Gesammelte Werke / Vorlesungen über die Philosophie der Natur: Teilband I. Nachschriften zu den Kollegien der Jahre 1819/20, 1821/22 und 1823/24 3787319662, 9783787319664

Die sechs Vorlesungen, die Hegel in Berlin über Naturphilosophie gehalten hat, sind zwar nicht vollständig, aber doch so

133 18 23MB

German Pages 754 [761] Year 2012

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
COVER
INHALTSVERZEICHNIS
WINTERSEMESTER 1819/20. Nachschrift - Johann Rudolf Ringier - mit Varianten aus der Nachschrift - Gottfried Bernhardy
[1. Mechanik]
[2 . Physik]
3 . [Organologie]
WINTERSEMESTER 1821/22. Nachschrift - Boris von Uexküll - mit Varianten aus zwei anonymen Nachschriften
Philosophie der Natur. Vorgetragen von dem Profeßor G. W. F. Hegel zu Berlin. Anno 1822
Philosophie der Natur. Einleitung
Erster Theil. Die Mechanik
1. Raum und Zeit
2 . Materie und Bewegung
3 . System der himmlischen Körper
Zweiter Theil. Die Physik
A. Die elementarische Physik
Dritter Theil. Organik
1. Die geologische Natur
WINTERSEMESTER 1823/24. Nachschrift - Karl Gustav Julius von Grieshei, - mit Varianten aus der Nachschrift - Romuald Hube
Philosophie der Natur. Vorgetragen vom Professor Hegel im Winterhalbenjahre 1823/24. 1ter Theil
Einleitung
I. Begriff der Naturphilosophie
II. Begriff der Natur
III. Eintheilung der Natur
Erster Theil
Zweiter Theil
I. Erste Sphäre der allgemeinen Individualität
Der elementarische Prozeß
Philosophie der Natur. Vorgetragen von Hegel im Winterhalbejahre 1823/24. IIter Theil.
II. Die zweite Sphäre ist die der besonderen Individualität
III. Die dritte Sphäre, die der Gestalt
1. Individuelle Körperlichkeit dem Begriff nach
[2. Die sich in sich unterscheidende Totalität]
3. Der chemische Prozeß
Dritter Theil
I. Die geologische Natur
II. Die vegetabilische Natur
III. Der thierische Organismus
Der erste Prozeß
[Der zweite Prozeß.]
Der dritte Prozeß
Die Krankheit
Die Zoologie
ANHANG
Zeichen, Siglen
Recommend Papers

Gesammelte Werke / Vorlesungen über die Philosophie der Natur: Teilband I. Nachschriften zu den Kollegien der Jahre 1819/20, 1821/22 und 1823/24
 3787319662, 9783787319664

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

H EGE L · GE SA M M E LT E W E RK E 24,1

GEORG W I L H E L M F RI E DRICH H EGE L

GE SA M M E LT E W E RK E

I N V E RBI N DU NG M I T DE R

DEU T SCH E N FORSCH U NG SGE M E I N SCH A F T H E RAU S G E G E BE N VON DE R

NORDRH E I N -W E ST FÄ LISCH E N A K A DE M I E DE R W IS SE N SCH A F T E N U N D DE R K Ü N ST E

BA N D 2 4 I N DRE I T E I L BÄ N DE N

F E LI X M E I N E R V E RL AG H A M BU RG

GEORG W I L H E L M F RI E DRICH H EGE L

VORL E SU NGE N Ü BE R DI E PH I L OSOPH I E DE R NAT U R

H E RAU S G E G E BE N VON

WOLFGA NG BON SI E PE N

BA N D 2 4 ,1 N AC H S C H RI F T E N Z U DE N KOL L E G I E N DE R J A H R E 1819 / 2 0 , 18 21/ 2 2 U N D 18 2 3 / 2 4

F E LI X M E I N E R V E RL AG H A M BU RG

In Verbindung mit der Hegel-Kommission der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste und dem Hegel-Archiv der Ruhr-Universität Bochum Diese Publikation wird als Vorhaben der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste im Rahmen des Akademieprogramms von der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert .

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie ; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über 〈 http ://dnb.ddb.de 〉 abrufbar . ISBN 978-3-7873-1966-4 ISBN eBook: 978-3-7873-3408-7

© Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste , Düsseldorf 2012 Alle Rechte , auch die des auszugsweisen Nachdrucks , der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung , vorbehalten . Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung ein zelner Textabschnitte durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier , Film , Bänder , Platten und andere Medien , soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten . Satz : post scriptum , www. post-scriptum .biz . Druck : Strauss , Mörlenbach . Bindung : Litges + Dopf , Heppenheim . Werkdruckpapier : alterungsbeständig nach ANSI-Norm resp . DIN-ISO 9706 , hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff . Printed in Germany . www.meiner.de

INHALTSV ERZ EICH N IS

W IN TERSEM ESTER 1819/20 . NACHSCH RIFT JOH A N N RU DOLF RINGI ER mit Varianten aus der Nachschrift Gottfried Bernhardy . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

[1 . Mechanik]. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 [2 . Physik] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3 . [Organologie] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

W IN TERSEM ESTER 1821/22 . NACHSCH RIFT BORIS VON U EX KÜ LL mit Varianten aus zwei anonymen Nachschriften . . . . . . . . . . . . 183 Philosophie der Natur vorgetragen von dem Profeßor G . W . F . Hegel . zu Berlin Anno 1822 . Xber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Philosophie der Natur . Einleitung . . . Erster Theil . Die Mechanik . . . . . . 1 . Raum und Zeit . . . . . . . . 2 . Materie und Bewegung . . . . 3 . System der himmlischen Körper Zweiter Theil . Die Physik . . . . . . . A . die elementarische Physik . . . Dritter Theil . Organik . . . . . . . . 1 . Die geologische Natur . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

. . . . . . . . .

187 226 226 253 264 286 292 418 421

VI

inhaltsverzeichnis

W IN TERSEM ESTER 1823/24 . NACHSCH RIFT K A RL GUSTAV J U LI US VON GRI ESH EI M mit Varianten aus der Nachschrift Romuald Hube . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 471 Philosophie der Natur vorgetragen vom Professor Hegel im Winterhalbenjahre 18²³⁄₂₄ 1ter Theil . nachgeschrieben von v Griesheim . . . . . . . . . . . . . . 473 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I . Begriff der Naturphilosophie . . . . . . . II . Begriff der Natur . . . . . . . . . . . . III . Eintheilung der Natur . . . . . . . . . . Erster Theil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zweiter Theil . . . . . . . . . . . . . . . . . . I . Erste Sphäre der allgemeinen Individualität Der elementarische Prozeß . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . .

475 477 508 524 530 572 575 601

Philosophie der Natur vorgetragen von Hegel im Winterhalbenjahre 18²³⁄₂₄ IIter Theil . nachgeschrieben von v Griesheim . . . . . . . . . . . . . .

611

II . Die zweite Sphäre ist die der besonderen Individualität III . Die dritte Sphäre , die der Gestalt . . . . . . . . . . . 1 . Individuelle Körperlichkeit dem Begriff nach . . [2 . Die sich in sich unterscheidende Totalität] . . . 3 . Der chemische Prozeß . . . . . . . . . . . . . Dritter Theil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I . Die geologische Natur . . . . . . . . . . . . . . . . II . Die vegetabilische Natur . . . . . . . . . . . . . . . III . Der thierische Organismus . . . . . . . . . . . . . . Der erste Prozeß . . . . . . . . . . . . . . . . . [Der zweite Prozeß] . . . . . . . . . . . . . . . . Der dritte Prozeß . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Zoologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Krankheit . . . . . . . . . . . . . . . . . .

613 629 631 641 665 690 694 701 716 725 725 739 741 746

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . .

A N H A NG Zeichen , Siglen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 753

W INTERSEM ESTER 1819/20 NACHSCH RIFT

JOH A N N RU DOLF RINGI ER MIT VA RI A NTEN AUS DER NACHSCH RIFT

GOTTFRI ED BERNH A RDY

einleitung

5

10

15

20

25

30

3

Die natur ist dem Menschen als ein Problem gegeben zu deßen Auflösung er sich unüberwindlich hingezogen und zugleich hart abgestoßen fühlt[ .] Die auflösung ist Zb die Naturphilosophie . Dies Problem erscheint daß wir zunächst als ein selbstbewußtsein sind , draußen eine Natur[ .] Diese Entzweiung ist als die erste erscheinung anzunehmen[ .] Sie ist ein Widerspruch gegen den Geist , der Geist Ich ist einfache einheit indem ich mich zur Natur verhalte so ist es mir der Einheit meines Wesens widersprechend ; und ich strebe diesen Gegensaz aufzuheben zur Einheit zurükzubringen , die ich selbst bin . Die Trennung und Einheit könnte man fragen können ja neben einander bestehn ? was hat dieses für ansprüche jenes zu überwinden . Ich weis sich als das Unendliche absolute dem also die Entzweiung ein Nichtiges ist so daß es sich nothwendig meiner einheit unterwerfen muß . Diese Entzweiung hat noch eine andre Form mit Größrer bestimtheit der Momente auf deren Lösung es ankomt . Wir fi nden eine Beziehung auf die Natur – es ist nicht nur ein Verhalten ein Gegenüberstehen sondern wir fi nden uns auf die Natur angewiesen mit unserm Bedürfniß , Sie ist ein Gütiges das sich hergiebt zu unsern Beziehungen auf sie . Dieses Verhalten ist ein zwiespältiges sich entgegen geseztes . | Der Zwist welcher zu lösen ist fi ndet eben in diesem Verhalten selbst statt . Es ist gedoppelt , das Theoretische und Praktische . Wir wißen zuerst durch die Sinne von der Natur . Wir schaun die natürlichen Gegenstände an . Davon geht unser formelles Denken zunächst aus . In diesem Wißen von der Natur haben die Gegenstände die bestimung für uns ; daß sie sind , wir empfinden sie als eine Unabhängigkeit von uns . Wir finden sie vor als selbstständig unüberwindlich . Das in seinen bunten Formen und Wechsel sein eigen Spiel nach eignen Gesezen treibt . Ein Gang welcher nicht zu unsern Zweken und Intereßen paßt . Es ist substantielles Sein . Für sich starr an dem wir uns herumbemühen können , aber nur auf deßen oberfläche es bleibt da draußen für sich . Die Zweite Bestimung ist nach der praktischen Seite gerade entgegengesezt da brauchen wir die Natur als uns nüzliche unterwerfen sie uns und unserm Intereße opfern sie uns auf , d . h . wir nehmen sie als etwas das seine Bedeutung seinen Zwek nicht in sich selbst hat sondern seine Bestimung durch uns erhält nur Mittel ist . So hat sie die Bestimung eines an sich nichtigen . Ihr s e i n ist ein Seelenloses – Zwek und Seele sind wir | sie ist nur ein dienendes . Die lezte Seite geht imer auf Zerstören und Zertrümmern des Gegen-

1Ri

12–13 auf deren … es1] Be : auf die es

1Be

1 Die] Be : Über den Begrif der Naturphilosophie . / Die bei der Lösung des Problems 35 1 gegeben] Ri : (g unterstr .)ben

29 das] Ri : des

2Ri

3Ri

4

4Ri

2 Be

5Ri

nachschrift ringier · 1819/20

standes aus indem der Mensch seine Begierden befriedigt[ .] – Die Theoretische Seite anerkent die Natur als das Seiende substantielle . Dies ist der Bewußtlose Zwie spalt in dem wir uns unmitelbar zur Natur befi nden . Wir bewundern also die Natur , die Betrachtung derselben führt uns zu ihrer Unermeßlichkeit auswärts und der zahllosen Menge ihrer todten und lebendigen Gebilde . Die Allenthalben vorhandene fruchtbarkeit und hinein wärts die Gliederung der Organe die imer noch diese wunderbaren Gebilde in sich sind . die Werke des Menschen sind dagegen ganz oberflächlich und seine macht verschwindet gegen diese Unendlichkeit[ .] Ebenso schauen wir in ihr an – ihre Ruhe[ .] Den unwandelbaren Gang ihrer Geseze[ .] Die Gleichmäßigkeit den inren Frieden . Verglichen mit unsern Einfällen und Absichten , die eine Ohnmacht Schwäche und Unruhe zeigen welche ihr Ziel doch nimmer erreichen[ .] Wir sagen dann : es sind nur menschliche Werke jene Werke Gottes . Andrerseits weis der Mensch sich in sich unendlich , unbezwingbar in seinem Willen . Diesen sezt er der Ganzen Natur entgegen verachtet sie als eine Ohnmacht – | und verhöhnt alle Kräfte welche sie gegen ihn losläßt[ .] Indem er sich mit diesen einläßt sezt er ihnen mittel entgegen und zwar aus ihr selbst gegen sie selbst[ .] Das ist die List seiner Vernunft daß er ihre Gewalt an sich selber abreiben läßt ; und sich dahinter unangetastet verhält und so | die Natürlichen Dinge zu seinen willkührlichsten Einfällen braucht . Dies beständige Hinüber und herübergehen von Verehrung zur Verachtung ist das Verhalten zur Natur . Wir sehen es zum Theil in der Verehrung der Ceres und des Bacchus , die als Gottheiten verehrt und verzehrt wurden (die Ironie)[ .] Das Problem der Naturphilosophie ist also diese entgegensezung zu lösen . Die auflösung besteht denn in der Vereinigung der Gegensäze daß das was als schlechthin getrennt erscheint an und für sich in Harmonie steht[ .] Das Bewußtsein hat selbst diese Vereinigung in sich indem es jede der beiden Bestimungen aufhebt (das Theoretische und praktische)[ .] Das gewöhnliche Bewußtsein bringt diese Gedanken nur nicht zusamen , wohl aber die Philosophie . Die Vereinigung der Gegensäze besteht näher also darinn : | daß ich die Natur nicht nur betrachte als ein substantielles gegen mich sondern eben so als die meine und umgekehrt ; Daß die Natur nicht nur das Selbstlose sondern auch das für sich seiende ist . Sie ist ebensowohl Sache des Geistes als ungeistiges dem

5

10

15

20

25

30

2–3 Dies ist … befi nden .] Be : Die Natur mit sich verglichen und Wir mit uns verglichen zeigen diesen Zwiespalt noch mehr . 6 Gliederung] Be : unendlichen Gliederung 8 oberfl ächlich und … Unendlichkeit[ .]] Be : oberflächlich gering , und gegen die Erhabenheit der Natur verschwinden sie als ein kleiner Punkt . 11 Schwäche und Unruhe] Be : Zerstören , eine Unruhe , 14 Ganzen 35 Natur] Be : Inneren der Natur 21–22 Bacchus , die … Ironie)[ .]] Be : Bacchus , dann verzehrt er deren Gabe mit einer gewissen Ironie . 25 hat selbst … sich] Be : enthält alle Momente in sich zur Vereinigung und Trennung , 30–31 und umgekehrt ; … ist .] Be : und praktisch daß ich sie betrachte 4 zu] Ri : zur

7 des] Ri : dr

28 ich] Ri : sich

einleitung

5

10

15

20

25

30

5

Geist entgegen aber nicht ihm fremd , sondern in diesem andern besizt er sich selbst . Dies ist nur Abstrakt ausgedrükt . Um aber die Vereinigung noch bestimter einzusehn hier noch näher die Form des theoretischen und Praktischen . Was das Theoretische betrift die Seite des Erkennens überhaupt so erscheint uns im bewußtsein zunächst die natur als Objekt . Das Erkennen geht aber darauf aus ihr diese bestimung zu nehmen denn das erkennen hat zunächst diese bestimung , den Gegenstand dem Geist eigen zu machen zu durchdringen daß er nicht mehr sein eignes sondern das unsre sei so daß also sein Inhalt und Wesen auch unsrer Vorstellung angehören . Der Trieb des Erkenens ist nichts als diesen Zwiespalt aufzuheben[ .] Schon das erste das Gefühl Anschauen und dann die Vorstellung des Angeschauten | bringt nichts zu Stande als daß der Inhalt des Gegenstandes auch der unsre werde . Der Gegenstand hat diese Gestalt diesen Geschmak diese Farbe etc . Dieser Inhalt ist dann ebenso der unsrige und 2tens indem der Geist zum reflectiren übergeht so lernen wir die Geseze des Natürlichen kennen . Diese Geseze – Naturgeseze heißen nichts als die allgemeine Weise des naturverhaltens . Die Äußerungen sind das Einzelne . Die Kraft ist diese einzelnen Äußerungen zusamengefaßt . Wir gehn vom besondren zum Allgemeinen fort[ .] Das Allgemeine ist aber eben so die natur des Denkens . Das Denken ist dies für was das Allgemeine ist : es faßt es auf oder producirt es . Die Kräfte der Natur indem wir sie uns zu eigen machen werden unsre Kenntniße . Wir erbliken darinn die Form unsrer selbst . Ich bin darinn das Einfache denkende . Wir erhalten sie von außen aber wir erhalten darinn das unsere . Die Form der Allgemeinheit ist das unsre . Daß der Inhalt dem Geseze nach ein andrer sey , dies bleibt allerdings noch stehen . Was die praktische Seite betrifft , die Seite des Selbstbewußtseins die erste ist die des Bewußtseins – hier beziehe ich mich blos auf mich . Die erste äußerung deßelben ist mich zu sichern durch die Vernichtung des anderen – Diese Begierde . Indem der praktische Geist nicht stehen bleibt bei dieser Form des Erkennens daß der Gegenstand unser sei , so geht er drüber hinaus | Fühlt nicht nur sich selbst sondern hat so zugleich ein Mitgefühl mit dem was in der Natur ist[ .] Dies ist nicht mehr das bloße Gefühl der beschränkten Begierde . Er ist darüber hinaus . Er betrachtet sie als lebendig , frei . Er ist so in ihr und mit ihr frei und seine Begierde hört auf indem er die Natur als Leben anschaut . Dies so zu betrachten hat einen höheren Grund im Menschen[ .] Er erscheint als in der Form des Gefühls , der mensch fi ndet um sich herum dies pulsieren ; Daß Gegenstände ein ebenso berechtigtes und genießendes Dasein haben wie er . Er

35 35 nicht nur als das Meinige , sie nehme nicht nur als das Selbstlose sondern auch als das was für sich ist .

Dieses ist was die Vereinigung und Lösung des Problems ausmacht . 9 ist] Ri : ist als 10–11 Angeschauten] Ri : folgt Textlücke anschaut] Ri : Lebenanschaut

17 besondren] Ri : besonz

31 Leben

6Ri

7 Ri

6

8Ri

3Be

nachschrift ringier · 1819/20

betrachtet die Natur als einen Zwek in sich . Das macht die Grundlage der Naturphilosophie in Form des Gefühls . Sie hat die Ansicht die Natur als lebendig zu erkennen und damit ist die betrachtung der Metaphysik bei Seite gesezt als der Standpunkt der Reflexion des formellen Denkens überhaupt[ .] Die Alten sich mehr an die Idee haltend haben die Natur lebendig aufgefaßt und so standen sie höher als diese indem sie diese als eine Totalität ansahen in sich unendlich und Eins nicht bloß getrenntes wie sie dem nicht zur Idee gereiften Bewußtsein erschien was das Abstrakte Allgemeine als Wesen festhält so daß es der concreten Natur nicht immanent ist – es trent die Lebendige Seele und Leib und tödtet es . Dahin gehört die Form von Gesezen , die gewißen Gegenständen wie den Himelskörpern eingepflanzt sei , nicht ihrer immanenten Natur sondern als ein Ihnen auferlegtes wie dem menschen ein fremder äußrer Wille , so gehorcht der Sklave seinem Herrn nicht seinem eignen Willen – der Wille (das Wesentliche) ist außer ihm , nicht seine Na t u r selbst . So sind die natürlichen Dinge das Besondre , dem das Allgemeine nur eingepflanzt und ohne welches sie auch sonst bestehen können . Daßelbe gilt von | Natur Kräften . Die Körper sind getrieben von Naturkräften die die natur derselben nicht ausmachen sondern es sei ein Verhältniß das durch äußerliche Wirkung auf den Körper hervorgebracht werde . Unter Kraft , wenn man von einem Lebendigen spricht versteht man etwas ursprüngliches : an sich seinem Wesen nach wäre dann ein Drang ein Mannigfaltiges von Äußerlichem nicht ein Ursprüngliches nur ein Band der vielen Kräfte und zweke nur äußerlich den Kräften also sind das Selbstständige . Eben so verhält es sich bei der Betrachtungsform der äußerlichen Zwekmäßigkeit mit der man der Natur Ehre anthun will . Nach ihr sind alle Dinge nüzlich für ein ander : eine Seite ist an ihnen Brauchbar , die ihre Endlichkeit angeht , nicht ihr Wesen . Das Wesen hat seine Bestimung nur relativ in einem andern : eine solche lebendige Existenz hat ihrer Seele bestimten Zwek außer sich es ist also nicht ein an sich Wahrhaft Reales : Diese sind uns gang und gäbe Vorstellungen welche dann in der Wissenschaft zuerst die Metaphysik ausmachen , etwas blos abstraktes Allgemeines : das concrete fällt ganz außerhalb[ .] Alles Leben alle Einheit geht verlohren . Zu dieser Theilung gehört auch die Form , daß in der Na t u r b e t ra c h t u n g ausgegangen wird unendlich viele Besonderheiten zu fi nden , so daß die Vielheit die Hauptsache sein soll der Hauptzwek ist : das Vervielfältigen ins unendliche . – Die Lebendige | Be trachtung ist diese Vielheit , diese Breite des Stoffes zurükzurufen in die Einheit in den Trennungen die Subjektivität des Lebens , so daß das Zerfallen ins besondre und Allgemeine aufgehoben wird .

9 es1] Be : der Verstand 3 gesezt] Ri : gesezt .

30 Na t u r b e t ra c h t u n g ] Be : äußerlichen Naturbetrachtung 24 angeht] Ri : angehen

26 ihrer] Ri : s

5

10

15

20

25

30

35

einleitung

5

10

15

20

25

7

Die Lebendigkeit ist also Totalität , selbstzwek für sich in sich zurükgehend indem wir diese Totalität zunächst als Leben aussprechen so ist es bloß Anschauen bloß allgemeines Gefühl . Der Geist geht aber weiter und denkt das Leben vernünftig , nicht verständig durch abstrakte Bestimung sondern denkt es Lebendig . Das sich in sich zusamenfaßende sich in sich schließende ist die Vernunft und das Leben[ .] – Das Leben ist nur eine Weise des Vernünftigen nur die unmittelbare Vernunft . Die philosophie ist die Vernunft , Denken der Natur als Natur als Lebendig . Der Geist weis . Der Geist weis sich als Totalität in diesem allgemeinen – und in diesem Allgemeinen Wißen zunächst sofern es noch allgemein und unbestimmt ist , liegt daß es Glaube ist an die Lebendigkeit[ .] | Das Wißen bringt diesen Glauben nachher zur Form der Wahrheit . Der Geist weis sich als vernünftiges , dem innersten Wesen nach nicht von der Natur verschiedenes , er weiß diese substantielle Einheit als sein Wesen und das der Natur ; indem er vernünftig denkt denkt er subjektiv s e i n Denken , damit ist auch sein Gegenstand ein vernünftiges ein Lebendiges[ .] – Wenn man Leben und denken der Theorie entgegen sezt so ist diese Theorie die abstrakte metaphysik des Lebens die grau ist , das vernünftige Denken aber das Grüne Lebendige Wesen in sich wie Göthes Faust sagt . Zunächst fühlt glaubt der Geist sich ein und daßelbe Wesen mit der natur . Die Natur ist ihm die verkörperte äußerliche Vernunft . Dieser Allgemeine Gedanke liegt der Naturphilosophie zugrunde und enthält die auflösung seines Zwiespaltes . Denn damit hört die natur auf ein Starres Fremdes zu sein blos jenseits objektiv : denn ihr Wesen ist die Vernunft an sich seiend noch nicht für sich , und noch unbewußt und indem wir sie als vernünftig faßen so sind wir darinn bei uns selbst , nicht so in einem gewöhnlichen Bewußtsein hier sind wir bei einem andern : bei mir nur im vernünftigen denken . | die Natur ist nicht bloß die eiserne Macht , der Aberglauben verschwindet . Eben damit ist die zweite Einseitigkeit aufgehoben die in der Begierde vorhanden ist ,

30

4 denkt es Lebendig .] Be : lebendig und vernehmlich denken . 8–10 Der Geist … Lebendigkeit[ .]] Be : Die Vernunft ist das Allgemeine überhaupt ; indem sich der Geist zu ihr paßt so weiß er sich 30 damit als Totalität als das Unendliche Allgemeine , worin liegt daß er den Glauben hat daß die Natur vernehmlich sei ; 15 Lebendiges] Be : Vernehmliches 35 2 Anschauen] so Be

Ri : Anschein 10 Lebendigkeit[ .]] Es folgen im Ms . mit 9–16 paginierte Seiten , die aber inhaltlich an anderer Stelle eingefügt werden müssen , vgl . Apparatnotiz zu 10,23. 25 denken .] Es folgen eine halbe unbeschriebene Seite und die Leerseiten 18–32 ; der dann wieder im Ms . einsetzende Text wird 35 an späterer Stelle wiedergegeben , vgl . Apparatnotiz zu 19,23 . Im folgenden wird zunächst ein inhaltlich anschließender Text von Be wiedergegeben .

17 Ri

8

4Be

nachschrift ringier · 1819/20

in ihr ist das Natürliche das untergehen Sollende das Nichtige : in der vernünftigen Erkenntniß lasse ich es frei und ohne Furcht es zu verlieren , es ist ein in sich Geschlossnes und Vernünftiges , dessen Freiheit für mich nichts Furchtbares hat da sein Wesen das meinige ist . Der Mensch ist nur insofern frei als noch andre neben mir frei sind . Die Naturphilosophie ist also die Wissenschaft der Freiheit . Das Wesen der Natur ist Vernunft , ihre Grundlage ist das Göttliche , aber sie ist nicht Gott selbst , sie ist eine Weise desselben der Totalität ist ; Gott hat 2 Offenbarungen seiner selbst , die seine Existenz ausmachen , die Natur und den Geist , und eben dies ist er , das Insichgehen der Natur ist Bewußtsein Form des Geistes , und der Geist als Bewußtsein hebt die Trennung auf und geht in sich zurück , und schafft die Natur . | Die Natur wird hier betrachtet als die verkörperte unmittelbare Idee , sie ist die Idee selbst ; die Naturphilosophie ist die Darstellung der Idee selbst in einer concreten Form , in der Form der Äußerlichkeit , hier erscheint die Idee nicht in ihrer reinen Freiheit sondern der Form , die Naturphilosophie ist ein concretes Beispiel . Wollen wir die Natur denken als einen Gegenstand , so geht daraus die logische Natur des Wesens näher hervor , so liegt darin daß die Wahrheit der Natur allgemeiner Bestimmung sei , allgemeine Bestimmung aber ist Denkbestimmung , indem wir sie denken erkennen wir ihr Wesen ; dies widerspricht aber der Vorstellung im Bewußtsein wo wir das Denken sind und die Natur ein andres draußen ist , wo wir durch das Denken thätig um sie sind , sie bearbeiten . In der Naturphilosophie faßt man einfache Charaktere , Merkmale , auf , die nur eine subjektive Bedeutung haben , sie sind nicht das Wichtigste worin das Wesen des Dinges enthalten ist , sondern ein einzelner Umstand . Diese Bestimmungen sind ganz subjektiv ; aber wenn man von Kräften Gesetzen spricht , so sind diese auch das Allgemeine , aber man meint zugleich daß dies das Objektive Wesentliche dieser Gegenstände selbst sei ; als Allgemeines ist es ein Gedachtes , Subjektives , aber die Allgemeinheit ist die Objektivität des Gegenstandes . (Allgemeinheit ist daß sich der Gegenstand allgemein fi nde ; die innerliche Allgemeinheit ist der Begriff , sein Wesen) Die Erscheinung die Zufälligkeit wegzuarbeiten und auf ihre Allgemeinheiten zurückzuführen ist das Geschäft der Naturphilosophie . Dieses Allgemeine ist das Abstrakte und seinem Inhalt nach verschieden . Es ist ein Gedanke ; der Inhalt ist aus der Erfahrung Anschauung und so fort aufzufassen ; aller Inhalt ist selbst Form des Denkens , Denkbestimmung , es ist bleibendes Erkennen . Die äußerlichen Dinge sollen als Denkbestimmungen aufgefaßt werden . Das Sein ist vollkommen unbestimmt ; so verwandeln die empirischen Wissenschaften ihre Vorstellungen in Gedanken , ohne daß sie ein Bewußtsein darüber haben : wie man in der Elektricidätlehre anfangs den Unterschied von Harz und Glas-Elektricität festsetzte , dann nach mehr Erfahrungen ihn verwarf und auf den Gegensatz positiver und negativer Elektricität zurückkam , dies ist aber ein reiner

5

10

15

20

25

30

35

einleitung

5

10

15

20

25

30

35

9

Gedanke . Die Philosophie betrachtet also mit Absicht | die Natur als ein Reich des Gedankens , Denkbestimmung . Das Wesentliche besteht darin daß das philosophische Denken der Natur nicht bloß ein abstraktes ist sondern auch ein solches wo die Bestimmungen nicht von außen genommen sind , was begreifen ist , d . h . so daß das Besondre im Begriff selbst liegt , oder speculiren ; das Einfache bestimmt sich selbst , es setzt sich als Besondres als Andres , hebt aber das Andre auf und setzt es als sich selbst . Das Einfache hebt seine Einfachheit auf und wird ein Besondres , und hebt dieses wieder auf , dies ist der Prozeß des Begreifens . Ich ist der Begriff der als Begriff existirt , nur im Geist existirt ein Begriff frei ; Ich ist das Allgemeine reine Beziehung auf mich selbst , das von sich weiß , sich zum Gegenstand hat und mit sich selbst identisch ist . Der Unterschied ist unmittelbar keiner ; aber er ist wesentliches Moment des Begriffes . Aber deswegen ist diese Einheit ein Untrennbares ; im Unterschiedensein selbst bleibt diese schlechthin was sie ist , so daß jedes Moment des Unterschiedes selbst diese concrete Einheit ist , selbst die Totalität ist ; solche Ganze sind Natur und Geist . Somit ist der Unterschied zu seinem Rechte gekommen . Diese absolute Dreieinigkeit ist der Begriff selbst , sie gebiert sich allenthalben in der Form des Absoluten . Eine solche Totalität nun ist näher zu betrachten nemlich die Natur ; sie ist in der Idee als ein Andres gesetzt . Der Geist das Einfache ist das Erste und das Dritte , wenn er in sich zurückkehrt . Die Natur als Anfang ist etwas Unmittelbares , indem die allgemeine Idee heraustritt ist die Stellung der Natur bestimmt . Daß dies so ist kann man sich nicht auf die Erfahrung berufen , sondern man muß beweisen daß der Inhalt der Natur ein Nothwendiges ist . In den andern Wissenschaften wird der Inhalt gewiesen als vorhanden seiend , nicht bewiesen . Daß die Natur Resultat eines Vorhergehenden sei muß hier aufgezeigt werden . § 1. Die Natur ist als Idee in der Form des Andersseins . Sie hat die Bestimmtheit als Natur oder sie ist die Idee in der Form der Unmittelbarkeit . Wenn ein Begriff sich als nothwendig ergeben hat , so ist die Bestimmung er ist nothwendig . Der Begriff ist der Maßstab des Vorhandnen ; entspricht dies ihm nicht so ist es unvoll|kommen . Das Vorhandensein ist das Unvollkommne . Die Natur ist das Negative ihrer Idee , das nicht Ideelle Subjektive ; sie ist sich das Äußerliche . Wenn kein Geist wäre , so wäre sie doch was sie ist ; sie ist für sich . Oder die Bestimmung der Äußerlichkeit ist eine ihr äußerliche Bestimmung in Vergleichung mit dem Geist ; das Wesen der Natur selbst geht das Äußerliche nichts an . Gegen die Natur ist der Geist ein Äußerliches . Gegen den Geist ist sie ein Andres , sie ist das Relative überhaupt in der Idee ; in der Natur ist alles aus einander . Ihre Form der Raum ebenso . Die Natur ist das Unmittelbare , das was

5Be

§ 193

6Be

10

§ 194

7 Be

9Ri

nachschrift ringier · 1819/20

wir Sein überhaupt nennen , eine einfache Beziehung auf sich , in der Natur i s t alles . Der Geist ist das Vermittelnde durch Aufhebung , durch das Affi rmative und Negative ; dies ist die Unmittelbarkeit des Geistes , auch er i s t indem er sich selbst macht . Die Natur steht als Idee dem Geiste gegenüber , so ist sie nicht das mit sich Vermittelnde . Das Sein das Unmittelbare ist das Erste , nicht ein Glied der Vermittelung , nicht durch Andres , aber die Unmittelbarkeit ist nur ein abstraktes Moment . Diese Unmittelbarkeit ist das Andre des Geistes ; dies ist nicht bloß in unsrem Geiste so daß Unmittelbarkeit und Anderssein identisch seien , sondern es ist dies allgemein so . An ihr treten alle Unterschiede hervor , aber sie sind im Elemente der Unmittelbarkeit gesetzt und fallen hiermit aus einander in der Form der Natur . Daher keine immanente Grenze ist wie im Geiste , der sich immer im Kreise zurückbezieht . Der Geist ist die Idealität alles Unterschiednen , das Unterschiedne besteht nicht für sich real , sondern der Geist zieht es in seiner Einfachheit zusammen , es ist alles mein . Der Begriff der Subjektivität ist ein Innerliches in der Natur ; die Weise wie die Natur für den Begriff existirt ist ihm ein Äußeres , er ist in der Natur in der Form des Ansichseins . Unter a n s ich verstehen wir das Allgemeine das nicht zugleich Besondres ist . In der Natur ist nur Nothwendigkeit vorhanden , der Geist ist frei , ohne Verhältniß zu etwas , wo er nicht bei sich ist . Freiheit ist eine Beziehung des einen auf ein andres ; in der Natur beziehen sich immer nur Andre auf Andre ; nun ist die Natur zugleich an sich Begriff , also ist dies Verhalten des Andren zum Andren Wesen des Begriffs . | Nothwendigkeit ist daß das Sein von etwas nicht sein Eignes Sein ist . Die nothwendigkeit ist an sich der Begriff , aber es ist noch nicht gesezt d a ß sie der Begriff ist . Deßwegen ist das Werden in der Natur ein Übergehn . Zufälligkeit ist der Nothwendigkeit entgegen gesezt oder sie scheint es wenigstens . Die Nothwendigkeit ist schlechthin wesentlich weil sie grundlage der Begrif ist . Zufälligkeit hingegen heißt die Wirklichkeit überhaupt als solche aber 2tens solche die nur die Bedeutung von einer möglichkeit hat . Genauer betrachtet ists eine Wirklichkeit deren Werth nur eine Möglichkeit das eben so gut ist als es auch nicht sein kann . Der Gegensaz von Positiv und Negativ ist hier noch nicht in dieser Reflexion zum Bewußtsein gebracht : Die Zufälligkeit nach ihrem Begrif gesezt ist nichts andres als nothwendigkeit . Die philosophische Betrachtung erfaßt das Zufällige als

5

10

15

20

25

30

27 weil sie … ist .] Be : sie enthält die Unendlichkeit des Begriffs und sein Zurückgehen in ihn selbst ; 16 für den] Be : dem 23 ist .] Der im Ms . auf den Seiten 9–16 stehende Text wird nun im Anschluß an 35 den Text von Be eingefügt , vgl . Apparatnotiz zu 7,10 .

einleitung

5

10

15

20

25

30

11

ein Nothwendiges[ .] Die Zufälligkeit ist noch ganz oberflächliches Verhältnis das noch nicht bestimt und also noch nicht Nothwendigkeit ist . Es ist das Abstrakt was die Nothwendigkeit concret ist . Die Dinge sind zB . Materie , außer dieser sind sie noch organische . Insofern etwas blos Materiell ist so ist es noch überhaupt dieses Abstrakte Verhältniß . Insofern es noch etwas weitres ist so ist es dieses beides mit einander[ .] – In dem Natürlichen überhaupt ist ein Ding | sowohl von der Seite seines Zufall anzugreifen als von der Seite seines Concreten Zustandes[ .] Und indem dies Allgemeine zugleich seine substanzielle Grundlage ist so kann es an dieser ergriffen werden und dadurch ist es auch in der andern Seite und als solches kann es wegfallen . Durch einen Stein wird das organische Leben eines Menschen zerstört . Es kann geschehn . Zufällig heißen die lebendigen Dinge an sich als sie in ihren oberflächlichen Bestimungen sich zu andern Dingen verhalten und nach diesen ergrifen werden . – Auf dieser Oberfläche findet das statt was Zufall überhaupt heißt und indem wir den Zufall ergreifen so haben wir diesen überwunden . Diese Äußerlichkeit gehört zur Natur des einzelnen Dings denn eben das Natürliche Ding ist in der hohen Stufe zwar über natürliches aber zugleich bleibt es auch das Oberflächliche[ .] Daß ZB . der Mensch dem Zufall unterworfen ist dies liegt zunächst nicht in ihm selbst aber es bleibt diesem doch daß er auch dieser Oberfläche unterworfen ist . – Eine absolute Säure drängt auch wesentlich nach Ihrem andern[ .] – Aber diese | neutralität liegt in der Säure selbst[ .] Sie komt zur erscheinung durch die neutralisation . – ad . Anmerkung . Die meisten menschlichen Werke sind bedingt aber ZB . der Staat und die Wissenschaft etc sind die Wahren sittlichen Werke und hier nimmt er das Material auch nicht von Außen her . Wenn man das hervortreten der Natur betrachtet so nimt man an daß ein Chaos gewesen sei und sich dann ein Reich nach den andern aus sich entwikle[ .] Doch die Geschichte der Erde ist ein geschichtliches und geht die Philosophie nichts an . Aber indem sie den Stuffengang betrachtet so ist dies als solches nichts Geschichtliches . Die Natur ist Natur an sich[ .] Sie ist dieses zunächst abstrakt – auf eine Weise also daß die Gegensäze nicht in ihr entwikelt sind . Dieses daß der Unterschied nicht zu seinem Recht komt[ .] Alles ist in der ursprünglichen Idee im Keim enthalten und es ist ein Widerspruch der idee und sie ist an ihr selbst die Dialektik

5 Verhältniß .] Be : Verhältniß ; es ist zufällig und nicht sich unendlich auf sich beziehender Zweck . 16 Dings] Be : Dinges ; diese Seite wonach es sich auf etwas andres bezieht macht seine qualitative 31–12,5 Alles ist … sind .] Be : Die innere Natur der Natur ist dialektisch , insofern sie 35 Natur aus . 3 ist .] Ri schließt unvollständig an : Insofern d Textlücke auch etws Abstraktes ist so istes

10 ist es] Ri :

10Ri

11Ri

§ 195

12

12Ri

§ 196

8Be

13Ri § 197

nachschrift ringier · 1819/20

welche ihren Gegensaz der in ihr liegt hervorruft und an das Licht bringt . Diese Manifestation ist dann eine höhere Existenz . Insofern die Natur einfach gesezt ist so ist das ihr wider sprechend und der unterschied trit hervor aber dadurch ist sie auch Widerspruch deßwegen löst sie die Unterschiede auf so daß sie nur momente der Idee sind . | Diese 2te Einheit ist dann eine Concrete gegen die erste Einheit . Die erste Einheit ist bereichert um den gesezten Unterschied . Das 3te ist also die Wahrheit zuerst . Das Ganze Sistem der natur ist der Fortgang der Totalität dieses Princips . Die Naturwissenschaft ist insofern eine schwere Wissenschaft denn es ist ihr Geschäft das Außersich sein zu überwinden . (der alte Proteus enthält schon dies – unter 100 Gestalten entwand er sich jedes mal und erst am Ende konte er besiegt werden) § 195 . Die Natur ist nicht Wesen (das Abstrakte) bloß zu sein sondern etwas Geseztes zu sein . Das Werk der Natur ist : das Innere zu enthüllen und umgekehrt muß sie aus ihrer Äußerlichkeit in sich gehn . Nicht ein Reales bloß zu sein . Das ist nun das Allgemeine Ziel . – Der Anfang ist daß die Natur die Idee nur an sich ist . Das erste was zu betrachten ist , ist die leere äußerlichkeit . | Das Ziel ist : daß diese Äußerlichkeit ideel gesezt wird . Die Lebendigkeit ist die höchste Stufe welche die Natur erreicht . Das Leben ist ein wesentlich Lebendiges . Darinn sind die unterschiede bloße einzelne Momente : Die Idee des Lebens ist das hervortreten des Geistes – bis zu diesem Punkt | haben wir die Natur überhaupt zu betrachten[ .] Das nähere ist nun die übersicht des Ganzen oder die Eintheilung (cf § 196 .) Die 3 Theile überhaupt sind : 1 Mechanik (nicht bloß mathematik) das 2te Physik und 3 Organik[ .] Das erste macht die Sphäre der Schwere aus die 2te sphäre enthält die individuelle Cörperlichkeit . 3 Die aus ihren unterschieden zurükgekomne Natur . Die erste Stufe ist die Stufe der Materie – das in sich sein noch verschloßen[ .] – Die allgemeine durchdringende Identität[ .] Das Zweite ist wo das Materielle specificirt ist ; wo es aus einander geht . Diese 2te Stufe ist also die Relativität überhaupt . Das 3te ist die Stufe der Lebendigkeit oder die Stufe des Idealismus[ .] – Die 3te Stufe

5

10

15

20

25

30

einfach sich widerspricht , und wenn sie sich in Gegensätze aufgelöst hat , wieder sich widerspricht . Aller Trieb ist dieses , einfach zu sein und den Gegensatz in sich zu enthalten ; dieser reducirt sich 30 zur Einheit , 5 Concrete gegen … Einheit .] Be : concrete ist . Dies vollkommnere Sein zu überwinden ist das Geschäft der Naturphilosophie . 15 leere äußerlichkeit] Be : leere hinausgeworfne Abstrakte Formenlose 17–18 ein wesentlich … Idee] Be : Subjektivität , in der die Unterschiede nur als Glieder sind , getragen durch diese ihre Form in der sie ideell sind . Der Tod 26–27 ist wo … geht .] Be : ist die Stufe der Differenz , daß die Unterschiede des Begriffs in ihre Existenz treten , 35 die Spezificirungen des Materiellen , die aber nur Eigenschaften sind ; 28 Idealismus[ .] –] Be : Idealismus , wo die Spezifi kation in das Erste , in das Insichgehen , zurückgenommen wird ; 10 entwand er] Ri : entwander d . Id . d . Nat 28 Die] Ri : Ds

14 ist nun … Ziel] Ri : Allg . Ziel nun ist

die Natur … Idee] Ri :

einleitung

5

10

15

20

25

13

ist die Einheit des 1ten und 2ten . der Unterschied ist hier zu seinem Recht gekomen . Die Äußerlichkeit verliert hier ihre Bedeutung sie ist nur ein Auseinandersein[ .] Der Proceß in dem das übergehn aufgehoben . – In dem ersten der Mechanik macht die materie den Mittelpunkt . Hier ist die ganz abstrakte Äußerlichkeit – diese ist Raum und Zeit . Ihre Dialektik ist in ihre Wahrheit zurükzugehn Raum und Zeit ist das Werden der Materie . Materie ist s chwe r Schwere macht ihren Begriff aus[ .] – | materie ist insofern das Qualitative . Das 3te ist hier die Schwere als Totalität . Die Schwere ist hier entwikelt ; das 3te ist Die sich bewegende materie . Hieher gehört das System der Himmlischen Körper[ .] – Das 2te ist daß die Unterschiede der Formen sich der Schwere entreißen – das Freiwerden der Form des Unterschieds Sphäre der bestimmten Körperlichkeit[ .] Die Besonderung der Körperlichkeit fängt da an daß selbständige Momente herabgesezt werden zu momenten und so sind sie nur Momente eines Proceßes . Dies ist die Stufe des Proceßes der Elemente . Was früher Himelskörper waren wird hier moment[ .] – Das 2te ist der individuel gewordne Körper[ .] Der Körper ist so eine Totalität von Unterschieden[ .] Diese Formen sind die Eigenschaften des Körpers Bestimungen der cohäsion – der mechanischen Eigenschaften . – Das 3te ist die Totale individualität . Die Eigenschaften und Bestimungen sich darstellend als momente eines Objekts freie Gestaltung des Körpers überhaupt – dies ist die Stelle des magnetismus . Das weitere ist daß diese Individualität wieder in Besonderungen übergeht . Die Himmelskörper haben wir heruntergesezt als momente . Das 3te | ist dann der chemische Proceß[ .] – Das 3te ist was Organisch ist : dieses hat den Organismus als solchen zum Gegenstand . Das 1te ist der Erdkristall überhaupt . Das 2te ist der in sich gehende Organismus : Pflanzen das 3te erst ist das Lebendige . Die subjektivität die auch nach außen gerißen wird : welche aber in dieser Äußerlichkeit sich selbst erhält . –

2 Auseinandersein[ .]] Be : Außereinandersein , Subjektivität , in der die Unterschiede nicht mehr selbständig neben einander bestehen . 8–10 ist hier … Körper[ .] –] Be : ist das entwickelte System 30 der Schwere , die Materie als sich bewegend ; das System der freien Bewegung ist das System der himmlischen Körper ; 16 Körper[ .]] Be : und noch gesonderte Körper , die relative Individualität . 3 in dem] Ri : indem

14Ri

15Ri

14

nachschrift ringier · 1819/20

[1 . Mechanik]

§ 198

16Ri

9Be

Natur als die außer sich seiende Idee . (Seele und Leib nur Eine Identität .) Die Idee ist nun noch nicht das Concrete . Der Anfang ist eben das Abstrakte – das Unwahrste – er ist noch nicht das aus seinem anders sein zu sich selbst zurükgekommene . Das erste ist also die Innerlichkeit des Begriffes – das Ganz losgelaßene – Formlose – unmittelbare – (cf § 197 )[ .] Der Raum ist das Begriff lose überhaupt – aber indem der Begriff das nur ist wodurch es ist so ist es zugleich das Außer sich sein des Begrifs . Das Gleichgültige , nicht bewegte , nicht anders gewordene . Zeit ist das Negative des außer sich seins – das Außersichsein des Außersichseins . Die Zeit ist die Negation – das bewegliche – der Raum das Ruhige . In der Materie fällt beides zusamen Raum und Zeit hat es producirt . – Das erste ist das ganz abstrakte Außersichsein . Dies ist unsre Bestimung . Der Raum ist das was in unsrer Vorstellung dieser Begrif ausdrükt . | Dies erste ist also das Absolute Auseinander . wenn wir sagen ein anderes und wieder anderes ists gleich wie wenn wir sagen vieles , eines außer dem andern . Es ist das vollkomne Außersich sein gesezt . Diese vielen auseinander sind zugleich unmittelbar identisch . Dies ist was wir Raum nennen . R a u m ist und ist auseinander . Ihre Identität ist eben dann seine Continuität . Der Raum wird nicht durch die unterschiede unterbrochen er ist Ganz nur das Absolute Außersichsein . Es wird oft gefragt ist Der Raum etwas reales oder etwas nicht reales . was ich zeigen kann ist der erfüllte Raum . Man hat den Raum für etwas so wirkliches

5

10

15

20

2–3 Natur als … Concrete .] Be : I . / Die außer sich seiende Idee in ihrer völligen Abstraktheit oder der Begriff der Realität ist noch nicht das Concrete , das Mannichfaltigkeit Übergang Reflexion Fortgang enthält ; an sich ent|hält der Anfang nur den Begriff . 13 Vorstellung dieser … ausdrükt .] Be : Vorstellung . Das Begriff lose hat die Bestimmung des Begriffs selbst in sich , 15–18 vieles , eines 25 … Continuität .] Be : vieles , so sagen wir immer das Nemliche , keins ist vom andern unterschieden ; wir haben nur das Identische . Diese vielen außer einander sind unmittelbar identisch . Unterschied und Identität sind die beiden Theile des Begriffs als identisch . Alle viele haben neben einander Platz , sie sind gleichgültig gegen einander ; der Raum ist schlechthin continuirend , weil er das Abstrakte ist ; 21 zeigen kann … Raum .] Be : erfüllten Raum zeigt , und zugleich schaue ich den Raum an . 30 Der Raum ist für mich ein unmittelbares Anderes meiner Anschauung . Die Idee ist fern von allem Gegensatze des Objektiven und Subjektiven . 6 197] Ri : 194 15 außer dem] Ri : außerdem unmittelbare Idee 27 nur] Be : nicht

16–17 sind … unmittelbar identisch] Ri : ist …

mechanik

5

10

15

20

25

15

nicht zu halten wie materie aber auch nicht als etwas bloß subjektives . Es ist ein Mittelding . – Kant hat den Raum und die Zeit als eine Form der sinnlichen Anschauung bestimt . Allerdings ist es Form der Anschauung . Rein formell ist Raum allerdings und das formelle besteht darinn daß er noch etwas ganz abstraktes ist wo die unterschiede noch nicht hervorgetreten sind . – Der Raum ist eine Form der Anschauung . Kant sagt dies in dem Sinn der Raum gehört bloß dem Subjekte an . Es ist ganz richtig – nur nicht in dem Sinn als ob der Raum sonst noch was sei . In der Absoluten Idee ist eben dies Moment sich als anderes . | Wie sezen eben so wesentliches Moment der Idee ist . Es ist etwas sehr leeres wenn man fragt ob der Raum außer uns sei oder nicht . Der Raum ist die Äußerlichkeit selbst , das Außersichsein selbst . Leibniz hat von dem Raum gesagt er sei die Ordnung der Dinge d . h daß er den dingen nicht selbst zukome sondern daß er nur das äußerliche Verhalten der Dinge ist . Damit ist aber auch wieder zu viel gesagt . – In der Anmerkung ist vom Raumpunkt gesagt[ .] – Man nimt gewöhnlich diesen als etwas positives an[ .] Aber man braucht in der Mathematik den ausdruk punkt blos zur Erleichterung der Berechnung und zur Behandlung . Was räumlich ist ist nicht ein Punkt . Der Raum ist die Möglichkeit des Unterscheidens aber darin ist nicht der Unterschied selbst . Daß der Raum als solcher ist ist die Continuität deßelben . Es ist auch damit gesagt : man kann fragen ist der Raum außer sich auch unendlich oder ist der Raum ins unendliche theilbar . Die erste Frage reducirt sich darauf ob er eine Gränze habe . Gränze heißt eben das unterscheiden und dies liegt nicht im Begriff des Raumes[ .] – Es ist der Raum das Unendliche . – Insofern man den Raum denkt so ist man über den Raum heraus . Denken ist eben die Äußerlich keit aufheben . Hier ist dann die Gränze des Raums . Im Raum ist eben das Vorhanden daß seine gränze etwas äußerliches ist . Die Zeit ist in sofern die Gränze

6–8 Anschauung . Kant … anderes .] Be : Anschauung , das Unmittelbare . Bloß dem Subjekte gehört das Anschaun an , das Anschaun ist Empfi nden das außer uns gesetzt ist . Ein beliebiges subjektives Thun ist dies nicht ; in der göttlichen Idee ist das Moment sich als außer einander zu setzen wesentliches Moment der Idee . Das Anschaun des Raums ist Moment des Absoluten selbst . 13–14 30 Damit ist … gesagt . –] Be : aber Ordnung enthält Bestimmtheit , Unterschied , aber im Raum als solchem ist das Unterschiedslose . Die Naturdinge als solche sind äußerlich und räumlich . | 17–19 Der Raum … deßelben .] Be : Jedes Räumliche als solches ist continuirlich , hat die Möglichkeit der Unter scheidung in sich ; der Raum ist also ins Unendliche theilbar , nicht getheilt . 20 Raum] Be : Materie 22 Unendliche] Be : Unterschiedslose , das Grenzenlose 25–16,1 Die Zeit … Raumes .] 35 Be : Die Grenze des Raums , das Negative , ist die Zeit ; diese Grenze erscheint als ein andres Sein . 4 er] Ri : s 8 anderes .] Im folgenden werden die Seiten 41–48 aus inhaltlichen Gründen hier eingefügt . 10 fragt] Ri : sgt 11 gesagt] Ri : gelagt er] Ri : es 12 daß er2 ] Ri : dßer 16 Behandlung] Ri : Behandrung

41Ri

10Be

16

42Ri § 199

§ 200 43Ri

11Be

nachschrift ringier · 1819/20

des Raumes . Ebenso mit der Zeit wenn man fragt ob sie aus Atomen besteht oder eben | so mit der Materie . – § 198 . Der Raum enthält Unterschiede . Der Raum ist der Begriff er ist die Totalität in sich Begriff in sich . Der Begriff hat in ihm seine Darstellung[ .] Nun ist der Begrif das Concrete überhaupt das Lebendige . In dem Raum erscheint der Begriff nicht auf seine Weise . Wie der Begriff im Raum erscheint so geschieht dies nur daß Unterschiede sind . Es ist das außereinander überhaupt – Dimensionen spricht man dem Raum zu und zwar 3 . mehr giebt es nicht . Jede der Dimensionen für sich sind Abstraktionen . Wo raum ist da sind diese 3 Dimensionen . Es ist dies nothwendig . Es fi ndet sich so . – Die Dimensionen sind unbestimbar . Höhen Längen und Breiten[ .] Es giebt keinen Unterschied zwischen Höhe Länge und Breite . Man könnte nicht sagen was Höhe Länge und Breite ist . Oft nennt man ja die Länge Breite und Umgekehrt . Es ist deßwegen blos ein gemeinter Unterschied . Er ist nicht wahrhaft als Unterschied vorhanden . Höhe ZB . verwechselt man nicht mit Länge und Breite aber dies ist nur ein Gemeintes denn es ist nur der Mittelpunkt der Erde welcher dies bestimmt ; und der Raum selbst hat diese Unterschiede nicht . § 199 . Das negative als solches muß gleichfalls im Raum gesezt sein . Er ist der | vollkomne Widerspruch . Die Verschiedenheit ist das negative der identität etc . Der Widerspruch der darinn ist ist eben seine Dialectik . So die Zeit : sie erzeugt aus sich selbst ein andres . man kann sagen es erzeugt sich unmittelbar aus der Idee aber um hinüberzugehn außer sich selbst . Der Raum ist also das negative seiner selbst . Dies Negative ist zuerst das Abstrakt negative . Es ist das was man Punkt nennt ; die Gränze des R a u m s das negative des R a u m s . Der Punkt ist das ganz Abstrakte des Raums . Der Punkt ist seine negation aber 2tens die negation des Raums[ .] Er ist die Dialectik seiner selbst[ .] Der Punkt ist wesentlich auf den Raum bezogen . Es liegt in seiner Bestimung unmittelbar der Raum selbst . Also ist der Punkt räumlich und ist also nicht was er sein soll . Aber das anderswerden des | Punkt giebt eben die Linie – es ist die Bewegung des Punkts . Der Punkt ist das Anderswerden seiner selbst überhaupt . Dies wie er in Wahrheit ist das ist Linie .

5

10

15

20

25

30

5 Lebendige] Be : Identische mit sich 5–6 erscheint der … Weise .] Be : ist der Prozeß des Identi- 30 schen paralysirt , im Raum erscheint er als abstrakte Verschiedenheit , Dimension . 7 außereinander überhaupt –] Be : außer einander , continuirlich , mehrfach ; 18–21 Die Verschiedenheit … selbst .] Be : die Continuität ist die Negation des Außereinanderseins ; die Identität die Negation der Verschiedenheit . Dieser Widerspruch macht das Fortgehen der Dinge , indem er sie nicht sein läßt 35 was sie sein sollen . Jede Stufe erzeugt aus ihr selbst ihre andre , sie ist das sich selbst Aufhebende und 35 aus sich ein andres machendes . 28 es ist … Der] Be : Bewegung ist hier nicht , sondern der 12 nennt man] Ri : nenntman Länge] Ri : Länge . 13 ist deßwegen] Ri : istdeßweg . gative] Ri : megative 25 die] Ri : dis 31 paralysirt] Be : parallelisirt

18 ne-

mechanik

5

10

15

20

25

17

Die nothwendigkeit der Linie ist die Dialektik des Punktes[ .] – Der Punkt ist unser erstes – er macht die Gränze des Raums aber er ist das Positive indem er der anfang des Raums ist . Dem Begriff nach ist das Anders sein überhaupt des Punkts das Bestimte die Gränze seiner selbst . Man kann es auch so nehmen . Die Linie ist das Negative | des Punktes d . h . das Negative des Negativen[ .] Ihre Wahrheit ist : daß sie selbst das anders werden ihrer selbst ist . Das anderswerden der Linie ist eben die Fläche selbst . Man sagt eben darum die Fläche entsteht durch die Bewegung der Linie . Hier enthält also die Fläche 2 Dimensionen – sie ist das 2te anderswerden[ .] In der Fläche sind 2 bestimungen deßwegen 2 Dimensionen . Dies ist die eine Seite der Fläche . Aber ander seits ist sie die negation des Raums . In ihr ist die Gränze des Raum aufgehoben . Wenn wir darauf sehn daß das Aufgehobne Negation ist ist Negation also etwas positives[ .] Es ist nun eine Unmittelbarkeit durch aufhebung der Negation . So ist die Fläche Herstellung des ganzen Raums . Aber sofern sie selbst Gränze ist ist sie also Oberfläche[ .] Dies ist also die Natur des Raums überhaupt . Der unterschied des Unterschiedes als unterschied verursacht die eben gemachten Bestimungen[ .] Da die Linie das anders werden des Pu n k t e s ist so besteht sie nicht aus Punkten sondern aus anderm des Punktes . Es ist die aufhebung des Punktes (aufheben gleich negieren und gleich aufbewahren .) | § 200 . Wir haben den Raum und auch die Zeit wo das andre aufhört . Aber das Eine ist das Erzeugniß des andern . Der Raum ist sein Negatives seine Dialectik . Es ist ein außersichsein mit vollkomner Gleichgültigkeit – er ist die Negativität seiner selbst . Die negativität ist nicht nur das ruhige Entfalten (der Dimensionen)[ .] Sie sind verschieden (die Dimensionen) aber unmittelbar in einander , deßwegen daß ein Unterschiedensein in dem andern ist so ist das andre nicht . Diese negativitäten sind wesentlich nicht gleichgültig gegeneinander . Negativ heißt eben dies – in seinen bestimungen liegt das andre – es enthält in seinem eignen Begriffe das andre[ .] – Eins kann nicht sein ohne das andre . Die Wahrheit dieses negativen ist eben so dieser Proceß – es ist unmittelbar das Gegentheil seiner selbst . Dies ist die Zeit . Der

30

2–3 Positive indem … ist .] Be : Positive , die erste Negation des Punktes ist die Linie . 5–6 ist : daß … ist .] Be : ist nicht bloß das erste Negative zu sein , sondern das Negative des Negativen . 11 aufgehoben .] Be : aufgehoben , die Totalität desselben gesetzt ; so ist der Raum in seinen drei Dimensionen gesetzt , 16–17 Da die … Punktes .] Be : Die Linie besteht aus Andrem des Punktes weil der Punkt aufgehoben ist ; so die Fläche . Die gerade Linie ist wo die einfachste Beziehung zwischen zwei Punkten ist ; der kürzeste Weg zwischen ihnen . 19 Wir haben … aufhört .] Be : Der Raum macht 35 den Übergang zur Zeit , aber in unsrer Vorstellung lassen wir dies aus einander fallen ; 20 Der Raum … Dialectik .] Be : der Raum ist sich selbst widersprechend und macht sich zur Zeit . 23–24 deßwegen daß … nicht .] Be : so ist die Wahrheit des Raums der Prozeß des Aufhebens der Unterschiede . 28 Proceß –] Be : Prozeß des Verschwindens ,

30

19 200 .] Ri : Textlücke

44Ri

45Ri ; § 201

18

12 Be

46Ri ; § 202

47 Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Raum in seiner nächsten Wahrheit gesezt ist die Zeit aber eben in der Sphäre des außersichseins . Die Zeit enthält nichts andres als die reine idealität überhaupt : dies Außersich sein als sich negi|rend und dieses negiren ebenso als außer sich sein – dies Außer sich seiende Negative . Die Zeit ist also in der Natur das ideelle . Die Zeit ist das Sein das nicht ist indem es ist[ .] – Das sich stets zerstörende Spiel . Das Werden selbst als außer sich sein , das reine außersich g e he n . | Von der Veränderung der Dinge das Ganze abstrakt aufgefaßt ist eben die Zeit . Die Zeit ist ebenfalls für sich dieser rein abstrakte Wechsel ist ohne unterschied . Wir schaun die reine Veränderung an . Langeweile haben wir wenn die Zeit nicht erfüllt ist . Die abstrakte Anschauung der Zeit macht uns Langeweile[ .] In Geschäften vergeßen wir die Zeit da sind wir in Intereßen versenkt . – Die Zeit ist eine reine Form der Anschauung[ .] Sie ist das Außersichsein . Das vollkomen unerfüllte . Ich bin ebenso die unendliche sich auf sich beziehende negativität . Die Zeit ist derselbe reine begriff nur in der Äußerlichkeit . Ich ist ruhig in sich aber in dieser Äußerlichkeit ist der Wechsel gesezt . Es macht die Sinnlichkeit aus[ .] Indem die Zeit continuirlich ist so figurirt sie sich[ .] – In der Zeit entsteht und vergeht alles – dies sind die 2 Seiten des Werden – dies ist das s e i n mit dem nicht sein . Entstehn ist das Werden welches vom Nichtsein anfängt – vergehn ist der Übergang von dem Sein in das Nichtsein . Die endlichen Dinge sind überhaupt Zeitlich . Eben die Zeit ist ihre Abstrakte Seele . Ihre Abstrakte | Dialektik . Die endlichen Dinge sind was sie sind imer durch ihre Gränze . Darum sind diese in der Zeit . – Die Zeit selbst aber vergeht nicht sondern die Zeit ist selbst das Vergehen . Die Zeit ist ewig . Das Vergehen angeschaut in der Äußerlichkeit ; d . h ihr Begriff selbst ist ewig . Das jezt ist auch ewig jezt , alle izt zusamen sind nicht verschieden sondern alle eins . – Man stellt sich die Ewigkeit auch vor daß sie nach der Zeit komt Aber die Ewigkeit ist gegenwärtig[ .] Der Geist ist wesentlich ewig schlechterdings gegenwärtig . Das Leben nach dem Tode gehört nicht hieher . Die Dauer ist von Ewigkeit überhaupt

5

10

15

20

25

30

4–5 ideelle . Die … ist[ .] –] Be : abstrakte Idealität , die Zeit ist das Sein das nicht ist indem es ist und das Nichtsein das ist indem es nicht ist . Diese abstrakten Bestimmungen drücken das Werden aus ; 30 die sich verändernde Veränderung . 7–8 Von der … unterschied .] Be : Die Zeit ist noch nicht Veränderung der Dinge ; wenn die Dinge sich verändern haben wir eine erfüllte Zeit . Die Zeit ist eben so continuirlich als der Raum , es ist kein Unterschied des Wechsels ; der reine abstrakte Wechsel hat keinen Unterschied ; 12 Form der … Außersichsein .] Be : Form der Sinnlichkeit , das Außersichsein als Anschaun , nur die Form des Anschauns , 14 Ic h bin … negativität .] Be : Die Zeit ist die reine 35 Subjektivität angeschaut , Ich bin mir Gegenstand und bin im Gegenstande aufgehoben , so bin ich bei mir selbst ; 17 figurirt sie sich[ .] –] Be : figurirt sich die Vorstellung , so haben wir die Figuration der Linie und machen mit ihr Grenzen ; zugleich ist die Gleichzeitigkeit in der Breite der Fläche . 7 abstrakt] Ri : abstrkte

13 unerfüllte .] Es folgen ungefähr eineinhalb Leerzeilen .

mechanik

5

10

15

20

25

30

19

unterschieden – Dauer ist ein relatives Nichterscheinen der Zeit . Das Dauernde halten wir höher als das Vergängliche . Aber diese macht keine bestimung von vorzüglichkeit . Die dauer ist unlebendig . Dauer komt auch dem zu was in seinem Proceß sich für sich selbst erhält . Er ist ein Wechsel aber doch darin etwas dauerndes . Die Wahrheit dieses Wechsels ist in die Einheit überzugehn . – Ganz abstrakt komt die Dauer eben so dem Todten zu (Stein etc)[ .] Daß das Lebendige als solches nicht dauert ist eben der Vorzug daß es ein Lebendiges ist . Daß es weiter geht , seinen Begriff entfaltet . | § 202 . Dimensionen der Zeit . Die Zeit ist das Außersich komende außersich sein also das in sich gehn . Der unmittelbar sich auflösende Unterschied . Die Zeit hat keine Dimensionen in der Zeit ist nicht das gleichgültige sich entfalten wie im Raum . Was Dimensionen der Zeit genant werden kan | Gegenwart Zukunft und Vergangenheit dies sind Einthei lungen der Zeit . – Die Gegenwart ist das jezt . Zukunft ist in der Vorstellung abgesondert festgehalten – Vergangenheit ist ein Sein das Gesezt ist als nicht seiend . Zukunft ist ein Nichtsein das Gesezt ist zu sein . Dies sind diese Unterschiede aber sie sind keine Wahrhaften unterschiede . es ist will kühr daß wir vom sein anfangen es sind nur gemeinte Unterschiede[ .] – Das izt ist bestimt überzugehn aus dem sein in das nicht sein und eben so umgekehrt – . Das Izt ist die Totalität , diese Wahrheit die andern sind bloß gemeinte Unterschiede . Wenn wir Vergangenheit sagen so ist eine Grundlage die Zeit . Die Zukunft und Vergangenheit i s t nicht sondern ist nur in unsrer Vorstellung . das jezt wie es an und für sich ist ist Zeitlos . Der Planet ist jezt hier und jezt da aber sein Gesez ist das wesentliche jezt . | In seinem Gesez ist das ganze unmittelbar gegenwärtig . Nur das jezt hat diese Wirklichkeit aber in der Concreten Totalität ist die Vergangenheit ebenso enthalten als die Zukunft (der lebendige Hase ist beßer als ein todter Löwe – das ist ein gemeines Sprichwort – sie sind vielmehr daßelbige denn der Hase wird auch einmal eine Zeit erleben wo er nicht mehr ist) . Man sagt die Zeit besteht aus Zeitpunkten aber sie ist imer Continuirlich . Allerdings könen Gränzen gemacht werden aber diese sind keine wahrhaften Gränzen (Hieher gehört der berühmte Saz von Zeno – von Achilles und der Schneke .) Das

1 Zeit .] Be : Zeit , dem Raum ist entgegengesetzt die paralysirte Zeit , die Dauer . Be : etwas Formloses 9 ist] Be : ist die ideelle Negativität , 1 Nichterscheinen] Ri : Nicht / erscheine

13 Vergangenheit] Ri : V Textlücke 23 jezt .] Es folgt 28 Zeit erleben] Ri : Zeitist) .] Ri : ist ist . Es folgt eine Leerzeile . 32 paralysirte] Be : parallelisirte

35 der nach den Leerseiten 18–32 beginnende Text , siehe Apparatnotiz zu 7,25 .

erleben

3 unlebendig]

48Ri ; § 203

13Be

33Ri

20

34Ri

§

14Be 35Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Raisonement beruht darauf daß die Zeit ins unendliche theilbar ist[ .] – Aber wir sagen die Zeit die er voraus hat wird am Ende so klein werden daß sie am Ende nicht mehr bestimbar ist sie fallen zulezt deßwegen zusamen . Aber wir müßen nicht sagen f ü r u n s sei die Zeit zu gering , sonst bleibt das Raisonement imer in der Stärke . A n m e r k . Raum und Zeit könen für sich zum Gegenstand einer Wissenschaft gemacht werden – Geometrie . Eine Wissenschaft ist nichts andres als ein Auffassen von dem Allgemeinen . Der Raum ist für sich also das unbestimte ; also sagt man absoluter Raum d . h abstrakter Raum . | Die Geometrie hat die bestimten Begränzungen des Raums zu betrachten . Figuren die die Geometrie betrachtet könen nur solche sein welche auf eine gewiße Weise Regelmäßig sind – i . e . welche eine gewiße Regel – Gleichheit – enthalten . Diese Wesentlichen beziehungen zu fi nden und zu berechnen dies ist die Sache der Wissenschaft überhaupt . – Es giebt keine Wissenschaft der Zeit für sich : sondern nur die Zeit als Moment der Bewegung[ .] Chronologie ist allerdings eine Wissenschaft der Zeit aber nicht der Zeit an und für sich ; es sind eigentlich nur die Begebenheiten welche betrachtet werden . Es fi ndet keine solche Figuration statt wie bei dem Raume d . h . keine begränzung die ein Ganzes ausmacht . – Dadurch daß das Negative der Zeit als Abstrakt Negatives aufgefaßt wird dadurch kann es in Eins zusammengefaßt werden . Raum und Eins sind nicht Abstrakt continuirliche der Raum ist die Möglichkeit begränzt zu werden die Zeit ist das Gränzenlose[ .] Das todte eins kann Combinirt werden und begränzt dies giebt Figuren welche wir Zahlen nennen . Die Zahl enthält ebenso die Continuität in sich alle Eins darin sind identisch . Insofern dies ist so ist das Eins das Abstrakte Eins . die Einheit . – | Man könnte den Gedanken einer Philosophischen mathematik haben : d . h daß man die Säze der Mathematik aus dem Begriff ableitet , die Mathematik verfährt nicht so[ .] | Sie betrachtet Figuren und geht von diesen Voraussezungen aus . Sie ist insofern eine Verstandeswissenschaft[ .] Das Endliche ist bestimt und das wodurch es bestimt ist ist ein anderes als es selbst . Man kann sich deßwegen Vorstellen daß es auch eine Wissenschaft der Mathematik gebe . Dies würde etwas überflüßiges

5

10

15

20

25

30

18–19 Dadurch daß … werden .] Be : Die Zeit erhält die Möglichkeit einer solchen Combination dadurch daß das Princip der Zeit , ihre Unruhe , das Negative , paralysirt wird , abstrakt aufgefaßt wird ; das Negative der Zeit als abstrakt in Eins zusammengefallnes ist Princip des Discreten . 21 Das todte … kann] Be : in der Arithmetik wo das Eins Princip ist kann 28–29 Verstandeswissen- 35 schaft[ .] Das … selbst .] Be : Verstandeswissenschaft da sie von einer Bestimmtheit zur andern als einer 35 Bestimmtheit fortgeht . Im Begriff ist das Anundfürsichbestimmtsein vorhanden , 8 absoluter] Ri : absoluten 10 betrachtet] Ri : betrchten 19 es in … werden .] Ri : Auslassungszeichen 21 begränzt] Ri : be . gränzt 32 paralysirt] Be : parallelisirt

mechanik

5

10

15

20

25

21

im Ganzen sein[ .] Sie ist eine Wissenschaft des Verstandes und um der Einfachheit ihrer Elemente willen kann sie es auch bleiben . Sie kann diese strenge Verstandeswissenschaft sein weil sie es mit Abstrakten Figuren zu thun hat[ .] Geometrie komt am Ende zu ihrer Gränze wo sie Transcendent wird wo sie Analyse des Unendlichen wird . Der Verstand weis das Hinausgehn ausser sich selbst zu behandeln und es zu Calculiren . Weil diese Wissenschaften so mit Abstraktem zu thun haben so ist’s allein möglich daß sie so aus dem Verstand hervorgehn können . Aber es giebt Säze welche von höherer Würde sind als andre (der Pythagoreische Lehr saz) . Dies ist ein Saz welcher die vollkommne bestimtheit des dreieks in sich enthält . Deßwegen dieser Saz ein Haupt saz ist . Der Pythagoreische Lehrsaz ist auch aus dem Begriff erweisbar ZB . Das Rechtwinkliche dreiek ist das regelmäßigste eben deßwegen muß die Bestimtheit der andern dreieke auf das rechtwinkliche zurükgeführt werden . Es sind die Winkel imer gleich nämlich der Rechte winkel gleich den beiden | andern winkeln[ .] Die winkel bestimen auch die Linien also müßen diese auch etwas gleiches haben . Aber die Linien können es nicht sein denn der winkel ist das Breitwerden der Linien und so muß man Flächen nehmen und am besten nimt man die Flächen welche durch die Linien selbst bestimt werden : die Quadrate . Jede Wissenschaft ist ausdruk der Idee . In der arithmetik müßen wir eine Folge der Rechnungsarten machen ob zuerst Adiren oder Subtraktion darauf merken wir nicht . Das Einfache ist dasselbe . Das Eins liegt zu grunde , die Bestimungen Figurationen komen von Außen zu dem Eins . Es ist diese Wissenschaft analytisch . Was geschehen soll liegt in der aufgabe selbst und es ist überflüßig wenn man einen Beweis nachschikt . denn eben was geschehen ist ist der Beweis daß es geschehen ist . Der Fortgang der Operation ist ein Fortgang nach der Gleichheit[ .] Man muß also mit dem ungleichen anfangen . Addiren heißt zahlen zusammenfaßen zahlen sind zusamengefaßte Eins – | imer hat man vieles auswendig was einem zur Geschwindigkeit hilft . Die Subtraktion ist eine negative Rechnungsart[ .]

30

7–8 Aber es … Lehrsaz) .] Be : Die mathematischen Sätze können als Bestimmungen der Totalität zuweilen allerdings aus dem Begriff erklärt werden , wie der Pythagoreische Lehrsatz 16–18 Breit30 werden der … Quadrate .] Be : Verhältniß , das Breitwerden zweier Linien ist ; die Linien können also nicht in ihrer Unmittelbarkeit genommen werden , sondern in ihrer Beziehung auf sich selbst ; die Linie insofern sie sich auf sich bezieht ist ihr Anderswerden , Fläche ; die Fläche aber ist unbestimmt , ihre Bestimmung ist die Größe der Linie und diese wird zum Quadrat . 18 Idee .] Be : Idee zum 35 Grunde , mehr oder weniger zum Bewußtsein gekommen . 20 Das Eins … grunde] Be : der 22 analytisch .] Be : analytisch ; die Identität die vorkommt ist Verstandes35 Begriff ist das Eins identität , Gleichheit und Ungleichheit ; 25 ungleichen anfangen .] Be : Ungleichheit , das Eins ist etwas Zufälliges 11–12 eben deßwegen] so Be

Ri : ebenso

12 auf das rechtwinkliche] so Be

Ri : ebenfalls

36Ri

15Be

22

37 Ri

38Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Überhaupt entspricht einer positiven Rechnungsart eine negative . Sind die zusamenzuaddirenden gleich so haben diese verschiednen eine Einheit diese Einheit habe ich zB . 3 mal also hier tritt die Trennung des Begriffes ein . Multiplikation ist : eine Anzahl und eine Einheit welche selbst aus zahlen besteht | zusammenfaßen als Eine Zahl . Die 3te Rechnungs art ist wo Anzahl und Einheit gleich ist , dies ist das Erheben auf die Potenzen . Das Erheben aufs Quadrat das Quadrat ist die erste Potenz der Begriff der Potenz . Dies macht also das Leitende in dieser Wissenschaft aus . Dann wird zu Verhältnißen fort gegangen . In den Rechnungs arten gilt die Zahl unmittelbar . Aber es ist die höchste Wahrheit : beziehung zu sein auf andres und nicht isolirtes für sich zu sein[ .] Dies machen die Haupt capitel in der Arithmetik aus . In einem solchen Verhältniß 2 : 3 . gilt 2 nicht mehr als 2 und 3 nicht als 3 . man kann eben so sezen 4 : 6 . oder 8 : 12 . – es ist imer daßelbe . Im Verhältniß verliert sich die Unmittelbarkeit vollkomen . Daß der Begriff sich darin sucht und fi ndet dies ist das nothwendige Verlieren . Eben so kann man in der Geometrie diesen Fortgang beobachten . So wie Euklid was als ein Wahrhaftes plastisches Kunstwerk anzusehn ist[ .] – Die erste Lehre womit er anfängt ist das bestimtsein von dreieken . Es werden von 2 dreieken 2 Seiten gebraucht um zu bestimen daß 2 dreieke einander Gleich sind . Aber man braucht hernach nur eins was Z . B . durch einen winkel und Zwei anliegende Seiten bestimt ist . Das übrige ist blos ein sinnliches[ .] | Von dieser Bestimtheit fängt er an . Mit dem bestimtsein ihrer Größe : mit der bestimten Bestimtheit schließt er das erste Buch : d . h . mit dem Pythagoreischen Lehrsaz . Es ist nicht zufälliger Weise daß er schließt – es ist hierinn das an und für sich bestimmt sein . Der Pythagoreische Lehrsaz spricht eins und daßelbe doppelt aus . – der ganze pythagoreische Lehrsaz thut nichts andres als etwas zu betrachten in der Form des Begriffes und einmal in der Form der Realität . Im 2ten Theil reducirt er jede Gradlinichte Figur auf ein Quadrat – das unbestimte auf das Bestimte . Im 3ten Zeigt er am Kreise daß eine Linie (Tangente) als Quadrat genomen gleich einem Rechtek zwischen dem Radius und dem Stük außerhalb des

5

10

15

20

25

30

4–5 zusammenfaßen als … Zahl .] Be : Das Gegebne und die Einheit als eine Zahl auszusprechen geschieht im Multipliciren . Die negative Rechnungsart ist das Dividiren . 7 Potenz .] Be : Potenz , 30 beim Wurzel ausziehen soll die Zahl in gleiche Faktoren zerlegt werden . 8 Dann wird … gegangen .] Be : Der Fortgang zu den Verhältnissen oder Proportionen geschieht nach den 6 Rechnungsarten ; 26–27 2ten Theil … Bestimte .] Be : 2ten Buch zeigt Euklides daß um mit einer geradlinigen Figur etwas anzufangen man sie auf die regelmäßige zurückführen müsse , d . h . das Quadrat , 35 wie in der Arithmetik . 35 3 ein] Ri : eins 7 Begriff ] Ri : Begriff . 10 machen] Ri : sd 20 dieser] Ri : dsem 22 es] Ri : ed 26 Quadrat] Ri : dreiek nen 33 Euklides] Be : Eukliches

14 Verlieren] Ri : Vrlir Textlücke 32 Proportionen] Be : Produktio-

mechanik

5

10

15

20

25

23

Kreises ist . Dies macht die Grundlage der conischen Sectionen aus . dies sind immer nur Gleichungen wo dies aus gesprochen ist . So ist es dies bewußtlose was als ein schönes plastisches Kunstwerk dasteht . Es kann einem einfallen daß wenn von Raumfiguren gesprochen wird , daß diese ein wichtiges mittel seien philosophische Gedanken auszudrüken und darzustellen . (symbole und dreieke der Freimaurer) Es scheint nahe zuliegen da diese Figur etwas abstraktes ist und der Gedanke auch[ .] | Das denken würde so erleichtert oder erspart . Aber das Wahre ist nur Gedanke . Er läßt sich auf keine Weise faßen er will selbst durch sich selbst erfaßt sein . Diese Zeichen spielen nun an – ihnen liegen die Abstrakten Wahrheiten zu grunde – das dreiek ist die erste die allgemeine Figur auf welche die andern zurükgeführt werden müßen . Aber was sich dadurch darstellen läßt ist nur das Abstrakte leere . Insofern concrete Ideen vor uns getreten sind so würde nichts als Verwirrung entstehn . Und man müßte die Figuren erklären und dadurch wäre nichts gespart . Raum und Zeit ist gerade dem Gedanken entgegengesezt und das ist gerade das unschiklichste Zeichen . Man muß sich vor den Zahlen in acht nehmen sie könen einen menschen unglüklich machen überall laßen sie einen weit sehn überall spielen sie an . Dieser kindliche Versuch des Denkens ist Ar muth . Aristoteles hat sich dieses Mittelding das den caracter der sinnlichkeit hat gewählt bis dies den gedanken aufgegeben hat . – Die Freimaurer zeigen dadurch grade an daß keine große Weisheit dahinter steke[ .] – Aber eben dahinter steken soll die Weisheit nicht . – Es ist falsch gewesen in die Philosophie die Formen der Potenzen und andre Formen der | Mathematik herüber zu ziehn . M a t e r ie . Gewöhnlich sagen wir die M a t e r i e erfülle den Raum und man faßt die M a t e r i e von außen her . Sie werden als gleichgültig gegen ein ander angenomen die M a t e r i e als eine Sache für sich . Die inre dialectik des Raums ist das übergehen in die Zeit . Er ist noch nicht die wahre Form . Er ist an sich selbst ein übergehendes – es ist dies sein immanenter Begriff . Die Zeit ist ebenso ein übergehendes[ .] Die Zeit

4 Raumfiguren] Be : Zahl und Raum

5 darzustellen .] Be : darzustellen , | wie bei den Pythagore8 nur Gedanke . … faßen] Be : nur in der Form der Allgemeinheit , so daß sich der Gedanke nicht ersparen läßt , 9 ihnen] Be : Den Pythagoreischen Symbolen 12–13 vor uns … sind] Be : durch Figuren vorgestellt werden sollten , 14 Zeit] Be : Zahl als Element der Äußerlichkeit 15 entgegengesezt und … Zeichen .] Be : das Entgegengesetzteste und zu seinem Ausdruck das Unangemessenste . Pythagoras aber erwählte aus Ar muth jene Fi24 erfülle den Raum] Be : erfüllt Raum 35 guren , die noch den Charakter des Außersichseins haben . und Zeit vollkommen 27–28 an sich … Begriff .] Be : Übergehendes an sich selbst ist . Raum geht

30 ern , um den Fortgang der Ideen anzuschauen .

12 uns] Ri : und

24 den Raum] Ri : die Mat .

faßt] Ri : läßt

(cf Anm .)

39Ri

40Ri

§ 204

16Be

24

nachschrift ringier · 1819/20

ist umgekehrt auch ein übergehn in den R a u m [ .] Die Zeit ist die in sich seiende Idialität die sich auf sich beziehende negativität . Aber dies in aller Abstraktion . Die Zeit hebt sich selbst auf[ .] Sie ist das Dialektische ihrer selbst : das sich selbst negieren , das unterscheiden ihrer selbst , sie ist das Sein mit dem Nichtsein[ .] Sie ist nur in dieser Entgegensezung . Als dieses unmittelbar schwindende hat weder das eine noch das andre ein bestehen . Ihr Begriff ist das unmittelbar nicht zu sein was sie sein sollen . Begriff der Zeit ist : unmittelbar aufgehobensein des Unterschiedes . Sie fällt unmittelbar in Indifferenz zusamen . So geht Zeit in Raum und Raum in Zeit über . Der R a u m macht sich zur Z e it [ .] | 49Ri

17 Be

50Ri

Die Zeit fällt in sich zusamen und das Zusamengefallen sein ist der Raum . – Bewegung ist dies daß sich der Raum zur Zeit sezt[ .] Der R a u m macht sich zum Negativen seiner selbst zum Punkt und dies ist der Ort . Das aufheben seiner selbst ist eben das Negieren das Zeit ist . Zunächst ist die Bewegung die Beziehung des R a u m s und der Z e it . diese lebendige Beziehung . Die Zeit ist räumlich im O r t . Die Nächste indifferenz ; die verhältnißlose Einheit ist dies daß es ein Außer sich sein | ist aber eben so in sich ist . Ein sich unterscheidendes außer sich sein . Das Für sich sein des Außer sich seins . Dies ist die Wahrheit von Raum und Zeit[ .] – Jezt haben wir in der Vorstellung was diesem begrif entspricht in der Anschauung ; sehen wir was es ist so sehn wir daß es die Materie ist worinn Raum und Zeit übergeht . Sie sezen die M a t e r i e . Sie heben sich auf indem sie die M a t e r i e sezen . – Die Vorstellung ist es die dies auseinander hält . Was die Realität der M a t e r i e betrift so ist ganz richtig Realität ist ein unbestimtes Wort – bald dies bald jenes . Realität heißt dann eben daß die M a t e r i e das Concrete ist : die Einheit dieser Momente . M a t e r i e ist allerdings die Wahrheit dieser beiden[ .] | Die Materie ist ein zusamengeseztes . Zusamengesezt ist einer der schlechtesten Verstandes begriffe . Zusamengesezt : ist daß etwas eine Vielheit ist[ .] Es giebt allerdings Dinge welche Zusamengesezt sind d . h . Dinge welche vollkommen äußerlich sind . Zusamengesezt sein ist das gleichgültige außereinander sein . Das Zusamen ist nur ein äußerliches Band . Das Zusamengesezt sein der M a t e r i e heißt soviel als die M a t e r i e ist räumlich . Das 2te Moment ist : ebendeßwegen giebt es keinen leeren Raum weil Raum und Zeit nichts für sich sind sondern sich reduciren auf

5

10

15

20

25

30

in Zeit über , die Zeit ist übergehender Raum . Beide machen für sich betrachtet die beiden Seiten der Idee aus . 9 über .] Be : über , ein Wechsel der sich selbst aufhebt , die nicht mehr unterschieden sein sollende Indifferenz . Dies Übergehen enthält also Raum und Zeit , es ist damit die Einheit beider gesetzt . 14 R a u m s und … Z e i t .] Be : beider Momente , worin sich beides abscheidet . 35 8 Indifferenz] so Be Ri : Differnz 9 Z e i t [ .]] Der Übergang zum folgenden Text erfolgt nach Umstellung der Seiten 41–48 , vgl . Apparatnotiz zu 15,8 .

mechanik

5

10

15

20

25

30

25

die Materie nur in der materie ihre Wahrheit haben . Die M a t e r i e ist undurchdringlich : was uns widerstand leistet : dies ist nichts andres als daß die M a t e r i e für sich ist . Sie ist in sich reflectirt ; die M a t e r i e ist undurchdringlich : d . h . sie ist das außereinander sie ist allenthalben sie ist für sich . – Aber auf dem höhern Standpunkt ist sie doch durchdringlich für das Leben . – Dieses Für sich sein ist eben die sich auf sich beziehende Negativität – sonst ist nichts in der M a t e r i e . Diese Abstrakten Momente sind diese : die Einheit der Zeit und des Raums . M a t e r i e ist die Einheit der Z e it und des Raums aber in der Form des Raums . Zeit als Zeit | tritt bei der Materie nur in der Bewegung hervor . Die höhere Wahrheit ist eben das indifferent in sich zu sein . M a t e r i e bewegt sich wesentlich . Zunächst haben wir sie nur als das erste indifferente . – In Ansehung der M a t e r i e kann wieder die Ver standesbestimung betrachtet werden ob sie theilbar oder untheilbar sei . Durch die M a t e r i e ist erst eine begränzung im Raum – die M a t e r i e ist das für sich sein also Begränzung überhaupt , als Negativität die mit dem R a u m identisch ist . In der Anmerkung heißt es : daß dieser Übergang in der Mechanik vorkömt : Der Hebel ist gleichgültig wenn die beiden Seiten so beschaffen sind daß das statische Moment gleich ist . Ändert man das Gewicht d . h wenn man es vermehrt so kann das gleichgewicht gehalten werden wenn man die Entfernung kleiner macht . Hier ist dies vorhanden daß man an die Stelle der schweren Materie das ideelle im Raum sezen kann . Das ideelle Räumliche vertrit also ganz die Materie . Das Eine hat so viel Kraft als das andre . Ebenso bei größerer Bewegung wenn die Maße vertreten werden kann durch das Quantitäts Verhältniß von Z e it und R a u m . Ziegelsteine können wir auf dem Kopf tragen fällt einer vom Dach herunter so kann er uns todt schlagen und bloß das Verhältniß von Zeit und Raum ist dazugekommen[ .] – | Dies ist das Anschauliche Beispiel daß R a u m und Z e it ebenfalls Realität haben und uns todtschlagen können , denn der Ziegelstein thut es nicht für sich sondern wir können ihn leicht tragen . Die Bewegung des Steins ist die Ent wiklung der innern Momente der Materie . Das Verhältniß macht die Bestimtheit aus deßen wie jezt die Realität erscheint . Diese Bestimtheit ist identisch mit der ersten Bestimtheit die nur bestimtheit des Gewichts ist . K r a f t . man unterscheidet verschiedne Kräfte – ZB . magnetische Kraft Electrische Kraft Schwerkraft etc . Die Kraft ist ein und daßelbe was in der Erscheinung ist . Das wesentliche ist daß ein unterschied der Form ist . Der inhalt ist derselbe . Die Kraft ist deßwegen nicht etwas

35 3 in sich reflectirt ;] Be : bezieht sich auf sich selbst und ist die Negation der Beziehung auf das

6 Negativität –] Be : Negativität die von der Zeit herkommt . 30 K r a f t .] Be : Kraft ist die andere Form der Erscheinung in der Form des Insichseins , der Allgemeinheit . 32–33 Erscheinung ist . … ist .] Be : Erscheinung , aber dem bloß Zufälligen entnommen .

35 andre .

3 Sie] Ri : Es

33 der] Ri : –

51Ri

52Ri

26

18Be

53Ri

54Ri

nachschrift ringier · 1819/20

sinnliches sondern etwas innerliches . Die Kraft soll sich äußern . Es ist bedürfniß der Reflexion daß man dies ausgedacht . G e s e z ebenso es enthält auch das Allgemeine . – Aber , wenn man nach dem Inhalt der Kraft fragt so ist die Antwort : es ist dies sich so und | so zu äußern . Die Erscheinung der Magnet Kraft hat eine bestimte Erscheinung – Magnet Kraft ist das was einen Stab Eisen etc , so stellt daß er nach Norden und Süden steht . Das Wort Kraft ist also etwas ganz überflüßiges . – So die Attractiv kraft , die Erde bleibt in einer Gewißen Entfernung von der Sonne , die Kraft ist nichts als die Erscheinung[ .] | Wenn jemand reitet und man fragt warum ? und die Antwort ist : es ist die Attractiv kraft so ist dies eine Läppische Antwort . Ebenso bei anderm . Man meine ja nicht unter Kraft etwas andres zu haben[ .] Die Attractiv Kraft ist weiter nichts als daß Körper schwer sind : d . h . daß sie wesentlich bestimmt sind Eins zu sein was getrenntes einzelnes ist . – Was weiter in der Kraft nachtheiliges liegt ist : daß es nur Verstandes bestimung ist nur etwas Endliches[ .] Es komt nicht zur Betrachtung des Unendlichen des Begriffs . In dem Begriff muß das Moment als Moment des Ganzen selbst betrachtet werden[ .] Die Kraft ist etwas bestimtes d . h es komt ihr nur Eine bestimung zu , sie ist blind[ .] Entgegengesezte Kräfte sollen sich begegnen entgegenwirken und dies soll ein Resultat haben . Aber so komen wir nicht auf den Begriff . Kraft macht alles zu etwas Absolutem und soll doch etwas Relatives nur sein . Man sagt dann Kraft sei der Materie eingepflanzt so ist dies etwas ganz äußerliches . Der Verstand macht diese so er isolirt alles was doch moment ist . Es scheint zuerst der Vorstellung nicht gemäß zu sein daß ein Verhältniß von Raum und Zeit die Bewegung eines Steins z B . verursache und man erfi ndet dann eine Kraft[ .] Das ist doch nur ein Moment der Materie[ .] – Diese hat Gewicht was man unmittelbar bestimen kann , daß diese Bestimtheit Verhältniß zugleich in sich ist : Vermittlung : dies ist eben das Verhältniß von Z e it und R a u m | und dies ist nicht eine bloß schlechte Bestimtheit sondern absolute bestimtheit ihrem begriff und ihrer Natur nach . Bestimtheit an sich ist ein Verhältniß an sich selbst . – In der Physikalischen Astronomie wird immer von Kräften gesprochen und man sagt was die Kraft sei kenne man nicht sondern man kenne nur die Erscheinung . Daß man das inere der Kraft nicht kenne scheint anzudeuten es hänge dies von einem andern ab . Es ist die Materie nun näher zu betrachten[ .] –

5

10

15

20

25

30

3 Aber ,] Be : aber in der Kraft ist noch das Übergehen aus der Form der Allgemeinheit in die Form des Äußerlichen . 4 äußern .] Be : äußern ; ihr Inhalt ist die Erscheinung , die durch einen Übergang entsteht . 13 Endliches[ .]] Be : sie hat in sich die Form ein Unendliches zu sein , an ihrem Inhalt 35 ist sie etwas Endliches , 15–16 etwas bestimtes … blind[ .]] Be : ihrem Inhalte nach nicht be- 35 stimmt , sondern blind , es kommt ihr nur Eine isolirte Bestimmung zu , anziehende , elektrische Kraft u . s . w . In dem Begriff wird das Endliche aber in seiner Beziehung auf ein andres erkannt , nicht als 8 warum ? ] Ri : warum ? :

11 Körper] Ri : s .

29 kenne] Ri : keinen

mechanik

5

10

15

20

25

27

§ 204 . M a t e r i e ist das Für sich sein , das Ausschließende für sich sein , und die Continuität des Aufgehobenseins dieses Außschließens . Das Wahrhafte ist ihre unmittelbare Einheit : verschloßen zu sein gegen das andre . und daß diese für sich seienden identisch seien . Dieses ist g e s e z t in der Materie . in R a u m und Z e it ist nur der Begriff . Das ist der Begriff der Materie und Materie als dieser Begriff als diese Beziehung auf sich selbst ist darinen die S chwe r e . Die materie im Allgemeinen könen wir nicht sehen nicht fühlen sondern was wir sehen ist imer nur die Form des besondern . Materie , ist das Allgemeine in der Vorstellung – aber sie ist wesentlich auch Verhältniß in sich selbst und dies ist eben dann die Schwere . Also Materie ist wesentlich schwer , dies ist ein identischer Saz . | Dies enthält Zweierlei – das Für sich sein – dies ist die repulsiv kraft . Das andre ist das Aufgehoben sein dieses : und ist dann die Attractiv Kraft . Die Schwere ist zunächst die Stufe der Differenz überhaupt . – und zugleich aber die Stufe des Sollens es kömt zu keinem derselben für sich . Es komt nicht zu absoluter repulsion eben sowenig zu der reinen Attraction . Es müßte dann alles in einen Punkt zusammen fallen . Die Schwere ist in sich verschloßen weil sie den unterschied der Form nicht in sich hat . Das Aufschließen ist daß diese Unterschiede zum selbstständigen bestehn gegen einander komen . (Newton hat gemeint daß die Schwere mit der Form und Dichtigkeit nichts zu thun hat – er hätte dazu keiner Kügelchen bedurft) Die Schwere enthält dies alles in untrenbarer Einheit . Schelling steht in seinen Anfängen auf dem Kantischen Standpunkt . Kant sagt man müße diese 2 Momente nicht als etwas selbstständiges erachten . Beide sind schlechthin momente Einer Totalität . Das was der Siz der Attraction sein soll stellen wir uns gewöhnlich vor als einen Körper , aber eben dies wäre schon repulsion schon ein Aus einander . Auch in der Vorstellung komen sie also beide mit einander vor . | § 206 . In der materie geht zuerst ihre Form hervor . Sie enthält die Unterschiede von Repulsion und Attraktion als Einheit , d . h . das sezen des Vielen ins eine und sezen des Einen als vieles[ .] Die materie enthält wesentlich den Unterschied in sich d . h . die M a t e r i e ist absolute Form . Es giebt einen Standpunkt wo die Körper ,

30

1–2 Ausschließende für … Außschließens .] Be : ausschließende Fürsichsein ; dieser Widerspruch ist in Eins gesetzt . Sie leistet Widerstand und ist zugleich ein Fortgesetztes . 9 Verhältniß] Be : Verhältniß , Begriff 11 das Für … sein] Be : sie ist für sich und leistet Widerstand 12 ist1] Be : ist die Continuität oder Attractiv Kraft .] Be : Attraktion ; und beide Momente 35 sind in der Materie als identisch gesetzt . 13 Differenz überhaupt . –] Be : Differenz ; die Materie ist 26 In der … enthält] Be : Die Materie bringt den 35 Realität , Verbindung des Raums und der Zeit ; Unterschied hervor auf eine äußerliche Weise und sie enthält 29 Form .] Be : Form , die Form an sich ist eben so sehr Materie ,

30 absolut wie in der Kraft .

16 sie] Ri : es

19 Kügelchen] Ri : büchlschen ? ; siehe Anm .

22 erachten] Ri : macht

§ 205

55Ri

56Ri ; § 207

28

57 Ri

§§ 208 , 209

58Ri

19Be

nachschrift ringier · 1819/20

und überhaupt die Materie in ihrer unwahrheit bestehen . Dieser Unterschied trit in besondre Existenz aber das ist nicht ihre wahrhafte Existenz aber nur nach der Seite ihrer Wahrheit ; in ihrer Wahrheit sind sie ungetrent[ .] Weil in die Form aller Wechsel fällt so sezt man diesen Wechsel auf die Seite der Form und insofern sagte man die materie ist ewig . Indem man die Form außer der materie sezt so sagt man die M a t e r i e ist nicht gesezt durch ein andres d . h . sie ist nicht er schaffen ist unveränderlich – ewig[ .] – Dies hat in dieser Abstraktion seinen Grund . Eben die menschen sind gewohnt das Abstrakte für das Wahre das an und für sich seiende zu halten . Die Form ist wesentlich eine Seite der Idee sowohl die Form für sich als die M a t e r i e für sich sind leere Abstraktionen . Es giebt keine formlose M a t e r i e dies zeigt schon der Augenschein , Sie hat nothwendig eine Form – Formlose M a t e r i e – leere Abstraktion . Es ist unterschieden aber ein bloß ideeller unterschied . – | Die Form ist eben so ewig wie die Materie aber nur mit ihr zusamen . Materie hat wesentlich die Form in sich und was in ihr ist muß auch zu seinem Rechte kommen . Die erste Oberflächliche Weise des Unterscheidens ist die Form überhaupt – der unmittelbare Unterschied[ .] Es sind unmittelbar verschiedene maßen . Maßen sind bloße Verschiedene die Schwere haben – sie haben verschiedne Schwere Körper heißen diese maßen – Körper ist ein sehr oberflächlicher ausdruk hier trit das Merkmal der Individualität hervor . Es ist eine bloß äußre bestimtheit keine Innre Individueller Körper d . h . organischer Körper ist etwas ganz anderes . § 207 und 8 . Körper ist überhaupt schwer und 2tens ist er auch verschieden von seiner Abstraktion und wir sagen der Körper ist i n R a u m und i n der Zeit . Er ist nicht an d i e s e n R a u m und d i e s e Z e it gebunden . Der Körper ist ein besonderes Endliches . Er hat das Endliche in sich[ .] Er ist vergänglich . Die Wesentliche bestimung liegt in dem Saz daß der Körper wesentlich Bewegung hat . d . h . die Zeit sezt sich räumlich und der Raum zeitlich . Die M a t e r i e ist einheit des Raums und der Zeit aber so daß die unterschiede | noch nicht an ihr gesezt sind . Das dasein dieses Widerspruches des R a u m s und der Z e it dies ist eben die Bewegung . Der R a u m macht sich zu einem Punkt zu einem Ort , dies widerspricht ihm darum macht er sich zu einem andern Ort . Dadurch erscheint die Zeit – er hebt diese bestimung auf und sezt sich als anderes aber dies ist eben wieder dasselbe . Es ist die Wahrheit dieses Verhältnißes daß er sich aufhebt und zugleich sezt und das ist die bewegung ; er fällt von einem Ort in den andern . Die M a t e r i e hat diese 2 Weisen : sie ist schwer i . e . die nur strebende inerlich seiende Form : 2 . diese innerliche entwikelt und dies ist die Bewegung . Die Erscheinung der Schwere d . h . das nächste

18 Körper heißen … maßen –] Be : Sie hei|ßen Körper , die Ganze zusammen ausmachen . 31 dasselbe] Ri : daß selbe

34 2 in Ri unterstr .

5

10

15

20

25

30

35

mechanik

5

10

15

20

25

30

29

erste Dasein der Schwere dies ist die Bewegung[ .] Derselbe begriff ist einmal in der Einheit das andre mal in dem Sezen des unterschiedes[ .] – A n m . Der M a t e r i e ist gewöhnlich die Bewegung als eingepflanzt vorgestellt . Auf der Erde ruht der Körper – es komt nur zum streben – was von diesem Endlichen Körper gilt das gilt nicht von der M a t e r i e an sich selbst . dies ist im System der Himlischen Körper hier ist sie | frei . Indem sie auf der Erde der eignen Bewegung entbehrt so hat sie die Form individualisirte Körper zu sein . Die Bewegung ist also in die Materie nicht erst eingepflanzt . Man sagt gewöhnlich die Körper haben einen Stoß bekomen : ursprünglich ; aber der Stoß ist etwas nicht ursprüngliches[ .] In der Mechanik ist es Axiom daß der Körper nur durch äußerliche Einwirkung in bewegung gesezt wird . Diese bestimung (cf . Anm . 215) komt in der Mechanik vor unter dem namen des Gesezes der Trägheit[ .] Wenn Körper ruhen so beharren sie in der Ruhe wenn sie sich bewegen so beharren sie in der Bewegung . Dies ist aber nur eine bestimung des Verstandes . Es ist eine leere Tautologie und weiter nichts[ .] § 209 und 10 . Gravitation heißt nichts anders als die Form der Absoluten bewegung , die freie bewegung . – Die materie überhaupt die nächste Form ihres Zeigens ist Bewegung – daß die bewegung sei dazu gehört die besonderung der Maße . Diese Bestimung fällt auch nicht in die Abstrakte Vorstellung – man kann ja sagen die Körper bewegen sich im leeren R a u m . | Gegen dies geht ein Dialectischer Saz des Zeno . er sagt es sei die Bewegung ein Widerspruch also sei sie nicht . Aber wir wißen daß der Widerspruch eben das Leben begründet . Er sagt der fl iegende Pfeil ruht , denn der Pfeil soll in sofern er fl iegt in einem andern h ie r sein allein diese h ie r sind gar nicht unterschieden die verschiednen jezt eben falls . Im leeren R a u m ist durchaus kein unterschied und im selben zu sein heißt eben ruhn und in sofern hat Zeno recht . Newton sagt man soll sich die Centrifugal kraft vorstellen ; aber man braucht das nicht – man kann es sich beßer vorstellen : ein Körper wenn er ohne Beziehung auf einen andern fort geht in gerader Linie . – Wir um eine Bewegung zu unterscheiden müßen mehrere Körper haben – wie groß sie sei heißt nichts anders als die Entfernung von einem Punkt[ .] – So auch Richtung , hier beziehn wir uns auch imer auf einen Punkt . Ob ein Körper sich bewegt und mit welcher Geschwindigkeit können wir erst unterscheiden wenn wir | einen Punkt außer ihm haben . Ebenso auch wenn sich der Körper um seine

35

4 es komt … streben –] Be : Der Körper als schwer strebt sich als Einheit zu setzen ;

16 bewe-

35 gung . –] Be : Bewegung ; was das System der Himmelskörper ist .

7 hat] Ri : hben cher] Ri : d .

11 215] Ri : 214

12 Körper] Ri : sie

13 bewegen] Ri : bewgt

32 mit wel-

[§ 209 Anm .]

59Ri

§§ 210 , 211

60Ri

[§ 211]

61Ri

30

62Ri

63Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Axe dreht . Wenn er ganz gleich wäre so würden wir nicht einmal sehen daß er sich bewegt in beziehung auf sich ist keine Bewegung da – . Das Dasein der Bewegung ist also gesezt in die besondrung der Körper . Indem sie besondre sind so verhalten sie sich zueinander und zwar wesentlich ihre verschiedenheit ist nicht eine gleichgültige – sie beziehen sich selbst auf ein ander . Das heißt das Moment der Attraction . d . h . das sich sezen in Eins . Eben so wesentlich ist das Moment der repulsion . Die M a t e r i e eliminirt sich aus sich selbst[ .] Es ist eben so gesezt die Foderung ihrer Einheit . Das sezen ihrer besonderheit ist zunächst das Sezen im Raum . Diese besonderung des Körpers ist also ihr unterscheiden vom R a u m aber im R a u m . Eben so ist gesezt das negiren ihrer besonderheit sie sind negative gegen einander und das negiren dieser negation ist die negation der negation und dies ist eben das Sezen der Zeit – Bewegung[ .] – Diese ist für das erste das allgemeine . Diese beiden Momente sind was als Centripetal und Centrifugalkraft hervortritt beides ist durchaus untrenbar sie sind nicht selbstständige Kräfte | gegen ein ander . Es ist wichtig daß diese Unterschiede gemacht sind aber der Verstand reiht dies so aneinander . Bei Newton hat dies noch eine einfache Gestalt , aber seine Nachbeter haben viel verwirung hereingebracht die Franzosen und die Deutschen . Man muß das mathematische ehren aber nicht zu viel darauf geben was als Kräfte vorkomt . Die Attractiv kraft drükt das Ganze aus . Aber dann wird wieder gesprochen als ob dies die Centripetal kraft wäre – es bleibt von der Centrifugal kraft nichts übrig man fi ndet darüber auch bestimungen und diese Verschiedenheit der Richtung ist bemerklich wir bemerken 2 Richtungen[ .] Aber wenn man bei der freien bewegung von der Centrifugal kraft absieht so bleibt nichts davon übrig[ .] Die Hauptsache ist : der Mathematiker hat nöthig an den Curven Linien zu ziehen . Er hat das parallelogramm der Kräfte zu betrachten wo etwas bestimt werden soll das muß als moment Eines Ganzen betrachtet werden . Solche Linien – Richtungen der bewegung müßen vorgestelt werden als Seiten des dreieks und daraus ist das Parallelogramm der Kräfte entstanden . Diese Linien werden dann zu was physikalischem – zu Kräften – | Newton drükt sich oft aus daß er diese Centripetal kraft etc nicht als Kraft betrachte sondern nur als etwas mathematisches . Wie es häuffig vorkomt werden diese Kräfte angewendet[ .] – Wir wißen daß die Erde in einer Ellipse um die Sonne sich dreht daß im perihel die Bewegung größer ist als im Aphelium darum sagt man die Centripetalkraft nehme dann zu

5

10

15

20

25

30

35

8–9 zunächst das … Raum .] Be : zunächst Unterschied des Raums , als das Concrete , Reale , daher es besondre Körper sind ; 10 gesezt] Be : gesetzt das Moment ihrer Identität oder 35 2 bewegt] Ri : be wgt 24 davon] Ri : dafür

13 sind] Ri : ist

15 gegen] Ri : gegen / gegen

23 absieht] Ri : ansieht

mechanik

5

10

15

20

25

30

31

und die Centrifugalkraft ab . Angenomen dies sei so : wenn die Eine Kraft das Übergewicht bekomt so muß sich diese Kraft imer vergrößern und dieser Körper muß in einer Spirallinie auf die Sonne fallen – woher soll die andre Kraft wieder die Zuwächse bekomen? Für das Umschlagen dieser Kraft müßte eigentlich ein Grund angegeben werden ; und dies ist etwas Grundloses und es muß für die Kraft ein beßerer Grund aufgesucht werden . und man kann sonst häuffig das Gegentheil behaupten[ .] § Himelskörper sind selbständige freie Individuen welche nur das Verhältniß der Schwere zu einander haben . Das System ihrer bewegung ist die Schwere in ihrer Totalität . Dieses System ist der ausdruk der Vernünftigkeit . Die Sterne erscheinen | ruhig | es ist eine unendliche Menge von Sternen sichtbar . Diese bloße Vielheit ist für sich ganz und gar nichts vernünftiges . Der mensch staunt über diese unzählbare menge . Das Vernünftige allein ist daß es ein Sistem von Bewegungen sei . Ob diese Sterne in einem solchen System sind ist sehr wichtig . Es ist aber eben so denkbar daß es eine leere Vielheit sei – daß diese hier zu ihrem Rechte kome und diese leere Viehlheit ist nicht zu bewundern daß Zb . viele Häringe sind ist nichts zu bewunderndes und dies ist doch ein organisches . Dort hat die Vielheit noch mehr ihr Re cht . Und insofern vernunft darinn ist so ist es allein zu bewundern . Das Sonnensystem allein ist das Vernünftige . Erst der Gegensaz von einem leuchtenden und nicht leuchtenden Körper ist das Vernünftige . Oder es könte irgend eine Figuration darinn sein aber dies ist nicht möglich . Sind sie Sonnen systeme so ist es Das vernünftige was darinn ist . Ist es eine bloße Vielheit | so wäre es bloße Wiederholung . – § Sieht man Gegenstände nur in rüksicht ihrer Bewegung an so ist es unbestimt ob beide sich bewegen . So auch bei der bewegung um einen Körper es ist gleichgültig ob ich mich bewege oder ob der Gegenstand sich bewegt . Dies komt zunächst so vor . Wir betrachten Z . B . unsre Sonne und die Erde . Und nehmen es für eine Große Weisheit an daß wir sagen die Erde bewege sich und die Sonne stehe still . Man muß es sonst wißen was das ruhende ist und was das bewegende . Die Erscheinung ist dieselbe bewege sich die Sonne oder die Erde[ .] Wir können uns die Erde als ruhend vorstellen und daß die Sonne mit den Planeten um die Erde sich bewege . Die Astronomen sagen es sei respekt widrig daß die Sonne sich bewege . Auch sagt man die Maße der Sonne sei größer , aber die Größe des Volumens macht noch nichts aus . Die Sonne kan leichter sein als die Erde ; sie braucht nur nicht so dicht zu sein . Daß die Sonne größer ist als die Erde ist kein Grund dazu , ob sich die Erde oder die Sonne bewege . Der unterschied aber

35

… bewege .] Be : Für die mathematische Construktion macht keine der beiden Annahmen einen Unterschied .

35 33–34 Daß die

10 |2 ] Ende von 19Be Grund , daz .

15 ihrem] Ri : ihrrem

26 bewege] Ri : bewgen

34 Grund dazu ,] Ri :

64Ri 20Be

65Ri

32 66Ri § 212

67 Ri

68Ri

nachschrift ringier · 1819/20

ist nothwendig ein andrer . Er ist ein begriff . Es sind diese 2 bestimungen : | Erde und Sonne sind 2 Maßen welche sich bewegen[ .] – Es giebt Bewegung welche sich auf sich selbst bezieht (rotirend) Bewegung in Hinsicht auf anderes und dann 3tens beides zusamen . – Die Unterschiede der Bewegung sind durch die Idee bestimt . – Das erste moment ist die Bewegung an sich[ .] – Das 2te moment ist das Außereinander der Bewegung das 3te ist die Totalität : Die Bewegung welche Central ist und die zugleich auch relative Bewegung ist reflexion gegen ein andres und in sich selbst . Das sind die 3 Hauptpunkte . Die 3te Bewegung ist die Bewegung des Planeten – die vollkomenste – so wie er auch Körper der Totalität in Hinsicht auf physisches ist . Die andern sind nur abstrakte Momente[ .] – Dies was wir unser Sonnensystem nennen ist dies – . ob es noch andre Sonensysteme gebe ist gleichgültig – denn es wäre bloß wiederholung[ .] Das Periodische des Sternenlicht deutet auf eine Bewegung . Es sind Sterne verschwunden andre sind nicht beobachtet worden . Aber genaue Sternverzeichniße hat man noch nicht lange . Andre unterschiede welche auf Ordnung der Sterne deuten hat Herrschel bemerkt[ .] – Die nebelfleken hat er bemerkt daß sie ein Hauffen Sterne sind . besonders hat er viele solche Sterne beobachtet welche | kugelig sind andre welche elyptisch sind . Alles dieses sind Sterne von einer regelmäßigen Christallisation oder von Kreißproceßen . Man meint in Hinsicht der Milch straße indem sie als ein dichtes Zusammensein von Sternen erscheint , daß die dunklen Fleken immer weiter werden – daß die Sternlosen räume imer sich aus dehnen und die Sterne nach dem mittelpunkt sich zusammen drängen . Die ganze gestalt der Milchstraße (Linse) und daß auch das Sonnensystem sich nach einem Stern im Herkules richtet dies sind alles Andeutungen[ .] – Aber diese Andeutungen gehen uns nichts weiter an . – Man kann Gedanken darüber haben – das Vernünftige aber ist nicht mehr ein Werden sondern dies ist ist im Sonnensystem vorhanden[ .] Entweder ist das weitere nur Wiederholungen oder niedere Stufen . Was die Bewegung der Sonne ist ist die sich auf sich beziehende bewegung . – Zu einem Gegensaz gehören 2 . das 3te ist die Einheit von beiden . Jedoch zur Existenz des Unterschieds gehörn 2 . im 3ten Totalen , haben wir also die 4 . In der Natur trit die zahl 4 mehr hervor als die Zahl 3 . | Wir haben 2 Körper der außer sich seienden Bewegung . Das Eine ihrer Glieder ist wieder in der Form der Beziehung auf sich . Die Bewegung nun welche für sich ist – welche sich auf sich bezieht ist die dienende Bewegung überhaupt dies ist die Bewegung des Trabanten[ .] – Er zeigt das Moment der Starrheit . Der Eigensinige mensch ist der abhängende . Der Mond ist der Dienende Körper welcher zu seiner Ruhe gekomen ist aber als die Formelle Ruhe sein Moment nur in der 1 Erde] Ri : es / Erd 11 denn] Ri : ab Ri : sr 35 Mond] Ri : Mond .

22 und] Ri : u dadurch

24 gehen] Ri : ght

31 ihrer]

5

10

15

20

25

30

35

mechanik

5

10

15

20

25

30

33

Erd axe hat . Er bewegt sich um den Planeten[ .] – Der 2te Körper ist der Körper der leeren Veränderung der nicht zur Ruhe gekommen[ .] – Auch in den Trieben ist es so eine unstäte reflexion fi ndet nie Ruhe[ .] Das andre ist das außersich sein – das sich herum wirft . Diesen Caracter hat der Comet . Er hat eine aus schweifende Bewegung[ .] Die Bahn ist eine ganz excentrische Ellypse weßwegen sie als parabolisch läuft . Der Comet gehört zum ganzen System . Die Cometen treten in unser Sonnensystem herein und spazieren dann herum ohne ihm anzugehören – so wie beim Manoever auch Civil personen herein komen[ .] – Dies | ist aber die Vorstellung der Zufälligkeit ; Die ihren Plaz in der Philosophie schon findet . Aber daß auch das Moment einer Vernunft in den Cometen ist dies ist nothwendig . Die Alten sahen sie Als Meteore an – die Neuen haben dies übel genomen . Aber physikalische Gründe haben sie nicht[ .] – Daß ein Kern sei ist nicht angenomen . man sieht sie als ein durchsichtiges[ .] Sie sind als Dunst maßen allerdings zu betrachten . Man hat die Cometen gefürchtet . Aber die Astronomen haben uns getröstet . Man sagt bei der größe dieser Räume haben sie Plaz genug und es ist unwahrscheinlich daß ein Comet uns treffe . Aber dies ist kein großer Trost für uns , wie das Große Loos der Lotterie das jemand zu erhalten hoffen kann . Dieser Trost ist also für sich nichts bestimtes[ .] – Von der andern Seite sagt man die andern Körper werden sich wehren ; d . h . die Kometen sind ein Nothwendiges Moment unsres Systems . Es ist also nicht zufällig , daß sie da oder dort seien . In physikalischer Hinsicht sind sie auch ein bestimtes Moment . | Der Comet ist wesentlich ein repellirendes . Also dieser 2te Körper des Gegen sazes , der Körper der ausschweifenden Bewegung ist Moment des Systems Moment deßelben – das drükt sich dadurch aus daß er um den allgemeinen mittelpunkt zieht[ .] Der 4te Körper ist der Planetarische – der in seiner Bewegung sich auf sich bezieht und der sein Centrum auch in einem andern hat also 2 Centra . Der Planet ist also das vollkomste . Die Sonne sind wir gewohnt als das höhere zu betrachten . In der Naturreligion wo der Geist sich noch nicht erfaßt hat , hat man die Sonne als das vor treff liche deßwegen betrachtet eben weil das Einfache der Bewegung bei ihr sichtbar ist . Aber dies ist ein allgemeiner Irr thum daß man das Abstrakte für mehr gehalten hat als das Concrete . Aber dies steht so wie im Geist auch hier höher . So mit dem Gold und dem Eisen . – Als das bewegende

19–21 die Kometen … repellirendes .] Be : Ihre Bewegung aber ist nothwendig bestimmt durch das ganze System , | sie taumeln nicht umher ; sie sind eben so nothwendig als sie positive Beziehung auf 35 einander haben . Die Kometen sind als nothwendige Momente der Idee , die aus sich heraustritt , we31–34,1 Als das … Körper .] Be : dagegen zeigt die Bewegung der Erde 35 sentlich ein Repellirtes . Beziehung auf ein andres Centrum . Die Bewegung des Planeten ist höher als die der Sonne . 4 das] Ri : Der 6 läuft .] Ri : laufen Im 28 hat ,] Ri : hat .

11 sahen] Ri : hben

16 ein Comet] Ri : er

27 In] Ri :

§

69Ri

70Ri

21Be

34

71Ri ; § 213

72Ri

nachschrift ringier · 1819/20

steht der Planet höher als der andre Körper . Dies sind die Formen welche sich in dieser Totalität aus scheiden . | § 212 . Die natur der Bewegung ist näher zu betrachten , es sind hier 3 Bewegungen unterschieden und durch vermischung ist viel verwirung entstanden unter den mathematikern[ .] 1 . Die Absolut freie Bewegung . – Das Absolut Freie 2 die mechanische Bewegung , – die Todte Bewegung[ .] Die Absolut freie ist die wo die absolute Geschwindigkeit nur durch das Verhältniß der Natur des R a u m s und der Z e it bestimt ist . Der Körper und die maße hat hier keine Bedeutung : es ist nur Verhältniß von R a u m und Z e it ; ihre Bestimtheit ist das Verhältniß allein wo nach der Seite der Größe betrachtet es auch die Bestimtheit der Größe ausmacht . Die mechanische fi ndet nicht statt bei freien Körpern sondern bei ruhenden welche kein eigen Centrum in sich haben sondern nur einem Centralkörper angehören wie die Körper unsrer Erde sie haben das Sollen der einheit von den Übrigen in sich sie sind nur abstrakt schwer die Schwere trit nicht in ihrer Punktualität in die Existenz so daß nicht nur das moment der Identität des Sehnens der Einheit zur Erscheinung komme , sondern auch das moment der Besonderung des für sich seins[ .] Die Körper der Erde sind wohl repellierend außeinander sonst wäre nur ein abstrakter Punkt kein wirklicher Körper der Erde , aber es fehlt ihnen die selbstständige Besonderung sich gegen ein ander zu halten , gegen den Mittelpunkt diesen in sich selbst zu halten und im Verhältniß zu stehen gegen einen andern Körper in räumlicher Weise[ .] – | Der Körper der Erde ist vom Mittelpunkt nicht nur durch den Raum sondern auch durch ein Materielles getrennt . Die Körper der freien Besonderheit sind natürlich verbunden . Es ist keine hindernde Materie dazwischen sondern es sind nur räumliche Verhältniße und sie halten sich als materielle als besondre frei von Anderen[ .] Die mechanischen Kräfte ruhn daher , das ist das aufgehoben sein der Bewegung oder die Materie insofern sie nur ist das Resultat der Abstrakten Materie in der die Schwere nicht in Entwiklung der Momente des R a u m s und der Z e it existirt . die Bewegung ist daher aufgehoben die Körper finden nur das Eine Moment , das Sein in dem Centrum sie haben nur das Streben nach dem mittelpunkt . Das Lebendige Verhalten im dasein der Schwere , die Bewegung ist in ihnen getödet – dies macht nur ihren Begriff aus , existirt nicht an ihnen . Der Begriff ist

5

10

15

20

25

30

5–6 1 . Die … Bewegung[ .]] Be : die absolut freie , die relativ freie , die bloß mechanische ; die erste der Himmelskörper , die zweite der schweren Körper , die dritte der Massen gegen einander . 21–22 Der Körper … getrennt .] Be : der Körper der Erde ist von seinem Mittelpunkt durch andre Räume 35 getrennt ; er ruht auch in seiner Bewegung , 35 8 bestimt ist] Ri : bestimtist 11 nicht statt bei] Ri : st . b . nicht 13 sie] Ri : sich 14 abstrakt schwer] Ri : abstrschwr 18 selbstständige] Ri : sichstädig 26 Resultat] Ri : Resultte 28 die Körper] Ri : sie 30 ihnen] Ri : ihm

mechanik

5

10

15

20

25

30

35

also ein äußerliches an ihnen – nur durch ein fremdes äußerliches den Stoß werden sie in Bewegung gesezt sie bringen ihren Begriff nicht an ihnen selbst zur Existenz indem er getödet ist an ihnen , nur als unmittelbarer da ist . Sie sind daher mechanische und ihre Bewegung mechanisch , sie haben einen Stoß bekomen[ .] Das Verhältniß dieser Körper hat man als allgemeinen ausdruk der Körperlichkeit an gesehen auf alle Körper der Natur angewandt , keiner bewegt sich frei | das gilt aber nicht von den Himelskörpern sie haben freie Lebendige Bewegung , diese ist bei den organischen Körpern die concrete Natur die sie entwikeln , jene ist nur eine Abstrakte diese Veränderung und Entwiklung aufzufaßen in dem freien Bewußtsein ist das Verhältniß von Raum und Zeit aber als das allein Bestimende . Nur den mechanischen Körpern kommt die Bewegung von außen : sie kommen hier nicht nach ihrer Natur zur Erscheinung . Bei den himmlischen ist sie absolut frei weil nur das Verhältniß der Momente der Schwere das Bestimende ist – will man daher die Natur der Bewegung studieren so muß man dies an den himmlischen thun : die Größe dieser ist nur bestimt durch die Bestimtheit von R a u m und Z e it gegen einander . Es ist keine Willkühr von außen das Organische lebt diese Bewegung mit : der Mensch hat ein Kosmisches Verhältniß lebt die Jahreszeit hindurch . Die Freiheit des Menschen macht ihn aber zugleich unabhängig davon : wir leben in Jahreszeiten und Tageszeiten , diese haben auch organisch geistige Bestimung es ist nicht mehr die Erscheinung allein bestimt durch den immanenten Begriff . Im organischen komt diese immanente Bewegung auch vor , es hat alles eine Entwiklung : im Mutterleibe sein Wachsen . Alles hat seine Zeit und Perioden aber die Bewegung und Veränderung hängt von der concreten Natur ab . die Z e it und der R a u m sind bloß die Abstrakte Seite[ .] Die Seele selbst ist etwas ganz anderes und hat einen ganz andern Grund : So in der Krankheit ist es nicht nur Verhältniß der Z e it und des R a u m s sondern Verhältniß des Begriffs zum Dasein | zur Entwiklung des Daseins . Der Begriff überwindet die Natürlichkeit und fällt so als Entwiklung allerdings auch in die Z e it aber das Beständige ist ganz was andres . – In der freien Bewegung ist nur Z e it und R a u m das bestimende , Die Bestimtheit der Na t u r der Z e it und des R a u m s aufzufaßen das sind die Geseze der freien himlischen bewegung . Gesez heißt nichts andres als sich Allgemein gleich bleibendes also hier die Größe der Z e it und des R a u m s gegen einander . Die Geschwindigkeiten und in Qualitativer Hinsicht die Richtung der Bahn ; das Gesez ist das allgemeine sich gleich bleibende mit 2 Seiten die der Gestalt nach verschieden erscheinen wie hier R a u m und Z e it so

35 35 7 freie Lebendige Bewegung ,] Be : Leben frei , der Begriff der Schwere hat in ihnen sein Dasein als

Bewegung . 1 ihnen] Ri : ihm

8 jene] Ri : sie

14 der] Ri : des

18 des] Ri : f〈s〉

19 haben] Ri : hat

73Ri

74Ri

36

22 Be

75Ri

76Ri

nachschrift ringier · 1819/20

daß sie zusamengebunden sind ein nothwendiges Verhältniß haben . Die Idee ist aber eine innere . Die Geseze der freien Bewegung welche nichts andres ausdrüken als die Einheit der Z e it und des R a u m s | welche in der Natur überhaupt in der Bewegung aber als Verhältniß erscheint . Die bestimtheit liegt denn aber in der Natur der bestimtheit beider[ .] – Ke ppler hat das unsterbliche Verdienst der Entdekung der freien Bewegung er hat das Einzelne in das Allgemeine erhoben – das Andere ist aus der Bestimtheit des Begriffs diese Geseze zu erkennen[ .] Kopernikus hatte früher die Sonne zum Mittelpunkt gemacht , die andern Körper sich drum drehend jene um sich rotirend das war vielmehr Sache des Verstandes oder vielmehr Umkehrung der Vorstellung[ .] Die Vernunft war dann das Gesez welches jene nicht waren sondern bloß einfache bestimtheit . Das Gesez muß die einheit der Differenzen zeigen . Das gab Keppler[ .] | Seine Entdekung wie die Galliläis sind von den grösten Entdekungen . Jener hatte den unsterblichen Glauben , daß in Ansehung der Umdrehungszeiten und der Bahnen die sie durch lauffen oder der Entfernung derselben , die in bestimtem Verhältniß zu einander stehen : ein Gesez statt finden müße . Davon ging er aus wie jeder große Erfinder daß es sich zunächst als unabtrübliches Gefühl offenbart : so bei Keppler : es ließ ihn nicht ruhn bis nach 27 Jahren das Himelsgesez entdekt war . Keppler ist gewiß einer der grösten Männer gewesen ein Deutscher und leider ist’s zu bedauern : er war im Dienste des Kaisers und hatte ein Gehalt von dem Reichstag zu beziehn – dieser ließ ihn Hungers sterben – in Regensburg selber früher war er in Rostok ½ Jahrhundert nachher ließ ihm Fürst Primas sein Denkmal sezen[ .] Das Andre : daß sich die Deutschen so von Newton imponieren ließen daß Keppler mehr verschwand wie jener auch die Erfi ndung Leibnizens sich vindicirte auf die Roheste Weise und die Priorität sich zuschrieb . Der Hauptruhm Newtons sind die Beweise deßen was Keppler nur empirischer Weise fand und er habe es a priori bewiesen wie das beschaffen sei : kann hier nicht vorkomen | als zu weitläuffig und etwas Mathematisch[ .] Hegel hat sie vor 20 Jahren durch gearbeitet und war überzeugt daß es durchaus keinen Namen von Beweisen verdient sondern daß es ein leeres Gerüst von Beweisen seie , nur ein Schein davon . Eine Hauptsache ist , daß er nach seiner gewohnten Manier , die weiter ausgebildet , die Grundlage der Differenzialrechnung war , diese Verhältniße sucht und bestimt und die Linien dazu unendlich klein werden läßt , und so die Formeln und Resultate fi ndet . Nach einer Seite ist dies durchaus statthaft für die Peripherie eines Kreises oder am Bogen , daß man sie sich als gerade Linien denkt .

5

10

15

20

25

30

35

1–2 Die Idee … innere .] Be : das Indifferente , das Allgemeine als solches ist die innere Identität , 35 6 er hat … erhoben –] Be : Man fängt vom Empirischen an , dem Einzelnen ; das Große des Geistes 31 war , diese] Ri : wrds we

33 fi ndet] Ri : fi nden

35 Indifferente] Be : Differente

mechanik

5

10

15

20

25

30

37

Aber man muß das nicht zu weit treiben und zu viel daraus beweisen wollen so ist ja alles gleich im unendlich kleinen die Hypothenuse den Cadeten – so weit ausgedehnt ist alles verhältniß confundiert und so läßt sich heraus bringen und beweisen was man will . Damit hat Neuton sehr viel geleistet aber die Natur seines Instruments nicht gekannt : eben dies unendliche : daher ihm Bernoulli einen großen Fehler in einer Hauptsache nachwies , eben weil jener von dem Grundsaz daß im unendlich kleinen alles gleich sei unbeschränkten Gebrauch machte . Formeller Weise hat er diesen Saz bewiesen aber durchaus nicht genügend . Newton hat seine Formeln aus dem Kepplerschen Gesez abgeleitet : es ist nur eine Umwandlung der Form deßselben . Sein Verdienst | ist : daß er dem Gebrauch der Mathematischen Form die Anwendung sehr erleichterte und den Gebrauch sehr ausdehnte . Sein Hauptsaz ist daß die Schwere , die Attractivkraft (also nur Eine) sei vorhanden im umgekehrten verhältniß wie das Quadrat der Entfernung . Ein Saz welcher weiter nichts ist als eine Folge des Kepplerschen Sazes . Er zeigt wenn sich ein Körper in einer Hyperbel oder Parabel oder Ellypse etc bewegt so wirke die Schwere nach jenem Gesez . Dies gab La place zu , jeder Kegelschnitt könne nach diesem Gesez beschrieben werden : aber dies paßt nicht auf jeden Kreis Kegelschnitt Parabel sondern die Körper bewegen sich nur in der Ellypse mit ausschließung der andern[ .] – Das Wesentliche was geleistet werden sollte ist also gerade nicht geleistet . – Je weiter ein Körper vom Mittelpunkt entfernt ist desto geringer ist die Geschwindigkeit und zwar nach dem Quadrat der Entfernung . Das bezog sich nur auf die Ellyptische Bewegung . Wie Newton dies erweitert steht in den principia Mathematica philosophiae naturae . Jeder Kegelschnitt kann durch die Planeten vermöge der Schwere beschrieben werden . Die Form der Bahn ist durch die Schwere gesezt . Es komt darauf an zu beweisen daß die Bahn der Planeten nichts andres als eine Ellypse ist dies hätte er beweisen sollen[ .] Dies ist vornehmlich das mangelhafte[ .] – | Der Beweis daß die gleichförmige Bewegung nothwendig ein Kreis ist hängt davon ab – daß die Radien des Kreises gleich sind , daß aber darinn das aus sich bewegende fehlt – die Lebendige Kraft – dies ist die Ellypse . Dieser Beweis ist ein schwerer . Dies ist was der Construction des Begriffs in mathematischen Figuren angehört . – Er hat das andre durch induction gefunden : er hat einen Stein betrachtet daß er in einer Secunde 15 Fuß fällt : wie wird er beim Mond fallen ? – Er hat gezeigt daß diese Geschwindigkeit gerade beim Mond der Fall ist wenn man dies nach der Berechnung zu erfahren versucht . In Ansehung der Anwendung hat

35 35 ist das Gesetz zu fi nden .

23 naturae .] Be : naturalis 1 . 1 . 10 sqq . propositt .

6 nachwies ,] Ri : nachwies . , 17 Kegelschnitt] Ri : Kuglsch . Gschldgkt 32 wird] Ri : wod

20–21 Geschwindigkeit] Ri :

77 Ri

78Ri

38

79Ri 23Be

a=

Entfernung des Planeten t umlaufszeiten

80Ri

§ 215

nachschrift ringier · 1819/20

Newton viel geleistet aber in den Gesezen hat er nur die Perturbation hinzugefügt : d . h . daß die Körper der Planeten auch auf einander influiren . Der Fund gehört Keplern an . Kepler hat seine Säze aus der Erfahrung genomen : seine Geseze sind : daß die Bahnen der Planeten Ellypsen sind . 2 . daß die Planeten in ihren Bahnen in gleichen Zeiten Gleiche Sectoren abschneiden . in der Bahn der Planeten ist der Fall daß nicht die Bögen den Zeiten proportional sind sondern es sind nur die beiden Sectoren . Zwei radii vectores begränzen mit dem Bogen eine fläche und | diese Fläche heißt ein Sector . 3 . Die Cubi der Entfernungen verhalten sich wie die Quadrate der umlaufs zeiten der Planeten . –| Das sind die 3 Keplerschen Geseze . Was die newtonsche Form ist so heißt diese so : Die Schwere verhält sich nach dem umgekehrten Quadrat der Entfernung . Dieser ausdruk ist leicht aus dem 3ten Gesez von Kepler A³ a³ abzuleiten A³ : a³ = T² : t². Dies kann so ausgedrükt werden T² = t² . a³. ist = a × a² aa² also AA² T² = t² so getheilt kön nen wir das so zusamen faßen daß wir sagen es seien a² mit a diese ausdrüke producte von Quadrat der Zeit . Betrachten wir das Produkt genau so ist A a und nichts andres als die Schwere , daß die durch lauffenen Räume sich verT² t² A halten wie die Quadrate der Zeiten . Sezen wir statt T² = V so haben wir A² · V = a² · v und es ist A² : a² = v : V. d . h . die Quadrate der Entfernung verhalten sich umgekehrt wie ihre vis centripeta . Es ist eine und dieselbe Schwere[ .] Das ist das Newtonsche gesez und es ist eine Umwandlung der genauen arithmetik des Keplerschen Gesezes[ .] Es ist also das Keplersche und nicht das Newtonsche Gesez . | Man muß wißen daß die angewandte Mathematik kein naturgesez beweisen kann . sie muß die Geseze empirisch auffaßen und die mathematik dann anwenden . Das Gesez selbst kan sie deßwegen nicht beweisen : die Geseze beruhen auf dem Begriffe : ihre vernünftige Logische Natur bestimt sie . Die mathematik geht nicht vom Begriff aus ihre Begriffe sind nur Abstrakte bestimungen also liegt die ableitung des Gesezes außer ihrer Sphäre . – § 214 . Es ist bemerkt daß es dreierlei Bewegungen giebt . – Die erste ist die gleich förmige Bewegung die rein mechanische wo Raum und Z e it in einem aritth metischen Verhältniß stehn . Diese gleichförmige Bewegung (daß Räume den Zeiten proportional sind) enthält keinen gegensaz von Raum und Zeit . Raum und Zeit erscheinen hier noch nicht nach ihrem eigenthüm lichen begriffs unterschied gegen einander . Das ist die formale Bewegung es ist die welche wir hervorzubewegen suchen . Die bewegung der uhr ist dies . Axendrehende Bewegung gehört hieher , das ist die Formelle die sich nur auf sich bezieht aber noch nicht die reale . in sofern sie als gleichförmig angesehen wird . In der Astronomie wird angenomen

2 Fund] Ri : fond 8 3 in Ri unterstr . 12 t²] so Be Ri : t A a 17 =] so Be Ri : : 16 A² · V = a² · v] so Be Ri : T² · V = t² · v beruht 28 in] Ri : im

A² a a² 13 AT²A² = at²a² ] so Be Ri : TA T² = t t² 19 des] Ri : der 23 beruhen] Ri :

5

10

15

20

25

30

35

mechanik

5

10

15

20

25

30

39

daß die Be wegung der Erde um ihre Axe gleichförmig ist . Davon hängt viel ab . Alles geht von dieser Voraussezung aus | aber bewiesen ist es nicht – durch Erfahrung läßt es sich nicht beweisen . Es ist gleichgültig in Rüksicht der bewegung zweier Körper gegen ein ander ob man dem einen gleichförmige Bewegung giebt . Die Gleichförmige Bewegung ist überhaupt mechanische – oder es ist insofern keine reale Natur bewegung denn durch sie ist Raum und Zeit Gewalt angethan . Die 2te Bewegung ist die Bewegung des Falles – diese ist § 214 die relativ freie bewegung : cf . Gallileisches Gesez : in der Anmerkung : Im Fall ists vorhanden : die eigene Schwere ists wodurch er sich bewegt : sein immanentes Princip ist was ihn fallen macht . es liegt in seinem Begriff er stellt dadurch seine Continuität her er ist nicht ein besondrer Körper für sich . Das Wesen eines Körpers ist nicht im Raum getrent von dem Körper zu sein wo er sein Centrum hat sondern daß er continuität sein will . Er drükt deßwegen es ist stets dasselbe Princip , die Absondrung die dem Centralkörper zukommt komt ihm nicht zu ; also ist er auf der einen Seite frei nach der andern Seite aber ist er es nicht . | (Die Geschwindigkeit = R Z sagt die Mathematik . Die Zeit wird als divisor gebraucht . Dies hat diesen Grund daß eben die Zeit als das negative sich als Einheit verhält gegen den Raum . Die Zeit wird als Einheit gesezt – der Raum ist das mannig faltige) In ansehung der Geschwindigkeit ist der Raum emppirischer Raum , es ist formelle bloß unmittelbare Bestimung . Der Raum ist in seiner ersten Potenz in der unmitelbaren bestimtheit . Die Z e it ist frei sie bezieht sich auf sich selbst sie ist nicht bloß irgend ein Quantum . Aber zugleich ist es diese Negativität welche gesezt ist : also nicht eine unmittelbare Größe und diese bestimtheit besteht darinn daß sie sich zur bestimtheit macht zum Quantum einer Zahl aber einer Zahl bezogen auf sich selbst d . h . im Quadrat . Ihr größer werden und breiterwerden ist durch sich selbst bestimt – das Gesez des Falls ist daß die Räume sich wie die Quadrate der durch lauffnen Z e it e n verhalten . Das kann auch auf eine andre Weise vorgestelt werden . Die Zeit ist als √ gesezt und die Gleichung verändert aber an und für sich ist es daßelbe T : T.²a (a der Raum welcher in 1 Secunde durch lauffen ist)

10 Continuität] Be : Continuität mit seinem Raume auf eine reelle Weise 13–14 die Absondrung … zu ;] Be : Die Repulsion ist nicht Bestimmung des Körpers , 20–21 es ist … Bestimung .] Be : Daher 35 der Raum überhaupt keine immanente Bestimmung ist , sondern bloß unmittelbar , ganz abstrakt 26–27 Ihr größer … bestimt –] Be : Das Quadrat drückt aus daß eine Zahl durch sich 35 quantitativ , bestimmt ist , aber rein qualitativer Natur oder in Beziehung auf sich | selbst . 29–40,1 und die … 3 läßt es] Ri : lßtes 11 eines] Ri : s . 28 Z e i t e n ] so Be Anm . a 2 in Ri unterstr . Raum] Ri : Zt

Ri : R unterstr ..

31 T.² a] siehe

81Ri

82Ri

24Be

40

83Ri [§ 213]

84Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Die Eine Seite des Verhältnißes ist die √ aber die andre Seite ist der Raum . Das Moment der √ fällt auf die Anzahl der Zeit weil die Zeit das negative Moment ist und gewöhnlich die √ zu ihrem Princip hat . – der Raum fält auseinander . Hier ist die natur des Raums und der Zeit durch welche das Größen verhältniß bestimt ist[ .] Es ist dies der empyrische Raum . Die Verhältniße des | Raumes haben ihren Grund in dem was der Raum gegen die Zeit ist . – Eine seite der Bewegung ist eine freie die andre immanent . Die 3te Bewegung ist die absolut freie und ist die bewegung der Himelskörper[ .] Indem die Negativität , (die Zeit) überhaupt in ihrer immanenten bestimung gesezt ist , so trit die Zeit hervor als Quadrat . Der Raum ist nicht mehr empirischer Raum sondern der Raum selbst ist für sich und es ist der Raum ebenso in seiner Totalität gesezt und die Größe der Bestimtheit hängt davon ab[ .] – Hier verhalten sich die Räume (3te Potenz , qualitatives bestimtsein was zur Begrifs dimension fort geht) . Die Z e it ist in der 2ten Potenz sie geht nicht in die 3te potenz fort . Dies ist die Andeutung des Grundes im begriff in diesem Größen Gesez[ .] Die entfernungen in den Würfeln verhalten sich wie die Quadrate der Zeiten . Es ist hier von keiner Kraft die Rede was die Kraft ist ist das Verhältniß von R a u m und Z e it [ .] Der unterschied von Qualitativer Größen bestimtheit und von der bloß Quantitativen trit hier hervor . Die Quantitätsbestimtheit ist gleichgültig – Größe ist eine bestimung die gleichgültig ist hingegen das Potenzen verhältniß ist ganz andrer art √ Quadrat Cubus . Dies sind Größen der Qualitativen bestimtheit . Sie producirt etwas was größer wird und zwar – das was größer wird durch es selbst bestimt . Die Absolut freie Bewegung ist wo R a u m und Z e it in ihrer Totalität gegen einander sind . | Raum hat 3 Dimensionen und das ist der Cubus die Zeit durch sich selbst bestimt bleibt um Eine Potenz zurük . Die Zeit geht nur bis zum Quadrat – das Verhalten ihrer zu sich selbst . In dem R a u m sind 3 vorhanden ich schaue etwas an und mache es zu m e i n i g e m . Das Meinige ist m e i n und etwas anderes außer

5

10

15

20

25

30

Raum .] Be : und die Verhältnißzahl des Raums ist das Quadrat . Sind 3 Sekunden durchlaufen , so ist dies die durchlaufene Zeit die gebraucht wurde ; sind sie fünfmal durchlaufen , so ist das Verhältniß so : die eine Seite des Verhältnisses ist die Wurzel , die andre Seite aber dieselbe Zahl in das Quadrat 30 erhoben , 4–6 Es ist … ist . –] Be : die empirische Anzahl ist die eine Seite , die andre : das Verhältniß des Raumes ist bestimmt durch die Bestimmtheit des Begriffes von Raum und Zeit überhaupt . 8 Himelskörper[ .]] Be : Himmelskörper . Hier ist durchaus nur die Bestimmtheit genommen aus dem Verhältniß von Raum und Zeit . 10 empirischer Raum] Be : empirisch , nicht durch ein äußerliches 35 Gesetz bestimmt , 11 gesezt und … ab[ .] –] Be : gesetzt , und diese seine Totalität ist als Größe ge- 35 setzt der Kubus der Entfernung . 18 gleichgültig] Be : eine empirische äußerliche , sie ist gleichgültig 25–26 zurük . Die … selbst .] Be : zurück hinter dem Raum , der Raum ist die reale Seite , 1 Raum .] Ri : Zt .

5 haben] Ri : hat

15 Würfeln] Ri : Versilen ?

35 gesetzt] Be : gesetzt ist

mechanik

5

10

15

20

25

30

41

mir . Dies sind also 3 . – Wenn man dies Gesez auf die Natur anwendet so ist die Kraft eben dieses Gesez . | Das wort Kraft bringt positive verwirrung hinein wie in Neutons Attractiv kraft . Die Attractiv kraft ist die Schwere insofern die Erscheinung des Falls von ihr herkomt . Diese Attraction ist selbst ein Verhältniß von Raum und Quadrat der Z e it . Dieses ist selbst etwas was eine beschleunigte Geschwindigkeit hervorbringt . Dies ist nun also die Seite wie gezeigt werden muß daß diese Geseze auf dem Begriff beruhen . Das ist ganz etwas andres als durch inductionen oder mathematik . Es ist ein blinder Aberglaube an Newton seit 1 ½ Jahrhunderten . Voltair hat ihn in Frankreich bekannt gemacht von dort ist er zu uns gekomen[ .] – Die Andern Kepplerschen Geseze beziehen sich auf die Construktion des Herübertretens des Allgemeinen Gesezes in die Erscheinung . Das herübertreten und übersezen dieses begriffs würde das schwerste sein[ .] Das 2te Gesez war daß in gleichen Zeiten gleiche Sectoren ab|geschnitten werden . Hier ist der bogen nur ein Moment . Wir sehn hier ein allgemeines Verhältniß von der Zeit zu dem Quadrat – eine Flächen bestimung[ .] Es findet hier etwas statt was wir im Falle gesehn haben : i . e . ein Verhältniß von Zeit zu dem Raum . Es hängt zusamen mit dem Saz von Neuton daß die Schwerkraft im umgekehrten Verhältniß des Quadrats der Entfernung wirkt[ .] Was das 1te Gesez betrifft so hat Keppler dieses Gesez dies an die Stelle der Form die Copernicus entwikelt hat , gesezt . Im Kreis ist die bewegung gleichförmig es gilt die Vorstellung als ob die Form der Bahn nicht durch die natur der Bewegung bestimt werde . Die Form der Bahn ist bestimt durch die natur der Bewegung das ist das wesentliche . Die Ellypse stellt dies überhaupt dar : Eine Gleichheit eine Einheit in der Ungleichheit des Daseins . Die radii vectores sind ungleich aber ungleich nach einem bestimten Gesez , Dies ist das Reich der freien Größen bestimung . Hier sind die maaße nur durch R a u m und Z e it bestimt . (Bewegung ist die concrete freie Mathematik) Mehrere Planeten mehrere Trabanten mehrere Cometen giebt es . – Dies geht uns nicht unmittelbar an . Man muß nicht erwarten daß das verhältniß der Planeten nicht nach bestimten Zahlen fort geht . Es fi ndet sich daß diese Verhältniße auf einen solchen fortgang anspielen . | Es sind incommensurable Zahlen . Der Grund hievon liegt darinnen : die Zahl ist die unmittelbare bloß quantitative bestimtheit . Und es ist ganz formell daß imer das Eins zugefügt wird . Es ist nicht für das natürliche anzusehen ; sondern die Zahl ist die äußerste lezte Erscheinung diese Zahlen müßten Geseze eines ausdruks sein in dem die unmittelbaren Zahlen

35

1 3 .] Be : dreifache Potenz des Raums

10–11 auf die … Erscheinung .] Be : auf das Herübertreten

35 der Begriffsbestim mun gen in die Erscheinung , und sind mathematischer Natur .

1 auf] Ri : mt 9 von] Ri : vom 18 1te] Ri : 3te quantitative] Ri : qualitt 33 in dem] Ri : indem

19 Copernicus] so Be

Ri : Copcreeuz ?

30

25Be

85Ri

86Ri

42

87 Ri

88Ri

26Be ; § 216

nachschrift ringier · 1819/20

enthalten wären . Man kann darüber mancherlei Gedanken haben . Schelling hat das physikalische derselben mit den Metallen verglichen und als eine Reihe von Cohaesionen angesehen . Allgemeine Analogien sind allerdings genug hervorgebracht , Sie geben aber nur einen Faden an . Aber für sich hat das keinen Werth . Und es giebt hier dem Zusamenstellen der Phantasie großes Spiel was aber meistens oberflächlich ist (Zb . als man sagte die Fische seien die Zunge – der Vogel das Ohr so wenn man die Electricität oder magnetismus in die Krankheit gebracht hat)[ .] – Hegel hat in einer Dissertation diese planeten Reihe betrachtet und sie mit den Platonischen Zahlen verglichen – allein dies ist (Er hat die Cubic wurzeln der Biquadrate mit einander verglichen) imer aus dem Begriff zu entwikeln . | Kepler hat in seiner Harmonia mundi auch solche Versuche gemacht . Sein großer Geist hat ein Verhältniß im Staat in der sittlichen Welt mit den Musicalischen Verhältnißen verglichen und besonders auch regelmäßige Körper und damit die Himels körper verglichen . Doch der Versuch ist ihm nicht gelungen – man bedauert den Kepler daß er sich in solch Schwärmereien einließ . Aber Newton hat ja auch den Daniel und Ezechiel versucht so zu berechnen und mit den Himelskörpern zu vergleichen . Aber in Kepler ist dies sehr zu ehren , er hat diese Idee gehabt , und sie bleibt immer für sich – wenn sie ihm auch gleich mißglückt ist . – Es ist wesentlich im Auge zu halten daß die Bestimungen der gemeinen mechanischen bewegung nicht auf diese Anwendung fi nden . Man sagt ein Planet habe erst einen gewißen Stoß gehabt , eben das komt daraus daß man die mechanische bewegung anwandte . Auch die Vorstellung der beschleunigten Bewegung wird so zerlegt . – Man sagt er wirkt durch das Gesez der Trägheit , aber in jedem Zeittheil sezt er etwas zu und verstärkt sich so . Das alles sind Vorstellungen welche aus diesem auseinanderlegen hergekommen sind . In der Abhandlung der Bewegung kann man auf doppelte Weise | verfahren – daß man von der freien Bewegung anfängt und zur mechanischen übergeht . In der gewöhnlichen Mechanik geschieht es umgekehrt . Aber es ist vernünftig daß man mit der formellen Bewegung anfängt . Allerdings kann auch mit der Gemeinen Mechanischen Bestimung angefangen werden | weil sie die Abstrakte ist . – § 215 . Von der Gemeinen mechanischen Bewegung ist schon gesprochen . Im Falle hat die maße keine Bedeutung das Gesez ist daßelbe . Nur die Gestaltung

5

10

15

20

25

30

4 Werth .] Be : philosophischen Werth , sie zeigen nicht das Bestimmende an . 8 Dissertation] Be : zu Jena herausgegebenen Dissertation 13 regelmäßige] Be : regelmäßiger geometrischer 18 bleibt 35 immer … sich] Be : weiter auszubilden 20 auf diese] Be : in das System der freien Bewegung 27 35 mechanischen] Be : relativ freien und gemeinen 31 Im] Be : Im Gesetz der gemeinen mechanischen Bewegung ist die Größe der Masse Moment . im 11–12 großer] BS : griechischer

16 mit] Ri : auf

20 fi nden] Ri : gemacht werde

37 Größe]

mechanik

5

10

15

20

25

43

macht in sofern einen Unterschied als sich der Körper zur Luft verhält . Sonst hat die maße überhaupt durchaus also sonst keinen andern Einfluß in beziehung auf den Fall . Der Körper der fällt verhält sich bloß als schwer zu dem Central körper auf den er fällt – und auf besonderheiten läßt er sich nicht ein[ .] Im System der Totalität haben die maßen auch keinen Einfluß , sie sind durch den Begrif bestimt und durch die natur der Bewegung . Aber Planeten als solche verhalten sich zueinander allerdings – indem sie so doch auf andre einwirken . Bei der gemeinen mechanischen Bewegung ist die maße von bedeutung : Wo bei größerer Maße gleichviel Kräfte angewandt werden . Wenn Ungleiche Körper sich stoßen so ist die Geschwindigkeit ungleich : Nur theilt sie sich | um soviel weniger ein Körper Maße hat desto mehr wird er bestimt . – Die maße (Körper in ihrer besonderheit – weil die Körper so äußerlich sind so bringen sie die unmittelbare bestimtheit in Betracht) . In der Anmerk . heißt es daß die Bewegung die nur mechanisch ist in Ruhe übergehn muß , das ist dem Gewöhnlichen Ansehen nach entgegen gesezt . So sagt man der Pendel würde imer schwingen wenn nicht die Reibung ihn zur Ruh brächte . Die Reibung hat allerdings ein Moment aber sie ist mehr ein äußerliches Hinderniß . – Das Wesentliche ist daß der Pendel not h we nd i g in Ruhe übergehn muß , denn eben die Bewegung – kommt von ihrer Schwere her – es ist ihr bestimt mit dem Central cörper eine continuität zu haben und eine Richtung die Bewegung die abweicht ist nur eine accidentelle Bestimung welche nothwendig weichen muß der substantiellen bestimung . Es sind also nicht bloß die äußerlichen Hinderniße sondern es ist imer Nothwendigkeit der Sache daß die Sachen ruhen müßen . mit der bestimung von Ruhe macht sich der formelle übergang zum weitren . Ruhe ist das Erlöschen der bewegung[ .] – | Die materie ruht wenn die Z e it sich nicht als R a u m und der R a u m sich nicht als Z e it sezt . Das ruhende ; daß dies sich in

5 sind] Be : sind gegen einander 6–7 zueinander allerdings … einwirken .] Be : zu einander als besondere haben ein Massenverhältniß , ihre absolute Bewegung erleidet dadurch keinen Eintrag , aber Störung wird allerdings dadurch hervorgebracht . 8–12 Bewegung ist … Betracht) .] Be : 30 Bewegung ist Geschwindigkeit und auf der andern Seite Größe der Masse . In Ansehung des Stoßes 30 ist das Gesetz daß Masse und Geschwindigkeit die zwei Hauptmomente oder Faktoren sind ; was das Reelle heißt , das Ideelle , nimmt eines die Stelle des andern ein . Die Masse tritt in die Stelle der Geschwindigkeit und umgekehrt . Die unmittelbare Bestimmtheit der Massen ist hier auch ein Moment das beim Gesetz der Bewegung berücksichtigt werden muß . 13–14 übergehn muß , … gesezt .] Be : übergehen ; einerseits überwiegt die Schwere , auf der andern Seite entsteht ein Stoß 35 von der Schwere verschieden in der Richtung , wie beim Pendel . 17 der Pendel] Be : bewegte Kugel oder der Pendel 18 Bewegung] Be : Fall 24 bewegung[ .] –] Be : Bewegung , das bloße materiell sein . Be : Gesetz 1 macht] Ri : mchen 4 läßt er sich] Ri : läßtersich muß] Ri : muß durch 25 ruhende] Ri : ruchende

8 gleichviel] Ri : gleichovl

20

89Ri

90Ri

44

§ 217

§ 218

91Ri

nachschrift ringier · 1819/20

sich selbst bestimt , daß die Zeit sich materialisirt , verkörpert , das ist der übergang zu der besondrung der Körper in dem 2ten Theil welchen Hegel Physik genannt hat . – § 216 . Es heißt in dem § . daß die Bewegung äußerlich ist : die Bewegung ist der factor deßen was der Körper ist . Sterben der Bewegung : getödet sein des Begriffs der Schwere selbst . Der Körper ist nur in dem Sinn schwer daß er fällt auf den centralkörper . Das Moment ist das Moment der Identität des in sich seins der Schwere dadurch daß das Moment Eins zu sein im dasein ist so ist die Schwere hier nicht mehr vorhanden ihrem Begriff nach sondern es komt nur das eine moment zum dasein und deßwegen ist die Schwere in der Bestimung der Ruhe die Schwere ist außer sich denn sie ist nur in der Form des Einen ihrer Bewegung das macht das ersterben des Begriffs aus[ .] – § . 217 ist der Übergang so ausgedrükt : es ist von der Weise der bestimtheit der Übergang gemacht in der Sphäre dieser Weise ist die bestimtheit nur eine quantitative ein Unterschied von Zeit und Raum[ .] Die Weise ist aber qualittativ[ .] – Die Quantitative | Bestimtheit macht die Hauptbestimtheit aus . Der Übergang des Quantitativen in Qualitatives ist im § angegeben : das Quantitative ist gleichgültiges bestimtsein . Die bestimtheit ist eine äußerliche[ .] Aber diese Aeußerlichkeit macht die eigentliche Bestimtheit der materie . Also die Äußerliche Bestimtheit ist nicht äußerlich . Die Art und Weise wie die Maße da ist macht die Qualitative bestimtheit aus . Indem so die reflexion darauf gerichtet ist so wird der Übergang gemacht . Wie wir bisher die natur gehabt haben so ist sie nicht selbst bestimt sie ist bloß ein Verhältniß von R a u m und Z e it ; R a u m und Z e it sind diese Abstraktionen welchen die Materie gleichgültig ist . In R a u m und Z e it fält der unterschied der M a t e r i e der Unterschied fällt also in ihr Abstraktum . Nun ist eben die Form wie die Bewegung überhaupt (nämlich nach ihrem Abstrakten in sich sein) ist dies Wesen der M a t e r i e selbst . Diese Form muß sich an der M a t e r i e als solcher ent-

5

10

15

20

25

30

27 Be

4–5 § 216 . Es … Sterben] Be : Der Unterschied von Centralkörpern und unselbständigen Körpern liegt im Begriff der Schwere selbst ; aber der Unterschied und die identische Schwere ist ihre Existenz . Der selbständige Körper hat einen Schwerpunkt der Masse , eine Einheit der Centralität , eine Einheit 30 worin sich die Kör|perlich keit der Masse sammelt , das Centrum aber ist das der Bewegung . Die Bewegung ist äußerlich , ein Faktor , zu dem die Masse das andre Moment ist . Die Hauptsache ist die Bestimmtheit der Ruhe , des Ersterbens 19–21 materie . Also … aus .] Be : Materie aus , eine quantitative Bestimmtheit überhaupt zu haben macht ihre Natur aus , sie ist eigentlich qualitative Be- 35 stimmtheit überhaupt . 35 5 was der … ist .] Ri : ist d Krper 11 denn] Ri : sond 13 der Weise … bestimtheit] Ri : d . bestmtht der Weise 14 in] Ri : an 14–15 quantitative] Ri : qualitt 20 Qualitative] Ri : Quatit aus Qualitt 25 Form] Ri : Form ist

mechanik

5

10

15

20

25

30

45

wikeln oder diese Unterschiede der Form müßen sich verkörpern d . h . die M a t e r i e mit qualitativen Gestalten ; bis her sind die unterschiede noch nicht materielle sie sind nur unterschieden nach Raum und Zeit . Es sind nur Unterschiede der Relativität der Unterschied muß an der M a t e r i e selbst hervortreten . Eben dadurch trit die Form aus der Schwere heraus[ .] | Die Materie ist das Dumpfe in sich sein aber der Begriff hat sein Dasein nur an den Abstraktionen R a u m und Z e it . Qualitativer natur heißt eben dieses daß die bestimtheiten eben das Sein unmitelbar ausmachen . In der Bewegung sind R a u m und Zeit erfüllt . Diese in R a u m und Z e it erscheinenden bestimtheiten sind noch nicht das s e i n selbst . Die bestimtheit macht das Sein der M a t e r i e selbst aus . Diese Gränze macht das Sein der M a t e r i e s e l b s t aus . ZB . blau ist die bestimte Farbe und deßwegen ist sie das negative der Andern dieses negative macht die Gränze aus . An Raum Grenzen ist dies auch der Fall die 2 Graden Linien sind seine Gränze blau ist die bestimte Farbe : das blau sein macht ihre Schranke aus und sie ist was sie ist eben durch diese Schranke . So auch der Mensch durch seinen Caracter ist er begränzt aber durch diese Begränzung ist er was er ist[ .] – Ein Mensch der gar keinen Caracter hat ist gar nichts . In der A n m . heißt es daß man von einer formlosen M a t e r i e spricht dies wurde schon erwähnt[ .] – Die so genannte metaphisische M a t e r i e ist nichts wahres . Es ist die Vorstellung vorhanden als ob die Form äußerlich dazugekomen sei als ob diese nicht ihr immanenter Begriff wäre unsre christliche Religion sagt Gott | habe die Materie aus nichts er schaffen . d . h . ohne die Form ist sie nichts . – Es hört dadurch der Mechanische Standpunkt auf (d . h . der Standpunkt wo die Unterschiede nur Quantitative sind)[ .] Er wird uns fernerhin noch mehr begegnen – Zb . in der Elasticität etc . – In sofern in der Folge das Mechanische Verhalten noch vorkomt so ist es noch untergeordnet . Zb . das Verhalten des Thiers zu der Welt ist ein mechanisches (es zerbeißt)[ .] Aber das Verhalten wird dann bald etwas andres . Es giebt Standpunkte welche hier stehn bleiben . Dies liegt der Atomistik zu Grunde : Das Grundprincip der materie sei das Eins , oder wenn die neueren von Theilchen , Mollecules sprechen was selbst kein Gedanke ist . Atom ist ein Gedanke . Geht man hievon als von etwas wesentlichem aus so ist alles folgende etwas mechanisches . So sagt man auch etwas mechanisch wißen (außwendig wißen)[ .] Aber wir wißen sie so daß sie neben einander sind ohne daß sie mit einander in dem Begriff verbunden sind ,

3–4 Unterschiede der Relativität] Be : nach der Bewegung verschieden 5 heraus[ .]] Be : heraus und 12–13 An Raum … Gränze] Be : ein Dreieck ist begrenzt durch 35 3 gerade Linien und durch diese Grenzen ist es was es ist ; wird es verändert , so geschieht dies quantitativ . 17 M a t e r i e spricht] Be : Materie , | sie läßt bloß einen quantitativen Unterschied zu , Massen . 26–27 Es giebt … bleiben .] Be : Nun giebt es Ansichten die bloß auf dem mechanischen Standpunkte stehen , die alles von der Bewegung aus ansehen ; 30 mechanisches .] Be : Mechanisches , die in ein Verhältniß treten bleiben gleichgültig gegen einander ;

92Ri

93Ri

35 enthüllt sich an der Materie ,

28Be

46

94Ri

95Ri

nachschrift ringier · 1819/20

sie verhalten sich ganz äußerlich . Dies ist die ungeheuerste Kraft der Intelligenz , sie so beziehungslos fest imer zu halten . | Alle Veränderungen sind dann etwas mechanisches bloß mechanische bewegung . – Car thesius sagte gebt mir M a t e r i e und bewegung ich will euch eine Welt machen[ .] – So hat man geglaubt mit dem Blut dies sei ein Pumpen , ein saugen und der gleichen . Es ist nur ein drüken und stoßen – in der Physiologie ist lange dieser Mechanische Standpunkt stehen geblieben . Der Anfang des Car thesius ist groß[ .] Er wollte was da war zu einem einfachen princip zurük führen – aber das mangelhafte war daß er bei dieser Form stehn blieb . So die Attraktion drükt das imanente einer Bewegung aus aber auch nur die Abstrakte . So in der Chemie sprach man von einer Anziehung von Säuren und Basen (Verwandschaft)[ .] Diese Verwandschaft hat man auf die Weise der Bewegung zurükgeführt . So in der Adhäsion – zwei geschliffene Platten halten fest an einander . So sagte man in der Chemie sei alles eine solche Attraction . Kurz diese Mechanische Vorstellung tritt zum Moment herunter und es hat dies große Verwirung und Oberflächlichkeiten verursacht daß man das Zerreiben und Drüken auch auf das Dauen anwandte . Diesem ist die Qualität entgegen – die Gräntze die bestimtheit , macht das Sein aus und Geht die Form verlohren so geht sie selbst verlohren[ .] | Hat man eine Gleichung über die Größe der Brechung der Lichtstrahlen und wird diese Gleichung der Operation des Differenzierens unterworfen dann bekomt man einen reinen ausdruk . Die Frage ist was bedeuten diese andern Größen ? Nun weis man wenn man eine solche Gleichung hat zwischen R a u m und Zeit und dem Differentialrechnen unterwirft daß der erste Coefficient die Geschwindigkeit ausdrükt – unterwirft man es noch mals so komt der Coefficient heraus welcher die Kraft bedeutet . Hier weis man was die neuen constanten Größen für eine bedeutung haben : Geschwindigkeit und Kraft . Wenn man Zb . Wärme und Licht dieser operation unterwirft so weis man es nicht was dieses bedeutet[ .] – Aber von der Bewegung weis man es und trägt nun den ausdruk von Geschwindigkeit hierauf über . – Was wir jezt betrachten ist die besondrung der M a t e r i e . Die Schwere ist das fi nstre in sich sein der M a t e r i e . In dem Begriff der M a t e r i e ist die Form enthalten[ .] In der Schwere als solcher kommen diese bestimungen des begriffs noch nicht zu ihrem Rechte sie sind nicht materialisirt[ .] Die Schwere ist diese innre Substantialität . Der 2te Theil enthält dan die Entwiklung dieser Form . Die Stufe dieser

5

10

15

20

25

30

35

32 Rechte sie … materialisirt[ .]] Be : Rechte , die Materie ist noch nicht von der Schwere durchdrungen . 35 6 ist 2 ] Ri : ht 13 fest] Ri : fest . 15–16 das Zerreiben … Dauen] Ri : das Dauen auch auf d . Zrreiben u Drüken 26 Wärme] Ri : b . d Wärme 34 Schwere] Be : Materie

mechanik

5

10

15

20

25

47

Differenz und zwar so daß diese Form wieder zu der Schwere zurükgeführt wird[ .] – Die Mitte ist dann | die Sphäre des Relativen – die Mitte im ganzen Proceß in der Natur – das auseinanderfallen des in sich Schweren[ .] – Diese 2te Sphäre ist das beginende in sich sein – nicht mehr die Quantitative beziehung sondern die beziehung welche ihr eignes sein ausmacht . Das 2te ist ein auseinanderfallen dieser Begriffsbestimungen . Man muß nicht glauben daß man hier absolute unterschiede habe . Man hat hier daß dieses Subjective das Objektive wird . Das Subjective was den beginn der Individualität macht . Das ist allerdings so : die Begriffs bestimungen werden Selbständig . Sie haben die Form der unmittelbarkeit . Das Ziel ist , daß diese Selbstständigen Materialisirungen zur einheit zurükgeführt werden . Die 3 bestimungen sind also die bestimungen ihrer Freiheit – ihres unwahren bestehens ihres bestehens für sich . Hier sind die bestimungen in dieser ihrer Selbständigkeit wie oben bei den Himelskörpern . Aber weil ihre Wahrheit ist daß sie sich auf einander beziehen so treten diese Beziehungen hervor und dies daß sie hervortreten als diese Beziehungen ist der Elementarische Proceß . Dies ist die beginende Individualität . Aber diese Individualität ist noch differente Individualität – diese ist zwar reflectirt in sich aber so daß diese Beziehung auf sich nur wirklich ist in der Beziehung auf andres . – Hier ist die Elasticität die Hauptbestimung – d . h . das auf sich selbst beziehen . Die Eigenthümlichkeit da sie zugleich reflexion ins andre ist so ist das also das mechanische moment dieser Sphäre . – Das 3te ist dann die Totale Individualität , die wahrhaft in | sich zurükgekehrt ist – wo das andre (die Form) unterworfen ist dem subjektiven[ .] | Der Körper ist in sofern selbstständig ; weil er sich als dieser zeigt[ .] Der Chemische Proceß , die Auflösung dieses macht den Beschluß zu diesem Ganzen und der Chemische Proceß enthält zugleich den übergang zu dem folgenden . – Es ist von 218 bis 233 § . was wir zunächst in dem ersten Theil betrachten werden .

2 Relativen –] Be : Relativen , die eigenthümliche Existenz der Formenbestimmungen die sich auf ein andres verhalten ; 22–23 dem subjektiven[ .] … zeigt[ .]] Be : der ideellen Einheit , ein in sich bestimmtes entwickeltes Ganze ; so hat der Körper eine selbständige Gestalt . Dies ist der Prozeß der 30 Individualität als solcher , an ihr[ .] 3 des] Ri : die 9 Das Ziel … daß] Ri : Daß vgl . Be : das Ziel dieser Sphäre ist sich s . 22 er] Ri : es

13 sie sich] Ri :

96Ri

29Be 97 Ri

48

nachschrift ringier · 1819/20

[2 . Physik]

§ 219

98Ri § 220

§ 218 . Hier Ist der Übergang gezeichnet dies ist das Wesen – der Grund – der Grund ist in seiner wahrheit erst das in sofern er etwas begründet . – Das Wesen geht in die manifestation des Wesens über , als solche manifestation ist diese Totalität bestimt[ .] Unter Element versteht man gewöhnlich etwas einfaches , vornehmlich im Chemischen Sinn , (man hält sich an Mollecules etc)[ .] Diese Abstraktion ist etwas was erst später hervortrit das Wesen ist wesentlich ein Concretes jede Formbestimung ist Materiell überhaupt zur Abstraktheit dieser Gewaltsamkeit in der der Chemische Proceß hervortrit sind wir nicht gekomen . Das Wesen ist das Scheinen in sich[ .] Diese ersten Formbestimungen sind hier die Elemente zuerst als selbstständige Körper 2tens als Elementarische Körper , so daß sie sich zeigen als einem Individuum angehörend das 3te ist der Proceß dieser Elemente selbst . Diese 4 Elementarischen sind 1 . das Licht (die reine manifestation) 2 . das Starre (das Abstrakte fürsich seiende) . 3 das neutrale . 4 das individuelle als solches das Erdige irrdische überhaupt ; diese sind die Grundbestimungen , die weitre Physik ist nur das in sich hineinbinden dieser 4 Bestimungen . | Die Erde sucht die Eigenschaften der Himelskörper sich zu eigen zu machen[ .] § 219 Dieses erste Element ist die reine Identität , nicht als innere sondern als daseiende , Dies ist das L icht . Das L i c h t ist was wir zuerst begrüßen , das wodurch die materie zuerst außer sich geht . Die Identität der materie als Schwere ist die welche nicht aus sich heraus tritt das ist die Identität sich abgesondert von ihren andern bestimungen als einfache Verstandesidentität die Abstrakte . Wenn ich sage ich selbst so ist das ein voll kommen leeres bewußtsein und habe alles andre davon getrennt . Eben so beim Licht . Nothwendig ist es die Erste Offenbarung , die manifestation selbst .

5

10

15

20

25

3 Grund] Be : Die Schwere als insichseiendes Wesen der Materie ist unvollkommen als Abstraktum , der Grund 4–5 ist diese … bestimt[ .]] Be : ist sie die Totalität der Reflexionsbestimmung . Die Grundbestimmungen sind wesentlich in sich ein Concretes . Element heißt hier die allgemeine Reflexionsbestimmung . 15–16 ist nur … Bestimungen .] Be : ist das Unterwerfen und Verarbeiten derselben einem Individuum . 18 Dieses erste … reine] Be : Die erste elementarische Materie 30 überhaupt ist die reine Manifestation , die reine Beziehung auf sich selbst , die reine 20–21 außer sich geht .] Be : außer sich , dies Außersichgehen ist das abstrakte reine Insichsein ; 4 als] Ri : als . gen zu eigen

7 ist1] Ri : ist erst 18 219] Ri : 119

ist 2 ] Ri : sd

9 Wesen] Ri : Textlücke

17 zu eigen] Ri : z . ei-

physik

5

10

15

20

25

30

49

Diese Manifestation ist nothwendig die erste formirte M a t e r i e überhaupt und diese Identität ist Daseiend , d . h . für sich und in beziehung auf andre . Dieser bestimung entspricht nichts andres als das Licht das alles zeigt und alles klar macht . Es erhellt unmittelbar daraus daß das L i c h t einfach ist – eben das ist das sich denken selbst . In der Morgenländischen Anschauung die nicht das bewußtsein des untergangs ist (das westliche) ist es das wahre Gute , das licht Geht immer in daßelbe über und es wird vorgestelt als eins und daßelbe . Das Licht ist eben dies reine Denken[ .] – Es giebt 2 Ansichten daß das Licht einfach ist : diese reine Idealität ist und die andre ist dann daß es ein vieles in sich ist . In dieser 2ten Ansicht ist dieses was der körperlichen Ansicht zukomt . Diese metaphysik des | körperlichen wird in diese Identität hineingetragen[ .] – | Das Viele und das Eine sind gleichgültig gegen einander . Die erste bestimung ist die reine Idealität wo alle Trenung noch nicht vorhanden ist . Es ist das ideelle das Licht . Diese 2 Ansichten über das Licht sind überhaupt nothwendig[ .] – Daß das L i c h t nichts ist als diese reine Idealität ergiebt sich aus der betrachtung der Erscheinungen und die andre Ansicht hat große Verwechslungen hervorgebracht . Viele meinen sie brauchen das nicht und sie haben es so wie jener welcher zu seiner großen Freude Prosa sprechen kann[ .] In dem § 220 ist das Licht das Abstrakte das absolut Leichte . Als Materie ist es unendliches , aber untrennbares außer sich sein . die eine Identität unendliches außer sich sein , unendliche Expansion , aber eine solche die keinen Theil hat – es ist schlechthin untrennbar – das ist dem endlichen Verstand unerklärbar . Das L i c h t als untrennbar und einfach ist hiemit ganz in der Weise des Gedankens[ .] – Es ist M a t e r i e aber abstrakte M a t e r i e . Das L i c h t ist nicht zusamen gesezt es Leistet nicht Widerstand – es erhält sich also nicht als Einzelnes gegen anderes . Alle Trennbarkeit fällt beim L i c h t weg[ .] – Das Licht kann nur gesehn werden es hat nur auf die Seele bezug . Die andern Sinne haben auf die Particularisirung der M a t e r i e Bezug . Das Licht weil es nicht dem unterschied angehört ist nur die materie für das Sehn in dieser Rüksicht erscheint es sogleich als gegen die Vorstellung der M a t e r i e . Denn das Zusamengesezt sein Widerstand | leisten bezieht sich auf das für sich sein der Materie . Deßwegen müßte man sagen das L i c h t ist keine M a t e r i e . Alle Bestimungen welche damit zusamenhängen müßen hievon abhängen . Das Licht ist die Abstrakte Materie oder der Materialisirte R a u m . Wenn das Zusamengeseztsein die materie ausmachte ist das L i c h t keine M a t e r i e . Das Licht als untrennbar

35 4 eben das

… selbst .] Be : es ist die abstrakte Identität , das Denken der Natur .

10 körperlichen] 18 Abstrakte] Be : abstrakte Selbst der Materie 20 die keinen … hat] Be : wo die Unterschiede gleich bleiben 31–32 Das Licht … R a u m .] Be : Das Licht ist das Einfache an sich , die unter die abstrakte Form ihrer reinen Identität gesetzte Materie .

35 Be : Einzelnen Atomistischen überhaupt

4 einfach] Ri : einfg

18 220] Ri : Textlücke

28 es] Ri : s .

99Ri 30Be

§ 221

100Ri

50

101Ri

102Ri § 222

nachschrift ringier · 1819/20

ist zu allem Unterschied fähig[ .] – Das Licht läßt sich begränzen , aber es ist keine Theilung es kan ebenso verdichtet werden (Brennglas) man kan seine Richtung im R a u m ändern , aber alles dieses ist keine Theilung . Das L i c h t kann mit der Dunkelheit gemischt werden . Das L i c h t kan durchdringen den durchsichtigen Körper ohne sich zu theilen[ .] Das Glas hat keine Poren – die Poren sind nur zur erklärung hineingetragen . Indem solche Erfahrung begründet sein will so muß es vorerst da sein – eine vollkommne Fiction . All diese Theile all diese Einheit fehlt dem L i c h t die L i c h t Wirkung ist geistig . Es ist eine fiction wenn man von Bündeln von Licht strahlen sagt . Es ist kein Strahl es ist begränztes L i c h t . Die Kügelchen etc sind bloß Erdichtungen des Verstandes[ .] Wenn das L i c h t solche Theilchen Kügelchen hätte so hätte jener Mann ganz consequent gehandelt der L i c h t in einem Sac ins Haus tragen wollte[ .] Es ist in ganz ungetrentem Zusamenhang – es ist nach der Weise des Ideal zu denken – in Einer Minute bin ich in Amerika[ .] | Das Licht ist identisch im R a u m . Im R a u m ist diese einfache Idialität des Lichts . Wenn man die Vorstellungen der Ver theilung des Lichts gründlich betrachtet so reduciren sie sich zu null[ .] – ZB . wenn man die Vorstellung hat daß jeder Punkt einer Fläche Licht schike so hat jeder eine Halb kugel um sich herum und alle Punkte durchdringen sich nach allen Richtungen[ .] Die Einzelnen Strahlen durchkreuzen die andern immer[ .] Wenn er das materielle ist so ist er ein unendlich durchbrochenes durchkreuztes . – Stellt man sich eine Sphäre so vor . Jeder sieht auf demselben Punkt der Sphäre etwas andres , also befinden sich auf diesen Punkten diese Bilder auf diesem Einen Punkte , deßwegen reduciren sie sich zu null[ .] So wie man das auf eine Materielle Weise vorstellen will so komt die Vernichtung dieser Vorstellung heraus die man hat geben wollen . Das Erklären heißt dann weiter nichts als das hineintragen was man will – man meint dann jezt verstehe man es ; weil man die gang und gäbe Metaphysik des Verstandes darinn sieht . Das L i c h t wenn es seine bestimung erfült so ist es bestimt[ .] – Wenn man sieht wie das Licht wirkt so sieht man daß es sich allem Theilen entzieht[ .] | (Dazu Ende der Anm .) Das L i c h t erscheint in den Dingen als das innerste für sich sein ihrer Individualität von diesem verhältniß ist erst weiter nachher zu sprechen[ .] § 221 . Das Dunkle ist etwas anderes als das Licht und das Licht hat diesen Gegensaz am Dunklen dadurch weil es ein Dasein ist . Das andre ist ein Vereinzelntes – das negative des Lichts . – Hieher gehört der große Streit hin man sagt das Licht seie ein zusamengeseztes , die 7 Farben seien die Einfachen . Bei den

5

10

15

20

25

30

35

32–33 ist . Das … Lichts . –] Be : für andres Sein ist . Das Licht verhält sich als die allgemeine Identität 35 zur concreten Materie als ein Äußeres und Anderes , und dies heißt ein Dunkles . 8 man] Ri : mm 13 zu denken] Ri : des z . denkens der] Ri : des 29 (Dazu Ende] Ri : D Z( . End

17–18 durchdringen] Ri : durchdrchen

21

physik

5

10

15

20

25

51

Engländern heißt experimentiren philosophiren auch haben sie philosophische Instrumente , so hat dann auch Neuton philosophirt . Er sagte die Alten hätten gesagt das Licht und das Dunkle verursachen die Farben . Göthe hat diese alte Ansicht behauptet . Er nennt subjektive und objektive Farben (wenn man Z . B . das Auge schließt so sieht man die Farben der ersten art)[ .] Es giebt Augen die kein Blau sehn und so modificirt sich das Ganze . Er hat darüber viele Erfahrungen gemacht . Göthe hat diese Äußerungen gut aufgenomen desto schlechter aber die andern . Göthe sagt in einem motto : Mögen wir das Licht zerstüklen oder Farben[ .] | Diese Ansicht die nicht beiseite gebracht sondern durchgeführt wurde fi nden wir später autorität aufstellen . Das zu sagen : das L i c h t ist zusamengesezt muß schon als etwas barbarisches angesehn werden dies ist diese schlechte metaphysik . So wie man von Zusamengeseztsein hört so ist alles denken abgeschnitten . – Das 2te ist daß das reine Licht zusamengesezt ist aus 7 Farben[ .] Jeder der eine Farbe sieht und vergleicht sie mit einem Sonen lichte so wird jeder gegen das Licht die Farbe für etwas dunkles halten . Die Farbe ist was dunkles/schattiges – | das helle soll bestehn aus 7 dunkelheiten – 7 Dunkelheiten zusamen Licht sein[ .] Dies ist schon genug . Was die näheren Versuche betrift so ist das das erste , daß man Erfahrung gemacht hat und eine Regel aufstellt woraus sich alle Erscheinungen erklären laßen das Erklären ist eben das Schlagwort – das Anpaßen auf die einmal gefaßte Meinung . – Bei Neuton ist Brechbarkeit und Farbenverschiedenheit einerlei . Wenn man durch ein Prisma Licht gehen läßt so sieht man stat licht Farben – wenn man in einer gewißen Entfernung Farben aufnimt so entstehn Farben und sie folgen in gewißer Ordnung auf einander . Violett Indigo blau hellblau Grün Gelb Orange Roth . Das sind die 7 Farben . Violett ist am weitesten oben und Roth am weitesten unten . Die brechbarste Farbe ist also violett[ .] – | Hieher gehört die Erscheinung daß wenn 2 Farben neben einander gemahlt werden und man es durch das Prisma betrachtet so sind sie aus einander gerükt . –

3–4 Göthe hat … behauptet .] Be : völlig von Göthe widerlegt , der die alte Ansicht wieder hergestellt hat . 10–12 Das zu … abgeschnitten . –] Be : Newton sagt , das Licht besteht aus sieben Farben , es 30 ist zusammengesetzt . Wenn man auf keine Erfahrung Rücksicht nimmt , muß man schon dies als etwas Barbarisches erklären . Durch Zusammensetzung wird alles aufgehoben , alles fällt gleichgültig aus einander . Zusammensetzung ist eine durchaus verwerfliche Metaphysik . 19–20 Bei Neuton … und] Be : Die Farben haben nach ihm verschiedne Brechbarkeit , und die Brechbarkeit und 27 aus einander gerükt . –] Be : nach Newton aus einander gerückt , folglich ist das Eine brech35 barer als das andre .

30

2 Neuton] Ri : meuton 6 darüber] Ri : diüber 9–10 die nicht … aufstellen .] Ri : daß s . nicht beiseite gebrcht wrde u durchgefhrt rden u später autoritt aufstellen fden . 13 ist] Ri : sd 14 sie] Ri : sich 15 dunkles/schattiges] Ri : dunkles / ( folgt Zeilenbruch) schattiges 20 Farbenverschiedenheit] Ri : Frben / vschdenht ist b . Neuton 21 läßt] Ri : bßt

103Ri

31Be

104Ri

52

105Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Es ist Factum daß das Licht wenn es durch ein andres Medium geht gebrochen wird . Das fi ndet mit dem Glase statt . – Wenn man zugeben wollte daß die Farben verschiedne brechbarkeiten haben so weis man noch gar nichts von der natur der Farbe . Brechbarkeit ist bloß eine Ablenkung von dem Weg . Aber nichts von der Natur der Farbe selbst – es ist durchaus nichts von der Na t u r der Farbe gesagt[ .] Es ist lächerlich wenn man meint man hätte damit begriffen was Farbe sei . Was 2tens das betrifft daß sie brechbar sind so ist diese Brechbarkeit in die Form der reflexion fallend es ist dies eine Verstandesmetaphysik . So zum beispiel mit mettallen – das nur braucht eine andre Temperatur um zu fl ießen[ .] Wenn ich sage was ist das Eine Mettall von dem andern unterschieden antworde ich das eine ist flüßiger und das andre nicht . Das Prisma ists was die Farbige erscheinung hervorbringt und man läßt die Wirksamkeit außer acht und man sagt das Prisma bringt nur die Farben zur erscheinung[ .] – Das Prisma bringt wesentliche unterschiede in dem Licht hervor . Ebensogut kann man sagen die Ziegel sind deßwegen auf dem Dach weil sie leichter sind . Man denkt nicht an den Baumeister – nicht an das Prisma das es verändert hat . Göthe erzählt sehr naiv | von seiner Farbenlehre , er habe schon früh die Farben als Grundfarben betrachtet[ .] – Man sieht im violett Roth und blau – Orange gleich gelbroth – Grün blau und Gelb . Indigo blau und hellblau sind dem Grade nach verschieden . Nie hat ein Mahler dies glauben wollen – deßwegen hat Göthe unglauben gehabt er erhiehlt nun ein paar Cristallprismen von einem Grundgelehrten Mann . Er hat noch schnell eine Weiße Wand angesehn , ohne Farbe zu sehen komt etwas dunkles dazu so entstehen erst die Gränzen[ .] – Nur ein Helles und ein Dunkles zusamen macht die Farben . Hell und dunkel müßen zusamentreffen . Unbegreiflich ist es daß Neuton gesagt haben konnte : das einfache Licht b e s t e ht nur aus den Farben , denn durch das Prisma wären sie sichtbar . Neuton sagt selbst : es sei nöthig daß sie umbris determinentur (opt . p . 230) weiter behauptet Göthe auch nichts . G öt h e schilt Neuton unredlich deßwegen weil er das sagte[ .] – Die Wirkung des Prisma ist hier etwas feines : das Prisma ver rükt

5

10

15

20

25

30

32 Be

4 dem Weg .] Be : der Farbe , dies betrifft bloß ihr räumliches Verhältniß . Damit ist also nicht begriffen wodurch sich die Farben als Farben unterscheiden . 13–14 Das Prisma … hervor .] Be : es übt we- 30 sentlich eine Wirksamkeit auf das Licht aus ; daß das eine oben oder unten ist , ist rein Wirksamkeit des Prisma . Die nähere Wirkung des Prisma hat Göthe angegeben in seinem Werk zur Farbenlehre . 19 dies glauben wollen] Be : an 7 Grundfarben gedacht 22 komt etwas … Gränzen[ .] –] Be : sieht man eine Unebenheit an der Wand , einen Nagel etc . , so sieht man Farben . 26 Neuton sagt … 230)] Be : etwas davon fühlte Newton selbst , da er indem er ein Glaskügelchen mit einer Umgebung 35 durch das Prisma sah , Farben sah , ubi vel umbris terminentur etc . Optic . p . 230 . was die | höchste Gedankenlosigkeit zeigt . 2 fi ndet] Ri : ist 10 antworde ich] Ri : u ich antwrde 12 acht] Ri : aucht 19 hat] Ri : hat sich 20 nun] Ri : nun dß er 22 Nur] Ri : Nur we 28 er] Ri : es verrükt] so Be Ri : vstritt

physik

5

10

15

20

25

30

53

die Stelle des beleuchteten , aber so daß die einzelnen theile breiter gemacht werden so daß das helle in das Dunkle gezogen wird und das Dunkle in das Helle . Neuton nent dies das Gesprengßel . Das ist das Verrüken , ein herunter oder hinauf ziehen des Verschieden beleuchteten zu einem anderen . Wenn man in ein zimer Sonenlicht hereinfallen läßt , je weiter die Wand entfernt ist desto breiter ist das Bild , aber es wird getrübt | und Wo das dunkle zu grunde liegt und das helle wird herein gezogen so entsteht blau , ist das Dunkle hereingezogen so entsteht Gelb und rothlicht gegen den Saum . Diese Farben sind also eine trübung des hellen das Gelbe ist eine trübung des helleren das blaue eine trübung (durch Licht) des Dunklen – deßwegen sieht der Himel blau aus . Das ist ein begriff von Farbe . Licht und dunkel sind die beiden und aus diesen entstehn die Farben – dies kann man begreifen dort ist von begreifen keine Rede . – Fängt man das L i c h t auf einem Papier auf nahe an dem Prisma so hat man oben ein violett und unten ein roth in der Mitte hat man keine Farbe geht man weiter so wird das bild ein imer größeres und endlich so daß kein weißes mehr übrig bleibt . Durch das breit werden des blauen und Gelben gegen einander entsteht grün , zwischen dem blau und Grün entsteht ein helles blau zwischen gelb und Roth ein schmuziges Roth . Haupt erscheinung ist das Grün in der Mitte auf der einen Seite geht das blau zum Rothen über dan entsteht violett . Ist der Schein von Gelb und von blau aus dem Roth heraus dan entsteht der Purpur . Die Erscheinung ist diese daß die Säume durch die Entfernung breiter werden und desto breiter wird das Grün und blau und Gelb werden imer schmaler . Je weiter man die Fläche entfernt desto dunkler wird es . – Nevton sagt fürs erste , diese Farben sind einfach . Nevton hat diese Farben gemeßen[ .] | Er erzählt daß ein Freund ihm die Farben gemeßen habe . Er hat gefunden daß die breiten sich verhalten wie die Töne der Musik , (nach der Zahl der Schwingungen 1 ⁸⁄₉ ⁵⁄₆ ¾ ⅔ ³⁄₅ ⁹⁄₆ ½ .) Das scheint ein merkwürdiges verhältniß . Das meßen ist eine der Grundlagen und man pocht darauf . In ansehung der Farbe ist die Hauptgrößen bestimung die Breite[ .] Hierauf ist vieles gegründet . Man sagt also die Sache sei Mathematisch . Aber meßen ist nichts mathematisches – wer jemals ein spectrum gesehn hat sieht jedoch ein daß man das ganz und gar nicht meßen kann . Bei einem spectrum von 5 Schuhen kann man einen Zoll nicht unterscheiden . Es ist leer und will kührlich bei jeder Entfernung verändern sich die breiten der Farben . Auch ist das verhältniß verschieden

3–4 hinauf ziehen … anderen .] Be : Heraufziehen , so daß das Ganze ein Beschattetes ist ; die Säume 15–16 Durch das … grün ,] Be : Die Farben werden 35 immer breiter , bis sie in einander übergehen , und so wird aus blau und gelb grün . An den Rändern steigert sich die Farbe , 29 mathematisches] Be : Wissenschaftliches

35 sondern sich nicht scharf von einander ab .

9 Dunklen] Ri : Dunklen ist d . blaue 29 sieht] Ri : so sht

10 begriff ] Ri : begrisch

14 man] Ri : –

25 1] Ri : (1

106Ri

107 Ri

54

108Ri

109Ri

33Be

nachschrift ringier · 1819/20

nach der verschiedenheit der Media[ .] So wie der Gehalt des Glases verschieden ist so ist auch die Wirksamkeit der trübung anders noch mehr mit Waßerprismen . Newton hat gesagt es sei mit dem Waßerprisma ihm auch so gegangen aber es ist nichts andres als daß er sich sein Waßer so zugerichtet hat . Diese Harmonie von Licht und Tönen ist eine ungeheure Täuschung und etwas grundloses[ .] – Neuton sagt die Farben wie sie durch das Prisma erscheinen erscheinen einfach , er sagt das wäre dan ein homogenes Licht – und wenn die andern Farben so entstehen so ist das etwas heterogenes[ .] | Aber das ist schon etwas sonderbares und jeder unbefangne sieht daß gelb nach und nach ins blaue übergehe und grün bildet[ .] – Newton hat ferner gesagt alle 7 Farben zusamen machen weis ! ja Drekfarbe giebts ! sagt Göthe[ .] – Auch heißt natürlich das Farben rad machts . – Es heißt eben sowenig als wenn man sagte das dreiek und vierek welche im Schwunge Rund werden seien der grund von einem Runden überhaupt[ .] – Daß diese Farben einfach seien ist ein Hauptbeweis dieser , daß wenn man ein solches spectrum an einer Wand aufhängt und läßt eine Farbe durchfallen und diese mit einem Prisma auffängt so erfolgt keine Veränderung – die Erscheinung ist natürlich : – aber nicht recht beobachtet es entstehen allerdings verschiedne Farben aber nur solche welche in dem Grün enthalten sind . Zb . in dem Grün kann das Gelb nicht heraus treten Roth – Blau etc eben sowenig es wird schmuzig[ .] Das Grüne Licht bleibt aber doch übrig und das ist allerdings ungebrochen aber dies ist beim einfachen Prisma auch der Fall , wo allerdings auch oben an dem spectrum weiß – ebenso dort grün . Und dort hat man allerdings alle Farben ein vollkomnes Spektrum nur modificirt durch das Licht – und es ist jene behauptung vollkomen unwahr[ .] – | Newton hat gesagt wenn man ein spectrum macht , daß bei dem Prisma in der Nähe in der Mitte weißes Licht entstehe . Newton sagt darüber es entstehe das Weis 8 sonderbares] Be : sonderbar erscheinen ; grün ist grün : ob ich es durch eine chemische Verbindung hervorbringe oder durch das Prisma , ist ohne Unterschied . 10–13 Newton hat … überhaupt[ .] –] Be : Ein Hauptbeweis bei Newton ist daß wenn man diese Farben vermische , so entstehe ein Weiß , es ist aber nur Schmutzfarbe ; was entsteht ist nur ein Grau das hell oder dunkler sein kann ; überwiegt das Helle und dreht man herum , so sieht man kei|ne bestimmte Farbe mehr , sondern nur die gemeinschaftliche Helligkeit ; überwiegt das Dunkle , so sieht man Dunkelheit , was man Schwarz nennen kann , wie jene Helligkeit Weiß . Dies ist aber zum Beweis durchaus nicht dienlich ; dreht man eine Figur herum , so sieht man nur ein Rundes . Das Bestimmte verschwindet und dann hat man die leere Abstraktion , entweder die grobe Vermischung , die Abstraktion des Dunkeln (Grau) oder des Hellen . Durch die Vorstellung , diese Farben seien einfach , ist alle Entstehung aufgehoben . 16–17 die Erscheinung … beobachtet] Be : Die Erscheinung ist einfach diese , daß wenn Grün durchfällt , Grün gesehen wird , 19 es wird schmuzig[ .]] Be : es sind nicht die reinen Farben , sondern modificirt durch das Grün . 24–55,1 Newton hat … nicht] Be : Läßt man die Farben durch ein 1 So wie] Ri : Nachdem Weiß] Be : Kreis

6 erscheinen einfach] Ri : einfach erscheinen

14 an] Ri : mit

5

10

15

20

25

30 30

35 35

28 40

physik

5

10

15

20

25

30 30

35 35

55

daher weil nicht alle Farben aus einander getreten seien – sie wiederholen imer denselben Saz den sie beweisen wollen als voraus sezung . – Der Widerspruch ist dieser daß sie sagen : desto mehr man weggeht desto mehr treten die Farben aus ein ander . Es wird auch bemerkt das Zimer ja recht Schwarz zu machen . aber darauf komt es nicht an . Doch vieles hat Göthe ganz gleich gemacht und ganz andre Resultate bekommen . Green hat über Göthes erste versuche geschrieben und nach der newtonschen Zeichnung den Neuton widerlegt . In der Ferne müßte ja durch die vermischung und breiterwerden und in einander fl ießen der Farben ja auch weiß entstehen (Green journal . Bd . 7) aber je ferner man das Bild rükt so bleiben imer Farben newton behauptet daß die Farben homogenes Licht seien[ .] | Auch sagt er eine Fliege , zB . im spectrum habe durch das Prisma betrachtet keine Farben Streifen[ .] – Aber dies ist nicht wahr es ist nur ein falsches Experiment aber die Farben erscheinen nothwendig sehr schwach[ .] – Auch durch die reflexion sollen die homogenen Farben nicht verändert werden – d . h . wenn man farbige Körper in einem Spiegel auffängt – oder wenn man in prismatische Farben andre Farben bringt so sehe man doch roth und blau wie sonst – er sagt man sehe die natürlichen Farben nicht mehr – dies betreffend hat Göthe gesagt : | aber ich seh wohl Lügen bedarf es etc . Vielmehr entsteht eine beschmuzung die Ne w t o n nur nicht gesehn hat oder nicht sehn wollte – das helle der einen überbietet die helligkeit der andern . Es ist das einer der vielen Grundlosen Versuche – seine Experimente sind eben so halb und unwahr als die Schlüße schlecht sind . Neuton stellt da auch ein Experiment an daß die Farben im Spectrum nicht nur Modificationen unterworfen werden . Er läßt ein Stäbchen vor das Prisma halten und sagt : daß es aussieht als wie wenn vor dem Prisma das Licht schon getheilt wäre denn man könne Farben wegstreichen welche man wolle . Was entsteht ist daß da wo die Farbe sonst steht zweites Prisma fallen , so zeigen sie sich an den Rändern , in der Mitte ist weißes Licht ; von diesem sagt man , das weiße Licht entstehe weil die Farben vermischt und nicht 2–4 Der Widerspruch … ander .] Be : Was das Nähere betrifft , so treten die Farben aus einander , fällt auf einen einzelnen Punkt das weiße Licht , so treten die Farben aus einander ; so daß auf jedem Punkte alle Farben wären . Newton sagt , im Weißen vermischen sich alle Farben ; er betrachtet den Strahl oben und unten und stellt vor wie diese verschiednen Farben auf einander fallen . So aber könnte es keine reine Farbe geben . 9–10 aber je … seien[ .]] Be : aber gerade umgekehrt treten die Farben über einander herüber und das Weiß entsteht nahe am Prisma . Nach Newton käme kein homogenes Licht in dieser Gestalt zur Erscheinung . 14–17 wenn man … mehr –] Be : wenn man farbigte Körper die das Licht reflektiren in prismatische Farben bringe , so werde das prismatische Licht dadurch nicht verändert ; es lassen sich dadurch die natürlichen Farben der Körper erkennen . 23 Er läßt … Stäbchen] Be : Nach Newton soll bloß die Brechbarkeit der Farben einen Unterschied machen ; man solle daher ein Stäbchen 25–56,1 Was entsteht … entsteht .] Be : es entstehe also etwas Dunkles 5 nicht] Ri : nichts 6 versuche] Ri : vsuchen 24 wenn] Ri : wen schon

40 treffend :

13 sollen] Ri : sollen sich

17 betreffend] Ri : be-

34Be

110Ri

56

111Ri

112Ri

nachschrift ringier · 1819/20

kein Licht mehr durchscheint und also dunkelheit entsteht . Das untre Roth wird weggestrichen aber oben an dem Stäbchen erscheint wie nothwendig das Roth – F r ie s hält das für den Hauptversuch . In den Zeichnungen die Newton macht stellt er die Farben dar als verschiedne Kreise neben einander , so daß bei großer entfernung sie imer weiter aus ein ander gehn aber im Gegentheil dies ist nicht der Fall . Diese sind dann von den Nachschreibern getreulich copirt ; und sie trauen dem Neuton zu daß er wohl richtig gesehen hat . – Es ist in neueren Zeiten das achromatische Fernglas erfunden worden , wo man keine Farben sieht . Newton hat nun behauptet ein solches sei nicht möglich ; daß man die Brechung aufheben könne . | Es ist eine Brechung in den Fernröhren vorhanden , es müßen also nothwendig imer Farben sein . Euler indem er die Augen so bemerkt und beobachtet hat sagte solche Gläser seien wohl möglich . Man hat dies ihm übelgenomen und Dollond wollte es durch Consequenzen beweisen aber sah zu seiner großen verwunderung daß es nicht so war sondern daß sich die Strahlen gar nicht brechen und keine Farben geben . – Wenn man 2 Linsen aufeinander drükt so entstehen Kreise – und es entstehen mehr Kreise wenn man mehr drükt . Es läßt sich denken daß durch den druk eine trübung entsteht[ .] – Man legt sich überhaupt oft auf so kleine Erscheinung , so daß man schwer zu beobachten hat , aber dies sollte man nicht zu Haupt sachen machen . Newton sagt sie haben fitts Acces-anwandlungen bald leichter durchzugehen bald reflectirt zu werden , bald Acces transmittent zu werden . Dies ist das Factum blos auf eine abgeschmakte weise erklärt . – Dem Goethe ist die Sache so übel genomen worden weil er ein Poet ist und kein Physiker . – Das Ganze Begreiffen ist hier das Sehn – dies kann ein jeder . Aber es ist an vielen Wissenschaften das der Fall , daß man so Zunft ansichten hat . Es kann hier keinen Laien geben . Die von der Gilde laßen dies nicht gelten – sie ignoriren diese Goethesche Ansicht ganz . Pfaff in Kiel hat sich hinter Goethe gemacht und die Linse gebraucht[ .] – Das Allgemeine ist : daß | die Farben entstehen durch verschiedne Verhältniße des Lichts und der Dunkelheit . Pol a r i s a t ion des L i c h t s hat nicht beziehung auf Farben und hell und dunkel , man hat auf die Gegensäze seit neuen Zeiten imer mehr geachtet . Dann sagt man polarisch polarität . M a lu s

5

10

15

20

25

30

und die Farben die aus dem Prisma kommen würden nicht durch das Stäbchen modificirt , 3 F r i e s hält … Hauptversuch .] Be : Dies ist einer seiner allerschlechtesten Versuche . Was entsteht ist daß wo kein Licht hinscheint wegen des Stäbchens die Farbe verschwindet , es entsteht aber durch das Stäbchen eine neue Grenze . Fries hat in einer Recension in den Heidelberger Jahrbüchern von Göthes 35 Werk diesen Versuch Newtons für den besten erklärt . 16 Kreise] Be : Farbenspiel 19 sie] Be : 35 die verschiednen Farbenkügelchen 1 wird] Ri : rd – 10 Fernröhren] Ri : Jernröhren 16 drükt .] Ri : drkt ; . Poet . kein] Ri : kee 25 Laien geben] Ri : Laiengeben 27 daß] Ri : dß / daß

22 Poet] Ri :

physik

5

10

15

20

25

57

ein Franzose hat darauf aufmerksam gemacht . Wenn man Licht auf Glaß fallen läßt so läßt es das Licht theils durch , theils nicht . Das nicht durchgehende Licht fängt man mit einem Spiegel auf . wenn man diesen dreht so wird das Licht schwächer und endlich verschwindet es ganz wenn die beiden Spiegel einen Rechten winkel machen , dann komt es wieder zum vorschein und wird ganz klar wenn die Ebnen parallel sind im 4ten Quadranten verschwindet es noch . Es gehört dazu ein winkel von 23° . 25 . – Wenn man einen spröden Glas würfel dazwischen gehalten hat so zeigen sich farbige bilder . Man sagt das L i c h t bestehe aus 2 Strahlen arten – die eine sei polarisirt die andre nicht . So läßt das erste glas nur das nicht polarisirte Licht durch – | und das Polarisirte wird herunter geworfen . Neuton sagt sie seien vierekig wovon nur 2 Seiten scheinen . G ö t h e hat das sehr einfach beobachtet . Er sagt : man stelle Spiegel unter einen rechten winkel etc . Göthe zeigt daß der Lichteinfall einer gewißen Helligkeit von der Neigung der Fläche abhängt . Es komt auf die neigung der Flächen an , wo er bald heller bald trüber erscheint[ .] | Es ist nichts andres als eine obliquirte reflexion[ .] – Die Farbe sehn wir als eine Trübung überhaupt an . Das Prisma verbreitet das helle und bringt so das Aufeinander fallen hervor . Nur muß man nicht verworrenes Licht dazu nehmen , wie das bloße Tages licht , die Schatten sind nur etwas bloßes vermischtes – (Goethe hat auch eine Erscheinung aufgezeichnet , der Morgen himmel bringe das stärkste Licht gegen Abend und umgekehrt) . Es müßen nur zweierlei Lichter sein , die einander aber nicht zu sehr contrastiren . Bei Fenstergardinen kann man es leicht sehen – es ist zweierlei licht an den Gardinen sichtbar von den Fensterkreuzen – Gefärbte Schatten – so auch vom Licht und Tageslicht . – So auch im Mondenlicht giebt es zweierlei Schatten – der eine wird dunkelblau der andre Schatten wird Gelb sein . (2 Kerzen mit einem Rothen Glas) Dann entstehn Roth und Grün – Roth und Grün fordern sich , sind Gegensäze . – Das Licht überhaupt ist weiß – weiß und schwarz sind noch keine Farben es sind bloß Gegensäze – wenn das helle herrscht und das dunkle nur das helle trübt so

30

15 reflexion[ .] –] Be : Reflexion . Von einer eigentlichen Polarität des Lichts kann ganz und gar nicht 20 Es müßen … zweierlei] Be : nach der Höhe der Sonne zeigt sich ein stärkres Helles oder Dunkeles . Nur zweierlei 22–23 Gefärbte Schatten … Tageslicht . –] Be : Diese farbigen Schatten bekommt man unter verschiednen Bedingungen , wie wenn das Tageslicht noch matt ist und man beim Kerzenlicht einen Finger hinhält . Die Lichter dürfen nicht gleich stark sein ; so der 35 eine Schatten roth , der andre grün . 28 Gegensäze –] Be : Gegensätze , Abstraktionen , noch kein 35 Concretes .

30 die Rede sein .

1 aufmerksam] Ri : aufmkskt 2 es] Ri : er 5 machen] Ri : nacht 9 läßt] Ri : laßen 10 wird] Ri : rden 19 aufgezeichnet] Ri : fgezchnen 23 es] Ri : auch 26 Gegen säze . –] Ri : Gegensäze – – 32 ist] Be : wird

23° 25ʹ

35Be

113Ri

58

114Ri

36Be

115Ri

nachschrift ringier · 1819/20

giebts gelb . – Das Gelbe ist also die erste farbe – das Gelbe gesteigert zu größrer Dunkelheit giebt roth das blau ebenfalls intensiver gemacht wird auch roth oder violett treffen diese beiden Roth zusamen so entsteht | der schönste Purpur . Weiß ist das helle nur schwach getrübt – Roth und Gelb stehn entgegen . Wenn die beiden Extreme zusamengebracht werden so entsteht Grün . Das Roth der Rosen ist ebenfalls eine Synthese mit dem Grün . Aber das Roth muß angesehn werden als die Einheit von hell und dunkel in ihrem schönsten Verhältniß . Das Roth ist das für sich sein – Roth ist ein Verdunkeln des hellen und erhellen des Dunklen aber in ein Verhältniß gekomen . Das Roth ist die Farbe des Zorns des für sich seins – der irritabilität Farbe des Bluts[ .] – Roth ist deßwegen die königliche farbe[ .] – Die symbolische bedeutung der Farbe hat beziehung auf ihren Begriff . Dem R ot h ist das G r ü n entgegenge|sezt was ebenso ein gleichgewicht ist : aber das nicht das für sich sein ist – es ist der Mitte gleichgültig , das Gleichgültige in ein ander sein Roth und Grün machen in sofern die Totalität des Gegensazes überhaupt aus . Von ihrem Verhältniß zu einander wurde schon gesprochen . Göthe führt von dieser foderung einige physiologische beispiele an : wenn man die eine Farbe sieht und man nimt sie weg , so hält das Auge sie doch fest so sieht man ihr negatives und zwar ihr concretes negatives[ .] Wenn Roth da war so sieht man Grün und wenn Grün da war Roth[ .] – Die Alten sagen das Meer sehe man purpur farben : G o e t h e sagt es kome daher : im bewegten Meere sehe man Grün und auf der entgegengesezten Seite sieht man nicht mehr Grün sondern purpur . Man sieht die negation auf eine positive Weise und das ist eben der Purpur . So wenn man auf eine Wiese geht so sieht man den Weg etc roth – | so sagt er auch , wenn man durch Grüne Brillen sieht so haben die Gegenstände einen Röthlichen Anschein der dan bald verschwindet . Der Schein dauert nur eine gewiße Zeit fort sobald man die Brille weg nimt . In einem Wirthshaus so sagt Goethe weiter daß er auf einer weißen Wand ein Mädchen gesehen wo er grade wie sie weg war – das Gegentheil sah an der weißen Wand ; davon kann man sich auch bald überzeugen mit einem Rothen oder Grünen Papier was man genau fi xirt . Ebenso mit andern Farben[ .] Er hatte auch das beispiel an dem Rothen Mohn , wo er nach Verschwinden des R ot h das Meergrün

5

10

15

20

25

30

1 gelb . –] Be : gelb , wie uns gewöhnlich das Licht erscheint . Im Gegensatz dagegen liegt dem Blau das Dunkle zum Grunde , worein ein Helles hereinscheint . 2–3 roth oder violett] Be : Violett ; am Saume entsteht Roth ; 7 dunkel in … Verhältniß .] Be : Dunkel subjektiv ; der unmittelbare Gegensatz ist das gleichgültige Verschiedensein , 9 in ein Verhältniß] Be : zum Gleichgewicht 9–10 35 Das Roth … farbe[ .] –] Be : Daher die symbolische Bedeutung des Roth , zur Bezeichnung der 35 Ehre . 12–13 aber das … ist –] Be : ein nicht zur Subjektivität gelangtes Fürsichsein , ein neutrales gleichgültiges Fürsichsein . 12 gleichgewicht ist] Ri : gleichgwchtist

14 Von] Ri : In

25 sobald] Ri : solld

physik

5

10

15

20

25

30

59

scheinen sah[ .] – Diese 2 Farben machen den Gegensaz des für sich seins und der bestimungslosen Neutralität . Grün ist das Neutrale deßwegen die Pflanzen – die Blume geht aus diesem Zustand zu einer individuellen Farbe überhaupt . – Die andre Farbe ist dann das blau , der erhellte Grund – Himel . Das Gelbe macht in sofern die Abstrakte Farbe aus das blau die concrete . Die Farben des Gegensazes sind in sofern ein Concreteres als Gelb und Blau . Dies sind die Natur und der Unterschied der Farben überhaupt . – Das Licht überhaupt ist das 1te die reine Manifestation – das negative ist das Dunkle . Das L i c h t tritt zum Dunklen hinzu – von der andern Seite kann man sagen das Licht erzeugt das dunkle , aber nicht das Licht als solches , denn das Licht ist nur die Existenz einer abstrakten Seite der Idee . Der Geist erzeugt die natur aus sich heraus aber der Geist als Einzelheit wie er als bewußtsein erscheint , so trit | das einzelne zu der Welt hinzu . So mit dem Lichte[ .] – Die Idee des Lichts erzeugt allerdings Dunkel heit – aber so wie das L i c h t für sich existirt so hat auch das Dunkle seine für sich seiende Existenz . Wenn man sagen wollte , das Licht muß sich selbst zur Farbe specificiren so thut das das Licht als die Idee ab . Das Licht ist nur eine Seite der Idee . In diesem ersten Elemente sind diese momente noch für sich[ .] – Deßwegen macht das Licht das Dasein der physikalischen Körper aus . Das Licht macht also die Sonne aus als physikalischen Körper . Die physikalische bedeutung ist eben die beziehung auf sich selbst[ .] – Die Sonne ist physikalisch wesentlich ein moment im Ganzen . Die Sonne bringt ebensowenig wie das Licht die andern Körper des Systems hervor . Sondern diese Körper bringen ihre Sonne hervor . Es ist ihre Idee , aber keins ist für sich die Quelle der andern . Buffon hat gesagt die Erde sei eine Schlake der Sone die sie von sich gestoßen habe . Das Entgegengesezte komt darin vor : wenn man sagt da die Sone imer Licht ausgieße : wo wird dann der Sonne dieser Gegenstand wieder ersezt ; Ein Generall Alix stelte die Ver muthung auf : man wiße nicht wo der Waßer stoff hin kome , wodurch die Verdunstung entstehe . Je höher man | steigt desto mehr findet man keinen Waßer stoff . Der Waßerstoff müße also höher gehn als die Athmosphärische Luft . Dieser Waßer stoff sei es aus dem die Sonne dieses Licht nehme . Der Einfall verdient keine Große aufmerksamkeit – aber der Gedanke hat imer etwas für sich wenn man auf dem Standpunkt der gewöhnlichen Physik steht . Aber es liegt doch allgemein die Vorstellung darin daß die Erde ihre Sone erzeugt : Es ist keine Erzeugung sondern beide sind momente

4 der erhellte … Himel .] Be : das Dunkle in das das Helle hereinscheint , die Abstraktion des Grun7–8 reine 5–6 Die Farben … Blau .] Be : der Gegensatz tritt erst in Roth und Grün hervor . 35 Manifestation … Dunkle .] Be : erste Identität . Wir haben zunächst das Negative als bloß Negatives . 8 tritt] Be : tritt äußerlich 10 Idee] Be : Begriffs 25 Ein Generall] Be : Der Französische General 28 höher] Be : wegen seiner Leichtigkeit höher

35 des .

14 Dunkle] Ri : Dunkl . auch

24–25 wo wird … ersezt] Ri : wo … erszt wrd

116Ri

§ 223

117 Ri

60

§ 224

118Ri 37 Be

119Ri

nachschrift ringier · 1819/20

einer erzeugenden Idee . man stellt sich die Sonne als eine brennende vor . Das Licht überhaupt ist aber nicht warm . Wärme entsteht erst durch die beziehung des Lichts auf den Körper . Man hat sich um kein Verbrennen zu bekümern es ist die Totalität – und die manifestation derselben[ .] Der materialisirte Gegensaz des Lichts kann keine andre Form haben als den Gegensaz des Lichts in der Form des für sich seins . Das moment des Verzehrens , dieses aber nicht in seinem Proceße ist zunächst das starre . Aber in seiner Näheren physikalischen bestimung ist es das brennbare überhaupt , die reale möglichkeit verbrannt zu werden – das Verzehren seiner in sich selbst : Der Gegen saz ist also das starre des auf sich beziehenden[ .] – Der Körper dieser Starrheit komt eben zu seinem selbständigen bestehen | in dem Himels körper : dem Lunarischen Körper . | Merkur Schwefel Salpeter (oder Waßer) und die Jungfräuliche Erde – so sagt Paracelsus es seien dies die 4 Elemente Metall sagt Schelling ist das geronnene Licht[ .] – Indem man solche Vorstellung in materiellem Sinn genomen hat , so hat man dies bald widerlegt[ .] Aber diese haben die quatruplicität des Gedankens im Sinn gehabt . Mit dem Schwefel haben sie die Starrheit – die Verbrenlichkeit – das Negative beziehn auf sich selbst . Das ist selbstständig vorhanden in der Gestalt des mondes . – Daß der Lunarische Körper das moment ausdrükt muß aus den Erscheinungen hervorgehen welche von dem Lunarischen Körper bekant sind . – Es heißt von dem mond er habe keine Athmosphäre . Er hat kein Waßer , keinen meteorologischen Proceß und deßwegen : weil er überhaupt kein Waßer hat[ .] – Er ist ein Waßerloser Christall . Hätte er Waßer so würde man es sehn könen – man könte es durch die verschiedenheit der beleuchtung erkenen[ .] Wenn man auch nicht wüßte daß keine Meere vorhanden sind so kann man es daraus schließen daß kein athmosphärischer Proceß vorhanden ist . Seine Gestalt auch zeigt diese Starrheit an . Er zeigt hohe berge und zwar mehr in der Gestalt von Basaltischen kegelförmigen Bergen – man sieht auch Lichte Punkte aber man nimt sie theils für Licht reflexe , andre für Vulcanische Eruptionen . Etwas feines von Athmosphäre | ist . Es ist also der Waßerlose bloß starre Cristall . Daß Menschen auf dem Mond seien das kommt

5

10

15

20

25

30

1–2 Das Licht … warm .] Be : Daß das Licht consumirt werde kann man nicht eigentlich sagen ; das 30 Licht ist überhaupt nicht warm , sondern kalt . 6 in der … seins .] Be : im gleichgültigen Gegensatz , in negativer Beziehung auf sich , 12 Merkur] Be : Metall oder Mercurius 13 Paracelsus] Be : Paracelsus und andre alte Chemiker 23 verschiedenheit der beleuchtung] Be : Verschiedenheit und Glattigkeit der Oberfl äche der Wasser 26 und zwar … Gestalt] Be : nicht in der Gestalt der Ur- 35 gebirge sondern in der Gestalt 28 Etwas feines … ist .] Be : Einen feinen Dunst von Atmosphäre hat 35 man bemerken wollen . 29–61,3 Daß Menschen … neutralisiren .] Be : Dieses Starre hat kein 10 ist] Ri : sd 12 sagt] Ri : sagen könen 27 sieht auch] Ri : shtauch

20 von] Ri : in

21 weil] Ri : dß

23 erkenen] Ri : erken

physik

5

10

15

20

25

30

61

von dem leeren Teleologischen raisonnement her der es der Weisheit Gottes gemäß ansieht . Indem der mond das Starre gegen die Erde ist so kann man sagen er habe den Trieb sich zu neutralisiren . Er bezieht sich auf die Erde[ .] – Das erscheint dann in der Ebbe und Fluth . und überhaupt hat der mond vielen Einfluß auf die Erde . Bei jedem mondwechsel trit entweder eine Veränderung der Witterung ein oder wenigstens ein Versuch einer veränderung was man am Barometer bemerkt aber imer trit eine Schwankung in der Witterung ein[ .] Das Verhältniß überhaupt zur Athmosphäre zu dem Meer ist nichts andres als das Verhältniß : er will sich sättigen er will sich das Waßer aneignen[ .] – Das andre Moment des Gegensazes hat die beschafen heit des C ome t a r i s c h e n K ö r p e r s . Das 2te Moment ist das moment der neutralität das andre moment ist das negative in seiner reinen Abstraktion gegen das Positive – das negative gegen das Positive . Der Gegensaz in dieser Form kann nicht für sich bestehen sie haben keine realität . Er kann nur wirklich werden wenn eine der bestimungen eine wirkliche Totalität ist wodurch diese beziehung einen Halt hat . Für sich sind diese Abstraktionen etwas Leeres . Bestehen können sie nur wenn sie eine Basis haben . | Der Gegensaz muß ein Zusamenfallendes sein . Das Neutrale ist diese Kraftlose einheit der Gegensäze ohne für sich sein . Das Starre für sich hat nichts zu repelliren – das neutrale wäre der Stoff welcher repellirt werden könnte aber ihm fehlt das moment des für sich seins . Es ist möglich dirimirt zu werden aber es kommt nicht zur Diremtion . Dieses neutrale ist überhaupt das Waßer diese noch ganz unbestimte neutralität darum geschmaklos – diese Neutralität für sich als selbstständiger Körper ist der Körper des Cometen . Daß der Cometarische Cörper dieser Körper ist ergiebt sich aus der Weise wie er überhaupt erscheint es ist ein dunstwesen – was sich auflößt und erzeugt . Kein Komet hat noch einen Kern gezeigt es ist durchsichtig durch und durch hell . Wenn es etwas starres wäre so müßte es sich in den verschiednen Stellungen zeigen . Beim mond giebt es auch eine Stellung wo er ganz erleuchtet ist – aber bei dem Cometen sieht man keine Bahnen . Es sind die Kometen stets als etwas überall leuchtendes helles erschienen . Sein Schweif muß besondren Gedanken überlaßen bleiben aber auch dieser ist eine dunstmaße . | Der Komet ist anzusehn wie eine Wolke welche dem ganzen angehört[ .] – Er kann oft wiederkomen aber doch nicht wieder komen[ .] – Erst ein einziger Komet ist bestimt

Verhältniß zum Lebendigen , keine Berührung zur organischen Natur . Es fehlt ihm die Neutralisirung seiner Sprödigkeit , 13–14 eine der bestimungen] Be : jeder Gegensatz 26 in den … zei35 gen .] Be : in seiner Stellung zur Sonne dies Nothwendige ergeben ; es müßte in ihm gänzlich oder 30 Komet] Be : Komet ist | der Körper der Auflösung , 35 theilweise Verdunkelung vorgehen . 1 raisonnement] Ri : raisonnement . 3–4 dann in] Ri : dannin 6 am] Ri : am . 9 das] Ri : des die] Ri : s . 23–24 dunstwesen] Ri : dunstweßen 28 leuchtendes] Ri : beuchtnds 29–30 Der Komet] Ri : D . Komet / D . Komet

120Ri

121Ri

38Be

62

122Ri § 225

123Ri ; § 226

nachschrift ringier · 1819/20

wiedergekommen . Ein andrer war vorher erschienen wieder erwartet aber ist nicht gekomen . Und so ist es oft gegangen . Es blieb imer nur beim Glauben . Ob der eine oder der andre eine lange Dauer hat ist vollkommen gleichgültig . Und alle die Teleologischen Bestimungen sind nichtig . Es erscheinen jezt sehr viele Cometen[ .] Man hat in neuen Zeiten eine Menge entdekt[ .] Es gehört weiter nichts dazu als eine genaue Kentniß des Himels und ein gesundes Auge und ein gutes festes Gedächtniß[ .] – Scharf zusehn muß man ob sich nicht ein Licht punkt findet welcher sich bewegt es braucht dazu keine Mathematik und Astronomie – inwiefern der Komet auf den Cosmischen Proceß der Erde Einfluß hat ist nicht ausgemacht man kann es aber denken[ .] – Man kann sagen daß in den troknen Somern die Erde von Waßer befreit ist und daß sich dieses zu einem selbstständigen gemacht hat – es ist wenigstens dies nicht unmöglich . – Der Lunarische Körper hat zu dem Körper dem er gehört ein bestimtes verhältniß und insofern haben es auch die Kometen . Diese beiden Momente sind die Momente | des Gegensazes – dies zusamen sein dieses Gegensazes ist der Planet . Komet und Mond machen erst eine Erde aus . Das Zusamengehen dieses Gegensazes in der einheit macht daß er ebenfalls auch das Princip der Sonne in sich hat . Der sich auf sich beziehende Gegensaz reducirt auf seine Einheit hat das Princip der Sonne dies erst macht die bestimte Totalität aus . Die Starrheit hat keine Materie : Gegensäze könen in ihr nicht frei werden weil sie das bloß Todte Neutrale ist – wenn es den Keim der Unruhe in sich hat so ist es erst Totalität . Die Erde ist diese Totalität . Erst der Planet ist das Lebendige die Einheit . Diese unruhige feurige Einheit welche sich dirimirt in Gegensäze . Die Erde also ist als Körper totalität das Vollkommne[ .] – Die Meinung der Menschen daß die Sonne oder der Mond das höhere sei ist falsch . Die Sonne ist abstraktes Moment es hat seinen Gegensaz außer sich . Im Sonnensystem wenn man von der Entstehung sprechen wolte so müßte man die Erde als das Erzeugende betrachten – welches seine gegensäze hinaus wirft[ .] | materialisirte Momente ihre Wahrheit ist nicht selbstständig zu sein sondern in beziehung auf einander . Sie sind Momente eines identischen Ganzen also selbst ideell

5

10

15

20

25

30

18 Totalität] Be : Individualität 26–27 welches seine … wirft[ .]] Be : indem es sich in sich unter- 30 scheidet und bewegt , seine Momente aus sich hinaus wirft und sich objektiv macht , sich eine Sonne macht . Dies ist die Idee der Materie aus einander gelegt . 28–63,2 materialisirte Momente … habend .] Be : Dies System ist nicht die Wahrheit der Idee ; sondern die Wahrheit dieser Momente ist ihre Idealität , Momente der Erde zu sein , die der Widerspruch in sich sind für sich zu bestehen 35 und doch begrenzt zu sein . Die erste Stufe ist die Form der Unmittelbarkeit , die zweite des Unter- 35 schiedes , dessen Moment ist individuell zu sein . 7 welcher] Ri : ws 8 inwiefern] Ri : insof . 15 erst] Ri : eust 19 weil sie] Ri : u die 21 erst] Ri : erst . 27 wirft[ .]] Die erste Hälfte der folgenden Seite ist unbeschrieben . 35 zu sein] Be : sd

physik

5

10

15

20

25

30

63

und so sind sie also die allgemeinen Naturmomente überhaupt als jezt gesezt mit einer Individualität Ihr bestehn in einem Subjekt habend . Die vorher freien Körper weil sie Momente sind so sind sie also als unterworfne Momente der Individualität oder die Individualität als solche ist nur erschienen als eine Erscheinung der Totalität . Daß sie als das Concrete erscheint muß gesezt sein daß ihre Momente sich zu einer einheit concentriren . Die Individualität ist das Concrete überhaupt . Zunächst betrachten wir diese physikalischen Elemente nicht mehr in der Form von selbstständigkeit . Ihre dialektik ist : daß sie selbstständige aber nur beschränkte sind[ .] | Das 3te ist dann der Elementarische Proceß die hervortretende Dialektik selbst . Das Erste Element war als das L icht . Aber so ist es paßiv – es hat diese bestimung der Paßivität weil das L i c h t diese Abstrakte Identität war . Die Einfache beziehung ist abstrakt und daß sie Abstrakt ist ist eben ihre mangelhaftigkeit . Indem das die Wahrhafte bestimung des L i c h t s ist so trit es in diese Form . Es ist in so fern das paßive : an sich zu sein aber so daß dieses Ansich sein eben nur ein solches ist daß es nicht für sich ist . Das Licht in seiner Paßivität ist dann das Element des Allgemeinen an | der Erde und das ist was wir Luft nennen – paßives Licht . Das schlechthin durchsichtige – das L i c h t ist nothwendig in der Luft[ .] – Die Paßivität des Lichts ist die Luft[ .] – Die Luft ist durchsichtig deßwegen unsichtbar . § 226 cf . – Das L i c h t als L i c h t ist die Abstrakte Identität[ .] Die Identität an dem Concreten ist was d a s s e l b s t ausmacht[ .] Die Luft ist das selbstlose . Die Luft ist nur entgegengesezt dem individuellen sie leistet nur Widerstand dem individualisirten ; aber dem was selbst die Form der Allgemeinheit hat leistet es keinen Widerstand . Die L u f t leistet nicht so widerstand wie die Materie . Diese Erfahrung die Davis der Engländer gemacht hat ist hieher gehend – wenn man | eine Kugel mit Luft füllt und nichts mehr hinein geht , so geht von einer andern Gasart noch eben so viel hinein als wenn keine andre Luft darin gewesen wäre . Dieses widerspricht ganz der Vorstellung von der Undurchdringlichkeit der Materie[ .] – Ebenso mit Waßerdampf , es geht ebensoviel Dampf hinein wenn sie voll Luft ist als wenn keine Luft darin ist . – In Ansehung der Luftarten kann man auch sagen daß es die Elasticität ist welche dies hervorbringt allein in Ansehung der Gasarten zeigt sich daß sie gleiche Elasticität haben – und keine eine gestrektheit – wie kann also die andre comprimiren[ .] – Ferner ist die Luft als Differente Allgemeinheit negative

35 9–10 Das Erste … paßiv –] Be : das Erste war ihre Selbständigkeit , das Zweite daß sie Momente eines

Systems sind . Das Licht ist nun zu einem Moment heruntergesetzt , es ist passives Licht , 20 selbst23 Die L u f t … Materie .] Be : Als das abstrakt Allgemeine ponctualisirt sie sich nicht in sich selbst .

35 lose .] Be : selbstlose Moment eines Andern , das schlechthin Durchdringliche ,

26 wenn] Ri : wim

32 Allgemeinheit] Ri : Allgemhten

124Ri

39Be

§ 227

125Ri

64

126Ri

127 Ri

§ 228

nachschrift ringier · 1819/20

Allgemeinheit . Gegen das Individuelle ist sie das Allgemeine . Das Allgemeine gegen das Individuelle . – Die Luft ist das unruhige es ist die macht gegen die Individualität . Als Flüßigkeit hat die Luft keine eigenthümliche Gestalt[ .] Aber gegen das Spezivische überhaupt ist sie die negative Allgemeinheit . Sie ist das mit sich identische sie verhält sich negativ gegen das Specifi sche d h . sie verzehrt das Specivische[ .] – Als diese Macht zeigt sich die Luft[ .] – Sie scheint zuerst verdachtlos weil sie das paßive ist – aber an der Luft verzehrt sich alles . Die Luft ist der Feind gegen das gebildete | sie zehrt an allem . Dieser Proceß wird durch den Geruch fühlbar . Wenn Luft an eine Wunde komt so zehrt die L u f t daran und die Pflaster haben keinen andern Sinn als sie vor der Luft zu bewahren . Die Luft will alles zu der Gestaltlosigkeit verwandeln[ .] – Wenn Fleisch mit Wachs übergoßen wird – Eier in Öhl gelegt werden etc so bleiben sie ganz unverwest[ .] Ebenso vergeht die Electricität an der Luft sie verliert ihre Spannung . Sie ist also diese geheime Verdachtlose macht welche alles Individuelle zu Gestaltlosem bringen will[ .] Diese ist insofern also die negativität[ .] – Man muß sich nicht denken daß beim Geruch viele Partikelchen herum fl iegen sondern sie sind invertirt[ .] Dieses feine Ver theilen ist die Vorstellung zu welcher die Atomistiker imer ihre Zuflucht nehmen . Es ist bloß aus der Hypothese gesprochen – es ist die schlechte Metaphysik des Verstandes[ .] – Die Luft reducirt die Körper zur vollkommnen Unbestimtheit die sie selbst ist . Die Bestimtheiten welche sie aufnehmen sind eben so in der Luft auf eine ideelle Weise nicht als Partikelchen , wie der Gedanke Der alles durchdringt auch bestimungen | in sich hat . Wenn man inficirte Luft chemisch untersucht so kann die chemie darinn weiter nichts fi nden . Alexander v . Humbold hat längst schon Versuche darüber gemacht . Er hat mit dem Eudiometer untersucht – sie hat sich gezeigt wie andre Luft . Die L u f t ist also dieses erste Element der negativen Allgemeinheit . § 227 . Diese 4 Elemente haben längst schon in der Vorstellung ihre Anerkanntheit gehabt[ .] Es sind das nicht die Elemente aus denen jeder einzelne Körper bestehn soll . Das 2te Element ist das Feuer und das 3te das Waßer . Die Bestimungen in sofern sie in der freien Gestalt sind sind als Himelskörper schon betrachtet . Die Luft ist das allgemeine in sich ist sie schon das Feuer aber daß sie als Feuer sei , muß sie sich für sich sezen als für sich seiend : dan ists Feuer . Hierher gehören die Er-

5

10

15

20

25

30

4–5 identische] Be : Identische , der Trieb identisch zu sein , 7–8 Die Luft … allem .] Be : der organische Prozeß ist immer im Kampf mit der Luft , wie das Elementarische überhaupt gegen das Ausgebildete . 8 wird durch … fühlbar .] Be : ist der Geruch der Körper , ihr fortdauernder Pro- 35 zeß . Die Luft reinigt sich eben so in sich selbst zu ihrer vollkommnen Durchsichtigkeit und Un- 35 bestimmtheit . 11 Wenn] Ri : Wim wenn

16 sind] Ri : ist

20 aufnehmen sind] Ri : aufnit ist

22 Wenn] Ri : So

physik

5

10

15

20

25

30

65

fi ndungen durch Compreßion Feuer zu machen . Sie wird durch Compression zum fürsich sein gebracht – inerhalb ihrer selbst gesezt[ .] – Dann trit sie als Feuer auf . Das Feuer ist einerseits allerdings das Licht aber in der Differenz gesezt in beziehung auf Individualität . Das Licht , diese Einheit als Dialectik ist Feuer . Die Wärme macht die andere Seite[ .] | Die Wärme wie wir später sehen ist das cohaerente das in sich unterschiedene . Der Übergang des Unterschiednen in die einheit wird das Feuer . Die Sonne bringt diese Einheit hervor . Es heißt im § . das Feuer ist die Zeit nur materialisirt . Es ist der Abstrakte Proceß überhaupt . Das Feuer ist also das Verzehrende – in sofern es nichts zu verzehren hat so verzehrt es sich selbst – ist dieses aufgezehrt so ist es selbst verzehrt . | Es ist das negativ sezende selbst aber deßwegen steht es nicht für sich selbst es hat Bedingungen . Im realen Proceß zeigt es sich immer als diese eigenen Gestaltungen als das negative zu sezen und die unterschiede auf zu heben[ .] – Das Feuer hat nur 2 zu verzehren entweder es erzeugt ein Verbrantes oder neutrales . Das Licht ist die Feier dieser Einheit , Die Wärme ist überhaupt die Erscheinende auflösung der Cohaesion[ .] Das Animalische hat deßwegen das Feuer insich weil es selbst der lebendige Proceß ist – der Proceß der für sich besteht – das Unmittelbare das zu Todtem übergehende begeistigt[ .] – Es braucht keine äußre Ursache . Das Feuer ist das schlechthin thätige – die verzehrte Thätigkeit ist das Todte , es hat in sich selbst nicht das Feuer , es ist das kalte überhaupt[ .] – Aus allem | Verbrennungsproceß schlägt sich Waßer nieder . Das Waßer kann das paßiv concrete genannt werden . Das paßive ist die reduction des Unterschiedslosen zu seiner Abstumpffung das Concrete enthält die Seite des Gegensazes aber nicht die negative für sich seiende einheit diese gehört dem Feuer an – um seiner concreten bestimung willen ist es materieller – das Feuer ist das Absolut leichte[ .] – Das Waßer ist das schwerere eben weil es materiell ist so trit an ihm die Attraction hervor , Indem das Waßer das neutrale ist so ist es ohne Cohaesion in sich es hat keine bestimte Richtung in sich als die Richtung der Schwere . Das ist die mechanische neutralität oder diese Cohaesionslose indifferenz das macht seine Flüßigkeit – weil es seine Gestalt nur von außen und von der Schwere erhält . Das Waßer ist durchgängig das Gleichgültige – der Tropfen ist sowohl von seinem andern getragen als er das andre tragen hilft – die Flüßigkeit ist also die wesentliche Gestalt des Waßers , die mittlere Temperatur bestimt den habituellen Zustand des selben[ .] Als neutrales

… kalte] Be : Das andre Element des Gegensatzes ist das Wasser , die verzehrte Thätigkeit , das todte Resultat oder Neutrale , das in sich selbst nicht die Fähigkeit hat die Diremtion 21 Unterschiedslosen] Be : Unruhigen 24 leichte] Be : Leichte 35 seiner selbst zu setzen , das Kalte oder leicht machende

35 18–19 die verzehrte

2 Feuer] Ri : Feus

25 Waßer] Ri : maßr

128Ri

40Be

129Ri ; § 229

66

130Ri

§ 230

131Ri § 231

132Ri 41Be

nachschrift ringier · 1819/20

ist es eben so fähig seine gestalten zu verändern . Der Tropfen , die Kugel , das Gestaltloße welches nach allen Richtungen gleich determinirt ist[ .] – Es kann auch als das neutrale | übergehn in die Starrheit und in die Luftform[ .] Sie kann die Form einer solch losen Expansion annehmen und auf der andern Seite der Starre . Das Waßer ist von alten Zeiten als Muter von allem angesehn worden : als das neutrale ist es die Möglichkeit des Gegensazes . Es selbst ist formlos aber eben deßwegen schließt es alle Formen in sich . Das Waßer ist das chemisch indifferente eben so gut auch das chemisch differente . Die Totalität ist von beiden : Waßer und Feuer zusamengesezt . Diese Totalität überhaupt ist wie es § . 229 heißt die noch unbestimte Erdigkeit daß seine individualität gesezt sei , dies andre ein dasein an ihr habe geschieht erst durch einen Proceß . Was begriff ist muß dasein haben , daß es Dasein habe muß es Gesezt werden : das Sezen des Begriffs in seinen gedrängten unterschieden sind theils die Elemente und diese sind bestimt den Proceß auszumachen und dieser Proceß ist das Sezen – deßen was die Erde ist . Was enthalten ist in unserm Begriff als Dialectik muß auch wirklich vorhanden sein . Dieser Proceß ist der Proceß der Erde . Er zeigt sich als gebährendes fruchtbares . Die bestimung der Elemente ist dieses : nicht für sich zu sein sondern im begriff ist nichts was nicht in der Natur ist | und in der Natur nichts was nicht im begrif ist . Das gegenseitige Spannen dieser Elemente ist das Lebendige Leben der Erde . Die Erde ist wesentlich dieser Proceß – das meteorologische des Proceßes ist auch nur dem Planeten eigen – der Mond enthält bloß formelle Proceße . Der erste Proceß war also bewegung in seinem Begriff war die Zeit . Der Proceß der Bewegung materialisirt ist das Leben der Erde überhaupt in diesem ist die Dialectik welche die Erde selbst ist – die Erde ist ebenso Gut das beständige Resultat des Proceßes als sie die Grundlage ist[ .] – Der Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang[ .] – Daß Gegensäze seien muß vorher die einheit des jezt geschiednen vorhanden sein : daß sowohl ein scheiden seie als ein zusamenhalten des geschiednen dazu muß vorher ihre Totalität sein : die Erde . Dieser lebendige Proceß ist beziehung auf sich selbst er facht sich aus sich selbst an und bringt das geschiedne wieder zur Einheit – der organische Körper geht nicht über in ein andres sondern er ist sich selbst Zwek | und kehrt zu sich selbst zurük . Dieser Proceß ist der welcher der meteorologische genannt ist . In diesem Proceß muß

5

10

15

20

25

30

3 Starrheit] Be : Form der Starrheit , der Krystallisation 17–19 sondern im … Leben] Be : sondern das Selbst zu sein , sich zu reduciren auf ihre Individualität , dies ist das lebendige physikalische Leben 20–21 der Mond … Proceße .] Be : die Sonne , der Mond und die Kometen haben nur den 35 Prozeß der Totalität . 22–23 ist das … ist –] Be : ist die Dialektik selbst , wodurch die Erde ein 35 belebtes Hervorbringen ist ; 28 selbst an] Be : selbst hervor , wie alles Organische und individuell in sich Geschlossene . | 31 meteorologische genannt ist .] Be : meteorologische . Die Elemente als 4 solch] Ri : sich

9 229] Ri : 221

physik

5

10

15

20

25

67

ein unterschied zwischen Betrachten des endlichen und unendlichen Proceßes gemacht werden . Der unendliche proceß facht sich selbst an[ .] – Die Stoffe verhalten sich zu ein ander als äußerliche aber daß sie sich als äußerliche verhalten ist nicht ihr wahrhaftes Verhältniß[ .] Ihre selbstständigkeit in der sie erscheinen ist nicht ihre Wahrheit . Im Endlichen Proceß erscheinen aber die Elemente als die Wahrheit . Deßwegen muß man auch nicht die bestimung des unendlichen Proceßes übertragen wollen in den endlichen[ .] – Man kann sein Produkt nicht in retorten nach machen . Insofern diese oder jene Erde zu diesem oder jenem Waßer zugesezt wird[ .] Hier (im chemischen Proceß) komt die Thätigkeit äußerlich hinzu und sie verhalten sich hier gegenseitig : hingegen beim lebendigen Proceß ist die Thätigkeit ihre Seele . Aber ihre Substantialität ist immer nur ihre Idealität – hier sind sie also nur ideelle . Im Physikalischen proceß hat man sich nicht hintanzuhalten daß die Elemente sich in der That verändern . | Ebenso im Organischen Körper . Ein großes Organisches Individuum ist die Erde wie ein Organismus . – Es ist hier ein Verwandeln des Bluts in alle Theile in Knochen Sehnen etc . Indem diese Momente wesentliche Momente sind fällt eben so aller Aberglaube an die Stoffe hinweg . – Z . B . Im Kristall wird das Waßer flüßig wenn man ihn auflößt aber im Kristall ist durchaus nichts feuchtes zu fi nden das Waßer ist verwandelt . Wenn eine Kohle völig durchglüht ist so findet sich unmittelbar in der Kohle wieder waßer . Man könnte sagen Metalle seien etwas individuelles , denn in Verhältnißen mit schwefel sind sie individuell . Sie heben in dem Proceß ihre Formen gegen ein ander auf . Was sie verändern ist nur ihre Form . Im Kristall verschwindet das Waßer , man sagt dann das Waßer wird gebunden – die Wärme ist gebunden : d . h . man empfi ndet sie nicht . Nun sagt man aber sie hat sich nur verstekt . Latent werden ist das Hervortreten von anderm[ .] Was aber nicht da ist das ist nicht (im phisikalischen)[ .] Dies ist bei dem Sinnlichen nöthig , daß was ist da sein muß . So hat man auch gesagt – das Waßer sei a u f g e lößt in der Luft . So kann wie Waßer mit Salz die Luft mit Waßer gesättigt werden . Aber das Waßer

30

unselbständige Momente bestehen in diesem Prozeß . 2 unendliche proceß] Be : unendliche der 4–5 nicht ihre Wahrheit .] Be : nur ihre Erscheinung , aber sie sind ideell ; 5 erscheinen aber … Wahrheit .] Be : ist alles bestimmt . Im allgemeinen Prozeß muß der Begriff das Übergehen der Elemente in einander setzen , 9–10 sie verhalten … gegenseitig :] Be : bleiben diese Stoffe äußerlich ; 12–13 Im Physikalischen … verändern .] Be : Die Unveränderlichkeit der Elemente ist etwas andres als die Unveränderlichkeit der endlichen und dem endlichen Prozeß aus35 gesetzten Stoffe ; Qualität hat nur gegen Qualität Bestimmung ; die spezificirte Materie hat kein Recht an der Dauer . Absolute Selbständigkeit der Stoffe ist nicht . 17 Waßer] Be : Wasser fest ,

30 sich auf sich selbst bezieht

6–7 übertragen] Ri : nicht übrtr 14 Individuum] Ri : Indidividuum lelen 16 fällt eben so] Ri : eben so fl lt 17 an] Ri : folgt Textlücke sättigt] Ri : gstttgt

15 Verwandeln] Ri : Vwe21 denn] Ri : ab . 28 ge-

133Ri

68

134Ri

§ 232

135Ri

42 Be

nachschrift ringier · 1819/20

ist das Element der neutralität was schlechthin bestimbar ist und was das bestimte in sich enthält und erhält . Die Luft wird auch specificirt es ist der Geruch welcher sie specifi cirt aber sie erhält diese Specifi cation nicht , sie vernichtigt sie . Die Luft löst | nicht in dem Sinn auf wie Salz und Waßer . Wenn Waßer in der Luft aufgelöst wird so wird sie meint man specivisch schwerer werden aber es zeigt sich das Gegentheil – die trokne Luft ist schwerer – die feuchte Luft ist leichter . Enthielte die Luft das Waßer aufgelößt so müßte diese Luft specifi sch schwerer sein als die trokne Luft . § 2 31 . und 232 . ist das nähere enthalten[ .] – § 231 . Der erste Proceß ist das sezen des Unterschieds Spanung . Das Sezen von Extremen komt imer zuerst vor im Leben , hernach werden sie in die einheit zurükgeführt . Diese einheit ist das indifferente das gleichgültige , aber das unmittelbare . So ist 231 gesagt daß der Proceß der Erde etc (confertae) . Das Licht der Sonne ist dieses Abstrakte denken : die Erde als die Totalität überhaupt was den Gegensaz in ihm enthält[ .] Die Erde ist noch das unaufgeschloßne das Unmittelbare was alles in sich enthält[ .] – Ihre einheit ist dann der Gegensaz zum Einfachen und dieses ist dann das Licht und das macht das cosmische verhältniß der Erde überhaupt aus . Die Erde ist gleichsam die Neutralität des Ganzen sie hat als solche ihre Gegensäze außer sich . Dieser Gegensaz ist das L icht . Das ist das Entzündende[ .] – Es verwandelt das Neutrale in die Form der Identität d . h . jedes der unterschiednen wird isolirt so kann es die einheit dirimiren . Das Verhältniß der einheit ist dem Manigfaltigen sein bestehen zu geben als einem unterschiednen[ .] Es hat nur ein solches | bestehn in dem sich jedes auf sich selbst bezieht . Das Analisiren besteht darin : jedes einzeln heraus gehoben . Das Licht ist insofern dieses Anfachen des Gegensazes . Dieses cosmische Verhältniß ist nun auf manigfache Weise modificirt[ .] – Es gehört zu diesem Verhältniß die Stellung derselben zur Sone – ihre bahn – die neigung der Axe zu der Ebne ihrer Bahn – Unterschied des festen Landes – berge Ströme , – Alles das sind jene Verhältniße – Allenthalben in allen Verhältnißen indem sie Bewegungen sind werden Zunehmen und Abnehmen quantität annehmen . Aber die Unterschiede welche hervorkomen sind nicht nur Quantitativ | sondern auch Qualitativ hervor zuheben . Zb . mit dem Waßer : es wird erhizt immer mehr und mehr nun fängt es an zu sieden – das ist ein qualitativer Punkt – so bei der Kälte : das Eis . Hier geht das Quantitative Fortgehen nicht mehr weiter . Das Waßer mag noch so lang sieden so wird es nicht weiter erhizt[ .] Man kann es freilich etwas über den Gefrierpunkt hinunter treiben aber im natürlichen Gang ist doch dieser Punkt

5

10

15

20

25

30

35

19–20 jedes der … dirimiren .] Be : jedes für sich gesetzt wird . Das Denken ist eben dieses Dirimiren . 35 12 confertae] Ri : conferatae 14 unaufgeschloßne] so Be Ri : aufgschlßne Ri : der ’ Textlücke 28 annehmen] Ri : z . nehmen 30 wird] Ri : wrt

15 zum Einfachen]

physik

5

10

15

20

25

69

der bestimte . So mit der Erde giebt es auch so bestimte Qualitative Knoten : Z . B . Ebbe und Flut – Sonnenflut und mondflut[ .] – Solche erscheinungen hängen von der Stellung des Monds ab . Der Mond geht allenthalben | fort , in dieser Entfernung entstehen bestimte Punkte – qualitative Punkte[ .] – Es scheint uns der rechte winkel sei nur für uns erfunden aber es ist dieser auch qualitativ . So die Aequinoctial stürme – diese Punkte machen qualitative Unterschiede aus ohne selbst Qualitativ zu sein . In der Bewegung giebt es also qualitative Knoten[ .] Das Eine moment ist also das moment der Spanung – Erde und Luft : Abstrakte Allgemeinheit gegen die Concrete Einheit . Zu den Abstraktionen des Spröden des Punktuellen ist die erde auch in Spanung gegen die Luft . Das Verhältniß als Verhältniß kann als Electrisches Verhältniß angesehen werden[ .] Die Electricität ist nur die Erscheinung dieses Verhältnißes wo diese Spanung auf oberflächliche weise sich äußert . Die Spanung überhaupt also ist nicht der reale Proceß . Das Weitre ist dann daß die Erde nicht blos Als Abstraktes sich diesem gegenüber sezt sondern daß sie ihren Gegensaz verkörpert . Durch die Luft ist zugleich die Rükkehr aus der Spanung gesezt . – Das vermitelnde ist etwas was die specielle Phisik zu betrachten hat (cf . Anm . § 232 .) Es ist hier gesagt daß damit die Physik auch nicht weit gekomen ist . Damit daß man sagt daß der Bliz daßelbe sei wie die Electricität ist nichts auf gelößt . | Der Gegensaz der Erde und der Wolke ist ein Gegensaz der Starrheit und des Cometarischen . Die Andern Phänomene sind nur unvollkommnes Gewitter[ .] Man stellt sich wie gesagt das Waßer in der Luft als aufgelößt vor . Wie man aber auf andre Weise vorstellen will daß das Waßer in der Luft ist so hat jedes seine Schwierigkeiten . Im Somer dunstet am Meisten gegenüber dem Winter aus . Der Dampf sollte hinauf gehen – in den oberen Luftschichten findet man selbst nicht Waßer weder chemisch noch sonst[ .] – Man findet nur Waßer stoffgas . Wo der Dampf hingekomen ist ? Wenn sich die Wolkenbildung gestaltet so zeigt doch alle Erfahrung daß sich das Waßer nicht droben fi ndet . Von allem dem vielen Dampf fi ndet man in

30

9 Zu den … Punktuellen] Be : Die Erde geht zum Krystall , zum Spröden über , 14–15 verkörpert . Durch … gesezt . –] Be : verkörpert , die Luft zur Neutralität zur Allgemeinheit bestimmt die ma30 teriell ist : damit ist die Rückkehr aus der Spannung gesetzt . Eben die dirimirende Thätigkeit des Prozesses , die Spannung und die selbstlose Neutralität auf der andern Seite , ist das Allgemeinste in diesem Prozeß . 20–21 Man stellt … vor .] Be : in der Physik wird gesagt , das Wasser verdampfe und steige in der Gestalt von Wolke , Nebel und sofort auf und falle wieder herunter . 22–23 35 Schwierigkeiten .] Be : Schwierigkeiten , worauf De Luc aufmerksam gemacht hat . 23 Meisten] 25 nur Waßer stoffgas .] Be : kein 35 Be : meisten , der Dampf ist leichter gehende Luft als die Luft ist , Wasser stoffgas , das sich zwar chemischer Weise fi ndet . 3 Entfernung] Ri : Emftrnug 4 entstehen] Ri : machen 5 ist] Ri : sd dsem 16 (cf . Anm . § 232 .)] Ri : cf . (Anm . § 231 .) 26 zeigt] Ri : ght

13 Erde] Ri : Erde f

136Ri

§ 233

137 Ri

70

138Ri 43Be

nachschrift ringier · 1819/20

der oberen Luft nichts . das ist die Hauptschwierigkeit welche diese Erfahrung hat man sieht das Waßer wohl hinauf steigen aber kein Waßer droben[ .] Obschon oft Monathe lang die Hize anhält so findet sich doch oben in der Luft nichts . Wenn man solche Luft einsperrt so schlägt sich kein Waßer nieder . Man sagte der Wind trage es fort : Der Wind überhaupt : kommt von den Wolken her . Das Allgemeine ist die Spanung überhaupt in dieser Spanung ist der Beginn die Rük kehr[ .] – In Ansehung der Wolkenbildung sind es vornemlich die Gebirge , diese Cristalle – welche ein Hauptmoment in der Bildung der Wolken haben . Partiell kann das allerdings der Fall sein . Im Allgemeinen können die Gebirge angesehn werden als der so zu sagen thätige Cristall welcher als Moment der Starrheit sich determinirt in seiner Spannung zu seinem Gegensaz . Sie machen sich das Waßer als das gefoderte Moment[ .] – | Im bestimten Gegensaze ist es das Starre das sich gegenüber das Neutrale sezt . | Man sagt z . B . die Salze ziehen das Waßer aus der Luft an . Auch Kiesel ziehen Feuchtigkeit an und nicht sowohl indem sie kälter sind und dadurch den Dampf zur wäßrichten Flüßigkeit determiniren . Das Waßer kommt grade so wie die Kohle eben so imer zum Vorschein[ .] Hier ist es mechanischer Weise von sich entfernt und es ist bloß das Waßer hier der gefoderte Gegensaz . Wenn sich die Physik dagegen sezt so ist was sie aufstellt dagegen eine bloße Theorie[ .] § 232 . Hier ist das andre moment[ .] Die Spanung kehrt zurük zur Einheit . Weder das Waßer wird zum Comet noch die Erde zum monde[ .] – Es eint sich beides . Indem es zu seinem für sich sein kommt so wird es ein abstraktes für sich sein – eine Negation seiner selbst . Für sich außer der Totalität getreten verzehrt es sich selbst geht zu Grunde . Dieses sich selbst entzünden ist das Gewitter[ .] – Es giebt sowohl Erdblize als Wolkenblize der Gegensaz beider ist in der Spanung . Die Electricität ist hier auch mit im Spiel . Einerseits ist es das sich entzündende Waßer . An andern Körpern komt die Electricität auch zum Vorschein aber hier

5

10

15

20

25

2 droben[ .]] Be : droben fi nde . Auf hohen Gebirgen fi ndet sich nichts dergleichen . 5 Der Wind 30 … her .] Be : aber der Wind selbst wo kommt er her ? Der Wind geht vor der Gewitterwolke her , diese macht sich den Wind . 11–12 gefoderte Moment[ .] –] Be : geforderte Moment seines Ge- 30 gensatzes hervor . Wie der concentrirteste Eigenwille sich determinirt zum Entgegengesetzten . 14–16 Auch Kiesel … determiniren .] Be : diese Feuchtigkeiten werden auch vom Kiesel angezogen ; indem der Kiesel der Luft gegenüber sich determinirt zum Wässrigen . Auch in getrockneter Luft fi ndet sich Wasser . 20 Hier ist … zurük] Be : Das andre Moment des Prozesses ist die Explosion der Spannung , die Aufhebung derselben und Rückkehr 22–23 für sich sein] Be : Fürsichsein , das 35 Extrem auf seine Spitze getrieben , 26 Die Electricität … Spiel .] Be : indem die Elektricität als die Erscheinung des Moments der Selbstverzehrung des Lichts hervortritt . 10 thätige Cristall] Ri : thätgen Cristalle 20 232] Ri : 230 treten] Ri : gtrtnt 26 es] Ri : es einerseits

22 Indem] Ri : In dem

23 ge-

physik

5

10

15

20

25

71

trit die Electricität unter ganz andern Bedingungen ein – Waßer ist das Tilgen der Electricität und in der Luft sind keine solche Reibzeuge . | Dieses ist also die Cometarische Selbständigkeit . – Diese Selbständigkeit kann auch weiter gehn . Es kann einen Kern bilden einen irrdischen Kern . Es ist das Gespannte und Stoff[ .] – Es ist die bedingung vorhanden daß das Irdische auch so entstehn kann – und so sehen wir Athmosphärilien die mit einer Explosion zur Erde fallen . Es sind in vielen orten solche Sachen gefallen[ .] – Man hat das für Fabel gehalten bis vor 20 Jahren der Glaube den Leuten auf den Kopf gefallen ist . Man hat gemeint es käme aus dem Monde her Andre meinten auf der Chaußée seien Theile von den Hufeisen aufgeflogen und häten sich conglomerirt . Die Athmosphärilien könen als unreife Monde angesehen werden – daß sich das Neutrale durch Feuer verdichtet zu irrdischem Gemacht hat . Daß dieses vorzüglich Eisen ist das geht uns hier nichts an . Man hat größere und kleinere gefunden[ .] Größere Eisenmaßen sind gefunden worden . Bei den Esquimo’s fand man jüngst Eisen Werkzeuge – das muß auch von solchem Eisen herkomen . – Es sind auch die Vulkane welche hieher gerechnet werden können (diese Starrheit) welche einem solchen Proceß angehören . Bei den Erdbeben zeigt sich der außerordentliche Erfolg den sie haben Vulcane in Europa und in Amerika entstehn mit ein ander etc . Ebenso ist es mit | Gewittern verbunden . Auch die Vorempfindungen der Thiere deuten darauf . Stiere stemen sich gegen die Erde . Vögel zittern . Es ist also offenbar ein Proceß von größerer innerlicherer Allgemeinheit . – Das nähere – besondre Modification Localitäten gehört nicht hieher – (In Aegypten regnet es oft mehrere Tage nicht . In Chili alle Tage[ .] – Gegen 3 Uhr stellt sich nur das fürchterlichste Gewitter ein .) Das wesentliche ist daß dieses moment nothwendig ist – im Begriff begründet . Für die Reduction zur einheit reichen die Formen nicht hin welche dem äußerlichen Endlichen Stoff unterworfen sind . Das allgemeine Leben der natur hat eine Idee zur Grundlage . Die

2–3 in der … Selbständigkeit . –] Be : in den Wolken und in der Luft sind nicht solche Bedingungen , das Wasser ist dort das Thätige der Elektricität . Diese kometarische Selbständigkeit überhaupt ist das 30 Moment des Wassers ; 4 Kern . Es … Stoff[ .] –] Be : Kern , wozu Bildende Bedingungen sind , der 6–7 Es sind … gefallen[ .] –] Be : es giebt alte Sagen , es habe Steine 30 Stoff und das Fürsichsein ; geregnet , 10 Die] Be : Die Bedingung daß das Lunarische zu einem Kern fortgehen könne ist hier vorhanden . Die 13–14 Größere Eisenmaßen … Werkzeuge –] Be : Die größten sind die großen Eisen massen in Siberien und Brasilien , und im vorigen Jahre haben die Engländer bei den Eskimoos Eisen gefunden , 16 Proceß] Be : Prozeß der Selbstentzündung 16–19 Bei den … darauf .] Be : 35 Der Prozeß des Erdbebens ist nicht ein mechanischer , von einer Ansammlung von Dünsten und Vermischung mit Wasser ; wogegen schon der ungeheure Zusammenhang derselben mit einander zeugt ; es ist eben so mit Gewittern , es zeigt sich eine zusammenhängende Spannung . Die Vorempfi ndungen bei den | Thieren hierbei führen auf einen intensiveren Zusammenhang derselben ; 2 sind] Ri : ist

18 mit 2 ] Ri : mit Ge-/

26 sind] Ri : sd nicht hin

139Ri

140Ri

44Be

72

§ 234

141Ri

§§ 235 , 236 142Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Endlichen Proceße sind gegen ein ander nicht äußerliche wohl aber den andern . Diese verhalten sich bei ihrem Zusamentreffen auch selbständig[ .] – Dieser Proceß macht die Erde überhaupt fruchtbar . – Die Erde hat als das concrete nur Individualität als die Einheit der Unterschiede . Diese Individualität nun als das Band , als die existirende Verknüpfung dieser unterschiede ist was nicht mehr auseinander ist[ .] – Die unterschiede nun in dieser Einheit sind es wie sie nur hervortreten können und die reale bestimte Körperlichkeit ist nichts andres als daß die Unterschiede zu der Einheit reconstruirt werden ; in der Herrschaft dieser Einheit . Die Individuelle Körperlichkeit ist ein relatives überhaupt sonst ein Verhältniß in sich . In dem Sonensistem | ist diese Bestimtheit – Verhältniß . Diese Verhältniß bestimtheit ist weiter formelles Verhältniß überhaupt daß also der Körper in sich ist aber in dieser reflexion zugleich reflexion in andres ist . Beziehung auf andres – aber so daß diese Beziehung wesentlich reflexion in sich ist . Das Bestimtheits Verhältnis zu sein ist sein eignes immanentes . Diese natur zeigt er nun und giebt ihr Dasein nur im Verhältniß zu einander . Die Qualitative realität ist zuerst gleichgültige bestimtheit . Licht – Starrheit – Neutralität erscheint als Verhältniß jedes für sich in seinem Dasein . Hingegen gilt wie jezt die Eigenschaft bestimt ist daß sie zu ihrem Erscheinen eines andern bedarf indem sie bedeutung des relativen hat der Relativität aber äußerlich ist . Die Vergleichung von 2 Körpern ist relativ . Es ist ganz äußerliche relativität . Das ist nun also die bestimtheit der Verhältniße so daß dies : Verhältniß zu sein die imanente bestimtheit des Körpers auszeichnet . Aber so daß diese nur die Erscheinende Individualität ist oder die Endlichkeit überhaupt . Erscheinung heißt das daß etwas für sich ist – um für sich zu sein bedarf es eines andern . Es ist also die Erscheinung immanentes Verhältniß . Das Verhältniß in seiner totalität hat alle seine Seiten in sich selbst . Alle diese Seiten machen eine Individualität aus . Der Körper in der totalen individualität ist überhaupt seine Gestalt . In dem Grundriß § 234 und 235 ist der übergang gemacht zu der Gestalt[ .] – Jede Indivi|dualität ist in ihrer Erscheinung daß die momente untergeordnet sind und gelegentlich als momente angeführt sind bei den übrigen Momenten .

5

10

15

20

25

30

5 existirende] Be : existirende immanirende 9 Die Individuelle] Be : Die erste Bestimmung ist daß 30 die individuelle 10 Sonensistem ist … Verhältniß .] Be : Sonnensystem und im System der Elemente ist jedes eine abgesonderte abstrakte Bestimmtheit . Körperliche Bestimmtheit ist wesentlich Verhältniß-Bestimmtheit[ .] 20–21 Verhältniß zu … auszeichnet .] Be : diese Relativität ist ihre 35 immanente Bestimmtheit ; dieses Relativsein ist zugleich die Qualität des Körpers . 5 was] Ri : ws sich 8 Unterschiede] Ri : Textlücke 10 Sonensistem] Ri : Sonenstistem 17 Ei- 35 genschaft bestimt] Ri : Eigschbestimt 20 dies] Ri : died 21 auszeichnet] Ri : auszeichnen 27 235] Ri : 3(5 ?)

physik

5

10

15

20

25

30

73

Das erste war der Proceß der Individualität überhaupt das 2te ist die Individualität das 3te ist das für sich seiende zurükgekehrte Verhältniß . Die Individualität ist zuerst Erscheinung als unmittelbare denn das Verhältniß ist das : das unmittelbare zu sein . Dies macht die Sphäre der Erscheinung der Individualität aus oder die Sphäre der Endlichkeit der Körper . Das Endliche ist erscheinend das Erscheinende ist endliches sich auf sich nur beziehend als etwas das außer sich ist[ .] – Das ist hier verknüpft aber beides noch getrennt . Das ist also die unmittelbare Individualität . Aber weil es unmittelbar ist so fallen die unterschiede aus ein ander . – Das totale Individuum wie es als Gestaltung ist in seinem proceße ist es in der Beziehung nur auf sich . Die Wahrhafte Individualität ist erst ein Subject (§ 235)[ .] magnetismus ist das strenge Princip der Gestalt hier sind unterschiede . Bei jedem Cristall gehören die winkel und Flächen Einem Ganzen an . Das Organische ist das höhere dieser Individualität , die so entwikelte Gestalt im Organischen ist das Subjekt , das an|derm Eins welches Seele heißt gegenüber steht . Hier haben wir nur die unmittelbare Individualität[ .] Das Erste in dieser Erscheinung ist nun das was wir Dichtigkeit heißen specifi sche Schwere – | das ist ein Verhältniß – einfache Bestimtheit . Aber sie ist wesentlich nur als Verhältniß . – Das 2te ist das Entwikelte Verhältniß : daß etwas äußerlich sich zu anderm Verhält und darinn beharrt – Elasticität überhaupt[ .] Diese bestimtheit zeigt der Körper nur im Verhältniß zu anderm . Indem der Körper Gewalt leidet so zeigt er dadurch sein für sich sein[ .] Das 3te ist die reale Elasticität . Verhältniß von 2 Unterschiedenen . Daß die beiden Seiten des Verhältnißes sich ein reales sind[ .] Das erste ist also daß die Individualität zunächst nur die Abstrakte Seite hat ein Verhältniß ein einfaches Verhältniß (cf . § 236 .) § 236 – Die Specifische Schwere heißt Verhältniß des Gewichts zu dem Volumen . Wenn derselbe Raum z . B . ein Cubiczoll z B . Gold enthält ist er 19 mal specifi sch schwerer als das Waßer[ .] Es ist Verhältniß von Gewicht zu Volumen wir komen also hier wieder zum Raum zurük wir haben den Raum zum Moment und deßwegen : da das Materielle Verhältniß ist[ .] | Das erste ist das einfache Verhältniß noch kein reales Verhältniß . Es ist nur vorhanden daß das materielle als das Besondre sich verhält zu seiner Allgemeinheit und diese Allgemeinheit ist der Raum .

35 1 Individualität 2 ] Be : unmittelbare Individualität , das Concrete für sich ;

3–4 unmittelbare denn 12 35 unterschiede .] Be : Unterschiede die Einem Subjekte angehören der Form nach , die Individualität ist nicht mehr außer sich . 17 Verhältniß –] Be : Verhältniß in sich , wiewohl

… sein .] Be : unmittelbar , ein Verhältniß und nicht ein Verhältniß da sie vermittelt sein muß .

11 Die] Ri : Das

15 das] Ri : daß das

anderm] Ri : and / drm

17 Dichtigkeit] Ri : Dischtig k

143Ri 45Be

§ 237

144Ri

74

145Ri

146Ri 46Be

nachschrift ringier · 1819/20

Reale Negativität (Zeit) ist noch nicht Vorhanden es komt erst später . Es ist ein Verhältniß in sich selbst . Seine besonderheit ist nichts als ein Quantum schwerer M a t e r i e und diese schwere M a t e r i e in ihrer Abstraction ist der Raum . Das ist das was als Dichtigkeit erscheint . Deßwegen trit die Dichtigkeit als das erste Moment hervor : indem wir von einer Volksthümlichen Individualität sprechen so unterscheiden wir auch Gattung und Art aber dort ist Gattung concretes . Aber diese Individualität hier ist zuerst eine Allgemeinheit . Das Verhältniß ist dann kein andres als das angegebne . Es ist die besondrung der Schwere an ihr selbst – als Verhältniß : Die Schwere erleidet also hier Veränderungen . Daß die Schwere identisch ist mit dem Raum und dieses seinem Allgemeinen Ideellen entgegen trit und die Form hervortrit – das ist die Dichtigkeit überhaupt . | In der Anmerkung ist von dem atomistischen die Rede , die Dichtigkeit besteht darin : Die Mollecüle sind alle gleich schwer . In dem selben Volumen sind bald mehr bald weniger solche Theile . In dem Gold sind also 19 mal mehr materielle theile als in dem Waßer[ .] Diese Theile werden gleich groß angenommen und gleich schwer[ .] Wenn in demselben Volumen eine große Menge ist so entsteht die Folge daß leere Zwischen räume sind[ .] – Eine weniger dichte m a t e r i e sagt man enthält Poren – das ist aber nichts als eine Erdichtung des Verstandes – der bloß bei der Abstrakten identität stehn bleibt . d . h . die Materie bekomt keine Selbstständigkeit gegen den Raum und wo die materie nicht ist da ist ein leerer R a u m . Es ist also die Specification der M a t e r i e geläugnet . Der M a t e r i e allgemeinheit ist der R a u m . Es ist bloß mangel an drukentwiklung der materie . Die M a t e r i e ist ein besondres gegen den R a u m : sie erfüllt den R a u m nicht auf gleiche Weise . – Zu neuer Zeit ist viel von Dynamischer Physik die Rede gewesen[ .] In der Atomistischen Ansicht ist der Fall daß bloß von der Größern oder Geringern Menge die Rede ist die in einem R a u m sich befi ndet[ .] | Hier ist der Unterschied bloß in einem mehr oder weniger[ .] Kant hat diese | bestimung verwandelt in das intensive und sagt es sind nicht mehr Theile sondern es ist hier ein Unterschied des Grades . Es ist eben dieser Unterschied daß das Extensive gesezt wird durch Vielheit . Das Intensive ist auch eine Vielheit ist aber etwas intensives[ .] Die 20° der Wärme ist nicht eine Vielheit sondern nur Eines . Das Dynamische hat diese Bedeutung daß an die Stelle des Extensiven Quantums das Intensive gesezt ist .

5

10

15

20

25

30

20–23 Es ist … Weise . –] Be : Die Materie erfüllt immer auf gleiche Weise den Raum , womit die 35 Formenbestimmtheit der Materie oder die spezifische Materie , die Besonderung vom Allgemeinen , dem Raum , geläugnet wird . 23 Zu neuer Zeit] Be : seit Kant 35 5 indem] Ri : in dem 9 Daß] Ri : Das 12–13 Rede , die … darin :] Ri : Rede : »die … darin 26 befi ndet] Ri : befi nden 27 verwandelt] Ri : vrwdtelt

physik

5

10

15

20

25

30

75

Man hat die Specifi sche Schwere auch mit der Attraktiv Kraft in Verbindung sezen wollen ; so auch Schelling[ .] Es scheint das philosophischer gefaßt zu sein als nach der Gewöhnlichen bestimung . Diese Kräfte erscheinen zuerst als Gedankenbestimung . Allein die Physik hat hier beßer gethan , als diese philosophische bestimung . Wenn man neulich von verschiedner Dichtigkeit der Körper spricht so bezieht sich das auf den Vergleich mehrerer Körper zueinander[ .] Aber in der bestimung der Dichtigkeit ist dabei noch gar nicht die Rede von den verschiednen Dichtigkeiten[ .] – Diese Täuschung komt sonst auch häuffig vor , als ob das was die Unterschiede sind ein Verhältniß in sich selbst wäre welches nicht der Vergleichung angehört[ .] – Nehmen wir das für sich selbst ; so hat | es eigentlich keinen Sinn mehr . Hier haben Attraktiv kräfte etc keinen Sinn mehr und es ist das schwerste , zu erkennen wo eine bestimung keine Bedeutung mehr hat . Man braucht nur diesen ausdruk zu nehmen so komt man sogleich in Verwirrung denn es müßte natürlich einen Körper geben welcher keine Dichtigkeit hätte wo das weniger und mehr sich aufhöbe . Man sieht gleich daß man diese bestimung umkehren kann[ .] Indem ein Körper weniger Raum nimt so wäre die repulsive Kraft geringer – es bedürfte also auf der andern Seite einer geringern Attraktivkraft und so umgekehrt . Mit diesen Spielen von positiven und negativen factoren hat man eine Zeitlang diese unterschiede zu faßen gesucht . Gerade ihre einheit ist es woraus die Dichtigkeit bestimt wird . Es ist dann ein Unterschied der Coefficienten nicht der Unterschied dieser momente gegen ein ander . Wenn man 2 Menschen mit ein ander vergleicht einen der eine große intensität der Befriedigungen hat und ZB . einen glüklichen Bauer . – Ihr glük ist eine Harmonie ihres Begriff von ihrem Zustand und ihrem Zustand – diese ist bei beiden und die ungleichheit fällt in etwas ganz andres . | Das 2te ist daß dieses Verhältniß sich realisire daß körperliche zu körperlichen sich verhalten materielle zu materiellen – beide Seiten die sich zu ein ander verhalten daß beide selbst materiell sind . Näher bestimt sich das so – es ist ein Verhältniß Verhältniß heißt eben dieser Widerspruch daß jede derselben Widerspruch ist . Beide sind positiv gesezt . Nach dem ersten Moment ihrer Selbstständigkeit hat jede ihre bestimung in ihr – in beziehung auf anderes hat sie ihre Bestimung zu anderm . Das

11 keinen Sinn mehr] Be : nicht zu dieser Stufe , sie haben als ganz abstrakte Momente nur als Momente der abstrakten Materie Bedeutung . 15–17 Indem ein … umgekehrt .] Be : Wenn im dichteren Körper die attraktive Kraft stärker wäre , so müßte die repulsive Kraft größer sein um jene im 35 Gleichgewicht zu erhalten . Zwei solche Momente die nothwendige Bestimmungen der Materie sind 25 Das] Be : Die Dichtigkeit ist überhaupt das unmittelbare 35 können nicht aus einander fallen ; Verhältniß der Individualität . / Das 28–30 Widerspruch daß … anderm .] Be : Widerspruch daß 1 mit] Ri : v . Ri : s .

5 neulich von] Ri : nülichvon

23 ist] Ri : sd

28 jede] Ri : jedes

29 jede]

147 Ri

148Ri ; § 243

76

149Ri

150Ri

nachschrift ringier · 1819/20

3te ist die negation dieser ihrer negation – diese ist dann erst die bewahrheitete gesezte selbstständigkeit und das ist dann die reale bestimtheit der Materie . Die Abstrakte Selbstständigkeit nun , daß ein Körper selbstständigkeit gegen einen andern ist ist dies daß ein Körper dem andern Widerstand leistet er läßt sich nicht negiren . Das ist was wir H ä r t e nenen , daß er nicht nachgiebt sich nicht zusammen drüken läßt . Dieser Körper der hart ist ist in sofern ein Abstrakter Körper und in der Physik sagt man wenn man die Körper in Hinsicht auf Stoß etc betrachte so betrachtet man sie nicht nur in Hinsicht ihrer Schwere . Man sagt dann daß es keine Absolut harten Körper gebe , dies wäre etwas unvollkomnes indem das eine | moment fehlt . Kann ein Körper in einen kleineren Raum zusamengedrükt werden so nent man das die Weichheit – darauf beruht auch das härten des Stahles – das andre ist die Ausdehnung – wie Gumi Elasticität . Das Waßer ist specifi sch dichter als das Eis – beim metall eben so . Das Wahrhafte Verhältniß ihrer Identität ist die Elasticität : d . h . eine Aufhebung des Raums durch Veränderung der dichtigkeit und dann wiederherstellung – Oscillation der Dichtigkeit . Die Bewegung trit also hier ein . Es ist einerseits weich und andrerseits hart[ .] – Das 3te das wahrhafte Verhältniß ist dann die C oh a e s ion d . h ein Materielles Zusamenhalten so daß dieses Zusamenhalten ein specifisches ist . Das ist das was Cohaesion überhaupt heißt : ein Verhältniß zu sich , der Intensität – des specifischen Zusamenhangs (in sich seins) gegen das Gewicht . Das ist das wahrhaft reale Verhältniß . Cohaesion ist also insofern eine Kraft überhaupt : ein in sich reflectirtes was sich äußert : nicht bloß ausschließt von sich sondern sich auf eine positive Weise äußert[ .] Also ein Sein in einem andern aber dies andre seiner in sich zu haben und darin auf eine eigenthüm liche Weise sich zu zeigen[ .] | Das kann die reale elasticität heißen . Verhalten zu einem Gewicht überhaupt – dieses in sich zu bekomen , als sein Gewicht und sich darinn gegen das äußerliche eigenthüm lich zu zeigen . Das Wahrhaft reale Verhältniß hat wieder nähere Formen . Die Cohaesion d . h . die ein gewißes Gewicht tragen kan so empfindet

5

10

15

20

25

30

47 Be

jede Seite für sich ist und eben so unselbständig , die eine ist nur bestimmt durch die andre , da sie im Verhältniß in Beziehung auf ein andres ist , ein Andres ist ihr Sein , dies ist das Verhältniß der 30 Idealität , so ist es negirt und ein andres in ihm gesetzt . 6 Physik] Be : Mechanik 10–11 Kann ein … Stahles –] Be : Das zweite Moment , die Erweichung Weichheit des Körpers , insofern er mehr ausgedehnt werden kann oder zusammengedrückt , ohne unterbrochen zu werden . | Das Auseinanderdrücken der Metalle , das Härten des Stahls . 15–16 Die Bewegung … hart[ .] –] Be : In der Elastizität ist also die Zeit (die Negation) die herrscht , die Bewegung , die eine Gewalt ist ; eben so 35 weich als hart . Dies ist das Verhältniß in seinem zweiten Theile . 28–77,1 Cohaesion d . h . … darum .] Be : sogenannte gewöhnliche Cohäsion , eine Stärke des Zusammenhaltens in sich in Be4 er] Ri : es 23 darin] Ri : darin sich Be : Identität

25 Gewicht überhaupt] Ri : Gewichtübhpt

31 Idealität]

physik

5

10

15

20

25

30

77

sich gewißermaßen dieses Gewicht dieses andre in ihm und hält sich darum . Die Form oder das Verhältniß und die unterschiede in ansehung der Cohaesion sind unterschiede von verschiednen Körpern zu ein ander die unterschiede haben von verschiednen Cohaesionen – das ist die Stärke , daß sie ein gewißer Grad ist ist nur ein Verhältniß zu anderm . Das 2te ist daß diese Form sich materialisirt , daß sie sich specificirt . das ist diese festigkeit diese Cohaesion daß sie sich gestaltet – das ist also dies daß sie den Körper zeigt als punkt oder Linie oder Fläche[ .] – Daß er spröde ist ist die punctualität – die Liniarität ist die Zähigkeit – die Fläche das ist die Hämmerbarkeit Strekbarkeit . – 3 . diese Formen sind für sich totalität die als Zeit dann hervortritt in beziehung auf den R a u m als Bewegung als ideelles Verhältniß rein hervortretend auf besondre Weise : das ist der Klang[ .] | Das 3te ist dann die reine bewegung – als rein materielles , als rein innerlich ein geistiges dasein was der Klang ist[ .] – Das erste ist die Cohaesion : i . e . specifische Stärke des Zusamenhalts – die hiemit einen specifi schen widerstand leistet . Es ist etwas andres als die specifi sche Schwere oder dichtigkeit . Diese Cohaesion ist sich auf eine eigenthümliche Weise zu verhalten – reale continuität[ .] – Die dichtigkeit ist besondrung der Schwere aber sie bleibt in der Schwere ist i n der Schwere – ein Verhältniß zum Raum[ .] Die Festigkeit ist dann das : der Gewalt auf eine bestimte Weise zu widerstehen es ist ein reales Verhältniß seiner in sich selbst in sich bestimtes Verhältniß . | Das 1te Verhältniß ist die eigentliche so genannte Cohaesion – in seiner 1ten einfachen Form . Es ist das eine Eigenthümlichkeit in der Schwere und gegen die Schwere . Die Cohaesion ist die festigkeit eines Körpers in seinem Zusamenhalt gegen ein Gewicht gegen das Schwersein . Es ist das die Form die dem Schwersein entgegen ist . Daß er in der Schwere sich zu sich selbst verhält dies ist der beweis gegen die Schwere . Ist die Schwere zu groß so zerreißt sie[ .] Wenn eine Stange Gold z . B . zu schwer ist , angehängt so überwiegt die Schwere . Zerreißt sie nicht so sieht man | daß sie ihre Schwere überwindet . Zb . ein Stab Gold trägt 16 Pfund Eisen 60 . Es sind diese Körper also eine Kraft . Das ist die Cohaesion überhaupt das ist die 1te Form dieser Cohaesion[ .] Es ist das eine Kraft nach einer Dimension[ .] Genau kann darüber eine Angabe nicht statt finden[ .] Man nimt das Zerreißen als Gränze[ .] Ein Körper kann sich ausdehnen , daher haben sie also den vorigen Durchmeßer nicht mehr und die Vergleichende Dike ist nicht mehr da . Hieher gehört auch was

35 ziehung auf sich , so daß der Körper etwas tragen kann , diese zeigt sich als Intensität , als ein gewisses

Quantum ;

12 materielles] Be : Immaterielles

13 Cohaesion] Be : mechanische Cohäsion an sich

35 21 Eigenthüm lich keit in … Schwere .] Be : Eigenthümlichkeit des Körpers , die Form die anfängt für

sich zu sein , das Ziel ist daß sie in ihrer Totalität frei wird und sich über die Schwere erhebt . 14 widerstand] Ri : widerstand .

Klang

151Ri

48Be

152Ri

78

153Ri

49Be

154Ri

nachschrift ringier · 1819/20

A d h a e s ion genannt wird – sowohl von festen Körpern als Flüßigen , so auch von Festen in verhältniß zu flüßigen . Körper welche gut geschliffen sind zeigen eine Adhaesion – komt noch Waßer dazu so ist diese Adhaesion sehr stark[ .] – Es findet sich daß ein Tropfen Quecksilber auf Gold – Silber etc zerfl ießt auf Eisen zerfl ießt er nicht . – Dieses in sich sein ist einfach – seine bestimtheit ist Quantitativer Art , die Aber nicht ein so einfaches ist[ .] Es komt auf die Form , dike Gefüge etc an . Das in sich sein ist das 1te einfache in sich sein und ist ein einfaches Verhalten zu etwas realem gegen das Gewicht . Die Bestimtheit ist ein Grad und der Unterschied ist kein realer unterschied . Die Form ist wesentlich unterschieden in sich selbst . Das ist die 2te Weise der Cohaesion daß diese Kraft | sich an ihr selbst specificirt – oder daß diese Festigkeit sich g e s t a lt e t . Es ist als die sich g e s t a l t e n d e Fe s t i g k e it [ .] Diese sich gestaltende Festigkeit ist auch wieder nur Verhältniß daß sie sich äußert dazu muß solicitirt werden das 2te ist noch nicht die freie selbstständige Gestalt für sich . Indem das also die sich entwikelnde Form des in sich seins ist so muß die Form nothwendig eine Differente auf sie wirkende Gewalt sein . Die erste Cohaesion ist die Cohaesion nach einer Linie die 2te nach einem Winkel insofern hier die Gewalt nicht in einer gleichen Linie ist so wirkt diese Gewalt in | einem Winkel auf die Linie diese Wirkung ist was sich durch brechen oder stoßen äußert , diese Wirkung eines Stoßes Schlagens brechens – die Wirkung des äußerlichen auf seine Richtung ist unendlich stärker als die Erste . Es ist also das äußre des Verhältnißes das Innre ist ein bestimt unterschiednes – es ist selbst ein entwikeltes ein in sich unter schiednes . Diese unterschiednen stellt es so dar daß dieses Specifische indem es nachgiebt eine eigenthümliche Begränzung , eine specification zeigt . – Das 2te also ist daß es auf eine bestimte Weise gegen das Gewicht an sich hält und das | ist ein an sich halten des Ideellen[ .] – Die näheren Formen sind diese . Die Körper sind fürs erste so daß der Körper sich entweder zeigt die Form des Punkts zu behalten oder der Linie oder Fläche . Der erste der auf eine Punktualität geht ist der s pr ö d e Körper – er springt . Er ist dem Gewicht unterworfen – in diesem aufheben seines realen zusamenhanges ist nur

5

10

15

20

25

30

2 Körper welche … geschliffen] Be : Cylinder von Glas 3 Adhaesion – … stark[ .] –] Be : Adhäsion , 30 sie bleiben fest an einander hängen , so Flüßigkeit mit Fett ; 4–5 auf Eisen … nicht . –] Be : nicht aber auf Eisen und Holz gebracht ; es ist also Adhäsion unter Ungleichartigen : 9 kein realer … ist 2 ] Be : kein realer an dem Körper selbst gesetzter , sondern nur Unterschied der Vergleichung . Die Form ist aber 11 g e s t a l t e t . Es … F e s t i g k e i t [ .]] Be : gestaltet , daß die Festigkeit Unterschied an sich selbst ist . 13–14 selbstständige Gestalt … sich .] Be : Gestalt , sondern es ist nur ein Zeigen 35 der Gestalt . 23 Begränzung , eine … zeigt . –] Be : Begrenzung seines Seins , die Dimensionen des Raums . Das erste spezifi sche Ansichhalten ist so daß die Schwere das Gewicht tragen kann und an sich hält ; 25 Ideellen[ .] –] Be : Ideellen ist . Die Cohäsion inwiefern der Körper eine bestimmte Weise des Insichseins zeigt ; die ideelle Weise des Zusammenhangs ist die materialisirte Dimension des Zusammenhangs an sich zu zeigen . 40

physik

5

10

15

20

25

30

79

seine Raum bestimung[ .] Spröder Körper hat also keine Zähigkeit – Zähigkeit ist das Verhalten nach der Linie[ .] – Das erste ist also der Leicht zerspringbare Körper das ist vorzüglich der Verbrennliche Körper . Glas – (Verbrantes) Schwefel Stahl , das alles ist spröde – ist durch das Princip des Feuers spröde . Es zeigt sich auch als ein nicht leitender Körper – weil die einzelnen Punkte für sich sind . Punctualität ist die Weise seines zusamenhanges[ .] – Das metall ist ein electrischer leiter wird ein Punkt electrisch so ist dies dann auch überall . Die 2te Form ist die Form der Linie die Zähigkeit – Biegsam – strekbar[ .] Das Eisen ist so zähe es hat die Linie zum Princip zur Weise seiner Cohaesion[ .] Deßwegen thut am Eisen der magnetis|mus sich sehr hervor Guß eisen – ist nicht zäh und macht sich kenntlich durch feinkörnigen Bruch . Die 3te Form ist die Richtung nach der F l ä che . Das ist die Hämmerbarkeit[ .] – Was keine solche bestimte Richtung in sich hat ist das Weiche überhaupt – das sich nach allen Richtungen Preis giebt . So das Gold – deßwegen die unendliche Dehnbarkeit[ .] Es hat keine Determination . Das ist die sich formirende Cohaesion indem sein zusamenhang negativ | gesezt ist es muß dem Gewicht nach geben[ .] – Der Zusamenhang ist also auflösbar aber damit zeigt sich diese Form als eine Selbstständige[ .] Man hat nun Dichtigkeit und Cohaesion in Vergleich gebracht und glaubte ein Verhältniß ein Gesez zu entdeken . Hieher gehört die Schellingsche Reihe . Aber es ist dabei der unbestimte Begriff der Cohaesion zu grunde gelegt – Cohaesion für sich hat eine Quantitative bestimung es ist ein gewißer Grad . Das ist etwas was von sehr vielen umständen abhängt[ .] – Das Zerreißen giebt eine unreine Erfahrung – aber diese erste Cohaesion ist auch nur die erste Form die Eigentliche Cohaesion ist die qualitative Entwiklung[ .] Das hat sich bei Schelling verwikelt . Schelling spricht von einem bestimten Gesez hier . Sie haben ein bestimtes Verhältniß gegen einander aber das ist ein Verhältniß in Ansehung der Quantitativen bestimung[ .] | Die größe des Specifi schen Gewichts sei daß je Größer die Cohaesion je geringer das Specifi sche Gewicht . Schelling . Je größer das moment der Differenz ist desto mehr wird die specifi sche Schwere überwunden bis zu einem Punkte wo das andre siegt und beide zusamen sinken[ .] – Hienach hat er versucht , aber später verläßt er diese Weise , die Cohaesion des Körpers zu faßen[ .] – Er führt Steffens an , daß man die Specifi sche Schwere von

3 Körper .] Be : Körper , wie das Feuer das Fürsichsein ist ; sein Princip materialisirt ist die ponctuelle Stahl] Be : Eisen das so zu Stahl wird 17 aber damit … Selbstständige[ .]] Be : aber 19 Reihe] Be : Reihe der Körper nach 35 in einer bestimmten Richtung , die Form erhält sich noch . Unterschied ihrer Cohäsion 20 gelegt –] Be : gelegt , eine spezifische Cohäsion insofern sie die Form des Magnetismus annimmt .

35 Materialität ,

23 erste Form] Ri : ersteForm

28 Schelling .] Es folgt eine Leerzeile .

155Ri

50Be

156Ri

80

157 Ri

51Be

158Ri § 244

nachschrift ringier · 1819/20

Platin zu Gold bis zum Eisen fallen sehe[ .] – Die Active Cohaesion nehme zu . Es ist das Wunderbare Metal das sich in einem ½ Duzend metalle abscheiden läßt es ist also ein Zusamengeseztes . Die Active Cohaesion steigt ; etc[ .] Das ist aber nicht ein reines Gesez es bildet keinen Gegensaz[ .] – Die begrifs bestimung überhaupt ist darin nicht herrschend . In einigen Spuren zeigt sich große Schwere und geringe Cohaesion und umgekehrt aber das macht noch nicht ein Gesez im Ganzen aus . Cohaesion ist die Form als Verhältniße . Das aus ein ander treten der Form ist ein stärkres herabfallen in das Gewicht (so das Waßer wird Eis Flüßiges Waßer ist einfache bestimtheit in dem Eis bekomt es Cohaesion , zwar sehr unvollkomen doch imer ein Kristall) . – Cohaesion ist nicht alle diese Richtung nach einer Richtung , sondern zur Cohaesion gehört noch etwas weiteres und Cohaesion ist in ihrer weiteren Entwiklung das Gestalten des Verhältnißes[ .] | Wenn die Spezifi sche Schwere in Verhältniß mit Cohaesion gesezt wird so ist allerdings ein Verhältniß da aber die Cohaesion bleibt nicht bei diesem Verhältniß stehen , denn es ist dies ein sehr unbestimtes Werk . – Ein Älterer (Hamberger) hat auch schon ein solches Gesez aufgestelt von dem verhältniß der Adhaesion trokner Körper zu flüßigen . »Flüßige Materien von großem specifi schen gewicht hängen fester zusamen als feste Körper von geringem Gewicht[ .]« Allein die natur des Körpers ist nicht durch solche einzelne bestimung er schaffen . – Diese Verhältniße treffen zuweilen ein zuweilen nicht . | Das 2te Verhältniß ist daß Qualitative Formen hervortreten , daß sie Formunterschiede zeigen materialisirte Dimensionen[ .] – Die Kraft muß zum dasein komen . Kraft ist ein innres ideelles und was er als seine eigne zeigt sind materialisirte Dimensionen des R a u m s . Was der Körper zeigt ist ein Ideelles es ist das negative das sich entwikelt . Wir haben so zusagen materialisirten R a u m . Das negative ist das Punctuelle – das außer sich sein welches schlechthin continuirlich ist . Diese Allgemeine negativität[ .] – Das 3te ist im R a u m daß diese Dimensionen da sie das negative sind auch das sind so existiren wie sie dem begriff nach sind – also nicht als aus ein ander fallende Dimensionen . | Wenn die Körperlichkeit das einfache in sich seiende ist – dann nicht mehr das in sich seiende – dann ist sie 3tens das Sezen dieser negativität als ein sich auf sich beziehendes . Diese sich auf sich beziehende

5

10

15

20

25

30

8–9 Flüßiges Waßer … bestimtheit] Be : wie das Wasser wenn es tropfbarer ist von größrer spezifi scher Schwere ist 14–15 diesem Verhältniß … Werk . –] Be : der bloß abstrakten Bestimmung stehen , sondern ist Auseinandertreten der Formunterschiede und nicht mehr qualitativer Natur . 20–21 Das 2te … komen .] Be : Das Erste in diesem Verhältnisse war das wodurch die Schwere geäußert 35 wird , Widerstand gegen die Schwere ; das Zweite das Insichhalten , das sich in Formunterschieden 35 zeigt , wo das Ideelle zu seinem Dasein kommt und nicht mehr an sich hält gegen die Schwere ; 30–81,2 als ein … Als] Be : als Subjektives , als Individuelles , Negatives , Zeit . Aber nicht bloß ab19 er schaffen] Ri : erschecft ?

21 zeigen] Ri : zchnen

27 das] Ri : daß

28 als] Ri : f

physik

5

10

15

20

25

81

Negativität (die wir auf abstrakte Weise Zeit nannten) erscheint nur an diesem sie trit in ihrer beziehung mit dem R a u m in der Bewegung hervor . Als Form welche geäußert wird – der Schwere entgegen – das ist die 3te Äußerung : daß der individuelle Körper die bewegung äußert als reine Form[ .] Daß es s e i ne Bewegung ist s e i n e Z e it und s e i n R a u m . Diese materielle bewegung die der Körper so äußert indem er sich bewegt in sich zittert äußert sich als Gleichsam sein Geist . Es ist seine Bewegung die er von sich giebt es ist das hervortreten seiner Seele diese Seele ist noch nicht diese einfache identität , die an der Gestaltung hervor trit[ .] – Hier ist es nicht wie Licht was zerstörung voraus sezt[ .] – Das ist aber das bestehen der Cohaesion so daß sie sich als einfache Seele äußert[ .] Diese Äußerung der Bewegung bedeutet : indem ein Körper angeschlagen wird so erzittert er[ .] – Er erscheint als | Klang . Der Begriff des Klanges ist ein schwerer Begriff . Klang ist also die Cohaesion des Körpers auf eine ideelle Weise thätig und zwar nur in der Bewegung thätig nicht in der ersten Abstrakten Bewegung sondern Bewegung indem sie Äußerung der Cohaesion ist . Spezificirte Bewegung indem der Körper in seiner Ruhe bleibt . Das Schwingen | (negativ sezen seiner Existenz) ist insich . In dieser bewegung trit die Specifi sche Cohaerenz hervor und der Körper bleibt was er ist[ .] Das ist die natur des Klanges[ .] – Es ist die Form Entwikelt zur bewegung so daß die Form heraus tritt aus der Schwere – bestimt aber imateriell – die Seele des Körpers wird darin frei . – Indem ein Körper klingt (wenn die Stime im Organischen hervortrit) so ist das eine Äußerung seiner intelligenz so wird specifi sche Cohaesion äußerlich . Indem der Körper klingt so zeigt er dadurch daß er einem höheren Element angehört nicht dem der Schwere sondern der Idealität . – Die bestimtheit hängt von der Weise der Cohaesion ab . Gold schlechter Klang – Silberklang – Heller Glasklang Eisen heller Klang – Heraustreten aus dem bloß gewichtigen außer sich sein . S ch a l l können wir das Allgemeine des Klanges nennen . | Die deutsche Sprache ist sehr reich für die verschiednen Weisen des Tons[ .] – Es beruht auf nachahmung und ist leicht weil was sie auszudrüken hat selbst schon ein Ton ist . Darauf kann aber die Sprache nicht stolz sein daß sie für unbedeu-

30

30 strakt Zeit , sondern mit der körperlichen Räumlichkeit als Eins gesetzt ; aber nicht als die unmittel-

bare Bewegung die identisch ist mit der Materie , sondern als 6–7 Es ist … das] Be : die Bewegung ist zur Reinheit gediehne Bewegung , seine freie Negativität . Diese enthält die Natur seiner Cohäsion in sich , das 12 schwerer Begriff .] Be : ein schwerer , wie das was sich auf das unmittelbare Ver35 hältniß als solches bezieht sich am schwersten darstellen läßt . 15 Bewegung indem … bleibt .] Be : 35 Bewegung , Cohäsion die dargestellt wird ; Klang ist die Zeit des Körpers , materialisirter Raum , 11 indem] Ri : in dem 14 in6 indem er] Ri : u äußert] Ri : u äußrt 8 nicht 2 ] Ri : nicht . dem] Ri : in den 17 hervor] Ri : hevortretend 20 (wenn] Ri : – wenn das] Ri : dß 23 von] Ri : mit 29 nicht] Ri : nicht .

159Ri

52 Be

160Ri

82

161Ri

53Be 162Ri

nachschrift ringier · 1819/20

tende Töne etc . viele ausdrüke hat . Der wahre Reichthum besteht in der leichten Wendung – geistigen beziehungen[ .] Schall ist das ganz allgemeine welches nähere Modifikationen hat[ .] – Die näheren bestimungen sind der Knall gleich gewaltsame Erschütterung – wo ein Widerspruch eintrit – Zerstörung Geräusch ist nur ein äußerliches – durch äußerliches Reiben veranlaßt – es ist nicht die innerlichkeit die den Knall veranlaßt – die äußerlich reibenden Theile Zittern das Zittern ist nicht ein selbstständiges sondern nur ein gegenseitig gezwungenes . Instrument und Stime ist die äußerliche reibung wenn sie unrein sind – das hat nicht diese durchdringlichkeit[ .] – Der Eigentliche Klang hingegen ist das innre Erzittern die freie Schwingung – es hat zur bedingung äußerlichen anschlag – der Schlag ist äußerlich etwas hörbares aber das Klingen ist davon unterschieden . Es ist nicht die Flüßigkeit des Körpers in sich selbst . Indem das Klingen das Zittern ist so ist es ein hin und herbeben der Cohaerenz . die Elasticität des Körpers inerhalb seiner selbst . Es ist die ideelle bewegung seiner in sich . Ton ist besondre Weise des Klingens , Tonarten etc . Das Klingen oder der Ton ist etwas mittheilbares . Diese Mittheil bar keit | besteht darin daß es die Objektivität des innern ist um dieser Willen ist es als ein Allgemeines – das sich als ein algemeines sezt macht die mittheilbarkeit . Das Mittheilen ist zugleich ein sinnliches Dasein nicht ein materielles sondern die bestimtheit hier ist die Allgemeinheit deßwegen ist es mittheilbares indem eben seine Na t u r das Allgemeine ist . Der Klang ist begränzbar – er kann bestimt werden aufgehalten werden gestärkt werden höher tiefer – aber das alles macht den Klang nicht zu einer m a t e r i e . Physiker haben von einer Schall m a t e r i e gesprochen verschieden von andrer Materie man ist durch die mittheilbarkeit darauf gekomen indem er ein medium braucht – aber das Medium ist nicht seine Materiallität . An dem Allgemeinen das der Körper in seiner besonderheit hat hat der Schal sein element in dem er sich mitheilt . Daß der schall begränzt werden kann macht ihn auch nicht zur Materie denn das sind bestimungen die seinem sinlichen Sein zukomen . Der Klang ist nun also mittheilbar in der Luft , das Schwingen theilt sich in der Luft mit . Wind etc gegen den Klang kann ihn aufhalten . | Wenn die Richtung des Winds vertical ist auf die Richtung des Schalls so hält es den Schall nicht auf . Man muß sich nicht denken daß die Wellen es ausmachen[ .] | Feste Körper übrigens besonders Metall verbreiten den Klang schneller als die Luft auch im Waßer verbreitet er sich ; da das Metall diese Cohaerenz in sich hat und zugleich flüßig ist so ist es sehr

5

10

15

20

25

30

35

24 aber das … Materiallität .] Be : sein Medium ist die körperliche Materialität überhaupt , welches Moment jedem Körper zukommt , 35 7 Instrument] Ri : (musik . unvollständig gestr .) Instr 8 die] Ri : ds 12 Indem] Ri : In dem 23 indem] Ri : in dem 32 er] Ri : es

sind] Ri : ist

9 die] Ri : ds

physik

5

10

15

20

25

30

83

fähig den Schal zu verbreiten . Man hat die Erfahrung gemacht , daß wenn man auf Metall Röhren einen Schlag thut man 2 . Schläge hört[ .] – So auch wenn man am Anfang eine Uhr schlagen läßt . und wenn sie noch so leise schlägt . – Man könnte nicht so leise sprechen daß es auf der andern Seite nicht gehört würde . Der Klang ist mittheilbar – Bestimungen die ihm als ein äußerliches gesezt sein sind , komen ihm zu machen ihn aber nicht zur M a t e r i e . Vergleichung der Töne[ .] – Sie können verglichen werden – und in dieser Vergleichung ergiebt sich eine Harmonie – ein Wohlgefallen[ .] – Diese Harmonie ist nicht bloß etwas sinnliches sondern ein einfaches . Wo die Stimme einfach ist und hell macht dies einen einfachen schönen Klang aus . Zu der schönen Stime gehört daß sie ganz einfach für sich Klarheit hat . Aber das andre bezieht sich auf ein inres Verhältniß und das ist Sache des Verstandes . Die Töne sind verschieden – es laßen sich verhältniße angeben nach welchen | die Töne verschieden sind . Bei der Saite komts auf die Spanung dike und länge an . Das hat Einfluß auf die Geschwindigkeit der Schwingungen . Diese hängen aber von ihrer Länge Dike Spanung ab . Es komt also darauf an wie viele Schwingungen in Einer Zeit hervorkomen und das Verhältniß ist das bestimende in ansehung der Harmonie . Der Unterschied ist nicht ein begriffs verhältniß . Das Ohr das eine Harmonie der Töne hört vernimt ein Verhältniß das nicht zu bewußtsein bei ihm kömmt . Es ist das überhaupt ein Näheres beispiel für das Bewußtsein frappant welches Ohr dazu gekomen ist daß die bestimungen der Natur auf Verstandes bestimungen beruhen . Sind 2 Saiten gleich groß und gleich dik aber ungleich lang so geben sie eine Verschiedne Zahl von Schwingungen und diese Zahl verhält sich umgekehrt wie ihre länge . Die verschiednen Töne gründen sich also auf die Zahl der Schwingungen . Haben Saiten gleiche Dike und Spanung und eine Saite ist noch 1 mal so lang so giebt das die Octave also 1 : 2[ .] – Ist das Verhältniß wie 2 . : 3 . so bringt dies Verhältniß die Quinte . 3 : 4 Quarte – | 4 : 5 = große Terz : 5 : 6 . kleine Terz – u . s . w . Wenn das Verhältniß ist wie 1 : 3 . so giebt das die Oberoctav der Quinte 1 . : 5 doppelte Octav der großen Terz[ .] – Das sind die Verhältniße auf denen es die Tonleiter giebt[ .] – Betrachtet man das so ist nicht überall ein gleicher Zwischen Raum , die Folge der 7 Haupt töne einer Octave ist C = 1 . – Das Verhältniß 1 . ⁹⁄₈ Secunde ⁵⁄₄ Terc ⁴⁄₃ . Quart ³⁄₂ Quinte ⁵⁄₃ Secte 7 ¹⁵⁄₈ Septime[ .] –

35

12 das andre] Be : Harmonie 35 10 macht dies] Ri : s dies mcht

22 groß] Be : gespannt

33 ¹⁵⁄₈ Septime] Be : ¹⁵⁄₈ . 2 .

23 verhält sich] Ri : vhltsich 25 Spanung] Ri : Spang hben 32 einer] Ri : eins 32–33 Secunde … Septime] Die jeweiligen Bezeichnungen (Secunde …) befinden sich im Ms . unter den vorangehenden Brüchen .

163Ri

164Ri

84

165Ri

54Be

166Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Das Weitergehen ist imer um ³⁄₂₄ näher[ .] Aber die Quarte ist ³².⁄₂₄ statt ³³⁄₂₄ die nächste ist ³⁶⁄₂₄ dann komt ⁴⁰⁄₂₄ (statt ²⁹⁄₂₄)[ .] Dan ⁴⁵⁄₂₄ und dan ⁴⁸⁄₂₄[ .] – Dies hat nun den Einfluß daß ein Überschuß heraus komt welcher das Komma heißt[ .] – Das hat den Einfluß wenn einer der 7 Töne in andre Tonart gebracht und darauf eine octave gebaut wird , so verändern sich diese festen Töne . Sie paßen nicht mehr und das ist der Grund daß in andern Tonarten eine Unreinheit heraus komt – man muß daher die Reine Octave der Töne verändern . In der menschlichen Stime sind die Töne nicht fi x sie kann | in jeder Tonart rein singen . Sie kann sich auch temperiren aber sie thut es dem Instrument zu gefallen . – Das Ohr hört diese bestimten Verhältniße und diese Verhältniße klingen ihm harmonischer wenn einfaches Zahlenverhältniß zu grunde liegt . Die Macht der Zahlen verhältniße beweißt sich auf eine andre Weise : Wenn 2 Saiten angeschlagen werden die ganz rein gleich klingen so kann es geschehen daß diese Töne erhoben werden . Es kann dann geschehen daß sich in ihnen ein Zahlen Verhältniß hervor thut das einen andern Klang verursacht und zwar so daß zwei Töne einen dritten hervor bringen so daß sie nicht gehört werden . Abt Vogler hat das bei seiner neuen Erfindung der Orgel benuzt[ .] Es ist das merkwürdig weil das die macht des Verhältnißes Zeigt[ .] – Wenn von 2 Tönen einer | 2 mal und der andre 3 mal Schwingt so fällt ihre Schwingung zusammen . Wenn der eine fertig ist mit 2 und der andre mit 3 so ist hier eine Coincidenz . Indem diese Coinzidenzen selbst ein Verhältniß zu ein ander haben so bildet das dann einen eigenthümlichen Ton ; die beiden andern verschwinden[ .] | So Z . B . C und G . Bei den Seiten sind alle 3 Schwingungen zu geraden Linien in einer Geraden linie es ist ein Zusamenfallen derselben . Diese Coincidenzen erfolgen um das doppelte langsamer als bei der Seite des Grundtons ; diese Coincidenzen haben also das Verhältniß wie 1 zu 2 . Sie haben also das Verhältniß der Octave wenn der Grundton c war und der andre g dann hört man C . So entsteht durch 2 Töne ein 3ter[ .] Die Tiefern wenn sie zu hoch sind können nicht hervortreten und ist die Lage zu tief so ist die untre octave zu schwach . Die beiden Saiten vergleichen sich selbst mit ein ander . Sie reduciren sich zu den tieferen . – Die Thätigkeit der Form trit dann noch auf eine bestimte Weise hervor . Das sich selbst sezen der unterschiede trit dan hervor und man hört bei einem anschlag der tiefren Saiten die anderen höhern . Was man hört ist der Grundton , die octave der quint und die doppelte Occtave der Terz . Die obere octave der Quinte verhält sich zum Grundton wie ⅓ zu 1 . Die doppelte octave der Terz dies ist wenn 5 Schwingungen auf 1 Schwingung

5

10

15

20

25

30

35

6–7 heraus komt … verändern .] Be : herauskommt die gehoben werden muß durch besondre Tem- 35 peratur . 4 gebracht] Ri : gebr . wrden

15 zwei] Ri : zweit

22 Bei den] Ri : Beide

physik

5

10

15

20

25

30

85

des Grundtons fallen[ .] Außer diesen 2 Tönen kann man noch hören die octave des Grundtons und sogar die doppelte octave des Grundtons . Die octave hört man wenn die Hälfte genommen wird und die doppelte wenn der 4te | Theil genomen . Beim Grundton = 1 hört man die Töne wo 2 Schwingungen diesem Einen entsprechen und so 3–4 . 5 . Eben diese Töne machen die eigentliche Harmonie aus . Das Eigentliche Tönen theilt sich selbst . Das Ganze . Somit schwingt : zugleich ihre Hälften 3tel 4tel 5tel [ .] Daraus trit das Ganze die Harmonie hervor[ .] – Wenn von einer Saite ein Theil genomen wird Zb . das 3tel und die Saite unterbrochen wird so geht die Schwingung nur bis zu diesem bestimten Punkt fort[ .] Aber das Schwingen sezt sich überhaupt noch fort , über den Ton den man hört – die bögen der schwingungen sind unterbrochen . Nun hört man das andre ⅔ auch[ .] – Das Schwingen geht nicht auf die unbestimte Weise . So wenn ein 4tel der Saite genomen wird . C h l a d n i hat besondre Versuche dieser Art gezeigt (Papiermuster) . Es ergeben sich hier die ruhenden Punkte . Schwingungs knoten . (Er theilt sie in 7 Theile) So zeigt er dies auch an Flächen – wo sich L i n ie n der Schwingungen zeigen statt Punkte . – Es beruht das auf der macht der Determination . Das ist der Klang auf den wir gekomen waren . Der Klang ist also die Ideelle Bewegung der Cohaerenz welche eine Erzitterung ist aber so | daß das Erzittern Bewegung ist . Es ist nicht das M a t e r i e lle als solches das bewegt wird . Es ist im Klang also das Innre die Abstraktion des Körpers die sich äußerlich macht . Aber bei dieser Bewegung bleibt es nicht stehn sondern indem der Klang die Bewegung des Cohaerenten ist so ist es auch eine reale Bewegung und damit Veränderung der Cohaesion überhaupt . Die Äußerung des Ideellen wird ebensogut Äußerung des Reellen und damit eine Veränderung[ .] – Wenn Eine Seite ist daß die Äußerung ideel ist so ist das 2te daß sie reell ist . Das äußere ist die Entstehung der Wärme des Feuers und Licht Klang und Wärme entsprechend[ .] – Wärme macht den Klang aufheben[ .] – Das ist die mechanische Entstehung des Feuers und der Wärme eine andre Entstehung ist die Chemische Entstehung – dort ist es keine bloß mechanische Differenz kein bloß mechanisches Negieren wie hier . Die negativität komt zur Erscheinung es verzehrt sich selbst . Das ist die Negativität der unterscheidung durch aufhebung des Mechanischen Zusamenhangs . Der Ton ist zunächst das Ideelle | auch das reelle wird eben bewegt und diese bewegung zeigt sich als eine negation deßelben wodurch die Form hervor tritt . Dieser Übergang des Klanges zu Feuer ist im Erscheinen etwas bekanntes[ .] – Wenn man eine Gloke

35 35 18 Der Klang … Cohaerenz] Be : er ist überhaupt nur etwas Ideelles , der Körper erhält sich zunächst

im Klange . 13 Art] Ri : Art .

21 indem] Ri : in dem

167 Ri

168Ri

§ 245

169Ri

86

55Be

170Ri

171Ri

nachschrift ringier · 1819/20

anschlägt so erzittert sie sie wird heiß – das Eisen indem es gehämert wird wird es heiß[ .] – Es ist der innre Klang[ .] – Das Äußre Reiben verursacht gleichfalls Hitze . Beim Kanonen Bohren werden die Späne glühend . Im Stahl und Stein bringen wir auch nur durch Reiben Feuer hervor . So bohren sägen reiben – entstehn dadurch Flamen so ist hiebei keine inere Erschütterung – es ist eine Veränderung die ganz durch äußerliche gewalt gesezt ist . Es ist also nicht wie beim Schwingen wo ein Schlag sich nach inen fortsezt . Beim Reiben wird jeder Theil unmitelbar von einer äußren Gewalt gedrükt und dadurch drükt er seinen Nachbarn – was überhaupt hier vorhanden ist ist der Widerspruch daß | wo ein Theil ist unmittelbar der andre ist es ist zugleich ein aufheben der Spezifi schen Schwere . Das materielle durchdringt ein ander und es ist doch zugleich Cohaerent[ .] Was vorhanden ist ist also der Widerspruch . Diese negation ist es dann eben welche gesezt ist und die Erscheinung dieser negation ist | die Wärme . Beim Reiben wird einer durch den andern gesezt und das Feuer trit hervor[ .] – Bei der Wärme muß das Entstehen von der Erscheinung von der mitthei lung überhaupt unterschieden werden[ .] Es ist also kein Wärme stoff – welcher angenomen wird . Überhaupt wird ein Körper der porös ist sich selbst vernichten durch seine Porosität . Rumfordt hat das gesucht auf eine Empirische Weise auszumachen ob die Wärme M a t e r i e sei . Es ist aber die Wärme ein bloßes Verhältniß . Rumfordt hat bei einer Kanonen bohrerei gefunden daß die bohrer und Späne heiß werden . Rumfort hat um den Bohrer Holz gelegt – ein schlechter Wärme leiter . Hat auf diese Weise gezeigt daß die entstehende Wärme nicht durch den Herbeiströmenden Wärmestoff erzeugt wird . – die Wärme ist die reale Entäußerung : die M a t e r i e überhaupt ist was darinn identisch mit sich bleibt . Der Klang macht den Ideellen ausgang dieses Verhältnißes aus das Feuer den Realen ausgang – die Erhebung der Form zur Freiheit , aber zu einer nur bedingten Freiheit . Klang und Hize machen die sich entsprechenden momente dieser Totalität aus[ .] – Es sind diese die Formen der reinen Selbstigkeit . – Der Gegensaz von Klang und Feuer ist auch | im Organischen . Im organischen hält das selbst sich imer und besizt sich . Der Gegensaz der sich andeutet ZB in den Pflanzen – , diesem gehört vornehmlich die ausbildung dieser einzelnen Abstrakten Farben – wir sehen in den Pflanzen daß sie ihr selbst nicht in sich behalten sondern sie werden vom Licht nach außen gerißen , deßwegen haben sie keine Stimme sondern ihr selbst geht ganz in

5

10

15

20

25

30

5 Erschütterung –] Be : Erschütterung wie beim Klang als solchem ; 13–14 Wärme . Beim … hervor[ .] –] Be : Wärme und das Feuer . Es ist ein Zusammenfassen in ein Fürsichsein , ein Vernichten 35 derselben , negative Einheit . 25–26 Freiheit .] Be : Freiheit , der Klang vergeht und das Feuer ver- 35 zehrt sich . 27 aus[ .] –] Be : aus ; im ideellen besteht der Körper , im realen hebt er sich auf . 15 unterschieden werden] so Be stimung

Ri : Textlücke

22 den] Ri : ds

32 Stimme] so Be

Ri : be-

physik

5

10

15

20

25

87

Licht und realisirtes Licht über – Farben[ .] – Thiere hingegen sind eben dieses , das Subjekt äußerlich zu machen – sie können Töne von sich geben – ihre Farben sind aber trüber ausgebildet[ .] – Bei den Affen ist das blau und Roth etwas was der höhern Na t u r der Menschen widerspricht[ .] Den Vögeln gehört die Farben Pracht – die Nordischen Vögel singen am meisten[ .] In südlichen Ländern wird ihr selbst in die äußre Gestalt herausgerißen – der Gesang mangelt ihnen . So ist also Klang und Farben auch hier in Gegensäzen . – Klang und Feuer machen also die Totalität dieses Verhältnißes aus die aber zugleich ein Aufheben dieses Verhältnißes ist . Es trit hier eine neue bestimung überhaupt ein in diesem Verhältniß ist einerseits die Aufhebung der Cohaesion und das erhalten der Cohaesion[ .] | Es sind beide also diese beiden zur Selbstigkeit gewordnen Formen in sofern haltungslos und verschwinden . Das Verzehren wozu das Verhältniß übergeht ist daß das wird aber als das unmittelbare Verhältniß sind diese beziehungen nun nicht auf sich selbst zurükgekomen[ .] – Es ist das Freiheit der Formen in der M a t e r i e selbst – das Erhalten der M a t e r i e und damit der Identität derselben mit den ganzen Formen[ .] – Diese Freiheit der Formen in der Hize des Feuer ist daß sie sich selbst verzehren[ .] – Ihre Wahrheit ist daß sie bedingt sind durch die Materie daß also dieses das Materielle aus einander sein das bestehen ein wesentliches Moment derselben ist . – Dieser Begriff giebt die Individualität des Körpers – das wirkliche daseiende existirende . Die Erde aus ihrem allgemeinen Elementarischen Proceß bestimt sich dazu Individuum zu sein aber sie ist noch nicht als Individuum Gesezt[ .] – Hier sind wir aber an dem geseztsein an der wirklichkeit . Was gesezt ist ist die einfache beziehung auf sich im Lichte 2 das ein Verhältniß in sich selbst ist und so | daß dieses Verhältniß eine concrete bestimtheit der Unterschiede hat aber so daß sie verzehrend sind als reales bestehn . In dem Idealen der Form haben sie ihre Substanz – sie sind in diesem Idealen d h als in der einheit . Das ist so zusagen eine Seele die zugleich entwikelt ist so daß die bestimungen des unterschieds nicht mehr die einfachen sind noch daß sie auch nur sind im äußerlichen Verhältniße – wo also ihr Vortreten bedingt ist

172Ri

173Ri

30

1 Thiere] Be : Thiere die ihre Selbstischkeit zu erhalten suchen ,

3 trüber ausgebildet[ .] –] Be :

30 trübere Farben die keine abstrakte Ausbildung haben ; in der höhern Bildung kommen die Farben

nicht zur Abstraktion sondern sind durchdrungen . 5–6 In südlichen … herausgerißen –] Be : den Tropischen aber geht ihr Selbst in die vegetabile Hülle das Gefieder über , 11 verschwinden .] Be : verschwinden , was das Verschwinden der Sphäre selbst | ist ; 14 selbst –] Be : selbst , die Form 35 hat Realität . Dies ist der abstrakte Begriff des nächsten Verhältnisses , der Sphäre der Äußerlichkeit . ist] Be : ist welches kein unmittelbares ist 26 einheit .] 35 23 2] Be : zweitens ein concretes Licht Be : Einheit und bestehen als Unterschiede . 5 Vögel] Ri : Pfl . 12 Verzehren] Ri : Vehrz wird] Der Text bricht in der Zeile ab , es folgen zwei Leerzeilen . 16 ist] Ri : sind 23 das] Ri : daß 26 Seele] Ri : Semle 27 daß] Ri : ds

56Be

88

174Ri

[§ 235]

175Ri

57 Be

nachschrift ringier · 1819/20

durch äußren Anstoß . Es sind also bestimtheiten der Form welche Einem Individuum angehören . Sie haben nur bestimtheit und Gewicht durch diese ihre Seele[ .] – Das ist die Individualität überhaupt die Vorhanden ist – diese Individualität ist noch nicht organisch sie ist erst so , unmittelbar sie ist sich noch nicht selbst objektiv noch nicht für sich seiend sie ist es aber für uns . Daß sie für sich selbst sei dazu gehört der weitre Proceß daß sie sich als Negatives seze und für sich sei – das ist dann die Organische Individualität . Im Organischen haben wir den Körper als ein in sich vollendetes es ist ein fertiges , aber so daß die Form noch in die M a t e r i e versenkt ist . Die Idealität zu der sich diese Individualität erheben muß ist daß sich die Seele als solche von der Körperlichkeit trent | diese aber ganz in der gewalt hat . Was wir haben ist ein Ganzes identität der Unterschiede die unterschiednen bestimungen sind von dem Ganzen verschieden sie sind zunächst nur Theile und das Ganze wohnt nicht in den Thei len[ .] Die specifi sche Körperlichkeit war die einfache Körperliche bestimtheit schon im Unterschied von der Schwere , hingegen in der specifi schen Dichte geht es um die Freiheit der Form diese ausgebildet zur Totalität und zunächst in die Schwere versenkt aber Totalität und bestehen in derselben das ist die Individualität überhaupt . In dieser Sphäre haben wir 3 Stufen zu betrachten . 1 . die unmittelbare Individualität als solche : die Gestalt . Die 1te Sphäre ist die unmittelbare Individualität . Ihr Proceß ist dieses daß die Individualität also die zunächst in die M a t e r i e versenkt ist sich von dieser unmittelbarkeit befreit . – Das 2te ist also die Differenz – die besonderung der Gestaltung – diese macht den Individuellen Körper aus aber in sofern nun seine besondren Eigenschaften an ihm hervortreten . Als besondre Eigenschaften heruntergesezt als Praedicate eines Subjekts . Die Beziehung dieser besondren Individualität ist die Electricität und diese | macht den übergang zum chemischen Verhältniß[ .] – Im Chemischen Verhältniß sind diese nicht nur vorhanden sondern sie spannen sich . In diesem Chemischen Proceß geht die Gestaltung hervor aber sie ist nicht eine wahrhafte unmittelbar . Die Unmittelbarkeit ist nur ein Gewordnes – ein Product ein Resultat des äußerlichen Verhältnißes sie ist für uns entstanden – aber der Chemische Proceß ist daß sie gesezt ist als für sich selbst entstehend . – Die 3 Sphären sind also die unmittelbare Individualität als entwikelte Totalität aber die ruhend ist . 2 . Besondrung zur Irdischen Individualität welche auseinander tritt in momenten welche in der Gestalt gebunden sind . Das 3te

5

10

15

20

25

30

7 vollendetes] Be : Vollendetes , dessen Bestimmungen Eine Einheit zum Grunde liegt ; 18 Ge- 35 stalt .] Be : Gestalt . Das Ziel derselben ist die Bewegung , die Lebendigkeit . 25 diese] Be : die | besondern Körper 29–30 gesezt ist … entstehend . –] Be : für sich selbst gesetzt ist , daß die Gestalt 35 für sich wird , was den Begriff des Organischen ausmacht . 6 sei] Ri : sind

18 11 in Ri unterstr .

30 entstehend . –] Ri : entstehend – –

physik

5

10

15

20

25

30

89

ist die reduction dieser besondrung . Damit ist diese Gestalt als ein Geseztes – das für sich sein . § 235 . Die unmittelbare Individualität es ist das dieser Mechanismus der Individualität oder die mechanische Individualität ohne bewegung ohne Proceß in sich weil die Unterschiede noch nicht realität haben nicht als Farbe Geruch Geschmak denn sie ist der ausdruk der Form das ideelle das reine – ruhend – . Für sich explicirend das bedingte – nicht angeschlagen wie im vorigen[ .] | Im Raum drüken sie sich aus weil in diesem die unterschiede noch nicht zur realen besondrung komen[ .] – Die Individualität der M a t e r i e in dem unmittelbaren dasein ist ihre Form – es ist nicht die Form daß sie hervortrete durch äußre gewalt sondern frei für sich sich entwikelt was der M a t e r i e eines Körpers einen eignen bestimten unterschied giebt . – Das ist die Gestalt – die specifi sche Weise des innerlichen Zusamenhaltes der M a t e r i e als eine Cohaesion aber nicht als Kraft – sondern als Formbestimung . Es muß hier bemerkt werden daß wir die Gestalt unmittelbar als solche betrachten und Es ist nicht eine Thätigkeit nach außen sondern ein stilles stumes leben – organisirender Trieb . Der Anblick solcher Cristallisation giebt dem der es sieht die Vorstellung daß so was nicht in die Na t u r gehört[ .] – Es ist eine Geometrie die sich in der Na t u r zeigt[ .] – Es sind nicht organische Gestaltungen welche hier unser Gegenstand sind organische Gestalt ist eine solche worin Proceß ist , der Unterschied ist : es ist eine Einheit der Form diese Form ist ein ganzes und die Unterschiede gehören dem Ganzen an , aber sie sind in sofern Theile eines Ganzen , aber das Abstrakte bestehen komt ihnen zu für sich aber den Sinn haben sie nur im Ganzen . Sie sind Theile eines Ganzen | und zwar eines Zwekmäßigen Ganzen – nicht etwas wie ein Stük metall . Wenn etwas zerschlagen wird was ein Zwekmäßiges Ganzes ist so weißt der Theil auf ein andres . In Organischem ist der Theil ganz für sich er ist in sich lebendig – er hat die Na t u r des Ganzen an ihm selbst und das Ganze Leben manifestirt sich an ihm selbst . Hingegen an einem Mechanischen Kunstwerk manifestirt sich nicht das Ganze sondern das Ganze existirt nur an dem übrigen[ .] In der Lebendigen Gestalt ist jeder Theil Erscheinung des Ganzen . Das macht den Unterschied der äußerlichen Gestalt als solcher aus – in dem lebendigen komen keine

1 besondrung .] Be : Besonderung zum Ersten . 6 ideelle] Be : ideell , zeitlos 7–8 Im Raum … komen[ .] –] Be : auf räumliche Weise explicirt ; die Formunterschiede sind ruhend , haben die Äußerlichkeit des Bestehens . 13 Formbestimung .] Be : Formenbestimmung die eine äußerliche Be35 grenzung im Raume ist . 19–20 es ist … ganzes] Be : hier haben wir die prozeßlose Gestalt , des 35 Verstandes , eine einfache Form die die Verhältnisse der Formenbestimmung hervortreibt , dies ist ein Ganzes 25–26 in sich lebendig –] Be : Leben in sich . Im lebendigen Ganzen ist der Theil verständlich durch sich . 28 existirt] Ri : existrst

29 Ganzen] Ri : folgt Textlücke

[§ 236]

176Ri

§ 242

177 Ri

90

58Be

178Ri

179Ri

§ 239

nachschrift ringier · 1819/20

graden Linien vor – es ist diese eine abstrakte Richtung . Dem Lebendigen kommen deßwegen auch keine | ebnen Flächen zu – auch nicht die Kugel gestalt denn diese ist selbst wieder die Gestalt des Gestaltlosen , die nur verstandes Gestalt ist . Eine oberfläche die sich verhält zu einem mittelpunkt . Deßwegen komt dem Lebendigen auch kein Kreis zu . Jeder Theil des Umkreises ist eine Linie . jeder Theil hat verschiedne Richtung also fängt hier auch die Differenz an[ .] Aber in dieser Differenz ist auch einheit alle sind auf den Mittelpunkt bezogen . In dem Kreis ist vorhanden die Differenz in der einheit[ .] Aber diese beziehungen sind wieder gleich . Das komt nur der Verstandes Gestalt zu . Das Lebendige hat Curven | zu seiner Gestalt aber wie gesagt nicht der Kreis . Es ist Einheit darinn , aber eine einheit in der Differenz . Deßwegen ist die Ellypse die Linie der Bewegung . Aber wenn man genau sieht so ist es auch wieder nicht die Ellypse . Die Ellypse hat diese höhere Differenz daß die Punkte auf eine Verschiedne Weise sich auf ihr Centrum beziehen . Näher ist die Linie des Lebendigen der Eilinie , der Wellen linie , die hogarth als Schönheits linie bestimt . Aber auch diese Linien haben noch eine Verstandes einheit in sich für die Eilinien hat man noch keine Formel die Eilinie hat aber in sich noch gleichheiten – sie kan getheilt werden in 2 Linien . Eier der Vögel haben eine Kruste : selbst einem organischen also ziemt sich solches wohl daß hier die gleichheit noch vorhanden ist . Die andern Seiten der Linie im Leben sind verschieden sie sind nicht einmal eliptisch . Sie neigen sich gegen die Eilinie Z . B . die muskeln . Die Formen der Blätter – Flügel der Vögel sind alle nur Modificationen dieser Wellen linie[ .] – Hierin ist kein Gesez des Verstandes solche Form ist der Lebendigen Gestalt eigen[ .] In jedem Theile manifestirt sich das Ganze[ .] In der A b s t r a k t e n Gestalt ist der Verstand herrschend weil es eben noch die freie Form | ist in der Individualität . Es ist Totalität der Form aber diese ist versenkt in die Materie so daß sie noch nicht die beseelende wäre . Sie hat nicht diese reale Allgemeinheit so daß sie in allem Einzelnen erscheint . In dieser Gestalt ist einheit der Form aber regelmäßigkeit des Verstandes . Was vorkomt sind grade Linien Flächen winkel die sich entsprechen parallele Linien[ .] Es geht nicht einmal zum Kreiß oder zur Ellipse fort . Die Totalität der Gestalten geht freilich zur Kugel fort – aber die Gestalt des Gestaltlosen wo alle Richtungen ausgeglichen . Die Form ist von innenheraus bestimt , aber so daß sie im allgemeinen unter der bestimung der gleichheit steht . § 238 Das Spröde gehört

5

10

15

20

25

30

14 Wellen linie ,] Be : Wellenlinie , es ist ein Brennpunkt wo es sich nach einer Seite kreishaft concentrirt , nach der andern elliptisch zuschließt . 17 2 Linien] Be : zwei gleiche Hälften 20 35 muskeln .] Be : Muskeln des Arms , im Gesicht , 31–32 von innenheraus … steht .] Be : also diese 35 geheime Geometrie , die immanente Bestimmung von innen heraus durch Linien und Flächen . 3 Gestaltlosen] Ri : Gest losen … solchm noch] Ri : noch .

9 seiner] Ri : ihrr 18 organischen … solches] Ri : unorganischs 32 steht] Ri : sthen

physik

5

10

15

20

25

30

91

der Gestalt nicht an[ .] Es ist das Punctuelle – die in sich geschloßne negativität – der Punkt muß also in die Linie übergehen . Hier komen wir auf den magnetismus . Er ist das Princip der Gestaltung[ .] Er ist die Abstrakte Gestaltung – das Entgegengesezte ist die Kugel . Die Totalität der Gestaltung ist ein ganzer R a u m und die Abstrakte Totalität dieses R a u m s ist die Kugel und die wahrhafte Gestaltung ist erst die einheit dieser beiden , die Linie | ist die erste Dimension , die Kugel ist die neutralisirung aller bestimungen durch die Gleichheit . Die Linie muß also dazu komen , die Linie muß sie beschränken[ .] Die L i n i e ist das Princip , das Abstrakte Princip Negation – beschränkung bestimung[ .] Beides gehört zur realen Gestaltung – die Linie ist nur Abstraktes Moment . | Es ist nun aber nicht die Linie als solche die Princip der Gestalt ist sondern es ist die Linie als magnetismus – nicht die Liniarität wie in der Zähigkeit – das ist nur ein Verhalten ein specifi sches Verhalten nur gegen äußere Gewalt , also eine Kraft welche sich äußert durch ein äußerliches . Der Magnetismus bedarf keiner Sollicitation[ .] Der Magnet ist also die Liniarität aber nicht eine bloß todte Linie sondern Linie der selbst thätigen Totalität Form . Ein Sezen des unterschieds – ein Zusamenfaßen des unterschieds – ein concretes Ganzes – der Schluß , so daß die Entgegengesezten ausgeschlossen sind von dem andern doch so daß eins ohne das andre nicht bestehn kann | das eine ist im andern . Die Äußerung des Magnets ist also die Linie cf . §[ .] – Der Magnet stellt auf eine empirische Weise die Natur des Begrifs dar – auf eine naive Weise kann man es imer Zeigen , daß der Begrif in der Natur wirklich sei . – So hat er im Magneten sich dargestellt . Das hat Schelling als die erste natürliche Potenz betrachtet – die Pole sind nicht für sich sie haben nicht die sinnliche realität sondern eine ideelle realität . Er läßt sich nicht trennen – sie sind untrennbar , es ist also nicht ein solches was das sinnliche Carracterisirt . Der Magnet hat kein gleichgültiges bestehen neben ein ander – Theile sind nicht in ihm , eben so wie beim Licht . Sie haben eine ideelle realität . Er läßt sich nicht trennen , sie sind untrennbar . Das Eine ist nur insofern das andre ist . Das ist grade das speculative – die Einheit entgegengesezter[ .] – Es ist in dem Indifferenzpunkt auch das Zusamenfaßen der Beiden[ .] Die Natur des Begrifs auf eine ganz sinnliche Weise dargestellt . An den Magneten zu erinnern so sehn wir an ihm seine Thätigkeit er ist nach außen getrieben – er bezieht sich auf

11 magnetismus –] Be : Magnetismus ist das Princip der Gestaltung ; die magnetische Linie ist in sich selbst manifestirend . 30–31 An den … Thätigkeit] Be : Die Gestaltung ist erst in der Linie ; die 35 Linie ist nur räumliche Bestimmung und die Form ist ein Konkreteres als räumliche Bestimmung , 35 in räumlicher Beziehung stellt sie sich dar . Indem die Linie die erste Bestimmung der Gestaltung ist , so ist sie die Subjektivität der Gestalt , die Gestalt als abstrakt , weil sie überhaupt noch nicht Totalität ist sondern nur diese einzelne Dimension , eine abstrakte Bestimmung ; die Unterschiede sind 13 äußerliches] Ri : äußert

20 imer] Ri : sume ?

180Ri

59Be

181Ri

92

182Ri 60Be

183Ri

nachschrift ringier · 1819/20

andre Körper individuen . Ist er gesättigt so ist die Sättigung auf eine äußerliche Weise geschehen[ .] Das 2te ist die Frage was ist diese Thätigkeit ? Sie besteht in nichts anderm als daß sie sich auf materie bezieht . Es ist der Begriff der M a t e r i e als freie Individualität und diese als Thätig . Das andre moment ist die Continuität , so daß sie in der Vereinzelung | continuirlich ist . | Der M a g ne t i s mu s ist nichts andres als der Begrif der M a t e r i e . Wie am himlischen Sistem haben wir diesen Begriff auch schon gehabt[ .] Der Begriff dort hat nicht existirt sondern der Begriff ist das Innre – er hat darin die Darstellung[ .] Hier ist der Begriff als thätigkeit gesezt er ist nicht mehr das innere . Es ist der zur Existenz gekomne B e g r i f f . Dieses Sezen was in der M a t e r i e in ihrem unmittelbaren Begriff noch nicht vorhanden war ist hier vorhanden[ .] Dieses Sezen des Differenten in Eins und das Differenziren des Einen ist hier zur Existenz gebracht . Vorher hatten sie die Gestalt selbstständige zu sein und hier sind sie von dieser selbstständigkeit herabgekommen – das macht das Sein des M a g ne t i s mu s aus . Sehn wir uns nach der Erscheinung um , in der äußren Weise des Daseins so ist der M a g ne t i s mu s eben da . Das Sein des magnetismus ist die M a t e r i e abzustoßen und anzuziehen d . h . differenz zu sezen und Continuität zu sezen . Er ist eine Thätigkeit M a t e r i e lles abzustoßen – aber nur solches das Identisch gesezt ist – und umgekehrt – Das Nicht identische anzuziehen – das gleichgültige bestimt er als ein identisches . Er sezt sich daßelbe als identisch um es abstoßen zu können | das identisch sezen sezt voraus etwas das Different ist . Das Identisch sezen determinirt das andre dazu different zu sein . Das ist die Erscheinung des M a g ne t i s mu s . Der M a g ne t i s mu s ist das Liniare , die subjektive Thätigkeit darum ist er in ansehung der Totalität der materie und ihrer Räumlichkeit nur die Linie – aber es ist nicht die bloß mechanische Linie , die diese Thätigkeit in sich hat , das Entgegengesezte ist imer gleich . Beide Extreme haben entgegengesezte Wirksamkeit : identisches abzustoßen und nichtidentisches identisch zu sezen . – Wenn wir einen M a g ne t e n haben und noch einen andern M a g ne t e n

5

10

15

20

25

zunächst noch ideell , noch nicht als solche die für sich zum Bestehen kommen . Indem in der Linie 30 die Gestalt noch in ihrem Begriff ist , so ist die Form hier wesentlich in der Bestimmung der Thätigkeit , Subjektivität als Zweck ; die Unterschiede sind noch ein Gesetztes , nicht Bestehendes ; die 30 Form ist noch nicht in ihrem Produkt . Am Magneten sieht man diese Thätigkeit , nicht das Produkt ; 1 individuen .] Be : Individuen ungeachtet er die totale Individualität ist ; 12–14 Vorher hatten … macht] Be : Von der Individualität aus rekonstruirt sich das Ganze , nicht mehr im Element des unmittelbaren Seins sondern der Individualität . Dieser Begriff macht 24–25 mechanische Linie , … Beide] Be : mechanisch , sondern die diese Thätigkeit darstellt im Gegensatz so daß die beiden 35 5 ist1] Ri : z . sein M a g n e t i s m u s ] Ri : M 8 darin] Ri : darin . 11 ist hier] Ri : sond s sid . hie ist d . Sezen nch 14 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 15 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 16 differenz] Ri : differenz . 19 er] Ri : es Er] Ri : es 22 M a g n e t i s m u s 1] Ri : M M a g n e t i s m u s 2 ] Ri : M 23 er] Ri : es 27 M a g n e t e n 1] Ri : M M a g n e t e n 2 ] Ri : M

physik

5

10

15

20

25

30

93

so hat der eine M a g ne t schon eine Determination und die identischen weil sie identisch sind so stoßen sie sich ab – weil sie einerlei Determination haben[ .] – Bringt man Nordpol und Südpol zusamen so sezen sie das Identische[ .] Man kann hier die einfache Na t u r des Begriffs sehen[ .] Ist das Eine magnetisch und das andre nicht – dies ist also undeterminirt . Es wird sowohl vom Nordpol als vom Südpol angezogen . Aber der Nordpol macht das Eisen das ihn berührt da wo es ihn berührt zu einem Südpol und zieht es darum an . Er macht es erst zu einem entgegengesezten . Insofern das jezt undeterminirte Eisen jezt Determinirt ist so wird das gleichnamige abgestoßen[ .] | Man kann den M a g ne t i s mu s nicht empirisch bestimen . Wir sagen er richtet sich nach Norden die Chinesen sagen er richtet sich nach Süden und beide haben Recht – denn es ist eine Linie . – Es ist das auch nichts empirisches auf der Erde ist es auch die und die Gegend[ .] Aber die Erde als Totaler Körper ist selbst ein Magnet[ .] – Daß die einzelnen M a g ne t e so determinirt sind das rührt von dem Erdmagnetismus . Aber was wir den Norden nennen ist eigentlich der Süden wenn man es von der Erde betrachtet . Der Erdmagnetismus als Totaler Magnet determinirt die Einzelnen M a g ne t e nach seiner Richtung . Das ist nichts als die Erscheinung des Begriffs selbst . Daß er Eisen anzieht – er selbst ist Eisen – man hat gefunden daß er in Kobalt und Nikel vorkommt . Herr v . Humboldt hat auch an einem Serpentin stein den M a g ne t i s mu s gefunden . Dieser hat aber nur den paßiven Theil . Er zieht das Eisen nicht an sondern zeigt sich nur wirksam auf die M a g ne t nadel . Daß der M a g ne t i s mu s am Eisen etc hervortritt ist eine Frage welche sich nothwendig aufdrängt : warum erscheint er nicht allgemein ? | Das ist die selbe Frage : wie wenn man fragt warum nicht die Erde leuchtet – warum nicht das Waßer fest ist etc[ .] Der Magnetismus ist eine Einzelne Form der n a t u r welche selbst auf eine einzelne Weise vorhanden ist[ .] Was man als eine unterschiedne Form des Geistes annimt trit eben so in der Na t u r nicht ein[ .] In der M a t e r i e fallen die Einzelnen Formen Einzelnen Körpern zu . Einige Körper sind zu weit vorgerükt : Christallisation – andre hingegen sind noch nicht zu dieser Freiheit der Individualität gekomen . Es ist also nothwendig daß der M a g ne t i s mu s selbst nur an wenigem erscheint[ .] –

7 an .] Be : angezogen . Von der Anziehung wird angefangen . 10 bestimen .] Be : bestimmen ; eine Linie die sich nach Norden richtet kann sich auch nach Süden richten , weil sie sich überhaupt richtet . 18 ist Eisen –] Be : Eisen ist wie der Chemiker Richter zeigte , | und neuerlich Alexander 35 v . Humbold . 29 gekomen .] Be : gekommen , wie Wasser . 35 1 M a g n e t ] Ri : M

10 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 14 M a g n e t e ] Ri : M 15 Erdmagnetismus] Ri : Erd / magnetismus den] Ri : ds 17 M a g n e t e ] Ri : M 19 vorkommt] Ri : gefunden 20 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 21 Er zieht] Ri : Sie zhen zeigt] Ri : s . zgt M a g n e t ] Ri : M 22 M a g n e t i s m u s ] Ri : Ms 24–25 fest ist] Ri : festist 30 daß] Ri : ds M a g n e t i s m u s ] Ri : M

184Ri

185Ri

61Be

94

186Ri

§ 240

187 Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Weiter kann man nach dem Zusammenhange der Qualitäten des Eisens fragen , denn das Eisen hat weitere Qualitäten ; man sezt voraus daß diese Qualitäten paßen für den M a g ne t i s mu s . Ritter , der in Iena lang gelebt hat hat den Gedanken gehabt den M a g ne t i s mu s nicht nur am Eisen darzustellen sondern an andern metallkörpern . Er ließ Nadeln machen von verschiednem Metall , er sezte sie zusamen – er hoffte durch diese Differenz bestimung | dies zu fi nden . Es zeigte sich aber daß die Determination der Luft , Wärme ihnen eine gleichförmige Richtung gab . – Über die nähere Qualität des Eisens ist hier nichts zu sagen – soviel läßt sich sagen , daß Neutralität dazu gehört – diese flüßige continuität[ .] – Andererseits kann man sehn daß es nicht Materie von der höchsten Specifi schen Schwere sein kann . Ihre hohe Specifi sche Schwere ist eben diese gedrungene Einheit . Im Gold ist die Differenz geschloßen[ .] Seine Oxidation ist nur eine sehr unbedeutende . Differente Metalle werden leicht von Säuren angegriffen . Sie müßen sich also der Differenz aufschließen auch nicht sogar alles Eisen nimt den M a g ne t i s mu s imer an . der Stahl hält ihn länger fest aber nimt ihn schwerer an . Es ist mehr magnetisches Eisen sogar als unmagnetisches Eisen[ .] ( C e r e oi s !) Begriff ist nichts andres als einheit im unterscheiden . § 239 ist von dem gesprochen welches dem Begriff des Magnetismus entgegen steht : M a g n e t i s m u s ist vorzüglich an dem Eisen – aber in demselben etwas selbständiges (durch Stoß verliert er sich)[ .] | Die Erde als Totalität ist allerdings ein M a g n e t aber nicht ein M a g n e t als solcher . Der Erdmagnetismus ist es der den besondren M a g n e t bestimt aber nicht als ob dieser in der Erde vorhanden wäre sondern als Totalität . Es ist nicht daß der eine M a g n e t den andern M a g n e t magnetisirte bei der Erde anzuwenden sondern sie enthält den M a g n e t i s m u s als Moment[ .] Das Eisen ist etwas wo diese Totalität an ihm auf eine Weise erscheint . Alle Körper sind m a g ne t i s ch aber sie enthalten den M a g n e t i s m u s nicht auf die Abstrakte Weise in der der M a g n e t i s m u s als solcher ist . Man muß Namen wie Pole etc genau

5

10

15

20

25

9 Neutralität dazu gehört –] Be : Neutralität überhaupt gehört zu der Leitungsfähigkeit der Metalle ; 30 11 Schwere ist … Einheit .] Be : Schwere läßt noch nicht zur Differenz der Cohäsion kommen ; 14 aufschließen] Be : aufschließen . Als Thätigkeit setzt der Magnetismus die Einheit als verschiednes ; er 30 ist Kraft weil er noch subjektiv ist , es ist noch nicht die materielle Cohäsion gesetzt . 18–21 dem Begriff … solcher .] Be : Dem Begriff des Magnetismus entgegen ist die Erde als Totalität der Gestaltung , das Thätige ist befriedigt und also ist keine Thätigkeit mehr . 25 Weise] Be : abstrakte Weise 1–2 man nach … Qualitäten ;] Ri : m Fragen : d . Eisen Ht weitr Qualtten ; en arum nach d . Zsm- 35 hange d . Qualtten des Eisen ; 3 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 4 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 9 Neu- 35 tralität] Ri : metallitt 13 angegriffen .] Ri : angegr . wrden 14 M a g n e t i s m u s ] Ri : M 17 C e r e o i s !] siehe Anm . unterscheiden .] Ri : untrschden .) 26 m a g n e t i s c h ] Ri : (m unterstr .) agsch . 28 Neutralität] Be : Metallität 32 Dem Begriff … entgegen] Be : (Dem Begriff … entgegen)

physik

5

10

15

20

25

30

95

auf ihren Begriff anwenden[ .] Wenn man eine solche Gedanken bestimung an einer andern Sache zeigt so muß das in einer andern Form geschehn . Daß der menschliche Körper ein M a g n e t ist ist blutwenig gesagt : ja er enthält Gegensäze aber ganz andre als bei dem M a g n e t [ .] – Im § 239 heißt es der Gegensaz des M a g n e t i s m u s sei die Kugel wo alle unterschiede aufgehoben sind . Das Gestaltlose aber hat selbst eine Gestalt es ist diese der ausdruk dieses Gestaltlosen . Das Waßer wird Kugel wo es sich frei bewegen kann . So die Planeten Sonne etc sie sind Kugeln weil sie diese Allgemeinen Individuen sind ; aber wie beim Kreis gesagt worden , es ist nur die for|melle gleichheit[ .] | Wir wißen daß der Jupiter – die Erde etc an den Polen eingedrükt sind . Es ist dies durch meßungen beobachtet worden[ .] – Es sind aber hauptsächlich diese meßungen auf der nördlichen Halbkugel nur angestellt worden , oder wenigstens vorzüglich[ .] Man könnte sie sich Eiförmig eben so gut denken[ .] § 240 Zwischen diesen beiden Extremen fällt die Reelle Gestalt , das was sie vereinigt ist Cohaesion genant . Die reale Gestalt ist der Magnetismus in der Kugel sich objektivirend . Der M a g n e t i s m u s macht Formunterschiede und Beziehungen dieser auf Einheit aus . Aber daß er hier nicht mehr Thätigkeit ist das Gehört diesem Objektiven der Kugel überhaupt an . In der realen Gestalt (Kristall) ist kein Streben mehr ein anhängen oder abstoßen sondern in dem Kristall ist erlangt : daß die Form ihre Bestimung zu einer Materiellen Cohaesion zur Ruhe gebracht hat . Das Formiren von Linien Flächen ist regelmäßige Einheit . Die Kristallisation sezt zunächst in Bewunderung ; es ist diese stille Eigenthüm liche Geometrie welche in das kleinste Geht . Das ist was einerseits Bewunderung erregt dies stille in sich gegründete Leben , wie ein seelenhaftes seine | eigenthüm liche Gestalt hat . – Die Kristallisation ist einerseits die Begrenzung nach außen umschließende Oberfläche habend . Aber es findet auch eine Gestaltung nach innen statt[ .] Diese Gestaltung unterscheidet sich selbst in sich als inres und äußres . Die innre Kristallisation ist was unter der Form von Bruch – Durchgang der Blätter vorkomt[ .] – Der Kristall läßt sich sprengen[ .] Das ist nicht einer mechanischen Gewalt unter worfen sondern er zeigt seine Eigenthüm lichen Flächen und winkel . Schlägt man leise an so zeigen sich spiegelnde

5–6 Kugel wo … sind .] Be : Kugel , in der keine Richtung sich von der andern unterscheidet , also Einheit in den Unterschieden , der Ausdruck der Gleichheit , die individuelle Grundlage überhaupt ; 19 abstoßen] Be : Abstoßen , wo die Beziehung rein ideell ist , 20 Formiren] Be : immanentes For35 miren 20–21 Linien Flächen] Be : geraden Linien und Flächen , eine Wiederholung desselben Ge22 Geht .] Be : geht , sie wiederholt sich immer in derselben Form . 26–27 unterscheidet 35 setzes , sich … sich] Be : unterscheidet sich als Begriff von seiner Realität , 29–30 zeigt seine … winkel .] Be : seine eigenthüm lichen Flächen Winkel zeigt und eine organische Anlage darstellt , 10 ist] Ri : ist durch

12 worden] Ri : wrden z . sein

29 er] so Be

Ri : es

62 Be 188Ri

§ 241

[§ 242]

189Ri

96

190Ri

§ 246

191Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Flächen , diese Richtungen die er sich nimt sind Durchgänge der Blätter genannt worden[ .] Diese Durchgänge bilden wieder eine eigene Gestalt[ .] Der Diamant wird nach diesem Durchgang der Blätter gesprengt . Der Schleifer weis ihn durch ein leises anschlagen zu sprengen so daß dieses sprengen eine spiegelnde Fläche gezeigt hat . Das heißt die Kerngestalt[ .] Bei dem Kalk ist die Kerngestalt Rhomboidalisch die äußre Gestalt kan verschieden sein . Aber die äußre Gestalt hat eine Beziehung darauf . Häuy hat hier sehr viel untersucht ; doch hat er es blos sinnlich erklärt . Das Hauptsächlichste ist die Beziehung der Äußren und Innren Gestalt : es ist die inere Gestalt gleichsam über sich heraus Geworfen . Aber das bisherige Verfahren ist mehr empirisch Gewesen . | Eine andre Beziehung war auch wichtig : die Beziehung der Kristallisation auf die specifi sche Schwere . Es komt hiebei bloß das Volumen in betracht ohne Rüksicht auf die Gestalt . – (Aus der Geometrie ist bekannt daß Körper welche gleiche Oberfläche haben aber verschiedne Gestalt , daß dann die Volumina verschieden sind . ZB . der Körperliche Innhalt der Kugel und des Kubus sind verschieden – wenn auch die oberflächen gleich sind[ .] – So auch in der Geometrie[ .] Der Umfang des Kreises ist kleiner als der Umfang des gleich großen Quadrats . –) wenn bei der Spezifischen Schwere das Gewicht in verhältniß gesezt wird so ist das Volumen überhaupt gesezt : aber die Gestalt muß dem Volumen entsprechen . Wenn 2 Körper gleiches Gewicht haben und ein ungleiches Volumen haben so können sie nur eine solche Figur haben welche dem Volumen entspricht . Diese Seite ist noch nicht beachtet – sie würde aber näheren aufschluß geben über die Kristallisation . Das sind überhaupt die Hauptmomente in hinsicht der Gestalt – das 2te ist daß wir das Freiwerden der Unterschiede betrachten oder die Besonderung der Unterschiede . – Die unterschiede sind auf die abstrakte Weise als räumliche Bestimung . Die unterschiede welche so zeitlos sind realisiren sich davon ist § 245 die Rede (242 und 243 gehn uns hier nichts mehr an)[ .] | § 245 . Der Körper ist ein ganzes des Sonnen sistems – der irdische K ö r p e r hat die Totalität der Elemente an ihm und er ist das Subjekt derselben . Seine Individualität ist das Beständige und sie sind nur momente an ihm ,

5

10

15

20

25

30

63Be

12–13 Schwere . Es … Gestalt . –] Be : Schwere . Körper die gleich großes Volumen haben | wiegen 30 verschieden . Indem der Körper krystallirt sein soll oder eine bestimmte Gestalt , so kann er nur eine solche haben die dem Volumen entspricht . 15–16 der Körperliche … sind[ .] –] Be : Körper die gleiche Oberfl äche haben , Kugel und Kubus , enthalten verschiednes Volumen ; die Kugel enthält bei der kleinsten Oberfl äche das größte Volumen . 18–19 verhältniß gesezt … gesezt :] Be : Verhältniß 35 zum Volumen ist , so kann der Körper Krystall werden ; das Volumen ist unbestimmt , Gestalt das 35 Bestimmtere . 24 Besonderung] Be : elementarische Besonderung 27 Sonnensistems –] Be : Systems , gleichsam ein Sonnensystem , 29 sind] Be : sind Eigenschaften oder Prädikate , sie sind 1 nimt] Ri : nimt .

16 gleich] Ri : vschden

16–17 Kreises] Ri : Quadrts

20 Volumen] Ri : Figr

physik

5

10

15

20

25

30

97

der gleichsam der Träger ist . So z . B . sagen wir die Farbe an dem Körper . Ihre Verschiedenheit ist auch ein Selbständiges – die Eigenschaften betrachten wir als materiale der Selbstständigkeit . Die unterschiednen momente sind solche die nicht zum selbstständigen bestehen komen . Die Farbe ist aber ZB . nicht nur Eigenschaft sondern auch Pigment d . h . etwas besonderes . 3tens diese materie und Eigenschaften sind ferner Verhältniße – beziehungen unterein ander . Als bestimte sind sie Beziehungen : Verhältniße zu ein ander . Als solche Verhältniße sind sie Beziehungen was sowohl als Freies als als Eigenschaften da ist[ .] – Der Körper der zunächst Gestalt ist , ist wie wir ihn gehabt haben in seiner beziehung auf sich gleich schwer und zur gestalt erweitert : die Negation seiner Cohaesion ist überhaupt die W ä r me . Diese Seite macht die beziehung aus die an dem Lebendigen das Gefühl oder Tastsinn heißt , sie stehen am lebendigen als weise des Empfi ndens . Sie sind also gewißermaßen der Sinn der Körper . Das Gefühl ist der Sinn des Mechanischen überhaupt der Sinn des Gestalteten – diesem Mechanischen gegenüber | ist die Subjektivität der bestimten M a t e r i e . Wir haben den Klang gesehn – was das Seelenhafte als Seelen haftes ist gleich der Vollkomnen Freiheit von der Schwere . Diese bestimtheit ist eine ganz Einfache Form . Das macht also den Gegensaz aus : der Sinn des Gehörs und Gefühls – der Sinn | des Gehörs ist der Sinn der Seele . Diese beiden Sinne machen den Gegensaz aus mögen wir jedes , oben oder unten stellen[ .] Zwischen die beiden Fallen die Besonderungen , die wir jezt zu betrachten haben . Sie gehören dem Gegensaz überhaupt an . Das Eine ist das Selbstische . Das Licht trit herunter zu einer Seite des Gegensazes die andre Seite ist der Gegensaz als solcher[ .] Die eine Seite ist der Abstrakte Proceß (geruch) und reale Proceß (Geschmak) . – § 2 4 6 . Der Körper hat Farbe überhaupt beziehung auf das Licht : er ist entweder durchsichtig oder nicht – als durchsichtig ist er das Farblose . Das Weiß und Schwarz ist auch ein Farbloses aber nicht durchsichtiges[ .] Durchsichtigkeit ist die paßivität für das äußre Licht . Der Körper ist dann vorzüglich durchsichtig wenn er chemisch vollkommen neutralisirt ist . Z . B . Beim Kalk kristall . Dazu gehört daß die | Cohaesion ganz durch diese neutralität bestimt ist (Zerstoßnes Glaß ist undurchsichtig)[ .] Metalle sind das Dunkle , doch wenn sie zur neutralität kommen

3 Selbstständigkeit .] Be : Selbständigkeit . Sie sind ideell und selbständige Materien . 6 Als bestimte] Be : ihre Beziehung unter einander ist gleichgültig und als Bestimmendes 7–8 sind sie … ist[ .] –] Be : sie sind die Elemente des Prozesses den der Körper mit einem Andern als einem Gebundenen hat . 35 9–10 sich gleich … erweitert :] Be : sich , er hat spezifische Schwere die zur Gestalt erweicht ist , 15 35 bestimten M a t e r i e .] Be : Materie , daß sie ihrem Spezifi schen als einer reinen Innerlichkeit das Dasein giebt , 18 - der] Be : Der Sinn des Gefühls ist der roheste materiellste , der 21 überhaupt] Be : überhaupt oder in seiner Einfachheit angehören , 29–30 Zerstoßnes Glaß … undurchsichtig] 1 der gleichsam … ist .] Ri : die gleichsam d . Trgr sd .

9 in] Ri : u

25 Farblose] Ri : Farbloses

192Ri

64Be

§ 247

193Ri

98

194Ri

195Ri 65Be

nachschrift ringier · 1819/20

so werden sie durchsichtig . Flüßige Körper laßen zwar das Licht durch aber sie brechen es . Z . B . der Stab im Waßer . Perpendikular gesehn wird das nicht auf die Seite gerükt . Man hat es zu betrachten als ein Nähern und Entfernen . Das Große Brechungsvermögen hängt von der Dichtigkeit ab[ .] Je dichter die materie je größer die Ablenkung der Richtung . Ein andrer Umstand ist , ob das verbrenlich ist . Das Verbrenliche hat größere Brechbarkeit (Weingeist Öhl . Diamant) Dichtigkeit ist Verhältnis des Vol u m e n s zur m a t e r i e . Es kommt hiebei eine erweiterung und Verengung des Raums vor . Etwas der Art ist auch hier vor handen . Der Raum ist in ansehung des Lichtes etwas gleichgültiges . Den Raum fi nden wir erst durch das Gefühl . Man sieht in einer Fläche alles (Blindgeborene) . Erst größere Entfernung – größere unbestimtheit ihrer Umriße – etc ist etwas was wir erst durch übung erlangt haben . Die Raum determinationen haben also nicht diese Ständigkeit und Festigkeit für das Licht . | Es ist das eine bekannte Erscheinung wo man sich aber keine genaue Rechnung ablegt . Bei der Brechung in den durchsichtigen mitteln komt eine besondre Erscheinung vor : die doppelte Strahlenbrechung (an dem Kalkspath doppel spath)[ .] Man hat es noch bei einigen bemerkt und zwar bei allen Kristallen : deren Kerngestalt nicht Cubus ist oder regelmäßiges Octaeder sondern wo die Kerngestalt Rhomboidalisch ist . Mechanisch kann man nicht dahinter kommen . Einerseits ist der Kristall durchsichtig und man sieht also ein Bild . Das andre Bild das Extraordinäre ist zur Seite geschoben . Das 2te Bild kann von nichts anderm herkomen als von der Qualitativen natur der Kerngestalt . Das innere ist eine schiefe Qualitative natur und diese ist welche das Bild verschiebt . Man kann einen solchen Kristall auch durch schneiden : durch den Haupt schnitt (Eben durch die Diagonale von den beiden stumpfen winkeln) . Sieht man hindurch so sieht man nur ein einfaches bild und diese Richtung der Gestalt ist seine Hauptaxe . Diese Verschiebung ist hier selbst null – wäre es etwas rein mechanisches so könnte das Verschwinden nicht vorkomen . Bei dem Kalk ist die | Kerngestalt Rhomboidalisch | gleich hat dreifachen durchgang der Blätter . Es existirt noch ein solcher Kristall wo noch ein 4ter Durchgang sichtbar ist , da sind 2 paare von Bildern . Die Farbe ist so das ideelle Licht insofern es sich materialisirt , d . h . Farbe als pigment . Farbe ist also die besonderung der Gestalt an der Gestalt ist sie die Form

5

10

15

20

25

30

Be : zerstoßener Krystall ist mechanisch bestimmt , er ist undurchsichtig und sieht weiß aus . 12 35 Raum determinationen] Be : Raumdetermination durch das Gefühl 28 hat] Be : hat nach Werner 30 4ter Durchgang … ist] Be : vierten hat Göthe wahrgenommen 32–99,1 an der … Form .] 35 Be : die bestimmte Selbstischkeit die hervortritt , einfache Formbestimmtheit , 2 gesehn] Ri : gesehn .

10 Entfernung] Ri : Enpfernung

30 Bildern .] Es folgen drei Leerzeilen .

physik

5

10

15

20

25

30

99

– die Entwikelte Form . Die Formbestimtheit ist unterschieden von der manig faltigkeit die sie als gestalt ist . Farbe ist so die negation der Gestalt . In der Farbe fängt also dem Begriff nach das aufheben der Gestalt an . Die Physische materiale Farbe hat ihre lezte bestimtheit im Chemischen . – Diese bestimtheit macht unmittelbar den Übergang von der Durchsichtigkeit zur Farbe überhaupt . Durchsichtigkeit gehört der gestalt in ihrer neutralität an[ .] Von der durchsichtigkeit macht sich der übergang zur Farbe auf eine einfache Weise . Zerstoßnes Glaß wird weiß . Das Durchsichtige ist noch keine Farbe[ .] Das Licht ist durchsichtig so die Flamme . Durchsichtigkeit macht den Übergang zum Weißen aus . Das durchsichtige : die reale Möglichkeit des Licht indem die Cohaesion aufgehoben wird und punctuell wird wird weiß – so zerstoßnes Eis so das Waßer was zu schnee friert . Einfache reine Erden sind weiß : kristallisirt wird dies durchsichtig[ .] | Bergkristall – Thonerde als Glimer etc – umgekehrt kann man auf diese Weise diese Durchsichtigkeit wieder hervorbringen . Eine durchsichtige Flüßigkeit (Bier) wird schaumig , d . h . die Cohaesion wird verändert – solcher Schaum ist weiß – diese Weise verschwindet aber wieder wenn die Luft entweicht so ist es wieder durchsichtig mattes Glas wird Durchsichtig im Waßer was diesen Zusamenhang wieder herstellt – so Borax und Oehl . – Die Farbe selbst hat nun von ihrem Ursprung her das doppelte , daß sie erstens etwas ganz ideelles ist und auf der andern seite etwas materielles[ .] – Diese Flüchtigkeit der Farbe – ihr Plözliches Erscheinen und verschwinden durch den Geringsten Unterschied – zeigt sich auf alle mögliche weise besonders bei dem Schmelzen der Metalle – besonders bei Silber wo das Silber den Culminationspunkt hat – der Silberblik – , Bei diesem Blik sieht man alle Farben in der Grösten Schnelligkeit nach ein ander fort gehn drüber weg . Es sind weisen der Cohaesion – feine Unterschiede die es schnell durchläuft . Bei Eisen treten eben so flüchtig Farben auf welche drübertreten[ .] – Beim Eisen kann man das fi xiren : Eisen läuft Gelb an wird es heiß : geht das Gelb in Purpur über dieses Purpur ist schwer festzuhalten , das spätre Blau ist leichter zu fi xiren von dem dunklen blau kann man es führen zu dem hellblau[ .] – | Göthe sagt hierüber auch : daß das Ganze Farbenspectrum sich zeigt wenn man | ein Federmeßer über das Licht hält . Wo die Klinge weniger nahe ist entsteht das

10 Cohaesion] Be : Neutralität 12 durchsichtig[ .]] Be : durchsichtig , indem das Neutrale das Wasser zugesetzt wird . 17–18 mattes Glas … herstellt –] Be : Salze krystallisirt werden ein weißes 35 Pulver . Krystalle die angefangen haben auf ihrer Oberfl äche zu verwittern erscheinen in Wasser 25–27 Eisen treten … fi xiren :] Be : Eisen oder Stahl treten ebenso flüch35 gethan durchsichtiger , tige Farben auf der Oberfl äche hervor die aber fi xirt werden können , wie man Blau erhält wenn man den Stahl aus der Hitze in die Asche steckt . 22 Metalle] so Be

Ri : Frbe

27 es] Ri : er

29 es] Ri : ihn

196Ri

197 Ri 66Be

100

198Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Gelbe , dann Purpur – dan Blau[ .] – Hier hat man den Ganzen Farben Kreis und deren unterschied macht bloß der feine unterschied der Hize aus . – So ein Delicates als die Farben sind so fest fi xiren sie sich selbst auf der andern Seite[ .] – Bei den metallen zeigt sich dieses[ .] – Die metalle können kristallisirt werden[ .] Sie sind die Extreme gegen die neutralität sie sind das Ganz Abstrakte was aus der neutralisation zurükgetreten ist , sich in sich vertieft – zurükgedrängt hat verdunkelt hat . Die bestimtheit der Farben ist durch das chemische gesezt . Es ist unser Gedanke welcher das Licht so erfaßt hat : daß Zb . das Licht als grundlage und dunkelheit drüber Gelb giebt aber dieser wirkliche Begrif sezt sich hier durch das chemische Verhältniß selbst in die Existenz . Hier ist der Begriff wirklich gegenwärtig . Indem die metalle diese sind daß sie aus dieser neutralität heraus treten so haben sie diese Verdunklung die dann das andre Moment für die Farbe aus macht . Alles Färbende in der Natur gehört den metallen an[ .] – Die metalle indem sie so in sich verdunkelt sind so sind sie es die das hohe Specifi sche Gewicht haben . Sie haben deßwegen auch diese ganz eigenthüm liche | Intensität und Glanz . Nach der Newtonschen Weise zu sprechen sagt man : ein Körper hat eine grüne Farbe weil er die Grüne Farbe wegweise und die anderen alle behalte ; das ist ein flaches formelles Raisonnement . – Eine Gefärbte Leinwand wirft ja auch einen gefärbten Schein hinter sich und zwar die nämliche Farbe die sie hat . und nicht wie man nach Neuton sagen sollte alle andern . Die Farbe als solches zeigt sich dann als metall , der metall Glanz ist diese Helligkeit : jede Farbe muß eine helle Weiße in sich haben ihr in sich sein ist ihre verdunklung[ .] – Einerseits ist die Farbe das ganz fi xirte auf der andern Seite das Flüchtige . Die Farben sind überhaupt auf dem chemischen beruhend . Das chemische ist das bewegende realisirende . Die chemischen unterschiede sind es dan vornemlich was sie herüber und hinüberzieht . Das Kali steht auf der Seite des Dunklen die Säuren auf der Seite des hellen (Lakmus) . Das ist diese specification : das Licht materiell gesezt . – Die andern besondrungen sind die welche auf den Sinn sich beziehen : Geruch Geschmak . In dem Proceß ist es nicht wie bei der Farbe daß so zwei entgegen gesezt sind und die 2te Seite des Proceßes ist dan der Abstrakte Proceß im

5

10

15

20

25

30

2 So ein Delicates] Be : so flüchtig 6 sich in … vertieft –] Be : sich zum Fürsichsein bringt . 7 Farben ist … gesezt .] Be : Farben insofern sie materiell sind ist durch das Chemische gesetzt , denn der Begriff der Besonderung ist der chemische Prozeß ; 14 Sie haben … auch] Be : indem sie die Abstraktion überhaupt sind so haben sie 29–30 Geschmak . In … sind] Be : Geschmack ; beide 35 gehören dem Prozeß an der als Gegensatz hervortritt , es ist hier nicht die unmittelbare Weise wo 35 die Gegensätze in einander übergehen , wie bei der Farbe . 3 sind] Ri : ist 4 metalle] Ri : metallen 6 hat1] Ri : hben hat 2 ] Ri : hben grundlich 12 macht] Ri : machen 13 indem] Ri : in dem

8 grundlage] Ri :

physik

5

10

15

20

25

30

101

Geruch . Geschmak ist der reale Proceß . Es liegt in ihnen beiden etwas allgemeines zu grunde . Der Geruch ist der Abstrakte Proceß dieser Proceß ist der fortdauernde Kampf der Individualität | mit seiner abstraction . Die Luft ist das Verzehrende des Individuellen . In diesem Proceß sind alle Körper fortdauernd begriffen . Alle Körper haben eine Athmosphäre um sich herum und das ist ihre Verflüchtigung welche beginnt . Das Individuelle ist gegenüber dem ganz abstrakten – dieser Proceß ist also die erste Form der von der Ruhigen Gestalt sich abtrenenden Besonderheit . Farbe ist Verhältniß zum Licht – Geruch zur Luft zu diesem verzehrenden Allgemeinen . Die Ganze Spezification geht auf einfache Weise in diesen Proceß ein . Es ist die Specifi cation des | Körpers welche in einfacher Form vor sich geht – der Geruch ist ein einfacher . Eben deßwegen sind die Gerüche das ganz sinliche weil es das ganz verhältnißlose ist . Deßwegen sind sie nur unendlich von ein ander verschieden sie haben keinen bestimten Gegensaz gegen ein ander . Wollen wir ihnen unterschiede geben so drüken wir es subjektiv aus oder auf chemische Weise – Gerüche können wir ausdrüken nach einem bestimten Körper (Rosen Lilien)[ .] Dieser formelle Proceß nun aber zum realen Proceß fortgehend wird das worauf sich der Geschmak bezieht . Die Abstrakte Allgemeine Neutralität erhält in der materie ihre realisirung . Wie die Luft zur specifi schen Luft (Geruch) | das Licht zur Farbe so das Waßer zum Geschmak . Weil der Geschmak wesentlich sich nur auf einen Proceß bezieht so müßen wir uns in beziehung sezen auf den zu schmekenden Körper – ihn zer reißen . Geschmak bezieht sich also auf auflösung der Gestalt . Der Geschmak ist also nicht mehr in Verhältniß zu Elementen als solche sondern es ist ein reales Verhältniß . Mit diesem Gegensaz treten wir in eine neue Sphäre über . Die individuelle Gestalt im gegensaz geht in den Proceß über . Sie sind selbst in dem Wider spruch daß sie für sich sind und nicht für sich sind . Die momente werden gegen ein ander frei selbständig . Das freiwerden der momente ist daß die unterschiede zunächst selbstständige überhaupt sind , aber in dieser Selbstständigkeit nur ideell sind . Das ist der Begriff des Proceßes überhaupt : Gestalt die durch ihre Auflösung sich selbst zum Resultat macht . Die Bestimung die zunächst zu betrachten ist die Selbständigkeit der Unterschiede selbst . Das macht dann den Übergang zu

14 subjektiv aus … Weise –] Be : subjektiv (angenehm für uns) oder chemisch (als Säure) 16 Proceß 2 ] Be : Gegensatz 17–18 Neutralität erhält … realisirung .] Be : Neutralität des Wassers erhält im Körper ihre Realität , Salz . Das Salz ist neutral wie das Wasser insofern dessen Gegensätze 35 materielle Substanzen sind . 19–20 auf einen Proceß] Be : auf den Prozeß , nicht auf die entfernte 26–28 frei selbständig . … sind .] Be : frei werden und eine in35 ideelle Weise wie beim Gesicht , nere Nothwendig keit derselben ist wodurch sie nicht frei sein können . 30 Übergang] Be : erste 1 Geruch . Geschmak] Ri : Geschmak . Geruch 13 ihnen] Ri : ihr schmak . 18 Farbe] Ri : Farbe . 25 sie] Ri : sich

17 Geschmak] Ri : Ge-

199Ri

67 Be

200Ri

§§ 248 , 249

102

201Ri § 250

dann ist es auf eine einfache Weise als Electrische Reibung erschienen – und nun 202Ri

68Be

nachschrift ringier · 1819/20

dem realen Proceß[ .] – Indem diese Momente der besonderung , eben das dasein für andre sind so sind sie Proceße[ .] – Es sind die Körper nicht nur in diesem abstrakten Verhältniß sondern sie stehn auch als Einzelne zu ein ander und zwar als besondre Selbstständige Individualitäten[ .] | Diese Selbstständigkeit für sich ist die Selbstständigkeit körperlicher Individualität . – Die Körperlichen Individualitäten als Gestalten beziehn sich nur auf sich selbst ; die Vergleichung die w i r machen geht sie nichts an . Das Wahrhafte Verhältniß ist daß sie gespannt gegen ein ander sind . Sie sind fürs erste nur selbstständig . Der Electrische Proceß bezieht sich nicht auf sie sie erhalten sich in ihrer Gestalt . Indem es körperliche Individualitäten sind die sich als solche erhalten so sind sie das nur Theoretisch[ .] Sie berühren sich nicht so wie sich mechanische Körper gegen einander verhalten sondern auf eine andre Weise . Wenn ich mich bloß theoretisch Verhalte so bin ich Ich und Er ist Er[ .] Jeder bleibt für sich . Daß Körper individuen sich auf diese Theoretische Weise Verhalten einander negieren das ist das theoretische Verhalten . Dieser Begriff ist eine Wirklichkeit . Das Erscheinen dieser Bestimung kann keine sein als diese . Das für sich sein das eine Wirklichkeit ist kann nichts andres sein als das Licht : daß ein Körper leuchtet – denn die einfache erscheinung der Identität ist das Licht[ .] Es ist auch nur das Licht – denn der Körper soll selbstständig bleiben , nicht ein realer proceß wie in dem Geruch – nur das Abstrakte Licht als solches komt in dieser Spanung vor . Dieses ist nichts als das Elektrische Erscheinen . Wir haben das Licht das eine mal als das erste hervortreten gesehen , auch wieder als das Verzehren[ .] | Es ist Licht ohne Wärme – es ist kein Feuer[ .] Der Electrische Funke ist kalt . Es ist das immaterielle Licht . Der Körper verzehrt sich dabei nicht . Es geht auch nicht hervor durch Reibung . Es ist nicht ein solches das durch aufhebung der mechanischen Cohaesion hervorgeht[ .] – Auch ist es keine chemische

5

10

15

20

25

formelle Stufe 1–2 Indem diese … Proceße[ .] –] Be : Die Körper sind die terrestrische Totalität ; indem diese Momente der Besonderung in das Dasein heraustreten , sind sie Prozesse oder Beziehun30 gen auf andres , auf die Elemente , wie die Farbe durch das Licht gebleicht wird . 3 Verhältniß] Be : Verhältniß zu den Elementen 5–6 Individualität . –] Be : Individuen . | Zunächst als Selbständige 30 gegen einander verhalten sie sich . Dies ist die Stufe der Elektricität . 8–9 Das Wahrhafte … sind .] Be : dieses erste Verhältniß ist das wahre , 12–13 Sie berühren … Weise .] Be : die mechanische Gewalt enthält dies daß ein Körper sich in den andern setzt , seine Materialität verändert wird ; 13–14 theoretisch Verhalte … sich .] Be : theoretisch , als freie Individuen , es schaut jeder frei die Natur an , das Verhalten ist ein Gespanntes , Ich bleibe ganz für mich . 16 Wirklichkeit .] Be : Wirklichkeit , 35 die Erscheinung ist die einfache selbstische Beziehung auf sich selbst die als eine differente zum Vorschein kommt , dies Anderssein ideell für sich gesetzt . 23 Verzehren[ .]] Be : Verzehrung der Elemente , dann aus dem mechanischen Verhältniß aus der mechanischen Negativität als Flamme . 2 sind] Ri : ist

14 bin ich] Ri : binich

22M nun] Ri : folgt Unleserliches

physik

5

10

15

20

25

103

auflösung sondern es ist Körperlichkeit die sich ganz darinn erhält . – Es ist also dem Begriff nach Bloßes Licht – aber es ist auch differentes – entgegengeseztes Licht . Es hat seine Bedeutung wesentlich im Gegensaze diese Differenz kann nun eigentlich polarität des Lichts genannt werden . Dort wo Die neutonianer von Polarität des Lichts reden ist ganz und gar nichts – diese Vorstellung ist absurd . Die Polarität des L i c h t s ist in der Electricität vorhanden – die Farben sind dies nicht[ .] Das L i c h t als Licht different gesezt ist das Electrische Licht . | Das differente Electrische Licht ist in der Erscheinung unterschieden – Geruch und Geschmak zeigen nur den Beginn einer körperlichkeit . Beide Lichter zeigen eine Färbung das positiv Electrische ist röthlicher Schein das negativ Electrische ist bläulich . Der Geruch ist (nach Ritter) bei dem einen mehr säuerlich als alkalisch . In Ansehung des Geschmaks , wo der proceß körperlicher wird ist bestimter unterschieden[ .] Auch die Strahlung ist verschieden positive wie ein pinsel – negative Electricität mehr Concentrirt . Mit Pulver wird dies gezeigt nach Lichtenberg . Es zeigt sich fürs 1te überhaupt der unterschied daß bei der Einen Art Körper | mehr positive bei der andern mehr negative Electricität erscheint . Allein mit einer Geringen umänderung der Oberfläche wird das verändert . – Auch zeigt sich der Unterschied durch ein Anziehen und Abstoßen – dies ist eben die Wahrheit des Begriffs . Bei der Electrischen Thätigkeit sieht man daß Körper welche gleiche Electricität haben sich abstoßen und die ungleiche Electricität ziehn sich an . – Wenn man 2 Kork kügelchen an Seiden aufhängt und sie werden elektrisirt – entweder positiv oder negativ so fahren sie aus ein ander werden sie mit entgegengesezter Electricität elektrisirt so ziehn sie sich an . Hier trit bloß der unterschied in Hinsicht der Annäherung ein . – In Hinsicht der entgegengesezten Electricität so ist bekannt daß in die Erden und Steine Brennbares und Salze eingetheilt wird . Erden und Steine werden positiv Electrisch , das Brennbare wird negativ Electrisch[ .] Die metalle dagegen sind leitende Körper (wie sie auch die Wärme leiten)[ .] Sonst hat doch Wärme und Electricität nichts mit ein ander zu thun[ .] – Das

2–3 differentes – … Gegensaze] Be : Differentes das ein selbstisches Fürsichsein eine Negativität gegen andres ist . 4–5 Dort wo … nichts –] Be : die sonst genannte Polarität bezieht sich auf die Spiege30 lung des Lichts , wo aber keine Polarisation oder immanente Differenz ist , sondern eine äußerliche Bedingung wodurch der Schein des Lichts verändert wird . 10–12 Der Geruch … unterschieden[ .]] Be : Ritter sagte das eine Licht habe mehr säuerlichen und das andre mehr alkalischen Geschmack . 14–16 Es zeigt … erscheint .] Be : Wichtiger ist der Unterschied in Bezug auf Körperlichkeit ; die Individualität der Körper geht aber nicht in dies Spiel ein ; 17–18 Auch zeigt … Begriffs .] Be : Die 35 Differenz der Elektricität zeigt sich zunächst beim Magnetismus als Anziehen und Abstoßen nach der Weise eines thätigen Begriffs und die Natur des Begriffs ist Unterschied zu setzen und die Rückkehr aus dem Unterschied in die Einheit . Die Natur in dieser Thätigkeit ist die Natur des Begriffs als eines solchen ; 23 Annäherung] Be : Annäherung in Beziehung verschiedner Individuen ein .

30

5 ist 2 ] Ri : ist .

24 Brennbares] Ri : Brennbar ,

25 wird] Ri : E rden

69Be

203Ri

104

204Ri

70Be

205Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Liegt in ihrer flüßigen Gediegnen natur[ .] – Das Metall hat diese hohe Cohaesion , das indifferente . Metalle die Erze sind oder die eine Seite eines Salzes ausmachen verlieren das . Stein und Salze werden also positiv Electrisch hingegen Brenbare Substanzen werden negativ Electrisch . Es ist hier wieder die natur des punctuellen . Wie die metalle Leiter sind so ist das Waßer wegen seines gleichgewichts in sich auch vornehmlich ein guter Leiter[ .] | Die Flamme selbst als das flüßige in sich ist ein guter Leiter . Es ist nicht ein Reiben sondern nur ein Streichen nur ein berühren – nicht einmal eines Streichens braucht es . Bloß Druk erwekt Electricität . Jeder Druk , jede Berührung macht Electricität . Es ist der Körper der gleichsam einen Zorn beweißt und sein selbst dagegen hervortreten läßt . Daß beim Glaß positive Electricität und beim verbrennlichen negative Electricität gegeben ist ist das Allgemeine[ .] Der Unterschied aber zwischen Glas- und Harz Electricität fällt weg | es kommt bei Glas darauf an ob es polirt ist – Glas mit Wolle gerieben zeigt positive mit Kazpelz negative Electricität . Gläser welche gleich sind zeigen entgegengesezte Electricität so zwei Siegellakstangen zeigen beide Electricität . – Ein seidnes Band wenn es quer gerieben wird zeigt positive und der länge nach negative Electricität[ .] So 2 Personen welche isolirt sind so wird die reibende positiv und die andre negativ Electrisch . Das negativ Electrische zeigt das Concentrirte so zeigt sich dann auch bei dem Reiben der Körper ein solcher unterschied . Es läßt sich sehr leicht umkehren[ .] Der unterschied der sich zeigt ist : wenn eine animalische Substanz oder vegetabilische Substanz an einer Rauhen oberfläche gerieben wird so entsteht negative Electricität an dieser Substanz wo die Oberfläche in ihren Theilen verschoben wird wie beim Glatten positive Electricität . Überhaupt das in sich gleiche steht nothwendig auf der positiven Electricität das punctuelle der negativen Electricität . So macht es einen unterschied ob ein schwarzer seidener Stoff abgetragen ist oder frisch gefärbt wenn er mit einem weißen | Stoff gerieben wird . Bekanntlich entsteht Electricität auch an Kristallen – an Turmalin Schörl diese werden durch Erwärmung Electrisch und zwar so daß der Eine Pol positiv der andre negativ Electrisch ist . Man sagt das entstehe dadurch weil die structuren dieser Körper etwas unsimetrisches haben . Es wird dann durch die Wärme eine Continuität gesezt wodurch diese Entgegensezung hervortreten kann . |

5

10

15

20

25

30

Auch durch einen elektrisirten Körper wird einem andern Elektricität mitgetheilt ohne daß nur eine Berührung vorgeht ; nur an den Enden ist diese elektrische 35

3–4 Stein und … Electrisch .] Be : Die Salze werden durch Reiben positiv elektrisch ; dagegen Harze Siegellack Gummi u . s . f . negativ . 6 Leiter[ .]] Be : Leiter ; so kaltes Wachs , Seife flüßig gemacht ; 35 19 Körper] Ri : Kr zgt sich

23 positive] Ri : negative

31 kann .] Zwei Drittel dieser Seite und die

physik

5

10

15

20

25

30

105

Thätigkeit vorhanden . Die elektrische Thätigkeit ist durchaus nur an der Oberfläche eines leitenden Körpers . Wird ein dritter Körper mit diesem in Verbindung gesetzt am entgegengesetzten Ende , so wird auch dieser elektrisch . Wenn elektrisirte Körper immer nähergebracht werden , neutralisirt sich ihre Spannung und sie wird immer geringer . Ein elektrisirter Körper überladen wenn er mit der Luft in Verbindung steht verliert dadurch seine Spannung . Das positive Ende des Prozesses ist das Zusammenstürzen beider Elektricitäten ; dies bringt große Wirkungen hervor , Metalle werden verflüchtigt , der elektrische Schlag schmelzt Metalldräthe ; dies scheint ein chemisches Moment zu sein , allein die nächste Wirkung ist bloß die Erschütterung , alles was ihm im Wege steht sucht es zu zertrümmern und sich als Licht Bahn zu machen , um mit seinem Entgegengesetzten zusammenzukommen . Die chemisch-scheinenden Erschütterungen sind Folgen dieses Prozesses ; es ist bloßer mechanischer Druck . Das Schmelzen und dergleichen sind secondäre Wirkungen . Als eine nähere chemische Wirkung erscheint die Wasserzersetzung ; aber das Wasser ist überhaupt das neutrale Element worin kein chemischer Gegensatz vorhanden ist ; dieser Gegensatz der Zer|setzung ist nur formell , das Wasser läßt sich in Gasform auflösen . Das ganze Wasser ist in einer solchen entgegengesetzten Form gesetzt . Der reale Prozeß ist der chemische , dessen eine Form der Galvanismus ist , der ganz elektrische Erscheinungen zeigt und chemische Wirkungen hat ; der elektrische Prozeß kann daran gegen den chemischen zurückgedrängt werden ; der galvanische Prozeß ist ein perennirender elektrischer Prozeß , dieses Perenniren macht ihn zu einem materiell-wirksamen Prozeß . Der elektrische Prozeß ist als ideell durchaus nur momentan in der Zeit ; das Perenniren ist ein materielles , das Momentane des Lichts wird ein Bestehendes , ein stoffartiger Prozeß . Der chemische Prozeß ist ein Analogon des Lebens , eine Thätigkeit die frei heraustritt an der materiellen Körperlichkeit ; Indem es der Begriff ist welcher hier zur erscheinung kommt daß die Realität sich nur in der Dialectic darstellt so ist das vorhanden was wir Leben nennen . Nachdem die Chemischen Reagentien zusamengebracht sind so zeigt sich aus ihnen ein Verlauf[ .] Es komt zu einer Thätigkeit[ .] Wenn der chemische Proceß sich selbst fortsezen könnte so würde er selbst das Leben sein – dazu gehörte aber daß

35 29 darstellt] Be : darstellt als Bestimmendes und Bestimmt werdendes ,

folgenden Seiten 206–212 sind unbeschrieben ; es wird im folgenden ein zu S . 213 überleitender Text von Be 8 schmelzt] Be : schmilzt 27 Körperlichkeit ;] An den eingeschobenen Text von Be schließt nun unmittelbar der folgende Text von Ri an . 32 daß] Ri : – wenn

35 wiedergegeben .

71Be

213Ri ; § 251

106

214Ri

215Ri

(existirend)

nachschrift ringier · 1819/20

die Körper die er braucht nicht äußerlich zusamenkomen sondern daß sie Glieder von Einem ausmachen . Auf der ersten Stufe sind die Körper indifferent – es ist also gleichgültig daß ein chemischer Proceß entsteht – er facht sich nicht selbst an . Diese Körper bringen eine bestimte Differenz mit und damit eine Thätigkeit[ .] Diese Thätigkeit erlischt aber im Product . Im allgemeinen entsteht dieser Proceß durch Zufälliges zusamenbringen und eben so erlischt er auch . Die Lebendige Thätigkeit hat dem Begriff nach diese bestimung daß es Glieder sind aus deren Verhältniß die Thätigkeit hervorgeht . Aber diese Thätigkeit ist ebenso das wodurch sie bestimt werden . In dem Lebendigen sind die Glieder nicht zufällig zusamengekommen sondern sie gehören der Seele an ; die Produkte sind hier auch nicht zufällig . – der begriff ist also im chemischen Proceß wie im Leben , aber auch nur der Begrif[ .] | Hier erlischt die Thätigkeit im Produkt sie facht sich nicht selbst überall an . Es wird sich hier die Form objektiv – die belebte Gestalt . Es ist die Gestalt die die Voraussezung des chemischen Proceßes ist . Die Gestalt ist dem begriff nach entstanden – das Ende ist als Produkt gesezt zu werden – der Proceß ist also die Rük kehr zu dem ersten , der Gestalt . – Des Nähern ist dieses : die Gestalt ist das Vorausgesezte 2 . diese Vorausgesezten Gestalten sind Verschieden von ein ander . Verschiedenheit ist der unterschied der Vergleichung – es ist aber die Differenz insofern sie als solche auftrit[ .] Nach dieser Differenz sind die Körper besondre – die eine Seite der Besonderheit gehört dem einen die andre dem andern in sofern sind sie unvoll komen[ .] Aber sie sind nicht nur diese eine Seite – sondern sie sind Körper individuen – diese entgegengesezte bestimung hat jeder auch an sich selbst aber so daß er sie nur an sich hat . Jeder Körper ist für sich die Totalität aber nur dem Begriff nach – die einen bestimungen enthält er selbst die andern nur an sich . Er ist ein Widerspruch seiner Existenz und deßwegen ist er | die Thätigkeit – er hat einen Trieb oder einen Zwek in sich . Zwek fängt da an wo der Begrif eintrit . Der chemisch differente Körper als begeisteter ist er schon gesezt in beziehung auf den andern der ihn integrirt , der die bestimungen selbst hat , die dieser nur an sich hat . Es ist also der Zwek der her-

5

10

15

20

25

30

72 Be

3 gleichgültig] Be : zufällig 4 Thätigkeit] Be : endliche Thätigkeit 7–8 diese bestimung … hervorgeht .] Be : dieselbe Bestimmung wie der chemische Prozeß , 9 die Glieder] Be : die den Prozeß 30 anfachen 10 Seele an ; … zufällig . –] Be : thätigen Einheit der Seele an ; sie werden als ideell als | negativ gegen einander gesetzt , sie erlöschen . 13–15 Es ist … Produkt] Be : sie tritt als Macht der Gestaltung der Materie gegenüber . Die Gestalt tritt also in den Prozeß ein . Die Gestalt tritt ihrer Existenz nach als das Unmittelbare auf ; im Prozeß wird sie als Resultat Produkt 16 Gestalt 2 ] Be : 35 Gestalt selbständiger Körper 18 als solche] Be : als Differenz des andern Körpers 19 besondre] 35 Be : gegen einander bestimmt 24 Widerspruch] Be : Widerspruch des Begriffs und 26 Begrif] Be : Begriff in das Dasein 27–28 ist er … hat .] Be : ist die chemische Totalität aber einseitig . 1 daß] Ri : wnn

23 die2 ] Ri : dien

physik

5

10

15

20

107

vortrit – der das Treibende ist . Häuffig komt der Begriff des Zweks vor , wenn es ein Oxyd ist das Verwandtschaft zu einer Säure hat – es hat den Trieb[ .] Beim Blei oxid ist der Fall daß es sich selbst heruntersezt um sich mit einer Säure zu verbinden . Im allgemeinen ist der Begriff des Zweks darum vorhanden weil ein Körper an sich auch die andre bestimtheit enthält aber daß er nur an sich ist : dies ist dann das wirksame[ .] Im Geistigen haben wir es auch : der Geist ist die objektive Vernunft an sich aber indem er es nur an sich ist so hat er auch eine Außenwelt , es erscheint dies in seinem bewußtsein als etwas außer ihm . – Der Chemisch bestimte Körper ist aber zugleich an sich das andre – aber es ist nur als inneres und darum ist es ihm als äußeres[ .] | Wenn wir lernen so produciren wir aus uns , das äußere – oder was einerlei ist er trägt die außenwelt in sich hinein[ .] – Es ist also vorhanden die Totalität eines begrifs in seiner Diremtion[ .] – Die chemischen reagentien sind also der Widerspruch und damit die Thätigkeit . Die Existenz ist die neutralität überhaupt . Indem wir ausgehn von selbstständigen Körpern die dieses in sich haben daß sie Different sind[ .] – Das Zweite ist die Diremtion des neutralen[ .] Im Leben ist eben das vorhanden . Indem wir von selbstständigen angefangen haben so ist das der Weg zu der Einheit . Jeder chemische Proceß ist die Totalität . Die Weise des chemischen Proceßes : ist neutrales hervorzu bringen mit diesem Proceß ist auch eine Diremtion verbunden – ein zerlegen – Sezen Abstrakter Unterschiede[ .] Aber wenn das neutrale Produkt die Hauptsache ausmacht so ist diese Scheidung die nebensache . Salz ist das reale produkt – die Oxide und die Säuren sind ebenfalls individuell . Es scheiden | sich aber Gase ab – aber diese sind nur abstrakte keine Körperlichen Individualitäten[ .] Wenn geschieden wird so entsteht das neutrale produkt das ist etwa Wasser .

216Ri

217 Ri

25

7–8 es erscheint … ihm . –] Be : was er an sich ist ist ein Anderes als sein Bewußtsein , weil aber das was sein Bewußtsein ist die Totalität ist , so tritt auch diese in das Bewußtsein . 12 Diremtion[ .] –] Be : Realisation vorhanden , zugleich der Widerspruch und daher die Thätig|keit diesen Widerspruch diesen gezwungenen Zustand aufzuheben . 15 neutra30 len[ .]] Be : Neutralen und die Rückkehr zum Abstrakten , zur gleichgültigen Existenz . Es isoliren 21 nebensache . Salz … produkt –] Be : Nebensache und 30 sich im chemischen Prozeß diese Seiten , sie geschieht nur auf formelle Weise , sie ist eine Hervorbringung nur formeller Unterschiede . Es entsteht ein neutrales Produkt , ein Salz , ein individualisirter Körper ; 23–24 Wenn geschieden … Wasser .] Be : Ist die Scheidung der Art daß die Geschiednen individuelle Körper sind , so ist das Geschiedne , das Wasser , abstrakt . Der chemische Prozeß enthält die Idee der Totalität der Körper ; 35 der allgemeine chemische Prozeß ist eine Totalität in dem Sinne daß die Natur der qualitativen Beschaffen heiten ihr Dasein hat in den Stufen des chemischen Prozesses , erst durch die Stufen des chemischen Prozesses bestimmen sich die Qualitäten der Körper ; die Idee ist das Erste und die Bestimmtheiten der Körper drücken den Gang des chemischen Prozesses aus . 25 6 Geistigen] Be : höheren Geistigen

7 indem] Ri : in dem

24 Wasser .] Es folgen sechs Leerzeilen .

73Be

108

218Ri

219Ri

74Be

nachschrift ringier · 1819/20

Jedes solche bestimte Moment ist real – dieses construirt dann eine Klaße von Körpern : diese ist bestimt durch die Idee des chemischen Proceßes . – Wenn man ein Chemisches ansieht so sieht man die Einfachen Grund stoffe angegeben . Der Ganze unterschied ist entweder der zwischen chemisch einfachem und verbundnem – oft findet man hier ganz heterogene Zusamenstellungen so fi ndet man oxigene hydrogene carbonique Azetat das Licht – die Erden – Metalle – Phosphor Kohle Schwefel . Nun sieht man gleich daß diese Stoffe etwas ganz heterogenes sind . Die weiteren Verschiedenheiten könnte man sagen gehören in die Physik . – Aus dem Stufengang erklärt sich die bestimtheit der Klaße – dieser Stufengang macht die Vernünftige Thätigkeit aus . | Der Stufengang ist das bewegen und hervortreten der Gestaltung . – Die Chemischen Thätigkeiten der Stoffe bilden einen Schluß – einen magnet[ .] – Es sind die Körper selbstständige Körper zu ein ander ; sie sind insofern Extreme gegen ein ander . Das 3te daß sie sich real beziehen verbinden dadurch sind sie nicht einseitig . Ihre Einheit ist ein 3tes gegen sie . und das 3te ist die Mitte worinn sie sich beziehn – dies 3 t e hat vornehmlich verschiedene Gestalten . Es kann das neutrale das Waßer sein – oder das Feuer . – Zweitens ist zu bemerken daß der chemische Proceß zwei allgemeine Seiten hat[ .] Es sind Kör p e r individuen die in Proceß mit ein ander sind , aber diese bestimten Körperlichkeiten haben hinter ihnen noch eine Allgemeinheit das ist das Physikalische Element überhaupt . Es kann dann wieder das eine Extrem eines reellen Körpers sein zb . beim rosten des Eisen – die Feuchtigkeit macht das mittel zwischen Luft und dem Körper[ .] Hier ist es ein Physikalisch individualisirter Körper man kann das nun ansehn als einen Unvollkomnen realen Proceß . – Aber mit diesem Proceß von concreten Körpern ist auch der Proceß der Allgemeinheit vorhanden – wo Luft Licht Feuer Waßer concuriren . Das Concrete hat wesentlich das Allgemeine zu seiner Grundlage . Diese Seite komt beiläufig bei der Beschreibung des chemischen Proceßes vor[ .] | Luft und Waßer sind theils das vermittelnde theils das resultat . Es kommt dann vor daß Luft und Waßer bedingungen sind bei dem chemischen Proceß . Die Concentrirte Säure wirkt sehr schwach auf Metall wenn nicht das Waßer – Das neutrale zu hülfe komt . ZB . wenn die Säule von Volta mit der Luftpumpe komt so hört nach und nach die Thätigkeit auf . Das Elementarische

5

10

15

20

25

30

12 einen magnet] Be : eine Triplicität 13–14 ein ander .] Be : einander , insofern sie gegen einander begeistert sind ; 16–17 Waßer sein –] Be : Wasser , dies Neutrale macht den gleichgültigen Boden aus auf dem sie zu|sammen kommen . 20 Element überhaupt .] Be : Element , der Prozeß ihrer ganz 35 allgemeinen Repräsentanten . 24–25 Allgemeinheit vorhanden … concuriren .] Be : Allgemein- 35 heit , der Elemente , mit dem das Concrete im Confl ikt ist . 3 Grund stoffe] Ri : Grud / stffe men] Be : können

8 gehören] Ri : gehrt

9 Stufengang] Ri : Stfen / gg

34 kom-

physik

5

10

15

20

25

109

fehlt hier und die Thätigkeit hört auf . In ansehung der Luft daß sie bedingung ist zeigt sich auf die Manigfaltigste Weise . Wenn man frisch geschmolznes Blei nimt und reines Waßer darauf gießt und schließt es von der Luft aus so behält das blei seinen Glanz[ .] Erst das Zutreten der Luft macht die Reihe voll unter der ein solcher Proceß statt fi nden kann . Der e i g e n t l iche C he m i s c h e P r o c e ß hat zu seinen Gliedern chemisch differente Körper die entgegengesezte Klaßen ausmachen . Das thätigste sind die Säuren und Alkalien gegen ein ander weil jedes auf der höchsten Stufe steht in der Spanung die ihnen nichts bestehn läßt . Der eigentliche Chemische Proceß ist nun zwischen Klaßen differenter Körper . Die Körper welche zu einer Klaße gehören haben ein eignes Verhältniß zu ein ander aber weil sie in einer Klaße sind so ist ihre beziehung zu ein ander eine Schwächere Beziehung . Verbindungen dieser Art hat Winter ein bekanter Chemiker und Physiker Andronie genannt | das männ liche . Aber seine Andronie ist entstanden aus einer unsaubern Arbeit und so ist sein ganzes Ansehn auf einmal zusamengefallen . Das Entgegengesezte ist nur g e n a n nt Schubert hat dies als etwas vorhandnes abgehandelt[ .] Überhaupt sind viele naturphilosophische Schriften heraus gekommen mit sehr ungenauen facten und Zahlen . Es sind dies nicht Verbindungen von Dingen die durch den gedanken getrennt werden , Es sind vielmehr Verbindungen die mehr der Cohaesion nach Verbunden sind[ .] – Doch wirken sie auch verschieden ZB . Salpeter Säure und Salzsäure zusamen (Königswaßer) lösen Gold auf was keins von ihnen sonst thut . Verbindungen von metallen dieser Art sind die intereßantesten[ .] Sie verändern die Farbe[ .] – So meßing – das Roth des Kupfers wird durch den Weißen Zink zu gelb . – Viele Metalle Silber Gold laßen sich nicht amalgamiren mit Queksilber aber nicht alle . Es findet sogar Sättigung statt . Silberamalgam ist Queksilber und Silber – läßt man das stehen so fließt das Queksilber ab was zu viel ist – es ist also ein gewißes Verhältniß . Das Abfl ießen des Quek silbers ist eine Diremtion – in dem abfl ießenden Queksilber ist noch etwas von dem | andern vorhanden . Ein klein|es Stäubchen von Zinn bringt große veränderung in der großen maße Queksilber . Einerseits nimmt die Härte zu , anderseits die Schmelzbarkeit . Es ist bekannt daß

30

30 2 Wenn man frisch] Be : Das Blei verliert seinen Glanz an der feuchten Luft ; frisch

4 Reihe] Be : Triplicität 12 Winter] Be : Winter in Ungarn 21–22 Verbindungen von … Kupfers] Be : Alkalien zusammengemischt bleiben Alkalien ; Metalle mit einander vermischt behalten die metallische Natur , die Farbe verändert sich , das Roth des Messings 26 Verhältniß .] Be : Verhältniß und 35 eine bestimmte Quantität gegen eine bestimmte Quantität Quecksilber ; dies Amalgam geht auch bis 28 große veränderung … Queksilber .] Be : verändert es völlig , es ist eine 35 zur Krystallisation fort . eigentliche Infektion . 12 Winter] siehe Anm . Ri : nichts

13 Andronie] Ri : Andronie .

20 Salzsäure] Ri : Salz .säure

23 nicht]

220Ri

221Ri 75Be

110

222Ri § 252

76Be 223Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Waßer und Alkohol zusamen nicht so viel volumen ausmachen als beide Zusamen . Eben so ist die Härte größer . Aber die Schmelzbarkeit nimt zu . Sie gewinnen an widerstandsfähigkeit gegen die äußern Gegenstände verlieren aber diese in Hinsicht auf das Feuer[ .] – Ihr Insich sein ist , da eine Differenz vorhanden ist , ein negatives . Ihr für sich sein , der Widerstand gegen außen wird Größer . Es entsteht höhere specifi sche Schwere . Dagegen wird umgekehrt ihre Schmelzbarkeit vermehrt – das ist von der Größten Wichtigkeit ; z . B . bei den metalurgischen Arbeiten – das Glasmachen hängt davon ab . Das Schnelloth gleich Wismuth – Blei und Zink . Das Schmelzt in sehr geringer Temperatur – unter dem Siedenden Waßer . Das Gemisch leistet größren Widerstand gegen äußre gewalt , die Wärme aber ist nicht sowohl äußerlich und dieser widersteht es weniger . – So mit der Oxidirbarkeit . Das fi nden wir auch in der Geisteswelt : Wenn ein homogenes einer freundlichen Gewalt beigesellt wird . – | Das gehört aber wie gesagt nicht zum eigentlichen chemischen Proceß . – § 251 . Der Anfang der im Chemischen Proceß zu machen ist ist das Anfängliche , das unmittelbare[ .] Die erste Stufe ist das Verhalten von chemisch unmittelbaren Stoffen – noch nicht Säuren , noch nicht Alkalien noch nicht Salz . Die 2te Stufe ist Oxidation überhaupt die 3te Stufe ist der chemische Gegensaz selbst . – Es heißt also der Chemische Proceß hat seine Produkte zu seiner Voraussezung[ .] – Der Rükweg ist der Weg der ausscheidung . Dem Begriff nach unmittelbar ist der einfache Körper . – Die erste Stufe ist die metallität überhaupt – das chemisch gleichgültige[ .] Zum metall gehört in dieser Rüksicht auch die Kohle sie zeigt sich auch als das nicht unterbrochene[ .] Der Stikstoff trit auch auf diese Seite . er ist auch ein gleichgültiges residuum . Aber das gehört zugleich auch auf eine andre Stufe . – Das metall als solches ist nicht neutral , nicht so zerlegbar – es ist das in sich continuirliche materielle Einfachheit . Es ist nur die Abstraktion des individualisirten – es hat deßwegen diese hohe spezifi sche Schwere ansich[ .] Es ist das Princip der Farbe . Das Licht verdunkelt – materialisirt in sich | macht | die metallität aus . Es ist dieses

5

10

15

20

25

30

7 z . B . bei … Arbeiten –] Be : Daher man Metalle zusammensetzt um sie schmelzbarer zu machen . Erden sind für sich unschmelzbar , in Verbindung gesetzt leicht schmelzbar . 9 Das Schmelzt … 30 Temperatur –] Be : Das Schnelloth schmilzt in einer warmen Hand . 12–13 Das fi nden … wird . –] Be : So im Sittlichen , einerseits das Kräftigste gegen offene Gewalt , das Willigste und Offenste wenn der freie Wille in Anspruch genommen wird . 16 unmittelbare[ .]] Be : Unmittelbare , noch nicht Begeisterte . 19–21 Produkte zu … Körper . –] Be : Gestalt zu seiner Voraussetzung ; der Prozeß beginnt von der Unmittelbarkeit , dem besondern Körper insofern seine Einfachheit und Bestimmt- 35 heit beisammen bleibt . 25 ist1] Be : ist das chemisch noch Formlose , das Abstrakte , 26 Es ist nur] Be : weil die Form zu dieser Einfachheit reducirt ist so ist es 4 ist ,2 ] Ri : ist , ist 11 dieser] Ri : dsem 16 unmittelbare] Ri : ummittlbare Geggs . 21 Körper .] Ri : Körper : 23 Stik stoff ] Ri : Stik stoff . er] Ri : s .

18 Gegensaz] Ri :

physik

5

10

15

20

25

111

das Leitende der Wärme – eben weil es das in sich eine ist . Die Hauptbestimung des metalls ist sein verhalten in Rüksicht auf das Gemisch[ .] Die Farbe ist in dieser Hinsicht vorübergehend – eben so vermindert sich die specifische Schwere – das Oxid ist specifi sch leichter als das Gediegne metall[ .] Specifi sches Gewicht und Farbe bleibt also nicht – eben so verändert sich die leitungsfähigkeit der metalle . – Die metalle selbst also machen diese erste Stufe aus – sie unterscheiden sich aber unter sich sehr – sie machen Arten aus , die sich auf ein besondres chemisches Verhalten beziehn . Der Wahrhafte unterschied des begrifs ist imer der unterschied des Gedankens – nur dieser ist der feste bestimte Unterschied[ .] Die natur geht zu weitren Unterscheidungen über . Die weitre bestimung ist eine bestimung der besonderheit und dann ist es der Unterschied der Größe , das ist durch was sich das Äußerliche vornehmlich offenbart . Das muß man vornehmlich bemerken : daß man versucht hat – die metalle als eine bestimte Reihe zu Faßen . Da es viele Arten sind so macht ein Gedankenunterschied wesentlich das bestimende aus – aber die weitren Unterschiede sind Quantitativ[ .] – | In solche Reihen spielen wohl besondre Gedanken bestimungen hinein . Wo in das besonderte – das Allgemeine hineintrit da wird es sehr oberflächlich . So Schelling und Steffens – 1 . sind die Data unzuverläßig und unrichtig 2 . Was die Gedanken betrift so läßt sich alles herüber und hinüber ziehn . – Nach äußren Unterschieden hat man den Unterschied der metalle festgesezt in Edle und unedle – vollkommne und unvollkommne . Was Schelling und Steffens gesagt haben bezieht sich wesentlich auf diesen Unterschied – der specifi schen Schwere dichtigkeit und Cohaesion . Die Allgemeine Cohaesion – die Stärke in Art und Weise des Zusamenhalts ist nicht hinreichend um Weiter zu gehn . Und so ist sie ganz etwas unbestimtes . – Platin Gold und Silber – edle metalle verkalken sich nicht an der Luft . und laßen sich wieder herstellen zu regulinischem Gold . Das Queksilber oxidirt sich auch nicht – oder doch nicht sehr stark . Und durch erhöhte Temperatur kann dieses Oxid wieder hergestelt werden . Böhrhave hat die Verdunstung so 510 mal wiederholt und keine Veränderung bemerkt . – Durch die Voltaische Säule hat man kali

30

2 ist sein … Gemisch[ .]] Be : ist das Indifferente des chemischen Prozesses , 8–9 Der Wahrhafte … Unterschied[ .]] Be : Ihr allgemeines chemisches Verhalten daß sie Metalle sind macht ihren Klassenunterschied aus , und dieser ist fest als Unterschied des Gedankens des Begriffs ; die Bestimmtheit der Gattungen ist 35 die wesentliche Bestimmung der Gedanken ; 15 Quantitativ[ .] –] Be : quantitativer Natur , da muß 26–29 Das Queksilber … bemerkt . –] Be : Quecksilber ist zweideutig , ver35 gemessen werden . schlossen in der offnen Luft oxydirt es sich nicht , in verschlossenen Gefäßen destillirt oxydirt es sich , wie es Boerhave gezeigt hat . S c h e l l i n g [ .] Andre Metalle lassen sich kaum regulinisch herstellen ,

30 1 Leitende der Wärme –] Be : Wärmeleiter , auch ein Leiter der Elektricität ,

18 1 in Ri unterstr .

2 in Ri unterstr .

20 unedle] Ri : unedle .

23 Die] Ri : Das

224Ri

112 225Ri

226Ri

nachschrift ringier · 1819/20

metallische Basen dargestelt . Das metallische ist überhaupt allgemeine Grund|lage der Körper . Unter dem Wesen versteht man die Schwere unter Form die Cohaesion . Der Unter schied kann nichts andres sein als diese Beiden . Die hohe specifi sche Schwere ist das wesentliche das nicht zur Form aus ein ander gegangen ist . Das Blei hat hohe specifi sche Schwere – Schelling sagt es sei deßwegen ein unedles Metall weil die Schwere die Form verdorben hat . Platin stellt Schelling oben an , als das untrennbare : große Schwere und große Härte . Es komt in der Form von Körnern vor diese art Continuität ist der geschmeidigkeit entgegengesezt etc . Das Verhältniß der metalle zu ein ander kann auch auf dieser Seite betrachtet werden . Sie schlagen sich in den Säuren nieder und die eine hat in dieser Hinsicht mehr verwandtschaft zu den Säuren als andre . – Zink hat eine größre Verwandschaft zur Säure als blei etc[ .] Das sind nur allgemeine Verhältniße , diese metalle sind was man Basen nent . – diese Grundlagen . Sie sind aber verschieden überhaupt . | Die metalle haben auch einen Gegensaz gegen ein ander einen innern Gegen saz Galvanismus – Queksilber Silber – Gold auf der einen Seite , auf der andern Seite Eisen und Zink . Jedes einzelne von diesen metallen hat diese Reihe . Indem nun zwei Metalle so in berührung gebracht werden so zeigen sie nichts gegen ein ander . Sie sind aber auch das flüßige[ .] Berühren sie sich so macht diese Flüßigkeit , daß

5

10

15

20

77 Be

78Be

einige haben hohe spezifische Schwere wie Wolfram , dennoch aber sehr schwer regulinisch herzustellen ; unmittelbar an Wasser und an der Luft oxydiren sie sich . Das Ammoniak kann man auflösen in Stick- Sauer- und Wasser stoff , Stick stoff ist seine Grundlage . Zwischen diesen Extremen der | auflösbaren Säuren und sie verkalken zu lassen schwanken die Metalle überhaupt . Schelling hat die 4 edlen Metalle in der Zeitschrift für spekulative Physik I . 4 S . besonders betrachtet . 8–9 Es komt … etc .] Be : es kann chemisch in eine Mehrheit von Metallen zerlegt werden , worin sich die Mannichfaltigkeit vollkommen ihrer Einheit unterwirft . 11–12 nieder und … andre . –] Be : niederschlagen ; die Ordnung in der sie sich niederschlagen ist eine bestimmte und verschieden von der Ordnung in der die Kalke sich verhalten . Die Metalle die der Oxydation mehr fähig sind schlagen die als Säuren nieder die deren weniger fähig sind , Zink und Eisen schlagen alle nieder , 14–17 überhaupt . Die … Reihe .] Be : überhaupt , bilden also einen Gegensatz gegen die Sprödigkeit , die leichte Oxydirbarkeit . Diese erste Form versteht man unter Galvanismus , der davon abhängt wie die Thätigkeit gesetzt ist . Im Metalle ist Thätigkeit in sich gesetzt ; die erste Form des Prozesses ist zwischen den gleichgültigen Basen ; sie bilden eine Reihe auch in dieser Rücksicht daß sie verschieden sind . Auf eine Seite fallen Zink , Zinn , Blei , Eisen , in dieser Rücksicht ; auf die andre Seite Quecksilber , Silber , Gold , wo das Quecksilber eine Oberhand gegen das Gold hat . Kupfer fällt in die Mitte . Jedes einzelne hat diese Differenz gegen einander ; sie sind überhaupt verschieden von einander . 19 Sie sind … flüßige[ .]] Be : aber sie haben auch die Leitungsfähigkeit für die Wärme , die Elektricität , Flüßig|keit . Zwei Steine zusammengebracht sind verschieden gegen einander , so Glas und Harz , aber ihre Differenz kommt in ihnen nicht zur Thätigkeit , weil die Flüßigkeit mangelt in der die Differenz sich zum Dasein bringt . 2 Körper .] Es folgen drei Leerzeilen .

10 ander] Ri : anders

20

25 25

30 30

35 35

40

physik

5

10

15

20

25

113

zugleich diese Differenz in Thätigkeit gegen einander kommt . Das neutrale Waßer ist das wo sich jede Bestimtheit hervorthut . In ihrer Flüßigkeit liegt das Medium in der ihre Differenzen frei werden : sich qualitativ gegen einander verhalten . Sie Sezen sich in das andre und so heben sie sich ein ander auf und widersprechen sich und damit ist diese Thätigkeit da . – Die erste leichteste Erscheinung ist das Electrische . Volta hat sie als rein Elektrisch betrachtet (2 Platten von differenten metallen werden auf ein ander gebracht dann zeigt sich solches .) Man hat dann auch 2 Stangen zusamengeschweißt und so zeigte sich dies permanent . Das Waßer ist es an welchem dieses zur Darstellung komt . Die metalle sind an sich different und es kommt nur darauf an sie ins dasein zu sezen ; Es ist also | hier nur das hervortreten der an sich seienden Differenzen . Es gehört also ein Neutrales dazu das bestimbar ist durch ihre Differenzen diese Form des Proceßes kann aber ebenfalls existiren an weiter bestimten chemischen Formen , weil die Haupt sache ist daß 2 differenzen sich berühren . Es können auch andre Stoffe die in chemischer Hinsicht eine weitre bedeutung haben in diesen Proceß eingehen . Die erste Form ist die einfache Kette : 2 feste Leiter und ein Flüßiges[ .] Volta ist aber bei der Electricität stehn geblieben das nennen sie einen Apparat der Electromoteur sei . Man macht einen unterschied zwischen den beiden festen Leitern und einem flüßigen Leiter . Man kann aber auch eine Kette machen zwischen 2 . Flüßigen und einem festen – der Proceß entsteht auch so – das 3te kan in dieser Rüksicht als neutral betrachtet werden . Wenn 2 Platten genommen werden von demselben Metall so findet sich auch eine Differenz wenn die eine heiß ist und die andre kalt . | Ebenso wenn es 2 flüßige sind welche genug different sind so trit durch sie selbst ein Proceß ein . ZB . mit Seifenwaßer und Waßer . Es sind überhaupt Differente die an sich different sind und ein drites an dem das sich offenbart . – Galvani hat das zuerst an Fröschen bemerkt – wo er zuken

6–7 (2 Platten … solches .)] Be : zwei Metalle isolirt zeigen keine Spur von Elektricität , aber sind sie different und werden sie von einander entfernt , so bringt der Condensator die Elektricität zum Vorschein ; kein Reiben oder Drücken sondern die reine Differenz der Metalle bringt diese Thätig30 keit hervor . 20 das 3te … werden .] Be : wird ein Drittes angebracht an dem sie ihre Differenz 30 äußern können und das fest ist , so kann hieran die Differenz zum Dasein gebracht werden . Die Differenz kann ganz oberfl ächlich sein , wie Alex . v . Humbold zuerst gezeigt hat . 22–24 Ebenso wenn … Waßer .] Be : so wenn ein Festes und Flüßiges ist , Seifenwasser und destillirtes Wasser durch eine Zinn- und Zinkstange verbunden , wenn man das eine Wasser mit der Zunge und das andre mit dem Finger berührt , so schmeckt man etwas besondres . 25–114,1 wo er … bemerkte[ .] –] Be : 35 wenn der Nerv eines Frosches entblößt und daran Metall gehalten wird , und zugleich die Muskeln mit einem andern Metall belegt werden , und man die beiden Metalle durch einen Bogen in Verbindung bringt , so entstehen Zuckungen . 11 Neutrales] Ri : Neutrlen können] Be : kann

16 Leiter] Ri : Leiten

27 Condensator] Be : Compensator

30

§ 253

227 Ri

79Be

114

228Ri

229Ri

nachschrift ringier · 1819/20

bemerkte[ .] – Das ist die erste Hauptbeobachtung gewesen , man hat das auf andre Thiere angewandt und gefunden daß diese Wirkung stärker sei beim kaltblütigen | Thiere als beim warmblütigen . Man hat es zuerst mit Nerven und Muskeln gemacht – aber am bloßen nerven trit es schon hervor es ist die differenz der metalle durch welche ein solcher Reiz gesezt ist . Man kan auch dem Körper diesen Reiz mittheilen – wenn man ihn zum 3ten macht . Hiebei hat man das besondre nur auf das phisiologische bezogen und hat es als Gegensaz von muskeln und nerven betrachtet – man nannte es thierische Electricität . Volta hat diesen ganzen gegenstand auf die einfache bestimung zurükgebracht[ .] – Es ist hier nicht abstrakter Gegensaz wie in der Electricität sondern es ist materieller Gegensaz – Kupfer zeigt auch große Differenz gegen den Zink[ .] – Nimt man eine Zinkplatte und Silberplatte und gießt einen Tropfen Waßer darauf so oxidirt sich der Zink[ .] – Nimmt man große Reihen von paaren indem man ein Feuchtes dazwischen thut so hat man das was man die Voltasche Säule genant hat[ .] – Hier hat man den Eindruk im Ganzen[ .] Ritter hatte 2000 pare – an den Enden ist nur die Wirkung zu sehen in der mitte hat sich nichts gefunden . Die Electrische Erscheinung kann schwach sein und die chemische Wirkung stark . Die Hauptwirkung ist daß an den Enden das positiv und negativ der Electricität und chemisch positiv und negativ zum vorschein kömmt[ .] | Es zeigt sich dann also Oxid und das sezt sich an die andern Platten an und wird wieder regulinisch . Auch entwikelt sich Oxigene gas . Es zeigt sich daß eine hidrogenisation zum vorschein kommt . Stärker als Waßer wirkt Salzauflösung . – Geht man von der Electrischen Erscheinung aus so kan man sagen daß das die Electricität beßer leitet . Allein dagegen zeigen sich widersprechende Erfahrungen[ .] Die Wirksamkeit komt davon her daß an dem Waßer diese Metalle ihre Differenz zum dasein bringen könen ; die andern auflösungen sind schon auf eine reellere Weise neutral , sie sind chemisch Begeisteter ein saures und ein Alkalisches überhaupt ein höheres real differentes[ .] So ist das Sezen des Differenten wirksamer[ .] Es zeigt sich daß durch die Erhöhte Wirkung die Nothwendigkeit der Wirkung nicht auf ein Leiten bloß beschränkt

5

10

15

20

25

30

1–2 man hat … angewandt] Be : So an Pferden und Menschen ; im Herzen können keine solche Reizungen entstehen , weil dort kein Gegensatz zwischen Muskeln und Nerven ist . Der Unterschied den die Metalle hier hervorbringen ist sehr gering . Eine Haupterscheinung ist daß wenn man eine Stange Zinn und Silber in den Mund nimmt und zusammenbringt , so hat man einen Lichteindruck 35 vor den Augen . 9–10 zurükgebracht[ .] –] Be : zurückgeführt , indem er die Thätigkeit aus der 35 elektrischen Differenz der Metalle herleitete . Die Auflösungen leiten die Elektricität besser ; 5 Körper] Ri : Krpr uch sich

21 an die] Ri : andie

22 daß] Ri : dß ds

30 Wirkung] Ri : Wirkug

physik

5

10

15

20

25

115

ist[ .] Wichtig ist der Umstand daß die Electrische und Chemische Thätigkeit an Säulen gleichfalls auseinander sind . Mit gegoßnen Salpeter Scheiben hat man eine eben so große Electrische Wirksamkeit hervorgebracht als mit Metallen aber daran keine chemische Wirksamkeit . – Andre haben andre Erfahrung gemacht Z . B . die Zambonische Säule – die Trokne Säule . (ohne chemische Wirksamkeit) – Die größe der Platten hat auch eine große Wirksamkeit[ .] – Die Electricität ist sehr bedeutend , aber die chemische Wirksamkeit ist schwächer[ .] | Die Thätigkeit der Einzelnen Plattenpaare ist nicht auf sich beschränkt sie geht auch außer sich . Man kann die Wirkung 9–10 Monathe fortdauern laßen . Das hat den Grund daß diese Differenzirung imer vorgeht – aber es wird auch reducirt | man kann diese reduction und diremtion nicht ins gleichgewicht sezen , so wie die Oxidation vollkommen vorbei ist so hört die Wirksamkeit der Batterie auf . – Es wird die Thätigkeit so bestimt : die ansich differenten sezen ihre Differenz an etwas anderm , oder bringen sie ins Dasein . Dieses ist das Abstrakte Moment der Bestimtheit überhaupt . Es ist das die Stelle wo diese Abstrakten chemischen Stoffe ihr dasein bekomen – Waßer- Sauer- Kohlen- Stikstoff sie sind ganz andre bestimtheiten . Das sind die chemischen Elemente : die existirende Differenz . Das metallische gehört der Physik an aber das differente ist das was die chemischen Elemente ausmacht . Die chemischen Elemente sind diese Abstraktion , die physikalischen Elemente sind die wie die chemischen Stoffe sind also diese Extreme – es erhellt sogleich daß man nicht meinen muß man habe hier das Wesen der dinge gefunden[ .] Es sind die Abstrakten Momente nicht die | reale Grundlage . Sie sind also ganz andrer Art als die metallischen[ .] – Das hat viel Verwirrung gemacht – dahin gehört daß die Organischen Stoffe auch so diesem unterworfen werden . Der Organismus ist der beständige Kampf gegen das chemische – und wird von dem chemischen getödet . Aber auch die todten Animalischen Stoffe haben imer etwas eigenthüm liches – man kann sie also nicht in die Sphäre des chemismus ziehn[ .] Sucht man allgemeine Bestimungen für so heterogenes so giebts Verwirung jedes muß in seiner Sphäre betrachtet werden .

30

30 14–15 anderm , oder … überhaupt .] Be : Andres . Das oxydirte Metall ist regulinisch an sich different ,

aber diese Differenz ist noch nicht gesetzt oder unterschieden von der übrigen Metallität . Wird diese gesetzt so ist die Differenz zum Produkte gemacht , dies ist die abstrakte Differenz , 23–24 Grundlage . Sie … gemacht –] Be : Grundlage da diese ein Concretes ist , sondern sie treten in der Trennung 35 des Realen hervor . Man verwirrt also wenn man vegetabilische Produkte in die Ordnung dieser 35 Stoffe und der Metalle setzt . 2 Säulen] so Be Ri : Säuren 7 bedeutend] Ri : bedeutg 14 anderm , oder … Dasein] Ri : andern , , od . ins Dasein bringen 17 Elemente :] Ri : Elemente , : 20 wie] Der Text bricht in der Zeile ab , und es folgt eine Leerzeile . 21 Stoffe] Ri : Stoffen man] Ri : m . hie

230Ri

80Be

§§ 254–256

231Ri

116

81Be

232Ri

233Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Weil die chemischen Stoffe das abstrakte sind so folgt daraus daß sie nicht als ein Stoff körperlich da sind – nur der Kohlenstoff ist als materie vorhanden . Stikstoff Sauer stoff etc sind aber nicht Materien sie sind an andre gebunden[ .] – Sie können Gasarten werden Luftform anehmen . Die Luft – | das Abstrakte Allgemeine , als physikalisch bestimbar überhaupt ist fähig diese qualitativen bestimtheiten an zu nehmen . Eine Gasart ist eine ganz abstrakte chemische bestimtheit . Der Stik stoff als Gasart hat zur Basis den Wärmestoff . aber das ist nun auch so willkührlich . Es ist leere Annahme . Die Luft als form ist es in der sie als form ihr dasein haben kan[ .] | Es hat eine Zeit gegeben wo man das als Basis von allem ansah . Man sah beim vegetabilischen Kohlenstoff als das Wesen – und bei dem Animalischen den Stikstoff . Das ist aber vielmehr gar kein Wesen – sondern das Animalische ist eine Weise des Lebendig seins , nicht des Todt seins . – Solche Abstraktionen sind das lezte Todte (von diesen Stoffen ist § 253 . 254 und 255 gesprochen)[ .] Diese chemischen Abstraktionen machen für sich ein Sistem aus . Stikstoff das indifferente – Sauer und Waßer stoff machen den Gegensaz . Das individuelle in diesem ist dann der Kohlenstoff . Das Oxigene ist das scharfe überhaupt was die Thätigkeit anfacht . Die Luft ist das allgemeine schleichende bloß negativ scheinende aber doch zerstörend wirkende[ .] – Der Sauer stoff ist das bethätigende denn man hat es lebens Luft genannt , nimt man das weg so bleibt das bloß todte Stikgas[ .] Das Sauer stoff gas ist das Athembare respirable in der Luft . Seine Thätigkeit ist aber fast zu stark . es verzehrt die Kraft der Brust . Das Moment ist das bethätigende überhaupt . Es ist das was die metalle zu Kalken | macht . Seine Ansich seiende Qualität ins dasein zu sezen , ist eben dieses daßelbe von Außen zu nehmen . So Der mensch was er inerlich ist ist er an sich . Das Heraustreten seines Geistes besteht darin daß er das Äußerliche in sich herein nimt[ .] – Eben so das metall . Daß dieses so ist ist dem begrif nach nothwendig , so auch den versuchen nach . Man hat das früher anders genommen und gesagt : das metall verliere etwas , das hat man ϕλogiston geheißen[ .] Die Neuere Chemie hat diese Ansicht ganz umgekehrt (Lavoisier) . Das metall hat zwar an specifi scher Schwere verlohren aber es nimt an gewicht überhaupt zu[ .] Es wird ein ponderables an dem Metall gesezt . Das ist als Sauer stoff vorhanden[ .] Am Caustischen Kali zeigt sich das Oxigene auch als das begeisternde differenzierende wenn man das bemerkt so könnte man es für das einfachste halten daß für das

5

10

15

20

25

30

29 gewicht überhaupt zu[ .]] Be : Gewicht zunehme , die Säure ist schwerer als der Phosphor in welcher Gestalt sie früher war . 30–31 Am Caustischen … differenzierende] Be : so ist das Differen- 35 ciirende am kaustischen Kali , es zeigt sich auf der einen oder andern Seite eine Säure . 32 ein- 35 fachste] Be : Einfachste für eine Forderung des Begriffs 2 Stoff ] Ri : Stoff . Kohlen stoff ] Ri : Kohlen / stoff 7 Wärmestoff ] Ri : Wärme / stoff sah beim] Ri : sahbeim 31 differenzierende] Ri : differenzierte

9–10

physik

5

10

15

20

25

117

positive und negative besonders solche Abstraktionen sich fi nden . Weil sie so verschieden sind , hätte das Abstrakte in dieser Differenz seine eigne Darstellung . | So hat man den Waßer stoff dem Sauerstoff entgegen gesezt . So erscheint das Säuren erzeugende als positiv und das Oxiderzeugende als negativ . Was die natur betrifft so ist die Differenz das Allgemeinere – wie wenn man sagte das negative . Im begriff ist dieses gemeinsame in beiden enthalten . Das Allgemeine ist nun was wir Sauer stoff überhaupt – heißen[ .] Die Differenz – das Entgegengesezte muß auch für sich existiren . Die particularisation gehört der Individualität des Körpers an . Durch diese ist es daß diese Differenz bestimt wird entweder zu der Säure selbst oder zu der Säure des Alkalischen überhaupt . Dieser Gegensaz kommt von dem Körper her – sonst wäre er ein ganz paßives wenn jedes für sich eine existenz hätte sowohl das Säuernde als das Alkalisirende – und der körper wäre dann wie der Conducter an der Electro-machine . So wäre der körper kein chemisches . Nun macht allerdings der Sauer stoff gegen den Waßer stoff einen gegensaz – aber diese Allgemeine Bestimtheit ist auch wieder nur die Eine Seite – das ist eben die Lebendigkeit der Natur daß sich das Allgemeine zum Einzelnen macht[ .] | Der Sauer stoff ist das Differente , aber eben so gut eine Seite der Differenz . So der Waßer stoff ist nur ein Concretes . Beide machen nur einen Abstrakten Gegensaz aus . Dieser Abstrakte Gegensaz kann auch ein neutrales zusamenbilden , das neutrale aber dieses Abstrakten Gegensazes ist eben so gut ein nicht individuelles Neutrales – und es ist das was wir als das Waßer erkannt haben : Das Waßer ist diese Allgemeine neutralität . – Es erhellt hieraus der Gegensaz von phisikalischem Element und chemischem Element . Das physikalische Element ist concretes aber nicht individualisirt – das physikalische Element scheint chemisch auch bestimbar . eben weil es ein concretes ist[ .] Lavoisier hat das Oxigene genannt (Oxi das chemisch begeisternde : das

3–6 So erscheint … was] Be : Die Differenz das Allgemeine aber kommt in beiden Seiten des chemischen Prozesses vor , wie das Negative , das Plus ist eben so gut Minus , eins ist das Negative des Andern so gut als das Andre . Die Bestimmtheit ist das was in seiner weitern Realisirung als Zweiheit 30 auftritt , dies ist nun das was 8–10 Die particularisation … überhaupt .] Be : es ist die eigne Natur 30 des Körpers die in den chemischen Gegensatz eintritt , nicht das oberfl ächliche Eintreten der Elektricität , es ist eine Veränderung seiner Totalität seiner spezifischen Schwere , seiner Farbe . Was also die Partikularisation der Differenz zum | Positiven oder Negativen ist wird bestimmt zur Partikularität des Körpers . 14–15 aber diese … ist1] Be : jener ist die allgemeine Bestimmtheit überhaupt , aber als Bestimmtheit ist dies 22 neutralität . –] Be : Neutralität die also auf die entgegengesetzte Weise 35 bestimmbar ist . 25 hat das Oxigene] Be : hat dies abstrakte Element Oxygène Säure genannt , unpassend da auch das Alkalische Säure ist , es würde also ein stärkerer begeisternder Stoff sein . 2 hätte das … Darstellung .] Ri : ds … Darstllg hätte 3 dem Sauer stoff ] Ri : als 4 negativ] Ri : als eingeklammertes Symbol (-) wiedergegeben 25 genannt] Ri : genannt : begeisternde] Ri : begeisterte

234Ri

235Ri

82 Be

118

236Ri

83Be

237 Ri

nachschrift ringier · 1819/20

schärfende)[ .] Man hat allgemein nach der Analogie angenomen daß alle Säuren ein radicale haben und durch das Oxigene Säuren werden . Aber allerdings kann sich diese Individualität selbst so weit zu spizen daß sie eines der entgegengesezten und selbst ein Saures ist . Von der Flußsäure hat man noch kein radicale . Bei der Salzsäure ist man im Streit . Davi nimt ein chlorine , ein Elementarisches an , das sei als | Elementarisches selbst Säure und werde durch Waßer stoffgas zur gemeinen Salzsäure heruntergebracht . Der Sauer stoff hat beziehung auf das Waßer , und wieder auf die Luft . – Wir haben den Sauer stoff betrachtet – die andern fallen auch in die Sphäre dieses Abstrakten Proceßes . | § 255 . Der Stikstoff ist das ganz todte Allgemeine den Gegensaz machen aus Sauer stoff und Waßer stoff und das Individuelle in dieser Sphäre macht der Kohlenstoff aus . Dem Sauer stoff gegenüber steht der Waßer stoff . Dieser Waßer stoff ist nicht das begeisternde belebende : in dem sich die differenz sezt sondern er ist die Differenz als gleichgültig . Das ganz gleichgültige ist der Stikstof überhaupt . Die gleichgültigkeit des Waßer stoffs in Beziehung auf den Organismus ist darin sichtbar daß alles darin erstikt – es ist das unverdauliche[ .] Ebenso ist er für sich nicht verbrennlich – ein Körper erlischt darinn , er hat deßwegen auch nicht die Begeisterung für die chemische Thätigkeit[ .] – Indeßen ist er selbst brennbar – er ist die Möglichkeit verbrant zu werden – wenn er mit Sauer stoff vermischt wird . Das ganz indifferente ist der Stikstoff , darinn kann Thierisches Leben nicht bestehn auch das Feuer erlischt darinn[ .] | Der Stikstoff ist auch für sich nicht brennbar – er ist das unbrennbare – das todte residuum[ .] Die Luft ist das in sich allgemeine das aber als phisikalisch Allgemeines seine negativität nicht verbirgt . Indem das Oxigenegas genomen wird so bleibt das ganz todte zurük[ .] Der Sauer stoff ist das Belebende als solches – das Princip dieser Belebung . Das 4te ist der Kohlenstoff überhaupt . In dem unorganischen trit

5

10

15

20

25

1 allgemein nach … Analogie] Be : nun , da man viele Säuren als begeistert durch den Sauer stoff 30 wahrgenommen hat wie Metall Schwefel , 2 ein radicale] Be : radikale Bases 2–4 Aber allerdings … ist .] Be : Die Individualität des Körpers kann sich zur Individualität und zur Verbindung 30 mehrerer körperlicher Besonderheiten treiben . Das Besondere geht zurück in die Einzelheit und enthält das Moment der Allgemeinheit . 8 Luft . –] Be : Luft als das erste physikalische Allgemeine . 9–10 andern fallen … Proceßes .] Be : andern Elemente fallen in die Sphäre der abstrakten Differenz . 11 Allgemeine] Be : Allgemeine , die vollkommne Abstraktion des Allgemeinen . 12 Waßer stoff ] Be : Wasser stoff , welche beide den Gegensatz des Neutralen ausmachen . 17 unver- 35 dauliche[ .]] Be : Unverdauliches überhaupt ; er hat zum organischen Prozeß kein Verhältniß ; 20 Sauer stoff ] Be : Sauer stoff oder atmosphärische Luft 27 überhaupt .] Be : überhaupt , das Irdische , 2 Säuren werden .] Ri : wrden s . Säuren 4 Bei] Ri : Von 5 Elementarisches] Ri : Elementalisches 9 den] Ri : A . D 13 Sauer stoff ] Ri : Säuerst . 17 erstikt] Ri : erstikst

physik

5

10

15

20

25

119

es auch hervor als Kohlensäure[ .] – Für sich verklärt hat man es als Diamant gefunden – dieses Abstrakte Irrdische . Der Waßer stoff und Stikstoff stehen einander sehr nah : der Stikstoff ist das getödtete Allgemeine und der Waßer stoff eben dieses aber dem Begrif nach das Differente . Manche wollten dieses eine schon herüberführen in die andre Sphäre . Diese 4 machen selbst für sich eine Totalität so gut als die phisikalischen Elemente . Das ist die erste Form des chemischen Proceßes : Hegel hat sie Galvanische Form geheißen . Die Galvanische Form ist selbst ein chemischer Proceß[ .] Indem nun die weitren Proceße wo die Thätigkeit eine andre Gestalt hat , zu behandeln wären so gehört das doch nicht hieher . | An einzelnen Erscheinungen trit das Galvanische auch hervor . ZB . auf eine salpeter saure Silber auflösung gießt man Waßer und man stekt Kupfer hinein so wird das Kupfer im Waßer angefreßen und das Silber schlägt sich nieder in Dendritischer Form . – Diese Differenz ist also die differenz daß Oxide entstehen . Das eigentlich differente als chemisches ist das Unruhige das das nicht sein will was es ist . Die 2te Form des chemischen Proceßes ist daß es das Feuer ist welches das bethätigende von außen ist und seine unruhe realisirt[ .] Das Feuer überhaupt es mag kommen woher es will ist was das Hervorbringende ist von dem was die 3te Form ausmacht[ .] Es ist die freie Thätigkeit die hier den Proceß macht das Feuer ist diese Unruhe für sich . In der ersten Form haben wir das moment der Differenz als eines[ .] – Es ist das Einfache das sich selbst widerspricht – die Unruhe – das Verzehrende . Das Feuer ist der allgemeine Begriff als diese 2te bestimung in beziehung auf den Proceß ist es das Elementarische[ .] – Das Feuer ist unterschieden von der Körperlichkeit an welcher es hervor trit . Es ist auch hier daß | diese Fürsich seiende Thätigkeit gegen ihr material ein äußerliches ist . Das material für das Feuer muß für sich selbst das verbrennliche sein . Es soll ein körperlich brennendes sein . Das was im proceß sich verhält ist auch ein diffe-

die ganz abstrakte Individualität , erscheint als Kohle , das letzte todte Residuum . 2 Irrdische .] Be : Irdische starr und als Gestalt . 4–5 Manche wollten … Sphäre .] Be : Aber das Herüberziehen der 8 Proceß[ .]] Be : Prozeß , sie beruht auf der 30 einen Form in die andre ist noch nicht gelungen . Indifferenz der beiden Seiten . Auch in den andern Prozessen sind es solche Indifferenzen die in Prozesse treten ; es ist aber nicht mehr das Anfachende Thätige des ersten Prozesses . 14 Diese Differenz … entstehen .] Be : Bisher war die Differenz der Oxyde , eine Indifferenz die als different gesetzt ist . Es ist diese | erste Stufe die Stufe der Verschiedenheit , der Gegensatz noch nicht als 35 Entgegensetzung . 17 unruhe] Be : Unruhe an individuellen Körpern 19–22 macht das … Verzehrende .] Be : macht , das Feuer als solches , die Negativität seiner selbst , der Widerspruch und die Unverträglichkeit mit sich , die Differenz ist hier in Einem , wo die beiden Momente der Differenz in Einem sind .

238Ri

[§ 255]

239Ri

30

8 Gestalt] Ri : Gestlt ,

22 2te] Ri : 2 .t

84Be

120

240Ri

85Be

nachschrift ringier · 1819/20

rentes das aber die reale möglichkeit hat zu verbrenen und so daß es nicht durch das Feuer verzehrt wird sondern daß das Feuer dadurch sein dasein bekome[ .] Das Feuer ist gegen das material (Holz) eine Gewalt . Die Oxidation nannte man auch ein Verbrennen[ .] – Hier hat aber das Verbrenen einen bestimbaren Sinn . Das Verbrennliche material ist an sich dieselbe Totalität welche das Feuer ist . Indem das ist so ist das was gesezt werden soll das : daß das g e s e z t werde . Es bedarf zur Vermitlung daß das Geseztwerden geschehe . Es soll nur eine Differenz , die Differenz überhaupt ins Dasein treten . Es ist die Luft welche hier das Vermittelnde ausmacht , daß die Differenz zur Existenz komme . Indem Schwefel verbrannt wird so ist es die Luft an welcher dieses Gesezt werden Geschieht . Die Form des Sezens nimt es nicht aus sich selbst denn es ist nicht dieses Lebendige was sich aus sich selbst sezt . Die Luft – das Abstrakte Allgemeine ists was bestimt wird daß die An sich verbrennlichen zur existirenden Besonderheit treten . | Die Luft ist nicht nur das das Allgemeine Abstrakte zu sein sondern sie ist auch zugleich ein Concretes[ .] Das Produkt dieses Proceßes ist also ein solch brennendes nicht ein verbrantes wie Kohle[ .] Solches Verbrennliches ist vornehmlich der Schwefel . Die brennbaren Substanzen machen die 2te Stufe der Körperlichkeit aus , die erste : das Metall . –

2 wird sondern … bekome[ .]] Be : wird ; die Voraussetzung des Feuers ist an sich Feuer . Es kann also nicht von einem Verbrennen überhaupt die Rede sein , sondern was in seiner Existenz zum Feuer wird . 3–4 Die Oxidation … Sinn .] Be : Im chemischen Sinne nennt man verbrennen alles Oxydiren ; hier hat es den Sinn daß das dessen Qualität es ist verbrennlich zu sein diese Qualität an sich hat und zum Dasein bringt ; 5–9 Feuer ist . … komme .] Be : Feuer ; was also gesetzt werden soll ist daß es als die Totalität des Feuers diese einfache Bestimmtheit an sich hat . Es ist also nur Eine Differenz nur Eine Bestimmung zu setzen ; es bedarf zur Vermittelung nicht eines Neutralen an dem doppelte Differenzen genommen werden . Das physikalische Element der Neutralität war das Wasser ; hier ist das physikalische Element das in den Prozeß tritt nicht das Neutrale , sondern das Element der allgemeinen Differenz , Luft . 10 Die] Be : Das Feuer ist die stoff lose Bethätigung , das an sich Verbrennliche ; dies soll als Begeisterndes ge|setzt werden ; die 13–16 Besonderheit treten . … Kohle[ .]] Be : Besonderheit werde . Diese beiden Extreme beziehen sich also auf einander . Indem die Luft dazu bestimmt wird die existirende Differenz auszumachen , so wird sie damit nicht verzehrt , sie ist ein physikalisches Element , ein Konkretes ; sie wird zerlegt als ein Konkretes in unterschiedne Momente , sie ist nicht bloß das Negative sondern auch das Konkrete , ihre Basis wird nicht in diesem Prozeß verwendet sondern abgeschieden als Stick stoff . Er ist das todte Residuum . Das Produkt dieses Verbrennungsprozesses ist nicht ein Todtgebranntes sondern eines dessen innere Quantität zum Dasein kommt . 16–17 Die brennbaren … Metall . –] Be : Dies ist die zweite Stufe im Prozeß . Schwefel hat man früher jedem Körper beigelegt , als Moment der Körperlichkeit überhaupt gesetzt , so wie als zweites Moment den Merkurius ; aber es existirt nicht als Schwefel in jedem Körper sondern hat noch seine besondre Existenz . Es macht den Gegensatz zum Metall aus , zur gediegenen Identität an sich ; der Schwefel ist die Totalität der Form , der Differenz , das Feuer an sich ; 2 sein] Ri : sich 11 Lebendige] Ri : Lebendige . geistertes 29 werde] Be : zu werden

21 daß] Be : daß .

5

10

15

20 20

25 25

30 30

35 35

28 Begeisterndes] Be : Be- 40

physik

5

10

15

121

Das Erz als Vereinigung des Schwefels und metall stellt die Mitte dar . Die meisten metalle sind vorhanden in solchem Zustand . Eben dieses Verbrenen macht die Begriffene Nothwendigkeit aus . Es haben einige behauptet der Schwefel sei eine Säure und zwar weil er die metalle neutralisirt . Es gehört das auch der Theorie wo alles auf Säure und Base zurükgebracht werden kann[ .] Allein der Schwefel steht nicht auf der Seite der Säure – er ist vielmehr nur in der Möglichkeit einer Säure . – Schwefel ist also ein Hauptrepraesentant dieses brennbaren – es giebt auch so ein Animalisches phosphor – Kohle in Hinsicht auf das vegetabilische . Der Arsenik legt sich am kalten Körper als Weißes Pulver an und ist dann ein Oxid . – Schwefelsäure ist diese unmittelbare wahrhafte | Säure – andre Säuren treten nicht so hervor sie werden nicht durch das bloße Feuer gebildet . Von der Salpetersäure hat die Chemie gefunden daß sie den Stikstoff zu ihrer Basis habe . Die 2 . Produkte die wir haben sind also auf der Einen Seite Oxide – auf der andern Säure . Die wesentliche entstehung der Säure haben wir auch kennen gelernt . Es giebt auch Kalien welche selbst auf einer stufe stehen die selbst einen andern Zustand verlangen sind die Kaustischen Kalien . Das ist die 3te Stufe des chemischen Proceßes an das animalische gebracht sind sie selbst die Thätigkeit . Es ist nur gewaltsam daß sie so gehalten werden . Sie müßen in Gefäße eingeschloßen werden in der Luft beharren sie nicht

241Ri

20

2 vorhanden in … Zustand .] Be : als Erze vorhanden ; durch Abschwefelung wird das Metallische 20 gewonnen . Der Charakter des Schwefels ist die Verbrennlichkeit an sich , θεῖον wegen seiner Be-

25 25

30 30

35 35

weglichkeit . 3–4 sei eine … neutralisirt .] Be : als eine Säure angesehen , wie Winter , weil er sich mit den Metallen verbinde und sie neutralisire ohne Sauer stoff zu gebrauchen ; 5–6 Allein der … Säure –] Be : aber der Schwefel macht eine eigenthümliche Stufe des Ganzen aus und er verbindet sich mit Metallen weil er die eine Seite zur Metallität ist ; 6 Säure . –] Be : Säure , das | verwirklichte Feuer . 7–8 es giebt … phosphor –] Be : Animalischer Schwefel ist Phosphor . 8–9 Der Arsenik … Oxid . –] Be : Der Arsenik wird durch Verbrennen auf den Standpunkt der sich auf sich beziehenden Negativität gesetzt . So giebt es andre Säuren , Wolframsäure , die erst durch Verbindung mit andern Säuren und dem Feuer sich verwandeln . 10 Säure –] Be : Säure die auf dem einfachen Standpunkte des Prozesses hervortritt . 12 Basis habe .] Be : Basis , aber der Stick stoff wird nicht durch Salpetersäure begeistert , denn diese ist neutral vorhanden . Das Feuer kann das Thätige sein , und dieses bringt das Hervortreten der Begeisterung in einem Neutralen in abgestumpftem Zustande hervor . Die Schwefelsäure ist die verzehrende Unruhe . 13 Oxide –] Be : Oxyde die den eigentlichen chemischen Gegensatz ausmachen . 14–16 Es giebt … Kalien .] Be : Das Oxyd ist fähig gesteigert zu werden zu einer Thätigkeit als kalische Säure ; solche sind die kaustischen Alkalien , Kalk , die eine Richtung nach außen haben nicht zu bleiben wie sie sind , sondern sich als ein Anderes zu setzen . Die Stufe des Gegensatzes sind also Oxyde . 16 Proceßes] Be : Prozesses , es ist hier ein Thätiges für sich Bestehendes verkörpert , das Feuer individualisirt . Die kaustischen Säuren haben einen sauren Geschmack und Geruch , und auf der andern Seite einen alkalisch stechenden . 18 werden 2 ] Be : werden die von ihnen nicht angegriffen werden .

40 2 macht] Ri : ist

Oxyde

4 wo] Ri : welcho

11 Von der] Ri : D .

15 die] Ri : dß s

34 Oxyd] Be :

86Be

122

242Ri | 87 Be

§ 257

243Ri

nachschrift ringier · 1819/20

als was sie sind . Nur so mit Gewalt festgehalten bleiben sie in ihrem Bestehn . Die Concentrirten Säuren gehn als dämpfe aus sich heraus (sie rauchen)[ .] Sie richten ihre Thätigkeit gegen die Luft . Sie bestimen die Luft zu Waßer und Integriren sich dazu . Es sind diese Säuren der formelle Proceß . das negative seiner selbst wie das Feuer . Säuren und Alkalien machen also diesen realen Chemischen Gegensaz aus . Es ist nicht mehr die Indifferenz[ .] | Zu den oxiden gehören die Metallkalke – die Alkalien – das vegetabilische Kalische etc – das Animalische Alkali – (das Ammonium) . – Der Kalk Strontian baryt so hat sich bald gezeigt daß sie der Kalischen Seite angehören[ .] – Man glaubte in dieser Hinsicht etwas indifferentes zu fi nden . Bei den andern Erden sind 2 Wege . Einige zeigen sich theils als Base theils als Säure – Bittererde , Magnesium Bittersalz ist schwefelsaure bittererde – diese gehen auf die Kalische Seite . Die Thonerde zeigt sich als ein Amphoteres . Steffens sezt sie nicht auf die kalische seite . Sie reagirt gegen beide Seiten . Alaunerde reagirt gegen Alkalien und Säuren . Die Kiesel Erde zeigt sich als eine Säure , sie reagirt gegen Kali (Glas)[ .] Das kaustische kann nicht bestehn – es raubt die Luft . Ihr Sinn ist : daß die Säure auf Kali und das Kali auf Säure sich beziehe[ .] – Im Kali liegt der begriff der Säure[ .] Das Produkt ist ein Neutrales – Salz . Diese Thätigkeit gegen ein ander ist wie gesagt eine Thätigkeit ihrer gegen sich selbst . Im Produkt ist die Säure nicht mehr als Säure vorhanden . Es sind alle Eigenschaften welche sich zeigen als ein vorübergehendes als Unterworfne . Der Chemische Proceß bringt also eben diese scheinende Lebendigkeit hervor . | Es ist die Cohaesion welche Veränderung erleidet . Ebenso die Farbe . Das Farbenspiel was im chemischen Proceß zum vorschein komt ist was zuerst in die Augen fällt[ .] – Die Farben Veränderung zeigt sich schon im Formellen Proceß , die Rauchende Salzsäure , wird Grün wenn Waßer hinzukomt

5

10

15

20

25

4 Es sind … Proceß .] Be : sie haben den formalen Prozeß zu ihrem Gegenstande , sie neutralisiren sich , sie stumpfen sich daran ab ; oder sie bestimmen die Luft zu Wasser , sie bedürfen Wasser zu ihrer Thätigkeit . 7 Zu] Be : Alles was hier thätig ist muß als Säuren oder Oxyde betrach30 tet werden . Zu Alkalien –] Be : Alkalien überhaupt , die ebenso ein Metallisches zu ihrer Basis haben , also ganz dieser Begriffsbestim mung angehören . Dann Erden die man als etwas Besonde- 30 res betrachtete , aber in chemischer Rücksicht haben sie eine bestimmte Stelle zum Indifferenten einzunehmen . 9 Seite angehören[ .] –] Be : Seite an , sie haben ein Metall zu ihrer Basis und sind Oxyde . 11 2 Wege] Be : zweideutiger geschieden Base] Be : basisch theils kalisch 19 sich selbst .] Be : sich ; diese Eigenschaft verlieren sie durch die Neutralisation . 22–23 Ebenso die Farbe .] Be : daher das Farbenspiel ; der metallische Glanz verschwindet ; die Relativität aller dieser 35 Eigenschaften verändert sich und zeigt sich in der Veränderung ; es ist die Individualität in ihrer Thätigkeit . 10 fi nden] Ri : fi nden d . reine 〈 Thonerde〉 13 Amphoteres] Ri : Ambo there sie nicht] Ri : sie ; siehe Anm . 16 es] Ri : sie 24–25 Formellen] Ri : Forn . 33 geschieden] Be : ge schienen

physik

5

10

15

20

25

30

123

und zulezt blau wenn mehr hinzukomt – zulezt farblos . Im Salz ist der Begrif der hier auftrit – das andre sind nur momente und sind veränderlich . Das Produkt was hervorkommt ist allerdings bestimt durch die Säure und basis aber es ist eine innerliche bestimtheit . Das unveränderliche ist eben das ganze der individualität . In der chemie nimt man Grund stoffe an ; und nennt diese die einfachen Körper weil man sie nicht darstellen kann als ein in sich neutrales , aber diese einfachheit ist eben selbst nur eine einseitigkeit . Und alle einseitigen Körper haben den Durst ein Concretes zu bilden[ .] Das unveränderliche müßte dieses sein , was wieder mit einem andern eine Verbindung einginge ohne sich zu verändern aber dieses ist ein leerer negativer Gedanke . Alles ist moment . Die Idee ist das unveränderliche[ .] – Im neutralen ist die Säure nicht als Säure enthalten – ist die Verbindung aufgehoben dann existirt es als Säure . Das neutrale chemische Produkt ist die Totalität überhaupt . | Es ist neutral und zwar allgemein neutral – die Allgemeine Neutralität ist Waßer . Man spricht von Kristallisation Waßer aber man muß sich dieses nicht als Waßer denken . Erst in der Scheidung tritt dann mit dem unterschied der beiden Seiten auch das Allgemeine , nemlich das neutrale Waßer hervor . § 257 . Es ist zunächst hier mehreres von der Wahlverwandtschaft die Rede : daß eine Säure sich mit einem kalischen verbindet . Man bemerke : daß Verwandtschaft die Form der reflexion ist etwas Allgemeines das sich auf die Familie bezieht . In dem formalismus der Chemie wird die verwandtschaft als der Grund angegeben : man sagt sie verbinden sich weil sie verwandt sind mit ein ander[ .] – Man hat nur ein andres Wort aber keine Erklärung – Salpeter saure Silberauflösung so legen sich glänzende Silberkrusten an und das Kupfer wird gefreßen , da sagt man : die Salpetersäure ist dem Kupfer näher verwandt als das Silber . Das ist leerer Formalismus[ .] | Der Trieb des Verstandes der auf den Grund komen will liegt hier am Tage . Man schreibt jener Säure eine wahlverwandtschaft zu : weil sie zwischen zweien das eine Vorzog . | Die Chemie nimt auch auf die Quantitäten Rüksicht indem sie von dem einen mehr braucht um gesättigt zu werden . – Daß man diese sucht ist das eine , das Allgemeine darinn aufzusuchen ist das 2te [ .] Man hat viele solche Allgemeine bestimungen gefunden – sie sind empirisch und etwas was den Begriff als solchen nicht darstellt aber es ist imer die nächste Stufe nun ist es vorbereitung für den Begriff erkannt zu werden . Diese Geseze stellen also nicht die Idee dar sondern das Allgemeine ist an dem Einzelnen angefangen zu werden erkannt

35

3–4 innerliche bestimtheit .] Be : innere , die Bestimmungen sind noch nicht gesetzt . 27 Die Che… Rüksicht] Be : Diese Unterschiede hat die Chemie nothwendig zu berücksichtigen ; 30 empirisch] Be : nur empirisch , da sie Quantitäten betreffen ,

35 mie

11 Verbindung] Ri : Vldug

16 Seiten] Ri : Seiten trit dann

244Ri

§ 258

88Be 245Ri

124

246Ri

247 Ri

nachschrift ringier · 1819/20

zu werden . – Es thut sich sogleich eine nähere bestimung hervor . Diese Sättigung ist etwas ganz bestimtes . Eine Quantität von Säure bedarf einer gewißen Menge von Kalischem zur Sättigung . Einige Salze sind Basisch andre sind sauer – aber es ist ein gewißer Punkt vorhanden wo das bestimt ist . – Eine Säure hat also einen festen Punkt ZB . Talk 89 Theile und 100 Theile salzsäure – Platin 629 . Silberoxid 579 etc das sind feste Punkte . So in ansehung der Oxidirung . Ein metall um zu oxidiren braucht eine gewiße Menge Oxigene . Ein metall hat aber verschiedne Oxidationsstufen , diese sind | auch bestimt . Es zeigen sich bestimte Knoten[ .] Ein metall oxidirt sich z B . bei 20 dann bei 40 etc . Zinn Zb . hat dreierlei oxidationen . Das Zinnesche (braune Zinnoxid) in diesem sind 13 Theile Metall und 100 Theile Sauer stoff in rothem Oxid 20 Theile Metall und 100 Theile Sauer stoff in gelbem Oxid 27 Theile Metall und 100 theile Sauer stoff . Es ist zweierlei was die Aufmerksamkeit erregt : 1 die menge des Oxigene das gebraucht wird im Verhältniß zu einer höheren Oxidation und das Verhältniß der beiden Quanta von oxigene in der Säure und in dem Oxid . – Die 2te Seite ist wie sich eine Säure zu einem gewißen Kalischen verhält und dann wie sich eine andre Säure zu dieser Säure und umgekehrt . – Es ist vornehmlich Berzelius gewesen der nach der ersten Weise vornehmlich gearbeitet hat . er fand ganz einfache Verhältniße . Ein anderer Engländer hat daßelbe gefunden – aber eingehüllt in eine metaphysische Alchemie . Er spricht von Atomen d . h . bei ihm sind | diese eine gewiße Einheit . Dazu hat er noch mancherlei gedichtet . Er sagt ein Atom A und ein Atom B – giebt ein Atom vom Körper C . Dann ging er weiter A mit 2 Atomen B . giebt ein Atom von D und 2 Atome A . und B giebt ein Atom von E . – Die andern zusamengesezten Verhältniße hat vornemlich Richter untersucht . Er hat das Stöchiometrie genannt (Größebestimung der Grund stoffe)[ .] – Das erste von Berzelius betrift die Oxidationsstufen von ein und derselben Basis . Hier hat er gefunden : daß wenn 2 . Körper sich nicht nur in einem Verhältniße befinden sondern in mehreren so sind diese Mengen in einer sehr einfachen Progreßion : 1 . 1½ . 2 . 4 . 8 etc . Z . B . Das Bleioxid hat die neuere Chemie auf 3 Oxidationsstufen angenomen[ .] – Diese verhalten sich so : Ein Theil blei mit folgenden Sauer stoff Mengen geben sie das Verhältniß 7 ₁₀⁸ . 11₁₀⁷ . 15 ₁₀⁶ . mit andern Mengen macht das Blei keine Verbindung – das sind die Knoten die angeführt werden . Zwischen sie hinein und drüber hinaus finden sich keine oxidationen .

5

10

15

20

25

30

3 Kalischem zur Sättigung .] Be : Kalischem ; hat man zu viel Säure oder Basis , so bleibt dies liegen und wird nicht in den Krystall aufgenommen . 12–16 Aufmerksamkeit erregt : … umgekehrt . –] 35 Be : Aufmerksamkeit zieht hier an die Menge des Oxygens das zu einem Oxyde gebraucht wird ; dann 35 die Verhältnisse des Oxygens in einer neutralen Verbindung . 29 Oxidationsstufen angenomen[ .] –] 3 sauer] Ri : sauren Ri : hinein

12 ist] Ri : sd

18 Ein anderer] Ri : Eandere

⁷ 30 ₁₀⁷ ] Ri : ₁₀₀

32 hinaus]

physik

5

10

15

20

125

Diese 3 Zahlen reducirt sind 1 . 1 ½ . 2 . | Ebenso bei Säuren . ZB . Schwefelsäure und Schweflichte Säure . Diese 2 Mengen von Oxigenem darinn sind fest bestimt[ .] Die Schwefel Säure : 100 Theile Schwefel so machen 49 ,7 Theile oxigene mit diesem verbunden die schweflichte Säure – 149 Theile aber die Schwefelsäure – das ist ebenfalls ein Verhältniß wie 1 : 3 . also sehr einfach . – Zwischen Oxigenem und Stikgas ist die Athmosphärische Luft die niederste Stufe – 22 : 100 . – Es hat aber noch andre Oxidationsstufen[ .] M ä l ione . Das 3te Verhältniß betrift e i ne neutrale Verbindung darinn ist eine Säure und ein Oxid . Jedes hat eine menge Sauer stoff in sich . Dieses Verhältniß ist ein einfaches[ .] Der Sauer stoff des einen ist ein multiplum von einer ganzen Zahl und umgekehrt[ .] – Das 4te Verhältniß ist , daß wenn Körper eine Verbindung ohne Sauer stoff eingehen , sie sich auch in einem gewißen Verhältniß sättigen wie wenn Schwefel mit Metall verbunden wird die Menge von beiden steht im Verhältniß der Sauer stoff mengen , mit denen sie sich wenn sie oxidirt sind , verbinden . | Die wesentlichen Verhältniße sind die Verhältniße verschiedner Säuren zu verschiednen Basen . Das bezieht sich nun näher auf Wahlverwandschaften[ .] Man hat eine Säure ZB . Schwefel Säure ; und Kali das sättigt ein ander in einem gewißen verhältniß . Die Frage ist : wie verhalten sich die Mengen die die eine Säure braucht zu den Mengen die eine andre Säure braucht ? – Kommen Salze in Berührung so sind sie nicht activ . Sie lösen sich auf im Allgemeinen neutralen und verlieren darin ihre Gestalt[.]

248Ri

249Ri

25

25

30 30

35

Be : Oxydationsstufen , das übrige sind Stufen der Vermischung mit Säuren , 7 Oxidationsstufen[ .]] Be : Oxydationsstufen , Salpetersäuren , Salpetergas . 100 Theile Stick stoff sättigen 278 Theile Sauer stoff und sie bilden den Salpeter stoff . Wenn man neutrale Verbindungen vergleicht , so fi ndet sich eine Basis und Säure , das Oxygen und das Radikal der Säure ; wenn hier die Sauer stoff mengen verglichen werden mit den Radikalen der Säuren , so fi ndet sich ein gleiches Verhältniß zwischen | den neutralen Mengen . In einem schwefelsauren Blei von 100 Theilen sind 15 ⁶⁄₁₀ Schwefel und 7 ⁸⁄₁₀ Säure . 11–12 Zahl und umgekehrt[ .] –] Be : Zahl . So wenn Säuren mit dem Wasser verbunden werden ; das Wasser macht eine Art von Neutralität aus , die Basis enthält den Sauer stoff für sich . 16 Die wesentlichen … Verhältniße2 ] Be : Ein Fünftes betrifft das Verhältniß 20–22 Kommen Salze … Gestalt[ .]] Be : wenn man mit Neutralen gegen einander operirt , so kommt dies besonders hervor . Die Auflösung eines Neutralen ist ein Rückgang zu den Elementen , woraus das Neutrale entstanden ist . Das Neutrale selbst ist gesättigt , die Gegensätze sind verschwunden , die im Produkt erstorbene Thätigkeit des Ganzen ; insofern die abgestumpften Gegensätze wieder frei werden und in Berührung kommen können , werden sie ein Aktives ; daß dies möglich ist , wird dadurch bewirkt daß sie im allgemeinen Neutralen gesetzt werden . Sie bedürfen also im Wasser aufgelöst zu werden , 6 ist] Ri : ist ist Stufe] Ri : Stufen 17 bezieht sich] Ri : bezhtsich

8 M ä l i o n e .] siehe Anm .

10 Sauer stoff ] so Be

Ri : Säure

89Be

126

nachschrift ringier · 1819/20

Es wird von der Stärke und Schwäche der Säuren und Basen gesprochen . Das bezieht sich theils auf die menge des Waßers die darinn ist . Aber man sagt es hauptsächlich von dem welches von einer Basis mehr bedarf als ein andres . Link sagt auch daß die Kali stark oder schwach seien je nachdem sie viel Säure zur neutralisation brauchen . Aber das ist durchaus etwas leeres – Stärke und Schwäche hier anwenden zu wollen . Eben so z B wie beim Organismus in Beziehung von Irri-

90Be

91Be

um in den Zustand eines Allgemeinen zu kommen . Mit dieser Auflösung verschwindet ihre Gestalt , daher sie nach ihren inneren differenten chemischen Bestimmungen von einander berührbar sind . Die Auflösung geschieht nach einem gewissen Maße , eine Säure die gerade gesättigt ist mit dem Wasser . Indem sie im Wasser aufgelöst sind , sind die darin enthaltnen Bestimmungen berührbar ; in dieser Berührbarkeit vergleichen | sich die Basen mit einander . Richter hat hierüber das Gesetz gefunden (Stöchiometrie in 3 Bden und eine Reihe von Heften über Auflösungen etc . in 11 Heften) ; auf ihn hat man wenig Aufmerksamkeit in Deutschland gerichtet , bis Ausländer auf denselben Gedanken kamen . Neutrale Verbindungen erleiden keine Veränderung im Zustande der Sättigung , wenn sie mit einer Säure vermischt werden und sie eine Wahlverwandtschaft haben . Es ist hier die Bestimmung eines Quantums von Säure um ein Quantum von Base zu sättigen ; dies Gesetz bezieht sich überhaupt auf das Verhältniß von Säuren und Basen . Die Verhältnisse der Quantitäten bleiben dieselben . Es ist hiermit nichts anders geschehen als daß die Säuren und Basen nach einem Werthe betrachtet sind , wonach sie vergleichbar gegen einander sind . Diese Werthe bilden eine bestimmte Reihe , die vorzüglich Richter gefunden hat , zwar mit pedantischem Formalismus sie entwickelnd . Diese Verhältnisse nennt man stöchiometrische . Zunächst geben sie die Quantitäten an mit denen sich die Basen und Säuren neutralisiren oder sättigen ; nicht aber die Wahlverwandtschaft . Die Reihen wie eine Base die andre austreibt stimmten nicht mit den stöchiometrischen überein ; 1 Stärke und Schwäche] Be : Schwäche oder Stärke der Wahlverwandtschaft 1–127,2 Das bezieht … Säuren[ .]] Be : Wenn man vom Unterschiede der Wirkung derselben auf eine Base spricht , so sagt man eine Säure sei stärker als die andre ; dieser Ausdruck ist vieldeutig und unbestimmt , er bezieht sich auf die Gedankenbestimmung des Quantitativen . Eine Säure kann man stärker heißen insofern ihre Wirkung concentrirter ist und wasserfreier ; insofern eine Säure mehr Metalle auflöst als eine andre , wie das Königswasser ; nähere Bestimmungen aber liegen darin ob man sagt eine Säure sei stärker als die andre die von einer Basis mehr auflöst als die andre , oder um sich zu sättigen | mehr bedarf ; eine Säure hat mehr Affi nität zu einer Basis , wenn sie eine größere Menge der Basis auflöst . Link macht hierüber die Bemerkung , ein Alkali sei um so stärker , je weniger von ihm erfordert werde um eine Säure aufzulösen ; weil es als ein Wenigeres mehr Säure auflöst , während das andre Kali eine geringere Menge Säure auflöst . Eins ist so stark als das andre , die Bestimmung der Stärke ist qualitativ ; hier fi ndet kein Mehr oder Weniger Statt ; da in dem einen Neutralen die Säure das Übergewicht hat und umgekehrt , so kann dies nicht in Beziehung auf die Verwandtschaft sein . Die Mengen können verschieden sein , aber die Wirksamkeit des einen auf das andre ist gleich groß . Dasselbe kommt im Verhältniß von der Centripedalkraft vor , von der Näherung oder Entfernung des Planeten von der Sonne , wo ein Unterschied der beiden Faktoren gesetzt wird . Stärke und Schwäche der Verwandtschaft ist nicht auf den Unterschied der Faktoren zurückzubeziehen ; beides ist etwas für sich ; und die Säuren müssen in Beziehung auf das Ganze der Wirksamkeit mit einander verglichen werden .

5

10 10

15 15

20 20

25

25 30

30 35

40 35

3 welches] Ri : welcheo 5 brauchen] Ri : braucht 12 Stöchiometrie] Be : Stegeometrie 15 mit] Be : in 19 bilden] Be : bleiben 21 stöchiometrische] Be : stegometrische geben] Be : gehen 23 stöchiometrischen] Be : stegometrischen 38 Centripedalkraft] Be : Concentripedalkraft 45

physik

5

10

127

tabilität und Sensibilität , oder Attractions kraft und repulsions kraft – (Centripetal Centrifugal .) Die Stärke ist vielmehr gleich bei Kali und Säuren[ .] Man hat versucht die Verschiedne Verwandtschaft auf andre Bestimungen zurük zu führen : Worinn liegt es fragte man daß sich diese Säuren etc so verbinden ? | man hat dies auf die Mengen des aufgelösten zurükgeführt[ .] – Es ist aber keines wegs der Fall[ .] Durch den chemischen Proceß verändert sich das Volumen und jener Künstler ist ungerecht ver ur theilt worden weil er zu der Krone mehr Silber als Gold genomen habe , und sich nun das specifi sche Gewicht verändert hat . Auch die Farbe verändert sich , mit den verschiednen Oxigenes . Das ist also der Begriff : Es kommt ihre relativität im chemischen Proceß zum vorschein und wenn das eine nicht da ist so ist auch das andre nicht da denn sie sind was sie sind nur durch das besondre Verhältniß . Der Körper stellt sich also dar als ein Kreis von Möglichkeiten von Verbindungen – diese relativität macht sein Sein aus . Seine wahre Individualität stellt sich nur in dieser Totalität dar – in diesem Kreislauf . Der Standpunkt auf dem wir stehn ist die

250Ri

15 15 5 Mengen des … Fall[ .]] Be : Mengen . Fischer hat hier mehr als Richter geleistet . Andre wie Ritter

20

25 25

30

30

35

35 40

haben sie mit den elektrischen Differenzen verglichen , aber diese Reihen stimmen nicht zusammen . Die Betrachtungsweise des Berzelius nennt sie Elektrochemie ; man hat gefunden daß zwei chemisch entgegengesetzte Körper auch elektrisch entgegengesetzt sind ; das ist aber schon im Begriff der Entgegensetzung , dazu thut das Elektrische weiter nichts . Das elektrische Verhältniß stimmt mit dem chemischen Verhältniß nicht zusammen ; geringe Umstände kehren das elektrische Verhältniß um , aber das chemische ist wesentlich das innere , das das Individuelle der Körper betrifft . Andre haben die Adhäsion der Metalle in Beziehung auf | den Merkur untersucht ; allein die Unterschiede genau zu bestimmen ist sehr schwierig ; überhaupt aber könnten nur feste Körper mit einem flüßigen verglichen werden ; und die gefundne Zusammenstimmung bezieht sich mehr auf das Amalgamiren . Bertolé hat eine andre Theorie aufgestellt , er machte auf die verschiednen Umstände aufmerksam wodurch die Wahlverwandtschaften gestört werden ; ein Hauptgedanke bei ihm ist dieser , alle mit einander chemisch verwandte Materie könne sich in allen quantitativen Verhältnissen zu einem Ganzen verbinden ; dies wäre der Wahlverwandtschaft entgegen . Er stellt den Satz auf , je mehr eine Materie von einer andern erfordere um ein gleiches Sättigungsverhältniß zu erhalten , desto mehr seien sie mit einer dritten verwandt , von Sättigung könnte nicht mehr die Rede sein , wenn ein chemischer Körper ein Ganzes bildete . Er setzt bestimmte Mischungsverhältnisse voraus , die Verwandtschaften seien modificirt durch das Verhältniß der Kalien die erfordert werden um eine Säure zu sättigen . Es seien feste Verhältnisse des Qualitativen und des Niederschlagens , aber sie werden durch andre Umstände modificirt , wo die Temperatur ein Hauptmoment ist . Die festbestimmten Körper werden zum Moment eines Wechsels herabgesetzt ; 6–7 Durch den … worden] Be : Archimedes mit der Krone ; wo der Künstler ungerecht bestraft wurde , da nicht mehr dasselbe Volumen Statt fi nden konnte . 8–9 Auch die … Oxigenes .] Be : Die erste einfache Bestimmtheit wird im chemischen Prozeß als ein Ideelles gesetzt , als ein Moment des Kreises der Veränderung , so die Farbe . Das Kupfer hat diese spezifische Schwere oder diese Farbe , insofern es im regulinischen Zustande ist ; diese Eigenschaften sind relativ , an einen gewissen Zustand gebunden . Das Kupfer durchläuft einen Farbenkreis , diese besondere Farbe ist ein Relati|ves . Die Eigenschaften sind nicht Bestimmtheiten für sich , sondern Beziehungen auf andres ; 10 vorschein] Ri : vrscheint

11 denn] Ri : sond .

92 Be

93Be

128

251Ri

252Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Neutralität – die Totale Körperlichkeit . Das Neutrale ist nun das ruhende – indem das entgegengesezte zur Ruhe gekomen ist . Weil das neutrale die Einheit entgegen gesezter ist so ist die Thätigkeit erloschen und die Diremtion – die Thätigkeit ist ein äußeres wäre diese Thätigkeit permanent so wäre es das Lebendige[ .] Dieses sezen der Diremtion ist der Rükgang zu dem wovon wir ausgegangen sind[ .] | Das nächste Sezen der Differenz betreffend so kann dieses auf diese Weise geschehn wie wir gesehen haben . Hier wird das neutrale wieder zur Differenz gesezt durch ein andres differentes . Der Gattung nach entsteht nichts neues , nur nach der Seite der Particularität entsteht hier ein andres . Das Eigentlich Dirimirende kan nichts andres sein als das Feuer . Das Feuer – dieses sich verzehrende – diese Unruhe des Widerspruchs ist was das neutrale überhaupt wieder dirimirt . Das Feuer als diese für sich seiende Negativität sezt die Thätigkeit die im Neutralen nicht da ist . Das Kalkige macht es zu einem kaustischen . Alle Kristalle erleiden veränderung . Ist die Grundlage Feuer beständiger so geht die Säure in Gasgestalt fort und umgekehrt . Aber durch das Feuer werden die Gegenstände nicht nur geschmolzen sondern es sezt sich an ihnen als das negative , (so wie es sich vorher sezt als das negative des Materials) . Das Feuer ist also dieses dirimirende . Auf dem Troknen weg geht diese Diremtion vor – auf dem naßen Wege mehr im Austausch . Die meisten Säuren entstehen bloß durch diese Diremtion – Zb . Schwefelsäure – durch verbrennen . Weitre zurükführung ist die reduction der Oxide zur Metallität[ .] Diese reduction geht natürlich auf die reelle | Weise . So ein Indifferentes wie Kohle das man beim Glühen zu sezt wird differenziirt . Manches Metall ZB . Queksilber reducirt sich durch bloßes Feuer . Ebenso wie das Feuer es bis zu diesem extreme zurükführen kan so ist es auch das Galvanische . Durch daßelbe komt das neutrale die an sich seiende Differenz auch zur Existenz . So wird das Oxid disoxidirt . Wenn salpeter im Waßer aufgelößt ist und man sezt es der Galvanischen Thätigkeit aus so zeigt sich an einem Pole salpetersäure an dem andren das Kali . – Es ist also hier eine Diremtion – das zu grunde liegende ist selbst ein entgegengeseztes . Es zeigt sich aber auch noch ein dirimiren so daß diese Unterschiede nicht selbst schon vorhanden sind , sondern es trit auch eine diremtion ein welche nicht durch ein äußerlich schon

5

10

15

20

25

30

7–8 Hier wird … differentes .] Be : Die Zerlegung des Neutralen kann geschehen durch Herankommen einer Base an das Neutrale ; 9–10 nichts andres … als] Be : nur die Totalität der Thätigkeit , 13 Alle Kristalle … veränderung .] Be : alle Krystalle werden so zerlegt . Das Neutrale geht an sich hervor . 14 und umgekehrt] Be : Ist die Base flüchtig , so geht sie in Gasgestalt über 15–16 35 es sezt … negative ,] Be : das Neutrale wird als das Negative seiner selbst gesetzt , 20 Metallität[ .]] 35 Be : Metallität und der Säuren auf ihr Radikal . 21 reelle] Be : reelle oder bloß austauschende 27 salpetersäure an … Kali . –] Be : Zink- und Kalisäure . 5 Diremtion] Ri : Dirent .

13 kaustischen] Ri : – kaustischen

16 ihnen] Ri : ihm

17 ) .] Ri : ) ?

physik

5

10

15

129

vorhandnes verschiednes bestimt ist . Hieher gehören mehrere Erscheinungen Z . B . wenn ein Ammonium pulverisirt auf Salpetersäure gestreut wurde so zeigten sich an der Oberfläche graue Fleken . Solche Säurereduktionen komen noch sonst oft vor Zb . beim ausgießen von Eisensolution auf Kiesel ; wo sich metall glänzende Fleken zeigen . – | Die Lebendigkeit ist Individualität aber so daß das Wesen , die Einheit der Individualität an ihrer Einheit erscheint , und in dieser Thätigkeit bleibend . Darinn daß die unterschiede ideell gesezt werden darinn liegt daß ihre einheit in ihnen ist – das Außersich sein ist gleichgültig . Die Rükkehr aus dem anders sein trit hier hervor . Es ist die einheit die in der realität existirt : nur indem es in seinem aus ein andersein ein ideelles ist . In dem chemischen Proceß ist diese Rük kehr nicht vorhanden – er ist nur die äußerliche Erscheinung des Lebens . Die Formen fallen noch außer ein ander . – Die Stoffe verhalten sich zufällig nicht als Glieder – sie kommen 1 Erscheinungen] Be : Erscheinungen die sich bei den Prozessen ereignen . Berg|manns kleine Schrif6–11 Die Lebendigkeit … dem] Be : Das Erste ist die individualisirte und different gesetzte Luft ; sie ist nicht als Luft unterschieden gesetzt , sie bleibt was sie ist , nur in eine bestimmte Accidentalität gesetzt . Das Zweite ist der Feuerkreis , dann der Wasserkreis ; jener das individuelle realisirte Feuer . Im Feuerkreis ist die Basis das an sich Brennende Feurige ; diese Negativität hat er zum Dasein ; zunächst der Schwefel ; das Metall kann oxydirt werden , was nicht sein Sein als solches ausmacht ; das nicht indifferente , Totalität der Substantialität . Dann der Wasser stoff als die Luftbasis . Das Zweite ist das Gesetztsein des Feuers , die Säure , die die Schwefelsäure , die eigentliche , die Stick stoff säure , Salpetersäure mit ihren verschiednen Formen , die Wasser stoff säure oder Salzsäure , die indifferente Individualität der Luft , dann die irdischen Säuren darstellen , die abstrakt irdische Säure , Kohlensäure , die concreten irdischen Säuren , die metallischen ; die vegetabilischen , die animalischen gehören nicht hieher . Den Säuren gegenüber sind die Oxyde und Alkalien , kaustisch oder selbst unruhig . Die zweite Seite des Gegensatzes ist das realisirte Wasser , wohin die Neutralitäten fallen ; hier fangen die totalen Körper an ; diese Seite ist die relative , aus einander getretener Gegensatz und Beziehung derselben . Das Neutrale dirimirt sich in seine zwei Reihen , Steine und Erden ; und das eigentlich Neutrale , das Kaustische und Kalkige , Kalk , Kiesel- und Thongeschlecht . Das Vierte ist das Irdische als solches , mit der Bestimmung an sich schwer zu sein , das Metallische überhaupt , das Schwere mit dem Lichte , das verkörperte Licht ; in der individualisirten Realität ist das Licht das Princip des Schweren Selbstischen ; der Glanz der Metalle ist das Strahlende aus sich . Der Unterschied der Metalle nun bestimmt sich nach dieser gediegenen Indifferenz ; die andern Extreme sind bestimmt offner zu sein , die Linearität ist hier mehr aus einander , die Härte | ist das Überwiegende . Das gediegene Metall durchläuft diese verschiedenen Zustände . Der chemische Prozeß ist zwar ein allgemeiner des Lebens , in ihm kommt der Begriff als eine Idealität des unterschieden Bestehenden zur Erscheinung , Unterschiedenheit der Momente mit dem Widerspruch in einer Einheit zu sein ; dieser Wechsel der momentanen Bestimmungen ist die Macht des Begriffs die durch das Dasein durchscheint . Er kommt zur Objektivität , indem er als Eins unterscheidbar von seiner Erscheinung gesetzt ist . Dieser Prozeß erstirbt in seinem Produkte ; weil der einzelne Körper eine beschränkte Besonderheit hat ; der Prozeß ist ein äußerlicher Verlauf des Lebens , die Form hat eine Voraussetzung an den Stoffen , Form

253Ri ; § 259

94Be

15 ten . Mad . Foulham eine Engländerin , deren Schrift auch ins Deutsche übersetzt .

20

25 25

30

30

35

35 40

2 Ammonium] Ri : Minium

gestreut] Ri : gestreupt

11 ist1] Ri : sind

95Be

130

96Be

254Ri

nachschrift ringier · 1819/20

als selbstständige zusamen[ .] Die Verschiednen Momente des Proceßes haben ihre materie auch nicht von sich selbst . Die Formen fallen damit aus ein ander – auch die verschiednen Thä|tigkeiten . Er hat einige voraus gesezte unmittelbare Anfangspunkte . Diese verschiednen Momente des Proceßes sind gegen einander äußerlich . Das macht die Endlichkeit des chemischen Proceßes aus . Er ist endlich weil die verschiednen Momente gleichgültig sind gegen einander unmittelbar sind ; die bestimung des Seins ist darinn noch vorherrschend . W i r sind deßwegen auf den chemischen Proceß beschränkt . Diesen großen Proceß in der natur könen wir nicht veranstalten keinen meteorologischen Proceß etc[ .] Daß man weis was wir leisten können , damit ist nicht gesagt daß | es in der Natur nicht geschehn könne . Die Chemie der Natur kann auch nicht durch die endliche Chemie nachgemacht werden[ .] Daß diese nur u n s r e Chemie ist – liegt in ihrem Begrif . Sie ist der endliche Proceß : wo äußerliche zu einander komen . So könen wir auch nichts weiter thun als etwas äußerliches dazu bringen und so ist es der endliche Proceß ; wir als Individuen verhalten uns hier als Bewußtseine , als Endliches , und deßwegen ist was wir thun nur etwas endliches . Wir verhalten uns in unserm Operiren nicht als Geist als solcher , sondern nur als endlicher Geist . Wenn wir uns als Geist verhalten so verhalten wir uns dazu begreifend . und so faßen wir ihn in seiner Totalität auf : daß er nothwendig ein äußerlicher ist . Nun sagt man wohl : die Natur ist also ein Größeres als wir und wir müßen zurüktreten . Aber wir vermögen das nicht weil wir ein höheres sind , weil wir uns als selbstbewußtsein verhalten : weil wir die natur uns gegenüber haben und uns selbstständig verhalten . Aber der Geist an sich ist nicht

5

10

15

20

und Stoff sind insofern unterschieden als der Prozeß endlich ist , der Stoff als ein gleichgültig Bestehendes unmittelbar für sich , der sich nicht selbst zur Form herunter setzt . Dadurch daß der chemische Prozeß bloß Erscheinung des Lebens ist entsteht die Endlichkeit des Prozesses , deshalb fällt die Bestimmung der Verschiedenheit herein , indem Stoff und Form aus einander gerissen werden . Die Form ist das freie Thätige , das Feuer , es bedarf einer Nahrung von außen . Der chemische Prozeß hat die Individualität der Körper die noch nicht ideell gesetzt ist , ihre Festigkeit wird als ein Fließendes als ein Ideelles gesetzt ; die Formunterschiede sind zur Existenz gekommen , aber sie sind unmittelbar Prozesse , vorübergehend , sich verändernd , in ihrem Unterschiede sich zugleich als ideell setzend , worin liegt daß die Einheit für sich wird , ihr Außersichsein und die Gleichgültigkeit dieses Außersich seins hebt sich auf , darin liegt die Rückkehr der Einheit aus ihrem Anderssein zu sich selbst . Es ist die Totalität der Form die für sich ist und ihre Realität oder Erscheinung . Im 2 selbst .] Be : selbst , sondern sie kommt ihnen von außen ; jedes Moment erlischt . 9–10 Daß man … könne .] Be : was durch die Chemie geleistet wird , daraus folgt nicht daß in der Natur nicht mehr geleistet werden könne . 14 äußerliches dazu bringen] Be : äußerliches Thun , ein Erwecken der Thätigkeit durch äußerliches Herbeibringen , 20–22 Aber wir … verhalten .] Be : Wir vermögen das nicht zu thun was die Natur thut , wir als Selbstbewußtsein und ein Höheres , das ausschließend gegen die Natur tritt ; gerade die Höhe des Geistes ist es daß er so etwas wie die Natur nicht hervorbringen kann ;

25

12 ihrem] Ri : s .

40

Sie] Ri : Er

25

30 30

35 35

physik

5

10

15

20

131

mehr unsrer – sondern der sich nicht bewußt ist sondern der schlafende Geist und eben die Natur ist dieser schlafende Geist . Der Geist n u r in seinem Wesen ist die Thätigkeit der Natur . (Was den übergang macht siehe 259) § 2 59 . Der chemische Proceß stellt sich als die Idealität der unmittelbaren Individualität dar . Allgemeine Individualität überhaupt : wo der Körper in der vorhandnen bestehenden Gestalt ist . Aber , er ist nicht nur so eine Stufe Klaße , eine Gestaltete Individualität – sondern er ist | auch ein solches was sich verändert und so nur als ein Wechsel besteht – nur als moment des begriffes . Im Chemischen Proceß ist der Begrif erscheinend . Die momente des begriffs als ideell gesezt so ist im Begriff eine Einheit gesezt . Wenn sie in einer Einheit sind sind sie ideell . Diese Ideallität ist es die sich stükweise dargestellt hat im Chemischen Proceß . Die Individualität ist nun zum für sich sein ge|komen[ .] Das Außer sich sein , das andre ihrer selbst ist jezt als Ideell gesezt . Das andre ist als andres gesezt : das negative als negatives das ist eben die Unendlichkeit – die positive Unendlichkeit nicht die leere die imer fort geht und ein jenseits hat . Wir könen sagen daß die Zeit diese erste abstrakte Form ist : das Feuer nicht mehr so abstrakt sondern phisikalisch ; diese sind nun bestimt realisirt die phisikalischen Momente haben reale Materialität , es erzeugt und dirimirt sich das äußerliche Dasein . Die unmittelbarkeit des selbstständigen bestehens[ .] – Es ist die Totalität der unterschiede aber wie Zeit und Feuer ist es auch das unruhige : thätige . Der Begrif bleibt bei sich – er ist das unbewegte das sich selbst bewegt . Das ist der Begrif des Aristoteles von der natur und er ist bis auf Kant vergeßen gewesen . – |

6 Aber , er … nicht] Be : wenn er als Bestimmtheit genommen wird , zeigt er daß er einer Klasse angehöre , und daß diese seine Beschränktheit sei ; zweitens ist er nicht 9 Begrif erscheinend .] Be : Begriff in seine Existenz tritt und zwar als realisirter Begriff ; im Begriff ist eine Existenz gesetzt die ihm angemessen ist . 13–14 negative als negatives] Be : Negatives des Negativen 14 positive Unendlichkeit] Be : Unendlichkeit die positiv-affi rmativ zu sich zurückkehrt . Der Begriff hier hat seine ihm entsprechende Realität ; der Körper ist es nur an sich ; die Allgemeinheit die die Besonderung an sich selbst hat , durch Aufhebung ihres Außersichseins . 16–20 abstrakt sondern … thätige .] Be : abstrakt wie die Zeit ist , sondern die physikalische Unruhe , die Momente haben äußeres Dasein physikalische Realität , zurückgekehrt in die Unruhe des Feuers . Die Unmittelbarkeit des selbständigen Bestehens und das unvergängliche Feuer des Lebens ist in Eins gesetzt . Mit diesem Begriff des Lebens tritt auf die Bestimmung des an sich Zweckmäßigen ; beim Zweckmäßigen ist der Zweck der Begriff in uns , die Materialien wirken nach ihrer Bestimmtheit auf einander ; dies ist äußerliche Zweckmäßigkeit . Zweckmäßigkeit ist hier die immanente lebendige , die Totalität der Form an sich , sie ist ein Ganzes , ein Fürsich , es fehlt ihm die Einheit , es ist das Unruhige , die sich auf sich beziehende Negativität , der Widerspruch gegen die Einheit . 21–22 von der … gewesen . –] Be : der Natur gegeben worden ; das Lebendige erhält sich selbst .

25 3 Natur .] Be : Natur . Als Bewußtsein ist der chemische Prozeß ein endlicher . 25

30 30

35 35

40 7 Gestaltete] Ri : Gestltette

11 es] Ri : es sich

15 leere] Ri : leere .

21 des] Ri : den

§ 260

255Ri

97 Be

132

nachschrift ringier · 1819/20

3 . [Organologie]

256Ri

§ 261

98Be 257 Ri

Wir haben bis dahin das In sich sein der Materie – die Schwere[ .] – Der 2te Punkt betraf das aus ein ander gehen des in sich seins – Materie als abstraktes giebt es nicht – dieser 2te Theil ist die specifische Materie . Das macht die Sphäre der besondren natur aus . Der höchste Punkt der besonderung ist die individuelle materie . – Es ist die Endlichkeit hier in diesem Theil . Das erste ist die natur in ihrer Freiheit – (in den bewegungen der Himelskörper)[ .] Das zweite ist die Na t u r in ihrer relativität[ .] Das ist also der Standpunkt der Endlichkeit . – Das 3te ist nun die organologie – die Natur zu ihrer Freiheit gekommen so weit sie kommen kan[ .] Der 1te Theil enthält nur ungehinderte ruhige Bewegung , ohne Druk Stoß etc . Das 2te enthält ein Übergehn der bewegung . Eine bewegung welche veränderlich ist . Eine bewegung welche in ein andres übergeht . Das 3te ist die Freie aber auch zugleich concrete erfüllte Bewegung[ .] | Der Kreis lauf in sich selbst hat einerseits den | Anfang außer sich zu gehn aber der Organismus läßt es nicht geschehen – die organische Physik enthält also die Idee . Das 1te ist die Natur in ihrem einfachen unschuldigen begriff . Das 2te die realität die Gewalt[ .] Das 3te ist die realität aber zugleich idialität cf . § 260[ .] Die erste Idealität ist die Schwere – in dieser ist die Besonderung überwältigt aber so daß sie verschwunden ist . Im 2ten ist dieser Reichthum . Im 3ten ist dieser Reichthum überwunden – aber a u f g e ho b e n und zugleich ideell gesezt[ .] Die Sprache hat es sehr gut ausgedrükt das ideelle ist nicht eine bloße null . Die unterschiede sind darinn gesezt , aber ganz durchsichtig . Die Zeit die negative Einheit mit sich selbst der Raum ist hier von dem Körper realisirt . Anderseits ist es die selbstische subjektive Einheit . Die Idee ist somit zur Existenz gekomen (die eben Leben und Organismus ist)[ .] Das Leben ist wesentlich organismus[ .] Im Organismus ist diese einheit die Form und zugleich sind diese Theile der Form nicht Theile sondern Glieder sie sind ideell – sie verändern sich aber bleiben imer die gleichen . Die Form bleibt auch gleich und wechselt dennoch imer . Der Theil eines individuellen – wenn er abgerißen wird bleibt was er

5

10

15

20

25

6–7 Freiheit] Be : abstrakten Freiheit 8 relativität] Be : Abhängigkeit , Relativität , Reflexion in 30 Andres 14–15 aber der … Idee .] Be : der Organismus zeigt sich als Zweck ; hier ist die Wahrheit 30 der Natur vorhanden , weil die Idee darin ist . 17 Schwere –] Be : Schwere , der Begriff noch in sich seiend , 21 null .] Be : Null ; die Totalität ist hier erfüllt 1 3 .] Im Ms . folgen drei Leerzeilen .

14 Anfang] Ri : Anfug

organologie

5

10

15

20

25

133

ist[ .] – | Hingegen im Lebendigen ist diese Form substanz der Theile sie bestehn nur in dieser Form[ .] – Abgerißen fallen sie in das Anorganische sie verwelken , sie verwesen . Die Form ist also in den Gliedern realisirt . Sie bestehn nur durch die Form . Diese ist ihre substanz . Die Form ist das ganze an sich . Dadurch daß sie als Proceß sind hebt sich ihre besonderheit auf – aber sie entsteht auch in demselben . Sie sind unmittelbar und eben so – resultat – in dem begriff des Organismus verschwindet nun der Verstand – denn dieser Trennt und bezieht nur – und der Organismus widerspricht am meisten dem Verstand . Alle Verstandesformen verschwinden zb . die Form von Zusamensezung – von Ganzem und Theilen[ .] – (Der Mensch b e s t e ht aus Leib und Seele – Die Theile des Thiers bestehen aus Kopf Rumpf und Extremitäten) Aber eben der Anatom betrachtet ja nur das Todte nicht das Leben . Sie haben nur Theile in ihrer Hand . es fehlt leider das Geistige Band . Der Organismus ist selbstzwek – Er bringt nur sich hervor – nichts andres . Der Begriff von Zwek darf hier nicht gesezt sein . Der Organismus | ist selbstzwek . Der Keim enthält alles in sich , aber nicht das ganze eingeschachtelt sondern auf eine ideelle Weise . Diesen Selbstzwek vollführt das Organische[ .] Es bleibt in seiner Production bei sich selbst[ .] – Die Fortdauer des Lebens ist ein erzeugen deßelben was da ist . Es kommt nichts neues hervor . Das Leben ist nicht ein ruhendes . Das Leben ist das : sich zum Grunde zum Gegenstand zum objekt seiner selbst zu machen . Es hebt dann seine Gegenständlichkeit auf – das ist dann die Stufe der reflexion – Gegenständlichkeit einerseits und das | Aufheben anderseits . Das 3te ist dan erst das Leben als subjektivität[ .] – Also das sich zum Objekt machende Leben , das ist das erste – das geologische Leben . – Es ist das Leben in seiner unmitelbarkeit . Aber das ist eben nicht leben – es ist das Leben als nicht leben[ .] Dieses Leben ist es eben : die Individualität aber die Individualität als ein Ganzes des Systems[ .] Das ist der unmittelbare Organismus . Die bestimung ist daßelbe wenn man es von der andern Seite betrachtet . Das Leben – so unmittelbar ist auf diese Weise ein g e s e z t e s aber so gesezt daß es außer dem Lebendigen ist d . h . daß das Sezen eben so auf gehoben ist . Eine Vermitlung durch Aufhebung der Vermittlung . |

30 30 1 Form] Be : Form der Subjektivität

4 sich .] Be : sich und nur in einer ihrer beschränkten Seiten , ein Widerspruch , 7 Verstand –] Be : Verstand hin , er ist die unmittelbare Bewegung des Verstandes ; 13 Der Organismus] Be : im Organischen giebt es keine Ursachen und Wirkungen , das Organische 18 Das Leben … ruhendes .] Be : Das Leben ist das Wesentliche als die Rückkehr seiner zu sich selbst ; weil es Begriff nicht sein kann ohne sich abzustoßen und zu sich zu kommen ; 22 35 sich zum … machende] Be : sich selbst voraussetzende 29 Vermittlung .] Be : Vermittelung oder die Unmittelbarkeit . Der Prozeß ist ein verschwundner Prozeß . Es ist zugleich das Aufheben des Gesetzten . Dieser erste Organismus ist dies daß die Bewegung unmittelbar im Rücken und vor demselben liegt ; die Erde als Totalität der Individualitäten , ihr System ; das Leben in seiner Abstraktion , 10 bestehen] Ri : bestht

20 machen] Ri : macht

22 das] Ri : ein das

23 das] Ri : der

258Ri

259Ri

99Be

134 260Ri

100Be 261Ri ; § 262

nachschrift ringier · 1819/20

Es ist nur dargestelltes Leben . Die 2te Stufe ist die Stufe der Vermitlung , Stufe der reflexion es ist die negation dieser unmittelbarkeit , aber bloß negation und es ist selbst in diese unmittelbarkeit versunken[ .] Es ist der Punkt der Lebendigkeit aber der unerfüllte Punkt , das 2te ist die vegetabilische natur , Die Pflanze treibt hinaus sie wächßt – aber sie läßt sich einerseits imer als ein todtes zurük ein Holz[ .] Das ist das Leben noch ganz in seiner Relativität . Die Pflanze als subjektivität verhält sich zur unorganischen Natur aber nur zu der abstrakten – Luft . Waßer . – Das ist die organische Waßerwelt . Es ist ein fortsezen des zusamenhanges – aber nicht in einer subjektiven Weise[ .] Das 3te ist das animalische , Das Feuer des Lebens[ .] Die Lebendigkeit ist diese daß ein Auseinander gehn ist wie ein in ein ander gehn . Dadurch ist das getheilt sein aufgehoben . Im animalischen Leben ist das Subjekt als ein einzelnes[ .] Hier ist wie das Waßer die Grundform ist bei den Pflanzen – Das Feuer das Grundprincip . – Der Geist ist ich = ich das Ich das sich ganz selbst erfaßt . Die subjektivität komt in der natur nicht mehr dazu | daß sie sich gegenstand ist[ .] | Die Erde zeigt geschichtlichen Carakter von großen Revolutionen – ein factum – was geschehn ist . das soll nun durch die Geologie erklärt werden . Man findet insofern es ist als nicht lebend ; ein Körper seelenlos , der Subjektivität entbehrende Objektivität . 3–4 Es ist … Punkt ,] Be : also die Subjektivität , der Punkt der Lebendigkeit noch unerfüllt , die Lebendigkeit die immer in die Unmittelbarkeit oder Äußerlichkeit verfällt ; 4–5 vegetabilische natur , … Holz[ .]] Be : vegetabilische ohnmächtige Leben , Pfl anzenleben , ein Punkt der Subjektivität breitet sich aus , aber dies Sichausbreiten ist ein Fortschritt zum Tode , eine Vermehrung von Individuen , die Pfl anze verholzt sich und bringt neue Individuen hervor . 10–12 Die Lebendigkeit … aufgehoben .] Be : hier kommt es zum Verzehren , zur Idealität aller Unterschiede ; die Subjektivität ist in alle diese Unterschiede ergossen , Selbständigkeit derselben für sich ist aufgehoben . Hier ist die wahre Subjektivität vorhanden ; 12 einzelnes[ .]] Be : Einzelnes . Diesem kommt nahe das Luftleben . 14 das Ich … erfaßt .] Be : hier ist die reine Abstraktion , die reine Linie ; 15 ist[ .]] Be : ist . / Das Erste ist der allgemeine Organismus der Erde . Die Glieder desselben erscheinen als besondre Individuen , die Unterschiede erscheinen als bestehende , sie machen ein System aus , gehören einem Ganzen an , aber als Ganzes fällt es in die Betrachtung . Der Bildungsprozeß dieses Systems ist ein vergangener . Hier ist nur Gestalt , ruhige Gestalt , ihr Bildungsprozeß ist ein vergangener . Deshalb fällt diese Darstellung der Geschichte anheim ; was mit dieser geschichtlichen Betrachtung ausgerichtet ist , ist dann zu betrachten . Das Erste ist Geognosie . 17 Man] Be : Man fi ndet eine organisirte Welt von Pfl anzen und Thieren , ungeheure Massen von versteinertem Holz mehrere 100 Fuß tief unter der Erde , allenthalben und besonders in Deutschland ; ja ganze Wälder bedeckt mit einer Aufladung bis 900 Fuß , noch in ihrem vegetabilischen Zustande , mit Harz , Rinde , Ästen ; selbst in Deutschland fi ndet man vegetabilische Produkte , Palmbäume in Schwaben , ganz unzerbrochen und fest auf ihren Wurzeln stehend , anderwärts niedergestreckt , anderwärts die Stämme glatt abgebrochen , meist nach derselben Richtung nach Südost oder Nordost . So in allen aufgeschwemmten Ländern . Ebenso ungeheures Ergraben des Thierreiches , Schnecken , Muscheln in unzähligen Gegenden Europas , Asiens u . s . f . auf der ersten Auflagerung , den Urgebirgen , den Pyrenäen zehn7 abstrakten] Ri : ubstrakten

15 sie] Ri : es

5

10

15

20 20

25 25

30 30

35

35 40

organologie

5

10

15

20

135

Schichten auf ein ander liegen man sagt nun es sei nach einander . Wenn man z . B . Sandlager auf einer Granitlage sieht so sagt man das ist nach ein ander gebildet worden . Das Erklären ist nichts andres als die Form des Neben ein ander in das Nachein ander zu verwandeln . Es ist gleich viel ob man die Folge in der Zeit oder eine Folge in dem Raum nimt . Das hat Werner hauptsächlich gezeigt – Und er hat ein sinniges bild über die Lagerung der Berge auf gestellt . – § 2 62 . Der Bildungsproceß ist eben das Chaotische wo das geschiedne noch nicht geschieden ist sondern wo es gleichsam eine neutrale maße ist . Der Gedanke unterscheidet hierinn die Theile . Das ist aber daßelbe was im resultate sich darstellt als ein sichtbares[ .] Man muß bei dem resultat stehnbleiben als ein versteinertes fertiges . Es muß als ein unmittelbares versteinertes gefaßt werden – das ist die vernünftige bestimung . Es ist vernünftiger es zu faßen als etwas das ist . – Der Organismus muß in seinem Werden gefaßt werden – aber es muß als ein proceßloses betrachtet werden[ .] – | § 2 6 3 . Es muß das Ganze Gebäude als ein determinirtes gefaßt werden . Dieses moment näher zu faßen gehört der Astronomie an . Das empirische Detail ist zu einer großen vollkomenheit gediehen[ .] – Aber das Einfache Princip muß einer künftigen Astronomie überlaßen bleiben . Diese Proceße gehn auf der Erde periodisch fort Tag und Nacht Barometerstand – Abweichen der Magnetnadel alles das hat seinen Täglichen und jährlichen fortgang[ .] So Ebbe und Fluth , so die Electricität – um 4 Uhr morgens ist sie null nimt zu und ab[ .] Alles das hat seine Tägliche und stündliche Periode[ .] Die Sonne , das anfachende , hat die Erde gegenüber . Die Erde

§ 263

262Ri ; § 264

25 tausend Fuß über der Oberfl äche , auf der Jungfrau in der Schweiz , auf den Anden in Amerika ,

Familienweis , in ganz ungeheuren Lagen , Kalkfelsen die durch und durch organisirt schei nen . Am 25 merkwürdigsten sind die vierfüßigen Thiere , in aufgeschwemmten Ländern fi ndet man Reste von

30 30

35 35

Riesenthieren fl ach unter dem Sande , besonders im nördlichen Europa und Asien , Elephantenknochen , man erkennt Bären , Löwen , Tiger , Arten die nicht mehr existiren . Humbold hat in Amerika solche gefunden . Diese Knochen werden in ungeheurer Menge gefunden , bei Bai reuth Bärenzähne ; die Hauptarten zu denen die Knochen | gehörten fi nden sich zum Theil noch in Neu holland ; Thiere die der unreifen Welt angehören , ein Mittelding zwischen den Eier legenden oder lebendig gebärenden Thieren . So ist es der geognostische Bau der Erde der sich allenthalben zeigt als hindurchgegangen durch Veränderungen der gewaltigsten Art . Zusammengesetzte Gebirgsarten bilden ungeheure Gebirge , wie in der Schweiz , Gebirgszüge von 7–8 Längengraden höher als alle Gebirge in Deutschland und Frankreich . Also diese zerrissene Gestalt der Erde ist ein Geschicht liches . Man 1–3 nach einander . … worden .] Be : auf einander , was als das Untere genommen werden kann hat sich aus der allgemeinen Auflösung zuerst niedergeschlagen ; das Hauptmoment war die Veränderung , was neben einander ist , solle nach einander geschehen sein . 4–5 Es ist … nimt .] Be : ein Herumtreiben in einer Tautologie . Das Erste ist Neben einander ; diese Aufeinanderfolge ist zu erkennen das Wesentlichste als ein Nothwendiges .

40 4 Folge] Ri : Fllge

101Be

136

102 Be

263Ri

264Ri

nachschrift ringier · 1819/20

hat sie auf eine doppelte Weise zuerst als das Äußerliche und dann die Sonne die heraus gebohren ist . Das Animalische Leben ist ihr wahrhaftes Concretes Sonnenleben[ .] – Das Lunarische und Cometarische betreffend so ist das Lunarische das eine das Cometarische das andre . Diese Organische Neutralität | ist nichts andres als das meer[ .] – Das meer ist nicht nur das Neutrale sondern auch das gebährende , durch und durch belebend[ .] Es ist bittersälzig . Das Bittere entspricht dem Grünen , Galle – das Organisch | animalisch Grüne ist eben dieser mittelgeschmak nicht kalisch und Sauer . In den bestandtheilen des meers ist eben das auch enthalten . Das meer als die organische neutralität steht imer auf dem Sprung in das Leben um zu schlagen – imer aber wieder zurükfällt . Die Schiffer sagen im herbst das meer blü he . – Es sind gewiße Trübungen die es enthält . Das ist nichts andres als ein schleimartiges das sich punctualisiren will . Es ist ein Bilden des Lebens[ .] – Oft schlägt es in unabsehbahren Fernen als Phosphoreszirendes aus . Es sind kleine Lebendige Punkte . Diese Momentane Lebendigkeit befestigt sich aber zuweilen – wird zu einer knotigen Gallerte . Dieser Schleim wird zu Weichthieren (Seesterne)[ .] Sie nähern sich den Pflanzen und den Thieren . Ein Reisender hat bemerkt daß diese Thiere Kränze von Individuen erzeugen und solche erzeugen wieder einzelne Individuen . Das Leuchten ist eben ein ausschlagen des Lebens . Da in diesen Leuchtenden Punkten Animalisches ist , was unendlich höher ist als | diese bloß rohen Abstrakten Lichtpunkte[ .] In einem Tropfen Meerwaßer ist eine Welt von Infusorien Thierchen – Polipen Corallen das alles sind Versuche Leben zu erzeugen . Das Meer erhält die Allgemeine Lebendigkeit immanenter als das Land . Es hält seine Lebendigkeit in sich zusamen und es läßt diese Lebendigkeit nicht frei werden . Es ist also das fruchtbare , das aber dies erzeugte wieder in sich zurükreißt . Die Älteste Vorstellung hat aus dem Meer alles werden hervorgehn laßen – aber eben das hervorgehn ist ein Abstoßen . Der Lebendigen Neutralität nun steht das Starre das Lunarische gegen über[ .] – Ein starrer Leichnam[ .] – Dieses Starre – dieser feste Kristall zerfällt als ein starres – bildet Riesen glieder aus aber läßt sie nur als ein

5

10

15

20

25

30

5–6 Neutrale sondern … bittersälzig .] Be : chemisch Neutrale Salzige , sondern auch das organisch Salzige , durch und durch fruchtbar . 7 mittelgeschmak] Be : Mittelgeschmack , das unorganische 30 Princip der Subjektivität . 13 Phosphoreszirendes] Be : phosphorescirendes Feuermeer 18 Lebens .] Be : Lebens , wie eine Milchstraße ; 19–20 diese bloß … Lichtpunkte[ .]] Be : die Sterne . 22 Land .] Be : Land , wo das Leben als subjektives ist ; 23 werden .] Be : werden von sich sondern verwesen , 25 laßen –] Be : lassen ; es kommt hier nur zum elementarischen Leben ; die höheren 35 Gebilde wie Wallfi sche gehören dem Lande an , aber ihr Typus ist ins Wasser zurückgefallen . 27 35 gegen über[ .] –] Be : gegenüber , dem sich das Leben entwindet um Subjektivität zu werden . 9 Leben] Ri : Neutrlitt 28 sie] Ri : sich

13 Phosphoreszirendes] Ri : Phosphores zirndes

26 Der] Ri : Zu der

organologie

5

10

15

20

25

30

137

Stein zurük . Erst im wahren Leben ist das beides Das starre etc durchdrungen . Des festen landes äußre Gestalt hat den doppelten Gegensaz von Nord und Süd und von Ost und West . Die äußre Gestalt betreffend so muß dieser Oberflächliche Zusamenhang betrachtet werden wir sehen im norden das | Land zusamenhängend nach Süden in Spizen auslaufend . Der Organismus ist im Ganzen gemeinschaftlich . Man muß ihn trennen und das hat zur Folge die Particularisation . Nach unten , (in den Spizen) treten besondre Gestalten hervor . Der Americanische Löwe und Asiatische und Africanische Löwe (Affe Elephant) sind anders . Das Elliptische Princip trit auf diese Weise hervor . Der wesentliche Gegensaz gegen diese Verschiedenheit ist der Gegensaz von Osten und Westen – Abend und Morgen – Alte und Neue Welt . Es ist überall Abend und Morgen so ist es relativ , aber eben so wesentlich ist es auch ein bestimtes[ .] Die Alte Welt ist mehr in Form eines hufeisens die neue ist lang , gestrekt . | Damit daß die Neue Welt später hinein gezogen wurde in unser System so ist sie neuer[ .] – Die Vegetation üppiger – die menschen in der Kindheit – bestimt eine beute des Andern zu werden[ .] Die Alte Welt bezwang die andern nicht aber die neue wurde von der Alten bezwungen[ .] Die Alte Welt betreffend so unterscheidet sich diese von sich selbst . Auch ist sie nicht ein Zufälliges sondern bestimbar | in jeder Rüksicht vornemlich nach der Individualität der Menschen . In der Alten Welt ist keiner von dem andern bezwungen worden – an den gränzen hat es sich freilich etwas gezeigt sonst aber nicht[ .] – Africa ist gleichsam das Lunarische Asien das Cometarische Schweifende[ .] – Es hat ein mittel in sich das schlecht hin ein unverwerthbares ist für Staten cultur . Es erzeugt nomadische Völker kräftig – welche sich von da imer auf die Völker herab gießen[ .] Diese hohe Stärke hat etwas meerartiges kann nicht gepflügt werden . Europa macht das Abendland aus . In ihm ist das gleichgewicht[ .] Das unbezwingliche Gebirge ist im ganzen ein unbedeutendes . Der Europäische Proceß ist der Proceß des in sich gehens – des formlosen : das formbare begründet die Freiheit des Geistes ; höhere bildung[ .] – § 2 6 4 . Hier bezieht sich das auf die äußre Gestalt . In dem festen (mineralischen) Reiche ist der mittelpunct das Granitische : die mineralische dreiheit theils äußerlich theils daß diese momente in bestimte Differenz aus ein ander treten . Das feste in | seiner Individualität zeigt sich als die Totalität der Elementarischen Principien . Es

4 wir sehen … zusamenhängend] Be : Die Bestimmung der Oberfl äche muß eine gemeinschaftliche Verbindung gegen äußeres Drängen sein . Daher die Gemeinschaftlichkeit der nördlichen Oberfl äche 35 14 Die Vegetation] Be : die organische Welt ist schwächer , dagegen die vegetative 20 Lunarische] 21 Cometarische] Be : menschlich Kometarische , 24–26 aus . In 35 Be : Lunarische , das Dumpfe ; … unbedeutendes .] Be : aus , Gebirge mit den Strömen sind ins Gleichgewicht gekommen ; 3 West] Ri : rd 6 ihn] Ri : s 11 Morgen] Ri : Mrgd Asien] Ri : Africa 26 Der] Ri : Ds

14 ist] Ri : sd

16 die] Ri : durch

21

265Ri

103Be

266Ri

§ 265

267 Ri

138

268Ri

289Ri

104Be

nachschrift ringier · 1819/20

ist nicht nur dieses steinichte dieses feste . Einerseits ist es die feste Gebirgsmaße . Aber eben so ist das feuer und Waßer auch in diesem Individuum ver theilt . Das Land ist ebenso auch eine Quelle des Feuers – es ist als Feuer speiende berge und heiße Quellen im Geognostischen[ .] Die Feuerspeienden Berge müßen nicht bloß als mechanische betrachtet werden , noch als bloß chemische (einschließen von Gaß , oder eindringen von Waßer auf Kalk – oder entzündung von Steinkohle) . Es giebt allerdings solche Erdböden . Aber die Feuerspeienden Berge sind mehr als dieses sie sind wie die Galle im Organismus . Die Geologie hat das auszumachen nur muß sie nicht auf chemischen bedingungen beruhend Gedacht werden . Es sind das Erscheinungen von Galvanismus der Erde . Die Lagerungen der Gebirge sind verschieden aber sie sind nicht bloß todt und verschieden sondern wie die Glieder einer Galvanischen kette . Die Verschiedenheit ist hier wieder reell – es ist ein reelles[ .] | Die verschiednen Gebirgs schichtungen können also nicht todt sein . Das andre ist das Waßer[ .] – Dieses muß auch an diesem Kristall sein . Aber als Abstraktes – dieses ist das süße das reine Waßer[ .] Es entbehrt der Salzigkeit des meerwaßers . Die Berge – sind diese unversiegbaren Quellen – sie sind theils anhalts punkte . Aber sie determiniren auch die Luft zu der Waßerentwiklung . Einerseits sameln sie wohl in sich das Regen waßer . Aber die ächten Quellen liegen ohne Zweifel in einem höheren Princip so daß sie als das Kristall waßer von den bergen ausgeschieden werden : wie der Mond den Kometen ausschließt sich das entgegensezt so hier . Es wird das Princip der neutralität zu einem besondren Körper[ .] Das Princip des Starren ist es das das Waßer von sich ausschließt . Abstraktes waßer : das seiner Concreten Lebendigkeit zu eilt . Das Feste für sich – dieser Leichnam . Auf diesen bezieht sich das im § gesagte näher[ .] – Fürs erste | kann man auf den Gegensaz von Erden und Kalk aufmerksam machen . Das Kieselichte (punctualisirende) gegen den neutralen Kalk – dieser Gegensaz ist es darinn die Formation des Ganzen durchdringend ist . Steffens hat darauf aufmerksam gemacht : Das Kieselichte schließe sich an das Vegetabilische – das Kalkichte an das Animalische an . Das hat seinen Grund – aber es muß in seinen Gränzen gehalten werden[ .] Solche Basen wie Kohlenstoff etc sind abstrakte . Es hat keine empirische Be|deutung sie können nur die Stelle eines gedankens vertreten aber Kohlenstoff und Stikstoff sind keine Gedanken . Auch sagt er das Kieselichte sei aus einem Vegetabilischen Triebe der

5

10

15

20

25

30

1 Einerseits ist … Gebirgsmaße .] Be : die elementarische Totalität thut sich an ihm hervor als das krystallinisch sich Gestaltende , 29–30 Solche Basen … keine] Be : Beim Kieseligen macht der 35 Kohlen stoff , beim Kalkigen der Stick stoff die Grundlage , was keine 35 12 wieder] Ri : wie der 13 können] Ri : rohe 19 höheren] Ri : höhrs 24 erste] Ri : erste könen Es wird im folgenden der inhaltlich anschließende Text auf S . 289 wiedergegeben . 25 machen] Ri : mchten

organologie

5

10

15

20

25

30

139

Erde entstanden der Kalk aus dem Animalischen . Ein vegetabilisches und animalisches Streben das in der maßenhaftigkeit stehn geblieben ist . Es sieht bei ihm oft so aus daß was auf die Seite des Kiesels gehört das residuum eines vegetabilischen sei und umgekehrt das Kalkische des Animalischen . | Das Kalkichte zeigt den muschlichten Bruch der sich der bildung der muschel annähert[ .] Es zeigt das Kalkigte selbst sich als Gehäuse und Produkt von Animalischem . Kalkfelsen in der Südsee sind nichts andres als residuen von kleinen Polypen ähnlichen Thieren[ .] | Die Umbildungen des Kalkigen sind zwar wesentlich da , aber ihre Unterschiede sind nur oberflächlich . Im granitischen Urgebirge tritt zugleich der Urkalk hervor , der feinkörnige Kalk der sich durchgängig als krystallinisch zeigt ; er formirt nicht bloß zufällige Anhäufungen , sondern er durchläuft das ganze Urgebirge , er wechselt ab in granitischen Gebilden . Die Richtung von Ost nach West und besonders von Südwest nach Nordost ist eine hauptsächliche . Das Granitische steht auf der Seite der Bestimmtheit , als Kern und Wurzel der Gebirgsbildung macht es das Mittlere und mehr oder weniger das Höchste aus . Seine Beschaffen heit ist ein Dreifaches , der Granit ist der wahre Kern ; das Vernünftige ist nur an der Oberfläche , das Innere der Erde kann nicht das Denken interessiren . Der Granit ist eine an sich selbst entwickelte Totalität der Bildung , aufs innigste in sich gedrungen ; dies was sich durchdringt ist Kiesel oder Quarz , Feld spath , Glimmer . Jenes ist das Ponctuelle , der Glimmer die Fläche , sie ist die wesentliche Bestimmtheit des Glimmers , das Dritte ist noch nicht das Neutrale des Kalkes , deutet aber diese Neutralität an , es hat kalischen Gehalt , dies kalische Moment ist sehr bemerkenswerth . Diese Dreiheit macht also den Kern des Innern aus . Die weitern Glieder der Formbildung sind besonders als Umbildungen des Granits zu betrachten ; diese geschehen als Umbildung mehr als oberflächliche Formänderung so daß die Bestandtheile ganz dieselben bleiben ; oder zweitens so daß die in ihm unterschieden hervortretenden Unterschiede zu einer einförmigen Masse herabsinken . Zu gleicher Zeit tritt das Auseinanderfallen der Bestimmungen hervor . Die nächsten Gestaltungen die sich um den Granit anlagern sind nur leichte Modifi kationen desselben , der Glimmerschiefer , Quarz der bis zur Unscheinbarkeit verschwindet , wie der Feldspath in die thonige Indifferenz sich auflöst . Die Hornblende und Glimmer sind wenig aus einander und lösen sich auf . Die Übergänge der Felsmassen sind quantitativer Natur , theils schroff abgebrochen . Der Granit in

35

7 Thieren[ .]] Es folgen zwei Drittel der Seite sowie die Seiten 291–296 unbeschrieben , der Text schließt auf 35 S . 269 inhaltlich wieder an . Es wird im folgenden ein zur S . 269 überleitender Text von Be wiedergegeben .

11 Urgebirge] Be : Urgebirge hindurch an 22 es] Be : er

13 Südwest] Be : Südost ; siehe Anm .

21 aber] Be : aber

290Ri

140

105Be

269Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Eisen übergehend wird schiefriger ; der Glimmer schiefer wird Ur thonschiefer . Im Schiefer sind Quarz , Glimmer u . s . w . | verwischt und aufgelöst ; aber der Granit bildet sich theils schiefriger , theils quarziger und gemein sandiger , bis das Sandige ganz für sich als Sandstein hervortritt . Grünstein besteht aus Hornblende , Quarz u . a . Porphyr der einer höhern Ordnung angehört , wird Thonporphyr , Hornsteinporphyr u . s . w . Der Grünstein faßt Basalt in sich . Im Basalt sind die Momente des Granits nur chemisch unterscheidbar vorhanden ; desto mehr tritt dieses ein daß eine große Menge Formationen und partikularisirte Gebilde als Unterschiede hervortreten . Je mehr sich zugleich das konkret Gediegene des Granits zeigt , desto mehr treten eigenthüm liche Gebilde hervor . Diese Bildungen sind vorzüglich die Erzgänge und andere Gänge . Im Granitischen ist das Metallische in bedeutenden Lagen , in den Granitgebirgen fi nden sich Höhlen wo besonders die Krystallbildungen zu eigner Gestalt gekommen sind . Hauptsächlich ist es in den weiteren modificirten Bildungen daß modificirte Bildungen sich durchsetzen ; in ihnen tritt die Verschiedenheit für sich , particularisirt hervor . In diesen Gängen kommt das Abstrakte das Metallische zum Dasein ; diese abstrakten Gebilde werden frei . Eine Andre Seite ist das Vorkommen[ .] – Bald kommt ein Mineral mit etwas ausschließlich vor , oder mit wenigem ausgeschloßen – bald komt etwas allein vor . Das Gold zeigt sich z . B nie mit Queksilber etc Kupfer komt vornemlich nur mit seinen verschiednen Erzen vor . Ein wichtiger Umstand ist auch die Gebirgsformation worin das metall vorkommt . Eisen kommt in allen Gebirgsformationen vor . Andre metalle sind auf die Urberge beschränkt ZB . Molybdän . Das Silber kommt Gewöhnlich mit Bleiglanz vor . Schwefel mit Schwefelkies . Das Vorkommen deutet auf eine nähere Verwandtschaft[ .] Es giebt andre merkwürdige Züge die auch auf einen solchen Zusamenhang deuten[ .] Edle Gänge werden ZB . im Harz wenn sie aus der Grauwake in Sandstein formation fallen unedel u . s . w . Andre Bemerkungen[ .] Ein alter Bekannter von Hegel bemerkt daß ein gewißes Lager nur in

5

10

15

20

25

30

18 Eine Andre … Vorkommen[ .] –] Be : Das Vorkommen der einzelnen Gebilde ist ein Hauptmoment . 20 Gold zeigt … etc] Be : Gold kommt nicht vor mit Silber , Quecksilber , Wolfram , und 30 doch ist es eins der verbreitetsten Metalle ; dagegen kommt es stets mit Quarz vor , und entweder allein in sich , oder nur mit Kupfer und Blei , oder mit Kupfer , Blei und Eisen und einigen andern wenigen Gefährten . 23 beschränkt ZB . Molybdän .] Be : beschränkt , dahingegen andre sich in den Urgebirgen nicht zeigen . Ferner fi ndet man Gänge die erzhaltig sind , wenn die Gänge in die 35 alte Sandsteinformation herabsinken , so werden sie unedel ; 35 17 frei .] An den eingeschobenen Text von Be schließt nun unmittelbar der folgende Text von Ri an . unedel] Ri : werden unedel

27

organologie

5

10

15

20

25

30

141

oberen Gängen vorkomt . So : wo der Gang schmaler wird fand man daß er andre Metalle enthält als wo er mächtiger ist . – Das ist der Organismus in der Form des Unorganischen . § 265 ist der übergang gemacht von diesem zu dem lebendigen[ .] Auf der einen Seite ist der todte Organismus . Dieser Organismus schließt nun alle Besondrung in sich . Dieser gegen über steht dann die Totalität der Subjektivität[ .] – Wir nenen es den elementarischen Proceß das ist die subjektive Totalität . Sie sind beide zusamen das Unruhige[ .] | Dieser Elementarische Proceß ist die Begattung des Himlischen mit dem Ruhenden Organismus der Erde . Was dieser fehlt ist eben das Princip des Proceßes . Die Erde ist für sich die Totalität – das Fruchtbare . Es ist das worin der Bliz des Lebens einschlägt . Der ruhende Organismus als das Fruchtbare hat diese Lebendigkeit in sich . Wenn wir sagen : die Erde ist fruchtbar so ist das die Abstrakte Lebendigkeit[ .] – Diese ist zunächst nichts als die Gebilde von denen man nicht sagen kann was sie sind – welche zwischen Animalischem und Vegetabilischem schwanken . Allenthalben auf der Erde – wo Erde ist : Luft feuchtigkeit und Licht so sehn wir diese Productionen . Die Erde ist überall mit einem solchen vegetativen bedekt – Mose , Schimel Pilze[ .] Als Organische Gebilde sind sie nichts mineralisches aber auch nichts vegetabilisches sie zeigen kein Zellgewebe . Auch ein Animalisches zeigt sich nicht – sie verknoten sich nicht bringen nicht Samen hervor . (So Rudolphi) . Man hat fructifications Theile finden wollen , aber es ist bloß willkührliche Annahme . Auf der andern Seite ist es ihre substantielle maße Farbstoff was sie zu dem vegetabilischen rechnen macht . Die Pilze sind so etwas was zwischen vegetabilischem und Animalischem schwankt die sich mehr in dem Schleim und Wollichten zu dem Animalischen rechnen laßen . An stellen wo etwas verfault fi ndet sich dies . Die Lebenskraft nimt sich noch 1 mal | zusamen und erzeugt ein andres Gebilde . Es giebt Pilze welche auf eine besondre Weise entstehn – ZB . aus todten Raupen . Sie gehören der Allgemeinen Fruchtbarkeit überhaupt an . Eben so mit den Infusorien . Wenn man in Rüksicht hierauf in Verlegenheit komt ob sie Pflanzen sind oder nicht so ist man eben so in Verlegenheit ob sie Thiere sind oder nicht . Es wird unmöglich anzugeben was die Pflanze ist , eben so beim thiere . In ansehung des begrifs des Thiers und der Pflanze komt es nicht darauf an was in der

5–6 in sich .] Be : ein und die Totalität dieser physikalischen Individualitäten ist ein Ruhendes . 7 10 Proceßes .] Be : Subjektivität . Im Leben ist das Bestehen , die Gestaltung , und die Gestaltung die zugleich Prozeß in sich ist . 20 hervor . (So Rudolphi) .] Be : 35 hervor ; es ist hier das was chemischer Weise sich aus ihnen ergiebt .

35 elementarischen] Be : meteorologische

18 Zellgewebe] Ri : Zellgewewe nicht . So bei den Theren .

22 sind] Ri : ist

29–30 Thiere sind … nicht .] Ri : Pfl . sind od

§ 266

270Ri | 106Be

271Ri

142

§ 267 ; 272Ri 107 Be

273Ri

nachschrift ringier · 1819/20

natur ist sondern er muß sich an und für sich bestimen – es fi ndet sich dan in der Natur auch und was sich nicht so findet kann den Begriff nicht umstoßen – sie sind vielmehr unrichtig und nicht der Begrif . Das ist eben die Ohnmacht der natur daß sie die feste Bestimtheit des Begrifs verunreinigt . Die natur hat hier die Weise des ungefähren Vorstellens . So wie die Bestimtheit des Begriffs verschwindet so zeigen sich übergänge . Die Eigentliche Lebendigkeit , die vegetabilische fängt mit der subjektivität an – der Punkt der an sich fest hält – der sich von sich abstößt – deßen Veränderung – Veränderung seiner selbst ist . Das Lebendige Erzeugt sich also . Dazu gehört nicht nur die Weise Saamen hervorzubringen und sich so fortzupflanzen . Die Ve g e t a b il i s c h e N a t u r ist nun zu betrachten[ .] § 2 6 6 Hier in dieser Sphäre ist die subjek|tivität | in die realität des Daseins versenkt . Der begriff ist hier ein einseitiges . Das Lebendige überhaupt das Vegetabilische ist der Widerspruch dieser realität – die Dialectik . Als diese Dialectik ist das Lebendige überhaupt der Proceß ; der eben das äußerliche werden imer negirt und zurükführt in diese Einheit und die Idialität eben so negirt und die unterschiede als reell heraus hebt . In dieser äußerlichkeit wird das lebendige in Verhältniße der Äußerlichkeit gerißen . Die Äußerlichkeit ist entwikeltes verhältniß des außer einander . Es treten chemische und mechanische Verhältniße für daßelbe ein . Als dieses Ideelle hemt es das herabgerißen werden so bringt es hervor – was es producirt ist es selbst – es kommt nichts neues zu Stande sondern nur das was schon ist . Das Lebendige überhaupt hat mechanische verhältniße – eben so hört es auf lebendig zu sein – auch chemische Verhältniße – auch dann wenn es diesem gehorcht so hört es auf Lebendig zu sein[ .] In dem mechanischen Verhältniß wird etwas von außen determinirt . Das Organische erhält auch solche Bestimung aber es reconstruirt sich . Eben so in Ansehung des chemischen . Es geht aber damit keine Verbindung ein[ .] – Es müßte ein neutrales werden . Aber das Lebendige ist eben die Hemung dieses Determinirt werdens . Ohne diesen Kampf zu haben ist es ein todtes . Es siegt imer in diesem | Kampfe . Das ist es was man e r r e g t we r d e n heißt[ .] Es ist nicht nur daß das Organische seine Eigenthüm lich keit zeigt sondern hauptsächlich daß es thätig ist . Das Organische fällt in die Zeit . Das Organische ist nothwendig ein sterbliches – es stirbt aber aus sich , obschon es auch von außen sterben kann weil es auch als mechanisches und chemisches Existirt . Aber da das Organische diese

5

10

15

20

25

30

6 Lebendigkeit ,] Be : Lebendigkeit , die Subjektivität und Objektivität des Organismus , ist die Leben- 35 digkeit überhaupt ; 8 Veränderung] Be : Produktion 12 versenkt .] Be : versenkt . Diese Glieder sind unmittelbare selbständige Individuen . 20 selbst –] Be : selbst , es ist sich Zweck , 26 - Es] 35 Be : im chemischen verhält sich die Pfl anze zu Luft u . s . w . , es 6 Lebendigkeit , die vegetabilische] Ri : Beschränkung ; d . vegetab . Textlücke

organologie

5

10

15

20

25

30

143

Dialectik ist dadurch ist es diese Zeit selbst . Die Particularisation seiner Zeit ist die Erscheinung seiner Lebensproceße – periodische Veränderungen – Hemungen Epochen – Alles hat seine Zeit . Die bestimte Entwiklung in Hinsicht der Zeit ist s e i ne Zeit . Es offenbart sich das als Wachsthum – nicht äußerlich sondern als intussusception . Es ist keine Weise des mechanischen Verhältnißes sondern die Sachen werden von demselben reconstruirt . Eine Veränderung die wesentlich eine Aßimilation ist . Das chemische als solches hat deßwegen keine bedeutung mehr in dem Organischen . Als maße muß das Organische freilich der Chemie unterworfen werden . Man findet dann daß Kohlenstoff Sauer stoff Stärkestoff etc die reinen Abstraktionen sind – aber das ist dann das getödete Leben – nicht mehr die Pflanze als solche[ .] | Die Unterschiede die sich zeigen sind dann daß diese Abstraktionen Quantitativ verschieden sind[ .] – Das Eigentliche ist daß durch die Aßimilation das chemische nicht mehr ein chemisches ist . Das Vegetative wächst so durch Aßimilation aber sein Wachsthum ist dann nur ein Größerwerden – das hat den Sinn daß nichts verändert wird als die Quantität[ .] – Das Wachsthum ist aber auch eine Ent wiklung des Gegensazes – das ist dann was im vegetativen Leben vorhanden und zu betrachten ist . Der Keim ist der Begrif ent wikelt er sich so ent wikelt und realisirt sich der Begriff . Aber nur auf die Weise des Gedankens aber nichts nach dem Einschachtelungs princip sie sind auf ideelle Weise darinn enthalten (cf § .)[ .] | Die 2 Momente sind im Wachsthum wesentlich : 1 . die Entwiklung der Pflanze ist eine Vermehrung von Individuen , darunter gehört daß die Pflanze in Individuen zerfällt die sinnlich selbstständig sind – 2 . aber auch daß sie doch zusamen Eine Gestalt ausmachen . So existirt sie als unterschiedne Glieder . Es ist nur der Form nach unterschieden – nur eine oberflächliche Metamorphose und es kann leicht eins mit dem andern vertauscht werden . – (Ad 1) Es ist das Pflanzen individuum in mehreren | subjekten . Austreiben – fortpflanzen . Dieses hat aber sein Ziel . Das äußerliche Determiniren ist das Licht . Sie hat ihr Selbst zugleich auch außer sich . Sie ist wohl ein Subjektives aber nicht dieses subjekt was ein empfi ndendes ist eben deßwegen hat sie ihr 2tes Selbst außer sich[ .] Es ist das nicht das Waßer – die Luft , sondern das Licht . Sie ist deßwegen der Trieb nach diesem Selbst . Man kann der Pflanze deßwegen die höchste Liebe zuschreiben . Das Licht ist ihr Gott wenn sie Bewußtsein hätte[ .] Die Thiere sehn das Licht – sie erkennen es es ist für sie ein andres als sie – für die Pflanze ist es aber nicht ein andres als sie . Sie rankt dem Licht

35

1 selbst .] Be : selbst , sein Prozeß ist die Negativität die zur Erscheinung kommt , und diese Erscheinung 32 Thiere] Be : Thiere und Menschen 33 andres als sie –] Be : unterscheiden es von sich , weil sie in sich die Verdoppelung sind ;

35 der Negativität in ihrer Abstraktion aufgefaßt ist die Zeit .

3 Entwiklung] Ri : Entwkluch

8 freilich] Ri : frl . als maße

11 sind] Ri : ist

33 es] Ri : s .

274Ri

108Be

275Ri

144

276Ri ; § 268

277 Ri

278Ri

nachschrift ringier · 1819/20

entgegen . Diese Erscheinung ist sehr bekannt . Die Kar toffel im Keller wird viele Ellen ranken bis sie das Licht fi ndet . Die Sonnen blume eben so bewegt sich nach der Sonne . So eine Wiese voll Blumen[ .] – Es giebt Blumen die sich schließen und sich öffnen . Es giebt Blumen die nur nachts blühen (der prächtige Carduus grandiflorus) . Daß sie an dem Lichte erst ihre Kräftigkeit erhalten wird später erwähnt[ .] | Das 2te Moment ist daß sie sich in ihrem nach außen gehn als individuen erhalten . Dazu ist nothwendig daß sie sich zu neuen Individuen machen . Die Pflanze in ihrem Nach außen gehn erzeugt sich von neuem wieder als ein individuum . Das ist der Typus der production der Pflanze . Es ist ein Knoten was sich zur Länge treibt bis zu einem neuen Knoten wo wieder ein neues Individuum entsteht . Die reproduction ist also schon ein fortpflanzen , ein hervorbringen neuer Individuen – diese fortpflanzung ist noch unvermittelt durch das aus ein ander gehn des Gegensazes das ist das Geschlechts verhältniß – der Gattungsproceß der erst im Animalischen seine vollkommne Darstellung hat . – Einfache vegetabilische Production , Pflanzenthiere einzelne Fäden – mit oscillatorischer Bewegung . Ihr Leben besteht darin daß sich das Fädchen in ein Knöpfchen zusamenfaßt . Das Knöpfchen fällt wieder ab und bildet wieder solche Converveln[ .] – Bei andern hat dies weitre modification daß sie bestehn in einer Art von Pilzen die Zusamengeordnet sind in | einem Schlauch . Zerfällt dieser so giebt jeder Knoten wieder eine solche Converfel . Oft faßen sich die Knoten zusammen und der Schlauch verliert die Grüne Farbe – er geht auf und sie fallen aus ein ander und bilden wieder eine solche Röhre etc . Dieser Typus wiederholt sich durch die Pflanze in ihrem höheren Leben . Wir wißen daß die größer ausgebildete Pflanze in Zweige und Äste ausgeht – diese Zweige und Äste sind nur einzelne Pflanzen welche ihre Wurzeln in dem Stamm haben darauf beruht daß man Oculiren kan oder in Boden steken . Oft geschieht es bloß durch den Wind – (bei den parasitischen Pflanzen)[ .] Die Zweige Äste etc komt aus den Knospen diese Knospe ist schon selbst so ein ganzes[ .] – Sie senkt von sich aus Fasern durch die Pflanzen , treibt wie Wurzeln in dem Ast dem sie angehört . Alle einzelnen Knospen haben ihre verlängerung in dem Stamm so daß der Stam eigentlich ein Aggregat von Wurzelfasern ist . Bekanntlich kann man Knospen oculiren so daß sie doch ihre Individualität behalten[ .] Wenn man von einer Stiel art Keime sezt so wird der Baum rauher – also durch den Kern erhält sich die Individualität nicht – wohl aber durch den Zweig[ .] | Man hat Pfi rsich Knospen auf Weiden

5

10

15

20

25

30

35

17 bildet wieder … Converveln[ .] –] Be : bildet ein Neues . Sie bestehen in einer Art von Hülse . Die Converve zerfallen bildet besondere Punkte . 21 eine solche … etc .] Be : einen ovalen oder kugel- 35 förmigen Körper . 4 Carduus] siehe Anm .

6 gehn] Ri : ghn sich

27 ist] Ri : sd

28 Ast dem] Ri : Astdem

organologie

5

10

15

20

25

30

145

oculirt – man erhielt große Früchte die aber herb schmekten[ .] Der Baum hat also nur die function der Erde[ .] Auch durch Fäden pflanzen sich gewiße Pflanzen fort ZB . Erdbeeren . Da schießt ein Faden aus und hemmt sich selbst und bildet die Blätter[ .] – Eine andre Fortpflanzung ist wie bei den Zwiebeln[ .] – Die Zwiebeln sind selbst also vollständige Individuen . Die Zwiebeln die sondern sich zum theil freiwillig ab und trenen sich von der Wurzel . Es giebt aber auch Pflanzen die sich durch die Blätter fort pflanzen laßen – man legt die Blätter bloß auf die Erde . – Diese Erscheinungen zeigen daß die verschiednen theile der Pflanze ganze individuen sind . Indem die Pflanze sich in ihrem Wachsthum nur wiederholt so geschieht das durch Knoten und Fäden . Aber die höheren Pflanzen haben eine Organische Totalität Wurzeln Blätter Blüthen etc[ .] Das sind Differente gebilde – diese sind eigentlich Glieder – es bleibt in ihnen ein einfaches in sich geschloßenes Grundwesen so daß daßelbe nur daßelbe bleibt . Die umbildung ist bei der Pflanze nur ein geistiger flüchtiger Hauch der Form | es ist der Fall daß eins das andre vertreten kann[ .] (So hat man die Bäume ganz umgekehrt .) Zweige und Wurzeln scheinen doch durchaus different zu sein[ .] Eine andre Erscheinung sind die gefüllten Blumen , diese sind nichts andres als daß die fi lamente und Pistillen sich als bläter zeigen (Geschlechtstheile)[ .] Als Geschlechts theile haben sie die besondre function und diese werden nur durch Übersättigung anders bestimt[ .] Den Blumenstaub – dies feine Wachsige sieht man oft aus den Rinden hervorbrechen (Zb . in den Rosenstöken) . Die dornen erscheinen auch als etwas besondres . Diese zeigen sich am wildwachsenden Baum[ .] – Die Cultur macht sie verschwinden dann wird der Dorn ein Blatt – er ist nur ein Blattstiel der nicht bis zum Blatt gekomen ist . – Göthe nannte dies Metamorphose der Pflanze (ein Schriftsteller der den Reinen Natursinn bewährt dem die Identität das wesentliche ist . Den Botanikern ist die Verschiedenheit das wichtigste)[ .] Er fängt mit den Cotiledonen an , Samenlappen[ .] – Er theilt alle Pflanzen in Monocotiledonen und Dicotiledonen[ .] | Diese hält Göthe für Blätter – die aber von Roherm Material sind . Göthe nimt nur die einjährigen Pflanzen an . Wenn diese Absterben so zeigen sich Blättchen die anfangen mehr oder weniger

4 Eine andre … Zwiebeln[ .] –] Be : Man hat Knospen gesät und | vollkommne Pfl anzen erhalten . So besonders bei den Zwiebelgewächsen , die Zwiebeln machen hier die Knospen aus , 6 trenen sich … Wurzel .] Be : treiben Blätter und Wurzeln . 13 es bleibt … Grundwesen] Be : Die Differenz 35 der organischen Theile ist eine oberfl ächliche Metamorphose . Dasselbe Grundwesen bleibt 16 35 umgekehrt .] Be : umgekehrt in die Erde gepfl anzt , die Äste vertraten ganz die Funktion der Wurzeln , und die Wurzeln trieben Knospen . 2 pfl anzen] Ri : Pfl anzt Ri : er

3 die] Ri : der

6 ab] Ri : aber

10 Indem] Ri : In dem

23 der Dorn]

279Ri

280Ri

109Be

146

281Ri

110Be 282Ri

nachschrift ringier · 1819/20

rund[ .] – Es schießt dann der Stengel auf – dieser verknotet sich und treibt wieder fort (ZB . Korn) oder auch mit einem einzigen Schaft . Die Blätter sind nun von der Beschaffenheit daß sie ein gekerbt erscheinen ; man kan in einem solchen einzelnen blatt einen Zweig erkennen . Ein Blatt das aus vielen Blättern entsteht . – Es ist bekannt daß die species bestimt werden durch den Unterschied der Stengelblätter . In der Blatent wiklung komt verschiedne Form vor . Bei der Vergleichung der Arten kann man es bei verschiednem zeigen daß die verschiednen Bläter ein Ganzes von Übergängen geben was bei keiner Pflanze selbst vorkommen kann . Man hat solche Tafeln gemacht – wo die äußren Enden sehr entgegengesezt sind – aber hat man die Mittelglieder so giebt sich es leicht ein . Sorvus hibrida – an dieser zeigen sich einige Bläter beinah ganz anastomosirt . Dann sieht man Bläter die tiefere einschnitte haben – dan gehen die vertiefungen hinein bis zu Hauptrippen , und so findet | man Blätter die bloß zur Hälfte gefiedert sind , die andre Hälfte hängt noch zusamen . Die Blätter keimen am Stengel hervor – der Stengel verknotet sich hier und da , der Stengel wird nach oben immer feiner so die Blätter – ein Punkt komt wo das in einem Punkt sich concentrirt , in einem Knoten das ist dann der Kelch ; die Blätter dort sind um eine Axe – mittelpunkt gereiht . Nun trit aber ein andres moment ein . Das Moment der Blüthe und fructification[ .] Das macht einen Gegensaz aus zu der Pflanze . Das materielle dieses Gegensazes – die Blüthen krone und fructifications Werkzeuge daß das daßelbe ist was das Blatt etc ist . Der Übergang geschieht zum theil schon im Kelch – welcher oft gefärbt ist . Die Blätter der Krone sind die Gefärbten feiner ausgebildeten mehr dem Licht gehörig aber von derselben Natur oft stellt sich der Übergang dar . Daß die Staubwerkzeuge eben das sind liegt eben so nah[ .] – Die Filamente zeigen sich als eine Art von Blatt stiel[ .] – Die Kanna Indica zeigt daß am obern Rand sich etwas zusamenzieht wo dann die fi lamente sizen . An der Iris sieht man daß die pistille auch etwas blättrichtes sind ; | oft haben sie auch die | grüne Farbe . Die Linde zeigt daß das Blatt selbst die Stelle des Fruchtbodens vertrit[ .] –

5

10

15

20

25

30

20–21 Der Übergang … ist .] Be : Indem hier die Identität festgehalten wird lassen wir den Gegensatz noch bei Seite . Die Kelchblätter bilden schon einen Übergang , ihre Spitzen färben sich schon auf eine 30 verschiedne Weise ; 23 derselben Natur … dar .] Be : Natur der übrigen Blätter . Die Petala sind oft so zurückgedrängt daß sie sich den foliis nähern . 23–24 Staubwerkzeuge eben … stiel[ .] –] Be : Staubwerkszeuge nichts anders sind als zusammengedrängte Blätter liegt ebenso nahe . Bei vielen Pfl anzen zieht sich am obern Rande des Blattes etwas zusammen , das Filament zeigt sich als 35 Theil eines Blattes ; wie bei den gefüllten Blumen . 27 Farbe .] Be : Farbe . Das Gehäuse der Samen- 35 kapsel ist entfernter vom Anschein eines Blattes ; aber bei einer Schote ist sie nichts als ein Paar von zusammengedrängten Blättern . Dies ist die Hauptdarstellung von Göthe’s Metamorphose . 8 geben] Ri : gbt

10 Sorvus] siehe Anm .

27 sind] Ri : ist

organologie

5

10

15

20

25

30

147

Ein feinerer Natur sinn hat G ö t he hierinn geleitet . Es treten aber allerdings Qualitative Unterschiede hervor bei der Fructification – das hat er hier auf die Seite Gestellt – das Hauptresultat ist was wir § 266 gesehn haben[ .] – Es ist nur imer eine Wiederholung . Die ganze Physiologie der Pflanzen ist durchaus etwas ein faches . – Der Individuelle Proceß ist auch gattungsproceß : indem es sich hervorbringt pflanzt es seine Gattung fort . Die Geschlechtsverschiedenheit der Pflanzen ist nicht so wichtig als man es glaubt[ .] – Es wird zu viel von der Animalischen Form dazu genommen . Die Pflanze ist des Gefühls und der Animalischen Wärme un fähig . In der Pflanze fällt was als Seele genannt werden könnte , mit ihrem Leib ganz zusamen[ .] In der Pflanze ist das ohnmächtige Leben das nicht das entgegengesezte zusamenhalten kan . Die Pflanze hat deßwegen keine Seele – ihre Unterschiede sind nicht ideell | gesezt – sie hat deßwegen keine Bewegung von dem Plaze . Man hat Bewegungen finden wollen die aber imer etwas beschränktes sind[ .] Einige merkwürdigen Erscheinungen fi nden hier statt . Die Bewegung die von dem Licht abhängt liegt in der natur der Pflanze . Es ist im ganzen aber doch nur eine Nebenerscheinung . und hievon ist verschieden das Verändern des Orts . Dieses fehlt der Pflanze – sich von dem Ort bewegen gehört der für sich seienden Negativität an die sich als gleichgültig sezt für Raum bestimungen . Die Gleichgültigkeit findet auch bei den Pflanzen statt , aber nicht durch sie selbst gesezt . Dies selbstsezen komt nur der subjektivität zu . – Ferner heißt es die Pflanze hat keine Intussusception der Nahrung – sie sezt nicht diesen Unterschied – sie ist in unmittelbarem Zusamenhang – es geht ununterbrochen fort . | sie ist immer das Hinaussein das sich als ein Gleichgültiges darstellt . Die Pflanze hat es nur mit den Elementen zu thun , sie ist Subjektivität die in der Weise der Individualität existirt ; ihr Ansich ist ihre unorganische Natur . Sie ist nicht des Gefühls und der animalischen Wärme fähig ; die einfache Subjektivität verhält sich in dieser einfachen Bestimmtheit , die Pflanze fällt in ihre Leiblichkeit hinaus . Die Reizbarkeit der Pflanzen ist etwas von animalischem Gefühl , aber dies ist noch nicht Empfi ndung ; es ist die einfache Abwechselung ihrer Lebendigkeit . Elastisch sind ohnehin mehrere Pflanzentheile ; dies ist nicht unter ihrer Reizbarkeit gemeint . Man hat zwar eine eigene Artikulation des Blattes bemerkt , aber

6–7 Die Geschlechtsverschiedenheit … glaubt[ .] –] Be : Der Fortpfl anzungsprozeß ist etwas Ober35 fl ächliches und Unwichtiges bei der Pfl anze .

15 abhängt] Ri : abhgen

22 fort .] Es folgen vier Leerzeilen und die Leerseiten 284–288 ; die Seiten

35 289–290 schließen früher an , vgl . Apparatnotiz zu 138,24 , die Seiten 291–296 sind unbeschrieben , vgl . Ap-

paratnotiz zu 139,8 . Es wird im folgenden zunächst ein inhaltlich anschließender Text von Be wiedergegeben .

283Ri

148

111Be

§ 269

112 Be

297 Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Link hat gezeigt , daß diese Reizbarkeit bleibt . Eine Pflanze kann an eine solche Erschütterung gewöhnt werden . Es ist eine Lebenserscheinung daß Blumen bei Tage sich eröffnen , bei Nacht sich schlie|ßen . Die Pflanze ist ohne animalische Wärme ; sie hat die Auflösung der Cohäsion in sich nicht , sondern ihr inneres Leben ist Erstarrung . Die Wärme der Gewächse ist ganz abhängig von der äußern Temperatur nach Fontana . Das Holz ist ein schlechter Wärmeleiter , Temperaturveränderungen durchdringen das Holz sehr spät . Die Gestalt der Pflanze steht dem Mineralogischen viel näher als die thierische Gestalt . Die Zahl bei der Pflanze ist etwas Bestimmteres als bei den Thieren . Lebensprozeß der Pflanze . Sie ist in ihrer Realität der Prozeß der organischen Entwicklung in dieser Sphäre . Das Leben ist als einfache Beziehung auf sich , als Prozeß eingeschlossen auf sich selbst , zweitens der Prozeß des Unterschiedes , der Prozeß des Lebendigen nach außen ; das Dritte ist der höhere Prozeß nicht gegen eine unorganische Natur , sondern die Einheit von Beidem , Unterschied in sich , aber in dieser Einheit sich auf sich beziehend , der Gattungsprozeß , die Gattung hat die beiden Seiten ihres Gegensatzes und bringt das Allgemeine zur Existenz . In der Pflanze sind diese drei Prozesse des einen Lebensprozesses einfacher Natur , sie gehen unmittelbar in einander über . Das Erste ist der Prozeß der Identität , Beziehung auf sich ; das Individuum für sich ; zweitens ist es gespannt gegen ein Andres . Der erste Prozeß ist der innre Gestaltungsprozeß der Pflanze . Was die Pflanze unmittelbar für sich ist ? Sie setzt sich als organischen Punkt und geht in die Länge hinaus , sie zeigt sich als eine Vielheit von Rundungen und Fäden . Man hat nur Zellengewebe und holzigte Fasern entdeckt ; dies macht ihre Anatomie aus . Sie ist besonders in neuern Zeiten gefördert worden ; besonders Treviranus , Rudolphi , Link ; weniger Sprengel . Das Zellgewebe ist ein Haufen von Zellen die mikroskopisch erscheinen ; der Bast ist ein strafferes Zellgewebe . In unvollkommnen Pflanzen ist ein sehr verworrenes Zellgewebe . Diese Zellen sind zum Theil mit Flüßigkeiten erfüllt , zum Theil leer ; alle sind von einander getrennt , geschlossen für sich , so daß sie mit zwei Wänden an einander stoßen . Das Zweite sind die Gefäße , einfache Fäden ; andre sind spiralförmig gewunden . Dann | hat man Rinngefäße entdeckt . Diese inre Organisation ist durchaus einfach und dem unmittelbaren Begriff der Pflanze gemäß . Oken in seinem Lehrbuch der Naturphilosophie spricht auch davon – Oken sagt die Spiralgefäße sind das Lichtsistem in den Pflanzen[ .] Er sagt es seien die Bläschen und Fasern die Sonne und Planeten , das sieht sehr geistreich aus . Die fasern seien der Sonnenproceß . Die Bläschen seien der Planetenproceß Blüthe das 31 entdeckt .] An den eingeschobenen Text von Be schließt sich der folgende Text von Ri unmittelbar an .

5

10

15

20

25

30

35

organologie

5

10

15

20

25

30

149

Hirrn der Pflanze . – Die Bläter seien die Sinne . Ein andrer sagt die Pflanze sei das umgekehrte Thier[ .] Das Hirrn darinn sei in der Wurzel und die Geschlechts theile oben . Oken hat im Allgemeinen Schellingsche ideen und ein hin und herfahren . – Die Bläschen und Fasern sind die innern Eingeweide in der Pflanze . Es ist hier keine Verdauung – keine verschiednen Organe die eine besondre Action haben – ZB . wie Galle Leber etc[ .] Es ist ihr Verhalten zu dem Unorganischen keine Vermittlung . Ihr inres ist nicht eine Totalität die verschiedne Wirkungs weisen an sich hat . Pflanze ist ganz einfach ihre Aßimilation . Die innre Thätigkeit ist eine ganz einfache – es ist eine Pflanze von einer gewißen beschaffenheit . Die Nahrung aßimilirt sie sich nicht durch einen Proceß . Es ist nur eine unmittelbare Verwandlung – eine Infection – (Vergiftung)[ .] | Auch im thierischen Proceß ist das substantielle nichts andres . Es ist eben nichts als die sich auf sich beziehende negativität . Es ist die Absolute Macht gegen das Unorganische . Das Unorganische hat für sich keine Macht und Gewalt – es ist die Existenz des Begriffs selbst[ .] – Es ist diese reine Allgemeinheit . Dies ist die Wahrheit gegen was das unorganische keinen Widerstand leisten kann . Diese Allgemeinheit ist welches höher : Empfindung ist und noch höher der Geist ist . Es ist die Organische thätigkeit dieselbe Idealität die ich ausspreche wenn ich sage : Ich[ .] Das Organische als subjektives , als mit sich identisches , das Allgemeine ist die reale realisirung . Daß das Unorganische gesezt wird als ein Nichtiges , und Unwahres das ist die Thätigkeit dieses Organismus . Sie ist dann ein specifisches – aber als dieses : ein Lebendiges : subjektives[ .] Bei der Pflanze ist an keine Vermittlung zu denken – es ist ein bloßes Spiel . Die Pflanze ist keiner Wärme fähig eben weil es bei dieser unmittelbaren Verwandlung bleibt . Wärme | komt hier von der Auflösung gewißer Cohaerenz . Es ist am Körper eine beständige Veränderung der Cohaesion . Weil in der Pflanze nicht diese verschiednen Organe sind so kann nicht diese Veränderung selbst vor sich gehn und daher keine Wärme statt fi nden . In Blatt und Wurzel – Blüthe es ist nirgends etwas roherer etc Saft[ .] Bei Oculirten Bäumen hat nur der Oculirte Ast jene Natur an sich wäre diese Durchdringung – eine Circulation der Säfte etc so würde nothwendig eine vermischung entstehn . Man wollte das Beispiel sehn an einem Baum dem gesprenkelte Blumen aufgeimpft wurden der auch an andern Ästen gesprenkelte Blumen erhielt . Aber man muß bedenken daß es eine Krankheit ist wenn die Eigenthüm liche Farbe nur Flokenweise erscheint – und ein

35 14 Allgemeinheit .] Be : Allgemeinheit . Nach dieser Seite hin kann diese Allgemeinheit mit der Luft

verglichen werden , worin alles Besondre als Allgemeines gesetzt wird . 18 reale] Be : praktische

16 ist .] Be : ist ; es ist die

35 Existenz des Spekulativen .

6 ihr] Ri : ihr . 9 Nahrung] Ri : nahrgs 11 substantielle] Ri : substantielle uch reale reale 22 bloßes] Ri : blößs 23 bleibt] Ri : ist 26 In] Ri : Im

18 reale] Ri :

298Ri

299Ri

150

113Be 300Ri

301Ri § 270

302Ri

nachschrift ringier · 1819/20

so krankhaftes kann sich wohl so fortpflanzen und andre Äste auf sich beziehen . – Das Beziehen auf sich ist der erste Proceß – aber es ist die Abstrakte Beziehung auf sich – | aber die Abstrakte Beziehung auf sich | ist das Todte[ .] – Bei dem Thiere ist die Empfi ndung da – aber bei den Pflanzen ist es das tödten , das verholzen[ .] – Beim Thier ist etwas ähnliches , die Knochen[ .] Bei der Pflanze komt es nur zur verholzung[ .] Das ist der Allgemeine Begriff der Verholzung[ .] Das Mark ist ein Großzelliges parenchüm – der Bast ist gedrungener[ .] – Das Verhärten geht bei den Pflanzen so weit daß es Holz arten giebt – wo bei dem Drechseln Funken heraus sprühen – bei vielen geht es so weit daß sie viel Kieselerde enthalten . Bei dem Bambus Rohr geht es so weit daß es in den Knoten zu wirklichen Kieselsteinen wird . Die Versteinerung ist bei den Hölzern sehr allgemein[ .] Es hat seinen grund oft im Eindringen von außen aber es liegt auch in der Natur[ .] Die Pflanze reflectirt sich also auf eine Abstrakte weise in sich und dies ist wie gesagt das Verholzen . Der Keim ruht als ein todtes | nur erst im Verhältniß mit der Unorganischen natur fängt die Bewegung an – d h . etwas Feuchtigkeit . Man hat gesagt : die Pflanze werde erst durch die Feuchtigkeit befruchtet . In dieser Erregung ist das erste daß sie sich entzweit , daß sie einen Gegensaz in sich sezt . Es ist ein Verhältniß nach außen : zur Erde und zur Sonne[ .] – Sie wurzelt in dem Boden und 2tens strebt nach dem Lichte . Der Keim ist eigentlich schon ein Individuum – ein kleines Pflänzchen – man unterscheidet eben diese verschiednen Momente darinn – Schnäbelchen – Blat federchen[ .] – Die Hauptsache ist daß was die Einen Schnäbelchen heißen in dem Boden wurzelt – wenn es umgekehrt wird geht es doch nach der Erde . Bei den meisten werden die Wurzeln daraus – bei einigen die Zwiebeln – die Knollen bei Kohlrabi . Das andre aber dringt in die höhe gegen das Licht . Der Proceß des Verhältnißes zu dem Licht davon ist schon gesprochen . Die Pflanze hat ihr selbst zugleich außer sich und verhält sich zu diesem eignet dieses sich an und so eignet es seine Selbstständigkeit sich an . So wie der Mensch sich zum Staat verhält als zu einem äußerlichen so erhält der Mensch wie die Pflanze seine Selbständigkeit[ .] – Es ist bekannt daß Pflanzen auch fern vom Lichte fortkomen sie werden Größer , aber diese Größe ist eine Kraft|losigkeit . An dem Lichte werden aber die Pflanzen dunkler kräftiger . Die Wärme ohne Licht bringt dies auch hervor . Im Süden kommen diese Gewürzreichen Pflanzen hervor[ .] So der Glanz und die Pracht der Blumen[ .] – Bei den Gewürzinseln riechen die Schiffer schon meilenweit diese Pflanzen in der Luft[ .] Der Gegensaz macht ihr dringen nach dem Boden .

5

10

15

20

25

30

35

8 giebt –] Be : giebt , eine Art von Buchen , 1 Äste] Ri : Ästen 6 Mark] Ri : mark . 21 Hauptsache] Ri : Hpt / sach 26 sich1] Ri : ihm ses] Ri : dsen 27 Staat] Ri : Stt sich 28 äußerlichen] Ri : äußerlichen u

35

die-

organologie

5

10

15

20

25

151

Die Konstruktion der Wurzel ist im Ganzen nicht verschieden von der Construction der übrigen Theile . Die Hauptfrage ist : was für eine Nahrung nimt die Pflanze durch die Wurzel auf . Die Ernährung aus den Wurzeln ist Einseitig . Der Proceß der Blätter ist eben so wesentlich zur Ernährung als der Wurzel[ .] – Durch die Wurzel und durch die Blätter hat die Pflanze ihren Luft und Waßerproceß . Daß die Hauptsache das Waßer ist , ist ausgemacht[ .] – Was sie von Waßer weiter brauchen kann sind salze und öhlichte Theile[ .] – Ein Boden der tief ausgegraben ist wird dadurch erst fruchtbar wenn er an der Athmosphäre gelegen hat . Es wißen alle Bauern daß man nicht imer daßelbe auf demselben Boden gedeihn laßen kann . Man nimt an | daß die Pflanze Sauer stoff ausathme und Waßer stoff gas an sich ziehe[ .] – Aber man fand daß dies der Pilz auch that . Die Hauptsache ist diese Allgemeine Wirkung der Luft und des Waßer zu disponiren . Die eigenthüm liche Wirkung ist daß die Pflanze sich das Particularisirt was sie berührt mag es auch sein was es will . Die Pflanze gedeiht auch ohne Kohlen säure – aber in der Kohlen säure kome sie beßer fort . In der Lebendigkeit der Pflanze liegt diese Selbstständigkeit – sie macht daraus was ihr am besten ist . – Die Knospe treibt Wurzeln in das Holz d . h . zwischen die Rinde . Man findet in den Blatt öffnungen poren[ .] – Es giebt aber auch Pflanzen wo sich keine fi nden[ .] Man fi ndet daß von diesen Poren keine Kanäle hineingehn . Man muß sich ein feines durchschwizen denken . Wurzel und Blatt sind wesentliche Momente in Ansehung ihres Verhältnißes nach außen[ .] Linne hat das zu unterscheidende auf die Fruktifications Werkzeuge beschränkt ist sich aber nicht getreu geblieben . Der Hauptunterschied ist der der Mono|coti ledonen und Dicotiledonen[ .] – Alle Zwiebel Gewächse fallen in die Monocotiledonen . Diese sind die daß sich Ein Blatt aus der Wurzel löst und so ein Blat aus dem andern . | Sie haben keinen Stamm und keine Äste : Die Palmen gehören hieher aber man kann nicht sagen daß diese doch einen Stamm haben – denn der Stamm ist hier

1–2 Die Konstruktion … Theile .] Be : Die Wurzel hat kein Mark . 3 Wurzel auf . … Einseitig .] Be : Wurzel ? Die Pfl anze treibt aus den Stengeln oder der Wurzel Blätter und geht mit den Blättern den 30 Prozeß mit der Luft und dem Wasser ein ; 10 ausathme und … ziehe[ .] –] Be : ausathmet ; andre 16 Die 30 haben gefunden daß jeder andre Stoff unter Wasser gesetzt Sauer stoff bläschen annimmt . Knospe … Wurzeln] Be : In den Pfl anzen selbst liegt das Spezifi sche in den Knospen und Blättern ; die Knospe treibt Holzfasern 18 Man fi ndet … keine] Be : wo man Poren fi ndet , glaubte man würde dadurch die Luft eingesogen , allein die Zellgewebe sind ganz geschlossen und es gehen keine 22 Hauptunterschied ist … der] Be : Hauptunterschied der Pfl anzen liegt vorzüglich in ihrer Ent35 wick lung ; vorzüglich in den 25–152,3 keinen Stamm … nicht .] Be : keine Stengel und keine Stämme , sondern ihr Stamm ist ein fortgesetztes Blatttreiben . Die Palme hat keine Äste , sondern 4 Durch die] Ri : Durch . D 6 sie] Ri : es 7 ausgegraben] Ri : aus / gegr . 13 mag] Ri : nach 15 der] Ri : dem 16 Holz] Ri : Holz . 22–23 Dicotiledonen] Ri : Dicoliledoen 25 Sie] Ri : u so immr ein Bl . aus d . andrn . S . 26 haben] Ri : hat

303Ri

114Be

304Ri

152

§§ 271–273

305Ri

nachschrift ringier · 1819/20

nur Blätterreste . Diese sind überhaupt solche bei welchen es nicht zur Entzweiung kam . Der Gegensaz von Zellgewebe und Spiegelfasern (wie bei Buchen) ist bei den Palmen auch nicht . Die monocotyledonen halten strenger an den Zahlen 3 und 6 fest . Die Dycotyledonen zeigen die andern zahlen[ .] – Die Hemung dieses vegetativen triebs tritt dann mit dem fructifications proceß ein . Die Pflanze wächst durch ihren Proceß gegen die unorganische Natur . Aber das sich hervorbringen ist zugleich ein außer sich gehn ihrer selbst . Das außer sich gehn ist zugleich ein zerfallen in viele Individuen – doch ist es auch eine beziehung auf sich selbst . Das Hinaustreiben ist auch eine resumption ihrer . Indem sie nun die Beziehung ihrer selbst in diesem aus ein ander gehn erhält so hat das aus ein ander gehn auch die Beziehung der Rük nahme . Dieser Gegensaz ihrer zu sich selbst ist die bestimung die den Gattungsproceß ausmacht[ .] Die Rük nahme dieser vervielfältigung , das Sezen der Beziehung auf sich selbst sezt unmittelbar das was den Gattungsproceß ausmacht . Blüthenstand der Pflanze fructification | Knospe entwikelt sich aus Knospe – indem dieser Fortgang eine Rüknahme seiner selbst ist so trit eine Hemmung ein . Der Trieb des Saftes geht zunächst aus den Wurzeln . Die Blätter sind noch nicht vorhanden (Ianuar Februar) – Haupttrieb . Dieser Trieb von unten wird nun gehemmt die Pflanze zieht nun die Nahrung auch durch Blätter etc so sezen sich diese beiden Triebe ins gleichgewicht . Wenn dieses eingeleitet ist so entsteht ein neuer Trieb ungefähr Mitte des Sommers . Dieser 2te Trieb auch hemt sich und es trit das moment der Rük nahme der Pflanze in sich selbst ein . Diese Ganze Natur der Pflanze ist nun zu einer Hemmung gekomen . Trit sie nicht ein so treten höchstens Blüthen , aber keine Früchte hervor . Hat sie zu viel Feuchtigkeit oder zu wenig Licht so schlägt der Trieb ganz in die Blätter . Das Schneiden der Bäume hat keine andre Wirkung als um den Trieb zu hemmen . Diese Hemmung geht durch das Ganze . Es komt daher daß in der 2ten Hälfte des Somers sich der Holzring bildet . Auch treten im Herbst die Knospen unter den Blättern hervor und so ist es auch die Blüte die Hervortrit . Die Blüte ist das Individuum der Pflanze das sie selbst erzeugt hat , Hier trit der Gegensaz der Unterschied der Geschlechts theile

5

10

15

20

25

30

nur Blumen- und Fruchtäste . Die Blätter bei den Dikotylidonen sind nicht nach so vielen Seiten 30 hingekehrt , sondern sie gehen gerade aus . Ein andrer Unterschied ist daß im Stamm die größern Palmarten keine Spiegelfasern haben ; durch das Zellgewebe treten die Holzfasern hervor und in den monokotylidonischen Pfl anzen treten die Holzfasern bündelweise zusammen , und drücken das zwischen ihnen seiende Zellgewebe zusammen . 4 zeigen die … zahlen[ .] –] Be : gehen bis zu 1 und 2 herunter . 20–21 Trieb ungefähr … es] Be : Trieb , nicht so stark als der erste ; die Pfl anze hat 35 sich in ein Gleichgewicht mit sich gesetzt , es tritt also der Trieb der Totalität hervor . Das Treiben Sprossen hört auf , es 1 welchen] Ri : wo Ri : erzeugtht

11 Gegensaz] Ri : Geggsz

27 Auch treten] Ri : Auchtrten

29 erzeugt hat]

organologie

5

10

15

20

25

153

hervor[ .] – | Die Neutralität der Farbe theilt sich[ .] – Die Blüte duftet[ .] – Es ist ein fertiges Ganzes das sich nach außen verhält . Der Duft ist der Todt der Blume in die Lüfte aus ein ander zu gehn . In der Blume entzweit sich dieser unterschiedne Unterschied der Geschlechtstheile . Man unterscheidet in der Botanik Hermaphroditen[ .] – Es giebt Monoecisten – Dioecisten – Polygamisten (auf einem Baum weibliche und männliche Blüten und auch einzelne getheilt)[ .] Bei den Monoecisten sind schon auf einem Baum Beide Geschlechter . Bei den Dioecisten sind sie auf verschiednen – aber der Unterschied ist sehr oberflächlich ; auch giebt es von derselben Gattung Hermaphroditische Blumen und auch einzelne . Den näheren Gegensaz machen die beiden Bildungen wo die Blumen sind . Es sind Filamente und Antheren Zellen voll Blütenstaub (harzig und Öhlicht etwas Gallertartiges .) Gegen über sind die Pistille die oberhalb des Fruchtknotens stehen . Das Befruchtungs geschehen besteht darin daß der Staub auseinander geht[ .] Das Pistill wird mit Blüthen staub berührt[ .] – Die Frage ist ob eine Fructification eigentlich statt fi ndet , d . h . ob nothwendig ist daß das Pistill von dem Samenstaub berührt worden sei so daß durch diese Infection die Samen erst fruchtbar werden . – | Es ist großer Streit gemacht worden und man hat sich dazu geneigt es anzunehmen . Man hat viele versuche gemacht[ .] – Eine Palme welche hier war brachte man durch Carlsruher Staub zur Frucht[ .] So in Petersburg . Man hat aber auch entgegengesezte Versuche mit Hanf , melonen , Eine Andre Schwierigkeit ist daß die Stellung oft so ist daß das nicht geschehn kan . Dann ist es der Wind und die Insecten dem man das zuschreibt . Es kann der Fall sein aber es ist nicht mehr als eine Möglichkeit . Es ist das nur die Andeutung des Gattungsproceßes . Er ist sonst die Ganze Qualität der Pflanze sie thut nichts anderes – ob sie es auch so thue oder nicht das kann sie entbehren . Im Ganzen ist der Streit etwas überflüßiges[ .] Besonders bei den Feigen hat man früh bemerkt daß indem hier Früchte erzeugt wurden diese die blüte in sich selbst verschlungen haben . Aus dem andern komt ein Insect und gräbt sich in die Weibliche Frucht und bringt darinn den Fruchtbaren Samen herum . Aber es

306Ri

307 Ri

30

1 Die Neutralität … sich[ .] –] Be : Die neutrale Farbe der Blätter , die grüne , bestimmt sich . 2–3 … gehn .] Be : der Duft einer Blume ist ihr freies | Vergehen in die Lüfte . 13–14 Das Pistill … berührt[ .] –] Be : das Pistill welk wird . 22–23 Es kann … Gattungsproceßes .] Be : Daß auf diese Weise die Pfl anze Samen hervorbringt , ist ganz oberfl ächlich . 24–25 ob sie … entbehren .] Be : ob durch Blüten und eine Differenz sie ihren Samen hervorbringt , kann sie entbehren ; 35 ihre Produktion ist unmittelbare Hervorbringung von Individuen . Sie geht in der Blüte und in dem 35 was sie vorher ist zum Gegensatz über , sie nimmt sich dadurch zu einem Individuum zusammen . Um das Hervorbringen von Blüten und Früchten zu fördern beschneidet man die Wurzel .

30 Der Duft

6 Blüten] Ri : Blüten . 8 giebt es] Ri : gbtes 14 ob] Ri : aber 15 ob] Ri : ob . Es 31 Pistill] Be : Distille 36 zu fördern] Be : hervorzubringen

23 Er] Ri :

115Be

154

nachschrift ringier · 1819/20

ist wahrscheinlich nicht anders als daß durch das Anfreßen der Insecten , die Säfte auslaufen und daß dann das Wachsthum gehemt ist und der Samen für sich ist und die Früchte so schneller zur Reife kommen . |

116Be

§ 274

In der Blume kehrt die Pflanze in sich zurück ; sie wird ein Differentes gegen sich selbst . In der Mitte ist der Keim und die Frucht . In den Keim und die Frucht legt sie die ganze Fülle ihres partikularisirten Seins . Die Frucht zeichnet sich aus durch das in ihr enthaltene Verbrennliche , das Weinige und Geistige ; die Traube ist die letzte Frucht im Sommer , die früheren Früchte sind die wässrigen , Erdbeeren u . a . Die verschiednen Theile der Pflanzen unterscheiden sich durch Wurzel und Korn als Nahrhaftes , Rinde und Holz sind vornehmlich wirksam in Rücksicht auf die Reproduktion , stärkend , substantieller Wirkung . Die Blüte und Samenfrüchte sind flüchtige Reize , die vornehmlich Nervenwirkungen haben . Im Keime nimmt sich die Pflanze in sich zurück ; der Keim | ist unfruchtbar , das Leben der Pflanze entsteht im Verhältniß zu Anderm . Indem sie die Beziehung auf sich wirklich setzt , ist sie die Subjektivität , so ist dieser Punkt des Lebens für sich und dies ist der Tod der Pflanze ; kommt sie zur Frucht , so hat sie ihre Bestimmung überschritten . Indem sie sich selbst berührt , hebt sie die unmittelbare Einzelheit in der sie ist auf , sie setzt sich als solches das wesentlich nur ist als identisch mit einem andern , sie ist ein Vermitteltes , negirt sich in ihrem Allgemeinen oder ihrer Gattung . Die Pflanze fängt diesen Kreislauf von vorn an : dies ist die Langweile der Natur , ein und dasselbe zu wiederholen ; diese Wiederholung ist nur in der Existenz , im Begriffe geht sie in eine höhere Sphäre und dies ist das animalische Leben , die Lebendigkeit als solche . Die Pflanze hat ihr organisches Leben nur als unmittelbare Einzelheit , diese hebt sich im Hervortreten der Gattung auf , die Pflanze hat ihre Wahrheit erreicht . Das Dritte ist das Lebendige als solches , erst hier ist die Lebendigkeit wirklich , weil dies Leben an und für sich nur das Dritte ist . Im Thiere ist das Reale subjektiv geworden , das subjektive System der Sonne . Das Thier hat die Totalität des Systems in seine Idealität aufgenommen ; es kann durchaus nur spekulativ gefaßt werden . Es ist lauter Leben , Moment des Prozesses ; die Subjektivität kommt zu ihrer Wirklichkeit . In dieser Wirklichkeit reflektirt es unmittelbar auf sich , dies ist Allgemeinheit , die unmittelbare Einzelheit oder Subjektivität ist ; die sich auf sich beziehende Negativität , dies ist das Positive , die Identität ; die Unruhe , ein Sein das immer schlechthin Werden ist . Die animalische Natur ist ein Subjekt , die Seele , der Begriff der existirt ; die Seele ist der Begriff selbst als das Begreifende . 3 kommen .] Es folgen die Leerseiten 308–312 . Im folgenden wird zunächst ein inhaltlich anschließender Text von Be wiedergegeben .

5

10

15

20

25

30

35

organologie

155

Das Animalische ist leiblich , hat ein äußerliches Dasein , das Leben der Idee . Diese Leiblichkeit drückt die Momente des Begriffs aus ; ein Glied abgetrennt , ist nicht mehr was es ist . Das Thier ist in seiner Körperlichkeit zugleich in sich , ein Sein das sich immer negirt , aufhebt was zum gleichgültigen Sein kommen will . 5

10

15

20

25

Wenn das Allgemeine dem Thiere Gegenstand werden könnte dann würde es denken können . Indem es in sich reflectirt ist so hat es dadurch bestimten Inhalt[ .] § 274 . Das Thier hat selbstbewegung (nicht willkührliche denn das geht nur für den Geist)[ .] Es giebt in dieser Hinsicht beßre und schlechtere Thiere : d . h . solche die dem Begriff weniger entsprechen . – Durch Zufällige Umstände wird diese Äußerlichkeit verkümert . Leben ist schön : d . h . wo nur der Begrif zur erscheinung kommt . Außerdem daß das Lebendige überhaupt diesem Begriff entspricht so kann damit die Schönheit verdunkelt werden . Irgend eine Schönheit muß sein aber an vielen Erscheinungen kann der Begrif verkümmert werden . Das Thier ist Subjekt – d . h . es unterscheidet sich selbst von den andern , es sezt sich als ein ausschließendes gegen ein anderes – es verhält sich als innerliches gegen das äußre . Es bewegt sich selbst ; es gehört der Schwere überhaupt an – die Schwere ist seine Abstrakte Materialität überhaupt . Aber anderseits ist es der Schwere entnommen – es ist ein Punkt gegen die ununterschiedene Allgemeinheit . Es negirt das andre : d . h . ein dem räumlichen Verhältniß unterworfenes zu sein . Diese Bestimtheit ist seine eigne . Die Erscheinung daß ein Körper schwer ist ist ein Räumliches Verhältniß zur Erde . Diese vollkomne bestimtheit ist dem Individuellen Körper eigen[ .] | Wie der Himelskörper das Gesez hat sein Wesen in dem Allgemeinen Begriff der Bewegung – Zeit – Raum . Bei dem Thier komt das Verhältniß von Zeit und raum nicht als Allgemeine Bestimtheit vor . Dem Thier kommt also die selbstbestimung zu . Es ist damit verbunden daß das Thier Stimme hat . Den Begriff von Klang

5–6 Wenn das … Inhalt[ .]] Be : Dies ist das Thier nicht für sich , sondern für uns , sonst wäre es selbst Geist , selbst Denkendes . | Das Thier ist an keinen bestimmten Inhalt gebunden ; es wird sich objektiv nur mit einem bestimmten Inhalt . Diese unbestimmte Form ist das Allgemeine . 8–10 30 Geist)[ .] Es … verkümert .] Be : Geiste an ; einige Thiere aber haben keine Selbstbewegung : die Natur 15 gegen 2 ] 30 kann die Bestimmtheit eines Begriffs in der Wirklichkeit nicht vollkommen festhalten ; Be : in seiner reinen Negativität gegen 16 es] Be : Es ist an einem Ort , es 17 überhaupt . Aber … es] Be : überhaupt , indem es Subjekt ist , bleibt es schwer und ist 18 Punkt] Be : unendlicher Punkt 23–25 Bei dem … zu .] Be : dies ist der Punkt der Subjektivität , daß das Thier sich selbst bestimmt . Es behält seine allgemeine Richtung zur Erde , aber an diesem Orte zu sein , diese unendliche 35 Bestimmtheit kommt ihm zu weil es Subjekt ist , Einzelheit für sich . In ihm kommt das Verhältniß 35 von Raum und Zeit zur Erscheinung , indem das Einzelne das Gesetzlose seine Bestimmung ist . 4 will .] An den eingeschobenen Text von Be schließt sich der folgende Text von Ri unmittelbar an . Ri : solle 9 entsprechen] Ri : entsprcht 14 den] Ri : den .

8 solche]

313Ri ; § 275

314Ri

117 Be

156

315Ri

316Ri

118Be

nachschrift ringier · 1819/20

sahen wir : Klang begint schon im Losreißen von Raum und Zeit . Das thier thut das aber selbst . Der Klang bedarf noch einer Sollicitation von außen – das Thier hingegen komt zur Stimme – zu einem Erzittern in sich selbst[ .] Es ist die Selbstbewegung , die aber in sich bleibt . Dem Thier als subjektivem komt eben dieses selbst zu . Auf diese Weise stellt es seine eigne idealität dar . Die Stimme ist das Vorrecht des Thiers . Der Mensch hat diese Stime als das Theoretische Element – wodurch er sich objektiv machen kan . In dieser äußerung dadurch verhalte ich mich nicht zu einem Realen mir entgegen stehenden , wenn ich handle so verhalte ich mich auch als ein für mich seiendes , als ein reales . Hingegen in der Stime ist es rein die Idealität die sich zum Dasein bringt[ .] In der Abstrakten Äußerlichkeit kann nur das Theoretische äußerlich werden[ .] | Es ist der Proceß : sich als Subjektivität Objektiv zu machen . Die Stimme ist das nächste zum denken . Es ist die Empfi ndung des Thiers die sich durch die Stimme äußert[ .] So auch das bedürfniß ist es das das Thier veranlaßt an etwas höheres zu appelliren[ .] Sehr viele Thiere komen erst in der Höchsten Gefahr , im Sterben zur Stime . Eigenthüm lich ist es : die Fische sind stumm[ .] – Die Vögel in der Luft singen weil sie sich im Leben fühlen . Man sieht sie mit Wohlgefallen schweben in der Luft[ .] – Sie haben das Gefühl sich von der Schwere getrennt zu sehn , und sehn sich nur im Verhältniß zur Luft . Dort suchen sie nur ihre Subjektivität an den Tag zu legen . – Das Thier hat ferner Animalische Wärme[ .] – Man hat das Blut den Flüßigen Magnet genannt – inneres kristallisiren – auflösen – fortwährender Proceß . Das Blut gehört der Irritabilität an . Die Blut bewegung ist nichts mechanisches[ .] Man hat eine Zeit lang diese ansicht gehabt – man hat es aus den Harröhrchen erklären wollen . Man hat dann Verwandlungen der Arterien etc zu Hülfe genomen[ .] – Das Stoßen | des Herzens etc . Es ist das Blut der mittelpunkt der Iritabilität – und es ist der existirende

1 Losreißen von … Zeit .] Be : Losreißen von der Schwere , in der bestimmten Erfüllung des Raums und der Zeit , in einem Selbstischen für sich ; die Zeit als räumlich setzen und den Raum als zeitlich thut das Individuelle . 2 Der Klang bedarf] Be : Das Metall dem als Individuellem der Klang zukommt bedarf 4–5 bleibt . Dem … seine] Be : bleibt . In dieser Idealität ist seine Subjektivität , sie ist ausgeglichen in Raum und Zeit , es ist das Herausgehen , die Bewegung , die immer wieder es verändert und in sich zurücknimmt , und so kommt seine 6–7 Theoretische Element … kan .] Be : theoretischer Prozeß , es wird die reine Subjektivität ideal gemacht ; es ist ein Objektivmachen seiner Idealität ; durch die Weise der Bewegung bringt es sich zum Dasein . 12 denken .] Be : Denken . Die Stimme | der Thiere hat das Prinzip der Selbstbewegung auf theoretische Weise . 19 Das Thier hat] Be : den warmblütigen Thieren eigen 21 fortwährender Proceß .] Be : im Blut kommt der fortdauernde Prozeß zur eigenthümlichen Existenz . Das Blut bewegt sich und ist warm , es ist ein Auflösen des Auflösens . 1 schon im] Ri : schonim

6 Vorrecht] Ri : Textlücke

24–25 Herzens] Ri : Herzens .

5

10

15

20

25

30

30

35 35

organologie

5

10

15

20

25

157

Wider spruch der als Bewegung zur erscheinung kommt ; bestehende Veränderung der Cohaesion – Wärme[ .] – Das Thier hat unterbrochene Intus susception . Es ist dies hin und her wogen – und schließt sich nicht als individuum ab , indem es in sich zurükkehrt so verhält es sich zur äußren natur . Es ist die Abwechslung von Schlaf und Wachen . Diese Abwechslung von Schlaf und Wachen ist eine Abwechslung auch der Cosmischen Welt – alles das giebt sich im Thiere kund , und zwar im thier wirksamer als im menschen . Das Thier ist mehr in dieser Einheit mit der Natur . Das Thier ist gegen die Natur schwächer als der Mensch – sie fühlen das komen der Witterung . Ein krankhaftes im Menschen hat das auch an sich . Man erinnre sich an die Spinnen . Man hat die Erfahrung , daß sich zu gewißen Zeiten in Thieren : haasen etc . Eingeweide würmer vorfi nden[ .] | § 277 Der Organismus ist nach seinem begriff wesentlich Proces , Leben . Dialectic Bewegung . Die Glieder sind nur momente der einen subjektiven Einheit . Der Organismus als realer Begriff ist überhaupt der Schluß . Die Idee ist die Einheit des Begriffs und der realität – ihre Einheit ist ein von Ihnen verschiednes und diese ist dann das vermittelnde und so ist dann der Schluß . Diese mitte ist dann das anders werden des begriffes das negative – welche an sich aber der Begriff ist . Als dieser Schluß überhaupt so hat der Schluß unterschiedene Formen[ .] § . 278 heißts daß der Organismuß eine dreiheit ist . Wir faßen den Begriff des Organismus mit der Gestalt zusamen . Die Totalität des Organismus überhaupt in ihrer ersten bestimung ist der Begrif – das dasein der Begrifsbestimung . Und so ist seine gestalt ruhende Gestalt – aber in dem Organismus ist nichts ruhend . 2 . Beziehung nach außen . 3 . Verhältniß zu sich als ein andrer Organismus Gattungsverhältniß . Ein Unmittelbarer Organismus . Begriff – § 276 heißt es der Organismus sei das dreifache – Sensibilität Irritabilität und Reproduction[ .] | S e n s i bi l it ä t . Das insich sein dieser subjektivität[ .] Das einfache in sich sein in der Äußerlichkeit – daß die Äußerlichkeit unmittelbar getilgt ist und innerlich gemacht . – Das macht überhaupt die Empfi ndung aus . Unter Subjektivität stellen

30

30 3 schließt sich … ab ,] Be : zeigt sich als ein Individuelles , Gleichgültiges nach seinen äußern Verhält-

nissen . Es schließt sich ab nicht als gleichgültige Individualität , sondern als vereinzelte Thätigkeit , 7 menschen .] Be : Menschen , der als Selbstbewußtes sich von der Einheit losreißt . 8–9 sie fühlen … Witterung .] Be : Thiere merken Erdbeben vorher ; das unmittelbare Naturleben leben 35 sie auf eine bestimmtere Weise mit als das höhere Naturleben . 12–13 Dialectic Bewegung .] Be : 35 indem der Begriff in ihm wirklich ist , der Begriff ist aber sich in seinen Bestimmungen zu unterscheiden . 19–20 dreiheit ist . … zusamen .] Be : Dreiheit von Prozessen . Die Gestalt ist Prozeß der sich auf sich selbst bezieht . 2 susception .] Es folgen drei Leerzeilen .

317 Ri ; § 278

§ 279

§ 277

318Ri

158

119Be 319Ri

320Ri

nachschrift ringier · 1819/20

wir uns einen Punkt vor – aber nicht ein todtes eins sondern ein unruhiges . Das freie denken producirt so daß es weis daß seine Gedanken die seinigen sind . Aber das anderssein ist unmittelbar aufgehoben – negirt – aber diese negation wird von der Subjektivität unmittelbar negirt – wird flüßig durchsichtig gemacht[ .] Das ist die Sensibilität überhaupt . Um sie zu faßen muß sie ganz speculativ genommen werden . Es ist wie eine im gleichgewicht stehende Flüßigkeit welche berührt wird aber doch in der Identität mit sich bleibt . Diese Sensibilität ist im ganzen Körper – also im Raum , aber das räumliche aus ein ander hat keine Realität[ .] Das Empfi ndende empfindet wo es berührt wird – es bleibt auch in der Länge Dike und Breite ein Punkt – es hebt | diese Äußerlichkeit imer auf . Das ist also der reine Begriff des Organismus[ .] – Wenn wir etwas begreifen so heißt es ich vernichte ihn mir , daß er Gegen mich ist – ich aßimilire ihn mir[ .] Das Thier empfindet auch – d . h . es begreift , allein nur an sich und nicht selbstbewußt . Das begreifen ist nur volständig im Elemente des Denkens . In der Sensibilität ist der Begriff der Natur zu seiner höchsten Stufe gekomen . Das 2te ist dann die Irritabilität[ .] In der Empfindung wurde gesagt : in der Sensibilität wird Diese bestimtheit aber daß sie als bestimtheit sei daß sie zu ihrem Rechte kome muß sein als besonderheit – es muß ein getheiltes sein daß der unterschied als unterschied sei , die negation als negation sei so muß sie ein doppeltes sein . Besondres gegen ein besonderes . Als Sensibles hebt es diese Besonderheit auf . Das 2te ist der Standpunkt der Realität überhaupt – Standpunkt der materie überhaupt . Der Animalische Organismus ist reizbar von außen[ .] | In der Empfindung ist das das Einfache : die reflexion sagt dann erst daß es von außen komme . Z . B . ich fühle ein hartes aber erst die reflexion sagt mir daß es ein hartes wirklich ist was ich fühle . Das ist die irritabilität[ .] – Der Siz der irritabilität ist dann wie wir Später sehen werden der Muskel . Wenn auf ihn eingewirkt wird zieht er sich zusamen und dehnt sich aus . Das Zusamenziehen ist zugleich daß er sich specifisch dichter macht . Es ist das zurüknehmen in sich[ .] – Das 3te die Einheit von beidem ist die reproduction , das Concrete . Es ist der Animalische Caracter überhaupt das daß der organismus sich selbst mit anderm zusamenschließt[ .] Das ist die Totalität . Die reproduktion enthält also sensibilität und irritabilität . Indem der Organismus so für sich ist so unendlich ist sich unendlich sezt so ist er für sich das ist die negative

5

10

15

20

25

30

7 Diese Sensibilität] Be : Sensibilität ist der reine einfache Idealismus der Lebendigkeit überhaupt . 35 Sie 8 Das] Be : die Wahrheit ist im Körper . Das | 22 außen[ .]] Be : außen und das Subjekt reagirt dagegen ; ich bin ein Selbständiges dagegen , es negirt mich , ich negire dasselbe . 35 15 seiner] Ri : ihrr and sich

16 wird] Der Text bricht in der Zeile ab , es folgt eine Leerzeile .

30 anderm] Ri :

organologie

5

10

15

20

25

30

159

Beziehung auf sich . Das ist eben die Einzelheit und als solche ist sie ausschließend . Die Rükkehr ist der Anfang dieses Proceßes nach außen[ .] Die beiden ersten sind momente – das 3te ist das ganze[ .] Die ersten können für sich gesezt mangeln[ .] – Bei den untersten Thieren komen die Systeme | nicht zur existenz . § 277 . Das sind die Begrifsmomente – sie sind die Bestimungen des Begriffs[ .] Diese realität ist die realität der Begriffsbestimungen . Diese 3 Momente sind in 3 Sistemen nervensistem (Sensibilität) Irritabilität – Blutsystem und Reproductionssistem Verdauungssystem . Die einfachsten Thierformen sind zum Theil bloße Häute ein bloß reproductives . Diese sind für sich jedes ein Ganzes von Systemen . Ihre einfachen abstrakten Elemente sind : das Nervenmark – Muskelfasern und Zellgewebe . Jedes ist für sich ein ganzes Sistem und indem jedes ein System der Ganzen Gestalt ist so enthält es die Unterscheidung dieser momente an ihm . jedes ist selbst eine Dreiheit . Das reproduktionssystem ist für sich . Es ist nicht eine ausgebildete Gliederung der Ganzen Gestalt , aber nur formell (als Hautsistem etc .) . Jedes für sich ist ein Ganzes[ .] Viele Seiten der Besonderung der Gestaltung sind noch im dunkeln . Hieher gehört nur die Allgemeine Angabe – S e n s i bi l i t ä t : wir haben diese 3 . Momente dumpfheit des Allgemeinen Gefühls – 2 . Bestimte Empfindung und eben damit Verhalten nach außen – 3 System der Abstrakten reflexion in sich . Die dumpfheit ist die Mitte – die Andern sind die Extreme . | Das dumpfe fällt mit der reproduktion zusamen – es ist von derselben noch nicht herausgeschieden . Das System ist das System der Ganglien . Es sind nämlich im Unterleib vornehmlich auch sonst Mittelpunkte – kleine und größre Nerven knoten – diese heißen Ganglien oder plexus es gehört hierhin vornemlich der Sympathetische nerv . Dieser steht in Verbindung mit dem Rükenmark und dem Gehirn aber er knotet sich . Es bilden sich an der ganzen rükenwirbelsäule Knoten die unter sich zusamenhängen – allein dieser Zusamenhang ist nicht nothwendig – bei vielen findet er sich unterbrochen[ .] Diese Nerven die in das nervenzentrum gehn hängen mit dem Sympathetischen Nerven zusamen – die Ganglien sind dann so kleine Gehirne . Und sie zeigen sich als etwas andres als die Nerven die unmittelbar von dem Gehirn abstammen[ .] – Die Verdauung ist dem sympathetischen Nerven überlaßen und ist deßwegen der Will kühr ganz entzogen . Man streitet darüber ob dieser Sympathetische nerve aus dem Gehirn abstamme oder nicht – man sagt die Nerven E nt s pr i n g e n aus dem

35 17 Allgemeinen Gefühls] Be : Selbstgefühls

18 sich .] Be : sich ; der Organismus tödtet sich selbst . 20–21 Das System … Ganglien .] Be : Das System der unbestimmten Empfi ndung vorzüglich in der 35 Brust und im Unterleibe , 5 sind die] Ri : sddie bindung] Ri : Vlldg

14 Hautsistem] Ri : Haut / sistem 23 gehört] Ri : gehören 27 nervenzentrum] Ri : nevsentrum 31 ob] Ri : ob .

23–24 Ver-

321Ri ; [§ 278]

322Ri

160

323Ri

324Ri

120Be

nachschrift ringier · 1819/20

Gehirn etc . aber das hat keine bestimtheit . Es ist kein entspringen – und nicht als wenn das Gehirn früher | wär , es ist nicht wie beim Vegetabilischen[ .] Also hat es keinen Sinn wenn man fragt ob der sympathetische Nerve aus dem Gehirn entspringe[ .] Diese nerven haben mehr gräuliche Substanz . die vom Gehirn komen mehr weise . Eben so sind diese nerven von äußerster Dünne . Ihr Gewebe zeigt die Große Weichheit . Es Herrscht bei den verschiednen Subjekten , eine große Mannigfaltigkeit . – Da sie dem inneren Leben angehören so haben sie nicht das sich in 2 gleiche Seiten zu theilen : Paare zu bilden[ .] Im sympathetischen Nerven ist allerdings größre Regelmäßigkeit . Aus diesem gehen die Nerven einzeln ab – nicht in 2 Seiten getheilt . – Es haben viele den Gedanken gehabt bei dem Thierischen Magnetismus , wo der Mensch in das naturleben zurükgekehrt ist – da empfi ndet er den allgemeinen Zusamenhang – weil er nun nicht für sich ist . Er hat einen Größren Umfang als im wachenden Zustand . Daß die Somnambulen von entfernten Menschen wißen ist eine Allgemeine Thatsache . Es ist eine Krankheit ein niedriger Zustand . Das wachen – die Sinne die Gehirnthätigkeit ist gelähmt – die Augen starren , die Glieder fühlen nicht . die animalische Empfi ndung , so haben mehrere den Gedanken gehabt ist in diesen Ganglien[ .] | In diesen ist das Leben , das Vorstellen[ .] – Das 2te ist das Nervensystem was der bestimmten Empfi ndung angehört . Andrerseits ist das Concentrirt im Gehirn – es ist diese Samlung diese concentration der Empfindung . Was die besondren Sinne sind von dem nachher[ .] – Vom Gehirn komen die Nerven her – (nicht daß sie heraus wüchsen) . Es sind weder Kügelchen noch Saiten[ .] – Es ist eine indifferente breiartige Maße die sich in Scheiden befi ndet . Man sieht zugleich fasern , die jedoch oft parallel , durch ein ander gehn etc . man hat es mit einem langgezognen nez verglichen – wo alles durch ein ander geht – und zuweilen kleine Knötchen bildet . Die Sensibilität so wie die andern zerfallen wieder in 3 dreiheiten . Das Knochen sistem ist der Organismus in seiner Abstrakten Beziehung auf sich . Das Knochensystem steht in der mitte zwischen der Lebendigkeit und dem Todten s e i n , d . h . dem bloßen sein[ .] Daß die Knochen zum theil dem Leben noch angehören zeigt die Entzündung derselben sie resorbieren sich reproduciren

5

10

15

20

25

30

1 Es ist … entspringen –] Be : Die Nerven entspringen nicht aus dem Gehirn oder Rückenmark , sie sind neben demselben zugleich . 6–7 bei den … Mannigfaltigkeit . –] Be : nach den | Subjekten verschieden sind , was bei den übrigen Nerven nicht der Fall ist ; 19 angehört .] Be : angehört , theils das gemeine Gefühl überhaupt , theils die besondern Sinne überhaupt . 21–22 die Nerven 35 … Saiten[ .] –] Be : nicht Nerven her , denn es ist hier keine Bewegung , sondern das Gehirn ist ihr 35 Centrum ; 3 fragt] Ri : sgt 4 gräuliche] Ri : grualiche 35 hier] Be : hier ist

23 befi ndet] Ri : befi nden

27 sistem] Ri : sestem

organologie

5

10

15

20

25

30

161

sich haben Blutgefäße ; die Andre Seite ist daß sie sich zu dem | einfachen Sein machen . Indem das Knochensistem nicht die Bestimung hat lebendiger Proceß zu sein so ist seine bestimung nach außen[ .] Das different sein – ein Anhalt zu sein gegen ein anderes – aber es ist nicht nur das Andere gegen Anderes (sonst würde es einen Chemischen Proceß eingehn)[ .] Es macht die differenz des anders seins nicht nur aus mit einem andern das ihm gegen überliegt . Es zeigt diese Differenz an sich . Daher die stete vollkomne Verdoplung . Es gehört der Differenz an aber es hat diese zweiheit an ihm selbst . Es ist allenthalben ein doppeltes – 2 Seiten die Simmetrisch sind . Diese Symmetrie drükt sein Gleich gewicht aus . Über die Knochenbildung haben wir eine Abhandlung von Göthe zu erwarten . Er hat in seinem organischen Sinne die Knochenbildung überhaupt angesehn – er hat es auf dieselbe Weise betrachtet wie oben die Pflanzen . Er hat die Rüken mark Knochen als Hauptform angesehn und die andren als Abweichungen von dieser Form . Es ist bestimung der Knochen nach Außen zu gehn . Es ist der Rükenwirbel eine Röhre inwendig mit verschiednen fortsäzen[ .] – | Die Haupt sache ist in dieser Umbildung , daß einerseits diese Form zur Fläche übergeht zu einem umhüllenden wird – Schädel – die andre Form ist der Knochen der Exträmität . Hier trit die Länge zu der Mitte – wird zur Hauptform . – Das 2te System ist das System der Irritabilität . Hieher gehören die 3 : Herz – 2 Muskelsistem – Sistem der Bewegung Kraft nach außen 3 . Lungensystem : Sistem der Irritabilität so fern es ein proceß nach außen ist . – Es ist dieses der Widerspruch : der sich als diese Unruhe ausdrükt – Pulsiren des Bluts Bewegung in sich selbst . Pulsiren des Bluts kann nicht auf Mechanische Weise abgeleitet werden – das Herz selbst ist dieses Pulsirende – sondern es ist sein Begriff , die Irritabilität – daß sie entgegengesezt sind und in dieser Mitte beieinander sind[ .] – Es ist ein zusamenziehen ein Punkt und ein ausgehn . Der Blutumlauf ist einerseits eine O s c i l l i r e nd e Circulation[ .] Das Oscilliren muß man nicht als Folge von den Kügelchen erklären[ .] – Das Osciliren ist vielmehr eine Hauptform in der Bewegung . Der Anatomie wird es schwer dies nur aufzu|zeigen , denn das Übergehn durch die feinen Ausgänge der Arterien und venen ist nicht Möglich[ .] – Das Herz ist der Mittelpunkt wie das Hirn von dem Empfi ndenden Nerven System . Es ist das ganze Sistem | das Wandelbare das Pulsirende – , es ist das Blut das System der Reproduktion und

35 9–10 Über die … erwarten .] Be : Göthe hat hierüber eine Abhandlung geschrieben .

13–14 Es ist

… gehn .] Be : Der Knochen ist das nur Feste , seine Bestimmung ist von Andrem regiert zu werden 35 und feste Anhaltspunkte abzugeben .

1 Blutgefäße] Ri : Blut / gefäße in zu] Ri : in

2 Knochensistem] Ri : Knochen / sistem

18 Hier] Ri : H

325Ri

326Ri

327 Ri 121Be

162

328Ri

329Ri

nachschrift ringier · 1819/20

der Irritabilität . Das Blut ist die Allgemeine Nahrung für alle Sisteme[ .] Die Innre Ver theilung des Systems der Arterien und Venen ist dann bestimt durch die Eingeweide[ .] Das Herz ist unsimetrisch so wie die Arterien zuerst . die Venen und Arterien die in die Extremität gehen gelangen erst zur Symmetrie . – Das andre System ist das Muskelsistem : das Sistem der Irritabilität das nach außen unmittelbar gerichtet ist , das in sich selbst zerfällt in die Strekmußkeln und Beugemuskeln (Erman hat Versuche gemacht die beweisen daß es Cohaesions veränderung bei der Zusamenziehung der Muskeln ist)[ .] Lungen Proceß . Hier trit die Irritabilität in einen Elementarischen Proceß mit dem Abstrakten Element ein . Die Lümphe ist das animalisch indifferente , das ist die macht gegen die besonderte Unorganische Natur[ .] | Auch die Haut steht in diesem Proceß . Aber das ist die unvermittelte Aßimilation wie bei den Pflanzen . Hingegen der Lungen proceß ist der Vermittelte Proceß . Man hat allerlei versuche gemacht ob der Schlag des Herzens bestehe ohne das Gehirn[ .] Haller hat das Herz als die wesentliche Bedingung für die Circulation angesehn – man hat auch an mißgeburten Versuche gemacht . Allein daß das Leben doch statt fi nden könne das ist eine schlechte Folgerung denn daß was man da meint Leben ist das ist nicht wahr . Auch gilt was von Fröschen gilt nicht für den Menschen . Man hat ja Kröten in Felsen gefunden die vielleicht die Ehre gehabt bei der Schöpfung gegenwärtig gewesen zu sein so kennt man Thiere die man gesotten und gefroren hat sie lebten nach wie vor imer fort . Aber das sind eben so Thiere die unvollkommen sind so wie auch die Jungen ein viel höheres Leben deßwegen haben . Le Galois hat Versuche gemacht und sein Haupt resultat ist daß das Rüken mark auf das Herz die Größte Beziehung hat so daß wenn das Rüken mark heraus genomen wird plözlich die Circulation aufhört – nimt man eine Portion weg so wird die Circulation abnehmend und hört dann auch auf[ .] | Wo das Leben kräftiger ist da ist Eins dem andern nöthiger als sonst . Jedes Sistem aber greift in das andre ein und gehört dem andern an . Die Gestalt des Thiers ist ganz einfach , es ist dreifach – 3 Centren – Kopf – Thorax – Unterleib . Dazu gehören die Extremitäten . Das Innere hat nicht diese Symmetrie wie das Äußere[ .] Erst wenn sich die Adern auf einen Proceß nach außen

5

10

15

20

25

30

3 Das Herz … zuerst .] Be : Da das System dem Leben angehört , so hat es nicht die Symmetrie . 10 Die Lümphe] Be : Das Blut ist die animalische Differenz , erst die Lymphe 30 Dazu gehören … Extremitäten .] Be : die Extremitäten sind die mechanische Äußerlichkeit . Was nach außen geht , 35 zeichnet sich durch Symmetrie aus , symmetrisch gedoppelt , so die Extremitäten , so was der Stimme 35 angehört . 10 ein] Ri : einen Herz .

21 gefroren] Ri : gefriert

nach wie vor] Ri : vor wie nach

24 Herz] Ri :

organologie

5

10

15

20

25

30

163

beziehen , erst dann werden sie regelmäßig . Indem der mensch seine Kraft auf Einen Punkt zu richten hat so müßen sich die Extremitäten so zuspizen auf einen Punkt . Kein Theil im Organismus bleibt ein festes alles wird Absorbirt , theils als Lymphe theils sonst allgemein . Oft giebt es ja Krankheiten wo der Organismus sich selbst verzehrt – wenn man keinen Appetit hat Abmagert . Bei Hunden sah man daß wenn sie Hungers gestorben selbst der Magen eingesäuert wurde – d . h . der Anfang gemacht zu dem Verdauen seiner selbst . Das Thier ist auf einen beschränkten Kreis angewiesen , je dumpfer das Thier desto kleiner der Kreis , der Mensch hat den weitesten , einige Thiere sind auf einzelne Pflanzen angewiesen – auf eingeweide . | Der Proceß mit der anorganischen natur ist ein dreifacher . der erste ist der rein Ideelle Proceß das Lebendige hat darin seine Freiheit , daß es das objektive verwandelt in ein subjektives , der 2te Proceß ist der Proceß der Begierde – der reale practische Proceß d . h . der Proceß von einzelnem gegen einzelnes – Indem die Verschiedenen selbständige gegen die andern sind . Dieser rein Practische Proceß endigt damit daß das andre anorganische ganz zernichtet wird Aßimilations proces ; ernährung etc . | Das 3te ist die Einheit von diesen beiden – der ideelle reelle Proceß . Es ist der Proceß daß das Lebendige Subjekt sich auch verhält zu einem äußerlichen , aber sich objektiv macht – das ist der Bildungs Proceß . Der erste endigt mit dem bestehnlaßen des anorganischen Objekts – das Ende des 2ten Proceßes ist das vollkommne negiren des objekts das Verzehren das 3te ist das Objektive das Objektives bleibt – das aber Subjektives bleibt – also bildet ; sich seine Form selbst gegenständlich macht . Hieher gehört was Kunsttriebe genannt wird – es ist über den Instinkt und Kunsttrieb viel gestritten worden . Die Stelle in dem Thier Leben wo das hingehört ist daß der Organismus sich zu dem unorganischen verhält so daß es dem Objekte seine Form giebt[ .] – Der Weitre Proceß ist der Geschlechts trieb , wo das Subjekt sich zu einem Subjekt verhält das eben dieses Lebendige ist . | Beim vorigen ist jene Subjektivität nur die Form die es bekomen hat[ .] Es sind verschiedne Formen der Aßimilation . Das erste ist die bloße Ideelle Aßimilation – wo das Objekt für sich stehnbleibt nur abstrakt – im 2ten wird es vernichtet im 3ten wird meine Form dem Objekt gegeben . –

… Punkt .] Be : Beim Menschen wird dieser Gleichheit der Gestaltung Abbruch gethan durch seine geistigen Beschäftigungen , er concentrirt seine Thätigkeiten , indem er seine Form 35 nach außen als einzelnes setzt , so muß er es mit dem Übergewicht von Einem thun . Die Thiere erhalten sich auch in Rücksicht ihrer Thätigkeit diese Symmetrie . 11 Der Proceß … anorganischen]

35 1–3 Indem der

13 subjektives] Ri : objektives

§ 280

330Ri ; § 281 Empfi ndungsproceß

122 Be

331Ri

164 § 282

332Ri

333Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Die bestimten Weisen des Empfindens sind das was wir die Sinne nennen . Es ist schon angeführt daß der Kopf der Siz der Sensibilität ist[ .] In dem Paragraphen sind diese Sinne dargestellt . Es giebt 5 Sinne . Der 1te Sinn ist der Allgemeine Sinn – Sinn des gemeingefühls , der Sinn der Schwere – Mechanisches Gefühl – der Sinn der Erde . Die verschiednen Sinne beziehn sich auf die verschiednen Unorganischen Elemente das ist der Sinn der Erde . Das 2te ist der Sinn des Gegensazes – als solchen – der Luft und des Waßers – dann der Sinn des Lichts und was bestimungen des Lichtes betrift[ .] – Der Gegensaz in seiner Totalität ist ein dreifaches . Das 3te (was dann das 5te wird) ist der Sinn der Subjektivität das innerliche in sich sein das nicht da ist (Schwere) steht gegen über der daseienden Innerlichkeit . 1 . Schwere – 2 . Sinn der Luft und des Wassers – 3 Sinn des Gesichts und Gehörs , des Raums und der Zeit , des phisikalischen Raums – des Lichts[ .] – Das | 3te ist die Selbstischkeit . Diese ist Zweierlei : die unorganische , Licht – Selbstischkeit die für sich ist : der Klang das Tönen . Es ist nicht etwas zufälliges auch nicht etwas was nüzlich ist – es ist die Nothwendigkeit des begrifs[ .] – Es kann keinen andern Sinn mehr geben – bei dürftiger entwiklung kann es weniger geben so ist diese Totalität unent wikelt . Es ist leeres Geschwäz sich das Können und Möglichkeit zu denken – das ist das wohinter das hohle sich zieht . – Das erste ist der Sinn des Gefühls – weil das der allgemeine Sinn ist , der Sinn der Schwere – so ist das der Sinn des Allgemeinen überhaupt – und deßwegen ist es auch der Allgemeine Sinn der Gestalt – er ist noch nicht partikularisirt der Ganze Körper hat diesen Sinn[ .] In diese Sphäre gehört der Sinn : ob etwas Schwer ist – das Gefühl der Cohaesion – das Gefühl des Widerstandes – (Spiz rauh etc) dann der Wärme . Diese ist eben die negativität der Cohaesion . – Das Zweite sind die Sinne des Gegensazes , der Sinn der Luftigkeit , des G e r uch s . Der Abstrakte Proceß ist der Duft . Individualisirt wird er | durch das besondre Gebilde , in den sich die Luft particularisirt . Dieser Sinn ist dann der Sinn des Geruches . Man denkt bei der Luft an den Sinn des Gehörs – aber die Luft ist ja für den Klang etwas gleichgültiges , auch starre Körper pflanzen den Klang fort[ .] Der andre Sinn ist der Sinn der Neutralität und zwar nicht der Sinn des Abstrakten Waßers sondern wenn es sich particularisirt und so concrete neutralität wird . – Die rein Theoretischen Sinne sind die Sinne des Selbsts des Gesicht und Gehörs – ein-

5

10

15

20

25

30

Be : Der eigentliche Prozeß ist die Differenz , das Hinausgekehrtsein des Organismus gegen die unorganische Natur , er ist sich selbst ausschließend und was er ausschließt heißt die unorganische Natur . 35 Diese Beziehung auf die unorganische 1 Die] Be : Der erste Prozeß ist der theoretische , das bestimmte Gefühl . Die 28 fort] Be : noch besser fort 31 Gehörs –] Be : Gehörs , des Selbsts des 35 Ideellen auf seine gedoppelte Weise , 6–7 solchen] Ri : solches

12 Zeit] Ri : Seit

25 er] Ri : s .

26 Gebilde] Ri : Gellde

organologie

5

10

15

20

25

30

35

165

mal der Objektiven Expansion – auf der andern Seite der Zeitlichkeit Innerlichkeit – wenn die Innerlichkeit äußerlich räumlich wird : Der Sinn des Gesichts : der Sinn der Objektiven Idealität . Der Sinn des Gehörs ist auch der Sinn der Idealität aber der Subjektiven . NB . In Ansehung der Sinne sah man eben das Symmetrische : | Es wurde Gefragt warum wir mit 2 Augen nur einen gegenstand sehen – man wollte es mit dem Kreuzen erklären . Es ist aber dieses einfach : daß man die Augen nur auf einen Gegenstand richtet , d . h . wir heben dadurch die Zweiheit auf . Wir könen wenn wir wollen 2 Gegenstände sehn . Ich sehe den Finger doppelt weil | ich den Gegenstand nicht als solchen sehe (der Geheime Regierungs Bevollmächtigte Herr Staats Rath S chu l z e hat vor ein par Jahren recht sehr intereßante Bemerkungen in einem Aufsaze mitgetheilt .) § 282 . Re a le r P r o c e ß . Das Thier ist selbst das dirimirende – der Trieb : die Begierde wird i m Thiere gewekt nicht von außen es ist eine einzelne bestimte natur . Das Eine hat Trieb zum Gras , Fleisch etc . Daß dieser Trieb ein ganz specifischer ist das ist dann sein Instinkt – das Grasfreßende Thier hat das , am Gras seine unorganische natur zu haben der Mensch ist so nicht beschränkt wie das Thier . Es ist eben das Lebendige daß es einen Mangel fühlt . Es ist auch nicht ein bloßer Mangel der Reflexion . Das Thier hat Mangel weil es selbst das Vergleichende ist , als subjektives ist es nämlich die Totalität . Es ist die einheit in der Differenz[ .] Das Vorrecht lebendiger Natur ist diesen Mangel zu haben – Bedürfniß zu haben – die höchste natur hat den grösten mangel . Wenn man fragt warum Unglük in der Welt – Schmerz sei so ist das eine Thörrichte Frage – denn das Fühlen des Gegen sazes ist gerade ein Vorzug des Lebendigen . Als subjektives ist das Thier die identität mit sich indem es das negative des andern ist so ist es auch sein eignes . Sein Selbstgefühl ist nicht Wahrheit[ .] In der Anmerkung ist von dem formellen Wesen | die Rede wo von Magnetischem von Ost und West polarität geredet wird – wo aber statt klarer Gedanken nur Bilder gebraucht werden – . § 283 Schlafen und wachen ist das u nve r m i t t e l t e mitgehen in der Natur . Die Eigentlichen Proceße sind die Proceße zu solchem was ein äußerliches ist . Die verschiednen momente die Hier vorkommen sind die Luft Waßer und Erde ; das Licht ist gleichfalls eine äußerliche Potenz für das Thier aber nur eine allgemein erregende und belebende das Licht ist aber nicht wie bei der Pflanze diese Macht . Denn das Thier hat an ihm selbst seine Selbststigkeit die Pflanze hat sich als ein anderes – das Licht ist ihr andres[ .] Sie wird hinaus gerißen : Bei dem Thier ist die Gegenständlichkeit seines Selbst nicht eine unorganische Potenz für es selbst .

25 nicht Wahrheit] Be : nur Gewißheit 26 wo2 ] Ri : ws

34 ihr] Ri : s .

123Be

334Ri

§ 283

335Ri

§ 284

166

336Ri

337 Ri

124Be

nachschrift ringier · 1819/20

Jedoch werden die Thiere gewißermaßen auch durch das Licht hinaus gerißen (nordische Vögel sind in sich selbst sie singen – die Südlichen prangen mit den schönsten Farben)[ .] Auch an der Haut ist die Vegetabilische Natur mehr oder weniger enthalten . Die Thiere sind unmächtiger als der mensch und so schlägt die Haut bei ihnen mehr auf den vegetabilischen Proceß aus . Die innerliche Hauptfarbe bei dem Thier ist Roth – bei den Pflanzen das neutrale Grün . Roth ist eigenthümliche Farbe des Thiers[ .] Sonst sind die Farben der Thiere Elementar Farben[ .] Bei den höheren Thieren ist es mehr ein Gemischtes[ .] | Doch hat das Licht darauf großen einfluß . Auch bei den Fischen zeigt sich dieses Roth . Bei den Federn der Vögel bemerkt auch Göthe daß sie einfluß von dem Licht haben . Der Papagei hat innen Gelb und außen wo es am Licht ist da ist es bis auf das Roth gesteigert . Der Eigentliche Animalische Proceß fängt mit der Luft an – durch das Athmen[ .] – Der Proceß ist immer ein doppelter[ .] Die unmittelbare Verwandlung ist die substantiele Verwandlung . So ist der Proceß theils unmittelbare verwandlung (mit der Luft) an der Haut , theils der vermittelte – in der Lunge . Der Proceß der Luft mit der Haut ist der unvermittelte es ist die Production der Hare – die Vögel die in dem Luft leben beschränkt sind haben am meisten vegetabilisches . So die Haare und Nägel es ist kein Animalisches – wird dieser Vegetabilische Proceß ein Animalischer so ist eine Krankheit da der Weichselzopf . Die Droßelfänger wißen daß nach einem starken Nebel die Droßeln fetter sind – das ist eben die Feuchtigkeit die an der Macht des Animalischen in das Animalische übergeht . Es sieht aus daß das zufällig ist daß der Mund zufälliger Weise da ist . Aber der Mund ist das Organ des vermittelnden Proceßes . | Die Ganze Oberfläche der Gestalt als Haut steht mit der Luft im Proceß dieser Proceß concentrirt ist der Mund . Davon daß das Organische in seinem Prozeß sich so vereinzelnt verhält wurde schon bei dem vegetabilischen gesprochen . Das Thier weil es ein einzelnes so verhält es sich auch als ein einzelnes zu einem einzelnen . Der Prozeß mit der Luft : das Ath|men ist : das Übergehen in die Luft – das zerfl ießen in die Lüfte das verdunsten – das Thier erhält sich aber und nimt dies wieder zurük ; und nun wird die Luft aßimilirt . Es ist das Blut was diese Verdauung verrichtet . (Die Lunge und das Blut) In dem Blut

5

10

15

20

25

30

6 Roth –] Be : Roth , Farbe der Subjektivität , Reduktion von Blau und Gelb zur selbstischen Sphäre . 9 bei den … Roth .] Be : die Fische sind mehr in glänzenden und erhöhten Farben vorhanden . 16 es ist … Hare –] Be : es treten diese Vegetationen hervor , was die Haare die Federn sind ; 18 kein Animalisches –] Be : keine Empfi ndung ; werden sie animalisch , so kommen Blutgefäße in 35 sie hinein . Wenn die Luft feucht ist , wird der Prozeß stärker ; 22–23 Aber der … Proceßes .] Be : 35 Das Athmen ist der vermittelte Luftprozeß , und der Mund ist das äußere Organ desselben . 1 Thiere] Ri : Thiere auch zlnes

22 ist 2 ] Ri : sind

24 Davon daß] Ri : Ds

27 einzelnen] Ri : ein-

organologie

5

10

15

20

25

30

35

167

ist das Bedürfniß vorhanden die Luft zu verdauen das liegt darinn daß es diese irritabilität ist aber diesen Gegensaz in seine einfache Form reducirt als ein neutrales flüßiges – als dieses negative diese unruhe ist es eben so nach außen gekehrt . Es ist nur indem es sich wieder herstellt in dem Andern seiner selbst . Das Blut hat also so diesen Hunger oder Durst nach der unorganischen natur und seine unorganische Natur ist die Luft . Das Blut gehört der Reproduktion an aber der Reproduktion wie sie in der Irritabilität ist[ .] | Sein unorganisches kann nichts anders sein als die Luft – sie ist das feurige , das negative . Das Blut ist auch dieses aber ohne die Luft ein getödetes . – Man unterscheidet Arterielles und Venöses . Das Venöse ist das nach äußerlichkeit durstige[ .] – Das Arterielle ist ein differentes – das venöse Blut ist das was der Indifferenz zugeht . Es hat den Trieb dazu , da es das Unruhige ist . Chemischer Weise zeigt es sich daß das Blut Sauerstoff in sich nimt . Das können wir ansehn als das Äußerliche deßen daß sich das Blut mit der Luft befeuert . Die Ernährung muß weder chemisch noch bloß mechanisch genommen werden . Das Arterielle ist ganz gleichgefärbt so auch das Venöse und es ist nicht so ein allmählicher übergang . In die Milz geht viel Arterielles Blut , die Wandlungen in der Milz sind nicht ein härteres sondern ein ganz breiartiges wie die Häute der venen . deßen ungeachtet geht hier die Verwandlung von Arterielem Blut in venöses vor sich , aber dazu müßten sie überhaupt Straffer sein sie sind aber so weich wie in den venen . Das 2te ist der Proceß mit dem Waßer : Durst : verlangen nach der neutralität . Die Hize erklärt das Bedürfnis des andern Moments . So der Geschmak wenn er bestimt ist so ist der Trieb diesen Geschmak weg zubringen – neutral zu machen[ .] | Es folgt nun das Verhältniß zu den Productionen der Erde : Hunger . Das sind bedürfniße nach dem Elemente – Verlangen die Objektivität aufzuheben[ .] Das Thier sucht einzelne Befriedigungen – wäre es vollkommen gesättigt also vollends indifferent so hörte es auf zu leben . Das Animalische ist die einfache sich auf sich beziehende negativität , aber nicht die ruhende . Man muß sich nicht denken daß bei dem Verdauen nur das brauchbare abgeschieden wäre , das wäre schon fertig darin und das Ganze wäre eine bloß mechanische Vorstellung[ .] Man stellt sich das Verdauen auch oft so vor : wo vermischtes getrennt wird . Die Aßimilation wäre so chemischer Natur . Das Produkt im Chemischen ist eine neutralität und jedes ist nur eine einseitige Qualität , das Organische ist aber nicht diese einseitige Qualität sondern die einheit des Gegensazes . Bei dieser Aßimilation sind wie oben auch diese 2 Formen unterschieden : 1 einfache unmittelbare Verwandlung 2 . Vermittelte Verwandlung . Das lebendige ist die Macht der äußerlichen Natur[ .] – Das Nahrungsmittel hat eine bestimte 11 zugeht] Ri : zu zu ghn

18–19 vor sich] Ri : über

20 venen .] Ri : venen . D . 2t

338Ri

339Ri

§ 285

§ 286

168

340Ri ; § 288

[§ 286] 341Ri

nachschrift ringier · 1819/20

Qualität . Das Thierische ist das Allgemeine . Das Endliche ist nur ein Momentanes das nur aus Güte sein Dasein erhalten hat . (Ein Geist der von dem andern überzeugt wird giebt gegen diesen das Seinige auf – So auch durch das bloße Imposante des Großen Geistes) Ebenso die macht des Organismus über die natur[ .] | Es kann das unmittelbar geschehn (Droßeln und die Engländer die sich durch näzen der Hemden den Durst 3 Wochen lang stillten) . Beim Polypen ist gar keine vermittlung der Verdauung ; sondern nur wenn die Speise hereingesezt so wird sie plözlich verdaut und verwandelt . Die untren Thiergeschlechter haben so einen einfachen Bau daß Magen After Schlund nichts geschiedenes ist . Auch beim ausgebildeten Organismus hat man versuche gemacht daß Fleisch etc . unter Muskeln eines Thiers gestekt eben so zu einem Brei werden wie im Magen[ .] – Bei dem Beinbruch werden eben so die scharfen Knochen enden erweicht und Absorbirt[ .] – So erzählt Cuvier von einem Waßerthier Salve daß Muscheln ganz aufgezehrt lagen nur noch mit der äußren Haut auch außerhalb des Magens . – Zu dieser unmittelbaren Verdauung gehört auch das Einreiben von mitteln die eben so wirken – so durch einreibung auf die Axel hat Hipecacuanha auch laxirt . Unmittelbar nach dem Eßen von Spargel hat der Urin einen bestimten Geruch – dieser Vergeht und nach der andern Zeit der Vermittelten Aßimilation , kehrt er wieder zurük[ .] – Vermittelte Aßimilation . Der Organismus kehrt sich gegen das eingenomene . Die Speisen komen in den magen nachdem sie mit dem | Speichel vermischt sind , und dort ist der magensaft[ .] Die muskeln des magens wirken zugleich auf diese Speise aber die Hauptwirkung ist von dem Magensaft . In den Vögeln sieht man die härtesten Steine etc . Es ist nicht eine besondre Thätigkeit des mechanischen . Bei solchen Thieren findet man dann auch kleine Steinchen im Magen man glaubte das diene zur zerreibung , allein durch erfahrungen ist das widerlegt worden . Dieser Proceß hat nun aber auch die Form der Vermitlung – Verdauung . Er ist ja totale Subjektivität – entwikelte Subjektivität – er kann sich nach außen auch nicht auf eine einfache Weise verhalten . Diese Vermitlung ist nun in dem bekann-

5

10

15

20

25

30

1 Qualität .] Be : Qualität , es ist ein Äußerliches gegen das Animalische ; dies ist seine unmittelbare Wahrheit . Diese einfache Verwandlung muß in der Erscheinung vorkommen theils für sich theils 30 als das Allgemeine im vermittelnden Prozesse . 8–9 Die untren … ist .] Be : die niedrigen Thiergeschlechter sind nur ein häutiger Sack , ein sackförmiger Behälter , in den die Beute aufgenommen und verändert wird . Es zeigen sich auch keine Excremente und die Ausleerung besteht nur in einer Art Verdunstung . Die untern Thiergeschlechter haben einen so einfachen Bau daß alles verschlun- 35 gen ist . 19 Vermittelte Aßimilation .] Be : In der vermittelten Verdauung wird das eigne Verhalten 35 des Animalischen nach außen ge schafft . 1 Endliche] Ri : Emdliche 9–10 ausgebildeten] Ri : aus / gebldeten Salve] siehe Anm . 18 Vermittelten] Ri : Vrmttlnten 20 sind] Ri : ist

11 Bei] Ri : Beim

13

organologie

5

10

15

20

25

169

ten enthalten . Es ist der Magen und Magensaft welcher die Speisen verwandelt in einen Brei – der so durch den Körper durch geführt wird wo überall Saugadern angebracht sind . Die nähere Weise der Thätigkeit zeigt sich zuerst so daß es ein besondrer Stoff ist (magensaft) der den äußren Stof auf eine eigenthümliche Weise verändert[ .] Es ist von seiner Seite ein besondrer Stoff . Das Produkt der Wirkung ist ein Neutrales , worinn sich die beiden anderen abstumpfen . | Nun ist aber das Organische nicht ein Chemisches sondern es ist die Einheit seiner in dem Entgegengesezten : nicht e i ne s der Entgegengesezten[ .] Das kann also nicht so vorgestellt werden . | Alle Versuche haben nichts heraus gebracht über die Beschaffenheit des Magensafts . Der Magensaft säuert leicht – die Galle entsäuert wieder . Wir sehn daß es keine chemische Wirkung sein kann . Sondern es ist eine allgemeine Aßimilation – sie geht verschiedne Stadien der Kochung durch – nur quantitativ von ein ander unterschieden . Die Thätigkeit des Organismus gegen die Speise ist weiter nichts als daß er sich zeigt . d . h der Organismus verhält sich auf eine freie Weise in der Aßimilation . Er läßt sich nicht in den reellen Proceß mit ihr ein . Er bleibt darinn in seiner Allgemeinheit . Er trit als Galle – als Zorn dagegen auf etc . (§ 285) dann als Feuer und Waßer[ .] So wie bei dem Zeigen der unorganischen Welt durch den galvanischen Proceß . Das Weitere ist dann daß er von dieser Äußerlichkeit sich befreit , daß er sich von sich selbst abstößt – das was er gethan hat : als Waßer aufgetreten zu sein Feuer etc dieses stößt er auch wieder von sich ab und geht in sich zurük . Man hat die chemische Analise der Feces untersucht und man fand daß es nichts als animalisches ist ; was der Organismus fortschaft sind seine eignen Productionen – animalische Productionen[ .] Die Producte in denen er sich gezeigt hat schaft er weg[ .] – Er verhält sich zu anderm er producirt sich in diesem andern , d . h . er vernichtet das Andre[ .] | Das unorganische verwandelt er in sich vernichtet daßelbe[ .] Er ist so : Begierde – er verhält sich als negatives nur zu anderem . Das eine Verhältniß ist daß indem der Organismus sich zu anderm verhält er es zu seiner neutralität macht : zur Lymphe ; Das 2te ist daß er das Objektiv gemachte aus stößt sich von sich selbst . Der Organismus sezt nach dieser Bedeutung

30

… abstumpfen .] Be : modificirt . Dies ist aber ein chemisches Verhältniß , und das Produkt desselben ist ein neutrales , worin die Qualitäten abgestumpft werden und ein Drittes hervorgebracht wird . 10 Der Magensaft … leicht –] Be : höchstens daß die Speisen im Magen sehr leicht gesäuert werden , es ist nur ein Anschein von solcher Säuerung . 17 Waßer[ .]] Be : sein 35 Wasser . Er zeigt sich als Prozeß des Gegensatzes , es ist aber kein wahrhafter Prozeß ; die Reaktion 24 weg[ .] –] Be : weg , nicht aber unverdaute Theile der 35 ist die allgemeine Thätigkeit desselben . Speisen . 29–170,1 sezt nach … sich 2 ] Be : macht sich objektiv ;

30 5–6 verändert[ .] Es

12 geht] Ri : ghn 15 ihr] Ri : ihm verhält] Ri : vhlt indem

18 er] Ri : er sich

26 verhält sich] Ri : vhltsich

27–28

125Be

342Ri

[§ 288]

343Ri

170

344Ri

126Be

345Ri

nachschrift ringier · 1819/20

sich selbst außer sich er hat sich in der Begierde als eine bloße subjektivität verhalten – vor dieser subjektivität ekelt es ihm und er entfernt es von sich . Die einsaugenden Gefäße saugen den Chylus ein ; Diese stoßen alles Animalische , diese Galle von sich : sie nehmen nur das von ihm zur indifferenten Animalität reducirte . Also es wird was der Organismus von ihm selbst hervorgebracht fortgeschaft . – Die neuern Phisiologen wißen , durch ihre Untersuchungen imer weniger und desto mehr erkennen sie in allem dieselbe Differenz . In dem Urin findet man lauter Sachen die sich aus dem Futter nicht abscheiden laßen ; bei den Vögeln umgekehrt : sie freßen viel kieseliches und in den Exkrementen ist keine Kieselerde . In dem Urin des Löwen und Tigers hat man eine Menge Kali gefunden , sie freßen doch keine Pflanzen – und umgekehrt bei den Pflanzen freßenden Thieren findet man Natrum , obschon doch nichts animalisches von ihnen gefreßen wird . | Diese vermitlung ist nur daß der Organismus auf freie Weise sich auch darstellt und zeigt in seinem Feuer und Zorn (§ 286 und 287 ist das aber nicht so bestimt gesagt)[ .] Was der Organismus zu bekämpfen hat ist nicht das Äußerliche sondern das was er selbst producirt worinn er sich selbst nach außen gerichtet hat , davor ekelt es ihm . Sein wahrhaftes thun ist aber das resumiren in sich . Dritte Form des Proceßes – der K u n s t t r ie b , Bildungs trieb : die Vereinigung von beiden – die Begierde – das bloße negiren daß es gehemmt wird . Ein Hemen , aber damit ein bestehn laßen des Objektiven . Dadurch erhält man subjektivität Gegenständlichkeit . Es ist die Vereinigung der Beiden . Es aßimilirt sich das Thier die äußre natur und will sich selbst darinn gegenständlich sein – es verdopelt seine Subjektivität . – (das 3te Verhältniß im Ganzen ist das Geschlechts ver|hältniß ; hier verhält sich das Subjekt zu einem subjekt von der andern Seite . Es findet sich in dem andern – das ist die höchste Objektivirung des Lebendigen in der es selbst Subjekt bleibt . –) Dies erstere macht den Übergang zu dem leztern – es ist eine Form die es dem Objekt gegeben hat worinn es sich fi ndet . Die Objektive subjektivität ist hier aber eine gespaltene[ .] – Das sich hinaus sezen ist | nur unvollkommen . Von jeher ist vielfach versucht worden den Instinkt des Thier zu faßen bald nahm man es mechanisch bald Geistig und man sagt es sei das etwas verwundersames man hat

5

10

15

20

25

30

1 als eine … subjektivität] Be : als ein bloß Negatives , als ein bloß Subjektives ; 7–8 In dem … laßen ;] Be : Man fi ndet Kalk , Schwefel und dergleichen in den Excrementen der Thiere , die im Futter nicht vorhanden waren ; 13 Diese vermitlung … darstellt] Be : Dieser Verdauungsprozeß ist nicht eine Sache der Noth , sondern ein Überfluß . 24 findet] Be : empfi ndet 28 unvollkom- 35 men .] Be : unvollkommen . Die Objektivität nimmt es als etwas Vorgefundenes und giebt ihm seine 35 Form , 29 Instinkt] Be : Instinkt oder Kunsttrieb 2 einsaugenden] Ri : einsaugenden d . untesucht

20 erhält] Ri : erhllt

25 der] Ri : dem

29 versucht] Ri :

organologie

5

10

15

20

25

30

171

den Instinkt bloß gebraucht als ein allgemeines Zeichen von einem Nichtbegriffnen . Das Lebendige muß sich realisiren . Es komt hiebei der begriff der Zwek mäßigkeit hinzu ; es ist ein analogon des Verstandes . Aber der Begriff der Zwek mäßigkeit ist hier der Begriff der Vernünftigkeit – der Begriff der Lebendigkeit ist auch etwas zwekmäßiges – Zwek mäßig ist eben etwas vorausbestimtes . Im Lebendigen liegt überhaupt der Begriff der Zwek mäßigkeit aber man findet diesen Begriff nur da auf wo er als eine äußere Zwek mäßigkeit erscheint . Der Organismus ist auch Zwekmäßig aber es ist hier immanente Zwek mäßigkeit[ .] – Man sezt nun imer bei der Zwek mäßigkeit die Form des Bewußtsein voraus , aber das ist nicht erfordert es ist die Subjektivität welche nach außen agirt . Daß ferner solch äußre Produktionen zwek mäßig erscheinen liegt darin , daß die Gegenstände als etwas Brauchbares vorgestellt werden . Diese Brauchbarkeit ist nichts andres als daß sie in dem Trieb in der Begierde – das Objekt nicht bloß verzehren sondern es sich außer sich produciren und bilden . Diese Zwek mäßigkeit ist nichts andres | als daß das Thier sich selbst in äußren Gegenständen producirt . Es ist eine Begierde . Es wird das Objekt gelaßen nicht zernichtet , sondern nur die äußerliche Form gegeben . – Hieher gehören die Verhalten der Thiere zu dem Elementarischen[ .] Das Thier verhält sich zu dem Raum , zu der Luft zur Erde als ein Schweres . Sein bilden in Ansehung der Räumlichkeit besteht in der Willkührlichen Bewegung – oder eigentlich Zufälligen . Es ist im Raum , aber diese Äußerlichkeit ist bei ihm eben so ein ideelles , es ist als subjektives ein nicht Räumliches . Es hebt imer diesen Ort auf und beweißt so seine Zufälligkeit gegen den Raum . Ein Ort ist durchaus wie der andre das Thier sezt diese Äußerlichkeit als das was sie ist – Zufällige Bewegung[ .] – Die Wanderungen der Thiere gehören hieher . Es sind hier nicht nur diese räumlichen Verhältniße . Es vertauscht ein Clima mit dem andern . Das Thier bildet sich in die Luft hinein – es äußert seine reine Innerlichkeit – Stime . Dem Vogel überhaupt gehört der Gesang an . Er verhält sich zu dem leeren physikalischen Element , er gehört dem ganz unbestimten und so empfi ndet er sich darinn . Ein weitres ist dann wieder das bereiten von Nestern und Höhlen[ .] | Es ist das die Erde – die Physikalische Umgebung in das sich das Thier hineinbildet[ .] – Der Mensch eben so wie das Thier verhält sich auch zu der Erde als ein schweres – es ist das Elementarische Verhältniß[ .] – Dieses Aßimilirt es sich auch – macht es zu dem 10 Subjektivität welche nach] Be : innere Bestimmung überhaupt , die sich erhält indem sie nach

35 16 die äußerliche … gegeben . –] Be : einem äußerlichen Material eine Form giebt und die Gegenstände 35 als Produkte seiner selbst braucht .

26 Stime .] Be : Stimme , assimilirt sich die Luft . res –] Be : Schweres zu Schwerem , hier ist nicht Begierde

1 als] Ri : v . S . vhlten

12 in dem] Ri : indem

24 sind] Ri : ist

26 Vogel] Ri : Vögl

31 schwe-

27 Er verhält] Ri :

346Ri

347 Ri

172

348Ri ; § 289

§§ 290 , 291

nachschrift ringier · 1819/20

Seinigen , daß es sich einen Plaz bereitet wo es ruhen kann[ .] – Ein ferneres ist das bauen der Zellen – Honig bereiten Neze weben . Hier hat man bei den Insekten dieses künstliche bemerkt und man hat gefunden daß es meist die Zeugungslosen Thiere sind wo das hervortrit[ .] – Doch bei den Spinen ist das nicht der Fall . Die Hauptsache ist das daß dieses im Verhältniß ist mit der Geschlechtlich keit[ .] – Es ist das Zeugen mit dem Äußren[ .] – Es secernirt sich stößt sich von sich ab . Bei solchen Thieren ist es der Fall daß Regelmäßigkeiten statt finden – sechsekige Zellen – das ist gleichsam ein sechsekiger Instinkt[ .] – Aber bei den Bienen ist es der Fall daß sie runde Zellen machen und daß nur diese weiche Maße von selbst zur sechsekigen wird . Man sagt das sey höher als das menschliche Werk . Aber es ist grade das gegentheil[ .] Die Geschlechtslosen die dergleichen Produciren produciren nur den Stoff weiter nichts . – Überhaupt gehört der Bildungs trieb in die Weise der Aßimilation[ .] – | 3 Proceß der G a t t u n g . Der Bildungs trieb macht den Übergang hierzu – es ist das bloß synthetische . Die Wahrhafte Synthese ist in dem Geschlechts verhältniße erreicht § 288 . in dieser Synthese (dem Bildungs trieb) ist das Thier nicht befriedigt , denn es hat darin nicht seine wahrhafte realisirung erhalten[ .] Sein trieb ist sich als Allgemeines zu sezen – das ist Trieb der Gattung – über die natur hinaus . Es ist an sich das Allgemeine aber auch in seinem Gefühl . Es strebt damit über die Natur hinaus . Ich bin für mich ich weis von mir sonst wäre ich nicht ich[ .] Das Thier strebt also über die Natur hinaus . Der Trieb ist in der natur als Nothwendigkeit . Jedes ist ein Selbstständiges Lebendiges . Das Thier ist der Trieb dieser seiner Gattung , sich als Gattung anzuschauen , aber in der Natur komt es nur

5

10

15

20

25

127 Be

3–4 daß es … hervortrit[ .] –] Be : indem die | geschlechtslosen Thiere anstatt der Zeugungsorgane andre Organe haben wodurch sie einen Stoff bearbeiten ; 4–5 Die Hauptsache … Geschlechtlichkeit[ .] –] Be : der Bildungs- und Zeugungstrieb vermischen sich hier , beide liegen ganz nahe zusammen . 11–12 Die Geschlechtslosen … nichts . –] Be : das Lebendige producirt einen Stoff der zugleich Subjektives und Form in sich ist . 19 Sein] Be : Es giebt sich sein reelles Selbstgefühl , d . h . es macht sich zum konkret-Allgemeinen ; sein befriedigtes Selbstgefühl ist seine Allgemeinheit ; diese Befriedigung ist durch es selbst gesetzt , daher es empfi ndet ; und daher Empfi ndung seines Mangels , es soll über sich hinaus kommen , denn es soll das Verhältniß seiner aufheben und damit seine subjektive Einzelheit . Es ist also Gefühl des Mangels , dies was es empfi ndet , nemlich Gattung zu sein , setzt es ins Dasein . Die Begierde ist nur negativ gegen das Andre ; sein 23–24 Das Thier … anzuschauen ,] Be : zu dieser Verdoppelung seiner Allgemeinheit strebt das Thier in seinem Gattungstriebe . In diesem Gattungsverhältniß ist in der Natur die Identität unterschieden , die Gattung ist die konkrete Einheit dieser beiden .

25

30 30

35 35

6 ab] Ri : aber 10 Man] Ri : Mann 12 nichts . –] Ri : nichts – – 15 bloß] Ri : bloß nichts 18 erhalten[ .]] Es folgen drei Leerzeilen . 20 strebt] Ri : strbt sich 26 andre Organe haben] Be : haben andre Organe 40

organologie

5

10

15

20

25

30

173

dazu daß es die Empfindung seiner nur hat in dem andern seiner Art . Das andre ist daßelbe was es ist und darinn empfi ndet es sich . Sie bleiben aber dabei selbstständige wo sie nur für einander sind als einzelne[ .] Hier ist eben darinn die Idee der Natur zu ihrer Würdigkeit gekommen in dem Paar – es | ist wie die Schwere auch diese Identität . Diese Idee die die Schwere ist – ist in dem Lebendigen heraus getreten als ein empfi ndendes . Hier ist diese Idee zwar nicht als bewußt – als idee aber doch als Empfi ndung . Das ist der Begriff des Geschlechtsverhältnißes überhaupt . – Das Individuum hat diese Empfi ndung in seiner allgemeinheit . Der Proceß der Gattung besteht nur in der Vermitlung daß jedes sich im andern empfindet . Der Trieb ist Spanung daß man sich fühlt nicht vollständig zu sein . Diese zweiheit hebt sich auf und wird zur einheit zur wirklichen Empfi ndung[ .] Die beiden Geschlechter sind auch in der Bildung als unterschiedene gesezt , ursprünglich sind sie identisch[ .] Das Mänliche ist mehr das thätige , das weibliche ist das einfache sich auf sich selbst beziehende[ .] Es sind für diesen Proceß auch besondre Organe gesezt . Der Mensch ist ursprünglich hermaphroditisch daßelbe bildet sich nur auf verschiedne Art[ .] – In den niederen Thieren ist das Geschlecht ganz hermaphroditisch . So ist aus Hermaphroditen zu erkennen daß die Prostata zum uterus wird – der Hodensak – die Scham lefzen[ .] – Die Zeugung ist diese Einheit der Lebendigen Empfi ndung . Beide haben ihre besondre Eigenthüm lich keit aufgegeben[ .] Diese einheit ist das in seiner Einheit wieder hergestellte Leben – das Geschlechtslose Leben[ .] | Das Erzeugte ist zunächst nach allen seiten hin different . Das Thier ist damit ein geseztes . Es ist ein einzelnes welches die bestimung der Einzelheit in sich trägt . Es ist das Gefühl dieser Einheit . Es hat die Gattung sich zur existenz gebracht . Innerhalb der Sphäre der natürlichkeit fällt dies aus ein ander und diese Gattung ist deßwegen selbst wieder ein einzelnes und die natur fällt wieder in ihre Natürlichkeit zurük und vollendet den langweiligen Kreis lauf von Geschlecht zu Geschlecht . – Das durch lauffen dieser Proceße ist eben das Leben . § 292 . Die Idee des Ganzen haben wir damit erreicht und wir sind hiemit an der Gränze des Thieres . Der menschliche Organismus ist der edelste und vollendetste[ .] Wenn man die Thierwelt betrachtet so muß man nicht von dem Einfachsten anfangen sondern von dem Ausgebildetsten ; man versteht dann das ein-

4 zu ihrer … gekommen] Be : verwirklicht 8–9 Der Proceß … empfindet .] Be : Der Prozeß der Gattung heißt der Begattungsprozeß ; diese Einheit wird zur mangellosen ungetrennten Empfi n35 dung . 19 Empfi ndung . Beide … aufgegeben[ .]] Be : Empfi ndung , in der die negative Identität 23 35 beider gesetzt ist ; bei Schmetterlingen ist der Akt der Zeugung zugleich der Akt des Sterbens . Es hat … gebracht .] Be : Die Gattung ist ein Höheres als die Natur geworden . 27 Leben .] Be : Leben , Verhältniß zu einem Andern , Beziehung auf sich , Einheit von Beidem . 10 sein] Ri : seit

21 allen seiten] Ri : allenseiten

349Ri

§ 292

350Ri

§ 293

174

351Ri

128Be

352Ri

353Ri

nachschrift ringier · 1819/20

fache . Es sind nur Versuche da etwas zu bilden . Der Typus der natur strebt überall hervorzu treten . Aber an vielem hat es keine Bedeutung – so | Z B . Anfänge von Füßen an Schlangen . Es sind 2 Momente : die Stufenfolge der Entwiklung und dann wie sich das an dem Einzelnen anschmiegt . Weil das Leben ein unmittelbares dasein hat so ist es ein vergängliches . Der Geist ist nicht ein un mittel|bares[ .] Das unmittelbare hat schranken , es bezieht sich auf andres . Die Particularisationen sind vorhanden auch als unorganische Natur . Die unorganische natur und die Lebendigkeit entsprechen sich . Das Leben kann sich in alles hinein werfen es kann unter den dürftigsten Bedingungen hervortreten . – Die Art und Weise bei der Eintheilung der Thiere ist die : man sezt voraus es sind diese Thiere[ .] Die Allgemeine Ansicht sezt nun gewiße Thiere zusamen ZB . Fische . Für diese Allgemeine Vorstellung sucht man nun eine einfache Bestimtheit – diese soll allen gemeinschaftlich sein . Die Regel ist die Art und Weise wie sie existiren[ .] Allein im Allgemeinen kann das nicht gelingen denn die Natur ist an solche Einzelne Qualität nicht gebunden . Sezt man eine solche Bestimtheit voraus ZB . Athmen mit Kiemen und Lunge , so sind doch Amphibien[ .] | So bei der einfachen bestimtheit von Säugethieren , da ist aber der Wallfisch der säugt und doch fisch ist . Legt man eine solche einfache bestimung zu Grunde so ist das was sich auf den ganzen habitus bezieht nicht gefunden[ .] Es ist hier angenomen daß die Thierische Existenz das erste sei und das Allgemeine das 2te [ .] Aber man muß umgekehrt verfahren[ .] Man muß auf den Begriff die Allgemeine bestimtheit festsezen und dann sehen ob sie dieser Regel gemäß sei . Menschliche Werke sollen so sein , aber sie könen auch schlecht sein so bei der Natur kann dies noch unendlich mehr statt fi nden . – Eine Hauptsache ist daß man jedes besondre Thiergebilde als ein Ganzes betrachten muß aber nicht oberflächlich . Es ist oberflächlich wenn man sagt das Thier sei ein ganzes – es muß durchgehend sein – Cuvier zeigt wie aus einem Zahn die Form der Kinnknochen und Knochen der Hinterfüße zu bestimen ist . Das Gerede daß das Thier ein Ganzes sei wird erst ein Inhalt reiches wenn das in einem besondren überall gezeigt wird . Cuvier sagt | wenn die Eingeweide geeignet sind nur rohes Fleisch zu eßen so müßen die Zähne so sein die Beute zu Packen und zu verzehren , so die Bewegungs organe[ .] – Die Zähne , die müßen den Typus von Hunds zähnen haben[ .] – Der Condilus muß deßwegen so sein dies zu könen , so die Muskeln müßen stärker sein , die Vertiefungen müßen deßwegen

5

10

15

20

25

30

35

7–8 vorhanden auch … sich .] Be : vorhanden , einerseits als Lebendigkeit , anderseits als unorganische Natur , und diese unorganische Natur macht die besondern Bedingungen des animalischen Le- 35 bens aus . 2 Aber an] Ri : Aberan

19 gefunden] Ri : gebunden

organologie

5

10

15

20

25

30

35

175

größer sein wo die Muskeln sizen dazu gehört auch daß die muskeln des Kopfs und Genik größer sein müßen , so die Rüken wirbel – die spizen Zähne müßen überwiegen – in den Klauen muß große Stärke sein – aus diesen bestimmen sich die Zehen – so auch die Verbindung des Schenkelbeins mit dem Schienbein , es muß die Insinuation so sein daß sie sich hin und her drehen könen – was bei den Pflanzen freßenden Thieren nicht sein muß . Wenn man so einen Knochen kennt so ist die Form der andern dadurch determinirt . Ebenso folgt daß wenn Thiere Hufe haben so könen sie nicht fleisch freßend sein . Das Schulterbein ist so auch anders determinirt . So findet sich bei den wiederkäuenden Thieren ist das | Zahnsistem schlecht ausgebildet . Die Rinder welche Hunds zähne haben haben keine Hörner und umgekehrt . Die nicht wiederkäuenden haben oben und unten Schneide zähne . Ihr Fuß ist auch ein ausgebildeteres . Wo das Zahnsistem ein ausgebildeteres ist da ist auch der Fuß ausgebildeter – die Rinder Z . B . haben keine Waden beine sie haben nur ein Bein und so fehlen ihnen auch Knochen an den andern Articulationen[ .] Das Zeigt sich auch bei den Kindern – wenn sie Zähne bekomen so lernen sie auch gehen lernen reden – überhaupt alles was nach außen geht . So hat Cuvier angefangen die vergleichende Anatomie zu betrachten – Ein Thier ist an sich so eine Totalität . – Was nun ferner die Großen Abscheidungen betrift so ist der Haupt unterschied nothwendig der der E nt w i k l u n g und n icht e nt wi k lu n g [ .] Das beruht darauf : das System der Reproduktion macht das Thier überhaupt aus . das macht daß das Sistem der sensibilität und irritabilität hervor trit[ .] Die Spize der Sensibilität ist eben das abstrakte sich in sich zurüknehmen d . h . das Knochensystem – | auf der andern Seite ist das Blutsistem die äußerste Spize der Irritabilität . Wir wißen nun daß es Aristoteles war der die Thiere eingetheilt hat in Thiere mit Blut und Thiere ohne Blut[ .] – Er sah daß alle Thiere welche Blut (roth) haben ein Rükgrat haben – theils knöchern theils grätig . Erst in neuern Zeiten haben die Franzosen diesen großen unterschied wieder fest gehalten : Animaux avec vertebres und sans vertebres dies entspricht ganz der Aristotelischen eintheilung[ .] Die Franzosen haben überhaupt – auch die steife Linnaeische eintheilung nie festgehalten[ .] Dem unbefangnen naiven Natursinn bietet sich dieser Unterschied dar . Zu den Thieren mit einer Rüken wirbel Säule gehören die vierfüßler Vögel fische – die andern Würmer Mollusken etc . Das ist der unterschied der auf der natur des begriffes beruht . Der weitere Hauptunterschied ist : in welches Element das Thier geworfen ist : Landthiere Waßer thiere – Luftthiere . Die Thiere ohne Rükenwirbel gehen hinüber und herüber sie sind das undeterminirte[ .] | Bei den Mollusken ist das Innere , bei den Insekten das Äußere mehr ausgebildet[ .] Es giebt dann auch unglükselige 3 bestimmen] Ri : bestimt 4 Schenkelbeins] Ri : Schenkl / beins gehn 28–29 Die Franzosen haben] Ri : Bei den Franzosen hat

9 bei] Ri : beim 16 geht] Ri : 34 Luftthiere] Ri : Luft / thiere

354Ri

355Ri

356Ri

176

357 Ri

358Ri

129Be

nachschrift ringier · 1819/20

Mitteldinge . Die Frösche , so der Strauß ist Luftthier und Landthier deßwegen auch mehr das Harichte Wallfisch etc[ .] Diese mitteldinge heben aber den Grundunterschied nicht auf , solche Thiere sind Vermischungen solcher Dinge[ .] – Eben so wenn man mit der Musik mahlen will , so hat man auch eine Steinerne Mahlerei gemacht – Poetische Prosa – Prosaische Poesie – Dramatisirte Historie . Der Geist kann ein solches auch vermischen[ .] So die Natur auch – Aber die Vermischungen sind unvollkomen . So der Mensch : kann Mahler Dichter Philosoph sein : er ist aber auch danach . Das Landthier ist das Vollkomste überhaupt . Die Vögel und Fische die einem abstrakteren Element zugeschrieben sind sind unvollkomner . Man hat bei den Landthieren das Säugen festgehalten[ .] – Es zeigt das auch noch eine Empfi ndung für die Jungen , so die Vögel auch . Sie komen daher nicht nur zur befriedigung des Geschlechtstriebs | sondern auch zu einer Begierdelosen Empfi ndung der Einheit . Die Thiere komen auch noch dadurch zur Anschauung dieser ihrer Einheit . Das ist dann das höchste was das Thier erreichen kann und das könen nur die Land thiere und die Vögel . Es ist hier eine Positive Selbstempfindung welche sich hier zeigt . Die Vögel sind geschäftiger im Füttern als die Landthiere weil diese ihren Stoff aus sich selbst nehmen . – Die Vögel die der Luft angehören haben eine besondre Lunge , mit dieser steht in Verbindung der Knochen bau – er enthält kein Mark sondern Luft . Die Fische hingegen bleiben in dieser gedrungenheit , sie sind bläßer in ihren muskeln[ .] – Es sind das momente die nicht bloß merkmale sind sondern dadurch sezt sich das Thier als ein sich unterscheidendes[ .] – In den Säugethieren sind 3 Klaßen : Thiere welche Klauen haben : 2 welche Hufe haben – und Thiere die nur ganz kurze Extremitäten haben . Die mit Klauen sind die Vollkomsten und so nach unten unvollkomener . Mit dieser ausbildung nach außen hängt auch die innre Organisation zusamen die Natur nimt | immer mehr in sich zurük so daß zulezt nur Haut und Darmkanal bleiben . Das sind die Hauptmomente auf die es ankomt . – Die Animalische Organisation ist ein solches das sich der Bedingung der Außenwelt anschmiegt[ .] – Das Schwein Z . B . ist aus Europa nach Brasilien gekomen – und dort ist es größer geworden und hat Klauen bekomen[ .] Die Einfälle der Natur sind nicht höher zu achten als die Einfälle des Geistes[ .]

5

10

15

20

25

30

1–2 Die Frösche , … etc[ .]] Be : Das Landthier fällt auch ins Wasser , Vögel sind auch Schwimmvögel ; 26 Haut und … bleiben .] Be : Haut übrig bleibt . Weiter herunter giebt es kein eigenthümliches Gehirn | mehr , kein Herz , keine Adern , so daß Lunge und Gedärme zusammenfallen . Ein Thier ist selbständiger als das andre ; 30 Die Einfälle … Natur] Be : Kein durchgehendes allge- 35 meines System läßt sich auffi nden ; die Einfälle der Natur und ihr Bestimmtwerden durch äußere 35 Umstände 6 Natur auch] Ri : Naturuch Ri : im

10 Landthieren] Ri : Land / thieren

17 Luft] Ri : Lüft

18 in]

organologie

5

10

15

20

25

30

35

177

§ 2 93 . Das Thier ist diesem Zwispalt unterworfen welcher als Krankheit erscheint . Das Thier ist als ein einzelnes dem Allgemeinen nicht angemeßen deßwegen bringt es den Keim seines Todes mit sich . Die unangemeßenheit hat eine doppelte Seite 1 . das Thier ist seiner Gattung nicht angemeßen und 2 . daß das Allgemeine erscheint als eine äußerliche unorganische Natur . Das Thier indem es in der Begattung seine Subjektivität aufgiebt so gehn die niedern Thier klaßen damit zu Grunde . Aber die höheren Thiere überleben die Hingabe ihrer Einzelheit , es überwindet seine Gattung , so auch die unorganische Natur[ .] | Aber indem es dies bezwingt so ist dieser Sieg nur ein einseitiges . Das Allgemeine muß auch den Sieg gegen die Einzelheit davon tragen . Es ist als natürliches dem Begriff unangemeßen . Man kann also sagen daß das Thier von natur krank sei aber eben diese negativität ist ein moment seines Begrifs[ .] Von dem Menschen kann man das eben so sagen . Man kann in dieser Rüksicht es auch so betrachten daß weil das Menschen Geschlecht als Entwiklung des Geistes verschiedne Stufen durch läufft , daß also die verschiednen Geschlechter der menschen für diesen höheren Geist der jezt in ihnen lebt – eine andre Animalität brauchen . Aber eben der Geist schreitet fort , der Körper schreitet nicht mit fort . Das Abthun , daß dem Geist der Körper gehört und indem er fortschreitet dieser Unangemeßen bleibt Das ist also eine natürliche Krankheit . Die Krankheiten die vorher als Aussaz sich zeigten haben sich in der Folge ausgebildet[ .] – Was aber sonst Krankheit heißt so ist das Thier der Krankheit fähig , weil der Körper | sich als ein äußerlicher zu der unorganischen Natur verhält und so eine zufälligkeit statuirt[ .] Indem der Körper ein äußerlicher ist , sich äußerlich verhält in besondre funktionen unterschieden ist so kann eine solch besondre funktion sich gegen diese Idealität halten . Herr Dr Goeden macht ein breites Gerede über diesen § indem er sagt es faße dies nur das äußerliche auf . Das meiste aber kann Herr Goeden nicht verstehn . Es ist so naturphilosophisches Untereinander reden . – Er sagt man müße dies in der Idee erfaßen und nicht als äußerliche Erscheinung nehmen , aber so komt man um keinen Schritt weiter . Was ist dann sein Wesen des Organismus ? – Das ist doch nur die Lebendigkeit – und das ist der Ganze Organismus[ .] – Das Wesen ist eben die Abstrakte reflexion ; und gar nicht die Entwiklung dieser Einheit[ .] mit der Besonderheit trit der Organismus in die äußerlichkeit . Das Organ das sich ausgelaßen hat muß wieder zum | moment heruntergesezt werden . Der Magen etc hat nicht den Instinkt bloß soviel aufzunehmen als für das ganze nöthig ist – so das Blut , die Muskeln sich nur so zu erhizen daß es dem Ganzen zuträglich 1 2 9 3 ] Ri : 213 15 der] Ri : das Ri : Goethe ; siehe Anm .

19 Aussaz] Ri : Aus saz

22 Körper] Ri : Msch

25 Goeden]

§ 294

359Ri

360Ri

§ 295 361Ri

178

Sensibilität Irritabilität Reproduktion 362Ri | 130Be

§ 296

363Ri

nachschrift ringier · 1819/20

ist . Trit ein Sistem so sehr in Thätigkeit für sich heraus so ist Krankheit da[ .] Das erste ist : daß die Krankheit auf den ersten Wegen ist wo sie leicht gehoben werden kann[ .] – Das 2te ist die Coction der Krankheit , wo die andern organe notiz nehmen davon[ .] – Hier ist es wo die Ärzte sachte gehen und die Krankheit erscheinen laßen – ist sie herausgetreten in die Existenz – so ist sie aus gebrochen[ .] – Der Organismus hat nun seine unorganische Potenz an ihm selbst so bezieht er sich als ein unorganisches auf sich , das Wirken nach außen ist verschwunden sein Appetit die Muskelbewegung ist weg er zehrt sich selbst auf . Hier treten hauptsächlich Chronische Krankheiten ein . Das Fieber ist nichts andres als was reproduction ist im gesunden Körper – diese thätigkeiten die in einem sein sollen | erscheinen nach ein ander . Nervensistem angeregt (Kopf weh) Kälte , Hize dann die Reproduction – wo alsdann Schweiß eintrit[ .] Krankheit ist eigentlich Hypokondrie – der Mensch verhält sich nur zu sich . Die Heilung ist daß er wieder äußerlich werden soll , und sich nicht bloß auf sich beziehe (§ 295 .) Durch eine Arznei wird dem Organismus ein schwer zu überwindender Reiz mit getheilt . Er ist gezwungen sich nach ihm zu richten mit allen Kräften – und dan kehrt er zu sich selbst zurük . Eine Haupt sache ist daß man sagte daß die Materia peccans weggeschaft werden solle . Durch die natur philosophen ist auch viel formalismus hineingekomen . Man hat gesagt wenn die sensibilität herunter gestimt sei so müße man dafür die Irritabilität heben . Man hat es noch auf den Stikstoff und Kohlenstoff zurükgeführt – aber diesen Chemischen Gegensaz aufzufaßen heißt nur die Organismen in ihrer äußersten Form in ihrer Tödtung nehmen . Der Organismus ist deßwegen auf sich eingeschränkt und hat nichts äußerliches wenn er krank ist und es ist nicht das wahrhafte | Verhältniß sondern , er muß sich nach Außen richten . Der Organismus ist überhaupt auch noch Lebendig , aber eine Lebendige Thätigkeit die nur noch formell ist , die gehindert ist . Der Organismus muß auch während der Krankheit ernährt werden , und er muß leicht verdauliche Speisen haben . Bei Kindern sieht man oft völlige unverdaulichkeit wo alles genoßne wieder ausgebrochen wird[ .] – Da hat man nichts zu thun als – nur

5

10

15

20

25

30

1–3 Das erste … kann[ .] –] Be : Wenn die Thätigkeit das Leben concentrirt , die abnorme Thätig keit 30 in das allgemeine Leben genommen wird so daß sie noch nicht zur Existenz gekommen ist , so ist die Krankheit noch nicht offenbar ; 5 aus gebrochen[ .] –] Be : ausgebrochen . Zugleich ist der ganze Organismus krank ; 12 wo alsdann … eintrit[ .]] Be : Der Schweiß das Formelle der Produktion bricht hervor , er ist die Krise der Krankheit . 13 Hypokondrie –] Be : Hypochondrie , durch die 35 dem Organismus vor der Außenwelt ekelt . 26 ist .] Be : ist ; der Organismus verdaut nur noch auf 35 eine formelle Weise , zur Unterhaltung dieser Lebendigkeit . 10–11 erscheinen nach … ander] Ri : nach e and . erscheinen 12 eintrit[ .]] Es folgt eine Leerzeile . 22 Organismen] Ri : Organischen 26 gehindert] so Be Ri : nicht gehindert

organologie

5

10

15

20

25

30

179

von ¼ Stunde zu ¼ Stunde einen Caffeelöffel voll leicht verdauliches zu geben[ .] – Durch die Arzney wird der Organismus gezwungen sich auf zu raffen und sich nach außen zu wenden . Es ist ein Somnambül gewesen der vieles verordnete : Schwalben zu verbrenen und das Pulver zu geben – Hünerkoth diese Mittel , so lehrte die Erfahrung , halfen . Ein Animalisches Produkt ist ein bestimtes und hat besondre Eigenschaften – worauf sich das bezieht das ist eben schwer zu erkennen[ .] In den unterschiednen Formen das Identische zu fi nden ist das schwerste[ .] – Der Käse ist das unverdaulichste , und doch ißt man Käse zur verdauung – eben um den Organismus zur Thätigkeit zu spornen[ .] | Es ist die Hauptsache den Organismus im Allgemeinen auf zu regen – das war es was dem Brownianismus zu Grunde lag . Nach ihm giebt es nur 2 Arten Krankheiten sthenische und Asthenische[ .] So kann man in einer halben Stunde Arzt werden . Da ist die specifi sche Wirkungsweise zu sehr heruntergesezt worden . Das 3te ist dann daß indem er im Allgemeinen erregt ist er dies Gift verdaut . Er ist so gelegt unter die Gewalt eines Zaubers . Das Mittel hat einen innern Zusamenhang mit einer besondren Weise der Thätigkeit des Organismus – und dann wird der Organismus besonders specifisch bestimt . Auf diese Weise wird der Organismus isolirt von der Krankheit . Er wird in einen engeren Kreis eingeschloßen[ .] Aber es ist nicht die Ganze Lebendigkeit des Organismus die darinn ist sondern sie ist eine deprimirte . Der Organismus befi ndet sich so in der Macht eines fremden überhaupt[ .] – Der eine Weg ist also den Organismus nach außen zu reißen . Die Befriedigung erlangt der Organismus | durch die Verdauung des Organismus . Das ist was im Gesunden Zustand das Sattsein ist , und worauf der Schlaf folgt das Beziehn seiner auf sich selbst . Der Schlaf ist eben die Bekräftigung und Stärkung . Der Schlaf ist nicht Stärkung weil die Glieder ruhen ; sondern er ist stärkung weil der Organismus in das Naturleben sinkt . Antheus hat seine Kraft nur wieder bekomen indem er die Erde berührte – Herkules hat ihn überwunden weil er das abgeschnitten hatte , daß er die Erde berühren kann . Die Befriedigung in sich ist eben seine Stärkung diese ist aber wie gesagt eine Partielle und unter eine besondre macht gesezt – die Seite des magischen – Was am meisten im Thierischen magnetismus hervortrit . Der Mensch wird nach außen

2 Durch die … raffen] Be : Dieses so schwach Lebendige erhält etwas Unverdauliches Geistiges , eine Arznei , welches den Organismus nöthigt eine partielle Thätigkeit dagegen zu richten und sich auf35 zu raffen 5–6 Ein Animalisches … erkennen[ .]] Be : Das Schwierige ist ein Äußeres oder mineralisches oder vegetabilisches Produkt welcher partiellen Thätigkeit des Körpers es entspreche zu 9–10 Es ist … regen –] Be : Die Wirkung hat zugleich ein Spezifi sches in sich , aber sie ist 35 fi nden . auch eine allgemeine Erregung des Organismus . 13 Wirkungsweise] Ri : Wrkugs / weis .

14 gelegt unter] Ri : gelegtunt .

15 mit] Ri : auch

364Ri

365Ri

180

366Ri

§§ 297–299

367 Ri

368Ri

131Be

nachschrift ringier · 1819/20

gerißen indem er in eine Abhängigkeit gesezt wird von einem andern menschen mit diesem herab sezen ist verbunden dieses zurük fallen des Organismus in sich , dieses innre erfaßen – der magnetische Schlaf . Das ist aber zugleich ein schwaches Leben , ein besonderes . Das Gesunde | ist für sich , nicht in der Allgemeinheit der Natur . Der Mensch sinkt nur herunter insofern er seine individualität aufgiebt . Dieses ist zugleich ein allgemeines mitgefühl was in diesem herabgesezten Zustand in dieser Identität mit der Natur hervortritt – und eben so das Wissen von Gegenständen von denen er im wachenden Zustand nichts weis . Das in sich gekehrt sein im Schlafe ist eben dann auch das umschlagen . Durch den Schlaf hat man die Beziehung auf sich hergestellt , Das ist der Punkt wo die Gesundheit wieder hervortrit – die Krankhaftigkeit als ein anderes sezt als sie ist . § 296 und 97 . Die Überwindung dieser unangemeßenheit ist der Tod – An dem Unmittelbar Lebendigen erscheint das Allgemeine Gattungs verhältniß als Tod . Die Haupt form des natürlichen Tod ist : der Mensch stirbt an der Gewohnheit des Lebens . Die Subjektivität macht sich ihren Leib imer angemeßener | macht sich ihr Leben gewohnt[ .] – Indem das Leben ganz Objektiv geworden ist , so ist die Spanung beider , die unruhe verschwunden – der Körper verknöchert sich – es ist die Objektivität überhaupt die das Ganze durchdringt[ .] Im natürlichen Tod verschwindet die Subjektivität in der Objektivität , der Leib wird ein Allgemeines . Indem so das Unmittelbare verschwindet so ist was verschwindet diese Unruhe , was Seele heißt . Dem Begriffe nach geht die Natur in ein höheres über . Seele und Leib scheiden sich drükt man sich aus – aber das was sich so scheidet ist dem Begriff nach ein identisches , Das Leben ist die Identität in der Differenz : was verschwindet ist die Form daß sie unterschiedne gegen einander sind , oder es ist der unterschied von der Empfindung zu dem Geistigen Leben nur der daß die Form der Räumlichkeit und Zeitlichkeit sich aufhebt . Es ist nur noch die äußerlichkeit welche hindert daß das empfindende nicht ein denkendes ist . Im Tod verschwindet das | der Tod der natur ist ein Erwachen des Geistes . Die Subjektivität verhält sich einfach zu sich selbst d . h . sie ist ein denkendes , die Äußerlichkeit ist selbst ein äußerliches[ .] Der Geist ist aber nicht nur das Werden sondern das andre ist

5

10

15

20

25

30

6–7 allgemeines mitgefühl … hervortritt –] Be : Sympathie mit dem Allgemeinen , insofern seine Individualität herabgestimmt wird ; daher Somnambüle Sympathie mit dem Allgemeinen haben können . 12–13 An dem … als] Be : Das Allgemeine ist der Feind des Einzelnen , aber am unmittelbar Lebendigen erscheint dies Allgemeine nur un|mittelbar , als 24 sind ,] Be : sind . Das 35 organisch Lebendige ist schon ganz die Idee ; 28 Geistes .] Be : Geistes ; man bildet sich zum Geiste 35 indem man aufhört ein bloß Natürliches zu sein . 30 Werden] Be : Werden ; die Idee ist in der Bestimmung einer Abstraktion . 1 er] Ri : es

8 er] Ri : es

11 sie] Ri : es

16 ihr] Ri : sein

20 Unmittelbare] Ri : Umittlb so

organologie

5

181

daß die natur das unmittelbare ist . Ebendarum ist sie auch in der bestimung des Gesezt seins . Die natur sezt den Geist voraus so wie der Geist die Natur . Hiemit haben wir die naturbetrachtung bis an das Ende geführt[ .] – Wir wollten hierinn die Idee in ihrer Äußerlichkeit aufgefaßt sehen – zuerst in der Form der Schwere (Himelskörper) 2 . in Form der reflexion : das für sich sein aber nur das relative für sich sein[ .] Indem die Individualität das in sich hereinbildet so bildet sie sich heraus , die Idee komt an die Existenz das ist die Lebendigkeit – die heraus getretene Schwere[ .] – Das resultat der Naturphilosophie ist : daß indem man die Natur der Natur kennt so ist das Versöhnung des Geistes mit der Natur . –

8–9 indem man … kennt] Be : indem er in ihr die Idee erkennt , was er selbst in der Form des Selbstbewußtseins ist .

10 2 voraus] Be : voraus , er ist ihr Zweck .

W INTERSEM ESTER 1821/22 NACHSCH RIFT

BORIS VON U EX KÜ LL MIT VA RI A NTEN AUS ZW EI A NON YM EN NACHSCH RIFTEN

nachschrift uexküll · 1821/22

Non n i s i s a p ie n s l i b e r .

Philosophie der Natur

5

vorgetragen von dem Profeßor G . W . F . Hegel . zu Berlin Anno 1822 . Xber.

Boris v . Uexkull |

5 von dem] Ue : vondem

7 X ber.] siehe Editorischer Bericht

185

einleitung

187

Ph i lo s o ph ie d e r N a t u r E i n le it u n g

5

10

15

20

25

In der Einleitung zu einer philosophischen Wissenschaft ist ins Besondere auch über die Weise des philosophischen Erkennens zu sprechen , da diese von der gewöhnlichen Weise des Erkennens abweicht . Außerdem ist es wünschenswerth , das Ganze des Abzuhandelnden erst in einer allgemeinen Übersicht vorgelegt zu erhalten . – Zuerst vom Begriff der Naturphilosophie ; dann von der Natur überhaupt und drittens die Eintheilung der Wissenschaft . – Der Begriff der Naturphilosophie ist dieser , daß sie ein denkendes Erkennen der Natur ist . Dabei muß sogleich auffallen , daß die Naturphilosophie von den sonstigen Wissenschaften , die auch die Natur zu ihrem Gegenstande haben , nicht verschieden ist . Diese Wissenschaften sind auch ein Erkennen der Natur , und | zwar ein denkendes Erkennen . – Es ist also der Unterschied der Erkenntnißweisen der Naturphilosophie und der sonstigen Wissenschaften näher zu betrachten . Es kann scheinen , daß jene Wissenschaften nicht ein denkendes Erkennen der Natur wären . – Diese anderen Wissenschaften heißen Erfahrungswissenschaften ; sie wollen sich auf Beobachtungen , Wahrnehmungen stützen ; gründen sich auf die sinnliche Anschauung , dies macht ihre Quelle aus , darin haben sie ihre Bewährung . Halten wir | uns genau an jenen Ausdruck , daß die Erfahrung die Quelle der Naturwissenschaften sei , so würde daraus folgen , daß nur die Sinne , die Organe für diese Wissenschaften sind , oder daß das Verhältniß des Geistes zur Natur nur sei ein sinnliches Verhalten und daß wir uns vorstellen Gesehenes , Gehörtes , Gerochenes pp[ .] Die Naturphilosophie wäre dann im Gegensatze dagegen eine solche Betrachtung | der Natur , in welcher der Geist sich denkend verhielte , sie verhielte sich

5–7 Außerdem ist … erhalten .] Ab : Bei der Philosophie muß die Methode des Erkennens zugleich betrachtet werden ; denn es ist nicht blos der Inhalt , sondern auch die Weise des Erkennens , die zur Betrachtung gezogen werden muß . | Das Allgemeine , den Zweck : die Bestimmung der Wissen30 schaft , muß man im Voraus kennen lernen . 10 daß] Ab : daß damit 11 die auch … haben] Ab : 16 wären . –] Ab : seyen : dies bedarf der Erläuterun30 wie Physik , Naturgeschichte , Anatomie pp . gen und des Beweises . 22–23 sinnliches Verhalten] Ab : sinnliches sey : des Hörens , Sehens , Schmeckens , Riechens , Fühlens ; 15 der] Ue : seiner

30 dies bedarf in Ab aus der Bedarf

1Ue | 2rAb

3rAb

3vAb

2Ue

2vAb

188

4vAb

5rAb

5vAb 3Ue

4rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

auf diese Weise allein dem Menschen würdig , denn das Denken ist es eben , was den Menschen vom Thiere unterscheidet . Es ist auch sehr gewöhnlich , so von den sogenannten Erfahrungswissenschaften sprechen zu hören , namentlich in Beziehung auf die Naturerkenntniß . Allein es ist bei diesen Wissenschaften nicht so nach diesem Wortverstande zu nehmen und sie sind in der That etwas mehr . – Wir fi nden allerdings mehr in diesen Wissenschaften und sie wollen auch mehr enthalten als blos diese sinnlichen Bestimmungen angeben . Sie gehen noch weiter und das Mehr , das wir darin finden , besteht etwa darin , daß es Gedanken enthält , ja es ist eine vollständige Metaphysik . Es mag sein , daß diese Wissenschaften darüber kein bestimmtes | Bewußtsein haben , es wird darin mehr gedacht , als diese Wissenschaften oft selbst meinen . An diesem Moment ist es denn , wo sich diese Wissenschaften von der philosophischen Erkenntnißweise unterscheiden . Betrachten wir diese Wissenschaften , so hören wir etwa , daß die Wahrheit ihres Inhalts darin bestehe , daß die Natur , die Gegenstände derselben , aufgenommen werden sollen wie sie sind , so daß der Mensch von dem Seinigen nichts hinzu thue und nur die Thätigkeit der abstrakten Aufmerksamkeit dabei habe . Die Zurüstungen bei Versuchen haben auch | nur den Zweck , die Gegenstände wahrzunehmen , ruhig oder in Veränderung eingehend . Näher betrachtet , so ist die Erfahrung allerdings mehr als die Wahrnehmung . Die Zuthat , welche zur Wahrnehmung hinzukömmt , ist es worauf es ankömmt und woraus das hervorgeht , was dem Gedanken angehört . – Wir können hier zweierlei Arten von Gedankenbestimmungen unterscheiden . Das Erste ist , daß dasjenige was brauchbar für die Wissenschaft | ist , überhaupt etwas Allgemeines sein muß ; wenn wir uns | an die bloße Wahrnehmung halten , so ist dies immer etwas Einzelnes . Es ist die unmittelbare Anschauung , die Wahrnehmung dabei , welche uns immer etwas Einzelnes gibt . Das Gesehene pp ist so einzeln . Daß es ist an diesem Ort , in dieser Zeit , eben so ist es weiter spezificirt . Dieses Thier , dieser Stein , dieser Stand der Planeten pp[ .] Die unmittelbare Wahrnehmung giebt uns also Einzelnheiten ; die Wissenschaft aber faßt diese Einzelnheiten in Allgemeinheit zusammen . Sie stellt Arten , Ordnungen , Klassen pp auf ; oder wenn es auch nicht diese Form

5

10

15

20

25

30

2 Es ist … gewöhnlich] Ab : So erschiene der Gegensatz zu|nächst , wenn wir uns strenger zum Ausdrucke hielten . Sehr gewöhnlich 7 sinnlichen Bestimmungen angeben .] Ab : sinnliche Verhalten . Man müßte sonst jeden Gegenstand blos nach dem Eindruck auf die Sinne beurthei len . 17–18 wahrzunehmen , ruhig … eingehend .] Ab : wahrzunehmen , was unmittelbar geschieht , ohne daß 35 man Reflexion , Gedanken pp hinzuthut . 21 angehört . –] Ab : angehört . Dies ist es nun was zu- 35 nächst betrachtet werden muß . 23 muß ;] Ab : soll , aus der Erfahrung ist das Allgemeine herauszunehmen . 26 gibt] Ue : geben

36–37 ist das … herauszunehmen] Ab : des Allgemeinen herausnehmen

einleitung

5

10

15

20

25

189

hat , so soll es doch wenigstens etwas Allgemeines sein , allgemeine Eigenschaften , Kräfte pp . – Man kann Einem nicht zeigen ein Thier im Allgemeinen , sondern nur dieses Thier , ein ganz Einzelnes . Das Allgemeine ist kein Sinnliches mehr[ .] Jene Wissenschaften sollen nun ferner die Gattungen , Klassen pp definiren , bestimmen , d . h . nichts Anders als daß aus der Menge von Umständen , die sich in der unmittelbaren Anschauung fi nden , das Wesentliche herausgenommen werden soll . Man soll also die Merkmale herausheben und zwar etwa sagt man , die an welchen die Gegenstände leicht erkennbar sind . Dieses Herausheben von | Merkmalen ist nun wieder ein Thun des Verstandes , ein Thun der Abstraktion . Es würde nun sehr darauf ankommen , zu bestimmen , woher der Maaßstab des Wesentlichen und Unwesentlichen genommen werden soll . Oft wird blos zufällig herumgetappt , oft aber auch das Rechte ergriffen . Dem Bewußtsein schwebt zunächst vor , daß das Herauszuhebende ein Merkmal für uns sein soll , um den Gegenstand leicht vom Andern zu unterscheiden . Ein solches Merkmal soll denn eine der verschiedenen sinnlichen Eigenschaften des Gegenstandes sein . Leicht fällt es auch auf , daß ein solcher Zweck nicht genügen würde . Unterscheidung des Menschen vom Thiere durch die Ohrläppchen[ .] | Die andere Seite dieser Metaphysik besteht in der Auffassung solcher Formen wie Kräfte , Materie pp[ .] Dergleichen fällt auch nicht in die Wahrnehmung ; was in diese fällt , sind blos die Aeußerungen . | Den Himmelskörpern sind ihre Gesetze nicht angeschrieben . Eben so die Kräfte , die Thätigkeiten ; diese geben uns ihre Aeußerungen für die unmittelbare Wahrnehmung . Die Kraft ist dagegen das im Innern Beharrende . Eben so auch die elektrische , die magnetische Materie pp auch die Materie überhaupt , ganz im Allgemeinen . Dies sind also Beispiele dieser Metaphysik in der Erfahrungswissenschaft . Wir sehen , wie diese nicht blos Wahrnehmung

2 pp . – Man] Ab : Materien . / Welche Allgemeinheiten hat man nicht als Gegenstand der Sinne vor sich . Man 3 Einzelnes . Das … mehr[ .]] Ab : Einzelnes , unter einzel|nen Umständen . Der Boden des Allgemeinen ist der Boden des Gedankens . / Jene Wissenschaft geht also über die Sphäre 30 der Masse sinnlicher Wahrnehmungen hinaus . 15 sein .] Ab : seyn . So erscheint das Herausheben 16–17 Unterscheidung des … Ohrläppchen[ .]] Ab : Sonst könnte das 30 der besondern Charactere . Ohrläppchen | als Unterscheidungsmaasstab des Menschen vom Thiere angenommen werden . Allein eine solche Bestimmung reicht nicht hin . Hier das Hervorheben des Wesentlichen . / Also das Allgemeine und Wesentliche suchen die Naturwissenschaften darzustellen . 19–21 Dergleichen fällt … angeschrieben .] Ab : Auch dies ist nicht ein Wahrgenommenes , der Sinn nahm nur die 35 Aeußerung der Kraft wahr . Nicht die Gesetze der Naturgegenstände nehmen wir wahr , sondern nur die Erscheinungen . Az : II . 26 October 21 . Die Bestimmungen von Kräften , Gesetzen etc . sind ebenfalls keine Sache der bloßen Wahrnehmung : die Kräfte und Gesetze sind nicht sinnlich wahrnehmbar ; die Äußerung der Kraft nur fällt in die unmittelbare Wahrnehmung . 34 ein Wahrgenommenes in Ab aus im ( Wahren ?) genommenes

6vAb

4Ue

7vAb

6rAb

7rAb

2 Az ; 26 . 10 . 21

190

5Ue

9vAb

8rAb

8vAb

9rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ist , sondern auch denkende Naturbetrachtung . – Unter Erfahrung versteht man gleichfalls ein Allgemeines und Nothwendiges und nicht eine bloße Wahrnehmung . – Diese Metaphysik in der Naturwissenschaft ist also ein Faktum , und es kann nicht anders sein , denn es ist der Mensch , der sich zur Natur verhält und dieser ist wesentlich denkend . Seine Vorstellungen sind nothwendig durchzogen von Gedanken . – Es kann scheinen , daß es dem Zweck widerspricht , den man hat bei der Naturbetrachtung , sich denkend zu verhalten , denn die Absicht ist , die Natur zu erhalten wie sie ist . Durch das Denken aber machen wir etwas Anders aus der Natur , als sie unmittelbar ist . – So scheint es , daß wir den Zweck , den wir eigentlich haben , uns durch das Denken verkümmern . Häufig pflegt dies so betrachtet zu werden , daß die Formen des Denkens , welche wir hinzuthun , nur äußere Formen seien , welche die Sache selbst nichts angehen und nur unserm subjektiven Erkennen angehören . So mit den Ordnungen und Klassen , mit den Charakteren der Gegenstände . – Bei der andern Art angeführter Gedankenbestimmung , der von Kräften , Materie pp , sieht man es verschieden an . Diese will man nicht blos für etwas Subjektives gelten lassen , sondern man sieht sie als den Gegenständen | selbst eigenthüm lich und immanent an . Wenn man schon leicht durch die Reflexion sich überzeugen kann , daß die Kräfte als Kräfte nicht sinnlich angeschaut werden können und eben so die Materie , so läßt man sich dadurch doch nicht abhalten , ihnen Objektivität zuzuschreiben . – Dasselbe ist indeß der Fall bei der andern Art von Bestimmungen , bei den | Gattungen . Man hat indeß auch die

1–3 Naturbetrachtung . – Unter … Faktum ,] Ab : Naturbetrachtung , und steht in so fern auf gleichem Boden mit der Naturphilosophie . / Wir sehen 2 . Elemente überhaupt : 1 . , das der bloßen sinn lichen Wahrnehmung in der Vorstellung von derselben ; 2 . , das angebrachte Denken , die angebrachte Methaphysik , wodurch die Natur wissen schaf|ten erst Wissenschaften werden . Es sollen Erfahrungen aufgestellt werden , die auf der einen Seite sinnlich , auf der andern Seite aber auch allgemein sind . 5 wesentlich denkend .] Az : Denkendes und nur so kann er sich zur Natur verhalten . Auch das Thier hat Wahrnehmungen der Natur . 8–9 erhalten] Ab : erkennen 9–11 Durch das … verkümmern .] Ab : das | Denken ist eine Thätigkeit von unserer Seite , und eine solche verändert den Gegenstand , auf den sie gerichtet ist . Das Denken ist also eine Zuthat zu dem Naturgegenstande , den wir also nicht rein auffassen , sondern mit den von unserer Seite hineingebrachten Bestimmungen . 14–15 angehören . So … Gegenstände . –] Ab : angehören , zum übersichtlichen Auffassen für uns dienen , | so wie die Charactere nur als Merkmale für uns dienen , die nicht an sich wesentlich sind . 18 immanent an .] Ab : immanent . Die Gesetze haben eigenthümliche Wirklichkeiten zu objectiv bestimmten . 19 Kräfte als Kräfte] Ab : Kräfte und Gesetze 22–191,3 Man hat … durchdringt .] Ab : Die Bestimmungen , die die Gesetze ausmachen , gehören dem Gegenstande selbst an . Der Gattungsbegrif ist keine Abstraction von dem Einzelnen , sondern ein dessen ganzes Wesen 31 gerichtet in Ab aus gerichet ausmachen

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

37 Bestimmungen , … ausmachen , in Ab aus Bestimmungen … 40

einleitung

5

10

15

20

25

191

Vorstellung , daß so etwas wie Gattung dem Menschen selbst angehört , daß zum Beispiel die Bestimmung Thier zu sein , das ganze Wesen eines Thiers durchdringt . Kurz wir sehen , daß die Erkenntnißweise , der diese Elemente angehören , in einem Schwanken begriffen ist und das Element des Gedankens einmal als etwas nur Subjektives , dann aber auch wieder als etwas Objektives auffaßt . Dies ist die Beschreibung der Hauptmomente dieser Erkenntnißweise . Die philosophische Erkenntnißweise unterscheidet sich davon , aber sie | giebt auch zugleich zu , daß jene Weise des Erkennens nothwendig und eine Durchgangsstufe ist , welche der Begriff durchlaufen muß . Es wird aber behauptet , daß jene erste Erkenntnißweise ungenügend ist und daß wir darüber hinausgehen müssen . – Man könnte nun sich auf den unbefangenen Natursinn des Menschen berufen , um das Ungenügende jener Erkenntnißweise darzulegen . Jener unbefangene Sinn faßt die Natur als ein lebendiges Ganzes auf , | ahndet , daß dieselbe eine Totalität ist . Eben so wird er bei Betrachtung des Einzelnen die innige Einheit als das Wesentliche , ihn wahrhaft Ansprechende herausholen . Dagegen wird er fi nden , daß jene Verstandesformen die Einheit des Lebendigen zersplittern , zerreißen . Wir fi nden dies häufig bei Dichtern , so bei Goethe , auf eine sinnige und geistige Weise ausgespro|chen . Diese Berufung auf die Empfindung , das Gefühl würde indeß wissenschaftlich nicht genügen . Das Eigentliche wäre , daß diese Metaphysik an ihr selbst betrachtet würde , so würde sich die Unfähigkeit derselben , das Lebendige | zu erfassen ergeben . Dies wäre indeß ein Geschäft , das nicht der Naturphilosophie als solcher angehört , sondern der allgemeinen oder der logischen Wissenschaft . Hier wird diese Arbeit als geschehen vorausgesetzt . – Hier sind nur einige Punkte dabei herauszuheben . In den besondern Wissenschaften selbst hat zum Theil jene Betrachtungsweise des Verstandes aufgegeben werden müssen . So hat man in der Phisiologie ziemlich allgemein die früher zur Erklärung gebrauchten mechanischen Formen als unzureichend erkannt . | Der verständigen Betrachtung ist es eigenthümlich , sich an Verhältnisse der Äußerlichkeit zu halten . So faßte man ehemals die Ernährung , die Assimilation auf mechani-

10rAb

3Az

6Ue

11rAb

11vAb

30

30 Durchdringendes ; keine blos für uns gemachte Bestimmung .

10 müssen . –] Ab : müssen ; und das ist der Punkt , von dem nunmehr zu sprechen . / Um das Ungenügende zu zeigen , gäbe es 2 . Arten : 1 . , 13–15 Totalität ist . … herausholen .] Ab : Ganzes ist , fühlt die innige Einheit , | die im Ganzen herrscht ; im Einzelnen wird er in den Classen des Lebendigen diese einige Einheit als 35 das Wesentlichste herausnehmen . 16 zerreißen .] Ab : zerreißen , nicht mehr das Natürliche , das 20 die Unfähigkeit] Ab : die 35 Leben sind , um deswillen wir ein Interesse an der Natur nehmen . Unwahrheit dieser Formen , ihre Nichtigkeit , ihre Unfähigkeit : 23 vorausgesetzt . –] Ab : voraussetzen . Es ist hier nicht der Ort das Ungenügende dieser logischen Formen zu entwickeln . 13 dieselbe] Ue : dasselbe

35 deswillen wir in Ab aus deswillen

10vAb

192

12rAb

7 Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

sche Weise und sprach von Stoßen , Druck pp und berechnete die Kräfte , welche dazu gehören , um den Blutumlauf hervorzubringen . Später ist man auf den chemischen Weg gekommen . Aber auch diese Weise ist ungenügend und man hat diese Weise überhaupt verlassen . Das Leben ist nur sich selbst bestimmend und nicht blos nach mechanischen und chemischen Gesetzen wirkend . – Das Zweite ist nun , daß diese ganze Reflexionsweise in der Zeit durch die | kantische Philosophie erkannt worden ist als unzureichend , die Wahrheit zu erfassen . Das Resultat der kantischen Philosophie , daß so nur Erscheinungen erfaßt werden , ist allgemein durchgedrungen . Die Natur wird also hienach nicht in ihrer Wahrheit erkannt . Das Resultat der kantischen Philosophie ist freilich wieder ruinirt worden , als man es so genommen hat , als ob es keine andere Weise zu erkennen gebe und das Wahre überhaupt nicht für uns sei . Diese | Wendung lassen wir einstweilen bei Seite und machen einstweilen nur auf jenes negative Resultat aufmerksam , daß hinter der Natur noch etwas ganz Anders steckt als was sich in jenen Formen des Verstandes darstellen läßt . Der innere Trieb der Vernunft , der nie rastet , ist denn bald auch über jene andere Wendung hinausgeschritten . – Die Vernunft läßt es sich nicht nehmen , daß das Wahre zu erkennen sein müsse . – In der angegebenen Weise des Erkennens liegt eine doppelte Trennung , die des Allgemeinen gegen das Besondere und des Besondern gegen einander . Was die erste Form dieser Trennung betrifft , so ist dieselbe vorhanden in der ersten der erwähnten Weisen der empirischen Naturerkenntniß . Die Gattungen , Kräfte , Gesetze , die dort erwähnt wurden , sind Allgemeinheiten überhaupt , und diese sind unterschieden von dem Besondern . So enthalten die Arten Bestimmungen , die nicht in der Gattung vorhanden sind . Es ist in Ansehung dieser Trennung

5

10

15

20

25

29 . 10 . 21 12vAb 13rAb

3 chemischen Weg gekommen .] Ab : chemischen Weg gekommen , und so hat man die Thätigkeit des Lebens zu erklären gesucht . Az : chemischen Weg und ließ Stoffe gegen einander agieren . 4–5 Das Leben … wirkend . –] Ab : D a s L e b e n i s t e i n e s i c h s e l b s t v o n I n n e n b e s t i m m e n d e T h ä t i g k e i t . Dieser Einheit des Lebens sind solche Verhältnisse durchaus unangemessen , man hat sie daher aufgeben müssen . Az : betrachtete das Leben als eine eigenthümliche Einheit an sich . 8–9 nur Erscheinungen … werden] Az : bringe bloß Schein hervor 9 durchgedrungen .] Ab : durchgedrungen und anerkannt worden . 11–12 Weise zu erkennen] Ab : Erkenntnißweise gäbe , als jene der Reflexion , 17 müsse . –] Az : sey , daß es bloß durch eine andre Form geschehen müsse . / 29 October 18 In der … Trennung ,] Ab : 3 . , In der Kantischen Weise des Erkennens liegt eine Trennung , diese hat noch weitere Gestalten , wovon nachher . Die Trennung ist enthalten in der Form der gewöhnlichen Natur der Erkenntniß . Die | Ansicht dieser Trennung ist sehr wichtig für die Philosophie . Hier ist sie zu betrachten von der Seite , wie es das Interesse unsers Gegenstandes mit sich bringt . / Zweierlei Weise der Trennung . 24 sind .] Ab : sind . | Beide sind ein Aeußerliches gegen einander . 4 ist] Ue : ist sich 27–28 D a s L e b e n … T h ä t i g k e i t . in Ab nachtr . unterstr . Az : 29 Oct . am Rande der Kantischen in Ab aus ihrer

25

30 30

35 35

33 29 October] 40

einleitung

5

10

15

20

193

wieder eine doppelte Stellung möglich . Entweder wird das Allgemeine als der Grund , das Wesentliche angesehen oder das Besondere . Man sagt also die Sinne , die Beobachtung giebt uns einen Inhalt ; dies ist der Stoff und dieser enthält das Besondere . Das Allgemeine erscheint hier als eine blos subjektive Form . Die andere Stellung ist diese , daß das allgemeine angesehen wird als die objektive Natur | der Sache selbst . Jene Absicht ver|kehrt sich bald in diese zweite . So ist das Thier allerdings nichts Einzelnes , sondern ein Abstraktes , es kann kein bloßes Thier als solches gezeigt , wahrgenommen werden . Des ungeachtet ist man überzeugt , daß die Bestimmung | Thier etwas ist , das nicht blos in unserm Gedanken ist . Der Hund , der Löwe ist wesentlich Thier , und so wesentlich , daß dies seine constituirende Natur ausmacht . – Eben so sind die Merkmale nicht etwas blos zu Merkendes , sondern sie machen das Wesentliche des Gegenstandes selbst aus . Wenn nun auch das Allgemeine als die substantielle Natur der Sache betrachtet wird , so bleibt das Besondere doch noch etwas Eigenthümliches gegen das Allgemeine . Wenn also das Thier z B . defi nirt wird , so ist damit noch gar keine besondere Gattung , Art und dergleichen gegeben . Alle diese besonderen Bestimmungen lassen sich nicht aus dem Begriffe des Thieres ableiten . Eben so ist es mit andern allgemeinen Bestimmungen , die allgemeine Materie und die besondern Arten derselben . Die letztern können nach der gewöhnlichen Weise des Erkennens nicht aus der Erstern | entwickelt werden . Eben so die Anziehungskraft ; diese sagt man ist ein Verhältniß der Körper zu einander in Beziehung auf einander Bewegung . Das Gesetz der Beziehung ist jedoch aus dieser allgemeinen Bestimmung nicht herzuleiten . Wenn wir die Thätigkeit des Allgemeinen , den Verstand betrachten , so können wir sagen , derselbe sei nicht zugleich anschauend ,

4Az 13vAb

8Ue

14vAb

25

25 2 Besondere .] Ab : Besondere der Grund , das Wesentliche und das Andere nur das Aeußere , Unwesent-

liche . 4 Form .] Ab : Form , die zu jenem als dem Wesentlichen nur hinzukommt . Das Allgemeine davon gehört also dem Subjecte . 7–8 kann kein … werden .] Ab : kann nur das Einzelne zeigen in der sinnlichen Wahrnehmung . Az : Ein Thier gibt es nicht , sondern bloß Pferde , Löwen etc . 30 10–13 wesentlich Thier , … aus .] Ab : wesentlich objectiv ein Thier . Zu dem Einzelnen kommen 30 nun aber noch weitere Bestimmungen hinzu ; alle diese aber haben nur ihren Sinn in der thierischen Natur , sind von ihr durchdrungen . / Scheint also jene Bestimmung nur subjectiv , durch das Denken hinzukommend , so erscheint sie doch als das Substantielle , Durchdringende des einzelnen | Gegenstandes . Az : Wesentliche wovon die andern hinzukommenden Bestimmungen durchdrungen sind . Der Instinct des Verstandes dringt bey den Merkmahlen auf das Wesentliche nicht auf etwas Zufäl35 liges , bloßes Merkmahl . 14–15 noch etwas … Allgemeine .] Ab : noch etwas Anderes , und das ist die Hauptsache , worauf es hier ankommt . 23–24 Wenn wir … Verstand] Ab : So ist das Allgemeine von dem Besondern verschieden . Der Verstand , Az : So ist die Betrachtung des Allgemeinen 20–21 Anziehungskraft von BA aus Beziehungskraft daher

31 subjectiv , durch in Ab aus subjectiv (d ?)

14rAb

194

9Ue 15rAb

16rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

in seinen Sätzen das Allgemeine nicht zugleich bestimmend . Die Thätigkeit des Allgemeinen , welche zugleich das Besondere bestimmt , ist denn eine höhere Thätigkeit , welche die Grundbestimmung desjenigen enthält , was wir später als Idee erkennen werden . – Die andere Weise der Trennung betrifft die Trennung des Besondern gegeneinander . Das Lebendige , überhaupt das Gegenständliche , ist für uns als ein Concretes , viele | Besonderheiten in sich enthaltend . So sagen wir , der Mensch besteht aus Seele und Leib . Zum Leibe gehören denn ferner Herz , | Gehirn pp , eben so die Glieder und Theile selbst . Kurz in dieser nicht philosophischen Weise des Erkennens werden die Besonderheiten der Gegenstände angegeben , eine nach der andern . Es wird dann etwa der Ausdruck gebraucht : Bestehen , zusammen gesetzt sein . – Bei den Gesetzen ist das Verhältniß etwas verschieden . Man hat hier auch zweierlei Bestimmungen , die sich aber so verhalten , daß die eine nicht ist ohne die andere . So sagt man , auf Verbrechen folgt Strafe . Oder beim Falle der Körper ; diese durchlaufen einen gewissen Raum und zwar in einer gewissen Zeit . Das Verhältniß des Raums und der Zeit gegen einander beim Fall wird denn als Gesetz ausgesprochen . Der Zusammenhang der beiden Seiten ist gleichwohl hier noch nicht erkannt ; sollte es als nothwendig angesehen werden ; so müßte die eine Bestimmung erkannt werden als die andere in sich schließend . Beim Gesetz des Falles gilt dieses , daß die durchlaufenen | Räume sich verhalten wie die Quadrate der Zeiten . – In der einen Bestimmung liegt hier noch gar nicht die andere . Nothwendigkeit ist blos dann vorhanden , wenn jenes der Fall ist . Dies ist die zweite Seite der Trennung , welche erwähnt wurde . Diese Trennung

5

10

15

20

25

15vAb

und besonderen verschieden das eine schreiben wir dem Denken zu , das Andre der Anschauung . 12 zusammen gesetzt sein . –] Ab : zusammengesetzt aus diesen und jenen Bestandtheilen . – Ein unorganischer Körper besteht aus verschiedenen Materien , Quantitäten , Prinzipien . Az : Bestandstücke des Besonderen angegeben – so die Anatomie am thierischen Körper . Gesetzen] Ab : Natur gesetzen 14 ohne die andere .] Ab : ohne die andere seyn (dagegen bei den Theilen des Körpers z . B . einer ohne den andern seyn kann) . Bei den Gesetzen | ist die wesentliche Verbindung ausgesprochen : 16–17 Das Verhältniß … ausgesprochen .] Ab : Wir sprechen so von einem Gesetze des Falls . Hier sind Raum und Zeit die 2 . Besonderen , aber dem Gesetze nach sind sie an einander gebunden . Az : die wesentliche Bestimmung ist in dem Begriff mit ausgesprochen : wir sprechen von einem Gesetz des Fallens , daß z . B . ein gewisses Quantum von Raum an ein gewisses Quantum von Zeit schlechterdings gebunden sey . 19 erkannt werden … schließend .] Ab : die andere enthalten seyn und erkannt werden . Das ist bei solchen Gesetzen nicht der Fall . 21 Quadrate von BA aus Concreta 22 vorhanden] Ue : derhanden 25–26 unorganischer in Ab aus unorganisirter 28–29 seyn (dagegen … kann) .] in Ab korrigiert in : seyn z . B . bei den Theilen d . Körpers kann einer ohne den andern seyn 31 sind Raum in Ab aus d . Raum dem Gesetze nach in Ab aus den Gesetzen nach ,

25

30 30

35

einleitung

5

10

15

20

25

195

nun | ist überhaupt in dieser Erkenntnißweise herrschend . Es liegt darin eine Trennung , eine Zerreißung dessen , was wesentlich Eines ist . | Es fehlt das geistige Band , wie Göthe sagt . – Diese Trennung ist nun nicht nur im Inhalte dieser Erkenntnißweise vorhanden , sondern sie hat noch eine andere Gestalt , welche hier zu betrachten wesentlich ist . | Aus der Form dieses Gegensatzes wird nur die Idee der Naturphilosophie deutlich werden . – Die beiden Elemente , welche am Inhalt der Naturerkenntniß aufgezeigt werden , bestanden zuerst in dem Besondern , in der unmittelbar gegebenen Manigfaltigkeit und | in dem Allgemeinen . Nehmen wir dieses nun wieder vor , daß es sei die objektive Natur des Gegenstandes selbst , so ist es zugleich auch ein Subjektives . Wir denken , stellen uns das Allgemeine vor , es ist das Eigenthüm liche unsers Subjekts . Indem die Gedanken als das subjektive Eigenthum des Geistes genommen werden , so haben wir diesen auf der einen Seite und die unmittelbare Natur auf der andern Seite . Dies ist der Standpunkt des unmittelbaren Bewußtseins . Es liegt hierin ein Gegensatz , der für den tiefern Menschen ein ungeheurer ist . Dieser steht so der Natur gegenüber , indem er sich in sich erfaßt . Es muß uns nun unmittelbar das Bedürfniß einfallen , diesen | Gegensatz zu überwinden und dies ist das allgemeine Bedürfniß aller Naturerkenntniß , auch der blos empirischen . – Auf diesem Standpunkte ist dem Geiste die Natur als ein Räthsel , als ein Problem aufgegeben . Sie ist ein Anders als der Geist . Für unsere Sinne ist die Na|tur nicht ein Fremdes ; diese lösen sogleich die Räthsel , wir werden sogleich durch dieselben bekannt mit den Gegenständen . Das sinnliche Verhalten ist gerade das unmittelbare Verhalten zur Natur . Daß diese kein Räthsel für den Geist sei , hat nur eine Bedeutung , in so fern die Natur ein Verhältniß hat zu einem Innern , oder dieser Gegensatz ist | ein Gegensatz des Gedankens und des Unmittelbaren oder sinnlichen . Wir sagen nun also , die Natur sei räthselhaft für den Geist , wir verstehen sie nicht . Das sinnliche Verhalten ist dagegen unmittelbar vertraut mit der Natur ; es

10Ue 16vAb

17rAb 5Az

17vAb

11Ue

18rAb

2–3 Es fehlt … sagt . –] Ab : das geistige Band fehlt . Der organische Körper ist zersplittert ; aber gerade die Lebendigkeit besteht in dem Ineinander dieser Theile . 4–5 Gestalt , welche … ist .] Ab : Ge10–11 Wir 30 stalt , eine Weise der Trennung , die sich auf das Grundbedürfniß des Geistes bezieht . denken , … Subjekts .] Az : Das Allgemeine ist das Subjective wir denken es , das Besondere schauen wir an . 13 Natur auf … Seite .] Ab : auf der andern die unmittelbare Erscheinung , die Natur an sich : Ic h , Selbstbewußtseyn , Geist – Natur . 17 überwinden] Ab : aufzuheben , klar darüber zu werden ,

30

35 1 nun] Ue : folgt Textlücke (ausgefüllt von UE mit : beweist) , dann ein früherer Text (vgl . oben S . 192,14–17) , 35 der hier im Ms . versehentlich noch einmal wiedergegeben wird : , daß hinter der Natur noch etwas ganz

Anders steckt als was sich in jenen Formen des Verstandes darstellen läßt . Der innere Trieb der Vernunft , der nie rastet , ist denn bald auch über jene andere Wendung hinaus geschritten . Die Vernunft läßt es sich | nicht nehmen , daß das Wahre zu erkennen sein müsse 5 |] Ende von 4Az 32 Erscheinung , in Ab aus Erscheinung ; 33 aufzuheben , klar in Ab aus aufzuheben Weise

10Ue

196

18vAb

19rAb 12Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

ist hier noch keine Verschiedenheit zwischen den sich zu einander Verhaltenden gesetzt . – Betrachten wir nun die Art und Weise , wie es angefangen wird , diese Trennung aufzuheben , so fi nden wir zunächst die empirische Weise , als einen Versuch des Geistes , die Räthsel der Natur zu lösen . Der Gedanke sucht also hier das Innere der Natur zu erkennen ; | er geht über das Aeußerliche , unmittelbar sinnliche hinaus und sucht etwas das nicht in der Aeußerlichkeit der Natur ist . Die Natur zeigt zunächst eine Menge von Einzelnheiten und Veränderungen ; der Gedanke will darin das Allgemeine und Bleibende erkennen . – Wir haben also hier das Aeußre und das Innere der Natur und den Geist . Die Natur scheint nun durch diese Scheidung nur noch weiter von uns entfernt zu werden , denn der Geist er schafft sich ein In|neres ihm selbst und dem Aeußern der Natur noch weiter entfernt Liegendes . Diesen Sinn des Innern , daß es das uns Entferntere sei , fi nden wir in vielen Aussprüchen und wir hören so oft davon | sprechen , daß das Innere für uns ein Jenseits sei . Ins Innere der Natur steigt kein erschaffener Geist . – Wenn wir nun aber dieses Innere betrachten , so werden wir vielmehr fi nden , daß es statt entfernter zu sein , im Gegentheil dem Geiste näher ist und daß wir damit zu uns selbst zurückkehren . – Das Innere der Natur ist nämlich in der That nichts als das Allgemeine . Dieses Allgemeine nun haben wir schon in seinen nähern Bestimmungen betrachtet . Eben das Allgemeine aber ist unser eigenes Element , das Allgemeine sind Gedanken . Die Naturbetrachtung reflektirt so das Sinnliche zum Gedanken . Denken heißt nichts anders als irgend einen Inhalt in seiner Allgemeinheit fassen ; Denken ist die verallgemeinernde Thätigkeit . Bei dem Ausdruck Gedanken , Denken ist eine Zweideutigkeit vorhanden ; wir stellen uns darunter zunächst die verallgemeinernde Thätigkeit vor , in so

5

10

15

20

25

19vAb

4 lösen .] Ab : lösen . Wir wollen erkennen , um das Unbekannte Gegenüberstehende kennen zu lernen . 7–8 Die Natur … erkennen . –] Ab : Er sucht das Innere der Natur , das Wesentliche , Nothwendige , aus allen Einzelheiten das Allgemeine , aus allen Veränderungen das Bleibende , in dem Fließenden das Feste . / Die erste Weise seiner Thätigkeit Az : historisch ist dieß der erste Versuch . 11–12 dem Aeußern … Liegendes .] Ab : ihm noch weiter entfernt Liegendes . Das Innere der Natur zieht sich zurück hinter den Vorhang der sinnlichen Welt , der Erscheinung . 15 Geist . –] Ab : Geist .« Der Gedanke thut das Gegentheil , statt der Natur sich zu befreunden . 18–19 Allgemeine . Dieses … betrachtet .] Ab : Allgemeine . Das Sinnliche der Natur ist das Einzelne , Mannichfaltige . Ihm entgegen steht das Bleibende , Beste|hende , Allgemeine , (Gattungen , Kräfte , Materien , Gesetze)[ .] Az : Allgemeine Bleibende , das Äußere das Zufällige , Fließende . Materie , Kräfte etc . sind die Bestimmungen des Allgemeinen . 20–23 Gedanken . Die … Thätigkeit .] Ab : Gedanken , eine sehr wesentliche Bestimmung . Das Sinnliche wird zum Gedanken verklärt . Statt also die Kluft zu vergrößern durch Betrachtung des Innern , Allgemeinen , erzeugen wir vielmehr unser Eigenstes ,

25

30 30

35 35

26–27 Nothwendige , in Ab aus Nothwendige 27 Allgemeine] Ab : Allgemeinen 29 Liegendes2 in Ab aus liegendes 31 Geist .« in Ab aus Geist . 32 Einzelne ,] Ab : Einzelne , Unendliche , ; korrigiert in : Einzelne , , 37–197,22 unser Eigenstes , nämlich in Ab aus nun angeeignetes , 40

einleitung

5

10

15

20

25 25

30 30

35

197

fern | sie der subjektiven Thätigkeit angehört . Wir sagen indeß sehr wohl : es ist Vernunft , Verstand in der Natur . Unter νοῦς verstanden die Griechen nicht blos die subjektive Thätigkeit des Denkens , sondern eben so wohl auch des Objektiven , der Vernunft überhaupt . Indem nun so das Allgemeine das Innere der Natur ist , so sind wir in diesem Innern beim Gedanken , bei uns selbst . Ich habe , indem ich Gedanken habe , das Meinige , einen unbesorgten Sinn des Meinigen . Das Ich ist die erste Bestimmung in unserer subjektiven Gewißheit . Das Meinige nennen wir denn das was dem Ich | angehört , von demselben producirt wird . Ich ist nun überhaupt , das schlechthin Allgemeine . Ich bin das voll|kom men sich selbst Gleiche ; wenn ich sage Ich , so spreche ich damit das vollkommen Allgemeine aus . Im Ich ist so alle Manigfaltigkeit aufgelöst oder verbannt . Meine innerste Natur ist jene Allgemeinheit selbst . Das heißt denn eben : Ich bin denkend . Indem die Thätigkeit des Denkens Thätigkeit des Ich ist , so ist sie die allgemeine Thätigkeit . Wenn ich | empfi nde u s . f . so betrifft dies besondere Zustände ; aber Ich ist das ganz Allgemeine und Ich bin schlechthin denkend . Denken das ist Ich . Indem wir also die Natur denken , so sind wir bei uns selbst und es verschwindet so durch das Denken der Natur die Erscheinung . Das Innere statt entfernter zu sein ist so vielmehr unser Eigenstes . Daß im Innern die Natur nichts ist als Ich selbst , dies ist allerdings ein sehr spekulativer Gedanke . Auch schon die Empfi ndung , die Vorstellung ist das Meinige und es scheint in so fern dem Denken nicht ein besonderes Eigenthum zuzugehören gegenüber jenem . Was ich empnämlich Allgemeines . Das Innere der Natur sind Gedanken . 1 angehört . Wir … wohl :] Ab : angehört . Von der Natur sagen wir nicht : sie denke ; aber 2–4 Natur . Unter … überhaupt .] Ab : darin ; was die Alten νοῦς , mens nennen (nicht Gedanken , Verstand eines Selbstbewußtseyns) . 5–6 selbst . Ich … Meinigen .] Az : selbst . Gedanken sind im tiefsten Sinn unser Eigenes . 9–11 Ich bin … aus .] Ab : denn jeder sagt Ic h von sich ; von einer besondern Qualität ist nicht die Rede in dem Ic h . Es ist das ganz Abstracte . 11 aufgelöst oder verbannt .] Az : aufgelöst ist . | Das Thier denkt nicht , weil es nicht Ich ist . 12–14 selbst . Das … Thätigkeit .] Ab : selbst . I c h spricht , ist ein Subject ; i c h bin nicht ein Ruhendes , sondern schlechthin Thätigkeit , und diese Thätigkeit ist die des Allgemeinen , die allgemein machende , setzende Thätigkeit ; oder Thätigkeit die dem Ic h als solchem angehört , ist das Denken . 16–17 denken , so … Erscheinung .] Ab : denken , erkennen wir das Allgemeine in sich auf das Einfachste , Unmittelbarste bei uns selbst . 17–18 Das Innere … Eigenstes .] Ab : Das Innere soll entfernt von mir seyn , aber das Aeußere ist vielmehr Eins mit mir . So also befreunde ich mich mit der Natur und habe das Fremdartige gehoben . Az : So hebt sich die Trennung schlechterdings auf , statt daß sich die Kluft vergrößere . Wir erkennen nicht , was hinter den Erscheinungen ist , spricht nur die Bewußtlosigkeit .

35

2 Verstand in von BA aus Verstand 17 Natur die Erscheinung] Ue : Natur d . Textlücke ; korrigiert von UE in : Natur , die Erscheinung 21 besonderes] Textlücke ausgefüllt von UE gegenüber] Ue : als 24 (nicht Gedanken , … Selbstbewußtseyns) . in Ab aus (nicht Gedanken) Verstand eines 28–29 spricht , ist … Subject] Ab : spricht im Subject ist ; korrigiert in : ein 40 Selbstbewußtseyns . Subject 29 Ruhendes , in Ab aus Ruhendes ; 33 aber in Ab aus oder

20rAb

20vAb 13Ue

21rAb

6Az

198 21vAb

14Ue

23rAb

15Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

fi nde , vorstelle , ist allerdings das Mei|nige , aber nur formell , der Inhalt dabei ist nicht das Meinige . Hingegen bei dem Gedanken habe ich einen Gegenstand der allgemein ist , das ist der Inhalt . So Materie , Kraft , Gesetz . Dieser Inhalt selbst ist aber allgemeiner bestimmt . Auch im Empfinden , Anschauen , Vorstellen pp in so fern Ich darin bin , ist auch schon der Gedanke . Wir nennen dies indeß noch nicht Denken als solches , sondern nur dies , wo der Inhalt selbst ein Allgemeines ist . – Die denkende Thätigkeit also verwandelt das was zunächst sinnlich ist , in den Gedanken . Dieser ist das Ansteckende , was er berührt , das macht | er zu einem Allgemeinen . Ich bin dieses ganz Einfache ; die unendliche Manigfaltigkeit der sinnlichen Bestimmungen wird in dieses Einfache , Atome , das Ich zusammen gezwängt und gepreßt . Diese Einfachheit , in die es zusammengepreßt wird , ist seine Beziehung auf sich , wodurch es zu einem Allgemeinen wird . Die denkende Thätigkeit ist es also , welche das Fremdartige begränzt und so wird der Geist befriedigt . – Wenn ich mir viele Kenntnisse erwerbe , so bin ich reich an Vorstellungen geworden ; es ist die Forderung , daß diese Vielheit der Vorstellungen auch eine Allgemeinheit an ihr habe . Wenn das Manigfaltige als solches bleiben soll , so heißt die Allgemeinheit in diesem Sinne Vollständigkeit . Die Sphäre soll abgeschlossen sein , soll Eins ausmachen . Die Wissenschaften haben nun aber die nähere Bestimmung in sich , daß der Inhalt nicht nur eine Menge , ein Außereinander sein soll , sondern daß die Allgemeinheit darin herrsche . Dadurch habe ich einen Inhalt , der die Bestimmung des Meinigen hat . – | Die Verarbeitung des sinnlichen Stoffs zum Allgemeinen scheint nun eine subjektive Thätigkeit zu sein und man kann sich damit vorstellen , daß auf solche Weise nicht geleistet wird was geleistet werden soll , nämlich die Natur zu erkennen wie sie ist . Dieser Schein verschwindet aber , wenn man die Natur der Bestimmungen die Allgemeinheit , die Subjektivität und Objektivität näher betrachtet . Diese Betrachtungen gehören indeß in das Logische . Hier wird vorausgesetzt , daß das Allgemeine selbst die Wahrheit der Sache ist . Die Natur wie | sie in ihrer Einzelnheit erscheint , so erscheint sie für das sinnliche Bewußtsein , indem wir sie denken , so befreien

5

10

15

20

25

30

22rAb

22vAb

6–7 Allgemeines ist . –] Ab : Allgemeinen . / Hier ist also eine Auf|lösung des Problems , das die Natur 30 ist . 7–8 Die denkende … Gedanken .] Az : Diese Wissenschaft hebt die Kluft zwischen uns und der Natur auf , indem sie das Sinnliche zu einem Gedanken macht . 9 Allgemeinen .] Ab : Allgemeines , in Gedanken doch dies ist nur die eine Seite der Natur . Wir haben nur das Allgemeine mit der Natur gemeinschaftlich , das besondere hat sie für sich . Das ist die Besitznahme , die ich als denkendes von 35 dem Gegenstande mache . Die Assimilation , das Identisch-machen mit mir . 14 befriedigt . – Wenn 35 … viele] Ab : Es giebt allerdings in ihm | befriedigende Stufen ; durch Erwerbung vieler 10 Atome] Ue : Atone 32–33 Allgemeines , in in Ab aus Allgemeines aus 33–34 doch dies … sich in Ab am Rande mit Verweiszeichen 35 Identisch-machen in Ab aus Identische machen

einleitung

5

10

15

20

25

199

wir sie von ihrer Unwahrheit , ihrem Scheine . Man kann sich jedoch hier auf die allgemeine Vor|stellung berufen , daß die Menschen von jeher überzeugt gewesen sind , daß wenn man die Natur nur sinnlich wahrnimmt , man sie nicht in ihrer Wahrheit auffaßt , sondern daß dazu das Denken gehört . | Die Natur ist früher mit dem Protheus verglichen worden , der tausend Gestalten annimmt und dem Gewalt angethan werden muß , um sich zu offenbaren . Diese Gewalt ist die Arbeit des Denkens . Das Sinnliche ist der Schleyer , der die Isis verbirgt (Ich bin pp)[ .] So haben die Aegypter gesprochen , weil in ihrer Zeit der Gedanke sich noch nicht in seiner Unendlichkeit gefaßt hatte . Der Gedanke ist es aber , der diesen Schleyer aufhebt und für ihn hat derselbe durchaus keine Wahrheit . – | Das Innere wie es als Allgemeines und Gedanke bestimmt wurde , hat zunächst noch eine Trennung an sich . Das Allgemeine ist zugleich ein Besonderes , ein Bestimmtes , nicht das abstrakt Allgemeine . Hier ist nun die Trennung des Allgemeinen und des Besonderen . – Dasjenige , worin der Geist bei sich selbst ist , dies ist nur die Seite des Allgemeinen , hingegen die andere Seite , die des Besonderen , ist allerdings nicht das Seinige . Die Besondern sind sinnlich gegeben ; das Innere der Natur aber eben ist nicht nur das abstrakt Allgemeine , nach dieser Seite des Besondern ist das Innere der Natur , so immer noch ein | Jenseits für den Geist . Der Geist ist in so fern | noch nicht befriedigt und er kann mit Recht sagen , daß das Innere , in so fern es ein Besonderes ist , ihm ein Unbekanntes ist . – Daß der Geist befriedigt sei , dazu gehörte dieses , daß er in der Natur zu seinem Gegenstande hätte das was er selbst ist . Ich , das Innerste des Geistes , ist nicht blos dieses allgemeine Abstraktum : Wenn es dieses wäre , so fände sich der Geist in jenem Allgemeinen allerdings befriedigt . – Fragen wir nun , was ist das Wesen des Geistes und was ist es das er fi nden will in der Natur , so müssen wir sagen , das Allgemeine als das Allgemeine welches sich selbst bestimmt . Der Geist , indem er das Innere der Natur nur in der Form der Allgemeinheit fi ndet , so ist

9–10 Der Gedanke … Wahrheit . –] Az : bis der Gedanke sich selbst erfassend ihn durchdringt . Daß es noch ein Weiteres Inneres gibt als das Allgemeine von einer 2ten Stufe das nächste Mahl . 21 Daß 30 der … befriedigt] Ab : D e r G e i s t i s t b e f r i e d i g t n a c h d e r S e i t e d e s A l l g e m e i n e n , a b e r n i c h t d e s B e s o n d e r e n . – Befriedigt kann er nur 23 Abstraktum :] Ab : abstracte Allgemeine , das im Ic h ausgesprochen ist . 24 befriedigt . –] Ab : befriedigen , in den Gattungen , in den Gesetzen pp . – Aber A = A ist eben nicht Grundlage des Denkens . | 26 sich selbst bestimmt .] Ab : sich selbst bestimmende Allgemeine , die reine Thätigkeit , die sich zugleich bestimmt ; das ist Ic h 35 in seiner Wahrheit und seinem Wesen , nicht das abstracte I c h ; sondern das unendliche I c h , das die Fähigkeit hat , sich selbst zu verendlichen , doch so daß diese Schranke zugleich ideell ist , die Unendlichkeit nicht heruntersinkt in die Endlichkeit , sondern immer frei und schrankenlos bleibt .

30

5 dem Protheus] so Ab und korrigiert von UE aus Ue : d Textlücke in Ab aus aus

7 Ich] Ue : Textlücke Ich

37 in

23vAb 7Az

24rAb

16Ue 24vAb

25rAb

200

25vAb

26rAb 17 Ue 26vAb

27rAb 18Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

das Allgemeine das Seinige , aber was er weiter fi ndet , das ist ein Fremdes . Das Bedürfniß des Geistes also ist in der Natur das Wesen zu finden , die sich selbst | bestimmende Allgemeinheit . Diese ist der Begriff , das Allgemeine , aber nicht nur das abstrakt Allgemeine , sondern zugleich das sich in sich selbst bestimmende , das Besondere in sich Setzende . – Begriff ist also diese reine unendliche Thätigkeit , das Pulsiren des Allgemeinen , welches diese abtrakte Allgemeinheit negirt und sich bestimmt . In der Natur ist der Begriff auch die Seele , das Centrum , aber es kömmt in ihr nicht dazu , daß der Begriff sich gegenständlich wird . – Die Natur philosophie will | nichts anders in der Natur erkennen als den Begriff . Das innerste , das mystische Bedürfniß des Geistes ist , dies sein Wesen anzuschauen , dies vor sich zu haben als das allge|meine Wesen . Die Naturphilosophie unterscheidet sich also von andern Wissenschaften nur dadurch , daß sie die Katego|rie der sonstigen Erkenntniß ändert , schon die gewöhnliche reflectirende Erkenntniß ändert die blos sinnliche Erkenntniß und macht die blos sinnlichen Einzelnheiten derselben zu Allgemeinheiten . – Die Naturphilosophie also begreift ; Begriff in seinem wahrhaften Sinn genommen . Im gemeinen Leben nennt man wieder Begriff , was in der That blos Gedankenbestimmung ist . – Von Zeit zu Zeit tritt das Bedürfniß in die Welt ein , die Kategorie zu ändern , unter welcher die Menschen die Welt betrachten . Dies sind die großen Revolutionen in der Weltgeschichte . Die absolute Gedankenbestimmung ist der Begriff , die reine , freie Seele . Unter dieser Kategorie die Natur zu betrachten , dies ist also Zweck der Naturphilosophie . Dieses Centrum ist es , worauf die Philosophie gedrungen ist . Der Friede und die Freiheit des Geistes liegt darin , sein Gegenbild sich gegen über zu fi nden ; in solcher Naturerkenntniß liegt deshalb die Befreiung des Geistes von dem in der Natur ihm gegen über stehenden Andern . Es ist denn eben so auch die Befreiung der Natur wie wir weiter unten sehen werden . Die Natur ist an sich vernünftig , aber der Begriff erhält in ihr nicht das wahrhafte Element seines Daseins , seiner Realität . | Daß der Begriff in der Wahrheit sei , dazu muß sein Dasein ihm entsprechen . | Der Begriff der in der Natur nur im

5

10

15

20

25

30

5 Setzende . –] Ab : setzend , ohne sich darin zu verlieren . / Das Denken als In-begrif des Anschauens , 30 nicht das blos formelle abstracte Denken wird erfordert . 5–7 Begriff ist … bestimmt .] Ab : Der Begrif ist die Seele selbst , die zum Gegenstande nur hat den Begrif . 7 Centrum] Ab : absolute Centrum 9–10 Das innerste] Ab : Philosophiren ist überhaupt : erkennen nach dem Begrif das wahrhafte 15 Allgemeinheiten . –] Az : Allgemeines aus den sinnlichen Einzelnheiten macht und 35 Kräfte , Formen etc . hineinbringt : so wird das Sinnliche der Natur zu a b s t r a c t e n Gedanken ver- 35 klärt . 21 Seele .] Ab : Seele , ist der Begrif der sich selbst bestimmenden Allgemeinheit . 22–23 Dieses Centrum … ist .] Ab : den absoluten Quellpunkt der Natur zu fi nden . 30 In-begrif in Ab aus Begrif

einleitung

5

10

15

20

25

201

Schlafen liegt , wird dadurch , daß die Natur begriffen wird , in sein eignes Element gebracht und befreit . – Es liegt in dem Gesagten die Voraussetzung , daß das Wesen des Geistes zu fi nden sei in der Natur ; wir könnten nun fragen , in wie fern diese Voraussetzung gegründet ist . Der Geist hat diesen Glauben , diese unendliche Gewißheit , daß die Natur ihm nicht ein Anders sei , diese Sehnsucht sucht sich in der Natur zu finden . Die Vernunft geht mit dem unendlichen Glauben an die Gegenstände der Natur , daß sie die Gegensätze , die darin sind , überwinden könne . – | Die Vernunft , der Geist hat die Gewißheit , daß die Natur Fleisch von seinem Fleisch , Gebein von seinem Gebein ist . Diese Gewißheit liegt im Begriffe des Geistes selbst , denn dieser Begriff ist das Allgemeine | das sich bestimmt ; alle Weisen des Gegensatzes sind nur Bestimmungen des Allgemeinen . Indem der Geist also die Natur gegen sich hat , so hat er die Gewißheit , daß alle Bestimmungen derselben in jene Allgemeinheit fallen . Darum hat also der Geist diese Gewißheit , weil er das sich bestimmende Allgemeine ist . Wenn wir nun dies Gewißheit genannt haben , so kann man dieses noch der Wahrheit entgegensetzen und sagen , ist diese Gewißheit auch wahr ? Hiebei ist dann auf das zurückzukommen , was die Natur dieser Gewißheit ist . Wahrheit nennen wir Übereinstimmung einer Vorstellung mit einem Gegenständlichen : hier haben wir es aber nicht mit dieser Wahrheit zu thun , sondern mit der Wahrheit in so fern sie Übereinstimmung des Begriffs und der Objektivität ist . Was wir Gewißheit genannt haben , ist näher | betrachtet selbst die Wahrheit , das Allgemeine , das sich selbst bestimmt . Der Unterschied , den das Allgemeine in sich selbst setzt , ist der allgemeine Unterschied , der Unterschied des Allgemeinen . Das Andere , die Besonderung , können wir die Objektivität nennen , und das Allgemeine den Begriff . Die Seite des Unterschiedes ist nun aber nichts Anders als selbst Seyn des | Allgemeinen . Hier ist also die vollkommene Übereinstimmung des Subjektiven und Objektiven ; indem die Gewißheit also der Begriff ist , so ist darin selbst unmittelbar die Identität jener beiden Seiten vorhanden und diese Gewiß-

27vAb 8Az

19Ue

28vAb

30

9 Diese] Az : Warum hat der Mensch diese Gewißheit? Sie 12 Gewißheit ,] Ab : Gewißheit , die 16 wahr ? ] Ab : Wahrheit ? Nicht nur ein Gebilde , das der Geist | sich vormahlt ? Az : Aber ist diese Gewißheit kein Gebilde , das der Geist sich vormacht ? 18 Gegenständlichen :] Az : Gegenstand keine Existenz ist wahr , die nicht ihrem Begriff entspricht . 23 allgemeine Unterschied , … Allgemeinen .] Ab : allgemeine Unterschied , das allgemeine Selbst : / Die Einheit des Begriffes mit sich in seiner Bestimmung . 26 Allgemeinen .] Ab : Allgemeinen ; es hat sonst 35 keinen Sinn keinen Träger . 28–202,1 vorhanden und … Identität .] Ab : vorhanden , also Wahrheit . – Das Weitere über diesen Gegenstand gehört der Logik an . / Das nöthige Moment der Subjectivität ,

30 eben der Begrif ist ,

1 Schlafen] Textlücke ausgefüllt von UE (zuerst mit : Werden) vgl . AbAz : Banden 5–6 Sehnsucht] so AbAz Ue : Sache 8 könne] Ue : können 34 Bestimmung .] Ab : Bestimmung : 36 Das2 in Ab aus Der

28rAb

202

29rAb

29vAb 20Ue

30rAb

30vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

heit hat nur Sein als diese Identität . Einwendungen gegen die Naturphilosophie und gegen die Philosophie überhaupt enthalten immer eine Voraussetzung , in welcher eine der untergeordneten Formen der Reflexion für etwas Wahrhaftes und Letztes angenommen wird , welche Formen aber näher betrachtet , sich selbst aufheben und den Begriff zu ihrem Resultat haben . Es sind also die beiden Bestimmungen des Allgemeinen und der Bestimmtheit . Dieser zweite Moment ist nun absoluter Moment | des Begriffs . Unsere geistige Thätigkeit kann nicht ohne dasselbe sein : diese bestimmende Thätigkeit muß deshalb auch unter den uns ganz bekannten Funktionen des Bewußtseins vorkommen und eine der wesentlichen Seiten dieser Funktionen ausmachen . Die Vereinigung , welche der Begriff enthält , erscheint hier in einer andern Form . Es fällt die nun aufzuzeigende Gestalt in das erscheinende Bewußtsein , in welchem überhaupt das was als Eins gefaßt werden muß in zweierlei Gestalt erscheint . | Dies macht überhaupt den Mangel der erscheinenden Geister aus . Der Geist verhält sich also überhaupt zur Natur und das Verhalten desselben ist der | Trieb , sich die Natur anzueignen , sie identisch mit sich zu setzen . Die eine Weise der Aneignung ist die , welche wir gesehen haben , das was wir überhaupt das theoretische Verhalten des Geistes zur Natur nennen . Wir suchen hier das Allgemeine der Natur zu erfassen ; das Besondere ist außer diesem Denken , obschon es unsere Sinne berührt . Die | Empfi ndungen , die Gefühle unterscheiden wir eben deswegen vom denkenden Auffassen . Diese ganze Seite der Natur , die der Einzelnheit , bleibt vom denkenden Verhalten zu derselben verschieden . Die Natur gilt von dieser theoretischen Seite überhaupt als das was ist und die Dinge sind in so fern die Regeln für uns . Nun aber ist nicht nur dieses theoretische Verhalten am erscheinenden Geiste , sondern auch ein praktisches Verhalten . Hier verhalten wir uns zu den natürlichen Dingen nach der Seite ihrer Einzelnheit ; die Dinge haben hier nicht die Bestimmung , daß sie seyen , sondern un|sere Zwecke sind

5

10

15

20

25

der absoluten Bestimmtheit , fehlt in der gewöhnlichen Natur-Erkenntniß , und diese ist im Begrif 30 enthalten . 1–5 Einwendungen gegen … haben .] Az : Alle Einwendungen setzen immer irgend eine Form des reflectierenden Erkennens voraus . / Auf diese Voraussetzung hin also , daß der Begriff 30 das Wesen des Geistes und der Natur sey , eignet sich der Geist die Natur an . 8 diese] Ab : Das gewöhnliche Reflectiren geht darauf aus , das Allgemeine zu fi nden ; das Bestimmen bleibt hier noch ein Jenseits ; aber auch diese 16 identisch mit … setzen .] Ab : sich ihrer zu bemächtigen . Dies nennen wir hier Trieb : der Geist sucht , die Trennung aufzuheben . 24 uns .] Ab : uns . Das besondere Sinnliche ist ein Jenseits unsers Denkens . 26 Einzelnheit ;] Ab : Eigenheiten und Besonder- 35 heiten ; diese Seite ist die natürliche ; 20 berührt von BA aus bewährt so Ab 31 das] Az : der sey ,] Az : sey ; 34 hier Trieb : … sucht , in Ab aus hier : Trieb d . Geist sucht : 35–36 Besonderheiten ; diese … ist in Ab aus Besonderheiten hier ; ihre Seite hat

einleitung

5

10

15

20

25

203

hier das Geltende und die natürlichen Dinge sind das Negative . So ist die Totalität auch hier vorhanden , nur nicht in der Form der Einheit . Die natürlichen Dinge als Einzelne sind ausschließend und wir sind diesem Einzelnen gegenüber selbst einzeln . Wo das Eine ist kann nicht das Andere sein . So ist denn also unsere Aneignung des Einzelnen der Natur so beschaffen , daß es ein Vernichten , ein Aufheben des Bestehens der natürlichen Dinge als Einzelnheiten ist . – Die natürlichen Dinge gebrauchen heißt sie zum Mittel machen , ihnen eine andere Seite , eine andere Bestimmung geben als sie für sich haben . | Ich verändere so die natürlichen Dinge , d . h . ich hebe Qualitäten in ihnen auf , setze sie als etwas Negatives . Oder wir verzehren die natürlichen Dinge auch ganz ; ich behandle also hier die natürlichen Dinge durchaus | im entgegengesetzten Sinne | als dies auf der theoretischen Seite der Fall ist . Wir sehen wie diese zweierlei Aneignungen der Natur sich beziehen , die Einen auf das Allgemeine , die Andern auf das Einzelne ; es geschieht also hier vollständig was von den Momenten des Begriffs gefordert wird . Das Verhalten des Begriffs vereinigt in Einem diese beiden Weisen und streift ihnen ihre Einseitigkeit ab . Das Verhalten des Begriffs hemmt diese Zerstörung , welche dem praktischen Verhalten überhaupt zukömmt und läßt die Dinge gewähren wie im Theoretischen ; dieses beziehende Erkennen ist so interesselos . Es ist aber auch nicht blos theoretisches Verhalten , daß die Dinge blos seien ein Seyendes , Gegenüberstehendes , sondern es eignet sich die Dinge zugleich an . So ist das beziehende Erkennen vollständig und frei . Das freie Verhalten besteht eben darin , daß das Freye auch die Andern frei läßt und dabei die Gewißheit seiner selbst im Andern hat . Das begreifende Erkennen können wir so heißen eine Einheit des theoretischen und praktischen Verhaltens . Die Einseitigkeit dieser beiden letzten Weisen des Verhaltens ist so im beziehenden Erkennen verschwunden . – Dieses so in sich vollständige Verhalten tritt dann freilich wieder in den Gegensatz zum sogenannten wirklichen Leben , oder zum

31rAb

21Ue 9Az

30

15 gefordert wird .] Ab : erforderlich ist ; doch auf getrennte Weise , t h e o r e t i s c h e und p r a c t i s c h e Weise sondern sich . 16 und streift … ab .] Ab : es ist nicht blos aufs’ Allgemeine angewiesen , wie 18–19 30 das | reflectirende ; eben so nicht blos wie das practische Verhalten auf das Besondere . Theoretischen ; dieses … interesselos .] Ab : theoretischen . / Das praktische Verhalten ist ein Verhalten des Interesses . Dieses Interesse streift das begreifende Erkennen ab , giebt den Dingen das Seyn zurück , das ihnen das praktische Verhalten nimmt . 21 an .] Ab : an , indem es sie zugleich frei läßt , 35 b e s c h ä f t i g t s i c h m i t i h r e r A l l g e m e i n h e i t , d o c h s o , d a ß s i e d a r i n z u g l e i c h v o l l 24 Verhaltens .] Ab : Verhaltens im erscheinendem Bewußtseyn . 35 ko m m e n b e|s t i m m t s i n d . 17 Zerstörung ,] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : Einseitigkeit , 27 den Gegensatz] Ue : die Gegensätze wirklichen] so AbAz Ue : Textlücke 29 aufs’] Ab : fürs’ 32 des Interesses in Ab aus d . Interesse 33 an ,] Ab : an ;

31vAb

32rAb

204

22Ue 33rAb

33vAb

34rAb 23Ue

32vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

erscheinenden Leben überhaupt . Indem es aber in den Gegensatz tritt , so ist es seinerseits so beschaffen , daß es die Totalität ist . Wir gehen jetzt zur nähern Bestimmung des Begriffs der Natur über . – Es wurde bisher Begriff genannt , die sich selbst bestimmende Allgemeinheit , das was Ich in seinem Wesen ist , nicht in seiner Erscheinung . Dieses Allgemeine ist also bestimmend in sich selbst . Dieses Bestimmen | ist aber nichts Anders als Besondern , Setzen des Unterschiedes . Bestimmen heißt , | in Negation setzen ; etwas setzen das ist und dem ein Anderes gegenüber steht , welches es nicht ist . Das Erste ist also die schrankenlose Allgemeinheit , das Zweite die Besonderheit , die Schranke , das Dritte ist denn aber , daß die Allgemeinheit die Herrschaft behält über den Unterschied , so daß derselbe schlechthin das ist was man nennt einen aufgehobenen Unterschied , einen Unterschied , der keiner ist . Dies ist das in sich zurückkehrende Allgemeine . Das abstrakt Allgemeine ist jetzt ein Besonderes und macht mit der Besonderheit die zwei Seiten derselben aus . Das Dritte ist also die Negation des | Negativen und so ist es die absolute Affi rmation . Dieses Negiren des Negativen ist also das in sich zurückkehrende Allgemeine . Wir können dies auch Subjekt nennen , welches sich zu einem Andern verhält , aber dabei zu sich zurückkehrt . Dies ist eine ganz abstrakte Fassung dessen was der Begriff ist . Dieser Begriff ist nun sogleich die wahrhafte Idee . Begriff und Idee sind von einander verschieden , aber der Begriff macht sich auch unmittelbar zur Idee . Im Begriffe sind die Bestimmungen gehalten in der Identität ; die Bestimmungen müssen denn aber auch als selbstständige erscheinen und dies ist das was wir Realität nennen . Der Begriff ist in so fern Idee als die Begriffs Bestimmungen zugleich sind in der Weise der Selbstständigkeit . | So Seele und Leib . Diese Idee nun ist das absolute , wahrhaft Allgemeine . Dem Besondern ist dabei der Schein eigenthüm licher Selbstständigkeit gegeben , aber es tritt dasselbe nicht aus der Unendlichkeit heraus . Das Universum ist in der Wahrheit diese | Idee , die göttliche Idee . Die Idee sich entschließend , sich als das Andere ihres Selbst

5

10

15

20

25

30

1–2 Indem es … ist .] Ab : ist das wahrhafte , freie Verhalten im Gegensatz mit dem erschei|nendem Leben , als geistiges , wahres Leben . 3 Begriffs der … über .] Ab : des Begriffes . Der Standpunkt 30 ist festgesetzt ; nur die nähere Bestimmung dessen , was die Seele unsers Thuns ausmacht . 6 selbst .] Ab : selbst , indes muß das näher ausgedrückt werden . 8 ist .] Ab : ist . Damit ein Bestimmtes sey , muß ein Anderes seyn . 13 abstrakt] Ab : erste abstracte 17–18 Wir können … zurückkehrt .] Az : das Unendliche das Subject . 21 gehalten in … Identität ;] Ab : gehoben zur reinen Weise der Identität , in ihrem Subjecte eingeschlossen ; der Begrif bestimmt sich , setzt seine Unterschiede . Az : 35 gehalten in der vollkommnen Idealität ; 22–23 erscheinen und … nennen .] Ab : erscheinen , den Schein der Realität haben . 28–205,1 die göttliche … Natur . –] Ab : die göttliche Idee . Die Idee sich als ein Anderes ihrer selbst setzend ist die Natur in der Idee . Diese Form haben wir hier zu be35 seine Unterschiede in Ab aus einen Unteschied

38 als ein Anderes in Ab aus ein anderes

einleitung

5

10

15

20

205

setzend , ist die Natur . – Im Leben und in der Bewegung der Idee erscheint die Natur | als Eines ihrer Momente . Die Bestimmtheit der Natur gegen den Geist ist nur die Seite ihres Unterschiedes . – Die Idee ist nun zunächst die allgemeine , die logische Idee . Gott in seiner ewigen Natur , das Wesen Gottes . Das Zweite ist denn , daß das Allgemeine sich besondert , daß das sich selbst Gleiche sich bestimmt , den Moment des Negativen in sich setzt als das Andere seiner selbst . Ich bin nur Bewußtsein in so fern ich ein Anderes gegen mich habe . Im endlichen Bewußtsein erscheint dies denn allerdings , so daß das Andere mir nur gegeben ist . Dieser zweite Moment ist es , welcher uns hier vornämlich interessirt . Das Dritte ist das Idealisiren dieses Bewußtseins , die Rückkehr des Allgemeinen zu sich selbst . | Erst dieses Dritte ist die eigentliche Subjektivität , der Geist . Das Erste ist also die logische Idee , oder Gott in seinem Wesen ; es ist aber nicht nur in seinem Wesen , sondern wirklich und so ist es Geist . – Die Idee ist nur diese Bewegung , sie ruht nicht , oder sie ist die Ruhe in der ewigen Bewegung . Der Geist ist das aus dem Anderssein zurückkehrende und der endliche Geist steht überhaupt auf dem Wege dieser Rückkehr . Die Natur ist also für uns die Idee der Bestimmtheit , ein Anderssein . Die Er schaffung der Welt heißt nichts Anders | als daß die ewige Idee sich bestimmt . Das Anderssein ist also die Bestimmtheit der Natur ; sie ist aber nicht nur dieses Anderssein , sondern die Idee unter der Form des Andersseins . Das Anderssein hat die Idee zu seiner Substanz ; dies ist die Güte der Idee , sich dem Andern mitzutheilen . Daß die Idee ungetheilt Eins und dasselbe | ist , ist denn nur Resultat der Einsicht . – Die ewige Idee ist nicht

34vAb

35rAb

35vAb

24Ue

25 trachten . / Indem wir alle philosophische Erkenntniß in die Idee setzen , erkennen wir alles unter der

Bestimmung des Absoluten , der Wahrheit , und keine andere Erkenntniß ist die wahrhafte . Az : die 25 göttliche Idee ist das Entschließen und wieder in sich aufnehmen . | / Alles , was wir erkennen , er-

30 30

35 35

kennen wir in der Idee des Absoluten oder der Wahrheit . Daß alle andern Formen der Erkenntniß in dieser untergegangen sind , zeigt die Logik . 2–3 Die Bestimmtheit … Unterschiedes . –] Ab : Zunächst die Stellung die die Natur im Ganzen hat , die Bestimmtheit dessen , was die Idee ist , in so fern sie die Form der Natur ist . 4 Idee .] Az : Idee , noch unabhängig von irgend einem Seyn , 11 eigentliche Subjektivität] Az : Selbsterkennung der Idee Geist .] Ab : Geist , und erst dies eigentlich das Wahrhafte . 13 Die] Ab : In der logischen Idee ist die Natur ein Moment , eine Stelle . Die 15–16 der endliche … Rückkehr .] Ab : Die Stufen des Geistes drücken die Stufen dieses Rückkehren der Idee aus . Az : Die Philosophie des Geistes zeigt die Stufen dieser Rückkehr der Idee in sich selbst . Die Naturphilosophie zeigt dem Menschen , daß er sein Wesen in der Natur fi nden kann . 17 Anderssein .] Az : Andersseyn der Idee ; das momentane Festhalten auf der Stufe des Ander sseyn . 20 Andersseins .] Ab : Andersseyn oder des Negativen . 20–22 Das Anderssein … Einsicht . –] Ab : Die Idee ist schlechthin das ungetheilte Eins , hier das endliche Bewußtseyn . Die Reflexion ist der Unterschied , ein Beharrendes , und daß die Idee untheilbar ist , ist nur Resultat . / Die Natur ist also 1 Bewegung] so Ab Ue : Anregung 2 Eines] Ue : Einen 36 des Negativen in Ab aus d . Negative

40 der Natur und ?

32 Stufen] in Ab korrigiert in : Stufen 37 Eins , hier in Ab aus Eins . Hier

10Az

206

11Az § 192 .

36vAb

37rAb 25Ue

36rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

neidisch , sondern sie theilt ihrem Bewußtsein ihre ganze Fülle mit , sie ist frei und macht darum ihren Gegenstand auch frei . – Eben so ist Gott auch nicht neidisch gegen den endlichen Geist ; er ist die Wahrheit und theilt dem endlichen Geiste die Wahrheit mit . – Indem wir sinnlich betrachten , so verhalten wir uns auch nur auf | natürliche Weise ; aber eben dies Sinnliche ist nicht die wahrhafte Substanz der Natur , sondern dies ist der Begriff . – Die Natur ist also die Idee in der Form des Andersseins . Dieses Anderssein hat den Begriff , die Idee , zu seinem Wesen . Die Gestalt der Aeußerlichkeit ist dem Begriff widersprechend und so ist die Bewegung der Natur diese jene Aeußerlich keit aufzuheben . – Es ist eine bekannte Frage : ob die Natur ewig sei oder er schaffen . Die Metaphysik handelte diese Frage ab ; in neuer Zeit hat man diese Metaphysik auf die Seite gethan um ihrer Einseitigkeit willen ; dann aber auch wohl , weil es bequemer ist , das Denken überhaupt zur Seite liegen zu lassen . – In jener Frage ist also zunächst die Zeitvorstellung , | ob die Welt einen Anfang in der Zeit gehabt habe oder nicht . Unter Welt versteht man hier überhaupt die ganze Sammlung des Endlichen , worunter hier auch der endliche Geist gehört . Der andere Sinn der Frage ist der , ist Natur etwas Selbstständiges , Ewiges , Gott gegen überstehendes ? Hierbei ist also die Materie . Diese Vorstellung ist bereits beseitigt in dem was wir oben gesehen haben ; die Natur ist hiernach das Anderssein der Idee . Das Anderssein ist also überhaupt ein Relatives , nicht für sich selbstständiges , welches durchaus nur ein Verhältniß im Sinn hat und damit ist gesagt , es ist nichts | Selbstständiges , sondern wesentlich ein Gesetztes , ein Negatives . Die Alten haben so auch die | Materie überhaupt als das Non ens , als das Nicht seiende gefaßt . Der Sinn der Frage nach der Ewigkeit der Natur ist also hiemit beseitigt . – Sagen wir die Natur ist die Idee in ihrem Anderssein , so ist nach dem Begriffe der Idee , diese nicht wie sie an und für sich ist . Aus der Be-

5

10

15

20

25

die Stufe die das göttliche Ebenbild ausmacht . Az : Die Idee ist die Substanz dieses Andersseyn , sie ist das Eine , Untheilbare . Für die Reflexion ist das Besondere etwas Beharrliches : der Geist müht 30 sich hier vergebens ab , das Besondere aufzuheben . Die Natur ist das Göttliche Gegenbild auf der Stufe des andersseyn festgehalten . 4 Indem wir sinnlich] Ab : Das ist die Grundbestim|mung und Stelle 30 der Natur . Als sinnliche 6 Begriff . –] Ab : Begrif , doch dieser erscheint auch in diesem Auseinander , in dem Negativen seiner selbst . / Nun gehen wir über zur Erläuterung der §§ . 11–12 in neuer … willen ;] Ab : Die Metaphysik enthielt nur abstracte Reflexions-Bestimmungen , nicht den Begrif selbst , daher ist sie auf die Seite gebracht in neuern Zeiten . 18 Hierbei ist … Materie .] Ab : Diesen 2ten Sinn betreffend , so ist die Materie neuerlich für selbstständig gehalten . Az : Wenn man 35 sagte : die Materie sey nicht ewig , so hätte dieß z . Th . einen Sinn : das andersseyn hat nur einen Sinn in Beziehung auf ein Erstes , 26 ist .] Ab : ist , eine Form der Idee , eine Weise ihrer Offenbarung . 3 er] Ue : es 7M 192 . in Ue unterstr . seiner selbst in Ab aus Negative

28 ist 2 ] Az : ist .

31 doch in Ab aus u .

32 Negativen

einleitung

5

10

15

20

25

30

207

stimmung der Idee wird nothwendig erkannt , daß diese Weise darin vorkommen muß . Es kann denn noch gefragt werden , ob denn die Natur dieses Anderssein der Idee ist ? | Daß die Natur dies sei zu zeigen , dazu hätten wir zu vergleichen , was für Bestimmungen in der Vorstellung der Natur vorkommen mit dem was über die Bestimmung der Idee in ihrem Anderssein gesagt wurde . Dies wird bei der weitern Erörterung der Bestimmtheit der Natur vorkommen . Übrigens hat es die philosophische Idee weiter nicht mit der Vorstellung zu thun , diese wird der bestimmten Idee ungefähr entsprechen ; allein es ist nicht nothwendig , daß die Bestimmung der Idee ganz und in jeder Rücksicht das leiste was die Vorstellung in sich hat . Was an den vielfachen Ingredienzien der Vorstellung das Wahrhafte ist , das ist gerade was durch die Idee bestimmt wird . Die Natur erscheint nun auch in unserer Vorstellung überhaupt als das sich selbst Aeußerliche . Die Natur können wir so schlechthin | das Er schaffene nennen . Was die Vorstellung der Zeit betrifft , so muß diese freilich von der Hand gewiesen werden , denn in der Idee ist keine Zeit . | Man stellt sich etwa vor , daß die Ewigkeit vor der Zeit gewesen sei , ehe die Welt geschaffen wurde , und eben so , daß sie nach der Zeit , nach dem Untergang der Welt sein würde ; die Ewigkeit ist aber die absolute Gegenwart . Die Welt ist erschaffen worden , | sie wird er schaffen und sie wird er schaffen werden . Das was von der Erhaltung der | Welt vorkommt , enthält eigentlich das so eben Gesagte . Wenn man nun von einem Anfang der Welt spricht , so kann man hierauf keine runde Antwort geben , das heißt , ob die Welt einen Anfang gehabt hat oder nicht ? Die runde Antwort auf diese Frage ist überhaupt diese , daß die Frage nichts bringt . Beide Vorstellungen sind gleich nichtig . – Das Erste , das Unmittelbare ist nicht ein wahrhaft freyes , | sondern nur ein relativ Freyes . – Die Welt , alles Natürliche hat einen Anfang , aber keinen absoluten Anfang . – Bei jener Frage hat man die Vorstellung der Welt als eines Allgemeinen , als einer Sammlung der Endlichkeit . Hiemit fällt jedoch die Frage nach der Zeit hinweg ; im Allgemeinen ist überhaupt die Menge von Einzelheiten aufgehoben . Wenn ich also die Welt als Allgemeines vor mir habe , so habe ich nicht mehr nach einem Vor und Nach , nach einer Zeit | zu fragen . Indem ich die Welt als Allgemeines auffasse , so stelle ich damit einen Standpunkt auf , wo die Vorstellung des Zeitlichen verschwunden ist . Wenn ich nun aber die Welt vor mir habe als die 5 Dies wird] Ab : daß unsere Vorstellung diesem Begrife entspricht ist leicht zu zeigen , und wird

35 7 zu thun ,] Az : zu bekümmern , obgleich sie dann auch zeigen kann , was in unsrer Anschauung 35 den Bestimmungen der Idee entspreche .

24–25 relativ Freyes . –] Ab : relativ Erstes . Die Natur des Relativen schwebt bei jener Frage vor . 25–26 Anfang . –] Az : Erster : der Anfang ist das Moment der Unmittelbarkeit . 26–27 Bei jener … Endlichkeit .] Ab : Die Welt nennt man die Sammlung von Endlichkeit , kein wahrhaft Allgemeines . Der Vorstellung schwebt aber ein Allgemeines vor . Az : Eine Sammlung ist etwas bloß Vereinigtes nicht Allgemeines .

37vAb

38rAb 12 Az

26Ue 38vAb

39rAb

39vAb

208

40rAb 27 Ue 13Az

41rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

bloße Sammlung von Endlichkeiten , so hat hier die Zeit allerdings ihren Sitz . Jedes dieser Endlichen hat einen Anfang , aber dieser Anfang ist nur relativ über den hinaus gegangen werden kann ; eben so hat das Endliche auch ein Ende , aber dieses Ende ist nur ein endliches Ende , oder Ende des Endlichen . Was wir hier vor uns haben ist überhaupt die Natur des Relativen , | welches nur ist als bezogen auf ein Anders . – Wenn man solche Fragen macht , so lösen sich diese darin auf , daß man weiß , womit man es zu thun hat , | nämlich mit dem Relativen . Hat man es mit diesem nicht zu thun , fallen jene Fragen ganz hinweg . | Der Verstand , obgleich er immer ein Endliches ist , macht sich doch Begründung der Täuschung eines Entweder-Oder , eines Ausschließenden , welches ein Wahrhaftes sein soll . Also die endlichen Dinge sind zeitlich , d . h . sie haben ein Vor und Nach , eben so wohl als sie sind Itzt , d . h . ohne Vor und Nach . Wenn man im Endlichen ist , also zum Beispiel in der Geschichte , so muß man nach dem Vor und Nach fragen . Man muß aber wissen , daß man hier auf dem Boden des Relativen ist und eben so gut über jeden Anfang hinausgehen muß . – Daß die entgegengesetzten Bestimmungen dem Relativen ohne Auflösung zukommen , macht die Endlichkeit desselben aus . Indem dem Endlichen die eine Bestimmung sowohl zukömmt als die andere , so ist es eine Mißkenntniß dieses Bodens zu nennen , man könne die eine dieser Bestimmungen von der andern ausschließen . Die Natur hat also zu ihrer Bestimmung überhaupt die Weise des Andersseins und diese Bestimmung führt in Ansehung der Zeit auf die erwähnte Frage . – Die Natur ist also die Idee , der Spiegel der ewigen göttlichen Idee ; diese theilt sich ihrem Anderssein selbst mit . Aber in so fern ist die Natur nicht Natur , sondern in so fern nur als die Idee in ihr in der Form des Andersseins gesetzt ist .

5

10

15

20

25

40vAb

41vAb

6 Anders . –] Az : Andere . Nach der Bestimmung der Selbstständigkeit hat es kein Anderes vor sich , es ist ein Erstes : die Beziehung auf ein Andres aber ist in der Zeit einerseits ein vor , anderseits ein Nach . 12 ohne Vor … Nach .] Ab : schließen wir das Vor | und Nach aus . Anfang , Seyn ohne ein Vor auf der einen Seite , auf der andern aber Beziehung auf ein Anderes ; daher auch ein Anfang , der auch keiner ist ; der ein Vor hat . Az : schließen wir vor und nach aus , aber j e t z t bezieht sich doch auf einen Anfang und Ende . 15 muß . –] Ab : hingehen kann ; doch nicht ins’ Unendliche ; denn die Bestimmung eines Anfangs ist eben so nothwendig . | 19–21 Die Natur … Frage . –] Ab : Die Bestimmung des Andersseyn in der Natur führt auf die Frage : ob die Materie theilbar ist ins’ Unendliche , oder ob nicht ? Dies ist nur eine andere Form jener Frage . Die Materie ist ein positives ; auf der andern Seite aber ist sie ein theilbares , ein Auflösbares , | ein vielfach in sich Unterschiedenes . 22–23 Die Natur … mit .] Ab : Die Natur ist die Idee in der Form des Andersseyns . Dies Gedoppelte müssen wir unterscheiden . Die Natur ist die Idee , das Absolute , das in seinem Andersseyn sich nicht verliert , sich selbst diese Bestimmung mittheilt . / Dies ist das Innere , Wahrhafte der Natur ; 24 gesetzt ist .] Ab : gesetzt (S . § 192 weiter)

25

30 30

35 35

12 Vor] Ue : Vor16 dem] Ue : des 18–19 die2 … Bestimmungen] Ue : dies … Bestimmung 22 ewigen] Ue : ehwigen 35 Natur in Ab aus ? in der in Ab aus d . 36 in seinem in Ab aus sein 40

einleitung

5

10

15

20

209

Wir wissen , aus unserm gewöhnlichen Bewußtsein , daß die Natur außer uns ist ; eben so wissen wir auch , daß wir eine Natur an uns selbst haben , unser Körperliches , organisches Leben ; allein auch diese ist außer | uns , d . h . außer dem Ich . Die Natur ist also das Andere als wir . Wir unterscheiden so | unsern Körper von uns selbst . Dieser erste Ausdruck bezeichnet nun nur eine Relation , eine Beziehung auf uns . Die Bestimmung der Aeußerlichkeit ist hier durchaus nur relativ und man kann in so fern eben so gut sagen : ich bin das Andere der Natur . – Das Weitere ist , daß man das Andere oder die Aeußerlichkeit nicht bloß im relativen Sinn nehmen muß . Die Idee ist diese Identität ihrer Realität und ihres Begriffs und diese höchste Einheit ist nur vorhanden in der Freiheit . Hingegen die Natur ist das Andere gegen den Geist , gegen das Freye ; indem sie dieses Andere gegen den Geist , gegen die Idee ist , so ist sie dieses Andere , dieses ist ihre Bestimmung . Indem die Natur das Andere der Idee ist , so ist dieses ihre eigentliche Bestimmung selbst ; sie hat zur Form , in welcher die Idee in ihr ist das Anderssein , oder die Aeußerlich keit . – Die Natur ist also nicht nur dem Geiste äußerlich , sondern sie ist die Äußerlich keit ihrer selbst . Wichtige Bestimmung . Dies ist der allgemeine Ausdruck von dem so eben Gesagten . Die Begriffsbestim mungen haben hier den Schein | eines gleichgültigen Bestehens und der Vereinzelung gegen einander . In der Natur ist Alles außereinander . Hier ist der Ort , wo wir unsere Vorstellung von der Natur mit der Begriffs Bestimmung derselben zu vergleichen haben . Das Materielle überhaupt ist theil bar , d . h . es ist sich selbst äußerlich . Betrachten wir ein solches Materielles oder Räumliches , so wissen wir vom Raume , daß wo solcher ist , wir ihn theilen können . Man kann in einer Linie Punkte machen so viel man

42rAb 28Ue

43rAb ; § 193 .

25

25 3 Ich .] Ab : Ic h , als dem Uebernatürlichen .

7 Andere der Natur . –] Ab : Andere gegen die Natur setzen . / So ist zunächst die Bestimmung unserer Vorstellung . 8–9 Aeußerlichkeit nicht … muß .] Ab : nicht blos eine relative Aeußerlichkeit , und die Aeußerlichkeit macht die wesentliche Bestimmung der Natur selbst aus . 10 Freiheit .] Ab : Freiheit die höchste Identität , die im in30 ner|sten des Geistes vorhanden ist . 11–14 indem sie … selbst ;] Ab : und in so fern ist der Geist als 30 Natur sich das Andere . Was die Natur in Beziehung auf den Geist ist , das ist sie ; das ist ihre Bestimmung selbst , keine Weise unserer Vergleichung . Az : Indem die Natur gegen den Geist ist , ist sie das Andere . Das Erste geht die Natur nichts an . | Nach dem 2ten ist es ihre eigenthümliche wesentliche Bestimmung selbst . 18 Die Begriffsbestim mungen] Ab : Die Natur ist äußerlich , nicht dem Geiste blos ; sie ist das Aeußerliche , das Andere ihrer selbst . Dies macht überall die Grund35 bestimmung aus ; daß sie das sich selbst Aeußerliche ist . – Die Begrifs-Bestimmung 21–22 Das Materielle … theilbar ,] Az : Die Materie ist räumlich zeitlich theilbar obgleich wir sie wieder als ein Ganzes betrachten . 3 ist] Ue : sind 28 die2 ] Ab : das 29–30 ist der … Natur1 in Ab am Rande mit Verweiszeichen den Geist ist , in Ab aus die Größe ist ;

30

42vAb

14Az

210 43vAb 29Ue

44rAb

45rAb 30Ue 15Az

44vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

will ; zwischen jedem Punkt kann man wieder Punkte setzen . | Eben so in Ansehung der Zeit ; Itzt , welches ich ausspreche ist schon nicht mehr , sondern ein Anderes . Dies ist also die Weise , in | der die Natur existirt , sich selbst äußerlich zu sein . Eben jene materiellen Punkte bestehen für sich , schließen die Andern von sich aus . Die Natur ist also eine unendliche Manigfaltigkeit , Aeußerlich keit . Das ist es was den Menschen zunächst in Erstaunen setzt , | diese Unermeßlichkeit nach außen und nach innen . Von Sternen zu Sternen , und eben so mikroscopisch . Diese Unermeßlichkeit gehört nun überhaupt der Aeußerlichkeit an , allein diese Aeußerlichkeit hat zugleich ein inneres Band , ein Centrum und dieses ist der Begriff . Das Erheben des Unermeßlichen ist begriff los , gedankenlos . Dem Menschen , welcher noch auf dem Standpunkt der Reflexion steht , imponirt diese Unermeßlichkeit . – In der Aeußerlichkeit der Natur ist nun vorhanden die Durchdringung derselben durch den Begriff und die Bändigung derselben zur Einheit , zugleich aber auch jenes Außereinanderbestehen und dies ist der Widerspruch der Erscheinung , welchen wir in der Natur sehen . – Das Sonnen-System ist so Eine Einheit , aber die Glieder dieses Systems erscheinen selbstständig , getrennt , als Individuen , so selbstständig als nichts Anders . Diese Himmelskörper machen indeß Ein System aus , sie sind durchaus nur Blätter einer Blume und ihre Freiheit ist blos ein leerer Schein . | Den Begriff durch diese Zerstreuung zu erkennen , ist nun eben die Natur philosophie . Der Magnet ist die Darstellung des Schlusses auf ganz formelle Weise . Die Mitte des Magnets ist der Indifferenzpunkt , weder in der einen noch in der anderen Bestimmtheit , aber zugleich das Band zwischen beiden . Am Magnet kömmt die Beziehung der Extreme auf einander schon mehr zur Erscheinung . Diese Einheit stellt | sich aber nur so dar , daß wir auf der einen Seite den Südpol und auf der andern den Nordpol haben . Die Einheit

5

10

15

20

25

5 von sich aus .] Ab : gegen anderes . / Die Begrifs-Bestim mungen scheinen gleichgültig zu bestehen und vereinzelt . Mit dieser Seite gehen wir nach Innen . 10 Das Erheben … gedankenlos .] Ab : 30 Das Erhabene des bloß Aeußern ist das Begrif- , das Gedankenlose . Der Begrif ist die Rückkehr in sich . 13 In der] Ab : In der Natur ist alles in der unmittelbaren Freiheit des Seyns aus einander 30 geworfen . Diese Vereinzelung aber , diese Selbstständigkeit hat zu ihrem Hintergrunde ein ganz Anderes . Der Begrif ist das Innerliche desselben . Also 2 . Seiten : Begrif und Realität . Jener | ist das Wesen ; er hat sein Daseyn im Auseinandergeworfenem oder ist die Realität . / In ihr 15 Außereinanderbestehen] Ab : Auseinander , das als ein Zufälliges blos Verschiedenes erscheint . 19 Blume] Ab : Blume , Glieder eines organischen Ganzen . 21–22 Der Magnet … Weise .] Az : Der 35 Magnet ist ein Bild des Begriffs . Der Begriff ist die Substanz der Natur . | 25 mehr zur Erscheinung .] Ab : deutlicher . / Keins kann bestehen ohne das Andere . 4 bestehen] Ue : bestehen nie vgl . Ab : besteht 28 dieser in Ab aus ihrer dankenlose in Ab aus bloses Aeußere ist d . Begrif- , gedankenlos

29 des bloß … Ge-

einleitung

5

10

15

20

211

der beiden Seiten selbst ist dann gleichfalls verschieden von ihnen dargestellt , als Indifferenzpunkt . Die Natur zeigt in ihrem Dasein keine Freiheit , sondern Nothwendigkeit und Zufälligkeit . Zur Nothwendigkeit gehören zweierlei Existenzen , Gestaltungen , Qualitäten pp , daß solches Verhältniß zwischen ihnen ist , daß Seyn des Einen zugleich ist nicht | sein eignes Seyn , sondern das Seyn von einem Andern . Der Planet ist , aber sein Seyn ist zugleich das der Sonne und eben so umgekehrt die Sonne . Die Natur enthält nun durchaus diese Form der Nothwendigkeit . Im freien Begriffe habe ich einen gewissen Inhalt und dieser ist in sich bestimmt , d . h . unterschieden , aber dieser Unterschied muß bleiben in der Allgemeinheit nicht zur Selbstständigkeit gekommen , so daß die Bestimmtheit nicht ein Finsteres , Undurchsichtigkeit ist . In der Natur ist dies nun nicht vorhanden ; das Seyn des Einen ist hier zugleich das Seyn eines Andern , und diese beiden schließen einander aus . Dies ist also die Nothwendigkeit . Dieses Ausschließens ungeachtet sind die einander Ausschließenden zusammengebunden . Daß die Nothwendigkeit ein Widerspruch ist , erhellt aus dem so eben Gesagten . In der Natur gilt die Gewalt , die Gewalt heißt dieses , wenn zwei einander selbstständige zusammenkommen und Eins macht sich geltend in dem Andern . Es ist also in der Natur keine Freiheit . | Diese ist im Geiste zu Hause ; was an diesen als Anders kommt , macht er zu dem Seinigen , indem er es begreift . Der Mensch kann vom Gesetze Gewalt leiden ; was | Gesetz ist , ist aber sein eignes Wesen und dem kann er keinen Widerstand leisten . Die Gewalt ist also nur diese Erscheinung , daß das was innerlich zusammengehört , zugleich äußerlich für einander ist . – |

45vAb

46vAb 31Ue

25

3–4 Die Natur … Zufälligkeit .] Ab : Der Begrif erscheint in der Natur indessen die Momente seiner 25 Erscheinung zugleich selbstständig erscheinen . / Der Begrif ist die Nothwendigkeit in der Natur .

30 30

35 35

7–8 umgekehrt die Sonne .] Ab : Sonne und umgekehrt . Zwey nach einer Seite selbstständige Existenzen , die sich nothwendig bedingen . Az : zugleich Seyn der Sonne : der Nordpol ist , aber er ist zugleich das Seyn des Südpols etc . und umgekehrt . 8 Nothwendigkeit .] Ab : Nothwendigkeit . Die Unterschiedenen sind als ideell gesetzt , nicht als selbstständig . 10–12 Allgemeinheit nicht … ist .] Ab : Allgemeinheit seyn in | der Einheit gehalten ; so daß sie zugleich als Unterschiedene aufgehoben sind . 13–14 Andern , und … Nothwendigkeit .] Ab : Andern . Im Begrife sind ihre Bestimmungen an einem Orte . Dies ist die Nothwendigkeit , daß das Selbstständige sich ausschließt , 15 zusammengebunden .] Ab : zusammengebunden , ihre Quelle , ihre Wurzel ist in Eins . Az : verbunden durch die Nothwendigkeit . 20–21 Der Mensch … leiden ;] Ab : Der Mensch unterliegt im Physischen der Gewalt ; auch im Geistigen , in so fern das , was sich bei ihm geltend macht , als Fremdes auf ihn auflauert . 22–23 Die Gewalt … ist . –] Az : die Natur ist an sich sein eigenes Wesen : weil er sie sich aber in sein Bewußtseyn als ein Äußeres setzt , sagt er , er leide Gewalt .

20 er zu … indem er] Ue : es zu … indem es 24 indessen in Ab aus dessen seiner in Ab aus seine 32 ausschließt] Ab : ausspricht 35 als] Ab : oder als 36 auf ihn auflauert in Ab aus aus 40 ihm gewährt

46rAb

212 47rAb

48rAb

16Az 32Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

In der Natur ist die Nothwendigkeit die allgemeine Form , in welcher der Begriff vorhanden ist , und das Erkennen der Natur ist die Befreyung derselben von der Nothwendigkeit . – Man sagt denn auch : die Natur ist zufällig . Dies bezieht sich darauf , daß die Gestaltungen der Natur nach dieser Selbstständigkeit erscheinen , als ob das Eine existiren könnte ohne das Andere . Was zufällig ist , das ist , ob Anders ist oder nicht . Wir thun dann der unmittelbaren Selbstständigkeit ihr Recht an und sagen , es ist blos eine Möglichkeit . – Das Nächste was wir von den natürlichen Dingen sagen , ist , daß sie zufällig seien ; das philosophische Erkennen hat denn zunächst alles Zufällige in Nothwendigkeit zu verwandeln . Dies ist die Richtung des Begriffs das Zufällige zu erheben in die Nothwendigkeit . Das Natürliche hat denn aber allerdings auch sein großes Feld der Zufälligkeit , des sich blos äußerlich zu einander Verhaltens . Der Mensch kann von einem Stein todt geschlagen werden ; | der Stein , der ihn todt schlägt , ergreift ihn so zu sagen an seiner mechanischen Seite . Gegen das geistige Leben ist das Verhältniß des Mechanismus ein Aeußerliches . Die blos äußerliche Nothwendigkeit ist selbst Zufälligkeit ; es giebt indeß nichts absolut Zufälliges gegen einander . – Die Hauptsache ist : die Zufälligkeit ist zunächst der Schein selbstständiger Existenz . Wir sagen , das Eine ist nur begreiflich aus dem Andern ; der Begriff ist diese Einheit unterschiedener Bestimmungen . Die Säure steht so im nothwendigen Verhältniß zum Kali , es gehört | zur Natur der Säure , ihre entgegengesetzte Bestimmtheit in sich zu haben . – Man hört häufig die Natur höher setzen als den Geist . Siehe die Bemerkung Encycl . pag . 127 . Der Begriff macht das Centrum der Natur aus ; die Realität dieses Begriffs ist in der Weise der Aeußerlichkeit desselben in der die Natur | die

5

10

15

20

25

47vAb

2–3 und das … Nothwendigkeit . –] Ab : Der Geist sucht sie davon zu befreien , den Begrif darin zu erkennen ; und dadurch verhält sich Begrif zum Begrif , und es wird kein Fremdes mehr , weder in der Natur selbst , noch im Verhältniß des Geistes dazu sich fi nden . 7 es ist … Möglichkeit . –] Ab : seine Wirk|lich keit ist ein Mögliches ; diese Negativität sprechen wir zugleich in dem Begriffe des Zufälligen aus . Das Daseyn des Zufälligen ist zugleich nur ein Negatives . Az : aber es ist eben so hinfällig : sein Daseyn ist zugleich nur ein Negatives . 9 verwandeln .] Ab : verwandeln . Man erkennt das Zufällige in seinem Zusammenhange , seiner Verbindung , d . i . seiner Nothwendigkeit . Az : verwandeln ; je weiter man kommt , erkennt man dieses Negative als etwas Positives in seiner Verbindung mit Andern . 15–16 Die blos … einander . –] Ab : Die blos äußerliche Nothwendigkeit ist eben die Zufälligkeit . / Das Thier verhält sich zu seiner anorganischen Welt als nothwendig . Als Mechanisches , Materielles , verhält es sich aber auch abstract zu anderm , das sein Mechanismus ergreifen und berühren kann . Az : Es ist zu unterscheiden äußere Zufälligkeit und

25

30 30

35 35

10 das Zufällige … die] Ue : des Zufälligen zum Erheben in der 19 Die Säure] so Az Ue : Der Textlücke 20 Kali] so Az Ue : Textlücke 23 Encycl . pag . 127 . von UE mit Verweiszeichen am Rande die] Ue : der 24 desselben] so Ab Ue : Textlücke 34 anorganischen in Ab aus kleinen 35 anderm] Ab : andern 40

einleitung

5

10

15

20

213

Momente des Begriffs darstellt . Der Begriff ist aber das Subjektive , Einfache , in welchem die Unterschiede zusammengehalten sind , in welchem Einer im Andern sich selbst hat . Nur im Geiste ist der Begriff in seiner Freiheit vorhanden ; nur der Geist denkt den Begriff . Denken ist das in sich klare , einige Element . Indem der Geist den Begriff denkt , so setzt er ihn in dieses Element . Die Realität des Begriffs ist hier selbst die Allgemeinheit ; der Geist enthält so den begriff in seiner Freiheit , denn die Realität , in der er ist , ist sein | eignes Element . Wenn wir sagen Ich , so sprechen wir den Begriff aus . In der Natur ist der Begriff nur an sich , die andere Seite , die reelle Seite ist in der Natur das Außereinander . Die höchste Stufe , in welcher der Begriff in der Natur zu sich selbst kommt , ist das Leben ; dieses ist aber noch selbst innerhalb der Sphäre der Natur und der Begriff wird in ihm noch nicht frei . – Man spricht häufig von göttlichen Werken im Gegensatz gegen Menschenwerke und setzt die Naturgegenstände als göttliche Werke über die Werke des Geistes . – Vorstellung , die Gottes unwürdig ist ; es erscheint hier , als ob der Mensch eine Welt für sich hätte , die außerhalb dem Bereich der göttlichen Macht und Weisheit wäre . Die ältesten Völker haben allerdings von der Verehrung natürlicher Gegenstände als göttlicher angefangen ; der | Mensch , der die Natur des Geistigen erfaßt hat , muß wissen , daß dieses ein Höheres ist als das blos Natürliche . – Menschliche Willkühr , menschliche Einbildung und Begierde setzt man der Gesetzlichkeit der Natur entgegen ; allein die Natur | ist eben so wohl auch der Zufälligkeit , d . h . der äußerlichen Nothwendigkeit unterworfen . Will kühr ist nur die Form der Zufälligkeit im Geiste . –

48vAb

49rAb

50rAb

33Ue

25

9 sich , die … Seite2 ] Ab : sich ; der Begrif ist die eine Seite (der 15–17 Vorstellung , die … wäre .] Ab : Auffallen muß hierbei , daß | man dergleichen , wie Sonne , Mond , Pfl anzen , Thiere , was geringer ist als das Geistige schon nach dem gemeinem Selbstgefühl des Menschen vorzugsweise göttlich genannt wird . Diese Vorstellung ist Gottes unwürdig ; er müßte denn die Manifestation seiner nur in der Natur , nicht im Geiste zeigen , und der Mensch eine Welt für sich haben , ausserhalb dem Bereiche Gottes . Az : Schon das unmittelbare Gefühl sagt dem Menschen daß das Geistige etwas Höheres ist . Gott habe seinen Geist vornehmlich in der Natur geoffenbart , und der Mensch bilde eine Welt für sich , die gleichsam außer dem Göttlichen liege , ist eine Vorstellung die schon dem gemeinen Sinn zuwider ist . 19–20 Höheres ist … Natürliche . –] Ab : ein höheres ist , als die Darstellung des Göttlichen auf blos natürliche Weise . Der Geist muß würdiger von sich selbst und von Gott denken . 22 äußerlichen Nothwendigkeit unterworfen .] Ab : äußerliche Nothwendigkeit , Standpunkt endlicher Zwecke . Az : äußre Nothwendigkeit ist ebenso zufällig : daß da oder da diese oder jene Pfl anze steht , ein Thier von andern gefressen wird , ist eben so zufällig . Nothwendigkeit von innerer . |

25 Geist , das Denken) , die der Realität die andere ;

30 30

35 35

9 das] Ue : des 17 Verehrung] so Az Ue : Vernehmung 19–20 das blos Natürliche] Ue : des blos Natürlichen 24–25 Seite (der … andere in Ab aus Seite , die d . Realität oder (d . Geist , d . 27 schon nach in Ab aus nach 33 als in Ab aus oder 40 Denken) ist

49vAb

214

51rAb

17Az

§ 194 .

52rAb

50vAb

51vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Was aber die Gesetze in der Natur betrifft , so ist im selbstbewußten Geiste eben so Nothwendigkeit . Hier ist denn das Reich des Göttlichen und der Verwirk lichung des Systems der Freiheit . Es ist absurd , wenn man in die Zufälligkeit das Göttliche setzt . – Man spricht namentlich von menschlichen Kunstwerken , daß diese schlechter seien als Naturwerke , vornämlich um deswillen , daß zu ihnen immer ein von außen gegebenes Material gehört . Die Bedingtheit der Kunst in dieser Rücksicht hat darin ihren Grund , weil | die Kunst dies ist , die Idee zur sinnlichen Anschauung zu bringen . Damit setzt sich die Idee in das Element der Bedingtheit . Bei den natürlichen Dingen ist dies nun aber auch der Fall ; das Thier braucht Nahrungsmittel , überhaupt Dinge , von dem es abhängig ist . In der Wissenschaftlichkeit nimmt übrigens der Geist auch den Stoff aus sich selbst ; | die reine , die begreifende Wissenschaft ist darum auch ein Höheres als die Kunst . – Der schlechteste menschliche Einfall trägt ein Höheres in sich als das beste Naturwerk . Die Natur ist überhaupt Idee ; die Weise der Realität ist hier überhaupt die Aeußerlich keit . Die Natur ist nun als ein System von Stufen zu betrachten . Die Idee entwickelt sich zu einem Universum für die Anschauung ; wir haben nun diese Entwickelung zu erkennen in ihrer Nothwendigkeit . – Das Erste ist also , daß die Natur erscheint als ein System von | Stufen , deren eine aus der andern nothwendig hervorgeht . Das Zweite ist denn , daß diese Stufen sich runden , daß sie ein Ganzes ausmachen . Die Idee ist sich in sich beschließend und in sich beschlossen . Das System von Stufen muß also ein beschlossenes Ganze aus-

2 Nothwendigkeit .] Ab : Nothwendigkeit , die sich selbst bestimmende Freiheit , ein in sich Nothwendiges . 2–3 Verwirklichung des … Freiheit .] Ab : durch die Vernunft | bestimmtes göttliches Thun . 3–4 absurd , wenn … setzt . –] Ab : absurd . / In der Natur ist der Begrif als Begrif sich nicht selbst Gegenstand , realisirt sich nicht in sich selbst ; sondern hat die Aeußerlichkeit zu seinem Daseyn , die er sich unterwirft , die aber in ihrem Andersseyn immer noch die Weise des Ausser sich seyns an sich hat , eines ihm widerstreitenden Elementes . 11 ist .] Ab : ist . Es nimmt sein Material nicht von sich selbst , ist also eben so wenig unabhängig für seine Existenz . Az : ist . So stehen wenigstens beyde neben einander . In der … Geist] Ab : Der Geist , indem er rein sich verhält in seiner reinen Wissenschaftlichkeit , nimmt 12 selbst ;] Ab : selbst . Recht , Sittliches , Religiöses , Philosophisches , brauchen keinen | Stoff von aussen . 13 Kunst . –] Ab : Kunst , die die Idee auf eine sinnliche Weise darstellt , dagegen die reine Wissenschaft durch ein geistiges Element . 16 Die1] Ab : Begrif und Realität sind in der Idee zu unterscheiden : »Die 16–17 Die Idee entwickelt] Ab : Die Idee ist einfach , abstract , aber wesentlich zugleich das sich Ent wickelnde 20 Das Zweite … Stufen] Az : – es sind Unterschiede in der Entwickelung diese Stufen 21 Ganzes ausmachen .] Ab : Ganzen . Man spricht von der Leiter der Wesen ; so wäre es etwas Unbegrenztes , Unbestimmtes .

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

11 Stoff ] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Stoff – 26 hat die in Ab aus hat 27 die1 in Ab aus d . widerstreitenden] Ab : widerstreitendes 30 in 28 eines … Elementes in Ab aus ein … Element in Ab aus aus 35 einfach , in Ab aus einfach Entwickelnde in Ab aus entwickelnde 40

einleitung

5

10

15

20

215

machen , ein bestimmtes Ziel und einen Endzweck haben . – Wir haben gesehen , daß die Natur über|haupt die Idee ist ; man muß nun bemerken , daß die Idee nichts Ruhendes ist , sondern Bewegung und zwar weil sie ein Wider|streit in sich selbst ist . Die abstrakte Ruhe ist der Tod ; das Todte nur ist rein unbewegt . Die Idee aber ist in der Ruhe zugleich die absolute Bewegung , das Unbewegte , das sich selbst bewegt . – Der Widerstreit liegt in dem was wir schon von der Idee gehabt haben . Die Idee ist die Einheit des Begriffs und der Realität . Beide sind nun auch von einander unterschieden ; eben so sehr als ihre Wahrheit ist identisch zu sein , eben so sehr ist sie es auch , nicht identisch zu sein . – Die Verschiedenheit des Begriffs und der Realität ist ihre Unwahrheit und so gehen die Verschiedenen ewig fort zu ihrer Wahrheit . Man könnte nun sagen , wenn die Entgegengesetzten nicht in ihrer Wahrheit sind in der Entgegensetzung , sondern dies ihr Trieb ist zur Wahrheit zu steigen , so ist hiemit der Widerspruch aufgelöst . Diese Auflösung , als Ende , als Resultat betrachtet , ist selbst ein Einseitiges wieder ; es steht dem Gegensatze , aus welchem es hervorgegangen ist , entgegen und wenn das Resultat für sich bestehen wollte , so würde es das Todte sein . | Es wäre so nur unter der Form der abstrakten Identität mit sich selbst und nur ein Einseitiges , Abstraktes . Der Gegensatz ist damit wieder hergestellt und eben diese Wiederherstellung ist die Wiederanfachung der Lebendigkeit . – | Es ist ein wichtiger Umstand , daß die Idee Prozeß in sich selbst ist . Es folgt daraus , daß eine jede Definition der Idee , wenn sie in Einem Satze ausgesprochen wird , unvollkommen sein muß . Einheit des Subjektiven und Objektiven : hier ist die Einheit als das Überwiegende ausgesprochen . Das Wahre der Idee ist denn die

34Ue 52vAb

53vAb 54rAb

25

1–2 – Wir haben … Natur] Ab : 1 . , Die Stufen müssen nothwendig aus einander hervorgehen . Die Az : 1) Wieder heißt es , die Unterschiede in der Natur gehen nothwendig aus einander hervor . Das Concrete zwar muß sich erst aus dem Erfolge ergeben . Hier nur das Allgemeine . Die Natur 4 Die abstrakte … unbewegt .] Ab : Alles Ausgesöhnte , Befriedigte , ist ruhig , und das ist der Tod . Die Idee ist Frieden , Einigkeit ; 6 bewegt . –] Ab : bewegt , weil in ihrer Einheit Widerstreit vorhanden ist ; sie muß das Widerstreitende ewig zur Ruhe zurückführen . So ist also die Idee Proceß . 9–10 – Die Verschiedenheit] Ab : Der Verstand bleibt bei ihrer Zweierleiheit stehen , und geht | über ihren Unterschied nicht hinaus . Das Hinausgehen bezeichnet das Speculative , begreifende Erkennen . – Eben die Verschiedenheit 11 zu ihrer Wahrheit .] Ab : in ihre Wahrheit , in ihre Auflösung zurück . / Dies ist der Begrif der Bewegung , der Lebendigkeit . 17–18 selbst und … hergestellt] Ab : selbst , indem der Gegensatz verloren ist , entsteht nicht das wahre Resultat , nicht das Wahre nur das Abstracte . / Der Gegensatz löst sich in die Prozesse auf , in dieser Auflösung , dieser Wahrheit . Das Resultat ist selbst ein Abstractes , selbst nur eine Seite , und hat eben deswegen sein Anderes gegenüber , stellt also so den Gegensatz wieder her ; 20 Prozeß in … ist .] Ab : wesentlich Prozeß . Die Unterschiede sind in der Einheit gebunden an einander , wie wohl unverträglich in sich gegenseitig aufhebend . Der Friede , in so fern er nur Friede wäre , ist nur ein Einseitiges . 22–23 unvollkommen sein … ausgesprochen .] Ab : Unvollkommenes-Einseitiges ; denn die Einheit , Identität ist in ihrem

25 Natur

30 30

35

40

53rAb

216

18Az 35Ue

56rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Einheit der Einheit und der Verschiedenheit . Hier ist denn sogleich die Unruhe und der Prozeß angedeutet . – | Der Prozeß der Idee , wie sie in der Natur ist , muß nun als Fortgang auf|gefaßt werden . Das sich Unterscheidende und im Prozeß sich Auflösende ist Resultat und dies ist die nächste Wahrheit des vorher Unterschiedenen . Es ist ein Vollkommenes , Höheres als das Vorhergehende , denn es enthält die Beiden im Vorhergehenden Enthaltenen . Das Resultat geht nur hervor aus dem Vorhergehenden . Mit diesem Resultat ist es nun wieder eben so der Fall , daß es als eine Einheit unterschiedener Bestimmungen den Gegensatz in sich erwecken muß . – Gott , indem er die Welt erschaffen hat , hat sich selbst verloren , ist von sich selbst abgefallen . – So ist es denn auch hier . Die Unterschiede sind demnächst selbst der ganze Begriff . Die Einheit des Begriffs ist indeß hier nur ein Inneres . Die Erscheinung ist , daß das Eine das Andere des Andern ist . Die Unterschiede zusammen sind die Momente des Begriffs . Das Dritte ist denn immer die Rückkehr des Begriffs zu sich selbst , aber so , daß der Begriff jetzt bereichert ist um seine entwickelten Unterschiede . Es ist im Resultate nichts Anders als vorher ; der Begriff erhält sich . Aristoteles hat die Natur schon gefaßt als ein zweck mäßig Wirkendes ; der Begriff ist der Zweck . – Die verschiedenen Ge|staltungen der Reali-

5

10

15

20

54vAb

55rAb

12 . 11 . 21 55vAb

Ausdrucke das Ueberwiegende , und das Unterschiedene , Einzelne geht darin unter . Man reflectirt nur auf die Einheit des Entgegengesetzten . Das Wesen ist , daß die | Idee der Prozeß ist ; Az : Einseitiges ist , weil hier die Einheit überwiegt : wenn man sagt die Einheit des Subjects und Objects so ist das Subject nicht subjectiv und das Object nicht objectiv es ist bloß ihre Einheit ausgesagt , nicht ihre Verschiedenheit . 2–3 Der Prozeß … werden .] Ab : 2 . , Indem die Idee Proceß ist , ist sie ein Fortgang , Entwickelung , und das 2te ist das , daß eine Stufe n o t h we n d i g aus der andern hervorgeht . Das Hervorgegangene ist die nächste Wahrheit der Stufe aus der es resultirt . 6–9 Beiden im … muß . –] Ab : beiden vorher aus einander liegenden | Bestimmungen . Das Resultat ist die reinere Gestalt als das Vorhergehende , das Reichere , da es beide Bestimmungen enthält . – Dieses Resultat ist in der Form der Identität wieder ein Gegensatz , der es wieder in sich entwickeln muß , nicht zu vorhergehenden zurückkehrend , sondern seine ganze Totalität setzend in diese entgegengesetzte Bestimmungen ; so löst sich also das Resultat wieder auf in ein noch höheres . 10 Gott ,] Az : 12 November Der Begriff entschließt sich zur Besondernheit sich zu entzweyen , den Besondern heiten in ihm Freyheit zu geben : Gott , 11–13 Die Unterschiede … ist .] Ab : Indem die Unterschiede des Begriffes als selbstständige erscheinen , sind sie selbst ganz der Begrif . Die End lich|keit ist nur Erscheinung , worin sie als Verschiedene , Entgegengesetzte erscheinen . Az : der Begriff gibt sich den Besondernheiten selbst mit ; ihr Inneres ist der Begriff selbst , ihr Äußeres ihre Entgegensetzung unter einander 16 Unterschiede .] Az : Unterschiede über welche er Meister geworden 17–18 zweckmäßig Wirkendes ; … Zweck . –] Ab : zweckmäßig Wirkendes . Der Begrif wird äußerlich , kehrt dann aber zu sich selbst zurück , und wird so das f ü r s i c h , was er zuerst a n s i c h war .

20

25 25

30 30

35 35

19 unter in Ab aus über 24 n o t h we n d i g in Ab nachtr . unterstr . 25 Stufe aus der in Ab aus Ruhe aus dem 27 als das … Reichere in Ab aus oder d . vorhergehende , das reichere 31 12 November] 40 Az : 12 Nov . am Rande 36 geworden] Az : geworfen

einleitung

5

10

15

20

25

217

sirung des Begriffs sind also seine eignen Momente . Die Wahrheit der selbstständigen Bestimmungen ist denn nicht selbstständig zu sein , negirt zu werden . – Die Sonne ist so z B . der Begriff an sich , das Abstrakte , die Unterschiede werden später angegeben werden als das Lunarische und Cometarische ; das Dritte ist die Erde , das Concrete . – Das Dritte ist die nächste Wahrheit desjenigen , aus welchem es resultirt . Dies ist der allgemeine Rhytmus der Natur und somit auch unserer Methode . Indem man den Gang der Natur betrachtet hat , so hat man gesagt , Eins geht aus dem Andern hervor , aus der Pflanze | das Thier , aus dem Stein die Pflanze . | Man darf sich indeß diesen Fortgang nicht als einen natürlichen , auf erscheinende Weise statt fi ndenden vorstellen . Man hat sich so vorgestellt , die Erde habe erzeugt Pflanzen und diese denn thierische Gebilde pp[ .] Man hat das Bedürfniß , wenn man so spricht das Werden der thierischen oder gar auch der menschlichen Natur begreiflich zu machen , sich dieselben zu denken als eingehüllt , in seiner Subjektivität . So soll die vegetative Natur den Keim des Thierischen enthalten u . s . f . Dies ist nun aber nicht der Fall in der Natur . Man kann zwar wohl sagen , das Pflanzenreich sei der Keim des Animalischen , aber nicht im Sinne eines natürlichen Zusammenhangs . Es ist der Begriff des Thierischen , welcher allerdings in der Pflanze liegt | und eben so der Begriff des Denkens , des Bewußtseins im Thierischen . In der Natur ist jedoch wie wir sehen der Begriff überhaupt nicht für sich . – Das was produzirt wird , dessen Begriff ist allerdings schon auf einer vorhergehenden Stufe vorhanden , aber dies ist nur für uns . Der Begriff wie ihn die erste Stufe darstellt , ist nicht in der Weise eines natürlichen Keims vorhanden , woraus das Dritte hervorgeht . In vielen Darstellungen der Natur philosophie fi ndet in dieser Hinsicht eine cunterbunte Verwirrung statt und die Naturphilosophie ist dadurch zum Theil in üblen Kredit gekommen . – Das Hervorgehen in der Natur ist ein ewiges , es ist nicht ehemals gewesen ,

5–7 Das Dritte … Methode .] Ab : Das 3te ist ein für sich Seyendes , das ein Object , einen Gegenstand hat . Es ist für sich nur in so fern es einen Gegensatz hat , den es negirt , und diesen erzeugt es sich , 30 indem es diesen Kampf für sich selbst vollbringt , und das ist seine Lebendigkeit . Az : Das Dritte 13–14 30 ist ein für sich Seyn , weil es ein Object hat . / Die Erde ist die Wahrheit des Sonnen systems . begreiflich zu … Subjektivität .] Az : begreifen wollen , d . h . jedes doppelt sehn theils concret theils als Keim im Andern . 19–20 In der … sich . –] Ab : Bei natürlicher Entstehung müssen wir den Keim als wirklich existirend ansehen . Der Begrif ist hier nicht für sich . Die Gestaltungen seines Unterschiedes schon sind andere Existenzen , als der Begrif selbst . Az : Die Sonne enthält nicht den 35 physischen Keim der Erde in sich die Sonne erzeugt die Erde nicht natürlich . Der Be griff ist in der Natur nicht für sich : Der Mensch hat den Begriff als Keim in sich . 1 Wahrheit von BA aus Wahrheite 4 Lunarische] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Planetarische ; darüber lunarische von BA Cometarische] Textlücke ausgefüllt von UE 7 hat] Ue : und hat 13 sich] Ue : sie 27 ein 2 ] Ab : einen

36Ue 56vAb

57rAb

218 57vAb

37 Ue

§ 196

58rAb

59rAb 38Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

sondern es ist Itzt und immer , nicht | in der Zeit und überhaupt nicht in die Aeußerlichkeit fallend . Im Leben auf der höchsten Stufe der Natur ist denn die Realität allerdings dem Begriff unterworfen ; hier haben wir Begriff und Realität | in Einem . Das Thier erzeugt sich aber selbst nicht etwas Anders . Nur im Lebendigen kömmt es so weit , daß das Lebendige sich selbst hervorbringt , ist jedoch ganz verschieden von dem was eben betrachtet wurde . Die Natur ist an sich ein lebendiges Ganze ; das Thier ist nicht nur an sich ein lebendiges Ganze , sondern auch in seinem Dasein . Seele , Begriff , und das als was es existirt , fällt in Einem zusammen . In der übrigen Natur ist dies aber nicht der Fall . Die Sonne ist etwas Anderes als die Erde . Es ist das Thun unseres Begreifens , die Natur als lebendig zu erkennen , die auseinander geworfenen Glieder zu sammeln und ihnen Leben und Einheit zu geben . | Für den Sinn , wie die Natur sich unmittelbar giebt ist sie dieses Reich von unendlich vielen Gestaltungen . Die Bewegung der Natur ist denn sich als das zu setzen , was sie an sich ist . Man kann den Weg der Natur einmal vorstellen als ein in sich Gehen , als ein Erfassen ihres Begriffs . Das Andere ist denn , daß die Natur vorgestellt wird als in sich gehend aus ihrer Äußerlichkeit . Beide Bewegungen sind eines und dasselbe , eine sich durchdringende , entgegengesetzte Bestimmung . Die Natur ist das Anderssein des Geistes , dies ist ihre Bestimmung . Von dieser Seite ist der Begriff ein Inneres , ein Verlornes und Verschwundenes . Der Prozeß der Natur ist denn die Unwahrheit aufzuheben und die Äußerlichkeit auszugleichen mit dem was sie an sich ist mit dem Begriff . Das Andere ist denn eben darin enthalten ; die Äußerlichkeit , indem sie dem Begriff adäquat gemacht wird , so tritt der Begriff in das Anderssein heraus , in die Erscheinung , er wird manifestirt . | Beide Richtungen | sind Eins und dasselbe . Das Ziel des Universums ist überhaupt , diese Versöhnung zu Stande zu bringen , daß die Idee zum freien Dasein kömmt . Die bloße Äußerlichkeit , Unmittelbarkeit , Sinnlichkeit ist das leblose , denn es ist nicht in der Einheit des Begriffs , nicht in der Freiheit , in dem Für sich sein auf-

5

10

15

20

25

30

58vAb 19Az

4 Das Thier … Anders .] Ab : Nicht Eins wird aus dem Andern erzeugt , sondern Jedes aus sich selbst . 7 Die Natur … das] Ab : § 195 . ist das Ziel der Natur angegeben . Das 16 Erfassen ihres 30 Begriffs .] Ab : Begrif zu erfassen , aus der Concentration ihn herauszufördern , das was er an sich ist zu setzen ; 18 Bestimmung .] Ab : Strömung . 19 Geistes , dies … Bestimmung .] Ab : Geistes , also das An|dersseyn ihrer selbst . Az : Geistes : was sie für | den Geist ist , das ist sie . 20 Inneres , ein … Verschwundenes .] Ab : Verschlossenes , Verlorenes sich nicht Erkennendes . Die Natur ist also die Unwahrheit , daß der Begrif verschlossen , von Gott verlassen sey . Az : Verlornes , die Natur ein 35 Abgefallenes 24–25 Beide Richtungen … dasselbe .] Az : Der Weg der Natur ist : Aus dem Äußerlichen in sich zu gehn und daß das Innere äußerlich werde . Das Äußerliche Unmittelbare Sinnliche ist das Todte – 13 von] Ue : von aus

23 adäquat] Ue : adäqual

35 Unwahrheit , daß in Ab aus Unwahrheit . Daß

einleitung

5

10

15

20

219

genommen . Das höchste Ziel der Natur ist die Lebendigkeit überhaupt , daß die Idee , die Einheit des Äußerlichen und Innerlichen , sei als ein Einzelnes , als ein Lebendiges . Das Ganze der Natur ist an sich lebendig , daß aber die Lebendigkeit als Lebendigkeit existirt , dies ist die höchste Spitze der Natur . – Die Glieder des Thiers haben nicht die Gestalt des selbstständigen Bestehens , hingegen in der übrigen , in der unorganischen Natur überhaupt , stellt jedes sich für sich als ob es den Andern nichts anging . Diese Gleichgültigkeit zu überwinden , ist das Ziel der Natur und im Leben ist sie überwunden . Hier giebt es keine Theile sondern nur Glieder . – Das Prinzip , wonach sich das allgemeine Leben der Natur bestimmt und gliedert ist schon angegeben in dem wie der Begriff der Natur bestimmt wurde . Die Äußerlichkeit ist die unmittelbare Bestimmung . Diese Äußerlichkeit ist also solche dem Begriffe unangemessen und der Begriff ist dagegen noch ein ganz Abstraktes , Reines . Der weitere Gang ist der , daß der Begriff sich Luft macht , die Äußerlichkeit unterwirft . Die erste Stufe des Systems ist also einerseits die abstrakteste Äußerlichkeit und andererseits die abstrakteste Innerlichkeit , zugleich die Beziehung derselben auf einander . Dieser erste Theil der im § Mathematik genannt ist , wird bis dahin geführt werden , daß der richtigere Name ist Mechanik . Der zweite Theil ist die Physik , der dritte die Organik . Im ersten Theil ist also die Äußer|lich keit überhaupt zu betrachten ; diese Äußerlichkeit hat zu ihrer nur erst innern Kraft | das In sich sein , die Subjektivität des Begriffs . Die

4–6 – Die Glieder … unorganischen] Ab : Im Lebendigen hat alle Man|nich faltig keit durchaus nur

§ 196 .

60vAb 39Ue

59vAb

25 einen Sinn in der Einheit . Ein Glied eines Lebendigen hat nicht das Ansehn der Selbstständigkeit .

Es hat sein substantielles Seyn nur in der Einheit der Seele . / In der unorganischen Az : Die Sonne 9 nur Glieder . –] Ab : keine Theile mehr . Die Glieder abgelöst vom Ganzen , hören auf einen Sinn zu haben , zu existiren . So kömmt daher im Lebendigen die Einheit des Begrifs selbst an jedem | Punkte zur Erscheinung . 10M § 196 .] Az : 13 . November § 196 . 10 Das] Az : Ist die Eintheilung der Wissenschaft angegeben , von der ich aber in der Darstellung abweiche . Das 13–14 ist dagegen … Reines .] Az : ist noch das Centrum , das nicht zur Darstellung gekommen ist . 15 Äußerlichkeit unterwirft .] Az : unterwirft sich das äußerliche er bildet sich in die Materie hinein oder bildet sich die Materie ein . Die] Ab : Der Gang ist die Einbildung des Begriffes in die Aeußerlich keit oder der Materie in den Begrif . / Die 17 Beziehung derselben … einander .] Ab : Beziehung derselben auf einander ist daß das Aeußerliche noch an sich selbst die Unterschiede des Begrifs nicht gesetzt hat . Az : Beziehung . Der Unterschied an dem Äußerlichen ist bloß eine Gleichgültigkeit 19 Organik .] Ab : Organisches (materielles , physikalisches organisches Daseyn) . 20 betrachten ;] Ab : betrachten ; da sie der Idee angehört , kann sie nicht bleiben als Aeußerlichkeit ;

25 hat z . B . die Wahrheit des Be griffs nur im Innern . In der äußern

30 30

35 35

7 den] Ue : dem 15 des Systems] Ue : der Systeme am Rande 32 die2 in Ab aus der 33 ist] Ab : sind 40 aus physikalisches) organisches Daseyn

28 13 . November § 196 .] Az : 13 . Nov . § 196 . 36 physikalisches organisches Daseyn) in Ab

60rAb 13 . 11 . 21

220

61vAb

62rAb

62vAb 40Ue

61rAb

20Az

nachschrift uexküll · 1821/22

Idee in dieser ersten Weise ist die Schwere als die Materie , deren Begriff sie ist . Wir wissen , daß die Materie ist ein Punktuelles , Widerstand leistendes , das sich absolut Isolirende . Die Beziehung des so schlechthin Vereinzelten ist dieses , daß zugleich vorhanden ist das in Eins setzen dieses Punktuellen , als ein in Eins setzen , welches nur ein Streben , nur ein Sollen bleibt . Die Schwere ist das Dumpfe , noch nicht in dem freien Unterschiede des Begriffs sich Aufschließende . In so fern der bestimmtere Unterschied hereintritt , so ist die Form nur erst der gleichgültige Unterschied , welcher die Größe ist . – Der zweite Theil ist denn die Physik . | Dies ist die Enthüllung der Schwere , die Gewalt des Begriffs , die Unter schiede in der Materie zu realisiren als qualitative , so daß sie die Bestimmtheit der Materie selbst ausmachen . Wir haben hier also die Enthüllung der Einheit des Begriffs , das Herausgehen in die Differenz . Die Materie ist jetzt bestimmte Materie . Dies giebt also die physikalischen Unterschiede . Das Dritte , die Bestimmung des organischen Lebens , ist die Vereinigung jener beiden ersten Sphären , nämlich das in sich sein des Begriffs , wie es die Schwere ist , aber so , daß dieses in sich sein gesondert ist und jenes gebändigt und zurückgebracht zur Einheit des Begriffs . Hier ist also die Subjektivität , wo die Unterschiede ideell gesetzt sind . Die Äußerlichkeit ist hier der Einheit des Begriffs gemäß . Dies Dritte ist die Vollendung der Idee in der Natur . | Das Erste enthält den Gegensatz in der höchsten Weise ; im Zweiten sind die Unterschiede des Begriffs schon in die Materie gesetzt ; das Dritte ist das Zurückführen dieser Besonder|heit unter die gediegene ,

5 bleibt .] Ab : bleibt . Die | Subjectivität bleibt nur das Abstracte , Allgemeine , das seyn soll . Dies ist die Bestimmung der Schwere . Die Aeußerlichkeit als das Isoliren der Punkte gegen einander behält ihr Uebergewicht ; die Repulsion ist eben so mächtig , und hält das Isolirte ab von der Einheit Az : bleibt : die Einheit bleibt bloß das Abstracte . / | Alles Körperliche ist schwer , es strebt sich in Eins zu setzen , 7–8 so ist … Unterschied ,] Ab : Die Mannichfaltigkeit der Vielheit ist formlos . Die Unterschiede kommen noch nicht zu einer Gewalt in der Materie ; 12–13 Die Materie … Materie .] Ab : Hier ist die Bestimmtheit qualitativ , macht die eigene Natur der Materie aus ; die größere oder geringere Masse ist gleichgültig : die Materie wird hier eine bestimmte Materie . | 15–18 daß dieses … gemäß .] Ab : daß es realisirt ist in der Materie , besonders ist ; so daß diese Besonderung nicht mehr die Gleichgültigkeit wie im Physikalischen hat , sondern in die Einheit zurückgebracht ist : die Unterschiede sind hier ideell gesetzt , nicht mehr isolirt , äußerlich gegen einander . Die Besonderungen sind zugleich zurückgekehrt in die Idealität des Begriffes . Es ist dies der Idealismus der Natur . 18–19 Dies Dritte … Natur .] Az : die Idee ist herausgeboren , so weit die Natur die Idee darstellen kann . 20–21 die Unterschiede … gesetzt ;] Ab : die Besonderung der Materie die qualitativer Natur ist . Die Natur ist noch zerfallen in ihrer Materie oder Besonderheiten 21–221,2 ist das … erscheint .] Az : ist die Idee in die Materie hineingebildet , so weit es geschehn kann .

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

11 der1] Ue : die 21 dieser] Ue : zu dieser 24 ihr] Ab : sein das Isolirte … Einheit in Ab aus d . Isoliren in ihrer Einheit 26 formlos] Ab : fernlos 27 der in Ab aus ihrer 29 hier in Ab aus es hier : 32 ist] Ab : sind 35–36 die qualitativer … Besonderheiten in Ab aus qualitativer Natur , 40

einleitung

5

10

15

20

221

sich erhaltende Einheit , welche zunächst nur als ein Streben in der Materie erscheint . Jede dieser Stufen gestaltet und vollendet sich zur Totalität in sich und ist so Darstellung der Idee in dieser bestimmten Sphäre . So in der ersten Sphäre als System der himmlischen Körper . Die Totalität der Schwere und der Bewegung ist das freye System der himmlischen Körper . In der zweiten Stufe ist der höchste Punkt der Darstellung der Idee auch Bewegung , aber so daß die Seiten , welche den Prozeß derselben bestimmen , sind an ihnen selbst ; | dies ist der chemische Prozeß . Von hier aus wird der Übergang denn zum Leben gemacht . Die Momente des chemischen Prozesses heben ihre Besonderung gegen einander auf , indem sie sich gegen einander verhalten . Auf der dritten Stufe ist denn die höchste Weise der Idee das animalische Leben . Hier sind , welche in den Prozeß eingehen , weder solche selbstständige Wesen wie die himmlischen Körper , noch solche besondern wie die chemischen Körper , sondern Glieder . Das Leben verhält sich zu sich selbst . – Der Zusammenhang dieser drei Stufen mit einander , ist überhaupt der , daß der Begriff sich einbildet in das Außer sich sein , welches die Natur zuerst darbietet . Die erste Bestimmtheit der Natur ist die unvollkommenste , die nur ganz abstrakte Einbildung der Materie in den Begriff . Das Zweite setzt sich in die Mitte ; es ist noch Äußerlichkeit , aber auch zugleich Bestimmtheit des Begriffs ; die Einheit des Begriffs kommt hier noch nicht zur Erscheinung . Dies ist der Fall im Dritten , in der Sphäre der Subjektivität . – | Die höchste Weise , in der die Idee in der Natur sein kann , ist also das Leben und dieses opfert sich selbst

63rAb

3–4 So in … System] Ab : Ad 1 Zeit und Raum vollendet sich zur Totalität in sich , die in dieser 25 Sphäre die Idee darstellt . In der ersten Stufe ist die zur höchsten Darstellung kommende Idee das

System

8 gemacht .] Ab : gemacht . Er ist in seiner Sphäre dieselbe Bewegung wie das System der 13 Glieder .] Ab : Glieder , die nur in der Einheit der Subjectivität einen Sinn haben . Az : Glieder , die bloß in ihrer Einheit Sinn haben – sie sind als Eines schon gesetzt – auf der 2ten Stufe verlieren die Besondernheiten durch ihre Einigung ihre Qualität . 14 selbst . –] Ab : selbst . Hier sind die Glieder schon | gesetzt in der Freiheit ; sie sind nur durch diese Einheit . 14–16 Der Zusammenhang … darbietet .] Ab : Das mechanische Leben , oder die Himmelskörper ; 30 30 das physikalische oder chemische , das organische , der a n i m a l i s c h e Prozeß . Drei Stufen des Verhältnisses der Realität zum Begrife . 17 Einbildung der … Begriff .] Az : Einbildung des Außersich seyns in Äußere Einheit 20 Subjektivität . –] Ab : Subjectivität , die Einheit des | Begriffes selbst , die erscheint . Hier ist die Seele , die Subjectivität des Empfi ndenden , die hervortritt . 20– 222,1 Die höchste … auf ,] Ab : Jede Stufe opfert sich auf , um zur höheren zu kommen , und so 35 endlich das Leben selbst , 25 himmlischen Körper dort .

35

worüber d . Natur noch zerfallen ist aus ihrer Materie oder Besondere 1–2 erscheint] Ue : erscheinen 2 Jede von BA aus Jedem 7 bestimmen] Ue : bestimmt 22 Ad 1 … Raum in Ab aus Zeit-Stufe 24–25 Er ist … dort .] in Ab am Rande : falsch . Der anorganische chemische Prozeß ist ein endlicher , in der Mechanik dem Fall zu vergleichen 27 Stufe] Az : Stufen 31–32 Außer40 sichseyns] Az : Äußersichseyns

63vAb

64rAb

222 41Ue 21Az

64vAb

65rAb

65vAb

42Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

auf , um in | der freien Einheit , welche der Geist ist , sich zusammen zu fassen . Jede der angegebenen Stufen ist dem Begriffe nach intensiver als die Vorhergehende , wie bemerkt wurde . Jede Stufe hat nun auch die Vorhergehende an ihr selbst , sie läßt dieselbe nicht hinter sich zurück nur liegen . Der physikalische Körper ist so zu|gleich auch Mechanisch . Die Mechanik in ihrer freien Gestalt gehört dem Himmel an ; allein der physikalische Körper verhält sich nicht nur zur Mechanik als seinem Unorganischen , sondern er hat dieselbe auch an ihm selbst . Jede Stufe hat ihre eigenthümliche Gestalt und diese ist es , welche wir vornämlich aufzufassen haben . So also die freie Bewegung der himmlischen Körper ; aber zweitens ist denn auch der physikalische und eben so der organische Körper der Bewegung unterworfen | und hat die Bewegung an sich . – Die Bewegung auf diesen weitern Stufen ist indeß nicht die freie Bewegung . Wenn man diese erkennen will , so muß man sich an die Gestalten der ersten Stufe halten . – Der organische Körper ist denn auch physikalischer Körper , aber die Physik ist etwas dem Leben Unterworfenes . Das Zweite ist denn also , daß auch jede Stufe über|gegangen ist in die Andere . In der physikalischen Betrachtung müssen wir es so halten , daß , indem wir übergehen von einer Stufe zur Andern , wir auch die Gestalt angeben , in welcher die so bestimmte Stufe der Idee vorhanden ist . Wir können uns indeß nur an die eigenthüm liche Gestaltung halten in der sie vorhanden ist . Auch der mechanische Körper muß ein physikalischer sein . Gleichwohl betrachten wir in der ersten Stufe nur das Mechanische . In der Physik werden denn die himmlischen Körper als physikalische betrachtet , das Phy|sikalische ist aber an ihnen untergeordnet . Eben so ist es mit dem lebendigen

5

10

15

20

25

66rAb

2–3 Vorhergehende ,] Ab : vorhergehende , eine gründlichere Einbildung des Begriffes in die Aeußerlich keit . 8–9 Gestalt und … Körper ;] Ab : Gestaltung ; 2 . , relativ der höhern Stufe unterworfen , ihr angehörig ; 3 . , die vorhergehende Stufe ist ihr einverleibt . / Die Bewegung in ihrer Freiheit erscheint im Systeme der himmlischen Körper , in ihrer durch sich selbst bestimmten Gesetzmäßigkeit und Reinheit ; 11 Bewegung an sich . –] Ab : Gesetzmäßigkeit der Bewegung an sich . Es ist ein Mechanisches auch an allem Organischen und Physikalischen . 12 freie Bewegung .] Ab : frei ; sondern höherer Bestimmung unterworfen . 14 Körper1] Ab : Körper ist auch Mechanisches , in so fern er die Bewegung an sich hat , doch keine freie ; Physik] Az : Bewegung und chemischer Prozeß 16–18 Andere . In … Gestalt] Ab : andere , und diese trägt auch jene an sich zunächst auf relative Weise . Der organische Körper ist mechanisch , ist physikalisch . Er ist unterworfen seiner höhern Bestimmung . Es muß also auch die Gestalt 19–20 Gestaltung halten … ist .] Ab : Gestalten halten . Die himmlische Mechanik gehört der ersten Stufe an . Der mechanische Körper ist aber noch keine Totalität ; sondern | eine Abstraction . 23 untergeordnet .] Ab : Untergeordnete , nicht das Eigenthüm liche an ihm ist . Das Physikalische muß an ihm auch aufgezeigt werden ; aber erst in

25

30 30

35 35

23 lebendigen von BA aus Logischen 24 vorhergehende in Ab aus hervorgehende Einbildung in Ab aus Eintheilung 28 Reinheit] in Ab korrigiert in : Freiheit 29 Mechanisches in Ab aus Periodisches allem] Ab : allen 33 Er in Ab aus Es 40

einleitung

5

10

15

20

223

beschaffen ; dies betrachten wir nur als solches , nicht wie es auch mechanisch und physikalisch vorhanden ist . Jede höhere Stufe hat die Vorhergehende zu ihrer Voraussetzung , zu ihrer unorganischen Natur . – Das Sinnliche ist am Geiste das Natürliche ; dies Sinnliche ist es denn , welches der Geist verarbeitet und zu dem Seinigen macht . Das Dritte ist denn , daß die höhere Sphäre die vorhergehende in ihr Prinzip aufgenommen hat und aus sich selbst construirt . Nach dieser dritten Bestimmung haben wir eigentlich in der Natur immer dieselben Begriffs Bestimmungen , welche sich auf jeder Stufe wiederholen , aber nach dem Prinzip dieser Stufe reconstruirt und frei wieder geboren . | So ist das Licht dieselbe substantielle Bestimmung , welche die Schwere ist auf einer andern Stufe ; dieselbe Begriffs Bestimmung ist denn auf einer höhern Stufe die Seele . Die himmlischen Körper erscheinen später als Elemente und diese dann wieder als Eigenschaften an einem Körper und zuletzt am Empfi ndenden als die Sinne . Das Organische ist aber als die höchste Stufe am schwersten zu fassen , denn es ist das Concreteste und Complicirteste . Es verhält sich zum Unorganischen , hat denn aber auch dasselbe an ihm selbst und stellt dasselbe an ihm dar als das System seiner Eingeweide , die ihm selbst angehören . – Dies ist das Allgemeine in Ansehung der Systematisierung der Natur . Man verwirrt sich sehr oft , indem man einen einzelnen Naturgegenstand vornimmt und ihn als ein System für sich betrachten will , wenn man fi ndet , wie alle jene verschiedene Stufen auch an ihm vorkommen[ .] | Es sind also drei Theile zu betrachten , Mechanik , Physik und Organik (oder Physiologie)[ .] Wir fangen an bei der Äußerlichkeit . Dies ist die Bestim-

Az : die freye Bewegung ist ihre Eigenthümlichkeit als physikalische werden sie erst auf der 2ten Stufe betrachtet . 2–3 Jede höhere … Natur . –] Ab : 3 . , Jede höhere Stufe hat sich die vorhergehende eingebildet ; und ist | deren Reconstruction . / Was die Sinne am Organischen , das sind die Eigenschaften am Physikalischen . 3 Das Sinnliche … Geiste] Az : 15 November Der Geist 15–17 Complicirteste . Es … angehören . –] Ab : Complicirteste . Es ist zunächst im Verhältniß zu den niederen Stufen zu betrachten ; aber es hat seine Stufen auch an sich selbst ; | das Verhalten zu dem Aeußern ist also auch ein Kampf , ein Prozeß in sich selbst ; und Jenes ist auch in ihm aufgenommen und ihm selbst angehörend . Az : complizierteste und am schwersten zu fassen . Es hat die freye Bewegung außer sich , an sich und in ihm aufgenommen und dargestellt . 17–21 Dies ist … vorkommen[ .]] Ab : In einzelnen physikalischen Wissenschaften wird jede Stufe als ein vollkommen Concretes , als ein Ganzes dargestellt . / In unserer philosophischen Betrachtung sind die verschiedenen Potenzen zu betrachten in ihrer eigenthüm lichen f r e i e n Gestalt ; z . B . Bewegung für sich . Die besondere Physiologie hat z . B . auch den Einfluß der Bewegung der Himmels-Körper , der | Jahreszeiten auf das Organische zu betrachten . Dies ist aber ein ganz Untergeordnetes .

67rAb

43Ue

25 der zweiten Stufe . 25

30 30

35 35

5 Dritte] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : Vernünftige 25 vorhergehende in Ab aus vorhergehende Erkennung 26 15 November] Az : 15 Nov . am Rande 29 ein Kampf , in Ab aus im Kampf Jenes in Ab aus jenes 32 Stufe in Ab aus ? 34 in in Ab aus aus 35–36 Himmels40 Körper , … Jahreszeiten in Ab aus Himmels-Körper (der Jahreszeiten)

66vAb 15 . 11 . 21 67vAb

68rAb

224

68vAb

69rAb

44Ue 70rAb

22 Az 70vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

mung unter der die Idee überhaupt in der Natur ist . Diese nur abstrakte Aeußerlich keit giebt die zwei Formen des Raums und der Zeit , die abstrakten Formen des Sinnlichen . Das Zweite ist denn in der Mechanik | die Materie , die Einheit jener Abstraktion . Hier fängt das an was wir ein Reelles nennen . Die Materie ist räumlich , außereinander und zugleich das Negative , welches die Zeit ist . Diese Materie ist an ihr selbst räumlich und zeitlich , aber Raum und Zeit stehen auch in Beziehung auf sie und dies ist die Bewegung . Das Dritte in dieser Mechanik ist die freie Idee , die absolute Mechanik , das | System der himmlischen Körper . – Der zweite Theil enthält die Physik . Hier ist überhaupt die Specifi kation der Schwere , die Besonderung der Materie . Hier entstehen eigentlich erst individualisirte Körper . In dieser Besonderung der Materie , wo die Formbestimmungen die Qualitäten der Materie ausmachen , ist das Erste das Licht und dann überhaupt die physikalischen Elemente , welche von den chemischen unterschieden werden müssen . Das Zweite in dieser Sphäre sind denn die individuellen Körper als solche , aber nur noch in relativer Individualität , von der Äußerlichkeit herkommend . Die Elemente heißen wir noch nicht Körper . Hier kommen erst die bestimmten Körper vor und das Verhalten derselben gegen einander . Das Dritte ist denn die totale Individualität . Dies ist der Körper als Gestalt , ein crystallisirter . Der Körper hat hier Unterschiede , Verhältniß und dies Verhältniß ist zugleich Beziehung auf ihn selbst[ .] | Hier tritt der Magnetismus herein . | Die Beziehung auf Anders ist zugleich | gehalten in der Individualität . Indem dies Verhältniß dann frei wird , so ist dies der Prozeß der körperlichen Individuen . Die Gestalt selbst ist prozeßlos . Erst , indem die Momente sich zur Selbstständigkeit herausbilden und diese doch nicht erhalten können , so ist es nothwendig , daß sie mit einander in Prozeß treten und dies ist der chemische Prozeß . – Die dritte Sphäre ist die des Organismus . Hier ist die Besonderheit vollkommen überwunden , | die Differenzen kommen hier nicht mehr dazu , den Schein von Selbstständigkeit

5

10

15

20

25

30

69vAb

8 ist] Ab : ist Materie und Raum und Zeit in der Beziehung : 9 die Specifi kation] Ab : die sich aufschließende Schwere , die Specification 13–14 unterschieden werden müssen .] Ab : unterscheiden von den chemischen)[ .] Diese physikalischen Elemente sind dialektisch ; | ihre Natur ist ihr 30 Prozeß . 17 Verhalten derselben … einander .] Ab : zu ein ander verhalten durch den Widerstand , den sie gegen einander leisten . 21–25 Indem dies … Prozeß . –] Ab : Nicht eigenthüm liche Körperlichkeiten , sondern wesentliche Beziehungen auf ein Anderes machen einen Prozeß . Sie treten in Wechselwirkung gegen einander und machen den chemischen Prozeß . / Dies sind die 3 . Stufen 35 der physikalischen Sphäre : Elemente , allgemeine Individuen 2 . , relative ; 3 . , totale Individualität , 35 die zugleich wesentlich , den Prozeß aus sich selbst wieder aufzulösen . 20 Magnetismus] so Az Ue : Moralismus |2 ] Ende von 21Az machen einen] Ab : machen . , ein 36 den] Ab : din

30 Natur in Ab aus Materie

33

einleitung

5

10

225

anzunehmen , sondern sie machen den Begriff aus erscheinen durch ihre Einheit . Diese dritte Stufe gliedert sich denn auch wieder zu einer dreifachen . Das erste ist der unmittelbare Organismus , der weil er unmittelbar ist , der Boden ist und dessen Leben nur als ein Vergangenes aufgefaßt werden kann . Dies ist die geognostische Idee über|haupt , das System der Erde , als eines organischen Ganzen . Das Zweite ist der relative , oder der besondere Organismus . Das Leben , welches sich als Punkt constituirt aber zugleich schlechterdings als ein Hinausgehen . Die Zergliederung dieses Lebens ist nur eine Vervielfältigung desselben ; dies ist das vegetabilische Leben . Das Dritte ist der animalische Organismus ; das zuerst nur unsere Idee ist , das kömmt jetzt auch dazu da zu sein . Untrennbare , einfache Allgemeinheit in ihrer Besonderung , Subjektivität , empfi ndendes Leben . In diesem Letzten hat sich also das was zuerst nur unsere Idee ist , selbst herausgebohren und ist zur sinnlichen Anschauung gekommen . Dies ist die Systematisirung der Natur überhaupt .

15 1 Einheit .] Ab : Einheit ; wo also die Einheit in der Besonderheit zugleich selbst sich erhält . / Damit

ist die Besonderheit zurückgegangen in die erste Allgemeinheit der Abstraction . 3 Organismus ,] Ab : Organismus ; d . i . der Todte 5 Ganzen .] Ab : Ganzes . Das Gerippe eines Organismus . 7–8 Die Zergliederung … desselben ;] Ab : indem das Leben sich in sich gliedert , ist es keine wahrhafte Gliederung ; sondern ein Zerrissenwerden aus sich selbst heraus . Az : Leben als relative Subjectivi9 animalische] Az : vollkommne animalische 11 Besonderung , Subjektivität] Ab : Besonde20 tät rung , so daß diese unmittelbar aufgelöst in der Allgemeinheit : | 11–14 In diesem … überhaupt .] Ab : Jede höhere ihrer Stufen ist die Wahrheit der vorhergehenden . 12 selbst] Ue : sich selbst

17 Todte in Ab aus Tode

71rAb

71vAb

226

nachschrift uexküll · 1821/22

E r s t e r T he i l D ie Me ch a n i k

45Ue 72rAb

Die Natur , weil sie in der Äußerlichkeit ist , ist am schwersten für den Begriff zu überwältigen . Es gehört öfteres Nachdenken dazu , um hier zur vollkommenen Gewißheit | und Bestimmtheit zu gelangen . In der Mechanik haben wir also 1 . , Raum | und Zeit 2 . , die Beziehung derselben auf einander als Materie und Bewegung und 3 . , die absolute Mechanik , wo Materie und Bewegung in absoluter Identität sind[ .] –

5

1 . , R a u m u nd Z e it

73rAb

Wir fangen also mit der Äußerlichkeit an ; dies ist zuerst die abstrakte Äußerlichkeit . Das Concrete fängt erst in der Materie an , | wo die Äußerlichkeit als Ideelles gesetzt ist . Dieses Abstraktum von Außer sich sein zerfällt in zweierlei Weisen des Äußerlich seins und dies ist der Raum und die Zeit . Der Unterschied muß als Moment des Begriffs und der Idee überall vorhanden sein . Indem nun

10

15

72vAb

1 E r s t e r T h e i l ] Ab : B e s o n d e r e r T h e i l / I . , 2 M e c h a n i k ] Ab : M e c h a n i k . / Im Compendium ist ein Theil davon zum 2 ten Theile gezogen , und der erste blos Mathematik genannt . 6–8 auf einander … sind[ .]] Ab : auf einander doppelter Weise a . , so daß Raum und Zeit in dieser Form des Unterschiedes zu Grunde gegangen sind , eine Materie geworden sind ; die relative Einheit . b , die absolute Einheit : Bewegung . / Wir fangen hier mit der Aeußerlichkeit an . Das Feld der Aeußerlichkeit aber ist selbst Begrif , Totalität , Idee . Das ist die Stufe der höchsten Trennung , wo der Begrif noch nicht in die Aeußerlichkeit eingebildet ist , so daß diese | sein Leib wäre . / 3 . Stufen : 1 . , abstracte Aeußerlichkeit ; 2 . , zu ihrer nächsten Idealität und Wahrheit reducirt als Materie , in Beziehung auf die Aeußerlichkeit , eine nur relative Beziehung zunächst ; 3 . , diese Materie mit der Bewegung in Raum und Zeit identisch gesetzt ; Bewegung als freies System , nicht nur an einem Aeußerlichen . Az : Es ist dieß noch die Stufe der höchsten Trennung . Die Äußerlichkeit ist hier noch unmittelbar noch am wenigsten überwunden . Das Erste ist die abstracte Äußerlichkeit – Raum und Zeit , das 2te die Abstracte Innerlichkeit – Materie , das 3te die Beziehung beyder aufeinander – die freye Bewegung der Himmelskörper . 14 sein .] Ab : seyn . Auch das Außer sich seyn ist wesentlich Begrif .

15

20 20

25 25

15 B e s o n d e r e r T h e i l in Ab aus B e s o n d e r e T h e i l e 18 gegangen sind , in Ab aus gezogen , 30 sind geworden sind ; in Ab aus geworden , sind Einheit . b , in Ab aus Einheit , sind 28 Außer] 30 Ab : Aeußere ; korrigiert in : Aeußer

mechanik

5

10

15

20

25

227

in der Sphäre des ganz abstrakten Außer sich seins , sich der Unterschied darstellt , so kann dies nur ein gleichgültiger Unterschied sein . So sind denn die zwei Formen des Außer sich seins zweierlei Weisen , die auch in unserer Vorstellung auseinander fallen . Das Eine ist das ganz gleichgültige Außer | sich sein , als Seyn , als Ruhe ; das Andere aber das Außer sich sein in seiner Negativität , oder als Werden . Die eigne Dialektik des Raums macht denselben übrigens zur Zeit ; die Eintheilung in Raum und Zeit gehört unserm Wissen an , der immanente Übergang ist dieser , daß der Raum selbst sich als Zeit setzt . Wir fangen hier überhaupt mit der Natur an und können alles vergessen , was bisher darüber gesagt wurde . Der eigentliche Anfang muß für sich sein . Zu diesem immanenten Anfang brauchen wir nichts zu wissen als dies , daß wir die Natur betrachten und in welcher Be|stimmtheit die Idee in der Natur ist . – Die Idee ist eine concrete Bestimmung ; hier im Anfange sind wir ganz beim Abstrakten . Das Erste ist also das Außer sich sein ganz abstrakt . Dies ist die vermittelungslose Gleichgültigkeit und dies ist der Raum . Der Raum ist das | Erste , dem wir in unserer Betrachtung der Natur begegnen ; in unserer Empfi ndung ist der Raum nicht das Erste , hier haben wir immer schon ein Concretes zum Gegenstand . – Der Charakter des Raums ist also | das sich äußerlich sein , und zwar ganz abstrakt . Fragen wir unsere Vorstellung was der Raum ist , so wissen wir , daß er überhaupt das Außereinander ist . Hier , hier und hier . Alle haben Platz neben einander , thun einander nichts . Anders ist es bei den Zeitpunkten , diese vertragen sich nicht mit einander . Wo wir ein Hier setzen , so ist dieses Hier ein sich selbst Äußerliches , es hat ein Oben und Unten , Rechts | und Links , dies sind wieder verschiedene Hier . Was in ihm selbst nicht mehr ein Äußerliches wäre , das wäre ein Punkt , aber einen solchen giebt es nicht , dies ist ein bloßes Abstraktum . Das Zweite ist denn , daß diese Äußerlichkeit vollkommen abstrakt ist ; es sind noch keine bestimmten Unterschiede vorhanden . Wir können nicht sagen , wodurch ein Hier vom Andern unterschieden wäre . Die Hier gehen einander schlechterdings nichts an . Es ist ein

30

12 Die] Ab : § . 197 . Die erste unmittelbare Bestimmung ist die abstracte Allgemeinheit ihres Ausser 14 Außer sich sein] Ab : Aeußerlichkeit gegen sich selbst , 16–17 in unserer … Gegenstand . –] Ab : zuerst in unserer Betrachtung , wie eben sowohl in unserer Empfi ndung . Alles Sichtbare , Fühlbare ist räumlich . / Hier ist der Raum zunächst für sich zu betrachten . Az : Alles Sicht- und Fühlbare ist ein Räumliches . (In der Empfi ndung zwar haben wir es stets mit einem Erfüllten zu thun .) 21 einander .] Ab : einander sind . / Jedes Hier ist nur ein Hier , in so fern es 35 andere neben sich ausschließt ; es ist ein Aeußerliches gegen sich selbst . 22–23 sich selbst … Hier .] Az : Äußerliches in sich selbst . Diese Bestimmung ist schon in unsrer unmittelbaren Vorstellung vorhanden . 28 an .] Ab : an ; erst dadurch daß sich Gegenstände da befi nden , ist es von andern zu unterscheiden .

30 sich seyns . Die

1 in] Ue : die

31 eben sowohl in Ab aus wohl nicht

73vAb

74rAb ; § 198

46Ue

74vAb

75rAb

228

75vAb

76rAb 47 Ue

76vAb

77rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

alter dialektischer Satz von Zeno ; »Der fl iegende Pfeil ruht« . Hier ist so eine Gedankenbestimmung festgehalten und damit ist dieser scheinbare Widerspruch ausgesprochen . Der fl iegende Pfeil ist hier , dann hier u . s . f . | Die verschiedenen Punkte die wir nennen , heißen wir alle hier und es ist nur in unserer Vorstellung , daß dies verschieden sein soll . Der Pfeil ist also immer am Hier und dies heißen wir eben ruhen . Wenn man bestimmt unterscheiden will , ob sich etwas bewegt und was sich bewegt , so gehört dazu ein concreter Raum , überhaupt andere Bestimmungen als nur räumliche . Jener ganz leere Unterschied ist das ganz ideelle Nebeneinander . | Vid : § . Dies ist der andere Moment , die vollkommene Continuität . Es ist also durchaus keine Unterbrechung vorhanden . Wenn wir von Punkten sprechen , so haben wir die Vorstellung einer Trennung derselben zwischen | den Raumpunkten aber ist keine Unräumlichkeit . Es ist also im Raum kein Aufhören , kein solches Aufhören . Der Punkt hat nur einen Sinn , in so fern er räumlich ist , d . h . ein Außer sich selbst . Das Andere ist eben so ein Außer sich sein , wie er , und so sind sie ungetrennt , ununterschieden . Dies ist also die Continuität , die Einheit in dem Außereinander . Diese zwei entgegengesetzten Be|stim mungen , welche im Raum enthalten sind , machen den Begriff desselben aus ; vollkommene Äußerlichkeit und Gleichgültigkeit gegen einander und eben so vollkommene Einheit . Dies ist der ganz bestimmte , wahrhafte , objektive Begriff des Raums . Alle andern Bestimmungen fallen in die angegebenen . – Man spricht von einem absoluten Raum ; dies heißt weiter nichts als die Abstraktion des Raums selbst als eines solchen . Sehr häufig hat das Absolute | keine andere Bedeutung als die eines blos Abstrakten . Der relative Raum ist etwas viel Wahrhafteres als der absolute Raum ; dieser kann nicht für sich bestehen . Das Wahre des Raums ist materiell erfüllt zu sein , oder zu sein als relativer Raum . Bei dem Raume können uns andere Reflexions Bestimmungen einfallen . Die Hauptfrage in der ehemaligen Kosmologie war zunächst , ob der Raum etwas für sich reelles ,

5

10

15

20

25

4–5 nennen , heißen … soll .] Ab : nur in unserer Vorstellung sind sie verschieden ; wir geben aber 30 jedem dieselbe Bestimmung wie dem andern , indem wir ihn gleich benennen . / Die Aeußerlichkeiten sind also vollkommen abstract gegen einander . Der Unterschied ist noch ununterscheidbar , 30 ganz abstract und l e e r . 11–12 Trennung derselben] Ab : Trennung von Anderen . Diese Unterbrechungen gehen aber den Raum als solchen nichts an ; 12–13 Unräumlichkeit . Es … Aufhören .] Ab : Unräumlichkeit zwischen ihnen , in einem Puncte als solchem ist nur eine ganz ideelle Bestimmung . Es ist kein Aufhören , kein Negatives im Raume . 13 Der Punkt] Az : Der mathematische Punkt als solcher ist bloß ein ideeller : jeder räumliche Punkt 18–19 Gleichgültigkeit gegen 35 … Einheit .] Ab : G l e i c h g ü l t i g k e i t , die äußerlich gegen ein ander ; und auf der andern Seite : die Un t e r s c h i e d s l o s i g k e i t im Ausser einanderseyn : die Continuität . 4 Punkte] Textlücke ausgefüllt von UE 32 den Raum] Ab : dem Raume 33 einem Puncte … solchem in Ab aus einen Puncte als solchen 34 kein Negatives in Ab aus keine Negative

mechanik

5

10

15

20

229

oder nur eine Eigenschaft der Dinge oder endlich nur etwas Subjektives sei . Wenn man diese Bestimmungen mit der Vorstellung vergleicht und z B . sagt , der Raum ist etwas Reelles , Substantielles für sich , so müßte er also ein für sich Bestehendes sein (ein Ens) und müßte sich auch verhalten gegen anderes . Wir werden indeß sogleich gewahr , daß der Raum absolut weich ist , durchaus keinen Widerstand leistet , welches man von etwas Reellen fordert . Der Raum ist also durchaus weich , man kann auf keine Weise einen Raum zeigen , der für | sich wäre . Er erscheint also auch niemals für sich unterschieden von einem Andern . Wenn man nun zweitens sagt , der Raum | ist eine Eigenschaft , eine Ordnung der Dinge , wie Leibnitz sagt , der seinen Träger an den Dingen hat , so fi nden wir , daß wenn man die Dinge wegnimmt , der Raum doch bleibt ; er ist also auch unabhängig von den Dingen . – Das Dritte wäre denn , daß man sagt , der Raum ist überhaupt nichts gegen uns , nicht unterschieden von unserm subjektiven Vorstellen . lndem wir die Empfi ndung aus | uns hinauswerfen , so er schaffen wir den Raum , dies ist die Vorstellung des subjektiven Idealismus . Uns geht überhaupt diese Frage nichts an , denn es handelt sich hier nicht um den Gegensatz des Geistes und der Natur . Wir sind hier ganz über den Standpunkt des Gegensatzes von Subjektivität und Objektivität erhaben . Der Geist an und für sich ist es allerdings , der eine Natur außer sich setzt , aber nicht der Geist in seiner Willkühr . – Der Raum ist , wie bemerkt , nicht etwas Reelles , wie die Widerstand leistende Materie , sondern er ist noch eine Abstraktion , | oder wie Kant sagt , bloße Form , gleichwohl ist er dabei ein Sinnliches , das Außereinander überhaupt . – Man muß

… Ens)] Ab : selbst stän|diger Behälter 4 anderes .] Ab : anderes ; der Kasten ist etwas besonderes für sich . 7 man] Ab : Wo der Raum ist , ist auch ein Anderes . Man 8 Er erscheint … Andern .] Ab : Er erscheint nur unterschieden von dem , was wir im Raume bemerken , und als unterschieden davon ansehen , (wie Luft , Licht pp) . – Az : er erscheint nie für sich unterschieden von seiner Erfüllung . Er ist das Allgemeine der Abstraction des Außereinanderseyns der natürlichen Dinge , also nichts für sich Reelles[ .] 14–15 er schaffen wir … Raum ,] Ab : ihn erst schaffen . Indem wir die Empfi ndungen von uns unterscheiden , sie äußerlich machen , versetze ich sie in den Raum , d . h . ich er schaffe erst diesen Raum . Aber diese Vorstellung betreffend , ist richtig , daß der Raum für unser Anschaun ein Er schaffenes ist . 18 erhaben .] Ab : hinter uns . Wir sprechen von der Natur | für sich ; das Verhältniß des Geistes zur Natur ist vorher besprochen . 19–22 Der Raum … überhaupt . –] Ab : Der Raum ist kein Einzelnes gegen anderes Einzelnes , sondern ein Allgemeines , die Abstraction des Aussersichseyns der Gegenstände . Daß er eine Erfüllung braucht , wird sich weiter zeigen , wenn seine Abstraction sich auflöst . / Nach der Kantischen Vorstellung ist der Raum eine Form der sinnlichen Anschauung . Der Raum ist allerdings eine bloße Form , d . h . eine Abstraction ; er ist nichts Reales ; sondern nur eine Abstraction . | Dabei ist er ein Sinnliches , dessen Character

25 3–4 für sich 25

30 30

35 35

4 Ens] Textlücke ausgefüllt von UE 24 Wo in Ab aus Wie 25 bemerken , in Ab aus bemerken 31 hinter in Ab aus unter 34 Gegenstände . Daß in Ab aus Gegenstände ; daß 35 seine] Ab : ihre 40 36 bloße Form , in Ab aus blose Form ;

48Ue 78rAb

78vAb

23Az

77vAb

79rAb

79vAb

230

49Ue

80vAb

81rAb

§ 198 . 81vAb

80rAb ; 19 . 11 . 21

nachschrift uexküll · 1821/22

übrigens nicht die Natur für vornehmer halten als den Geist und glauben , nur diesem seien die Abstraktionen eigenthüm lich . – Der Raum möchte nun übrigens ein Subjektives oder Objektives sein , so bliebe noch immer die Frage übrig , was er selbst denn eigentlich sei . Man kann sagen , man habe Gott zu danken , daß der Raum außer uns ist , daß so etwas ganz Sinnliches nicht wir sind . Im Geist als solchem ist der Raum nicht . – Man bedient sich denn häufig der Raumpunkte und sieht | sie wohl als die selbstständige Grundlage des Raums an ; die Mathematik des Unendlichen bedient sich oft dieser Darstellungen . Der Raum , ist , wie wir sehen , dieses Ungetrennte , diese Äußerlichkeit ; halten wir fest an dieser Äußerlich keit , an diesem Ausschließenden , so haben wir eine unend|liche Menge von Raumatomen ; der andere Moment ist aber der der Ununterscheidbarkeit des räumlichen Außereinander , die Continuität des Raums . Eben so ist es mit der Frage , ob der Raum begränzt sei oder nicht ; beides ist nur eine Möglichkeit . Man kann den Raum überall theilen , überall Gränzen an demselben setzen , allein dieses begränzen ist nur ein Mögliches . | Eben so ist es mit dem Entgegengesetzten ; es kann über jede Bestimmung hinaus gegangen werden . So ist also das Getheiltsein und das Nichtgetheiltsein des Raums nur eine Möglichkeit . – Die Natur fängt mit dem Quantitativen und nicht mit dem Qualitativen an . Vid : Bemerkung . – In der Geometrie setzt man die Dimensionen des Raums | voraus ; eben so wird vorausgesetzt , daß es Punkte , Linien pp giebt . In der Philosophie ist die eben das Ausser einander ist . Die Seele , das Denken ist die für sich seyende Subjectivität , in sich reflectirt . Dies ist das Unsinnliche , das Reich des Gedankens , die Idealität , nicht als abstracte , sondern sich auf sich beziehend , die bestimmte Unterschiede enthält . Dagegen ist der Raum sinnlich ; aber er ist nur noch die Abstraction der Sinnlichkeit . / Nach Kant ist der Raum nur eine subjective Vorstellung . Dieser Unterschied geht uns überhaupt | nichts an . Az : 19 November Nach Kant heißt der Raum die Form der sinnlichen Anschauung – d . h . die Form des Außereinanderseyns ; der Raum etwas Abstractes , nichts Reales . Nicht bloß der Geist hat Abstraktionen , auch die Natur gibt Dingen den Schein , als ob sie wirklich seyen . 4 eigentlich sei .] Ab : denn der Raum ? Daß er etwas Subjectives sey , macht gar nicht sein Wesen aus . 8 Darstellungen .] Ab : Vorstellung , als sey eine Linie zusammengesetzt aus Puncten pp . 12 Continuität des Raums .] Ab : Continuität aus . Der Raum ist die Einheit dieser beiden Momente . 16–17 So ist … Möglichkeit . –] Ab : Die Theilung des Raums ist also möglich , eben so das Nichtgetheiltseyn . Man kann einem Raume überall Grenzen setzen , den Raum aber nicht unterbrechen . 20M § 198 .] Ab : § 198 . 199 . sind Bestimmungen des Raumes angegeben . / § 198 . a . ,

5

10

15

20

25 25

30 30

35

10 unendliche] so Ab Ue : gründliche korrigiert von BA in : ungründliche 11 Ununterscheidbar- 35 keit von BA aus Unterscheidbarkeit 12 räumlichen] Ue : vornämlichen unvollständig korrigiert von BA in : rnämlichen 14 Gränzen an demselben] Ue : begränzen an denselben 22 für in Ab aus hier 24 enthält in Ab aus erhält 25 er] Ab : es noch die … der in Ab aus nach d . Abstraction d . 26 19 November] Az : 19 Nov . am Rande 30 Vorstellung , in Ab aus Vorstellung : 34 den Raum 40 aber in Ab aus d . den Raum eben

mechanik

5

10

15

20

25

231

Forderung , solche Bestimmungen in ihrer Nothwendigkeit zu betrachten . Die Geometrie hat sich auf solche Betrachtungen nicht einzulassen . – Der Raum hat als Begriff die Unterschiede desselben an ihm . Der Begriff ist die Einheit der Unterschiede ; Begriff des Raums ist die Einheit des Außereinander und des Nichtaußereinander , des Continuirlichen . Wo wir einen Raum haben , da sind diese beiden Momente ungetrennt ; der Unterschied hat nun aber auch sein Recht . Zunächst ist der Unterschied blos in unserm Gedanken . Was in unserm Denken ist , das ist nun auch in der Erscheinung . Das Erste ist nun , | daß am Raum überhaupt Unterschied ist ; diese erste gleichgültige Verschiedenheit giebt das was man Dimensionen nennt . – Der Begriff erscheint hier auf die ganz formelle , bestimmungslose Weise ; daß der Begriff drei Bestimmungen hat , dies wissen wir . Am Raum sind nun auch drey , aber es bleibt dabei , daß wir sie nur zählen können . Der erste Unterschied ist der unmittelbare , bestimmungslose Unterschied . Die drei Dimensionen sind nur der Zahl nach unterschieden , weiter aber nicht . Man kann | Höhe , Länge und Breite in der That nicht unterscheiden . Bei der Höhe haben wir zwar eine bestimmte Richtung und was man Höhe nennt , das nennt man auch Tiefe ; diese bestimmte Richtung , welche der Mittelpunkt der Erde angibt , gehört indeß schon dem Physikalischen an . Die Höhe eines Steins , welcher umgeworfen wird , wird dann auch zur Länge oder Breite . Eben so rechts und links . Hiebei sind gleichfalls physikalische Bestimmungen , in welche der Unterschied fällt . Es kann einem sonderbar vorkommen , hier an diesen Dimensionen einen Unterschied zu haben , wovon man doch durchaus nicht sagen kann , worin er besteht . | Der Unterschied kann nun nicht bei dieser Unbestimmtheit bleiben . Es ist wesentlich bestimmter , qualitativer Unterschied . – Diese Bestimmtheit für sich selbst ist das Eins ; die Negativität die sich auf sich bezieht , dies ist der

8 auch in … Erscheinung .] Ab : müssen in ihm gesetzt seyn . | Der Unterschied am Raume , das Erscheinen , wie ist es be schaffen ? 12 drey] Az : 3 Momente : so der Raum : die Dreyheit ist überhaupt der Typus der Natur 15 unterscheiden .] Ab : unterscheiden ; es sind dreierlei bestimmungs30 lose Unterschiede . Nur von der Höhe giebt es keine Zweideutigkeit , dagegen Länge und Breite 18 Physikalischen an .] Ab : physikalische Bestimmung , die den 30 verwechselt werden können . Raum nichts angeht . / Es sind durchaus ununter|scheidbare Richtungen , die nur von etwas Physikalischem ausser ihm die Bestimmung nehmen . 24 qualitativer Unterschied . –] Ab : qualitativer . Wie kommen wir zu einer Bestimmtheit im Raume , etwas für sich selbst bestimmtem . Az : Wie aber kommen wir zu einem bestimmten Unterschied ? Im R a u m ist keiner zur Physik dürfen wir nicht 35 übergehen . 24M § 199 .] Ab : § 199 . b . , 25 Eins ;] Az : Eins , der Geist , 7 in unserm von BA aus ein eiserner 17–18 angibt] Ue : ist 29–30 dagegen Länge … können .] in Ab am Rande : (höhe , Breite , Länge sind nicht im Raum als Abstractum , sie sind schon bestimmungen und sind erst am Körper Gesetzt) 31 Raum] Ab : Raume 33 bestimmtem] Ab : bestimmtes 35 b . ,] Ab : 2 . ,

50Ue

82vAb

24Az ; § 199 .

82rAb

83rAb

232

51Ue

84rAb

84vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Gedanke der Bestimmtheit selbst . Dies Für sich sein im Raume ist das was wir den Punkt nennen . Jenes Eins nun , das Für sich sein , ist der Natur des Raums ganz widersprechend und äußerlich ; der Punkt fällt so eigentlich nicht in den Raum . Man kann bekanntlich den Punkt auch gar nicht zeigen ; es ist so nur sein sollende Grenze und die Negation des Raums selbst , welcher das unterschiedslose Außer | sich sein ist , welches eben seine Continuität ausmacht . Der Punkt soll also Bestimmtheit des Raums sein , und nur in so fern nennen wir das Eins einen Punkt . Dieses ist ein Widerspruch ; nicht räumliches für sich sein und doch ist zugleich für den Raum die Bestimmtheit gefordert . Der Punkt ist so in Beziehung auf den Raum und selbst etwas Räumliches . Daß der Punkt ein Widerspruch ist , das haben die Sceptiker sehr wohl gewußt und gezeigt . Man kann nun meinen , es sei müßig und überflüssig , | diesen Widerspruch im Punkte aufzuzeigen . Allein das Wesentliche ist , daß das was die Natur der Sache ist , auch vorhanden sein muß . Es frägt sich nun , wie ist der Widerspruch vorhanden . Die Auflösung des Widerspruchs ist ein anderes als der Punkt und dies Andere ist die Linie . Dieser Fortgang kann auch auffallend sein für denjenigen , der mit der Natur des Begriffs und mit dem dialektischen Fortgang nicht bekannt ist . – Man sagt auch , die Linie entsteht durch die Bewegung des Punkts ; | abstrahiren wir von der nicht hieher gehörigen Zeitbestimmung , so heißt dies nichts Anders als daß der Punkt aufhört , Punkt zu sein und ein Ausgedehntes wird . Die Linie ist die Wahrheit des Punkts , das Resultat seines Widerspruchs . Das abstrakte Für sich sein des Eins , des Punkts ist in der Linie aufgehoben ; erhalten ist aber darin die Grenze überhaupt . Die Linie ist die erste positive Grenze im Raum ; der Punkt

5

10

15

20

25

83vAb

20 . 11 . 21 85rAb

2 Punkt nennen .] Ab : Punct . Der Punkt ist | zunächst das Negative des Raums selbst . Das Eins ist die abstracte Bestimmtheit für sich . 3 widersprechend und äußerlich] Ab : widersprechend , als des ununterscheidbaren , nicht für sich seyenden , des ausser sich seyenden . 13–14 Allein das … muß .] Ab : Aber da dies die Natur der Sache ist , so muß sie auch vorhanden seyn , und dies ist das Wesentliche . Was wir wirklich begreifen , das ist auch vorhanden . 14–15 vorhanden . Die … Linie .] Ab : vorhanden . Es sind in dem Puncte Entgegengesetzte vereinigt , ohne daß ihre Auflösung vorhanden ist . Die Auflösung des Widerspruches ist die des Punctes selbst , denn er ist dieser Widerspruch . / Die Linie geht nothwendig daraus hervor ; 19 Anders] Ab : anders , als die Linie ist das Anderswerden des Punctes ; der Punct der sich aufhebt ist die Linie . Der Punct soll räumlich seyn ; indem er das ist , 20 Ausgedehntes wird .] Ab : wird ein Ausgedehntes : die Linie ; so entsteht räumliche Begrenzung die nicht mehr der Punct ist . Az : indem er räumlich wird , ist er nicht mehr Punkt ; räumliche Begränzung ist kein Punkt . Zugleich ist aber ein neuer Widerspruch entstanden . / 20 November 22–23 erhalten ist … Linie] Ab : Die | Grenze aber , als Räumlichkeit gesetzt , ist er25–26 des ununterscheidbaren , … seyenden . in Ab aus d . ununterscheidbaren nicht für sich seyenden ; Ausser sich seyn . 29 Entgegengesetzte] Ab : Entgegengesetztes 35–36 20 November] Az : 20 Nov . am Rande 36 Grenze] Ab : Grenzen

25

30 30

35

mechanik

5

10

15

20

233

als solcher ist noch nichts Gesetztes , etwas das nur sein soll . – Die Linie geht nun in Fläche über , diese ist die aufgehobene Linie . Man sagt so auch , die Fläche entsteht , wenn sich die Linie bewegt . Vom Bewegen gilt hier dasselbe , was vom Bewegen beim Punkt erwähnt wurde . Die Fläche hat zwei Dimensionen , eben weil sie zwei Bestimmungen in sich enthält . Diese zwei Dimensionen kann man Länge , Breite oder Höhe nennen , wie man will . Die | Fläche ist einerseits Negation der Negation , ein Besonderes gegen die Linie und so ist sie selbst Grenze des Raums . Ihrem wahrhaften Begriffe nach ist die Fläche die Negation der Negation und damit Totalität ; so ist die Fläche wesentlich Oberfläche . – Hier haben wir denn das was man einen geometrischen Körper nennt ; ein Eins , aber nicht das abstrakte Eins des Punkts , sondern ein solches welches zugleich die drei Dimensionen in sich enthält . – Die Linie besteht nicht aus Punkten ; man kann allenthalben Punkte setzen , aber es bleibt bei Punkten . Eben so besteht die Fläche nicht aus Linien , vielmehr ist sie das Außer sich gehen , das Anderswerden der Linie . – Man kann auch umgekehrt von der Betrachtung der Fläche anfangen und von da zum Punkt übergehen . – Man kann fragen , was ist es was die Geometrie am Raum betrachtet . Man sagt , sie betrachtet die Eigenschaften des Raums , dies ist indeß unbestimmt , die wahrhaften Eigenschaften des Raums sind durch den Begriff desselben bestimmt . Die geometrische Wissenschaft muß zunächst Regelmäßiges betrachten , d . h . solches , das schon eine Gleichheit an ihm hat ; das Unregelmäßige giebt entweder gar keine wissenschaftliche Betrachtung oder es muß

52Ue

25 halten , nicht als ausschließendes E i n s , sondern als Prinzip . / § 199 . Die Beziehung des Punctes auf

25

30 30

35

den Raum ist die Linie . Sie 1–2 Die Linie … Linie .] Ab : Die Wahrheit des Andersseyns ist das Negative des Negativen ; das 2te ist die Fläche ; die aufgehobene Linie ist die Fläche ; so daß dieses Aufgehobenseyn aber ein positives bleibt . 4 Dimensionen] Ab : Dimen|sionen (die Linie ist eine Richtung) 6 Die Fläche … einerseits] Ab : Die Linie als das erste Negative , und das Negative dieses Negativen ist die Fläche . Einerseits ist die Fläche 8 Negation 2 ] Ab : Negation , der gleichgültigen Bestimmung überhaupt , 9–12 Oberfl äche . – Hier … enthält . –] Ab : Oberfl äche , die Wiederherstellung der räumlichen Totalität , Rückkehr des Ganzen in sich , das Auf|heben der Grenze , doch so , daß sie auch bewahrt ist . / A n m e r k u n g . Az : Rückkehr des Ganzen in sich Herstellung der Totalität : so ist die Fläche einschließende Oberfl äche . Und einen Fortgang kann es nicht mehr geben . 14 Linie . –] Ab : Linie , hat diese zu ihrer anfangenden Bestimmung , die aber nicht bleibt . Die Fläche ist nicht mehr die abstracte Begrenzung wie die Linie . 16–17 fragen , was … betrachtet .] Ab : fragen : wie ist die Geometrie eine wissenschaftliche Betrachtung des Raums ? 18–19 unbestimmt , die … bestimmt .] Ab : unbestimmt . | Sie betrachtet Räumliches nach den obigen Bestimmungen : Linien , Flächen , Körper . Aber was betrachtet sie an ihnen ? 4 zwei] Ue : drei 5 zwei] Ue : drei 11 solches welches] Ue : solcher welcher 20 das1] Ue : daß 21 es] Ue : sie 26 das1] Ab : die das2 in Ab aus d . 27 dieses in Ab aus dieser Negativen ist … Fläche1] Ab : Negative ; korrigiert in : Negative ist … Fläche

85vAb

86rAb

86vAb

234

87vAb

53Ue

88rAb

88vAb

87rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

auf Regelmäßigkeit zurückgeführt werden . Die Regelmäßigkeit ist nur äußere Identität . Es ist nun hiebei zweierlei zu betrachten . An den Figuren welche man bildet , werden zunächst Defi nitionen angegeben , einfache Bestimmtheiten . – Die andere | Seite nun , welche das eigentliche Interesse der Wissenschaft ausmacht , ist diese , daß betrachtet wird , wie solche Figuren , die zunächst einfach Bestimmtes sind , als in sich Unterschiedenes sich verhalten . Dies ist der Gegenstand der Theorien überhaupt . Es giebt nun Theorien , die mehr oder weniger vollständig sind , d . h . so daß die ganze Bestimmtheit der Figur in ihnen ausgedrückt | ist oder nicht . Bekanntlich fängt man in der Elementargeometrie von der Gleichheit der Dreiecke an . Das Einfache ist hiebei überhaupt dieses , daß vom Dreieck angegeben wird , daß dasselbe ein sol|ches Verhältniß in ihm selbst sei , daß wenn eine gewisse Anzahl der Theile desselben bestimmt ist , auch das Übrige bestimmt ist . Das Übrige ist gleichsam ein Überfluß . In solchen Sätzen nun haben wir die Bestimmung noch ganz abstrakt . Die Abhängigkeit des einen Theils vom Andern ist hier nur ausgedrückt . Es fehlt nun noch die genaue Bestimmtheit , Wie groß ? Sie vollführt sich in Ansehung der Dreiecke im pytha|goräischen Lehrsatze . Im rechtwinklichten Dreieck ist vollkommene Bestimmtheit . Wenn hier zwei Seiten bestimmt sind und der eingeschlossene Winkel rechtwinklicht ist , so ist die dritte Seite auch bestimmt . – Das Quadrat der Hypothenuse gleich den Quadraten der beiden Katheten . Dies ist also vollkommene Bestimmtheit . – Eben so ist es denn beim Kreise . Hier wird auch eine Differenz in ihm betrachtet , durch welche die ganze Natur des Kreises explicirt ist . Die höhere Behandlung des Kreises fängt

1–2 äußere Identität .] Ab : Identität in diesen Figuren ist nur eine äußerliche , die eben Regelmäßigkeit heißt . Durch die Natur des Raums sind nun die Dimensionen und Begrenzungsweisen bestimmt ; das übrige ist | blos äußerliche , gleichgültige Bestimmung . Die Identität wird von Aussen gesetzt als Regelmäßiges . Nur dieses enthält eine wesentliche Beziehung der verschiedenen Inhalte auf einander . Dieses zu erkennen ist Sache der Geometrie . / Die einfachen Grenzbestimmungen sind für sich nicht vorhanden , wir setzen sie nur in der Geometrie durch Abstraction . 3 einfache Bestimmtheiten . –] Ab : Man muß ihre einfache Bestimmtheit erst kennen lernen (Dreiecke , Kreis)[ .] 6 verhalten .] Ab : beschaffen ist . Das Verhältniß dieser Bestimmung wird also erkannt . 13 ist .] Ab : ist . Wenn 2 . Seiten und ein Winkel bestimmt sind , so ist das Uebrige auch bestimmt , das folgt von selbst , 16 Lehrsatze .] Ab : Lehrsatze , womit Euklid sein erstes Buch schließt ; 17 Bestimmtheit .] Ab : Bestimmtheit ; die unbedingt ist . 21–22 Hier wird … ist .] Ab : Die einfache Defi nition des Kreises ist die Gleichheit der Radien . 22–235,2 höhere Behandlung

5

10

15

20

25 25

30 30

2 Identität] Ue : Idealität Figuren] Textlücke ausgefüllt von UE 15 noch] Ue : noch noch Wie 35 groß ? ] so Ab Ue : der Mann groß . 16 im pythagoräischen Lehrsatze] Ue : in pythagoräischen Lehrsätzen 22 höhere] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : philosoph . 24 und in Ab aus in 26 gesetzt als in Ab aus gesetzt , oder der verschiedenen Inhalte] Ab : von dem verschiedenem Inhalte 29–30 Dreiecke , in Ab aus Dreiecke ; 31 und ein in Ab aus in einem 32 das folgt in Ab aus folgt 34 Kreises in Ab aus Beweises 40

mechanik

5

10

15

20

25

235

da an , wo die geometrische beschlossen wird . Die Defi nition des Kreises drückt nichts Anders aus als das Verhältniß des pythagoräischen Lehrsatzes . – Es giebt denn noch eine ganze Menge Sätze vom Kreise ; diese besondern Sätze drücken aber nicht die ganze Natur der Bestimmtheit des Kreises aus . – Der pythagoräische Lehrsatz ist , weil er die ganze Bestimmtheit des Dreiecks ausdrückt , ein so ausgezeichneter Satz . – Die gerade Linie , sagt Euklid , ist der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten . Dies ist die richtigste Defi nition . In der Vorstellung mag dies vielleicht nicht enthalten sein . Man kann auch sagen , die gerade Linie ist die einfachste Linie zwischen zwei Punkten . | Die zweite Form der sinnlichen Anschauung | ist die Zeit . Wir sind es nicht blos die wir den Übergang machen , sondern es ist der Raum selbst , welcher zur Zeit übergeht . – Die Zeit ist zunächst das Negative des Raums ; aber nicht nur das Negative , sondern diese Negativität die wir am Raume gesehen haben als für sich . Den Raum sehen wir als die Einheit der Continuität und des Außereinander . Diese Negativität , welche im Raume ist , haben wir gesehen wie sie gesetzt ist . Dies ist das Zweite , das Dritte ist denn , daß diese Negativität auch für sich sein muß . Am Raume gesetzt ist die Negation in der Weise eines gleichgültigen Bestehens vorhanden . Das Negative erscheint hier als Grenze (Linie , Fläche , Oberfläche)[ .] Damit ist nun aber die Bestimmtheit , Negativität gar nicht zu ihrem Rechte gekommen ; so als Grenze ist die Negativität paralysirt in der Gleichgültigkeit des räumlichen Bestehens . Dies ist der Mangel des Raums ,

35 35

90rAb

… Lehrsatzes .] Ab : höhere Bestimmung ist dann , daß auch ein Unterschied in ihm gesetzt wird . Also zweierlei Defi nitionen des Kreises , die einfache und die trigonometrische . Das Verhältniß der 4–6 Der pythagoräische … Satz . –] Ab : Das Dreieck ist die erste geradelinige Figur und die erste vollständige Begrenzung . Das ist etwas Nothwendiges . – Der rechte Winkel ist der regelmäßigste , weil er seinen Nebenwinkeln gleich ist . 8–9 In der … sein .] Ab : Dies scheint | der Vorstellung gemäß , da man noch nicht das bestimmte Bewußtseyn über den lnhalt hat . 10 Punkten .] Ab : Punkten , die nur eine Richtung hat . Mehrere Richtungen machen die krumme Linie ; das ist etwas Quantitatives . / Wir gehen über zur Zeit , ein eben so abstractes Aussereinanderseyn . 13 übergeht . –] Ab : über , und diesen Uebergang haben wir zunächst zu betrachten . | 15 sich .] Ab : sich . Die Negativität macht die Dimensionen des Raums aus . Es liegt in ihr der Unterschied . – 15–16 Continuität und … Außereinander .] Ab : Aussereinander in der Continuität , das Negative dieser Unterschiedenheit , die die Momente des Begriffes sind . 17 gesetzt ist .] Ab : gesetzt . / Im absoluten abstracten Raume hat sie nicht ihre Entwickelung . Die Realität der Dimensionen ist erst | das Gesetztseyn der Bestimmtheit . 22 Bestehens .] Ab : Bestehens ; die Grenze unterbricht nichts ; das | ruhige Bestehen ist überwiegend . Die Grenze selbst hat die Weise eines Bestehens .

25 Abcissen , Ordinaten | und Radien macht dann die Bestimmtheit des Kreises .

30 30

25Az 54Ue ; § 200

23 ihm] Ab : ihnen

24 Kreises in Ab aus Beweises trigonometrische in Ab aus trigometrische 30 Linie] Ab : Richtung

40 25 Kreises in Ab aus Beweises

89rAb

89vAb

90vAb 91rAb

236

91vAb

55Ue

92vAb

93rAb 26Az

nachschrift uexküll · 1821/22

daß in ihm die Negativität nicht zu ihrem Rechte kommt ; der Raum ist dieser Wiederspruch ; er soll die Negativität an ihm haben , aber dies geschieht nicht , alle Negativität erscheint an ihm als ein Seyendes . Dies geschieht nun in der Zeit . Die Negation ist eben so wesentlicher Moment als das Seyn . Das sich Aufheben der Momente des Raums ist seine Wahrheit . Der Raum vernichtet sich selbst in seiner Dialektik . Diese seine Wahrheit ist , nämlich als die Zeit . Es ist bemerkt worden , daß es keinen Punkt giebt ; der Punkt ist außer dem Raume , das Negative des Raums ; wie diese Negativität räumlich wird , so geht sie in Linie über . In der Zeit ist es aber , daß der Punkt Wirklichkeit hat , so weit hier von Wirklichkeit gesprochen werden kann . Die Zeit ist also erst der wahrhafte Punkt . In unserer Vorstellung liegen Raum und Zeit weit auseinander ; wir nehmen sie wohl zusammen , setzen sie in eine Klasse , aber erst durch die | physikalische Betrachtung werden wir uns ihres wahren Zusammenhangs bewußt . – Die Zeit können wir denn auch das In sich sein nennen , in so fern sie aus der leeren Zerstreuung des Außer sich seins , welche der Raum ist , heraus ist . Jenes In sich sein ist aber nicht ein reines , freies In sich sein , wie das des Selbstbewußtseins , des Geistes , sondern es ist noch vollkommen sinnlich oder unmittelbar . | Das In sich sein ist eine Einheit unterschiedener Bestimmungen , die Identität derselben , als die Zeit , welche das In sich sein noch in dieser Äußerlichkeit ist , | ist so , daß ihre unter schiedenen Bestimmungen nicht in der Identität gehalten werden , sondern zugleich äußerlich sind . Die Zeit sagt man , ist das Mächtigste , aber sie ist zugleich das Ohnmächtigste . Es ist noch keine Besänftigung | der Unterschiede in der Identität ; Ich = Ich ist dagegen das Beruhigte . Die Zeit ist die Idealität , das Negative in der Natur ; alles Bestehende setzt sie als nicht seiend , aber dieses

5

10

15

20

25

92rAb

4 Moment] Ab : Moment als das gleichgültige Bestehen ; der Raum ist der Widerspruch , eine solche Negation an sich zu haben , die selbst verfällt in das gleichgültige Bestehen , einerseits Seyn , andererseits Negation , beides in Eins ; das ist ein Widerspruch und der Raum ist diese innere Negation seiner selbst . | 10 Die Zeit … Punkt .] Ab : der Punct wie er in der That ist , ist die Zeit . / | Das ist die abstracte Bestimmung der Zeit , wie sie aus dem Raume hervorgeht . 15 ist .] Ab : ist . Im Raume hat jedes seine Bestimmung durch ein anderes . Das In sich seyn ist erst diese Ponctualität der Zeit , 19–21 noch in … sind .] Ab : nicht im Elemente der Aeußerlichkeit ist , das sich selbst schlechthin äußerlich ist . Es ist eine Einheit unterschiedener Bestimmungen ; sie sind nicht mehr gleichgültig , sondern ideell als aufgehoben gesetzt . Aber diese verschiedenen Bestimmungen sind eben sie wie sie ideell sind , zugleich als äußerlich sich ausschließend . 22 Ohnmächtigste .] Ab : Unmächtigste . Das ist die 3te Bestimmung , die Einheit der beiden Bestimmungen der Aeußerlich keit und des Insichseyns . 23 in der … Beruhigte .] Ab : wie im Selbstbewußtseyn Begrif . 13 werden] Textlücke ausgefüllt von UE bewußt] Textlücke ausgefüllt von UE 19 |] Ende von 25Az 23 Idealität] so AbAz Ue : Identität 25 als] Ab : oder 27 beides in Eins] Ab : beide an Eins 30 Ponctualität] Ab : Ponctualdät

25

30 30

35

mechanik

5

10

15

20

25

237

Nichtseiende ist selbst das Unruhige , Unbefriedigte und somit sich unmittelbar Aufhebende . – Die Zeit ist also die negative Einheit des Außer sich seins ; ein Aufgehoben sein des Außer sich seins , welches eben so außer sich selbst ist . Die Zeit ist überhaupt das abstrakte Werden in der Natur . Wenn wir die abstrakte Veränderung anschauen , so haben wir die Anschauung der Zeit . – Die Zeit ist eben so eine Abstraktion wie der Raum : wenn man also sagt , die Abstraktionen sind nicht vorhanden , so braucht man nur den Raum und die Zeit anzuschauen . – Daß Raum und Zeit nicht so abstrakt bleiben können , dies ist was die Natur der Idee selbst weiß und worüber sie deshalb auch hinaus geht . – Die Zeit ist dies , welches , indem | es ist , nicht ist , und indem es nicht ist , ist . Das Seyn schlägt unmittelbar um in Nichtsein und eben so das Nichtsein in Seyn . Das Andere ist nicht nur Negatives des Etwas , sondern es ist eben so auch etwas . Wir haben also nur die reine Abwechselung von Seyn und Nichts ; die Anschauung dieser Abwechselung , es in der Unmittelbarkeit , in der Äußer|lich keit vor sich zu haben , dies ist die Zeit . Habe ich dies in Gedanken vor mir , so ist dies der allgemeine Begriff der Veränderung . In der Anschauung hingegen ist solches Seyn ein ganz Einzelnes ; es ist ein Anderes gegen das Vorhergehende und Nachfolgende und wieder ein Anderes als es selbst . – Die Zeit ist schwer zu fassen ; sie ist etwas ganz Abstraktes , ganz Einfaches , und nur darum ist sie schwer zu fassen , weil hier die höchsten Abstraktionen zusammen zu halten sind . Die Zeit ist auch nur noch eine Form , eine Abstraktion , noch nicht ein Für sich sein , welches zu seinem wahren In sich sein gekommen und beruhigt ist , sondern nur das Außer sich kommen des In sich seins . – Man kann auch die Zeit als das Subjektive bestimmen , gegen den Raum als das Objektive . Die Zeit ist höher oder vielmehr uns näher als der Raum . Ich , Selbstbewußtsein bin dieses , alle Gleichgültigkeit , Manig fal|tig keit zu idealisiren ; der Trieb des Geistes ist überhaupt dieses Idealisiren . Die Zeit ist

5 abstrakte Werden … Natur .] Ab : schlechthin abstractes ideelles Seyn . Ein physikalischer Prozeß ist ein concretes Werk , das Werk der Zeit ein abstractes . Von allen Veränderungen ist die Zeit die 30 abstracte , ohne allen Inhalt und Gehalt . / Dies ist die Zeit betrachtet in Rücksicht auf ihr Er fülltseyn ; | das Anderswerden des Aeußerlichen im Aeußerlichen giebt den Begrif der Zeit . 7 wie der Raum :] Az : wie der Raum – die unwahrsten Abstractionen . 14 reine] Az : das Fließen , das Werden – reine 14–15 Nichts ; die … Unmittelbarkeit] Ab : Nichts : die Gedanken als in der Unmittelbarkeit 19 wieder ein … selbst . –] Ab : wird eben so wieder aufgehoben . Im Gedanken sind 35 die Unterschiede als Allgemeine , in der Anschauung als Einzelne gesetzt . 27–238,2 Die Zeit … ist . –] Ab : die Zeit ist dasselbe , eben diese ldealität und Negativität , doch noch in der unmittelbaren abstracten Aeußerlichkeit . Die absolute Unruhe , schlechthin Veränderung . Thätigkeit ist die Zeit ; das Selbstbewußtseyn isollirt in sich selbst ; die Zeit ist das In sich seyn , das sich immer selbst verloren

§ 201 .

56Ue

94rAb

94vAb

30

37 Veränderung] Ab : Veränderungen

93vAb

238

57 Ue 95vAb

96vAb ; § 202

27Az 97rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

auch dieses Idialisiren , wie das Selbstbewußtsein , als In sich sein , das unmittelbar der Verlust seiner selbst ist . – Die Continuität macht eben so wesentlich die Bestimmung der Zeit aus , als die des Raums . – Man muß sich nicht vorstellen , als ob in der Zeit eine Auf einander folge von Seyn und Nicht|seyn | gesetzt wäre ; es sind nicht zwei Zeiten , ein Seyn und ein Nichtsein . Was auf einander folgt , das sind die Itzt , ein solches Seyn , das nicht ist , indem es ist , und das ist , indem es nicht ist . Das Itzt ist das Ausschließende , sowohl gegen das Seyn als gegen das Nichtsein . Es folgen also lauter Itzt auf einander , lauter Seyende , die eben so gut Nichtseiende sind . Diese Itzt folgen ohne Unterbrechung auf einander ; das Eine ist was das Andere ist . Erst durch phisikalische weitere Bestimmung kömmt eine Unterscheidung für die Zeit hinein . – Dimensionen der Zeit . Das in Nicht ist umschlagende Ist , ist die Vergangenheit . Fixiren wir das Nichtsein , in welches das Ist bestimmt ist umzuschlagen , so haben wir die Zukunft fi xirt . | Weder die Vergangenheit ist noch die Zukunft , sondern nur die Gegenwart . – | Das unmittelbare Verschwinden des Einen im Andern ist die Gegenwart . – Weil dieses solche Abstraktionen sind , so ist es schwer , sie festzuhalten . Nur der Verstand hält die Abstraktion von Seyn und Nichtsein aus einander , ihre Wahrheit ist das Werden , dessen Anschauung wir in der Zeit haben . Zukunft und Vergangenheit , wie sie in der Vorstellung aus

5

10

15

20

95rAb

23 . 11 . 21

96rAb

hat . Az : diese Idealität ist auch die Bestimmung der Zeit : das Selbstbewußtseyn oscilliert bloß in sich selbst . 3 Raums . –] Ab : Raum . Die H i e r sind im Raume ununterscheidbar . Die Begrenzungen im Raume negiren ihn nicht ; diese | Identität der Unterschiede ist die Continuität des Raums . In der Zeit ist aber die Aeußerlichkeit des In sich seyns so ununterschieden . Indem ich das It z t spreche , ist es schon nicht mehr ; es ist durch dasselbe keine Unterbrechung gesetzt . Dieser Fluß , diese Gleichheit des J e t z t , daß jedes sich aufhebt und ein anderes hervorbringt . Diese Identität derselben macht die Continuität der Zeit aus . Die Grenzen der Zeit sind erst von physikalischen Bestimmungen hergenommen , die die Zeit als solche selbst nicht unterbrechen . Man] Az : 23 November Es 5 es sind … Nichtsein .] Ab : Seyn und Nichtseyn wechseln nicht so mit ein ander ab , so daß die Momente auf ein ander folgten ; diese Momente sind nicht in der Zeit ; beides ist gleich unmittelbar . 7–8 Das Itzt … Nichtsein .] Ab : Einheit des Seyns und Nicht seyns . Diese setzen sich als Totalität , aber als Totalität der Negativität . Es sind Totalitäten die sich so ausschließen ; die Einheit ausschließend für sich gegen andere , ist aber selbst in ihrer entge|gen gesetzten Form gesetzt , hat noch keinen Inhalt weiter . Seine Position ist unmittelbar seine Negation ; 11 hinein . –] Ab : herein . Dies ist die Gleichheit , die Continuität der Zeit , Vergehen , das zugleich fortdauerndes Entstehen ist . | 12 Zeit .] Ab : Zeit sind Gegenwart , Zukunft , Vergangenheit . Sie sind nur das Werden . 12–13 Vergangenheit .] Ab : Vergangenheit . / Der Geist ist aber vermittelst des Nicht seyns . Sein Seyn hat eben so die Bestimmung nicht zu seyn . 18–19 Werden , dessen … haben .] Ab : Werden . / Das Itzt vergeht , d . h . es ist bestimmt , nicht zu seyn . Ein Nichtseyn ist bestimmt , an seine Stelle zu treten , so wie es an die Stelle eines Nichtseyns getreten ist . Es tritt ein anderes an seine 1 Idialisiren] Textlücke ausgefüllt von UE 2 die eingefügt von UE siehe Editorischer Bericht 14 |] Ende von 96vAb 19 aus] Ue : auf

20

25 25

30 30

35 35

3 die eingefügt in Tinte von BA , 40 27 23 November] Az : 23 Nov .

mechanik

5

10

15

20

25

239

einander fallen , | sind im Itzt vereinigt ; dies ist nicht eine Ruhe , sondern daß Etwas zu Nichts und Nichts zu etwas wird . Das Itzt ist nicht außer der Vergangenheit und Zukunft , sondern es ist nur der Prozeß des Zusammenfallens beider in Eins , der Prozeß des Entstehens und Vergehens . – Die Zeit fordert , um sie zu fassen , das Fassen der Dialektik in ihrer einfachsten , ersten Gestalt . Die Zeit ist also überhaupt dieser Prozeß von Seyn und Nichts , das Umschlagen derselben | in einander und dies Umschlagen angeschaut . Zugleich ist der Unterschied davon so bestimmt , daß wir | das Umschlagen des Seyn in Nichts und des Nichts in Seyn haben , welches die Vergangenheit und die Zukunft ist . Die Zeit selbst ist also bestimmter das Umschlagen von Seyn in Nichtsein und von Nichtsein in Seyn . Das Itzt ist nur in so fern es beides in sich enthält . Geschieden ist Zukunft und Vergangenheit nur in unserm Gedanken ; in der Natur ist nur das Itzt . Die Geschichte lebt nur im Geiste ; es ist Alles vorbei was geschehen ist , die Zeit ist das Grab dessen was war , aber der Geist bewahrt das Vergangene auf . – Indem nur das Itzt die Totalität ist , so ist es nur das Positive . Dieses Itzt aber , die Gegenwart , ist selbst eine Gedoppelte . Zunächst ist es das ganz Unmittelbare und damit ist es selbst das Vergehende . Dasjenige , dem im höheren Sinn ein Itzt beigelegt werden kann , Gegenwart von der man sagen kann , sie ist , dies zweite Itzt ist nur das | Allgemeine . Diese Allgemeinheit des Itzt , wenn wir sie anschauen ; so macht sie den Moment der Continuität der Zeit aus . Aber die Allgemeinheit für sich , so ist sie dem verschwindenden Itzt entgegengesetzt . Wenn wir so das Itzt als Allgemeines vorstellen , es im Dasein selbst festhalten , so ist dies die Dauer ; dies ist ein solches Bestehen , welches unmittelbar der Zeit entgegengesetzt ist . Wir sagen also und wissen , daß einige Dinge dauern Andere nicht . Die nicht dauernden sagen wir , ent|stehen in der Zeit und sie vergehen in der Zeit . Diese wird so vorgestellt als ein Behälter , worin dies oder jenes vorgeht . Man sagt denn nur , das was sich verändert ist in Ansehung seiner Veränderung daran gebunden ,

97vAb

98rAb 58Ue

99rAb

99vAb

30

Stelle , das nur noch Nichtseyn ist ; das ist die Zukunft[ .] 5 Gestalt .] Ab : Gestalt , noch nicht als Gedanke . 7 dies Umschlagen angeschaut .] Ab : die Dialektik des Sinnlichen . 12–13 Die Ge14 30 schichte … Geiste] Ab : In unserer Vorstellung bewahren wir auf Vergangen|heit und Zukunft aber der … auf . –] Ab : Der Geist macht es auferstehen und belebt es wieder . Az : der Geist aber faßt es auf und macht es unsterblich . 17 Vergehende .] Ab : vergänglich ; indem ich es vor mir habe , ist es schon verschwunden , indem es ist . Es ist selbst unmittelbar verschwunden . 25–240,1 Diese 35 wird … Zeit .] Ab : die man als ein receptaculum sich vorgestellt für die Dinge die darin vorgehen , 35 am Rande

3 der] Ue : des

8 das] Ue : davon das 12 in unserm] Ue : im ersten 17 im höheren 18 der] Ue : dem 21 verschwindenden] so AbAz Ue : verschiedenen 27 das] Ue : daß 29 Dialektik des Sinnlichen] Ab : Dialektik , das Sinnliche 34 die man als in Ab aus als receptaculum sich in Ab aus recepturulum

… ein] so AbAz Ue : ein hoher Sinn im

98vAb

240

59Ue 100rAb

100vAb 28Az

101rAb

60Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

diese Veränderung geschieht aber nur in der Zeit . Einerseits hat man Recht zu dieser Vorstellung ; das sich Verändernde ist auf irgend eine Weise concret und in so fern von der | Zeit verschieden . Deswegen sind sie jedoch einander gar nicht äußerlich ; | das Verändern der Dinge selbst , abstrakt aufgefaßt , ist die Zeit selbst . Die Veränderung ist also allerdings nicht außer der Zeit . Alle Dinge die sich verändern sind zeitlich und die Veränderung geschieht nicht nur in der Zeit . In so fern sich die Dinge nicht verändern , in so fern sind sie zeitlos , dauern sie . Wo keine Veränderung ist , da ist keine Zeit . – Es könnte uns nun zunächst einfallen , daß wenn die Dinge auch dauern , die Zeit doch vergeht . Wenn wir dies sagen , so heißt dies nichts Anders , als wenn auch diese Dinge dauern , so giebt es | doch Veränderung ; aber diese kömmt nicht diesen Dingen zu , sondern sie erscheint am andern . | So z B . also giebt es eine Menge Dinge , denen wir Dauer zuschreiben , und die Veränderung ist doch vorhanden . Veränderung im Laufe der Sonne . Wir sagen also : es ist doch Zeit . – Die Dauer ist also die Zeitlosigkeit . Wenn alles ruhte und die Sonne z B . still stände , auch unsere Vorstellung , nun so dauerte es . – Die endlichen Dinge sind nun aber alle zeitlich ; weil sie endlich sind , so sind sie der Veränderung unterworfen und ihre Dauer ist durchaus nur etwas Relatives . | Die Dauer ist so selbst nur relative Zeitlosigkeit . Die absolute Zeitlosigkeit ist dagegen die Ewigkeit . Wir können diese zeitlos nennen ; sie ist absolute Gegenwart , und diese ist in der Idee , in der Vernunft , im Allgemeinen überhaupt . Die Ewigkeit ist unendliche Dauer , aber nicht schlecht unendliche Dauer , sondern das In sich Reflectirte . Die Ewigkeit ist deshalb auch von jeher mit dem Kreise verglichen worden . Das Gesetz | in so fern wir die Idee in dieser Form auffassen , ist eben so ein Ewiges . In der Erscheinung erhalten die Bestim-

5

10

15

20

25

wie man auch den Raum ansieht . So stellt man es aber im äußerlichen Zusammenhange dar , als wäre das Entstehen und Vergehen etwas für sich , das nur in der Zeit wäre . Az : Die Zeit wird wie der Raum als ein receptaculum vorgestellt , worin dieß und das vorgeht – das Entstehen und Vergehen geschieht in der Zeit – als ob es verschiedene Dinge wären . 9 die Zeit … vergeht .] Ab : vergeht die Zeit doch . Hier erscheint also die Zeit wieder als etwas Unabhängiges , von den Dingen ver schiedenes . 15–16 nun so … es . –] Az : so wäre auch keine Zeit . 19 Wir können … nennen ;] Ab : Die Ewigkeit ist ohne die natürliche Zeit ; der Begrif der Zeit ist aber selbst ewig . Az : was wir Ewigkeit nennen : der Begriff der Zeit selbst aber ist wie alle Begriffe ewig : 20–21 Allgemeinen überhaupt .] Ab : Allgemeinen . Gattungen als Idee sind ewig ; denn sie sind der Prozeß in sich selbst . Az : die Gattungen als Idee sind ewig , weil sie der Prozeß in sich selbst sind , ewige Ruhe . 22 Reflectirte .] Ab : Reflectirte , nicht relative Dauer . Az : reflectierte Zeit – es ist diese Negativität bloß auf sinnliche Weise – das wenn man es für sich setzt , es zerstiebt . Ein solches Abstractes Seyn ist der Geist nicht . 1 geschieht aber nur] Textlücke ausgefüllt von UE in : und Vergehen , 33 ewig in Ab aus wenig

26 und Vergehen] Ab : ein Vergehen , ; korrigiert

25

30 30

35

mechanik

5

10

15

241

mungen der Idee die Weise der Selbstständigkeit ; diese Selbstständigkeit ist aber der Veränderung unterworfen . – Es giebt keine Wissenschaft der Zeit , wie es eine Wissenschaft des Raums giebt . Chronologie ist zwar eine Wissenschaft der Zeit , aber nur der Zeit in Beziehung auf Begebenheiten und nicht der Zeit für sich selbst . Wenn nach einer Wissenschaft der Zeit gefragt wird , so betrifft dies eine Wissenschaft , welche die Zeit für sich betrachtete und die Unterschiede , welche sich in ihr ergeben , zum Gegenstand machte . – Die Zeit ist nun aber nicht der Figurationen fähig wie der Raum . Dieser ist das gleichgültige Außereinander . Die Zeit ist dagegen , wie wir sehen , diese absolute Unruhe , dieses Feuer , worin aller bestimmte Unterschied sich sogleich verzehrt ; was Itzt gesetzt ist , das ist unmittelbar | auch nicht und nur dieses ist die Zeit . Der Geometrie steht nun aber die Arithmetik gegenüber ; diese correspondirt allerdings der Geometrie . Die beruhigte Zeit , die Zeit , die in sich zusammenfällt , das todte Für sich sein ist das Eins . Dies todte Eins ist der äußerlichen Combination fähig und dies giebt die Arithmetik . Wenn hier Figurationen entstehen sollen , so geschieht dies blos durch eine äußerliche Zusammensetzung der Eins ; diesen selbst ist es gleichgültig , ob sie zusammengestellt werden oder

… unterworfen . –] Ab : da sie aber nur Momente sind , so ist die Selbstständigkeit nur | die falsche , der Veränderung unterworfene . Dem Begriffe nach betrachtet , sind sie aber Freunde mit einander ; denn in der Versöhnung liegt die Wahrheit . Az : aber es ist bloß eine falsche Selbstständigkeit im Begriff verhalten sie sich nicht als ein Andres und Andres gegen einander , sondern sind Eins . 3 Es] Ab : 2te A n m e r k u n g . Es Az : 2 6 N ove m b e r Es 5–8 selbst . Wenn … machte . –] Ab : selbst . Tage , Jahre , Jahrhunderte wiederholen sich ; diese bestimmten Quanta betrachtet die Chronologie in Beziehung auf gewisse Begebenheiten . Dies ist keine Wissenschaft der Zeit für sich . Diese müßte | die Zeit für sich betrachten ; ohne Beziehung auf die Erfüllung der Zeit , wie die Geometrie den Raum ohne Rücksicht auf dessen Erfüllung betrachtet . 9 Raum . Dieser … Außereinander .] Ab : Raum ; die Unterschiede zeigen sich im Raume auf eine selbstbestehende Weise : Linie , Fläche , Oberfl äche , sind Negationen , Bestimmungen des Raums . Der Raum nimmt die Bestimmung auf , und erhält sich in sich ; 10 Unruhe ,] Ab : Unruhe ; was ist , ist nicht indem es ist ; 11–12 auch nicht … Zeit .] Ab : nicht mehr . Hier ist an keine Ausbreitung und Figuration zu denken . Die Zeit ist der sich selbst vernichtende Unterschied , rein sich auf sich beziehender Unterschied ; also unmittelbar das Aufheben des Unterschiedenen , ein Seyn , das das sich selbst Aufheben des Unterschiedes ist . 14–15 Dies todte … fähig] Ab : Das tode Eins | die höchste Aeußerlich keit , ist ein Ruhendes ; es läßt sich damit allerlei setzen ; so entstehen die Zahlen , in diesen sind die Figurationen des Eins . 15–242,1 Wenn hier … nicht .] Ab : Es ist also das Prinzip der Zeit gelähmt , zu dem ruhigen Eins trete Eins , die zu den andern Hinzusetzungen gesetzt Figurationen geben .

102vAb

20 1–2 diese Selbstständigkeit 20

25 25

30 30

35 35

8 Figurationen] Ue : Figuarationen 17 diesen] Ue : diesem 18 sind , in Ab aus sind ; 20 Freunde] Ab : Freuden Versöhnung] Ab : Versicherung 22 2 6 N ove m b e r ] Az : 2 6 N ov . am 25 müßte in Ab aus mußte 33 Das] Ab : Die 34 Aeußerlichkeit ,] Ab : Aeußerlich40 Rande keit ; 35 diesen] Ab : dieser 36 Eins , die zu] Ab : Eins ; zu

101vAb

26 . 11 . 21

102rAb

103rAb

242

61Ue

29Az

62Ue | 104vAb

103vAb

104rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

nicht . Man nennt die Arithmetik analytisch , denn nur solche Verbindungen sind in ihr vorhanden | die ich gemacht habe . Wenn ich hingegen bei der Geometrie Linien ziehe und eine Figur entsteht , so giebt dies noch weitere Verhältnisse , die ich erst durch weitere Betrachtung kennen lerne . | Die Methode der Mathematik ist etwas bekanntes ; das Nähere darüber gehört in die Lehre von der Weise des endlichen Erkennens . Man könnte nun glauben , man sollte , an die Stelle jenes endlichen Erkennens , eine philosophische Mathematik stellen . In gewisser Hinsicht könnte dies allerdings statt fi nden und man könnte die Verhältnisse der Mathematik aus dem Gedanken ableiten . Übrigens ist die Mathematik überhaupt diese Verstandeswissenschaft , welche es mit solchem abstrakten Inhalt wie Raum und Zahl zu thun hat . Von einer Bestimmtheit auf die andere überzugehen , dies ist überhaupt das Thun des Verstandes . Die Mathematik ist dieser Verstandesweise auf sehr ausgezeichnete Weise fähig ; sie braucht keine heterogene Principien , Kenntnisse pp einzumischen und sie kann in so fern eine schöne Wissenschaft genannt werden . – Das Interessante an der Mathematik ist gerade dieses Interesselose und dieses verständige , consequente Fortgehen , welches sich nicht unterbrechen läßt . Warum die Sätze so und nicht anders folgen , das wird freilich nicht bewiesen und man sieht die Zweckmäßigkeit der befolgten Anordnung erst hinten nach ein . Wenn man die Mathematik philosophisch machen wollte , so hieße dies eben , ihre Bestimmungen in Gedanken zu verwandeln . Will man eine Wissenschaft des Gedankens haben , so ist es weit consequenter , die Gedanken in ihrem eignen Elemente zu betrachten . Es ließ sich dies wohl thun | allein es würde eine sehr schwierige und zugleich undankbare Arbeit sein , in jenem widerspenstigen Elemente , dergleichen auch das Mathematische ist , den Gedanken aufzusuchen . – Man hat übrigens bekanntlich mathematische Figuren und Zahlen als Symbole der Idee gebraucht . Pythagoräer .

5

10

15

20

25

2 habe .] Ab : habe , und die keinen andern Inhalt haben , als diesen , daß ich sie gemacht habe[ .] 5 Die] Ab : 3 . , Mathematik ist eigentlich Bestimmung der Größe . In der | Bewegungslehre kommt 30 die Zeit in Beziehung auf den Raum zur Sprache . / 4 . , Die 10–12 überhaupt diese … Verstandes .] Ab : geht als Verstandeswissenschaft von gegebenen Verstandes-Bestimmungen aus . Man schließt : 30 wenn diese Bestimmung vorhanden ist , wie muß das andere bestimmt seyn ; das ist die eigenthümliche Weise der | Mathematik , die man ihr lassen muß ; 13–14 fähig ; sie … einzumischen] Ab : fähig , ohne etwas Heterogenes hineinmischen zu brauchen ; sondern ganz consequent , fortschreitend . Az : fähig ; wenigstens in der Elementarwissenschaft braucht sie gar nichts Heterogenes einzumischen – 24–25 sein , in … aufzusuchen . –] Ab : seyn ; da Raum und Zeit als die höchste 35 Aeußerlich keit zum Gedanken gezwungen werden müßten . 26 Pythagoräer .] Ab : Die Pythagoräer philosophirten in Zahlen , hielten die Zahl für das Wesen der Dinge . 7–8 Stelle … stellen] Ue : Weise … aufstellen 8 allerdings von BA aus alles dneyes 14 einzumischen] Ue : Textlücke 23–24 undankbare] so Az Ue : undenkbare 29 Zeit in … auf] Ab :

mechanik

5

10

15

243

So sagt man auch , die Freimaurer hätten sehr tiefe Erkenntnisse von Gott und der Welt vornämlich in mathematischen Figuren dargestellt . Dergleichen Figuren staunt man denn an und meint , da stecke etwas sehr Tiefes darin . Nahe liegend ist es allerdings z B . den Kreis als Symbol der Ewigkeit zu betrachten , eben so | das Dreiek als Symbol des christlichen Gottes . Dasselbe gilt denn von dem Gebrauch der Zahlen bei den Pythagoräern . Dies sind also Analogien . Es ist übrigens das Schlechteste was man mit den Momenten der Idee und der Natur Gottes thun kann , daß man sie zählt oder in einer Figur darstellt . Diese äußerliche Weise kann uns wohl an die Idee erinnern ; allein solche Figur beweiset denn nichts als ein äußerliches Zeichen überhaupt , so unangemessen es sonst auch dem Gegenstand sein kann , den es darstellt . Concreta . Im Drei ist das Zwei und das Eins enthalten ; das Eins und das Zwei sind indeß hier auf ganz äußerliche Weise zusammengefaßt ; dagegen ist gerade die Natur der Idee die untrennbare , innige Einheit und sie wird durch die Weise des sinnlichen Elements auf das höchste degradirt . Pythagoras hat angefangen , mit Zahlen zu philosophiren und es ist dies ein ungeheurer Schritt , da hierin der Anfang des Zurücktretens vom Sinnlichen , Unmittelbaren liegt . – Die Zahlen | stehen mitten innen , zwischen dem Sinnlichen als solchem und dem freien Gedanken . – Das des Gedankens wahrhaft würdige Bezeichnen ist allein die Sprache . –

104'rAb

63Ue

20 20 5–6 Dasselbe gilt … Pythagoräern .] Ab : auch daß die Pythagoräer die absolute Identität in der μονας

25 25

30 30

35 35

gefunden haben , den abstracten Gedanken des Unterschiedes in der Zweiheit , und die Einheit des Unterschiedes und der Einheit in der Dreiheit . 8 darstellt .] Ab : darstellen . Die gedankenloseste Weise der Auffassung der Idee , die äußerlichste Weise , die Idee zu bezeichnen . 11–12 Im Drei … enthalten ;] Ab : Drei enthält Eins | und 2 ; und so enthält die Idee Gottes das Absolute : die Einheit und die Zweiheit . 13–15 Weise zusammengefaßt ; … degradirt .] Ab : Weise mit einander verbunden . Aber die Natur der Idee ist gerade die innige Einheit . – Jene Weise der Darstellung einer Idee ist also die allerschlechteste ; es sind die Zusammensetzungen ; die Elemente der Idee sind dies nicht . Az : Weise enthalten : im Dreyeck haben wir da einen Winkel , und dort einen und dann noch einen . Die Momente in der Idee sind gar nicht zusammen gesetzt . Die Darstellung ist schlecht – 16–17 Zurücktretens vom … liegt . –] Ab : Ueberwindung des Sinnlichen . Die Früheren haben Wasser , Sonne und andere Sinnlichkeiten als das Wahre angesehen . Pythagoras hob in der Eins die Aeußerlichkeit in Gedan|ken schon abstract auf ; 18 freien Gedanken . –] Ab : freien geistigen Selbstbewußtseyn . – Die Zahlen bezeichnen einen wichtigen Fortgang ; aber sich darein wiederversetzen zu wollen , wäre sehr ungeschult . Das wahrhafte Element des Gedankens ist der Gedanke selbst , 19 Sprache . –] Ab : Sprache . / Es ist jetzt der Uebergang von Zeit und Raum zur Materie zu betrachten , in dem Zusammenhange der zwischen beiden ist . Az : Sprache . | 2 7 N ove m b e r , Übergang von R a u m und Z e i t zur Materie .

Zeit , Beziehung für 21 Zweiheit] Ab : 2te 22 und] Ab : in Dreiheit] Ab : 3ten 24 und1] Ab : in 2 in Ab unterstr . 33 einen wichtigen Fortgang] Ab : eine wichtige Fortgangs-Sprache 36–37 2 7 N ove m b e r , 40 33–34 aber sich … wiederversetzen] Ab : oder sich darein widersetzen … Materie .] Az : 2 7 N o v . , … Materie . am Rande

104'vAb

105rAb

30Az ; 27 . 11 . 21

244

105vAb

§ 204

106vAb

64Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

In der Vorstellung sagen wir , es ist Raum und Zeit und sie sind erfüllt mit Materie . Man hat die Betrachtung häufig mit der Materie selbst angefangen und dann Raum und Zeit angesehen als Formen derselben . | Das Richtige liegt darin , daß die Materie allerdings das Substantielle , Reelle an Raum und Zeit ist . Es ist nun aber zu zeigen , daß das Wahre des Raums und der Zeit , von welchem anzufangen ist , die Materie ist . Der Übergang von Raum und Zeit zu Materie ist durchaus spekulativ und es ist dies ein Zusammenhang , der entweder überhaupt gar nicht in unsere Vorstellung kömmt oder ihr selbst widersprechend ist . – Das Schwere ist die Erfüllung des Raums und der Zeit aufzuzeigen , zu erkennen , daß sie selbst es sind , die ihre Abstraktion aufheben und sich zu dieser Realität machen , welche die Materie ist . – Raum und Zeit sind in der Vorstellung gleichgültig gegen einander . Der Unterschied in der Unmittelbarkeit ist überhaupt die bloße Verschiedenheit . Daß nun Raum und Zeit nicht blos verschieden sind , haben wir schon gesehen . Der Raum ist das un mittel|bar Objektive und die Zeit das unmittelbar Subjektive ; beide zusammen machen die Idee aus . Zu dieser gehört wesentlich die Subjektivität , welche wir hier als Zeit haben . Raum und Zeit erscheinen zunächst nur in unserer Vergleichung als zusammen die Idee ausmachend . Es ist nun aber die Haupt|sache , daß die Idee nicht etwas ist , das wir nur in uns haben . – Der Raum ist dies , in die Zeit überzugehen . Der Raum ist , wie wir sehen , der Widerspruch der gleichgültigen Äußerlichkeit , das Hier , Hier und Hier und der unterschiedslosen Continuität . Die Raumpunkte sind einer was der Andere ist , und sie sind so gar nicht außer einander , es ist keine Verschiedenheit zwischen denselben .

5

10

15

20

25

106rAb

107rAb

4 Zeit ist .] Ab : Zeit . Aber in der Unmittelbarkeit der Aeußerlich keit sind Raum und Zeit das Erste ; 6 ist .] Ab : ist . So ist das dasselbe , als ob wir von der Materie angefangen hätten , die aber schon das Concrete ist . Az : ist . Wir können die Materie nicht voraussetzen : denn sie ist schon das Concrete . 8–11 Das Schwere … ist . –] Ab : Es ist zu erkennen die Nothwendigkeit ihrer Bezie|hung auf einander . Diese ist die Erkenntniß ihrer Einheit , eben das , worin Raum und Zeit selbst sich zu dem machen , was die Materie ist . / Daß Raum und Zeit sich aufheben ; die Erfüllung nicht äußerlich in sie hinein kommt , daß sie sich selbst zur Realität machen , das ist zu zeigen (§ 203) . 14 gesehen .] Ab : gezeigt . Der Raum als Negativität für sich dargestellt , ist die Zeit[ .] 16–17 Zu dieser … haben .] Ab : Das Prinzip der negativen Einheit ist die Zeit . Die Realität , Objectivität , daß der Unterschied , der ideell im Begrif ist , hier äußerlich ist ; und dies macht die Bestimmtheit des Raums aus . 18–20 Es ist … überzugehen .] Ab : Das Ganze aber , diese Idee ist das Wahre , zu dem sie sich für sich selbst , nach ihrer Bestimmung , nicht blos in unsern Gedanken machen , in das sie zurückgehen müssen . | Der Raum ist selbst nichts , aber die Negativität , die er an sich selbst ist , erscheint als ein besonderes gegen ihn , als die Zeit .

25

30 30

35 35

5 welchem] Ue : welcher 15 unmittelbar1] Ue : unmittelbare 18 Idee] so AbAz Ue : Ideen 19 Hauptsache] Ue : Haupt sache 29 aufheben] Ab : erhielten 30 sie1] Ab : sein 31 als] Ab : der 35 sich selbst , … machen] Ab : sich … sich selbst machen in das sie] Ab : in dieses 40

mechanik

5

10

15

20

245

Dieser Widerspruch ist der Raum . – Wie der Raum gesetzt ist , so ist er nicht dieser Widerspruch , sondern er sieht so ganz unverdächtig aus . Dies ist nun der Mangel des Raums nicht so gesetzt zu sein , wie er an sich ist . Die Negativität , welche in seinem Begriffe ist , ist nicht an ihm gesetzt . Dies haben wir auch so gesehen , daß wir sagten , der Punkt , die Negativität des Raums , sei nicht wirklich am Raume vorhanden . Diese Negativität , wie sie am Raum gesetzt ist , so ist sie sogleich als Linie , d . h . als eine Negation , die als ein gleichgültiges Außereinander ist , nicht als Negativität für sich . Um was es am Raum zu thun ist , das ist , daß die sich auf sich beziehende Negativität auch gesetzt werde . Der Raum ist in seinem Begriff selbst diese Negativität und so soll sie nicht als ein Anderes desselben sein , wie dies in der Zeit der Fall ist . Der Raum selbst als solcher soll also zeitlich gesetzt sein . – Dies ist die Dialektik des Raums . Das Zweite ist denn die Dialektik der Zeit ; diese ist auch das Unwahre , wie sie angeschaut und genommen wird ; sie ist so nicht , was sie ihrem Begriffe nach ist . – Wir haben gesehen , wie die | Zeit ist ein ganz abstraktes Seyn , welches indem es ist , nicht ist , | die Zeit also das außer sich selbst kommende In sich sein , die außer sich selbst kommende Negativität . Indem nun die Zeit sein soll diese Einheit ganz abstrakter Momente , deren einer im Andern schlechthin untergeht , so ist sie auch noch nicht gesetzt als das was sie an sich ist . Sie soll sein das Verschwinden der unterschiedenen Momente . Daß diese aufgehoben werden können , dazu gehört , daß sie in der That zu einem Seyn kommen . In der Zeit sind sie nun aber nicht unmittelbar . Damit Etwas aufgehoben oder negirt werden könne , so muß es eine positive , affi rmative Bedeutung haben . In dem was wir in der Zeit gesehen haben ist kein Beharren ,

108rAb

108vAb 65Ue

25

1 Dieser Widerspruch … Raum . –] Ab : Dieses Negative , dieser Widerspruch ist aufgehoben in der 25 Negation der Unterschiedenen . Jedes ist identisch gesetzt mit seinem Gegentheil . Der Raum ist also

die reine Negativität seiner selbst , oder das Ueber|gehen in die Zeit . 4–6 gesetzt . Dies … vorhanden .] Ab : gesetzt ist . / Es ist darum zu thun , daß er gesetzt sey auch als diese Negativität seiner selbst[ .] Eben diese Negativität ist seine wesentliche Bestimmung , aber sie ist noch nicht in ihm 30 gesetzt . Die Negativität , wie sie am Raume gesetzt ist , ist zugleich ein gleichgültiges Auseinander30 seyn , die paralysirte , gelähmte Negativität , die am Raume nicht zu ihrem Rechte kommt ; denn der Punkt , als welcher sie seyn sollte , existirt nicht . | Az : gesetzt – seine Wahrheit ist noch nicht Herausgetreten : oder der Punkt . 11–12 Der Raum … sein . –] Ab : Die Zeit erscheint nicht an dem Raume als solchem ; an diesem als solchen muß die Negativität hervortreten ; er muß zeitlich gesetzt werden ; so daß er seinem Begriffe entspricht , daß die Bestimmung an ihm selbst hervorgehe . 15 35 ist , die Zeit] Ab : ist , und umgekehrt , so daß beides zugleich sich ausschließt . Die Zeit ist das Angeschaute , 19–20 Verschwinden der … Momente] Ab : Verschwinden sich aufheben , der entgegengesetzten Momente 21–23 Seyn kommen . … haben .] Ab : Seyn , zu einem | Aussereinander 9 werde] Ue : worden 16 außer sich selbst] Ue : sich selbst außer sich 24 aufgehoben] Ab : vereinigt 33 solchem] Ab : solcher

21 einem] Ue : meinem

107vAb

109rAb

246

31Az

109vAb

66Ue

110vAb

111rAb

110rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

keine Gleichgültigkeit , oder überhaupt nichts vorhanden , welches aufgehoben werden könnte . | Das Seyn ist in der Zeit so bestimmt an ihm selbst , eben so unmittelbar auch das Nichtsein zu sein . Es mangelt also den Entgegengesetzten , welche in der Zeit sind überhaupt das Seyn . Dies ist überhaupt der Mangel der Zeit . Sie ist das Wesenlose , weil sie nur das reine Verzehren ist ; das Feuer bedarf einer Nahrung , eines Elements , welches es aufzehrt . Die Zeit hat nichts Aufzuzehrendes , denn was in ihr als solcher ist , das ist nichts Vorhandenes . Es muß etwas entstehen , Etwas vergehen . Dieses Etwas ist zunächst nicht in der Zeit vorhanden , obschon es im Begriffe der Zeit liegt . Mit der Zeit verhält es sich also eben so wie mit dem Raume , daß sie sinnlich nicht so gesetzt ist , wie sie ihrem Begriffe nach ist . Dieser innere Mangel macht nun die Dialektik dieser beiden aus . Daß sie nun gesetzt seien , wie sie ihrem Begriffe nach sind , das ist die Materie und die Bewegung . Beide sind Ein und Dasselbe ; die | Verschiedenheit beider besteht nur darin , daß die Materie eben die Wahrheit des Raums und der Zeit ist und zwar gesetzt auf einfache , selbst unmittelbar ruhende Weise , in der Weise des Raums . Dies Re|sultat nun gesetzt in der Form des Prozesses , oder der Zeit , ist die Bewegung . – Die Wahrheit des Raums ist , daß an ihm gesetzt werde die Negativität , die er an sich ist , und umgekehrt die Wahrheit der Zeit , daß an ihr gesetzt werde das Bestehen der Momente die in ihr sind . Die Bestimmung der Zeit wird wahrhaft gesetzt , wenn die Bestimmung des Raums auch an ihr gesetzt ist , umgekehrt der Raum , wenn die Bestimmung der Zeit auch an ihm gesetzt ist . Beide so durch einander vervollständigt , | machen denn Eins aus . – So ist der Begriff des Raums und der Zeit zu seinem Dasein gelangt und dieses ist sogleich in den zweierlei Formen der Materie und der Bewegung . Der Mangel der Zeit ist im § ausgedrückt als ein Resultat , worin die Zeit übergeht . Dies ist allerdings der Fall , daß das Gesetztsein , indem es mangelhaft ist , übergeht in die

5

10

15

20

25

kommen ; wie sie aber in der Zeit zum Vorschein kommen , so sind sie nicht ; sondern sind nur das unmittelbar Umschlagende . Um aufgehoben zu werden , muß ihnen Gleichgültigkeit des Seyns zu30 kommen . 2 könnte .] Ab : könnte . Das ist der Mangel der Zeit . Um negiren zu können , gehört ein Affi rmatives dazu . 3–4 Es mangelt … Seyn .] Ab : es ist die reine abstracte Entgegensetzung . 30 Es mangelt die Verschiedenheit . | 5 Sie ist] Ab : Im Raume kam die Negativität nicht zum Daseyn ; die Zeit ist 9 im Begriffe … liegt .] Ab : liegt im Begriffe der Zeit ; wie die Zeit aber ist , so ist es noch nicht in ihr gesetzt . / Was also in ihrem Begriffe ist , muß auch als Gleichgültigkeit , Verschie|den heit bestehen , die Unterschiede haben , die in der Zeit nicht vorhanden sind . 17 daß] Ab : daß er seinem Begriffe entspreche , 19 an ihr … sind .] Ab : an der Zeit ein Etwas gesetzt wird , 35 was sich aufhebt . 3 den] Ue : dem 7 solcher] Ue : solches 8 vergehen] Ue : vorgehen 15 ruhende] Ue : beruhende 18 er] Ue : es 22 So] Ue : Do 27 in der] Ab : zur 28 ihnen] Ab : ihr 33 als] Ab : die 34 in der … sind] Ab : in ihr und der Zeit nicht vorhanden ist 35 der in Ab aus die

mechanik

5

10

15

20

25

247

andere Seite des Begriffs , die in dem Gesetztsein noch nicht vorhanden ist . – | Wenn wir sagen , übergehen , so stellen wir das worin ein Dasein übergeht vor als ein Anderes gegen das von dem hergekommen ist . Was hier vorgestellt ist als ein Anderes , ist im Begriffe selbst enthalten , weil es aber noch nicht gesetzt ist , so ist das Dasein mangelhaft gegen seinen Begriff . – Es ist jetzt zu betrachten , in wie fern das was in unserer Vorstellung als Materie vorkömmt , dem entspricht was sich hier als Begriff der Materie ergeben hat . Wir haben also als Resultat der Dialektik des Raums und der Zeit die Materie und | die Bewegung . – Die Gestalt , welche die Materie in der Vorstellung hat , ist in der Bemerkung zum § 203 . angegeben . Für den Verstand ist nun jener Übergang allerdings unbegreiflich . – Die geläufige Vorstellung ist , daß der Raum und die Zeit als leer und ihre Erfüllung von außen erhaltend , betrachtet werden . Die sinnliche und die Verstandesbetrachtungsweise bleibt überhaupt bei dem Unterschiede stehen . Von der Materie wird nun zunächst gesagt , daß sie zusammengesetzt sei : jedes Materielle , wir mögen es noch so klein nehmen , kann wieder als Vieles bestimmt werden . – Die Materie hat so überhaupt den Charakter des Außer einander . Demokrit und Leucipp sagten , das Atom sei das Prinzip der Materie und die Zusammengesetztheit sei nur eine äußerliche Weise des Daseins . Aber dieses Atome , oder die Theilbarkeit der Dinge sind blos Hypothese , abstrakte Verstandesdinge und die Zusammensetzung ist so wenig etwas blos Zufälliges für die Materie , daß das Zusammengesetztsein vielmehr zur Natur der Materie gehört . – Das Zusammengesetztsein der Materie bezieht sich auf die Identität derselben mit dem Raume . – Das Abstraktum , das caput mortuum der Materie ist denn auch als ewig bezeichnet worden . Das Abstrakte ist indeß gerade das Veränderlichste und Vergänglichste . Nur das Concrete (das Gesetz ,

6 Es ist jetzt] Ab : Die Einheit von Zeit und Raum ist also unser Resultat , und wie nun dieses aussieht , was es in der Anschauung ist , muß zunächst betrachtet werden . / Im Begrif des Raumes liegt das Prinzip der Zeit , ist aber doch darin noch nicht gesetzt , und umgekehrt : | die Einheit beider 30 drückt erst die Wahrheit ihres Begriffes aus , und das ist die Materie einmal , und zweitens die Be30 wegung . / Zuerst ist nun Az : 2 9 N ove m b e r Vergleichen wir mit diesem Be griff der Materie und Bewegung unsre Vorstellung davon . Das nähere Verhältniß von Materie und Bewegung ist später zu betrachten . 11–12 Die geläufige … werden .] Az : Man denkt die Materie als Raum und Zeit erfüllend – die Materie ist etwas andres als Raum und Zeit aber es ist auch ein wesentlicher Zusammenhang bis zu welchem der Verstand nicht kommt . 19 Theilbarkeit der Dinge] Ab : unendlich kleine 35 Theilchen (molleculen) 22–23 Das Zusammengesetztsein … Raume . –] Ab : Der | Raum ist das gleichgültige Aussereinander , und zusammengesetzt drückt aber aus , daß jedes als Eins genommen , doch in sich schlechterdings Mannichfaltiges ist . 25 Veränderlichste und Vergänglichste .] Ab : 3 als] Ue : ohne 19 Theilbarkeit] Textlücke ausgefüllt von UE Dinge] Textlücke ausgefüllt von UE 30 2 9 N ove m b e r ] Az : 2 9 N o v . am Rande 31 unsre] Az : mit uns .

111vAb

67 Ue

112rAb 29 . 11 . 21

112vAb

248

113rAb

68Ue 32 Az

114vAb

113vAb

114rAb

115rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

die Vernunft) ist ewig in sich , | denn es hat den Gegensatz nicht an einem Andern außer ihm . – Die Materie ist nun ferner undurchdringlich , Widerstand leistend . Diese Bestimmung des Für sich seins der Materie ist die , welche von der Zeit herkömmt . Jene beiden Bestimmungen machen zunächst die Bestimmung der Materie überhaupt | aus . | Der Raum ist die materielle Gleichgültigkeit , allein diese ist zugleich punktuell , für sich seiend . Dieses Widerstand leistende ist zugleich ein Zusammengesetztes , ein Außer einander . Die Bestimmungen des Raums und der Zeit sind also in der Materie in Eins zusammen gesunken . – Das Zweite nun worin die Einheit des Raums und der Zeit erscheint , ist die Bewegung . Was in der Materie auf unmittelbare Weise Eins ist , das ist in der Bewegung vorhanden als Prozeß . Die Momente der Materie müssen wesentlich auch als unterschieden erscheinen , aber so , daß ihre Einheit zugleich vorhanden ist . – Wenn wir unsere Vorstellung von Bewegung mit dem Gesagten vergleichen , so wissen wir , daß zur Bewegung ein Materielles gehört , welches den Ort verändert ; es ist in einem Raume oder nur in so fern es nicht in diesem Raume ist . Das Materielle verliert dabei den Charakter der Räumlichkeit nicht . Der Raum macht sich also zur Einzelnheit des Orts ; so ist er bestimmt . Indem das Materielle sich bewegt , so verläßt es den Ort und der Raum wird hiemit in der Weise der Zeit gesetzt . Die Bewegung ist so dies , daß der Raum ein Für sich sein hat , bestimmt ist , zugleich aber auch unmittelbar nicht mehr bestimmt ist . Der Raum ist hier zeitlich und die Zeit ist hier räumlich gesetzt . In der abstrakten Zeit hat nur ein Itzt bestehen und es kömmt hier nicht zum Unterschiede ; erst in der Bewegung hat die Zeit

Veränderlichste ; denn die abstracta , da sie keine Wahrheit haben , sind vielmehr das Vergänglichste . 3–4 von der … herkömmt .] Ab : kommt von der Zeit her ; das ist die vollkommene Negation des Andersseyns in ihr . 5 aus .] Ab : aus . Die Schwere werden wir nachher sehen . 6 seiend .] Ab : seyend , aber nur in absoluter Unruhe , nicht zusammengehend mit sich , zum | identisch Seyn : 7–8 Die Bestimmungen … gesunken . –] Ab : Es kommen also nur die 2 . Bestimmungen des Raums und der Zeit in der Materie vor , oder hier sind sie paralysiert zur Einheit verbunden . 9 Bewegung .] Ab : Bewegung , an sich dasselbe mit der Materie , Einheit von Zeit und Raum ; 11 Prozeß .] Ab : Prozeß vorhanden . / Die näheren Momente siehe | im § . 15–16 Das Materielle … nicht .] Ab : Das Materielle bewegt sich , indem es immer im Raume ist , aber zugleich nicht in dem Raume in dem es ist . | 17 so ist … bestimmt .] Ab : seine wahre Bestimmtheit . Der Ort ist ein einzelner bestimmter Raum , bestimmt , indem er die Räumlichkeit eines materiellen Für sich seyns enthält . 21 gesetzt .] Ab : gesetzt (das Itzt und wieder das Itzt sind räumliche Be stim mun|gen) . 21–22 In der … Unterschiede ;] Az : die abstracte Zeit hat nur ein jetzt . In der Zeit als solcher ist kein vor und nach ; 22 erst] Ab : Erst im Raume kommt es zum Bestehen der verschiedenen Momente der Zeit , die erst

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

5 |2 ] Ende von 31Az 14 den Ort von BA aus die Art 23 Vergänglichste in Ab aus Vorzüglichste 24 Negation] Ab : Negative 26 mit sich , zum] Ab : zum mit sich , 28 paralysiert] Ab : paralystisch 29 von Zeit … Raum] Ab : und Zeit im Raume 31 aber] Ab : oder 40

mechanik

5

10

15

20

249

Realität , Existenz , denn erst hier kömmt es zu einem Bestehen des Unterschiedes . Das Itzt ist ein Ort , ein Hier und dann ist ein anderer Ort und wieder ein Anderer . Diese verschie|denen Orte nun bestehen . Dadurch ist erst eine Vergangen heit und eine Zukunft . – Dies ist überhaupt die Natur der Bewegung , welche mit der Materie Eins und dasselbe ist , nur so , daß die Einheit einmal als ruhend und das andere Mal als werdend aufgefaßt wird . – Der Übergang von Zeit und Raum in die Materie kömmt denn auch in der Erscheinung vor , wie in der Bemerkung zu § gesagt ist . In den bekanntesten mechanischen Erscheinungen kömmt dieser Übergang der Idealität in Realität vor . Hebel ; Größe der Bewegung . Dies sind bekannte Erscheinungen . Zwei Körper können gleiche Kraft haben und an Masse verschieden sein . Flintenkugel , die sich schneller bewegt . – Der Mensch wird durch Raum und Zeit todt geschlagen . Einer kleinen Masse kann man dieselbe Wirkung geben , welche eine größere hat , wenn man derselben eine größere Geschwindigkeit giebt . – Das Wirkende ist überhaupt ein gewisses Quantum ; dieses | kann auf gedoppelte Weise vorhanden sein , entweder als eine gewisse Anzahl materieller Theile oder auch so , daß das Quantum an sich kleiner ist und dann durch die Geschwindigkeit ergänzt wird . | Hier hat man es also wie das Verhältniß des Raums und der Zeit Wirkungen hervorbringt , die man sonst nur den materiellen Theilen zuschreibt . Hier vertritt Eins die Stelle des Andern , eben weil beide an sich dasselbe sind . Beim Hebel sind es Raum und Masse , welche zur Sprache kommen ; wenn das Hypomochlion in die Mitte fällt zwischen Last und Kraft , so ist das Gleichgewicht vorhanden . | Durch Verlängerung des Arms kann denn das Gleichgewicht erhalten werden , wenn auch die Masse vermindert wird . –

69Ue

116rAb

116vAb

70Ue

25

… Zukunft . –] Ab : Die verschiedenen Orte bestehen neben einander . Der Körper ist vorher hier gewesen , jetzt und nachher wird er dort seyn , dadurch erst kommt es zum räumlichen Bestehen der Momente Vergangenheit und Zukunft , und dadurch erst wird das Itzt fähig zu seyn . 7–8 Der Übergang … ist .] Ab : In der Anmerkung ist noch eine wichtige Betrach|tung gemacht , in 30 wie fern dieser Uebergang des Umschlagens in die Materie nothwendig , auch in der Erscheinung 9–10 Übergang der … Bewegung .] Az : die Idealität kann an die Stelle der 30 vorhanden seyn muß . Realität treten und umgekehrt – es ist bloß die Schuld des Verstandes , daß er die Identität nicht daraus erkannt hat . (Hebel . Wurf .) 14 Geschwindigkeit giebt . –] Ab : Geschwindigkeit . Das Verhältniß von Raum und Zeit vertritt das Materielle als solches : die Masse . 21–24 Beim Hebel … wird . –] Ab : Beim Hebel ist nur Raum und Masse ; der Raum , die blos räumliche Bestimmung , thut 35 hier dieselbe Wirkung , wie ein gewisses Gewicht , eine gewisse Anzahl materieller Theile . So könne Pfund Pfunde aufwiegen , wenn die Länge auf jener Seite | größer ist . Az : Beym Hebel ersetzt 25 2–4 Das Itzt

14 Geschwindigkeit von BA aus Geschmeidigkeit 17 Geschwindigkeit] Ue : Geschmeidigkeit korrigiert von BA in : Geschmindigkeit 26–27 erst kommt … Zukunft] Ab : erst . Moment , Vergangenheit und Zukunft zum räumlichen Bestehen 36 Pfund] Ab : Pfund und

115vAb

117rAb

250 § 204 .

33Az 118rAb

119rAb

30 . 11 . 21

117vAb

118vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Die Materie ist , wie wir sehen , zunächst für sich , sich auf sich beziehende Negativität , die an sich bestimmte . Sie ist so das Setzen der Vereinzelung , der Unterbrechung des Raums . – Diese Bestimmung heißt in Rücksicht auf die Materie Repulsion . Man kann sagen , daß die Repulsion das Raumerhaltende sei . – Der andere Moment ist denn dieser , daß eben sowohl als | die Bestimmung des Für sich seins ist , auch die Einheit des Für sich seienden ist . Diese ihre Einheit ist die Negative Einheit derselben . Das was repellirt wird , ist nur das Eins selbst , das sich von sich abstößt . In der Vorstellung haben wir dies so , daß vorhandene Materielle einander abstoßen : dies ist auch ganz richtig . Aber daß die einander Abstoßenden vorhanden sind , dies ist eben die Repulsion selbst . Wie die Repulsion das Erfüllen des Raums ist , so die Attraktion die Bestimmung der Zeit ; die Für sich seienden sind hienach eben so nicht für sich . Der Begriff ihrer Einheit liegt eben sowohl in ihnen als der ihrer Vielheit . – Dies sind also überhaupt die zwei Momente der Materie , Repulsion und Attraktion . Beides zusammen macht die Schwere aus ; dies ist der Begriff derselben . – Erwähnung der kantischen Construktion der Schwere . Die Haupt Sache ist dabei , daß man sich Attraktion und Repulsion als selbstständige Kräfte vorstellt . Unter Kraft versteht man überhaupt

bloß die räumliche Bestimmung eine Anzahl materieller Theile . Das G e w i c h t ist , was der Materie als solcher zukommt . Die Länge des Hebels ersetzt das Gewicht . 1M § 204 .] Ab : § 204 . Die dortige Einthei lung geht uns hier nichts an[ .] / Das 3te ist die Materie , deren Begrif zu betrachten (siehe den § .) / In der Materie erhalten die Momente andere Gestalten und andere Namen . Az : 3 0 N o ve m b e r / § 204 . Der Titel dieses § geht uns jetzt nichts mehr an . (Vide die Bemerkung im Anfang) 2 bestimmte .] Ab : bestimmte , das im Raume noch nicht vorhanden ist . 3 Raums . –] Ab : Raumes . Dieses an sich bestimmt Seyn | ist vorhanden und dies macht die Realität aus , gegen jene erste Sphäre der Idealität . Die ganze Natur des Raums und der Zeit ist übergegangen in die Materie als ihre Realität . Az : R a u m s dieß macht eben die Realität aus . Das für sich seyende ist auch ein Ruhendes . Die Materie ist ein räumlich Entferntes von einander , eine relative Leere des R a u m s . Der R a u m ist übergegangen in die Materie . | 4 Repulsion . Man … sei . –] Ab : Repulsion . Die Materie leistet Widerstand , setzt sich ausser einander . Sie ist das Raum Erfüllende , ausschließende , oder sich an sich selbst absondernde , Realität setzende . 6–7 seienden ist . … derselben .] Ab : seyenden wesentliche Bestimmung ist . Das ist ihre Continuität , ihre negative Einheit , wenn ihr Für sich seyn zu Grunde geht . Die Vereinzelten sind identisch . 8 sich1] Az : dem Begriff nach sich 11 Attraktion die … Zeit] Ab : negative Einheit der Vereinzelten ist die Zeit 12 sich 2 ] Ab : sich , sondern identisch mit | den andern 13 Vielheit . –] Ab : absoluten Vielheit . Das Aufheben der Entfernung der für sich seyenden ist ihre Einheit , und das nennen wir Attraction . Nicht blos Continuität wie beim Raume ; die Materie ist als Repellion viel Materielles Eins ; das Aufheben dieser Vielheit ist das Setzen eines materiellen Punctes . Az : Vielheit . Dieß ist die A t t r a c t i o n . Die Materie ist nicht bloß räumlich oder bloß zeitlich 15–16 Erwähnung der … Schwere .] Ab : In der Kantschen Construction der Materie herrscht große Verwirrung . |

5

10

15

20 20

25 25

30 30

35 35

21 § .] Ab : § . Textlücke 21–22 3 0 N ove m b e r … Anfang)] Az : 3 0 N o v . … Anfang) am Rande 40 25 ist] Ab : sind 35 Attraction] Ab : Abstraction

mechanik

5

10

15

20

251

etwas ganz | Selbstständiges . – So sagt man auch von den himmlischen Körpern , sie hätten eine Attraktiv und eine Repulsivkraft , oder wie es sonst heißt , eine Centrifugal und eine Centripetal kraft . Beide Kräfte stellt man sich vor als vertheilt an die Sonne und an die Planeten . Daß die Mathematiker diese Richtungen als Linie ausdrücken , dies gehört zur mathematischen Construktion . Indem nun die Mathematiker , um den Ort eines Planeten zu bestimmen , nöthig haben , zwei Linien zu ziehen , welche die Richtung der Centripetal und der Centri fugal kraft vorstellen , so ist dies blos um der mathematischen Construction willen ; Newton hat denn die Ansicht aufgestellt , daß diese Linien verschiedenen Kräften angehören und so ist die Vorstellung von einer besondern Attraktiv und von einer besondern Repulsivkraft entstanden . Betrachtet man die Formen in den neusten mathematischen Darstellungen , so fi ndet man bald , daß | die Vorstellung der einen dieser Kräfte nach und nach ganz verschwunden ist , denn es ist dort nur noch von der Centripetalkraft die Rede . – Schon die äußerliche Betrachtung führt so also zu Einer Kraft zurück . Betrachten wir näher , was die Attraktion und die Repulsion sind , so müssen wir sagen , daß sie nur Momente eines und desselben Begriffs sind . – Der Verstand kann überhaupt das Ideelle nicht fassen und deshalb macht er alle dergleichen Unterschiede zu Selbstständigkeiten . – Es ist das Eins , welches sich als Vieles | setzt und die vom | Eins Unterschiedenen sind Eins und dasselbe ; dies ist die Bestimmung der Attraktion , welche so unmittelbar in der Repulsion liegt . – Vieles kann nur in Eins gesetzt werden , indem Vieles ist ; die Attraktion um Etwas zu haben was sie attrahiren kann , muß sie selbst repellirend sein . Eine Bestimmung enthält also unmittelbar die andere in sich . – Diese

71Ue

120rAb

72Ue 120vAb

25

1 Selbstständiges . –] Ab : selbstständiges , das an einer und das entgegengesetzte an der andern Seite Az : Selbstständiges wenn man sie auch noch so sehr ins Unsichtbare setzt . 1–4 So sagt … Planeten .] Ab : Centripetalkraft , Centrifugalkraft schreibt man den himmlischen Körpern zu , letztere nur den Planeten zukommend . Az : Man setzt eine Attractivkraft in die Sonne , in die Planeten eine Centrifugal-Kraft : die eine will aus allem Eins machen , die andre strebt gegen die Einheit 5–8 Construktion . Indem … willen ;] Ab : Construction und ihre Darstellung nothwendig durch 2 . gezogene Linien | oder Darstellung des Punktes als Punkt in einem Dreiecke . Das sogenannte Parallelogramm der Kräfte hat auch keinen andern Ursprung als die Nothwendig keit durch den Durchschneidepunkt zweier Linien die Kraft zu bestimmen . 13–14 denn es … Rede . –] Ab : es ist nur vom Gesetz der Attractiv-Kraft die Rede . Die Attractiv-Kraft kann auf die Elemente nur Wirkung haben , insofern sie selbst schwer sind , d . h . Attractiv-Kraft haben . 16–17 Momente eines … sind . –] Ab : Momente eines Begriffes , die nicht ein Selbstständiges gegen einander sind , keine Kräfte . / Daß sie im Begriffe nicht getrennt sind , ist vorhin gezeigt .

25 wirkt ,

30 30

35 35

14 Centripetalkraft] Ue : Centrifugalkraft 22 um] Ue : und 28 Centrifugal-Kraft] Az : Centrifugal .kraft 31 Ursprung] Ab : Vorsprung 33 Attractiv-Kraft1] Ab : Abstractiv-Kraft Attractiv-Kraft 2 ] Ab : Abstractiv-Kraft 34 sie] Ab : er sind] Ab : ist Attractiv-Kraft] Ab : Abstractivhaben] Ab : hat 40 Kraft

119vAb

252

121vAb 34Az 73Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

beiden Bestimmungen machen also das aus was die Schwere ist und die Schwere ist die Begriffsbestim mung der Materie . Wir haben hier dasselbe einmal in der Bestimmung eines Subjekts und dann in der eines Praedikats . – Die Schwere ist die immanente Bestimmung der Materie ; sie ist nur dieses , schweres zu sein . Wenn die Materie erreichte , was sie in der Schwere sucht , den Punkt ihrer Einheit , so wäre uns kein Punkt da ; die Erde schlüpfte so ganz in ihren Mittelpunkt . Es kömmt also nie dazu , daß die Materie diese Einheit erreicht , eben weil die Repulsion so sehr Moment derselben ist , als die Attraktion . Der Körper , indem er auf die Erde fällt , drückt noch immer , aber sein Druck hat keine Wirkung . – Die Materie ist nicht so dumm , wie manche Philosophen sind , welche nicht einsehen , daß das Viele und das Eine ihrem Begriffe nach Eins sind . – Die Materie , in so fern sie schwer ist , begreifen wir als das Dumpfe , Unentwickelte , Finstere . Die Materie ist das Unfreie , weil die Einheit derselben nur ein Streben ist . Die Materie ist verdammt , nur ewig zu streben und man sieht hieraus , was es | mit der Vorstellung als dem Zustand der Sehnsucht des Wahrhaften , für eine Bewandniß hat . – Die Materie ist also dieses Unglückseelige , welches nicht dazu gelangt , sein Streben zu erreichen . Es sind in der Materie eigentlich zwei Einheiten , die welche in der Repulsion im Für sich sein und die , welche in der Attraktion ist . Beide erreichen sich nicht und kommen nicht zur wahrhaft ideellen Einheit . – Die Schwere werden wir sich denn aufschließen sehen zum Lichte , in welchem es zur Existenz jener Einheit kömmt .

5

10

15

20

25

121rAb

2–3 Wir haben … Praedikats . –] Az : die Schwere ist wohl das Prädicat allein das Prädicat welches die Substanz der Materie ausmacht ; sie ist nicht ein Prädicat neben andern . 3–4 Die Schwere … sein .] Ab : Schwere ist Materie , Vielfaches , Widerstand | leistendes , aber seine Einheit suchendes (z . B . im Mittelpuncte der Erde) . Die Schwere ist die Bestimmung der Materie ; jene ist dieser nicht als eine besondere Kraft eingepfl anzt . 6 wäre uns … da] Ab : wäre nur ein Punct 9–11 Die Materie … sind . –] Ab : Die Materie sucht ihre Einheit beständig , bleibt aber dennoch ein Vielfaches (und so sieht man hier deutlich die Einheit des Einen und Vielen im Begrif .) | Az : Der Körper strebt nach dem Mittelpunkt der Erde , aber er fi ndet Widerstand . Die Materie negiert in der Attraction ihre Vielheit – sie ist philosophisch ; sie kennt ihre Bestimmung . | 14 streben] Ab : streben . Die Einheit fi ndet sie nicht ; nur das was sich selbst fi ndet ist frei geworden . 19 nicht1] Ab : nicht . Die Einheit der Vereinzelten in der Attraction ist doch eine Einheit nur der Vereinzelten . | 20–21 sehen zum … kömmt .] Az : sehn in der spezifi zierten Materie . 10 manche] Textlücke ausgefüllt von UE straction

31 sie] Ab : sich

sich] Ab : sie

30 25

30 35

32 Attraction] Ab : Ab35

mechanik

253

2 . M a t e r ie u nd B e we g u n g

5

10

15

20

122rAb

Der zweite Theil dieses Abschnittes bildet die Betrachtung der Materie für sich und die der Bewegung zugleich . Die Beziehung beider auf einander . Dieser zweite Theil enthält die Grundbegriffe desjenigen , was die Mechanik des Endlichen ist . In der Mathematik wird die Mechanik des Endlichen nicht von der freien Mechanik unterschieden ; beide sind indeß wesentlich zu unterscheiden . – Zunächst ist jetzt die Materie zu betrachten , wie sie unmittelbar ist , so erscheint an ihr selbst nicht ihr absoluter Unterschied . Sie ist schwer , und die Erscheinung der Schwere ist Bewegung . Die absoluten Unterschiede der Materie , welche in ihrem Begriff liegen , beziehen sich auf die immanente Bewegung . So wie sie unmittelbar ist , so sind die Bestimmungen derselben nur äußerliche . | Die Materie nach diesem | äußerlichen Unterschiede , so ist sie eine gewisse Masse , größer oder kleiner , welches wir denn auch Körper heißen . – Die Materie ist , wie wir sehen , absolute Einheit des Raums und der Zeit ; der Körper ist räumlich und zeitlich , aber diese seine ideellen Momente sind auch von ihm unterschieden , und so ist der Körper im Raum und in der Zeit . Raum und Zeit erscheinen hienach als für sich bestehend . In so fern nun aber der Körper selbst räumlich ist , | so ist er dauernd ; eben so ist er auch zeitlich und so ist er vergänglich . Beide Bestimmungen , die der Dauer und die der Vergänglichkeit , pflegt der Verstand aus einander zu halten ; sie sind aber in der That unzertrennlich . Der Körper ist überhaupt ein Zufälliges Eins . – Der Körper , die Materie ist zunächst unmittelbar und so ist die Bewegung noch nicht das ihm Wesentliche , sondern er hat Bewegung ; diese hat zu ihm dasselbe Verhältniß , welches wir von

3 und die … zugleich .] Ab : dann in Beziehung auf Bewegung , oder endlich bedingt ; und dann 4–5 enthält die … ist .] Ab : enthält nach der Mathematik die Physik die Mechanik des Endlichen ; so daß die Materie betrachtet wird , als nicht sich selbst bewegend , sondern zur Bewegung wie zu einem | äußerlichen Zustande sich verhaltend[ .] / § 205 . fällt hiernach ganz weg . 10–11 beziehen sich … äußerliche .] Ab : beziehen sich auf Raum und Zeit und Bewegung . / An Allem was ist sind Bestimmungen zu betrachten ; es kommt nur darauf an , ob sie 13 Körper heißen . –] Ab : Körper bildet , d . i . eine 30 äußerliche oder Begrifs-Bestimmungen sind . 30 Masse , in so fern sie betrachtet wird als Eins . Az : Körper ist eine Masse , die als Eins betrachtet wird , ein ganz oberfl ächliches Eins . 14M § 207] Az : 3 D e c e m b e r § 2 0 7 . 21 Der Körper … Eins . –] Ab : Nach dem Begriffe aber ist der Körper nichts an und für sich selbst ; daß er Eins ist , ist zufällig . 23 er hat Bewegung ;] Ab : er hat Bewegung , und hat auch nicht Bewegung . Die Be35 wegung ist noch nicht die Darstellung seines substantiellen Wesens . Az : So fern er den Raum und Zeit bindende Einheit ist , hat er Bewegung – so ist die Bewegung noch nicht sein Wesen – der endliche Körper , die endliche Materie .

§ 206

123rAb 74Ue § 207

123vAb § 208 .

25 25 endlich die freie Bewegung .

35

19 Vergänglichkeit] Ue : Vorzüglichkeit korrigiert von BA in : Vorzänglichkeit 23 er] Ue : es auf] Ab : mit der 25 nach] Ab : in 32 3 D e c e m b e r ] Az : 3 D e c . am Rande

24

122vAb

3 . 12 . 21

254

124rAb

124vAb 75Ue

125rAb 35Az § 216

125vAb

126rAb 76Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Zeit und Raum sehen . – (Abweichende Darstellung vom Inhalt des § .) Der endliche , | mechanische Körper ist hier überhaupt zu betrachten . – Das Erste ist , daß dieser Körper träge ist , gleichgültig gegen die Bewegung . Das Zweite ist denn , daß der Körper sich zu anderm verhält ; das Dritte aber ist , daß dieses Verhältniß aufgehoben wird durch die Natur , durch die Schwere . – Der Körper als das unmittelbare ist das unselbstständige . Das Unmittelbare stellt überhaupt nicht den Begriff an ihm selbst dar . Die Bestimmungen des Begriffs | erscheinen als etwas dem Unmittelbaren Äußerliches . – Wenn | unser Körper fällt , (oder die Unselbstständigkeit besteht näher darin , daß das sich selbst Bestimmende , das Eins , noch nicht an demselben gesetzt ist) so ist die Schwere , das Eins , welches durch sie gesetzt wird , nur noch ein Gesuchtes . Der Körper ist noch nicht Centrum an ihm selbst . Die Bewegung ist außer diesem Körper . Der unmittelbare Körper hat die sich auf sich beziehende Negativität außer ihm . Das Dritte ist denn , daß der Körper doch schwer ist als Materie , daß diese Bestimmung ihm | als solchem zukömmt . – | Es fallen hier hinein die sogenannten Grundbegriffe der Mechanik . zunächst ist der Körper gleichgültig gegen die Bewegung und gegen den Ort . Dies ist die sogenannte Trägheit des Körpers . Der Körper ist überhaupt räumlich ; indem er aber räumlich ist , so ist er gegen den Ort , worin er sich befi ndet , gleichgültig . Er nimmt einen | Raum ein ; dieser ist sein indifferentes Außereinander , das er erfüllt . Die Determination dieses Raums als Eines gegen Andere , dieses Ausschließen ist hier noch nicht vorhanden . Der Körper kann also in jedem andern gleich großen Raum sein . So ist der Ort überhaupt dem Körper zufällig und dieser ist die Möglichkeit seinen Ort zu verändern . Der Körper ist also gegen Ruhe und gegen Bewegung ganz gleichgültig ; dies ist es was man die Trägheit des Körpers nennt . In der Mechanik wird dies überhaupt dem Körper zu Grunde gelegt . | Ruhe und Bewegung , diese zwei Bestimmungen , erscheinen so gleichgültig gegen einander ; beide | erscheinen als Zustände für sich . Die Bewegung geht nicht in die Ruhe und die Ruhe nicht in die Bewegung über . Dies

5

10

15

20

25

30

1–2 Der endliche , … betrachten . –] Az : Der endliche Körper ist noch nicht der physikalische sondern der mechanische . 4 der Körper … verhält ;] Ab : verhält er sich zu andern Körpern , wird durch 30 andere bewegt ; 5 Schwere . –] Ab : Schwere aufgehoben , welches eine eigenthüm liche Bewegung , den F a l l , begründet . 6–7 den Begriff ] Ab : das absolute Verhältniß des Begrifes 10–11 die Schwere , … Gesuchtes .] Ab : Das Centrum ist das Eins , zu welchem sich die Materie zusammenzudrängen strebt . Az : Die Schwere hat ein Centrum , die Einheit ist bloß ein Gesuchtes – das Centrum 35 ist die Negative Einheit der Materie . 12 Körper .] Ab : Körper ; der Körper ist als unmittelbarer 35 zunächst gleichgültig dagegen . 15 zukömmt . –] Ab : zukommt ; aber der Centralpunkt , der Prozeß der Schwere , die Entwickelung der Schwere fällt ausser ihrem unmittelbaren Körper . 8–10 (oder … ist) so] Ue : (oder … ist) So Klammern nachtr .

mechanik

5

10

15

20

25

255

ist der Grundsatz der endlichen Mechanik und wie man gewöhnlich sagt , der Mechanik überhaupt . Man glaubt , man habe an diesen Sätzen ein großes Naturgesetz ; es wird aber dadurch nur der Standpunkt ausgedrückt , wo der Körper auch gar nicht ist , was er seinem Begriffe nach ist , denn diesem nach ist er Bewegung . Dieser Standpunkt der höchsten Unwahrheit des Körpers , ist also in jener Mechanik aufgefaßt . | Was im Begriff des Körpers liegt , wird hier vorgestellt , als von außen herkommend . Dies ist überhaupt nur die verständige Auffassung des Körpers . – Man sagt , wenn der Körper sich bewegt , bewegt er sich ins Unendliche ; d . h . weiter nichts , als er ist gesetzt in der Bestimmung der Bewegung und an dieser Bestimmung hält man hier fest . Eben so ist es umgekehrt . – Es ist der Vorstellung nichts leichter als sich einen leeren Raum vorzustellen , worin sich ein Körper befi ndet , welcher nicht oder sich bewegt . Man sagt nun hiebei , die Bewegung und die Ruhe werden gesetzt durch etwas Anders ; dieses Andere ist selbst wieder ein Körper . So tritt das Verhältniß ein von einem Körper zu einem Andern . – Es liegt so wenigstens in dieser ganz formellen Vorstellung dieses , daß sogleich weiter gegangen werden muß . – Das Nächste ist also , daß zwei Körper sich zu einander verhalten . – Beide sind materiell und leisten sich Widerstand und zwar nur in so fern sie schwer sind . Wir haben hier die Bestimmung der Repulsion und Attraktion ; das wodurch | die Körper selbstständig gegen einander sind , dies ihre substantielle Natur , nicht blos die abstrakte Repulsion , sondern die Schwere . Sie sind selbstständig gegen einander , in so fern sie schwer sind . – | Diese Schwere nun aber ist nicht die absolute Schwere , welche nur den Begriff der Schwere ausdrückt , sondern sie ist Schwere der besondern Körper , welche verschieden von einander sind . Es ist also blos die relative Schwere , welche hier zur Sprache kömmt . Indem nun die Schwere , so die Schwere der verschiedenen Körper ist , so ist sie dasjenige was man Gewicht nennt . In diesem Verhältniß treten die Körper zunächst gegen einander auf und dies ist überhaupt das | mechanische Verhältniß . – Was so in seiner Beziehung auf einander sich gleichgültig verhält , das nennen wir überhaupt mechanisch ; die zu einander sich Verhaltenden

30

… Körpers . –] Az : Der Verstand hält so den Körper in seiner Unmittelbarkeit in seinem Tode fest und setzt , was in seinem Begriff ist , außer ihm . 13 Anders ;] Ab : Anderes . Man sieht Bewegung und Ruhe so als etwas Festes , Aeußerliches an , woraus der Körper erst durch etwas gestört werden muß . | 16 weiter gegangen … muß . –] Az : müsse sogleich weiter gegangen und 35 die Vorstellung Eines ruhenden oder sich bewegenden Körpers aufgegeben werden . 23–24 Körper , 35 welche … sind .] Ab : Körper . In der absoluten Schwere sind sie nicht von einander unterschieden ; sondern sie sind ein und dasselbe ; suchen eins und dasselbe . Az : Körper , die relative Schwere . Die Schwere in ihrer wahrhaften Selbstbestimmung erscheint ganz anders wie wir später sehn werden .

30 7–8 Dies ist

11 einen leeren] Ue : in leerem

14 Verhältniß] Ue : Vorhältniß

36 suchen in Ab aus Suchen

126vAb

127rAb

77 Ue

127vAb

128rAb

256

36Az

129rAb

78Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

bleiben dabei überhaupt selbstständig . So sprechen wir auch vom mechanischen Gedächtniß . | Das im Gedächtniß Festgehaltene verhält sich ganz gleichgültig gegen einander . Was ich nur im Gedächtniß habe , das habe ich blos nach seinem Zeichen in mir , nicht seinem Begriffe nach . – Die Schwere in dem besondern Körper wirkt zunächst überhaupt als Druck ; dies ist | die Richtung der Schwere , welche das Eins sucht . Der Druck gehört der Schwere als solcher an , aber nicht nur die Richtung gegen den Einheitspunkt macht den ganzen Umfang dessen aus , was die Schwere ist . Die Bewegung ist nun hier noch nicht das Thun der Schwere selbst . Wir haben hier also einerseits an der Selbstständigkeit der Körper die Schwere im Druck , zugleich haben wir aber auch die Richtung gegen den Druck und dieses Drücken gegen den Druck ist ein Äußerliches | gegen den Körper . Dies ist überhaupt die äußerliche Bewegung ; diese ist überhaupt eine solche Bewegung , welche abweicht von der Richtung der Schwere , eine Transversal Bewegung . Im Körper sind also diese

5

10

15

128vAb

4 . 12 . 21

129vAb

130rAb

130vAb

2–4 Gedächtniß . Das … nach . –] Ab : Gedächtniß ; wenn z . B . eine Reihe Worte , die man auswendig lernt , ganz gleichgültig gegen einander bleiben ; und wenn ich etwas nur nach seinen Zeichen , nach seinen Namen | im Gedächtniß in mir habe . Hier wird der Name dem Begriffe der Sache gegenüber gesetzt . Begrife sind wir selbst , und wenn wir den Begrif der Sache haben , haben wir die Sache durchdrungen . 5 Die Schwere] Ab : Wenn wir den Körper mechanisch vorstellen , so kann er dadurch noch nicht bewegt werden . Daß der Körper von einem andern bewegt werden könne , muß ein Körper für sich seyn . Die Schwere , Az : 4 December Damit ein Körper 6 sucht .] Ab : sucht , der Druck des besondern Körpers ist durch sein besonderes Gewicht bestimmt . Der Druck gehört der Schwere als solcher an , aber die Momente der Schwere müssen auch ein Verhältniß zu ein ander haben ; dies ist die Bewegung . Diese Bewegung ist aber ausser dem Körper gesetzt . Das Moment der Bewegung ist äußerlich in den Körper gesetzt , d . h . er ist durch Anderes bewegt . Die Schwere ist nur ein Suchen ihres Mittelpunkts . Die Abwei|chung von der Richtung ihres Suchens ist Ortsveränderung . Diese 2 . Richtungen sind dem Körper also eigen : 1 . , die Richtung und 2 . , der Körper wird durch einen andern bewegt . Hier sind die Körper ein Verhältniß zu einander , sie sind selbstständig zu einander ; das ist ihre Bedingung auf einander wirken zu können . Der Körper muß um einen andern zu bewegen ein Körper für sich seyn . Die Schwere macht diese Selbstständigkeit gegen einander aus . Das ist eine wichtige Bestimmung . | Die Schwere wirkt in dem besondern Körper zunächst Druck ; sie fi ndet Widerstand in dem andern Körper durch die Repulsion . Der Druck ist bestimmt durch das Gewicht des Körpers . 8–14 Schwere ist . … Bewegung .] Ab : Schwere aus . Die ideellen Momente haben auch ein lebendiges Verhältniß zu ein ander , das macht die Bewegung aus . Die Vermittelung der Schwere in sich selbst ist nicht Sache des Körpers , son|dern ausser ihm gesetzt . / Die Schwere ist ein Suchen ihres Mittelpunktes ; es ist noch ein Anderes , und dieses ist eine Richtung die abweicht von der Richtung ihres Suchens ; diese ist eine Orts-Veränderung , die nicht durch die Schwere bestimmt ist , eine Bewegung die abweicht von der der Schwere , eine Transversale Bewegung .

15

20 20

25 25

30 30

35 35

3 nach] Ue : nach nach 11 Drücken] Textlücke ausgefüllt von UE 15 wenn] Ab : denn 19 me- 40 chanisch in Ab aus elastisch 21 4 December] Az : 4 Dec . am Rande 34 haben] Ab : hat

mechanik

5

10

15

20

25

257

zwei Richtungen vereinigt , sein Druck und dann eine zufällige äußerliche Bewegung . Wenn nun die Größe der Bewegung des Körpers bestimmt werden soll , so geschieht dies durch die Masse des Körpers und die Bestimmtheit der Bewegung als solcher . Die nähere Bestimmtheit der Be|wegung ist überhaupt die Geschwindigkeit . Wenn man die Größe der Bewegung als ein Inneres setzt , so ist dies das was man Kraft nennt . Wir können diesen Ausdruck eigentlich ganz entbehren , denn Kraft heißt nichts Anders , als Größe der Bewegung . Den ganzen Apparat von Kräften kann man in der Mechanik und in der Astronomie entbehren . Hier kömmt denn die Betrachtung herein , welche früher gemacht wurde , daß man sich die Kraft als etwas Einfaches vorstellt . Die ganze Größe der Bewegung kann ver theilt sein an die zwei Funktionen derselben ; Masse | und Geschwindigkeit . Auch in dieser äußerlichen Erscheinung ist das Spekulative vorhanden , daß Masse und Geschwindigkeit gegen einander vertauscht werden können . Reelles und Ideelles können so einander ersetzen . – | Daß ein Körper auf den andern trifft , dies ist überhaupt der Stoß und man nimmt so überhaupt in der Mechanik an , daß alle Bewegung von einem Stoß herrührt . Dies gilt indeß nur von der endlichen Mechanik . Druck und Stoß , das | sind die zwei Bestimmungen , welche überhaupt in der endlichen Mechanik gelten . Auch im Organischen nimmt man denn seine Zuflucht zur Erklärung der Bewegung durch Druck und Stoß . Im Augenblick des Stoßes machen denn die Körper Eine Masse aus . Die Bewegung des Einen ist hier auch Bewegung des Andern . Nach dem Stoße aber , in so fern die Körper sich trennen , | bleibt die Bewegung dieselbe , welche sie vor dem Stoße war . – Wenn so im einfachsten Fall ein Körper ruht und ein anderer Körper , der sich bewegt , auf ihn stößt , so behält jeder Körper seine Masse und die Geschwindigkeit ver theilt sich denn nach dem Verhältniß der Größen ihres Gewichts . – Dies sind die Haupt Bestimmungen in Rücksicht auf die endliche Bewegung . In dieser liegt nun ein Moment , welcher den Untergang

1–2 Bewegung .] Ab : Bewegung . | Das eine Moment ist hier sein Druck , bestimmt durch sein Gewicht , das andere Moment ist seine Bewegung . 4 solcher .] Ab : solcher , die Richtung dieser Be7 Kraft heißt … Bewegung .] Ab : Größe der Bewegung drückt alles aus ; die 30 wegung ist zufällig ; Kraft ist nur als ein Inneres gesetzt . 11–12 Masse und Geschwindigkeit .] Az : Masse und Geschwindigkeit diese 2 Factoren bilden das Ganze . (Die Masse ist das Handfällige , sinnlichreelle , die Geschwindigkeit das ideelle Verhältniß von Raum und Zeit .) 14–16 Daß ein … herrührt .] Az : Die Bewegung der Himmelskörper geschieht durch einen ursprünglichen Stoß , den sie bekommen , und 35 dieß ist der Grundsatz ihrer Bewegung . So ist die gewöhnliche Vorstellung nach welcher alle Bewegung durch Stoß gesetzt ist . 20 aus .] Ab : aus ; sie sind ein Schweres , ihr Unterschied ist aufgehoben ; indem sie ein Schweres sind machen sie ein Quantum aus . 23 war . –] Ab : gewesen . Grad der Härte , Elasticität pp bringen nähere Bestimmungen hinein .

30

5 Geschwindigkeit von BA aus Geschmeidigkeit

131vAb

132rAb

132vAb

79Ue

133rAb

131rAb

258

133vAb

134rAb

80Ue

135rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

der selben enthält . Dies ist die Schwere , welche zunächst als Masse , als Gewicht erschien ; die Schwere hat aber zugleich eine spekulative Bestimmung , die ihren Mittelpunkt zu suchen . Die dem Körper mitgetheilte Bewegung ist gegen die Richtung der Schwere . – | Die zufällige Bewegung wird nun aufgehoben , das Zufällige muß überhaupt dem Substantiellen weichen . So ist die Aufhebung dieser Bewegung das Dritte . In der zufälligen Bewegung liegt unmittelbar das Gegentheil ihrer selbst . In der Mittheilung der Bewegung liegt die Quelle der Bewegung ganz außerhalb dem Bewegten . | In der Schwere ist nun dieses vorhanden und zwar zunächst auf negative Weise , als Aufheben der uns mitgetheilten äußerlichen Bewegung . Alle uns mitgetheilte Bewegung geht so überhaupt durch die Schwere in Ruhe über . – Hier unterscheidet sich die spekulative Betrachtung von der gewöhnlichen . Nach dieser ist die Trägheit das Grundprinzip der Bewegung ; wenn | der Körper einmal bewegt ist , so kann nach der gewöhnlichen Ansicht die Bewegung nur durch ein Äußeres aufgehoben werden . Die Schwere selbst ist es , welche gegen die äußerliche Bewegung reagirt und dieselbe aufhebt . Das Suchen des Mittelpunkts ist dem Körper immanent und gehört seiner Natur an ; in diesem Immanenten geht jenes äußerlich Gesetzte unter . Man kann auch den Satz der Trägheit auf formelle Weise wählen , indem man die Schwere betrachtet als etwas dem Körper Äußerliches , welches denselben sollicitirt . Formelle , leere , elende Vorstellung . – | Man stellt sich hier den Körper vor als eine leere Schachtel und selbst diese hat noch eine eigne Schwere . Man schreibt auch die Reibung vor ; so sagt man , der Pendel würde sich in Ewigkeit fortbewegen , wenn nicht an dem Punkt , wo er aufgehängt ist , eine Reibung statt fände . – Was nun diese Reibung betrifft , so ist diese allerdings vorhanden , allein diese gehört selbst in das System des nothwendigen Widerstandes . Man sucht nun die Reibung zu vermeiden und das kann allerdings geschehen ; allein die Reibung ist selbst in Folge der Schwere . Der Körper treibt nach dem Mittelpunkt zu ; um dies zu unterbrechen , so muß er an etwas Andern , Äußerlichen fest gemacht , er

5

10

15

20

25

30

134vAb

2 spekulative] Ab : qualitative 5 So ist … Aufhebung] Ab : Jene liegt im Begrif des Körpers ; daher muß ihn das Zufällige erreichen , das vernichtet wird gegen das an sich nothwendige . Die Aufhe- 30 bung 7–8 Quelle der Bewegung] Ab : Quelle der Bewegung ; das sich selbst bewegende 15–16 Die Schwere … aufhebt .] Ab : Hier wird aber behauptet , die Bewegung eines Körpers | geht durch ihn selbst in Ruhe über . Die Schwere die ihn allein der mit getheilten Bewegung fähig macht , hebt diese äußerliche Bewegung selbst auf , als eine zufällige ; 19 Äußerliches] Ab : äußerliche Kraft 20 Vorstellung . –] Ab : Vorstellung ; denn der Körper ist nur das : schwer zu seyn . 23–24 fortbe- 35 wegen , wenn … fände . –] Ab : fortbewegen . Die Luft kann allerdings den Pendel aufhalten , aber auch im luftleeren Raum wird er ruhig . 18 Trägheit] Ue : Freiheit 33 hebt] Ab : halten

21 Schachtel] Ue : Stufenklasse

eigne] Textlücke ausgefüllt von UE

mechanik

5

10

15

20

25

259

muß in einen äußerlichen Zusammenhang gebracht werden ; | dieser Zusammenhang kommt dann bei der Bewegung der Körper mit ins Spiel . Man kann so nicht von der Reibung sagen , sie könne weggedacht werden ; dies ist eine leere Vorstellung . Es ist denn nicht blos die Reibung , welche die Pendelbewegung zur Ruhe bringt , sondern die Schwere als solche . Die transversale Bewegung ist von ganz anderer | Art als die substantielle Bewegung , welche in der Richtung der Schwere enthalten ist . | Das Aufheben der zufälligen Bewegung in seiner nähern Bestimmung , dies ist der Fall . Hier tritt die Schwere in ihrer Eigenthüm lich keit hervor . Die mechanische Bewegung kann gleichförmig sein , allein beim Fall tritt eine andere Bewegung ein . – Die Schwere ist nicht eine Kraft , die den Körper von außen sollicitirt , sondern der Körper ist selbst schwer . Der Fall kann nun verbunden sein mit zufälliger Bewegung . Diese Zusammensetzungen gehen uns hier nichts an , sondern wir haben die Schwere für sich zu betrachten . Diese tritt ein als Reaktion gegen die | äußerliche zufällige Bewegung . Hier ist eine Bewegung , die durch sich selbst bestimmt ist . Die Hauptsache ist nun hier zu betrachten , worin die Bestimmtheit der Bewegung , welche durch die Schwere gesetzt ist , besteht . – | Das Erste ist nun die Richtung der Bewegung ; diese ist durch die Schwere selbst bestimmt . Es ist die Beziehung auf das Eins , welches in der Schwere gesucht wird | und dies bestimmt die Richtung des Falls . Dieses Streben nach dem Eins muß nicht angesehen werden als ein unbestimmtes Herum suchen , sondern es ist die Materie , die sich dies Eins setzt , aber als einen Ort , den die Materie nicht erreicht , sondern den sie nur immer sucht . Man muß sich nicht vorstellen , als ob das Centrum der Schwere gleichsam für sich sei , als ein erster , unabhängiger Kern , um den sich die Materie nur sammle , es ist vielmehr die Schwere der Materie selbst , welche sich diesen Schwerpunkt erzeugt . Es ist nicht ein Centrum schon vorhanden , welches die getrennte Materie anzieht . Es ist dies ein richtiger Gesichtspunkt . Man nimmt so in der Astronomie

1–2 Zusammenhang] Ab : materielle Zusammenhang 2 Spiel .] Ab : Betracht . Dieser stört nothwendig die Bewegung , und dadurch entsteht die Reibung . Die Bewegung wirkt gegen die Befesti9–10 Die mechanische … ein . –] Ab : Hier muß nothwendig beschleunigte 30 gung und umgekehrt . Bewegung , ungleichförmige Bewegung hervorkommen . 11 Der] Az : 6 D e c e m b e r Der 12 verbunden sein … Bewegung .] Ab : zufälligen Bewegungen verbunden seyn . Ein Anstoß von Aussen kann ihm gegeben werden . Die Schwere widerstreitet jener Bewegung . 22 nicht erreicht , … sucht .] Az : nicht erreicht , weil sie ein Ausgedehntes , sich Repellierendes ist . 25 Materie selbst , 35 welche] Ab : Materie in den Massen , die Körper | sind es , die 27 Man] Ab : Zweierlei Gesichtspunkte , man

135vAb

81Ue 136rAb ; § 215

136vAb

37Az 137rAb

30

4–5 die Pendelbewegung … bringt] Ue : in Pendelbewegung … liegt welches … anzieht] Ue : welche … anzeigen vgl . Ab : das sie anzöge Reiz 31 6 D e c e m b e r ] Az : 6 D e c . am Rande

26 ein] Ue : im 26–27 29 die Reibung] Ab : der

6 . 12 . 21

137vAb

260 82Ue

138vAb

139rAb

139vAb 83Ue

140rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

eine Menge | von Atomen an , welche sich zufälliger Weise zusammen fi nden . Atome oder Massen dies ist hier dasselbe . Diese Massen oder Atome sollen denn in ihrem zufälligen Zusammenkommen einen Mittelpunkt bilden . – Das Umgekehrte ist denn , daß man von einem Centralpunkt anfängt , und diesen voraussetzt . Dies ist die gewöhnliche Vorstellung der Astronomie . Man fängt so in der analytischen Astronomie von einem Centralpunkt an und stellt sich dann vor , daß die Körper in die Nachbarschaft dieses Centralpunkts gekommen und von demselben angezogen worden wären . Es giebt indeß kein Centrum ohne Peripherie . Indem nun verschiedene Massen bestehen , | so ist das Centrum allerdings außerhalb des Einzelnen . – Die Richtung der Masse nach ihrem Centrum ist die Richtung der Einheit und in so fern eine geradlinige . Das Abstrakte hat denn hier auch noch diese Bedeutung , daß die Bewegung , welche noch Fall ist , nicht von sich selbst anfängt ; der Fall ist nur das Aufheben einer zufälligen Bewegung , noch nicht die absolut freye | Bewegung . Die Thätigkeit der Schwere ist also in so fern noch abstrakt als der ganze Umfang der Bestimmungen , welcher hier vorhanden ist , noch nicht ihr selber angehört . – Eine bedingte Freiheit ist überhaupt eine abstrakte Freiheit . – Das Centrum ist nun zunächst , außerhalb der verschiedenen Massen ; sie sind nicht das Eins . Das Eins kann denn auch wieder ein Körper sein . Das Centrum ist also außer der besondern Masse ; jede dieser Massen ist aber auch ein Eins der Schwere . Dies ist das was wir den Schwerpunkt nennen . Jede Masse , in so fern | sie ein Besonderes ist , hält in sich zusammen ; die Art | und Weise dieses Zusammenhalts ist etwas Physikalisches . Hier ist es blos darum zu thun , daß die Masse ihren Schwerpunkt habe , den wir das subjektive Centrum der selben nennen können . – Der Körper , die Masse , sucht überhaupt ein Centrum ; als Suchendes der Einheit ist sie aber selbst ein subjektives Eins . | Der Schwerpunkt ist die erste Realität des Eins . | Wir wissen so , daß ein Körper überhaupt nach seiner Schwere sich sammelt ; wenn dieser eine Punkt , unterstützt ist , so ist der ganze Körper unterstützt . – Es ist hiemit wie mit dem Geiste . Ich bin das subjektive Eins , suche aber zugleich die an und für sich seiende

5

10

15

20

25

30

138rAb

3 bilden . –] Ab : bilden ; das Zusammenkommen ist aber kein zufälliges ; sondern für sich selbst . Das 30 Streben nach Einheit , nach Aufhebung der Verschiedenheit . Die | Materien stehen im Begriffe auf einander und suchen ihre Vereinigung . 7 Körper] Ab : Körper durch einen Stoß Centralpunkts] Ab : Sonne 8–9 Peripherie .] Ab : Peripherie , die Massen erzeugen sich das Centrum , das ist eben ihre Schwere . 22 Zusammenhalts] Ab : Cohäsion 24 Der] Ab : Die Masse ist nur in so 35 fern ein Körper als sie einen Schwerpunct hat . Hier erst erhält der Begrif des Körpers zuerst eine 35 reelle immanente Bedeutung . Der 1 sich] Ue : sie 6 analytischen] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : mathematischen 16 bedingte] Ue : bedungene 21 in sich] so Az Ue : sie 26 |2 ] Ende von 37Az 30 für] Ab : seyn

mechanik

5

10

15

20

25

261

objektive Einheit , und ich suche diese nur , in so fern ich selbst Eins bin . Dies ist also das Erste an der Schwere , die Richtung überhaupt . – Die zweite Bestimmtheit dieser Bewegung ist nun die Geschwindigkeit | derselben . Das Gesetz dieser Geschwindigkeit ist das bekannte Galileische Gesetz , daß die von einem fallenden Körper durchlaufenen Räume sich verhalten wie das Quadrat der Zeit . An der Oberfläche der Erde durchläuft der fallende Körper in einer Sekunde 15 Fuß und etwas darüber . – Indem der Körper sich hier überhaupt als schwer verhält , so ist die Bestimmtheit seiner Weise damit hinweggefallen ; die Massen mögen noch so verschieden sein , so bleibt doch das Gesetz des Falls eins und dasselbe . Empirische Verschiedenheit – d . h . Medien in welchen die Körper fallen ; größerer oder geringerer Widerstand , denn der Körper bewegt sich ja nach Beschaffen heit seiner Gestalt . Unabhängig | aber von solchen empirischen Umständen , so verhalten sich die fallenden Körper überhaupt nur als schwer und | der schwere Körper kommt nicht eher zu Boden als der leichtere . Mit dem Gesetz des Falls treten wir in eine ganz neue Sphäre . Wir sehen hier ein Verhältniß , welches seinen Grund allein hat in der Qualität der Seiten dieses Verhältnisses , nämlich des Raums und der Zeit . Die Bewegung ist beschleunigte Bewegung , aber gleichförmig beschleunigte Bewegung . Die gleichförmige Bewegung ist keine freie Bewegung ; diese ist nur vorhanden in der endlichen Mechanik . Der Verstandesmensch sucht blos diese Gleichförmigkeit hervorzubringen . Unsere Uhren haben eine gleichförmige Bewegung und diese wird durch Gewalt hervorgebracht . – Die rotirende Bewegung der Erde wird in der Astronomie als gleichförmig angenommen , obschon es sich nicht gerade beweisen läßt . – Die eigentliche freie Bewegung fällt also dem Gesetz des Falls anheim . Dieses Gesetz hat die Erfahrung zunächst geliefert . Die Mathematik giebt sich auch die Mühe , dergleichen Gesetze zu beweisen ; allein diese setzen doch immer das voraus , was sie beweisen sollen . Beweisen kann die Mathematik solche Gesetze nicht ; | denn

30

18 Bewegung .] Ab : Bewegung . Diese enthält | ein eigenthüm liches Verhältniß von Zeit und Raum . Die Schwere ist hier frei geworden . 21–22 gleichförmige Bewegung … hervorgebracht . –] Ab : 30 Gleichförmigkeit gezwungen . Das Wasser hat eine gleichförmige Bewegung . Es ist aber einerseits Druck und andererseits Gegendruck , der durch den Fall | aufgehoben werden muß . Az : gleichförmig – allein die Natürliche Bewegung der Feder ist nicht ein Mahl gleichförmig . 24–25 Dieses Gesetz … geliefert .] Ab : Es ist dies ein Naturgesetz . Alle Naturgesetze sind für die Mathematik und 35 experimentirende Physik durch Erfahrung gefunden . 35 4 Galileische] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Kepplersche

10 d . h . Medien] Textlücke ausgefüllt von UE mit : d . h . Umstände vgl . Ab : Mittel Az : Medium 11 bewegt sich] Textlücke ausgefüllt von UE 22 rotirende] Textlücke ausgefüllt von UE 24 dem … anheim . von UE aus ein … an , 26 setzen … voraus] so Ab Ue : beweisen … daraus 30 Bewegung . Es in Ab aus Bewegung , es

38Az 140vAb

141rAb 84Ue

142vAb

141vAb

142rAb

262

85Ue 143rAb

39Az 144rAb

144vAb

143vAb 7 . 12 . 21

nachschrift uexküll · 1821/22

eben solche Gesetze beruhen auf der Qualität von Raum und Zeit . Die Qualität aber geht die Mathematik nichts an . Man beschreibt denn wohl das was vorgeht bei der Bewegung des Falls , allein dies ist kein Beweis . Die Bewegung wird so zerlegt in zwei Theile , in die Trägheit und in die Schwere selbst . Allein dies ist eine äußerliche Vorstellung . – Der Fall ist , wie gesagt , eine durch sich selbst bestimmte Bewegung . Die Geschwindigkeit muß hier | überhaupt durch | den Begriff bestimmt werden . Man hat bisher eben nicht daran gedacht , jenes Gesetz als etwas auf der Natur des Begriffs Beruhendes zu betrachten . – Es kann überhaupt gesagt werden , daß der Fall eine gleichförmig beschleunigte Bewegung sei , wenn dies entwickelt wird , so ergiebt sich daraus der oben angeführte bestimmte Ausdruck des Gesetzes . – Das Verhältniß von Zeit und Raum ist es also , worauf es hier ankömmt . Der Zeit kömmt zu die Bestimmung des Eins ; der Raum ist hingegen das Außereinander . In der Bewegung wird nun die Zeit räumlich und der Raum zeitlich gesetzt . | Es ist also eine Einheit der Zeit und des Raums . | Die Größe derselben gegen einander kann nun nur diese sein . Eins auf der einen Seite und auf der anderen Seite eine Vielheit , welche durch das Eins bestimmt ist . Das Viele ist überhaupt das Unbestimmte , allein hier ist dasselbe bestimmt durch das Eins . Es muß nun hierbei unterschieden werden , daß das Eins und das Viele des Raums nur genommen werden müssen nach ihrem Verhältniß gegen einander , | nicht im Verhältniß einer empirischen Bestimmung . Eine solche empirische Bestimmung ist es , daß der Körper an der Oberfläche beim Fall in einer Sekunde 15 Fuß durchläuft . Diese empirische Größe hat denn ihre empirische Nothwendigkeit in einer ganz andern Stufe als in der der Bewegung des Falls als eines solchen . Bei solchen empirischen Größen hat immer die eine das Verhältniß der Einheit und die andere das der Vielheit . In einem Verhältniß ist es überhaupt

5–6 Der Fall … Bewegung .] Ab : Es muß nun noch die innere Nothwendigkeit jenes Gesetzes erkannt werden . Es ist abstract durch sich selbst bestimmte Bewegung . 8–12 Es kann … ankömmt .] Ab : Und das ist ein sehr wichtiger Punkt . Das Allgemeine dieses Gesetzes ist , daß die Quadrate der Zeit sich verhalten wie die durchlaufenen Räume . Allgemein ausgesprochen : der Fall ist eine gleichförmig beschleunigte Bewegung . Wird dies entwickelt , so läßt sich der nähere Ausdruck entwickeln : die Zunahme der Geschwindigkeit muß gleich för|mig seyn , und in einem Verhältnisse zur Zeit stehen . / In der Bewegung haben wir zur Bestimmtheit der Erscheinung ausser der Richtung die Bestimmtheit des Verhältnisses von Zeit und Raum nach ihrer Größe gegen einander . Az : 7 December Der Fall 17–18 Das Viele … Eins .] Ab : Da nur der Begrif hier das Bestimmende ist was eben die Freiheit ausmacht so muß die Vielheit nur bestimmt seyn durch das Eins . 25–263,3 In 15 Größe] Ue : Größen 17 dasselbe] Ue : dieselbe 25 das] Ue : die 27 selbst in Ab aus selbst , 28 dieses in Ab aus ihres 29 ausgesprochen : in Ab aus ausgesprochen 30 entwickeln : in Ab aus entwickeln . 32 Richtung] Ab : Richtung ; 33–34 7 December] Az : 7 Dec . am Rande

5

10

15

20

25

30

30

35 35

mechanik

5

10

15

20

263

gleichgültig , welches denn von beiden als die Einheit und welches als die Vielheit angesehen | werden soll . Man kann also eben so gut sagen , an der Oberfläche der Erde gehören zu einer gewissen Raumgröße so und so viel Zeittheile . In der Mechanik drückt man dies Verhältniß immer so aus TS der Raum dividirt durch die Zeit . Dies ist jedoch willkührlich . Man bleibt aber bei diesem Ausdruck und man hat ganz recht . Die Zeit ist ihrem Prinzip nach die Einheit und der Raum dagegen | das Vielfache ; gleichsam instinktmäßig nimmt man also dort den Raum zum Zähler und die Zeit zum Nenner . – Jene empirische Größe ist es nun aber nicht , welche das absolute Verhältniß ausdrückt . Dasjenige , worauf sich das Gesetz bezieht , ist die Bestimmtheit des Raums und der Zeit in und durch das Verhältniß . Wir setzen nun eine gewisse Anzahl von Bestimmtheiten voraus und dies ist die Einheit , eben so setzen wir eine gewisse Anzahl von Raumtheilen voraus . Beide werden genommen als Eins | gegen einander ; welche Bestimmtheit sie sonst gegen einander haben , das betrifft die empirische Größe . Die Raumeinheit ist also 15 Fuß und die Zeiteinheit eine Sekunde . Die empirische Größe ist die Verhältnißlose Größe , der es gleichgültig ist , im Verhältniß betrachtet zu werden . Wenn das Verhältniß nun nothwendig sein soll , so kann dasselbe nicht eine Bestimmtheit von solchen Zahlen sein . Die Bestimmtheit des Verhältnisses kann also nicht auf besondern Zahlen ruhen : es sind jedoch Quanta , welche im Verhältniß stehen sollen . Diese andere Natur nun des Verhältnisses , welches hier statt fi nden muß , ist spekulativer Natur . Ein solches Verhältniß | ist das von Potenzen zu einander . Die Einheit , welche sich producirt , sich zu einem Vielem macht , ist das Quadrat . Daß nun dieses Produziren , dieses Vervielfältigen ihrer selbst , durch die Zahl selbst bestimmt sei , dafür ist sie selbst nur vorhanden . Dies

86Ue

145vAb

146rAb

87 Ue

25

… Zeit theile .] Ab : In einem Verhältnisse überhaupt ist es einerlei was man als Einheit , als Vielheit , als Nenner , als Zähler des Verhältnisses und Bruches annimmt . Hier wird die Zeit als Einheit angesehen , ich | kann aber auch umgekehrt den Raumtheil zu einer Einheit machen , und den Raum als den Nenner des Bruches setzen und die Menge der Zeit theile als Dividend oder Zähler . / 30 In so fern es gleichgültig ist , welches von beiden ich zur Einheit mache , sind die Größen des Ver7–8 instinktmäßig nimmt … Nenner . –] Ab : instinctmäßig be30 hältnisses empirische Größen . folgt ist . Doch liegen in diesem Verhältnisse immer empirische Größen . 9 ausdrückt .] Ab : aus . Für dieses ist jenes ganz gleichgültig . 18–19 sein . Die … ruhen :] Ab : seyn , das ist das verhältnißlose , gleichgültige | Quantum (3 . mag mit 4 . oder mit jedem andern Zahlenverhältniß gesetzt werden , das ist ganz gleichgültig)[ .] In einer Zahl liegt nicht die Nothwendigkeit , daß eine andere 35 Zahl mit ihr in Verhältniß tritt . Blose unmittelbare Zahl-Quanta können also dieses Verhältniß nicht ausmachen . 21 spekulativer] Ab : qualitativer 25 einem

4 TS ] Ue : FS 7 nimmt] Ue : nennt 9 welche] Ue : welches 11 setzen] so Ab Ue : sehen 12 setzen] Ue : sehen 30 empirische Größen .] in Ab am Rande : Die Zeit hat nur eine Richtung , der Raum eine quadratische .

145rAb

146vAb

264

147vAb

40Az 148vAb 88Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

ist denn das Quadrat . Neun ist so die Drey vielfach genommen und zwar so viel mal als sie selbst ist . – Dies ist also das Verhältniß von Zeit zu Raum in der Geschwindigkeit . Die Zeit ist hier die Wurzel , | und es kann hier keine Umkehrung mehr statt fi nden , denn die Zeit ist ihrem Prinzip nach Einheit . Sie ist identisch mit dem Raum , aber in dieser Einheit treten beide auf nach Unterschieden der Begriffs Bestimmung . Es ist nun die zum Grunde liegende Zahl der Zeit , welche sich räumlich macht , aber diese Vervielfältigung kann durch nichts bestimmt sein als sie selbst . – | Dies ist die Deduktion dieses Gesetzes . Wenn ich die Zeiteinheit ins Quadrat erhebe , so habe ich die Zahl der Raumeinheiten . – Daß ein solches Naturgesetz gefunden worden ist , das ist das Große . Das Gesetz ist überhaupt diese Nothwendigkeit , diese Identität Unterschiedener . Die Erfahrung kann stolz darauf sein , wenn sie solche Gesetze wie dieses gefunden hat . Wir haben hier also überhaupt Räume , welche sich verhalten wie das Quadrat der Zeit . Es ist eine Linie , welche durchlaufen wird ; die Linie ist die erste gesetzte Grenze , noch abstrakt . Wir sehen denn sogleich das Man|gel hafte , daß wir | das A erst in der ersten Potenz haben , in dieser abstrakten Weise . Dies kömmt davon her , daß die Bewegung des Falles nur einerseits eine freie Bewegung ist , andererseits aber auch eine unfreie . Es muß der fallende Körper durch irgend eine Gewalt von der Oberfläche der Erde entfernt worden sein . – Bei der absolut freien Bewegung kann denn A oder S . nicht mehr in der ersten Potenz sein . |

5

10

15

20

3 . Sy s t e m d e r h i m m l i s ch e n Kör p e r 149rAb

147rAb 148rAb

Die unendliche als die absolut freie Bewegung . Der Übergang vom Fall zur absolut freien Bewegung liegt in dem schon gesagten . Der Fall ist die Thätigkeit der Schwere , aber nur als das In sich Gehn , Idialität der Unterschiede . Die kann sich nur äußern , in so fern eine Trennung äußerlich dagegen ist . Die Thätigkeit der Schwere ist noch nicht das Verhalten eines Körpers zu einem Körper , nicht

25

1 Quadrat .] Ab : Quadrat . Das Eins mag für sich seyn was es will , und | es ist das Eins was sich selbst zur Vielheit macht . 4 Einheit] Ab : die sich auf sich beziehende Negativität 9 Raumeinhei30 ten . –] Ab : Raumeinheiten . t² = 3 . . Wie groß die Raumeinheiten selbst | sind , das ist eine empirische Größe . 10–11 Das Gesetz … Unterschiedener .] Ab : Das Gesetz ist eine absolute Zusam- 30 mentretung von Zeit und Raum , bestimmt durch den Begrif dieses Verhältnisses . Die Unterschiede in ihrer Identität zu erkennen , Identität in den Unterschieden macht das Erfassen der Nothwendigkeit eines Gesetzes aus . 14 gesetzte] Ue : gbsetzte 24 das In … Idialität] Textlücke ausgefüllt von UE 26 Verhalten eines … 35 einem] Ue : Entfalten eines Körpers von seinem 28 auf] Ab : für 32 erkennen ,] Ab : erkennen . 35

mechanik

5

10

15

20

265

Repulsion . Zur Schwere gehört , daß die Materie sich setze in der Bestimmung ihrer Momente . Der Fall | ist das einseitige Setzen der Materie in der Form der Attraktion . Das Andere ist , daß die Materie auch erscheine als repellirend , oder daß die Besonderung gefaßt werde als eine Besonderung der Materie an sich selber . Wir sind zunächst ausgegangen von der Materie als Gesondertes , aber diese Sammlung war zunächst nur eine äußerliche . Diese Besonderung ist nun das Thun der Schwere selbst , denn sie ist selbst dieses , sich in Körper | zu dirimiren und in dieser Diremtion die Bestimmung der Einheit zu erhalten . – Diese selbstständigen Körper | sind nun die Himmelskörper . Diese sind zunächst besondere überhaupt und eine unendliche Menge von Besondern . Dies sind die Sterne ; diese sind zunächst nur in der Bestimmung der Diremtion und sie unterliegen noch nicht der Attraktion . Im Zeichen der Sterne ist noch nicht die Vernünftigkeit der Schwere . – In der Erscheinung des Falls ist eigentlich nur die Bestimmung der Attraktion zu ihrem Dasein gekommen . Die Bestimmung der Repulsion ist nun gleichfalls wesentliche Bestimmung der Materie , der Schwere . | Das Centrum der Schwere ist beim Fall nur noch ein der Materie gemeinschaftliches ; der Zusammenhang in dieser Richtung ist ein ununterbrochener Zusammenhang . Alle die Materien haben nur Einen Centralpunkt . | Die reelle Repulsion ist nun dieses , daß eine Verschiedenheit von Centralpunkten sei . Daß der Moment der Repulsion zu seinem Dasein kömmt , dazu gehört , daß verschiedene Centralpunkte gesetzt sind . – Die Vereinigung der beiden Momente der Repulsion und

149vAb

89Ue 150rAb

151rAb

41Az

7–8 selbst , denn … erhalten . –] Ab : selbst , die eben so die Repulsion der Unterschiedenen ihrer von 25 sich ist . Dies ist dann die Schwere in ihrer Totalität . Sie ist es selbst die sich im Körper besondert .

12–13 Im Zeichen … Schwere . –] Ab : Die Totalität aber wie sie an ihnen gesetzt ist , das VernünfAz : Die Totalität , das Vernünftige , die Freyheit der Schwere ist erst mit einem Sonnensystem gesetzt . 13–15 In der … Schwere .] Ab : Im Falle ist das Unterscheiden , das Abtrennen des besondern Körpers noch eine äußerliche zufällige Bestimmung . Diese Besonderung , das Für sich seyn gegen das Centrum ist wesentlich Moment der Schwere selbst . Attraction und Repulsion | sind in der Schwere . Im Falle ist die Materie wesentlich unter Bestimmung der Attraction gesetzt . Suchen der Einheit ist Hauptbestimmung . Die Massen gehen nicht in einen Punct zusammen , halten sich ausser einander . Aber ihre Gemeinschaft ist der eine Punct der Centralität . In Rücksicht auf das Centrum sind sie noch nicht besondere gegen einander . Die Repulsion steht noch ganz unter Herrschaft der Attraction . / Es ist das Thun der Schwere selbst , die Körper gegen einander zu isoliren , zu trennen . Az : 10 December Im F a l l e 19 sei .] Ab : sey , nicht blos ein subjectiver , ideeller Schwerpunkt , wie ihn jede Masse hat . 20–21 Centralpunkte gesetzt sind . –] Ab : Centralpunkte . Diese Besonderung der Materie ist die eigentliche Thätigkeit der Schwere selbst ,

25 tige ist erst das Sonnensystem .

30 30

35 35

2 ihrer] Ue : seiner 7 selbst dieses , … in] Ue : selbst , dieses sich im 22 selbst ,] Ab : selbst . 23 in] Ab : aus 24 ihnen] Ab : ihr ist , das] Ab : ist . Das 28 Attraction] Ab : Abstraction 30 Attraction] Ab : Abstraction 33 Attraction] Ab : Abstraction 34 10 December] Az : 10 Dec . am 35 ihn] Ab : dessen 40 Rande

150vAb

10 . 12 . 21

266 151vAb

90Ue

152vAb

91Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Attraktion ist nun , daß | verschiedene Körper ihren eigenthüm lichen Centralpunkt haben , und zugleich ihre Einheit bewahren . Daß die Repulsion zu ihrem Dasein kömmt , dazu gehört also Unterbrechung der Körperlichkeit . Die Repulsion hat nun zunächst auch ihr abstraktes Dasein , daß Körper sind außereinander ; – blos in der Beziehung der Räumlichkeit zu einander . – Dies einseitige Dasein der Repulsion ist jene abstrakte , unendliche Diremtion | von Körpern , bei denen die Attraktion unterliegt . Das Heer der Sterne ist so eine Menge , – eine Vielheit von Körpern , die sich selbstständig , ruhig auseinander falten und der Schwere nicht unterliegen . Daß die Sterne Lichtkörper sind , dies gehört noch nicht hieher . Die Sternenwelt ist eine formelle Welt der todten Ruhe , formell , weil hier die Einseitigkeit der Repulsion geltend gemacht wird . Diese Sternenwelt nun , die die Empfi ndsamkeit sehr interessirt , hat auf dem philosophischen Standpunkt gar nicht dieses Interesse . Daß es eine unendliche Vielheit ist , das sagt für die Vernunft gar nichts . Das Ungeheuere der Entfernung , und die unermeßliche Menge , dies sind bloße Formen der Reflexion , woran | die Vernunft keinen Theil nimmt . Die Reflexion kann sich wohl daran begeistern und erwärmen , allein die Vernunft weiß sich darüber erhaben ; leere Bewunderung des blos negativen Verstandes ; ein Erheben , das nur in seinem Erheben stehen bleibt . – Die Ruhe , die Stille der Sterne ist etwas was das Gemüth allerdings näher interessiren kann ; es erwächst in dieser Anschauung das Gemüth , das Gefühl der Einheit , der Sicherheit . Das in leidenschaftlichem Interesse sich herumwerfende Gemüth hat allerdings das Bedürfniß der Anschauung jener Ruhe und Einfachheit . Das Vernünftige in Ansehung der Sterne wäre denn blos , die Figuration derselben zu fassen ; so daß die Sterne Figurationen des Begriffs derselben wären , in denen eine wesentliche Beziehung zu erkennen wäre . Die bloße | Neugierde zu wissen , wie weit es bis zu diesen Sternen ist und wie es auf denselben aussieht , dies ist eine leere Leidenschaft . Über jene Figurationen nun , ist nicht viel zu sagen .

5

10

15

20

25

30

152rAb

153rAb

2 bewahren .] Ab : bewahren und darstellen . – Das Ueberwiegende der Attraction ist der Fall , denn die Repulsion ist das blos selbstständige Beharren von unterschiedenen Körpern . 3 Körperlichkeit .] Ab : Körperlichkeit durch verschiedene Centralitäten . 5–7 Dies einseitige … unterliegt .] 30 Ab : Die Repulsion erfordert diese Selbstständigkeit , und das einseitige Daseyn der | Repulsion ist die abstracte unendliche Dimension von Körpern zunächst nur im räumlichen Verhältnisse . Az : Das einseitige Überwiegen der Repulsion ist , daß der einzelne Körper in sich beharrt , ohne Beziehung auf einen andern . Diese abstracte unendliche Diremtion 8 Schwere] AbAz : Attraction 24 35 so daß … wären] Ab : daß das Ausschlagen der Materie in materielle Punkte nach einem vernünfti- 35 gem Gesetze und | Verhältniß vorgegangen sey 27 Leidenschaft .] Ab : Interesse der Reflexion . 2 bewahren] Ue : derselben 4 daß] so Ue ; korrigiert von UE in : die vgl . Ab : Daß 16 daran … erwärmen von UE aus dann … verändern 24 des Begriffs] Textlücke ausgefüllt von UE

mechanik

5

10

15

20

267

Man hat in Ansehung einiger Sternhaufen (Nebelsterne) hier und da Formen bemerkt , die auf eine Regelmäßigkeit hindeuten . Man hat eine gewisse allgemeine Form in dieser Hinsicht aufzustellen gesucht . Man hat namentlich bemerkt , wie die Räume , welche ferner von der Milchstraße stehen leerer an Sternen sind . Annahme einer Art von Linsenform . Man kann hiebei nun der Einbildungskraft einen großen Spielraum geben und dies , erhaben nennen . Man muß die Würde und Wichtigkeit der Wissenschaft nicht darin setzen , daß alle die Manig faltigkeit , welche uns die Natur zeigt , begriffen , erklärt seie ; man muß sich mit dem zunächst begnügen , was uns zugänglich ist . Es giebt noch vieles was nicht begriffen worden ist , das muß es aber noch werden . Ich bin noch nicht so weit , hier meine Vernunft erkannt zu haben und ich weiß , daß die Philosophie überhaupt noch nicht so weit ist . Ein Blatt , ein Sandkorn ist übrigens eben so gut wie ein Stern , ja mehr , denn jene sind ein Organisches . So ist also auch in Ansehung der Figurationen selbst keine große Hochachtung vor den Sternen zu haben , sie sind das Feld der unendlichen Diremtion ; weil das Abstrakte das Vernünftige überhaupt ist , so müssen wir dem Zufälligen um so mehr eine Stelle einräumen . Das Weitere ist denn das Vernünftige , die nicht blos formelle , sondern | die lebendige Ortsbestimmung , so daß eine Menge von selbstständigen eine Totalität ausmachen . So ist erst das Sonnen System das lebendige System , das Vernünftige . Es ist hier eine Manigfaltigkeit von Beziehungen der verschiednen Körper , welche zugleich die Beziehung auf eine Einheit derselben ist . Dies ist die lebendige , die reelle Schwere . Diese stellt sich vor durch ein System selbstständiger Körper ,

92Ue

25

Das Interessante daran ist , die Figuration der Sterne zu erkennen nach innerlichen nothwendigen 1 Man] Az : Herschel 3 hat] Ab : hat Hypothesen gemacht 5 Annahme einer … Linsenform .] Ab : Man hat der ganzen Masse eine Art von Linsenform gegeben . Weiter ist man darin nicht gekom|men . Az : so kamen Herschel , auch Kant auf die Idee , daß der ganze Complexus eine Linsengestalt habe . 9 muß sich … ist .] Az : muß mehr einen festen Standpunkt zu fassen | 30 suchen . 12–13 Ein Blatt , … Organisches .] Ab : Auch ist der Stern wie das Blatt des Baumes wohl 30 äußere Bestimmung und dem Zufalle unterworfen ; Az : Ein Stern an sich ist nicht so viel als ein Blatt an einem Baum , nicht so interessant als ein Sandkorn – die Entfernung und das Licht thut nichts zur Sache . 15–17 sie sind … einräumen .] Ab : Die Sterne sind das Feld der unendlichen abstracten Dimension . Und eben deshalb muß in der Zusammenstellung derselben das Zufällige einen großen | Spielraum haben . Az : Also ich gebe bloß den Punct an , wo die Vernunft an dieser ab35 stracten Diremtion der Natur Interesse fi nden könne . 22 Einheit derselben ist .] Ab : Einheit dar ; das ist das Vernünftige darin , das Streben nach einem Einheitspunkt . 25 Verhältnissen .

5 Linsenform .] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Regelmäßigkeit . 9 seie] Ue : seien 10 es aber noch] Textlücke ausgefüllt von UE 21 Beziehungen der verschiednen] Textlücke ausgefüllt von UE Körper , von UE aus Körper ist , 24 daran ist , in Ab aus wäre

153vAb 42 Az

154rAb

268 154vAb

155rAb

155vAb

93Ue 43Az

156vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

welche | in einem wesentlichen Verhältniß der Bewegung zu einander stehen . – Es ist hievon nun das Nähere zu betrachten . Die selbstständigen Körper des Sonnensystems beziehen sich also wesentlich auf einander ; sie sind schwer und verhalten sich in dieser Schwere selbstständig . So schließen sie ihr Centrum gegenseitig von einander aus , und setzen dasselbe sich als ein Drittes gegenüber . Würde das Streben , Eines zu sein auf die Weise des Falls an ihnen merklich ; so hörte die Selbstständigkeit derselben auf . – So aber bestimmen sie sich | ein gemeinschaftliches Centrum , außer ihnen . Das Centrum hat so erst Wirklichkeit . In der Erde kömmt das Centrum nicht zum Dasein ; hier ist es verborgen , verschlossen in der Mitte . Im Centrum ist das Allgemeine jenem selbstständigen Körper gegenüber als ein Besonderes . Das zweite ist nun , daß das Centrum sich gleich wohl als Allgemeines , gegen das Besondere beweist . Der Ort | des Centrums ist absolut bestimmt ; die Körper haben auch einen Ort , aber dieser ist nicht an und für sich bestimmt . Der Ort des Centrums ist bestimmt durch die Schwere . Die Unbestimmtheit des Orts muß nun eben | so Dasein haben . Diese Gleichgültigkeit , an diesem oder an einem anderen Ort zu sein , kömmt so zur Erscheinung , daß die besondern Körper sich bewegen . | Wären sie gleich weit vom Centrum entfernt ; bewegten sie sich auch alle in derselben Bahn herum , so wären sie nicht wahrhaft von einander unterschieden ; jedes wäre nur die Wiederholung von einem und demselben . Die Verschiedenheit derselben hat nur in so fern Existenz als sie verschiedene Entfernungen vom Centrum haben . Dies ist das Dritte . Das Weitere ist , | daß die Bewegung , die Bewegung einer in sich zurückgehenden Curve ist . Nur so stellen sie vor ihre Selbstständigkeit und zugleich ihr Gehaltensein in der Einheit . – Wir haben dreierlei Arten von Bewegung ; die erste ist die gewöhnliche Mechanische , die mitgetheilte Bewegung ; in ihr ist Gleichförmigkeit möglich ; die zweite ist die Bewegung des Falles ; das Getrenntsein eines Körpers vom Centralpunkt der Schwere ist hier noch auf äußerliche Weise vorhanden , aber die Aufhebung der Trennung gehört hier der Schwere

5

10

15

20

25

30

156rAb 11 . 12 . 21

8 außer ihnen .] Ab : getrennt ist oder das ein Körper gegen sie ist . Dieses ist ihr Allgemeines , ihr allgemeiner Ort , ihre Subjectivität , die jetzt als besonderer Körper realisirt ist . 15 haben .] Ab : 30 haben . Der bestimmte Ort ist nur einer . Sie sind in Hinsicht des Ortes das Gleichgültige , nicht das Subjective , sondern das Aussereinanderseyende gegen jenes In sich seyende . 17 bewegen .] Ab : be|wegen . Ihnen kommt Bewegung zu , zum Zeichen daß sie keinen an und für sich bestimmten Ort haben . 24 Einheit . –] Ab : Einheit mit ihrem Centrum dar . Dies liegt in der krummen Linie . Wir] Az : 11 D e c e m b e r Wir 26 Falles ;] Ab : Falles , halb bedingt , halb frei ; 35 22–23 die Bewegung 2 … Curve] Ue : die Bewegung einer in sich zurückgehenden Textlücke ; korrigiert von UE in : einer in sich zurückgehenden Bewegung vgl . Az : einer in sich zurückkehrenden Curve 25 gewöhnliche] so Az Ue : genommene 29 ist1] Ab : ist . 31 Gleichgültige , in Ab aus Gleichgültige 33 zum] Ab : zun 35 11 D e c e m b e r ] Az : 11 D e c . am Rande

mechanik

5

10

15

20

25

269

selbst an . Das dritte ist die absolut freie Bewegung , welche rein durch den Begriff der Schwere gesetzt ist . Es ist die Bewegung in | einer in sich zurückgehenden Curve . Daß die besondern Körper sich einen Centralkörper setzen , und daß sie durch den Centralkörper gesetzt sind , ist durchaus gleichzeitig ; es ist kein Centrum ohne Peripherie und keine Peripherie ohne Centrum . – Das Besondere ist schwer und erzeugt sich so seinen Centralpunkt . – Dies dient dazu , | die sogenannten physikalischen Hypothesen zu beurthei len ; man geht dabei einmal vom Centralkörper | und das andere Mal von den besondern Körpern aus . Jenen betrachtet man als die besondern Körper von sich ausstoßend , und diese als den Centralkörper setzend . Beides ist Ein Aktus . Solche Vorstellungen also praesentiren sich sehr leicht , aber es sind leere physikalische Hypothesen . Die Schwere ist Ein Begriff und es ist Eine Diremtion sowohl der Central Körper als der besondern Körper . Wenn man dieses weiß , so hält man nicht mehr auf beide Hypothesen , Erscheinungen , welche uns die Entstehung der Welt begreiflicher machen sollen . Das Andere gegen den Centralkörper , das Besondere spezificirt sich wesentlich weiter in sich selbst . | Von dieser weitern Spezifi kation ist nachher zu sprechen . Zunächst von der Besonderung überhaupt . – Das Erste was uns hiebei einfallen kann , ist die Vorstellung der Centralkräfte . – In der sogenannten physikalischen Astronomie , die durch Newton ihre Gestalt erhalten hat , sind es Centralkräfte , welche das Bestimmende ausmachen . Diese Centralkräfte werden vorgestellt als Centrifugal- und Centripetalkräfte (§ 210 . Anmerkung)[ .] Die Gravitation ist überhaupt der wahrhafte Begriff der materiellen Körper ; die Diremtion gehört so wesentlich zur Gravitation , als das in Einssetzen . | Die Gravitation wird gewöhnlich nur als die Richtung der besondern Körper auf | ihre Einheit betrachtet . – Die Gravitation widerspricht unmittelbar dem Gesetz der

1–2 absolut freie … ist .] Ab : absolute Bewegung . Die Bestimmungen dieser letzten , die durch den Begrif rein gesetzt ist , sind angegeben . 3 Curve .] Ab : Curve : Kreis oder Ellipse , Eilinie . Die Unterschiede setzen sich ihr Centrum ausser sich in oder von sich verschieden . Sie sind in verschie30 denen Entfernungen von einander . 5 Das Besondere] Ab : Das als Hinausgeworfenes Dargestellte 13–15 Wenn man … sollen .] Ab : Physikalische Hypothesen also , die 30 ist das Besondere . Dieses eine Explosion der Sonne voraussetzen pp . sind leere physikalische Hypothesen , eben so wie der entgegengesetzte Anfang von der Mannichfaltigkeit , von Atomen . Az : So sieht man die Sonne als einen Vulkan an , die Planeten als Schlaken etc . Es ist auf diesen Hypothesen nicht viel zu halten , die uns die Entstehung der Welt begreiflicher machen sollen . 21 Anmerkung)[ .]] Ab : B e s o n d e r e 35 A n m e r k u n g . Newton ist Urheber der Vorstellung von der Gravitation , 2 Bewegung in] so Ue ; korrigiert von UE in : Bewegung 3 Curve .] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Linie . 12 Diremtion von BA aus Divination 23 in] Ue : im |] Ende von 43Az 27 Eilinie] Ab : Einlinie 29 Dargestellte] Ab : Dargestelltes 30 Besondere] korrigiert in Ab in : Besonders Physikalische in Ab aus physikalischen

157rAb

157vAb 94Ue

158rAb § 211

158vAb 44Az

270 95Ue

159rAb

96Ue

160rAb

159vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Trägheit . Die Himmelskörper | sind nicht träge , nicht gleichgültig gegen Ruhe und Bewegung ; die Schwere bestimmt ihren Ort und sie sind die freie Bewegung , weil sie noch nichts Anders sind , als die Schwere . Jene Centralkräfte sollen nun durchaus ein Selbstständiges sein ; die Centripetalkraft diejenige , nach welcher die Körper ihren Centralkörper bestimmen . Die Centrifugalkraft aber die , nach welcher die Körper das Centrum ihrer Bahn fl iehen . Diese Richtung soll ihnen zukommen durch einen Stoß , den sie von Haus aus ursprünglich empfangen haben . Wenn man Kräfte sagt , so stellt man nothwendige Momente eines Begriffs als selbstständig vor und dies ist das Schiefe und Falsche . Man hat nothwendig darauf kommen müssen , die beiden Momente , welche jenen Kräften zum Grunde liegen , aufzufassen , | allein sie dürfen nicht als selbstständig aufgefaßt werden . In der mathematischen Construktion der Mechanik hat man mancherlei Linien nothwendig , allein diese hat man nicht für etwas Physikalisch-Reelles zu betrachten . Newton braucht den Namen Kräfte , ohngeachtet seiner öftern Protestationen , daß hiemit nur mathematische Bestimmungen gemeint seien . Wollen wir den Ausdruck Kraft gebrauchen , so müssen wir sagen , es giebt nur Eine Kraft , aber diese hat zwei Momente . Unglückliches Mittelding , welches durch verschiedene Kräfte hin und her gezogen wird . – Das Gesetz der himmlischen Bewegung ist nichts Anders als ein Gesetz dieser Bewegung überhaupt , welches denn auch Gesetz der Schwere heißt . Dieses heißt denn auch Gesetz der Centri|petal kraft . Unter Schwere versteht man die Richtung der Körper auf den Centralkörper . Betrachtet man denn das Gesetz der Schwere näher , so ist darin das Ganze der Bewegung enthalten . Schwere heißt zunächst Centripetal kraft . Näher betrachtet ist indeß dieses Gesetz das Gesetz der ganzen Bewegung , | ohne alle Centrifugalkraft . Will man denn auch das Gesetz von dieser bestimmen , so

5

10

15

20

25

3 Jene Centralkräfte] Az : Zwey Kräfte stoßen in einem Dritten , im Körper zusammen . Diese sogenannten Kräfte 6 nach welcher … fl iehen .] Ab : nach der sie in den Tangenten zu fl iehen suchen . 7–8 empfangen haben .] Ab : empfangenen Stoß . Diese Ansicht ist noch heute in der Astronomie die 30 herrschende . 12 Construktion der Mechanik] Ab : Bestimmung des Bogens in der Bewegung 17–18 Unglückliches Mittelding , … wird . –] Ab : Die Bewegung des Himmelskörpers ist frei , nur 30 durch den Begrif | bestimmt , nicht von entgegengesetzten Kräften hin und hergezogen . / Wie kommt die Construction aus ihren Kräften zu Stande ? Davon nachher . 25–271,1 Will man … entwickeln .] Ab : Will man auch die Centri fugalkraft und ihr Gesetz bestimmen , so ergeben sich Widersprüche . / Auf die mathematische Entwickelung dieses Umstandes können wir uns hier nicht einlassen . Az : Bisweilen gibt man für sie das gleiche Gesetz wie für die Centripetal-Kraft – dann 35 will man ihr auch eigne Gesetze geben – kurz ist hier Verwirrung . 4 diejenige] Ue : derjenigen 4–5 welcher] Ue : welchem 5 bestimmen] Textlücke ausgefüllt von UE 6 das Centrum] Ue : in das Textlücke (ausgefüllt von UE mit : Centrum) 21 Centripetalkraft] Ue : Centrifugalkraft 27 Tangenten in Ab aus Trempet 36 geben] Az : gegeben

mechanik

5

10

15

271

ergeben sich Widersprüche . Zu weitläuftig zu entwickeln . Eine eigenthüm liche Verwirrung zeigt sich in Ansehung dieser Kräfte die , wenn man beide auseinander treten läßt und die Wirkung unterscheiden will , welche beiden Kräften besonders zukommt . Dies kömmt besonders vor , wenn man die eliptische Bewegung der Planeten behandelt ; der Planet bewegt sich im Perihelio geschwinder als im Aphelio . In jenem , nun sagt man , ist die Centripetalkraft am stärksten . In diesem soll denn die Centrifugalkraft das Übergewicht haben . Einmal sollen die Erscheinungen auf den Kräften beruhen und dann wieder diese auf den Erscheinungen . Wenn im Aphelio die Centrifugalkraft am stärksten ist , so frägt es sich , wie soll nun wieder die Centripetalkraft dazu kommen , über die Centrifugal kraft Meister zu werden . Eben so umgekehrt im Perihelio . In dem Punkte des Perihel’s , – fängt die Bewegung an langsamer zu werden . Es frägt sich , wie die Centrifugalkraft hier dazu kom|men sollte , die Centripetalkraft zu überbieten . Wenn man consequent sein will nach jener Vorstellung , so müßte man sagen , wenn einmal die eine dieser Kräfte dazu gekommen ist , das Übergewicht zu erlangen , | so muß sich dasselbe immer vermehren . Im Perihelio müßte der Körper also in die Sonne fallen , und im Aphelio müßte er sich immer weiter von seinem Centralkörper entfernen . | Diese Gedankenlosigkeit liegt in dieser sogenannten Erklärungsweise . – |

161rAb

97 Ue 45Az

20

20 6 Centripetalkraft am stärksten .] Ab : Centripetal|kraft das Uebergewicht und nimmt immer zu , in

25 25

30 30

seiner Bahn um die Sonne bewegt er sich langsam bis zur Erreichung seiner größten Entfernung ; 7–9 Einmal sollen … Erscheinungen .] Ab : eine sehr allgemeine Vorstellung es ist der Grund der Erscheinung aus der Erscheinung selbst genommen . Der Grund von diesen Kräften sollen die verschiedenen Bewegungen sein und die verschiedene Bewegung den Kräften zu Grunde liegen . Az : Der Grund von diesen verschiedenen Kräften ist aus der Erscheinung genommen – und diese verschiedenen Kräfte sollen wieder die Erscheinung erklären . Es ist also nichts erklärt . 14 Wenn man … sagen ,] Ab : Dies Umschlagen von der Ueberwiegung der einen Kraft in das der andern muß nothwendig statt fi nden . Das ist , wovon es durchaus an einem Grunde und an irgend einer Ansicht mangelt . Man sollte meinen , 16 vermehren .] Ab : vermehren , und die Centripetalkraft immer abnehmen , und so umgekehrt . 18–19 Diese Gedankenlosigkeit … Erklärungsweise . –] Az : In diese Verwirrung führt die Trennung zweyer nothwendig verbundener Momente zu selbstständigen Kräften .

4 zukommt] Ue : zukommen 5 Perihelio] Textlücke ausgefüllt von UE 6 Aphelio] Textlücke ausgefüllt von UE 7 In diesem] Ue : Im Textlücke (ausgefüllt von UE mit : diesem) 9 Aphelio] Textlücke 35 ausgefüllt von UE mit : Perihelio 11 Meister] so Ab Ue : träger Perihelio] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Aphelio 11–12 In dem … Perihel’s , – von UE aus Im Punkt des Textlücke 13 Centrifugal kraft von UE aus Centripetalkraft 16 Perihelio] Textlücke ausgefüllt von UE 17 Aphelio] Textlücke ausgefüllt von UE 21 Bahn um] Ab : Form und 23–24 sollen die … sein] Ab : soll d . verschiedene Bewegung ; korrigiert in : soll . d . verschiedenen Bewegung sein 28 wovon in Ab aus 29 und die] Ab : in der 40 worin

160vAb

272 161vAb ; § 213

162rAb

162vAb

98Ue 163rAb

13 . 12 . 21

nachschrift uexküll · 1821/22

Das Fernere betrifft nun die Gesetze der freien Bewegung . Diese Gesetze betreffen zweierlei , einmal die Gestalt der Bahn , welche die Körper beschreiben und zweitens die Geschwindigkeit der Bewegung . Die Entwickelung dieser Gesetze aus dem Begriffe würde eine ganz eigenthümliche und weitläuftige Wissenschaft ausmachen . Die Ausbildung des Begriffs bis zu diesen Äußerungen hat | wegen der Schwierigkeit und der Größe der Aufgaben noch nicht vollständig geleistet werden können . Die allgemeinen Gesetze dieser Bewegung sind nun keine andern als die kepplerschen . Das newtonsche Gesetz der himmlischen Körper ist nur eine Umformung der kepplerschen Gesetze ; nur Ein Moment ist noch bei Newton hinzugekommen . Keppler hat seine Gesetze auf empirische Weise durch Beobachtung gefunden ; aus diesen Einzelnheiten | das Allgemeine herauszufi nden , das allgemeine Format dafür anzugeben , das ist das Werk des Genies auf diesem Felde . Das Allgemeine aus den vereinzelten Beobachtungen herauszufi nden , dies fordert der Instinkt der Vernunft . Wir halten uns zunächst an die kepplerschen Gesetze . Diese sind 1 , daß die Himmelskörper sich in einer Elypse um ihren Centralkörper bewegen 2 . , daß in gleichen Zeiten gleiche Sectoren abgeschnitten werden 3 . , daß das Quadrat der Umlaufszeiten der Planeten sich verhalte , wie | das Kubik der Entfernung . – | Das Erste ist also die eliptische Bewegung . Kopernikus hat noch angenommen , daß diese Bewegung kreisförmig sei , so daß aber der Centralkörper nicht ganz im Mittelpunkt liege und die Bewegung so excentrisch sei . Dieses erste kepplersche Gesetz ist nun sehr wichtig . Die

1 Das Fernere … Gesetze1] Az : 13 D e c e m b e r Die Gesetze der freien Bewegung .] Ab : der Bewegung in wie fern sie die Bewegung der besondern Körper um den Centralkörper betreffen . 3–4 Die Ent wickelung … würde] Ab : Diese Gesetze der Bewegung in dieser concreten Form darzustellen und aus dem Begrif zu entwickeln wäre die eigentliche Hervorbringung dieser Entwickelung aber aus dem Begrife in das geometrische Darstellen und würde 7 geleistet werden können .] Ab : leisten können . / Was hier gegeben wird , betrift die allgemeinen Gesetze der Bewegung und den Zusammenhang mit dem Begrife . Az : zu leisten . / Ich beschränke mich , den Zusammenhang jener Gesetze mit dem Begriff nach zu weisen , wenigstens anzudeuten . 9 Umformung] Ab : Nachahmung 11 Beobachtung gefunden ;] Ab : Induciren gefunden , durch Beobachtungen , eigene und die des Tycho de Brahe , 12 Format dafür anzugeben] Ab : Form zu bilden Az : Formel aus den Erscheinungen zu fi nden 12–13 Genies auf … Felde .] Ab : Genie’s , das Werk der großen Ansichten der Natur . 17 werden] Ab : werden , betrift das Verhältniß der Entfernung der Körper , der Peripherie von ihrem Centralkörper zur Geschwindigkeit der Bewegung ; 21–273,1 Dieses erste … Bewegung .] Ab : Nach Kepler ist die Bahn elliptisch ; das ist Grundbestimmung , die sehr wichtig ist . Hier ahndet die Philosophie gleich , daß diese Bestimmung ihr zusagt . Die Bewegung kann als freie nicht gleichförmig seyn . Eine durch sich selbst bestimmte Bewegung ist nicht gleichförmig . Az : Die Gestalt der Bahn ist die Grund-Bestimmung . Die Bewegung kann nicht gleichförmig seyn , weil 16 Zeiten] Ue : Zalen Sectoren von BA aus Faktoren 21 wichtig] Ue : richtig c e m b e r ] Az : 13 D e c . am Rande 30 Beobachtungen , in Ab Komma nachtr .

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

22 13 D e 40

mechanik

5

10

15

20

273

Bewegung kann nicht gleichförmig sein , denn sie ist überhaupt freie Bewegung . Der Verstand setzt Gleichheit . Hier ist es der Begriff , welcher das Herrschende ist . Die Form der Bahn muß nun diese Angemessenheit zum Begriff zeigen , so daß sie in der Ungleichheit mit sich selber gleich ist . Beim Kreise ist dies nicht der Fall ; der Kreis ist | die Curve des Verstandes , denn hier sind die Radien alle einander gleich . Die Bewegung im Kreise kann nur gleichförmig sein . Dies ist ein Satz , der in der Mathematik und in der Astronomie nicht angenommen wird . Es liegt allerdings die Vorstellung nahe anzunehmen , daß die Bewegung im Kreise gleichfalls ungleichförmig sein könne . Näher betrachtet sieht man indeß , daß dies blos eine oberflächliche Bestimmung sei ; wenn verschiedene Bogen in derselben Zeit durchlaufen werden sollten , so wären dieselben nur empirisch von einander | unterschieden und nicht nach ihrer Funktion . Die Funktion eines Bogens enthält wesentlich den Radius oder die Entfernung der Peripherie vom Centrum . Wenn die Bogen verschieden sein sollten , so müßten auch die Radien verschieden sein . Dann haben wir aber keinen Kreis mehr . Eine Beschleunigung der Bewe|gung in der Zeit setzt unmittelbar auch eine Verschiedenheit der Radien voraus ; Bogen und Radien hängen schlechthin zusammen . | Die Elypse ist die nächste regelmäßige Curve welche sich darbietet . Ganz entspricht übrigens die Bahn der Planeten nach der Beobachtung auch nicht der Elypse . Ob diese Bahnen nicht noch eine tiefere Funktion haben als die einer Elypse , das bleibt einer spätern Astronomie an|heim gestellt . Man könnte sich wohl denken , ja man muß denken , daß die Eilinie die eigentliche Linie ist , welche die Bahnen der Planeten beschreiben . – Der Centralkörper fällt nun nicht in die Mitte der

25

sie frey ist . (Vide oben beym Fall .) 3 zeigen ,] Ab : in der Gleichheit zugleich die Ungleichheit 7–8 angenommen wird .] Az : angenommen : man glaubt , ein Trabant z . B . könne sich im Kreise ungleichförmig um seinen Centralkörper bewegen . 11 sollten] Ab : sollten (von verschiedenen Graden) 17 zusammen .] Ab : zusammen . Ist die Function des Bogen innerlich verschieden , so muß er verschieden seyn nach seiner Beziehung an sich ; also müssen auch die Radien verschieden 30 seyn . Az : zusammen . Nach der ä u ß r e n Mechanik kann man wohl etwas der gewissen Vorstellung Die Elypse] Ab : Indem die Bahn eine in sich zurückgehende Curve ist , 30 Gemäßes hervorbringen . so müßte dies zunächst eine Ellipse seyn , die 19 Bahn der … Elypse .] Az : Bahn der Sterne auch nicht ; von diesen Störungen wird später die Rede seyn . 23 Der] Ab : Die Bahn muß überhaupt elliptisch , nicht ein Kreis seyn . Der 25 zeigen ,

35 5 Curve] so AbAz

Textlücke ausgefüllt von UE mit : Peripherie Radien] Textlücke ausgefüllt von UE Ue : Fraktion 13 Radius oder die] Ue : Begriff , der ; korrigiert von UE in : Sector oder die vgl . Ab : Radius , die 14 Radien] Textlücke ausgefüllt von UE 16 Zeit] Textlücke ausgefüllt von UE 16–17 Radien] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Räume 17 Radien] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : Sectoren (zuerst mit : Radien) 18 Curve] Textlücke ausgefüllt von UE 22 Eilinie] so Az Textlücke ausgefüllt von UE mit : Curve

35 12 Funktion1] so AbAz

163vAb

46Az

164rAb 99Ue

164vAb

274

165vAb

100Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Elypse , sondern in einen Brennpunkt derselben und dies ist eine tief vernünftige Bestimmung . Die blos gleichförmige Bewegung in der kreisförmigen Bahn , wäre die äußerlich mechanische , todte Bewegung . – Das 2te Gesetz ist das , daß in gleichen Zeiten gleiche Sectoren abgeschnitten werden . Ein Sector der größere Radien hat , hat einen kleinern Bogen . Zu gleichen Zeiten gehören also gleiche Sectoren . Der durchlaufene Raum wird hier also zu einem Moment herabgesetzt ; er ist nur ein Faktor , der andere ist der Radius des Sectors . Beim Fall ist dieses noch nicht vorhanden ; hier haben wir nur das | Verhältniß von Zeit zu der durchlaufenen Linie ; diese ist nicht nur ein Moment , ein Faktor . Die Bahn , welche im Fall eine grade Linie ist , ist hier nur ein Moment , oder diese Bahn ist zugleich bestimmt durch die Beziehung auf den Mittelpunkt . Das Ganze der Bestimmung ist Bahn , die durchlaufen wird und Beziehung auf den Mittelpunkt . Der Bogen ist also überhaupt nicht für sich , sondern er ist wesentlich eine Beziehung auf den Mittelpunkt . Das Räumliche was durch die Zeit bestimmt wird , sind hier zwei , die Entfernung vom Mittel|punkt und der Bogen , welcher durchlaufen wird . So entsprechen also gleichen Zeiten gleiche Sectoren . Es entspricht diesem Gesetz das was beim Gleichgewicht des Hebels vorkommt , daß nämlich ein Gleichgewicht vorhanden ist , wenn das Pro-

5

10

15

20

165rAb

166rAb

2 Die] Ab : In der Planeten-Bahn ist der Mittelpunkt einmal näher , einmal entfernter . Die 3 äußerlich mechanische , todte] Az : äußre solarische 5 werden .] Ab : werden . Die Radien sind verschieden . Ein Sector … Bogen .] Ab : Ein Sector der größere Radien hat , hat einen kleinern Bogen als ein | anderer , wo die Sectoren (die Radien) kleiner sind . / Wenn dieser Sector dem ersten gleich ist , so muß bei großen Radien der Bogen klein seyn und umgekehrt . Az : Sind die Radien ungleich die Sectoren gleich so muß der Bogen ungleich seyn . Ist der Körper dem Mittelpunct näher , so macht er größeren Bogen , um den gleichen Sector zu schneiden . 6 gehören also … Sectoren .] Ab : gehören nun nach Kepler gleiche Sectoren . Die Geschwindigkeit muß also größer seyn , wo die Radien kleiner . 8 Radius des Sectors .] Ab : Radius sector ; in diesem Producte ist der Bogen der durchlaufen wird zu einem Factor Moment heruntergesetzt . 12–13 Mittelpunkt . Das … Mittelpunkt .] Ab : Mittelpunkt . Es liegt darin das vorige , daß der Bogen wesentlich eine Function der Entfernung vom Mittelpunkte , nicht mehr unmittelbare abstracte Bestimmung ist . 16 Bogen , welcher … wird .] Ab : durchlaufene Bogen , letzteres also nur ein Moment , ein Factor . Az : Die Zeit , bestimmt das Ganze , wovon der Bogen bloß ein Moment ist : 17 Sectoren .] Ab : Sectoren ; daß ein begrenzender Bogen ist nur ein Mo|ment . Az : Sectoren : der Sector ist durch die Zeit bestimmt , d . h . Bogen und Radius . 18–275,2 wenn das … Seite . –] Ab : und sind die Producte beide

20

25 25

30 30

1 einen Brennpunkt] Ue : eine Textlücke (ausgefüllt von UE mit : DoppelAxe) vgl . Ab : einen Phocus 35 4 2te] Ue : 3te Sectoren] Textlücke ausgefüllt von UE 5 Sector] Textlücke ausgefüllt von UE Ra- 35 dien] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Winkel 6 Sectoren] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Räume 7 er] Ue : es 8 Radius des Sectors] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Quotient 10 Fall] Textlücke ausgefüllt von UE eine grade] Ue : einer graden 14 er] Ue : es 17 Sectoren .] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Räume 22 dem] Ab : der 26 Kepler] Ab : Kapler 32–33 Sectoren ; daß] Ab : 40 Sectoren das

mechanik

5

10

15

20

25

275

dukt der Last und der Entfernung vom Hypomochlion | gleich ist dem Produkt von diesen beiden auf der andern Seite . – Dies ist also das Innere dieses zweiten Gesetzes . – Die Zeiten verhalten sich also nicht wie die Bogen , sondern nur wie die Sectoren . Wir haben also auf der einen Seite die Zeit ; diese ist irgend eine empirische Größe und ihr entspricht der Sector . Beim Gesetz des Falls wurde bemerkt , daß es die Zeit ist , welche sich produzirt , sich vervielfältigt . – Diese Vervielfältigung wurde dort als Quadrat bestimmt . – Hier ist dasselbe vorhanden ; die sich selbst produzirende Zeit ist ein Quadriren derselben , ein Erheben derselben zur Fläche . Ein solches ist der Sector ; im Gesetz des Falls ist dieses Quadrat der Zeit , die Anzahl der Raumeinheiten . Dort ist es blos Größenbestimmung der Raumeinheit ; es bleibt aber bei den graden Linien . Es sind noch nicht in der That zwei Dimensionen des Raums . | Hingegen hier in der absolut freien Bewegung , haben wir einerseits die Zeit und andererseits die Räumlichkeit als ein Flächenhaftes . Die zwei Bestimmungen des Sectors sind die Entfernung des Körpers vom Mittelpunkt und der Bogen der durchlaufen wird . Die Bestimmung des quadratischen Verhältnisses ist hier also zur Raumbestimmung geworden ; das sich selbst Produzirende der Zeit erhält so wahrhafte Realität . Das Formelle des Falls besteht darin , daß dort nur eine grade Linie durch|laufen wird ; hier haben wir hingegen eine in sich selbst zurück kehrende Curve . Das dritte Gesetz ist also dieses : daß das Cubik der Entfernung verschiedener Planeten sich verhalte wie das Quadrat der Umlaufszeiten . – An diesem Gesetz hat Keppler 27 Jahre gesucht ; der große Glaube , | daß Vernunft in der Bewegung der himmlischen Körper sein müsse , hat ihn nicht verlassen und durch diese Treue ist er zu diesem Gesetz gekommen . – Die Nothwendigkeit dieses Gesetzes ist nun zu zeigen . Es ist die freie Schwere , durch welche die Bewegung allein bestimmt ist . Die Momente des Begriffs sind hier also in ihrer Totalität gesetzt . Es

einander gleich , so ist das Gleichgewicht da , wovon jedes jener beiden nur ein Moment ist . / So ist hier der durchlaufene Bogen in der Entfernung vom Mittelpunkte nur ein Moment der ganzen Func30 tion . 5 Sector .] Ab : Sector . Hier ist die Zeit die sich producirt | sich als Vielheit setzt ; sie ist irgend 30 eine empirische Zahl der Einheit , die sich vervielfältigt . Die Eins als Vielheit ist das Räumliche ; dieses sich selbst Produciren der Zeit ist ein Quadriren der Zeit , ein Erheben derselben zu 2 . Dimensionen . 24–25 – Die Nothwendigkeit … zeigen .] Az : Weiß man die Entfernung eines Planeten und seine Umlaufzeit , so kann man die Entfernung andrer aus ihrer Umlaufzeit und umgekehrt ableiten . 14 D e c e m b e r / Die Nothwendigkeit dieses Gesetzes ist einfach auf zu zeigen . 26 ist .] 35 Az : ist – alle Momente der Schwere sind frey geworden 1 der2 ] Ue : die 4 Sectoren] Textlücke ausgefüllt von UE 5 Sector .] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Raum 9 Sector ;] so Az Textlücke ausgefüllt von UE mit : Raum ; im] Ue : ein 14 Sectors] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Satzes 18 durchlaufen] Ue : durchbrochen 19 Curve] Textlücke ausgefüllt von UE 34 14 D e c e m b e r ] Az : 14 D e c . am Rande

47Az

167rAb

101Ue

167vAb

166vAb

14 . 12 . 21

276

168rAb

168vAb

102Ue 169rAb 48Az

169vAb 170rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ist hier keine von außen hereingekommene Bestimmung vorhanden . Die beiden Momente sind nun der Raum und die Zeit . Das Räumliche nun in seiner Totalität durch sich selbst bestimmt ist nichts anders als der Cubus . | Deswegen ist hier also der Raum in der dritten Potenz . Die Zeit fällt dagegen um eine Dimension zurück . Dies wird schon deutlich werden aus dem was wir früher in Ansehung des Falles gesehen haben . Die Zeit ist die Einheit zur Vielheit , die Wurzel zu irgend einer Potenz . Die Zeit macht überhaupt hier die andere Seite aus ; sie ist so für sich . In der ersten Potenz aber ist sie nicht für sich . Habe ich blos T. so ist dies irgend eine empirische Bestimmung von Zeit . Was wir hier haben das ist , daß die Zeit für sich bestimmt ist . | Die sich auf sich beziehende , durch sich bestimmte Zeit , kann nur die Zeit im Quadrate sein . – Die Zeit soll also überhaupt sich auf sich beziehen ; dies kann denn nur eine formelle Beziehung auf sich selbst sein . Der Raum ist auch durch sich selbst bestimmt , und so ist er ein Cubus . Die Zeit hat zu ihrem Prinzip | das Eins , sie ist die Seite der Wurzel . Sie ist so das Subjektive , Abstrakte überhaupt | und ihre Bestimmung durch sich selbst ist so auch nur die Formelle . – | Der Cubus der Zeit hätte keinen Sinn mehr ; es kann dergleichen wohl in analytischer , arithmetischer Beziehung vorkommen , allein dies ist denn durch sonstige Bestimmungen gesetzt . Die Zeit im Quadrat drückt überhaupt nur die abstrakte Bestimmtheit durch sich selbst aus . – Dies sind also die Gesetze dieser Bewegung . Sie sind überhaupt vom Schönsten was man in der Naturwissenschaft hat , ein reines von heterogenen Stoff ungetrübtes , und so ist es auch von Interesse , diese ihre Nothwendigkeit zu begreifen . – Es ist jetzt noch von der newtonschen Darstellung dieser Gesetze zu sprechen . Diese newtonsche Form ist diese , daß die Schwere wirke nach dem umgekehrten Verhältniß der Entfernung . Die Kraft sei also das Regierende dieser Bewegung ; je entfernter ein Körper ist , desto schwächer sei diese Kraft und umgekehrt und die Kraft sei dies im Quadrate der Entfernung . Anmerkung zu § 212 . Es ist interessant , dies zu betrachten , weil der Ruhm Newtons den Ruhm Kepplers mehr oder weniger verdunkelt hat ; Newton war ein Engländer und Keppler nur ein Teutscher . Die Engländer haben zuerst bei den Franzosen und dann auch bei den Teutschen dieses Übergewicht erhalten . – Das Gesetz betrifft also die Fall-Kraft der Schwere , welche sich nach dem umgekehrten Quadrate der Entfernung vom

5

10

15

20

25

30

23 sprechen .] Ab : betrachtet wird . In | dem Keplerschen Gesetze erscheinen die Verhältnisse in ihrer reinsten Form . 30–31 Die Engländer … erhalten . –] Ab : Voltaire hat Newtons Theorie 35 zuerst den Franzosen bekannt gemacht , | und die Deutschen haben es sich auch gefallen lassen . 35 5 deutlich] Ue : erörtert 8 T.] Ue : F . 17 in] Ue : ein 19 überhaupt] Ue : überhaupt aus 25 Kraft] Textlücke ausgefüllt von UE 26 schwächer] Ue : stärker 27 die Kraft] Textlücke ausgefüllt von UE mit : die Zeit 31 Fall-Kraft] Ue : Textlücke (ausgefüllt von UE mit : Fall-) Kraft

mechanik

5

10

15

20

277

Centralkörper verhalte . Diese Form hat für die mathematische Behandlung viel vor theil haftes , und es ist allerdings | ein Verdienst , sie aufgestellt zu haben . Dies Gesetz drückt nun aber ganz die Bestimmung der Bewegung aus . Schwere heißt nichts Anders als die Richtung eines nach einem Mittelpunkt sich bewegenden Körpers . Dies ist denn das was sonst Centripetalkraft genannt wurde . Wir hätten dabei noch keine Centrifugalkraft . Diese braucht man nun auch nicht , denn das Gesetz enthält die ganze Bewegung . Die Construktion der Bewegung aus Centripetal und Centrifugalkraft zeigt sich als etwas Überflüssiges . – Die Newtonschen Formen lassen sich nun ganz aus dem kepplerschen Gesetz ableiten . Es ist ein anderer Ausdruck , der seinen Werth hat , aber kein großes Naturgesetz , welches damit entdeckt worden wäre . Die Schwere drückt überhaupt die wesentliche Beziehung der Körper auf ihren Centralkörper aus . Diese wesentliche Beziehung hat nun Keppler eben so gut gekannt und dieser Gedanke gehört nicht erst Newton . – A³ : T.² = a³ : t² (das kepplersche Gesetz) A ist die Distanz des einen , a die des andern Körpers ; T. und t die Umlaufszeiten . Diese Formel können wir nun so A³ a³ schreiben T² = t² : Nehmen wir nun auf beiden Seiten das heraus was Newton die Schwere geheißen hat , nämlich die Schwere in so fern sie fallen macht , so erhalten wir dieses : Die Schwere in so fern sie fallen macht , hat das Gesetz , daß A a der durchlaufene | Raum sich verhält wie das Quadrat der Zeit , d . h . T.² = t² . A A² = t²a a². Dies Sondern wir dies in der allgemeinen Formel ab , so haben wir T.² immer noch die kepplersche Form . Machen wir aus dieser Formel eine ProporA tion so haben wir T² : t²a = a² : A² . Betrachten wir diese Proportion so haben wir | dieses Verhältniß : die Schwere in dem einen Körper (an A) verhält sich zur Schwere am andern Körper (dessen Distanz a ist) umgekehrt in die Quadrate der

103Ue

171vAb

104Ue

25

25 2 haben .] Ab : haben . Die Entwickelung Newtons hat allerdings ihren Werth .

6 Centrifugalkraft .] Ab : Centrifugalkraft . Es frägt sich , was diese thue , und das Resultat beider Kräfte müßte erst die Bestimmung | der Bewegung darstellen . 13 dieser Gedanke … Newton . –] Ab : Dies hat Newton nicht erst erfunden[ .] (In einer Disserta|tion von Hegel ist schon dargestellt , daß Newton 30 nur eine andere Form für Keplers Gesetz gemacht) Az : Daß da ein Verhältniß sey , brauchte nicht 30 erst dem Kopf Newtons zu kommen . Cf eine Dissertation über diese Materie in Jena gedruckt – wo gezeigt wird , daß die Ableitung der Newtonschen Formeln aus Kepplers Gesetz bloß Sache des Calculs ist . – 16 Nehmen] Ab : Das ist eine constante Größe bei dem Umlauf aller Planeten . / Nehmen 23 Verhältniß] Ab : Verhältniß der Schwere (= a. ) t² 35 4–5 nach einem … Körpers] Ue : Textlücke sich bewegenden Körpers nach demselben

14 A³ : T.²] 15 Formel] Textlücke ausgefüllt von UE 16 auf beiden … das] Ue : auch beide Seiten A A des 17 fallen] Ue : halben 19 T.² ] Ue : F.² 20 der allgemeinen] Ue : die allgemeine Formel] Textlücke ausgefüllt von UE 21–22 Proportion] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Gleichung 22 Proportion] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Gleichung 27 darstellen] Ab : darzu stellen 33 a. ] Ab : A. t² t²

35 Ue : A³ F .²

170vAb 171rAb

278

172vAb 49Az

105Ue

172rAb

173rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Entfernung . Dies ist die newtonsche Formel . Dies ist also nur eine Bewährung des Ausdrucks , welche denn allerdings den Werth hat , daß ein Theil derselben genommen wird als Schwere . – Es heißt nun , Newton habe den Beweis der kepplerschen Gesetze gegeben ; Keppler hat die Gesetze aus der Erfahrung abgeleitet ; der größte Ruhm Newtons wird also darin gesetzt , jene Gesetze bewiesen zu haben . Was nun diesen Beweis betrifft , so kann das Nähere davon hier nicht angeführt werden . Der Beweis wie ihn Newton geführt hat , kömmt nur sehr schlecht voran und man würde einen solchen Beweis sonst nirgends gelten lassen . Man will einen Grund von etwas haben und da ist man denn auch mit einem schlechten Grund zufrieden . Daß dieser Beweis hat imponiren können , liegt darin , daß die Vorstellung des unendlich Kleinen benutzt ist . Mit diesem Ausdruck des unendlich Kleinen hat man | viel Hocus Pocus getrieben . Es ist leicht einzusehen , daß die Verhältnisse im unendlich Kleinen dieselben bleiben sollen . Im unendlich Kleinen ist alles | gleich , so gut wie bei Nacht alle Kühe schwarz sind . Wenn man im unendlich Kleinen Sinus und Cosinus einander gleich setzt , so hat man die Natur derselben aufgehoben . Der richtige Gebrauch des unendlich Kleinen beruht darauf , daß das Verhältniß erhalten werden muß und es ist ein falscher Gebrauch des unendlich Kleinen , wenn man auch die Ver|hältnisse zu nichte macht . Daß die Quanta verschwinden , dies ist allerdings von Wichtigkeit und dies hat zur Bestimmung des unendlich Kleinen geführt . – vid : Anmerkung zu § 212 . No : 2 . Der newtonsche Beweis geht auf jedem Kegelschnitte ganz auf gleiche Weise . Laplace sagt , die Analysis , welche vermöge ihrer Allgemeinheit alles auffaßt , welches aus den gegebenen Gesetzen abgeleitet werden kann , zeigt

1–3 Formel . Dies … Schwere . –] Ab : Form . Der Unterschied ist das t²a Schwere | genannt bei Newton , also nur eine Umformung des Ausdrucks . 3 Es heißt … Newton] Ab : A n m e r k u n g § 212 . Newton 4–5 Erfahrung abgeleitet ;] Az : Erfahrung genommen . – Das ist allerdings das größte , die Nothwendigkeit eines Gesetzes zu erkennen . 6–7 kann das … werden .] Ab : kann die Art der Beweisführung Newtons nicht hier dargelegt werden ; sondern nur angegeben , daß Hegeln dieser Beweis vollkommen schlecht vorkommt . 8 man würde … lassen .] Az : Ich kann hier nur sagen , daß man mit einem solchen mathematischen Beweis sonst nirgends zufrieden seyn würde . 13–14 dieselben bleiben … Im] Ab : sollen dieselben bleiben , und das kann ja eine Menge falscher Sätze verteilen , indem man sagt : im 19 macht .] Ab : macht . So läßt | sich das Absurdeste beweisen . Und darauf beruht Newtons Beweis . verschwinden ,] Ab : verschwinden , und in ihrem letzten Verhältniß (in ultima ratione) genommen werden . 21 Der newtonsche Beweis] Ab : Newton will bewiesen haben , daß die Schwere sich verhält nach dem umgekehrten Verhältniß der Radien . Sein Beweis Az : Die Mathematiker gestehen zu , daß der Newtonische Beweis

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

15 Sinus] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : das Kleinere Quantum Cosinus] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Größere 19 nichte] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : quanta (zuerst mit : groß) verschwinden , dies] Ue : verschwinden . Dies 21 2 .] Ue : 21 . 22 Laplace] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : Keppler 24 t²a ] Ab : At² 28 Hegeln] Ab : Hegetn 40

mechanik

5

10

15

20

279

nur , daß jeder Kegelschnitt durch die Bahn der Planeten beschrieben werden kann . – Newton selbst sagt : Wenn ein Körper sich in einer Elipse , Hyperbel oder Parabel bewegt , so ist die Schwere umgekehrt im gedoppelten Verhältniß der Radien . Die Hauptsache ist nun eben , daß die Planeten sich nur in der Elipse um ihren Centralkörper bewegen , und nicht im Kreise , wie der Parabel oder Hyperbel . Dies ist eben das Neue des Gesetzes . Aus diesem Umstand zeigt sich für sich selbst das vollkommen Ungenügende des Newtonschen Beweises . vid : das Weitere der Anmerkung . – Im Centralkörper ist überhaupt das an und für sich Bestimmte , die Subjektivität ausgedrückt . Die Objektivität ist dagegen in den andern Körpern dargestellt . – Indem diese den abstrakten Moment der Subjektivität nicht an sich haben , so ist ihre Entfernung , ihr Ort zwar nach einer Seite bestimmt , allein dieser Ort ist nicht an und für sich bestimmt . | Deswegen bewegen sie sich in einer Curve um den Centralkörper . Wenn der Ort jener fest wäre an der Peripherie , so wäre der Körper überhaupt unbeweglich . In einer Curve hingegen sind Punkte , von denen einer so gut ist wie der andere . Die Gleichgültigkeit | gegen die einzelnen Orte stellt der Körper dar , indem er sich bewegt . – In diesem ersten | Verhältniß ist nun die Schwere noch nicht zu einer Tota lität entfaltet ; dazu gehört noch mehr . Dieser erste Gegensatz trifft nur den Körper der Subjektivität , den Centralkörper und dann das Objektive überhaupt , die Besonderung , die Realisirung der Subjektivität . Die nächste Bestimmung betrifft nun die besonderen Körper . Der besondere Körper ist zunächst ein selbstständiger gegen den Centralkörper ; er hält sich gegen ihn , | hat aber sein Centrum nur auf relative Weise in sich . Es kömmt ihm so die Bestimmung der Selbstständigkeit

174rAb

106Ue 174vAb ; §§ 212 , 217

175rAb

25

6–7 Aus diesem … Beweises .] Ab : Aus Newtons Beweise folgt die Möglichkeit aller ihrer verschie8 Im] Az : 17 D e c e m b e r Das Moment 9–10 Die Objektivität … dargestellt . –] Ab : Das andere ist die Objectivität dagegen . Dies sind zunächst überhaupt andere , dem Centrum entfernte Körper , die dagegen selbstständig sind , nicht auf den Centralkörper fallen . 13 um den Centralkörper .] Ab : um ihn herum . Der Ort ist einerseits bestimmt , andererseits nicht ; daher bringt der Körper alle 30 14 unbe30 Möglichkeit der Entfernung zu Stande und bewegt sich daher in der Curve herum . weglich .] Ab : Starrheit . Nur der Centralkörper ist das Eins des Orts . 17 In] Ab : Dies war die erste Bestimmung der absolut freien Bewegung . / Das 2te nun ist die weitere Bestimmung . In 17–18 Totalität entfaltet ; … mehr .] Ab : Totalität . Sonne und Planet sind nur noch eine Einsbeziehung , keine Totalität . 19–20 die Besonderung , … Subjektivität .] Ab : Die Besonderung muß weiter 21 Körper .] Ab : Körper , was im Allgemeinen Planet ist . 35 bestimmt werden . 25 denen Bahnen . Dieser ganz wesentliche | Umstand läßt den Newtonschen Beweis unbestimmt .

35

2 Hyperbel] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Curve 3 Parabel] Ue : Pendel 4 Radien .] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Quanta . 5 Parabel] so AbAz Ue : Pendel 7 Beweises] Ue : Kreises 13 Curve] Textlücke ausgefüllt von UE 13–14 fest wäre an … der Körper] Ue : wäre am Körper … derselbe 14 Curve] Textlücke ausgefüllt von UE 26 17 D e c e m b e r ] Az : 17 D e c . am Rande 40 31 erste] Ab : beste

173vAb 17 . 12 . 21

280

175vAb 50Az

107 Ue

176rAb

176vAb

177rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

und eben so die der Unselbstständigkeit zu . Das Besondere ist logisch betrachtet sowohl das Einzelne als das Allgemeine . Diese abstrakte Bestimmungen hat nun der Körper an ihm selbst darzustellen . Der Körper ist so vors Erste ein Centrum , außer dem seine übrigen Theile sind , welche nach dem Mittelpunkt streben . | Damit ist indeß die Darstellung der Unselbstständigkeit noch nicht vollendet . | Stellen wir uns vor daß alle Theile eines Körpers der Peripherie in demselben Ortsverhältniß bleiben zum Centralkörper , so wäre dies eine träge , starre Bewegung um den Centralkörper . Es wäre also irgend ein Ort A ; wenn dieser immer in gerader Linie läge zwischen den beiden | Centris , so würde ein anderer Ort B immer denselben Winkel mit diesem ersten machen . So würde der Körper der Peripherie sich nur als Masse um den Centralkörper bewegen . Als selbstständiger Körper beweist er sich so , daß seine Theile selbst ihren Ort verändern . | Dies begründet denn die rotatorische Bewegung . Dies ist die nächste Bestimmung , welche zu der vorhergehenden hinzukommen muß . Der Körper der Peripherie ist bestimmt gegen den Centralkörper ; diese Bestimmtheit fällt in das Centrum desselben ; die übrigen Theile sind die unbestimmten . Dies stellt sich zunächst dar in ihrem Streben nach dem Centrum , dann aber auch durch die Gleichgültigkeit ihrer Örter in | Ansehung der beiden Centra , diese ihre Unbeständigkeit wird realisirt durch die rotatorische Bewegung des Peripheriekörpers . Die rotatorische Bewegung macht die Lebendigkeit des Körpers an ihm selbst in Rücksicht seines räumlichen Verhältnisses aus . Der Körper ist nicht nur Eins , sondern zugleich ein Vielfaches . Dieses Andere ist die Veränderung , Erscheinung . Wir haben so die Einheit in der Veränderung . Am Körper der relativen , so wie auch an dem der absoluten Centralität , haben wir also einen Moment der Unselbstständigkeit unterschieden . Der Centralkörper ist die subjektive Beziehung auf sich , der zweite Beziehung auf sich und Anders . Das Dritte ist nun das Extrem der Beziehung auf

5

10

15

20

25

1–2 Das Besondere … Allgemeine .] Ab : Das ist der abstracte Gegensatz des besondern Körpers . 3 darzustellen .] Ab : stellt er dar in der Weise der Bewegung als Bestimmung von Orts-Veränderung . 30 17–18 Gleichgültigkeit ihrer Örter] Az : Gleichgültigkeit der Theile des Planeten 19–22 Peripheriekörpers . Die … Erscheinung .] Ab : Peripherie-Körpers . Die Gleichgültigkeit ist nun so vor- 30 handen , daß er alle Orte einnimmt die er einnehmen kann . Der Centralkörper ist auch ein Aussereinander das an und für sich bestimmt ist , auch nur das Centrum . Das Uebrige fällt auch in die Unbestimmtheit der Ortsbestimmung . Nur das Centrum ist das Eins , der Körper selbst ein Ausgedehntes , Vielfaches , und dieses ist das Veränderliche , das sich in der Veränderung dar|stellen muß . 25 zweite] Az : 35 23 Am] Ab : Das 3te ist , daß die Realisation der Idee noch nicht vollendet ist . An Planet 26 Extrem] Ab : Abstracte 13 rotatorische] Textlücke ausgefüllt von UE mit : elyptische 19 rotatorische1] Textlücke ausgefüllt von UE mit : elyptische UE mit : eliptische 27 der abstracte] Ab : sein abstracter

18 Centra] so Ab Ue : Centrarium rotatorische2 ] Textlücke ausgefüllt von

mechanik

5

10

15

20

25

281

Anders . Dies ist das Extrem der Unselbstständigkeit als solcher . Zur Realität der Idee gehört die Selbst|ständigkeit dieser abstrakten Momente . Dies macht das Dritte zum Schluß aus . Subjektivität , die Mitte , welche das Centrum in sich und zugleich in einem Andern hat und das Dritte , die unselbstständigen Körper . Diese | drei Wesen gehören zu einem Sonnensystem und machen eine Totalität desselben aus . In ihnen stellt sich erst das Ganze des Prozesses der Schwere dar . Zwei Körper stellen eigentlich noch keine wahrhafte Bewegung dar . Hier ist es gleichgültig , welcher von beiden sich bewegt und ob beide sich bewegen oder nur Einer . – So ist es gleichgültig , ob wir sagen , die Erde bewegt sich oder die Sonne . Eben so mit der Bewegung eines Schiffes vom Ufer . Durch die Mehrheit von Planeten | kann es zwar schon scheinen , daß eine solche freie Bewegung vorhanden sei ; aber diese bloße Mehrheit ist noch keine unterschiedene Bestimmtheit . – Die dritte Weise der Körperlichkeit ist also der unselbstständige Körper überhaupt . So haben wir einmal die abstrakte Rotation des Centralkörpers um sich ; das zweite ist die Bewegung um dieses Centrum und zugleich um sich selbst ; die dritte Weise der Bewegung ist die Bewegung nur um einen andern Körper . – | Das Nähere ist nun dieses , daß das Unselbstständige wesentlich in sich ein Verschiedenes ist . Diese Verschiedenheit in der Unselbstständigkeit kann nun nur diese sein : einmal die Bewegung , die nur dienend ist um einen andern Körper | die andere Weise der Unselbstständigkeit ist , der Fall aus einem Extrem in das Andere , die ausschweifende Bewegung . Der träge Mensch ist eben so das Unselbstständige , wie der ausschweifende ; beide sind ein Selbstloses . – Wir haben hier also zum Extrem die Unselbstständigkeit , nicht in sich , sondern in einem Besondern zu sein . Dies Andere ist einmal der Centralkörper und das andere Mal der planetarische Körper . So hat das Unselbstständige | einmal als Centrum einen Central- und das andere Mal einen Planet Körper . Dasjenige Unselbstständige , welches in Beziehung steht auf den Centralkörper , hat die ausschweifende Be-

1 Dies ist … solcher .] Ab : Das andere Extrem der Beziehung auf Anderes ist noch nicht vorhanden , also die aeußerliche Objectivität , die abstracte , subjectivlose Allgemeinheit . Das ist eben so noth5 Wesen] Ab : Weisen 30 wendig . Zwar ein körperliches Individuum , doch kein Centrum in sich . 10 Ufer .] Ab : Ufer bei dem wir vorbeischießen) Es gehört eine 3te Weise der Bewegung dazu , das Ganze vollständig zu bestimmen . 16–17 andern Körper . –] Ab : Andern , nicht um sein eigenes Centrum , wo der Körper sein Centrum gar nicht in sich , sondern in einem andern | hat . 17 Unselbstständige] Ab : Unselbstständige ist aber nicht im Centrum in sich zu seyn , und daher 19–20 35 um einen … Körper] Ab : Trabantenmäßig

108Ue

177vAb

178rAb

51Az

109Ue

179rAb

30

10 Mehrheit von BA aus Wahrheit 12 Mehrheit von BA aus Wahrheit 14 Rotation] so Az Textlücke ausgefüllt von UE mit : Bewegung . – 21 eben so] so Az Ue : so eben 25 planetarische] Textlücke ausgefüllt von UE mit : peripherische vgl . Ab : Planetare als] Ue : das 26 einen Planet] Ue : ein Textlücke (ausgefüllt von UE mit : en Peripherie) 34 in] Ab : ein

178vAb

282

110Ue

180rAb

180vAb

179vAb 18 . 12 . 21

nachschrift uexküll · 1821/22

wegung , dem subjektiven Mittelpunkt sich einmal unendlich zu nähern und dann in das Extrem der Repulsion überzugehen . – Dies ist der cometarische Körper ; das andere ist der lunarische Körper . Dieser bewegt sich in träger Unterworfen heit um einen Planeten . Der cometarische Körper hat sein Centrum in dem Körper der abstrakten Subjektivität . – Der planetarische Körper enthält beide Momente in sich ; er ist Centrum in sich selbst und hat zugleich sein Centrum in einem Andern . – Diese vier sind es , welche zum Sonnensystem gehören ; sie stellen auf diese sinnliche Weise die Momente des Begriffs dar . Es kann sonderbar scheinen , diese Körper in dieser Bestimmung zu fassen ; allein es muß so sein . Der Begriff ist in seiner Entwickelung dieses , gegen welches nicht ein Anderes vorhanden ist ; was | vorhanden ist , das muß ihm gemäß sein . Die Unterschiede sind hier noch ganz frei aus einander gewichen , um so weniger können sie von den Bestimmungen des Begriffs abweichen , eine Zufälligkeit dagegen haben . | Diese vier Bestimmungen werden wir denn in der ganzen Natur erkennen ; diese ist überhaupt die Reconstruktion und Umbildung dieser vier Bestimmungen . – Es kömmt hier die Zahl vier vor , wenn wir zählen . Der Gegensatz ist hier ein gedoppelter ; dadurch haben wir vier , wenn wir zählen . In der Natur ist überhaupt die Zahl vier mehr hervorherrschend als die Zahl drey , weil hier das was im Denken ein Einfaches ist , in der Weise des Außereinanderseins erscheint . So ist hier der Gegensatz als ein zweifaches vorhanden . Im Raume sind nur drei Dimensionen , denn das Vierte , der Punkt , ist hier eigentlich noch nicht | vorhanden , sondern nur in der Zeit . Die planetarische Natur ist die vollkommene , denn sie ist die Totalität . Hier haben wir die Planeten nur noch in Rücksicht der Bestimmung ihrer Bewegung . Erst auf den Planeten ist eigentliche Lebendigkeit vorhanden . Wir sind darum geneigt , die Sonne als etwas vor treff licheres zu halten als die Planeten , weil wir das Abstrakte überhaupt zunächst für das Höhere halten . Nur der Verstand , die Reflexion , hält das Abstrakte , das Einfache für das

5

10

15

20

25

5 abstrakten Subjektivität . –] Ab : subjectiven Körper ; der lunarische der Gegensatz dieser Excentri30 cität ist ruhiges | Moment . 7 Andern . –] Ab : Andern , Vereinigung der Selbstständigkeit und Unselbstständigkeit[ .] Diese] Az : 18 D e c e m b e r Diese 8 Begriffs dar .] Ab : Begrifs in seiner 30 Totalität dar . So wird also auch dem Komet eine durch den Begrif nothwendige Stelle angewiesen . 22 nur in … Zeit .] Ab : das Prinzip der Zeit ausmacht . 22–23 vollkommene , denn … Totalität .] Ab : vollkommenste , da sie Vereinigung der Extreme ist des Solarischen , Kometarischen und Lunarischen . 26 Höhere] Az : höchste 35

1 dem … nähern] Ue : den … machen vgl . Ab : diesem … nähern 2 cometarische von BA aus 35 concentriche 3 lunarische] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : excentrische 4 cometarische] so Ab Ue : concentrische 5 planetarische] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : excentrische 9 diese] Ue : diesen 11 vorhanden1] Textlücke ausgefüllt von UE 24 ihrer] Ue : seiner 25 vortreff licheres von UE aus vor treff liches 30 18 D e c e m b e r ] Az : 18 D e c . am Rande

mechanik

5

10

15

20

283

Wahrhafte ; alle Vor urtheile , | daß die Sonne etwas Vor treff licheres sei als z B . die Erde , beruhen hierauf . – Das Sonnensystem ist überhaupt das Vernünftige ; die Unermeßlichkeit des Sternenheers ist nichts was die Vernunft interessirt ; die bloße Wahrheit hat für den Begriff kein Interesse . – Die Natur des Sonnensystems ist noch nicht durch das bisher Betrachtete erschöpft . Diese weitern Be|stimmungen sind in folgendem enthalten . In der Philosophie müssen wir am meisten bei dem stehen bleiben was bestimmt ist und nicht dick thun wollen damit , daß man mit Allem fertig sei . Von Interesse wären allerdings solche Umstände wie das Verhältniß der Planetenbahnen zu einander , die Neigung derselben , das Verhältniß der Trabanten und Cometen . – Die Fläche der Bahn , welche die Planeten durchlaufen , wird zunächst vorgestellt werden müssen als eine ebene Fläche . Das Ganze zusammen ist aber die Bestimmung des totalen Raums . Die Planetenbahnen machen so Neigungen gegen einander und bilden so eine Zone . Noch mehr werden die Bahnen der Cometen unter sehr vielen Winkeln die Planetenbahnen durchschneiden . | Die Planeten gehen nicht über die Ekliptik hinaus ; die Cometenbahnen aber durchschneiden diese nach allen Richtungen . – Aufmerksamkeit würde ferner die Entfernung der Planetenbahnen von einander verdienen . Keppler hat immer versucht , diesen Abstand auf ein Gesetzmäßiges zurückzubringen . Er hat so die Verhältnisse der Töne mit diesen Entfernungen verglichen ; eben so die Verhältnisse gesetzmäßiger Körper . Die Entfernung des | Merkur als A angenommen (ohngefähr 3887 Erd halbmesser) so ist die Bahn der Venus A und B ; die dritte Bahn ist denn A + 2 B . Die Bahn des Mars A + 3 B . Bei A + 4 B .

181rAb

111Ue

181vAb

182rAb

182vAb

25 1 Wahrhafte ;] Ab : Höchste hält . Aber die Einsicht des Begriffes fi ndet das Wahrhafte nur im

2–3 Vernünftige ; die … interessirt ;] Ab : Vernünftige in der Welt , was in der Sternen5–8 erschöpft . Diese … sei .] Ab : erschöpft . Es fehlen noch Bestimmungen , die aber Folgen aus dem vorherigen sind , als die Grundbestimmungen . Wir sind noch nicht mit allem fertig , und müssen uns daher mit den Grundbestimmungen derselben befassen . Zufällige Analogien sind noch keine nothwendige Bestimmung . | Az : erschöpft : die wahren , nothwendigen sind in dem Gesagten enthalten , und nirgends weiß man sich so sehr auf das bestimmt Erkannte zu beschränken . 10 – Die] Ab : Der Körper ist als ein Punkt anzusehen . Die 12 des totalen Raums] Ab : der Totalität der Kugel 15–16 hinaus ; die … Richtungen . –] Ab : hinaus ; die Kometen gehen in allen Richtungen durch die Planetenbahn . Die Planetenbahnen selbst verändern ihre Winkel gegenseitig , haben eine seculare Bewegung . 18 Keppler] Az : Über die Abstände der Planeten-Bahnen hat man Verschiedenes versucht : auch Keppler , vom Glauben aus gehend , daß Vernunft in | diesen Verhältnissen sey . 20 Körper .] Ab : Körpern . Es ergiebt sich ein einfaches Gesetz , das in neueren Zeiten wieder in Anregung gebracht . 22 die dritte Bahn] Az : der Erde Concreten .

25 welt noch nicht vorhanden ist ; das Vernünftige in dieser Sphäre der Schwere .

30 30

35 35

17 Entfernung] Textlücke ausgefüllt von UE verdienen] Textlücke ausgefüllt von UE 19 Entfernungen] Textlücke ausgefüllt von UE 21 3887] so Ab Ue : 887 der Venus] so AbAz Ue : des Merkur 30 beschränken] Az : beschränken wissen 40 28 befassen] Ab : uns befassen

52 Az

284

112Ue 183rAb

183vAb

184rAb

113Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

fand sich eine Lücke , bis in neuern Zeiten die kleinern Planeten entdeckt wurden . Jupiter A + 5 B . pp dies macht ein ziemlich regelmäßiges Folgen , trifft aber nur ungefähr zu . Die Planeten Abstände von Hegel mit den platonischen Zahlen verglichen , aber auch dieses Verhältniß ist etwas Unvollkommenes . Ein solches Verhältniß wie der Abstand kann über|haupt nur als abhängig betrachtet werden von einer Formel , die eine Totalität in sich befasse . – Hiemit ist überhaupt der erste Theil be|schlossen , worin das herrschende die Allgemeine Materie ist , deren substantielle Bestimmung die Schwere ist . Diese ist ein Streben nach der Einheit . Zuerst hatten wir die endliche Bewegung . Das Letzte ist , daß die Schwere selbst das Bewegende ist , sich immanent bestimmt und zu einer Totalität ausführt . Dies ist die freie oder die absolute Mechanik . In der Wissenschaft der Mechanik herrscht eine große Vermengung der Prinzipien der endlichen und der freien Mechanik . Dies von einander zu trennen , würde eine wesentliche und sehr interessante Ausbildung der Bewegungslehre geben . Wir haben nun in diesem mechanischen Theil noch keine physikalische Bestimmung . | Der Standpunkt der Mechanik ist das Erste . Dieser Standpunkt ist es , bei dem Cartesius angefangen hat , gebt mir Materie und Bewegung , so will ich eine Welt erbauen , sagte dieser . Alles Physikalische hat sehr lange auf mechanische Weise gefaßt und erklärt werden sollen . – Die Größe des cartesischen Standpunkts ist deshalb nicht zu verkennen . Im Mechanischen ist überhaupt das Außereinander herrschend ; die Schwere ist noch das abstrakte In sich sein . Die Un|ter schiede sind hier bloße Massen . Durch die Materie kömmt die Einzelnheit in das abstrakte Außereinander hinein . Dieses Für sich bestimmt sein , dieses In sich sein , ist nur , daß dieses Abstrakte ist , oder es ist eigentlich nur erst der Punkt , welcher hier vorhanden ist . Die Bestimmtheiten , welche den Punkten weiter zukommen , sind | nur Beziehungen eines Vielen auf das Eine . – Die zweite Bestimmung ist die Bestimmung der Bewegung . Die Körper verhalten

5

10

15

20

25

1 kleinern Planeten] Ab : kleinen Planeten : Ceres , Pallas , Juno an dieser Stelle 2 5] Ab : 6 . 7–8 30 herrschende die … ist ,] Ab : allgemeine Materie das Herrschende ist . Raum und Zeit ist das ganz Abstracte Aussereinander . 11 Dies ist … Mechanik .] Ab : Dies macht die Mechanik . Der 3te Theil 30 macht den Keim , absolute Mechanik aus , 16 Erste .] Ab : erste , nothwendige , wesentliche ; doch ein ungenügender Standpunkt , über den hinausgegangen werden muß . 17–18 Materie und … dieser .] Ab : Materie und Bewegung als das Fundament ; es muß aber immer weiter bestimmt und ausgebildet werden . 18 Alles Physikalische] Ab : selbst Lebendiges 21 In sich sein] Ab : erste In sich seyn 22–23 Einzelnheit in … hinein .] Ab : Einheit von Raum und Zeit hinein ; Subjecti- 35 vität , für sich bestimmt seyn ; 24–26 Abstrakte ist , … Eine . –] Ab : abstractes ; blos äußerlicher , quantitativer Unterschied . Die Körper gelten in der Bewegung nur als Punkte . Centralität ist auch nur das Verhältniß Eines Punctes gegen vieles . 20 Mechanischen] Ue : Menachischen

mechanik

5

10

15

20

285

sich zu einander nach | Geschwindigkeiten . In Raum und Zeit hinein kommt die erste reelle Abscheidung durch die Materie , durch das Eins . Dies ist erst eine Unterbrechung des Raums und der Zeit . Diese Bestimmtheiten also der Zeit und des Raums haben noch keine andere Weise zu erscheinen . Was die Schwere determinirt , das sind nur Beziehungen der Punkte auf einander . Die letzten Bestimmtheiten sind hier Größe-Bestimmtheiten . Um was es zu thun ist , das ist nun , daß die Materie nicht nur auf diese äußerliche Weise , sondern an und für sich bestimmt seie . – Es ist hier überhaupt der Übergang des Quantitativen zum Qualitativen . Die Größen , welche wir gehabt haben , sind auch keine empirischen Quanta , sondern es sind qualitative Quanta , d . h . es sind Maße . Im Verhältniß der Potenzen liegt das Qualitative der quantitativen Bestimmungen . Dies sind aber selbst nur Bestimmungen der Äußerlichkeit . – Diese Äußerlichkeit ist nun der Materie selbst nicht ein Äußerliches , | sondern es ist dies die Natur der Materie selbst . Sie ist es selbst , welche bestimmt sein muß . Wenn wir sagen , die Materie ist in Raum und Zeit bestimmt , so ist dies : die Materie ist äußerlich bestimmt und dies ist ein Reflexionsurtheil . Das Weitere ist , daß dieses Ur theil der Reflexion wesentlich ein kathegorisches Ur theil ist . Die Bestimmtheit als die eigne Natur der Materie ist nicht ohne die Bestimmtheit von Raum und Zeit . So ist die Materie überhaupt | qua|litativ verschieden . Das Sonnensystem ist zunächst im Elemente der Äußerlichkeit vorhanden ; allein die Materie ist zugleich qualitativ bestimmt und so ist sie physikalisch . |

184vAb

§ 217

185vAb

114Ue 186rAb

25

25

30 30

35

4 Raums] Ab : Raum durch das Eins der Materie erscheinen .] Ab : erscheinen , als eben die Bestimmtheit von Zeit und Raum . 9M–10 § 217 Es … Quanta] Ab : Diesen Uebergang in die Bestimmtheit an und für | sich enthält § 217 . 218 . . / Die Aeußerlichkeit der Bestimmtheit ist nicht das einzige . Die Bestimmtheit ist wesentlich qualitativ , nicht blos quantitativ . Die Gesetze der Bewegung die wir gehabt haben sind keine blose Quanta Az : der Übergang zur Physik . / § 217 . Es wird ausgegangen von der Unselbstständigkeit der Körper . Diese Äußerlichkeit des Bestimmtseyns macht die eigenthümliche Bestimmung der Materie aus : die qualitative Bestimmung der Materie macht ihr Wesen aus . Die Gesetze der Bewegung sind 12–13 Bestimmungen der Äußerlichkeit . –] Ab : Bestimmungen in Räumlichkeit und Zeitlichkeit . / S . § 217 . Az : Bestimmungen sind im materiellen auseinander . 18 ist .] Ab : ist : daß bestimmt zu seyn , wesentlich ihre eigene Natur ist . 20–21 Das Sonnensystem … bestimmt] Ab : Die Bestimmung des Sonnensystems , die immanente Bestimmung der Schwere ist zunächst ein Moment der Aeußerlichkeit ; oder da sie immanent ist , so ist dies qualitative Bestimmung der Materie selbst Az : Die Bestimmungen des Sonnensystems : sind zunächst Bestimmungen des Raums und der Zeit , sie sind aber auch immanente Qualitäten der Materie . 6 Größe-Bestimmtheiten] Ue : Groß Bestimmtheiten 7 äußerliche Weise] Ue : äußerlichen Weisen 8 seie] Ue : sein 11 Maße] so AbAz Ue : Massen 27 § 217 . in Az am Rande 29 qualitative] Az : quant :

185rAb

286

nachschrift uexküll · 1821/22

Zwe it e r T he i l D ie Phy s i k

53Az

188rAb

Die Schwere ist explicirt im Sonnensystem ; die Bestimmungen des Sonnensystems sind Bestimmungen der entwickelten Schwere . Die Materie ist aber nichts anderes als das Schwere ; die Bestimmungen derselben , welche das Sonnensystem ausmachen , sind die Bestimmungen der Materie selbst ; damit treten wir ein in den Begriff qualitativ bestimmter Materie . Die Vollendung der Erscheinung der Materie , welche das Sonnensystem ist , ist zugleich dieses , daß die ganze Natur der Schwere jetzt gesetzt ist , und dies ist die Natur der Materie selbst . Die Materie ist so also selbst gesetzt als entwickelt , als bestimmt . Diese Bestimmungen machen das Seyn der Materie aus ; Bestimmung und Seyn der Materie ist wesentlich identisch . Die Materie ist nicht unterschieden von ihrem Bestimmtsein . Dies macht überhaupt die Natur des Qualitativen aus . – Dies ist der Übergang von der Mechanik zur Physik . Die Materie ist jetzt an ihr selbst bestimmt . Die Bestimmungen sind nicht mehr räumliche und zeitliche , sondern sinnliche , materialisirte Bestimmungen . – Die Materie haben wir gehabt als räum|lich und zeitlich ; denn als Widerstand leistend . Jetzt kommt die weitere Bestimmung hinzu , daß sie qualitativ bestimmt ist . – Die Form wird jetzt in der Materie frei ;

5

10

15

20

186vAb 20 . 12 . 21 187rAb

187vAb

3–4 Die Schwere … Schwere .] Ab : Die Aeußerlichkeit ist nicht an der Materie selbst etwas Aeußerliches , sondern macht deren Raum selbst aus . Ihre qualitative Bestimmung . Die Schwere ist explicirt in dem Sonnensystem . Diese Bestimmungen der Schwere im Sonnensystem sind nur Bestimmungen der entwickelten | Schwere allein . Die Schwere dirimirt sich so und explicirt ihr Wesen . Az : 2 0 D e c e m b e r Die Bestimmungen 9–13 selbst . Die … aus . –] Ab : selbst . Es sind nicht mehr einzelne Seiten an der Materie , worin nicht ihr ganzer Begrif | wäre . Im Sonnensystem ist der ganze Begrif der Schwere gesetzt , und somit die Materie selbst , die bestimmt ist . / Diese Bestimmungen sind also Bestimmungen der Natur der Schwere . Die Totalität der Form macht den Begrif der Schwere selbst aus ; und diese Bestimmungen machen das Seyn der Materie aus , sind ihr wesentlich identisch . / Das Daseyn der Materie ist in der Bestimmung der Schwere ; und die Materie ist in so fern nicht verschieden von dieser Form ; dies macht das Qualitative aus ; eine Bestimmt|heit die identisch ist mit dem Seyn . 14 Physik .] Ab : Physik . / Zwe y t e r T h e i l / Ph y s i k . Az : qualitativ . / IIter Theil . / D i e M a t e r i e i n i h r e r F o r m e n t w i c k e l t . 18 hinzu , daß … ist . –] Ab : hinzu . Alle jene Bestimmungen gelten nur der abstracten Materie , die die Form nur äußerlich hat .

20

25 25

30 30

3 explicirt] Ue : appliecirt 6 ausmachen] Ue : ausmacht 22 dirimirt] Ab : decimirt 23 2 0 D e c e m b e r ] Az : 2 0 D e c . am Rande 24 Sonnensystem] Ab : Sonnenschein 31 D i e M a t e r i e … e n t w i c k e l t . in Az am Rande 35

physik

5

10

15

20

25

287

zunächst wird die Formbestimmung nur | äußerlich an der Materie . Die Schwere schließt sich jetzt auf : sie ist als solche das Dumpfe , Dunkle , Unentwickelte , denn sie selbst ist es nicht , welche in die Form Unterschiede auseinander geht . Jetzt ist es , daß die Form in der Materie losgebunden wird , welche vorher in dem spröden Eins zusammengebunden war . – Die qualitative Natur ist es , welche hier betrachtet wird . – vid : § . 218 . Die Totalität des Sonnensystems ist erst das wahre der Materie und der ideellen Bestimmungen der Zeit und des Raums . Dies Dritte ist einmal der Übergang in eine weitere Sphäre und andererseits sind in ihm erst gesetzt jene ideellen Bestimmungen von denen wir angefangen haben . Jene Totalität ist eine Diremtion in zwei Extremen ; das Eine Extrem sind die ideellen Momente , welche wir gehabt haben , das andere Extrem ist die Produktion der höhern Stufe des Begriffs , des physikalischen . – Jene ideellen Momente existiren nicht ohne die Totalität und diese ist erst das Produzirende derselben . Erst , indem diese Totalität ist , so ist Raum und Zeit und Materie . Man stellt sich Raum und Zeit als leere Behälter vor . Damit haben wir angefangen und wir wußten wohl , daß wir nur mit einer Abstraktion anfi ngen . Die Totalität ist erst der Träger | dieser abstrakten Bestimmungen ; das Sonnensystem setzt erst den Raum und die Zeit ; eben so ist das Abstraktum der Materie erst producirt von dem Dritten , welches das Wirkliche ist . – Bei Betrachtung der natürlichen Bestimmungen kommt dies überhaupt vor , daß wir erst anfangen mit einem Unmittelbaren , welches weil es dies ist , | nur erst ein Gesetztes ist . Das womit wir anfangen , muß sich auch darstellen , nicht nur ein durch den Begriff Erzeugtes zu sein , sondern auch ein Erzeugtes durch den erzeugenden Begriff . – Auf diese wirkliche Erzeugung muß also selbst aufmerksam gemacht werden . Wenn wir vom Thiere sprechen , so entwickeln wir zuerst die Idee des Thiers und das Letzte ist denn die Reproduktion . Hierin erscheint das Thier als ein Erzeugtes . – Dies ist der nähere Sinn dieses Übergangs von jener Totalität . Diese nimmt sich auch zusammen in ihrem einfachen Begriff , welcher die nächste Stufe ausmacht . Diese

115Ue 188vAb § 219

189vAb

116Ue

30

1 Die] Ab : Das trockene abstracte Eins enthüllt sich ; die Unterschiede der Form werden materiell . 3 geht .] Ab : geht . Ihre Dunkelheit ist ihr In sich seyn . | 5 Die] Ab : Die Materie in ihrer Form entwickelt die materialisirte Form . Die 10 Totalität ist] Ab : Totalität muß auf | dreifache Weise gefaßt werden : 1 . , bestimmt gegen einander nach Raum und Zeit und Bewegung ; sie ist 14 Erst , indem … Totalität] Ab : Erst , wenn ein Sonnensystem 18–19 eben so … ist . –] Ab : Diese 35 Totalität setzt aber ihre Extreme ; das abstracte , Raum und Zeit , und die unselbstständige Materie , 35 der die Bewegung äußerlich ist .

30 / Die

3 die] Ue : der 5 war von UE aus ist 8 andererseits] Ue : gangbar 9 ihm] Ue : ihnen 10 Diremtion] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Einheit sind] Ue : ist 23 erzeugenden] Textlücke ausgefüllt von UE

189rAb

288 190rAb

190vAb

191rAb 117 Ue

192rAb

192vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ist die physikalische . Dies ist | der Begriff der Schwere als entwickelt und so , daß jetzt diese Entwickelung Dasein hat , selbst als ein materielles Dasein . – Die Schwere ist es also , welche sich jetzt aufschließt ; es treten jetzt die Qualitäten hervor und diese sind materiell . – Zunächst ist die allgemeine Übersicht dieses ganzen Theils zu betrachten . Wir haben hier drei Stufen . Erstens die materialisirte Bestimmung ; die vollkommene Freiheit dieser Bestimmungen , Kör|perlich keit deren Bestimmungen qualitativ sind . Diese Bestimmungen müssen dazu zusammengehen , sich zur Individualität zu machen . Diese Individualität ist das Zweite . Diese hat ihren Gegensatz zunächst an der Schwere . Dies ist überhaupt die abstrakte Individualität , welche die Schwere überwindet und herabsetzt zu einem Moment . Das Dritte ist denn die totale Individualität . – Den ersten Theil machen | also die freien physikalischen Bestimmungen aus , oder die ganz allgemeine qualitative | Körperlichkeit . Dies sind die physikalischen Bestimmungen der Himmelskörper . Die Unterschiede derselben sind wesentlich qualitative . Das Zweite ist denn , daß diese allgemeine Qualitäten gesetzt sind als bezogen auf einander ; so sind sie die Elemente und das Dritte ist der elementarische Prozeß , worin ihre gegenseitige Beziehung auf einander gesetzt und die Individualität gesetzt wird . – Die Bestimmungen der ersten Sphäre sind 1 . , die Identität 2 . , die Verschiedenheit a . , als gleichgültige Verschiedenheit b . , eigentliche Verschiedenheit 3 . , der Grund . – Diese freien Qualitäten sind zuerst ganz in ihrer abstrakten | Freiheit , selbstständig . – Die erste Bestimmung dieser qualificirten Körperlichkeit ist die reine Beziehung auf sich selbst , das ganz Allgemeine – das Licht . In dieser Selbstständigkeit für sich ist es der L icht körper . Materie und Licht stehen einander gegen über ; die Materie ist das nur innere Für sich sein ; das Licht ist dagegen die reine Manifestation , das Offenbaren und das Offenbaren überhaupt der Materie . Die zweite Bestimmung ist die der Ver|schiedenheit . Zunächst das Für sich sein überhaupt ,

5

10

15

20

25

30

191vAb

2 materielles Dasein . –] Ab : materielles ist , daß der Begrif seiner Bestimmung Realität giebt an der Materie selbst , immanentes qualitatives Daseyn . 8 Diese] Ab : Diese Freiheiten der 8–9 Individualität zu machen .] Ab : in die Individualität , Subjectivität zu produciren muß ihr Ziel seyn . 30 16 einander ;] Ab : einander , abhängig , unterworfen ; 18 Individualität] Ab : allgemeine Individualität 19 1 . , die Identität] Ab : 1 . , Die allgemeinen Qualitäten der physisch qualitativen | Natur ; das Sinnliche nicht mehr blos räumlich und zeitlich , sondern concret . Die Materie hat als solche ihr angehörende Qualitäten . Die allgemeinen materialisirten Bestimmungen , abstract lo- 35 gisch , sind die Identität oder die Beziehung auf sich selbst ; 20 3 . , der Grund . –] Ab : 3 . , Die 35 Einzelheit überhaupt , Grund der Individualität . 25–26 Manifestation ,] Ab : Manifestation , die reine freie Reflexion in sich . 11 einem Moment] so Az

Ue : andern Momenten

26 der Materie eingefügt von UE

physik

5

10

15

20

289

materielle Starrheit , Ausschließen des Andern . Dies ist nicht die reine Abstracte Beziehung auf sich , welche das Licht ist , sondern die materielle Starrheit . Dies ist die Möglichkeit des Manifestirens , des Für sich seins , des Vergehens . In ihrer Freiheit ist dies der lunarische Körper . Die zweite Seite des Gegensatzes ist die Relation , die Entgegensetzung ; diese als gleichgültig fällt in sich zusammen ; anstatt starr zu sein , | ist sie nur das Neutrale . Dieses 3te ist die Möglichkeit , aufgeschlossen zu werden[ .] | Diese Neutralität , welche das Wasser constituirt , gleichfalls als allgemeines Körper Individuum ist der kometarische Körper , worin jene beide Seiten des Unterschiedes bewältigt sind in einem Eins . Dies sind die physikalischen Eigenschaften der Körper des Sonnensystems . Diese müssen | physikalische Bestimmungen haben . Die nur außer sich seiende Vielheit der Materie muß übergehen zu immanenten , qualitativen Bestimmungen der Materie . Diese Bestimmtheit ist nun zunächst in der Weise selbstständiger himmlischer Körper . – Die Güte der Natur erlaubt es jenen freien Körpern als selbstständige zu erscheinen . – Das Zweite ist nun , daß diese Körperlichkeiten als Beziehungen auf einander sind ; damit ist zugleich das Dritte gesetzt , welches deren Beziehung ist . Was wir als selbstständige Körper hatten , erscheint also jetzt als Beziehung auf einander ; sie sind bezogen auf ein Drittes , an welchem sie ihr Bestehen haben , welches ihr Centrum ist . Hier bestimmt denn die Individualität . Was zunächst als Himmelskörper erschien , ergiebt sich jetzt als die Elemente . Dies sind die physikalischen , nicht die chemischen Elemente . Das erste Element ist die Luft als passives Element , das schlechthin Durchsichtige für das Licht , die absolute Möglichkeit des Lichts . | Dann sind die zwei Formen des Gegensatzes ; die eine ist das Für sich sein , als das unruhige Für sich sein , nicht mehr das Starre und dies ist

193rAb 118Ue

193vAb

54Az 194vAb

25

25 2 sondern] Ab : sondern Verschiedenheit von Andern

3 Möglichkeit] Ab : Möglichkeit , das Prinzip des Feuers 6–7 ist die … werden] Ab : ist der zusammengefallene tode Gegensatz 9 Dies] Ab : Das 3te ist der terrestrische , planetarische Körper , der Grund , worin das Abstracte liegt , die allgemeine Individualität . Der terrestrische Körper ist die Wahrheit der Sonne , des lunarischen , des 30 kometarischen Körpers , die alle nur Abstracte sind . / Dies 11 haben .] Ab : haben . Vorhin haben 18 einander ;] Ab : einander , also nicht frei . 30 wir sie nur nach ideellen Bestimmungen betrachtet . Die | Freiheit kommt ihnen nicht wahrhaft zu[ .] / Es sind also auch Materialitäten , 19 ist .] Az : ist – die Elemente der Erde | 19–20 Was zunächst … Elemente .] Ab : So sind die übrigen Bestimmungen die Elemente eines reellen Körpers , eines Planeten ; die anderen Körper haben keine Elemente . 21–22 Luft als … Element ,] Ab : Luft , das passive Licht ; Luft , die absolute Passivität 35 des Lichts , 24 Starre und … ist] Ab : Starre Bestehende ; sondern im Gegensatze 1 Abstracte] Textlücke ausgefüllt von UE 3 Manifestirens] Textlücke ausgefüllt von UE Für von UE aus für 4 der lunarische] so AbAz Ue : d Textlücke (ausgefüllt von UE mit : er e l e m e n t a r i s e ) 9 bewältigt] Ue : bewilligt 22 Durchsichtige] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Gleichgültige 34 Luft 2 ] Ab : Licht

194rAb

290

119Ue

195vAb

196rAb

120Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

das Verzehren , das Feuer . Das Andere dagegen ist das Neutrale , das Wasser . Das Vierte ist die Erde , das Terrestrische , das Prinzip der Individualität überhaupt . – Das Dritte in dieser Sphäre | ist der Prozeß dieser Elemente . Dies ist die Erzeugung und die Reduktion der Elemente . Dies ist überhaupt das Setzen der Fruchtbarkeit . Die zweite Sphäre ist nun die fruchtbare Individualität ; die Individualität , welche sich entschließt . Ihr erstes Entschließen ist die endliche Individualität . Dies ist die erste Bestimmung der Erde . Näher ist denn diese Individualität so , daß sie unterschieden ist von der ursprünglichen Einheit , von der Schwere . – Das Qualitative ist hier ein Gegensatz , eine Differenz gegen | die Schwere . Solche Bestimmtheit ist wieder das Mechanische ; ein Bestimmen der Qualität . Die Stufen , welche in dieser Sphäre vorkommen sind erstens die spezifische Schwere oder Dichtigkeit . Bestimmtheit , als Bestimmtheit an der Schwere . Hier gilt die Materie nicht mehr als einander gleich . Im Sonnensystem werden wohl auch die Massen in Rechnung gebracht , aber diese sind in Rücksicht auf das Gesetz der Bewegung etwas vollkommen Gleichgültiges . Hier ist es nun aber , daß das Gewicht zugleich spezifisch bestimmt ist . Diese spezifische Schwere erscheint als ein Verhältniß | des Gewichts zum Raum . Der Raum ist hier zunächst Quantum überhaupt und eben so das Gewicht , aber das Bestimmende ist das Verhältniß beider zu einander . Vorher ist die Materie überhaupt Raumresultat ; hier tritt aber der Gegensatz ein , die immanente Specification des Gewichts . – Das Zweite in dieser Sphäre ist das differente Verhältniß der specificirenden Körper gegen einander und zwar zunächst ein äußerliches Verhältniß . Dahin gehört zB . zuerst die Adhäsion . Diese Adhäsion ist denn | ein

5

10

15

20

25

195rAb

1 Neutrale ,] Ab : Neutrale , der Gegensatz zusammenfallend : 2–3 überhaupt . –] Ab : überhaupt . / Was erst selbstständige Himmelskörper , sind hier Elemente , als unterworfen . 3–5 dieser Elemente . … Fruchtbarkeit .] Ab : dieser Elemente . Das Seyn der Elemente ist ihr Prozeß ; sie sind selbstständig und doch wesentlich bezogen auf einander . Die Darstellung dieses Widerspruchs ist | ihr Prozeß . Die Reduction derselben zum Terrestrischen , Befruchtung desselben , ist ihre Erzeugung . Diese innere Fruchtbarkeit ist aber selbst bestimmend . 6 Individualität , welche] Ab : Individualität , die so geworden ist und 9 Schwere . –] Ab : Schwere . In der ersten Sphäre ist diese Bestimmung eine mechanische , noch nicht vollendete , 10 Schwere .] Ab : Schwere , so fern es die Schwere bestimmt . 13 Hier gilt … gleich .] Ab : Hier gilt die Schwere nicht mehr als allgemeines Streben nach der Einheit ; so daß die Materie darin gleich gilt . 16 Gewicht zugleich … ist .] Ab : Gewicht , die Schwere , als besondere Masse zugleich specifi sch , qualitativ bestimmt . Die immanente Bestimmtheit der Schwere ist die specifi sche Schwere . 23 Adhäsion .] Ab : Adhaesion , Rauhigkeit , Abstoßen der Körper von einander . 12 an der] Ue : als die 20 die] Ue : das 23 Adhäsion1] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Verwandschaft (zuerst mit : Metallität) Adhäsion 2 ] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Affi nität (zuerst mit : Specification) 28 desselben] Ab : derselben 31 mechanische] Ab : harmlose

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

291

Praedikat der Körper , ein specifisches Streben derselben in Eins , welches verschieden | ist von der allgemeinen ursprünglichen Schwere . Die Dichtigkeit ist die Erscheinung dieser specifischen Schwere . Ferner gehört hieher die Härte und die Weichheit der Körper . Das Dritte in diesem differenten Verhältniß gegen einander ist die Elasticität ; Härte und Weichheit vereinigt . Der elastische Körper ist eben so die unendliche Härte , als er die unendliche Weichheit ist . Diese Elasticität , welche zunächst mechanisch ist ist denn wahrhafte , reelle Elasticität . So stellt die Elasticität sich dar als Prozeß in sich selbst . Dies ist das Dritte in dieser Sphäre . Die Bestimmung des Weichen in der Materie ist das unmittelbare Schwanken und Zittern in sich selbst . Dies ist das Schwingen des Körpers , die Zeit , die Subjektivität in dieser Sphäre . Dies ist die materialisirte Zeit . Die specifische Materialität , die so als Zeit in sich selbst gesetzt ist , ist der Klang der Körper . Dies ist das Resultat des Mechanischen in seiner Beziehung auf sich selbst . Die specificirte Materialität als ideell sich setzend . Im Klange stellt sich so die Seele , die reine Subjektivität des Weitern dar . Mit dem Klange tritt nun unmittelbar auch das Andere hervor . Im Klange wird die Cohärenz der Zusammenhang der Theile zeitlich gesetzt . | Ihr Außereinander wird aufgehoben ; ihre Sprödigkeit gegen einander läßt nach . In diesem negativen Moment ist überhaupt enthalten das Auflösen des Mechanischen , das Erweichen desselben . Dies Erweichen der Materie ist die Wärme überhaupt ; diese steht dem Klange unmittelbar gegenüber . Das materielle selbst tritt als Klang | hervor und dies stellt sich auf der andern Seite als Gleichgewicht des Materiellen dar . – Hiemit tritt denn die unendliche Form hervor , welche sich in dieser weichen Materie ausläßt . Dies ist das dritte Kapitel . Dies enthält erst die Gestalt , die absolute Form . | Diese ist eine Explication ihrer

196vAb

197vAb

121Ue

198rAb

25

25 1 Praedikat der Körper ,] Ab : Product , eine Beziehung ,

2 Schwere .] Ab : Schwere ; Hervorbringen einer Einheit die unabhängig von der Einheit der allgemeinen Schwere ; 4 Körper .] Az : Körper wo einer sich im andern setzt oder nicht setzen kann . 5 vereinigt .] Ab : vereinigt ; Adhaesion des Körpers in sich selbst . 6 Weichheit ist .] Ab : Weichheit , die er jedoch immer wieder von sich aus30 schließt . 8 selbst .] Ab : selbst , Einheit von der einfachen Bestimmtheit der specifi schen Schwere ; 30 ein anderes in sich gewähren lassen , und zugleich un|mittelbares Abstoßen , beides als eine Bestimmung . 9 Weichen] Ab : Weichen und Harten 14 setzend .] Ab : setzend und unmittelbar ihre Realität herstellend . 19 Mechanischen , das … desselben .] Ab : Mechanischen enthalten , das Schwingende , das feste Reagiren gegen einander . Indem der materielle Punct weich wird wird er in seiner Härte hergestellt ; so ist er eine vergängliche Härte ; 35 35 2 Dichtigkeit] Textlücke ausgefüllt von UE

6 er] Ue : es 14 Im Klange] so Ab Ue : Jene Textlücke (ausgefüllt von UE mit : Elasticität) die1] davor eingefügt von UE : wie reine] so Ab Ue : weitere 15 auch] Ue : und 16 die Cohärenz] so Ab Ue : d Textlücke (ausgefüllt von UE mit : ie Innerlichket) 19 Erweichen1] so Az Ue : Erwachen Erweichen 2 ] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Erwachen 22 unendliche] Ue : unendlichen 23 weichen] Ue : reichen Kapitel] Ue : Kapital

197rAb

292

nachschrift uexküll · 1821/22

selbst . – Das Erste ist hier die Gestalt ; dann die Differenz der Gestalt , der elektrische Moment und dann der chemische Prozeß . –

A . d ie e l e me n t a r i s che Phy s i k 198vAb

§ 220

55Az

122Ue

3 . 1 . 22

199rAb

199vAb

Das Physikalische ist also überhaupt bestimmte | Materie , so daß diese Bestimmtheit die Qualität derselben ausmacht ; das Allgemeine der Materie hat zu seinem Dasein selbst die Bestimmtheit . – Unbestimmte Materie ist nur eine leere Abstraktion . – Zuerst ist nun der Standpunkt jener freien Qualitäten festzusetzen . Das Qualitative ist zunächst abstrakt für sich ; die Bestimmtheit in ihrer Unmittelbarkeit ; daß die Bestimmten zu Grunde gehen , ist das weitere Fortschreiten ihrer Bestimmung . Diese freien Bestimmtheiten sind nun nichts Anders als die Reflexionsbestimmungen . Diese sind bekanntlich zuerst die abstrakte Identität mit sich , dann der Unterschied und drittens der Grund . Die erste Weise wie die Materie in die Freiheit tritt , so daß die Formbestimmungen sich für sich setzen , so ist die Identität mit sich überhaupt . Diese Identität mit sich natürlich existirend ist das Licht . | Im Geist existirend ist dies das reine Ich des Selbstbewußtseins . Dies ganz abstrakte Ich , wenn von dieser Bestimmung weggesehen wird , daß sie im Geiste existirt , ist sie natürlich , so ist sie das Licht . Dies ist die erste physi|ka lische Qualität . Es sind bei dieser Betrachtung zwei Seiten von einander zu unterscheiden ; zuerst ist es nothwendig , daß das Natürliche aus der Schwere hervorgeht ; die Centralität ist nur in so fern zugleich Viele außer derselben sind .

1–2 selbst . – Das … Prozeß . –] Ab : selbst . / Das Physikalische hat 3 . Formen : 1 . , die freien Qualitäten ; 2 . , die Vereinigung derselben in ein Festes , so bilden sie eine Individualität ; 3 . , die freie Individualität . Hier erst ist selbstständige Gestaltung . Dies sind die 3 . Hauptformen . 4 Das] Az : 3 J a n u a r 18 2 2 . / E r s t e Un t e r a b t h e i l u n g Das 6 Bestimmtheit . –] Ab : Bestimmung hat , anstatt das Substantielle dasselbe ist . Az : Bestimmtheit ist die Substantialität der Materie 7 Abstraktion . –] Ab : Abstraction , mit der wir es nur bisher zu thun gehabt . 8–10 Das Qualitative … Bestimmung .] Ab : Es sind qualitativ bestimmte Materialitäten ; diese sind jede abstract für sich ; die Bestimmtheit in ihrer Unmittelbarkeit ; das selbstständige Auseinandergehen der Qualitäten , | die dann weiter hin in der Individualität untergehen . 11 Reflexionsbestimmungen .] Ab : ReflexionsBestimmungen ; das Logische , Vernünftige derselben . 16–17 Dies ganz … natürlich ,] Ab : Dieses , wenn nur die | abstracte Gedankenbestimmungen dann genommen werden als natürliche 17–18 erste physikalische Qualität .] Ab : erste freie Qualität . / S . § 219 . 220 . Az : erste abstracte Qualität , die wir zu betrachten haben . 19 nothwendig] Ab : nothwendig in der Idee 20 Centralität ist] Ab : Centralität der Materie , die nur in so fern ist , als sie Attraction ist ,

5

10

15

20

25 25

30 30

3 e l e m e n t a r i s c h e ] Textlücke ausgefüllt von UE 12 wie] so AbAz Ue : wenn 16 von dieser 35 Bestimmung] Ue : davon vgl . Az : diese Bestimmung 20 hervorgeht] so Ab Ue : herausgeht 35 24 3 J a n u a r … Un t e r a b t h e i l u n g ] Az : 3 J a n . … Un t e r a b t h e i l g am Rande

physik

5

10

15

20

293

Sie ist deswegen nur ein Sollen ; erst im Freiwerden der Formbestimmungen kömmt sie dazu , für sich zu existiren . Diese Identität mit sich ist also nothwendig . Das Zweite ist denn , daß wir zu dieser Begriffsbestim mung die Art und Weise der Existenz suchen , welche derselben entspricht . Jenes Erste ist für sich , a priori , wie man es genannt hat . Auf das Zweite antworten wir , daß dieses Natürliche das Licht ist . Daß die a priori nothwendige Begriffsbestim mung vorhanden ist , ist für sich zu erweisen und dies geschieht , indem vom empirischen Lichte gezeigt wird , daß es nur die Begriffsbestim mungen darstellt , welche nothwendig sind . Die Begriffsbestim mung geht uns hier vornämlich an . Der empirischen Wissenschaft hat man es eigentlich anheim zu stellen , herbeizubringen , was die Natur des Lichts ist . – Die erste elementarische Materie ist also ihre reine Identität , und zwar als daseyende , selbstständig für sich . Das existirende Selbst der Materie ist so das Licht . Reine Identität , in der aller Unterschied verschwunden ist . – Das Licht ist das absolut Leichte ; es ist von dem Suchen des Schweren ganz frei . Es ist außer sich sein , Materie , Räumlichkeit und zwar | bestimmte Räumlichkeit und doch zugleich Ununterschiedenheit in sich selbst , reine Unbestimmtheit . Es ist das Untrennbare und Einfache . – Das Licht ist also diese Identität ; die Betrachtung desselben ist besonders von dieser | Seite interessant , weil die Vorstellung dabei in Verlegenheit kömmt . Diese macht sich überhaupt überall das Einzelne , Manigfaltige zur Grundlage . Das Licht ist nun dieser Vorstellung schlechterdings entgegen ; in ihr ist der reine , ganz abstrakte Gedanke selbst auf natürliche Weise vorhanden . Das Licht als diese Identität mit sich ist die reine Manifestation , aber ganz abstrakt . Eben deswegen ist es nur Manifestation als solche ; der Inhalt

§ 221

201rAb

123Ue

25

2 Diese Identität … nothwendig .] Ab : und diese Existenz ist die Bestimmung der freien für sich 25 seyenden Bezieh|ung , für sich selbst , ihr Natürliches , das nur diese Identität ist mit sich , muß jetzt

30 30

35 35

eintreten . 4 Existenz suchen , … entspricht .] Ab : Natur-Erscheinung , die ihren Begrif ausdrückt . 10–11 herbeizubringen , was … ist . –] Ab : nachgewiesen werden . / § 219 . Az : herbey zubringen . So fern ein Widerstreit Statt fi ndet , kann sich allerdings auch damit die Philosophie beschäftigen . / § 219 . und 220 . Hier ist das Centrum für sich , frey 11 Identität] Ab : Identität | als Beziehung auf sich 13 verschwunden ist . –] Ab : getilgt und nichts vorhanden ist , als die reine sich auf sich selbst beziehende Linie . / § . 220 . 14 Leichte ;] Ab : Leichte , nicht mehr Schwere . Das Schwere hat seine Freiheit nicht in sich , sondern sucht sie , so wie das Centrum die Einheit nur hat , in so fern es gesucht wird . 17 Identität ;] Ab : Idealität , reine Beziehung auf sich ; 20 Manigfaltige] Ab : Mannichfaltiges , Trennung 22 vorhanden .] Ab : vorhanden , worin alle Differenz vollkommen ausgelöscht . / | Der Bestimmung von Zusammensetzungen muß man ganz entsagen . 22–23 Manifestation , aber … solche ;] Ab : abstracte Manifestation ; es ist die seelenhafte Manifestation , nur Manifestation als

8 es] Ue : sie 11 elementarische] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : freie 14 Suchen] so Az Textlücke ausgefüllt von UE mit : Finstern 16 Ununterschiedenheit] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : dadurch wiederum 25 ihr] Ab : sein 26 ihren] Ab : ihrem 29 § 219 . und 220 . 32 die] Ab : der 40 in Az am Rande

200rAb

200vAb

201vAb

294

202rAb

56Az 203rAb 124Ue

203vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

die Bestimmung , etwas , welches manifestirt wird , muß anders woher kommen . Durch das Licht als solches selbst wird nichts manifestirt . Daß etwas manifestirt wird im Lichte , dazu gehört ein von demselben Ver|schiedenes , denn das Licht ist nur die Bestimmung der reinen Unbestimmtheit . Wir können uns also das Licht nicht anders vorstellen als wir uns das Denken , das Ich vorstellen ; es ist nur ein Oscilliren in sich selbst ; ein Bestimmen des Unterschiedes , das aber zu keinem Unterschiede kommt . Das Licht ist so das Ununterbrochene , ohne alle Begränzung in sich selbst , zugleich ist diese Continuität wesentlich räumlich außereinander , natürliches Dasein . Das Licht ist absolutes Erzeugen des Raums ; das Physikalische ist gegen den Raum das Reale . Der Raum ist nicht etwas in Beziehung auf das Licht , welches durchsichtig wäre , welches erleuchtet würde u . s . f . | Die Luft ist schon etwas weiter Körperliches . – Das Weitere ist nun das Empirische des Lichts , daß es dieses ist , welches der angegebenen Gedanken Bestimmung entspricht . Vom Lichte wissen wir nun überhaupt , daß es dieses absolut | sich Gleiche ist , dies | in sich durchaus Unbestimmte . Eben so wissen wir , daß das Licht als solches unsichtbar ist ; im reinen Lichte sieht man so wenig etwas als in der reinen Finsterniß . Sprechen wir nur vom Sehen , so sprechen wir noch nicht vom Etwas sehen . Das Licht ist Materie allerdings , aber es ist zugleich diese immaterielle Materie . Dies scheint ein Widerspruch zu sein . Wenn wir Materie sagen , so haben wir in unserer Vorstellung ein Für sich seiendes , Ausschließendes ; das Licht ist nun aber das Continuirliche , Ungetrennte . In so fern können wir eben so gut sagen , das Licht ist die ganz ideelle Materie , ihre Bestimmtheit ist gerade diese , das Unbestimmte zu sein . | So ist das Licht das absolut Weiche keinen Widerstand leistende . Wir sagen vom

5

10

15

20

25

202vAb

solche und der Inhalt nur Manifestiren als solches . Az : absolute Manifestation – in sich eben so unbestimmt als das Ich des Bewußtseyns der Inhalt , die Bestimmung ist bloß Manifestation – etwas ganz abstractes – ein widerstandloses seyn für Andres . Durch das Licht an sich wird nichts manifestirt 7–8 Ununterbrochene , ohne … selbst ,] Ab : absolute Continuität , reine und daher unbestimmte Manifestation , das Ungetrübte . 9 Das Licht … Raums ;] Ab : Nur in so fern ein Punkt fi xirt ist , von dem das Licht ausgeht oder sich darauf bezieht , ist Entfernung von | einander ; und nur das Auf heben dieser Ponctualität ist Moment der Zeitlichkeit , das Licht als solches ; diese reine Continuität ist wesentlich räumlich , und unendlich räumliche Zerstreuung oder vielmehr absolutes Erzeugen des Raums . 11–12 durchsichtig wäre , … u . s . f .] Ab : Durchsichtiges . Das Licht scheint nicht durch den Raum hindurch ; sondern dieser ist nur die abstracte Seite an dem Lichte selber . 13 Das Weitere] Az : b . ) n a t ü r l i c h e s L i c h t a l s d i e E n t s p r e c h u n g d i e s e s G e d a n k e n s . Das Licht 17–18 Sprechen wir … Sehen ,] Ab : Das Licht subjectiver Weise vorgestellt ist das reine Sehen , 23 Unbestimmte] Az : unbestimmt , mit sich identisch 24 leistende .] Ab : leistende , wie

25

30 30

35 35

6 Oscilliren] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Begriff 22–23 ganz ideelle] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Negation der 24 Weiche] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : Leichte (zuerst mit : passive) 28 unbestimmte] Ab : unterstimmte 35 b . ) n a t ü r l i c h e s … G e d a n - 40

physik

5

10

15

295

Sehen , daß es das ideell Sein sei und daß die andern Sinne gröber sind . Dies sind sie , in so fern sie sich auf die Materie als ein Schweres beziehen . Das Licht ist nicht wägbar ; Focus einer großen Linse auf die Waage , der Natur des Lichts gemäß hat sich indeß keine Schwere gezeigt . – Eben so zeigt sich das Licht auch als untrennbar ; die Vorstellung eines Theiles muß hier ganz aufgegeben werden . Man kann das Licht bekanntlich nicht in Säcke binden ; die Physiker sprechen zwar so vom Lichte , daß sie es nicht ungetrennt finden können , als wenn Jemand das Licht in Säcken in sein Haus nehmen oder tragen wollte . – Zumachen des Ladens in einem Zimmer . Man sucht nicht , wo das Licht hingekommen ist , was daraus geworden ist . Das Weitere ist nun , daß das Licht , in sich selbst diese reine idielle Beziehung auf sich , nur ein Moment der Totalität ist . Daß eine Bestimmung im Licht vorhanden | sei , daß etwas dadurch manifestirt sei , dazu muß ein Anderes hinzukommen und dies Andere ist nicht in ihm sondern ihm äußerlich . Dieses Andere ist das Dunkle , das Finstere . – Daß das Licht in einem Verhältniß zu einem Andern steht , ist etwas demselben Äußerliches . Es verhält sich hier mit dem Lichte wie mit dem Verstande ; diesem als solchem kömmt auch die Bestimmung , das Manigfaltige von außen . Das Licht ist dieses Herrliche , das Aufgehen , die Manifestation überhaupt ; das Verschlossene , das Finstere der Schwere verschwindet

125Ue

20

1–2 Dies sind … beziehen .] Ab : weil sie etwas Widerstand leistendes , Schweres sind . 5 aufgegeben werden .] Ab : fallen ganz und gar hinweg . Die Vereinzelung von Wasser ist bei dem Lichte durchaus unstatthaft . 6–9 Man kann … Zimmer .] Ab : Das Licht ist untrennbar in sich , das Licht läßt sich nicht in Säcke füllen . Ein materielles Absondern des | Lichtes ist unmöglich . Diese unmittelbare Gegenwärtigkeit mit der untrennbaren Einheit hindert dies . / Diese Bestimmungen lassen sich aus der empirischen Erscheinung des Lichts ziehen . Az : Oft sprechen zwar die Physiker von Partikeln des Lichts gerade als ob man es mit Säkken in ein Haus ohne Fenster tragen , oder , wenn man recht schnell die Fensterladen schließt , noch ein Stück attrapieren könnte . 11 Das Weitere … diese] Ab : Das Licht ist das Unbegrenzbare , sich unendlich Expandirende , die reine Manifestation , die jedoch ein Anderes manifestirt , die 12 Totalität ist .] Az : Totalität – noch in seiner vollkommnen Freyheit . 15 Finstere . –] Ab : Finsterniß . / Der einfache Gedanke im | Geiste existirend als Ic h , ist in der Materie das Licht . / Zunächst muß diese Abstraction , obgleich nur Beziehung auf sich , in dem Verhältnisse zu einem Andern bestehen . 16 Äußerliches .] Ab : äußerlich , denn das Licht ist nur die Abstraction der Identität mit sich . 18 Das] Az : 4 Januar Das 19–296,2 das Verschlossene , … Aufgehen . –] Ab : Das Unbestimmte , formlose , verschwindet im Licht , wie im Denken . Die Bestimmung aber ist ein Anderes als das Licht . / § 220 .

20 das Ic h , nur das unendlich bestimmbare .

25 25

30 30

35 35

k e n s . in Az am Rande 2 Schweres] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Bestimmtes 3 wägbar] Ue : rastlos aus lastlos ? vgl . Az : Wägbares Linse] Textlücke ausgefüllt von UE Waage ,] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Bestimtheit 7 zwar] Ue : nicht als] as eingefügt von UE 8 oder] Text34 4 Januar] Az : 4 Jan . am Rande 35 formlose] Ab : harmlose 36 220] 40 lücke ausgefüllt von UE Ab : 219

204rAb

204vAb

4 . 1 . 22

296

205rAb

205vAb

126Ue 206rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

hier überhaupt ; allein das Licht ist zunächst nur noch dieses Abstrakte , das reine Aufgehen . – Das Licht ist einer der ersten Ge|genstände der Verehrung als das Göttliche unter den Menschen gewesen . Das Göttliche ist überhaupt die Ewigkeit , das Unendliche eins mit sich selbst ; dies haben wir ganz abstrakt in der Anschauung des Lichts , in welchem deshalb vornämlich zunächst die Menschen das Absolute angeschaut haben . In dieser ersten Anschauung ist deshalb auch der Gegensatz noch nicht vorhanden ; | daß er vorhanden sei , dazu gehört das Selbstbewußtsein in seiner Tiefe . Das Gute , Schöne , Geistige wäre also zunächst überhaupt in der Form des Lichts angeschaut . Die Religion des Lichts ist einerseits erhabener als die Religion der Indier , ja man kann selbst sagen als die der Griechen , aber zugleich ist hier noch nicht die Tiefe des Selbstbewußtseins vorhanden . – Der allgemeine Gedanke der Naturphilosophie ist , daß die Formen der Vernunft in der Natur vorhanden sind . Unter diesen Formen ist denn die Verstandesform der Identität mit sich . Die sinnliche Vorstellung hat überhaupt das Manigfaltige zu ihrer Grundlage und schreibt | dem Geiste als solchem vornämlich das Allgemeine , die Beziehung auf sich selbst zu . | Diese Allgemeinheit , diese Identität mit sich wird also dem subjektiven menschlichen Verstande zum Unterschiede vom natürlichen Seyn zugeschrieben . Dies Ideelle ist überhaupt das Subjektive . Die Bestimmungen der Identität sind so , daß dadurch die Einfachheit , die Beziehung auf sich nicht unterbrochen wird . Daß nun diese Identität eben so auch existirend ist . Dies ist es was wir am Lichte haben . Das Licht , indem es das Ideelle in der Natur ist , ist nicht zu fassen als ein solches das aus Theilen , Partikelchen besteht ; schlechte Metaphysik , die nur hier hineingedrungen ist .

5

10

15

20

25

206vAb

4 Unendliche eins … selbst ;] Ab : Einigkeit mit sich selbst . Verschwinden des Zwists , ruhige Gleichgültigkeit mit sich , 7 vorhanden ;] Ab : vorhanden : das Denken oder Subjectives , und das Seyn als Objectives . Dieser höchste Gegensatz ist im reinen Selbstbewußtseyn noch nicht vorhanden . 10 erhabener] Ab : unendlich erhabener 11–12 aber zugleich … vorhanden . –] Ab : aber die Religion , in der der Mensch noch nicht zum Bewußtseyn des Gegenstandes , zu der sich selbst wissenden Geistigkeit sich erhoben . 14 sind .] Az : seyen – dieß zeigt sich besonders auffallend am Lichte . 19–20 Dies Ideelle … Subjektive .] Ab : Die Identität mit sich macht das Ideelle aus , dem zugeschrieben wird , daß es nicht ein Selbstständiges für sich sey ; sondern nur ein in der Vorstellung existirendes . Die mannichfaltigen Bestimmungen sind in dieser Einheit nur aufgehoben . / Die Idealität gehört im Denken dem Subjectiven , Bewußtseyn zu . 22–24 Lichte haben . … besteht ;] Ab : Lichte . Es ist die physikalisch existirende Idealität , die Form , die dem Verstande als eigenthümlich zugeschrieben wird , existirt | also auch in der Natur . / Im § . 220 ist weiter vom Unterschiede der Schweren Materie pp die Rede , und daß das Licht nicht als etwas Theilbares zu denken sey . 2 Verehrung] so AbAz Ue : Vernehmung 4 Unendliche] Textlücke ausgefüllt von UE 10 Religion von UE aus Rel 16 ihrer] Ue : seiner 22 auch] Ue : auch auch 36 220] Ab : Textlücke

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

297

Das Licht ist allerdings als ein Physikalisches überhaupt quantitativer Beschränkungen fähig ; was man aber durch eine Ritze in einen verfinsterten Ort fallen läßt ist nicht ein Lichtstrahl . Das Licht besteht nicht aus Strahlen , Bündeln pp es ist überhaupt nicht ein aus Manigfaltigem Bestehendes . – Die Natur des Verstandes ist übrigens von der Art , daß die Identität des Lichts ihm nicht unbegreiflich sein sollte ; es geht aber dem Verstande immer so , daß er das was er selbst ist am wenigsten begreift . – Die Fortpflanzung des Lichts fällt in die Zeit , dieses zeitliche Moment ist indeß durchaus untergeordnet . Das Licht verhält sich zu einem Andern , zu einem Finstern ; in so fern es sich als Lichtkörper in sich reflectirt und sich zu einem Andern verhält , so ist hier eine Entfernung , eine Trennung gesetzt und das Aufheben derselben fällt in die Zeit . In so fern das Licht sich zu einem Andern | verhält , so ist | dasselbe überhaupt ein Dunkles , ein Finsteres , welches denn durchsichtig und auch undurchsichtig sein kann . In diesem Verhältniß also afficirt es Körper , punktuelle Manigfaltigkeit ; in dieser Beziehung entstehen also Verhältnisse zu vereinzelter Materie und hier ist eine Unterbrechung seiner Wirksamkeit vorhanden , wobei ein zeitliches Verhältniß eintritt . Im Verhältniß von Sternen zu Sternen kann überhaupt diese zeitliche Beschränkung des Lichts keine Anwendung fi nden . Wenn man nun Strahlenbrechung in unserer Athmosphäre berechnet und dann Sätze in Ansehung der Fortpflanzung des Lichts fi ndet (7 ½ . Licht von der Sonne zur Erde) – so kann man daraus keinen Schluß machen auf eine Fortpflanzung des Lichts in Regionen , die nicht zu unserer Athmosphäre gehören . Herrschel ist es , welcher aus andern Beobachtungen Bestimmungen in Ansehung der Entfernung der Sterne von uns versucht hat ; die andere

57Az

127 Ue 207vAb

25

3 Lichtstrahl .] Ab : Lichtstrahl , eine Lichtpartikel für sich ; es ist keine physikalische Ponctualität im Az : es ist im Lichte als Licht keine Punctualität – der Lichtkörper ist etwas andres wovon nachher die Rede seyn wird . | 6–7 am wenigsten begreift . –] Ab : begreift am wenigsten , was seiner eigenen Natur analog ist . / Alles Aeußere erscheint ihm | vereinzelt , mannichfaltig , und damit streitet das Licht , das eine subjective Identität ist . 8 untergeordnet .] Ab : nebenher . Es ist unmittelbare Expansion , ohne Unterbrechung . 9–10 als Lichtkörper … verhält ,] Ab : Als Individuum muß es sich auch in sich reflectiren , als Lichtkörper im Verhältniß zu einem andern Körper . 16 Wirksamkeit] Ab : Continuität , die ihm als solchem zukommt 16–18 zeitliches Verhältniß … fi nden .] Ab : tritt ein Zeitverhältniß ein . Es tritt eine Veränderung an dem Körperhaften ein , diese ist Bewegung und mithin zeitlich . / S . A n m e r k u n g . Was durchsichtig ist , ist auch zurückwerfend : das Undurchsichtige nur zurückwerfend . Hier tritt eine Veränderung der ver|einzelten Mannichfaltigkeiten , und somit Bewegung , Fortpfl anzung ein . Ein anderes ist die Fortpfl anzung von Stern zu Stern , wo keine Atmosphäre ist . Es ist nicht das Verkörperte , was die Luft ist , ein weniger Materielles als die Atmosphäre unserer Luft . Die Strahlenbrechung in unserer Atmosphäre entsteht durch die Vergrößerung und Verkörperung . 23–298,3 versucht hat ; … bestimmen . –] Ab : festzusetzen

25 Lichte .

30 30

35 35

9 Lichtkörper] Ue : Nichtkörper 18 Strahlenbrechung] Ue : Strahlenberechnung 34 zurückwerfend] Ab : zurückwerfende

40 Textlücke ausgefüllt von UE

23 Sterne]

207rAb

208rAb

298

209rAb 128Ue

209vAb

§ 222 .

nachschrift uexküll · 1821/22

Bestimmung ist denn die der Fortpflanzung des Lichts . Besonders Erscheinungen an den Trabanten des Jupiters haben dazu geführt , die Geschwindigkeit in der Fortpflanzung des Lichts zu bestimmen . – Es ist also überhaupt gar keine Berechtigung vorhanden , diese Gesetze überzutragen auf andere Sphären . Herrschel hat also unter Andern angegeben , daß Himmelserscheinungen , Sterne verschwunden sind , sich verändert haben , wie denn diese Veränderungen | eigentlich schon vor 500 Jahren vorgegangen sind . – Es ist immer eine frappante Vorstellung ; etwas Gespensterhaftes , eine gegenwärtige Affektion , welche etwas | ist , das längst nicht mehr ist . Eine sinnliche Affektion , welche zugleich nur eine Erinnerung ist . In der Optik sagt man , alles Sichtbare ist eine Fläche , welche eine unend liche Manigfaltigkeit von Punkten hat . Diese Sichtbarkeit besteht darin , daß jeder Punkt Licht nach allen Seiten um sich schickt , d . h . mit andern Worten , eine Halbkugel um sich bildet und zwar nach den verschiedenen Farben und Funktionen . Man muß dies für eine leere Vorstellung anerkennen ; so viele sichtbare , unendlich viele Halb|kugeln , welche sich alle materiell durchdringen . Eben solche Durchdringung , daß das Ganze sich wieder vollkommen materialisirt , zu Nichts neutralisirt . Um sich zu helfen hat man dergleichen schlechte Vorstellungen zu Hülfe genommen . Mit solchen Vorstellungen glaubt man in der Katoptrik die Sichtbarkeit verständlich , begreiflich zu machen . – Das Licht ist das Selbst der Materie , welches frei für sich ist . Als frei Existirendes macht das Licht das Dasein des Körpers der Centralität aus . Das Licht kann nur Materie genannt werden , in so fern es etwas ist . Das körperliche Licht ist für sich als selbstständiger Lichtkörper . Dies ist der Körper der Centralität im

5

10

15

20

25

208vAb

7 . 1 . 22 210rAb

gewagt , und die Fortpfl anzung des Lichts zu | bestimmen gesucht , die sich gründet auf die Erscheinungen in unserm Sonnensystem . Was von der Geschwindigkeit der Fortpfl anzung des Lichts in unserm Sonnensysteme gilt , hat Herschel angewendet auf die Vertreibung des Lichtes von den Fixsternen , deren Entfernungen , wie er selbst zugiebt , nur ganz hypothetisch bestimmt sind . 8–10 etwas Gespensterhaftes , … ist .] Ab : die Affection der gegenwärtigen ist eine Affection von etwas , was längst nicht mehr ist . Dies hat etwas Gespensterhaftes . – Hierauf bezieht sich die Bemerkung in der Anmerkung . Az : fast Gespensterhaftes – allein , wie gesagt , man muß sich hier in Acht nehmen . 15 durchdringen] Ab : schlechterdings durchdringen 19 machen . –] Ab : machen . Sie reduciren sich aber zu einem Unding . 20 Das] Az : 7 J a n u a r . Das Licht ist bestimmt in der allgemeinen Form der Individualität – ist Lichtkörper . Das 20–22 ist . Als … ist .] Ab : ist : So ist das Licht das Allgemeine . Aber als frei Existirendes muß es auch etwas seyn . Die Form | eines Individuellen , Subjectiven , Etwas haben als Lichtkörper . / Das Licht ist unkörperliche Materie , sie wird Körper als existirend in der Form eines individuellen Etwas . Die Form der Körperlichkeit ist zu der freien Existenz nöthig . 16 das Ganze] so AbAz Ue : der Gang 17 Um sich … man] Textlücke ausgefüllt von UE 24 gründet] Ab : gründen 32 7 J a n u a r . in Az am Rande 34 das Allgemeine] Ab : des Allgemeinen

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

25

299

Sonnensystem . Centralität ist zunächst nur eine Bestimmung des Mechanismus , die Materie ist aber nicht nur mechanisch , sondern sie ist auch als bestimmte , physikalische Qualität . Die Natur einer Sonne überhaupt ist also dies , daß sie für sich ein Lichtkörper | ist . Es ist dies zunächst alles was wir von der | Sonne haben . Es kann ein Bedürfniß sein , weiter zu fragen nach | den Bedingungen und Vermittelungen , wodurch dies Leuchtende existirt . Wir sind am Licht , wie wir es auf der Erde sehen , gewohnt , dergleichen Bedingungen zu sehen ; namentlich sehen wir hier das Licht im Verfolg des Prozesses des Verbrennens . So sind wir also geneigt , auch bei dem Centralkörper nach den Bedingungen zu fragen , wodurch das Licht erzeugt wird . Man stellt sich namentlich die Sonne als ein Brennendes vor , um | das Leuchten derselben zu begreifen . – Die Bedingungen des irdischen Prozesses an der vereinzelten Körperlichkeit , haben indeß noch nicht ihren Platz im Verhältniß der freien Qualitäten . Übrigens kömmt auch im Irdischen selbst ein Leuchten vor , welches gar nicht ein eigentlicher , ausführlicher Verbrennungs Prozeß ist ; so leuchten (Phosphorus) die meisten Mineralien , wenn sie im Dunkeln gerieben werden . Ohnehin sind noch andere Beispiele nachgewiesen worden , wie ein Leuchten statt fi ndet ohne die Bedingungen des irdischen Verbrennungsprozesses . – Der Lichtkörper muß aber auch als ein Erzeugtes angesehen werden ; wie er sich uns erzeugt hat , so ist dies aus dem Begriff geschehen . Der Übergang des Begriffs muß nun aber auch physikalisch vorhanden sein . Hieher gehört denn dies , daß die Körper des Sonnensystems sich ihr Centrum setzen ; so ist der Lichtkörper auch nach seiner physikalischen Seite ein Produkt der Momente der übrigen Totalität . Ein Franzose , der ehemalige General Allix hat eine Schrift in der Beziehung herausgegeben , zu erklären , | wodurch der Lichtstoff der Sonne hervorgebracht werde . Er ist ausgegangen von der ganz äußerlichen Vorstellung , daß die Sonne durch das Ausströmen des Lichts einen Verlust erleide , welcher durch die Entwickelung des Wasserstoffs auf der Erde und den Planeten überhaupt ersetzt werde . In der Luft fi ndet man keinen Wasser stoff , obschon dieser das Leichteste ist . Dieser Wasserstoff soll also nach

129Ue 210vAb 58Az

211rAb

130Ue

30

30 1 Mechanismus ,] Ab : Mechanismus ; der Schwere .

8 Verbrennens .] Ab : Verbrennen , setzt ein zerstört werdendes Material voraus , ein chemischer Prozeß , dessen Spitze das Hervortreten des Leuchtens ist . 13 Qualitäten .] Ab : Qualitäten . / Jene Bedingungen gehören einer andern Sphäre an . 16–19 werden . Ohnehin … Erzeugtes] Ab : werden . Also auch hier Analogien . Auch andere 35 Beispiele der Art hat Lavoisier auf gestellt . – Also auch im Irdischen ein Leuchten ohne Brennen . – | 35 Allerdings muß aber das Licht als ein Producirtes , der Lichtkörper als ein physisch Erzeugtes 4 |2 ] Ende von 210rAb 15 leuchten (Phosphorus)] Textlücke ausgefüllt von UE (statt mit : leuchten zuerst mit : glänzen) 16 gerieben] Textlücke ausgefüllt von UE 23 Produkt] so AbAz Ue : Praedikat 24 Allix] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Sp . 34 Lavoisier in Ab nachtr .

211vAb

300 212rAb

212vAb die Farbe § 222 131Ue

213rAb

213vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

jener Ansicht | das Material für die Sonne sein . Dies ist eine Vorstellung , welche mit der chemischen Weise , diese Stoffe als etwas freyes zu betrachten , zusammenhängt ; aber es ist doch dieses darin , daß die Sonne hier aufgefaßt wird als ein solches , in welchem die Verbrennung der einzelnen Körper des Systems so zu sagen objektiv wird . Was man im gemeinen Sinne physikalische oder chemische Vermittelung nennt , das müssen wir hier ausschließen . – Ein gemein chemischer Prozeß ist jener chemische große Prozeß nicht . Das Leben der Sonne , des Systems überhaupt , wird ewig angefacht , erneut durch jenes sich Zusammenfassen in der Einheit . Der irdisch vereinzelte Körper wird in der Flamme verzehrt ; eben so geht auch die Vereinzelung der freien Körper immer zusammen in dieser Identität , dieser Seele , Subjektivität , welche das Licht , diese reine Manifestation ist . Der Leuchtungsprozeß der Sonne ist also der Prozeß des ganzen Systems , der in dieser Spitze sich zusammen nimmt . – Es ist jetzt die Beziehung des Lichts auf sein Anderes zu betrachten . (§ 221) Die | Hauptsache ist , daß man dies weiß , auf welchem Standpunkt man hier steht . Man steht auf dem Standpunkt der freien Qualität . Die Bestimmung des Lichts setzt voraus ein Anders und dies ist überhaupt das Dunkle , die Finsterniß . Diese ist zunächst nun das Negative des Lichts . | Daß sie positiv sei , dazu gehört weiter körperliche Individualisirung . Der Körper ist denn dunkel und zwar in der Beziehung , daß er nur ein Anders ist . Die Finsterniß ist das Negative des Lichts und sie verschwindet vor dem Lichte . Nur der dunkle Körper bleibt als Körper gegen das Licht . Dieser Körper wird nun sichtbar ; damit gesehen werden kann , gehört etwas das gesehen werden kann ; | erst der Körper ist etwas sichtbares . Sichtbarkeit heißt überhaupt Bestimmung des Lichts . Die Finsterniß ist nun außer dem Licht . Dieses ist es nicht in sich selbst , welches sich bestimmt , fi nster zu sein . Es ist das Ungetrübte . Erst im Individuellen und dann im Subjektiven ,

5

10

15

20

25

1 Material] Ab : Material zu dem ausströmenden Licht 3–5 aber es … wird .] Ab : Das Reelle darin ist , daß die Körper des Sonnensystems eben so die Sonne produciren , wie sie Producte der 30 Energie der Sonne sind ; daß sie sich den Sonnenkörper bilden , indem sie ihr reines Selbst sich objectiv machen . 8–11 Zusammenfassen in … ist .] Ab : in diesem Lichtpuncte sich zusammenfassen , 30 wie die Größe sich in Mannichfaltigkeit zerstreut , und sich wieder sammelt in der Einheit des Selbstbewußtseyns . | 13 zusammen nimmt . –] Ab : ausschlägt . / So viel über die Natur des Lichts , das sich verkörpert , als Individualität , die physikalisch erscheint als Centralkörper . 14 (§ 221)] Ab : S . § . 221 . (der vorhergehende) 16 Qualität . Die] Ab : Qualitäten . Das Licht ist zunächst isolirt , und 19–20 dunkel und … ist .] Az : dunkel – als das Andere der abstracten Beziehung auf sich . 35 23 gehört] Ab : gehört nicht blos Licht (das nur über Sonnenkörper individualisirt sichtbar ist) . sondern 7 nicht] Ue : ist 28 die] Ab : der

Systems] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Systèms 33 physikalisch] Ab : mechanische

14M die Farbe in Ue unterstr .

physik

5

10

15

20

301

ist die Bestimmtheit vorhanden und so existirt das sich selbst anschauen . Hier auf diesem Standpunkt ist es aber nur die Idee , welche auf diese Weise sich darstellt , aber die Existenz ist noch nicht ein solches sich vorstellen . Hiemit hängt nun unmittelbar die Vorstellung der Farbe zusammen . Dieser Gegenstand gehört überhaupt näher in die empirische Physik als solche ; es ist hier darum zu thun , die | Erscheinungen zu kennen und dann dieselben zu beurthei len , das Allgemeine darin zu erkennen . – Die Physik und diese Wissenschaften haben der Philosophie den Stoff zu leihen ; wenn | sie die besondern Erscheinungen bis zur Allgemeinheit heraufgehoben haben , so ist dies die Spitze , auf der sie sich mit den Gedanken berühren . – Über das Licht sind nun zwei Vorstellungen herrschend . Zunächst diese , welche wir als das dem Begriff entsprechende erkannt haben , nämlich daß das Licht einfach sei . Die andere Vorstellung ist , daß das Licht zusammengesetzt sei , und zwar aus Farben , fünf oder sieben . Barbarische | Vorstellung ; das ganz Rohe des Denkens , welches zu einem solchen Verhältniß greift , wie die Zusammensetzung ist . Diese ist ganz Mechanisch ; Selbstständigkeiten , welche äußerlich verbunden sind und so auch | in ihrer Verbindung noch getrennt sind . Dies ist nun gerade allem Begriff entgegengesetzt . Die Philosophie hat es eigentlich nirgends mit solchen Zusammensetzungen zu thun . Die ganze Kategorie der Zusammensetzung ist also unmittelbar von der Philosophie zu verwerfen . In neuern Zeiten hat man diese Zusammensetzung dadurch zu mildern gesucht , daß man gesagt hat , das Licht bestimme sich in sich selbst zur Farbe , es sei polarisch . – Dadurch haben denn auch solche , welche sich jener barbarischen Vorstellung geschämt haben , jene newtonsche Vorstellung zu retten gesucht . – Wir haben indeß hier noch nicht ein solches Individuelles , wie z B . den

214rAb 132Ue

59Az

214vAb

25

… vorstellen .] Ab : Sie sind auf dem Standpunkt der freien Qualitäten , deren jede eine Existenz hat ausser der andern . Die Existenz der Unterschiede der Idee ist noch eine Nicht-Individuelle , nicht gebunden in ein Subjectives , Existirendes . Az : Die Idee dirimiert sich – aber die Unterschiede in der Existenz sind noch nicht an eine Individualität gebunden . 4 zusammen .] Ab : 30 zusammen . Hier nur kurz die verschiedenen Vorstellungen , die man sich von Licht und Farben als 12 einfach sei .] Ab : einfach , und stellt dar das Moment der 30 Trübung des reinen Lichts macht . abstracten Selbstigkeit ; 13 sieben .] Ab : 7 Farben , worüber die Anmerkung . 17–18 Die Philosophie … thun .] Az : Die Philosophie hat es mit dem Begriff zu thun , dessen Seele ist die Einheit des Verschiedenen . 24–302,1 Wir haben … bestimmt . –] Ab : Aber hiergegen tritt ein , was schon bemerkt , daß man wissen muß , auf welchem Standpunkt man ist ; hier ist die reine Manifestation 35 des Lichtes abstract für sich ; kein Individuelles | (wie Magnetismus) das sich in sich bestimmt . 25 1–3 Hier auf

1 anschauen] Textlücke ausgefüllt von UE 2 sich darstellt ,] Textlücke ausgefüllt von UE mit : sich , (statt mit : darstellt zuerst mit : vorstellt) 3 vorstellen] Textlücke ausgefüllt von UE (zuerst mit : Darstellt) 10 Über] Ue : Als 21 Farbe] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Farbe – 26 Existenz2 ] Ab : Existenze 30 Trübung] Ab : Treibung

215rAb

302

133Ue

216rAb

134Ue 60Az

8 . 1 . 22

215vAb

216vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Magnet , welcher sich für sich bestimmt . – Die newtonsche Vorstellung ist also diese , daß das Licht aus Farben zusammengesetzt ist und daß die Farben das Einfache , Ursprüngliche sind . Die Farben sollen so also ursprüngliche Qualitäten sein ; die | Ursprünglichkeit einer Qualität kann nur so aufgefaßt werden , daß sie Begriffsmoment ist . – Jene newtonsche Vorstellung ist nun durchaus barbarisch und sich selbst widersprechend . – Anführung der newtonschen Farbenscheiben ; Eine Glas Röhre worin Alles vermischt ist , eine unbestimmte Helligkeit . Wenn wirklich die Farben ein ursprüngliches wären , so könnte nicht eine solche Helligkeit , ein solches Weißlichtes , erscheinen ; die Finsterniß verschwindet vor dem Lichte . Weil die Dunkelheit nur das Negative des Lichts ist , welches demselben keinen Widerstand leisten kann ; wären die Farben ein Ursprüngliches , so könnte die Finsterniß , das Trübe , welches sie in sich haben , nicht verschwinden . Daß die Farbe etwas Trübes ist , das fällt sogleich in die Sinne . Wäre | die Farbe , als dieses Dunkle , ein Ursprüngliches , so könnte sie nicht verschwinden vor der Helligkeit . Je weißer man also beim schnellen Umdrehen die Farbe hinaus bringt , um so mehr zeigt sich , daß die Farbe nicht ein Ursprüngliches ist . Das Dunkle kann nur verschwinden , eben weil es kein Ursprüngliches ist . – Auf dieselbe Weise kann man farbige Gläser auf einander legen ; wenn das Helle das Überwiegende ist , so heben sich die Specifi kationen der Farbe auf und man sieht nur ein Helles . Wenn dagegen die Farben dunkel sind , so sieht man nur ein Dunkles , schwarzes überhaupt . Wenn die Newtonianer schließen , daß die Helle eine Zusammensetzung der Farben sei , so müssen sie eben so gut auch sagen , daß das Dunkle aus verschiedenen Farben besteht . – Man hat , wie bemerkt wurde , in neuern Zeiten | der newtonschen Ansicht durch Annahme einer Polarität des Lichts aufhelfen wollen . Wenn eine solche Selbstbestimmung des Lichts in sich

5

10

15

20

25

1 Die newtonsche] Az : 8 J a n u a r . Nach Newton 3–4 Qualitäten sein ;] Ab : Qualitäten , als welche wir vielmehr das Licht gezeigt haben . 6–7 Anführung der … Farbenscheiben ;] Ab : Der nächste Versuch ist das Bemalen eines Kreises mit Farben ; beim schnellen Umdrehen ver30 schwinden die besonderen Farben ; es entsteht ein Grau , eine dreckige Farbe ; dies kann auch weißlich seyn , eine unbestimmte Helligkeit . Daher also | soll aus der Zusammensetzung aller Farben 30 weiß entstehen[ .] 9 erscheinen ;] Ab : entstehen ; gerade diese Erscheinung zeigt das Gegentheil ; 13 Daß die … Sinne .] Ab : Das Helle , Weiße , Farbenlose ist das reine Licht . Die Farben sind etwas Dunkles , Schattenhaftes . 18 farbige Gläser] Ab : Gläser von hellen Farben 23–25 Man hat , … wollen .] Ab : Man will der Newtonschen | Darstellung aufhelfen , indem man sagt : das Licht bestimmt sich selbst , setzt die Farben aus sich selbst . Hier aber ist das Licht als ein Freies . Az : Dann 35 wollte man der Newtonschen Theorie aufhelfen durch die Selbstdifferenzierung des Lichtes – was , 7 Glas Röhre] Textlücke ausgefüllt von UE 10–11 demselben] Ue : derselben 21 Newtonianer] Textlücke ausgefüllt von UE 24 der newtonschen] Ue : die newtonsche 26 8 J a n u a r . in Az am Rande

physik

5

10

15

20

303

statt fände , so müßte dies so der Fall sein , wie der Magnet sich in sich selbst polarisirt . So ist es aber nicht mit der Farbe , sondern diese entsteht bestimmt nur an der Grenze des Hellen und Dunkeln . Dies giebt Newton zum Theil selbst zu . Jene Grenze ist nun eine äußerliche Bedingung , und diese Bedingungen sind überhaupt nothwendig , damit Farben entstehen . So hätten wir ein Gedoppeltes , einmal das sich selbst bestimmende Licht und dann jene äußerlichen Bedingungen . Es wäre diese Vorstellung ungefähr wie der fichtesche Idealismus , wo ich Alles producire , wobei aber zugleich zu Allem was ich producire , ein unendlicher und spezifisch bestimmter Anstoß von außen gehört . – Die newtonschen Experimente sind zum Theil entsetzlich schlecht und eben so schlecht die Schlüsse , welche daraus gezogen sind . Man findet die nevtonsche Optik gleichwohl oft als ein Muster von vort reff lichen Experimenten und von vor treff lichen Schlüssen dargestellt . Muster der Schlechtigkeit in beiden und zugleich Muster von blinder Nachbeterei . Es giebt in der Wissenschaft nicht leicht ein solches Beispiel . – Das Ganze der newtonschen Theorie ist dieses . Newton fängt von Prismen an (Überflüssig , daß das Zimmer völlig verfi nstert ist)[ .] Auf das Prisma läßt man Licht fallen und dadurch wird dasselbe gebrochen . An der Wand das Spektrum . Eben so , wenn man durch das Prisma durchsieht , so sieht man die Gegenstände | farbig , aber nur wenn ein Unterschied von Hell und Dunkel im Gegensatze | vorhanden ist . Nahe am Prisma sieht man nur an den Rändern Farbe nicht aber in der Mitte . Rükt man die Wand weiter weg , so werden die Farben-Säume breiter ; Gelb und Blau greifen dann über einander und es entsteht Grün . Es entstehen denn auch andre Mischungen dieser Farben . Violett , Blau , Grün , Gelb , Orange , Roth . Diese Farben sieht man also . Sie sind verschieden

217vAb 135Ue

25

25 wie schon oben bemerkt , gar nicht in diese Sphäre gehört . |

1 wie der Magnet] Ab : wie im Magnetismus und der Electricität 3–7 zu . Jene … Bedingungen .] Ab : zu . An diesen Grenzen , durch diese Trübung des Einen oder Andern entsteht Farbe . Für die weitere Specification lassen sich auch die weiteren Bedingungen nachweisen als äußerliche . | Dann aber bestimmt sich das Licht nicht 30 selbst . 9–10 Die newtonschen] Az : Auf den Gang der einzelnen Experimente von Newton und 11 nevtonsche Optik] Ab : 30 die daraus gezogenen Schlüsse kann ich mich nicht einlassen . Die Newtonschen Schriften 13–14 und zugleich … Nachbeterei .] Ab : und noch dazu von der ungeheuren blinden Nachbeterei und Knechtschaft die Jahrhunderte lang fortgedauert hat . Az : und das Ganze ist das schrecklichste Beyspiel der Nachbetherey . 15 Das Ganze] Ab : Der Gang 16 Überflüssig , daß … ist] Az : mit großem Detail , daß ja das Zimmer recht dunkel sey 20 vorhanden 35 ist .] Ab : zeigt , nicht an einer fl achen Wand[ .] 24 Sie] Ab : Die 7 Prisma-Farben in der bestimmen Ordnung 1 fände] so AbAz Ue : fi nde 19 farbig] so Ab Ue : fertig 22 Farben-Säume] Ue : Farben Textlücke (ausgefüllt von UE mit : –Ränder) 23 andre Mischungen] Textlücke ausgefüllt von UE 25–26 im Magnetismus und] Ab : ein Magnetismus in 32 Nachbeterei] Ab : Nachleberei

217rAb

304

218rAb

136Ue

218vAb

219rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

von einander und an verschiedenen Orten ; Roth unten und Violett ganz oben . Das Violette strahlt mehr nach oben als verhältnißmäßig das Rothe nach unten , von der Dicke des Prismas abhängig . Newton sagt nun , hier sind verschiedene Farben , sie sind an verschiedenen Orten unter einander gereiht . Ihr verschiedenes Gebrochensein ist ihre Natur und sie sind ursprünglich verschie|den . Darauf was das Prisma dabei thut wird gar nicht gesehen ; es wird blos angenommen , daß es die ursprünglich vorhandene Verschiedenheit zur Erscheinung bringe , wie etwas das Mikroskop aus den verschiedenen Facetten auf einem Schmetterlingsflügel zur Erscheinung bringt . – Die Verschiedenen sollen also an und für sich fertig sein . – Wollte man eine Vergleichung anstellen , so könnte man erwähnen , wie auf einem Klavier verschiedene Tasten angeschlagen werden (russische Harmoniemusik) ; hier ist also eine Verschiedenheit . Wenn man denn sonst ein Waldhorn hörte und sagen wollte , also ist dies Waldhorn zusammengesetzt aus verschiedenen Waldhörnern . Es stecken verschiedene Waldhörner darin , die man nur nicht sieht . Sonst wissen wir freilich , daß die verschiedene Biegung der | Lippen pp die verschiedenen Töne hervorbringt . Eben so ist es bei den Farben mit den verschiedenen Relationen des Dunkeln zum Lichte . | Was nun die weitern Verwickelungen , Unrichtigkeiten und Absurditäten angeht , so ist dies hier nicht näher auszuführen . Die zweite Behauptung des Newton ist , daß die als Bekannt angenommenen Farben einfach seien . Kein Maler oder wer sonst mit Farben zu thun gehabt hat , hat in seinem Leben das Violette , das Orange oder das Grüne für eine einfache Farbe gehalten . – Newton sagt aber , die verschiedenen Farben sind für sich ursprünglich vorhanden ; | weil nun aber die gemischten Farben

5

10

15

20

25

5 Natur] Ab : Natur , die diverse Refrangibilität derselben 9–10 Die Verschiedenen … sein . –] Ab : Von der Erscheinung eines Verschiedenen wird gleich auf ursprüngliche Verschiedenheit geschlossen . Die Verschiedenheiten entstehen nicht , sondern sind an und für sich fest und farbig . Az : Die Verschiedenheiten entstehen nicht erst durch die Relation von hell und dunkel , sondern sind an und für sich fertig , ursprünglich . 10–15 erwähnen , wie … sieht .] Az : sagen , es sey ein Horn aus so vielen Hörnern zusammen gesetzt als es Töne hervorbringt – weil es Russische Musik gibt , wo jedes Horn nur einen Ton hervorbringt . 19 Die] Ab : Zwey Bestimmungen noch aus der Newtonschen Ansicht . / Die 20 Farben1] Ab : Farben durchs Prisma ursprünglich an und für sich farbig sind , 21–22 Violette , das … gehalten . –] Ab : Violett für ein Einfaches genommen , jeder nimmt es für gemischt aus Blau und Roth ; eben so sieht jeder Orange für gemischt an ; in Gelbroth oder Rothgelb . Eben so weiß Jeder , daß Grün aus Blau und Gelb entsteht , Az : Lila für eine einfache Farbe genommen – eben so wenig Orange – grün läßt sich aus gelb und blau machen . Hellblau ist von Indigo ebenso wenig ursprünglich verschieden . 8 Facetten] Ue : Textlücke (ausgefüllt von UE mit : Facetten) , 10 könnte] so AbAz Ue : konnte Bekannt] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Bekannt – 24 Refrangibilität] Ab : Refrengibilität aus] Ab : als

19 33

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

305

auch vorhanden sind , so läßt Newton jene prismatischen Farben von diesen durch Mischung entstandenen gleichfalls ursprünglich verschieden sein . | Nichtiger Unterschied ; Blau ist Blau , Grün ist Grün pp[ .] Hier ist also wieder dieser Gang der Reflexion . Daß jene Farben einfach seien , dies sucht Newton durch andere Versuche zu zeigen , so namentlich , daß eine solche einfache prismatische Farbe nicht weiter specificirt werde , wenn sie wieder durch ein Prisma gehe . Man fi ndet aber sogleich , daß dieser Versuch schlecht ist : auch an der Farbe , welche durch ein zweites Prisma geht , kommen sofort Ränder zum Vorschein . – Eine dritte Weise der Reflexion , die Newton macht , ist in Folgendem enthalten . Glasscheiben , welche mit einer Linse gedrückt werden , zeigen einen farbigen Ring , oder den Regenbogen . Dies erklärt man so ; man sieht einen rothen , einen gelben , einen grünen Ring pp – hier braucht | nun Newton den | Ausdruck fit (accès) und sagt , man sieht , daß die verschiedenen Farben verschiedene Triebe , Paroxismen haben ; an diesem Punkt hat das Gelbe das fit zu erscheinen und die andern Farben haben dagegen das fit durchzugehen . Eben so mit den andern Farben . Die Natur der Farbe ist so also jetzt den accès zu haben , zu erscheinen und dann nicht zu erscheinen ; das einfache Phänomen in eine solche Form der Reflexion über tragen . – Die dem Begriffe gemäße Ansicht der Farbe verdanken wir bekanntlich dem uns als Dichter und in jeder andern Rücksicht eben so werthen Manne , dem Herrn von Göthe . Diesen hat nach seinem großen Sinn die Farbe und das Licht angezogen . Besonders von Seiten der Malerei hat dieser Gegenstand sein Interesse erweckt . Sein reiner , einfacher Natursinn , die erste Bedingung eines Dichters mußte nothwendig der newtonschen Ansicht widerstreben . Er hat so mit der

61Az

137 Ue 220rAb

25

… sein .] Ab : verschieden seyn , sondern auch von den andern so entstehenden Farben . Er giebt zu : Grün sey eine Mischfarbe , davon aber sey das Prisma-Grün ganz verschieden ; u . s . w in Orange , Violett pp . 5–7 daß eine … ist :] Ab : daß wenn man das Grün z . B . durch ein 2tes Prisma fallen lasse , man wieder das reine Grün bekomme , dagegen das Licht , da es sich in Farben | auflösen lasse durch ein Prisma zusammengesetzt sey . So nach also seyen jene Farben einfach , 30 30 da sie sich nicht weiter auflösen lassen . Diese Behauptung ist aber eine der schlechtesten , die gemacht werden kann . 9 Reflexion , die … macht ,] Ab : Behauptung Newtons die neuerlich ins’ Unglaubliche ausgesponnen , 12 fit] Ab : fits-Trieb , Tendenz , 13–15 man sieht , … durchzugehen .] Az : Wenn man nur Eine Farbe sieht , so hat diese den fit – accès de reflexion – die andern haben den accès de transition – durchzuspazieren , ohne sich sehn zu lassen . 21 Herrn von Göthe] Ab : großen 23–24 Dichters mußte … widerstreben .] Ab : Dichters , | 35 Goethe Az : 10 Januar 22 . Göthe 25 1–2 von diesen

35

10 Linse gedrückt] Ue : Leiste Textlücke (ausgefüllt von UE mit : gestrichen) vgl. Ab : Linse drückt werden , zeigen … farbigen] Ue : werden Fertigen ; korrigiert von UE in : werden , einen farbigen 10–11 Ring , oder … Regenbogen . von UE aus Ring . Textlücke 17 solche] Ue : siche 21 Diesen] Ue : Dieser 22 angezogen] Ue : hinauf angezogen 25 von] Ab : vor 35 Goethe] Ab : Grothe 10 40 Januar 22 .] Az : 10 Jan . 22 . am Rande

219vAb

10 . 1 . 22

306

138Ue

221vAb

222rAb

220vAb

221rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

größten Gründlichkeit und Gelehrsamkeit Alles was von den ältesten Zeiten an über Licht und Farbe statuirt worden ist , durchgenommen ; also nicht leicht und oberflächlich . Mit seinem großen Natursinn hat er denn die Hauptphänomene einfach aufgefaßt ; der große Sinn beruht eben darin , die Sache von der Seite aufzufassen , wo sie sich am einfachsten giebt , das Urphänomen . Das Weitere ist denn die Verwickelung der einfachen , wesentlichen Erscheinung mit einer ganzen Menge von andern Bedingungen . An solche Umstände hat man ein Grundphänomen gegränzt und wenn es mit andern Umständen dasteht , ist es denn oft | schwer zu erkennen was die Hauptsache ist . Eben so müssen wir im philosophischen Sinne vom Einfachen anfangen ; der wahrhaft wissenschaftliche Sinn ist das Einfache als das Erste zu erkennen und dann zu zeigen , wie dasselbe auch unter andern Umständen erscheint . Dies ist es nun was Göthe gethan hat . – Der Hauptmoment ist nun , das Licht ist für sich und der Andere , die Finsterniß ist außer demselben . Das erste Verhältniß dieser beiden ist zunächst eine Vermischung überhaupt ; dies ist das | Graue , Licht und Finsterniß , als Physikalische überhaupt , treten in quantitatives Verhältniß mit einander ; die Finsterniß verschwindet vor dem Lichte , aber es gehört dazu eine gewisse quantitative Bestimmung des Lichts . Vor einem schwachen Licht verschwindet nicht eine vollkommene Finsterniß . – Dies quantitative Verhältniß ist also eine Vermehrung der Helle oder eine Verminderung der Dunkelheit und dies ist das Graue . Die Schatten sind zunächst grau überhaupt . – Hier ist also noch keine | Farbe ; eben so wenig wie schwarz und weiß eine Farbe ist . Das Eine ist das Licht als sichtbares und das Andere das Nichtlicht auch als Sichtbares . Das zweite nun ist ein bestimmtes Verhältniß dieser beiden zu einander ; dies ist eine Trübung und zwar Trübung eines Hellen durch ein Dunkles oder eines Dunkeln durch ein Helles . Diese Trübung ist nicht zu verwechseln mit der Vermischung , durch

5

10

15

20

25

ungetrübt durch Verstandes-Reflexion , das reine Gewährenlassen der Natur in sich . Diese reinen Sinne konnten einer solchen Barbarei nicht zusagen . 1 was von … an] Ab : was bisher von Plato 30 an bis in die neueste Physik 4 große Sinn] Az : wahre Instinct 7–9 An solche … ist .] Ab : Das | einfache Phänomen stellt sich unter concrete Umstände gequält und verdunkelt , gezwängt und 30 überdeckt mit andern Umständen auch dar . Hier ist es aber schwer , das Wesentliche zu erkennen . 10–12 ist das … erscheint .] Ab : ist von der einfachen Bestimmung anzufangen und sie zu entwickeln zum mannichfaltigen Besondern . Az : und weißt es dann in den zusammen gesetzten Erscheinungen nach . 21 grau überhaupt . –] Ab : Grau ; kein ganz Dunkles , aber ein weniger Erhelltes . Az : grau – wo Schatten sind , ist auch noch Licht , aber quantitativ weniger . 35 7 Umstände] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Merkmale 8 wenn es] Textlücke ausgefüllt von UE 16 quantitatives] so Ab Ue : qualitatives 17 quantitative] Ue : qualitative vgl . AbAz : Quantität 18 Lichts von BA aus Nichts 19 quantitative] so AbAz Ue : qualitative 27 sich .] danach Zeile in Ab nicht ganz zu Ende geschrieben

physik

5

10

15

20

25

307

welche grau entsteht . Bei der Trübung kommt es wesentlich darauf an , daß das Eine und das Andere | selbstständig gegen einander sind und gegen einander bleiben . Es ist also ein heller Grund und ein dunkler , die aber unvermischt sind , so entsteht Farbe . Wenn der dunkle Grund | blos erhellt wird durch ein Licht , so ist gar nicht vorhanden was wir hier fordern ; eben so nicht , wenn ein heller Grund blos verdunkelt wird . Zur Trübung gehört | nicht blos ein Umfangen der Dunkelheit oder der Helligkeit ; sondern es ist ein Mittel vorhanden , welches das Trübende ist , dies ist eine Haupt Bestimmung . Es wäre vielleicht zu wünschen gewesen , daß Göthe diesen Punkt noch ausdrücklicher fi xirt und ausgeführt hätte . Beide das Helle und das Dunkle müssen also wirksam bleiben . Dies ist die Seite , nach welcher die Farbe durchaus dem Begriff gemäß ist . Der Begriff ist Einheit der Unterschiede , aber nicht ein Zusammenführen der beiden oder ein Vermehren des Einen und ein Vermindern des Andern und umgekehrt . Es macht dies eine Schwierigkeit in Ansehung des Auffassens der Farbe aus ; Göthes großer Sinn hat dies gesehen und sich nicht irre machen lassen . Es zu denken , dazu reicht die Verstandesreflexion nicht hin , sondern der Begriff ist dazu erforderlich . – Das Bewußtsein enthält aber ein solches Verhältniß ; ich habe es hier mit einem Andern als einem selbstständigen zu thun und gleichwohl sind beide , ich und das Andere als Eins bestimmt . – Indem ich blos bestimmt bin durch das Gegenständliche und so in demselben aufgehe , da bin ich blos im Gefühl . Die Empfi ndung weiß nicht von einem Objekt ; eben so wenig wie das Thier von einem eigentlichen Objekt weiß . – Die Farbe ist so also auch dies Individuelle , als Einheit der Unterschiede , als Unterschiedenes . – Die Trübung kann nun auf gedoppelte Weise zu Stande kommen ; so sehen | wir den Himmel : dieser ist Nacht , schwarz ; unsere Atmosphäre ist ein mehr oder weniger Trübes ; so ist sie

3 bleiben .] Ab : bleibt , specifi sche Qualität gegen einander haben . So entsteht Farbe . 5 vorhanden was … fordern] Ab : vorhanden diese Trübung 6 Umfangen] Ab : Verschwinden 10 Beide das … bleiben .] Ab : Man muß unterscheiden die Vermischung oder das Verschwinden der Dunkelheit 30 durch ein Helles oder umgekehrt ; und diese Trübung eines bestimmten Grundes durch ein Mittel , 13 Vermindern des … umgekehrt .] Ab : Ver30 in welchem Verhältniß beide wirksam bleiben . mindern beider Seiten ; zwey müssen als zwey bleiben und Einheit | des Begrifs seyn : Identität in der bleibenden specifi schen Verschiedenheit , Az : 2 als 2 müssen bleiben – die Einheit dieser Differenten ist das Vernünftige der Farbe 19 Eins bestimmt . –] Ab : Eins setzt . Gerade ein solches ist die Farbe . 22–23 Die Farbe … Unterschiedenes . –] Ab : So ist diese Trübung zu fassen , als Ver35 schiedene , in ihrer Verschiedenheit als identisch gefaßt . Dies Individuelle , Individualisirende ist die Farbe . 25 Trübes ;] Ab : Trübes gegen das Dunkel das zum Grunde liegt , 2 selbstständig] Textlücke ausgefüllt von UE UE mit : vermischt) ist 25 Nacht ,] so Mi setzt] Ab : setzen

3 die aber … sind] Ue : der aber Textlücke (ausgefüllt von Textlücke ausgefüllt von UE mit : weder weiß noch 33

62 Az 139Ue 222vAb

140Ue

223rAb

308 223vAb

224rAb

63Az 141Ue 224vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

das Mittel , durch welches wir den Himmel sehen und zwar | sehen wir ihn blau . Umgekehrt wenn wir einen hellen Grund haben , die Sonne oder ein Licht und wir sehen diese durch ein Milchglas an , so sehen wir ein Rothes . – Die Farbe ist nun so ein Relatives besondres Spezifisches , daß es dazu gehört , daß die einander Trübenden bis auf einen gewissen Grad intensiv gegen einander bestimmt sind , damit wir sie wahrnehmen . Es kann geschehen , daß schwache Farben nicht zur bestimmten Wirkung kommen und daß wir sie blos als ein Schattiges , als Grau sehen . Es gehört , um sie zu sehen , theils eine bestimmte Empfi ndlichkeit der Augen , theils auch die Bestimmtheit der Umgebung dazu . – Die Trübung kann man nun auf sehr verschiedene Weise haben , welches aus der götheschen Theorie zu ersehen . Dies sind also Urphänomene . Eine weitere Weise wie die Trübung zu Stande gebracht werden kann , ist diese , welche durch das Prisma bemerkt wird . Schwarzes betrachtet auf weißem Papier oder umgekehrt . Durch das Prisma betrachtet sieht man deren Farbenränder . Die Wirkung des Prisma ist überhaupt diese , daß es den Gegenstand verrückt ; die weitere Wirkung ist denn , daß der eine Grund über den andern hergezogen wird . Worin diese Wirksamkeit liegt , darauf haben sich die Newtonianer nicht eingelassen und auch zum Theil Göthe nicht . Die Hauptsache ist diese , daß das Glas oder das Wasser ein Durchsichtiges ist und zugleich ein Undurchsichtiges ; | es verändert einerseits den | Gegenstand , zugleich aber läßt es auch den Gegenstand an seinem Ort . Diese Kraft des Prismas hängt denn z . B . von chemischer Eigenschaft ab . Durch die verschiedene chemische Beschaffen heit des Glases wird denn ein Unterschied in

5

10

15

20

25

2–3 Umgekehrt wenn … Rothes . –] Az : Die Sonne sehn wir mehr gelb wegen der Trübung der Atmosphäre auf hohen Bergen ist der Himmel dunkeler , die Sonne heller . 3–6 Die Farbe … wahrnehmen .] Ab : Hell und Dunkel im Medium sind die Unterlage der Farbe , specifi sch von einander getrennt , und so daß jedes seine Wirksamkeit behält . / Die sich trübenden müssen auf einen gewissen Grad intensiv seyn gegen einander bestimmt seyn ; 9 Augen , theils … dazu . –] Ab : Auges und der Umgebungen . / Das Grau ist die nicht individualisirte Farbe . | Az : Augen an – die Schatten sind immer mehr oder weniger gefärbt – aber es kommt uns nicht bestimmt zur Erscheinung . 9–11 Die Trübung … ersehen .] Az : Göthe hat Gläser machen lassen , deren Ränder gegen das Licht gehalten gelb scheinen , gegen einen dunkelen Grund roth . / Mit farbigem Wein kann man Ähnliches Versuchen . 13 Schwarzes betrachtet … umgekehrt .] Ab : Betrachtet man Schwarzes und Weißes neben einander durch’s Prisma , so wird der eine Grund über den andern hergezogen . 21 ab .] Ab : ab . / Wenn man in ein Wasser-Prisma Salze hineinthut , so erhält man stärkere Farben . | Az : Wenn man in ein Wasserprisma Bleyzucker thut , erhält man stärkere Farben : 4 Relatives besondres] Textlücke ausgefüllt von UE Spezifi sches] Ue : Athisches 5 intensiv] Textlücke ausgefüllt von UE mit : selbstständig 10 welches aus der] Textlücke ausgefüllt von UE (statt mit : aus zuerst mit : auf) 11 Theorie zu ersehen] Textlücke ausgefüllt von UE 13 betrachtet] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Glas . 15 weitere] so Az Ue : vierte 24 Bergen] Az : Berger

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

309

Ansehung der Breite der Säume bemerkt . So sind also die Mittel einmal durchsichtig , lassen also den Gegenstand wo er ist ; aber zugleich macht die chemische Natur der Mittel , daß der Gegenstand verrückt wird ; Isländischer Doppelspath ; einmal ist das Mineral durchsichtig ; dies giebt das ordentliche Bild ; und dann wird durch die rhomboidalische Natur das Bild verrückt und dies giebt das zweite Bild . Dasselbe ist denn auch beim Prisma , nach Hegels Ansicht der Fall , so daß man auch hier Doppelbilder bekömmt . – Es ist noch anzugeben , was die Totalität der Farben überhaupt ausmacht . – Aus unserer sinnlichen Wahrnehmung wissen wir , daß die Grundfarben sind , Gelb , Roth und Blau ; das weiß | jeder Maler und überhaupt Jedermann ; Niemand hält Violett , Orange pp mit Newton für Grundfarben . Die erste Farbe ist nun überhaupt Gelb ; hier liegt das Weiße zum Grunde , ein heller Grund ganz leise getrübt . Die Sonne sieht so im Ganzen gelb aus . Abstrakte Trübung . Das Licht , welches als solches für sich ist und nur eine solche ganz oberflächliche Trübung erhält . – Der Grund ist das Weiße . – Wenn das Gelb am Prisma erscheint , wenn man ein Bild dadurch betrachtet . Das Weiße , wenn es leicht getrübt wird , bekommt einen Schein und wird gelb . Das andere Extrem ist das Blau ; hier ist das Dunkle die Grund la|ge und eine Trübung desselben giebt das Blau . So ist der Himmel blau . Zwischen diese beide Extreme fällt denn sowohl Roth als Grün . Das Grün ist die neutrale Farbe , die einfache Vermischung von Blau und Gelb , wie sich dies am Prisma zeigt . Dies ist so sehr der Fall , daß wenn man die auffangende Wand weiter entfernt , auch die blauen und gelben Ränder immer weiter über einander greifen , so daß das Grün immer breiter wird . Nach der

225rAb

142Ue

25

5–7 verrückt und … bekömmt . –] Az : verrückt . / Januar 11 . Für unsern Zweck ist es hinreichend , 8 ausmacht . –] Ab : ausmacht , und die sinnliche Weise wie sie die bestimmten allgemeinen Verhältnisse zeigen . 12–15 ganz leise … erhält . –] Ab : ein durchscheinendes Medium von wenig Intensität macht das Weiße gelb , daher erscheint die Sonne gelb durch die leichte Trübung , da sie an sich weiß ist . Die Atmosphäre bewirkt die Trübung , die ganz oberfl ächlich ist . 15–17 Wenn das … gelb .] Az : hält man den spitzen Winkel des Prisma 30 18–19 desselben giebt … blau .] Ab : desselben 30 nach unten auf weißen Grund , so erhält man Gelb . durch ein helleres Medium giebt das Blau . Daher das Blau des Himmels , das auf | den Höhen tiefer blau ist , als in den Tiefen . 21–23 Dies ist … wird .] Az : Beym Prisma wird , je weiter man die Wand entfernt , das Grüne desto breiter , die Extreme von gelb und blau desto schmähler .

11 . 1 . 22

25 bey diesen Bestimmungen stehn zu bleiben .

1 Breite] so Ab

Textlücke ausgefüllt von UE mit : Ränder und 3 Isländischer Doppelspath] Ue : vgl . Ab : Islanddoppelspath 5 rhomboidalische] Textlücke ausgefüllt von UE mit : doppelte vgl . Ab : Rhomboidalischen 7 Doppelbilder] Ue : Doppelleiter 10 Roth] danach eingefügt von UE : und Grün 11 erste] so AbAz Ue : feste 17 bekommt einen] Textlücke ausgefüllt von UE mit : bekommt in und eingefügt von UE 20 neutrale] so AbAz Ue : minerale 23 breiter] Ue : trüber 24 Januar 11 .] Az : Jan . 11 . am Rande 28 40 sie] Ab : es 35 Textlücke (ausgefüllt von UE mit : – einsolches) Doppelbild

225vAb

310

226rAb

143Ue 226vAb

64Az

nachschrift uexküll · 1821/22

Newtonschen Ansicht sollen die Farben immer weiter auseinander treten bei Entfernung der Tafel . Falsche Darstellung Newtons , wonach die Farben auseinander treten sollen . Das Grün ist die allgemein vegetabilische Farbe . Das Grün ist so die formelle Vermittelung zwischen Blau und Gelb . Die andere Vermittelung zwischen ihnen ist das Roth . Das Gelb ist sehr leicht in das Roth hinüber getrieben . Am Prisma . Blinzen mit den Augen ; | das Auge macht man dadurch zu einem Prisma . Man bekömmt so einen gelben Saumen , z . B . am Fensterrahmen . Hier erscheint nun sogleich auch das Roth ; eben so trübt sich das Blau auf der andern Seite im Violetten in das Rothe hinüber . – Erscheinen des Karmin rothen , wenn Gelbroth und Blauroth über einander gehen . Das Roth ist nun die aktive in Einssetzung beider Extreme , oder die subjektive , individuelle Bestimmung beider . Das Roth ist die königliche Farbe ; es ist dieses Kräftige , Angreifende , Individuelle . Es ist diese Intensität beider Extreme , Vereinigung derselben zur individuellen Einheit . – Gelb | ist also das Erste , das Licht mit der einfachen Trübung . Das Zweite ist der Gegensatz , dieser ist Roth und Grün . | Diese entsprechen dem Feuer und Wasser . Das Dritte ist das Blau , das Dunkle , welches beschienen wird , gesehen durch ein Gelbes . Gelb und Blau sind also die Extreme und die Mitte ist ein Gedoppeltes ; der Gegensatz ist immer so ein Gedoppeltes . Roth und Grün sind nahe mit einander verwandt ; durch eine leichte Vermehrung der Intensität wird aus dem Grün das Roth . Experiment mit einem grünen Pflanzenextrakt , vom General von Hartwig angegeben . In ein gläsernes Gefäß in Form eines Champagnerglases gegossen . Unten sieht man Grün und oben das schönste Purpurroth . Salbeiextrakt , Winterkohlextrakt . – Veranlassung : der

5

10

15

20

25

227rAb

3–4 Farbe . Das … Gelb .] Ab : Farbe , wo Hell und Dunkel sich das Gleichgewicht hält , wie ein Blatt bis eine durch Blumen bestimmtere Farbe eintritt . Das Grün ist die formelle Vermittelung zwischen beiden . 6–7 Blinzen mit … Prisma .] Az : man kann das Auge zu einem solchen Prisma machen , indem man die Cristallinse halb bedeckt . 7 Saumen ,] Ab : Saum , man sieht oben das Dunkle und unten das Dunkle über dem Hellen . 10 Das Roth … aktive] Ab : Das Roth ist die andere Vermittelung und zwar der Gegensatz des Grün ; es ist eine neutrale ; jenes die active 18 Gedoppeltes .] Az : Gebrochenes . | 20–21 Experiment mit … Pfl anzenextrakt ,] Ab : Diese Erfahrung beruht zum Theil auf einem merkwürdigen Experiment . Nimmt man grünen Pfl anzenExtract , der dunkelgrün ist , Az : Ein frappantes Experiment ist : Man nehme einen grünen Pfl anzenextract (nur muß er dunkel genug seyn) 22 Champagnerglases gegossen .] Ab : Champagner Glases (wie ein Trichter ganz spitz zugehend) , und | hält es gegen das Licht , 23 Purpurroth .] Ab : Dunkel-Purpurroth . Das Ganze ist nichts anders als daß das Grün , indem es intensiver , verdickter erscheint , durch größere Trübung (oben im Glase wo der Durchmesser größer) so daß man durch eine größere Menge sieht , roth wird . 6 das Auge] Ue : die Leiste 12 Angreifende] so Ab Ue : Begreifende 29 es] Ab : sie 35 indem] Ab : in dem verdickter] Ab : verdückter

25 eintritt] Ab : eintreten

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

311

Extrakt in einer Flasche mit einem engen Hals roth aussehend und ausgegossen durch den engen Hals grün aussehend . Indem also der Extrakt intensivirt erscheint , und zwar hier durch blos verstärkte Masse , so sieht es roth aus . – Dies ist also das System der Farben ; unten sieht die Lichtflamme blau aus , oben röth lich . Blau unten , weil sie da am dünnsten ist und roth oben , weil sie am intensivsten ist . – | Das Auge hat gleichfalls diese Farbentotalität in sich . Im subjektiven Sehen knüpft sich auch leicht zusammen , was objektiv zusammen gehört . Göthe hat dies geforderte Farben genannt . Viel interessante Fälle . Farbige Schatten . Morgen- und Abenddämmerung ; schwaches Licht von außen , wogegen das Körperlicht aufkommen kann . Zweierlei Schatten | und jeder von einem andern Lichte beleuchtet . Es ist dies im Ganzen eigentlich blos eine qualitative Differenz . Beim Mondenlicht scheint es mehr physiologisch zu sein . Indem der eine Schatten gelb ist , so muß der andere blau erscheinen . | Roth und Grün ; ein rothes Glas vor ein Licht gehalten , hält man einen Stab hin und hat ein anderes Licht gegen über , so hat man zwei Schatten . Der eine ist nothwendig Roth ; der andere ist grün . Weitere physiologische Erscheinungen betreffen vornämlich die sogenannte Blendung . Farbenkreise im Auge , welche das Entgegengesetzte von dem sind , was man gesehen hat . – Wie Roth und Grün einander fordern , auch so zu sehen , daß man eine rothe Siegellackstange auf einem weißen Papier ansieht , in welchem Falle die weiße Fläche grün und roth erscheint . Unser Herr Regierungsbevollmächtigter hat über diese physiologischen Farben viele Erfahrungen gemacht , überhaupt sehr gründliche und interessante Untersuchungen . – Die

… ist . –] Ab : Jede Lichtflamme sieht unten blau aus , weil sie am dünnsten ist , in der Mitte gelb , oben , wo sie am intensivsten ist ; roth . Unten ist der Kranz der Flamme um ein Schwarzes hergezogen , daher blau . 7 zusammen gehört .] Ab : zusammen ; daran knüpfen sich eine Menge physiologischer Beobachtungen . 8–11 Farbige Schatten . … beleuchtet .] Ab : Gewisse farbige Schatten sind sehr frappant durch die Färbung . Wenn Mond- und Körperlicht zusammenkömmt , sieht man leicht gelbliche und blaue Schatten , wenn der Schatten des Körperlichts vom Mondlichte , der des Mondlichtes vom Körperlichte beleuchtet wird . Az : Gewisse farbigte Schatten – hat man in der Dämmerung ein Kerzenlicht – so sieht man leicht rothe und blaue Farben – man hat doppelten Schatten – der eine Schatten ist mehr gelb , der andre mehr blau : dasselbe ist auch bey Monden- und Kerzenlicht – oder bey 2 Kerzen . 16–20 grün . Weitere … erscheint .] Ab : grün , da letztere die geforderte Farbe zu jener ist , als deren Gegensatz . / Sieht man in eine Helligkeit und dann weg auf einen andern Punkt , oder macht man das Auge zu , so sieht man die entgegengesetzten Farben von dem , was man scharf angesehen hat . / Ueber eine rothe Siegellackstange hinaus sieht man , wenn sie auf weißem Papier liegt , und man sie eine Zeit lang scharf | ansieht , einen grünen Schein .

227vAb

144Ue

228rAb

25 4–6 unten sieht 25

30 30

35 35

5 intensivsten] Ue : intensirtesten 6 Farbentotalität] so AbAz Ue : Farbenlokalität 20 und roth] Textlücke ausgefüllt von UE mit : und blau 24 Kranz] Ab : Dranz 30 blaue] Az : blaube 34 40 sieht] Ab : sucht

228vAb

312

229rAb 145Ue

229vAb

146Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Bemerkung zu 221 § hat vielen Anstoß gegeben ; ich habe weiter nichts hinzuzufügen . – Newtons Theorie hat die Praesumtion für sich , etwas Mathematisches zu sein und auf der Mathematik zu beruhen . Plattheit Göthe vorzuwerfen , daß er kein Mathematiker ist . In der Farbenlehre kömmt eigentlich gar nichts Mathematisches vor . Albernheit Newtons , daß er die Breite der Farbensäume am prismatischen Bilde gemessen hat . Je nachdem das trübende Mittel verschieden ist , so erscheinen auch die Säume von verschiedener Breite . | In den fertigen Säumen als bestimmt breiten | steckt denn auch die newtonsche Ansicht , daß sie etwas für sich Festes seien . Je nachdem der auffangende Schirm näher oder ferner steht , werden auch die Säume , relativ unter einander verschieden . Dies ist nun das einzige Mathematische , welches für sich falsch ist , daß die Farbensäume eine bestimmte Breite gegen einander haben . Messen ist übrigens noch gar nichts Mathematisches . Accisetarif kein mathematisches Buch . Wenn man die Erscheinung des Spectrums gesehen hat , so weiß man , daß sich hier keine bestimmte Breite angeben läßt ; amicus quidam , ein gefälliger Mann . Noch mehr haben diese Messungen imponirt durch Newtons Einfall , diese Farbensäume mit den Tönen zu vergleichen . Einmal giebt es gar nicht solche musicalische Farben und dann findet sich in den Breiteverhältnissen nicht diese Übereinstimmung mit den Tönen . Newton hat diese Zahlenverhältnisse dann angewendet auf den oben erwähnten Umstand , wonach einmal Farben erscheinen und dann wieder verschwinden . Hohle Vorstellung von verschiedenen accès . Die Versuche über das Verschwinden Einer | Farbe und das Hervortreten eines Andern , wie sie Biot angestellt hat , beziehen sich wieder nur auf etwas ganz Einzelnes . Glimmerblättchen von bestimmter Größe ; das Licht aufgefangen durch ein durchsichtiges Glas , durch welches dasselbe zum Theil durchfällt ; darunter ein zweites Glas und ein Glimmerblättchen dazwischen . Auf dieses Glimmerblättchen hat er denn Alles gebaut . Bei allen andern Crystallen gelten die Größenbestimmungen , welche | sich in Ansehung des Glimmerblättchens ergeben , gar nicht mehr . – Durch das mathematische Gerüst , welches vollends in neuerer Zeit um die Farbe ge-

5

10

15

20

25

30

14 . 1 . 22

2–3 Newtons Theorie … beruhen .] Az : J a n u a r 14 . Man sagt gewöhnlich die Newtonsche Theo- 30 rie habe schon darum eine große Präsumption für sich , weil er ein großer Mathematiker gewesen als ob die Theorie der Farben etwas Mathematisches wäre oder hier bewiesen werden müßte . Die Optik – das ist etwas Anderes und allerdings ein mathematisches Wissen . 15 amicus quidam , … Mann .] Ab : Newton hat nicht einmal selbst gemessen , sondern durch einen amicus quidam messen lassen . 35 16 Farbensäume] Ab : 7 . Farben 17 Tönen] Ab : 7 . Tönen 21 Versuche] Ab : Versuche , die mit 35 1 221] Ue : 222 9 Schirm] Ue : Schein 14 des Spectrums] so Ab Ue : d . Textlücke 17 musicalische] Textlücke ausgefüllt von UE (zuerst mit : relative) 19 Newton] Textlücke ausgefüllt von UE 28 ergeben ,] Ue : eigentlich 29 das … Gerüst] so AbAz Ue : die … Größe 30 J a n u a r 14 . in

physik

5

10

15

20

313

macht worden ist , darf man sich gar nicht imponiren lassen . Die Bedingungen des physischen Phänomens sind etwas für sich ; die Mathematik ist hier nur dienend . Beweisen lassen sich die Erscheinungen gar nicht auf mathematische Weise . – | Das Licht ist also die Selbstigkeit , aber noch ganz abstrakt ; die Centralität der Materie , aber noch ganz allgemein . Das Zweite ist nun das andere Moment der Idee überhaupt . Dies andere Moment ist der Gegensatz und dieser ist außer dem Lichte . Das Negative des Lichts nun haben wir zunächst nur Finsterniß überhaupt genannt . Es hat indeß für sich auch immanente Bestimmungen . – § 223 . Der Gegensatz ist frei für sich wie das Licht ; dieser Gegensatz erscheint so als selbstständig und er macht eine Totalität überhaupt aus . Zum Gegensatz gehören Unterschiede und diese sollen selbstständig sein . Die Totalität enthält überhaupt die Einheit unterschiedener Momente . Es sind Ganze , welche wir hier haben und zwar zunächst die der Schwere . Damit haben wir eigentlich Materielles , was man Realität im gemeinen Sinn überhaupt nennt . In so fern wir das Licht die unkörperliche Materie nannten , so ist es hier die körperliche Materie , welche eintritt . Dies ist der Charakter dieses Gegensatzes überhaupt . – Das Weitere ist nun dieses , daß der Gegensatz für sich existirend | unmittelbar ein Gedoppeltes ist . Das Eine Mal ist es aber bloße Verschiedenheit ; die andere Seite ist der eigentliche Gegensatz , in so fern er in sich different ist . Diese zwei Seiten des Gegensatzes , weil dieser hier frei für sich erscheint , so existiren sie außereinander und , auf den Standpunkt , auf welchem wir hier stehen , denn der freien Qualitäten , haben wir hiemit zweierlei Körperlichkeiten . Diese zwei Körperlichkeiten sind der lunarische und der cometarische Kör|per , Bestimmungen , die wir schon im System der

230rAb | 65Az

§ 224 β . Körper des Gegensatzes

147 Ue

231vAb

25

4–5 Centralität der … allgemein .] Ab : allgemeine Centralität der 7 Lichte .] Ab : Lichte als der des abstracten Verstandes ist . So hat auch unser Verstand sein Material ausser sich . 9 Der Gegensatz] Ab : Das ist ihr reeller Gegensatz . Dieser Gegensatz 10–11 selbstständig und … sein .] Ab : selbstständig , wie das ein|seitige Moment der Selbst mani festation , das Licht . Indem dieser Gegensatz als Selbstständigkeit auftritt , macht er eine Totalität selbst aus , da 30 13 Schwere .] Ab : Schweres , Materie , 30 darin Unterschiede und zugleich freie Existenz seyn soll . nicht als abstracte Identität mit sich , sondern so , daß das Unterschiedene darauf bezogen sey . 15–16 Materie , welche eintritt .] Ab : Materie ein , reelle | nicht ideelle Materialität . 18 Verschiedenheit] Ab : Verschiedenheit des Für sich seyns 21–22 Qualitäten , haben … Körperlichkeiten .] Ab : Qualitäten , so daß sie sich zu freier Körperlichkeit bestimmen ; so sind hier zweierlei qualita23–314,1 im System … haben .] Ab : nach dem abstracten 35 tiv unterschiedene Körperlichkeiten . großer Sorgfalt angestellt ,

25 Materie ; die freie Identität mit sich ohne allen Gegensatz in sich selbst , daher nicht schwer .

35

Az am Rande 4 Selbstigkeit] so Az Textlücke ausgefüllt von UE mit : Farb Möglichkeit 8 Es] Ue : Er 223 .] so Ab Ue : 233 . 8M–9M β . Körper … Gegensatzes in Ue unterstr . 10 er] Ue : es 12 Ganze] so AbAz Ue : Gänge 20 dieser] Ue : dieses 21 der] Ue : die 22–23 lunarische] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : abstracte 23 cometarische] so AbAz Textlücke ausgefüllt 40 von UE mit : concrete

230vAb

231rAb

314

αα Körper der Starrheit (Mond) 232rAb

148Ue

232vAb 66Az

15 . 1 . 22

nachschrift uexküll · 1821/22

Bewegung kennen gelernt haben . Lunarischer und cometarischer Körper sind überhaupt die Körper des Gegensatzes . Man muß sich durch die Betrachtung der Monde und Cometen nicht imponiren lassen , sondern zuerst von der Nothwendigkeit des Begriffs durchdrungen sein . Wenn dies der Fall ist , so wird man sich nicht wundern , auch solches , welches sonst wohl als zufälliges betrachtet wird , in diese Idee hereintreten zu sehen . – Das Erste ist nun das starre für sich sein . Starrheit drückt aus eine Weise des mechanischen Zusammenhangs . Das Starre , das Spröde hat das Für sich sein , die Punktualität überhaupt zu seinem Prinzip . – Wenn das Spröde zerbrochen wird , so ist es nicht fähig sich als Linie oder Fläche zu erhalten . Als innere Weise des Zusammenhangs zeigt es die Form | der Punktualität auf . Das Starre ist die mechanische Erscheinung dessen was ein Scheinen des bloßen Für sich seins ist . Die physische Bestimmung dieses Spröden ist die Verbrennlichkeit ; noch nicht das Feuer , sondern nur die Möglichkeit und zwar | die nächste unmittelbare Möglichkeit des Feuers . Dieses in der Form eines Elements ist der Prozeß des sich selbst Verzehrens . Das Für sich sein , welches Anderes verzehrt und eben damit sich auch selbst . – Hier wo wir die Körperlichkeit in dieser freien Selbstständigkeit haben , ist der Prozeß noch nicht vorhanden . Zu diesen gehört die differente Beziehung der Unterschiede auf einander . – Vom lunarischen Körper ist schon beim System der Bewegung gesprochen worden ; es erschien dort aber der Körper der Unselbstständigkeit . Hier hat er die Bestimmung der Starrheit . Das Starre ist das was | für sich sein will , ohne Entwickelung | in sich und deswegen ohne Freiheit . Der starre Eigensinn , der am meisten frei zu sein meint , ist gerade das Abhängige . – Daß diese Körperlichkeit lunarisch genannt wurde , bezieht sich auf die Erscheinung , die wir an den Trabanten , an den Monden haben . Daß diesen diese Bestimmung zukömmt aufzuzeigen ist

5

10

15

20

25

Momente der Bewegung kennen gelernt)[ .] / Das ist die physikalische Bedeutung dieser 2 . Momente . 2–4 Man muß … sein .] Az : Man lasse nur nicht einfallen , die Trabanten und Kometen seyen zufällig ins Sonnensystem gekommen – sondern man muß vor allem von der Nothwendig keit 30 ausgehn 6 Das Erste ist] Ab : Das erste ist die Körperlichkeit des verschiedenen ; die Bestimmung ist 9 es] Ab : es , je spröder es ist , um so weniger fähig , 15 Verzehrens .] Ab : Verzehrens , das 30 sich als für sich seyend setzende . 18 einander . –] Az : einander gehört . Hier sind wir noch auf dem Standpunct der freyen Qualitäten . 18–19 Vom lunarischen] Az : 15 Januar . Dieser starre 22 ohne Freiheit .] Ab : als Dienendes . / Dies macht die Bestimmung des Begriffes aus . 1 Lunarischer] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Licht cometarischer] so Ab Textlücke aus- 35 gefüllt von UE mit : Schwer 6 diese] Textlücke ausgefüllt von UE 8 sein ,] Ue : sein . 8M–9M 35 αα Körper … Starrheit in Ue unterstr . 9 zerbrochen] Ue : zerbrechen fähig] Textlücke ausgefüllt von UE 10 es] Ue : er 12 Scheinen] Textlücke ausgefüllt von UE 19 lunarischen] so AbAz Textlücke ausgefüllt von UE mit : mechanischen 23 lunarisch] so Ab Textlücke ausgefüllt von UE mit : Dienend 32 15 Januar . in Az am Rande

physik

5

10

15

20

315

Sache der Empirie . – Der Mond , wie er sich in der Erscheinung darbietet , zeigt allerdings die Bestimmungen , welche sich hier aus dem Begriffe ergeben . Der Mond hat keine Atmosphäre und entbehrt so des lebendigen Prozesses . Dunstigkeit will man zwar bemerkt haben , aber keine Wolken . Auch kann man auf dem Monde keine Meere und Flüsse erkennen . Dergleichen , wenn es vorhanden wäre , würde wohl zu erkennen sein . Eben so würde es sich bemerken lassen , wenn Flüsse vorhanden wären . Wenn Meere und Flüsse vorhanden wären , so würde | auch ein meteorologischer Prozeß vorhanden sein . Wasserloser Crystall , welcher immer am Meer der Erde sich zu integriren sucht ; Ebbe und Fluth . Hohe Berge , Crystallspitzen , Kegelförmige ; Hindeutung auf die Basaltberge , welche entweder vulkanisch sind oder doch mit der Feuerseite überhaupt zusammenhängen . Neben jenen Bergen zeigen sich denn große Vertiefungen . Man bemerkt denn häufig | leuchtende Punkte , Fackeln , die man zum Theil für vulkanische Explosionen angesehen hat . (Heim , über die ursprüngliche Gestalt der Erde . Schrift über die geognostische Beschaffen heit des thüringer Waldes) . – Dies ist also der Eine Körper des Gegensatzes . Das Zweite ist der kometarische . Die logische Bestimmung desselben ist die Entgegensetzung in sich selbst , der bezeichnete Gegensatz . Indem nun aber diese Entgegensetzung so frei existirt , so ist dieselbe ohne Halt und ist nur ein In sich zusammen fallen . Daß die Entgegensetzung existirte , gesetzt wäre als lebendiger Pro|zeß , dazu gehörte eine Mitte , welche die Extreme der Entgegensetzung dirimirt und sie auseinander hält , ein Erzeugendes und Tragendes der Differenz . Wäre das Starre mit dieser Entgegensetzung vereinigt ,

3 Atmosphäre und … Prozesses .] Ab : Atmosphäre . Das ist das Starre ; | und seine Atmosphäre ist doch so durchsichtig und unbedeutend , daß sie mit unse25 rer nicht verglichen werden kann . Az : Atmosphäre keinen meteorologischen Prozeß , wie die Erde – wollen wir auch eine Atmosphäre im Monde annehmen , so ist sie so etwas Unbedeutendes , das sich mit unsrer Atmosphäre nicht vergleichen läßt . 5 Flüsse] Ab : großen Flüsse 7–8 Wenn Meere … sein .] Az : Meere und Ströme , wenn sie im Monde wären , würde man bemerken können – und Wolken ebenfalls – beydes aber entspricht einander meteorologischer Prozeß und Wasser . 12 Ver30 14–15 Heim , über … Waldes] 30 tiefungen .] Az : Vertiefungen , die den Bergen z . Th . entsprechen . Ab : S . Heim in Meiningen über die ursprüngliche Gestalt der Erde , auch : der Thüringerwald , treffliche geologische Schrift 17 Gegensatz .] Ab : Gegensatzes aus , wie jener der Verschiedenheit und damit des Für sich seyns . 18 existirt] Ab : existirt in eigener Körperlichkeit Az : als freye physikalische Qualität in eigner Körperlichkeit existiert

149Ue

233vAb

ββ Körper der Neutralität (Komet)

234rAb

25 1 Der] Ab : S . Anmerkung zu § 223 . Der

35 9 Meer] so Ab

Textlücke ausgefüllt von UE mit : Perihèlio 10 Crystallspitzen von UE aus Cristallspitzen Kegelförmige] Ue : Kugelförmige vgl . Az : Kegelberge Basaltberge] so Az Textlücke ausgefüllt von UE mit : Mondsberge 12 Bergen] Textlücke ausgefüllt von UE 14 (Heim] Textlücke ausgefüllt von UE mit : (Werner) 16 der] Ue : die 17M–18M ββ Körper … Neutralität in Ue unterstr . 19 zusammen fallen] Ue : zusammen halten vgl . Ab : zusammenfallendes 21 dirimirt] 23 223 .] Ab : folgt : ( ? 222) 40 so Ab Ue : Textlücke

233rAb

316

150Ue 234vAb

67Az

151Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

so hätten wir denn was zur Totalität gehört , so aber haben wir nur die haltungslose Entgegensetzung . Diese existirt so nur , als zusammen fallender Gegensatz und dies ist die Neutralität überhaupt . Der Wasserköper . – Was wir den kometarischen Körper in der Erscheinung heißen , zeigt als Grundcharakter diese Bestimmung , welche sich hier ergeben | hat . Im System der freien Bewegung | ist dies der Körper der ausschweifenden Bewegung (vid : Bemerkung)[ .] Der Komet stellt sich dar als formeller Prozeß , als unruhige Dunstmasse ; nirgends ein Kern , im Gegentheil haben sich die Kometen als durchsichtig gezeigt . Nicht nur durch den Schweif , sondern auch durch den Kometen selbst hat man Sterne gesehen . Die Alten haben die Cometen für bloße Meteore genommen und sie sind in den großen Prozessen ohne Zweifel nichts Anderes . In der neuesten Zeit thut man gegen jene alte Ansicht nicht mehr so spröde als vormals . – Es ist bisher nur die Wiederkehr von einem einzigen Kometen beobachtet worden , der von 1682 . Wir haben keine Veranlassung , sie für etwas mehr anzunehmen , als etwas das entsteht und dann | wieder verstäubt . Der Astronom Enke hat in neuern Zeiten , mehrere Erscheinungen von Kometen auf eine Bahn , die einem Kometen entspräche , zu reduciren gesucht . Beobachtet ist dieser Komet nur worden drei Mal ; nach den Perioden , welche sich aus der Berechnung ergeben , hätte er fünf Mal da gewesen sein sollen . – Die Ver muthung , daß große Planeten auf die Bahn der Cometen einen Einfluß haben können , deutet dahin , daß die Astronomen die formelle Ansicht aufgeben pp vid : § Bemerkung . Die gewöhnliche Vorstellung ist diese : es sind die Kometen , diese gehen unter sehr verschiedenen Winkeln gegen die Neigung der Ekliptik ; gehen auch zwischen verschiedenen Planeten durch (zwischen Erde und Mars)[ .] Man hat | sich nun vorgestellt , daß die Kometen

5

10

15

20

25

235rAb

2–3 Gegensatz und … Wasserköper . –] Ab : Gegensatz , der nicht zu seiner Begeistung kommt ; das 25 ist die Neutralität des Wasserkörper überhaupt ; daß dieser Körper der kometarische ist , läßt sich rechtfertigen . 6–7 Der Komet stellt] Az : Was die Physik betrifft , so stellt er 10 für bloße Meteore] Az : als Meteore , wie die Sternschnuppen 11 nichts Anderes .] Ab : nichts anders als Mete30 ore . Sie sind hier in dem höhern Kreis der freien Bewegung , was die Materie für unsere Atmosphäre . Nicht starre , sondern durchscheinende leichte Massen , von der Sonne erleuchtet . 14 Wir] Ab : 30 Vieler Kometen Wiederkehr hat man vergebens erwartet ; | sie sind nicht gekommen zu der Zeit , wo man sie berechnet . Wir 19–21 Die Vermuthung , … Bemerkung .] Az : ( A u c h d e u t e t d i e a n g e f ü h r t e Ve r m u t h u n g d a h i n , d a ß die Astronomen ist im Handbuch zu lesen) 1–2 haltungslose] so Ab Ue : Gattungslose 2 zusammen fallender] Ue : zusammen haltender vgl . 35 AbAz : zusammenfallende 7 unruhige Dunstmasse] so AbAz Ue : Textlücke Durchmesser Kern] 35 Textlücke ausgefüllt von BA 10–11 den großen] Ue : Textlücke vgl . Ab : Im großen Az : im kosmischen 13 1682 .] Ue : 68 . ; siehe Anm . folgt Textlücke am Ende der Zeile und Anfang der nächsten Zeile 15 Enke] so Ab Ue : Foke 22 verschiedenen] so Ab Ue : Textlücke 23 der Ekliptik] Ue : des Endlichen 24 Mars] Ue : Meer

physik

5

10

15

20

25

317

ihre Bahnen in der Weite und Leere auf eine selbst|ständige Weise machen , so daß sie auch auf die Erde treffen könnten . Bei dieser Vorstellung schreibt man also dem Kometen Selbstständigkeit in seiner Bahn zu , so daß es nicht darauf ankäme , wie sich die Bahn zu der der Planeten verhält . Legt man diese Vorstellung zum Grunde , so läßt sich weiter gar nichts sagen , welches die Breite Länge ist ; es sei nicht wahrscheinlich , weil der Himmel so groß ist . Viel Platz : das heißt nur ebenso viele Punkte , welche sie berühren könnten . Lotterieberechnung . Blos größere oder geringere Wahrscheinlichkeit : damit befriedigt man sich aber nicht . Wenn man sich aber vorstellt , wie dies nothwendig ist , daß die Kometen integrirende Momente unseres Sonnensystems sind , so kommen sie nicht blos als fremde Gäste in unser Sonnensystem | und ihre Bahnen sind bestimmt durch das Ganze der Bahnen der andern Körper des Systems . Als nothwendige Momente des Systems treten sie also auf , aber die Momente sind eben so nothwendig als die Planeten und sind sogar Individualitäten . – Dies sind überhaupt die physikalischen Bestimmungen dieser freien Körperlichkeiten . – Wir haben uns das Sonnensystem vorzustellen nach dem Schluß , daß die Sonne Ein Extrem ist , der Planet die Mitte und das andere Extrem die Unselbstständigen . Dies ist der nächste Schluß . Das Extrem der Unselbstständigkeit ist so noch unbestimmt überhaupt . | Dieser Schluß | ist nun nicht der Einzige , nicht das vollständige Verhältniß zur Totalität . Das Weitere ist , daß die Sonne das Eine Extrem ausmacht ; das Andere ist denn das Extrem der Erde , des totalen Körpers , der Allgemeinheit der Individualität in sich ist . Das Vermittelnde zwischen beiden ist das Unselbstständige . Die Erde bezieht sich auf die Sonne durch die Unselbstständigkeit ; dieses Vermittelnde ist die Mitte , und dies ist das Unselbstständige überhaupt . Die Mitte muß nun haben die beiden Momente der Extreme . So muß sie ein in sich selbst Gebrochenes sein , so daß der eine Moment der Sonne angehört , das Andere dem andern Extrem . Der Mond gehört so der Erde an , der Komet

2 auch auf … Erde] Ab : auch wohl einmal einen Planeten 4 verhält .] Ab : verhalte , und diese keinen Einfluß auf jene haben . 6–7 es sei … könnten .] Ab : Die Astronomen wissen die Furcht 30 vor diesem Zusammenstoßen nur durch die Unwahrscheinlichkeit bei der großen Menge möglicher Punkte zu mildern . 14 als die … Individualitäten . –] Ab : als die Planeten pp . So treten sie herein , bestimmt durch das übrige System . 15 Körperlichkeiten . –] Ab : Körperlichkeit . / Der Komet bewegt sich um die Sonne nicht um den Planeten , was doch der Mond thut . 17 und] Ab : und Komet und Mond 25 Extreme .] Ab : Extreme haben , die Einheit von beiden seyn ,

30

35

Ue : ihre Weite] Ue : Textlücke 5 welches] Ue : wenn 7 das heißt … viele] Ue : Textlücke nur Textlücke vielen 11 Gäste] so Ab Ue : Größen 14 als die … Individualitäten] Ue : und die Planeten sind sogar die Individualitäten 19 nicht 2 ] so Ab Ue : zieht 22 Vermittelnde] so AbAz Ue : Vermittelte 23 durch die] Ue : ihre 26 Gebrochenes] so Ab Ue : Textlücke 27 Mond] so Ab Ue : Moment

35 1 ihre Bahnen] so Ab

235vAb

236rAb

236vAb 152Ue

318 237rAb

153Ue 237vAb

γ Körper § 224 der Individualität (Erde . Planet)

238rAb 17 . 1 . 22

nachschrift uexküll · 1821/22

aber der Sonne . Die innere Haltungslosigkeit der Ko|meten macht , daß er sich auf das formelle Centrum der Sonne bezieht . – Um einen Fürsten sind Hofleute , diese als das mehr selbstlose sind das kometarische ; dagegen sind die Minister und die Untergeordneten desselben regelmäßig und zeigen in ihrer Regelmäßigkeit eine mehr gleiche Beziehung auf sich selbst . – Diese physikalischen Verhältnisse zusammen mit dem vorher abgehandelten Mechanischen , machen überhaupt das aus was man das Kosmische nennt . Dies ist überhaupt die Grundlage . Die individualisirte Natur lebt mit der kosmischen , und lebt in derselben . Aber man muß sich nicht so ausdrücken , der Mond und die Kometen hätten Einfluß auf das Individualisirte , als ob diese eine Ursache des Verhaltens wären . | Das Allgemeine ist überhaupt etwas Passives gegen die Indi|vidua lität ; je höher die Lebendigkeit ist , um so weniger wirkt das Allgemeine . Großer Grad von verschiedenen Verhältnissen . In Krankheitszuständen verfällt nur der Mensch in dieses allgemeine kosmische Leben . Das Fernere ist nun die Individualität ; die abstrakte Einheit des Lichts und der Gegensatz der Starrheit und der Neutralität , erscheinen an der Individualität in ihrer Wahrheit , zu Momenten herabgesetzt . Der Körper der individuellen Totalität ist nun die Erde oder der Planet überhaupt . Zur Individualität gehört Beziehung auf sich selbst (die abstrakte Identität) als Beziehung auf sich in Unter schieden . Die reducirte Einheit wäre nur das caput mortuum , worin der

1–2 Die innere … bezieht . –] Az : der Comet mit seiner formellen Bewegung bezieht sich auf das formelle Centrum , die Sonne . Sie ist das Übermächtige , er das ganz Haltungslose . 2 Um einen Fürsten] Ab : Man kann vergleichen mit moralischen Verhältnissen . Der Hof 4–5 Untergeordneten desselben … selbst . –] Ab : Untergebene sind Dienende , aber Regelmäßige , sind das Lunarische . 12–14 Großer Grad … Leben .] Ab : Es muß also jenes kosmische nun ganz allgemein Einfluß haben , mehr auf Thiere als den Menschen , bei dem es nur im Krankheitszustande sich äußert . Das geistige Individuelle entreißt sich solchem allgemeinem Leben und macht sich frei davon . Az : Der Mond (wie man sich gewöhnlich ausdrückt) hat mehr Einfluß auf die Thiere als die Menschen , mehr auf das Kranke als das Gesunde – die höhere Individualität entreißt sich den Einflüssen des allgemeinen Lebens . 15–18 Das Fernere … überhaupt .] Ab : Das 3te oder 4te des Ganzen ist die Individualität der Subjectivität , worin die Momente , welche zunächst selbstständige sind , nur ideelle sind . Die Individualität dieser Unter|schiedenen ist ihre Wahrheit und Einheit . / § 224 . Der Erdkörper stellt die Idee in dieser Sphäre dar . Az : 17 J a n u a r . Das 3te oder 4te im System des Ganzen ist die Individualität (die Abstraction – der doppelte Gegensatz – die Subjectivität –) wo die andern Einseitigkeiten bloß ideelle Momente sind . § 224 . Der Gegensatz ist in sich zurück gegangen – der Gegensatz mit der Identität – dieß ist der Planet – die individuelle Totalität , die Idee in dieser Sphäre .

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

1 Haltungslosigkeit] so Ab Ue : Gattungslosigkeit 7 Kosmische] so Ab Ue : Textlücke 8 mit der kosmischen , und … derselben] Ue : der Textlücke mit , und … denselben 10 als ob … wären] Ue : aber ob dieses ein Textlücke des Verhaltens wäre 12–13 verschiedenen] Ue : Textlücke 14 kosmische] Ue : Textlücke 15M–16M γ Körper … Individualität in Ue unterstr . 15M 224] Ue : 225 40 32 Wahrheit] Ab : Mehrheit 33 17 J a n u a r . in Az am Rande 35 § 224 . in Az am Rande

physik

5

10

15

20

25

319

Unterschied nur untergegangen wäre . Die Sonne , der cometarische und lunarische Körper , dies sind abstracte Weisen der Existenz ; der Planet hingegen ist das Concrete und erst in diesem ist die Lebendigkeit daseiend . – Der Planet hat seinen Namen zunächst von der Erscheinung , wonach die Bewegung als etwas Unregelmäßiges erscheint . Die Sonne aber hält man für Vor treff licher als die Erde und eben so die Sterne . Dies liegt darin , daß der Verstand überhaupt gewohnt ist , das was über dem Manigfaltigen liegt , das Einfache für das Wahrhafte zu halten . | Nur die Idee ist aber das Wahrhafte , das in der Dirimirung bei sich Bleibende , | nicht die reine , d . h . abstrakte Einheit der Sonne , des Sterns . Der Planet ist der Sitz des Lebendigen und die Andern sind nur da um deswillen . – Der Verstand ist sehr | geneigt , das Jenseits überhaupt als etwas Höheres anzusehen ; das Jenseits ist aber nur ein Negatives ; das Wahrhafte aber ist gegenwärtig . Aller Aberglaube , alle Knechtschaft hat darin ihren Grund , daß die Negation , das Jenseits , als das Vor treff lichere , Höhere gefaßt wird gegen das Diesseits , welches dagegen nur ein Beschränktes , Endliches sein soll . – Wenn ich sage Ich , reines abstraktes Denken , so ist dies noch nicht Geist : dieser ist das Concrete . Eben so hat das Licht die Wahrheit in der Individualität . Wenn man meint , man habe die höchste Stufe des Geistes erreicht , wenn man sich in der Abstraktion des Ich isolirt , so hält | man sich in dieser negativen Leere , welche nicht der Geist ist . – Dem reflectirenden Verstande erscheint nur das Negative des Bestimmten als das Höchste . Ich bin allerdings absolutes Moment des Geistes , aber nicht in so fern dieser für sich abstrakt ist . Damit Ich dieses Zusammenhalten sei , dazu gehört , daß der Gegensatz gehalten sei in demselben . So ist denn auch das Licht das Innere aller Körperlichkeit , aber so ist es nur Abstraktion . – Die Erde hat für uns zunächst nur die Bedeutung der Individualität ; die Entwickelung dieser abstrakten Bestimmung ist nun das Weitere überhaupt . – In dem was wir Körper des

5–6 Die Sonne … Sterne .] Az : Anmerkung . Ganze Völker und Perioden haben die Sonne und die Sterne für das Vor treff lichste gehalten : 9 nicht die … Sterns .] Az : Nicht die Erde ist eine von der 30 Sonne ausgeworfene Schlake , sondern Sonne , Mond und Sterne gelangen eigentlich erst im Planeten 16 Denken ,] Ab : Denken , so ist das dasselbe , was im Physischen das Licht 30 zu ihrer Wahrheit . ist ; 19 negativen Leere , … ist . –] Ab : negativen Leere . / Wie für das Denken der Geist , so ist für die Sonne die Individualität das Wahrhafte . 26–320,3 überhaupt . – In … gediehen . –] Ab : überhaupt ; die Individualität ist die Qualität überhaupt , nämlich die totale . Die Individualität ist die unendliche Form , die eins mit sich selbst ist . Bei uns in der Philosophie ist die unendliche Form 35 auch nur als Eins , aber in ihrer Existenz ist sie in Selbstständigkeiten zersplittert , | deren jede nur ein Moment der Idee ausmacht . Az : qualifi zierte Materie hatten wir schon – aber noch nicht die 1 cometarische von BA aus concentrische 1–2 lunarische] Textlücke ausgefüllt von BA 8 Dirimirung] so Ab Textlücke ausgefüllt von BA mit : Manigfaltigkeit 13 Knechtschaft] so Ab Ue : Textlücke 15 Beschränktes ,] Ue : Textlücke 27 Anmerkung . in Az am Rande

68Az 238vAb 154Ue

239rAb

239vAb

320

155Ue

156Ue

240rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Sonnensystems genannt haben , existirt die unendliche Form nicht als Eins , da haben wir verschiedene Formen und selbst die Unselbstständige ist da zur Selbstständigkeit gediehen . – Es ist die höchste Weise , zu der jene Einseitigkeiten kommen können , wenn sie als himmlische Körper sind . Die | Individualität ist aber ihre Wahrheit . Die Erde ist dieses Gegenwärtige . Sonne , Mond , und Kometen sind dagegen nur abstrakte Momente . Man kann die Erde wohl als einen Punkt betrachten und sie als einen Tropfen im Meere der Unendlichkeit ansehen , wenn man sich dem quantitativen Prozeß eines Unendlichen überläßt . Aber auf solche Größenbestimmung kommt es nicht an ; ich der Geist , kann einer unendlichen Äußerlichkeit Trotz bieten , eben so ist es mit der Erde . Diese ist es also , auf die wir jetzt zu stehen kommen , diese ist nicht nur unsere physikalische Heimath , sondern Heimath des Geistes . Der Planeten giebt es nun mehrere . Diese Mehrheit zu fassen , hat man auf vielfältige Weise versucht . – Man kann dies einerseits auf der Seite liegen lassen ; die bloße Mehrheit geht uns zunächst eigentlich nichts an . Frühere Dissertation Hegels in Beziehung auf die Entfernung . Es läßt sich darüber viel Anklingendes beibringen ; aber dies zeigt nur eine ganz ungefähre Übereinstimmung mit dem Vernünftigen an ; daß aber dieses beschreibend nach allen Seiten dargestellt werde als bestimmt durch die allgemeine Idee , dazu gehört Vieles und dies ist noch nicht geleistet . Vergleichung der Planeten mit der Reihe der Metalle . Schelling , Steffens . Alte Vorstellung , worauf allerdings die Zeichen der Metalle und Planeten , welche dieselben sind , hindeuten . Es hat etwas Natürliches , daß man darauf fällt , die Planeten mit der Reihe der Metalle | zu vergleichen , denn die Metalle sind das was sich als das Gediegenste zeigt und auch die Planeten sind so selbstständig . Allein die Metalle gehören in ein ganz anderes Feld ; Analogien giebt es wohl , aber solche reichen nicht hin . – |

5

10

15

20

25

Totalität derselben . Im Vorigen ist auch das Unselbstständige noch selbstständig existierend – die Momente sind abgefallen von ihrer Einheit und stellen sich gleichsam als ein Selbstständiges dar . 9 an ;] Ab : an , sondern darauf , was für sich das Entwickelte und Concretes ist . 12 Planeten] AbAz : Erden 12–13 Diese Mehrheit … versucht . –] Ab : Man hat versucht ein Gesetz der Verschieden30 heit der Planeten zu fi nden . 14 lassen ;] Az : lassen – auch diese Mehrheit muß organisch geglie- 30 dert seyn 19 und dies … geleistet .] Az : Es ist hier , wie in der Anm . gesagt ist , eine Seite , wo noch nicht Alles geleistet ist . 19–20 Vergleichung der … Metalle .] Ab : Man hat die Reihe der Planeten dadurch in eine nothwendige Ordnung zu bringen gesucht , daß man sie mit der Reihe der | Metalle verglichen hat , 25 Analogien giebt … hin . –] Ab : Analogien beruhen aber nur auf einzelnen Vergleichungen und entscheiden nichts über die vernünftige Stelle , die ein Körper auf 35 35

2 Formen] Ue : Textlücke 8 quantitativen von BA aus qualitativen 12–13 Mehrheit] so Az Ue : Wahrheit 14 Mehrheit] so Az Ue : Wahrheit 16 eine ganz ungefähre] Ue : ganz eine Textlücke in 20 Alte] so AbAz Ue : Alle allerdings] Ue : Textlücke 23 was sich … Gediegenste] Ue : was was sich vor d . Textlücke vgl . Ab : als das Gediegenste und Starreste 35 ein] Ab : einen auf] Ab : in 40

physik

5

10

15

20

25

321

Die physikalischen Qualitäten sind jetzt wesentlich nur in Beziehung auf einander und die Beziehung derselben ist eben die Individualität . Der individuelle Körper ist nun die Erde , der Planet und es sind nun die Elemente , welche wir zu betrachten haben (§ 225)[ .] Was wir vorher als freie Himmelskörper hatten , das ist jetzt herabgesetzt zu Momenten . Es sind dieselben Körperlichkeiten die wir hier haben , nur ist der Schein ihrer unmittelbaren Selbstständigkeit jetzt verwischt , sie sind jetzt Praedikate Eines Subjekts . | Dieser Elemente sind nun vier . Es sind dies die physikalischen Elemente und diese sind wohl zu unterscheiden von den sogenannten chemischen Elementen . Es ist der große Gedanke des Empedokles gewesen , diese vier Formen der physikalischen Existenz zu unterscheiden . Die Luft , Feuer , Wasser und Erde . Heutiges Tages , indem man die Bestimmung des Elements anders gefaßt hat , ist die Vorstellung jener Elemente verschwunden ; man nennt jetzt Element nur ein Einfaches , welches sich von der analysirenden Chemie nicht mehr theilen läßt . Jene Vorstellung ist jetzt sogar zu etwas Verächtlichen geworden ; wenn ein gebildeter Mensch noch von jenen Elementen spricht , so zuckt man die Achsel über ihn und spricht ihm alle Bildung in diesem Fach ab . Es muß aber zwischen | den physikalischen und chemischen Elementen unterschieden werden . Die Chemie hat auch das Ziel die ganz allgemeinen Principien der Körperlichkeit zu erkennen , und diese sollen diese abstrakten sein , die man chemischer Weise nicht mehr zerlegen , nicht mehr darstellen kann , als ihnen selbst different . | So hat also auch die Chemie das Ziel die unendliche Manigfaltigkeit der Existenz zurückzuführen auf wenige Grundformen , nicht gerade das Vernünftige . Der chemische Standpunkt setzt überhaupt die Individualität des Körpers voraus , und versucht dann diesen Einheitspunkt , welcher den Unterschied als aufgehoben in sich enthält zu zerreißen und das Differente zu befreien von der Gewalt , die ihm angethan worden ist . Der Chemie kann es nun niemals gelingen , die individuell bestimmten Körper darzulegen als zerlegt

seinem eigenthüm lichen Boden hat . 1 Die physikalischen … sind] Ab : Die Individualität macht den Einheitspunkt aus , worin die Einzelnen gesetzt sind , als solche die ihr Centrum haben in Einem , 2 Indivi30 das ihr | selbstständiges Bestehen ausmacht . Indem sie so im Centrum gesetzt sind , sind dualität .] Ab : Individualität , die als für sich unterschieden , eine an ihnen verschiedene Wirklichkeit zeigt . 10–11 unterscheiden . Die … Erde .] Ab : aufgefaßt . Seitdem ist dies allgemeine Vorstellung geworden . 15–17 geworden ; wenn … ab .] Az : geworden . Ein gebildeter Mensch darf von Wasser nicht mehr als von einem Elemente sprechen . 23 Der] Ab : Hier auf dem physischen Standpunkte 35 ist nur zu erwähnen : / Daß der

69Az ; § 226 b . , die Elemente

241rAb

157 Ue

241vAb

30

1M–2M b . , die Elemente in Ue unterstr . 12 verschwunden] so AbAz Ue : verschieden 18 werden] Ue : worden das Ziel die] so AbAz Ue : die Zeit der 21 die unendliche] so Ab Ue : der unend lichen 23 setzt] Ue : selbst 24 versucht] Ue : versieht 25 aufgehoben] Ue : Textlücke zerreißen] so AbAz Ue : Textlücke

240vAb

322

242rAb

158Ue

70Az

243rAb

242vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

in ihren einfachen Körper theilen . Entweder sind diese , in welche die Chemie die Körperlichkeiten zerlegt , in der That die Bestandtheile des Zerlegten ; also bei einem Salze die Säure und die Basis . Diese zusammen machen ein Salz . So weit gelingt es der Chemie , die Einheit dieser zwei Differenten aufzuzeigen . Das Individuelle ist dagegen nur das in Eins gesetzt sein dieser beiden . | Diese zwei kann man allerdings die Bestandtheile nennen , und zwar chemische nicht mechanische Bestandtheile . Die Differenten aber , indem ihre Beziehung auf einander verwirklicht wird , machen so ein Drittes aus , das Salz . Das Andere aber noch , welches im Dritten ist , ist die Gestalt , | die Crystallisation , die individuelle Einheit der Form , dies ist auch ein Individuelles , welches nicht blos die abstrakte Einheit jener Elemente ist . Es kommt also auch schon hier dem was die Individualität ausmacht mehr zu als blos die Einheit jener Bestandtheile zu sein . – Sehen wir nun aber auch von jener individuellen Gestalt ab , so haben wir hier zwei Seiten , eine Säure und eine Basis , diese sind die Ele|mente des Salzes und die spezi fische Natur derselben macht so das Ganze der spezifischen Bestimmung des Salzes aus , abgesehen von der Gestalt . Wir haben nun Elemente , welche für sich specifisch und qualitativ bestimmt sind , nur Elemente dieses Salzes . Dann sind das aber wieder nicht Elemente , nicht allgemeine Elemente , nicht solche Allgemeine , wie wir im Sinne haben , wenn wir von dem sprechen was Element sein soll , solche ursprüngliche ganz allgemeine Principien . Indem die Chemie also auf Elemente | geht , so bekommt sie nur relative Bestandtheile , d . h . specifische , eigenthümliche ; Besondere in großer Vielheit und gar nicht diese Wenigen auf welche Alles reduzirt werden soll . Wenn also unter Elementen verstanden wird , daß sie Bestandtheile sein sollen und der Körper blos die Neutralität jener Unter schiede ist , so kann das Neutrale wohl aufgelöst werden , aber dann sind diese zwei Seiten nicht allgemeine abstrakte Elemente , sondern nur etwas

5

10

15

20

25

2 Zerlegten ;] Ab : zerlegt , so daß das Erste nichts ist , als ein Entstandenes , in dem die 2 . Differenten sich vereinigt haben . 12 Einheit jener … sein . –] Ab : Einheit der beiden Seiten ist . So z . B . das 30 Salz ist die Einheit der Differenten ; aber auch hier kommt | der Einheit eine eigenthüm liche Bestimmtheit der Gestalt zu . In den beiden Seiten ist die auf die Gestalt bezügliche Individualität 30 nicht . 13 nun aber … ab] Ab : nun auf das Physische Materielle 16 aus , abgesehen … Elemente ,] Ab : aus . Zerlegen wir aber so das Salz in seine Elemente , so haben wir nur relative Elemente dieses Salzes , 26–323,2 sondern nur … vermehrt . –] Ab : sondern specifi sche partikularisirte ; also haben wir dann statt eins , zwey specifi sche qualitative Körper . / Aber auch die Eigenthüm lich keit 35

1 welche] Ue : welchen 3 Salze] Ue : Satze die Säure] Ue : d . Textlücke ein Salz] Ue : einen 35 Satz 4 Einheit] Ue : Bestandtheile 8 das Salz] Ue : den Satz 10 Individuelles , welches] Ue : Individuelles . Textlücke welcher vgl . Ab : individuelles , was 14 Säure] so Az Ue : Textlücke Salzes] Ue : Satzes 16 Salzes] Ue : Satzes 17 Salzes] Ue : Satzes 25 Neutrale] so Ab Ue : Text32 seine] Ab : seinem lücke 30 beiden] Ab : bei den die1] Ab : das

physik

5

10

15

20

323

Spezifisches . – Die Menge des Bestehenden ist so nicht vermindert , sondern eigentlich vermehrt . – Der andere Fall ist nun , daß | die Individualität etwas viel Kräftigeres ist als blos das Neutrale und daß dieselbe vielmehr die Hauptsache ausmacht . Dies ist bei allem Lebendigen der Fall , wenn also das Animalische wohl zerlegt werden kann , in Stickstoff , Wasserstoff , so nennt man solches auch Elemente , aber hier haben wir dieselben auf Kosten der Individualität . Das eigentliche Individualisirende ist verloren oder jene Elemente sind nicht mehr als Elemente der Vegetation oder des Animalischen und die Chemie hat so das Gegentheil dessen bewirkt was sie gewollt hat . Also bei einem blos Neutralen können die Bestandtheile wohl aufgezeigt werden ; aber wo die Individualität wahrhaft individualisirt ist , da verliert es seinen Sinn , indem dieselbe aufgelöst wird . – Der chemische Standpunkt will die Elemente der Körper aufzeigen ; er zeigt die Körper so als in sich different ; die Unterschiede sind es , welche als Elemente benannt werden . Ist die Form blos die der Zusammensetzung so sind die Elemente selbst wieder qualificirt . Die Chemie hat vornämlich das Individuelle zum unmittelbaren Gegenstand und sucht die differenten | Seiten desselben darzustellen , ist dasselbe neutral so haben die chemischen Elemente hier ihren Sinn , weil die Einheit nur diese abstrakte Einheit ist . Die Elemente sind denn als specifisch verschieden ; so die Metalle pp[ .] Diese bleiben specifisch verschieden und man hat in Rücksicht auf die Verminderung der Stoffe nicht viel gewonnen . – Hier haben wir nun nicht die chemischen Elemente in der vorhandenen Individualität vor uns , sondern das Werden der allgemeinen Individualität , | des Irdischen über|haupt . Die Elemente heißen hier die unterschiedenen Materien , welche die Momente des Werdens dieses allgemeinen Individuums ausmachen .

159Ue

244rAb

244vAb 160Ue

25

25 der Gestalt geht verloren .

3 dieselbe] Ab : die unendliche Form 4 Lebendigen der Fall ,] Ab : Lebendigen , beim | Vegetabilischen ; gerade die Art und Weise der Unterwerfung der Elemente ist hier das Wesentliche . 17–18 so haben … ist .] Ab : so gelingt es dem Chemiker , weil die Einheit dieser Unterschiede nichts ist als die formelle Einheit , abstrahirt von der Gestalt der Einheit , von der 30 man absehen kann . – 20–21 gewonnen . –] Ab : gewonnen . / Ist die Einheit des Verschiedenen 30 ein Organisches , so ist mit dem Verlorengehen der Einheit die Hauptsache zerstört ; man hat nicht die Bestandtheile eines Individuellen , sondern abstracte Bestandtheile überhaupt . 21 Hier haben … Elemente] Ab : Hier sprechen wir von physischen Elementen 24–324,2 ausmachen . Diese … Spezificirtes . –] Ab : ausmachen sind die physischen Elemente . / Man darf also den Standpunkt nicht verwechseln . / Die ganz allgemeine Individualität ist ein Werden aus Bestimmungen und diese sind 35 die physikalischen Elemente , die sich freilich auch chemisch specificiren lassen . 3 das Neutrale] Ue : d . Textlücke vgl . Ab : ein Neutrales 5 in] Ue : ein 7 Individualisirende] Ue : Textlücke 9 Neutralen] Ue : Textlücke 14 Zusammensetzung] Ue : Textlücke 17 neutral] so Ab Ue : Textlücke haben die … Elemente] Ue : hat die chemische Electricität 20 Stoffe von BA aus Strahlen 23 überhaupt] Ue : über haupt 31 eines] Ab : ihres

243vAb

324

α die Luft

§ 227

246rAb 161Ue 71Az

245rAb

245vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Diese physikalischen Elemente , jedes für sich , können wieder betrachtet werden als ein Spezificirtes . – Bei der Zusammenstellung der chemischen Elemente fällt es einem Jeden sogleich auf , daß hier das Disparateste zusammengestellt wird . Wasserstoff , Sauerstoff , Schwefel , Gold , Silber pp hier sieht man sogleich , daß man Gegenstände auf einen Standpunkt zusammen gestellt hat , die nicht zusammen gehören . – Die physikalischen Elemente sind die Momente des Prozesses für das zunächst allgemeine Individuum . Diese Elemente sind also Luft , Feuer , Wasser , und das Irdische selbst . – Die Luft entspricht dem Lichte ; Wasser und Feuer , die physikalischen Elemente des Gegensatzes entsprechen dem cometarischen und lunarischen Körper und diese drei sind denn unter die Gewalt der Individualität gebracht (§ 226)[ .] Der chemischen Elemente , wo von dem specificirten Körper ausgegangen wird , kann es sehr viele geben , weil bei ihnen die partikularisirte Individualität zum Grunde liegt . – Die physikalischen Elemente sind überhaupt durch die Momente des Begriffs bestimmt . § 226 . Das erste Element ist das der Luft . Die einfache Beziehung auf sich , welche wir das Licht nannten , macht jetzt das Einige , Innere der Körper selbst aus . Im individuellen Körper ist die Selbststischkeit das innere Licht . Das Selbst stische der Individualität ist aber nicht mehr so abstrakt wie das Licht . Die Identität mit sich ist jetzt negative Allgemeinheit , | der Selbstlose Moment eines Andern , also | nicht mehr die freie Selbstmanifestation wie das Licht . Diese Allgemeinheit hat jetzt an ihrer Stelle eine Seite des Verhältnisses auszumachen . Die Luft ist das erste irdische Element , das Licht passiv gesetzt . | Das Allgemeine als Moment gesetzt , ist es das Passive . Der Raum ist so das Passive ; so auch das Gute , welches erst durch die Subjektivität verwirklicht wird . Dies ist die Passivität des Allgemeinen überhaupt . Das Licht ist an sich auch Eins , aber noch nicht gesetzt . Die Luft

5

10

15

20

25

4 Wasser stoff , Sauer stoff , … pp] Az : allein Luft und Wasser gehören doch offenbar in eine ganz andre Sphäre als Salze , Metalle cett . 5–6 nicht zusammen gehören . –] Ab : ganz Heterogene sind . / Die Chemie erhält durch | ihre Auflösung qualitativ verschiedenere als die Körper die ohne Auf30 lösung waren . 11 gebracht (§ 226)[ .]] Ab : gebracht . / Die physikalischen Elemente sind nicht partikularisirt , sondern allgemeine Momente . / Es sind 4 Elemente . 13–14 Die physikalischen 30 … bestimmt .] Ab : Hier sind es die großen durch den Begrif bestimmten | Glieder die nach allgemeiner Individualität bestimmt nur durch das , was sie im System dieser Stufe sind . 15 Luft . Die einfache] Ab : Luft . § 226 . Nicht mehr das positive Selbst : Manifestation wie das Licht . Hier ist schon das Moment der Individualität , wo das Ideelle , die einfache 16 aus .] Ab : ausmachen muß . Die Selbstigkeit frei existirend ist das Licht . 35 3 daß] Ue : das Disparateste] Textlücke ausgefüllt von BA 8–9 Lichte ; Wasser … Feuer ,] Ue : Lichte , Feuer und Wasser ; 9–10 cometarischen von BA aus concentrischen 10 lunarischen] Textlücke ausgefüllt von BA 11 Der] Ue : Das 13 Elemente] Ue : Momente 15M α die Luft in Ue unterstr .

physik

5

10

15

20

25

325

ist das Allgemeine in der Form der Passivität , eine Bestimmung des Relativen . Das unmittelbare Andere , gegen welches die Luft passiv ist , ist das Licht selbst ; so ist sie das absolut Durchgängige für das Licht , das absolut Durchsichtbare des Allgemeinen ist das unbestimmte als unendlich gesetzt . So ist die Luft ; diese ist bestimmter und zunächst durch das Licht als sein Anders . Das Undurchsichtige ist das weiter Indivi|dualisirte , Irdische . – Das Licht ist unter der Form der Bestimmbarkeit also die Luft . Diese ist das durchaus Gestaltlose , Unindividuelle . Die zweite Bestimmung ist , daß es das Allgemeine ist , welches die Grundlage der Luft ausmacht . Als das Allgemeine ist sie nicht nur passiv , sondern zugleich entgegengesetzt allem Individualisirten und zu diesem verhält sie sich . Es ist die Luft so das differente , wirksame Allgemeine . So ist sie die schleichende und zehrende Macht für das Individuelle , das vollkommen Verdachtlose , weil es nur als das in sich selbst Gleiche erscheint . Nach den mechanischen äußerlichen Verhältnissen giebt die Luft theils nach , | theils leistet sie Widerstand . Dieser Widerstand ist jedoch nicht auf eine bestimmte Weise individualisirt , der Widerstand ist nur quantitativer Art . Um ihrer Allgemeinheit willen ist die Luft gestaltlos , und so ist eben ihr Widerstand ganz unbestimmt ; er | erscheint so als Widerstand eines Elastischen . Ein Elastisches ist dieses Widerstand leistende überhaupt , nicht nach irgend einer bestimmten Richtung . Dies ist das mechanische Verhältniß . Als Allgemeinheit und Element , welches wesentlich ein Gegensatz ist , ist die Luft different gegen das Individualisirte ; sie ist so die Macht des Individualisirten . Was mächtig ist über irgend Etwas , das ist das Allgemeine desselben . So ist die Luft das schlechthin Corrosive , alles Organische Auflösende und Zerstörende . Der Kampf des Lebendigen ist nach dieser Seite ein Kampf mit diesem allgemeinen Elemente . Das Organische ist so in beständigem Kampfe mit der Luft . Wenn man auch

9 sondern zugleich] Ab : sondern es ist das in sich Allgemeine und 11–13 So ist … erscheint .] Ab : Als solches ist es der schleichende , zehrende Prozeß für das Organische , | wiewohl es vermöge seiner Allgemeinheit und anscheinender Indifferenz als ganz verdachtlos erscheint . So ist die Luft der 30 Trieb , das Thätige gegen alles Individualisirte . 14–16 Widerstand . Dieser … Art .] Ab : Wider30 stand , doch keinen specificirten (wie eine Sprödigkeit , Elasticität , Weichheit)[ .] Die Luft leistet als materiell einen ganz unbestimmten Widerstand , der nur quantitativ ist . 16–17 gestaltlos , und … unbestimmt ;] Ab : gestaltlos und als solche ist ihr Widerstand ein ganz Unbestimmtes , das keinen Mittelpunkt in sich hat , sich nicht zusammenhält . 21 Individualisirten .] Ab : Individualisirte . Gegen das Licht ist sie passiv . 22–23 das schlechthin Corrosive] Ab : die ganz unscheinbare un35 individualisirte Macht , das Corrosive 24 allgemeinen Elemente .] Ab : Allgemeinen , das Alles zu verallgemeinern strebt . 4 gesetzt .] Ue : Textlücke 11–12 zehrende] Ue : gehende korrigiert von BA in : gehrende 16 quantitativer] Ue : qualitativer 23 Corrosive] Ue : Textlücke 34–35 unscheinbare unindividua35 zu] Ab : zum lisirte … Corrosive] Ab : uns scheinbar uninvidualisirte Machte , das Corresive

246vAb

162Ue

247vAb

247rAb

326 248rAb

163Ue

Feuer und Wasser β Feuer § 228

249rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

solches Organische , welches nicht mehr lebt , | vor der Luft verwahren kann , so erhält man dasselbe dadurch vor dem Untergange . – Alle Aufbewahrung des Organischen beruht darauf . Die Zerstörung , welche die Luft ausübt gegen alles Einzelne kann zum Theil vermittelt sein durch Feuchtigkeit , Dampf pp allein die Macht des Allgemeinen ist für sich . Dies ist der absolute Trieb alles Individuelle mit sich identisch zu setzen . Der Geruch ist denn der Prozeß der Luft mit seinem Individuellen , die immer fortgesetzte Auflösung desselben . Die unor|ganischen Körper , indem sie verwittern , so verlieren sie ihre specifische Eigenthüm lich keit , nur das Organische ist denn sich wiederherstellend . – Dies ist die Bestimmung der Luft überhaupt . Das Allgemeine , in sich schlechthin Passive , Durchgängige für das Licht – als die Macht gegen das Individuelle . Was sich in der Luft auflöst verdunstet pp erhält sich nicht in derselben ; die Luft verzehrt Alles in sich . Dies ist gegen die mechanische Physik , welche immer nur dabei stehen bleibt , daß das Verdunstende fein zer theilt sei pp[ .] – Diese Physik will empirisch sein und gleichwohl setzt sie sich hier gegen die Wahrnehmung und nimmt ihre Zuflucht zur Feinheit . Was nicht in die Wahrnehmung fällt , das hat die Physik kein Recht als existirend zu behaupten . – Die zweiten physikalischen Elemente sind die Elemente des Gegensatzes , Feuer und Wasser . Das Feuer entspricht der Bestimmung des lunarischen und das Wasser der des cometarischen Körper . – Das Licht ist noch nicht warm , für sich ist es weder kalt noch warm . | Das Feuer ist aber das Element des Gegensatzes und zwar des Für sich seins . Dieses in seiner Selbstständigkeit war es nur das Spröde ; jetzt aber als Element , in Beziehung auf Anders ist es das lebendige Verzehren . Das Spröde in Thätigkeit , in Differenz gesetzt , ist also das Feuer . – Die Luft als

5

10

15

20

25

248vAb

3–5 ausübt gegen … sich .] Az : ausübt , ist nur Vermittelung – das Allgemeine , in welchem alle Partikularität zu Nichte gemacht wird . 6 setzen .] Ab : setzen ; d . i . es auf zu lösen . 11–12 Was sich … sich .] Ab : Die Luft ist rein ; sie ist das Gemisch aus allerlei Geruch ; | alles Besondere geht in ihr als dem Elementarischen , Allgemeinen unter ; 14 zer theilt sei pp[ .] –] Ab : zer theilt ; es existirt nicht unbemerkbar ; sondern es hört ganz auf und wird von dem Allgemeinen als der verzehrenden Macht zu nichte gemacht . 18M–19 Feuer und … Wasser .] Az : § 227 . Die Elemente des Gegensatzes sind erstens die in der Individualität als Moment gesetzte , d . i . materielle Selbstisch keit – das Feuer . Das Prinzip des Feuers ist die Luft , 20 Körper . –] Ab : Körper , wenn sie zu Elementen heruntergesetzt werden , aus ihrer Selbstständigkeit . 24 gesetzt , ist … Feuer . –] Ab : gesetzt . / Das Allgemeine ist das sich selbst Gleiche , Unendliche , worin das Besondere aufgehoben ist , die Negativität aller Besonderheit .

25

30 30

35 35

3 darauf .] Ue : folgt Wortlücke mit Punkt 5 Individuelle] Ue : Individuellen 7 Auflösung] Ue : Aufbewahrung vgl . Ab : auflösende Prozeß 8 verwittern] Ue : Textlücke 10 schlechthin] Ue : Textlücke 11 auflöst] Ue : Textlücke 14 fein] so Ab Ue : Textlücke 18M–19M Feuer und … Feuer in Ue unterstr . 19 lunarischen] Textlücke ausgefüllt von BA 20 cometarischen] Ue : concentrischen 30 § 227 . in Az am Rande 40

physik

5

10

15

20

25

327

das differente Allgemeine ist schon selbst das Verzehrende , die wirkliche Negation , unscheinbar aber , weil sie noch in der Form der gestaltlosen ununterschiedenen | Gleichheit gesetzt ist . Diese Negativität der Luft aber gesetzt unter der Form des Für sich seins ist sie das Feuer . Dies ist so ein Concentrirtes , an besondern Orten , unter besondern Umständen . Deswegen ist nun das Feuer nicht mehr dieses Unscheinbare , Verdachtlose . | Mechanisch läßt sich dies auch so darstellen , daß wenn man die Luft zusammendrückt , so daß sie als ein Intensivirtes gesetzt wird , Feuer entsteht . Feuerzeuge dieser Art : Kleiner Cylinder mit einem Stempel , der bequem einpaßt und schnell comprimirt . Hier ist es nur die Luft , welche als Feuer erscheint , indem die Form ihrer Ausdehnung abgeändert wird und ihr das Concentrirtsein in sich selbst gegeben wird . Die Luft ist so schleichendes Feuer und es gehört nichts dazu , um es zur Erscheinung zu bringen , als die Veränderung der Form ihrer Existenz . Das Feuer ist also die existirende , erscheinende Negativität . Deswegen ist es ein Bedingtes ; daß es verzehren kann , damit muß es etwas haben , das es verzehre ; es ist nur die Aktivität im Gegensatze und als besonderes Moment , welches so bedingt ist durch Anderes . Es bedarf also eines Materials | und seine Existenz ist quantitativ bestimmt durch das Material und hat es kein Material mehr , so verzehrt es sich selbst . Der organische Prozeß ist auch ein Feuerprozeß , der sich aber erhält und sein Material wieder hervorbringt . – Das Feuer stellt auch die entwickelte Totalität dar ; die Produkte sind auch ein Differentes , Oxydirtes . | Wo etwas verbrennt wird denn auch Wasser erzeugt ; eben so tritt , wo etwas verbrennt , das Licht hervor . – So ist hier die ganze Totalität vorhanden . – Das Feuer ist die materialisirte Zeit . Das Feuer kann äußerlich für den Körper sein und so kommt es an ihn und verzehrt sein individualisirtes Gebilde . Der Körper kann aber auch an ihm selbst in dieses Aufzehren ausschlagen . Reibung . Chemische Verzehrung durch Feuer . – Das andere Element des Gegensatzes ist das Wasser . Dies ist die cometarische Natur als Element gesetzt . – Das Wasser ist zuerst das was durchaus mechanisch

164Ue

249vAb

250rAb

165Ue

§ 228 . γ Wasser

30

… Zeit .] Ab : § 227 . Die Zeit ist die ganz abstracte Form der Anschauung . Das Feuer ist das was ist , als negativ gesetzt , das schlechthin Unruhige und Verzehrende . 26–27 Reibung . Chemische … Feuer . –] Ab : So bringt mechanisches Reiben Feuer hervor ; auch durch chemisches Verhauchen , Verzehren der Momente kann Selbstentzündung entstehen . 28–29 Das andere … 35 gesetzt . –] Ab : Das Wasser . Seine Bestimmung ist schon bei dem kometarischen Körper gegeben . / | 35 § 228 . Alle einzelne Partien werden zu Gleichgewicht auf gelöst .

30 24 Das Feuer1

9 comprimirt] Ue : complicirt wird 11 Concentrirtsein] Ue : Gelungensein 17 quantitativ] so Ab Ue : qualitativ 21 verbrennt] Ue : Textlücke 28 cometarische von BA aus concentrische 28M γ Wasser in Ue unterstr .

250vAb

328

166Ue 251vAb

δ die Erde

§ 230

251rAb

252rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

im Gleichgewicht ist , durchaus ohne Cohäsion in sich selbst . So ist es flüssig , nicht elastisch flüssig , sondern der Schwere entsprechend und so nach der Individualität treibend . Weil es ohne Schwerpunkt in sich ist , so wird jeder Punkt gedrückt in die Richtung der vertikalen Linie und so geht es nach den Seiten auseinander , so wird der Trieb des Wassers hervorgebracht , sich immer in das Gleichgewicht zu setzen , diese Horizontalität . – So geschieht es , daß jeder mechanische Druck von außen auf eine Fläche Wasser durchaus nur ein Vorübergehendes ist . Das Wasser ist auch das Durchsichtige , nicht so durchsichtig wie die Luft , aber durchsichtig überhaupt , weil es noch nicht der individuellen Körperlichkeit angehört . Die spezifische Körperlichkeit ist im Wasser zur vollkommenen Neutralität gebracht . Daher ist es das Lösungsmittel der Salze , Säuren pp gleichsam der Raum der parti|ku lären Körperlichkeit . Was im Wasser gelößt wird , verliert seine mechanische Determination und es bleibt nur die Determination nach der chemischen Differenz . | Das Wasser ist geschmack und geruchlos , denn dies sind Particularisirungen , welche dieser Neutralität noch nicht angehören . So gleichgültig gegen die Gestalt ist das Wasser auch die Möglichkeit verschiedener Gestaltungen . Dampfförmig und als Eis ; Zustände , zu denen es äußerlich determinirt wird . Das Weitere ist § 229 . das Element des Erdigen . Die Erde hatten wir schon als ganz allgemeine Individualität . Daß diese bestimmt sei , dazu gehört die Entwickelung ihrer Gestaltung ; dabei sind wir aber noch nicht . Zuerst war die Erde nur als ganz allgemeines Individuum . Hier haben wir wieder die Erdigkeit , als Element zu den drei vorhergehenden . So ist sie die Beziehung , das Band der andern Elemente . Wie dies Beziehende bestimmt wird , an ihm selber , das ist das Weitere . Hier sind diese Bestimmungen als die Elemente zunächst außer der Erde . Die Individualität wird jetzt als bestimmte gesetzt . – Zuerst hatte also die Erde die Bedeutung des Körpers der Individualität überhaupt . Hier hat sie die Bedeutung

5

10

15

20

25

2 flüssig ,] Ab : flüßiges , Expansives ; 6 Horizontalität . –] Ab : Hori|zontialität bei seiner Richtung nach der Schwere , leistet also keinem Theile Widerstand . 7 Vorübergehendes ist .] Ab : Vorüber30 gehendes . Jeder Punkt theilt den ihm mitgetheilten Druck gleich andern Puncten mit , und hebt ihn so auf . 12–13 verliert seine … Determination1] Ab : mechanische Cohäsion aufgehoben wird und 30 seine Gestalt verliert , 21 Individuum .] Ab : Individuum ; daß es aber sol|ches sey , dazu gehört Specification , Qualification . 22 vorhergehenden .] Ab : vorhergehenden , nicht mehr als Individuum , sondern als Individualität , 24 außer der Erde .] Ab : ausser ihm vorhanden , so daß die Individualität nur das immer geheime Band daselbst ist . 35

1 Cohäsion] so Ab Ue : Textlücke 3 Schwerpunkt] so Ab Ue : Textlücke 3–4 gedrückt in die] 35 so Ab Ue : Textlücke in der 5 des Wassers] so Ab Ue : der Wasser 11 Daher ist … Lösungsmittel] so Ab Ue : Textlücke 14 denn] Ue : wenn 15 Neutralität] Ue : Textlücke vgl . Ab : Neutralen 18 229] so Ab Ue : 239 21M δ die Erde in Ue unterstr . 26 des Körpers] Ue : der Körper 27 seiner] Ab : ihrer 33 ihm] Ab : ihnen 34 Band] Ab : Land

physik

5

10

15

20

25

329

des Bandes der andern Elemente . Diese sind noch nicht unterworfen durch die Individualität ; sie haben den Schein | der Selbstständigkeit und zugleich wesentlich die Bestimmung der Beziehung auf einander . Ihr Prozeß ist das Werden der Erde überhaupt , das Setzen der Elemente als Momente des Individuums . Elementarischer Prozeß . Dies ist das Dritte . – Dies ist die Dialektik , welche das physikalische Leben der Erde im meteorologischen Pro|zeß ausmacht . – Dem Begriffe nach sind die freien Körper des Sonnensystems in einer Wurzel gegründet , Blätter und Blumen . Dies was zunächst nur ein Inneres ist , ist jetzt gesetzt und dies Setzen ist die Dialektik der Elemente , in welcher sie sich als das Negative ihrer setzen und eben so untergehen | als erzeugt werden . – Der elementarische Prozeß ist also die Lebendigkeit der Erde . Diesen großen Prozeß muß man nicht vermengen mit dem Wesen des Prozesses , der in unserer Macht steht , den man in chemischen Laboratorien und in der chemischen Retorte darstellen kann . Dieser endliche Prozeß hat die Grundlage , daß die , welche sich zu einander verhalten , äußerlich an einander kommen . Es ist hier wie mit dem Verhältniß der gemeinen mechanischen Bewegung zu der Bewegung der himmlischen Körper . Was von den Elementen gilt in diesem lebendigen Prozeß , | das kann man nicht darstellen in jenem endlichen Prozeß . Hier verhält sich nur die besonders qualificirte Natur einer Idee gegen die der Andern und es ist hier nicht das innere Band vorhanden , welches im Prozesse der Elemente ihr Zusammenhaltendes und Belebendes ist . Im lebendigen Organismus sind die sich gegen einander Verhaltenden auch etwas Anders als im gemeinen chemischen Prozeß . Man kann hier nicht die Blutbildung pp zeigen . Die gegen einander Agirenden erscheinen nur nach der Bestimmtheit , die ihnen noch bleibt , nachdem sie isolirt sind . – So ist es auch im meteorologischen Prozeß . Man kann | die Vermittelungen , welche dabei erfolgen , aufzeigen , aber diese Vermittelungen sind nicht in der | freien Action , welche diese Körperlichkeiten haben , als Glieder des freien physikalischen Lebens . Bemerkung zu § . Was die Physik und Chemie in Ansehung der nächsten

30

1–2 Diese sind … Individualität ;] Ab : Diese Elemente müssen also in einem Prozeß , nicht ein ru5 Dritte . –] Ab : 3te : das Setzen des Widerspruchs in den Elementen . / S . § 230 . Die Elemente haben in ihrem Prozeß das Bestehen , und werden in ihm erzeugt . 9–10 Negative ihrer] Az : ihrem Widerspruche , in ihrer Nichtigkeit . | 12 Wesen des … der] Ab : Weise des Prozesses der endlich ist und 21–22 Im lebendigen … Prozeß .] Ab : Im endlichen chemischen Prozesse läßt sich kein organisches Leben hervorbringen . 28 Bemerkung 35 zu § .] Ab : S . § 232 . A n m e r k u n g .

30 higes Verhalten gegen ein ander seyn .

4M –5M c der … Prozeß in Ue unterstr . 12 unserer] so Ab und korrigiert von BA aus Ue : eiserner 13 Laboratorien] Ue : Textlücke Retorte] Ue : Textlücke 23 Blutbildung] Ue : Blutbindung , die Textlücke Agirenden] Ue : Textlücke vgl . Ab : agiren 26 Action] so Ab Ue : Textlücke 27 als Glieder] so Ab Ue : der Textlücke 32 Nichtigkeit .] Der Anschluß zur folgenden Seite in Az erfolgt hier erst 331,15M .

252vAb § 231 c der elementarische Prozeß 167 Ue

253rAb

253vAb

168Ue 254rAb

330

254vAb

169Ue

§ 232 255rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Erscheinungen der Art hervorgebracht hat , zeigt sich Alles als ungenügend . Regen , Blitz , Nebel , Atmosphäre . Die Physik giebt selbst zu , daß die Erkenntniß jener alltäglichen Phänomene ihr noch nicht gelungen sei . – Naturlose Vorstellungen . – Besonders über die Auflösung des Wassers in der Luft ist viel Schwierigkeit vorhanden . Abhandlung eines Physikers in Leipzig , welcher den Preis der Akademie der Wissenschaften in Berlin erhalten hat . S . Lichtenberg , seine kleine Schriften darüber . – Die Luft kann ganz trocken sein , so daß sie keinen Tropfen Wasser zeigt , eben so wenig eine chemische Auflösung als Wasserstoff , doch bilden sich Wolken und diese gehen in Regen über . Solche Übergänge lassen sich durch die Weisen der Vermittelungen , welche die Chemie kennt , | nicht darstellen . Ausdruck latent werden , besonders von dem Wasser . Daß etwas kalt wird , wird durch Latentwerden der Wärme erklärt . Was nicht wahrgenommen werden kann , ist für die empirische Wissenschaft gar nicht . – Für den Verstand ist Alles unveränderlich , kann nicht übergehen in ein Anderes . So also auch die Wärme . Von dieser sagt man denn auch , sie sei in verbrennenden Körpern gebunden . Eben so das | Wasser gebunden in die Luft . – Solche Ausdrücke geben keine Gedankenbestimmungen und eben so wenig empirische Bestimmungen ; sie gehören der Reflexion an , welche die Vorstellung hinhält mit unbestimmten ihr sonst geläufigen Worten . § 231 . Vom kosmischen Verhältniß hängen die Jahreszeiten ab und die Verhältnisse der verschiedenen Klimate . – Das kosmische Verhält|niß ist hier also das Grundbestimmende . Das Licht , dieses einfach Selbststische ist im Allgemeinen das was die Thätigkeit fortdauernd anfacht und erzeugt . – Aller Prozeß muß gefaßt werden einerseits nach der Diremtion der Extreme , und andererseits nach der Reduktion des Differenten zur Einheit . So ist der Prozeß der Erde nothwendig

5

10

15

20

25

3–4 Naturlose Vorstellungen . –] Ab : man hilft sich durch naturlose , sinnliche (im Buche steht sinnlose) Ausdrücke . 6–7 S . Lichtenberg , … darüber . –] Ab : (S . Lichtenberg in seinen Schriften über Trimus’ Preisschrift) . 9 Solche Übergänge] Ab : Die Uebergänge von Luft in Wolken , Regen , 30 Blitz , 11 Ausdruck latent … Wasser .] Ab : Man gebraucht die Ausdrücke latent , gebunden , die für die Physik eigentlich nicht da seyn können ; das was latent ist , ist für sie nicht da . 16–17 Sol- 30 che Ausdrücke … Gedankenbestimmungen] Ab : Ausdrücke die der Vorstellung genügen , aber etwas Nebuloses haben . 20 Vom kosmischen … hängen] Ab : Das kosmische Verhältniß zur Sonne ist Grundlage für den Prozeß der Erde ; davon hängen 1 als] Ue : aber 6 S . Lichtenberg ,] Ue : Textlücke 7–8 sie keinen … zeigt] Ue : kein Textlücke 35 Wasser zeugt 10 kennt ,] Ue : Textlücke 11 Ausdruck latent] Ue : Textlücke bekannt dem 35 Wasser] Ue : den Meeren 12 Latentwerden] Ue : Bekanntwerden 17 empirische] Ue : in empirischen 20 kosmischen] Ue : Textlücke 21 kosmische] so Ab Ue : Textlücke 22 Grundbestimmende] so Ab Ue : Grundbestimmte 23 anfacht] so Ab Ue : Textlücke 24 Diremtion] Ue : Textlücke 28 Preisschrift] Ab : Preisaufschrift 30 das] Ab : dem

physik

5

10

15

20

25

331

dieser gedoppelte . Das Licht ist das allgemein Aufregende , von dem man sagen kann , daß es nicht blos dirimirend oder blos reduzirend sei . Die Realisirung dieser Belebung ist es , welche den Prozeß darstellt . Ohne den Zusammenhang mit der Sonne , ohne das Licht , würde ein Prozeßloses sein , aber es gehört zugleich | dazu , daß der Körper seiner Natur nach diese allgemeine Individualität ist . Daß auf verschiedenen Planeten auch die Prozesse verschieden vorhanden sind , ist etwas nothwendig Erfolgendes . Die Planeten näher an der Sonne scheinen mehr in Nebel gehüllt zu sein . – Das eine Moment des Prozesses ist nun die Diremtion in den Gegensatz . Aller Prozeß der Erde kann so gefaßt werden , daß das Wasser | einerseits für sich losgerissen besteht und andererseits daß die Erde sich als trockener Crystall dagegen zu setzen , bestellt ist . Daß jene Spannung nicht blos ist ein Hinaufsteigen der Dünste , wurde vorher schon erwähnt , dies ist zum Theil auch der Fall , das Wesentliche ist , daß diese emprische Weise auch gar nicht vorhanden ist . Die vollständige Erscheinung dieses Prozesses ist das Gewitter . In Chile macht sich alle Tage der Prozeß vollständig durch . In andern Gegenden kömmt er nicht immer so weit und bleibt bei bloßer Wolkenbildung stehen . – Die Erde verhält sich also überhaupt zum Licht ; durch ihr Verhältniß zur Sonne wird die Erde gesetzt nach den Momenten der Individualität und Spannung ; die Unterschiede werden gesetzt als selbstständig für sich als sich auf sich beziehend . | Ihre Spannung ist das Auseinandertreten derselben , so daß sie dem zugehen , Extreme zu werden , in ihrer Bestimmtheit sich selbst gleich zu sein . Diese Selbststischkeit ist die Bestimmung des Lichts . Jene Spannung hat , wie bemerkt wurde , die Form als lunarischer und als cometarischer Körper gesetzt zu werden . Zum Letztern gehört die Regenbildung , Wolkenbildung pp[ .] Diese Isolirung des Wassers gegen die Erde geht nun fort zu weiterer Selbstständigkeit , Körperlichkeit überhaupt . Atmosphärialien pp das Werden der Erde zu einem Monde und das Wenden von Monden gegen die Erde selbst (als Atmosphärial)

255vAb

170Ue

§ 232 .

256vAb

30

6 ist .] Ab : ist wie der Planet . 8 sein . –] Ab : seyn , wie die Gegenden unterm Aequator ihre Regen10–11 losgerissen besteht … ist .] Ab : los ; die Erde strebt zu , Komet zu werden , und die Erde als einen trockenen Krystall zurückzulassen . Dieses Verhältniß ist in der höhern Nothwendigkeit des | Begrifs vorhanden . 11 Spannung nicht] Ab : Spannung von Wolken gegen die Erde besteht , die Wolken nicht 15M § 232 .] Az : 23 Januar . § 232 . 15 vollständige Erscheinung] Ab : vollständig (S . Anmerkung . zum folgenden §) 16 vollständig durch .] Ab : vollständig . Alle Nach35 mittag ist da ein Gewitter

30 zeit haben .

2 nicht blos dirimirend] Ue : blos Textlücke 6 auf] so Ab Ue : auch die 7 nothwendig] Ue : nothwendiges 8–9 Diremtion] Ue : Textlücke 10 besteht] Ue : steckt 15 Chile] Ue : Textlücke vgl . Ab : Chili 19 und] so Ab Ue : in 24 lunarischer] Textlücke ausgefüllt von BA cometarischer von BA aus concentrischer 33 23 Januar . § 232 . in Az am Rande

256rAb 72 Az ; 23 . 1 . 22

332 171Ue 257rAb

257vAb

172Ue

258rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

und die Wolkenbildung | sind Formen , die | daher überhaupt stammen. Es gehört überhaupt hieher , daß es vorübergehend hier ist , was wir am lunarischen und cometarischen Körper als ein Bleibendes vor uns haben . Dies ist das Allgemeine von dieser Seite des Prozesses ; Spannung der Erde und Trennung derselben in sich selbst ; Beginnen eines lunarischen und eines Cometarischen . – Diese Spannung nun , das Setzen des Differenten , ist die erste Seite des Prozesses überhaupt . Die Erde ist immer im Begriff , zerrissen zu werden . Das andere Moment ist nun , daß das Für sich sein der Gegensätze sich aufhebt . – Wenn jener Prozeß zu seiner Vollständigkeit gediehen ist , so verzehren sich die Wolken , Erscheinung des Gewitters überhaupt . – Den Blitz zu erklären , kann man allerdings Elektricität pp annehmen ; allein wie hier Elektricität hervorkömmt , das ist eben die Frage . Der endliche Prozeß wie wir ihn veranlassen und der unendliche Prozeß ist zu unterscheiden . Am Himmel giebt es kein Katzenfell , keine Glasscheibe pp die Wolken reiben sich nicht an einander ; Vorstellungen zum Behuf beliebiger Explikationen , um die Bestimmungen des endlichen Prozesses in eine Gegend hinüber zu bringen , wo sie gar nicht vorhanden sind . – Der Blitz ist das sich Lösen der bestimmten Selbststischkeit . – Das nähere solcher Erscheinungen hat die empirische Physik weiter aufzusuchen . Physische Geographie ; Unterschiede der Klimate . Beständiges Regnen in den heißen Climaten während | Einer Jahreszeit . – Gebirgszüge und Gebirgsspitzen sind denn besonders lokale Bestimmungen des meteorologischen Prozesses . Die Erde in sich selbst spannt sich gleichfalls , wie der organische Körper , der in der Galle einen Feuerprozeß in sich erzeugt . Diesem Feuerprincip gegenüber zeigt sich denn ein Wasserprozeß . Unterirdisches Feuer und Vulkane . Andererseits schießt die Erde aus ihren Gebirgen Wasser aus ; Crystallisationswasser . Mit mechanischen

5

10

15

20

25

1 daher überhaupt stammen .] Ab : hierher gehören . Feuerkugeln , Sternschnuppen , intensivere und concretere Erscheinungen , alles dies gehört hierher . 7 Die] Ab : § 232 . ist die 2te Seite angegeben ; die werden .] Ab : werden in der Abstraction von kometarischen und lunarischen Körpern . | 9–10 verzehren sich … überhaupt . –] Ab : Verzehren der Wolken und Gewitter ist es , wodurch 30 das Extrem zu der individuellen Erde zurückkehrt , wodurch sich die substantielle Identität her- 30 stellt . Az : Verzehren der Wolken . Die gespannten einzelnen Momente kehren zur Neutralität zurück . 13 unendliche Prozeß] Ab : freien Prozesses 18–19 aufzusuchen . Physische Geographie ;] Ab : darzustellen . Das Innere , Belebende läßt sich nicht zurückführen | auf den endlichen Prozeß , den wir in unsern Händen haben . / Das Nähere des meteorologischen Prozesses gehört in die physikalische Geographie . 35 35

1 stammen] Ue : halten 2 was] Ue : wie lunarischen] so AbAz Ue : Textlücke 3 cometarischen von BA aus concentrischen 5 lunarischen] Textlücke ausgefüllt von BA Cometarischen von BA aus Concentrischen 6 das Setzen] so Ab Ue : der Sitz 7 zerrissen] so Ab Ue : gerissen 19 Geographie] Ue : Textlücke 23 Feuerprozeß] Ue : Textlücke 24 Vulkane .] Ue : Textlücke vgl . AbAz : Vulcanität 40

physik

5

10

15

20

25

333

Belehrungsweisen kömmt man hier eben so wenig aus als im animalischen Organismus . – Erklärungen durch Annahme von entzündeten Steinkohlenflözen pp die Vulkanität , die heißen Quellen , die Erdbeben sind ganz andere Prozesse . Formen der Lebendigkeit . Eben so die lebendigen Quellen , welche der Erde entquellen . Wenn einerseits die Erde zur Erscheinung der Feurigkeit übergeht , so bestimmt sie sich auf der andern Seite zur Neutralität des Wassers . – Dies ist der meteorologische Prozeß der elementarischen Totalität . Das Resultat derselben ist die befruchtete Erde , d . h . die Erde , welche gesetzt ist als Individualität . § 233 . Die Erde ist zunächst nur das Individuelle , ein Anderes ist das Gesetztsein derselben als Individualität ; dies ist die Befruchtung der Erde . Hier kommen wir nun auf die eigentlichen individuellen Körper . – Hiemit ist die erste Abtheilung der Physik beschlossen . Zuerst hatten wir die allgemeine Specifi kation der Materie , freie Qualitäten , diese | sind denn gesetzt als in Einem . Der meteorologische Prozeß ist die Erscheinung des Werdens der Individualität , der Rückführung der Qualitäten zur Einheit . – Der Standpunkt , auf dem wir jetzt stehen , ist vom vorigen unterschieden . Erst hatten wir die Momente als specifische Qualitäten in ihrer Unmittelbarkeit , noch nicht physisch gesetzt ; wir entwickelten die | logischen Bestimmungen und faßten dieselben als die unterschiedenen Qualitäten . So sind dieselben unmittelbar . Licht , Starrheit , Flüssigkeit und Irdischkeit überhaupt . So ist die Materie qualitativ bestimmt . Die schwere Materie ist das Subjekt in diesen Ur theilen , ist qualitativ so bestimmt . Dies ist unser Ur theil eigentlich gewesen . Was ist , das ist nicht dieser Unterschied , daß die schwere Materie von ihrer Qualität unterschieden gewesen wäre ; das Licht ist unmittelbar Licht und nur Licht . Eben so das Starre als solches . Wenn wir das Ur theil aussprechen , so fangen wir an : die Materie – und dann sagen wir , sie

1–2 Organismus . –] Ab : Organismus . Daß sich durch den Regen Quellen bilden , die sich in den Bergen in Kesseln | sammeln pp . , damit ist nicht auszukommen . 10 Befruchtung der Erde .] Ab : befruchtet und erst die reelle Individualität , | 11 Körper . –] Az : Körper . In der befruchteten Erde 30 ist dieselbe als Subject bestimmt , in welcher die Unterschiede als ideell gesetzt sind – die Erde ist die 14 die Erscheinung … Werdens] Az : das Wer30 unendliche Negativität dieser Unterschiede . den-wollen 19 Flüssigkeit] Ab : Masse 20 überhaupt . So … bestimmt .] Az : überhaupt so war die Materie bald so bald anders qualitativ bestimmt . 24 Starre als solches .] Ab : starr ; die Qualität ist unmittelbar identisch mit der Materie . 35 4 Formen] Ue : Textlücke

5 Feurigkeit] Ue : Förmigkeit 8 befruchtete] so AbAz Ue : befruch11M–12M 2 . , der … Besonderung in Ue unterstr . 14 Werdens] so Ab Ue : Textlücke 15 Rückführung] Ue : Textlücke 16 vom vorigen unterschieden] Ue : von wenigem Unterschiede vgl . Ab : unterscheidet sich so 23 schwere Materie … wäre] Ue : schweren Materien nicht … wären 28 |] danach im Ms . Textverlust , der durch einzelne erhaltene Blätter teilweise ausgeglichen werden kann , eine fortlaufende Paginierung setzt erst wieder mit 270r ein , siehe Editorischer Bericht

35 tende

§ 234 2 . , der Körper in seiner Besonderung [259rAb ] 173Ue

[259vAb ]

258vAb

334

[260rAb ]

174Ue 73Az

[260vAb ]

[261rAb ]

175Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

ist Licht , starr pp[ .] Hier unterscheiden wir beides ; aber die Materie ist so unmittelbar nähere Bestimmtheit . Es ist hier also | noch nicht gesetzt die Unterscheidung der schweren Materie und die qualitative Bestimmtheit derselben . Die Beziehung beider Seiten auf einander war noch nicht eigentlich als Beziehung solcher , die auch unterschieden gesetzt sind , vorhanden . Was so unser subjektives Ur theil war , ist jetzt zur Existenz geworden ; die Existenz ist jetzt so | bestimmt , daß die Schwere und die Qualität auch unterschieden sind . In dem was befruchtete Individualität genannt wurde , ist dies vorhanden . | Hier ist nämlich die Erde als Subjekt bestimmt , in welchem die Unterschiede aber ideelle sind . Ihr Leben ist dieses , die Elemente ideell zu setzen und sie zu negieren . Die Erde ist so die unend liche Negativität | dieser Unterschiede ; so ist sie das Ideelle , das Für sich seiende derselben , damit ist die Individualität jetzt gesetzt . – Durch den Prozeß ist es , daß die Erde sich beweist als solche und sich als solche setzt . Es ist damit die Selbststischkeit der Erde als Negativität ihrer Unterschiede ; so ist ihre Selbststischkeit ein gesetztes . Diese gesetzte Selbststischkeit der Erde ist , in Beziehung auf die Schwere , so daß die qualitative Bestimmung im Unterschiede ist von der bloßen Schwere . Wir haben jetzt die schwere Materie und diese bestimmt . – Früher waren beide noch nicht im Unterschied von einander . – Die befruchtete Erde ist also die Erde als Individualität gesetzt . – Die schwere Materie | ist jetzt zugleich gesetzt im Unterschied zur Qualität . Vorher war die schwere Materie unmittelbar qualitativ bestimmt . Jetzt ist aber ein Verhältniß zwischen beiden . – Wir können dies auch so betrachten . Wir haben das Licht gehabt als das reine Selbststische und dies ist in so fern das absolut Leichte . Es stand so dem Materiellen gegen über , als immaterielle Materie ; das Licht berührt die Materie nur , diese ist ein Dunkles für dasselbe . Diese Selbststischkeit , welche das Licht ist , ist nunmehr Selbst|stisch keit der Materie selbst ; diese Identität ist jetzt Identität der Materie , aber als Identität , welche gesetzt ist , so daß ein Verhältniß vorhanden ist zwischen dem Ideellen und dem nur in sich seienden der Schwere . Bisher hat nur die Erde gegolten als das Individuelle ; aber dieses Individuelle hatte noch

5

10

15

20

25

30

10 negieren .] Ab : negiren , und zur Einheit zurückzubringen . 18–19 Die befruchtete … ge- 30 setzt . –] Az : Die Erde als individuelle Materie ist jetzt unser Standpunct . 22–23 Wir haben … Selbststische] Ab : Das Licht hat nie Gehalt in der qualitativen Freiheit gehabt , als das abstracte Selbstische ; Az : Wir hatten das Licht in der Freyheit der Qualität als das Abstracte Selbstische 28– 335,1 Bisher hat … Wirklichkeit .] Ab : Die Individualität , die wirklich ist , ist also der Punkt , auf 35 den wir jetzt gekommen sind . 29 als] Az : als das 4te – als 35 7 auch] so Ab Ue : noch 8 befruchtete] so AbAz Ue : behauptete 10 negieren] Ue : regieren 18 im Unterschied] Ue : in Unterschieden 20 im Unterschied] Ue : in Unterschieden 23 Leichte] so AbAz Ue : Lichte 23–24 dem Materiellen] Ue : das Materielle 33 Qualität] Az : Quall .

physik

5

10

15

20

335

keine Wirklichkeit . Diese gibt sich die Erde | im Prozeß der Elemente . Hier ist es erst , daß die eigentliche Individualität anfängt . Hier haben wir den Grund , nicht blos als abstrakten Grund , sondern so , daß die schwere Materie sich unterscheidet von der Bestimmung des Grundes . – Jetzt haben wir die Individualität als gesetzt . – Dichtigkeit , specifische Schwere und die Cohäsion dieses Ideellen . Die Bestimmtheit der Schwere ist abstrakte Bestimmtheit . – Das Dritte ist das Freiwerden des Ideellen , der Klang und die Wärme , als Auflösung der Materialität . – Wir haben an der Individualität einen unendlichen , seelenhaften Einheitspunkt . Der erste Einheitspunkt war die Centralität der Schwere . Jetzt haben wir die Beziehung von zwei Eins auf einander . – Wir haben also die Schwere gehabt und viele materielle Theile ; diese sind an sich identisch . Ihre Beziehung ist , daß sie Eins sein sollen , da sie dies aber nur sein sollen , so sind sie zunächst nur Einheit . Das Eins der Schwere ist ein Punkt , welcher das Viele ausschließt . Das Selbst ist das Centrum , der Punkt , wahrhaftes Centrum , oder auch nur Schwerpunkt in den vereinzelten Körpern . – Jetzt hingegen fi nden wir negatives bei der individuellen Einheit ; diese ist auch ein Eins , worin die Unterschiede gesetzt sind | als aufgehoben . Dieses Eins ist als Selbststischkeit , so daß diese individuelle Einheit , die unterschiedenen durchdringt , sie nicht mehr als materielle Theile außer ihrem Centrum sind . Es ist das Licht , welches sie durchdrungen hat , das Centrum , welches sie in ihm haben . Die Centralität der Schwere war also das erste Eins , das zweite Eins ist dies individuelle Eins . Diese zwei nun sind es , welche wir zunächst im Verhältniß zu einander haben . In der Schwere sind die vielen materiellen Theile noch nicht wahrhaft ideell gesetzt . | Licht ist das Manigfaltige ideell gesetzt , die Centralität durchdringt sie und die Selbststischkeit ist die

[261vAb ]

[262vAb ] 176Ue

[263rAb ]

25

4–5 Jetzt haben … gesetzt . –] Ab : Dies ist das 2te in den physikalischen Theilen und zwar zunächst die Individualität , als bestimmte Az : Die I n d i v i d u a l i t ä t ist der 2te Theil der Physik , aber zunächst bedingte Individualität[ .] 8 Wir] Az : 2 4 J a n u a r . Der 10 einander . –] Ab : einander . | […] Standpunkt , auf 30 den wir [ste]hen , wird deutlicher durch Ver[gl]eichung . (Ergänzungen des Herausgebers für nicht erhal13 Einheit .] Ab : 30 tenen Text werden hier und im folgenden in [ ] wiedergegeben , siehe Editorischer Bericht) Einheit , nicht Eins . 15 Körpern . –] Ab : Körper . Dies Eins der Schwere ist so beschaffen , daß die andern materiellen Theile es nur suchen , mit ihm nur verbunden sind . Dies Verbundenseyn ist nur die Einheit , nicht das Eins . / Das Eins ist also ein Anderes als die andern Theile . | 18 durchdringt ,] Ab : durchdringt . Die Seele derselben ist 19–20 hat , das … haben .] Ab : hat . / Das in35 dividuelle Eins ist also nicht nur Einheit , sondern zugleich subjectiv . 25 2 Hier] Ab : Das vorige waren allgemeine Bestimmungen . Hier

3 schwere Materie] Ue : schweren Materien 5 specifi sche Schwere] Ue : Textlücke Cohäsion] so Ab Ue : Textlücke 6–7 Freiwerden] so Ab Ue : Textlücke 8 einen unendlichen , seelenhaften] Ue : ein unendlicher , seelenhafter 15 fi nden] Ue : sind 20 ihm] Ue : ihnen 28 2 4 J a n u a r . in Az am Rande Standpunkt] davor Textverlust in Ab 32 mit ihm] Ab : ihnen

[262rAb ] ; 24 . 1 . 22

336

[263vAb ]

177 Ue [264rAb ] 74Az

[264vAb ]

nachschrift uexküll · 1821/22

eigene Selbststischkeit des Materiellen . – Die Schwere ist nur im Manigfaltigen gegenwärtig als das Setzen der Einheit . – Die Manigfaltigkeit der Einheit der Schwere sind also die materiellen Theile und sie sind verschieden von dem Eins . Dann haben wir gesagt die allgemeinen physischen Qualitäten . Diese sind materiell und haben eine Bestimmtheit ; sie sind nicht nur bezogen auf das Centrum , welches außer ihnen ist , sondern sie sind an ihm selbst diese Bestimmungen . Aber diese sind noch ohne Individua|lität , ohne das Eins . – In diesen Bestimmungen sich nicht zu verwirren , so muß man diese Unterschiede fest vor das Bewußtsein bringen . Das , wozu wir angekommen sind , ist also die Individualität . Wir haben hier zwei Weisen des Eins . Diese sind zunächst in relativer Beziehung auf einander . Die Selbststischkeit ist zunächst eine bedingte und dies hat darin seinen Grund , daß diese Selbststischkeit | zunächst nur in ihrem Begriffe ist . Was aber nur erst in seinem Begriffe ist , das hat die Bestimmung noch nicht an ihm selbst gesetzt und hat sich noch nicht entwickelt zur Totalität . Es ist in so fern | ein passives , es ist abhängig , bedingt . Das Andere der Selbststischkeit , wie es für uns vorhanden ist , ist die Schwere überhaupt . Es ist diese Selbststischkeit erst die abstrakte , allgemeine , zu ihrer Freiheit gehörte , daß sie Totalität in sich selbst wäre . So aber ist der Unterschied noch nicht ihr eigener , sondern er ist voraus gesetzt und die Selbststischkeit ist so relativ , abhängig . Das Ziel dieser Selbststischkeit ist , frei zu werden , d . h . daß in ihrem Elemente sich die Bestimmungen entwickeln zur totalen Bestimmtheit , so daß sie Identität der vollständigen Idealität werde . Das Licht ist noch die abstrakte Selbststischkeit , es realisirt sich in der schweren Materie . – | Die freie Identität ist denn , was wir als den Klang der Körperlichkeit sehen werden . Indem dieses als Klang entfl ieht , so ist dies allerdings auch das abstrakte , aber die Selbststischkeit ist dann zur Totalität geworden und wir

5

10

15

20

25

1–3 Die Schwere … Eins .] Ab : Schwere . Einheit die Mannichfaltigkeit derselben sind die materiellen Theile ; das 3te derselben ist das Eins , das Centrum . Az : Wir hatten Schwere , die Einheit – das Besondere die materiellen Theile – das 3te das Eins 5 Bestimmtheit ;] Ab : Bestimmtheit 30 haben . Die Bestimmungen der Form fangen an , frei darin zu werden ; 7 Eins . –] Ab : Eins ; das Qu[a] litative ist noch nicht zur Rüc[ k]kehr in sich selbst , zur Individualität gekommen , die wir jetzt 30 hier haben . 10–11 einander .] Ab : einander stehen , die wir hier zunächst zu betrachten haben , noch nicht ihre absolute Identität . 15 passives , es … bedingt .] Az : Passives – das Besondere , das Unterschiedenseyn ist noch ein Anderes desselben . | 18 er ist … gesetzt] Ab : Das Vorausgesetzte , Vorhergegangene ist die schwere Materie . 19 die Selbststischkeit … abhängig .] Az : Es ist noch nicht die freye Selbstischkeit die den Unterschied als ihr eigenes gesetzt hat . So ist die materielle 35 Selbstisch keit zunächst bedingt durch die Schwere ; 22 Selbststischkeit ,] Ab : Selbstigkeit , nicht die Totalität . 23–24 Die freie … werden .] Ab : Das freie Seelenhafte , Werdende , ist dann der Klang in der Körperlichkeit , ein ganz Immaterielles ; 3 dem] Ue : der

11 bedingte] so Ab

Ue : Textlücke

21 werde] Ue : werden

physik

5

10

15

20

25

337

haben die Einheit der ideellen Materialität und der blos schweren Materialität , welches die Gestalt ist . – Wir sind hier auf einem relativen Standpunkt , relativ ist diese Selbststischkeit , weil sie abstrakt ist . Wir sind so auf dem Standpunkt der Endlichkeit überhaupt , und es sind endliche Qualitäten , welche hier zu betrachten sind . Die erste Weise , wie diese selbststische Bestimmtheit ist , ist dieselbe als einfache Bestimmtheit , spezifische Schwere[ .] | Denn die Cohäsion oder Äußerung dieser immanenten Bestimmtheit ; Selbststischkeit im Verhältniß zum Andern . Das Dritte aber ist zunächst der Klang , die Idealität dieser Körperlichkeit . – Die Bestimmung der specifischen Schwere geht unmittelbar aus dem Gesagten hervor . – (Der hier genommene Gang vom Ganzen des Compendium unterschieden)[ .] Die einzelnen Bestimmungen des Compendium behalten ihre Bedeutung und ihren Werth . Im Compendium ist gleich zur Gestalt übergegangen und unter derselben sind diese relativen Bestimmungen , welche wir hier herausheben , betrachtet . Im § 234 . heißt es : vid . § . Im § 235 heißt es denn pp[ .] – Die Individualität ist also jetzt noch abstrakt und darum noch relativ . Von der spezifischen Schwere im § 236 . – Die specifische Schwere ist ein Verhältniß des Gewichts der Masse zum Volumen . – Der Schwere wird jetzt ein specifi sches In sich sein entgegen gesetzt , ein Anderes als die Schwere . In den Bestimmtheiten , welche wir gehabt haben , Licht , Feuer pp ist die Schwere und die Räumlichkeit noch ungetrennt . Es ist hier noch keine Rücksicht auf das | verschiedene Erfülltsein des Raums genommen . Erst indem das qualitative als Selbststisches bestimmt ist , unterscheidet es sich von dem allgemeinen Schwersein . Licht , Wasser , Feuer pp sind homogene , einfache Qualitäten . Jetzt haben wir ein Relatives , ein Verhältniß selbststischer Bestimmtheit zur Schwere . Die specifische Schwere ist also wesentlich Verhältniß . Die Verschiedenheit am Materiellen als Schwere , war vorerst nur als ver|schiedene Massen , Quanten ; die Bestimmung des Gewichts trat dabei ein . – Diese Verschiedenheit an der schweren Materie , die vorher

30

2 Wir sind … auf] Ab : Zunächst ist die Selbstigkeit subjective Einheit . Das ist das Allgemeine dieser Sphäre . Sie steht auf 4 überhaupt] Az : überhaupt wir haben mechanische euclidische Beziehungen 8–9 Körperlichkeit . –] Ab : Körperlichkeit zur Luftigkeit , Seelen30 der Körper auf einander . haftigkeit verflüchtigt , als immaterielle Individualität , dem Schweren sich entreißend . 14 betrachtet .] Ab : (der Text ist hier nicht erhalten , siehe Editorischer Bericht) [§] 235 . Auch dies haben wir hier , nur die Gestalt ist die höhere Totalität , die wir hier noch nicht haben ; sondern nur immanente 35 Formen als noch nicht durchgeführt . 22 ist , unterscheidet … Schwersein .] Ab : ist , ist es ein In35 dividuelles , das sich von diesem Allgemeinen unterscheidet . 6 Cohäsion] so AbAz Ue : Textlücke 8 Idealität] so AbAz Ue : Identität 9M–10M a . , die … Schwere in Ue unterstr . 10 Compendium] so AbAz Ue : Textlücke 11 Compendium] Ue : Textlücke 12 Compendium] Ue : Textlücke 17 der Masse] Ue : des Wassers 35 das] Ab : daß

178Ue

a . , die specifi sche Schwere

§§ 235 , 236 § 237

[269rAb ]

179Ue

338

[269vAb ]

270rAb

75Az

180Ue 270vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

nur quantitativ war , ist jetzt ein Verhältniß , welches die selbststische Natur des Materiellen constituirt . Wir haben so überhaupt | ein gewisses Quantum von Materie , wie es auch beschaffen sein mag , und dieses einerseits nach seinem Gewichte und andererseits nach dem Raum genommen . Das Verhältniß beider zu einander macht die specifische Schwere . Die einfachen Qualitäten sind sie gesetzt ein Homogenes , unmittelbar identisch mit dem Materiellen . – Wir wissen also , daß etwas , welches wir z B . einen Cubikzoll nennen dem Raume nach : dies kann Wasser , Gold pp sein . Das Gewicht solcher vieler verschiedener Cubik zolle ist ganz und gar verschieden . Das Gold neunzehn Mal schwerer als das Wasser . Das specifische Gewicht macht eine Grundbestimmung der Verschiedenheit der Körper aus . Jeder Theil der körperlichen Materie hat diese | Bestimmtheit der specifischen Schwere an ihm selbst . Bei der Schwere überhaupt , kommt die Bestimmtheit der Centralität nicht jedem Punkte zu . – In der spezifischen Schwere hingegen hat jeder einzelne Punkt für sich in ihm dies Verhältniß der abstrakten Seite des Raums zu dem Gewicht . Dies ist also vollkommen durchdringende Selbststischkeit . Dies ist nun eine Beschränkung der Schwere als solcher . – Es ist jetzt nicht mehr Ein Punkt , auf den sich die andern beziehen , sondern jeder Punkt hat jetzt das was Dichtigkeit heißt in ihm selbst . Dies ist die Natur der specifischen Schwere überhaupt . Man muß hier nicht zu der Reflexion übergehen , nach der in jedem | Raum eine gewisse Anzahl materieller | Theile vorhanden ist und nun , wenn dasselbe Volumen doch schwerer wiegt , dies daher kommt , daß in dem einen Falle ein Volles und in dem andern Falle ein Leeres ist . Der Cubikzoll Wasser soll also mehr Poren in sich enthalten als der Cubikzoll Gold . – Die Dichtigkeit ist hier also blos als ein Mehr oder Weniger von Theilen bestimmt , die sich in einem Raume befinden sollen . – Die specifische Schwere ist der Anfangspunkt , wo sich die Materie auf die andere Weise losreißt von der Schwere überhaupt . – Dasselbe Volumen faßt ,

5

10

15

20

25

1 Verhältniß] Ab : immanentes Verhältniß 5–6 Die einfachen … ein] Ab : In der Natur ist kein 30 anderer Unterschied als sie als Raumerfüllend , die einfachen Qualitäten . Das Elementarische ist ein 6 Materiellen . –] Ab : Materiellen . Dies ist also specifi sche Schwere oder Dichtigkeit . 12 30 Schwere2 ] AbAz : Masse 13 zu . –] Ab : zu , sondern nur dem Punkte in einer abstracten Linie . 15 durchdringende] Ab : durchdringende Bestimmtheit und 16 solcher . –] Az : s o l c h e r : als Masse genommen ist die Materie bloß Quantum . | 19 Man] Ab : Die specifi sche Schwere muß auf diese allgemeine Weise gefaßt werden , und man Reflexion] Ab : Reflexion der gewöhnlichen Physik 23 als der … Gold . –] Az : als eine gleiche Masse Gold – indem man von der gleichen Erfülltheit des 35 Raumes ausgeht . 27 losreißt von … überhaupt . –] Ab : von der allgemeinen Schwere losreißt , und 1 quantitativ] Ue : qualitativ 20 nach der … eine gewisse] Ue : die … in gewisser 21 Volumen] Ue : Textlücke 23 Poren] Textlücke ausgefüllt von BA 24 von Theilen] Ue : vom Theile 27 losreißt] Ue : beweist 29 ist] Ab : sind

physik

5

10

15

20

25

339

wie bekannt , das eine Mal ein größeres das andere Mal ein geringeres Gewicht . Die specifische Schwere ist so | der Quotient des Volumens und des Gewichts . Das Volumen ist seiner immanenten Natur nach das was als Einheit und somit als Nenner zu betrachten ist . Die specifische Schwere wird auch so gefaßt , daß in einem gewissen Raume sich mehr oder weniger materielle Theile befinden ; Poren . Die andere Weise , die Schwere zu fassen ist diese , sie als einen Gegensatz von Attraktion und Repulsion zu betrachten , so daß in einem Falle die Attraktion im andern die Repulsion größer sei , jenes bei der specifisch schwereren , dies bei der specifisch leichtern Materie . – Die erste Betrachtungsweise beruht auf der Fiktion von Poren . Der Unterschied von Attraktion und Repulsion ist eben so ein Gegensatz , wobei Beide als selbstständig für sich angesehen werden , eine Vorstellung , die auch der bloßen Verstandesreflexion | angehört . Wird denn von einem Übergewicht der einen dieser Kräfte über die andere gesprochen , so ist auch schon erwähnt worden , daß beide wesentlich im Gleichgewicht stehen müssen . Entwickelt man jene Vorstellung weiter , so ergeben sich Widersprüche , aus denen sich ergiebt , daß diese Entgegensetzung überhaupt ungenügend ist . – In der Naturphilosophie ist diese Form überhaupt eine Zeit lang sehr herrschend gewesen und sie wird noch zur Erklärung der Planetenbewegung um die Sonne gebraucht . Wie hier aus dem Perihelio die Centripetalkraft wieder zur Centrifugal kraft kommen soll , darüber wird hier keine Auskunft gegeben . Bekäme eine dieser Kräfte das Übergewicht , so müßte die andere sogleich verschwinden . – Specifische Schwere ist eine einfache Bestimmung ; das Wesentliche dieses Verhältnisses ist diese Individualität , das Bestimmen des Idealisirens[ .] Das zweite ist nun das was Cohäsion überhaupt genannt werden kann . Die Cohäsion ist die Äußerung der zuerst angegebenen Eigenthümlichkeit . Sie fällt

in Beziehung auf diese sich allgemeine Bestimmtheit giebt . 3–4 Das Volumen … ist .] Ab : Das Volumen ist die Seite der Idealität , des Abstracten ; das Volumen ist Divisor vom Nenner , als Einheit zu betrachten . Az : 2 8 J a n u a r . Es kann das Volumen oder das Gewicht als Divisor betrachtet 30 werden , der Natur der Sache nach ist es das Volumen . 10 Fiktion von Poren .] Ab : Fixion der 11 Gegensatz ,] Ab : Gegensatz , wie früher be|merkt , 30 Porosität gehört zu dieser Art Metaphysik . 23 Individualität , das … Idealisirens[ .]] Ab : Indivi|dualität . Das Ideelle überhaupt tritt gegen das Gewicht in einen Unterschied . Diese Unterscheidbarkeit beider ist die Form , in der die Bestimmung gegen die Schwere überhaupt hervortritt . 25 Äußerung der … Eigenthümlichkeit .] Az : Äußerung dieser Individualisierung der Schwere (der spezifi schen Weise des Verhaltens der Körper) 35 35 4 Nenner] Ue : Textlücke

8 specifi sch schwereren] Ue : specifi schen Schwere 10 Fiktion] Ue : Textlücke Unterschied] Ue : Unterschiede 19 Perihelio] Ue : Textlücke 21 die] Ue : das 23 Individualität] Ue : Identität 24 Cohäsion] so Ab Ue : Textlücke 25 Cohäsion] so Az Ue : Textlücke 28 2 8 J a n u a r . in Az am Rande 29 der3] Ab : und 34 (der spezifi schen … Körper) in Az über der Zeile ohne Einfügungszeichen

271rAb

181Ue

§ 243

28 . 1 . 22 271vAb 272rAb

340

272vAb

182Ue

273rAb

273vAb

274rAb 76Az

nachschrift uexküll · 1821/22

in das Verhältniß einzelner Körper gegen einander , also in das endliche Verhältniß . – Die ausgeführte Betrachtung dieses Gegenstandes gehört in das Empirische . – Die Cohäsion ist also überhaupt die Äußerung der spezifischen Weise des Verhaltens der Körper gegen einander , oder dies , daß die immanente Bestimmtheit jetzt gesetzt wird und so Beziehung verschiedener Körperlich kei|ten auf einander ist . – Es ist hier nicht nur eine Vergleichung der Körper mit einander nach der specifischen Bestimmtheit der Schwere . In der Cohäsion ist die Bestimmtheit | gesetzt und die Körper verhalten sich hiemit reell zu einander und werden nicht nur durch ein Drittes mit einander verglichen . Das blos mechanische Verhältniß dieses Verhältnisses sahen wir früher als Druck und Stoß . Die Körper agiren nunmehr nicht blos als Massen auf einander , so daß ihre Wirksamkeit nicht blos vom Gewicht abhängig ist . Sie zeigen sich jetzt un|abhängig von ihrer Quantität in besondern Weisen ihres Widerstandes gegen einander und ihres Zusammenhaltens . Die nächste Weise der materiellen Theile , wodurch sie zusammen gehalten werden , das ist die Schwere überhaupt . Die jetzige Weise des Verhaltens ist ein Immanentes , in so fern ein Anderes als dies was die Körper nach der bloßen Schwere sind . Wir haben in dieser Äußerung und den sich ergebenden in denselben folgende verschiedene Momente . Es verhalten sich also zwei Körper zu einander , einer | setzt sich in dem Andern , und sie sind jetzt bestimmt von specifischer Schwere oder von einer gewissen Dichtigkeit . Indem ein Körper sich in dem Andern setzt , so heißt dies nichts Anderes als daß die specifische Schwere dessen in dem sich das Andere setzt , verändert wird . Dies giebt denn die bekannten Eigenschaften von Weichheit , von Härte und von Elasticität . | Das Erste ist die Weichheit , so daß ein Körper , welcher gestoßen , gedrückt wird , nachgiebt | und zwar nicht blos auf mechanische Weise , sondern so , daß es qualitativ ist (nicht blos ein Mehr) und daß die specifische Dichtigkeit des gestoßenen Körpers verändert wird . – Das Zweite ist die Härte , daß der Körper

5

10

15

20

25

2–3 Die ausgeführte … Empirische . –] Ab : Das Empirische ist hier sehr mannichfaltig , weil hier 30 das Besondere der Körper hervortritt . 14 Zusammenhaltens .] Ab : in Eins zu setzen . Es ist also eine besondere Weise des In sich Zusammenhaltens gesetzt . 15 Schwere überhaupt] Ab : Schwere , 30 der gemeinschaftliche Schwerpunkt 22 verändert wird .] Ab : verändert . / 2 . , Das Negative , daß ein Anderer sich in ihn setzt , verhält sich also abstract . / 3 . , er repellirt das Andere von sich , stellt sich wieder her . 26 und daß] Ab : Compressibilität , so daß 27 verändert wird . –] Ab : verändert 1 Körper] Ue : Textlücke 2 Die ausgeführte] Ue : Das ausgeführte von 3 Cohäsion] so Ab Ue : 35 Textlücke 7 Cohäsion] Ue : Textlücke 11 Massen] so AbAz Ue : Textlücke 13 Quantität] so 35 Ab Ue : Qualität 18 ergebenden in … Momente] Ue : Textlücke in denselben folgenden verschiedenen Momenten vgl . AbAz : folgende unterschiedene Momente 21 daß die] Ue : das wie 22 verändert] Ue : vermindert 24 |] Ende von 75Az 26 qualitativ] Ue : Textlücke 27 gestoßenen] Ue : Textlücke 31 verändert] Ab : vermindert 33 verändert] Ab : niederläßt

physik

5

10

15

20

341

seinen Raum nicht beschränken läßt , sondern vielmehr aus|hält gegen Stoß , Druck pp[ .] Das Dritte ist die Elasticität . Der elastische Körper nimmt einen Andern mechanischer Weise in sich auf , nimmt da einen geringeren Raum ein und stellt denselben un mittelbar wieder | her . Die Vorstellung von Poren ist auch hier zu entfernen . Wir haben keinen solchen Respekt vor der Materie , daß sie ein absolut undurchdringliches , Selbstständiges pp wäre . – Man kann darüber streiten , ob es ganz harte Körper gebe , oder ob jeder einen gewissen Grad von Elasticität besitzt . – Härte , Weichheit und Elasticität üben denn auf die Bewegung einen bedeutenden Einfluß aus , wie früher bemerkt wurde . Wenn die Bewegung in ihrem ganzen Umfange abgehandelt wird , so müssen diese hier erwähnten Eigenschaften schon berücksichtigt werden . – Das Zweite ist die reelle Cohäsion . | Die Totalität derselben stellt sich in der Elasticität dar . Indem die Körperlichkeit so specifisch bestimmt ist , so ist die Beziehung auf ein Anderes nicht blos abwechselnd mit jenem . Die reelle Cohäsion ist überhaupt ein Zusammenhang vieler körperlichen Theile . Bei der specifischen Schwere hat noch jeder Theil dieselbe spezifische Schwere , er mag ein anders sein oder nicht . Die reelle Cohäsion ist dagegen wesentlich der Zusammenhang des Vielen als Vielen . Dieser Zusammenhang ist mechanisch , aber das mechanisch Zusammenhängende dabei nicht durch den Raum verschieden , selbstständig für sich . Das Materielle ist in diesem Zusammenhang wohl ein Vielfaches , aber es ist kein Raum zwischen den Thei len , sondern sie berühren sich unmittelbar . Dies ist nun die bekannte Weise ,

4–5 Poren ist … entfernen .] Ab : Poren geht uns 6–8 Man kann … besitzt . –] Ab : Ein Körper ist mehr oder weniger elastisch . 11 Das Zweite … Cohäsion .] Ab : Das macht die Cohäsion überhaupt aus . Diese Momente haben so ihr empirisches Daseyn . / Das 2te ist die Reale Cohäsion . Az : Diese Momente in ihrer Einheit haben ihr erscheinendes Daseyn in der Elastizität die ein Wechsel von Weichheit und Härte ist . / Zur realen Cohäsion 16 spezifische Schwere , … nicht .] Ab : Schwer theile , Weichheit aber ist Bestimmtheit jedes einzelnen Theils . 17 Vielen .] Ab : Vielen . Darnach leisten uns die Körper Widerstand , wenn wir den Zusammenhang aufheben ; der | Körper zeigt so specifi sche Weise seines Zusammenhangs durch die specifi sche Weise seines Widerstandes . 18–21 ist mechanisch , … unmittelbar .] Ab : ist nicht mechanisch . Das blos mechanisch Zusammenhängende ist blose Vermischung , so daß ein Berühren , eine Identität zweier Körper vorhanden ist , so daß sie auch darin noch ein Verschiedenes bleiben , so daß ihre Beziehung auf einander blos die Abstracte des Raums betrift . / Jener Zusammenhang ist nicht mechanisch , die materiellen Theile berühren sich unmittelbar , sind nicht durch Raum | getrennt .

183Ue

274vAb

275rAb

und also die specifi sche Schwere zunimmt .

25 nichts an , und gehört einer fremden Metaphysik . 25

30 30

35 35

3 geringeren] so Ab Ue : ganzen 6 undurchdringliches von BA aus Durchdringliches wäre] Ue : wären 7 ganz] so Az Ue : zwei 11 Cohäsion] Ue : Textlücke 14 reelle Cohäsion] so Ab Ue : Vierte Textlücke 16 dieselbe] Ue : desselben vgl . Ab : dieselben 16–17 Cohäsion] so AbAz Ue : Textlücke 18 Zusammenhängende] Ue : Textlücke 21 berühren] Ue : Textlücke 30 40 so] Ab : so ?

275vAb

276rAb

342 184Ue

276vAb

185Ue 277rAb

77Az

29 . 1 . 22

nachschrift uexküll · 1821/22

wie der Körper in sich zusammenhange . Der | Stein , welcher zerschlagen ist , kann nicht wieder so zusammen gebracht werden wie er zusammenhing . Eben so Gold , welches zerbrochen wird als das Metall . Man nennt dies Attraction der körperlichen Theile überhaupt und meint , daß dieser Zusammenhang durch ein besonderes Arrangement und eine besondere Figur der Theile bestimmt sei . Eine Attraktion ist dies allerdings , allein dies ist nichts weiter als das Gesagte , nämlich ein spezifischer Zusammenhang . Die besondere Figur der Theile , welche man hier annimmt , gehört denn wieder der bloßen Weise der Hypothesen an . Man sagt so z . B . wenn die Theile einander so berühren , daß ihre obern Flächen aneinander liegen , so halten sie fester zusammen , als wenn sie sich nach ihren Kanten berühren . Dies sind Vorstellungen , welche ganz leer und durchaus grundlos sind . – Diese Cohäsion ist es nun , die die besondere Art und Weise des Zu|sam men haltens der Körper ausdrückt . Wenn wir bisher von Massen sprachen , so sind das Vorstellungen gewesen , welche nur vorausgesetzt werden . Wir haben vom Schwerpunkt gesprochen ; dieser kann nicht vorhanden sein , wenn nicht die Masse eine besondere Rigidität hat . Die andern Theile im Körper , der in seinem Schwerpunkt unterstützt ist , sind nicht direkt unterstützt . Ihr Zusammenhang mit den Theilen , welche in die Richtung des Schwerpunkt fallen ist eine gewisse Rigidität und dieser Zusammenhang hat hier erst den reellen Sinn . – Die Art und Weise nun , wie diese Cohäsion verschieden ist ist zuerst die Adhäsion der Theile | daß nämlich verschiedene Körper , wenn sie auch sonst verschiedene Massen ausmachen an einander adhäriren , wenn ihre Ober flä|chen vollkommen glatt sind , zumal wenn ihre Glätte noch durch Feuchtigkeit unterstützt wird . Glastafeln . Die Stärke der Adhäsion hängt mit der Größe der Oberfläche zusammen . – | Das Fernere ist die eigentliche Cohäsion , das Zusammenhalten einer homogenen Masse in sich selbst , und zwar dieser Zusammenhang gegen Gewalt . Solche

5

10

15

20

25

2–3 Eben so … Metall .] Az : das Metall ebenso wenig außer durch Schmelzen . 7 spezifischer Zusammenhang .] Ab : specifi sch bestimmte Zusammenhang verschieden von der allgemeinen Cen30 tralität . 7–9 Die besondere … an .] Ab : Der verschiedene Zusammenhang der anders figurirten Theile gehört der blosen hypothetischen Erdichtung an , leere , grundlose Künstlichkeit . Az : Die 30 besondere Gestalt der Molecules gehört zu den Hypothesen und Künsteleyen . 24 mit der … zusammen . –] Az : zusammen mit der Größe der Oberfl ächen , die sich berühren , wie auch ihrer spezifi schen Schwere . 25 Das Fernere … Cohäsion ,] Az : 2 9 J a n u a r . Das 2te ist die Cohärenz , 26 dieser Zusammenhang … Gewalt .] Ab : als Gegengewalt gegen das Setzen eines andern Körpers 35

10 Flächen aneinander liegen ,] Ue : Fläche Textlücke 11 Vorstellungen ,] Ue : Textlücke 12 Co- 35 häsion] so AbAz Ue : Textlücke 16 Rigidität] so Ab Ue : Textlücke 19 Rigidität] so Ab Ue : Textlücke 20 Cohäsion] Ue : Textlücke Adhäsion] so AbAz Ue : Textlücke 22 adhäriren] so Ab Ue : Textlücke 24 Adhäsion] so Az Ue : Textlücke 25 Cohäsion ,] Ue : Textlücke 28 verschieden] Ab : verschiedener 31 Gestalt] Az : Gestalten 33 2 9 J a n u a r . in Az am Rande

physik

5

10

15

20

343

Cohäsion nun ist zunächst quantitativ bestimmt , eine gewisse Stärke des Zusammenhalts gegen äußerliche Gewalt , gegen das darauf einwirkende Gewicht . Wenn also eine Materie von einem gewissen Gewicht gezogen wird , in per pendiculärer Richtung , so wirkt sie demselben mit einer gewissen Kraft entgegen . – Dies ist es , was man gewöhnlich unter Cohärenz der Materie versteht ; es braucht übrigens das Gewicht nicht gerade in der Richtung der Schwere angebracht zu werden , es kann auch gerissen , gezogen werden pp[ .] Das Empirische gehört nicht hieher . Man hat in dieser Rücksicht viele Versuche angestellt . – Diese Cohärenz besteht nun nicht in irgend einem Verhältniß der specifischen Schwere , sondern sie ist eine eigenthümliche Bestimmtheit . Gold , welches von dieser hohen specifischen Schwere ist , wird leichter gerissen als Eisen . Auch in der Reihefolge der Stärke der Cohärenz der Körper ist kein Verhältniß zur Reihefolge der Körper in Rücksicht auf ihre spezifische Schwere . – Eine andere Wirkung | ist die Wirkung des Stoßes , Schlages pp wodurch ein Körper zerbrochen wird . Der Widerstand , welcher dem Stoß geleistet wird , ist ein anderer als der , welcher geleistet wird , wenn nur in einer Richtung auf den Körper gewirkt wird . – Hier ist es also nicht blos die Stärke des Gewicht , welche in Wirkung kömmt , sondern auch die Richtung , der Winkel , unter welchem die Einwirkung | erfolgt . – Das Dritte ist denn , daß die Weise des Widerstandes sich nicht blos quantitativ kund giebt , gegen ein Gewicht sich zeigt . Die Weise des Widerstandes ist auch nothwendig qualitativ . Wenn eine Materie auf den Körper einwirkt , so zeigt dieser nicht nur ein gewisses Quantum von Widerstand , sondern auch eine qualitative Weise des Widerstandes . In dieser Rücksicht ist es , daß die specifische Bestimmtheit des Zusammenhaltens als Form sich zeigt , als Offenbarung einer

186Ue

278vAb

25 25 in diese Körperlichkeit , diese Cohäsion .

2–3 Wenn also eine] Ab : näher ist das eigentliche Cohäriren , daß eine 4 Kraft entgegen . –] Ab : Ansich|halten begegnet wird . Die Materie kann zerrissen werden durch ein gewisses Gewicht ; und es frägt sich also : ob ein größeres oder geringeres Gewicht zu diesem Aufheben ihres Cohärirens erfordert wird . 5 Cohärenz] Ab : Cohäriren überhaupt 8 angestellt . –] Ab : angestellt mit Metallen und andern Materien , um zu sehen , welches 30 10 Bestimmtheit .] Az : Bestimmtheit einerseits be30 Gewicht erfordert wird , sie zu zerreißen . ziehen sich diese Eigenschaften auf ein ander , anderseits fallen sie aus einander . 11 wird leichter … Eisen .] Ab : wird von 16 . Pfun|den zerrissen , während Eiserne Volumen erst von 60 Pfunden . 13 Schwere . –] Ab : Schwere . / Die natürlichste Richtung des Gewichtes ist die perpendiculaire . 14 zerbrochen wird .] Ab : zerbrochen , gestoßen wird , so ist auch ein gewisses Quantum von Kraft 15–16 anderer als … wird . –] Az : andrer als gegen das Ziehen . 35 nöthig . 35

1 Cohäsion] so AbAz Ue : Textlücke quantitativ] so AbAz Ue : qualitativ ätisch 3 gezogen] so AbAz Ue : Textlücke 5 Cohärenz] so Az Ue : Textlücke 8 Cohärenz] so Az Ue : Textlücke 12 Cohärenz] Ue : Textlücke 17 Wirkung] Ue : Richtung 19 quantitativ] so AbAz Ue : qualitativ 22 dieser] Ue : dieses 24 einer] Ue : eines 26 begegnet] Ab : bezogen 32 Eiserne] Ab : 40 Eiserne d .

277vAb

278rAb

344

279rAb

187 Ue

78Az 280rAb

280vAb

279vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

eigenthümlichen Gestaltung . Diese kann nun keine andere sein , als eine Weise bestimmter Räumlichkeit , welche | der Körper festhält ; wobei eine Art von unmittelbarer Geometrie an der Cohärenz zum Vorschein kommt . Der Körper ist ein Außereinander und die Cohärenz ist die Identität desselben ; die bestimmte Weise dieses Zusammenhaltens ist nun also auch qualitativ . Der Körper nach dieser qualitativen Weise seiner Cohärenz wird also eine bestimmte Weise zeigen , sich räumlich in sich zusammen zu halten . – Was wir Form , das Ideelle , Spezifische der Körper heißen ist eine Einheit der auseinanderseyenden | Materialität , welche nicht mehr Einheit der Schwere ist , sondern dieser gegenüber steht . Das Bestimmte dieser Form ist hier Bestimmtheit der räumlichen Dimensionen und hiernach sind die Körper unterschieden . Dies sind nun die Formen der Räumlichkeit überhaupt als materialisirt . Der Körper hat so seine immanente Begränzung nach der räumlichen Dimension . – Dahin gehört nun zuerst das was Sprödigkeit genannt wird , nämlich daß der Körper in seinem Zusammenhang die Tendenz der Punktualität zeigt . Sprödigkeit ist etwas Anders als Zähigkeit ; diese ist der Richtung der Linie entsprechend . | Was spröde ist , | das ist nicht in sich selbst continuirlich . Glas , Stahl , ein Hartes , Festes , aber seine innere Natur ist die Punktualität . Der Stahl unterscheidet sich vom geschmeidigen Eisen , welches sich biegen läßt . Der Stahl und eben so auch das Gußeisen und Roheisen , zeigen einen körnigen Bruch . Das Glas , welches schnell abgekühlt ist , ist ganz spröde . Glastropfen , welche im Wasser abgekühlt sind ; in Staub verwandelt . Das Glas ist darum auch bei der Elektricität nicht leitend ; die Elasticität beschränkt sich denn mehr oder weniger auf einen Punkt . Die Metalle sind überhaupt weniger spröde . – Die andere Qualität der Materie in dieser Rücksicht , ist die Zähigkeit , Linearität , | so daß die Körper ein Fasriges überhaupt zeigen . Das Zähe bricht

5

10

15

20

25

2–3 unmittelbarer] Ab : materieller 8–9 Materialität , welche … steht .] Ab : Materialität . Also Entwickelung der immanenten Form . 10–11 Dimensionen und … unterschieden .] Ab : Dimensionen . Die Körper zeigen in ihrem Widerstande mehr die | eine oder die andere räumliche Form an 30 sich . 12–13 seine immanente Begränzung] Ab : einen eignen Himmel , immanente Bewegung , die die Weise seiner Cohäsion ausdrückt , 15 zeigt .] Ab : zeigt ; daß ein Körper , wenn die Geometrie 30 vorliegt , sich ponctuell verhält . 17 Glas ,] Az : das Glas ist fest ; allein bey Widerstand manifestiert es die Punctualität . 20 schnell abgekühlt … spröde .] Ab : langsam abgekühlt , zerspringt nicht so leicht wie das schnell abgekühlte[ .] 21 Glastropfen , welche … verwandelt .] Az : Das Glas kann so spröde seyn , daß es unmittelbar in Staub zerspringt . 25–345,2 Das Zähe … Linie .] Ab : Wird die Hülle zerrissen , so hält es noch zusammen ; es bricht nicht , wie das Spröde , es springt nicht . Az : 35 3 Cohärenz] Ue : Textlücke vgl . Ab : Cohärenten 4 Cohärenz] so Az Ue : Textlücke 6 Cohärenz] so Az Ue : Textlücke 13 Dahin] so AbAz Ue : Daher 22 Elektricität] so AbAz Ue : Elasticität leitend] so Ab Ue : leidend 25 Linearität ,] so AbAz Ue : Textlücke Fasriges] so Az Ue : Textlücke 30 wenn] Ab : wenn er 35 Hülle] Ab : Höhe

physik

5

10

15

20

25

345

nicht im eigentlichen Sinne , sondern es bleibt noch zusammenhängend und erhält im Ganzen die Linie . Das Dritte | ist denn , daß die Cohärenz auch die Form der Fläche als die Weise seines Zusammenhaltens zeigt . Metalle die hämmerbar sind , sind solche , welche die Form der Fläche erhalten , indem auf sie eingewirkt wird . Es gibt zähe Metalle und andere , welche hämmerbar sind . Gold , Silber , können so vorzüglich zu Platten verarbeitet werden , auch Eisen , Kupfer pp[ .] – Dies sind also die Unterschiede der Form , welche in dieser Rücksicht vorkommen . – Das Dritte zu diesen beiden ist nun etwas was dem ersten Anblick nach heterogen scheinen kann , | Totalität dieser Formen , die wir bisher gehabt haben . Es kann dies Dritte nichts Anders sein dem Begriffe nach . Zuerst hatten wir die einfache Bestimmtheit gegen die Schwere , dann zweitens die Entwickelung der Unterschiede dieser Form , das Dritte kann denn nichts sein als die immanente Form , welche in ihrer Einfachheit zugleich diese Unterschiede enthält und somit Totalität der Form ist , Totalität des Negativen gegen die bloße Schwere . Somit ist hier ein Freiwerden der Form gesetzt . Diese Negativität , diese reine Form , dieses Seelenhafte ist nicht Licht , dieses ist die ganz abstrakte Beziehung auf sich , sondern es ist Totalität in sich , sich entreißend der Schwere als herkommend von dieser , bedingt durch Druck , Stoß , Schlag und dergleichen . | Dieses Frei werden tritt also erst am Körper hervor , indem ein anderer Körper auf denselben einwirkt ; eine Äußerung des Ideellen , welche eine | freie Äußerung des Ideellen ist , ein Freiwerden des Ideellen , welches unmittelbar aus dem Mechanischen herkommt , an dieses gebunden und geknüpft ist . – Die Cohärenz haben wir gesehen , ist das Immanente in der Entwickelung und zwar die Entwickelung der geometrischen Bestimmungen . Diese Geometrie nun muß sich zusammen nehmen in der Zeit , wie wir am besondern Raume sehen ; wie der Raum in die | Zeit übergeht , so geht auch diese materialisirte Räumlichkeit über in die einfache Totalität , welche sich frei macht von ihrem Versenktsein in das Materielle . Dies

die Zähigkeit bricht oder springt nicht , wie das Glas . 4 solche ,] Az : solche – bey Gewalt müssen sie nach geben , 5 Metalle] Ab : Metalle , die zu Drath gezogen werden können ; 8 zu diesen 11 einfache Bestimmtheit … Schwere ,] 30 beiden] Az : zur spezifi schen Dichtigkeit und Cohärenz Ab : Bestimmtheit der Individualität , die einfache Bestimmtheit des Materiellen . 12–13 immanente Form] Ab : Individualität Az : Individuelle immanente Form 17 Totalität] Ab : Form des Ideellen , Totalität 24–25 Diese Geometrie … Zeit ,] Ab : Indem diese Geometrie sich nun zusammennehmen muß in der Zeit , ist diese Totalität der Form nun das Zusammennehmen in der Zeit .

30

35 35 2 Cohärenz] so Az

Ue : Textlücke auch] Ue : auf 3 hämmerbar] so AbAz Ue : Textlücke 4 Form] Ue : Forme erhalten] Ue : hatten 8–9 heterogen] so Ab Ue : Textlücke 9 kann , Totalität dieser] Ue : kann Textlücke diese 20 Ideellen1] Ue : Textlücke 22 Cohärenz] so Ab Ue : Textlücke 27 Versenktsein] so AbAz Ue : Textlücke 34 Zeit , ist … Form] Ab : Zeit . Diese Totalität d . Form ist

188Ue

§ 244

281rAb

281vAb 189Ue

282rAb

346

282vAb 79Az 190Ue

283rAb

31 . 1 . 22 283vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ist nun der Klang , der Ton . – Die angeführten Erscheinungen der Körperlichkeit sind uns sehr geläufig und diese Formen fallen in die bedingte , endliche Materialität . Deswegen halten wir nicht viel auf sie ; sie sind zugleich sehr manig faltig . Beide Umstände machen , daß es schwer ist , sie darzustellen nach ihrem nothwendigen Zusammenhange ; einer der schwersten Punkte beim Auffassen der Materialität . – Der Klang ist denn die Befreiung der Materialität . Wir fühlen sogleich , daß wir eine höhere Sphäre betreten , wenn vom Klang gesprochen wird ; | der Ton hat dieses Wunderbare , daß | nur vom groben Materiellen so etwas herkommt , welches sich zeigt im Zusammenhange mit unserm Innern . Es ist dies allerdings das Ideelle in den Körpern | in dieser Materialität , nicht dieses abstrakt Ideelle wie das Licht , sondern nur die bestimmten Weisen der Materialität hervortretend . Das Unorganische klingt noch nicht von selbst , sondern nur unter der Bedingung , daß es angeschlagen wird ; aber was die Körper hier kund thun , ist allerdings ihr inneres Licht , ihre Form in der Weise der Idealität , die Elasticität , welche sich frei macht . – | Die Elasticität ist , wie wir sehen , die Existenz der Cohäsion in ihrem Begriffe überhaupt . – Der Klang ist in dieser Bewegung des Materiellen in sich selbst ; Erzittern der Körper in sich selbst . Wir haben in der deutschen Sprache eine große Manigfaltigkeit von Ausdrücken für die verschiedenen Weisen des Klanges . Überflüssiger Reichthum . – Das was hier bezeichnet werden soll , sind Modifi kationen des Tones selbst ; so ist es leicht , dasselbe durch unmittelbare Nachahmung des Tons zu begreifen . Der Körper klingt also , wenn er geschlagen oder gerieben wird ; der Schlag oder das Reiben

5–6 Zusammenhange ; einer … Materialität . –] Ab : Zusammenhang , ihnen ihre begrifsmäßige Stelle anzuweisen . Sie erhalten diese Stelle in unserer Gewöhnung an sie nicht ; und wir können sie daher schwer bestimmen . 7 höhere Sphäre] Ab : Höheres , ein Seelenhaftes , Az : höhere Sphäre – die der Immaterialität 9 im Zusammenhange … Innern .] Ab : unser Innerstes berührt . Az : solche Wirkung auf unser Gefühl macht . 10–12 in dieser … hervortretend .] Ab : das ganz körperliche an die bestimmte Cohärenz gebunden . Der Klang der Körper ist noch ein Mechanisches ; 13 angeschlagen wird ;] Ab : angeschlagen worden , gehören also noch in das Verhältniß der Körper zu einander . 15 Die Elasticität] Ab : Der Körper ist als klingend elastisch in sich selbst ; er thut seine Elasticität in sich selbst kund . Elasticität Az : 31 J a n u a r . Der Körper 17 Erzittern der … selbst .] Ab : noch nicht Selbstbewegung , denn es bedarf eines äußern Anstoßes , einer Ortbewegung der Theile in sich selbst , die sich unmittelbar wieder her|stellt . 19–21 Das was … begreifen .] Ab : Schall , Klang , Ton und eine Menge Ton-Wörter , wie schnarren , schwirren , schallern pp (blos sinnliche Differenzen , worin kein großer Vorzug liegt) für die ganz speciell modificirten Weisen des Tons .

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

7 höhere] Ue : hohe vom] Ue : wom 8 groben] so Ab Ue : Textlücke 14 Idealität] Ue : Identität vgl . Ab : ideell 16 Cohäsion] so Ab Ue : Textlücke 18 deutschen] Ue : Textlücke vgl . AbAz : im Deutschen 24 Stelle2 ] Ab : Formen 31 31 J a n u a r . in Az am Rande 34 schallern] Ab : schnallern 40

physik

5

10

15

20

25

347

wird zunächst selbst gehört . Das Zweite ist denn aber , daß ein Klang , der durch Schlag , Reiben pp verursacht wird , übergeht zu einem Erzittern der Körper in sich selbst . Das Erste kann | man etwa durch Schall bezeichnen , ein Erzittern der Körper in sich , in so fern es durch ein Äußerliches gesetzt ist . Es kommt so zweierlei Erzittern an uns , das Erzittern der einen und der andern Körper . Dieses verschiedene Erzittern zieht in einander ein und stößt sich gegenseitig[ .] | Die Betonung ist hier nicht ein freies Tönen der Körper in sich . Bei schlechten Instrumenten hört man das Klappern ; auch bei der Stimme , wenn sie nicht rein ist , hört man das Erzittern schnell . Der eigentliche Klang ist aber das reine ungehinderte Erzittern der Körper in sich selbst . Der Körper muß dazu homogen in sich sein , nicht unterbrochen durch Kanten pp . Der eigentliche Klang ist also das freie , homogene , ungehinderte , einfache Klingen nach der Natur des Körpers , welche nur durch dessen Cohärenz bestimmt ist . Diese Körper werden denn vorzüglich zu musikalischen Instrumenten gebraucht . Es muß gesagt werden , daß es noch eine dritte Weise giebt , wo die äußere Erregung und das Schallen der Körper in sich selbst durchaus homogen ist , dies ist der Fall beim Gesang des Menschen überhaupt . Der besondere Ton , welchen die Materie hervorbringt , hängt von der Natur ihrer Cohärenz ab . – Diese Verschiedenheit des Erklingens der verschiedenen Materien hat denn auch einen Zusammenhang mit der Höhe und Tiefe des Tons . | Die eigentliche Bestimmtheit des Tons kann nur statt finden , wenn man einen homogenen Körper vergleicht in seinem Klingen mit sich selbst . Man hat die verschiedenen Körper in der Rücksicht untersucht , wie sie nach Verschiedenheit der Töne einen verschiedenen ursprünglichen Klang haben . Chladni hat so verschiedene Körper untersucht ; Stäbe von Holz , Glas , Metall pp . beobachtet , was für einen Ton sie geben . – So hat er gefunden , wie ein Fischbeinstab von gewisser Länge A . angiebt , ein anderer Stab | von gleicher Dimen-

1–3 gehört . Das … selbst .] Ab : gehört ; das Zittern , Erbeben ist fürs’ Gehör ; 2 . , daß ein Klang der durch schallern des Körpers in sich selbst entsteht , der reinere ist . 6–7 und stößt … sich .] Ab : 30 und sich gegenseitig nicht rein läßt . Dies ist also keine selbstständige , sondern gezwungene Bebung . 9–10 reine ungehinderte Erzittern] Ab : innere Erzittern , das reine har30 Das ist Schall , Geräusch . monische Erzittern 11–12 nicht unterbrochen … Klingen] Ab : der Körper muß dazu elastisch seyn und egal . Dieses Nachschallen der | freien einfachen Schwingung 17 Menschen überhaupt .] Ab : Menschen , wo das Erschallen des Angeschlagenen und die äußere Bestimmung ganz in einander schlagen . 22–23 wie sie … haben .] Ab : wie ihr Klingen nicht nur überhaupt specifi sch ist ; 35 sondern auch nach der Höhe und Tiefe der Töne ihr Klang verschieden . 26–348,1 ein anderer … an .] Ab : Zinn h . , Silber d . an pp . , tönerne Pfeifen geben f . an , Az : Zink h , das Silber d in einer 4 es] Ue : sie 9 Erzittern] Ue : Textlücke 12–13 des Körpers , welche] Ue : der Körper , welcher 13 Cohärenz] so AbAz Ue : Textlücke 18 Cohärenz] so AbAz Ue : Textlücke 28 schallern] Ab : schnallern 33 und] Ab : in

284rAb

191Ue

285rAb

192Ue

284vAb

348

285vAb 80Az

286rAb

193Ue 286vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

sion H , I . pp Köllnische Pfeifen geben I . an . Kupfer giebt G an , Glas , Eisen giebt C . an . Ritter hat auch in den Gliedern der Körper einen gewissen Klang wahrnehmen wollen . – Die Vokale A , e , i , o , u , enthalten auch eine Verschiedenheit der Differenz des Tons . – Das eigentliche Interessante in der Verschiedenheit des Tons ist die auf welcher die Musik beruht . Ein homogen Elastisches also , welches man erklingen läßt , eine gespannte Seite ; auch die Luft | ist Elastisches . Auch Stäbe sind elastisch , hölzerne , elfenbeinerne pp Chladni hat auf diese Elasticität der Stäbe besondere Instrumente gebaut . – Das am leichtesten zu Untersuchende ist also eine gespannte Seite . Verschiedene Töne , welche von der Länge der erklingenden Seite abhängen . Die Töne treten damit in ihrer Bestimmtheit in das Reich der Zahlen . Einerseits hören wir den Ton , indem er sich äußert in dieser ganz ideellen Weise . Diese Äußerung ist es , welche in den Sinn des Gehörs fällt . Die zwei mechanischen Sinne sind das Gefühl , welches für die Cohärenz ist , und der Sinn des Gehörs , aber für den Mechanismus in seiner Idealität , | wenn er ein Klang ist . Für das Ohr klingt eine gewisse Zusammenstellung von Tönen angenehm . Die objektive Weise des Wohlklingenden ist eine Bestimmtheit , welche in diesem mechanischen Falle vorhanden ist und auch in der Weise dieser mechanischen Gegenstände aufgefaßt werden muß . Es ist hier Zeit und Raum , ein Materielles , welches sich bewegt und aus seiner Bewegung immer wieder zurückkehrt . – Die objektive Bestimmtheit ist nun , daß wenn man eine Seite z . B . annimmt , von | gewisser Dicke , Länge und Spannung ; bei gleicher Spannung und gleicher Länge macht die dickere Seite | weniger Schwingungen in derselben Zeit als die dünnere Seite . Ist die Dicke und die Spannung der Seite gleich , wie bei einem Monochord und wird die Länge unterbrochen , so hängt der Ton ab von der Länge , die man erklingen läßt . Je kürzer man die Seite macht , desto mehr

5

10

15

20

25

höhern Octave , Messing f , 2 C .] Ab : c . in einer noch höhern Octave pp . 2–3 Ritter hat … wollen . –] Az : Ritter verglich auch so die verschiedenen Theile des menschlichen Körpers , wenn man z . B . an die Stirne klopft cett[ .] 7 pp] Az : und erklingen an beyden Enden befestigt . | 13 Co30 härenz] Ab : Cohäriren , specifi sche Schwere 15–16 angenehm .] Ab : angenehm harmonisch , das ist einerseits Weise der Empfi ndung . 19–20 bewegt und … zurückkehrt . –] Ab : bewegt , indem 30 es sich schwingt , zittert , in sich immer wieder herstellt . 20–21 Bestimmtheit ist … Dicke ,] Ab : Bestimmtheit des Materiellen ist die Materie überhaupt ; die mechanische Bestimmtheit machen die Dicke Az : Bestimmtheit ist das Materielle der Saite , die mechanische Bestimmtheit ihre Dicke , 13 welches für … Cohärenz] Ue : für welches d . Textlücke 14 Idealität] so AbAz Ue : Identität 35 21 gewisser Dicke] Ue : gewissem Druck korrigiert von BA in : Dicke aus Druck 22 dickere] so 35 AbAz Ue : dritte korrigiert von BA in : dickete 23 die dünnere Seite] Ue : eine der andern Seiten vgl . AbAz : die dünnere die Dicke] Ue : der Druck vgl . Az : Dicke 24 Monochord] Ue : Textlücke wird die … unterbrochen] Ue : die Länge unterbrochen wird 26 c in Ab unterstr . 29 Cohäriren] Ab : Cohäsiren 32 machen] Ab : macht

physik

5

10

15

20

25

349

Schwingungen giebt sie in derselben Zeit . Bei blasenden Instrumenten ist das Klingende eine Luftsäule welche man einschließt in einer Röhre . Eine längere Röhre giebt einen tiefern Ton als eine kürzere . – Wenn man die einfachen Zahlen angeben soll , welche dem Tone entsprechen , so hat man die Wahl , diese als Menge von Schwingungen anzugeben oder als Theil einer gewissen Länge . Dieses steht im umgekehrten Verhältniß mit einander . Eine Seite , die noch | einmal so groß ist als die andere macht nur die Hälfte der Schwingungen von der deren Doppeltes sie ist ; eben so bei einer Seite , welche dreimal so groß ist als eine andere . Die Schwingungen kann man nicht zählen , wenn es in hohe Töne hinaufgeht ; aber die Zahlen lassen sich ganz genau bestimmen durch die Einthei lungen der Seiten . In Ansehung der Beobachtung hat man also hier eine ganze Manigfaltigkeit vor sich . Das Interessanteste ist nun eben das Zusammenhalten dessen , worin das Ohr eine Harmonie fi ndet mit den Zahlenverhältnissen . Die objektive Bestimmtheit ist das Angegebene . Dicke , Länge | und Spannung der Seiten , von welchen die Zahl ihrer Schwingungen abhängt . Pythagoras ist es , welcher diese Zusam men|stim mung zuerst gefunden hat und der denn die Gedankenverhältnisse in der Weise der Zahl auszudrücken sich bemüht hat . – Das Nähere nun dieses Gegenstandes gehört nicht in seiner Ausführung hieher . Einige Hauptmomente . Wenn man eine Seite in zwei Theile theilt und nur die Hälfte schwingen läßt , so hat man die Oktave des Tons , welchen die ganze Seite angiebt . Läßt man ein Drittel des Ganzen schwingen , so hat man die Quinte , der höheren Oktave . Läßt man ein Viertel schwingen , so hat man die zweite Oktave . Schwingen dagegen drei Viertel , so bekömmt man die höhere Quart . Schwingt ein Fünftel , so bekömmt man eine Terz einer höhern Octave . – Bei einer langen , starken Seite , welche schwingt , hört man auch die Quinte der nächst höhern Octave und eben so die doppelte Octave der Terz . Dies sind die Grundtöne , die harmonischen Töne , welche auf solcher ganz einfachen Eintheilung der Seiten

2 einschließt in … Röhre .] Ab : in einer Röhre eingeschlossene Luftsäule , die man erschüttert . 3 als eine kürzere . –] Ab : eine kürzere Luftsäule einen höhern , schärfern Ton . 9–10 zählen , wenn 30 … hinaufgeht ;] Ab : zählen , wenigstens wo sie schneller gehen , so daß das Auge sie nicht fi xiren kann , 11–12 In Ansehung … sich .] Ab : An der Bestimmtheit der Theile hat man daher etwas ganz Genaues vor sich . 16 gefunden hat] Ab : gefunden , und durch die Form der Zahlen veranlaßt , 20 Oktave des Tons] Ab : Octave (einen höhern Ton) 22 zweite] Ab : noch höhere 23 die höhere Quart .] Ab : eine Quarte einer höheren Octave .

30

35

… einschließt] Ue : Luftstärke … ausschießt korrigiert von BA in : Luftsäule aus Luftstärke 10 genau] Ue : ganz 11–12 Manigfaltigkeit] Ue : Textlücke 15 welchen] Ue : welcher 20 Oktave] Ue : Oktaven welchen] Ue : welche welche 21 der höheren] so AbAz Ue : als die höhere 23 drei] so AbAz Ue : zwei 32–33 durch die … veranlaßt] Ab : d . Form d . Zahlen zu fassen

35 2 Luftsäule

287rAb

194Ue 287vAb

350 288rAb | 81Az

195Ue

288vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

beruhen . – | Theilt man die Seite in fünf Theile und läßt ein Fünftel schwingen , so bekömmt man eine Terz der dritten Octave . Zwei Fünftel schwingend geben die Terz der nächsten Octave ; Vier Fünftel geben die einfache Terz . Drei Fünftel aber geben die Sexte . – Merkwürdig ist dabei , daß wenn man eine solche gespannte Seite z B . in fünf Theile theilt und am Fünftel befestigt (durch einen Steg pp) sich die Schwin|gungen fortsetzen durch die übrige Seite , aber so , daß sich Knoten darin bilden und daß sich dieselben so in Vier Fünftel eintheilen . Papierchen auf die andern Punkte der Eintheilung gesetzt bleiben sitzen ; Papierchen dazwischen werden hingegen heruntergeworfen . | Dies sind also die Schwingungsknoten . Auf diese Weise bekommt man also verschiedene Töne . Das Ohr holt sich befriedigende Zusammenklänge in dieser Eintheilung . Solche Zusammenklänge sind für das Ohr befriedigend , welche den einfachen Zahlen angehören ; diese einfachen Zalen können bestimmt , die den Begriffsbestim mungen analoge Verhältnisse ausdrükken . Die fernern Zalen können denn als eine vielfache Zusammensetzung in ihm selbst vorgestellt werden . Eins zu zwei ist ein einfaches Verhältniß , die Produktion des Eins seiner selbst . Diese einfachen Zalen sind so gebraucht worden zum Ausdruck von Begriffsbestim mungen . In diesen Zalen also empfindet denn auch das Ohr ein Zusammenstimmen . Die Grundharmonie des Tons hängt so mit den dem Begriffe analogen Bestimmungen zusammen . Die Töne , deren Verhältniß durch die Eintheilung in zwei bestimmt ist geben die Octave ; dies ist noch keine Harmonie , denn dazu gehört eine Differenz in der Einheit . Die Töne , welche durch die Eintheilung in drei und fünf bestimmt sind , sind die harmonischen Töne , nämlich die Quinte und die Terze . Das Verhältniß von drei Viertel giebt

5

10

15

20

25

289rAb

289vAb

1 Theilt] Ab : Dieselbe Eintheilung fi ndet Anwendung auf eine Luftsäule . Die bestimmte Eintheilung giebt also Verschiedenheit der Töne . Läßt man ⅔ schwingen , so hat man die Quinte zwischen dem Grundton und der Octave . Läßt man ¼ . schwingen ; so hat man die noch höhere Octave ; ¾ geben die Quarte . Theilt Az : Eine Luftsäule kann ebenso getheilt werden – man steckt einen Stempel von einer gewissen Quote hinein und erhält so die verschiedenen Töne . 10 Dies sind … Schwingungsknoten .] Ab : Eine Luftsäule in einer Röhre macht auch solche Schwingungsknoten in sich selbst . 14–15 analoge Verhältnisse ausdrücken .] Ab : analog sind . 2 , 3 , 4 , auch noch 5 . bilden die einfachen Verhältnisse der Zahl ; 17–18 Diese einfachen … Begriffsbestim mungen .] Ab : Jene einfache Zahlen hat Pythagoras auch gebraucht zu Begrifs-Bestimmungen , | da sie ein analoger Ausdruck für dieselben sind . 21–22 geben die … Einheit .] Ab : sind ein unmittelbares Zusammenfallen , und daher ein zu harmonisches , das noch nicht different genug ; es klingt identisch . 24–351,1 Töne , nämlich … Quart .] Ab : Töne . Die Eintheilung mit 3 . giebt die Quinte ; ⁴⁄₅ .tel geben die Terze des Grundtons , daran | schließt sich die Sexte an und die Quarte , die ¾ ist .

25

30 30

35 35

6 einen Steg] Ue : ein Textlücke 7 übrige Seite] Ue : übrigen Seiten 14 können] Ue : tönen den Begriffsbestim mungen] so Ab Ue : Textlücke 15 können] Ue : tönen 24 Töne] Ue : Zahlen 24–351,1 Das Verhältniß … Quart .] siehe Anm . 40

physik

5

10

15

20

351

die Quart . Der harmonische Dreiklang ist der Grundton , die Terz und die Quint . In | diesen Verhältnissen bewegt sich die Musik , welche so ein bestimmtes Verhältniß von Tönen giebt . Dies giebt nun noch nicht das was wir die Tonleiter heißen . Es scheint , daß die Alten sich mehr an die angegebene Form von Tönen gehalten haben . Es tritt denn aber ein weiteres Bedürfniß ein ; nämlich ein und derselbe Ton (z . B . C .) ; G . ist hier die Quint . Es ist aber zufällig , daß C . zum Grund gelegt wurde , eben sowohl konnte G . und jeder andere Ton zum Grund gelegt werden . – Jeder Ton ist also als ein solches System darzustellen , da geschieht es nun , daß im System eines jeden | Tons wieder Töne vorkommen , die auch im System eines andern vorkommen . Damit führt sich nun unmittelbar das Verhältniß herbei , daß man einen solchen empirisch Einen Ton für sich benennt und heraushebt . Mit diesem Bedürfniß verbindet sich ein anderes , abstraktes , formelles Bedürfniß . Dies besteht darin , daß das Ohr in einer Aufeinanderfolge von Tönen fortgehen will , die um gleich viel auf- und absteigen . So giebt es eine Reihe von Tönen , welche in diesem Auf- und Absteigen nur ein Verhältniß zu den nächstvorhergehenden und nachfolgenden haben . Dies ist so ein gleichgültiges Fortschreiten . – Die harmonische Gränze nun dieses Auf- und Absteigens , soll also z B . die Oktave sein ; dazwischen werden denn die absolut bestimmten Töne gesetzt . In dem Bedürfniß nun , hier eine Fortschreitung | zu haben , die nur gleichförmig überhaupt ist , hat man mehrere Töne einzuschieben ; | so ist das Verhältniß der Quart zur Quint , welches man in zwei Tönen nennen kann ; zwischen die andern Töne schreibt man auch solche hinein , daß das Verhältniß

290rAb

197 Ue 82 Az

25 2 Verhältnissen] Ab : harmonischen Grund-Unterschieden 25

30 30

35 35

2–3 Verhältniß] Ab : System 3–4 Tonleiter heißen .] Ab : Tonleiter . Diese Succession von Tönen ist es nicht . 10 vorkommen .] Ab : vorkommen . Aber jeder empirisch , derselbe Ton steht in dem System wo ein anderer Ton zu Grunde gelegt in einem andern Verhältniß . 12 heraushebt .] Ab : bezeichnet , wiewohl er in dem einen System die Quinte , im andern die Quarte , die Terze pp . abstraktes] Ab : mechanisches 15–19 Tönen , welche … gesetzt .] Ab : Tönen , die als neutral neben einander stehen , so daß das Verhältniß von Intervallen nicht eigentlich Einfluß hat . Die for|melle Grenze dieses Auf- und Absteigens existirt an sich gar nicht . Man setzt sich Grenzen durch das Verhältniß von 1 . und ½ nach dem vorigen Verhältniß durch die Octave . Zwischen der Octave nimmt man die gleichmäßig fortschreitenden Töne , und setzt die absolut bestimmten Töne dazwischen . Die Töne auf mehr als die Hälfte der Seite stehen zwischen der Octave . So erhält man den Grundton und Octave , die Quinte und Terze , die den harmonischen Dreiklang bilden . Az : die Töne haben denn bloß Verhältniß zu den nächst vorhergehenden und folgenden – die ursprünglichen Verhältnisse treten hier zurück . An sich hat dieß Steigen und Fallen keine Gränze – man setzt sich aber Gränzen durch 1 und ½ – zwischen Grundton und Octave setzt man die absolut bestimmten Töne hinein – die Quinte , Quarte cett . man kann nicht Quinten cett nehmen , die kleinere Saiten erfordern als die Hälfte der ganzen . 21 Verhältniß der … kann ;] Ab : Verhältniß zwischen Quinte und | Quarte ist ein ganzer Ton ,

196Ue

40 9 im] Ue : ein

14 um] Ue : min

20 einzuschieben] so AbAz

Ue : Textlücke

290vAb

291rAb

352

198Ue

292vAb

291vAb

292rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

der Quart zur Quint herauskömmt . So füllt sich der Raum von der Terz zum Grundton durch die Sekunde aus , welche ⁸⁄₉ . der ganzen Seite entspricht . Dieses Intervall ist dasselbe wie das von der Quart zur Quint . – Eben so ist es mit den übrigen Tönen . – Das Verhältniß der Terz zur Quart ist von anderer Art . – Man bekömmt so eine Reihe von Tönen , welche gleichförmig fortschreiten . Ganz gleichförmig ist die Succession nicht . Das Interwal von C zu D . und das von der Quart zur Quint sind einander gleich ; hingegen das Intervall von D zu E . und das von G zu A . sind etwas verschieden von den ersten ganzen Tönen . Diese Verschiedenheit wird das Comma genannt . – Wollte man es ganz gleichförmig machen , so würde die Terz und Quint ungleich werden und diese werden bleiben müssen . Ohnehin ist die Verschiedenheit sehr unbeträchtlich . – Dies ist der erste Gegensatz , der hier sich ergiebt ; die harmonischen Grundlagen und die gleichförmige Fortschreitung können nicht ganz übereinstimmend gemacht werden . – Dieser Gegensatz von der geforderten bloßen , gleichförmigen Fortschreitung und der Fortschreitung , welche auf dem Harmonischen beruht , tritt mehr hervor , wenn das System durch mehrere Oktaven fort|gesetzt wird . Derselbe Ton , der das eine Mal Quint sein soll , soll das andere Mal Quart , Terz pp sein . Bei Instrumenten , wo der Ton fi x ist , läßt sich diese Forderung nicht vollkommen leisten . So beim Clavier . – Man sucht diesen Mißstand ab|zuhelfen , so viel man kann ; so hat man Harfen erfunden , wo jedes System von Tönen seine eignen halben Töne hat . Sonst hat man das so versucht , daß man jeder Quint

3–4 Quint . – Eben … Tönen . –] Ab : g . (ein ganzer Ton) Das Intervall zwischen Secunde und Terze (d . : e) ist nicht ganz dasselbe wie von c : d . , doch ungefähr . 4–5 Art . –] Ab : Art ; das von der Septime zur Octave ist eben so wie dieses . 5–6 fortschreiten . Ganz … nicht .] Ab : gleichförmig fort . Zwischen das , was ganze | Töne genannt wird , schiebt man nun auch noch die halben Töne ein , und so hat man ein gleichförmiges Fortschreiten , doch kein ganz gleich gleichförmiges . Az : Will man völlige Gleichförmigkeit so schiebt man noch halbe Töne zwischen die Ganzen . G a n z gleichförmig ist jedoch auch diese Succession nicht . 7 Quint] Ab : g . , von der Sexte zur Septime 10–11 würde die … müssen .] Ab : würde der Grundton im Verhältnisse von Quinte und Terze pp unrein werden , das muß aber vorherrschen , und jenes blos mechanische Fortschreiten sich danach | richten . Az : würde das Verhältniß der Grundtöne unrein werden . 14 werden . –] Ab : werden . / Dies sind die Haupt-Momente des musikalischen Systems , 16 Oktaven fortgesetzt wird .] Ab : Octaven bestimmter hervor , und giebt Dissonanzen und Disharmonie . 19 Clavier . –] Ab : Clavier) nicht ganz leisten . Bei den halben Tönen kommen noch mehr Differenzen und Dissonanzen hervor . Az : Clavier , ist z . B . die 12te Quinte (c) unrein für den ersten Grundton (falsche Quinten)[ .] Bey den halben Tönen kommen noch mehr solche Dissonanzen zum Vorschein . 21 hat .] Ab : hat . Beim Clavier ist jeder Ton für alle Tonarten gemeinschaftlich . Sonst] Ab : Bei der Stimmung

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

3 Intervall] Ue : Textlücke Quart zur Quint] Ue : Terz zur Quart 11 bleiben müssen] Ue : müssen bleiben 17 Terz] so Ab Ue : Quint 18 Instrumenten] so Ab Ue : Resultaten 23 c in Ab unterstr . d 2 in Ab unterstr . 40

physik

5

10

15

20

25

353

etwas wegzunehmen gesucht hat , um sie in eine ungefähre Harmonie zu bringen . Oder man schränkt sich auch auf sechs Octaven ein und meidet solche Tonarten , wo die Disharmonie zu groß wurde . Noch ist die objektive Erscheinung des Harmonischen namhaft zu machen . Die Harmonie erscheint auch auf objektive Weise . – Wenn man eine Seite schwingen | läßt , die dick und lang genug ist , so theilt die Seite sich selbst in ihren Schwingungen in Verhältnisse ein und man hört so nicht nur den Grundton sondern auch die Quint der höhern und die Terz der noch höhern Octave auf die unmittelbaren Arten der Grundtöne . Dies hat seinen mechanischen Grund in der Befestigung der gespannten Seiten ; bei einem Stabe , der nur an einer Seite befestigt ist , zeigt sich nicht dasselbe . Indem an einer gespannten Seite zwei feste Punkte sind , so sind hier zwei Bestimmungen und es bildet sich ein Schwingungsknoten in der Mitte . Dieser bildet wieder etwas Festes gegen die beiden mechanischen Befestigungspunkte . So giebt es wieder neuere Eintheilungen ; | der Schwingungsknoten in der Mitte theilt sich nach zwei Seiten . Die Hauptseite ist das | Mitklingen der harmonischen Töne . Merkwürdig ist denn , daß es Fälle giebt , wo , wenn man zwei Seiten zugleich anschlägt , man nicht diese zwei Töne , sondern einen dritten hört , und zwar einen solchen , der nicht blos eine Vermischung derselben ist . Wenn man also z . B . ein ganz rein gestimmtes C . und G . hat , so hört man beim Zusammenklingen ein C . welches um eine Octave tiefer ist als das angeschlagene C . – C . ist ein Schwingen ; hievon fallen zwei Schwingungen auf eine der untern Octaven . Zur Quinte gehören drei Schwingungen , während die Octave zwei Schwingungen macht . Da ist es denn der Fall daß wenn die | eine Seite Zwei Schwingungen macht und die andere drei , der neue Beginn ihres Schwingens zusammenfällt . Dies ist also ein Gleichgültiges ; es entsteht so

4 Noch] Az : 4 F e b r u a r Die 10 Seiten ;] Ab : Seite oder bei einer Luftsäule begründet es sich aus den 2 . bestimmenden Puncten von denen der Klang ausgeht , und wo der Widerstand geleistet wird . 13 etwas] Ab : etwas relatives und 16 Töne .] Ab : Töne die auf mechanische Verhältnisse gegrün30 det . Erscheinung des Harmonischen[ .] 17 anschlägt ,] Ab : anschlägt oder bei einem Blase-Instru18–19 Vermischung derselben] Az : neutrale Einheit oder auch beyde 30 ment 2 . Töne hören läßt , Töne und einen dritten 19 ist .] Ab : ist . Das ist eine Entdeckung Tartini’s . 22 eine] Az : eine Schwingung des C Zur Quinte gehören] Ab : Läßt man nun die Quinte dazu ertönen , so gehörn 25 Dies ist … entsteht] Ab : Die erste Schwingung des g ist früher vorbei als die des c . . Sind nun die 2 . Schwingungen des c . ganz vollendet und die 3 . Schwingungen der Quinte , so sind beide 35 Seiten in gleichem Zustande ; der Beginn der neuen Schwingung fällt also zusammen ; so entsteht 1 wegzunehmen] Ue : Textlücke vgl . Ab : abzubrechen 2 schränkt] Ue : beschränkt 10 gespannten] so Ab Ue : mechanischen 11 feste] so Ab Ue : freie 13 Festes] so Ab Ue : Freyes 19 G] so AbAz Ue : E 24 Zwei] Ue : zwei Zwei der neue Beginn] so Ab Ue : das eine Textlücke 26 4 F e b r u a r ] Az : 4 F e b r . am Rande 33 g in Ab unterstr .

293rAb

293vAb 199Ue

294rAb

4 . 2 . 22

354

83Az 295rAb 200Ue

§ 245

nachschrift uexküll · 1821/22

ein abwechselndes Zusammenfallen von Tönen und dies ist doppelt so langsam als das Schwingen von C . Wenn nun eine solche Tonbestimmung halb so geschwind ist , so entsteht die untere Octave . – Diese Erfahrung soll sich am besten von der Orgel machen , deren Reinheit man dadurch prüft . Der Abt Vogler hat auf diese Erfahrung eine neue Manier , Orgeln zu bauen , gegründet . Wenn man Töne annimmt , welche im Verhältniß zu einander sind wie 1 , 2 , 3 , 4 , 5 , 6 , 7 . | also Grundton , Oktav , Quinte , zweite Oktave , Terz pp und ein Monochord so eintheilt und danach andere Seiten anbringt ; schlägt man die erste und zweite Seite an , oder auch drei , vier , | fünf , sechs zusammen , so hört man nur den Grundton . Dies beruht auf dem vorher gesagten . Wenn man hiebei eine Veränderung vornimmt , z B . das C . und die Terz , welche zu diesem | C gehört , so fi ndet keine solche Einheit statt . Nimmt man andere Töne zusammen , so giebt es Dissonanzen . Die harmonischen Bestimmungen thun sich so also auch auf objektive Weise hervor und dies beruht auf der Bestimmung der Zalenverhältnisse . – Um das harmonische zu erkennen , so muß man die mechanische Seite kennen , denn von dieser kommt der Ton her . – Dies betrifft überhaupt die Natur des Tons . Der Ton erscheint , wenn eine Veränderung der Elasticität der Körper statt fi ndet , so daß der Körper diese Veränderung mit sich innerhalb seiner abmacht . Die Elasticität der Körper , die in ihm selber ist , Bewegung seiner in sich selbst . Es ist damit diese ideelle Beziehung auf sich vorhanden . Die Art und Weise dieser Äußerung ist bestimmt durch die angegebenen Umstände . Es ist das Seelenhafte des Körperlichen , welches sich auf diese Weise kund thut . Mit diesen Tönen ist nun unmittelbar etwas Anders

5

10

15

20

25

294vAb

295vAb

3 Octave . –] Ab : Octave . Das Zusammenfallen der 2 . Schwingungen des c . mit den 3 . des g . ist nun das das Doppelte langsamere . Nach 2 Schwingungen des c . tritt | erst ein solches Zusammenfallen ein . 7 Terz] Ab : Terze , die zu ihrem 3ten c . gehört 8–9 eintheilt und … an ,] Ab : eintheilt in verschiedene Anzahl von Theilen und nach der Größe der Theile so viel Seiten befestigt , als man will , und nun von diesen Seiten (Grundton , Octave , Quinte , Octave , Terze) die erste und 2te zusammen anschlägt , 10 Dies beruht … gesagten .] Ab : Dies beruht auf die Tartinische Erfahrung . Hier fi nden solche Coincidenzen , Zusammenfallen statt , daß man nur einen Ton hört . 11–12 C gehört , … statt .] Ab : ersten c . , dann die Octave , Quinte pp . so kommt die Einheit des Tons nicht mehr heraus . Die einzelnen Töne treten für sich heraus . 13–15 Die harmonischen … Zalenverhältnisse . –] Ab : Jenes sind also Erscheinungen der Harmonie , wo die Töne so harmonisch zusammen fallen , daß sie nur einen Ton ausmachen . Das gehört zur objectiven Erscheinung dieser Einheit . In der mechanischen Bestimmung beruht | also hiernach alles auf der Zahlenbestimmung . 21–23 Die Art … thut .] Ab : So weit also die Bestimmung des Tones , des Seelenhaften , das die mechanische Gewalt setzt als eine Veränderung nur in sich selbst .

25

30 30

35 35

2–3 geschwind] Ue : langsam 3 untere] so Ab Ue : Textlücke 7 Monochord] so Ab Ue : Textlücke 12 Einheit] Ue : Textlücke 18 Elasticität] Textlücke ausgefüllt von BA 24 2 .] Ab : 3 . 3 .] Ab : 2 . 28 von diesen] Ab : diese in 40

physik

5

10

15

20

25

355

verbunden . Es ist nämlich ein Selbsterhalten der Körper und ein specifisches sich Äußern . Dieses sich selbst Erhalten ist nun zugleich mit einer Negativität verbunden oder geht vielmehr in eine Negativität seiner selbst über . Der Körper nimmt die Änderung in sich auf und verhält sich dagegen . Die Wechsel|wirkung seiner Cohäsion in sich selbst ist ein Erschüttern , ein Erschüttern seiner Theile und dies Flüssig machen seiner Rigidität ist die Erregung der Wärme . Klang und Wärme sind so unmittelbar mit einander vereint : die Wärme ist die Vollendung | dessen was wir als Klang gesehen haben , die am Materiellen sich hervorthuende Negativität dieses Materiellen . Das Tönen bringt so eine wirkliche Veränderung im Körper hervor . Wärme und Klang scheinen weit auseinander zu liegen . Es kann deswegen bizarr scheinen , daß wir beide in diese nahe Beziehung auf einander bringen . Der Geist , wenn er die Töne gebraucht , hat die innere Natur des Klingens gar nicht vor sich . Die Wärme ist wie wir wissen , nichts Anders als die | Auflösung der Rigidität der Körper . Das was der Klang ideell thut , das hat denn Realität in der Wärme . – Die Wärme ist eine schwere Bestimmung , das Gefühl ist der Sitz dieser Bestimmung . – Eine Glocke , die geschlagen wird , wird heiß und zwar nicht blos durch das mechanische Schlagen . Das Flüssige klingt denn nicht mehr , eben so wenig als das blos Starre , Spröde . Wärme entsteht so also durch das Klingen selbst ; Steine und dergleichen werden durch das Klingen warm . Es wird nicht nur der Musikus warm , sondern auch das Instrument . Wärme entsteht weiter auch durch Reibung . Wenn Kanonen gebohrt werden , so entsteht eine große Hitze in den Metallspänen . Hier ist es auch dieses , daß die Theile erschüttert werden und daß ihre | Cohäsion aufgehoben wird . Die Erschütterung ist um so stärker , je mehr die innere Festigkeit gegen die Gewalt hält , die ihr geschieht . Die Wärme wird in der Physik häufig als Materie

9 Das Tönen … eine] Ab : Der Ton ist nur die ideelle Veränderung des Körpers , worin er sich erhält . Allein es zeigt sich auch eine 17 Schlagen .] Ab : Schlagen , sondern durch das innere Erzittern in ihr selbst . Az : nichts anderes als die Darstellung der Veränderung der Cohäsion : – eine Glocke 30 wird nicht bloß wo sie geschlagen wird , sondern überhaupt durch die Erschütterung heiß . 18 21 30 Spröde .] Ab : Spröde , Pulverige (was nicht wie Glas und Stahl noch zusammenhängend ist)[ .] Reibung .] Ab : Reibung (Schlagen von Stahl und Stein) , Aneinanderreiben von Holz ; 25–356,1 Materie vorgestellt .] Az : Materie auf : so suchte man auch das Entstehen der Wärme bey Schlagen , Reiben cett . als eine Ansammlung von außen zu erklären – welche Vorstellung aber auch die Erfahrung widerlegt . 35 35 1–2 specifi sches sich Äußern] Ue : specifi sch sich Außereinander

vgl . Ab : specifische Weise sich äußert 5 Cohäsion] so AbAz Ue : Textlücke Theile] Ue : Textlücke 6 Rigidität] so AbAz Ue : Textlücke 9 Tönen] Ue : Textlücke Veränderung] so Ab Ue : Textlücke 14 Rigidität] so Ab Ue : Textlücke 16 Gefühl] Ue : Textlücke 22 Metallspänen .] Ue : Textlücke vgl . Mi : Metallspäne 23 Cohäsion aufgehoben] so Ab Ue : Textlücke aufgehalten 25 ihr] Ue : ihm 32 suchte] Az : stellte

296rAb

201Ue

296vAb

297rAb

356

202Ue

298rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

vorgestellt . Dies gehört einer Metaphysik an , die , wo eine Erscheinung vorkommt , diese sogleich zu etwas Selbstständigen macht . Rumfords Versuche beim Kanonenbohren[ .] | Der Ton und die Wärme sind beide qualitativ Bestimmtes ; andererseits vermögen sie auch als etwas Äußerliches zu einem Körper hinzuzutreten . Diese beiden Umstände haben die Veranlassung gegeben , diese beiden als Materie zu betrachten . Die Materie , die selbstständig ist , ist wesentlich ein Schweres , das mit Anderm in einer bloßen räumlichen Beziehung steht . Klang und Wärme existiren aber durchaus nicht auf solche Weise . Sie sind nur Momente einer materiellen Existenz ; und sie sind sogar bestimmt als Negationen der materiellen Existenz . Aber sie sind Bestimmungen des | Materiellen als eines solchen , deswegen sind sie der Bestimmungen der Gleichgültigkeit fähig . Die Töne haben so eine bestimmte Intensität außer ihrer Qualität . Auch die Wärme ist so nach Graden bestimmbar . Das Andere ist denn , daß beide mittheilbar sind , von außen an einen Körper hinzutreten können . – Das Latentsein des Wärmestoffs ist eine Ausrede , wenn die Erscheinungen gar zu sehr gegen das Hinzukommen der Wärme von außen sprechen . Wenn Naphtha verdampft , so entsteht Kälte ; hier sagt man , der Wärmestoff wird latent . – Wasser kann man 5 . bis 6 . Grad erkalten unter dem Gefrierpunkt ; bei einer leisen Erschütterung gefriert es und zeigt so weniger Kälte . Hier sagt man denn auch , die Wärme sei vorher nur latent

5

10

15

20

297vAb ; 5 . 2 . 22

1 Dies gehört … an ,] Ab : eine sehr dunkle Vorstellung , 3–5 Der Ton … hinzuzutreten .] Ab : Der Klang besteht in der specifi schen Selbsterhaltung der Cohäsion des Körpers . Die Wärme ist aber auch eine reale . Beides sind sinnliche Bestimmungen , dem materiellen Aussereinander angehörend , dem räumlichen materiellen Aussereinander ; daher sind sie einerseits qualitativ bestimmbar , anderer seits können | sie als etwas Aeußerliches zu einer Körperlichkeit hinzukommen . Az : 5 F e b r u a r Beyde Veränderungen – der Klang und die Wärme – sind materiell – können also zu Etwas körperlichem hinzu kommen 5–6 Diese beiden … betrachten .] Az : darum hat man sie selbst als Materien genommen – einen Wärmestoff , ja gar einen Schall stoff gemacht . 6 Die] Ab : Sie sind aber keine Materie . Die 9 Existenz ;] Ab : Existenz durch die sie bedingt sind , an der sie hervor kommen , 10 Existenz .] Ab : Existenz . Der Klang ist eben das Seelenhafte der Körper , die Wärme , die Auflösung der cohärenten Materialität . 11–12 deswegen sind … Qualität .] Ab : daher sind sie sinnliche Bestimmungen und quantitativ bestimmt , ausser der qualitativen Bestimmtheit , die auch auf Zahlen und Verhältnisse beruht . 13–14 mit theilbar sind , … können . –] Az : mit theilbar – dieß ists , was die Verstandesmetaphysik dann fest hält . 15–16 gegen das … sprechen .] Ab : sprechen , daß die Wärme durch Veränderung der innern Cohäsion entsteht . Denn wie wohl sie mittheilbar ist , so ist doch dies nicht ihre eigentliche einzige Entstehungs-Art . | 19 zeigt so … Kälte .] Az : Temperatur wird wieder = 0 .

20

25 25

30 30

35 35

1 einer] Ue : seiner 13 Graden] Ue : Textlücke vgl . Ab : Grades 14 Latentsein] Ue : Bekanntsein vgl . Ab : latent 16 Naphtha] so Mi Ue : Textlücke 17 latent] Ue : bekannt 19 latent] Ue : bekannt 20 dunkle] Ab : dunklere 21 Wärme] Ab : Verminderung 23 qualitativ] Ab : quantitativ 24–25 5 F e b r u a r ] Az : 5 F e b r . am Rande 40

physik

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

357

gewesen . Es sind hier Cohäsions-Veränderungen . Dieses Hervortreten nun der Wärme , indem man es blos fassen will als ein | Hineingehen oder ein Herzukommen eines Stoffs , führt denn auf die Vorstellung des Latentwerdens . – Die Mitthei lbarkeit der Wärme ist also eine Seite derselben , nach der sie in das Sinnliche fällt , ohne deshalb Materie zu sein . | Die Mittheilbarkeit der Wärme beweist gerade die Selbstlosigkeit derselben ; die Schwere kann nicht mitgetheilt werden . Die Mitthei lung des Klangs geschieht vornämlich durch die Luft , sie kann aber auch durch andere Körper statt fi nden . Verbreitung des Schalls in langen Röhren , doppelter Schall . Der durch das Material der Röhre verbreitete Schall kömmt früher an als der durch die Luft verbreitete . – Kanonendonner besser an der Erde gehört als in der Luft . – Dem Schall können denn um seiner sinnlichen Beschaffen heit willen auch Widerstände entgegengesetzt werden ; eben so der Wärme . Brennspiegel ; Verbreitung und Zurückwerfung der Kälte . Versuche mit dem Hohlspiegel von Pictet . Die Vorstellung von Wärmematerie geht hier aus ; man müßte eben so gut eine Kältematerie annehmen . – Die klingenden Körper sind verschieden ; | eben so haben die Körper auch eine verschiedene Wärmecapacität . Bekannte Erfahrung ; daß Metall sich im Winter viel kälter anfühlt als andere Gegenstände . Eben so verschieden ist denn auch der Punkt , wo die dem Körper mitgetheilte Wärme ihn zur Auflösung bringt . So ist das Quecksilber schon in der gewöhnlichen Temperatur | der Luft flüssig . –

1 Es sind … Cohäsions-Veränderungen .] Ab : So Cohäsions-Veränderung ist tritt Wärme hervor , so bei allen chemischen Processen . 3 Latentwerdens . –] Ab : Latente des Wärmestoffes . Der Stoff kann nicht vergehen , vergeht er doch ; so sagt man : er ist latent geworden . Az : die Metaphysik geht von | dem Satze aus , daß ihre vermeinten Stoffe nicht verschwinden können : also muß die Wärme latent noch daseyn , wenn sie schon nicht mehr da ist . 5–7 Die Mittheilbarkeit … werden .] Ab : Sie erscheint so als äußerlicher Zustand . Az : Die Mittheilung der Wärme und des Schalls spricht gerade für die Unselbstständigkeit nicht für die Materialität ; die S c h we r e z . B . läßt sich nicht mittheilen . 7–8 sie kann … fi nden .] Ab : aber auch durch andere Körper , die bessere Leiter des Schalles sind als die Luft 10–11 Kanonendonner besser … Luft . –] Ab : (daher legt man das Ohr an die Erde , wenn man etwas Fernes deutlich hören will) . / Jeder Körper ist ein leicht Erschütterbares und der Modification seiner Cohäsion fähig . 13 Brennspiegel ; Verbreitung … Kälte .] Ab : Im Brennpunkte eines Hohlspiegels concentriren sich die Sonnenstrahlen . Hält man aber in diesen Brennpunkt ein Thermometer und Eis dazwischen , so fällt das Thermometer ; also Hemmung der Verbreitung der Wärme . Az : im Brennpunct eines Brennspiegels concentriert sich die Wärme – die Kälte concentriert sich aber nach neuen merkwürdigen Versuchen ebenso 16–18 Wärmecapacität . Bekannte … Gegenstände .] Ab : Wärmecapacität . Dieselbe Temperatur theilt sich verschiedenartigen Körpern in verschiedenen Graden mit . / Eisen , Steine sind im Winter kälter , als Holz pp .

1 Cohäsions-Veränderungen] Ue : Textlücke Veränderungen 2 will als] Ue : will , aber 3 Latentwerdens] Ue : Bekanntwerdens 11 können] Ue : kommen 14 Pictet von BA aus Pretel 19 40 mit getheilte Wärme] Ue : mitgetheilten Wärmen

298vAb 203Ue

299rAb

299vAb

204Ue

84Az

358 3 . , der [§ 235] individuelle Körper 300rAb

205Ue 301rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Von hier nehmen wir den Übergang zur reellen Individualität . Die zwei Seiten , die wir gehabt haben , waren Klang und Wärme . Die letzte Selbststisch keit , zu der sich die Wärme erhebt , ist das Licht . Diese beiden Momente nun , Klang | und Wärme , sind die Momente der ewigen , totalen Individualität . Zu dieser gehört einmal die unendliche Form , welche frei für sich ist ; die Zeit ; der Klang ist diese materialisirte Zeit ; die Veränderung der materiellen Veränderung . Die erste Subjektivität , die wir gehabt haben , war abstrakt , und einfach bestimmt ; dies war die spezifische Schwere . Diese einfache Bestimmtheit zur Totalität erweitert in sich selbst , ist das , was wir im Tone gesehen haben , dieses Negative des Negativen . Der Ton ist aber noch bedingt vom Materiellen . Die specifische Schwere ist , weil sie abstrakt ist , nicht bedingt ; sie fällt nur in eine äußere Vergleichung . Diese Formbestimmtheit , wahrhaft als Form , ist reelle Beziehung auf ein Anderes , so haben wir sie in den verschiedenen Weisen der Cohäsion gesehen . Zur Totalität erweitert ist diese Formbestimmtheit der Klang . Dieser ist noch bedingt und das Bedingende ist die Schwere . Dieses Schwere nun aber zerspringt in der Wärme . Diese Negativität der Schwere , welche in der Wärme gesetzt ist , ist das Aufheben dessen , wodurch die unendliche Form , welche der Klang ist | noch begränzt ist . So ist das Materielle jetzt gesetzt gegen die unendliche Form aber nicht mehr selbstständig , sondern als ihr unter wor|fen und dies ist die Individualität . Das Materielle ist hier der Form vollkommen durchgängig . – Das Erste war die Schwere überhaupt , Centralität , so daß das materielle Treiben außerhalb derselben ist . Verschieden davon ist nun die freie Form , die in sich selbst entwickelt ist und sich verkörpert . Dies ist die eigentliche Individualität , welche zunächst Gestalt ist . (§ 235) Im Grundrisse sind die Momente , welche zur Gestalt ge-

5

10

15

20

25

300vAb

1M–3M 3 . , der … Körper] Az : C . To t a l e F o r m . 1 reellen Individualität .] Ab : reelle Individualität , die immanente . Az : reale , immanente Individualität . (Ton , Klang , Wärme , Feuer , Licht .) 2 Wärme .] Ab : Wärme , die in Hitze , Feuer pp . übergeht ; 4 ewigen , totalen Individualität .] Ab : realen , freien Individualität des Körpers . 5–6 ist diese] Ab : ist die Zeit in der Beziehung , die 11 bedingt ; sie … Vergleichung .] Ab : bedingt , nur different in Vergleichung mit andern . Bestimmtheit in der äußern Vergleichung . Also auch frei aber weil | sie abstract ist . 12–13 Formbestimmtheit , wahrhaft … Anderes ,] Ab : Form-Bestimmtheit aber hat nicht Beziehung auf ein Anderes in einem Dritten , Vergleichenden , sondern in sich selbst . 14 bedingt] Ab : bedingt , als die letzte dieser Form-Bestimmtheit . 18 So ist] Ab : Die Form hat an der Schwere keinen Widerstand , kein Anderes mehr , und so ist 19 unterworfen] Az : unterworfen : die Lage der Theile ist durch die Form bedingt . 19–20 Individualität] Ab : totale Individualität 20 der Form … durchgängig . –] Ab : durchgängig von dieser Form . Das ist also die reale Individualität . 24 (§ 235)] Ab : 1M–3M 3 . , der … Körper in Ue unterstr . 11 eine] Ue : seine 13 Cohäsion] Ue : Textlücke 21–22 der selben] Ue : demselben 24 235] Ue : 135 Im Grundrisse] Ue : In Grundrissen 25 C . To t a l e F o r m . in Az am Rande 32 einem Dritten , Vergleichenden] Ab : ein Drillendes , Vergleichendes

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

359

hören , in nachfolgender Abhandlung dargestellt worden . Diese Momente haben wir jetzt zuerst betrachtet ; sie sind der Weg zur ganzen , freien , Individualität . Es ist zweckmäßiger diese Individualität in ihrem Beginnen vorher zu zeigen . Die Totalität ist denn das Resultat dieser Momente , die sich zur Einheit constituirt haben . – Die Individualität hat nun drei Formen . Wir haben zuerst die Individualität im Allgemeinen gehabt , die Erde . Das Nächste ist denn , daß diese Individualität bestimmt wird ; sie ist so in der Differenz gegen die Schwere . Das ist es was wir in diesem 2ten Theile gehabt haben . Das Dritte ist die aus der Differenz in sich zu|rückgekehrte Individualität . Das erste Moment ist hier das der Gestalt , die Individualität in der Form des Mechanismus ; aber ein Mechanismus worin das Individuelle , die unendliche Form selbst vorhanden ist . – Das Zweite ist das Auseinandertreten | der Gestalt ; die Auflösung ihrer Pole ; das sich Differenziren derselben . In dieses Moment fallen die Eigenschaften der individuellen Besonderung der Körperlichkeit . Hieher gehört die Electricität . Das Dritte ist aber der Prozeß der Gestalt , der chemische Prozeß . – Die unendliche Form , welche wir frei gesehen haben , im Klang , ist es , welche in der Gestalt das Princip ausmacht . Ihr ist in der Gestalt das | Materielle unterworfen . Die Form bestimmt hier immanent die Weise des Auseinander ; sie macht den Einheitspunkt aus und bestimmt zugleich das Differente , welches sie durch sich auf diese Einheit bezieht . – Die Theile sind jetzt nicht blos ein gleichgültiges Auseinander ; die Weise , wie die Theile gegen einander arrangirt sind , ist durch die unendliche Form bestimmt . Die Theile sind so der unmittelbaren

302rAb

206Ue

[§ 236] a . , die Gestalt 302vAb

25 § 235 . ist von der Gestalt die Rede . Die Individualität giebt sich nicht mehr blos kund in der Gewalt ,

die ein Kör per von aussen erfährt .

1–2 dargestellt worden . … Individualität .] Ab : dargestellt ,

25 das nämlich , | was wir bis jetzt schon gehabt : specifi sche Dichtigkeit , Cohäsion sind Momente

30 30

35 35

der Gestalt , und daher nur der Weg zur totalen Individualität . 3 zeigen .] Az : zeigen in ihren abstracten Momenten . 6 Allgemeinen gehabt , … Erde .] Az : Allgemeinen | himmlische Körper , Elemente . 7–8 Das ist … diesem] Ab : Diese Individualität in der endlichen beschränkten Bestimmtheit haben wir in jenem 10–11 Form des … ist . –] Ab : Form eines freien Mechanismus , ein Mechanismus , worin das Individuelle als bestimmendes Prinzip der materiellen Theile ist , die nicht selbstständig aus ein ander fallen , sondern ganz eins sind . 13 Eigenschaften] Ab : besondern Eigenschaften Az : mechanischen Eigenschaften 14 Electricität] Ab : Magnetismus , Electricität 15 chemische] Ab : individuelle chemische 16 unendliche Form] Ab : Subjectivität der Gestalt ist 20–21 Die Theile … die1] Ab : Schwer ist der ganze Körper . Die Az : Bey der Gestalt haben wir nicht bloß Theile einer Masse mit zufälliger Beziehung auf das Centrum , sondern die 22–360,2 Die Theile … entgegen .] Ab : Es entsteht durch eine andere Richtung der Theile , als die der blosen Schwere und der Cohärenz ist .

11 worin] Ue : wie 12 Pole] so Ab Ue : Textlücke 12–13 Differenziren] so AbAz Ue : Diffe23 235] Ab : 135 25 Dichtigkeit ,] riren 16M a . , die Gestalt in Ue unterstr . 20 auf] Ue : als 26 ihren] Az : ihnen 34 der Gestalt ist] Ab : ist d . Gestalt 40 Ab : Dichtigkeit .

301vAb 85Az

360

303rAb

207 Ue 303vAb

304rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Schwere entzogen . Die Gestalt geht zum Theil in das hohe , gerade der Richtung der Schwere entgegen . So ist die Einheit hier immanent und eine andere Einheit als die bloße Einheit der Schwere . Diese Form ist wesentlich raumbegränzend , raumbestimmend . | In der Schwere liegt blos die Repulsion der Theile und das Suchen ihrer Einheit . Die Manigfaltigkeit der Theile ist noch vollkommen zufällig . – In der Gestalt beginnt hier die Subjektivität überhaupt ; diese Subjektivität , welche denn auch im Organischen , im Geistigen noch mehr ein Grundprincip ausmacht . – Das Licht ist noch diese ganz abstrakte Selbststischkeit . Das Subjekt hingegen ist auch diese Selbststischkeit , welche das | Licht ist , aber in sich unterschieden ; die Unterschiede sind zugleich gehalten in der Einheit und sie haben keinen Sinn | für sich selber . Diese Subjektivität ist hier schon vorhanden ; auf diesem Standpunkt ist sich indeß die unendliche Form noch nicht selbst Gegenstand . Dies macht den Unterschied dieser Subjektivität , oder Individualität , von der eigentlichen Subjektivität aus . – Erst im Empfi ndenden ist dies vorhanden , daß das Eins der Subjektivität sich Gegenstand ist . Ich empfi nde , so verhalte ich mich für mich selbst und die Identität ist für mich . – Die Gestalt nun , wie wir sie haben , ist die erste Individualität ; diese ist noch nicht für sich selbst , d . h . zugleich , sie ist noch in der Materie versenkt , um frei zu sein , müßte sie für sich selbst sein . So aber ist sie nur , d . h . sie unmittelbar , ist ein Außereinander . – Die nächste Bestimmung der Gestalt ist nun , daß sie verständig ist . Was wir eine Gestalt heißen , Crystallisation , das ist es , was wir hier haben . Im Crystall ist eine immanente Formthätigkeit , ein stilles inneres Leben , aber noch ganz pro-

5

10

15

20

5–6 zufällig . –] Ab : Zufälligkeit . Die Bestimmung dafür ist nun in der Form , Differenz in der Raumbestimmung . 6 Subjektivität] Ab : reale Individualität , die Subjectivität 8 Selbststischkeit .] Ab : Selbstigkeit , es differenzirt sich noch nicht in sich . Az : Selbstischkeit , noch nicht in sich Differenziert , noch nicht Einheit Unterschiedener . 9 hingegen] Ab : hingegen (zumal der Geist) 9–10 Selbststischkeit , welche … unterschieden ;] Ab : Selbstständigkeit , die in sich Unterschiedene setzt , 11 Diese Subjektivität ist] Ab : Diese Individualität , die im Lebendigen als Seele erscheint , ist 12 unendliche Form noch] Ab : Subjectivität hier im Unorganischen sich noch nicht objectiv ist , sich noch 13–14 Individualität] Ab : bestimmte Individualität 14–15 Erst im … ist .] Ab : Das Für sich seyn ist vorhanden , aber noch nicht für sich selber . Das ist erst im Empfi ndenden vorhanden . Es ist hier freilich ein unendliches Centrum das seinen Unterschied bestimmt . Aber das Centrum ist sich noch nicht Ge|gen stand , ist noch nicht Seele . Az : die Subjectivität im Unterschied von der Individualität , haben wir erst im Empfi nden . In der Gestalt haben wir wohl ein unendliches Centrum , das seine Unterschiede bestimmt , aber sich selbst noch nicht Gegenstand ist . 20 Die nächste … ist1] Ab : Nun die näheren Bestimmungen des Unorganischen . / Die Gestalt ist Az : Die Bestimmung , die ihr als Unorganischem angehört , ist 20–21 Was wir … haben .] Ab : die Krystallisation ist die ganz vollkommene Gestalt . Az : Die besonderen Bestimmungen der Gestalt kommen nachher . Zuerst haben wir die Gestalt im Cristall ,

25

4–5 das Suchen] Ue : der Stufen

40

vgl . Ab : Einheitsuchen

22 stilles] so AbAz

Ue : Textlücke

25

30 30

35 35

physik

5

10

15

20

25

361

zeßlos . Stumm , still . Jeden Betrachter wird das Crystall in Verwunderung setzen . Die Form ist hier von innen heraus thätig , hat als organisirender Trieb von Innen heraus bestimmt wie die Theile , welche dazu gehören , sich zu einander verhalten sollen . | Die Regelmäßigkeit ist es , welche uns hier zunächst auffällt ; Zweck . Dies heißt eben dieses Individuelle , Subjektive , wo im innern Einheit ist , welche auch die Unterschiede bestimmt , Formthätigkeit . Diese Regelmäßigkeit sieht man also mit Recht als zweckmäßig | an ; | nur muß man sich hüten , die Zweckmäßigkeit nicht blos als äußerliche Zweckmäßigkeit zu betrachten . Stein , Holz , Eisen pp kann ich formen und diese Form kann ganz zweckmäßig sein , aber die Form ist jenen Massen gleichgültig . Regelmäßigkeit ist hier die Gestalt im strengsten Sinne , d . h . im Sinne des Verstandes . Auch die Form einer Pflanze , eines Thiers kann regelmäßig genannt werden , aber in einem andern Sinne . Die Re|gelmäßigkeit des Crystalls ist nur im Ganzen , so daß die Theile , welche zur Gestalt gehören , zusammen die eine Form ausmachen . Im Organischen aber ist in jedem einzelnen Theile als solchen das Ganze der Gestalt vorhanden . Im Regelmäßigen der Gestalt , welches wir hier haben , machen nur die Theile zusammen ein Ganzes aus , aber kein einzelner Theil repraesentirt ein Ganzes . – Der einzelne Theil ist nur verständlich durch das Übrige , nicht jeder ist für sich Erscheinung des Ganzen . Beim Lebendigen hingegen ist jeder Punkt der Peripherie selbst als das Ganze . So empfi nde ich einen jeden Theil meines Körpers . Jene Gestalt setzt zwar jeden Theil des Ganzen voraus , aber es ist nicht selbst als solches in ihm . – In der Gestalt , wie wir sie hier haben , | haben wir gerade Linien , ebene Flächen , Winkel , die sich entsprechen pp[ .] In der organischen Gestalt hingegen wissen wir , daß wir vornämlich Curven haben ; an der Pflanze zur Noth giebt es gerade Linien ; am Thiere giebt es dergleichen nicht mehr , sondern blos Curven . – Dieses Bestimmte der Raumbegränzung liegt in dem | Begriffe , welcher angegeben wurde . Ein jeder Theil einer Curve ist nur durch das ganze Gesetztsein

2 Die Form … organisirender] Ab : Es ist im Krystall blos Materielles , das eine Gestaltung von Aussen her haben zu müssen scheint . Es ist aber ein organisirender 4 sollen .] Az : sollen , nicht die 5 Zweck .] Ab : Zweck . Alle Linien , Flächen , Winkel sind auf ein ander bezogen , ma30 Schwere . chen Eins aus . 8 betrachten .] Ab : betrachten , nach unseren eigenen subjectiven Zwecken . 10 gleichgültig .] Ab : gleichgültig . Es kann äußere Zweckmäßigkeit seyn ; hier aber ist innere Zweckmäßigkeit . 17 Der] Ab : Wir sehen ihn die Beziehung auf das Ganze an . Der 19–20 Beim Lebendigen … Ganze .] Ab : In jeder Fingerspitze ist das Ganze gegenwärtig . / Hieraus ergiebt sich 35 der Unterschied dieser verständigen Gestalt gegen die lebendige . 27–362,1 Gesetztsein dieser … begreifen .] Ab : Gesetz dieser Curve . Das Gesetz des Ganzen kommt darin zur Erscheinung .

30

1 Jeden Betrachter] Ue : Idee Textlücke 3 wie die] so Az Ue : einen der 14 die eine] so Ab Ue : Textlücke 21 jeden] Ue : jeder 24 Curven] so Ab Ue : Textlücke 25 Curven] Ue : Textlücke 27 einer Curve] so AbAz Ue : eines Textlücke

304vAb

208Ue 86Az

305rAb

305vAb

209Ue

362

306rAb

306vAb 210Ue

§ 238

307rAb ; § 240

nachschrift uexküll · 1821/22

dieser Curve zu begreifen . Einen Punkt einer Curve giebt es nicht ; dies ist ein bloßes Abstraktum . Wenn ich hingegen die Linien , Winkel , Flächen einer verständigen Gestalt annehme , so kommt am einzelnen Theile gar nicht das Ganze zur Erscheinung . Aus der Kante eines Crystalls kann ich gar nicht das Gesetz und die Construktion des Ganzen erkennen . – Im Verständigen ist zwar | Totalität bestimmt , aber in der Einen Bestimmung ist nicht zugleich auch das Differente seiner selbst enthalten . – Dies ist dasselbe , was vorher gesagt wurde , daß in einer Curve in den Theilen das Gesetz des Ganzen zur Erscheinung kommt . Beim Lebendigen haben wir die Ellipse , dann vornämlich die Eiform , dies ist die eigentliche Linie des Lebendigen . Hier sind zwei Radien , die aber einander nicht abstrakt gleich sind . So sind alle Linien des Kopfes , des Gesichts , Modifikationen dieser Linien . Dasselbe haben wir schon an den Pflanzenblättern . Eben so am Arm an dessen Muskeln . Wir haben hier also geometrische , regelmäßige Figuren , die sich auf das Verhältniß von graden Linien und Ebenen beschränken . Dies ist das Allgemeine der Gestalt . – Das Zweite betrifft nun die Bestimmungen der Gestalt . Diese können wir in dreien Weisen betrachten . | Zuerst sind es die Extreme . Die Abstraktionen der Gestalt und des Gestaltlosen . Das Zweite ist die Strenge , oder abstrakte Gestalt , der Magnetismus ; und drit|tens die vollkommene Gestalt ; der Crystall . – Die erste Bestimmung der Gestalt ist die noch ganz unbestimmte Gestalt . Einerseits ist dies das Spröde , Punktuelle und andererseits ist dies die Kugelgestalt . – Weil das Spröde die abstrakte Gestalt ist , so ist dasselbe nicht frei für sich vorhanden und kömmt erst zur Erscheinung durch eine äußere Gewalt . Spröde heißt nichts Anders als dies beständig auf den Punkt zu gehen ; das Körnige also und dergleichen . Dies andere Extrem (§ 239 .) | ist die Kugel , die Gestalt der flüssigen Unbestimmtheit . Wir nennen die Kugel wohl eine Gestalt ; es ist eine Regelmäßigkeit darin , aber diese ganz formelle Regelmäßigkeit , wie dies schon früher bemerkt worden , die Radien einer Kugel sind einander alle gleich ; dies ist das Verstandesverhältniß , das Flüssige überhaupt hat die Kugel-

5

10

15

20

25

30

4 Erscheinung .] Az : Erscheinung – es können z . B . solche oder andere Winkel dazu gehören . Die Bestimmungen des Verstandes fallen auseinander , als gleichgültig gegen einander 9 Ellipse ,] Ab : 30 Ellipse , aber so , daß auf der einen Seite derselben der Brennpunkt ist , in der andern Hälfte sie sich spitzer hinauszieht . 13 Wir haben … also] Ab : Im Unorganischen sind also 18 vollkommene] Ab : reale 19–20 unbestimmte Gestalt .] Ab : abstracte Gestalt ; die Gestalt des Gestaltlosen 21 Weil das] Ab : S . § 237 . Das 28–363,1 dies ist … Kugelgestalt .] Ab : Diese leere Verstandes-Gleichheit , blose Identität , ohne Differenz ist die Kugel . Das Flüßige überhaupt , Wasser , Queck silber . 35 1 dieser Curve] Ue : d . Textlücke Curve2 ] Ue : Textlücke 8 Curve] Ue : Textlücke 9 Ellipse] Ue : Textlücke Eiform] so Ab Ue : Textlücke 10 Radien] Ue : Textlücke 18 Strenge] so AbAz Ue : Stmnge 27 Radien] Ue : Textlücke 28 Verstandesverhältniß , das Flüssige] Ue : Verstandesverhältniß des Flüssigen 31 auf] Ab : mit

physik

5

10

15

20

25

363

gestalt . Auch die freien Himmelskörper haben , als diese allgemeine Individuen , im Ganzen die Kugelgestalt . Es ist in dieser noch keine Differenz gesetzt , sondern gleichmäßige Beziehung aller Theile auf einen Mittelpunkt . – | Wir sind hier an der bestimmenden Gestalt . Die Extreme derselben sind einerseits das Spröde , andererseits die Kugelgestalt . Beide sind selbst noch gestaltlos . Die Sprödigkeit enthält das Prinzip der Subjektivität und die Kugel gleichsam das Material dazu . Die wirkliche Gestalt ist die Einheit jener beiden Bestimmungen . – Das Zweite ist also das In eins setzen jener Prinzipien ; die unendliche Form als außereinander gehend in die Differenz und diese doch zusammenhaltend in der Einheit . Dies ist das Prinzip des reellen Gestaltens . Dieses | ist zunächst selbst noch abstrakt und so ist es nur die Thätigkeit des Gestaltens , die Beziehung des individualisirenden Prinzips auf die Realität . Dies ist der Magnetismus . Hier ist also Thätigkeit , Zweck , der sich übersetzt in Realität . Ein Übersetzen in Realität welches noch nicht der erreichte Zweck ist . Die unbestimmte Flüssigkeit wird hier befruchtet durch die Form und dies Befruchten ist die Thätigkeit . Wir haben jetzt die Vorstellung des Magnetismus vor uns wie er im Empirischen sich vorfi ndet , Eisen , Magnetstab pp[ .] – | Diese sinnliche Erscheinungen und Voraussetzungen müssen wir aber zunächst ganz und gar vergessen . Pol . Nord- und Südpol , das ist etwas Gedankenloses , Richtung nach Raumunterschieden . – Zunächst ist es um den Begriff des Magnetismus und dessen Ent wickelung zu thun . Diese Bestimmung gehört noch in die Sphäre des Mechanismus überhaupt ; sie ist sehr wichtig , Bestimmung des Außereinander der Materie und zwar Bestimmung durch eine immanente Form . Das Körperliche wird einer Richtung unterworfen und einer andern Richtung als die Schwere ist . Im Magnetismus ist eigentlich noch keine physikalische Bestimmung vor-

4 Wir sind … Gestalt .] Ab : Magnetismus . 5–6 das Spröde , … gestaltlos .] Ab : das Spröde und anderseits das kugelförmige , jenes Prinzip des Für sich seyns ; gestaltloses Prinzip der Gestaltung , so auch die Kugel , die jedoch nicht das Ponctuelle , doch ohne | Unterschied , ohne Bestimmung in 30 sich , nur als freies Gleichgewicht . 9 Form] Ab : Form , als concentrirt in sich gesetzt , diese ihre 11 Gestaltens ,] Ab : Gestaltens , Setzen der Unterschiede , indem sie noch 30 Unterschiede setzend , kein Product geben . Das Ganze | wird noch nicht zum gleichgültigen Bestehen ; 13–14 Realität . Ein … ist .] Ab : Realität . Diese Uebersetzung ist die Thätigkeit , und diese ist unser Standpunkt . In der Sprödigkeit ist das Prinzip , in der Flüßigkeit die Materie , für den Prozeß der beiden Prinzipien ; dies ist also die Bestimmung , die unbestimmte . 21 Entwickelung zu thun .] Ab : entwickeln , und 35 dann die Erscheinung damit vergleichen . 23–25 Form . Das … ist .] Ab : Form , verschieden von der Bestimmung der Schwere , die vielmehr durch die Form bestimmt wird . Die Richtung der Form ist eine Weise der Raum|begrenzung . 25–364,1 Im Magnetismus … Physikalischen . –] Ab : Eigentliche physikalische Bestimmung tritt im Magnetismus noch nicht ein . Das Physikalische ist eine 16 Thätigkeit] so Ab

Ue : Form

20 den] Ue : der

22 wichtig] Ue : richtig

vgl . Ab : wichtige

87Az

211Ue

308vAb

307vAb

308rAb

309rAb

364

212Ue 309vAb

310rAb

213Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

handen ; es ist dies die mechanische Gestalt innerhalb des Physikalischen . – Diese Raumbegränzung , die wir hier haben , ist nichts Anders als was wir Bewegung heißen . Dies ist sehr wichtig . Wenn man vom Magnetismus spricht , so hat man im Gedanken noch allerhand Jenseitiges und | Geheimes . Es ist der Magnetismus überhaupt Thätigkeit der Bewegung ; es kömmt noch nicht zu einem Produkt . Das Crystallisiren ist das Formiren , welches zu einem | Produkte kommt . – Es ist dies die Ohnmacht der Natur , solche Bestimmungen vereinzelt isolirt darzustellen , und es ist Sache des Gedankens , ihnen ihre Stelle im Ganzen anzuweisen . – Jenes Bewegen nun ist nicht unbestimmt Bewegung überhaupt , sondern bestimmtes Bewegen und so ist sie Annäherung an einen Punkt oder Entfernung davon . Dieses Anziehen oder Abstoßen ist gegen die Richtung der Schwere . Dies ist also diese Thätigkeit überhaupt . – Das Weitere ist denn , daß diese Thätigkeit ein materielles Subjekt sein muß ; es ist die Individualität , welche in der Materie versenkt ist . Im Lebendigen wird die specifische Weise der Materie bestimmt durch die Lebendigkeit selbst . | Hingegen hier ist das Materielle noch nicht Produkt der Thätigkeit ; so ist es nur Subjekt dieser Thätigkeit . Wir haben also ein Subjekt , irgend etwas und an diesem diese Thätigkeit . – Weiter gehört denn hieher , daß die Bewegung sie annähernd und abstoßend ist , nicht rotatorisch wie z B . die Bewegung der himmlischen Körper ; diese ist in Einem eben sowohl Annäherung oder Entfernung von einem Punkt . Die Entfernung der Planeten von ihrem Perihelio ist zugleich eine Annäherung zu demselben . Die Trennung von Attraktion und Repulsion ist deshalb dort noch nicht vorhanden . Hier aber sind diese beiden Bewegungen geschieden , das eine | Mal Annäherung und das andere Mal Entfernung ; sie sind geschieden , weil wir hier in der individualisirten , endlichen Materie sind , wo die Momente , welche im Begriffe enthalten sind , frei werden sollen . Gegen ihren Unterschied tritt denn eben so ihre Einheit hervor ; sie sind an sich identisch aber nur an sich . Das Allgemeine derselben ist keine Bewegung , sondern vielmehr die Ruhe , diese ist das Indifferente derselben . Zu

5

10

15

20

25

30

310vAb

immanente Bestimmtheit die zunächst die Schwere der Materie überhaupt determinirt . In den Magnetismus fällt noch keine weitere physikalische Bestimmung , sondern blos die der Schwere . Az : 30 Die Gestalt als solche geht die physikalische Differenz noch nichts an : die Beziehungen zum Physikalischen werden wir später fi nden . 6 Produkte kommt . –] Ab : Product . Ein Krystall ist eine Totalität . Hier ist noch blose Thätigkeit , ohne Product ; es ist das Entstehen für sich . 11 Abstoßen] Ab : Abstoßen (wenn man eine Kraft annimmt) 13–14 Subjekt sein … ist .] Ab : Substract haben ; 35 es ist nicht die freie Thätigkeit , wie das Leben und der Geist . 24 geschieden ,] Ab : geschieden , sie 35 erscheinen als ausser einander , jede für sich , eben | deswegen , 18 annähernd] so Az Ue : Textlücke Perihelio] Ue : Perifolio

rotatorisch] Ue : Textlücke

vgl . Az : in einem Kreise

21

physik

5

10

15

20

25

365

ihrer Abscheidung gehört ein fester ruhender Punkt ; dies ist der IndifferenzPunkt . – Noch gehört hieher , daß die Bewegung überhaupt etwas Lineares ist , eine Richtung ; es ist ein Werden der Massen und so noch nicht Totalität . Der Gegensatz von diesem Linearen | ist ein Gegensatz in demselben und zwar eine geradlinige Bewegung . Es ist also in der geraden Linie , daß dieser Unterschied der Bewegung vorhanden ist ; Entfernung und Annäherung in einer und derselben Linie . – Der Körper soll also Bewegung sein ; so nähert er sich diesem Punkte an . Indem er sich diesem Punkte annähert , so wird ihm etwas mitgetheilt , er wird inficirt oder er wird selbst bestimmt . Er muß aber so bestimmt werden , | denn die Thätigkeit , welche wir hier haben , ist überhaupt immanente Thätigkeit oder materielle Thätigkeit . – Der Körper , welcher sich annähert , wird also determinirt als sich annähernd . Diese Thätigkeit ist nicht blos eine äußerliche , mechanische ; es ist dies keine Determination , die im Körper selbst gesetzt wird . Hier aber haben wir die Thätigkeit als der Materie immanent ; in so fern sie ist als bewegend , so ist sie der Materie | mitgetheilt und der Körper ist jetzt bestimmt als sich annähernd und eben so ist er bestimmt auf der andern Seite als sich Abstoßendes . – Im mechanischen Stoßen verändere ich nur den Ort meines Körpers ; diese Ortsveränderung ist dem Körper zufällig , äußerlich . | Hier aber ist | die Ortsveränderung eine Affektion des Körpers selbst . – Wir haben also zuerst Thätigkeit , welche bewegend überhaupt ist Raumbestimmend ; sie ist an ein Subjekt gebunden ; sie ist denn abstoßend und anziehend und die Bewegung ist in der Richtung der graden Linie ; die Materie , welche angezogen wird , welche sich abstößt erhält selbst diese Bestimmung . – Hiemit haben wir nun die Erscheinung des Magnetismus zu vergleichen (§ 238)[ .] Pol ist ein leeres Wort ; der Sinn derselben ist nichts als eine gewisse Weise der Thätigkeit . – Die Erscheinung des

3 Richtung ;] Az : Richtung – das Werden der totalen Raumbestimmung . 6 vorhanden ist ;] Ab : vorhanden . Es kommt hinzu , daß derselbe Körper auf der einen Seite angezogen , auf der andern abgestoßen wird . 12 annähernd .] Ab : anzunähern wird er bestimmt von der andern Seite sich 30 zu entfernen . 17 Im mechanischen Stoßen] Ab : Mit einem äußerlichen Stoßen hat man es hier 30 nicht zu thun , sondern mit einer dem Körper immanenten , inhärirenden Thätigkeit . Ein mechanischer Stoß 19 Affektion des … selbst . –] Ab : innerlich nothwendig . 20 Thätigkeit , welche … Raumbestimmend ;] Ab : Thätigkeit , sonst nichts Physikalisches ; 20–21 Subjekt gebunden ;] Ab : Substract gebunden , nicht Product ; 24 238)] Ab : 238 . (236 . durch Druckfehler) 35 1 ihrer Abscheidung] so Ab

Ue : ihren Textlücke 1–2 Indifferenz-Punkt] so Ab Ue : Textlücke Ue : Textlücke 4 Linearen] so Ab Ue : Textlücke 5 Bewegung] Ue : Textlücke 7 nähert] so Ab Ue : Textlücke 8 annähert] so Ab Ue : Textlücke 9 Er] Ue : Es 10 immanente] Ue : einmal vgl . Ab : immanent 14 der] Ue : die 14–15 bewegend] so Ab Ue : bergend 16 er] Ue : es 17 nur] so Ab Ue : nun 23 abstößt] Ue : Textlücke 33 236] Ab : 232 ; siehe Editorischer Bericht

35 2 Lineares] so AbAz

311rAb

311vAb

214Ue

88Az 312rAb

§ 239

366

215Ue 313rAb

313vAb

314rAb

312vAb ; 11 . 2 . 22

nachschrift uexküll · 1821/22

Magnetismus ist für sich etwas höchst Frappantes . In der ersten Bildung der Natur philosophie ist das Phänomen des Magnetismus besonders hervorgehoben worden . – Der Magnetismus stellt auf eine einfache , naive Weise die Natur des Begriffs dar . Es sind hier Erscheinungen vorhanden , welche man nicht Anders fassen kann als auf durchaus ideelle Weise . Die sinnliche und eben so die blos verständige Auffassungsweise verschwinden beim Magnetismus . Beim Magnetismus sind zwar zwei Außereinander und diese sind in Verbindung ; dies ist etwas ganz Sinnliches ; aber das ist der Magnetismus | noch nicht . Dieser besteht darin , daß das was identisch ist , die gleichnamigen Pole sich abstoßen , sich verschieden | setzen und umgekehrt , daß das Verschiedene identisch gesetzt wird . Dies ist keine sinnliche Weise des Seyns . – Eben so ist der Magnetismus auch nichts Verständiges ; der Verstand bleibt dabei stehen , daß das Verschiedene verschieden und das Identische identisch ist . Beide fallen denn nur in verschiedenen Rücksichten und Seiten zusammen . Hier beim Magnetismus ist gerade das Gegentheil vorhanden ; gerade in so fern nur noch als Rücksicht die Verschiedenheit vorhanden ist , ist Identität vorhanden und umgekehrt . So hat man hier auf ganz naive Weise die Tiefe des Begriffs ; dieses ist im Magnetismus formell erscheinend . | Der Magnetismus ist eine Wirksamkeit , keine Materie ; die Annahme einer solchen gehört nur der Reflexion an . – Das Nähere in Ansehung der Erscheinung betreffend , so haben wir also z . B . ein Eisenstäbchen an dem wir Nord und Südpol unterscheiden . Nord und Süd haben indeß hier noch keine Bedeutung . – Bringt man einem magnetischen Stäbchen anderes in die Nähe was nicht magnetisch ist , Stäbchen oder Eisenfeilstaub , so tritt eine Bewegung ein . An der einen Seite angenähert , wird das Ende desselben Stäbchens an der andern Seite entfernt werden . Dies Stäbchen oder auch der Eisenfeilstaub | ist jetzt selbst ein Magnet

5

10

15

20

25

1 Frappantes .] Ab : frappantes . S . | die Anmerkung zu jenem § . 5 Die] Az : 11 F e b r u a r Die 7–8 dies ist … Sinnliches ;] Az : dieß aber ist der Magnet , 10–11 Dies ist … Seyns . –] Ab : Das ist keine sinnliche Weise , ein Differentes , das sich selbst identisch setzt , und das identische das 30 sich different setzt , macht den Magnetismus aus . Az : daß das Identische sich als verschieden setzt und das Verschiedene identisch – dieß kann nichts Äußeres , Mechanisches seyn . 19 an . –] Ab : 30 an . Es ist etwas Immaterielles . 21–23 Bedeutung . – Bringt … ein .] Ab : Bedeutung ; es sind die beiden Enden desselben . Die Namen sind von den Himmelsgegenden hergenommen . Nähert man andere magnetische Stäbchen einem Magnet , so zeigt sich eine Bewegung , wenn beiden oder einem die mechanische Freiheit sich zu bewegen gegeben ist . 35

3 naive] so Ab Ue : innere korrigiert von BA in : reine 6 verschwinden] Ue : verschieden vgl . 35 Ab : verschwindet 8 Dieser] Ue : Dieses 12 Verständiges] so Ab Ue : Beständiges 15 als Rücksicht … Verschiedenheit] Ue : die Rücksicht als verschiedenheit 16 naive] so Ab Ue : innere 18 einer] Ue : eines 20 Eisenstäbchen] Ue : Textlücke vgl . Az : Eisenstab 26 11 F e b r u a r ] Az : 11 F e b r . am Rande 33 einem 2 ] Ab : einer 34 mechanische] Ab : mechanischen

physik

5

10

15

20

25

367

geworden . In der Mitte des Magnets ist denn ein Punkt | wo keine Anziehung und Abstoßungen mehr statt fi ndet . – Wir müssen beim Magnet einen aktiven und einen passiven Magnetismus unterscheiden . Es kann so wohl sein , daß eine Eisenstange eine magnetische Determination zeigt , indem ein Magnet an dieselbe gebracht wird ; bringt man dagegen eine andere Stange , oder Eisen feilstaub an diese Stange , so wird sich keine Wirkung zeigen . – Wenn nun also ein magnetischer Stab und ein anderer vorhanden sind , so zeigen sich diese Erscheinungen ; wenn das was man bei beiden den Nordpol heißt einander nähert , so jagen sie sich von einander ab ; eben so die beiden Südpole . Nordpol und Südpol hingegen nähern sich einander gegenseitig . Beide Mag|nete müssen sich hiebei frei bewegen können ; auf Spitzen gestellt oder auf Wasser gelegt . Das was wir nun den Magnet heißen , das zeigt noch ferner diese eigenthüm lich scheinende Richtung nach den Himmelsgegenden . Wir sagen , der Magnet richtet sich nach Norden und die Chinesen sagen , er richtet sich nach Süden . Beides ist dasselbe , denn man kann gar nicht sagen , daß die Wirksamkeit von Norden her und nicht von Süden her bestimmt sei . Hier ist auch nichts als ein Verhältniß von zwei Magneten zu einander ; der Erdmagnetismus determinirt den Magneten und giebt ihm seine Richtung . Was wir an einem Magnet den Nordpol heißen , ist | eigentlich der Südpol ; wenn wir das was wir an der Erde den Nordpol heißen als Nordpol fi xiren , so ist es der Südpol der Magneten , welcher sich dem Nordpol der Erde nähert[ .] | Das Ganze was hier vorhanden ist , ist also nichts als diese Wirksamkeit die Bewegung auf die angegebene Weise zu determiniren . Ein Identisches ist in beiden und dieses entfernt sich von einander , umgekehrt nähert sich das Differente , d . h . es wird identisch gesetzt . Das ist die reine Natur des Begriffs . Dieser ist Identität , oder lebendige Identität , welche unterscheidet und den Gegensatz setzt . | Man kann den Nordpol oder den Südpol eines Magnet nicht abhauen , das abgehauene Stück ist selbst wieder ein Magnet . Die Unterschiede sind also nicht auf sinnliche oder mechanische Weise ver theilt . Wir sind also hier

30

1–2 In der … fi ndet . –] Ab : Bringt man Eisenfeilstaub in die Mitte der beiden Enden , so wird sich der 3–6 unterscheiden . Es … zeigen . –] Ab : unterscheiden ; letzterer , der nicht so weit erregt ist , daß er Wirksamkeit auf anderes und magnetisches Eisen zeigt . Az : Passiven Magnetismus kann man heißen , der auf noch nicht magnetisches Eisen nicht wirkt . 20–21 Nordpol fi xiren , … nähert[ .]] Ab : Nordpol nennen . Der Nordpol der Erde determinirt den Südpol der Erde sich ihm zu nähern . Was am Magnet Nordpol ist , ist nach dem Südpol der Erde ge35 richtet ; denn das Ungleichnamige nähert sich . 28–368,2 Wir sind … untrennbar .] Ab : Es ist nur das Eine Ganze , Identische vorhanden , das sich different setzt . An jedem Ende ist das Ganze , wenn

30 meiste nach den Enden hinziehen .

4–5 dieselbe] Ue : dasselbe 14 Chinesen] so AbAz Ue : Textlücke 17 Erdmagnetismus] Ue : Endmagnetismus 19 der Erde] Ue : den (Endn aus Enden) 21 Erde] Ue : Enden 33 determinirt] Ab : demanirt 35 Ungleichnamige] Ab : Ungleicharmige

216Ue

314vAb

315rAb

217 Ue

315vAb

368

89Az

218Ue 316vAb

317rAb

316rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ganz in einer immateriellen Sphäre . Es ist also an jedem Ende das Ganze ; dieses ist untrennbar . Dies ist nun die ganze Theorie des Magnetismus . Die Physiker sagen , man sei mit der Theorie des Magnetismus noch nicht weit gekommen ; wissen nicht , ob hier eine Materie sei , oder ein Strömen , Wirbel pp | dies gehört zu jener schlechten Metaphysik , deren oft gedacht wurde . Wenn Einer meint in der Natur sei der Gedanke , der Begriff nicht zu fi nden , so kann man ihm denselben hier zeigen . – Das Lineare der Wirksamkeit der Magneten braucht nicht gerade in einem Stäbchen vorhanden sein ; in einem magnetischen Eisenstein , Würfel pp ist die Wirksamkeit des Magnetismus in der Weise einer Axe . Ein solcher Würfel kann denn auch mehrere Axen haben . – Noch ist die Declination des Magnets zu erwähnen . Der magnetische Meridian hat im Ganzen ohngefähr die Richtung des | wahren Meridians , weicht aber auch davon ab . | Die Erde ist ein lebendiger Magnet . Man nimmt denn an , daß die magnetische Erde nicht blos Eine magnetische Axe hat . Die Hauptsache ist , daß diese Axe nicht ein Festes ist , wie ein Stab . An verschiedenen Punkten der Erde ist die Declination verschieden und eben so verändert sie sich an demselben Orte . Die andere Erscheinung ist die Inclination . Wenn man ein Eisenstäbchen gemacht hat und dasselbe ganz genau ausgearbeitet ist und in der Mitte unterstützt wird , so bleibt dasselbe nicht mehr horizontal , wenn es magnetisirt wird . In nördlichen Klimaten senkt sich das nördliche Ende | und in südlichen das südliche Ende . Die Inclination nimmt zu mit der Annäherung gegen den Pol . Hier zeigt sich der Magnetismus ausdrücklich die Schwere bestimmend ; denn schwer ist das was sich mehr nach der Erde neigt . Schon diese Ausrichtung nach Norden , daß ein Magnet ein Stäbchen anzieht ist eine Inclination in Ansehung der Schwere ; das Stäbchen bleibt hier nicht da , wo es nach seiner Schwere sein würde . – Unmittelbarer ist denn

5

10

15

20

25

wir es ablösen ist es selbst das Ganze . Das ist ganz das Wesen des Begrifs . Az : sondern wir sind in einer ganz immateriellen Sphäre , obwohl Bewegung Statt fi ndet . Es ist ein hier und hier , aber in jedem das Ganze – die untrennbare Natur des Begriffs . 2 Magnetismus .] Ab : Magnetismus der den Be30 grif in der Natur auf eine neue Weise darstellt . 5 Metaphysik , deren … wurde .] Ab : Metaphysik an . | Der Begrif stellt sich als reine Thätigkeit des Bewegens dar . 15 wie ein Stab .] Ab : nach 30 Puncten fi xirtes ; es geht eine lebendige Veränderung vor . 16 Orte .] Ab : Orte periodisch , weicht eine zeitlang nach Westen ab , und kehrt dann zurück . 22–23 ausdrücklich die … neigt .] Ab : als Schwere . Der Magnetismus bringt kein Gewicht an das geneigte Ende ; allein es neigt sich doch . 4 Wirbel] so Az Ue : Textlücke 7 Lineare] so Ab Ue : Textlücke 8–9 magnetischen Eisenstein , 35 Würfel] Ue : Textlücke Eisenstein , Textlücke 10 Würfel] so Ab Ue : Textlücke Declination] so 35 AbAz Ue : Determination 11 Meridian] so AbAz Ue : Textlücke 12 des wahren Meridians] so Ab Ue : der rohen Textlücke 14 Festes] so Ab Ue : Freyes 15 Declination] so AbAz Ue : Determination 20 Inclination] so Az Ue : Textlücke 23 Ausrichtung] Ue : Determination 24 Inclination] Ue : Determination 33 es] Ab : sie

physik

5

10

15

20

25 25

30 30

369

diese Einwirkung des Magnetismus auf die Schwere bei den Polen . An welchem Körper der Magnetismus erscheint , ist durchaus etwas Gleichgültiges . Wir wissen , daß er vornämlich am Eisen erscheint ; denn auch am Nickel und noch an andern Metallen , nach Maaßgabe einer verschiedenen Temperatur . Daß der Magnetismus an einem Körper erscheint , hängt nothwendig von der Cohäsion ab . Flüssiges ist nicht | magnetisch . So ist auch der Eisenkalk nicht magnetisch . – Der Magne|tismus ist seinem Prinzip nach etwas ganz Allgemeines ; er ist die Natur der Formthätigkeit ; in allem Gestaltlosen haben wir , in so fern wir die Lebendigkeit der Gestaltung fest halten , den Magnetismus . Im Crystall ist denn diese Formthätigkeit zum Produkt gekommen , und nicht mehr in dieser abstrakten Weise . – Die Erde ist nothwendig | Magnet ; sie ist ein Gestaltetes , Lebendiges . Der Magnetismus wird denn auch nur in so fern an ihr frei , als hier gerieben wird . An Salzen , Erden und dergleichen kommt der Magnet nicht zum Vorschein . Salze sind neutral , indem die Differenz nicht mehr frei , sondern schon paralysirt ist . – Das Hervortreten des Magnetismus überhaupt ist als etwas sehr Einfaches anzusehen . Das Bekannte was zuerst dabei nahmhaft zu machen ist , daß der Magnet an Eisenstein , den man Magnetstein nennt , hervorkömmt . Von diesen Magnetsteinen hat man die Erfahrung gemacht , daß sie in der Erde selbst noch nicht magnetisch sind ; es gehört auch zu ihnen also eine äußerliche Erregung durch das Licht , den Tag , die Atmosphäre pp[ .] Bekannt ist ferner , daß

1–2 An welchem … Gleichgültiges .] Ab : An welchen Körpern kommt der Magnetismus zur Erscheinung ? An festen vorzüglich ; 3 am Nickel] Ab : an Kobald und Nickel 4–5 Daß der … ab .] Ab : Der Magnetismus ist das Setzen einer Differenz , die zugleich nur Eins ist ; dies hängt nothwendig mit der Cohäsion zusammen . 6 So ist … magnetisch . –] Ab : so das geschmolzene Eisen . Stahl und Guß Eisen bleibt viel länger magnetisch . / Kalkiger erdiger Eisen Oxyd ist nicht magnetisch , da die Cohäsion aufgehoben . Veränderung der Temperatur ist Veränderung der Cohäsion . / An welchen Körpern der Magnetismus zur Erscheinung kommt ist Sache der empirischen Physik . Az : Geschmolzenes oder glühendes Eisen ist nicht magnetisch ebenso wenig oxydiertes , gehämmertes Eisen erhält ihn leichter und verliert ihn schneller als sprödes . 7–8 er ist … Formthätig keit ;] Ab : Aber er stellt die Formthätigkeit selbst nur auf formelle , abstracte Weise dar , die nicht zum Producte kommt , als blose Thätigkeit , 9–11 Im Crystall … Weise . –] Az : im Cristall also erscheint der Magnetismus nicht . / Wie wird der Magnetismus erzeugt oder unter welchen Umständen kommt er zur Erscheinung ? / 12 Februar . 11 Lebendiges] Ab : Individuelles 12–13 frei , als … wird .] Ab : nicht frei davon , ist aber das Determinirende für andere magnetische Körperlichkeiten .

35 1 den Polen .] Ue : d . Textlücke

3 Nickel] Textlücke ausgefüllt von BA 4 einer verschiedenen Temperatur] Ue : eines verschiedenen Textlücke vgl . Ab : in besonderen Temperaturen 5 von der Cohäsion] Ue : mit der Textlücke (ausgefüllt von BA mit : Metallität) 12–13 hier gerieben wird] Ue : er hier reibt 14 neutral von BA aus brutal 16 Bekannte] Ue : Textlücke MP : Empirische 18 diesen Magnetsteinen] Ue : diesem Magnetstein 29 Eisen] Az : Eises 33 12 Februar . in Az am 40 Rande

317vAb 219Ue

318rAb

12 . 2 . 22

370

318vAb

220Ue

319rAb

221Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Magnetismus gesetzt wird , indem Eisenstäbe in einer gewissen Richtung mit andern Eisenstäben gestrichen werden . | Geschieht dies im magnetischen Meridian so wird die Wirkung um so schneller hervorgebracht . Wird Eisen mit Magnet bestrichen , so wird es ohnehin magnetisch . Der Magnetismus zeigt sich , indem man ihn so entstehen sieht , näher in seiner Bewegung . Wenn ein Stab gestrichen wird , so tritt ein Punkt ein , wo der Magnetismus des einen Pols denn ganz verschwindet ; diesen Pol hat Bruckmann | den Indifferenzpunkt genannt . Wird weiter fortgefahren , so tritt auf der entgegengesetzten Seite ein Punkt ein , wo der andere Pol keine Wirksamkeit mehr hat . Van Swinden hat denn auch diesen Punkt gefunden , wo jeder dieser Pole am stärksten ist und er nennt dies Kulminationspunkt . Hier sehen wir also den Magnetismus als etwas durchaus gar nichts Festes , sondern als ein Kommendes und Verschwindendes . Es bedarf denn auch gar nicht eines solchen methodischen Streichens ; sondern jedes Schlagen und Stoßen | einer Eisenstange macht dieselbe magnetisch , besonders in der Richtung des magnetischen Meridians . Auch sonst jeder andere Körper enthält eine magnetische Bestimmung in sich . Es gehören sehr feine , d . h . schwache Magnetnadeln dazu , um dieses zu prüfen . Die Physiker , welche sich damit beschäftigen , haben die größte Noth , vollkommen magnetisches Eisen zu bekommen . Glühen , Schmelzen . Das Magnetische ist also nicht etwas Geheimnißvolles und die Entstehung des Magnetismus ist etwas das gar keine Schwierigkeit hat . In den neuesten Zeiten hat man auch eine nähere Beziehung der Electricität und des Chemischen Prozesses auf den Magnetismus gefunden . Man hat dies im Experiment gefunden ; denn in der Sache , im Begriff ist uns diese Beziehung schon längst klar . Man hat zum Theil gefunden , daß durch Electricität , durch Chemischen Prozeß leicht Magnetismus erweckt werden kann[ .] | In der Elektricität , im Chemischen Proceß ist die Differenz gesetzt und dies ist ein Prozeß physikalischer Gegensätze . | Es liegt nun ganz nahe , daß diese concreten Gegensätze auch auf dieser weitern Stufe zur Erscheinung kommen , welche der Magnetismus

5

10

15

20

25

30

90Az

5 in seiner Bewegung .] Ab : das Entstehen der Pole . 9 hat .] Ab : hat . Dies hat man die zwei Indifferenzpuncte genannt . Az : Nach jedem Pol zu | zeigt sich hier ein Indifferenz-Punct (verschieden 30 von dem in der Mitte) 19 Glühen , Schmelzen .] Ab : Nur durchs’ Glühen kann man magnetfreies Eisen erhalten , wo es dann auf die Weise der Abkühlung ankommt , daß nicht sogleich wieder Magnetismuß darin gesetzt sey . 23 denn in … Begriff ] Ab : welches der Philosophie 28 zur Erscheinung] Az : bloß als Bewegung zum Vorschein 35

2–3 im magnetischen Meridian] Ue : in magnetischen Textlücke (ausgefüllt von BA mit : Meridian) 5 35 seiner] Ue : ihrer 7 den Indifferenzpunkt] Ue : die Indifferenz Textlücke 9 Swinden] Textlücke ausgefüllt von BA 15 Meridians] Ue : Meridiums vgl . AbAz : Meridian 19 Magnetische] Ue : Textlücke 22 Chemischen] Textlücke ausgefüllt von BA 24–25 Chemischen] Textlücke ausgefüllt von BA 26 Chemischen Proceß] Textlücke ausgefüllt von BA 29 zwei] Ab : zweiten ( ? zwei)

physik

5

10

15

20

25

371

ist . Der elektrische und der chemische Prozeß sind auch Bewegung ; aber sie sind noch weiter ein Kampf von physikalischen Bestimmtheiten , Gegensätzen gegen einander . Wird ein solcher Körper , an dem der elektrisch chemische Prozeß ist , mit einem Körper in Beziehung gesetzt , an dem der Prozeß blos auf unphysikalische Weise hervortreten kann , wie dies das Metall ist , so ist dies eine ganz einfache Sache . – Man hat in so fern nun überhaupt gesagt , daß alle elektrische und chemische Thätigkeit Magnetismus sei ; Magnetismus hat man so auch wohl als die Grundkraft bezeichnet . Das ist elektrischer und auch chemischer Prozeß , Differenziren und in Eins setzen des Differenten . Allein der elektrische und chemische Prozeß ist concreter als jenes blos magnetische . – Interessant ist denn auch dieses , daß jene Thätigkeit z B . im galvanischen Prozesse einen magnetisch bestimmbaren Körper in Bewegung setzt . Der Magnet wird zur Declination gebracht , entweder nach Westen oder nach Osten . In Ansehung dieser Declination thun sich denn eine Menge merkwürdiger Bestimmungen hervor ; interessante Gegensätze . Der chemische | Prozeß zeigt sich also als bestimmend den Magnetismus und zwar so daß die Magnetnadel ausschlägt . Ermans Vorrichtung , wonach die galvanische Kette beweglich gemacht ist : Rotationskette . An den Nordpol gebracht , geschieht die Declination nach Osten und so umgekehrt . Hier zeigt sich also ein Gegensatz in der Richtung des chemischen Prozesses gegen den magnetischen , so daß die chemische Bestimmung der Bewegung für sich würde nach Osten oder Westen fallen , wenn wir hingegen die | magnetische Polarität mit Nord- und Südpol benennen ; so entsteht denn eine sich bewegende Polarität . – Beide Determinationen machen so also aus den räumlichen Gegensatz von Süd-Nord und Ost-Westpolarität . – | Dies macht die Natur des Magnetismus überhaupt aus . – Die Flüchtigkeit der magnetischen Determination kommt bei der Wechselwirkung mit dem chemischen Prozeß besonders zum Vorschein . Z B .

4–6 Prozeß blos … Sache . –] Az : Gegensatz bloß ideel zur Erscheinung kommt , so ist sehr natürlich , daß dieser nach seiner Weise den Prozeß zeigt , d . h . als Magnetismus . 10 concreter als … 30 magnetische . –] Az : concreter , der Magnetismus ist abstract und hält sich bloß in der Sphäre der Be26–372,3 Vorschein . Z B . … hineinbringt .] Ab : Erscheinung , und es zeigt sich hier die 30 wegung . Leichtigkeit , das Phänomen umzukehren in seinem höchsten Grade , daß z . B . der Nordpol ganz umgekehrt werden kann . Az : Vorschein – ob der Magnet oben an der Kette gehalten wird oder unten , gibt ganz entgegengesetzte Declinationen . 35 9 Differenziren] Textlücke ausgefüllt von BA

11 galvanischen] Ue : Textlücke vgl . Az : Galvanismus Ue : Determination 13 Declination] Ue : Determination 16 ausschlägt . Ermans] Ue : Textlücke . Textlücke vgl . Az : Erman hat 17 galvanische] so Az Ue : Textlücke Rotationskette] Ue : Relationskette vgl . Az : Rotations-Apparat 18 Declination] Ue : Textlücke 21–22 fallen , wenn … benennen ;] Ue : fallen ; wenn wir die magnetische Polarität Nord- und Südpol benannt , 23 aus] Ue : auf 26 Wechselwirkung] Ue : Textlücke

35 12 Declination] so Az

319vAb

222Ue

320rAb

91Az

372

223Ue

320vAb ; § 242

224Ue 321rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

eine galvanische Kette , an die der Magnet aber hier gehalten wird ; hier ist die Declination ganz abhängig davon , wie man die magnetische Nadel zwischen die Enden hineinbringt . So etwas ganz Flüchtiges ist der Magnetismus , gar nicht so etwas Festes , Festgeregeltes . Sehr geringe Differenzen gehören dazu , die Differenz , welche auf magnetische Weise zum Vorschein kommt , anders zu bestimmen . – Der Magnetismus hat die Stelle im Werden der Gestalt , als ein Moment | derselben . Die Gestalt hatten wir zunächst in ihren Extremen , als Sprödes , Punktuelles und als Kugelgestalt , Gestalt des Flüssigen . Dieses ist zwar ein Außereinander , nicht spröde , sondern wesentlich ein Continuum , aber ein solches , das vollkommen undeterminirt in sich ist . Zu diesen beiden Extremen tritt als Mitte der Magnetismus , das Freiwerden der Form . | Dies ist zunächst die abstrakte Freiheit der Form ; diese ist so als Thätigkeit des Körpers . Das Dritte ist erst die eigentliche Gestalt . Das reine Determiniren , die freie Thätigkeit des Bestimmens , wie sie im Magnetismus ist , dieses noch immaterielle Bestimmen , versenkt sich in die Materie . So ist jetzt einerseits das Unbestimmte determinirt und andererseits hört die Unruhe des Magnetismus auf , thätig zu sein und ist materialisirt . Dies ist die Gestalt , der reelle Magnetismus . Das Crystall ist so eine Masse von Materien , welche eine immanente Form hat , so daß jetzt der Zusammenhang der Theile von innen heraus durch die Form bestimmt ist und daß das Arrangement der Theile zeigt eine Einheit , eine Zweckmäßigkeit , eine gewisse Thätigkeit . Das Produkt ist also ein Zweckmäßiges . In der Natur haben wir am Crystall die Zweckmäßigkeit . Unter Zweckmäßigkeit versteht man zunächst eine Bestimmung durch einen subjektiven Verstand , welcher ein Äußerliches gegen die Materie ist . Hier ist aber die Zweckmäßigkeit selbst in der Na|tur vorhanden . – Die Gestalt ist nun ein nach allen Dimensionen Ausgedehntes , nicht nur Lineares wie die magnetische Thätigkeit ist . – Der reelle Magnetismus der Gestalt ist zu einem ruhenden Bestehen gekommen . Man kann die Enden , Spitzen an einem Crystall auch Pole nennen ; dies hat einen Sinn , in so fern sie determinirt sind als

5

10

15

20

25

30

13 Gestalt .] Ab : Gestalt , die Vereinigung des Magnetismus und der Kugelgestalt . 19–20 daß das … Thätigkeit .] Ab : daß diese Form den thätig gewesenen Begrif zeigt , wie wir ihn im Magnetismus 30 gesehen haben . Das ist hier eine natürliche Zweckmäßigkeit und der realisirte Magnetismus . | Az : der Zusammenhang , die Geometrie der Theile ist von innen bestimmt , zeigt eine Einheit eine Thätigkeit einen thätig gewesenen Begriff – im Product ist der Gegensatz , die Thätigkeit erloschen – der Magnetismus ist realisiert . 28 nennen ;] Ab : nennen , und hat sie so genannt , 28–373,1 Sinn , in … Gegensätze .] Ab : Sinn hat . Diese Pole sind das Determinirende der Bewegung auf entgegen 35 1 Kette , an die] Ue : Kälte ; ob korrigiert von BA in : Kette aus Kälte 2 Declination] Ue : Determination abhängig davon , wie] Ue : verschieden davon , wenn 3 Enden] Ue : Textlücke 16 Unruhe] so Ab Ue : Textlücke 18 immanente] Ue : Textlücke vgl . AbAz : von innen 25 Lineares] so Az Ue : Textlücke

physik

5

10

15

20

25

30 30

35 35

373

Gegensätze . Als Pole muß man hier die Weisen des Gegensatzes behalten , wie er am Magnetismus erscheint . – Die Unterschiede an einem Crystall determiniren keine Bewegung , sondern sie ruhen ; man kann auch die Spitzen an einem Crystall abschlagen , welches mit den Polen eines Magnets nicht angeht . – Die Form ist es also , welche jetzt durch die ganze materielle Masse vergossen ist und als eine lebendige Geometrie gewirkt hat . – Das Gestaltete zeigt sich also als ein zweckmäßig Bestimmtes , durch die Einheit der Form , welche nicht etwas Äußerliches ist . Diese Gestaltung ist indeß noch nicht organisch , sondern sie gehört nur dem Verstande , wie dies früher bemerkt worden ist . Das Zusammenhalten der Theile wie es bestimmt ist in dieser Gestaltung muß unterschieden werden von der Cohäsion ; diese kömmt nur zur Existenz , indem dem Körperlichen Gewalt geschieht . So ist diese Existenz ein Bedingtes überhaupt ; die eigentliche Gestalt ist dagegen etwas Abgeschlossenes , Ruhiges für sich . – Dieses Gleichgewicht der Thätigkeit , welche | in der Gestalt ist , kann gefaßt werden als eine Neutralität der unendlichen Form und der Materialität . Die Gestalt muß sich denn später zeigen als eine Neutralität von reellen Gegensätzen , nicht blos als Neutralität der Form und der Materie als solcher , sondern als Neutralität von formirter Materie . Diese Weise der Materie , zu existiren , gehört theils der zunächst zu betrachtenden Stufe an , theils demjenigen , was im chemischen Prozeß vorhanden ist . Die Gestalt ist also eine solche Neutralität von Unterschieden überhaupt . – Indem die Gestalt so das Gleichgewicht vom Differenten ist , | so hat sich diese Differenz auch an ihr als Gestalt zu zeigen . Die vollständige Gestalt ist ein Doppeltes von Gestalt in sich selbst . An der Gestalt muß also auch die Differenz erscheinen und so ein Gleichgewicht unterschiedener Gestalten vorhanden sein . Dieses Gedoppelte der Gestalt ist dasjenige was einerseits ist die äußerliche Gestalt ; das Andere aber ist denn die innerliche , die Kerngestalt . Es sind hier zwei Ganze der Form , nicht blos zwei Pole , | und die Gestalt ist selbst eine solche Einheit Un|tergesetzte Weise . 4–6 Die Form … hat . –] Ab : Die Form als raumbestimmend hat als eine lebendige Geometrie hier gewirkt . / Die Gestalt ist die Totalität der Form , die in die Materie ergossen ist , der Raum , der materiellen Theile in ihren Lagen zu ein|ander vollkommen bestimmt , 7–8 Äußerliches ist .] Ab : Aeußerliches , sondern die innere Geometrie . 8 Diese] Az : 14 F e b r u a r Es 9 Verstande ,] Ab : Verstande an , (gerade Linien , Fläche) 13 Abgeschlossenes , Ruhiges … sich . –] Ab : Unbedingtes , Selbstständiges . / | In der Gestalt ist Ruhe , Gleichgewicht , Realisation der Thätigkeit , die wir gesehen haben als Magnetismus . 20 Unterschieden überhaupt . –] Ab : Unterschiedenen : Form und Stoff , worin die Form zum Daseyn kommt , oder Gleichgewicht zwischen realen Differenzen , die als chemisch bestimmt gegen einander erscheinen . 27 Pole ,] Ab : Pole , wie im Magnetismus . / Dies also ist der Unterschied eine Kern- und äußerliche Gestalt .

1 er] Ue : sie 10–11 von der Cohäsion] so AbAz Ue : auf der Textlücke 26 Kerngestalt] so AbAz Ue : Formgestalt Ganze] so Ab Ue : Textlücke 27 |1] Ende von 322vAb 31 14 F e b r u a r 40 in Az am Rande

225Ue

322vAb

92 Az

321vAb 14 . 2 . 22 322rAb

374

323rAb 226Ue

323vAb

227 Ue 324rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

schiedener . Man ist auf diesen Umstand schon längst in der Mineralogie aufmerksam gewesen ; was Werner Durchgänge der Blätter heißt , gehört hieher . Hauy hat die Kerngestalt vornämlich | betrachtet . Dieser Unterschied nun , daß die Gestalt ein so Gedoppeltes ist , kommt vornämlich bei Salzen vor , welche bestimmte chemische Neutralitäten sind . Die Metalle schränken sich mehr ein auf die formelle Gestalt . Diejenigen , welche auch chemischer Neutralität sind , zeigen dann auch einen Durchgang der Blätter und sind nach innen durchaus crystallisirt . Man nimmt bei den Metallen auch Kerngestalten an , aber sie sind mehr hypothetisch . – Moirées métalliques ; dies beruht auf dem Beginnen der innern Gestaltung des Metalls , welche sich zeigt , indem Säure auf dasselbe gebracht wird . Die eigentliche Kerngestalt tritt indeß , wie gesagt , an solchen Mineralien hervor , welche reell neutral | sind . Diese innere Gestaltung ist es , welche durchgängig ist und dies ist , was vornämlich in Verwunderung setzt . Zerschlägt man einen Kalk spath so bekommt man wieder Crystalle . – Die Flächen sind durchaus spiegelartig . Man bekömmt so also rhomboidalische Körper , wo alle Flächen spiegelartig sind und diese ideelle Form geht bis ins Innerste durch ; jedes Stück hat in seiner Gestaltung diese immanente Form . Es ist also wie ein Seelenhaftes , welches hier zum Vorschein kommt , Form , welche für sich ist . Die Kerngestalt kann verschieden sein von der äußern Gestalt des Crystalls , und ist es meist . Die Beziehung beider auf einander , die Ableitung der einen von der andern , ist es , welches eine sehr interessante Seite dieser Crystallographie ausmacht . Eben so interessant | ist es denn , diese geometrischen Be|stimmungen in Beziehung zu betrachten mit den chemischen Bestimmtheiten . Diese Verbindung hat man angefangen , zu betrachten , aber es sind mehr nur erst Anfänge vorhanden . Das Erste in einer Wissenschaft ist immer eine vollständige Beschreibung . Wie Hauy die Kerngestalt mit der äußern verglichen hat , so ist dabei die Annahme von be-

5

10

15

20

25

6–8 Gestalt . Diejenigen , … crystallisirt .] Ab : Gestalt ein , die nur die Seite hat , den Raum nach Aussen auf bestimmte Weise zu begrenzen . Die Krystallisationen der mehr chemischen Neutralitäten 30 zeigen dann mehr die innere durchgängige Krystallisation , die Kerngestalt . 10–11 indem Säure … wird .] Az : wenn man z . B . eine Säure auf Zinn gießt , so frießt sie in bestimmten Linien zuerst ein . 30 13–14 Zerschlägt man … Kalk spath] Ab : Die ganze Masse eines Krystalls ist durchsichtig , die Stücke die man zerschlagen hat , doch so daß man die innere Bildung bestehen läßt , 25–375,4 Wie Hauy … müssen . –] Ab : Hung’s Weise gehört der physischen Metaphysik an . Das Gesetz des Zusammen hangs der innern und äußern Gestalt ist noch nicht entdeckt , sondern vielmehr auf die Seite 35

2 Werner von BA aus Mesmer 3 Kerngestalt] Ue : Formgestalt 4 Salzen] so Az Ue : Sätzen 35 8 Kerngestalten] so Az Ue : Formgestalten 9 Moirées métalliques] Ue : Textlücke Waare vgl . Mi : in den moirées métalliques von Zinn und Eisen Az : in bestimmten Linien 11 Kerngestalt] so Ab Ue : Formgestalt 15 rhomboidalische] so Ab Ue : Textlücke 16 bis ins Innerste] so Az Ue : nichts Textlücke Stück] Ue : Textlücke 17 Gestaltung] Ue : Textlücke

physik

5

10

15

20

25

30

375

stimmt vorhandenen Kernen und es fehlt dabei das was zur Einsicht der Nothwendigkeit gehört , daß nämlich , wenn die Kerngestalt so und so beschaffen ist , die molécules intégrantes auf diese bestimmte Weise hinzugefügt werden müssen . – Der gestaltete Körper ist nun der vollständige , individuelle Körper , aber nur erst , wie er unmittelbar ist , oder die Individualität des Mechanismus . Das eigentlich Physikalische ist hiebei noch nicht berücksichtigt . Dies ist das Zweite , zu dem wir überzugehen haben , daß diese totale In|dividualität , diese materialisirte Individualität sich besondert , an ihr auseinander geht , oder mit andern Worten , daß die physikalischen Bestimmtheiten an ihr hervortreten , specifi sche Qualitäten darstellen . Der regelmäßige , physikalische Körper hat noch keine physikalischen Eigenschaften ; er ist aber ein Irdisches überhaupt . Das Eins ist jetzt die eigne , individuelle Form der Körper . Erscheinung dessen ist die Specifi kation ; die Unterschiede sind am Crystall nur räumlich und in so fern nicht reell . Die Formbestimmungen | müssen frei werden , so daß sie selbst als Materie erscheinen , oder die Materie qualificirt auf diese Weise ist . Der individuelle Körper hat sich jetzt zu zeigen als Totalität der physikalischen Elemente , in welchem sie sind als Eigenschaften . – Der Prozeß der Elemente erschien als Befruchtung der Erde ; dies ist das Individualisirte ; aus dieser Individualität treten jetzt die physikalischen Elemente wieder hervor als reconstruirt . Der weitere Fortgang der Natur ist nichts als die Umbildung der allgemeinen Elemente ; das sie bildende ist hier die materialisirte Individualität , welche ihre Eigenschaften auch bestimmen muß . – Diese Eigenschaften also , oder Materien , werden entsprechen den ursprünglichen Elementen und zugleich die Modifi kation an ihnen haben die angegeben ist , nämlich durch die Individualität umgebildet zu sein . Der individuelle Körper ist die Einheit der Elemente , des Lichts , der Luft und des Wassers . – Im Compendium sind von 235 § an die Momente der Gestalt betrachtet worden ; diese sind hier der Gestalt voraus | geschickt worden , denn sie gehören zu den endlichen Bestimmungen , die richtiger betrachtet werden im Werden der

5 Mechanismus .] Az : Mechanismus , innere Geometrie , wodurch das Außereinander 10–12 Der regelmäßige , … Körper .] Ab : Der regelmäßige Körper ist Totalität der physikalischen Elemente . Die Schwere ist überwunden . Das Zusammenhalten der Theile ist nicht mehr blos das Centrum der Schwere , sondern die eigene individuelle Form . Az : Der regelmäßige individuelle Körper hat noch keine physikalischen Qualitäten ; die unendliche Form hat sich bloß in die schwere Materie hineingesenkt : 15 qualificirt auf … ist .] Ab : qualificirt ist . – | Dies ist das 35 Uebergehen der Gestalt in die Differenz ; 25 des Lichts , … Wassers] Az : Licht , Luft , Feuer , Wasser

b . , Farbe , Geruch und Geschmack 324vAb

228Ue

325vAb

geschoben .

30 bestimmt ist .

1 Kernen] Ue : Textlücke vgl . Mi : Kern 3 molécules intégrantes] Ue : Textlücke vgl . Mi : »molécules intégrantes« 5 wie] so Ab Ue : wenn 5M–6M b . , Farbe , … Geschmack in Ue unterstr . 11 er] Ue : es 12 Erscheinung] Ue : Textlücke 21 Eigenschaften] Ue : Textlücke 24 umgebildet] so Ab Ue : eingebildet

325rAb

376

§ 246 229Ue

326rAb

230Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Gestalt . Ihre Endlichkeit besteht darin , daß sie zur Bedingung ihrer Existenz haben ein Anderes . – Diese endlichen Bestimmungen werden deshalb richtiger der Totalität der Gestalt vorausgeschickt . Was uns hier angeht , das ist im § 245 gesetzt . – vid : § 245 . Der individuelle Körper | ist jetzt das Subjekt der Elemente , und es enthält dieselben zuerst in der Form von Eigenschaften . Der individuelle Körper hat Farbe , Geruch und Geschmack . Dies sind Eigenschaften , solches Unselbstständige dem Subjekt inhärirt . Zweitens aber sind diese Eigenschaften auch als gegen einander gleichgültige Materien . Es ist hier noch der leblose Körper , der die Unterschiede , in die er sich besondert , nicht blos als Eigenschaften oder organische Glieder an sich halten kann , sondern nur noch diese unkräftige Individualität hat , daß die Unterschiede auch frei werden können , als selbstständige Materien . Hier ist noch nicht die Kraft des Lebens vorhanden , sondern die Besondern | nehmen auch die Gestalt an als Materie . Diese Materien sind denn auch Verhältnisse zu den ungebundenen Elementen und Prozesse der individuellen Körper mit denselben . Diese Besondern haben so den allgemeinen Sinn , so zu sagen , sich zu dem zu verhalten , wo sie herkommen . Die individuelle Farbe steht so im Verhältniß zum Licht , wird gebleicht ; der Riechstoff steht im Verhältniß zur Luft u . s . f . – Es tritt hier das hervor , was man die körperlichen Sinne nennen könnte , die sinnlichen Eigenschaften (vid : Bemerkung zu § 245)[ .] Alter Gedanke , daß jeder Körper die Elemente in sich enthalte , oder aus Mercur , Schwefel und Salz bestehe . Dies sind nun nicht blos sinnliche Dinge , son|dern die Begriffsmomente in einer solchen sinnlichen Weise ausgedrückt . So genommen ist jener Gedanke ganz richtig ; denn die Körper als solche sind allerdings die Totalität solcher Elemente . – Im Kampf des Geistes und des Gedankens mit dem

5

10

15

20

25

93Az ; 15 . 2 . 22

326vAb

12 Hier ist … vorhanden ,] Az : Wenn wir Blut vom organischen Leib wegnehmen , so hört es auf zu seyn , was es war . 13–16 Diese Materien … herkommen .] Ab : 3 . , sind diese Materien auch Elemente pp . Das Dritte ist ihre Allgemeinheit , daß sie zu ihren Elementen ihre Beziehung behalten ; Az : Diese Materien sind auch Verhältnisse zu den ungebundenen Elementen – sie suchen sich | gleichsam aus ihrer Gebundenheit loszureißen zu dem , woher sie entsprungen . 15 F e br uar. 19–21 Alter Gedanke , … Dinge ,] Ab : wonach es allgemeiner Gedanke bei den Alten war , daß der Körper aus den 4 . Elementen bestehe ; später Paracelsus , Jacob Boehm . / Mercurius , Schwefel , Salz . | Dergleichen ist leicht zu widerlegen , wenn man solchem Ausdrucke ganz buchstäblich sinnlichen Sinn giebt . Allein etwas Anders ist , was diese als Mercur , Schwefel , Salz , ausgedrückt haben . 23–377,4 die Körper … Sinn . –] Ab : Der totale Körper , der concret ist , ist die Totalität solcher Momente . Az : Der Körper , der ein totaler Körper ist , ist die Totalität solcher

25

30 30

35 35

2 endlichen] so Ab Ue : unendlichen 3 245] Ue : 240 4 245] Ue : 240 5 dieselben] Ue : dasselbe 6–7 Unselbstständige] Ue : Textlücke vgl . Ab : nicht selbstständige 7 inhärirt] so Az Ue : inficirt 8 leblose] so Ab Ue : unbedingte 17 Riech stoff von BA aus Rauch stoff 19 245] so AbAz Ue : 240 Alter von BA aus Aller 20 Mercur] Textlücke ausgefüllt von BA 29–30 15 F e b r u a r . in Az am Rande 31 Jacob Boehm .] Ab : Jacob . Boehm , 40

physik

5

10

15

20

377

Sinnlichen ist bei solchen Männern wie Paracelsus , Jacob Böhm , und früher bei Pythagoras , der Gedanke das Treibende gewesen ; sie haben so zum Ausdruck des Gedankens sinnliche Bestimmungen gebraucht aber gar nicht im unmittelbaren , gemeinen Sinn . – In diesen Besonderungen der Körperlichkeit sind also die Momente des Begriffs dargestellt und zwar innerhalb der Individualität des Körpers . (§ 246) | Das äußerliche Licht an der Dunkelheit des Körpers zur Farbe specificirt . Eben so die Luft individualisirt zur Einfachheit eines specifischen Prozesses . Drittens das Wasser , die abstrakte Neutralität , zur bestimmten Neutralität , zum Geschmack specificirt . Diesen reellen , physischen Beschaffen heiten entsprechen der Sinn des Gesichts , des Geruchs und des Geschmacks . – Den Sinn des Gehörs haben wir im Klang gehabt ; im Klange offenbart sich auch die Individualität des Körpers , aber in so fern sie nur auf ideelle Weise entfl ieht und so die Spezifi kation kund giebt . Der Sinn des Gehörs fällt so auch | in die Besonderung , aber in diese , wo die unendliche Form bezogen ist auf das Materielle , Mechanische . Die Totalität der Form | welche sich offenbart , im Gehöre fällt so jenseits der irdischen Individualität ; der Sinn des als ideell erscheinenden Mechanismus . Das Gefühl macht den Gegensatz zu diesem Sinn aus ; es entspricht dem Terrestrischen als solchem , der sich noch nicht besondernden Gestalt . Die hier zu betrachtenden Sin|ne fallen innerhalb der individuellen Besonderung . Diese Besonderungen gehen von uns hier vom Begriffe aus ; gesetzt sind sie denn aber durch den chemischen Prozeß , bei welchem erst die Bedingungen , wodurch sie in die Existenz treten , explicirt werden . – Das Erste ist also die Besonderung in deren Sphäre die Farbe fällt . Wir haben zunächst den Körper in mechanischer

25

Momente , wie Jakob Böhm und andere es ausdrückten : man muß nur die Worte nicht ganz körper25 lich fassen . Wenn man nachweist , daß in einem Körper kein Salz cett . sey , so ist noch nichts bewiesen .

30 30

35 35

Diese Leute mußten etwas Sinnliches zum Ausdruck des Begriffes nehmen – indem man sie durch die Erfahrung widerlegen wollte , hatte man gar nicht verstanden , was sie eigentlich meinten . 6–7 Das äußerliche … specificirt .] Ab : Der Körper ist Licht , als materialisirte Individualität gesetzt (Farbe) – 2 . , 7–8 Luft individualisirt … Prozesses .] Az : Luft ist eine luftige Spezifi kation – der Geruch des Körpers ist sein Prozeß , der Prozeß seines Verbrennens . 8–9 zur bestimmten … specificirt .] Ab : das individualisirt der Körper zur bestimmten Individualität , Salzigkeit , Geschmack . 12 auf ideelle … entfl ieht] Ab : ganz ideell entfl iehend und noch bedingt durch das Mechanische 15 Mechanische .] Ab : Mechanische . Die totale Form als ideell sich äußernd , als entfl iehend der mechanischen Materialität . 17–18 Das Gefühl … Gestalt .] Ab : Das Gesicht macht den Gegensatz aus . Es trift das Terrestrische , das Irdische als solches , das in sich noch nicht gesondert in der Gestalt , gehört dem Sinne des Gefühls an .

2 das Treibende von BA aus des Treibenden 10 der] Ue : dem 13 Spezifi kation] Ue : Spekifi kation 16 irdischen] Ue : Textlücke vgl . Ab : Irdischen 18 Gestalt] Ue : Gewalt 20 gehen] Ue : geschehen vgl . Ab : ausgehen 22 explicirt] so Ab Ue : applicirt 31 Individualität , Salzigkeit] 40 Ab : Individualität-Salzigkeit

327rAb ; § 247

327vAb 231Ue

328rAb

378

328vAb

232Ue 329rAb

94Az 329vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

und eben so in chemischer Neutralität , nur gebildet durch die Form . Diese Gestalt so in ihrer Neutralität ist in sich durchaus identisch mit sich ; dies ist die erste Bestimmung der Gestalt , die reine Form , von der die Materie bestimmt ist . Diese reine Form hat so die Materie durchdrungen und ist so durchaus herrschend darin . Dies ist nun die erste Bestimmung der Gestalt in sich . Nun aber haben wir gesehen , wie diese Identität im Materiellen ist ; es ist physische Identität mit sich . Diese abstrakte Identität mit | sich ist das Licht . Die Gestalt hat in dieser Identität das Licht in ihr selbst ; die Schwere ist nur ein Sollen , ein Streben des Materiellen als Auseinander . Jetzt in der Gestalt ist das Licht aufgegangen . – Das freye Licht selbst ist das Nichtterrestrische . – Dies | ist nun das Allgemeine . Diese Identität hat nun zweierlei Bestimmungen ; vors Erste die gegensatzlose Identität , so daß sie noch nicht gesetzt ist in Unterschieden gegen | Andere . Das Zweite denn ist , daß diese Identität ist ein Gegensatz gegen Andere . Der Gegensatz ist das Andere überhaupt zur Identität . Wenn wir sagen die Einheit , so steht dieser das Zwei gegen über ; die Einheit ist das Allgemeine aber auch wieder das Besondere , dem zwei , drei pp gegenüber stehen . Diese beiden Seiten der Identität sind jetzt zu betrachten . Die erste Identität des Crystalls nun , das durchaus Ungetheilte in Ansehung des Mechanischen und eben so die chemische Indifferenz ist das Eine . Diese vollkommene Indifferenz nun ist es was die Durchsichtigkeit des Crystalls ausmacht ; der reine Crystall ist durchsichtig . Das Metall | ist auch gediegen in sich , aber es ist nicht neutral , nicht chemisch neutral . Näher bestimmt ist diese Identität mit sich nicht selbst ein Leuchten ; sie ist dem | Lichte ganz verwandt , kann fortgehen beinahe bis zum Leuchten ; aber sie ist zunächst Passivität für das Licht . Dieses für sich ist die physikalische Identität , indem sie als abstrakte , vollkommen Freye existirt , noch nicht einmal als elementarisch . Die Identität aber als unterworfen ist die Passivität für das Licht . Das reine Crystall ist überhaupt durchsichtig . Zur Durchsichtigkeit gehört so z B . , daß das

5

10

15

20

25

1 nur gebildet … Form] Ab : in sich continuirlich 2 sich ;] Ab : sich . Diese Indifferenz in sich selbst 30 ist die erste Besonderheit . Az : sich , unterschiedslos in sich selbst . 8–9 Streben des … Auseinander .] Ab : Identität als Streben . Im Lichte ist die Identität für sich frei geworden . 9 aufgegan- 30 gen . –] Ab : auf ; dies ist die erste Bestimmung . Diese Identität ist die Lichtbestimmung des Körpers ; 10 Nichtterrestrische . –] Ab : Nicht-Terrestrische Immaterielle . Diese Seite ist also nichts , als diese Gedankenbestimmung in der irdischen Individualität . Az : Nichtmaterielle – die Identität der Gestalt mit sich ist das Licht in der terrestrischen Sphäre . 13 Identität ist … Andere .] Ab : Identität als Besonderung , als Bestimmung gegen Anderes . 21 chemisch neutral] Ab : chemisch , 35 nur mechanisch neutral , daher nicht durchsichtig 26 Licht .] Az : Licht . (Die elementarische Identität ist die Luft) 11 gegensatzlose] so Az Ue : Textlücke 22 ein Leuchten] so AbAz Leuchten] Ue : zu andern Textlücke vgl . Ab : Leuchten

Ue : im Textlücke

23 zum

physik

5

10

15

20

25

379

Crystall keinen erdigen Bruch hat , so geht es schon dem sonst irdischen | Gesonderten entgegen . Das Durchsichtige kann sogleich undurchsichtig gemacht werden ; Glas , welches zu Pulver gemacht wird ; Wasser oder eine andere durchsichtige Flüssigkeit in Schaum verwandelt . Chemisch ist noch ganz dasselbe vorhanden und nur mechanisch ist es unterbrochen , oder eine Vielheit von Theilen gesetzt . Das Eis ist schon in | einem geringern Grade durchsichtig als das Wasser ; zerstoßen so ist es undurchsichtig . Aus dem rein Durchsichtigen entsteht denn unmittelbar das Weiße . Göthe : man könnte den zufällig undurchsichtigen Zustand des Durchsichtigen weiß nennen . – Das Zufällige ist das blos mechanische Verändern . Es giebt nun Durchsichtige , die auch gefärbt sind , z . B . Edelsteine . Die Farbe macht , daß diese nicht vollkommen durchsichtig sind ; hier ist ein metallisches Princip . In solchen Durchsichtigen , die gefärbt sind , ist die Finsterniß , die Metallität nicht vollkommen überwunden . Die reinen Erden sind weiß ; sie haben selbst eine metallische Grundlage , aber eine Metallität , die sich nicht halten kann und sofort sich neutralisirt . Metalle hingegen , in denen die Selbstständigkeit des Metallischen neutralisirt ist , können auch durchsichtig werden , allein es bleibt darin , indem sie gefärbt sind , eine Trübung . Diese Erscheinung des Übergangs von Durchsichtigkeit zur Undurchsichtigkeit ist in vielen Beispielen vorhanden . Hydrotion , dieser wird durchsichtig im Wasser , welches , indem es in ihn eindringt , die Unterbrochenheit seiner Theile aufhebt . Borax , welcher in Öl getaucht wird , so | daß die Ungleichheiten ausgeglichen werden . – Bei dieser Durchsichtigkeit kommen einige interessante weitere Bestimmungen vor , die uns zu weit führen würden . Die Refraktion des Lichts und die doppelte Refraktion , welche | eine große Menge von Crystallen zeigt . – Die Refraktion zeigt sich also überhaupt , wenn ein Gegenstand durch ein Medium gesehen wird , welches sich zwischen den Augen und dem Gegenstand , der gesehen wird , befi ndet . Hebung im Wasser . – Fische im Wasser . – Diese Erscheinung zu fassen , ist ein sehr schwerer Gegenstand . Der eine Punkt ist die Verschiedenheit der

30

10 Edelsteine] Az : viele Edelsteine , die Vitriole 12 Princip .] Ab : Prinzip , denn alle Farbe kommt 13 reinen Erden] Ab : Erden , Kiesel (reine Kalkerde , Tonerde) 15 kann und … neutralisirt .] Ab : kann , sondern der Luft ausgesetzt , sich gleich occydirt[ .] | 15–17 Metalle hingegen , … Trübung .] Ab : In den gefärbten Krystallen ist ein Prinzip der Trübung , das nicht vollkommen überwunden wird . 18 Übergangs] Ab : leichten Uebergangs Undurchsichtigkeit] Az : Undurchsichtige und umgekehrt 20 Borax ,] Ab : Borax ist undurchsichtig , wenn die Ober35 fl äche das Krystallisations-Wasser verliert ; 27 Fische im Wasser . –] Ab : So erscheint der Fisch im Wasser gehoben . Az : Wenn man auf einen Fisch directe zielt , wird man ihn nicht treffen – weil er höher scheint , als er ist .

30 vom Metall her .

16 neutralisirt] so Az Ue : selbstständig 17 eine] Ue : in 21 in Öl getaucht] so Ab Ue : im Kohl gebraucht

19 Hydrotion ,] so Mi

Ue : Textlücke

233Ue

330rAb

330vAb

234Ue

331rAb

380

331vAb

235Ue

95Az

332vAb

18 . 2 . 22

332rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

specifischen Schwere der beiden Materien und das andere Moment ist , ob die Materie ein brennliches Prinzip in sich enthält . Das Andere was gleichfalls der Aufmerksamkeit höchst würdig ist , ist die doppelte Strahlenbrechung . – Das Licht verbindet sich auf diesem Standpunkt überhaupt mit der Körperlichkeit . Es könnte dies Verhältniß als Gegenstand einer eignen Wissenschaft darge|stellt werden . Es war das Abstracte einerseits , andererseits diese körperliche Individualisirung . Die Stufen der Verbindung dieser beiden sind hier im Allgemeinen zu betrachten . Das Erste ist also die formelle Durchsichtigkeit überhaupt . Diese ist einerseits Passivität für das Licht ; es ist das Licht , welches sich frei in dem Raume bewegt , aber zugleich macht sich die Materialität geltend . Die Bestimmungen , wodurch dies geschieht , sind die Dichtigkeit , und die Verbrennlichkeit der Körper . Da das Licht sich hierin in einem passiven Medium verbreitet , welches zugleich ein Bestimmtes ist , so ist ein solches Bestimmen auch nur ein | formelles , allgemeines Bestimmen ; das Materielle stellt das Licht nur an einen besondern Ort ; die Bestimmungen , wovon diese Ortsstellung näher herkommt ist die Dichtigkeit der Materie und die weitere physische und chemische Beschaffen heit derselben . Der individuelle Körper verhält sich also so zum Licht , daß er ein dichtes Medium ist . Dies ist der Fall vornämlich bei festen Körpern , beim Crystall . Das Zweite ist denn aber , daß der Körper nicht nur durchsichtig ist , sondern in dieser formellen Identität crystallisirt . Diese bestimmte Eigenthüm lich keit , welche von der Dichtigkeit unterschieden ist , determinirt nun nothwendig die mechanische Stellung des Lichts an einen Ort , indem das Licht den so in sich crystallisirten Körper durchdringt . – Es ist hier überhaupt ein Spiel des Lichts als eines Äußern mit der innern Natur des Crystalls . | Durch die Kerngestalt des Körpers ist es , daß das Licht an einen besondern Ort gestellt wird und hieher gehört die doppelte Strahlenbrechung . Man sieht so zwei Bilder , wenn man einen Doppelspath auf ein Bild setzt . | Das eine Bild heißt das gewöhnliche Bild , wel-

5

10

15

20

25

3 Strahlenbrechung . –] Ab : Strahlenbrechung ; wenn man durch Doppelspath eine Linie ansieht , so 30 sieht man nicht eine , sondern 2 . Linien ; ja durch andere Spathe sieht man 2 Paare . Az : Es gibt Kalkspath und andre Cristalle , durch die man z . B . eine Linie doppelt sieht . / 18 F e b r u a r 5 30 Verhältniß] Ab : formelle Identität 6 Abstracte] Ab : Geistige , Abstracte 6–7 Individualisirung .] Ab : Individualisirung , einerseits das Irdische , andererseits das Göttliche , ganz Abstracte . 14 Materielle] Ab : durchsichtige Materie 15 Ort ;] Ab : Ort ; sonst vermag sie | nichts an ihm , sie ist passiv dagegen . 17–18 Licht , daß … ist .] Ab : Lichte , indem ihm diese formelle Durchsichtigkeit zukommt . Er hat keine Bestimmung , als ein dichtes Medium zu seyn . 20–21 Eigenthüm lich keit , 35 welche … ist ,] Ab : Eigenthüm lich keit in sich , diese (die zur Kerngestalt , Theilbarkeit des Körpers pp gehört) 2 brennliches] so AbAz 18 F e b r . am Rande

Ue : trennliches

6 das Abstracte] Ue : Textlücke

30 18 F e b r u a r ] Az :

physik

5

10

15

20

25

381

ches von der bloßen Durchsichtigkeit herkommt , das Zweite ist aber verschoben , da der Körper in seiner Kerngestalt ein Bestimmtes ist : rhomboidalisch im Kalkspath . Es sind nicht alle Crystalle von dieser Art . Lange Zeit hat man blos dem Kalk spath diese Beschaffen heit zugeschrieben . Neuerdings hat man bei vielen mehr Krystalle gefunden , welche eine doppelte | Strahlenbrechung haben als solche die sie nicht haben . Doppelte Strahlenbrechung ist überhaupt vorhanden bei der rhomboidalischen Natur der Körper . Man kann diese doppelte Strahlenbrechung vergleichen mit dem was man die Fata morgana nennt . In ebenen sandigen Ländern kömmt diese Erscheinung bekanntlich vornämlich vor . Man sieht hier Örter , welche für das Auge noch vollkommen unzugänglich sind . Diese Fata morgana | ist keine Spiegelung , Reflexion sondern eine Refraktion . Man sieht also einen Gegenstand in der Entfernung einmal an seinem Ort durch die Luft und das andere Mal durch eben diese Luft (aus verschiedenen Schichten bestehend , welche auf verschiedene Weise verändert sind) noch einmal durch die Refraktion . Hier ist es also möglich , daß man den Gegenstand für sich gar nicht sehen kann , sondern nur das doppelte Bild desselben . So ist es denn also mit dieser Erscheinung . Göthe hat im letzten Hefte seiner Morphologie auch die Erscheinungen der doppelten Strahlenbrechung behandelt . Hier kömmt er denn auch auf die Damast-Weberei welche je nachdem man das Tuch hält , verschiedene Scheine giebt . Dies beruht | auf der verschiedenen Richtung der Fäden . Eben so etwas ist in dem Crystall vorhanden , gleichsam eine innere Spiegelung der Natur . – Das Licht ist hier also sichtbar das eine Mal durch die Durchsichtigkeit des Crystalls und das andere Mal ist eine Verschiebung vorhanden , welche auch das Licht verschiebt . – Dies ist überhaupt über die doppelte Strahlenbrechung zu sagen ; schwerer Gegenstand , | Spiel des äußern Lichts und der mechanisch bestimmten Natur des Körpers , worauf diese Phänomene zu reduciren sind . – Das Dritte ist denn die Verdunkelung des Lichts im Körper und durch diese Ver-

1 verschoben ,] Ab : verschoben , verrückt in sich selbst ist . Die eigenthümliche innere Organisation determinirt die Verbreitung des Lichts durch sie in eigenthümlicher Weise . Das eine der beiden 8–9 nennt . In … vor .] Ab : nennt , 30 Bilder ist das gewöhnliche , das andere das extraordinaire Bild . besonders in Aegypten , auch in Holland ; besonders auf der See sieht man Oerter 2 mal . 10 sieht hier … sind] Az : sieht bisweilen den Ätna an Örtern in Italien , wo man ihn eigentlich nicht sehen könnte 13–14 aus verschiedenen … sind] Ab : aus verschiedenen erwärmten Schichten besteht 15 man] Ab : man bei großen Entfernungen 16–17 sondern nur … Erscheinung .] Ab : während 35 man sie durch eine andere Luftschicht bemerkt . Die Schichten haben verschiedene Erwärmungen , daher verschiedene Dichtigkeit , und darauf beruht diese Erscheinung .

30

2 da] Ue : daß 5 mehr] Ue : noch 8 Fata morgana] Textlücke ausgefüllt von BA 11 Fata morgana] so Ab Ue : Textlücke 19 Damast-Weberei] Ue : Textlücke vgl . Ab : Damast Malerei 20 Fäden .] so Ab Ue : Textlücke 21 Spiegelung] Ue : Textlücke 25 Gegenstand ,] Ue : Textlücke

236Ue

333rAb

333vAb

237 Ue

382

334rAb

238Ue 334vAb

335rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

dunkelung entstehen denn Farben . Dies macht den Übergang von der Durchsichtigkeit zu den Farben aus . Die Farben entstehen , wie wir früher sahen , durch ein eigenthümliches Verhältniß des Hellen zum Dunkeln . Hier ist nun der Körper das Dunkele in sich selbst ; die Kerngestalt ist auch die eigenthüm liche Determination der Körper und bewirkt so Modifi kationen des Lichts , aber diese Kerngestalt ist noch keine eigentliche Verdunkelung des Lichts . Der Körper , indem er sich als ein Verdunkelndes beweist gegen das an ihn kommende Licht bewirkt also Farben . Eine Entstehung der Farben , die auch in ganz äußerlicher Veränderung hervortreten kann . Dies sind vornämlich die sogenannten epoptischen Farben . Glasplatten von einer Linse gedrückt , Regenbogenfarben zeigend . Hier ist es also der bloße Druck , welcher die Farbe hervorbringt . So geschieht auch auf dem Eis , wenn dieses mit einem Stock geschlagen wird oder wenn ein Stein darauf geworfen wird (Förster)[ .] Die Wärme ist denn auch eine solche Cohäsions-Veränderung wodurch verschiedene Farben hervorgebracht werden . Hier ist die Farbe dieses unendlich Flüchtige . Schöne Erscheinung beim Schmelzen des Silbers ; Silberblick , wenn dieses erscheint , so kann es nicht erhalten | werden . Vor diesem Blicke sieht man Farben auf dem Silber hin | und hergehen ; wellenweise werfen sie sich darauf hin und her und verschwinden . Göthe führt hierüber näher dieses an , daß wenn man polirten Stahl erhitzt , dieser verschiedene Farben erhält , wenn er in einen gewissen Grad von Wärme gesetzt wird . Diese Farben kann man denn beim Stahl festhalten . Zuerst läuft der Stahl gelb an ; wird er heiß gemacht so geht das Gelbe in das Purpur über ; dieses ist schwer fest zu halten , denn der Stahl eilt schnell in das Hochblaue hinüber . Dieses ist festzuhalten , wenn der Stahl schnell aus der Hitze genommen und in die Asche gesteckt wird . | Bei weiterer Erhitzung wird der Stahl hellblau und dies ist der letzte Punkt . Jedes Metall hat so seine Gränze hinsichtlich der Farbenerzeugung . Federmesser in das Licht gehalten . | Hier ist also die Dunkelheit des Körpers das Wirkende und die

5

10

15

20

25

6 Lichts .] Ab : Lichtes ; denn sie kann noch vollkommen durchsichtig seyn . | 7 beweist] Ab : er30 weist und als Durchsichtiges 8 Entstehung] Ab : mechanische Entstehung 8–9 Veränderung] Ab : Veränderung der Cohäsion 15–16 Schöne Erscheinung … Silbers ;] Ab : Geschmolzenes Silber 30 hat einen Punct , wo es am reinsten strahlt ; 17 Farben] Ab : Regenbogen-Farben 18 verschwinden .] Ab : verschwinden . Die Wärme macht hier eine durch sich unberechenbare Veränderung in der Cohäsion , und dadurch entstehen diese wechselnden Farben . 24 gesteckt wird] Az : steckt (die blauen Stahlarbeiten werden so verfertigt) 27 gehalten .] Ab : haltend , entsteht ein farbiger Streif , der alle jene Farben enthält unter einander ; das hellblaue da wo das Messer am tiefsten im 35 5 bewirkt] Ue : bemerkt 8–9 Veränderung] Ue : Textlücke 9 epoptischen] Ue : Textlücke vgl . Ab : epoptische 10 Linse] so Az Ue : Textlücke 13–14 Cohäsions-Veränderung] so AbAz Ue : Textlücke 16 Silberblick] so AbAz Ue : Silberblöcke 17 Blicke] Ue : Blocke 17–18 wellenweise] so Mi Ue : die Textlücke 29 Durchsichtiges] Ab : Nachsichtiges

physik

5

10

15

20

383

Dunkelheit ist in eine verschiedene Veränderung der Cohäsion gesetzt . Die eigentlichen Farben nun , das was wir physikalische Farben nennen können , oder das Pigment ist die Verdunkelung der Körper selbst , in so fern das Licht in ihnen fi xirt ist ; das Licht , so immanent im Körper und zugleich besondert , specifisch bestimmt . Die Farbe , wie sie so Eigenschaft der Körper ist , ist jetzt nicht mehr nur Spiel des äußerlichen Lichts mit der Natur des Körpers , sondern es ist das Lichtprincip als physikalische Materie | gesetzt . Dies ist die zweite Seite . | Der Körper ist zuerst ein Verhältniß zum äußern Lichte , wo denn auch Farben hervortreten als Spiel seiner selbst mit dem Licht , das in ihn gesetzt ist . Das Zweite ist aber , daß die Identität des Lichts nicht nur ein äußeres Verhältniß zum Körper hat , sondern im Körper selbst gesetzt ist . Diese reelle Identität ist die eigne Farbe der Körper als solche . Damit , daß diese Identität materiell geworden ist , so ist sie jetzt als Bestimmtheit , als Unterschiedenes ; die formelle Identität ist die ganz allgemeine Identität und so nur passiv . Aber jetzt als nicht mehr formell , sondern als Bestimmtheit in ihm ist diese allgemeine Einheit der Körper mit sich sogleich besondert . – So diese Identität als besondere Bestimmung , gesetzt als abstrakte Bestimmung , aber nur Eine , ist sie im Körper selbst . Diese Besonderheit nun macht die einfache Gediegenheit der Körper mit sich aus , aber als nur Eine seiner Formbestimmungen . – Diese einfache Gediegenheit ist es nun , die wir als Metallität kennen ; alle Farben im Körper kommen von einem Metallischen her ; auch die Farben im Blute , im Indigo , in der Cochinille pp lichtvolle Verdunkelung ; Lichtbesonderheit . – Die Farbe ist also die Gestalt der Identität mit sich . Diese Gediegenheit mit sich selbst , sein Licht fi ndet der Körper in sich . Dies materielle Licht in der Bestimmtheit der Einfachheit mit sich selbst . Als Stoff

96Az

335vAb 239Ue

336vAb

25

2–3 oder das Pigment] Ab : die constanten , festen Farben , Pigmente , 7 Lichtprincip als] Ab : Licht-Prinzip selbst als innerliche und 10 Identität] Ab : reine abstracte Identität 13 Bestimmtheit ,] Ab : Bestimmtheit als Eins der Elemente , 16–17 So diese … selbst .] Ab : Die Identität ist einmal Identität überhaupt allgemein ; das andere Mal ist sie nur eine einzelne der 30 Formbestimmung . Diese Identität als besondere Bestimmung , als abstracte , Besondere gesetzt , ist 17 Besonderheit] Ab : Besonderheit als identisch mit | sich 18 aber] Ab : 30 in dem Körper selbst . aber dieses selbst nur als ein besonderes , 21–22 lichtvolle Verdunkelung ; Lichtbesonderheit . –] Ab : Zwischen die Passivität des Körpers gegen das Licht (Durchsichtigkeit) und die Verdunkelung desselben fallen die Farben . Az : Das Metall ist gleichsam eine lichtvolle Verdunkelung . 22–24 Die Farbe … selbst .] Ab : Das 1te Moment ist das Materielle , als identisch mit sich selbst , gediegen . 35 Das Licht ist in dem Körper materielles Licht , Individualität des Körpers und diese Identität mit sich , diese Gediegenheit . | 24 Als Stoff ] Az : 19 F e b r u a r . Die Lichtseite 25 Feuer gewesen .

1 Veränderung der Cohäsion] so Ab Ue : Textlücke der Textlücke 3 Pigment] Ue : Textlücke 9 selbst mit … Licht] Ue : Textlücke mit der Luft vgl . Ab : des Lichts 18 Gediegenheit] Textlücke ausgefüllt von BA 19 Gediegenheit] so AbAz Ue : Gelegenheit 36 19 F e b r u a r . in Az am Rande

336rAb

19 . 2 . 22

384

nachschrift uexküll · 1821/22

241Ue

dargestellt ist diese Lichtseite im Körper des Metallischen . Dies ist überhaupt eine Vorausnahme ; denn die Darstellung des Metalls als solchem , erfolgt erst später beim chemischen Prozeß[ .] | Hier haben wir diese Bestimmung nur als Eigenschaft zu betrachten mit der Möglichkeit auch als Stoff , als Materie darstellbar zu sein . Was als Eigenschaft bestimmt ist , kann überhaupt hier als Stoff dargestellt werden . Dies ist dieser Sphäre eigenthümlich , im Lebendigen ist dies nicht mehr der Fall . Die Gestalt aber ist die unmittelbare Möglichkeit , daß ihre Eigenschaften als Stoffe dargestellt werden können ; die Individualität ist hier noch das Unvernünftige . Im Lebendigen ist die Individualität auch das | Princip , aber hier ist die unendliche Form als sich gegenständlich , im Unterschiede identisch mit sich . Dieses Gegenständliche , diese Besonderung ist nicht mehr ein Trennbares , oder in so fern es getrennt wird , so ist dies die Auflösung des Lebendigen . – Die Metallität ist nun die einfache Gediegenheit der Materie mit sich ; deshalb hat das Metall diese hohe specifische Schwere . Schelling hat vom Metall gesagt : es ist das geronnene Licht ; dies hat den großen Sinn , daß das Metall das materialisirte Licht ist . Im Empirischen muß denn nachgewiesen werden , daß im Unorganischen alles farbige ein Metallisches ist . – Die Farbe nun in dieser Trennung gesetzt geht uns hier noch nichts | an ; wir haben die Farbe nur erst in der Weise der Eigenschaft zu betrachten . Eigenschaft setzt voraus ein Subjekt und daß diese Bestimmung gefallen ist in die Subjektivität . – Das Andere , für welches die Eigenschaft ist , sind zunächst wir ; die Empfi ndung des Gesichts wird bestimmt durch die Farbe . Für das Gesicht ist eigentlich nur der Unterschied der Farbe . – Die Empfi ndung ist ein theoretisches Verhalten zu den Dingen | es beweist dieses die

338rAb

5 Was als … als] Ab : Noch sind sie gehalten in der Subjectivität und somit Eigenschaften , die aber auch als Az : noch gehalten in der Totalität : was Eigenschaft ist , kann aber auch als 6–7 im Lebendigen … Fall .] Ab : Im Lebendigen kann , was Eigenschaft ist , nicht als Stoff dargestellt werden . Az : Beym Lebendigen verhält es sich nicht also – die Eigenschaften als getrennte Stoffe gehören einer andern Sphäre , dem Reiche des Todten an . 9 Unvernünftige .] Ab : Unmächtige , die ihre Bestimmung an sich hat , aber sie noch nicht zur absoluten Einheit mit sich zurück führt , 14 Schwere .] Ab : Schwere . Das Metall ist kein Neutrales . Es ist ein Abstractes . 15–16 dies hat … ist .] Ab : allerdings ist es das zur Materialität erhobene Licht . / Das ist die Natur der Farbe überhaupt . Az : die Materie ist dadurch zu der Selbstischkeit des Lichtes bestimmt – erhoben . 20 gefallen ist … Subjektivität] Az : ist gehalten im Ganzen Das] Ab : 2 . , als ein Besonderes für Anderes nach Aussen gerichtet . Das 21 wir ;] Ab : wir , das Empfi ndende überhaupt . 22 Farbe . Für … Farbe . –] Ab : Farben ; die eigentlich allein für das Gesicht sind , denn die Gestalt ist erst etwas daraus Geschlossenes , 23–385,3 es beweist … Identität . –] Ab : es läßt die Bestimmung unverändert , objectiv . / Die Farbe gehört also einerseits den körperlichen Individuen an , und ist zugleich heraus gekehrt gegen | Anderes , das aber sich theoretisch gegen diese Bestimmung ver-

240Ue

337rAb

337vAb

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

15 geronnene von BA aus gewonnene 17 farbige] Textlücke ausgefüllt von BA (zuerst mit : fi nstere) 18 an eingefügt von BA 21 wir] Ue : Textlücke 24 somit] Ab : so mit 40

physik

5

10

15

20

385

Farbe , wie sie ist , objektiv , noch angehörig dem | Andern . So ist also die Eigenschaft für den Sinn . Sie vereinigt beides in sich , Besonderheit zu sein , Sein für Anders , aber zugleich gehalten zu sein in der Identität . – Die Eigenschaft ist also für das Empfi ndende und geht zunächst nur ein theoretisches Verhältniß ein . Das Andere , wofür die Eigenschaft ist , muß sein ein Natürliches . Innerhalb dieser Sphäre muß die Eigenschaft so auch auf Anderes bezogen sein . Das Andere aber der Eigenschaft , als individualisirter Bestimmung ist das Allgemeine Element . So bezieht sich die Farbe | auf das Licht und ist in so fern Prozeß mit dem Lichte . In so fern der Körper gefärbt ist , so hat er eine Beziehung auf das Licht . Das Allgemeine , welches frei für sich ist , ist der Farbe gegen über das Licht . Dieses Allgemeine ist die Macht des Besondern und existirt so gegen das Besondere . Alles Farbige verbleicht am Licht ; am Organischen ist es hiemit anders ; dieses hält an sich gegen die äußern Elemente und überwindet dieselben in sich selbst . – Das Verhältniß des | Lichts zur Farbe ist noch nicht eigentlicher Prozeß ; das Allgemeine ist die Macht des Besondern ; dieses hat demselben nichts entgegen zu setzen . – Die Elemente fassen nicht das Werk der Menschen ; nicht nur dieses , sondern das Individuelle überhaupt . – Das Zweite ist nun der Gegensatz überhaupt . Hier am individuellen Körper ist der Gegensatz der Geruch | und der Geschmack . Im Gegensatz ist die erste Bestimmung die Verschiedenheit , das Für sich sein . Dieses Für sich sein des Individuellen , | sehen wir zuerst als die Möglichkeit , sich zu verzehren . So als Eigenschaft zunächst ist es also diese Brennlichkeit . Nur das stille Verzehren . Dies ist das Verhältniß zur Luft , dieser stillen Allgemeinheit und Negativität alles Besondern . Dies ist der Geruch des Körpers

25

hält , die Eigenschaft dem Dinge lassend . Als Eigenschaft ist sie noch darin gehalten , noch nicht 6 bezogen sein .] Ab : bezogen . Das ist das Daseyn der Eigenschaft . Sie muß also auch hier ein Anderes innerhalb dieser Sphäre seyn . 8 Licht] Ab : Licht , als auf das Allgemeine . 9 Licht .] Ab : Licht . Das ist das Andere seiner , in so fern er individuell ist . 10–11 Dieses Allgemeine … Besondere .] Ab : Das Licht hat das Licht als particularisirtes sich gegenüber . Das Allgemeine aber ist die Macht über das Besondere und verzehrt es . 14–18 noch nicht … überhaupt .] Ab : der stille theoretische Prozeß . / Das Licht im Körper individualisirt , zeigt sich als Gediegenheit . Diese aber ist Eigenschaft in Beziehung auf ihr Allgemeines , das Licht , indem das Besondere zu Grunde geht . Die Elemente neutralisiren , verflüchtigen , lösen in sich auf das Individualisirte . / Das 1te war Durchsichtigkeit , das 2te die Farbe . / Ihr gegenüber steht der Gegensatz , Az : Ein eigner Prozeß ist dieß noch nicht ; denn das Licht ist noch nicht ein Besonderes gegen die Farbe , nicht Individuen treffen gegen einander wie im electrischen Prozeß , sondern es ist ein Verhältniß des Allgemeinen gegen das Besondere . 2) Dieser Identität gegen über der Gegensatz 19 Geschmack .] Ab : Geschmak erscheint . / Die sinnliche Vorstellung vom Geruche ist zunächst zu vergessen . 20–22 sehen wir … Brennlichkeit .] Ab : Brennlichkeit , wie wir gesehen , die Möglichkeit sich zu verzehren . So als Eigenschaft zunächst ist es diese Möglichkeit . Diese Eigenschaft nun ist das Verhältniß zu einem Elemente , noch nicht zu Feuer , das einen andern chemischen Prozeß macht . 22–23 Luft , dieser … Besondern .] Az : Luft , die wir als die

25 abgesondert , und der Sinn läßt die Eigenschaft dem Dinge .

30 30

35 35

40

97Az

338vAb

339rAb

242Ue 339vAb

386

340rAb

243Ue

341rAb

340vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

überhaupt . Im Geruch verflüchtigen sich alle Körper . Der Geruch kann auch als Materie vorhanden sein ; so ist der Geruch als Stoff das Öhlige , Schweflichte , Brenn|liche . Aber es ist nicht nötig , daß der Geruch gerade als Materie dargestellt werden kann . – Der Geruch ist also diese Eigenthüm lich keit der Körper , welche sich auf die gedachte Weise äußerlich wird . So riechen die Körper überhaupt ; ein Prozeßloses Verzehren der Körper . Die Metalle , welche keine vollständige Körper sind , riechen auch . – Diese Eigenschaft also verhält sich zum Elementarischen auf ganz allgemeine Weise , so daß das Andere , die Luft , dieses still Verzehrende ist . – Die andere Seite des Gegensatzes der Körper ist der Geschmak der Körper . Der Geruch ist die spezificirte Luft . Die specifische Individualität der Körper ist im Geruch in ihrer Einfachheit ; in der Farbe ist nur die abstrakte Identität mit sich vorhanden ; deswegen ist auch die Farbe diese ganz unwesentliche Eigenschaft . Im Geruch | hingegen nimmt sich das Specifische der Individualität der Körper zusammen ; die specifische Individualität in der Weise der Differenz . – Der Geschmack entspricht dem Elemente des Wassers ; dieses selbst ist das allgemeine Neutrale geschmacklos . Die specificirte Neutralität dagegen ist der Geschmack . Geschmack haben denn eigentlich nur | die neutralen Körper , welche auch darzustellen sind als solche , welche in ihren Gegensätzen auseinander gehen können , Salze , Säuren , Alkalien . Wir nennen dies also Geschmack in Bezug auf unsere Sinne : das Andere ist indeß hier zunächst das elementarische Allgemeine , nämlich das Wasser . Nur der vollständige Körper zeigt diese Neutralität und ist so im Wasser auflösbar . Diese Auflösung ist noch nicht eine chemische Trennung , sondern nur Lösung ; die ganze Natur des Neutralen ist darin noch enthalten . – Dies sind also die drei Bestimmungen der Besonderung der individuellen Körperlichkeit . Mit dem Geschmack ist der Körper nun allerdings in dem reellen allgemeine Negativität des Besondern gefunden haben . 1 Körper .] Az : Körper – alle riechen mehr oder weniger 4–5 Der Geruch … wird .] Ab : Der Geruch ist überhaupt als die Eigenschaft des sich Verzehrens in Beziehung auf ein anderes allgemeines Element ausgesprochen . / Der Geruch ist also die ganze Eigenthümlichkeit des Körpers , aber als nach aussen gekehrt und sich verzehrend . 7 riechen auch . –] Ab : riechen ; die Wohlgerüche setzen erst im eigentlich Brennlichen , Vegetabilischen , Animalischen an . Az : riechen , aber häßlich . 8 auf ganz … Weise] Az : auf theoretische Weise 10 Der] Ab : S . § 246 . Der Luft .] Ab : Luft , in der Weise des Prozesses . Die Luft ist rein und | reinigt alles . 11–13 in der … Eigenschaft .] Ab : Die Farbe ist etwas ganz Zufälliges , sie ist nicht Ausdruck der ganzen Individualität des Körpers . Daher halten Botaniker und Mineralogen auch weniger darauf . 15 Der Geschmack … Wassers ;] Ab : Das Wasser individualisirt den Körper zum Geschmack . 16–17 Geschmack .] Ab : Geschmak . Hier ist keine abstracte Identität , kein Für sich seyn , sondern eine passive Neutralität . 21–22 Wasser . Nur … auflösbar .] Ab : Wasser wie der Geruch zur Luft . Das Metall ist im Wasser nicht fl ießbar ; nur das Neutrale , das Salz wird aufgelöst . 25 in dem reellen] Ab : in den chemischen und den reellen 23 Neutralen] so Az

Ue : Textlücke

5

10

15

20

25

30 30

35 35

40

physik

5

10

15

20

25

387

Prozeß überhaupt ; die Auflösung | ist Aufhebung der Gestalt . Was wir indeß zunächst zu betrachten haben ist im § 247 . angegeben . Das Besondere kann dem Schicksal nicht entgehen , daß das Allgemeine in ihm mächtig ist . | Ihr Prozeß ist so nur ein oberflächlicher Prozeß . – Die individuellen Körper sind also so und so auf manigfaltige Weise bestimmt . Diese individuellen Totalitäten sind also | Besondere gegen einander und wir vergleichen sie mit einander . Dies scheint sie zunächst ganz und gar nichts anzugehen . Wenn eine andere Farbe nicht vorhanden wäre , oder ein Geruch pp so scheint dies den Körper nichts anzugehen . Das Weitere ist aber , daß die individuellen Körper sich selbst vergleichen müssen und in Beziehung | stehen müssen auf andere . Diese Beziehung ist gedoppelt ; zunächst erhalten sich die Körper noch gegen einander , sodann aber ist ihr Verhalten auch ein reelles . Das Erste ist die Electricität . – Die Electricität kommt zum Vorschein in der Sphäre des besondern Körpers in so fern dieser zur totalen Individualität geworden ist . (§ 248) Die Körper verhalten sich hier als selbstständige gegen einander . Das ist noch das Oberflächliche dieses Verhältnisses ; das Tiefere ist das chemische Verhältniß , wo die ganze Individualität in das Verhältniß eingeht . Es ist wesentlich und wichtig , diesen Standpunkt zu kennen und ihn sich zu fi xiren . Der Klang ist , wie wir früher sahen , auch die Mani|festation der Totalität des Körpers , worin dieser sich selbst erhält ; aber diese Offenbarung der Selbststisch keit im Klange gehört durchaus nur dem Felde des Mechanischen an . Der Körper , der klingt , wird angeschlagen von einem Andern ; bedingte Manifestation seiner selbst . Auch das electrische Verhältniß ist bedingt , denn es sind hier zwei im Verhältnisse gegen | einander ; aber beide sind im electrischen Verhältniß different gegen einander . Das Erregende geht hier eben so in die Differenz ein und beide sind hier wesentlich gespannt gegen einander . Der Klang

1 Aufhebung] Ab : existirende Aufhebung 2–3 Das Besondere … ist .] Ab : Diese Besonderheiten gehen in ihr allgemeines Element über , als ein solches , das ausser ihm ist . 4 oberfl ächlicher 30 Prozeß . –] Ab : oberfl ächlicher . Es ist der Schein vorhanden , daß sie darin noch bestehen . 12 Die] Az : 2 0 F e b r u a r § 248 . Die 15 30 reelles .] Ab : reelle ; so entsteht ein chemischer Prozeß . Oberfl ächliche dieses Verhältnisses ;] Ab : oberfl ächliches Verhalten zu einander . Hier bleiben beide selbstständig und machen in ihrer Differenz nur eine Einheit aus , doch so daß sie zugleich frei von dieser Beziehung bleiben . 20 sich selbst erhält ;] Ab : Sichselbsterhaltung , wodurch er das eigentlich Mechanische zurückweist ; 23 Verhältniß] Ab : Manifestation 25 einander .] Ab : einander 35 und manifestiren nur darin ihre Selbstständigkeit . Beim Klange erklingen beide Körper , wie sie sind . In der Electricität äußert sich zugleich die Differenz der Körper gegen einander . | 11 erhalten] so AbAz Ue : verhalten 12M–14M c . , der … Chemismus in Ue unterstr . 20 erhält] Ue : verhält 23 electrische] so AbAz Ue : elementarische 24 electrischen] Ue : elemactarischen 30 2 0 F e b r u a r § 248 .] Az : 2 0 F e b r . § 248 . am Rande

341vAb ; § 248

98Az 244Ue

342rAb § 249 c . , der Prozeß der individuellen Körper . Electricität und Chemismus

342vAb

245Ue

343rAb

20 . 2 . 22

388

§ 250

343vAb

246Ue

99Az

nachschrift uexküll · 1821/22

ist denn nur eine Manifestation des Körpers in sich selbst auf mechanische , nicht auf physikalische Weise ; es ist keine materiell bestimmte Äußerung § 249 . Das Für sich sein ist in der Electricität nicht frei ; die Selbstständigkeit ist nur eine gespannte Selbstständigkeit . Das electrische Verhältniß kommt auf dem Standpunkt vor , wo jeder Körper sich als selbstständig erhält , so daß er bleibt was er ist . Es producirt sich so nur die Realität seines abstrakten Selbst . Die gespannte Selbstständigkeit ist also nur die abstrakte Selbstständigkeit ; als physikalische | Selbst ständigkeit ist sie dieses was wir vorher als Licht haben kennen gelernt . Der Körper wird gezwungen , seine Selbststisch keit zu offenbaren , aber diese Selbststisch keit ist zugleich unterschieden von seiner Totalität und so nur abstrakt ; nämlich als Licht . – Dies sind die allgemeinen Bestimmungen des electrischen Standpunkts . – Die Electricität ist ein sehr berühmtes Phänomen , welches früher im Vortrage auch so isolirt wurde wie der Magnetismus ; dieser erscheint so etwa in den physikalischen Compendien als ein letztes Kapitel , welches hinwegfallen könnte ohne daß etwas fehlen würde . Für eben so isolirt gelten auch die Erscheinungen der | Electricität ; bald zeigte sie sich als allgemeines und dann hat man sie zum Sündenbock aller zumal der meteorologischen Erfahrungen gemacht . In neuer Zeit ist die Electricität näher mit dem Chemischen in Verbindung gesetzt worden . Im sogenannten Elektrochemismus fallen beide zusammen und sind nicht mehr zu unterscheiden . – Die Physiker | unterscheiden einmal nur und das andere Mal lassen sie die Unterschiede zusammenfallen und wissen sie nicht mehr zu unterscheiden . Zu diesem Elektrochemismus ist denn in neuer Zeit , wie erwähnt wurde , auch noch der Magnetismus gekommen . Es ist allerdings eine Einheit , aber dies ist sehr oberflächlich , dabei stehen zu bleiben . | Wichtig ist es ,

5

10

15

20

25

344rAb

1 Körpers] Ab : Cohäsion 2 physikalische Weise ;] Ab : physikalische wie die Electricität . Die Continuität , das klingende Metallische ist gerade dem entgegen , wodurch Electricität gesetzt wird . 4 gespannte Selbstständigkeit .] Ab : gespannte . – Erst im Chemischen tritt die ganze Körperlichkeit in die Differenz ein . 5–6 jeder Körper … ist .] Az : Gegen die gespannte Selbststischkeit bleibt der Körper , was er ist . 6 producirt] Ab : manifestirt 11–12 Dies sind … Standpunkts . –] Ab : Das erste im elektrischen Verhältniß ist die Spannung beider Körper gegen einander ; das andere die Aufhebung dieser Spannung . / Das sind die allgemeinen Bestimmungen des elektrischen Verhaltens . Nun die besonderen Umstände . Az : Das erste im electrischen Verhältniß ist die Spannung der Körper gegen einander 2) die Aufhebung dieser Spannung – das Product , so fern hier eines Statt fi ndet . 13 Magnetismus ;] Ab : Magnetismus , dessen ganz | allgemeine Stellung gezeigt ist . 22 unterscheiden .] Az : unterscheiden . Allein es ist ebenso wesentlich die Verschiedenheit dieser Stufen fest zu halten als ihre Beziehung auf einander . Elektrochemismus] Ab : Elektrochemismus (Berzelius) 4 electrische] Ue : elementarische 5 erhält] so Ab Ue : verhält 11 electrischen] Ue : elementarischen 14 den … Compendien] Ue : der … Compendie Kapitel] Ue : Kapital 17 Sündenbock] so Az Ue : Sündenblock

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

25

389

daß die Beziehungen dieser Stufen auch niemals erkannt worden sind , wie dies die Philosophie schon früher gethan hat . – Zur Electricität gehören also diese Momente : ein physikalischer Körper , welcher Individualität ist und dieser in einer Differenz gegen einen andern Körper . Am Magnetismus haben wir nur einen Körper : dieser ist nur das Subjekt und der Magnetismus hat noch keine physikalische Existenz . – Die Körper sind also eine Differenz gegen einander in der Electricität , so daß die Bestimmung des Einen nur ist eine Beziehung auf das Entgegengesetzte seiner . – In dieser differenten Bestimmung ist nun aber drittens ein solches gegen welches die Körperlichkeit sich erhält , ein | Freyes bleibt ; dies ist das Oberflächliche | dieses Prozesses . Es ist concreter als der Magnetismus , aber zugleich weniger concret als der Chemismus . Die physikalische Differenz geht nicht bis dahin fort die ganze Natur des Körpers auszumachen . – Es sind also zwei Selbstständigkeiten , welche am Körper zu unterscheiden sind ; die differente Selbstständigkeit , welche die Spannung ist , ist verschieden von der übrigen Individualität der Körper . – Das elektrische Verhältniß ist nun Prozeß überhaupt , Thätigkeit , welche noch nicht Produkt ist . – Thätigkeit ist überall vorhanden , wo der Gegensatz nur erst als Spannung ist und der Gegensatz noch nicht aufgelöst ist ; alle Thätigkeit ist überhaupt ein Widerspruch . Die Electricität ist so die unendliche Form wie der Magnetismus , Differenz und Einheit des Differenten . So sind die beiden , welche in der Electricität vorhanden sind untrennbar . Der Magnetismus ist also dieses Gesetztsein des Widerspruchs ; in der Sphäre des Mechanismus eine Thätigkeit der Bewegung , nichts sichtbares fühlbares pp . In der Electricität hingegen sind diese schwankenden Differenzen physikalisch ; sie sind im Lichte und das abstrakte Selbst tritt in ihm hervor . Wäre sie weitere materielle Besonderung des Körpers , so wäre dies der chemische Prozeß . Aber in|dem das

4–6 haben wir … Existenz . –] Ab : ist noch körperlos ; seine Differenz hat nur die Bewegung zur Manifestation , keine sichtbare physikalische Manifestation ; der Körper macht nur das Substrat dieser Thätigkeit aus . Az : hat noch keine physikalische Existenz , er ist ganz unsichtbar – das Stäbchen 30 ist bloß das Substrat desselben . 8–9 In dieser … bleibt ;] Az : Die Körperliche Individualität erhält 15 der Kör30 sich in dieser Differenz wodurch sich die Electrizität vom Chemismus unterscheidet . per . –] Ab : des Körpers , der bleibt was er ist . 16 Produkt ist . –] Ab : Product ist , also abstract als Thätigkeit ; der Magnetismus ist Prozeß in der Sphäre des Mechanismus , die Elektricität auf dem Standpunkt der totalen | Individualität , doch so , daß diese nicht selbst ganz in den Prozeß eingeht . Az : Product – der Magnetismus ist der Prozeß in der Sphäre der Gestalt – der Chemismus in 35 der Sphäre der totalen Individualität , die Electrizität in der gleichen Sphäre , aber so daß nicht die ganze Individualität in die Differenz eintritt . 24 hervor .] Ab : hervortritt in seiner Spannung gegen ein Anderes . 3 Momente :] Ue : Momente . 9 erhält] Ue : verhält 22 eine] Ue : einer lücke vgl . Ab : merkbares 27 Substrat] Ab : Substracte

fühlbares] Ue : Text-

344vAb

345rAb 247 Ue

346rAb

345vAb

390

248Ue

249Ue 347vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Licht hier different ist , nicht das freie Licht , so ist es physikalisch bestimmt auf unterschiedene Weise ; das Eine Licht ist röthlich , das andere bläulich . Ferner ist denn an diesem Physikalischen auch im Anfang das Hervortreten der übrigen Bestimmungen der Körperlichkeiten | als immateriell . Sie beginnen so zu sagen , hervorzutreten . Die Elektricität riecht , sie erregt auch ein besonderes Gefühl und eben so hat sie einen Geschmack . Dieses kommt denn besonders hervor im galvanischen Verhältnisse , das einerseits chemisch ist als worin die elektrische Form noch mehr überwiegend ist . Beim elektrischen Schlage geht auch ein Leuchten durch die Augen . – Das Licht tritt also hier am Körper hervor , erregt durch Anders ; es ist gleichsam der Zorn der Körper , der hierin hervor tritt ; aber als abstracte Selbstständigkeit ist sie zugleich nur eine vorübergehende . Wenn man von polarisirten Lichte gesprochen hat , so wäre hier die Stelle davon zu sprechen . Was man sonst vom polarisirten Lichte sagt , ist nur Unsinn . Polarisirtes Licht ist hier aber differentes Licht . Schelling hat die Electricität den zerbrochenen Magnetismus genannt und dies hat auch seinen guten Sinn . – Die entgegengesetzten Electricitäten erscheinen an verschiedenen Individuen von Körpern . Dies ist die allgemeine Natur des electrischen Standpunkts . – Es ist schon gesagt worden , daß die Differenz hier ein Beginnen des Physikalischen ist ; diese physikalische Differenz , da sie noch nicht wahrhaft reell ist , wie im chemischen Verhältniß , sondern nur abstrakt , so tritt sie nur erst im Verschwundenen hervor . So das Licht . Die Thätigkeit des Differenten als eines | solchen ist verschieden von dem so eben Gesagten , und als Differentes noch besteht , besteht es nur im mecha|nischen Verhältniß in der Bewegung . Eine eigentlich physikalische Wirkung , das

5

10

15

20

25

346vAb

100Az

347rAb

1 different] Ab : gezwungen , gewaltsam hervorgerissen 1–2 bestimmt auf … bläulich .] Ab : bestimmt . Es ist röthlicher als anderes Licht . 4 Körperlichkeiten] Ab : totalen Individualität 6 Geschmack .] Ab : Geschmack ; aber alles immaterielle thut sich hervor ; 9–11 Augen . – Das … vorübergehende .] Ab : Augen . / Das Differente das hier zur Erscheinung kommt , hat also eine | abstracte physikalische Natur ; es sind noch unkörperliche Bestimmungen , da das körperliche des Dinges noch nicht selbst in den Prozeß eingeht , der sonst ein chemischer wäre . / Licht tritt also hier hervor , erregt durch anderes . Eben diese zum Erscheinen gezwungene Selbstständigkeit ist abstract und vorübergehend . Az : Die Electrizität also hat eine physikalische aber noch abstracte physikalische Natur . | / Licht tritt am Körper hervor erregt durch einander – die Selbstischkeit tritt hervor abstract und bloß vorüber gehend 15–17 Die entgegengesetzten … Standpunkts . –] Ab : Im Magnetismus sind die Pole untrennbar . In der Electricität sind die Seiten totale Individuen , und die Differenz die als solche erscheint ist ein Physikalisches . / | Nun noch einiges Bestimmtere . 19 nicht wahrhaft reell] Ab : nicht reell physikalisch , noch kein vollständiger Körper Az : nicht vollständig ent wickelt , nicht die Totalität in die Differenz getreten 22 Gesagten ,] Ab : Gesagten . Das Licht kommt erst zur Erscheinung bei der Entladung , erst im Erlöschen . 23 Bewegung .] Ab : 3 das Hervortreten] Ue : des Hervortretens 5 riecht von BA aus weicht Verhältnisse] Ue : in galvanischen Verhältnissen

25

30 30

35 35

6–7 im galvanischen 40

physik

5

10

15

20

391

wäre chemische Wirkung . Wenn electrische Differenz vorhanden ist , so wird ein anderer Körper , der an denselben gebracht wird angezogen oder abgestoßen . Was different ist , das setzt sich in Eins und was Eins ist , das trennt sich , eben so wie im Magnetismus . – So ist also auch hier der Begriff vorhanden . – Es frägt sich jetzt , wodurch überhaupt diese Differenz , welche als electrisch bestimmt wurde , hervortritt . Zwei Körper verhalten sich zu einander , so daß sie ihre abstrakte Selbstständigkeit gegen einander darstellen . Die Electricität kömmt also zur Erscheinung überall wo zwei Körper sich berühren . Am auffallendsten beim Reiben zweier Körper an einander . Es bedarf indeß keiner bestimmten Reibung ; das bloße Drücken und Schlagen reicht schon hin . Es kann sein , daß wenn durch das Reiben die eine Electricität entsteht , durch das bloße Drücken die andere entsteht . Es ist überhaupt wesentlich , daß man sich die Electricität nicht als eine specifische , besondere Erscheinung vorstellt . Mit feinem Electrometer läßt sich dies auch in der Erscheinung nachweisen . – Das Gesagte , ist gegen die Vorstellung , wonach man die Körper überhaupt als gleichgültig gegen einander betrachtet , es ist dies die Lebendigkeit der Körper , das regierende Selbst eines Jeden , welches | sich bei der Berührung derselben zeigt . | Die Differenz wird noch nicht gesetzt von Innen heraus von einem Leben an Einem Körper und durch einen Körper . Wo ich mit dem Finger reibe da ist Electricität entstanden . – Es tritt hier überhaupt ein Beginnen von physikalischer Körperlichkeit hervor ; die nähere Frage ist , wie das Differente mit physikalischen Eigenschaften zusammenhängt . –

Bewegung . Sonst kann es keine Wirkung auf das Andere ausüben ;

250Ue 348vAb

3–4 sich , eben … Magne-

25 tismus . –] Ab : sich . Positive und Negative ziehen sich an , Gleichnamige stoßen sich ab . Indem sich

2 . Differente in Eins gesetzt haben , theilen sie sich mit , machen sich zu einer Electricität , fl iegen 25 aber gleich wieder aus einander . Was different ist , ist nur das sich in Eins zu setzen ; was Eins ist ,

hat nur den Trieb sich zu entfernen . 4 Es frägt] Az : 22 Februar Wodurch 6 hervortritt .] Ab : hervor ? Die Beantwortung dieser Frage ist sehr ein|fach und fl ießt aus der Erklärung der Electricität hervor . 8–9 Reiben zweier … einander .] Ab : reiben . Aber jede Berührung zweier Körper bringt elektrische Spannung hervor . 13 specifi sche , besondere Erscheinung] Az : etwas Specifi sches dem 30 19–20 Es tritt … hervor ;] Ab : Die Differenz nun bezieht sich 30 Bernstein , Sigellack etc . eigen darauf , daß besondere Körper sich so gegen ein ander äußern . Die Wirksamkeit und Erscheinung der 2 . Seiten besteht darin , daß ein Beginn einer physikalischen Körperlichkeit hervortritt , der aber noch ganz Abstractes bleibt . Az : Es tritt ein Beginn von physikalischer Körperlichkeit hervor – wie schon gesagt wurde . 21 zusammenhängt . –] Ab : zusammenhängt (daß der eine negative der 35 andere positive Electricität zeige)[ .] 35

1 electrische] Ue : elementarische 5 electrisch] Ue : elementarisch vgl . AbAz : elektrische 8 sich berühren] so AbAz Ue : Textlücke 11 die andere] Ue : der andern 13 feinem Electrometer] Ue : desolaten Textlücke vgl . Az : feine Electrometer 15 die] Ue : den 16 Selbst] so Ab Ue : selbst 17 welches] Ue : welcher 19 reibe] Ue : Textlücke 26 22 Februar] Az : 22 Febr . am 40 Rande

22 . 2 . 22 348rAb

392

251Ue

350rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Die Entgegensetzung der Electricität ist also eine Bestimmung gegen einander ; wie hängt diese zusammen mit dem was die Körper weiter sind . (vid : Bemerkung zu § 249) Glas- und Harzelektricität ; die Franzosen brauchen diesen Ausdruck noch ; wir Teutsche sagen positive und negative Electricität . Glas und Harz sind daher beschränkte Körper und alle andern Körper sind eben sowohl electrisch . So namentlich auch das Metall , welches um seiner Continuität willen indeß wesentlich ein Leiter der Electricität ist . – Das Phänomen ist überhaupt unbeschränkt . Es ist allerdings der Fall , daß am Glas positive Electricität mehr hervor tritt und umgekehrt am Harze . Allein dies ist durchaus nur etwas sehr Beschränktes und der geringste Umstand kann hier eine Umkehrung bewirken . Dies ist der Fall um des abstrakten Charakters der Elektricität willen . – Positive und negative Electricität sind denn nur Namen ; jede ist negativ gegen die andere und jede ist als physikalische Erscheinung auch etwas Positives . – Der Unterschied selbst , wie | er sich in der Electricität zeigt , ist schon erwähnt ; Lichtverschiedenheit , verschiedene Figuren im Staube auf einer Harzkugel . – Wenn polirtes Glas mit wollenem Stoff gerieben wird , so giebt dies positive Electricität , mit einem Katzenfell negative Electricität . Zwei Glasröhren an einander gestrichen , die vollkommen gleich sind , an der einen positive an der andern negative Electricität . Eben so zwei Stangen Siegellack ; zwei seidene Bänder , von denen das eine quer gestrichen wird negative , der Länge nach gestrichen positive Electricität . | Das Matt- oder Polirtsein der Glasscheibe kehrt gleichfalls die Electricität um . – Die Electricität ist also das Hervortreten der Differenz am individuellen Körper ; dies

5

10

15

20

25

349rAb 101Az

349vAb

3 249] Ab : 249 . , wo von Unterschieden der Glas und Harz-Elec|tricität die Rede ist . Glas- und Harzelektricität] Az : Früher unterschied man Glas- | und Harzelectricität 4 Glas] Ab : Am Glas erscheint positive , am Harz negative Electricität . Glas 6 auch das Metall] Az : auch Metalle zeigen Electrizität nur muß man sie isolieren 7 Das Phänomen] Ab : Dieser Unterschied ist also in so fern zu beschränkt , das Phänomen 11 abstrakten Charakters … willen . –] Ab : ganz abstracter . Es ist nicht eine specifi sch bestimmte Natur des Körpers die sich kund giebt . Die Specification kann ganz ober|fl äch licher und vorübergehender Natur seyn . 12 Namen] Ab : relative Namen 14–15 Lichtverschiedenheit , verschiedene … Harzkugel . –] Ab : Der Funken hat in beiden eine etwas verschiedene Gestalt . Das Funken der positiven Electricität ist mehr länglich , das der negativen Electricität mehr ponctuell ; auch ist das Licht in etwas verschieden . Az : Der Funke hat eine etwas verschiedene Gestalt – es gibt verschiedene electrische Figuren – das + ist mehr pinselartig , das – mehr punctuell – auch in der Farbe des Lichtes ist eine leichte Modifi kation . 20–21 Das Matt- … Polirt sein] Ab : Der geringste Anhauch 2 Bemerkung] Ue : Bemerkung) 3 Harzelektricität] Textlücke ausgefüllt von BA 7 Leiter] Textlücke ausgefüllt von BA mit : leiter 11 Charakters] Ue : Charakters , 16 wollenem] Ue : vollen korrigiert von BA in : wollen 19 das] Ue : der 21 Matt- oder Polirtsein] Ue : Textlücke das Vollsein vgl . Mi : ob die Glasscheibe polirt ist oder matt

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

25

393

ist die eine Seite des Prozesses ; das Andere ist nun , daß die Differenz wieder aufgehoben wird ; dies ist die Vollendung des Prozesses , Zurückgehen zum Indifferenten (§ 249)[ .] Die gegen einander gespannten Körper , wenn eine Verbindung zwischen ihnen gesetzt wird , stürzen ihre Differenzen Eine in die Andre . Die Verwirklichung dieses Integrirens ist die Entladung . Dieses Produkt ist selbst ein Abstraktes , es kommt noch | nicht eigentlich zu einem reellen Produkt . Es ist der Körper nur auf abstrakte Weise , der sich gegen anderes spannt ; das Produkt ist so auch nur ein Abstraktes , ein indifferentes Licht , ein Körperloses , welches unmittelbar verschwindet . Die physikalische Bestimmung dieser Entladung ist | nur eine mechanische Wirkung der Erschütterung . Das Licht hat kaum einen Anfang , sich zur Wärme zu centralisiren . Der Funke zündet bekanntlich , allein die Zündung ist mehr eine direkte Wirkung der Erschütterung als die Folge einer Realisation des Lichts zum Feuer . Um Feuer zu werden , dazu gehörte ein Material , welches verbrennt . Dieses Material könnte nur die besondere Körperlichkeit des elektrisch gegen einander Gespannten sein , aber diese geht nicht in den Prozeß ein . – | Angabe der verschiedenen Wirkungen der Elektrizität[ .] Diese Wirkungen können auch hervorgebracht werden durch Erhitzung ; allein es ist auch die bloße Mechanik , durch welche sie hervorgebracht werden . Die hauptsäch liche Wirksamkeit ist auch keine andere als eine Wirksamkeit der Bewegung ; Entfernung und Annäherung . Versuch mit den sogenannten elektrischen Pistolen , in die zwei Theile Wasserstoffs und ein Theil Sauer stoffs zusammen gebracht werden . Beide reduziren sich durch den elektrischen Funken zum Wasser ; dasselbe kann aber auch durch mechanischen Druck bewirkt werden , eben so durch Temperaturerhöhung . Im elektrischen Prozesse ist nichts vorhanden was sich als eigentlich chemische Wirkung aus zeichnet . Die Erhitzung , die Schmelzung von Metallen kann wie wir schon wissen durch blos mechanisches Schlagen

1 Prozesses ;] Ab : Prozesses , Dirimiren des Lichts . 4 stürzen ihre … Andre .] Az : sucht jede Differenz die andere , an ihr sich zu integrieren , 5 Entladung .] Ab : Entladung , das Ineinanderstürzen 30 der entgegengesetzten Electricität . 10 Erschütterung .] Ab : Erschütterung . / S . die Anmerkung kaum einen] Ab : keinen reinen 11 centralisiren] Ab : materialisiren 13 Realisa30 zum §[ .] tion] Ab : Materialisirung 16–18 Diese Wirkungen … werden .] Ab : Die Entladung zerschmettert Dinge , tödet Thiere , schmelzt | oder verflüchtigt Metalle . Allein die blose Mechanik bringt diese Wirkung hervor . Der elektrische Funken ist noch nicht Feuer , sondern höchstens ein Beginnen davon . Nur das mechanische Moment der Erschütterung tritt hervor . 35 35 4 Differenzen Eine … Andre] Ue : Differenz Einen in die Andern

5 Integrirens] Ue : Textlücke vgl . AbAz : Integration Entladung .] Ue : Textlücke Dieses Produkt] Ue : Diese Textlücke vgl . Ab : Das Product 7 anderes] Ue : einander 8 auch] Ue : auch auch 9 Entladung] so AbAz Ue : Textlücke 12 als] so AbAz Ue : aber 15 des] Ue : das 16 Elektrizität] Textlücke ausgefüllt von BA 21 zusammen] Ue : Textlücke

350vAb

252Ue

102 Az

351rAb

394

253Ue 351vAb

352rAb

254Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

hervorgebracht werden . Was als chemische Erscheinung zugegeben werden muß beim Elektrischen besteht in | der sogenannten Wasser|zersetzung . Die electrische Wirksamkeit kann sich nur chemischer Weise , physikalisch dirimirend zeigen , an solchem neutralen Körper wie das Wasser ist . Das Wasser ist noch die ganz abstrakte Neutralität ; es ist nur auf die Diremtion dieses neutralen Elements , daß die Elektricität als wirksam kann angesehen werden . – Berühmte Entdeckung neuerer Zeit , die Zersetzung des Wassers in Sauerstoffgas und in Wasser stoffgas . Großer Unterschied ob man sagt , das Wasser wird zersetzt in Sauer stoffgas und Wasser stoffgas , oder diese beiden sind nur Formen unter denen das Wasser zur Erscheinung gebracht wird . Daß nun dies der Fall ist , Abstraktion in die jenes Neutrale gebracht wird , dies läßt sich durch nähere Modifi kation der Versuche , durch welche jene Zersetzung bewiesen werden soll , sehr wohl zeigen . Galvanische | Batterie ; Glasröhren in welchen Wasser eingeschlossen ist ; verteilt auf beide Seiten ; Dräthe von Gold oder Platina , welche hinein gehen . Auf Seiten des einen Pols entwickelt sich das Wasser stoffgas und umgekehrt Sauer stoffgas . Man sagt nun , hier wird ein klein Partikel Wasser in Sauer stoffgas gesetzt , und der andere Theil wird Wasser stoffgas . An jeder Seite kömmt nun nur eine der beiden Gasarten hervor . Das Wasserstoffgas soll sich durch das Wasser bewegen und auf der andern Seite hervorkommen und so umgekehrt . Man sieht indeß durchaus nichts der Art . Die Bläschen konnten so klein sein , daß | man sie nicht sehen kann . – Die Glasröhren gebogen und unten in den Winkel Quecksilber gebracht ; auch Säuren können dazu gebracht werden . Das Quecksilber ist vollkommen neutral in Ansehung der Thätigkeit , welche eingeleitet ist . Wasser auf beide Schenkel gegossen ; dies giebt auf der einen Seite nur Sauer stoffgas und auf der andern Wasser stoffgas ; hier ist also ein Durchziehen der beiden Gase durch die schließende Materie gar nicht möglich . Man kann auch eine Säure nehmen , welche eine Veränderung erleiden müßte , wenn ein solches Gas hindurchging . Die gewöhnlichen Lehrbücher schweigen von diesem Versuch , weil er der gewöhnlichen Vorstellung von der Wasserzersetzung widerspricht . –

5

10

15

20

25

30

10 gebracht wird .] Ab : gebracht , darin verwandelt wird ; 15–21 umgekehrt Sauer stoffgas . … 30 gebracht] Az : auf dem andern Wasser stoff-Gas . Da bedenke man , was man für Künstlichkeiten braucht , um die Idee der Zersetzung fest zu halten . Man kann die Vorstellung auch directe widerlegen , wenn man Quecksilber in die Mitte einer gebogenen Röhre bringt 28 Versuch] Ab : Ver35 such von Ritter 1 zugegeben] so Az Ue : Textlücke 2–3 electrische] so Ab Ue : elementarische 3 dirimirend] 35 so AbAz Ue : Textlücke 5 Diremtion] Ue : Direktion 9 Formen] Textlücke ausgefüllt von BA 13 verteilt auf] Ue : Textlücke 15 Sauer stoffgas von BA aus Wasser stoffgas 18 bewegen] Ue : Textlücke 23 neutral] Textlücke ausgefüllt von BA 25 Gase] Ue : Textlücke

physik

5

10

15

20

395

Mit der Gestalt haben wir angefangen als einem Unmittelbaren ; so ergab sie sich nur aus dem Begriff . Die Nothwendigkeit der Gestalt ist nun auch die Nothwendigkeit des Existirens . Die Gestalt muß auch sein ein Gesetztes , nicht nur ein Seyendes . Dies ist sie durch den Prozeß . Der Körper hat zu seiner Voraussetzung den chemischen Prozeß . Der Körper , die Gestalt geht in dies Dritte über ; aber dieses Dritte ist vielmehr das Erste , woraus das was vorher das Erste war , hervorgeht . – Jede Gestalt ist eine besondere , bestimmte ; damit ist sie | keine unabhängige , selbstständige , sondern ihre Natur ist , bezogen zu sein auf ein Anderes . Die erste Erregung eines Körpers durch den andern , ist der elektrische Prozeß | in dieser Erregung ist es zunächst nur die abstrakte Selbststisch keit des Körpers , welche in Anspruch genommen wird , das elektrische Licht . Dieses enthält noch keine eigentliche körperliche Bestimmungen . Jener abstrakte Prozeß nun muß wesentlich ein reeller Prozeß sein ; die Körperlichkeit muß nicht nur ihr abstraktes Seyn in den Prozeß theilen ; der Körper ist kein Unvergängliches , sondern ein Endliches . Seine Materialität muß erscheinen und dies | ist der Prozeß , worin er geändert wird . Der chemische Prozeß ist nichts Anders als das realisirte electrische Verhältniß . – Der chemische Prozeß ist also das Dritte was wir hier zu betrachten haben ; das Erste war die Gestalt , unmittelbar , die Gestalt als ruhend . Der Begriff der Gestaltung ist der Magnetismus ; die Realität davon ist die Gestalt selbst . Das Zweite ist die Besonderung der Gestalt ; diese ist in sich ein Besonderes und Individualisirung der allgemeinen Momente des Begriffs ; eben so ist die Gestalt Besonderung gegen Anderes ; so ist sie Electricität . Der elektrische Prozeß ist der oberflächliche chemische Prozeß ; dieser oberflächliche | Prozeß geht denn zur sich realisirenden Unruhe im chemischen Prozeß fort . Dieser che-

§ 251

352vAb 255Ue

103Az

353vAb

25 25 1 Mit] Az : 2 5 F e b r u a r § 250 . Mit

30 30

35 35

Gestalt] Ab : Gestalt der Individualität des Körpers 4–7 Dies ist … hervorgeht . –] Ab : Somit ist die Gestalt nicht ein Unmittelbares , nur aus dem Begrif hervorgehendes , sondern aus dem Prozesse . Die existirende Bewegung des Begrifs ist der Prozeß . / Der Prozeß ist also die Voraussetzung des Körpers . Az : aber sie geht nicht so unmittelbar aus dem Begriff sondern aus dem Prozesse hervor . Bey uns ist hier der reale Prozeß das Dritte – der Körper hat diesen Prozeß zur Voraussetzung . 8–9 sondern ihre … Anderes .] Ab : sondern nur ein Glied des Verhältnisses , bezogen auf ein Anderes . Dies haben wir schon in der Electricität gesehen . Az : Schon beym electrischen Prozeß sahen wir die Lebendigkeit des Körpers – daß keine Berührung bloß äußerlich ist . 11–12 genommen wird , … Bestimmungen .] Ab : genommen und zur Erscheinung gebracht wird . Noch keine körperliche selbstständige Bestimmung für sich , noch keine Materie . 15 Endliches . Seine Materialität] Ab : Endliches , also nicht an und für | sich , sondern nur relativ . Diese Relativität 17 Verhältniß . –] Az : Verhältniß . Der Körper offenbart daß er nicht für sich bestehen kann , sondern sucht seine Einheit in der Verbindung mit einem andern . 18 Erste] Ab : erste auf der Stufe der physischen Totalität ruhend .] Ab : ruhend , und in ihrer Einheit der Begrif in der Realität , 22 Anderes ;] Ab : Anderes . Als Totalität in sich ist es nur eine relative .

40 25 2 5 F e b r u a r § 250 .] Az : 2 5 F e b r . § 250 . am Rande

38 der Begrif] Ab : des Begrifs

25 . 2 . 22

353rAb

396

256Ue 354rAb

354vAb

257 Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

mische Prozeß ist denn die Realität des Begriffs überhaupt in dieser Sphäre . Es ist wie im Magnetismus eine Form , die in Differenz dirimirt ist ; aber er bleibt nicht beim Magnetismus stehen , sondern die beiden Seiten , in welche sich die Identität dirimirt , sind reelle Gestalten . Die zwei , welche in den chemischen Prozeß eingehen , sehen wir als ganze Gestalten an . | Er bleibt hier also nicht beim elektrischen Verhältnisse stehen , sondern die untrennbare Einheit ist das Herrschende über die Zustände , welche hier vorhanden sind . Die körperliche Individualität bleibt gleichgültig gegen ihre elektrische Spannung ; es fehlt so im elektrischen Verhältnisse diese Identität beider Körper , wonach beide ganz wie sie sind , in diese Einheit eingehen . In Ansehung der beiden Seiten , die in den chemischen Prozeß eingehen ist dies noch zu bemerken : indem der Begriff sich differenzirt , so ist er ganz in seinem Unterschiede und bleibt in seinem Anderssein ganz was er ist . So sind denn die beiden Seiten , welche im chemischen Prozeß vorhanden sind , das ganze . Die Säure ist nicht was das Alkali ist und umgekehrt ; dies ist das Eine , ihre Entgegensetzung . Das Zweite ist , daß jede Seite auch an sich ist ihre Andere , so daß sie diese Totalität ist ihrer selbst und des Andern . Dies macht den Durst der Säure | nach dem Alkalischen und des Alkalischen nach der Säure . Die Säure kann nicht bestehen ohne das Alkalische und umgekehrt . Die Säure , wenn sie nichts Besseres hat , so macht sie sich milde an der Luft und so auch das Alkalische . – Dies ist der Trieb überhaupt , den wir denn im Leben vornämlich aufgehen sehen . Im chemischen Gegensatze ist eine jede Seite nur erst an sich das Andere ; die Säure ist nur äußerlich Säure , innerlich d . h . an sich ist sie auch alkalisch . Beide sind also ein und dasselbe , sie sind an sich das Neutrale . Etwas hat nur einen Trieb , Thätigkeit , in so fern es ein Widerspruch in sich ist . Dieser Trieb fängt hier an . Im chemi|schen Prozesse zeigt sich eine Analogie der Lebendigkeit ; der chemische Prozeß kann Einen so in Verwunderung setzen durch diese Regsamkeit von innen her . Wenn der chemische Prozeß sich fortsetzen könnte ,

5

10

15

20

25

30

1 Realität] Ab : wahrhafte Realität Az : wahrhafte Totalität 4–5 Gestalten . Die … an .] Ab : Gestalten , selbstständige Körper . Sie haben aber nichts in sich , was sich diesem Prozesse entziehen kann . Die Seiten sind hier realisirt als ruhende materielle Körper , Az : Gestalten , die Seiten sind 30 realisiert wie in der Electrizität 7 über die … sind .] Ab : über die zwei Seiten . | 14 ganze .] Ab : Ganze ; untrennbare Einheit beider Seiten . 22–24 das Andere ; … ist .] Ab : in ihrem Innern das Andere ist , nach der Seite der Existenz aber nur das Einseitige Eine . Das Ansich ist noch kein körperliches Daseyn . An sich sind beide Seiten das Ganze , aber sie sind da als das Eine . Daher der 35 unendliche Trieb , der nur da ist , wo Widerspruch in sich selbst ist . 27 fortsetzen könnte] Ab : 35 2 dirimirt] so AbAz Ue : Textlücke er] Ue : es 4 dirimirt] so Ab Ue : Textlücke 5 Er] Ue : Es 11 differenzirt ,] so Ab Ue : Textlücke 14 Alkali] Textlücke ausgefüllt von BA 17 Durst] so Ab Ue : Dunst aus 25 Analogie] so Ab Ue : Textlücke

physik

5

10

15

20

397

so würde er das Leben sein . Es liegt deswegen auch so nahe , das Leben chemisch fassen zu wollen , wie man dies vornämlich in neuerer Zeit gethan hat . – Ferner ist zunächst die Endlichkeit des chemischen Prozesses näher zu fassen ; der absolute Prozeß ist dieser : die Einheit , welche sich dirimirt , so daß die Diremtion und die Ineinssetzung des Unterschiedenen schlechthin untrennbar sind . Das ist der absolute Prozeß überhaupt . Hier im chemischen Prozesse zerfällt diese Thätigkeit noch in zwei Seiten ; die Natur hält sich hier noch als geschieden . Das Eine Mal wird angefangen von Unterschieden ; so z B . von Metall . Hier ist die Gleichgültigkeit der beiden Seiten vorausgesetzt und diese treten in Spannung gegen einander und reduciren sich zum Neutralen ; so die Einheit das Resultat . Das andere Mal aber wird von der Einheit angefangen und diese wird getrieben zur Diremtion . Diese zwei Seiten fallen im chemischen Prozesse aus einander . Ein neutrales Produkt ist todt ; daß es wieder belebt wird , ist ihm gleichgültig und dies geschieht auf eine ihm äußerliche Weise . – Mit dieser Bestimmung der Endlichkeit hängen denn noch andere zusammen . – Jeder chemische Prozeß ist denn doch auch wieder die Totalität , nur ist er dieses auf eine formelle Weise , z . B . wenn | wir von Verbrennen sprechen , welches im chemischen Sinn überhaupt oxydiren heißt , so ist hier die Diremtion das Ende . Bei solcher Diremtion nun kommt auch eine Neutralisirung vor , aber nur auf abstrakte , formelle Weise . Bei allem Verbrennen wird auch Wasser erzeugt . Umgekehrt bei den Prozessen wo das Neutrale das Ende ist , | wird auch differenzirt , bei aller Neutralisation wird das Differente gesetzt . So werden bei aller Neutralisation auch Gasarten

258Ue

356vAb

25

25

30

30

35

fortsetzen durch | Selbsterhaltung 3 Ferner] Ab : Das 2te was bemerkt werden kann , 4 der absolute … Einheit ,] Ab : Der chemische Prozeß ist noch nicht Lebensprozeß , wo die Einheit 6 absolute Prozeß überhaupt] Az : Thätigkeit der Idee als solcher 7–8 Das Eine … angefangen] Ab : Es sind im chemischen Prozeß 2 . Hauptbewegungen : 1 . , daß an|gefangen wird 9 Spannung] Ab : Spannung und realen Prozeß 11 angefangen] Ab : angefangen wird , von einem Neutralen , Gleichgültigen , 12–14 Diremtion . Diese … Weise . –] Ab : Diremtion . Dies ist Tod . Der neue Anfang muß durch andere Mittel wieder hervorgebracht werden von Aussen , daß das was Eins ist wieder zu einen Gegensatz dirimirt wird . / Das ist die Endlichkeit des chemischen Prozesses überhaupt , daß diese beiden Seiten aus einander fallen die im lebendigen Prozesse nur | Eins sind . / Die beiden Seiten können ein gleichgültiges gegen einander seyn ; das Gleichgültige wird begeistert oder in 2 . Begeisterte aus einander getrieben . 18 oxydiren] Ab : begeistert , dirimirt 21 differenzirt ,] Ab : differenzirt , aber auf eine abstracte Weise .

35 4 dirimirt] so AbAz

Ue : Textlücke 4–5 die Diremtion] so Az Ue : sie Textlücke 7 hält von BA aus hat 12 Diremtion] Textlücke ausgefüllt von BA mit : Differenz 13 es] Ue : er 17 Verbrennen] Textlücke ausgefüllt von BA 18 Diremtion1] so Ab Ue : Textlücke Diremtion 2 ] so Az Ue : Textlücke 21 differenzirt] Ue : Textlücke 34 differenzirt] Ab : differengirt

355rAb

355vAb

356rAb

398

104Az

357rAb

259Ue

357vAb

358rAb

26 . 2 . 22

nachschrift uexküll · 1821/22

ent wickelt ; | dies ist das Setzen der Diremtion gleichfalls auf eine nur formelle Weise . – Der chemische Prozeß hat verschiedene Stufen , Durchgangsmomente . Die Idee des Prozesses ist eine Totalität von Stufen , deren jede selbst Prozeß ist . Jede Epoche repräsentirt das Ganze . Das Körperindividuum durchläuft nun überhaupt diese verschiedenen Stufen . Zur Endlichkeit des chemischen Prozesses gehört nun ferner , daß eben | den verschiedenen Stufen dieses Prozesses die Besonderheit der körperlichen Individualität angehört . Die oberflächliche Spannung , welche die Electricität hat , steht noch in so geringer Beziehung auf die Besonderheit des Körpers , daß der kleinste Umstand hinreichend ist , das Positive in Negatives zu verwandeln und umgekehrt . Erst im chemischen Standpunkte treten die Prinzipien für die Besonderung der Körper ein ; der Körper ist das wesentlich was die Beziehung der Stufe ist , der er angehört . Das macht die besondere Natur des Körpers aus . Der chemische Prozeß als dieser vollständige Umlauf der individuellen Körperlichkeit , enthält | so also verschiedene Stufen . Die Besonderheit jeder Stufe verkörpert sich und die eigenthüm liche Besonderheit des Körpers ist die chemische Salbe , welche ihn im Ganzen einreibt . Jeder Körper kann | denn auch an ihm selbst das Ganze darstellen , aber dies ist mehr oder weniger etwas Formelles . Allgemeine Stellung des chemischen Prozesses . Der chemische Prozeß ist die Totalität des Lebens der unorganischen Individualität überhaupt ; Magnetismus und Elektricität sind nur abstrakte Seiten des chemischen Prozesses . Jeder chemische Prozeß ist so auch magnetische und elektrische Thätigkeit . Beide unterscheiden sich aber nicht nach dieser Besonderheit am chemischen Prozesse . Der Magnetismus ist , wie wir sehen , die untrennbare Einheit der Gegensätze ; das ist der | chemische Prozeß auch , zugleich aber sind dessen Seiten auch ganze Körper individualitäten , wie bei der Electricität . – Der chemische Prozeß ist also die Einheit dieser beiden Momente ; diese können nun auch an ihm unterschieden hervortreten und dies geschieht , wenn der chemische Prozeß nicht seinen gesättigten Verbrauch hat und nicht zur eigentlichen Vollendung kommt . – Diesen

5

10

15

20

25

30

3 Der chemische … hat] Ab : Das 3te ist , daß der chemische Prozeß überhaupt , wie hieraus erhellet , 20 Allgemeine] Az : 2 6 F e b r u a r . A l l g e m e i n e r e 27 Körperindividualitäten , wie … Electricität . –] Ab : Individualitäten für sich . Die beiden Seiten aber die sich im elektrischem Prozesse als selbstständig erhalten geben hier ihre Selbstständigkeit auf und gehen in die Einheit 35 über . Der chemische Prozeß enthält also jene abstracte Momente nicht ausgeschieden aus sich . 35 1 Diremtion] so Ab Ue : Textlücke 5 repräsentirt] so Ab Ue : Textlücke 7 den … die] so AbAz Ue : die … der 17 ihn] Ue : es 24 am chemischen] Ue : an ihnen . 31 hieraus] Ab : hier aus 32 2 6 F e b r u a r . in Az am Rande

physik

5

10

15

20

25

399

Fall müssen wir vornämlich bemerken an der allgemeinen Individualität der Erde . – Indem der chemische Prozeß der Prozeß der Individualität der Erde ist , so ist er Prozeß an einer allgemeinen Individualität , welche sich selbstständig erhält . Hier kommt der chemische Prozeß nicht zum vollständigen Verlauf seiner Thätigkeit ; das | Erdindividuum ist nicht ein solches , welches sich an einem Andern neutralisirt . Die Erde verhält sich in Beziehung auf Anderes durchaus als selbstständig . Der chemische Prozeß , wie er am Erdindividuum ist , ist der meteorologische Prozeß , den wir gesehen haben . Dies ist ein Prozeß der physikalischen Elemente . – Der chemische Prozeß existirt hier nur auf abstrakte Weise . So kommen auch die abstrakten Momente des Prozesses hier zum Vorschein ; so der Magnetismus und die elektrische Spannung . Der Magnetismus und die Electricität sind nicht ein Erstes , sondern sie sind erst gesetzt durch den allgemeinen Prozeß der Erde selbst . Der Magnetismus an der Erde , der die einzelne Magnetnadel bestimmt , ist so auch etwas Wunderliches , welches vom innern Prozeß der Erde und auch vom atmosphärischen Prozeß abhängt . Die letzten englischen Reisenden nach dem Nordpol haben gefunden , daß die Magnetnadel in jenen Gegenden etwas ganz Unsicheres wird . So bei dichtem Nebel hat die Magnetnadel alle Thätigkeit verloren . Die elektrischen Erscheinungen , Gewitter , Nordlichte pp sind denn auch etwas Unbestimmtes . Man hat denn eben so | gut auch Nordlichter gegen Mittag hin erblickt , so daß sie gar nicht fi x gegen Norden sind . – Der einen Entdeckung , daß am chemischen Prozesse auch die Electricität hervortritt , wurde schon erwähnt ; eben so , daß die chemische , und elektrische Determination auch eine magnetische De|ter mination mit sich führt und zum Vorschein bringt . | Diese Abhängigkeit ist vornämlich das Verkündigen in diesen neuern Entdeckungen . Die magnetische Richtung ist , wie frü-

2 Erde . –] Ab : Erde . Der chemische Prozeß muß unterschieden werden als all|gemeine Individualität und als Prozeß der besondern Individualität . 8–11 Dies ist … Spannung .] Ab : auch eine physikalische Materie , die aber noch nicht individuelle Körperlichkeit ist . / Der Prozeß ist , weil 30 das Individuum sich ausser ihn erhält , nur ein Prozeß der physikalischen Elemente . Die abstracten 30 Momente | seines Begrifs kommen daher auch an der Erde zur besondern Erscheinung , so der Magnetismus und die Electricität . Diese kommen nur zu Erscheinung weil der chemische Prozeß der Erde nicht seinen vollständigen Verlauf hat . 20–21 Mittag hin … sind . –] Ab : Mittag gesehen (südlich von England , südlich von Spanien)[ .] Das Hervortreten der Electricität und des Magnetismus sind also nur Momente des höhern totalen Prozesses und von diesem abhängig . 21 Prozesse] 35 Ab : Prozeß , als galvanischer , Az : Prozeß besonders beym galvanismus 24 Vorschein bringt .] Ab : Vorschein . Diese Abhängigkeit beider Momente von der chemischen Totalität ist die Hauptsache . 4 Verlauf] so AbAz Ue : Verbrauch 6 neutralisirt] so AbAz daß auch 28 Körperlichkeit ist] Ab : Körperlichkeiten sind Ab : zu welchem

Ue : individualisirt 22 daß] Ue : 31 und die] Ab : in der 35 als]

260Ue

359vAb

261Ue

358vAb

359rAb

400 105Az

360rAb

360vAb

262Ue

361rAb

361vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

her bemerkt wurde , eine lineare Richtung ; die elektrische Thätigkeit , weil sie ein anderes Moment ist , stellt sich in einer andern räumlichen Richtung ; beide Thätigkeiten sind so aber auf den Raum bezogen einander entgegen gesetzt und ihre Rich|tungen gehen über das Kreuz . – Die Erde ist so also ein Individuum , aber selbstständiges Individuum , und so zeigt sich der chemische Prozeß nur als ein Prozeß der Elemente . Die Erde ist denn auch besonderes Individuum gegen die andern Himmelskörper . Ihr Prozeß kann auch in dieser Hinsicht unter den Gesichtspunkt eines chemischen Prozesses gebracht werden , aber dieser Prozeß ist ein Vergangenes . Dieser Prozeß hat aufgehört . Es kommt hier nicht mehr zum Untergange der selbstständigen Gestaltungen . Zum reellen chemischen Prozeß kommt | es nur an den besondern körperlichen Individualitäten . Es geschieht so , daß die selbstständig erscheinenden Gestalten sich zum Neutralen bestimmen und diese wieder dirimirt werden . Dieser endliche Prozeß ist einerseits untergeordnet dem allgemeinen Prozeß der irdischen Individualität ; andererseits steht er aber auch höher , denn er ist die nächste Stufe zum Leben . Der lebendige Prozeß hat wesentlich diese Bestimmung , daß kein Glied eine selbstständige Gestalt | für sich hat , sondern daß das was wir Theil nennen , wesentlich Glied ist , d . h . sein Bestehen nur hat in der subjektiven Einheit , welche die wirkliche ist . Am Prozeß der Erde wird fortgegangen zur Selbstständigkeit und darum ist dieser Prozeß ein Abstractes . Der besondere chemische Prozeß ist darum ein Tieferes , | weil die Wahrheit der besondern Körperlichkeit hier wirklich wird . – Es ist unterschieden worden der Prozeß der Elemente und der Prozeß der besondern Körper individua litäten . Die letztern sind nicht nur besondere , sondern sie gehören auch dem allgemeinen Elemente an ; das Element ist hier Allgemeines ; indem sie als Besondere im Prozeß sind , muß deshalb auch jener allgemeine Prozeß an ihnen zur Erscheinung kommen . – Alle chemischen Processe hängen so auch mit dem Prozeß der Erde überhaupt zusammen . So z B . der galvanische Prozeß ; dieser wird auch bestimmt durch die Jahres- und durch die Tageszeiten . Besonders | gilt denn dies von den elektrischen und von den magnetischen Seiten dieses Prozesses . Man hat diese periodischen Veränderungen sehr genau beobachtet . Etwas der Art ist auch am chemischen Prozesse bemerkt worden . Ritter

5

10

15

20

25

30

4 Kreuz . –] Ab : kreuzen sich . Süd-Nord ist die Richtung des Magnetismus ; Ost-West der Electricität . Freilich kann aber die Richtung durch Gewalt einander entgegengesetzt werden . Beide durchkreuzen sich aber immer . 9 Vergangenes .] Ab : vergangener chemischer Prozeß der Diremtion . 35 Die Glieder die dirimirt sind halten sich auf dieser Stufe fest und gehen nicht zur Neutralität vor . 35 21–22 wird . –] Ab : wird , indem sie nach Einheit streben und diese erreichen und darin untergehen . 1 eine lineare] so Ab Ue : Textlücke 13 dirimirt] so Ab Ue : Textlücke Mehrheit 29 magnetischen] Ue : organischen vgl . Ab : Magnetismus

21 Wahrheit] so Ab Ue :

physik

5

10

15

20

25

30

401

hat besonders viele Versuche darüber angestellt . | Viel hat sich darüber allerdings nicht gefunden , aber wenigstens ein Beginnen der Periodicität . Dieser Zusammen hang ist mehr ein entfernterer , nicht ein solcher , daß die Elemente als solche in den Prozeß einträten . Dieses Zweite ist wesentlich an jedem chemischen Prozesse . Wir haben in Ansehung der besondern Eigenschaften der Körper schon gesehen , daß dies einerseits Eigenschaften sind , andererseits aber auch Materien und so in Beziehung stehend auf das allgemeine Naturelement . So kommt auch bei jedem chemischen Prozesse die Wirksamkeit der | allgemeinen Elemente vor . Indem im chemischen Prozesse die besondern Qualitäten verändert werden , so wird damit auch gesetzt eine Veränderung , eine Beziehung in Rücksicht auf die allgemeinen Elemente . – So ist also das Licht wirksam und tritt auch hervor ; eben so ist das Wasser theils wirksam , theils ist es Produkt . Eben so das Feuer . Die Berührung besonderer Körper , setzt zunächst nur das elektrische , oberflächliche Verhältniß ; zu ihrer reellen Vermittelung ist ein Drittes nothwendig . Dies Dritte ist weder das Eine noch das Andere , zunächst ein Abstraktes überhaupt ; ein solches Drittes ist das Elementarische überhaupt ; also namentlich Wasser , oder es ist die Luft . So ist also , daß indem jeder Prozeß | ein Prozeß von particularisirten Körpern ist , auch das Allgemeine dieser Particularisation erscheint . Dies ist ein Verhältniß , welches sehr wohl zu beachten ist . Man hat beim einzelnen chemischen Prozeß eine ganze | Menge Seiten , welche unterschieden werden können ; und dieses concrete Ganze muß man wohl unterscheiden , von welcher Art die Materialitäten sind , die dabei wirksam sind , und man muß denn nicht alle die verschiedenen Materien , die dabei concurriren , auf gleiche Stufe setzen . – Der Prozeß des Element tritt also auf am chemischen Prozesse , Verhältniß zur Luft , zum Licht , zum Wasser , zum Feuer . – Verschiedene Formen des chemischen Prozesses . Dieser ist | eine Totalität des Verlaufs . Sein ganzer Verlauf besteht aus mehreren Arten von Thätigkeit ; ein jeder solcher besondere Verlauf ist auch wieder selbst ein Prozeß und die Totalität 6 Eigenschaften] Ab : Bestimmungen des Subjects

7 und] Ab : und 3 . , 16 Drittes] Ab : Dritte , Az : abstractes worin sie ihre Differenz entwickeln können , Wasser ,] Ab : Wasser worin sich die particularisirten Materien auflösen , 17 Luft .] Az : Luft , das Feuer . 18 Particularisation erscheint .] Ab : Particularisation , das Elementarische erscheinen als wirksam oder als bestimmt werdend . Az : auch das Elementarische erscheint als wirksam oder bestimmt . – Der elementarische Prozeß ist vorhanden an dem individu35 ellen chemischen Prozeß . 23 setzen . –] Ab : setzen . / So viel über die allgemeine Stellung des chemischen Prozesses .

30 Abstracte , Reale , Physikalische , worin sie sich vermitteln ,

2 Periodicität .] so Ab Ue : Textlücke 15 Andere] Ue : Dritte 21 und] Ue : um 23 concurriren von BA aus concentriren 24 auf] Ue : auf ein 26 Dieser] Ue : Dieses 27 Verlaufs] so Ab Ue : Verbrauches Verlauf] so Az Ue : Verbrauch 28 Verlauf] Ue : Verbrauch

263Ue

362rAb

362vAb

264Ue

363rAb

402

363vAb 265Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

des chemischen Prozesses ist so sein System von besonderen Weisen des Prozesses . Diese sind jetzt zu betrachten ; sie sind selbst ganze Prozesse , sie haben eine Bewegung , ein Resultat und ersterben dann . Jeder solche einzelne Prozeß ist so Moment in der Idee des ganzen Prozesses , aber auch das Ganze kommt auf abstrakte Weise an ihm zum Vorschein . Wenn also eine Stufe des Prozesses ein Salz zum Produkt hat , so ist dies ein vollständiges Neutrales ; beim Verbrennen durch Feuer , ist das Resultat keine solche concrete Neutralität . Diese kommt denn etwa vor in der abstrakten Form der Neutralität nämlich als Wasser . – Körper die zu einer Klasse gehören , gehen eine Verbindung mit einander ein , die keine bloße Vermischung ist ; | ihre Differenz gegen einander erleidet eine Modifi kation in ihrer Verbindung . Synsomatien (von Winterl so genannt) es sind | dies Verbindungen von Metallen mit einander , oder von Säuren , Kali pp die nicht in eigentlicher Differenz stehen . Diese Verbindungen sind aber ein ganz formeller chemischer Prozeß zu achten . Bloße Vermischungen sind sie nicht , denn die specifische Beschaffen heit derselben erleidet durch die Verbindung eine Veränderung . Gold und Silber zusammen geschmolzen ; das Volumen verändert sich hier mehr oder weniger (Erinnerung an die Geschichte von Archimedes der die Täuschung eines Goldschmiedes entdeckte , dem Hiero eine Krone zu machen aufgegeben hatte) ; gewöhnlich wird angenommen , Archimedes habe vorausgesetzt , Gold und Silber zusammengeschmolzen behielten ihr Volumen bei ; dies ist aber nicht der Fall ; die specifische Schwere wird geändert . Weingeist und Wasser unter einander gemischt ; das Produkt wird weniger am Volumen . Auch die Härte erleidet dabei eine Modifi kation ; Metalle , welche einfach weicher Art sind , werden härter in Verbindung mit andern . Metalle , die für sich wenig schmelzbar sind , werden

5

10

15

20

25

106Az

364rAb

5 Vorschein .] Ab : Vorschein ; indem die Momente des Ganzen an jedem dieser Prozesse vorhanden sind . Es kommt aber auf die mehr oder weniger concrete Beschaffen heit des Productes an . Az : Erscheinung . | Die Stufen müssen wir uns nach dem realen körperlichen Producte bestimmen . 12–13 Metallen mit … stehen .] Ab : Metallen und dergleichen die specifi sche Bestimmung der besonderen Körper . 15 Veränderung .] Ab : Veränderung die oft sehr beträchtlich ist . 16 Silber] Ab : Silber oder Silber und Kupfer 16–17 das Volumen … weniger] Ab : so bleibt das Gewicht dasselbe was die einzelnen Theile hatten , aber das Volumen verändert sich Az : so verändert sich das Volumen im Verhältniß zur spezifi schen Schwere . 17 Erinnerung an … Geschichte] Az : berühmte Anecdote 19–20 gewöhnlich wird … bei ;] Ab : Archimedes hat vorausgesetzt , daß | die Summe der Volumina gleich den einzelnen Voluminibus ist . 22 gemischt ; das … Volumen .] Ab : gemischt von jedem ein Quart , geben beide zusammen nicht mehr 2 Quarten . dabei] Ab : durch die specifi sche Schwere

25

30 30

35 35

1 besonderen Weisen] so Ab Ue : besonderer Weise 3 ein] Ue : eine 4 Idee] so AbAz Ue : Textlücke 5 ein Salz] Ue : einen Satz 10 Modifi kation] so Ab Ue : Textlücke 11 Synsomatien] Ue : Textlücke Winterl] Ue : Textlücke 17 Archimedes] so AbAz Ue : Textlücke Täuschung] Ue : Textlücke 19 Archimedes] Ue : Textlücke 40

physik

5

10

15

20

25

403

leicht schmelzbar in Verbindung mit Andern . – Eben so mit der Säure , Königswasser , eine Zusammensetzung von Salpetersäure und Salzsäure löst das Gold auf , während die erstere Säure allein das Gold gar nicht und die letztere es nur wenig auflöst . – Der eigentliche Prozeß nun aber setzt einen bestimmten Gegensatz voraus und dieser begründet denn ein mehr specificirtes Produkt als das solcher Synsomatien . – Die erste Seite ist die Entstehung des Gegensatzes , der Weg | der chemischen Beziehung der Begeistung . Das unmittelbare Produkt ist denn das Neutrale . – Der andere Weg ist die Auflösung des Neutralen zurück in das Erste , wovon wir den Ausgang zu nehmen haben . – Das Eine ist also der Ausgang vom Indifferenten zum Begeisterten und der Prozeß dieses begeisterten Gegensatzes , und das Zusammenfallen in das Neutrale . Es sind in diesem ersten Gange drei Formen zu unterscheiden . Die erste ist der Galvanismus ; hier wird der Ausgang gemacht von | ganz gleichgültigen , indifferenten Körpern . Durch diese wird denn die Thätigkeit der Differenz hervorgebracht . Die zweite Form ist der Feuerprozeß , wo die Thätigkeit des Differenten , die chemische Aktivität für sich existirt ; das Feuer als solches ist zunächst ein Elementarisches , Abstrakt , das Produkt desselben . Die Säure und das Kaustische , Alkalische . Das Dritte ist denn der Prozeß solcher differenten , begeisterten , die nun Säuren sind und kaustisches Kali . Dieser Prozeß reducirt sich denn unmittelbar zum Neutralen . – Bei dem Galvanismus ist also der Ausgang von indifferenten Körpern überhaupt . Wir haben hier zunächst vor uns ein | Unmittelbares , gleichgültig für sich Existirendes . Dies ist das noch Unbegeisterte , Indifferente (§ 251)[ .] Der chemische Prozeß hat seine Produkte zu seiner Voraussetzung . Im Anfang ist nur Unmittelbares , Verhältnißloses ; das Verhältniß enthält Beziehung auf Anderes ; dies ist hier | noch nicht vorhanden . – Dieses Unmittelbare erscheint nun nur als Unmittelbares , und es

1–4 Eben so … auflöst . –] Ab : So entsteht auch durch Vermischung von Säuren eine solche Veränderung . Die besondere Wirksamkeit verliert sich nicht ; aber es ist irgend eine Veränderung in Rücksicht auf specifische Schwere , | Härte , Schmelzbarkeit , die dadurch entsteht . 4 bestimmten Ge30 gensatz] Ab : bestimmtern Gegensatz und eine bestimmtere Thätigkeit 6 Die] Ab : Diese näheren 7 chemischen Beziehung … Begeistung .] Az : chemischen 30 Formen sind kurz durchzugehen . / Die Differenzierung , Begeistung . 16–17 Elementarisches , Abstrakt , … desselben .] Ab : Elementarisches . Sein Product die Verleiblichung des Feuers oder die Begeisterung der materiellen Körperlichkeit zur 18 die nun … Kali .] Ab : einerseits Säuren , andererseits kaustisches Kali . 22–23 Der chemische … Voraussetzung .] Ab : Das Indifferente ist die Voraussetzung des chemischen Prozesses . 35 35 2 löst] Ue : läßt

5–6 solcher Synsomatien] Ue : solches Textlücke 7 der Begeistung] Ue : Textlücke 8 Neutralen] so Ab Textlücke ausgefüllt von BA mit : Differenten das] Ue : die 17 Kaustische ,] Ue : Textlücke vgl . Ab : Kaustischen , 18 differenten] Ue : Textlücke kaustisches] Ue : Textlücke 23 Im Anfang] Ue : In Textlücke vgl . Ab : Der Anfang 25 erscheint] Ue : nun erscheint 33 andererseits] Ab : andererseits begeisterter ,

266Ue

365rAb

365vAb § 252

267 Ue

364vAb

404

366rAb

§ 253

268Ue

367rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ist wesentlich Produkt ; die Unmittelbarkeit ist nur ein Gesetztes (vid : §)[ .] Der Körper , in dem die specifische Schwere die Haupt Bestimmung ausmacht , ist der erste unmittelbare Körper . Die Metallität ist diese Gediegenheit . Metalle sind diese Gleichgültigen ; Erden sind nicht so gleichgültig ; diese sind schon Oxyde . Das Metall macht also den eigentlichen Anfang ; ist bestimmt , zunächst nur verschieden zu sein von einem Andern durch die Vergleichung . Seine Bestimmtheit erscheint so nur als Bestimmtheit gegen Anderes nur in der Reflexion eines Andern , und es ist noch nicht selbst an sich unterschieden . – Die Metalle sind also zunächst nur verschieden von einander ; sie sind es in unserer Reflexion ; wir beschreiben sie betrachten ihre Farben pp[ .] Das Zweite ist denn , daß sie nicht blos für uns so verschieden sind ; indem sie sich berühren , so unterscheiden sie sich selbst von einander ; jedes setzt seine Besonderheit gegen die des Andern , sie treten in eine lebendige Aktion gegen einander . Daß dies geschehen kann , dazu ist ihre Metallität in so fern eine Bedingung als die Metallität überhaupt die Continuität in sich ist . Die Berührung scheint zunächst etwas blos Mechanisches zu sein ; indem sie sich berühren , so setzt sich als eine Idee die Bestimmtheit des Andern und so entsteht ein Widerspruch . Bedingung dieser Mit thei lung ist also die Continuität der Metalle , diese immanente Flüssigkeit , wodurch sie auch in Rücksicht auf die Electricität zu Leitern werden . – Es ist jedoch zu be|merken , daß der galvanische Prozeß nicht eingeschränkt ist auf die Bedingung , daß es Metalle sind , die sich zu einander verhalten . Kohle , ein verbranntes Vegetabilisches , ein solches , in dem die vegetabilische Eigenthümlichkeit vernichtet ist , hat so auch einen metallischen Charakter . Auch | Säuren können in dies galvanische Verhältniß gesetzt werden , vermischt dürfen sie dabei nicht werden . Langsam die

5

10

15

20

25

366vAb

4 Gleichgültigen ; Erden … Oxyde .] Ab : Gleichgültige , von dem daher auszugehen . Das Metall ist das vollkommene Indifferente (Erden nicht mehr .) Es ist das in sich Beruhende | 13 Daß dies geschehen] Ab : Daß die Differenz eines jeden sich in die des Andern setzen 16–18 berühren , so … Continuität] Ab : berühren setzen sie die Bestimmtheiten eines Jeden in das Andere . Damit entsteht ein Widerspruch , ein Confl ict und eine Thätigkeit . Ihre Be|sonderheiten mit thei len zu können , dazu ist ihre Continuität , 19 Leitern werden . –] Ab : Leitern der Electricität)[ .] Sie sind nicht spröde . Die in ihnen gesetzten Bestimmungen theilen sich als Ganze mit . Kommen 2 . Metalle zusammen , so theilen sich ihre gegenseitigen Bestimmungen mit . / So entsteht der galvanische Prozeß , 23 metallischen Charakter] Ab : indifferenten Character , wie Metall Säuren] Ab : Säuren und andere verschiedene Körper 24–405,1 Langsam die … gegossen .] Az : wenn man 2 Schichten von verschiedener Dichtigkeit auf einander bringt 5 bestimmt ,] Ue : Textlücke 10 beschreiben] Ue : Textlücke MP : wägen 18 immanente] Ue : Textlücke vgl . Az : in ihnen selbst 19 Leitern] Ue : Textlücke 21–22 Kohle , ein … Vegetabilisches] Ue : Kohlen , ein Textlücke Magnetisches vgl . Ab : Kohle , das verbrannte Vegetabilische 23 Säuren können] Ue : Säure kann 31 als Ganze] Ab : d . Ganzen

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

25

405

einen auf die andern gegossen . Seifenwasser und gewöhnliches Wasser durch Zinn in Verbindung gesetzt ; das Seifenwasser mit der Zunge , das andere mit der Hand berührt , so wird die Kette geschlossen und die Geschmacksorgane werden dabei afficirt ; auch ein Funke , ein Leuchten im Auge kann dabei entstehen . – Es brauchen denn auch nicht verschiedene Metalle zu sein , welche in Thätigkeit gegen einander sind . Humbolds Bestreichen mit bloßen Zinkplatten , zum Theil heiß , zum Theil kalt . Eben so mit lauter Kupferschaalen . Wenn der Körper , in dem sich die Aktion zeigen kann , sehr empfindlich ist , | so kann die Differenz noch | viel feiner sein (Muskeln , Nerven) . – Die eigentliche Thätigkeit des galvanischen Prozesses besteht nun darin , daß die Besonderheit des Einen Metalls sich in die Besonderheit des Andern setzt ; dies ist nun ein Widerspruch . Damit ist Thätigkeit eingeleitet . Das Weitere ist nun , daß diese Thätigkeit zum Vorschein muß kommen können ; dazu gehört nun ein Drittes . Dies ist Neutrales überhaupt , Wasser . Eine einfache galvanische Kette besteht also aus zwei Metallen ; diese verschiedenen Metalle sind nun nicht in gleichem Grade | different gegen einander . Um eine wirksame Kette zu haben , muß man Metalle nehmen , die in starker Differenz gegen einander stehen . Reihe der Metalle in dieser Beziehung . Positive und negative Electricität ; Oxygengas und Hydrogengas . Nimmt man Zink und Gold oder da dieses kostbar ist , Silber oder auch Kupfer , so bringen diese Metalle gegen einander eine bedeutende Thätigkeit hervor . Zwei solche Metalle müssen sich also berühren ; damit ihre Thätigkeit zur Existenz komme , so muß ein Drittes Dirimirbares vorhanden sein . Dies ist Wasser überhaupt ; anstatt des Wassers nimmt man denn auch zur Vermehrung der chemischen Energie eine Säure oder ein anderes chemisches Getränk . – Galvani hat eine solche eigenthüm liche Wirksamkeit zunächst am Lebendigen und zwar an Fröschen entdeckt . – Mit dem einen Ende eines Silberdraths die Nerven berührt , mit dem andern die Schenkel , so entstehen lebhafte Thätigkeiten . Nerven und Muskel sind also

6–7 Humbolds Bestreichen … kalt .] Ab : Humbold hat Säulen blos von Zink gemacht , so daß die eine Platte heiß , die andere kalt war , 9 feiner] Ab : geringer 17–18 starker Differenz … Hydro30 gengas .] Ab : große Differenz haben , und also größere Fähigkeit in Rück|sicht auf den Galvanismus zeigen , so daß an dem einen Negatives , am andern Positives ist , an einem Oxigen , am andern Hydrogen-Gas sich entwickelt . 21 berühren ;] Ab : berühren . Da ist ihre Thätigkeit eingeleitet . 24 Galvani] Ab : Man nennt diese Thätigkeit Galvanismus nach dem Italiener Galvani , der diese Erscheinung aber noch nicht auf die Weise erkannt hat , wie nachher Volta , der diese | Erscheinung 35 auf die einfache Form zurückgebracht . Galvani 27–406,1 Nerven und … gebrachten .] Ab : Die beiden vorausgesetzten Seiten sind hier Nerv und Muskel . Diese werden in Verbindung gebracht als

367vAb 107Az

269Ue

30

14 Kette] so Ab Ue : Kälte 16 Kette] so Ab Ue : Kälte 18 Oxygengas] Ue : Oxygenges Hydrogengas] Ue : Hydroganges 22 Dirimirbares] so AbAz Ue : Textlücke 30 Galvanismus] Ab : Galsvanismus 32 Da] Ab : Das

368rAb

368vAb

406 369rAb

270Ue

369vAb § 254

370rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

hier die mit einander in Verbindung gebrachten . Volta hat denn Muskel und Nerve weggeworfen und Metalle an deren Stelle gesetzt . Galvanische Batterie . Jedes einzelne solcher Paare von Platten setzt die entgegengesetzte Thätigkeit ; und eine ganze Anzahl solcher Paare von Platten summiren die entgegengesetzten Thätigkeiten ; so daß denn an einem Pole die Summe aller Negativen und am andern die Summe aller positiven Thätigkeit erscheint . – Die galvanische Thätigkeit besteht also darin , daß Verschiedene in Beziehung auf einander gesetzt werden , so daß | das Eine sich im Andern setzt , welches ein Widerspruch ist . Die Differenzen sind nun zunächst die Differenzen der beiden verschiedenen Metalle , so sind diese Differenzen noch nicht gesetzt an ihnen . Die Aktion besteht nun darin , daß diese Differenz gesetzt wird , zur Existenz | kommt . Zu einem neutralen Produkt kann es noch nicht kommen , denn es sind noch keine existirenden Differenzen vorhanden . – Die zweite Bestimmung ist nun , daß jene Differenzen als zur Existenz kommend , abstrakt sind ; sie sind nicht selbst Körper , sondern abstracte Bestimmtheiten . Die Frage ist nun , welche Form können die Differenzen haben , welche zur Existenz kommen sollen . Es sind dies die Abstraktionen , welche , in so fern sie für sich existiren , als Luftigkeit , als Gasarten zur Anschauung kommen . An dem Körper gesetzt sind | diese Differenzen das was man die Oxydation und Hydrogenisation des Körpers nennt . Ein Oxyd ist im Metalle , zu dem aber etwas hinzugekommen ist[ .] Das Hinzugekommene aber , indem es abgetrennt wird , hat nur die ganz abstrakte Existenz , als ein Luftiges , Gasförmiges . – Ferner ist bemerkt worden , daß das Wasser das vermittelnde Neutrale ist zu solchen Differenten ; in diesem beziehen sich diese Differenzen erst aufeinander . Eine blos elektrische Differenz kann wohl zur Exi-

5

10

15

20

25

verschiedene , selbstständig gegen einander existirende . Das Metall ist das Leitende hier bei der eigenthüm lichen Bestimmtheit , die es leitend in sich aufnimmt und gewähren läßt , welche Thätigkeit sich in Muskeln äußert . | 2 Galvanische Batterie .] Az : bekannt ist die Voltaische Säule , eine Batterie von Metallpaaren 6 positiven Thätigkeit erscheint . –] Ab : positiven und in der Mitte Indifferenz . 8–9 setzt , welches … ist .] Ab : gesetzt . Dieser Widerspruch als immanent bringt Thätigkeit hervor . 10 ihnen .] Ab : ihnen . Die Besonderheit des Metalls überhaupt ist zugleich verbunden mit der indifferenten Selbstständigkeit . 13 existirenden Differenzen vorhanden . –] Ab : differenten Materien . Die Differenzen welche die Metalle an sich sind werden an ihnen gesetzt . 16–17 Es sind … als] Az : Diese abstracten Differenzen können ihre Existenz nur in einer abstracten Form haben – als 18 kommen .] Ab : kommen . Dies ist die Form . 19 Hydrogenisation des … nennt .] Ab : Hydrogenation . Hier kommt das Elementarische zum Vorschein . 20 Metalle , zu … ist[ .]] Az : das Metall ist zwar verändert , spezifisch schwerer : 22 Ferner] Ab : 3 . , 23–24 in 1 Volta von BA aus Wolle 4 summiren] so Ab Ue : fundiren 5 Summe] so Ab Ue : Säure Summe] Ue : Seite 17 welche] Ue : welche wir 17–18 Luftigkeit] so AbAz Ue : Textlücke Hydrogenisation] Ue : Textlücke 26 leitend] Ab : leider

6 19

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

407

stenz kommen an Metallen , die mit einander verbunden werden ; aber so ist es blos elektrische Spannung . Damit aber der Prozeß ein Thätiges sei , so muß eine reelle Vermittelung durch das Wasser statt finden . Das Wasser ist nun also das , in welchem sich die Differenzen gleichsam auflösen . – Nun scheint es daß jedes Metall seine existirende | Differenz sich nähme aus dem Wasser , dieses zersetze , so daß der eine Theil des Wassers von dem einen und der andere Theil vom andern Metall an sich genommen würde . – Allein der Charakter des Wassers ist überhaupt die gleichgültige Neutralität ; das Differenzirende Belebende ist nicht als Neutrales , sondern es ist in der Luft . Sie haben wir begriffen als die positive Allgemeinheit . Die erregte Thätigkeit der Metalle also , daß sie ihre Differenz an ihnen zur Existenz bringen , muß das differenzirende Prinzip aus der Luft an sich nehmen . – Das Oxygene ist überhaupt das Begeisternde ; es wirkt eben sowohl im Metall als es auch das säurende ist . – An der Luft also bethätigt sich das | differenzirende Prinzip . Das Resultat ist denn die Oxydation einerseits ; indem aber diese Beziehung nicht ein Salz ist , so geht gleichzeitig eine Desoxydation vor , oder wo dies nicht geschehen kann , so entwickelt sich nur überhaupt das Hydrogene . – Ein Hauptpunkt ist , daß es nicht das Wasser ist , welches , wie man sich ausdrückt , zerlegt wird . Nach der nächsten Erscheinung gibt das Wasser den Stoff zu den abstrakten Differenzen dazu , daß die entgegengesetzte Bestimmtheit der Metalle zur Existenz kommt . Allein das Wasser ist das Neutrale überhaupt und die Luft enthält dagegen das differenzirende Prinzip der Metalle in sich . Dies entspricht den merkwürdigen Erfahrungen , welche über den Galvanismus

108Az 271Ue

371rAb

25 diesem … aufeinander .] Ab : worin sich diese Differenzen erst berühren können und erst zur Aeuße-

rung kommen .

2–4 Damit aber … auflösen . –] Ab : damit die Differenz thätiger werde , so muß

25 eine reale Mitte eintreten . Das ist die gleichgültige Neutralität des Wassers . / Im Wasser lösen sich

die Differenzen gleichsam auf , worin sie zur Wirksamkeit gegen einander kommen . Sie müssen ge|setzt werden , zur Existenz kommen . Az : aber zur chemisch-galvanischen bedarf es einer realern Mitte , das Wasser . Im Wasser lösen sich die Differenzen gleichsam auf , wie man die Salze im Wasser auflöst , damit sie auf einander wirken . Weiter müssen diese Differenzen gesetzt werden , zur Exi30 5–7 zersetze , so … würde . –] Az : zersetzt werde : Das Hydrogene , wenn es 30 stenz kommen . | keine Gelegenheit fi ndet , sich mit dem Metall zu verbinden , sey das frey fortgehende . 9–10 Luft . Sie … Allgemeinheit .] Ab : Luft , die indifferent erscheint , aber das schlechthin heimlich zehrende , fressende ist . 14 Oxydation einerseits ;] Ab : Oxydation der einen (angreifbaren) Seite , des Zinks namentlich , dagegen die entgegengesetzte Seite aushält . 18 wird .] Az : wird , ist schon oben be35 merkt worden . Cf § 251 , 252 u . 253 . 35

2 muß] Ue : ist 8 Differenzirende Belebende] so Ab Ue : Textlücke Lebende 11 ihnen] Ue : ihr differenzirende] so AbAz Ue : Textlücke 12 Begeisternde] so Ab Ue : Textlücke wirkt] Ue : Textlücke 14 differenzirende] Ue : Textlücke 15 Salz] Ue : Satz Desoxydation] Ue : Textlücke vgl . Ab : desoxydirt 18–19 gibt das … Differenzen] Ue : Textlücke das … Differenzen , 21 Metalle] Ue : Textlücke 35 Cf § … 253 . in Az am Rande 40 differenzirende] Ue : Textlücke

370vAb

408 371vAb 272Ue

§ 255

372vAb

273Ue 109Az

372rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

überhaupt gemacht worden sind . Davys Versuche . Wenn das Was|ser an einer Batterie völlig rein ist und die äußere Luft völlig abgehalten wird , so entbindet sich kein Gas in | dem Wasser , in welches die beiden Pole hineingehen . Es entsteht hier also keine Thätigkeit ; auch das Zink innerhalb der Säulen wird nicht angegriffen . Wird hingegen eine Säule in Oxygengas gestellt , so wird dadurch die Thätigkeit um so belebter (§ 251 .– 253 das hierauf sich Beziehende ; nicht so bestimmt angegeben als hier) . – Die zweite Form des chemischen Prozesses ist der Feuerprozeß ; dieser geht denn dazu fort , das Oxyd überhaupt zur Säure zu begeistern ; es kann ein Oxyd sein , aber auch ein Verbrennliches . – Metall , diese gediegene Indifferenz und das Spröde , Punktuelle , das Brennliche , zusammen , machen eine Art von Totalität aus , welche aber hier so häufig zum Vorschein kommt . Das Erz ist eine Vereinigung des Schwefels und Metalls . Sehr wenige Metalle fi nden sich gediegen . – Diese Sprödigkeit ist die reelle Möglichkeit des sich Entzündens . – (vid : § 254) . – Im ersten Prozeß haben wir auch eine Thätigkeit , eine Unruhe , ein Verzehren , aber nur so , daß ausgegangen wird von zwei an sich Differenten ; die Metalle sind verschieden von einander , indem ihre Verschiedenheit in Beziehung kommt , so ist hier das Prinzip gesetzt , welches wir Feuer nennen . Das Zweite ist nun , daß diese Thätigkeit , diese Unruhe in sich selbst für sich existirt , und so ist es das Feuer . Das Zweite ist also in so fern das Freiwerden der differenzirenden Thätigkeit ; dieses Feuer wendet sich nun nothwendig | zuerst auf ein solches das die Möglichkeit desselben ist . Das Feuer muß ein Material haben , an dem es sich erhalten und überhaupt zur reellen Existenz kommen kann . Diese Möglichkeit , an der es zur reellen Existenz kommen kann , ist das was wir das Verbrennliche überhaupt | nennen . Wenn im galvanischen Prozeß das Gediegene , Schwere der Anfang ist , so ist hier das Leichte der Anfang . Das Körperlich gemachte Feuer ist die Säure . | Das Feuer ist zunächst ein Elementares , Abstraktes , noch kein

5

10

15

20

25

1 Davys Versuche .] Ab : Davy’s Versuche sind in dieser Rücksicht wichtig . 6 253 das … nicht] Ab : 30 253 . wo jedoch die Luft als Prinzip der Differenziation nicht 12 so] Az : als Erz so 13–14 gediegen . – Diese … Entzündens . –] Ab : ausgediegen , die meisten als Erz . Das Metall hat die Tendenz , 30 sich in seiner Gediegenheit , mit sei|nem Gegensatz , dem Spröden , Ponctuellen zu vereinigen . Dieses enthält die Möglichkeit des Verbrennlichen . Az : gediegen . Das Metall hat die Tendenz , sich mit dem Spröden , Brennlichen zu einigen . Einerseits ist also das Brennliche , die Möglichkeit des Feuers , auf der andern Seite das Feuer – das Vermittelnde ist die Luft . 15 eine Unruhe , … Verzehren] Az : Feuer 17 in Beziehung] Az : im Wasser real an einander 20–21 Thätigkeit ;] Ab : Thätigkeit , die 35 wir im ersten Prozeß gesehen . 22 Feuer] Az : Feuer , diese abstracte Unruhe , 26 Das] Ab : Der Prozeß des Feuers ist sich zu verkörpern , sich zu gebären . Das 27 Elementares] Ab : Physikalisches 1 Davys] Ue : Duays 4 Säulen] Ue : Seiten 5 Oxygengas] Ue : Oxyganges den] so Ab Ue : Textlücke 29 Differenziation] Ab : Differengation

20 differenziren-

physik

5

10

15

20

409

Körper . Das Resultat nun des Feuerprozesses ist die Begeisterung zur Säure und das nächste Material , welches das Feuer hat , um sich zu verleiblichen ist ein eigentlich Verbrennliches , vornämlich der Schwefel . Es giebt denn noch andere solche Verbrennlichen , die auf andere Weise hier zur Säure getrieben werden können . Die Luft ist hier das | Vermittelnde , sie enthält an ihr das Prinzip der Begeisterung überhaupt . Durch das Feuer werden auf der andern Seite die Alkalien kaustisch brennend , stechend . – Neuere Versuche haben gezeigt , daß die sogenannten Erden nichts Anders sind als Oxyde , daß sie eine metallische Basis haben . Davy hat diese große Entdeckung gemacht und es ist ihm gelungen , Kali zu deoxydiren . Auch Potasche , Kalk pp sind so deoxydirt worden , daß die metal lische Grundlage zum Vorschein gekommen ist . Amalgama , welches zeigt , daß wenn das metallische Prinzip in einer Erde auch noch nicht allein darstellbar ist , es doch sich zeigte durch das Amalgama . – Solche Alkalien also können zum kaustischen Zustande durch das Feuer getrieben | werden . Ehe sie kaustisch werden , sind sie milde und dies besteht eigentlich darin , daß sie schon als Salze sind . Die Kausticität ist eben so wie die Säurung anzunehmen als eine Begeisterung durch Sauer stoffgas . – Die Säuren und die kaustischen Kalis sind von der Beschaffen heit , daß sie für sich thätig sind ; jedes derselben hat die Differenz an ihm selbst und ist so ein sich selbst Widersprechendes . Die Säure kann deswegen nicht existiren ; die | eigentlich concentrirte Säure ist nie ruhend ; sie hebt ihren Zustand selbst auf und geht als Rauch einen formellen Prozeß mit der Luft ein und neutralisirt sich an derselben . Der Zustand concentrirter Säure ist überhaupt ein gewaltsamer Zustand ; die Säuren fressen die Gefäße an . Das kaustische Kali

373rAb

373vAb

274Ue

25

1 Körper .] Ab : Körper . Es braucht allerdings ein Materielles .

5 hier] Ab : hier wieder

6–7

25 Durch das … stechend . –] Ab : Wie durch Feuer die Säure entsteht , so werden auf der andern Seite die

Alkalien kaustisch brennend , stechend . Kalkerde , Bergerde , eigentlich Kali , Ammoniak , Pot asche , auch Thon-Kieselerde heißen Erden ; 8 sogenannten Erden] Az : animalischen und vegetabilischen Alkalien 10 Kali zu deoxydiren] Az : solche Stoffe durch die Galvanische Säule wieder desoxydieren 11 ist .] Ab : ist , als förmliches Metall , oder als metallisches Amalgam erscheinend durch Ver30 14 durch] Ab : vornehmlich durch 19 Widersprechendes .] Ab : Wi30 mischung mit Quecksilber . dersprechendes , ein Thätiges in sich . 22–23 Der Zustand … Zustand ;] Ab : Nur ein gewaltsamer Zustand ohne alle Berührung mit der Luft macht | es möglich , die concentrirte Säure zu erhalten . 4 Verbrennlichen] Ue : Textlücke 6–7 die Alkalien kaustisch] Ue : der Alkalien Textlücke 9 Davy] so Ab Ue : Textlücke 10 Pot asche ,] Ue : Textlücke 13 können] so AbAz Ue : kommen 14 35 kaustischen] so Az Ue : Textlücke kaustisch] Ue : Textlücke vgl . Ab : kaustischen 15 Salze] Ue : Sätze 16 Kausticität] so Ab Ue : Textlücke 17 kaustischen] Ue : Textlücke vgl . Ab : kaustische 20 nie eingefügt von BA 21 als Rauch einen] Ue : Textlücke in vgl . Ab : (als Rauch) einen 22 neutralisirt] so AbAz Ue : centralisirt concentrirter Säure] Ue : im concentrirten Sinn 23 die Säuren … Gefäße] Ue : der Sinn Textlücke d . Textlücke vgl . Mi : fressen sie die Gefäße an kausti29 Amalgam] Ab : Amulgem 40 sche] Ue : Textlücke

374rAb

410

§ 257

§ 258

375rAb 275Ue 110Az

374vAb

375vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

wird milde an der Luft . – Dies ist also der eigentlich begeisterte Gegensatz . Jedes des Entgegengesetzten treibt sich gegen das Andere ; das Produkt solcher chemisch begeisterten Gegensätze ist das Neutrale ; ein Indifferentes , welches die Einheit zweier existirenden Differenten ist . – Die beiden Entgegengesetzten sind hier nicht mehr in bloßer Verschiedenheit , sondern in eigentlicher Entgegensetzung ; so sind sie concentrirte Säure und kaustisches Kali (Kali ist hier im allgemeinen Sinne genommen , so daß es das Andere zur Säure ausmacht) . – Das Salz ist nun das Neutrale ; es ist dasselbe was das Wasser ist , aber individualisirt , verleiblicht . (§ 256) (§ 257) Das Salz ist eigentlich der concrete Körper , ein solcher der Unterschiede und die als Unterschiede existiren können , zu seinem Elemente hat und doch ein Ganzes ausmacht . – Das Metall ist nicht ein Concretes ; eben so nicht die Säure , das Oxyd pp dieser Prozeß ist nun eigentlich der chemische Prozeß . Das Metall ist nur indifferent , es muß erst begeistert werden , um als Verschiedenes zu existiren . | Die Salze sind nun vornämlich auch Gestalten ; wir haben von einem Unmittelbaren angefangen ; aber dieses Unmittelbare ist wesentlich ein Gesetztes und so schließt sich das Ende an den | Anfang . – Das Neutrale , das Salz ist also eine Totalität ; als vorhandene Bestimmtheit ist das Salz Beschränktes gegen Anderes überhaupt . – Die Salze können nun | mit andern Salzen wieder in Prozeß gehen . – Dieser Prozeß nun von Salzen zu Salzen enthält also chemische Totalitäten , die mit einander in Verhältniß treten . – Der Prozeß solcher Salze nun gegen einander muß vermittelt werden durch ein Drittes ; die Salze um sich

1–2 Jedes des … Andere ;] Ab : Jedes der Gegensätze ist selbst thätig , treibt sich selbst , sich mit seinem Gegensatze zu integriren , sich zu neutralisiren . Az : Dieser feurige Gegensatz , wo jeder Theil sich im andern zu indifferenzieren strebt , 3–4 Indifferentes , welches … ist . –] Ab : Indifferente , nicht mehr abstracte (Natur) sondern als Einheit zweier existirenden Differenten . / § 256 . An den Oxyden ist die Differenz noch nicht begeistet , noch nicht bis zur Entgegensetzung getrieben . Az : die materielle Einheit zweyer Differenten . 8–9 es ist … verleiblicht .] Ab : das reale , er|füllte Wasser , da das Wasser selbst das abstracte Neutrale ist . 10 concrete] Ab : ganz concrete 12 ein 2 ] Ab : ein Abstractes , Gediegenes , kein 13 Prozeß .] Az : Prozeß , worin selbstständige zugleich aber thätige die Seiten des Gegensatzes ausmachen . 14–15 Verschiedenes] Ab : Besonderes 18–19 Beschränktes gegen … überhaupt . –] Ab : Beschränktes , noch kein Leben . / Es ist ein Ruhendes und Beschränktes gegen Anderes überhaupt . Az : Beschränktes , Ruhendes , da der Prozeß nicht für sich anfangen kann : 20 gehen . –] Ab : eingehen . Das ihrer Natur Nothwendige erscheint als ein Zufälliges für sie . Sie sind selbst in ihrer Totalität nur beschränkt . Und diese Beschränktheit kommt im Confl ict mit andern zur Erscheinung . 21 mit einander … treten . –] Ab : mit ein ander , es ist also ein realer Prozeß . Aber die Thä|tig keit ist nicht in ihnen selbst , sie sind ruhige , und die Thätigkeit muß erst durch äußere Bedingung hervorgebracht werden . 22–411,2 die Salze … ver-

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

1 der2 ] Ue : das 3 begeisterten] Ue : bezeichneten vgl . Ab : begeisteten 6 kaustisches] Ue : Textlücke 7–8 Das Salz] so Az Ue : Der Satz 32 Beschränktes2 ] Ab : Gesprengtes 40

physik

5

10

15

20

25

411

zu bewähren , müssen im Wasser aufgelöst werden ; eben so ist der Prozeß auch wieder durch Luft vermittelt . Es treten hiebei die Verhältnisse ein , welche man Wahlverwandschaften nennt . Zwei Salze gegen einander ; die Säure des Einen Salzes sich verbindend mit der Basis des Andern und umgekehrt . Das Nähere hievon gehört einem Detail an , welches uns hier zu weit führen würde . – (§ 258) Die Prozesse von Neutralen gegen einander sind auch Diremtionen ; es fängt so hier der Rück|gang der Neutralität zu den abstrakten Körpern an . Verbindung ist überhaupt auf irgend eine Weise Scheidung . Aber die formellen Momente des chemischen Prozesses erschienen früher als Electricität und Magnetismus . – An diesem reellen chemischen Prozesse können nun diese formellen Momente eigentlich nicht mehr hervortreten . Da wo sie hervortreten , ist immer der chemische Prozeß in einer oder der andern Weise unvollkommen . So tritt der elektrische Prozeß beim Schmelzen des Schwefel hervor . Am galvanischen Prozeß zeigt sich der elektrische Prozeß um so weniger je bestimmter | chemisch die Tätigkeit ist . Man hat ganz | trockene galvanische Säulen gemacht ; solche galvanische Säulen zeigen nicht die geringste chemische Aktion , aber die elektrische Spannung ist bei ihnen am stärksten . – Der Magnetismus als solcher kommt beim reellen chemischen Prozesse eigentlich nicht zum Vorschein . – Wenn beide Salze vollkommen gesättigt sind und so beschaffen sind , daß die Säuren des Einen eine nähere Verwandschaft zur Basis des Andern hat und umgekehrt , so besteht der chemische Prozeß in einer Austauschung von Basen und Säuren . | Das Produkt wird hier auf beiden Seiten wieder vollkommen gesättigtes Salz . Sonst aber fängt hier auch eine Abscheidung und Auscheidung an , wodurch sie gesetzt der Rückgang zu dem Oxyd und Säuren und auch zur vollkommensten Reduktion in Metallen , bewirkt wird . – Das reine Metall von dem wir angefangen haben

mittelt .] Ab : Es muß das Neutrale überhaupt seyn , das Wasser das diesen Prozeß vermittelt , auch die Luft . 2 Es treten … die] Az : So tritt wieder die Befeuerung ein und diejenigen 6 Die Prozesse … Neutralen] Ab : Das folgende betrift den Fortgang dieses Prozesses . Die Neutralen 8 Schei30 dung .] Ab : geschieden . / Nach seinen Seiten kann der chemische Prozeß der Salze als der am mei11 eigentlich nicht mehr] Ab : nur geschwächt 12–13 So tritt … 30 sten reale angesehen werden . hervor .] Ab : Electricität tritt allerdings hervor in vielen Fällen ; z . B . wenn der Schwefel geschmolzen wird , so tritt electrische Spannung des Gefäßes und Schwefels ein ; das ist aber noch kein vollkommen chemisches Verhältniß . 18 Wenn] Ab : Dies ist also der Prozeß des Neutralen mit einander , der nach der Seite hin als der reelleste chemische Prozeß betrachtet werden kann , worin aber 35 schon ein Rückgang ins’ Abstracte ist . Ein Hauptgesetz ist , daß , wenn Az : Entweder tauschen die Salze bloß ihre Bestandtheile oder es fi ndet ein Rückgang zu abstracten Existenzen Statt . Im Fall 6 Diremtionen] so AbAz Ue : Textlücke 8 Scheidung .] Ue : Textlücke 15 Tätigkeit] so Ab Ue : Textlücke 19 gesättigt] so AbAz Ue : gesalzigt 21 Austauschung] Ue : Textlücke vgl . Ab : tauschen 24 Reduktion] so Ab Ue : Textlücke

§ 259 376rAb

376vAb 276Ue

377rAb

412

377vAb

277 Ue

378rAb

Dritter Theil 111Az die Organik

378vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

als Unmittelbaren ist auf diesem Wege des Rückgangs auch Produkt . Nur ein Theil der Metalle wird in der Natur unmittelbar regulinisch gefunden . – Dies sind nun die Hauptmomente des chemischen Prozesses . Indifferentes , Oxydation , Begeisterung ; Neutrales , dieses auch Indifferenz , aber als Einheit Unterschiedener . Das Entgegengesetzte ist denn wieder das Auflösen der Neutralität | und die Wiederherstellung der abstracten Körper , welche hier das letzte sind . – Die Weisen des chemischen Prozesses überhaupt , wie er an dem besondern Körper vorkommt , sind äußerst manigfaltig und in der Chemie ist dies die Hauptsache jedes was man als Körper ansieht , in seinen verschiedenen Verhältnissen zum Andern | zu betrachten . – Es ist hier das Resultat immer die Hauptsache . Alle möglichen Wege , dazu zu gelangen , werden hier als gleichgültig betrachtet . Für die empirische Kenntniß ist es nun allerdings nothwendig , von jedem besondern Stoffe zu wissen , in welche Verbindungen er mit Andern eingeht . Damit eine consequente Ansicht in die Manigfaltigkeit der chemischen Veränderungen kommt , so muß die Hauptbetrachtung auf die angegebene Stufenfolge gerichtet werden , wodurch sich denn auch der Grund | Charakter der verschiedenen chemischen Körper bestimmt . – Man hat , ohne sich ein festes Bild hier zu machen , mit einer zahllosen Menge von Stoffen zu thun , die auf gleicher Linie erscheinen und eben so mit einer ganzen Menge von Arten und Weisen , die ordnungslos für sich sind | und von denen bald diese bald jene gewählt wird , um zu einem Resultat zu kommen . – (§ 258 .) Übergang zum Organischen . Im Bisherigen haben wir auch den Begriff gehabt , aber der Begriff war bisher nur die innere Nothwendigkeit , die auf eine mehr oder weniger äußerliche Weise sich zeigt . Hier aber kommt er zur Erscheinung ; es sind hier die individuellen Körper , die Gestalt überhaupt , welche eine Totalität ist ; diese Totalität wird nun | aufgehoben in ihrer Unmittelbarkeit und wird hervorgebracht . Der Begriff kommt so zur Erscheinung ; er hat ein Da-

5

10

15

20

25

1 Produkt .] Ab : Product als Ausgeschiedenes . Es entstehen Metallformen . 9–10 zum Andern] 30 Ab : zu den Säuren der Metalle pp . 15–16 Stufenfolge gerichtet werden ,] Ab : Stufenfolge des Prozesses , und 2 . , welcher Stufe sie angehören ; 17 Körper bestimmt . –] Ab : Körper ausmacht . Zu 30 dem Ende müssen die verschiedenen Prozesse nach einander in ihrer bestimmten Folge festgesetzt werden . 23–24 Nothwendigkeit , die … zeigt .] Az : Nothwendigkeit er zeigt sich bloß im Mechanischen : 26–27 aufgehoben in … hervorgebracht .] Ab : geht hier in die Veränderung über , wird hervorgebracht , ist Resultat . Az : aufgehoben – das Ganze geht in sich selbst zurück – das , womit angefangen wird , ist auch Product . 35 2 regulinisch] Ue : regularisch 4–5 Unterschiedener] Ue : Unterschiedenes 7 er] Ue : es 17 ohne] so Ab Ue : um 18 Stoffen] so Ab Ue : Strahlen 22M–23M Dritter Theil … Organik in Ue unterstr . 23 die2 ] Ue : das 24 er] Ue : es vgl . AbAz : Begrif 26 aufgehoben] Ue : aufgefangen

physik

5

10

15

20

413

sein und das Dasein desselben sind Momente des Begriffs , gegen welche er auch diese Gewalt übt , sie nicht bestehen zu lassen in ihrer abstrakten Selbstständigkeit . Es ruht nichts mehr | in dieser Sphäre . Der Begriff kommt hier als diese Macht , als diese unruhige Lebendigkeit des Bestehens zum Vorschein . Er kommt indeß noch nicht dazu , sich selbst objektiv zu werden . Dies ist erst beim Leben der Fall . Das Objektive ist hier nicht nur ein Vergehendes , sondern es erhält ein Bestehen dem Subjektiven gegen über . Der chemische Prozeß ist nun endlich und vorübergehend überhaupt (vid : §)[ .] Wenn der chemische Prozeß am neutralen Produkte zu seinem Ende gekommen ist , | so ist die Thätigkeit erloschen ; damit diese wieder erregt wird , so gehört dazu etwas Äußerliches . Eben so das Metall der indifferente Körper ; dieses bewegt sich nicht selbst und es erhält die Differenz nur von einem Äußern ; so ist die Lebendigkeit ihm auch nur etwas Äußerliches . Wenn der chemische Prozeß , an dem wir diese Thätigkeit , diese Unruhe sehen , und der nur deshalb eine Veränderung setzen kann , sich fortsetzen könnte , so hätten wir an ihm ein Lebendiges . So aber geht es im Produkt verloren . Das Leben kann in so fern bestimmt werden als permanirend gemachter chemischer Prozeß ; damit ist aber das Charakteristische des chemischen Prozesses überhaupt aufgehoben . – Übergang von der todten Natur zur lebendigen , von der Prosa der Welt zur Poesie derselben . (§ 259) Das Letzte was wir sehen , ist das Eingehen der körperlichen Individualität in die chemische Besonderung . Hier zeigt sich die ganze Natur des Körpers als ein Veränderliches , Vorübergehendes . | Die Gestalt und ihre Besonderung ist die Totalität an sich ; diese Totalität ist zugleich eine bestimmte . Im chemischen Prozeß ist sie so vorhanden , daß sie es in ihrer Besonder-

278Ue

379rAb

§ 260

279Ue

25

25 1–3 Momente des … Selbstständigkeit .] Ab : Momente des Begrifes . Er läßt die Realität nicht ruhig

bestehen , sondern setzt sie in Bewegung und bringt nur sich als das Wesen zur Erscheinung . 5 objektiv zu werden .] Az : Objectiv ; der Begriff ist bloß noch eine Macht . 9–10 damit diese wieder] Ab : Sie im Neutralen wieder 10 Äußerliches .] Ab : Aeußeres hinzu kommendes . Der Prozeß ist 30 im Neutralen erloschen , es entzweyt sich nicht selbst . 11–12 bewegt sich … Äußerliches .] Az : 30 drängt sich nicht selbst zur Unruhe ; es erhält sein Leben nur durch ein Äußeres – und darum ist dieß Leben ein Vorübergehendes . 13–14 Wenn der … könnte ,] Ab : Wenn die Producte dies von vorne aus sich selbst anfangen könnten , wovon sie herkommen , 17–18 Prozeß ; damit … aufgehoben . –] Ab : Prozeß . / | Dieser hat tode Producte , die nicht wieder productiv sind . Az : Der chemische Prozeß hat todte , nicht wieder productive Producte : productives Product ist der Begriff des Orga35 nischen . 19 Übergang] Az : 6 M ä r z . § 259 . Ist der Übergang Welt] Ab : Natur 22 Vorübergehendes .] Ab : Vorübergehendes in deren Gestalt und deren Besonderung . 4 unruhige Lebendigkeit] so Ab Ue : Textlücke Er] so Az Ue : Es 11 indifferente] so Ab Ue : indifferenten 16 permanirend] so Ab Textlücke ausgefüllt von BA mit : der beständig 20 259] Ue : 295 21 Besonderung] Ue : Begründung 35 6 M ä r z . § 259 . in Az am Rande

379vAb 6 . 3 . 22

414

381rAb 280Ue

112 Az

nachschrift uexküll · 1821/22

heit nicht aushalten kann . Um ihrer Unmittelbarkeit willen ist diese Totalität eine besondere , oder beschränkte . Das Endliche ist nicht wahrhaft an und für sich selbst , sondern schlechthin nur untergehend . Im chemischen Prozeß kommt zum Vorschein die Idealität aller besondern unmittelbaren Gestalt . Es widerfährt hier dem individuellen Körper sein Recht , weil er ein Endliches ist , nicht zu verharren . In den chemischen Prozeß geht die ganze Natur des Körpers ein ; er wird hier nicht blos oberflächlicher Weise verändert . Selbst die specifische Schwere wird verändert ; eben so die Cohäsion , die Farbe , der Geschmack , der Geruch , die Gestalt . Die ganze innerste Natur des Körpers wird hier ergriffen . Diese Idealität ist der Hauptmoment , welcher sich in dem chemischen Prozesse heraushebt und herauswirft . Es wird jetzt das gesetzt was wir bisher gehabt haben . Das Letzte wobei wir stehen bleiben , ist die reelle Individualität ; diese ist zunächst unmittelbar . Diese Unmittelbarkeit der Gestalt ist es , welche hier untergeht . – Die Individualität hat zu ihrer Seele die unendliche Form , diese ist materialisirt in der Gestalt . Sie ist damit zunächst herabge|setzt zu einem solchen das in seiner Existenz ein Beharrendes , Seyendes ist . Der unendlichen Form aber ist das bloße Beharren , Seyn zuwider . Sie ist Thätigkeit , Unruhe in ihr selbst . | Jetzt ist es , daß die unendliche Form als solche in die Existenz tritt . In der unendlichen Form ist das Auseinandertreten durchaus nur Moment , Vorübergehendes . Dies ist nun nicht der Fall in der unmittelbaren Gestalt . Die mechanischen Theile bleiben was das Ganze ist ; auch in so fern die besondern Bestimmungen Eigenschaften sind , so können sie dargestellt werden als besondere Materien . In dieser Weise der Existenz ist es , daß die unendliche Form noch nicht die Wahrheit hat . | Der chemische Prozeß ist es denn , welcher die Vergänglichkeit aller be-

5

10

15

20

25

380rAb

380vAb

381vAb

1 kann .] Ab : kann . In dem chemischen Prozesse ist eine Totalität der Gestalt die | in denselben eingeht . 3 untergehend .] Ab : Untergehendes , Vorübergehendes . 4 Idealität aller … Gestalt] Ab : Untergehen aller besonderen Gestalten 6–7 er wird … verändert .] Ab : Die unmittelbare Individualität erscheint als eine flüchtige ; der Körper bleibt nicht was er ist , seine ganze Natur erleidet die | Veränderung . 10 Idealität] Az : Idealität des Besonderen unorganischen Körpers 13 untergeht . –] Ab : unter . / Der Körper stellt sich nicht als Moment der allgemeinen Unmittelbarkeit dar . 15–16 das in … Existenz] Ab : das nicht unendlich freie Form in sich selbst ist , sondern 17–18 Jetzt ist … tritt .] Ab : Erst als solche gesetzt , tritt sie hervor als das was sie an und für sich ist . So tritt die unendliche Form als solche in die Existenz . Wenn sie in der Gestalt beharrt , so ist sie nicht was sie an und für sich ist . 19–21 Dies ist … ist ;] Ab : In der Gestalt kommen die Eigenschaften zu einem eigentlichen Bestehen ; es ist ein mechanisches Verhalten der einzelnen Theile , die auch vom | Ganzen getrennt ihre Qualität behalten , 23 Form] Ab : Form , das Selbst , das Eins 4 Idealität] Ue : Identität aller besondern] Ue : alles Besondern 6 In den] Ue : Im 8 Cohäsion] so Ab Ue : Textlücke 10 Idealität] Ue : Identität 14 materialisirt] so AbAz Ue : neutralisirt 19 durchaus] so Ab Ue : durch uns 20 Theile] Ue : Theilen

25

30 30

35

physik

5

10

15

20

25

415

sondern Eigenschaften , aller so und so specificirten Materie darstellt . Dies ist die Dialektik , in welcher der Körper im unorganischen Prozesse wird . Eigenschaften , Materien . Alles was ein gleichgültiges Bestehen genannt wird wird zu einem Verschwindenden , das was allein beharrt ist die für sich seiende unendliche Form , für welche ihre Realität durchaus nur ein Veränderliches ist . | Im chemischen Prozeß vernichtet die unorganische Natur sich selbst und die unendliche Form beweist sich hier allein als die Wahrheit . Der chemische Prozeß , der einerseits das höchste der Gestalt ist , ist so zugleich das Untergehen derselben und darum der Übergang in eine höhere Sphäre . Was so eben die unendliche Form genannt wurde , ist der Begriff , der hier zu seiner Realität kommt . – Auf diese Weise ist überhaupt der Organismus , das Leben bestimmt , die unendliche Form , der Begriff der sich als Begriff reell macht . Das Leben kann so die Existenz des Begriffs genannt werden . Dies ist nun ein ganz abstrakter Ausdruck : der Begriff in seiner | Realität ist das Leben . Es ist dies das was Spinoza den adaequaten Begriff genannt hat . Das Leben kann auf unendliche Weise defi nirt werden . Das Leben ist überhaupt die Vereinigung | der Gegensätze der Begriffe und der Realität . Man kann auch sagen , das Leben ist wo Ursache und Wirkung ein und dasselbe ist . So kann das Leben auf vielfache Weise als Einheit des Gegensatzes aufgefaßt werden . Die wahrhafte Bestimmung des Lebens ist die , welche wir gesehen haben , Einheit der unendlichen Form und ihrer Realität , so aber daß diese Realität nicht mehr ist in unmittelbarer Weise , also nicht mehr als ein bestehendes Auseinander . Der Begriff ist Eins , er ist schlecht|hin Subjektivität , Idealität des selbstständigen , gleichgültigen Bestehens . Diesen Untergang des besondern , gleichgültigen Bestehens haben wir im chemischen Prozeß gehabt . Indem nun die Individualität gesetzt ist als das Vergehen der gleichgültigen Selbstständigkeit , so ist sie in ihrer Freiheit gesetzt . – Das Leben ist Idee und nur in so fern als die unendliche Form als solche auch objektiv ist . Dies ist noch nicht in der unmittelbaren Gestalt der Fall ; in so fern die Bestimmungen der unendlichen Form noch ein Dasein haben

30

8 höchste] Az : Höchste , wozu die unorganische Natur gelangen kann – er ist das höchste 13–14 … Leben .] Ab : d . h . zunächst daß der Begrif reell ist , daß er als solcher zu seiner ihm gemäßen Existenz kommt 14–15 genannt hat .] Ab : wie Spinoza das Leben nennt . 17–18 Wirkung ein … werden .] Ab : Wirkung , wo Zweck und Mittel ein und dasselbe ist und dergleichen . So immer die Einheit des Innern und Aeußern , des Subjectiven und Objectiven . 19 Einheit] Ab : Einheit des Begriefes oder 21 nicht mehr als] Ab : nicht in Weise der Selbstständigkeit , so wie bis35 her als eine Vielheit existirender Eigenschaften , als 25 Vergehen] Ab : Verzehren 27–28 Dies ist … Fall ;] Ab : Die Idee ist in der Gestalt noch nicht in ihrer Subjectivität . Az : In der Gestalt ist die unendliche Form noch nicht in ihrer Objectivität .

30 der Begriff

14 adaequaten] Ue : adaequalen 22 Idealität] so AbAz Ue : Identität 23 Untergang] so Ab Ue : Übergang 31 Spinoza] Ab : Opinoza nennt] in Ab folgt auf Textverlust : nt

382rAb

281Ue 382vAb

383rAb

416

383vAb 282Ue

384rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

als selbstständige Materien , so ist diese Existenz noch nicht angemessen der Einheit des Begriffs . Erst indem diese Besonderheiten gesetzt sind als flüssige , | so sind sie ideell und so erst der Einheit der unendlichen Form gemäß . – Im System der himmlischen Körper ist der Begriff nur an sich ; hier | ist die Besonderheit des Begriffs noch nicht zurückgekehrt unter die Einheit des Begriffs . Die besondere Körperlichkeit ist noch nicht gesetzt als bloßes Moment . – Das Leben macht nun diese Individualität , welche wir bei der Gestalt haben , aber so , daß ihre Bestimmungen als ein Flüssiges , nur Übergehendes gesetzt sind . So sind diese Endlichkeiten als Momente nur des Einen , welches so als Subjekt existirt . – | Der Übergang zur organischen Physik ist so der Übergang von der Individualität zur Subjektivität . Die Individualität ist der nur unmittelbare Begriff ; dieser ist Totalität . Der individuelle Körper ist ein Eins , und dieses Eins ist ein ganzes System . Es ist dies dasselbe System , welches wir gesehen haben als System der himm lischen Körper , als System der Elemente ; aber es enthält jene auseinander geworfenen Riesenglieder der Natur in Einem . Gleichwohl sind die Besonderungen auch nicht fähig , als verschiedene Materien gesetzt zu werden , noch nicht wahrhaft subjektiv unter der Einheit der Form . Dies ist denn das Resultat des chemischen Prozesses . – Im Leben ist die selbststische Einheit über die Schwere vollkommen Meister geworden und dieselbe vollkommen flüssig gemacht . Die Schwere ist diese continuirliche Einheit des Materiellen ; die Besonderung , Form , Bestimmung pp ist noch nicht in der Schwere vorhanden . Das Schwere ist denn aber ein Eins ; dieses Eins hat die Einheit nicht an ihm selbst , sondern es sucht sie nur . Diese vielen Eins fi nden ihre absolute Einheit in der

5

10

15

20

25

384vAb

2 Besonderheiten] Ab : Besonderheiten des Vorübergehenden 3 gemäß . –] Ab : gemäß . / Das ist der abstracte Begrif des Organismus . 5–6 besondere Körperlichkeit] Ab : Körperlichkeit der Besonderheit des Begrifes 6 Moment . –] Ab : Moment . Subjectivität ist nicht vorhanden , indem die Entwickelung des Begrifs noch eine Selbstständigkeit hat . 7–9 macht nun … als1] Ab : macht aus dieser Subjectivität , dieser Individualität , die in die Gestalt nur versunken ist , die Materie , die die Seiten ihrer Gestalt als ein flüßiges gesetzt hat , also wie diese Beschränktheiten in der Wahrheit sind , nur als 12 Der individuelle] Ab : Die Gestalt der individuellen 17–19 Resultat des … Schwere] Ab : Im chemischen Prozeß ist Alles , was ein individueller Körper ist , selbst nur durchaus nur ein Verschwindendes . Es ist das Eins dieser Individualität das sich zeigt , nicht gebunden zu seyn an diese Veränderung , indem es sich manifestirt als die Macht dieser Veränderung , daß diese Besonderungen selbst | nur sind ein Vorübergehendes , Momentanes , Ideelles , wodurch die lebendige Einheit selbst als erscheinend sich setzt , die alles Bestimmte an sich nun als erscheinend setzt , und das wir das Leben nennen . / Wenn wir den Organismus in Beziehung auf andere physische Bestimmungen betrachten , so ist die Schwere Az : O r g a n i k . Im Leben ist das Licht , das Selbstische , vollkommen über die Schwere 20 continuirliche] Az : substantielle 7 nun] Ue : nur 12 dieser] Ue : dieses 15 Riesenglieder] so Ab Ue : dasselbe 37 O r g a n i k . in Az am Rande

Ue : Textlücke

25

30 30

35 35

19 dieselbe] 40

physik

5

10

15

417

subjektiven Einheit ; diese ist zuerst als Licht und dieses bezieht sich auf ein Dunkles , welches ihm gegen über steht . | Abstrakte Freiheit . Indem nun das Licht sich ferner bestimmt hat zur In|dividua lität , so erschien es als unendliche Form in der Gestalt ; dies ist das Licht in der Materie . Diese Gestalt aber ist zunächst ruhend und so ist sie selbst bestimmt , Eins unter vielen ; die Entfaltungen ihrer Form sind in ihrer unmittelbaren Individualität so bestimmt , daß die Theile nur als mechanisch sich zu einander verhalten . So sind sie ein Außereinander , und noch nicht zu dieser selbststischen Einheit zurückgeführt . Im chemischen Prozesse ist die Manifestation dieses noch Unselbstständigen enthalten . Hier sind wir zu dieser Bestimmung gekommen , daß das Licht , die unendliche Form , indem sie sich realisirt , zugleich flüssig ist , nicht in dem gleichgültig Materiellen versunken . – Diese Einheit mit sich selbst ist also concret . In der Gestalt hat die unendliche Form das Concrete an den Eigenschaften , die auch Materien sein können , eben so an diesen Linien , Enden pp . die eine materielle Gestalt haben und auch getrennt werden können . – Die Lebendigkeit enthält also wesentlich dies in sich , Eins zu sein , in welchem alle die Vielheit der Schwere und diese weitere Besonderung negirt ist . Das Chemische ist auch thätig , aber es geht unter in seiner Thätigkeit , weil die Bestimmungen noch eine gleichgültige , auseinander seiende Existenz haben .

283Ue 385rAb

20

25

30 20 4–8 ruhend und … zurückgeführt .] Ab : ruhend , die Form ist noch in die Materie versenkt und noch

nicht zur Gestalt als für sich seyend gekommen . Solcher Körper kann sich gegen andere nun nicht erhalten . 10 Licht ,] Ab : Licht , das absolute Licht 11–17 ist , nicht … ist .] Ab : ist ; sie ist das Negiren ihrer bestehenden Besonderungen und dadurch das Zusammenfallen ihrer Unterschiede in der ideellen Einheit . Die Individualität ist jetzt also Subjectivität , und eben darum im Prozesse der 35 Veränderung sich erhaltend . Sie ist also | ein Eins , welches thätig ist in sich selber . Az : Im Leben 25 ist die Einheit concret , ist Subjectivität – sie erhält sich selbst im Prozesse , in der Veränderung . Das Eins hat alle seine Besonderheiten in sich subjiziert . 17 thätig] Ab : thätig in sich selbst 18 noch eine … seiende] Ab : noch nicht eine ideelle 17 negirt] Ue : Textlücke

385vAb

418

nachschrift uexküll · 1821/22

D r it t e r T he i l Organik

284Ue ; § 261

386vAb

Das Leben ist wesentlich spekulativ und es läßt sich durchaus nur durch | den Begriff fassen . – Für den Verstand ist das Leben ein vollkommener Widerspruch ; es ist die Negation des Eins und eben so die Negativität der Unterschiede . Am Lebendigen existirt das Spekulative . Eben so ist das Leben schlechthin idealisch ; die bestehenden Unterschiede sind schlechthin ideell am Leben . Wenn wir das Organische auffassen als das Dritte , so ist das Erste diese reine Idealität gewesen , welche wir am Raum und der Zeit hatten . Das Leben , die Seele ist dieser reine Raum und diese reine Zeit ; die Unruhe , die in ihrer Unruhe bei sich selbst bleibt . Das Zweite war denn die Besonderung der Schwere , die eigentliche Physik . Diese Besonderungen sind jetzt auf genommen in die erste Idealität und so haben wir | das Dritte . – Das Besondere ist also jetzt ideell gesetzt und die Erscheinung davon ist im Chemischen enthalten . – Das Lebendige ist die vollkommen objektive Zeit ; reine Unruhe aber so , daß die Linie der Zeit zugleich zurückgebogen ist in sich . – Die Idee ist im Leben zur Existenz gekommen . Die Seele ist der Begriff ; die Entwickelung dieses Begriffs macht die andere Seite dazu aus . – Das Leben erhält sich selbst ; man kann von dieser Bestimmung die wir in der Vorstellung haben , den Begriff des Lebens überhaupt ableiten . Eins , ein Subjekt ; es hat äußer-

5

10

15

20

386rAb

5 die Negativität] Ab : das Aufheben und die Idealität 5–7 Am Lebendigen … Leben .] Ab : Das Leben ist durchaus speculativer Natur , und hier existirt die Speculation . Das , was hier als unterschieden | gesetzt werden kann , ist durchaus nicht ein gleichgültig für sich Bestehendes . So ist im Ic h aller Inhalt , alle Vorstellungen nicht auf eine selbstständige Weise , sondern ideell und in diesen einen Punkt gleichsam zusammengedrückt . Az : das Leben ist speculativ , ist Idealismus : Alles ist nur in der subjectiven Einheit[ .] – Das Ich schließt Alles in sich . 8–9 Idealität gewesen , … hatten .] Ab : Idealität , dieses Aussereinander noch in vollkommener Bestimmungslosigkeit . 11 eigentliche] Ab : gewöhnliche 14–16 Das Lebendige … sich . –] Ab : § 260 . Die erste reine Idealität ist nun eine erfüllte , selbstisch wie die Zeit und subjectiv . Dies ist das Lebendige , gleichsam die objective Zeit , denn es ist die reine Unruhe , aber zugleich erfüllt und bestimmt in sich . 16 gekommen .] Ab : gekommen . Die Realität ist nicht mehr blos diejenige , in welche die Idee versenkt ist , sondern ein Daseyn , welches zugleich ideell gesetzt ist . Erst hier ist das Erhalten des Begrifs . 8 Idealität] Ue : Identität 12 Idealität] so Ab Ue : Identität griff ] Ue : Begriffs 20 Idealität] in Ab korrigiert in : Identität Ab : Realität

18 von von BA aus nur 19 Be28 nun in Ab aus nur 30 Idee]

20

25 25

30

organik

5

10

15

20

25

419

liches Dasein , hat Materialität an ihm , aber diese Materialität ist zugleich an ihm aufge|hoben und immer auf das Eins des Subjekts zurück geführt , welches sich somit erhält und nicht zu Grunde geht . Im chemischen Prozeß ist die Thätigkeit nicht die | Thätigkeit des Eins selbst ; des Chemischen kann sich so eine fremde Macht bemächtigen und die Existenz des individuellen chemischen Körpers ist an seine Besonderung gebunden . Das Lebendige hat dagegen sein Anderes an ihm selbst , nicht an einem Andern außerhalb seiner ; es ist so abgerundete Thätigkeit in sich , oder das Leben ist Zweck überhaupt . Dieses Dritte ist die Teleologie überhaupt . Was Zweck an ihm selbst ist , das ist der Begriff der sich realisirt , aber so , daß dieses Dasein zugleich das Mittel ist , nicht für ein Anderes , sondern für diesen Begriff selbst . – Es ist eine große Bestimmung , welche Kant gemacht hat , daß er das Lebendige bestimmt hat als Selbstzweck . | Die Veränderung , welcher die Realität unterworfen ist , hat nur den Sinn der Erhaltung des Begriffs , die Veränderung des Andersseins des Begriffs . – Das Leben selbst hat nun wieder drei Gestalten ; eben weil es Idee ist , so ist es Prozeß , Bewegung seiner selbst , wodurch es sich erst zum Subjekt macht . Das Dritte unter diesen drei Formen ist die animalische Natur ; erst in dieser ist das Leben als solches vorhanden ; weil die Idee nur ist als zu sich zurückkehrend , so ist sie nur auf der dritten Stufe das was sie wahrhaft ist . Die beiden andern Stufen sind nur Voraussetzungen der dritten Stufe 1 . , der geologische Organismus 2 . , die vegetabilische Natur , | 3 . , das animalische Leben . Diese drei Unterscheidungen sind längst dem Sinn aufgefallen . – Das Erste ist der geologische Organismus | das erste Leben , das unmittelbare . Das Leben ist aber nichts Unmittelbares , also ist dieses Erste nur ein Bild des Lebens , eine Voraussetzung des Lebens . Das Leben als diese Subjektivität muß sich zum Grunde seiner machen , sich voraussetzen . So ist es nicht eigentlich Leben . Wenn wir dies unmittelbare Leben näher bestimmen , so soll Leben sein einerseits , zweitens aber unmittelbares Leben . – Die Individualität also , welche der Prozeß

7 Thätigkeit] Ab : Totalität 9–11 aber so , … selbst . –] Ab : Das Daseyn ist sein Anderes ; aus dessen Verzehrung seine Subjectivität und seine unendliche Form immer hervorgeht . 12 bestimmt 30 hat … Selbstzweck .] Ab : als Selbstzweck bestimmt , oder als dasjenige , welches Zweck und Mittel an ihm selbst hat . 13–14 hat nur … Begriffs . –] Ab : Das | Leben ist die beständige Veränderung des Andersseyns des Begriffes , worin dieser eben seine Selbsterhaltung hat ; der Begrif des Lebens ist , daß die Idee überhaupt e x i s t i r t . 21 Diese drei … aufgefallen . –] Az : Ein großer Sinn hat die 3 Formen des Lebens als 3 Reiche gefaßt . 27 unmittelbares Leben . –] Ab : nicht wahrhafte 35 Subjectivität ; Az : unmittelbar : die Bestimmungen des Lebens , wie wir sie bestimmten , können nicht darin erscheinen .

387rAb 285Ue

113Az

388rAb 286Ue

30

4 des Chemischen] Ue : das Charakteristische 8 Teleologie] so AbAz Ue : Textlücke 20 geologische] so Ab Ue : galvanische 22 geologische] Ue : galvanische 27 der] Ue : den 28–29 aus … seine1] Ab : daher … seiner 30 Selbstzweck] Ab : Selbst zweck

387vAb

420

287 Ue 389rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

der Zurückführung der Glieder in die Idealität ist das soll das Leben sein . Im unmittelbaren Leben kann dies nun nicht zur Erscheinung kommen . Das Leben ist zunächst in der Bestimmung der Unmittelbarkeit , das sich selbst Entfremdete . Dies heißt mit andern Worten , jene zwei Seiten fallen aus einander , einerseits die Individualität und andererseits der Prozeß derselben . Die Individualität ist so nicht eigentliche Subjektivität , sondern nur allgemeine Subjektivität und dies ist keine Subjektivität . Das Zweite ist der Prozeß der Subjektivität und dieses ist geschieden von der Subjektivität selbst . – Die Individualität ist so eine ruhende und fällt in die Bestimmung der Gestalt wieder hinunter . – So ist die Erde ein System , ein Ganzes , aber wie ein Knochengerüste , ruhend , starr , das seinen Prozeß außer ihm hat . Die zweite Stufe ist die Stufe der Reflexion . Die beginnende , eigentliche Lebendigkeit , daß das Individuum an ihm selber die Thätigkeit , der Lebensprozeß ist | aber nur erst als formelles Subjekt ; Subjekt das nur erst aus dieser Unmittelbarkeit herkommt . Das Subjekt ist also besondert , es macht sich Glieder , durchdringt die Besonderung , es | ist aber nur erst formeller Prozeß ; das Formelle besteht darin , daß indem das Subjekt sich von sich unterscheidet , es noch nicht sich anvertrauen kann den wahrhaften zergliederten bestimmten Unterschied ; indem es sich blos formell von sich unterscheidet , bleibt es bei sich selbst . Dies ist der Standpunkt der Pflanzen , diese gliedern sich , aber ihre Theile sind wesentlich das ganze Subjekt , es kömmt noch zu keinem wahrhaften Unterschied . Der Zusammenhalt der Pflanze ist nur ein oberflächlicher Zusammenhang ; es ist nur erst die Repulsion des Subjekts , wie die des Punkts , der sich zum Punkte repellirt . Diese zweite Form des Lebens kann das Wasserreich genannt werden , das Reich der Neutralität . – Die Produktion seiner selbst ist für uns eine

5

10

15

20

25

388vAb

389vAb

3 das sich … Entfremdete .] Az : entfremdet sich ihm selbst , macht sich zu seinem Grunde . 7 keine Subjektivität] Ab : noch kein | Subject 8–9 Die Individualität … hinunter . –] Az : es ist nicht ein Individuum , das in sich selbst thätig ist und sich in der Thätigkeit erhält . Das unmittelbare Leben ist nicht rechtes Leben , sondern Voraussetzung , Entfremdung des Lebens . 15 durchdringt die] Ab : erhält sich in dieser 16 sich von … unterscheidet] Az : sich zu seinem Gegenstande macht 19–23 Pfl anzen , diese … repellirt .] Ab : Pfl anze . Sie entfaltet sich , sie unterscheidet sich von sich in Blättern , Stamm , Wurzel und dergleichen und sind Alles besondere Individuen , deren Zusammenhang nur ein oberfl ächlicher ist . Es kommt also hier noch nicht zur bestimmten Besonderung , zu eigentlichen Gliedern . / Die erste Form des Lebens ist die Erde , Az : Die Theile der Pfl anze sind das ganze Subject ; der Baum bloß ein Zusammenhang von Individuen , der Zusammenhang ist noch ein Oberfl ächlicher . Das Subject stößt sich als Gleiches von sich ab . 24 das Reich … Neutralität . –] Ab : wo Subjectivität ist , aber noch Neutralität in sich , noch | nicht die Kraft , sich dem bestimmten Unterschiede anzuvertrauen . 1 die Idealität] Ue : der Identität 10 das] Ue : der trauen 18 es1] Ue : er 19 gliedern] Ue : gliedert

17 anvertrauen] Ue : Textlücke vgl . Az : ver32 oberfl ächlicher in Ab aus Verflüchtiges

25

30 30

35

organik

5

Vermehrung seiner selbst . Das dritte Reich ist das Reich des Feuers , das Reich der eigentlichen Subjektivität und des eigentlichen Lebens . – Dies ist die Einheit der beiden ersten Reiche ; im ersten fallen die Unterschiede noch aus einander und im zweiten sind sie nur in neutraler Einheit . – Das Dritte ist die Bestimmung der Animalität . Hier tritt die Empfi ndung | ein ; dieses sich selbst Erhalten , dieses Eins bleiben mit sich in der Bestimmtheit . Ein Anderes was zum Natürlichen gehört , hat noch nicht die Empfindung . Die Pflanze bleibt | in dieser unschuldigen Einheit mit sich , aber es kommt in ihr nicht zu dem wesentlichen Unterschiede des Subjekts von sich selbst . – |

390rAb

1 . , D ie g e olo g i s che N a t u r

114Az

§ 261 . Die Erde ist im chemischen Prozesse schon als Totalität vorhanden . Die reelle Existenz , die Körperlichkeiten in ihrem Prozesse | sind schlechthin nur Besondere und die Lebendigkeit ist hier in so fern nur abstrakt . Die Existenz entspricht nicht der Totalität , welche hier vorhanden ist . Die Erde ist nun die Totalität jener besondern Körper und sie ist an sich der Prozeß dieser Totalität , Subjekt und Produkt ; in der Erde ist nur das unmittelbare Leben . Was aus deren Begriffe nur existirt , das ist überhaupt das Unmittelbare . | Die Erde , dieses allgemeine Individuum , ist noch nicht subjektiv , noch nicht unendliche Beziehung auf sich selbst ; diese Totalität ist nur unmittelbar , anfangende , vorausgesetzte . So als unmittelbare Totalität ist der Erdkörper nur die Gestalt des Organismus . –

§ 262

10

15

20

25 25

30 30

35

421

2–4 Subjektivität und … Einheit . –] Ab : Subjectivität , die Einheit der Pfl anze mit dem Unterschiedenem in der Einheit , sich in seinem Andersseyn zu erhalten , doch so , daß das Andersseyn wesentlich Unterschied ist . So ist das Subject Seele des ganz Immateriellen . Das Unterschiedene ist nur der Prozeß sich die Seele immer und ewig zurück zunehmen . Az : Subjectivität . Im ersten fallen die Seiten des Lebens aus einander . Im 3ten sind das erste und 2te vereinigt . Das Leben ist zugleich bey sich , das absolut Geistige und wirft sich doch in den bestimmten Unterschied hinaus . Die Glieder haben den Schein äußerlicher Realität , allein das Leben bleibt in der Bestimmtheit frey bey sich . 10 1 . ,] Ab : Jenes sind also die 3 . Formen des Lebens . In der 3ten ist erst die wahre Lebendigkeit vorhanden . / 1 . , 11 vorhanden .] Ab : vorhanden . Auf abstracte Weise wenigstens ist er die irdische Totalität . 13–14 Die Existenz … Totalität ,] Ab : Die Totalität entspricht nicht der Existenz und die verschiedenen Stufen des chemischen Prozesses sind verschiedene aus einander fallende Prozesse selbst . 15 besondern] Ab : besondern individuellen 16 in der … Leben .] Az : Das Leben an dem Leben ist nur unmittelbar noch nicht realisiert als Idee . 19 vorausgesetzte .] Ab : vorausgesetzte , nicht sich selbst setzende , und zwar vorausgesetzt in der subjectiven Totalität . 20 Organismus . –] Az : Organismus , allgemeine Gestalt .

35 5 Animalität] so Ab

Te l l u r i s c h e

Ue : Textlücke 10 g e o l o g i s c h e ] so Az Textlücke ausgefüllt von BA mit : 17 nur] Ue : noch vgl . Ab : nur seinem Begriffe nach 32 dem] Az : dr

288Ue

390vAb

391rAb

422 § 263

289Ue

392rAb

§ 264

392vAb

391vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Die Glieder dieses Organismus sind keine Subjekte und es ist in ihnen nicht vorhanden , der allgemeine Prozeß selbst . Das Subjekt ist das Durchdringende , Gegenwärtige in aller seiner Besonderung und jedes Glied hat deswegen das Ganze in sich . Das Außereinander ist hier aufgehoben und der Raum hat hier keine Wahrheit mehr . Die Seele ist so überall in ihrem Organismus ungetrennt , ohne daß dies ihrer Einheit Eintrag thut . Die Glieder des unmittelbaren Organismus haben die Allgemeinheit des Prozesses nicht | an ihnen selbst ; so sind sie seelenlos . Sie machen ein System aus , dessen Gebilde sich darstellen als Glieder der Entfaltung einer zum Grunde liegenden Idee , dessen Bildungsprozeß aber ein Vergangenes | ist . Dies ist eine Hauptbestimmung . – Die Glieder der Erde beharren ; dies ist keine Vereinigung ; das Lebendige hat den Vorzug zu entstehen und zu vergehen . Das Lebendige als Einzelnes ist die Gattung an ihm selber und diese äußert sich an ihm und zwar auf diese negative Weise , daß das Einzelne untergeht . – Der Bildungsprozeß überhaupt ist nicht an der Erde selbst . Die Mächte dieses Prozesses sind die , welche wir schon kennen gelernt haben im meteorologischen Prozesse ; dazu gehört denn gleichfalls die Stellung der Erde im Sonnensystem überhaupt , die kosmische Bestimmung der Erde . Dieser Prozeß ist nun Prozeß der Erde , aber diese entsteht nicht da|durch , wie ein Lebendiges erzeugt wird und vergeht . Die Erde hat als allgemeines Leben dieses Individuum zu sein , aber ihr Prozeß ist nicht an ihr selbst . – Es müßten nun drei Seiten in Ansehung des Prozesses an der Erde unterschieden werden . Zuerst der allgemeine , absolute Prozeß der Erde ; dies ist der Prozeß der Idee , des Innern dieses Prozesses . Die Schöpfung ist ewig und nicht zu einer Zeit gewesen und dann nicht mehr . Dieser Prozeß ist es , den wir gesucht haben , in der philosophischen Darstellung zu erfassen . Dies ist die wesentliche philosophische absolute Seite . Das |

5

10

15

20

25

1 Die] Ab : § 262 . Die 4 Ganze in sich .] Ab : Ganze | vorhanden und in jeder Fingerspitze ist die Seele ; 6 thut .] Ab : thut . Für das Seelenhafte , Subjective , ist die Räumlichkeit nichts Wahres . 6–8 Organismus haben … seelenlos .] Ab : Organismus sind in der That aussereinander und sind 30 seelenlos , als die blose Gestalt des Organismus . 10–11 Die Glieder … Vereinigung ;] Ab : Die Erde ist Gestalt , aber ihr Bildungsprozeß ist nicht an ihr selbst , sie ist nicht subject , nicht lebend . Az : 30 aber der Bildungsprozeß ist nicht an ihr selbst , sie ist nicht Subject nicht lebendig . Die Glieder beharren , aber es ist dieß kein Vorzug vor dem Lebendigen . 14–15 selbst . Die … sind] Ab : selbst , er ist ein vergangener . / § 263 . sind die Mächte dieses Prozesses 16–17 Prozesse ; dazu … Erde .] Ab : Prozeß , doch zugleich in diesem allgemeinen Zusammenhange aufgefaßt als das System wozu das Kosmische zugleich gehört . 19 Die] Ab : Der Vorzug des Subjects ist das individuelle Leben . 35 Die 20 ist nicht … selbst . –] Ab : ist nicht in ihr selbst , nicht sie durchdringend ; sie ist nicht das sich selbst Producirende wie das Lebendige . Az : ist an ihr , nicht in ihr ; die Erde produziert sich nicht , sondern dauert . 22–23 Erde ; dies … Prozesses .] Ab : Erde , wodurch sie wird und ist . 17 kosmische] Ue : Textlücke

organik

5

10

15

20

25

30

423

Zweite ist denn diese Seite , in wie fern an der Erde dieser Prozeß auch existirt ; hieher gehört denn die Bewegung der Erde , die Stellung derselben im Sonnensystem pp[ .] | Dieser Prozeß ist aber an der Erde nur auf allgemeine Weise , nicht auf subjektive Weise ; es ist ihre Belebung , Befruchtung überhaupt ; das heißt denn eben die Möglichkeit , daß das lebendige Subjekt an diesem Belebten hervorgeht . Wirkliche Lebendigkeit ist das Subjekt , subjektives Eins . – Das Dritte ist , daß die Erde allerdings betrachtet werden muß als ein Entstandenes und auch als ein Vergehendes ; Himmel und Erde sind geworden und werden vergehen . Die Erde und die ganze Natur ist wesentlich zu betrachten als Produkt ; das Weitere ist denn , daß man diese Bestimmung auch | auf empirische Weise auf zeigt , | daß sich dies auch an der Beschaffen heit der Erde erkennen läßt . So zeigt sich die Oberfläche der Erde durchaus eine Vergangenheit an sich zu tragen , eine Vergangenheit einer Vegetation und einer Thier welt . Auf den höchsten Bergen , wo alle Vegetation und alles Leben aufhört , findet man animalische und vegetabilische Versteinerung . So zeigt sich die Erde auch auf diese empirische Weise , so daß sie eine Geschichte gehabt hat . Diese Geschichte gehört nun nicht der Philosophie an ; es sind dabei zwei Seiten zu bemerken ; die eine Seite ist die empirische Seite . Cuviers Darstellungen ; scharfsinnig , gelehrt . Das Weitere ist denn der Schluß von diesem empirischen Material , auf | einen Zustand , der nicht mehr ist . Wenn wir also diese vielen Scelette von Thieren finden , welche nicht mehr existiren , so sieht man allerdings , daß die Stellung der Erde auch rücksichtlich ihrer Erd Axe eine Veränderung muß erlitten haben . Man schließt denn ferner , indem man die geog|nostischen Data zur Hand nimmt , in Rücksicht auf die Schichtung der Gebirge , so daß hier das Hauptinteresse auf die Zeitbestimmungen geht und man so unterscheidet , welche Schichten die ältern sind . Wenn man so die Reihe von Schichten bemerkt , so schließt man , daß die einen sich später niedergeschlagen haben als die andern . Dieser Unterschied nun betrifft vornämlich nur die Zeit . Dieser Gesichtspunkt nun , das Frühere und Spätere zu erkennen , hat für die philosophische Betrachtung gar kein Interesse ; das bloße Aufeinanderfolgen geht dem Begriffe gar nichts an . In der Geologie hat dies lange das Hauptinteresse

4 überhaupt ;] Ab : überhaupt , d . h . das Object des lebenden Subjects , 6 Wirkliche Lebendigkeit … Eins . –] Ab : Nicht wirkliche Lebendigkeit , nur Möglichkeit in wirkliche Subjectivität und Lebendigkeit überzugehen , Grund und Boden für dieselbe zu seyn . 9 Produkt ;] Ab : Product . 35 Das ist nach dem Begriffe nothwendig . 16 gehabt hat .] Az : gehabt – welche die Geologie zum 35 Gegenstand hat . 7 Entstandenes] so AbAz Textlücke ausgefüllt von BA mit : Entsteheds aus Versteigerung 19 Material] Ue : Textlücke 30 Geologie] so Ab mit : Geo glolige ?

15 Versteinerung von BA Textlücke ausgefüllt von BA

290Ue 393rAb

393vAb 115Az

291Ue

394rAb

424

292Ue

394vAb

395rAb

395vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ausgemacht , zumal in der wernerschen Schule . In jener Aufeinanderfolge liegt zugleich ein höheres Interesse ; indem der große Sinn Werners diese Folge aufgefaßt hat , so äußert sich dies zugleich in Beziehung auf die Nothwendigkeit dieser Folge und dies ist das Wesentliche . Diesen Zusammenhang zu erkennen , dazu braucht man nicht mehr die Form der Geschichte zu wählen . Die Haupt Bestimmung ist , daß jene Gebilde in einem innern Zusammenhang mit einander stehen und dieser Zusammenhang existirt noch in der Gegenwart . Es ist also weder um das bloße Nach|einander noch um das bloße Neben einander zu thun . Die Geschichte der Erde ist also einerseits etwas Empirisches ; was die Aufeinanderfolge betrifft , so wäre das Interessante mit dem sich zu begnügen was da ist . – Der Bildungsprozeß der Erde ist also überhaupt ein Vergangenes und Vergangenes geht uns nichts an . – Man stellt die Geschichte der Erde und vornäm lich des Lebendigen der Erde vornämlich vor in der Weise einer Evolution und nimmt so einen chaotischen Zustand an , wo das Pflanzen und Thierleben gleichsam noch Eins gewesen sei . Eine eigentliche Geschichte kann nur das Unorganische als solches haben ; eine leere Einbildung sich solche Märchen zu verschaffen , in denen Thier und Pflanzen noch in Einem gewesen seien , woraus dem arabesken ähnlich das Weitere herausgewachsen sei . Solche Vorstellungen des Herauswachsens Eines Gebilde aus dem Andern , des Vollkommenen aus dem Unvollkommenen , dem Chaos der Gewalten , gehören der leeren Einbildung an .

3–4 so äußert … Wesentliche .] Ab : Es ahnet sich darin eine Anschauung der Nothwendigkeit in der Aufeinanderfolge , die das We|sen dieser Schichtungen selbst , den Zusammenhang in der Bildung der Lagen bezeichnet . 7–9 existirt noch … thun .] Ab : existirt eben so in dem Nebeneinander wie in dem Nacheinander . Der innere nothwendige Zusammenhang hängt aber ab von dem Inhalte der besondern Eigenschaften dieser Gebilde selbst . Az : besteht noch als ein Nebeneinander – muß aber weder bloß als ein Nebeneinander noch Aufeinander aufgefaßt werden , sondern als ein nothwendiger . 9–11 Empirisches ; was … ist . –] Ab : Empirisches und ein Schließen aus empirischen Daten . Das Interes|sante besteht durchaus in dem , wie es ist in dem gegenwärtigem System der Gebilde , das nothwendig Totalität ist . 13 Evolution] Ab : Revolution 16 haben ;] Ab : haben . Das Lebendige hat in diesem Sinne keine Geschichte . 16–17 eine leere … seien ,] Az : Zoophyten und dergleichen sind leere Gebilde der Phantasie – ebendahin gehören General-Thiere und ein GeneralMensch , 17–18 woraus dem … sei .] Ab : so daß dann aus | Pfl anzen Thiere , aus Thieren vollkommnere Thiere arabeskenartig heraus gewachsen seyen , so daß das allgemeine Chaotische auf diese Weisen in Classen und Racen zerfallen sey . 19–20 Vollkommenen aus … an .] Ab : particulairen aus dem allgemeinen ist eine Chimaire der blosen Einbildung , die sich solche Ungeheuer denkt .

5

10

15

20

25 25

30 30

35

1 wernerschen von BA aus mesmerschen 2 Werners von BA aus Mesmers 3 Beziehung] Ue : Be- 35 schreibung 10 zu begnügen] Ue : begnügend mit dem 13 Evolution von BA aus Evokation 14 chaotischen] so Ab Ue : Textlücke 15 Eins] Ue : Eine 16 Märchen] Ue : Textlücke 18 ähnlich] Ue : ewig 19 Vollkommenen] Ue : Textlücke 20 dem Chaos] Ue : des Textlücke 31 GeneralThiere] Az : General-Thieren 31–32 General-Mensch] Az : General-Menschen 33 diese] Ab : 40 ihre

organik

5

10

15

20

425

Das Natürliche , und das Lebendige ist nicht ein Gemengtes , sondern die Natur ist wesentlich ein Verständiges . Wenn man auch geschichtlich sagen will , es ist ein Zustand der Erde gewesen , wo noch kein Lebendiges vorhanden war , so ist doch das Lebendige wie es hervortritt , unmittelbar ein Bestimmtes ; | wie die Minerva fertig aus Jupiters Haupt gesprungen ist , so springt das Lebendige in das Dasein als ein Ganzes , Vollständiges , eben weil es Subjekt ist . Subjekt ist eben was sein Material durch|drungen und bestimmt hat . Die mosaische Schöpfungsgeschichte stellt dies ganz naiv vor , daß heute die Pflanzenwelt erschaffen worden ist , heute die Thierwelt und heute der Mensch ; also kein allmähliges Hervorgehen . Es sind denn auch an einem solchen Individuum Evolutionen , aber so wie es gebohren wird , ist es vollständig die reelle Möglichkeit dessen was es sein soll . Mit solchen Romanen wie der vorerwähnte muß sich die Philosophie durchaus nicht befassen . – Das Lebendige , dieser in sich vollkommen bestimmte Punkt , ist also nicht ein allmählig Hervorgegangenes . (§ 263) Hier sind die Mächte des Processes angegeben , wodurch die Erde belebt wird . – Die physische Geographie hat das nähere Detail hievon zu ihrem Gegenstand . – (§ 264) Die physikalische Organisirung der Erde stellt einen Stufengang dar vom Granitischen an . In Ansehung der Bildung der Erde ist hier einiges Nähere anzuführen . Es sind bekanntlich zwei Principien , die hier einander entgegengesetzt worden sind : Vulkanismus und Neptunismus . Es ist eine Einseitigkeit , wenn man Eins dieser beiden Principien für sich allein nehmen will . Am Crystall der Erde ist das Feuerprincip noch immer eben so wirksam als das Prinzip der Wasserzeugung . Es sind denn die Feuerspeienden Berge , die heißen | Quellen pp dies ist die Seite des Brennlichen überhaupt . Auf der andern

396rAb

293Ue

§ 265

397vAb

25

25 2 Verständiges .] Ab : verständig . Das Lebendige ist ein Subjectives , und diese Subjectivität ist we-

sentlich eine bestimmte und beschränkte . Az : das Subjective ist wesentlich ein Beschränktes und Bestimmtes : wie der Blitz der Selbstischkeit in die Materie einschlägt , so ist auch ein Bestimmtes vorhanden : 6–7 Subjekt ist . … hat .] Ab : Subject und als solches Totalität ist . 9–10 also kein 30 … Hervorgehen .] Ab : jedes ist auf einmal ganz , was es ist , als natürliches Gebilde . Az : jedes 13–14 Das 30 ist auf einmahl ganz , was es ist : die Gattung existiert immer nur in den Individuen . Lebendige , … Hervorgegangenes .] Ab : Das Lebendige ist der Punkt des Lebens , in so fern unendliche Form , und somit unmittelbar vollkommen bestimmt . Indem der | Krystall entsteht so ist die Totalität der Form und Bestimmung da , er wächst nur von aussen ohne Veränderung der Gestalt . Noch mehr in der Lebendigkeit , wo das Subject ein an sich vollkommen bestimmtes ist . 15 an35 gegeben , wodurch … Erde] Ab : angegeben , nicht des sinnlichen Werdens der Erde , sondern des Prozesses , wodurch und worin die Erde 17 Erde] Ab : Erde , des festen Landes . 18 an .] Ab : an , eine | Dreiheit der Bestimmung . 19 Es sind … zwei] Ab : In der Entstehung des festen Landes , der Gebirge , zeigen sich 2 . 7 Material] Ue : Materialismus

18 Granitischen] so Ab

Ue : Textlücke

33 er] Ab : es

396vAb

397rAb

426

294Ue 116Az

398rAb

295Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Seite ist das Wasser das Thätige . Die Gebirge sind die fortdauernde Thätigkeit ; theils im meteorologischen | Prozeß als das Wasser niederschlagend , | theils schließen sie unmittelbar das Wasser von sich aus . – Beide Prinzipien sind das Brennliche und die Wasserzeugung . – Das Weitere ist die Gebirgsformation ; in der ältern Mineralogie theilte man ein nach Gebirgs- und Gangarten . | Dabei liegt eine große Naturgemäße Anschauung zum Grunde . Die Gebirgsarten bezeichnen das Concrete und die Geognosie , in so fern sie Gebirgsarten betrachtet , betrachtet sie weitere Formation einer Grundform von Gebirgsarten und die Modifi kationen , zu denen sie sich fortleiten , welche immer concrete Gebilde bleiben . Das Zweite ist denn , daß sich aus diesem Concreten das Abstracte herausbildet , dies ist das was man Gangarten genannt hat und was vornämlich den Gegenstand der Oryktognosie ausmacht . Ganz genau läßt sich beides freilich nicht unterscheiden . Solche abstrakte Gebilde sind nun vornämlich die Crystalle , Erze , Metalle u . s . f . Gebilde , die sich dazu geeignet haben , neutralisirte und damit bestimmte Gestalten bilden zu können . Das Dritte betrifft nun die Gebirgsformation selbst . Hier sind vornämlich zwei Hauptreihen zu unterscheiden ; die Kiesel- und Kalkformation ; dies ist einer der guten Blicke , welche Steffens in die Natur gethan hat , bei dem sonst rohen und Wilden , welches bei ihm vorkommt . – Der verschiedene Charakter jener beiden Gebilde ist wesentlich verschieden . Auch nach dieser Seite erhält ihr Unterschied eine weitere Bedeutung : Das Kiesligte , Thönige bildet sich heraus bis an die Gränze , wo es | die eigentlich mineralogische Beschaffen heit gleichsam verliert und sich an das Vegetabilische anschließt . An dieser Gränze ist denn nicht mehr unterscheidbar was eigentlich mineralisch und was vegetabilisch ist . Steinkohlen- und Torfbildung . Auf der

5

10

15

20

25

398vAb

399rAb

2–3 theils schließen … aus . –] Ab : theils selbst der Krystalle , die das Wasser hervorbringen und unversiegbare Quellen ausschließen , die man sich nicht mechanisch aus blosem Sammeln des Wassers denken muß ; sondern als Thätigkeit der Gebirge die ein süßes Krystallwasser ausschließen . / Diese beiden Principien müssen gleich beachtet werden . 9 concrete Gebilde] Ab : allgemein concrete Gebilde (Gebirge) 12 Oryktognosie ausmacht .] Az : Oryktognosie . Dieser Einthei lung liegt eine große Anschauung zum Grunde , 13 unterscheiden .] Ab : unterscheiden . Auch was den abstracten Gebilden angehört , macht sich zu Bergen , und wird mehr oder weniger ein Concreteres . 14–15 Gebilde , die … können .] Ab : wo es zur innern Indifferenz gekommen ist . | / Das Concrete des Irdischen ist es also aus dem sich die abstracten Momente reiner herausbilden ; und damit ist verbunden , daß in solchem Reinerem , Abstracterem die Gestalt frei wird . 17–19 Steffens in … Der] Ab : Steffens in diesem Felde gethan hat (da manches blos abenteuerlich und phantastisch bei ihm ist und nicht durch den Begrif gezügelt)[ .] Es sind in Urgebirgen die verschiedenen Formationen zu fi nden , der 20 Seite] Ab : Seite , die Steffens | zu weit geführt , 24 Steinkohlen- und Torfbildung .]

25

30 30

35 35

4 die Wasserzeugung] Ue : d . Textlücke sind Textlücke 16 Hauptreihen] so Ab Ue : Textlücke 17 Kiesel-] so AbAz Textlücke ausgefüllt von BA mit : Thon Steffens] Ue : Staffs 21 Kiesligte] Textlücke ausgefüllt von BA Gränze] Ue : Gänge vgl . AbAz : Grenzen 35 ist] Ab : ist) 40

organik

5

10

15

20

427

andern Seite ist es die Kalkformation , die sich gegen das Knochenwesen des Thiers hinbildet . Der Urkalk ist eine reine Crystallisation in sich , feinkörnig oder grobkörnig , überhaupt durch und durch mineralisch : Der weiter heraus tretende Kalk , z B . wie er den Flözgebirgen angehört , geht | zu Gestaltungen über , von denen man nicht mehr sagen kann , ob sie animalisch oder mineralisch sind . Kalkgebirge , welche so muschlig sind , daß man dies als Versteinerungen ansehen kann von animalischen Gebilden ; auf der andern Seite muß man sie aber eben so als etwas Mineralisches betrachten . – Die letzten Herausbildungen dieser beiden Reihen gränzen also an die vegetabilische und an die animalische Natur an . – Der Kalk ist besonders reich an eigentlichen Petrefacten d . h . an Versteinerungen von Gebilden , die unbezweifelt animalisch gewesen sind ; aber es ist denn auch eine Zwischenstufe vorhanden , welche als bloße Weiterbildung des Mineralischen angesehen werden kann . In dem was man Urgebirge nennt , ist so|gleich auch dieser Unterschied vorhanden , mit dem Urgranit ist auch Urkalk vorgestellt , der eben so den Charakter von einem Gediegenen hat , wie | der Urgranit . Weiter heraus im Schiefer tritt denn auch wieder Kalkstein hervor ; theils Schichten theils mächtige Lager von dem Einen oder Andern . Im aufgeschwemmten Boden fi ndet sich denn eben so beides theils als verschieden , theils als vermischt . – Bei der geognostischen Betrachtung sind diese Zwei Seiten wesentlich zu beachten . Die Kalk seite ist überhaupt das Neutrale ; die Modifikationen betreffen hier mehr die äußere Gestaltung als eine sich wieder innerlich specificirende Verschiedenheit . Auf der andern Seite ist aber mehr eine Manigfaltigkeit vor|handen . Der Granit macht hier die Grundlage aus ; dieser ist eine Triplicität und die drei Bestandtheile desselben machen eine innig verbundene Masse aus . – | Die drei Bestandtheile des

25

25 Ab : Das Thonichte (Steinkohlenformation pp) bildet sich fort (bis zum Torf hinaus)

Az : Torf ist einerseits vegetabilisch und gehört doch wieder dem Mineralischen an und verliert sich in Gebilden , die eigentlich mineralischer Natur sind . 3 grobkörnig] Ab : grobkörnicht (Marmor) 12–13 vorhanden , welche … kann .] Ab : vorhanden , die Anfänge animalischer Gestalten zeigt , die man 30 aber zugleich nur ansehen kann als weitere Fortbildung des Muschligen eines blosen Minerali14–15 vorgestellt , der … Urgranit .] Ab : vergesellschaftet , er ist feinkörnig und durch 30 schen . und durch krystallinisch . 16 hervor ;] Ab : hervor , der das eigenthümliche Gebirge bildet . 17 Boden] Ab : Lande , in Sand- und Kalklagen 24 aus . –] Ab : aus . / Die Kalkformation gesellt sich bei den Unterschieden der andern Seite hinzu ; ihre Umbildungen aber sind im Ganzen unbedeutend ; es sind mehr blos äußere Modificationen . 35 35 2 Der Urkalk] so Ab

Ue : Das Textlücke 6 muschlig] Ue : Textlücke vgl . Ab : muschligem Bruche 10 Petrefacten] Ue : Textlücke 12 Zwischenstufe von BA aus Zwischensuchen 14 Urgranit] so Ab Ue : Textlücke 15 wie] Ue : wie wie Urgranit .] Ue : Textlücke 16 Schichten] so Mi Ue : Textlücke 20 Kalkseite] so AbAz Ue : Textlücke 23 dieser] Ue : dieses 24 aus . –] Der Anschluß zur folgenden Seite in Az erfolgt hier erst 431,22 . 28 animalischer] Ab : mineralischer

399vAb

400rAb 296Ue

400vAb

428

297 Ue

401vAb

401rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Granits sind Quarz , Glimmer und Feldspath . Das Quarz ist das Spröde , Punktuelle , der Glimmer geht mehr zur thonigen Seite über , zum Flächenhaften , der Feld spath ist gleichfalls thonig , jedoch ist hier schon ein Beginnen von Crystallisation und dann zeigt sich hier das Kalische . Die verschiedenen Formationen , welche auf diese Seite gehören , müssen als Umbildungen und Herausbildungen des Granits betrachtet werden . Die Gebirgsarten , welche zunächst um den Granit fallen , sind nur leichte Modifi kationen des Granits . Sinnit , Gneis , Glimmerschiefer . Indem der Quarz zur Unscheinbarkeit verschwindet , so treten denn die Schiefer Formationen heraus , Thonschiefer pp[ .] Die Grauwake kann an|gesehen werden als eine niedrigere Reproduktion des Granits , eben so Grünstein , in welchem Feldspath , Quarz und Hornblende die Bestandtheile ausmachen . – Basalt , und dergleichen können so angesehen werden , daß hier die Urprincipien sich vollkommen durchdringen | zu einer innerlichen Ungestalt . Weiter herunter zu größerer Unbestimmtheit , wo es zu einem bloßen Gemengsel geht , tritt denn auch der Kalk herüber . Dies ist der Fall im aufgeschwemmten Lande , hier ist Sandstein , Thon , Gips , Kalk , Mergel zur Ununterschiedenheit zusammengetreten . – Dies ist der allgemeine Gesichtspunkt , nach welchem die Fortbildungen dieser Seite betrachtet werden müssen . Der Basalt kann als der Mittelpunkt angesehen werden , wo sich die Momente auf das innigste durchdrungen haben , von wo aus sich denn eine blos formelle Vermengung oder formelle Abscheidung jener Prinzipien einstellt . – Das Zweite nun zu diesen Gangarten ist die Herausbildung abstrakter , individueller , reiner Gestaltungen , welche vornämlich der

1–2 Spröde , Punktuelle] Ab : Feste , Kieselichkeit 2 zum Flächenhaften] Ab : er läßt sich in Scheiben und Flächen abscheiden 3–4 Beginnen von … Kalische .] Ab : das Rhomboidalische beginnt ; auch fi ndet sich Kali und einige | Prozente Kalk darin . 5–6 Umbildungen und … Granits] Ab : Umbildungen des Granits , Herausbildungen einer Seite desselben vor der andern . 6–8 Die Gebirgsarten , … Glimmerschiefer .] Ab : Sienit , (wo Hornblende statt Glimmer) Gneis , Glimmerschiefer , sind nur kleine Abweichungen , die sich mehr nach der Fläche neigen , indem das thonichte Prinzip das Ueberwiegende wird . Schiefer wendet sich nach verschiedenen Seiten . 10–11 Granits , eben … ausmachen . –] Ab : Granits ; die granitischen Prinzipe sind mehr vermengte und unscheinbarer . 15 herüber .] Ab : hinüber . Schon früher werden Angrenzungen Granit , Gebilde von dem Urkalk merklich . 16 Kalk] Ab : Quarz 18–19 Der Basalt … werden ,] Ab : Granit macht also die Grundlage aus des Unscheinbaren . Diese Dreiheit vermengt sich dann in ein ander , indem ein Princip vor dem andern hervortritt . Der Basalt kann als der Mittelpunkt der innigsten Durchdringung der 3 . Elemente angesehen werden . 22 abstrakter , individueller , reiner] Ab : abstracterer , individuel-

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

1 Feldspath] so Ab Ue : Flußspath 2 zum Flächenhaften , der] Ue : Textlücke Flächenhaften des 7 leichte] Ue : Textlücke Gneis] Ue : Textlücke 8 der Quarz] so Mi Ue : die Textlücke 9 Die Grauwake] Ue : Das Grauwerden vgl . Mi : Grauwacke 11 Hornblende] so Mi Ue : Textlücke 12 und dergleichen] so Ab Ue : Textlücke 24 Rhomboidalische] Ab : Rhemboidalische 27 Sienit] Ab : Sprink 33 vermengt] Ab : verschwemmt 40

organik

5

10

15

20

25

429

Gegenstand der | Oryktognosie sind . Hier zeigen sich denn jene schönen , manigfaltigen Crystallisationen . In den Gebirgsarten sind die eigentlichen Crystallisationen noch durchaus untergeordnet . Schichtungen sind dort wohl vorhanden : rhomboidalische Formen beim Granit (am Brocken)[ .] Die eigentlichen Gangarten sind also Herausbildungen partikulärer | Elemente aus den Gebirgsarten , die ein Concreteres sind . Es gehören hieher denn auch die Erze ; auch die Erze , die Metalle gehören zu den abstrakten Gebilden . Im Granit , dem Gediegenen , treten diese | abstracten Gebilde noch sehr wenig auf ; nur ganz einzeln fi ndet man darin Spuren von Metallen . Erst indem das Urgebirge weiter sich aufschließt , treten die Gänge hervor und jene individuellen Gebilde ; also eigentlich erst in den Gebirgen , die nicht mehr eine solche Totalität für sich sind , wie der Granit . Hier ist es denn , daß in durchkreuzenden Gängen die oryktognostischen Gebilde und die Erze sich zeigen , eben so in Flözen , Lagern , Urstein u s . f . Die Gänge sehen zunächst aus als etwas das Gebirge nur mechanisch Durchziehendes und man betrachtet sie auch so nach der Wernerschen Ansicht . So sehr mechanisches Verhältniß denn auch hier statt fi ndet , so darf doch das Vorkommen jener Gänge nicht blos mechanisch genommen werden . Merkwürdige Zusammenstimmungen zwischen der Gangart und dem Gebirge selbst . Man hat bemerkt , daß die Gänge das eine Mal edel sind , manigfaltig und das andere Mal nicht und daß diese Unterschiede abhängen von der Gebirgsart , durch welche diese Gänge setzen . So Kobaltformationen im thüringer Wald , diejenigen , wo die Gänge reich werden , wenn sie in die Sandsteinformation herabgesetzt haben , während die Gänge unedel werden , wenn sie in eine andere Formation kommen . – | Übergang zur vegetabilischen Natur . Die Erde ist überhaupt das Gebilde , dessen Prozeß als ein Vergangenes angesehen werden muß . Das Erklären der Erde hat stehen zu bleiben

lerer , reinerer 2–3 In den … untergeordnet .] Ab : Eigentliche Krystallisation ist im Schiefer nicht vorhanden oder noch untergeordnet . 4 Formen beim … Brocken)[ .]] Ab : Form zu Grunde liegt)[ .] Es ist dies nur ein Beginnen der Krystallisation . 9–13 aufschließt , treten … u s . f .] Ab : aufschließt 30 zu mittleren Kalkformationen (auch im Urkalk keine metallhaltigen Gänge)[ .] In den Flözgebirgen 30 zeigt sich dies Aufgeschlossenwerden zu Gängen , zu individuellen Gebilden , die ein Abstracteres , Einseitigeres für sich werden . Theils in Gängen als solche , theils im Urstein und dergleichen endigt sich dieses . 14 Durchziehendes] Ab : Durchziehendes , daß die Gebirge eine Spalte bekommen in die das Metallische hineingeflossen . | 19–20 Unterschiede] Ab : Unterschied des Erzhaltigen und nicht Erzhaltigen der Gänge 20–23 So Kobaltformationen … kommen . –] Ab : Derglei35 chen Bemerkungen hat man im Erzgebirge und sonst gemacht . / 2 . , Ve g e t a b i l i s c h e N a t u r / 13 Flözen] Ue : Textlücke Urstein] Ue : Textlücke 14 das] Ue : dem 15 Wernerschen] Textlücke ausgefüllt von BA 20 So] Ue : So eine 21 Kobaltformationen] so Mi Ue : Textlücke 22 die1] Ue : der 25 Erklären] so Ab Ue : Textlücke 27 noch] Ab : doch 29 Flözgebirgen] Ab : Flösgebirgen

402rAb

298Ue

402vAb

403rAb

299Ue ; § 266

430 403vAb

404rAb

300Ue

404vAb

405rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

an dem was die Erde | gegenwärtig ist . Die Erklärung muß nicht blos darin bestehen , daß man sagt , es ist geschehen so nach einander in der Zeit , sondern das Nebeneinander muß ein verständiger Zusammenhang sein . – Die Erde hat den Prozeß noch an ihr , aber so daß er in seiner Erscheinung außer derselben fällt ; wäre dies nicht der Fall , so wäre die Erde ein Lebendiges , so aber ist sie nur das allgemeine , unmittelbare Leben . Ihr Prozeß ist nicht eigentlicher Lebensprozeß , sondern nur Prozeß der Belebung . Diese Belebung der Erde ist nun die reelle Möglichkeit , daß die subjektive Individualität an der Erde hervorgeht . Diese allgemeine Belebung zeigt sich allenthalben ; so zeigt sie sich am Meere eben so , | wie als feste Erde . Als feste Erde macht sie die Seite des Lunarischen aus , als Meer hat sie das Cometarische an ihr selbst . Heim hat gezeigt , daß so wie wir den Mond jetzt sehen , die ursprüngliche Gestalt der Erde gewesen sein muß : die Gestalt der Erde nämlich wie sie aus dem jetzigen Zustande gefaßt werden muß , ehe sie die Revolutionen , welche wir kennen , durchgemacht hat . (Besondere Schrift von Heim darüber) Das feste Land nun und eben so das Meer zeigt diese allgemeine Belebung an ihm . Am festen Lande kömmt so die Fruchtbar|keit überall hervor ; es bedeckt sich allenthalben mit Vegetation . Die individuelle Vegetation muß allerdings so gefaßt werden , daß sie nur aus Saamen derselben Gattung erzeugt ist , allein die allgemeine vegeta|bilische Belebung geht nicht dazu fort . Flechten , Moose pp ; jeder Stein , jeder Stamm schlägt in irgend ein Vegetabilisches aus . Wo etwas verwittert , da kömmt sogleich ein vegetabilisches Gebilde hervor . Pilse entstehen eben so . Diese Vegetationen kann man noch nicht für Bildungen der Individualität nehmen , es zeigt sich hier nur erst das ganz allgemeine Vegetabilische . Die physikalische Betrachtung zeigt von ihnen , daß sie noch nicht die Theile der eigentlich individuellen Gebilde haben . Die Pilse weichen durchaus von dem vegetabilischen Bau ab . So fruchtbar die Erde ist , eben so fruchtbar ist das Meer und dieses hat selbst noch mehr die allgemeine Belebung in sich . Das Meer steht allenthalben auf dem Sprunge , in das Leben auszuschla-

5

10

15

20

25

30

3 verständiger] Ab : nothwendiger verständiger Die] Ab : § 265 . Die 6 Ihr Prozeß] Ab : Der meteorologische Prozeß 8 hervorgeht .] Ab : hervorgehe als lebendiges Subject . 9 zeigt sich 30 allenthalben ;] Ab : zeigt sich nicht als Lebendiges , aber sie muß als das allgemein Belebte sich allenthalben zeigen ; 17–19 Vegetation . Die … fort .] Ab : Vegetation , die allerdings gefaßt werden muß als Individuum von einer Gattung von andern Saamen erzeugt . 22 Pilse] Ab : Schimmel , Pilze 26 ab .] Ab : ab , so daß man sie sogar für etwas Animalisches ansehen kann . | 35

4 derselben] Ue : demselben 10 feste Erde1] so Ab Ue : EisenErde feste2 ] so Ab Ue : Ei- 35 sen Seite] Ue : SEite des Lunarischen] so Ab Ue : d . Textlücke 11 Cometarische] so Ab Ue : Concentrische nicht Heim] so Ab Ue : Gain 15 Heim] Ue : Gain Land] Ue : Band 17 es] Ue : sie 18–19 aus Saamen … erzeugt] so Mi Ue : Textlücke gesunken 20 Flechten] so Ab Ue : Textlücke Stamm] so Ab Ue : Stein 28 Meer] Ue : Meere 33 Saamen] Ab : aus Sonnen

organik

5

10

15

20

25

431

gen , wird aber immer wieder in das Wasser hinunter gezogen . Der bittere , faulige Geschmack deutet schon auf eine Verwesung des Lebendigen . Die Schiffer sprechen im Sommer von einem Blühen des Meers ; das Meer wird hier trübe und zeigt sich als etwas Schleimartiges , Punktuelles , gleichsam ein Beginnen des Vegetabilischen . Noch mehr ist bekannt , daß das Meer auf der hohen See in unabsehbaren Flächen in phosphorirendes Leuchten ausschlägt . Wenn das Meerwasser heraufgenommen wird , so zeigen sich allenthalben eine unendliche Menge | kleiner Punkte auf der Oberfläche . Das Leuchten verschwindet denn bald und die Punkte lassen nur ein Gallertartiges zurück ein Beginnen animalischen Lebens . Es geht denn auch fort bis zu wirklichen Infusionsthierchen deren Leben aber ein unendlich Vergängliches ist . Das Meer wird so also sehr häufig zu einer unabsehbaren Oberfläche von leuchtender Gallerte , man kann sagen , daß dies Leuchten nichts Anders ist als das Selbst , welches hier noch nicht so weit sich innerlich machen kann , daß es bis zu einem Bestehen organischer Gebilde käme . – Die allgemeine Lebendigkeit nun nimmt sich ferner zur subjektiven Lebendigkeit zusammen , die sich von dieser allgemeinen abtrennt und sich ihr gegen über stellt . – | Die vegetabilische Natur ist die Stufe der Reflexion , das Allgemeine , das sich bestimmt , für sich ist ; dies ist aber nur erst das unmittelbare Für sich sein , nur formelle Reflexion , noch nicht diese unendliche Subjektivität , welche sich in sich unterscheidet zu Gliedern . Es ist hier nur erst der subjektive Punkt des Lebens (§ 266)[ .] Leben ist hier noch unmittelbar Eins mit der Subjektivität ; | die Vermittelung ist denn im animalischen Leben gesetzt ; erst diese ist die Einheit des subjektiven und objektiven Lebens , und so ist es erst Seele . – Das Lebendige ist übrigens sofort nothwendig Besonderes , das Alles was in die Wirklichkeit tritt , ist Besonderes . So ist denn auch die Natur der Pflanzen vollkommen partikularisirt und diese | ihre Qualität ist Eins mit ihrer Seele . Die Besonderheit der

4–5 gleichsam ein … Vegetabilischen .] Ab : das einen Trieb zu einem vegetabilischen Ausschlagen andeutet (im Juli , August und September) . 6 Leuchten ausschlägt .] Ab : leuchten . Häufig sind es 14 kann , daß … käme . –] Ab : kann , 30 Thiere ; die|se aber haben ein ganz reines Phosphorisciren ; daß es nur aussen als eigentlich physikalisches Licht bleibt , und bald wieder verschwindet . Durch und durch ist das Meerwasser bis hinunter auf den Grund mit | verschiedenen Gattungen animalischer Geschöpfe angefüllt . 18–19 Allgemeine , das … ist1] Ab : Lebendigkeit die sich zur Subjectivität bestimmt 21 Es ist … der] Ab : Es ist die Stufe der Reflexion des Lebens , die unmittelbare , noch 35 nicht in sich unendlich organisirte Subjectivität , der 23 gesetzt ;] Ab : gesetzt ist durch Gliederung in objectives Leben , 24 Lebens ,] Ab : Lebens . Die Belebungen in der Einzelnheit sind unmittelbar identisch . 26–27 partikularisirt] Ab : particularisirte . Die Thiere haben besondere Charactere ;

301Ue

§ 267 2 . , die vegetabilische Natur

117Az 406vAb

302Ue

30

10 zu wirklichen Infusionsthierchen] Ue : zum wirklichen Infusions Textlücke … Natur in Ue unterstr .

18M–19M 2 . , die

405vAb 406rAb

432

407rAb

§ 268

303Ue | 408rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Thiere und noch mehr der Menschen sind vorübergehende Zustände , Thätigkeiten u . s . f . Die Partikularität ist hier eine solche zugleich , gegen welche die Seele , die Subjektivität auch ein Allgemeines ist . | Die Pflanze ist hingegen dieses unmittelbar Eine , so daß die Partikularität derselben , ihre Qualität unmittelbar identisch ist mit ihrer Seele , ihrer Lebendigkeit überhaupt . Die Bestimmtheit der Pflanze ist so Eins mit ihrer Allgemeinheit . Wir können wohl die Pflanzen haftigkeit und dann diese bestimmte Art und die einzelnen Pflanzen unterscheiden , aber an der Pflanze selbst ist diese Unterscheidung nicht vorhanden . – (§ 267) Es muß zweierlei bei Betrachtung der vegetabilischen Natur unterschieden werden . Zuerst die Einheit des Ganzen , diese Gleichheit der Glieder an der Pflanze , oder dies , daß die Zergliederung nur eine oberflächliche Zergliederung ist . Das Zweite ist denn diese Gliederung selbst , der Unterschied , der Verlauf des Lebens , die Organisation , welche sich in verschiedene Gebilde unterscheidet und sich ausbildet bis zum Sexualunterschied , der übrigens hier nur noch oberflächlich ist . – Die Pflanze ist als lebendiger Prozeß in sich selbst , thätig , unruhig , aller Trieb ist nur dies , daß ein Widerspruch in Etwas ist und daß dieses einen Widerspruch seiner selbst aushalten kann . Das Lebendige ist diese Macht , diese Identität des Besondern und damit auch des Widerspruchs , den es in sich aushält . – Dieser Prozeß ist nun bei der Pflanze nur formell | die Pflanze unterscheidet sich , setzt sich als das Andere ihrer selbst , aber dies ist nur ein formelles Unterscheiden . Das Andere ist nur dasselbe Individuum nicht ein wahrhaft Anderes , das was die Pflanze von sich unterscheidet , ist nur das selbst was die Pflanze ist ; so ist sie ein außer sich kommen und Zerfallen in mehreren Individuen . – Die Pflanze ist also Subjekt als Lebendiges , selbststische Einheit mit sich , aber diese ist noch nicht reell , die Gliederung ist nur erst formell . Die selbststische Einheit ist sich nicht objektiv ; die Objektivität dieser Selbststischkeit ist deswegen ein Äußeres für die Pflanze . Die nächste Folge der formellen Selbststischkeit der Pflanze ist also dieses , daß sie nicht selbst objektiv ist . Das äußere Selbst der Pflanze ist das Licht . Wie die Schwere das Centrum sucht , so ist das Selbst der Pflanze erst ein Suchen-

5

10

15

20

25

30

407vAb

408vAb

so der Mensch , deren jedes einen besondern gegen den Andern . 5 überhaupt .] Ab : überhaupt . Es 30 ist jenes Particulaire nicht blos Zustand , sondern die ganze Natur durchdringend . 8 Unterscheidung nicht vorhanden . –] Ab : nicht unterschieden , wohl aber unterscheiden sich das Thier und der Mensch so . Az : Der Mensch kann sich als das Abstracte das Ich von seiner Besondernheit unterscheiden . 11 ist .] Ab : ist , also abstracte Ein|heit der Pfl anze ; 15 unruhig ,] Ab : Unruhiges sich 35 für sich selbst Treibendes , 26 objektiv ;] Ab : objectiv . Der zergliederte Leib ist die Objectivität 35 der Seele . 28 selbst] Ab : in sich selbst Az : sich selbst in sich 28–433,1 Licht . Wie … Selbst1] Ab : Licht der Pfl anze , zu dem die | Pfl anze ein wesentliches unendliches Verhältniß hat ; sie ist ein 14 Sexualunterschied] so Az

Ue : Spezialunterschied

16 dieses] Ue : dieser

18 es] Ue : er

organik

5

10

15

20

25

433

des Selbst und dieses ist das physikalische Selbst des Lichts . Schelling sagt so , wenn die Pflanze ein Bewußtsein hätte , so würde sie das Licht als ihren Gott verehren . Das Licht ist das äußerliche Selbst der Pflanze . Das reelle Lebendige ist die Verdoppelung seiner in sich selbst , die Pflanze ist nur eine Vervielfachung ihrer selbst , so daß das Vielfache außer derselben fällt . – Das Licht ist die unendliche Macht der Pflanzen . In empirischen Erscheinungen kommt dies auf manigfaltige Weise vor . | Die Blumen sind nothwendig nach dem Lichte gerichtet . Die Blumen auf einer Wiese , des Morgens nach Osten , Abends nach Westen gedreht . – Kar toffeln in einem | Keller , welche ausschlagen und nach einer Lichtöffnung sich drehen . Alle Gewürzhaftigkeit , Geschmack , Kraft kommt bei den Pflanzen durch das Licht . – | Die Pflanze bildet denn das Licht , welches sie sucht , in sich hinein . – Die Vögel der heißen Zone singen nicht , aber desto glänzender ist ihre Farbenpracht die bis zum metallischen Glanze fortgeht ; singende Vögel im Norden , die Nachtigall . Auch hier im Animalischen ist die Übermacht des Lichts , welches sich am Lebendigen bewährt . Die Pflanze hat also ihr Selbst am Lichte . Auch der südliche Mensch kommt nicht dazu , so aus sich selbst die Freiheit , sein Selbstbewußtsein objektiv zu gebrauchen . – Die Pflanze , indem sie sich objektiv macht , enthält nur die ganz formelle Objektivität . Ihr Prozeß ist wesentlich nur sich zu erhalten und sich zu vervielfältigen . Der Typus der ganzen Pflanze ist überhaupt ein Einfaches . In der ersten Stufe ist dies auf ganz andere Weise vorhanden . Ein Punkt , ein Bläschen und dies macht sie zu einer Linie , einem Faden . Diese Linie unterbricht sich denn wieder und macht einen Knoten . Dieser bleibt nun entweder verbunden mit der Linie oder er stößt sich ab und es entstehen neue Pflanzen . So ist die Fortpflanzung der Conferven , dieser einfach vegetabilischen Fäden . Es entstehen denn auch traubenförmige Körper durch mehrere solche Knoten und Knöpfchen . | Ferner gehören diese Erscheinungen hieher : Wir

Suchen des Selbst , 6 Pfl anzen .] Ab : Pfl anze , die objective Selbstigkeit . 10 Alle Gewürzhaftigkeit , … Kraft] Az : alle Kraft der Pfl anze – Farbe , Geschmack , Geruch cett . 11 Licht . –] Ab : 30 Licht . In dumpfigen Oertern werden sie groß , aber ohne Geschmack , Geruch pp . 12 hinein . –] 30 Ab : hinein . Auf den Meergallerten , den Anfängen des Lebens zeigt sich das Licht äußerlich . – 13–14 singende Vögel … Nachtigall .] Ab : dagegen die singenden Vögel in Norden wohnend nicht diesen Farbenglanz haben . 14–15 Animalischen ist … bewährt .] Ab : Animalischen zeigt sich dies Verhältniß , daß die Ueber macht des Lichts sich an ihm herausarbeitet , wie denn auch der Mensch im Norden sich in sich hineinbildet , sich in sich ver|tieft . 18 formelle Objektivität .] Ab : Formelle , 35 sich nicht in eigentlicher Gliederung zu unterscheiden , 20–21 Einfaches . In … vorhanden .] Ab : einfach ; besonders bei den einfacheren Pfl anzen , 21 Punkt , ein Bläschen] Az : Punctuelle (ein Korn cett) 22–24 Knoten . Dieser … Pfl anzen .] Ab : Knoten und bilden sich neue Linien u . s . w . 1 Selbst1] Ue : selbst 10 drehen .] Ue : Textlücke vgl . Ab : drehen 11 welches] Ue : welch , welches sich] so Ab Ue : dasselbe 24 der Conferven] Ue : des Concreten

409rAb 304Ue

118Az

410rAb

409vAb

434

305Ue

411rAb

306Ue

410vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

unter scheiden nach der unmittelbaren Anschauung Wurzeln , Zweige pp an der Pflanze . Jeder | Zweig ist nun ein vollständiges Gewächs und der übrige Stamm muß als der Boden angesehen werden , worin dieser Zweig die Wurzel hat . Jede Knospe hat Gefäße , welche abwärts durch die Pflanze gehen und das Holz ist angesehen worden als ein eigentliches Gebilde von Wurzeln , Fasern aller Knospen . Wenn auch dies nicht bestimmt so der Fall ist , so bleibt doch so viel gewiß , daß jedes was wir als Theil ansehen können , ein vollständiges Ganze ist . Knospen mit etwas Rinde abgeschnitten , lassen sich auf einen andern Baum pfropfen ; die Blätter und Früchte dieser Knospe gehören nur ihrer Art und Natur an , nicht dem übrigen Baum . Vielerlei Arten von Birnen auf Einem Baume . So gut wie man den Saamen säen kann , kann man auch die Knospen säen . Zweige in Erde gesetzt geben denn auch ganze Bäume . Bei den fragaria (Erdbeeren) bildet der Blattstiel einen Knoten und dieser , wenn er die Erde berührt , welche feucht ist , treibt wieder Wurzel und macht sich zur ganzen Pflanze . Andere Pflanzen senken ihre Äste auf den Boden und diese treiben denn Wurzeln . Bäume in Asien und Afrika . Pflanzen , aus deren Blätter Wurzeln hervorwachsen . Eben so die Zwiebeln ; dies sind die Knospen | der Wurzeln . Hier brechen gleichfalls überall neue Pflanzenindividuen hervor . Kurz jeder Theil der Pflanze kann existiren unmittelbar als das vollständige Individuum , was bei den Thieren durchaus nicht der Fall ist , (außer bei den | Polypen)[ .] Die zuletzt erwähnte Seite ist die , welche Göthe vornämlich in seinen Metamorphosen der Pflanzen vorgestellt hat . Hier ist bei Beschreibung der Pflanzen zunächst das Bedürfniß vorhanden , das Vielfache davon auf einmal in seiner Beziehung auf einander zu betrachten . Diese innere Einheit nun ist es , welche Göthe vor näm lich in einem ganz reinen Natursinn aufgefaßt hat ; diese göthesche Ansicht hat nach und nach auch angefangen , in die eigenthüm liche Wissenschaft der Botanik einzudringen . Der Hauptgedanke ist also in jener Schrift , daß die verschiedenen Organe der Pflanzen |

5

10

15

20

25

2 Jeder Zweig] Ab : Jeder Ast und jeder Zweig , jedes Blatt Az : jeder Stamm , jeder Ast , Blatt cett . 30 5–6 Wurzeln , Fasern … Knospen .] Az : Wurzelfasern aller Knospen angesehn . Ob die Wurzeln am Boden oder in einem andern Theil der Pfl anze sind , ist im Wesen gleichgültig . 10 Vielerlei 30 Arten … Baume .] Ab : Man kann sehr ver schieden ar|tige Früchte auf einem Baume ziehen . So ist also jeder Theil ein vollkommen Particularisirtes und bleibt dies . 11 in Erde] Az : im Wasser oder in der Erde 15 Boden und … Wurzeln .] Ab : Boden senken und so Bäume hervorbringen , die einen ganzen Wald ausmachen . 16 Blätter] Ab : Blättern , wenn sie den Boden berühren , 20 Die zuletzt … Seite] Ab : Die besondern Theile der Pfl anzen sind also eben sowohl Individuen für 35 sich . / Die Differenz ist nur eine oberfl ächliche : Metamorphose eines und desselben Gebildes . Diese Seite 26 eigenthümliche Wissenschaft … Botanik] Ab : Physiologieen der Pfl anzen 12 fragaria] Ue : Textlücke 15 Äste] so AbAz Ab : Wurzel 28 Jeder Ast] Ab : Jede Art

Ue : Textlücke

17 Wurzeln] Ue : Textlücke

vgl .

organik

5

10

15

20

435

nur leichte Umbildungen des Einen und selben sind . – Dies läßt sich nun noch aus manchen nähern Erscheinungen nachweisen . – Bäume umkehren , so daß die Wurzeln in die Luft kommen und die Äste in die Erde . Gefüllte Blumen sind nichts Anders als daß die Filamente diese Fäden , woran die Antheren hängen , und so auch die Pistille in Blumenblätter umgewandelt sind . Tulpen die man Monstrosen nennt . Hier ist die Blume schwankend , zwischen eigentlichen Blumenblättern und Stengelblättern . Was bei wildwachsenden Pflanzen Dornen sind , das wandelt sich durch Kultur zum Theil in Blätter um . | Die ganze Struktur der Pflanze zeigt denn gleichfalls diese Umbildung eines und desselben Gebildes . Die Saamenlappen (Cotyledonen) zeigen sich von selbst schon als Blätter . Diese selbst denn sind theils einfach , theils sind sie getheilt , eingekerbt und werden bei manchen Pflanzen gefiedert . Zum | Theil kommt die verschiedene Blattbildung an ein und denselben Pflanzen vor . Was bis zu einem gefiederten Blatte fortgeht , ver theilt sich denn unter die verschiedenen Arten von Blumen ; so giebt es genera , wo in einer Art an der Entwickelung ihrer Blätter dieselbe Manigfaltigkeit vorkommt , welche nachher die verschiedenen Arten der ganzen Gattung charakterisirt (Sorbus)[ .] Von Schelver vornämlich ausgeführt . Göthe geht denn von den Blättern zum Kelch und zeigt wie dies nichts Anders ist als | eine Verknotung , wo was bisher in der ganzen Länge des Stengels ver theilt war , sich im Kreise sammelt und einen Kelch bildet . Die Blume selbst ist denn gleichfalls nur eine Wiederholung des Kelchs . Die Blumenblätter und Kelchblätter stehen einander sehr nahe . Die Kelchblätter haben schon nicht mehr das Grüne der eigentlichen Blätter (folia) oft sind sie ganz gefärbt wie die Blumenblätter . – Was denn die Staubfäden betrifft und die Sexualtheile überhaupt , so ist das Filament

25

… Erde .] Ab : Aeste in den Boden , die Wurzeln in die Luft , so geschieht es , daß die Aeste Wurzeln treiben , und die Wurzeln Aeste , Zweige , Blätter pp . / Also durchaus Gleichartigkeit der Theile . 4–5 Filamente diese … sind .] Ab : Filamente , die große Menge von Staubfäden durch mehr Nahrung die die Pfl anze erhält zu Blättern werden . 5 Tulpen] Ab : So auch bei Tulpen , 9 Umbildung] Ab : oberfl ächliche Umbildung 10 Die Saamenlappen … Blätter .] Ab : 30 21 Wiederholung des Kelchs] Ab : Verdoppelung eines solchen 30 Ein Stengel , ein gestrecktes Blatt , Punctes 23 oft sind … Blumenblätter . –] Ab : werden gelblich ; oft schon ganz gefärbt . Manche Pfl anzen haben keinen Kelch , sondern nur eine Corolle , wo man nicht sagen kann , ob eigentlich dies oder jenes . 25 3 Wurzeln in

4 Filamente] Ue : Textlücke Antheren] Ue : Textlücke 5 Pistille] Ue : Textlücke 6 MonstroUe : Textlücke 7 Dornen] so Ab Ue : daran 10 Saamenlappen] Ue : Sonnenlappen Cotyledonen] Ue : Textlücke 12 gefiedert] so Ab Ue : gehindert 13 gefiederten] Ue : gehinderten 14 Blumen] so Ab Ue : Blättern 17 Schelver] Ue : Textlücke ; siehe Anm . 19 Verknotung] so Ab Ue : Verkerkerung 23 ganz] Ue : Textlücke 24 Sexualtheile] so Ab Ue : Spinaltheile Filament] Ue : Textlücke 29 Umbildung] Ab : Unbildung 32 keinen Kelch] Ab : 40 keine ( lolm ?) 35 sen] so Ab

411vAb

412rAb

307 Ue

412vAb

436 413rAb

308Ue

309Ue 414rAb

413vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

auch nichts als ein contrahirtes Blatt und eben so das Pistill , | welches häufig noch die vollkommene Blattgestalt hat . Die Pistille und Antheren machen nun den Sexualgegensatz aus , dessen nachher weiter zu gedenken ist . – Schrift von Authenrieth , darin er die Antheren und Pistille mit einander verglichen und gefunden hat , daß jene Blättchen sind , welche sich einwärts biegen ; so entsteht dort ein hohler Cylinder und | darauf ist ein Büschel von Einem Härchen ; dieser Büschel fällt denn ab . Umgekehrt beim Pistill ; hier ist auch ein Kelchblättchen , welches sich einbiegt , aber so , daß es mehr eine Höhlung macht , woraus nachher der sogenannte Eierstock wird . Hier ist auch Büschel von Härchen auf der Spitze , und dieses bildet sich hier aus und erreicht die Natur einer vollkommenen Narbe . Die Früchte , die Schooten pp lassen sich eben so leicht als Umbildungen der Blätter aufzeigen . Dies ist der Hauptgedanke der götheschen Metamorphosen der Pflanzen ; mit reinem Natursinn , auf eine sehr zierliche Weise dargestellt ; geistige Leiber wie er es nennt , worauf das was vorher roher erschien nach und nach feiner und gebildeter wird . – (Der Blumenstaub der letzten verfeinerten Produktion , zeigt sich gleichfalls zum Theil schon früher ; so ein gelber Puder , welcher aus den Blättern der Rosen hervortritt .) Indem die Pflanze sich gestaltet , so ist dies , daß sie sich zu einem Individuum entwickelt , unmittelbar die Vervielfältigung desselben Individuums , oder der Gattungsprozeß . – Die Besonderheit , Qualität und das Subjektive , Individuelle der Pflanze fällt , wie bemerkt wurde , noch in Eins ; das subjektive Eins ist versenkt in die Qualität . Daraus folgt , daß die Pflanze keine Bewegung hat , keine unterbrochene Intussusception , daß sie sich nur zum Elementarischen verhält und daß sie keine Wärme hat . Die Hauptsache ist denn weiter , daß die Pflanze noch kein Gefühl hat ; zu | diesem gehört die unendliche Subjektivität , | welche zugleich für sich ist , unterschieden von der Leiblichkeit , von der Entwickelung . Dies ist in der Pflanze nicht vorhanden ,

5

10

15

20

25

1 häufig] Ab : bei manchen Blumen (z . B . bei der Iris) 2 Blattgestalt hat .] Ab : Blattes hat . So auch sonst Filamente , die noch zur Hälfte Blätter sind . 3 Schrift] Ab : Es sind also jenes nur Umbildung 30 des Blattes . S . eine Dissertation 13–17 dargestellt ; geistige … hervortritt .)] Ab : dargestellt . / Es ist also jeder Theil theils ein | eigenes Individuum für sich , theils jeder nur Umbildung eines und 30 desselben Gegenstandes . / Das gelbe Pulver tritt bei manchen Pfl anzen eben so unmittelbar hervor wie durch die Antheren . / § 267 . 23–24 Die Hauptsache … die] Az : § 2 67 . Die 24 hat ;] Ab : hat . Dies liegt unmittelbar darin . 1 das Pistill] Ue : die Textlücke 2 Pistille] Ue : Textlücke Antheren] Ue : Textlücke 3 Sexual- 35 gegensatz] so Ab Ue : Spinalgegensatz 4 Antheren] so Ab Ue : Textlücke Pistille] so Ab Ue : 35 Textlücke 5 jene] Ue : jenes 7 Pistill] Ue : Staube 8 Höhlung] so Mi Ue : Textlücke 10 einer … Narbe .] so Mi Ue : eines … Textlücke 19 Gattungsprozeß] so Ab Ue : Hebungsprozeß 22 Bewegung] so Ab Ue : Textlücke Intussusception] Ue : Textlücke 28 Filamente] Ab : Filomente 32 § 2 67 .] Az : § 2 6 8 . am Rande

organik

5

10

15

20

25

437

das Eins fällt bei derselben in ihre Qualität und darum ist sie nicht für sich gegen ihre Bestimmtheit , und so hat sie kein Gefühl . Es giebt zwar Pflanzen , welche eine Reitzbarkeit besitzen , allein dies ist nicht als Sache thierischer Empfi ndung anzusehen , sondern es gehört vielmehr dem Mechanischen an . Rudolphis Untersuchungen darüber . Die Pflanzen haben also keine willkührliche Bewegung . Dies hängt mit dem Gesagten unmittelbar zusammen ; die Pflanze ist keine freie Zeit in ihr selber . Dazu gehörte , daß das Eins ihrer Lebendigkeit für sich wäre , nicht mit der Äußerlichkeit ihres Lebens unmittelbar identisch . | So wäre die unendliche Negativität der Subjektivität fähig den Ort zu bestimmen , das gleichgültige Außereinander des Raums wäre in ihr aufgehoben , ein Ideelles | und so wäre sie Raumbestimmend . So aber ist sie an den Ort gebunden und der Ort ist ihr schlechthin bestimmt . – Die Pflanze hat denn weiter eine continuirlich strömende Ernährung , sie verhält sich nicht zum individualisirten Unorganischen , das wozu sie sich verhält , ist das allgemeine | Element . Licht , Luft und Wasser , reines Wasser oder mehr specificirt , salzig , kohlensauer und dergleichen . Der Grund dieses Verhaltens zu dem allgemeinen Element liegt darin , daß die Pflan|ze nicht selbst individuell ist ; ihre Subjektivität hält nicht an sich als unendliches Für sich sein und so ist auch das Andere ihrer selbst nicht ein wahrhaft Individuelles , sondern nur die allgemeinen Elemente und ihr Verhalten zu diesen ist denn eben ein solches allgemeines Verhalten , eine continuirlich strömende Ernährung[ .] Tag und Nacht machen denn allerdings einen Unterschied im Pflanzenleben , aber eben dies ist ein Unterschied , der nicht durch die Pflanze selbst gesetzt ist . Man kann die Pflanzen so betrügen ; | in ein erleuchtetes Zimmer bei Nacht und in ein dunkles Zimmer bei Tage gebracht . Indem die äußerlichen Bedingungen so verändert werden , so wird auch das Verhalten der Pflanzen verändert . Das

1 das Eins … Qualität] Ab : fällt das subjective Eins in ihre Besonderung selbst 4 Mechanischen] Ab : mechanischer Elasticität 5 Die Pfl anzen … keine] Ab : Die Pfl anze ist an den Ort gebunden wo sie steht , ohne 7 Dazu] Ab : daß sie Subjectivität in ihr selbst wäre , dazu 12 schlechthin 30 bestimmt . –] Ab : bestimmt . Diese Bestimmung ist nicht die des Pfl anzen-Individuums selbst ; dazu 13 Unorganischen ,] Ab : Unorganischen , nicht 30 gehörte die unendliche Subjectivität in ihr selbst . zu Pfl anzen und Thieren als ein Selbstständiges . 17 individuell ist ;] Ab : ein wahrhaft Subjectives ist ; sondern , daß ihre Individualität verfällt in ihre Besonderheit und in ihr Verhältniß nach Aussen . 18–19 Individuelles ,] Ab : Individuelles , Subjectives . 20–21 allgemeines Verhalten , … Ernährung[ .]] Ab : allgemeines ; es ist nicht individualisirt ; es ist nicht unterbrochen ; es sind keine 35 Pausen darin ; diese Unterbrechung hängt mit dem Character der Subjectivität zusammen . 24 gebracht .] Ab : setzt ; so werden diese Zeit des Schlafes und der Thätigkeit unendlich nach und nach in wenigen Tagen . 9 den Ort] so Ab Ue : die Art 19 diesen] Ue : diesem der 24–25 Bedingungen] Ue : Bedingun-/ gungen

24 gebracht] Ue : betrachtet

die] Ue :

414vAb

119Az

415rAb 310Ue

415vAb

438

416rAb

§ 269 311Ue

417rAb

416vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

übrige Verhalten hängt denn von den Jahreszeiten und dergleichen ab ; eben so von den Klimaten . – Eben so ist auch die Pflanze nicht der animalischen Wärme fähig , denn sie ist nicht dieser unruhige Prozeß , diese fortdauernde Veränderung ; dieses Für sich selbst sein , welches das animalische Leben | ist . Versuche deshalb ; es hat sich dabei der erwartete Unterschied nicht gezeigt . Das Holz , ein schlechter Wärmeleiter ; der Stamm auch participirend etwa an dem Beständigen einer Wärme der Erde . – Das Zweite ist denn die Differenzirung der Pflanze , der Prozeß der Pflanze in ihr selbst , ihr Lebensprozeß . | Dieser ist nothwendig ein Verschiedenes . Das Lebendige , ein dreifaches Leben ; das Leben des Individuums in ihm selbst ; dann der Prozeß gegen die Außenwelt und drittens der Prozeß der Gattung gegen das Individuum , dieses Dritte ist die Einheit der beiden ersten Prozesse . Diese drei Formen der Prozesse sind jedem Leben nothwendig und sie müssen also auch an der Pflanze unterschieden sein . – Die Pflanze muß auch in die Verschiedenheit übergehen und diese als Prozeß an ihr darstellen . – Der Prozeß der Pflanze in seinem letzten Produkt erscheint wie in seinem Anfang als Gestaltung . Die Pflanze steht noch in der Mitte zwischen crystallischer und | freier animalischer Gestalt . Diese letztere hat die Natur der elliptischen Form ; das Entgegengesetzte ist die vollständige Crystallform . Zwischen beiden in der Mitte steht die Pflanze . So ist einerseits der Verstand noch übermächtig , zugleich zeigt sich aber auch das Abrunden wie es im Thierischen vorkommt . Grad linige Form des Stengels ; im Blatt die Fläche das Überwiegende . In der Frucht die

1–2 eben so … Klimaten . –] Ab : Pfl anzen die in nördlichen Gegenden einen Winterschlaf haben , ändern in südlichen diese Natur nach und nach um , u . s . w . 2–3 Eben so … fähig ,] Az : Man glaubte Anfangs die Pflanzen haben eine eigenthümliche Wärme – allein die weiter fortgesetzten Untersuchungen haben dieß widerlegt . 3–4 Veränderung ; dieses … sein ,] Ab : Veränderung der Cohäsion : das sich producirende Feuer 6–7 Wärmeleiter ; der … Erde . –] Ab : Wärmeleiter , daher kann es kommen , daß sich einige Verschiedenheit der Temperatur zeigen kann ; doch nur von Aussen bestimmt . / Dies betrift die eine Seite : die Identität der Pfl anzen mit sich selbst . Az : Wärmeleiter – daher kommen Unterschiede der äußern und innern Temperatur , wenn sich welche zeigen . 10 Außenwelt] Ab : unorganische Natur Az : Allgemeine objectiv äußere 10–11 der Gattung … Individuum ,] Ab : des Individuums gegen das Objective als | ein eigenes Objectives ; des Individuums mit der Gattung und umgekehrt . 13–14 Die Pfl anze … darstellen . –] Ab : Die Kraft der Differenzirung ist erst auf schwache oberfl ächliche Weise als Modification der Grundform vorhanden . Aber die Pfl anze muß auch in den Prozeß übergehen und daher die Unterschiedenheit der Prozesse an sich setzen , das dreifache Leben von dem früher gesprochen . / S . § 268 . 21–439,1 In der …

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

3 Veränderung] Ue : Textlücke 4 Für sich … sein] Ue : Für in sich selbst 6 der Stamm] so Az Ue : das dem Beständigen] Ue : das Beständige 7 Differenzirung] Ue : Textlücke 13 unterschieden] Ue : unterscheiden 17 elliptischen] so Ab Ue : Textlücke 20 Abrunden] so Ab Textlücke ausgefüllt von BA mit : Verstand es] Ue : er 30 unorganische] Ab : unorganischen 32–33 Differenzirung] Ab : Differengirung 40

organik

5

10

15

20

25

439

Kugel form . Im Innern sind es Zellen welche auch noch große Regelmäßigkeit zeigen . Auch die Blumenblätter zeigen noch viel von der verständigen Regelmäßigkeit . An jedem Blatt ist indeß schon bemerkbar , daß keine Seite | der andern ganz gleich ist ; die eine ist mehr auseinander , die andere zusammengezogener . Die Zahl ist auch etwas Festbestimmtes bei den Pflanzen und diese Bestimmtheit ist hier noch | etwas Herrschendes . So sind 3 und 6 . herrschende Zahlen bei den Zwiebelgewächsen ; eben so dann die Fünf und die Verdoppelung der Fünf . Kurz das Verständige tritt an der Pflanze noch überwiegend hervor . – Das Zweite hinsichtlich des Prozesses der Pflanze ist , daß er schwankt zwischen dem eigentlich Animalischen und dem Chemischen . | Die Pflanzenhaften Produkte sind so z B . Säuren , sehr bestimmte Säuren (Citronensäure , Essigsäure pp)[ .] Diese chemischen Stoffe sind jedoch nicht mehr das ganz chemische , sondern sie nähern sich mehr der Indifferenz des Animalischen . Die vegetabilischen Stoffe nähern sich mehr oder weniger den Säuren oder den Kalien (Oxyde) (§ 268)[ .] Der Lebensprozeß der Pflanze ist nun in jedem Theile ganz ; die Pflanze ist ein durchaus Particularisirtes . – Bei der Pflanze ist nun der Prozeß noch nicht in die unterschiedenen Thätigkeiten dirimirt sondern er ist noch wesentlich formell , ein Prozeß der unmittelbaren Verwandelung . Die physiologische Construktion der Pflanze ist sehr einfach : Die Hauptsache beim Lebendigen ist , daß dieses ein an und für sich Festes und Bestimmtes ist und daß was von außen an dasselbe | kommt , unmittelbar umgewandelt wird . Diese Anmaßung chemisch zu wirken ist unmittelbar im Lebendigen überwunden . Da kommt es nun darauf an , ob die Veränderung unmittelbar ist , oder ob sie durch eine Stufenfolge geschieht . Auch das Thier assimilirt sich die Außenwelt auf ganz un|mittelbare Weise . Das Entscheidende aber ist , daß diese Verwandelung verschiedene Stufen durchgeht . Bei der Pflanze ist die unmittelbare Ver|wandelung die Hauptsache . Das Äußerliche das an das Lebendige kommt , wird durch und durch vernichtet und umgewandelt

Kugelform .] Ab : die Kugelformen in der Frucht zeigen auch das Regelmäßige . 2–3 Regelmäßigkeit .] Ab : Regelmäßigkeit , wenn gleich nicht von dem bestimmten Krystallinischen . Az : Regel12–13 30 mäßigkeit gränzend an das Abstracte der mineralischen Form , aber nicht mehr sie selbst . chemische , sondern … Animalischen .] Ab : chemische , doch auch nicht das Indifferente , was das Animalische ist , das weder Säure | noch Kali , noch ein Neutrales ist . Die Pfl anzen enthalten auch indifferente mehr an das Animalische angrenzende Stoffe . 16 Bei] Ab : Eine 2te Hauptbestimmung in An sehung des Prozesses ist : daß bei 24 Weise] Ab : Weise (die Feuchtigkeit)

417vAb

312Ue

120Az

418vAb

313Ue 419rAb

30

35 35 1 Kugelform .] Ue : Textlücke

Zellen] so Mi Ue : Textlücke 4 mehr auseinander] Ue : immer häufiger 7 Zwiebelgewächsen] so Ab Ue : Textlücke 9 er] Ue : es 14 Oxyde] Ue : Textlücke 17 dirimirt] so AbAz Ue : Textlücke 21 Anmaßung] so Ab Ue : zu 23 Veränderung] so Ab Ue : Textlücke 24 die] Ue : der 24–25 Entscheidende] Ue : Textlücke 28 Frucht] Ab : Luft 29 von] Ab : an

418rAb

440

419vAb

420rAb 314Ue

420vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

(vergiftet)[ .] Auch der Geist verwandelt das was er berührt auf solche Weise . Die physiologische Natur ist nun , wie gesagt , höchst einfach ; (Links und Rudolphis Untersuchungen)[ .] Was man hat entdecken können , das sind einerseits einfache Zellen und andererseits Fasern , die zu Spiralgefäßen gewunden sind . Diese Construktion der Eingeweide der Pflanze ist so höchst einfach und fi ndet sich in allen Theilen der Pflanze wieder , | von der Wurzel bis zum Stamm . Wie es scheint , so sind die Spiralfasern darauf angewiesen , die Feuchtigkeit , wie sie unmittelbar gegeben ist , in sich aufzunehmen . Man kann sie so mit Capillargefäßen parallelisiren , deren Wirksamkeit rein mechanisch ist . Ein Eindringen , eine Art von Durst . Es scheint also , daß sich die Spiralgefäße zunächst zu dem Rohen verhalten . Das 2te ist aber der organisirte Stoff . Diese Organisirung geschieht nach der Grundnatur des Vegetabilischen auf unmittelbare Weise , nicht wie im Animalischen , d . h . allmähliche Umbildung . So erscheint denn dieser Stoff sogleich als dieses vegetabilisirte ; dieser organisch umgewandelte Stoff circulirt denn durch die ganze Pflanze . Diese Cirkulation , die|ses Zittern der Lebendigkeit in sich selbst , kommt der Pflanze oder dem Lebendigen zu . Dies ist denn das was dem Blutumlauf entspricht . Diese Cirkulation ist früher | bemerkt worden auf eine untergeordnete Weise an einer Conferve (Treviranus , Amici)[ .] In dieser Conferve hat Amici bemerkt , daß ein Umlauf statt fi ndet ; man sieht hier in einem Zwischenraum zwischen zweien Knoten ein Aufsteigen des Stoffs an der einen und ein Herabsteigen an der andern Seite , ohne daß eine Scheidewand vorhanden wäre . Dieses Strömen ist eine Bewegung vom Mittelpunkt aus nach der Wandung und von dieser wieder ab . Martius , der nach Brasilien gereist ist , hat jene

5

10

15

20

25

1 Auch der … Weise .] Ab : (Eben so ist es mit geistiger Anschauung durch die ich die Aussenwelt unmittelbar in meine Vorstellung verwandle) 4 sind .] Ab : sind ; auch ganz einfache , durchaus weiter 25 nicht in sich organisirte Fasern . 10 Durst .] Ab : Durst , der die Flüßigkeit an sich zieht . 12–13 nicht wie … Umbildung .] Ab : ohne Magen , Galle , Eingeweide pp . ohne alle die animalischen Apparate . 17–18 Diese Cirkulation … Amici)[ .]] Ab : Diese Circulation ist bemerkt worden auf untergeordnete Weise an einer Conferve (von Corty 1774 . , vornehmlich Amici 1818 . in einer Ab30 handlung von Modena)[ .] Az : diese Circulation , Blutumlauf ist eine sehr wichtige Entdeckung . 30 Darüber gibt es eine vorzügliche Abhandlung von Amici Mailand 1818 . Diese ist in dem Werke von Schulze mit einer Vorrede von Link vergessen worden . 23 wieder ab .] Ab : wieder herein , zugleich Strömung nach oben und nach unten . | 4 Zellen] Ue : Zahlen Fasern] Ue : Fosten Spiralgefäßen] Ue : Spinalgefäßen vgl . Ab : Spiralgefäße 7 Spiralfasern] Ue : Spinalfasern 8 aufzunehmen . Man] Ue : aufzunehmen , Mann Ca- 35 pillargefäßen] so Ab Ue : Textlücke gefäßen 10 Durst] Ue : Dunst Spiralgefäße] Ue : Spinalgefäße 11 2te] so Ab Ue : Textlücke Organisirung] Ue : Textlücke vgl . AbAz : Verorga nisirung 15 Cirkulation ,] Ue : Textlücke 17 bemerkt] Ue : bewirkt 18 Conferve] Ue : Textlücke 18–19 Conferve] Ue : Textlücke 22–23 Wandung] Ue : Textlücke vgl . Az : Wänden 29 Conferve] Ab : Comrewe 1774 . ,] in Ab folgt : auch von (Solcichmi ?) , 40

organik

5

10

15

20

441

Chara ebenfalls untersucht . Der Doktor Schulz hat denn ferner diese Strömung in einigen andern Pflanzen , vornämlich im Chelidonium majus entdeckt . Diese Pflanze hat den Vor theil , daß ihr Stoff , welcher gelb ist , durch das Mikroskop betrachtet , sichtbarer ist als an andern Pflanzen . Dasselbe an der Euphorbie . Hier hat also Schulz den Stoff in Gefäßen auf und absteigen sehen . Dieses Strömen kann man nur in so fern bemerken als sich Unterschiede darin bilden ; so sieht man sie immer im Beginnen , ein Kügelchen zu bilden und immer wieder eine Auflösung dieses Kügelchens . Löst man den Stoff der Pflanze im Wasser auf , so fi xiren sich diese Kügelchen , indem jetzt die Lebendigkeit des Stoffs getödtet ist . Der Dr . Schulz hat denn auch im Blute die Anschauung jener Bildung von Kügelchen gehabt . – Dies ist also diese Lebendigkeit , welche man in der Pflanze erkannt hat ; diese Versuche sind überhaupt höchst delikat . Das Strömen ist nun bei den Zuletzt genannten Pflanzen durch die ganze Pflanze fortgehend , durch den Stengel und das Blatt . Neben den Gefäßen , welche aufwärts gehen , sind denn andere , in welchen der Stoff hinunter steigt . Es wäre nun interessant , zu untersuchen , ob | bei gepfropften Bäumen dieser verarbeitete Stoff den Sommer auch in die Zweige und Blätter der aufgepfropften Art übergeht . Durch diese Cirkulation nun ist es , daß die Pflanze die , wie wir gesehen haben , eigentlich eine Sammlung vieler Individuen ist , zu Einer Einheit , zu Einem Individuum verbunden wird . – Das Nächste ist nun die weitere Beschaffen heit dieses Prozesses . (§ 268 .) Wenn wir den organischen Prozeß der Pflanze betrachten , so ist der erste Pro|zeß der allgemeine Lebensprozeß ; der Prozeß der organischen Individuen in sich selbst ; das Zweite ist der specificirte Prozeß nach außen und das Dritte ist der Gattungsprozeß , die Einheit der beiden ersten Prozesse . – Der all-

315Ue

422rAb

25

… sehen .] Ab : Er hat den Saft hier in Gefäßen und Röhren circuliren sehen , oder neben den Holzbündeln herunterlaufen . Es ist der organisirte Saft , der hier circulirt . Im Stengel , den | Wurzeln , Blättern , Schoten der Pfl anze , hat er die Circulation gesehen . Die Anschauung , die Bestimmung des Gedankens stellt sich hier in der sinnlichen Anschauung klar dar . Az : Schulze hat ferner diese Strömung in einigen Pflanzen durch Spiralgefäße herunter- und heraufsteigen sehen[ .] 6 Unterschiede] Ab : Unterschiede von Schatten und Licht 12–15 Das Strömen … hinuntersteigt .] Ab : An allen Pfl anzenarten läßt sich dies freilich nicht erkennen . Aber die Anschauung davon in mehreren Arten ist schon von der höchsten Wichtigkeit . In jenen Pfl anzen geht die Strömung durch die | ganze Pfl anze fort , nicht wie in der Chara in einer abgetrennten Röhre . Hier ist ein Unterschied in den Gefäßen , die in Bündeln nahe bei einander liegen . 19–20 verbunden wird . –] Ab : verbunden ; das Leben , diese Regsamkeit , die durch das Ganze hinauf und hinab geht . / Der Prozeß der Pfl anze ist also selbst eine Verschiedenheit von Prozessen .

25 4–5 Hier hat

30 30

35 35

2 Chelidonium majus] Ue : Thelidonium major vgl . Ab : Chelidonium 3 Mikroskop] Ue : Mikoskrop 4 Euphorbie] so Mi Ue : Textlücke 8 Löst … Wasser auf ,] Ue : Läßt … Wasser Textlücke 18 Pfl anze] Ue : Pfl anzen 20 Beschaffen heit] Ue : Textlücke 28 in] Ab : aus 33 abge40 trennten] Ab : ungetrennten

421rAb

421vAb

442

121Az

316Ue | 422vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

gemeine Lebensprozeß ist zunächst Prozeß der Voraussetzung , der Prozeß im Allgemeinen . Dieser Prozeß ist auch als der Prozeß der Gestaltung zu bezeichnen ; er enthält die Diremtion des Individuums in die Lebendigkeit als solche , in die organischen Gebilde und deren System und sodann in das materielle , das seiende Subjekt . An der Pflanze ist also die Diremtion derselben in ihr selbst , in die Seite des lebendigen Prozesses und in die Abscheidung zum Todten . Die Pflanze tödtet sich ewig selbst | und eben so auch das Thier . An der Pflanze ist dies die Verholzung , beim Thier ist dies das Knochengerüste , der Träger des Ganzen , welcher das abstrakte ruhende Sein ist , weshalb es auch das Ausgeschiedene ist . Jene Ver|holzung ist also das Absterben der Pflanze in ihr selbst , das sich zum Seyn annehmen derselben . Dieses geht bei der Pflanze fort bis zur Versteinerung . Pflanzen wo in den Knoten Kieselerde erzeugt wird . Auch in den größern Rohrarten enthalten die Röhren viel Kieselerde ; eben so hat die Buche das Harte , Kieselartige in sich , so daß das Holz mit dem Eisen gerieben Funken giebt . – Das Zweite ist denn die Seite des Prozesses zu dieser Auflösung der Pflanze in sich selbst ; der Prozeß ist nun zunächst das was wir gesehen haben , die unmittelbare Verwandelung des Äußerlichen , diese Infektion . Diese unmittelbare Verwandlung ist auch beim Animalischen eine Hauptbestimmung . Auch im Animalischen Leben nennen wir das lymphatische Leben ein vegetatives Leben . – Eben so ist denn auch die Abscheidung der Pflanze in bestimmten , organischen Gebilden , Holzstoff , Ast , Mark pp gleichfalls ein unmittelbares Entstehen , eine Multiplicirung überhaupt . Dieser Prozeß der Vermehrung ist zugleich eine Verbindung der vielen Individuen , welche zusammen ein Ganzes ausmachen . – Dieser all-

5

10

15

20

25

423rAb

1 Voraussetzung ,] Az : Voraussetzung , den wir im Lebensprozeß der Erde hatten : 5 Subjekt] Az : Substrat 8–9 Knochengerüste , der … ist .] Ab : Knochengerippe . Es ist das zwar vom Allgemeinen 25 belebt , aber es ist ausgeschieden . 11–12 Versteinerung . Pfl anzen … wird .] Ab : Versteinerung bis zum Steine fort , welches namentlich beim Knoten einer gewissen Rohrart sichtbar wird . / Diese Verholzung ist das Abstracte In sich seyn . 17 Infektion .] Az : Infection des Äußern – die Macht 30 des Lebens überhaupt . 19–22 Eben so … überhaupt .] Ab : So ist die Erzeugung von bestimmterer organischer Bildung , wie des Zellen stoffes , des Marks u . s . w , auch ein unmittelbares Entstehen , 30 und es läßt sich kein Punkt | nachweisen , woraus sich dies entwickelte . Az : Die Abscheidung in die verschiedene organische Gebildung der Pflanze ist ebenso eine unmittelbare Umwandelung , eine Modifi kation – Markzellen – Holzfasern – was besonders Link gezeigt hat . Alles ist unmittelbare Vermehrung . 23 Ganzes] Ab : Individuum 35

3 Diremtion] so AbAz Ue : Textlücke 4 deren] so Az Ue : dem 5 Diremtion] so Ab Ue : 35 6 die] Ue : der 8 Verholzung] so Az Ue : Versetzung 10 VerTextlücke die2 ] Ue : der holzung] Ue : Versetzung 12 Kieselerde erzeugt wird] Ue : Textlücke erzeugt werden ; siehe Anm . 12–13 Rohrarten] Ue : Textlücke 13 Kieselerde] Ue : Textlücke 15 Auflösung] Ue : Erlösung 17 Infektion] Ue : Refaktion 28 Verholzung] Ab : Verfolgung 29 von] Ab : an

organik

5

10

15

20

25

443

gemeine Lebensprozeß ist also das Erste . – Der formelle Prozeß in Ansehung des Auseinandergehens der Pflanzen in ihrem Gebilde , ist innerlich in Beziehung auf sich selbst dieses Einfache und nach außen ist derselbe blos ein Ausschlagen desjenigen was schon vorhanden gewesen ist (eine Knospe zeigt Alles schon vorhanden) . – Das Zweite ist denn der specificirte Prozeß (§ 269) Entfaltung der Glieder ; der Prozeß , der sich zur specificirten äußern Natur verhält ; | dies ein Verhalten zur | elementarischen Natur , zum Licht , Wasser und Luft . Die Pflanze ist in diesen Prozeß hinausgerissen . Die Pflanze verhält sich zum Licht , von dem sie ihre Anfeuerung erhält ; sie erstarkt am Lichte , wird dadurch gefärbt , aromatisch pp . – Im Süden , wo das Licht so mächtig ist , sind also diese Arome zu Hause . Eine Gewürzinsel riecht viele Meilen weit in der See . Ferner verhält sich die Pflanze zum Wasser und zur Luft ; mit der Erde hat die Pflanze wenig zu thun , denn es ist vornämlich das Wasser , wodurch sie ernährt wird , und womöglich etwas mehr salzige und ölige Theile . Der Prozeß , den die Pflanze eingeht mit diesen Elementen ist ein allgemeiner Prozeß . Diese Bestimmung nun der Luft und des Wassers in der Pflanze erscheint so , daß die Pflanze die Luft wieder als bestimmtes Gas von sich giebt . Man sagt so , die Pflanze haucht bei Tage Sauerstoffgas aus und bei Nacht Kohlenstoffgas . Dieser Prozeß ist ein dunkles Wesen und muß ein solches bleiben wegen des verschlossenen An sich haltens der Natur . Wenn man die Ernährung so versteht , daß die homogenen Theile schon vorhanden wären und dann nur durch Abscheidung des Heterogenen aufgenommen würden , so sagt man also , weil das Holz , wenn es verbrennt wird , vor näm lich Kohlenstoffgas zeigt , die Pflanzen ziehen aus der Luft die Kohlensäuren an u . s . f . Dies ist aber ganz und gar nicht der Fall ; auch durch die Experimente widerlegt sich diese Annahme . Die Hauptannahme ist , daß die Pflanzen vorhandene Kohlensäuren

2 Gebilde ,] Ab : Gebilde , der Frühlingsprozeß , das so genannte Ausschlagen , 4–5 eine Knospe … vorhanden] Ab : in der Knospe sind die Blätter und Blüten nicht blos begrifsweise eingehüllt . 7 Wasser] Ab : Wasser , Erde 9 aromatisch pp . –] Ab : Die sehr qualificirte Natur : der Duft , das 30 Aetherische und Gewürzreiche kommt hier vom Lichte her , 12 wenig zu thun ,] Az : nichts zu 17 von sich giebt .] 30 thun , obwohl sie in der Erde wurzelt : die Erde ist bloß das Vehikel des Wassers . Ab : von sich ; die Früchte hauchen kohlensaures | Gas , und die Blüthen wieder anderes aus . 18 Kohlen stoffgas .] Az : kohlensaures cett . kurz es ist ein formeller Prozeß , 19–20 Wenn man … versteht ,] Az : Nimmt man beym Ernährungsprozeß bloß eine Anatomie an , 24–25 Experimente widerlegt … Annahme .] Az : Experimente , über welche übrigens großer Streit ist , bestätigen diese 35 mechanische Ansicht nicht . 25–444,1 vorhandene Kohlensäuren … ziehen] Ab : die Kohlensäure blos aus der Luft einsauge und das Ueberflüßige wieder aushauche ; 5 269] so AbAz Ue : 264 9 sie erstarkt] Ue : sich erstärkt 13 womöglich] so Mi Ue : demnächst 14 ölige] Ue : Textlücke vgl . Mi : Oehligtes 17 haucht] so Az Ue : Textlücke 25 Hauptannahme] so Ab Ue : Textlücke 34 bestätigen] Az : bestätigt 35 Ansicht] Az : an s .

§ 270 423vAb 317 Ue

424rAb

444 318Ue

424vAb

425rAb 319Ue

§§ 271–273

nachschrift uexküll · 1821/22

in sich ziehen und sich so nur mechanisch vermehren . Es findet vielmehr | statt eine vollkommene Verwandlung in das organische Leben . Versuche darüber ; ein Baum in einem Topf mit Erde gepflanzt ; diese Erde hat gar nicht abgenommen ; man hat der Pflanze keine Nahrung gegeben als Wasser . Ein Anderer hat einen Eichbaum ohne alle Erde acht Jahre lang im Wasser erhalten . Man hat denn auch in gestoßenes Glas , in Schwefel Pflanzen gesetzt und diese haben sich vergrößert , sind gewachsen . – Jener Prozeß ist nun durch die Wurzel und durch das Blatt eingeleitet ; der Ernährungsprozeß bewegt sich innerhalb dieser beiden Extreme . – Dieser zweite Prozeß ist eine Bestimmung des Unorganischen zu dem was die Pflanze specifisch ist , eine Bestimmung desselben durch die Majestaet der Lebendigkeit . Das | Produkt nun dieses Prozesses ist das Verknoten der Pflanze in ihr selbst ; die Pflanze ist hier ein Hinausgehen aus ihr , aber dieses Hinausgehen kömmt auch zu einem Produkt und dies kann so ausgedrückt werden , daß die Pflanze auch in ihr selber ihr Hinausgehen hemmt . Dies ist die Vervielfältigung der Pflanzen in Knospen ; dies ist das was als der größte Trieb der Pflanze erscheint . Der erste Trieb ist das bloße Hinausgehen dessen was schon vorhanden ist und damit ist der Prozeß mit Luft , Licht und Wasser verbunden . Das Gemeine dieses Hinausgehens ist also ein Hervorgehen der Knospe . In südlichen Pflanzen geht beides zugleich vor , bei uns aber erscheint die Hemmung des Wachsthums zu einer besondern Zeit . Es entsteht unten an dem Blatte eine Knospe . Dies ist also diese Verkno|tung , die Entstehung der Baum Knospe . Damit ist auch verbunden das Entstehen | eines neuen Holzringes , in einer Diremtion in ihr selbst . Beides entsteht gleichzeitig . Der Holzring entsteht eben so plötzlich , nicht durch eine allmählige Vermehrung (Auf Dicotyledonen)[ .] Dies ist also das Zweite , das Gehen der Pflanzen nach außen und das sich selbst Erhalten darin . Das Dritte ist denn der Gattungsprozeß (§ 272)[ .] Dieses ist Unterschied von Gestaltungsprozeß und den Prozeß nach außen . Der Gattungsprozeß hat erst seinen wahrhaften

5

10

15

20

25

12–16 selbst ; die … erscheint .] Ab : selbst . Die Pfl anze geht zur Production ihrer selbst fort . Sie reift 30 in sich selbst ; es ist dies ein Hemmen ihres Hinausgehens , welches als die Knospen , als der Zweig und Trieb der Pfl anze erscheint . Das Hinausgehen ist zugleich ein Hemmen ihres Hinausgehens , 30 ein Verknoten ihrer selbst . Aus den Knospen gehen auch zugleich ganze Zweige hervor . Das Leben , in so fern es Leben ist , ist zugleich ein Reproduciren seiner selbst . 22 Holzringes ,] Az : Holzring – die Spiralgefäße scheiden sich ab vom Zellen stoff[ .] 23 Beides entsteht gleichzeitig .] Ab : Um Johannis entstehen die neuen Knospen , welche sich im nächsten Jahre zu entwickeln haben , und so entsteht zu gleicher Zeit ein neuer Holzring . 27 Der Gattungsprozeß hat] Ab : Er ist in der 35 6 Schwefel] Ue : Scherfel ; siehe Anm . 8 Ernährungsprozeß] Ue : Textlücke 19 vor , bei uns] Ue : vorbei nur vgl . Az : bey uns Wachsthums] Ue : Mehrthums 22 Holzringes] Ue : Holzzweiges einer Diremtion … ihr] Ue : einem Textlücke ihrer in ihrer vgl . Az : Diremtion 23 Holzring] Ue : Textlücke 24 Dicotyledonen] Ue : Textlücke ; siehe Anm .

organik

5

10

15

20

445

Sinn im animalischen Or|ganismus . | Die Gattung hat zu ihrer unorganischen Natur das bestehende Individuum ; es ist dies ein Verhältniß , welches wie der erste allgemeine Lebensprozeß ein Verhältniß des Organismus zu sich selbst ist . Im Gattungsprozeß verhält das Lebendige sich als Individuum zu seinem Andern . Der Gattungsprozeß ist die Negation dieses Individuums und ein Hervorbringen eines Andern . Bei der Pflanze ist dieser Gattungsprozeß überhaupt etwas Formelles . Es ist darüber in neuerer Zeit viel Streit geführt worden . Der Gattungsprozeß ist die Hervorbringung eines neuen Individuums durch die Vermittelung beider Geschlechter . Die ganze Selbsterhaltung der Pflanze ist nun nichts als eine Vervielfältigung ihrer selbst und in so fern ist der Gattungsprozeß wenigstens überflüssig . Das Weitere ist , daß , wo er vorhanden ist , die Frage ist , wie er gefaßt werden soll . Der Gattungsprozeß ist in seiner nähern Bestimmung dies , daß die Gattung als das Allgemeine sich in der unmittelbaren Existenz des Individuum | geltend macht . Dies ist die negative Seite . Zugleich an die Stelle des Einzelnen welches sich aufopfert wieder ein anderes Einzelnes gesetzt . Dies ist eine Reproduktion der Einzelnheit . Bei den Pflanzen haben wir nun gesehen , daß der Wachsthum der Pflanze schon eine fortwährende Produktion ihrer selbst ist , so daß der Prozeß der Einzelnheit zusammenfällt mit | dem Gattungsprozeß . Als eine erste Hemmung im Prozeß der Pflanze sehen wir das Hervortreiben der Knospe ; der ganze Prozeß der Pflanze hemmt sich denn auch , so daß das Ganze in sich zurückkehrt . – Bildung der Frucht , welche wieder in selbstständige zerfällt ; der Gattungsprozeß der Pflanze ist wie gesagt , nur etwas Formelles , weil die Pflanze nicht in die wahrhafte Unterscheidung ihrer selbst übergeht . – Es ist

122 Az 425vAb

320Ue

426vAb

25

Wirklichkeit der vegetabilen Natur Ueberfluß und hat

6 Bei] Ab : Das Individuum ist ein Prozeß

25 mit der Gattung und umgekehrt . In der Beziehung auf ein Anderes ist es zugleich bei sich selbst . |

Bei 7 Es ist … worden .] Az : Dahin gehört der große Streit , ob zur Hervorbringung des Samens ein Geschlechtsverhältniß nothwendig sey – ob man die Fortpfl anzung der Pflanze wie des Thieres zu fassen habe . 11 überflüssig .] Az : Überflüssig ist dieser Prozeß bey der Pflanze wie er da , wo er 30 sich fi ndet , zu fassen sey , das nächste Mahl . 15 gesetzt .] Ab : gesetzt . Das ist das Positive , daß die 16 Einzelnheit .] Ab : Einzelnen , das aber ein 30 Gattung im Einzelnen wieder in die Existenz tritt . Anderes ist als das an dem es producirt wird . 16–17 Bei den … ist ,] Az : Schon das Verhältniß zur Außenwelt ist bey der Pflanze eine fortgehende Vervielfältigung ihrer selbst . 18–22 Als eine … zerfällt ;] Ab : Eine fortdauernde Expansion , die wieder eben so Hemmung ist (durch Knoten)[ .] Die 2te Hemmung aber ist der Gattungsprozeß . Der Prozeß überhaupt ; die Production der Individuen 35 hemmt sich auch im Ganzen . / Das Allgemeine ist also die Resumtion des Ganzen zum Knoten , zu der Frucht , und das Zerfallen des Ganzen wieder in viele selbstständige Kerne . 22 Formelles ,] Ab : Formelles , und in so fern Ueberflüßiges . Schon durch den | Lebensprozeß des Individuums , worin es sich erhält ist die Vervielfältigung seiner selbst , also schon ein Gattungsprozeß . 4 verhält] Ue : hat

vgl . Ab : verhalten

32 fortgehende] Az : fortgehendes

426rAb

427rAb

446

427vAb

321Ue

428rAb

428vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

schon der vielfachen Weisen gedacht worden , wodurch die Gattung sich fortpflanzt (Knospen , Blüthen , Zwiebeln pp)[ .] Der Gattungsprozeß hat so für die Natur der Pflanze keine absolute Wichtigkeit . Was er darstellt , das ist nur , daß die Vermehrung der Gattung hier dargestellt wird als ein ganzer Prozeß . Das Hervorgehen der einen Pflanze erscheint hier durch eine Vermittelung Entgegengesetzter , welche Geschlechter genannt werden . Das Letzte bei den Pflanzen ist bekanntlich das Hervortreten der Blume , welche selbst nur eine leichte Modifi kation von Blättern ist . Die Pflanze macht in diesem Letzten ihr Selbst sich objektiv auf vermittelte Weise ; die Pflanze assimilirt sich hier das Licht , ihr allgemeines Selbst und producirt dasselbe selbst . | Die vorher neutrale Farbe der Pflanze wird jetzt bestimmt zu bestimmter Farbe oder auch zu reinem Weiß . – Es bilden sich denn auch vornämlich in den Blumen die Arome , das Oehlige und Gewürzige . – | Es ist überhaupt eine berühmte Frage in der Botanik , in wie fern im Vegetabilischen ein Sexualverhältniß vorhanden sei . Diese Frage ist nämlich in neuern Zeiten wieder aufgeweckt worden . Einmal ist zu fragen : ob die Geschlechts Differenz nothwendig ist ? Diese Frage ist beantwortet : Dies Verhältniß ist etwas Überflüssiges . Es giebt eine Menge Pflanzen , welche blühen , ohne Saamen zu tragen . Das Zweite ist , ob in den Pflanzen , wo solche Geschlechtsdifferenz vorhanden ist , die sogenannte Begattung durchaus nothwendig ist . Für das Reifen der Pflanzen . Bekanntlich giebt es zunächst sogenannte Hermaphrodite , wo Pistill und Anthere sich in Einer Blüthe befi nden ; dann giebt es andere Pflanzen , wo auf einem Individuum | nur der eine sexus sich fi ndet und auf dem andern der andere sexus ; drittens giebt es auch Pflanzen , welche zugleich hermaphroditisch sind und auch nur das Eine oder andere Geschlecht haben . Die

5

10

15

20

25

4–6 Das Hervorgehen … werden .] Ab : Unmittelbares , prozeßloses Entstehen eines Individuums , 25 Entstehung die nicht durch den gesetzten entwickelten Gegensatz sich fi nden muß , wie in dem Gattungsprozeß selbst der durch Vermittelung entgegen gesetzter Geschlechter hervorgeht . | Az : Das Geschlechtsverhältniß die Production des Samens ist die gleiche Vervielfältigung , welche schon sonst 30 an der Pflanze Statt fi ndet , nur daß sie durch Vermittelung der Entgegengesetzten geschieht . 8–11 Die Pfl anze … Weiß . –] Ab : das Licht zu dem sie sich als unorganische Natur verhält assimilirt sie 30 in sich , producirt das Aeußerliche Selbst nun als ihr eigenes . Das Licht ist das Selbst der Pfl anze , das sich selbst so objectiv setzt . / Die vorher neutrale Farbe der Pfl anze , das Grün , ist hier nicht mehr bestimmte Farbe . Farben , roth , blau , reines Weiß , setzen sich bestimmt . Differenziation sind die Gerüche ; 17–18 ohne Saamen] Ab : unfruchtbare und gar keinen Saamen 35

1 der vielfachen Weisen] Ue : die vielfache Weise 2 Knospen , Blüthen] Ue : Knospen Textlücke 35 3 Wichtigkeit] so AbAz Ue : Textlücke 4 Vermehrung] Ue : Vernehmung 9 das] Ue : dem 14 Sexualverhältniß] so AbAz Ue : Textlücke verhältniß 21 Pistill] Ue : Textlücke Anthere] Ue : Textlücke 22 der eine] Ue : das Textlücke 26 den gesetzten … sich] Ab : das gesetzt entwickelte Gegensatz 30 sie2 ] Ab : sich

organik

5

10

15

20

447

berühmteste Frage bezieht sich nun auf die sogenannten Diöcisten , wo auf einer Pflanze nur sogenannte männliche und auf der andern nur weibliche Blüthen sind , ob so z B . beim Hanf , welcher zu diesen Diöcisten gehört , vorher Saame entstehen kann , ohne daß das Pistill nöthig hätte vom Antherenstaub als dem befruchtenden berührt zu werden . – | Spallanzanis Versuche mit dem Hanf , haben reifen Saamen ergeben , nachdem alle männlichen Blüthen entfernt worden waren . – | Die Sache ist überhaupt , daß bei sehr wenig Pflanzen die Berührung des Pistills vom Antherenstaub Bedingung der Befruchtung ist . Die dritte Frage bezieht sich denn darauf , worin die Befruchtung besteht , ob sie nämlich bei den Pflanzen ganz nach der | animalischen Analogie zu nehmen ist . Das schwache Pflanzenleben zeigt in der Ausbildung der Geschlechtstheile allerdings einen Versuch zur innern Differenzirung , aber zugleich ist dieses schwache Pflanzenleben nicht fähig , zur eigentlichen Geschlechtsdifferenz fortzugehen . Eine Hauptwirkung ist hiebei ohne Zweifel darin zu setzen , was Schelver aufgezeigt hat ( Henschel in Breslau) daß nämlich die Befruchtung , die Berührung des Pistills von Staube in nichts anderm besteht als in einer Tötung des Wachsthums der Pflanzen . Das Ölige , Brennliche gehört überhaupt zur letzten Produktion der Pflanzen , die vorhergehenden sind mehr neutral , salzig ; indem die Pflanze in das Öl übergeht , in dieses Selbststische , Verbrennliche so hat sie ihren letzten Punkt schon an und für sich gemacht und die Berührung des Pistills von diesem Öl kann denn betrachtet werden als eine Berührung dieser Seiten , wo sich die Keime befi n|den von dem dem Wachsthum ein Ziel setzenden und denselben Hemmenden . – Das Oel ist so also die Macht , wodurch das weitere , blos formelle Hinausgehen der Pflanze gehemmt und gebändigt wird . Schelver stellt | dies sehr gut

322Ue 429rAb

123Az

430rAb 323Ue

25

25 5 werden . –] Ab : werden ? / Man hat darüber entgegengesetzte Versuche gemacht .

7–8 Berührung des … ist .] Ab : hat die Befruchtung zur Bedingung die Berührung des Pistills mit Antherenstaub ; doch fi nden sich auch in vielen Fällen Ausnahmen . 13 zur eigentlichen … fortzugehen .] Ab : fort zu der eigentlichen Geschlechts Differenz . Daher kann man die Befruchtung der Pfl anze 30 nicht in dem Sinne nehmen wie die | Begattung beim Animalischen . 22–23 Hemmenden . –] 30 Ab : Hemmendes . Das Sprossen wird hier gehemmt . Az : hemmenden Öhlichten . Das Fort sprossen wird gehemmt – die Befruchtung ist eine Tödtung des Wachsthums . 24–448,1 Schelver stellt … 1 Diöcisten] Ue : Diocesen 3 Diöcisten] Ue : Diocesen 4 Pistill] so AbAz Ue : Textlücke Antherenstaub] so Az Ue : Textlücke staub 5 Spallanzanis] Ue : Spalanzaris vgl . Ab : Spallanzani 35 8 Pistills] Ue : Textlücke Antherenstaub] Ue : Textlücke 12 Differenzirung ,] Ue : Textlücke 14 15 Henschel] Ue : Herschel ; siehe Anm . Pistills] so AbAz Ue : 35 Schelver] so AbAz Ue : Scholer Textlücke 16 Staube] so AbAz Ue : Textlücke Tötung] so Ab Ue : Entladung 17 Das Ölige , Brennliche] so Az Ue : Der Kohl , d . Textlücke 19 Öl] so Ab Ue : Textlücke Verbrennliche] so Ab Ue : Textlücke 20 Öl] so Ab Ue : Textlücke 21 Keime] so Ab Ue : Textlücke 24 Schelver] Ue : Scholer 26–27 Antherenstaub] Ab : Aetherenstaub

429vAb

448

3 . , der 430vAb thierische Organismus

§ 274

324Ue

431vAb ; § 275

431rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

zusammen mit dem was man die Caprification bei den Feigenbäumen nennt . Hier erhalten die Feigen einen Stich durch ein Insekt und kommen dadurch erst zu ihrer Reife . Dieses Insekt bildet sich vornämlich auf einer andern Art von Feigenbäumen ; diese pflanzt man in die Nachbarschaft jener Bäume , welche Früchte tragen (caprificus ein Feigenbaum)[ .] Hier hat also das Reifen des Stamms gar keine andere Bedingung als nur eine solche Verletzung , eine Bestimmung in der Natur der Pflanze ; ein Fremdartiges , Tödtendes , wodurch die Resumption der Pflanze in sich selbst vollendet wird . – | Der animalische Organismus ist der höchste Punkt des Lebens , in so fern das an und für sich Interessanteste . Es ist bei einigen Kapiteln verweilt worden , die an sich weniger glänzend sind , aber für den Begriff um so wichtiger sind . – Der Begriff des animalischen Organismus wurde nun schon angegeben (§ 272)[ .] Das Letzte der Pflanze ist die Verdoppelung ihrer selbst und zwar nicht auf unmittelbare Weise , sondern auf die angegebene vermittelte Weise . Der animalische Prozeß ist nun überhaupt die Verdoppelung dieser Subjektivität selbst , doch so daß die Einheit dieser Verdoppelung für uns zur Existenz kommt , nicht als ein Zweifaches aus einander fällt . Das Animalische ist so die wahrhaft subjektive Einheit (§ 273)[ .] Das animalische Individuum muß durchaus Subjekt , einfache Seele , unendliche Form in sich selbst sein , welche in einem organischen Körper ausgelegt ist . Die animalische Subjektivität ist nun dieses , in dieser ihrer Äußer|lich keit und Leiblichkeit , und in ihrem Berührtwerden von einer Außenwelt , sich selbst zu erhalten , das Allgemeine alles dieses Unterschiedes zu sein . Das Leben ist also so zu sagen dies in sich Neutrale ; alle Bestimmtheit der Leiblichkeit ist hier auf vollkommen flüssige ideelle Weise . Die Subjektivität ist so der absolute Idealismus . Dies ist die abstrakte Bestimmung des animalischen Organismus überhaupt . – (§ 274) Das Thier hat selbst | Be-

5

10

15

20

25

nennt .] Az : Schelver vergleicht hiermit schicklich eine Art Feigen in Portugall , 3–4 andern Art … Feigenbäumen] Ab : andern schlechten Feigenbaum-Art 6 solche Verletzung] Ab : Hemmung , eine Verletzung 9 Lebens ,] Ab : Lebens : Hier nur die allgemeinste Skizze . 9–11 Es ist … 30 sind . –] Az : allein ich wollte mich lieber bey einigem Andern länger verweilen , das schwerer zu fassen ist . 14 Weise .] Ab : Weise ; die Verdoppelung dieser selbstischen Natur ist also das Höchste , 30 wozu die Pfl anze gelangt . 15–16 Einheit dieser … fällt .] Ab : nicht auseinander fällt , sondern nur die Einheit zur Existenz kommt . Also die Rücknahme des Unterschiedes in die Einheit , Exi|stenz der wahren subjectiven Einheit . 19 in einem … ist .] Ab : in der Aeußerlichkeit ausgelegt , die mit einer unorganischen Natur im Verhältniß steht . 23 auf vollkommen] Ab : auf eine weit vollkommnere 24 Idealismus .] Az : Idealismus – Alles ist daran negiert und dem Selbst einverleibt . 35 1 Caprification] so Ab Ue : Textlücke 2 ein Insekt] Ue : eine Textlücke vgl . Ab : eines Insects 3 Insekt] so Az Ue : Textlücke 7 Resumption] so Ab Ue : Textlücke 8M–10M 3 . , der … Organismus in Ue unterstr . 12 272] so Ab Ue : 273 15 doch] so Ab Ue : oder 24 Idealismus] Ue : Identismus

organik

5

10

15

20

449

wegung , Stimme , Wärme , unterbrochene Intussusception . Ein besonders hohes Vor recht der Thiere ist die Stimme , die unorganischen Körper haben Klang , aber noch keine Stimme ; diese ist der geistig gewordene Mechanismus , welcher sich selbst äußert , nicht nur wie das Metall , welches nun zum Klingen erst angeschlagen werden muß . In der Stimme zeigt sich das Seelenhafte , welches sich äußerlich macht , sich kund giebt . – Es kann sich nur auf diese abstrakte Weise kund machen , indem sie in sich erzittert und auch Anderes | erzittern macht . Dieses ideelle Element der bloßen Bewegung . Die Stimme ist nicht practisch , setzt nicht ein Äußerliches , Selbstständiges . Der thierische Organismus ist ein Mikrokosmos , das für sich gewordene Centrum der Natur , in welchem die ganze übrige , unorganische Natur zusammengefaßt ist und die in so fern in ihm zu erkennen ist , als sie darin idealisirt ist . – Der animalische Organismus ist also der Prozeß der Subjektivität , des | Lebens und zwar in der Äußerlichkeit sich auf sich beziehend . Erst hier ist die übrige Natur als ein Außerhalb vorhanden ; der animalische Or|ganismus erhält sich in der Beziehung auf dieses Äußerliche . – Die Pflanze erhält sich nicht wahrhaft subjektiv in Beziehung auf Anderes . – Das erste ist also die Beziehung auf sich . Das Zweite ist das Gekehrtsein gegen Anders und das Dritte ist die Reflexion in sich aus diesem Gekehrtsein nach außen . Jeder dieser drei Momente ist die Totalität . Der erste Prozeß ist also der Prozeß der Beziehung auf sich selbst , der ganz allgemeine und in so fern formelle Lebensprozeß . Dies ist nun zunächst der Prozeß der Gestaltung und zwar der Voraussetzung ; das Lebendige ist und so ist es Ge-

124Az

432vAb 325Ue § 279

a . , Prozeß des Lebendigen in sich selbst

25 1 Wärme , unterbrochene Intussusception .] Ab : Wärme . Diese Bestimmungen sind schon bei der

Pfl anze zum Theil gesehen . 3–4 welcher sich … äußert] Ab : die sich selbst äußernde Individuali5–9 In der … Selbstständiges .] Ab : diese Subjectivität als reine Subjectivität ; dies Seelenhafte macht sich äußerlich , giebt sich kund in diesem abstracten Elemente , indem es in sich erzittert und auch die Luft erzittern macht . Es wird dadurch nichts Aeußerliches , Materielles verändert ; die Stimme ist nicht practisch . Die hervorgebrachte Bewegung ist das abstracte | reine Erzittern , keine Ortsveränderung , keine materielle Bewegung . 10 Mikrokosmos ,] Ab : Mikrokosmus . Das ganze Natursystem kehrt darin in sich selbst zurück . 12 ist , als … ist . –] Ab : ist nach den Momenten , daß es in ihr ist , andererseits wie die Formen und Potenzen derselben darin idealisirt sind . Dies hat die Darstellung der animalischen Organisation . / Wir können nur das allgemeine Gemälde geben . 16–17 Die Pfl anze … Anderes . –] Ab : Die Pfl anze wird nach Aussen hinaus gezogen , erhält sich nicht als wahrhaft Subjectives in dieser Beziehung . / Dreierlei ist zu unterscheiden . 19 Totalität .] Ab : Totalität , der ganze Prozeß der Lebendigkeit für sich . 22–450,2 Voraussetzung ; das … Unmittelbarkeit .] Ab : Voraussetzung des | Lebendigen ist ein in sich Organisirtes , eine Gestalt , in so fern es sich als solches erhält , setzt sein ganzes Leben sich selbst voraus ; es ist die lebendige Gestalt überhaupt .

25 tät

30 30

35 35

1 Stimme] so Ab Ue : Sinne Intussusception .] Ue : Textlücke 3 noch keine Stimme] so Ab Ue : nach keinem Sinne 10 Mikrokosmos ,] Ue : Textlücke 12 ihm] Ue : ihr 15 Außerhalb von BA 20M–22M a . , Prozeß … selbst in Ue unterstr . 30 es] Ab : sie 40 aus Außeralb

432rAb

433rAb

450

§ 277

326Ue

§ 278

125Az 434vAb

433vAb

434rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

stalt . Das Lebendige als sich vorausgesetzt ist die Lebendigkeit in ihrer Unmittelbarkeit . Die allgemeine Gestaltung ist zunächst die Bestimmung des Begriffs in sich selbst . Diese Bestimmungen des Begriffs sind nun zunächst allgemeine Bestimmungen , die wir überhaupt Eigenschaften nennen können (§ 276)[ .] Diese allgemeinen Bestimmungen des Lebens sind die Sensibilität , die Irritabilität und die Reproduktion ; die Sensibilität ist das allgemeine In sich sein , so daß das Berührtsein durch ein Äußerliches unmittelbar nach innen gekehrt wird . Das Zweite ist die Irritabilität . Die Sensibilität ist Bestimmtheit , die unmittelbar idealisirt ist ; das Zweite ist die Entwickelung dieser Bestimmtheit , so daß das Subjekt sich zu einem Äußern verhält . Das Dritte ist die Reproduktion , dies ist die Einheit jener beiden . Das ganze Thier ist Reproduktion und es giebt Thiere , die gar nichts sind als Reproduktion , so daß die Sensibilität und Irritabilität sich noch nicht herausgebildet haben . In der Reproduktion setzt sich das Lebendige durch die Negativität | in sich zurück kehrend . Dies ist nun die abstracte Vernunft des Lebendigen , die Allgemeinheit , welche im Lebendigen ist . Die Sensibilität ist die Allgemeinheit ; die Irritabilität ist die Entwickelung der Negation , welche die Allgemeinheit an sich ist , das Dritte ist denn die Allgemeinheit der Sensibilität , welche zugleich den Unterschied enthält und so ist dies Reproduktion . – Was so als Eigenschaften bestimmt wurde , existirt als System des ganzen Lebendigen . Jeder Theil ist sensibel , irritabel und reproducirend . Jene Eigenschaften sind denn also auch Systeme ; das System der Sensibilität , das Ursystem ; das System der Irritabilität , Blut und Muskelsystem und das System der Reproduktion Verdauungsund Gattungsprozeß . – Überall sind Nerven vorhanden , eben so Blut und auch ein Drüsiges , Galliges , welches das Moment der Reproduktion aus macht . – | Jedes dieser Systeme nun , indem sie da sind , wird selbst zur | Totalität entwickelt .

5

10

15

20

25

4 die wir … können] Ab : die Subjects-Eigenschaften der Lebendigkeit , abstracte Differenzirung derselben 6–8 allgemeine In … Irritabilität .] Ab : abstracte Subjectivität . Durch | Berührung von einem Aeußern kehrt sie sich unmittelbar nach innen . Dies unendlich in sich zurückgebrachte 30 ist die Sensibilität . / In der Irritabilität ist die Rückwirkung nach Aussen . 10 Äußern verhält .] Ab : Verhalten zu einem Aeußern , dessen Tilgung , Vergiftung und das Reagiren gegen ein Anderes 30 und dabei sich Erhalten . Az : nach außen – die Entwickelung des ersten Verhältnisses – das Subject verhält sich zu einem andern – das in ihm sich selbst und in welchem es sich setzt . 13–14 durch die … kehrend .] Az : negative Rückkehr aus dem Äußern – Erhaltung seiner Selbst in der Verwandelung des Äußern in sich . 15 Lebendigen ,] Ab : Lebendigen ; jene Dreiheit . / Dies sind die allgemeinen Ei|gen schaften . 18–19 Was so … Lebendigen .] Ab : § 277 . Die drei existiren als Gestalten des 35 ganzen Lebens . 21 Sensibilität] Ab : Sensibilität und Nervensystem 8–9 idealisirt] so Ab Ue : identisirt 26 Differenzirung] Ab : Differengirung 28 kehrt sie … innen] Ab : versteht sich d . Unmittelbarkeit in ihrem innern 30 Vergiftung] Ab : Veogiftung 35 drei] Ab : beiden

organik

5

10

15

20

451

Dieses ins Besondere zu entwickeln , läßt die Zeit nicht zu . – Im ersten System sind die zwei Extreme , das Knochensystem und das andere Extrem sind die Ganglien und die sympathetischen Nerven . Das Knochensystem ist die Differenzirung der Voraussetzung , ein identisch mit sich sein , welches bis zu dieser Abstraction fortgeht , daß es als Todtes ist ; das Todte existirt als abstrakt identisch mit sich . – Der Organismus hat so auch das Ertödten seiner selbst in sich ; dies ist die Ergänzung der Knochen . Dies ist indeß immer noch befaßt innerhalb des Organismus selbst . – Das Zweite ist nun das Nervensystem in seiner Eigenthüm|lich keit , als bestimmt werdend und zwar einmal empfi ndend , wohin auch die Sinneswerkzeuge überhaupt gehören und zweitens als Nerven der Bewegung , welche unter der Herrschaft des Willens stehen und sich nach außen kehren . Das Dritte ist denn die Innerlichkeit des Sensibeln , welches noch sensibel ist , nicht so abstrakt wie die Knochen . Dahin gehören die Ganglien überhaupt , der sympathetische Nerv des Gefühls in sich selbst , welches , weil es so nur das Allgemeine ist , mit der Reproduction zum Theil zusammenfällt . Es sind also im ganzen Körper , vornämlich aber in den Parthien , welche zur innern Gestaltung der Körper gehören , solche Nervenknoten vorhanden ; namentlich im Unterleibe , wo die sympathetischen Nerven sich befi nden . Das Zweite ist das System der Irritabilität überhaupt als existirend . Dies System hat seine Mitte im Blute . Dies Pulsiren des Bluts , diese unendliche Unruhe des sich Hinaustreibens , des nicht bei sich selbst Bleibens , wie das Nervensystem ist . Das Blut ist schlechthin unruhig , ein Erzittern in sich selbst ; ein absolutes Theilen und eben so eine ungetheilte Unruhe . Schulzens Abhandlung über das Blut . Die einfache Beschreibung dessen was hier die Augen sehen , es ist ein unmittelbarer Ausdruck dessen was der Begriff selbst

327 Ue

25

25 1 nicht zu . –] Ab : nicht mehr möglich . / Nervensystem : die Bestimmungen im Buche verwirft

Hegel jetzt . 6 hat so auch] Ab : hat in der Sensibilität also auch Az : hat in seiner Identität mit sich auch das Moment der abstracten Identität 7 Ergänzung der Knochen .] Ab : Erzeugung der Knochen (Vergleiche das Verholzen in den | Pfl anzen und den Prozeß der Erde)[ .] 10 Nerven] 30 Ab : Dazu gehören die Nerven in so fern sie empfi nden , und in so fern sie praktisch sind , als Ner14 des Gefühls] Ab : Das Dumpfe des Gefühls 17 Nervenknoten] Ab : Nervenknoten , 30 ven Ganglien Unterleibe ,] Ab : Unterleibe . Es | giebt mehrere nicht blos eine . Es ist dies im Innersten der Sensibilität gegründet . 19 seine Mitte] Ab : seinen Willen 23 Blut .] Ab : Blut . Unendliche Ver theilung , und unmittelbares sich Auflösen des Gelösten , so daß es zu keiner | Theilung kommt und zu keiner Einheit . 35

Ue : Textlücke 3–4 die Differenzirung] so Az Ue : die 10 Sinneswerkzeuge] so Ab Ue : Textlücke 11 des Willens] so Ab Ue : der Textlücke 13 Dahin gehören … Ganglien] Ue : Daher gehört die Textlücke vgl . Az : Gangliensystem 13–14 sympathetische Nerv] Ue : Textlücke 21 Nervensystem] Ue : Textlücke vgl . Ab : Ruhe der Nerven 22 ungetheilte] so Ab Ue : eingetheilte 24 Augen] so Ab Ue : Textlücke

35 2–3 die Ganglien] so Az

435rAb

435vAb 436rAb

452

328Ue

436vAb 126Az

329Ue

437rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

ist . Höchst wichtige Entdeckung , daß die Ansicht vom Bestehen des Bluts aus Kügelchen ganz verschwindet ; ein ewiges Entstehen von Kügelchen , die unmittelbar wieder verschwinden . Diese einfache Irritabilität ist also hier der Mittelpunkt . Dies muß man fassen ; was die Physiologen mechanischer Weise versucht haben , um das Blut zu erklären , | Bewegung des Herzens , der Blutgefäße pp kommt nicht auf den Standpunkt auf dem das Leben steht , diese innere Irritabilität hat nun zwei Seiten ; das eine ist das Lungensystem , als ideeller , abstrakter Prozeß nach außen ; das andere ist die Seite der Muskeln , denen der mechanische Prozeß des Organismus nach außen angehört . – Das Dritte ist das System der Reproduktion . Zum allgemeinen System der Reproduktion gehört das | Hautdas Drüsen- , das lymphatische System . | Es giebt Thiere von denen man sagen kann , daß sie nur Haut sind . – Das andere ist denn die Reproduction in ihrem Gegensatz ; dies sind die Eingeweide und zwar die Eingeweide der Differenz , so zu sagen die Eingeweide des Feuers , der Galle und des Lebersystems , und andererseits des Wassers , die Eingeweide der Reproduktion und drittens der Darmkanal . – Im Organismus sind zunächst diese allgemeinen Begriffsbestim mungen . Das Dritte ist denn die äußere Gestaltung des Organismus (§ 277)[ .] Alles Thier ist ein Dreitheiliges (insectum) Kopf , Brust und Unterleib . Die Gestaltung ist so das Crystall der Lebendigkeit . Der Kopf das Centrum der Sensibilität , die Brust das Centrum der Irritabilität ; im Unterleibe ist denn das System der Reproduktion . – Diese drei Centra also vereinigen sich hier . Symetrie in dieser Gestalt . Beim Crystall ist diese Symetrie am stärksten ; hier am Animalischen ist diese Symetrie nur vorhanden nach außen ; in die Äußerlichkeit kommt | diese Identität mit sich , sich nur darstellend als Gleichheit . Das Knochensystem ist höchst symetrisch ; eben so die Biegungs und Empfi ndungsnerven ; weiter denn die Extremitäten überhaupt . Was hingegen die Organe für das innere Leben anbetrifft ,

5

10

15

20

25

2–3 ein ewiges … verschwinden .] Az : wenn das Blut todt ist , dann bilden sich Kügelchen – im lebendigen Blute kommt es nicht zur Bildung dieser Kügelchen . 11 System .] Ab : Gefäße , Zell30 gewebe . Die Herausbildung der Unterschiede des Begrifes ist hier noch nicht vorhanden ; 15–16 Darmkanal] Ab : Magen und Darmkanal 17–21 Alles Thier … Reproduktion . –] Ab : Die da- 30 seyende Gestaltung der Lebendigkeit theils an ihr selbst als inneres Leben : Kopf , Centrum der Sensibi lität , | Brust , Centrum der Irritabilität (Herz) ; im Unterleib , System der Reproduction . Diese Abschnitte sind bei Insecten nur bestimmt getrennt , aber eigentlich überall ; 2 . , die Unterscheidung gegen eine Aussenwelt durch die Extremitäten . Az : der Cristall der Lebendigkeit – in sich und nach außen – Kopf und Rückenmark – Brust und Herz – Unterleib – Magen . 24–26 Gleich- 35 heit . Das … überhaupt .] Ab : Gleichheit . Alle Theile die nach aussen sich beziehen sind symme5 erklären ,] so Ab Ue : Textlücke Wassers] Textlücke ausgefüllt von BA Experimente

Blutgefäße] Ue : Textlücke 11 Drüsen-] Ue : Drüsen 15 die] Ue : der 23 die] Ue : der 25–26 Extremitäten] Ue :

organik

5

10

15

453

so sind diese unsymetrisch , die Leber , das Herz , das innere Adersystem auch die innern Muskeln . Picherd hat besonders hierauf aufmerksam gemacht . – Dies wäre nun das Erste , der allgemeine Lebensprozeß ; der vorausgesetzte seiende Organismus . In diesem allgemeinen Organismus ist nun die Lebendigkeit , als Prozeß als Thätigkeit . Das lebendige Subjekt ist dieses Erregte , eines in Thätigkeit begriffenen , aber der Prozeß ist zunächst nur der allgemeine , abstrakte Prozeß . Dieser ist eben so zu fassen wie der vegetative Prozeß . Die allgemeine Kraft des Lebendigen ist die unmittelbare Verwandlung , Vergiftung der äußern Animalität . Alles was die Physiologie von Vermittelung aufsucht hat die Begründung nur hierin . Das Dritte in diesem allgemeinen Prozeß ist der reelle innerliche Prozeß (§ 279) der Prozeß des Lebendigen , in so fern er Beziehung auf sich selbst ist . (vid §) Der Organismus ist diese Gestalt ; diese ist ein Manigfaltiges in sich , Unterschied der Zergliederung . Diese enthält nun nicht selbstständige Theile . Diese sind durchaus nur Momente in der lebendigen Subjektivität . Dieser Widerspruch nun , daß sie sind und daß sie nicht sind , stellt sich dar als der fortdauernde Prozeß des | Organismus in sich selbst . Jedes Glied , jeder Theil des Organismus , erhält sich , und zwar auf Unkosten des Andern , so daß es aus den übrigen | Gliedern des Organismus sich nimmt was es für sich braucht . Dies ist so durchaus gegenseitig . Indem jedes so das andere erweckt für die Bestimmtheit , so macht sich jedes Glied zum

§ 280

439rAb 330Ue

20 20 trisch : Knochenbau , Arm , Hände , Beine , Muskeln , Nerven , und diese Organe , was zur Stimme

25 25

30 30

35 35

ge|hört pp . 1–2 unsymetrisch , die … Muskeln .] Ab : unsymmetrisch : das Gehirn noch nicht . Die Ganglien , Magen , Leber , Herz , Muskeln (im Innern)[ .] Alles was der Reproduction angehört ist ganz unsymmetrisch . Az : unsymetrisch – die Ganglien , das Herz , der Magen – auch die dahin gehörenden Muskeln . Also 1) Begriff der Dreyheit des Lebens 2) diese Dreyheit als Systeme 3) das Zusammennehmen derselben zu einer Gestalt . 4–5 In diesem … Thätigkeit .] Ab : 2 . , Die Lebendig keit als Prozeß , als Unruhe , Thätigkeit , als ganz allgemeiner animalischer Prozeß . 8–9 Animalität . Alles … hierin .] Ab : Animalität . | Alles was die Physiologie von Vermittelung auf sucht hat seine Bestimmung doch in dem Assimiliren des Aeußerlichen durch die animalische Lymphe . An sich ist diese Assimilation eine ganz unmittelbare . / Das 3te ist dann der reale , innerliche Prozeß . / § 279 . Das erste war der allgemeine Lebensprozeß . Die unmittelbare Verwandlung des Unorganischen in das Allgemeine ist erwähnt . Az : Animalität – die Animalisation , Assimilation – sie ist vermittelt durch die Organe der Reproduction – allein an sich ist sie unmittelbar . 11 selbst ist . (vid §)] Ab : selbst , aber nicht nur Verwandlung überhaupt , sondern ein Entwickeltes in seiner Besonderung , Gliederung sich | Aeußerndes . S . § 279 . Der Gestaltungsprozeß innerhalb der Gestalt selbst . Der Organismus zehrt aus sich und producirt die Glieder , so daß jedes Glied wechselseitig Zweck und Mittel ist . 14 Subjektivität .] Ab : Subjectivität , durchaus ideelle in dieser . Diese Seite ihrer Idealität ist ihr aufgehoben werden im Gesetztseyn durch die Lebendigkeit des Organismus . 18 nimmt] Ab : an sich reißt , das nimmt 1 unsymetrisch ,] Ue : Textlücke Leber ,] Ue : Textlücke 2 Picherd] siehe Anm . Ue : Textlücke 18 es] Ue : er 27 von] Ab : und 29 279] Ab : 229 prozeß] Ab : Gattungsprozeß 37 werden] Ab : worden

40 so AbAz

8 unmittelbare] 34 Gestaltungs-

437vAb

438rAb

438vAb

454

127Az

b . , Prozeß § 281 des Lebendigen nach außen

331Ue 440vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Zweck und eben so ist es Mittel für die andern . Dieser ganze Zusammenhang ist nun dies , den Einen Zweck , die Lebendigkeit , die subjektive Seite zu setzen , hervorzubringen . Das ist der abstracte Prozeß im Organismus überhaupt ; | fortdauernd wird jedes Glied erzeugt und schließt sich selbst aus . Im Organismus ist nichts Bleibendes ; selbst die Knochen sind in dieses Leben hineingezogen , sie werden immer reproducirt , das Todte , welches selbst in den Kreis des Lebens gezogen ist . Der Organismus ist so selbst die unorganische Natur ; die Einheit der Subjektivität hat so das Andere an ihr selbst . Krankheit ist , wenn der Organismus auf diesen Prozeß innerhalb seiner selbst reduzirt ist , wenn der Zusammenhang gegen außen aufgehoben ist . Hier ist der Organismus darauf beschränkt , mit sich selbst zu thun zu haben , sich selbst zu verzehren . – Dieser Prozeß ist nun immer fortgehend ; es ist kein Theil , welcher nicht eben so aufgeopfert als auch reproducirt wird . – Das Zweite ist nun der Prozeß des Organismus gegen außen ; in jener Beziehung auf sich selbst ist der Organismus für sich ; das einfache Selbstgefühl ist das Resultat dieses Prozesses . Indem der Organismus für sich selber ist , so ist er Einzelnheit , ausschließend gegen ein Anderes und tritt so in Verhältniß gegen eine unorganische Natur , d . h . gegen seine unorganische Natur[ .] | Der Organismus ist das Andere , auch zu dieser Abstraktion entlassen , so daß er als eine unmittelbar vorhandene Welt erscheint . Das Leben erzeugt an sich seine unorganische Natur . Der Organismus ist das Andere . Nur für die Lebendigkeit ist eine unorganische Natur vorhanden ; für das Einzelne als solches ist die Erscheinung dieser in solcher Außenwelt anzutreffen , vorzufi nden , und darin besteht denn eben die Endlichkeit des einzelnen Individuums . – Hier ist also ein

5

10

15

20

25

439vAb

440rAb

3 hervorzubringen .] Ab : produciren . / Das Einzelne ist nur Mittel für das Ganze , nur momentaner Zweck als Bestimmung des Begrifs , des Ganzen . / Nur alle zusammen sind | das Ganze . Der Begrif in jedem seiner Momente . 4 Glied erzeugt … aus .] Ab : Glied im Organismus wird aufgezehrt und nimmt aus dem Secretiren des Andern seine Recreation . 5–6 sie werden … reproducirt ,] Ab : wie jedes consumirt wird , so wird es auch reproducirt . 11 sich selbst … verzehren . –] Ab : zehrt sich selbst auf ; so wird der Mensch matter , schwä|cher in Krankheiten . 12–13 es ist … wird . –] Ab : Es geschehen immer Secretionen und zugleich Reproductionen aller Glieder . / Dies sind die Momente des allgemeinen Lebensprozesses . 17 unorganische Natur[ .]] Ab : unorganischen Welt , jede organische Natur zu ihrem eigenen unorganischem Kreise , je nachdem sie niedriger oder höher steht . | Az : Unorganischen Welt – der Mensch verhält sich zu einer unendlich Ausgedehnten Unorganischen Natur : 17–18 Der Organismus … Abstraktion] Ab : Das Andere , daß der Organismus in dem Andersseyn selbst sich erhält , muß der Organismus zu der Abstraction 19–20 Das Leben … Natur .] Az : das Leben setzt sich die unorganische Natur voraus im Begriff . 23–455,2 Hier ist … drei facher .] Ab : In dieser Entzweiung , wo beide Seiten selbstständig gegen einander

25

30 30

35 35

4 erzeugt und] Ue : Textlücke 7 unorganische] so Ab Ue : Textlücke 13M–15M b . , Prozeß … außen in Ue unterstr . 22 dieser] Ue : dieses Außenwelt] Ue : Außen welt 26 jedem seiner] Ab : einem ihrer im] Ab : ein 35 Andersseyn] Ab : Andern seyn 40

organik

5

10

15

20

455

selbstständiges Anderes , welches sich der Organismus zu eigen zu machen hat . – Dieser Prozeß ist nun ein dreifacher . Das erste Verhältniß zur Außenwelt ist der theoretische Prozeß | mit der Außenwelt ; die Sensibilität als äußerer Prozeß . Dies ist das Verhältniß der Sinne zur Außenwelt (§ 280 . 281) . – Das Erste war das unbestimmte Selbstgefühl überhaupt . Das Zweite ist das bestimmte Gefühl ; die Sensibilität als äußerer Prozeß . Indem die Bestimmtheit gesetzt wird am Lebendigen , so ist diese unmittelbar ein Ideelles . Das Subjekt ist bestimmt und diese Bestimmtheit thut ihm keinen Eintrag in seiner Einheit . Diese Bestimmtheit ist nun einmal subjektive Bestimmtheit und zweitens | ein äußerliches Dasein . Dieses letztere ist der theoretische Prozeß der Sinne . Dieser ist noch nicht practisch , so daß er die Selbstständigkeit des Äußerlichen vernichtete . – Die Bestimmtheit unterscheidet sich nun in sich . Die Sinne sind so : 1 . , der Sinn des Gefühls , der Sinn der Schwere , des Widerstand leistenden , Mechanischen über|haupt ; eben so des Materiellen als seine Cohäsion erwiedernd , Sinn der Wärme , der Sinn des irdischen überhaupt . Das Zweite sind die Sinne des Gegensatzes , der Sinn der Luft und des Wassers (Die Schwaben sagt man haben nur vier Sinne , Schmecken ist so viel bei ihnen als Riechen ; guter Instinkt .) Der Geruch ist der Sinn der gesonderten Luftigkeit . Im Geruch ist also die Luft , aber nicht | abstrakt , sondern sich specificirend ; dies ist die Luft , welche in den besondern Körpern sich bestimmt , sich in Besonderheit nimmt durch die innerliche Zerstörung derselben . Der andere Sinn ist der Sinn des Wassers , der Neutralität , aber der gleichfalls specificirten Neutralität . Die dritten Sinne sind die Sinne der Idealität ; das Eine

25 sind (wo sich der Organismus als selbstständig Andere erst zu eigen zu machen hat) ist nun ein drei-

facher Prozeß .

3 theoretische] Az : theoretische , formelle

4–7 Das Erste … Ideelles .] Ab : Hier

25 tritt das bestimmte Gefühl hervor . Das erste war das unbestimmte Selbstgefühl überhaupt . Hier

ist das ganz unmittelbare Verschwinden der Bestimmtheit in der reinen Idealität der Seele , die im Geist i c h ist . Indem ich empfi nde ist eine Bestimmtheit in mir , die unmittelbar ein Vorgestelltes ein Ideelles ist . 11–12 Die Bestimmtheit … sich .] Ab : Das bestimmte Gefühl unterscheidet sich in sich nach der Vielsinnigkeit der unorganischen Natur . 12 1 . ,] Ab : § 281 . 1 . , 17–18 Der 30 30 Geruch … Luftigkeit .] Ab : Der Sinn des Gegensatzes : Geruch und Geschmack , jener Sinn der besonderten Luftigkeit , entstehend durch den fortdauernden Prozeß der Körperlichkeit mit der Luft , dieser unscheinbare Prozeß . Az : Sinne des Gegensatzes – des Geruchs und Geschmacks – des Feuers und der Luft – der Geruch ist bedingt durch den fortdaurenden Prozeß der Dinge mit der Luft 22 specificirten Neutralität .] Ab : realisirten Neutralität , nicht der unbestimmten , allgemeinen ele35 mentarischen , sondern der specificirten . 35

4 280 . 281] so AbAz Ue : 281 . 202 11 vernichtete] Ue : verrichtete 13–14 des Widerstand leistenden , Mechanischen … des Materiellen] Ue : das Widerstand leistende , Mechanische … das Materielle 14 Cohäsion] so Az Ue : Textlücke 16 Schwaben] Ue : Schweden vgl . Ab : im Schwäbischen Schmecken] so Ab Ue : Schweden 17 Riechen] so Ab Ue : Textlücke 22 40 Idealität] so Az Ue : Identität

441rAb

441vAb § 282

332Ue

442rAb

456

442vAb § 284

443rAb 333Ue 128Az

443vAb

nachschrift uexküll · 1821/22

der Sinn der reinen , wesenhaften oder äußerlichen Identität ; der Sinn des Lichts und der Farbe . Der andere ideelle Sinn ist der Sinn für die Darstellung der subjektiven Idealität , Sinn des Ge|hörs . Welche Stellung der Klang hat , dies haben wir gesehen . – Der zweite Prozeß ist practisch , ein Verändern der äußerlichen unorganischen Natur nach ihrem selbstständigen Bestehen , nach ihrer Materialität . Dieser practische Prozeß ist zuerst so , daß er sich mit dem Eins der Materialität einläßt ; so ist er der Prozeß der Körper mit den Elementen überhaupt . Der reelle Prozeß mit der Luft , mit dem Wasser und mit der individualisirten Erde , | dies letztere ist das Dritte . Der Prozeß mit dem Lichte bleibt dieses Ideelle , da geht es nicht fort zum eigentlichen materiellen Prozeß . Aber Luft und Wasser sind Ma|teria litäten . Athmen und Hautprozeß sind der reelle Prozeß mit der Luft . Der Hautprozeß ist der vegetative , strömende Prozeß . – | Die zweite Form ist denn diese Continuität alles Unterbrochenen ; der Athmungsprozeß . Es ist hier das System der Irritabilität , welches in diesem Prozeß hervortritt . – Mit dem ersten dieser Prozesse hängt | das Vegetative der Haut zusammen ; die Haut , das Verzehren ist an der Oberfläche aber sie hat auch Haare ; dies ist denn bei den andern Thieren noch mehr der Fall . Der andere reelle Prozeß ist der Prozeß mit dem Wasser , der Durst überhaupt . Das Verlangen nach dem Neutralen , gegen die abstracte Hitze in sich selbst . – Das Dritte , welches der Hunger ist , ist der Prozeß mit der individualisirten Erde und dies ist überhaupt der entwickelte Prozeß . |

1–2 wesenhaften oder … Farbe .] Ab : wesenhaften Identität , dem Lichte , der Farbe zugehörig ; der Sinn des Lichts ; das äußerliche abstracte , unendliche , noch nicht materialisirte Selbst ist ein Gegensatz . 4 Der] Ab : Dies ist der allgemeine theoretische Prozeß . / Der Verändern] Ab : Verändern , ein Aufheben 6–8 Dieser practische … reelle] Ab : Dieser Prozeß der sich mit der Materialität der Körper einläßt , ist das 2te ; dieses Widerstand nur leistende . Für sich seyend ist aber auch zunächst das Allgemeine . Also Prozeß des organischen Körpers mit den Elementen . / S . § 283 . Realer 9 Der Prozeß … Ideelle ,] Ab : Es bleibt ideeller Prozeß da das Licht ganz immateriell ist . 12 Prozeß . –] Ab : Prozeß , noch nicht individualisirt . 13 alles Unterbrochenen] Ab : als unterbrochen , als unterbrechend sich darstellend Az : aber unterbrochen und individualisiert 14 Irritabilität ,] Ab : Irritabilität . Das Blut ist hier Element . 15–17 zusammen ; die … Fall .] Ab : zusammen (Haare , beim Menschen am wenigsten , bei Thieren mehr , Federn pp) nur im Heraufnehmen des vegetabilischen Prozesses in animalischen Organismus . Az : zusammen – bey dem Menschen am reinsten . 19 Hitze in … selbst . –] Ab : Hitze des Blutes in sich ; die Bestimmtheit durch den besondern Geschmack wegzubringen , den Geschmack zu neutralisiren , zu indifferenziren . 20 entwickelte] Ab : reale , entwickelte

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

1 Sinn] Ue : Sinne 3 Idealität] so Ab Ue : Identität 5–6 Materialität] so AbAz Ue : Neutralität 11 Athmen] Ue : Textlücke Hautprozeß sind] Ue : Textlücke prozeß ist 12 Hautprozeß] so Az Ue : Textlücke prozeß 13 Athmungsprozeß] so Ab Ue : Textlücke prozeß 15 Prozesse] Ue : Prozesse . 16 der Oberfl äche] Ue : Textlücke Haare] Ue : Hore 17 reelle] Ue : Textlücke 34 indifferenziren] Ab : indifferengiren 40

organik

5

10

15

20

457

Dies ist der Prozeß mit dem individuellen Gebilde der Außenwelt . Hier ist es denn , daß die eigentliche Assimilation der besonderen Gebilde eintritt . In diesem Verhalten zum besondern Gebilde erscheint der Trieb in der Form von Instinkt . Man mag nun schlafen und dergleichen . Dies kann man nicht Instinkt nennen , eben so wenig den Durst , den Athem pp der Trieb erscheint nur denn als Instinkt , wenn er sich verhält zu etwas Individualisirten . Es ist hier ein Zweck , und weil er ein ganz bestimmter Zweck ist , der nur befriedigt werden kann durch bestimmte Handlungen , so erscheint dieses Thun als ein zweckmäßiges Thun . – Das Thier nur hat ein Verhältniß zur individualisirten , unorganischen Natur . Jedes Thier hat nun seinen mehr oder weniger engen Kreis un|organischer Natur . Die Handlungsweise in der Bemächtigung dieser unorganischen Natur erscheint als Zweck ; es ist hier ein vorher bestimmtes in der animalischen Natur , welches sich verwirklicht . | Die Hauptsache ist in dieser Sphäre der eigentliche Assimilationsprozeß . Dieser besteht im Allgemeinen darin : Das Animalische ist gespannt gegen eine äußerliche Natur und es ist darauf gerichtet , diese zu idealisiren . Die Macht des Lebendigen über die unorganische Natur ist nun zunächst eine ganz allgemeine Macht , so daß das was durch dieselbe ergriffen wird , einer unmittelbaren Verwandlung unterliegt . Das was man nun Ernährung nennt , ist dieselbe Verwandlung der unorganischen Natur in die Leiblichkeit des Subjekts , nur daß jetzt diese Verwandlung als ein ausführlicher durch verschiedene Stufen hindurchgehender Prozeß ist . Die Hauptsache bleibt auch hier | diese allgemeine Macht des organischen Lebens über sein Unorganisches . Das Thier verzehrt

334Ue

445rAb

§ 286

445vAb

25 1 Außenwelt .] Ab : Aussenwelt , der unorganischen Natur als bestimmter . 25

30 30

35 35

6 Individualisirten .] Ab : Individualisirtem verhält . Trieb ist die innere Bestimmung , die nicht subjectiv bleiben will . / Trieb in so fern er sich zu besonderen Gebilden unorganischer Natur verhält , erscheint als Macht . Die andern Seiten des | Triebes werden in Befriedigung dieses Triebes ausgeschlossen . 9–12 Das Thier … bestimmtes] Ab : Die Pfl anze hat kein Verhältniß zu einer individuellen äußerlichen Natur , sondern nur zum allgemein Elementarischen . / Das Thier hat einen engen Kreis in unorganischer Natur , der Mensch die ganze äußerliche unorganische Natur . Der Trieb des Thieres bezieht sich nur auf bestimmtes und dessen Finden unter vielen Andern . / Es zeigt sich also hier ein Zweck , nur kein vorgestellter , gedachter , sondern ein Vorherbestimmter , 13–16 Assimilationsprozeß . Dieser … idealisiren .] Ab : Assimilations-Ernährungs-Prozeß . Dieser nun besteht in der allgemeinen Nahrung . Das Animalische verhält sich zu einer äußern Natur die es negirt , idealisirt , mit sich identisch setzt . Az : Assimilationsprozeß der im Allgemeinen darin besteht[ .] – Das Animalische ist ein Subject im Gegensatz gegen das Äußere , das ihm objectiv ist , das es negiert , dessen Besondernheit tödtet und so assimiliert . 19 Verwandlung der … Natur] Ab : Verwandlung der äußern , relativ unorganischen Materie Az : Verwandlung wie bey der Pflanze aber es ist nicht mehr diese un mittelbare 21 Prozeß ist .] Ab : Prozeß erscheinend , eine Verwandlung die Mittel gebraucht .

444rAb

5 den1] Ue : der den 2 ] Ue : der 11 Bemächtigung] Ue : Berichtigung 15–16 idealisiren] Ue : identisiren 19 die] Ue : der

40 Ue : diesen

15 es] Ue : er

diese]

444vAb

458

§ 288 335Ue 446rAb

129Az

§ 285

nachschrift uexküll · 1821/22

Pflanzen , eben so auch Thiere : Diese sind schon organisirt aber relativ für dieses , welches sie verzehrt , unorganisch . – Jener Infektion , jener einfachen Verwandlung wurde schon gedacht . Das Lebendige ist überhaupt die Macht , gegen welche das Besondere , das Äußerliche durchaus kein Bestehen hat und diese Verwandlung ist nur die Offenbarung dieses Verhältnisses . Es ist hier eben so wie mit dem schwächern Geist , der dem stärkern unmittelbar gehorcht . – Das Wasser wird unmittelbar von der Haut in Lymphe verwandelt[ .] | Lymphe ist diese allgemeine animalische Flüssigkeit . Dies ist nun vielfach der Fall bei einer ganzen Menge von Geschlechtern von Polypen , welche vom Wasser leben | und keine vermittelnde Verdauung haben . Ihr ganzes Verdauen besteht in der Berührung des Wassers , welches in sie verwandelt wird . Man kann den Polypen umkehren und er verdaut dann mit seiner äußern Fläche . | Bei höher gebildeten Thieren ist nun diese unmittelbare Infektion der Nahrungsmittel das was sie verändert und ihre Assimilation einleitet . Man hat so die Erfahrung gemacht , daß man Stückchen Fleisch in die Bauchhöhle von Thieren (Katzen) gelegt hat ; hier haben sie dieselbe Verdauung gelitten wie im Magen . Eben so hat man Nahrungsmittel unter die Haut auf die Muskeln lebendiger Thiere gebracht und sie haben auch hier dieselbe Verdauung erlitten welche sie sonst im Magen erleiden . – Dies ist also die unmittelbare Verwandlung überhaupt . Betrachten wir nun näher was die vermittelnde Verdauung ist , so ist diese (§ 284 und 285) weder blos mechanisch noch blos chemisch . Nicht blos mechanisch , d . h . nicht ein bloßes Ausziehen schon fertiger Bestandtheile . Dies war die ältere Ansicht vom Verdauen . Man ist denn ferner fortgegangen zum chemischen Verhältniß ; Angreifen der äußern Nah-

5

10

15

20

25

446vAb

2 unorganisch . –] Az : Unorganisches . Äußerlich also ist der Prozeß ein vermittelter , in seinem Wesen aber ist er ebenfalls unmittelbar eine absolute Macht . Infektion ,] Az : Vergiftung , Infection des Äußern 3 Lebendige] Ab : Lebendige , das nur für sich allgemeine 4 hat] Ab : hat . Es ist durch jenes berührt nur ein Nichtiges . 6 Das Wasser] Ab : Schon in Ansehung des Wassers fi ndet dies statt . Es 9–11 und keine … wird .] Ab : sie haben keine Verdauungswerkzeuge , nur Haut und Darm kanal und ihr ganzes Leben besteht in Verwandlung des sie berührenden Wassers in ihre Bestandtheile . Eine Vermittelung durch mehrere Stufen ist hier gar nicht vorhanden . Az : ohne vermittelnde Verdauung – sie sind bloß eine rohrigte Haut – sie assimilieren sich das sie berührende Wasser und speyen einen Theil wieder aus . 13–14 das was … einleitet .] Ab : durch Berührung der animalischen Wärme , des Blutes u . s . w . bedingt . 18–19 Dies ist … überhaupt .] Ab : Bei ganz niedrigen Thieren , (Salpen die gallertartig sind) hat man Schaalthiere gefunden , | die gewissermaasen zerschmolzen waren . / Es ist also unmittelbare Infection des Aeußern durch den animalischen Körper , Näherung des Lymphatischen und Umwandlung in dasselbe . Az : Was in den animalischen Körper gesetzt wird , bleibt nicht in seiner Besondernheit sondern wird auf gelöst .

25

30 30

35 35

1 organisirt] Ue : arganisirt aber von BA aus als 2 Infektion] Ue : Infaktion 10 Verdauung] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Thätigkeit und Bewegung 13 Infektion] Ue : Infaktion 21 Ausziehen] so AbAz Ue : Ausgehen 23 Angreifen] so Ab Ue : Textlücke 40

organik

5

10

15

20

25

30

459

rungsmittel durch Säure , Kalien pp[ .] Auch chemisch ist der Prozeß nicht ; der lebendige Prozeß ist vielmehr dieses , es nicht zum Chemismus kom|men zu lassen ; | im chemischen Prozeß bildet sich ein Neutrales , d . h . beide Seiten verlieren ihre spezifische Beschaffen heit und es bildet sich ein Drittes . Das animalische Leben erhält sich dagegen im Ernährungsprozeß . Der animalische Prozeß ist immer auf dem Sprunge , ins Chemische überzugehen . Die vermittelnde Verdauung ist § 285 erwähnt ; sie ist die Entgegensetzung des Subjekts gegen sein unmittelbares Assimiliren . Das Lebendige , das Animalische also verhält sich jetzt als Entgegengesetztes gegen das | Äußere . Dies ist nun der Gegensatz , daß es einerseits als animalisches Wasser (Magensaft , pankreatischer Saft) und als animalisches Feuer (Galle) gegen die Nahrungsmittel sich verhält . Hierin besteht das ganze Verdauen . Man hat den Magensaft chemisch sehr vielfach untersucht ; man fi ndet , daß die Speisen im Magen etwas weniger gesäuert werden und daß denn die Galle etwas mehr kalisch wirkt . Selbst dieses ist noch vielen Einwendungen unterworfen . Das Ganze besteht darin , daß der Organismus sich selbst specificirt in seinem Verhalten gegen das Äußerliche , sich erhält gegen dies Äußerliche . Das letzte Produkt der Ver|dauung ist der Milchsaft und dieser ist dasselbe was die animalische Lymphe ist , zu welcher der Organismus als unmittelbar wirkend das sich ihm Darbietende auch verwandelt . – Dies ist nun eine sehr wichtige Bestimmung , daß man nach dieser Ansicht die Verdauung überhaupt auffaßt . Wie in den niedrigeren Thiergeschlechtern | die noch keine abgesonderte Organe haben , die Assimilation in der blos unmittelbaren Verdauung besteht , so besteht sie in den entwickelten Thieren darin , daß der Organismus sich nicht mit seiner unmittelbaren Animalität , sondern mit dieser als entwickelt gegen das Äußere kehrt . Hier ist nun weiter kein großer Stufengang in dieser Umwandlung ; die Speisen werden zunächst mit Speichel vermengt ; im Magen kommt denn der Magensaft hinzu und der bereitet den Milch Saft . Die Galle welche dann hinzu tritt bildet den Gegensatz gegen dieses animalisirte Wasser als animalisirtes Feuer . 1–2 der lebendige Prozeß] Ab : Schon der vegetative und noch mehr der animalische Prozeß 4–5 10 (Magensaft , pankreatischer Saft)] Az : Lymphe 13–14 daß die … wirkt .] Az : daß der Magensaft mehr auf Seite der Säure , die Galle mehr auf Seite des Kalischen neigt 24–25 Äußere kehrt .] Ab : Aeußere . Er specificirt sich selbst zu diesem Entgegengesetzten und erhält sich so gegen das Aeußere . | 27 Magensaft] Ab : Magensaft pankreatischer Saft

30 animalische Leben] Az : Animalische aber und schon das Vegetative

35 35 3 Neutrales] so Az

Ue : Textlücke 5 erhält] so Az Ue : verhält 6 Sprunge von BA aus Schwunge 9 nun] Ue : nur 10 pankreatischer] Ue : Textlücke 11 Galle] so AbAz Ue : Gelbe 13 Speisen im Magen] Textlücke ausgefüllt von UE mit : Leber und Galle 14 die Galle] Ue : das Helle mehr kalisch] Textlücke ausgefüllt von UE mit : mehr als weniger 16 erhält] Textlücke ausgefüllt von UE mit : auflöst – 27 bereitet den Milch] Textlücke ausgefüllt von UE

336Ue 447rAb

[§ 286]

447vAb

448rAb

337 Ue

448vAb

460

130Az

338Ue § 289

449vAb

[450rAb ]

449rAb

nachschrift uexküll · 1821/22

Das Thier verdaut seine eignen Eingeweide , wie wir gesehen haben ; nichts ist stehend ; Lunge , Muskel , Knochen , Alles wird wieder in die allgemeine Animalität zurückgeführt . Der Knochen chemisch untersucht , zeigt phosphorsauren Kalk ; wenn ein Knochen zerbrochen wird , so wird die Knochenspitze resorbirt ; eben so Gerinnungen von Blut , die gleichfalls etwas ganz Unorganisches sind . Eben so verhält sich der Körper zu den äußern Nahrungsmitteln , diese werden auch zu allgemeiner Lymphe . | Die allgemeine Lymphe wird dann wieder zu den besondern Gebilden specificirt . Das chemische Mittel ist diesem durchaus Feind . Diese animalischen Produkte , wie z B . der phosphorsaure Kalk , sind eigenthüm liche Produkte des Organismus , welche gar nicht blos aufgenommen werden als schon fertige , sondern vom Organismus selbst hervorgebracht werden . Die Physiologen fangen überhaupt an zuzugeben , daß im lebendigen Körper Trennungen und Verbindungen vor sich gehen , welche | die Kräfte der bekannten chemischen Operation ganz und gar übersteigen . – Durch diesen Assimi lationsprozeß ist es nun , daß das Thier für sich wird auf eine reelle Weise als das Negative von selbstständigen | Dingen . Das Thier ist auf diese Weise nicht blos ein vegetatives Leben . Indem das Thier sich zum Individuellen verhält und sich darin selbst besondert zu animalischer Lymphe und zu Galle , so ist das Animalische dadurch als reales Individuum bekräftigt und bewährt . Es ist jetzt als Subjektivität gesetzt , in sich zurückgegangen durch Negation seines Andern . Indem es so individuell ist , so ist diese Beziehung auf sich unmittelbar wieder Thei lung , Verdoppelung seiner . Die animalische Subjektivität , indem sie so auf diese bestimmte Weise für sich geworden ist , ist also unmittelbar wieder dieses , | sich zu differenziren und zwar nicht mehr nur innerhalb seiner selbst , sondern sich zu produziren als in sich zugleich Äußerliches . Die Differenzirung ist zunächst for-

5

10

15

20

25

2–3 wieder in … zurückgeführt .] Ab : aufgenommen in die allgemeine Individualität und fortdauernd zurückgeführt in Knochen , Lunge . 4 resorbirt ;] Ab : resorbirt . Der Organismus verdaut seine Knochen , seine Eingeweide : assi|milirt sie sich unmittelbar ; 17 vegetatives Leben] Ab : 30 vegetarisches Wesen (wie wohl zum Theil Haare , Nägel , unmittelbare Umwandlung , ein allgemein Ani ma lische[s)] (Textverlust) 24–25 selbst , sondern … Äußerliches .] Az : selbst oder for- 30 mell , wie die Pfl anze , sondern real – das , worin sich das animalische Subject di rimiert , wird äußerlich objectiv . 4 resorbirt] Ue : Textlücke 5 Gerinnungen] Ue : Textlücke vgl . Az : ausgetretenes Blut 7 allgemeiner Lymphe] Ue : Textlücke 13 Verbindungen] Ue : Textlücke welche] Ue : welche welche 35 19 reales] so AbAz Ue : Textlücke 21 Thei lung] so Ab Ue : Textlücke 23 |] Danach folgen im 35 Ms . der Nachschrift Ab keine paginierten Seiten mehr , nur einzelne fragmentarische Blätter , siehe Editorischer Bericht . Diese Textfragmente lassen sich nur teilweise dem paginierten Textcorpus zuordnen , vgl . Apparatnotiz zu 333,28 . 24 differenziren] Ue : Textlücke vgl . Az : differenziert 25 Differenzirung] Ue : Textlücke

organik

5

10

15

20

25

30

461

mell , innerhalb des Lebendigen selbst . Jetzt ist aber das Differenziren des thierischen Organismus so , daß dieser , in was er sich unterscheidet , auch als ein Äußerliches , Selbstständiges gegen dasselbe gesetzt ist . Diese reelle Produktion , daß das Thier sich verdoppelt , sich von sich selbst abstößt , ist die letzte Stufe der Animalität überhaupt . Dieses Abstoßen des Thiers von sich selbst , enthält gleichfalls drei Formen , zuerst das ganz formelle sich von sich Abstoßen , zweitens der Bildungstrieb und drittens die Fortpflanzungen der Gat|tung . Das Erste ist das abstrakte sich Abstoßen von sich selbst und so daß das Thier sich selbst äußerlich macht , sich selbst anekelt . Dies ist nun dasjenige Moment , welches man die Excretion überhaupt nennt . Es ist dies der Beschluß des Assimilationsprozesses , in welchem sich das Thier zum reellen Für sich sein macht . So ist es unmittelbares Abstoßen von sich selbst . Attraktion und Repulsion ist unmittelbar verknüpft . Das Thier macht sich also zunächst | nur zu einem Äußerlichen und dies Abgesonderte ist überhaupt nur ein abstrakt Anderes . Dies ist also der Ekel des Thiers an sich selber , indem es sich von sich trennt . Das Moment der Excretion wird gewöhnlich nur so betrachtet , daß das Unbrauchbare fortgeschafft wird . Oberflächliche Vorstellung : Das animalische Leben braucht nichts unnützes aufzunehmen . Die angegebenen drei Momente sind auch im Organischen unmittelbar mit einander verbunden . Es ist sehr wichtig zu fassen , wie diese dem Anschein nach heterogenen Bestimmungen dem Begriffe nach in Eine Sphäre gehören . Die Organe der Excretion und die Genitalien sind bei vielen Thieren auf das Organische ver theilt ; selbst bei den höhern Thieren fi ndet sich noch diese Verbindung . Bei den Bienen ist die Wachsbildung die einzige Weise , wie sie sich produciren . Bei andern Thieren fi ndet sich denn wieder dieses , daß z B . darmähnliche Gefäße bei der Spinne die Materie zu den Geweben hergeben ; eben so bei den Raupen . Diese Gefäße bereiten denn auch alle zur Ergänzung erforderlichen Gefäße . Bei den eigentlichen | Insekten sind die drei Prozesse verschieden ; Raupen fressen nur und excerniren ; ohne eigentliche Genitalien ; das Zweite ist die 13–14 Das Thier … Anderes .] Az : zunächst macht es sich das Abgestoßene b l o ß zu einem Äußeren , 20 Sphäre gehören .] Az : Sphäre . Auch die Erscheinung weist übrigens dahin . 22 März . 21 Thieren] Az : Thieren der niedrigen Gattungen 21–22 auf das … ver theilt] Az : in der genauesten Verbindung

§ 291 c . , Prozeß der Gattung

339Ue

340Ue

30 zu einem abstracten schlechthin Andern .

1 Differenziren] Ue : Textlücke 2M–3M c . , Prozeß … Gattung in Ue unterstr . 6 von] Ue : in AbUe : Textlücke 6–7 Bildungstrieb] so AbAz Ue : Textlücke 9 anekelt .] Ue : Text9–10 Excretion] so AbAz Ue : Textlücke 13 |] Ende von [450rAb] 35 lücke vgl . Az : ekelt sich selbst an 15 Excretion] so Az Ue : Textlücke 16–17 Oberfl ächliche] so Az Ue : Textlücke 19 diese] Ue : diese bei 21 Excretion] so Az Ue : Textlücke Genitalien] so Az Ue : Textlücke 22 Thieren] Ue : Textlücke 24 darmähnliche] so Mi Ue : Textlücke 27 Prozesse] Ue : Textlücke 28 excerniren] so Mi Ue : operiren Genitalien] so Mi Ue : Genitation 31 22 März . in Az am Rande

35 stoßen] so AbAz

22 . 3 . 22

462

131Az

341Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Erscheinung , welche dem Bildungstriebe angehört . Das Dritte ist das Begattungsleben , das Leben des Insekts , als solchen , ist denn wieder etwas für sich . Das Excerniren ist nun überhaupt das Ende der Verdauung . Die vermittelten Momente der Verdauung sind schon bemerkt worden . Die Verdauung bringt also überhaupt allgemeine animalische Lymphe hervor . Das Zweite ist denn , daß das Organische als unendliches Für sich sein , in diesem Verhältniß sich in sich resumirt . Diese Resumption nun ist unmittelbar Abstoßen des Organismus von sich selbst , wie dies schon im Allgemeinen bemerkt worden . | Das was der Organismus von sich abstößt ist er selbst ; eben seine Vermittelung ist es , wovon er abhängt ; es ist dies ein Wiedererkennen seiner selbst und der Organismus wirft so die Verwickelung mit dem Äußerlichen weg . Dies hat die nähere Existenz in der Beschaffen heit der Excretionen , was der kräftige Organismus excernirt , das ist sein eigner Kampf , seine eigne Production . Die Excretionen bestehen vornämlich in Galle , phosphorsaurem Kalk und dergleichen ; es sind darin allerdings auch unverdauliche Theile , vornämlich aber sind es die eignen Stoffe , welche der Organismus von sich weg schafft . Dies ist eine sehr wesentliche Bestimmung , daß der Auswurfsstoff vornämlich aus Producten des Organismus selbst besteht ; was dieser ausschließt , ist so sein | eignes Einlassen gegen die äußerlichen Dinge , sein Zorn , seine Galle . – Das Zweite ist denn der Bildungstrieb , auch ein von sich Abstoßen des Organismus , ein sich selbst äußerlich machen , aber so daß dies die Einbildung ist seiner Form in die Außenwelt . Dies ist nun nicht mehr blos eine Auseinandersetzung mit der Außenwelt , wie der Assimilationsprozeß , sondern es ist eine Ruhe , zu der der Organismus gekommen ist und der gemäß er sich selbst bethätigt . Es ist dies also eine Hemmung der Begierde und dieses Moment , sich objektiv zu machen , das Äußerliche zu formiren . Das Äußerliche wird so angemessen gemacht dem Bedürfniß des Organismus . Das Thier kömmt erst hier zum Genuß seiner selbst , oder zum bestimmten Selbstgefühl . Die Empfi ndung überhaupt ist nur die unmittelbare Rückkehr in sich ; sie hat eine Bestimmtheit , die

5

10

15

20

25

30

15–16 vornämlich aber … weg schafft .] Az : die Assimilierte Materie und die Stoffe , die der Organismus selbst hinzubringt aber sind die Hauptbestandtheile der Excretion . 19–25 auch ein … 30 formiren .] Az : eine Einbildung der Form des Organismus in die Außenwelt – ebenfalls ein Verhältniß zur Außenwelt – aber ein bloßer Trieb , Vernichtung des Äußern – die Begierde ist befriedigt – der Organismus läßt die äußre Materie bestehen und bildet sich dieselbe ein . Der Organismus macht sich selbst objectiv und kommt im Äußern zu einem Gefühl seiner selbst . 27–28 Empfi ndung überhaupt … nur] Az : Begierde ist nur Genuß des Äußern , 35 3 Excerniren] Ue : Textlücke vgl . Az : Excretion 11 Verwickelung] so Mi Ue : Textlücke 12 Excretionen] so Az Ue : Textlücke excernirt] Ue : exercirt 13 Excretionen] Ue : Textlücke 14 Galle , phosphorsaurem Kalk] Ue : Gallen Textlücke vgl . Az : Galle , phosphorsaures Kalk 18 sein 2 ] Ue : seine 22 Auseinandersetzung] Ue : Textlücke

organik

5

10

15

20

25

463

gegeben , die gesetzt ist ; das Thier ist so bestimmt , es ist nicht frei in der Empfi ndung . Hier erst kommt es zur Empfi ndung seiner selbst . Eben in der Hineinbildung seiner in die unorganische Natur wird das Thier sich objektiv und das Äußerliche , das Thier Bestimmende hat jetzt eine Form , die dem Thiere selbst angehört . – Das Thier ist befriedigt , indem es seinen Hunger und Durst gestillt hat , aber es hat noch nicht sich befriedigt . Dies erlangt es erst in dem so eben Aufgezeigten . Diese Bestimmung muß man festhalten , um das Wunderbare das den Bildungstrieb betrifft , zu fassen . Es ist dies ein Ausschließen seiner selbst , aber nicht ein ekelhaftes , blos abstraktes | sondern so , daß das Thier zum Genusse seiner selbst kommt . Anders kommt das Thier nicht zu diesem Genusse . Im Denken hat der Mensch den Genuß seiner selbst . – Was hier erscheint , ist nun überhaupt wieder Instinkt , ein inneres Treiben und das Resultat davon ist ein Einbilden der innerlichen Bestimmung in das Äußere . Die Hauptbestimmung ist hier , daß man immer gesagt hat , wie das Thier so klug handelt , wie das zweckmäßig ist was es thut . Diese Nützlichkeit , diese Brauchbarkeit , ist der Instinkt das Äußerliche sich angemessen zu machen und dadurch sich in äußerlicher Gegenwart zu haben und sich so zu genießen . Dahin gehören nun diese vielfachen Thätigkeiten der Thiere , welche wir kennen . Das Thier muß irgend wo liegen , es muß einen Ort haben . Dies ist das Erste überhaupt . Diesem Ort macht sich das Thier gemäß , macht ihn zu einem solchen , worin es sich empfi ndet . Nesterbauen , besonders in Beziehung auf die Jungen . Die Thiere haben denn auch den Instinkt der Wanderung , den Ort zu verändern , ein climatisches Gefühl , ein Instinkt , der sich mehr auf das Allgemeine ihres Aufenthalts , auf das Klimatische bezieht . Zum Bildungstrieb gehört denn näher auch die Stimme der Thiere ; wodurch sie sich selbst vernehmen . Die Vögel bringen es so zu diesem fröhlichen Selbstgenuß . Die Stimme ist hier nicht blos ein Schrei der Noth als das einfache Gefühl der Sättigung : eine ganz Begierdelose Äußerung , deren letzte | Bestimmung keine andere ist , als daß das Thier sich selbst vernimmt . – Eben so bringen denn die Bienen ihre Zellen hervor . Die Spinnen machen Netze . Hier ist es denn ,

30

… Äußere .] Az : Resultat ist nicht bloß Negieren der äußren unorganischen Natur , sondern ein Einbilden jener innern Bestimmtheit in das Äußere , wodurch das Thier zu seinem Selbstgefühl kommt . 17–18 Dahin gehören … kennen .] Az : Dahin gehört das Nesterbauen , Hausbauen und dergleichen . 19 Erste überhaupt .] Az : Erste , was das Thier und der Mensch braucht 35 – dieser Ort soll der Seinige seyn 22 Wanderung ,] Az : Wanderung , was zwar nicht in den Bil25 sich selbst vernehmen .] Az : sich in die Luft einzubilden , 35 dungstrieb gehört , aber daran gränzt . sich äußerlich zu vernehmen fröhlichen] Az : fröhlichen ideellen

30 12–13 Resultat davon

15–16 das Äußerliche] Ue : des Äußerlichen Innere

22 Wanderung] Ue : Wendung

31 Äußere] Az :

342Ue

343Ue

464

§ 290

344Ue

§ 293

132 Az

nachschrift uexküll · 1821/22

daß die Organe des Bildungstriebes überhaupt zusammenhängen mit dem Begattungstriebe . Alle geschlechtslose Thiere unter den Insekten haben für die Zeugungstriebe gewisse Organe wie sie für deren Bildungstriebe nothwendig sind . – Das Dritte was hieher gehört ist der eigentliche Gattungstrieb . Was das Thier zu überwinden hat , das ist eigentlich sein eigner Prozeß ; die Verdauung selbst ist es , die es von sich zu entfernen hat und dies sein eignes Product ist es , wovon es sich abstößt . Die letzte Diremtion des Thiers ist nun der Gattungsprozeß (§ 289)[ .] Das einzelne Thier ist seiner Gattung nicht angemessen ; das Gefühl dieses Mangels kommt im Thiere selbst zur Erscheinung und so ist es in der Geschlechtsdifferenz . Der Trieb der Gattung ist nun im Allgemeinen derselbe Trieb , sich zu objektiviren , aber nicht mehr nur formell wie im Bildungstriebe . Hier ist die Materie ein Äußerliches gegen das Thier , so daß die Form , welche dieses ihm gibt , nur mehr oder weniger oberflächlich ist . Die nähere Bestimmung ist also , daß diese erste Objektivirung nur formell ist . Der Gattungstrieb besteht denn darin , daß das Subjektive als sich objektivirend , sich zu solchem Andern verhält , das an und für sich schon dasselbe ist , was es selbst ist . Der Trieb der Gattung ist die concrete Allgemeinheit im Thiere . Es kommt darin zu seinem totalen Selbstgefühl und dies ist eben die | concrete Allgemeinheit . Dies ist der höchste Punkt , den das Thier erreicht ; diese Allgemeinheit selbst wird dem Thiere nicht mehr gegenständlich . Wäre dies der Fall , so wäre das Thier denkend . – (§ 292) Indem wir den animalischen Prozeß überhaupt betrachtet haben , so bleibt es eine interessante Frage , wie das immanente Leben dazu kömmt , sich in diese Unendlichkeit von Formen hineinzuwerfen . Ahndung einer Nothwendigkeit in dieser Manigfaltigkeit . Mit der Natur nicht genau zu nehmen . Der Geist ist das Höhere als die Natur und auch er hat die willkührlichsten Einfälle . Dies müssen wir der Natur auch von ihrer Seite zugeben ; wir müssen wissen daß , indem die Natur in der Bestimmung der Äußerlichkeit ist , die Zufälligkeit hier vielfältig ihr Spiel hat . Es ist deshalb hier kein durchgängiges Systematisiren zu erwarten , Anspielungen auf ein vernünftiges System sind jedoch überall zu bemerken . Was wir Arten , Gattungen nennen hat also die Seite der Zufällig-

5

10

15

20

25

30

2–3 Alle geschlechtslose … sind . –] Az : die Geschlechtlosen | Bienen sind auf die Objectivierung durch den Bildungstrieb beschränkt . 8 ist seiner … angemessen ;] Az : ist zugleich das Einzelne und die Gattung – auf diesem Widerspruch beruht der Trieb der Gattung . 21 Indem] Az : Un t e r s c h i e d e n e G e b i l d e d e r T h i e r e . / In 24 nehmen .] Az : nehmen – die Idee ist hier in 35 ihrer Äußerlichkeit 29–30 Anspielungen auf … bemerken .] Az : Anspielung und Drang nach 35 5 überwinden] Ue : überwindete 6 es1] Ue : er dies sein] Ue : diesein Product] Ue : Textlücke es sich] Ue : er 7 Diremtion] so Az Ue : Textlücke 8 Gefühl] Ue : Gefühls 16 es] Ue : er 21 den animalischen] Ue : das einemal 25 Einfälle] so Az Ue : Einheiten korrigiert

organik

5

10

15

20

25

465

keit . Der Geist ist viel weniger berechtigt zufällig in seinem Denken , in seinem Vorstellen zu sein , als es die Natur ist , die Idee in dieser Äußerlichkeit . Andererseits aber ist das dem Unterschied des Animalischen zum Grunde liegende , allerdings der Begriff und dieser macht sich bis auf eine gewisse Sphäre hinaus geltend . Ein Typus liegt nun allen den verschiedenen Gebilden zum Grunde . Es giebt nur Ein Thier und alle die ver|schiedenen Weisen sind nur Modifi kationen ein und derselben Grundlage . Die Hauptverschiedenheiten sind nun zuerst bestimmt durch dieselben Momente , welche wir früher an der unorganischen Natur gesehen haben , vornämlich wie sie in der Form von Elementen sind . Diese Stufen welche auf diese Weise ihre Bestimmung erhalten , sind denn zweitens wesentlich Stufen der Ausbildung des thierischen Typus überhaupt . Es sind in so fern zweierlei Bestimmungen vorhanden , welche die Unterschiedenheit der Thiergattungen bestimmen . Als der Idee näher liegend kann betrachtet werden die Ausbildung ein und desselben Typus . In so fern sind die Klassen der Thiere nun lauter verschiedene Entwickelungen desselben Typus . Diese Entwickelung hängt denn aber wesentlich zusammen mit den Elementen , in welche das Thierleben geworfen ist . Das Dritte , was hier zu bemerken ist , ist , daß indem ein Zusammenhang statt fi ndet zwischen den Elementen von dem Thierleben dem man face zu machen hat und der Stufe seiner Entwickelung , dieser Zusammenhang sich vornämlich bezieht auf die entwickelten Stufen der Thierleben . Das weniger Entwickelte ist gleichgültiger gegen diese großen Unterschiede . – Dies sind die drei Hauptmomente , welche hier zu betrachten sind . – Weitere Bestimmungen außer der elementarischen Natur sind denn vornämlich im Climatischen enthalten . Die Welt theile concentriren sich gegen Norden mehr ; die Pflanzen und Thiergeschlechter sind hier mehr geschichtlich . Gegen Süden theilen | sich denn die Erdtheile und damit auch die Gattungen der Thiere und Pflanzen . Durch diese Verschiedenheit der Klimate bestimmt sich vornämlich der Unterschied der Arten . – Die nähere Ausführung hievon in Ansehung eines Systems der Thiere

345Ue

346Ue

30

Zusammenhang ist allenthalben allein man darf nicht hoffen , alle Mannigfaltigkeit auf Eine innere 7 Hauptverschiedenheiten sind] Ab : Hauptverschiedenheiten sind durch den Begrif bestimmt . Sie sind 14 Typus .] Ab : Typus : daß nur eine Weiterentwickelung der Bestimmung der Natur der Lebendigkeit auf der höhern Stufe statt fi ndet . 25 geschichtlich] Ab : gemeinschaftlich 26–28 Durch diese … Arten . –] Ab : Dadurch bestimmen sich vornehmlich 35 die verschiedenen Arten einer und derselben Gattung (Asiatischer , Afrikanischer , Fossiler Elephant) 35 so auch Löwen , Tiger und dergleichen . / Je weiter gegen die Spitze dieser Welttheile , desto mehr tre|ten die Thiergeschlechter in Arten aus einander .

30 Nothwendigkeit zu bringen .

von UE in : Eigenheiten 10 Stufen] Ue : Textlücke

5 liegt nun … Gebilden] Ue : bringt nun alle die verschiedenen Gebilde 19 der] Ue : die

[s . p .]

466

133Az

347 Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

gehört nicht hieher . Schon Aristoteles hat die Thiere in zwei Hauptgruppen abgetheilt , in Thiere | mit Blut und in Thiere ohne Blut . Er giebt es dabei als allgemeinen Beobachtungssatz an , daß alle Thiere mit Blut ein Rückgrad haben . Die Franzosen haben diese Unterschiede wieder aufgenommen ; animeaux vertébrés und animeaux sans vertèbres . Man muß nicht in der Natur in diesem Sinn einen Unterschied aufstellen wollen , als ob es nicht auch Thiere gebe , welche ein Mittelding abgeben zwischen Beiden . Ohnmacht der Natur . – ( Jussieus Eintheilung der Pflanzen in Monocotyledonen und Dicotyledonen) Jener Unterschied ist also der Hauptunterschied zwischen den Thieren . – Bei der Betrachtung des Thiers muß man vom Menschen ausgehen ; am menschlichen Organismus hat man das Thier in seiner Vollkommenheit . Das Unvollkommene läßt sich erst im Vollkommenen verstehen . Der entwickelteste Organismus muß also erst zu Grunde gelegt werden . Man kann ausgehen vom Unvollkommensten , von Infusorien , von Thieren , ohne Empfindung und Bewegung , von solchen , die gefrieren können und in siedend Wasser abgekocht werden können . Hier schwankt das Animalische noch nach dem Vegetativen hin . Es hat nun etwas Plausibles für sich so vom Einfachsten auszugehen , aber das was in diesem | dumpfern Leben ist , ist zunächst noch so unscheinbar , daß man den Unterschied nur fassen kann , wenn man das entwickelte Thierleben vor sich hat . Von den Thieren mit Rückwirbeln sind die ersten und vollkommensten Säugethiere ; diese haben also Brüste und artikulirte Extreme . Das Nächste sind die Vögel ; diese haben keine Brüste mehr und nur zwei Füße ; das andere Paar von Füßen ist zu Flügeln gebildet . – Merkwürdig ist besonders , daß die Säugethiere Brüste haben , welches sich darauf bezieht , daß die Thiere im Gattungsprozeß ihre höchste Stufe erreichen . Die Thiere mit Brüsten kommen noch zum Gefühle der Gattung ; im Erzeugten existiren sie als Gattung dieses ist aber ein Anderes als die Existenz des Individuums . Dieses Dritte erscheint so in der Natur als ein eigenthüm liches Individuum oder Erzeugtes . Die Natur fällt darin wieder zur Einzelnheit zurück . Das höhere Thier kömmt nun auch noch dazu , zur Gattung sich zu verhalten . Dies sind die Säugethiere und unvollkommener die Vögel ; die Säugethiere säugen ihre Jungen , darin empfi nden sie dies Dritte als ihr Allgemeines . Die Vögel säugen zwar ihre

5

10

15

20

25

30

7 Ohnmacht der Natur . –] Az : allein das ist nur die Ohnmacht der Natur und sagt nichts gegen das Wesentliche des Unterschiedes . 21 artikulirte] Ab : vier articulirten 25 Gattung ;] Az : Gat35 tung , aber auch nur zum Gefühl 4 vertébrés] Ue : vertebrés 5 vertèbres] Ue : vertebres 7 Jussieus] so Mi Ue : Rousseaus 8 35 Monocotyledonen] so Mi Ue : Textlücke Dicotyledonen] so Mi Ue : Textlücke 10 vom] Ue : von 13 von Infusorien ,] Ue : vom Textlücke vgl . Ab : den Infusorien , 18 nur] Textlücke ausgefüllt von BA 29 Thier] Ue : Textlücke

organik

5

10

15

20

25

467

Jungen nicht , brüten aber diese Jungen aus und haben so zu diesen ein Verhältniß . – Im Vogel ist das Thierleben in die Luft hinaufgeworfen . Es kommen dann die Reptilien oder Amphibien , ein unvollkommenes Thier , zum Theil noch dem Erdenleben angehörig aber auch schon zum Wasser hinübersteigend . Der Fisch gehört | dem Wasser an und er ist unter den genannten Vieren auch das unvollkommenste Thier . – Der ganze Körper der Vögel schlägt vegetativ in Federn aus . Die Amphibien haben nur eine Herzkammer und eine sehr unvollkommene Lungenrespiration . Die Fische entbehren denn auch der Respiration durch Lungen . Eben so haben sie auch keine Füße und keine Kehle . Wahrscheinlich auch ohne Geruch . So ist ein Zusammenhang vorhanden zwischen der Ausbildung des allgemeinen Typus und den Elementen , welchen das Thier angehört . Die Thiere ohne Rückenwirbel haben in ihrer Organisation nicht mehr das Verhältniß zu den Elementen , in denen sie leben . Hier verschwinden denn die verschiedenen Organe nach einander ; endlich verschwindet selbst die Empfi ndung und die Bewegung . – Das Weitere ist nun die Krankheit und die Beziehung dessen was man Arzeneimittel nennt auf den Organismus und die Krankheit . Der lebendige Organismus ist die Entwickelung in diesen verschiedenen Gebilden , er hat ein leibliches Dasein und ist damit in Berührung mit der Außenwelt . Von der einen Seite kann er so auch mehr in Anspruch genommen werden als von der Andern ; er ist überhaupt abhängig und zufällig (§ 293)[ .] Krankheit ist nun überhaupt Isolirung eines Systems , einer Weise der Thätigkeit , so wie Ge|sundheit dies ist , daß alle Organe flüssig sind im Allgemeinen . Wenn diese Flüssigkeit des Organismus gehemmt ist , so ist | dies überhaupt Krankheit . Die Wiederherstellung der Gesundheit besteht nun überhaupt darin , daß diese Particularisation wieder aufgehoben wird , daß das Allgemeine sich wieder darin geltend macht . – Wenn also z . B . das Blut erhitzt ist , so ist es für sich thätig ; eben so der Magen , wenn er

9 Füße und … Kehle .] Ab : Füße mehr , nur Flossen , als Anfang derselben , keine Kehle , keinen Tastsinn , 13–14 verschwinden denn … einander ;] Ab : verschwindet allmählich , Herz , Gehirn , 30 Circu lation , Gehör , Gesicht , Sexualien , Az : verschwinden allmählich Herz , Hirn , Kiemen , Organe der Circulation , der Zeugung , 19 Dasein] Ab : Daseyn , das eine Totalität verschiedener Glieder ist , 21 Krankheit] Az : Krankheit ist , wenn ein Organ oder System für sich erregt ist – Krankheit 24 gehemmt ist , … Krankheit .] Az : gehemmt , so ist der Prozeß des Ganzen gehemmt : eine Partikularisation wird ein Stehendes , entzieht sich dem Ganzen . 26–468,1 Wenn also … 35 ist . –] Az : Ein System wuchert , setzt sich für sich fest – macht sich nicht mehr zum Mittel für das Allgemeine – wenn z . B . das Blut entzündet ist – wenn die Gallenproduction aufhört bloßes Moment des Ganzen zu seyn .

30

3 Reptilien] so AbAz Ue : Textlücke 7 Amphibien] so Ab Ue : Textlücke 8 Lungenrespiration .] Ue : Lungenrespiration Textlücke 11 allgemeinen] Ue : Textlücke den] Ue : dem

348Ue

§ 294

134Az 349Ue

468

§ 295

350Ue

§ 296

nachschrift uexküll · 1821/22

überladen ist . – Zwei Weisen der Krankheit zu unterscheiden ; akute und chronische Krankheiten . Mit jenen weiß die Arzneiwissenschaft mehr woran sie ist , die chronischen hingegen sind schwieriger zu behandeln . – Wenn der Organismus krank ist , so ist die Hauptsache zunächst diese , daß der ganze Organismus krank werden kann . Dies zweite Stadium der Krankheit ist so die Coction , d . h . daß das Angegriffensein eines Systems zur Sache des ganzen Organismus wird . Wenn dies geschehen kann , so ist die Heilung der Krankheit leichter und es ist akute Krankheit vorhanden . Chronische Krankheit ist hingegen , wenn die Krankheit sich in einem besondern System fi xirt . Indem die Krankheit dem ganzen Organismus angehört , so ist auch die Thätigkeit des ganzen Organismus afficirt und so kann er sich auch von der Bestimmtheit , die ihn ergriffen hat , befreien . – Wichtige Bestimmung . Der ganze Organismus ist also von einer Besonderheit afficirt . Die Erscheinung davon ist Fieber . Die sonst chronische Thätigkeit erscheint hier als Sukzession . Frost (Nervensystem) Hitze (Blutsystem) Schweiß (Reproduktion) der Schweiß wohlthätig , bis zur kritischen Ausscheidung | fortgehend . Eine akute Krankheit hat auch ein tüchtiges Fieber bei sich ; schleichendes Fieber bei chronischer Krankheit . Der Organismus kann sich in jenem Fieberverlauf noch in sich zusammenfassen . Wird Arzenei gegeben gegen die Krankheit , so kann dies so betrachtet werden : Der Körper erhält ein Unverdauliches , ein Gift . Es geschieht dadurch , daß die Besonderheit , in der er gesetzt ist , für ihn etwas Äußerliches wird , das er zu verdauen hat . – Diese Bestimmtheit , welche der Gesundheit entgegen ist wird ihm im Arzeneimittel gegeben als eine unorganische Potenz . Das Arzeneimittel giebt also die Besonderheit des Körpers , in der er befangen ist , oder ein Unorganisches , Materielles . Die Bestimmtheit des Organismus ist also jetzt als ein solches mit dem er als einem Äußerlichen in Confl ict kommt und er hat das Verhältniß dazu , dasselbe zu verdauen . – Der abgeschnittene Kontakt nach außen macht überhaupt die Krankheit aus ; alle Krankheit kann so angesehen werden als Hypochondrie . Das Arzeneimittel ist es nun , das diese

5

10

15

20

25

30

6 eines] Ab : eines einzelnen 14 Schweiß (Reproduktion)] Az : Schweiß f o l g e n d , was sonst harmonisch neben einander ist 17–18 Der Organismus … zusammenfassen .] Az : In dieser Beson- 30 dernheit ist der Organismus als Ganzes – so ist er leichter im Stande sich zu resumieren . 20 für ihn etwas] Az : ist ihm auch etwas ihm Widriges und wird ihm gegeben in der Arzney als etwas 26–28 Der abgeschnittene … Hypochondrie .] Az : Der kranke Organismus schließt sich ab von der Außenwelt zehrt in sich selbst – er hat sein andres in sich – kein Appetit – ist gleichsam hypochondrisch 35

1 akute] so Az Textlücke ausgefüllt von BA mit : Hizzige 2 jenen] Ue : jener 5 Coction] so 35 Az Ue : Textlücke 5–6 das Angegriffen sein] so AbAz Ue : Textlücke 7 akute] Ue : Textlücke 10 afficirt] Ue : Textlücke 14 Sukzession] Ue : Sumission 15 kritischen Ausscheidung] so Mi Ue : Textlücke 16 akute] Ue : Textlücke 22 ist] Ue : ist und das was ist 26–27 Der abgeschnittene Kontakt] Ue : Die abgeschnittene Haut 28 das] Ue : daß 32 und] Az : und –

organik

5

10

15

20

25

30

469

Hypochondrie reitzt , die Bestimmtheit des Organismus in ihm selbst zu einem Äußerlichen gegen ihn macht , den Organismus reizt , sich mit ihm einzu lassen . Das Arzeneimittel setzt so also den Organismus mit seiner Bestimmtheit in Confl ict als einem Äußerlichen , reitzt ihn , diese Bestimmtheit zu verdauen . So ist er also in das allgemeine Verhältniß der Verdauung , der Assi|mi lation überhaupt gesetzt ; er ist gegen die Krankheit gekehrt oder gegen etwas Äußerliches . Dadurch wird denn wieder der Organismus in sich angeregt ; das Arzeneimittel das an ihn kommt als ein Äußerliches vergiftet ihn , nimmt ihn in Anspruch . Der Organismus als krank , ist also unter einer Bestimmtheit befangen ; das Arzeneimittel macht diese Befangenheit zu etwas Äußerlichen und vergiftet ; er ist so zu einem Gedoppelten gemacht . Der ganze Organismus ist zunächst krank , in die Befangenheit gesetzt , diese wird zu einem Äußerlichen gemacht und dies ist eine Vergiftung des Organismus . Man kann dies überhaupt als eine magische Wirkung des Arzeneimittels ansehen und die Wirkung des Arzeneimittels trifft so mit dem zusammen was man thierischen Magnetismus heißt . Der Organismus wird überhaupt unter eine fremde Gewalt gebracht . Seine innere Lebendigkeit kann jetzt in sich zu sich kommen . Die Wiederherstellung aller Krankheit kann so als ein Schlaf in sich betrachtet werden . Indem nun ferner der Organismus sich so in sich entzweit , so ist er nach der Seite dessen was als Kraft seiner Lebendigkeit bestimmt wurde , für sich . Wenn er dazu kommen kann , sich in sich zu bestimmen , so hat er damit seine Lebendigkeit überhaupt gerettet und er hat jene seine Befangenheit abgestoßen von sich . | Die Befangenheit läßt ab , hat keine Macht mehr gegen die innerliche Gediegenheit , das innerliche Leben , welches dazu gekommen ist , sich zu erhalten durch die Trennung des befangenen Organismus , von dem was die Lebendigkeit des Organismus in sich selbst ist . Das letzte nun ist , daß der Organismus zwar von einzelnen Krankheiten genesen kann , daß aber das animalische Leben überhaupt von einer ursprünglichen Krankheit afficirt ist . Das Lebendige bringt sich überhaupt selbst um , der Tag seiner Geburt ist auch der Tag seines Todes . Die reelle Möglichkeit des Sterbens liegt überhaupt in der Unangemessenheit der Existenz der Idee in der Natur . Das Allgemeine kommt in der Natur nicht dazu für sich zu sein , die Vereinzelung der Natur ist nicht angemessen der Allgemeinheit der Idee . Dies ist der Widerspruch , der in jedem Lebendigen ist . Das Lebendige ist an sich Allgemeines und so existirt es nicht .

351Ue

352Ue

§§ 297–299

35

9–11 das Arzeneimittel … gemacht .] Az : die innere Lebenskraft und die Befangenheit die jetzt 25 Das] Az : § 296 .

35 etwas Äußerliches ist , | sind getheilt .

2 reizt] Ue : gereizt heit 19 er] Ue : es

10 Befangenheit] Ue : Umfangenheit 12 Befangenheit] Ue : Umfangen20–21 bestimmen] Textlücke ausgefüllt von UE 35 § 296 . in Az am Rande

135Az

470

353Ue

nachschrift uexküll · 1821/22

Das Allgemeine , die Gattung macht sich deshalb Luft in ihm . In der Begattung kommt die Gattung nur zu einer Existenz , die immer wieder in die Form der Einzelnheit herabfällt . Die Gattung kommt denn auch durch Aufhebung der Einzelnheit zu sich selbst . – Der Tod der Natur , des blos Lebendigen ist das Hervorgehen des Geistes . – Daß die Idee die Einzelnheit tödtet ist nur die negative Seite ; das Positive ist , daß das Negative des | Einzelnen das Allgemeine ist ; indem das Allgemeine so sich zum Gegenstand hat , so ist dies das höhere , das Unsterbliche . Sterblich ist nur das Disharmonische , das sich Widersprechende , welches den Widerspruch nicht aushalten kann . Unsterblich ist das Allgemeine , das für sich selbst ist . In der Natur also erreicht das animalische Leben seinen höchsten Punkt in dem Prozeß der Gattung ; hier fällt aber die Idee wieder in die Äußerlichkeit , unmittelbare Einzelnheit herunter , die andere Seite ist die Erhebung , daß die Negation umschlägt in das Positive , in das Allgemeine welches für sich ist . Bis zu diesem Punkt haben wir die Naturbetrachtung zu verfolgen gehabt . Die Idee erschien zuerst in der Schwere nur als dieses Suchen des Subjektiven ; das Zweite ist denn , daß das Andere , welches nur suchend überhaupt zur Bestimmung kommt , Moment der Idee zu werden hatte . Das Dritte ist denn gewesen , daß das Manigfaltige , Besondere , welches Begründung der Idee ist , immanent in sich enthält die Einheit der Idee , so ein Subjectives wird , nicht mehr nur ein Suchen der Einheit . Das höchste ist denn , daß diese Einheit für sich selbst wird und dies wird sie nur im Geiste .

5

10

15

20

1 Das Allgemeine , … ihm .] Az : die Idee macht sich Luft und zerbricht die ihr unangemessene Realität[ .] 7 indem das … höhere ,] Ab : Die Idee hat sich zum Gegenstande : das Denkende , 9–10 Allgemeine , das … ist] Az : Allgemeine Harmonische , mit sich Identische 12–13 Erhebung] Ue : Erholung 13 daß] Ue : das umschlägt in … Allgemeine] Ue : umschlingt 25 in dem Positiven , in dem Allgemeinen vgl . Ab : Umschlagen dieses Negativen in

W INTERSEM ESTER 1823/24 NACHSCH RIFT

K A RL GUSTAV J U LIUS VON GRI ESH EIM MIT VA RI A NTEN AUS DER NACHSCH RIFT

ROMUA LD HU BE

nachschrift griesheim · 1823/24

473

Philosophie der Natur

vorgetragen

vom Professor Hegel im Winterhalbenjahre 18²³⁄₂₄

1ter Theil .

5

nachgeschrieben von v Griesheim . |

einleitung

475

Einleitung

5

10

15

20

Schon bei dem Namen Naturphilosophie muß einem einfallen , daß es eine Wissenschaft ist , gegen die viele Vor ur theile bestehen . Die Philosophie ist überhaupt eine Wissenschaft , welche wenig Gunst hat , ganz besonders die Naturphilosophie . Ich kann mich darüber nicht weiter verbreiten . Die Natur philosophie ist nicht von ihren Gegnern , sondern von ihren Freunden breit und platt geschlagen , sie ist zu einen Formalismus ausgeartet , zu einen Instrument für die Einbildungskraft , in der Phänomenologie des Geistes habe ich dieß weiter erörtert . Ich darf daher über die Mißbräuche der Naturphilosophie nichts weiter sagen . Es ist nicht zu verwundern , daß sich selbst der abstrakte Verstand gegen das barokke Thun der Naturphilosophie aufgelehnt hat . Dieß Thun hat bestanden , in einem oberflächlichen Schließen , nach | oberflächlichen Ana logieen . Solch ein Getriebe hat dann als das Höchste behauptet werden sollen , den Mangel aller Methode hat man dann als den höchsten Gipfel der Wissenschaft aufstellen wollen . Im Gegensatz von diesem verkehrten Verfahren in der Wissenschaft , wird es nöthig scheinen die wahre Naturphilosophie zu analisiren . Dieser Gegensatz ist aber etwas zufälliges , etwas ganz äußerliches , wir können jene ganze Art auf die Seite gestellt sein lassen , sie ist nichts erfreuliches , wir haben Stoff genug an unserer Wissenschaft , als daß wir dieß Unerfreuliche berühren müßten . Was wir hier treiben ist nicht Sache der Einbildungskraft , nicht der Fantasie , es ist Sache der Vernunft .

2 muß] Hu : kann 3 gegen die … bestehen .] Hu : gegen die Vor ur theile der vergangenen Zeit und der gegenwaertigen streitet . Diese Vor ur theile sind aber nicht aus dieser Wißenschaft selbst 5–7 Die Naturphilosophie … geschlagen ,] Hu : Die Idee wurde von ungeschik25 zu entlehnen . ten Haenden ergriffen – deswegen ist sie so vielen Eingriffen ausgestellt worden . 8 der] Hu : der Vorrede zur 10–11 daß sich … Naturphilosophie] Hu : dass die sinnliche Anschauung ihr den Rücken gewendet – dass der Verstand sich gegen dieses Anmaßende 13–14 Mangel aller Methode] Hu : sie konnte also nicht gelten als Wißenschaft – denn sie hatte keinen Begriff keine 20 Was] Hu : Es genüge nur an dieser Erwehnung die gewißer30 Methode der Nothwendigkeit . maßen eine Protestation seyn soll – nehmlich was 21–22 Sache der … Vernunft .] Hu : Sache der Willkührlichen Vorstellung , nicht sache blendender Spiele sondern Sache des Begriffs und der Vernunft . Ohne Rücksicht also auf die gewoehnliche Ansicht – werden wir uns zum | Begriff , Zweck , Ziel und Gegenstand unserer Wißenschaft wenden .

3Gr 1Hu

4Gr

2Hu

476

5Gr

6Gr 3Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Es ist gehörig die Abhandlung einer Wissenschaft , mit ihrer Bestimmung , mit der Art und Weise ihrer Erkenntniß anzufangen . Dieß ist Gegenstand der Einleitung , wobei ich hier den Paragraphen meines Lehrbuchs folgen werde . Philosophie ist ein Kreis , jeder Theil | ist besonders , jeder hat seinen Vorgänger , seinen Nachgänger , hier fangen wir an . Es ist daher nöthig die besondere Weise der Naturphilosophie zu bestimmen , und sogar zu beweisen daß eine Natur ist . In anderen Wissenschaften setzen wir dieß voraus , jeder Geometer setzt einen Raum voraus , keiner zweifelt daran , anders ist es in der Philosophie , die Natur muß bewiesen werden ; ihre Nothwendigkeit , die Er schaffung der Natur , dieß ist etwas was nicht vorausgesetzt werden kann . Wenn wir nun bestimmen wollen was Naturphilosophie ist , so verfahren wir am beßten , wenn wir das aufnehmen , gegen welches die Naturphilosophie bestimmt ist . Zu jeder Bestimmung gehört ein Zweites . Dieß Zweite ist hier die Physik , Naturgeschichte . Naturphilosophie ist auch Physik , sie ist rationelle Physik , und sie erscheint uns sogleich verschieden von dem was man gewöhnlich Physik nennt . Man kann glauben , Naturphilosophie sei neu , dieß ist in der That wahr in einem Sinne , im | anderen aber nicht . Die Naturphilosophie ist vielmehr älter als die Physik , die Aristotelische Physik ist in ihrer Hauptsache nichts anderes als Naturphilosophie , die Trennung beider ist | spaeter entstanden . Wir fi nden sie schon in der Wolfschen Philosophie , ein Theil hieß Kosmologie , Lehre von der Welt , von der Natur als solche , menschliches Treiben , ein Aggregat von unendlich vielen Einzelnheiten der Natur und des Menschlichen , sie beschränkt sich auf vollkommen abstrakte Verstandesbestimmungen . Betrachten wir den Unterschied der Naturphilosophie und der Physik näher , so werden wir sagen , die Physik geht empirisch zu Werke , ihre Quelle ist blos Wahrnehmung , und ihr Inhalt der aus der Wahrnehmung , Naturphilosophie sei

5

10

15

20

25

2–3 Dieß ist … werde .] Hu : Bey dieser Einleitung kann die Encyklopaedie nicht befolgt werden 30 – damit ist aber nicht gesagt dass die Bestimmungen die wir hier vorausschiken werden der Encyklopaedie wiederspraechen . Man kann nehmlich bemerken dass in der Encyklopaedie die Natur- 30 philosophie als Theil erscheint – als in Zusammenhang mit dem Vorhergehenden hier aber wird sie aus dem Ganzen herausgehoben – und damit auch als eine für sich existirende Wißenschaft . 6 nöthig] Hu : zwekmäßig 7 anderen] Hu : endlichen 10 Er schaffung] Hu : Vorgehen der Natur aus der Idee , das Er schaffen 22 ein] Hu : Unter Welt versteht er ein 23 Menschlichen ,] Hu : menschlichen Einzelnheiten – deren proceß und Verwikelung mit einander . Diese Kosmologie ist 35 eine Metaphysik der Natur 26 so werden … sagen] Hu : so kann die Physik erscheinen 27 Naturphilosophie] Hu : Wir koennten dagegen sagen dass die Natur Philosophie 16 erscheint] Gr : unterscheidet 25 Naturphilosophie] Gr : Natürphilosophie 29–30 Encyklopaedie] Hu : Encyplopaedie 31 Vorhergehenden] Hu : Vorhergegenden 34 er] Hu : er (aus es) sich

einleitung

5

10

477

denkende Erkenntniß der Natur . In der That ist aber zu bemerken , daß beide nicht auf diese Art zu unterscheiden sind , in der Physik sind oft mehr Gedanken als sie selbst hofft und weiß . Ihr Unterschied ist nicht dieser von Wahrnehmen und Denken , sondern er wird bestimmt durch die Art und Weise des Denkens . | Beide sind denkende Erkenntniß der Natur . Folgende Punkte näher zu betrachten ist Sache der Einleitung 1 . Begriff der Naturphilosophie . 2 . Was die Natur ist . 3 . Eintheilung der Natur und der Naturphilosophie , Uebersicht über die Organisation der ganzen Wissenschaft .

7Gr

I . Begriff der Naturphilosophie .

15

20

25

30

Dieß zerfällt wieder in zwei Betrachtungen a . Was ist der Begriff der Naturkenntniß . b . Unterschied der Physik und Naturphilosophie . a . N a t u r ke n n t n i ß ist wesentlich | entweder allein oder auch denkende Naturbetrachtung . Was ist Natur ? das ist die Frage die wir zu beantworten haben . Wir fi nden Natur vor uns , wir machen Bekanntschaft mit natürlichen Dingen , samlen uns Kenntnisse über ihre Gesetze , über ihre Mannigfaltigkeit , ins Unendliche hinaus , hinein , hinüber . Dieß Einsamlen von Kenntnissen befriedigt uns nicht , schon deshalb , weil kein Ende abzusehen . | Weil immer noch die Frage entsteht , was ist die Natur . Immer ist sie uns noch ein Problem nach allen diesen Kenntnissen . Indem wir ihre Verwandlungen , ihre Prozesse sehen , entsteht gerade dadurch das Bedürfniß sie in ihrem Wesen zu kennen , diesen Proteus zu zwingen seine Verwandlungen einzustellen , so daß es uns in einfacher Weise zum Bewustsein komme , was die Natur ist . Was ist etwas ? dieß kann in vielfachem Sinne gesagt werden , ist hat oft blos den Sinn des Namen , bald der sinnlichen Wahrnehmung , bald bestimmt es der Stand . Was ist die Natur , in welchem Sinne , das ist es eben , was die Bestimmung des Begriffs der philosophischen Erkenntniß der Natur ist .

1 In] Hu : Dieser Unterschied zeigt sich unmittelbar . In 2 in der Physik] Hu : Obgleich die Physik empirisch seyn soll und auf den Wahrgenommenen beruhen – so ist es doch vielmehr der Fall dass sie 24 in ihrem Wesen] Hu : das Einfache Wesen 27–29 Was ist … Stand .] Hu : Nun fragt es sich aber in welchen Sinne wir diese Frage machen – es kommt eben darauf sehr viel an . Dies 35 i s t nehmen wir nicht als eine sinnliche Anschauung . Wir wollen aber die Natur Denkend , als

4Hu

8Gr

478

9Gr

5Hu

10Gr

6Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Dieß ist es wovon wir hier zuerst zu sprechen haben . Was ist , hat uns zunächst den Begriff der Natur zu geben . Wir könnten nun nach der philosophischen Erkenntniß der Natur fragen wir könnten den Mittelpunkt besetzen , wir könnten sagen , sie sei die Idee der Natur . Wenn ich so unmittelbar von der Idee der Natur ausgehen wollte , so könnte dieß undeutlich sein . Sie enthält verschiedene Be|stim mungen , sie ist konkret , wir müssen jene einzelnen Bestimmungen zu fassen und dann zusammen zu fassen suchen , so daß wir dann erst die Vorstellung erhalten , was die Erkenntniß der Idee sei . Wir müssen deshalb eine Reihe von Bestimmungen durchgehen , die wir in | Formen aufnehmen können , die uns bekannt sind , wir sagen , wir wollen uns denkend zur Natur verhalten . Es giebt noch andere Weisen sich zur Natur zu verhalten , als denkend . Wenn wir diese Weisen auffassen , so fi nden wir daß in ihnen die Momente der Idee liegen . Sie werden uns so unmittelbar näher gebracht und so werden wir auf den Punkt kommen , der das ist um was sich unsere Untersuchung dreht . Wir können uns theils praktisch , theils theoretisch zur Natur verhalten . Bei dem theoretischen Verhalten wird sich ein Wiederspruch zeigen , der uns unserem Zwecke näher bringt und die Auflösung dieses Widerspruchs ist nur , indem es sich mit dem vereint was das Unterscheidende des praktischen Verhaltens ausmacht[ .] 1 . D a s pr a k t i s che Ve r h a l t e n . Es ist wesentlich | durch die Begierde bestimmt , durch das Bedürfnis , dieß verwendet die Natur zu unserem Nutzen , verzehrt sie . Hier treten sogleich zwei Bestimmungen hervor . 1 . Das praktische Verhalten hat es immer nur mit dem einzelnen Produkt der Natur zu thun , oder mit einzelnen Seiten derselben . Das praktische Verhalten will sich der Naturdinge bemeistern , aber immer nur einzelner Dinge , die allgemeine Natur läßt sich nicht abrichten , nicht zu unseren Zwecken gebrauchen . 2 . Das Letzte , der Zweck ist unser Nutzen , nicht die natürlichen Dinge selbst . Wir machen sie zu Mitteln , ihre Bestimmung liegt in uns , nicht in ihnen , | sie erfüllen sie nur in so fern sie gebraucht , vernichtet werden , sie werden abgenutzt , aufgerieben , ihre Eigenthüm lich keit geht mehr oder weniger unter , was

5

10

15

20

25

30

Gedanke , als Begriff betrachten . Das ist der Sinn des was i s t . 15 verhalten .] Hu : verhalten . Von dem praktischen Verhalten wollen wir zu erst sprechen – so werden wir uns die Steine sammeln die zum Bau , zur Idee nöthig sind . 17 und die] Hu : Und drittens wird die 20 1 . D a s ] Hu : 35 Diese drey Punkte müßen nun näher betrachtet werden . / Das 24 Seiten derselben .] Hu : Seiten 35 der Natur zu thun . Die Natur bleibt aber dabey immer allgemein 31 ihre Eigenthüm lich keit … unter ,] Hu : Das Resultat ist nur der Untergang der Natur oder wenigstens einer Seite der Natur . 1 Was] Gr : Es

21 Bedürfnis] Gr : Bedürfniss

einleitung

5

10

15

20

25

479

auf längere oder kürzere Zeit , hinausgeschoben sein kann . Ihre Vernichtung ist das Letzte . Das praktische Verhalten ist selbstsüchtig , der Mensch ist der Zweck , und was dadurch zu Stande kommt , Befriedigung . Es ist Aufhebung des Gegensatzes , des Mangels irgend einer | Art , und was hergestellt wird , ist die Herstellung der Einheit mit uns selbst . Hunger ist eine Negation in mir , ich und die Negation sind vorhanden , sie wird aufgehoben , indem ich den Hunger befriedige . Diese Negation ist ein anderes als ich selbst bin , und was ich thue ist dieß andere mit mir identisch zu setzen , hierbei opfere ich das Ding auf . Dieß sind die Momente des praktischen Verhaltens zur Natur , wir werden sie benutzen . 2 . D a s t he o r e t i s che Ve r h a l t e n . Hierbei bemerken wir ein umgekehrtes Verhältniß zu den Dingen , wie beim praktischen Verhalten , aber auch hier stoßen uns sogleich zwei Bestimmungen auf . 1 . Indem wir uns theoretisch verhalten , treten wir von den Dingen zurück , und indem wir von ihnen zurücktreten lassen wir sie frei . Es ist umgekehrt wie beim praktischen Verhalten . Die Begierde und ihre Sucht zu vernichten , zu verzehren ist gehemmt . Die Bestimmung der Dinge ist nicht mehr in uns , sondern sie ist , daß sie sind , | wir richten uns nach den Dingen . Wenn wir aber von der theoretischen Seite sprechen , so wissen wir daß sich an ihr so|gleich noch andere Seiten unterscheiden lassen . Wir wissen daß wir uns durch die Sinne zu den Dingen verhalten und daß wir sie denken . Wenn wir uns sinnlich verhalten , so haben wir es zunächst mit den äußeren Sinnen zu thun , nicht mit den inneren . Wenn man von der Physik dann näher sagt , daß sie empirisch sei , daß ihre Grundlage das Zeugniß der Sinne sei , so schränkt man die Erkenntniß der Physik darauf ein , daß sie nur aus den Sinnen herkomme . Wäre dieß , so bestünde die Physik in weiter nichts , als in hören , sehen , schmecken riechen und betasten und daß wir behalten was wir so emp-

30

1–2 Ihre Vernichtung … Letzte .] Hu : Wir aßimiliren sie uns – ihre Vernichtung ist das Letzte . Wir 9 setzen , hierbei … auf .] Hu : setzen . Eins von beyden muss zu Grunde gehen – Ich oder das Ding . Ich behandele dabey , bey diesen unter gehen das Ding als etwas negatives . 18–19 Die Bestimmung … sind] Hu : Im praktischen Verhalten im Gegentheil gehen die Dinge zu Grunde – sie sind ein Nichtiges – nur Ich bin – aber ein Ding ist nicht – obgleich 35 dies nur ein Schein ist . Aber nach den theoretischen Verhalten s i n d 21 lassen .] Hu : laßen – auf 23–24 äußeren Sinnen … inneren .] Hu : äußeren Sinne zu 35 diese müßen wir Rüksicht nehmen . faßen . Die Grundlage der Kenntniße die wir so erwerben ist die Wahrnehmung durch die Sinne – das ist die Wahrnehmung durch Erfahrung .

30 machen sie zu Fleisch , zu Blut u . s . w .

20 sogleich] Gr : so gleich

11Gr

7Hu 12Gr

480

13Gr 8Hu

14Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

funden . Die Thiere lernen so auch viel , sie sehen , hören pp . wie der Mensch . Das Wahrnehmen ist aber nicht blos sich so sinnlich verhalten , sondern es ist ein Geist , ein Denkendes , was hört , sieht pp . Die Sinne geben im sinnlichen Verhalten keinen bestimmten Unterschied , sie sind das trübe , gedankenlose Verhältniß , die Intelligenz ist im sinnlichen Verhalten noch nicht . Das sinnliche Verhalten ist zum Theil praktisch zum Theil theoretisch . Das Schmecken zerstört , das | Riechen ist nur bei der Auflösung des Dings , das Hören hat es nur mit dem Ton zu thun , der nur ist , indem er verschwindet . | Tasten enthält ein Verhältniß der Repulsion , ein Verhältniß zur Materie als undurchdringliches . Sehen ist nur der einzige eigentlich freie theoretische Sinn , man sieht den Dingen nichts ab , man zerstört sie nicht , sie brauchen nicht zu vergehen . Für das Auge sind die Dinge als Seiende als dauernde . Die erste Bestimmung daß wir uns bei dem sinnlichen Verhalten theoretisch verhalten , bezieht sich so nur zum Theil auf die Sinne , nur auf das Sehen . Vorstellung , Gedanke , Denken hat die freie Haltung gegen die Dinge . Vorstellung ist die Intelligenz in sich . Nur der ist frei , der andere frei lassen kann , der sich zu ihnen als Freie verhalten kann . Wir können zwar die Dinge auch nach der Seite der Nützlichkeit sinnlich erkennen , allein hier ist das Erkennen nun ein Mittel , und das Letzte ist die Beziehung auf uns . 2 . Wenn wir uns theoretisch verhalten , so bekommen die Dinge die Bestimmung des Allgemeinen zu uns , wir verwandeln sie in etwas | Allgemeines . Denkend verhalten wir uns zum Allgemeinen . Dieß ist eine Hauptbestimmung . Schon in die Vorstellung tritt das Allgemeine , wir haben den Gegenstand in unserer Idee , er ist aus seinen Raum und seiner Zeit gerückt , er ist in unsere Zeit in unseren Raum des Gedankens herübergetragen . Der vorgestellte Gegenstand ist nicht mehr nach allen Seiten bestimmt , er ist schon trübe .

5

10

15

20

25

30

1 Die Thiere … viel ,] Hu : Wenn die Physik in nichts bestehen soll als nur darin dass wir durch die Sinne wahrnehmen – so ist sie auf diese Weise nichts Vornehmes . Die Thiere werden auf diese 30 Weise auch Physiker . 3 sieht pp .] Hu : schmäkt etc . Das Wesentliche davon ist dass in das was sinnlich erscheint sich auch Denken einmische . 5 gedankenlose Verhältniß] Hu : Denkenlose – sie enthalten nicht den Unterschied um den zu thun ist 13 Seiende] Hu : seyende , als unzerstörbare 16–17 Dinge . Vorstellung … sich .] Hu : Dinge . Die theoretische Erkenntniss ist für sich und laesst die Dinge auch für sich . Das Subjekt ist frey – 24 Hauptbestimmung .] Hu : Grundbestimmung 35 angesehen werden . Wir müßen uns davon ein Bewustseyn machen . 26–27 Zeit gerückt , … herübergetragen .] Hu : Zeit gesetzt[ .] – Die Zeit Vor und Nachher ist abgebrochen . Er ist im Raume in der Zeit der Vorstellung , und dies ist allgemeiner Raum und Zeit . 28–481,2 nach allen … 14 daß] Gr : das

einleitung

5

10

15

20

25

481

Nochmehr ist dieß bei der allgemeinen Vorstellung der Fall . Der Mensch ist nicht , er ist nur nach seiner Besonderheit . Ding ist allgemein , keiner kann es zeigen , so wie es gezeigt wird , ist es ein besonderes Ding . Dieß ist das Verhalten der theoretischen Thätigkeit zur Natur . Je mehr des Denkens in der Vorstellung wird , je mehr verschwindet von den Einzelnheiten der Dinge . Das Denken macht den Reichthum der Natur arm , der Frühling stirbt , das Rauschen schweigt zur Stille des Gedankens , die Fülle der Natur verdorrt in trockner Form , zu gestaltloser Allgemeinheit . Diese Bestimmungen sind wesentlich beim theoretischen Verhalten . 3 . Wenn wir beide Bestimmungen mit einander | vergleichen so sehen wir im praktischen Verhalten die Dinge als Einzelnes , das Prinzip die Negation der Dinge , daß sie nicht an sich nichts frei für sich sind , im theoretischen Verhalten werden die Dinge zum Allgemeinen , bestehend zu freien gegen uns . Wir sehen so einen Gegensatz , dieß erscheint als ein Widerspruch und dieser G e g e n s a t z zerfällt in verschiedene Seiten . Wir werden aber nachher sehen , daß sich dieß auf eine andere Weise verhält . Wenn wir das theoretische Verhalten innerhalb seiner selbst betrachten , so werden wir Wiedersprüche in sich darin fi nden . Wenn wir es mit dem Zweck vergleichen die Natur zu erkennen , wie sie ist , | so scheint das theoretische Verhalten unmittelbar das Gegentheil von dem zu bewirken , was es beabsichtigt . Wir wollen die Natur erkennen die ist , die wirklich ist , wir wollen nicht erkennen was nicht ist , statt sie nun zu lassen wie sie ist , statt sie wahr zu nehmen , so machen wir durch das theoretische Verfahren etwas ganz anderes daraus , wenn wir sie denkend erkennen wollen . Durch Denken machen wir die Dinge zu | etwas Allgemeinem , die Naturdinge sind aber etwas einzelnes und wir wollen doch die Natur nehmen wie sie ist . Wir machen die Gegenstände zu etwas subjektiven , gedachten , uns angehörigen , von uns produzirten , zu dem Menschen eigenthüm lichen . Nur der Mensch denkt , hat Gedanken , die Naturdinge denken nicht , also ist beides heterogen . Dieß ist also etwas anderes , als wir wollten .

15Gr

10Hu

16Gr

30

30 Besonderheit .] Hu : so vollkommen bestimmt als der Gegenstand der Anschauung . Wir koennen das

in Beyspielen darthun . Wenn wir sagen ein Loewe – so ist das was Allgemeines – ein Loewe existirt nicht . Man kennt nur diesen Menschen , | diesen Loewen , den Besonderen . 5–6 Das Denken … stirbt ,] Hu : Die Farbenspiele der Natur müßen im Gedanken verbleichen[ .] 7–8 gestaltloser] 35 Hu : Farb und gestaltloser 12 an sich] Hu : an und für sich 13 uns .] Hu : uns . / Wir wollen uns 25 einzelnes] Hu : Einzelne – der Loewe über haupt existirt nicht 35 dieses zum einztweilen merken . 29 heterogen .] Hu : heterogen gegen einander . Die Dinge werden zu einem Allgemeinen , heterogenen , Subjektiven . Dies ist nun Etwas Anderes als das Einzelne – was doch die Dinge sein sollten . 32 diesen 2 ] Hu : die-/ diesen

9Hu

482

11Hu 17Gr

18Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Nach der anderen Seite , nach der 1ten Bestimmung , fi ndet aber dieselbe Verkehrung statt , es wird uns gleich das unmöglich gemacht , was wir bezwecken . Das theoretische Verhalten will hiernach die Begierde hemmen , ist uneigennützig , läßt die Dinge gewähren , bestehen , stellt sie uns gegenüber . So entsteht ein Diesseits und Jenseits , ein Subjekt und Objekt . Dieß Verhältniß ist aber unserer Absicht entgegen , die Natur wollen wir fassen und zu dem Unsrigen machen , sie soll uns kein Jenseits sein . | Auf dem Standpunkt des Bewustseins ist uns die Natur gegenüber , wir sind das Subjekt was jene Kluft von jenem Objekt | trennt . Ueberspringen wir sie , was in der anderen Seite des theoretischen Verhaltens beim Denken geschieht , so machen wir die Natur , die ein anderes ist als wir , zu einem anderen als sie ist , zu einem Unsrigen , Gedachten , wir machen sie zu Gedanken . So ist jedes dieser Verhalten , dem Zwecke entgegen den wir uns setzen . Wenn wir die Dinge denken so machen wir sie uns zu eigen , wir machen sie aber auch frei , so ist jede der beiden Bestimmungen der anderen entgegengesetzt . Um diese Schwierigkeit des Gegensatzes , dreht sich das Interesse der neueren Philosophie , der Hauptpunkt in ihr ist diesen Gegensatz aufzuheben , zu lösen . Um diese Auflösung wäre es denn zu thun . Wenn die Naturphilosophie nicht eine leere Einbildung sein soll , so müssen wir beweisen , daß dieser Widerspruch sich auflöst . Nach dem Gesagten , scheint dieß unmöglich , es ist jedoch hier nicht der Ort , sich in die vollständige Auflösung einzulassen . Die Natur der Erkenntniß gehört in die | Logik und wir müssen voraussetzen , daß hier jener Widerspruch gelöst sei , so daß es möglich ist die Natur zu erkennen . Naturphilosophie ist gleichsam angewandte Philosophie , Logik ist reine Philosophie , und diese muß hier vorausgesetzt werden . Die Natur des Erkennens mußte aber hier erwähnt werden . Die Naturphilosophie ist in dem ungünstigen Verhältniß , daß an ihrer Wirklichkeit , Möglichkeit , gezweifelt wird . Andere Wissenschaften stehen glücklicher . Niemand zweifelt an der Möglichkeit der Geometrie , der Rechtswissenschaft . Bei der Naturphilosophie ist selbst die Weise der philosophischen Erkenntniß in Zweifel gezogen . Wenn wir nun zwar hier nicht logischer Weise diese Aufgabe aufgelöst haben , so können wir uns doch einer anderen Aushülfe bedienen . Rechtfertigen

5

10

15

20

25

30

35

26–29 erwähnt werden . … wird .] Hu : nicht unberührt bleiben – denn es wird an der Wirklichkeit 35 der Naturphilosophie gezweifelt . 35 an] Hu : von

einleitung

5

10

15

20

25

30

483

müssen wir das philosophische Erkennen der Natur . Rechtfertigen heißt , etwas zurückführen auf erwiesene oder angenommene Grund|sätze . Einerseits habe ich hier das Recht mich auf die Logik zu berufen , andererseits aber , indem wir Natur philosophie für sich betrachten ist das was wir voraussetzen , nur das was im gewöhnlichen Bewustsein | als gültig schon vorhanden , das was die gesunde menschliche Vernunft als gültig zugiebt . Hierauf können wir uns gültig berufen . Es ist interessant , daß die Gesetze der Logik von der allgemeinen gesunden Vernunft zugegeben werden . Der Kampf der Philosophie ist nicht mit der Vernunft , er ist mit dem Verstande , mit der Metaphysik die nicht mehr unbefangenes Denken , sondern verständiges Denken geworden ist und sich darin festgesetzt hat . Jener Gegensatz ist nun dieser . Die Gegenstände sind jenseitige , objektive uns entgegengesetzte , heben wir dieß auf so machen wir sie zu den unsrigen , machen sie subjektiv , fassen mithin etwas anderes als sie sind . Den Weg diesen Gegensatz zu lösen , | zeigt die Logik , auf diesem Standpunkt hat dieß Objektive keine Wahrheit , es ist eine falsche eine nichtige Bestimmung , ebenso dieß Subjektive , meine Gedanken , die nur in mir sind , sind ebenso wenig etwas Wahres . Wir wollen diese logische Weise jedoch nicht voraussetzen , sondern nur das was aus dem gewöhnlichen Bewustsein hervorgeht , und in demselben die Momente aufzeigen die das Begreifen der Natur fordern . Wir stehen also so an einem Widerspruch , spekulativ ist gezeigt worden , daß der ganze Standpunkt des Gegensatzes ein unwahrer ist , die Auflösung ist die Vereinigung beider Bestimmungen , beide erhalten sich in der Vereinigung , aber ohne das Perennirende gegen einander , dieß ist die Form der Auflösung . | Von dieser Vereinigung ist eine eigenthüm liche Form zu erwähnen , die aus der Wissenschaft und Religion bekannt ist , in letzterer ist sie ein Vergangenes . | Dieß ist das , was man ursprünglichen Stand der Unschuld nennt , Leben im Paradiese , ein Zustand worin der Mensch identisch mit der Natur ist , worin er mit dem Auge des Geistes im Mittelpunkte der Natur steht . Der Mangel dieser Identität des Geistes und der Natur , ist der Stand der Entzweiung , der Sündenfall . Diese Einheit wird vorgestellt als eine anfängliche , ursprünglich göttliche

7 Gesetze der Logik] Hu : Saetze der Naturphilosophie 8 werden .] Hu : werden koennen . Und 12 Jener Gegensatz … dieser .] Hu : Den Gegensatz den wir gesehen haben , der als Wiederspruch erscheint und erscheinen muss zu überwinden 29–30 Der Mangel 35 ist die höchste Bestimmung . – das heisst die natürlichen Dinge zu denken . … Entzweiung ,] Hu : Der Fehler in der Trennung dass die Natur etwas anderes ist führt auf den Wieder spruch . Der Standpunkt des Boesen ist die Entzweiung des Subjektiven von dem objektiven . 30–31 Sündenfall .] Hu : Fall , Sünde , das ist als Fall von dem Goettlichen , Ursprünglichen

35 auf diesen Wege wollen wir den Beweiss führen .

19Gr

12Hu

20Gr

13Hu 21Gr

484

22Gr

14Hu

23Gr

15Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Anschauung , als unmittelbares Bewustsein , das zugleich Intelligenz ist , Einheit des natürlichen und göttlichen , als anschauende Vernunft , göttliche Vernunft , denn Gott ist in dem Geist und der Natur identisch , aber endlicher Geist ist solcher in welchem die Natur ein anderes ist . Die Excentricität der Natur philosophie hat zum Theil ihren Grund in der Vorstellung , daß obgleich die Menschen nicht mehr im Paradiese sind , es doch noch Sonntagskinder gäbe , oder Menschen die sich im Glauben Momente eines solchen Zustandes bilden könnten , wo die Natur ihnen offenbar sei , wenn sie ihre Fantasie walten lassen . | Sie sei denkend , vernünftig und nur in sofern nicht vernünftig und der Gedanke nicht real , als der Mensch die Trennung der Reflection hinein bringt , wenn er sich wolle walten lassen , so werde ihm das Innere der Natur offenbar . | Diesen Zustand kann man füglich einen prophetischen Zustand nennen , er ist ein Erfülltsein ohne Quelle , das sich nicht durchs Bewustsein hervorgebracht ausspricht . Das Paradies erscheint hierbei als eine Vollendung des wissenschaftlich religiösen Zustandes . Von einem solchen Zustande sollen dann noch schwache Spuren in der Tradition aufbehalten worden sein , an die sich die weitere Bildung angeknüpft habe und von denen unsere Erkenntniß , Wissenschaftlich keit , ausgegangen sei . – Wir sehen daß es hierbei dem Bewustsein nicht sehr sauer gemacht wäre zur Erkenntniß der Wahrheit zu kommen , es ist sehr leicht orakelmäßig vom Dreifuß herab zu sprechen , aber ein anderes ist die Arbeit des Denkens . | Die Mängel dieser Ansicht wollen wir nur kurz angeben . Es muß zugegeben werden , daß in der Idee die Einheit des Geistes und der Natur , Intelligenz und Anschauung , Insichsein des Geistes und seiner Objektivität liegt , dieß sind aber Ausdrücke die leicht zu Misverständnissen Veranlassung geben . In der That ist diese Einheit als abstrakte Defi nition des Wahren anzugeben , sie ist aber nicht der Anfang , der Eingangspunkt , sondern das Ziel , sie ist keine un mittel|bare Einheit , sondern das Hervorgebrachte . Es wird gesagt , es sei der natürliche Zustand ; die unmittelbare Einheit ist aber nur das Natürliche , Einheit in der Weise der Natur , bewustlose Einheit , nicht

5

10

15

20

25

30

1 Bewustsein , das … ist ,] Hu : Bewustseyn , Gefühl zugleich Inteligenz – eine Pfantasie die zu- 30 gleich auch ein Begreifen ist 4 Die Excentricität] Hu : Denken Inteligenz wo das Unmittelbare auch als Gestalt ist . Diese Unschuldigkeit kann man auch verstehen als einen Zustand in welchen der Mensch das die Natur anschauende und durchdringende Auge gehabt hat – dieser Idealismus der zugleich reell war – dieser Gedanke der zugleich Objektiv war . Die Excentricitaet 13 nicht 35 durchs Bewustsein] Hu : unmittelbares Erfültseyn 14–15 des wissenschaftlich … Zustandes .] Hu : 35 der Wißenschaft anzunehmen sey . Dieser Zustand ist herangekommen . Die Natur hat die Gesetze vor den Menschen dargelegt , er hat sie nur anzuschauen . 22 die] Gr : der

einleitung

5

10

15

20

25

30

485

wissend und daher nicht geistige Einheit . Der Stand der Unschuld ist so ein Vorgestelltes , das aber nicht das Erste sondern das Letzte ist . Eine natürliche Einheit ist die kindliche , die der Pflanze , des Thieres , der Mensch muß vom Baum der Erkenntniß des Guten und Bösen gegessen haben , dann ist er erst Geist , Bewustsein . Die Einheit ist nicht | wirkliche Wahrheit , sondern nur abstrakte Wahrheit . Die Wahrheit ist an sich nicht die Wahrheit , es gehört dazu daß die Form der Wahrheit dabei sei , nicht blos daß sie an und für sich wahr sei . Jene Einheit ist nur in ihrer abstrakten Wahrheit , in ihrer Wirklichkeit , in ihrer Form , ist allein die Form des Wissens des Geistes . Der Geist ist nicht im Anfang diese Einheit , sondern er hat sie erst durch seine Thätigkeit hervorgebracht , er ist nur , was er ist , durch die Ueber windung des Gegensatzes . Nur der Geist ist fähig die Einheit seiner und der Natur zu sein . Jene Anschauung enthält die Idee an sich , aber nicht in ihrer eigenthüm lichen gehörigen Form . Die Auflösung muß die Gestalt haben , daß die Form der Idee das Wissen ist , daß das Bewustsein sich erhält . Um zur Wahrheit zu gelangen muß man nicht das Bewustsein aufgeben , sich nicht in das Nichts des Wissens flüchten , sondern die Idee muß als Wissende sein , und die Momente der Idee sind im Bewustsein | als solche aufzuzeigen . Die Annahme des Widerspruchs , des Gegensatzes wollen wir durchs Bewustsein widerlegen . 1 . Die erste Bestimmung die wir hatten , war die , die Natur sei ein Anderes gegen uns , ein Jenseits , ein Festes , Absolutes perennirend gegen uns , wir seien im Kampf mit der Objektiven Welt , in Ansehung des Begriffs , sei das Seiende , ein Perennirendes von uns nicht zu durchdringen . Das Gegentheil hiervon ist schon früher gegeben , das Jenseitige , Reale , Feste , ist nicht fest , nicht seiend , sein Inneres ist ein ideelles . Die einzelnen Dinge sind ebenso ideell , dieser idealistische Glaube liegt in dem was wir im praktischen Verhalten gezeigt haben , daß die Dinge nichts an sich sind . Idealismus ist , daß die Dinge an sich nichts sind , daß ihnen nicht Realität zukommt , beim Idealismus ist das Sein nur Schein , wesentlich nur ein Negatives , nicht ewig , nicht dauernd , seine Wahrheit ist aufgehoben zu werden . |

6–7 Wahrheit , es … sei ,] Hu : wirkliche wahrheit . Diese Idee ist an sich das wahre , aber dass es 11 durch] Hu : der Geist muß also durch die Entzweyung seiner und der Natur durchgegangen seyn , und muß 15 gelangen] Hu : gelangen ist die Mannigfaltigkeit nicht zu er35 seyn , das was er ist , nur durch stiken , nicht in sich zu verhüllen , sondern 19 durchs] Hu : nicht aus der Speculation son|dern aus 28 sind .] Hu : sind . Der Wille , die Begierde ist idealistisch . 29 Realität] Hu : substanzielle Realitaet

24Gr

25Gr

35 auch sey in der Form der Wahrheit dazu gehoert dass sie auch für sich wahr sey ;

16Hu

486 26Gr

27Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Das praktische Verhalten ist , kann man sagen , zu idealistisch , zu subjektiv , dieß macht daß es realistisch wird , daß das Subjekt sich allein als das Ziel , den Zweck setzt . Die Thiere sind nicht so unvernünftig wie die Metaphisik die behauptet die Natur sei nicht zu erkennen , sie packen die Dinge an und vernichten sie . 2 . Bei dem theoretischen Verhalten hat die Bestimmung der Idealität , das Denken in sich , sie ist Negation des Seienden , ebenso verhält sich das denken zu den Dingen , wir bleiben nicht so ihnen gegenüber stehen . Intelligenz ist nicht der Eigensinn , wie der reflektirende Verstand , Intelligenz amalgamirt sich mit den Dingen , den Inhalt setzt sie , denkt sie , macht ihn zu einem Gedachten , Allgemeinen . Ideell heißt unbestimmte , negirte Einzelnheit , das Affi rmative ist das Allgemeine . In dem Denken ist das Moment der Negation , aber auch das der affi rmativen Weise . Die Intelligenz denkt , weil sie ich | ist . Ich ist das einfache , sich auf sich selbst beziehende , freie bei sich selbst sein , Quellpunkt der Subjektivität . Ich bin bei mir , ganz einfach . Was an mich kommt , kommt an dieß absolut einfache , indem es in mich aufgenommen wird , wird es zusammengezogen , in das was ich bin , ich denke es , der Geist reduzirt das Gedachte auf das einfache Ich . Der Inhalt , das Vorgestellte wird in Allgemeines verwandelt , das heißt denken . Die Allgemeinheit als Thätigkeit ist denken . Diese Intelligenz die denkt produzirt die Allgemeinheit . Der Gedanke ist das Subjektive sowohl , als auch das Produkt . Das Allgemeine ist über haupt abstrakt , das Einzelne negirend , auf die Seite stellend zu einem subjektiven Behufe . Eben deswegen aber erscheint das Allgemeine als ein Subjektives , Einseitiges , eine Subjektivität der Abstraktion . Hierin liegt der

5

10

15

20

25

17Hu

18Hu

1 zu 2 ] Hu : Es vernichtet die Dinge in der That und ist dadurch zu 4 sie packen … sie .] Hu : Das Thier weiß dass es die Absolute Macht über die Dinge hat , dass sie kein Letztes sind . Die Negativitaet ist also ihre Bestimmung , aber zweytens liegt an theoretischen Verhaeltniß dieselbe Bestimmung in dem Denken , es ist also aufzuzeignen wie wir zu dieser Wahrheit gelangen . | / In dem Ideellen ist nicht nur etwas subjektives in unserer Vorstellung , sondern die Negativitaet ist ebenso die Bestimmung des Ideellen . 6 Seienden] Hu : als Einzelnes Seyenden 11–14 das Affi rmative … weil] Hu : Unendliche Negation der Einzelnheit und zugleich Beziehung auf sich selbst der Gedachten , ist dann das Affi rmative als Allgemeinheit . – Sollen wir auf subjektive Weise die Seite der Intelligenz aufzeigen , warum sie denkt , so koennen wir sagen , weil 15 Quellpunkt der Subjektivität] Hu : unendliche Quellpunkt und Tiefe des Subjekts 17 wird es zusammengezogen] Hu : so wird ihm diese Gewalt zugethan reducirt zu werden 19–20 Die Allgemeinheit … denken .] Hu : Die Defi nition des Denkens wird schlechthin als bekannt angenommen , aber gewöhnlich fälschlich verstanden , weil es nicht das Denken ist , was man gemeinhin unter Denken versteht . Es ist bey uns die Thaetigkeit des Allgemeinen . 21 Produkt .] Hu : producirt[ .] – Das Allgemeine haben wir dann | in der Folge weiter concreter zu faßen .

25

38 Thaetigkeit] Hu : Theitigkeit

40

39 dann] Hu : dann / dann

30 30

35 35

einleitung

5

10

15

20

25

30

487

Schein wovon früher gesprochen ist , die Dinge sind einzelne und werden allgemein gefaßt[ .] Jetzt müssen wir bei der Bestimmung | des Allgemeinen überhaupt stehen bleiben , dieß ist die wesentliche absolute Grundlage . Wir denken Gegenstände , fassen sie als Allgemeines auf , dieß allgemeine Sein der Dinge ist kein subjektives , was wir nur wollen , sondern es ist objektiv das Wahre . Dieß müßte logisch gezeigt werden , wir setzen es aber voraus als begründet und berufen uns nur auf das gewöhnliche Bewustsein . Es ist die allgemeine Ueberzeugung der Menschen , daß wenn man wissen will was ein Ding , eine Begebenheit in der Wahrheit sei , so müsse man denken , dann finde man erst die Wahrheit , es fällt keinem Menschen ein beim Sinnlichen stehen zu bleiben[ .] Der Gegensatz ist ein Satz der Metaphisik an den kein Mensch glaubt . Ich bin Mensch , dieß ist die allgemeine menschliche Natur , ich habe sie mit allen Menschen gemein , und doch ist | sie meine substantielle Natur . Leben kann niemand | zeigen , ebenso wenig Geist und Vernunft sie sind Allgemein und doch machen sie meine Substantialität . Gerade das wodurch ich mich von anderen unterscheide , mein Alter , die Begebenheiten meines Lebens pp das ist das Unwesentliche . Jenes Allgemeine daß ich Mensch bin , das ist das Wesentliche . Ich bin je vollkommener , je mehr ich jenes Allgemeine darstelle , es geltend mache daß ich Mensch , Geist , Vernunft bin . Dahin muß man es bringen daß man das Allgemeine sich als das Wirkliche vorstellt . Geist , Mensch das ist meine Wirklichkeit , wir setzen das Nooumen dem Phänomen entgegen , das Nooumen ist das Objekt , das Wirkliche . Die platonische Idee ist die der Gattung , was ich als Gattung bin , das bin ich , dieß ist die Idee und so das Wirkliche . Es ist Misverstand oder geringe Stufe der Bildung wenn man dieß nicht als Wahres erkennt . Das Allgemeine ist das Wirkliche , hiervon werden wir wohl alle überzeugt sein . 3 . Die Physik , empirische Naturwissenschaft kommt | darin mit der Natur philosophie überein , daß auch sie das Allgemeine sucht , erkennen will . Die Naturphilosophie ist denkende Betrachtung , Fassen des Allgemeinen überhaupt , dadurch unterscheidet sie sich nicht von der Physik , denn der Inhalt dieser ist auch das Allgemeine , sie denkt auch . Es könnte scheinen als halte sich die Physik nur

1 Schein wovon … ist ,] Hu : Schein , dass die Dinge nicht gefaßt werden koennen , wie sie sind . … bleiben[ .]] Hu : beym bloßen Anblik . Diess ist die dürftige Metaphysik 35 des gemeinen menschlichen Bewustseyns . Nie hat die gesunde Vernunft geglaubt dass sie die Dinge durch das Denken zerstoert . 17–18 Gerade das … unterscheide ,] Hu : Daß Ich d i e s e r bin , dass ich dieses amt bekleide , 22 Wirkliche] Hu : wirklich existirende

35 11–12 beim Sinnlichen

28 3 .] Gr : fehlender Absatzeinzug

28Gr

19Hu 29Gr

30Gr

488

20Hu

31Gr

32Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

an das einzelne Wahrgenommene , thäte sie dieß so wäre sie nichts als aufzählen von Vorstellungen , Gefühlen die wir von den Dingen durch die Sinne empfangen . Wenn wir aber das näher betrachten was Erfahrung heißt , so fi nden wir , daß der Inhalt | nicht ein so sinnlich Einzelnes ist . Zur Erfahrung gehört wesentlich daß der Inhalt eine Allgemeinheit habe . Insofern der Inhalt ein doppeltes ist , so mache ich die Erfahrung daß wenn das eine , auch das andere vorhanden ist . Es ist dann Nothwendigkeit da , nicht Zufälligkeit , diese giebt keine Erfahrung . So sind wir in der Physik bemüht die Ordnung , Klassen , Arten , Gattungen der Naturdinge zu formiren , und | das Einzelne ist nur als ein Exemplar , Beispiel , Beiherspiel , als einzelne Erscheinung in der Allgemeinheit vorhanden , ist nicht das Wesentliche . So lernt man Elektrizität , Magnetismus als Kräfte , als allgemeine Materieen kennen , Elektrizität , Magnetismus sind allgemeine Eigenschaften , Weisen der Natur überhaupt . Man hat Freude , wenn man solche Bestimmungen erweitert sieht , das Allgemeine auch da findet , wo man früher diesen Gesichtspunkt nicht hatte . Man hat gefunden , daß die Natur des Blitzes Elektrizität ist , sie hat dadurch an Allgemeinheit gewonnen . Gerade die Allgemeinheit solcher Bestimmungen macht das Hauptinteresse der Phisik aus . Weiter ins Bestimmte geht es , daß zweierlei Elektrizitäten vorhanden , Harz und Glaselektrizität , es hat sich aber gefunden daß in jedem dieser Körper , jede dieser beiden Arten entwickelt werden kann . Der Unterschied von Harz und Glas fällt weg , er wird allgemeiner , ist nicht mehr an besondere Körper gebunden , man ist zu einem allgemeinern Namen übergegangen , | hat sie positive und negative Elektrizität genannt , es ist jetzt ein ganz abstrakter Namenunterschied . Die Physik sieht die Allgemeinheit als ihren Triumph an . Man kann sagen sie geht zu sehr ins Allgemeine . In der Elektrochemie ist Elektrizität und Chemie so in einander verstrickt , daß selbst die Phisiker beides nicht mehr aus einander bringen können und es so zur weiteren Allgemeinheit übergegangen ist .

5

10

15

20

25

30

21Hu

2–3 empfangen .] Hu : abgezwungen haben . Die Dinge kennen , hieße sie schmeken , höhren , sehen 30 etc . 4 sinnlich Einzelnes ist .] Hu : ein aüßerer ist – wenn ich zB von Menschen spreche die ich gesehen habe , so sage ich nicht , ich habe eine Erfahrung gemacht mehrere Menschen gesehen zu haben etc[ .] 14–15 erweitert sieht ,] Hu : erweitert , und in andern Faellen anwendet , 16 Elektrizität ist ,] Hu : Elektricitaet sey , so hat man auch die Entdekung gemacht von der allgemei- 35 nen Schwere der Erde 19–20 Weiter ins … Glaselektrizität ,] Hu : So haben die Franzosen die 35 Elektricitaet in Glass und Harzelektricitaet eingetheilt , 26 sagen] Hu : sagen wie weiter hin die | Rede davon seyn wird 36 die] Hu : die / die

einleitung

5

10

15

20

25

30

489

Man kann so sagen es sei Mangel der Physik daß Identität zu sehr ihre Bestimmung sei , denn Identität ist eine Verstandesbestimmung , Hauptkathegorie des Verstandes . Das zweite Allgemeine der Physik sind die Gesetze , nicht ein Einfaches in sich , wie Thier , Mensch , Elektrizität . Gesetze setzen zwei voraus , die an einander gebunden sind , wenn a ist , so ist auch b . z . B . bei den Gesetzen des Falles , wenn a die Größe des Raums , so ist b die Größe der Zeit pp . hierdurch ist ein Gesetz ausgesprochen . Sie sind allgemein , nur in sofern | sind es Gesetze . Diese Allgemeinheiten sind das Gemeinschaftliche der Physik und Naturphilosophie , und es liegt darin die Bestätigung daß das Allgemeine auch in der ersteren Wissenschaft als das Objektive , Wahrhafte , nicht blos als subjektiv Gemeintes gilt . Die Naturphilosophie schwankt zuweilen dazwischen , ob das Allgemeine subjektiv oder objektiv sei . Man sagt , man bringe die Natur in Klassen zur subjektiven Erkennung , und in der Natur sei es nicht so . In der scholastischen Idee hat man dieß Schwanken . An den Klassen , Gattungen pp sucht man Merkmale als wesentlich , sie sind aber nur wesentlich für uns um zu merken , sie sind nicht so gemeint als ob sie objektive , wesentliche Bestimmungen der Gattungen seien , | sie haben keine höhere excellentere Exsistenz als alle übrigen Bestimmungen die neben ihnen bestehen , sie sind nicht die Grundbestimmungen , nicht allgemeine Bestimmungen der Gattungen . | b . Unt e r s ch ie d d e r Phy s i k u nd N a t u r ph i l o s o ph ie . Wir haben die Physik und die Naturphilosophie bis zu einem Punkte betrachtet , wo sie identisch sind . Der Unterschied kann nicht so angegeben werden , daß man sagt , Physik sei empirisch , ihr Zweck ist vielmehr das Allgemeine . Man kann zunächst sagen die Physik gehe von Erfahrung aus , die Natur philosophie aber nicht , sie brauche die Erfahrung nicht ; dieß ist einerseits wahr . Im philosophischen Sinn ist etwas nicht deshalb wahr weil es sich so fi ndet , in der empirischen Physik ist freilich dieß das Letzte , weil es sich so fi ndet , darum ist es so . Nach einer Seite also ist diese Ansicht richtig , man muß aber das Verhältniß

2–3 denn Identität … Verstandes .] Hu : Ihr Charakter ist überhaupt Bestimmungen wegzulaßen , wodurch ein Unterschied gesetzt wird . Das sind aber alles Categorien des Verstandes , nur die vernunft hat mit concreten Begriffen zu thun . 9 Diese] Hu : Wo eine Quantitaet der Zeit ist , da ist 35 auch eine Quantitaet des Raumes vorhanden . Diess 14–15 In der … Schwanken .] Hu : Diess 35 kommt schon in der scholastischen philosophie vor – es ist bekant der Unterschied der Nominalisten und Realisten . 28 fi ndet ,] Hu : fi ndet , damit ist sie nicht befriedigt , um durch Erscheinung also auch gleich das Wahre zu begründen , 22 N a t u r p h i l o s o p h i e ] Gr : N a t u r - /philosophie

33Gr

34Gr 22Hu

490

35Gr

36Gr 23Hu

37Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

der Philosophie zur Erfahrung nicht dahin ausdehnen , als bedürfe sie der Erfahrung nicht . Im Gegentheil Naturphilosophie geht von der Physik wesentlich aus , damit sie zur Exsistenz komme . Ein anderes aber | ist es die Erfahrung zum Grunde legen , so daß sie ein Berechtigendes wird , ein Erstes , und ein Anderes ist die Wissenschaft in ihrem Inhalte . Ohne Zweifel giebt es Kenntniß der Sätze der Geometrie , die durch Messen bekannt gewesen sein können , aber ihre Nothwendigkeit ist erst durch die Wissenschaft erkannt , und in dieser ist nicht mehr von Messen die Rede . Dieß ist der Gang alles Geistigen überhaupt , das Sinnliche ist die erste Voraussetzung , der Geist wendet sich dagegen , bearbeitet es , bildet es um zur Form der Allgemeinheit , wie sie die Sätze in der Phisik haben . Dieß Allgemeine , Gattungen , sind das Objeckt , was der Begriff bearbeitet , umzubilden sich getrieben fühlt . Die Naturphilosophie verachtet so wenig die Erfahrung , daß sie vielmehr sie bei ihrer Existenz voraussetzt . Die Naturphilosophie erkennt den Werth , den Ruhm , die Größe der phisikalischen Gesetze an , denn sie erkennt darin das Allgemeine . Keppler . | Die Naturphilosophie | nimt diesen Stoff von dem Punkte auf , bis wohin ihn die Physik gebracht , und sie hat nöthig daß er von der Phisik so weit gebildet wird . Das Gebildete ist Stoff für den bildenden Begriff . Dieß ist der Fortschritt der Bildung über haupt , das Gebildete ist überall der Stoff der weiter gebildet wird . Physik und Naturphilosophie arbeiten sich in die Hände , es ist eine Umwandelung des Bestimmten in das Allgemeine . Dieser ist der Weg den alle Wissenschaft genommen , aber indem sie so geworden müssen sie zeigen daß der Inhalt eine Totalität in sich selbst ist , ein anderes ist die Erkenntniß , und ein anderes die hervorgebrachte , selbständige Wissenschaft . Die Naturphilosophie setzt nun die Physik voraus , sie bringt blos eine andere Weise der Erkenntniß hervor . Diese philosophische Weise ist nicht eine Willkühr , sondern es ist der Begriff | der dazu treibt und der dazu getrieben wird , weil die physikalische Weise den Begriff nicht befriedigt . Das wodurch sich beide Wissenschaften unterscheiden ist die Metaphysik beider . Die Physik hat Metaphysik , bewustlose oder bewußte . Neuton läugnet die Metaphysik in der Physik , er erscheint mir wie jener Lands-

5

10

15

20

25

30

2 nicht .] Hu : nicht bedürfe , oder gar als ob sie sie verachtete . 14–16 Die Naturphilosophie … Allgemeine .] Hu : Der wehrt der Entdekungen durch Erfahrung wird am meisten durch die Naturphylosophie anerkannt , es gehoert zu der philosophie den Wehrt deßen was das Allgemeine seyn soll 35 zu begründen , Gesetze , allgemeine Bestimmungen zu wißen ist ihr Zweck . Auch nur durch sie kann 35 der Ruhm eines neuen Entdekens in der physik bewahrt werden . 24 eine Totalität … selbst] Hu : ein in sich nothwendiger 27 Willkühr] Hu : Willkühr als das Gehen auf den Füßen 29 Begriff nicht befriedigt .] Hu : befriedigt überhaupt den Begriff nicht . Darüber haben wir noch naeher zu sprechen . 31 Neuton läugnet … Physik ,] Hu : Newton sagt : physik hüte dich vor der Metaphysik .

einleitung

5

10

15

20

25

30

491

mann von ihm , dem gesagt worden daß er in Prosa spreche und der dieß nun freudig seiner Frau zu Hause erzählt . Metaphysik ist in jedem Bewustsein , es ist das Verständige darin , diese allgemeine Bestimmung der Metaphysik ist es , worauf wir alles zurückführen und erst wenn ein Stoff diese Form erhalten hat ist er uns verständlich . Auffi nden von Gründen , Ursache Wirkung pp alles dieß ist die Metaphysik in uns , denkender Instinkt oder instinktartiges Denken , absolute Macht in uns , deren Meister wir nur sind , wenn wir sie kennen und sie uns zum Gegenstande machen . | Kathegorie der Physik . Metaphysik der Physik ist das Ungenügende darin , dieß Ungenügende näher aufzuzeigen ist hier nicht unser Geschäft und gehört in die Logik . Das philosophische Resultat nach dieser Seite können wir voraussetzen . Es ist ein Resultat der Kantschen Philosophie daß durch die Kathegorie nichts wahrhaftes erkannt werden kann , diese Kathegorieen sind nur Verstandeskathegorieen , die Negation der Kantschen Philosophie ist aber so weit gegangen , daß das Wahre überhaupt nicht erkannt werden könne , weil es sonst keine andere als die Form der Ver standeskathegorie geben könne . Wir können dieß aber als allgemein bekannt voraussetzen , denn die Kantsche Philosophie ist in die allgemeine Bildung leider mit jenem ungeheurem Misverständniß übergegangen . Wir haben auf eine konkretere Weise davon zu sprechen , wie in der Anwendung auf | besondere Art und Weise verständiges Denken in der Physik vorkommt . Das Ungenügende in der physikalischen Weise tritt sogleich in zwei Punkten hervor . Erstens erkennt die Physik das Allgemeine , Gattung , Gesetz , Kraft pp der Mangel hierbei ist , daß es abstrakt oder formell ist , es hat seine Bestimmung nicht an sich selber , bestimmt sich nicht durch seine Besonderheit . Zweitens , das Allgemeine bedarf eines Inhalts , ewige Natur des Begriffs , hat einen Inhalt , aber der nicht durch sich selbst bestimmt ist . Dieser Inhalt nicht durch das Allgemeine selber gesetzt , ist frei , zersplittert , vereinzelt , abgesondert , unendlich mannigfaltiger Stoff neben einander , ohne Zusammenhang in sich selbst . Die eine Seite des Mangels ist also die abstrakte Allgemeinheit , die 2te Seite das Losgebundensein des Inhalts . Diese Bestimmungen stehen in der engsten Beziehung zu einander . |

3–4 allgemeine Bestimmung … es ,] Hu : allgemeine Metaphysik sind die Kategorien 4 zurückführen] Hu : zurückbringen , subsumiren 9 Kathegorie] Hu : Die Revolutionen der Welt sind nichts 35 mehr als Kategorieen in welchen sich der Geist weiß . Die Kategorien 13 kann ,] Hu : kann . Diess 15–16 keine andere … Verstandeskathegorie] Hu : keine Katego35 negative Resultat war wichtig . rie als diese der Endlichkeit 25 einen] Hu : das formelle Allgemeine auch | einen 26–27 Allgemeine selber gesetzt ,] Hu : Allgemeinheit gesetzt , welche die identische Beziehung auf sich selbst ist , 6–7 denkender] Gr : denkendes

36 einen] Hu : ei-/ einen

38Gr

39Gr

24Hu

492 40Gr

41Gr

25Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Wenn wir eine Blume zerlegen , so bemerkt die Reflexion , der Verstand die Qualitäten Einzelnheiten , ihre Farbe , Gestalt , ihren Geruch Geschmack , ihren Farbestoff , ihre Bestandtheile[ .] Wir sagen die Blume besteht aus diesem und diesem . Die Reflexion hat die Einheit zerstört . In der Anschauung ist die Blume eine Totalität , die wir aus allen jenen Bestandtheilen nicht wieder herstellen können . Man hat so in der Philosophie an die Anschauung apellirt gegen die Reflection . Die Anschauung hat die Totalität für sich und ist nicht so zerrissen wie die Reflecktion , eben darin liegt es daß die Physik sich auf die Erfahrung , Wahrnehmung beruft , aber die Reflexion geht davon zu der Form des Allgemeinen über oder zu dem was ich Metaphysik genannt habe . Sinnliche Anschauung ist gerade dieß , was sich an die Totalität hält , aber nur durch die Anschauung kann man nicht philosophiren , | sie muß gedacht , in die Bestimmung der Allgemeinheit erhoben werden , aber man muß hierbei nicht stehen bleiben , das Zerstückelte muß zur Einheit , Individualität verbunden werden . Der Begriff hat die bestimmten Unterschiede vor sich , bringt aber die Totalität durch die Anschauung denkend hervor . Wir haben gesagt jene beiden Bestimmungen sind auf das engste verbunden . Das Zersplittern macht die Einzelnheiten abstrakt , allgemein , es verwandelt das Konkrete in Abstraktes , Allgemeines , Auseinander , Nebeneinander . Jeder Planet ist Körper , ist Materie überhaupt , seine Bewegung ist eine besondere Bestimmung die hinzu kommt , wir trennen sie von der Materie , so wird sie abstrakt . 2–3 ihren Farbestoff ,] Hu : Qualitaeten an dieser Blume – oder die Chemie zerlegt sie , analysirt sie . So unterscheiden wir die Farbe , oder auf chemische Weise den Farben stoff , oder die verschiedenen Saüren . 4 Einheit zerstört] Hu : Blume zerrißen und zerstückelt 5 Totalität] Hu : Individuum , Concretes , Ganzes 10–11 Sinnliche Anschauung … hält ,] Hu : Gegen das Verfahren der Reflexion muß der Anschauung der Vorzug der Totalitaet allerdings eingeraümt werden . 13 aber] Hu : sie befriedigte aber nicht , man ging zum Analysiren über , aber 14 zur Einheit , … verbunden] Hu : zum Gedanken erheben 18 Das Zersplittern … allgemein ,] Hu : Ich habe die Saüren , das Alkalische u . s . w . so habe ich den Gegenstand vereinzelt , aber dieses vereinzeln , Zerstückeln ist grade dadurch abstrakte Allgemeinheit . Dadurch ist die physik also auch auf’s engste mit der philosophie verbunden . 20–22 Jeder Planet … abstrakt .] Hu : Eben so ist es bey den koerpern die sich bewegen , dieser planet der Gleichsam ruhig am Himmel seinen Weg treibt – ich unterscheide Raum , Zeit , Größe des Koerpers etc hier habe ich die Bewegung , die Materielle Maße ü b e r h a u p t , und der Koerper scheint doch zu bleiben , was er ist , wenn er doch außereinander ist . Ich habe Bewegung überhaupt , und diese Bestimmungen des Quantums – das ist diese Trennung , dass die Bestimmungen so außer einander gehalten werden und also allgemein abstrakte Bestimmungen sind , Bewegung ü b e r h a u p t . | / Dies sind die zwey punkte die das charakteristische dieser Weise des Erkennens aus machen . In ihnen liegt das Ungenügende dieser Erkenntniß . 27 Anschauung] Hu : Anschauung allerdings 39 In] Hu : Im

30 vereinzeln] Hu : vereinzelnen

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

ist] Hu : ist aber 40

einleitung

5

10

15

20

25

30

493

Um das Ungenügende noch bestimmter zum Bewustsein zu bringen sagen wir 1 . Die Physik erkennt das Allgemeine aber es ist abstrakt , 2 . der besondere Inhalt kommt | von außen her , ist ungebunden , ohne Nothwendigkeit 3 . der Inhalt ist endlich , ungenügend das zu fassen , was lebendig frei . Diese drei Punkte müssen wir noch näher betrachten . 1 . Das A l l g e me i ne erkennt das Allgemeine ; es ist aber abstrakt , es hat zwar einen Inhalt , aber dieser kommt anderswoher . Das ganz Allgemeine ist Ding , was es aber für Dinge giebt das erkennt man nicht aus dem Ding , es erfüllt sich nicht von sich selbst . Das Allgemeine bestimmt sich so nicht selbst ist daher nicht frei . Wenn wir z . B . Bewegung , Kraft sehen , so ist dieß zwar etwas Allgemeines , was es aber für eine Bewegung ist , das ist daraus noch nicht zu entscheiden . Die nähere Bestimmung der Bewegung ob Fall oder Stoß pp kommt von außen her . Die Bewegung im Allgemeinen bestimmt sich also nicht selbst . Kraft ist ebenso allgemein , was es für eine Kraft sei , muß noch näher bestimmt werden . Es ist also das Allgemeine und seine Besonderheit nicht | wahrhaft vereinigt in eins . Beim Fall ist das Gesetz dieß , daß sich der Raum verhält wie die Quadrate der Zeit ; man kann sich aber auch andere Verhältnisse des Raumes zur Zeit beim Fall denken , wenn sie sich auch in der Natur nicht fi nden . Die Bestimmungen sind also als gleichgültig gegen einander gesetzt , es ist dieß das allgemeine Verhältniß vom Allgemeinen zum Besondern , das Allgemeine ist nur Form . Die andere Weise des Allgemeinen in der Physik sind die Klassen , Gattungen . Wir haben z . B . Farben , roth , gelb und blau . Daß es eine gewisse Anzahl giebt bestimmt sich aus dem Begriff der Gattung , nicht aus dem der Farbe , dieser ist es gleichgültig wie viel Besonderheiten es giebt , daß sich die Gattung gerade zu diesen drei Besonderheiten , körperlichen Individualitäten bestimmt , das geht nicht aus dem | Allgemeinen hervor . Die Erfüllung , Bestimmung des Allgemeinen ist irgendwo her genommen , nicht in ihm selber begründet , schwach , kraftlos , sich nicht selbst bestimmend . Diese Allgemeinheit ist also abstrakt , for8 giebt] Hu : giebt , welche Gesetze sie haben ,

42Gr

43Gr

44Gr

8–9 nicht von … selbst .] Hu : muß Anderswo

30 Genommen werden . Man will zu einem Besondern übergehen , und man muss sich nach andern

Quellen umsehen um den Inhalt für diese Dinge zu bekommen . Dies ist eine überhaupt abstrakte Allgemeinheit . 18–20 Die Bestimmungen … Form .] Hu : Diese Bestimmtheit , das Gesetz ist also von Außen her genommen . Hier entschliesst sich das Allgemeine nicht selbst zum Allgemeinen – dies wird von Besonderen abstrahirt . So weiter z . B . laeßt sich der Fall nicht aus der Allgemeinen 35 Abstrakten | Bewegung entwikeln , weil die Bewegung hier nicht gut gefasst ist . Das allgemeine Verhaeltniß welches so zwischen den Allgemeinen und Besondern ist , ist dieses dass das Allgemeine seinen Inhalt nicht selbst bestimmt hat . 6 Allgemeine] Gr : Allgemeinen wegung

34 abstrahirt] Hu : abtra hirt

35 Bewegung1] Hu : Be-/ Be-

26Hu

494

45Gr 27Hu

46Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

mell , formelle Identität . Die philosophische Allgemeinheit ist eine andere , in sich selbst bestimmte , ununterbrochen identisch , in dieser diamantenen Identität ist der Unter schied des Besonderen enthalten . Dieß war die Kathegorie des Allgemeinen . 2 . Kathegorie der B e s ond e r he it . Der besondere Inhalt wird von außen genommen , er ist unendlich mannigfaltig , zerfallen , ungebunden . Hier ist dann der Ausdruck , es giebt solche . Solche Bewegung , aber auch solche , aber auch andere pp . Es giebt so Roth , und auch Gelb und auch Blau , und wenn auch kein Blau wäre , so könnte doch Grün sein . Die verschiedenen Besonderheiten wozu sich die Gattung gleichgültig verhält , sind | auch gleichgültig gegen ein ander . Es giebt so Kräfte , Schwere , Elektrizität , Magnetismus pp , sie | sind der Zahl nach unbestimmt und gleichgültig in der Qualität gegen einander . Es wird dieß in der Physik so neben einander , nacheinander aufgeführt , 1 Kapitel Licht , 2tes Kapitel Elektrizität 3tes Kapitel Luft pp ganz gleichgültig hintereinander . Eins ist nicht nothwendig durch das andere gesetzt . Wir haben eine Vorstellung von der Natur , was geht ihr ab , wenn der Magnetismus darin fehlt ? Es ist ganz gleichgültig , und diese Gleichgültigkeit ist die Kathegorie des Besonderen gegen einander . Die Gleichgültigkeit kommt dem Besonderen von jener abstrakten Form der Allgemeinheit selbst . Allgemein heißt identisch mit sich , das Allgemeine bezieht sich auf sich selbst . Das Besondere ist nun aber auch ein Allgemeines , ist daher identisch mit sich , bezieht sich auf sich und ist gleichgültig gegen anderes . | Gelb ist abstrakt , eine besondere Farbe , aber in Form der Allgemeinheit , bezieht sich auf sich , gleichgültig gegen Blau pp[ .] Man vermißt darin die Nothwendigkeit . Wenn a so ist auch b , wenn das Eine , so ist auch das Zweite in diesem , wenn a , so ist in seinem Sein , auch das Sein von b , dieß ist der Begriff von Nothwendigkeit . So ist aber das Allgemeine der Natur nicht gesetzt , das Sein des Thieres , ist aber nur das Sein des Thieres , das Sein der Elektrizität ist nur das Sein der Elektrizität . Die Reflection reißt so das Konkrete auseinander und nimt die Theile als für sich bestehend . Es ist ein Nebeneinander , wir nehmen dieß und nennen es eine Kraft , Gattung pp[ .]

5

10

15

20

25

30

1 Identität .] Hu : Identitaet . Das Allgemeine ist Identisch mit sich Farbe ist Farbe . andere ,] Hu : andere , sie ist concret , sich selbst erfüllend , 6 ungebunden .] Hu : ungebundener , außer ein ander seyender und bleibender ist . 7–8 es giebt … pp .] Hu : »es giebt« es kann »aber noch geben« und 35 »es giebt ewig fort«[ .] 8 Es] Hu : Die Besondern kommen äußerlich zur Gattung hinzu z . B . das 35 Blaue , Grüne u . s . w . zur Farbe – sie sind aber ganz gleichgültig gegen einander . Es 21 anderes .] Hu : Andere – es geschieht dann dadurch dass sie außer einander fallen 27–28 das Allgemeine … Elektrizität .] Hu : die Besondern (in der phisik) nicht gesetzt , dass wenn das Magnet z . B . nicht ist , dass auch das Andere nicht sey . Das Nichtsein des A ist nicht zugleich das Nichtsein des B . Also

einleitung

5

10

15

20

25

30

495

3 . Dieser I n h a l t ist endlich , ebenso seine Verhältnisse . Das Besondere das für sich ist , ist beschränkt , ist ein Endliches , wir gehen dann weiter setzen es in Beziehung zu einander , einerseits auf sich selber , andererseits in Beziehung auf | anderes . Das endliche Verhältniß ist nun dieß , daß obgleich eine Identität gesetzt ist , sie andererseits auch nicht vorhanden ist , sie berühren sich und auch nicht . Hier tritt das | Unbefriedigende dieser endlichen Verhältnisse auch in die Vorstellung . Es können nur solche endlichen Verhältnisse entstehen , weil das Endliche für sich bleiben soll . Endliches hat eine Schranke an dem Anderen , und wo das Eine aufhört da fängt sein Anderes an . Diese endlichen Verhältnisse sind leicht aufzufassen , wir sind es gewohnt im Verstandesbewustsein , und leicht ist eben das Beschränkte aufzufassen . Das Verfahren ist hierbei , die unbekannte fremde Erscheinung zurückführen auf bekannte Verhältnisse , Bestimmtes wird zur Allgemeinheit erhoben . Diese bestimmten Verhältnisse sind festangenommen , werden andere darauf zurückgeführt , so sagt man , sie sind erklärt , d . h . zum Allgemeinen vereint . Es ist der Triumph der Wissenschaft das unbekannte , auf das Bekannte zurück zu führen . Den Blitz führte man zurück | auf die Elektrizität , wodurch diese zu noch Allgemeinerem erhoben wurde . Auf der anderen Seite steht uns das Freie , Lebendige , Unendliche vor , die Brust ahnet es , und hier fühlen wir das Unzulängliche der endlichen Verhältnisse , wenn sie auf Freies , Unendliches angewendet werden sollen . Unendlich , ist eine trübe Vorstellung des abstrakten Verstandes , weit , tief hinein , entfernt , in der Vorstellung weit geflohen . In Wahrheit ist das Unendliche kein entferntes kein drüben , kein droben , es ist ein Praesentes , kein Abstraktum der Vernunft . Wenn wir uns das Unendliche als ein Jenseits vorstellen , so hätten wir zwei , Endliches und Unendliches , dann wäre das Unendliche endlich , denn es hätte seine Schranke am Endlichen , und wäre so selbst beschränkt . Wenn wir den Raum von Sonne zu Sonne fl iegend messen so ist dieß nichts Erhabenes , sondern diese Kategorie ist das Zerfallen – das Besondere ist für sich .

3–5 auf anderes . … nicht .] Hu : auf

30 ein ander setzen und z . B . sagen : Sauer stoff ist für sich – aber auch in Beziehung auf Waßer stoff . Das

eine ist hier nicht das was das Andere ist – sie sind aber in Beziehung – sie koennen Zusammen kommen – es ist zwischen ihnen Identitaet – aber dies ist Endlich – sie beziehen sich aber sie reppelliren sich auch . 9 fängt sein … an .] Hu : das Andere also anfängt . Solche Verhaeltniße fi nden nur hier statt . 18–19 die Brust … es] Hu : Die Vorstellung erhebt sich zum Allgemeinen 21 Unendlich , 35 ist … trübe] Hu : Hier müßen wir das Unendliche bestimmen um das Endliche beßer zu faßen . Es ist eine trübe 24 Vernunft] Hu : Verstandes 27–496,1 Wenn wir … Langweilig ,] Hu : Es ist ein Trug das Negative des Endlichen für das Unendliche zu nehmen . Es scheint zwar eine erhabene Vorstellung wenn wir über die Erde , noch weiter über die Sterne ausfl iehen ! 35 um] Hu : um .

47Gr 28Hu

48Gr

496 49Gr 29Hu

50Gr

51Gr 30Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

nur Langweilig , wir kommen von einem Anderen | immer nur zu wieder einem Anderen . | Das wahre Unendliche , hat das Endliche in sich , denn es ist zugleich es selbst und auch sein Anderes . Indem es so ist , ist es schrankenlos . Es bestimmt sich so selbst , hat eine Besonderheit und ist dabei , doch bei sich selbst , das Andere ist inner halb seiner selbst , denkt man sich aber dieß beides auseinander , so ist alles voller Widerspruch . Ich , Geist , Leben ist wahrhaft unendlich , Ich was sich entschließt bei sich selbst zu sein ist unendlich , das was Schranke für ihn wäre ist in ihm selbst . Beim Endlichen ist dieß , daß das was sich so zu einander verhält , sich durchaus fremd bleibt , dieß fällt uns auf , weil wir eine Ahnung des Unendlichen haben . Auf die himmlische freie Bewegung der Gestirne hat man über getragen die Bestimmungen endlicher Bewegung . Sie haben Schwere , fallen also gegen die Sonne , Fall ist schon freier wie Stoß , aber immer | noch gebunden , man nennt dieß Centripedalkraft . Nun fallen sie aber nicht , und man denkt sich eine andere Kraft , die wie der Prügel den zur Erde fallenden Ball fortschlägt , den Planeten um die Sonne treibt . Es wird uns nicht geheuer dabei , wenn wir solche Knaben- , solche HausVerhältnisse , auf so große freie Gegenstände angewendet sehen . In der Brust in unserem lebendigen Inneren haben wir das Gefühl , daß die Natur ein lebendiges Ganzes sei und daß das Erfassen derselben ein lebendiges sein müsse . Man muß wissen daß das Lebendige , ein Wirkliches als unendlich in ihm selber erfaßt werden muß , seine Sphäre kann beschränkt sein , aber sie ist in ihr selber als freies , selbstständiges unendlich freies Dasein aufgefaßt . So ist z . B . das Thier , ein Beschränktes , aber dennoch ist ein Thier vollkommener als | das andere , es giebt ganz miserable Thiere , es hat eine Entwickelung in sich , und als Leben betrachtet , ist die Bestimmung des Lebens in ihm wahr . Die endlichen Verhältnisse sind | nicht von dieser Art um diese Unendlichkeit , eine Sphäre in ihm selbst darzustellen auszudrücken . Es gehört zur Entwickelung , daß in jeder Stufe die Totalität als Lebendigkeit gefaßt wird , daß sie existire und daß sie dann existire in endlichen Verhältnissen . Wir haben so eine Uebertragung endlicher Verhältnisse auf unendliche derselben Sphäre schon früher betrachtet , bei der Bewegung der Himmelskörper . Diese Uebertragung erscheint als unzulänglich , denn indem man sagt Materie und Bewegung , kann man sagen , sie ist Materie und wird bewegt . Die freie , unendliche Materie bewegt sich durch

5

10

15

20

25

30

35

7 unendlich ,] Hu : unendlich . In der Besondernheit bey sich selbst zu seyn das ist der wahre Be- 35 griff . 10 fremd bleibt ,] Hu : fremd . (das Allgemeine – das Besondere) 8 ihn] Gr : ihm

23 So ist] Gr : Textlücke , Text mit Bleistift eingefügt , siehe Editorischer Bericht

einleitung

5

10

15

20

25

30

497

sich , in sich . Die ganze Materie ist eine Sphäre der Endlichkeit , aber in ihr ist | eine zweite der Unendlichkeit , die freie Materie , die für sich unendlich frei ist . Ihr Gegensatz ist die nicht freie Materie , der die Gesetze von außen komen , die als Knecht darunter lebt . Die Sphäre des Endlichen , giebt die Stufe auf der endliche Verhältnisse statt fi nden , sie müssen sein , Stoß , Schlag , Druck muß statt fi nden , es sind Verhältnisse endlicher Körper , das heißt solche bei denen diese Bestimmungen nur äußerlich sind . Wenden wir sie an auf Körper die ihre Natur erfüllen , so tritt jene Unangemessenheit ein , die selbst dem unbefangenen Sinne auffällt . Die endlichen Verhältnisse haben den Vor theil , daß sie uns bekannt sind , sie sind uns ganz nahe , ferner sind sie ausgemachte Wahrheiten , durch die Erfahrung täglicher Wahrnehmung , sie sind Wahrheiten , was man in diesem Felde so nennt , was weiter so heißt wollen wir künftig sehen . | Die Veränderungen die man damit vornimt , sind Uebertragungen auf andere Körper pp . Wir haben allgemeine Regeln und sie werden auf andere Verhältnisse übertragen , aber bei den unendlichen wollen sie nicht passen . Wir meinen so wie es bei uns im Hause zugehe , so gehe es auch am Himmel zu . Wir stellen in unserer Stube mittelst einer Elektrisirmaschine den Blitz dar , aber am Himmel wo ist da das Kissen , die Glasscheibe , die Reibung pp[ .] Dennoch wird durch endliche Bedingungen , dieselbe Erscheinung hervorgebracht , daß man dieß aber überträgt auf freies Naturleben , das ist ungehörig , und der unbefangene Mensch glaubt daran nicht , denn am Himmel geht es doch noch anders zu . Besonders ist dieß der Fall beim Lebendigen , die Lebendigkeit ist die Bestimmung aus sich und für sich in einem Individuum . Wenn man so auf den lebendigen Organismus endliche Verhältnisse überträgt , so | ist | dieß etwas was dem Gefühl der Lebendigkeit fremd , zuwider ist . So hat man Verzehren , Verdauen pp durch mechanische Verhältnisse erklärt , Stoß , Druck , Pumpen Saugen pp . Die Ernährung sei eine solche Absonderung des fertigen Nahrungsstoffs aus den Nahrungsmitteln . In neueren Zeiten hat man dieß auf chemische Weise gethan , Verdauung sei Neutralisirung durch Säure und Kali . Es ist freilich der Fall beim lebendigen Organismus daß alle diese mechanischen , chemischen , endlichen Verhältnisse in ihm vorhanden sind bis zu einem gewissen Punkt ihrer Thätig keit , 3–4 Ihr Gegensatz … lebt .] Hu : So ist der Mensch frey und nicht frey , wenn er als Knecht unter

35 den Gesetzen nur lebt , in so fern er sich nicht zur Einheit dieser Gesetze erhoben – an ihm kom-

10–11 sie sind … nahe] Hu : darum faßt sie das Bewustseyn leicht auf 24 Individuum] Hu : Individuum das wir Thier nennen 32 in ihm … sind] Hu : in ihren Beginnen im Lebendigen Organismus vorhanden sind , aber das weitere ist dass

35 men die Gesetze auf eine aüßerliche weise vor .

36 nennen] Hu : nemen

52Gr

53Gr

31Hu 54Gr

498

55Gr

56Gr

32Hu

57Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

dann aber zerbricht er diesen Zusammenhang , endlicher Produktion und bringt alles anders hervor als dieser Chemismus . Man kann diese endlichen Verhältnisse sogar vorstellen und aufzeigen bis auf einem gewissen Punkt , so fi nden im Auge Anwendung die Gesetze des Brechens | der Lichtstrahlen wie in Glaesern , dieß Aufweisen geht aber eben nur bis auf einen gewissen Punkt , da tritt das Leben ein und mit ihm geht eine andere Ordnung an als durch die endlichen Verhältnisse bedingt ist . Dieß ist nun das Unzulängliche der physischen Kathegorie , es ist aufgezeigt in den bestimmten Gesichtspunkten die es hat . Fassen wir die drei Gesichtspunkte zusammen , so reduziren sie sich auf das , womit wir angefangen , auf das Allgemeine . Das Allgemeine und Besondere wird getrennt , wodurch das Besondere aus einanderfällt , und in sofern es getrennt wird und in Beziehung zu einander steht , so entstehen endliche Verhältnisse die dem Natürlichen dem Lebendigen unangemessen sind . Wir wollen nun zur Kathegorie der Naturphilosophie übergehen , in der das | Unbeständige beseitigt ist . Wir wollen die Natur in ihrem Inneren kennen lernen , es ist das Allgemeine überhaupt die Gesetze , Gattungen pp wie sie dem Verstande kommen . Ungeachtet in der That das Allgemeine das Innere ist , denn das Einzelne ist das Vorübergehende , das Äußerliche , so ist man doch nicht | befriedigt damit , man glaubt es nicht zu kennen , wenn man nur die Gesetze , Gattungen pp kennt , man fordert ein Anderes , ein Inneres des Innern . Man wird so auf eine weitere Stufe fortgeschickt , die die Stufe des Begriffs ist . Abstrakt bestimmt sie sich uns so , daß sie die Einheit des Allgemeinen und des Besonderen ist , daß sie identisch mit ihrem Anderen sei , während die physikalische Kathegorie das Allgemeine nur identisch mit sich und ebenso das Besondere nur identisch mit sich nimt . Hier nach bestimmt sich der Begriff als Einheit des Allgemeinen und des Besonderen . | Die Farbe ist ein Allgemeines , ist aber kein Ding , daß sie aber einen Inhalt hat als Thier , Pflanze pp worin beides verbunden , das ist zufällig . Das Allgemeine ist das Träge , das Passive , in das alle Bestimmungen hinein gesetzt werden können .

5

10

15

20

25

30

das Lebendige über solche Verhaeltniße Meister werden soll und den Mechanismus und chemismus zu unterbrechen sucht . 3–4 so fi nden … Glaesern] Hu : Beym Auge unterscheiden wir zB . verschiedene Flüßigkeiten 8 Dieß ist] Hu : Hat man etwas auf endliche Verhaeltniße zurückgeführt , so sagt man , dass man es begriffen hat . So ist dann diess 25 physikalische Kathegorie] Hu : aüßere 35 Allgemeinheit 28–29 Die Farbe … zufällig .] Hu : Eine solche aüßere Allgemeinheit kommt vor 35 in der physik zB . Farbe ist Roth , Schwarz u . s . w . gleich viel ob es diese oder eine andere Farbe ist , ist es immer Farbe . Das Allgemeine muß hier einen Inhalt durch sich selbst haben , nicht wie bey der 24 ihrem] Gr : seinem

einleitung

5

10

15

20

25

30 30

35 35

499

Das wahre Allgemeine wäre , daß es nicht diese Passivität hätte , sich aus sich selbst bestimmte , dieß wäre für uns die abstrakte Bestimmung . Ich habe früher von den verschiedenen Verhalten des Menschen zur Natur gesprochen . Das praktische Verhalten hat es mit den Naturdingen als einzelnen zu thun , das Subjekt verhält sich gegen sie als negative , es negirt sie , die Begierde befriedigt sich und das Subjekt ist nicht nur , sondern es ist auch für sich und erhält sich durch die Negation seines Anderen , dadurch ist es affi rmativ mit sich selbst . Ich negire die Negation , dadurch setze ich mich als ident|isch mit mir , es ist Affi rmation durch Negation der Negation . Die Unendlichkeit ist so Negation der Negation . Dieß ist die Einzelnheit des praktischen Verhaltens . Das andere Verhalten ist denkend und verhält sich so zu den Dingen . Das Ding ist das Allgemeine , und das Ding ist durch das Denken . Das | Denken ist nur einseitig , es fehlt ihm die Einzelnheit , die Negativität des praktischen Verhaltens . Das Denken macht die Dinge zu Allgemeinem , die Allgemeinheit die ihnen so zukommt , giebt ihnen ein Bestehen . Dieß Bestehen – das praktische Verhalten , verzehrt die Dinge – ist abgesondertes Bestehen , durch die Allgemeinheit mangelt dem Denken die Bestimmung . Das Denken giebt den Dingen Bestehen , aber nur abstraktes , und die Form ist nur abstrakte Allgemeinheit , oder es | giebt den Dingen noch kein freies , für sich seiendes Bestehen , dieß wäre das selbst bestimmende Bestehen : Diese Allgemeinheit , Abstraktion ist aber nur ein leerer Schein des Bestehens . Was dem Gedachten fehlt , das ist das freie Bestehen für sich , gerade das Moment , welches wir dem praktischen Verfahren zugeschrieben haben , Affi rmation durch Negation der Negation . Beides zusammen macht den Begriff . Der Begriff ist diese unendliche Einheit in sich , (nicht abstrakte Allgemeinheit) die sich in ihrer Allgemeinheit selbst bephysik , wo es als Allgemeines bald den Inhalt hat einer pfl anze , bald des Thieres , bald des Genuß , Geschmaks u . s . f . erhaelt ; 5 Subjekt] Hu : Subjekt ist hier selbstsüchtig , es 8 Negation ,] Hu : Negation zb . den Hunger , Durst etc 9–10 Negation der … Verhaltens .] Hu : unendliche Negativitaet . Diess ist aber die Einzelnheit überhaupt , denn nur das E i n e wird hier erhalten , das Andere aber muß aufgehen . 11 Das2 ] Hu : Der Mensch negirt auch hier die Einzelnheit – negirt auch hier die Dinge , verhaelt sich zu den Dingen denkend . Das 13 des praktischen Verhaltens] Hu : die das Einzelne hat 15 Bestehen .] Hu : Bestehen . Es hat sie als Objekt selbst vor sich . 16–17 Allgemeinheit mangelt … Bestimmung .] Hu : Allgemeinheit vereinzelt das Denken die Bestimmungen . Es giebt nur Gefaerbtes , nicht eine Farbe , das abgesonderte Bestehen hat die Farbe nur durch das Denken . 24 Begriff .] Hu : Allgemeine Concrete , die Allgemeinheit in ihnen selbst . Diese Allgemeinheit ist also die Einheit von dem Einen und von dem Andern . Diess sind abstrakte Logische Bestimmungen die hier erwähnt werden , um spaeter auf sie , sich berufen zu koennen . / Aus dem Gesagten haben wir uns vorstellig gemacht , wozu so eine Totalitaet im Abstrakten Sinne führt , 8 identisch] Gr : ident-/tisch

40 Klammern mit Beistift eingefügt

15–16 Bestehen – das … Dinge –] Gr : Bestehen , [das … Dinge] , 38 führt] Hu : führen

58Gr

33Hu

59Gr

500

60Gr

61Gr

62Gr

35Hu

34Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

stimmt , von der das Besondere nicht unterschieden , nicht besondert , dieß ist die Kathegorie der Naturphilosophie , wie der Philosophie überhaupt . Daß dieß der Begriff ist setzen wir hier aus der Logik voraus . Es ist jedoch das vorstellig zu machen , wie der Begriff gefaßt wird und den nächsten | Einwendungen die dem Bewustsein kommen zu begegnen . Man kann fragen wie kommt das Allgemeine dazu sich selbst zu bestimmen , dieß ist dieselbe Frage , wie kommt das Unendliche dazu sich zu entschließen endlich zu sein . Der Raum ist so Abstrakt , allgemein , wie kommt er zu Punkten , Linien , die Figurationen in ihm sind . In der Vorstellung haben wir den Raum als etwas unendliches , in ihn hinein tragen wir die endlichen Punkte , Linien pp[ .] Die Hauptschwierigkeit ist hierbei , daß das Allgemeine sich nicht besondern kann wenn es nicht selbst besondert ist , Unendliches kann sich nicht setzen , ohne endlich zu sein . Das Allgemeine hat nicht die Bestimmung des Besonderen an sich selbst , ebenso auch nicht die Unendlichkeit die der Endlichkeit . Diese Vorstellung fällt konkreter mit der zusammen , wie sei Gott dazu gekommen | die Welt , Endliches , Anderes als sich selbst zu er schaffen . In der Religion ist man damit zufrieden , daß man sagt , seine Güte , sein gütiger Rathschluß habe von sich abgelassen , indem er Endliches erschuf . Dieß Er schaffen ist Herausgehen des unendlichen Wesens ins Endliche , Gott verhält sich zum Endlichen , und dieß ist eine endliche Bestimmung in ihm selbst . Gott ist wesentlich ein anderes als die Welt und doch ist es nur der Uebergang der einen Zusammenhang bildet , daher muß die Unendlichkeit in sich endlich sein um Endliches zu setzen . Der Verstand kann dieß nicht begreifen , man sagt , es ist unbegreiflich und gerade dieß Unbegreifliche ist der Begriff . Wir stellen uns vor ein Allgemeines , ein Unendliches , ein Gott sei ein Subjekt , eine Wirklichkeit für sich . Für den Begriff ist so ein Unendliches , Allgemeines , außer halb dessen nun das Endliche , das Besondere wäre ein | Unwahres . Wäre dieß nicht so stände das Unendliche und Endliche neben einander und beides wäre so besonders , das Unendliche hätte sein Ende am Endlichen . Das ist so die Weise des Verstandes bewustlos das Gegentheil von dem zu setzen was eine Bestimmung sein soll . | Was solche Bestimmungen sein sollen , sind sie nicht , was durch sie getrennt werden soll , ist nicht getrennt .

5

10

15

20

25

30

10–11 unendliches , in … pp[ .]] Hu : passives , in dem Linien und Punkte | gezogen werden koennen , er wird auch weiter wie wir sagen durch die Materie erfüllt . Das Unendliche welches sich 35 endlich macht soll nun der Raum seyn . 18 gütiger] Hu : unbegreiflicher 22–23 daher muß 35 … setzen .] Hu : und wenn wir denken sind wir uns bewußt dass das Allgemeine durchaus das Besondere in sich faßen muß . 33 Punkte] Hu : Punkten

einleitung

5

10

15

20

25

501

Die Bestimmung Endlichkeit ist nicht getrennt von der der Unendlichkeit , was in der That besteht , ist die Einheit von Endlichkeit und Unendlichkeit . Wenn wir sagen Gott , so ist dieß ein Abstraktum , ein Subjekt unserer Vorstellung , dieß ist aber nicht der wahrhafte Gott , nur indem er Geist ist , ist er Subjekt , ist Gott . Einheit des Allgemeinen und Besonderen das ist der Begriff . Spekulativ denken heißt alles Entgegengesetzte , das an der einseitigen Abstraktion | nicht haften bleibt zusammenfassen und so wollen wir von dem Begriff noch zwei Seiten betrachten in Rücksicht auf Erkenntniß der Natur . Erstens die des s u bjek t ive n Ve r h a l t e n s , des Denken , des begreiflichen Denken zur Natur oder was wir thun indem wir die Natur begreifen . Zweitens , daß die Natur überhaupt begriffen , in ihrer Wahrheit gefaßt werde , das objektive Verhältniß . Wir sagen die Natur sei ein Problem , obgleich sie offen und klar vor uns da liegt , wir kennen ihre Gesetze , ihr Inneres , und doch ist sie ein Räthsel . Die Bedeutung von diesen Gesetzen , diesem Allgemeinen , das Wesen der Erkenntniß der Naturdinge ist für uns noch nicht vorhanden . Was ist diese Bedeutung ? Sie ist allein durch den Begriff gegeben , der Begriff der Natur ist selbst nur die Bedeutung . Indem der Geist die Natur betrachtet , will er sich gegen sie be|freien und in ihr , der Geist will in ihr bei sich selber sein . Geist ist das Allgemeine , Natur das Besondere , in diesem Besonderen will er bei sich selber sein , will als Begriff sein , so wird er frei , unfrei ist , sich auf ein Anderes seiner selbst beziehen . Ich will mich in der Natur erkennen , Adam und Eva ist Gebein von meinem Gebein , Fleisch von meinem Fleisch , ebenso die Natur . Die Frage ist nun , was bin ich , der ich mich in der Natur erkennen will . Die höchste Spitze des Geistes ist das Ich und auch das Oberflächlichste in jedermans Munde . Ich , dies Ich ist der einfache Begriff des Geistes , der Begriff von irgend etwas , der Begriff existirt nicht für sich . Allein es ist aber doch ein Punkt wo der Begriff für sich selber als Begriff existirt , nicht mehr als Begriff von etwas , sondern der existirende

30

2–3 Wenn wir sagen] Hu : Gott ist der ewige Proceß , seine Bestimmung ist ein Anderes zu setzen , 4 ist Gott .] Hu : Nur wenn er durch die Bewegung durchgegangen ist , ist er Gott . 6–7 heißt alles … zusammenfassen] Hu : ist also als die Einheit der Unterschiede aufzufaßen , des Unendlichen und Endlichen . Diess ist also die abstrakte Natur des Begriffes . 13 doch ist … Räthsel .] Hu : aber wir begnügen 35 uns nicht damit , und wollen wie schon gesagt das Innere des Innern haben . 20–21 sich auf … 26–27 der Begriff1 … sich .] Hu : 35 beziehen] Hu : mit einem Andern als solchen zu thun haben Wenn wir sagen Begriff so haben wir zugleich eine Vorstellung von E t w a s , so wie hier von Geist so ist es uns nicht vorstellung , als wenn der Begriff selbst für sich existire , sondern das Etwas .

30 seinen Sohn . Nur in den Andern ist er frey bey sich selbst , in Geiste[ .] – Sagen wir

32 des] Hu : das

63Gr

64Gr

502 65Gr 36Hu

66Gr

67Gr

37Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Begriff . | Dieß ist Ich . | Ich ist ganz allgemein , schlechthin abstrakt , wenn ich sage Ich , so lasse ich damit alle übrigen Bestimmungen , Besonderheiten , denken , Hören , Sehen pp weg . Ich bezieht sich nur auf sich selber , es ist leer von allen weiteren Bestimmungen . Jeder heißt Ich . Ich ist nur mit sich identisch , einsam für sich sein , bei sich sein , vollkommene Leerheit . Wenn ich sage , ich , so meine ich nur mich mit Ausschluß alles anderen , vollkommene Einzelnheit , zugleich aber auch das unendlich Bestimmte nach allen Seiten , ich meine Alles darin , alle Qualitäten pp[ .] Und diese Einheit , vollkommene Allgemeinheit und vollkommene Einzelnheit ist im Ich für sich , dieß ist der Begriff für sich . In allen anderen Weisen existirt der Begriff nicht für sich , ist nicht schlechthin frei für sich . Wenn ich sage , ich will die Natur erkennen , | so heißt dieß , ich will mich darin erkennen , fi nden , dieß ist das Innere der Natur . Ich will den Begriff darin fi nden , Ich ist der Begriff . Aber in der Natur ist der Begriff als Anderes Meiner und nicht in dieser freien Existenz , die er für sich hat . Dieß ist die nähere Bestimmung dessen , wenn man sagt der philosophische Geist befreit den Geist , die Erkenntniß giebt den Menschen die Freiheit , die konkrete Freiheit ist nicht Flucht vor dem Anderen , sondern ein sich darin finden , erhalten . Dieß ist also Zusammenstimmung des Geistes und der Natur . Indem ich sie begreife , erkenne ich den Begriff oder mich nach meinem konkreten Wesen und um dieß ist es in der philosophischen Naturerkenntniß zu thun . Spinoza sagt : Alles ist zu betrachten in der Form der Ewigkeit . Diese Ewigkeit ist der Begriff . Dieß ist die wahrhafte Versöhnung des Menschen mit der Natur , sie ist | kein Anderes mehr , ihr Wesen ist das gleiche mit mir . 2 . D ie o bjek t ive S e it e . Wir wollen die Natur erkennen , was sie wahrhaft an und für sich ist . Was ist nun das Wahre ? Wenn wir sie begreifen , ist dieß die Wahrheit ? Der Begriff ist selbst die Wahrheit nicht , er ist blos ein Wahres . Wir wollen Wahrheit , was ist Wahrheit ? Wahrheit ist die Uebereinstimmung meiner subjektiven Vorstellung mit dem Gegenstande , hat die Vorstellung denselben Inhalt , dieselben Bestimmungen die im Gegenstande sind , so ist sie wahr . Dieß ist die unmittelbare Vorstellung die in unserem Bewustsein liegt . | Diese Vorstellung ist so wahr nach ihrer Beziehung auf den Gegenstand , dieses Sein von Wahrheit ist ein subjektives , d . h . die Vorstellung ist so , was sie ist , ist dem gemäß . Ein solcher Inhalt hat das Praedikat von Wahrheit nur durch seine

5

10

15

20

25

30

35

1 Ich 2 ] Hu : Ich gehe auch hinaus aus dem Abstrakten , zum Denken , Wollen , Vorstellen . Diess ist der concrete sich realisirende Begriff . Ich 12–13 Ich will … Begriff .] Hu : mich als den freien Begriff 35 26 Der Begriff … Wahres .] Hu : Der Begriff ist selbst das Wahre , die Wahrheit , nicht eine Wahrheit . 20 sagt :] Gr : sagt .

einleitung

5

10

15

20

25

30

503

Beziehung auf | mich und durch meine auf ihn . Dem Gegenstande selbst geht diese Bestimmung von Wahrheit nichts an , sondern nur meiner Vorstellung , meiner Beziehung auf diesen Gegenstand . In der philosophischen Erkenntniß dagegen , soll das Wahre es nicht blos für mich sein , d . h . das Objekt selbst soll wahr sein . Von der Wahrheit im ersten Fall kann man eigentlich nur den Ausdruck Richtigkeit gebrauchen , ich kann so eine ganz richtige Vorstellung von etwas haben , was objektiv ein Unwahres ist . Wahr im objektiven Sinn , heißt nicht die Uebereinstimmung der Vorstellung mit dem Gegenstande , sondern desselben mit sich selbst , daß derselbe , was er ist , dem Begriff gemäß ist . Realität ist der Leib , Begriff die Seele . Wenn die Sache ihrem Begriff nicht entspricht , so ist sie in sich etwas Unwahres . So etwas nennen wir auch schlecht . Ein schlechtes Haus , | der Gegenstand soll Haus sein , dieß ist sein Begriff , aber seine Existenz ist gebrochen , zerrissen , es ist ein schlechtes Haus . Wenn der Staat , seinem Begriffe nicht entspricht so hat er eine unwahre schlechte Existenz . Ich kann eine richtige Vorstellung von etwas haben , aber das , was ich weiß ist ein Unwahres . Das Objektiv-Wahre zu erkennen , ist der Zweck philosophischer Erkenntniß . | In der Natur überhaupt kommt es nicht zur absoluten Wahrheit , nur im Geiste , aber deswegen ist in der Natur nur von relativer Wahrheit die Rede . In Allem was wir erkennen muß diese Uebereinstimmung diese Einheit in sich selbst , für uns sein , wir müssen alles nach seiner Wahrheit erkennen . Die Sphäre in der diese Wahrheit ist , kann eine endliche sein , aber in ihrem Kreise muß sie als wahr erkannt werden . | Der Begriff ist überhaupt das Wahre , das mit sich Identische . Eine unwahre Existenz , über haupt die ein Endliches ist , ist nun diese , die nur eines der Momente des Begriffs in sich darstellt . Eine solche Existenz repräsentirt nur in ihrem Dasein , nicht in ihrem Begriff . So die endlichen Weltkörper , sie sind nicht für sich zu verstehen , sondern nur mit den anderen zusammen genommen , der Begriff ist dann erst vollständig . Die Sonne ist nur ein Moment des ganzen Begriffs , sie kann nur verstanden werden

10 Realität ist … Seele .] Hu : Der Leib kann keine andere Bestimmung enthalten als die durch die Seele gesetzte . 13 Existenz ist gebrochen] Hu : Existenz , seine Mauern sind zerbrochen 14 Staat ,] Hu : Staat , die Sittliche Einheit , 14–15 unwahre schlechte Existenz .] Hu : unwahres in 35 sich selbst . Der Begriff Gott ist das Wahre , alles endliche ist unwahr – wie plato sagt : Gott ist das 35 unsterbliche Lebendige , deßen Seele und Leib in einsgebohren sind (συμπεϕικοτα)[ .] Das ist die Wahrheit mit sich selbst[ .] 24 das2 ] Hu : das in seinen Momenten 26–27 ihrem Dasein … ihrem Begriff ] Gr : seinem Dasein … seinem Begriff der Zeile mit Bleistift ergänzt 36 seinen] Hu : seinem

28 sind in Gr über

68Gr

69Gr

38Hu

70Gr

504

71Gr 39Hu

72Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

indem zugleich Planeten , Trabanten pp erkannt werden . Die Sonne in sich frei ist ein Unwahres , der Begriff , das Wahre ist das ganze System . Der Nordpol kann nicht verstanden werden ohne den Südpol , sie sind eine untrennbare Einheit , dieß ist die Identität des Begriffs und doch sind beide von einander verschieden . Im Nordpol ist der | Südpol , und in diesem jener , aber nur im Begriff . Sie sind | Existenzen , die in sich den Begriff wohl haben , aber ihn nicht ganz erfüllen . Sie sind nicht dieß , was im strengen Sinn Wirklichkeit heißt , nur das ist wirklich , was dem Begriff gemäß ist . Nordpol ist ein Widerspruch weil er der ganze Begriff ist und seine Existenz doch nur die eine Seite , ebenso die Sonne . Ein schlechter Mensch , schlechter Staat ist eigentlich ein Wirkliches , ist aber in seiner Existenz ein Anderes als in seinen Begriff . Das Wahre kommt in jeder Sphäre auf verschiedene Weise vor , nur der Begriff ist das Wahre , weil er das mit sich selbst Übereinstimmen ist . Wenn wir also die Natur erkennen , begreifen , so erkennen wir das objektiv Wahre . Der Begriff ist der Richter , der entscheidet , was das Wahre sei . Die schlechten | Existenzen , sind der Begriff in einem verkümmerten Dasein . Wenn wir dieß näher bestimmen so ist das Wahre eigentlich dasjenige , was die Idee genannt wird . Begriff ist diese Einheit , die Subjektivität , dieß unendliche für sich Sein . Ich , das Einzelne , ist diese untrennbare Einheit und zugleich doch verschieden . Im Begriff aber sind diese Unterschiede noch ideell , sie sind verschwindend , die Einheit ist gleichsam noch zu groß . Der Zweck aber ist , daß dieser Unterschied auch zu seinem Rechte komme , daß das Unterschiedene als verschieden gesetzt werde , d . h . die Realität des Begriffs , das Moment des Begriffs in der Form des Andersseins , des scheinbaren Auseinander , getrennt , selbstständig , Nordpol und Südpol . 3 Der] Hu : Begriff in seinen Momenten und Einheit dieser Momente ist nur wahr . Eine Saüre ist nicht zu verstehen ohne Basis – sie sind Momente eines Begriffes – zusammen sind sie Begriff , obgleich relativer . Der 10–11 Ein schlechter … Begriff .] Hu : Einen schlechten Menschen kann man nicht wahr nennen , denn seine Existenz ist etwas anderes als sein Begriff . Dieses Wahre müßen wir in der Naturphilosophie erkennen . 12 vor ,] Hu : vor 1º das eine Mal scheinen die Momente die zu einem Ganzen gehören eine Selbststaendigkeit zu haben . 2º erst zusammen machen sie eine Wahrheit , eine wahrhafte Existenz – bilden einen Begriff . So die Farben , gelb , blau , roth , einzeln betrachtet sind unwahre Existenzen – sie sind so nur einzelne Momente des ganzen Begriffes . 15 Begriff ] Hu : Geist 18 Idee genannt wird .] Hu : Idee . Begriff und Idee sind unterschieden . 19–20 Sein . Ich , … verschieden .] Hu : sein[ .] – Die Unterschiede , die Bestimmungen in ihm sind ungetrennt , sind ideell . Ich-bin schlechthin eine Einheit – das ist der Begriff 21 gleichsam noch … groß .] Hu : zu stark – so z . B . das Bewustsein und Ich – Ich ist Bewustsein – der Gegenstand ist wieder Ich – es ist also ein formeller Unterschied zwischen Ich und Bewustsein . Es ist die unendliche Gleichheit mit sich selbst . Es ist das reine Licht , der reine Aether . 30 vor] Hu : vor ( folgt : am ?)

36 ungetrennt] Hu : unegtrennt

37 Ich 2 ] Hu : Iich

5

10

15

20

25

30 30

35 35

40

einleitung

5

10

15

20

25

505

Die | subjektive Einheit des Begriffs | entläßt die Momente zur Gestalt selbstständiger Existenzen . Diese Existenzen sind schwer , sie wollen nach ihrem Centrum , die Einheit schließt sie von sich aus , so kommt sie zu einer Mannigfaltigkeit von Existenzen , dieß ist das Leibliche , das Körperliche , der Begriff aber ist die Seele , nach dieser sehnen sie sich . Hier ist realer Unterschied , und doch Einheit des Begriffs mit seinen Momenten . In der Naturphilosophie sollen diese Existenzen erkannt werden , nach den Momenten des Begriffs , die sie repraesentiren . Die Existenz ist nur wahr , in so fern sie in der Herrschaft des Begriffs bleibt , unwahr ist sie in sofern durch Anderes die Realität bestimmt wird , nicht durch den Begriff . | Der Begriff legt sich so aus einander , diese Auslegung ist die Realität . Dieß ist die Idee , Begriff ist die reale Idee . Alles , was wirklich ist , ist in der Idee , nur die Idee ist das Wirkliche . Was seiner Idee nicht gemäß ist , hat zwar Existenz krankt aber in sich . Indem nun die Natur unser Gegenstand ist , entsteht die erste Frage , i s t d ie N a t u r n o t hwe n d i g ? In der Philosophie können wir nicht davon ausgehen , daß die Natur vorhanden sei , wir müssen beweisen , warum die Natur vorhanden sein muß . Die Frage kann auch so gefaßt werden , warum hat Gott die Welt erschaffen ? | Wie kam Gott , der schlechthin Unendliche , zu dem Endschlusse eine Welt d . h . ein Reich der Endlichkeit hervor zu bringen , sich selbst zu bestimmen zu einem Endlichen , zu einem ihm schlechthin Ungleichen . | Die Religion fragt nicht nach diesem Warum , sondern erzählt einfach , im Anfang schuf Gott die Welt . Man kann nach der Reflektion noch hinzusetzen , es sei Gottes ewiger Rathschluß gewesen . Nun kann man aber fragen , warum hat Gott die Welt gerade

2 Existenzen 2 ] Hu : Existenzen schauen aber in den Begriff , als in ihr Centrum . 5–6 Einheit des … Momenten .] Hu : Einheit mit dem Centrum , den Begriff . Die Unterschiede haben keine Qualitaet als nur die die ihnen durch den Begriff gegeben ist . 11 diese Auslegung … Realität .] Hu : 30 das ist die scheinbare selbstaendige Existenz – die aber nur die Bestimmtheit in den Begriff hat , die 12 Idee ,1] Hu : Idee – sie ist nicht Jenseits 14 krankt 30 nur in ihm und durch ihn gehalten wird . aber … sich .] Hu : Was krank ist , verkümmert was eine lügenhafte Existenz hat das ist unwahr . / So sind wir an den Uebergang zum Begriff der Natur gekommen . Die Entwiklung der Idee in sich selbst , das Logische , das An und Für sich , das Leben Gottes vor der Er schaffung der welt ist da . Die Idee entschließt sich selbst zur Natur , die Welt zu er schaffen . 16 n o t h we n d i g ? ] Hu : noth35 wendig ist . In der Geometrie sagt man nur e s g i e b t z . B . einen Raum , in der philosophie aber hat das e s g i e b t keine Autoritaet . 19 Die] Hu : Dieser Uebergang , dieses Werden der Natur liegt uns im Rücken – macht den Schluß des Logischen[ .] – / § 191 . Die 20 Unendliche] Hu : Unbedürftige 25 gewesen .] Hu : sey – ein unbegreifliches[ .] 30 ihn] Hu : ihm

36 dieses] Hu : dieser

40Hu 73Gr

74Gr

41Hu 75Gr

506

76Gr

77Gr

42Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

so gebildet ? Was hat Gott vorher gethan ? pp diese Fragen sind unnütz , müßig . Von endlicher Zeit , und Raum , kann in philosophischen Sinne nicht die Rede sein . Wir haben wohl eine Zeit , diese aber ist eine Erscheinung am Endlichen , die philosophische Betrachtung ist eine zeitlose Betrachtung , eine Betrachtung des Zeitlichen aber in seiner Wahrheit . Man sagt Gott ist , man sagt ferner er ist gütig , gerecht , weise , wissend , dadurch spricht man Bestimmungen von Gott aus , man giebt Gott Namen , diese Bestimmungen haben aber nur Beziehung auf die Welt auf das Endliche . Die Orientalen sagen , Gott | hat viele Namen , zugleich haben indische Philosophen gesagt , Gott habe diese Namen erst erhalten , seit Erschaffung der Welt , d . h . es sind Bestimmungen die ihm erst zu kommen in Beziehung auf die Welt . Indische Philosophen haben zugleich gesagt , es werde eine Zeit kommen wo Gott nur einen Namen haben werde . In unserer Vorstellung haben wir Gott zuerst unbestimmt , dann vielfache Bestimmungen , da er nur Eine werden soll . Diese Eine , welchen Namen sie immer haben mag , wäre eine Unendliche ; diese Bestimmung muß aber Gott gleich sein und darum sich selber identisch sein . Gott bleibt in diesen Unterschieden er selbst , er ist Totalität für sich , doch unter schieden und soll es sein , er ist Idee . Diese Idee Gottes ist in dreierlei Form zu fassen , in die Form der Allgemeinheit , der Einzelnheit und der Besonderheit . | Die Form der Allgemeinheit ist das was man Logos genannt hat , der ewige Sohn Gottes , das sich von Gott Unterscheidende , das aber doch in der Einheit mit ihm bleibt . Dieß ist das eine Extrem , das andere ist die zweite Form , die der Einzelnheit , des endlichen Geistes überhaupt . Einzelnheit enthält die Bestimmung der unendlichen Rückkehr in sich selbst , ist aber zugleich bestimmt als endliches . Diese Einzelnheit , Mensch ,

5

10

15

20

25

5 Wahrheit .] Hu : ewigen Wahrheit – nach seiner Idee – ewigen Bestimmung . / Worauf es hier ankommt wollen wir kurz zusammenfaßen . 7 Namen ,] Hu : Namen wie die Orientalen , die behaupten Gott koenne nur durch Namen ausgesprochen werden . 9 gesagt] Hu : gut gezeigt 30 11 Indische] Hu : Solche Bestimmungen kann man in’s Unendliche fortsetzen , aber sie sind immer nur Endlichkeiten . Die Jüdischen 15–16 eine Unendliche ; … sein .] Hu : eine concrete , alles in 30 sich enthaltende , welche Gott gleich sey , wo die verschiedenen Bestimmungen mit sich identisch sind . / Diese Bestimmungen , weil es Bestimmungen Gottes sind , | müßen aber als eine göttliche Totalitaet gesetzt werden . Das Unterschiedene soll unterschieden seyn , ist aber zugleich Bestimmung der Idee , so ist der Unterschied des Unterschiedenen selbst Idee . 17–18 er ist … Idee .] Hu : Diess ist eben die Totalitaet der Idee . Das Unterschiedene soll bestehen , aber es soll göttliche 35 Bestimmung der Idee seyn . 20 Die Form … ist] Hu : Die Totalitaet der Idee in der Form der Allgemeinheit ist so gefaßt , dass sie in ihrem Unterschiede zugleich in der Einheit als unmittelbar enthalten in der Idee selbst bleibe . Diess ist 27 Orientalen] Hu : Orientaler

28 behaupten] Hu : bechaupten

einleitung

5

10

15

20

25

30

507

ist dieser Mensch mit Ausschluß aller anderen . Dieß ist unmittelbar in Einem als göttliche Idee gefaßt , in Christus , der zugleich vollkommen Mensch ist . Die dritte Form ist die der Besonderheit , die Idee als Natur , sie liegt zwischen jenen beiden Extremen . Diese Form ist die erträglichste für den Verstand , denn die Idee ist hier nicht gesetzt als für sich existirend , nicht in der Form der Einzelnheit , nicht als im | objektiven Widerspruch , aber die unendliche freie Idee und die Einzelnheit der Natur , das ist der Widerspruch der an sich selbst ist , hier ist die Idee als anderes , auch dieß ist ein Widerspruch , aber er erscheint als eine ruhige Form in der die Idee ist . Wenn das Einzelne | in der christlichen Religion als Christus erscheint , so ist dieß harte Zumuthung für den Verstand , aber es ist ja darin Aufheben in Vernichten dieses Widerspruchs in seinem Leiden , Sterben , Auferstehen mit gesetzt . Die Natur ist das Andere der Idee , der Sohn Gottes , aber als das Andere der Gottheit , der abgefallene Sohn , der in der Bestimmung des Anderen verharrt . Es ist dieß ein unwahres Moment , das Moment des Andersseins , außer Gott , außer der Liebe , außer der Rückkehr , noch vor dieser , ist hier nun auf einen Augenblick festgehalten . Die nächste Frage ist , weil nun das Mo|ment des Andersseins ein unwahres ist , wie muß die Versöhnung , die Rückkehr zum Geist erfolgen . Die absolute Versöhnung im Geist für sich seiend , liegt außerhalb der Natur , die innerhalb ihrer vollbracht werden kann ist denkende Naturbetrachtung und diese hat zwei Momente . Erstens , daß die Natur an sich selber der Weg ist zum Geist zu gelangen , sich an sich bewegend , ihr Anderssein aufzuheben , zweitens daß an jeder Stufe der Begriff , diese Ebenbildlichkeit der Idee erkannt , in jeder Gestallt als vorhanden gesehen wird . Wenn wir die Natur entfremdet mit dem Begriff betrachten , so sehen wir sie an wie der Verstand den Leichnam , so daß ihr Inhalt auseinanderfällt , daß ihre Momente verkörpert sind . Für den Sinn , nicht für die Sinne ist die Natur lebendig , er ahnet und schaut das Leben in ihr und er bringt diese Weise mit in seine Naturbetrachtung . | Es ist aber nicht die | geistige Versöhnung , die bis zur Bestimmung des Lebens fortgeht , der Begriff vollbringt sie und dieß , die Idee in der Natur zu erkennen . Vor den Sinnen und dem Verstande ist die Idee ein unbekanntes Inneres , ein Unbegreifliches .

35 16 vor dieser ,] Hu : vor der Rückkehr zu sich ; das abstrakte Moment ist also wesentlich , aber nur

in der Form um sich aufzuheben , 23 aufzuheben ,] Hu : aufzuheben , wie sie nur der Proceß ist . … sind .] Hu : außereinander gefallen ist , so dass das Allgemeine und die Besonderheit gegenüber stehen . 28–29 er bringt … Naturbetrachtung .] Hu : dieser Sinn bringt die Versöhnung in seiner Weise hervor . 31 in der … erkennen .] Hu : erkennen , wie sie in der Natur ist , aber auch für sich , indem der Begriff dort nur einen Augenblik verweilt .

35 27 auseinanderfällt , daß

78Gr

43Hu

79Gr

44Hu 80Gr

508

81Gr

§ 192 .

45Hu

82Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Es kommt auf diese Grundbestimmung an , daß das Allgemeine , nicht als ein abstrakt Allgemeines aufgefaßt werde , aus dem ein Anderes hervor geht . Das Wahre ist die Thätigkeit , Gott ist die unendliche Aktivität oder die Einheit des Endlichen und Unendlichen selbst . Das Allgemeine was nur ruht ist nicht wahres . Die Unendlichkeit ist die Einheit des Endlichen und Unendlichen . So die Natur zu betrachten ist die Absicht der Naturphilosophie . Schelling hat die Natur , eine steinerne Intelligenz genannt , eine Idee die außer sich gekommen ist , wo das Auseinander das | Herrschende bleibt , aber es ist nicht so ein verstorbener Gott , es sind schreiende Steine , die sich aufheben wollen zum Geistigen[ .]

5

10

II . Begriff der Natur . § . 192 »Die Natur hat sich als die Idee in der Form des Andersseins ergeben . Da in ihr die Idee als das Negative ihrer selbst oder sich äusserlich ist , so ist die Natur nicht nur relativ aüsserlich gegen die Idee , sondern die Äusserlichkeit macht die Bestimmung aus in welcher sie als Natur ist .« Wenn wir so sagen die Natur ist die Idee , uns | äußerlich , so wissen wir daß sie außer uns ist , das Weitere ist dann daß dieß als eine relative Bestimmung erscheint , die die Natur nichts an geht . Das Haus ist Haus ob ich darin bin oder nicht , ebenso ist die Größe eine relative Bestimmung . Wenn es aber ferner heißt , »die Äußerlichkeit macht die Be|stimmung aus von dem was Natur ist« , so ist die Natur nicht blos äußerlich , sondern sie ist eben nur Natur , weil sie außer uns ist , uns , dem Geist , und darum ist sie , was sie ist . Die Äußerlichkeit ist so objek-

1 an ,] Hu : an , wie das Hervorgehen der Natur aus der einzigen Idee zu betrachten ist . 3 ist die Thätigkeit ,] Hu : ist die Einheit der Unterschiede mit sich selbst oder diese Thaetigkeit , Subjektivitaet . 4 ruht] Hu : ruht , die Substanz 5 Die Unendlichkeit … Unendlichen .] Hu : Wenn wir die Bestimmung dieser Thaetigkeit entwikeln , müßen wir von Abstrakten ausgehen . Es ist ein Uebergang vom Andern zum Andern gesetzt . Diese Absolut Anderen sind nichts Wahres . Idee ist die Wahrheit des Endlichen und Unendlichen . Der Unterschied ist momentan nur , aber ein Anderes , und bleibt in der Idee , ist also Totalitaet der Idee . 7 steinerne Intelligenz] Hu : versteinerte , gefrorene Intelligenz , aber unpaßend . 9 Gott , es … Steine ,] Hu : Gott , der erstarrt da bleibt , sondern die Natur ist dieser ewige Proceß in sich zu gehen , 11 Natur .] Hu : Natur § 192–195 . / E i n t h e i l u n g d e r N a t u r § 19 6 . 19 ebenso ist … Bestimmung .] Hu : Daher ist es möglich diess als eine bloß Subjektive Vorstellung zu nehmen , als eine relative , wie bey der Bestimmung groß und klein , wo der Gegenstand bleibt was er ist , ich mag ihn groß oder klein nennen . 17 außer] Gr : äußer 18 Natur in Gr mit Bleistift am Zeilenende ergänzt 20 ist«] Gr : ist dem] Gr : (uns verbessert in Uns ?) , ist der 27 Absolut] Hu : Abolute 31 die] Hu : sie

15

20

25 25

30 30

22 uns , 35 35

einleitung

5

10

15

20

25

509

tive Bestimmung . Der Geist ist die Idee für sich , die Natur ist nur Idee an sich . Äußerlich keit macht also die Bestimmung der Natur aus . Im folgenden § ist dieser Begriff von Äußerlichkeit noch näher bestimmt . § 193 »In dieser Äußerlichkeit haben die Begriffsbestimmungen den Schein eines gleichgültigen Bestehens und der Vereinzelung gegeneinander ; der Begriff ist deswegen als Innerliches . Die Natur zeigt daher in ihrem Dasein keine Freiheit , sondern Nothwendigkeit und Zufälligkeit .« Die Idee ist konkret in sich , bei sich selbst , ist frei . In sofern sie aber in der Form des Außersichseins ist , hat die Idee konkreten Inhalt , fällt in das Wesen herunter ausein|ander zu sein , die Theile vereinzeln sich gegeneinander , es wird ein unendliches Nebeneinander . Alle Bestimmungen der Idee haben dann hier die Form daß jede für sich ist . Die Natur ist das Reich der Endlichkeit , der Besonderheit , die Sonne ist selbstständig , ebenso der Planet , jedes steht einzeln für sich . Erst im Leben kommt es dann zur Subjektivität , zum Gegentheil des Auseinander . Leben ist bei sich sein , ist Subjektivität . Im Leben ist das was wir Organismus nennen nicht mehr auseinander . Die Sonne ist ein Individuum , ebenso die Erde , beim organischen Leben ist unser Herz , unsere Leber kein Individuum , wenn ich die Hand abreiße , so ist sie nicht mehr . Der organische Körper ist zwar noch das Bestehende , aber jeder einzelne Theil besteht nur in dem Subjekt . Es ist dann die Idee die zur Macht wird und in der das Einzelne existirt . Die Materie ist für sich in allen ihren Theilen , jeder noch so kleine Punkt , ist mit Ausschließung | aller anderen , wo a ist , | kann nicht b sein . Es ist vollkommene Unabhängigkeit , jedoch nur scheinbar . Wenn wir die Natur blos mit den Sinnen oder dem Verstand betrachten , so bringen wir durch die Gedanken die Unterschiede der Bestimmungen nicht zusammen , erst der Begriff , die Seele bringt sie zusammen , deswegen ist der Begriff ein Inneres . Der Begriff ist die Hauptsache und daran hält sich die Philosophie .

30

1 Idee an sich] Hu : außer sich gekommene Idee 3 Äußerlichkeit] Hu : Aüßerlichkeit , ist ein ab8 bei sich … frei .] Hu : ist frey , bey sich selbst , die Einheit der Einzelnheit und Allgemeinheit . 14 Planet ,] Hu : planet – und jede pfl anze . 18 unser Herz , … Leber] Hu : die Seele 20 Subjekt . Es … die2 ] Hu : Subjektivitaet , besteht nur im Begriff . So wird die Einheit des Begriffs 27–28 deswegen ist … Inneres .] Hu : Die allgemeine Form der Natur ist nicht nur für uns aüßerlich zu seyn , sondern auch für sich . (Der Begriff ist deswegen als Innerliches darin .) 35 28–510,1 Der Begriff … existirend ,] Hu : Der Begriff ist deswegen als Innerliches in der Begriffslosigkeit alle zu seyn , sich in dem Andersseyn so zu erhalten . Das ist die Hauptsache . Er ist aber in diesen Existenzen ein Wirkliches .

30 strakter Ausdruk ,

1 an] Gr : auf 12 daß] Gr : das Hu : Andersseyns

26 wir in Gr über der Zeile mit Bleistift ergänzt

36 Andersseyn]

§ 194

83Gr

84Gr 46Hu

510

85Gr

47Hu 86Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Er verhält sich außer sich , aber er ist nicht darin existirend , im Leben erst kommt er zur Existenz . Im organischen Körper , als Leichnam ist jeder Theil für sich zu nehmen , er ist aber dann nicht mehr was er soll , im lebenden Organismus ist das Enthaltensein dieser Unterschiede in eins . Die Seele ist nur ein Punkt und doch ist sie an allen Orten meines Körpers , an denen ich fühle . Wenn dieß Außersichsein Wahrheit hätte , so müßte ich so viel Seelen haben , als Punkte an meinem Körper . Die Seele wäre dann nicht Seele , Einfachheit | des Begriffs . Das gleichgültige Bestehen ist nur Schein , der Begriff ist das Wahre , Innere , er erhält sich in diesem seinem Anderssein , er ist frei . z . B . die Farben welche thun , als ob sie sich nicht um einander bekümmerten , und doch ist zu erkennen daß eine nur durch die andere ist . Die Natur ist das Andere der Idee , nicht das relativ Andere , sondern an sich selbst das Andere , Äußerliche . Die Idee ist in der Natur als Begriffslose , als subjektlose , reale , als Sein überhaupt . Diese Grundbestimmung ist die wahrhafte , die Bestimmung welche von der Idee ausgeht . In der Anmerkung zum § 193 ist hierüber mehr gesagt . Das Naturwesen ist von den Alten ausgesprochen worden , | als das Nichtseiende , in der gewöhnlichen Vorstellung klingt es bizarr die Materie , als das Realste als nicht seiend aufzustellen . Diese Behauptung der Alten | erhält ihren Sinn daraus , daß die Natur das Negative der Idee ist , die Idee die sich bestimmt , ein Negatives in sich zu setzen , und so die Natur festgehalten nach dieser abstrakten Bestimmtheit , nach dem wodurch sie sich von der absoluten Idee unterscheidet , ist sie das Anderssein , eben das Negative . Dieß ist der Abfall der Idee , das Unglück des Geistes in diesem Materiellen , Körperlichen eingeschlossen zu sein . In anderer Form fi nden wir dieß bei Jacob Böhm , Gottes erstes Gebot soll die Er schaffung Lucifers des Lichtwesens gewesen sein , dieß soll sich in sich hinein imaginirt haben und so abgefallen sein . Der Sohn Gottes ist in ewiger Einheit

5

10

15

20

25

30

2 zur Existenz .] Hu : so weit es gehen kann , zu seiner Existenz , zu dieser Subjektivitaet . 4 eins .] Hu : Einem . Für die Seele hat die Raümlichkeit keine Wahrheit , sie ist allenthalben gegenwaertig . 30 7 Einfachheit des Begriffs .] Hu : Einheit . – Für die Vorstellung kommt es am schwersten das raümliche Außereinander zu begreifen , und zu glauben dass nur der Begriff wahr sey , nicht aber die Raümlichkeit . 9–11 z . B . die … ist .] Hu : Das ist die philosophische Weise der Betrachtung der Natur sich nicht täuschen zu laßen , dass das Außereinander sich nicht Zusammenhaelt , gerade diess ist das Große des Begriffes sich auch in dem Endlichen zu erkennen . Die Nothwendigkeit ist die 35 Beziehung solcher Unabhaengigen zu einander . 17–18 Nichtseiende ,] Hu : Nichtseyende (der Begriff aber als das αὐτος ὂν) . 28–511,1 haben und … gehalten ,] Hu : habe und böse ward und 9 erhält] Gr : verhält 22 nach dem] Gr : nachdem 27–28 hinein imaginirt] Gr : hinein machinirt vgl . Hu : hineinimmaginirt 33 Das] Hu : Dass 37 αὐτος ὂν) .] Hu : οὐτος ὂν .) .

einleitung

5

10

15

20

25

30

511

gehalten , aber das Andere , festgehalten im Andern , ist das Abgefallene . Diese Bilder welche in noch trüberer , abschreckenderer und wilderer Weise in der orienta lischen Vorstellung vorkommen , haben ihren Ursprung in der ange|gebenen Bestimmung . Die Bestimmung des Außersichseins hat noch eine 2te Form , dieß ist die Form der Unmittelbarkeit des Seins . Die Natur ist , sie ist unmittelbar , innerlich haben wir Trieb , Gefühle , aber nach außen wissen wir zuerst von den Dingen , da gelten sie und erst wenn man reflektirt tritt durch den Gedanken , durch die Vorstellung eine Vermittelung ein . Wenn wir nach den Gründen fragen , so setzen wir ein Vermittelndes ein , der Grund ist es ve r m it t e l s t dessen das Andere ist . Vorstellung , Bewustsein ist selbst so ein Vermittelndes . Es wird ein Erstes vorausgesetzt , worauf sich das zweite bezieht . Die Natur ist unmittelbar , ein primum , so erscheint sie uns , das Natürliche erscheint uns unmittelbar , Reflexion , Denken ist ein Weiteres . Die Schellingsche Philosophie hat diesen Weg genommen und sich deshalb zuerst Naturphilosophie genannt . Die Vorstellung erscheint zuerst | in der Weise der Natur , zuerst sind Elemente , dann Pflanzen , dann Thiere und zuletzt erst der Mensch , die Natur wird so auch der Zeit nach als das Erste , als das Unmittelbare angesehn . Die Frage ist nun , worin hat die Form der Unmittelbarkeit ihren Grund in dem was wir als die Bestimmtheit der Idee gesehen haben . Die Natur ist eine Form des Andersseins , ein Gesetztsein , ein Sein das aber nur Erscheinung ist und keine Wirklichkeit nach der Gestalt der Wahrheit hat . Diese Form der Unmittelbarkeit ist sodann dieß , indem die Natur das Andere , das Unterschiedene der Idee ist , hält es sich einen Augenblick für sich , es | besteht , jedoch nur momentan , nicht wahrhaft . Wahrhaftes Bestehen , Substantialität , ist Bestehen der Idee , an und für sich sein , eben dieß Zurückgekehrtsein in sich , zu sein in konkreter Beziehung auf sich . Das falsche , scheinbare Bestehen ist nur abstrakte , nicht konkrete Beziehung auf sich selbst . Der Unterschied des | wahren und scheinbaren Bestehens , besteht eben darin ob es konkrete Beziehung auf sich , Negation der Negation hat , oder nur eine abstrakte Beziehung[ .]

zum Teufel wurde . Der Unterschied wurde einen Augenblick festgehalten im Sohne Gottes . 7 sie ist unmittelbar ,] Hu : Die Sinnlichkeit ist das unmittelbare Bewustseyn . 8 Dingen] Hu : Dingen 35 als Sinnlichen 10 Gründen] Hu : Zusammenhange und den Gründen des Sittlichen 14–15 das 35 Natürliche … unmittelbar ,] Hu : die Idee ist zuerst in der Weise der Natur , als das erste Unmittelbare . 26 Wahrhaftes Bestehen ,] Hu : Der Geist durch die Negation seines Andern , als die Negation der Negation , ist das Wahrhafte Bestehen . 11 dessen in Gr über der Zeile mit Bleistift ergänzt

87Gr

88Gr

48Hu

89Gr

512

90Gr

91Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Das Sein der Natur ist nur abstrakt , nur augenblicklich , es ist nur ein Gesetztes , dieß ist die Unmittelbarkeit . Zur Vermittelung gehört ein Verdoppeltes , Zweiheit und Rückkehr daraus in sich . Das Unmittelbare hat nicht das Konkrete in sich , es ist nur die abstrakte Beziehung auf sich und dieß ist das Sein . Man muß aber nicht glauben daß der Begriff nur Vermittelung sei , er ist ebenso auch Aufhebung der Vermittelung . Die Natur ist so unmittelbar , es ist der Anfang ; der absolute Anfang , das absolut Erste , Wahre , prius ist etwas ganz anderes . Das Erste ist das Letzte , der wahre Anfang , das Alpha ist das Omega . Die Menschen sind geneigt das Unmittelbare für das wirklich Erste , Vorzüglichste zu halten , das Folgende sei abhängig pp . Es ist aber dieß nur | der falsche Schein , es ist relativ gesetzt mit dem Schein der Identität mit sich , das Wahre ist der Begriff . Diese Unmittelbarkeit täuscht die Menschen , sie glauben der Stand der Unschuld sei vor treff licher als die Weise der Entwickelung des Menschen , das Kind sei mehr wie der Mann . Der unmittelbare Glauben , das unmittelbare Wissen von Gott , die Offenbarung , alles dieß ist die niedrigere , degradirte Stufe des Seins , nicht die höhere . Der Mensch als Geist ist unendlich höher als die Natur , und seine schlechteste Laune besser als das höchste Naturwerk , denn sie ist geistig , die Natur aber kann es nur bis zur Lebendigkeit bringen . Die ersten Religionen waren so Naturreligionen , es wurden Naturkräfte , als das Höchste , Letzte verehrt , diese sind aber natürlich unmittelbar und dieß ist gerade das Band was die Natur verschließt , | das Ungeistige[ .] Die abstrakte Bestimmtheit war das Erste , das Zweite ist der Begriff als Inneres der Natur . Der Geist ist nicht nur an sich die Idee , sondern er ist der als Idee existirt . Bei der Natur ist der Begriff als Inneres . Wenn man sagen muß ihr Wesen ist die Unmittelbarkeit , so muß auch gesagt werden , sie ist auch an sich die Idee , das Höhere ist Idee für sich , Geist . Zur Idee gehört zweierlei , Begriff und seine Realität . Die Frage entsteht , wie ist die Form , der Leib , der Idee angemessen .

5

10

15

20

25

30

49Hu

7 Die Natur … so] Hu : Deswegen erscheint die Natur 8 Letzte ,] Hu : Letzte , die Idee , 12 30 Identität mit sich ,] Hu : Selbstaendigen Bestehens für sich . Dieser Schein ist abstraktes Bestehen , abstrakte Allgemeinheit . 22 gerade] Hu : gerade das Leiden 26 auch an … Idee] Hu : Natur nicht nur Idee an sich , sondern sie existirt auch darin , aber in der weise des | Anderswerdens indem 35 die Natur bloß das Vermittelte derselben ist um zu sich selbst wieder zum Geiste zurückzukehren 28–29 Realität . Die … angemessen .] Hu : Realitaet also die Seele und der ihr paßende Leib . Wie 35 ist der Leib nun beschaffen ? Darin faellt die Form in der die Idee als Natur ist : 33 Anderswerdens] Hu : Anderswerden / Anderswerdens

einleitung

5

10

15

20

25

513

In dem Geiste ist der Begriff sich selber Gegenstand . Ich weiß von mir , ich ist der Begriff , ich hat einen Gegenstand , der bin aber ich selber . Was ich innerlich bin , bin ich hier auch äußerlich in der Weise der Existenz . Dieß ist so in jeder Anschauung , indem ich mir einen Gegenstand vorstelle | ist er auch in mir und so ist dieß in mir Qualität , ich habe mich in jeder Anschauung , ich bin meine Realität , bin für mich , so ist der Begriff für sich . In der Natur ist er auch , er ist das Centrum , aber Centrum und Peripherie , Realität des Begriffs sind verschieden . Diese Realität hat die Bestimmung der Äußerlichkeit , des Andersseins . In dem Geiste aber , und je freier er ist je mehr , ist die Realität ihm gleich , er hat sie durchdrungen , hat sie dem Begriff gleich gemacht . Dieß ist der Widerspruch der Natur , dieß Auseinandersein der Idee und der Realität . Der Begriff ist frei in dem was er begriffen , in der Realität der Natur ist er ein anderes , unfreies , unverdautes . In der Natur ist der Begriff nur ein Inneres . Der Begriff soll selbst die Realität sein , in der Natur ist er aber nur eine Seite , die andere ist die Seite des Äußerlichen und | daher ist er endlich[ .] Diese Äußerlichkeit ist nur Form , der Begriff erscheint nur in ihr , es ist non ens , Sein was nur Schein ist , ferner aber Erscheinung und zwar Erscheinung des Begriffs . Das Äußerliche hat nur | wahrhaftes Bestehen durch das Subjekt , den Begriff , er ist Meister , es ist die Weise wie er real ist . Diese Äußerlichkeit abstrakt , ist rein das Nichts , sie ist aber auch Affi r mation , Seeligkeit der Natur , Vernünftigkeit der Natur , dieß ist das Durchscheinen des Begriffs . Die nächste Weise wie der Begriff sein Recht zeigt ist die Ve r g ä n g l ich ke it , die Zufälligkeit des Äußerlichen , und zugleich zeigt er dadurch daß das Äußerliche der Leib ist der den Begriff zu seiner Seele hat . Alle Existenz , Sonnensystem pp ist Leib in dem die Seele wohnt , aber in einer Realität die ihr einerseits angemessen , andererseits unangemessen ist , denn der Begriff mani|festirt sich darin nicht als er selbst , nicht wie er ist . Diese Unangemessenheit ist die Ursache ,

30

5–6 Anschauung , ich … sich .] Hu : Anschauung . Deshalb bin ich die bewußte Idee , wo Realitaet 10 gemacht .] Hu : gemacht . Der Begriff ist das Subjektive freie , was darin ist , das hat er aßimilirt , verdaut . Widerspruch] Hu : Unglück 13–14 Der Begriff … sein ,] Hu : Der Geist weiß sich , ist Selbstbewußtseyn in allem Bewustseyn . 16 Diese Äußerlichkeit … Form] Hu : Die Naturphilosophie soll erkennen dass diese Aüßerlichkeit nur eine Form ist , aber dem Begriff gemaeß . Es muß dann dabey diess festgehal35 ten werden , dass diese Aüßerlichkeit nur Form , ein Gesetztes ist 22 Begriffs] Hu : Begriffes der Naturgesetze 23 sein Recht] Hu : seine Macht 28 nicht als … ist .] Hu : nicht durch sich selbst . Das ist aber auch die Innerlichkeit der Natur , deswegen kann man die Natur erkennen . – Nur im Geiste ist der Begriff wie er seyn soll . Der Begriff legt sich gleich auf der Oberfl äche dar .

30 und Begriff identisch sind ; Realitaet ist Gegenstaendlichkeit .

12 in dem] Gr : indem

92Gr

93Gr

50Hu

94Gr

514

95Gr

51Hu

96Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

daß Alles auseinanderfällt , was in der Wahrheit des Begriffs zusammenhängt , dieserhalb hat die Natur keine Freiheit , sondern nur Zufälligkeit . Eine eigenthüm liche Form des Begriffs in der Natur sind die G e s e t z e , sie hängen von Begriff ab . Es sind z . B . bei den Gesetzen über die Bewegung der Himmelskörper , nicht solche Körper , und diese haben Bewegung , Gesetze . Das Gesetz der Freiheit ist nicht solch eine äußerliche Regel , sondern vernünftige Willensbestimmung . Ebenso ist der Begriff , das Innere der Dinge wesentlich selbst substantiell . Das Allgemeine in seiner konkreten Beziehung ist die wahrhafte Substantialität der Dinge . Der Begriff ist denn auch real und seine Weise ist Äußerlichkeit , die Bestimmungen der Äußer|lich keit sind durch den Begriff , er ist das Regierende . Die Bewegung der Himmelskörper und die nähere Form derselben ist Gesetz . Die Erscheinung der Bewegung ist durch den Begriff bestimmt , aber hierdurch ist keineswegs gesagt , daß der Körper sich zu einer gewissen Zeit gerade an einen gewissen Punkt seiner Bahn befi ndet , dieß ist nicht im Begriff , in demselben ist nur daß er sich bewegt , d . h . daß er an jeden Augenblick an einer anderen Stelle ist , als an der wir ihn sahen . Der Begriff ist hier das Determinirende . Die nächste Form wie der Begriff an der Äußerlichkeit erscheint , ist die der No t h we nd i g ke it , die Natur ist ihr unterworfen . sie hat keine Freiheit . der Nothwendigkeit , setzt man | die Zufälligkeit entgegen und beiden die Zweckmäßigkeit . Was ist die Nothwendigkeit der Natur ? Die Natur Existenzen oder individuelle Existenzen , | Existenzen als Qualität haben die Grundform der Selbstständigkeit , der Äußerlichkeit , des Auseinanderseins , der Gleichgültigkeit gegen einander . Pflanze , Baum , Planet und Sonne bestehen nebeneinander . Dieß Auseinander ist aber nur Schein , es ist die Natur in einen einseitigen Moment auf gefaßt , der Begriff ist der Meister , er hält wesentlich zusammengebunden , was so vereinzelt erscheint , und dieß ist dann Nothwendigkeit . Die Untrennbarkeit von Unterschiedenen , die zugleich selbstständig existirend zu sein

5

10

15

20

25

30

3–8 Eine eigenthüm liche … substantiell .] Hu : Der Begriff ist nun als das Wahre Substanzielle Seyn im Menschen betrachtet worden . Man sagt dass dem Menschen das Gesetz angeboren ist . Diess haengt ganz vom Begriff ab . Das Sittliche Gesetz zB . ist nicht so eine aüßerliche Form , sondern es ist die Entwikelung , die Substanz der Individuen selbst . 9 Der] Hu : Für unser Gefühl , Anschau- 35 ung etc leistet die Materielle Substanz Wiederstand . Das Sinnliche der Dinge ist das Erscheinende , 35 Spielende . Ihr Gesetz aber ist der Νοῦς , das Wahrhafte . Dieser 12–13 Gesetz] Hu : einfaches Gesetz 17–18 Determinirende .] Hu : er determinirt das Erscheinende zu dem was bleibend ist . 12 nähere] Gr : näheren

einleitung

5

10

15

20

25

515

scheinen . So Blau und Grün , Säure und Kali , Nord und Südpol . In dem Einen ist nicht blos das Sein seiner selbst , sondern zugleich auch das des Anderen[ .] Die Natur unterliegt der Nothwendigkeit in ihrem Dasein , indem so das was fremd gegen einander erscheint , sich unmittelbar zu einander verhält . Das organische Leben hat dagegen eine Weise der Freiheit , es | fühlt sich und im Gefühl ist es für sich . Wenn also Säure und Kali zusammengebracht wird , so entsteht Salz , Säure und Kali verlieren darin ihre Qualität , beide sind darin abgestumpft , sie können den Widerspruch des Anderen ihrer nicht vertragen . Wir haben diesen Unterschied der Nothwendigkeit , der Freiheit und der Lebendigkeit entgegengesetzt . die vernünftige Freiheit Sittlichkeit bestimmt sich selbst , ihre Gesetze sind Gesetze der Freiheit , sie sind Nothwendigkeit der Freiheit . Die Nothwendigkeit ist nur abstrakterweise der Freiheit entgegengesetzt . Der böse der ungebildete Mensch ist nur in formeller Freiheit und wo er glaubt am freiesten zu sein , ist er am abhängigsten . Solch eine Vorstellung von Nothwendigkeit und Freiheit finden wir bei den Alten und in der christlichen Religion als Schicksal und Vorsehung . Schicksal ist | Nothwendigkeit , ein Fremdes was mich nur negirt , unverdientermaßen , eine blinde Macht die auf mich eindringt . Der Begriff der Vorsehung ist aber dieß , daß selbst das Unglück , Schmerz und Leiden den Menschen zum Beßten diene , zu seinem Heil . Schmerz , Leiden und Unglück ist das Negative meiner selbst und meiner Idee von dem was Recht ist . Auch in dieser Negation ist , ist affi r mativ mein Zweck , mein Beßtes erhalten und bewahrt . Der Begriff der Zu f ä l l i g ke it ist der , daß eine Sache so sein kann oder auch so , ihre Wirklichkeit , ihre Existenz ist blos als eine Möglichkeit gesetzt . In der

3 Die] Hu : So sind sie zusammengekettet und erscheinen als selbstaendige Momente . Die 7 Wenn] Hu : Also weiter liegt hier in der Natur die Nothwendigkeit darin , dass indem sich die Momente verbinden sie sich zerstören . Wenn 9–10 vertragen . Wir … entgegengesetzt .] Hu : 30 ertragen . Das ist die Nothwendigkeit . Das Andere was zu ihrer Existenz gehoert ist in ihnen doch 30 ein anderes . Auf einen Punkte , erst im Geiste , (Das Organische hat schon die erste weise der Freiheit) hören Freiheit und Nothwendigkeit auf entgegengesetzt zu seyn . 13 entgegengesetzt .] Hu : entgegengesetzt – das Sittliche ist eben in der Nothwendigkeit . Die Gesetze des Sittlichen sind Unterschiede aber nothwendige[ .] – In der | Natur ist die Nothwendigkeit der Freiheit entgegengesetzt[ .] 14 Freiheit] Hu : Freiheit gesetzt werden , in der Willkühr , 19 Der Begriff … Vor35 sehung] Hu : Diese Gegensaetze von Freiheit und Nothwendigkeit koennen durch die Vorstellung der christlichen Religion wiederlegt werden . Ich glaube an Vorsehung sagt man . darin sind 22 selbst und … ist .] Hu : selbst – wenn es an mich kommt , leide ich sittlich oder metaphysisch . 24 Der Begriff … Z u f ä l l i g k e i t ] Hu : Als Gewalt erscheint die Nothwendigkeit – Zufaellig 2 seiner] Gr : ihrer

33 Natur] Hu : Na-/ Natur

36 Religion] Hu : Vorstellung

97Gr

98Gr

52Hu

516

99Gr

100Gr

53Hu

101Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Natur treibt die Zufälligkeit ihr Spiel . Die Natur ist eben dieß in der Form der Äußerlichkeit zu sein , der Begriff ist das Innere , aber die Bestimmung Außersich zu sein ist wesentlich an ihm . Diese Ab|straktion kommt zu ihrem Recht und das ist zufälliges , Möglichkeit , äußerliche Nothwendigkeit . Innere Nothwendigkeit ist nur durch den Begriff . Daß der Nordpol einen Südpol hat , ist Nothwendigkeit des Begriffs . Die Zwe ck m ä ßi g ke it ist der Zufälligkeit und äußeren Nothwendigkeit entgegengesetzt . Die Natur muß nicht als äußerlich zweckmäßig gefaßt werden . Die Vorstellung der äußeren Zweckmäßigkeit hat längere Zeit regiert , in gutgemeinter theologischer Rücksicht , sie gehört aber hier nicht her . So hat man gesagt Gott ließe Korkbäume wachsen damit Pfröpfe auf den Bouteillen wären . Innere Zweckmäßigkeit ist das Bestimmtsein durch den Begriff . Das Organische ist sich selber Zweck . Der Begriff heißt Zweck , in so fern er vorher existirte und sich Verwandlungen überläßt , in Ver|änderungen hineingerissen wird und sich darin erhält , das sich selbst Erhalten , das Existiren des Begriffs das ist der Zweck , die Vorausbestimmung . Das Organische z . B . ernährt sich , es steht im Verhältniß zu | Wasser , Luft pp . tritt in einen chemischen Prozeß , nachdem er durch gemacht ist , bleibt es aber immer das was es war , es kommt heraus , das was schon war , ich , nicht ein Anderes , wie bei Säure und Kali , Salz . Der Zweck in diesem Prozeß ist immer daß das Letzte ist , was das Erste war . Aristoteles hat die innere Zweckmäßigkeit der Natur erkannt , seine Gedanken hierüber sind die höchsten . In der Kathegorie der Nothwendigkeit wollen wir auf ein näheres konkreteres Verhältniß eingehen . Man hat in neuerer Zeit in der Phisik viel von Pol a r it ä t gesprochen , der Begriff hiervon ist ein großer Fortschritt den die | Phisik in ihrer Metaphisik gemacht hat . Polarität heißt nichts anderes , als die Bestimmung der Nothwendigkeit zwischen Zwei , so daß wenn das Eine gesetzt ist , es auch das Andere ist . Kant hat dieß dinamisch genannt , bei ihm ist es eigentlich aber nur leerer Ausdruck . So lange man die Existenzen in der Natur ansieht , als durch eine äußerliche Vermehrung oder Wegnahme entstanden , so ist dieß eine mechanische oder man betrachtet sie hervorgebracht durch äußerliche Ursachen so ist darin nur äußerliche zufällige Nothwendigkeit . Dadurch nun daß man zum Begriff der Polarität fortgegangen ist , hat man eine innere Nothwendigkeit , das was nun vorhanden

5

10

15

20

25

30

35

8 Die] Hu : Das Organische , die 18–19 schon war ,] Hu : daßelbe daher schadet das Eßen und Trinken Nichts . 21 höchsten] Hu : höher als alles Neuere , was darüber gesagt 24 Po l a r i t ä t 35 gesprochen ,] Hu : polaritaet . Das Gehirn sey das erste polarische u . s . w . 26 hat .] Hu : hat . Sie hat den Magnet begriffen . 28 Ausdruck .] Hu : Ausdruck von Kraft hergenommen , aber Begriff ist höher als Kraft .

einleitung

5

10

15

20

25

30

517

ist , ist die Identität dieser die zugleich verschieden sind . Der Nordpol ist nur in sofern auch Südpol ist , wenn der eine gesetzt ist , so ist es auch der andere es ist untrennbare Einheit nach dieser Seite . | Dieß schwebt der Vorstellung vor bei dem Begriff von Polarität . Diese Polarität schränkt sich aber ein nur auf den Gegensatz , auf eins und das andere . Wenn wir den Magnet aber betrachten , so fi nden wir augenblicklich einen Punkt , wo weder Nord noch Südpol ist , oder wo zugleich Nord und Südpol ist , der Indifferenzpunkt , die Mitte zwischen Beiden , gleichgültig gegen beide Unterschiede . Dieß dritte ist in dem Begriff von Polarität nicht enthalten , diese Rückkehr des Gegensatzes in sich selbst , die zugleich Einheit des Einen und des Anderen ist . Dieß ist denn ein Begriff mehr als die Polarität hat . In solchen abstrakten Erscheinungen wie der Magnet pp ist denn dieß ganz terminirt , da sind nur drei , aber in der Natur legt sich dieß zur Vierheit auseinander , und weiter zur Fünfheit , zur ganzen Noth|wendigkeit gehören vier . | Die erste Form ist die der Allgemeinheit , des Unmittelbarn , der Identität , der Einheit , die 2te , Duas der Unterschied , das Andere , diese legt sich gedoppelt auseinander , so daß sie einerseits Einheit , anderseits Besonderheiten bildet , diese für sich sind die dritte Form , die vierte ist endlich die Rückkehr der Einheit in sich , als besondere Existenz , Subjektivität[ .] Die Nothwendigkeit dem Begriff nach ist also in der Natur eine Vierheit , deshalb haben wir 4 Elemente , 4 Farben . Dieß ist die höhere Form der Nothwendigkeit , in der Polarität erschöpft sich noch gar nicht die Nothwendigkeit des Begriffs als Begriff . § . 194 . »Die Natur ist als ein System von Stufen zu betrachten , deren eine aus der anderen nothwendig hervorgeht und die nächste Wahrheit | derjenigen ist , aus welcher sie resultirt , aber nicht so , daß die eine aus der anderen natürlich erzeugt wird , sondern in der inneren den Grund der Natur ausmachenden Idee .« Die Hauptbestimmung hierin ist der S t u fe n g a n g der Natur , eine Idee die in neuerer Zeit höchst oberflächlich behandelt worden ist . 4 Diese] Hu : Negative und positive Elektricitaet laßen sich auch als polarisch betrachten . Diese

30 10 Einen und … ist .] Hu : beydes zugleich . In der Nothwendigkeit des Begriffes ist eben so wesentlich

das Dritte (terminus medius)[ .] 14 vier .] Hu : Viere . Im Geiste ist die Grundform der Nothwendigkeit Dreyheit . 15 Andere ,] Hu : Andere , diess Andere ist für sich selbst . Die Μονας und die Δυας machen die Bestimmung des Besondern aus . 17 dritte Form ,] Hu : 3te Moment – und in dem 4ten kommt es zum Daseyn . 18 Subjektivität] Hu : Subjektivitaet , unendliche Einheit 20–21 35 Dieß ist … Nothwendigkeit ,] Hu : Der Begriff disjungirt sich , die Totalitaet seiner Disjunction ist Viere . 21 in der … erschöpft] Hu : Thut man sich auf die Polaritaet so viel zu Gute , so hat man Recht , doch erschöpft diese Form 10 Einheit] Gr : Einheit des Einheit Hu : Bestimmmung

15 Duas] Gr : Dias

33 Δυας] Hu : Διας

Bestimmung]

102Gr

103Gr 54Hu

§ 195 104Gr

518

105Gr

106Gr 55Hu

107Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Das Hervorgehn ist Nothwendigkeit , es ist nicht genug daß man sagt , aus der Pflanze geht das Thier hervor , die Nothwendigkeit muß gezeigt werden , in welchem Sinne so die eine Stufe die Wahrheit der anderen ist , muß erkannt werden . Die Erde ist die Wahrheit des Sonnensystems , das Thier die Wahrheit der Vegetabilien . In einem System ist das Abstrakte das Erste , der Begriff in der Form der einfachen Beziehung auf sich , es wird dieß als das Vor treff lichste angesehen , aber | es ist in Wahrheit das Unvollkommenste , denn seine Unmittelbarkeit ist eine Bestimmtheit ein Besonderes , und hat sich gegenüber ein anderes Besonderes . Wir haben so zwei Existenzen die unter einer Bestimmtheit liegen , in denen der Begriff nicht existirt wie er an sich ist . Salz ist die Wahrheit der Säure und des Kali , die Totalität beider Existenzen . Jede solche Sphäre macht die Wahrheit einer andern aus , diese Wahrheit der einen Sphäre ist ihr letztes und wird das Erste einer höheren Sphäre . Dieß geht aber nicht fort ins Unendliche , sondern die ganze Idee ist ein Kreis , oder ein Kreis dessen Peripherie wieder Kreise sind , ein System von Systemen . Diese Bestimmtheit der Sphären gegen einander , giebt die Einthei lung an , die wir weiterhin benutzen werden . Die Existenz einer Stufe aus der andern ist die Nothwendigkeit der Idee . | Die Idee daß z . B . das Amphibium gewesen , daraus das Landthier und aus diesem der Vogel entstanden sei , ferner daß der Mensch aus dem Thiere hervorgegangen , als ganz natürliche Erzeugung hat lange in der Naturphilosophie gespukt und ist noch grassirend . Ich habe gesagt die Nothwendigkeit der Polarität erschöpfe nicht die Nothwendigkeit des Begriffs , es träte ein Drittes ein , was nicht mehr unter die Bestimmung des Gegensatzes der Polarität passe . Solches Verhalten vom Konkreten zueinander kann nicht mehr gezeigt werden als in der Weise des Gegensatzes . Dieß Verhalten von konkreten Naturgestalten die sich als verschieden zeigen ist als ein Stufengang auf gefaßt worden , und dem oberflächlichen Anschein nach ist die eine vollkommener als die andere , in ihrer Entwickelung . In Ansehung dieser Stufen ist zu | bemerken , daß jede ihre eigenthüm liche Kathegorie hat , diese ist dann nicht zugleich eine Kathegorie einer höheren und ist nicht hinüber zu tragen in die Kathegorie einer anderen Stufe .

5

10

15

20

25

30

8 hat sich … Besonderes] Hu : ihr gegenüber steht die Allgemeinheit 13 Sphäre .] Hu : Sphaere . Das dritte ist also das Resultat , ist das wahrhafte die Totalitaet . 16–17 die wir … werden .] Hu : 35 diese wollen wir vorläufig ersparen . Wir wollen nur einige gewöhnliche Vorstellungen über den 35 Naturgang betrachten . Es heißt hiebey , das was wir schon früher und so eben erwähnt haben , dass eine Stuffe aus der Andern resultirt , diess stellt man sich natürlich vor . | 20–22 hervorgegangen , als … grassirend .] Hu : hervorgegangen sind . Das ist die Weise der physiologen . 26 Gegensatzes .] Hu : einen andern Gegensatz als die positive und negative Electricitaet .

einleitung

5

10

15

20

25

30 30

35 35

519

Wenn die erste Stufe die des Mechanischen ist , so ist Mechanik die Kathegorie derselben , das Wesentliche , sie ist zwar auch in den höheren Stufen aber nur untergeordnet . Wenn man daher die chemische Stufe mechanisch betrachten wollte , so baute man auf solchen Grundbestimmungen , es ist nicht das Eigenthüm liche dieser Sphäre , es ist eine ungenügende Kathegorie . Das Chemische kommt auch im Organischen vor . Die höhere Stufe ist das Ganze aller vorhergehenden . Ebenso wenig darf man zweitens die Form verschiedener Stufen nicht zur Explikation , Bezeichnung einer höheren Stufe anwenden , man hat so den Stickstoff und die Pole gebraucht . Die Bestimmungen werden | jedoch hierdurch ganz oberflächlich und es muß um verständlich zu werden , ein Gedankenunterschied angegeben werden . Diese ganze Weise beruht endlich auf Analogie , Aehnlichkeit . Dieser Stufengang kann allgemein in zwei Formen gefaßt werden , beide aber sind einseitig . Die eine Form ist die der Evolut ion , die zweite die der Emanation . Die erste Form ist da , wo man von dem Unentwickelten , Unvollkommenen , von der abstrakten Materie , von der bestimmten Materie anfängt . Zuerst soll dann meinetwegen Wasser und Luft gewesen sein , aus dem Wasser soll die Pflanze , dann das Thier als Insekt , Moluske , Fisch hervorgegangen sein , dieß ist der Gang der Evolution . Der Gang der E m a n a t ion , eine Idee die den Morgenländern eigen ist , fängt | von Vollkommenen , von absoluter Totalität , von Gott an . Aus diesem ist dann ein Abbild seiner hervorgegangen ; was jedoch nicht mehr ganz vollkommen gewesen , dieß hat sich weiter bethätigt , das zweite Erzeugniß sei dann noch unvollkommener geworden , und so habe dann jedes Erzeugniß wiedererzeugt , 5–6 Das Chemische … vor .] Hu : Das Mechanische kann nicht Grundbestimmungen des organischen seyn obgleich es darin vorkommt . Der Mensch kann z . B todtgeschlagen werden , er kann gestoßen werden . So auch wenn man eine chemische physiologie macht , so geschieht ein Missklang mit den Organischen . Das Verdauen der Speisen , kann man nicht nur chemisch auffaßen . Das Athmen hat man auch als Chemisch vorgestellt . Dieses Mechanische beginnt zwar in Organischen aber es wird gehemmt[ .] 8–9 man hat … gebraucht .] Hu : So sagte man die pfl anze ist Stik stoff[ .] – Solche Formen koennen gehöhren einer jeden Stuffe 11 werden .] Hu : werden . – Hydrogène und Oxigène sind nicht hinreichend zur Feststellung des Unterschiedes . Das was gemeinschaftlich zweien ist – laeßt sich nicht durch phisische Abstraktionen erklaeren . 17 bestimmten Materie] Hu : bloßen Materie – aber physi ka|lischen 22 Gott an .] Hu : Gott – dann das alles von Gott ausgegangen . Fulguration , Blitze Sind die das andere bei sich haben .

2 Wesentliche] Gr : Weesentliche 10–11 Gedankenunterschied] Gr : Gedanken / unterschied 28 wenn] Hu : Wenn 29 Das2 ] Hu : Den 31 gehemmt] Hu : gechemmt man] Hu : mann 34 erklaeren] Hu : zu erklaeren 35 physikalischen] Hu : physikali / lischen 36 bei sich] Hu : 40 beiSich . ?

108Gr

109Gr

56Hu

520

110Gr

111Gr

112Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

es habe jedoch seine eigene Vollkommenheit nicht wieder hervorbringen können und so sei es bis zur Negation , bis zur Spitze des Bösen gegangen . Die eine Form fängt also vom Formlosen an und steigt bis zur vollkommnen Ausbildung , die zweite fängt hier an und sinkt bis zum Mangel aller Form , bis zur Negation . Beide sind theils einseitig theils oberflächlich , sie drücken nur eine Veränderung aus , entweder von wenig Entwickelung zu mehr oder umgekehrt . Die Quantität ist die Haupt|sache darin , es wird immer so nach und nach eine Bestimmung hinzugebracht oder hinweggenommen . Quantität ist überhaupt am leichtesten zu fassen . Gegen diese Formen ist über haupt zu bemerken , daß es nur ein Fortgang nach oberflächlichen Bestimmungen ist , der nur ein unbestimmtes Ziel hat[ .] Die Form der E m a n a t ion ist in neuerer Zeit besonders berücksichtigt worden . Wenn man die Thier und Pflanzengattungen betrachtet so kann man von den unvollkommensten anfangen z . B . von Polipen , oder vom Vollkommensten dem menschlichen Organismus und die nächste Stufe verliert an Organen und Bestimmungen immer die , die die vorhergehende hatte . Von diesen Vorstellungen ist allerdings die vorzuziehen wo man vom Vollkommenen zum Unvollkommnen fortgeht . Das Vollkommene der Typus des entwickelten Organismus ist es , was in der Vorstellung da sein muß um die mangelhaften , kümmerlichen | Organisationen zu verstehen , um das was an ihnen als unbedeutend erscheint aus dem höheren Typus zu erkennen , damit deutlich werde was in ihnen diesem entspricht , damit wir so erkennen wie es in den unvollkommnen Organisationen entwickelt ist und was seine Funktion . Selbst wenn man vom Niederen anfängt ist es nothwendig den höheren Typus zu kennen , man muß ihn aber nicht blos kennen , sondern auch in seiner Existenz in seiner existirenden Weise . Eine nähere Bestimmung ist die Form der Me t a mor pho s e . Man sagt es ist eine Gattung , eine Idee , die sich in den verschiedenen Gattungen , Arten , Klassen nur metamorphosirt , es ist ein Organ das sich in sich metamorphosirt . Die Metamor phose hat die nähere Bestimmung , daß bei ihr eine identische Grundlage angenommen ist , welche in allem Wechsel , in allen Unterschieden der Form verharrt , so daß die Veränderungen an dem | substantiell Identischen nur in der Form der Quantität aufgefaßt werden , äußerlich vorgehen . Göthe hat die Form der Metamorphose erweckt , er hat die Theile der Pflanze als Metamorphose eines Typus derselben aufgestellt , den Unterschied auf gefaßt als ein Auseinander-

5

10

15

20

25

30

35

7–8 es wird … hinweggenommen .] Hu : Das Quantitative ist das liebste – das allmaehlig – nach und 35 nach[ .] – Es wird damit das Qualitative ganz eingehüllt . 12 in neuerer … worden .] Hu : kommt neuerlich in einer besondern Form vor . Man hoert sagen dass 13 von] Gr : vom

28 das] Gr : daß

einleitung

5

10

15

20

25

30

521

gehen und Zusammenziehen und hat das Blatt als diesen Typus aufgefaßt . So daß also das Blatt die Grundbestimmung ist und das was als verschiedene Theile erscheint immer nur eine andere Form eines und desselben ist . | Bei der Metamor phose des Inseckts , des Frosches pp ist es immer nur ein und dasselbe Individuum in verschiedenen Gestaltungen . Der Unterschied ist immer zurückgestellt auf Quantitätsveränderung , Vergrößerung , Verkleinerung , Ausdehnung , Zusammenziehung pp diese Bestimmungen sind es , welche die Vorstellung der Metamor phose ungenügend | machen . Um die Verschiedenheit der Form aufzufassen muß weiter gegangen werden , sie muß als nothwendig bestimmt gefaßt werden . Eine andere Vorstellung ist die , welche besonders eine h i s t or i s che B e z ie hu n g in die Form der Metamorphose bringt , ein natürliches Erzeugen einer Stufe aus der anderen . Dieß Hervorgehen heißt sich zeigen , ohne daß eine Nothwendigkeit dabei wäre . Die Naturphilosophie hat gezeigt daß die Erde besonders aus Feuchtigkeit hervorgegangen , hieraus Pflanze , Thier pp . Hierbei ist besonders die Vorstellung daß dieß ein natürliches Erzeugen , eine geschichtliche Fortpflanzung sei . Wenn wir aber so sagen , das Erste sei das Wasser gewesen , so ist dieß , nicht der Zeit nach zu nehmen , denn das Erste ist das Unvollkommene , Unmittelbare , ein Gesetztes was in seiner Existenz die Totalität vor|aussetzt . Die Zeit hat für den Begriff kein Interesse , sie ist dem Begriff äußerlich , begriffslos . In der Geognosie spricht man von früheren und spaeteren Lagen , Schichten pp , dieß früher oder spaeter ist dann nicht das Hauptinteresse , sondern der Unterschied ihrer Beziehung zu einander , nach ihrem Inhalt . Ob früher oder spaeter , darin ist keine Nothwendigkeit[ .] Die Metamorphose geschieht freilich in der Zeit , jede hat nur eine Gestalt , existirt in einer Gestalt und diese schließt die anderen Gestalten aus , sie können daher nur in der Zeit aufeinander folgen . Bei der Gattung ist es anders . Gattung ist für sich das Allgemeine , indem sie auf besondere Weise existirt , so schließt sie freilich andere aus , weil sie aber Gattung ist , so hat das Ausgeschlossene Platz auf dem Boden derselben Allgemeinheit . Bei der Metamorphose ist dieß nicht , indem | hier eine Gestalt die andere in der Zeit ausschließt . Die Gattung ist zu

1–2 So daß also] Hu : Die Staengel gehen heraus – nur in die Laenge auch der Kelch besteht aus Blaettern aber sie haben sich gesammelt und haben sich zusammengezogen . Das pistill ist ein eingehülltes Blatt . Also 5 Der Unterschied] Hu : Diese Id e n t i t a e t festzuhalten ist ein Wichtiges 35 Moment . – das andere ist aber d e r Un t e r s c h i e d [ .] – Er 12 sich zeigen] Hu : Zeugen 13 35 Die Naturphilosophie … gezeigt] Hu : In neuern Zeiten ist besonders Vieles davon in der Naturphilosophie gesprochen worden . 18 Gesetztes was … voraussetzt .] Hu : gesetztes ist , eine Abstrakte Bestimmung – die doch etwas concretes sein muß 24 Die Metamorphose geschieht] Hu : Bey einen Individuum geschieht bestimmt so eine Metamorphose 29–30 Allgemeinheit . Bei … ausschließt .] Hu : Allgemeinheit – nicht in Verschiedenen , sondern in Gleichen Zeiten schließen

57Hu

113Gr

114Gr

115Gr

522

58Hu

116Gr

117Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

unterscheiden von dem Individuum . Die Metamorphose des Insekts pp ist Metamor phose an einem Individuum , anders ist sie in Beziehung auf die Gattung . Wenn die Gattung auf besondere Weise existirt , so sind zugleich die anderen Weisen der Existenz gesetzt . Wenn Wasser ist , so ist nicht etwa nachher Luft , sondern zugleich . Insofern Thier im Wasser ist , so ist es auch in der Luft . Die Besonderheit der Gattung ist eine Totalität von Besonderheit , indem der Begriff der Gattung sich in eine Form setzt , setzt er sich auch in andere Formen . | Durch die Idee des Aufeinanderfolgens in der Zeit , wird nichts verständlich gemacht , es ist widersinnig . Der Fortgang vom Unmittelbaren ist nur eine einseitige Form . Die Idee entwickelt sich ewig zeitlos , ihre Bestimmungen Klassen , Unterschiede sind in ihr selbst . | In der Natur kommt der Begriff als solcher , die Idee als solche nicht zur Existenz . Die Vorstellung von mehr und mehr ist Begriffslos , für den Sinn kann man dieß wohl vorstellen , der ahnenden Vernunft aber ist nichts dadurch gewonnen . Die Form der Reihen und Stufen kann leicht zu falschen Vorstellungen Veranlassung geben . Eine Stufe ist höher dem Raume nach als die andere , aus dem früher Gesagten erhellt aber daß dieß nur eine Vorstellung für die äußerlichen Sinne ist . Die Natur stellt ihre Gestalten nicht in Reihe und Glied . Bei einer Reihe ist es Aufgabe das Gesetz zu finden . Man hat so eine Reihe von Planeten angenommen und hat gesucht das Gesetz der Abstände zu fi nden . Ebenso hat man Reihen der Thiere und Pf lanzen und gesucht die Verschiedenheiten ihrer Entwickelung als Gesetze zu fi nden . Auf solche Weise läßt sich die Natur nicht fassen , es sind | keine Reihen , die Reihe ist nicht Form der Natur , weil sie nicht Form der Bestimmung des Begriffs ist . die Erscheinungen die eine die andere aus . es ist anders in den Individuellen . Raum ist ein solcher Boden der Individuen die Gestalten schließen sich aus – aber sie sind zu gleicher Zeit . 4–5 Wenn Wasser … zugleich .] Hu : Wenn z . B . das Waßer ist , ist auch die Erde . 6–7 Begriff der Gattung] Hu : Begriff sich disjungirt , 7–9 Durch die … widersinnig .] Hu : Das Aufeinander Folgen in der Zeit ist also den Begriff zuwieder . Die Totalitaet der Gattung ist Zeitlos[ .] 12 selbst .] Hu : selbst setzt . Das geschieht in Grunde der Idee die das an u n d für sich ist . 13–14 Existenz .] Hu : Existenz , ist aber doch a n s i c h nothwendig . (Und eben das kommt in der Natur vor .) 16 dieß wohl vorstellen ,] Hu : so etwas nacheinander aufzaehlen – und dies wird beßer für den Instinkt – als ob wenn alles ohne Ordnung da stehe . 18 Eine Stufe … andere ,] Hu : So haben wir Treppen – eine Stuffe ist So wie die Andere – es ist so viel als das äußere 1 . 2 . 3 – es kommt immer ein Eins zu . 20 Die Natur … Glied .] Hu : und man kann sagen dass dieses Vorstellen des Lebendigen , sehr geschadet selbst dem Erkennen der Natur . Das was wir von der Dreiheit Vierheit gesagt haben ist diesen ganz zuwieder . 23–24 Verschiedenheiten ihrer … fi nden .] Hu : Gesetz zu fi nden – was erst 28 Boden] Hu : Boden –

29 ist ,] Hu : ist .

5

10

15

20

25

30 30

35 35

40

einleitung

5

10

15

20

25

30

523

195 »Die Natur ist an sich ein lebendiges Ganzes ; die Bewegung ihrer Idee durch ihren Stufengang ist näher dieß , sich als das zu setzen , was sie an sich ist ; oder was dasselbe ist aus ihrer Unmittelbarkeit und Äußerlichkeit , welche der Tod ist , in sich zu gehen , um als Lebendiges zu sein , aber ferner diese Bestimmtheit der Idee , in welcher sie nur Leben ist auf zu heben und zum Geiste zu werden , der ihre Wahrheit ist .« Es ist hier anzugeben was die Form der E nt w icke lu n g bei ihrem Ziel ist . Man sagt der Begriff soll zur Existenz kommen , dieß ist auf zwei Seiten zu fassen . Es ist entweder Herausgehen des Centrums in die Peripherie , oder Zurückgehen dieser in das Centrum , also ein Hervor oder Insich gehen . Man sagt der Begriff geht heraus . | Die Materie ist bestimmungslos , der Raum ist noch unbestimmt , der Begriff schläft noch . Jetzt soll er hervortreten , sein Dasein durchdringen , sich manifestiren , auslegen . Oder wir drücken es so aus , daß er in sich gehe , daß die Natur in sich gehe und dann fangen wir vom Äußerlichen , Unmittelbaren an , dieß soll zurückgehen in die Innerlichkeit , in die Einheit die ihm fehlt , das gleichgültig Selbstständige soll es verlieren , soll Moment des Begriffs werden . Der Begriff soll existiren und diese Existenz soll dem Begriff angemessen sein . | Im Leben bringt es die Natur dahin , das höhere aber ist der Geist , hier ist Dasein , hier ist die Existenz Denken , in der Natur ist es immer etwas Äußerliches . Das Leben ist das Höchste in der Natur , hier ist der Begriff der Natur so weit explizirt als möglich , Leben ist die höchste Wahrheit der Idee in der Natur . Es ist aber zugleich das Schwerste es aufzufassen . Der lebendige Organismus ist sehr schwer zu be|greifen , er muß lebendig gefaßt werden . Das Fassen soll hier denkend geschehen , aber sogleich fallen wir in Abstraktionen , in einseitige Bestimmungen , indem wir die einzelnen Momente als Besonderes setzen . Die höchste Schwierigkeit ist das Leben diese subjektive Einheit zu denken , es in Raum und Zeit auseinander zu halten und diese Unterschiede des Auseinander der Existenz zu fassen als Einheit mit der Seele , mit dem Begriff . Es ist das Ziel der Natur über haupt daß der Begriff herauskommt , das Innere sucht die Rinde der Äußerlichkeit zu zersprengen .

eine Verschiedenheit setzte[ .] – Dieses Gesetz soll sich nur wiederholen – und nur eine Vermährung sein . 11 Die Materie] Hu : Der Begriff ist zunaechst das Neutrale – das Waßer[ .] – So wenn wir von der Materie anfangen – so 24–26 Abstraktionen , in … setzen .] Hu : Abstraktion[ .] – Für den 35 Sinn ist die Lebendigkeit da . Fangen wir aber an zu reflectiren , so Geschieht dass wir die Momente 26–27 Einheit zu denken ,] Hu : 35 als Selbstaendige aufnehmen . Das ist das Verstaendige Denken . Einheit des Begriffes und der Existenz zu Denken . Der Verstand haelt alles außer ein ander . 29–30 das Innere … die] Hu : er ist unruhig , will und muß die 27 in] Gr : im

37 unruhig ,] Hu : unruhig .

§ 196

118Gr

59Hu

119Gr

524

nachschrift griesheim · 1823/24 III . Eintheilung der Natur .

§ 197

120Gr

60Hu

121Gr

Wir haben hier drei Abthei lungen 1tens Mechanik , 2tens Physik , 3tens Organik , Phisiologie . Es kann hier von den beiden Formen der Entwikelung der Natur Evolution und Emanation näher gesprochen werden . Wenn man aber eine Form ausspricht , so spricht man auch die andere aus . Das Leben der Natur ist ein Durchströmen von zwei Seiten , zwei Ströme | die sich in entgegengesetzter Richtung durchdringen . Wie es im allgemeinen in der Philosophie nöthig , so können wir auch hier vom Geiste anfangen , der an und für sich ist und sagen er dirimirt sich in Endliches . Das Erste , die Wahrheit ist der Geist der sich in der Natur dirimirt , und so sprechen wir von der Er schaffung die von dem ewigen Geiste ausgeht , er ist dann das , was die Äußerlichkeit der Natur aufhebt . Dieser endliche Geist ist es dann aber der die Natur zurückführt zum ewigen Geist . Geist ist nun wesentlich dieser Prozeß , er ist tod wenn er diesen Prozeß nicht macht . Ebenso aber können | wir auch von der Natur anfangen , dann ist Geist nur Wort nur die allgemeine Vorstellung , Unmittelbares und nicht als Geist sondern als Natur . Die Natur ist dann der Anfang , aber von der anderen Seite wissen wir daß diese Unmittelbarkeit nur ein Gesetztsein ist , eine Negation . Innerhalb der Natur ist dieß ebenso gedacht , wir sagen das Leben ist das höchste der Natur | welches sich selbst zu Äußerlichem macht . Diese Äußerlichkeit hat noch das Endliche des Lebens , das Weitere ist dann , daß das noch Insichseiende sein Insichsein aufgäbe , die Äußerlichkeit entließe , die dann aber , als abstrakte Äußerlichkeit betrachtet , das Erste ist . Fangen wir hierbei an , so sind wir auf dem Wege der Evolution , wie wir bei dem Anderen auf dem Wege der Emanation waren .

5

10

15

20

25

1 III . Einthei lung … Natur .] Hu : Das nähere ist die Einheit der Natur . / § 196 2 Mechanik] Hu : Materielle Natur 5–6 Wenn man … aus .] Hu : Die Emanation und Evolution sind einseitig . Man muß wißen dass man beyde zusammen faßen soll . 11 in der Natur] Hu : in die Natur und den 30 endlichen Geist 12–14 er ist … Geist .] Hu : Der Ewige Geist ist das zurückführende – welcher die 30 Endlichkeit des Geistes aufhebt – und in sich zurückkehrt . Das Hervorgehen ist die Negation der Negation . 18 Die Natur … Anfang ,] Hu : So koennen wir auch das erste als Natur aussprechen . Das Erste ist noch nicht das Dritte . – Die Idee als erste ausgesprochen ist die Natur – aber so ist die Natur das Unmittelbare[ .] 20 ist dieß … gedacht] Hu : ist auch dieses Gedoppelte 22 hat noch … Lebens ,] Hu : hat sie von Leben die Unendlichkeit nicht . Das ist der Kreis der physik – es ist das 35 35 Aueßere in Beziehung der Einheit . 24 ist .] Hu : ist . Das ist erst das Dritte[ .] 25 Evolution ,] Hu : Evolution . Es ist die Evolution , das Negiren d i e s e s Dasein[ .] 29 und den] Hu : den und

31 Hervorgehen] Hu : Hervogegen

34 das] Hu : die

35 der1] Hu : das

einleitung

5

10

15

20

25

525

Die Natur manifestirt ewig ihre Nichtigkeit , aber das Aufgehobene wird ebenso wieder hergestellt . In unserem Fortgange fangen wir vom Abstrakten an , von dem an Begriffen armen . Also werden wir sagen die Materie ist nicht Idee , nicht wahrhafte Wahrheit des Begriffs , solch ein Widerspruch negirt sich , die Negation ist dann die nächste höhere Stufe , aber die niedere beharrt ebenso , wird ewig erzeugt und hebt sich ewig auf . Die Materie indem sie zum Leben fortgeht , nimt ihre Äußerlichkeit zurück und läßt sie für sich selbst[ .] Wir fangen von der theoretischen Weise des Leben|digen an , so haben wir | die verschiedenen Weisen des theoretischen Verhaltens , dann haben wir Sinne . Was subjektiv Sehen ist , ist objektiv sich äußerlich gemacht die Sonne , das Auge selbst , so wie wir es vom Individuum trennen ist nicht . Die lunarischen Körper sind die Sinne , sie haben in der phisikalischen Sphäre dieß Selbstständige verloren als Elemente , sie bestehen , aber sie sind nicht mehr selbstständig . Geschmack äußerlich gemacht ist Wasser , Geruch Luft , Gefühl Erde , dieß Freigelassen gehört einer Erde an , ganz für sich frei einem Kometen . Wir können also vom Leben ausgehen , wir wollen aber um Bestimmungen zu haben , vom Unmittelbaren anfangen . Wir fangen nicht mit der Wahrheit an , dieser Sphäre , sondern mit dem Abstrakten , wo der Begriff unmittelbar gesetzt ist und es kommt nicht darauf an , daß wir bei einem Ausdruck die Gestalt im Sinne haben , sondern auf die Gedankenbestimmungen wie sie gesetzt | sind . Der Begriff in seiner Abstraktion , in seiner abstrakten Gestalt , ist das womit wir anfangen . Das 1te habe ich Mechanik genannt , sein Inhalt ist die Materie , das 2te ist die Phisik die sich mit dem Körper , das 3te die Organik die sich mit dem Lebendigen beschäftigt . 1 . Die Me ch a n i k ist die unvollkommenste Weise der Natur , es ist der Begriff in seiner Bestimmtheit , Bestimmtheit welche die Realität in der Natur ausmacht ist die Äußerlichkeit , das Außer sich sein hiermit fangen wir an . Sie ist

30

… hergestellt .] Hu : sie erzeugt sich auch immer fortwährend , deswegen ist auch Emanation vorhanden . 3 Abstrakten an ,] Hu : Unmittelbaren anfangen – denn wir wißen dass in den Anfang noch nicht die Bestimmungen g e s e t z t s i n d . 4 die Materie … Idee] Hu : die Existenz der Realitaet nicht entspricht 6 nächste höhere] Hu : Erste 7–8 Die Materie … 35 selbst[ .]] Hu : es ist die Evolution in Involution[ .] – (Das was selbstaendig erscheint wird zum 14 Geschmack] 35 Moment gesetzt) Das ist der Ewige Trieb des Begriffes für sich selbst zu werden . Hu : Das was wir als Sinne haben , wird in der erreichten Selbstaendigkeit zu Elementen . Der Geschmack

30 1–2 das Aufgehobene

3 von] Gr : vom

6 niedere] Gr : niedere .

122Gr 61Hu

123Gr

526

124Gr

62Hu

125Gr

126Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

zum abstrakten Fürsichsein gekommen und ist dann Materie , ein Fürsichsein das schlechthin sich noch auf die Äußerlichkeit bezieht , das noch nicht in der ruhenden Einheit ist , das seine Einheit noch sucht . Diese erste Sphäre hat also Materie zum Gegenstand , das Allgemeine der Materie ist Schwere , dieß Außersichsein , dieß Streben nach Einheit , es ist noch kein unendliches Für|sichsein darin , der Begriff sucht noch zur Erkenntniß seiner selbst in sich selbst zu kommen . Die Bestimmung der Unterschiede zu der es in dieser Sphäre kommt ist gleichgültig , noch kein Innerhalb des Begriffs , kein ideeller Unterschied , es ist nur quantitativer Unterschied , Masse über haupt . Die Materie in so fern sie Verschiedenheit ist , ist Masse . 2 . Die Ph i s i k welche zum Gegenstand den individuellen Körper hat . Masse kann man noch nicht eigentlich Körper nennen , das phisikalische daran gehört in diese zweite Sphäre , in der 1ten Form werden die Körper noch nicht nach phisikalischen Eigenschaften erkannt . Körper , Körperlichkeit ist Indi|vidua lität überhaupt , die Herrschaft des Fürsichseins über die Mannigfaltigkeit , Fürsichsein das nicht nur ein Streben ist , sondern was zur Ruhe gekommen , diese Ruhe , diese Macht des Fürsichseins ist die Herrschaft über die Mannigfaltigkeit , ein Insichsein , was das Außersichsein überwunden | hat . die Unterschiede sind nicht mehr gleichgültige Massen , sondern sie sind unterschieden erhalten . Der individuelle Körper ist konkret , kann als eins betrachtet werden , während in der Masse das Atom betrachtet wird , der Theil , dieß mechanische Zerlegen der Masse geht uns nichts mehr an . An den Individuen treten andere Bestimmungen hervor , Farbe , specifisches Gewicht , Bruch , Christallisation pp diese entwickelten Bestimmungen sind es welche Eigenschaften genannt werden , Specifi kation der Materie überhaupt , jeder Theil derselben hat sie . Die nächste Bestimmung ist daß hier noch die Bestimmtheit , Partikularität und der Punkt der Individualität in eins fällt , und der Körper mithin endlich bestimmt ist . Gold ist Gelb , hat eine gewisse Schwere pp diese Eigenschaften sind ausschließend , werden sie dem Golde genommen , so ist es nicht mehr , es sind Qualitäten des Goldes . Die Individualität ist gebunden an einzelne | specifische Eigenschaften . Hier ist die qualitative Bestimmtheit noch identisch mit dem Fürsichsein ,

5

10

15

20

25

30

3 sucht .] Hu : sucht[ .] – Sie hat das Außersich sein nicht in ihrer Macht . 20–21 während in … wird ,] Hu : Wir koennen Gold als Maße betrachten , so geht uns aber nur das Atom Gold an . 22 35 an .] Hu : an – sondern das Individuelle des Gegenstandes , des Koerpers – die Eigenschaften oder 35 Bestimmungen des Goldes sind auch am Atome . Das ist das entwikelte Für sich seyn . 11 2 .] Gr : davor keine Absatzkennzeichnung tität 33 ihrer] Hu : seiner

16 das] Gr : daß

31 Individualität] Gr : Individula-

einleitung

5

10

15

20

527

dieß ist noch nicht frei , der Körper ist deshalb wesentlich endlich . Es ist konkret , aber das Fürsichsein ist noch formell , indem es an ausschließende Eigenschaften gebunden ist , die Natur der Körper ist daran gebunden . Im Prozeß kann er sie verlieren , aber er ist dann nicht mehr was er war . Die qualitative Bestimmtheit , Besonderheit ist schlechthin affi r mativ , positiv nicht ideell . Die höchste Stufe ist hier der Chemismus , aber hier verlieren alle Körper ihre qualitativen specifischen Eigenschaften . 3 . O r g a n i s mu s , welcher es mit dem Leben zu thun hat . Dieß ist die Naturtotalität , wie es im 2ten Fürsichsein , Individualität war , hier entwickeln sich die Unterschiede an sich selbst , selbstständig , es ist eine Einheit unterschiedener Bestimmungen , aber so daß diese | Bestimmungen zugleich Totalität sind , nicht specifische einzelne Qualitäten . Oder das lebendige Organische ist ein System . Im näheren Sinne ist System nur da , wo die Unterschiede zwar in der Einheit gehalten sind , wo sie jedoch scheinen eine Totalität in sich zu haben , wo die Unter schiede die dann abstrakt erscheinen , konkrete Existenzen sind , Glieder . Diese Bestimmungen bleiben so in der Einheit gehalten , bleiben qualitativ gegen ein ander bestimmt , sind | als ideell gesetzt . Die wahrhafte Stufe ist das Leben als solches , es ist erstens für sich , zweitens ein in sich entwickeltes Für sich sein , so daß die Bestimmungen gesetzt sind , drittens diese konkreten Existenzen werden auch als ideell gesetzt , dieß ist die Herstellung des Fürsichseins . Die Glieder sind konkrete Existenzen aber das Fürsichsein nimt im Prozeß den Gliedern ihre selbstständige Existenz . Das Fürsichsein ist als doppeltes vorhanden als abstraktes und als reales , das ihre | Selbstständigkeit unterwirft , sich erhält , und dieß Erhalten ist hier Zweck . Diese 3te Sphäre ist

25

13 System] Hu : Leben 14–15 wo die … Glieder .] Hu : Die Bestimmungen des physischen sind abstrakt , hier bleiben sie auch seyend aber werden zu concreten Existenzen[ .] 17 ideell] Hu : nur concret-ideel 18 Leben als solches ,] Hu : Leben – das sich selbst erhaelt in den proceße seiner Endlichkeiten . 19–20 drittens diese konkreten] Hu : 3 .) diese 30 Bestimmungen sind concrete Existenzen . 4º werden die concreten 21–22 Fürsichseins . Die … 30 Existenz .] Hu : Für sichsein . Es Zerfällt zunaechst wenn es sich in concrete Existenzen herablaeßt . Die Idealitaet erscheint in den proceß – der auf das Erhalten der concreten Existenzen aus ist . (am Rande : das Für sichseyn ist in den proceß der Aüßerlichkeit sich für sich erhaltend , und nimmt 2) den Concreten Existenzen ihre Selbstaendigkeit , weil sie sich sonst als selbststaendige Koerper setzen würden . Das Für sich seyn ist also a) abstraktes 2) reelles Eins für sichseiendes Für sichseyn .) 35 23 reales] Hu : ideelle 24 dieß Erhalten … Zweck .] Hu : Das ist der Zweck des Lebens . Es giebt Momente seiner Realitaet , die herabgesetzt sind zum Mittel[ .] – / Das sind die abstrakten Bestimmungen dieser drey Stuffen . 25 5 ideell] Hu : negativ Ideel

8 O r g a n i s m u s ] Gr : O r a g n i s m u s 16 qualitativ] so Hu Gr : quantitativ 31 Erhalten] Hu : Entalten 32 erhaltend] Hu : enthaltend

23 ihre] Gr : seine

127Gr

63Hu

128Gr

528

129Gr 64Hu

130Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

die Vereinigung der Schwere und des specifischen Bestimmtseins , nach der 1ten Sphäre sind die verschiedenen Unterschiede gleichgültig bestehend , ebenso bestehen sie qualitativ , hier wird endlich ihre Endlichkeit gesetzt , ihre Negation zur Existenz gebracht . Noch ist zu bemerken , daß die 1te Sphäre , Stufe ist undeutlich , die ärmste , die 3te die reiche ist , die im Reichthum ihrer Momente in Einheit wird , die reichste und mächtigste . Jede der folgenden Sphären hat die vorhergehende in sich , in der Natur zwar fällt dieß aus einander , aber in der Idee , ist die eine Sphäre das Resultat der vorhergehenden , enthält ihre Bestimmung in sich , läßt nichts hinter sich , erscheint als ein Naturreich , außer welchem das andere besteht , aber dem Inhalte nach , hat sie die vorhergehende in sich und ist | noch reicher , diese bleibt auch und so ist dieß Emanation . Das zweite ist , daß jede Stufe für sich ist , sie enthält das | Vorhergehende , hat es aber andererseits als Anderes gegenüber stehn , als unorganische Natur . So stehen dem Leben , die phisikalischen Körper gegenüber pp dieß specifizirt sich so weiter . Der Geist hat jede vorhergehende Stufe zum Gegenstand . Der Begriff ist die vorhergehende Stufe , dann in sich zurück gekehrt stellt er sich die niedere Weise gegenüber als Objekt . Die Hauptform ist dieß , das was der Begriff ist wieder zum Objekt zu machen . Der sinnliche Mensch , wenn er reflektirt , nimt er sich in sich zurück , sein sinnliches Sein wird dann sein Objekt , er bezieht sich darauf . Der Begriff bezieht sich auf die niederere Stufe , beide werden an sich identisch , aber die Identität ist herabgesunken zur Form der Beziehung , des Verhältnisses des Individuums | mit der unorganischen Natur , eins ist Macht des Anderen . Diese Momente in der Form des Freigelassenseins sind Potenzen , aber gegen diese die als allgemeine Mächte erscheinen steht die Macht der Subjekte , so das Leben gegen Wasser , Luft pp haben sie Ueber macht so entsteht Zerstörung des Lebens , dessen ganzes Bestreben ist sie zu assimiliren , sie in sich selbst zu verwandeln .

5

10

15

20

25

30

3–4 hier wird … gebracht .] Hu : Die Qualitativitaet , die Endlichkeit der Zweiten Stufe wird in die Einheit gebracht[ .] Das ist die Schwaere die sie in die Einheit treibt . 7 in sich ,] Hu : an sich 30 hat . Die Bestimmungen der vorhergehenden Stufen erhalten ihre Wahrheit in der nächstfolgenden Stufe . 11 Emanation .] Hu : Emanation[ .] – Es ist das Feuer welches den Schein des Vorhergehenden verzährt – sich aber dirimirt und so seine Endlichkeit fi ndet . 18 Mensch ,] Hu : Mensch hat kein Objekt der Erkenntniß . 27 dessen ganzes … ist] Hu : Die natürlichen potenzen wie Luft , 35 Feuer sind potenzen des Lebendigen sind für sich . – so aber dass sie ihn untergeordnet sind – Daher 35 der Kampf[ .] Das Lebendige muß sie ideell setzen 4 daß] Gr : das chen

25 die als] Gr : (als über der Zeile mit Bleistift ergänzt) die

32 welches] Hu : wel-

einleitung

5

10

529

Diese Sphäre des Lebens schließt sich auf zu der formellen Individualität zu dem Materiellen , diese Stufe haben wir dann für sich zu betrachten . Es ist unser Zweck in jeder Sphäre zu sein , sie uns darzustellen wie sie sich in ihr selber darstellen kann , jede als Einheit des Begriffs , das Bild der Wahrheit in jedem Elemente zu erkennen . Das Formen ist die Dialektik des Begriffs , mit solchen unangemessenen Elementen , kann er sich nicht begnügen , dieser Boden ist ihm nicht angemessen , er durchbricht seine Schranke . und dieß ist die Dialektik . | Die Idee ist | Totalität aber zugleich Aufheben und Zurückführen zur nächsten Wahrheit , Resultat und dieß ist die nächste Sphäre , dieß ist die Nothwendigkeit des Uebergangs , dieß ist das ewige Leben jeder Sphäre für sich . Wie in jeden Tropfen das Sonnenbild erscheint , so erscheint in jeder das Bild des Begriffs .

15

20

25

1 Diese Sphäre … Lebens] Hu : Das allgemeine spekulative Verhaeltniß ist das Leben der Natur , ihr Proceß über haupt . / Das Leben der formellen Individualität] Hu : den Koerpern der Endlichkeit 2–5 Es ist … erkennen .] Hu : es kann genannt werden – die Güte der Idee – in jeder 15 Stufe sich darzustellen – so wie sie sich in der Endlichkeit vorstellen kann . So wird jede Sphaere betrachtet als Moment der Idee sub specie aeterni[ .] – Der Begriff der sich im beschraenkten Elemente darstellt muß zuerst betrachtet werden . 11 Bild des Begriffs .] Hu : Bild der Idee enthalten – eine jede Sphaere treibt sich aber zur Einheit – zum Fürsichsein – was in den Leben vorgestelt ist . 35 Das Fürsichsein ist hier gedoppelt – ein Fürsichsein das für sich ist . Die Natur ist also einerseits ein 20 Starres – anderseits das Leben – ihr Leben ist das Vernichten aber eben auch zugleich das Erhalten des Begriffes . 30

1 auf] Gr : aus 9 ist 2 in Gr in der Zeile mit Bleistift ergänzt 10 ist in Gr in der Zeile mit Bleistift ergänzt 12 spekulative] Hu : specukulat . 18 Fürsichsein] Hu : Fürsichheit

65Hu 131Gr

530

nachschrift griesheim · 1823/24

Erster Theil .

132Gr

133Gr

Mechanik deren Inhalt die Materie ist ; ich werde jedoch diesem Theile einen größeren Umfang geben , als dieß in meiner Encyklopädie geschehen ist , und werde hier das aufnehmen , was in den § 197–217 abgehandelt ist . Die erste Bestimmung ist die abstrakte Bestimmtheit der Materie , dieß ist bereits angegeben als das dem Geiste Äußerliche , das nicht nur relativ gegen den Geist ist , sondern die Natur ist an ihr selber , was sie gegen den Geist ist , diese Bestimmtheit gegen den Geist macht | ihren Charakter aus , das Anderssein an sich selbst . Diese Äußerlichkeit ist der Punkt , wo wir anfangen . Zuerst abstrakte Äußerlichkeit , zweitens das erste Insichgehen der Äußerlichkeit , es ist das Fürsichsein derselben ; dieß ist zunächst noch abstrakt , man möchte sagen abstrakt konkret , es ist das Materielle als solches , es ist aber das erste bedingte Fürsichsein . Es ist deswegen bezogen auf das Außersichsein , und auf die Form desselben , und ist als abstraktes bezogen auf das Verhältniß des Außersichseins , als selbst ein Äußerliches . Das Außersichsein zerfällt in Raum und Zeit , die Bestimmungen des Begriffs erscheinen daher an dem Außersichsein sogleich als selbst Außersichseiende . Die zweite Stufe ist das erste Konkrete , die Einheit dieser beiden Bestimmungen , die konkrete Einheit , konkretes Fürsichsein , Materie . Aber diese als erstes abstraktes Fürsichsein ist bezogen auf diese ihre Natur , auf ihre Momente , Raum und Zeit , die ihr äußerlich sind . In ihr sind diese Momente , selbst aufeinander bezogen , dieß | macht die Bewegung aus , diese ihre Beziehung haben die Momente nur in der Materie . Die äußerliche Beziehung der Materie auf ihre beiden Momente macht also die Bewegung aus . Das dritte ist die absolute Identität beider Seiten . Bewegung ist Materie an und für sich , in der Entwickelung ihrer Momente . die absolute Identität ist die Wahrheit dieser Stufe , es ist die freie Materie , sie ist frei wenn ihr entwickelter Begriff ihr immanent ist , sich selbst bewegend , so daß ihre Bewegung nur durch den Begriff gesetzt , bestimmt wird . System der Himmelskörper .

5

10

15

20

25

30

66Hu

17 selbst Außersichseiende .] Hu : Äußerliche – dieses Äußerliche ist negativ und | positiv . 18 30 erste Konkrete , … Bestimmungen ,] Hu : Idealitaet die Einheit des positiven u n d negativen – die Negation dieser Beiden 25 ist 2 ] Hu : ist die concrete Einheit , 26 Identität] Hu : Identitaet der Materie u n d Bewegung

erster theil

5

10

15

20

25

531

Wir haben nun zu betrachten 1 . Raum und Zeit , 2 . Materie und Bewegung , 3 . freie Bewegung , Identität beider . 1. R a u m . § . 197 »Die erste oder unmittelbare Bestimmung der Natur , ist die abstrakte Allgemeinheit ihres Außersichseins , – die vermittelungslose Gleichgültigkeit desselben , der Raum . Er ist das ganz ideelle Nebeneinander , | weil er das Außersichsein ist und schlechthin kontinuirlich , weil dieß Außereinander noch ganz abstrakt ist und keinen bestimmten Unterschied in sich hat[ .]« Es ist uns eine Bestimmung nothwendig , wir denken sie , das ist wir bringen sie uns in Gedanken vor Augen , wenn wir den Gedanken festgestellt haben , so fragen wir , wie sieht dieß in unserer Vorstellung aus . – Die Vorstellung von Raum geht uns aber zunächst noch nichts an , wir haben es mit dem reinen Begriff zu thun . Er ist uns gesetzt , dadurch daß wir gesagt haben , die Natur ist das Anderssein ihrer selbst . Dieß Außersichsein ist die erste Bestimmung , Außer sichsein schlechthin verschieden von sich , | ganz abstraktes Außersichsein . Bestimmte Unterschiede haben wir hier noch nicht , nur abstrakte , Vielheit , die noch nicht Bestimmtheit ist , Bestimmtheit die kontinuirlich in sich ist , ununterschieden . Dieß ist der Gedanke der festgesetzt ist , durch unsere erste Idee | der Natur . Wir fragen , wenn wir uns in der Natur umsahen , wie nennen wir das was diesem Gedanken in unserer Vorstellung entspricht , da kommt die Behauptung , es ist der Raum . wenn er es auch nicht wäre , so schadet dieß nichts dem Gedanken , dieser bleibt darum doch wahr . Empirisch fangen wir mit den Raum an , und spaeter erst kommt der Gedanken , also gerade umgekehrt wie hier . Um unsere Behauptung nun zu beweisen müssen wir uns eine Vorstellung von Raum machen und sehen ob die Bestimmungen darin vorkommen , die im Gedanken enthalten sind .

4–8 »Die erste … hat[ .]«] Hu am Rande : Der Anfang ist darum der abstrakteste , weil keine Unterschiede , Bestimmtheiten da sind , denn diese gehören schon der Reflexion . / Die Idee hat die Momente : die gleichgültige Ruhe (Raum) und das völlig unvertraeglich Unruhige (Zeit .) 9 19 Natur .] Hu am Rande : Das Erste ist das ab30 nothwendig] Hu : nothwendig durch den Begriff strakte Außersichsein . Wir haben zu sehen was diess in der Natur ist . Das Außersichsein des Begriffs hat die Bestimmung den Begriff zu faßen . Reflectiren wir auf Anderes und so fort auf Anderes so haben wir lauter Außereinander – wo das Eine das Andere ist – ohne Unterschied . / Speculative 35 Betrachtung ist diese absolute Verschiedenheit , welche hier zugleich vollkommene Identitaet ist . / 20 unserer Vorstellung] Hu : der Anschauung 35 Das erste abstrakte Anschauen ist das Inhaltlose . 22–24 Empirisch fangen … hier .] Hu : Das umgekehrte Verfahren ist in den empirischen Wißenschaften – wo der Gedanke nachkommt – daraus folgen unzählige Streitigkeiten

30

9 das] Gr : daß

31 Außersichsein 2 ] Hu : Andersichsein

§ 198

134Gr

67Hu

135Gr

532

136Gr

68Hu

137Gr ; Siehe die Anmerk : zum § 197

nachschrift griesheim · 1823/24

Raum sagen wir ist nicht erfüllt , das Erfülltsein geht ihm nichts an , wenn wir ein Haus abbrennen so bleibt sein Raum derselbe , er ist das Abstrakt Allgemeine , das erfüllt sein kann , das Bestimmungen enthalten kann , die ihn aber nichts angehen , sie unterbrechen den Raum nicht . Er ist das gegen alle Unterschiede Gleichgültige , im Raum hat alles Platz , alles ist nebeneinander darin[ .] Dieß Nebeneinander heißt die abstrakte | Vielheit , die Äußerlichkeit . Also Alles ist h ie r im Raum , aber dieß hier , ist noch kein Ort , sondern nur die Möglichkeit eines Orts , es ist grenzenlos als h ie r bestimmt , es ist gleichgültig , denn dieß h ie r ist immer dasselbe , es ist die abstrakte Kontinuirlichkeit , es macht | keine Grenzen im Raum , keine Bestimmungen keine Unterschiede . Diese einfache Bestimmung ist die Natur des Raums . Leibnitz sagt der Raum ist die Ordnung der Dinge , er ist äußerliche Bestimmung , aber er ist selbst Äußerlichkeit , und indem die Dinge sind , unterbrechen sie den Raum nicht . Man hat gesagt der Raum ist real oder nicht , der Raum ist aber nicht in dem Sinne real , daß er Materie wäre gegen andere Materie . Der Raum ist sinnlich , nicht in dem Verstande als in Beziehung auf unsere Sinne , sondern es ist ein Außer einander . Er ist aber kein sinnlich Konkretes , sondern Abstraktum und als solches , sinnliche Unsinnlichkeit , Kontinuität absolute Leere . Kant sagt : der Raum ist wie die Zeit eine | Form der sinnlichen Anschauung . Also nicht sinnliche Anschauung selbst , sondern nur Form derselben . Sinnlich ist nicht nur außersichsein überhaupt , sondern es ist es zugleich mit seinen vielfachen Bestimmungen , die wir durch die Sinne wahrnehmen , alle diese Bestimmungen sind konkrete nähere Partikularisationen des Außersichseins . In so fern man nun von dem Inhalte abstrahirt , bleibt die Form und dieß sagt Kant ist der Raum .

5

10

15

20

25

1 Raum sagen wir] Hu : Es ist bewiesen dass der Raum ist . Dass das , der Raum ist , ist leicht zu zeigen – wir sagen 5 alles ist … darin[ .]] Hu : Der Raum ist das N e b e n e i n a n d e r – das c o n t i n u i r l i c h e – was in ihm ist , ist das eine h i e r das andere d o r t . 8 Orts ,] Hu : Ortes – der 30 Raum kann überall getheilt werden – das ist das A u ß e r s i c h s e i n des Raumes[ .] 12–13 er ist … Äußerlichkeit ,] Hu : Man kann das in gewißen Sinne sagen dass er die Ordnung der Dinge ist 30 – aber er ist nicht nur die äußerliche Bestimung – sondern die Äußerlichkeit selbst . (am Rande : Der Raum ist die ganz abstrakte Äußerlichkeit , Objektivitaet ; die Naturdinge sind Äußerlich , und diese ihre Äußerlichkeit ist der Raum selbst .) 14–15 Man hat … Materie .] Hu : Man fragte ob der Raum etwas Reelles sey oder Ideelles – er ist nicht reell so als ob er materie haette – (am Rande : Der Raum ist absolut weich – vertraegt Alles , leistet keinen Wiederstand – er ist also nicht Für Sich 35 Seiendes Reelles . Man kann Niemand einen Raum zeigen .) 18 Abstraktum] Hu : Abstrakt Concrete Leere .] Hu : Leere . Realitaet u n d Idealitaet sind unbestimte Bestimmungen des Raumes . 24 Inhalte] Hu : Manichfaltigen 3 ihn] Gr : ihm

19 Kant] Gr : Kannt

33 fragte] Hu : ßagte

erster theil

5

10

15

20

25

533

Weiterhin wollen wir Raum und Zeit einander gegenüber setzen . In Beziehung auf die Zeit , ist die Unmittelbarkeit der Raum , das Ruhende , positiv Unendliche , ohne Negation . Negation setzt Unterschied voraus , dieser ist im Raume nicht . Der Begriff faßt das Andere seiner selbst , was selbst nur er ist . der Begriff ist konkret , der Raum ist inkonkret , er enthält die Bestimmungen , erstens der Vielheit der unendlichen Besonderung , zweitens , weil es die abstrakte Besonderung ist , ist sie gleich mit sich selbst . Wenn ich noch so viele Besonder|heiten neben ein ander stelle , besondere , so haben alle wieder denselben Namen , indem ich gemeint habe sie zu unterscheiden , habe ich dieß nicht gethan , vielmehr ist aus dieser Vereinzelung keine Besonderheit , sondern vollkommene Gleichheit entstanden , Kontinuität . Wenn ich gleich sage diese hier sind unterschieden im Raume , so sind dieß doch nur gemeinte , sinnliche Unterschiede , aber in Wahrheit sind es keine . Der Raum vereint auf ganz einfache Weise die beiden Bestimmungen des Außersichseins , die Vielheit und Besonderheit , so daß nur eine Gleichheit gesetzt ist . Dieß ist der Gedanke , der Begriff des Raums . In der Vorstellung fi nden wir dieß auch . Der Raum hat Widersprüche vieler Art veranlaßt , denn er ist der Widerspruch in sich selbst , aber jeder Begriff enthält Widersprüche , aber nur der Begriff kann das Andere ertragen . Man kommt aber auf solche die nicht aufgelöst sind , wenn man nur eine Bestimmung festhält und doch zu den anderen übergehen muß . | Man hat gefragt ob der Raum begrenzt werden kann , er kann überall begrenzt werden , nach innen und außen kann er getheilt werden , aber so eine Raumgrenze unterbricht ihn nicht , es fi ndet sich immer eine neue Grenze oder ein neues Hinausgehen . Die wahrhafte Unendlichkeit ist der Gedanke , der Begriff , ich kann aus dem schlechthin Endlichen des Raums hinaus , wenn ich ihn denke . Ueber den Raum gehen wir hinaus , so wie wir zur Zeit kommen , zum konkreten , der Gedanke geht über den Raum , der Begriff der Zeit ist das Ewige , was nicht in der Zeit befangen[ .]

138Gr

139Gr

70Hu

30

… ist .] Hu : Der Raum ist das Begriffsloseste – er ist das Anderssein des Begriffes – aber eben ist das der Begriff selbst – weil er das Anderssein seiner selbst | erkennt . 22 Man hat … kann1] Hu : so wenn man fragt ob der Raum grenzlos ist , oder nicht u . s . w . entstehen Antinomieen 24 nicht ,] Hu : nicht – der Raum ist naehmlich continuirlich – ich kann über jeden Stern 35 hinausgehen – der Stern ist nur für mich Grenze – so kommt man zur schlechten Continuitaet . | 35 25 Hinausgehen .] Hu am Rande : hinaus . Waere der Unterschied gesetzt so bestaende der Raum aus Atomen . 26 ich kann … hinaus] Hu : aus dieser schlechten Unendlichkeit komme ich zur wahren Unendlichkeit

30 5 Der Begriff

19 ertragen] Gr : erfragen

69Hu

534

140Gr

71Hu

141Gr

§ 199

nachschrift griesheim · 1823/24

Der Raum ist die leere , ganz unerfüllte Form , er ist Begriff , mithin konkret , das entgegengesetzte Moment ist das Außersichsein und wenn wir dieß einzeln für sich betrachten so haben wir lauter Punkte im Raum , das 2te Moment ist die Identität dieser Punkte , dieß ist die Kontinuirlichkeit des Außersichseins , dieß der Begriff des Raums . In Beziehung auf die Logik kann hier bemerkt | werden , daß wir in derselben ebenso vom ganz Abstrakten anfangen , dem Sein , es ist ein Abstraktum des Abstrakten des Gedanken . Hier aber befi nden wir uns im Konkreten . Sein ist nur leere Abstraktion , Raum ist auch Abstraktion , aber in einer konkreten Sphäre , daher konkret in sich die Identität und das Außersichsein in eins . Es sind metaphisische Momente ob ich die Kontinuität des Raums geltend mache oder nur die Grenze , ob ich nur diese denke für sich , darauf reduziren sich alle die Ideen von Theilbarkeit und Untheilbarkeit des Raums . Die Kontinuität kann ich nicht abstrakt für sich nehmen , es ist nur abstrakte Identität , als Identität des Außersichseins , das ist dann absoluter Raum , | Raum für sich ganz abstrakt genommen . Der Ausdruk absolut , wird hier ganz anders gebraucht als im gewöhnlichen Leben , absoluter Raum ist leerer , abstrakter Raum , nicht absoluter Raum ist erfüllter , ist Natur . | Im Raum ist also nur das abstrakte Außersichsein , die reale Möglichkeit , noch ist dieser Unterschied der den Begriff in sich enthält , von Schranken , Grenzen pp nicht gesetzt . Hierzu haben wir , so wie der Begriff sich entwickelt überzugehen , im Elemente des Raums ist er noch nicht bestimmt , das Weitere , Letzte des Unterschiedes ist dann die Erfüllung des Raums . Erst der Punkt des Lebens , des Geistes , ist die wahrhafte Unterbrechung des Raums , in der Natur kommen wir nicht dazu , durch das Denken erst wird der Raum absolut unterbrochen . Die Gränzen , das Äußere in der Natur ist immer noch eine Bestimmung des Außersichseins , wir haben hier noch kein Anderes des Raums , sondern nur solche Unter schiede , die sich noch im Raume selber fi nden . § . 198 . »Der Raum hat als Begriff überhaupt (und bestimmter als das gleichgültige Aussereinander) dessen Unterschiede an ihm , unmittelbar in seiner Gleichgültigkeit , als die blos verschiedenen , ganz bestimmungslosen drei Dimensionen .« |

5

10

15

20

25

30

1 Der] Hu : Das Naechste ist , zu unter suchen , welche die Formen sind , in welchen der Begriff im Raume , zur Erscheinung kommt . / Der 8 Konkreten .] Hu : in der Natur in Begriff – die Wahr- 35 heit des Seyns , der Begriff , ist Werden[ .] 13 Ideen] Hu : Antinomieen 16 abstrakt genommen .] 35 Hu : a b s t r a k t . (am Rande : vgl . E n c y k l o p ä d i e § 6 6 n . 2 . ) 19 Möglichkeit] Hu : Moeglichkeit des Setzens der Grenze 6 in derselben] Gr : inderselben

15 Identität 2 ] Gr : Identitität

25 erst wird] Gr : ist wird

erster theil

5

10

15

20

25

30

535

§ . 199 . »Aber der Unterschied ist wesentlich bestimmter qualitativer Unterschied . Als solcher ist er zunächst die Negation des Raums selbst , weil dieser das unmittelbare unterschiedslose Aussersichsein ist ; der Punkt . Die Negation ist aber , als Negation des Raumes ; diese Beziehung des Punkts auf ihn ist die Linie , das erste Anderssein des Punkts ; die Wahrheit des Andersseins ist aber die Negation der Negation . Die Linie geht aber in Fläche über , welche einerseits eine Bestimmtheit gegen Linie und Punkt und so Fläche über haupt ist , anderseits aber ist sie die aufgehobene Negation des Raums , somit Widerherstellung der räumlichen Totalität , welche aber nunmehr das negative Moment an ihr hat ; – umschließende Oberfläche , die einen einzelnen ganzen Raum absondert .« Zuerst betrachten wir die Verschiedenheit , das | ist die Nothwendigkeit der drei Dimensionen , es sind nicht mehr und nicht weniger , dieß muß bewiesen werden , nicht gewiesen . Die abstrakte Weise ist diese Dreiheit und nicht mehr als Dreiheit , weil der Begriff das Allgemeine , das Besondere und das Einzelne ist , damit drücke ich aber Bestimmtheit dieser Momente aus , im Raum sind es aber keine Bestimmtheiten , sondern nur Unterschiede . Es sind Richtungen , man kann sie aber nicht unterscheiden , es giebt keine Bestimmung was Höhe , Länge oder Breite ist . Wir nehmen bei der Höhe den Mittelpunkt der Erde als Mittel der Bestimmung an , der geht aber den Raum nichts an , der Raum kann nur determinirt werden durch etwas was außer ihm liegt , beim Mittelpunkt der Erde gehen wir aber von etwas aus was in ihm liegt . Breite kann von Länge gar nicht unterschieden werden . diese sind ganz gleichgültig zu verwechseln , sie sind das ganz Unbestimmte , Relative . Es sind innere Bestimmungen von außen genommen | wodurch solche Unterschiede herkommen . Ebenso ist es mit oben , unten , vorn , hinten , rechts und links , Unterschiede die dem Raume als solchen fremde sind . Wie wir in § 199 gesagt haben , so bleibt der Begriff nicht stehen bei solchen unbestimmten Unterschieden , daher ist auch der Unterschied des Raums als bestimmter Unterschied . Nehmen wir die ganz abstrakte Gränze des Raums , so ist sie eine Negation des Raums , etwas nicht räumliches , der Raum ist kontinuir-

13–14 Dimensionen , es … gewiesen .] Hu : Dimensionen . Die Geometrie spricht nicht von dieser 20–22 der Raum … liegt .] Hu : er liegt außer den Raume[ .] – Es ist eine physikalische Bestimmung . 26–27 Unterschiede die … 29 unbestimmten] Hu : unmittelbaren , 35 sind .] Hu : diese Unterschiede gehen auch auf mich[ .] unbestimten 30 Raums ,] Hu : Raume – das discontinuirliche

35 Nothwendigkeit . Das Beweisen davon liegt in den Begriff .

20 den Raum] Gr : dem Raume

142Gr | 72Hu ; § 200

143Gr

144Gr

536

145Gr

73Hu

146Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

lich , die Grenze muß Negation des Raums sein , aber nicht außer halb desselben , solche Negation ist der Punkt . Von diesem fangen wir an , gehen dann weiter zur Linie , zur Fläche und von dieser zum Körper , zum geometrischen Körper , zur Totalität . Die Bestimmungen die sich aus der Grenze entwickeln sind folgende , die in der Nothwendigkeit des Begriffs gesetzt sind und sie sind Beweise von der Dialektik des Begriffs . es wird dadurch bewiesen daß Punkt sein muß . | Punkt ist die Negation , Grenze in Beziehung auf den Raum , wir lassen ihn als positiv sich entwickeln , als Gränze . Er ist ein Widerspruch in sich , der sich in sich aufhebt , Negation des Raums , also etwas was nicht Raum sein soll , und doch hat jeder Punkt Raum , es giebt also keinen , weil er sein soll als Negation des Raums , in seiner Bestimmung liegt Räumlichkeit , er ist nur in sofern Negation des Raums als er im Raum gesetzt ist , er ist aber im Raum gesetzt , ist räumlich und ist selber Raum . Diese Räumlichkeit ist nun die gerade Linie , sie entsteht aus der Bewegung des Punktes , man hält diese Bewegung für Zufälligkeit , er ist aber abstrakte Negation auf den Raum bezogen , ist räumlich , hört auf Punkt zu sein und geht in Linie über . Der Begriff treibt diese Bestimmungen hervor , die zufällig erscheinen . In sofern wir den Raum als positiv ansehen ist erst die Linie | räumlich , räumliche Negation , einfach gesetzte Räumlichkeit , unmittelbare , und zwar die gerade Linie , die nur eine Richtung hat . Bei der krummen Linie sind gleich zwei Bestimmungen | gesetzt , zuerst ist die Richtung angegeben und außerdem die Beziehung auf sich , mit dem Krummen wird zugleich immer auch das Einfache gesetzt . Die gerade Linie ist der nächste Weg zwischen zwei Punkten , sagt man , das kann man nicht beweisen , man hat es aus der Anschauung , es liegt in der Natur der geraden Linie selber , Weg ist hier nur ein Bild , es heißt Richtung , kürzeste heißt die wenigste Mannigfaltigkeit in sich habend . Die Bestimmung der geraden Linie ist die Einfachheit der Richtung , das Außer sich kommen des Punkts , es ist das einfache Außer sichkommen , die einfache räumliche Richtung . Man kann also auch nicht sagen , die Linie bestehe aus Punkten , eben weil sie das Aufheben des Punktes ist , Punkte können überall darin angenommen werden . Punkt ist die falsche Negation , ist Abstraktion und falsch , die Linie ist

5

10

15

20

25

30

6–7 gesetzt sind … Begriffs .] Hu : gesetzt : es muß gezeigt werden wie eine Flaeche an den Raume sich fi ndet – aber das ist nicht die Nothwendigkeit sie muß aber aufgezeigt werden . 7 ist] Hu : ist das erste 14 Raum .] Hu : Raümlich , und eben deswegen hoert er auf punkt zu sein . 15 man 35 18 In sofern … räumlich ,] Hu : Linie ist das 35 hält … Zufälligkeit] Hu : er kann nicht ruhig bleiben erste Andersseyn des punktes . 24 man hat … Anschauung ,] Hu : Kant sagt dass die Defi nition der graden Linien – ein synthetischer Satz ist – dass er auf der Anschauung beruhet . 15 Punktes] Gr : Raums

33 das] Hu : dass

erster theil

5

10

15

20

25

537

die Wahrheit des Punkts , ist erst die reale Grenze des Raums , der Punkt ist noch nicht räumlich , ist er es , so ist er nicht Punkt . Die Wahrheit des Andersseins ist die Negation der Negation , die wahrhafte Negation | die sich auf sich selbst bezieht , diese zweite Negation ist die Fläche . Im Raum sind wir zählend , äußerlich , begriffslos , die Fläche hebt die Linie , die erste Räumlichkeit auf . Es muß aber nicht blos gezählt werden , so daß wir sagen die erste Grenze ist die Linie , die zweite ist wieder Linie , denn dieß ist schon im ersten enthalten , dem Begriff nach ist es zugleich . Der eine Weg ist also dieser daß wir vom Punkte anfangen , das Zweite ist dann die Linie , und die Negation der Negation , diese ist zugleich Affi r mation , Fläche . Die Fläche ist daher dem Begriff nach Oberfläche , das heißt sie ist total , ist was man geometrischen Körper nennt , totale Begrenzung des Raums . Der zweite Weg ist nun der , daß wir vom begrenzten Raume ausgehen und zum Punkt zurück . Der Körper ist begrenzter Raum , ist Totalität , wenn wir dann so zurückgehen , ist Fläche Grenze des Körpers , Grenze der Fläche ist die Linie , Punkt Grenze der Linie , mit dem Punkt treten wir aus dem Raume heraus[ .] | Wir wollen nun noch näher betrachten was der Gegenstand der Wissenschaft der Geometrie am Raume ist , und wie sie verfährt . Siehe Anmerkung zum § 199 . Die Geometrie hat Figurationen die zufällig gesetzt zu sein scheinen , es ist aber durch die Nothwendigkeit daß sie entstehen , und gebraucht werden . Das Dreieck ist die erste , einfachste , vollständige Figur . Der Kreis hat nicht die Unterschiede , ist bestimmt durch den Durchmesser , er ist nicht der Unterschied , wie er am Dreieck ist . Die Wissenschaft hat nun diese Figuren zu betrachten welche Bestimmungen abhängig sind , wenn gewisse andere vorausgesetzt werden . Die Hauptsache hierbei ist daß die vorausgesetzten Bestimmungen und die

1 ist erst … Raums] Hu : Einerseits koennen wir sagen dass die Linie die zweite Negation ist – aber sie ist erst die erste Negation – sie ist die erste reale Negation 5–6 Im Raum … auf .] Hu : In 30 der Linie sind wir ein Außereinander – wir zaehlen in ihr – wir müßen also eine zweite Negation 30 setzen , zur zweiten gehoert aber wieder Zwei – in den Begriffe des zweiten liegt das erste[ .] – Deswegen hat die Fläche zwei Dimensionen 11 Die Fläche … daher] Hu : Das Andere des Anderen ist zugleich das Dritte[ .] – Zwey Bestimungen | die Flaeche – aber wir bleiben nicht dabey – wir bekommen das affi rmative das Dritte – die Einheit . Das ist Totalitaet . Deswegen ist die Flaeche 12 Raums .] Hu : Raumes . Das ist dieser Fortgang . Die Unterschiede also die wir in der Welt machen , 35 sind Erzeugungen des Begriffes . Das ist der Raum – aber begraenzter Raum – der die Negativitaet in sich hat . 20 Figurationen die … scheinen] Hu : Raum – aber sie nimmt ihn als etwas gegebenes an 22 Der Kreis hat] Hu : Der Kreis ist viel abstrakter einfacher als das Dreiek – es fi nden sich in ihn 24 diese Figuren] Hu : das Allgemeine an den Figuren 29 Außereinander] Hu : Außerein / ander

147Gr

148Gr

74Hu

538

149Gr

75Hu

150Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

abhängigen eine Totalität machen , ein abgeschlossenes Ganzes und dieß ist über haupt das Wesentliche der Mathematik . Die Hauptsätze in der Geometrie sind die , wo ein Ganzes genommen und dieß | nach seiner Natur , nach seiner Bestimmtheit erkannt wird , so daß es in dieser Bestimmtheit vollkommen enthalten ist . Die Lehre von den Dreiecken hat , zwei solcher Hauptsätze . Jedes Dreieck hat drei Seiten und drei Winkel , wenn | man von diesen 6 Theilen , 3 hat , worunter eine Seite , so ist das dreieck bestimmt , die Bestimmtheit der übrigen 3 Stücke entsteht daraus . Der Begriff des Dreiecks ist erschöpft in den drei Stücken , die übrigen gehören nur zur äußeren Realität , sie sind ein Ueberfluß . Das Dreieck ist also bestimmt , ist aber selbst noch unbestimmt , denn es ist noch nichts über die Größe der Theile bestimmt . Dieß thut der 2te Satz der pythagoräische Lehrsatz . Ein rechtwinkligtes Dreieck mußte hierbei genommen werden , weil nur der rechte Winkel vollkommen bestimmt ist , der spitze und stumpfe Winkel ist nur in seinem Verhältniß zum rechten bestimmt . Der pythagoräische Lehrsatz giebt die vollkommen erschöpfte Bestimmtheit des Dreiecks . Man muß ihn nicht ansehen , wie die anderen in der Geometrie , | er ist ein anderer , er bestimmt das Dreieck , er ist ein Bild der Idee . Im rechtwinklichen Dreieck haben wir die Größe der einen Seite als ein Quadrat und dann getheilt in zwei Quadrate deren Summe dem ersten gleich ist , so wird er das Bild der Idee . Das Dreieck ist nun bestimmt nach den Seiten , hiermit ist seine Bestimmtheit in sich vollendet . Das Interesse geht darauf hin in sich Verschiedenes auf Gleiches zurückzuführen , so beschließt Euklid das 2te Buch damit den Rektangel zurück zuführen auf das Quadrat , auf die einfache gradlinigte Figur . 2 . Z e it . Wir haben vom abstrakten Außersichsein angefangen , Form der Unmittelbarkeit , Form der Unterschiede , der Negativität , sie fallen im ersten Außer sichsein auseinander als Raum und Zeit . Das Unmittelbare zeigt sich in

5

10

15

20

25

1–2 dieß ist … Mathematik .] Hu : Dies macht die Geometrie aus . z . B . es folgt aus der Voraußet30 zung der Scheidelinie , dass die entgegen gelegeten Winkel gleich sind . Darin ist nicht die ganze Bestimmtheit des Winkels festgesetzt . 8–9 Der Begriff … drei] Hu : Diese Saetze drückt man 30 so auch aus zwey Dreieke sind gleich – wenn sie drey Sachen gleich haben . Es ist die leichtere Vorstellung dass man zwey Dreyeke nimmt . Der Einfache Satz ist , dass das Dreiek sich in zwei Theile theilt – wenn ich drey Stücke habe so ist mir das Ganze Dreiek bestimmt . Die Bestimmtheit dieses Dreieks ist bestimmt wenn Zwey Seiten bekannt sind und der Winkel . die dritte Seite gehoert nicht dazu . Dieser Satz heißt nun dass das Dreiek bestimmt ist durch die drey 17 Bild] Hu : 35 Beispiel 21–24 hiermit ist … Figur .] Hu : Mit diesen Satze ist auch vollendet das erste Buch der Geometrie des Euklid . Die Weiteren Aufgaben der Geometrie besteht darin alles auf das vorhandene zurückzuführen . Dies macht Euklid . Er spricht in zweiten Buche von Kreise . 7 wenn] Gr : von

23 einfache] Gr : einfachen

36 das] Hu : dass

38 zweiten] siehe Anm .

erster theil

5

10

15

20

25

539

seinen Momenten , diese Formen , Momente fallen aber aus einander , eben weil es Unmittelbarkeit ist . | § . 200 . »Die Negativität die sich als Punkt auf den Raum bezieht und in ihm ihre Bestimmungen als Linie und Fläche entwickelt , ist aber in der Sphäre des Außersichseins ebensowohl für sich und als gleichgültig gegen das ruhige Nebeneinander Erscheinen ; so für sich gesetzt ist sie die Zeit .« | Im Raum haben wir gesagt kommt das Negative noch nicht zu seinem Rechte , es fällt in das ruhige Auseinander . Die Negation bezieht sich aber wesentlich auf sich selbst . Wenn wir von der Oberfläche anfangen , Punkt und Linie , so denken wir sie conzentrirt in eins , so haben wir freie Negativität für sich , das ist dann das Princip der Zeit . Die Negation des Unmittelbaren gesetzt ist die Zeit , die sich auf sich selbst beziehende Negativität . Die Zeit ist das Werden als angeschaut . Werden ist gedachte Unmittelbarkeit , das Sein ist eine leere Abstraktion was unmittelbar nicht ist , Sein | und Nichts kann man nicht unterscheiden ; es ist unsagbar , leere Abstraktion , man kann nicht sagen wie Sein und Nichts unterschieden sind , eben weil sie leer sind . Werden ist ebenso Sein und Nichts , und das was nicht ist , ist auch . Das ist nun die Zeit . Sein und Nichts und Werden sind Gedanken , Zeit ist aber nicht Gedanken , und darum ist sie das a n g e s ch a ut e Werden . Anschauen ist sinnlich , subjektiv , dieß subjektive Anschauen brauchen wir nicht , sondern das Abstrakte , es ist dieß das unmittelbare Verhalten , sinnliches ; sinnlich ist aber hier nur das was die Bestimmung des Außereinander enthält . Werden ist Gedanke , wenn wir aber die Zeit anschauen so haben wir Sein und Nichts , Sein ist unmittelbares Nichts , Nichts unmittelbares Sein . Wir geben eine positive Bestimmung und sie ist nicht mehr , so bald wir sie geben . Sein und Nichtsein ist ganz allgemein und dieß macht sie zu Gedanken . | Anschauung ist aber nicht das Allgemeine , sondern nur in der Form der Einzelnheit . Der Punkt ist , ist aber auch nicht und indem er nicht ist , ist er .

30

7 Negative] Hu : Begraenzung 8 Auseinander .] Hu : Außereinander die Linie ist da – auch der punkt[ .] 14 nicht ist ,] Hu : Nichts ist . Das Nichts des Nichts ist erst das Sein . 14–16 es ist … 30 sind .] Hu : Der Unterschied von Sein und Nichts ist der unsagbare – schlechteste Unterschied . Deswegen sind sie nicht unterschieden – eines schlaegt in das andere über[ .] 19 subjektiv ,] Hu : das Subjektive – so wie Kant gesagt hat[ .] 22–25 so haben … Gedanken .] Hu : so ist Seyn und Nichts unmittelbar unterschieden – die Zeit die i s t – i s t auch gleich n i c h t – wir unterscheiden die Zeit 35 die ist – und die nicht ist . Das macht erst zum Gedanken die Zeit wenn wir die Zeit die ist mit der 26–27 Einzelnheit . Der … er .] Hu : einzelne . Also in der 35 die nicht ist – als identisch nehmen . Anschauung ist das Werden Außereinander . Das Werden zuerst als anschauliches ist eine Eins – und das ist eben was wir i t z t nennen . 20 unmittelbare] Gr : unmittelbares

151Gr ; § 201

76Hu

152Gr

153Gr | 77Hu

540 § 202

154Gr

78Hu

155Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

§ . 201 . »Die Zeit als die negative Einheit des Außersichseins ist gleichfalls ein schlechthin abstraktes , ideelles Sein , das indem es ist , nicht ist und indem es nicht ist , ist .« Die Zeit ist kontinuierlich wie der Raum , indem wir »itzt« aussprechen ist es nicht mehr , es ist nur gemeintes itzt . Wir sagen es vergeht alles in der Zeit , und so stellen wir uns die Zeit vor als allgemeinen Behälter in den alles gesetzt wird , wie einen Strom der alles mit sich in den Abgrund reißt . Chronos . Die Dinge vergehen sagt man , weil sie zeitlich sind . Das Wahrhafte ist , weil die Dinge endlich sind , darum sind sie in der Zeit , sie sind endlich , haben Dasein , aber endliches , weil es beschränkt ist macht es seine Negation aus , diese | Negation verlangt gerade so ihr Recht wie die Position der Dinge . Wenn wir an den Prozeß , Leben , Veränderung der Dinge , die abstrakte Seite festhalten auf sinnliche Weise , so nennen wir dieß die Zeit , es ist dieß , daß wir die lebende Welt von uns entfernen und uns an der abstrakten Bestimmung fest halten . Wenn wir das Inhaltlose auffassen und vorstellen , so haben wir die Zeit , und wenn wir sie vor uns haben , so sagen wir es geht in der Zeit vor , gleichsam wie in einem Behälter . Was nicht in der Zeit ist , ist das Prozeßlose ; | einerseits kann man sagen das Schlechteste dauert , ist nicht in der Zeit , das Todte , das Allgemeine als solches , das Elementarische dauert , es ist indessen nur eine relative Dauer . Diese Dauer ist kein Vorzug . So dauert die Sonne , Erde Berge , Felsen , selbst Werke der Menschen wie die Pyramiden . Das Allgemeine ist mehr oder weniger | todt , das andere Allgemeine in sich konkrete ist die Gattung , Idee , Begriff , Geist , dieß ist konkrete Allgemeinheit die auch den Prozeß in sich hat und als solcher lebt , aber nicht Seite des Prozeßes ist , sondern das Ganze , der Allgemeine Prozeß selber . Die Idee , der Geist ist lebendiger Prozeß in sich selbst und geht über die Zeit , weil es Thätigkeit , Begriff der Zeit selbst ist , und ist daher ewig und wird nicht in die Zeit gerissen . Anders ist es mit dem Individuum , es ist Gattung in sich , aber auch verschieden

5

10

15

20

25

30

1–3 »Die Zeit … ist .«] Hu : In der Zeit ist Abwechslung – und eben diese Abwechslung macht die Gedankenlosigkeit der Anschauung – indem sie immer dass die Zeit ist – und ist – wiederholt[ .] – 30 Der Gedanke faßt das alles zusammen . 5 Wir] Hu : Sie hat punkte – aber diese punkte sind untrennbar . / Wir 6–7 als allgemeinen … reißt .] Hu : als die Allgemeine Macht über die Dinge[ .] – Aber die Zeit ist nichts mehr als die Abstraktion des Werdens[ .] 14 Wenn] Hu : Der proceß der Dinge macht selbst die Zeit . Wenn 15–17 sie vor … Behälter .] Hu : die Dinge vor uns haben so 35 sagen wir dass die Dinge in der Zeit sind[ .] Das ist die abstrakte Seite dieses proceßes[ .] 17–18 35 einerseits kann … dauert ,] Hu : Von einer seite also das was in der Zeit ist , ist das schlechteste – von anderer Seite ist es aber das vor treff lichste . 24–25 Prozeßes ist , … Ganze ,] Hu : proceßes – so wie z . B . die Säure die eine Seite des proceßes ist . Das Gesetz ist aber das Ganze – es enthaelt die zwei Seiten des proceßes .

erster theil

5

10

15

20

541

von derselben hat also eine Seite der Veränderlichkeit , des Prozeßes und fällt so in die Zeit . § . 202 . »Die Dimensionen der Zeit , die Gegenwart , Zukunft und Vergangenheit , sind nur das Werden und dessen Auflösung in die Unterschiede des Seins , als des Uebergehens in Nichts und des Uebergehen des Nichts in Sein . Das unmittelbare Verschwinden dieser in die Einzelnheit , ist die Gegenwart | als Itzt , das nur selbst dieß Verschwinden des Seins in Nichts und des Nichts in Sein ist .« Zeit ist die Veränderung in der Anschauung . Die abstrakten Momente des Werdens , werden jedes für sich als das Ganze gesetzt , das Ganze ist Einheit des Seins und des Nichts , diese beiden Bestimmungen müssen als Totalität jede selbst sein , jede von ihnen ist die Einheit wieder selbst . Das eine Mal macht die Grundlage das Sein aus und wird als das Erste gesetzt und das Nichtsein ist nur die Form davon , das andere Mal ist die Grundbestimmung das Nichtsein , das Sein dann die Form , das Herzutretende ; die Mitte selbst ist die Gleichheit , Einheit beider , | so daß weder das Eine noch das Andere das Bestimmende ausmacht . Vergangenheit ist gewesen , das Sein kam ihm zu , es war , itzt ist positiv , aber an sich vorübergehend , dieß Sein der Vergangenheit ist im Sein gesetzt als Nichtsein . Bei der Zukunft ist das Nichtsein das Erste , das | Sein tritt hinzu , das Nichtsein wird als Sein gesetzt , es wird Sein . Die Anschauung der Zeit ist aber diese die itzt so beide vereint , die Gegenwart . Sie ist nur insofern ein anderes Itzt vergangen ist , aber es hat auch wesentlich ein Nach , es ist das Nichtsein von einem Sein welches ausgeschlossen wird . Es ist ebenso Einheit von Sein und Nichtsein , das Sein dessen Nichtsein es ist , wird unterschieden von dem Sein in der Anschauung . Das Sein ist ein anderes Sein , als das was das Gegenwärtige heißt . So ist die

25

… ist .«] Hu : Die Dimensionen machen das Ganze der Anschauung vollstaendig . (es folgt am Rande : Die Dimensionen sind die Unterschiede der Zeit aber nicht so wie sie sind – sondern wie sie vorgestellt werden . Der Verstand stellt sie sich überhaupt vor und sondert ab .) 8 Zeit ist … Die] Hu : Der Begriff der Zeit ist das Werden . Dieser Begrif wird angeschaut[ .] Er ist für die Anschauung in der Totalitaet . Diese Totalitaet ist Realitaet . Diese Totalitaet besteht darin dass die 9 gesetzt ,] Hu : gesetzt werden – aber so dass sie nur darin aufgehoben sind . 10–11 Totalität jede … selbst .] Hu : sein Totalitaet das ist das Seyn , muß Nichts Seyn u n d das Nichts Sein . Sie müßen aber zugleich unter schieden sein . Dieser Unterschied kann derselbe sein der in Vergehen und Entstehen ist[ .] 15 Bestimmende ausmacht .] Hu : bestimmende des Ganzen sey[ .] – Diese Mitte ist Indifferent . Das ist der Unterschied von G e g e n w a r t Z u k u n f t und Ve r g a n g e n h e i t . 24 Gegenwärtige heißt .] Hu : Gegenwaertige – Seyn und Nichtsein ist also Eins , sie werden aber auch zugleich getrennt . (am Rande : A n m e r k u n g Wenn die Grenze in der Zeit festgehalten wird , welches der Verstand thut , so sagt man die Zeit bestehe aus punkten , Atomen . Man kann zwar Grenzen setzen aber eben so gut haben diese kein wahrhaftes Daseyn . (Zeno) / Die Geometrie ist die

25 3–7 »Die Dimensionen

30 30

35 35

12 Sein in Gr verbessert mit Bleistift aus Seins 14 Herzutretende in Gr verbessert mit Bleistift aus Herzu15 beider] Gr : beides 20 so beide] Gr : sobeide 24 ist1] Gr : ist ist 31 das1] Hu : dass

40 treten

§ 203

156Gr

79Hu

157Gr

542

158Gr

§ 204

80Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Gegenwart nur durch ein vergangenes Sein und umgekehrt ist das Sein des Itzt was die Bestimmung des Nichtseins hat , Vergangenheit , es ist aber zugleich das Nichtsein des Seins Zukunft , denn das Sein wird immer Zukunft , das Nichtsein der Zukunft hat die Bestimmung zu sein und so wird es auch wieder Itzt . Das Sein ist Nichtsein und das Nichtsein ist und verwandelt sich in Itzt . Die Gegenwart , das Sein ist wieder seiner Bestimmung nach Nichts , denn es wird Vergangenheit , nur | Itzt ist , sinnlicher Weise giebt es nur eine Gegenwart . Es ist dieß die Bestimmung der Zeit , es ist schwer sie aufzufassen , weil es sich hierbei blos um abstrakte Bestimmungen handelt , die gleich wieder verschwinden . Das Ewige ist gegenwärtig , nicht zukünftig nicht vergangen , der Geist der Idee ist an und für sich , ist , ist nicht vergangen und wird nicht sein . Die konkrete Gegenwart ist das Resultat der Vergangenheit und ist schwanger mit der Zukunft , das Itzt ist also diese sinnliche Gegenwart[ .] § . 203 »Raum und Zeit machen an und für sich die Idee aus , jener die reelle oder unmittelbar objektive , diese die rein subjektive Seite . Der Raum ist in sich

Wißenschaft des Raumes[ .] Der Raum ist das ganz unbestimmte , ist ganz abstrakt , absoluter Raum . Die Geometrie hat das bestimmte die Grenze des Raumes zu setzen . Die Figurationen des Raumes koennen nur solche sein die eine Regelmaeßigkeit haben , und die unregelmaeßigen müßen auf das Regelmäßige Identische zurückgeführt werden[ .] – Es giebt keine Wißenschaft der Zeit – es kommt zwar in der Mechanik die Zeit vor , aber nur als Moment der Bewegung . die Chronologie ist auch in ganz anderm Sinne mit der Zeit beschaeff tigt – sie betrachtet sie nur in Beziehung auf die Begebenheiten . In der Zeit fi nden keine Figurationen statt . Dadurch dass das Negative der Zeit von Verstande zu Eins gesetzt , wird sie fi xirt , Dies Eins ist princip der Arithmetik , welches dann auch zu Figurationen verbunden wird . | / In der Zahl ist nun auch die Continuitaet aber auch das Moment der Discretion[ .] – In der Arithmetik folgen die Rechnungsarten aufeinander – aber ohne ihre nothwendige Folge darzuthun – daher ist die Arithmetik nur analitisch . sie enthaelt immer nur eine Aufgabe diese soll aufgelößet werden – die Identitaet die hier vorkommt ist nur Ver standessache – der Fortgang der Operationen ist nach dieser Gleichheit . Ursprünglich ist die Action bey der Arithmetik ganz abstrakt und wunderlich , man kann an den Fingern Zaehlen , bis man eine größere Fertigkeit darin erlangt . Die Subtraktion hebt die Addition auf . bei der Multiplication tritt die Einheit ein[ .] – Das Quadrat ist der Begriff der potenz , Einheit und Anzahl ist hier gleich .) 2–4 es ist … Itzt .] Hu : Das Nichtsein eines Nichtsein ist die Zukunft . Was ich Itzt heiße ist , aber es ist bestimmt nicht zu seyn – das ist die Zukunft[ .] – Dieses also nichtsein – hat die Bestimung des Seyns , in der Zukunft . 4–5 Das Sein … Itzt .] Hu : Der Begriff ist also das Werden – dass das Sein ist unmittelbar Nichtseyn , Nichtsein ist Sein[ .] – Das eine Sein ist aber verschieden von dem Anderen Sein . Wenn an dies die Anschauung kommt , so fallen sie außereinander und machen den Begriff der Zeit . 10 gegenwärtig , nicht … vergangen ,] Hu : Gegenwart – auch die Zukunft ist schlechthin Gegenwaertig . 11 nicht sein .] Hu : nicht gewesen – sondern es i s t schlechthin . 13 das Itzt … Gegenwart[ .]] Hu : Den Begriffe nach ist das Seyn das Nichtsein – aber auf sinnliche weise ist nur das Seyn – das Itzt . / Das ist überhaupt der Begrif der Zeit . 14–543,10 »Raum und … ist .«] Hu am Rande : Raum und Zeit machen die beiden Seiten der Idee aus ; der Raum die objective die Zeit die subjective Seite derselben . 27 Verstandessache] Hu : Verstandes / sache

29 man1] Hu : mann

Fingern] Hu : Fingerrn

5

10

15

20 20

25 25

30 30

35

35 40

erster theil

5

10

15

20

543

selbst der Widerspruch des gleichgültigen Auseinanderseins und der unterschiedslosen Kontinuität , somit die reine Negativität seiner selbst und das Uebergehen in die Zeit ; – der Raum macht sich zur Einzelnheit des Orts . Ebenso ist die Zeit , da deren in eins zusammengehaltene | entgegengesetzte Momente sich unmittelbar aufheben das unmittelbare Zusammenfallen in die Indifferenz , in das ununterschiedene Außereinander oder den Raum , so daß dessen Ort ebendarin als schlechthin unmittelbar gleichgültig gegen seine Bestimmtheit ein Anderer wird . Dieß Vergehen und Wiedererzeugen des Raums in Zeit , und der Zeit in Raum ist die Bewegung ; – ein Werden das aber selbst ebenso sehr unmittelbar die identische daseiende Einheit beider die Materie ist .« 3 M a t e r ie u nd B e we g u n g ist jetzt das Nächste , zuerst in ihrer Äußerlichkeit gegeneinander , dann das Mechanische , endlich das absolute Verhältniß zueinander . Raum und Zeit werden selbst Materie , indem sie sich aufheben und die Materie sich daraus resultirt , die Wahrheit des Raums und der Zeit ist die Materie , beide sind nur durch diese , Raum und Zeit sind nur Abstraktionen der Materie . Es entstehen nun sogleich zwei Bestimmungen Bewegung und Materie . Was schlechthin Geist | ist , hat gerade das Subjektive , Negative der Zeit zu seiner Bestimmung . Raum und Zeit wiedersprechen sich , negiren sich , heben sich auf , aber ihr Aufheben ist Bestimmung im Fortgang , | das Resultat ist positiv , es wird aufbewahrt als Moment eines dritten , jedes der Beiden , es entsteht die Materie . Es ist überall das Außereinander , die Äußerlichkeit von hier und hier pp durch aus ununterscheidbar , es sind keine hier , denn dieß soll sich unterscheiden , so ist es noch eine abstrakte Form des Begriffs .

25 25 Die Zeit hebt sich selbst auf sie ist das Unterschiedene ihrer selbst , ist das unmittelbare Umschla-

30 30

35 35

gen dieser Momente . Als das Verschwindende hat weder das Eine noch das Andere ein Bestehen , weder das Seyn noch nicht sein , es ist der reine Wechsel , das reine sich Aufheben . Die Zeit faellt unmittelbar in die Indifferenz zusammen – sie gehet in Raum über , in dies gleiche continuirliche Außereinander . Die Zeit ist raümlich im Orte – und der Raum setzt sich zur Zeit – beide zusammen gefaßt machen die B e we g u n g [ .] Hier ist der Raum ein Außersich sein das ebenso ideel ist , sich in sich unterscheidend . / Raum und Zeit sind ideelle müßen daher in die Materie über gehen . / Dieser Uebergang ist durchaus speculativ , für den Verstand daher unfaßlich . Die Erkenntniß der Einheit ist die Wahrheit . 11 3 M a t e r i e … Nächste] Hu : Wir gehen über zur Materie . An diesen § werden wir zugleich den 204 § anschließen . Es wird also auch von der Bewegung gehandelt 17–19 Was schlechthin … Bestimmung .] Hu : (Das Negative , die sich auf sich beziehende Negativitaet ist Subjektiv – und , das ist die Zeit[ .] – Was Subjektiv ist , weiter Seele , weiter Geist hat zu seiner Abstrakten Grundlage die Zeit[ .] – Hingegen das Nichtgeistige ist das Ruhige) 24 abstrakte Form … Begriffs .] Hu : abstraktion – das ist der Wiederspruch des Raumes . Das ist der Begriff a n s i c h [ .] 18 Geist] Gr : Geist / Geist 24 Form] Gr : Sonne 36 Subjektiv] Hu : Zeit

40 nem

25 ihrer] Hu : seiner

26 ein] Hu : zu sei-

159Gr

160Gr 81Hu

544

161Gr

82Hu

162Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

So ist also der Raum leere Kontinuität deshalb geht er nicht über in die Zeit , weil er aber zugleich die Negativität seiner selbst ist , so ist er in die Zeit übergehend : Was aber im Begriff ist wissen nicht nur wir , sondern es ist , und indem sich der Raum als Negativität setzt , so ist er so gescheid als wir . Er macht sich selbst zur Einzelnheit des Orts , zeitlich . Eine Einzelnheit im Raum ist Ort , dieß ist dann der Punkt , dadurch wird er | zeitlich . Ort ist der positive Punkt , es ist ein räumliches Einzelnes im Raum , in sich ausgedehnt . Seine Einzelnheit ist aber hier die Hauptsache , dieser Ort ist nur ein einzelner sich ausschließender Raum , aber indem er Raum ist , hebt er auch den Ort wieder auf indem er ist und dieser Ort nicht ist , diese Negativität ist aber Itzt . Der Ort wird auf|gehoben aber wiedergesetzt als ein anderer , dieser zweite ist ein anderer Ort dieß ist dann die Bewegung . Und so ist die Negativität die am Raum gesetzt wird Zeit und umgekehrt wirkt so die Zeit räumlich , das Itzt erhält den Sinn der Räumlichkeit , und indem es zur Ruhe kommt wird es räumlich . Die Zeit ist ein Widerspruch an sich selbst , ein Sein das unmittelbar ein Nichtsein ist , ein Nichtsein das ebenso Sein ist , dieß ist gerade das Werden . Ihre Momente haben ein Bestehen , aber ein aufgehobenes , so hört sie selber auf zu | sein und wird damit aufgehoben . Das Resultat ist dann die ununterschiedene Einheit dieser beiden . Die Zeit wird so Raum , geht in ihn über , sie bestimmt einen Ort , sie macht ein Itzt räumlich , aber diese Räumlichkeit , diese Grenze im Raume ist gegen die Kontinuität des Raums und hebt sich also wieder auf , so daß die Zeit wieder ein anderes setzt , dieß ist dann die Bewegung . Sie fällt so in den Raum . Die Zeit räumlich und Raum zeitlich gesetzt ist Bewegung .

5

10

15

20

25

1 leere] Hu : anderseits vollkommen identische 2–3 weil er … übergehend] Hu : das macht a n s i c h das Uebergehen , in den Begriff – weil der Raum die Negativitaet hat – so ist Negativitaet Zeit – aber nur indem wir sie unterschieden halten 3 ist ,] Hu : in der Existenz[ .] – Deswegen ist der Raum Zeit – sie sind unterschieden in der Zeit[ .] – Diese Unterschiedene Bestimungen sind nicht durch uns gesetzt 6 zeitlich .] Hu : zeitlich – giebt sich die Negativitaet als Zeit positive Punkt ,] Hu : p o s i t i ve – a b e r z u g l e i c h G r e n z e 7 in sich ausgedehnt] Hu : er ist nicht Raümlich 8–10 ist nur … Itzt .] Hu : ist die Negativitaet f ü r s i c h – die in Bestimungen der Zeit gesetzt ist – a b e r d adur ch w i rd d ie Cont i nu it aet des R au mes gebr ochen . Indem er aber R au m ist , s o h e b t e r d i e G r a e n z e a u f – dieser Ort ist , indem er nicht ist – aber es ist eben diese Negativitaet – ist gleichsam thaetig 13–14 Räumlichkeit , und … räumlich .] Hu : Raüm lichkeit[ .] – Denn Sonst haben wir für die Zeit nichts ruhendes[ .] – Indem die Zeit zur Ruhe kommt ist sie Bewegung . 14–15 ein Widerspruch … selbst] Hu : sowohl Wiederspruch an sich als der Raum 16–17 Werden . Ihre … aufgehoben .] Hu : Werden – das Ve r s c h w i n d e n d e der Momente[ .] – Die Zeit ist deswegen nicht das Verschwinden der Momente – denn in dieser Lage ist das Seyn und das Nichtsein nicht . Die Zeit ist das Verzähren ihrer eigenen Momente – ihrer selbst 22–23 Die Zeit … Bewegung .] Hu : Das Vergehen und Erzeugen der Zeit in den Raume ist die Bewegung . 3 im] Gr : ein

9 indem 2 ] Gr : in dem

33 gleichsam] Hu : gleich sam

25

30 30

35 35

40

erster theil

5

10

15

20

25

545

Es gehört also zur Bewegung Raum und Zeit . Die Ortsveränderung gebraucht Zeit , wenn man dieß so sagt , so hält man sich an der unbestimmten Vorstellung von Beziehung der Zeit zum Raum . Aber die Art und Weise dieser Beziehung muß angegeben werden | und so kommt man auf das Gesagte , das Vergehen von Zeit und Raum in einander . | Sobald wir eine Bewegung haben , so haben wir in der Vorstellung etwas was sich bewegt ; dieß etwas ist die Materie . Die Frage entsteht was ist dieß Etwas , was für Verhältnisse hat es zu Raum und Zeit . Zeit setzt sich räumlich , dieß ist das Uebergehen derselben , das Werden der Zeit zu Raum , des Raums zur Zeit . Was logisch zu bemerken ist dieß , daß das Werden in sich selbst zusammenfällt , übergeht identisch mit sich zu sein . Raum wird zu Zeit , Zeit wird zu Raum , Raum geht unter , ebenso hört die Zeit auf Zeit zu sein , das Uebergehen verschwindet , indem der Untergang die Negation beider gesetzt ist . Im Uebergehen ist dieß immer der Fall , daß dieß Uebergehende zu Grunde geht , indem es die Negation beider ist , das gemeinschaftliche Verschwundensein beider , Identität , gleichgültig ruhendes Sein und Fürsichsein . Diese Seite der Identität beider ist mithin weder das Eine noch das Andere , weder Raum noch Zeit , für sich , abstrahirt von ihrem Prozeß , ihrem Gegensatze ist es die Materie . Dieselben Momente | in einander übergehend bestimmt ist die Bewegung , die Identität beider , Raum und Zeit , ist die Materie . Beide Seiten sind nothwendig , es gäbe keine Bewegung ohne Materie , keine Materie ohne Bewegung , es sind zwei Seiten einer und derselben Bestimmung , und dieß ist die Beziehung von Zeit und Raum aufeinander . Materie ist das erste Reale , Realität . Realität heißt das daseiende Fürsichsein , sie ist nicht nur abstraktes Sein , sondern sie ist für sich mit Ausschluß der Anderen , ist bestehend , ist Raum , nach der Bestimmung der Zeit ausschließend das Andere . Materie ist die erste wahrhafte Grenze im Raum , sich auf sich beziehend und hat nach dem Moment der Zeit auch die Kontinuität ausschließende Begrenzung in Beziehung auf sich . Die Materie ist im Raume , weil sie sich auf

83Hu 163Gr

164Gr

30

… einander .] Hu : Das Seyn der Zeit hat erst Bestehen an Raume – so eben hat Raum das Bestehen nur an der Zeit – indem die Zeit zum Vorhandensein kommt . Raum hat selbst die Negativitaet – die Zeit hat eben die Beziehung auf sich selbst – die positivitaet die wir als Raum anschauen – wenn sich der Raum Zeitlich setzt – die Zeit raümlich so ist es die Bewegung . 25 35 Sein] Hu : Sein wie Zeit u n d Raum 27 Materie] Hu : Der punkt soll außchließen aber thut es | 28–546,1 hat nach … aus35 nicht – weil er nur eine abstrakte Negation ist . Hingegen Materie schließend] Hu : auf die Zeit hin sehend ist sie unendliche Negativitaet auf sich – sie ist identisch mit sich[ .] – So ist also die Materie Negation der Zeit – aber eben deswegen ist sie außchließend[ .]

30 4–5 das Vergehen

37 So] Hu : Sie

84Hu

546

165Gr Anmerkung zu § 203 .

ebenda .

85Hu

166Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

sich bezieht , identisch mit sich ist , ist ausschließend und also reale Grenze des Raums . Materie ist der Ort der ausschließend ist . Ort für sich ist nur räumliche , gemeinte Grenze . Materie | ist das Dauernde , die sich auf sich beziehende Negativität . Die Materie ist zusammengesetzt , ihr Princip ist das Atome , diese Sprödigkeit ist nicht absolut sondern kontinuirlich , dieß ist ihre Räumlichkeit . Man kann sie sich vorstellen aus Atomen bestehend , man hält dann die abstrakte Negation fest , aber dieß ist nur eine Seite , wesentlich ist Materie das Negative als kontinuirlich als erstes Fürsichsein , dieß ist noch abstrakt . Die Materie ist undurchdringlich , dieß ist ihr Fürsichsein ausschließend gegen anderes . Wo eine Materie ist , kann keine andere sein . In der höheren Sphäre sehen wir , daß sie durchdringlich ist , in der Mechanik aber ist sie es nicht , hier ist noch das abstrakte Fürsichsein . Die Materie ist räumlich , ihr Fürsichsein , ist noch ein Abstraktum . Man sagt die Materie erfüllt den Raum , und in sofern dieß gesagt wird , so hängt damit zusammen die Vorstellung von leeren Raum und die Frage ob es solchen giebt . Die Materie erfüllt ihn , aber nicht so , als ob er ein Behälter wäre , | dem es gleichgültig ist was darin , so daß das was darin ist von außen hinein kommt , sondern es ist der Begriff des Raums der sich Existenz giebt , in der Materie ist der Moment des Begriffs der für sich als Zeit erscheint , diese Negativität die im Begriff des Raums enthalten ist . Raum ist noch abstraktes Außersichsein ; dieß entwickelt für sich ist die Zeit , identisch damit ist der Moment des Raums selbst , es ist also nur der Begriff des Raums , der den Raum erfüllt , es ist diese Thätigkeit , daher ist es nicht zufällig ob Materie im Raum ist oder nicht , sondern der Begriff des Raums ist es selbst der den Raum erfüllt . Leerer Raum ist selbst leere Vorstellung , die beim abstrakten Raum stehen bleibt , und nicht bedenkt daß

5

10

15

20

25

5 Die] Hu : Die Momente in der Zeit sind nicht entgegengesetzt – eben weil sie Fürsichsein ist – und deswegen ist sie ewig . Die Zeit ist Negativitaet – ist Itzt aber auch Itzt – aber diese Negativi30 taet ist nicht in sich gegangen – wenn dies vollbracht ist entstehet die Zeit – die Continuitaet . Zeit ist überhaupt continuirlich – aber als Zeit sind die Unterschiede als nicht continuirlich gesetzt – in 30 Raume ist Continuitaet aber ohne Grenze – die Grenzen koennen nur abstrakt sein – als Beziehung des Negativen auf sich . / A n m e r k u n g Man sagt dass die ihr Princip … diese] Hu : Das princip der Zeit – das Für sichsein – ist die 7 Atomen] Hu : p u n k t e n 8 kontinuirlich] Hu : Continuitaet – zusammengesetzt , identisch mit sich . 13 Fürsichsein .] Hu : Für sich sein – nicht chemisch wie es weiter vorkommen wird . | 16 Raum und … giebt .] Hu : Raum verbunden . 35 Dies beandwortet sich aus den Begriff des Raumes 21 abstraktes Außersichsein ;] Hu : Außersich – aber ein abstraktes – es ist noch nicht gesetzt obgleich a n sich[ .] 26–547,1 Vorstellung , die 7 vorstellen] Gr : vorstellend 30 continuirlich1] Hu : continui / irlich 34 zusammengesetzt ,] Hu : zusammengesetzt . sich1] Hu : einander 37 gesetzt] Hu : gesesetzt

erster theil

5

10

15

20

25

547

Raum für sich etwas unwahres ist . Raum muß sich realisiren , sein Begriff erfüllt sich , sein Erfülltsein ist Materie . Leerer Raum ist bewustlose Vorstellung . Materie ist das Äußerliche , in dem die | Natur ist , und zwar reale Äußerlichkeit , materiell ist dann überhaupt real , für sich , gegen uns und gegen ein Anderes . Raum kann jedes erfüllen . Materie beharrt , ist dauernd , man hat deshalb gesagt ewig , dem Vergehen nicht unterworfen . Dieß ist kein Vorzug , weil sie noch geistlose Abstraktion ist . Materie ist somit ohne alle Innerlichkeit , da ihre Grundbestimmung die Äußerlich keit ist , sie ist ohne Idealität , nur das reale , abstrakte Fürsichsein . | Aber wir haben mit der Materie zugleich Bewegung gehabt und zugleich Materie und Bewegung auf einander bezogen und indem wir dieß thun , müssen wir sehen , wie wir es thun . 4 . B e we g t s ich M a t e r ie s e l b s t so ist sie lebendige Materie , in sich thätig , den Prozeß in sich habend , ihn entwickelnd . Ferner haben wir dann gesagt Materie und Bewegung ist ein Begriff , und nur derselbe in verschiedenen Formen , das eine im Prozeß und das andere in Ruhe | aber immer derselbe Begriff . Diese an sich seiende Einheit lassen wir fallen und nehmen die Materie nur als innerlichkeitslose , beharrend , sich und uns äußerlich , d . h . wir haben die endliche Materie zu betrachten , so daß die Bewegung ihr etwas Äußerliches ist , gleichgültig dagegen und gegen Ruhe , träge Materie . Dieß ist ein Standpunkt , ein Verhältniß in dem wir Materie und Bewegung zu einander betrachten . Die Vorstellung ist dann daß Materie sich als ein Innerliches zeigt , oder daß das was ihr Begriff ist an ihr gesetzt wird , dieß ist dann die Bewegung , die Entwickelung der Materie an sich selbst ist die Bewegung . Ihre Innerlichkeit ist dann der Fortgang , sie als sich selbst bewegend zu betrachten .

… ist .] Hu : Vorstellung – eine Vorstellung die nicht dazu fortgehet – dass der Raum eine Existenz sey , die den Begriffe gemaeß ist[ .] 1 realisiren ,] Hu : realisiren – das ist die ewige Natur des Begriffes . 2 bewustlose Vorstellung .] Hu : abstrakter Begriff der nicht reel ist – gesetzt ist . 4 real , Anderes] Hu : anderes – ein Ort 5–7 gesagt 30 für sich] Hu : reales das uns Wiederstand leistet ewig , … ist .] Hu : ewig – kann man sagen . davon ist früher gesagt – sie ist das selbst identische für sich sein – es würde also kein Vorzug sein das nicht Entstehen und Vergehen . das Identische ist das Todte , – So stellt man sich die Materie vor . 8 Innerlichkeit] Hu : Innerlichkeit zunaechst 21 ein1] Hu : der erste 22 Die Vorstellung] Hu : Der Erfolg dieser Betrachtung 22–23 Innerliches] 35 Hu : Innerliches , Ideelles 24 die Entwickelung … ist] Hu : das U n t e r s c h e i d e n ihrer Momente an ihr – und das Unterscheiden ist nicht todt , sondern indem es in der Beziehung auf die Materie bleibt – das ist

30

25 als sich] Gr : als sich als sich 26 betrachten] Gr : betrachtend Hu : leichtet 32 kein] Hu : keine 36 indem] Hu : in dem

28 das] Hu : dass

30 leistet]

167Gr

86Hu

168Gr

548

169Gr

§ 207

170Gr

171Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Wir haben nun dreierlei zu betrachten . 1 . Raum und Zeit , Materie unmittelbar , überhaupt . 2 . Verhältniß der Bewegung und Materie zu einander , gleichgültig gegen einander | so daß Materie ist und sich auf äußerliche Weise bewegt . 3 . Absolute Einheit der Materie und der Bewegung , so daß die Materie ihrem Begriff nach existirt , sich selbst bewegt , freie Bewegung , imanente . I . D ie e r s t e S ph ä r e ist die der endlichen Mechanik , hier gehen wir davon aus , daß die Materie träge ist , daß sie sich bewegt , daß die Bewegung aber ihr von außen kommt , durch andere Materie die sich ebenfalls bewegt , der aber ihre Bewegung ebenso gleichgültig ist . Bei der Mechanik ist also diese Bestimmung vorausgesetzt . »§ . 206 . Die Materie hat zunächst als blos allgemeine nur einen quantitativen Unterschied , und besondert sich in verschiedene Quanta , – Massen , welche in der oberflächlichen Bestimmung eines Ganzen oder Eins , Körper sind .« Der erste Unterschied an der Materie als solcher ist also blos quantitativ ganz | äußerlich . Die Materie hat einen Unterschied an sich , in ihrem Fürsichsein und diese erste Grenze ist der blos gleichgültige Unterschied , ist Masse , und so kommt sie in dieser Sphäre in Betrachtung , noch nicht eigentlich mit Körpern haben wir es hier zu thun , nur mit Massen , verschieden in der Größe , in der Anzahl ihrer Theile . Es ist der Standpunkt auf den wir endliche Materie betrachten , endlich heißt sie in sofern ihr ihr Leben und dieß ist ihre Bewegung , äußerlich ist . Die Materie ist räumlich , ausgedehntes Fürsichsein das im Raum gesetzt ist , aber abstrakt ; die für sich Seienden sind identisch mit einander , diese Identität macht ihre Kontinuität aus . Die Materie ist deshalb reale Grenze des Raums . Die Materie ist erstens ausgedehnt , zweitens erfüllt sie den Raum , diese Raumerfüllung ist nun reale Grenze desselben . Sie ist zugleich Grenze und ausgedehnt , | ist zugleich ausgedehnt und erfüllt den Raum . Dieß Fürsichsein des Raums , diese Erfüllung desselben ist etwas weiteres , als er selbst .

5

10

15

20

25

30

87Hu

5 3 .] Hu : Die Materie ist traege . / 3 . 7 I . D i e … S p h ä r e ] Hu : § 204 . Ist von der Schwere 30 gesprochen . davon wird weiter die Rede sein – indem die Schwere nicht der Materie a n s i c h zukommt – , sondern nur indem sie e r s c h e i n t das ist der Fall – Druk[ .] – Es zeigt sich aber schon hier die Innerlichkeit – diese haben wir aber hier noch nicht , weil wir die Materie als unmittelbar nehmen[ .] – Es ist die traege Materie[ .] | / Das erste 10 Bei] Hu : Das ist eben der Mangel der 35 höheren Mechanik – dass sie die Bestimmungen der endlichen Mechanik auf ihr Feld überträgt . / 35 Bey 19–20 in der2 … Theile .] Hu : Die Größe kann man ansehen als Menge der Theile . und dies thut man gewöhnlich . 21 Materie] Hu : Mechanik 31 indem] Hu : in dem

32 indem] Hu : in dem

35 ihr] Hu : sein

erster theil

5

10

15

20

25

30

549

In Beziehung auf andere Materie ist die Materie ausschließend , mit dem Fürsichsein tritt zugleich die Bestimmung der Vielheit ein , aber hier ist noch nicht Wahrheit , sondern erst bei der Partikularisation im Gebiet der Physik . Diese Vielheit , dieß Fürsichsein der Materie ist die Repulsion , ein Fürsichsein das reale Grenze ist , ausgedehnt ist , das sich behauptet gegen andere . Schwer ist die Materie in dieser Sphäre noch nicht , man kann sagen sie sei es gegeneinander , dieß ist aber noch nicht eigentliche Schwere . Viel ist ein unbestimmter Unterschied ; wir haben bis jetzt nur quantitativen nicht qualitativen Unterschied , noch keinen Unterschied der Materie an ihr selber , sie müßte dann Konkretes in sich sein , nicht abstraktes Fürsichsein . Die Materie ist also nur | als Masse , dieß kann durch Zahlen ausgedrückt werden . Das Endliche der Materie besteht nun näher darin , daß sie gleichgültig gegen die Bewegung ist , sie heißt deshalb träge , träge gleichgültig gegen Bewegung und Ruhe . Materie ist die Einheit der Grundbestimmungen des Raums und der Zeit , die noch ohne Form des Raums ist , die noch äußerlich hat ihren Prozeß , ihren Begriff . Begriff ist hier Bewegung , sie ist deshalb zeitlos , träge . Der Ort der Materie ist zwar ein besonderer , aber sie ist ebenso gleichgültig dagegen , der Ort ist eben nur besonders , sie kann hier sein oder dort . Diese Trägheit der todten Materie ist eine Grundbestimmung der Mechanik , welche sagt wenn die Materie ruht , so ruht sie , und wenn sie sich bewegt , so bewegt sie sich , es ist ein Bestreben diese Ruhe und diese Bewegung sich identisch zu machen . ein Beharren in jeder Bestimmung ins | Unendliche fort , wenn sie bewegt werden soll | oder aufgehalten so muß dieß von außen her kommen , d . h wenn der Körper bewegt werden soll , so muß er gestoßen werden , Stoß ist die Bewegung eines Anderen was stößt . Diese Grundbestimmungen der Mechanik folgen nothwendig aus dem Standpunkt den wir festgestellt haben , in der Mechanik aber sieht dieß aus , als wenn es die Natur der Materie als solche wäre , es ist aber nur die Natur der Materie als todte Materie . Man pflegt wohl diesen Gesichtspunkt in andere Sphären überzutragen , sogar auf die Bewegung der Himmelskörper . Aber solche Bestimmungen

2–3 aber hier … Physik .] Hu : (Wie sich diese Materien unterscheiden gehoert nicht zur Mechanik sondern zur phisik .) 4–5 ein Fürsichsein … andere .] Hu : Man spricht von Repulsiv Kraft ist nichts weiter als Abstoßen , das Fürsichsein der Materie | welche punktuell ist aber zugleich 35 ausgedehnt[ .] – / Das sind die Grundbestimungen der Materie 12 Das Endliche] Hu : Die Zahl ist 19 Trägheit] Hu : Traeg35 ein quantum – eine Menge von Gleichen Theilen . / Die Endlichkeit heit , abstrakte Verstandes Identitaet , 22 Unendliche fort ,] Hu : Unendliche . das ist ein leeres Gerede 36 Unendliche] Hu : Unendliches

§ 205

172Gr § 209

173Gr 89Hu

88Hu

550

§ 210 174Gr

90Hu 175Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

sind nicht Bestimmungen der Natur der Materie , sondern nur der Materie auf diesem Standpunkte , als todte der die Bewegung fremd ist . II Das nächste ist auf diesem Standpunkte , daß die M a t e r ie n i n B e we g u n g kommen und sich | in dieser Bewegung einander berühren . Die Masse ist gleichgültig gegen den Ort , sie wird deshalb bewegt , es erscheint dieß zufällig , aber es ist nothwendig . Daß die Bewegung der Materie in der Existenz nothwendig ist , werden wir spaeter sehen . Die Massen stoßen an einander , es ist kein leerer Raum zwischen ihnen . Die Massen berühren sich über haupt , hier fängt etwas anderes an , hier beginnt die Idealität der Materie , und das ganze Interesse dieser Sphäre ist , diese Innerlichkeit hervor treten zu sehen . Die Massen berühren sich d . h . sie sind für einander , es sind zwei materielle Punkte in einem Punkt . Sie haben etwas gemein miteinander und dieß ist eben daß verschiedene materielle Punkte in einen zusammen kommen , eines in dem anderen sich geltend macht . Dieß ist | ihre Idealität , Negativität , Identität derselben . In dieser hebt sich das Fürsichsein der Materie | auf , dieß ist die materielle Kontinuität , als Negativität des materiellen Fürsichseins , reale Kontinuität . Die Massen mögen noch so hart und spröde vorgestellt werden , dennoch ist eine Gemeinschaft vorhanden , eine materielle Gemeinschaft . Ebenso sehen wir in der Gegenwart , Einheit von Zukunft und Vergangenheit , in jedem Zeitpunkte sind beide , ebenso ist in der Bewegung dieß zugleich an diesem und zugleich an einem anderen Orte Sein . Ebenso als diese Punkte in eins sind , ebenso sehr sind sie auch für sich , dieß ist die Repulsion . Die Materie ist elastisch , dieß ist die Idealität des Fürsichseins , diese absolute Elastizität ist in der Berührung vorhanden .

6 zufällig ,] Hu : zufaellig – (Alles was Nothwendig ist wird hier in Weise der Z u f a e l l i g k e i t gesetzt .) 7–8 Die Massen … einander ,] Hu : Weiter ist auch die Materie gleichgültig gegen das Aneinander- S t o ß e n . Die Materien S t o ß e n – drüken sich . (Drüken haengt aber naeher mit der Schwere zusammen) 10–11 hervor treten … sehen .] Hu : hervortritt – wie der Begriff zur Existenz kommt . 16–17 materielle Kontinuität] Hu : existirende Materielle Continuitaet – nicht die äußere – unmittelbare Continuitaet 22–25 Ebenso als … vorhanden .] Hu : (am Rande : (Das Fürsichsein in dieser Bestimmung dass es sich auf sich bezieht , dadurch dass das Andere in ihm nur aufgehobenes ist , ist Idealitaet p . 95 . I Log .)) Mit der Beziehung ist die Idealitaet des Fürsichsein der Materie – aber so eben ist eine jede Materie für sich – das ist Repulsion – Elasticitaet . Es ist zugleich die Wiederherstellung des Für sichsein – (Die Elasticitaet entsteht aus den Berührungen – auch das weiche hat Elasticitaet . es kann nicht aus einen Orte weichen .) 10 Interesse in Gr verbessert mit Bleistift aus Interesse , 14 daß] Gr : das Bleistift aus Punkt 18 ist in Gr über der Zeile mit Bleistift ergänzt

Punkte in Gr verbessert mit

5

10

15

20

25

30

30

35 35

erster theil

5

10

15

20

25

30

551

Damit erscheint das abstrakte Fürsichsein , als Innerlichkeit und diese wird dann Kraft genannt , hier beginnt das Sein für anderes , Dasein , das Fürsichsein ist dann dagegen bestimmt , behauptet sich damit als Kraft , als Innerlichkeit . | Weiter zeigt sich diese Idealität der Materie , als eigenes der Natur der Materie . Wir haben sie bestimmt als Fürsichsein überhaupt und dieß zeigt sich nicht blos als äußerlich , sondern es zeigt sich als zum Begriff zum Wesen der Materie gehörig . Dieß sind die Hauptbestimungen dieser Sphäre . Die Idealität der Materie auf diesem Standpunkte , wird unter Kraft verstanden . Kraft heißt etwas , das als solches nicht existirt , sondern dessen Äußerungen nur existiren , das aber eigenthüm liche Bestimmungen in sich hat , diese sind zugleich innerlich , treten aber auch in das Dasein hervor . Diese Bestimmungen der Kräfte sind ideell . Wenn wir Materie bei der Bewegung betrachten , so haben wir zunächst Masse , Menge von gleichartigen Theilen , das Zweite ist die Geschwindigkeit der Masse in der Bewegung , hier haben wir nur quantitative Bestimmungen , die Masse | ist so groß , und dieß ist ihre Geschwindigkeit . Wenn wir diese beiden Bestimmungen mit einander vergleichen , so nehmen wir dieß für etwas reales an , so viel Realität hat die Masse , so und so viel Theile , Gewicht , die Geschwindigkeit aber , auf Raum und Zeit bezogen ist uns das Ideelle gegen diese Realität . Die Kraft sagen wir hängt von diesen beiden ab , nach einem Hauptlehrsatz der Mechanik , beides zusammen heißt die Größe der Bewegung , ein Moment ist darin die Masse , eins die Größe der Geschwindigkeit . Wenn wir die Stärke , die Wirksamkeit sehen , so ist dieß nur die Stärke mit der die Masse ihr Fürsichsein behauptet , Widerstand leistet . Die Größe ihrer Wirksamkeit hängt von beiden Bestimmungen ab . Das Fürsichsein der Masse ist das Reale der Materie , die Art und | Weise wie sie Widerstand leistet , dieß Materielle besteht aus der Größe der Masse , und der Geschwindigkeit oder wir sehen hier daß die Geschwindigkeit ebenso gut real ist , als die Realität der Materie . | Größere Masse und geringere Geschwindigkeit hat die gleiche Wirkung von kleinerer Masse und größerer Geschwindigkeit . Die Wirkung ist das Produkt aus den Faktoren Masse und Geschwindigkeit .

2 anderes ,] Hu : Anderes – das ist die Idealitaet 8 Kraft verstanden .] Hu : Kraft . Damit ist die gesunde Vorstellung zur Kraft überge|gangen 13 Thei len ,] Hu : Theile – es ist eine schwere Ma35 terie – so große Maße – so schwere[ .] 13–14 Geschwindigkeit der … Bewegung] Hu : Stoß der 23 die Stärke , … sehen] Hu : den Stoß wißen – von der Staerke der Materie ist dieß 35 Materie … Stärke] Hu : die Staerke des Stoßes ist Staerke 28 Materie .] Hu : Materie – oder dass das Reelle vertauscht werden kann mit den Ideellen . 14 quantitative] Gr : quantitarine

33 übergegangen] Hu : überge-/ gegangen zur

176Gr

177Gr

178Gr

92Hu

91Hu

552

179Gr

180Gr

93Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Indem sich Körper berühren haben beide Einwirkung aufeinander , das Fürsichsein besteht nicht mehr für sich , wird ideell gesetzt . Dieß Fürsichsein in sofern es sich wiederherstellt ist eine Innerlichkeit gegen die Äußerlichkeit , die Masse . So ein Inneres heißt Kraft , abstrakte Bestimmtheit , des Fürsichseins in seiner Individualität des Körpers . Ich habe vorher gesagt daß in der Bewegung die Größe derselben , die Intensität der Kraft , die Bestimmtheit ihrer Äußerung | sich nach der Quantität bestimmt und daß das Reale , die Realität hierbei das Ideelle vertritt . Masse sei 6 , Geschwindigkeit 4 , so ist die Größe der Bewegung 24 . , eben diese Größe der Bewegung haben wir aber auch wenn die Masse 8 und die Geschwindigkeit 3 . oder diese 12 und jene 2 ist . Hier kann also Geschwindigkeit an die Stelle der Masse und umgekehrt treten . In dieser Sphäre bewegt sich also die Masse durch äußerliche Bewegung . Körper stoßen sich , sie sind hier ein Körper und haben eine Bewegung , die sich nach dem angegebenen Verhältniß an beide ver theilt . Wir haben also Masse und Bewegung , die Bewegung ist die Äußerung des Körpers , sein Äußeres sind die beiden Momente Masse und Bewegung . Diese sind zunächst die unterscheidbaren Quantitäten , das Weitere ist , daß wir sagen , die Masse äußert sich in der Bewegung , ihre Äußerung ist ihr thätiges Sein für andere | und zugleich Bestreben der Verdrängung des Anderen aus seinem Orte . Es ist der Kampf um einen Ort , die ruhende Materie erhält sich ihren Ort , die andere sich bewegende drängt sich in denselben . Beide sind als sich bewegend hierbei bestimmt . Stoß ist eine bestimmte Bewegung , momentaner Druck beiderseitiger Widerstand , ist bestimmt und hat bestimmte Größe . Widerstand heißt aber Materie , was Widerstand leistet ist materiell , und ist nur so , in sofern es eben Widerstand leistet . Widerstand ist die Äußerung der Materien , Bewegung beider , Bestreben den Ort einzunehmen . Ein bestimmter Widerstand ist eine bestimmte Bewegung der Masse . Hierin liegt , daß die Größe der Geschwindigkeit wesentlich ein Moment in der Größe des Widerstandes ist in ihm ist die Materie Masse . Die Größe der Geschwindigkeit ist zugleich Größe des Widerstandes und

5

10

15

20

25

30

1–3 Indem sich … wiederherstellt] Hu : Die Materie thut ihre Innerlichkeit hervor – der Stoß ist so schon die Idealitaet des Fürsichseins . – Der Stoß ist aber zugleich Druk – Wiederstehen des Fürsichsein 8 6] Hu : 6 pfund 17 Bewegung] Hu : der Bewegung , der Geschwindigkeit 20–21 35 andere und … Orte .] Hu : Anderes , sie ist in Gemeinschaft mit andern , aber ist in Bestreben den 35 Ort des Andern zu nehmen , sie ist reppellirend . 23 Beide] Hu : Der Ruhende ist | also auch bewegend – denn er beharrt den Ort zu haben . Also beide 24 momentaner] Gr : monentaner

33–34 Fürsichsein] Hu : Fürsichsichsein

erster theil

5

10

15

20

25

553

Größe der Masse , der materiellen Wirksamkeit , Materie ist nur da in sofern sie wirkt . Die Wirk|sam keit ist durch die Bewegung gesetzt , die Größe der Bewegung ist materielle Wirksamkeit , Größe der Materie . Größe der Geschwindigkeit ist so Moment der materiellen Wirksamkeit , deshalb lassen sich die Größen der Geschwindigkeit und Masse vertauschen . Man muß festhalten , daß die ruhende Masse durch Raum und Zeit d . h . durch Geschwindigkeit wirkt , durch materielle Wirksamkeit , durch Bewegung . Die Materie ist nur in so fern sie wirksam ist , leere Materie ist undenkbar . Ebenso ist es beim Hebel , wo der Raum die Stelle der Masse vertritt . Eine Bleikugel an sich tödtet nicht , die Geschwindigkeit , das Verhältniß von Raum und Zeit tödtet . Und so ist selbst hier in der Sphäre der Äußerlichkeit der Materie und der Bewegung , daß dieß Äußerliche Raum und Zeit , identisch mit der Materie sind . Erstens ist also hier Materie als zusammenhängende Masse nur nach der Quan|tität geschieden . Aber Materie wie wir sie hier betrachtet haben , giebt es nicht , und sie ist schon nicht , wie sie angenommen worden . Das Fürsichsein der Äußerlichkeit ist hier die Hauptbestimmung , Idealität . Dasselbe haben wir in der Bewegung gesehen , sie ist aber ein Zufälliges , Äußerliches . Das Zweite ist daß diese Idealität nichts Zufälliges , Äußerliches ist . Wenn wir diese Vielen so betrachten , wie sie hier gegeben wurden , so mußten wir sagen , diese Fürsichseienden sind ein und dasselbe , ununterscheidbar , jedes schließt alle anderen aus , diese Dieselbigkeit ist zugleich das Thun der Materie selbst . Das Ausschließen , die Repulsion , ist ebensosehr eine Beziehung Identität aufeinander , sie sind dasselbe , nicht blos in unserer Vergleichung , sondern auch logisch , denn in der Repulsion ist Attraktion enthalten . Kant hat Materie aus Repulsions und Attraktions-Kraft gebildet . Solche selbstständige Kräfte | giebt es aber nicht , sie sind nur in unserer Vorstellung . Die Repulsion setzt Attraktion voraus[ .]

7–8 Die Materie … undenkbar .] Hu : Materie ist s e ye n d , nur in so fern sie für andere ist – i s t sie . 9 Ebenso ist … vertritt .] Hu : cf . dazu Anmerkung 203 . »Der Uebergang etc .« / Wenn die produkte 30 gleich sind – so ist Gleichgewicht – z . B . wenn der Arm 4 Fuß lang ist – so kann der Arm gleichgewicht haben wenn an ihm 4 Funt sind – oder wenn an ihm 8 Funt haengen und der Arm um 2 | Fuß vermindert wird . 14 Erstens ist] Hu : Was wir weiter betrachten werden ist der beginnende Uebergang zu einer andern Sphaere . / Das erste war 15–16 Aber Materie … worden .] Hu : es war die Maße – die traege – die gar nicht ist – denn schon in dieser Sphaere , ist sie das nicht , was sie 35 sein soll nach den endlichen Verstand . 27–554,1 Die Repulsion … gesetzt ,] Hu : ihre Wahrheit ist nur ihre Einheit[ .] – Die Repulsion ist Außchließen , aber auch nicht , sie ist zugleich Atraktion . Das ist die Idealitaet der vielen Fürsichsein – Attraktion ist Identitaet die Vereinigung der Vielen

181Gr

Anmerkung zu § 203 .

182Gr

[§ 205]

183Gr

30

18 der Bewegung] Gr : Textlücke ginnenden

vgl . Hu : Stoße

31 2] Hu : 2 / 2

32 beginnende] Hu : be-

94Hu

554 § 211

184Gr

95Hu 185Gr

§ 214

nachschrift griesheim · 1823/24

In den vielen Fürsichseienden ist die Identität selbst gesetzt , dieß ist dann die Schwere . Die Materie ist wesentlich schwer . In der Mechanik kommt es zuerst zum Fürsichsein , zum Auseinander , das zweite ist die Einheit der Vielen , Idealität , Schwere . Schwere ist aber nur das Suchen dieser Einheit , die Grundbestimmung bleibt in dieser Sphäre noch die fürsichseiende Vielheit , es ist nur Streben , und es ist das Unglück der Materie daß es eben nur Streben ist . Dieß ist nun der ganze Begriff der Materie . Schwere macht die substantielle Natur der Materie aus . Zum Begriff gehört die fürsichseiende Vielheit und dann die Einheit dieser Vielen , allgemeines Fürsichsein als Idealität . Die Materie ist an sich selbst schwer , es ist keine Kraft die die Materie solizitirt | die ihr von außen kommt , sondern die Materie ist nichts anderes als schwer , sie ist wesentlich schwer , strebt nach Einheit , jedoch bleibt sie noch in der für sich seienden Vielheit , dieß wird erst in der höheren Sphäre überwunden . Wenn man dieß im Raume betrachtet , so sucht alle Materie einen Ort , dieß bedingt zunächst die Kugelgestalt . Durch die Schwere ist ein Streben nach einem Ort gesetzt , Streben nach Bewegung ist die Natur der Materie , Streben nach Bewegung . Die materiellen Theile sind mit dem Fürsichsein nicht zufrieden , sie wollen eins sein , deshalb bewegen sie sich . Zuerst ist noch kein Unterschied in der Materie , es ist allgemeine Erfüllung , gleichmäßiges Streben , und gleichmäßiges Abhalten gegen einander , sich Erhalten in dieser ihrer Beziehung , zunächst ist dadurch absolute Ruhe gesetzt , Ruhe durch den Begriff[ .] | Die Ruhe ist durch sich selbst bestimmt , sie ist zu unterscheiden von Trägheit . Trägheit hat keinen Sinn mehr in dieser Sphäre , die Materie ist das Suchen eines Orts , bewegt sich und ist mithin nicht träge . Trägheit bezieht sich nur auf das Verhältniß der Materie gegen einander . Die Materie strebt nach Einheit , dieß ist zunächst Druck gegen einen Mittelpunkt , zugleich aber leistet sie Widerstand und erhält sich . Der Unterschied in Ansehung der Schwere ist der , wie die Materie jetzt bestimmt ist und wie sie unmittelbar bestimmt war . Sie ist jetzt determinirt nach einem Centrum , und in sofern sie schwer ist hat sie dieß . Dieß ist also Materie

5

10

15

20

25

30

7 Streben ist .] Hu : Strebt , Stöhnt . Wenn man das Streben , als Ziel der philosophie setzte , so hätte man damit den Geist zum Unglück der Materie herabgesetzt . | 19–20 sie wollen … sich] Hu : der 35 Mittelpunkt ist außer ihnen – sie suchen einen Andern Ort , als den sie annehmen 22 Abhalten 35 gegen einander] Hu : Verhalten nach den Mittelpunkt 29 zugleich aber … sich] Hu : diese B e we g u n g macht sich geltend im andern – das andere als Ideeles setzt – es wird von andern abgehalten 30 wie] Gr : wie der wie

erster theil

5

10

15

20

25

555

im Gegensatz von der zufälligen Materie , wie sie bisher bestimmt war , zufällig gegen Bewegung über haupt , die dann natürlich nur äußerlich war . Näherer Unterschied ist | dann der der Centralkraft , welche selbstständige Körper voraussetzt und solche die ihr Centrum | außer sich haben , und nur danach streben . Jede einzelne Masse ist so strebend nach dem außer ihr befi ndlichen Centrum . Die Masse in so fern sie sich ein Centrum bestimmt , sich dahin zu bewegen strebt hat dieß Centrum , welches ein Punkt , absolutes Eins ist , und so betrachtet ist sie außer sich wollend , außer sich kommend , außer ihres Außersichseins . Ihr Außersich ist die Vielheit ihres abstrakten Fürsichseins . Alle Masse gehört solchem Centrum an , und so betrachtet ist sie unselbstständig gegen das Ganze . Die Entfernung von dem Centrum ist zufällig und liegt nur in der abstrakten , allgemeinen Repulsion . Die Materie ist bestimmt das Centrum zu suchen , was aber noch nicht bestimmt ist , ist das Außersichsein , die Entfernung von dem Centrum . In dieser Zufälligkeit liegt nun daß eine einzelne Masse vom Centralkörper getrennt werden kann , wir stellen uns vor , daß | zwischen ihr und dem Centralkörper eine andere Materie ist , ihr weichend in ihrer Richtung gegen das Centrum . Die Entfernung ist noch nicht an sich bestimmt , die Bestimmung tritt nun hier ein , die in dem Ausdruck liegt , ein Körper ist nicht unterstützt , er fällt , daß er fällt setzt voraus , daß er schwer ist , daß er das Centrum sucht und zwischen ihm und diesem ein Medium ist , welches weicht , in so fern er in der Richtung gegen das Centrum ist . | Diese Fallbewegung ist absolut freie Bewegung , Richtung nach dem Centrum , anderseits aber ist sie zufällig , Repulsion der Massen als Massen , und das Versetztwerden in diesen Zustand ist äußerlich . Spaeter wird noch kommen daß dieß zur realen Schwere gehört , hier haben wir aber noch nicht reale Schwere . Der Fall steht in der Mitte zwischen träger Materie und der Materie deren Begriff absolut

30

6–7 sich dahin … ist] Hu : dieses Suchet , so ist ihr princip Fürsichsein – aber dieses Für sichsein ist 8–9 Außersichseins .] Hu : Außersichsein – das ist d i e e r s t e w a h r h a f t e I n n e r l i c h k e i t d e r M a t e r i e . So haben wir einen Unterschied zwischen Maße – Centrum . 13 Repulsion .] Hu : Repulsion – den Abstrakten Fürsichsein . 17–19 daß zwischen … Centrum .] Hu : dass sie in einer Leere ist – aber diese Leere ist erfüllt[ .] – Sie ist vielleicht auch von dem Centrum 35 getrennt durch eine andere weiche Materie . 22–23 in so … ist .] Hu : Insofern ist er nicht abgehal25 zufällig ,] Hu : ein Zufaelliges[ .] (am Rande : (es ist eine r e l a t i v 35 ten von Suchen des Centrum . f r e ye Bewegung)) 27 Schwere .] Hu : Schwere . Es ist hier nur das Nothwendig : dass der Koerper faellt . 28–556,1 Materie deren … ist1] Hu : absolut sich bewegenden Materie

30 ausgedehnt

30 Außersichsein] Hu : Außerschichsein

das] Hu : dass

33 vielleicht] Hu : villleicht

96Hu ; § 212 186Gr

§ 215 187Gr

97Hu

556

188Gr

189Gr 98Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

realisirt ist , das Streben nach dem Centrum ist schon im Begriff bestimmt , aber noch | nicht die Entfernung , die Repulsion[ .] Die Masse macht den unkörperlichen Unterschied aus , der Fall ist die Bewegung durch den Begriff der Materie gesetzt , hier hat der quantitative Unterschied der Masse keinen Sinn , alle Massen fallen auf gleiche Weise , und nicht als Masse , sondern als Materie . Das Medium macht allerdings einen Unterschied aus , ein Stein fällt schneller in der Luft , als im Wasser , hier kommen die beiden unterschiedenen Materien als partikulare vor und verhalten sich nach dem Unterschied ihres quantitativen Widerstandes . Aber im luftleeren Raum fallen die Körper auf gleiche Weise . Galiläi . Masse hat also hier keinen Sinn mehr , obgleich sie bei der vorhergehenden Bewegung wesentliches Moment war . Der Fall ist aber zugleich freie und auch bedingte Bewegung und er kann abgelenkt werden von der geraden Linie . Wesentlich ist daß der Fall als nothwendige Bewegung die zufällige Bewe|gung zur Ruhe bringt . Durch die Schwere ist Ruhe | gesetzt , obgleich sie nur Streben ist . Diese Ruhe ist nicht zufällig , wie Trägheit , sie ist durch den Begriff in der Materie selbst gesetzt . In sofern die Materie schwer ist , so bringt sie Ruhe hervor und hebt die zufällige Bewegung auf . Dieß ist gegen die gewöhnliche Vorstellung der Mechanik zu bemerken , hier werden beide Ruhen als gleich betrachtet , und man bemüht sich die Lehre der Bewegung auf Kräfte zurückzubringen . Diese sind aber nichts als Bewegung nach einer besonderen bestimmten Richtung und nach gewisser Geschwindigkeit . 3 Die Masse … aus] Hu : Den Fall haben wir zu betrachten mit den vorhergehenden Bestimungen dass die Materie Maße ist und zufaellige Bewegung hat . / Vo r s e r s t e das Verhaeltniß des Falles zu der Maße – drückt einen a ü ß e r l i c h e n q u a n t i t a t i ve n Unterschied aus . Die Maße ist ein quantitativer Unterschied 5–6 nicht als … Materie .] Hu : als Materien nicht als Maßen sondern als Qualitative Koerper qualitative Quanta . Denn das Medium muß immer weichen . Hier kommen also die verschiedenen Maßen nach der quantitativen Bestimmung nicht in Betrachtung . Dies zeigt auch die endliche Mechanik auf . 10 Galiläi .] Hu : Galilei hat dies zugegeben – indem ein pater alles Geraethe das auf dem Tische lag , heruntergeworfen hat , und diese Bemerkung machte dass alles dieses Geraethe zugleich auf die Erde fiehl . 12 freie] Hu : durch den Begriff bestimmt und frey ( i s t f r e y – weil die Bewegung , wenn das Hinderniß entfernt wird , dem Koerper immanent und eine Erscheinung seiner eigenen Schwere ist –) 16 wie Trägheit] Hu : als die erste Ruhe – die wir bey der Materie sahen diese Ruhe war nur ein Zustand und aüßerlich gesetzt durch] Hu : absolut durch gesetzt .] Hu : gesetzt , nicht durch ein äußeres Hinderniß . 17 Ruhe] Hu : wahren Ruhe 18 gewöhnliche Vorstellung … Mechanik] Hu : e n d l i c h e M e c h a n i k 19 beide Ruhen] Hu : b e i d e G a t t u n g e n d e r B e we g u n g 20 Kräfte zurückzubringen .] Hu : Kraeften , – und nahmentlich von zweyen . (Kraefte ist eine beliebige Vorstellung . 21 Geschwindigkeit .] Hu : Geschwindigkeit . Das ist das Ganze . Man kann dies wechlaßen . Dies wendet man an auf besondere Bewegung) 24 q u a n t i t a t i ve n ] Hu : q u a l i t a t i ve n 29 alles] Hu : aller 30 fiehl] Hu : fiehlt

25 quantitativer] Hu : qualitativer

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

28 auf] Hu : aus 40

erster theil

5

10

15

20

25

557

Man hat so Kraft des Falls , der Schwere und jeder anderen zufälligen Bewegung , die durch Wurf , Schwung pp hervorgebracht werden und man betrachtet sie als ob sie von gleicher Würde wären . So , sagt man , würde eine Kanonenkugel , wenn der Widerstand der Luft nicht wäre , sich unendlich in der Tangente der Erde fort bewegen , wenn man ihr eine Kraft geben könnte , welche größer wäre als ihre Schwere ; wäre der | Widerstand der Luft nicht so würde sich ein Pendel ins Unendliche bewegen . Der Schwere wird hierbei gar keine Erwähnung gethan . Man hat dieser Richtung der Schwere nach dem Centrum auch das Aufheben einer anderen Determination gegeben , dieß ist die wodurch die Seitenbewegung gesetzt ist . Es sind zwei Determinationen die erste ist die absolute Schwere , die andere ist nur zufällig , die erste will den Körper zur Ruhe bringen . Hier setzt man eine zufällige Bewegung in gleiche Würde mit einer wesentlichen . | Daß der Pendel im Wasser leichter , bälder zur Ruhe kommt ist noch kein Beweis , das Medium determinirt zwar aber nicht allein . Der Mensch kann todtgeschlagen werden , dieß ist aber nicht seine einzige Todesart , er stirbt wesentlich aus sich selbst . Das Gesetz des Falles ist durch den Begriff gesetzt , und es wird uns ein Beispiel geben , wie solche Gesetze aus dem Begriff erkannt werden . | In der Anmerkung des § . 214 ist dieß Gesetz schon in Verbindung mit dem Kepplerschen Gesetz der freien Bewegung himmlischer Körper . Das Gesetz ist : die Räume verhalten sich wie die Quadrate der Zeiten . Auf der Oberfläche der Erde fällt ein Körper in einer Sekunde 15 Fuß , wenn er zwei Sekunden fällt , so fällt er nicht das doppelte hiervon , sondern das Vierfache , das Quadrat der Zeit 60 Fuß , in 3 Sekunden 3² · 15 . pp . Dieß ist das Gesetz welches Galiläi ganz empirisch gefunden hat , man will es nun auch mathematisch beweisen , aber dieß ist zu weiter nichts dienlich , als zum Behuf der mathematischen Darstellung . Man sagt , der Körper habe am Ende der ersten Sekunde eine gewisse Geschwindigkeit , wenn die Schwere in diesem Augenblick aufhörte zu

30

7–8 Der Schwere … gethan .] Hu : Dies fi nden wir in jeder Mechanik . 14 ist noch … Beweis] Hu : 21 Das Gesetz] Hu : (Zuerst haben wir von den Koerpern als Selbststaendigen gesprochen – dann zum Fall übergegangen – zuletzt wollen wir von der absoluten Bewegung sprechen) / G a l i l e i hat das G e s e t z d e s F a l l e s g e f u n d e n – und es kann nichts wichtigeres sein . D i e s s G e s e t z 26–27 zum Behuf … Darstellung .] Hu : nichts weiter als matematisch . 35 (am Rande : Alle Naturgesetze sind von der Mathematik aus der Erfahrung genommen – sie sucht 35 sie auch zu beweisen , allein dadurch , dass sie das stets voraussetzt , was sie beweisen will . Solche Gesetze beruhen auf der Qualitaet von Raum und Zeit diess aber geht die Mathematik über haupt nichts an .)

30 ist immer ein Zufaelliges

8 keine] Gr : keiner

190Gr

99Hu

191Gr ; Anmerkung zum § 214

558

192Gr

193Gr

101Hu

100Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

wirken , so würde sie so bleiben , nun wirkt aber die Schwere fort und die Geschwindigkeit wird nun doppelt so groß als sie im vorigen Moment war , da diese Wirkung immer bleibt , so steigert sich | die Geschwindigkeit so gleichmäßig , man theilt so die Größe des durchlaufenen Raums in blos gemeinte Geschwindigkeit , und in die , die die Schwere hinzufügt , hierin ist nichts Reales . Die Geschwindigkeit ist eine gleichmäßig beschleunigte Bewegung , eine gleichförmige Bewegung , so daß selbst in der Ungleichheit eine Gleichheit ist , wodurch sie sich von aller willkührlichen Bewegung unterscheidet . In der Natur kommt sie nicht vor . Der Strom ist ein Fall der aufgehoben , paralisirt wird , die lebendige Naturbewegung ist nicht schlechthin gleichförmig . Die Rotation der Erde wird von den Astronomen als gleichförmig angenommen , hier hat es aber die Erde nur mit sich zu thun , eine Bewegung mit abstrakten Unterschied , die Bewegung des Falles aber ist eine freie durch den Begriff bestimmte Bewegung , es ist ein Wiederholen eines und desselben Verhältnisses , die mechanische Bewegung ist blos ein Verhältniß von Zeit zu Raum , dieß ist das empirische gemeine Verhältniß , da | ist keine innere Bestimmung vorhanden . Freie Bewegung ist in sich selbst bestimmt , ist die Bestimmtheit der Größe , so daß die Größe der Unterschiede bestimmt ist , es muß aber zugleich eine Identität beider sein . Insofern Zeit als Einheit angenommen wird , so ist 1 gesetzt gegen das Viele , den Raum , diese Einheit ist auf einer Seite , auf der anderen Seite ist die Mannigfaltigkeit , so daß die erste Seite sich selbst produzirt zu einer anderen , die Raumgröße nur ihr Maas in der Zeitgröße hat . Bei allen Zahlen ist in der Bestimmung Einheit und Anzahl vorhanden . Gleichheit ist dann , wenn diese beiden gleich groß sind . Dieß ist das Verhältniß der Wurzel zum Quadrat . | Die Wurzel ist eine gleichgültige Größe , diese wird zu einem Vielfachen , welches 6 Die Geschwindigkeit … Bewegung ,] Hu : Wenn man dies annimt dass der Fall eine gleichförmige Beschlaünigung ist – so nimmt die | Geschwindigkeit zu nach der gebrauchten früheren Zeit . Das ist die Geschwindigkeit verhaellt sich als die Zeiten . Die schlechte Geschwindigkeit ist der Raum dividirt durch die Zeit – damit haben wir t² = S . Das heißt die durchlaufenen Raüme verhalten sich nach der Zeit . Das ist eine schlechte gemeine mechanische Bewegung – eine gleichförmich beschleunigte[ .] 15–16 dieß ist … vorhanden .] Hu : In empirischen Verhaeltnißen da ist keine innere Bestimmung enthalten . (am Rande : In der Zeit liegt keine Bestimmung dass so viel Meilen durchlaufen werden . Die Bewegung ist zufaellig . Die Zahlen sind Gleichgültig gegen einander .) Es ist hier keine Identitaet von Verhaeltnißen vorhanden . 19 Einheit] Hu : Einheit (am Rande : Die Zeit kommt hier zur Bestimmtheit der Eins – der Raum ist das Viele – ergo kommt in der Bewegung der Raum vor als Außersichsein oder Vielheit in der Bestimmung der Eins . In der Mathematik macht man die s . empirisch ist Zeit zum Nenner (Divisor) und obgleich instinktmaeßig , so doch mit Recht . C =— t es gleich welche Größe zum Zähler oder Nenner genommen wird[ .] –) 20 diese] Hu : (Zeit ist princip des Negativen) Diese 3 sich] Gr : sich / sich

5

10

15

20

25

30 30

35 35

40

erster theil

5

10

15

20

559

aber nur durch die Größe der Wurzel selbst bestimmt ist , in dem Vielfachen sind also eine Anzahl Einheiten enthalten , und | dieß ist das Sichselbstproduziren der Zahl . Dieß ist der im Begriff begründete Grund des Gesetzes , so ist es durch den Begriff bestimmt . Der Fall ist nur noch abstrakte Bewegung , wir gehen jetzt zur freien Bewegung über . Wir haben also in dieser zweiten Sphäre Materie und ihr äußerliche Bewegung gehabt , dieß ist durch den Begriff der Schwere gesetzt und die erste Erscheinung derselben ist der Fall , daß die Körper noch von dem Centrum entfernt sind , ist hier zufällig , diese Zufälligkeit ist noch hinweg zu schaffen . III Dieß ist nun der Uebergang zum 3ten , zur a b s olut f r e ie n B e we g u n g , zur Materie die ihrem Begriff , ihrem Dasein vollkommen angemessen ist . In beiden vorigen Sphären ist die Materie ihrem Begriffe noch nicht angemessen . Was der Materie noch fehlt ihrem | Begriff gemäß zu sein , ist daß die schwere , attrahirte Materie , als schwere noch nicht repellirt hat . Repulsion sind die vielen materiellen Eins , sie sind ausgedehnt , kontinuirlich , dieß ist Materie überhaupt , sie hört auf unbestimmt zu sein durch die Einheit des Orts . Die Repulsion ist nun nicht mehr abstrakte , sondern reale Repulsion . Materie als schwer will ein Centrum , Centrum ist sich selbst zu repelliren , abstraktes Eins , sich auf sich selbst beziehen , unendliche Negativität , Identität mit sich und mit der Negativität . Die Materie hat Schwere , es sind also Mate-

2 und dieß ist] Hu : ZB . die Einheit ist 3 . und es ist eine andere Zahl – die dieselbe Einheit wie die 3–4 Gesetzes , so … bestimmt .] Hu : Gesetzes des Falles . Das ist das Große , solche Gesetze aufzufi nden – weiter zu sagen , dass sie durch den Begriff gesetzt sind . 5 nur noch] Hu : freie aber noch freien] Hu : freien , unbedingten 8 die] Hu : Die Schwere ist immanent der Materie[ .] – Die 10 hinweg zu schaffen .] Hu : hinweg bleiben . Der Begriff der Materie muß ganz immanent werden . 12 Materie] Hu : vollkommen freie Materie 12–13 In beiden … angemessen .] Hu : Die erste aüßerliche , traege Materie war nicht angemeßen den Begriff , denn die Bewegung an ihr war nur etwas zufälliges . Diese Materie war Suchen nach der Einheit[ .] Sie war nur als die Einheit des Eins suchend . Ein Ort sich als Mittelpunkt selbst bestimmend , existirt wohl die Materie – aber die Differenz des Ortes ist noch nicht durch den Begriff gesetzt . 16 sind ausgedehnt] Hu : sind sie auf einen Orte – sind zugleich ausgedehnt 17 sie hört … Orts .] Hu : (Bey platon : Sie wird erst bestimmt durch den Mittelpunkt der Attraktion . Solche Materien die den Mittelpunkt außersich hat , müßen reppellirt werden , diess ist Repulsion der realen Materie[ .] – Der Ort ist kein punkt wird nur so vorgestellt als ein punkt . Materie mit einem Centrum ist schwer etc) – sie faengt erst an bestimmt zu werden wenn sie einen Ort hat . 18 Repulsion .] Hu : Repulsion – nicht das erste moment des abstrakten Fürsichseins . | 19–21 ist sich … Negativität .] Hu : ist das Abstoßen – sich zu vervielfeltigen – sich zu reppelliren – das logische

3 25 Erste 3 ist – und sie ist die Anzahl – es ist also 3 . Das ist

25

30 30

35 35

11 III] Gr : davor keine Absatzkennzeichnung

33–36 (Bey platon : … etc) in Hu unten auf der Seite an33 durch] Hu : durh . 36 wenn sie] Hu : die

40 geschlossen , Verweiszeichen eingefügt nach : Bey platon :

194Gr

§ 213

195Gr

102Hu

560

196Gr

197Gr 103Hu

198Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

rien gesetzt , jede mit ihrer Schwere , ihrem Centrum , reale Repulsion , Materie mit einem Schwerpunkte . Es sind viele Centralkörper gesetzt , ununterschieden , dieß ist das Formelle der ersten Repulsion , viele Mittelpunkte . Als Dasein sind dieß die Sterne , aber ohne daß sie leuchten , denn Licht ist | phisikalisch , es sind Körper die Centra sind , und unter der Bestimmung der Vielheit , sie sind die abstrakte Vielheit . Wir können glauben daß Verstand in ihrem Verhalten ist , daß ihr Ort , ihre Stellung ein Ausdruck wesentlicher Verhältnisse ist , aber in sofern sie der abstrakten Repulsion angehören , sind sie nur Viele , und nicht unterschieden von einander , dieß Unterscheiden muß noch hinzu kommen und macht dann das Wesentliche aus . Sie sind Centra einer unbestimmten , todten Vielheit . Wir können meinen daß durch ihre Figurationen ein stetiges Verhältniß ausgedrückt sei , wir dürfen sie aber einem Sonnensystem nicht gleichstellen , denn dieß ist freie Bewegung , Vernünftigkeit . Sie sind stille Ruhe , aber an Würde einem Kon kreten , einem Planeten nicht gleichzusetzen . Das Einfache ist das Abstrakte , Unmittelbare , und steht niedriger als das Kon|krete . Für den Anblick sind sie das Ergötzende , selbst Beruhigende , worin jedoch die Vernunft nicht zu suchen ist . Dieß ist das erste Moment der Vielheit . | Das zweite ist , daß die Vielheit nicht unbestimmt ist , sondern der Unterschied gesetzt sein muß . Was ist er nun ? Ist er der von allgemeiner absoluter Centralität und von besonderer ? Dieß ist zugleich Centralität und zugleich nicht , Negativität der Allgemeinen auf sich selbst stehenden Centralität . Es sind diese beiden Bestimmungen , Körper die absolute Centra haben , und solche deren Centralität nur relativ ist , die das Centrum zugleich außer sich haben . Hieraus folgt die Bewegung und die Form derselben , und zunächst dieß , daß die Bewegung frei ist , daß der Begriff der Schwere darin realisirt . Centralkörper sind identisch mit sich , die | zweiten deren Centralität nur relativ ist , sind zwar auch identisch mit sich , diese Einheit ist aber zugleich di-

5

10

15

20

25

30

Eins ist das unendliche sich auf sich Beziehen – Negation der Negation – Identitaet , aber zugleich Identitaet der Negativitaet mit sich – das Abstoßen ihrer selbst . Das ist das andere Moment zum Begriff . 30 Das Centrum vervielfaeltigt sich 9 angehören ,] Hu : angehören , gehören sie nicht der lebendigen Repulsion – wo die Vielen in gewißen Verhaeltnißen gegen sich sind . 12 ein stetiges Verhältniß] Hu : der Verstand 13 Sonnensystem] Hu : lebendigen , realen System der Sonne 16–17 Das Einfache … Ergötzende ,] Hu : Die Menschen in der aufwachung der Reflexion halten das einfache für 35 höher als das Concrete – aber das concrete Sonnen System ist viel höher als das System der Sterne 35 – das das erste Außchlagen ist . – es ist das 10 Unterscheiden] Gr : Unterschiedene hören . 36 das1] Hu : dass

29 auf sich] Hu : aufsich

31 angehören ,] Hu : ange-

erster theil

5

10

15

20

25

30

561

rimirt , unterschieden von sich selbst , der Körper ist zwar auch Centralkörper , hat aber sein Centrum zugleich auch im ersten Centralkörper . Die Beziehung fällt in den besonderen absoluten Centralkörper , er ist es , und dadurch ist sein Ort bestimmt , er ist Mittelpunkt der Attraktion . Der Andere hat sein Centrum außer sich , hiermit ist zugleich bestimmt , daß sein Ort nicht absolut ist , er sucht zugleich sein anderes Centrum , er verändert seinen Ort , setzt ihn in einen anderen Ort , dieß ist Bewegung über haupt und so ist freie Bewegung ohne Stoß , Druck pp . Es sind im relativen Centralkörper die beiden Bestimmungen vereinigt , er ist ein Widerspruch und existirt darin , er ist daseiender Widerspruch , und dieß ist die Bewegung , | das Sein zugleich an diesem und an einem anderen Ort . Hier hat die Materie ihre Freiheit , es ist die große Mechanik des Himmels , des Sonnensystems . | Man ist , durch die vorhergehende Bestimmung von Körpern die zugleich Centra sind und es auch außer sich haben , auf die Bestimmung von Centripedal und Centrifugalkraft gekommen . Kraft setzt ein Selbstständiges voraus , es ist für sich ein Unwahres und nur Moment in einer Totalität . Man hat Centripedal , Attraktionskraft als selbstständig , reales , vorgestellt , und man sagt an der Schwere der Erde sähe man es . Als Fall ist aber die Schwere noch immanenter Begriff , noch nicht in sich dirimirend , dieß ist daher nur eine unvollständige Erscheinung . Die Centrifugalkraft geht noch weiter und wird sogar läppisch , es ist da ein Schwingen , auf die Seite Werfen , eine | Schwungkraft pp[ .] Dieß ist aber ganz zufällige Bewegung , die der Materie äußerlich ist . Das Wahre ist , daß sich die Körper in einer Entfernung halten die im Begriff bestimmt ist , sie erhalten sich dem Begriff gemäß , es ist keine Centripedalkraft die sie dahin , und keine Centrifugalkraft die sie dorthin weißt . In der freien Bewegung stellt sich das Reich der Maaße für sich dar , es ist zwar alles in der Natur so bestimmt ; aber anderwärts ist die Zahl , das Maaß , nur eine zufällige Bestimmung , hier aber macht sie das Qualitative aus und so fi nden hier Gesetze nach dem wahren Sinne statt . Raum und Zeit erscheinen selbstständig gegeneinander , doch so daß durch die Größe des Einen , auch die des Anderen

5 außer sich] Hu : im Centrum des ersten Central Koerper 7 Bewegung 2 ] Hu : Bewegung die ganz durch den Begriff bestimmt ist 13M–14M Anmerkung zum § . 210 .] Hu : cf . § 210 . 11 . 12 . 19 35 immanenter] Hu : Abstrakter 22–23 Dieß ist … ist .] Hu : Das Schwingen – Werfen ist etwas der 35 Vorstellung sehr gelaüfiges – aber es ist was anderes was der traegen Materie äußerlich ist – und die lebendige Bewegung . Man bindet einen Stein an einen Faden und damit will man diess Dasein der Centrifugal Kraft zeigen !! 26 sie dorthin weißt .] Hu : zieht die Koerper – es ist kein Zwang in der Natur . / Der Koerper bewegt sich in einer Kurve – weil er zwei Centra hat . D i e G e s e t z e d e r B e we g u n g d e r H i m e l s K o e r p e r [ .]

199Gr

104Hu ; Anmerkung zum § . 210 .

200Gr

562 201Gr

202Gr

105Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

gesetzt ist . Der Nordpol hat nur mit dem Südpol Sinn , sie sind | untrennbar , daher nicht gesetzt , sondern in der Form der Polarität überhaupt enthalten . Hier ist ein drittes vorhanden , Individualität , in dem die Bestimmungen geknüpft sind . Wir fi nden erst im geistigen Reiche wieder Gesetze . Hier ist also die eigentliche Stelle der Gesetze und zwar so daß sie aus der Größe entstehen . Wir haben hier zu betrachten die Kepplerschen Gesetze und die welche wie man sagt Newton entdeckt hat . Diese sind die Hauptsache , obgleich es noch andere giebt . Es kann hier nur gefordert werden eine Anleitung den Zusammenhang der Gesetze mit der Idee zu erkennen , zu erkennen wie der Begriff ihre Wurzel ist , alles andere gehört hier nicht her . Keppler fand folgende drei Gesetze . 1 . Die Gestalt der Bahn der Planeten ist eine Elipse , kein Kreis . 2 . In gleichen Zeiten , werden gleiche | Sektoren abgeschnitten , die durch Radien vom Fokus aus und durch Theile der Bahn gebildet werden . Gleichheit der Sektoren ist hier das Bestimmte , die Größe der Bogen , richtet sich nach der der Sektoren . 3 . Der Kubus der Entfernung verhält sich wie das Quadrat der Umlaufszeit . 1 . Daß die Bahn eine Elipse ist , hängt von der Natur der Bewegung selbst ab , und es muß gezeigt werden wie sie mit der Bestimmung die wir von der Bewegung freier Körper angegeben haben übereinstimmt . Es gehört zur Bestimmung der Bewegung daß sie gleichförmig beschleunigt ist , die Bewegung ist

1 ist .] Hu : ist – das nennen wir G e s e t z . Gesetz heißt : das Seyn der Einen Bestimmung – ist Sein der andern Be|stimmung[ .] – Aber sie haben den Schein der Selbstaendigkeit gegen ein ander[ .] 2 daher nicht gesetzt ,] Hu : Darum ist hier kein Gesetz . Hier] Hu : Weiter , in individualisirter Natur 3 Individualität] Hu : e i n S u b j e k t – das Individuelle 4 wieder Gesetze .] Hu : wirkliche Gesetze . (am Rande : (Erst im geistigen Reiche giebt es eigentliche Gesetze , doch nicht Gesetze der Größe . Bey den Gesetzen der himmlischen Koerper macht die Größe das Bestimmte aus . Dieß sind die Kepplerischen Gesetze etc ( ? ))) 13–15 abgeschnitten , die … Bestimmte ,] Hu : abgeschnitten werden . Wir haben uns eine Mitte zu denken – die Sonne[ .] (am Rande : Keppler stellte sich in den Fokus der Elipse . die Sektoren wurden durch den Radius Vector in dem Bogen gebildet . Die Sektoren sind gleich wenn die Bogen verschieden sind und die Schenkel länger oder kürzer sind .) 21 beschleunigt ist ,] Hu am Rande : beschleunigt oder retardirt . Die Bewegung der Himmels Koerper ist theils beschleunigt theils retardirt . / (Die Bewegung ist frey nicht unterjocht und darum nicht gleichfoermig , die Form der Bahn hat auch daher ihre Angemeßenheit für den Begriff zu zeigen . Beym Kreiss ist diess nicht der Fall er ist nur die Kurve des Verstandes , die Radien sind alle gleich[ .] – Zur Function eines Bogens gehoert wesentlich ein Radius[ .] – Aus der Beschleunigung der Bewegung folgt nothwendig auch die Differenz der Radien , oder die Form der Elipse (ob nicht die Eilinie die Form der absoluten Bahn ist bleibt der spaetern Astronomie aufbewahrt ? )) 22 Gesetz heißt : in Hu am Rande hinzugefügt 29 uns eine] Hu : sich einen Hu : aufbewahrt ? ) – E . ; siehe Editorischer Bericht

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

38 aufbewahrt ? ))] 40

erster theil

5

10

15

20

25

563

nicht mechanisch gleichförmig , gleiche Zeiten , geben nicht gleiche Bogen , dieß ist schon nicht bei dem Fall , es ist eine durch sich selbst bestimmte Bewegung , die Zeitgröße produzirt sich selber . Wenn die | Bewegung nun so gleichförmig beschleunigt ist , so kann sie nicht im Kreise statt fi nden . Man kann sich wohl vorstellen , sie beschleunige sich auf einer Seite , und retardire sich auf der anderen , aber dieß ist gegen die Natur des Kreises , denn der Kreis ist die Kurve , die durch den Radius vollkommen bestimmt ist . Der Kreis beruht nur darauf , ist die Bewegung aber gesetzlich ungleichförmig , so hat sie nicht nur eine Bestimmtheit zur Grundlage , sondern mindestens zwei . Eine ungleichförmige Bewegung , kann nicht dargestellt werden durch Kreisbewegung , es gehören nothwendig zwei Bestimmungen dazu , 2 Axen , eine Kurve aber , die durch zwei Bestimmungen bestimmt ist , ist kein Kreis , sondern , da sie in sich zurückkehrt , ist sie nothwendig , die Elipse[ .] 2 . Gleiche Zeiten geben gleiche Sektoren , und nur gleiche Sektoren , nicht gleiche Bogen , wären diese gleich , so wäre | es eine gleichförmige Bewegung . Dieß Gesetz gründet sich auf folgende Bestimmungen . Die Bestimmtheit des Bogens liegt in den Radien die ihn abschneiden , oder seine Größe ist Funktion der Radien . Diese sind von ungleicher Größe gegen einander , was aus der Form der Elipse folgt . Diese drei Linien , zwei Radien und der Bogen , bilden ein Dreieck , ein Ganzes von Bestimmtheit , die Radien sind die Funktion des Bogens und umgekehrt . Im Dreieck liegt die Bestimmtheit des Ganzen , der Bogen ist ein Theil der ganzen Kurve , diese ist bestimmt im Gesetz der Veränderlichkeit der Radiorum Vektorum und der Axen , und insofern er nur Theil ist , hat er seine Bestimmtheit , auch in der Bestimmtheit der Bahn . | Es ist nöthig daß eine Linie in einer nothwendigen Bestimtheit gefaßt werde , dazu gehört , daß sie überhaupt bestimmt sei , | sie muß nothwendig Moment eines Ganzen sein , so ein Ganzes ist das Dreieck . In dieser Nothwendigkeit liegt der Ursprung des Parallelograms der Kräfte . Jeder durchlaufene Raum , als Diagonale , wird konstruirt durch zwei

203Gr

204Gr

107Hu 205Gr

30

1 gleichförmig ,] Hu : gleich för|mige , (am Rande : (Bey der g l e i c h f o e r m i g e n B e we g u n g sind 30 Raum und Zeit in einfacher proporzion . In gleichen Zeiten gleiche Raüme . Diese Bewegung ent-

haelt noch keinen Gegensatz von Raum und Zeit , diese Bewegung legt Raum und Zeit Gewalt an . Wir suchen sie stets zu produciren zB . bey der Uhr kommt es allein darauf an – es ist hier durch das Gewicht die Gewalt von Raum und Zeit getilgt .)) 3 selber .] Hu : selbst – sie ist selbst durch 35 die Wurzel bestimmt – potenzen verhaeltniß . 7–8 ist die Bewegung] Hu : Wenn nun die Be35 wegung (am Rande : (Kopernicus hatte überhaupt die Bahnen als Kreise festgesetzt , dieses durch Keppler umgestoßen und auf die Elipse geführt .)) 26 Ganzen sein ,] Hu : Ganzen sei – (sonst ist die Bestimmung empirisch)[ .] 23 Vektorum] Gr : Flektorum

33 getilgt .] Hu : getilgt . E .

36 geführt .] Hu : geführt . E .

106Hu

564

206Gr

108Hu ; Anmerkung zum § . 214 .

207Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Richtungen , es wird dadurch erreicht eine Linie darzustellen als Theil eines Ganzen und sie wird dadurch der mathematischen Behandlung fähig . Der Radius ist dann die Centripedalkraft , die Tangente die Centrifugal kraft , der Bogen erscheint als die Diagonale , dieß sind aber nur mathematische Linien , phisisch betrachtet leere Vorstellungen . Die verschiedenen Ganzen sind nun die Sektoren , in Beziehung auf sie , ist keine Ungleichheit vorhanden , ihre Flächen sind gleich , da kein Umstand der Ungleichheit vorhanden ist . Der Gleichheit der Sektoren entspricht die Gleichheit der Zeiten . Die Zeit kommt dazu sich durch eine Ebene zu exponiren , beim Fall , ist das Quadrat | der Zeit nur Zahlengröße , keine Ebene , hier produzirt sich die Zeit , entspricht dem Raume . 3 . Die Kubi der Entfernung verhalten sich wie die Quadrate der Zeit . Dieß Gesetz hat Keppler nach einem Bestreben von 27 Jahren gefunden , und ist trotz aller Schwierigkeiten immer wieder daran gegangen , weil er ahndete , es müsse hierin Vernunft sein . Die Zeit ist das Formelle bei der | Produktion ihrer selbst kann sie nur beim Quadrat stehen bleiben , eben weil sie formell ist , der Raum , das Reale , Viele kommt zur dritten Potenz . Das Newtonsche Gesetz . Newton wird der Ruhm zugeschrieben , daß er das Gesetz der allgemeinen Gravitation gefunden habe , er habe die Kepplerschen Gesetze bewiesen die dieser nur gefunden habe . Newton hat so den | größten Theil von Kepplers Ruhm hinweggenommen .

11–12 Dieß Gesetz hat] Hu : Diess Gesetz drükt das Wesen der Sache aus . Es ist kein bloßer Schein von Größenbestimmungen . Eine bloß quantitative Bestimmung diese ist gleichgültig , ist bloß empirisch , dagegen das potenzverhaeltniß z . B . Wurzel zum Quadrat etc . diess ist die qualitative Bestimmtheit , hier wird die Größe producirt und wird durch sich selbst bestimmt . Die Analysis in der Mathematik bezieht sich überhaupt auf das Qualitative Verhaeltniß der Größenbestimmung . Der Raum in seiner Totalitaet hat also drey Dimensionen . Die Zeit dagegen auch durch sich selbst bestimmt , aber bleibt in abstraktem Verhaeltniße (abstraktes Selbstbestimmtes Verhaeltniß der Idealitaet) stehen , bleibt nun eine Potenz zurück . Der Raum kommt zur Realitaet (es sind hier drey) das Bewust sein (es bin ich , ein Anderes , und ich bin auch Beides) Dieses Gesetz hat 12 gefunden ,] Hu : gefunden . Er hat viel gerechnet – viel Erfahrung gemacht . 16 Potenz .] Hu : potenz . (am Rande : (Die Vollendung des Raumes ist die 3te Potenz , deshalb der Kubus . Die Zeit bleibt um eine Potenz zurück , und das wird schon aus dem galileischen Gesetz erwartet . Die Zeit in der Ersten potenz ist nur ein empirisches Quantum : allein die Beziehung der Zeit auf sich selbst soll die Bestimmung sein und diess kann nur formell sein . Die Totalitaet des Raums ist der Kubus , die Zeit hingegen hat das princip des Eins , die Seite der Wurzel und daher auch nur die formelle Bestimmung des Empirischen , das zu Grunde liegt und durch sich selbst bestimmt wird .)) Dieses Gesetz des Keppler ist also eben deswegen so groß – weil es so einfach ist . 19 bewiesen] Hu : bewiesen hat a priori 20 Ruhm hinweggenommen .] Hu : Ruhms . / Hegel will in dieser Hinsicht seine Meinung aüßern . Es ist nicht Kühnheit – sondern eine Arbeit von 27 Jahren . 14 ihrer] Gr : seiner 29 Beides)] Hu : Beides) E . 1 . wird . E . 2 . 39 aüßern] Hu : aüßeren

32 Gesetz] Hu : Gesetzt

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

36 wird .] Hu : 40

erster theil

5

10

15

20

25

30

565

Einerseits ist es Neid wenn man den Ruhm großer Männer schmälert , anderseits aber ist es Aberglaube , wenn man ihre Thaten als das Letzte , Unüber trefflichste ansieht , hier aber ist es Unrecht Kepplers Ruhm auf Newton zu wälzen . Newton soll die Gesetze der Schwere erkannt haben ; hierbei ist zu bemerken daß der Begriff Schwere eine doppelte Bedeutung hat . Schwere ist erstens dieß , daß an der Oberfläche der Erde ein Stein in einer Sekunde 15 Fuß fällt , dieß empirisch gefunden nennt man einerseits die Schwere . Newton hat nun von dem was man so Schwere und Gesetz des Falls nennt , Anwendung auf den Umlauf des Mondes gemacht . Der Mond hat sein Centrum in der Erde , diese Bestimmung von 15 Fuß Fall in der | ersten Sekunde wird zum Grund gesetzt , bei der Bestimmung der Bahn des Umlaufs des Mondes , er falle ebenso und so bestimme sich seine Bahn . Das kann wahr sein , aber zunächst ist es eine ganz einzelne Anwendung der Schwere , eine Ausdehnung des Gesetzes des Falles auf den Mond , aber nicht auf die anderen Planeten . Die größere Ausdehnung des Gesetzes der Schwere ist das Verdienstvolle des Newtonschen Gedankens , dieß daß er das was uns beim Fall praesent ist , auch auf die himmlischen Körper ausgedehnt hat . Schwere heißt erstens der empirische Faktor | von 15 Fuß Fall in der ersten Sekunde . Diese Bedeutung des empirischen Faktors kommt in Newtons Ausdehnung des Gesetzes des Falls auf den Mondlauf vor . Die Schwere in dieser Bedeutung ist ein Moment in der Anwendung der Schwere auf die Bewegung des Mondes , dieß geht | nur mit dem Monde , auf die Bewegung der übrigen Himmelskörper ist es nicht anwendbar . Die zweite Bedeutung von Schwere ist diese , daß nach den Gesetzen des Falles sich ein Körper nach dem Mittelpunkt seiner Schwere bewegt . Diese Richtung , diese Bestimmtheit ist in diesem Sinne Schwere . Solche Schwere ist zunächst gemeint bei der Betrachtung der Gesetze der Bewegung der Himmelskörper und ist dann das zweite Moment bei der Mondsbewegung . Sie wird so vorgestellt , 5 eine doppelte … hat] Hu : in Mathematischen zweierley verstanden wird

14 Planeten .] Hu : pla-

30 neten fi ndet das nicht statt – und dies ist weder von Newton noch von Andern behauptet . – Das ist

also der punkt der Beschraenkung . / (am Rande : Hier tritt erst die eigentliche Gravitation ein .) Die Anwendung der Schwere auf die Bewegung der Himels Koerper soll also das Vertienst des Newton sein – man sagt er haette den Fall eines apfels auf die himlischen Koerper ausgedehnt . 18–19 in der … Sekunde .] Hu : in 1 Sekunde 15 Fuß) So aber ist das Lebendige in dem das Gesetz beruhet 35 ausgelöscht[ .] 19 des empirischen Faktors] Hu : des empirischen Factors (am Rande : Bey der Entwikelung der Differentional Rechnung kommt man auf diese Bedeutung .) 24 diese , daß nach] Hu : die andere Bedeutung , nicht nach diesem empirischen Faktor – sondern nach 16 praesent] Gr : praesens in dem] Hu : indem

30 behauptet .] Hu : behaupteet

33 haette den] Hu : haelte dem

34

208Gr

109Hu

209Gr

566

210Gr

211Gr

110Hu

212Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

daß die Himmelskörper einen Trieb haben gegen die Sonne zu fallen , die Kurve ihrer Bewegung entsteht dann aus diesem Fall und aus einer Tangentialkraft mit der sie entfl iehen wollen , die Diagonale bildet dann die Kurve . Diese Bewegung hat so zwei Momente , erstens Fall gegen den Mittelpunkt , | Centripedalkraft , und zweitens Richtung in der Tangente , Centrifugalkraft . Wir glauben also hier ein Gesetz zu fi nden , was zwei Momente hat , die zu einem werden . Wenn wir aber das Gesetz der Bewegung der Himmelskörper näher betrachten , so fi nden wir nur ein Gesetz , die Schwere ; und die Centrifugalkraft verschwindet ganz , wir fi nden nur ein Gesetz die Centripedalkraft und diese zeigt sich in der That als Gesetz der ganzen Bewegung . Die Centrifugalkraft dagegen sinkt herunter zu einem ganz empirischen Faktor , der aus der Erfahrung gefunden wird . Von der Centrifugalkraft erfährt man weiter nichts , sie erscheint nicht als bestimmendes Gesetz der Bewegung . Es soll ein Anstoß sein den die Planeten früher erhalten , sowohl in der Richtung | als der Größe nach . Diese empirische Größe ist nicht Moment eines Gesetzes , ebenso ist der Umstand daß Körper in der ersten Sekunde 15 Fuß fallen , nicht Moment des Gesetzes . Das Gesetz der Bewegung überhaupt und nicht blos dieß empirisch gefundene , liegt in der Centripedalkraft . Anderwärts treten freilich diese beiden Kräfte auseinander , damit aber entsteht zugleich eine grenzenlose Verwirrung , besonders wenn die eine wachsen soll , während sich die andere verringert . z . B . die Himmelskörper bewegen sich im Perihelium | schneller , im Aphaelium langsamer , nun sagt man in ersterem sei die Centripedalkraft am stärksten , dann erlange nach und nach die Centrifugalkraft das Uebergewicht . Mit demselben Rechte kann man aber auch ebensogut das Gegentheil behaupten , denn wenn in der | Nähe der Körper am meisten gegen die Sonne will , so muß hier die Centrifugalkraft die Attraktionskraft überwinden , muß also stärker sein . So verwirrt man sich wenn man sich mit entgegengesetzten Kräften herumtreibt , von denen eine steigen soll , während die andere sinkt , beide müssen mit einander steigen , weil sie nur eine auf die andere Sinn haben . Der Pendel schwingt unter dem Aequator langsamer als in höheren Breiten , so daß Uhren dort einen kürzeren Pendel haben müssen . Nun sagt man diese Erscheinung kommt von der Centrifugalkraft her , die Schwingung sei grö-

5

10

15

20

25

30

4 Fall gegen … Mittelpunkt] Hu : Moment der Atraction 13 Gesetz] Hu : Moment 27 muß 35 also … sein .] Hu : müßte sie die Größte sein denn waere es anders so möchte der Koerper in die 35 Sonne stürzen . 27–28 So verwirrt … herumtreibt ,] Hu : In dieser Verwirrung kann man sich nicht fi nden . Dieselbe verwirrung fi ndet sich in der Medicin was die Sensibilitaet und Irritabilitaet anbetrift . 32 daß Uhren … müssen .] Hu am Rande : Soll die Uhr da richtig gehen so muß man eine gleiche Anzahl Schwingungen hervorbringen die Stange verkürzen . Diess ist eine Erfahrung .

erster theil

5

10

15

20

25

30

567

ßer , indem hier ein größerer Kreis bei der Umdrehung der Erde entstehe , die Schwungkraft vermindere die Schwere des Pendels , treibe ihn mehr nach der Seite . Man kann aber auch hier eben|sogut gerade das Gegentheil behaupten , was heißt der Pendel schwingt langsamer ? Seine Richtung nach der Vertikale , zum Ruhen ist stärker und weil sie stärker ist , schwächt sie die Bewegung , also ist hier mehr Schwere . So kann man immer gerade zu das Gegentheil behaupten und gewöhnlich noch besser . Das Weitere des Beweises der Kepplerschen Gesetze durch Newton ist folgendes . Was das Gesetz der Schwere , des Falls , anbetrifft , so brauchen wir es bei der Bewegung der Himmelskörper nicht , sie fallen nicht . Man hat sich gefreut , daß ein solches irrdisches Gesetz , auch auf die himmlischen Körper anwendbar ist . Man glaubt Newton habe hiervon zuerst den Gedanken gefunden , daß diese Körper in absoluter Beziehung auf die Sonne stehen ; man glaubt es wäre dieß | daß sie angezogen werden ein neuer Gedanken . Es kommt hierbei alles auf den ersten Kepplerschen Satz an , daß die Bahn nämlich eine Elipse ist . Newton hat dieß in der That nicht bewiesen . Die Analisis von Laplace giebt zu , daß der Beweis den man führt nur darauf geht , daß die Bewegung überhaupt nur in einer | Kurve 2ter Klasse gehe , Kreis , Elipse oder Parabel . Dieß sagt Newton auch . Das einzige Interressante ist aber , daß bewiesen werde , daß es nur eine Elipse sein könne , kein Kreis , nichts anderes . Newton stellt es nur auf einen empirischen Faktor hinaus , ob es diese oder jene Kurve sei , kommt auf den Koeffizienten an . Gegen das Geometrische des Newtonschen Beweises ist zu bemerken , daß es nicht die richtige Art ist , und deshalb läßt man es jetzt auch ganz bei Seite | stehen . Elipse muß die Bahn der Himmelskörper sein , Newton beweist aber nur daß es eine Kurve sein müsse . Die anderen Keppler schen Gesetze lassen sich hieraus ableiten , hat man die Elipse so folgen die anderen analitisch , die Analise leistet dieß , als eine Ausbildung spaeterer Zeit . Newtons Gesetz ist , daß sich die Schwere verhält im umgekehrten Quadrat der Entfernung . Je entfernter , je geringer die Schwere , die Schwere in ihrer Äußerung ist die Geschwindigkeit der Bewegung . Das Verdienstliche des Gesetzes ist , daß Newton diese mathematische Bestimmung der Schwere herausgehoben ,

6 mehr Schwere .] Hu : viel mehr vermehrt . / Das Gesetz also der Schwere ist nicht angemeßen der Attractivkraft und Centrifugalkraft . 8–9 Das Weitere … folgendes .] Hu : Wa s we i t e r 35 d e n B e we i s d e r Kepplerischen Gesetze anbetrifft – man sagt die Gravitation sei ihre Beweh10–11 Man hat … ist .] Hu : Man hat recht dass ein Gesetz sei welches alle himlischen Koer35 rung . per verbindet . 13 absoluter] Hu : nothwendiger 16 bewiesen .] Hu : bewiesen – auch bis jetzt hat man dies nicht gethan . 20–25 Newton stellt … müsse .] Hu : (Die Analisiis und unendlich Kleine ist bei Seite zu stellen –) Newton hat viel mehr das Gegentheil gemacht als bewiesen die Kepplerischen Gesetze[ .] 30 Bewegung .] Hu : Bewegens . / Dies Gesetz ist richtig .

213Gr

214Gr

111Hu

215Gr

568

216Gr 112Hu

217Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

oder die Kepplersche Formel , so geändert hat , daß diese mathematische Bestimmung heraus kommt . Sie liegt aber unmittelbar in dem Kepplerschen Gesetz und wird am einfachsten gefunden aus dem 3ten , die | Kubi der Entfernung verhalten sich wie die Quadrate der Zeit . Wir haben bisher nur zweierlei Körper betrachtet , absolute Centralkörper , und solche die ihr Centrum außer sich haben , obgleich sie selbst Centralkörper sind . Dieß hat bisher gereicht , aber die Idee die Totalität ist damit nicht geschlossen . Wenn wir den Unterschied herausheben so haben wir , 1tens absolute Centralkörper , 2tens ganz unselbstständige Körper die ihr Centrum nur außer sich haben 3tens endlich solche die Centralkörper sind , aber noch ein Centrum außer sich haben . Hiermit ist das System erst geschlossen , die Totalität , der Begriff erfüllt . Eben dieß ist , daß man sagt zur Bestimmung der Bewegung gehören drei Körper , dieß ist nothwendig um zu wissen , ob | zwei oder einer und welcher sich bewegt . Kopernikus entdeckte daß die Sonne still stehe , Ticho de Brahe hat das Sonnensystem so betrachtet als ob die Erde stehe und sich die übrigen Planeten um die Sonne und mit dieser um die Erde bewegten . Bei der Berechnung ist es ganz gleichgültig , welchen Körper man sich bewegen läßt . Gründe wie solche s 2–3 Gesetz und … 3ten ,] Hu : Gesetzen . Die Schwere ist — t² das ist die Größe der Geschwindigkeit . / Es ist zu thun aus den Kepplerischen Gesetzen dieses Moment heraus zuheben – es wird das : wenn wir die Defi nition des Raumes haben – wenn ich diese Bestimung habe – und den Radius – und aus s dieser Form die Bestimung der Abzsisse haben will . / Dieses Gesetz — t² laeßt sich fi nden aus den zweiten Gesetz des Keppler – noch deutlicher aus dem dritten Gesetz des Keppler . | (auf der Rückseite eines eingefügten Blattes , siehe Editorischer Bericht : Ist die Zeit t und der Raum S . so ist die Größe der Schwere s : t²[ .] Diess Moment war nun heraus zuheben . Geben wir die Formel des Kreises a² = x² + y² die Bestimung hier des Radius und will ich daher die Bestimung der Abzisse herleiten , so benutz ich x um es auf eine Seite zu bringen und habe damit die Größe gefunden a² – y² = x² = (a + y) (a – y) oder y² = a² – x² = (a + x) (a – x) aus der Abzisse die Ordinate . So kann ich die Bestimmung der radii vectores fi nden . Eben so muß man aus den Kepplerschen Gesetzen die Bestimung S : t² die Schwere ableiten . Diess fi ndet man an der 3ten Größe A und a sind die Entfernungen – T und t die Zeiten . A³ : T² = a³ : t² . S ist der durchlaufene Raum ein Theil der Bestimung – A und a die Entfernungen – S und a kann man verwechseln , denn der Durchmeßer und die Bahn steht in bestimmter Beziehung . Weiß ich den Diameter so weiß ich den Umkreis . Entfernung = Diameter[ .] Die Schwere ist = s : t² A a /— A a g / A² G a² g / (A³ : T² = a³ : t² = / A² · A : T² = a² · a : t² = / A² ·— · = · = T² = a² ·— t² T² = Schwere = G ; — t² = A² : a² = g : G .) A · A² : T² = a · a² : t²[ .] Hier heißt die Schwere a : t²[ .] Ich kann Setzen für A² · G = a² · g . Die Schwere verhaelt sich umgekehrt wie die Quadrate der Entfernungen .) 14–569,2 Kopernikus entdeckte … lächerlich .] Hu : Man sagt es ist was Großes , dass Copernicus entdekt hat , dass die Sonne sich nicht bewegt – indem es für den Begriff alles eins ist ob die Erde steht oder die Sonne ruht . Er war demungeachtet ein großer Astronom . Man sagt dass es ehrenhafter ist dass die Sonne

5

10

15

20 20

25 25

30 30

35

35

14 bewegt] Gr : bewegen 25 Abzisse] Hu : Abziiss 26 – 1] Hu : = 27 (a + x) (a – x)] so Mi Hu : Textlücke Abzisse] Hu : Abziiche die Ordinate .] so Mi Hu : Textlücke 29 man an] Hu : manan 40 32 :] Hu : = 34 G2 ] Hu : G . g 2 ] Hu : g gleich 35 Entfernungen .] Hu : Entfengugen 38 Astronom] Hu : Astro nom

erster theil

5

10

15

20

25

569

für die Bewegung der Erde , daß es ehrenhafter sei , daß sich das Kleinere um das Groeßere bewege sind lächerlich . Das Gesetz der Bewegung ist vernünftig die anderen Unterschiede sind dadurch bestimmt , welche Stelle sie im Begriff einnehmen , und da ist dann der stehende , ruhende Körper der absolute Centralkörper , die zweiten , die das Centrum in sich aber auch außer sich haben , bewegen sich ihrem Begriffe nach , denn ihr Ort ist nicht absolut bestimmt . | In Ansehung der Centralkörper ist anzuführen , daß sie überhaupt entweder abstrakt oder relativ Centralkörper sind , wie Sonne und Planeten . Indem sie Körper sind , sind sie ausgedehnt ; das Centrum soll ein Punkt sein , außer diesem Punkt haben sie noch verschiedene , auseinanderseiende Materie , d . h . sie sind selbstständige Centralkörper , | und als ausgedehnt überhaupt haben sie die Unselbstständigkeit an ihrer Materie , an ihnen selbst . Aus dieser unselbstständigen Materie folgt , daß sie um sich selbst rotiren , da sie zugleich Centralkörper sind . Die unselbstständige Materie ist nicht Centrum in sich , sie hat einen zufälligen Ort , hat aber ihr Centrum in dem des Centralkörpers , sie ist daher fallend , ihr Ort ist nur nach einer Richtung bestimmt , ist zufällig . Diese Zufälligkeit | des Orts ist es welche wir einsehen , aber es handelt sich nicht blos um das Einsehen sondern es muß auch im Begriff existiren . Daß nun der Ort der unselbstständigen Materie nur zufällig ist kommt zur Erscheinung , indem sie den Ort ändert , ihre Richtung bleibt , sie verändert den Ort , bewegt sich , dieß bildet die Rotation der Centralkörper um sich selbst . Die Sonne wie der Planet hat diese Rotation . Was nun die zweitens schlechthin unselbstständigen Körper anbetrifft , die eine scheinbar freie Existenz haben , so haben sie auch Rotation , aber ausgestoßen von absoluten Centralkörpern , ihr Ort ist über haupt zufällig bestimmt , diese Unbestimmtheit drückt sich dadurch aus daß sie rotirende Körper sind , aber nicht um sich selbst , sondern um das | Centrum außer ihnen . Das Nähere ist , daß die unselbstständigen Körper (besonders die Himmelskörper) die Seite der Besonderheit sind , hierin liegt , daß sie in sich zerfallen . |

30

30 sich nicht bewege , weil sie g r ö ß e r ist als die Erde . Wenn es hier aber auf die Maße kommt So kann

die Erde eine größere Dichtich keit haben – und eben dadurch eine größere Schwere haben[ .] – Die Gründe dieser Art sind etwas Oberfl ächliches[ .] Das worauf es hier ankommt ist das Gesetz der Bewegung – das andere ist nicht wichtig . 11 verschiedene , auseinanderseiende Materie] Hu : nicht 35 unterschiedenes Außer einander 13 ihnen selbst .] Hu : ihnen[ .] – Wir haben die un selbstaendig35 keit vorher angegeben ganz generell – sein Centrum nur in einem andern zu haben . Dieses Moment der Unselbstaendigkeit muß auch als selbststaendig erscheinender Koerper sich setzen . 20–21 ihre Richtung bleibt] Hu : damit bleibt sie doch immer bezogen auf das Centrum 28 Körper] Gr : Körper .

218Gr

113Hu

219Gr

220Gr

570 114Hu

221Gr

222Gr Anmerkung zum § 223. Anmerkung zu § 225

115Hu

223Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Sie sind Momente der Besonderheit und dieß ist in der Natur durch zwei dargestellt . Sobald sie existirt gehört zur Besonderheit zwei . Die unselbstständigen Körper sind daher auf eine gedoppelte Weise zu betrachten , hier nach der Seite der Bewegung , ist der Unterschied natürlich nur in der Weise der Bewegung . Das Unselbstständige wird streng regiert , ist treu und gehorsam , dieß ist die eine Seite , die zweite ist das Ausschweifen , die erste abstrakte ist sich richten nach anderem , die 2te ist gemeinte Freiheit der Ausschweifung . Das ganze reale System besteht daher | in vier Weisen . 1 . Abstrakte Centralkörper , die das Centrum nur in sich haben . 2.–3. das Anderssein , Körper die das Centrum außer sich haben unselbstständige Körperlichkeit , in zwei Formen . 4 . Körper , die das Centrum in sich , aber auch außer sich haben , die Einheit beider . Das erste ist die Sonne , das Licht geht uns hier nichts an , dieß ist phisikalisch , wir haben es hier nur mit der Bewegung zu thun . Die Zweiten und dritten sind die lunarischen und kometarischen Körper , das Vierte endlich die Planeten . Dieß macht das System , der Begriff ist hiermit erfüllt , es ist vernünftige Körperlichkeit . Monde und Kometen sind wesentlich integrirende Momente bei der Totalität der Existenz . Kometen | sind nicht zufällig . Zufälligkeit ist die Unvernunft , die Nothwendigkeit zu erkennen giebt der Begriff . Zunächst hatten wir nur einen Planeten , es giebt aber mehrere . Es ist Bedürfniß geworden im Verhältniß ihrer Abstände ein Gesetz d . h . Bestimmung durch den Begriff zu fi nden . Dieß hat man aber noch nicht gefunden . Die Astronomen verachten solche Gesetze , aber es ist eine nothwendige Forderung | auch dieß Gesetz zu erkennen , ich werde es jedoch nicht wagen hier Hypothesen darüber aufzustellen . Nur einige Bemerkungen erlaube ich mir , über die Vorstellung hierin eine Reihe zu erkennen , und eine Planetenreihe zu bilden , wie wir Metallreihe Pf lanzenreihe nach Linée , Thierreihe pp haben . Es ist dieß etwas glänzendes , täuschendes , ein anderes ist es mit der | wissenschaftlichen Erkenntniß durch den Begriff . Diese Reihe hat der Sinn , der Instinkt , hintereinandergestellt ,

5

10

15

20

25

30

1 der Besonderheit] Hu : des Andersseins zwei] Hu : zwey – (am Rande : (Im Geistigen ist die Besondern heit nur 1 Bestimmung)) 4 ist der Unterschied] Hu : nachdem wir von der Seite der Mecha nick betrachten , hat einen Unterschied 19–20 die Nothwendigkeit … Begriff .] Hu am Rande : muß als nothwendig erkannt werden . Man bringt zum Trost gegen die Kometen , dass er 35 genuch Raum hat , um an die Erde nicht zu stoßen . 28–29 Es ist … täuschendes ,] Hu : Schelling 35 und Stefens haben diess gewagt – sie haben aber nichts Genügendes vorgestellt[ .] – Man hat die Reihen der planeten so zu ordnen versucht , wie die Reihen der Metalle . 30 Sinn , der … hinter3 auf] Gr : als

20M 223] Gr : 222

37 Reihen] Hu : Reichen

erster theil

5

10

15

571

aber die Planeten fi ndet man im Raume mit dieser Entfernung und nun sucht man ein Gesetz dafür . Das Methodische der Reihe ist dieß daß jedes Glied aus dem vorhergehenden bestimmt ist , nach demselben Verhältniß wie dieß aus dem vorigen . Eine Grundbestimmung ist jedoch , daß die Vorstellung von Reihen etwas ganz unphilosophisches ist , in solche Reihen stellt die Natur ihre Gestalten nicht , sondern in Massen außer einander . Die erste Bestimmung ist allgemeine Diremtion , erst spaeter fi ndet in dieser Gegliederung statt . Die 24 Ordnungen der Pf lanzen von Linnée ist kein System der Natur , der Franzose Jaquin hat die großen Unterschiede besser erkannt . Ebenso ist es | bei den Thieren . Die Planeten stehen nicht so als Reihe da . Zwischen Mars und Jupiter hat man noch vier Planeten erkannt , diese machen im Begriff des Sonnensystems einen aus[ .] Wir müssen nun mit dem Wenigen was durch den Begriff der Idee erkannt ist zufrieden sein ; es ist eine Verirrung der Naturphilosophie alle einzelnen Erscheinungen zu erklären . Dergleichen Hypothesen haben ihre Bestätigung dann nur im Empirischen . Die Philosophie hat damit nichts zu thun , ob alle Phänomene erklärt sind oder nicht , ist ihr gleichgültig , sie läßt sie draußen liegen , was durch den Begriff ist , ist für sich wahr . |

20

25

30

einandergestellt ,] Hu : Sache des Instinktes der Sinne . So hat man die Metalle nach der Schwere ge6 Massen] Hu : ganzen Maßen 9–10 Ebenso ist … Thieren .] Hu : Aristoteles hat auch 20 ordnet . 35 diese große Separation gemacht , was die Thiere anbetrifft . 10–12 Zwischen Mars … aus[ .]] Hu : Mit der Erde ist die Vierheit geschloßen – mit den Jovis ist ein großer Sprung , es faengt mit ihm eine neue Gruppe an . Ic h habe Versuche in dieser Materie gemacht – ietzt weil ich in ihnen nicht vort geschritten bin will ich sie bei Seite laßen . 25 24 Seite] Hu : S . Seite

224Gr

572

nachschrift griesheim · 1823/24

225Gr

Zweiter Theil .

§ 219 .

Bis her hatten wir nur schwere Materie , die Erfüllung derselben , ist das Sonnensystem . Das Leben derselben ist nur erst die Bewegung , des wegen ist es noch allgemeine Materie , die die Individualität , das Konkrete des Begriffs nur so an sich hat , daß sie die Einheit bestimmt als Ort den sie sucht . Die Bestimmung dieses Prozesses , die Beziehung auf den Ort , sind Verhältnisse die in Raum und Zeit sind . Der zweite Theil betrachtet die besondere spezifi zirte , individualisirte | Materie . Im ersten Theile hatten wir schwere Materie , Materie die Für sich sein ist , der Punkt dieses Fürsichseins ist nur Ort , noch nicht reales Fürsichsein . Für sich sein ist abstrakte Bestimmtheit des materiellen | Punkts , es ist noch nicht Materie , da es keine atome materielle Punkte giebt . Das Sonnensystem ist die Entwickelung des Fürsichseins , die Totalität desselben , was aber das Sonnensystem im Ganzen ist , soll die Materie im Einzelnen sein , dieß zu sein ist der Begriff der Materie überhaupt . Die Materie als schwer sucht ihren Mittelpunkt , in ihrem ganzen Dasein , sie fi ndet ihre Einheit und dieß ist das Fürsichsein des Fürsichseins . Das Sonnensystem als sich bewegend ist das Aufheben des blos ideellen Fürsichseins , des bloßen Orts , des Mittelpunkts der nur Ort ist . Die Bewegung ist das Aufheben des blos Räumlichen der Bestimmung , die Bewegung ist also die Negation des Orts , die sich bewegende Materie negirt ihn . Aber in dieser Sphäre fällt die Materie zurück ins | Bestimmen des Orts , setzt ihn immer wieder . Dem Begriff nach ist die Negation , dieß Nichtfürsichsein . Die Materie ist materielle Identität mit sich . Fürsichseiende Materie hat ein Fürsichsein gegenüber , das nur erst Ort ist , negirt ihn , ist aber nicht reales Fürsichsein . Reale Materie ist nicht im Allgemeinen reales Fürsichsein , sondern totale Realität des Fürsichseins ; dieß entwickelt die Bestimmung der Form , so wird die | Form in der Materie frei , die Form als solche wird materiell . Die schwere Materie ist dumpf verschlossen in sich , abstrakt substantiell , formlos , Form-

116Hu 226Gr

227Gr

117Hu

5

10

15

20

25

8 Materie .] Hu : Materie – Individualitaet der Materie nicht Subjektivitaet der Materie , die erst in 35 Organischen . 22 ist die … Nichtfürsichsein] Hu : ist die Negation des Fürsichsein , oder Negation 30 der Negation 24 negirt ihn , … Fürsichsein .] Hu : den sie aber negirt – das ist die ganz abstrakte Logische Bestimung die den Uebergang macht . Aber die Materie ist nicht nur so abstrakt , 21 ins] Gr : ins / ins

29 Individualitaet] Hu : Individualitalt

zweiter theil

5

10

15

20

25

573

unterschiede fallen in die räumlichen und zeitlichen Bestimmungen . Die Materie ist in sich ununterschieden . Das Freiwerden , die Materialisirung der Form ist nachzuweisen . | Das Fürsichsein war bisher abstrakt , jetzt unterscheidet es sich in sich , so ist es ein Konkretes , was Form an sich entwickelt hat . Dieß ist der Grundbegriff des 2ten Theils . Die sich individualisirende Materie haben wir hier zu betrachten , die Materie , die sich Form giebt . Diese Formunterschiede haben wir im Sonnensystem schon gesehen . System ist Totalität der Form . System der freien Himmelskörper , ist System der freien Form . Hier haben wir das System der Individualität die sich entwickelt , ihre Unterschiede entsprechen jenen , haben ihre Grundlage in jenen , sie sind eine Umwandelung , eine Reducktion der freien Himmelskörper unter die Macht der Individualität , Veränderung derselben durch die Kraft der In|dividua lität , auf jeder Stufe . Diese Grundlage ist jedoch nicht materiell zu nehmen , es sind nur die Formen , die Bestimmungen die durch den Begriff gesetzt sind das Identische in beiden . Diese Qualität , materielle Formbestimmung haben wir auf doppelte Weise zu betrachten , einmal als unmittelbar , zweitens wesentlich als gesetzt . Im System der Himmelskörper sind sie nur | unmittelbar , wie Raum und Zeit nicht ist ohne Materie , wie die Sonne nicht ist , ohne Planeten pp[ .] Die Körper existiren jedoch als wesentlich gesetzte , erzeugte , so sind zwei Gestaltungen , unmittelbare und entspringende . Wie im Organischen die Aeltern zugleich erzeugte und erzeugende sind . Licht ist so unmittelbar und bedingt durch äußerliche Bedingungen . Licht ist das Erste was im Begriff aufgeht . Was an sich ist , muß auch gesetzt | sein[ .] Wir haben hier drei Sphären . 1 . die Sphäre der allgemeinen Individualität . 2 . die der besonderen , bestimmten Individualität und 3 . die der totalen , realen Individualität[ .]

30

… hat .] Hu : unterschieden – aber in der Negativitaet des Fürsichseins sind die Unterschiede gesetzt – die Unterschiede sind nur Beziehung – so ist es Individualitaet über haupt . 12–14 Reducktion der … nehmen] Hu : Reconstruktion der Koerper des Sonnensystem was jetzt zu betrachten ist . Bis ietzt waren die Koerper des Sonnen Systems nur durch Zeit und 35 Raum bezogen . Die Negative Einheit ist jetzt als materiell bestimmt[ .] – Die Selbstaendigen Koer35 per kommen jetzt unter die Macht der Individualitaet , des individuellen Einheitspunktes . – Wir haben an den Koerpern als Form – ein Vorbild von allen Unterschieden – die wir haben werden aber dies muß man nicht nehmen als Grundlage 23 ist so … Bedingungen] Hu : ist 1º Sonnen licht 2º existirt es als Hervorkommend aus den Daseyn 25 sein[ .]] Hu : sein – dies aber unterscheidet sich durch die Existenz . 29 realen] Hu : wahrhaft reelle

30 4–5 unterscheidet es

228Gr

229Gr

118Hu

230Gr

574

231Gr

119Hu 232Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Diese 2te die endliche Körperlichkeit enthaltend ist in der Naturphilosophie die schwierigste , weil der Begriff in ihr nicht so als Idee vorhanden ist wie in der ersten Sphäre und nicht wie in der 3ten zur Vollendung gekommen . Hier erscheint dann der Begriff nur als Nothwendigkeit des Zusammenhangs . Das organische Individuum ist Subjekt , eins der Individualität , das verknüpfende Band ist hier das Verborgene . a D ie e r s t e S ph ä r e der allgemeinen Individualität[ .] In dieser Sphäre erscheinen sogleich | dreierlei Formen . 1 . Wir fangen noch nicht mit der Individualität als solcher an , sondern mit der Zerstörung der individuellen Formbestimmung , der materialisirten Bestimmung , den materiellen Qualitäten über haupt . Diese erscheinen zuerst selbst als selbstständige Körper . Wir haben hier zuerst phisikalische Bestimmtheit der Körper des Himmelssystems , bisher waren sie nur mechanisch bestimmt . Die Materie ist nicht an sich , muß bestimmt werden 2 . und dieß geschieht hier . Das 2te ist , daß die zur Selbstständigkeit gekommenen Qualitäten , diese verlieren , unter Herrschaft kommen , nun auf einander bezogen werden , unter ihnen ist dann die Individualität , | die die anderen faßt zu Momenten an sich . Die Formbestimung nimt so die Form der 4 Elemente an . | 3 . Das Dritte ist dann ihr wahrhaftes reales Verhältniß zu einander , der Prozeß der Entwickelung , meteorologischer Prozeß . Dieser Prozeß ist erst das Setzen der Individualität . b . D ie b e s ond er e , g e wor d ene Individualität , Sphäre der nur erst bedingten , entgegengesetzt der abstrakten Individualität[ .] Hier ist der Kampf der Individualität mit der Schwere , Specifi kation der Schwere und dann Auflösung derselben , Meister werden der Materie über die Schwere . Das Letzte in dieser Sphäre ist dann die Individualität zur Existenz kommend , zwar nur zur abstrakten Existenz . Die zur Freiheit kommende Individualität hat die Schwere überwunden , Wärme , Licht pp .

5

10

15

20

25

30

3 Hier] Hu : Hier ist der Begriff verborgen – er 10 Zerstörung der … Formbestimmung] Hu : Zerstreuten 17 diese verlieren] Hu : dirimiren ihre selbstaendig keit 24–25 Sphäre der … Individualität[ .]] Hu : 1º die besiegte Individualitaet – deswegen im Gegensatze[ .] – Das ist die Materielle 35 Unbestimmtheit 29 abstrakten Existenz .] Hu : abstrakten . / Wir fangen mit der Individualitaet als a n s i c h an – zuletzt aber von der Freiheit der Individualitaet – das ist das Ueberwinden der 35 Schwere – das Selbsttische . 22 Prozeß3] Gr : Proßes

zweiter theil

5

c . S ph ä r e d e r t o t a le n Individualität . Form die Meister geworden ist über die Materie , die die Materie bestimmt . | Individualität als Herr . Hier erhält die Materie Gestalt , nicht zufällige , sondern Gestalt die der imanenten Form angehört . Die abstrakte Individualität an dieser Gestalt ist dann der Magnetismus . Das 2te ist das Zerfallen der Gestalt und die Beziehung , Differenz gegen andere Gestalten , hier erscheint die Elektrizität . Das 3te ist nicht nur die Gestalt in Differenz gegen andere , sondern reale Beziehung der Gestalten auf einander , Prozeß derselben , hier ist dann der Prozeß der Gestalten als vollkommene phisikalische Körper , chemischer Prozeß . |

20

25

233Gr

I . E r s t e S ph ä r e der allgemeinen Individualität .

10

15

575

Wir treten nun in das Feld der qualitativen Bestimmtheit der Materie überhaupt , die Bestimmungen des Be|griffs erhalten Materialität , das abstrakte Fürsichsein fi ndet Realität . Es ist die Sphäre des Wesens in die wir treten , Fürsichsein des Fürsichseins , hiervon entwickeln sich folgende Bestimmungen , Identität mit sich , Verschiedenheit , Entgegengesetztes und Grund . Dieß sind die Bestimmungen des Wesens , nach denen sich hier die Materie formirt . Die Materie geht aus dem Ersten , Unmittelbaren , heraus , bestimmt sich als Materie an sich selbst , die Form der Materie wird frei . Die erste Reflecktion der Materie ist das Sichaufthun , das Manifestiren . Die Bestimmungen waren bisher nur an der Materie als solche , jetzt werden es materielle Bestimmungen , Qualitäten die zur Substanz dieser Materie gehören . Die Bestimmung ist nicht mehr | unterschieden von der Materie selbst , in der Schwere ist dieß der Fall , daher ist sie nur Suchen , hier machen die Qualitäten die substantielle Bestimmtheit der Materie aus . Das erste Phisikalische ist die allgemeine Manifestation , die wir d a s L icht nennen , die Reflektion der Materie , sie manifestirt sich , tritt in das Sein für Anderes . Diese Manifestation ist ihre Qualität . Die Materie als schwer manifestirt sich zwar auch , aber so zu sagen nur negativ . Das Suchen ihres Einheitspunktes ist Richtung nach außen und manifestirt sich als Druck , es ist so zu sagen eine 6 Gestalten , hier … Elektrizität .] Hu : Gestalt – Elektricitaet oberfl ächliche Differenz bezogen – aber zugleich noch für sich[ .] 13 fi ndet Realität] Hu : in sich die Beziehung fi ndet 13–14 Fürsichsein des … Bestimmungen ,] Hu : Rückkehr in sich – Fürsichseyendes Für sich sein . Diese Bestimungen der Form sind als logisch und Bekannt[ .]

30 2 Individualität als Herr .] Hu : sie ist die Form als Ganzes[ .]

35 15 die] Gr : des

31 Differenz] Hu : Indiff .

120Hu 234Gr

235Gr

576 121Hu

236Gr

122Hu 237Gr

238Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

feindseelige | Manifestation , ein Sein für Anderes worin sie selbst negativ ist . Das Sein für Anderes ist die Gemeinschaftlichkeit . Das Manifestiren ist Sein für Anderes und dieß macht die substantielle Bestimmtheit der Materie aus . | Dieß Manifestiren in seiner ersten Bestimmtheit , ist die allgemeine bestimmungslose Manifestation , in sich selbst durchaus allgemein , identisch mit sich , reine Reflecktion in sich selbst , vollkommene phisikalische Idealität , Manifestation die noch nicht ausschließend ist gegen Anderes . Dieß ist die erste Gedankenbestimmtheit . Welche Erscheinung entspricht nun diesem bestimmten Gedanken der bestimmungslosen Kontinuität des Manifestirens ? In der höheren Form ist es das Ich , diese unendliche Identität mit sich , die Beziehung zu mir selber , das leere zu mir selbst Verhalten . | In der Natur ist es das Licht , was nach dieser Bestimmung existirt . Es ist parallel , identisch mit dem Selbstbewustsein , man kann sagen es sei | dieß nur darum nicht selbst , weil es sich nicht unterbricht . Das Selbstbewustsein ist nur als Bewustsein , sich in sich zu trüben den Unterschied in sich selbst zu setzen . Ich , ist reine Manifestation , die auch das Licht ist , Ich ist ausschließend gegen Anderes . Das Licht ist nicht Selbstbewustsein , weil es zugleich das unendliche Eins ist , identisch mit sich , das nur allgemeine , abstrakte Manifestation ist . Dieß ist die Gedanken bestimmung des Lichts . Das Licht ist jedoch zweitens wesentlich räumlich , absolute Expansion im Raum , diese Manifestation ist phisikalisch nur natürlich . Der Geist ist kein Abstraktum der Manifestation , sondern zugleich das Unendliche . Diese reine Manifestation existirt auch für sich , und ist in sofern unwahr , dem Felde angehörig wo die Bestimmungen auseinanderfallen . Der Geist | ist konkret läßt sie nicht

5

10

15

20

25

1 Anderes worin … ist .] Hu : anderes – aber diese Negation ist außchließen der Materie[ .] – Diese Manifestation wir koennen sie affi rmative Manifestation nennen . 3 Materie aus .] Hu : Materie selbst – dieses also ist nicht Außchließen . 6 Idealität ,] Hu : Idealitaet – (im Gegensatz der Realitaet – in sofern sie ist das Unterscheiden , das Außchließen) 8–9 Welche Erscheinung … Manifestirens ? ] Hu : weiter kommt die Frage , was entspricht ihr ? / Es ist die unbestimte Manifestation . – Das Für Sichsein , die Materielle Bestimtheit ist in sofern sie außchließend ist , hier ist aber Fürsich des Fürsich Seyn als Beziehung auf sich , das Fürsich nicht mehr als Außchliesend , sondern als affi rmative Identitaet , so ist das Fürsich geschmolzen[ .] – Die Materie als außchließend leistet Wiederstand – aber als identisch mit den Fürsichsein hat sie verloren das Außchließen , B e s t i m u n g s l o s e Cont inu it aet . 11 Beziehung zu … selber] Hu : reine Gewißheit – eine Bewehrung Ich an mir 13 identisch mit … Selbstbewustsein ,] Hu am Rande : Das Licht ist insofern die in der Natur Existirende Bestimmung , als das reine Abbild des Selbstbewustseins . 14 unterbricht .] Hu : bricht trübt – dies absolute Durchscheinen – es ist das r e i n e Selbstbewußtsein . (die Gymnosophisten) – wenn dies ganz rein waere so waere es Licht 17–18 nicht Selbstbewustsein , … sich ,] Hu : nicht 26 nennen .] Hu : nennen . p . ; siehe Editorischer Bericht festation] Hu : Manifes tation

29 entspricht] Hu : ent-/ Spricht

25

30 30

35 35

Mani40

zweiter theil

5

10

15

20

25

577

so , diese Manifestation fällt deswegen in die Natur , ist für sich phisikalisch , denn der abstrakte Gedanke existirt nur als natürliches . Weil die Manifestation abstrakt ist , ist sie Außersichsein , ist räumlich und deshalb natürlich . | Ganz nahe liegt die Idee , das Licht erfülle den Raum , im Sinne der Materie besteht das Erfüllen im Ausschließen des Anderen , aber so erfüllt das Licht den Raum nicht . Die Sprödigkeit des Fürsichseins ist vergangen , das Licht ist im Raume gegenwärtig . Es ist begrenzbar und ist wesentlich um begrenzt zu werden . Diese Nothwendigkeit an ein Anderes zu stoßen , ist etwas anderes als absolute Begrenzung die die Vereinzelung des Fürsichseins ist , wonach die Materie Widerstand leistet . Die dritte Bestimmung des Lichts ist , unmittelbar zu sein . Das Licht muß | eine Grenze fi nden . Von der Natur dieser Grenze , werden wir weiter unten sprechen . Hier ist nur zu erwähnen , warum es ein Anderes fi nden muß . Der Grund ist , weil zur Totalität mehr Bestimmungen gehören als die der aufsichselbstbeziehenden Manifestation . Die abstrakte unmittelbare Manifestation ist das in sich Unbestimmte , diese Unbestimmtheit macht seine Bestimmtheit , diese Unbestimmtheit in sich macht seine Grenze aus , giebt das Negative den Mangel des Lichts , wodurch zugleich die Grenze gesetzt ist . Das Licht ist das Vorhandensein des Gedankens , wäre es dieß par hasard nicht , so wäre doch der Gedanken richtig und ein Anderes müßte an die Stelle des Lichts treten . Betrachten wir das Licht genauer so fi ndet sich daß es keine andere Bestimmung hat . | Licht ist die erste reine Manifestation , die alten Völker haben es als göttlich verehrt , als das Herrlichste , dieß ist natürlich , es ist der Anfang das allgemeine Phisische zu empfi nden , und solch unmittelbares , anfängliches wird gewöhnlich für das Vor treff lichste | gehalten , für höher als das Konkrete , dieß ist jedoch höher zu achten , als das Abstraktum der Materie . Wenn wir daher mit dem Lichte anfangen , so müssen wir wissen , daß es eben nur der Anfang ist .

30

Selbstbewußtsein . Im Ich ist das unendlich concrete[ .]

1–2 Natur , ist … natürliches .] Hu : Natur ,

30 indem sie für sich in ihrer Abstraktion fest gehalten wird . Die Natur ist die Ohnmacht , in welcher

alle Momente außereinander fallen , und eine besonderte Existenz haben . 6 nicht .] Hu : nicht – es ist das mit sich Identische . deswegen erfüllt es den Raum nicht 12 Grenze fi nden .] Hu : Grenze treffen – es ist diese Grenze das Andere des Lichtes – das sind die andren physikalischen Koerper35 lich keiten die zum Begriff gehören , 24 verehrt ,] Hu : verehrt . cf § 220 Anmerkung . 26–27 35 Konkrete , dieß … höher] Hu : Concrete[ .] – Erst spaeter ist der Geist nicht nur in der Abstraktion – aber in der Erfahrung des Geistes als Geist – dann erst ist das Concrete höher 20 müßte] Gr : müßte müßte 30 indem] Hu : in dem 32 den] Hu : dem (Nicht) 33–34 Koerperlichkeiten] Hu : Koerper( lich als Kürzel?) .

33 das2 ] Hu : das

123Hu

239Gr

240Gr

124Hu

578 § 221

241Gr

242Gr

243Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

§ 220 »Als das abstrakte Selbst der Materie ist das Licht das absolut leichte , und als Materie unendliches , aber als materielle Idealität untrennbares und einfaches Außersichsein .« Es ist Befriedigung in sich gegen die Schwere und näher das Sein für Anderes , was vorhanden ist . | Licht ist im Raume gegenwärtig und begrenzt weil es abstrakt ist . Erst an der Grenze hat es seine Manifestation , im reinen Licht sieht man nicht , es ist Nacht darin , dunkel , nichts wird gesehen . Erst die Grenze enthält das Moment der Negation , die Bestimmung der eigentlichen Realität , hier erst geht die Existenz der Manifestation an . Erst in der Begrenzung wird das Licht wirksam , da erst ist Erscheinung[ .] Wir haben gesagt das Licht ist die Manifestation . Schwere , Klingen , Säure pp sind auch Manifestationen , aber nicht reine sondern mit bestimmter Modifi kation innnerhalb seiner selbst . Wir haben einen höhern oder tieferen Klang , eine unendliche Verschiedenheit in derselben Sphäre , aber es giebt nicht das Klingen als Manifestation , sondern immer nur eine besondere Modifi kation desselben . Wo nun eine allgemeine Weise der Manifestation ist , da | ist das Licht . Das Licht welches sich ins Dasein setzt , manifestirt sich nicht selbst , nur anderes , aber alles was manifestirt ist , wird es durch das Licht . Das Licht ist phisisch ist Existenz , aber so zu sagen , allgemeine Existenz , unsinnliche , unkörperliche Materie , man kann sagen immaterielle Materie . Das Licht ist nicht schwer , nicht wägbar . Die Waagschale zeigt keine Veränderung , als durch die Erhitzung . Es ist Befreiung von der Schwere , das absolute Leichte . Die schwere Materie hat die Einheit außer sich , diese Einheit ist Ort . Im Licht hat die Materie die Identität mit sich selber gefunden , deshalb ist Licht absolut leicht . Das Licht leistet keinen Widerstand , was wir von der Materie fordern . Licht hat nicht die Realität der Materie es ist nur materiell in sich . Es ist Flucht | von der Materie , diese ihre Schwere verlassend , ist nur auf sich bezogen , und gleichsam nur noch diese im Abschiede begrüßend . Das Licht ist im näheren Sinne nicht reell , leistet keinen Widerstand gegen Anderes , dieß Wider stand leisten ist das Ausschließen der Materie , und die Theil-

5

10

15

20

25

30

4 Anderes] Hu : anderes – das allgemeine zur Erscheinung bringen 10 Existenz der … an .] Hu : Erscheinung die Existenz auf – dazu gehört , weil das Concrete das Wahre ist , nicht nur das eine abstrakte aber auch das Andere Abstrakte . / Wenn wir das Empirische vergleichen mit den Ge- 35 danken , so fi nden wir alles . 13 nicht reine] Hu : aber alle diese materiellen Qualificationen sie 35 befriedigen sich nicht 27–28 materiell in … Materie ,] Hu : materiell nur in seiner Flucht von der Materie . 31–579,1 Ausschließen der … hervorgeht .] Hu : Vereinzeln der Materie , wenn eins ist , 36 befriedigen] Hu : befriedigung

zweiter theil

5

10

15

20

25

579

barkeit ist es die daraus hervorgeht . Der Theil gehört einem Ganzen an , ist aber selbst auch selbstständiger und macht im Ganzen nur eine scheinbare Einheit aus . Licht als abstrakte Identität , hat nicht die Bestimmung der Vereinzelung in sich , es ist nicht theilbar , ist schlechthin kontinuirlich . | Es ist damit wie mit unserem Gefühl , unserer Seele , sie ist in jedem Theile des Körpers gegenwärtig , dabei aber ist dieß Ich schlechthin untrennbar überall gegenwärtig und doch eins . Das Licht hat also nicht diese Bestimmung | ist untrennbar , untheilbar , nicht abschneidbar , sperrbar . Man hat Versuche gemacht mit einer sehr langen dunkelen Gallerie , die man durch eine Öffnung erleuchtete , sobald aber diese geschlossen wurde , war auch das Licht fort . Die Natur des Lichts ist sinnliche Unsinnlichkeit , da es untheilbar ist , so sind Lichtstrahlen , Lichtpartikel eine sinnlose Vorstellung . Licht ist Freiheit der Materie an sich selbst , Materie die der Schwere sich entreißt sich fi ndet . Seine Identität vernichtet jede Vereinzelung in materielle Punkte . Dieß ist also die Natur des Lichts . Das zweite ist seine Existenz . Licht ist die Manifestation , das Setzen des Seins für Anderes . Licht bringt uns in allgemeinen Zusammenhang , dadurch ist alles für uns , daß es im Licht ist . Wenn wir sagen das Licht existirt , so | haben wir sein Sein für Anderes zu betrachten , es ist dieß das Licht selbst . Wir haben hierbei dieß Sein für Anderes anzugeben , die Frage zu beantworten , wie ist die Sichtbarkeit sichtbar , wie manifestirt sich die Manifestation ? Man kann sagen Licht als solches ist unsichtbar , es setzt erst das Sein für Anderes , es selbst ist noch nicht . Von dem Subjekt fragen wir , wie es existirt und so betrachten wir auch dieß Sein für Anderes . Jetzt haben wir es mit seiner Realität , seinem Dasein zu thun , dieß enthält eine doppelte Seite erstens Vereinzelung , Reflektion für sich , zweitens daß diese Reflecktion für Anderes sei , sich auf Anderes beziehe[ .]

30

schließt es das Andere aus . Wo Materie sein Raum ist es ihm gleichgültig ob Anderes neben ihm ist . So ist die Materie schlechthin theilbar . 2 selbstständiger] Hu : selbstaendig sein und gleich3 Licht] Hu : Gold getrennt bleibt Gold . Das Licht 4 kontinuirlich .] 30 gültig gegen das Andere Hu : continuirlich . Diess setzt nur bei dem bloß sinnlichen Auffaßen des Existirens , in Verwunderung . 5–6 Gefühl , unserer … eins .] Hu : Gefühl wenn ich zB – in den Finger oder irgend wo mich steche – so ist Ic h als das Eins , als das Unbestimmte doch das Wißen davon . 12 Licht35 par ti kel eine … Vorstellung .] Hu : Das Licht laeßt sich nicht in Saeke füllen , diess ist zwar eine platte 17 Anderes .] Hu : 35 Vorstellung , doch entspricht sie dieser , dass das Licht aus particulchen bestehe Anderes , es ist auch diese widerstandslose also theoretische Weise für uns[ .] 24–25 Jetzt haben wir] Hu : wir haben bis ietzt den Begriff desselben betrachtet – nun wollen wir 9 Öffnung] Gr : Öeffnung

33 Unbestimmte] Hu : Ungestimmte

125Hu

244Gr

245Gr

580

246Gr

247Gr 126Hu

248Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

1 . Die Bestimmung der Vereinzelung haben wir aus dem Begriff ausgeschlossen , daß das Licht sei als Körper , als Lichtkörper . Nur die Sonne ist diese Vereinzelung , Ver|kör perlichung , nur diese der Ort des Fürsichseins des Lichts . Dieß ist jedoch nur eine Seite , das Allgemeine selbst , das Licht ist frei . Es ist die Frage was dieser Lichtkörper sei . Er ist ursprüngliches Licht , selbstleuchtender Körper , unerzeugtes Leuchten . So ist die Sonne und die Fixsterne , diese liegen jedoch außer dem System des Prozesses . Diese ersten abstrakten sonst unkörperlichen Körper , haben zur Weise ihrer Existenz nur die phisikalische Abstraktion des Lichts . Wie wir die Materie bis jetzt betrachtet haben , so haben wir noch keine phisikalische Materie , nur Materie an sich . Sie existirt aber , sie existirt d . h . sie ist wesentlich als phisikalische Bestimmung und so hat die abstrakte Materie schon diese phisikalische Abstraktion . Die Sterne haben so das Kindliche , nur zu leuchten , so zu bleiben , sich nicht weiter zu entwickeln . Es ist dieß | ihre Dürftigkeit , sie sind nicht zur konkreten Existenz gekommen . Die Sonne ist Selbstleuchten , | was verbindet nun die Sonne des Systems mit der Sonne des Lichts ? Es ist dieß , daß beide ein und dieselbe Bestimmung haben . Die mechanische Bestimmung ist , daß sie nur auf sich selbst beziehende Körperlichkeit , abstrakte Centralität ist , dieselbe Bestimmung ergiebt sich phisikalisch als Licht und hier ist es die Sonne welche leuchtet . Wenn wir nun weiter fragen , wie wird das Licht der Sonne erhalten , so nehmen wir es als Erzeugtes , und fragen auf diese Weise nach seiner Entstehung , nach endlichen Ursachen desselben . Hier verbinden wir mit dem Licht sogleich die Idee von Wärme , die Verwandschaft des Feuers und Leuchtens haben wir am irrdischen Licht vor uns . Man fragt daher , wodurch das Sonnenfeuer erhalten werde , welches Material dazu ver|braucht werde . Dieß erste Licht müssen wir aber trennen vom Feuer , dieß Licht ist nicht Feuer , beim irrdischen Licht ist es anders . Das Sonnenlicht ist warm , aber die Wärme gehört nicht ursprünglich dazu , denn es wärmt erst auf der Erde , indem es Körper berührt , dieß haben Luftschiffer und die Ersteiger hoher Berge erfahren , denn obgleich sie der Sonne näher waren , empfanden sie heftige Kälte . Auch auf der Erde haben wir Licht welches ohne Feuer ist , ohne Flamme und Wärme vielmehr , das phosphorescirende , elektrische Licht , Licht was durch Reiben , Ritzen harter Körper hervorgebracht wird .

5

10

15

20

25

30

5 Lichtkörper sei .] Hu : Koer per ? Alles physikalische hat eine unmittelbare Existenz und eine aus 35 einem Andern hervorgehende Existenz . 12 Abstraktion] Hu : Abstraktion des Lichtes 18 Be- 35 stimmung] Hu : phisikalische Bestimung der Identitaet 26–27 dieß Licht … anders .] Hu : bis jetzt haben wir die Bestimmung des Feuers noch gar nicht – Waerme gehoert nicht zum Lichte als sol35 hervorgehende] Hu : hervorgebende

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

581

Indem wir nach der phisischen Beschaffen heit des Sonnenlichts weiter fragen , so können wir sagen daß das Licht der Sonne und Sterne , durch ihre Rotation entstehe , daß sie sich selber reiben , daß in ihrer Axdrehung der Prozeß ist , der Licht ausschlagend wirkt . Die Sonne ist | noch kein Konkretes , sie hat noch keine Vegetation , nur der Planet kann es dahin seiner Bestimmung gemäß bringen . Was so in sich festhält gegen den abstrakten Prozeß der Körper ist nicht auf der Sonne , sie hat nichts weiter zu thun , als zum Licht zu werden . Lichtmaterie kann man sagen ist nur in der Sonne und den Sternen , der mechanische Zusammenhang ist vornehmlich in der Axdrehung zu suchen , die aber nur abstrakte Beziehung auf sich hat und ist . Dieß ist die eine Seite . 2 . Die zweite Seite ist seine Beziehung auf das Andere seiner . Licht ist die reine Manifestation und muß wesentlich Anderes treffen , es ist die Manifestation eines Anderen , nicht seiner selbst , des wegen weil es nicht konkret ist , keinen Inhalt hat . Es ist nur Abstraktum der Beziehung auf sich selbst , was es also manifestirt ist das Andere . Dieß ist Finden der Grenze im Raum und diese äußerliche Begrenzung fi ndet es an der | Materie die sich weiter spezifi zirt . Das Licht ist das erste phisikalische Element , ohne Inhalt , ohne Unterschied in sich , es manifestirt sich nur , indem es Anderes manifestirt . Licht ist nur als Sonnen körper sichtbar , sonst ist es unsichtbar , macht Anderes sichtbar , dieß Andere ist das Dunkele , dann Konkretes , die Gestalt . Finsterniß ist nur eine Seite der Gestalt , ist nicht real , das Reale ist die Gestalt , Finsterniß ist nur die Seite an der Gestalt , das Andere als das Licht zu sein . Licht und Finsterniß haben ein äußeres Verhältniß auf einander , wesentlich ist dieß beim Fassen der Farben , dieß liegt im Vorhergehenden , denn die ganze Sphäre ist die der äußeren Verhältnisse gegen einander . Die Materie ist also an sich als dunkel bestimmt , an der Grenze kommt das Licht zur Existenz , die Materie wird dadurch manifestirt , wird hell . Die Materie wird so ein theoretisches Sein für Anderes , | auf ganz ideale , immaterielle Weise , ohne Widerstand zu leisten auf materielle Art . Hier ist zu bemerken , daß das Licht im Raume begrenzt wird , ausgeschlossen , abgehalten , es wird in-

chen . Das Material fi ndet sich erst auf der Erde . 4–7 Konkretes , sie … werden .] Hu : Concretes deswegen sind auch Concrete Gestaltungen , wie zB . Menschen nicht auf der Sonne zu suchen . In der Sonne und Sternen über haupt kann man nicht sagen , dass die Materie vorhanden ist[ .] – Es 35 ist nur dieses Ausschlagen | – dieses Hervorgehen des Lichts , das phosphorisziren 22 sein .] Hu : 24–25 dieß 35 sein . / | Das Licht ist abstrakte Identitaet – es ist unterschieden aber ganz abstrakt . liegt … einander .] Hu : Es ist der erste Standpunkt des phisikalischen – deswegen äußerlicher . 33–34 Es ist … Ausschlagen] Hu : Es ist nur dieses Auschlagen / Es ist nur dieses Ausschlagen es ist] Hu : e sist

35

249Gr

250Gr

251Gr

127Hu 128Hu

582

252Gr

129Hu

253Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

dessen nur begrenzbar nach der Richtung die es hat . Sein Zusammenhang mit dem Centralkörper ist die wesentliche Bedingung , es kann unterbrochen werden , aber nur nach der Richtung . Scheinbar geschieht dieß zwar auch von der Seite , es ist dieß aber wirklich nur scheinbar , es ist immer nur ein Aufhalten in der Richtung . In Rücksicht auf diese Begrenzung denkt und spricht man von Strahlen , Strahlenbündel pp diese haben aber keine Existenz , keine Wirklichkeit für sich[ .] Das Weitere ist , daß das Finstere die schwere Materie ist , aber sie ist nicht blos schwere , sondern auch specifizirte Materie . Es ist das Reich der specifizirten Materie , und das Erste das uns hier angeht ist der räumliche Unterschied , die Gestalt der Oberfläche . Das Licht das an solche specifizirte Ma|terie kommt wird zurückgeworfen . Die Reflecktion des Zurückwerfens ist eine der schwersten , das Licht tritt im Treffen der Körper , in die nähere Bestimmtheit von mehr oder weniger zurückgeworfen werden . | Es ist dieß schwer und die mechanische Vorstellungsweise kommt hierbei in Noth . Die Gegenstände sind sichtbar , sind jetzt für Anderes , beziehen sich auf Anderes , d . h . die sichtbare Seite ist in einem Anderen . Das Licht scheint nur in sofern es an seine Grenze kommt . Die Gegenstände werden hell d . h . das Licht ist daran wirksam und sie sind hiermit im Licht d . h . im Anderen . Das Licht scheint an den Gegenständen , die Ebene , Fläche derselben wird zur Sonne , zur so großen als die Fläche ist , sie ist leuchtend , aber kein Selbstleuchten , die Fläche ist sein für Anderes , ist im Anderen . Nur im reinen Gedanken kann dieß gefaßt und vernünftig darüber gesprochen werden . Die mechanische Vorstellung raisonnirt so . | Die Sonne schickt Strahlen aus , alle sichtbaren Körper auch , sie bilden eine Halbkugel von Licht um sich her . Aber auf der Fläche ist Punkt bei Punkt und so entstehen Halbkugeln in unendlicher Menge , die sich einander wirkungslos aufeinander durchdringen . Näher betrachtet ist es zugleich die Zernichtung der ganzen Vorstellung . Die Strahlen sind das Sichtbare , und sie durchdringen sich gegenseitig , vernichten , trüben

5

10

15

20

25

30

7 sich[ .]] Hu : sich . es ist dies nichts weiters als die continuirung des Lichtes – und begrenzen von 30 der Seite wohin es seine Richtung hat[ .] – Man kann die Strahlen nicht in der Hand halten[ .] – Es bleibt das Licht in seiner Begrenzung in der seinen Richtung[ .] – / Das Licht hat so Grenze die im Finstern gesetzt ist – dadurch erhellt es das Finstere[ .] 16 sichtbar ,] Hu : sichtbar – das Licht wird von ihnen zurüggeworfen 19 Anderen .] Hu : Andern – das ist die Z u r ü c k we r f u n g [ .] 22 35 Anderen .] Hu : Andern – das ist die Identitaet . 29 sind das Sichtbare] Hu : sollen nemlich das 35 Sichtbarmachen sein 25 sich] Gr : ihn Finstee

26 Punkt1] Gr : Punkt-

28 betrachtet] Gr : betrachtet-

33 Finstern] Hu :

zweiter theil

5

10

15

20

25

30 30

35 35

583

sich . Alle solche mechanische Vorstellungen verirren sich , wenn keine Grund idee darin ist . Das Zurückwerfen des Lichts ist die Weise des existirenden Verstandes , des Begriffs . Eine Ebene ist nur nach dem Raume bestimmt , der Unterschied des Sichtbaren ist der der Fläche es entstehen durch diese Unterschiede Licht und Schatten . Auf einer Fläche sehen wir nur etwas , insofern sich darauf Unterschiede der Raumgestaltungen vorfinden , auf glatten Flächen sehen wir nichts , Farben haben wir hier noch nicht . Was auf glatten Flächen sichtbar ist , ist nicht sie , nicht aus ihnen selbst , | sondern nur etwas Anderes , dieß ist die Abspiegelung . Licht ist Sein für Anderes . Alles was sichtbar ist , ist im Anderen , wir sehen nur was mehr oder weniger rauh ist , wo keine Rauheit ist , sehen wir den Körper nicht selbst , sondern nur den Schein , das Licht . Zwei schief gestellte Spiegel , spiegeln das Licht in unendlicher Reihe . Mechanisch ist dieß nicht zu erklären , man verwickelt sich , kommt in Verworrenheit , wo eine Bestimmung die andere aufhebt . Auf der Rauhheit kann sich das Andere nicht spiegeln . Das Licht tritt nun in quantitative Bestimmung . Jede | Fläche ist eine ebene Sonne , der Ausgangspunkt des Seins für Anderes , dieß ist dann das Zurückwerfen in dieser und jener Richtung . Die Stellung bestimmt die weitere Richtung . Zugleich erscheint hier die Bestimmung von größerer und geringerer Helle , von mehr oder weniger Zurückwerfen . Es kann so viel Licht auf einen Punkt konzentrirt werden . | Ein fernerer Unterschied der Materie , ist die Durchsichtigkeit oder Undurchsichtigkeit . Die Materie specifizirt sich näher in Rücksicht auf das Licht , ob sie durchdringlich oder undurchdringlich für dasselbe ist , ob sie ein positives oder negatives Verhältniß zum Licht hat . 2–3 des existirenden … Begriffs .] Hu : der Reflexion , des Verstandes – Sinnlich kann man diess nicht aus legen . | 11–12 sondern nur … Licht .] Hu : Der Glanz ist allgemeine abstrakte Scheinung – es ist das unbestimmte Leuchten – es ist nicht die Sichtbarkeit als solche . / Auf der glatten Fläche sieht man ein anderes Immitirtes . Man sieht andere Gegenstaende auf ihr , sofern sie nicht durchsichtig ist . Bey einer gleichen Fläche ist in ihr Sichtbar ein Anderes , wird darum zurückgespiegelt . 14–15 eine Bestimmung … spiegeln .] Hu : die Bestimmungen wiederrufen sich selbst , und zwar die , die man festgesetzt hat . Was sichtbar ist spiegelt sich in einem andern ab , wie es selbst abspiegelt . / Nur durch Rauhigkeit und Farbe erhaelt sich das Bild auf einer Flaeche . / Indem das Licht so aufgehalten wird – wird es verschieden aufgehalten – es wird zurückgeworfen – seyn Seyn wird in ein Anderes zurückgeworfen – nach einer andern Grenze[ .] 21 werden .] Hu : werden , durch Spiegel[ .] 24–25 ist , ob … hat .] Hu : ist . – Ob die Materie auf der Oberfl äche leuchtet oder in Innern – positives Verhaeltniß zum Lichte oder negatives – Trübung oder Erhaellung – Durchgaenglichkeit oder Undurchgaenglichkeit des Lichts . / Das Licht wird aufgehalten auf der Oberfl äche der Materie[ .] 28 unbestimmte] Hu : unbestimmtte Leuchten] Hu : Leichten Sichtbarkeit] Hu : Sicht barkeit andere] Hu : an dere 32 sichtbar] Hu : sicht bar

40 29 Immitirtes] Hu : Immihirtes

130Hu

254Gr

131Hu

255Gr

584 § 222

256Gr

132Hu

257Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Hier ist der Punkt der Entstehung der Farbe . Ich kann indessen nur hier andeuten worauf es dabei an kommt . Zunächst haben wir das Verhältniß des Lichts zu seinem Anderen dem Finstern zu betrachten . Jeder weiß daß die Farbe dunkel ist gegen das Licht . Gelb ist gegen Licht noch dunkel . Newton sagt : Licht ist nicht Licht , sondern Finsteres , es besteht aus Farben , und entsteht indem man Farben vermengt , das Licht ist dann die Einheit dieser Dunkelen . Materielle Helligkeit ist das Weiße , ebenso materielles Dunkel das Schwarz , beides sind keine Farben , es sind die Extreme . Die newtonsche Vorstellung ist nicht anders | als barbarisch zu nennen , die Vorstellung der Zusammensetzung ist die Schlechteste , die schlechteste Metaphisik hat es damit zu thun , mit dieser mechanischen Vorstellung der Mischung . Beim Licht muß man diese sinnliche körperliche Vorstellung aufgeben , das Denken existirt hier auf phisikalische Weise und es ist der Ort sich ins Ideelle des Gedankens zu erheben , | dieß wird verhindert durch jene Vorstellung . Die Beziehung des Lichts zur Dunkelheit ist das Verschwinden der Letzteren , aber indem das Licht an das Dunkele tritt , welches mannigfach bestimmt ist , ist das von ihm erhellte selbst leuchtend , erhält die Bestimmung für Anderes zu sein , es reflektirt . Hiermit besteht dann verschiedene Helligkeit , jedoch zunächst nur quantitativ und indem so verschiedenes Leuchten auf ein ander fällt entsteht die Farbe . Die Entstehung der Farben ist in neuerer | Zeit durch Goethe in Anregung gebracht , indem er das was Newton Aufgestellt , das ihm seit 1½ Jahrhundert Nachgeschwatzte , angegriffen hat . Die Sache ist an sich jedoch höchst einfach , und nur erst durch die wunderbaren , verknöcherten Vorstellungen die man hierin gebracht , verwirrt worden . Ich kann hier nur empirisch die Hauptmomente worauf es ankommt angeben . Verschiedene Helligkeiten geben indem sie auf einander fallen die Farben , dieß ist hierbei nun zu zeigen . Bei den Versuchen hierüber gebraucht man besonders durchsichtige Körper , das ist aber an sich nicht nöthig , jede Art verschiedener Lichter , wie Tageslicht und Kerzenlicht , geben farbige Schatten , Farben .

5

10

15

20

25

30

1 Farbe .] Hu : F a r b e – es ist ein wichtiger punkt – über das man in neuer Zeit viel sprach[ .] 13 aufgeben ,] Hu : aufgeben müßen – das Reine , das Abstrakte , das Dunkle – existirt im Lichte – deswegen ist diese Lehre so wichtig 24 einfach] Hu : einfaches , empirisches 28 Verschiedene] 35 Hu : Das Allgemeine ist schon aufgezeigt . dass das Dunkle nemlich das Andere des Lichtes ist das 35 weitere ist nur empirisch . / Verschiedene 30 durchsichtige Körper] Hu : prisma 31 Farben .] Hu : Farben . Das Licht als solches kann nicht gesehen werden – erst im Gegensatze . 33 Dunkle] Hu : Dunken

zweiter theil

5

10

15

20

585

Wenn nun diese Erhellungen oder Trübungen unordentlich auf einander fallen , so entsteht grau , ein Dunkeles welches unbestimmt erleuchtet oder Helles welches unbestimmt verdunkelt ist . Sind die Lichter , Hellungen | bestimmt , so entstehen Farben . Grau ist farblos , blos quantitativer Unterschied zwischen hell und dunkel , erhellen aber verschiedene bestimmte Lichter einen Gegenstand , so entstehen an ihm Farben . Die Helligkeiten der Sonne und des Himmels geben farbige Schatten und man hat Mühe in der Natur graue zu fi nden . Mondschein und Kerzenlicht zeigen dieß am deutlichsten , sie geben Schatten welche durch ein Licht gebildet und durch das andere erhellt werden , sie sind farbig und zwar der vom Mondlicht erhellte satt blau der andere gelblich roth . Morgen und Abenddämmerung mit einem anderen Licht verbunden geben ebenso deutlich farbige Schatten . Der Newtonsche Versuch, welcher am schlagendsten sein soll, ist der mit einem Rade an welchem sich die Farben befi nden , wird dieß schnell umgedreht , so sieht man keine Farben mehr , sondern etwas Helles , etwas Licht . Die Newtonianer sagen | nun , aus den 7 Farben entstehe so das Licht . Man sieht aber wie Goethe sagt nur ein niederträchtig Grau , unterscheiden kann man keine Farben , sondern nur etwas Helles . Es ist beim Schwindel , der Disposition wo man keine Anschauung festhalten kann , ebenso . Der zweite Newtonsche Versuch ist der mit farbigen Glaesern , welche man auf einander legt , ist indessen die Färbung derselben helle so sieht man Helles , ist sie dagegen dunkel so sieht man nur dunkeles . Ein Engländer ist seinem Landsmanne entgegengetreten und hat hiernach behauptet , schwarz bestehe deshalb aus den 7 Farben . Es geschieht hierbei weiter nichts , als daß die Partikularität der

258Gr

259Gr

25

6–7 Die Helligkeiten … fi nden .] Hu : (am Rande : Man braucht dazu nur einen Schatten haben und ein Licht – nur darf es nicht das Licht der Sonne sein weil deßen Helligkeit zu sehr blendend ist . und man beleuchtet ihn – so entsteht ein farbiger Schatten .) Der Schatten der Gegend wenn er in das | Zimmer faellt macht gleich Farbe[ .] 30 – Der Schatten wird beleuchtet – und kommt noch eine andere Helligkeit dazu – wird der Schat30 ten geferbt . Es fi ndet sich zuerst dass der Schatten grau ist , dieses grau enthaelt aber auch schon Farben . Das ist das Allgemeine . 8–9 sie geben … werden] Hu : haelt man einen Bleistifft so hat man einen zweifachen Schatten . den welcher von Monde entsteht der andere von der Kerze – diese Schatten werden aber gemeinschaftlich behalten 10–12 Morgen und … Schatten .] Hu : Daßelbe mit der Morgen Dämmerung und abenddaemmerung bey welcher das Licht noch nicht so hell 35 ist , durch die vielen Reflexen der Gegenstaende . / So fern sind die Erscheinungen der Farbe sehr einfach . 17 Grau ,] Hu : G r a u – obgleich dieses Graue mit der Geschwindigkeit der Drehung verschwinden kann . 25 4 Grau] Hu : Die Schatten sind im Allgemeinen Grau

26 Man] in Hu vorangestellt ein Verweiszeichen , dem kein Einfügungszeichen im Text entspricht Hu : ist .) ihn] Hu : sie 31 haelt] Hu : haellt 33 behalten] Hu : behaelt

27 ist .]

133Hu

586

134Hu 260Gr

261Gr

262Gr 135Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Farben verlöscht wird . Wären , kann man sagen , die Farben das Ursprüngliche so könnten sie nicht verschwinden , sich zu Hellem reduziren . Der dritte Versuch ist der mit dem Prisma , | indem Licht hindurch fällt . Es verrückt | hierbei den Ort des Bildes . Als Prisma ist es verschieden dick und läßt man das Licht hindurch , so ist Trübung in dem Prisma und zwar verschiedene Trübung . Durch seine Gestalt zieht es die verschiedenen Trübungen oder Helligkeiten übereinander . Bei der Farbentheorie war das Prisma bisher ein Hauptinstrument , erst Goethe hat es heruntergesetzt . Der Schluß aus der Erscheinung ist nun der , weil sich beim Prisma die 7 Farben zeigen , also sind sie das Ursprüngliche und das Licht besteht aus ihnen . Dieser Schluß ist barbarisch . Das Prisma ist durchsichtig und trübend , es ist nicht einmal so durchsichtig wie die atmosphärische Luft , es hat eine verschiedene Gestalt und trübt das Licht nach der Weise seiner Gestalt . Bei dem ganzen Versuche ist aber auf diese Wirkungsweise des Instruments gar keine Rücksicht genommen , sie wird gar nicht in Rechnung gebracht . Das Licht erscheint | hinter dem Prisma dunkel , weil es durch das trübende Prisma verdunkelt ist , es ist dieß von verschiedener Art , so daß ver schiedene Beleuchtungen auf einanderfallen , und so entstehen Farben . Man sagt aber nun , das Prisma sei nicht die Ursache ; sondern die Farben die im Licht enthalten sind , es bilden . Ebenso wäre es wenn jemand behauptete , das reine Wasser sei nicht durchsichtig und indem er einen Eimer voll mit einen Lumpen umrührte der in Tinte getaucht wäre sagte »Sehen sie meine Herrn das Wasser ist nicht hell .« Ferner sagen die Newtonianer sieben Farben seien ursprünglich , und zwar vom Dunkel an gerechnet , Violett , Dunkelblau , Hellblau , Grün , Gelb , Orange und Roth . Kein Mensch läßt sich indessen bereden daß Violett ursprünglich ist , daß Dunkelblau und Hellblau für qualitativ verschieden zu nehmen ist , ebenso Orange ein durch Roth erhöhtes Gelb . Die | Mahler sind keine Newtonianer . Grün macht man aus Gelb und Blau , so macht es jedes Kind im nürnberger Farben kasten . Auch beim Prisma kann man so Grün erzeugen , | indem man die blauen und gelben Säume in einander übergehen läßt . Trockene Pülver , Gelb

5

10

15

20

25

30

5–6 und zwar … Trübung] Hu : die dort staerker ist wo das Glaß dikker ist 7–8 Bei der … heruntergesetzt .] Hu : Die Benutzung des prisma war einer seits recht , anderseits unrecht – denn zuerst muß man einfachere Betrachtungen machen . 11–12 trübend , es … Luft ,] Hu : trübt , die Luft ist 35 selbst trübend . noch vielmehr ist trübend Waßer – also noch mehr das Glaß . 25 Mensch] Hu : Mensch , kein Mahler ursprünglich ist ,] Hu : ursprünglich sei – ein jeder wird sagen es besteht , 35 aus Blau und Roth 33 Luft] Hu : Luft selbt

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

587

und Blau , die man ganz mechanisch mit einander vermischt , geben Grün . Die Newtonianer aber behaupten dennoch , Grün sei eine ursprüngliche Farbe , denn die Farben des Spectri dieses Newtonschen Gespenstes seien ganz andere . Sie haben dann den Versuch daß die Prisma-Farben durch Abschneiden von den anderen getrennt und durch ein neues Prisma geworfen , nicht weiter gebrochen werden . Die Sache ist hierbei aber die , ein solches Licht ist schon zu entschieden gefärbt , so daß die Säume daher nicht mehr so hervor treten können , weil die ganze Beleuchtung schon bestimmt ist , doch sind sie da . | Man muß sich bei der ganzen Lehre nicht durch den Namen Newton bestechen lassen , in der Wissenschaft gilt kein Name , giebt es keine Autorität . Besonders lächerlich ist es wenn man sagt , er habe es mathematisch bewiesen . Phisisches kann nicht mathematisch bewiesen werden . Newton hat gemessen , Messen ist noch nicht mathematisch , die Verhältnisse der Farbensäume hat er gemessen , und hat ihre Breite mit dem Zahlenverhältniß der Töne verglichen . Diese verschiedenen Breiten hat er , da seine Augen zu schwach waren , durch einen Freund messen lassen . Das Messen ist immer eine schlechte Manier des Versuchs , aber besonders hier , wo er selbst zugiebt , daß seine Augen die Grenzen der Farben nicht habe bestimmen können . Aber weder sein Freund noch sonst jemand auf der Welt , kann diese Grenze bei den größesten Bildern , auf 1 Zoll genau angeben . Wo z . B . Hellblau anfängt und Dunkelblau aufhört pp . Vollends absurd | erscheint dieß Messen , wenn man berücksichtigt , daß je nachdem man die Wand entfernt oder nähert die Breiten der Säume in ihrem Verhältniß zu einander verschieden werden , so daß in großer Entfernung das Blau und Gelb beinahe verschwinden und Grün die größte Breite erhält . Das Mathematische hat also nichts damit zu thun . Zu erwähnen ist noch , welches die Grundfarben sind . Dieß ist Gelb , Blau , Roth und dann Grün , die Farbe der Vermischung . Die Natur der Farbe haben wir im allgemeinen gesehen , sie ist jedoch kein Allgemeines sie zerfällt in Unterschiede und dieß sind die vier Farben . Es kommt bei den Farben darauf an , daß verschiedene Hellungen auf einander fallen , nicht blos hell auf dunkel , sondern verschiedene Hellen , so daß alle

3 Sie] Hu : Ihre Versuche sind aber eben so schlecht , als ihre Schlüße barbarisch . Sie 7 so hervor … können ,] Hu : so lebhaft auftreten – dasselbe fi nden wir zB . wenn das prisma roth ist , so sieht die Ganze Gegend roth aus . 23–24 Blau und … verschwinden] Hu : Gelbe vereinigt | sich mit den 30–31 auf einander … dunkel ,] Hu : auf einander . Helligkeit die Auf Dunkelheit faellt , 35 Blauen vertrübt diese . Beide sind verschieden und iede ist wirksam .

263Gr

264Gr

35

34 vereinigt] Hu : vereinigt / vereinigt

136Hu

588

265Gr

266Gr

267Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

wirksam erscheinen , durchscheinend durch ein trübes , relativ trübes Medium . Ein Hintergrund wird hierbei | vorausgesetzt , entweder hell oder dunkel , und ein Helles was so durchsichtig ist , daß das Andere noch wirksam bleibt . Die Unterlage muß immer durch das Medium noch durchscheinen . Wenn wir den Grund dunkel machen und ihn durch ein helles Medium sehen , so erscheint er blau . So sehen wir den Himmel , der einen rein schwarzen Grund darbietet , blau , jemehr der Grund seine Wirksamkeit durch die Trübung der Atmosphäre verliert , je heller blau sehen wir den Himmel . So wird das helle Medium durchschattet von dem dunkelen Grunde . Nehmen wir dagegen einen hellen Grund an , und ein dunkeleres Medium so sehen wir Gelb . Das trübe Medium wird von der hellen Grundlage durchleuchtet , so daß beide wirksam bleiben . Dieß sind die einfachen Verhältnisse , die wir überall erkennen können . Versuche kann man mit Glas , Opal pp machen , | nur muß der Gegenstand keine entschiedene Farbe haben . Die Sonne , heller als das trübe Medium erscheint gelb . Der Rauch sieht gegen den hellen Himmel gelblich aus , senkt er sich vor ein dunkeles Dach , so erscheint er blau und wird wieder gelblich sobald er vor einer weißen Wand vorbei zieht . Das Prisma thut nichts anderes , als daß es das Bild verrückt , so daß aber auch die Unterlage noch wirksam , durchwirkend ist , hält man daher dasselbe mit einer Kante nach unten , so hat man auf dunkelen Grund blau , auf hellen gelb unten . Roth und Grün sind nun die beiden anderen Farben , sie gehören nicht mehr so dem allgemeinen einfachen Gegensatze an . Blau und Gelb können zu Roth gesteigert werden , beim Spectrum geht aus Violett das Roth hervor . Am richtigsten ist Roth so zu fassen , daß es entstehe , | wenn Gelb durchschattet oder Blau durchleuchtet ist : Gelb ins Dunkele gezogen und Blau ins Helle gebracht wird Roth .

5

10

15

20

25

3–4 Die Unterlage muß] Hu : Die Grundlage kann dunkel und das Medium hell sein oder umge30 kehrt . Nur müßen die Unterlagen 13–15 Versuche kann … haben .] Hu : Jedes durchsichtige Medium ist zu diesem Versuche faehig , ohne ein Prisma zu gebrauchen . 19 Das] Hu : Göthe schikte 30 Hegel ein Glaß mit einen zweyfach gemahlten Cylinder – wo der Cylinder schwarz war da sah das Glaß blau aus[ .] – Hier fi ndet keine verrückung wie beym prisma Statt . Das 19–22 es das … Roth] Hu : es 1º nach der Natur des Glaßes und Gestalt das Bild von seinem Orte verrückt – wie im Waßer da sieht man den Gegenstand , in einem andern Orte als in der Realitaet . 2º dass es die hellen Stellen verrückt aber nur mit einen Scheinen , so dass die Unterlage noch sichtbar ist – ein Schein 35 herbei zieht – es zieht nehmlich das Helle über das Dunkle , und das Dunkle über das Helle – doch aber nur so dass der Untergrund durchwirkend bleibt . / Blau und Gelb sind also die zwey einfachen Farben – die zwei andern sind Ro t h 32 verrückung] Hu : verrük-/ kung

zweiter theil

5

10

589

Grün ist dagegen die bloße Vermischung , die Farbe des Neutralen , des Satten ; Roth ist dagegen die Individualität in den Farben , beide machen den Gegensatz , so daß sie in einander überspringen . Die anderen Farben sind Veränderungen , Vermischungen dieser Grundfarben . Goethe hat diese nie ganz untergegangenen Ideen wieder aufgestellt und man hat besonders deshalb gegen ihn geschrieen , weil er Dichter , nicht Professor , nicht vom Handwerk ist . Diese bilden eine Art von Klasse und wollen allein im Besitz des Wahren und Geltenden in solchen Sachen sein . Beim Recht z . B . geht es ebenso her , obgleich doch das Recht allen Menschen angehört . Das Licht ist die erste phisikalische Identität , wirksam alles identisch zu setzen , ist aber noch abstrakt , dieß macht daß die Gegen|stände in ihm noch nicht real sind , sondern nur erscheinen , sie sind beleuchtet , setzen sich identisch am Anderen , aber noch ganz abstrakt , es ist ihnen ein Äußerliches und das Licht

268Gr

15

1 Vermischung] Hu : Vermischung des Gelben und des Blauen

des Satten] Hu : der pfl anzen 2 2–3 Gegensatz , so … überspringen .] Hu : Gegensatz . / Diess alles beweisset dass man sich halten darf an we|sent liche Erscheinungen – nicht das Kleinlige lehrt uns die Natur des phaenomenes zu erkennen . 5–6 wieder aufgestellt … er] Hu : sehr lehrreich durch die ganze Litteratur durchgeführt . Wir haben diesen Gegenstand deswegen so weitleuftig beschrieben – weil Göthe 8–9 Beim Recht … angehört .] Hu : Diess auch von den Juristen . Bey diesen Klaßen nehmlich von Handwerken formiren sich gewiße versteinerte Voraussetzungen , und wenn man von ihren Geschäft sprechen will , behaupten sie , dass man sie nicht verstehe – man kann es auch dabey bewenden laßen . und es ist wahr dass man sie nicht ve r s t e h t – weil man nicht ihren Verstand hat , ihre Metaphysik . / Das Licht ist das Erste , die reine Manifestation . Das Negative des Lichtes ist das Dunkle . Das Licht tritt zum Dunkel herzu und erzeugt die Farbe . Das Licht ist die Existenz der einen abstrakten Seite der Idee , das Finstere ist die andere Seite . (der Geist erzeugt die Welt , der einzelne Geist nicht , sondern der Geist als Substanz) . Das Licht ist die abstrakte Identitaet ; das Finstere existirt in seiner Identitaet , in seinen Fürsichsein , als Gegensatz . Das Licht in seinen selbststaendigen Bestehen , in seiner Unmittelbarkeit , ist § 222 angegeben . Der Centralkoerper ist nothwendig ein Licht Koerper . So wenig das Licht das Dunkle und die andern Momente der Idee hervorbringt , so wenig bringt die Sonne die Erde etc hervor , sondern diese setzen sich selbst ihre Sonne , die aus ihnen herausschlägt . Alle entstehn aus der Idee , keines durchs Andere . Die Hypothese daher schaal , dass die Erde eine ausgebrannte Schlake der Sonne sey . Wenn die Sonne ewig Licht ausströmt wo soll es am Ende herkommen ? Der General Arix (Franzose , hielt sich in Caßel auf) sagt der Waßer stoff der Erde , von dem man nicht weiß wo er bleibt (er als das Leuchtende , Entzündbare) dieser gehe zur Sonne um die dortige Lichtconsumption zu ersetzen . Es liegt wenigstens das Allgemeine in dieser Vorstellung dass die Sonne von der Erde ebenfalls erzeugt wird . – Alle sind Momente einer Idee . Dass das Licht consumirt werde , wie das Licht zu diesen Leuchten kommt ? da hat man sich kein Brennen vorzustellen . Das Licht ist nicht warm , sondern kalt . die Waerme entsteht erst an der Materie . Die Materie in der Form der Einfachen Identitaet , in der einfachen Beziehung auf sich ist der Lichtkoerper .

15 Individualität] Hu : Individuelle – Subjektivitaet – Negation

20 20

25 25

30 30

35

35 40

8 Geltenden] Gr : Geltendem 17 lehrt] Hu : lernt 20 Juristen] Hu : Jureiten ? Hu : becSaupten 30 diese] Hu : dieses 35 ersetzen] Hu : versetzen

21 behaupten]

137Hu

590

§ 223

§ 224

269Gr

138Hu

270Gr ; Anmerkung zum § 223 .

nachschrift griesheim · 1823/24

erscheint so an ihnen . Weiter hin müssen sie an sich selbst identisch gesetzt sein , das Licht muß ihr eigenes Licht sein . Das Licht hat seine freie Existenz als Sonnenkörper und bezieht sich auf Anderes , Finsteres . Von diesem Anderen haben wir nun zu sprechen[ .] § 223 . »Diese abstrakte Identität hat ihren reellen Gegensatz außer ihr ; als elementarisches Moment der Reflexion zerfällt er in sich und ist als eine Zweiheit 1 . der körperlichen Verschiedenheit , des materiellen Fürsichseins , der Starrheit , 2 . der Entgegensetzung als solcher , welche aber als frei und von der Individualität nicht gehalten nur in sich zusammengesunken , | die Auflösung der Neutralität , ist , jenes der lunarische , dieses der kometarische Körper .« Der Gegensatz ist der Unterschied von sich , existirend muß er als 2 sein , dieß ist die Verschiedenheit überhaupt . Das Eine ist das gleichgültige Fürsichsein gegen anderes und das Andere dann die Entgegensetzung als solche . Das Erste ist das Starre des Gegensatzes , das Zweite ist das Neutrale in sich unbestimmte Mögliche , dem die Bestimmtheit nur fehlt . Die erste Körperlichkeit ist also das starre Fürsichsein , Ansichhalten , Undurchsichtigkeit in Bezug auf Licht , | in dieser ersten Bestimmung in der Weise der Selbstständigkeit ist es noch ruhend und deshalb starr . Dieß Starre ist das Ansichbrennende , aber Feuer ist ein Prozeß , eine Thätigkeit , hier ist es aber nur die Möglichkeit des Brennens . Dieser so starre Körper ist der lunarische Körper . Der Mond hat keine Atmosphäre , | oder nur eine ganz dünne , wasserlose . Hat keinen meteorologischen Prozeß , keine Wolken , Flüsse , Meere . Am Monde müßten

5

10

15

20

25

1 sein ,] Hu : seyen – concret 3 Das] Hu : Das Licht ist dieses ganz Abstrakte – Selbstischkeit – aber das eben es nicht ist weil es Abstrakt ist . Das 4 sprechen[ .]] Hu : sprechen ist – das ist der Gegensatz über haupt . Dieser physikalische Gegensatz zuerst in seiner ersten Bestimmung – und zugleich so dass er ein Selbst – Daseyn hat . 12–13 die Verschiedenheit … solche .] Hu : 1º die Verschiedenheit über haupt , gleichgültige Entgegensetzung 2º der Gegensatz als solcher . (am Rande : Der Gegensatz ist wie das Licht – frey für sich , selbstaendig , er macht daher freie Qualitaet , Totalitaet aus . Das Licht ist nicht schwer , der Gegensatz tritt hier auf , daher auch die Schwere , wir haben somit eigentlich Materielles , Reelles . Der Gegensatz ist aber Unmittelbar Gedoppeltes 1º die bloße Verschiedenheit des Für sichseyns 2º der eigentliche Gegensatz , begeistet als in sich differente Beziehung .) 18 starr .] Hu : starr – das reale Für sichsein – ist die sich auf sich beziehende Negativitaet als sich verzährende – das Vergehen seiner in sich selbst . es ist das brennliche . Auf dem ersten Standpunkt ist das Für sich sein noch selbstaendig . Der entwikelte proceß braucht den realen , wirklichen Gegensatz . 20 Brennens .] Hu : Brennen . Der wirkliche proceß braucht ein Substrat , ein Material . 22 Flüsse , Meere .] Hu : Flüße[ .] Es fehlt dem Monde das Waßer , die Neutralisirung 24 der] Hu : die 26 Selbst – Daseyn] Hu : Selbt-Daseyn 28 Der] in Hu vorangestellt ein Verweiszeichen , dem kein Einfügungszeichen im Text entspricht Gegensatz] Hu : Gegen satz 29 Gegensatz] Hu : Gegen satz

25

30 30

35

zweiter theil

5

10

15

20

591

wir die Atmosphäre sehen wenn er sie hätte , denn wir beobachten ihren Wechsel an den Planeten . Der Mond ist ein starrer Körper , er zeigt nur kegelförmige Berge und Krater . Er hat die Entzündung der Starrheit in sich , Lichtpunkte sieht man häufig an ihm , hierzu gehört freilich Luft , die aber eine wasserlose Atmosphäre ist . Heim einer der wenigen geistvollen Geognosten hat aufgezeigt daß der Mond dieselbe Gestalt hat als die ursprüngliche der blos starren Erde , vor der geologischen Revolution . Die Bewegung des Mondes ist eine dienende , er hat keine eigenthüm liche Achsendrehung , seine Achse liegt außer ihm ; das Starre ist verschlossen , ohnmächtig wie das Insichzerflossene . Aber die Unselbstständigkeit ist doppelt dienend , das Centrum nur | außer sich habend oder ausschweifend . Diese zweite Bestimmung ist die der Entgegensetzung als solcher . Der Komet ist dieser abstrakte Gegensatz , er hat kein Tragendes , er erscheint als formeller Prozeß , als unruhige Dunstmasse , Wasserkörper , durchsichtig , keiner hat einen Kern , etwas Starres , gezeigt , es müßte als Schatten erkennbar sein ; durch den Kometen erkennt man die Sterne . Die Alten hielten sie für Meteore , man hat sie übel dafür angelassen , aber die neueren Astronomen sind nicht mehr so spröde gegen diese Meinung . Erst die Wiederkehr eines einzigen ist beobachtet worden , die Rückkehr mehrerer anderen hat man berechnet und erwartet , die Rechnung war ganz richtig , aber die Kometen sind nicht gekommen . Man kann dafür halten daß die meisten Kometen nur eine kurze Dauer haben , sich bilden , ihren Lauf um die Sonne machen und sich wieder auflösen , einige mögen dann | eine längere Dauer haben . Die Bahn ihrer Bewegung ist meistens Parabel , weniger oft die Elipse .

25

25 seiner Starrheit , dies erscheint in der Beziehung der Ebbe und Fluth . Der Mond hat einen Einfluß

30

30

35 35

auf die Witterung der Erde . das Verhaeltniß des Mondes zum Meere ist eben aus seiner Starrheit zu erklären , er strebt sich in seiner Hitze in seiner Starrheit zu sättigen . etc . Beym Merkur fi ndet man Wolken , Atmosphaere[ .] 2–3 Der Mond … Berge] Hu am Rande : Auch die Gestalt des Mondes zeigt seine Starrheit – er hat hohe Gebirge , und diese nicht in Form unserer Urgebirge – sondern in Kegelform . Dass Menschen auf der Sonne und dem Monde wohnen , und daraus die Weisheit Gottes zu bewundern – dies ist ein absurdes teleologisches Gerede . dieses Abstrakte des Mondes und der Erde hat keine Verträglichkeit mit dem Organischen . 3–4 Lichtpunkte sieht … ihm ,] Hu : lichte punkte – diese vergehen aber bald[ .] 5 Heim] Hu : Er hat die Gestalt eines Krystall – Heim hat eine Schrift hierüber geschrieben – er 12 Entgegensetzung] Hu : Gegensatz (welcher als frey die Neutralitaet auflößt) Der Komet] Hu : Mond ist waßerloser Krystall – Komet 13 Tragendes ,] Hu : Tragendes , kein Subjekt[ .] – Erst in der Erde faengt die Individualitaet an . Also ist ein Gegensatz . 15 durch] Hu : es ist eine dunstige Athmosphaere . Man hat durch 3 Lichtpunkte] Gr : Lichtpunkte .

271Gr

272Gr

592

273Gr

§ 225

274Gr

139Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Der Mond ist als starrer Körper , der Erde näher verwandt ; das Prinzip der Kometen ist auf die Sonne bezogen , das der lunarischen Körper auf die Planeten . Die Bahn der Kometen ist durch das System bestimmt , die anderen Körper wehren sich gegen sie . Es ist weiter kein Aberglauben , daß man ihre Einflüsse nicht ganz negirt . Kometenwein . Das Vierte ist dann der terrestrische Körper , der Körper der Individualität , jene anderen drei sind unvollkommen d . h . die Natur eines jeden repräsentirt nur eine Bestimmtheit der Totalität . Sie sind deshalb abstrakt , ihre Wahrheit ist die subjektive Einheit des Planeten , dieser ist das Vor treff lichste , Prius , die Wahrheit . Man muß deshalb nicht | denken die Sonne habe die Planeten ausgestoßen . Das System ist eins . Die Sonne ist ebenso sehr von den Planeten erzeugt , als diese von ihr . § . 224 . »Der Gegensatz in sich zurückgegangen ist die Erde oder der Planet überhaupt , der Körper der individuellen Totalität , in welcher die Starrheit zur Trennung in reale Unterschiede aufgeschlossen und diese Auflösung durch den selbststischen Einheitspunkt zusammengehalten ist .« Von dem individuellen Körper haben wir hier das Wenigste zu sprechen , denn alles folgende handelt von ihm , und geht auf ihm vor und es ist nur darum zu thun diese Individualität in sich weiter zu bestimmen . Diese Körper sind die der nothwendigen Körperlichkeit , sie sind durch die Natur des Begriffs nothwendig . Wenn man daher die Vernunft des Systems erkennen will , so muß man die Momente des Begriffs | festhalten .

1 ist als … Körper] Hu : ist wie der Kern der Erde verwandt ;] Hu : verwandt . Es ist die abstrakte Individualitaet – hingegen Komet die abstrakte Neutralitaet er hat in sich diesen Gegensatz der Sonne und der Erde – aber auf formelle Weise 2 auf die Planeten .] Hu : auf der Seite der Erde . Astronomen haben zeignen wollen , dass die Kometen gar nicht schädlich sind . Wir haben schon gezeigt wie ihre Bewegung bestimt ist durch den Begriff , deswegen fällt hier so was auf die Seite . 4–5 Es ist … Kometenwein .] Hu : Man bemerkte dass der wein von 99 der mit einen Kometen zusammen traf sehr gut war , – diess ist etwas physikalisches (Waßer)[ .] Der Einfluß kann also berechtigt sein . | / Wir haben gesehen wie sich die physikalischen Unterschiede darstellen[ .] – Und weil sie eben das erste sind – so sind sie Selbststaendig . 11–12 als diese … ihr .] Hu : als sie das Erzeugende ist . Es ist nur die Erde die Außlegung der Bestimmungen . Der Keim ist das Erste – das spaetere ist die Entwikelung . 13–16 »Der Gegensatz … ist .«] Hu : Es heißt hier die planeten sind die Koer per der Individuellen Totalitaet . Die Starrheit die abstrakte Für sich heit – sie muß sich auflösen , entschließen[ .] – Es ist die abstrakte Totalitaet das Neutrale[ .] – Es ist das Aufgegangen sein des Gegensatzes in und an dem Starren , (Der Gegensatz des Neutralen muß zusammengehalten sein durch die Starrheit .) 19 Diese] Hu : Hier sind wir nun bey den abstrakten Bestimmungen dieser Individualitaet . / Diese

5

10

15

20

25 25

30 30

35 35

23 wie der Kern] Hu : die Seite des Kerns 24 Komet] Hu : Komaet 25–26 Astronomen] Hu : Astro nomen 30 wie] Hu : wie die 32 Erde] Hu : Erdee 34 auflösen] Hu : auflegen 35 des] Hu : ? des 40

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

593

Zunächst haben wir noch jene Mächte zu betrachten , die als selbstständige Körperlichkeiten erscheinen . Die Natur verarbeitet sie , unterjocht sie zu ideellen Momenten , wie sie in Wahrheit im Begriff sind . Erst der Geist ist es in dem sie ihre wahrhafte Existenz als Gedankenbestimmung haben . In der Gestalt wie wir sie bisher gehabt , sind sie die kosmischen Mächte genannt und in neuerer Zeit ist viel von ihnen die Rede . Diese kosmischen Mächte sind ihrem Inhalte , ihrer substantiellen Bestimmung nach , auch Momente Bestimmungen des Organischen , als frei sind sie aber nicht in der Wahrheit ihrer Existenz , sondern nur das Ansich des Organischen , die substantielle Bestimmtheit ist nur ein Abstraktes , aber das Organische ist | konkret , wesentlich für sich und setzt sie herab zu Momenten an sich . | Wenn man von ihrem Einfluß auf uns spricht , so muß man unser Verhältniß zu ihnen kennen . Wir leben in ihnen und in sofern sie sich verändern , ist auch eine Veränderung in unser Leben gesetzt . Die Veränderungen der Sonne des Mondes der Körper die zu unserem System gehören , sind verbunden mit Veränderungen in uns . Sie sind Momente des organischen Lebens , haben aber zugleich ein freies Dasein das unabhängig von unserer Individualität ist , deren Veränderungen aber , wenn sie geschehen , auch in uns Veränderungen hervorbringen . Dieß ist die eine Seite , die andere ist , daß je höher die Natur steht , um so individueller , freier von solchen Einflüssen steht sie . Wir schlafen bei Nacht , wachen bei Tage , und sind am Abend anders gestimmt als am Morgen . Aber die Lebendigkeit und noch mehr die Geistigkeit soll für sich leben und an sich . Wenn daher das Kosmische im Menschen frei | wird , so ist es Krankheit . Man hat bemerkt daß bei Irren besonders die Stellung des Mondes in ihnen etwas hervorbringt . Die Thiere leben noch mehr in der Jahreszeit . viele Thiere haben Winterschlaf , noch mehr aber die Pflanzen . Wunden zeigen die Veränderung des Wetters an . Somnambulismus ist eine solche Korrespondenz mit den kosmischen Mächten . Insofern nun eine Veränderung in das Organische gesetzt ist und das organische Leben geht ihr nach , so befindet es sich in einer Schwäche .

1–2 Zunächst haben … erscheinen .] Hu : Zunächst ist zu bemerken dass diese Unterschiede die ganz allgemeinen Mächte sind – und den Schein haben der Selbstaendigkeit . Die Individualitaet der Erde ist hier Grundbestimung ihre Natur ist die andern Momente zu verarbeiten , sie zu verdauen , sie 35 in die Macht des Subjekts zu bringen . Es ist die Arbeit der Natur diese Riesen Glieder zu ideellen 5 Mächte] Hu : 35 Momenten zu machen . Die Natur bringt es daher am höchsten in dem Leben . Mächte , potenzen , Absolute , Siderische Maechte 6 Rede .] Hu : Gerede gewesen . Das wahrhafte Verhältniß liegt in den Gesagten . 17–18 deren Veränderungen … hervorbringen .] Hu : insofern 36 Absolute] Hu : Alhalute

140Hu 275Gr

276Gr

594

277Gr

141Hu

278Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

In dem Zeitalter des Paracelsus hat man gesagt , es gäbe vier Elemente der Körper , Merkur , Schwefel , Wasser und die jungfräuliche Erde . Dieß seien die Principe der Körper . In neuerer Zeit hat man dieß chemisch genommen und lächerlich gefunden . Der Sinn dieser Vorstellung ist aber nie gewesen , daß diese Elemente chemisch in den Körpern vorhanden seien , daß sie solche Bestandtheile hätten , sondern es ist der höhere Sinn , daß die | körperliche Individualität vier Momente habe . 1 . Moment ist Merkur , Metall dieß ist in seiner Abstraktion dem Sonnenkörper entsprechend . 2 . Schwefel ist die Möglichkeit des Brennens , dem Lunarischen , das 3te Wasser | dem Kometarischen entsprechend , das 4te die jungfräuliche Erde , reine Kieselerde , ist das Irrdische . Dem Gedanken nach genommen ist dieß ganz richtig . Paracelsus , Jacob Böhm pp brauchen diese Elemente so und sie werden freilich unwahr , wenn man sie nach dem körperlichen Dasein nimt . Von den kosmischen Mächten die zu selbstständigen Körpern gestaltet sind , gehen wir über zu dem was sie als Elemente sind[ .] Jene bleiben drüben stehen , wie dieß in der Natur ist , aber diesseits werden sie zur Individualität bestimmt , dieß ist ihre Wahrheit , sie werden zur Individualität unterjocht , sie bleiben drüben , aber auch im Zusammenhang und sind wirksame Individualität als Ursachen , Wirksamkeiten von | solchen die unterschieden gewesen sind . Das Licht lassen wir so drüben stehen , aber bemerken zugleich , daß es sich nicht mehr zu manifestiren sucht . Das Dunkele wird erleuchtet , setzt sich identisch mit dem Anderen , es scheint eins nur an dem Anderen , die nächste Bestimmung ist nun daß das Licht auch in reale Wirksamkeit tritt d . h . die partikularisirten Materien scheinen nicht nur an ein ander , sie verändern sich in einander , setzen sich ideell . Diese Idealität , Identischsetzen ist zunächst auch Wirksamkeit des Lichts , es facht den Prozeß der Elemente an , regiert ihn . Dieser Prozeß gehört dem individuellen Körper , der individuellen Erde an , sie ist allgemeines Individuum , nicht konkretes , zur wahrhaften Individualität hat sie sich noch zu

5

10

15

20

25

30

also kann in ihnen auch eine Veraenderung statt fi nden – die in uns nicht verfällt . 2 Erde .] Hu : Erde . wie man 4 Kardinaltugenden annimt . 14 Mächten die … sind] Hu : Mächten , (Gestalten 30 der physikalischen Unterschiede zu Selbstaendigen Koerpern) 16 ist] Hu : ist – iede Form ist gleichgültiges Daseyn 16–17 bestimmt] Hu : bestimt – Momente 18–19 Zusammenhang und … sind .] Hu : Zusammenhang mit der Individualitaet . Sie sind mit ihr in Wirksamkeit – als Ursachen – wirksame Individualitaet – sie werden als Unterschiede g e s e t z t – sie stehen dann als Besondere gegen einander , es ist Verhaeltniß von Ursache , Einfluß und dergleichen . 20 drüben] Hu : drüben 35 mit der Sonne 20–21 sich nicht … sucht] Hu : sich beziehet , auf das sich der Manifestation zu entnehmen suchende 21–22 identisch] Hu : ideell identisch 24 ander ,] Hu : Ander ; dabey sind sie gleichgültig – sondern sie we r d e n zu Andern 36 sich 2 ] Hu : sich sich

Manifestation] Hu : Manifestifestation

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

595

verdichten in sich . Erst das Organische ist die schlechthin sich auf sich beziehende Individualität , die Erde hat den Prozeß ihrer Subjektivität , das Licht , noch außer sich . Das Licht ist das Erregende , Belebende . | Dieß Verhältniß müssen wir im Auge behalten . Zunächst haben wir die Elemente vor dem Prozeß | zu betrachten , ihre Natur , ihren Unterschied , wie sie vereinzelt sind , das Weitere ist dann erst der Prozeß . § . 225 »Der Körper der Individualität hat die Bestimmungen der elementarischen Totalität , welche unmittelbar frei für sich bestehende Körper sind , als unterworfene Momente an ihm ; so machen sie seine allgemeinen phisikalischen Elemente aus .« Diese vier Elemente sind die vier bekannten . Die Luft ist dem Licht entsprechend , Luft ist passives Licht , unterworfenes zum Moment herabgesunkenes Licht ; das Zweite ist der Gegensatz , Feuer und Wasser , nicht mehr das gleichgültig abstrakt Fürsichseiende , sondern thätig in wesentlicher Beziehung auf Anderes , dieß ist ihre Individualität . Sie sind so nicht mehr starr , sondern stehen in Beziehung , sind thätiges Fürsichsein , Unruhe , Verzehren , wie die freie Negativität , das Feuer ; das Dritte entspricht dem Kometarischen , es ist als Moment das Wasser ; das Vierte ist die Erde , der Planet . | Sie sind die phisikalischen Elemente . Wenn wir nach dem heutigen Sinne von Elementen sprechen so dürfen wir diese nicht meinen , dieß nennt man bei den sogenannten Fortschritten der Wissenschaften , kindisch , oberflächlich . Die Bedeutung von Element ist neuerdings ganz durch die Chemie bestimmt . Hiernach ist Element das was sich durch den chemischen Prozeß nicht weiter auflösen läßt , was einfach ist . Dieß ist jedoch etwas Anderes als die phisischen Elemente . Der chemische Standpunkt aber ist nicht der einzige , er bezieht sich nur auf Chemie und ist auf anderen Stufen nicht wesentlich . Die chemische Form kann nicht allgemein sein , sie hat kein Recht sich zur allgemein wahr sein sollenden Form zu erheben . 1 . L u f t . Das erste phisikalische Element ist nun das der Allgemeinheit , dem Licht entsprechende , es ist die Luft . § . 226 . »Das Element der unterschiedslosen Einfachheit ist nicht mehr die positive Identität mit sich , die Selbstmanifestation | welche das Licht als solches ist ; diese macht das eigene , innere Selbst des individuellen Körpers aus , sondern ist nur negative Allgemeinheit , als das selbstlose Moment eines anderen . Diese

35

… sich .] Hu : a u ß e r ihn , das ist das Licht[ .] – Diese Individualitaet ist zuerst die kraft loße , noch nicht in sich individualisirte . 19 Elemente .] Hu : Elemente . Empedocles sollte diese physikalischen Formen unterschieden haben . 28 erheben .] Hu : erheben – in ihrer Sphaere bleibt sie und muß sie bleiben unerschüttert .

35 2–3 das Licht ,

142Hu 279Gr

§ 226

280Gr

§ 227 281Gr

596

143Hu

282Gr

283Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Identität ist deswegen die verdachtlose aber schleichende und zehrende Macht des individuellen und organischen Prozesses ; die alles aufnehmende und durchsichtige , aber eben so die elastische , in alles eindringende Flüssigkeit , die Luft .« Luft ist das Element der Allgemeinheit , ohne alle Individualisirung in sich ; zur Materie | gehört Repulsion , Fürsichsein , diese Bestimmung ist hier noch nicht zur Existenz gekommen , nur an sich nicht in sich hat die Luft das Moment der Individualität . Sie ist deshalb nicht fi nster an sich , sondern durchsichtig , läßt das Licht durch . Zweitens ist sie als Element die Allgemeinheit , die Identität in sich , ist wirksam als solche , ist wirksame Identität . Das Licht ist ebenso , aber nur abstrakt nur erleuch|tend , sich ideell im Anderen setzend . Die Luft ist eben diese Identität an sich , aber so zu sagen unter ihres Gleichen , phisikalisch bestimmter Materie und verhält sich zu dieser , sie berühren sich nach phisischer Beziehung und existiren für einander . Diese Allgemeinheit ist daher dieß , das Andere real identisch zu setzen , das Partikulare , Individualisirte als Allgemeines zu setzen zu verzehren ; die Luft ist dieß Verzehrende , aber weil sie noch nicht individuell ist , so tritt sie in diesem ihren Thun nicht als äußerliche Erscheinung , als Macht , Gewalt habender Körper an die Individualisirten die sie auflöst . Dieß ist die Grundbestimmung . Dieß Verzehren der Luft ist das unscheinbare Verzehren , was sich nicht als Macht eines materiellen Körpers manifestirt . Die Luft verflüchtigt alles , schleicht sich überall ein , und löst alles auf . Sie ist Ursache des Riechens , sie löst unscheinbar auf in feine Theile nur dem Geruche wahrnehmbar . Auch das Organische ist im | Kampf mit der Luft , das Athmen . Alles was der Luft zugänglich ist zerstört sie , deshalb umgiebt man Körper mit einem Ueberzug gegen die Luft . Die Luft reduzirt Alles , sie ist der mächtige Feind alles Individualisirten sie hebt es auf zur Allgemeinheit , selbst die Metalle , denn sie riechen . Das was verzehrt wird , wird zur einfachen Allgemeinheit reduzirt ; man sagt zwar , diese feinen Theile welche wir anfangs riechen , schweben ferner in der Luft , sie werden nicht mehr

5

10

15

20

25

30

144Hu

6–7 gekommen , nur … Individualität .] Hu : gekommen . Luft enthällt die Repulsion , punktualitaet aber nur a n s i c h – in sich[ .] 8 durch .] Hu : durchsichtig[ .] – Seine nähere Bestimmung ist das In 30 sich sein – mit dem princip der Individualitaet gesetzte . 16 ist ,] Hu : ist sondern Abstrakt als1] Hu : als individueller Koerper 17 auflöst .] Hu : verzährt cf . § . 21 ein ,] Hu : ein , insinuirt sich wie die Vernunft – setzt sich in Einheit mit dem Individuellen 22 Auch das] Hu : die Koerper verlieren durch das Ausdünsten ihre Individualitaet – es ist der Stille proceß durch die Luft vollbrachte[ .] – Das Residuum ist ein Geruchsloser Koerper . Es ist eben das 23–24 Alles was … sie ,] Hu : Was diesen 35 Kampf nicht bestehen kann wird durch die | Luft zerstört – pfl anzen verfaulen 24 Ueber zug gegen … Luft1] Hu : Wachs etc 25 mächtige] Hu : schleichende 26 Allgemeinheit ,] Hu : Allgemein heit , was zunächst erscheint als Ve r d ü n s t e n [ .] wird ,] Hu : wird , verdunstet 32 § .] Hu : § das ist etc .

33 setzt] Hu : setztz

dem] Hu : das

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

597

bemerkt weil sie zu fein sind , werden erhalten , gehen nicht unter , und so würde dann die Luft ein Brei von Allerlei sein . Man muß aber nicht diese Zärtlichkeit für die Materie haben zu glauben , daß sie das absolut dauernde sei . Die Luft reinigt sich vielmehr , indem sie alles in Luft verwandelt . Als Element gehört die Luft der Erde an , sie ist schwer , leistet Widerstand , doch nicht auf Weise des Individualisirten , ist flüssig , | schlechthin cohäsionslos in sich , nicht stark in sich , sie leistet nur Widerstand als Masse gegen ein Anderes , was auch quantitativ bestimmt ist , nicht als individueller Körper . Indem sie so Widerstand leistet ist sie gleichgültig gegen den Raum den sie einnimt und ist compressible bis auf einen gewissen Punkt . Sie ist nicht individualisirt in sich und daher durchdringlich . Man kann daher zwei gleich große Kugeln , gefüllt die eine mit Luft die andere mit Wasserdunst , in einander ausschütten , so daß der Inhalt beider in einer enthalten ist . Ebenso ist es mit Hydrogen und Oxigen pp . Die Luft kann komprimirt werden ; dieß geht so weit , daß man sie vollkommen zusammendrücken und das räumliche Außereinander ganz aufheben kann . Dieß ist eine Erfi ndung neuerer Zeit . Wenn man in einem Cylinder die Luft durch einen Stempel ganz zusammendrückt , so hört sie auf Luft zu sein , es entsteht Feuer , ein Funken . Dieser Versuch | zeigt die ganze Natur der Luft , sie ist das in sich Identische , das Verzehrende , absoluter Ursprung des Feuers , thätige Allgemeinheit , Verzehren des Besonderen zum Allgemeinen . Dieß kommt zur Form , wo es nicht mehr die Seite des gleichgültigen Bestehen hat , sondern die des unruhigen Beziehens auf sich . Der Versuch ist deshalb schön , weil er so das Entstehen des zweiten Elements aus dem ersten zeigt . 2 . F e u e r . Luft ist an sich Feuer . Feuer ist das erste Element des Gegensatzes , das andere ist das Wasser . § . 227 »Die Elemente des Gegensatzes sind : 1 . das Fürsichsein , aber nicht das gleichgültige der Starrheit , sondern das in der Individualität als Moment gesetzte und daher die materielle Selbstigkeit , das Licht als identisch mit der Wärme das

284Gr

285Gr

§ 228

3 absolut dauernde sei .] Hu : immerwährende Bestehen . Das ist die Weise der Identitaets Systeme . –

30 Das sind Fabeln wenn man die Luft aus lauter feinen , aufgelössten Theilchen bestehen läßt – diese

werden vielmehr zur Luft verwandelt . – die chemische Untersuchung zeigt es nicht[ .] 10 Punkt .] Hu : Punkt . Sie ist Außereinander – aber nicht ein atomistisches – deswegen nicht die Ganze Luft gleich zusammen compreßibel . 11 Kugeln] Hu : Glaß 15 zusammendrücken] Hu : zusammengedrükt wird , wenn sie | mechanisch gedrückt wird 17 Stempel] Hu : Stempel geschwint 19 35 Verzehrende ,] Hu : Verzährende – das Verzähren die unscheinbare Macht aufzulößen . – Dieß Verzähren wird auf den punkt reducirt , so ist es das was an sich das Fürsichsein ist es wird hier als Fürsichsein gesetzt – und es tritt der Funke hervor . 29 Systeme . –] Hu : Systeme . – – 31 Untersuchung] Hu : Untersuchen me-/ mechanisch 35 Verzähren] Hu : Verzäheren

34 mechanisch] Hu :

145Hu

598

286Gr

287Gr 146Hu

288Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Feuer . Es ist die materielle Zeit , das schlechthin Unruhige , Verzehrende , in welche eben so die Selbst|verzehrung des bestehenden Körpers ausschlägt , als sie umgekehrt äußerlich an ihn kommend ihn zerstört , – ein Verzehren , das eben so sich selbst verzehrt .« Feuer ist also die Existenz eines so bestimmten Für sich seins , es ist die Negativität als solche , diese Unruhe , die Negation des Negativen[ .] Es ist die Allgemeinheit , Gleichheit mit sich selbst , abhängig von der Negation des Negativen . Es ist vergleichbar mit der Zeit , es ist materielle Zeit , sein und nicht sein , schlägt in einander über . Das Feuer hat zwei Seiten , Licht und Wärme , in anderer Rücksicht aber noch zwei andere Seiten , daß es äußerlich an die Körper kommt oder daß auch diese individuellen Körper aus sich Feuer ausschlagen . Zunächst haben wir es nur mit der Natur des Feuers zu thun . Feuer ist identisch mit Wärme . Wärme ist auch verzehren und die Erscheinung des Verzehrens | an den materialisirten bestehenden Körpern ein Uebergehen zur Allgemeinheit , das Licht ist das Letzte , der Triumph , die Einheit zu der es reduzirt wird , | die ideelle Identität zu der es gebracht wird . Wärme materie , Wärmestoff sind Bestimmungen die uns nichts angehen . Feuer ist schlechthin bedingtes Element in Beziehung auf Anderes . Die Luft ist an sich Feuer , es hat sie zu seiner Voraussetzung , es ist das Differenzsetzen der Luft , sie ist das Allgemeine des Feuers und dieß ist durch partikularisirte Materie bestimmt[ .] Vom Feuer wird verzehrt 1 das Konkrete , 2 das Entgegengesetzte , Unterschiedene . Das Erste wird in den Gegensatz gebracht durch das Zehren des Feuers , es oxidirt , wird sauer , kaustisch , dieß ist konkretes Zehren , zur Schärfe gegen einander . Die zweite Seite ist daß das Unterschiedene reduzirt wird zur Einheit . Alles Konkrete ist zugleich Besonderes , diese Besonderheit ist in ihm vorhanden bis zum | Unbestimmten , Neutralen . Man sagt jeder chemische Prozeß erzeuge Wasser , Neutrales zugleich mit dem Entgegengesetzten .

5

10

15

20

25

30

5–6 Negativität als solche] Hu : für sich seiende Negativitaet . Negativitaet als solche nicht von einem Andern . 6 die Negation … Negativen] Hu : das Seyn wird genommen als Negatives . und die Ne- 30 gation dieses Negativen . Für sichsein ist identische Beziehung auf sich . Das Allgemeine ist das erste , das todte Resultat . Die wahrhafte Negation des Negativen , und diess ist das Feuer 14 Wärme .] Hu : Wärme – davon spaeter[ .] 16 es] Hu : das Individuelle 18–19 schlechthin bedingtes … Anderes .] Hu : ein physikalisches Moment – es ist wesentlich Moment . – es ist nun als eines der Elemente schlechthin bedingtes – hebt nehmlich die Luft auf . 23 gebracht] Hu : gebracht – das heißt 35 begeistert 24–25 zur Schärfe … einander .] Hu : was milde ist zum Gegensatz bringen . zur Schärfe gegen einander – (selbst verzährend) . 28 Neutrales zugleich … Entgegengesetzten .] Hu : das 16 das Licht] so Hu Gr : die Luft 36 begeistert] Hu : begeisterte

32 wahrhafte] Hu : mehrhafte

34 wesentlich] Hu : wessent .

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

599

3 . D a s Wa s s e r . Es ist das zweite Element des Gegensatzes , Feuer und Wasser machen ihn aus . In der Natur ist dieß als Unterschiedenes , was der Gedanke als eins faßt , in der Existenz ist es Unterschiedenes . Wie das Feuer ein lunarisches Moment ist und von der Starrheit zum existirenden Fürsichsein übergeht , so ist das Wasser , das kometarische Element . § 228 . »2 . das andere Element ist das Neutrale , der in sich zusammengegangene Gegensatz , der aber ohne die Einzelnheit , hiemit ohne Starrheit und Bestimmung in sich , ein durchgängiges Gleichgewicht , alle mechanisch in ihn gesetzte Bestimmtheit auflöst , Begränztheit der Gestalt nur von außen erhält und ohne die Unruhe des Prozesses an ihm selbst , schlechthin die Möglichkeit desselben und die | Auflösbarkeit ist ; das Wasser .« Wasser ist überhaupt Neutrales , aber nur abstrakte Neutralität , Salz ist partikularisirte , individualisirte Neutralität . Wasser ist abstrakte , phisische Neutralität , es hat keinen Geruch , keinen Geschmack . Es ist flüssig , wie die Luft , als diese Neutralität , der Unterschied zu dem es gesetzt ist existirt noch nicht , ist nur die Möglichkeit , es ist an sich gleich . Wasser ist irrdischer als Luft , es steht dem Individualisirten am nächsten , weil es neutral an sich konkret , aber noch nicht konkret gesetzt ist . Luft ist dieß nicht . | Die Bestimmung des Wassers ist konkret zu sein , es existirt aber noch nicht als solches . Wasser ist die Existenz des passiven Sein für Anderes , das Feuer ist das aktive Sein für Anderes , die Existenz des Wasser ist daher nicht selbstständig zu sein , sondern nur | ein Dasein im Sein für Anderes . Wasser ist das abstrakt allgemein Neutrale , es kann sich ferner nicht selbstständig absondern vom Anderen der Gestalt nach , setzt sich nicht selbstständig der räumlichen Begrenzung nach . Es ist neutral gegen die verschiedenen Zustände , tropfbar flüssig , elastisch flüssig starr , dampf förmig zu sein , dieß hängt nicht von ihm selber ab , sondern von anderen Umständen von denen es zu einer dieser Formen bestimmt wird . Das erste ist also diese Gleichgültigkeit gegen die Gestalt , das 2te ist daß es nicht kompressible , nicht elastisch ist , es leistet nur als Masse Widerstand , nicht als Vereinzeltes in sich . Dieß ist Folge seiner Passivität , eine Veränderung des Raums den eine Quantität Wasser einnimt , würde eine Veränderung seines Zustandes sein . Es hat nicht die Intensität in sich , wie die Luft . Die Luft ist thätiges , allgemein ,

35 abstrakte Neutrale – Eine Differenzirung also und ein Neutrales . (Gegensatz negirt macht Neutra-

litaet)

16 an sich gleich] Hu : mit sich gleiche 24 nach ,] Hu : nach[ .] – Daher ist es geruch und 29 elastisch] Hu : Elastisch – wie die Luft – (sehr gering nur kann es) als Masse Widerstand] Hu : Wiederstand als Maße im Zustande der tropfbaren Flüßigkeit

35 geschmaklos

17 am] Gr : an

§ 229

289Gr

147Hu 290Gr

600 291Gr

292Gr 148Hu

293Gr § 230

nachschrift griesheim · 1823/24

ideell Setzen der besonderen | Körperlichkeit , Intensität ist eine in der Form der Allgemeinheit wohnende Macht des Fürsichseins . Wasser ist bei dem Mangel derselben gleichgültig gegen das Außer einander . Die Luft kann komprimirt werden . Die Folge hiervon ist drittens die Leichtigkeit des Wassers separirt zu werden , näher der Trieb sich zu adhäriren , daß es naß macht , daß es mit jeden anderen Körper sogleich in festeren Zusammenhange steht , als mit sich selber . Wo es etwas berührt , bleibt es hängen , macht naß , der Zusammenhang in sich ist sehr schwach . Hiermit hängt zusammen , daß das Wasser sich sogleich ins Gleichgewicht setzt . Es ist kohäsionslos in sich , es ist schwer und hat nur diese vertikale Richtung , so daß es nach der Seite bestimmungslos in sich ist , in dem es als Körper existirt . Dieß Insgleichgewichtsetzen ist eine zusammengesetzte Folge aus der inneren Kohäsionslosigkeit und | seiner Schwere . Es sucht nach außen Halt , in sich hat es den nicht , der Mangel einer Termination anders als nach der Vertikale hat zur Folge , | daß es sich ins Gleichgewicht setzt . Alle fernere Neutralität ist bestimmte nur Wasser nicht , deshalb ist es von den Alten als die Mutter von Allem angesehen worden , es ist die Möglichkeit davon und hat nur die Determination nicht determinirt zu sein . Dieß sind die drei phisikalischen Elemente . Die Luft allgemeine Identität , blos Beziehung auf Anderes , als Element zerstört sie in dieser Beziehung das Andere . Das Feuer ist dieselbe Allgemeinheit als Erscheinung , deshalb ist es in der Form des Fürsichseins ; das Andere zum scheinen machen , das selbst zur Erscheinung kommt . Das Wasser die erscheinende Passivität , gehaltlose Neutralität . Dieß sind die Gedankenbestimmungen . | 4 . D ie E r d e , das Element des entwickelten Unterschiedes . § . 229 . »Das Element aber des entwickelten Unterschiedes und der individuellen Bestimmung desselben , ist die zunächst noch unbestimmte Erdigkeit überhaupt .« Von dieser haben wir hier noch nichts zu sagen , sondern die Bestimmung der Individualität als solche kommt erst durch den Prozeß und durch die weitere Entwickelung . Die anderen Elemente sind erschöpft , aber nicht die Erde , alles Folgende ist die Erfüllung , das Werden dieser Individualität .

5

10

15

20

25

30

4 werden .] Hu : werden . Hingegen das Waßer um seiner paßivitaet willen ist nicht compreßibel . 11 Seite] Hu : Seiten ist es nicht spröde – noch punktuell ganz 19 Identität] Hu : Idealitaet 20 35 Anderes ,] Hu : andere – und das Allgemeine dieser Beziehung 21 dieselbe Allgemeinheit … 35 Erscheinung] Hu : erscheinende Natur der Luft 23 gehaltlose] Hu : Kraftlosigkeit dieser 31 erschöpft] Hu : erschöpft in ihrer Abstraktion 22 Andere] Gr : Anderen

25 4 .] Gr : davor keine Absatzkennzeichnung

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

601

Der elementarische Prozeß . Die Elemente sind nicht selbstständig , sie sind nur Momente des Wesens , sie existiren nur als Beziehung auf Anderes und sind wesentlich im Prozeß . Es giebt keine selbstständige Luft oder dergleichen Feuer , Wasser , sie sind nur im Prozeß , in Beziehung auf ein|ander . Wie wir sie in ihrer abstrakten Bestimmung gesehen haben , so sind sie nicht in ihrer Wahrheit , ihre Wahrheit ist nur ihr Werden . Dieß ist das Werden der Erde , die Befruchtung derselben , das so das Treibende , Erregende von individueller Existenz ist . Dieser Prozeß ist den Planeten eigen . Die Sonne , die Trabanten , Kometen sind abstrakte Körper , nur der Planet ist lebendig . | § . 230 . »Die individuelle Identität , unter welcher die differenten Elemente und ihre Verschiedenheit gegen einander und gegen ihre Einheit , gebunden sind , ist eine Dialektik , die das phisikalische Leben der Erde , den meteorologischen Prozeß ausmacht ; die Elemente , als unselbstständige Momente , haben in ihm ebenso allein ihr Bestehen , als sie darin erzeugt werden .« Zu sein in Beziehung auf Anderes ist die | Stelle des Elements im Prozeß , die individuelle Identität ist ihr Tragendes . Dialektik heißt daß etwas die Bestimmung von einem Realen hat , dieß aber nicht wahrhaft ist , sondern sich aufhebt nach diesem Scheine etwas zu sein . Im Allgemeinen kann von Dialektik gesagt werden , daß es alle Regung , Bewegung Widerspruch in sich ist , seine Existenz in der es scheint aufhebt . Diese Dialektik ist an sich Prozeß und diesen darzustellen ist ihre Wahrheit . Die Elemente sind unselbstständig haben nur Sinn im Prozeß , ihr Sinn ist erzeugt und wieder reduzirt zu werden . Es ist hier das näher anzugeben was besonders der richtigen Betrachtung dieses Prozesses entgegensteht . Die phisikalischen Elemente sind allgemeine Bestimmtheiten , erst abstrakt , wesentlich noch nicht individualisirt , noch nicht das was man im gemeinen Leben , Körper nennt . | Sie sind gegen einander specifisch bestimmt , aber Subjektivität fehlt ihnen . Was von ihnen gilt , gilt nicht von der individualisirten subjektiven Materie , dem Körper . Die Hauptschwierigkeit bei dem Proceße ist nun , daß man die Elemente als Körper in diesem Sinne behandelt . Der Mangel dieses Unterschiedes , bringt viel

35 3–4 Es giebt

… Wasser,] Hu : Luft etc. existirt nicht für sich – obgleich sie in der Natur den Schein

35 der Selbstaendigkeit haben[ .]

7 Befruchtung] Hu : Befeuchtung 9–10 der Planet] Hu : die Erde 18 ist ,] Hu : ist ihrer Negativitaet willen . 29 Körper nennt .] Hu : K o e r p e r . Man sagt Waßer ist K o e r p e r etc aber eben das ist etwas individualisirtes . 36 ihrer] Hu : seiner

294Gr

149Hu ; § 231

295Gr

296Gr

602

297Gr

150Hu 298Gr

299Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Verwirrung in die Naturwissenschaften , man will hier alles auf gleiche Linien bringen . Wasserstoffgas , Stickstoffgas , Gold , Phosphor und Schwefel stehen auf einer Linie als Körper , aber jeder der sie mit einfachem Sinne ansieht , fi ndet ihre Verschiedenheit . Man kann sie freilich auf eine Weise chemisch oder mechanisch behandeln , aber man fi ndet sogleich daß eine Weise der Behandlung die Natur des einen Körpers erschöpft , während sie dieß bei einem anderen nicht kann . Niemand wird glauben , durch Chemie | die Natur des Menschen zu erkennen , während Wasserstoffgas wesentlich nur so zu erkennen ist . Man muß also die verschiedene Körperlichkeit nach ihrer besonderen Sphäre behandeln und verschiedene Sphären nicht auf gleiche Linie stellen . Ferner ist noch zu bemerken , daß das was wir Elemente genannt haben , ganz anders erscheint , wirkt , sich zeigt in seinem großen freien , elementarischen Zusammenhang , in der Sphäre , in die es gehört , als wenn es Bedingungen einer anderen Sphäre unterworfen wird . Wenn man also Wasser im Zusammenhange mit Luft und Erde betrachtet , so wirkt es anders , als wenn man es endlichen Bedingungen unter wirft , es in den Kreis anderer Bedingungen bringt , als es im freien Zusammenhang hat . Und wenn man nun die | Erscheinungen dieses Kreises in jenen großen Zusammenhang bringen und anwenden will , so ist dieß unpassend . | Man sagt , was das Wasser in unserer Küche , in der Retorte zeigt , muß es auch als freies Element sein . Von den Elementen will man gern auf allgemeine Weise Bestimmungen geben . Was sind sie ? Was thun sie ? Dieß sollen Erscheinungen sein , sinnliche Weisen der Existenz , nicht Gedankenbestimmungen . Dazu gehört aber immer zweierlei , immer noch ein anderer Gegenstand , die Äußerung ist dann nur Resultat dieser Beiden , dieses Gegenstandes den man in Verbindung mit dem Elemente bringt und dieses . Dieser Gegenstand ist aber ein partikularer , die Wirkung hängt daher nicht nur von dem einen ab , sondern auch wesentlich von der partikularen Natur des Anderen . Eine solche Erscheinung läßt sich daher nicht für eine allgemeine Erscheinung ausgeben . Was thut die Wärme ? Sie expandirt einmal , das andere Mal aber contrahirt sie : Allgemeine Erscheinungen | ohne Ausnahme lassen

5

10

15

20

25

30

6 nicht kann .] Hu am Rande : nicht erschöpft wird . Alle zeigen qualitaeten wenn sie chemisch behandelt werden , aber man zeigt dadurch nicht die wahre Natur auf . 7 Natur des Menschen] Hu : Menschliche Koerper 18–19 in jenen … unpassend .] Hu : angewandt werden auf die höhere . So wenn man den Geist wollte nur betrachten in einen Zollbeamten , Matrosen etc . Diess würde uns 35 belehren über einen schlechten Geist . 24 immer noch … Gegenstand] Hu : 1º das Waßer 2º ein 35 aüßerer Gegenstand 15 betrachtet ,] Gr : betrachtet . wirkt es] Gr : wirken sie es2 ] Gr : sie 16 es1] Gr : sie es2 ] Gr : sie 17 hat] Gr : haben 31–32 behandelt] Hu : behandlelt 35 belehren] Hu : belernen

zweiter theil

5

10

15

20

25

603

sich nicht fi nden . Man geht nur aus von solchen Erscheinungen die die Elemente zeigen , nicht wenn sie mit Elementen zusammen kommen , sondern mit individueller Materie . So werden in der Phisik häufig Erscheinungen zum Grunde gelegt die im bedingten Prozeß sich zeigen und werden für das Allgemeine ausgegeben und die Erscheinungen des großen , freien Prozesses in dem allgemeinen Zusammenhang der Elemente werden danach erklärt , nach Erscheinungen die einer ganz anderen Sphäre angehören . Es ist dieß ebenso unpassend als wenn man das Leben mechanisch oder chemisch erklären und aufzeigen wollte . Die Elemente sind noch nicht individuell , können noch nicht aushalten , sich erhalten im Verhältniß zum Anderen . Die abstrakte Identität hält der Verstand fest . | Sie sind noch nicht individuell und sind deshalb der Umänderung in einander fähig , die nicht oberflächlich , | sondern reale Verwandlung in einander ist , dieß ist der endlichen Phisik schlechthin entgegen , diese sucht durchaus abstraktes Erhalten , Verstandes Identität . Im phisikalischen Prozeß sind Wasser , Luft und Feuer im Konfl ickt . Wasser ist so zu sagen die Materie dieses Prozesses , das Materielle , Neutrale , Passive , das der Bestimmung Fähige , die Luft ist die thätige Idealität , das Reduziren , Aufheben des Bestimmten , das Feuer ist die Erscheinung des Fürsichseins , das Verwandeltwerden , näher die Idealität die zur Erscheinung kommt , das Verzehren . Das einfache Verhältniß ist , daß das Wasser in Luft verwandelt wird , das Wasser verschwindet und statt seiner ist nun Luft oder umgekehrt die Luft schlägt um aus dem Fürsichsein in das Gegentheil in die Neutralität wird zu Wasser , wird dieß wieder gespannt zum Fürsichsein so entsteht wieder Luft[ .] Die Beobachtung dieser Verwandlung hat gar keine Schwierigkeit , die Erscheinung zeigt sich | täglich . Wir sehen Wasser in Luft verdunsten , die Form des Dunstes ganz verschwinden und Regen wieder aus der Luft niederfallen . Man stellt dieß so vor , als löse sich das Wasser nur in der Luft auf , so daß es nur ganz fein zer theilt , quantitativ aus einander getrieben werde , sich jedoch erhalte und daß dann die Erscheinung der Wolken , des Regens , nur die Näherung ,

30

30 1 Man geht] Hu : Die Natur also des meteorologischen proceßes muß betrachtet werden in seiner

Sphaere . (am Rande : Gewöhnlich will man allgemeine Erscheinungen aufzeignen , nicht Gedankenbestimmungen) Dabey geht man 4 zeigen] Hu : forfi nden . Das haben wir schon in einer Andern Wendung bey der Bewegung der himlischen Koerper gesehen . – (zB . hat man Elektricitaet – in der 35 Maschine einen Blitz) 9 individuell ,] Hu : individualisirt[ .] – Es ist hier das reale Für sich sein das aushalten] Hu : für sich Aushalten 10 Die abstrakte … hält] Hu : Sie haben nicht 35 sie erhält[ .] die abstrakte Identitaet – diess aber hält 27 Man stellt] Hu : Indem man aber endliche Erscheinung darauf anwendet , so stellt man 34 das2 ] Hu : die

35 Aushalten] Hu : Aus halten

151Hu 300Gr

301Gr

604

152Hu 302Gr

303Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Versammlung der unmerklich kleinen Wasser theilchen sei . Dieß ist eine durchaus sinnliche Vorstellung , ebenso sind die Ausdrücke gebunden »Latent«werden leer . Diese Vorstellung von Auflösung hat Lichtenberg am tüchtigsten widerlegt indem er in einer besonderen Abhandlung einer gekrönten Preisschrift die Krone genommen hat . Wasser wird durch Wärme zu Dunst , Dampf gesteigert , so hat sich sein ganzer Zustand geändert , man glaubt aber es sei nur unendlich fein zer theilt . De Luc und Lichtenberg haben hiergegen gekämpft . | Es spricht gegen diese Vorstellung , die Erscheinung daß die Luft ganz trocken sein kann im | Moment wo Regen entsteht , so daß der Hygrometer gar keine Feuchtigkeit anzeigt . Der Regen kommt so zu sagen aus trockener Luft , Gerade im Sommer wo die Verdunstung am stärksten ist , die Luft daher am feuchtesten sein sollte ist sie am trockensten . Wo das Wasser bleibt ist bei dieser Vorstellung nicht nachzuweisen . Man könnte glauben die Wasserdämpfe stiegen wegen ihrer Elastizität höher , da es indessen in höheren Regionen kälter ist , so würden sie sehr bald comprimirt und wieder zu Wasser werden . Man sagt ferner das Wasser werde chemisch zerlegt in Sauer stoffgas und Wasser stoffgas , und als Gas habe es nun keine Fähigkeit mehr wahrgenommen zu werden . Hiergegen ist zu bemerken , daß man nicht sagen kann , daß es daraus besteht , mit Recht kann man nur sagen daß es verschiedene Formen sind in die das Wasser gesetzt wird , indem man es sich nicht aus Theilen zusammengesetzt denken kann . Ritter hat dieß durch einen Versuch unumstößlich bewiesen . Er nahm eine gebogene | Glasröhre die er mit Wasser füllte , dieß theilte er durch Quecksilber und indem er es durch einen Metalldraht wieder verband und galvanisirte , verwandelte sich der eine Theil des Wassers in Sauerstoffgas und der andere in Wasser stoffgas . Ist keine solche Sperrung vorhanden , so sagt man bei dieser Erscheinung das Sauer stoffgas marschirt herüber und das Wasserstoffgas hinüber , so daß jeder Schenkel der Röhre nur eins zeigt . Man sagt diese sogenannten Bestandtheile des Wassers gehen in die atmosphärische Luft . Dagegen ist zu bemerken daß die Luft fast überall ganz gleichviel Sauer stoff enthält . Humbold hat Luft von hohen Bergen und sogenannte verdorbene Luft aus einem Tanzsaale , beide chemisch zersetzt und gefunden daß beide

5

10

15

20

25

30

2 sinnliche Vorstellung ,] Hu : sinnliche . Auflößen ist ein sinnloser Begriff . 9 Es spricht … Vor- 35 stellung] Hu : da hat Lichtenberg – ein gewand 19–20 Hiergegen ist … besteht ,] Hu : So sagt man besteht das Waßer aus Theilen . Aber es sind Versuche die eben das Gegentheil beweisen . Es 35 läßt sich kein Theilchen Waßer fi nden , das bloß Waßer stoffgas waere . 25–26 verwandelte sich … Wasser stoffgas .] Hu : sich auf einer Seite nur Waßer stoff entwikelt hat auf der andern nur Sauer stoff . Dieses streitet schon gegen die Form des Zerlegens des Waßer . 31 Sauer stoff ] Hu : Sauerstoffs

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

605

dieselbe Quantität von Oxigen enthalten . Besonders müßte aber im Sommer sich mehr Sauer stoffgas in der Luft fi nden , was jedoch nicht der Fall ist . – Wasser stoffgas fi ndet sich nun nir|gend . In der Vorstellung von Auflösen , verwickelt man sich so immer in Widersprüche gegen die unmittelbare Beobachtung und die ganze Vorstellung gründet sich nur auf Erfahrungen und Beobachtungen die in einer anderen Sphäre gemacht sind , da sich doch der meteorologische Prozeß in einer freien Sphäre zuträgt . Der General Alix läßt die Sonne durch Wasserstoffgas ernährt werden , | es ist dieß zwar eine leere Vorstellung , indessen doch noch Verstand darin . Gebunden und Latentwerden ist auch so ein Ausdruck der häufig gebraucht wird . Latentwerden heißt blos , daß das Wasser nicht mehr bemerkt werde , aber doch noch existire , was sich aber nicht bemerklich macht ist nicht , existirt nicht in diesem Felde . Das Existiren ist das Dasein für Anderes , sich bemerklich machen gegen die eigenthüm lichen Reagentien Stoffe , gegen die dieß seine Natur ist . | Latentwerden ist eine der hohlsten Formen . Um nur nicht zu sagen , es ist nicht mehr , erhält man es auf diese Weise . Dieß Vorhanden sein behauptet man ohne Erfahrung blos durch Schlüsse . § . 231 . »Der Prozeß der Erde wird durch ihr allgemeines Selbst , die Thätigkeit des Lichts , ihr ursprüngliches Verhältniß zur Sonne , fortdauernd angefacht . Das eine Moment dieses Prozesses ist die Diremtion ihrer substantiellen Identität , die Spannung in die Momente des selbstständigen Gegensatzes , in die Starrheit und die selbstlose Neutralität , wodurch die Erde der Auflösung zugeht , einerseits zum Krystall , einem Monde , andererseits zu einem Wasserkörper , einem Kometen , zu werden und die Momente ihren Zusammenhang mit ihren selbstständigen Wurzeln zu realisiren suchen .« Das Licht ist das allgemeine Princip der Idealität , zunächst haben wir es im Gegen|satz gegen das Finstere gesehen , hier im Phisikalischen ist es näher nicht blos das ideelle Setzen des Einen für das Andere , sondern das der realen Idealität . Das Licht der Sonne ist nun im bestimmten Zusammenhang , ist nicht blos Licht als Licht . Hierher gehört die Stellung der Erde zur Sonne in ihrer Bahn , als Moment des Sonnensystems . Hiervon hängt die Bestimmung der Jahreszeiten ,

1 von Oxigen] Hu : dieser Stoffe Besonders müßte … Sommer] Hu : Bey der starken Dünstung des Sommers müßte 9 Alix] Hu : Arix hat noch das Vernünftigste gesagt 11 18 blos durch Schlüsse .] Hu : (Eben durch die 35 Ausdruck] Hu : Ausdruk – die Wärme wird latend Verstandes Gedanken der Identitaet macht man hier alles)

35 und Stik stoffs

33 Stik stoffs] Hu : Stik / stoff

34 Sommers] Hu : Somners

Vernünftigste] Hu : Vernüfhitgste

304Gr

153Hu

305Gr

§ 232

306Gr

606

307Gr 154Hu

308Gr

§ 233

309Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

der Klimaten ab , der Berge der Flüsse pp . Dieß gehört alles in das reale , thätige Verhältniß des Lichts zur Erde . Die nähere Weise wie diese Wirkung erscheint ist erstens als Veränderung des Zustandes , die andere Weise ist die qualitative im Prozeß . Die erste Seite ist vornehmlich der Unterschied von Wärme und Kälte pp , von Sommer und Winter nur nach dieser Seite genommen . Was indessen diese Veränderung des Zustandes anbetrifft , so ist sie nicht blos quantitativ , sondern zeigt | sich auch als eigentliche Bestimmtheit . | Davon daß die Achse der Erde auf ihrer Bahn immer denselben Winkel macht hängt die Verschiedenheit der Jahreszeiten ab , der Fortgang von einer zur anderen ist so zunächst nur ein quantitativer Unterschied , daß die Sonne täglich scheinbar höher steigt und wenn sie den höchsten Punkt erreicht hat , sich bis zum niedrigsten wieder senkt . Hinge nun die größte Wärme und größte Kälte blos von diesem quantitativen Unterschied und von der Bestrahlung ab , so müßte sie in die Monate Juni und December zur Zeit der Solstitien fallen . Die Veränderung des Zustandes wird jedoch qualitativ und so fällt die größte Kälte zwischen den 15ten Januar und 15ten Februar , und die größte Wärme in den Juli . Dieß ist nicht nur bei uns , sondern überall , selbst bis zu den Polen wie Kapitain Parry versichert der Fall . Im Anfang November tritt eine Kälte ein | die sich wieder mildert und so ist auch im Sommer eine gewisse Veränderung der Temperatur . So tritt also auch bei der Veränderung des Zustandes eine Innerlichkeit ein . Siedendes Wasser läßt sich auf einer gewissen Höhe nicht mehr heißer machen , eben so nicht kälter . Die Hauptveränderung des Prozeßes ist jedoch wesentlich qualitativ und hat eine doppelte Seite , zu vergleichen mit dem Antreiben des kometarischen und lunarischen Moment , mit den Elementen , wie wir sie als selbstständig gesehen haben . § . 232 . »Das andere Moment ist daß das Fürsichsein , welchem die Momente der Entgegensetzung zugehen , sich als die auf die Spitze getriebene Negativität aufhebt ; – die sich entzündende Verzehrung des versuchten unterschiedenen Bestehens der Momente , wodurch ihre substantielle Identität sich herstellt , | und die Erde sich als fruchtbare Individualität geworden ist .«

5

10

15

20

25

30

2 Verhältniß] Hu : Verhaeltniß , das particularisirte Verhaeltniß 6 Was] Hu : Es wird kälter ie nach dem die Erde eine bestimmte Stelle gegen die Sonne hat[ .] – Auch was 8 eigentliche] Hu : innerliche 17–19 Dieß ist … Fall .] Hu : Man koennte sagen dass die Kaelte spaeter zu uns von den 35 polar Gegenden kommt , aber diess ist auch sonst der Fall . 25–26 zu vergleichen … Moment ,] 35 Hu : Komet und Lunarischer Koerper – eine Bestimmung ist in Form des Lunarischen Koerpers Hinüber zu treiben – die andere in Form des kometarischen Koerper Hinüber zu wollen . 25 Antreiben des] Gr : Anstreben zum

33–34 innerliche] Hu : inner lich .

zweiter theil

5

10

15

20

25

607

Hier ist zunächst der lunarische Moment , das Neutrale in die erste Bestimmung des Gegensatzes die Starrheit zu setzen , zu nehmen . Daß die Erde als lunarisch wasserlos sei , Kristall . Es ist dieß die Trockniß der Erde , und damit ist verbunden das Verschwinden des Neutralen , so daß die Atmosphäre wolkenlos wird . | Diese Bestimmung ist nicht dieß , daß das Wasser verschwindet und als Dunst bleibt , sondern wahres Verschwinden des Wassers . Diese Bestimmung ist nicht privativ , sondern es ist die Spannung in sich selbst gegen sich , Starrheit die zum Fürsichsein zur Spannung in sich wird , die ein Drängen Treiben zu verzehren ist . Wärme und Kälte sind da nur Anhängsel die dem Zustande angehören nicht der Bestimmung des Prozesses . Mit der Spannung ist verknüpft die größere Dichtigkeit , specifische Schwere der Luft , der Barometerstand | der ein Zeichen des größeren Drucks der Luft ist , nicht ein Zeichen ihrer Vermehrung , es ist die höhere Intensität , die Spannung in sich , welche auf den Barometer wirkt . Die Luft , welche mit Dünsten angefüllt ist , hat eine geringere specifische Schwere , als wenn sie ganz trocken ist . Dieß ist das eine Moment der Diremtion das andere ist das Verzehren des abstrakten Fürsichseins , das Herabsinken zur Neutralität zur widerstandslosen Gleichgültigkeit . Das was wir als selbstständige Himmelskörper betrachtet haben , sind am Proceß nur Momente und so tritt nun hier die kometarische Form hervor , das Zerreißen dieser Spannung . Die vollständige Erscheinung ist das Gewitter mit Blitzen und diese Reduktion hat die doppelte Form , erstens die in sich selbst entzündete Luft , dieß Selbstverzehren , zweitens kann sie auch an der Erde aufgezeigt werden , sie zeigt die Materie in der sich verzehrenden Spannung , dieß sind die Vulkane . Sie sind nicht blos mechanisch | zu fassen , als Erdbrände , brennende Kohlenflötze . Atmosphärische Gewitter und Erdbeben Eruptionen der Vulkane , haben die engste Verwandschaft . Daß sie von eingeschlossenem Gase pp ent stehen ist zum Theil Erdichtung und steht im Widerspruch mit dem Vorhandenen . Das Erdbeben ist das Gewitter der Erde . | Thiere und Barometer

30

30 3 Kristall .] Hu : Krystall – ein brennbares .

4–5 wolkenlos wird .] Hu : zu einem ganz ungetrübten – wie die des Mondes[ .] 8–9 verzehren ist .] Hu : Verzähren – eine Schaerfe[ .] – Auf diesen punkte zerreißt es sich selbst – aufhebt . 11 Dichtigkeit ,] Hu : Dichtigkeit der Luft – davon wird aber weiter die Rede seyn . 15 ist .] Hu : ist . Wenn die Ausdünstung am staerksten ist steht der 35 Barometer am Höchsten . 22–23 die in … Selbstverzehren] Hu : d a s E n t z ü n d e n der Luft faellt 25 mechanisch] Hu : 35 zusammen , es ist der höchste Punkt der Spannung die sich selbst Verzehrt Mechanisches – mit Chemischen Beziehungen 27 Verwandschaft .] Hu : Verwandschaft . Erbeben ist Athmospherischer Blitz[ .] – Es ist das Spannen der Erde auf das Höchste getrieben . 2 die1] Gr : die die

34 Höchsten .] Hu : Höchsten . .

155Hu

310Gr

Anmerkung zum § . 232 .

311Gr

156Hu

608

312Gr

313Gr 157Hu

§ 234

nachschrift griesheim · 1823/24

zeigen es mehrere Tage lang vorher an , die Thiere fühlen es wie wir die Gewitterschwüle . Das Gewitter ist nach den Klimaten verschieden ; in Chili ist täglich Nachmittags um 3 Uhr die Erscheinung des Gewitters . Berge , Ströme pp wirken darauf ein . Ueberhaupt aber sind in den tropischen Ländern die Erscheinungen der Witterung konstanter wie bei uns , z . B . die Winde , die tropischen Regen pp der Barometerstand ist viel gleichförmiger , in Indien verändert er sich nie . Bei uns wird der Proceß des Gewitters oft unterbrochen oder nur begonnen , Wolken , Regen pp | sind Momente der Gewitterbildung . Im hohen Norden und Süden sind nie Gewitter , wie Parry und andere angeben , dafür fortwährend Nordlichter , auch diese sind ein unvollständiges Moment des Prozesses , trockenes Leuchten . Wärme und Kälte damit verknüpft , wirken sekundär und bilden Hagel pp dieß sind jedoch nur einzelne Erscheinungen . Goethe hat zuerst über die Gestalt der Wolken gedacht und sie in drei Seiten unterschieden . 1 . Fein gekräuselte Wolken wollen sich entweder eben auflösen oder bilden sich eben . 2 . Die runde Form in sich geschlossen , 3 die breite Regenwolke . Atmosphärilien ist so auch dieß Ueberschlagen des Wassers zum lunarischen Körper , in welchen der Prozeß bis zum Beginn eines irrdischen Kernes fortgeht . Die Sternschnuppen pp sind ebensolche Uebergänge , die nur nicht so weit fortgegangen . | Die Quellenbildung wird gewöhnlich ganz mechanisch genommen , so daß die Berge Sammler , Reservoirs für das Wasser seien . Indessen ist sie nicht blos so mechanisch zu fassen , sie kann mit dem verglichen werden daß die Atmosphäre zur Wolke zum Regen übergeht , so daß das Kristall der Erde sich reduzirt zu dem Neutralen dem Wasser . § . 233 . »Der Begriff der Materie , die Schwere , legt in der elementarischen Natur seine Momente aus , zunächst in Gestalt selbstständiger Realitäten . Die Erde zunächst der abstrakte Grund der Individualität , setzt sich in ihrem Prozeße

5

10

15

20

25

30

1 Thiere] Hu : Stiere 12 trockenes Leuchten .] Hu : Nachlaßen der Spannung zu einem mehr 30 Trokenen . 15 Goethe hat … gedacht] Hu : Das ist das Allgemeine . / Howard hat das Gestalten der Wolken naeher bestimmt – Göthe hat diess einfacher Gefaßt 20 irrdischen Kernes fortgeht .] Hu : zum Irdischen lunarischen Gebilden – welche auch Metall enthalten – zu Athmospherilien . Das sind auch unreifere , vereinzelte Formen des Ganzen proceßes[ .] – Davon hat man grässliche Sachen 35 gesprochen zB . dass die Athmospherilien sich aus Chaussé staub bilden – in welchen Eisen sich fi n- 35 det . – Die Entstehung der Athmospherilien muß gefaßt werden durch das Umschlagen der Luft in Waßer . | 22 Quellenbildung] Hu : Quellen bildung ist auch so etwas intereßantes 32 Gefaßt] Hu : Gefaft

zweiter theil

5

10

15

609

als negative Einheit der außer einandergehenden abstrakten Elemente und hiermit als reellen Grund und Wirklichkeit der Individualisirung , in welcher nun die Elemente als in conkretem Einheitspunkte zusammengeeint sich darstellen .« | Die Schwere ist noch keine Qualität , erst hier fängt das Qualitative an und somit das Phisikalische . Wir haben die Himmelskörper als Qualitäten genannt und so die Erde das individuelle Subjekt des Prozesses . Individualität ist jedoch hier noch leerer Name , jetzt erst wird sie wahre Individualität , diese ist fürsichseiendes Fürsichsein , das nur als Negation , Reflecktirtes , Rückkehr in sich besteht , nicht als unmittelbares . In ihm werden die Unterschiede der Elemente reduzirt zur Einheit , Spannung zur Fürsichseienden Neutralität . Die Erde ist erst reale Individualität , individuelle Thätigkeit die gethan hat , gewirkt , phisische Thätigkeit , Individualität in der die Unterschiede phisikalische Bestimmungen Elemente selbst sind , verwandelt werden sie weil sie noch nicht individuell sind , sondern nur phisikalische Bestimmtheiten . Damit ist nun die Erde als Individuum gesetzt und diese Bestimmung ist es die wir | nun zu betrachten haben .

20

25

30

35

6–7 Individualität ist … Name ,] Hu : dieses ist aber bis jetzt nur von uns gesetzt . 8 als Negation] Hu : durch die Negation der Negation 10 zur Einheit , … Neutralität .] Hu : zur Einheit[ .] – Es ist das Zusammen halten der Spanung und Neutralitaet – in welchen eine von diesen Seiten her11 reale] Hu : reale , physikalische 14 phisikalische Bestimmtheiten .] Hu : abstrakte 20 vortritt[ .] Qualitaeten sind – sie heben so ihre Einseitigkeit auf .

314Gr

315Gr

zweiter theil

611

Philosophie der Natur

vorgetragen

von Hegel im Winterhalbenjahre 18²³⁄₂₄

IIter Theil .

5

nachgeschrieben von v Griesheim . |

zweiter theil

613

II . D ie z we it e S ph ä r e ist die der besonderen Individualität .

5

10

15

20

25

Unser Gegenstand ist nun die phisikalische Individualität , das Insichsein nach subjektiver Weise . Bei der Schwere ist das Centrum nur der gesuchte Einheitspunkt , für die noch durch Raum und Zeit , Entfernung , Unterschiedenen , deswegen ist das Centrum noch abstrakt , nur gesucht . | Hier handelt es sich aber um den realen , phisikalischen Einheitspunkt . Die Individualität ist aber erst geworden , ist selbst nur erste Individualität , darum erst bedingte noch nicht realisirte Individualität , noch nicht Individualität als Totalität . Es ist erst eine Individualität welche herkommt aus der Reduktion des nicht Individuellen darum ist sie nur als different gegen anderes , noch nicht selbst erfüllt , sie hat ihre Bestimmungen noch nicht ausgefüllt . Die totale Individualität hat die Momente | die wir als Elemente gesehen haben , selbst gesetzt und dieß ist dann das dritte , die Gestalt , dieß zweite ist erst das Werden der Gestalt . Das Bestimmen derselben ist daher erst ein Setzen einzelner Bestim mungen , sind diese alle gesetzt , so ist erst die Individualität als Totalität . Dieß zweite ist so die abstrakte , bedingte Totalität , es ist die Seite des Differenten , die äußerlichste endlichste Seite , deshalb hat dieser Theil nicht das Interesse als diejenige Seite , wo man es mit der Totalität zu thun hat . Von der Totalität ist ihr Werden zu betrachten , wir haben zunächst die unvollkommene Individualität . Die Erde ist befruchtet , ist kräftig , was ist nun das , was durch sie bestimmt wird . Die Individualität hat noch nicht ihre Bestimmungen an ihr selbst gesetzt , es ist dieß ein Anderes . Wir haben Individualität , Insichsein überhaupt , das | Bestimmen hat nun die Bedeutung das Außer einander aufzuheben , es näher zu bestimmen , es zum Insichsein zu bringen . Das Außer einander ist zuerst zu betrachten . Die Individualität ist abstraktes Insichsein , es hat die Form noch nicht an sich selbst , dieß Außersichsein gehört

30

1–2 II . D i e … Individualität .] Hu : Die Ueber sicht fällt weg .

3–4 nach subjektiver Weise .] Hu : 5 Unterschiedenen ,] Hu : unterschiedenen – sie sind noch nicht physikalisch unterschieden . 6 noch abstrakt , … gesucht .] Hu : Subjektives obgleich nicht eigentliches . Subjektives nur Subjektives in sich sein . 13 Elemente] Hu : Bestimmungen der Himmelskoerper 17 Totalität 2 ] Hu : Individualitaet 19–21 Totalität zu … der] Hu : Totalitaet – hier ist erst das Realisiren des Begriffs[ .] / Hier müßen wir 24 gesetzt ,] Hu : gesetzt[ .] – Individualitaet ist 35 die paragrafen auf der Seite laßen . Denn vor der In sich sein , kraeftiges , sich beweiset habendes Insichsein .

30 das Beweisen eines Subjektiven Insichseyns , für sich seyenden Fürsichseins .

29 Uebersicht] Hu : Ueberchchicht

31 unterschiedenen] Hu : unterschiedener

1Gr

158Hu

2Gr

3Gr

614

159Hu

4Gr § 237

5Gr

160Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

zur Schwere , in ihr ist die Materie wesentlich außer einander , sucht den Einheitspunkt , dieß Suchen | thut dem Außereinander keinen Eintrag , die Materie ist repellirt , unterschiedslos , nur im Raum ist der Unterschied . Auf diskrete Weise ist es der Unterschied einer Menge von Theilen , dieß ist jedoch nur relativ , da es willkürlich ist , was man als Theil annimt . Die erste Weise des eigenthüm lichen anderen Zusammenhangs , als den der Schwere , ist die specifische Schwere . Zuerst hatten wir nur schwere Materie deren Maas der Raum war , jetzt kommt Innerlichkeit Idealität in diese Materie , sie geht in die Zeit über . Die freie Zeit , für | sich existirende , phisikalische Zeit ist der Klang . Die specifische Schwere und der Klang sind die beiden Extreme , das Mittel ist die Cohäsion . 1 . S p e c i f i s che S chwe r e . Die Schwere ist ein Außereinander , eine Richtung auf einen Mittelpunkt . Der Unterschied der Materie in sofern sie nur schwer ist , ist die größere oder kleinere Entfernung , sie ist gegen einander unterschieden durch die Masse und dieß äußert sich durch den Druck , das Gewicht indem der Druck äußerlich verglichen wird . Hier ist der Raum das Maas , wir haben noch keinen anderen Unterschied , oder wenn man zählen will die Menge der Theile , deren Maas wieder ist , daß sie einen so großen Raum erfüllen . Dieß ist bisher für die Materie genug gewesen . Jetzt aber in der Individualität , tritt ein verschiedenes Maas ein , und dieß specificirt die Materie , die verschiedene Dichtigkeit , verschiedene | specifische Schwere , ein verschiedenes Verhältniß von Gewicht zu Raum . Als abstrackte Materie hat gleicher Raum ein gleiches Gewicht , aber als specificirte Materie können sie verschiedenes haben . Ein Kubikzoll Gold ist 19 Mal schwerer , als ebensoviel Wasser oder 1 Gold hat 19 Mal weniger Volumen , als 1 Wasser . Bei der specifischen Schwere gilt die Schwere als solche nicht mehr , sondern es tritt eine andere Determination ein . Nach der Schwere als solcher ist die Materie einander gleich , und nur als Masse verschieden , jetzt wird bei der specifischen

5

10

15

20

25

3 Unterschied .] Hu : Unterschiedes . Er ist gleichfoermich von der Materie erfüllt[ .] 4–5 Theilen , 30 dieß … annimt .] Hu : Theilen . die Menge ist aber keine Einheit[ .] – Die Schwere und das Außereinander erscheint hier erst im Gegensatz[ .] – / Es ist jetzt das Insichsein in sofern es das Außersichsein 30 bestimmt – es ist also noch nicht Totalitaet – diess Andere ist zunächst das Außer sich sein der Materie – und diess Außersichsein gehört in das Feld der Schwere – es ist also bestimmen der Schwere[ .] – Die Schwere ist einen Mittelpunkt – zu setzen zu suchen . Hier ist vorhanden ein setzen einer andern Einheit Mittelpunkt als den der Schwere , es ist befreien von der Schwere[ .] Hieraus gehen wir aus der Schwere . 7–8 Raum war , … Idealität] Hu : Raum ist , und Negation dieses Außerein ander 35 Bestimmen dieses Außereinander[ .] – Das reine vollstaendige Bestimen dieses Außereinander : ist die Idealitaet 16–17 oder wenn … erfüllen .] Hu : z . B . ein oder 2 Kubikfuß der Materie – ist 1 oder 2 mal | größere Schwere . Gleiche Quantitaet von Theilen hat gleiches Gewicht[ .] 36 ist] Hu : in ((ist) über der Zeile)

38 Gleiche] Hu : Gleichhe

zweiter theil

5

10

15

20

615

Schwere der Unterschied qualitativ , Insichsein . Die specifische Schwere ist etwas anderes als nur die Richtung nach dem Mittelpunkt der Erde , durch sie thut sich eine andere Determination kund , als die nur Materie zu sein . Die specifische Dichtigkeit ist die einfache Grundbestimmung der Individualität , | des Insichseins , der abstrakte Erweis des Insichseins gegen den des Außersichseins , eine Centralität der Körper in sich selbst , verschieden von der des Raums , der Schwere überhaupt . Diese specifische Schwere kommt der Erde als Individuum überhaupt auch zu , | sie zeigt sich eben dadurch als Individuum . Die Individualität ist der Prozeß den wir gesehen haben , auseinander gelegt als besondere Existenz . Im meteorologischen Prozeß kommt die specifische Schwere als Barometerstand zum Vorschein . Goethe spricht im neusten Heft seiner Morphologie davon , und giebt mit Selbstgefälligkeit Ansichten über den Barometerstand . Die Hauptsache ist eine Tafel des Vergleichs des Barometerstandes vom Monat December 1820 zu Weimar , Jena , Wien , Töplitz , London und Boston . Das Resultat ist , daß der Barometerstand sich in gleichem Verhältniß , auf der nördlichen | Erdhälfte ändert , gleichförmig ist und daß er auch in verschiednen Höhen über der Meeresfläche einen gleichen Gang hat . Daß bis er so nicht abhängt von der Stellung der Sonne , daß er nicht kosmisch , nicht atmosphärisch , sondern rein tellurisch ist und daß die Erde nur ihre Anziehungskraft gegen die Atmosphäre ändert . In der specifischen Schwere zeigt sich die Individualität als solche bestimmend . Man stellt sich vor , Gold habe ebensoviel Theile als Wasser nur in einem

25

4 Die specifi sche] Hu : Dadurch sind die einzelnen Koerper Verschieden . Diese specifische 13–14 … Barometerstand .] Hu : Heft – viel mit der Meteorologie beschäftigt . Da ist ihm der Barometer Stand wichtig . Davon spricht er mit besonderer Satisfaktion – und diess ist wichtig . 21 Anziehungskraft gegen … ändert .] Hu : Athmosphaere mehr oder weniger a n z i e h t . (Die weitern Unterschiede von Anziehen und Schwere sind falsch) (am Rande : sind daßelbe) Die Hauptsache ist 30 dass das aendern der specifi schen Schwere von der Erde abhaengt , etwas tellurisches ist . »Hohen 30 Barometer Stand hebt die Waßerbildung auf – der niedere läßt sie zu . Zeigt sich die Erde mächtig , so vermindert sie die Atmosphaere deren Inhalt ihr ganz angehört .« Wir haben es so vorgestellt dass diess abhaengt von den sich bestimmen als Individualitaet der Erde[ .] – Es ist also hier noch eine andere Bestimung vorhanden als die bloße Schwere . 22–23 bestimmend .] Hu : bestimmend . Wenn man sage , die Luft hat große specifische Dichtigkeit so ist in wahrheit ein höheres In sich sein , 35 das der abstrakten Schwere um so mehr entgegen ist . So ist die specifi sche Schwere als das bestimte Insichseyn gegen die abstrakte Schwere zu faßen . 25 Heft seiner

9 dadurch] Gr : da durch 18 verschiednen] so Hu Gr : gleichen 22 die] Gr : in 24 Dadurch] Hu : Darduch 30 Barometer Stand] Hu : BarometerStand 34 höheres] Hu : höherer 35 das1] Hu : dass

6Gr

161Hu

7Gr

616

162Hu

8Gr

§ 242

9Gr

163Hu 10Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

engeren Raume , daß der größere Raum in so fern er angefüllt ist Poren enthalte , die man sich dann leer oder mit Luft gefüllt denkt . Dieß sind jedoch leere | Vorstellungen , Erdichtung für die sich kein Grund in den Erscheinungen und Beobachtungen fi ndet . 2 . Koh ä s ion . Die specifische Schwere ist die ganz einfache Bestimmtheit , specifische Schwere hat jeder Körper , es ist das Ver|hältniß des Gewichts zum Raum . Kohäsion ist ebenso eine Bestimmtheit gegen die Schwere , die sich von dem unterscheidet , was durch die Schwere gesetzt ist , sie realisirt sich auf Mannigfaltigkeit , Vielheit materieller Theile und setzt einen anderen Zusammenhang der Theile als den durch die Schwere . Die Kohäsion ist ein specifischer Zusammenhang , die Schwere ist gleichfalls ein Zusammenhang , das Centrum der Schwere ist dadurch gesetzt , aber es ist ein äußerer , es ist eine andere Einheit[ .] Kohäsion ist nun ein Wort , was in mehreren Naturphilosophien in sehr unbestimmten Sinne gebraucht wird . § . 241 »Die gemeine Kohäsion betrifft blos das einzelne Moment der quantitativen Stärke des Zusammenhangs der Theile eines Körpers . Die conkrete Kohäsion ist imanente Form und Bestimmtheit dieses Zusammenhangs , und begreift die | äußerlichen Kristallisationen und die Bruchgestalten oder Kerngestalten , die innerliche sich durch und durch gehend zeigende Kristallisation .« Hier haben wir die Kohäsion als eigenthüm liche Weise des Zusammenhangs , er ist ein anderer als der durch die Schwere , er betrifft das Insichsein der vielen materiellen Theile , setzt sie erst in Verbindung . Die specifische Schwere ist Vielheit ohne Zusammenhang , denn jeder Theil kann für sich genommen werden . Die Kohäsion hat verschiedene Formen . 1 . die unbestimmte Kohäsion , eigentlich Kohäsionslosigkeit , Adhäsion . 2 . Kohäsion . 3 . Elastizität . a . Erste Form ; sie ist die a l l g e m e i ne Koh ä s ion d . h . passive Kohäsion , d . h . Nichtzusammenhalten , Kohäsion | die nicht Kohäsion ist , Adhäsion . Sie ist nicht Kohäsion in sich | sondern eine Kohäsion als kohärirend mit Anderem , wie das unbestimmte Licht , das nur am Anderen scheint und mit diesem mehr Zusammenhang hat als mit sich selbst . So das Wasser , das Passive Neutrale , es

5

10

15

20

25

30

35

3 Erdichtung] Hu : Erdichtung des Verstandes . – welche die numerische Gleichheit der Theile erhalten will . 13 eine andere Einheit] Hu : die Einheit des Außer einander 15 gebraucht wird .] 35 Hu : gebraucht hat . – Die totale Cohaesion ist der Magnetismus davon aber bey der Gestalt . Hier ist aber nur das abstrakte Zusammenhalten – es ist ein Unterschied und die Einheit des Unterschiedes aber von einander unterschieden[ .] 23 Verbindung] Hu : eine besondere Einheit

zweiter theil

5

10

15

20

25

617

adhärirt sich , macht naß . Auch Körper adhäriren sich in so fern sie glatt sind und sich berühren . In so fern sie Unterschiedenheiten an ihrer Oberfläche haben sind sie rauh , wenn sie sie nicht haben , glatt , so haben sie also keine Unterschiede gegen das Andere das auch glatt ist , und adhäriren sich aneinander . z . B . Glasflächen , und um so mehr noch , als man durch dazwischen gegossenes Wasser alle Unterschiede der Oberfläche vertilgt . Die Adhäsion der Körper ist verschieden . b . Das zweite ist die e i g e nt l iche Koh ä s ion , ein sich selbst bestimmendes Insichsein , unbestimmtes Insichsein ist keins , ist Passivität . Diese Kohäsion ist gedoppelt , erstens blos | quantitativ was man Kohärenz nennt , ist die Stärke , Festigkeit des Zusammenhalts , die zweite Seite ist die qualitative Kohäsion , | im eigentlichen , näheren Sinne Kohäsion . Es ist Zusammenhalt der homogenen Masse . Die Materie als schwere Materie hängt nur eben als schwer zusammen , Kohäsion aber ist Zusammenhalt als imanente Form der Materie , durch Einheit in ihr selbst . Es ist ein anderes Zusammenhalten als durch die Schwere und ist gegen die Schwere . Die Materie erhält auf diese Weise in sich Richtung nach vielen Seiten die ihr eigenthüm lich ist und verschieden von der der Schwere . Diese Kohäsion obgleich Individualität ist immer noch bedingte und kommt nur zum Vorschein beim Einwirken anderer Körper , es ist noch nicht freie Gestalt , erst die Totalität ist diese Gestalt , und dieß hier sind nur Formen , Momente in der Totalität . Selbstständige Gestalt ist da , aber da die | Bestimmung der Kohäsion nur erst einzelnes Moment der Form ist , so ist sie nur abstrakte Kohäsion , die sich als Widerstand äußert . Wahre Kohäsion ist die Weise des Widerstandes die specificirt bestimmt ist . Die näheren Formen sind folgende . Der Körper zeigt sich indem er sich nicht als Ganzes erhalten will , sondern in der Form der Punktualität , dieß sind die spröden Körper , sie lassen sich nicht die Form der Linie und Fläche geben , erhalten sich aber in der des Punkts , lassen sich nicht hämmern . z . B . Glas . | Die zweite Form ist die der Linie , in der die

30

30 1 Körper] Hu : Koerper die in sich Dichtigkeit haben

4–5 Glasfl ächen ,] Hu : glatte Gläßer – und es gehört ein großes Gewicht sie zu trennen . 8 keins ,] Hu : kein Insichsein – abstrakter Gedanke ist nicht in sich seyender . 10 Zusammenhalts ,] Hu : Zusammenhanges der Theile eines Koerpers man machte gleiche Staebchen – und wollte ein Gewicht an sie haengen – und sah dann dass 35 Gold etc . so viel Funt tragen kann ehe es zerreißt . und es gehört dazu eine Anzahl von Funten um 25 Die näheren … folgende .] Hu : Was die 35 die Cohaerenz zu brechen – diese Anzahl wechselt . naehern Formen dieser Cohaesion betrifft so ist eine Materie , eine Raum determination , zu faßen nach den Determinationen im Raume 30 Dichtigkeit] Hu : Digtichkeit

37 nach den] Hu : nachden

11Gr 164Hu

12Gr

§ 238

165Hu

618

13Gr

§ 243

14Gr 166Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Körper fähig sind sich beim Einwirken von außen zu erhalten , dieß ist die Form der zähen Körper . Die dritte ist die in der die Körper sich auch in der Richtung der Fläche erhalten können , sie sind dann dehnbar , streckbar , z B . Metalle . Dieß sind die drei Formen der aktiven Kohäsion . Der Magnetismus gehört nicht hierher . | Schelling hat denselben mit Unrecht mit der Kohäsion zusammengefaßt . Magnetismus ist eine andere Weise der Kohäsion , als der auf dieser Stufe , er gehört zur Gestalt , ist total in sich . Der Magnetismus gehört zur vollständigen , freien Individualität , die Kohäsion aber nur zum Werden der Individualität , zur Bestimmung der nöthigen Form der Momente gegen die Schwere . c . D ie E l a s t i z it ä t , nämlich Kohäsion die sich in der Bewegung darstellt . Elastizität haben wir schon bei der Materie über haupt gehabt , hier nehmen Körper , indem sie sich drücken , den Raum des Anderen ein , vernichten ihre Räumlichkeit und stellen sie wieder her . Jetzt aber ist die Elastizität konkreter , ist den Körpern imanent , ist innere Elastizität , während jene äußere ist . Der kohärente Körper , der die specifische Einheit in sich hat , wird gedrückt von einem anderen , seine Materialität wird Örtlichkeit und wird ledirt , aber die Kohä|sion ist imanente Form sie erhält ihn und durch sie bestimmt die Materie ihren Ort . | Es ist dabei Aufheben , Negation des Außer sichseins , aber zugleich auch Negation dieser Negation . Dieß Aufheben ist nicht abstrakte , sondern qualitativ , specifizirte Elastizität , der Körper stellt sich nicht als Masse wieder her , sondern jedes Partikelchen gerirt sich als Mittelpunkt und erhält seinen Ort gegen das andere Partikelchen , indem es sich wieder herstellt , so ist die Elastizität imanent , nach innen thätig , wirksam . Die Materie hängt so in der Form zusammen , der Eindruck theilt sich dem ganzen Innerlichen durch und durch mit , sie wird so zu sagen flüssig . In dieser Formbestimmung ist jedes Partikelchen ein Mittelpunkt , ist in der Form bestimmt und erhält sich .

5

10

15

20

25

2 zähen Körper .] Hu : Z i e h ko e r p e r – die Koerper sind fähig eine Liniale Richtung zu erhal30 ten – zum Drath werden . 3 z B . Metalle .] Hu : aus Metall kann man platen schlagen . (Das Guß eisen ergiebt sich nur in Form der punktualitaet) 5 Der] Hu : Wir haben schon bemerkt dass der 30 7 sich .] Hu : sich , es ist zwar der Magnetismus das Suchen einer Linie – in welcher sich aber die Unterschiede entwikeln 9 Individualität ,] Hu : Individualitaet – es ist noch nicht die Totalitaet bis jetzt 11 Bewegung darstellt .] Hu : darstelt in der Bewegung – , oder das Ganze der Cohaesion . 12 gehabt ,] Hu : gehabt . Elasticitaet ist dort Wiederstand zu leisten[ .] 13–14 Anderen ein , … her .] Hu : Andern Materien – diess ist aber nur abstrakte Elasticitaet . 17 ledirt] Hu : negirt 20 35 nicht abstrakte] Hu : nicht nur die allgemeine Elasticitaet 24 innen thätig , wirksam .] Hu : Innern : Was also dardurch gesetzt ist , ist der Koerper wird g e d r ü c k t , 26–27 Partikelchen ein … sich .] Hu : Theilchen einen Ort und ist das Entfalten dieses Orts[ .] – So ist der Eindruk das Ver rüken eines 1 erhalten] Gr : erhälten

31 es] Hu : er

35 negirt] Hu : wird negirt

zweiter theil

5

10

15

20

25

619

In der abstrakten Elastizität stellt sich der Körper als Masse wieder her , ist dieß geschehen , so ist es erfüllt , bei dieser Elastizi|tät aber dauert die Bewegung fort , da sie in dem Körper ist , er oscillirt , schwingt fort wenn der äußere Anstoß auch aufgehoben ist . Dieß ist die innere qualitative Elastizität und die Kohäsion als Totalität , die Flüssigkeit der Körper in sich , Gleichheit in sich . Die Erscheinung hiervon , das Dasein der Elastizität sieht anders aus , als die Bestimmung die wir gehabt haben , | es ist der Klang , der Ton . 3 . D e r K l a n g . Klang können wir die materialisirte Zeit nennen , es ist die specifizirte Innerlichkeit , wodurch der Zusammenhang der Schwere , das Suchen des Mittelpunkts aufgehoben ist . Dieß determinirt , erscheinend als Bewegung ist die Zeit , die Negation dieses Außer einander , das Verhalten nach dem Mittelpunkt . Diese Zeit ist , kann man sagen , materiell . Es ist die Negation als Negation des Materiellen , ist reale Negation , welche der Form angehört , | ist Thätigkeit der Form , des Inneren ; sie kommt als Zeit zum Dasein , aber darin daß sie als Negation des Materiellen sich äußert . In dem Klange geht etwas anderes an als die Schwere , aber selbst in der Sphäre der Schwere thut sich ein Seelenhaftes hervor , die Freiheit der schweren Materie , von dieser Schwere . In dem Klange tritt dieß als Seele , specificirte Idealität hervor , Klang ist so das Selbst der Individualität , zu dieser gehört Schwere und Form , beides ist im Klange[ .] Blos Flüssiges ist nicht klingend , da es einen Eindruck zwar mittheilt , ihm aber alle Form fehlt und es Mangel innerer Determination hat . Der Klang setzt aber diese innere Determination voraus . Der Klang kann auf zwei Weisen hervorgebracht werden , durch Reibung und durch eigentliches Schwingen , Elastizität des Insichseins . Bei der Reibung ist |

jeden partikels – aber zugleich ein Erhalten dieses eigenthüm lichen Verhaelt nißes , eine Reaction des Innern des Koerpers die gesetzt ist durch die specifi sche Natur des Koerpers . 2–3 Elastizität aber … ist ,] Hu : Elasticitaet weil hier der Stoß die innere Form getroffen hat dauert die Bewe30 gung immer fort – ieder Theil ist negirt worden – aber es ist zugleich die Wiederherstelung dieses 9 der Zusammenhang … Schwere ,] Hu : die bloße Richtung der Schwere (das Determini30 Theils ren) erscheint als Bewegung durch die 15 äußert .] Hu : aüßert , diess aber zugleich das Erhalten des Materiellen , der bestimmten Cohaesion ist[ .] 19–20 gehört Schwere … Klange[ .]] Hu : gehört Form – und eben im Klange erhaelt sich die Form als Totalitaet[ .] – Die ganze Individualitaet nun ist nichts anderes als dass diese Seele der Klang mit der Materie in Eins gesetzt ist , aber als Totali35 taet es durch und durch beherscht und bestimmt . 22–23 Der Klang … voraus .] Hu : Der Klang ist aber Einheit der Form mit sich selbst , eine ideelle Flüßigkeit des Ideellen der Eindruk theilt sich nicht mit dem Ganzen[ .] – Der Eindruk kommt hier vor von der gänzlichen Formlosigkeit[ .] – Der Klang ist aber Flüßigkeit des Ideellen 35 beherscht] Hu : becherscht

37 mit] Hu : zu

Eindruk] Hu : Eindrukt

von] Hu : vom

15Gr

167Hu § 244

16Gr

620 17Gr 168Hu

18Gr

169Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

dieß auch vorhanden , daß eine Mannigfaltigkeit in eins gesetzt wird , die äußeren Partikelchen werden momentan in Berührung gebracht , es ist ein oberflächliches Aufheben des Orts und | augenblickliches Wiederherstellen . Diese Elastizität thut sich durch den Ton kund . Das andere Tönen ist die innere gegenseitige Negation und das Wiederherstellen von derselben , als manifestirt . Der Klang gehört in das Reich des Mechanischen . Es ist die Form des Mechanischen welche es mit der Materie als schwer zu thun hat und zeigt sich in derselben als frei . Zum reinen Klang gehört Gleichheit der Materie in sich , besonders haben dieß die Metalle und Glas . Der unreine Klang ist ein Geräusch , wir hören ungleichförmige Reibung darin . Mit dem Klange ist zugleich das reale Aufheben der Materie verbunden , durch die Wärme . Das specifische Insichsein , verschieden von der | Schwere erhält sich und thut sich kund im Klang . Es ist hier noch zu bemerken , daß dieß Insichsein das Ideelle ist , was sich hier kund giebt . Es ist ein äußerer Stoß der sich in der Materie fortsetzt , das Ideelle , die Kohäsion erhält sich und beweist seine Erhaltung gegen dieß Mechanische im Klang . Es ist hier ideelles Insichsein das sich als etwas Phisisches darstellt , und sich zur Erscheinung bringt auf phisische Weise . Dem was sich hier zeigt liegt nichts materielles zum Grunde . Behufs der Erklärung nimt der Verstand jedoch ein Objektives eine specifische Schallmaterie an , es ist dieß eine Erdichtung die der bloße Verstand braucht sich eine Existenz zu erklären , dieß Existiren ist aber hier ideell . Ein Aehnliches finden wir | bei der Bewegung , wo die bloße Geschwindigkeit beim Fall so wirkt , daß sie quantitativ wirksam erscheint , das Ideelle , Raum und Zeit vertreten hier die Stelle dessen was im gewöhnlichen Sinn Materie genannt wird . Uns kann eine solche Erscheinung die

2–3 es ist … Orts] Hu : so wird die Stelle eines jeden aufgehoben – so hebt sich auch ihre Materialitaet auf 4 andere Tönen ist] Hu : andere Elasticitaet ist die i n n e r e , das ist das Schwingen 8 frei .] Hu : Freie Zeigt , als Idealitaet des Außereinander . 10 Geräusch ,] Hu : G e r a ü s c h – es kommt von einer Spannung ab 13 Wärme .] Hu : Wa e r m e . / Die Natur des Klanges ist schwer – wir haben aber seine Genesis , Geburtsort aufgezeigt . Klang ist eine Klage über die Gewalt , zugleich aber der Triumpf über die Gewalt[ .] 15 kund im Klang .] Hu : kund . Das ideelle Fürsichsein der Cohaesion beweißt sein Erhalten gegen die Gewalt , gegen das Maßenhafte Verhaeltniß . 17–18 Erhaltung gegen … Mechanische] Hu : Gewalt 23 ideell .] Hu : Ideelles . Es ist etwas gewöhnlich dass sich der Natürliche Menschen Sinn darüber wundert – weil es ein Seelenhaftes ist . 25 erscheint ,] Hu : erscheint . Hier giebt die Kraft zB . einem Steine die Geschwindigkeit der Raum und Zeit . 7–8 in derselben] Gr : inderselben

31 Geburtsort] Hu : Gebutsorts

5

10

15

20

25

30

30

35 35

zweiter theil

5

10

15

20

25

621

auf die Thätigkeit des | Insichseins gegründet ist und als phisisch zur Existenz kommt nicht wundern . In dieser Rücksicht will ich hier einige specielle Bestimmungen hinzufügen . 1 . Die Klänge , Schälle , Töne , können Harmonie haben , oder sind disharmonisch . Die Harmonie gründet sich auf Zahlenbestimmungen . Es sind Schwingungen , Erzitterungen der Materie in sich , durch Vernichten und Erhalten hervorgebracht , sie sind bestimmt bei Saiteninstrumenten durch die Länge , Dicke und Spannung der Saiten , bei Blasinstrumenten durch die Luftsäule die ins Schwingen gebracht wird , diese wird verkürzt oder verlängert durch die Öff nungen an denen Schwingungsknoten entstehen . Die Luft ist nicht allein Tonleitend , sondern auch die meisten anderen Körper . Man hat Versuche an meilenlangen Röhren gemacht und hörte dann zwei Schläge , wenn am entgegengesetzten Ende einer gethan wurde . Der erste war durch die Mit thei lung des Materials der Röhre und der zweite erst durch die Luftsäule . Das Harmonische in den Tönen hat ideellen Grund und beruht auf die Leichtigkeit der Zahlenverhältnisse , durch die man die Schwingungen bestimmt , | welche die Körper machen . Wenn man die übrigen Umstände gleich setzt oder den Ton nach den Schwingungen bestimmt , so liegt das | Harmonische in den Zahlen die nähere Verhältnisse zu einander haben , wo also dieß Verhältniß leicht , leicht zu fassen ist . Wenn in einer gegebenen Zeit der Grundton eine Schwingung macht , so macht die Oktave deren 2 . , die Terze in derselben Zeit 1¼ Schwingung die Quinte 1½ Schwingung , die Quinte ist daher die Dominante . Die Quarte hat schon ein schwierigeres Verhältniß zum Grundton , während er eine Schwingung macht , macht sie 1⅓ , das Verhältniß von 1 zu 1¼ und 1½ ist einfacher , als das von 1 zu 1⅓ . Die Quarte ist deshalb ein frischerer Ton . Das Harmonische wird also durch die Leichtigkeit dieses Verhältnisses hervorgebracht . 2 . Es können Töne mittelbar hervorgebracht werden , durch das Anschlagen , Erwecken anderer .

30

… wundern .] Hu : zur physikalischen Existenz komt . denn in der Naturphilosophie – zeigen sich die Gedanken als Existirendes . 4–5 disharmonisch .] Hu : disharmonisch . / Zuerst wißen wir dass verschiedne Toene eine Harmonie haben . 5 Zahlenbestimmungen .] Hu : Zahlenverhaeltnißen (die Harmonie beruht auch auf einen Zusamenhang in uns)[ .] 6–7 sich , durch … 35 hervorgebracht ,] Hu : sich[ .] – Die Materie als klingelnd wird nicht vernichtet , erhaelt sich gegen die 16–17 Zahlenverhältnisse , durch … machen .] Hu : Zahlen35 Negativitaet . Diess ist das Zittern[ .] verhaeltnißes . dabey kann man zu Grunde legen die Laenge der Seite , oder Dike , oder Spannung etc . Bey den ganz hohen Toenen schließt man nur durch Analogie auf ihre Größe . 27 Leichtigkeit

30 1–2 phisisch zur

10 an denen] Gr : andenen

19Gr

20Gr 170Hu

622

21Gr

171Hu 22Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Eine Saite hat einen gewissen Ton , es ist begreiflich daß sie ihn von sich giebt , wenn man sie anschlägt . Man kann aber verschiedene Töne anschlagen und doch wird nur einer hörbar , oder man hört | bei zwei angeschlagenen Tönen einen dritten der nicht angeschlagen ist . Dieß beruht ebenfalls auf dieß Zahlenverhältniß . Bei einem Orgelregister werden durch das Anschlagen einer Taste 5 Pfeifen eröffnet und ihre Töne hervor gebracht , während man , obgleich jeder eigenthüm lich ist , doch nur im Resultat einen hört . Diese 5 Töne sind , c . die Oktave von diesem c , g die Quinte aber nicht in derselben Oktave , sondern in der nächsten , das dritte c und endlich die Terze des e in der noch höheren Oktave ; nun hört man nur den Grundton c . Die Töne müssen jedoch in einer gewissen Höhe genommen werden , da sonst die eigenthüm liche Helle des einen oder anderen ihn hervor tönen lassen könnte . Das untere c , der Grundton macht hier eine Schwingung , während derselben Zeit macht das zweite c , zwei Schwingungen , der 3te Ton g die Quinte macht 3 Schwingungen , | der 4te Ton macht deren 4 und endlich die Terze in der 4ten Oktave deren 5 . Alle diese Schwingungen fallen mit der einen des Grundtons | zusammen . Man hört nur eine , den Grundton c . Wenn c und g zusammen angeschlagen werden so hört man das eine Oktave tiefere c auch mit . Wenn nämlich der Grundton eine Schwingung macht c , so

5

10

15

20

dieses … hervorgebracht .] Hu : Einfachheit dieser Verhaeltniße[ .] Hier ist das Harmonische für 20 unser ohr – was auf Verhaeltnißen der Zahlen beruht . (am Rande : Laenge e- . c- . g.

¹₅ — ¹₄ — ¹₃ —

¹₂ C. — ³₅ A. — ²₃ G. — ³₄ F. — ⁴₅ E — ⁵₆ es (dis) — C.

r.

| | | | | | | | | | | | |

Schw i ng u nge n 25

5. 4. 3. 2. ²₃ 1— ¹₂ 1— ¹₃ 1— ¹₄ 1— ¹₅ 1—

25

30

30

r .) 35

2 Töne] Hu : Seiten 4–5 Zahlenverhältniß .] Hu : Zahlen verhaeltnißen . Ritter hat ein Register gemacht . 19 Wenn nämlich der] Hu : Wenn also der Grundton zwey Schwingungen macht so macht die Quinte 3 Schwingungen . So geschiet dass wenn der 35 32 r .2 ] siehe Anm .

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

623

macht die Quinte g . 1½ Schwingung , die zweite Schwingung von g fängt an wenn die erste des Grundtons c noch dauert , das Ende der 2ten Schwingung von c und das der 3ten von g fallen zusammen und nach der 3ten der Quinte , es entsteht so ein abwechselndes Zusammenfallen der Töne nach zwei Schwingungen von c . Das Schwingen des Tons wird daher doppelt langsamer oder halb soschnell wie das von c , doppelt langsameres Schwingen ist aber das Hervorbringen der nächsten unteren Oktave , welche sich zur nächsten höheren verhält wie 1 zu 2 . Auf dem Monochord kann man so Töne hervorbringen die man nicht unmittelbar darauf anschlagen kann . Der Klang ist das Sichkundgeben des Insichseins , es wird sinnlich , hörbar als Insichsein das im Materiellen herscht , welches selbst materialisirt ist . Indem der Materie Gewalt angethan | wird , beharrt es , erhält sich , wird hörbar als materielles Insichsein . | Der Ton ist die Erscheinung des Insichseins , aber das Tönen ist bedingt , der Körper muß angeschlagen werden , es ist noch kein Selbsterwecken der Töne . Wasser rauscht nur , es klingt nicht . Das Tönen ist bedingt denn wir stehen in der Sphäre der bedingten Individualität . Der Ton ist einfache aber abstrakte Seele der Körper . Das Insichsein was so zur Erscheinung sich bringt , ist noch nicht reale Totalität . Die eine Seite ist also das Erhalten , die zweite Seite ist , daß die Materialität durchdrungen von diesem Insichsein zerstörbar ist[ .] 4 . D ie W ä r m e . Indem sich die Materie erhält , wird sie zugleich flüssig , wird zerstört , dieß ist dann die Wärme . Hier ist beides Erhalten und Zerstörtwerden so mit einander verbunden . Metall erhitzt sich geschlagen , tönend , bis zum schmelzen . Diese Erhitzung ist hier aber nur ideales , abstraktes Insichsein , damit zugleich verbunden reales Aufheben der Kohäsion | des materialisirten Insichseins . Indem sich so eine Seite im Klang erhält , hebt sich eine andere Seite auf , die der mechanisch bestimmten Materie ; die freie ideelle Seite giebt sich Dasein im Klang , die Existenz derselben ist aber gebunden an die reale Seite , diese ist der Form des Insichseins noch nicht wahrhaft unterworfen , denn der Standpunkt ist

10 Der] Hu : Hier beruht die Bestimmung dessen was man hoert auf solchen ganz ideellen Bestimmungen der Zahlen Verhaeltniße . / Wir haben diess deswegen angeführt weil sie die Natur des Klanges erleutern . / Der 15 kein Selbsterwecken … Töne .] Hu : nicht der freie Ton –) das Geräusch 35 ist bloß das Erzittern in sich . 22–23 Hier ist … verbunden .] Hu : So ist Klang und Waerme im 27 Indem sich … erhält] Hu : In dem Tone erhaelt sich die specifi sche Bestimtheit 35 Verhaeltniß . des Koerpers – die specifische Bestimmtheit thut kund ihres sich erhalten gegen die Gewalt die dem Koerper angethan wird – aber dieses Insich sein indem es sich erhaelt 5 des] Gr : von des

31 hoert auf] Hu : hoert . Auf

23Gr 172Hu

24Gr

624

173Hu

25Gr

26Gr

174Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

der der bedingten Individualität . Die Materie ist zwar hier bestimmt , aber so zu sagen nur theilweise nur in einzelnen Figurationen , daher ist die Form noch nicht in der Materie , noch nicht wahrhaft real für sich . Diese bedingte Individualität ist es die zugleich zur Existenz kommen , manifestirt werden muß in diesem Ver|hältniß , in dem sich das Insichsein sich erhaltend zeigt , es muß sich also auch als sich nicht erhaltend , bestehend , darthun , dieß ist die Seite der Materialität dieser äußeren Realität . Mit dem Klingen ist daher zugleich das verbunden , daß der reale Zusammenhang der Gewalt weicht , sich | in sich auflöst , es ist jedoch kein zerreißen , zersprengen der blos massenhaften , quantitativen Körper . Der Körper angeschlagen erzittert in sich , es ist dieß eine innere Bewegung der Theile die nicht ausweichen können , diese Bewegung setzt sich fort und jeder Theil erhält sich und dieß ist die specifische Kohäsion . Der Klang ist so die Repulsion des Äußeren . Es bleibt jedoch nicht bei diesem Erhalten , die andere Seite ist die Attraktion , so daß indem der Körper nun erzittert , er der Gewalt wesentlich weicht , denn die Kohäsion ist noch bedingt , auf diese muß die Gewalt Einfluß haben . Die Idealität dieser Kraft ist die eine Seite , die andere Seite ist die Realität derselben , diese giebt der äußeren Gewalt nach , wird überwältigt und dieß erscheint als Wärme . Die Theile werden verändert , einestheils erzittern sie nur , anderentheils werden sie aber auch aufgehoben , die Körper werden in sich flüssig . Dieß ist die Geburtsstätte der Wärme nach dieser Seite . Die Wärme , Erhitzung | ist Aufheben des specifischen Bestehens der Theile gegen einander , dieß geht fort bis zum Schmelzen , endlich bis zur einfachen Idealität dem Ausschlagen des Lichts . In anderen Sphären entsteht andres . Das Licht ist die Idealität , das theoretische Setzen des Einen im Anderen , es wird an der Materie auch real und geht so zur Wärme fort .

5

10

15

20

25

3 sich .] Hu : sich . Das sich erhalten des specifischen Insich sein ist die eine Seite , die andere Seite ist , dass sie bedingt ist durch die Materiatur die ihr nicht unter worfen ist . Das ist die bedingte 30 Idealitaet . 8 auflöst ,] Hu : auflößt , und dass er wird insofern er mit der specifischen Cohaesion zusamenhängt , auf eine eigenthümliche Weise bestimmt . Es giebt eine auflößung des Koerpers , die eine 30 Zerreißung ist – die die Cohaesion als Quantitative betrifft . Ein anderes ist der Zusamenhang durch die specifi sche Cohaesion dieser Zusammenhang hat eine besondere Art der Auflößung und das ist die Wa e r m e . 19–20 Die Theile … aufgehoben ,] Hu : Der Klang ist die Idealitaet der Gewalt , das Freye Insichsein – Erhalten sich gegen die Gewalt – aber nicht nur ist die Idealitaet das Außen , denn die Theile geben nach , so ist die Idealitaet das Nachgeben der Theile , was gesetzt war durch 35 die specifische Cohaesion . Das Erzittern ist die | Negativitaet , die aufgehoben wird durch das Insichsein – anderseits aber erhaelt sich die Negativitaet . Dies ist die reale Idealitaet . 24 In anderen … andres .] Hu : Die Waerme entsteht in verschiedenen Orten anders – hier entsteht sie so . Wir haben 28 Materiatur] Hu : Materia tur

bedingte] Hu : bedignte

34 aber] Hu : bber

zweiter theil

5

10

15

20

25

625

Klang und Wärme sind so einerseits mit einander verbunden . In dem realen Auflösen des Bestehens der specifischen Bestimmtheit des Zusammenhangs der Theile , wird der Ton getödtet , die Flüssigkeit klingt nicht . Einerseits ist beides verbunden , andererseits aber auch einander entgegengesetzt . Dieser Gegensatz geht auch ins Organische über . Unter den Thieren haben nur die Vögel Gesang . die tropischen Vögel haben schöne bunte Farben , bis zum metallischen Glanz , die nordischen haben diese Farbenpracht nicht dagegen den Gesang der jenen fehlt . Die Hitze ist es die dieß Insichsein das zum Ton kommt nicht in sich erhält , dieß Insichsein wenn es gleichsam schmilzt heraustreibt | und zum Glanz der Farben bringt . | Wärmematerie läßt sich nun nach dieser Seite nicht denken . Die Phisiker haben lange gestritten ob es eine solche gäbe oder nicht[ .] Bei der Vorstellung von Wärmematerie liegt die gewöhnliche Verstandes Kathegorie zum Grunde , daß ein sinnlicher Eindruck , einem sinnlichen Äußerlichen entsprechen muß , dieß nennen sie Materie , ob wägbar oder nicht . Die Schwere ist jedoch eine Grundbedingung der Materie , dieß ist aber aufgegeben und angenommen daß die Wärmematerie ein Abgesondertes , Selbstständiges sei , ein Objektives , Bestehendes , dessen Veränderung nur darin besteht , daß es an einen Ort kommt oder von ihm weicht . So hat man auch Schallmaterie angenommen , denn der Schall wird objektiv empfunden . Der Graf Rumford hat besonders Versuche über die Wärmematerie angestellt . Die beim Kanonenbohren entstehenden Spähne sind heiß , so daß sie sich dem Glühen nähern , obgleich man in der Nähe in der Temperatur der Luft keine Verminderung oder Veränderung | der Wärme bemerken kann . Rumford ließ den ganzen Aparat mit Holz , einem sehr schlechten Wärmeleiter umgeben , umgeben so daß die in der Nähe supponirte Wärmematerie abgehalten worden wäre , dennoch glühten die Bohrspäne . Wärmematerie erscheint daher als ein Unding .

30

gesehen dass das Licht erwaermt die Koerper – erwaermt es ist nicht selbst warm 1 verbunden .] Hu : verbunden . Eine Gloke die angeschlagen wird erhizt sich – sie kann zerspringen auch schmelzen . 30 4 verbunden ,] Hu : verbunden , (die Repulsion der Gewalt als Klang , und das Nachgeben der Äußern Gewalt , das innen Nachgeben , die Waerme –) 10 Farben bringt .] Hu : Farbe macht[ .] – Hier ist Stimmung etwas höheres als Klang , die sich zeigt im Gegensatz der Hitze des Klimas . 19 weicht .] Hu : we g g e h t – auch sagt man hier von ve r m i n d e r n und Ve r g r ö ß e r n . 21 Die 35 beim] Hu : Ueber solche Erscheinungen entscheidet man aus Kleinlichkeiten . Rumfort hat einen 26–27 Wärmematerie erscheint … Unding .] Hu : Die Waerme 35 groben Versuch gemacht – beym ist nun diese Kategorie der physik , welcher man kein Substrat als ein Festes , Bestehendes nicht geben kann[ .] – Der Begriff verwirft diess . 32 Gegensatz] Hu : Gegensatzt

27Gr 175Hu

28Gr

626

176Hu

29Gr

177Hu 30Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Wärme ist sinnlich und daher quantitativ bestimmbar , was zum Wesen eines Zustandes wird , kann mitgetheilt werden , | wie der Klang , Metalle sind besonders der Mitthei lung der Wärme fähig , Holz , Glas und Stein sind schlechte Leiter , weil diese Körper eine punktuelle Kohäsion in sich haben , ihre Kohäsion auf die Absonderung der Theile geht . Luft , Wasser sind ebenso schlechte Leiter , aus dem entgegengesetzten Grunde , weil sie kohäsionslos in sich sind , sie klingen deshalb auch nicht , sie sind der Mitthei lung des Klanges fähig aber sie klingen nicht in sich . Wärme ist quantitativ bestimmbar , aber | diese quantitative Bestimmtheit macht es nicht aus , daß Wärmematerie voraus gesetzt werden muß . Wir haben so zunächst die Entstehung der specifischen Kohäsion genommen , eigentlich innerliche Entstehung der Wärme . Sie entsteht aber in diesem mechanischen Felde auf doppelte Weise , erstens durch Erzittern zweitens durch Reibung . Die Reibung hält sich auf der Oberfläche , erschüttert nur die Theile der Oberfläche , nicht die inneren Theile es ist kein Erschüttern durch und durch . Diese Reibung ist nun die gemeine Entstehung der Wärme . Stahl und Stein , das Reiben von Hölzern giebt noch der Wärme sogar Flamme . Da die Wärme noch bedingt ist , so kann sie auch auf diese äußere Weise durch Reibung hervorgebracht werden . Die Entstehung der Wärme beim Reiben ist nichts anderes , als daß dabei die außer einanderseienden materiellen Punkte , durch die schnelle Be|wegung in Berührung kommen , sie momentan zusammengebracht werden in einen Punkt , und indem dieß geschieht ist es die Negation der Materie , der reellen Punkte , diese reale Negation welche als Wärme und gesteigert als Flamme , als Licht erscheint , als Licht die freie abstrakte Idealität im Triumph über das Außer einander ist . Der Stein giebt nur Funken , das Holz Flamme , der Unterschied ist nur der daß beim Holze gleich ein Material vorhanden ist was die Flamme ernähren kann . Dieß ist die Natur der Wärme in diesem Felde .

5

10

15

20

25

30

8 sich .] Hu : sich selbst . – Waerme ist also zu haben in Weise eines zustandes – auch kann sie Grade haben . 16–19 Stahl und … werden .] Hu : zB . das Schlagen des Stahles an den Stein – in aelterer 30 Zeit das Reiben der Hölzer aufeinander . Die Cohaerenz des Insichseins ist hier das Vermitteln dieser Negation . An sich ist dieses Insichsein die Flüßigkeit . Gesetzt ist dann diese Flüßigkeit Negation in der Weise die wir gesehen haben sich in sich bewegt , erzittert in sich – das ist die Negation des realen . – Dieses ist das Hervortreten der realen Negation des Außereinander der Theile . Dieses Negieren , dieses Freywerden der Form Untersichbringen , ist noch nicht wahrhafte Totalitaet , noch 35 nicht die wahrhaft thaetige Einheit , sondern ist noch zugleich bedingt gesetzt[ .] Weil diese Einheit bedingt ist , so kann sie äußerlig mechanisch gesetzt werden durch Reiben , und diess ist die andere weise der Entstehung der Waerme § 244 . | 26 Der Stein] Hu : Bey Stahl und Stein 32 Insichsein] Hu : Insichsen es

zweiter theil

5

10

15

20

25

627

Specifische Wärmecapacität , dieß ist das Letzte in dieser Sphäre . Wie der Klang , wie die Kohäsion sich specificirt , so specificirt sich auch die Wärme . Es giebt Körper die für die Wärme ungleiche Qualität haben , sie erwärmen sich in gleicher Temperatur ungleichförmig . In gleicher Temperatur wird | Quecksilber 13 Mal stärker erwärmt als Wasser . Dieß ist die specifische Wärme der Körper . Hier ist die Mit theilbarkeit der Wärme zu erwähnen , welche in ihren Erscheinungen etwas ganz bekanntes ist . Der Körper welcher warm ist , ist in einem gewissen Zustande für sich , daß er nun auch anderen Körpern diesen mittheilt , und daß andere Körper die Wärme so erhalten , ohne daß sie sich in ihnen erzeugt dieß frappirt . Die Wärme drückt die Stimmung der realen Negation der Körper aus , in ihr ist der Körper gesetzt als nicht mehr sein eigen , als sich selbst nicht mehr angehörig , hieraus geht hervor daß er sich sogleich in | Gemeinschaft mit anderen setzt , oder als Erscheinung sich zeigt . Die Wärme ist diese Erscheinung , jedoch nicht abstrakt , sondern indem die Realität der Materie vorausgesetzt ist , hier hat die Wärme | die Bestimmung des Erscheinens . Sie ist Sein das zugleich Schein , oder Schein der zugleich noch Sein ist . Sein ist noch der kohärirende Körper , daß er als Schein gesetzt wird ist die Auflösung , Negation der Kohäsion , insofern ist er Nichtsein . Die Wärme ist daher kein Reales , sondern nur die Negation des Realen , aber noch nicht vollführte Negation dieß ist das Feuer . Wärme ist nur Negation die erst Erscheinen ist , sie ist zugleich Sein und Nichtsein . Das Erscheinen ist aber dieß nicht für sich zu sein , sondern abhängig , in Gemeinschaft mit Anderem . Die Wärme ist daher wesentlich mittheilbar , verbreitet sich , ist das Sichgemeinsamsetzen , das Fürsichsein zugleich als Negation gesetzt . Daß nun die anderen Körper fähig sind als erscheinende gesetzt zu werden , dieß können sie

2 Wie der … so] Hu : Der Klang ist specifi sch – so ist ein ieder Koerper besondererweise klingend – es ist das specifi sche Zusammenhalten der Cohaesion . Man hat da viel Beobachtungen gemacht . 30 Man hat beobachtet welches der Ton der verschiedenen Koerper ist . Ritter der verstorbene physi30 ker hat viele Versuche darin gemacht[ .] – / Im Klingen verhaelt sich der Koerper specifi sch – auch 6 Körper .] Hu : Koerper , Waerme Kapacitaet[ .] 12–13 in ihr ist] Hu : Und indem hier diess reale Negirtwerden zum Daseyn kommt was ein Moment dieses Negiren ist (noch nicht verzehren) so ist 16 Materie vorausgesetzt ist ,] Hu : voraußgesetzt ist die Realitaet der Materie (denn wir sind bey der realen Materie , innerhalb dieses Feldes der Realitaet –)[ .] 20 kein Reales] Hu : nicht 35 eine Materie – sie ist nicht etwas Reelles 21 nicht vollführte] Hu : sich vollführende nicht vollendete 23–24 Gemeinschaft mit Anderem .] Hu : Gemeinschaftlichseyn – nicht repulsiv zu seyn – sich für sich zu erhalten . 25 gesetzt .] Hu : gesetzt . Das ist Nothwendigkeit der Mitteilbarkeit der Waerme . 31 indem] Hu : in dem

35 Reelles] Hu : Reellen

Siehe § . 244 .

31Gr

178Hu

32Gr

628

33Gr

179Hu

34Gr

180Hu 35Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

ebenso nicht von sich abhalten , denn sie sind an sich , was in der Wärme zum | Dasein kommt . Dieß Negiren der Kohärenz , dieß Auflösen der Materiatur ist ihre Natur , sie sind dieß an sich , dieß ist die Passivität , was nur an sich ist , ist passiv . Dieß ist wie in der Natur , so auch im Geistigen , wer nur an sich frei , an sich vernünftig ist , ist ein passiver Mensch . Diese | Passivität der Körper ist es die zum Dasein kommt , insofern sie nicht selbst thätig sind , nicht Wärme erzeugen sind sie passiv . In der Wärme zeigt sich zugleich die specifische Kohäsion . Die Frage ist , wie bestimmt sich das , was sich als das Specifische zeigt , welche Form des Insichsein ist es auf die diese Bestimmung beruht . Die Bestimmung des Insichsein welche sich in Beziehung auf Mitthei lung der Wärme zeigt , kann nur die des einfachen Insichsein sein . Das was also sich hier als specifisch zeigen kann , ist die specifische Schwere . Das Gesetz ist denn auch , daß die specifische Wärme im | Verhältniß steht mit der specifischen Schwere , und zwar im umgekehrten , so daß je specifisch schwerer die Körper sind , je leichter sie erwärmt werden , in gleicher Temperatur mit specifisch leichteren . Von diesen letzteren sagt man bei ihnen werde der Wärmestoff gebunden , latent , dieß sind nur hypothetische Ausdrücke . Die specifische Schwere ist hier das Bestimmende . Die Körper von hoher specifischer Schwere sind die , deren Insichsein sich einfach erhält , bei denen das Specifische noch nicht entwickelt ist , die in sich noch nicht individualisirt sind . Das Entwickelte , Individuelle , Organische verhält sich ganz anders gegen die Wärme . Die specifische Schwere ist noch nicht Kohäsion , viel weniger Individualität , dieß Insichsein ist daher am | bereitwilligsten die Negation des Außer einander in seiner Erscheinung aufzunehmen und an sich existirend | zu haben . Das Kohärente , Individualisirte giebt sich die Bestimmung sich viel stärker gegen die Seite dieses bestimmten Außereinander zu verhalten . In dieser Sphäre z . B .

5

10

15

20

25

5 Mensch .] Hu : Mensch weil in ihm die Freiheit , Vernunft nicht thaetig ist . 6–8 Dasein kommt , … zeigt] Hu : Daseyn . Sie sind deßen Fähig – Deswegen erhalten sie die Waerme als ein durch 30 anderes Gesetztes . Wir koennen sagen Feuer ist das was selbst erzeugt die Waerme – das die Eine Seite , die andre Seite die Mit thei lung . / In dieser Waerme nun über haupt sie sey mitt getheilt oder 30 nicht , zeigt 10 Die Bestimmung … Insichsein] Hu : wir haben das Insichsein gesehn als Cohaesionen – (auch in naeheren Figurationen ,) wir sahen es auch als specifi sche Schwere Dieses Insichsein 12 Insichsein sein .] Hu : Insichsein – Bestimmtheit[ .] Die waerme ist das vermittelnde selbst ihres Auflößen . 13 Gesetz] Hu : Gesetz der Waerme Capacitaet 17–18 hypothetische Ausdrücke . … Die2 ] Hu : Standpunkt der Verstandes Identitaet . Die specifische Schwere und die Waerme Capaci- 35 taet stehen nun in umgekehrten Verhaeltniße . aber man koennte es besser glauben das Verhaelt niß müße umgekehrt sein . Eben die 22 Wärme .] Hu : Waerme – diess Organische ist nicht so der waerme unterworfen . 29 die1] Hu : der

34 Auflößen] Hu : Auflößem

36 Verhaeltniß] Hu : Verhaeltniße

zweiter theil

5

10

15

20

629

beim Metall ist die specifische Schwere und die Wärmecapacität von der höchsten Wichtigkeit , bei den Pflanzen sind beides schon unbedeutende , herabgesetzte Bestimmungen . Wir sind so zum Aufheben der bedingten äußeren Kohäsion gekommen , zum Auflösen dieses Außer einander bestehens in der Kohäsion , es ist ein Aufheben derselben selbst , was bleibt ist aber die specifische Schwere . Damit haben wir nun diese Sphäre geschlossen , wir haben die Materie gesehen , das letzte der Klang ist Freiheit , Ideelles der Form und reale Idealität , durch sie geht die Kohäsion zu Grunde in der Wärme . Diese Seele die sich im Klange kund thut und die | Flüssigkeit der Materie , sind die zwei Momente die die reale Bestimmung der Individualität ausmachen . Die Erde ist Individuum , der Prozeß befruchtet sie , macht sie zum Trieb der Individualität , dieser Trieb bringt hervor , dieß Hervorbringen ist so beschaffen , daß es die Materie der Individualität setzt als in Figurationen . Wie im Raum die Figurationen als Punkt , Linie und Fläche erscheinen , so macht dieß Insichsein Punktualen- , Linien- oder Flächenhaften-Zusammenhalt , es sind reale Figurationen in der Materie . Das Schwierige ist hier zu zeigen wie die Bestimmungen die durch den Begriff gesetzt sind , sich in der Existenz vorfinden , was ihnen in der Natur entspricht . Der Gedanke geht schnell mit wenig Worten fort , | die Schwierigkeit ist es in solchen Kapiteln , wo das Ganze noch als Trieb erscheint , wo die Bestimmungen nur abstrakte Seiten sind , als | endliche Eigenschaften und was deshalb weniger Interesse gewährt , das Entsprechende in der Natur aufzuzeigen .

III . Die dritte Sphäre , die der Gestalt ,

25

die der Individualität als Totalität , so daß alle ihre Momente realisirt sind und in ihrer Realisirung Einheit bleibt und als bestimmte Einheit sich zeigt . Zur Gestalt gehört Beides , Einheit der Form mit sich selbst , und der entwickelte Unterschied des Begriffs , sie erweist sich in ihrer Sphäre als unbedingte Einheit dieser Unterschiede . Die Materie wird hier durch den Begriff dahin bestimmt

30

4 Wir sind … gekommen ,] Hu : Damit sind wir an das Ende dieser Sphaere gekommen , wir sind 8 Idealität] Hu : Idealitaet des Außereinander 17 Das] Hu : Wir hatten den Begriff der Individualitaet das konnten wir leicht machen – das 18 in der … entspricht .] Hu : in den Existenzen aufzu zeigen . Die Natur ist nicht denkend , aber hat Verstand – sie besitzt Momente . 19 die Schwierigkeit] Hu : das schwierigste 20 wo das … erscheint] Hu : hier ist die Individualitaet noch nicht als real 35 27–28 sie erweist … Unterschiede .] Hu : (in dem Setzen der Unterschiede) sich in ihrer 35 gesetzt Sphaere als unbedingte Einheit der Unterschiede zeigt , frey ist . So ist Klang , die andre Seite ist

30 gekommen zur specifischen Schwere zum Anfange – zur Auflößung dieser Schwere .

36Gr

181Hu 37Gr

§ 236

630

182Hu 38Gr

183Hu 39Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

als imanente Form gegen die Schwere , die Materie ist unmittelbar so beschaffen daß sie die Form gewähren läßt . Wir hatten nun freie Form und flüssige , durchdringbare Materie für sie , dieß ist die Totalität der Körperlichkeit . Der Uebergang zur Gestalt liegt nun darin , daß diese für sich existirende | Form die sich auf sich beziehende Identität ist , das Andere ist die Materie welche auflösbar ist , diese existirt nur als das Allgemeine in sich nicht mehr Widerstrebende und daß so beides diese Identität ist , dieß macht die Einheit derselben aus . Das Materielle ist so das in sich Unterschiedslose , die Form an sich ist Materie , ist ebenso unterschiedslos , ist Bestehen , die Materie ist selbst die allgemeine Form . Die Identität dieser beiden Seiten ist der abstrakte Begriff der phisischen Körperlichkeit . Materie deren Begriff ihr imanent ist , nicht wie bei der Schwere der Mittelpunkt , nur ein Gesuchtes , sondern Materie die Bestimmtheit in sich hat , dieß ist totales Insichsein durch die Form gesetzt , ist die Gestalt . Die Form ist das Seelenhafte , sie ist als Totalität frei . Die Specifi kationen des Insichseins zeigen sich nur bei äußerem Anstoß , sich erhaltend gegen äußere Gewalt . | In der vollendeten Form ist es jedoch , daß | sie sich nicht erst auf einen Impuls von außen zeigen , sondern hier in der Form der Totalität zeigt der Körper seine Form an sich ohne Impuls , nicht als Reaktion . Die Körper sind in sich organisirt und auch nach außen geformt , ihre Oberfläche ist nach außen begrenzt , die

5

10

15

20

Materielles , diess in der Waerme ist sie das Flüßige[ .] – Wir haben mit dem Insichseyn angefangen , specifische Schwere – die Materie zeigte sich als die , die sich die Form einbilden koenne , das war die Unmittelbare Materie . sie war a n s i c h diess so zu seyn – sie ist aber nicht nur so a n s i c h sondern muß zur Existenz der Flüßigkeit kommen , das ist die waerme oder die erste Unmittelbarkeit muß sich als ein Gesetztes zeigen . So kommt man zum Anfang zurük eben aber ist diess die Natur der logischen Vortschreitung – dass man mit dem A n s i c h anfaengt – und dieses dann als g e s e t z t ansieht . / Die Form als Ganzes – aber noch abstrakt – das ist das Resultat . Die Materie enthaelt In sichsein der Form so war die Form in ihr . Durch den Begriff war diess gesetzt – gegen das Streben nach Außen[ .] 2 läßt .] Hu : läßt . Sie muß nun auch als solche gesetzt werden , die der Form keinen Wiederstand leistet . | 4 liegt] Hu : liegt im Begriff 8 Das Materielle] Hu : So ist (an sich) die Form als auf sich bezogen als Identitaet mit sich , Freiheit – (so ist sie) an sich die Materie – Materie 8–9 Unterschiedslose , die … Bestehen ,] Hu : unterschiedslose , Einheit mit sich[ .] – Das macht das Bestehen[ .] – Die Form ist an sich dieses Bestehen des gleichgültigen Außereinander . So ist auch die Materie als Identitaet mit sich selbst der Form faehig 10 Form .] Hu : Form[ .] – Der Form gegenüber ist die Materie das in sich Unbestimmte . Die Materie als das Allgemeine s o l l in sich ein Bestimmtes seyn . soll seyn was die Form ist . Dieses Sollen enthaelt sie in der Unbestimmtheit der Flüßigkeit zu der sie gekommen . (gegen die Flüßigkeit) 14 Seelenhafte , sie ist] Hu : Seelenhafte , Kern . und diese Form 1º das immanente 2º 15 zeigen] Hu : die wir gehabt haben zeigten 16–17 Impuls von außen] Hu : Impuls Repuls , auf äußeren Anstoß – (durch Auflößung der Kohaesion – durch die Waerme) 17 Totalität] Hu : Totalitaet – die Materie ist flüßig , vollkommen durch gaengig 18–19 organisirt] Hu : organisirt ist , in sich einen Werkmeister hat , 26 Ganzes] Hu : Ganzens

33 faehig] Hu : faegich ?

36 die] Hu : die)

20

25 25

30 30

35 35

40

zweiter theil

5

10

15

20

25

631

Körper zeigen ihre specifische Bestimmtheit an sich , im ruhigen Bestehen , ohne Einwirkung von außen . Dieß ist der Begriff der individuellen Körperlichkeit , dieß ist die Gestalt . Das Fernere ist dann , daß es nicht bei diesem Begriff bleibt , er entwickelt sich . Die Gestalt ist der Begriff , die in ruhiger Beziehung auf sich bestehende Totalität , sie ist aber wesentlich Entwickelung der Form , des Begriffs . Wir sind durch den Begriff auf die Gestalt gekommen , die Gestalt ist an sich hervorgetreten , dieß ist das Eine , das Andere ist aber , daß das was an sich ist , auch gesetzt werde , wir müssen sehen wie die Gestalt sich erzeugt , erzeugt wird , das Weitere ist dann | die Rückkehr zum Anfange und zugleich der Uebergang in eine weitere Sphäre . Wir haben nun zu betrachten : 1 . Die Gestalt als solche , phisikalische Individualität ihrem Begriffe gemäß . 2 . Daß der Unterschied der Gestalt sich zeige , sie sich im Unterschiede setze , in qualitativer Individualität gesetzt werde , diesem entsprechen die Elemente , die aber nicht mehr elementarisch , sondern individualisirt sind , specifische Individualität . 3 . Die Beziehung der specifisch differenten | Individualitäten auf einander , dieß ist dann der Prozeß , der chemische Prozeß wodurch die Gestalt erzeugt wird . Dieser enthält zugleich in seinem Begriff den Uebergang zum Organischen . Wir haben bis her den Prozeß gehabt als Bewegung , als elementarisch , jetzt haben wir den Prozeß der individualisirten Materie . | 1 . Individuelle Körperlichkeit dem Begriff nach . Die Gestalt überhaupt ist Materie die eine Form in sich hat , diese ist der geheime stille Werkmeister der den Körper bildet . Die Kristalle sind nicht äußerlich gemacht , nicht mechanisch , sondern sind durch die Form , die den Partikelchen

5 Entwickelung der … Begriffs .] Hu : Entwikelung – Das Reale Heraussetzen der Unterschiede[ .] – Die Unterschiede müßen nicht nur bleiben ideell wie im Begriff – müßen zur Existenz kommen . 9 Anfange] Hu : Anfang , und das zu Setzen was durch den Begriff ist[ .] 12 phisikalische Indivi30 dualität … gemäß] Hu : dem Begriffe nach die Gestalt eines ieden Gegenstandes 20–21 elementa22 nach .] 30 risch ,] Hu : elementarischen proceßes – die allgemeine Individualitaet trat hier hervor . Hu : nach . Wir laßen die §§ gehen . cf 235 . / (am Rande : Die Individualitaet der Materie in ihrem unmittelbaren Daseyn ist immanente Form .) Die Individualitaet des Mechanismus kehrt hier zurück – aber in der individuellen Koerperlichkeit . Die Krystalle sind nicht mechanisch zusammengesetzt . Die Form bestimmt sie – die Form bestimmt die particülchen . Dessenungeachtet gehört diess zur 35 Sphaere des Mechanismus , es ist naemlich das ruhige Außereinander , Nebeneinander . / Jetzt kommt 35 der § 239 und 240 . 24 den Körper bildet .] Hu : die Bestimungen hervorbringt . Betrachtung der Krystalle , Organisches etc . gehöret nicht hieher[ .] 30 trat hier] Hu : tratn hier hier

32 Mechanismus] Hu : Mechanis mus

37 gehöret] Hu : hehöret

40Gr § 235

184Hu

41Gr

632

42Gr 185Hu

43Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

eigenthüm lich ist , bestimmt , doch gehören sie der Sphäre des Mechanischen an , denn es ist die Form des ruhigen Bestehens . Wenn man sie betrachtet , so sieht man sie durch und durch geformt , dieß stumme Leben setzt den Menschen in Verwunderung , die nächste Vorstellung ist aber daß es Menschenwerk sei . Die Regelmäßigkeit deutet auf zweckmäßige Thätigkeit , diese sind wir gewohnt auf äußere Weise zu nehmen . Hier ist aber diese Regelmäßigkeit der Zweck , das Thätige selbst . Eine chemische Auflösung obgleich vollkommen durchsichtig kann den Keim in sich haben Kristall zu konstruiren . In jedem einzelnen Theil desselben , ist dieselbe Form wirksam | die sich auch im Ganzen zeigt . Es treten jedoch hierbei zwei | Seiten hervor , die Eine ist die bestimmte Begrenzung der Oberfläche die zweite die innere Determination , dieß ist nun nicht mehr die bloße Determination der Kohäsion sondern eine weitere aller Theile , so klein man sie nehmen mag . Bei den Kristallisationen sind alle Theile durch diese Form bedingt z . B . beim Kalkspath . Dieß was die innere Gestalt durchdringt , ist nun nicht mehr dasselbe wie bei der Kohäsion , sondern Totalität . Die Kohäsion zeigt sich erst im Untergange , im Widerstande als Determination nach einer Richtung . Die Determination der Gestalt ist total , nach allen Dimensionen des Raums bestimmt . Ein zerschlagener Kristall zeigt sich nach allen drei Dimensionen fest bestimmt . Ebenso ist zweitens die Gestalt nach außen bestimmt umgrenzt , dieß ist die Macht der Form . In Madagaskar und auf den St . Gotthardt fi nden sich 3 bis 4 Fuß lange und ¾ Fuß dicke Kristalle , deren Masse | die regelmäßigste Gestalt hat , sie sind sechsseitige mit sechsseitiger Zuspitzung , zerschlagen zeigt sich in jedem Theile dieselbe Form , die Form wacht über diese ganze mechanische Masse . Die Form ist also äußerlich aber auch wesentlich innerlich . Der Zusammenhang beider ist ein delikater interessanter Punkt welcher empirisch vielfach beobachtet ist , er muß jedoch auf Allgemeines gesetzt werden . Die innere Konstruktion ist jedoch nicht immer identisch , gleichförmig mit der Äußeren .

5

10

15

20

25

30

13–14 Bei den … Kalkspath .] Hu : Krystalle sind darin vollkommener und unvollkomner . ie nachdem der Kern mehr innerlich ist – oder der Krystall sich Aüßerlich ausgiebt . diese Erdigkeit ist 30 Gestalt des Gestaltloßen – es ist die Erdige Oberfl äche . Hin gegen im (Kalkspath) reinem Krystall haben wir in iedem Theilchen (die Form) – die determination . 15–16 Die Kohäsion … Widerstande] Hu : Cohaesion geht nach der Linie , Fläche – besiegt sich als Wiederstand 18 Ein zerschlagener … sich] Hu : Was man bey den Krystallen Blätter nennt so sind sie 19 Ebenso] Hu : Das Kleinste ist Totalitaet . Eben so 20 Form .] Hu : Form . Sie macht Form – ist einzelnes aber 35 auch Ganzes[ .] 22 Gestalt hat ,] Hu : gestalt – wie zB . der Kalkspath[ .] 25–27 Punkt welcher … werden .] Hu : punkt – behandelt in der Krystallographie[ .] – Das höhere waere das allgemeine Gesetz der Umwandlung zu fi nden . 28 Äußeren .] Hu : Äußerlichkeit . Es kann Krystalle geben die rombidalisch sind – aber die äußere Form ist abweichend von der innern Form – zugleich aber ist eine Einheit . 40

zweiter theil

5

10

15

20

25

633

Wenn wir die Gestalt in ihren einzelnen Momenten hier betrachten , so fi nden wir in dieser Sphäre drei Bestimmungen . a . die abstrakte Gestalt , gestaltlose Gestalt , wesentlich konkret . b . die werdende Gestalt , Thätigkeit des Gestaltens , das noch nicht vollführt ist , c . die vollständige Gestalt , das Kristall als solches . a . D ie a b s t r a k t e G e s t a l t , gestaltlose Gestalt , ist ein Gegensatz in sich , es ist das Spröde , Erdige , | das Punktuelle , die Kugel . Die Kugel ist die Gestalt der realen Gestaltlosigkeit der flüssigen Unbestimmtheit und der gleichgültigen Verschiebbarkeit der Theile , es ist die Totalität aller drei Dimensionen , so daß die Bestimmtheit der sich entwickelnden Gestalt noch nicht vorhanden ist . Das Flüssige kugelt sich , die Gestalt wird hier durch den Druck der Atmosphäre bestimmt , ist dieser aufgehoben so zerfährt der Tropfen , die Gleichheit des Drucks bringt seine Kugelgestalt hervor , sobald die determinationen gleich sind entsteht die Kugel[ .] b . D a s Zwe it e ist die Gestalt in ihrer Thätigkeit . Die Totalität der Form die real ist , ist die Gestalt , noch nicht real ist sie die erst thätige Individualität , es ist die ganze Form welche sich als Dasein setzt , sich realisirt . Diese Weise des Daseins ist die Bestimmung des materiellen Dasein , der Materie im Raum , es sind dadurch blos räumliche Verhältnisse | bestimmt , die Materie ist noch mechanisch ein ruhiges Außer einander , es ist noch keine specifi sche Bestimmtheit derselben , diese ist erst das Weitere , und gehört nicht der abstrakten Gestalt an . So sind denn hier alle Unterschiede nur in der Bewegung , Bestimmungen der Räumlichkeit , in Beziehung auf die Materie . | Dieß Bestimmte muß nun weiter als Trieb , Thätigkeit vorhanden sein . Trieb ist nun Zweck , eine Totalität in sich , die die Bestimmung in sich hat sich zu rea-

1 betrachten ,] Hu : betrachten – wie sie sich specificirt , individualisirt . | 6 a . D i e ] Hu : Das Gestalt loße ist das spröde punktuelle – Kugel . Die Gestalt als thaetig ist der Magnetismus . Das dritte ist erst der Krystall . / D i e 7 Erdige ,] Hu : Erdige (§ 237 am Ende) (theils die Kugel .) Das Spröde 30 das Erdige ist die Cohaesionslosigkeit . 9 Totalität aller] Hu : ganze Ausführung des punktuellen 10–11 Das Flüssige … sich ,] Hu : Der Waßertropfen ist Kugel . (am Rande : Die all30 nach allen gemeinen Totalitaeten haben die Gestalt des Gestaltlosen) Queksilber ist Kugel . 11–12 Atmosphäre bestimmt ,] Hu : Athmosphaere – eben weil die Kugel in sich keine Determination hat . 14 Kugel[ .]] Hu : Kugel . – Jede andre Gestalt hat eine Bestimung . 16 noch nicht … Individualität ,] Hu : insofern sie sich erst realisirt ist sie diess zweite die diferente Realitaet – damit thaetige Indivi35 dualitaet . Sie ist das Princip der reellen Individualitaet muß also zur Erscheinung kommen . 19 Materie] Hu : Gestalt 25 Zweck , eine] Hu : Zweck da ist , ein an und für sich bestimmtes Insichsein ; 27 Gestaltloße] Hu : Gestalt loße 33 Bestimung] Hu : Bestim ung 34 thaetige] Hu : taethige 36 Insichsein ;] in Hu am Rande mit Verweiszeichen , dem kein Einfügungszeichen im Text entspricht ; im Text : (Fürsichseyn) , das vermutlich ersetzt werden soll

186Hu

44Gr ; Siehe § . 237 , 239

45Gr

187Hu

634

46Gr

188Hu

47Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

lisiren . Als total ist es Beziehung auf sich und ist Sicherhalten in Beziehung auf Anderes . Es ist materielles Dasein das sich in dieser Bestimmung erhält und zugleich gegen Anderes ist : Das materielle Dasein ist noch nicht vollführt , sondern ist hier erst gesetzt als different , als Trieb , es ist so thätig in Beziehung auf anderes materielles Dasein . Die Schwere können wir nicht Thätigkeit , nicht Trieb nennen , denn der schweren Materie schreiben wir Attraktion zu , die sich attrahiren sind jedoch an sich identisch , nicht thätig gegen | einander . Thätigkeit setzt ein Individuum voraus und ein Anderes nicht an sich identisch dem ersten , die Thätigkeit besteht darin das Andere zu inficiren , schwer zu machen . Das materielle Dasein mit dem Triebe ist thätig , bestimmt ein anderes mit sich in Beziehung zu setzen . Diese Thätigkeit kann hier nur Bewegung sein Näherung oder Entfernung , | die Verhältnisse sind nur räumlich weil wir bei der abstrakten Gestalt sind , es ist der Trieb der Materie auf räumliche Verhältnisse . Das materielle Dasein ist nicht Punkt , das Punktuelle ist das Gestaltlose , und es ist hier konkrete Individualität . In dem Punkte ist noch nicht das Konkrete . Die Ausdehnung kann daher nur Linear , flächenhaft oder nach allen drei Dimensionen sein . Aber es ist nur noch Trieb seine Unterschiede sind deshalb nur abstrakte . Seine Richtung ist also nur Trieb , spaeterhin erlischt dieser und die Materie erscheint im Dasein . In der realen Totalität ist nun mit zwei Dimensionen , auch gleich die dritte | gesetzt , Fläche wird wesentlich Oberfläche . Da nun dieser Trieb nur noch Trieb ist , so ist sein Dasein abstrakt , seine Richtung linear . Diese Linearität ist die der geraden Linie , der natürlichen Linie , der Linie als solche . Bei jeder krummen Linie ist nicht nur eine Determination der Räumlichkeit , sondern mindestens zwei . Diese gradlinige materielle Wirksamkeit erscheint auf der Fläche des Körpers als Linie , im Inneren als Achse .

5

10

15

20

25

Ein unbedingtes das Eine 4 als Trieb ,] Hu : das princip der Individualitaet ist als Trieb gegen Anderes 5 Dasein .] Hu : Dasein . Bey der Thaetigkeit ist es wesentliche Bestimung dass Anderes gegen Anderes ist , und in gegenseitiger Beziehung . 9 machen .] Hu : zu machen , es ist das Andere nicht 30 an sich schwer – es wird dazu gemacht attrahirt zu werden , oder attrahiren , weil die Totalitaet der Form hier als freie gesetzt ist . 14 Gestaltlose] Hu : spröde 15 Individualität . In … Konkrete .] 30 Hu : Individualitaet – die sich setzt als Unterschieden . punkt ist räumliche Materie – aber er hat den Unterschied nicht Gesetzt . Es ist aber hier die Totale Individualitaet als Trieb – sie ist da als Raümlich , aber nur in so fern als concret sie da ist , als Unterschieden . 17 abstrakte .] Hu : abstrakt . Seine raümliche Realitaet , seine Richtung , Daseyn ist daher nicht Totalitaet der drey Dimensionen – es ist noch nicht Gestalt – im Krystal ist dieser Trieb befriedigt – er hat drey Dy men sionen[ .] 24 35 zwei .] Hu : zwey Determinationen – es ist damit unmittelbar Flächen verhaeltniß gesetzt . 24–25 Wirksamkeit] Hu : Materialitaet kann als Staebchen sein 25 Achse .] Hu : Axe[ .] – Auch in Kugeln , Kuben etc . ist diese Wirksamkeit nur liniar . | 35 Dymensionen] Hu : Dymensio nen

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

635

In der linearen Wirksamkeit ist nun schon ein Unterschied , der dem Punkte mangelt , dieser Unterschied ist noch formell , ist nur hier oder dort . Der Unterschied ist nur um sich als solcher zu setzen . Identität und Nichtidentisch , diese erscheinen hier als räumliche Bestimmungen der Materie , es ist Annäheren und Entfernen . Das erste ist das Identischsetzen , das zweite ist das Nichtidentisch- , unter schieden-Setzen . Dieß Annäheren und Entfernen oder Abstoßen sind die beiden Bestimmungen , sie sind nicht abwechselnd sondern zugleich im Raume , in einer linearen | Determination . Ihre Bestimmung ist an ihnen , sie sind die imanent eigenen Bestimmungen , Wirksamkeiten an der Linie selbst . Es ist keine Gewalt von außen , die Form ist hier Totalität in sich selbst . Was nun angenähert oder entfernt wird , ist ein Anderes . Nicht sie selbst , das wäre Schwere , das Andere soll identisch gesetzt werden oder nicht . Das Nähere ist nun daß dieß Andere nur insofern | identisch gesetzt wird , als es vorher entgegengesetzt war , es wird infizirt , wird zum Anderen , Entgegengesetzten und nur nachdem dieß geschehen wird es identisch gesetzt . So ist dann die Wirksamkeit , die wir an der linearen Materialität sehen , existirender Prozeß gegen das Andere . Wir haben ein Lineares , das Andere was in seinen Kreis kommt wird zum Entgegengesetzten gemacht , und so identisch gesetzt . Die gemeine Attraktion der Schwere ist daß beide an sich identisch sind . Das Andere ist nun identisch , die Infektion | Mitthei lung ist auch lineare Wirksamkeit , Determination . Indem es infi zirt ist so ist das Extrem des Ersten identisch mit dem Extrem des zweiten , beide repelliren sich , was nicht identisch war wird identisch und dieß wird repellirt , dieß ist die konkrete Wirksamkeit . Es ist dieß das Dasein des Magnetismus , er ist noch abstrakte Form , Prinzip der Gestaltung als Trieb , im Kristall ist dieser Trieb befriedigt , er ist keine Thätigkeit mehr , hier ist er noch als Trieb und ist Magnetismus . Die Erscheinungen des Magnetismus haben wir nun zu vergleichen mit dem was hier bisher aus dem Begriff geflossen ist . 2 dort .] Hu : dort – ein Extrem – und ein andres[ .] – Es ist noch ein oberfl ächlicher Unterschied .

3

30 Nichtidentisch ,] Hu : nicht identisch setzen . Der Unterschied ist nur dieses er selbst oder sein Gegen-

theil zu sein . Diese Bestimung diesen Unterschied müßen wir festhalten . 7 zugleich im Raume ,] Hu : im Raümlichen sind sie zugleich – aber Auch als außereinander im Raume 8 Determination .] Hu : Determination . So haben wir Am einen Extrem Annehern an andern Extrem Entfernen . 9–10 keine Gewalt … außen ,] Hu : Gewalt von Außen ist hier nicht da – diess haben wir früher 35 gehabt . 11 Schwere ,] Hu : Attraktion . Diess Andere ist ganz gleichgültig[ .] 18 identisch gesetzt .] Hu : attrahirt . Das ist erst die totale Bestimung der Wirksamkeit 22–23 repellirt , dieß … Wirksamkeit .] Hu : reppellirt – was nicht identisch ist wird attrahirt . Das ist der Begriff . – Das macht also den ganzen Trieb aus . 31 diesen] Hu : damit wir den

32 als außereinander] Hu : außereinander als

189Hu

48Gr

190Hu

49Gr

Siehe § 238 .

636

50Gr

191Hu

51Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Der Magnet stellt auf naive Weise die Natur des Begriffs vor . Die positive Räumlichkeit ist die grade Linie , sie hat keine Unterschiede an sich , diese werden erst durch Extreme die sich so an ihr entwickeln . Die Pole sind keine besonderen Dinge , sie haben nicht die sinnliche , mechanische Realität , sondern | eine ideelle , der Indifferenzpunkt in welchem sie ihre Substanz haben , ist die Einheit , in der sie nur als Bestimmungen des Begriffs sind , und die Polarität ist eine Entgegensetzung nur solcher Momente . Der Indifferenzpunkt ist das Unterschiedslose , die Mitte , das Unwirksame , ohne Thätigkeit : Die Unterschiede der Pole sind untrennbar . An jedem Stück des Magnets ist immer wieder der Unterschied derselben . | Der Magnetismus ist besonders in neuerer Zeit sehr hervorgehoben worden , er ist jedoch nur die gestaltende Form als Trieb . Im Magnet sehen wir zwei Extreme wirksam und eine unwirksame Mitte , diese Extreme sind auf entgegengesetzte Weise wirksam . Wir sagen der Magnet wendet sich nach Norden , dieß ist eine Bestimmung die vom Sonnenlauf hergenommen ist , etwas was nicht eigenthüm lich wesentlich dem Begriff der Materie anzugehören scheint . Eisenstäbchen werden durch den Magnet in Bewegung gesetzt so daß | sie sich an ihn anschließen . Die ganze magnetische Wirksamkeit ist dieß in Bewegung setzen und in Wirksamkeit mit sich erhalten , worin jedoch beide selbstständig bleiben . Der Magnet macht das Eisen schwer gegen sich , er ist ein freier äußerer Mittelpunkt für das Eisen , ein Einheitspunkt für dasselbe . Wenn nun das Eisenstäbchen von dem einen Pole weggebracht wird und dem anderen Pole genähert , so wird es hier abgestoßen . Wir sehen so Annäherung und Entfernung , das andere Extrem erscheint repellirend . Hierin ist noch keine Bestimmung enthalten , daß beide Enden an ihnen selbst entgegengesetzt sind , es scheint vielmehr im Gegentheil daß beide identisch sind das Ende des Stäbchens und das Extrem . Wenn wir es aber mit einem Dritten , der Erde , vergleichen , so bekommen wir den Magnet determinirt in einer Richtung , die durch die Erde

5

10

15

20

25

30

11–12 Der Magnetismus … Trieb .] Hu : Die Bestimung des Magnetismus ist an die Spitze der Naturphilosophie gestelt worden . Es ist ein großes phaenomen – wie der abstrakte Begriff im Magnetismus 30 auf eine naive weise vorgestellt ist – und zwar in dem Felde wo die Bestimmungen nur die einfachen der Bewegung sind[ .] (am Rande : Der Magnetismus wurde in der Naturphilosophie besonders hervorgehoben – er ist aber nicht diess wichtige . Er ist Die gestaltende Form als Trieb[ .] – Der Magnetismus soll etwas unbegreifliches sein – obgleich er nichts anderes ist als die Existenz des Unterschiedes[ .] – Es sind in ihn Unterschiede die schlechthin in der Identitaet existiren . So existirt der Begriff im 35 Magnetismus , darum stellte man ihn an die Spitze der Naturphilosophie .) 5 Indifferenzpunkt] Gr : Indeferenzpunkt 18 ihn] Gr : ihm 29–30 Naturphilosophie] Hu : Natur / phi . 30 Es ist] Hu : Esist 32–36 Der Magnetismus … Naturphilosophie . in Hu ohne Verweiszeichen am Rand , quer zum Schriftzug der Seite 190 , siehe Editorischer Bericht

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

637

angegeben ist . Diese Richtung ist wie wir sagen ungefähr nach Norden , die | Chinesen sagen mit demselben Recht der Magnet weise nach Süden . Von dieser Richtung heißt nun das eine Extrem der Nordpol , das andere der Südpol . Diese Richtung ist nun nichts anderes als daß die Richtung aller kleineren Magnete determinirt ist durch den Magnetismus der Erde . Zwei magnetische Stäbchen , | von welchen das eine Ende eines jeden nach Norden gerichtet ist zeigen eine gleiche Determination , wenn nun zwei Nordpole einander genähert werden so stoßen sie sich ab , verschiedene Pole dagegen ziehen sich einander an , machen sich schwer gegen einander . So sehen wir daß die Extreme die sich berühren von ungleicher Art sind , das identisch Bestimmte setzt sich different im Raume , das differente setzt sich identisch und diese Differenz ist differenz des Raums . Dieß ist die Natur des Magnets , der Begriff , das Konkrete was identisch ist , wird unterschieden gesetzt , was heterogen ist , setzt sich identisch blos | durch die Thätigkeit . Der Verstand bleibt bei der Identität und bei der Verschiedenheit stehen , nur das Leben bringt diese Umwandelung hervor . Man stellt sich den Magnetismus als eine unbekannte , innen wohnende Kraft vor , er ist aber in dem Begriff begründet und besteht auf räumliche Verschiedenheit . Es giebt daher keine magnetische Materie , der Magnetismus ist nur real als Wirksamkeit . Die Erscheinung desselben begreifen ist nur dieß Erkennen von dem was wir gesehen haben , er ist der Trieb des Gestaltens , diese Thätigkeit des Begriffs und das Setzen der Bestimmungen desselben . Einige Nebenpunkte sind hier noch anzuführen . An welchen Körpern kommt der Magnetismus zur Erscheinung ? Es ist dieß vornehmlich das Eisen , außerdem aber reiner Kobalt , reiner Nickel , dieß wird häufig geleugnet , da man in ihnen beiden noch Eisen vermuthet . | Der verstorbene Ritter hat jedoch die Erscheinung des Magnetismus an eisenfreien Kobalt beobachtet . Es ist gleichgültig warum er nur am Eisen erscheint , er ist Trieb des Gestaltens , daß nun gerade nur das Eisen diese Struktur , dieß Eigenthüm liche seiner Kristallisation hat , daß sich an ihm der Trieb zeigen kann , ist etwas was dem Begriff nichts angeht . Das Eisen ist | überdieß von ganz eigenthüm licher räthsel hafter Beschaffen heit , es ist von niedriger specifischer Schwere , verschiedenartiger Kohäsion , elastisch und doch spröde , erdbrüchig und auch weich , der Säure offener als edle Metalle von hoher 15 bringt diese … hervor .] Hu : ist dieses Setzen des Unterschiedes . So ist in der Differenz die Iden-

35 titaet , in der Identitaet die Differenz , Deswegen ist der Magnet die naive lebendige Vorstellung des 35 Begriffs . Es ist nichts mehr als nur diess dass hier die Natur des Begriffes als Trieb in Thaetig keit

kommt . 26 ist] Hu : ist dem Begriff 31 niedriger] Hu : Mittleres der sion – es kann Gußeißen seyn , Stahl seyn , 3 Nordpol] Gr : Nordpole

24 Nickel] Gr : Rickel

35 die] Hu : die die

Kohäsion ,] Hu : Cohae-

52Gr

192Hu

53Gr

54Gr

193Hu

638

55Gr

56Gr

194Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

specifischer Schwere und doch hat es keine Mühe sich im regulinischen Stande zu erhalten , wie die sogenannten Halbmetalle . Es ist eine eigenthüm liche Kohäsion die so in ihm zum Triebe des Gestaltens kommt . Der Magnetismus kann dem Eisen genommen werden , indem seine Kohäsion verwandelt | verändert wird z . B . beim Schmelzen . Geschmeidiges Eisen wird leichter magnetisch verliert diese Eigenschaft aber auch wieder leichter als sprödes Eisen , Stahl . Eisenkalk , Oxyd ist nicht magnetisch , die Kohäsion ist hier aufgehoben , zerstört . Nur das Metall ist des Magnetismus fähig , denn es ist allein von dieser gediegenen Kontinuität in sich , von dieser eigenthüm lichen Kohäsion . Daß auch von der Erde gesagt werden kann , sie habe freien Magnetismus , eine bestimmte Determination ihrer Wirksamkeit , dieß hängt davon ab , daß sie nur die Gestalt der Gestaltlosigkeit ist , sie muß beim Triebe stehen bleiben , ist abstraktes , allgemeines Individuum , das Gebären aller Individualität , daher wird der Magnet durch sie determinirt . Die zweite Frage ist , unter welchen Bedingungen erscheint der Magnetismus ? Die magnetischen Eisensteine zeigen sich erst in ihrer magnetischen Form , nachdem sie zu | Tage gefördert worden . Das Licht ist also hier dieß Erregende was die Spannung hervorbringt . Künstliche Magnete werden durch bestreichen hervorgebracht und hierbei zeigt sich ganz besonders die Beweglichkeit dieser Eigenschaft . Bruckmann und Van Switen haben merkwürdige Versuche darüber angestellt . Der Indifferenzpunkt fällt nicht ganz in die Mitte des magnetischen Stabs dem Gewichte nach . Bei einem Stabe | der in dem Schwerpunkte aufgehängt ist , wird wenn man ihn magnetisirt die eine Seite schwerer wie die andere . Diese Inklination wird je größer je weiter nach Norden , so daß Kapitain Parry in sehr hohen Breiten die Magnetnadel gar nicht mehr gebrauchen konnte , da sie sich in ihrer Stellung der Vertikale näherte . Van Switen hat die Kulminationspunkte hierbei festgestellt .

5

10

15

20

25

30

2–3 Es ist … kommt .] Hu : Es ist ihm eigenthüm lich dass die Cohaesion leicht zur Erweckung des 30 Triebes des Gestaltens gereitzt werden kann , das aber nicht zur Gestalt kommt . 7 leichter als … Stahl .] Hu : Hingegen sprödes Eisen das läßt sich viel schwerer magnetisiren , erhaelt aber den Magnetismus mehr . Waerme ist die Auflößung der Cohaesion . 9–10 Kontinuität in … Kohäsion .] Hu : Continuitaet zu haben – (deswegen ist es Auch der Waerme empfaenglich) . 22 angestellt .] Hu : gemacht)[ .] Es zeigt sich bey dem Bestreichen an ieden pol der Magnet ; aber es kommt die 35 streichende Stange an einen punkt wo die Indiferenz (so erlöscht der schon vorhandene Magnet) eintritt und der Magnet sich verliert . 26 Inklination] Gr : Inklinationen 32 läßt] Hu : lößt 37 eintritt] Hu : (eintritt verliert .] Hu : verliert .)

35 es] Hu : (es

36 einen] Hu : einen ein

zweiter theil

5

10

15

20

25

639

Die Haupterweckungsweisen des Magnetismus | sind , Schlagen , Stoßen eines Eisenstabs besonders in der Richtung des magnetischen Meridians , schon das Halten in dieser Richtung in freier Luft genügt , Kreuze auf Thürmen sind in der Regel so magnetisch daß sie eine Wirkung auf die Nadel zeigen , ohne auf Eisen selbst magnetisch zu wirken . Der Stoß bringt ein Erzittern in der Kohäsion hervor , dieß setzt eine Spannung und diese erscheint als Trieb sich zu gestalten , sich als Mittelpunkt zu setzen , der anderes schwer gegen sich macht . In neueren Zeiten hat man die Entdeckung gemacht von dem engen Zusammenhang des Magnetismus mit der Elektrizität , dem Galvanismus und Chemismus . Die Idee war schon lange gefaßt , daß dieß nur Weisen der Form sind , die real ist . Diesen Zusammenhang nach welchem der Grundbegriff einer ist hat man philosophisch schon lange gefaßt , empirisch ist dieß erst jetzt geschehen , und man hatte daher in der Phisik immer nur ein Kapitel vom | Magnetismus , an dessen Nichtdasein nicht viel verloren war , jetzt ist die Verbindung erkannt , aber man geht nun auf der anderen Seite zu weit , so daß man jene Thätigkeiten kaum noch trennen kann , man hat Elektrochemismus , Elektromagnetochemismus pp . Dieser Zusammenhang liegt im Bisherigen , der chemische Prozeß ist auch Prozeß der Gestalt , aber nicht blos der Gestalt als Gestalt , der Moment des Triebs des Gestaltens aus räumlichen Verhältnissen ist ein Moment des chemischen Prozesses und wird frei , besonders in der galvanischen Kette , eine Wirksamkeit im Ganzen die nicht zum Produkte kommt , wie beim eigentlichen chemischen Prozeß , es ist hier nur der abstrakte Trieb vorhanden , so wie er zum Magnetismus gehört und so zeigt sich dann auch hier Einwirkung auf den Magnet . | c . Der Magnet ist die zur Erscheinung kommende Thätigkeit , die befriedigte Form ist die | G e s t a l t d e s K r i s t a l l s als solche . Diese Gestalt ist der zur Realisation gekommene Magnetismus . In der vollendeten Gestalt dem Kristall ist die

3 Kreuze] Hu : Manche Gebirge aüßern auf die Magnetnadel Wirkung , ohne sie doch zu magnetisiren[ .] Auch Kreuze 4–5 magnetisch daß … wirken .] Hu : magnetisch . und es macht Noth Eisen 30 ohne alle magnetische Determination zu fi nden . Bey dem Magnetismus müßen zwey Formen un30 terschieden werden 1º dass die eine Seite abstößt die andre nicht und dazu gleich magnetisirt 2º dass der Magnet keine Wirksamkeit zeigt auf anderes Eisen , in so fern dass er den Magnetismus ihm nicht zu theilt . Alexander v . Humbold machte diese Betrachtung bey Serpentinen . 15 Thätigkeiten] Hu : Kategorien 17 Dieser Zusammenhang liegt] Hu : Ist die galvanische Kette geschloßen , so wird eine Magnetnadel dadurch determinirt . Was ist dieser Zusammenhang ? er liegt 18 nicht 35 blos … Gestalt , 2 ] Hu : nicht der Koerper deren raümlichkeit bestimmt ist , sondern der individualisirten Koerper . 21 Produkte kommt ,] Hu : produkte oder nur an den Enden . 23 Einwirkung] Hu : nothwendig die Einwirkung 24 c . Der … Thätigkeit ,] Hu : Der Magnetismus ist der Trieb der Individuellen Form die aufgehalten ist im Triebe – die Thaetigkeit als solche hat seine Existenz . 25M 241] Gr : 243

35 deren] Hu : die

57Gr

58Gr

195Hu 59Gr ; Siehe § 241 .

640

60Gr

61Gr 196Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Thätigkeit erloschen , der Gegensatz ist neutralisirt , es ist materielles Produkt , der Gegensatz den der Trieb begründet ist nicht mehr vorhanden . In dieser Rücksicht muß man sagen , daß alle Gestalt Magnetismus in sich hat , die totale Form ist im Raume begrenzt und diese Begrenzung hängt von diesem Triebe , dieser thätigen Form ab . Indem er aber befriedigt ist , erscheint er nicht so , als er erscheint als Magnetismus . Wenn daher die Naturphilosophie sagt alle Körper haben Magnetismus so ist dieß einerseits ganz recht , andererseits aber auch ganz schief . Alle Körper haben Magnetismus , das heißt sie haben die Bestimmung welche zur Raumerfüllung gehört , aber er ist nicht als Trieb vorhanden , also haben sie nicht die Erscheinung des Magnetismus . Es ist vergeblich den Magnetismus an den Körpern zu suchen , auf diese | Weise ist er nicht vorhanden . Man muß sich daher dergleichen bestimmter Ausdrücke enthalten . Der realisirte Magnetismus ist Kristall , als Trieb ist seine Determination nur linear , sein Dasein ist abstrakt und dieß die Linie . Vollführt ist er nicht mehr linear , sondern die Thätigkeit des Triebes geht nach allen drei Dimensionen . Es ist so die erste Vollendung der Form , gegen das was Schwere ist . Schwer ist er noch gegen die Erde , aber ebenso wie der Mensch als Geist nicht schwer ist aber doch der Mensch als Körper . Der Körper ist nun nach allen Dimensionen bestimmt , die Form ist der innere stille Geometer der die Körper durchdrungen hat und die Linien und Winkel bestimmt . Die räumlichen Bestimmungen der Gestalt sind hier blos noch verständige Bestimmungen , grade Linien , ebene Flächen und bestimmte Winkel , es ist noch keine organische Gestalt , diese ist nicht mehr Ge|stalt der einfachen Verständigkeit . Verständig sind diese Bestimmungen weil es hier noch die erste Form , noch nicht die subjektive Form ist . | In der ersten individuellen Form sind die Verhältnisse auf das Gradlinigte , Ebene gegründet , es ist noch der abstrakte Verstand der Gestalt . Das Krummlinigte tritt hier noch nicht auf . Die Manig faltigkeit der Gestalten näher anzugeben gehört der Mineralogie , Kristallographie an , ebenso muß auch diese den chemischen Zusammenhang angeben , welche chemischen Materiale einer gewissen Gestaltung eigenthüm lich sind und dergleichen .

5

10

15

20

25

30

3 sich hat ,] Hu : sich – (nicht Cohaerenz)[ .] 7 recht ,] Hu : wahr : sie haben diese individuelle Einheit , Seele , welche die Bestimung ist der Koerperlichkeit welche alle Dimensionen bestimmt – und das ist eben der Magnetismus 17 gegen die Erde ,] Hu : zur Erde nach – aber die Materie hat so auch als freie Materie doch auch ein Niederes der Koerper[ .] 18 als Körper .] Hu : als Koerper ist 35 der Mensch schwer . Der zusammenhang seiner Theile ist bestimmt durch den Trieb . 21 Die] 35 Hu : Die Gestalt ist unterschieden von dem was bloße Cohaesion hat . / Die 26 Gradlinigte] Hu : Identische , Gradlinige 27 Krummlinigte] Hu : Krummliniegte , Elipse etc . 18 der] Gr : als

35 den Trieb] Hu : das Triere

zweiter theil

5

10

15

20

25

641

Besonders sind die Salze kristallisch nach innen und außen . Die Metalle sind hier neutral , indifferent , die Kerngestalt ist hier problematisch . Es zeigt sich jedoch ein Anfang des Kristallisirens , beim moirirten Metall entstehen durch den Einfluß von Säure Erscheinungen von Anfängen von Figurationen , welche auf die Anfänge | einer inneren Organisation deuten . Die Metalle sind jedoch mehr substantiell gleichförmig . Das Kristall ist die erste Weise der körperlichen Totalität , die unmittelbar noch ruhende Totalität , das Zweite ist daß die Gestalt sich besondert , die Thätigkeit der Gestalt geht nur auf räumliche Verhältnisse ist mechanisch , das eigentlich Phisikalische beginnt erst in der weiteren Besonderung der individualisirten Materie , und dieß ist das Zweite was wir zu betrachten haben . [ 2 . Die sich in sich unterscheidende Totalität .] 2 . Die erste Totalität ist wie gesagt die ruhende Totalität , d a s A nd e r e i s t d a ß s ie s ich i n s ich u nt e r s che id e t , die Momente selbst in sich individuell setzt , sie realisirt , ihnen eine besondere Weise der Existenz giebt . Die phisikalischen Unterschiede sind das Licht , Feuer und das Wasser das Neutrale . Diese Elemente diese phisikalischen Allgemeinheiten sind es die zunächst | dem allgemeinen Individuum der | Erde angehören , sie hatten aber keine individuelle Existenz . Am individuellen Körper wie die Erde ist es nichts anderes was in seinen Momenten er darstellt , als diese phisikalischen Bestimmungen die wir Elemente nannten , sie sind jedoch nicht mehr auf elementarische Weise , sondern auf individuelle Weise , er individualisirt sie an sich . Licht als Eigenschaft eines Körpers ist die Farbe , was auch materiell dargestellt werden kann , als Pigment . Feuer das andere Moment des individuellen Körpers ist sein Geruch , das Verzehrtwerden , verbrannt werden , aber nicht nach chemischen Sinn , sondern im allgemeinen Sinn . Das dritte ist das Wasser die individualisirte Neutralität , es ist der Geschmack , dieß deutet schon hin auf Auflösbarkeit der Körper , auf chemischen Prozeß .

30

2 neutral , indifferent] Hu : abstrakt Different

5 Organisation deuten .] Hu : Organisation . Vor-

30 nemlich sind es die Salze das Neutrale (was seinen chemischen Be standtheilen nach unterschieden

werden kann , so dass seine Unterschiede als Existenzen vorgestellt werden koennen) in welchen die innere Krystalisation nach gewiesen werden kann . 16 Wasser das Neutrale .] Hu : Waßer . Das 23 Eigenschaft eines … Farbe ,] Hu : Farbe 35 Licht ist der Luft am Terrestrischen entsprechend . – als Eigenschaft . hier ist das Licht individualisirt[ .] – Das Spectrum haben wir gesehen als aüßer35 liches Gespenst 30 Salze] Hu : Salze die

62Gr

§ 246

197Hu 63Gr

642

64Gr

65Gr

198Hu

66Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

So wird das Elementarische erfüllt und unter die Qualitäten der Körper gesetzt ; diese phisikalischen Eigenschaften der Körper haben | wir nun näher zu betrachten . Schon der Name erinnert an die sinnliche Empfindung . Objektiv sagen wir der Geruch kommt dem Körper zu , aber es ist zugleich auch unsere Empfi ndung , ebenso der Geschmack , und schon durch die Namen werden wir so an das Verhältniß zu unseren Sinnen erinnert . Wir können in dieser Rücksicht sagen , es sind die Sinne der Körper , welche wir hier betrachten . Ueber dieß Verhältniß zur Empfi ndung ist zu bemerken , wodurch dieß Verhältniß zum subjektiven Sinn und daß es hier ein Hauptmoment ist . Wir haben fünf Sinne und was entspricht ihnen objektiver Weise , wir haben hier nur drei genannt , wo haben die beiden anderen ihre Stelle oder das Objekt was dem Subjektiven der Empfi ndung entspricht . Hier ist folgendes zu bemerken . Der Standpunkt ist der der Gestalt , der | in sich geschlossenen Individualität , der individuellen Totalität , als Totalität hat sie die Bedeutung für sich zu sein , fertig zu sein , und des wegen in keiner Differenz zu einem Anderen zu stehen , keine | Beziehung , kein praktisches , Verhältniß zum Anderen zu haben . In der Kohäsion ist noch keine Totalität , es ist erst Äußerung bei einer Gewalt von außen , weil hier die Körper noch nicht in der Gestalt als solcher gefaßt sind . Weil nun die Gestalt als solche das Geschlossene das sich auf sich Beziehende ist , so hat das Andere , was sich auf sie bezieht nur ein theoretisches Verhältniß zu ihr , ein solches haben nun die empfi ndenden Naturen und noch höher die denkenden Naturen . Das theoretische Verhältniß , ist ein Verhältniß zum Anderen , worin aber eine solche Beziehung daß das Empfindende frei gegen den Gegenstand bleibt ; wodurch dann andererseits auch dieser freigelassen ist , obgleich er Beziehung auf das Andere hat . Die Körper , die Gestalten lassen sich zwar auch frei aber | diese Freiheit besteht darin , daß sie gar keine Beziehung gegen einander haben , nur ich vergleiche sie im Raume . Die Empfi ndung hingegen steht in wirklicher Beziehung zu der Gestalt , so daß beide frei gegen einander bleiben . Zu der Gestalt findet daher , insofern überhaupt ein Verhältniß zu ihr statt fi ndet , nur ein theoretisches statt . Die Gestalt , die individuelle Totalität hat wesentlich ein Verhältniß zu empfi ndenden Naturen . Deswegen ist es hier bei der Gestalt das Verhältniß zu den

5

10

15

20

25

30

35

20 sind .] Hu : sind . Die Cohaeßion ist nur in Beziehung auf Andres . Der Gestalt ist aber z u f a e l l i g 35 ein Verhaeltniß mit andern zu haben . 16 Totalität 2 ] Gr : Totalität .

31 fi ndet ,] Gr : fi ndet .

zweiter theil

5

10

15

20

25

643

Sinnen was uns wesentlich auffällt . Bei dieser Bestimmung der Gestalt treten nun nur drei Sinne wirksam hervor , wo sind nun die beiden anderen ? Welche Stelle haben sie ? Sie sind schon vorbei , wir hatten sie schon . Die Gestalt in der mechanischen Sphäre gehört für das Gefühl , vornämlich die Bestimmung die wir als Wärme gehabt haben . Man kann sagen wir verhalten uns zur Wärme theoretischer als zur Gestalt , wir fühlen | diese nur indem sie Widerstand leistet , dieß ist schon praktisch , bei der Wärme hingegen ist kein Widerstand . In Ansehung der blos räumlichen Verhältnisse verhalten wir uns theoretisch . Der Klang ist für das Gehör , er ist die erste ideelle Totalität des Mechanischen , die deshalb verschwindend ist noch keine Gestalt hat . Diese beiden Extreme das ganz Ideelle und ganz Reale haben wir in den beiden Formen der Totalität gehabt als Klang und Gestalt . Die Besonderung der Gestalt in ihrer Totalität beschränkt sich daher auf die drei übrigen Sinne . | In sofern sich die individuelle Totalität besondert , bestimmt sie sich , dieß Besondere ist Verhalten zu seinem Anderen , ein reales , phisisches Verhältniß fängt hiermit zugleich an , das blos theoretische , gleichgültige Verhältniß fängt an aufzuhören . Das Verhalten zu seinem Anderen in seiner Sphäre beschränkt sich hier darauf daß das Andere ein Elementarisches ist , ein allgemeines phisikalisches Element . Es wird jedoch | auch zugleich ein differentes , prozessualisches Verhältniß damit begründet . Zuerst haben wir also das Verhalten der individuellen Totalität zum Anderen , welches ein Allgemeines ist , dann daß der phisische Körper nicht blos eine besondere Individualität ist , sondern Totalität , daß er so sich zugleich different erhält überhaupt different nicht specifisch sich so zum Anderen verhält , dieß Verhalten begründet das Verhältniß der Elektrizität . Wir haben also :

1–2 Bei dieser … hervor ,] Hu : Wir koennen in so fern die Gestalt individuelle Totalitaet ist , sagen , dass hier über haupt Sinnliches vorhanden ist , und indem diese Totalitaet unterschieden ist , so ist 30 sie vorhanden für die verschiednen Sinne . Bey der Bestimung der Gestalt sind es nur die drey Sinne 9 theoretisch .] Hu : theoretisch . Denn 30 – die wir bemerkt haben , die hier individuell Werden[ .] die Gestalt fühlen wir eigentlich nur . Sehen koennen wir nur die Farbe . Bloß durch Uebung beurthei len wir auch durch Gesicht den Raum . Ueberhaupt das Mechanische ist für das Gefühl . 15 In sofern … Totalität] Hu : Die Besonderung der Materie führt mit sich die Beziehung auf die Empfi ndung . Diess Verhaeltniß aber gehoert nicht in den Kreiß des physischen . Die koerperliche 35 Individualitaet in so fern sie sich 20 Element .] Hu : Element ist . Es ist noch nicht ein Verhaeltniß des individuellen Koerpers zum Individuellen Koerper . Es ist ein Verhaeltniß zum phisikalischen Verhaeltniß . 21–22 das Verhalten … Anderen] Hu : eine phisikalische Besonderung 25 zum Anderen] Hu am Rande : zu Andern eben so individualisirten Koerpern 26 also :] Gr : also .

34 den] Hu : dem

67Gr

199Hu

68Gr

644

69Gr

70Gr

200Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

1 . Besonderung der individuellen Materie , man könnte sagen , nach ihrer besonderen Besonderung , das Verhältniß der Gestalt zum Licht . 2 . Die differenten Verhältnisse , dieß ist Geruch und Geschmack . 3 . Die individuelle Materie als total genommen in ihrem Verhältniß zum Anderen , so daß die differenten Besonderheiten in der Totalität sind , dieß ist das elektrische Verhältniß . | Wir sehen diese Besonderheiten als Eigenschaften , wie z . B . die Farben Eigenschaften sind indem sich der Körper zum Licht verhält . Die Farbe ist aber auch als Pigment , sie ist dann Materie für sich und nicht mehr Eigenschaft , gehört nicht mehr als solche dem individuellen Körper an , sie wird als Pigment herausgeschieden vom totalen Körper , durch die chemische Auflösung . Durch die Chemie ist die Farbe erst für sich gesetzt , die Totalität des individuellen Körpers ist dadurch aufgelöst . Hier betrachten wir sie jedoch noch als Eigenschaft , nicht außer ihrem Verbande mit dem Individuellen , nicht als selbstständig . Man kann zwar auch Pigment eine individuelle Totalität nennen indem es kristallisirt ist , aber in der chemischen Sphäre ist es eine Hauptbestimmung daß die Farbe so nicht eigentliche sondern nur , formelle Totalität ist . Das Metall , das wesentlich Färbende ist nur neutral nicht individuell . 1 . Ve r h ä l t n i ß d e r G e s t a l t z u m L icht . Die | Gestalt hat zuerst ein theoretisches Verhältniß , eigentlich zwar gar keines , ist gleichgültig gegen das Andere , und durch das theoretische Verhältniß ist schon eine Beziehung auf das Andere bestimmt . Das Verhalten der Gestalt zum Licht kann eigentlich theoretisches Verhalten genannt werden , es ist ein Verhalten zum Anderen in dem die Gestalt bleibt . Sie scheint , setzt sich für anderes bleibt aber darin was sie war . Es ist die Lichtseite , der Aufgang des Lichts am individuellen Körper . Dieß Licht was so am Körper aufgeht , ist aber noch nicht das innere Licht , die innere Beziehung des Körpers auf seine Allgemeinheit , dieß ist das Empfindende . Hier ist es noch trockene , abstrakte Individualität , das Allgemeine ist noch Anderes , Äußerliches diesem individuellen Körper . Erst das Organische ist ein eigenes inneres Scheinen für Anderes .

5

10

15

20

25

30

7 Wir] Hu : Es ist hier zu bemerken dass man die phisikalischen Bestimungen des individuellen Koerper betrachtet , als im Verhaeltniß zum allgemeinen phisikalischen Elemente – dagegen sind sie individuelle Koerper . zB . Waßer das Element der Neutralitaet und Koerper als Geschmack – | ist das individu- 35 elle Neutrale[ .] – So erhalten sich die Koerper als Individuen gegen die Allgemeinheit – aber nur formell[ .] – Wir 24 anderes bleibt … war .] Hu : anderes . dieses Verhaeltniß ist aber ideales nicht 35 reales . 27 Allgemeinheit ,] Hu : Allgemeinheit – so dass das Allgemeine es selbst ist . 20 ist] Gr : ist ist

34 erhalten sich] Hu : erhaltensich

zweiter theil

5

10

15

20

25

645

Der individuelle Körper hat ein Verhältniß zum Licht , zur Sonne , ein reales Verhältniß . Es könnte scheinen , daß erst hier von den Farben gesprochen werden müßte , da wir | erst hier reale Körper haben und ihr Verhältniß zum Licht . Allein die Farbe ist das Verhältniß des Lichts zum Finsteren und entsteht in den Modifikationen dieses Verhältnisses . Finsterniß ist eine Bestimmung des Individuellen , der Materie überhaupt , nicht blos des realen , individuellen Körpers , sondern der Individualität überhaupt . Die Individualisirung ist nicht nur nicht finster an und für sich , sondern hebt durch ihre Form , durch ihre Gewalt , ihr Durchdringen der Form jene abstrakte Verfinsterung auf . Die Farben sind nun überhaupt gestellt in das Verhältniß des Lichts zum Finsteren . Sie kommen theils dem realen individuellen Körper zu , sind aber außer ihm . Sie sind schattigte , wozu nur Finsterniß als das andere Moment gehört , diese ist als unkörperlich zu betrachten . Die Farben sind oft ganz subjektiv nur dem Auge angehörig , ob die Helligkeit oder Dunkelheit im Auge liegt oder nicht , ist oft schwer zu bestimmen . Bei den Farben brauchten wir nur hell und dunkel . Hier ist subjektiv | weder hell noch dunkel , objektiv aber haben wir auch nicht Finsterniß , sondern individuelle Materie , in ihrem Verhältniß zum Licht . Folgende Bestimmungen treten nun hier hervor . a . Durchsichtigkeit oder Undurchsichtigkeit der Körper . b . Das Brechen im durchsichtigen Medium , in specifischer Materie . c . Die körperliche materielle Farbe als Eigenschaft . a . Die Finsterniß gehört nur der abstrakten Individualität an , dem irrdischen der Erde . die r e i ne G e s t a l t i s t d u r ch s icht i g nicht fi nster , sie ist dieß das Finstere überwunden zu haben , das abstrakte Insichsein hat die Gestalt überwunden und sie hat sich durchsichtig gemacht . Die Individualität der Materie , die materielle Individualität verschließt sich der Manifestation , sich manifestiren ist eine Entwickelung der Form , sich setzen im Dasein für Anderes | das Spröde ist

30

1–2 Der individuelle … Verhältniß .] Hu : Das Licht ist hier das Element des Manifestirens[ .] – Die 30 Erde ist allgemeines Individuum hat ein Verhaeltniß zum Koerper . aber der Individuelle Koer per hat

ein wesentliches verhaeltniß zu ihr . | 7–8 Körpers , sondern … überhaupt .] Hu : Koer per . Die Erdigkeit als solche ist Finster . 14 angehörig ,] Hu : zu gehören , zum theil gehört zu ihnen ein objektives Licht und Helle[ .] 15 im Auge … bestimmen .] Hu : subjektiv ist oder Objektiv . Der 35 phosphor ist subjektives Licht – und ist im Auge . – Die Nicht objektivitaet des Hellen und Dunklen 22 als] Hu : aber nicht als pigment – 35 kann so weit gehen dass sie nur dem Auge gehören kann . sondern als 24 r e i n e G e s t a l t ] Hu : Luft , Waßer Flamme 28 Anderes] Hu : Anderes . so aber dass das Andere hier in einer individuellen Form zusamengehalten wird . 13 unkörperlich] Gr : un körperlich

32 Finster] Hu : Fin ster

201Hu 71Gr

72Gr

73Gr

646 202Hu

74Gr

75Gr 203Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

so undurchsichtig , der Mond , der Komet ist durchsichtig . Die | individuelle Materie hat das Spröde , das unerfüllte Fürsichsein überwunden , ist die entwickelte Form , hat sich in die Manifestation gesetzt . Von der Gestalt müssen wir sagen sie sei durchsichtig . Diese Durchsichtigkeit der Gestalt , des Kristalls , ist anders als die der Luft , des Wassers , sie ist von anderer Natur . Diese sind durchsichtig , weil sie noch nicht zur Individualität zur Verfi nsterung in sich , zum Irrdischen gekommen sind . Der entwickelte Körper in seiner Form der Bildung die frei ist , hat an der Materie kein Hinderniß , ist nicht finster , erhält sich in der Manifestation und in der Gleichgültigkeit mit sich , in dieser ist Helligkeit . Der Kristall verhält sich daher durchsichtig zum Licht , er ist die Form die sich frei entwickelt hat und so ist hier nicht | Verfi nsterung . Die einzelnen Theile sind im Ganzen gleich gemacht , daher sind sie selbst vollkommen gleich , unabgesondert von einander . Kristall kann ohne Chemie undurchsichtig gemacht werden , durch Zerschlagen in einzelne Theile , es wird weißes undurchsichtiges Pulver , man hat hier in die Form des vereinzelnten Fürsichseins gebracht , was früher homogene Kontinuität war . Goethe sagt vom Weißen , man könnte den zufälligen Zustand des Durchsichtigen , der undurchsichtig ist , weiß nennen . Kieselerde , Thonerde sind weiß , wenn sie kristallisirt werden , so entsteht erst die Durchsichtigkeit . Wenn man Flüssigkeiten wie z . B . Wasser , die durchsichtig sind , schäumen macht , so werden sie weiß und undurchsichtig , das Homogene wird vereinzelt . Hydrothion ist dunkel , in Wasser geworfen wird er durchsichtig , das Wasser macht die poröse Masse erst homogen , ebenso der Borax in Oehl geworfen . | Das chemisch Neutrale ist | mehr oder weniger durchsichtig . Metall Kristallisationen wie z . B . Metallsalze , Vitriol sind durchsichtig , denn sie haben diese Neutralität .

5

10

15

20

25

4 Gestalt] Hu : Gestalt als unmittelbare 7–9 Der entwickelte … Gleichgültigkeit] Hu : Hingegen der gestaltete Koerper , obgleich er individualisirt ist , ist er durch die Entwikelung der Form zur 30 Manifestation gekommen , und da diese Entwikelung frey ist , so hat der innere Werkmeister nichts fi nsderes darin , sondern erhaelt sich in der Gleichheit , Homogenaeitaet 10 Der Kristall … durch- 30 sichtig] Hu : Der Krystall ist eigenthüm lich nicht ein Verhältniß des Dunklen zum Lichte , sondern der Durchsichtigkeit 13 einander .] Hu : ein ander[ .] – Diese Bestimung sehen wir in bekannten Erscheinungen . 19 kristallisirt] Hu : krystallisirt durch Waßer 20 Durchsichtigkeit .] Hu : durchsichtig – auch Kalk[ .] – Hier ist also nur die mechanische Absonderung aufgehoben[ .] – Das Aüßre Dasein wird in die der Natur gemäße Homogenitaet gesetzt . 24 Das] Hu : Das ist über 35 haupt die Natur des Durchsichtigen – es ist also : dieses zunächst durch seinen gleichförmigen Zusammenhang . Das 22 Hydrothion] Gr : Hydrophon vgl . Hu : Stein Text : (sein) Werkmeister] Hu : Merkweister

siehe Anm .

29 frey in Hu am Rande ergänzt ; im

zweiter theil

5

10

15

20

25

647

Der Kristall ist zunächst durchsichtig . b . D a s Ph ä nome n d e s B r e che n s d e s L icht s indem es aus einem Medium ins Andere übergeht . Dieß zweite ist die Sichtbarkeit im Durchsichtigen , beides zugleich . Beides ist im einfach Durchsichtigen nicht unterschiedene Bestimmung , und die Sichtbarkeit ist das was wir schon gehabt haben . Der räumlichen Bestimmung nach ist sie das gradlinigte Verhalten sich ideell zu setzen in einem Anderen . Hier haben wir die Sichtbarkeit in sofern etwas gesehen wird durch verschiedene durchsichtige Medien , es ist durchsichtigkeit der Gestalt , des individuellen Körpers , es ist Durchsichtigkeit in specifisch bestimmten Körpern . So specifisch bestimmt tritt nun das Medium hervor und in Beziehung auf ein anderes durchsichtiges Medium , für sich sind beide durch|sichtig . So sind nun die verschiedenen Medien das Vermittelnde , ihre specifische Natur tritt hervor in der Veränderung des Gesehenwerden , und das was eintritt ist das Phänomen der Brechung . Dieß Brechen stellt man so vor . In einem Medium ist ein Gegenstand , das zweite Medium ebenso durch welches gesehen wird , wenn nun das Sehen durch beide geht , so hat es nicht mehr seine gradlinigte Bestimmung , die Veränderung gehe vor in der Berührung der beiden Medien . Die Erscheinung ist ganz bekannt . Man sieht bei trüber Luft die Gegenstände an einem anderen Orte als wo sie sind . In den Polargegenden sieht man die Sonne , während sie sich noch unter dem Horizont befindet . Im Wasser erscheint ein Stock gebrochen . Die Gegenstände auf dem Boden eines mit Wasser gefüllten Gefässes werden näher gesehen , erscheinen gehoben . Alle diese Phänomene beziehen sich auf die Sichtbarkeit durch verschiedene Medien . Man sagt hier – das Licht werde gebrochen , in jedem Medium geht es gerade fort , | aber da wo sie sich berühren werden sie abgelenkt , die Lichtstrahlen nämlich . Dieß hat aber keinen Sinn . Ein Medium hat keine Brechung es ist gleich in sich , wenn nun das Licht aus diesem in ein anderes Medium eintritt so hat es keine eigene besondere Qualität erlangt , wonach seine Richtung von

76Gr

77Gr

30

2 b . D a s … B r e c h e n s ] Hu : Das andre ist dass er an sich zeigt d a s B r e c h e n

3 übergeht .]

30 Hu : über geht . Merkwürdig ist dieses schwere phaenomen . / Der Krystall ist durchsichtig ist in so

fern unsichtbar[ .] 10 So] Hu : Der Koerper für sich allein ist durchsichtig[ .] – So 11 für sich … durchsichtig .] Hu : Es ist hier das Scheinen durch verschiedne Medien zu betrachten . 14 Brechung .] Hu : Brechung genannt wird . Dieses phaenomen scheint sehr einfach zu sein . 23 Alle 35 diese] Hu : So wißen auch die , die die Fische schießen , dass man zu ihnen in eine andere Gegend 26–27 Ein Medium … 35 wo sie sich zeigen schießen soll . Man muß niedriger zielen[ .] – / Dieses sich ,] Hu : Aber in der Wahrheit bricht kein Medium – thut dem Lichte keinen Eintrag . sondern es ist nur die | verschiedne Eigenschaft der Medien[ .] 14 In einem] Gr : Ein

37 die] Hu : die / die

204Hu

648

78Gr

205Hu 79Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

diesem anderen Medium verändert würde . Die Wirksamkeit welche das Brechen hervorbringt ist vielmehr zu suchen in dem Verhältniß beider Medien zu einander , dieß bringt die Aenderung hervor . Es ist ein schwieriges Phänomen da hier das Sinnliche geistermäßig wird , und zwar in dem Felde der Sichtbarkeit wo die ideelle Bestimmtheit körperlos wirksam ist , Wirksamkeit im Ideellen hat und nicht mit ihrem körperlichen Dasein wirksam ist . Zunächst liegt uns das Beispiel von Luft und Wasser vor , obgleich sie eigentlich hier nicht her passen , da beide elementarisch durchsichtig sind , nicht durch die Gestalt , realisirte Form die die Schwere überwunden hat . Als Beispiel | können wir uns doch daran halten . Wir haben also Luft und Wasser und einen Gegenstand , diesen sehen wir durch beide Medien an einem anderen Ort . Blos im Wasser sehen wir ihn wie in bloßer Luft . Die Frage ist nun , was geschieht bei dieser Erscheinung . Die Sichtbarkeit ist sich ideell setzen in einem Anderen , das was sich in die Luft setzt ist das Ganze das Medium , mit seinem Objekt , das Wasser nach seiner qualitativen Natur . Es ist durchsichtig , daher ist es nur die qualitative Natur die in die Sichtbarkeit eintritt , seine körperlose Bestimmtheit die in die Luft in das andere Medium eintritt . Es ist nicht das Wasser als flüssig , mit seinen chemischen Qualitäten pp was hier wirkt , es kann nur seine körperlose qualitative Bestimmtheit in die Luft übergehen , dieß ist seine specifische Schwere . Es wird | gesehen als ob es Luft wäre , seine qualitative Bestimmtheit ist Wirksamkeit in der Luft . Sein Seheraum wird in den anderen Seheraum gesetzt in | dem wir sind . Dessen Bestimmtheit ist nichts anderes als die specifische Schwere , der zweite Seheraum wird in den ersten versetzt wird gesehen als ob er Luft wäre , er ist wirksam in Rücksicht der Schwere . Seine specifische Schwere kann nun keine andere Wirksamkeit haben , als den anderen Seheraum zu setzen mit der specifischen Schwere die dem Wasser zukommt . Es ist gleichsam ein gewisser Umfang des Wassers , welcher zu Luft gemacht wird , mit Beibehalt seiner specifischen Schwere . Beide Medien grenzen an einander , sie erhalten sich aneinander körperlos nur nach

5

10

15

20

25

30

10 Form die … hat .] Hu : Form) Luft und Waßer kommen auch früher vor als die specifische Schwere[ .] – Die abstrakte Sphaere konnte aber nur nach ihren abstrakten Bestimtheiten genommen werden . sobald sie aber physische Realitaeten sind , so kommen ihnen die Qualitaeten zu , die spaeter in der Entwikelung kommen[ .] – Ein physischer Koerper ist ein Concretes und daher müßen 35 alle Bestimmungen genommen werden die nicht in Betracht kommen , wo es nur auf seine Natur 35 ankam . 23 wir sind .] Hu : wir uns befi nden[ .] – In diesen andern Sehraum – ist eine eigenthümliche Bestimmtheit durch die er sich kund giebt . 26 der Schwere] so Hu

Gr : des Sehens

zweiter theil

5

10

15

20

25

30 30

35 35

649

specifischen Besonderheiten . Das Luftquantum in welches das Wasser verwandelt worden ist , und welches von gleicher Größe als der Wasserraum ist , erhält die specifische Schwere des Wassers . Dieser Inhalt wird specifizirt durch die specifische Schwere des Wassers , dadurch wird er , der an die Stelle des Wasserraums tritt mit der specifischen Schwere des Wassers gesetzt , wird auf ein kleineres Volumen reduzirt , | auf ein Volumen was die Luft einnehmen würde , wenn sie so dicht wäre als Wasser , dadurch wird das ganze Sichtbare verengert , hervorgehoben und nach der Seite reduzirt . Das Wasser setzt sich ideell indem es sichtbar ist , das Wasser ist ideell praesent in der Luft , wie man von dem Licht sagt daß es sich verbreitet , es ist ideell praesent mit seiner specifischen Bestimmtheit , diese ist es allein die es geltend machen kann , und diese specifische Schwere beschränkt den Luftraum auf den Wasserraum . Die Welt des Vorstellens ist das beßte Beispiel , da es sich hier um etwas Ideelles handelt . Die Thaten , Handlungen , Weisen eines Helden sind in uns vorhanden , in eine kleine Seele gesetzt , so nimt sie diese nach ihrer eigenen specifischen Bestimmtheit in sich auf , verzwergt den Helden , so daß die eigene Bestimmtheit der Seele , ihn nur nach der Größe sieht , die sie ihm mittheilt . So ist der Held ideell gesetzt , | und doch auch reell wirksam . Das Reale wird so wirksam , doch nur auf ideelle Weise . So ist das Wasser ideell in der Luft vorhanden , wirkt aber und äußert sich in seiner specifischen Bestimmtheit . Durch die Durchsichtigkeit ist der materielle Körper zum Licht verklärt und beweist sich in einem verwandten Medium wirksam nach seiner innerlichen Bestimmtheit . Das Phänomen ist also dieß , daß der Gegenstand im Wasser von der geraden Linie abweicht , gebrochen erscheint . Der hier entstehende Winkel kann ge7–8 hervorgehoben und … reduzirt .] Hu : aufgehoben . Das ist die Art und Weise wie Ich das faße . 8 ideell indem … ist ,] Hu : ideell , macht sich sichtbar im andern – aber hier verbreiten sich nicht nur die Strahlen , sondern es wird hier das Waßer gesehen in einen andern – die specifische | Schwere des Waßers erhaelt sich – und vergrößert die specifische Schwere . Das Licht ist das immaterielle . 11–12 und diese … Wasserraum .] Hu : Indem so die specifische Schwere ideell in der Luft vorhanden ist – , beschraenkt sie also den Luftraum auf den Raum den die Luft eingenommen haben würde , wenn sie die specifische Schwere des Waßers haette . 19 So] Hu : Diese Aufnahme macht die schwierich keit – zu faßen – wie ein Gegenstand im Menschen ideell sein kann , Wie ein Gegenstand deprimiren mich kann , oder existiren[ .] – So 21 Durch die Durchsichtigkeit] Hu : Wenn man sagt das Licht verbreitet sich in unserm Auge (am Rande : Nach der gewöhnlichen Vorstellung Verbreiteten sich die Strahlen nach allen Seiten , auch in den Augen) – so kann man sagen dass der ganze Waßerraum in die Luft über geht . – Als durchsichtig ist der Koerper immateriell . In der durchsichtigkeit

27 sichtbar] Hu : sicht bar 29 immaterielle .] Hu : immaterielles .) 30–32 Indem so … haette .] Hu : (Indem so … haette . am Rande mit Verweiszeichen nach der Klammer , ohne Einfügungszeichen im 31 sie1] Hu : so Luft] Hu : Leuft 35 Nach] Hu : (Nach 40 Text

80Gr

81Gr

206Hu

650

207Hu

82Gr

83Gr 208Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

messen werden , er entsteht durch die Einfallslinie und durch die Durchgangslinie . Der Sinus des Winkels im einen Medium hat ein bestimmtes Verhältniß zum Sinus des Winkels im anderen . | Es folgt indessen daraus unmittelbar , daß wenn kein Winkel vorhanden ist , wenn das Auge senkrecht über der Oberfläche des Mediums sich befi ndet , wir den Gegenstand am rechten Ort sehen müssen . Hierin liegt | aber noch nicht , daß er gehoben erscheint und dennoch sehen wir ihn näher . Es folgt daraus daß die Bestimmung der Ablenkung nicht ausreicht . Es muß vielmehr bei der Fassung des Phänomens von der Hebung angefangen werden und daraus ergiebt sich dann die weitere Bestimmung der Winkel . Specifisch schwerere Materien brechen in der Regel stärker , leichtere weniger , indessen treten hier auch noch andere specifische Bestimmtheiten ein , wie z . B . das Oehligte . Da ist die Brechung nicht so bestimmt , das Brennliche ist hier die Natur eines solchen Körpers , es ist eine Specifikation , welche sich auf eigenthümliche Weise kund giebt . Das Prinzip der Verdunkelung des Hellen ist das Bestimmen seiner Durchsichtigkeit . Die erste Bestimmung die wir betrachtet haben ist das Verhältniß zweier Medien und die hier entstehende Brechung . Es ist ein Beginnen der Verdunkelung , die Gestalt als durchsichtig hat sich in diese Form zur Neutralität , Gleich|förmigkeit gebracht , welche in Beziehung auf das Licht Durchsichtigkeit ist , eine Durchsichtigkeit welche formell ist und daher dem Kristall gemeinschaftlich ist mit | der Luft und dem Wasser , die in sich formlos , gestaltlos sind . Diese Durchsichtigkeit ist zunächst das Sein der Möglichkeit durch etwas zu sehen , diese ist aber nicht blos Passivität , sondern das Medium ist materiell , indem sich der Gegenstand zeigt setzt er sich theoretisch im Anderen , ist in diesem vorhanden , dieß Medium ist durchsichtig , indem es noch keine eigenthüm liche Bestimmtheit in Ansehung desselben hat , seine specifische Bestimmtheit ist in dem in ihm ideell Praesenten wirksam . Diese Wirksamkeit tritt hervor in dem Verhältniß zweier durchsichtiger Medien , in diesem Unterschiede . Das Weitere ist dann die nächste Form , daß sie Bestimmung in einem Medium ist , daß die Brechung auch in einem Medium zur Erscheinung kommt . Das kristallische , durchsichtige Medium ist in sich specifisch gestaltet und ist zugleich |

5

10

15

20

25

30

7 Es] Hu : Wenn man in ein Glaß waßer eingießt , so sehen wir nur die Seiten gehobener[ .] – Es 12–14 das Oehligte . … giebt .] Hu : bey Borax , Öhlen , da ist die Brechung nicht abhaengig von der specifischen Schwere – sondern die Brennlichkeit tritt hier ein . Die Hauptsache doch ist aber diese 35 dass von der specifischen Schwere die Größe der Brechung abhaengt . 16 Die] Hu : Der Ueber- 35 gang den wir zu machen haben ist zum Dunkeln[ .] – Diess ist das Bestimmen der Durchsichtigkeit . Die 19 gebracht ,] Hu : gebracht – zu dieser Idealitaet . 4 Auge] Gr : Auge sich

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

651

wirksam auf seine Helligkeit und Durchsichtigkeit . Das Phänomen der doppelten Strahlenbrechung ist auffallend und interressant , besonders ist diese Erscheinung an einigen Kristallen z . B . isländischer Kalkspath , es erscheinen beim Durchsehen zwei Bilder des Gegenstandes , wovon das zweite schwächer gehoben ist , während das erste an seiner natürlichen Stelle sich befi ndet . Der Kristall hat so ein extraordinaires Bild , dieß ist eigenthüm lich , es ist die qualitative Natur des Kristalls welche die räumliche Bestimmung des Bildes verändert . Durch Spiegel kann man dieß zwar auch , es ist dann aber nur Spiegelung , wogegen es hier die innere Natur des Kristalls ist , welche wirksam wird . Es haben sehr viele Kristalle diese doppelte Strahlenbrechung , es finden sich sogar mehr als mit einfacher . Man hat gefunden , daß in allen den Kristallen sich doppelte Strahlenbrechung findet deren Molekülen nicht Kubi oder regelmäßige Oktaeder sind , | wo hingegen | die Kerngestalt rhomboidalisch ist , verschoben , da fi ndet sie statt . Wir sehen hier eine qualitative Form , in der die Winkel nicht rechte sind , wo nicht diese Gleichheit herrscht , das Prinzip ist , sondern das Verschobensein . Diese qualitative Form welche als Gestalt im Äußeren wirkt , streckt auch ihre Macht aus auf die Sichtlichkeit der Gegenstände die dadurch gesehen werden . Das Prinzip ist körperlich vorhanden , äußert sich aber auf körperlose Weise im Felde der Idealität , der Sichtbarkeit . Es sind hier bei der doppelten Strahlenbrechung zwei Medien in eins . Das eine Medium ist das formell Durchsichtige , in dem zweiten ist die Sichtlichkeit bestimmt durch die qualitative Wirksamkeit , welche auf seelenhafte Weise in der Natur der Gestalt selbst ist . c . D ie Ve r d u n ke lu n g tritt nun weiter in anderen Erscheinungen hervor . Den Anfang davon haben wir in der rhomboidalischen Form gesehen , die eigenthüm lich ist , nicht mehr formell in Gleichheit sich hält , eine Bestimmung die in der Form ist[ .] | Die letzte Bestimmung gegen die ruhige Neutralität , die Klarheit , Helligkeit , ist die Punktualität , das Zerfallen in Punkte , hier muß die Verdunkelung bestimmt hervortreten . Der helle Körper verdunkelt sich indem er pulverisirt wird . Dieß ist jedoch nicht vorhanden , nur das Prinzip in dem Durchsichtigen ist und

1–3 Das Phänomen … Kalkspath ,] Hu : Es ist wunderbar , wenn man einen Kalkspad nimmt , und ihn auf ein schwarzes papier setzt 6 Der Kristall … eigenthüm lich ,] Hu : Die Refraction ist Refraction gemeine . der Krystall ist formell durchsichtig , daher sieht man den Gegenstand an seinen 35 ordentlichen Ort . Was das Andere Bild aber anbetrifft , 22 ist .] Hu : ist[ .] – Hier faengt also das 28 Punktualität ,] Hu : punktualitaet , das Spröde 30 vorhanden ,] 35 immanente Bestimmen an . Hu : ursprünglich vorhanden ist , sondern ideell ist 2 Strahlenbrechung] Gr : Strahlen / brechung sprünglich] Hu : ur prünglich

7 qualitative] so Hu

Gr : quantitative

36 ur-

84Gr

209Hu 85Gr

86Gr

652

210Hu

87Gr

88Gr

211Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

beweist sich als wirksam , beim Zerschlagen des Kristalls , er zeigt sich spröde insofern er Form der Kohäsion ist . In dieser Rücksicht gehört folgende Erscheinung hier her . Glas welches erhitzt und schnell gekühlt wird ist sehr spröde , und an diesem spröden Glase zeigen sich die entoptischen Farben . Goethe hat | in der Morphologie diese Erscheinung sehr sinnreich dargestellt . Wenn man einen Glaskubus oder eine Glasplatte von dergleichen sprödem Glase hat , ihr eine schwarze Unterlage giebt und sich nun so stellt , daß man die helle Himmelsgegend welche der Sonne entgegen ist , gegenüber hat , so spiegelt sich der Schein der Helligkeit des | Himmels in der Glasfläche , aber hier ganz eigenthüm lich so , daß in den vier Ecken ein dunkeler Fleck entsteht in der Mitte aber ein weißes Kreuz bleibt . Stellt man sich nun auf dem rechten Winkel zu der vorigen Linie , so sieht man ein schwarzes Kreuz und die Ecken helle . Wenn man die Verdunkelung durch Spiegel weiter treibt , so entstehen in den Ecken Farbenkreise . Man hat hier überhaupt die Entstehung von einem Dunkelen in der Helligkeit , hervorgebracht durch die Grenze der Glastafel und die unterbrechende Natur des Mediums , dieß ist die Sprödigkeit , die Punktualität . Dieß Verhältniß von Dunkel und Helle übereinander gebracht giebt die Farben nach der Reihenfolge . Sind die Ecken weiß und die Mitte schwarz so quillt durch Trübung zuerst gelb , dann grün , dann blau hervor , ist die Mitte im Gegentheil weiß und die Ecken dunkel so entsteht zuerst blau , das Helle wird in die dunkele Grundlage getrieben . Es ist eine Verdunkelung wobei die spröde Natur | Moment ist und die bis zur Farbe geht . Hiermit verwandt sind die epoptischen Farben . Wenn man eine Glaslinse auf eine Glasplatte drückt , so erscheint zuerst der Punkt der Berührung schwarz , bei stärkerem Druck entstehen Farbenkreise . Diese Kreise sind grün , roth pp . Hier ist blos der mechanische Druck auf ein durchsichtiges Medium das Widerstand leistet , die Ursache , die die Farben erzeugt . Der Druck bringt nichts hervor , als Veränderung der Kohäsion in den nächsten Theilen . Wie beim Klang das Schwingen , so verbreitet sich der mechanische Eindruck , hier aber wiederherstellend , dort beharrend . Der Druck bringt Verdunkelung hervor und die

5

10

15

20

25

30

9 gegenüber hat ,] Hu : entgegen – (Im Sommer ist am Mittage der Ganze Himmel hell – es fi ndet sich aber dass bey der Sonne ein dunkler Strich bleibt –) 12 so] Hu : dass man die Sonne vor sich hat , so 13 Wenn] Hu : Das ist das Urphaenomen von ihm geht Göthe aus . 16–17 Sprödigkeit , 35 die Punktualität .] Hu : Sprödigkeit des Mediums . Diese sprödigkeit führt also zum Dunkeln weiter zu Farben . 23 Farben .] Hu : Farben – Newton | hat sie berühmt gemacht . Glaslinse] Hu : sehr 35 convexe Linse 30 beharrend .] Hu : es ist hier ein Wellen förmiges welches beharrt 33 von] Hu : aus

zweiter theil

5

10

15

20

25

653

Verschiedenheit der Farben , entsteht daraus daß eine Stelle nicht so verdunkelt ist , wie eine andere . Durch die Unterbrechung der Kohäsion des Glases entsteht Verdunkelung und so die Farbe . Diese Unterbrechung noch weiter getrieben , läßt die paroptischen Farben entstehen . Es bilden sich Lamellen , Ritzen , feine Spalten , die oft | nicht zu erkennen sind . Dieß ist besonders bei kristallinischer Bildung der Fall , woraus das Schillern vieler Stoffe zu erklären ist . Hier ist eine Verdunkelung die dadurch bewirkt ist , daß die Durchsichtigkeit bis zur Unterbrechung des Zusammenhangs fortgetrieben worden . Es sind dieß Bestimmungen die zu dem Uebergang von der Helligkeit zur Verdunkelung gehören , und hier ist nun der Punkt daß der phisische Körper farbig in sich ist . Farben entstehen durch das Zusammenkommen des Hellen und Finsteren , durch helle oder verdunkelte Medien durch welche man dunkeles oder helles sieht . Hier ist nun aber von körperlichen Farben die Rede . Wie kommt das helle Licht in die Körperlichkeit hinein , wie gerinnt das Licht zur Materie , daß es mit der finsteren Körperlichkeit eine Farbe bildet ? | Bei diesen Fragen gehen wir von der Finsterniß der Materie aus , und betrachten das Licht als Äußeres , Selbstständiges , was hineinfällt , was frei für sich ist , und fragen , wie wird es in der fi nsteren Materie | gebunden . Bei unserem Gange haben wir jedoch von der Helligkeit angefangen und so müssen wir auch bei dem Fassen des Pigments von der Helligkeit ausgehen und sie als das Erste betrachten . Der Kristall ist hell , die Gestalt ebenso , dieß ist ihr Erstes hell nicht verdunkelt in sich zu sein . Der Körper ist so Sichtlichkeit , die Gestalt bestimmt nun ihre Theile zur Punktualität , so ist ein Fortgang zur Verdunkelung von jener Möglichkeit gesehen zu werden , und dieß ist ein Aufheben der inneren Kristallisation , der Freiheit der Form , der Durchsichtigkeit , Diese ist das Erste und sie wird verdunkelt . Der Körper ist jetzt also hell , gleich in sich , das Andere ist nun seine Verdunkelung , Verfi nsterung .

30

2–3 Durch die … Farbe .] Hu : die Ungleichheit der Cohaesion ist es die an einer Stelle eine Ver30 dunklung hervorbringt – in Andrer Nicht . (So erzeugt bey diesem phaenomen die Unterbrechung

der Gleichfoermigkeit , wie beym ersten die sprödigkeit die Farben) 7 vieler Stoffe] Hu : der Taubenhaelser 9 fortgetrieben worden .] Hu : fortgetrieben ist – bis an seine Gränze[ .] 23–24 Sichtlichkeit , die … ein] Hu : durch und durch Sichtlichkeit . sie ist seine teoretische Natur , seine 35 reale Möglichkeit . Indem die Gestalt zu einen solchen Insichsein fortgehet – ihre Theile zu der 26 Diese] Hu : diese seine Id e a l i 35 Abstraktion der Gestalt macht – sie bestimmt so ist diess der t a e t , ideale Gleichheit mit sich 28 Verfi nsterung .] Hu : Ve r f i n s t e r u n g . Damit sind wir zu der Farbe angekommen . 30 Andrer] Hu : Andner

33 teoretische] Hu : teoreretlich ,

89Gr

212Hu

90Gr

654

91Gr 213Hu

92Gr

214Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Verdunkelung ist ein Aufheben der Identität , Gleichförmigkeit , zu der sich die Form gebracht hat . Dieß Aufheben ist ein Freiwerden der Einzelnheiten , der Punkte , zunächst , überhaupt aber das Gesetztwerden einer Indifferenz in sich , die formlos ist . Die reale Form verdunkelt sich , wird aufgehoben , bestimmt sich , negirt sich , der Unterschied wird negirt | worin die Form bleibt , die durchgehende Einheit geblieben ist . Die Verdunkelung ist das Aufheben der Bestimmungen die die Totalität bilden , und Setzen | einer einzelnen Bestimmung , dieß ist die abstrakte Indifferenz , Gediegenheit , die nicht mehr innere Kristallisation in sich ist , nicht mehr bestimmte Form ist , nur Identität in sich formlos . Das Verdunkeln ist so näher bestimmt , das Dunkele ist die formlose Indifferenz , nicht Neutralität , die innere Kristallisation verschwindet zur gleichgültigen Indifferenz in sich . Die Existenz hiervon ist , daß diese gleichgültige Indifferenz zurückkehrt zur Materie , zur specifischen Schwere , die Materie nun die in sich formlos , dieß Gediegene ist , ist die Metallität . Die Metalle sind dieß Dunkele worin alle Farben gesetzt sind . Organisch ist dieß Andres , in der Sphäre der phisischen Körperlichkeit ist alles Farbige Metallität . Alle Farbe kann aus Metalle hervorgebracht werden , jedes Pigment ist metallisch , selbst der Indigo hat einen metallischen Glanz , hat die Regel in sich . Die Metallität ist Gleichförmigkeit in sich , Identität in sich , wie die des Kristalls Identität der Form ist . | Durchsichtigkeit ist die entgegengesetzte Indifferenz gegen die des Dunkelen . Die Seele ist klar , es ist die helle , die herrschende Form , die alles unter die Form gebracht hat . Die Indifferenz des Dunkelen ist dagegen blos die der Gediegenheit , die Herrschaft des Materiellen . Wir haben in den epoptischen und paroptischen Farben die Trennung von der Form , | als Prinzip , als Weise der Verdunkelung gesehen , dieß ist auch Formlosigkeit , aber mehr äußerlich . die Verdunkelung an sich ist zwar auch formlos , aber jenes ist als Vielheit , dieß Indifferenz in sich , als ungestaltetes , während jenes verschieden als äußerliche Weise ist . Die regulinische Metallität hat ihre besonderen Farben an sich , welche sehr flüchtig und reduzirbar sind . Im chemischen Verhältnisse haben die Metalle als

5

10

15

20

25

30

2 hat .] Hu : hat – die Materie durch und durch bestimmt hat[ .] 12–13 daß diese … Materie ,] Hu : (Indem die Materie zum abstrakten formellen In sich seyn zurükkehrt , 13–14 Materie nun … ist ,] Hu : Materie als das Dunkle , das nur intensiv ist , nicht entwikelt ist , das 17 Indigo] Hu : feine Indigo , aus den pfl anzen , 20 Seele] Hu : Seele der Form 21 alles] Hu : Alles In sich sey- 35 ende 24 Wir] Hu : Das ist etwas , was empirischer Weise nachgewiesen werden kann . Wir 25 35 Form ,] Hu : Form , Isoliren der Einzelnheit , punktualisiren 29 Die regulinische] Hu : An dem Metallischen in Hinsicht der Farben ist mererley zu bemerken , diess gehört aber mehr dem Empi2 Freiwerden] so Hu

Gr : Fremdwerden

34–35 seyende] Hu : sey ende

zweiter theil

5

10

15

20

25

655

oxidirt verschiedene Weisen , Stufen und haben diese verschiedene Farben . Die Wärme allein schon ändert die Farbe und zeigt die Flüchtigkeit des Farbenspiels , leichte Zuckungen der Kohäsion . Wenn Silber geschmolzen wird , so entstehen bei einer gewissen Hitze verschiedene Farben , welche schnell wechseln , roth , gelb , grün , blau , dann | tritt ein Moment ein , wo sie alle verschwinden , der Silberblick ; das Farbenspiel hört auf , kann nicht zurückgeführt werden , der höchste Grad der Schmelzung ist vorbei . Ebenso hat am Eisen die Farbe besondere Modifi kationen . z . B . polirter Stahl wird in einer Flamme zuerst gelb , heißer gemacht , erzeugt er Purpur welches schwer festzuhalten ist , dann wird er Hochblau und endlich Hellblau , welches sich erhält . | Die Metallität ist überhaupt das Prinzip der Farbe , das Metall ist wesentlich dunkel und an ihm sind es besonders die Wärmegrade und der chemische Zustand , welche die besonderen Farben hervorrufen . Der individuelle Körper ist also noch Totalität , dieß Ganze der Gestalt , die Verdunkelung ist die Aufhebung derselben zur Indifferenz und dieß ist der Ort der Farbe im individuellen Körper . D a s 2 t e i s t nu n d e r G e g e n s a t z . § . 246 . »Der Körper individualisirt a) das äußerliche Selbst des Lichts an seiner Dunkelheit zu einer specifischen Trübung desselben , zur Farbe ; b) die Luft als die abstrakte , selbstlose Allgemeinheit , zur | Einfachheit seines specifischen Prozesses , oder im Geruche ist vielmehr die specifische Individualität des Körpers in ihrer Einfachheit , selbst nur als Prozeß ; c) das Wasser die abstrakte Neutralität , individualisirt er zur bestimmten Neutralität der Salzigkeit , Säure und sofort , zum Geschmack .« Der vollendete Kristall ist hell , er verdunkelt sich in sich , seine Durchsichtigkeit trübt sich , und dieß ist der Uebergang zur Farbe . Die beiden Sinne des Gegensatzes sind nun Geruch und Geschmack , beide sind genau mit einander verwandt , in Schwaben hat man nur vier Sinne , denn man sagt die Blume schmeckt gut .

30

7 Eisen] Hu : Eisen und andern Metallen 8 z . B . polirter … gelb ,] Hu : Beym Eisen , sagt Göthe , zeigt sich dass es gelb wird , wenn man es rasch von den Kohlen wegnimt so bleibt das Eisen gelb 10 Hochblau] Hu : Blaue dieses Blau kann man festhalten wenn 35 man das Eisen schnell in Asche stekt . 18 § . 246 .] Hu am Rande : § 2 4 6 . D i e d i f f e r e n t e n Ve r h a e l t n i ß e a l s s o l c h e . 28–29 Sinne , denn … Blume] Hu : Sinne – Geruch und Geschmak ist 35 dort eins – es liegt darin gehült die Bedeutung dass diese 2 Sinne , die Sinne des Gegensatzes ist man sagt dorten : die Rose

30 rischen . Jedes regulinische

31 den] Hu : dem

93Gr

215Hu

§ 247

94Gr

656

95Gr 216Hu

96Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Genau genommen so ist die Indifferenz die wir Metallität nennen , die Brennbarkeit . Oxidirt wird im chemischen Sinne verbrannt genannt werden müssen . Das Metall ist so das Brennbare , aber nur erst die abstrakte Möglichkeit des Brennbaren . Oxidirt ist das Metall Kalk und die Chemie sagt , die Säure oxidirt erst die Metalle und dann neutralisirt | sie sich mit dem Oxid . Das Metall für sich ist indifferent . Wenn also Metallität in sofern Brennbarkeit heißt , so ist es nur die Fähigkeit eine | Seite des Prozesses der Verbrennung auszumachen , nur die Möglichkeit der Thätigkeit ist einseitig . Der Gegensatz in den wir eintreten aus der Indifferenz , ist zunächst ganzer Gegensatz , noch nicht einseitiger Gegensatz nach keiner Seite real , sondern Gegensatz als Ganzes , so ist er nun nicht blos Möglichkeit einen Theil in der Verbrennung zu construiren , sondern das Ganze . Dieser Gegensatz der Metallität ist das Ganze , er ist der ganze Prozeß , und dieser ist nun Thätigkeit des Gegensatzes . In dem Gegensatz sind nun verschiedene Seiten . Die Metallität füllt eine Seite . Das Metall haben wir gesehen als den Gegensatz in sich , und dieß ist das Verbrennliche , aber noch in einem anderen Sinne als das Metall , denn dieß konstruirt nur eine Seite des Prozesses , das Ganze ist beide Seiten in eins , dieß macht das Grundprincip im Geruch . Es ist noch kein Verhalten | zur Flamme , nicht Erhalten derselben , das Verbrennliche hat nur erst ein Verhältniß zum Elemente des Verzehrens , zum elementarischen Prozeß , die Flamme ist die Erscheinung des Prozeßes an einem Individuum . Dieß Element des Verbrennens ist die Luft , der Geruch aber dieß , daß der individuelle Körper auf diese stille Weise verzehrt wird , verdunstet , verduftet , verwandelt wird in Luft , seine ganze specifische Totalität geht auf diesen Prozeß ein , die Empfindung davon ist der Geruch . Die Metalle riechen . Der Prozeß hat die allgemeine Form des Auflösens . Das Andere zu diesem Verhalten , ist das zum Wasser . Die Brennlichkeit hat zum Gegensatz die kometarische Materie . Das Verhältniß zum Wasser ist dieß , darin aufgelöst zu werden . Die Körper als neutral sind salzigt überhaupt , das

5

10

15

20

25

30

217Hu

1 Genau genommen … Indifferenz] Hu : Die Individualitaet der Metallitaet – ist die Oxidation im chemischen Sinne . Nehmen wir den Uebergang auf , so war die lezte Bestimung diese Indif- 30 ferenz , 3 Das] Hu : Das Metall ist das Indifferente , das tode Extrem von der specifischen Schwere – das in so fern oxidirt wird indem es in thaethigen Gegensatz gebracht wird in welchen es fähig wird thaetig zu werden . Das 14–15 In dem … als] Hu : Es ist der reale proceß , wo die beiden Seiten des Gegensatzes schon reelle Koerperlichkeit in sich sind . Hier haben wir noch nicht diese Bestimmung sondern nur das Materielle als 16 das Metall] Hu : dass Metall verbrennlich ist 23 35 seine] Hu : Er verhaelt sich darin als Ganzes , seine 25 riechen . Der … Auflösens .] Hu : riechen auch – sie haben den ekelhaften Geruch – Geschmak . Dieser proceß hat | die unscheinbare Form , allgemeine Form[ .] – Der Geruchlose Koerper ist die matt gewordene Koerperlichkeit . 32 indem] Hu : in dem

in 2 ] Hu : im

zweiter theil

5

10

15

20

25

657

Verbrennen ist das Prozessualische in eins vereint , ununterschieden ; das Unterschiedene in sich , das Neutrale kann zerlegt werden . Nach seiner Salzigkeit hat der Körper das Element des Wassers zur Grundlage . Salz | ist individuelle Neutralität , diese Fähigkeit im Wasser gelöst zu werden ist der Geschmack . Dieß sind also die Bestimmtheiten , Eigenschaften der Körper , Geruch , Geschmack , Farbe . Im chemischen Prozeß haben wir dieselben Körperlichkeiten im Zusammenhang mit einander im realen Prozeß , in Individualisirung gegen einander . D a s d r it t e i s t nu n d a s Ve r h a l t e n der Körper zu einander als Individualitäten , hier ist der Ort des elektrischen Verhältnisses . Der phisische Körper , welcher Totalität ist ist an sich different , diese einzelnen Differenzirungen , die einzelnen elementarischen Unterschiede haben wir gesehen . Der Körper ist nun aber auch Totalität , wie die Gestalt , der Kristall , diese Totalität hat die Eigenschaften an sich individualisirt ist aber auch individuelle Totalität derselben . Dieß Verhältniß der Totalität | haben wir zu betrachten , der Körper ist entwickelt und eben deshalb differente Totalität , aber nur different | überhaupt , er bleibt Totalität . Hiermit haben wir das als ein Gesetztes was wir bisher als unmittelbare Qualitäten hatten , z . B . im Verhältniß zum Licht die Durchsichtigkeit . Der Körper ist als Kristall nicht selbstleuchtend , es ist nur das Scheinen eines Anderen in ihm oder durch ihn . Denn als Kristall hat er zwar als vollführte Gestalt die Einheit der Form , aber sie ist noch nicht phisikalische Idealität , sondern nur in sich selbst bestimmte Totalität . Er ist aber diese Idealität an sich und dieß ist es was in dem Resultat , in der entwickelten Totalität gesetzt wird , seine Gleichheit mit sich selbst , sich zeigt als phisikalische Eigenthüm lichkeit . Die Idealität ist jetzt in die entwickelte Totalität gesetzt , die Einheit mit sich und der Form setzt sich , der Kristall ist sich selbst leuchtend , er constituirt sich hier als Sonne , zeigt sich als einfache phisikalische Totalität , als Licht , in einfacher phisikalischer Existenz . Das Licht ist es , das in diesem Verhalten hervortritt . | Fassen wir die Gestalt auf , wie wir sie haben , so fi nden wir einen Körper als

30

2 werden .] Hu : werden in Basis und Kali .

6–7 Körperlichkeiten im … einander .] Hu : Bestimun-

30 gen haben aber in so fern sie nicht in Beziehung stehen zu Luft , Waßer etc sondern zu ein ander . /

§ 247 . Es ist die Individualitaet die Beziehung hat auf den proceß . Wie die Koerper verduftet werden , so wird auch alles Farbige verbleicht in dem Lichte . 8 i s t n u n … Körper] Hu : ist dass die individuellen Koerper nicht nur gleichgültiges Bestehen haben als Krystall – Zweitens nicht nur ein 35 Verhalten haben Differenz sind zu den Elementen , sondern auch drittens ein Verhalten 12–13 21 Er] 35 diese Totalität … individualisirt] Hu : die different ist , die die Sinne unterschieden hat , Hu : Das Licht ist abstrakte Idealitaet . Der Krystall 22–23 in der … wird ,] Hu : ist entwikelte Form in sich , also nicht diese einfache abstrakte Idealitaet wie Licht . (Indem so der Krystall zugleich entwikelte Form im Raume und Nur an sich diese Gleichheit , diese physikalische Idialitaet der Form ist , ist er nicht leuchtend .) 28 so fi nden wir] Hu : 1º Wir haben gehabt

97Gr

218Hu 98Gr

99Gr

658

219Hu

100Gr

220Hu

101Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

phisikalische Totalität , die Vielheit der Körper ist unmittelbar vorausgesetzt , wir haben also mehrere Körper , diese phisikalischen Totalitäten sind zunächst gleichgültig gegen einander , jede ist für sich . Das Weitere ist daß sie nicht gleichgültig bleiben sollen , sie sind unbestimmt different als Totalität zu einander , es tritt hier kein Verhältniß | zum Elementarischen ein , sondern ein Verhältniß in dem sie selbstständige Totalitäten sind und bleiben sollen , denn sie sind hier für sich vollständige Ganze . Das nächste Verhältniß in welches sie treten ist ein mechanisches , reiben , drücken der Oberfläche durch äußere Gewalt , es ist nur äußerlich und geht nicht zu den Erscheinungen fort die wir früher hatten . Diese Berührung versetzt die Körper in eine Spannung gegen einander . Sie gehen hier nicht mechanisch zu Grunde , es ist kein Zertrümmern durch Gewalt , kein Zeigen der Kohäsion , kein Klingen , keine Flamme , keine chemische Zersetzung , sondern dieß | Berühren dieß Reiben zerstört die Körper nicht , sie bleiben Ganze , erhalten sich der Eine gegen das Gesetztsein des Anderen in ihm , es ist wesentlich Beziehung , aber ebenso wesentlich auch nur Spannung , da die Körper in ihrer Totalität bleiben sollen . Es ist dieß das elektrische Verhältniß . Das Klingen ist nur eine Äußerung seiner als mechanische Totalität , der Körper erhält sich , es ist aber nur ein fortgesetztes sich immer zurücknehmendes Bewegen . Hier ist ein Sicherhalten nach phisikalischer Realität , kein mechanisches Erhalten . Das Dasein die Äußerung dieser Spannung ist nur phisikalisch , nicht etwas was nur auf Raum und Zeit sich bezieht . Die Schwierigkeit hierbei ist , daß wir gewohnt sind die Körper , als todt zu nehmen , | das schlechthin nur in äußere Berührung kommt , das nur auf mechanische oder chemische Weise verändert werden kann . Jene Spannung wird nun von der Reflexion so angesehen als ob die Äußerung derselben etwas ist , was nicht dem Körper imanent ist , so daß der Körper aus dem Spiele | bleibt , nur Vehikel ist . Das Andere , was nun wirkt ist dann die elektrische Materie . der Körper wird gedacht als ein Schwamm der die Materie in sich cirkuliren läßt bald leichter , bald schwerer , aber immer theil nahmslos . So als Materie aufgefaßt , ist die Elektrizität keine Thätigkeit , keine imanente Wirksamkeit des Körpers selbst . Wir fassen dagegen diese Spannung als die Selbstig-

5

10

15

20

25

30

1 Totalität ,] Hu : Totalitaet . Diese Worte sind wohl allgemein , aber haben auch die Bestimmung des O r t e s . (der Unmittelbarkeit) 2 mehrere Körper ,] Hu : Mehrere was schon aus der Logik bekannt . 3 Weitere] Hu : z we i t e 9–10 Berührung] Hu : Berührung d r i t t e n s 12 Flamme ,] Hu : Verhaeltniß in welchen sie zur Flamme übergehen . Hier sollen sie nicht verzährt werden . 13 35 dieß Reiben … nicht ,] Hu : Es ist hier nur ein Reiben – ein leises Reiben . Das ist das Zweite . – es 35 scheint zufaellig[ .] 16 sollen .] Hu : sollen und ihre Koerperlichkeit , in dieses Verhaeltniß nicht setzen . 22 todt] Hu : ein Tr a e g e s 13 dieß] Gr : dieß / dieß

zweiter theil

5

10

15

20

25

659

keit , als imanente Natur des Körpers , als Seelenhaftes dieser phisikalischen Natur auf , dieß ist es was beim Berühren mit Anderem auftritt , sich erhält . Es ist das Erhalten des Körpers in der Sphäre worin er phisikalische Totalität ist , diese ist different und fähig in differenz mit Anderes zu treten . Es ist der eigene Zorn , das eigene Aufbrausen , des Körpers in der Selbsterhaltung , sein jugendlicher Muth schlägt aus , nur er ist dabei , weiter niemand . Die phisische Natur rafft sich gegen Anderes zusammen , und zwar als abstrakte Idealität des Lichts . Die Berührung theilt sich den zusammengebrachten Körpern durch und durch mit , es | ist die phisische Selbstigkeit die sich zusammen rafft . Der Körper hält an sich und setzt sich dem Anderen als phisischer Körper entgegen , er spannt sich nach seiner phisischen Seite . Es ist die imanente Widersetzlichkeit des Körpers , welche das Thätige ist . Diese Spannung ist nun nicht blos innerlich , sondern sie muß sich wesentlich äußern , muß ein eigenthüm liches Dasein haben . Diese Existenz muß wesentlich verschieden , abgesondert von der Körperlichkeit des Individuums sein , weil der Körper als Totalität | bleiben soll , was er ist , daher ist sie abstrakte Weise des Daseins , nicht reale Körperlichkeit ist in dieser Spannung . Das reale Eingehen ist erst im chemischen Prozeß : hier ist noch abstrakter Prozeß . Die Äußerung seiner Spannung ist nun verschieden von der Körperlichkeit ist phisikalisch : aber abstrakt phisikalisches Dasein . Dieß Dasein ist nun nichts anderes als das Licht , daß der Körper seine phisische Totalität als Licht zeigt . Es ist nicht Flamme die hier hervortritt , kein Verzehrendes , Zerstörendes . | Beim Reiben entsteht auch Licht aber nicht als Flamme , welche im Verzehren triumphirt . Hier ist die Idealität als nicht verzehrend , als kalter Funken der nicht brennt , als reines Licht . Die Funken des Stahls sind hingegen Flamme , Vernichten der Kohäsion . Hier hingegen ist das Licht nicht flammend , kraftlos , die Materiatur geht nicht auf dasselbe ein , als nur elementa-

9 zusammen rafft .] Hu : zusammen nimmt . Wenn die Koerper zusammengesetzt werden , so vergleichen w i r sie nicht nur , sondern sie vergleichen sich selbst . 10 entgegen ,] Hu : entgegensetzt . 30 Es ist wohl noch nicht das Organische , aber das Organische kann doch hier angeführt werden . 11–13 Es ist … Diese] Hu : Das ist das Dritte . Die immanente Widersetzlichkeit des Koerpers , die hier das Thaetige ist . So muß man diese Spannung nothwendig als aus den Begriffe hervorgehend betrachten . / D a s V i e r t e ist dann dass diese 16 ist ,] Hu : ist , und nur nach seiner allgemeinen Individualitaet her vor treten . 18 Prozeß .] Hu : proceß indem der Koerper noch beharrt . 24 35 welche im … triumphirt .] Hu : als Triumph über den Koerper . Hier aber erhaelt sich der Koerper . 25–26 Die Funken … Kohäsion .] Hu : (Bey Feuerschlagen ist der Funke eine Flamme – eine starke Reibung , damit aufheben der Cohaesion des Koerper , ein Zusammenfaßen des Koerpers in einen Punkt)

30

18 Prozeß :] Gr : Prozeß , :

34 hervortreten] Hu : hervortritt

35 Koerper .2 ] Hu : Koerpr abr .

102Gr

221Hu

103Gr

660

104Gr 222Hu

§ 250

105Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

risch , seelenhaft bestimmt . Der elektrische Funken hat Geschmack , Geruch und Farbe aber keine Körperlichkeit , die phisischen Bestimmtheiten sind idealer , sie sind aus dem Phisischen hervorbrechende Idealität , sie zeigen sich als einfache Idealität des Lichts , als die seelenhafte abstrakte Einheit des Lichts , dieß aber ist das Sichzeigen des individuellen Körpers , und ist noch etwas phisisch bestimmt ohne daß eigentlich die Materiatur des Körpers eintritt . Elektrizität ist überall vorhanden , bei der geringsten Reibung zeigt sie der Elektrometer . Sie ist nicht immer gleich Funken , ist aber durchaus allgemein . Bei schlechten Leitern , Feuchtigkeit pp verschwindet freilich die Spannung so|gleich in der Neutralität . Die Elektrizität ist ein Verhältniß von | allgemeinen Dasein , es zeigt , daß die Körper sich nicht blos mechanisch zu einander verhalten , sondern zeigt sie als phisische Körper mit einander kämpfend . § 249 . »Das Fürsichsein , das sie in der Berührung manifestiren , ist durch die Differenz des anderen in jedem gesetzt , und ist daher nicht frei , sondern eine entgegengesetzte Spannung , in welcher aber nicht die Natur des Körpers in ihrer ganzen Bestimmtheit eintritt , sondern nur die Realität seines abstrakten Selbsts , ein Licht , und zwar ein entgegengesetztes , sich produzirt . Die Aufhebung der Diremtion , das andere Moment dieses Prozesses , hat ein indifferentes Licht zum Produkt , das als körperlos unmittelbar verschwindet , und außer dieser abstrakten phisikalischen Erscheinung daher vornehmlich nur die mechanische Wirkung der Erschütterung hat .« In dem Verhältniß der Elektrizität , setzt | sich jeder Körper für sich , dadurch ist jeder im Anderen und alle sind gespannt . Dieß ist das erste Moment , das zweite ist die Aufhebung der Diremtion , dieß Aufheben ist das Beweisen des Körpers als individualisirt , als Licht , das aber da es keine Nahrung hat verschwindet . Vom Klang traten wir zur Gestalt und ihr Letztes ist , daß sie sich als Licht kund giebt , die reine mit sich identische Form zu sein , ohne im chemischen Prozeß aufgelöst zu werden . Wenn man gewöhnlich von Elektrizität spricht so weiß man nicht weshalb die Materie derselben da ist , man verlöre nichts , wenn sie nicht da wäre . Man hat sie aber auch im Gegentheil zum Sündenbock gemacht , der Alles machen soll , was in der Natur vorgeht . Was sie aber eigentlich bei Gewittern pp thut , wird nicht gesagt , sie ist ein occultus agens , etwas was sich nicht sinnlich zu erkennen giebt , aber doch thätig ist . Den Zweck der Elektrizität sieht die Phisik nicht ein ,

5

10

15

20

25

30

35

1–2 Geschmack , Geruch … Farbe] Hu : Farbe , Geschmak , Geruch[ .] – In einen ist ein bläulicheres , im andern gelblicheres . 6 eintritt .] Hu : verzährt wird . 7 bei der … Reibung] Hu : wo wir mit 35 dem Finger schlagen . 28–29 Wenn man … nichts ,] Hu : Man sieht die Elektricitaet als eine Materie an – grade so wie den Magnetismus . Man sieht nicht ein was der Natur fehlte 30 Sündenbock] Hu : Sünden Bock aller schlechten Erscheinungen 32 agens ,] Hu : agens . Diess hat man den

zweiter theil

5

10

15

20

25

661

er ist | nothwendiges Dasein durch die Natur der Körper bestimmt , diesen Zweck zeigt man nicht auf , sondern macht die Elektrizität zur besonderen Materie . Was das Gewitter anbetrifft , so ist der Prozeß einer solchen großen Naturerscheinung nicht als analog zu betrachten , mit der Erscheinung in der chemischen Küche . Um Elektrizität hervorzubringen ist Reibung nöthig , die Wolken aber reiben sich nicht , ferner ist allgemein bekannt , daß nichts so sehr ein Verschwindenmachen der elektrischen Spannung hervorbringt als die Feuchtigkeit , die Wolken aber sind schlechthin feucht . Es ist hier eine Spannung zwischen den Wolken und der Erde , beides vollkommene Leiter die die Elektrizität also sogleich verschwinden lassen müßten . Was nun die näheren Bestimmungen betrifft , so gingen wir davon aus , daß phisikalische Totalitäten als Individuen in reale Beziehung treten . Diese Differenz als Existenz ist ein Anderssein , das in beiden Körpern gesetzt ist durch das Andere . In dieser Differenz , diesem Anderssein zeigt sich zugleich aber jeder Körper | selbstständig , somit ist nicht die reale Materialität different , sondern die Idealität , die allgemeine Beziehung der Körper auf sich , ihr allgemeines Erscheinen , nicht die besondere reale Erscheinung ist das Licht . In diesem erscheint der Körper als allgemeine Idealität seiner Materiatur . In diesem Licht wo nun die Körper different auftreten ist das Differente selbst , das sich darin zu zeigen hat . Das Licht ist die Weise der Existenz der Allgemeinheit der Körper . Indem sie nun in demselben different erscheinen ist dieß Licht selbst ein differentes . Es kann polarisirtes genannt werden , denn es ist sich entgegengesetztes . Bei den Farben ist von keiner Polarität des Lichts zu reden . Nur das irrdische Licht , der Schein des individuellen Körpers in seiner Differenz gegen anderes kann polarisch sein , wenn man über haupt den Ausdruck gebrauchen will .

Scholastikern vorgeworfen . Was die Gewitter sind haben wir gesagt[ .] 5–6 reiben sich nicht ,] Hu : nicht reiben sie sind ia noch weicher als Schwamm , 7–10 Wolken aber … müßten .] Hu : indem die Feuchtigkeit am meisten in der Luft ausgebreitet ist , am meisten es blizt[ .] – Der Regen 30 macht einen Vollkommenen Leiter zwischen den Himmel und Erde . | 12–13 Differenz als Exi13–14 durch das Andere .] Hu : als Anderes hervortritt – es 30 stenz] Hu : Differenz im Klange etc geschiet eine Veraenderung . 18 Licht] Hu : allgemeinen Scheinen aber , in diesen Lichte 22–23 Bei den … reden .] Hu : Das elektrische Licht ist nur polarisirtes – die andere polarisation ist eine bloße Absurditaet . cf Anmerkung § . 249 . Dazu gehören die Maluschen Erscheinungen . Die erste Erscheinung ist diese , indem man Spiegel in Winkel gegeneinander stellt , dass das aber nur schwach 35 spiegelnd ist – und man dieses schiebt , so wirft es das Licht herum , wenn man einen andern Spiegel dagegen stellt , so wirft der Andere Spiegel ein Licht welches ein Bild abspiegeld – dann aber nur wenn der Spiegel eine Lage hat , aber nicht eine recht winkliche . – Das nannte man polarisation . 12 reale] Gr : realer liche

28 am1] Hu : an

35 spiegelnd] Hu : spie gelnd

37 winkliche .] Hu : winkt-

106Gr

223Hu

107Gr

662

108Gr 224Hu

109Gr

225Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Körper sind zunächst nur gespannt , durch Reibung wird diese Spannung hervorgebracht , die Aufhebung derselben ist die Erzeugung des Lichts . Dieß ist schmeckend , riechend und farbig . | Läßt man es in Staub schlagen , so bringen die positiven und negativen Punkte verschiedene | Figuren hervor . Die Frage ist nun wie sich die negative und positive Elektrizität zu den Qualitäten der Körper bestimmt . Früher unterschied man nur eine Glas- und Harz-Elektrizität , indem nämlich die Haupterscheinung ist , daß bei einer Reibung des Glases positive und bei der von Harz , Siegellack pp negative Elektrizität erscheint . Aber diese unterschiedenen Elektrizitäten sind nicht an die verschiedenen Qualitäten der Körper gebunden . Man kann mit Haüy sagen , daß die Elektrizität des Mineralreichs sich in drei Theile theilt . 1 . Alle Salze , Steine und Erden sind positiv , das Neutrale überhaupt . 2 . die unterschiedeneren Substanzen haben negative Elektrizität , wie die brennlichen , Schwefel , Harz pp . an sich dem Negativen angehörend . 3 . Die Metalle sind Leiter , als an sich indifferent , gleichförmig haben sie gar keine Spannung , denn sie sind abstrakt in sich[ .] Dieß sind die Hauptunterschiede der entgegengesetzten Elektrizitäten . Diese Entgegensetzung | hat zwar den allgemeinen Zusammenhang mit den allgemeinen Qualitäten , aber dieser ist so oberflächlicher Art , daß der geringste Unterschied eine andere Elektrizität zur Folge hat . Leiter sind außer den Metallen , alle Flüssigkeiten , Wachs , Seide sind schlechte Leiter , doch geschmolzenes Wachs und erwärmte Seide | sind gute Leiter , weil die Wärme sie flüssig macht . Reibt man Glasröhren , so entzweien sie sich in positive und negative , ebenso Siegellackstangen . Polirtes und mattes Glas zeigen verschiedene Elektrizität . Die vielfachsten Versuche sind angestellt , und man hat gefunden , daß die geringsten Umstände eine verschiedene Elektrizität ver ursachen können . Nimt man zwei seidene Bänder und streicht eins der Länge nach und das andere quer , so entstehen entgegengesetzte Elektrizitäten . Streicht man die Kleider einer isolirten Person , so erhält sie positive , der Streichende negative . Ein Hauptumstand macht , daß die Körper positiv werden , welche ihre Theile bei

5

10

15

20

25

30

2 Dieß] Hu : In wie fern dieses Licht auch aüßerlich eine sinnliche Differenz an sich hat , darüber haben wir schon gesprochen . Dieses Licht 6 Früher unterschied man] Hu : cf . die angegebene Anmerkung . Man hat Harz-Elektrizität ,] Hu : Glas Elektricitaet unterschieden – und die Franzosen thun es noch ietzt . 12 sind positiv] Hu : werden positiv elektrisch durch das Reiben 16 abstrakt 35 in sich] Hu : Abstrakte , das in sich Flüchtige 17–18 Hauptunterschiede der … Entgegensetzung] 35 Hu : Hauptunterschiede . – Das weitere ist aber : die Bedingungen unter welchen diese Elektricitaeten hervortreten etc cf Anmerkung . 10 Haüy] so Hu

Gr : Heim

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

663

der Reibung am wenigsten verändern . Wenn z . B . eine animalische oder vegetabilische Substanz auf | einer rauhen Oberfläche gerieben werden so zeigen sie sich negativ , auf einer glatten Oberfläche gerieben werden sie positiv . Die Haare eines Katzenfells , wenn sie auf einer Metallfläche gerieben werden und in ihrer Lage bleiben sind positiv , als Gewebe gerieben zeigen sie sich negativ . Reibt man einen weiß seidenen Stoff gegen einen schwarzen der rauh ist , so erhält der geriebene negative Elektrizität . Das allgemeine Resultat also ist , daß einerseits die Entgegensetzung an große Grundunterschiede der Körperlichkeit gebunden ist , während andererseits die leiseste Veränderung eine andere Bestimmung hereinbringt . Dieß zeigt die Oberflächlichkeit des elektrischen Prozesses an , denn nicht die specifische Realität des Körpers tritt in den Prozeß ein . | Das Weitere nun ist , zu sehen wie sich die entgegengesetzten Elektrizitäten zu einander verhalten[ .] Die wesentliche Bestimmung dabei ist , daß die eine und die andere zu ihrer Existenz ein eigenes Körperindividuum nöthig hat . Was die eine | Elektrizität ist , ist in einem Anderen nothwendig die Andere , jede besteht aber in einem eigenen Individuum . Beim Magnet differencirt sich dasselbe Individuum . Hier aber ist der Gegensatz in zwei Individuen . Das zweite ist nun , daß ebenso dann die entgegengesetzten Elektrizitäten sich verhalten , wie die Thätigkeit der Entgegensetzungen des Magnetismus . Differente ziehen sich an , indifferente stoßen sich ab . Denn wo die Indifferenz ist muß die Differenz gesetzt sein . Die Thätigkeit der Elektrizität ist also auch mechanisches Bewegen , Verändern der Raumbestimmung . Drittens gehört hierher , daß indem der Körper elektrisch bestimmt ist , er seine Elektrizität mitthei len kann , besonders den Leitern wie z . B . den Metallen . Obgleich das Metall auch kann elektrisch gemacht werden als sich differenzirend . Die mitgetheilte Elektrizität , macht die Elektrischen gleichnamig und entfernt sie . Die Phisiker unterscheiden nun Mit thei lung und Ver thei lung . Die Erscheinung der Ver thei lung ist , daß wenn z . B . an einen positiv elektrischen | Körper | a ein Leiter gebracht wird ohne daß er den anderen negativ elektrischen b . berührt , so zeigt sich der Leiter auch elektrisch und zwar so daß die Enden die

13 verhalten[ .]] Hu : Verhalten ? Sie haben eine kleine sinnliche Unterschiedenheit nach den Qualitaeten[ .] 15–16 Andere , jede … Individuum .] Hu : andere . Die Elektricitaet eines Koerpers bestimmt die Umgebungen zum Entgegengesetzten . Wo die eine Elektricitaet erwekt ist , so entsteht 35 die andere 17 Das] Hu : Man nannte deswegen die Elektricitaet das Zerhauen des Magnetismus[ .] 20–21 Denn wo … sein .] Hu : Zwey Goldblätchen haben eine Elektricitaet – so stoßen sie 35 Das sich ab – ihre Natur ist Differenz – sie muß sich also setzen . 21–22 mechanisches Bewegen , … Raumbestimmung .] Hu : Mechanismus , wie die Thaetigkeit des Magnetismus . Es ist überhaupt hier die Natur des Begriff dass das Identische different gesetzt wird . 24–25 kann elektrisch … differenzirend .] Hu : kann sich eine Elektricitaet hervorbringen – so auch das Glaß (aber es leitet nicht)[ .]

110Gr

226Hu

111Gr

112Gr 227Hu

664

113Gr

228Hu 114Gr ; Anmerkung zum § 249 .

nachschrift griesheim · 1823/24

entgegengesetzten Elektrizitäten zeigen , wird er aus der Sphäre der Differenten weggenommen , so ist seine Elektrizität verschwunden . Wird an den Leiter ein dritter Körper gebracht , so theilt der Leiter seine Elektrizität diesem mit und von ihm weggenommen hat er dann negative Elektrizität . Die Hauptsache ist , daß man sehen muß daß ein Leiter keine eigenthüm liche Elektrizität hat , wird aber an sein Ende ein Körper gebracht , so wird dieser positiv , der Leiter dann negativ , weil die Elektrizität um zu haften zwei Individuen gebraucht . Zunächst ist der Leiter indifferent und hat in der elektrischen Sphäre beide Elektrizitäten . Er selbst ist also noch nicht wahrhaft elektrisch und wird es erst wenn ein Anderes sich ihm entgegensetzt . Dieser Gegensatz bedarf eines eigenen individuellen Körpers zu seiner Existenz , | ist mittheilbar , und so fi nden dann Anziehungen und Abstoßungen statt . Was die Erscheinung dieser Thätigkeit betrifft , so ist sie wie die des Magnetismus beweglich , und äußert sich durch Abstoßen und Anziehen . Die Äußerung ist jedoch nicht allein auf das Verhältniß von Zeit und Raum beschränkt , sondern es erscheint hier auch das Licht , es ist ein Ueberströmen differenten Lichts . Auch dieß gehört zur Spannung , zur elektrischen Differenz . Das Weitere ist nun das Aufheben dieser Spannung . Dieß geschieht schon darin , daß ein elektrischer Körper in ein Verhältniß zur Erde oder zum Wasser kommt , es verschwindet die Elektrizität dann sogleich . Das eigentliche Aufheben ist aber , daß beide differente Elektrizitäten zusammengebracht werden , sie vereinigen sich , aber es giebt diese Vereinigung kein Produkt , das einzige was entsteht ist das Verschwinden . | Es ist noch nicht die Materiatur , sondern nur die ideale Selbststigkeit die zur Erscheinung kommt , in der Neutralisation ist sie dann verschwunden . | Indem sich so beide Existenzen der differenten Elektrizitäten negiren , entsteht leicht Feuer , Körper die die Verbindung der Berührung ausmachen , gehen leicht in Flammen auf , Metalle schmelzen . Das Licht geht so bis zum Feuer fort , dieß Feuer ist physikalische Existenz , ist nicht idealisirt wie das Licht , es gehört Nahrung , Materie dazu . Das Resultat ist hier jedoch kein Feuer , sondern die Wirkung ist nur mechanischer Art . Bei den Differenzen der Elektrizität ist angegeben worden , daß weil sie different ist , sie sich mechanisch zeigt , Geruch und Geschmack hat , sie ist also different mithin ist physische Bestimmtheit darin , diese ist aber nur ein Anfang , wie die Farbe nur Anfang der

5

10

15

20

25

30

35

2–4 Wird an … Elektrizität .] Hu : es wird an den Koerper A . ein dritter Koerper angebracht , so theilt das A dem Koerper C seine positive Elektricitaet mit – wird (er) der Leiter jetzt weggebracht , 35 so hat er negative Elektricitaet . 14 beweglich] Hu : frey 24 Selbststigkeit] Hu : Selbstischkeit , das Licht 32–33 different mithin … darin] Hu : Differenz – die Lichter sind bestimt 33 nur ein Anfang] Hu : nur die beginnende , koerperlose Bestimmtheit

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

665

Verdunkelung ist . Der Entladungsfunken und das Beginnen des Feuers ist hier noch kein eigentliches Feuer . Die Hauptwirkung ist die Zertrümmerung dessen was den Zusammenhang bildet , Gold kann hier verflüchtigt werden , ein Erfolg der Erhitzung , der jedoch auch durch den mechanischen Schlag hervorgebracht werden kann . In der elektrischen Pistole wird aus Wasserstoff|gas und Sauer stoffgas Wasser hervorgebracht , durch den mechanischen Schlag geschieht dieß aber auch . Es ist nur Wirkung der Erschütterung , die dieselben Erfolge hat , wie die Wirkung des Feuers . Der Galvanismus der hier nahe zu liegen scheint , ist jedoch als eine eigenthümliche Form des chemischen Prozesses zu betrachten und wird dort abgehandelt werden . 3 . Der chemische Prozeß . Das Erste war die individuelle Körperlichkeit , die räumliche Gestalt , das Zweite die physikalische Differenz der Gestalt , der Prozeß dieser differenten Gestalt ist zunächst der abstrakte Prozeß der Elektrizität , wo nur sie selbst hervorgerufen , different sich zeigt . In der Gestalt ist , wenn sie noch nicht vollendet , auch ein Prozeß , dann ist der Prozeß des Gestaltens der Magnetismus vorhanden . In | diesem tritt auch der Unterschied hervor , aber nur an einem Individuum und seine Thätigkeit ist nur die der Bewegung . Die Elektrizität dagegen ist ein zerhauener Magnet , die Differenzen sind frei selbstständig für sich , jede in einem besonderen Individuum , es ist nicht die ganze Gestalt die | auf diesen Prozeß eingeht . Der chemische Prozeß ist der der ganzen physikalisch bestimmten Gestalt . Die Materie tritt als schmeckende , riechende Materie ein , es ist der ganze physische Körper und die Veränderung ist nicht blos in der Bewegung , sondern in der ganzen Gestalt . Es ist aber nicht nur ein Ganzes was darauf eingeht , sondern viele individuelle Ganze , es ist der Prozeß der Totalität . Er ist zugleich Einheit der vorhergehenden Prozesse des Magnetismus und der Elektrizität , diese sind aber nur abstrakte Formen des chemischen Prozesses . Sie existiren als besondere Stufen , hier aber sind alle vereinigt , man ist jedoch im Stande diese Momente auch in ihrer verschiedenen Wirksamkeit aufzuzeigen . Sie sind besondere formelle Seiten des chemischen Prozesses . Wie sie an den besonderen Körpern hervortreten , so treten sie auch an dem allgemeinen Individuum , der Erde , hervor , aber diese

… auch .] Hu : kann auch hervorgebracht werden durch Druck . Berthollet Statique chimique hat dieses Beobachtet , 15–16 wo nur … zeigt .] Hu : wo nicht die Materiatur hineingeht 19 ist 2 ] Hu : ist , wie Schelling sagt , 22 Der chemische … Gestalt .] Hu : D a s 35 des Koerpers . D r i t t e ist der reale proceß . hier haben wir phisikalisch bestimmte Differrenzen[ .] 26 Einheit] Hu : Wahrheit 30 aufzuzeigen .] Hu : aufzeignen – aber deswegen muß man sie nicht ansehen als identische mit dem chemischen proceß .

35 6–7 durch den

115Gr

229Hu

116Gr

666

117Gr

230Hu

118Gr § 252

119Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

geht nicht fort bis zum chemischen Prozeß , weil sie als allgemeines Individuum bleibt . Als einzelne , | individuelle Körper , als existirende einzelne Individuen , sind es die besonderen Körper der Erde in die sie sich theilt und diese gehen in den chemischen Prozeß ein . Die Erde hat so die Elektrizität als besondere Existenz an sich , deren hervortretende Bedingungen von ganz anderer Art sind als die an den besonderen vereinzelten Individuen[ .] Der Körper ist wesentlich Produckt ; bei der Gestalt ist dieß uns durch den Begriff hervorgegangen , nicht der Existenz nach , sie ist aber deshalb noch kein Gesetztes , sie muß sich daher am Ende als solches zeigen , gesetzt werden . | Im Organischen sind die Aeltern ein Unmittelbares dem Begriff nach , aber auch ein Gesetztes , Erzeugtes , ihrer Existenz nach . Der chemische Prozeß ist so das Hervorbringen , das in die Existenz Setzen der Gestalt , daß sie ist und zwar durch Vermittelung und in sofern muß ihr Dasein aufgezeigt werden . Der Körper setzt als unmittelbare Gestalt das Ende in das er übergeht voraus . Es ist dieß die Stufe , wo die ganze Körperlichkeit in das Dasein | übergeht[ .] § . 251 . »Der chemische Prozeß hat seine Produckte zu seiner Voraussetzung und beginnt daher von ihrer Unmittelbarkeit . Dem Begriffe nach unmittelbar ist der besonderte Körper , insofern seine Eigenschaften oder Materien in einfache Bestimmung zusammengeeint und der Einfachheit der specificirten Schwere , der dichtigkeit gleichgeworden sind . Die Metallität ist diese Gediegenheit , durch welche die Besonderheit flüssig , und sich in ungetrennter Ganzheit und Allgemeinheit in die bestimmte Differenz gegen eine andere zu setzen fähig ist .« Zunächst haben wir noch die allgemeine Natur des chemischen Prozesses zu betrachten . Der chemische Prozeß ist der der Totalität , die Thätigkeit darin hat eine doppelte Richtung , Trennung und Reducktion zu eins . Was als eins gesetzt ist , wird als different gesetzt und dieß Differente wird vereint zu eins . Hier treten nun die gestalteten Körper ein , sie als solche ruhende Totalitäten in Berührung gebracht , setzen den | elektrischen Prozeß , indem sie aber als ganze Totalitä-

5

10

15

20

25

30

4–5 Die Erde … sich ,] Hu : Der Magnetische proceß und Elektrische zeigen sich an der Erde 6 30 Individuen[ .]] Hu : Koerper . (hierher gehörn Nordlichter – meteorologische phaenomene) 7 Der Körper … Gestalt] Hu : § 250 . Die Individualitaet des Koerpers ist selbstische Beziehung auf sich – deswegen ist sie nicht unmittelbar vorhandenes , sondern ein sich setzen durch den proceß . Bey der Gestalt ist die Gestalt unmittelbar wahr , 15 voraus .] Hu : voraus[ .] – Die Besonderung bleibt aber nicht bey der Entgegensetzung – ist nicht mehr die Stufe der Elektricitaet . Die abstrakte Beziehung 35 des Koerpers als Licht , ist die besonderte[ .] 16 Dasein übergeht[ .]] Hu : proceß tritt[ .] – Deswegen kann man diesen Chemismus den realen Elektrischen proceß nennen . 25 ist] Hu : ist in Beziehung auf das Vorhergehende Totalitaet 29 gebracht ,] Hu : gebracht – in mechanische Gewalt , 38 Vorhergehende] Hu : Vorhergende ist

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

667

ten in Berührung kommen , ihre wesentlichen Bestimmtheiten sich berühren sollen , dieß können sie als mechanische Körper nicht , so ist ein Drittes nöthig , in dem sie zusammenkommen sollen , dieß ist die Indifferenz beider , das gegen ihre Realität gleichgültige , die Möglichkeit ihrer Besonderung . Dieß muß nun ein allgemein Physikalisches , ein Element , ein Individualitätsloses sein . Im chemischen Prozeß werden also zwei reale Körper als Extreme und eine Mitte in der sich ihre Bestimmtheiten berühren können gefordert , dieß ist Wasser oder Luft . Diese gehen selbst in den Prozeß ein , | sie werden dadurch different und wieder neutralisirt zu Elementen . Der chemische Prozeß ist deshalb ein Schließen . Die Extreme werden in einer allgemeinen Neutralität verbunden , nicht zu einem Besonderen bestimmt . Der Anfang des Prozesses ist ein Schluß und der Verlauf ebenso , die realen Differenzen werden zur Mitte verbunden , oder indem sie neutral sind , geschieden , physikalische Körper werden zerlegt in sogenannte körperliche Bestandtheile . Wasser und Luft werden wie man sagt auch zerlegt , es entsteht also zweierlei Geschiedenes | erstlich physisches und dann die abstrakten Elemente , diese werden geschieden in abstrakte Stoffe und hier ist dann die Stelle des Wasserstoffgases pp[ .] Ebenso fi ndet auch eine doppelte Neutralisirung statt , erstens von physischen Körperlichkeiten zu Salzen , Säuren pp und zweitens Neutralisirung zu den Elementen zu Luft und Wasser . Der chemische Prozeß ist also ein Schluß wozu drei gehören , vom formellen chemischen wozu nur zwei nöthig werden wir weiterhin sprechen . In der Rücksicht , daß drei zum chemischen Prozeß gehören , entstehen folgende Erscheinungen . Ganz koncentrirte Säure greift Metall gar nicht oder nur schwach an , dieß weil sie nicht ganz wasserlos ist , verdünnt greift sie das Metall tüchtig an . Blei verliert in trockener Luft seinen Glanz viel weniger als in feuchter . In destillirten , dichtverschlossenen Wasser rostet Blei gar nicht , tritt Luft hinzu , so rostet es leicht . Ebenso Eisen . Der chemische Prozeß ist näher als ein Durchgehen von eigenthüm lichen unterschiedenen Momenten zu betrachten , er ist keine unmittelbare Verwandlung[ .] 4 Besonderung .] Hu : Besonderung , die abstrakte Einheit , a n s i c h , derselben

231Hu

120Gr

13 geschieden ,]

30 Hu : geschieden . Es ist ein gedoppeltes Scheiden und eine gedoppelte Neutralisirung vorhanden

21 sprechen .] Hu : sprechen .) Zur Thaetigkeit des Schlußes gehoert ein Verbindendes der Extreme – oder das Zerlegen der Extreme – dazu gehoeren Extreme die das Mittlere differrenziren . 23–24 nicht ganz wasserlos] Hu : etwas Waßer – aber sehr wenig 26 Eisen .] Hu : Eißen – in der feuchten Luft erst rostet es . | / Das ist das Allgemeine vom chemischen proceße . Es ist schon gesprochen 35 von dem Verwandeln[ .] 28 Momenten zu … Verwandlung[ .]] Hu : Momenten (Trennen und Verbinden)[ .] Das Verdunsten , das Ausbleichen , das Verriechen der Blume ist nicht ein chemischer proceß . Also der chemische proceß ist nicht die Verkehrung sondern ein Durchlaufen der verschiednen Momente , 4 Besonderung] Gr : Besonderung ist

232Hu

668

121Gr

233Hu

122Gr

123Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Jedes dieser Momente ist selbst ein Prozeß , eine eigenthüm liche Form des Prozesses , mit einem eigenthüm lichen Produckt endigend . Die Ordnung der besonderen Körper bestimmt sich danach , aus welcher besonderen | Form des allgemeinen chemischen Prozesses sie hervorgegangen sind . Zuerst ist das Allgemeine die Endlichkeit des chemischen Prozesses , er ist endlich im Vergleich mit dem organischen Prozesse . Er hat die Stellung , daß er Veränderung der Gestalten ist , die selbstständig aber verschieden sind , und als ruhende Gestalten existiren . Der Prozeß ist nun daß solche unterschiedene Gestalten in eins gesetzt oder aus dem gleichgültigen Bestehen gerissen und in Differenz gesetzt werden . Sie sind verschieden , das Verschiedene zieht sich an , wird eins , oder die Gestalt ist eins und muß nun verschieden gesetzt werden , das was eins ist muß zum Gericht zum Unterschiede kommen . | Wenn Verschiedenheiten in eins gesetzt werden , so ist hier die Bedingung , die ansichseiende Einheit , nur in sofern sie an sich eins sind , werden sie eins , sie sind es aber nur dem Begriff nach , die Einheit ist noch nicht existirend gesetzt . Die chemischen schlechthin different | thätigen Körper sind ihrem Begriffe nach identisch . So Säure und Kali . Die Säure existirt als Säure , dieß ist die eine Seite , aber an sich ist sie auch Kali , dieß treibt sie , sie ist durstig nach dem Kali . Ebenso das Kali . Ihre Einheit ist nur an sich . Das differente Kali , hat den Trieb sich zu indifferiren , es ist an sich neutral , sein Begriff ist Neutralität , die Existenz ist nur die eine Seite . Beide , Begriff und Existenz entsprechen sich noch nicht . Es folgt aus den Bestimmtheiten der verschiedenen Körperlichkeiten , daß sie nur an sich identisch sind , nicht ihrer Existenz nach . Das Weitere ist nun das worin die Endlichkeit des chemischen Prozesses besteht . Im Organischen ist nicht die Identität der Unterschiedenen im Begriff , an sich , hier ist diese Einheit wirklich existirend . Die Thiere sind beseelt , Beseelung ist nun die individuelle Einheit als existirend . Hier hingegen ist sie nur an sich , was existirt sind einseitige verschiedene Gestaltungen , dem Begriffe nicht entsprechend . Das Aufheben der Einseitigkeit ist ein Verfallen in eine andere Einseitigkeit , es kommt nicht zur individuellen Einheit . Hier tritt also | überhaupt

5

10

15

20

25

30

4 sind .] Hu : sind . / Der chemische proceß ist Totalitaet – dazu gehoert eben Uebergang in andere Bestimmungen und Aufheben dieser andern Bestimungen . 12–13 Gericht zum … kommen .] Hu : Urtheil , Gerichte kommen Unterschiedenheit haben . Wir haben den Koerper als differente Bestimmt- 35 heit – der chemische proceß ist aber dass das ganze des Koerpers sich veraendern muß[ .] 21–22 35 Neutralität , die … Seite .] Hu : neutral , aber es existirt nicht als neutral – seine Existenz ist die eine Seite der Einheit . 27 Die Thiere] Hu : die pfl anze , das Thier 31 individuellen] so Hu

Gr : abstrakten

34 differente] Hu : (in)diff .

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

669

die Bestimmung ein , daß die körperlichen Individuen in einer Bestimmtheit existiren auf einseitige Weise , indem sie auf den Prozeß eingehen hebt sich diese Bestimmtheit auf , wird integrirt , der Körper erhält eine andere Bestimmtheit und diese die Neutralität zweier Bestimmtheiten , ist wieder | einseitig , das Produkt womit der Prozeß aufhört ist immer wieder einseitig bestimmt . Die Metalle werden Kalke , Säure und Kali wird Salz , und so ist jedes solches Produkt einseitig , dieß fl ießt aus dem angegebenen Standpunkt . Hierin liegt dann weiter daß die Totalität des Prozesses selbst , in unterschiedene Prozesse zerfällt . Jeder einzelne ist unvollständig nicht total , mit seinem Produkt ist er aus , und dieß Produkt ist ebenso einseitig , unvollständig , nicht Totalität , mithin ist der Prozeß selbst auch unvollständig und nur Moment des allgemeinen Prozesses . Der chemische Prozeß ist endlich , und seine Endlichkeit ist , daß er zwar an sich Totalität ist , diese aber zerfällt in verschiedene Prozesse und Produkte , Bestimmtheiten in einer Reihe , die zusammen an sich für uns das Ganze ausmachen , jedes aber ist einseitig . Der Verlauf des ganzen Prozesses ist ein Ablauf | verschiedener Momente , jeder ist Prozeß und hängt weiter nicht mit dem folgenden , der nun ist , zusammen . Sie fangen deshalb auf äußerliche Weise an , dem Produkt ist es gleich ob es auf der Stufe stehen bleibt oder weiter geführt wird , dieß ist ihm äußerlich und zufällig . In diesen unterschiedenen Prozessen besteht die Natur der Körper darin , welche Stelle sie in dem allgemeinen Prozesse haben , das heißt von welchem der Prozesse sie das wesentliche Produkt , das Bethätigende sind , sie sind dann zwar auch anderer Prozesse fähig , aber sie sind darin nicht das Bethätigende , das Zeugende , Determinirende . Das Metall gehört so dem galvanischen Prozeß an , hier determinirt seine besondere Natur , seine regulinisch , metallische Form . | Ihr Verhalten zur Säure unterscheidet die Metalle untereinander , es ist aber nicht determinirend . Die Einthei lung der Körper , die Klassen derselben , müssen also genommen werden aus ihrer Stelle im allgemeinen Prozeß . In der empirischen Chemie muß jeder Körper beschrieben werden nach seinem Verhalten mit allen chemischen Körpern , er muß durch alle durchprobirt werden . | Aber ein Anderes ist es die allgemeine Natur der Körper zu bestimmen , dieß muß geschehen durch den besonderen Prozeß in dem sie das determinirende sind .

35 28 Die] Hu : die Eigenschaften welche das Eisen in Feuerproceß und Saüreproceß zeigt , sind nicht 35 die Eigenschaften wodurch seine wesentliche Bestimmung , Seine Stelle zu andern Koerpern her-

vorgebracht wird . Schwefel hat auch ein Verhaeltniß zu Saüre – wo er aber seine eigenthüm liche 10 ist er aus] Gr zu lesen : hört er auf Saüreepoceß

30 beschrieben] Gr : geschrieben

34 Saüreproceß] Hu :

234Hu

124Gr

235Hu

125Gr

670

236Hu 126Gr

127Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Totalität des chemischen Prozesses , sein Verlauf besteht also aus einer Kette besonderer Prozesse . Diese sind : 1 . Der formelle chemische Prozeß . Prozeß in Ansehung des Substantiellen an dem die Differenz noch nicht reell in der Existenz ist , wo sie noch nicht realisirt wird insofern der Prozeß ein Scheiden ist . Diesen formellen Prozeß will ich nach den vergessenen Winter , Sensomasie nennen . 2 . Der wirkliche chemische Prozeß , hier kommt es darauf an wie die Thätigkeit existirt . a . Form des Galvanismus , hier existirt die Thätigkeit noch als eine Verschiedenheit der Körper , überhaupt nur als differente Körper , so daß | sie noch nicht real vorhanden ist und der Prozeß nur die Verschiedenheit different setzt . Beim Metall wird die Thätigkeit so hervorgebracht , daß die Verschiedenheiten sich | berühren , in eins gesetzt werden und different sind in dieser Verbindung . b . Form des Feuerprozesses , wo die Thätigkeit für sich außer dem Körper existirt , dieß ist das Feuer . Es ist die Existenz des Fürsichseins im Verzehren , dieß in sich unruhige Differente , wirksam die Differenz zu setzen , zu begeistern , kaustisches Kali hervorzubringen . c . Der Prozeß der begeisterten Säure und des Kali , Das Befeuerte ist an ihm , die Differenz körperlich existirend . Dieser Prozeß ist die Reduktion zur Neutralität , das Hervorbringen von Salzen . d . Die Rückkehr zum Anfang vom Neutralen zur Säure , vom Oxid zum Metall . Damit ist dann der Kreislauf beschlossen : Das Indifferente fängt an , wird dann unterschieden , dann das Entgegengesetzte was es nicht aushalten kann für sich zu existiren , hierauf folgt die Reduktion zum Neutralen und endlich die Rückkehr zum Indifferenten , zum Metall . Hieraus bestimmt sich dann die chemische Natur der Körper . Die empirische Mannigfaltigkeit , der es | nur um das Produkt zu thun ist , wird so in eine feste Form gebracht .

5

10

15

20

25

30

Stelle hat ist das Verhaeltniß zum Feuer . Die 1–2 sein Verlauf … Prozesse .] Hu : proceß ist ein 30 Kreißlauf , wo die periferie eine Kette von proceßen ist . 5 ist .] Hu : ist – oder wo die Differenz noch nicht eine reelle Existenz hat . in Hinsicht der Neutralitaet . 15 b .] Hu : Das ist die erste Form des chemischen proceßes . b .) 18 kaustisches Kali] Hu : Saüre und Kali 28–29 Die empirische … gebracht .] Hu : Die chemische Sphaere ist von so vielfachen Stoffe . in der empirischen Betrachtung , 35 sind die Koerper die Hauptsache . es müßen aber die unterschiednen Formen der proceße angesehen 35 werden als die Vorherrschenden dadurch allein ist es dass man die empirische Zerstreuung , Manig2 sind :] Gr : sind . 6 Winter , Sensomasie] siehe Anm . den Befeuerte] Gr : Gefeierte vgl . Hu : befeuert

19 begeisterten] so Hu

Gr : begeistern-

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

671

1 . S e n s om a s ie . Winter Professor der Chemie in Pesth , machte in neuerer Zeit den Anfang zu einer tieferen Begründung der Chemie , von ihm ist der Name Sensomasie . Das Zusammenschmelzen von Metallen , das Zusammengießen von Säuren ist noch kein chemischer Prozeß , es sind nur Verbindungen die noch unvermittelt sind , ohne ein Medium das verändert und selbst verändert wird . Das Schmelzen geschieht durch Feuer , dieß ist aber kein Medium , das in den Prozeß eingeht und selbst verändert wird . Der chemische Prozeß ist wesentlich ein Schluß , es gehören Elemente dazu , Wasser und Luft . Die Luft ist es an der sich die Körper begeistern . Ein solches ist noch nicht vorhanden in dieser unmittelbaren Verbindung , es ist dieserhalb kein realer , sondern nur ein formeller chemischer Prozeß . Was wird an den Körpern verändert , die in den chemischen Prozeß eintreten ? Ihre Unvollkommenheiten werden aufgehoben , sie werden in | eins gesetzt , verändert . Was ist das Veränderte ? Das was sie zu Unterschiedenen macht ? Was ihre ursprüngliche Bestimmtheit ? Dieß ist die specifische Schwere , sie ist das Insichsein die die Unterschiedenheit der Materie begründet , sie frei macht , von der äußerlichen Einheit , weiter die Kohäsion ; diese ursprünglich , specifischen Bestimmtheiten gehören der allgemeinen Besonderheit der Körper an . Diese allgemeinen Besonderheiten liegen jenseits der physikalischen Differenz . Hierdurch ist aber die Veränderung dieser Besonderheiten noch nicht der chemische Prozeß , sondern nur die substantielle Veränderung und dieß ist eine eigenthümliche Sphäre , die des Mechanismus . Indem nun diese Veränderung eine eigene Bestimmung ist , so ist sie eine besondere Veränderung zu unterscheiden vom chemischen Prozeß , sie fi ndet zwar auch statt in jedem chemischen Prozeß , ist aber wesentlich auch ein eigenthüm liches Verhältniß einer eigenen Sphäre . Dieß ist dann was ich Sensomasie genannt habe . Der Prozeß , indem er sich hierauf beschränkt ist noch nicht eigentlich chemischer Prozeß . Es ist | eine Vermischung verschiedener Körper , in welcher faltig keit in eine Ordnung bringt und die abstrakte Allgemeinheit von der Andern Seite abhaelt .

129Gr

2

30 Chemie ,] Hu : chemie – er hat gemeint gefunden | zu haben einen Stoff – Andronia – aber es hat

sich nicht bestaetigt . 7 verändert wird .] Hu : veraendert – wie diess bei den folgenden proceßen zu sehen 9 Ein] Hu : das Medium wird hier selbst bestimmt . Ein 14 Unterschiedenen] Hu : Unterschiedenen Besondern 15 Bestimmtheit ? ] Hu : Bestimmtheit , die sie macht zu den Besondern 17 Kohäsion] Hu : C o h a e s i o n (der Wiederstand) 21 substantielle Veränderung] Hu : 35 Veraenderung des Substanziellen | die Veraenderung durch das Eins werden in Einen ist – die Veraenderung des Substanziellen – Veraenderung des Innern als Inneres , es ist hier noch nicht die Veraenderung deßen was den Koerper zum physikalischen Koerper macht . hier kommt es noch nicht zur Begeisterung , der Existenz der Differenz[ .] 27 hierauf] Hu : auf die specifi sche Schwere 23 sie] Gr : es

128Gr

237Hu

238Hu

672

130Gr 239Hu

131Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Vermischung die specifische Schwere , das was ihre Besonderheit bestimmt , abgeändert wird . Es ist aber nicht blos mechanische Mischung , die sich Vermischenden bleiben nicht äußerlich gegeneinander , sondern es ist wahrhafte qualitative Mischung . Wasser und Alkohol mischen sich wirklich , verschiedene Pulver bleiben dagegen in ihren kleinsten Theilen immer noch dieselben verschiedenen . Das Gewicht beim Wasser und Alkohol bleibt dasselbe , aber die dichtigkeit die specifische Schwere ist verändert . Gold und Silber zusammengeschmolzen geben ein specifisches Gewicht , was ein anderes ist als die Summe der specifischen Gewichte des abgesonderten Goldes und Silbers . Archimedes hat vielleicht jenem Goldschmidt sehr unrecht gethan , denn das specifische Gewicht des Gemenges , ist keine Summe der einzelnen specifischen Gewichte . Messing ist eine solche Sensomasie von Kupfer und Zink , ebenso die Quecksilberamalgame , es ist kein eigentlicher chemischer Prozeß , es | verändert sich davon nur die specifische Schwere , die Kohäsion und die Farbe . Dabei ist in diesen Verbindungen ein bestimmtes Verhältniß , von gegenseitiger | Sättigung . Bei zu wenigem Silber fl ießt das ungesättigte Quecksilber ab , bei zu vielem Silber wird nicht alles Amalgam . Die Verbindungen haben eine größere Härte als die Metalle wenn sie einzeln für sich stehen , aber sie sind schmelzbarer . Es ist ein Unterschied in ihnen der das Produkt empfänglicher macht für die Wärme und andere Einwirkungen . Wissmuth , Zink und Blei geben eine Masse die so schnellflüssig ist , daß sie in der Hand zergeht . Auch mit Erden ist es der Fall , daß sie durch einen Zuschlag schnellflüssiger werden . Diese Verbindungen sind im Ganzen nur Veränderungen der insichseienden Bestimmtheiten , Bildung eines Produkts wodurch sie reduzirt werden . 2 . D e r e i g e n t l iche che m i s che P r o z e ß . Hierzu gehört ein Medium an welchem und durch welches die inneren Verschiedenheiten gesetzt , zur | Existenz gebracht werden . In Ansehung des chemischen Prozesses ist bemerkt daß der galvanische Prozeß die erste Form darin ist , es kommt hierbei darauf an welche Gestalt darin das Bethätigende , Besondernde hat . a . D e r g a l v a n i s che P r o z e ß . Diese erste Form kann keine andere sein , als daß es ganz gleichgültige , selbstständige Körper sind , die den Prozeß mit einander eingehen . Die erste Selbstständigkeit ist die abstrakte , unmittelbare , die Körper die indifferent in sich sind , deren Natur indifferent in sich ist . Dieß sind

5

10

15

20

25

30

35

3–4 wahrhafte qualitative Mischung] Hu : Durchdringen 20 Zink] Zinn 21–22 Auch mit … werden .] Hu : Dießelbe ist der Fall mit den Erden – diess wird angewand auf das Schmelzen der 35 Metalle . 27 gebracht] Gr : bebracht

zweiter theil

5

10

15

20

25

673

die Metalle . Der Prozeß ist jedoch nicht blos auf die Metallität bestimmt , sondern auch Flüssigkeiten haben ihn , dabei ist aber immer ihre einfache Bestimmtheit es , die das Bestimmende , Agirende ist . Man hat so galvanische Ketten von zwei Säuren , bloße Nerven und Muskeln machen den galvanischen Prozeß , die ein fache Bestimmtheit , die den Grundcharakter des Metalls ausmacht , ist aber immer das Agirende . Der chemische Prozeß hat seine Produkte zu seiner Voraussetzung , er ist das wodurch das was seiner | Existenz nach unmittelbar ist , was durch den Begriff erzeugt wurde , auch seiner Existenz nach erzeugt wird . In ihm aber fangen wir von einem Unmittelbaren an , was dann aber auch spaeter Produkt ist . Er ist noch nicht der unendliche Prozeß , der das Leben ist , daher hat er Voraussetzung . Die Metallität ist dieß Gediegene . Schelling hat das Metall geronnenes Licht genannt , in ihm ist die specifische Schwere das wesentlich Konstruirende . Alles andere ist auch specifisch schwer , hier hat diese Schwere keine oder nur geringe Bedeutung , ist entwickelt zu einer Totalität . Beim Metall ist die specifische Schwere besonders das Unterscheidende , Konstruirende , da nun seine Natur auf diese Bestimmung beruht , so ist es das Indifferente , dieser gediegene Zusammenhang , dieser unkristallinische Zusammenhang . Es ist ferner nicht Neutrales , Zerlegbares in verschiedene Bestandtheile , es ist gediegen , einfach in sich . Diese Gediegenheit in sich ist die Ursache seiner Mit theilbarkeit , es ist Leiter für die Wärme , | die Elektrizität , es hat keine Unterbrechung , sondern Gleichförmigkeit in sich . Diese Kontinuität macht die Metalle fähig , daß wenn sie sich berühren , ihre Differenzen gegen einander offenbar werden , eins seine Differenz im Anderen empfi ndlich werden läßt . Das Metall als das Gediegene in sich , ist der Einwirkung der Säure weniger offen , als andere Stoffe , je edler es ist , je weniger ist es offen . Edle Metalle sind

7 Der] Hu : § 251 . Der 7–9 Voraussetzung , er … wird .] Hu : Voraußetzung . Der chemische proceß geht auf die Gestalt – der chemische proceß | ist das welches die Gestalt seiner Existenz nicht nur 10 was dann … ist .] Hu : dieser proceß faengt mit einen Vorhande30 seinen Begriffe nach erzeugt . nen an , das aber in einem andern punkte der periferie ein product ist 13–14 Alles andere] Hu : In den Organischen 17 Bestimmung] Hu : einfachen Bestimtheit 18 Zusammenhang .] Hu : Zusammenhang , es ist nur der Beginn des Krystals , nur am wenigsten in dem edlen Metal . 19–20 Diese Gediegenheit] Hu : Der Anfang ist also hier die algemeine Koerperlichkeit , nemlich als physika35 lisch bestimmte Individualitaeten . Das Metall hat in seiner Gediegenheit 20 es ist Leiter] Hu : hat nicht die Besonderheit in sich , die Krystalisation – das Metall ist deswegen guter Leiter 27 Edle] Hu : Man macht den Unterschied der edlen Metalle und unedlen – diess hat | man verworfen – edle

30

15 ist1] Gr : ist ist 24 seine] Gr : seine seine 37 unedlen] Hu : unendlen

30 erzeugt] Hu : erzeugt wird

dieser] Hu : dieses

132Gr

133Gr

240Hu

241Hu

674

134Gr

242Hu

135Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

die , die an der Luft nicht rosten , im Feuer sich nicht oxidiren , oder verkalkt durch bloßes Feuer wieder regulinisch hergestellt werden können . Die Edelheit gehört also den Bestimmungen an die wir hatten . Gold wird fast gar nicht von der Säure angegriffen , Blei verkalkt schon an der Luft , und Metalloide können sich kaum im regulinischen Zustand erhalten . Es ist also überhaupt dieser indifferente , nicht oxidirte , neutrale Körper , der erste mit dem wir anzufangen haben , weil er unbestimmt oder nur einfach bestimmt in sich ist . Die Ver schie|den heit der Metalle ist im galvanischen Prozeß das Bethätigende . Es werden hier verschiedene Metalle an einander gebracht , die Größe ihrer Verschiedenheit bestimmt sich zum Theil erst im galvanischen Prozeß . Silber und Zink und Kupfer und Zink berühren sich so , bringt man zwischen beide einen Wassertropfen , so ist hier sogleich alles in Thätigkeit , der galvanische Prozeß entsteht . Es ist schon bei der Elektrizität bemerkt , daß man sich vorstellt die Körper seien hierbei gleichgültig . Indessen sind sie in Wahrheit nicht so unthätig als blos schwer gegen einander , sondern sie sind auch agirend , | nach ihren weiteren in sich seienden Bestimmtheiten und sie sind so für einander da . Die Metalle haben diese Eigenthüm lich keit , daß die Differenzen ihrer Natur sich berühren können , weil sie Gediegenheit , Kontinuität in sich sind . Vorhanden ist Einheit , durch Gediegenheit , und Unterschied der specifischen Beschaffen heit in sich , beides ist nur in eins , insofern nun Wasser | hinein kommt , so ist Thätigkeit vorhanden , diese ist , daß die in sich seienden Differenzen jetzt gesetzt werden , zur Existenz kommen . Zu setzen was bisher an sich war , dieß ist die Thätigkeit , und so ist das Produkt die Einheit von Unterschiedenen . Aus denen die als different gesetzt sind entsteht ein Oxid . Die Verschiedenheit macht sich in der Berührung geltend , kommt zur Wirksamkeit . Mit der Berührung ist jedoch nur ein elektrisches Verhältniß gesetzt ,

5

10

15

20

25

3–4 Gold wird … angegriffen ,] Hu : Gold rostet nicht . Salzsaeure und Salpetersaüre greift erst das 30 Gold an . Hingegen andere Metalle werden von ganz schwachen Saüren an gegriffen . 4 Metalloide] Hu : Metalle 5 erhalten .] Hu : zu erhalten sind – sondern in Oxidaxion verfallen . (Die 30 edlen Metalle oxidiren sehr schwer an der Luft –) Auch das Queksilber oxidirt sich schwer in der Luft – wird es geschüttelt mit Luft so kann es oxidirt werden . das Feuer stellt es aber wieder her zum regulinischen Zustand . Ueber haupt also die edlen Metalle gehen schwerer ein in den Luft oder Oxidir proceß . Die Metalle die edel sind haben wegen dieser Gediegenheit weniger Cohaesion – die unedlern Metalle gehen ganz zur sprödigkeit . 6 nicht oxidirte] Hu : unmittelbare un- 35 oxidirte 9 gebracht ,] Hu : gebracht werden – ie staerker ihre chemische Verschiedenheit ist – desto mehr zeigt sich der Proceß , 11 Silber] Hu : Gold und Zinke – Silber 13 Prozeß entsteht .] Hu : proceß vorhanden – (Luft muß dabey seyn) 20 Unterschied der specifi schen] Hu : Unterschied 34 proceß] Hu : proceß ein

35 die] Hu : Sie

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

675

weshalb der Galvanismus lange als eine Form der Elektrizität angesehen worden ist . Diese elektrische Differenz geht hier ins Chemische über , insofern ein Anderes als Mitte da ist , an dem die differenz zur Existenz sich zu setzen gelangen kann . Diese Mitte ist das Wasser und die Luft . Es ist zu bemerken , daß die Elektrizität sich hier sehr überwiegend hervortretend zeigt , sie ist aber allgemeines abstraktes Moment im chemischen Prozeß und es kommt nur darauf an , ob sie an die Form des chemischen Prozesses treten kann . Am Galvanismus kann dieß die Elektrizität , weil | dieser auf die Differenz derer beruht die indifferent in sich , selbstständig bestehend , an sich haltend sind . Es ist aber als Hauptweise des elektrischen Verhältnisses angegeben , eben dieß . | die Metalle nun sind indifferent in sich , halten an sich selbst indem sie verändert werden . Das Metall wird nun im galvanischen Prozeß nicht chemisch angegriffen , wird nicht aufgelöst , dargestellt als an sich selbst neutral . Die reale Differenz die zum Vorschein kommt , ist eine solche die zur Indifferenz hinzukommt . Indem nun ein Drittes dazwischen hinein kommt , an dem die Differenz gesetzt werden kann , so ist die Thätigkeit da , Unruhe , Leben fängt an , chemische Veränderung . Die welche nun die Mitte ausmachen zwischen den Extremen der Metallität , sind nicht nur eins , sondern zwei , Wasser und Luft . Die Metalle schließen sich an sich zusammen , ihre Verbindung hat keine existirende Mitte , die reale Mitte ist solche wodurch die Differenz ins Dasein kommen soll . Diese Mitte die beim Schluß des Verstandes ein einfacher terminus medius ist , | ist hier wesentlich doppelt , ist Wasser und Luft . Es ist wichtig daß in der Natur das , an dem sich die einseitigen Extreme an sich integriren , aus dem sich die Extreme das sich integrirende Moment nehmen , daß dieß nicht ein , sondern zwei sein müssen , Wasser und Luft . Denn es muß im endlichen Prozeß das Vermittelnde , da es nach beiden Extremen gewendet sein soll , an ihm selbst ein Gedoppeltes , Unterschiedenes sein . Es muß aber nicht blos an sich unterschieden sein , sondern auch in der Existenz ; die Mitte muß eine in sich gebrochene Mitte sein . Hier ist sie nun elementarisch , aber zweifach elementarisch . Oxigengas gehört wesentlich zum Gelingen des galvanischen Prozesses , | im Raum der von der Luft abgesondert ist , zeigt sich keine Thätigkeit . Hierher gehört daß die Rapidität der Säule sehr verstärkt wird , wenn man statt Wasser , eine Salz oder Salmiakauflösung nimt , diese hat schon in sich eine chemische Mannigfaltigkeit . In so fern

35

der noch a n s i c h vorhanden nach der specifi schen 6 sie] Hu : die Elektricitaet und Galvanismus 13–14 reale Differenz … kommt ,] Hu : physikalische Differenz in die es gesetzt ist (oxidirt) 15 gesetzt] Hu : frey

35 als besonderes

24 zwei] Gr : im zwei

136Gr 243Hu

137Gr

244Hu

676

138Gr

139Gr

245Hu

140Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

der galvanische Prozeß mit dem Organischen in Verbindung kommt ist es Nerv und Muskel | die im Organischen verschieden sind und die Erscheinungen des Galvanismus hervorbringen . Der Name kommt von Galvani Professor in Bologna , indessen beobachtete er die Erscheinungen des Galvanismus nur am Organischen , an Frosch Nerven und Muskeln , wo Zuckungen sichtbar werden . Erst Volta Professor in Padua beobachtete den Galvanismus am Metall , und erfand die Säule . Die Form in der man diese Wirksamkeit schon früher und zuerst gekannt war die , daß verschiedene Metallplatten im Munde einer seits einen saueren , andererseits einen kalischen Geschmack entstehen ließen und dabei vor den Augen Licht entstand . Volta befreite den Kreis der Wirksamkeit aus der animalischen Sphäre . In der Elektrochemie hat man den Galvanismus und die Elektrizität verbunden , und zum Theil sind die Chemiker so weit gegangen , daß sie behauptet haben daß die Elektrizität an den chemischen Prozeß gebunden sei , so daß alle Elektrizität nur da wäre wo Oxidation sei . Man kann aber dagegen | einwenden daß wenn man Glas , ein Katzenfell oder Seidenband reibt wohl Elektrizität erscheint aber kein chemischer Prozeß kein Oxid . Volta hat die ganze Erscheinung elektrisch genommen und man hört da von feuchten und trockenen Leitern sprechen . Das Metall ist dann der trockene Leiter . Der Unterschied aber ist hier anders als blos der von diesem Metall und diesem Wasser , er ist ein anderer als der der Leiter , sondern das Wesentliche ist dieser Gegensatz der Metalle als solcher und daß sie ein Drittes haben , an dem | die Einseitigkeit der Metalle sich integriren kann . Man kann beim galvanischen Prozeß die chemische und elektrische Wirksamkeit von einander trennen . Je größer die Oberfläche der Platten ist , je höher ist der Glanz der Elektrizität , die chemische Wirksamkeit ist dagegen schwach , umgekehrt zeigt sich bei kleinen Platten die Elektrizität schwach , aber die chemische Erscheinung äußerst heftig . Ritter in München hat trockene Säulen erbaut bei denen die elektrische Wirksamkeit ganz isolirt ist . Indem man gesehen | hat , daß bei bloßem Wasser die chemische Aktion nicht stark ist , bei einer Säule die sonst hohe elektrische Spannung haben und chemisch wirksam sein müßte , so haben die Chemiker gesagt , das Wasser wirke hier als elektrischer Isolator . Man hat so

5

10

15

20

25

30

8–9 verschiedene Metallplatten … Munde] Hu : ein Staebchen Silber und Zink auf die Zunge zu legen und durch ein Metall verbinden 12–13 und zum] Hu : und diess ist wohl gut – zum 13 35 Chemiker] Hu : Fisiker 14–15 Prozeß gebunden … sei .] Hu : proceß gehoert . Volaston be- 35 hauptete , dass die Elektricitaet auf Oxidacionen beruht . 23 kann .] Hu : kann – und dass es dazu kommt dass es die Differenz an sich haben wird – das ist Oxidacion[ .] 26 Glanz der Elektrizität] Hu : Elektricitaet in schönen Funken 29 isolirt ist .] Hu : isolirt – dazu gehoeren Zambonische Saülen[ .] 32 Chemiker] Hu : physiker elektrischer] Hu : chemischer

zweiter theil

5

10

15

20

677

die ganze Wirksamkeit in die Elektrizität gesetzt , dieß führt dann wieder auf die Idee von Leitern und endlich dahin , daß das Wasser die Elektrizität hemme . Dieß ist aber ganz absurd , denn bekanntlich ist Wasser der allerbeßte Leiter , selbst besser wie Metall . Durch die verschiedenen Säulen ist der wesentliche Unterschied der Elektrizität und des Chemismus zu erkennen . Das Produkt nun ist überhaupt das was an sich ist , Identität der Differenzen die in den Metallen sind , daß dieß zum Dasein gebracht werde , so daß das Indifferente , different gesetzt wird , Oxidation . Bei dieser Bestimmung der Oxidation kommen wir auf den Standpunkt , wo wir von den abstrakten chemischen Elementen zu sprechen haben . Die Oxidation nicht blos überhaupt genommen | hat sich gegenüber , Hydrogenisation , das Prinzip der ersteren ist das Oxigen , das der zweiten das Hydrogen . Die Wirksamkeit ist also doppelt . Zink wird verkalkt , oxidirt , das andere Metall bleibt regulinisch und war es oxidirt , so wird es entoxidirt . Eine nähere Form wo diese Gegensätze hervortreten ist die , daß wenn der Prozeß im Wasser geschieht , von dem einen Pole Blasen von Oxigengas , von dem anderen Blasen von Hydrogen aufsteigen . Es kann auch so weit fortgehen daß hydrogenirte Metalle hervorkommen . Die allgemeine Wirksamkeit ist Oxidation überhaupt und die andere Seite des Gegensatzes wird vornämlich in der Weise eines Gases zur Existenz gebracht . Diese Gase sind die abstrakten chemischen Elemente . Es ist dieß Sauer stoff , Wasser stoff , Stickstoff und Kohlenstoff , vier , wie die physischen Elemente . Stoff heißen sie weil sie als Basis betrachtet werden , sie können jedoch nicht als Stoff dargestellt werden , sondern immer nur als Gas oder

141Gr

25

4–5 Durch die … erkennen .] Hu : Diess ist ein richtiger Umstand dagegen dass die chemische Wirk25 samkeit in der Elektricitaet beruht . Die Empiriker indem sie aber die Identitaet gefunden haben ,

30 30

35 35

koennen zum Unterschied nicht gelangen . 10 haben .] Hu : haben . | Die Indifferenz wird so Totales obgleich abstraktes Totales[ .] 18 hervorkommen .] Hu : vor kommen , Ritter hat diess berührt . 20 Elemente .] Hu : Elemente . Hier treten sie hervor . § 254 . 255 . 21–23 vier , wie … Stoff ] Hu : Diese Elemente sind Abstraktionen der physischen Elemente – diese 4 chemischen Elemente sind wieder zwischen sich die Totalitaet dieser Abstraktion . / Die Mitte ist das waßer zur existirenden Differenz bestimmt . Die Metalle sind fest , die mit einander in Verbindung stehen koennen . Ihre Differenz ist die Schwere . Die Metalle werden in diesem proceß nicht zusammengeschmolzen , sondern es ist ein Drittes an dem sich ihre Indifferenz aufhebt , an dem sich das Moment des Andersseins bestimmt . § 252 . Das Metall bleibt nicht sondern wird Oxid , die Metallische Indifferenz ist verschwunden und das Metall wird in Differenz gesetzt . § 253 . Ueberhaupt faellt hier die Bestimmung der chemischen Elemente ein , die unterschieden werden müßen von physischen Elementen . Es giebt ihrer auch viere – keins von diesen Elementen den Kolen stoff ausgenommen , kann man in der | Form des Stoffs 28 254 . 255 .] Hu : 250 . 251 . 30 waßer] Hu : wahes ? 38 Stoffs] Hu : Gaßes

40 mung] Hu : Beestmm .

34 bestimmt] Hu : nimmt

36 Bestim-

246Hu

247Hu

678

142Gr

§ 256

143Gr

248Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

im Oxid als körperliche Eigenschaft . Die Metalle verkalken und so nehmen sie | an Gewicht zu , während ihre specifische Schwere geringer wird . Dieß ist etwas Ausgezeichnetes der Metallität , sie verliert so den Charakter der indifferenten Gediegenheit . Zu bemerken sind , 1 . daß die Entstehungsweise das Hervortreten dieser Abstraktionen sehr manigfach ist . 2 . die Ansichten die man dabei hat . Man sagt Wasser bestehe aus Sauerstoffgas und Wasser stoffgas , Luft aus Sauer stoffgas und Stickstoffgas . Das Richtige ist daß es nur Formen sind in die Wasser und Luft gesetzt werden . Diese Stoffe machen zusammen eine Totalität aus , wie die physischen Elemente . Stick stoff ist das todte Residuum , das den Metallen entspricht , es ist irrespirable , nicht brennend , das indifferente , abstrakte Residuum . Sauer stoff und Wasser stoff hingegen machen zusammen den Gegensatz aus ; Wasser stoff das Positive im Gegensatz , der differente Stick stoff , Stick stoff in der Weise des Gegensatzes , das Negative , Andere dazu ist der | Sauer stoff . das Vierte ist dann der Kohlen stoff , ein todtes , getödtete Individualität , das chemische Element der Individualität überhaupt , das Irrdische . Wesentlich ist zu bemerken daß sie in der Natur die ganz abstrakten chemischen Elemente sind , von denen nur der Koh lenstoff Existenz hat , die anderen haben nur gewaltsam eine momentane Existenz . Diese chemischen Elemente sind es die zunächst die Formen ausmachen mit denen sich das Gediegene integrirt , die Metalle oxidiren sich . Stickstoff ist überhaupt das todte Residuum , außerhalb des Prozesses bleibend , die anderen das sind die differenten Bestimmungen die zu den physisch realen Körpern geschlagen werden und durch welche sie sich zu einem Solchen integriren , das kein Einseitiges mehr ist . | Das Resultat des Prozesses den wir hier betrachten , ist , daß ein Differentes gesetzt wird . Die Metalle sind zunächst Oxid überhaupt , es ist dieß die erste Differenz die wir haben . Diese Differenz ist Differenz überhaupt , deshalb ist das Metall Oxid überhaupt , es sind nicht zwei Differenzen die heraus kommen . Wir

5

10

15

20

25

30

2 an Gewicht zu ,] Hu : schwerer darauf beruht das System Lavoisiers 8–9 Das Richtige … werden .] Hu : Das Bestehen aber aus Bestandtheilen gehoert zur phisik . Hier ist nur zu bemerken dass sie Formen des Waßer und Luft sind . wie bemerkt bey der Meteorologie . Nur auf den Unterschied ist aufmerksam zu machen . 15 Negative ,] Hu : Negative , das Bethaetigende 16 ein todtes ,] 35 Hu : ein Abstraktum , ausgebrante , 30 heraus kommen .] Hu : heraus . Auch die Andere Seite kann 35 zu einen phisischen produkt getrieben werden , als hydrogeniertes Metall , aber es ist überhaupt nur die erste Differenz – die Oxidation . 3 sie] Gr : es

32 gehoert] Hu : gehoert aber

33 Nur] Hu : Nmr ?

zweiter theil

5

10

15

20

25

679

haben hier die erste allgemeine Differenz . Die weitere | als Entgegensetzung bestimmte ist Säure und Kali . Die Entgegensetzung ist etwas anderes als Differenz überhaupt . Bei der realen Differenz sind es wesentlich Entgegengesetzte , hier aber ist nur das Indifferente als Different überhaupt gesetzt , als Oxid . Zu den Metallkalken gehören der Strontian , Baryt , sogar die Erden , als Kieselerde , Kalkerde pp auch das Kalische , Natron . Das was als solches erscheint hat eine metallische Basis , es ist gelungen , diese Basis darzustellen , dieß Metallische kann zwar nicht erhalten werden als Metall , aber seine metallische Natur zeigt sich , indem sie sich mit Quecksilber festhalten läßt als Amalgam . An der Luft und im Wasser oxidiren sich diese Metalloide sogleich . Das Ammonium ist besonders merkwürdig , weil es einerseits aufgezeigt werden kann , daß seine Basis Stickstoff und Sauer stoff ist , andererseits zeigt sich aber auch ein Metallisches , das Ammonium . Das Metall ist hier zu den Formen getrieben sich als Metall und als abstrakter Stoff , als Gas , zu zeigen . | 2 . D e r F e u e r pr o z e ß . »§ . 254 . Der gediegenen Indifferenz der besonderten Körperlichkeit steht die physikalische Sproedigkeit gegenüber , das Zusammengefaßtsein der Besonderheit in die selbstische Einheit , (das Erz , als Vereinigung des Schwefels und Metalls stellt die Totalität dar .) Diese Sproedigkeit ist die reelle Möglichkeit des Entzündens , welcher die Wirklichkeit des sich selbst verzehrenden Fürsichseins , das Feuer , noch ein äußerliches ist . Es vermittelt die innere Differenz des brennbaren Körpers durch das physikalische Element der abstrakten Negativität , die Luft , mit dem Gesetztsein oder der Realität , und begeistet ihn zur Säure . Die Luft aber wird dadurch in dieß ihr negatives Princip , den Sauer stoff , und in das todte positive Residuum , in den Stickstoff dirimirt .« Die Metalle sind am meisten als Erze vorhanden d . h . in der Verbindung mit Schwefel . Wir haben hier überhaupt ein Verbrennliches | und Feuer . Luft , Feuer und Wasser machen den Körper zur Säure . |

30

30 2–3 Differenz überhaupt .] Hu : abstrakte Differenz . (Es wird aber auch bei der zweiten Differenz

bemerkt dass sie sich darstellt als nach der Weise des Sauer stoff hervorgebracht .) Ueberhaupt haben wir metallisch verkalktes , Oxidirtes . 5–7 Erden , als … Basis ,] Hu : Erden . In neuen Zeiten brachte man es so weit : dass auch Kieselerde , barytherde , Natrum , Kali , eine metallische Basis über35 haupt hat . 27 Schwefel .] Hu : Schwefel – so haben wir die Continuitaet – und das Spröde – es ist 35 also begreiflich diese Form . (am Rande : Schwefel ist das Für sich seyende Spröde . diese Sprödigkeit ist die reale Möglichkeit des Entzündens . Das Feuer vermittelt die innere differenz der brennbaren Koerper .) 28 Feuer .] Hu : Feuer – aber auch die Mitte gehoert dazu . 1 weitere] so Hu

Gr : (nicht ?) erste be-/

144Gr

Anmerkung zu § 253 .

145Gr § 255

146Gr

680 249Hu

147Gr

250Hu 148Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Zunächst ist hier zu bemerken , daß der Verlauf des chemischen Prozesses , ein unterbrochener Verlauf ist , ein Prozeß geht nicht in den anderen über , es ist kein Kreislauf , sonst hätten wir Leben , lebendige Thätigkeit . Der galvanische Prozeß hört mit der Erde auf . Weitergeführt tritt die Thätigkeit von außen herzu , eben wie die Berührung der Metalle äußerlich ist . Nur im Begriff ist der Zusammenhang , die innere Nothwendigkeit die den Verlauf fortsetzt , nur an sich wird der Prozeß fortgesetzt zum Kreislauf der Totalität . So wie wir dann zu einer anderen Form kommen , so entsteht diese nur für uns , wird im Begriff . Die welche den Prozeß mit einander machen , haben wir deshalb nach ihrer Ursprünglichkeit aufzufassen . Das Oxid ist nicht das gegen welches jetzt ein anderes Reagens angebracht werden muß . Die beiden Seiten des Feuerprozesses sind nun diese , einerseits Feuer , existirendes Feuer | Flamme als solche , Feuer ist das schlechthin in sich unruhige Verzehrende , die sich auf sich beziehende Negativität , im galvanischen Prozeß ist das eine Metall , die erste Bestimmung , das zweite ebenso und ihre Beziehung ist die Berührung . Dem Begriff nach ist das Resultat dieß , daß die Einheit der Differenz für sich existire , und dieß ist nun das Feuer als Flamme , dieß ist nun die Thätigkeit und das worauf sie beruht . Das Resultat des vorigen Prozesses ist daß das Differente in eins gesetzt ist , Einheit des Unterschieds in eins . Dieß ist das Feuer einerseits in Form der Unruhe , freie Form des Sichverzehrens . Das Andere ist nun das Subjekt des Feuers , das Verbrennliche , seiner Natur nach hat es dieselbe Bestimmung wie das Feuer , aber als ruhend als metallischer , physikalischer Körper . Das Feuer ist das Thätige . Das Produkt ist dann , daß das | Material , das individuell Existirende , an ihm befeuert wird , seine Möglichkeit ist befeuert zu werden . Das Resultat ist daß das Feuer ist , das Entgegengesetzte ist hier das Befeuerte und | das Andere das Feuer , das Befeuerte ist ein Solches was schlechthin nicht bestehen kann im gleichgültigen Dasein . Das Feuer ist also das eine , das andere ist die Möglichkeit des Feuers , an ihm selber als befeuert , begeistert zu sein . Es ist nicht Verbrennen zu Kohle , wie bei

5

10

15

20

25

30

1 Zunächst] Hu : Wir wollen uns an das Allgemeine hier nur halten . / Vo r s e r s t e 4 Erde] Hu : 30 Erde , mit den Metalloxide 10 aufzufassen .] Hu : Aufzufaßen . Das produkt des ersten Proceßes ist der Oxid 20 der Unruhe] Hu : Subjektivitaet , der Unruhe 25–27 befeuert zu … Dasein .] Hu : befeuert wird – dass das Materiallisirte das Feuer als Eigenschaft des phisischen Koerpers existirt , dass der Koerper begeistet ist – dadurch ist als ein schlechthin Entgegengesetztes – nicht nur ein an sich 35 Verschiedenes als Metalle , oder das abstrakte differente als Oxide . Weil es entgegengesetzt ist so ist 35 es Wiederspruch , fodert das Andere , ist zu ihn in einer realen Beziehung – es kann nicht existiren im gleichgültigen Dasein – das ist das produkt – ein phisischer Koerper der verzährend ist . 30 uns an] Hu : nur als

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

681

den vegetabilischen Körpern , kein Reduziren zur Unthätigkeit , sondern es ist so daß der physikalische Körper selbst die Natur des Feuers an sich hat . Dieß Verbrennen ist erst die Möglichkeit verbrannt zu werden , und deshalb hat es ruhiges Bestehen , Weise der Indifferenz , diese ist jedoch nur Form , nicht Naturbestimmtheit . Beim Metall macht die Indifferenz die Natur aus , hier hingegen ist sie nur Form des Bestehens . Es sind deshalb hier zweierlei Gestalten des Brennlichen zu unterscheiden , erstens Schwefel , Phosphor was in seiner Unfestigkeit ist verzehrt zu werden , gegen sich selbst das Negative seiner selbst zu entwickeln , zweitens das formell Neutrale , die indifferente Form des Daseins , der Kalk als solcher und in Verbindung mit Kohlensäure . Diese Objekte des Feuers werden | verbrennend zu Feuer . Das Feuer ist chemische Thätigkeit für sich existirend , der Gegenstand ist das Material das Brennliche . In diesem Brennlichen ist das Bestehen des individuellen Seins nur Form . Dieß wird also unterschieden in Brennliches als solches seiner Natur nach spröde , ohne indifferente Basis , es ist seine Natur verzehrt zu werden , das Differente von außen | zu erhalten nicht in sich zu entwickeln , indem es negativ gesetzt wird kommt es in den Unterschied , kommt es dazu sich selbst innerhalb seiner selbst zu negiren . Das zweite ist das formell neutral Bestehende , aber auch nur in einer Form , es kann den Prozeß nicht aushalten als Neutrales . Das Erste ist Phosphor , Schwefel , das Zweite , das formell Neutrale ist Kalk , Baryt , Strontian , ein Neutrales , neutralisirt durch Kohlensäure . Kalk ist in so fern ein Salz , als das was sich abstumpft nicht ein physikalisches Individuum nicht reale Säure , sondern ein chemisches Abstraktum ist , Kohlensäure . | Die im Feuerproceß im Konfl ikt stehenden kommen äußerlich zusammen wie dieß die Endlichkeit des chemischen Prozesses bedingt . Als Vermittelndes tritt ein Element hinzu , Wasser und Luft . Wie z . B . die Schwefelsäure nur vermittelst Wasserdämpfen erzeugt werden kann . Der ganze Prozeß hat so die Form eines Schlusses , dazu gehören diese drei , die gebrochene Mitte und die beiden Extreme . Die weiteren Schlüsse würden nur das betreffen , in welches die Mitte zerlegt werden kann , oder die Formen an welchen sich diese Mitte bestimmt um sich an ihnen zu integriren . Dieß näher zu betrachten würde sehr delikat sein , und uns zugleich zu weit führen . Das Allgemeine ist , daß das Verbrenn-

17–18 sich selbst … negiren .] Hu : gegen sich und in sich die Negativitaet zu entwikeln[ .] 21 neutralisirt durch Kohlensäure .] Hu : Kohlen Saüre , 35 deren Neutralitaet formell ist , Neutralitaet die nicht zur andern Seite hat einen andern Koerper der phisisch dargestelt werden koennte . 30 Formen an … bestimmt] Hu : Formen zu welchen die Extreme die Mitte bestimmen , 32 Das Allgemeine] Hu : Den chemischen proceß muß man allerdings als Reihe von Proceßen betrachten . Die algemeine

35 7 Schwefel ,] Hu am Rande : (Schwefel , Kohle)

149Gr

251Hu

150Gr

682 252Hu

151Gr

253Hu

152Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

liche , Schwefel , Phosphor , pp in diesem Schlusse be|feuert wird . Auch Metallisches kann verbrennend befeuert werden und diese Befeuerung geht überall fort bis zur Säure . So entsteht aus dem Arsenikkalk , der schon selbst Säure ist , die Arseniksäure . Das Resultat ist daß aus dem Begeisterten , Befeuerten | Säure entsteht und Kalisches . Das Kalische befeuert ist kaustisch . Die Säure als solche ist das Angreifende , Bethätigende , Verzehrende[ .] 3 t e F o r m d e r e i g e n t l ich r e a le che m i s che P r o z e ß . Hier sind die Thätigen , die Extreme die in den Prozeß treten reale physische Körperlichkeiten und solche die an sich als different existiren . Die Metalle sind nur verschieden von einander , Metall ist physisch individueller Körper , blos an sich different . Hier ist der reale physikalische Körper der für sich existirend unruhig , thätig , wirksam ist . Auch sind sie nicht nur different wie z . B . Kohlensäure pp welche nur die Abstraktionen der Differenz sind , keine individuell körperliche Differenzen , sie sind nur different zu sein , | zugleich aber sind sie nicht nur different , sondern auch individuelle physische Körperlichkeiten . Das sind die Existenzen , die Formen dieses Prozesses . Die Art und Weise der Entgegensetzung der Körper die hier den Prozeß mit einander eingehen ist nun , daß sie sind an ihnen selbst um entgegengesetzt zu sein , jeder ist um entgegenge|setzt zu sein , zu sein in Beziehung auf anderes , d . h . daß obgleich sie für sich existiren , sie es nicht aushalten können . Es ist dieß ihr Begriff . Sie haben zu ihrem Begriff die Totalität deren eine Seite nur in ihnen existirt . Bei Säure und Kali ist dieß auch so , aber nicht blos an sich , es ist zugleich der Trieb ihres Begriffs . Metall ist das nicht , ist einseitige Differenz , in ihrem Begriff liegt auch das Andere ihrer . Hier ist jedes ein Thätiges , der Trieb sich als das zu setzen , was sie ihrem Begriff nach sind . Die Säuren erhitzen sich daher , rauchen , sie halten es nicht aus so zu bleiben und nur durch Gewalt werden sie so erhalten . Die Gefäße fressen sie an . Sie zie-

5

10

15

20

25

2–3 werden und … bis] Hu : werden dass sie nicht nur zum Oxid fortgehen , sondern bis 5 Kali30 sches .] Hu : Kalisches überhaupt . (dazu gehoert Natrum etc) 6 Verzehrende[ .]] Hu : Verzährende . Schwefel indem er nicht different in sich ist , so wird in ihn das Waßer zum Basischen Bande . So 30 wie das Kalische im Gegentheil indem es zum Kaustischen wird – hat das princip des formellen Neutralen – dieses princip verschwindet im Kaustischen . Das Kalchichte hat eine Basis , wie erinnert ist Metallisches (am Rande : Das Kalium , Natrium ist die indifferente Basis .) – es hat für sich keine indifferente Basis – das formell Neutrale des Waßers wird verzährt , aufgehoben[ .] (Das Krystal als Waßer entsteht erst spaeter) 12–13 Kohlensäure] Hu : Sauer stoff , Kohlen stoff 23 einseitige 35 Differenz ,] Hu : einseitige Existenz , hat nicht diesen Trieb – die edleren Metalle oxidiren sich nicht selbst in Feuer – ihr Begriff ist einseitig zu sein 26 Säuren] Hu : concentrirten Saüren 13 welche] Gr : welches 30 indem er] Hu : in dem sie 31 indem] Hu : in den Hu : in differente 34 formell] Hu : for . formell Waßers] Hu : Waßr Waßer

33 indifferente]

zweiter theil

5

10

15

20

683

hen wie man sagt Wasser aus der Luft an sich , d . h . sie fangen einen Prozeß mit der Luft an und suchen sich so gut es gehen will zu neutralisiren . Ebenso wird das kaustische Kali linde , sie integriren sich an dem mit welchem sie in Berührung kommen , neutralisiren sich stumpfen sich ab . Sie sind als Entgegengesetzte schlechthin reales | in Beziehung auf Anderes , dieß ist ihre un mittel|bar an ihrer Existenz vorhandene Thätigkeit . Zu bemerken ist daß das Befeuernde der Basen , das der chemischen Abstraktion ist . Zu unterscheiden ist dann die differenz . Dieß abstrakt Differente ist das Oxigen , dieß ist das befeuernde , begeisternde Differente , sowohl am Feuer , als an der Säure . Das Weitere ist dann , daß das was Säure und Kali gegen einander ist , für sich relativ ist , wie in der Arithmetik positiv und negativ , wo es gleichgültig ist was plus oder minus genannt wird , oder wie es bei vor und rückwärts nur auf den Standpunkt ankommt . So kann man sagen die Säure ist relativ an ihr selber , und so wird auch das Verhältniß relativ , was hier Säure ist , kann dort Kalisches sein . Hydrogenirter Schwefel , sonst Schwefelleber genannt zeigt sich als Säure , so ist es auch mit vielen Erden z . B . Thon und Alaun erde , gegen Alkalien reagiren sie als sauer , aber als Reagens gegen Schwefelsäure nehmen sie die basische Seite des Kalischen an . Luft und Wasser sind auch hier das Vermittelnde , | konzentrirte Säure wirkt schwächer als verdünnte , abgeschlossen hat sie gar keine Wirkung . Das allgemeine abstrakte Resultat ist , daß durch solche Gegensätze von Säure und kalisch Basirten neutrale Produkte hervorgehen , es ist eine Neutralisation des Gegensatzes , Abstumpfen des brennenden , kaustischen Gegensatzes , das Ruhen in der Neutralität .

25 25 3 linde ,] Hu : milde . sie machen die Luft zu Kohlen Saüre ,

30 30

35 35

5 Anderes ,] Hu : anderes , deswegen koennen sie nicht für sich bestehen , 7–8 daß das … differenz .] Hu : dass die Basen zu diesen Gegen satze zB . Schwefel etc Metaloide etc eine chemische Abstraktion sind – das Befeuernde ist das abstrakte Element[ .] So ist das Band der Basis von der Differenz zu unterscheiden . 9–10 Feuer , als … Säure .] Hu : Kalischen als an der Saüre[ .] – Die kaustischen Kali (kann vorgestellt werden) haben ihre Begeisterung von Oxigen[ .] – Das ist das Allgemeine . 11–12 wo es … wird ,] Hu : das Negative ist hier öfters zu nehmen als das Negative an ihn selber , auch aber als Negatives an einen andern , so dass gleichgültig ist was man positiv und negativ nimmt wie zB . bey der Elektricitaet . 13 relativ an … selber] Hu : das Negative an ihr selbst 15 Säure ,] Hu : Saüre – obgleich nicht allgemein , es ist faehig auch der Oxigenation . 20 schwächer als … Wirkung .] Hu : schwächer als die Saüre die mit Luft oder Waßer verbunden ist . Die Saüre macht erst das Metall zum Oxid und diess erst neutralisirt sie . 22 und kalisch Basirten] Hu : gegen Kali , gegen Erden die nicht zur Befeurung getrieben sind ,

9–10 an der] Gr : ander 28 von] Hu : mit 29 (kann vorgestellt werden) in Hu am Rande ohne Verweiszeichen , aber mit Einfügungszeichen im Text 36–37 gegen Kali … sind , in Hu ohne Verweiszeichen 40 am Rand , quer zum Schriftzug der Seite , siehe Editorischer Bericht

254Hu 153Gr

154Gr

684

155Gr

255Hu ; § 257

156Gr

256Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Körper verändern sich in diesem Prozeß nach allen Seiten , die specifische Schwere , die Kohäsion , Farbe alles geht verloren , wird geändert . Undurchsichtige Metalle werden durch eine Verbindung mit Säure ein neutrales Salz , welches durchsichtig ist . Alle Qualitäten gehen im chemischen Prozeß unter , und werden verwandelt . Hier zeigt sich die Relativität , das Nichtfestsein derselben und wenn ein Körper beschrieben werden soll , was er ist , so kann man diese Bestimmungen nur erschöpfen , indem der ganze Kreis angegeben wird , den er zu durchlaufen fähig ist . So ist die Farbe , die Sprödigkeit , die Gediegenheit , der Geruch , Geschmack pp verschwindend , und der | Körper geht den Kreis der Möglichkeit solcher Bestimmungen durch . So ist z . B . das Kupfer , seiner Farbe nach höchst veränderlich , wir sehen es grün als kohlensaures Kupferoxid , schön blau als saures schwefelsaures Kupferoxid oder blauer Vitriol , blau , als Kupfersalpeter , hellblau als sauer klorsaures Kupferoxid , bergblau als Kupferoxidhydrat , braungelb als gallussaures Kupferoxid , bräunlichroth als regulinisches Metall , oraniengelb als salzsaures Kupferoxidul , rothbraun als blausaures Kupferoxid , schwarzbraun als Schwefelkupfer , schwarz als salpetriges Kupferoxid , weiß als salzsaures Kupferoxid . | Dieß sind alles Momente der Veränderung des Kupfers . Das Resultat des Prozesses ist ein neutrales Salz , zunächst prozeßloses Produkt , in welches das Entgegengesetzte übergeht . Salz kann der reale chemische Körper genannt werden , es ist nicht so abstrakt wie das Metall im galvanischen und | das Brennliche im Feuerprozeß , sondern es ist die Einheit des Gegensatzes . Die Salze sind formell differente Körper , sie sind gleichgültig , fertig unbedürftig , die Thätigkeit ist in ihnen erloschen , sie sind ein zur Ruhe gekommenes . In so fern der Prozeß weiter geführt werden soll , so müssen die Salze äußerlich zu einander gebracht werden und brauchen ein Drittes worin sie sich berühren , das Wasser . Aber sie sollen sich berühren , denn sie sind Beschränkte und dieß ist seiner Natur nach | der Veränderung ausgesetzt , sie sind endlich und deshalb

5

10

15

20

25

30

17 weiß als … Kupferoxid .] Hu : weissen Kupfer – Kupfer lasur , Malachit sind auch eigenthüm liche Farben[ .] – Eben so Kohaesion veraendert sich darin , 19–20 Das Resultat … reale] Hu : Der Koer- 30 per des Gegensatzes ist gespannt , kann nicht so bleiben wie er ist . Eine Saüre oder ein kaustisches Kali integrirt sich unmittelbar . Und diess Product giebt ein reales Neutrales Salz – deßen Waßer die formelle Neutralitaet ist . / die dritte Form des proceßes ist der reale Proceß . § 256 . 257 . Des bisherigen Verlaufs ist das Salz die unmittelbare Einheit – er ist das unmittelbare sich Integrieren in einen Neutralen[ .] – Der proceß der Salze ist der reale chemische proceß . Ueberhaupt sind diese proceße 35 für sich reellere , weil die Extreme nicht abstrakt sind . / Wir haben jetzt die Form des realen chemischen proceßes . Salz ist das Proceßlose produckt – worin das Kaustische ist . Das Salz kann realer 29–30 weissen Kupfer … darin , in Hu ohne Verweiszeichen am Rand , quer zum Schriftzug der Seite Salz] Hu : Satz 34 Salz] Hu : Satz 37 worin] Hu : vorin

32

zweiter theil

5

10

15

20

25

30

685

müssen sie in den Prozeß kommen . Dieser Prozeß ist real , weil die Extreme nicht mehr abstrakte , sondern totale sind , die jedoch Partikularität haben . Die Salze sind wie gesagt gleichgültig , gegen einander , deshalb müssen sie ein Drittes haben , worin sie sich berühren , dieß Dritte ist das formell Neutrale das Wasser . Der Prozeß ist dann dieß , daß die Neutralität zwar aufgehoben wird , daß aber hieraus wieder Neutrales hervorgeht . Die Neutralität ist gegen sich selber . | Hier treten nun besondere Neutralitäten in Konfl ikt , besondere Salze , Säuren pp[ .] Es wird wie gesagt Neutrales hervorgebracht durch die Aufhebung von Neutralen . Die Affi nität einer Säure zu einer Basis wird negirt und diese Negation ist selber wieder die Beziehung einer Säure zu einer Basis , ist selbst wieder Affi nität . Diese Affi nität ist ebensosehr die der Säure des 2ten Salzes zur Basis , wie die der des 1ten Salzes zur ersten Basis . Dieß ist die Wahlverwandschaft . Die Säure kann nicht für sich existiren , sie ist identisch mit ihrem Basischen , dieß ebenso mit seiner Säure . Die zweite Säure hebt das Verhältniß der ersten zur Basis auf , indem sie sich selbst aber mit dieser Basis verbindet , so ist das Resultat wieder Neutralität . Ein Grundgesetz hierbei hat Richter und Guiton Morveau gefunden , daß nämlich neutrale Verbindungen keine Veränderung in Ansehung des Zustandes der Sättigung erleiden , wenn sie durch die Auf lösung vermischt werden und die Säuren ihre Basen gegeneinander vertauschen . Werden so zwei Neutralsalze aufgelöst und ihre Affi nität | ist von der Art , daß die Verbindung aufgehoben wird , so daß aus ihnen durch Verbindung der ersten Säure und zweiten Basis , und der zweiten Säure und ersten Basis neue Neutrale entstehen , so sind diese vollkommen Neutrale , | es ist kein Ueberschuß vorhanden . Die zweite Seite ist nun die Fortsetzung des allgemeinen Prozesses , die als Rückgang zum Anfang bestimmt werden muß . Der Anfang war das Unmittelbare , das indifferente Metall . Salz ist der Mittelpunkt die chemische Totalität , aus der immer wieder Partikularitäten hervorgehen , der Prozeß ist nicht mehr so abstrakt , alle früheren Prozesse kommen darin vor , wir fi nden Wärme , Oxigen pp[ .] 4 . D a s We it e r e i s t a l s o d e r Rück g a n g vom totalen Körper zum Abstraktum , der Anfang waren die Indifferenten und der Rückgang ist nun daß die unmittelbaren , indifferenten Metalle , Produkte werden . Dieser Rückgang , die

16–17 Ein Grundgesetz … gefunden ,] Hu : Das Gesetz dieses Proceßes ist im § ausgesprochen[ .] – 24 35 Die zweite … Fortsetzung] Hu : Der Gattung nach kommt daßelbe zu Stande was bey dem Anfang war – nehmlich das Neutrale – es ist aber auch eine Vortsetzung 27–29 Partikularitäten hervorgehen , … pp[ .]] Hu : particularisationen entstehen[ .] – Die formellen Vermittelungen wie Waßer , Oxygene etc ist zugleich auch eine Abscheidung . 31–32 der Rückgang … werden .] Hu : Nun müßen die Produkte sich zurüknehmen .

35 Diess hat Ritter erfunden – dem man erst nach seinem Tode Gerechtigkeit wiederfahren ließ .

157Gr ; § 258

158Gr

257Hu

686

159Gr

160Gr 258Hu ; § 259

161Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Auflösung des Neutralen bestimmt sich auf verschiedene Weise , endigt aber nicht mit Neutralen | sondern die Produkte sind Abstrakta . Diese Prozesse können die der Auflösung , Abscheidung genannt werden , das Geschiedene ist ihr Ziel . Bei diesem Rückgang ist , unterschieden vom Fortgang zum Neutralen , zu bemerken , daß das was aufgelöst wird reales ist , bisher war es eine formelle Mitte die vom indifferenten Anfang zum Neutralen fortging , hier sind die Mitte neutrale Salze überhaupt . Die Weise dieses Rückgangs , dieß Hervorbringen von abstrakten Produkten aus den konkreten neutralen Produkten sind verschieden . Eine Weise ist der Feuerproceß . Durch Glühen wird die im Neutralen vorher abgestumpfte Säure wieder hergestellt , das Band der Abstumpfung , der Befriedigung der Neutralität wird weggenommen , und so geht es zurück bis zur Reduktion der Metalle und dieß ist in sofern Produkt , als es das Basische in einem Salze ausmacht und hieraus regulinisch hergestellt wird . Das Ende des ganzen Prozesses ist also so der Anfang , so daß das zuerst Unmittelbare , hier als Produkt erscheint . | § . 258 . »Der chemische Prozeß ist zwar im Allgemeinen das Leben , wodurch der individuelle Körper in seiner Unmittelbarkeit aufgehoben und hervorgebracht wird , somit der Begriff nicht mehr innere Nothwendigkeit bleibt , sondern zur Erscheinung kommt . Aber er kommt auch nur zu dieser , nicht zur Objektivität . Dieser Prozeß ist ein endliches und vorübergehendes , weil der einzelne Körper unmittelbare Individualität , damit eine beschränkte Besonderheit , und der Prozeß dadurch unmittelbare und zufällige Bedingungen hat . Im Neutralen ist die Differenz und das Feuer erloschen , es facht sich nicht in sich selbst zur Entzweiung an ; so wie das Differente zunächst in gleichgültiger Selbstständigkeit existirt , nicht für sich in Beziehung mit einander steht , noch sich selbst begeistet .« Der chemische Prozeß überrascht durch seine Regsamkeit , man glaubt Leben in seiner Bewegung zu sehen , die nicht blos Veränderung in den räum|lichen Verhältnissen , sondern Veränderung in den specifischen Bestimmtheiten der Körper ist . Alle Eigenschaften zeigen sich als veränderlich . Farbe , Kohäsion , Härte pp sind vorübergehend . Das Ganze des chemischen Prozesses stellt den individuellen

5

10

15

20

25

30

3 werden ,] Hu : werden . wie der erste der Proceß der Ve r b i n d u n g . 5 reales ist , … es] Hu : real Neutrales . Bey dem Galvanischen proceß war das in Entgegengesetzte Formen dirimirte das Waßer . – es war 9 Durch Glühen] Hu : Wird Kalk geglüht so 15 Produkt erscheint .] Hu : abstraktes produkt gesetzt ist . / Das ist der ganze Verlauf des chemischen proceßes . Das ist das was im 35 2ten Theil des § gesagt ist . | 30 vorübergehend .] Hu : Vergaengliches . Das Metallige , Erdige kann 35 zum Waßer gebracht werden – erscheinen als etwas Neutrales . Alles zeigt sich hier als ein Uebergehendes . 32 war] Hu : wer

33 geglüht] Hu : geglückt

35 Metallige] Hu : Metallege

zweiter theil

5

10

15

20

25

687

Körper dar , dessen Unmittelbarkeit aufgehoben wird und der zugleich Produkt ist . Das ist nun zugleich auch das Leben , es ist unmittelbar und bringt sich hervor . Hier im Prozeß ist es aber nur der Begriff , es ist nur Erscheinung . § . 259 . »Im Prozeß zeigt der Körper sowohl in seinem Entstehen als Vergehen die Flüchtigkeit seiner unmittelbaren Individualität , und stellt sich als Moment der allgemeinen dar ; in dieser hat der Begriff seine ihm entsprechende Realität , eine aus der Besonderung gewordene , conkrete Allgemeinheit , welche somit die im unmittelbaren Prozesse des Chemismus auseinander fallenden Bedingungen und Momente des totalen Schlusses in sich enthält ; – der Organismus .« Der Prozeß setzt sich nicht selbst fort . Der galvanische Prozeß endet mit der Oxidation | ebenso der Feuerprozeß , der der Säure und des Kali mit dem Salze , die Thätigkeit erlischt nachdem das Neutrale hervorgebracht ist . Das Neutrale ist tod , es differenzirt sich nicht selbst , wenn es das könnte , so wäre es ein Lebendiges . Das Differente existirt zunächst in differenter Gleichgültigkeit . Die Metalle haben keinen Trieb in sich , es muß ein Drittes sie zusammen bringen , ebenso die Salze , sie bedürfen einer Gewalt von außen , dieß ist das Vermittelnde , das Wasser . Es ist dieß das Mangelhafte des chemischen Prozesses . Wenn wir näher betrachten wie der Begriff | im chemischen Prozeß zur Erscheinung kommt und wie er seine Momente nur abgebrochen von einander darstellt , so daß das Vermittelnde eine äußere Gewalt ist , so bemerken wir folgende Bestimmungen . 1 . Der Anfang sind Verschiedene , die nur für uns verschieden sind , nicht gegen einander , nur für ein Drittes , nur verschieden in der Vergleichung , verschieden nur an sich , nicht für einander . 2 . Das Weitere ist dann daß seine Bestimmtheit zur Erscheinung kommt , an ihm zur Existenz kommt . | Die specifische Schwere pp sind zwar eigenthüm-

1 wird und … zugleich] Hu : wird . Es wird aber auch Unmittelbar . Es ist das Unmittelbare – aber zugleich 3 Erscheinung .] Hu : Erscheinung . Diess ist naeher zu bestimmen – wie der Begriff hier 30 zum Daseyn aber nur als Erscheinung zum da seyn kommt . Diess ist angedeutet in folgendem § . 30 10 Der1] Hu : Wir sind hier in Reiche der bestimmten Arten . So dass die Bestimmtheit die Substanzialitaet der Koerper macht . pfl anzen etc sind Arten , aber diese Art ist nicht identisch mit der Substanzialitaet dieses Individuums . Der 24 nicht für einander .] Hu : für ein Drittes[ .] – So sind die Metalle an sich verschieden , für uns sie sind noch nicht different gegen einander . / Wir haben zuerst gehabt ein Indifferentes ein Gediegenes . Das durch seine wesentliche feste Bestimmtheit , charak35 terisirt ist als Metall . Es kann nicht verwandelt werden . Die Art steht fest : In Aeußrung des Ersten steht das Bestimmte , Beschraenkte fest . Es existirt so als Indifferent . Seine Bestimmtheit kommt so zur Erscheinung , an ihn zur Existenz . das Metall kann nicht verwandelt werden – das Beschraenkte ist hier Grundlage . Es existirt als Indifferent . 26 Schwere] Hu : Schwere der Metalle 32 So] Hu : Sie

35 des] Hu : dr

§ 260

162Gr

259Hu

163Gr

688

260Hu 164Gr

165Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

liche Qualitäten aber noch nicht für sich als different existirend , sie existiren für uns , als Anderes anderer Metalle , das wahre Andere haben wir im begeisterten kaustischen Kali gesehen , es ist Trieb sich als different gegen Anderes zu setzen , dieser Trieb ist zugleich Widerspruch in sich . Er wird befriedigt , die Einheit wird hergestellt und dann ist es eine Totalität , auflösbar , rückgehend zur ersten Weise , der indifferenten Totalität , der Metallität . Dieß ist der Kreislauf des chemischen Prozesses . Das Indifferente ist eine Weise der Existenz in demselben , es fällt aus der Existenz hinweg , indem es als Trieb ist , als Säure pp , hier ist es nicht mehr indifferent , sondern nur seiend indem es sich different setzt mit seinem Entgegengesetzten . Gesättigt ist dann die Thätigkeit verschwunden . Der chemische Prozeß enthält dieß , feste Indifferenz zu sein und anderer Seits Trieb sich zu differiren . Dieß erste Ruhige , Feste und | das zweite die Thätigkeit , der Trieb sind verschieden von einander , existiren | nicht in eins . Das Ganze ist aber die Verbindung beider Momente . An sich , kann man sagen , ist die Totalität dieser beiden Bestimmungen gesetzt , sie sind im chemischen Prozeß enthalten , sie kommen auch zur Existenz , aber nicht existirend ist , daß beide in eins sind . Wo dieß geschieht ist dann die Bestimmung des Lebens . Das Drängen der Natur geht dahin diesen Begriff , der nur als zerbrochene Kette sich zeigt , so daß beides durch äußerliche Bedingungen gesetzt wird , als in eins existirend darzustellen . An sich ist das Leben so im chemischen Körper vorhanden , die Momente sind ausgelegt , aber unterbrochen , es ist nur innere Einheit , nicht existirende Einheit , sie wird nur von außen gesetzt . Der chemische Körper ist so ein an sich Bestimmtes , die Bestimmtheit an sich tritt in die Existenz , er wird different , reagirt auf verschiedene Weise und er ist die Summe der verschiedenen Reaktionen . Die Totalität ist nur Summe , nicht unendliche Rückkehr in sich , der Körper erhält in allen Reaktionen | seine Bestimmtheit , aber nur an sich , nicht existirend . Einmal wird er aufgelöst von der Säure und

5

10

15

20

25

2 uns , als … Metalle ,] Hu : uns . In Oxid faengt die Besonderheit an gesetzt zu werden[ .] wahre 30 Andere] Hu : eigentlichste Gesetztseyn des Besondern 3–4 different gegen … sich .] Hu : Different zu existiren – die Differenz Gegen Anderes aber auch gegen sich . Das kaustische Kali ist gesetzt als 30 Wieder spruch , es ist an sich dieses – aber seine Existenz ist noch nicht Einheit , Neutralitaet . 9 indifferent ,] Hu : Indifferenz – es kann nicht für sich aus halten , 14 sich ,] Hu : sich , den Begriff nach 17 Lebens .] Hu : L e b e n s . Die phisik geht darauf das Unbestimmte zu bestimmen – und noch weiter dass es Thaetigkeit sey , dass es Unruhig sey gegen Anderes – aber in dieser Thaetigkeit verliert sich das Differenziren[ .] 21 es ist] Hu : der Koerper muß aber diese Momente durchlau- 35 fen – aber diese Nothwendigkeit ist 25 Reaktionen .] Hu : Reactionen . Wollen wir sagen was Schwefel ist etc . so muß man sagen dass es reagirt etc es lößt sich auf etc . 7 Das Indifferente] Gr : Die Indifferenz dass] Hu : das dass

8 es1] Gr : sie

31 Wiederspruch] Hu : Wie drspch

37

zweiter theil

5

10

689

ein anderes Mal schlägt er nieder . Er ist ein Kreis von Besonderheiten , seine besonderen Reaktionen | sind nicht durch ihn veranlaßt , sondern nur zufällig von außen kommend . Dieser Kreis macht seine allgemeine Besonderheit aus , diese ist aber darin nur an sich , nicht allgemeine Existenz . Dieß Allgemeine , diese Bestimmtheit ist nun auch in der Existenz vorhanden , erscheint an der Existenz , es ist die Selbsterhaltung des Organischen , dieß reagirt gegen die mannigfaltigsten , äußeren Potenzen , es wird in jeder anders bestimmt , aber es bleibt eine Einheit mit sich selbst . So ist es daß die ansichseiende Existenz der Art , Gattung , auch existirt , in der Existenz vorhanden ist als Bestimmtheit , sich erhält gegen das Andere , nicht neutrales Produkt wird , sondern das Andere von sich abhält und bleibt was es ist . Dieß ist der Uebergang zur Organik , es zeigt denselben Begriff in der Chemie , wie im Leben und die Bestimmung die hinzukommt zu dem was in der Chemie vorhanden ist . |

10 das Andere … abhält] Hu : das Einlaßen hemmt

11–13 es zeigt … ist .] Hu : Es ist hier auf-

15 gezeigt die Umbildung der Weise des Begriffs wie er in dem Lebendigen vorkommt . Es kommt auf

wenige abstrakte Bestimmungen an die den Unterschied ausmachen . § 259 . / Alle Qualitaeten zeigen sich als flüchtig in chemischen proceß – doch aber bleibt das Eisen a n s i c h Eisen , aber nur an sich nicht in der Weise der Existenz ist es vorhanden als dieses was es an sich ist .

261Hu

690

nachschrift griesheim · 1823/24

166Gr

Dritter Theil .

§ 261

§ . 260 . »Die reelle Totalität des individuellen Körpers , indem sie ihre Besonderheit zum Produkte gemacht und es eben so aufgehoben hat , hat sich damit in die erste Idealität der Natur erhoben , so daß sie aber eine erfüllte und wesentlich selbstische und subjektive geworden ist . Die Idee ist somit zur Existenz gekommen , zunächst zur unmittelbaren zum Leben . Dieses ist a) als Gestalt , das allgemeine Bild des Lebens , der geologische Organismus ; b) , als besondere oder formelle Subjektivität , die vegetabilische und c .) als einzelne conkrete Subjektivität , animalische Natur .« In dem ersten Theil der Physik hatten wir die Materie die ein abstraktes Außereinander ist , dieß Fürsichsein ist noch unbestimmt , | obgleich es Widerstand gegen Anderes leistet , des wegen ist die Materie noch das Unbestimmte , völlig vereinzelte , dieß drückt | auch das Athomistische aus . Sie ist abstraktes Fürsichsein ist nur schwer , gediegen , ist das was in der vorhergehenden , partikularisirten Sphäre Metallität genannt ist . In der Einheit der Schwere ist alle Partikularität aufgehoben , sie ist ideell . Diese Idealität ist wiederhergestellt , ist Licht ; der partikularisirte Körper ist wie wir gesehen haben im Prozeß , er hat unterschiedene Weisen der Existenz zu durchlaufen , keine Eigenschaft bleibt darin , die existirende Partikularität wird ideell gesetzt , alles zeigt sich als flüchtig , relativ . Alle Seiten zeigen sich so relativ . Dieß ist diese Idealität die Resultat ist , die Seite des Aufgehobenseins der Besonderheit . Die Idealität ist wiederhergestellt als Gleichheit mit sich selbst , wie das Licht ungetrübte Einheit mit sich ist . Das Individuum was so ist , hat seinen eigenen Mittelpunkt , sein Licht so in sich . Aber diese Gleichheit so wiederhergestellt ist nicht die abstrakte Einheit des Lichts oder der Schwere , nicht so einfach , nicht abstrakt ist sie , sondern | sie ist konkret , selbststisch , Subjekt . Es ist Einheit als Idealität , als Aufheben aller dieser beson-

262Hu 167Gr

168Gr

5

10

15

20

25

10–11 Außereinander ist , … Fürsichsein] Hu : Außereinander – Raum . Die Materie ist Vereinzelung des Fürsichsein 15 In] Hu : die Schwere . die Tiefe . das Vollkomen unbestimmte . In 18 durchlaufen ,] Hu : durchzulaufen – es bleibt a n s i c h , aber in der Existenz verwandelt es sich 19 relativ .] Hu : Relatives[ .] – Es ist hier die Relativitaet aber die der Bestimmtheiten . 23 sich .] Hu : 30 sich , dieses mit sich einige und einig Bleibende – hat den Mittelpunkt der Schwere in sich[ .] 20 Idealität] so Hu

Gr : Identität

21 Idealität] so Hu

Gr : Identität

dritter theil

5

10

15

20

25

30

691

deren Weisen der Existenz , Negation der Negation . Dieß ist das Selbsterhalten in der Besonderheit selbst , in der Besonderheit diese Bestimmtheit als ideell zu setzen . Dieß ist die erfüllte Idealität . Diese Einheit welche jetzt konkret ist , ist das Subjektive , Selbststische . | Subjekt ist von Individuum zu unterscheiden . Das Subjekt enthält die Bestimmung des Individuums , aber es ist noch ein Weiteres , es ist der Prozeß , Einheit als Prozeß , die triumphirende Individualität . Der unorganische Körper ist Individuum , hat diese Bestimmtheit und unterscheidet sich so von allen Anderen , aber er ist nicht Subjekt . Subjekt ist ebenso schlechthin bestimmtes Fürsichsein , das aber identisch mit sich ist , eins ist und sich als eins immer hervorbringt , in seinen mannigfaltigen Beziehungen , Prozessen mit anderen aufzuheben diese und sich zu sich zurückzuführen bemüht ist . Negation dieses Negativen . | Der organische Körper ist immer auf dem Sprunge zum chemischen Prozeß . Dieser entsteht in ihm , aber nur sein Anfang , er bleibt nur Keim und wird als solcher vernichtet . So bald er wahrer chemischer Prozeß wird , ist der organische Körper entweder krank oder tod und bildet nun in diesem Zustande Produkte mit einem Anderen . Das Organische erträgt den Widerspruch mit sich , ebenso wie der gebildete Mensch , der ungebildete leidet ihn nicht . Es ist das Leben den Widerspruch an sich zu haben und zu tragen und sich darin zu erhalten . Es ist das fortdauernde Idealisiren , dieser absolute Idealismus ist sein Thun , d . h . es ist bemüht das Andere in und an ihm zu idealisiren , aufzuheben , zu verändern . Wäre das Leben Realismus , so kämpfte es nicht gegen die Realität des Anderen , so aber bekämpft es sie , verwandelt sie und erhält sich dadurch . Dieß ist der einfache , abstrakte Begriff des schlechthin Konkreten , des Lebens , die Idee ist so zur Existenz gekommen . Im Leben ist Wahrheit , ist höhere Wahrheit | als in der Natur , in der Sonne und den Sternen , es ist Idee , Einheit der Existenz und des Begriffs . Daß der Begriff selbst Existenz hat , das ist das Wahre , das Leben . Dieß ist der abstrakte Begriff des Lebens , der bestimmtere Begriff wird in der animalischen Natur vorkommen . Das Nächste was wir hier zu betrachten haben sind die Stufen in die das Leben zerfällt und sich darstellt . Die erste ist der geo-

1 Existenz , Negation … Negation .] Hu : Existenz – es ist etwas anderes die Abstraktion und die Einheit die den proceß aufhebt und proceß bleibt[ .] 3 Idealität .] Hu : Idialitaet . 1º die Schwere 35 2º die Erfüllung der Differenz 3º die Differenz um die Einheit zu erfüllen . 13 Prozeß .] Hu : Pro27–28 Daß der … Leben .] 35 ceß . die Nahrung etc ist immer chemischer Proceß im Ursprunge , Hu : die Existenz | ist das nach Außen auf welches Anderes wirkt – aber der Begriff erscheint hier hindurch – das ist das wahre . das Entsprechen des Innern und des Aüßern . 15 er] Gr : es

263Hu

169Gr

170Gr

264Hu

692

171Gr

265Hu 172Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

logische Organismus , die zweite die vegetabilische und die dritte die animalische Natur . Diese drei Formen sind es in denen wir das Leben kennen zu lernen haben , näher anzuführen ist , wodurch sie konstituirt sind . Sie sind nichts Anderes als die Momente des Lebens , dessen Hauptbestimmung die Subjektivität ist , die die Unterschiede realisirt , aber zugleich Identität der Unter schieden heit ist . Zu allen Prozessen des Lebens gehört daher , wenn wir vom Leben als subjektiv anfangen , 1 . daß dieß subjektive Leben dieß ist , sich zu unterscheiden , sich selbst zum Objekt zu machen . | Das Leben giebt sich die Form als Objekt , als Gegenstand zu sein . Das Leben als Subjekt ist es sich selbst zum Gegenwurf seiner selbst zu machen , zu seinem Anderen . Andere Bestimmungen fi nden sich wenn wir vom Unmittelbaren anfangen . Unmittelbares ist noch nicht wirkliches Leben , nur Leben überhaupt , allgemeines Leben ohne Subjektivität . Das Leben als Objekt , das Organische als Objekt , das sich noch nicht zur Einzelnheit bestimmt hat , ist die erste Weise des Lebens , das Leben als Gestalt , das erstarrte Leben , noch nicht existirend als idealisirtes existirendes Leben , so daß die Unterschiede noch die Weise selbstständigen Bestehens haben , noch nicht Glieder der Existenz sind . Dieß ist Leben als Grund und Boden als Voraussetzung , als Erde , ist die Erde als Organismus der erstarrt ist . (Spaeter wird noch bemerkt werden daß dieß auch ein Lebendiges ist , das Lebendige ist aber theils nur an sich , theils außer ihm .) Dieß Alles wo sich das Leben als äußerlich bestimmt , nennt man die unorganische Natur . | Die Wissenschaften sind so unorganisch für die | Natur des Menschen , indem sie relativ äußerlich sind dem einzelnen Geiste . Hierher gehört denn auch das System der Kristallisationen , die Differenz der Idealität ist nicht an ihnen gesetzt , sie bestehen , aber die Glieder bestehen noch für sich . 2 . Das Zweite ist die vegetabilische Natur oder die besondere , formelle Subjektivität . Gegen das nur objektive Leben , steht das Leben in Form der Subjek-

5

10

15

20

25

30

5–6 zugleich Identität … ist .] Hu : auch negirt – sie idealisirt . 12 wirkliches Leben , … überhaupt ,] Hu : wahres Leben – das Rückgekehrtsein , das Für sichsein 14 erste Weise] Hu : algemeine 30 Bild 15 Leben ,] Hu : Leben , das Andere der Subjekte 18 als Erde ,] Hu : die allgemeine Gestalt , die allgemeine Individualitaet die Erde , 21 Natur .] Hu : Natur des Subjektiven Lebens 22–23 indem sie … Geiste .] Hu : indem Ich sie noch nicht weiß . Meine Thaetigkeit ist dieses mir Aüßerliche zu eigen zu machen , subjektiv zu machen . – Das ist das Leben als Voraussetzung[ .] – Die Noth- 35 wendigkeit ist hier nur die innere . Es ist das Leben als Gestalt . 25 gesetzt , sie bestehen ,] Hu : 35 Gesetzt , obgleich durch einen Begriff gesetzt – bestimmt 6 Prozessen] Gr : Prozesses Bild] Hu : Blid

9 Subjekt] so Hu Gr : Objekt

10 zu machen] Gr : zumachen

31

dritter theil

5

10

15

20

25

693

tivität . Oder es ist der unmittelbare todte Organismus der sich selbst zusammenfaßt zum Einheitspunkt der Subjektivität . Sie ist nun selbst wieder die nur erste formelle Subjektivität , noch nicht die die identisch an sich selbst mit der Objektivität ist , mit dem System der Gegliederung . Es ist nur abstrakte Subjektivität die aus dem ersten Unmittelbaren herkommt , gleichsam spröde , punktuelle Subjektivität , die sich erhält , sich als Subjekt bezieht auf Anderes und einer Seits bei sich bleibt , anderer Seits aber auch ausser sich gerissen wird . Die Pflanze ist so Subjekt , das nicht Subjektivität ist , jedes Glied ist wieder | Pflanze . Es ist nur oberflächliche Einheit . Die Pflanze sich in sich gestaltend , ist diese Ohnmacht daß sie ihre Glieder nicht in ihrer Macht erhalten kann , sie entfl iehen ihr , jedes ist für sich . Sie bezieht sich wesentlich auf die unorganische Natur , diese wird an ihr ein Anderes , und dieß ist wieder von solcher Ohnmacht , daß dieß Andere in der That ein Anderes wird . 3 . Die animalische Natur , die vollkommene Lebendigkeit , individuelle Subjektivität , die eine Gestalt ist wie die erste , ein System von Formen und Theilen , die aber nicht Theile sind wie bei den Pflanzen . Es ist ein System das ideell gesetzt ist , das wesentlich Prozeß ist , Gegliederung , Ausbreitung , | das Nothwendigkeit ist sich zu gestalten , so daß die Gestalt unmittelbar vorübergehend in dem Produkt ist , und dieß immer wieder zur Einheit der Subjektivität zurückgeführt wird . Das animalische Leben legt sich dem Begriff nach aus in Raum und Zeit , in ein System von Gliedern , von denen jedes die ganze Seele hat , aber nicht selbstständig | sein kann sondern nur verbunden mit dem Ganzen . Im Thier ist daher nur Empfindung , es fi ndet sich in sich , die Pflanze fi ndet sich nicht in sich , ist ohne Empfi ndung , denn das Glied ist hier selbstständiges Individuum . Der animalische Organismus ist dieß Subjektive , dieß daß die Ausbreitung , Gegliederung ideell gesetzt ist , so daß das Individuum an ihm diesen Einheitspunkt , dieß Selbststische hat , die Empfi ndung . Das Ganze ist der große Prozeß des Lebens , diese drei machen das Leben aus , keine Stufe ist zu entbehren für die Lebendigkeit .

30

35 8 Subjektivität ist ,] Hu : wahre Individualitaet – dass die Glieder eine pflanze ausmachen ist nur 30

aüßerliches , 11 Sie] Hu : Pfl anze ist Unschult , aber eben die Ohnmacht – sie 13 Anderes wird .] Hu : Anderes – weil ihre Glieder andere Individua sind . 25 ist dieß Subjektive ,] Hu : weiß sich als sich selbst als Anderen , 25 daß] Gr : das

173Gr

266Hu

174Gr

694

nachschrift griesheim · 1823/24 I . Die geologische Natur .

§ 262

175Gr

267Hu

176Gr § 264

177Gr

§ . 261 . »Als die von der subjektiven Totalität sich selbst vorausgesetzte , unmittelbare Totalität ist der Erdkörper nur die Gestalt des Organismus .« Die allgemeine Seele des organischen Lebens , kann man sagen , setzt sich in die Erde , in dieß allgemeine Individuum , die beharrende Gestalt . | Wir haben die Erde zu nehmen erstens als Objekt das von dem Leben vorausgesetzt ist , das gesetzt ist , als ob es nicht gesetzt werde , das Setzen wird verdeckt , es erscheint nicht , ist innerer Begriff , höhere Nothwendigkeit , nur das Voraus erscheint , für das individuell Lebendige ist sie dann der Boden auf dem es lebt . Dieß ist also der geologische Organismus der gesetzt ist . Das Zweite ist dann | daß dieß Vorausgesetzte sich selbst aufhebt[ .] 1 . D a s L e b e n a l s O b j e k t vo r a u s g e s e t z t . Wenn wir dieß festhalten , so liegt darin , daß das Leben in der Weise der Unmittelbarkeit gesetzt ist die Bestimmung daß das was zur Idee des Lebens gehört , in der Weise des Außereinander ist . Es kann in diesem äußerlichen Leben dem Inhalte nach keine Bestimmung fehlen die zum Leben gehört , aber es fehlt die unendliche Form der Subjektivität . Hieraus folgt , daß hier im äußerlichen Organismus , ein System ist , daß der | Prozeß vorhanden ist , aber in der Erscheinung außer halb seines Produkts fallend , oder der Prozeß ist nur an sich . § . 263 . »Die Mächte dieses Prozesses , welche die Natur jenseits der Erde als Selbstständigkeiten zurückläßt , sind der Zusammenhang und die Stellung der Erde im Sonnensystem , ihr solarisches , lunarisches und kometarisches Leben , die Neigung ihrer Achse auf die Bahn und die magnetische Achse . Zu diesen Achsen und deren Polarisation steht in näherer Beziehung die Ver thei lung des Meeres und des Landes , dessen zusammenhängende Ausbreitung im Norden , die Theilung und zugespitzte Verengerung der Theile gegen Süden , die weitere Absonderung in eine alte und in eine neue Welt , und die fernere Ver thei lung von jener in die durch ihren physikalischen , organischen und anthropologischen Charakter untereinander und gegen die neue Welt verschiedenen | Welttheile , an welche sich ein noch jüngerer und unreiferer anschließt ; – die Gebirgszüge pp .« Der Prozeß erhält die Erde und bringt sie schlechthin ewig hervor , die Mächte dieses Prozesses erscheinen als selbstständig gegen ihr Produkt . Im Animalischen

5

10

15

20

25

30

5 Gestalt .] Hu : Gestalt , Krystallisation . 9–10 auf dem … lebt .] Hu : den es vor fi ndet . Das Individuum unterscheidet sich von ihn – und zwar dadurch dass es A n s i c h nur ist . So ist der geologische 35 Organismus als Vorausgesetztes[ .] 35 11 daß] Gr : das

dritter theil

5

10

15

20

25

30

695

erscheinen sie als eigenthüm lich dem Subjekt , wenn dieß für sich betrachtet wird ; es hat innerhalb seiner selbst Mächte , die Glieder sind solche Mächte des Prozesses und zugleich Produkte . Hier erscheinen sie also jenseits ihres Produkts , der Erde und es sind dann die , welche wir schon früher betrachtet haben , sie gehören zu dem Leben der Erde , sie konstituiren das Individuum die Erde , dieß allgemeine Kristall , das ein Resultat dieser Mächte ist . Die Erde ist nun dieß daß sie diesen Ort im Sonnensystem hat , in der Reihe der Planeten . Wir müssen sie für den vor treff lichsten Himmelskörper halten . Sie ist das Individuelle gegen die Sonne , den Mond und die Kometen . Ihre Existenz ist aber nur in diesem | fortdauernden Zusammenhang begründet , wenn eins fehlt so hört sie auf das zu sein was sie ist . Am Individuum der Erde , als allgemeinen Individuum , | sind solche Momente , wie der Chemismus im meteorologischen Prozeß , Magnetismus und Elektrizität auf eigenthüm liche Weise frei ; am Thier fällt dieß weg , hier sind sie als Stufen besonderer Wirksam keit frei . Die Ver thei lung des Landes und Meeres erscheint zunächst zufällig , die Zufälligkeit aber ist der Feind des Begriffs , und die Thätigkeit des Begriffs besteht darin das dem sinnlichen Bewustsein als zufällig erscheinende zu fassen als nothwendig bestimmt . Die Zufälligkeit hat ihre Sphäre , aber im Unwesentlichen . Die Ausbreitung im Norden , die Zuspitzung im Süden , die Theilung in alte und neue Welt ist nicht zufällig , sondern entspricht der höheren Nothwendigkeit des Begriffs . Ebensowenig sind die Welttheile zufällig mit Namen unterschieden , sondern sie sind wesentliche Unterschiede . Die Gebirgszüge haben ebenso den Charakter der | Nothwendigkeit . Der Prozeß der Erde geht immer fort , sie erscheint als todtes Produkt , aber die fortdauernde Wirksamkeit wird durch alle diese Bedingungen erhalten , sie machen eine Kette , ein Ganzes aus . Dieß ist die Seite des allgemeinen absoluten Prozesses über haupt . 2 . D a s Zwe it e i s t d e r P r o z e ß d e r E r d e f ü r s ich als Individuum bestimmt . § . 262 . »Die Glieder dieses Organismus enthalten daher nicht die Allgemeinheit des Prozesses in sich selbst , sie sind die besonderen Individuen , und machen

35

1 erscheinen sie … Subjekt ,] Hu : erscheinen die allgemeinen Maechte des Proceßes – als äußere – 5 haben ,] Hu : haben . Es sind die Axen , Magnetismus etc . cf . § 263 . 20 Sphäre] Hu : Spiel

35 aber das Thier ist auch proceß innerhalb seiner selbst ,

8 nun] Gr : nur

178Gr 268Hu

179Gr

§ 263

696

180Gr

269Hu 181Gr

182Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

ein System aus , dessen Gebilde sich als Glieder der Entfaltung einer zum Grunde liegenden Idee darstellen , dessen Bildungsprozeß ein vergangener ist .« Die Thätigkeit der Lebendigkeit ist hier nur an sich , als innere Nothwendigkeit vorhanden , nicht existirend innerhalb der Glieder des Organismus selbst . Im animalischen Organismus ist sie in jedem Gliede selbst , sie sind produzirend und Produkt . Sofern der Prozeß , als Prozeß | an dem Individuum betrachtet wird , ist er als ein vergangener anzusehen . Die geologische Natur ist das Objekt , der Grund und Boden für das subjektive Leben . Das Objekt die Erde hat der Thätigkeit , der Lebendigkeit gegenüber , als Gestalt die Form eines Erstarrten . Der geologische Organismus ist anzusehen als der Leichnam aus dem die Lebendigkeit verschwunden ist . Andererseits aber hat die Erde als solche eine Geschichte und dieß ist die Weise des Prozesses von dem wir sprechen , nach der religiösen Vorstellung sagen wir sie sei er schaffen . Dieser Prozeß ist bei ihr als vergangen zu fassen und die Geschichte der Vergangenheit sind diese Hervorbringungen , Revolutionen der Erde . Sie ist ein Produkt an ihr selbst , das anders gewesen ist . Empirisch kann man diese Revolutionen | auf die mannigfachste Weise darthun , besonders zeigen sie sich in den organischen Produckten . Man fi ndet häufig , Ueberbleibsel , Gerippe , Zähne , Abdrücke | ganz vergangener Thiergattungen , oder Reste noch vorhandener aber unter Breitengraden unter denen sie jetzt nicht mehr existiren können , ebenso ist es mit den vegetabilischen Gebilden , man hat z . B . ganze Palmwälder in Deutschland gefunden . Bei dem Fassen des Prozesses ist die Hauptsache das Aufeinanderfolgen dieser Gebilde . Den geologischen Organismus erklären heißt daher gewöhnlich zeigen wie dieß und jenes nach und nach auf einander folgend hervorgegangen sei . Diese Geschichte und die geologischen Hypothesen gehen aber der Phylosophie nichts an . Das Wesentliche bei einem solchen Zusammenhang des geologischen Systems , ist die Unterschiedenheit der Gebilde nach ihrer Beziehung auf einander . Der geologische Organismus ist vorhanden in der Gestalt des Nebeneinander . Der Kern , das Höchste ist der Granit auf ihn folgen die anderen Gebirgsarten , neben ihm stehend , doch auf ihm gelagert , eine Folge die sich aus ihrer Regelmäßigkeit als Gesetzmäßigkeit zeigt . Dieß Gesetz nun ist zu fi nden . | Werner hat das große Verdienst auf diese Folge aufmerksam gemacht zu haben . Die Erklärung dieser Folge nun ist die Geschichte , und ist weiter nichts , als daß man die Weise

5

10

15

20

25

30

35

33 aufmerksam gemacht] Hu : aufmerksam gemacht und sie im Ganzen klar und richtig ausge- 35 sprochen 5 sie1] Gr : es

15 ihr] Gr : ihm

dritter theil

5

10

15

20

25

30

35

697

des Nebeneinander in die des Nacheinander verwandelt , eine Verwandelung die kein vernünftiges Interesse hat . Wenn ich bei der Betrachtung eines Hauses , mit vieler Weisheit beweise daß der Grund hat zuerst gelegt werden müssen so hat dieß natürlich kein Interesse . So auch hier wo der Granit , obgleich höher doch die Grundlage für die anderen Gebirgsarten ist . Der Unterschied in Ansehung der Zeit hat nichts interessantes , noch wesentliches . Das Wesentliche ist der Zusammenhang der Massen , welche Verhältnisse sie in Ansehung der Bildung zu einander haben . Das Nacheinander thut hier nichts , es ist der Inhalt , die Beschaffen heit , die Formation die in ihrem Zusammenhang gefaßt werden müssen . Der Grund muß nicht geschichtlich aufgefaßt werden , sondern als Zusammenhang ihres Inhalts . Dieß ist der Gesichts|punkt aus dem man Geologie pp ansehen muß . § . 264 . »Die physikalische Organisirung zeigt einen Stufengang vom granitischen , eine Dreiheit der Bestimmungen in sich darstellenden Gebirgskern an , von welchem die anderen Gebilde theils Uebergänge und Modifi kationen sind , in denen seine Totalität die existirende Grundlage , nur als in sich ungleicher und unförmlicher bleibt , theils ein Auseinandertreten seiner Momente in bestimmtere Differenz und in abstraktere mineralische Momente , die Metalle und die oryktognostischen Gegenstände überhaupt , bis sie sich in mechanische Lagerungen und immanenter Gestaltung entbehrenden Aufschwemmungen verlieren .« Die früheren Mineralogen , auch noch Werner und jetzt noch die Bergleute halten einen bestimmten Unterschied fest , den die neueren Mineralogieen jedoch nicht anerkennen , aber es ist in Wahrheit ein wesentlicher Unterschied , | und zwar der von Gebirgsarten und Gangarten . Die Gebirgsarten sind Bergzüge von irgend einem bestimmten Gemenge , diese Berg- , Erd-Arten haben ein bestimmtes Streichen , eine bestimmte Richtung , einen gewissen Fall unter einen bestimmten Winkel mit dem Horizont . Diese Schichten werden durchschnitten , von dem was man Gänge nennt , | in diesen brechen vorzüglich die Metalle und sie sind deshalb besonders interressant für den Bergbau . Werner hat sie sich gedacht als Spalten , die ausgefüllt sind durch ein anderes Mineral , als das woraus die Gebirge bestehen . Außerdem sind sie interressant wegen der Ausbildung anderer oryktognostischer Gegenstände , Kristalle , die sich vornämlich in den Gängen fi nden . Dieß sind die allgemeinen Unterschiede überhaupt , das Nähere ist dann , daß der Granit im Ganzen die Grundlage ist , ihm gegenüber ist vorhanden ein anderes Prinzip , der Urkalk . Granit ist nicht | abstrakt , einfach , sondern gemengt , jedoch so gemengt , so fest die einzelnen Theile so übergehend in einander , daß 9 Zusammenhang] Hu : wesentlichen Zusammenhang

183Gr § 265

184Gr

270Hu

185Gr

698

186Gr

187Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

man sie nicht heraus präpariren kann . Diese Dreiheit ist nothwendig . Es ist Kiesel oder Quarz das Punktuelle , zweitens Glimmer , das auf die Fläche gehende , schiefrige , und drittens Feldspath , das im Ganzen auch dem Kiesel angehörige , seine Kristallisation nähert sich aber dem Kalk , es ist das Neutrale , man kann ihn ansehen als den Kalk im Kieselgeschlecht und wirklich zeigt der Feld spat chemisch zerlegt ³⁄₁₀₀ Theile Kali . Dem Granit gegenüber steht der Urkalk , das eigenthüm lich Neutrale . Kieselreihe und Kalkreihe sind der wesentliche Gegensatz . Von da herunter sind die nächsten Gebirgsglieder leichte Modifi kationen des Granits . Gneis , Glimmerschiefer , Syenit , Hornblende , alle sind granitartig . Weiter hinaus liegt das Thonigte , was dann übergeht ins Formlose . Auf der anderen Seite geht ebenso der Urkalk in unreinere Weisen , in mehr aufgeschlossenen Kalk über . | Die Umbildung des Granits geht dann weiter fort bis zur Unscheinbarkeit seiner besonderen Bestandtheile . Porphyr ist eine Thonmasse die nicht rein thonigt ist , sondern auch Quarztheile enthält , ein Gemenge mit Feldspatkristallen . Der Granit geht wie eben gesagt fort bis zur Unscheinbarkeit des Unterschieds seiner Theile , dahin gehört dann , was als eine Verkümmerung ein Herunterkommen desselben angesehen werden kann , Grauwacke besonders häufig im Harz , Grünstein , Mandelstein , und die Basaltformationen , welche alle nicht weit entfernt sind , von dem was die Formation des Granits bedingt . Was so im Granit entschieden bestimmt ist zu einem Ganzen , tritt gleichzeitig hervor abstrakt als besondere Theile des Unterschieds , eines Theils ist also Vermischung der Formation anderen Theils größere Abstraktion . Hier treten dann die Gänge ein . Sie sind aber solche Gebilde wo das einzelne Prinzip zu | einem reinen abstrakten Dasein kam , wo Quarzkristalle , Metalle zu seiner Ausbildung für sich hervor kommt . Diese Gänge werden gewöhnlich angesehen als zufällig für die Gebirgsart in der sie sich fi nden . Der Zufall hat freilich hier auch sein Spiel , aber zugleich ist auch ein wesentlicher Zusammenhang mit der Gebirgsart nicht zu verkennen . Die Bergleute haben hierüber vielerlei Erfahrungen . Bei Andreasberg im Harze ist z . B . die Gebirgsart abwechselnd Thonschiefer und Grauwake oder Kieselschiefer und Grauwake , die Gänge sind sogleich unedel so wie sie aus der Grauwake in den Schiefer übergehen , Silberhornerz kommt nur in den oberen Gängen vor , tiefer hört es auf . Das Allgemeine ist daß die Gangart in Beziehung steht mit

5

10

15

20

25

30

35

11 Formlose .] Hu : formlos hervor . Man fi ndet Gebirge wo das Granitische und der Glimmer sehr 35 ineinander gehalten ist . Solchen Urkalkstein giebt es in der Schweiz . 33 Silberhornerz] Gr : Silber horn erz

35 Glimmer] Hu : Glimmmer

36 giebt es] Hu : giebtes

dritter theil

5

10

15

20

25

30

699

der durchschnittenen Gebirgsart . Bei diesem Unterschiede ist die Hauptsache , daß da wo das Gemenge , die Formlosigkeit in die Gebirgsart eintritt , die einzelnen Gebilde frei hervortreten . Das Letzte ist der Uebergang vom Flötzge|birge in aufgeschwemmtes Land , abstrakte Lagerungen von Sand , Thon , Mergel , Kies mit Kalk vermischt , Formloses überhaupt . In diesem Fortgange ist nicht zu verkennen daß ein bestimmender Begriff zum Grunde liegt , eine innere Nothwendigkeit da ist . Das Nacheinander oder Nebeneinander ist hier also ganz gleichgültig . Jener Gegensatz von Kiesel und Kalkreihe spielt dann an , an einen höheren Unterschied der den subjektiven , organischen Hauptunterschied ausmacht . Steffens hat zuerst diese Seite geltend gemacht , wiewohl übertrieben . | Nämlich die vegetabilische Natur stellt sich auf die Seite welche Kieselreihe genannt ist , die animalische Natur dagegen näher an die Kalkreihe . In den Bildungen ist vornämlich nicht zu verkennen , daß das Thonigte , das Ende der Kieselreihe , Endungen hat , wo es bis zum Vegetabilischen , wie im Torf , den Steinkohlen pp , fortgeht und übergehen will . Ebenso zeigt die Kalkseite Neigung zur | animalischen Bildung . Die Muscheln bestehen daraus und es giebt Kalkformationen die allenthalben Anfänge von animalischer Bildung zeigen , ohne etwa Residuen einer untergegangenen Thierwelt zu sein : Die Versteinerungen sind eine Seite dieser Kalkformationen , aber die andere Seite ist daß ohne Versteinerung im Kalke die animalische Gestalt anfängt . Es fi nden sich häufig dergleichen Bildungen von denen man sogleich erkennt daß es nur Anfänge sind . 3 . D a s D r it t e i s t , d a ß d ie ß I nd iv id u u m , dieser geologische Organismus fruchtbar ist . Er ist einerseits nach dem ersten Prozeß immerfort Produkt und strebt andererseits seine Unmittelbarkeit aufzuheben , sich zusammenzuziehn zur lebendigen Subjektivität , die er aber von sich ausschließt und die daher am Anderen ist . Die Lebendigkeit ist hier nur an sich , ist daher ein Anderes als er , er setzt das Leben außer ihm . Dieß ist die Fruchtbarkeit der Erde überhaupt . Sie erscheint so , daß an der Erde Lebendigkeit | ausschlägt , aber abstrakt , kümmerlich , Lebendigkeit die nur auf unbestimmte allgemeine Weise ist , so daß die

11 Hauptunterschied] Hu : Hauptunterschied theils seiner allgemeinen Bestimmung nach , theils nach 13 Kiesel reihe] Hu : der Schieferreihe 16 Torf] Hu : porphyr 28–29 Lebendigkeit ist … ihm .] Hu : an sich die Lebendigkeit – es ist das Aufheben des Außer35 ein ander Seyns seiner Riesenglieder . A n s i c h ist es die Negativitaet dieses Außereinander[ .] Das Unmittelbare ist wesentlich das Negative a n s i c h eines – und Eindringen in sein Inneres .

35 den Gebilden die hervorgehen

33 der Schieferreihe] Hu : des Schieferreichen

34 es] Hu : er

35 es] Hu : er

188Gr

271Hu

189Gr

190Gr

700

272Hu

191Gr

192Gr ; § 266

nachschrift griesheim · 1823/24

eigentliche Lebendigkeit auf der Erde sich verschieden von ihr befi ndet . Was die allgemeine Fruchtbarkeit betrifft , so zeigt das Meer und das Land an sich die erste Weise der Belebung . Die eigentliche Lebendigkeit setzt zur Existenz eines Gebildes voraus , daß es von seines Gleichen gezeugt werde , jene Lebendigkeit ist so ein Lebendigwerden ohne gezeugt zu sein , der Gattungsprozeß gehört zum wirklichen Leben . Das Meer zeigt sich allenthalben gebärend , das Meerwasser ist ein anderes als Quell | oder Salzwasser , es ist eine konkrete Salzigkeit die immer auf dem Sprunge steht in Leben auszuschlagen . Wie Wasser an sich immer vergehen will und nur durch den Druck der Athmosphäre es in der Form des Wassers erhalten wird . Das Meer hat einen eigenthüm lichen fauligten Geruch , von einer Lebendigkeit die immer zurück in das Wasser gezogen wird und gleichsam zur Verwesung kommt . Im Juli , August und September blüht , nach dem Sprachgebrauch der Schiffer , | das Meer , es wird unrein und enthält unendlich viel gleichsam vegetabilischer Fäden ; diese Vegetation erhöht sich und wird phosphorescirend . Das Leuchten kommt theils von Fischen und Weichthieren her die sich fortpflanzen und so der lebendigen Subjektivität angehören , indessen beobachtet man auch oft jene Lichterscheinung die herkommt von leuchtenden Punkten , gallertartigen Gebilden welche momentan bestehen , so daß das Meer so in Thierpunkten ausschlägt die wieder zerfl ießen , eine Animalität die nur bis zum Gallert kommt , wo die Subjektivität nur bis zum Leuchten , bis zum äußerlichen Schein der Identität mit sich fortgeht . Ebenso erzeugend ist das Land , überall entsteht Vegetabilisches , das der animalischen Seite zugekehrt ist . Alle Flächen bedecken sich mit Grün , mit Gräsern , Moosen . Ebenso wie die Rinde der Bäume wieder Schimmel und Pilze hervor bringt . Das Eigentliche ist dann das Setzen des organisch Lebendigen , was in seiner Gattung sich erhält und fortsetzt[ .] § . 265 . »Dieser Kristall des Lebens , der | todtliegende Organismus der Erde , der seinen Begriff in dem siderischen Zusammenhange , seinen Prozeß aber als eine vorausgesetzte Vergangenheit hat , ist das unmittelbare Subjekt des meteorologischen Prozesses , das als dieses organisirte Ganze in seiner vollständigen Bestimmtheit ist . In diesem objektiven Subjekte ist der vorher elementarische Prozeß nun der objektive und individuelle , – das Aufheben jener Unmittelbarkeit ,

5

10

15

20

25

30

35

1 Lebendigkeit auf … befi ndet .] Hu : Lebendigkeit als Individuum für sich[ .] 5 Lebendigwerden ohne … sein] Hu : generatio equivoca 14 unrein] Hu : trübe , unrein , so dass es schleim artig 35 wird , 35 schleimartig] Hu : schleim artig

dritter theil

701

wodurch die allgemeine Individualität nun für sich und das Leben als Lebendiges d . h . als Wirkliches wird . Die erste wirkliche Lebendigkeit , welche die fruchtbare Erde hervor bringt , ist die vegetabilische Natur .« |

II . Die vegetabilische Natur . 5

10

15

20

25

Hierher gehört zunächst die nähere Bestimmung des Lebens . Das Lebendige ist erstens Gestalt , wie im Kristall , substantielle Form , die Alles was als Theil erscheint durchdringt , ihm seinen Ort aus sich bestimmt , so daß die Stellung der einzelnen Theile sich nur begreifen läßt aus dem | Ganzen der Form , es ist der innere Künstler der allem diesem Außer einander seinen Ort bestimmt . Der Kristall ist homogen Ruhendes . Diese Gestalt ist dann zweitens nicht nur bestimmt in Hinsicht der räumlichen Verhältnisse sondern auch in Ansehung der physischen Bestimmungen , und diese sind in ihrer Realität hier gesetzt so daß sie ein Verhalten sind zu anderen . Im Kristall sind es nur Eigenschaften die als ruhende Bestimmungen bleiben , hier sind sie in ihrer Veränderlichkeit , Vergänglichkeit gesetzt , sind als Prozeß als Verhältnisse zu einander und zu anderen , aber die substantielle Form | ist dann das was sich diese Prozesse unterwirft . Wie die Form den Ort unterwarf , so unterwirft sie auch hier die Eigenschaften und ihre Prozesse und zwar aus sich , sie läßt die Eigenschaften nicht zu ihren blos chemischen Prozeß kommen , sondern unterjocht ihn , hält dieß Verhältniß zu Anderem auf und setzt den Prozeß , die Wirkungsweise ideell . Dieser Idealimus ist Grundbestimmung der Lebendigkeit , es ist eine Negativität , die alles Verhalten zum Anderen negativ setzt . Diese Idealität , nicht ruhend wie in der kristallischen Gestalt , Unruhe der Unter schiede , ist einerseits Negativität nach außen gehend , ist aber andererseits auch Idealität die sich mit der Äußerlichkeit einläßt , deshalb an | sich selbst

9 Künstler] Hu : Geometer 10 homogen Ruhendes .] Hu : homogener Natur , sein Salz etc . diese Gestalt hat die Substanzielle Form in sich wohnend , 13 Realität] Hu : Wahrheit 15 gesetzt ,] Hu : gesetzt – wie im chemischen Proceß gesagt . 19 chemischen] Hu : phisikalisch chemischen 20 30 hält dieß … auf] Hu : haelt sie ab von einem neutralen Produkte 21 ideell .] Hu : ideel . So ist der 30 Krystall vortdauernder proceß der Eigenschaften nach außen , der aber immer zurückgeführt wird , nicht Neutrales wird . Es ist eine Gestalt deren Bestimmungen nicht Ruhige sind , sondern Proceße sind . 26 Salz] Hu : Satz

193Gr

273Hu

194Gr

274Hu

702

195Gr

§ 267

196Gr

275Hu

§ 268

nachschrift griesheim · 1823/24

mannigfaltig ist und Gebilde setzt die an ihr bleiben . Die abstrakte Idealität würde Reduktion zum Punkte sein , diese Idealität ist Verhalten zum Anderen , Ausdehnung ihrer selbst und damit ist sie zugleich Gestalten , das ein System ist , Hervorbringen von Gestalten die von | der Form beherrscht sind . In dieser Idealität liegt die Subjektivität , sie ist dann das was zur Lebendigkeit gehört , oder das Leben ist wesentlich Lebendiges , und in allen seinen Gliedern als Lebendiges , in höheren Bestimmungen Seeliges , ist diese Idealität imanent vorhanden , gegenwärtig . Man kann sagen , und oft soll es erhaben sein : Alles lebt in der Natur . Das ist dann aber nur Leben an sich , dem Begriffe nach , aber eigentliches Leben ist nicht überall sondern nur als Lebendiges . An der Gestalt nun das System zu erkennen , ist schwierig . § . 266 . »Die Allgemeinheit des Lebens und seine Einzelnheit ist in der unmittelbaren Lebendigkeit unmittelbar identisch . Der Prozeß der Gegliederung und Selbsterhaltung des vegetabilischen Subjekts ist daher ein Außersichkommen , und Zerfallen in mehrere Individuen , für welche das Eine ganze Individuum mehr nur der Boden als ihre subjektive Einheit ist . Ferner ist des wegen die Differenz | der organischen Theile nur eine oberflächliche Metamorphose und der eine kann leicht in die Funktion des anderen übergehen .« Die Pflanze ist Subjekt , aber erstes , das so eben erst erzeugt ist , ein schwaches Kind . | Das Leben ist in ihr selbst noch nicht zum Unterschiede aufgegangen , der höchste Unterschied in ihr ist der daß sie ist als allgemeines Leben , was dann als Gattung erscheint und als Einzelnes . Jedes Leben ist Gattung und Einzelnes . Gattung ist sein Begriff und dann das Einzelne , Ausschließende , Punkt der Idealität , der Negation nach innen in Beziehung auf sich selbst . Das vegetabilische Leben ist noch nicht zu diesem Unterschiede der Gattung und der Individualität gekommen , sie fallen zusammen wie der Prozeß . § . 267 . »Der Prozeß der Gestaltung und der Reproduktion des einzelnen Individuums fällt auf diese Weise mit dem Gattungsprozeß zusammen ; und weil sich

5

10

15

20

25

30

3–4 zugleich Gestalten , … sind .] Hu : zugleich Gestalt[ .] – Der Geologische proceß ist das Gestalten , aber ohne die Idealitaet . – Innere Idealitaet stelt selbst ein System der Gliederung vor – dessen 30 Einheit sie ist . 10 Lebendiges .] Hu : Lebendig ist d . h . wenn in iedem Theil die Subjektivitaet vorhanden ist . Das geologische System ist nur ein Leichnam des Lebens – nur im Ganzen , nur an sich , nicht in der Gegenwart des Ausgedehnten ist das Geologische Leben . Das Lebendige ist das Unterscheiden , das sich Entschließen zu seinen Grunde das macht die Glieder etc . Es macht sich 35 selbst zum Boden – zu seiner Voraussetzung , zum Grunde . 23–24 der Idealität , … selbst .] Hu : 35 der Individuellen Subjektivitaet nach Innen und Außen . 26 sie fallen] Hu : sondern nur Abstrakt . Der Proceß der Gattung und die Indivdualitaet fallen 30 Gliederung] Hu : Glie derung

31 d . h .] Hu : ddh .

32 System] Hu : Systen

dritter theil

5

10

15

20

25

30

703

die selbststische Allgemeinheit , | das subjektive Eins der Individualität nicht von der reellen Besonderung trennt , sondern in sie nur versenkt ist , hat die Pflanze keine Bewegung vom Platze , noch eine sich unterbrechende Intussusception , sondern eine continuirliche strömende Ernährung , sie verhält sich nicht zu individualisirtem Unorganischen , sondern zu den allgemeinen Elementen ; noch ist sie des Gefühls und animalischer Wärme fähig .« Die Pflanze ist Subjekt , Individuum das sich für sich setzt , unterscheidet vom Anderen . Die Lebendigkeit besteht nur als Subjekt im Verhalten zu Anderen , wird nur dadurch erregt . Alle Kathegorieen des Verstandes die eine bleibende Trennung hervorbringen , wie Ursache und Wirkung , gelten hier im Leben nicht mehr . Das Leben ist Ursache seiner selbst , so daß dieß zugleich ein Verhältniß nach Außen erhält , ein Anderes wirkt ein , aber das Leben vertilgt das causalitäts Verhältniß und verwandelt dieß , was als ein Anderes in ihm gesetzt ist , assimilirt es . | Es wird nur erregt nach Außen , bringt nur sich selbst hervor , ohne ein neutrales Produkt aufkommen zu lassen . Das Wachsen ist doppelter Art , erstens formell , wo sich die Gestalt nicht ändert , nur formelle Vermehrung der Form , diese gehört dem animalischen Leben an , die andere Art | ist Vermehrung seiner selbst , dieß ist die der Pflanzen . Ihre Selbsterhaltung ist Wachsthum , sie assimiliren das Andere , aber diese Assimilation ist zugleich Vervielfältigung und Außersichkommen , Vervielfältigung seiner Individualität , so daß sie zwar eins ist , aber diese Einheit nur einen lockeren Zusammenhang hat . Die Pflanzen haben ein Verhältniß zu Luft , Wasser und Licht . In diesem Verhalten zu allgemeinen Elementen erhalten sie sich , aber weniger durch neue Glieder als durch neue Individuen , das was Glied genannt wird , ist nun ein selbstständiges Individuum . Hieran schließt sich die Vorstellung | der Metamorphose der Pflanze an . Die Vervielfältigung existirt reell . Die Pflanze ist organisches Individuum , substantielle Form , nicht nur als Kristall , sondern die ihre Unterschiede als Prozesse hat und sie durch Negation identisch mit sich erhält . Die Pflanze organisirt sich und die Lebendigkeit selbst Form , am Thier die Seele , ist in dieß prozessualische Außereinander versenkt . Unmittelbar ist im Begriff damit vorhanden 8 Anderen .] Hu : andern – und auch sich in sich Gliedern .

10–11 Leben nicht mehr .] Hu : nicht im

35 Leben – zb . Kraft und Äußerung etc – sondern wenn sie gebraucht sein sollten müßten sie verkehrt 35 vor kommen .

23 Licht .] Hu : Lichte . (Waßer das aber nicht mehr oder weniger rein ist , sondern salzig ist .) 25 Individuen ,] Hu : Individuen , nicht Theile . 28 Die2 ] Hu : Zunaechst ist zu sehen wie diese Verfi lfaeltigung reel in der Idee existirt . Die 16 doppelter] Gr : doppelter ,

37 in der] Hu : auf die

197Gr

198Gr

276Hu

199Gr

704

277Hu 200Gr

201Gr

278Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

ein Verhalten des Organischen zu sich selbst , worin dieß Subjekt für sich ist . Die Subjektivität ist in der Pflanze nur so vorhanden daß die Seele in der Form unmittelbar versenkt ist , ihr inne wohnt . In dieser Identität , diesem Fürsichsein liegt das höhere Fürsichsein , die höhere Subjektivität , daß das eine Beseelende auf doppelte Weise vorhanden ist , einmal als immer währendes Belebendes des Prozesses , das andere Mal als die selbststische Einheit die einfach existirend ist . Das Organische ist überhaupt das sich in sich selbst unterscheidende und das | Unterschiedene in der Einheit zu erhalten . Es ist hier | ein Unterschied , ein Außereinander und da an sich der höher bestimmte Unterschied nicht nur blos Mannigfaltigkeit ist , so ist diese von der substantiellen Form durchdrungen nur die eine Seite und diese Form selbst die im Organismus versenkt ist die andere Seite . Hierzu geht das animalische Leben fort , die Pflanze erreicht dagegen nicht diesen Unterschied in sich , bei ihr ist noch immer der selbststische Punkt eine Seite und die andere Seite das organische Gebilde . Das Thier ist Einheit dieses Unterschiedes , bei der Pflanze ist dieß noch nicht , aber die Wahrheit dieses Unter schiedes , der Begriff desselben , ist , daß diese beiden Momente auch an der Pflanze sind , aber als unvollkommenes Leben , ist es ein Theil des Unterschiedes der außerhalb ihrer Existenz fällt . Die absolute Rückkehr in sich , ist das Selbstgefühl des Animalischen , das Verhalten zu sich selbst , dieß existirt nicht an der Pflanze , sie ist nur der erste leibliche Organismus in dem die Selbststigkeit dieses eine ideelle nicht reell ist , es existirt , aber außer ihr . | Wie wir von der Erde die verschiedenen Formen gesehen haben die außer dem Existirenden sind , wie der Prozeß pp so ist in der Pflanze die Form des selbststischen Eins als selbstständiges Eins noch außer ihr . Diese einfache Identität im Selbstgefühl ist außer ihr und dieß ist die höchste Macht der Pflanze , es ist das Licht , dieß ist ihr All , ihre reine Einheit , ihr Gott , ihre ganze Natur in einfache Einheit zusammengenommen . Ihr Selbst ist so physisch zur unorganischen Natur gehörig , ihr höchstes Verhältniß ist das zum Lichte . | So existirt der Wachsthum der Pflanze in seinen höchsten Momenten . Sie will sich sättigen , zum Selbstgefühl kommen , dieß ist ausser ihr , daher strebt sie nach außen , ihr Streben nach dem Selbst ist so Richtung nach Außen , das Erreichen ist daher Ausser sichgerissenwerden . Beim Thier ist es Rückkehr in sich , Sättigung , bei

5

10

15

20

25

30

3 Identität] Hu : Idealitaet , Identitaet 12 fort ,] Hu : fort . – es ist empfi nden 19 Verhalten zu 35 … selbst] Hu : Einfache punkt in sich 21 es existirt , … ihr .] Hu : es liegt im Begriffe aber es ist noch außer halb vorhanden . 26 ihr Gott] Hu : der Gott für die pflanze waere das Licht haette sie 35 Bewustsein 34 punkt in] Hu : punkt . zu

dritter theil

5

10

15

20

25

30

705

der Pflanze ist die Selbsterhaltung , das zum Selbst Kommen , Vervielfältigung . Das Hauptmoment ist das Herausgehen aus sich , das dem Lichte Zukehren , das Heraufranken , dem | Lichte entgegen gehen . Indem die Pflanze sich produzirt , so ist damit verbunden , daß sie darin ein Anderes produzirt , das sie selbst ist . Die Pflanzen haben einen Trieb zum Lichte , sie erhalten an ihm Farbe , Geschmack , Geruch Aroma , außerhalb des Lichts , werden sie größer saftiger , aber kraftlos , geschmacklos , geruchlos , das Wasser hat so in ihnen das Uebergewicht , am Lichte erst bekommen sie die kräftige Individualisirung , Partikularisirung . Im ganzen Bestehen der Pflanze ist die Macht des Lichts das Erziehende , Belebende , und die Richtung auf das Licht ist eben dieß , daß das Selbst außer ihr ist . Das Nähere an der Gestaltung der Pflanze ist , daß die Selbsterhaltung nur durch Vervielfältigung statt fi ndet . An den einfachsten Pflanzen sind es Fäden , die sich zu Knoten bilden welche wieder Fäden treiben . Jeder Knoten ist ein Umschließen der Individualität , das wieder herausgeht , sich wieder verknotet , so daß die ganze Erhaltung ein Hervorbringen von Gliedern | ist , die wieder ganze Pflanzen sind . Andere erhalten sich indem sie sich in Körner , Punkte dirimiren , Keime die wiederum ganze Pflanzen sind . Deswegen ist dann auch das was bei den höheren Pflanzen Wachsthum genannt wird , Vervielfältigung des Individuum . Jede Knospe ist ganze Pflanze , die ihre Wurzel im Zweige hat , der seiner Seits wieder Pflanze ist und ebenso wurzelt . Ebenso die Blätter . Es giebt viele Pflanzen deren Blätter wurzeln , wenn sie die Erde erreichen und ganze Pflanzen treiben . Das Okuliren , Pfropfen pp ist hierauf begründet , hier ist dann der Stamm blos der Boden für die fremde Knospe , die ihrer Art , Partikularität nach , selbstständig bleibt und ihre eigenthüm lichen Früchte trägt . Zwiebelgewächse vervielfältigen sich so , daß sie sich in sich thei len oder kleine Zwiebeln treiben . Die Eigenthüm lich keit ihres Begriffs ist also daß die Selbsterhaltung , Vermehrung der Individuen ist , so daß das was als eine Pflanze | erscheint , eine Menge von Individuen ist , die nur oberflächlicherweise als eins erscheinen , so daß die Theile ganz selbstständig sich zeigen . Dieß ist die Ohnmacht der Pflanze , beim

1 Vervielfältigung .] Hu : Vervielfaeltigung[ .] Das Selbsterhalten ist das Proceßiren . – Die Seelenhaftigkeit , seine Identitaet faelt außer der pfl anze . deswegen die Vervielfaeltigung . 8 Partikularisirung .] Hu : particularisirung . Die Kartofeln im Keller treiben sich dorthin wo das Licht faellt . 35 Erst beym Aufgange der Sonne stehen die pfl anzen auf 20 Jede Knospe] Hu : ieder Ast , iede | 26 kleine Zwiebeln treiben] Hu : oben an den Staengel waechst eine Menge von Zwibeln 35 Knospe 28–30 Menge von … zeigen .] Hu : Aggregat von Individuen ist . Sie machen wohl ein Individuum aus in Hinsicht der Circulation der Saefte , aber zugleich sind die Theile Selbstaendig . 31–32 Seelenhaftigkeit] Hu : Seelen / haftigkeit

202Gr

203Gr

204Gr

279Hu

706

205Gr | 280Hu

206Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Thier können die Glieder nur existiren in der Einheit mit dem Ganzen , so leidet sogar das ganze Leben bei der Verletzung der Eingeweide , bei der Pflanze kann jedes für sich bestehen . Goethe hat mit seinen großen Natursinn auf diesen Zusammenhang der Theile der Pflanze aufmerksam gemacht und ihn die Metamorphose der Pflanze genannt . Er zeigt wie die als Theile Unterschiedenen nur die Umbildung eins und desselben , identisch , sind , so daß es nicht zu einen gründlichen Unterschied kommt , wie bei den Eingeweiden des Thieres , und sie so dasselbe bleiben , und eins die Funktion des anderen leicht übernehmen kann . Man hat Bäume ausgegraben , umgekehrt , und wieder gepflanzt , die Äste wurden Wurzeln , die Wurzeln zu Ästen die in Blüthen und Blätter ausschlugen , die Gestalt der Verzweigung bleibt sichtbar , aber | der Wechsel der Funktionen ist vollkommen . Goethe hat dieß verfolgt durch die anderen Theile der Pflanzen . Bei der gefüllten Blume , sind viele Filamente zu Blättern ausgebildet , z . B . sind bei der Cratifolie das Blätter , was bei der wilden Rose Filamente sind . Bei vielen Blumen kann man sogar bemerken , daß diese Blätter noch die Form der Filamente haben , oder diese nur kontrahirte Blätter sind . Die Form des Blattes geht durch alle Theile der Pflanze . Das Pistill z . B . bei der Iris besteht aus drei Blättchen . Die Natur des Blattes fi ndet sich in der Blume , in der Saamenkapsel , auch an den Früchten , und in den Steinfrüchten am Kernhause . Der Dorn der wilden Pflanzen wird zum Blatt bei den veredelten . Kurz der Gedanken der Metamorphose ist die Einartigkeit aller Theile , so daß leicht einer in den anderen übergeht und durch äußere Umstände eine Form in die Stelle der anderen gebracht werden kann . So wichtig an sich diese Metamorphose ist , so ist es eigentlich nur eine Seite dessen welches wesentlich ist , | nämlich auf den Unterschied dieser Gebilde aufmerksam zu sein und ihn zu erkennen , womit der eigentliche Prozeß des Lebens hervorgeht . In der Pflanze ist noch die unmittelbare Einheit , sie kommt noch nicht zu den höheren Gegensatz , wie er früher bestimmt ist . Sie hat keine Bewegung , verhält sich nur zu den allgemeinen Elementen , Licht , Luft und mehr oder weniger konkreten Wasser und zwar continuirlich , nicht durch willkührliche Unter-

5

10

15

20

25

30

1 Glieder] Hu : Eingeweide 2 bei 2 ] Hu : Hingegen koennen noch die Glieder des Animalischen 35 abfallen . Bey 6 Er zeigt] Hu : Die Botaniker wußten nicht was sie damit machen sollten weil es eben Gedanke war ! Göthe zeigt 30 Sie hat … Bewegung ,] Hu : Das Subjektive Eins ist außer der 35 pfl anze – das Licht – weil die Einheit in die pfl anze versenkt ist , hat sie nicht die Bewegung , die 15 Cratifolie] siehe Anm .

18 Theile der Pfl anze .] Gr : Theile . der Pfl anze

Pistill] Gr : Peristyl

dritter theil

5

10

15

20

25

30 30

35 35

707

brechungen . Die Pflanze hat keine willkührliche Bewegung weil ihr die empfi ndende Seele fehlt , diese ist das individuell Belebte , das selbststische Eins , dieß Eins existirt als die substantielle Form , die aber negative Einheit mit sich ist . Bei der Pflanze ist dieß Eins ausgegossen in die Gestalt , nicht in sich zurückgenommen . Es ist also darin noch das nicht , was zur subjektiven Einheit gehört , daß die Selbstigkeit der Pflanze sich zu sich selbst verhielte , d . h . | daß das Selbst der Pflanze als ein schlechthin unsinnliches existirt . Indem aber diese Idealität in dem Außereinander der Gestalt versenkt ist , ist dieß Eins noch ein | sinnliches , kein immaterielles , ideelles Einssein . Die Einheit der Pflanze ist als unendliche Beziehung auf sich , aber eben weil sie dieß Selbst noch nicht für sich ist , die Form sich nicht zu sich selbst verhält , ist sie noch sinnliche Einheit . Die sinnliche Seite aber ist keine blos materielle Menge , sondern diese Menge ist von der idealisirten Form durchdrungen . Dadurch ist die Form nun selbst sinnlich , sie befreit sich nicht vom Sinnlichen , ist nicht reine Zeit in sich , sondern noch im Raume gefesselt . Daher hat die Pflanze nicht die Aufhebung des Orts , die Zeit , die Bewegung an sich . Die Materie ist von der Pflanze assimilirt , aber der Prozeß ist ein blos sinnlicher und dieser Prozeß hebt diese ihre Sinnlichkeit und hiermit den Ort nicht auf , das Eins der Pflanze ist nicht die unsinnliche Seele . Erst die Seele als Aufhebung des Außereinander ist Aufhebung des Raums und somit Zeit . Zweitens hat die Pflanze zu ihrem Anderen , das sie sich assimilirt nicht das Unorganische , als Individuelles , sondern die Elemente und zwar im steten Prozeß und zwar deshalb , weil die Pflanze | sich nicht als Selbst zu ihrem Selbst in sich verhält , also nicht abgeschlossen gegen außen ist , der negative Punkt gegen das Außereinander . Die Seele erst hat ihren eigenen inneren Kreis gegen das Intussusception[ .] 1 Bewegung] Hu : Bewegung keine Intussusception , ist ohne Gefühl und animalische Wärme 3 substantielle Form , … ist .] Hu : idealisirende Form – als substanzielle Form als Proceß als sich bewegend . das ist die negative Einheit der pfl anze Zu sich selbst die unendlichkeit 4 ausgegossen in … Gestalt ,] Hu : in die Materialitaet eingegoßen , in die Gestalt versenkt[ .] 9 Die Einheit … ist] Hu : es ist versenkt in die Materie so dass sie sich als proceß und gegen die Materie verhällt[ .] – Die Selbstische Einheit der pflanze ist nicht als eine Menge , sondern 10 sich ,] Hu : sich als Identitaet 11 sinnliche Einheit .] Hu : sinnlich , die negative Einheit des Materiellen . Sie ist die negative Einheit des Materiellen – ist wesentlich als in proceß . 19 Seele .] Hu : Seele . Zu bestimmen dass diess die pfl anze ist , ist nicht so leicht . 22–23 Individuelles , sondern … Prozeß] Hu : individueller Materie verhaelt . Die Ernährung des Thieres ist durch ein individuelles Organ obgleich das Thier sich verhaelt zu Luft , Waßer etc . das Thier unterbricht auch die Intussusception bey der pflanze fi ndet ununterbrochenes zuströmen statt . 24–25 außen ist , … Außereinander .] Hu : außen . Die Lebendigkeit ist allerdings ein Verhalten , aber die naehern Seiten dieses Verhalten ist das Verhalten des Selbst zum Selbst – das macht die Unterbrechungen zur Unorganischen Natur .

40 27 idealisirende] Hu : idealisir-/ rende

35 Ernährung] Hu : Nahrug

38 allerdings] Hu : allerdings ist

281Hu 207Gr

208Gr

708

282Hu

209Gr

283Hu

210Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Verhalten zur unorganischen Natur , indem die Pflanze diese Seele nicht ist , | hat sie keine Innerlichkeit , welche frei gegen das Verhalten nach Außen wäre . Ihr Verhalten daher zu ihrem Anderen ist ununterbrochen . Die Unterbrechung kommt nur von Außen her , nicht aus der Pflanze selbst . Die Pflanze kann sich auch nicht zu Individualisirtem verhalten , weil sie die Identität von Selbst zum Selbst ist , woher ihr Anderes ebenfalls nicht individualisirt ist , denn nur was Empfi ndung in sich hat , kann sich selbst als Anderes ertragen , kann es mit der Härte der Individualität aufnehmen , sich wagen an selbstisches Abgeschlossenes . Drittens hat die Pflanze keine animalische Wärme , d . h . keine eigenthümliche , das Thier erst ist in sich selbst entzündet , das bestimmte Aufheben der Kohäsionen . Nach dieser Darstellung der allgemeinen Be|stimmtheit der vegetabilischen Natur ist zu zeigen , wie der Prozeß der Pflanze beschaffen ist , denn die Pflanze ist nur der Prozeß des Lebendigen . Als Individuum hat sie zunächst ein Verhalten zu sich selbst , das Verzehren seiner selbst und sein aus sich sich Hervorbringen . Es ist dieß der Prozeß der Gestaltung[ .] Das Andere ferner hat das Lebendige selbstständige außer sich als seine Voraussetzung . Aber diese Voraussetzung ist nur ein Gesetztsein des Lebendigen und zwar als Prozeß . Das Dritte ist die Einheit beider Prozesse , das Verhalten der Individualität zu sich als ihrem Anderen , der Gattungsprozeß . Die unorganische Natur hat die Individualität sich assimilirt , so tritt es sich selbst gegenüber . Die eigene Natur des Individuums , seine Allgemeinheit , seine Gattung ist ihm sein Anderes . | Im Vegetabilischen sind die Prozesse aber noch nicht gesondert , der Gattungsprozeß und der Gestaltungsprozeß fallen zusammen und sind zugleich Ernährungsprozeß . a . D e r G e s t a l t u n g s pr o z e ß . Der Keim ist | das Unmittelbare dieses Prozesses , aber dieß Unmittelbare ist als Voraussetzung nur Produkt , daß es Produkt ist kommt erst im dritten Prozeß zum Vorschein . Der Gestaltungsprozeß

5

10

15

20

25

30

4 selbst .] Hu : selbst . durch Tag , Nacht , Sommer , Winter . 8–10 wagen an … eigenthüm liche ,] 30 Hu : wagen den Kampf mit andern Individuen zu beginnen . (Man spricht von der Waerme der pfl anzen diess ist aber sehr unbedeutend – und ist nicht der Mühe wehrt neu davon zu sprechen) 13–14 Prozeß der … Lebendigen .] Hu : pflanze betrachten als proceß – Bestehen das ist als Idealisiren , als Thaetig . 15 Verzehren seiner selbst] Hu : sich selbst aufzehrt , sich selbst zur anorganischen Natur 35 macht , 17–18 sich als … Voraussetzung .] Hu : sich – seine anorganische Natur außer sich – mit 35 den Scheine der Zufaelligkeit[ .] 27 a . D e r G e s t a l t u n g s p r o z e ß . ] Hu : (am Rande : 1 .) D e r i n n e r e G e s t a l t u n g s p r o c e ß . ) § 268 . 21 ihrem] Gr : seinem

dritter theil

5

10

15

20

25

709

ist Produktion aus sich selbst , als Verzehren seiner . Die Hervorbringung der vegetabilischen Natur ist das Hinausgehen seiner , so ist dann die Selbsterhaltung Hervorbringen eines anderen Individuums . dieß Andere sind die Knospen , dieß berührt sogleich den Prozeß nach Außen , den Ernährungsprozeß . Die Pflanze hat keine Eingeweide , ist kein blosses Verhalten in sich , sondern sogleich nach Außen . Das Erste in der Gestaltung ist der Keim , das Unenthüllte , das Unexplizirte , der Begriff . Der Keim ist der Begriff , seine Explikation ist die Realität des Begriffs , das Leben , das Ganze , das Leben als die Idee . Der Prozeß ist die Diremtion dieses Verhüllten , nach dem Boden als dem conkreten allgemeinen Individuum und nach der anderen Seite nach dem abstrakten Ideellen , dem Licht . Die Pflanze dirimirt sich in Wurzel und in Blatt . Wir sprechen hier nämlich von entwickelten Pflanzen , die Schwämme , pp gehören hier nicht her . | Der große Unterschied ist im Pflanzenreich der der Monokotilotonen wozu alle Zwiebeln , Palmen pp . gehören und der der Dykotilotonen[ .] Dieser Unterschied kommt her von dem Blättchen , welches der Keim hervortreibt , ob nämlich dieß einfach oder gedoppelt ist . Linnée hat dagegen die Pflanzen in eine lange Reihe gestellt , aber jene großen Geschlechter sind wesentlich von einander unterschieden . Wurzel und Blatt ist der erste Unterschied . Bei den Monokotilotonen ist das Gedrungene vorherrschend , es tritt kein Stamm zwischen Blatt und Wurzel , der Stamm der Palmen ist das Residuum der Blätter . – Die erste Differenz ist also das Treiben in den Boden und zum Licht , die weitere zweite Trennung ist , dieß was den allgemeinen Zusammenhalt das Zellgewebe ausmacht , wie es sich auch im Animalischen fi ndet , als das Lymphatische . Die nähere Diremtion ist die in Holzfasern und andere Gefäße , welche der Dr . Schulz Lebensgefäße nennt . In Rücksicht auf die Physiologie der Pflanzen ist auf ihn zu verweisen . Er hat ebenso gründlich experimentirt , als auch mit philosophischen Sinn | das Ganze dargestellt .

4 Außen , den … Die] Hu : außen zusammen . Dieser erste proceß kann ohne den Zweiten nicht aufgefaßt werden . Der Gestaltungs proceß wäre der proceß der Eingeweide , aber die 6 Un8–9 Diremtion dieses Ver30 explizirte ,] Hu : Unentwikelte – es enthaelt aber die ganze pflanze , hüllten] Hu : Diremtion des Einen (polarisation) 11 Blatt .] Hu : Blat – Staengel und Stamm sind nicht wesentlich das | tritt mit den Lichte in Verhaeltniß . 13 Der große … der2 ] Hu : Die Franzosen machten den Unterschied zwischen 16–17 Linnée hat … gestellt ,] Hu : Linné hat dar auf nicht Rücksicht genommen[ .] – Es ist eine große Unterscheidung und wahre[ .] 22–23 Zell35 gewebe ausmacht ,] Hu : macht das Z e l l g e we b e aus[ .] – Es ist das ganz allgemein Zusammenhaltende . das allgemeine vegetabilische produkt . 24 Holzfasern] Hu : Holz fasern , Spiralgefaeße 27 dargestellt .] Hu : dargestellt . Die algemeinen Seiten sind wohl mangelhaft – das ganze ist aber Gut bestimmt .

211Gr

212Gr

30

31–32 Staengel und … wesentlich] Hu : (Staengel und … wesentlich) Staengel etc

284Hu

710

285Hu

213Gr

286Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Trennung , innerhalb der Trennung von Wurzel und Blatt , ist die von Holzfasern und Lebensgefäßen . Hier ist nun der Prozeß der Pflanze so , daß die Wurzeln einsaugen und zwar Wasser , denn Erde ist nicht nöthig , man kann Pflanzen in gestossene Kieselsteine setzen , | wenn man nur Wasser hinzugießt , dieß Wasser muß konkret , wo möglich etwas öhligt sein . Dieß Einsaugen ist die Lebendigkeit der Pflanze , mechanische Vorstellungen können hier nicht mehr gelten . Die Pflanze hat durst und zieht das Wasser an sich . Das Andere ist die Cirkulation der Pflanze in sich , die Cirkulation des Lebenssaftes in der Pflanze , dieser ist partikularisirt , das eingesogene Wasser noch nicht . Der Lebenssaft cirkulirt durch die ganze Pflanze . Die Umwandelung des Holzsaftes geschieht in den Extremitäten , in der Oberfläche des Blattes . Dieß Blatt bezieht sich sogleich schon auf die Luft . Der Lebenssaft macht sich zum Produkt , was die Botaniker Cambium nennen eine Flüssigkeit zwischen Holz und Rinde . Das | eigentliche Produkt ist die Diremtion dieses Neutralen in Rinde und Holz . Die Lebendigkeit ist also zu fassen nach dieser doppelten Seite , als Thätigkeit der Holzfasern , Einsaugen und Thätigkeit des Blattes , der Assimilation in sich . Diese Thätigkeiten sind wegen der Homogenität der Theile nicht so wie im animalischen Leben festzuhalten , die hier angegebenen Thätigkeiten sind nur die Hauptthätigkeiten jener Theile , die anderen fehlen ihnen nicht , das Blatt saugt so gut ein wie die Wurzel , aber die Hauptthätigkeit ist jene Assimilation worin der Holzsaft der noch wenig organisch ist , eigentlich erst vegetabilisch gemacht wird . Dieß Einsaugen und die Cirkulation des vegetabilisch gemachten Saftes sind der wesentliche Begriff . | Diese Produktionen des Belebenden der Pflanze , des vegetabilischen Saftes wird Produkt und ist die Theilung in Holz , Rinde , Bast pp .

5

10

15

20

25

1–2 Die Trennung , … so ,] Hu : die erste Trennung bezieht sich auf den proceß nach außen . D i e w u r z e l z u r E r d e , das Blat zum Licht . Zweitens ist aber die pfl anze in sich unterschieden – Spiralgefaeße und Lebensgefaeße . Hier hat Schulz den proceß in sich selbst so dargestellt 4 Kieselsteine] Hu : Glaß 6 mechanische] Hu : Röhrhen etc und mechanische 8 die Cirkulation … Lebenssaftes] Hu : die ganz eigenthüm liche Entdekung des Dr . Schulz – es ist Bewegung von einen Saft 9 partikularisirt , das … nicht .] Hu : particularisirt ist[ .] – Der H o l z s a f t hat wenigen Geschmak – ist noch nicht zur Eigenthüm lich keit der pflanze umgearbeitet 10 Holzsaftes] Hu : Holzsafts in Lebenssaft 14 Holz .] Hu : Holz[ .] – Das andere produkt sind die besondern Sekrete die sich dem Chemischen mehr naehern – die Oehle und dann die Knospe . / Bey der vegetabilischen Natur ist der proceß im innern zugleich proceß nach Außen . Der Keim dirimirt sich gegen das Dunkel und gegen das Licht . 21 gemacht wird .] Hu : zu machen , und zwar in den Lebensgefaeßen . Es ist diess entlehnt von Dr Schulz diese Darstelung . Diese Darstelung in Einzelnen koennte vielleicht veraendert werden .

25

30 30

35 35

13 Cambium] so Hu Gr : Textlücke 25 auf den] Hu : zum 29 eigenthüm liche] Hu : eignttümliche 32 Lebenssaft] Hu : Leben saftes 34 zugleich proceß] Hu : zugleichpoceß 35 zu machen , und] Hu : gemacht wird , 40

dritter theil

5

10

15

20

25

30

711

An den Dykotilotonen scheint diese Trennung und Bildung plötzlich zu kommen , es setzt sich plötzlich ein neuer Holzring an . Diese Diremtion in das | was den ersten Gegensatz ausmacht in Holzfasern und Lebensgefäße , ist das Produkt . Bei den Monokotilotonen giebt es keine Holzringe , Jahresringe , das Zellgewebe ist mehr zerstreut anzutreffen . Diese diremtion in Holz und Rinde ist dann immer ein neues Erzeugniß , nicht wie bei dem Animalischen Selbsterhaltung , sondern die Pflanze erhält sich nur durch Erzeugung eines Neuen , und das was Holz wird ist mehr oder weniger ein todtes Gefäß , ein Setzen ihres unorganischen Bodens innerhalb ihrer selbst . Bei vielen Pflanzen geht dieß soweit , daß die Verholzung zum kieselartigen Versteinern fortgeht , wie z . B . beim Bambus , beim Buchenholz was oftmals Funken an der Drechselbank giebt . Mit dieser Produktion ist dann auch verbunden die Resumtion ihrer Individualität in sich und als solche ist die Erzeugung der Pflanze anzusehen . Die Knospe ist eine neue Pflanze auf dem Holz der vorhergehenden , Resumtion zur Anlage einer neuen Pflanze . Damit ist der Prozeß der Pflanze geschlossen , sie erhält sich durch Reproduktion ihrer | selbst und dieß ist die Hervorbringung eines Anderen . Dieser Prozeß ist so ein vermittelter durch die Momente die angegeben worden sind . Der organische Prozeß überhaupt hat wesentlich auch die Seite , das ihm von außen Kommende , als Nahrungssafft zu vindiciren , zu vernichten , zu verwandeln , vergiften , infectiren , assimiliren in sich : Das Einsaugen | ist dann schon solch ein Berühren des Außen durch die Kraft der Lebendigkeit , das Eingesogene wird gesetzt als ein von organischen Leben Durchdrungenes , bei den höher ausgebildeten Pflanzen kann man diesem Prozeß nachgehen durch verschiedene Stufen , wie beim animalischen Prozeß die Verdauung , wo dann aber auch noch das unmittelbare Infiziren vorhanden ist , die unmittelbare Verwandelung in Lymphe . Bei den Pflanzen niedererer Gattungen , die einfacher sind , ist allerdings keine solche Thätigkeit durch verschiedene Stufen vorhanden , da ist dann die Ernährung abstraktes , prozeßloses Verwandeln . In Ansehung der Gestaltung der Pflanze ist | noch zu bemerken , daß diese Gestalt einfach verständig ist . Die Pflanze ist nicht mehr Kristall , aber die Formen

2 Diese] Hu : (Wie ein neuer Holzring , so setzt sich ein neuer Bast ring an .) Diese 8 wird] Hu : wird ist das Herabgesetzte Spiralgefaeß , 9 Gefäß ,] Hu : Gefaeß – theils ein Einsaugendes – aber 35 in so fern es Holz wird – so ist es eine thaetige pf lanze 11–12 Bambus , beim … giebt .] Hu : 24 Pfl anzen] 35 Bambus[ .] – Die Verholzung ist Tödtigung der pfl anze Setzen des Toden Bodens . Hu : pfl anzen (Dikotiledonen) 26–27 Infi ziren vorhanden … Lymphe .] Hu : Inficiren das so weit gehen kann , dass es Verwandlung wird , ohne die vermittelnden Glieder der Thaetigkeit . 32 an .] Hu : an ?? p . ; siehe Editorischer Bericht

37 vermittelnden] Hu : vermittelten

214Gr

215Gr

287Hu

216Gr

712

217Gr 288Hu § 270

§ 271

218Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

derselben stehen der Weise des Kristalls nahe , die gerade Linie ist sehr überwiegend vorhanden , z . B . bei den Stengeln , Stämmen , Fasern ; das Andere ist daß sie sich in Spiralen formt , Rundungen die zugleich noch in die Länge gehen . Im Blatt ist die Fläche vorherrschend , die verschiedenen Formen des Blattes sind sehr regelmäßig , sind aber noch nicht die Formen der Rundungen die das Animalische hat . Die Seiten des Blatts entsprechen sich , es ist mechanische Gleichförmigkeit vorhanden , aber doch sind sie verschieden , die eine Seite ist jedesmal mehr kontrahirt , die andere geht mehr auseinander , eine Hälfte ist nie der anderen ganz gleich . Im Ganzen sind die Ver thei lungen , Einthei lungen noch verständig , die Zahlen 3 , 4 , 5 und 6 sind die Herrschenden , wie z . B . bei den Blumen die Antheren . Alle Bestimmungen sind verständig , der ganze Organismus läßt sich auf Zahl und Maaß zurückführen . Zahl , Maaß und Rundungen die als kommensurable angesehen werden können sind das Herrschende . | Wenn z . B . 5 Antheren sind , so sind auch 5 Blumenblätter oder 10 . | b . D e r E r n ä h r u n g s pr o z e ß , dieß ist der nach außen gehende . § 269 . »Dieser Prozeß ist die Entfaltung der Glieder als Organe der unterschiedenen elementarischen Verhältnisse ; die Entzweiung theils in das Verhältniß zur Erde und in das sie vermittelnde , den Luft und Wasserprozeß . Da die Pflanze ihr Selbst nicht in innerer subjektiver Allgemeinheit gegen die äusserliche Einzelnheit zurückhält , so wird sie vom Lichte , an welchem sie sich die specifische Bekräftigung und Individualisirung nimmt , eben so sehr nach außen gerissen , verknotet und verzweigt sich in eine Vielheit von individuellen Sein[ .]« § . 270 . »Weil aber die Reproduktion des vegetabilischen Individuums als Einzelnen nicht die subjektive Rückkehr in sich , ein Selbstgefühl , sondern nach Innen die Verholzung ist , so geht damit die Produktion | des Selbsts der Pflanze nach Außen . Sie gebiert ihr Licht in der Blüthe heraus , in welcher die neutrale , grüne Farbe zu einer specifischen Trübung bestimmt , oder auch das Licht rein vom Dunkeln als weiße Farbe produzirt wird .« Die Pflanze ist durchaus nur Keim , Pflanzensaamen bleibt ruhig liegen , erst wenn Feuchtigkeit hinzu kommt so treibt die Pflanze , ein innerer Trieb ist nicht vorhanden , der Trieb des animalischen Keims ist ein ganz anderer .

5

10

15

20

25

30

6 Die] Hu : Die Blaeter haben verschiedne Spitzen die 8 andere geht … auseinander] Hu : andere 35 mehr gerundet 14 10] Hu am Rande : 10 Kelchblätter 30 erst] Hu am Rande : Der Keim stirbt nicht ab wie der animalische Trieb . Erst 35 3 Rundungen] Gr : Rimdungen Hu : andern

24 § . 270 .] Gr : davor keine Absatzkennzeichnung

33 andere]

dritter theil

5

10

15

15

20 20

25 25

30 30

35

35

713

Die näheren Momente des zweiten Prozesses , sind theils schon im ersten genannt , theils ist es aber auch das eigenthüm liche Moment wie die Pflanze sich zum Lichte verhält , was das Besondere ist bei dem Verhältniß nach außen . Mit dem Blüthenstande hemmt sich das Wachsen , das Selbst ist in der Bestimmung sich zu fassen , zurückzukehren in sich . Das Hinausgehen , Wachsen in so fern es vorgeschritten ist wird gehemmt ; die Blüthenknospe fällt ab , verschwindet , es | entsteht die Frucht , auch diese fällt ab . | Ist es eine Blätterknospe , so bleiben die Blätter und treiben wieder Blätterknospen , die Blüthenknospe dagegen ist Hemmung des Wachsthums . Durch Okuliren wird die Fruchtbarkeit der Bäume vermehrt , der Zweig wird isolirt vom Leben der ganzen Gestalt , das Sprossen das immer fort treibt , dieß wird zurückgehalten , daher ist dann der

3 verhält , was … außen .] Hu : verhaelt . – / Was also die Beziehung der pfl anze zu ihrer unorganischen Natur betrifft , so ist die Diremtion in Wurzel und Blat vorhanden – das Verhalten zum Waßer und Luft . Die Wurzel und das Blatt verhalten sich aber nicht nur allein zum Waßer und Luft . Es ist also das algemeine elementarische was die Thaetigkeit der pflanze nach außen constituirt . Ihr inneres Leben , die Bereitung ihrer Saefte , ist vermittelt durch das Verhalten zum Luft und Waßer . Es ist kein chemischer Proceß , aber der ihn nahe steht . Auch die produkte der pfl anzen , die Saefte haben vieles von chemischem proceße , obgleich sie lebendige Gebilde sind . Aber mit den bloßen Oxydiren , Hydrogeniren etc kann man hier nicht auskommen , desto weniger bey den Animalischen . Weil die pflanze das Ohnmächtigere ist , so ist ihr proceß nicht ganz unchemisch . Die Hauptsache ist aber die produktion der pfl anze die wir B l ü t h e heißen . Dieses ist das Eigenthüm liche dieses proceßes nach Außen . Dieses bildet eine eigenthüm liche Sphaere – die nicht in den Gestaltungsproceß , als solchen , aufgenommen werden kann , die nicht in den Gestaltungsproceß gehört . | Der proceß nach Außen hat den Zweck das Selbstgefühl , die Saettigung seiner selbst hervorzubringen . Dass es sich Selbst als Selbst faße , zu sich komme , sich mit sich selbst zu vermitteln[ .] – So befriedigt sich das Lebendige . In der pflanze kommt es nicht zu diesen Gefühle , dass das Selbst zum Gegenstand des Selbst werde , sondern das andere Selbst , zu dem es sich nach den Begriff verhalten muß , ist außer ihn , das Licht[ .] – Was als Befriedigung angesehen werden kann , ist dass sie sich zur Lichtpfl anze ausbildet . Die pflanze bildet sich so aus zur Lichtpfl anze – dieses Ausbilden , sich als Selbstisch hervorzubringen , ist damit ein eigener , abgeschloßener Kreiß , der von den andern Individuen der pflanze getrennt steht . – Es ist dieser proceß zu faßen als ein Hervorbringen der pflanze als ein Selbst . diess Selbst aber wird nicht für sie , sie wird sich nur dieses Selbst im Lichte . ihr Licht werden ist nicht so dass sie sich selbst leuchte , sondern nur im Lichte . Dieser proceß geht auf die Entfaltung der Blüthen Knospe . Es ist eine Einjährige pfl anze – ein abgeschloßener Kreiß[ .] – Eben so deren übrigen Theile die Wurzel und Blaetter auch nur einjährig sind[ .] – Auch die Wurzeln erneuern sich Alljährig . So ist aber dann auch die Knospe dieser geschloßene Kreiß nach außen ein einjähriger proceß . 8 bleiben die Blätter] Hu : diese Fallen ab 9 Hemmung] Hu : ein Zurükkehren in sich – ein Hemmen 4 Blüthenstande] Gr : Blüthenstaude 13 betrifft ,] Hu : betrifft . 15 constituirt] Hu : construirt 20 Ohnmächtigere] Hu : Onmecchtigern 21 Dieses] Hu : Dieses . 23 kann ,] Hu : kann . Gestaltungsproceß] Hu : Gestaltgsspoeß 24 Selbstgefühl] Hu : Selst / gefühl hervorzubringen] Hu : hervozugbingen 27 zu dem] Hu : zum 31 Es] Hu : Ess

40 19 weniger] Hu : mehr

219Gr 290Hu

289Hu

714

220Gr

221Gr

291Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Zweig fruchtbarer an Blüthenknospen . So geschieht auch durch Einschneiden von Ringen in die Rinde eine Hemmung des Wachsens . Die allgemeine Bestimmung der Blüthe ist daß die Pflanze zu ihrem Selbst kommen soll , sie vermag dieß nicht im eigentlichen Sinn , und es ist daher nur Prozeß der Pflanze mit dem Lichte . Die Blume ist dieser Knoten der nicht Knospe ist die sich nur vermehrt , ein Verknoten das den Wachsthum hemmt , eine Versammlung von Blättern die feiner ausgebildet sind . Die Blume ist gefärbt , das neutrale Grün wird schon am Kelche , noch mehr an dem Blumenblatt gefärbt und zu einer bestimmten Farbe dirimirt , Geruch stellt sich ein , die Gestalt geht aus | dem Flächenhaften in Rundung über . In der Blüthe tritt zugleich die Differenz ein in Theile die man parallelisirt hat mit den Geschlechttheilen des Animalischen und die man deshalb sexualische Theile genannt hat . Die Blume produzirt ihr Selbst am Selbst außer ihr und deshalb wird ihr Selbst nicht für sie , sie bringt nur ein Bild des Verhältnisses des Selbst zum Selbst hervor . Dieß Verhältniß nun des Selbst der Pflanze zum Selbst als einem Anderen ist das Geschlechtsverhältniß . Die Differenz eines vegetabilischen Individuums zu einem Anderen , diese Bestimmung , welche das eigentliche Geschlechtsverhältniß ausmacht ist nur ein Analogon , denn nicht zwei andere Individuen welche durch ihr Geschlecht , ihrem ganzen Habitus nach entgegengesetzt sind , verhalten sich zu einander , denn erst dann ist die Geschlechtsdifferenz Trieb . Die Pflanze hat keinen Trieb , sie ist geschlechtslos , die Geschlechtsunterschiede sind nur bei einzelnen Gebilden . Bei den Monodisten | sind die Differenzen an einem Individuum , auch bei den Duodisten beschränkt sich der Unterschied nur auf oberflächliche Gebilde und zeigt sich auch nicht im ganzen Habitus , auch ist der Unterschied sehr wechselnd . Eine weibliche Pflanze wird oft im Fortwachsen männlich und umgekehrt . Das Erste also ist daß der Unterschied nur partiell und wandelbar ist . Was das Weitere betrifft , so ist zweitens die Pflanze geschlechtslos , ihre Knospe , ihre Zweige , ja das Blatt als solches pflanzt sich fort . Man kann also Zweige für sich fruchtbar nennen d . h . jedes solcher Gebilde ist für sich das

5

10

15

20

25

30

1 Einschneiden] Hu : Schneidet (am Rande : wie es die Bauern in der Provence machen .) 2 Rinde eine … Wachsens .] Hu : Rinde so vermehrt man die Fruchtbarkeit[ .] 18 Anderen ,] Hu : andern Selbst – so dass jedes den Trieb hat sich zu integrieren 19 Analogon ,] Hu : Analogon in der pflanze vorhanden[ .] – | Dieses Verhaeltniß ist nicht ein totales Verhalten 23 nur bei … Gebilden .] Hu : 35 Es ist dieselbe Individualitaet beym Maennlichen und Weiblichen . Hier selbst ist der Unterschied 35 des Geschlechts auf besondere Gebilde beschraenkt 26 weibliche Pfl anze] Hu : Mercu liarii 29 Knospe , ihre … fort .] Hu : Knospen sind ganz ein Individuum . Die Blaetter , noch mehr die Zweige , 10 dem Flächenhaften] Gr : das Flächenhafte

23 Monodisten] siehe Anm .

36 Mercu liarii] siehe

dritter theil

5

10

15

20

25

30

715

ganze Individuum . Es ist also die Pflanze , als das Hervorgehen des Individuums aus der Vereinigung zweier Geschlechter ein Ueberfluß . Die Befruchtung durch Einheit verschiedener Geschlechter ist nicht nothwendig . Das Pflanzengebilde ist schon an sich befruchtet und braucht von keinem anderen Individuum befruchtet zu werden . Näher haben wir gesehen daß die Pflanze fruchtbar sei , aus sich herausgerissen werde , | Knospen bilde , sich verknote , ein anderes Individuum hervorbringe um sich zu erhalten , dazu nöthig aber ist das Hemmen des Sprossens durch die Blüthe , durch diese Negation ist die substantielle Form isolirt ; | nur dieß Isoliren ist nöthig , daß ein neues Individuum hervorgebracht werde . Von dieser Seite kann das betrachtet werden , was bei der Pflanze vorgeht , wenn man das Schicksal ihrer Sexualtheile ansieht . Die Antheren mit den Pollen sind das Männliche und die Filamente ebenso , außerdem fi nden wir die Fruchtknoten und die Pistillen als das Weibliche . Die Pistillen sind Holzfasern die mehr in die Blätter sich verlaufen . Was wir nun sehen ist , daß die Antheren welche den Saamenstaub enthalten , aufspringen und den Staub verfl iegen lassen , er berührt die Narben der Pistillen oder nicht . Mit diesem Verfl iegen ist das Verwelken des Pistills und das Schwellen des Fruchtknotens verbunden . Dazu daß Individuen erzeugt werden , ist nach dem Begriff der Pflanze nur das Negativsetzen des Wachsens nöthig , aber dasselbe Hemmen fi nden wir auch bei den Geschlechtstheilen . Die | Antheren zerstäuben , die Pistille verwelken . Auch beim Animalischen ist ein solches Hemmen nöthig , das Aufheben der Selbstständigkeit des Individuums , aber es gehört hier das affi rmativ Gesetztwerden der Identität beider hinzu , das Erzeugte , der befruchtet werdende Keim . Bei der Pflanze dagegen ist diese affi rmative Identität nicht zu setzen , das Constituirende des Individuums existirt schon in der Pflanze für sich , sie ist die ursprüngliche Identität . Wenn also zur Begattung gehört , die Negation der Selbstständigkeit der Geschlechter und andererseits die Affi rmation der Empfi ndung ihrer Einheit , so ist diese affi rmative Seite schon in der Pflanze selbst vorhanden . Für die Fruchtbarkeit der Pflanze ist also die negative Seite allein nöthig . Schelfer ist diesem am meisten nachgegangen und hat die

dürfen die Erde berühren um pflanze zu werden[ .] 15–16 welche den … enthalten ,] Hu : sie enthalten die pollen die Pollen sind kleine Kügelchen die eine harzartige Materie enthalten[ .] 23 Identität beider] Hu : Identitaet affirmative Einheit , Empfi ndung der Beyden mit den Andern 25–26 35 Pfl anze für sich] Hu : pflanze ursprünglich , in der substanziellen Form 30 nöthig .] Hu : nöthig – 35 dieses ist vorhanden durch das Verstäuben des Saamens – und Verwelken des Pistills . Anm . 11 betrachtet] Gr : befruchtet vgl . Hu : betrachten vorgeht] Gr : vergeht 11–12 das Schicksal ihrer] Gr : die Textlücke und vgl . Hu : das Schiksal der pflanze ihrer Geschlecht theile 30 Schelfer] siehe Anm .

222Gr 292Hu

223Gr

716

293Hu 224Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

negative Seite näher darin gesehen , daß das Öhl des Pollens (denn die Pflanze hat Oehl , als das Fürsichseiende , wenn dieser Nektar auch nur im Blatt sich findet) indem es das Stigma berührt , es vergiftet und den Trieb des Wachsens tilgt , | so daß die Befruchtung nur in einem Vernichten bestände , der Geschlechtsdifferenz[ .] | Das Produkt des Vernichtungsprozesses ist c . d ie F r ucht bi ld u n g . Der Saame ist etwas Ueberflüssiges , die meisten Pflanzen machen keinen Samen , weil der Gattungsprozeß mit dem Gestaltungsprozeß zusammenfällt . Die Frucht bringt den Samen hervor , der Gattungsprozeß ist überflüssig . In der Frucht rundet sich die Pflanze . In dieser Rundung ist theils der Samen selbst , theils die Umhüllung , eine Schoote , oder ein aufgeschwollener Fruchtknoten , wie bei den eßbaren Früchten . Das Ganze der Pflanze ist hier zusammengerundet , was im Blatt und Stengel auseinandergeht , verbindet sich hier Hülle des Saamens zu sein . Die Reife der Früchte ist ihr Verderben , die Verletzung macht ihre Reife schneller zum Vorschein bringen . Schelfer hat aufgezeigt , daß das Verletzen , das Hemmen der Frucht ist , welches sie und den Saamen zur Reife bringt . Ein Insekt bringt die Frucht zur Reife , indem es die Pistillen verletzt , nicht weil es den Staub des Pollens in dieselben hineinbringt . Das Schwierige bei der Pflanze , ist das Ineinanderfallen ihrer Prozesse . |

225Gr

III . Der thierische Organismus .

§ 274

Bei der Pflanze ist die Lebendigkeit nur unmittelbare Wirklichkeit , nicht Aufgehobenheit derselben . Die Selbstständigkeit aber muß als Ideelles sein , sonst ist sie nicht für sich , erst in dem Fürsichsein liegt die Empfi ndung . Die Empfi ndung ist die differentia specifica des Thiers . Seine Eigenthüm lich keit ist aufgehoben in die Allgemeinheit seines Selbsts , das Selbst ist für das Selbst , die Allgemeinheit ist die Identität des Unter|schiedenen , das Thier fi ndet sich in sich selbst , das ist seine Allgemeinheit . Die Pflanze dagegen existirt als Individuum , ihr Fortgehen zum Fürsichsein ist ein Außersichkommen in eine Vielheit selbstständiger

294Hu

5

10

15

20

25

2 das Fürsichseiende] Hu : das Hemmende – das Feurige – das Fürsichsein 3 Wachsens] Hu : Wachsens vollends 5–6 Das Produkt … F r u c h t b i l d u n g . ] Hu : Wie ungenügend die Schlüße 30 der Erfahrung sind – ist erwiesen in dem neusten Hefte[ .] / Das sind die Hauptbestimungen in den Zweiten . Das erste war die Gestaltung – das Zweite der Proceß nach Außen – (Blüthe)[ .] Das Dritte ist die a u s b i l d u n g d e r F r u c h t . 15 aufgezeigt] Hu : Bewiesen gegen die gewöhnliche Meinung 27–28 Fortgehen zum Fürsichsein] Hu : zum Fürsichsein fortgeht , so ist die Allgemeinheit 32 Dritte] Hu : Drittes

35

dritter theil

5

10

15

20

25

30

717

Individuen , die nicht als ideell sind , sondern vielmehr als selbstständig existiren . Erst die Idealität ihres Selbstgefühls ist die Empfi ndung der Thiere , die höchste konkrete Einfachheit zu welcher die Natur es zu bringen vermag . Im Thiere ist die Sonne innerlich geworden , das | Licht , die Idealität hat sich gefunden , das Thier ist in sich selbst reflektirt , ein Unterscheiden in sich und die für sich gewordene Einheit der Existirenden . Erst hier ist die Schwere überwunden , das Centrum ist für das Centrum , die Sonne erfüllt mit der Totalität der physischen Unterschiede ist darin bei sich . Im Sonnensystem haben wir die Sonne und ihre Glieder die selbstständig sind und sich nur nach Raum und Zeit verhalten , im Animalischen ist die Sonne , welche ihre Gestirne physisch sich erhalten läßt , so daß diese in die Sonne zurückgenommen und die Glieder in Einheit gefaßt sind . Begriff und Realität sind in Einem , das Thier ist die existirende Idee . Der Begriff ist die Seele , sie wirft sich in Glieder auseinander , diese aber sind nur Momente der Form und ihr Prozeß ist die Idealität als Aufheben ihrer Selbstständigkeit und Rückführen zur Einheit , welche jetzt eine für sich selbst in ihrem Unterschied seiende ist . Sie wird immer durch sich selbst negirt , setzt ihre Glieder , diese | aber sind nur Setzen der Einheit . Diese die zunächst an sich war , ist jetzt für sich , das sich fi ndende , | Empfi ndende . Das Thier ist also wie der Keim , substantielle Form , aber in sich durch sich selbst sich Reflektirende . § . 274 . »Das Thier hat zufällige Selbstbewegung weil seine Subjektivität , wie das Licht und Feuer , der Schwere entrissene Idealität , – eine freie Zeit ist , die als zugleich der reellen Aeusserlichkeit entnommen , sich nach innerem Zufall , selbst zum Orte bestimmt . Damit verbunden ist , daß das Thier Stimme hat , indem seine Subjektivität als an und für sich seiende , die Herrschaft der abstrakten Idealität von Zeit und Raum ist , und seine Selbstbewegung als die ideelle , innere Individualität eines freien Erzitterns in sich selbst darstellt ; animalische Wärme , als fortdauernder Auflösungsproceß der Cohäsion in der fortdauernden Erhaltung der Gestalt ; – unterbrochene Intussuscep|tion , – vornehmlich aber Gefühl , als die in der Bestimmtheit sich unmittelbar allgemeine und sich von ihr als wirklicher unterscheidende Individualität .« Indem das Thier Empfi ndung hat , so ist ein theoretisches Verhalten vom Subjekt zum Anderen begründet . Die Pflanze verhält sich entweder ganz gleichgültig zum Anderen , oder sie ist in einem praktischen Verhältniß dazu , sie hat

35

5 das Thier … reflektirt ,] Hu : Es hemmt sein Hinausgehen nach Außen , das 11 Einheit] Hu : Individualitaet 13 Seele , sie … Glieder] Hu : Seele – Begriff ist dan Idee – wenn die Glieder 18 Empfi ndende .] Hu : das Empfi ndende über haupt ,

noch die Innere[ .]

35 ist die wahrhafte Reflexion .

4 das] Gr : das / das

18 wie] Gr : ein

36 das Empfi ndende] Hu : das Empfi n-/das Empfi ndende

226Gr

227Gr 295Hu § 275

228Gr

718

229Gr

230Gr 296Hu

231Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

entweder gar keine Beziehung darauf oder läßt das Andere nicht bestehen , sondern assimilirt sich dasselbe , läßt es nicht in seiner Existenz ruhig gegenüberstehen . Beim Thier dagegen ist ein theoretisches Verhalten , mit der Empfi ndung gesetzt , es verhält sich zum Äußeren ideell . Beim chemischen Prozeß werden beide Seiten in dem neutralen Produkt ideell gesetzt , die Pflanze erhält sich und das Andere wird aufgehoben . Hier wird es auch aufgehoben , zugleich aber auch frei bestehend gelassen , | hierin aber hat es zugleich noch ein Verhältniß zum Subjekt , und dieß ein begierdeloses Verhalten . Dieß Empfinden ist nun die Befriedigung in sich selbst , eine Modifi kation die durch Anderes gesetzt ist , und dieß ist das theoretische Verhalten . Was sich praktisch verhält ist nicht in sich befriedigt , sobald eine Modifikation vom Anderen in ihm gesetzt wird , so muß reagirt werden , sie muß aufgehoben , erst identisch mit dem Subjekt gesetzt werden . Das Thier , das ein solches theoretisches Verhalten hat , ist in dieser Störung vom Anderen doch identisch mit sich , es kann die Modifi kationen vom Anderen gesetzt ertragen . Das Thier ist schwer überhaupt als sinnliches Dasein , es bleibt dem Centrum verwandt , aber die Einzelnheit des Orts , ist nicht mehr durch die Schwere bestimmt , da doch sonst jedem eigentlich Materiellen die Schwere den Ort bestimmt . Das Thier als sich auf sich beziehende Einzelnheit , hat diese Vereinzelung nicht mehr als eine | ihm bestimmte , sie ist in sich zurückgekehrt , sie ist in ihrer eigenen Macht , das Thier setzt sich den Ort selbst . Bei allem Anderen ist die Vereinzelung fest , weil es nicht fürsichseiendes Selbst ist , | so ist die Einzelnheit durch Anderes gesetzt , auf gelegt , hingegen das Thier als fürsichseiendes Selbst bestimmt sich die Einzelnheit . Das Thier kommt jedoch nicht aus der Schwere heraus , nicht aus der allgemeinen Bestimmung des einzelnen Orts , eben weil es schwer ist . Das Thier hat Stimme , es ist Äußerung der Empfi ndung seines Selbstgefühls , wodurch es seine Subjektivität als an und für sich seiende zeigt . Es ist in sich , für sich selbst , daß es dieß ist macht es darstellend , dieß Fürsichselbstsein ist Empfi nden und die Darstellung die Stimme , nur das Empfindende kann Stimme haben , kann darstellen , daß es empfindet . Die animalische Wärme ist fortdauerndes Aufheben der Kohäsion , ein Prozeß der für sich ist , das Sichverzehren und Sichhervorbringen | ist der Quell der Wärme .

5

10

15

20

25

30

die Seele . Der Begriff fi ndet sich an sich – Koerperlichkeit[ .] – Dies heißt Empfi ndung . 4 ideell .] 35 Hu : Ideelles – auch im praktischen Verhalten ist dieses vorhanden . 15 ertragen .] Hu : ertragen . 35 Also diese Modification ist eine ideelle . – Dieses theoretische Verhalten kommt in verschiedenen Formen zum vorschein . Das Thier hat freie Bewegung , ist freie Zeit . 36 diese] Hu : dieese

37 vorschein] Hu : vor-/chnist ?

dritter theil

5

10

15

20

25

30

719

Das Thier hat ferner unterbrochene Intussusception , nicht mehr elementarisch continuirliche , wie die Pflanzen . Es ist für sichseiendes Selbst , schließt sich ab in dem Verhältniß nach außen und setzt sich , indem es für sich seiend ist , verschieden von dem Verhältniß mit unorganischen Natur zu sein , ist satt , befriedigt , und dieß ist Unterbrechung des Prozesses nach Außen . Dieß kann das Thier nur weil es sich empfi ndet . Die Empfi ndung macht also das aus was die wesentlich unterschiedene Bestimmung des thierischen Lebens ist . § . 275 . »Der thierische Organismus ist als lebendige Allgemeinheit der Begriff , welcher sich durch seine drei Bestimmungen verläuft , deren jede dieselbe totale Identität der substantiellen Einheit und zugleich für sich als Formbestimmung das Uebergehen in die andere ist , so daß aus demselben sich die Totalität resultirt ; nur als dieses sich reproduzirende , nicht als seiendes , ist das Lebendige .« | Das Leben ist lebendig , bringt sich hervor , ist sein eigenes Produkt . Die Verhältnisse von Ursache und Wirkung fallen hier fort , das Leben setzt sich voraus und bringt sich hervor , es ist Selbstzweck , es will nur sich , es selbst ist sich der Zweck und auch das Mittel , es bringt sich hervor und nichts als was schon da war . Der lebendige Organismus ist sich so selber Zweck , er bringt | es mit aller seiner Thätigkeit nicht weiter , als zu dem was schon ist . Er ist sich selbst Mittel , was Zweck ist ist auch Mittel , seine Organisation ist nicht bestehend , seine Glieder werden aufgehoben , ideell gesetzt , jedes vernichtet das Andere auf dessen Kosten es sich hervorbringt , jedes ist Mittel und existirt nur durch den Prozeß , d . h . sofern es aufgehoben und zum Mittel gemacht wird . Sein Bestehen ist Prozeß , Bestehen vermittelst seines Negirtwerdens , was so zum Mittel herabgesetzt wird ist zugleich der Zweck , das Produkt das heraus kommt . Näher ist der thierische Organismus , das den Begriff entwickelnde , und indem der Organismus | das ist woran der Begriff zur Existenz kommt , so sind seine Mannigfaltigkeiten seine Unterschiede . Der Begriff ist an demselben zu erkennen , ist hier offenbar , in dieser Offenbarung sind dann die Momente des Begriffs ein Ganzes und diese Totalität in sich , welche aus den Verschiedenen als Eins , als Subjekt hervorgeht . § . 276 »Er ist daher (der thierische Organismus) α) sein einfaches , allgemeines Insichsein in seiner Äusserlichkeit , wodurch die wirkliche Bestimmtheit unmit-

35

17 da war .] Hu : vorhanden ist . Die Realisation des Zweckes , das Nachaußen gehen ist schon vor35 her gesetzt . In der Realisirung kommt es nur zu dem was schon ist – der Zweck wird erreicht – er

hat darin dieselben Bestimmungen die schon vorher vorhanden sind . 19 Er] Gr : Es

36 System] Hu : Systen

30 Ganzes] Hu : System

§ 276

232Gr

297Hu

233Gr

§ 277

720

234Gr

298Hu 235Gr

236Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

telbar als Besonderheit in das Allgemeine aufgenommen und dieß dadurch ungetrennte Identität des Subjekts mit sich selbst in jener ist ; Sensibilität ; – β) Besonderheit , als Reizbarkeit von Aussen und aus dem aufnehmenden Subjekte kommende Rückwirkung dagegen nach Aussen ; Irritabilität – γ) die Einheit dieser Momente , die negative Rückkehr durch das Verhältniß der Äusserlichkeit zu sich , und dadurch Erzeugung und Setzen seiner als eines Ein|zel nen , – Reproduction ; nach innen die Realität und Grundlage der ersteren Momente und Gliederung und Bewaffnung nach Aussen .« Das erste Moment ist die ungetrennte Identität des Subjekts mit sich selbst , das Ich , Selbst im Geiste , es ist im Thiere die Empfi ndung überhaupt , das was wir Sensibilität nennen . Das zweite ist die Besonderheit als solche , die erst unmittelbar ideell ist muß zu ihrem Recht kommen nach Aussen , es ist die Irritabilität , dieselbe Empfi ndung aber in der Form der Besonderheit . Das dritte ist die Einheit dieser Momente , die negative Rückkehr durch die Äusserlichkeit . Das Empfi nden ist erst die unendliche Negation der Negation , dieß ist die reale Allgemeinheit jedoch nicht abstrakt , sondern die konkrete reale Allgemeinheit , die durch Negation des Anderssein ist . Dadurch ist dann die konkrete Einzelnheit die unmittelbar Allgemeinheit ist , Reproduktion , erst das Ganze . | Jedes animalische Produkt ist reproduktiv und die höheren Naturen unter den Lebendigen sind die an denen die lebendigen Momente , Sensibilität und Irritabilität hervortreten , die niedrigsten Naturen sind blos Reproduktion . Die höhere Natur hat tiefere Unterschiede an sich , ist schärfer dirimirt und erhält sich darin . Dieß sind nun die drei Momente des lebendigen Begriffs überhaupt . Das Thier ist der Begriff , die Einheit dieser drei Momente , er ist jetzt realisirt , ist offenbar , das Thier ist das deutlichste in der ganzen Natur , aber es ist auch am schwierigsten zu fassen , weil seine Natur Idealismus ist , es einen Begriff darstellt , und seine Äusserlichkeit durchaus nur im Begriff gefaßt , spekulativ verstanden werden kann . Das Lebendige , weil es den Begriff offenbar an ihm hat , hat die größte Einfachheit welche Empfi ndung ist , alles Uebrige ist ein Außereinander ohne Empfi ndung . Das Lebendige | ist zugleich das Konkreteste weil es den Momenten des Begriffs erlauben kann sich an ihm zu enthüllen und ist zugleich das reichste weil

5

10

15

20

25

30

9 Subjekts] Hu : Begriffs selbst ,] Hu : selbst – allgemeine einfache Subjektivitaet 12 kommen nach Aussen ,] Hu : zum Andern kommen – (am Rande : Als Determinirbarkeit durch Andere und Rück- 35 wirkung von außen) muß Rückwirkung nach Außen werden . 15 Empfi nden] Hu : Empfinden 35 würde nicht Empfinden seyn würde es nicht negirt 16 abstrakt ,] Hu : abstrakte Allgemeinheit der Tod , | 31 Konkreteste] Hu : Freieste 31 Lebendige] Gr : Leben-/

dritter theil

5

10

15

20

25

30

721

sich an jedem Subjekt alle diese Momente des Begriffs ent wickeln . Im Sonnensystem liegen die Momente des Begriffs , das Planetarische , Lunarische , Cometarische , selbstständig ausser einander , hier liegen diese Selbstständigen gehalten von Einem . In der Empfi ndung ist das Thier reiner Idealismus , dieser und die | Realität des Begriffs sind so an einem Subjekt ; in der ganzen Natur ist der Begriff real aber nicht an einem Subjekt , sondern die Individuen entsprechen immer nur einem Moment des Begriffs . Hier hingegen haben die Momente des Begriffs ihre Realität , ein Aussereinander welches von einem Subjekt gehalten wird . Dieser Begriff des Lebendigen ist als Realität und ist der Begriff , es ist philosophische Erkenntniß den Begriff in der Realität zu erkennen . Vom Begriff muß man aus|gehen . Die Natur ist unendlich reich an mannigfaltigen Gestaltungen , es giebt unendlich viel Mannigfaltigkeit und Zufälligkeit , denn auch der Zufall hat seine untergeordnete Sphäre , mit dem der Begriff nicht fertig ist , man muß daher an dem Begriff fest halten , wenn er sich auch noch nicht an alle Besonderheiten hält , noch nicht alles durch ihn erklärt ist . Dieß ist eine Forderung die gemacht werden kann , aber man muß wissen , daß die Erklärung möglich ist wenn sie auch jetzt noch nicht geschehen kann . Theorie , Hypothese muß alles erklären , weil sie nur auf Empirisches beruht , auf alle einzelnen Fälle , daß sie alles erklärt ist ihre Bewährung , aber der Begriff beruht nicht darauf , er ist für sich wahr , gilt für sich . Das was wir Sensibilität genannt haben , das Empfi nden als solches existirt als Nervensystem , die Irritabilität existirt als Blutsystem und die Reproduktion als Verdauungssystem überhaupt . Es ist hier zu bemerken | daß die besonderen Momente des Begriffs existiren als Realität und jedes Moment ist in der Existenz als System , als Totalität , nicht existirend nach abstrakter Einzelnheit , Besonderheit , sondern jedes ist dem Begriff gemäß , und dieß sind sie nur , in sofern die Totalität des Begriffs wieder in ihrer Bestimmtheit da ist . | Sie sind so Systeme auf doppelte Weise , in der abstrakten Bestimmung als Sensibilität pp und zugleich auch so daß sie die Totalität , das Ganze sind ; jedes Moment existirt so als Totalität aller Systeme d . h . die anderen Systeme sind in der Existenz an ihm vorhanden . Die drei Formen des Begriffs gehören einer Form an , diese Bestimmung bleibt die herrschende , jedes Moment ist aber auch Totalität in dem Sinne , daß es in sich das entwickelte Ganze ist , welches die Momente des ganzen Systems an sich hat .

35 35 1–2 Sonnensystem] Hu : Sonnensystem ist die Sensibilitaet in der Sonne

10 es ist] Hu : die Idee – das ist 11 Vom] Hu : Der Begriff ist das Freieste , von 22 Sensibilität] Hu : S e n s i b i l i t a e t (Eine wichtige Bestimung Haller ist darauf Gekommen) 28 da ist .] Hu : darstellen . Das Leben ist in jeden Punkte Totalitaet .

299Hu

237Gr

238Gr

300Hu

722

239Gr

240Gr | 301Hu

§ 278

241Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Wenn man nun jedes Moment so betrachtet , daß seine Bestimmtheit die Grundlage bleibt , so | sind in jedem , wieder die drei Formen der Sensibilität , Irritabilität und Reproduktion auffallend . a . das erste , die Sensibilität , ist Empfindung identisch sein des Für sich seienden Selbst , diese Identität zur abstrakten Idealität gebracht , ist das Selbst , was sich zum Tode entschließt , das Knochensystem ; das zweite ist der Nerv überhaupt die Beziehung der Sensibilität nach Aussen ; das dritte , das eigentliche Gehirn , die in sich gegangene Sensibilität , das dumpfe Empfi nden in sich , hierhin gehören dann auch die Nervenknoten , das Gangliensystem , der sympathetische Nerv . Dieß dreies gehört der Sensibilität . Die Knochen sind die abstrakte Sensibilität , die Nerven die irritabile Seite , der Reproduktion entspricht die in sich zurückgekehrte Sensibilität , das Gehirn , die Ganglien , der sympathetische Nerv , eine Reihe von Nervenknoten[ .] b . Die Irritabilität als solche , 1 . das Lungensystem , hat überhaupt den Prozeß nach Aussen , 2 , Muskelnsystem , 3 das Herz mit den Adern , das Blutsystem überhaupt . Auch hier ist also | die Bestimmung der Dreiheit . Die Sensibilität ist der Prozeß nach Aussen , der abstrakte Prozeß mit der Luft ; die Muskeln mit ihrer Thätigkeit , Bewegung sind das reale materielle Verhalten , das innere reproduktive System ist das des Herzens , der Adern pp . c . Die Reproduktion . 1 . die dumpfe unmittelbare Reproduktion , das Zellgewebe , die Drüsen , die Haut , 2 . das System des Gegensatzes die Irritabilität im Reproduktionssystem , die Galle einerseits und der Pankreas , 3 . die in sich zurückgekehrte Reproduktion , der Magen und darmkanal . Die Thiere auf der niedrigsten Stufe haben nur einen Darmkanal , da ist dann die höchste Einfachheit . Das sind also die Systeme , ein jedes für sich unterschieden , ist in der Form des Begriffs . § . 277 . »Das Thier ist hierdurch für sich in die Centra von drei Systemen abgetheilt , (insectum) . Kopf , Brust und Unterleib , wogegen die Extremitäten zur mechanischen Bewegung | und Ergreiffung das Moment der sich nach Aussen unterschieden setzenden Einzelnheit ausmachen .« Das Thier hat drei Centra , das der Sensibilität , der Irritabilität und der Reproduktion , diese Centra sind auch Totalitäten , so daß jedes in sich auch die Form der anderen Momente an sich entwickelt , gesetzt hat , so daß die Unter-

5

10

15

20

25

30

7 Aussen ;] Hu : Außen . sie gehören specieller der Empfi ndung . (am Rande : Außen , die Nerven der Empfindung und die der Bewegung) 17 abstrakte Prozeß] Hu : ideelle proceß der unorganischen 35 Natur 18 Verhalten] Hu : Verhalten zur Unorganischen Natur 21 Galle] Hu : G a l l e Einge- 35 weide 22 Pankreas ,] Hu : Pa n k r e a s – Das Feurige – anderseits animalischer Saft – magen Saft . 23 darmkanal .] Hu : D a r m k a n a l . Es ist das Eingeweide der Reproduktion . 27 insectum] Gr : insectrum

dritter theil

5

10

15

20

25

30

35

723

schiede nicht blos Form sind , sondern auch an ihm selbst entwickelt sind . Jedes Centrum hat Knochen , Nerven , Blut , Adern , drüsen , Haut pp kurz Theile die zu einer entwickelten Totalität gehören . Der Kopf ist es , wo das Gehirn , die für sich seiende Sensibilität , ihren Sitz hat , zu diesem Centrum gehören aber auch Knochen , Blut , Drüsen pp Theile die anderen Systemen angehören . Die Brust ist der Sitz der Irritabilität , das Herz ist hier Hauptorgan , aber die Brust ist auch eine Totalität von Nerven , Knochen pp . Das Dritte ist der Unterleib , das Centrum der Reproduktion . Diese drei Centra enthalten das was man edle Theile , Eingeweide , nennt und ver|schieden sind davon die Extremitäten , Füsse , Flügel , Arme , Flossen , die nach Aussen wirkend bestimmt sind . Dieß sind also die beiden unterschiedenen Formen der Totalität , indem jedes System nach der zweiten Bestimmung entwickelte Totalität ist , so erhalten sich jene abstrakten Systeme | durch alle hindurch und dieß ist die Verschränkung des Organischen . Zu bemerken ist noch eine dritte Form der Totalität , welche der Empfi ndung als solcher angehört , es ist eine Vereinigung von an sich seienden Bestimmungen , Bestimmungen der Empfi ndung , wo das Seelenhafte die Vereinigung ausmacht ; diese Totalitäten die ihren Grund , ihren Vereinigungspunkt in dem empfindenden Subjekt haben sind die höheren , die für uns noch große Schwierigkeiten haben . Es sind Zusammenhänge besonderer Theile , von denen jeder einem besonderen System angehört , die aber in Ansehung ihrer Funktion zusammenhängen , ein Zusammenhang der seinen Grund in der Empfi ndung hat . So ist z . B . der Mund . Die Zunge in ihm , der Sinn des Geschmacks , gehört der Sensibilität an , ferner sind darin die Zähne die zu den Extremitäten gehören , die bestimmt sind zur Ergreifung nach Aussen , ausserdem ist darin | die Stimme und die Rede das Organ der Vernunft . ferner Empfi ndung des Durstes pp[ .] Ein anderes Beispiel ist das Auge , das Organ des Sehens und zugleich der Quell der Thränen , auch Thiere weinen , und so ist Sehen und Weinen in einem Organ , es ist ein Vereinigungspunkt von Bestimmungen die zunächst weit auseinander zu liegen scheinen . So nun fi nden sich solche Vereinigungen die nur in der empfindenden Natur ihren Zusammenhang haben , von denen man nicht sagen kann daß er in dem Organismus liegt . Noch giebt es Zusammenhänge anderer Art , wo Erscheinungen am Organischen , an entfernten Theilen hervortreten die nicht physisch zusammenhängen , man nennt dieß Sympathie der Theile und erklärt es durch den Zusammenhang der Nerven , diesen Zusammenhang haben aber alle Theile des Organischen , diese Erklärung ist daher ungenügend . | Stimme und Pubertät

22 Geschmacks ,] Hu : Geschmakes . Geschmak ist ein ganz einzelner Sinn 24–25 Stimme und … pp[ .]] Hu : Rede , die Stimme im Munde . Die Stimme ist auch wieder modificirt – so ist alles im Empfinden vereinigt . Durch ihn empfi nden wir Durst[ .] Hier entsteht Räuspern , Lachen .

242Gr

302Hu

243Gr

303Hu

724

244Gr

245Gr 304Hu

§ 279

nachschrift griesheim · 1823/24

haben z . B . solch einen Zusammenhang der im Inneren der empfi ndenden Natur begründet ist . – Auf dieselbe Weise wie es hier Zusammenhänge bildet , isolirt das Empfi ndende das Zusammenhängende . Man empfi ndet an einem Theile , will mit ihm thätig sein , dieß | ist vermittelt durch die Nerven , aber diese sind selbst Nervenäste , hängen mit vielen anderen zusammen , vereinigen sich mit ihnen in einen Stamm , der dann mit dem Gehirn in Verbindung steht , hier ist dann allerdings das Empfinden wirksam , im Nerv aber wird sie isolirt , so daß die Empfi ndung dieses Punkts , die Thätigkeit jenes erfolgt vermittelst dieses Nerven , ohne daß der übrige physische Zusammenhang bethei ligt ist , ungeachtet dieser Nerv mit so vielen anderen im Zusammenhang ist . Ueber die Wirksamkeit des organischen Zusammenhanges steht also das Empfi nden , welches Zusammenhänge macht die nicht physisch sind , oder solche unterbricht die es sind . In Rücksicht der äusseren Gestalt ist noch zu bemerken , daß sich die unterschiedenen Momente theils nach Aussen beziehen , theils Prozeß nach innen haben . Die Organe , Theile eines Systems die sich nach Aussen beziehen sind symmetrisch gedoppelt , die anderen die sich nur nach innen beziehen sind dagegen nicht gedoppelt . So z . B . sind die Muskeln , Adern , Knochen , Extremitäten | symmetrisch gespalten , hin|gegen das Gehirn , Herz Darmkanal , Magen pp nur eins . Die Lunge ist gedoppelt da sie Beziehung nach Aussen hat , dieß nach Aussen gehende gehört der Differenz an , ist daher auch in der Gestalt verschieden , different , gedoppelt . Im Ganzen sind diese gedoppelten Seiten gleichförmig , aber nicht absolut . Beim Menschen sind die rechte und linke Seite wesentlich verschieden , ebenso die Augen , Ohren pp . Beim Thier ist es nicht so , die Symmetrie bleibt viel bestimmter , sie können auf dem schmalsten Rande laufen , die Gemse springt von einem Punkt , auf dem kaum ihre vier Füsse ruhen können , auf einen anderen ebenso kleinen , weil die Symmetrie bei ihnen noch viel strenger gehalten ist , als beim Menschen , der durch seinen Willen und sonstige Thätigkeiten , Unregelmäßigkeit hineinbringt[ .] § . 278 . »Die Idee des Lebendigen ist die aufgezeigte Einheit des Begriffs mit seiner Realität ; sie ist aber als Entgegensetzung jener Subjektivität und Objektivität wesentlich nur als Prozeß , – als Bewegung der abstrakten Beziehung des

5

10

15

20

25

30

4 Nerven ,] Hu : Nerven . bindet man sie ab die Nerven So kann man zB . mit den Fingern nicht winkeln . 6 Verbindung steht ,] Hu : Verbindung . Begierden 9 ist ,] Hu : ist . So ist es besonders 35 mit den Füßen[ .] 10 Zusammenhang ist .] Hu : zusammenhaengen . Ein Nervenzweig steht mit 35 andern in Verbindung , aber bringt doch seine eigne Wirkung hervor . 23–24 die rechte … verschieden ,] Hu : haben aber eine größere oder kleinere Wirkung zB . der rechte Arm . 33 ab] Hu : untr

dritter theil

5

10

15

20

25

30

35

725

Lebendigen auf sich , welche in Besonderheit | sich dirimirt , und als Rückkehr in sich selbst die negative Einheit der Subjektivität und Totalität ist . Jedes dieser Momente ist aber als conkretes Moment der Lebendigkeit selbst Prozeß , und das Ganze die Einheit dreier Prozesse .« Der erste Prozeß ist der des auf sich beziehenden Organismus , der zweite der gegen die unorganische Natur , gegen sein Ansich als ein Anderes , der dritte der höhere der der Einzelnheit und der Allgemeinheit , des Individuums gegen sich als Gattung , Differenz gegen ein Individuum als Anderes . Der erste Prozeß . § . 279 . »Der abstrakte Prozeß der lebendigen Einzelnheit ist der Gestaltungsprozeß innerhalb ihrer selbst , in welchem der Organismus seine eigenen Glieder zu seiner unorganischen Natur , zu Mitteln macht , aus sich zehrt und sich d . h . eben diese Totalität der Gegliederung selbst produzirt , so daß jedes Glied wechselseitig Zweck und Mittel , aus den anderen und gegen sie sich erhält ; – der Prozeß | der das einfache Selbstgefühl zum Resultate hat .« Der Begriff des Prozesses überhaupt ist , daß er der Prozeß des sich Selbstgestaltens ist . Das lebendige Thier bringt sich in sich selbst hervor und macht sich zum Mittel , durch das es sich produzirt . Es macht sich zum Objekt hebt seine Glieder wieder auf , idealisirt diese Realität und produzirt sich so wieder . Jedes Glied ist feindlich gegen das Andere , jedes nährt sich vom Anderen , indem es sich selbst aufgiebt . In der | Krankheit ist dieß sichtbar der Fall , wo beim Mangel des Appetit der Zusammenhang mit Aussen unterbrochen ist und sich das Subjekt aus sich zehrend erhält . Bei verhungerten Hunden hat man den Magen angefressen und theilweise verzehrt gefunden , so daß der Organismus sich selbst aufzehrt . Kein materieller Theil des Organischen ist beharrend , sie verzehren sich alle und werden nur ersetzt , nur die lebendige Form bleibt , das Materielle wird verzehrt . Nach 10 oder 15 Jahren haben wir selbst keinen Theil unseres jetzigen Materials mehr an uns . [ Der zweite Prozeß .] Der zweite Prozeß , der des Organischen nach Aussen | realer Prozeß , der den Prozeß nach Innen vermittelt . § . 280 . »Das Selbstgefühl der Einzelnheit ist in seiner negativen Rückkehr in sich , unmittelbar ausschliessend und sich gegen eine unorganische Natur als

8 Anderes .] Hu : Anderes , das aber zugleich nach den ersten proceße gerichtet ist[ .] 17 hervor] 26–27 Materielle wird verzehrt .] Hu : Organ wird aufgezährt , excernirt .

35 Hu : hervor – producirt seine Eingeweide ,

246Gr

§ 280

247Gr

305Hu

248Gr § 281

726

249Gr § 282

250Gr

306Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

gegen eine reale und äusserliche spannend . Indem die thierische Organisation in dieser äusserlichen Beziehung unmittelbar in sich reflektirt ist , so ist dieß ideelle Verhalten der theoretische Prozeß und zwar das bestimmte Gefühl , – welches sich in die Vielsinnigkeit der unorganischen Natur unterscheidet .« Die innere Beziehung ist in dem Lebendigen eine Spannung des Subjekts , gegen das Äussere , Trieb es sich identisch zu setzen . Zuerst ist es theoretischer Prozeß , dann eigentlich realer Prozeß und endlich eine dritte Form , Prozeß der das Pracktische und Theoretische gleichsam verbindet , das Sichhineinbilden des Subjekts in die Äusserlichkeit , dieß ist der Instinkt , es ist der Bildungstrieb , das Organische sich reproduzirend . | Das erste Verhalten , der theoretische Prozeß . § . 281 . »Die Sinne und die theoretischen Prozesse sind daher 1) der Sinn der mechanischen Sphäre – der Schwere , der Kohäsion und ihrer Veränderung , der Wärme , das Gefühl als solches . 2) die Sinne des Gegensatzes , der besonderten Luftigkeit und der gleichfalls realisirten Neutralität , des Wassers und der Gegensätze ihrer Auflösung ; – Geruch und Geschmack . 3) Der Sinn der reinen wesenhaften , aber äusserlichen Identität , der dem schweren Materiellen nicht zugehörigen Seite des Feuers , des Lichts und der Farbe ; – und 4) der Sinn für die Darstellung der subjektiven Realität , oder der selbstständigen inneren Idealität des gegenüberstehenden Körpers , der Sinn des Gehörs .« Was theoretisches Verhalten ist wissen wir . Das Empfi ndende ist das Selbst das für sich selbst ist . Dieß Selbst , das bestimmt wird , ist in | dieser seiner Bestimmung zugleich für sich und empfi ndet so . Es empfi ndet etwas , darin empfi ndet das Empfi ndende nur sich selbst auf bestimmte Weise modifizirt , fi ndet eine Partikularität seiner selbst und diese ist dann ein Verhältniß nach aussen . Daß dieß Äussere Partikularität des Subjekts wird und daß es so sich empfindet , dieß ist es was das Empfi ndende vom Nichtempfi ndenden unterscheidet ; es ist wie mit dem Bewußtsein und Selbstbewußtsein , ohne Bewußtsein ist kein Selbstbewußtsein , ich bin für mich und indem ich Beziehung auf Äusserliches , Selbstbewußtsein habe , weiß ich es in diesem Verhältniß auf mich bezogen und das Äusserliche ist so für mich ein Anderes aber ein ideelles Anderes . Dieser Prozeß ist dann begierdeloses Verhalten , theoretischer Prozeß , die Begierde kann

5

10

15

20

25

30

5 Die innere … Spannung] Hu : Das Leben setzt sich selbst als ein gleichgültiges Voraus . Die Identitaet ist ein Lebendes , eine Spanung 30–31 weiß ich … Anderes .] Hu : bin ich selbst Bewust- 35 seyn , das heißt , ich habe Bewustseyn . Indem das Aüßerliche als ein Ideelles für mich ist , habe ich 35 Selbstbewustseyn . | 32 begierdeloses Verhalten] Hu : Freiheit des Empfi ndens 32–727,1 kann Anderes … ertragen] Hu : fi ndet sich gefaerdet durch das Seyn des Andern 22 ist in] Gr : ist in / ist in

37 gefaerdet] Hu : gefoerdet

dritter theil

5

10

15

20

25

30

35

727

Anderes nicht ertragen , will es aufheben , das theoretische Bewußtsein läßt das Gegenständliche bestehen und erhält sich in der Beziehung auf das Andere . Es empfi ndet im Anderen sich selbst , d . h . es empfi ndet das Andere als Modifi kation seiner selbst . | Dieß theoretische Verhalten ist nun das Verhalten der Sinne , und es ist fünffach nach den fünf Sinnen . Wir haben die Bestimmungen an der unorganischen Natur gesehen , welche ein Verhalten zur Empfindung sind und diese Bestimmungen , Grundlagen sind es die die Modifi kationen der Empfi ndung ausmachen . 1 . der Sinn der mechanischen Sphäre , das Gefühl , der Sinn der Materie überhaupt , des Widerstandleistenden , ich unmittelbar als Einzelnes existirend und ich das Andere als Einzelnes empfi ndend d . h . eine Materialität empfinden die für sich ist , sich erhält . Die Bestimmungen die in das Gefühl fallen sind die vorhergehenden des Materiellen , dem Anderen Widerstand leistende Schwere überhaupt , daß die Materie nach einem Centrum getrieben wird , das sie nicht erreicht . Erst in dem Thiere ist dieser Trieb gestillt , es hat sein Centrum in sich , sein Selbst . Als schwer leistet die Materie Widerstand , durch die Schwere als ihre substantielle Natur . Die Selbstlosigkeit in sich , das Getriebenwerden nach einem Anderen , dieß empfi nde ich , ein Fürsichsein | ein Repelliren und jenen Trieb empfi nde ich . Eine besondere Weise ist hier die Kohäsion , Weiche Härte , Elastizität des Körpers ist Widerstand durch seine Kohäsion , durch das Gefühl ferner empfi nde ich ob die Oberfläche des Körpers glatt , rauh pp ist , dann wie dieser Widerstand in Ansehung des Raums begrenzt ist , die Figur , Gestalt des Körpers , | ferner empfi nde ich die Wärme , die Art und Weise wie sich seine Kohäsion auflöst . Im Gefühl sind so die Bestimmungen zusammengebunden wie in einen Strauß , die wir in verschiedenen Sphären gesehen haben . Es ist der Sinn der Schwere überhaupt . 2 . Das Zweite sind dann die Sinne des Geruchs und Geschmacks , zwei Sinne die eine nahe Verwandschaft mit einander haben und auch in Ansehung der Organe , Nase und Mund , auf das Innigste zusammenhängen , es sind die Sinne der specificirten physischen Natur und zwar nach dem Verhalten nach Aussen , wie der Körper dunstet im Prozeß mit der Luft und hierin im äusseren Geruch seine Natur conzentrirt ist , dann Sinn der Neutralität , des Wassers , der specificirten Neutralität , Salzigkeit pp | verschieden modificirt nach den Seiten die zum Salz gehören , das Saure , Bittere , Kalische pp[ .] Diese Sinne können die Sinne des Praktischen genannt werden , indem nur das was nicht bleibt was es ist riecht und 15 Centrum] Hu : Mittelpunkt , sein Licht Gleichgültigkeit . Die

35 Diese] Hu : Der Sinn der Schwere ist Sinn der

251Gr

252Gr

307Hu

253Gr

728

308Hu

254Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

schmeckt , es wird verzehrt , aufgelöst . Das reale Sein der Körper für Anderes , das Auflösen der Körper ist der Gegenstand dieser Sinne . 3 . Der dritte Sinn ist der der Idealität , theils Sinn des Lichts , theils Sinn des Klanges . Das Licht ist die reine , abstrakte Manifestation für Anderes , jedoch physisch . Der Klang ist auch Manifestation aber nicht so , im Licht manifestirt sich nur unmittelbar etwas , unmittelbares Dasein , im Klang ist auch reine , abstrakte Manifestation , | jedoch nur als Erzittern in sich , es ist abstrakte Manifestation der Innerlichkeit , hervorgebrachte Manifestation , Manifestation der Innerlichkeit als Innerlichkeit . Dieß sind nun die fünf Sinne . Die Vierheit fi ndet sich besonders in der Natur . Erstens das Unmittelbare , zweitens die Differenz , die als real ein Unter schiedenes an sich haben muß , also gedoppelt ist , und das Vierte die Rück kehr in sich . | Die Natur geht auch zur Fünfheit fort , so daß das Moment der Besonderheit selbst dreiheit wird . Die Dreiheit der Begriffsmomente geht hier darum in eine Fünfheit der Zahl nach fort , weil das Moment der Besonderheit oder des Gegensatzes in seiner Totalität selbst Dreiheit ist und der thierische Organismus die Reduktion der aussereinandergefallenen unorganischen Natur , in die unendliche Einheit der Subjektivität , aber in dieser zugleich ihre entwickelte Totalität ist , deren Momente , weil sie noch natürliche Subjektivität ist , besonders existiren . In dem theoretischen Prozeß ist also die Empfindung auf diese Weisen enthalten , sie machen eine Totalität aus , es kann keinen Sinn weiter geben , der Kreis der Sinne ist durch den Begriff bestimmt und geschlossen , es ist daher lächerlich wenn man sagt , es könne Wesen geben die mit noch anderen Sinnen ausgestattet seien .

5

10

15

20

25

309Hu

7 jedoch nur … sich] Hu : hingegen manifestirt sich auch der Gegenstand rein , abstrakt 9 Dieß sind … Sinne .] Hu : Die Dreyheit ist hier entwikelt als Fünfheit[ .] 12 Die Natur … fort ,] Hu : Die Fünfheit entsteht hier so dass das Moment der Besonderheit selbst gedoppelt ist – der Gegensatz selbst ist eben sich zur Seite seiner selbst zu machen . Das Andre Seiner ist die Identitaet – zum Gegensatz gehoert die Identitaet und der Gegensatz . Der Gegensatz aber ist hier wieder Zweie . – Wir koennen es auch so sehn . Sinn des Gefühles ist eins – das Gegensetzen ist das Zweite[ .] – Der Sinn der Idealitaet ist wieder Zwei . Das Ideele ist dann ein Gedoppeltes – weil es eben das abstrakte ist , und dabey doch die Totalitaet seyn muß . So haben wir mit Raum und Zeit angefangen mit den ideellen Außersichsein[ .] – Dieses wird gleich zwey , es wird gleich zweie – weil der Begriff Zweie ist . concret ist – hier in der abstrakten Sphäre ist der Inhalt noch nicht als concret sondern als abstrakt vorhanden . Die Momente sind vollständig aber sie erscheinen in der Sphaere der Abstraktion als Unterschiede als Selbstaendig . Raum und Zeit[ .] – So hätten wir den Sinn des abstrakten Raumes den Sinn des Raumes – und den Sinn der Zeit – der Idealitaet des Gehöres – den Sinn des Erzitterns . Geruch und Geschmak[ .] Aus solchen formelen Stellungen muß man nicht viel machen . Man muß mit den | Begriff vertraut sein – es kommt nicht darauf an welches man nimmt . 28 Identitaet] Hu : Identiaaet 29 sehn] Hu : stehn 30 Idealitaet] Hu : Idea litaet 34 Sphaere] Hu : Sphae re 36 des] Hu : dr 38 darauf an] Hu : daran

25

30 30

35 35

Zwei] Hu : B 40

dritter theil

5

10

15

20

25

30

729

D e r z we it e P r o z e ß . Der eigentlich reale praktische Prozeß , der Verdauungsprozeß , der Prozeß der Unfreiheit , die es nicht ertragen kann daß ich selbstständig bin | und das Andere auch , in dem ich mich nur erhalten kann durch die Negation des Anderen . § . 282 . »der reelle Prozeß mit der unorganischen Natur beginnt gleichfalls mit dem Gefühl , nemlich dem Gefühle realer Äusserlichkeit , und hiemit der Negation , des Subjekts , welches zugleich die positive Beziehung auf sich selbst und deren Gewißheit gegen diese seine Negation ist , – mit dem Gefühl des Mangels und dem Trieb ihn aufzuheben , – der die Bedingung eines Erregtwerdens von Aussen ist .« Der praktische Prozeß ist zu vergleichen im Geistigen dem Prozeß des Willens , als Willen verhalten sich die Menschen , stehen zur realen Äusserlichkeit im Verhältniß , frei ist er nur als denkender , theoretischer Willen . Das Thier im praktischen Prozeß ist furchtsam für sich , unruhig , seine Existenz ist in Gefahr in sofern es das Andere nicht auflösen kann . Das Praktische liegt in dem Gefühl der realen Äusserlichkeit und seiner Abhängigkeit . Ihm nothwendig ist ein Anderes , | es ist nicht für sich , kann nicht für sich bestehen , es hat einen Mangel in ihm , dieser Mangel , diese Negation ist das unangenehme Gefühl des Bedürfnisses . Diesen Mangel , diese Negation empfinde ich , behalte mich darin gewiß ; nur das Lebendige fühlt Mangel , | denn nur es ist in der Natur der Begriff , der die Einheit seiner selbst und seines bestimmten Entgegengesetzten ist ; dadurch ist es Subjekt . Wo eine Schranke ist , ist sie eine Negation nur für ein Drittes , eine äusserliche Reflexion ; Mangel aber ist sie , in so fern in Einem ebenso das Darüberhinaussein vorhanden , der Widerspruch als solcher gesetzt ist . Ein solches , das den Widerspruch seiner selbst in sich zu haben und zu ertragen fähig ist , ist das Subjekt ; dieß macht seine Unendlichkeit aus . Nur das Lebendige empfi ndet seine Schranke , damit ist es aber auch darüber hinaus . Schmerz , Unglück sind deshalb keine Nachtheile , der bedürfnißlose Mensch ist der Schwache , der große Mensch , hat große Bedürfnisse , und seine großen Handlungen gehen aus den großen Schmerz seines Gemüths | hervor , er hat die Macht seinen Schmerz aufzuheben . Das Subjekt kann den Widerspruch seiner selbst ertragen , dieß ist der Trieb den Mangel , die Schranke zu empfi nden und gegen dieß Negative doch positiv bei sich zu bleiben , es bleibt Beziehung auf sich . Dieß ist denn das Vorrecht hö12–14 Das Thier … kann .] Hu : Das Thier indem es empfindet ist es Ruhig – aber im praktischen

35 Verhalten kann es nicht bestehen – es muß eßen trinken – seine Existenz ist hier abhaengig . Der

28–29 Schmerz seines … hervor ,] Hu : Schmerze des Bedürfnißes . Darin liegt der Ursprung des Bösen . Hier hat das besondere der alten Metaphisik seine Auflösung .

35 Mensch im Willen ist erst abhaengig . nicht in der Intelligenz .

33 indem] Hu : inden

37 Auflösung] Hu : Aufhösug

255Gr § 283

256Gr

310Hu

257Gr

730

258Gr

311Hu ; § 284

259Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

herer Naturen , den Trieb aufzuheben im Anderen , das Negative zu vernichten , sein einfaches Selbstgefühl , den Frieden in sich , sein einfaches Empfi nden wieder herzustellen . Die Triebe in besonderen Thieren , sind die besonderen Triebe . Das ist seine unorganische Natur gegen das dieß Thier seinen Trieb hat , das Uebrige ist für dasselbe nicht da . Der Mensch als allgemeines Thier , kann alles zu seiner unorganischen Natur machen , zum Interesse seines Wissens . Die Wasser thiere haben nur dieß Element zu ihrer unorganischen Natur . Viele Pflanzen haben eigene Insekten , z . B . Weiden , Lilien pp die nur darauf leben können , ihre ganze Welt ist darauf , ihr Trieb ist daher so ganz bestimmter Trieb . Das Thier kann | nur erregt werden durch das was sein Trieb , seine unorganische Natur ist . Dieß Entgegengesetzte heißt immer sein Entgegengesetztes , nicht ein Anderes überhaupt , und es ist wichtig was das Andere eines Jeden ist zu erkennen , | dieß ist das wesentliche Moment der Natur eines Gegenstandes überhaupt . Was den Menschen interressirt ist sein Anderes . § . 283 . »Das Bedürfniß und die Erregung geht auf das Verhältniß des allgemeinen und besonderen Mechanismus , (Schlafen und Wachen) auf den Prozeß mit der Luft , (Athmen und Hautprozeß) , mit dem Wasser (Durst) und mit der individualisirten Erde , nehmlich besonderen Gebilden derselben (Hunger § 275)[ .] Das Leben , das Subjekt dieser Momente der Totalität , spannt sich in sich als Begriff und in die Momente als ihm äusserliche Realität und ist der fortdauernde Confl ickt , in welchem es diese Äusserlichkeit überwindet . Weil das Thier als wesentlich Einzelnes , dieß nur im Einzelnen vermag , ist diese Objektivirung seiner , seinem Begriffe | nicht angemessen und geht daher aus der Befriedigung fortdauernd in den Zustand des Bedürfnisses zurück .« Oken hat indem er diesen Prozeß erklärt zur Art und Weise Schellings seine Zuflucht genommen , so daß er den späteren Prozeß mit einem früheren parallelisirt , das Gehirn sei die Sonne des Menschen , pp . das ist leerer Formalismus , es würden mit Anschauungen einer Sphäre die Anschauungen einer anderen erklärt , statt durch Gedankenbestimmungen begriffen . Die Erregung nun geht zunächst auf den allgemeinen Mechanismus , auf die Partikularitäten welche durch den Standpunkt der Erde im Sonnensystem folgen .

5

10

15

20

25

30

26–28 Oken hat … pp .] Hu : Schelling ist auch zu weit darin Gegangen – er wollte die funktionen eines Systems mit andern vergleichen[ .] – O k e n sagt in den pflanzen sind die Holzfasern die 35 Nerven . die Wurzeln sind das Gehirn . 31 Die Erregung … allgemeinen] Hu : Die Animalische 35 Natur spannt sich zum Bedürfniß – zum Verhaeltniß zu einem anderen – hier fi ndet sich zugleich ein Einfluß des algemeinen 12 Entgegengesetzte] Gr : Entgegengesetztes

19 275] vgl . 246

dritter theil

5

10

15

20

25

30

731

z . B . Tag und Nacht pp die Partikularitäten die daraus folgen sind Schlaf und Wachen pp[ .] Es ist jedoch kein erregt werden , sondern mehr ein sympathetisches Mitleben , mit der Erde , ein substantielles Einssein mit der Allgemeinheit der Natur , ein durchgehen der Veränderungen auf substantielle Weise . Die ganz allgemeinen Bestimmungen sind so auch | im Thier vorhanden . Die Thiere leben so mit der Natur und die allgemeinen Mächte die in den Thieren wohnen , äussern sich so , ohne daß sie erregt werden von Aussen . Je niedriger der Organismus ist , je mehr ist er im Naturleben befangen , je höher , je freier ist er davon . Natürliche Völker sind dem Gange der Natur mehr getreu , leben ihn mit , empfinden ihn mit . Der Geist dagegen macht aus der Nacht Tag . Die Stimmung die an die Tageszeit gebunden ist , ist um so mächtiger , je niedriger die Natur ist , in der höheren ist sie schwächer . Thiere haben eine Vorempfi ndung des Wetters , sie leben ganz darin wie z . B . die Spinnen und Frösche[ .] Der Mensch hat dieß nicht , nur an kranken Gliedern , wo sein Organismus eine Schwäche hat , ist diese Vorempfindung , die Thiere dagegen sind in ihrem ganzen Organismus schwach und daran gebunden . So fi ndet man in gewissen Jahreszeiten in den Hasen , Rehen , Hirschen pp Eingeweidewürmer die sie sonst nicht haben , sie werden so in gewissen Zeiten schwach , so daß das | was sonst dem Organismus unterworfen war sich selbstständig , lebendig zeigen kann . Der eigentliche Prozeß ist das Verhalten zur unorganischen Natur als äußeres Existirendes , der Prozeß mit der Luft , dem Wasser und den individuellen Körpern . Der Prozeß mit der Luft ist theils in der Form der Allgemeinheit als Hautprozeß , theils individualisirt im Prozeß des Athmens . Der Prozeß mit dem Licht ist nur als allgemeiner elementarischer Prozeß einwirkend auf den thierischen Organismus , aber das Licht ist nicht diese Macht , welche es für die vegetative Natur ist , sondern der Mensch , das Thier sieht , hat das Licht , dieß Sichmanifestiren der objektiven äusserlichen Form , äusserlich und es erhält sich darin ideell nach dem theoretischen Sinn . Das Licht hat vornemlich nur auf die Farbe des Gefieders der Haare Einfluß . So hängen die schwarzen Haare der Neger offenbar mit dem Klima zusammen . Die Farbe der Vogelfedern ist oberhalb anders als unten , wohin das Licht nicht kommt . | Der Luftprozeß und Wasserprozeß ist es was wir als Durst kennen .

7 Je] Hu : Das ist S c h l a f e n und Wa c h e n hieher gehoeren noch mehr Bestimmungen . Je 11–12 … schwächer .] Hu : Die Stimmungen der Jahreszeiten sind maechtig sehr in den 16 So fi ndet man] Hu : Es war | ein Mann der sich nur mit Eingeweiden beschaeftigt 35 Thieren . hat – und entdekt 21 Körpern .] Hu : Koerpern . Der animalische Koerper verhaelt sich aber zum Individuellen , die pflanze noch nicht . 32 Der Luftprozeß … Wasserprozeß] Hu : Göthe hat hier

260Gr

261Gr

262Gr

35 Die Stimmung

34 Jahreszeiten] Hu : Jahres / zeiten

312Hu

732

§ 285

313Hu

263Gr

§ 286

264Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Das Thier ist nur einzelnes Subjekt , befriedigt sich daher so nur im Einzelnen , der Mangel und die Begierde erwachen immer wieder , der Geist dagegen befriedigt sich durch ewige Wahrheiten . § . 284 . »Die mechanische Bemächtigung des äussern Objekt ist nur der Anfang der Einung desselben mit dem thierisch Lebendigen . Da dieses ein Subjekt , hiemit , die einfache Negativität des punktuellen Eins ist , | so kann die Assimilation weder mechanischer eben so wenig als chemischer Natur sein , da in diesen Prozessen sowohl die Stoffe als die Bedingungen und die Thätigkeit äusserliche gegeneinander bleiben , und der lebendigen Einheit , der absoluten entbehren .« Wäre die Befriedigung mechanischer Art , so wäre vorausgesetzt ein immer äusserliches Verhältniß zu einander , das Thier ist Subjekt , unendliche Negativität , mit sich eins , nicht zusammengesetzt . Mechanische Befriedigung die nur Zusammensetzung wäre kann daher hier nicht sein ; ebenso wenig | kann die Befriedigung chemischer Natur sein . Das Thier erhält sich als Subjekt , im chemischen Verhalten wird ein Drittes gebildet , ein Neutrales , die Gegensätze verschwinden in diesem , die Thätigkeit ist erloschen , im Subjekt dagegen , das sich in dem Prozeß erhält ist immer Unruhe in der Ruhe in sich selbst . Man kann fi nden , daß im Gehirn viel Stickstoff enthalten , daß die eingeathmete Luft andere Bestandtheile hat , als die ausgeathmete , man kann so dem chemischen Prozeß nachgehen , aber die Veränderungen des Prozesses müssen nicht chemisch genommen werden , chemisch kommen sie nur den Todten zu , hier im Leben giebt der Prozeß gerade die Natur des Prozesses auf . Die Natur der Assimilation zerfällt in 1 .) allgemeine Assimilation , Infektion , einfache Verwandlung , 2) vermittelte Verwandlung . Dieß ist nämlich so zu fassen . Die thierische Natur verhält sich zur unorganischen Natur , dem Wasser , der Luft pp , das Thier ist im Verhältniß zu ihnen , die thierische Natur ist so die allgemeine Natur , gegen diese beson|deren Naturen , es ist die absolute Macht gegen die Besonderheiten , diese haben in dem thierischen Organismus ihre Wahrheit , werden in ihrer Idealität gesetzt . Das Lebende ist die allgemeine Macht dieser Gebilde der unorganischen Natur , es ist das was diese an sich sind , es ist dieß wirklich d . h . das Verhältniß der Macht zu den gegen dasselbe Ohnmächtigen . Hieraus folgt daß jedes Verhältniß in dem die thierische Individualität etwas berührt unmittelbar sich als Macht desselben beweist , es in ficirt . Diese Infektion ist Verwandelung des Unorganischen in Animalität .

5

10

15

20

25

30

35

auch sehr viele Nütz liche Beobachtungen gemacht . Die Streifen am Tieger etc haengen auch mit 35 den innern organismus zusammen . Der proceß mit Waßer 21–22 giebt der … auf .] Hu : ist der 35 Nützliche] Hu : Mülche

dritter theil

5

10

15

20

25

30

733

Ähnlich diesem ist das Verhältniß der Vernunft , alle Menschen sind an sich vernünftig , der Mensch welcher Macht hat über die anderen , appellirt an den Instinkt der Vernunft in ihnen und was er ihnen klar macht hat ein | entsprechendes in den Menschen ; so erscheint die Vernunft in den Völkern als widerstandslose Verbreitung , nur ein Schein , eine Rinde trennt beide und diese verschwindet . Diese Macht der Animalität über die unorganischen Elemente , dieß substantielle Verhältniß , ist die | Hauptsache . Das Unorganische ist nur Accidenz , berührt von seiner Substanz , läßt es seine Form fallen und wird identisch mit dem , was seine substantielle Natur ist . In dieser Rücksicht ist zu bemerken . Niedrige Naturen haben nur einen Darmkanal , in dem geht die Verdauung ohne Vermittelung vor , sie haben kein Organ der Verdauung , es ist keine besondere Thätigkeit vorhanden . Die niedrigsten Thierorganisationen , gallertartige Punkte , Röhren leben nur vom Wasser , ohne irgend einen Aparat , ohne Organe , Sekrete für den Magensafft , sie infiziren das Wasser , machen es unmittelbar zum Animalischen . So der Polyp , man kann ihn umkehren wie einen Handschuh , seine äussere Haut wird zur inneren , womit er dann ebenso gut verdaut . So findet sich auch weiter hinauf das Unmittelbare der Verdauung , die Drossel wird in einer neblichten Nacht fett , sie verwandelt so unmittelbar diese Feuchtigkeit in animalische Stoffe . Ferner hat man hierüber vielfache Versuche gemacht , man | hat Thieren , z . B . Hunden und Katzen , Fleisch und Knochen | in die Bauchhöle ausserhalb des Magens gelegt , dieß ist verdaut worden wie im Magen . In vielen Thieren niedriger Natur hat man ausserhalb des Magens , in den Gedärmen , Thierchen gefunden die halb in ihnen steckten , innerhalb waren sie verdaut , ohne im Magen zu sein . Auch im höheren Organismus , selbst im Menschen findet sich die unmittelbare Verdauung . Es findet z . B . unmittelbare Verdauung der Getränke statt , Durchschwitzung durch die Magenwände , die Drüsen und Absonderung durch die Blase als Urin . So riecht der Urin wenige Minuten nach dem Essen von Spargel , schon nach demselben , obgleich erst nach 8–10 Stunden die vermittelte Verdauung eintritt . Diese Macht ist um so grösser , je mehr das Zuverdauende schon homogen dem Lebenden ist , Fleischspeisen sind daher um so leichter zu assimiliren . Die animalische Lymphe ist das Allgemeine der Animalität in das dergleichen Unorganisches unmittelbar verwandelt wird .

35 35 proceß gegen diesen proceß .

7 Verhältniß] Hu : Verhaeltniß der Ve r d a u u n g Hu : gelegt – hat ihnen Fell abgenommen . diess alles 22 niedriger] Hu : wilder

15 der Polyp , … ihn] Gr : die Polypen , … sie

21 gelegt , dieß]

35 Ve r d a u u n g ] Hu : Ve r r d a u u g

314Hu

265Gr

315Hu 266Gr

734 267Gr

316Hu

268Gr

317Hu

§ 287 269Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

Das zweite ist die vermittelte Verdauung , indem | die Macht des Lebendigen die Beziehung auf sich selbst durch Vermittelung ist , so ist die Assimilation Verdauung . Das Verhältniß des Organismus zu derselben , ist aber kein allgemeines Wirken mehr , sondern partikulaires Wirken an animalisches Gebilde . Diese gehören der Differenz an ; sie können nun von zweierlei Art sein , animalisches Wasser und Feuer , Mächte des Gegensatzes . | Es ist indessen beim Verdauen , kein Kochen der Nahrungsmittel im Spiel , es dürfen keine Agentien dabei einwirken , wie bei einem Ragout , es ist kein Ausziehen des Nahrhaften und von sich Stossen des Unbrauchbaren , das wäre denn ein Abziehen des Homogenen und ein mechanisches Verhalten . Hier ist es partikulare Animalität welche wirkt , die nur sein kann ein Verhalten des animalischen Wassers und animalischen Feuers . Das animalische Wasser ist die Lymphe , der Magensaft , der pankreatische Safft . Man hat in der Lymphe chemisch nichts weiter fi nden können , so viel man auch darin gesucht hat ; ebenso im pankreatischen Safft . Diesen entgegengesetzt ist das animalische Feuer die Galle , das Harzige , auf der Seite des | Brennbaren stehend . Von ihr wissen wir , daß wenn der Mensch im Zorn ist , Galle erregt wird , sich in den Zwölffi ngerdarm ergießt . Dieser Zusammenhang der Gemüthsbewegung mit dem Körper , wie z . B . auch das Erröthen bei der Scham , Erblassen bei der Furcht , ist eine eigenthüm lich interressante Sphäre . Zorn ist das Gefühl des Fürsichseins , auf eine Verletzung , Beleidigung , der Zornige hat die Empfi ndung davon und entbrennt in sich . Die Galle kehrt der animalische Organismus , gegen die äusserliche Potenz die ihm gesetzt wird . In der Milz hat das träge Insichsein seinen Sitz , wenn dieß befeuert , kräftig , thätig nach aussen gekehrt wird , so entsteht Galle . Alle Thiere die nicht blos auf dem lymphatischen Standpunkt stehen haben Milz und Galle . | Die Verdauung ist nichts anderes als daß der Organismus sich auf verschiedene Weise gegen die unorganischen Naturgebilde wendet , gegen die er sich different setzt , diese Weisen sind nur die angegebenen neutrale und feurige . § 286 »Diese thierische Erregung ist zunächst gegen die äussere Potenz gekehrt , welche aber durch | die Infektion unmittelbar auf die Seite des Organismus gestellt ist . Aber jene Erregung hat als der Gegensatz und das Fürsichsein des Prozesses gegen die Allgemeinheit und einfache Beziehung des Lebendigen auf sich gleichfalls die Bestimmung der Äusserlichkeit . Beides zusammen zunächst auf der Seite des Subjekts als Mittel erscheinend , macht also eigentlich das Objekt und das Negative gegen den Organismus aus , das er zu überwinden und zu verdauen hat .«

1 Verdauung ,] Hu : Ve r d a u u n g , Die fi ndet erst statt in höhern Organisationen[ .] 7 Kochen] Hu : Kochen mit zumischung des Salzes , pfefers 22–23 In der … träge] Hu : (am Rande : Was die Milz für ein Organ ist , ist eine schwere aufgabe für die physiologie .) Das traege 25 Milz und

5

10

15

20

25

30

35

dritter theil

5

10

15

20

25

30

735

§ . 287 »Diese Verkehrung der Ansicht ist die Reflexion des Organismus in sich , die Negation seiner eigenen Negativität oder nach Aussen gerichteten Thätigkeit . Als natürliches Sein schließt sich die Einzelnheit , die er hierin erreicht , mit seiner Allgemeinheit als disjungirend so zusammen , daß er die erste Negation , die Äusserlichkeit des Objekts und seine eigene Thätigkeit , von sich einerseits excernirt , andererseits als unmittelbar identisch mit dieser seiner Negation in diesem Mittel sich reproduzirt | hat ; indem so der nach aussen gehende Prozeß in den ersten Formellen der Reproduktion aus sich selbst sich verwandelt und übergegangen ist .« Das Thier ist als lebend die Macht gegen die unorganische Natur , läßt sich mit ihr ein , setzt sich different gegen dieselbe , sieht sie an als wenn sie etwas selbstständiges wäre und so erhält es sich auf verschiedene Weisen , die angegeben sind und ist so verwickelt in einen Kampf , in eine Beziehung mit dem Äusserlichen . Aber dieß Verhältniß ist falsch , unwahr , die Umbildung geschieht durch die animalische Kraft und liegt in seiner Animalität überhaupt , in der animalischen Lymphe . Das Thier verkennt , indem es sich in dieser differenten Weise gegen das Äusserliche kehrt , seine Macht und das nächste Resultat ist , daß es zu sich selbst kommt , sich faßt als diese Macht und sich so zu sagen selbst Feind wird , sich eingelassen zu haben , mit dieser äusserlichen Potenz , ekelt sich an gegen sein überflüssiges Einlassen . Die Wirksamkeit der animalischen Natur ist es vielmehr diesen Prozeß mit dem Unorganischen , | dieß Gekehrtsein nach Aussen von sich abzuwerfen und zu sich selbst zurückzukehren . Die Ueberwindung der unorganischen Potenz , ist nicht Ueberwindung derselben als solchen , sondern es ist der thierische Organismus der sich selbst überwindet , sich darüber bekämpft daß er diese falsche Richtung nach Aussen genommen . Die wahrhafte Äusserlichkeit des Animalischen ist die die es sich selbst giebt nach Aussen , so daß es Zorn bekommt gegen die äussere Natur , daß die Erregung selbst das Einlassen des Prozesses eine Äusserlichkeit ist gegen die einfache Beziehung des Lebendigen auf sich . Die Bekämpfung erscheint als Thun des Subjekts , es ist ein Falsches ein Mistrauen seiner Kräfte , es muß vielmehr davon ablassen . An sich ist das Unorganische überwunden | durch die Lymphe . Spalanzani hat Fleisch in Röhrchen mit ganz feinen Löchern eingeschlossen und Thieren in den Magen gethan , die Wandlung des Magens konnte so keine Wirksamkeit haben , der durch die Löcher

35

Galle .] Hu : Galle – auch Leber .

30 davon] Hu : von diesen Zorn

31 Lymphe .] Hu : Lymphe .

35 Das Unorganische braucht nur auf das Fleisch gelegt zu werden um inficirt zu werden .

11 dieselbe] Gr : diesselbe

§ 288

270Gr

271Gr

318Hu

736 272Gr

273Gr

319Hu

274Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

eindringende | animalische Dunst verdaute das Fleisch . Es ist ein Ueber fluß von Mächten . Die Thätigkeit des Organismus ekelt sich selber an , und was er entfernt von sich , ist dann sein Kampf , seine Galle die Flüssigkeit die er dagegen hinausgeschickt hat , und sein Zweck ist , daß er zu sich selbst kommt . Dieß ist der Begriff der Verdauung . Diese Ansicht ist im Begriff begründet . Die Nahrungsmittel sind an sich überwunden , so bald sie in den Dunstkreis des Animalischen gesetzt werden . Der Prozeß ist dann weiter nichts als daß das Ansichseiende jetzt gesetzt wird , der Schluß ist aus dem Gegensatze zu sich selbst zu kommen , was an sich ist zu fassen . Dieser Begriff ist an und für sich . Die Erscheinungen sind theils schon angegeben , theils ist noch zu bemerken folgendes . Eine gewöhnliche Ansicht ist die daß aus den Nahrungsmitteln nur das Brauchbare gezogen werde . Unverdauliche Dinge gehen freilich unverändert wieder ab , aber in der That ist die Sache diese , bei der Verdauung fi ndet keine Trennung statt | und nicht das Unbrauchbare wird fortgeschafft . Was sich in den Excrementen fi ndet ist vornämlich Galle , dann anderes Animalisches , Phosphorsäure , Phosphorsaurer-Kalk , Schwefel , salzsaures Natrum , Eiweißstoff , eine eigenthüm liche thierische Substanz , die Nahrungsmittel sind ganz und gar verschwunden , sind in Lymphe verwandelt , die von den dazu bestimmten Gefässen eingesaugt ist . Was fortgeschafft wird sind nicht Theile der Nahrungsmittel , sondern thierische Stoffe , Galle hat darin die Hauptrolle , die diese doch spielen sollte bei der sogenannten Verdauung . Auch in den Urin der Menschen , wie der Thiere | hat man nur thierische Stoffe gefunden , besonders Phosphorsäure , und im Allgemeinen solche Stoffe die sich bei der chemischen Analyse der Knochen ergeben . Was der Organismus excernirt ist er in der That selbst , er excernirt seine Verwickelung , sein Thun , seine Waffen die er gegen die Nahrungsmittel gebraucht hat , diese stößt er von sich[ .] Anmerkung . »Die Faeces zeigen , besonders bei Kindern , bei denen die Vermehrung der Materie doch am meisten | hervorsticht , häufig den größten Theil der Nahrungsmittel unverändert , vornehmlich mit thierischen Stoffen , Galle , Phosphor pp vermischt , und als die Hauptwirkung des Organismus seine eigenen Produktionen zu überwinden und wegzuschaffen . Der Schluß des Organismus ist darum nicht der Schluß der äusseren Zweckmässigkeit , weil er nicht dabei stehen bleibt , seine Thätigkeit und Form gegen das

5

10

15

20

25

30

35

1–2 Ueberfluß von Mächten .] Hu : Ueberfluß die Wirkung der Galle . 6 ist] Hu : ist Theils 13 35 Brauchbare] Hu : Homogene 16 Galle ,] Hu : Galle die dienen sollte sich mit den Speisen zu ver28–737,11 Anmerkung . »Die … Zwecks .«] Gr : Die … Zwecks .

dritter theil

5

10

15

20

25

30

35

737

äussere Objekt zu richten , sondern diesen Prozeß , der wegen seiner Äusserlichkeit auf dem Sprunge steht , mechanisch und chemisch zu werden , selbst zum Objekt macht und da er Natur ist , im Zusammengehen seiner darin mit sich selbst , disjunktive Thätigkeit ist , welche diesen Prozeß von sich weg schafft , von seinem Zorne gegen das Objekt , dieser einseitigen Subjektivität abstrahirt und dadurch das für sich wird , was er an sich ist , – Identität seines Begriffs und seiner Realität , – so das Ende und Produkt seiner Thätigkeit als das fi ndet , was er schon von Anfang und ursprünglich ist . Hierdurch ist die Befriedigung vernünftig ; | der in die äussere Differenz gehende Prozeß schlägt in den Prozeß des Organismus mit sich selbst um , und das Resultat ist nicht die blosse Hervorbringung eines Mittels , sondern des Zwecks .« D a s D r it t e , d e r I n s t i n k t . Das Erste war der rein theoretische Prozeß des Organismus , das Verhalten durch die Sinne , das Zweite ist der reelle Prozeß , der Verdauung das Dritte ist der Instinkt , das Bilden dessen was man Instinkt nennt . Der § 288 ist eigentlich schon der Uebergang zum Gattungsprozeß . Dieser Bildungstrieb , auch Kunsttrieb ist zu fassen als Einheit des reellen und theoretischen Prozesses , er ist so zu verstehen , daß ein Äusserliches verdaut , assimilirt wird , aber so assimilirt wird , daß es zugleich gelassen wird als äusserer Gegenstand , ihm nur eine Form gegeben wird . Eine Form auf äussere Weise , in der er in Beziehung auf das Bedürfniß des Thieres steht , und in welcher er dieß befördern kann . Hier sind also beide Weisen die theoretische und praktische vereinigt . | Er wird gelassen , nicht aufgezehrt , aber verändert . Dieß ist der Kunsttrieb überhaupt . Jedoch ist dieß nur eine Seite , die zweite ist die , daß das Thier aus sich Gebilde hervorbringt , aus sich excernirt , aber nicht so daß es den Ekel an sich selbst hat , sie nur von sich schafft . Solche Gebilde , welche Excremente sind , werden zugleich geformt , so daß sie eine Beziehung auf das Bedürfniß des Thiers haben , dieß befriedigen . Dieser Kunsttrieb erscheint vornämlich unter dem Gesichtpunkt des zweckmässigen | Thuns , der Weisheit der Natur . Im Auffassen desselben macht die Bestimmung der Zweckmässigkeit die Schwierigkeit aus . Der Kunsttrieb und das Hervorgebrachte ist dem Verstande analog , als er sich selbst bewußt ist , beim zweckmässigen Thun ist aber nicht blos zu denken an das Thun des selbstbewußten Verstandes . Man kann keinen Schritt thun , ohne von Hause aus aufgefaßt zu haben was Zweckmässigkeit ist . Zweck ist Vorherbestimmung die thätig

einigen 15 nennt .] Hu : genannt wird , und zwar in allgemeiner Bedeutung . 18 Prozesses ,] Hu : proceßes und zwar die relative Einheit . 23 aufgezehrt ,] Hu : aufgezehrt – wie in dem zweiten proceß . 23–24 Kunsttrieb überhaupt] Hu : Kunst griff

275Gr

§ 289

276Gr

320Hu

738 277Gr

278Gr 321Hu

279Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

ist , sich | zum Anderen verhält und sich selbst darin erhält , dieß Andere ausser diesem Begriff macht die Momente dieser Thätigkeit nach Aussen aus , ist Bildung von solchen äusserlichen Dingen . Der Begriff ist nun in den Thieren ein Inneres , erst im Denken ist dieser Künstler des Inneren für sich . Der Begriff ist thätig im Thiere , er ist äusserlich thätig , und ein von ihm Vorbereitetes , Geformtes heißt dann Mittel . Alle Glieder des Organismus sind Mittel , wie im Sonnensystem die Sonne Mittel der Planeten , und diese Mittel der Sonne sind . Im Lebendigen ist dieß so vorhanden , daß es thätig ist , äusserliche Dinge formt , sie jedoch in ihrer Äusserlichkeit läßt , und sie aber an sich ihre Beziehung auf den Begriff haben , wodurch sie dann als zweckmässige Mittel für das Lebendige erscheinen . Hierher gehört , daß die Thiere sich Nester bauen , Lager zubereiten , Vorrath sammlen . Die andere Seite ist , daß indem sie dieß thun sie ein Verhältniß zum Boden haben , dieß ist ihr Bedürfniß , das Zubereiten | eines Lagers pp ist Bedürfniß , welches befriedigt wird . Es wird befriedigt und so daß das Ding nicht aufgezehrt wird , sondern nur Form | erhält , bei der es äusserlich bleibt als besonderes Ding ; die Begierde die nur auf Verzehren geht ist darin gehemmt , dieß ist die theoretische Seite . Die Pflanze hemmt ihren Trieb nicht , das Thier hemmt ihn , weil es empfi ndend ist , theoretisches Verhalten hat . Es bildet sich in seine Objekte hinein , so daß es die Gegenstände existiren läßt . Die andere Seite ist , daß viele Thiere sich ihre Waffen erst bereiten . Der Spinne ist das Netz was anderen Thieren die Klauen sind . Dieß ist der Punkt wo der Bildungstrieb hingehört . Für diese zweite Seite ist noch zu bemerken daß solche Thiere , die sich die Waffen aus sich bereiten , sie aus sich excerniren . So sind dieß Produkte ihrer selbst , Produkte die zugleich von ihnen abgetrennt sind durch sie selbst . Aus dieser Bestimmung erhellt | daß diese Produktion ihrer selbst mit der Begattung nahe verwandt ist . Die produzirenden Thiere sind vornämlich geschlechtslos , alle geschlechtslosen Thiere aber haben statt der Geschlechtstheile Organe , die diese Produktion leisten . Das Umgekehrte , daß nämlich alle produzirenden Thiere geschlechtslos sind , kann man nicht sagen , die Spinnen sind nicht geschlechtslos . Die höhere Selbstproduktion ist der Zeugungstrieb . Bei den Insekten hängen der Zeugungstrieb und der Kunsttrieb aufs innigste zusammen , besonders ist dieß in Rücksicht der Organe der Fall .

5

10

15

20

25

30

35

1 sich selbst … erhält ,] Hu : sich dieses Aßimilirt . 5–6 Der Begriff … thätig ,] Hu : Im Thiere ist dieser Begriff nur ein innerer Werkmeister . 9 Im] Hu : Jede Form iede Linie ist Mittel an dem 35 Krystall für die immanente Form . In 13 sammlen] Hu : sammeln auf den Winter 24 excerniren .] Hu : excerniren – so wie die Raupen sich ein spinnen[ .] 29 Produktion] Hu : Kunstwerke

dritter theil

5

10

15

20

25

30

739

Der dritte Prozeß . Der dritte Prozeß ist der Gattungsprozeß . Das Thier bringt sich zuerst als Individuum hervor , dann erhält es sich existirend auf Kosten der unorganischen Natur , das Dritte ist endlich sein Verhältniß im Gattungsprozeß , ein Verhältniß in dem es sich auf sich bezieht , auf gleiches seiner Art . Es verhält sich zum Lebendigen , wie im | ersten Prozeß und zugleich auch nach der Bestimmung des zweiten | zu einem Anderen was selbstständig ist , ein Vorgefundenes . § . 290 . »Der Gattungsprozeß hat , wie im unorganischen der Chemismus , den allgemeinen Begriff , als Wesen der Individuen zum allgemeinen Extreme ; die Spannung desselben gegen die Unangemessenheit ihrer einzelnen Wirklichkeit treibt sie , jedes nur im Anderen seiner Gattung sein Selbstgefühl zu haben und sich durch die Einung mit ihm zu integriren ; durch diese Vermittelung wird das concrete Allgemeine mit sich zusammengeschlossen und giebt sich einzelne Wirklichkeit .« Der Gedanke des Uebergangs ist der , daß durch den Prozeß mit der unorganischen Natur , die subjektivirte sich bewährt und am Thiere selbst sich objektivirt hat . Es ist Herr über die unorganische Natur und somit das existirende Selbstgefühl . Die Trennung des Lebendigen | ist also jetzt solche , worin die Unterschiede Totalitäten des Selbstgefühls sind . Der Trieb des Thieres ist jetzt Produktion seiner als Selbstgefühl , als Totalität . Alles frühere Objektive war nicht das Selbstgefühl . Das letzte Verhältniß aber ist solches , daß beide Seiten selbstständig , aber beide dieselbe Totalität sind . Das Thier ist daher mit seinem Objekt unmittelbar identisch . Die Identität ist die Bestimmung des ersten Prozesses und ein Moment des letzten . Aber ebenso hat das Thier sich ein Anderes gegenüber , wie im zweiten Prozeß . Das Individuum hat ein Anderes gegenüber , was dasselbe ist als es , aber ihm selbstständig gegenüber . Die substantielle Identität geht durch beide Seiten und dieß ist ihre ansichseiende Einheit , ihre substantielle Allgemeinheit , welche sie zunächst nur erst an sich und zu setzen haben , deshalb also prozessiren . Sie sind damit als Trieb gegenüber . Denn der Trieb ist der Widerspruch , der reale Widerspruch thätig zu sein in der Identität mit einem Anderen . Diese Allgemeinheit

16–17 die subjektivirte … hat .] Hu : kann sich das Thier fühlen . 17 Es ist … das] Hu : dass es Herr ist des Idealisirenden , der Unorganischen Natur . Es ist nicht nur das a n s i c h seyende Selbstgefühl , 35 sondern das 21 Selbstgefühl .] Hu : Selbstgefühl ist – Das produkt aber ein Todes nur . 23–24 35 Prozesses und … letzten .] Hu : proceßes ist . Naeher ist diese Bestimmung zu faßen als der Trieb der Gattung , des concreten Allgemeinen . 30–31 reale Widerspruch … zu] Hu : Wiederspruch , und der ist so Gattung an sich zu 34 Selbstgefühl] Hu : Sebtgefülll

280Gr 322Hu § 291

281Gr

740 282Gr

283Gr

§ 292

284Gr 324Hu

323Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

ist aber von | seiner Besonderheit unterschieden . Jedes Thier existirt als Eines , mit dem Gefühl der Einheit , sein Gefühl und seine Existenz widersprechen sich daher . Das Thier ist mit dem Anderen an sich identisch , in der Existenz ihm entgegengesetzt . Das Thier ist selbst in sich die allgemeine Individualität und Einzelnheit . Diese Unangemessenheit ist die eigene Reflexion des Thieres , und somit hat es das Gefühl des Mangels als das Gefühl der Geschlechtsdifferenz . Die Gattung liegt als substantielle Einheit zum Grunde , sie ist das Extrem des Schlusses . Es ist die Lebendigkeit die treibende Thätigkeit , wie im Chemismus auch an sich Kali und Basis , das Neutrale sind , so daß sie in ihrer entgegengesetzten Existenz Begierde nach einander haben . Die Vermittelung , die Mitte des Schlusses ist im Lebendigen die Spannung der substantiellen Einheit und die Unangemessenheit ihrer Existenz . Diese Spannung ist der Trieb sich am Anderen zu integriren , durch diese Vermittelung wird | das konkrete Allgemeine mit sich selbst zusammengeschlossen . Die Gattung giebt sich durch die Spannung und die Aufhebung derselben Wirklichkeit . Die Gattung ist gegen die Einzelnheit gespannt . Die Aufhebung dieser Spannung ist die Existenz der Gattung selbst , sie giebt sich als Einzelnheit Dasein , sie erhält sich als sich hervorbringend , aber ihre Existenz ist Einzelnheit , konkrete Einzelnheit , denn die abstrakte Einzelnheit hat sich aufgehoben . Viele Insekten sterben durch den Prozeß und heben so unmittelbar ihre Einzelnheit auf . Das Produkt ist die negative Identität , welche gewordene Gattung ist , ein geschlechtsloses Leben . Aber die Gattung ist als existirend eine natürliche ein lebendig Seiendes . Die Existenz ist vermittelt , die Individuen sind nicht unmittelbar sondern erzeugt . In der Erzeugung bringen es die Thiere zu ihrem Höchsten , zum Gefühl ihrer substantiellen Einheit , doch von der Allgemeinheit haben sie keine Anschauung , denn die Allgemeinheit ist nur für den Geist . Das Thier hat nur das Gefühl der Gattung , nicht aber so , daß dieß allgemeines Gefühl | dem Thiere zum theoretischen Gegenstand würde , dieß wäre Bewußtsein . Die Gattung kommt daher nicht | zur freien Existenz , es kommt hier nicht zum Fürsichsein der Gattung die daher ein Ansich bleibt und auf ihrer Spitze zur

5

10

15

20

25

30

1 Jedes Thier] Hu : es ist nur eines von beiden . es 5–6 Diese Unangemessenheit … Geschlechtsdifferenz .] Hu : § 289 . Diese Unangemeßenheit ist Wiederspruch . Die Hauptsache ist dass die Differenz in Einen ist . 8 Schlusses .] Hu : Schlußes . Die Gattung die | Subjektivitaet – die Lebendigkeit . 10 Die] Hu : es ist die Gattung die zugleich treibend ist . Die 20 Viele Insekten] Hu : § 291 . 35 In den Setzen der Gattung hat sich die Einzelnheit eines jeden aufgegeben . Bey den Insekten 26 35 Anschauung] Hu : Bewustsein 29–30 Die Gattung … bleibt] Hu : Die Gattung für sich , das Algemeine für sich , ist Denken . Hier kommt es nur zum Gefühle der Gattung , zur Subjektivitaet nicht 35 aufgegeben] Hu : ausgegeben

dritter theil

5

10

15

20

25

741

Einzelnheit wieder herabsinkt . Dieß ist der Prozeß der Gattung , ein Gefühl des Mangels , Prozeß derselben in Realisation der Gattung , worin die Einzelnheit aufgehoben , die Gattung aber selbst der Rückfall zur Einzelnheit ist . Die Gattung existirt nicht , als sich selbst gegenwärtig , nur der Geist ist ewig , hat die Allgemeinheit für sich . Die Gattung in der Natur existirt als Einzelnes , erhält sich in einer Reihe Lebendiger , nur das Absolute in seiner Allgemeinheit existirende ist ewig . Diese Wahrheit hat das Thier nicht , denn sein höchstes ist das Gattungsgefühl , es fällt immer in das Gefühl der Einzelnheit wieder zurück , denn die einzelne Subjektivität ist das Produkt des Gattungsprozesses . In der Idee nun aber geschieht der Ueber|gang , daß die Gattung als solche zur Existenz kommt , aber in diesem Uebergang beschließt sich die Natur . Die Zoologie . § . 292 . »Die unterschiedenen Gebilde und Ordnungen der Thiere haben den allgemeinen , durch den Begriff bestimmten Typus des Thieres zu Grunde liegen , welchen die Natur theils in den verschiedenen Stufen seiner Entwickelung von der einfachsten Organisation an bis zur vollendetsten , in welcher sie Werkzeug des Geistes ist , theils unter den verschiedenen Umständen und Bedingungen der elementarischen Natur darstellt .« Es ist eine Unschicklichkeit zu sagen der Mensch sei nicht die vollendetste Organisation , er ist in der That die entwickeltste Organisation . – Der allgemeine Typus liegt der Thierwelt zum Grunde , aber er kann nicht als allgemeiner Typus existiren , sondern weil er existirt , existirt er auf partikulaire Weise , denn die Allgemeinheit hat nur im Bewußtsein als unpartikulaires Allge|meines Dasein . Die Partikularität ist es nun auf deren Erkenntniß es näher ankommt . | In Ansehung dieser Partikularisation ist zu bemerken , daß der Organismus zunächst lebendiger ist , durch den Begriff also bestimmter . Ferner thut er sich in die Partikularität , so daß der allgemeine Organismus die besondere Bestimmung durchdringt und alle Theile nach sich bestimmt . Diese Bestimmung zeigt sich

30

der Objektivitaet so bleibt die Gattung nur a n s i c h

6–7 nur das … ewig .] Hu : nur das abso-

30 lut Identische mit sich kann existiren hier ist das Objektive und Subjektive erst wahrhaft identisch .

7–8 Gattungsgefühl ,] Hu : Gefühl der Gattung hier , nicht der Unterschied dass die Gattung für die Gattung ist . 10–11 In der … kommt ,] Hu : Das A n s i c h in der Idee ist Ewige Schöpfung . 20 Der] Hu : Das Einzelne kann im Thiere mehr ausgebildet seyn , aber es mangelt ihn die Harmonie 21–22 allgemeiner Typus existiren ,] Hu : Algemeiner – es giebt 35 der ganzen Organisation . / Der 22 partikulaire Weise ,] Hu : Einzelnheit . Auch in der Kunst ist Diess . 35 nicht ein Ideal von Thier 28 alle Theile … bestimmt .] Hu : in Harmonie haelt . 33 mangelt] Hu : mangllt

285Gr

§ 293

286Gr 325Hu

742

287Gr

326Hu

288Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

daher in den Gliedern , welche nicht Eingeweide sind , weil die Partikularität unmittelbar Richtung gegen Anderes ist . Um so bemerkbarer ist die Durchgängigkeit der Partikularität , je höher das Thier steht . Diese Seite hat besonders Cuvier aufgefaßt . Er war durch seine Beschäftigung mit den fossilen Knochen pp . auf die Erkenntniß gekommen , denn er mußte darauf studiren , wie diese und jene Knochen zusammen paßten . Er sagt : sind die Eingeweide so organisirt , daß sie nur frisches Fleisch verdauen , so müssen die Freßwerkzeuge und Klauen danach gebaut sein , ebenso wie die Zähne und das ganze System der Bewegungs-|Werk zeuge dazu geschickt sein muß die Beute zu verfolgen , und die Sinne die Beute zu bemerken . Die Kinnlade muß so sein , daß das was sie bewegt eigens gebaut ist , die Muskeln müssen hier stärker sein , als bei den Thieren , die sich von Vegetabilien nähren . Die stärkeren Muskeln erfordern wieder eine grössere Vertiefung in den Knochen , wo sie durchgehen . So geht es nun weiter . Die Muskeln die den Kopf erheben müssen ebenfalls stärker sein , wovon wieder die Stärke der Rückenwirbel abhängt . Die Zähne müssen eigens gestaltet sein , die | Füsse stark und beweglich , die Muskeln und Knochen daher ausgebildet . Cuvier behauptet so von sich , aus einen Knochen , das ganze Knochensystem bestimmen zu können . Diese Harmonie übrigens führt dann auch auf Punkte einer Zusammenstimmung , welche einen sonstigen inneren Zusammenhang haben müssen . Die Thiere die Hufe haben müssen wohl Vegetabilien fressen , da ihnen die Klauen zum Ergreifen anderer Beute fehlen . Ein zu|sammengesetztes Verdauungssystem gehört sich für die wiederkäuenden Thiere , zumal da das vegetabilische Futter schwerer zu verdauen . Die wiederkäuenden Thiere haben alle gespaltene Hufe , die Ausbildung der Zähne bringt zugleich eine grössere Ausbildung in der Osteologie der Füsse hervor . Bei Kamelen die Schneidezähne haben , zeigen sich mehrere Knochen , welche andere nicht haben deren Zahnsystem unvollkommener ist . Das Fußsystem der Nichtwiederkäuenden ist ausgebildeter als das der Wiederkäuenden . Die Partikularität der Bestimmung bringt also eine Harmonie in alle Gebilde der Thiere . Eine zweite Bemerkung ist , daß ein allgemeiner Typus zum Grunde liegt , diesen Typus führt die Natur der Partikularität des Thieres gemäß aus , doch muß man nicht alles beim Thiere für zweckmässig halten , denn bei vielen Thieren zeigen sich Organe , die nicht zur Entwickelung kommen , und nur da sind weil der allgemeine Typus sie mit sich bringt . Bei Schlangen und Fischen sieht man

27 Knochen] Hu : Knochen an füßen 32 diesen] Gr : dieser

30 Gebilde] Hu : Gebilde , besonders in die Glieder

5

10

15

20

25

30

35

dritter theil

5

10

15

20

25

30

743

Anfänge von Füssen , bei jungen Wallfischen | Anfänge von Zähnen . Bei höheren Thieren ist ebenso vieles nicht ausgebildet , was niedrigere Organisationen sehr ausgebildet haben . Die allgemeine Unterscheidung ist nun also die , daß das Thier das Leben in sich selbst , in seinen Eingeweiden ist , dann Verwirklichung seiner durch die unorganische Natur . Weiter muß nun hier die Rede davon sein , wie die Thierwelt sich selbst eintheilt . Diese Einthei lung ist keine andere , als daß das Thier in seinem Organismus die Gestaltung seiner ist , unvermitteltes einfaches Produkt seiner selbst und Erhaltung seiner vermittelst Beziehung auf die unorganische Natur , dieß sind die beiden wesentlichen Seiten . Die unterschiedene Bildung der Thierwelt ist daher nur diese , daß das Thier im Gleichgewicht beider Seiten ist oder daß es existirt mehr nach der einen oder mehr nach der anderen Seite , daß eine Seite mehr ausgebildet ist und die andere mehr zurücksteht . Damit daß das Gleichgewicht in ihm nicht vorhanden , steht das Thier tiefer , auf einer niedrigeren Stufe . Dieß ist das Allgemeine , das Bestimmtere ist folgendes . | Die erste Einthei lung der Thiere kommt dem Aristoteles zu , er theilte sie in zwei Hauptgruppen in Bluthabende und solche ohne Blut , er sagt ferner die ersteren haben knöcherne oder grätige Rückgrate . Gegen diese Einthei lung hat man viel eingewendet , im Allgemeinen kommt es zuletzt beim Unterschied des Bluts auf die rothe Farbe an , diese Einthei lung ist daher als unbestimmt verlassen worden . Büffon theilte die Thierwelt in sechs Klassen , Säugthiere , Vögel Fische , Amphibien , Insekten , Würmer . In neuerer Zeit ist man , besonders die Franzosen und vorzugsweise Lamarc , wieder zurückgekehrt auf die zwei Hauptgruppen . Er unterscheidet Thiere mit Rückgrad und ohne Rückgrad , des animaux avec et sans échines . Es ist die aristotelische Einthei lung . Zur ersten Gruppe gehören Säugthiere , Vögel , Fische Amphibien pp . Der Unterschied ist von den Rückenwirbel hergenommen , und ist der wahre , er theilt wirklich die ganze Thier welt . In den Thieren ohne Rückenwirbel findet sich die Rückenwirbelsäule nicht , diese Grundlage des | ausgebildeten Sceletts , es finden sich keine Lungen die aus Zellen bestehen , keine eigentlichen Lungen und wie Aristoteles eingetheilt hat , bestätigt sich im Ganzen auch , die Thiere ohne Rückenwirbel haben kein wahrhaftes Blut , es ist in ihrer weissen Flüssig-

35 1 Zähnen .] Hu : Zaehne – aber Sie verschwinden nachher – weil es nicht wesentliches ist für den 35 Wallfi sch . |

14 Dieß] Hu : Die Eine Seite kann nicht vollkommen ausgebildet sein ohne die Ausbildung der andern . Das 31 bestehen , keine … Lungen] Hu : besteht . Sie haben auch keine Stimmorgane . 25 échines] Gr : èchines

289Gr

327Hu

290Gr

291Gr

744

328Hu

292Gr

293Gr

329Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

keit kein fester Unterschied zu fi nden , Blut das ein Resultat der intensiven thierischen Lebendigkeit ist fehlt ihnen , | ebenso wahrhafte Cirkulation , sie haben keine Iris im Auge , keine Nieren , kein Rückenmark , keinen sympathetischen Nerv , der Organismus geht nicht in diesen Unterschied in sich auseinander . Das Knochensystem diese eine Seite , früher als Extrem der Sensibilität angesehen , wird hier nicht ausgebildet . Die Molusken haben Gehirn auch Nerven aber keine Ganglien , das System ist nicht fertig , bei anderen Thieren dieser niederen Stufe fi ndet sich nur ein verknoteter Nerv , statt Gehirn . Bei den Thieren mit Rückenwirbeln ist die größte Ausbildung vorhanden und die größte äussere Artikulation , bei den Thieren ohne Rückenwirbel ist dieß nicht , da ist eins auf Kosten des | Anderen ausgebildet . Es sind denn in diesem letzten Reiche zwei große Klassen , die der Molusken und Insekten . Das ganze Reich der Molusken zeigt ausgebildete Eingeweide ; so unscheinbar sie auch von aussen sind , so sind sie doch in sich bestimmter ausgebildet als die Insekten , die äusserlich viel zierlicher gebildet sind , sie haben Gehirn , Nerven , ein Adersystem von Venen und Arterien , nach innen haben sie so eine große Ausbildung und Unterschiede der Organe . Auf der anderen Seite sind die Insekten , bei ihnen ist das System der äusseren Partikularitäten sehr ausgebildet , was den Molusken fehlt . Bei den Molusken z . B . ist der Unterschied von Kopf , Brust und Unterleib verschwindend , sie haben wenig äussere Glieder , bei den Insekten dagegen ist dieser Unterschied vorhanden , sie haben Kopf , Leib , Brust , Füsse , Flügel pp , ihre äusseren Partieen sind sehr bestimmt . Im Inneren sind sie dagegen um so unentwickelter , das System des Athmens geht durch den ganzen Körper und fällt mit dem Verdauungssystem zusammen , wie | auch bei den Fischen , das Blutsystem fällt ebenso mit dem Verdauungssystem zusammen . Weiter ist zu unterscheiden , daß die Einthei lung der Thiere mit Rückenwirbel sich bestimmter nach den Elementen der unorganischen Natur richtet . Es sind Landthiere , Vögel | und Fische und ihre Elemente sind das Land , die Luft , das Wasser . Dieser Unterschied ist schlagend . Bei den Insekten wird dieser Unterschied weniger bemerkbar , es giebt Käfer die im Wasser , auf dem Lande und in der Luft leben . Bei höheren Thieren ist der Unterschied wesentlich .

5

10

15

20

25

30

1 Blut das ein] Hu : Ein Blut das warm ist , Hitze hat , das 4 Unterschied in … auseinander .] Hu : Unterschiede . Wahrhaftes Blut in Ansehung der Irritabilitaet fehlt auch 7 bei anderen] Hu : 35 im Gehirn fehlen auch Nerven – in andern 9–10 Bei den … Artikulation ,] Hu : Zwischen 35 den Rückenwirbeln ist vorhanden ein Zusammenhang mit den Eingeweiden und Gliedern . 15 zierlicher gebildet sind ,] Hu : größere Ausgebildetheit nach Außen – Zartheit . 16 nach] Hu : auch 5 Sensibilität] Gr : Sensomasie

22 haben Kopf ,] Gr : haben , Kopf

dritter theil

5

10

15

20

25

745

Man muß jedoch bemerken , daß es Uebergänge aus einer Klasse in die andere giebt , welche in verschiedenen Elementen leben . Dieß ist eine Hauptbestimmung die man gewöhnlich empirisch aufsucht . Man hat eine allgemeine Vorstellung , eine Bestimmtheit , die einen einfachen sinnlichen Charakter eines Thieres ausmacht , an diese hält man sich und fi ndet dann Uebergänge , dieß kann nicht gelingen . Nur der Gedanke macht feste Unterschiede , es ist nur dem Geist gegeben Werke zu produziren die diesen gemäß sind , das sind | wahrhaft individualisirte Werke , bei welchen sich nicht wesentlich Geschiedenes einmengt , ist dieß so sind sie unvollkommen . In der Natur ist dieß nicht der Fall , die Unterschiede verwischen sich , Gebilde können nach verschiedenen Seiten gehen . In den Amphibien und Schlangen sehen wir , daß der Fisch aufs Land steigt , aber sie zeigen sich sogleich als unvollständige Gebilde . Die bestimmten Unterschiede sind zuerst festzuhalten und die Uebergänge dann hineinzuschieben , indem sich die für sich bestehenden Unterschiede vermischen . Den Landthieren folgen die ausgebildeten Vögel , diese sind schon unvollkommener , in ihrer Haut ist das vegetabilische Leben viel mächtiger , die Haut hat bei den Landthieren zwar auch eine vegetative Richtung , bei den Vögeln aber ist diese Macht bedeutend größer , die Federn spalten sich so und zeigen sich dem Vegetativen angehörig . Der Mensch ist hiervon frei , der starke Haarwuchs gehört dem schwachen Geschlecht an , dem weiblichen Körper , bei Männern , ist das was oft für ein Zeichen von Kraft genommen wird , eine relative Schwäche der Hautorgane . Die Stimme ist in den Vögeln | besonders mächtig , die Säug thiere haben sie zwar auch , aber jene Singen , es ist ein fortgesetzter Genuß ihrer selbst , eine fortdauernde Fröhlichkeit in der sie leben . Dem Vogel fehlt die träge Ruhe in sich , das Brüten in sich , weil er der Luft angehört , er stemmt sich nur in die Luft , kommt in ihr zu seinem Selbstgefühl und so ist das Erzittern in sich selbst , was die Luft zu seinem Elemente hat und sich ausbildet .

294Gr

295Gr

30

7–8 das sind … Werke ,] Hu : Der Geist kann bestimmte Werke der Kunst , Wißen9 unvollkommen .] Hu : Unvolkom men – poetische prosa – und prosaische Poesie – auch koennte man in der Malerey Musik darstellen . 12–13 unvollständige Gebilde .] Hu : unvollkommener ausgebildet . Auch Landthiere koennen in Waßer Seyn . 16 Den Landthieren … Vögel ,] Hu : Die eigentlichen Landthiere sind die voll35 kommensten . Die Vögel folgen weiter . 18 vegetative Richtung ,] Hu : vegetatives über – Haare , 21–23 bei Männern , … mächtig ,] Hu : Haareswuchs | am Leibe bezeignet auch eine 35 Wolle[ .] Schwäche der Organisation . In den Vögeln ist das Brustleben mehr aus gebildet . 24–25 selbst , eine … leben .] Hu : selbst . Der Ochse wenn er satt ist brüllt . 26 Brüten in sich] Hu : Saettigung Herz – nach

30 schaft vorbringen . Das sind wahrhaft kraeftige Werke .

29–30 Wißenschaft] Hu : Wißen chaft

330Hu

746

296Gr

297Gr § 294

331Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

Die Fische gehören dem Wasser an , ihr Bau zeigt schon daß sie darauf angewiesen sind , ihr Blut hat wenig Wärme . Dieß sind die Hauptbestimmungen , ihnen schliessen sich Mittelglieder an , die sie verbinden , das ist die Ohnmacht der Natur . Der weitere Unterschied ist nun nach den Klauen , Zähnen , Schnäbeln pp und daß man hierzu diese Theile genommen hat , ist durch einen ganz richtigen Instinkt geschehen . Die Thiere unterscheiden sich nicht blos in unserem Vergleich durch Merkmale , sondern sie unterscheiden sich selbst . Das wodurch sie sich individuell für sich setzen , sind ihre Waffen gegen die unorganische Natur . In diesem | Kampfe beweist sich das Thier als unterschiedenes für sich gesetztes , seiendes Subjekt und die Zähne , Klauen pp sind es wodurch es sich als unterschiedenes für sich setzt . In Rücksicht auf die Säugthiere ist dieser Unterschied sehr deutlich . Sie haben Füsse gebildet wie Hände , die Affen , dann Krallen , die reissenden Thiere , dann flossenartige Gliedmassen , Hufe pp[ .] Was dann die weiteren Unterabthei lungen anbetrifft , so muß in der Natur auch dem Zufalle das Spiel gelassen werden , da hier oft äussere Umstände bestimmen . Dieß sind die Hauptmomente welche bei der Partikularisation des allgemeinen Typus der Thiere vorkommen . In Ansehung der Klimaten ist noch zu bemerken , daß in den südlich spitz getheilten Welttheilen die Thiere einer Art sich besonders unterscheiden , so ist z . B . der Tiger und Elephant in Afrika und Asien wesentlich unterschieden . Der klimatische Unterschied und der der Welt theile ist hier einwirkend . | Die Krankheit . § . 293 . »Der einzelne Organismus kann wegen der Äusserlichkeit seines Daseins seiner Bestimmung auch nicht entsprechend werden . Er befi ndet sich im Zustande der Krankheit , insofern eines seiner Systeme oder Organe im Con fl ickt mit einer unorganischen Potenz erregt , sich für sich festsetzt und in seiner besonderen Thätigkeit gegen die Thätigkeit des Ganzen beharrt , dessen Flüssigkeit und durch alle Momente hindurch gehender Prozeß hiemit gehemmt ist .« Die Einthei lung der Thier welt ist seine Idee , aber das lebendige Individuum wird partikularisirt auf eine Weise die ihm unangemessen ist , es ist die weitere Partikularisation der particulirten Natur , es ist der Zustand der Krankheit . Da

5

10

15

20

25

30

2 Wärme .] Hu : Waerme – haben auch mehrere Herzen . 14 Hufe pp[ .]] Hu : Hufen . Elefanten 35 – Pferde – wo die Kraft bey diesen Thieren auf den Boden beruht . 20 Tiger und … Asien] Hu : afrikanischer , Asiatischer Löwe 30–32 Die Einthei lung … Krankheit .] Hu : Die Eintheilung der 35 35 afrikanischer] Hu : afrikaniches Rand , quer zum Schriftzug der Seite

35–747,36 Die Eintheilung … ist . in Hu ohne Verweiszeichen am

dritter theil

5

10

15

20

25

30

747

der Organismus Körper ist so kann er äusserlich auf irgend eine Seite ergriffen , festgehalten werden , in etwas Besonderem sein Maaß zu überschreiten und die Krankheit | bestimmt sich hieraus sogleich als dieß , daß eine Seite , eine Thätigkeit , ein organisches Verhalten des Körpers festgehalten wird , von der Wirksamkeit des Ganzen abgesondert gehalten wird , sich für sich isolirt hält . § . 294 »Die eigenthüm liche Erscheinung der Krankheit ist daher , daß die Identität des ganzen organischen Begriffs sich als successiver Verlauf der Lebensbewegung durch seine unterschiedenen Momente , die Sensibilität , Irritabilität und Reproduktion , als Fieber darstellt , welches gegen die vereinzelte Thätigkeit als Verlauf der Totalität ebensosehr der Versuch und Beginn der Heilung ist .« Der Organismus ist gesund überhaupt insofern alle seine Organe , Thätigkeiten , flüssig sind , d . h . in dieser Identität gehalten werden , welche das Sein des Subjekts ausmacht . Ist dagegen ein Organ in diesem Sinne nicht flüssig , so fi ndet eine Störung des Subjekts statt . | Die Arten wie diese Störung eintreten kann , sind nun verschiedene , näher können genannt werden im Allgemeinen folgende . Die erste Schädlichkeit , Art der Störung ist eine allgemeine Bestimmtheit die in der unorganischen Natur überhaupt liegt und die deshalb als von Aussen kommend angesehen werden kann , die aber ebenso als am Organismus selbst entstehend vorhanden ist . Diese Art von Krankheiten sind die welche als Epidemieen , Seuchen im eigentlichen Sinn vorhanden sind , Gifte nicht in der Form der Besonderheit , sondern einfache Bestimmtheit der Natur , zu der der Organismus selber auch gehört , so daß es angesehen werden kann von Aussen kommend und in ihm gesetzt zugleich mit dem Setzen in den Kreis der äusserlichen Natur . Es ist Infektion des Organismus die in ihm unmittelbar gesetzt ist . Zum Entstehen dieser Schädlichkeiten gehören verschiedene Umstände , sie sind elementarischer Natur und gehören besonders der klimatischen Natur an , ihr erster Sitz ist vor näm lich | in der Haut , der Lymphe , den Knochen , in diesen einfachen , allgemeinen , dunkelen des Organischen Systems , in diesen allgemeinen Weisen , Grundbestimmungen des Organismus wo er sich noch nicht als ausgebildetes System zeigt . Sie sind elementarisch und als solche in den Elementen des Organismus . Sie sind klimatisch und geschichtlich , so daß diese Krankheiten besonderen Perioden der Geschichte angehören und wieder verschwinden . Sie

35 Thiere ist die Allgemeine Eintheilung hier ist aber ein jedes Organ particularisirt – diese particularitaet

setzt sich entgegen der allgemeinen Eintheilung . Das Lebendige Individuum ist wesentlich eine parti35 culaire Natur – wenn sich dann eine weitere particularitaet ergiebt , so ist diese eine solche , die seiner

Totalen particularitaet entgegen ist . | 33 particularisirt] Hu : particularisirt ein

12 Identität] Hu : Idealitaet particularitaet] Hu : particualiritaet

298Gr

§ 295

299Gr

300Gr

748 332Hu

301Gr

302Gr

333Hu

nachschrift griesheim · 1823/24

entstehen auch dadurch daß ein | an ein Klima gewöhnter Organismus in ein anderes Klima kommt . Man hat über den Ursprung dieser Krankheiten vielfach historische Untersuchungen angestellt , jedoch kein bestimmtes Resultat gefunden . Bei der Syphillis fi ndet man , daß ein Zusammenkommen des europäischen und amerikanischen Organismus bei der Entstehung gewesen , daß sie aus Amerika gebracht worden , ist nicht erwiesen , und es ist leicht möglich , daß sie blos durch das Zusammenkommen entstanden ist . | Bei den Franzosen heißt sie Mal de Neaple weil sie sie in Neapel zuerst bekamen . Herodot erzählt bei dem Zuge der Scythen nach Medina daß eine bösartige Krankheit unter den ersteren entstanden , und es scheint daß der Umstand daß eine nördliche Nation in ein südliches Klima versetzt wurde die Krankheit entstehen ließ . Anderes der Art ist auch in unseren Zeiten bemerkt worden , in den Kriegen mit Frankreich ist oft den oestreichschen Heeren Rindvieh aus der Ukraine , Krimm pp nach Süddeutschland nachgeführt worden , es ist dann eine Rindviehpest entstanden , blos durch das Ankommen des fremden Viehes , welches davon frei blieb . Das Nervenfieber ist blos dadurch entstanden daß der deutsche Organismus mit einer russischen Athmosphäre in Berührung gekommen . So ist an vielen Orten wo russische Gefangene aufbewahrt wurden , das Nervenfieber unter den Einwohnern ausgebrochen , obgleich die Russen für sich ganz gesund waren . Das gelbe Fieber wird so von Amerika in die Seeplätze einge|schwärzt , ohne sich tiefer ins Land zu verbreiten . Es sind dabei wirkend , eigenthüm liche Disposition , Bestimmtheit der umgebenden elementarischen Natur , an ihnen nimt dann der menschliche Organismus auf seine Weise theil . Man kann sagen er wird nicht angesteckt , aber es ist auch äusserliche Ansteckung vorhanden , wenn die Krankheit schon entstanden ist , durch die Disposition besonders der Haut und des lymphatischen Systems . Solche Dispositionen sind allgemeine , nicht besondere Schädlichkeiten , die dem Organismus als der Natur angehörig zugehören . Die zweite allgemeine Art ist die , in der die Schädlichkeiten besondere äussere Thätigkeiten sind , mit denen sich der Organismus einläßt , so daß durch sie eine besondere Thätigkeit des Organismus verwickelt wird , so daß sie diese Seite des Organismus besonders beschäftigt und so beschäftigt , daß | sie sich für sich

5

10

15

20

25

30

2 kommt .] Hu : versetzt wird . Hier ist das Ganze des Organismus was da Inficirt wird . 8–9 weil sie … erzählt] Hu : ohne dass man den Ursprung in der Geschichte aufzeignen kann . Hegel erinnert 35 sich aus Herodot an ein Beispiel , 20–21 Das gelbe … verbreiten .] Hu : Das Fieber ist dann auch 35 öfter nur an einen Ort gebunden – so wie in Spanien jetzt . 26 Solche Dispositionen sind] Hu : Also ist der Streit den man in dieser Hinsicht führt unnütz . Ueberhaupt sind solche Krankheiten 33 da] Hu : dr

34 erinnert] Hu : errinnert

dritter theil

5

10

15

20

25

30

35

749

isolirt . Solche Krankheit ist nach der Sprache der Aerzte anfangs in dem ersten Wege , irgend eine Thätigkeit ist | in Anspruch genommen , besonders erregt oder deprimirt , und die Krankheit ist dann noch auf diese Verwickelung beschränkt . Sie ist dann leicht zu heben und dieß besteht in einem Herausreissen aus dieser besonderen Erregung . Aber die Krankheit geht dann aus diesem ersten Wege in den allgemeinen Organismus über , sie geht über in das Ganze . Die Thätigkeit ist gestört indem sich ein Organ zum Mittelpunkt macht , es entsteht ein doppeltes Leben im Organismus . In sofern der ganze Organismus bethei ligt ist , ist Fieber vorhanden , erst dann erkennt man die eigentliche Krankheit . Das Fieber wird als förmliche Krankheit angesehen , es ist einerseits krankhaft , andererseits aber die Art und Weise wie der Organismus sich selber kurirt , ein tüchtiges Fieber ist die beginnende Kur , wogegen ein schleichendes gefährlich ist . Die Lebendigkeit des Organismus stellt sich beim Fieber in einer Succession dar , wo beim gesunden Organismus diese Momente in eins sind . Es fängt damit an daß das Leben gleichsam in dem Nervensystem | ist , es stellt sich Kopfweh , Nervenreiz ein , dann folgt Hitze , die Thätigkeit des Blutsystems und endlich Reproduktion der Schweiß ; er kann für sich die Kur sein , der Organismus kommt in ihm zur Excretion seiner selbst , wodurch er seine abnorme Thätigkeit aus sich herausbringt als Produkt . Das Krankhafte des Fiebers ist die Succession dieser Momente , die Kur die darin liegt ist , daß in ihm es der ganze Organismus ist der thätig ist , er erhebt sich so über seine Verwickelung , über sein Versenktsein in eine Partikularität , seine partikulare Thätigkeit läßt er unter sich liegen und excernirt sie oft . § . 295 . »Das Mittel erregt den Organismus dazu , die unorganische Potenz wegzuschaffen , mit welcher die Thätigkeit des einzelnen Organs oder Systems verwickelt und hierdurch vereinzelt ist , – wesentlich aber die Erregung , in der die formelle Thätigkeit des Ganzen fi xirt ist , aufzuheben , und die Flüssigkeit in das Ganze herzustellen . Dieß bewirkt das | Mittel dadurch , daß es ein Reiz aber ein noch schwerer zu assimilirender und überwindender ist , gegen welchen der Organismus seine ganze Kraft aufzubieten genöthigt ist . Indem er sich so gegen ein Äusserliches richtet , ist er aus der mit ihm identisch gewordenen Beschränktheit , in welcher er befangen war , getreten .« Die Heilung muß man sich so vorstellen . Der Organismus hat nichts Äusserliches zu überwinden , die Heilung geht darauf hinaus , daß er sich von seinen partikulairen Beschäftigungen frei macht , zu sich selbst kommt , er seinen Zorn von sich entfernt , seine Verwickelung mit dem Partikulairen . Die Heilung ist 6 über in … Ganze .] Hu : Allgemeinen Organismus über , das heißt die Koktion[ .] den ,] Hu : über winden hat , zu verkochen

34 überwin-

303Gr

304Gr

§ 296

305Gr

750

306Gr

307Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

das Zusichselbstkommen des Organismus , so daß er seine krankhafte Thätigkeit liegen läßt , als seiner unwürdig . Die eine Weise der Heilung ist im § . 295 angegeben , daß nämlich dem Organismus eine innere Anregung zur Beschäftigung nach Aussen gegeben wird ; eine fernere Weise ist , daß ihm , seinem Kranksein , eine äussere Sache angeboten wird , deren Wirkung ist ihn herauszubringen aus sich selbst , damit er sich mit Aussen beschäftigt . Beim Mangel des Appetits mag sich der Organismus nicht einlassen mit der unorganischen | Natur , er ist in sich beschlossen in Befangenheit , das Heilmittel wird ihm von Aussen angeboten . Die Krankheit ist eine Art von Hypochondrie des Organismus , er hat es nur mit sich zu thun , er ist in sich versenkt , das Herausreissen ist die Heilung . Hier wird der Organismus durch das Einlassen mit Äusserem über sich und seine Befangenheit gesetzt . Es kann solch äusserer negativer Reiz , Salz , Saures pp sein , diese Thätigkeit ist so wirkend , daß sie die Thätigkeit des Organismus lähmt , es ist das Gegentheil vom positiven Reiz , dem Organismus wird so die Thätigkeit genommen welche er krankhaft hat . Man kann so seine Thätigkeit spannen oder umgekehrt lähmen . Bei der ersten Weise wird er aus der Hypochondrie herausgerissen , auf die zweite Weise wird ihm die krankhafte Thätigkeit genommen . Die eine Weise ist der anderen gerade entgegengesetzt , die eine wirkt stärkend , die andere schwächend . Brown kurirte mit Naphta , Spiritus pp was früher durch Brechmittel , Purgiren , Aderlassen pp geheilt wurde . Wenn es noch die Thätigkeit des ganzen Organismus ist , die frei werden kann , so sind es | acute Krankheiten , chronische Krankheiten sind es , wenn die Krankheit sich in einem besonderen Organ festgesetzt hat , das sich zu einem festen Mittelpunkt geworden ist , z . B . Lungenschwindsucht , Leberkrankheiten pp es kommt dann kein rechtes Fieber mehr zu Stande sondern nur ein schleichendes . Die Krankheit ist nicht mehr Krankheit des Ganzen , sondern nur des Theils . Die dritte Weise der Heilart im Allgemeinen , und auch die dritte Weise der Krankheit , ist die von dem Allgemeinen ausgehend , vom Subjekt , beim Men-

5

10

15

20

25

30

334Hu

4–5 eine fernere … wird ,] Hu : Vornemlich seine eigene Krankheit | muß angeboten werden als 30 eine Aüßre potenz 9 angeboten .] Hu : angeboten – damit wird er genöthigt sich einzulaßen mit den Aüßren . 11–12 Hier wird … gesetzt .] Hu : Den Organismus aus dieser Hypochondrie auszureißen , und die Krankheit ihm als ein Aüßerliches darstellen , macht dass er über sich hinausgreift . 14 lähmt ,] Hu : nimmt , also auch das Krankhafte . 19–20 Brown kurirte … früher] 35 Hu : Beyde Methoden haben sich wirksam bewiesen . Was man mit Opium kurirte wurde früher 35 26–27 Die Krankheit … Theils .] Hu : und der Organismus wird nicht im Stande sein mit den ganzen Organismus zu wirken . 34 nimmt] Hu : nehmen

das] Hu : die

dritter theil

5

10

15

20

25

30

751

schen von der Seele ausgehend . Kummer , Schreck können den Organismus deprimiren , so daß er in die heftigste Krankheit verfallen kann . Die Heilart ist eine solche die auf das Allgemeine des Organismus wirkt , hierher gehört der Magnetismus . Der Organismus soll zu sich selbst gebracht werden , zum Gefühl daß er als in sich erhaben über diese Partikularität steht . Der Schlaf schon kann der Krankheit einen Umschlag geben , indem sich der Organismus darin in sich gesamlet hat , dieß erhebt ihn darüber , so verwickelt zu sein . Der Magnetismus bringt | diesen Schlaf hervor , nur Kranke sind fähig so von Aussen in äusserliche Abhängigkeit zu kommen , die Wirkung des Magnetismus ist es dann jene Sammlung hervorzubringen , zu sich selbst , zu seiner Einfachheit . § . 296 . »Die Ueberwindung aber und das Vorübergehen einzelner Unangemessenheit des thierischen Individuums gegen seinen Begriff hebt die allgemeine Unangemessenheit nicht auf , welche dadurch es hat , daß seine Idee die unmittelbare ist , oder daß das Thier innerhalb der Natur steht , seine Subjektivität an sich der Begriff aber nicht für sich selbst ist , und nur als unmittelbare Einzelnheit existirt . Jene innere Allgemeinheit ist daher gegen diese Wirklichkeit eine negative Macht , von welcher es Gefahr leidet und untergeht , weil sein Dasein nicht selbst dieselbe in sich hat .« § . 297 . »Dieß negativ Allgemeine als das Abstrakte ist eine äussere Wirklichkeit , die gegen das Thier mechanische Gewalt ausübt und es zerstört . Als seine eigene con|krete Allgemeinheit ist sie die Gattung , in deren Prozeß theils , der Begattung , das Lebendige seine differente Einzelnheit versenkt ; theils aber unmittelbar seine Unangemessenheit mit derselben , die seine ur sprüng liche Krankheit und der angeborne Keim des Todes ist , aufhebt , indem es seine Einzelnheit derselben einbildet , aber weil diese unmittelbar ist , hiermit nur eine abstrakte Objektivität erreicht , die Thätigkeit abstumpft , verknöchert , und sich so aus sich selbst tödtet .« Das Thier stirbt , den Keim des Todes bringt es schon mit , das Thier ist Gattung an sich , existirt aber nur als Einzelnes , diese Unangemessenheit der Existenz und des Ansichseins bringt ihm den Untergang . Im Leben erhält es sich gegen die unorganische Natur und gegen die Gattung , aber das Allgemeine , die Gattung

6–7 Organismus darin … gesamlet] Hu : Organismus sich in seine Reinheit gehoben 10 hervorzubringen , zu … Einfachheit .] Hu : hervorzubringen , welche die S e e l e so wohl als Aüßere als 35 auch als Innere betrifft . 35 25 derselben] Gr : demselben

vgl . Hegel : Gesammelte Werke . Bd 13 . 174 ,29

32 Organismus sich

… gehoben in Hu ohne Verweiszeichen am Rand , quer zum Schriftzug der Seite , siehe Editorischer Bericht 33–34 hervorzubringen , welche … betrifft . in Hu ohne Verweiszeichen am Rand , quer zum Schriftzug der Seite

308Gr

§ 297

§ 298

309Gr

752

310Gr

nachschrift griesheim · 1823/24

trägt die Oberhand davon . Das Lebendige als Einzelnes stirbt an der Gewohnheit des Lebens , es als Einzelnes lebt sich in seinen Körper hinein , in seine Realität , macht sich auf seiner Seite zum | Allgemeinen , seine Thätigkeiten werden allgemeine . Aber gerade in dieser Allgemeinheit stirbt das Lebendige , das nur als Partikulares ist und das des Gegensatzes bedarf . Das Lebendige ist der höchste Punkt den die Natur erreicht , daß der Begriff für sich existirt , die Existenz dem Begriffe angemessen ist , ist nur im Geiste , der Geist nur denkt sich , hier ist nun der Geist sich Gegenstand , und dieß ist die Existenz des Begriffs als Begriff . Hiermit ist die Betrachtung über die Natur geschlossen , das Bild davon habe ich ihnen vorzuführen gesucht . Ueberall ist es hier darum zu thun , daß der Geist der sich gefaßt hat , auch in der Natur erkannt werde , daß erkannt werde daß die verschiedenen Formen in denen der Begriff äusserlich ist , an sich nur Ausdrücke des Begriffs sind , aber in den Elementen der Äusserlichkeit .

5

10

zeichen , siglen

753

Z EICH EN , SIGLEN

Sper rd r uck Kursivdruck Seitenzahlen auf dem Rande | / [] ] 〈 〉

die1 r, v 22M

Hervorhebung im Original Herausgeberrede Paginierung des Originals neue Seite im Original neuer Absatz im Variantenapparat bzw . Zeilenbruch im textkritischen Apparat Hinzufügung des Herausgebers Abgrenzung des Lemmas im Manuskript gestrichen tiefgestellte Ziffer im Apparat , die bei öfterem Vorkommen des gleichen Wortes in einer Zeile die Reihenfolge angibt Abkürzungen von recto und verso , die Vorder- oder Rückseite eines Blattes angeben Angabe im textkritischen Apparat , die sich auf die Zeilennummer der auf dem Rande dargestellten Marginalie bezieht

Bei den Seitenangaben am Rande , im Variantenapparat und textkritischen Apparat werden folgende Siglen verwandt : Ab bzw . Ab Az bzw . Az BA Be bzw . Be BS

Gr bzw . Gr Hu bzw . Hu Mi

Nachschrift Anonymus (1) Nachschrift Anonymus (2) Korrekturen von F . X . von Baader in der Nachschrift Uexküll Nachschrift Bernhardy G . W . F . Hegel : Vorlesungen über die Philosophie der Natur Berlin 1819/20 . Nachgeschrieben von Johann Rudolf Ringier . Hrsg . von M . Bondeli und H . N . Seelmann. Hamburg 2002 Nachschrift Griesheim Nachschrift Hube G . W . F . Hegel’s Werke . Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Verewigten . Bd 7 , Abt 1: Vorlesungen über die Naturphilosophie als der Encyclopädie der philosophischen Wissenschaf ten im Grundrisse Zweiter Theil . Hrsg . von C . L . Michelet . Berlin 1842

754 MP

Ri bzw . Ri Ue bzw . Ue UE

anhang G . W . F . Hegel: Vorlesung über Naturphilosophie Berlin 1821/22 . Nachschrift von Boris von Uexküll . Hrsg . von G . Marmasse und Th . Posch . Frankfurt/M . 2002 Nachschrift Ringier Nachschrift Uexküll Korrekturen von Uexküll in der Nachschrift Uexküll