Speisen verzehren , theils werden Pflaster daraus gemacht die ihm aufgelegt werden . Schwieriger ist es wenn der Todte kein Begräbniß gehabt hat , von Freund , Feind oder Thieren gefressen worden ist . Der Singhili nimt dann Beschwörungen vor und sagt dann aus der Geist sei in den Körper eines AVen , Vogels pp gefahren und bringt es dahin daß dieser gefangen wird , das Thier wird dann getödtet und der Kranke verzehrt es und damit hat der Geist alles Recht verloren etwas zu sein . Es erhellt hieraus , daß insofern von Fortdauer die Rede ist , dem Geist keine absolute , freie ,  | selbstständige Macht eingeräumt wird . Als Todt wird der Mensch dargestellt daß ihm das empirische äusserliche Dasein abgestreift worden ist , aber ihm bleibt in dieser Sphäre noch seine ganze zufällige Natur , die Objektivirung bezieht sich noch ganz auf die äussere Weise ist noch ganz formell , es ist noch nicht das Wesentliche was als Seiendes gilt , und das was übrig bleibt ist noch die zufällige Natur . Die Dauer selbst die den Todten gegeben ist , ist eine oberflächliche Bestimmung , er bleibt als zufälliges Dasein , in der Macht , in der Hand des lebendigen Selbstbewußtseins des Zauberers , so daß dieser ihn sogar noch einmal , also zwei Mal , sterben lassen kann . Die Vorstellung von der Unsterblichkeit hängt zusammen mit der Vorstellung von Gott , jemehr die Macht der Geistigkeit nach ihrem Gehalt auf ewige Weise aufgefaßt wird , je würdiger ist die Vorstellung von Gott und die des Geistes des menschlichen Individuums . So schwach , so unkräftig die Menschen hier erscheinen , so erscheinen sie auch bei den Griechen und beim Homer . In der Scene des Odysseus am Styx , ruft dieser die Todten hervor , er schlachtet einen | schwarzen Bock , sie sind begierig nach seinem Blut damit Lebendigkeit in sie komme , Odysseus läßt einige trinken und hält die anderen mit dem Schwerdt zurück . Ebenso sinnlich die Vorstellung von dem Geiste des Menschen ist , ebenso sinnlich ist die von dem was die Macht an | und für sich ist . In dem Beispiel ist auch zugleich enthalten wie wenig Werth der Mensch als Individuum auf diesem Standpunkt hat , diese Verachtung , Geringachtung des

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9 das Thier … getödtet] Pa , ähnlich De  : wird | ihm der Hals herumgedreht   13–14 das em­pi­ rische äusserliche Dasein] De  : die sinnliche Existenz   16 als Seiendes gilt] De  : vor das Bewußtseyn 35 tritt  21 hängt] Pa  : hängt auf das Nächste  De  : hängt durchaus   22 jemehr] Pa  : Je höher die Affirmation des Menschen steigt , je mehr   Gehalt] Pa  : wahrhaften Gehalt   26 Scene] De  : Nekromantie   27 Todten] Pa  : Todten , sie müssen kommen  33 diese] Pa  : Daß Menschen geschlachtet



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Menschen durch andere ist auch unter den Negern als Zustand der Sklaverei bekannt , die ganz allgemein unter ihnen ist . Gefangene sind entweder Sklaven oder werden geschlachtet . Mit der Vorstellung der Unsterblichkeit wächst der Werth des Lebens , man sollte meinen es sei umgekehrt , dann habe das Leben weniger Werth . Einerseits ist dieß auch der Fall , aber andererseits wird damit das Recht des Individuums an das | Leben um so größer , und das Recht wird erst groß , wenn der Mensch als frei in sich erkannt ist . Beide Bestimmungen , des subjektiven endlichen Fürsichseins und der absoluten Macht , was spaeterhin als absoluter Geist hervortreten soll hängen aufs engste zusammen . | In der Sphäre der Zauberei wo die Geistigkeit nur gewußt wird als im einzelnen Selbstbewußtsein kann von Kultus , als freie Verehrung eines Geistigen nicht die Rede sein . Dieß Verhältniß ist hier vielmehr die Ausübung der Herrschaft über die Natur , die Herrschaft von einigen Selbstbewußten über die anderen , der Zauberer über die Nichtwissenden . Der Zustand dieser Herrschaft ist sinnliche Beteubung , wo der besondere Willen vergessen , ausgelöscht wird und das abstrakt sinnliche Bewußtsein aufs höchste gesteigert wird . Die Mittel diese Beteubung hervorzubringen sind Tanz , Musik Geschrei , Fressen , selbst Mischung der | Geschlechter und diese sind das , was auf einen höheren Standpunkt Kultus wird . Diese Sphäre der Zauberei ist in der Existenz vorhanden als eine ganz ausgebreitete , organisirte Monarchie und die Anschauung derselben hat etwas grandioses , majestätisches . Es sind alle Momente in derselben vorhanden , besonders tritt aber die Modifikation hervor , daß die Todten nicht mehr unter den Menschen sind , nicht mehr im Reiche des bewußten Vollbringens , sondern daß sie Vor­steher der natürlichen Reiche und besonderer Zweige derselben | sind . Man

aufgefressen werden , diese  1 auch unter] Pa  : vornehmlich bei   2–3 Gefangene sind … geschlachtet .] Pa  : Nicht nur die Gefangenen werden geschlachtet zu 100 und 1000den sondern auch die eigenen Mitbürger .   3 der1] De  : der Intensität der   4–5 dann habe … Werth] Pa  : wenn der Mensch glaubt unsterblich zu sein , so müsste das Leben desto gleichgültiger sein   6 groß] De  : erkannt und anerkannt  Pa  : ist ein anerkanntes  10 der Sphäre] Pa  : dieser unmittelbaren Form   wo] Pa , ähnlich De  : wo das Selbstbewußtsein die allgemeine Macht ist , wo   12 Dieß Verhältniß] De  : Das Wesentliche  14 der Zauberer] Pa  : und der gemeine Cultus der Vorsteher und Mächtigen   Der Zustand dieser Herrschaft] Pa  : was verlangt wird , ist ein Zustand des Aussersichseins , des sinnlichen Aussersichseins  De  : Der gemeinschaftliche Cultus ist dann eben ein Zustand des Außer­sich­seyns und zwar eines sinnlichen Außersichseyns , eine Betäubung und zwar eine   15 wo] Pa  : worin das besondere Bewußtsein   18–19 und diese … wird] Pa  : das wird der höchste Zustand vorgestellt , und ist die höchste Weise was Cultus genannt werden kann . Abstracte Bedeutung , sinnliche Bedeutung .   20 Existenz] Pa  : Vorstellung  24 Vollbringens] Pa  : Willens   34 des] der  

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konnte sagen sie werden erhoben zu Herrn der Naturkreise , in der That aber werden sie heruntergesetzt zu Genien des Natürlichen . Diese Vorstellung in ihrem grandiosen Verhältniß ist vorhanden gewesen in China , spaeter ist in China noch Anderes , was sogleich erwähnt werden wird , hinzugekommen . Der Inhalt des Prinzips ist , daß noch | das gegenwärtige einzelne Selbstbewußtsein die göttliche Macht ist , dieß ist der Kaiser von China , Herr und Gebieter über alle Gesetze der vorhandenen Welt , aber auch Herr der Natur , die er durch Genien regiert , welches die Abgeschiedenen sind , in sofern sie durch ihn eingesetzt werden . An die Einsetzung einer neuen Dynastie knüpft sich die Beschreibung von dem Folgenden welches dieß näher zeigen wird . Im Jahre 1122 . v . Ch . G . , eine Zeit die in der chinesischen Geschichte noch ganz bestimmt ist , kam die Dynastie der Tscheu zur Regierung . Wu-wang war aus dieser der erste Kaiser , der letzte | der vorhergehenden Dynastie Tschu-sin hatte wie seine Vorgänger schlecht regiert , so daß die Chinesen sich vorstellten der böse Genius , der sich ihm ein­ver|leibt , habe regiert . Mit einer neuen Dynastie muß sich alles erneuen auf Erden und am Himmel , es giebt neue Gesetze , Musik , Tänze Beamte pp und nicht nur die Beamten der Wirklichkeit , sondern auch die welche Todte sind werden erneuet . Der Kaiser beherrscht die Natur , und setzt dieß alles ein . Eine Hauptsache ist daß die Graeber der vorhergehenden Dynastie zerstört werden , daß den Beamten die Ehre geraubt werde . Da nun aber in dem neuen Reiche Familien vorhanden sind die der alten Dynastie anhänglich waren , deren Verwandte höhere Aemter , besonders Kriegsämter hatten , solche zu verletzen jedoch unpolitisch wäre , so muß ein Mittel gefunden werden , ihren verstorbenen Verwandten die Ehre zu lassen . Wu-wang führte dieß auf folgende Weise aus . Nachdem in der Hauptstadt , Pecking war es noch nicht , die Flammen gelöscht waren , Flammen die der letzte Fürst hatte anzünden lassen , um den kaiserlichen Pallast mit allen Schätzen , Weibern pp zu vernichten , so war das Reich , die Herrschaft dem Wu-wang unterworfen und der Moment gekommen daß er als Kaiser in die Kaiserstadt einziehen , sich dem Volke darstellen und Gesetze geben sollte . | Er

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2 Genien] PaDe  : (Pa  : bloßen  De  : unbewußten) Genien  3 ihrem grandiosen Verhältniß] Pa  : ihrer grandiosen Ausübung   5 hinzugekommen] Pa  : dazu gekommen , also , ich will einen Auszug geben von dieser Darstellung   7 dieß] Pa  : dieses Individuum   12 Im Jahre 1122 .] De  : In 35 der Chinesischen Geschichte kommt so eine Geschichte einer Besetzung vor , bey Gelegenheit eines 35 Dynastiewechsels . 1122   18 Tänze] De  : Ceremonie , neue   23 höhere] Pa  : in Ehre gestanden haben hohe   24 hatten] Pa  : hatten , und im Kampfe standen mit der neuen Dynastie , so   29 zu vernichten] Pa  : in Asche zu verwandeln  De  : ein-zu-äschern  29–30 dem Wu-wang] Pa  : der neuen Dynastie  



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machte jedoch bekannt , daß er dieß nicht eher könne als bis zwischen ihm und dem Himmel alles auf angemessene Weise in Ordnung gebracht sei . Von dieser Reichskonstitution zwischen ihm und dem Himmel wurde gesagt , sie sei in zwei Büchern enthalten , die auf einem Berge bei einem alten Meister niedergelegt seien . Das eine enthielte die neuen Gesetze und das zweite die Namen | und die Aemter der Genien , Schen genannt , welche die neuen Vorsteher des Reichs in der natürlichen Welt sind , so wie die Mandarinen in der bewußten Welt . Diese Bücher abzuholen wurde der General des Wu-wang abgeschickt , dieser war selbst schon ein Schen , ein gegenwärtiger Genius , wozu er es bei seinem Leben schon durch mehr als 40jährige Studien und Uebungen gebracht hatte . Die Bücher wurden gebracht . Der Kaiser reinigte sich , fastete drei Tage , am vierten Tage mit Aufgang der Sonne , trat er in Kaiserkleidung hervor mit dem Buch der neuen Gesetze , dieß wurde auf dem Altar niedergelegt , Opfer dargebracht und dem Himmel dafür gedankt . Hierauf wurden die Gesetze bekannt gemacht , welche jedesmal mit wenigen Abänderungen die alten sind . Das 2te Buch wurde nicht geöVnet , sondern der General damit | auf einen Berg geschickt um den Schen es bekannt zu machen und ihnen zu eröVnen was der Kaiser gebiete . Es wird nun weiter erzählt , auf dem Berge habe der General die Schen zusammenberufen , dieser Berg lag in dem Gebiete aus dem das Haus der neuen Dynastie stammte . Die Abgeschiedenen hätten sich nun versamlet nach dem Range höher oder niedriger am Berge , der General habe auf einen Thron in der Mitte gesessen der zu diesem Behuf errichtet und herrlich geschmückt gewesen sei , er sei geziert gewesen mit den acht Cua , von demselben habe die Reichsstandarte und das Scepter , der Kommandostab über die Schen auf einem Altar gelegen , ebenso das Diplom des alten Meisters der dadurch den General bevollmächtigte den Schen die neuen Befehle bekannt zu machen . Der General las das Diplom , dann kam es an die Schen , die bisher regierenden wurden über ihre Nachlässigkeit verwiesen , erklärt daß sie unwürdig seien weiter zu herrschen , und ihres Amtes entlassen . Es

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3 Reichskonstitution] Pa  : dieser Ordnung  De  : diesem Tractate  5 Gesetze] Pa  : Gesetze die … Welt] Pa  : die unsichtbaren Beamten über das Natürliche  8 abzuholen] Pa  : abzuholen von dem Berge  10–11 Die Bücher wurden gebracht .] Pa  : Es wurde eine Ceremonie zu Bekanntmachung der Bücher vorge­ nommen .  De  : Er sey dann mit den Büchern gekommen , und es folgten viele Ceremonien zur 35 Bekanntmachung .   13 dieß wurde … niedergelegt] De  : bückte sich vor demselben und legte es auf 35 den Altar   15 Das 2te Buch] De  : Die Hauptsache war das | andre Buch . Das   16 Berg] Pa  : ande­ ren Berg (es sind 4 Berge)  22–23 er sei … acht Cua] Pa  : ein Altar befand sich vor diesem Thron . Auf dem Thron waren die 8 Gua (Zeichen des Foi)  De  : die 8 Ku-an und 3erley   23 Reichsstandarte] PaDe  : (De  : Reichsstandarte  Pa  : Standarte) der neuen Dynastie  24 über die Schen] Pa  : der über die Genien Macht ausübt   26 las] Pa , ähnlich De  : opferte zuerst , und dann laß er  

7 natürlichen] Do  : sichtbaren   so wie 30 bekannt gemacht werden sollten  

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wurde ihnen gesagt sie könnten hingehen wohin sie wollten , sogar ins menschliche Leben wieder eintreten , um | auf diese Weise von Neuem Belohnungen zu verdienen . Nun rief der General die neuen Schen auf , die befördert werden sollten und gab ihnen Instruktionen über ihre Geschäfte . Zuerst wurden Vorsteher über die vier Berge ernannt die die 4 Welttheile und die 4 Jahreszeiten vorstellen , den Chinesen ist China die Welt . Dann wurde ein Prinz hervorgerufen der unter der vorigen Dynastie eine Hauptrolle ­gespielt hatte , er war im Kriege ein tüchtiger und großer General im | Frieden ein treuer und pünktlicher Minister gewesen , und hat der neuen Dynastie die meisten Hindernisse in den Weg gelegt , bis er endlich im Kriege umgekommen war . Sein Name war der fünfte und sein Amt die Inspektion über alle Schen die mit dem Regen , Winde , Donner und den Wolken beauftragt waren , er sollte eingesetzt werden und durch den General der neuen Dynastie der den Krieg mit ihm geführt hatte . Sein Name mußte zwei Mal gerufen und | ihm erst der Kommando­ stab gezeigt werden ehe er näher trat , er kam mit einer verächtlichen Miene und blieb stolz | stehen . Der General redete ihn an  : Du bist nicht mehr was du unter den Menschen warst , bist nichts als ein gemeiner Schen der noch kein Amt hat , ich soll dir vom alten Meister eins übertragen , ehre diesen Befehl . Hierauf fiel der Schen nieder und es wurde ihm eine lange Rede gehalten und er zum Chef jener Schen ernannt . Er bekam Regen zur rechten Zeit zu machen , die Wolken zu zertheilen wenn sie eine Ueberschwemmung verursachen könnten , den Wind nicht zum Sturm werden zu lassen und den Donner nur rollen zu lassen

1–3 sogar ins … verdienen] Pa , ähnlich De  : es steht ihnen frei wieder in den Kreis des menschlichen ­L ebens hineinzutreten , um dort ihre Fehler abzubüssen   3 Nun rief der General] Pa  : Er stellte sich auf seinen Thron und rief  5 Zuerst wurden … ernannt] PaDe  : Den ersten setzte er ein zum Herrscher über den Berg , (De  : einen General eines früheren Kaisers , und noch andre wurden auf diese 4 Berge vertheilt . Pa  : die anderen über die anderen Berge)  6 Jahreszeiten vorstellen] Pa  : Jahres­ zeiten . Der 5 wird ernannt über den mittleren Berg  De  : Jahrzeiten  ; und einen 5ten Genius des mittelsten Berges   7 der vorigen Dynastie] Pa  : dem letzten Fürsten  8–9 war im Kriege … ge­wesen] Pa  : hatte sich während des Friedens durch seine Recht­schaVen­heit ausgezeichnet und im Kriege Muth und Tapferkeit bewiesen und grosse Thaten gethan   13–14 Dynastie der … hatte] Pa  : Dynastie . Er wurde also gerufen dieser Prinz vor den neuen General  15 näher] Pa  : an den Fuß des Altars  16 stolz] Pa  : aufrecht  De  : stolz aufrecht   Der General redete ihn an  :] Pa  : Wie da Seja (der neue Ge­ neral) sah daß er diese Haltung nehme , sagte er   17 Menschen] De  : Menschen im Körper   18 ich soll … übertragen] De  : Um dir diß zu geben , hat mir der alte Meister aufgetragen , dir diese Worte zu sagen .   ehre diesen Befehl] Pa  : Höre diese Befehle mit aller Verehrung , die du ihnen schuldig bist   19 nieder] PaDe  : (De  : nieder  Pa  : auf die Knie) vor dem Altar   gehalten] De  : gehalten . Er habe sich lange den Studien gewidmet , dann den WaVen etc .   20 jener Schen] Pa  : aller Schen die über den Regen , die Wolken , Wind und Donner gebieten   34 sah] sagte  

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um die Bösen zu erschrecken und sie zu veranlassen in sich zurückzukehren . Er erhielt 24 Adjudanten , deren jeder seine besondere Inspektion bekam welche alle 14 Tage wechselte , unter diesen erhielten andere , andere Departements . Die Chinesen haben 5 Elemente , diese bekamen Chefs . Ein Schen bekam die Auf­ sicht über das Feuer in Rücksicht auf Feuersbrünste , 6 Schen wurden über die Epidemien gesetzt und erhielten den Auftrag zur Erleichterung der menschlichen Gesellschaft sie zuweilen vom Ueberfluß an Menschen zu | reinigen . Nachdem alle Aemter vertheilt waren , wurde das Buch dem Kaiser wieder übergeben , und es macht noch den astrologischen Theil des Kalenders aus . Es erscheinen in China jährlich zwei Adreßkalender , der eine über die Mandarinen , der andere über die unsichtbaren Beamten die Schen . Bei Miswachs , Feuersbrünsten , Ueberschwemmungen pp werden die betreVenden Schen abgeschaVt , ihre Bilder gestürzt und neue ernannt . Hier ist also die Herrschaft des Kaisers über die Natur eine vollkommen organisirte Monarchie . Wir haben nun gesehen daß | die Objektivität nur in formeller Allgemeinheit bestand , der Inhalt ist noch die sinnliche Welt des ganz rohen Bewußtseins , der Zweck ist die Begierde und das natürliche Ding nach dem Verhältniß der Befriedigung der Begierde , es ist noch nicht an und für sich seiende Objektivität , es ist noch kein Inhalt den wir als wahrhaft anerkennen können , es ist nur die Macht des Menschen über das Natürliche . Die Religion ist die | Einheit vom Endlichen und | Unendlichen , BegriV und Realität . Diese beiden Momente sind es die wir wesentlich zu betrachten haben , um zu sehen wie Gott sich bestimme . Das Endliche ist das unmittelbare Selbstbewußtsein , dieser Mensch , diese Menschen , es ist die Seite der Bestimmtheit des Inhalts , die andere Seite , das Unendliche , ist die Macht des Geistigen über das Zufällige , sinnlich Äusserliche , die Macht ist also hier die Grundbestimmung , sie ist das was die Seite des Unendlichen , Wesentlichen überhaupt ist , Macht über das Unwesentliche , aber der Inhalt der Macht ist noch kein an und für sich objektiver , wesentlicher . Die Macht als solche ist Negativität , Wesentlichkeit aber nur in Beziehung auf Anderes welches sie negirt , sie ist Negativität des Anderen  ;

2 Adjudanten] Ho  : Adjudanten (berühmte Officiere)   3 unter diesen … Departements] Pa  : So wird dann vorgestellt daß all diese Amte nach und nach vertheilt wurden .  De  : So wurden alle diese 35 Aemter vertheilt .   6 Epidemien] PaDe  : epidemischen Krankheiten   9 Kalenders aus .] De  : Im Kalender wird dann angezeigt , welcher Tschen jedesmal regiere   13 Natur] Pa  : Natur , über die 14 vollkommen] De  : förmlich   15 Allgemeinheit] Pa  : Einheit   19–20 Macht des … 35 Genien   Natürliche] De  : Macht des Bewußtseyns über die Sinnlichkeit  22 wesentlich] Pa  : in der Idee  De  : wesentlich in der Idee   29 objektiver , wesentlicher] Pa  : obiectiver , sinnliche Begierde , etc . ist der Inhalt , ist Zweck worüber die Macht Meister ist  De  : Objectiver , sondern ein sinnlicher  

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sie ist nicht freie Macht , sondern wesentlich Macht über etwas , so daß immer die Beziehung auf Anderes vorhanden ist . Der nächste Fortgang ist dieser daß die Seite des Unendlichen , der Wesentlich­ keit auf eine tiefere , wahrhaftere Weise aufgefaßt wird , als im Vorhergehenden , oder daß das Bewußtsein | des objektiven Geistes | eine andere Weise der Objektivität wird , als die bisher gesehene . Diese Bestimmung kann keine andere sein , als daß das Bewußtsein sich auffaßt , das Wesen auffaßt als in sich selbstseiende Wesentlichkeit , sich auf sich beziehende Wesentlichkeit , Reflexion der Negativität in sich und hier ist es dann daß die wahre objektive Allgemeinheit , dem Inhalte nach objektive Allgemeinheit anfängt . Die wahrhaft objektive Allgemeinheit beginnt in dem Insichsein überhaupt , es gehört dazu , daß der Gedanke zu sich kommt , der Gedanke als Macht ist nur in Beziehung auf Anderes , der Gedanke muß Wesenheit fassen , die frei ist von dem Wollen und Wissen , die Wesenheit muß als das Wahrhafte konstituirt werden . Hier unterscheidet sich das natürlich , zufällig bestimmte Selbstbewußtsein , die Wildheit der Begierde , die nur zur Macht kommt , von dem in sich Ruhenden , Beharrenden , dem Geiste und hier in diesem Insichsein geht der Ort auf worin | Göttlichkeit vorhanden ist . Die Sphäre der Zauberei ist eigentlich noch ohne dieselbe , hier erst fängt sie an , denn hier erst fängt das Bewußtsein an vom Insichsein , Ruhenden , ewig in sich | Ruhenden , erst wahrhaft göttliche Bestimmung . Diese Bestimmung ist zuerst noch abstrakt , aber dazu , daß der Geist in seiner Wahrheit bestimmt , erkannt , gewußt sei , gehört mehr , so schlecht die weiteren Bestimmungen auch sein mögen , so ist hier doch fester Boden , wahrhafte Bestimmung Gottes die die Grundlage ausmacht . Wenn wir diese Vorstellung mit der Ansicht vergleichen , nichts von Gott zu wissen , so steht so schlecht und niedrig sie auch aussieht diese Religion doch höher als diejenige welche sagt , Gott ist nicht zu erkennen , denn hier kann gar keine Verehrung statt finden , indem man nur verehren kann was man weiß , erkennt . Das Selbstbewußtsein hat hier ein affirmatives Verhältniß zu diesem Gegenstande , denn eben die Wesenheit , das Insichsein , ist das Denken selbst und dieß ist das eigentlich Wesentliche des Selbstbewußtseins , also ist

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1–2 freie Macht , … vorhanden ist] Pa  : frei in sich selbst , sie ist nicht Macht über sich selbst   5–6 das Bewußtsein … Objektivität] Pa  : dem subjectiven Geist ein anderes geistiges Moment objectiv wird   7 das Bewußtsein sich] De  : der Geist sein Bewußtseyn  11 daß] Pa  : daß das Selbstbewußt­ 35 sein sich in sich versenkt , daß  De  : daß das Bewußtseyn als Selbstbewußtseyn sich in sich reflectirt , versenkt   15 Wildheit] Pa  : Roheit , Wildheit   16 Beharrenden , dem Geiste] PaDe  : beharrenden 35 des Geistes  18 noch ohne dieselbe] Pa  : nicht Religion zu nennen  20 Bestimmung1] De  : Bestim­ mung , frey für sich , das Substanzielle , Allgemeine zu seyn   26 Gott ist … erkennen ,] Pa  : daß wir von Gott nichts wissen   28 Das] Pa  : | Es ist damit ein fester Boden gefunden , und das  



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nichts unbekanntes , jenseitiges in demselben . Es hat sein eigenes Wesen vor sich und hat ein affirmatives Verhältniß zu diesem , aber es stellt es sich auch vor als Gegenstand , so daß es unterscheidet dieß Insichsein , diese reine Freiheit von sich , diesem Selbstbewußtsein , denn dieß ist zufälliges , empirisches , mannigfaltig , bestimmtes Fürsichsein . Dieß ist also die Grundbestimung . | Das Weitere ist , daß das Unendliche , welches zunächst das sichinsichversenken des Gedankens ist , zunächst nur abstrakt ist , aber wesentlich auch bestimmt sein muß , denn das Wahre ist konkret , die Bestimmtheit darf nicht fehlen und die Frage ist nur , wie die Bestimmtheit sein kann , denn wir sind noch auf dem Standpunkte der Naturreligion überhaupt und in ihr auf dem Standpunkte auf dem die Gestalt , Bestimmtheit des Geistigen noch ist die unmittelbare Gestalt des Geistigen , die Form hat eines dieses Selbstbewußten . Dieß ist noch die nächste Form für dieß an sich Objektive . Dieß Unendliche ist auf sich sich beziehend nicht mehr Macht , die nur nach aussen wirkt . Dieß ist die eine Bestimmung , die andere ist , daß auch das 2te Moment die Realität zur unendlichen Form erhoben wird , dieß ist jedoch spaeterhin und unterschieden vom Ersten . Die Erhebung der Existenz zum Unendlichen der Form ist geistiges Wissen , freie | Intelligenz als solche , dieß ist etwas weiteres , hier ist die Form noch die unmittelbare und zunächst die , daß sie ein , dieses Selbstbewußtsein ist . Weil beides , die Bestimmung des Unendlichen und die Realität , wie gesagt unterschieden ist , so ist es denn auch hier nothwendig , daß auch | diese Form eine eigenthümliche Religion ausmache und der Geist auf dieser Stufe sich feststelle . Wenn diese Seite die Ruhe in sich selbst ist , sind wir mit ihr aus dem Kreise der Zauberei , der Macht herausgetreten . Um das Geschichtliche , Vorhandene zu erwähnen , so ist nun hiermit die Religion des Fo damit bestimmt , sie ist die Religion der Chinesen , Mogolen , Tibetaner , ferner der Birmanen und Ceilonesen , wo jedoch das , was hier Fo heißt , Budda genannt wird , beides ist jedoch gleichbedeutend und es ist die Religion welche wir unter der Form der Lamaischen kennen . Der Unterschied zwischen der Religion des Fo und dem Lamaismus ist nur oberflächlich . In der Religion des Lama ist die Gestalt , die Seite | der Realität dieß Selbstbewußtsein , ein

1 Es] De  : Es ist damit also fester Boden feste Bestimmung gewonnen und das Selbstbewußtseyn  3 so daß] De  : Diß In-sich-seyn ist das Denken selbst und das ist die eigene Wesentlichkeit des Selbst35 bewußtseyns . Es stellt sich diese Wesenhaftigkeit aber doch gegenständlich gegenüber . Denn   15 die Realität] Pa  : d i e S e i t e d e r E x i s t e n z d i e G e s t a l t  De  : diese Gestalt  17 geistiges Wissen , 35 freie Intelligenz] Pa  : freie Geistigkeit   23 herausgetreten] Pa  : herausgetreten aber beides kann neben einanderstehen . Das eine ist die Macht der chinesischen Kaiser , das andere die Seite des Welt­ lichen  De  : Aber beydes kann sehr wohl neben einander bestehen  : die weltliche Macht (der Kaiser) und das Geistliche .   25 Fo] De  : F oy in China  

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wirk­li­cher , lebender Mensch aber es giebt mehrere solcher obersten Lamen , vor­ nämlich drei , den Dalai Lama , den Lama im südlichen Tibet und den in der russischen Mogolei , welche als Götter verehrt werden , Fo und Budda sind auch solche Individuen nur werden sie vorgestellt als verstorben . Weil es jedoch menschliche Individuen sind so bleibt die Zufälligkeit , daß es mehrere | sein können , so wird vom Budda gesagt , daß er jetzt als Gaugama in Birmanien verehrt wird , und es giebt deshalb mehrere Lamen . Gaugama soll einige 40 Jahre v . Ch . G . gelebt haben , er wird Erlöser der Seelen genannt und so fällt schon der Accent auf die Seele , auf das Geistige . Er wird vorgestellt nach Budda , auf diesen folgend , als eine Inkarnation desselben , und so wird er jetzt verehrt . Zu betrachten ist das Verhältniß der | anderen unwesentlichen Selbstbewußtsein im Vergleich mit diesem , das Verhältniß der subjektiven Religion der Gemeinde . Hier beginnt freie Verehrung , sie hat das Wesen erkannt , substantielle Identität mit sich zu sein , hier fängt das Theoretische an , nicht mehr das Praktische die Macht ist das erste Moment , nicht das Sein gegen Anderes , nicht mehr das Praktische dessen Inhalt die Begierde verlangend , sich befriedigend , hier ist ruhendes Insichsein , Bestimmung für das Bewußtsein und so ist die Begierde gebunden zu opferloser Entsagung . Der Charakter der Gemeinde ist der Ton der Ruhe , Stille , der Sanftmuth , des Gehorsams , das über der Begierde | steht , und das Leben dieser Menschen ist regiert von diesem Stillsein der Sinne . Es steht den Individuen dieses Kultus oVen , das äusserliche , weltliche Leben aufzugeben und sich in einen fortdauernden Zustand der Ruhe , sich in die Betrachtung seiner selbst zu versenken und dieß ist dann die höchste Vollendung . Der Grundton des Charakters der Gemeine ist Sanftmuth , Ruhe und so entstehen dann große Priesterschaften die in stiller Betrachtung des Ewigen | leben , ohne an weltlichen Interessen und Geschäften Theil zu nehmen . In Rücksicht auf das subjektive Selbstbewußtsein ist noch die zweite Bestimmung zu bemerken , daß nämlich hier es ist , daß die Lehre von der Seelen­

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2 Dalai Lama] Pa  : Dalai-Lama , im nördlichen Tibet   2–3 in der russischen Mogolei] PaDe  : i n d e r r u s s i s c h e n M o n g o l e i (Pa  : in Sibirien östlich von der Songarei da) ist auch so ein Haupt  Ho  : 30 im hohen Thibet und in Hinter-sibiren   3 solche] PaDe  : menschliche   6 Gaugama] Pa  : Gaudama  De  : Kautama   11 Zu betrachten ist das] Pa  : Es sind noch einige weitere Bestimmungen zu bemerken . Die Bestimmung das  unwesentlichen] De  : zufälligen  13–14 das Wesen … mit sich] Pa  : die Be­stimmung erkannt , die ewige Ruhe der Betrachtung in sich   15 Anderes] Pa  : anderes , 35 diese Negativität gegen anderes  ; auch  17–18 so ist … gebunden] De  : die Wildheit ist besänftigt , 35 die Begierde zur Begierdelosigkeit  19 das] Pa  : das Begierdelose oder das was   20 regiert] PaDe  : beherrscht   Stillsein der Sinne] Pa  : stillen sanften Sein   21 dieses] Pa  : dieser eigentliche   22 Betrachtung] PaDe  : existenzlose Betrachtung  23 dieß] De  : diese Einigung mit der theoretischen Substanzialität   24 große] De  : Klöster , große  



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wanderung ihren Sitz hat . Indem | der Mensch zum Theoretischen übergegangen ist , weiß er vom Wesentlichen als solchen , zu dieser Anschauung gekommen , weiß er sich als Denkendes , sich selbst als solch Theoretisches , Festes , Dauerndes , Substantielles und Unsterblichkeit der Seele in weiterer Bestimmung beginnt hier , als Denkendes hat er das Bewußtsein seiner Ewigkeit seines wandellosen , veränderungslosen Innern . Aber das Zweite ist , daß die Gestalt dieses Ewigen , diese ewige Subjektivität noch unmittelbare Gestalt ist , dies | Denken sich noch nicht zum Geist und zur Vorstellung des Geistes bestimmt hat , er ist das Entwickelnde , hier hat das Ewige noch keine Bestimmung in sich , es ist noch nicht geistig , ist noch unmittelbar , also körperlich , sinnliche Gestalt . Diese ist ferner aber auch zufällig , menschliche oder thierische Gestalt , denn das ist eine höhere Bestimmung , daß die Gestalt entsprechend sei der | Bestimmtheit des Inhalts , das Insichsein , das Ewige hat noch keinen Inhalt , also keinen Maasstab für die Gestalt und es kann also noch nicht davon die Rede sein , daß die Gestalt entspreche der inneren Bestimmtheit . Der Geist kann nur eine Gestalt haben und dieß ist der Mensch , die sinnliche Erscheinung des Geistes , aber sobald das Innere nicht als Geist bestimmt ist , so ist die Gestalt zufällig , gleichgültig . Hier erstreckt sich die Gleichgültigkeit der Gestalt auch auf das objektiv Ewige . Budda ist in mehreren Gestalten , ebenso Lama , sobald ein Lama stirbt , entsteht ein anderer , so daß das Wesen in beiden dasselbe ist , der Todt ist keine Unterbrechung in Rücksicht des substantiellen Wesens . Dieser Uebergang ist zufällig und von unendlicher Mannigfaltigkeit , zum Theil | roh und abentheuerlich . Es kann bemerkt werden , daß diese Religion die ausgebreitetste und die ist , welche die meisten Anhänger hat , ihre Verehrer sind zahlreicher als die des Muhamedanismus , welcher wieder mehr Anhänger zählt als die christliche Religion . Es ist wie in der muhamedanischen Religion , ein einfach Ewiges macht die Grundanschauung und die Bestimmung des Inneren aus und diese Bestimmtheit

2 vom Wesentlichen] Pa  : von einem ruhenden In sich Seienden wahrhaft Wesentlichen  De  : von einem ruhig In sich seyenden   6 Innern] Pa  : Inneren , welches ist das Denken , Bewußtsein des Denkens   8–9 bestimmt hat , … Entwickelnde] Pa  : befreit hat . Der Geist ist das sich befreiende überhaupt .  De  : befreyt hat   11–12 eine höhere Bestimmung] Pa  : ein viel weiteres eine viel höhere Bildung   12–17 das Insichsein , … gleichgültig] Pa  : Also es ist hiemit verbunden , die Lehre der Seelenwanderung . Diese Gleichgültigkeit der Gestalt , des Geistigen in so fern es sich gestaltet zur lebendigen sinnlichen äusseren Existenz . Die Gestalt ist etwas zufälliges .  De  : Das Geistige , sofern es sich gestaltet , kann es nur eine Gestalt haben und das ist die menschliche . Wenn aber das Innere noch nicht als Geist bestimmt ist  : so ist die Gestalt zufällig .   18 objektiv Ewige] PaDe  : Objective , Ewige , auf (De  : den) Gott   22 zum Theil … abentheuerlich] Pa  : weiter geht die Bestimmung nicht . Also bei dem Volk , Mogolen , Birmanen , Chinesen ist es rohe Willkühr , Abenteuer etc .   23–24 Es kann … hat ,] De  : Viele halten dafür , daß diese Religion die meisten Verehrer hat . Es ist große Wahrscheinlichkeit dafür .  

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ist vornämlich die der menschlichen Gestalt , theils lebend gegenwärtig , theils als früher gewesen vorgestellt . Es wird eine nähere Vorstellung an die Hand geben , wenn wir das durchgehen was über das Wesen der Religion des Fo und Budda bekannt ist . Die Religion des Fo ist in China zu Hause und es ist geschichtlich , daß sie etwas spaeteres ist , als die Form wo die Macht das Herrschende ist . Die französischen Missionaire haben ein Edikt des Kaiser Hia-king übersetzt der dadurch viele Klöster aufhebt , da die darin Lebenden die Erde nicht bauten und keine Abgaben zahlten , hier sagt der Kaiser am Anfang des Edikts  : Unter unseren drei berühmten Dynastieen hörte man nicht von der Sekte des Fo | sprechen , erst seit der Dynastie des Hang ist sie aufgekommen . – Wir müssen das Nähere angeben um die Züge des BegriVs darin zu erkennen . Die Religion des | Fo hat das Dogma der Seelenwanderung , der Metempsycho­ sis . Diese ist der Grund , der Ursprung der unendlichen Menge von Idolen , Bildern die überall verehrt werden wo Fo herrscht . Vierfüssige Thiere , Vögel , kriechende Thiere , mit einem Worte die niedrigsten Thiergestaltungen haben Tempel und werden verehrt , weil der Gott in seinen Wiedergeburten jedes bewohnt und jeder thierische Körper bewohnt sein kann , von der Seele des ­Menschen . | Das Prinzip der Religion des Fo ist , daß das Nichts das Prinzip , der Anfang und das Ende von Allem ist , unsere ersten Aeltern sind daraus hervorgegangen und sind dahin zurückgekehrt und nur die Form macht die Qualität , die Verschiedenheit aus . Ebenso kann man sagen , daß vom Metall Thiere und Menschen werden können , die Grundbestimmung ist eine Weise , es brauchen nur verschiedene Qualitäten dazu zu kommen . So verschiedenartig die Menschen und Dinge sind , so ist also nur ein Prinzip woraus sie | hervorgehen und wohin sie zurückkehren , dieß ist das Nichts , es ist vollkommen fein , ganz einfach und rein , es ist nicht nichts sondern dies mit sich identisch , unbestimmte , eine Substantielle , es ist in ewiger Ruhe , ohne Tugend , ohne Macht , ohne Intelligenz , diese bestimmten Unterscheidungen fehlen ihm , es ist ganz bestimmungslos . Bei dem Verhältniß des Menschen zu diesem Prinzip gilt , daß er um glücklich zu sein durch fortwährende Spekulation , Meditation , Sinnen über sich , sich bemühen

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11 Hang] De  : Han   11–12 Wir müssen … erkennen .] De  : Es ist diß der nothwendige geschichtliche Fortgang .   15 Fo] Pa  : die Verehrung des Fo  De  : die Religion des Fo   21–22 und nur … Ver ­schiedenheit aus] Pa  : Alles Existirende unterscheidet sich von dem anderen nur durch die Form , 35 (De  : durch die) Qualität .   25 hervorgehen] Pa  : hervorgehen , in dem sie sind , aus dem sie bestehen   35 27–28 mit sich … Substantielle ,] Pa  : rein mit sich selbst identische , es ist also ganz rein , vollkommen einfach  De  : Diß allgemeine Princip ist vollkommen rein , fein , einfach , vollkommen .   31 Sinnen 17 weil] weil / weil  



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muß diesem Prinzip gleich zu werden , er muß sich bemühen nichts zu wollen , zu wünschen , zu thun , er muß ohne Leidenschaften sein , ohne Neigungen und ohne Handlungen , wenn er zu diesem Zustand gekommen ist , so ist hier keine Rede mehr von Tugend , Laster , Versöhnung , Unsterblichkeit der Seele , Verehrung pp alles dieß ist verschwunden und die Heiligkeit des Menschen ist , in diesem Schweigen sich zu vereinigen mit dem Gott . In dem Aufhören aller Bewegung , Regung des Körpers aller Bewegung der Seele , darin besteht das Glück , und wenn der Mensch zu dieser Stufe der Vollkommenheit gekommen ist , so ist keine Abwechselung mehr , seine Seele hat keine Wanderung mehr zu befürchten ,  | denn er ist identisch mit dem Gott Fo . Hier ist das rein theoretische Moment ausgesprochen und so zur Anschauung gekommen , dieß ist die Grundanschauung , Grundbewußtsein . Damit ist nun verbunden die Vorstellung der Seelenwanderung  ; insofern der Mensch in seinem Leben nicht durch Entsagung , Versenkung in sich zu diesem Glück gekommen ist , so ist dieß Glück wohl in ihm , indem sein Geist ist dieß Ansichsein , aber er bedarf noch der Dauer , er ist der Veränderung nicht unterworfen , bedarf aber des Leiblichen und so entsteht die Vorstellung der Seelenwanderung . Fo hat sich so 8000 Mal verwandelt in Menschen und Thiere und der Mensch der nicht zur absoluten Ruhe gekommen ist , ist der Veränderung an sich entnommen durch den Tod , um indessen zu jenem Glück zu gelangen hat er eine Reihe von Gestalten zu | durchwandern . Hier tritt nun wieder die Zauberei ein , die Vermittelung der Priester die zugleich das Höhere sind und die Macht über die Gestaltungen die der Mensch annimt , so verbindet sich mit dieser Vorstellung wieder die Seite der Macht und der Zauberei . Die Anhänger der Religion des Fo sind in dieser Rück|sicht höchst abergläubig . Sie glauben daß der Mensch in alle möglichen Gestalten übergehe . Ein Missionar erzählt eine Geschichte von einem sterbenden Chinesen , der ihn habe rufen lassen und geklagt habe ein Bonze , dieß sind die Priester , die Wissenden , ihnen ist bekannt was in der anderen Welt vorgeht , habe ihm gesagt , so wie er sich jetzt im Dienste des Kaisers befinde , so würde er auch nach seinem Tode darin bleiben , seine Seele würde in

über sich] PaDe  : fortwährende Siege über sich selbst   3 Zustand] PaDe  : Zustand der vollkommenen (Pa  : InteresseLosigkeit  De  : Partheylosigkeit)  4 Versöhnung] De  : Belohnung und Strafe  6 in] Pa  : sich mit diesem Nichts , mit   9 Abwechselung] De  : Verwandlungen  10 das] Pa  : das in sich 35 selbst Sein , dies   14–18 nicht durch … Seelenwanderung .] De  : sich nicht zu dieser Impassibilität 35 gebracht hat . Sie sagen diß vom Gott Fo selbst .   18 8000 Mal] Pa  : 1000 mal 1000   19 nicht zur … gekommen ist] Pa  : sich zu dieser absoluten Ruhe gebracht hat   22 der Priester] De  : durch den menschlichen Priester , die diesem Reiche des Übersinnlichen angehören   26 alle möglichen Gestalten] Pa  : die Gestalt einer Katze , Schlange Maulesel   27 der] Pa  : der von der christlichen Religion gehört hatte  

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ein kaiserliches Postpferd übergehen , er solle dann seinen Dienst treulich thun nicht schlagen , nicht beissen , nicht stolpern und sich mit wenig Futter begnügen . Die Seelenwanderung gründet sich auf die | Vorstellung vom Insichsein des ­Geistes , der erhaben ist über die Veränderung , und damit verbindet sich die Zauberei . Die Buddisten sind vornämlich im Birmanischen Reiche , in Indien und Ceilon zu Hause , ihr Gott Budda wird als Gaugama verehrt . Hier wie beim Fo , hat der Gott die Gestalt eines Verstorbenen , er wird anerkannt von den Indiern die den Bruma verehren als 9te Inkarnation des Wischnu aber nicht verehrt . Budda ist noch das Allgemeine , das Gute , Gaugama ist er nach der jetzigen gegenwärtigen Gestalt ,  | in der er regiert . Sein Bild findet sich in der Stellung des Insichversenktseins mit über der Brust gekreuzten Armen niedergekauert . Der Zustand der vorgestellt wird als das was des Menschen Ziel ist , heißt bei den Buddisten Nieban , und wird beschrieben so , daß wenn der Mensch nicht mehr unterworfen ist folgenden Beschwerden , Gewicht , Alter , Krankheit und Tod er Nieban erreicht habe , er ist dann identisch mit Gott , ist anzusehen als Gott , ist Budda geworden . Ungefähr ebenso ist die Vorstellung der Lamen . Jeder Vorsteher eines Klosters heißt Lama , indessen sind der vornehmsten nur drei . | Die Mogolen , Chinesen und Tibetaner verehren sie . Engländer die mit dem Dalai Lama bekannt geworden sind , haben die größte Verehrung für ihn , sein Hauptcharakter ist Ruhe , Sanftmuth , womit er Einsicht und ein durchaus edles Wesen verbindet . Die Völker verehren ihn indem sie ihn in dem schoenen Licht betrachten , daß er in der reinen Betrachtung lebe und dieß ist das Substantielle was sie als Ewiges , absolut Ewiges verehren . Wenn der Lama | auf äusserliche Dinge seine Aufmerksamkeit richten muß , so ist er allein mit dem wohlthätigen Amt beschäftigt Trost und Hülfe zu spenden , sein erstes Attribut ist Vergessen | und Erbarmen .

2 nicht 2 ] Pa  : nicht wiehern , nicht   6 Buddisten] Pa  : Foisten   8 eines] Pa  : eines Menschen aber eines   12 niedergekauert] Pa und De schließen an  : De  : Seine Priester sind die Reheis  ;  Pa  : Die Priester werden von den Engländern als ruhigste edelste Menschen beschrieben die zusammen leben , aber durchaus als stille , von besonderen Begierden freie Menschen geschildert werden .   18–19 Die Mogolen , … verehren sie .] Pa  : Die Lama in Klein und Groß Tibet , auch die Chinesen respectiren die Lama .   19–26 Engländer die … Erbarmen .] Ho  : Der englische Gesandte von dem wir eine Reisebeschreibung haben , faßte große Ehrfurcht vor dem Lama  : »Im schönen Lichte der reinen Betrachtung versenkt ruhen jene Völker« schreibt er , und  : »und wenn der Lama irgend auf menschliche Dinge seine Aufmerksamkeit richten soll (er herrscht durch Veziere) so ist er allein mit dem wohl­ thätigen Amte beschäftigt Trost und Seegen zu spenden . So sind dann auch Vergessen und Erbarmen seine Attribute« .   24 äusserliche] PaDe  : menschliche  26 zu spenden , … Attribut ist] Pa  : auszuspenden durch seinen Segen , und das erste Aller Attribute auszuüben , nämlich ,  De  : aus-zu-spenden   7 beim] bein  

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Dieß ist der nothwendige Inhalt der ersten Weise der Naturreligion , es treten in derselben zwei Momente hervor , die wir gesehen haben wenn wir die abstrakten Bestimmungen hervorheben . Das 1te ist das Moment der Macht , das 2te der Reflexion in sich , das Insichsein . Dieß Insichsein ist die Grundlage überhaupt von aller göttlichen Idee , die Identität mit sich ist die Grundbestimmung , hier erst ist wahrhafter Boden für die Religion und so ist es , daß indem wir beide Bestimmungen zusammenfassen wir übergehen zur zweiten Form der Naturreligion .

Naturreligion der Phantasie .

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Die Frage bei derselben ist , wie sie sich näher zu bestimmen hat . Zuerst haben wir darin Gott zu betrachten , das Zweite ist der Kultus , die Seite des Verhältnisses des Subjekts , des existirenden Bewußtseins zu diesem Gott . Es ist hier das erste Moment der Wahrheit , in Allem was Gott heißt | die Grundbestimmung das Beisichselbstsein , diese ewige Ruhe in sich , absolute Reflexion in sich wo alles Unterscheidende , jede Negation in sich aufgelöst ist , ein | rein theoretisches Verhalten , die Unterschiede , das Verhältniß zum Anderen , die Macht alle Unterschiede des Praktischen bestimmen sich als aufgelöst im Theoretischen . Dieß Insichsein ist zunächst das Unbestimmte , wie der Gott Fo das Nichts , es muß geschehen , daß hier die Bestimmung eintritt , sich entwickelt in der Form und diese als göttliche Form sich nicht mehr als Macht als unmittelbares Selbst­ bewußtsein bestimmt , sondern als auf theoretischen Boden , dem Boden des Insichseins , der Entwickelung des Wesens , des Aufgehens einer göttlichen Welt . Das Wesen ist hier nicht wahrhaft Gott , das Princip des Wesens ist zwar Insichsein aber noch unbestimmt , noch nicht wahrhaft , erst Einheit des Unendlichen und Endlichen ist das Wahrhafte . Das Insichsein muß sich nach dem BegriV entwickeln , das Leben muß aufgehen , sich erfüllen zum konkreten göttlichen Leben . Das Insichsein ist die erste Bestimmung , die zweite ist dann die Ent­ wickelung | des Göttlichen als konkret , diese zweite Bestimmung ist zunächst noch der Natur­religion angehörig . Denn die erste unmittelbare Weise der Entwickelung ist , daß das Moment innerlich regiert wird vom BegriV , daß diese Momente auseinanderfallen , auseinandergehalten werden als selbstständig gegen einander , das ist der Fluch der Natur . Wir werden so allenthalben Anklänge des BegriVs , des Wahrhaften finden , die aber im Ganzen um so greuelhafter

3 Macht] Pa  : Macht , daß das geistige Selbstbewußtsein als unmittelbar eines i s t d i e s e M a c h t   11 des1] Pa  : d e s S u b j e c t i ve n  , d e s    25 zum] Pa  : die Erfüllung muß hinzutreten zu einem   29 35 regiert] Pa  : negirt  

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werden , weil sie in der Bestimmung der Natur , des Aussereinander , bleiben und befangen sind . Wir haben die zufällige Objektivität als leere Form gesehen , zu der Bestimmung des Insich|seins der absoluten Identität mit sich kommt jetzt die Bestimmung des Konkreten hinzu . Das zweite ist , daß das Auseinandergehaltenwerden dieser Momente aber bleibend wird , das dritte ist , das Konkrete resumirt sich in sich , wird , dem BegriV gemäß , ideell gesetzt , gewußt[ .] Dieß ist hier wohl vorhanden , aber in der Bestimmung der Nothwendigkeit auseinanderfallend , die Momente werden also | selbstständig , theoretisch angeschaut , sind der Begierde entnommen , als selbstständig , gegenständlich in ihrer Besonderheit . | Die Frage ist nun welches sind die Formen die Gestalten dieser Selbstständigkeit . Wir sind auch in solch einer Welt , das Bewußtsein ist in solch einer aussereinanderseienden Welt , in einer sinnlichen Welt , und es hat so mit einer Welt von bunter Mannigfaltigkeit zu thun . Im Ganzen sind es so diese , dieß ist Grundbestimmung , diese heissen wir Dinge und es ist dieß die nähere Bestimmung des Objektiven die wir ihm geben . Ebenso haben wir es innerlich mit vielfachen Gewalten , geistigen Unterschieden , Empfindungen zu thun , die der Verstand ebenso isolirt , da ist diese Neigung , jene Leidenschaft , diese Kraft des Gedächtnisses , jene des Urtheils pp . Auch beim denken haben wir solche Bestimmungen von denen jede für sich ist , positiv , negativ , sein , nichtsein , dieß ist Selbstständigkeit für unser sinnlich nehmendes Bewußtsein , für unseren Verstand . Wir haben auf diese Weise eine Weltansicht , Anschauung die prosaisch ist , weil die Selbstständigkeit die Form der Dingheit , der Kräfte , Seelenkräfte pp mithin abstrakte Form hat . Der Gedanke ist hier nicht Vernunft sondern Verstand , indem er in dieser Form vorhanden . | Die Welt , das Viele hat also hier Selbstständigkeit , welches ist nun seine Form , unsere Form kann hier noch nicht die Form sein , zu unserer prosaischen Ver­ ständigkeit gehört mehr , ein Fortgang der Bildung durch den solche Abstraktionen fest geworden sind . Daß wir die Welt so betrachten ist Reflexion des Verstandes und ein viel spaeteres , dieß kann hier nicht statt finden . Erstens sagen wir die Dinge sind , zweitens , sie stehen in mannigfacher Beziehung zu einander , haben Kausalzusammenhang , sind abhängig von einander , dieß 2te Moment der | Verständigkeit kann hier nicht vorhanden sein . Also diese Form hat diese Selbstständigkeit nicht . Die Form der Selbstständigkeit die nur

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12 es hat] De  : Das äußerliche sinnliche Bewußtseyn hat es   17–18 da ist … Urtheils pp .] Pa  : Die Natur hat uns diese oder jene Neigung ins Herz gesetzt .   18 Auch beim denken] PaDe  : Eben 35 so wenn wir zur Bestimmung des Denkens übergehen ,   20–21 Verstand] Pa  : Verstand die Art und Weise un­serer Selbstständigkeit   25 Welt] PaDe  : Welt das Concrete   27 Bildung] Pa  : geistigen Bildung  De  : reifere Bildung   32–33 Also diese Form … nicht .] De  : Welche Form der Selbst-



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hier ist , ist keine andere als die Form dessen was die Form des konkreten Selbstbewußtsein selbst ist , und diese erste Weise ist daher menschliche oder thierische Weise . Auf diesem Standpunkt ist Erfüllung , das Konkrete tritt ein als seiend angeschaut , nicht mehr als Macht , in dieser ist es nur als Negatives , der Macht Unterworfenes gesetzt , das Praktische ist in der Macht nur objektiv nicht das | Theoretische , hier hingegen ist | das Theoretische frei gelassen . Die erste konkrete Weise der Freiheit ist menschliches Sein oder thierische Lebendigkeit . Das Sein hat hier die Form menschlicher Gestaltung und es ist das Reich der Phantasie , daß die Gegenstände ganz zufällig als menschliche oder thierische Gestalten vorgestellt werden , ganz verschwenderisch mit dieser Gestaltung umgegangen wird . Wir stehen auf der Stufe des theoretischen Elements , alle Bestimmungen die absolut nothwendige Momente des BegriVs sind und ebenso die als sinnliche Gegenstände sind , erhalten hier Selbstständigkeit , indem das Theoretische Grundbestimmung ist , ist aller Inhalt selbstständig vorgestellt . Diese Selbständigkeit , Objektivität ist hier noch nicht beständige Kathegorie , nicht Bestimmung von Kräften , Ursachen , nicht Bestimmung der Objektivität , die wir denkend durch unsere denkende Bildung gewohnt sind , sondern die Selbstständigkeit erhält hier die Form desjenigen was in der Vorstellung und für dieselbe das Selbstständige ist , und dieß ist das menschliche und thierische Wesen . Das Thier ist Leben hat Seele , noch mehr das Menschliche welches das Selbstständige gegen das Unselbstständige ist .  | Wenn wir eine Vorstellung von Selbstständigem haben , so begnügen wir uns mit einem Bilde , was wir so vorstellen und es braucht nichts Heterogenes hinzuzutreten . Wir haben ein Bild von irgend einen sinnlichen Gegenstand oder wir machen uns eins , so brauchen wir , wenn dieß als Objekt gelten soll , uns nur vorzustellen , daß es sei und es braucht keine andere Bestimmung ihm die Bestimmung des Selbstständigen zu geben . Weil es dann aber bei uns so ein Bild ist , so sagen wir von ihm , wir geben ihm Selbstständigkeit , wir haben seine Kraft in uns , als Willkühr . Der Inhalt mag sein welcher er will , die Selbstständigkeit hat hier immer die Form von Verstandes-Kathegorie . Es kommt aber hierauf an , daß

ständigkeit ist hier also zu nehmen  ?   2 Weise] Pa  : Weise in der Selbstständigkeit erscheint  De  : Gestalt  3 Weise] Pa  : Weise , also unmittelbar hängt das zusammen  De  : Gestalt  5 objektiv] De  : negativ   12–22 Wir stehen … Unselbstständige ist .] De  : Diß Seyn , diese Selbstständigkeit , kann 35 hier noch nicht die Kategorie haben , sie enthält hier Form der Vorstellung . Diese aber ist selbst35 ständig vorzüglich das Menschliche und dann auch das Lebendige überhaupt , das Thierische .   25 uns eins] Pa  : ein Bild , welches gelten soll für uns   26 vorzustellen] Pa  : auszudrücken und vorzustellen   27 so] PaDe  : nur so   28–29 Selbstständigkeit , wir … Willkühr] Pa  : Selbstständigkeit dadurch daß wir es als eine Kraft vorstellen  30 Verstandes-Kathegorie] De  : Verstandeskatägorie . Das ist , was wir hier noch nicht haben , sondern bloß die Vorstellung , bloß das Bild .  

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hier nicht Kathegorieen sind , sondern daß das für die Vorstellung Selbstständige gegen einander die Stelle der Kathegorieen vertreten muß . Der Baum oder das Bild des Baums , die sinnliche Anschauung desselben , muß wenn es als selbstständig gelten soll die Weise der Form erhalten , unter welcher für die Vorstellung das Selbstständige ist gegen andere Existenz . Sonne , Meer , Baum pp sind in der That unselbstständig gegen | das Lebendige , Freie , diese Formen also sind es die in diesem Element der Selbstständigkeit die Träger der Kathegorie ausmachen für irgend einen Inhalt . Das freie menschliche Bewußtsein und das Leben ist in der That das selbstständige und insofern ist diese Poesie vernünftig , indem ein Inhalt des Gedankens selbstständig vorgestellt werden soll und dann menschliche oder thierische Gestalt das Selbstständige vorstellt . Die konkreten Dinge der Natur überhaupt erhalten auf diese Weise solche Gestalt freier Selbstständigkeit und es ist zweitens damit verbunden daß aller verständige Zusammenhang in diesem Inhalt aufgelöst und vernichtet ist . Denn das Nothwendige ist das Verständige , die allgemeinen Verhältnisse des Nothwendigen machen das Verständige aus , insofern Eins gesetzt ist so ist auch das Andere , die Abhängigkeit der Dinge von einander nach ihrer Qualität , ihrer wesentlichen Bestimmtheit ist dieser Zusammenhang . Hier ist denn damit Alles frei ,  | selbstständig , die Einbildung ist das Herrschende , das was Interesse für die Einbildung hat , dieß ist der Grundgedanken . Die Geschichte , die Begebenheiten sind durch nichts gebunden , aller | Inhalt steht der Einbildung oVen , sie kann | Alles in Beziehung setzen , allen Schmuck , alle Pracht auf die Gestalt ihres Interesses häufen , und ebenso ungebunden ist sie in ihren Fortgang den sie hierhin oder dorthin nehmen kann . Die Nothwendigkeit beruht auf den verständigen Zusammenhang des mannigfaltigen Inhalts , dieser Zusammenhang ist der Träger des besonderen Inhalts der besonderen Dinge , macht die wahrhafte Objektivität von Allem aus was ist und erscheint , er ist hier nicht vorhanden , der verständige Zusammenhang ist aufgelöst und weil er nicht vorhanden ist , so ist denn jene Selbstständigkeit nicht eine Wirklichkeit , nicht abstrakte Wirklichkeit , sondern die Selbstständigkeit

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2 Der Baum oder] Pa  : Also der Fluß für sich selbst , oder das Bild des Flusses , oder   7 Element] PaDe  : theoretischen Elemente  7 Träger der Kathegorie ausmachen] De  : die Träger ausmachen , die Stelle der Katägorien vertreten   9 selbstständige] Pa  : Selbstständige | unter den Dingen   11–12 Die konkreten … überhaupt] Pa  : Diese Categorie , die durch den Begriff gesetzten Momente über­ haupt , eben so wie die concreten Dinge der Natur , Sonne , Himmel , Land , Berge etc .   14 Denn das Nothwendige] Pa  : Der Zusammenhang des Nothwendigen der Verhältnisse  17 dieser Zusammen­ hang] Pa  : was den verständigen Zusammenhang überhaupt ausmacht , freie Selbstständige .   18–19 Hier ist … Grundgedanken .] Pa , ähnlich De  : Da ist also die Willkühr das Herrschende , ein Interesse der Einbildung , des Gedankens  20 gebunden] Pa  : gebunden beschränkt  21 setzen] De  : setzen , da keine Objectivität vorhanden ist   28 er] Pa , ähnlich Do  : diese Objectivität des Zusammenhangs  29 abstrakte] Pa  : die Weise der objectiven  

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erhält die Bestimmung vollkommener Zufälligkeit und die Welt mit ihrem Inhalt ist in dem Dienst der Einbildung , die göttliche Welt ist im Reich der Einbildung die eine unendliche Mannigfaltigkeit ist und um so grösser wird je mehr der Mensch sein Gemüth , sein Gefühl ausgebildet hat . In dieser Ausbildung liegt es , daß alle Unterschiede besonders beachtet , besonders festgehalten werden , und diese Seite der Bildung ist hier im theoretischen | Felde vorhanden . Die Begierde hat wenig Interesse und das für welches sie Interesse hat negirt sie , gegen alles Interesselose ist sie unaufmerksam und sie bleibt daher ungebildet . Durch die Form der Selbstständigkeit erhält die Gestalt die Bestimmung der Zufälligkeit und wird so vielmehr umgekehrt unselbstständig gesetzt . Ihr Inhalt ist bestimmt , besondert , dieser erhält falscher Weise einseitig die Form der Selbstständigkeit , weil er aber nicht in besondere wahre Objektivität gesetzt ist , so bekommt er die Bestimmung der Zufälligkeit und verliert dadurch die Selbstständigkeit , seine  | Haltung , ist der Einbildung Preis gegeben . Dieß ist die abstrakte Grundbestimmung dieser Sphäre . Wir haben so eine unendlich bunte Welt der Einbildung vor uns , ohne Zusammenhang ein haltungsloser Taumel alles Inhalts  ; was noch einigen Halt hineinbringt in diesen Wirrwarr der Zufälligkeit , sind die allgemeinen Grundbestimmungen des BegriVs , sie sind die absoluten Mächte in welche alles zurückkehrt . Diese Grundbestimmungen sind es , welche zu betrachten Interesse hat . | Einerseits sind sie zu erkennen , durch die verkehrte sinnliche Weise , durch die Willkühr der Einbildung und indem dieß geschieht wird der Einbildung ihr Recht gegeben , andererseits aber ist zu fassen wie diese Grundbestimmungen degradirt sind , dadurch daß sie den Schein erhalten haben gleich zu sein mit dem Ausser­ein­ an­der­sein , und durch ihre Form die äusserlich sinnliche Gestalt verdorben wird . Die Form ist es wodurch sie in einer vollkommen geistlosen Weise auftreten Diese Bestimmungen des göttlichen Wesens , der göttlichen Welt wie sie angegeben sind , haben nun in der indischen Religion ihre Existenz . Von dieser unendlichen , weitschichtigen  | Mythologie haben wir jedoch zu abstrahiren und uns nur auf die Hauptbestimmungen einzuschränken . Diese zu betrachten hat Interesse da sie dem BegriV angehören , sie sind barok und haben oft eine widerliche Gestalt , sie sind ins alltägliche heruntergezogen , aber es ist der BegriV der sich hier zeigt und seine Entwickelung auf diesem theoretischen Boden aufweist .

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7 hat wenig] Pa  : hat weniger Zweck , weniger  De  : ist concentrirt , hat wenig   14–15 gegeben . Dieß … Sphäre .] Pa  : gegeben , steht in ihrem Dienste . Ohne objectiven Zusammenhang enthält alles dieses Staunen .   22 Einbildung] De  : Grundbestimmung   24–25 erhalten haben … Aussereinander­ sein] Pa  : gleichgültig auseinander zu sein erhalten   26 wodurch sie] Pa  : welche sie degradirt , wo­ durch diese wesentlichen Grundbestimmungen  31–32 widerliche] Pa  : wilde widerliche  

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Das Erste ist das Substantielle , diese Reflexion in sich , das Zweite ist die Form der Bestimmung des Absoluten , diese Momente | sind es die sich hier hervorthun und die anspielen an das Höchste der Idee Das Erste in dem BegriV , das Wahrhafte , das allgemein Substantielle ist , wie wir gesehen haben , die ewige Ruhe des Insichseins , dieß in sich selbst seiende Wesen was die allgemeine Substanz ist . Diese ist , als das Allgemeine , die ansichseiende Macht , die nicht gegen Anderes gekehrt ist wie die Begierde , sondern die still , unscheinbar , reflektirt in sich ist , die aber damit als Macht bestimmt ist . Diese in sich verschlossen bleibende Macht in der Form der Allgemeinheit muß unterschieden werden von ihrem Wirken , dem durch sie Gesetzten und sich unterscheidenden von ihren eigenen Momenten . Macht ist das Ideelle , das Negative wofür alles Andere nur als aufgehoben , negirt ist  ; aber die Macht als ansichseiende allgemeine Macht unterscheidet sich von ihren Momenten selbst und diese erscheinen deshalb als selbstständige Wesenheiten einerseits und andererseits als solche die auch vergehen in dem Einen . | Sie gehören ihm an , sind nur Momente desselben , aber als unterschiedene Momente treten sie in der Selbstständigkeit auf und erscheinen als selbstständige | Personen , Personen der Gottheit , die Gott das Ganze selbst sind , so daß jenes Erste verschwindet in dieser besonderen Gestalt , aber andererseits verschwinden sie wieder in der einen Macht . Diese Abwechselungen , einmal das Eine , das andere Mal der Unterschied als ganze Totalität , sind die Inkonsequenz dieser Sphäre aber zugleich Inkonsequenz der Vernunft gegen den Verstand . Zuerst also das eine Allgemeine  ; der absolute BegriV ist dieß , sich zu manifestiren , es ist dieß Dasein , überhaupt Gegenständlichkeit , feste Selbstständigkeit , Erhalten in der Beziehung , daß es als Hervorgegangenes erscheint was jetzt ist . Dieß ist es was als ewige Güte bezeichnet werden kann , daß das Bestimmte , obgleich nur gesetzt , doch die Weise erhält zu sein , momentanes Sein bekommt , es ist absorbirt in der Macht und die Güte derselben läßt es bestehen . Diese

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3 die anspielen … Idee] Pa  : weil sie diese Bestimmung der Form darstellen , so erinnern sie an das Höchste der Idee . Es sind also diese Momente näher zu betrachten   10 ihrem Wirken] Pa  : ihrer 30 ­M anifestation  De  : ihren Manifestationen  11–13 Macht ist … selbst] De  : Zur Macht gehört schon das Selbstbestimmen , Production der Momente  ; aber als Macht unterscheidet sie sich von diesen Productionen   16 als unterschiedene Momente] Pa  : sie haben die Weise der Selbstständigkeit   17 selbstständige] Pa  : vollkommen selbstständige   17–18 die Gott … sind] De  : und zugleich als die 35 Gottheit selbst , als Totalitäten   23 Zuerst] Pa  : Wenn wir abstracter Weise dies weiter betrachten so 35 haben wir zuerst  De  : Wir haben zunächst   das eine Allgemeine] Pa  : dies Eine , Allgemeine  De  : diß Eine , diß Allgemeine   25–26 Hervorgegangenes erscheint … ist1] De  : Hervorgegangenes | und nun Seyendes erscheint  27 nur gesetzt] Pa  : es nur gesetzt ist , nur ein Schein ist   28 läßt es bestehen] Pa  : die ihm Bestehen verleiht , obgleich es nur ein besonderes Bestimmtes ein endliches ist  



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Manifestation als göttlich wird dadurch selbst der ganze Gott , Totalität und ihr tritt gegen­über  | jene erste Einheit , jene Macht die an sich ist , oder diese tritt herunter zu einem besonderen Moment , so daß | über jenes absolute Eins , gleich ein Höheres gesetzt werden muß , auch Gott genannt . Das Dritte ist dann die Veränderung , das Werden , die Gerechtigkeit , Entstehen und Vergehen , erzeugt und vernichtet werden , Seiendes und Nichtseiendes . Dieß sind die drei Grundbestimmungen des BegriVs . Das Geistlose dieser Bestimmung der Form der Unterschiede , auch insofern sie die reine Bestimmung des BegriV ist , liegt darin , daß das Dritte als Werden oder Veränderung bestimmt ist , statt daß in der absoluten Idee dieß der Geist ist , nicht Werden , nicht Rückkehr , Uebergehen in sich , wo auf unmittelbare Weise die Unterschiede bestimmt sind , als Sein und Nichtsein . | Wir müssen anerkennen daß in der indischen Mythologie eben diese Grundbestimmung des BegriVs , die Entwickelung des BegriVs enthalten ist , es ist dieß die Dreiheit , Trimurti , murti heißt Seele überhaupt alle Emanation alles Geistigen . Trimurti sind so die drei Wesen . Das Erste tritt als eins von dreien auf , ist heruntergesetzt und das die drei Umfassende wird verschieden vorgestellt von diesem ersten Einen . | Das Erste heißt Bram , das absolut Eine als Neutrum , als Vater , als Thätigkeit heißt es Brama hat aber auch andere Namen , wie Parabrama , die allgemeine Seele . Da ist denn eine Inkonsequenz die vernünftig begründet ist , so bald das Eine als Eins von Dreien ausgesprochen ist , so ist es besondert und ein Höheres ist erforderlich , dieß ist Bram . Das Zweite ist die Erscheinung auf Erden , die Inkarnation , Wischnu , das Erscheinende , Mensch , besondere Menschen . Wie es scheint so sind unter den Inkarnationen begriVen , enthalten  | Fürsten , mächtige Koenige die grosse Eroberungen gemacht haben  ; Ideale in Rücksicht auf Eroberungen und Liebschaften sind die Hauptanschauungen der Inkarnation , was bei uns Romane sind , sind dort Inkarnationen , alle menschlichen Leidenschaften sind darin dargestellt , das Herrlichste , Schoenste , Mannigfaltigste ist darin , jedoch kein Urtheil .

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12 Wir] De  : Das sind die 3 Grund­ 30 1 als göttlich] Pa  : Dasein überhaupt als göttliches Manifestirtes   formen . Wir   14 Dreiheit , Trimurti] Pa  : Diese 3 h e i t ist die Grundform die abstracte Grundform vom Geist , dies ist was die Indier M u r t i vorstellen   14–15 überhaupt alle … Geistigen] Pa  : ­besondere Manifestationen  De  : alle Emanation des Absoluten , besondere Manifestation  23 35 die Erscheinung auf Erden] Pa  : d a s Da s e i n d i e E r h a l t u n g die Manifestation die Er­scheinung 35 auf Erden . Die ganz vollständig ausgebildet ist  De  : das Daseyn , die Erscheinung , die dann ganz vollständig ausgebildet ist  Do  : die Manifestation , die Erscheinung auf Erden   26 Ideale] PaDe  : mensch ­l iche Ideale   Liebschaften] PaDe  : (Pa  : unzählige  De  : unzählig viele) Liebschaften   29  Schoenste] Pa  : Prächtigste im Dasein überhaupt  Urtheil] Do  : Urtheil über Recht und Sitt­lich­keit  

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nachschrift griesheim · 1824

Das Dritte ist das Wandelbare , das Erzeugende und Zerstörende , dieß Dritte was an sich dem wahrhaften BegriV nach die Rückkehr in die Einheit , ganz konkret der Geist ist , wird hier auf seiende Weise | gefaßt , es ist Schiwa , der Verderber und Erzeuger . Diese drei Formen sind es welche an der Spitze stehen . Es sind dieß Bestimmungen die aus dem BegriV hervorgehen , ihre konkretere Vorstellung ist noch aufzuzeigen und ebenso das Andere , das Verhältniß des Bewußtseins zu dieser Gegenständlichkeit oder die Natur des Kultus . Die Grundbestimmung des theoretischen Bewußtseins ist wie gesagt die Bestimmung der Einheit , die Bestimmung dessen was Brama , Bruma und dergleichen heißt . Ich habe von dieser Einheit bemerkt daß sie in diese Zweideutigkeit verfällt , daß Brama einmal das Allgemeine , Alles ist und das andere Mal eine Besonderheit gegen die Besonderheit , so erscheint Brama als Schöpfer und wird dann wieder untergeordnet , spricht selbst von etwas höherem , als er ist , von einer allgemeinen Seele . Diese Verworrenheit die diese Sphäre hat , hat ihren Grund in der nothwendigen Dialektik derselben , der Geist ist nicht vorhanden der alles ordnet , daher treten die Bestimmungen einmal in dieser Form auf , dann | müssen sie wieder aufgehoben werden als einseitig , dann tritt eine andere Form herein . Es erscheint nur die Nothwendigkeit des BegriVs als Abweichung , Verwirrung , als etwas das in sich keinen Halt hat und die Natur des BegriVs ist es , die in diese Verwirrung einen Grund bringt . Die erste Grundbestimmung ist das schlechthin Eine , Bram , dieß Eine erscheint für sich fixirt , als das mit sich ewig Einige , aber weil dieß Eine zur Besonderung fortgehen muß , die aber hier geistlos bleibt , so heissen und sind alle Unterschiedenen wieder Bram , sind dieß Eine in sich und nehmen also auch das Epitheton des Einen an sich , die besonderen Gotter sind so alle | auch Brama . Ein Engländer der auf das sorgfältigste aus den verschiedenen Darstellungen untersucht hat , was mit Bram gemeint sei , glaubt Bram sei ein Epitheton des Preises , weil er nicht selbst für sich als dieser Eine behalten wird , sondern Alles von sich sagt es sei Bram . Es ist dieß Minz in seiner Geschichte von Indien . Er beweist

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3 gefaßt] Pa  : als das Werden , Entstehen Vergehen seiner gefaßt   5–7 Es sind … Kultus .] Pa  : Es 30 sind mehrere merkwürdige Momente .   14–15 Diese Verworrenheit … derselben] Pa  : Die Ver­ worrenheit der indischen Darstellung hat dies Merkwürdige daß die Inconsequenz der Darstellung ihren Grund hat in der Nothwendigkeit der Dialectik .  De  : Die Verworrenheit der Darstellung hat das Merkwürdige , daß diese Incontinenz den nothwendigen Grund hat in dem Inhalte dieser Bestim­ 35 mungen selbst .   18 des BegriVs] De  : der Dialektik   27 Epitheton] PaDe  : leeres Epitheton   29 35 Minz] Ho  : Mingsth (3 Quart . über indische Geschichte) sagt  : »Die indische Schrift , welche ich vor mir habe , beweißt , daß Brahm auf alle Götter gehe , nicht auf die Vorstellung Eines Gottes .«   29 Minz lies Mill  



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aus vielen indischen Schriften , daß es ein | Epitheton des Preises ist , welches von verschiedenen Göttern gebraucht wird und nicht den BegriV von Vollkommenheit , Einheit vorstellt den wir damit verbinden . Wischnu wird auch genannt der höchste Bram . Drischna , der große | Bram , ist mein Uterus , meine Gebärmutter , in diese setze ich mein Erzeugniß und aus ihr sprenge ich die Natur hervor , Bram ist nun das Erzeugende und Erhaltende in aller Gestaltung und ich bin der Vater alles Samens , alles Triebs zu werden . Das Wasser und die Sonne ist Bram . In den Vedas ist besonders die Sonne hervorgehoben und wenn man die an sie gerichteten Gebete einzeln nimt , so kann man glauben , daß den alten Indiern nur in der Sonne Bram gewesen ist und daß sie so eine andere Religion hatten als ihre Nachkommen . Auch die Luft , die Bewegung der Atmosphäre , der Athem , der Verstand , die Glückseeligkeit wird Bram genannt . Mahadee nennt sich Bram und Schiwa spricht von sich , ich bin was ist und was nicht ist , ich bin alles gewesen , bin immer und werde immer sein , ich bin Brama und eben | so Bram , ich bin die ursachende Ursach , ich bin die Wahrheit , der Ochs und alle lebendigen Dinge , ich bin älter als Alles , ich bin das Vergangene , Gegenwärtige und Zukünftige , ich bin Rutra , bin alle Welten pp . So ist Bram das Eine und auch jedes selbstständig was als Gott vorgestellt wird . Unter anderen kommt ein Gebet an die Sprache vor , worin sie von sich sagt , ich bin Bram die allgemeine höchste Seele . Bram ist so dieß Eine , was aber nicht als dieß Eine ausschliessend festgehalten wird , er ist nicht so wie wir von einen Gott sprechen , dieser eine ist allgemeine Einheit , hier sagt alles was selbstständig , identisch mit sich ist , ich bin Bram . | Bram wird 2tens vornämlich als der Schöpfer vorgestellt und indem wir eine Vorstellung von der Schöpfung der Welt betrachten , so werden wir die Bedeutung des Bram näher sehen und zugleich das Verhältniß der anderen Götter Wischnu und Schiwa zu ihm .

1 Epitheton] Pa  : bedeutungsloses Epitheton   2 den BegriV ] Pa  : die BegriVe  De  : die verfeinerten BegriVe   3 vorstellt den … verbinden] De , ähnlich Pa  : ausdrücken die wir uns vorstellen und die auch in andern Gebeten der Indier hervortritt   5 diese] Pa  : diese meine Gebährmutter   sprenge] 30 De  : bringe   6 Erzeugende und Erhaltende] PaDe  : (Pa  : erzeugende  De  : zeugende) Glied   aller Gestaltung] Pa  : allen natürlichen Gestalten  De  : allen Erscheinungen  7 Triebs] Pa  : was einen Trieb in sich hat   12 Mahadee nennt sich Bram] Pa  : besonders ist es Siva der sagt daß er Brahm sei  De  : Besonders ist es dann Schiwa oder Mahade , oder Rudra , der auch von sich aussagt  : er sey 35 Bram .   13 spricht von sich] Pa  : sagt im Upnechat   14 sein] Pa  : sein , was ist das bin ich , und was 16–17 ich bin1 … Welten] De  : Rutra ist lebend und todt , gegenwärtig 35 nicht ist , das bin ich nicht   und zukünftig , ist alle Welt  Ho  : Leben und Tod , Vergangenes und Zukünftiges , alle Welten   17 pp .] De  : u . s . f . Daß auch das Bewußtseyn zu sich sagt  : ich bin Bram , wird hernach gesagt .  

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4 Drischna lies Krischna  

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Die Vorstellung der Weltschöpfung ist nicht so eine bestimmte Geschichte , wie wir sie aus den jüdischen Büchern haben , sondern | bei den Indiern | macht ein Jeder sich seine eigene Vorstellung indem er sich in sich spekulativ versenkt , daher ist nichts feststehendes vorhanden , sondern jeder hat eine andere Ansicht . Der Oberst Know hat eine Geschichte von Indien aus dem Persischen übersetzt , in einer dabei befindlichen Dissertation giebt er eine Uebersetzung aus den Vedas und hierin eine Vorstellung der ErschaVung der Welt . Brima existirte von aller Ewigkeit an in der Form unermeßlicher Ausdehnung , als es ihm gefiel die Welt zu schaVen sagte er  : Steh auf oh Brima  ! Das Verlangen , der Appetitus ist so das Erste gewesen , er sagt dieß zu sich selbst . Unmittelbar darauf ging ein Geist von Feuerflamme aus seinem Nabel der | 4 Köpfe und 4 Hände hatte . Brima schaute um sich und sah nichts als sein unermeßliches Bild , er reiste 1000 Jahre um seine Ausdehnung zu erfahren , zu verstehen . Dieß Feuer ist wieder er selbst und hat sich nur zum Gegenstand als unermeßlich . Dieß Verhalten zu sich selbst und dieß SchaVen ist eine Grundbestimmung , an anderen Orten wird so gesagt , die Welt sei | erschaVen durch die Meditation seiner selbst . Brima hat nun nach der 1000 jährigen Reise ebenso wenig seine Ausdehnung gewußt als vorher , in Verwunderung versenkt habe er sein Reisen aufgegeben und betrachtet was er gesehen . Der Allmächtige , etwas verschiedenes von Brima , habe nun gesagt  : Geh Brima und erschaVe die Welt , du kannst dich nicht begreifen , mache etwas begreifliches . Brima habe gefragt  : Wie soll ich eine Welt schaVen  ? Der Allmächtige habe geantwortet  : Frag mich und es soll dir Gewalt gegeben werden . Nun sei Feuer aus Brima gegangen und er habe die Idee aller Dinge gesehen , die vor seinen Augen schwebten , er habe gesagt  : Laß alles was ich sehe real werden , aber wie soll ich die Dinge erhalten , daß sie nicht zu Grunde gehen  ? Es sei darauf ein Geist von | blauer Farbe aus seinem Munde gegangen , dieß ist wieder er selbst , Wischnu , Brischna , das erhaltende Prinzip , diesem habe er befohlen alles Lebendige und zur Erhaltung desselben das Vegetabilische zu schaVen . Menschen hätten noch gefehlt . Brima habe hierauf Wischnu befohlen Menschen zu machen , er habe dieß gethan , aber die Men|schen , welche Wischnu

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10 Appetitus] Pa  : appetitus , das innere Wollen   10–11 Unmittelbar darauf] Pa  : Als er das sagte   11 Hände] Ho  : Händen (auch Himmelsgegenden)  18 und] PaDe  : (Pa  : und) sei niedergefallen und habe   19 gesehen] Pa  : gesehen habe in den 4 Mündern   20 gesagt] PaDe  : gesagt du hast wohlgethan (De  : , Primha)  dich] De  : mich   23–24 die Idee aller Dinge gesehen] Pa  : sich ein­ 35 gebildet , habe gesehen die Idee aller Dinge   27–29 ist wieder … schaVen] Pa  : | habe den Namen 35 K r i s c h n a erhalten . Brimha habe dem W i s c h n u befohlen alles Lebendige zu erhalten .   29 gefehlt] Pa  : gefehlt um dies ganze zu fassen   5 Know lies Dow   27 Brischna lies Krischna  



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machte waren Idioten mit großen Bäuchen , ohne Wissen wie die Thiere auf dem Felde , ohne Leidenschaften und Willen , nur mit sinnlicher Begierde , darüber sei Brima erzürnt und habe sie zerstört . Er habe nun selber vier Personen aus seinen eigenen Athem geschaVen und ihnen den Befehl ertheilt über die Kreatur zu herrschen , allein sie weigerten sich etwas anderes zu thun als Gott zu preisen , weil sie nichts von der veränderlichen zerstörbaren Qualität in sich hatten , nichts von dem zeitlichen Wesen . Brima wurde nun verdrießlich , dieß war ein brauner Geist , der zwischen den Augen hervorkam , dieser setzte sich vor ihm nieder mit untergeschlagenen Beinen und gekreuzten Armen und weinte , er fragte  : wer bin ich und was soll mein Aufenthalt sein  ? Brima sagte  : Du sollst Rutra sein und alle Natur dein Aufenthalt , geh und mache Menschen . Er that es , diese Menschen waren wilder als die Tiger , da sie nichts in sich hatten als die zerstörende Qualität , sie zerstörten sich , denn nur Zorn war ihre Leidenschaft . Wir sehen so die drei Götter | abgesondert von einander wirkend , ihr Hervorgebrachtes ist nur einseitig ohne Wahrheit . Endlich habe Brima , Wischnu und Rutra ihre Gewalt vereinigt und so Menschen geschaVen und zwar 10 . In dieser Darstellung sind denn nothwendig alle Momente ausgedrückt und die Erscheinung derselben ausgesprochen . Die Vorstellung der Weltschöpfung in Menus Gesetzen ist hiervon verschieden , und so hat jeder eine besondere Vorstellung . Wischnu ist dieß sich Inkarniren , dieß als Mensch Erscheinen , regierende Fürsten , besonders solche die Revolutionen veranlaßten , Eroberungen machten oder Liebschaften hatten .  | Das 3te ist Mahadee , Schiwa , eigentlich der in sich zurückkehrende Geist , da aber die Momente hier aus einander fallen , so ist es nur Werden , die Veränderung überhaupt | und näher das Leben die Zeugungskraft . In den Vedas ist nichts von Wischnu und Schiwa zu finden , es sind Bestimmungen die erst spaeter eingetreten sind . Die Indier sind in viele Sekten ge­ theilt , einige verehren den Schiwa , andere den Wischnu , es sind blutige Kriege 2 ohne Leidenschaften … Begierde] Pa  : keine Leidenschaft keinen Willen als ihre sinnliche Begierde

5 allein sie weigerten sich] Pa  : aber die haben nicht mit der Welt herrschen wollen , 30 zu befriedigen   sie haben sich geziert   6 sie] Pa  : sie rein aus Brimhas Odem geschaVen waren  7 zeitlichen] Pa  : vergänglichen  De  : vergängliches  dieß] Pa  : und die Verdrießlichkeit  13 zerstörten sich] Pa  : zer­ störten deswegen bald wieder  Zorn] Pa  : Zorn Verdruß  15 einseitig ohne Wahrheit] De  : einseitig gesetzt . Das eine nur erhaltend , sinnlich nur seyn wollend , das andre nur zerstörend , das 3te nur 35 rein geistig .   16–18 geschaVen und … ausgesprochen .] De  : geschaVen , und dann geht es weiter ins Willkürliche hinein . / Wir können es bewenden lassen mit Bruma überhaupt , und die Verbindung von Rutter und Wischnu haben wir gesehen .   20 Wischnu] Pa  : K r i s c h n a  23–24 da aber … fallen] De  : Dahin ist hier die Reflexion noch nicht gekommen .   4 Athem] Athen  

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­deshalb  | geführt worden und noch jetzt entstehen bei den großen Festen , zu denen sich oft mehrere Millionen Menschen versammeln Streite und Schlachten über den Vorzug des einen oder des anderen Gottes . Der Dienst des Mahadee ist sehr ausgebreitet und es ist der Dienst der Lebenskraft , dieser obscöne Dienst , dessen Symbol in den meisten Tempeln aufgestellt ist . Die Vorstellung ist daß Brima im ersten Verlangen , Wollen , sich getheilt habe in das Männliche und Weib­liche , dieß Männliche ist Mahadee , das Weibliche Yoni , dieß Verlangen Brimas hat die Bestimmungen hervorgebracht . Der Dienst der Zeugungskraft und das Symbol desselben ist bis in Griechenland als Phallusdienst gekommen und hat daselbst gedauert . Was das übrige Heer der Götter anbetriVt , diesen Dienst der Kuh , des Elephanten , des Pferdes pp eingerechnet , so gehört dasselbe in die Sphäre der Einbildungskraft , der Verwirrung wo aus dem BegriV und durch ihn nichts bestimmt , erkannt werden kann . Es sind solche Lebende genommen und zu ­A llgemeinen zu Göttern erhoben , dieß gehört in die Bestimmung der Einbildung .  | Das 2te ist nun das Verhältniß des Selbstbewußtseins der Indier zu diesen ihren Gegenstand , der Kultus . Dieß Verhältniß hat dieselben Grundbestimmungen die wir in dieser seiner göttlichen Welt gesehen haben , nämlich das Aussereinanderfallen der Momente[ .] 1 . Das Selbstbewußtsein hat ein Verhältniß zum Brama selbst , zu dieser Grundbestimmung . In Ansehung dieses Verhältnisses treten drei Formen hervor . a . Jeder Indier ist momentan selbst Brama , Bram ist dieß Eine , die Abstraktion des Denkens , in so fern der Mensch sich dahin versetzt sich in sich zu sammeln , so ist er Bram . Dieß ist eine besonders merkwürdige Bestimmung . Bram selbst wird nicht verehrt , der eine Gott hat keinen Tempel , keinen Dienst , keine Gebete . Ein Engländer , Verfasser einer Abhandlung über den Götzendienst der Indier , stellt darüber viele Reflexionen an und sagt  : wenn wir einen Indier fragen , ob er den Bram als höchstes Wesen verehre , anbete , ihm opfere , so wird er sagen  : niemals  ! Wenn wir weiter fragen was ist | diese stille Andacht , diese | schweigende Meditation die euch anbefohlen ist und so geübt wird , so | wird er erwidern  : Wenn ich das Gebet verrichte , mich setze , die Beine übereinander verschränke die Hände falte und gen Himmel blicke und meinen Geist und

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1 jetzt] PaDe  : Jährlich   6 Brima] De  : Mahade   9 Griechenland] Pa  : Indien , Aegypten , Griechen­ land  10 Was das … anbetriVt] Pa  : D i e ü b r i g e n G ö t t e r i s t der Gott des Himmels , des Feuers , 35 der Creation etc . DeDo  : Das übrige Heer der Götter Indra (Do  : Gott des Himmels)  13 Lebende] Pa  : Lebendige der AVe , die Kuh   21 Jeder Indier] PaDe  : jedes Individuum   28 niemals  ! ] Pa  : 35 niemals , wir bringen ihm keine Opfer  30 verrichte , mich setze] Pa  : verrichte zu irgend eines der Götter , wenn ich mich auf den Boden setze  De  : verrichte zu irgend einem Gotte   31 und1] Pa  : | und die Augen geschlossen habe und  



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meine Gedanken sammele ohne zu sprechen , so sage ich in mir selbst , ich bin Bram , das höchste Wesen . Wenn wir diese Bestimmung mit anderen Gestaltungen vergleichen , z . B . mit dem jüdischen Gott , so ist dieser auch dieß Eine , Allgemeine , Substantielle , welches auch nur für das Denken ist , für die Vorstellung nur insofern sie denkend ist . Hier ist die Objektivität auch für das objektive Denken bestimmt , aber ist noch nicht das Konkrete in sich was der Geist ist . Bram und der jüdische Gott haben so gleiche Bestimmung , sind aber auch unterschieden , nämlich der indische Gott ist nur das Eine nicht der Eine , er ist Neutrum , als Subjekt bestimmt ist er Brama und so einer der Trimurti , hingegen Bram als solcher von dem der Indier sagt  : ich bin es , ist noch nicht Subjekt , der jüdische Gott dagegen ist bestimmt als Einer , der keine anderen Götter neben sich hat . Dieß ist ein wesentlicher Unterschied | der nur in der freien reinen Unterscheidung des Gedankens liegt . Bram ist nur an sich , nicht für sich seiend . Wir haben die Güte gesehen die Gerechtigkeit , diese Bestimmungen mit einem geltenden BegriV sind in dem Einen nur Eigenschaften , Namen , werden nicht selbstständige Gestalten für sich gegen die Subjektivität des Einen . Hingegen dieser Bram ist dieß Abstraktum , nicht Subjektivität , diese abstrakte Subjektivität erhält sich nur im Selbstbewußtsein im menschlichen Selbstbewußtsein , hingegen das Eine , das Subjektivität an sich und für sich ist , braucht nichts Anderes zu seiner subjektiven Existenz , es ist für sich und ausschliessend gegen Anderes und damit auch gegen das Selbstbewußtsein . Wir können nun noch Zweitens , diese Bestimmungen mit dem vergleichen was der moderne Reflexions-Glauben enthält . Diese moderne Reflexion hält sich an das unmittelbare Wissen , und dieß hat die Bestimmung , daß für mich Gott ein Unerkanntes , nicht Gewußtes sei , es wird wohl anerkannt , er sei ausser mir über mir aber unerkannt , er hat für mich die | Bestimmung eines Jenseits , eines Negativen , er hat ein negatives Verhältniß zu mir . Das abstrakte Sein , ist selbst negativ

1 zu sprechen] Pa  : die Zunge zu bewegen   2 Wesen] Pa  : Wesen . Jedes Individuum sagt sich also bei diesem in sich sammlen das ist Brahm .   4 dieß Eine , Allgemeine , Substantielle] PaDe  : diese (Pa  : ganz  De  : durchaus) unsinnliche Substantialität   5 für2 ] Pa  : nicht für die sinnliche Vorstellung , sondern nur für   6 ist 2 ] PaDe  : diese rein mit sich identische Substantialität ist  8 Gott] Pa  : Gott aber , der Gott auf dem Standpunkt des Bewußtseins   9–10 als Subjekt … Trimurti] Pa  : Brahma als d e r ist als eines der 3 bestimmt , der 3 Personen  11 bestimmt als Einer] De  : zugleich Subject  , ­ausschließend   15 Einen] PaDe  : einen der Subject ist   16 Namen] De  : »Namen« , nach dem Ausdruck der Jüdischen Gelehrten   18 sich] Pa  : subjective Existenz   19 menschlichen] Pa  : endlichen  De  : subjectiven  20 nichts Anderes … Existenz] De  : zu seiner Existenz nicht das subjective Bewußtseyn eines Andern   27 er hat … mir] Pa  : über mir , ausser mir , aber dies drückt ein negatives Verhältniß aus  De  : Das Ueber mir , das außer mir drückt nur ein negatives Verhältniß meiner zum Object aus .   Das abstrakte … negativ] De  : Wenn man sagt , e s s e y  , so ist diß eben diß Negative selbst  

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wie z . B . das Abstraktum was der Bram ist , oder es hat sein Selbstbewußtsein nur in meinem Verstande . Es heißt leeres Stroh dreschen wenn man , indem man sagt Gott ist über mir , ausser mir , glaubt etwas objektiv damit bestimmt zu haben . Dieß Abstraktum des Verstandes ist nur durch mich gesetzt , ich bin das Affirmative , und so fällt diese Bestimmung mit der modernen Vorstellung zusammen , daß ich das Allgemeine bin , aller Bestimmungen Meister bin , ich erst sie setze , geltend mache .  | Diese Stufe der modernen Reflexion ist ausgebildeter freier , als die des Hindu , der in seinem stillen Denken sagt  : ich bin Bram . Es ist dieß die unbefangene Weise der Abstraktion , neben welcher die übrige göttliche Welt objektiv ist , wogegen sie in jener Reflexion mit Allem nur ein durch mich Gesetztes ist . Dieser Standpunkt , dieß Setzen , hat allen Inhalt der sinnlichen und übersinnlichen Welt verflüchtigt durch die Reflexion . Während auf jenem ersten Standpunkt dieß letzte | Moment für sich ist , ausser welchem anderer Inhalt existirt , so ist in der modernen Reflexion aller Inhalt überhaupt als endlich versenkt in dem Einen , so daß dieß der ausschließende affirmative Punkt ist . Die Seite des Kultus hat noch zwei andere Formen . Nämlich damit daß das erste Verhältniß nur im Moment des einzelnen Gebets , der Andacht gesetzt , so daß Bram in seiner Existenz nur momentan ist , und indem so diese Existenz solchem Inhalt unangemessen ist , solchem Inhalt , solcher Allgemeinheit , so tritt die Forderung ein , daß diese Existenz zu einer allgemeinen gemacht werde , wie der Inhalt ist , zu einer Dauernden . Das Ich abstrakt als solches ist das Allgemeine , nur daß dieß selbst nur ein Moment in der Existenz der Abstraktion ist , die nächste Forderung ist also , daß dieß Abstraktum , dieß Ich dem Inhalt angemessen gemacht werde , daß dieser einzelne Blick , zum dauernden Sehen , zur dauernden Beschauung erhoben werde . Dieß Erheben heißt nichts Anderes als den Uebergang abbrechen aus dem Moment stiller Einsamkeit in das Leben , in die konkrete Gegenwart , in das konkrete Selbstbewußtsein . Es soll damit Ver-

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1–2 sein Selbstbewußtsein … Verstande] Pa , ähnlich De  : seine Existenz im Selbstbewußtsein in meinem | abstrahirenden Verstande   4–5 Dieß Abstraktum … Affirmative] De  : Das Affirmative , was 30 da vorhanden ist , ist nur ich .   9 Weise] PaDe  : Stufe  11 Standpunkt] De  : Standpunkt der neuern Philosophie  15 dem Einen] Pa  : dieses Eine  De  : diß Eine   15–16 dieß der … Punkt] Pa  : dies Eine es ist in welchem das übrig bleibende Affirmative  De  : dieser eine Punkt das überbleibende Affirmative ist   17 Kultus] Pa  : C u l t u s  , d a s Ve r h ä l t n i ß d e s S e l b s t b e w u ß t s e i n s   22 Das] 35 Pa  : Das Momentane der Zeit ist der Mangel . Denn das  26 Dieß Erheben] Pa  : Diesen Blick aber 35 zum fortdauernden Erbauen erheben  De  : Diesen Blick zum fortdauernden Schauen erheben   27 abbrechen] De  : ab-zu-brechen  Pa  : abschneiden   10 jener] jenner  



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zicht gethan werden auf alle Lebendigkeit , auf alle Verhältnisse des | konkreten , wirklichen Lebens zu dem Einen . Dieß kommt bei den Indiern zur Existenz , indem viele Hindu , welche nicht Braminen sind , es unternehmen und vollführen sich zu dem vollkommen , abstrakten sich haltenden Ich zu machen . Sie entsagen aller Bewegung , allem ­Interesse , allen Neigungen , indem sie sich einer stillen Abstraktion hingeben , sie werden von Anderen verehrt und genährt , sie | verharren sprachlos in stierer Dumpfheit , die Augen in die Sonne gerichtet , oder mit geschlossenen Augen . Einige bleiben so das ganze Leben , andere 20 , 30 Jahre . Es wird von einem dieser Hindu erzählt , er habe 10 Jahre gereist ohne je zu liegen , indem er stehend geschlafen habe , die nächsten 10 Jahre habe er die Hände über den Kopf gehalten , und dann habe er noch vor gehabt , sich an einem Fusse aufgehängt 3 ¾ Stunden über einem Feuer schwingen zu lassen , und sich endlich 3 ¾ Stunden eingraben zu lassen . Dann hat er das Höchste erreicht und hierdurch ist in der Meinung der Indier der Vollbringer solcher Bewegungslosigkeit , solcher Lebenslosigkeit ins Innere versenkt und fortdauernd als Bram existirend . Zu bemerken ist , daß dieß keine Busse für | Verbrechen ist , es wird nichts dadurch gut gemacht . Der Mensch der Verbrechen begangen hat , hat sich gegen das Allgemeine geltend gemacht , um dieß gut zu machen , so ist die Busse die Vernichtung des subjektiven Willens . Dieß ist hier nicht der Fall , sondern es sind Strengigkeiten um den Zustand des Bram zu erreichen . Damit ist die Vorstellung verbunden , daß der Mensch der sich so zum fort­ dauernden Bram gemacht hat , hiermit die absolute Macht über die Natur erworben habe und sei . Es wird vorgestellt , daß der Intra , Gott des Himmels und der Erde , Angst und Bangniß bekomme vor solch einen Menschen . In Bopps Chresto­mathie ist in einer Episode so die Geschichte zweier Riesen erwähnt , die den Allmächtigen die Bitte um Unsterblichkeit vortragen , da sie aber jene Uebun­gen nur vorgenommen haben , um zu solcher Macht zu kommen , so bewilligt sie ihnen derselbe nur insofern , daß sie nur durch sich selber umkommen

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30 30 1–2 des konkreten , … Einen] De  : der übrigen Religion , etc .   5–6 Sie entsagen … hingeben] Pa  :

allen Zusammenhang mit Familie , alles was Menschlich ist unterlassen  De  : Dahin die unendlichen vielen Geschichten , daß die Menschen sich hinsetzen ohne Bewegung etc .   7 sie1] Pa  : die sich dazu entschlossen haben , die  stierer] De  : stillen   8 gerichtet , oder … Augen] Pa  : die Augen in die 35 Sonne gekehrt daß ihn das Licht erblindet  De  : geschlossen oder nach der Sonne gekehrt   9 Jahre] 35 De  : Jahre oder irgend eine andere heilige Frist   Es wird] De  : Ein Engländer erzählt   14 Dann] Pa  : Wenn er lebendig dann hervorgeht , so   24 sei .] Ho schließt an  : In Gedichten der Indier werden nun 10 so verlebter Jahre zu 10,000 .   25 Menschen] De  : Menschen und er laufe zum großen Bram , und klage darüber , daß ihm Untergang gedroht werde . […] Wenn sie diß nun erreicht haben , überlassen sie sich den möglichsten Vergnügen .  

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sollen . Sie üben nun alle Gewalt über die Natur aus , Intra bekommt Angst vor ihnen und benutzt das gewöhnliche Mittel um jemand von solcher Uebung abzuziehen , er läßt ein schoenes Weib werden , jeder der Riesen will sie zur Frau haben , im Streit darüber , bringen sie einander um und dadurch | ist denn der Natur geholfen . Eine ganz eigenthümliche Bestimmung ist dann drittens , daß jeder Bramin , jedes Mitglied dieser Kaste für Brama gilt , er ist jedem anderen Hindu der Gott . Diese besondere Weise hängt eben mit den bisherigen Bestimmungen zusammen . Nämlich die zwei Formen die wir gesehen haben , sind gleichsam nur ein abstraktes abgeschiedenes Verhältniß des Selbstbewußtsein zu Bram , ein nur momentanes das erste , das zweite nur die Flucht aus dem Leben . Die dritte Forderung ist daher , daß dieß Verhältniß nicht blos Flucht , Entsagung der Lebendigkeit sei , sondern daß es | auch auf affirmative Weise gesetzt sei . Die Frage ist nun , wie muß die affirmative Weise dieses Verhältnisses beschaVen sein  ? Dieß kann keine andere sein als die Form unmittelbarer Existenz . Es ist dieß ein schwerer Uebergang . Was nur innerlich , nur abstrakt ist , ist nur äusserlich , dieß nur Abstrakte ist nun also unmittelbar das Sinnliche , sinnliche Äusserlichkeit , indem das Verhältniß hier das ganz abstrakte zur ganz abstrakten Substanz ist , so ist das affirmative Verhaltniß ebenso ein ganz abstraktes , mithin unmittelbares . Hiermit ist die konkrete Erscheinung gesetzt , daß das Verhältniß zum | Bram , des Selbst­ bewußtseins zu ihm , ein unmittelbares , natürliches ist , also ein angeborenes , durch die Geburt gesetztes Verhältniß . Der Mensch ist denkend und dieß | von Natur , es ist eine natürliche Q ­ ualität des Menschen , aber daß er denkend überhaupt ist , das ist verschieden von der Bestimmung von der hier die Rede ist , von dem Bewußtsein des Denkens überhaupt als dem absolut Seienden . Wir haben in dieser Form überhaupt das Bewußtsein des Denkens und dieß ist dann als das Absolute gesetzt . Dieß Bewußtsein , des absoluten Seins ist es , was hier auf natürliche Weise existirend gesetzt ist oder als angeboren behauptet und gemeint wird , und daß es in diese Form herabgesetzt wird , beruht auf das ganze Verhaltniß .

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4–5 der Natur] De  : dem Himmel   11 die Flucht] De  : eine Flucht , eine Entsagung   Leben] Pa  : das Wegsehen vom Selbstbewußtsein  16 Uebergang] De  : Übergang für die Vorstellung   innerlich , nur abstrakt] Pa  : nur an sich ist , das ist nur äusserlich  De  : innerlich , nur an sich , ist eben so unmittelbar nur das sinnliche , nur die sinnliche Äußerlichkeit  18 Verhältniß] Pa  : Verhältniß von 35 dem hier die Rede ist   19 unmittelbares] Pa  : unmittelbares dies was den Übergang , die Nothwen­ 35 digkeit der Bestimmung erhält   19–20 Hiermit ist … gesetzt] PaDe  : Also es ist der abstracte Übergang  27–28 Dieß Bewußtsein , … Seins] Pa  : Dies Bewußtsein des Denkens , und ich bin denkend dies   30 auf das ganze Verhaltniß] De  : auf dem Zusammenhange der reinen Abstraction mit der Bestimmung der Unmittelbarkeit der Natürlichkeit  



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ii.  die bestimmte religion281

Indem nun der Mensch denkend ist , und hiervon unterschieden wird das Bewußtsein des Denkens , als des Allgemeinen , an sich Seienden und beides ein Angeborenes ist , so folgt daraus , daß es | zwei Klassen von Menschen giebt . Die einen als denkende Menschen , als Menschen überhaupt , die anderen als die , welche das Bewußtsein des Denkens sind , als absolutes Sein . Dieß sind die Braminen , die Wiedergebornen  ; durch die Geburt zweimal Gebornen , einmal natürlich , das andere Mal denkend | geboren . Dieß ist dem Menschen Quelle seiner zweiten Existenz , Wurzel seiner wahrhaften Existenz , die er sich durch Freiheit giebt . Die Braminen sind von Hause aus zweimal geboren , und ihnen widerfährt die ungeheure Verehrung , wogegen alle anderen Menschen keinen Werth haben . Wenn jemand einer niederen Kaste einen Braminen berührt , so hat er den Tod verwirkt . In Menus Gesetzen , finden sich viele Bestrafungen bei Verbrechen gegen die Braminen . Wenn z . B . ein Soutra eine beschimpfende Rede gegen einen Braminen ausstößt , so wird ihm ein eiserner , 10 Zoll langer Stab glühend in den Mund gestossen , und wenn er sich untersteht einen Braminen belehren zu wollen , so wird ihm heisses Oehl in den Mund und in die Ohren gegossen . Den Braminen wird eine geheimnißvolle Macht beigeschrieben , es heißt im Menu  : kein Koenig ärgere einen Braminen , denn aufgebracht kann er ein Reich , einen Koenig mit allen seinen festen Orten , seinem Heere pp zerstören . Dieser Bram , dieß höchste | Bewußtsein des Denkens ist für sich , abgeschnitten , nicht als konkreter wirksamer Geist , es ist darum auch nicht vorhanden in dem Subjekt ein lebendiger Zusammenhang mit dieser | Einheit , sondern das Konkrete des Selbstbewußtseins ist geschieden von dieser Region , der Zusammenhang ist unterbrochen , dieß ist der Hauptpunkt dieser Sphäre , die zwar die Entwickelung der Momente hat , so daß sie aber ausser einander bleiben . Indem das Selbstbewußtsein so abgeschnitten ist , ist die Region geistlos d . h . auf natürliche Weise , als etwas angebornes und wie so dieß angeborne Selbstbewußtsein verschieden ist von dem allgemeinen , so ist es der Vorzug einiger . In den Reli­ gionen wo dieß nicht der Fall ist , wo nämlich das Bewußtsein des Allgemeinen ,

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… Sein] De  : der absoluten Existenz   6 Wiedergebornen] De  : daher | auch schon als W i e d e r g e b o r n e betrachtet und angeredet werden  7 Dieß ist dem Menschen] Pa  : Das Innere , das Wissen ist die  8 durch] Pa  : durch das Denken durch   13 Soutra] Pa  : Sutra (aus der 4 Caste)   19 Heere pp] Pa  : Heer mit 35 seinen Wagen und Elephanten   20 Dieser Bram , dieß] De  : Das 3te , das concrete Verhältniß des 24–25 ist der Hauptpunkt … bleiben] 35 Bewußtseyns zum Bram gestaltet sich wieder eigens . Diß   Pa  : macht den Character dieser religiösen Anschauung überhaupt aus   26 auf] Pa  : auf eine geistlose Weise d . h . auf  27–28 als etwas … einiger .] Pa  : So ist dies angeborene Selbstbewußtsein ein natür­ liches , ein besonderes , es kommt daher nur einigen zu die durch Geburt sich auf diesem Standpunkt befinden .   28–282,1 In den Religionen … wirksam ist] Pa  : Wenn das Bewußtsein des Allgemeinen

5 des Denkens 30 2 Allgemeinen , an sich Seienden] Pa  : Substantiellen  

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der Wesenheit , durch das Allgemeine ins Besondere scheint , darin wirksam ist , entsteht Freiheit des Geistes und es hängt damit , daß das Besondere durch das Allgemeine determinirt ist , Rechtlichkeit , Sittlichkeit zusammen . | Im Privatrecht z . B . ist Freiheit des Individuums in Anwendung auf den Besitz der Sache , ich in dieser Besonderheit der Existenz bin frei , die Sache gilt als meine , eines freien Subjekts , und so ist die besondere Existenz determinirt durch das Allgemeine , meine besondere Existenz hängt zusammen mit dieser Allgemeinheit . Bei den Familienverhältnissen ist es ebenso . Sittlichkeit ist nur , indem die Einheit das Dirimirende des Besonderen ist , alle Besonderheit | ist dirimirt durch die substantielle Einheit . Insofern dieß nicht gesetzt ist , ist das Bewußtsein des Allgemeinen wesentlich ein abgeschnittenes , unwirksames , geistloses . Es ist also durch dieß Isoliren das Höchste zu einem Unfreien , nur natürlich Gebornen gemacht . Mit dieser 3ten Bestimmung sind wir dem eigentlichen Kultus näher gekommen . Der eigentliche Kultus nämlich ist das Verhältniß des Selbstbewußtseins zu dem Wesenhaften , zu dem was an und für sich ist , Bewußtsein des Einen in diesem Wesen , Bewußtsein seiner Einheit mit ihm , das zweite ist dann das Verhältniß des Bewußtseins zu den selbst mannigfaltigen Gegenständen , dieß sind denn die vielen Gottheiten . Bram wird nicht verehrt , hat keinen Gottesdienst , keine Tempel und Altäre , die Einheit des Bram wird nicht in Beziehung gesetzt auf das Reale , auf das wirksame Selbstbewußtsein . Aus dem Gesagten , daß das Bewußtsein des Einen so isolirt ist , folgt , daß hier in dem Verhältniß zum Göttlichen nichts durch Vernunft bestimmt ist , denn dieß heißt daß die besonderen Handlungen , Symbole pp dirimirt sind durch die Einheit , hier ist aber die Re|gion des Besonderen , nicht durch diese Einheit bestimmt , hat so den Charakter der Unvernünftigkeit , Unfreiheit . Es giebt nur ein Verhalten zu besonderen Gottheiten , die blos gebundene Natürlichkeit sind , es sind zwar die abstraktesten Momente durch den BegriV an sich bestimmt , aber nicht in die Einheit zurückgenommen , so daß die Trimurti der überhaupt des Wesenhaften ins Besondere scheint , wirksam ist auf das Besondere , das Besondere determiniert , so  De  : Es muß diß bestimmt aufgefaßt werden , daß diese Region was Geistloses ist . Es macht sich diß deutlicher verglichen mit dem , wo es nicht so ist . Wenn das Bewußtseyn des All­gemeinen wirksam ist auf das Besondre , so   5 meine] Pa  : meine besondere  11 geistloses] De  : unfreyes   13 Bestimmung] Pa  : Bestimmung im Verhältniß zum Brahm   17 Bewußtseins] PaDe  : Mannigfaltigen Bewußtseins   den selbst mannigfaltigen Gegenständen] De  : dem mannigfaltigen Allgemeinen  19 Bram wird nicht verehrt] Pa  : Es wird dem Brahm keine Andacht bewiesen , er  De  : Dem a b s t ra c t e n Allgemeinen wird keine Ehrfurcht erwiesen   20–21 Reale , auf … Selbstbewußt­ sein] De  : lebendige , reale , wirksame Selbstbewußtseyn  22 dem Verhältniß zum Göttlichen] De  : Rücksicht auf das concrete Bewußtseyn  26 Es giebt] De  : Der Cultus ist also   26–27 die blos … sind1] De  : Diese von der Einheit verlassen , es sind losgelassene Natürlichkeiten  Pa  : es ist losgebun­ dene Natürlichkeit  27–283,1 es sind … würde] De  : Die Einheit ist nur formell , nicht geistig  

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ii.  die bestimmte religion283

Geist würde , ihre Bedeutung ist deshalb nur eine Weise eines besonderen StoVes . Die Hauptbestimmung ist die Lebenskraft , das Erzeugende und Untergehende und des Lebendigen Werden und sich verändern , hieran schliessen sich dann als Gegenstände der Verehrung , Naturgegenstände , Thiere pp[ .] Der Kultus ist also hier ein Verhältniß zu diesen Besonderen , die einseitig abgeschnitten sind , also ein Verhalten zu unwesentlichen Dingen in natürlicher Form . Das religiöse Thun , d . h . ein wesentliches Thun , eine allgemeine Weise des Lebens wird damit vorgestellt , vollbracht , wird so | hier gewußt verwirklicht , und hier ist das reli­g iöse Thun ein Inhalt der unwesentlich , ohne Vernunft ist . Weil diese StoVe überhaupt , theils objektiv die | Anschauung des Gottes sind , theils subjektiv das was wesentlich zu thun ist , weil die Hauptsache unwesentlich wird , so ist der Kultus von unendlichem Umfang , alles kommt hinein , es ist gar nicht um den Inhalt zu thun , er hat keine Grenze in sich , die religiösen Handlungen sind so vernunftlos in sich , sind auf ganz äussere Weise bestimmt . Was wesentlich sein soll ist feststehend in seiner Form , der subjektiven Meinung , Willkühr entnommen . Hier ist der Gehalt diese sinnlose Zufälligkeit und das Thun ein blos seiendes Thun , Gewohnheiten die nicht verstanden werden können , weil kein Verstand darin ist , es ist im Gegentheil darin eine Ungebundenheit nach allen Seiten gesetzt . Insofern darüber hinausgegangen wird und in den religiösen Handlungen auch Befriedigung sein muß , so ist dieß nur durch sinnliche Beteubung . Das eine Extrem ist die Flucht der Abstraktion , die Mitte ist die Sklaverei , das andere Extrem ist die willkührliche Ausschweifung , die traurigste Religion . Insofern in diesen Kultus die Flucht gesetzt ist , so ist das gegenwärtige Thun blos rein äusserliche Handlung ,  | die vollbracht wird , bloße Werkthätigkeit und dazu kommt die wildeste Beteubung , Orgien der schrecklichsten Art . Dieß ist der nothwendige Charakter dieses Kultus , den er dadurch erhält , daß das Bewußtsein des Einen so getrennt

6 unwesentlichen] PaDe  : einem nur an sich wesentlichen   in natürlicher Form] Pa  : das nur in natürlicher Form in natürlicher Weise gesetzt ist   11 Hauptsache] Pa  : Grundlage   12 unend­ lichem Umfang] PaDe  : unendlicher Ausdehnung  13 er hat … sind so] Pa  : der ist mehr oder weniger ein Sinnloses überhaupt , und wenn der Inhalt ein natürlicher ist , so hat er keine Grenze in sich der Aus­dehnung nach , und so ist es  De  : Wenn der Inhalt ein natürlicher , äußerlicher ist , hat | er keine Grenze in sich , und die religiösen Handlungen überhaupt sind dann , weil vernunftlos in sich , so ist es   15 der subjektiven Meinung , … entnommen] Pa  : es ist unwandelbar   18 Ungebundenheit] PaDe  : (Pa  : todte) Gebundenheit   20 sinnliche Beteubung] Pa  : rohe sinnliche Betäubung  De  : rohe sinnliche Berauschung   21 Sklaverei] Pa  : Sclaverei eines sinnlichen Thuns   22 will ­kühr­l iche] Pa  : wilde  De  : rohe   die traurigste Religion] Pa  : dies sind die Elemente dieser Religiosität , die traurigste Depravation   24 wildeste] De  : sinnlicher   25 Orgien der