216 1 47MB
German Pages 322 Year 1914
Schriften des
Pereins für die Geschichte Berlins. Heft XLVIII und XLIX.
Vom Berliner Hofe
zur Zeit Friedrich Wilhelms Il. Berichte des Braunschweiger Gesandten in Berlin. 1728-1733. Berausgegeben und erläutert jon
Dr. Richard Wolff Assistent am Kgl. Geheimen StaatSsarchiv.
Berlin 1914. Verlag des Vereins für die Geschichte Berlins.
In Vertrieb bei Brust Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 68-71.
Alle Rechte aus dem Gesegze vom 19. Juni 1901
sowie das Überseßung5recht sind vorbehalten.
Borwort. Die im folgenden zum ersten Male veröffentlichten Berichte aus den Jahren 1728 bis 1733 entstammen sämtlich der Feder des braun-
schweigischen Legationsrat8 und Residenten am Berliner Hofe Wilhelm Stratemann.
Die Originalberichte selbst, die an den braunsce. Man soll auch eine Liste von allen Dames und Fräuleins, so zu solcher
Zeit bey Hofe erscheinen sollen, gemachet haben, damit sich dieselbe bey Zeiten dazu mit proprer Kleidung versehen können. Cs wird aber auch dabey susurriret, als wären im margine bey ein oder anderer reflexiones
und
auch
wohl
ein H... . -
remarquiret.
Einige derselben, so bey nahe das 60. Jahr erreicht haben mögen, laßen einen Tant Meister kommen: sich im Tanken wieder unter-
richten zu laßen.
In summa! beyderley Geschlecht praepariret sich
in Galla erscheynen zu können. 3) Friedrich Wilhelm v. Grumbc>kow (geb. 4. Oktober 1678, gest. 18. März 1739 als Generalfeldmaxschall); die Stüße der Kaiserlichen Partei am Berliner Hofe, eins der beliebtesten Mitglieder des Tabakskolleginms. Er war damals Etats3minister und Generalleutnant der Infanterie. Er bewohnte das einst von Schlüters Schüler Martin Böhme für den Grafen v. Wartenberg erbaute Palais in der Königstraße Nr. 60, an der Stelle, wo heute das Hauptpostamt sich erhebt. Vgl. hierzu Nicolai, Bd. 1, S. 2 und R. Borrmann, S. 123.
4) Oberst Christian Reinhold v. Derschau, im Regiment Forcade, stand dem König nahe. ») Sophia Dorothea, Tochter König Georgs 1. von England; geb. 26. März 1687, gest. 28. Juni 1757; vermählt seit 14. November 1706. 6) Damals lebten folgende sechs Töchter des Königs und der Königin:
Friderika Sophia Wilhelmine, geb. 3. Juli 1709; Friderike Luise, geb. 28. September 1714; Philippine Charlotte, geb. 13. März 1716; Sophia Dorothea Maria, geb. 25. Januar 1719; Luise Ulrika, geb. 24. Juli 1720 und Anna Amalie, geb. 9. November 1723.
--
'3Z3
=
Wie die Vornehmste der Königl. Pohlnischen Großen einlogiret werden sollen, davon giebt nachstehende Liste klahre Maaß und ist dabey absonderlich von Ministern niemand allein der Cabinets
Ministre") eximiret werden, weile Er indeßen vermuthl. die
Feder führen muß.
Sonsten hätte die Königinn sich jüngst
auf der Cour gegen einige Dames herausögelaßen: wie der Cron-Pring*) ein ganz freyes und ander3 Wesen zu Dresden ange-
nommen, indem Sie selbst gesehen: wie Er, beym jüngsten Abschiednehmen von der Feld-Marschallinn v. Flemming,*) derselbe zwarn anfänglich die Hand geküßet, Sich aber bald wieder bedacht und Selbe
beym Kopff gefaßet und Sie herklich embraßiret hätte. Liste und Anweisung der Königl. Pohln. Suite“) zur Cinlogirung.
1. Cammer-Herr Sutkoffsky Jin des Etats Ministre Hrn. v. Creutz!)
2. Cammer-Herr Mosensky |
Hause.
3. Cron-Küchen-Meister, Fürst Lubomirsky, in des Etat3-Ministre Hrn. v. Katschens Hause.) 4. Secretair Gotje in de8 Geh. R. Piper Haus8.'*) 7) Heinrich Rüdiger v. Jlgen, seit 1679 bereits in brandenburgisch-preußischen Diensten, leitete unter Wartenberg und nach dessen Sturz allein die auswärtigen Geschäfte; starb 6. Dezember 1728 (s. u.). 8) Vgl. Ranke, I1., 86f.; Droysen, IV., 3., S. 16.
9) Thekla Fürstin Radziwill, Tochter des Großkanzlers von Litthauen Karl Stanis8laus Fürsten Radziwill, wurde im Januar 1725 zweite Gemahlin des Reich8grafen Jacob Heinrich v. Flemming (geb. 1667, gest. 30. April 1728), des sächsischen Generalfeldmarschalls und dirigierenden Staat38- und Kabinettsministers, des allmächtigen Günstlings August des Starken. Vgl. Sieben Jahrhunderte Flemmingscher Chronik. Erster Band. Personengeschichte (1909), S. 162 ff.
10) Voneiner näheren Erläuterung der sächsisch-polnischen Hofmänner glaubte ich absehen zu dürfen; genaue Angaben der Namen und Titel in: Jährliches Genealogisches Handbuch . . . Europäischer Kayser und Könige . . . 1729.
S. 107
bis 122.
11) Ehrenreich Bogislav v. Creutz, Minister des zweiten Departements des
Generaldirektoriums, Protektor der Königlichen Sozietät der Wissenschaften. Direktor des Ober Collegii Medici (starb am 13. Februar 1733). =- Er bewohnte
den Palast in der Klosterstraße Nr. 36 (heute Trachtenmuseum), den er nach 1712
durc< Martin Böhme aufrichten ließ.
Vgl. Nicolai, 1., S. 13; Borrmann, S. 334.
12) Christoph v. Katsch (1665 bis 1729) Minister des Justizdepartements. = Er wohnte im eigenen Hause in der König-, E>e Jüdenstraße, das = seit 1732 Gouvernements8gebäude =- 1808 das Stadtgericht wurde.
8) Johann Heinrich Piper, Geh. Rat bei der Ober-Rechenkammer. == Er
wohnte im eigenen Hause in der Königstraße. 4%
Bi
5.
Der von Seiffertiz | in . Ewe
6. Der von Seiffertik /
ien
des Gen.
;
Lieut.
v.
Löhben"*)
Dient. 0256
5
) Hauß
.
7. Der Graf von Cagna3co | in des G. L. und Etats-Ministre 8. Der von Kackenik | Hrn. von Grumbkow Hause. 9. Der
General-Lieutenant von Wolckau,
in des
Geh. - Raths
v. Nocen-Marckte verfertigte
Postement aufgestellet werden.) Man hat sonst von Potsdamm unter der Hand Nachricht: daß
daselbst seither einigen Tagen sehr stürmisch Wetter gewesen. Die Principal Hohe Jutreßenten der Hannöverschen Alliance sollen von Jhren durch den Tractat Alliirten eine genugsahme Ver-
sicherung postuliren: Ob man sich auch noh beständig zu solchem und nicht einem ander Tractat bekenne, wohingegen anderer Seits star>e Versicherungen von großen avantages gegeben werden mögen.*) Der Kayserliche General Graf von Seckendorff*) fand sich am 9. von
Pot3dammhier ein und ist auch deßen Gemahlinn vor dreyen Tagen aus Sachsen mit der ganken Vamille hier angelanget. Des Königs von Pohlen Ankunfft zu Pot3damm bleibet noch auf den 26. hnjus festgesehet, beyderseit3 Könige werden aber darauf den 29. in hiesige
Residenh ankommen; Weswegen dann annoch beständig mit denen
Veranstaltungen fort gefahren wird, gleih auch auf eingelauffene Königliche Ordre alle Königliche Gebäude, als das Post-Hauß, die Königliche Mühlen und andere solche Häuser gesäubert und angestrichen werden sollen; Wesfals man dann überall beschäfftiget ist,
und müßen auch Privati ihre Häuser abpußen lassen. Die hiesige also genandte Frey-Häuser, welche dem alten Herkommen nach, bey Herrschafflichen Beylagern, Huldigungen, Begräbnißen und Anwesenheit fremder Herrschaffen das Linnen Geräthe und Zinn zum Gebrauch nach Hofe lieffern müßen, haben nunmehro Befehl erhalten: 150 Dußend Servietten, 150 Tisch- und 300 Hand-Tücher, auch eine große Quantität Zinnen zu fourniren. Man hat denenselben viel ein mehreres abgefordert, allein! Sie haben dagegen vor-
gestellet: daß sie dieses mahl schon mehr als vorhin liefferten p. E3 sind aber die Eigenthümer darüber nicht wenig unzufrieden: daß 1) Vgl. Wolff, S. 96 und 97. 9) Vgl. Schilling, S. 1ff. 3) Friedrich Heinrich Reichsgraf v. Secendorff, k. k. Feldmarschall usw., Reichsfeldmarschall und Gouverneur von Philipps8burg, geb. 16. Juli 1673, gest. 23. November 1763, war kaiserlicher Gesandter in Berlin und einer Reihe nord-
deutscher Höfe, stand als Protestant und tüchtiger Soldat damals in engstem Vertrauen3- und Freundschaftsverhältnis zu König Friedrich Wilhelm 1., vgl. zur Charakteristik u. a. Ranke, I11., 56ff.; Koser, 1., 15f. und A. v. Arneth, Bd. 111.
2
7
Mr
sie von solchen utensilibus den größten Theil an der Ministrorum
Häuser abgeben sollen, weile sie solche Liefferung nur nach Hofe zu thun schuldig wären. Die mit dem Könige Augusto zugleich anhero kommende beyde Catholische Patres hat der König bey den Reformirten Prediger Schmidtmann, einenstarken Particularisten, ein zu quartiren befohlen. Doch! daß ihm, zu deren Bewirthung, ein sichers an Gelde und
täglich auf jede Persohn 3. quart Wein, alle Woche ein Hirsch, ein Rehe p. verabfolget werden solle; der Mann giebt sich aber dennoch unterm Vorwand, daß sein Haus nicht Raum genug habe, viele Mühe, diese seine wiedrige Glauben38 Genossen von sich ab- und anderwerts hinzubringen, worunter er dann, wie man glaubet noch endlich Gehör
finden mögte. . . Die zur Parade und General Revite beordrete Regimenter
zu Fuß und Pferde werden am 18. hier ein zu rücken, anfangen. Denen Einwohnern in denen Vor-Städten ist angesaget: alle Scheunen und Ställe ledig zu halten, sowohl die Mannschaffen, als Pferde darin
unter bringen zu können, gleich dann auch die nöthige Vivres angesahren
werden
.
.
.
Zu Pot3dammhat sich in diesen Tagen einer von denen langen
Leuten selbst erschoßen. 3
22. Mai 1728. Berlin, den 22. Maij 1728.
Zu Pots3damm ist das dasige Holt-Mar>t in eine Flamme gerathen und sind 140. Klaffter Holt verbrandt. Wie man höret sollen zwey Jungens, ad exemplum der dasigen Cron Grenadiers, einige
hölzerne Granaten draußen geworffen haben, die welche die Flamme in dem Holbe veruhrsachet; weile nun der Holtz-Marc>t') nur etwa
300 Schritt vom Pulver-Magazin entlegen; so ist auch ein nicht geringer Alarm entstanden und, da die Cron-Grenadier3 nicht aus der
Garnison gelassen werden wollen, haben die Bürger auf die Beine müssen, welche dann alles Pulver aus dem Magazin an einem ent-
sernten Ort getragen. Se. Königliche Majestät haben sich durch diese fatale Begebenheit nicht wenig alteriret und geärgert, so gar! Daß !) Der Holzmarkt lag an ver Havel in der Berliner Vorstadt.
=
O
ren
Selbte auch bald darauf von einem sich nunmehro geäußerten TertianFieber überfallen worden, wovon Sie dato noch nicht befreyet seyn, doch famen Se. Majestät Vorgestern Donnerstags, welches der gute
Tag, dannoc< anhero, nachdem Abends vorher Jhre Majestät die Königinn nebst denen zweyen Ältesten Prinkeßinnen und dem Prinken August Wilhelm?) alhier angelanget gewesen, der Cron Prinß ist aber annocet und würde dieserwegen einer formliche Acte errichtet werden und mit dem ersten heraus-
kommen. E3 sei auch der König intentioniret: Die Reyhe Häuser auf der Freyheit, wo e8 lehthin gebrandt, weg zu kauffen, immaßen dann auch denen Roußanischen Erben angesagt ist: an dem Hause bis auf weitere Ordre nicht8 zu bauen.
Auf der Neu-Stadt oder vielmehr also genandten Friedrich3-Stadt soll der zwischen selbiger und der Dorotheen-Stadt durchgehende 1) Gemeint ist wohl der Inhaber des. Leib-Regiments8 Dragoner (heutigen Leib-Kürassier-Regiment8 in Breslau) Generalleutnant Peter v. Blankensee. 2) Ein bezeichnendes Gerücht für die Vorliebe des Königs zu diesem Prinzen.
2E
ZEE
den
Scheide-Graben auch gefüllet und, so viel sich nur thun laßen will, die Gaßen regulair correspondirend gemachet werden, da es einige Häuser treffen wird, so weg gerißen werden sollen.
17. 13. November 1728. Berlin, den 13. Novembris 1728.
Montags darauf nahmen Se. Königle. Majestät 2 aus
Holland verschriebene Feuer-Sprüßen auf der Spree hinterm Marstall in hohen Augenschein und ließen selbige probiren. Es sind selbige darin Different von denen biSher gebraucheten Sprüßen, daß sie, vermittelst einem Reßort, das Waßer continue von selbsten von sich und
sehr hoch treiben, ohn daß ein Mensch daran pumpen darf, nur! daß beständig 5 a 6 Persohnen Waßer in den Kasten tragen müßen. Diese Sprüßen finden große Approbation, indemselbige, wie sie auf den Stall-Plaz gebracht, daß Wasser über den Stall, so doch ein sehr hohes Gebäude, bi3 in die Breite Straße geworfen. . - Auch an selbigen Tage den 8. haben Se. Majestät auf der
Friederich3-Stadt verschiedene zu bebauende Pläße in hoher Gegenwart abstechen laßen. Die Haupt-Wache für das Rutoffskische*) Regiment, so hier einrücken soll, wird zwischen die beyde Kirchen angebauet und am Jäger-Hofe wird der Wall durchbrochen und noc< ein Thor gebauet
werden. Bey der Königle. Resolution: daß die Häuser auf der Freyheit weg-gebrochen werden sollen, behält3 auch noch sein fermes verbleiben. Die davon gemachte Taxe beläufft sich auf 45/m. Rthlr.; damit aber Niemand zu klagen habe; Wollen Se. Maj. denen Eigenthümern 50/m. Rthlr. zahlen laßen und, sollen sie dabey die Materialien behalten und so jemand davon auf der Friederich3-Stadt bauen will, demselben auch dennoch überdem die Materialien wie andere Neu-anbauenden, gereichet werden. Die auf Königl. Ordre auf der Douane exrbauete Häuser zu Wohnungen für einige Acci3-Bedienten und auch zu Pack-Cammern, um die weiter spediderende Waaren darin nieder zu
legen, sind nunmehro fertig, wodurch aber 4 gegen über stehenden Capital-Häusern der Prospect starck benommen, unter denen auch der !) Der sächsische Generalmajor Graf Friedrich August v. Rutows8ki hatte es vom 18. Februar 1728 bis zum 29. März 1729, dann besaß es dreißig Jahre
lang Christoph Wilhelm v. Kalkstein.
29
verwittweten Frau Ober-Marschallin von Prinß ihres, so sie kürzlich vor 9500 FRithlr. erkaufft, welches sie ießo gerne mit 2000 Rthlr. Verlust wegen des Baue3 auf der Douane, abstehen will. Post Seriptum. de Dato Berlin, den 13. Nov. 1728.
Cin Lieutenant vom Löbenschen-Regiment, Nahmens Wolschlager, ist wegen der Werbung, in Danzig so zerprügelt worden, daß kaum die Seele in ihm hängen blieben. Der hiesige daselbst subsistirende Resident hat ihn trepaniren laßen, man zweiffelt aber dennoch: daß er davon kommen werde.?) Z 18.
20. November 1728. Berlin, den 20. Novembris 1728. Der König arretiret sich mit dem Cron-Printenseiter den 9. be-
ständig zu Pot8damm, alwo sich Jhro Majestät in Cabinet8-Affairen und Landes-Angelegenheiten fleißig occupiren und denen hiesigen Collegiis viele Arbeit schaffen. Am vergangenen Sontag den 14. haben
Höchstgedachte Se. Majestät, nebst dem Cron-Prinken, daselbst dero Devotion gehabt und Communion gehalten und wollen Zhre Majestät
die Königinn im gleichen auch die älteste Prinkeß gleichfalls Morgen
dahier solche Heyl. Handlung pflegen. . Der Prinz August Wilhelm, weiln er eine sonderliche
Inclination zu der Feuerwerckerey bezeiget, hatte am Sonntag Abend hinterm Schloße auf der Place d'Arme ein klein Feuer Werck, da
sich sein Nahme im weißen Feuer presentirte und einige Luft-Kugeln geworffen auch zulezt ein Streit-Feuer angezündet wurde, wobey Er selber seine kleine Canon3 abfeuerte, immaßen dann auch ordonniret seyn soll: die kleinen Canonen wenigstens einmahl die Woche vor dem
Prinken abzufeuern oder selbige von Jhmselbst loßbrennen zu laßen, da solchemnechst und so bald gefunden wird: daß Er sich nicht mehr timide bezeiget, immer etwas größere Canons genommen werden sollen und wenn Ers verlanget, soll Ihm auch wochentl. von Lust-Feuern etwas presentiret werden. ?) Vgl. R. Schü, Ein Conflict Friedrich Wilhelms 1. mit der Stadt Danzig wegen der preußischen Werbungen aus dem Jahre 1728. Zeitschrift für preußische Geschichte und Lande8kunde.
Bd. XI.
(1874.)
S. 471-482.
30
Die confiscirte Relation von der Staffin, so pactum cum Diabolo
vorgegeben, haben jeho alle Hof-Prediger durch den Intelligenb-Zettel, als verfälschet ausgeben wollen; da aber einige derselben, beym Besuch, dieses Weibes-Mensch ganß vom Satan beseßen gehalten und durch Auflegen der Hand den unsauberen Gast beym steten Gebet zu weichen beordret haben sollen; findet solche Nevocation nicht bey allen und jeden Beyfall sondern daß darunter geheime Uhrsachen versireten. Gott ist die Sach am besten bekant, indeßen ist das Mensch anjeßo gant woll, vernünfftig, recht Christlich und von aller Anfechtung frey. 3 16. 27. November 1728.
Berlin, den 27. Novembris 1728.
Jüngst zum voraus gemeldtermaßen, haben die Königinn und älteste Prinzeß am vergangenen Sontage Communion gehalten und zwarn IJhro Majestät wie ordinair, in Dero Vor-Cammer, Diese aber im Dohm bey öffentlicher Gemeinde, doch ist derselben in der Kirch so übel worden: daß Sie sich zwingen müßen, den Gottesdienst und Communion abzuwarten, da Sie sich auch solc und hat derselbe nicht genugsahm zu rühmen gewust, wie viel Gnade ihm in Dresden wiederfahren sey. Eines Tages sey Rex Augustus dergestalt extraordinair vertraulich mit ihm umgegangen, daß Sr. Maj. auch so gar! gefallen, die Kleidung mit ihm zu verwechseln, und hätten
höchstgedachte Sr. Majestät deßen, nehmlich die Preußische Mondour, der Graff aber des König3-Kleyder angezogen; bey welcher Gelegenheit auch dem Graffen dermaßen star> zu getrunken wordensey: daß manihn auf ein Bett tragen müßen und, wie er nach einigen Stunden wieder erwachet nicht gewußt hätte: wie er doch in des Königs3-
Kleyder gekommen seyn müßte. Bey Ablauf des alten Jahr3 haben viele Einwohner hierselbst Nacht3 nach 11 Uhr Donner und Bliß wahrgenommen, wornechst sich hier die Tage her eine gar exceßive Kälte eingefunden, gleich selbige dann auch am 4. und 5. auf den ordinairen Thermometris auf dem 35. Grad gestiegen. Dem abgewichenen Jahre sind, laut dem
heraus8gegebenen Verzeichnißen, in hiesigen Residencen und VorStädten gebohren 2792, worunter 290 Unehligen mit begriffen seyn verstorben 3308: sind also mehr gestorben, als gebohren -- 516. . . .
Einige
Tambour8,
welche
am
2.
bey
der
Parade,
vermuthl. weile fie vom. Neu-Jahr3-Verdienst zu viel vors Nüchterne 2) Generalinajor Graf Karl Ludwig Truchses zu Waldburg.
40
-
zu sich genommen, zu früh geschlagen, sind nach der Parade mit einer kräftigen Bastonade regaliret worden, weile der König eben des Tages nicht gar gutser Laune] gewesen, so man aus anderen Vorfällen hat
marqsuiren können]. 25. 15. Januar 1729. Berlin, den 15. Januarij 1729. Am 11. kam der König nebst dem Cron-Prinkden und andern Prinken vom Hause, imgleichen dem Fürsten von Anhalt Deßau und deßen beyden Prinzen Leopold und Eugene,*) auch vielen Generals p. von der lekten, als Tags nach abgehaltener Schweine-Jagt in hiesiger Nachbarschafft, Nachmittags üm 3. Uhr wiederüm anhero und nahmen
Ihro Majestät, nebst allen Dero ernannten Hohen Gästen, das Mittag Mahl erst nach 4 Uhr ein. . . - Am 10. langte der Graf von Seckendorff und mit dem-
selben zugleich der Anspachsche Geheimte Rath und Prinkliche Ober Hof Meister von Bremer dahier an, die welche dann gleichfals am Mittwochen den 12. Mittags mit zur Tafel gewesen; des Abends
ges herüm getruncken 1) Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, geb. 3. Juli 1676, gest. 9. April 1747, Reich3- und preußischer Generalfeldmarschall hatte fünf Söhne, die alle teils
vorübergehend, teils ständig im preußischen Heere standen. Der älteste Wilhelm (1699 bis 1737), der, da er unter seinem Stande geheiratet hatte, sich der Thron-
folge begeben hatte, war preußischer Generalleutnant. Jhm folgten Erbprinz Leopold (1700 bis 1751), Generalfeldmarschall, = Dietrich (1702 bis 1769), Generalfeldmarschall, =- Eugen (1705 bis 1781), Generalmajor, =- und Morit
(1712 bis 1760), Generalfeldmarschall. 2) Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg - An8bach (geb. 12. Mai 1712,
gest. 3. August 1757). Über die wenig glückliche Ehe und das bedauerns8werte Lo3. dieser König3tochter vgl. Arnheim 1, S. 107.
ms;
AL
worden. Der Ober-Ceremonien-Meister B. von Gundeling fand sich auch bey der Gelegenheit, in einem Habit von Drap d'or und in einer Perruque carrde, welche die Brust, Rücken und Schultern ganß bedeckt gehabt, anderer seiner aus nehmenden Kleydung zu geschweigen
bey Hofe zum Galla-Tag mit ein: nichtminder auch seiner Function wahr zu nehmen. Am 23. wird die Pringzeßinn zum ersten mahl im Dohm, als
der Reformirten Hof-Kirche, zur Heyl. Communion gehen, vorher Deroselben aber in künftiger Woche eine eigene Hofstaat formiret werden, als nehmlich eine Hof-Meisterinn und 2 Dames, allerseit3 von qualite wie sich gebühret. Die bis herzu bey der Prinkeß als Gouvernantinn gewesene Frln. Mombaille ist anjeßo der 3. Prinkeß
hinwieder, als Gouvernantinn, vorgeseßet. Soviel man Dato versichern will, werde der Durchlauchtigste
Bräutigamb sich im Monath April in Hoher Persohn alhier einfinden und würde solchemnechst im Monath May das Beylager vollzogen werden. Die Frau Marggräfinn,*) als Mama, soll großes Verlangen tragen, in Ansehung ihres schwachen Zustandes, no< vor Jhrem Ende
Ihre Schwieger-Tochter zu sehen und zu embraßiren. Vorgestern Abend hat der König den Obristen von Derschau en Courier nach
Anspach depöchiret: Die Notification dahin zu überbringen. Bey der Gelegenheit, will auch verlauten: daß die älteste Prinzeß, noch vor solchem Beylager, als Braut vom Prinzen von Wallis declariret werden und desfals annoch vor Ostern ein Ambassadeur aus Engelland mit einer solchen Commißion anhero kommen würde. . . . Daß sich die also genante weiße Frau auf'm Schloße
wieder sehen laßen solle, und zwarn zu Fuß und nicht zu Pferde, wie sie vor 2 Jahren der Gens d'Armen Wache erschienen sey, da sie
in 3 verschiedenen Nächten also wahrgenommen und dabey: daß sie geruffen, Heraus da! gehöret worden. E3 sey auch Derozeit des Hochseel. Königs von Engelland, glohrwürdigster Gedächtniß, Absterben erfolgt; gleich sie also muthmaßl. das Braunschweigische Pferd bey einer solchen Aufführung presentiren wird, 81 alias kabula vera git.
Der Kayserliche Haupt Mannv. Heldorff, Sekendorffschen
Regiments, hat abermahl 5 schöne lange Mann aus Jtalien mit 3) Die Mutter des Bräutigams Christiane Charlotte, geb. 20. August 1694 als Prinzessin von Württemberg, starb bald, am 25. Dezember 1729.
42
anhero überbracht, worüber sich der König sehr content bezeiget und
selbige nach Pot3damm abgeschicket hat. Der Überbringer ist, unter andern Gnaden Bezeugungen, . . . . auch mit eine Gnaden-Creuß be-
schencket. 26. 29. Januar 1729. Berlin, den 29. Januarij 1729. Vor die Prinkeß Braut sind bereits 3 Kleyder und
jo viel Garnituren Spiten gekaufft, welches beydes 6000 Fihlr. kosten soll; die kostbahrsten Kleyder werden aber in einigen Wochen erst aus Frankreich erwartet.
Eine kostbare Caroße mit dem herrlichsten Pferde-Zeuge sind anjeßo in der Mache und sey sonst überall veranstaltet, was immer
bey einer solchen Gelegenheit zur Splendeur gereichen kan, so der König alles selbst anordnen soll. Der Minister Gen. Lieut. von Grumbkow retournirte gleichfals von Dre8den am Montag Abend den 14. dahier, und sagt man: Daß
sich der Kayserliche hiesige Gesandte G. F. Zm. H. Gr. v. Seckendorff hinwieder zur Reise nach Dre3den preparire; daher auch da3 hiesige Fisch Marc>t zu di8couriren anfängt, daß in Ansehung der Republic Pohlen und des hiesigen Hofes, nächstens etwas sonderliches eclatiren würde, weiln der Czarische Hoff, wegen der Curländischen affaire, mit dem hiesigen und Schwedischen Hofe de concert wäre und die Jncor-
poration mit Pohlen durchaus nicht gestatten worten.) Des Cron Printen Königle. Hoheit werden nunmehro nächstens, beyde8 derv Ober Hoff Meisters und Hoff Meisters entschlagen werden. Jener, der Gen. Graff von Finckenstein,?) wird sodann nach
seinem Gouvernement in Preußen abgehen; diesen, nehml. Obristen von Kalckstein, hat aber der König in solcher qualite wieder bey dem
Print August Wilhelm sezen wollen, welches derselbe mit vieler Mühe depreciret hat, weiln seine größeste Absicht: sich nunmehro zur Ruhe 1) Zur Sache vgl. Jmmich, S. 269. 2) Koser, S. 5 und 23. -- Über den großen Einfluß des Reichsgrafen und
späteren preußischen Generalfeldmarschalls Albrecht Conrad v. Finkenstein (1660 bis 1735) und seiner Gemahlin, der Hofdame der Königin, vgl. M. Klinkenborg im Hohenzollern-Jahrbuch XVI4. (1913), S. 156ff.
43
zu begeben, gerichtet ist, indem ihm die stetige Fatiquen der Reisen, da der König und der Cron-Prinz selten 8. Tage an einem Orte still
liegen, sehr besc haben gleichfall3 mit naßen Augen Gott gedanket und gejagt: er wüste am besten, was vor Mühn und Arbeit Er gehabt, bis
dieses so weit gekommen wäre. Die Königinn hat jemanden Jhrer Leute bey dieser Untrevus incognito gehalten, der sich, nachdem er alles paßirte eingenommen, auf sein gesatteltes Pferd gesezet und von Charlottenburg, so eine Meilgen von hier gehalten wird, doch aber in einer Stunde gewöhnlich
-
119
-
erreichet werden kann, an Jhro Maj. in 7 Minuten die Post über-
bracht, worüber sich Dieselbe dann dergestalt! erfreuet, daß Sie das gehaltenn Bettlager quitiret und des Abends frisch und vergnügt aus-
geblieben. Beydes der Kaiserl. und Rußische Gesandte sind vergesellschaffet nach Charlottenburg gefahren. Der König hat alle der hiesigen Ministern und Generalen wie auch frömbden Ministern, Bediente und Laquay8 oben auf'm Schloße zu Charlottenburg an: verschiedenen Tafeln bewirthen und von einigen der Jägerey mit einer abondance
von Wein braf zutrinken laßen, und sollen selbige eben, wie ihre Herren, an ihren Sinnen begraben gewesen sein. Summa! der sonst jederzeit gracieuss Souverain soll niemahls so gracieux, wie das mahl, gewesen seyn. Alhier spricht man anjezo von nichts anders, al3 von diesem Tage der Freuden! an welchem die Declaration aller
gehobenen Differentien und wieder hergestellter mutuellen Freund-
schaft geschehen sey, imgleichen, daß nunmehro in kurzen ein Beylager erfolgen würde. Man sagt auch von einem aus London eingelaufenen
Schreiben, worin gemeldet sey: gestalt des Prinhen von Wallis Jncelination einkig und allein auf die hiesige älteste Prinkeß gerichtet und Se. Königl. Hoheit vor Selbige die größeste tendresse hegten. Man spricht auch: daß, nach dem vorseyenden Beylager, der Cron-Print die Reise mit nach Engeland thun würde, umsich bey sol früh gegen 9 Uhr in dem grauen Kloster, mit großer Wehmuth und unter häuffig vergoßenen Thränen der daselbst versammelten Cöllnischen Gemeinde und übrigen große Menge Volke3, die erste Predigt nach dem jüngsten Brande aus
-
141
=-
dem 7. Psalm und deßen 12. und 13. und 14. Vers gehalten, den Eingang aber aus Dan. 18. v. 7 genommen und in der proposition
Gott, als einen großen Richter, vorgestellet: wie Er nach seinen Gerichten drohe und auch straffe pp. hieraus eine bewegliche application auf das zugestoßene große Unglück und Verlust, insonderheit der abgebrannten Kirche pp. gemachet und, bey Anführung des Trostes, denen Christlichen Herzen, so denen abgebrannten Leuten von ihren Mitteln mildreich beygestanden, gedancket, vornehmlich aber berühret: daß sich die hiesige franzoische Colonie mit ihrem ergiebigen Beytrag und assistence vor andern distinguirt pp. Und weiln auch dieser ge-
lehrte exemplarische rechtschaffene Mann in einem, wegen erwehnter Cöllnischer Kirche und Schule geschehenen Verlustes, an den König beweglich abgestatteten Berichte, um allermildeste Hülffe angeflehet; so haben auch Se. Königl. Maj. demselben, durch anliegender Abschrifft gracieuse pp. Schreiben, seine Sorgfalt gnädigst anerkannt und sich al38 ein Landes Vater declariret. . . .
Man höret auch: daß ein hiesiger sicherer Ministre und G. L. daselbst eine große Summe von mehr als 30/m. Rthl. im Spiel gewonnen habe; wiewoll auch andere von diesem großen Mannspargiren wollen: als ob sich über die Englischen Affairn eine heimliche Corre-
spondence mit dem Kayserl. Hofe, durch aufgesangene Briefe, entdecket hätte; worüber er eine große Gemüth3-Kränkheit verspühren ließe. Die Gewißheit davon muß sich künfftig äußern, wiewoll von solchen klugen Leuten, weniger von einem so weit sehenden großen Manne, ein solcher faunx pas nicht zu vermuthen.*) . . .
Sonsten hat bey dem leßten Brande ein Materialist, so nahe an der abgebrannten Kirche gewohnet, 30/m. Rthl. Verlust erlitten, so einige Hamburger Kaufleute mit empfinden werden. Nebst diesem, hat auch die Obristin Croln als das Jhrige verlohren, so auf 15/m. Rthl. geschäßet werden will, und sind Ihre Mobilia, so das Feuer nicht verzehret, mehrentheil3 geräubert worden. Die von dem Thurm zum 6. Theil gleiche lang stehen gebliebene Mauer ist schon mehrenteils in dieser Woche demoliret. . .
1) Gemeint ist Grumb>ow. Über die Korrespondenzen Grumbckows mit dem österreichischen Hofe, vor allem die vom englischen Hofe entdeckte Beeinflussung des preußischen Gesandten in London, Reichenbach, der von Seckendorffs Partei zur Berichtsfälschung bestochen war und die schließlich zu dem Bruch Friedrich Wilhelms
mit Hotham führte, vgl. Koser, S. 33ff.
„42
28 1. Juli 1730.
Berlin, den 1. Julij 1730. Der König ist vorgestern aus Sachsen zu Pot3damm wieder an-
gelanget, nach dem vorherigen Tags beyderseits Majestäten, ohnweit den hiesigen Grängzen etwa 9 Meilen von hier, nach einer gehaltenen großen Jagt, sich separirt gehabt. . Das 2. Augöpurgsche Confeßions Jubilaeum ist am 205.
alhier in allen Kirchen beyder protestirenden Gemeinden, mit erbaulichen Predigten, und unter angenehmer Musique, in großer Andacht gefeyert, und haben auch Jhro Maj. die Königinn in dero Gemache mithin die Marggrafen auf Dero Lust-Häusern dieses Lob- und DancFest in größester Andacht gehalten. Am 26. darauf wurde von dieser wichtigen Sach von dem Cons. R. Probst Reinbeck in der ClosterKirche weiter gehandelt, und ist damit in den Wochen-Predigten continuiret und die Historie der Augspurgschen Confeßion, nebst dern Inhalt, vorgetragen worden. Auch haben am 26. die Profeßores und Rectores hiesiger Gymnasien und Schulen die studirende Jugend vorund Nachmittags, in gebundener und ungebundener Rede, bey starker Frequence, peroriren und, mit vollem Beyfall der Liebhaber der Gelehrsamfeit, die Proben ihrer profectuum ablegen laßen. E53 sind auch verschiedene Schrifften von denen Theologis alhier darüber in öffentlichen Druck heraus kommen und hat unter andern der FeldProbst Gedicke ein3 ediret, mithin auch der dritte Prediger an der Cöllnschen Kirche Griese die ganke Augspurgsche Confeßion in einer fließenden po&gie mit vieler approbation beschrieben. Den König von
Pohlen haben die Catholiquen angelegen: seinen prostestantischen Unterthanen die Feyerung dieses Jubilai nicht zu verstatten; Se. Maj. hätten denenselben aber eine Antwort ertheilet, so zu ihrer Confusion aus8gefallen, nehmlich e3 solte dieses mahl noch verstattet, ihnen Catholiquen aber hiermit zugleich die Versicherung gegeben seyn; daß bey Dero und Dero Sohn3 Leben, es nicht mehr celebriret werden solte. Wie es nun über Hundert Jahre, wegen der Religion, in der Welt und
in Sachsen-Lande aussehen werde, ein solches mögen die H. Patres ihren Nachkommen, mithin auch denenselben die Abstellung des Jubilai zu sollicitiren, überlaßen. Die bekannte Affairen mit England beruhen woll größten Theil8 auf den Vergleich zwischen dem Kayser und denen Sevillischen Alliirten mithin auf de8 Grafen v. Degenfeld An-
===.
143
--
langung zu London und deßen negotiation; dahier ist indeßen vor jebo alles davon stille und hört man auch von des Chevalier Hotham
Rückreise nach Engeland diverse sprechen, so! daß davon nichts gewißes zu melden. Auch hat man von denen Mecklenburgschen Affairen
ferner nichts sonderliches vernommen, nur daß sich die ExecutionsTroupen verstärken pp. . . .
89. 8. Juli 1730.
Berlin, den 8. Julij 1730. Sontags den 2. langte der König, nebst dem Cron-Prinken, mit der gewöhnlichen Suite von Pot8dam, Abends üm 5 Uhr, hier wieder an und, nachdem Se. Maj. die Königinn gesehen auch von der Königlichen Familie mit vieler Freude waren bewilkommet worden, sind Selbige mit dem hiesigen Commendanten G. M. v. Glasenap und dem Obristen v. Derschau nach denen Brand-Stellen gefahren, da Sie Dero äußerste cousternation und Mitleyden über den kläglichen Zu-
stand bezeigten und einigen zugegen gewesenen abgebrannten Leuten Dero Gnade versicherten, dieselbe mithin zur Wieder-Aufbauung der
Häuser animirten, mit gnädigstem Versprechen: daß ihnen mit Geld, Holh, Steinen und andern Bau-Materialien geholfen werden solle; gleich Se. Maj. dann auch nunmehro unter die Arme abgebrannte Leute 16/m. Rthl. zu verteilen, geschenket haben, und hat auch, wie
jüngst gemeldet, die Königinn durch den Hof-Prediger Noltenium,*) Probst Reinbecken und Dero Beicht-Vatern Poßard eine starke Summe Geldes unter arme Abgebrannte und andere haussißende Army aus-
zuteilen, gesandt, da dann all solchen Leuten jeden zu 4, 6, 8 bi3 20 Rthl. gereichet worden. Wegen Wiederaufbauung der St. Petri Kirch und Thurmes3, imgleichen der abgebrannten Häuser, sind nunmehro die Plans examiniret, und wird die Kirche in einer ganß andern Form, auch der Thurm noch höher, wie der vorige, aufgeführt werden, die Häuser aber, so vorhin um die Kirche gestanden, sollen in eine beßere regulairite gebracht werden. Die Intension deßen, destomehr zu befordern, haben sich Se. Maj. tägl. an selbe Orter begeben und in hoher Person verschiedenes angeordnet und die dem Bauvorgesezte Personen, dahin zu sehen, vermahnet: daß die Arbeit beschleuniget und die Pläße 1) Arnold Noltenius, deutscher Hofprediger.
-
144
-
von dem vielen Schutt gesäubert werden mögten; al8 woran dann
annoch beständighin gewerket wird, und müssen täglich ganze Dorfschaften mit Wagen herein kommen, da einjeder derselben von der Bürgerschaft, so Haus und Hof hat, des Tages 20 gg. empfängt. Jhro Maj. die Königinn haben am vergangenen Sontage Dero Kirchgang im Dohm gehalten, wohin Sie von Dero Kindern, als den 2. und 3. Prinken und 5 Prinzessinnen, unter dem Gefolge Jhrer Hof-Staat, insamt in 7 Caroßen, begleitet worden. Der Hof-Prediger Dr. An-
dreae?) hatten den Text seiner Predigt aus dem Propheten Habacuc am 4. v. 18 und 19 genommen. . .
Der König wird künftigen Dienstag wiederum von hier nach Pot3dam abgehen, von wannen Se. Maj.; ob; Sie gleich noch gar sehr incommodiret und die rechte Hand beständig im Bande tragen und auch nicht gar woll zu Fuße seyn dennoch die Reise nach Anspach antreten und sich daselbst 8 bis 10 Tage aufhalten, demnächst aber über Darmstadt und Frankfurth am Mayn die Reise nach dem Cleveschen pp. fortsezen und daselbst sowoll, al8 in den Westphälischen Quartiren und andern auf der Route gelegenen Provintien die Deconomie zu visitiren, mithin auch überall Dero Troupen in Augenschein nehmen wollen. ....
90. 15. Juli 1730.
Berlin, den 15. Julij 1730.
Der König hatte zwarn selbst resolviret: Sontag3 Nachmittags den 9. wiederum von hier nach Potsdam abzugehen und von dannen Dienstags den 14. die Reise nach Anspach ins Werk zu seßzen; allein! nach dem der Englische Legation8-Secretair, welcher von dem Chevalier Hotham vor einigen Wochen nach London abgefertiget worden, am 8. des Abends vorher dahier wieder zurück kommen; wurde die Abreise nach Potsdam bis auf vorgestern den 13. ausgeseßet, wieder alle3 ver-
muthen hat sich aber auch begeben, daß nicht allein Se. Maj. sondern auch hochvermeldeter Chevalier pp. am Mittwochen früh, und zwarn Höchst Dieselbe nach Pot3dam und dieser gleichsahm ex abrupto draus
geschieden und wieder nach Engeland abgereiset.*) Von dieser subiten ?) Dr. Johann Ernst Andreä, deutscher Hofprediger. ?) Am Montag, den 10. Juli fand Hothams denkwürdige Audienz in Pot8dam statt, die den bekannten dramatischen Abschluß erreichte; vgl. u. a. Koser, S. 36f.
eu
47?
4
==
Veränderung höret man verschiedentlich raisonniren, am wahrscheinlichsten will aber vorkommen: daß zwischen dem Könige und diesem
Groß-Britannischen Ministre einige Mißhelligkeiten entstanden seyn müße, gleich dann auch von dem Mitbringen des Englischen Legation3Secretair unter der Hand versichert werden will: gestalt Se. GroßBrittanische Maj. von Dero einmahl genommenen Resolution auf keine Weise im geringsten abweichen sondern die Mariage des hiesigen CronPringen mit einer Englischen Prinheß vollenzogen wißen und so dann in alle3 übrige condescendiren wolten pp.
Nun ist auch hierbey zu erwehnen: daß ein sicherer großer au3wärtiger Ministre dahin stark arbeiten solle, dem Cron-Prinken eine andere Prinheß von hohem Hause zur Gemahlin zu verschaffen, al3 wesfals dann auch Se. Maj. die erste 2 Tage dieser Woche mit Dero
Cabinet3-Ministern einige Conference3 abgehalten haben mögen, wiewoll der v. Cnyphausen immer mit zugegen gewesen; und eben dieses
ineidens, und mithin ein aufgefangener Brief eine3 sichern hiesigen Minister3, und daß selbiger, bey praesentirung von Mons. Hotham, nicht ebenso mit einer sonderlichen Tendresse acceptiret seyn mag pp.
sind vielleicht Uhrsach: daß mehr hochvermeldeter Chevalier Hotham sich so sc Drap d'or von 30 Ellen, die Elle 3 22 Rthl. im Lager gekauft und solches
dem Cron-Prinken alhier schenken wollen, daß Er sich einen habit daraus machen lassen solte; allein! dieser junge Herr hatt, e8, unter dem Vorwandt, depreciret: daß ihm alhier nicht erlaubt wäre, ander3 als mit seiner Mondour zu gehen, und hat auch der König ein solche3 nur gethan, um den Ponceau habit wieder aufs Tapis zu bringen, als worüber die Königinn sehr gelachet und zum Könige gesagt: weiln Friße den Habit von Drap d'or nicht tragen würde, wolte Sie sich solchen ausbitten, dann derselbe Ihr woll gefiele, und ist er auch also
der Königinn geschen>et worden, gleich Jhre Maj. vorgestern davon einen Schlafroc> angehabt. .
91. 22. Juli 1730.
Berlin, den 22. Julij 1730.
Die wahrgenommene mehrere Umstände der angetretenen Reise?) nach Anspach zu melden, hat der König zu Anfang voriger Woche, durch einen der Königl. Stall-Meistern 6 bis 8 schöne Englische Pferde von denen aus Sachsen mit gebrachten 20 Stücken, dem Durchlauchtigsten Cydam damit ein Present zu machen, von Pot3dam nach Anspach vor-
aus gesandt, und ist auch der Cron-Prink, in Begleitung seiner beyden ?) Am 15. Juli begann Friedrich Wilhelms I. und des Kronprinzen traurige
Reise, auf welcher Friedrich seinen Fluchtversuch ausführte. Zum Ganzen Koser, S. 38ff.
-«
JA.
==
Cavalier8, derer v. Rochau und v. Kayserling, am 14. Abends um
5 Uhr dahin voraus8gangen, der König aber folgenden Tags den 15. Morgens um 2 Uhr in einer nicht alzu großen Suite von ohngefehr 3 Obristen, worunter der v. Derschau, und zweyer General Adjutanten Obristen v. Kröcher und Lieutenant v. Haacken, Cron Grenadier-Regiments, Ober-Forst-Meistern von denen Parforce Jagten, welchen der König woll zu leyden hatt, zu Pot8dam aufgebrochen und von dem
Grafen v. Seckendorff zu Leipzig empfangen und nach deßen Guth Meiselwiß convoyret worden, von dannen dem Verlaut nach, Se. Maj.,
auf solchen Reise-Cours, resolviret gewesen: Sich mit Sr. Hochfürst. Durchlaucht dem Herzog von Sachsen Gotha in Altenburg zu unterreden und von Deroselben bewirthen zu laßen, als wesfals Höchst-
gedachte Se. Durchl. große Anstalten machen laßen haben sollen. Von dar sollen Se. Maj. bey Paßirung der Fürstl. Sächsischen Residenz Coburg, bey Dero beyden Tanten, denen verwittweten beyden Hertzoginnen von Sachsen-Zeits und Meiningen, die Besuchung abzulegen,?) zu Nürnberg aber in dem so genannten Ruhlerischen Garten?) abzutreten und darauf in selbiger Reich3-Stadt das merkwürdigste in Augenschein zu nehmen, willen3 gewesen seyn, bis Sie endlich zu Anspach anlangen würden, als woselbst Se. Maj. vermutlich unter allerhand angestelleten Lustbarkeiten und Veränderungen 8 a 10 Tage verweilen dürfften; von dannen Sie so ferner, dem Verlaut nach, von Frankfurth
am Maynbis Philip3burg zu Waßer zu paßiren, solche Reich3-Vestung und andere an dem Fluße gelegenen vornehmste Örter zu beschauen und
also den Rhein herunter den Rückweg nach Wesel zu nehmen, gesonnen seyn sollen. . .
E3 will auch anjeßo debitiret werden: daß mit der 4. Königl. Prinheß Sophie und dem Erb-Prinken von Bareuth eine neue Mariage
obhanden sey und der König bey der Tour nach Anspach auch zu Bareuth einsprechen würde, wovonsich das nähere äußern wird.) . . . .
2) Zwei Stiefschwestern Friedrichs 1.: Maria Amalia (geb. 26. September 1670, gest. 17. November 1739), Witwe ihres zweiten Gatten, des Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz und Elisabeth Sophia (geb. 5. April 1674, gest. 22. November 1748), Witwe ihres dritten Gatten, des Herzog3 Ernst Ludwig 1. von
Sachsen-Meiningen.
3) Gemeint ist wohl das v. Tuchersche Landhaus. 4 Die damals erst im 12. Jahre stehende Prinzessin mußte vier Jahre später dem wüsten Markgrafen Friedrich Wilhelm von Schwedt, gegen den sich Wilhelmine erfolgreich gewehrt hatte, die Hand reichen. Der Erbprinz Friedrich von Bayreuth heiratete dann die Prinzessin Wilhelmine. 1(*
===
F&
44-7
Vondenen zwischen dem hiesigen und dem Englischen Hofe einigermaßen noch brouillirten Affairen wird viel gesprochen und will nun-
mehro stark ein jeder den Grund, wodurch der Chevalier Hotham zu der plößlichen Retraite bewogen worden, wißen, nehmlich daß der G. L. und E. M. v. Grumbkow, mit Vorwißen des Königs?) mit dem zu Lon-
don subsistirenden hiesigen Legations8 Rath Reichenbach correspondiret und selbigen, wegen seine8 Verhalten8, von Zeit zu Zeit nähere Instruction3 gegeben; weiln nun das Englische Ministere, einiger wichtigen Neben Sachen halber, ein und anders zu erinnern gehabt und selbiges den rechten Grund des gedachten Residenten seiner Instruction über solches gerne wißen wollen, verfolglich einer von des von Grumbkow Briefen in ihre Hände gerathen und das arcanum eroffnet worden, und dann solchen Brief der Chevalier Hotham in originali produciret und dem Könige in die Hände gegeben; so hätten Se. Maj. selbigen an die
Erde geworfen und sich dabey einiger harten Worte vernehmen laßen; der Gesandte habe darauf solchen Brief wieder aufgehoben und replieiret: nunmehro hätte Er hier nicht3 mehr zu thun, wobey er sich ümgewandt und davon gangen; der König hatte kurk hernach das paßirte pp. mehr erwogen und es selbst vor einige Übereilung geurtheilet; daher Se. Maj. zu dem Gesandten den Cabinets Ministre und G. L. v. Bor>
geschicet und Jhm den Frieden antragen auch zum essen nöthigen laßen, allein! der Gesandte hätte die invitation nicht acceptiret und, wie nochmals an Ihn geschicket worden, glatterdings geantwortet: ich werde
nicht kommen, hat auch so fort alles zu seiner Retraite fertig machen laßen.*) Man fügt hinzu: es sey dem König die darauf erfolgte Abreise sehr Sensible gewesen. Was sonsten dieserhalb wie der König bey der Königinn kommen, paßiret, davon wird zwarn gemunckelt, man Übergehets aber billig mit
Stillschweigen.") Ob nunder Graf v. Degenfeld doch noch nach dem Groß-Britannischen Hofe abreisen werde, davon vernimt man nicht3 zu verläßiges.
.
.
*) Davon ist nicht8 bekannt.
|
8) Vgl. dagegen Droysen, IV. 3, S. 102 und Anm. 2. =“ Es erscheint mir
nach Stratemanns Bericht doch wahrscheinlich, daß Hotham der Einladung nicht gefolgt ist. 7) Bezieht sich wohl auf den traurigen Familienzwist, insSbesondere auf den Kronprinzen.
"
12 UO
92. 29. Juli 1730.
Berlin, den 29. Julij 1730. Aldieweil der König, vor der Abreise nach Anspach, den Befehl
hinterlaßen: daß keine Sachen zum Vortrag und Unterschrift eher, al3 bis Jhro Maj. im Clevischen angelanget seyn würden, nachgeschicket werden solten; so vermeint man, solc, welche beyde Tafeln mit vieler Splendeur serviret wurden. In derjenigen pp. von
der Königinn hatte man zwey sehr große mit unzehlbahr schönen Früchten prangende Oranje-Bäume, die schwehrlich schöner werden gefunden werden können, umschloßen, so daß dern Stamm ohngefehr 3 Fuß hoch bis an dern Crone und diese sich sehr prächtig über der Tafel
praesentirten und denen Anwesenden das schönste Gesicht gaben. Bey der kleinen Prinken und Prinkeßinnen Tafel machte eine Bande Hautboisten eine Tafel Musique, bey der Königinn Tafel aber ließen sich, auf der Königinn Verlangen, anfänglich Dero Dame die v. Bulau und der Cammer-Herr v. Sacetot hören, demnechst kahm auch die Reihe an
die älteste Prinheß und Prinzeß Charlotte, Braut des Erb-Prinken von Bevern, welche jede besonders ein Stückchen sungen. Die Königinn animirte beständig die ganße Gesellschaft lustig zu seyn und stimmten Ihro Majt., wie es einst ganz still war, endlich Selbst ein Liedchen an, wobey die sämtliche Gesellschaft mit harmonirte und zugleich die Gläser aus dem Mutter-Väßgen dabey braf herum gingen. Nach der Tafel wurd durch die älteste Prinheß und dem Cammer-Herrn v. Brand der Ball eröffnet und währte bis 1 Uhr, mitlerweil die Königinn mit Dero Oberhof-Meisterinn und Gräfinn v. Finkenstein a 1'hombre spielte. Die älteste Prinkeß hat die mehreste Zeit mit dem Cammer-Concert
auf'm Flügel accompagniret. Zu Halle haben die Studenten mit denen Soldaten wieder eine Demelte gehabt, und besorgt man: daß die Universität in eine starke Abnahme gerathen werde, weiln ihrer bereits viele von dannen geschieden und dern noch über 500 ihren
Wirthen die Stuben-Miethe aufgekündiget, indem Sie gleichfalls auf Michaelis zu valediciren, intentionirt sind. Auf erhaltene Königl. Ordre ist der Lieut. v. Katte?) bey dem Corps der Gens d'Armes in Arrest gezogen und allen Officiers verbothen wor-
den, mit ihm zu sprechen. Es soll die Uhrsach deßen einem gewißen Briefwechsel mit einer hohen Person von dem Königlichen Hause beygemeßen worden. 2) Der Befehl zu Kattes Verhaftung wurde am 12. August von Wesel abgesandt, langte am 15. abends 9 Uhr in Berlin an, wurde versehentlich erst am 16. früh
bestellt. =- Über Katte selbst vgl. Koser I, passim. Nach allem (vgl. auch Koser, S. 45) scheint man in Berlin bis zum Eintreffen -der Weseler Nachrichten am
15./16. August über die Katastrophe nicht unterrichtet gewesen zu sein.
=
156
47
22
96. Hildesheim, 23. August 1730. Hilde3heim, den 23. Augusti 1730.
Ihro Königl. Maj. in Preußen betr. ist zwar am Montag Nachmittag eine CEstasfetta von Minden eingelaufen, vermöge deren auf Dienstag Vormittags um 9 Uhr ekliche 70 Pferde auf denen Stationen
zu Meehle, Steuerwald, Netlingen und Beenem verlanget worden, wozu man auf sogleich die nötige Anstalt gemachet, die Pferde aber stehen noc< mehrentheils bis dato in Bereitschaft, ohn daß man von
Ihrer Königl. Maj. Ankunft etwas gewißes erfahren kan. Jhre D
nebst einigen Bagage-Wagen hiesige Stadt vorbey paßiret, und in Meinung, es wäre der König, von dem Magistrat mit 3 mahl
24 Canonen Schüßen salutiret worden; dieselbe haben aber auch von
Ankunft des König3 nicht3 wißen wollen, also daß man nicht weiß, wie man daran ist, und was man davon glauben soll; es ist dahero
Ordre gestellet, wenn Jhro Maj. entweder diese Nacht, oder bis morgen Mittag nicht ankommen sollen, daß die Pferde wieder aus einander gehen sollen, weil zu vermuthen, daß Dieselbe sodann eine andere Route werden genommen haben. .
97. 26. Uugust 1730. Berlin, den 26. Augusti 1730. Die jüngste Briefe aus Wesel vom 19. dieses geben: wie der König, nach dem Sich Se. Maj. daselbst 8 Tage arretiret und die 3 Regimenter, als das Moselsche, Barlebensche*) und Doßausche pp. die Revus paßiren laßen, am 20. früh von dannen aufbrechen und des Abend3 zu Lipstadt seyn wollen, alwo am 22. beyde38 über da3
Scliwizsche und Prinz Diederichsche Negiment, welches letztere am 19. von Bielfeld nach gedachtem Lipstadt marschiret ist, die Revus8 gehalten ?) Der König traf in Dessau mit Fürst Leopold auf seiner Rückreise zusammen (Koser, S. 44). 1) Generalmajor Konrad Wilhelm von der Mosell erhielt 1723 ein Füsilier-
Regiment, im selben Jahr wurde Oberst Hans Christoph von Bardeleben (1726 Generalmajor) Chef eines Füsilier-Regiment83.
157-
zu Dero Regiment nach Pot38dam abgesandt und sind auch bereits alhier einige große Leute ankommen, so hohe Herrschaften, welche der König auf der Reise besuchet, geschen>et haben, daher man auch glaubet: daß anjezo wenigstens 100 Recruten nach Potsdam kommen werden. Se. Maj. sollen durchgehends mit denen gemusterten Regimentern gar Satisfait gewesen seyn, wiewohl doch andere in oeconomicis und sonst vorgefommene Dinge,?) auch, wie verlautet, eine Attaque am Füßen da3 Vergnügen einigermaßen unterbrochen haben mögen. . . .
Manist zwarn de3 Königs Retour als heut oder Morgen zu
Pot3dam gewärtig gewesen; wie aber andere Nachrichten geben, dürfften Se. Maj. sich noch mit dem Fürsten von Deßau bey Magdeburg und Halle auf einige Zeit mit der Jagd divertiren und sich auch hernach bis Medio Septembris, wegen wichtiger Affairen, zu Pot3dam arretiren bevor Sie sich alhier wieder einfinden werden. Von der Arretirung des jüngst gemeldeten Lieutenant v. Katt wird zwarn viel gesprochen; weiln sich aber das rechte Secretum nicht penetriren läßet, muß man den Erfolg von der Zeit erwarten; so viel ist indeßen gewiß! daß er am 16. Abends auf der Gens d'Armen
Haupt-Wache gebracht und hat auch ein seinem Quartier auf der Neu-Stadt noch nichts von deßen Meublen Equipage komme, weiln der König bis zur Retour
Unteroffizier mit 2 Mann in diese Stunde die Wach, damit und Briefschaften abhanden alles unberührt zu laßen, be-
fohlen. Deßen Diener ist gleichfalls eingezogen und sißet geschloßen, welcher, der sage nach, die Post geritten und von einem sichern Orte eine Estaffette mit Briefen an den Cron-Prinken abgehen laßen und
solche Briefe von einen hiesigen Officier,*?) welcher sich wegen Wer-
bung im Reich aufhält, adreßirt gewesen. Waseigentlic die Sach concernire, bleibt eine mystere, weiln dasjenige so gesprochen wird, nur raigonnements und ungegründete praesumtions seyn können. Ihro Maj. die Königinn sind, nachdem Sie am 16. de8 Königs Hohen Gebuhrts - Tag zu Monbijou mit vielem plaisir celebriret,
nachher schlüßig geworden, das fernere plaisir bi3 zu des König3
Retour gänßlich auszusezen, vermuthlich der Absicht: daß das abgehal?) Mehr wagt Stratemann über die Kronprinzen-Affäre, die ihm doch nun bekannt war (vgl. den Bericht vom 19. August), nicht zu sagen. 3) Der Rittmeister v. Katte, ein Verwandter des Leutnants, weilte damals im Fränkischen als Werbeoffizier. Koser, S. 38.
zz
Wie
Jr"
--
tene Festin des Gebuhrt3-Tags so hoch und werth zu halten, daß man damit gleichsahm alles plaisir beschließen müße; und damit es bey dieser
Resolution das gewiße verbleiben behalten möge; haben Jhro Maj. allen apparatum, welcher. zu jebt gedachten Mombijou bey denen Cour-Tagen gebrauchet worden, hinwieder zu Schloße bringen laßen. Gott erhalte die liebe Königinn.*) .
98. 2. September 1730. Berlin, den 2. September 1730. Der König kam Sontag3, den 27. passato Abends gegen 5 Uhr gankß unvermuthet Gott lob! frisch und gesund hier wieder an. Nachdem nun Jhro Majt. darauf denen auf der Place d'Armes sämtlichen
versammelten Officiern die Parole ausgegeben; ließen Sie den inhafftirten Lieutnant v. Katte") unter Es3corte eines Unter-Officiers
und 3 Gemeinen aus seiner Custodie zu sich zu Schloße führen, mithin deßen versiegelten Schreibtisch und Chatoul mit oben bringen; da er in Gegenwart des E. M. und G. L. v. Grumbkow, Commandanten
v. Glasenap und Obristen v. Siedow, imgleichen derer Geheime Räthe
Mylius und Gerbet?) zu anfangs sehr hart angelaßen seyn soll, darauf seine Mondur ausziehen und einen Linnen Kittel anlegen müßen, solchemnechst aber ermeldte Hrn., in Sr. Majt. Gegenwart, denselben vorgenommen und bis 8 Uhr examinirt haben. Wie nunder König zu solcher Zeit denselben nach der Haus Vogtey zu bringen befohlen, erwehnte Examinatores aber ein solches und auch dies verbethen, daß er in den Linnen Überzuge nicht bleiben sonder seinen Surtout anziehen dürfen; ist er wieder nach der Corp3 de Guarde der Gens d'Armes abgeführet und dem p. v. Grumbkow
sind die entsiegelte Papieren ausgehändigt, welcher folgenden Morgens mit denen 4 übrigen Hrn. den Jnhafftaten in seinem Hause zu einem neuen Examini vorfommen laßen und ist auch Nachmittags mit solchem Examine continuiret worden. Eben um solche Zeit Nach9) Die absichtliche Farblosigkeit und Unwahrheit dieser Behauptung ist dem
Empfänger dieser Berichte zweifellos verständlich gewesen. 1) Die Daten sind hier richtig angegeben, vgl. Koser, S. 4df. ?) Gustav Friedrich Gerbet, Bürgermeister von Berlin, war Geheimer Justiz-, Hof- und Kammergerichtsrat, ebenso Krieg38-, Hof- und Kriminalgerichtsrat.
=>:
Ze 4-4 7.E
==
mittags halb 3 Uhr verfügte sich der Obrist Ltn. v. Blankenstein, Glasenapschen Regiments, mit einem Unterofficier und 4 Gemeinen, nach des Geh. Rath v. Bülow Quartier und versiegelte demselben alle seine Papiere, ließen auch die Mannschafft zur Wache bey ihm, und hat auch seine Fräulein Schwester, Dame d'honneur bey Hofe, sich plößlich von Hofe wegmachen und par Ordre sich bey ihm, ihren Bruder, begeben müßen. Abends um 7 Uhr brachte ermeldter ObristLieutn., unter einer Escorte weniger Mannschafften, den Cammer Herrn Montailleu in einem zugemachten Wagen zur Haupt-Wache am neuen Markte; dieser Cammer Herr ist aber Dienstags üm 9 Uhr,
nach abgestatteter Urphede, von dannen hinwieder dimittirt und auf
freyen Fuß gestellet worden, jedoch daß er, der Rede nach, außer dem Verlust seiner Cammer Herrn Besoldung, auch noch 1000 Spec. Ducaten zum Aufbau der Petri Kirch, als eine Strafe erlegen müßen. Dienstag3, den 29. erhielte der Ministre v. Cnyphausen seine Dimißion und ging darauf Mittwochen Abends mit seiner ganken Famille nach seiner 10 Meilen von hier entlegenen Commenderey Ließen: daselbst sein demeure zu halten, und ist der hiesige Cammer Gerichts Präsident v. Coccey an seine Stelle wieder zum Consistorial Praesfidenten angeordnet; gleich man auch höret: daß der König dem vorermeldeten pp. v. Bülow*) zum Präsidenten von Litthauen zu ernennen, die Gnade gethan, wie woll er ein solches doch zu depreciren incliniren solle. Manredet sonst noch von ein und andern Dingen und annoc
verbundenen linken Hand, mit auf die Jagt geritten, gleich auch Jhro Maj. die Königinn, dem Könige zu Liebe, mit gesahren und also auch das plaisir mit genoßen hätten. (Es sey ungemein wie der König anjeßo die Gemahlinn venerire und liebe, daß man sich also in kurzem, zu gänklicher Tillgung bi8 herzu mit dem
ze
"G9
j
Emi
Cron-Prinzen obgeschwebter Mißhelligkeiten und einer erfolgenden völligen Aussöhnung, alle gute Hoffnung machen will. Der hohe Arrestat lebet indeßen in seiner Neu-Märckschen Einsamkeit noch so vor sich weg und wird von dem so genannten Land-
hause gespeiset, wofür der Traiteur täglich 16 gg. empfängt, nehmlich des Mittags 8 und des Abends 4 g. vor die übrige 4 g. wird das
Bier gereichet. In der vorigen Woche habe dieser Hohe Gast von dem Güstinschen Präsidenten von Münchau eine Schüßel Eßen begehret, so dieser auch zwarn so fort aufs beste appretiren und oben tragen laßen, doch habe er nachher bey dem Ministre und Gen. Lieutn. v. Grumbkow die An-
frage thun laßen: wie er sich zu verhalten hätte, wenn dergl. ferner von ihm verlanget würde? worauf dieser ihm die Antwort zu kommen laßen: wann von ihm ferner etwas begehret würde, könte er3 nur oben schien, es würde schon verantworttet werden pp. Jekt Hochermeldeter Ministre
und General pp. hat gestern den König zu Wusterhausen tractiret und, weiln sich auch der Kays. Ministre und G. F. Z. M. p. v. Seckendorff und Holländische p. v. Ginckel, imgleichen noch andere große Vorgestern dahin erhoben, flattiret man sich dahier: es werde bey der Gelegenheit der König zu gelindern Gedanken disponiret und etwa3 gutes gestifftet werden; immaßen danndie beyde Ministre und General3 v. Bor> und v. Grumbkow Se. Maj. bereits glimpfliche repraesentations und zwarn, wie man hört, in verb. der Print hätte nicht wieder Gott noch
wieder das Land noch auch wieder Jhro Maj. selbst sich so sehr vergangen und gesündiget, nur daß Er sich ohn vorwißen absentiren wollen, wozu Jhn ein ungewohntes all zu strenges Tractemient bewogen hätte, so zwischen Vater und Kinder eine gar perdonable Sach wäre pp.
Die älteste Königl. Prinkeß ist hier einige Tage star> am Schnupfen und Fluß-Fieber incommodirt gewesen, befindet sich aber jebo wieder etwa3 beßer. Wie man höret, sey decouvriret: daß ein Hannöverscher Major, Graf v. Oenhausen, unter veränderten Nahmen hier incognito gewesen
und seine Rückreise über Cüstrin und so ferner durchs Sächsische genommen, weiln er endlich von jemanden erkannt worden sey. Er hätte
sich, der bekannten Sach halber, überall nach denen Umständen gar genau erfundigt, zu Cüstrin hätte er aber nicht gesehen, was er gehoffet. ...
==
4770
Sonsten sey der König starc> bedacht die Universität Halle wieder in Aufnahme zu bringen, derowegen 5 berühmte Profeßore3 von frömden Orten dahin vociret werden sollen; und, da die zwischen denen Studenten und der Guarnison vorgegangene öftere Streitigkeiten und Händel der Universität eben den größten Schaden und Nachteil zu gefüget; so ist nunmehro gar scharf Ordre an die Guarnison ergangen: daß, wann ein Soldat in ein Haus kömt, wo er einen Studenten siehet, er gleich wieder abweichen, auf den Gaßen einen Studenten aus dem
Wege gehen und denselben weder durch Minen vielweniger mit Worten auf keine Weise zu beleydigen, sich unterstehen solle.*) Wie dem Könige vorgestern Bericht abgestattet ist, hat ein Capitain, Kalc>ksteinschen Regiments v. Pleße in der Stadt Lübeck jüngst in einer Herberge einen dasigen langen Tischler zu sich kommen laßen und vor
seinen angebentlich verstorbenen langen Bedienten einen Sarg begehret, der ohngefahr 3 Zoll länger als wie seine, des Tischlers Person wäre. Als nun solcher Sarg darauf verfertiget und geliefert worden, habe der
Capitain selbigen nicht lang genug halten wollen, bis sich endlich der Verfertiger, zu zeigen, daß er die Maaß habe, freywillig hineingeleget, da des Capitain in der Cammer versteckte Gehülfen hervor gesprungen, den Deckel darauf gelegt, und also mit Nageln befestiget, verfolgl. den eingekärc>kerten lebendig Todten in dem in Stalle mit Pferden be-
spannten Nüst-Wagen geste>et und sich so mit einander hinten aus auf und davon gemacht. Wie nundieser Kunst-Griff bald darauf offenbahr
worden, hätte man den Hauptmannsofort mit genügsahmer Mannschaft nachgeseßet und 2 Meilen von Lübeck eingeholet, da bey Eröffnung des Sarge3 das Leben in den Tod verwandelt und der Mann ersticket be-
funden sey. Den Capitain und seine Leute habe man darauf samt den Wagen und toten Cörper nach Lübeck rückgebracht.
104. 14. Oktober 1730. Berlin, den 14. Oktobr. 1730.
Der König ist wiederum restituiret, außer daß Se. Maj. die eine Hand noch beständig in einem rauhen Handschuh warm halten. Sie sind in voriger Woche wieder auf der Jagt und auch in dem 2 Meilen 1) Über die Tumulte in Halle vgl. Act. Bor. Erg., S. 456, Anm. 1.
=-.
171
-
von hier entlegenen Städtgen Cöpenick") Donnerstags den 5. in höchster pergon praesent gewesen und haben da3 dasige Schloß genau in Augenschein genommen und selbiges, schleunig zu renoviren und zu meubliren, befohlen; daher man der Hoffnung lebt: daß nunmehro des
Cron-Prinzen Aussöhnung nahe sey und dieser Print solches zu seinem Aufenthalt bekommen würde; wie dann nicht allein die Staffetten nach Cüstrin star> ab- und zugehen sondern auch die zur Sach angeordnete Commisgarii in der Nacht vom Dienstage auf Mittwochen von hier dahin abgangen seyn und dem hohen Arrestaten vermuthlich eine fröhliche Botschaft überbracht haben werden. Sie werden als gestern woll wieder von dannen nach Wusterhausen rückgekommen seyn und hoffent-
lich den Prinken dahier mit überbracht haben. Der König sey anjeßo ungemein guter humeur und gegen männiglich sehr gracieux, gleich Sr. Majt. dann auch Dero ältesten Prinkheß Dero vorige Gnade hinwieder zu gewandt, und erwartet dieselbe stündlich die Ordre nach Wusterhausen zu kommen. Die von dem Graf v. Degenfeld aus Engeland eingelaufene Briefe müßen auch anjezo woll von gutem Jnhalt und die Affaire, wegen des Chevalier Hothams, völlig
beygelegt seyn, doch sey das Engliche Ministre mit dem hiesigen Hofe gar noh so nicht einstimmig sondern spräche beständig von einer Sati3faction, so hiesiger Hof, verschiedener Sachen halber, geben müße, e3 sollen sich aber Jhro Maj. die Königinn aufs neu viele große Mühe, so woll bey dem Könige, als bey Dero Herrn Brudern Maj. geben: die Gemüther hinwieder in eine vollkommene harmonie zubringen, gleich sich dann auch beyderseit8 Majestäten sehr tendre begegnen und vergnügt leben sollen. Wie der König am 6. gestern 8 Tage bey dem
Ministre und G. C. v. Grumbkow sich zu Wusterhausen bewirthen laßen; also auch der Kayserl. Ministre und G. F. Z. M. Gr. v. Seckendorff am
vergangenen Montage gleiche Gnade gehabt und Se. Maj. daselbst spendide tractiret, wesfalls die dazu erforderliche Nothwendigkeiten von hier dahin geschaffet seyn. Sonsten hat der König nunmehro die Resolution gefaßet: überall, bey Abwesenheit auf dem Lande, eine beständige Leibwache zu halten; we3ends eine Compagnie der Dockum-
schen Husaren beordert seyn soll, worüber aber das Potsdamsche LeibGrenadier-Regiment in etwa jaloux werden dürste.
(Es will auch ge-
sagt werden: al8 ob dem Lieut. v. Katte durch auswärtige Recht3-Ge1) In Köpenick fand das große Kriegsgericht über Katte und den Kron-
prinzen statt.
FO
4“
Zaza
lahrten das Leben abgesprochen sey, der König aber gesagt habe: der Spruch sey zu hart und wolten Se. Majestät ihn davon aggraciiren pp.
Solte sich diese3 also wahr befinden; dürfte der Arrestat doch auf einige Jahre nach einer Vestung gebracht werden, wiewol er auch de8halb perdoniret werden kann.?) .
Dem Verlaut nach, habe der König die Ordre gestellet gehabt: daß der bey dem Hohen Arrestaten zu Cüstrin Wach haltende Officier dem Prinken des Abend3 um 8 Uhr allemahl das Licht auslöschen solte und, diesem zu folge, ein unbenannter Lieutenant, sv de3 Tags die Wache gehabt, sich deßen unterfangen hätte, darüber aber vom Prinken thätlich sehr hart angelaßen wäre; der de8 folgenden Tags darauf Wach gehabte andere Lieutenant aber hätte sich behutsahmer aufgeführet und zwarn, nach des König3-Willen, auch auf bestimmte Zeit das Licht ausgelöschet und dabey unterthänigst um Vergebung gebeten, doch daß er zugleich, an statt des ausgelöschten pp. hinwieder ein brennendes Licht in die
Stelle gesezet habe, welches sich der Hohe Arrestat dann auch also in Gnaden gefallen laßen. . .
105. 21. Oktober 1730. Berlin, den 21. Oktober 1730. Das Königl. Hoflager wird zu Wusterhausen, der von dannen eingelaufenen Nachricht nach, noc< bis in den November continuiret werden, da am 3. das St. Huberts-Fest, mit einer großen par force-
Jagt und splendiden Festin, gewöhnlichermaßen celebriret und also das plaisir geendiget werden soll.
Die Königinn wird, nebst denen beyden Prinzen und beyden Prinkeßinnen, demnechst den 4. herein kommen der König aber nach Pot3dam abgehen, ob aber Se. Maj. wiederum von dannen ein Tour auf Hamburg nehmen werden, wie spargiret werden will, läßet man
dahin gestellt seyn. Die bekannte Affairen sind leyder! noch im vorigen Zustande und ist die Commißion von Cüstrin unverrichteter Dinge zurü&d kommen, weiln dem Hohen Arrestaten einige sichere Puncten vorgelegt seyn sollen, so Er nicht annehmen weniger unterschreiben wollen. Dann habe Demselben auch einen neuen Verdruß veruhrsachet, daß man den Geh. Rath Gerbet abermahls wieder mit hinausgesandt, ?) Verhör durch die Kommissare am 11. Oktober in Küstrin.
Koser, S. 50.
-=-
4
173 >
-=-
als welchen der Hohe Arrestat schon vormahlen mit diesen Worten zurückgewiesen haben soll: was will dieser Kerl? Der kan Schelme und Diebe verhören pp. wie e8 dann an dem, daß derselbe bey der HausVogtey mit dergleichen Leuten öffters zu thun hat. Der p. v. Grumbkow hat, nach seiner Retour von Cüstrin, den König gestern vor 8 Tagen zu Wusterhausen wieder tractiret und sagt man: daß einige Generals und andere Große sich viele Mühe geben sollen: die Difference zu heben und vorige Liebe und Respect zwischen Vater und Kind herzustellen; weiln aber beyde Hohe Hauptpersonen bey Ihrem Sinne verbleiben sollen: so seht e8 noch immer Schwürigkeiten: zum Zwe zu gelangen. Der König hat einige Generals aus
denen Provinzen nach Wusterhausen verschrieben und langte unter andern Dienstags den 17. der G. L. v. Egel?) aus Preußen hier an
und verfügte sich Mittwo< Morgens sogleich hinaus zum Könige, wie einige vermeinen, ein groß Krieg3-Recht mit abzuhalten und auf solche Weise die Sach zu terminiren; wohergegen andere glauben wollen:
daß es, bey jezigen Läufften, auf Krieg3-Verfaßungen angesehen und ein großer Kriegsrath abgehalten werdensolle. Anjeßo will auch wieder gesagt werden: daß der arretirte Lieutenant v. Katte die Gefahr-Tage annoch nicht überstanden habe sondern noch einem schwehren Stande unterworfen seyn würde. Der Ausschlag wird sich anjeßo nicht über lang weisen. müßen, gebe nur Gott! daß
die Verbitterung zum guten ausschlagen möge. Vor gewiß will auch venditirt werden, daß sich der König publiquement verlauten laßen hätte: es solte so wenig die eine Mariage als die andere den Fortgang gewinnen; nichts destoweniger machet man sich dennoch davon alle gute Hoffnung, wann zumahln die HauptSach in Güte hingeleget werden wird. Der seines Arrest3 wieder erlaßene Cron-Prinkliche CammexrDiener GommerS3bach ist mit einer Acci3-Ginnehmer8-Bedienung, wovon er jährliches ohngefehr 70 bis 80 Rthlr. zu genießen haben wird,
begnadigt worden; er soll aber dazu keine sonderlihe Lust be-
Zeigen... Auf interposition des hiesigen Cabinet3-Ministers und Gen. Lieut. v. Bor> ist der Königl. Dähnische G. M. und Bxtraordinair 1) Generalleutnant Friedrich v. Egell war Chef eines Ostpreußischen ReiterRegiments. Zu den Mitgliedern des Kriegsgerichtes gehörte er nicht. Die Namen der Richter s. S. 176f.
174
-=-
Envoye v. Lowenör mit dem Könige wieder ausgesöhnet und auch
in dieser Woche wieder zu Wusterhausen gewesen und macht sich anjeßo reise fertig, hinwieder nach seinem Hofe abzugehen. Der bisSherzu in Stockholm gestandene hiesige Gesandte Geh. Nath v. Podewel3*?) ist am vergangenen Sonntage von dannen mit zweyen langen Mannen,
hier wieder angelanget und mit diesen seinen beyden Gefehrten Montag Morgen3 zum Könige nach Wusterhausen abgegangen; ob er nun, wie man, vor seiner Retour, vielfach ansprochen, als Geheimer EtatsMinister declariret sey und als EBunvoye nach dem Franzoischen Hofe abgehen werde, wird sich bald zeigen müßen. . . .
Der zu Lübeck arretirte Capitain v. Pleß habe den König zwarn
um mächtige protection angeflehet, Se. Maj. hätten ihm aber, seiner verwegenen und auf Mord ausgelaufenen That halber, selbige verweigert, gleich sich Höchst Dieselbe der Verbrechen Dero im. Werben excedirenden Officiers um deweniger theilhaftig machen wollen, da Sie denen in frömden Landen etwa vorgehenden gewaltsahmen -Werbungen einmahl abhelfliche Maaß gegeben, indem denen Chefs der gangen Königl. Armee selbige woll ernstlich untersaget worden. Gestern haben mehr höchstgedachte Se. Königl. Maj. bey abgelegtem großen rauhen Handschuh, Vormittags mit denen par-force Hunden aufm Felde einen Bähren 3 Stunden lang heßen laßen und da solche Hunde denselben nichts an haben können, ist die Bestie, in Bey-Hülfe anderer großen Hunden, wieder in seinen Kasten gebracht. Mittags haben Jhro Maj. bey dem p. v. Grumbkow abermahl3 wieder gespeiset, we3end3 der Wirth in der vorhergehenden Nacht Austers und
andere Delecateßen von Hamburg dahin abfahren laßen, und sey es lustig hergangen. Wie jüngst gemeldet, sind es nicht von denen Dockumschen Husaren, so der König überall zu seiner Leibwache haben will, sondern es müßen die Regimenter das ad 150 Mannbeliebte Corp3 lauter remmaßirter Leute aussuchen und dern gestern Morgen 45 von hier bereits nach
Wusterhausen abgangen. Sie sollen Schimmel reiten und in rothen Müßen mit schwarzen Brehmen mondiret seyn. Cin Jude werde in
kurßen Tagen einige accord-mäßige Pferde zur Probe liefern. P. Stum. So eben höret man: daß der König gestern Abend an 2) Heinrich (später Graf) v. Podewils, geb. 1695, gest. 1760, später Friedrichs bedeutender Minister, wurde am 1. November 1730 zum Kabinettsminister als Nachfolger Knyphausen3 ernannt. Er war der Schwager Grumb>ows.
==
475%
T
==
Küche und Keller eine Ordre überkommen laßen habe, zu einer großen Tractirung in Cöpenick alle Anstalten zu machen und absonderlich genugsahme Weine und auch Wach8-Lichter dahin mit zu verschaffen solches auch als Morgen also zu bewerkstelligen pp. dahero woll Über-
Morgen vermuthlich der Galla-Tag seyn wird, Gott gebe: daß es der
große Versöhnung3-Tag seyn möge. Man höret auch: daß die gestrige: Hamburger-Post den angebentl. vor 10 a 12 Tagen bereits erfolgten Todesfall des Königs Dannemarc>
mit überbracht habe.
106. 28. Oktober 1730. Berlin, den 28. Oktober 1730.
Nach der von Wusterhausen eingelaufenen jüngst gemeldeten Königlichen Ordre, verfügte sich beydes am vergangenen Sonn- und auch Montage Küche und Keller, mit einer Provision auf 6 Tage, von hier nach Cöpenick, als woselbst sich dann auch, so woll Mon- als Dienstag3, das zu einem großen Krieg3-Recht aus allen Königlichen Pro-
vinzen und auch aus hiesigen Residencen zusammen berufene Synedrion, so aus lauter Militairen: als Generaln, Obristen, Obrist-Lieute-
nanten, Majorn, Capitainen und andern üblich darzu gehörigen Marti3-Brüdern bestehet, jedoch daß auch zugleich die Geheimen-Räthe Mylius und Gerbet mit dazu gezogen seyn eingefunden, die Anzahl dern aber so wenig, als wenig ihre genommene Conseil3 und etwa ge-
faßeter Schluß dato noch nicht bekannt noch bewußt ist. Dienstag den 24. hat der König in solcher Gegend eine große Parforce Jagt gehalten, wozu einige Gesandten, imgleichen viele der hiesigen Generals invitiert gewesen, nach geendigter Jagt aber selbige, nebst denen zu Cöpenick bereit3 gegenwärtig gewesenen Hohen und mittleren Officiern, auf dem
Schloße daselbst splendide regaliret worden, welchemnechst sich der König mit dem Geh. E. M. und G.L. v. Grumbkow, auch andern von
der Jagt Gesellschaft zum Theil, wieder nach Wusterhausen zum Theil aber wieder anhero verfüget, und sey auch der Kayserliche Ministre und G. F. Z. M. wieder mit beym Könige zu Wusterhausen, und höret man nicht, daß Se. Königl. Maj. sich die folgende Tage bey denen zu Cöpenick versammelten großen und mitlern Militairn wieder eingefunden hätten. Männiglich spiket die Ohren: das sichere resultat
1(6
von dieser Affaire zu vernehmen. Wie mansagt: habe der König annoch eine engere Commißion auf die 3 General3 v. Schulenburg, Grafen v. Dönhoff und v. Lingern*) angeordnet, ohn daß man dato ebenwenig: in quem finem? zu ergründen weiß, nur daß das hiesige
Fisch-Markt vermeint: daß diese, was die daselbst versammelte Hrn. etwa votiren mögen, hernach durchsehen, auch ihre Sentiments geben und also dem Könige, zu Faßung eines Schluüßes, referiren sollen, und wollen einige, wie woll, wie man glaubt, ohne Grund, soupconniren: als ob diese 3 Generals dem hohen Arrestaten künftig noch einen Vortrag von einer renunciation der sonst zustehenden Succeßion?) thun würden. Gott lenke alles zum besten, wie man hier durch gehens seufzet. . Der Holländische Ministre und G. M. v. Ginckel haben dem
Könige, kraft seiner von denen General-Staaten erhaltenen Ordre, ver-
schiedenemahln sehr nachdrücklich jedoch glimpflice repraesentation, dieser Sach halber, gethan, so Se. Maj. auch zwarn allemahl sehr gnädig ausgenommen, doch aber intent-mäßig zu condescendiren, beständig sich difficil bezeiget haben sollen.?) Der Hohe Arrestant habe bereits verschiedenemahlen in sehr beweglichen Termen Briefe abgehen laßen und sich zu allem submittiret, jedoch daß auch sein Hoher Respect conservirt bleibe. Die mit der älte-
sten Prinkeß leßt ganz sicher gehaltene Wiederaussöhnung ist wieder in einen Schläfer gerathen, indem Jhro Königl. Hoheit noch beständig in Dero retraite verbleiben und man nicht weiß, was darunter vor contraire Constellation sich en oppos geseßet haben mögen... .....
Der Dänische Gesandte G. M. v. Lowenör ist, auf erhaltenen Rapell von seinem Souverain, am vergangenen Dienstage in aller Eyl
von hier nach Hamburg abgangen. So eben, bey concipirung dieses, höret man v. Cöpenic> die mehr gewißere Nachricht: daß die, zu Ab-
haltung des großen Krieg3-Recht8, daselbst versammelte Personen aus denen intus benannten dreyen Generalen, dreyen Obristen worunter der v. Derschau, dreyen Obrist-Lieutenants, als v. Schenk, v. Weyher und noch einer, dreyen Majors, als der v. Lüderitz und v. Einsiedel und no< einer, dreyen Capitains, worunter der v. IJkenbliz und v. Göke
pp. imgleichen denen beyden Geheimen-Räthen Mylius und Gerbet ?) Generalleutnant Graf Achaz v. der Schulenburg führte den Vorsitz im Kriegsgericht, das am 25. zusammentrat. Schwerin, Dönhoff und Linger gaben als die drei Generale ihre Stimme ab.
?) Über die tatsächlich gewollte Absezung des Kronprinzen vgl. Koser, a. a. O.
8) Vgl. auch Droysen, IV.3, S. 110f.
4
M7
(=
bestehen. Der Gen. Lieut. v. Schulenburg ist Präse3 und denen beyden Gen. Majorn v. Dönhoff und v. Linger, der G. M. v. Schwerin beygefüget.*) Ob nun diese von dem Könige aus eigener Bewegniß, zu Applanirung der Sach, denominiret oder, wie andern wollen, sie
mit andern darum gelooset und da38 Looß also auf sie gefallen? muß man dato dahin gestellet seyn laßen. C3 will auch sonsten wieder gesaget werden: als ob der Prinz Friederich zu Schwedt wieder starke Hoffnung habe, die älteste Prinkeß zu erwünschten Beute davon zu
frademia-.
107. 4. November 1730.
Berlin, den 4. Nov. 1730.
Zu Wusterhausen hat der Kaiserl. Ministre und G. F. Z. M. pp. am vergangenen Montage den König aufs neu wieder zu Gaste zu
haben, die Gnade gehabt, als wobey dann auch zugleich der hiesige Ministre und Gen. Lieut. v. Grumbkau, imgleichen der Chur-Cöllsche Stadthalter zu Hilde8heim v. Twickel und der Holländische Gesandte G. M. v. Ginckel, nebst denen sich alsdort annoch beständig aufhaltenden Generalen, so aus allen Guarnisonen anhero verschrieben, ä 16 an der Zahl, mit gegenwärtig gewesen, und sey es dabey wieder lustig
daher gangen. Gestern ist auch daselbst das St. Hubertu3-Fest auf jährlich gewöhnliche Weise wieder celebriret worden, als wozu sich dann auch hochermeldter v. Grumbkau, v. Twickel und andere derer- Großen mehr, bereit3 Vorgestern versammelt haben, wovon man aber dato noch weiter nichts vernommen, nur daß es vermuthlich an Plaisirs und BVer-
gnügen in keine Wege ermangelt haben wird. Wie gesagt werden will, woll sich der König daselbst annoch 4 Wochen arretixen und mit denen Jagdten divertiren, ob aber die
Königin annoch heut oder morgen, mit bey sich habenden beyden Prinzen und beyden Prinßeßinnen, wiederum in hiesige Residence verfügen werde? wird sich weisen. Hochermeldter v. Twickel genießet von der Majestät große Gnade
und ist sehr wohl angesehen und gelitten, so daß der König ihn auch, 4) Vgl. S. 173 und 176. Schriften des Vereins f. d. Geschichte Berlins. Heft XLVII/XLIX.
19
178
beym wieder abgehen von dannen, allemahl selbst wieder zu kommen,
nöhtigen soll. Die zu dem zu Cöpenick abgehaltenen großen Krieg3-NRecht ver-
sammelt gewesenen Herren sind am vergangenen Mittwochen endlich wieder aus einander gangen, ohn daß man von ihrer Verrichtung und
etwa gefaßeten Schluß das geringste wahrnimbt; gleich sie dann auch woll ein jeder darüber nach zu forschen, hütet, zumahl der Souverain alles geheim gehalten wißen will und denenjenigen, so sich etwa auf Kundschaft geleget oder von der Sache gesprochen oder gar geschrieben
haben mögten, eine shwehre Ahndung gedrohet habensoll. So viel glaubt man: daß die Sach von größerer Consequence sey, als man sich die Zeit her davon einbilden können und dürfte, allem Ansehen nach, der L. v. Katte einen sehr set, und wären ihnen an solchem Tage solche
Creußer daselbst durch einen Expreßen abgeliefert worden. Manhöret auch, ob hätte der Kayser an anfangs Hochermeldtenp. Grafen v. Seckendorff') ein Intercessionale an den König abgehen
laßen, und dieser große Man solches Sr. Königl. Maj. praesentiret, was nunselbiges vor (Effect haben werde, wird sich auch künftig noch
äußern müßen. Männiglich wünschet von Herzen: daß die Affairen endlich noch zum guten Ausschlage gelangen mögen. Der General Graf v. Finckenstein ist heut vor 8 Tagen aus
Preußen hier Abends retourniret, aber zum Könige noch nicht gerufen worden, gleich sich auch seine Gemahlin dahier einige Zeither beständig ganß eingezogen gehalten und zu
niemanden
kommen
DiBa Die Geheime INäthin v. Bülow ist am vergangenen Montage zu ihrem Manne nach Litthausen abgereiset. . .
Soeben in dem Moment höret man: daß der Lieut. v. Katte?) 1) Die lebhafte Vermittlungstätigkeit Prinz Eugens und des Kaisers s. Arneth, a. a. O., Bd. 11], S. 273ff. u. Koser, S. 59; am 30. Oktober überreichte
Seckendorff das kaiserliche Schreiben. ?) Zweimal entschied das Kriegs8gericht gegen Katte auf lebenslängliche Festungshaft, schließlich verschärfte der König das Urteil und bestimmte die Enthauptung vor den Augen des Kronprinzen.
- -
479
gestern früh halb 5 Uhr unter einer ziemlichen Escorte von Gens d'Arme3 in Begleitung eines Gen3 d'Armes Rittmeister3 und des Corps
Feld Predigers, beyde mit ihm im Wagensißende, von hier nach Cüstrin gebracht sey, und daselbst in Gegenwart des hohen Arrestaten im Zimmer decolliret werden solle, zu welchem Ende ihm dann der
Feld Prediger beständighin unterwegs praepariren müßen. Er soll bey seiner Abreise von hier sich noch sehr constant bewiesen haben. Solte er perdon kriegen, woran doch die gange Welt zweifeln will;
würde es ihm und seinem Vater dem General, auch übrigen Vornehmen Anverwandten wol eine ausnehmende Freude seyn; indeßen dürfte es dem hohe Arrestaten eine gewiß nicht geringe alteration veruhrsachen, wann die vom großen Kriegsrecht ausgesprochene =- vom Könige ge-
schärfte Sentenz zur Exeution gebracht und er einen Spann kürzer
gemacht werden solte; da ihm sonst, wie das hiesige Fisch Marckt redet, das Kriegsreht nur perpetum Carceremzu erkannt haben soll; doch
wird ihm auch die Todes Strafe nicht zu hart scheinen können, wann wahr, wie glaublich, daß er sich gegen die Majt., seinem geleisteten Eyde und Pflicht zu wieder, dergestallt vergangen: daß Deroselben groß Unheil hätte zuwachsen und zustoßen können.
108. 11. November 1730. Berlin, den 11. November 1730.
Nach dem jüngst gemeldtermaßen, der Lieut. v. Katte gestern vor 8 Tagen, unter einer E3corte von 30 Mann Gens d'Armes in Be-
gleitung des Ritt-Meister3 v. Aßeburg und des Gens d'Armerie Feld-
Predigers nach der 10 Meil vonhier entlegenen Veste Cüstrin gebracht und daselbst den 3. Tag darauf, am vergangenen Sonntage, abge-
liefert worden; hat der, auf Königl. Befehl, dahin voraus gegangene Geh. Rath pp. Gerbet, in Gegenwart des gleichfalls aldar schon an-
gelangt gewesenen Obristen v. Derschau und anderer dazu bestimmter Officiern, demselben abermahl3 das TodeSurtheil vorlesen und auf den folgenden Tag, deßen die Uxecution anfündigen müßen. Der FeldPrediger hat demnechst die Devotion mit ihm continuiret, da andern Morgen3 der Condemnatus bald nach 7 Uhr im Scloße sich auf einen daselbst angefahrenen Sand-Haufen, gleich gegen des CronPrinzen Fenster über, eingefunden und wie Se. Königl. Hoheit ihn 12*
"Fe
--“
darauf angeredet.
180)
“u
--
Mons. Katte! ich bitte euch vergebet mir, wann
I< euch zu leyde gethan und Uhrsach an euern Tode bin; und er jich
dagegen hinwieder ganß constant in Antwort vernehmen laßen: IJhro Hoheit haben nicht Uhrsach um Vergebung zu bitten, weiln Sie mir nichts zu wieder gethan und ich selbst meines Todes Uhrsach bin pp. er darauf mit Gebet sich zu Gott gewandt, so folglich sich selbst die Augen verbunden und also in gleicher Constance des Hencker8 Schwerd-
Schlag abgewartet, der dann auch so glücklich gelungen, daß mit einem Hieb der Kopf vom Cörper abgesondert worden; welchemnechst man dem Leichnam mit dem ausgebreiteten schwarzen Tuch bedecket und also bis 2 Uhr Nachmittags zum Schau liegen laßen; da man selben in einen Sarg geleget und die bestellte 12 Bürger des Orts selbigen
jo folglich zur Beerdigung auf den Kirchhof getragen; mit welcher Tragedie dannin so weit dieser Actus geendet, und wird gesagt: daß, wann der König dieses decollirten Lieutnant8 Verbrechen nach der rigoeur hätte bestrafen lassen wollen und nicht consideration für die viele vornehme Verwandten gehabt hätte, Se. Maj. selben mit einer weit eclatanteren Tode3-Strafe belegen können. Unter andern will auch verlautbahren: daß, wie ein großer König?) den Printen, durch einen Hand-Brief von dem vorgehabten Dessin abzustehen vermahnet, und dieser auch darauf ein solches angenommen und desistiren wollen, der Lieutenant Se. Königl. Hoheit ein solches wiederrathen und zu dem einmahl gefaßeten Vorsatz aufs neu encouragiret hätte pp. Und
solches und andere, bey der Sach, vorkommende Umstände, so nicht einem jeden bekannt gemacht werden weniger, sich darnach zu erkundigen, erlaubet ist, sind wahrhaftig! woll von überwichtiger calibre, einem solchen des Kopfes verlustig zu erklären, und wenn jemand davon anders raisonniren wolte, würde er gewiß die Majestät beleydigen und denen, wie mansagt, beorderten hiesigen Fis8cälen, zur scharfen Ahndung, gerechtest in die Hände verfallen. Wie gesagt werden will, habe der reformirte Hof-Prediger zu Cüstrin Clasen, welcher vordem auch hier Dohm-Prediger gewesen, nachdem er den Cron-Pringen ohnlängst die heilige Communiongereichet, das Herz gefaßet: eine schriftliche Vorbitte an den König abzulaßen, so aber Se. Maj. ungnädig genommen und sich verlauten laßen hätten: den Intercedenten zu einer Pvenitenz-Pfarre nach einem Dorfe translociren laßen zu wollen. Wie einige wollen würde der Cron-Prinz in wenig Tagen zum König ge1) Der König von England. Koser, S. 37.
„81
1
=
rufen werden, und würde so dann die völlige Aussöhnung erfolgen, da
auc< Se. Königl. Hoheit eine beständige Residence zu Cöpenick gestattet werden sollte, weSend3 auch bereits neue Cammer-Diener und Laqueyen auch andere Bediente ausgesehen wären, und vermeinet man auch: daß
Deroselben eine gewiße Mannschaft von dem neu errichteten HusarenCorps zur Guarde übergeben werden werde, so die Zeit lehren wird.
Ihro Maj. die Königinn sollen sich nicht allzu woll auf befinden; absonderlich ist aber der ältesten Königl. Prinkeß am "7. hier Mittags an der Tafel, ein schwerer Zufall zu gestoßen, da Selbige, nach einem ausgebrochenen kalten Schweiße % Stunde ohne alle Empfindung gelegen so! daß man Sie auf dem Tode nahe zu seyn gehalten; Derowegen bey Hofe alles in die größte Consternation gerathen und nur lautes Weinen und klägliches lamentiren gehöret worden.
Der Leib-Medicus Stahl selber, nach dem er sofort herzu gerufen,
hat den Kopf starc> geschüttelt. Ihro Königl. Hoheit liegen noch beständig zu Bette, haben große Herzens Angst und daher weder Tag oder Nacht Ruhe, sollen auch überdem Vorgestern noch mit einer heftigen Colique befallen worden seyn, wesfall8 bey Hofe noch alle3 in betrübten Umständen constituiret feyn soll.2) . .
E3 will auch gesagt werden: daß der Lieutn. v. Keith,?) welcher sich im Monat Augusto zu Wesel invisib1e gemachet und von dannen nach
Holland auch so ferner nach Engeland reteriret hat, daselbst naturalisiret und von Sr. Groß-Britannischen Maj. mit einer Compagnie providiret worden sey. Dieser hat sich woll von Herten zu gratuliren, daß er aus hiesigen Landen einer obgeschwebten großen Gefahr entgangen
und sich anjezo in einem so glücklichen Zustande constituiret befindet. Da3 nach Cüstrin weg gewesene Commando von Gen3 d'Arme3 habe den enthaupteten K. bis um 2 Uhr umschloßen gehalten, und ist
selbiges vorgestern hier wieder, unter der Führung ihres Majsor3 v. Scha, rückfommen.
109. 18. Jovember 1730. Berlin, den 18. November 1730.
Da bey jetziger Jahre3zeit vordem der König gewöhnlichermaßen 2 mahl nach Wusterhausen zu gehen pflegte, haben Se. Majt. vor das ?) Nach den Schilderungen der Markgräfin war diese Krankheit nur Verstellung.
3) Über Keith, vgl. Koser, passim.
132
mahl, nach denen Rep-Hüner und Parforce Jagten, auch das Schweine Jagen in solcher Gegend abzuhalten beliebet, und wird künftigen Mittwochen da3 lehte Jagen seyn, da der Hof das 8ejour zu Wusterhausen quitiren, der König nach Pot3dam abgehen und die Königinn mit bey sich haben 2 Prinkeßinnen und 2 Prinken, wieder da8 Winterquartier dahier beziehen werden. Von demerlegten schwarzen Wilde ist denen hiesigen Bedienten und andern eximirten, imgleichen auch denen Brauern pp. nach der repartition und Taxe, bereit3 zur Consumtion
zu Theil geworden und wird da3 übrige, so annoch gefället werden wird, auf gleiche Weise noch ausgeteilt werden. Der Cron-Prinß*) hat nunmehro, aus der Clausur, hinwieder Freyheit in Cüstrin herüm zu gehen und darf auch die dasige Regierung und die Officier3 mit Sr. Königl. Hoheit wieder conversiren; der Rede nach, beruhe aber die völlige liberte annoc< darauf, daß no< etwas unterschrieben werden soll; we3end3 gestern die hiesige Cabinet3-Ministri v. Bor>, und von Thulemeier nach Wusterhausen abgangen und von dannen die Tour auf Cüstrin nehmen werden. Der König habe selbigen aufgegeben gehabt: ein Project eines
eydlichen Reverse3 zu machen und wie sie 8 K nicht nach de3 König3
intention getroffen verfolglich ein andere3 enkwerfen müßen und auch solche3 der Majestät nicht anständig gewesen sondern sie daher aus beyden ein drittes formiren müßen, habe dieses Beyfall gefunden und glaubt man: daß selbiges, durch Cron Prinkliche Unterzeichnung, zur
Würcklichkeit gebracht werden solle. (Es verlautbahret davon: daß, nach dem, auf Kayserlicher Majestät Jnterceßion: Se. Königl. Maj. Dero
Cron-Prinken sein Verbrechen verziehen, dieser solche3 allerhöc v. Münch, ein Cavalier, den man überall distinguiret und
der am vergangenen Sontage zu Wusterhausen beym Könige zu speisen die Gnade gehabt, gleichfalls zu der Bedienung an des v. Wolden
Stolle, et auch in kurken wieder von hier gehen wird. Die älteste Königl. Prinkeß ist noch in schlechtem Zustande und hält noch das Bette, wiewoll do< Jhro Hoheit sich dann und wann wieder auf begeben sollen, und machet man sich Hoffnung:
daß, wann Jhro Maj. Dero Frau Mutter, erst wieder hier seyn werden, sich die JndiSposition völlig wieder verliehren werde, weiln Sie Selbige 2) Er präsidierte nicht, mußte auch die Schriftstücke der Kammer als lekter unterzeichnen. Vgl. Bericht 111. 3) Vgl. ausführlich über des Kronprinzen Leben und neue Umgebung in Küstrin bei Arnheim, a. a. O., S. 4öff.
=
184
--
herkinniglich liebet und ehret, die Könginn auch die Prinkeß, als Dero erstgebohrene Tochter, von Jhrer Kindheit an, vor andern, mit vieler tendresse distinguiret. Man spricht sonst: daß der Fürst von Anhalt Deßau, der hiesige G. F. M. Gr. v. Wartensleben und die beyde Feld Marschalle v. Arnim und v. Naßmer, imgleichen der General v. Katte, und zwarn jene, wegen
ihres hohen Alters, und dieser aus einer anderen Uhrsach, Jhre
Dimißion aufs inständigste nachgesuchet hätten,*“) der König ihnen aber selbige verweigert und gesagt hätte: Ich wüste woll nicht, was ihnen hätte können zu wieder geschehen seyn; daß dem Lieut. v. Katte das Leben
abgesprochen und er solches verliehren müßen, hätte, wegen seines großen Verbrechens, nicht anders seyn können sondern zu einer so harten Resolution wieder Willen geschritten werden müssen; indeßen hätte ein jeder, Jhre, beständig alle vorige Königliche Gnade und würden Sie solches in der That zu empfinden haben; gleich dann auch bereits einige von der Kattischen Famille durch Königliche Promotions in der Tat
empfunden habensollen. (Es will gesagt werden: als ob der aus Engelland dahier retour-
nirte Königl. Resident v. Reichenbach von seinen gehabten Verrichtungen einen solchen Bericht abgestattet, daß man bey Hofe darüber content sey und viel erfreuliche folgen hoffe, so der liebe Gott wolln, obgleich
tiefsichtige der Meynung seyn: daß die Verbitterung sicherer hoher Häupter noch so leicht nicht versüßet oder ausgesöhnet worden werde. ...
110. 25. JHovember 1730. Berlin, den 25. November 1730.
Außer denen jüngstgemeldten beyden Cabinet8 Ministern G. L. v. Borc> und v. Thulemeier, sind auch annoch der Geh. E. M. und G.L. von Grumbkau, G. L. v. Egeln, G. M. v. Glasenap und die Obristen v. Than3s und v. Derschau als Friedenöboten, mit nach Cüstrin gereiset
und haben dem Cron-Printen daselbst die Hof-Staat formiret, als nehmlich den Geh. Rath und Hof Marschall v. Wolden und die auch lebt gedachte beyde Cammer Junkern v. Naßmer und von Rohwedel, 4) Diese Generale und natürlich der Vater des Hingerichteten waren mit der Strenge des Urteils nicht einverstanden.
=
i85
?
=
imgleichen 3 Laquaien und 2 Köche; Pagen und Cammerdiener sind aber noch nicht angeseßet sondern werden künftig noch angeordnet werden, weil e8 das Ansehen gewinnen will als ob die Versöhnung noch so nicht überall ihre Richtigkeit habe sondern darunter noch ein anderes zu ajustiren sey; immaßen man dann auch noch nicht höret, daß der
Rever3, wovon sonst gesagt worden, durch die Unterschrift vollenzogen sey. Die abgeordent gewesenen sind am Dienstag über Wusterhausen hier retourniret.
Wegen Ihro Königl. Hoheit Wohnung ist auch eine Veränderung gemacht und Deroselben, anstatt des Schloßes zu Cüstrin der Aufenthalt in des Gouverneur3 Hause so ein schön Gebäude zu gestanden worden.
Es habe auch der König den biöherigen Cron Prinklichen Cammerdiener, Nahmens Rausch, von Cüstrin nach Wusterhausen kommen laßen und selbigen über verschiedene Dinge quaestioniret auch so folglich die gnädigste Versicherung gegeben: daß beym Cron Prinken er, als erster Cammerdiener bleiben solle. Sonsten rouliren hier drey von dem enthaupten Lieut. v. Katte
auf der Reise wie er nach Cüstrin gebracht worden, geschriebene Briefe als einer an den König, der andere an den G. F. M. Gr. von Warten3-
leben?) und der dritte an seinen Vater den Gen. v. Katte.
Der König
soll den seinigen erst 2 Tage nach deßen Execution erbrochen, und gelesen haben, da wie man sagt, deßen Jnhalt dergestalt befunden sey, daß Se. Majt. gesagt: Sie wolten wünschen selbigen so fort nach Cmpfang gelesen zu haben, al8dann Sie ihm auch das Leben geschenket haben würden. Hochermeldter G. F. M. Gr. von Wartensleben haben über seinen erhaltenen Brief viele Trähnen vergoßen, und wird der Gen. v. Katte woll nicht weniger über den Jnhalt des dritten, wovon
Abschrift hierbey kömt in eine große Wehmuht verfallen seyn. C3 wird auch debitiret: daß der Gen. d'Armen Prediger sich dadurch einige Ungnade zu gezogen, daß er bey der Bxecution den Ge-
sang: Jn Dich habe gehoffet Herr p. absingen laßen, weiln der 5. Ver3: expregsions in sich hält, so bey diesen casu etwas choquant gehalten werden wollen; überdem habe sich auch der v. Katte beym leßten Verse
einiger sichern Exilamationen und Expressionen gebrauchet, so anstößig gewesen seyn sollen. Mit der ältesten Königl. Prinzeß Maladie bleibt es 1) Dieser Brief (natürlich anders gefaßt) auch in den Memoiren der Markgräfin.
186
einen wie den andern weg und ob sich selbige am 22. zwarn etwas aus
dem Bette gemacht, hat es doch keine Dauer gehabt sondern sich viel-
mehr durch zugestoßene Ohnmachten gezeiget, daß sich der Zustand noch so nicht zur Besserung anschicken wolle, daher der Leibmediku8 Stahl no< alle Künste anwendet. . .
Anlage 1.1) Schreiben so der seel. Hr. von Katte unterwegens von Berlin nach Cüstrin an seinen Hrn. Vater geschrieben. In Tränen mögte ich zerrinnen, wenn ich daran gedenke, mein Vater, daß dieses blat ihnen die größeste Betrübniß, so ein treue8 Vater Herß empfinden kan, veruhrsachen soll, daß die gehabte Hoffnung meiner Zeitlichen Wollfahrt und Ihres Trostes im alter mit einmahl verschwinden muß, daß ihre angewandte Mühe und Fleiß in meiner Erziehung zu der Reiffe des mir gewünschten Glück8 jo gar umsonst gewesen, ja! daß ich schon in der Blüthe meiner Jahre mich neigen muß, ohne vorhero Ihnen und der Welt die Früchte Jhrer Vermahnungen und meiner erlangten Wißenschaften zeigen zu können; wie dachte ich nicht mich in der Welt empor zu bringen und Jhrer gefaßten Hoffnung ein Genügen zu leisten! wie glaubte ich nicht, daß es mir an meinem zeitlichen Glücke und Wollfahrt nicht fehlen könte! Wie war ich nicht eingenommen von der Gewißheit eine3 großen Ansehens! aber alle3 umsonst. Wie nichtig seyen nicht der Menst herum gegangen und hat vor die kleine
Prinzen und Prinkeßinnen allerhand kurzweilige Sachen eingekauft. Se. Mast. haben am Sonntage und darauf erfolgten ersten und anderen Christ-Tagen zu Schloße gespeiset, wozu nur jede3mahl etwa 6 oder 7 der Großen genöthigt worden, und ist seiter Dero 8 tägigen Hierseyn, nur einmahl große Tafel bey Hofe gehalten worden. Am 3. Feyer-Tage hatte der Kayserliche Ministre und G. F. Z. M. Gr. v. Seckendorff die Gnade, Se. Majt. zu Mittage zu regaliren, wobey
zugleich einige frömde Gesandten auch hiesige Ministri und Generals zugegen gewesen, da auch bis in die Nacht ausgehalten worden. Am 28. habet: Se. Majt. das Corps der Cadets besehen und daraus
einige hervor gezogen, [so als Unter-Officiers placiret werden jollen. Gestern hat der Holländische pp. G. M. v. Ginckel den König zu be-
wirthen gleichfalls die Gnade gehabt und, ob Se. Maj. gleich annoch heut oder gewiß Morgen von hier nach Potsdam abgehen werden, so werden Sie dennoch Dienstags den 2. instantis dahier retourniren und am Heyl. 3 Könige-Tage auch Dero Etat8-Rath und Geheimten Cabi-
net3-Secretair v. Thulemeier die Gnade wiederfahren laßen, auch bey jelben zu speisen.
Allerhöchst gedachte Se. Königl. Majt. sind zeither jer vergnügt zu seyn, verspühret worden, und will man solches vor ein gutes Omen einer
in kurßen völligen Harmonie und Vertrauen3 zwischen Deroselben und Sr. Königl. Majt. von Groß-Brittannien, halten, um so viel mehr! da man in3geheim versichert werden will: als ob vor Höchst gedachte
Se. K. Groß-Brit. Majt. Deroselben ohnlängst schriftlich die freye Macht gegeben, nach Dero Gefallen von der Verlaßenschaft Dero Herrn Vatern
König George 1., glorwürdigsten Andenkens, zu disponiren.
200
Man. redet auch noch beständig: daß der Cron-Print am 24. Januarij], als deßen Geburt8-Tage, den König und die Königinn zu sehen, nach Potsdam kommen würde; al8 wohin der Hof den 9. oder 10. sich erheben will. Das jüngst gedachte Carmen gehet vorjezo in Abschrift hierbey. Die älteste Prinkeß befindet sich, leyder! noch in voriger Unpäßlichkeit und solet werden: daß e8 noch von des Grafen v. Degenfelds negociation gang still ist. .
Die Verwittwete Generalinn v. Dörfling hat dem Könige am
ersten Weynacht3-Tage eine gute Schüßel gekochten Sauer-Kraut3 mit einer gebratenen fetten Ganß zu Schloße tragen laßen, weiln Se. Maj. dergleichen gern eßen, und am 2. Feyer-Tage auch eine Schüßel recht
scte translocation Des
hiesigen Gymnasii Joachimici, doh noch nach Joachimsthal, alwo e8 eigentlich fundiret ist, vorzunehmen gesonnen wäre und das hiesige kostbahr aufgeführte Gebäude dem Corps der Cadets übergeben, der Ort aber, wo dieselbe vorjeßo unterhalten werden, hinwieder zum vorigen Gebrauch de8 Hez-Gartens aptiret werden solte.*) .
Da jüngster Tagen der hiesige Haus-Vogt dem Könige referiret: daß die bey ihm sißende viele Deliquenten nicht Verwahr genug haben könten; ist ihm darauf die Antwort geworden: daß die viele WildDiebe, und mit denen selben der Ober-Villetier Drave mitten ein,
gehendet, die mit demselben aber echapirt gewesene Bayern und das übrige Gesindel gleichen Gelichter3 mit Staupenschlägen nach dem Zucht-Hause zu Spando gebracht werdensolten.
117. 13. Januar 1731. Berlin, den 13. Zamtarij 1731 Wie im vorigen p. gemeldet, hat der König am 6. mit verschiedenen großen Generaln und hiesigen und frömden Ministern bey dem 1) Das Joachimsthalsche Gymnasium hatte seinen Platz in der Burgstraße unverändert von 1688 bis 1880 inne; vgl. Festschrift zum 300jährigen Jubiläum des Kgl. Joachimsthalschen Gymnasiums am 24. August 1907. Halle 1907-
Bd. I, S. 26ff.
203
Gehn. Etat8-Rath und Cabinets Secretair v. Thulemeyer Mittags und Abends gespeiset, und hat sich die hohe Gesellschaft überall dabey
sehr vergnügt bezeigt. Da sonst der König bey dergleichen Gastereyen nach aufgehobener Mittag3-Tafel, Sich nach Hofe tragen zu laßen und eine oder ein paar Stunden zu ruhen pflegt; haben Jhro Majt. die3mahl zu der Gesellschaft gesagt: Ihr Herren! wir werden hier woll heut bey einander zusammen bleiben, ihr könnet euch nun ein wenig mit Spielen divertiren, I< will hier ein Bett suchen und mich eine Stunde niederlegen. Von der überaus großen Sumptuosität, womit sich der Wirth distinguiret, wird viel gesprochen; dann da der König einige Wochen vorher demselben angekündiget: daß zu der Zeit, wann er sein neu
erfaufftes Haus bezogen, selbiges mit einer Mahlzeit eingeweyhet werden solte; so hat er bey solcher ihm zum erstenmahl wiederfahrenden Gnade auf alle Weise dahin trachten wollen, seinen Souverain aufs beste zu bewirthen, und dieserwegen extraordinaire Depensen gemachet, maßen er aus England, Holland, Hamburg, Hannover, Preußen, Bre8lau und Leipzig von allerhand Delikateßen an EßWaaren und Weinen auch reiffen Früchten verschrieben und 3mahl mit 20 Schüßeln anrichten auch da3 4. mahl allerhand zu dieser Zeit rare Sachen zum Nach-Tisch aufsezen laßen. Wie content nun auch Se. Majt. Sich bezeiget; so hört man dennoch nicht, daß der v. Thulemeyer, wie man vermuthet gehabt, zum würcklichen Etat3-Ministre declariret wäre. Bey dem auf diesem Festin vorgegangenen Spiele, habe der vor 8 Tagen von Wien anhero' gefommene Rußische p. Cheremetoff, welcher NB. nicht der große Ge-
neral sondern deßen, al3 Rußischer Gesandter in Spanien gewesener Sohn oder Vetter seyn soll, 800 Spec. Ducaten verlohren, welche der hiesige Ministre und General v. Grumbkow meehrentheils zur Beute davon getragen.
.
.
So viel jeho verlautet würde der König Sich noch bis künfftigen Dienstag oder Mittwoch hier arretiren so dann aber wieder nach Potsdam und demnechst wenig Tage darauf zu einer Jagt nach der NeuMar> gehen, wobey sich der Cron Print gleichfals einfinden und Se. Majt. die erste reverence wieder machen würde, da Sie sich so folglich mit einander wieder nach Potsdam erheben und auch die Königinn gegen solche Zeit mit der 3. und 5. Printeß daselbst einfinden würden. Der Königinn Majt. hätten zwarn eine tentative getan: die älteste Prinkeß beym Könige wieder auszusühnen, doch aber
annoch nicht reüßiren können.
8. 304
Bey der Gelegenheit, da der König Dienstags den 9. auf der Parade die Bataillons ein-marschiren sehen; traten Se. Majt. nachdem die ganße Wach Parade zum marschiren fertig stund, zu denen zusammen gestandenen Nußischen p. v. Bestuchef und Holländischen p. v. Ginckel und redeten dieselbe mit diesen Worten lächelnd an: Nun
ihr Hru., wie lauten eure Briefe, ist Krieg oder Friede? Worauf der Gen. v. Ginckel antwortete: Mar, wan ji orlogt hebben wilt, werden
ju bystan. Jhro Majt. machten darauf ein kurzes Compliment und verfügten sich zu den Kayserl. p. v. Seckendorff und unterredeten sich mit selben, wehrender paßirung der gangen Wach-Parade, unter beständig vertrauten lächelnden Minen.) Weiln die Pot8damsche große Mannschafft von einer solchen Seuche befallen ist, daß daran viel wegsterben; so habe der König den
dasigen General Chirurgum Holtendorff und seinen Handlanger Boneßen sehr übel angelaßen und beyde caßiret. . .
118. 20. Januar 1731.
Berlin, den 20. Januarij 1731. Gestern sind Se. Mt. wiederum von hier nach Pot3dam
abgangen und wolten einige: daß Sie hier schon als Morgen retour„niren wolten. Wohergegen andere sagen: als ob Jhro Mt. die Königinn mit dem 2. und 3. Prinzen imgl. zweyen Prinkeßinnen,
binnen 8 Tagen nach Pot8dam folgen und daselbst den Marggrafen v. Bareuth mit Dero Erb-Prinken im Monath Februario- einwarten würden, um so dann die Versprechung der 4. Königl. Prinkzeß mit
hochgedn. Erb-Pringen zu vollenziehen. C3 hat sonst der König fast alle Abende eine Schlitten-Fahrt angestellet, da bald 10, bald 12 und auch mehr Schlitten die Reihe gehalten und in dem ersten p. die denen Artilleristen übergebene Bock-
pfeifer und Sc Sand streuen und vermuhtete man daraus! daß die Hohe Überkunft von Pot3dam anhero geschehen würde, weiln allemahl Sand gestreuet wird, wann Sr. Majt. vom Podagra incommodiret sind, und erfolgte auch die Hohe Ankunft dahier Nachmittags um 4 Uhr. So fort, bey Anwesenheit, ließen Ihro Mast. die 4. Prinkeßinn der Ordnung Sophie, destinirte Braut des Erb-Printzen von Bareuth, imgleichen Dero jüngste Prinkeß Schwester Amalie zu sich herunter kommen und wurden, bey Erblickung der Prinzeß Sophie, Jhrer Größe halber, in etwas surprenniret, immaßen Selbige erst vor 2 Monathen in ihr 13. Jahr getreten und doch vor Ihren 3 älteren Prinzeßinnen Schwestern hervorgewachsen, so! daß der König deßwegen zu Ihr gesagt: Sophie! wa3 hast Du gemachet, daß 4) Ahnliche Meldung betr. den Straßburger Münsterturm bereits von Borrmann, a. a. O., S. 249, Anm. 1, mitgeteilt.
259()
du so groß bist, du wachsest mir ja übern Kopf her, laße Mir deine Schue sehen p. Wie nun daran Absätze oder Hacken, etwa 2 Zoll hoch, wahrgenommen worden, hat der König gesagt: weg damit! die hast du gar
nicht nötig. Des folgenden Morgen3 besuchte der König den kleinsten Prinzen, welcher beynahe 1 Jahr alt, und erschienen auch dabey zugleich obhochgedachte beede. Prinheßinnen, auf Ordre, wieder mit. Als nun
der König an der Prinkeß Sophien angemercket: daß Sie sich nicht in der Länge, wie vorigen Tage38 praesentirte; haben Jhro Majt. die niedrige Absäße approbiret und Ihr zu solcher Zeit viel douceurs
gesagt. Solchen Mittag3 speiseten Jhro Majt. bey dem Kayserl. Minister und G. F. Z. M. wohin Sie sich in einer Port-Chaise tragen ließen, und musten die Porteurs so gar die Treppe hinauf bis ins Zimmer
tragen; bey welchem Festin dann auch verschiedene auswärtige Ministers und hiesige Generals gegenwärtig gewesen. Am 3. Ostertage gingen Jhro Majt. Morgen3 um 9 Uhr wiederum von hier über Spando, daselbst die Waßer-Fluht und den dadurch causirten und noch zu befürchtenden Schaden in hohen Augenschein
zu nehmen, nach Pot3dam ab, alwo auch das Waßer die lange hölterne Brücke über der Havel weggerißen haben und viele Gaßen unter Waßer
stehen sollen. Alhier ist die Spree, sonderlich in der Nacht vom 24. aufm 25. hoch angelaufen, so! daß alle Keller am Canal voll Waßer, ohngeachtet die Schleuse schon die Tage hier beständig offen gestanden und ist vor ein
Paar Tagen eine hier im Stadt-Graben befindliche Loh-Mühle durch die starke Fluht ganß aus ihrem Postement geworfen und sehr besc wieder eingetretenen Kälte, da vor ein paar Tagenselbige nach dem Thermometer auf den 40. Grad gestanden, sind deß Marg-
99591
grafen Albrecht Königl. Hoheit dennoch den 3. Feyertag von hier nach Dero Lust-Schloß Fridrichsfelde abgangen und haben sich auch Se.
Königl. Hoheit der Marggraf Christian Ludewig deßfolgenden Tags nach der Sommer-Residenz Malcho erhoben. Höchstermeldter Marggraf Albrecht haben von Eisenach die schmerkßliche Nachricht erhalten: daß Dero Frau Tochter die Herkoginn einen schlimmen Zufall an der Brust
überkommen und sich selbige deshalb nicht außer Gefahr constituiret finden soll. Dem Verlaut nach, werde in der instehenden Woch zu
Potsdam ein großer Krieg8-Raht gehalten werden, alß wozu auch der Feld-Marschall von Arnim eingewartet würde und solchemnechst sofort die aus Preußen und sonst aus denen entlegensten Provincen beim
Könige annoch anwesende Generals nach ihren Posten und Regimentern wiederum rückgehen müßen, gleich sie beordert seyn. Der G. M. Gr. Truchses v. Waldburg stehet in procinetu zu dem
Könige von Pohlen nach Dresden, seinen vormahligen Posten zu
reoccupiren, abzugehen. Anfangs Hochermeldter Kayserl. Minister und G. F-. Z. M. hat 2 Courier3 nach einander, mit der guten Zeitung, von
Wien erhalten: daß zwischen Jhro Kayserl. Majt. und Sr. Königl. Groß-Britt. Majt. wie auch denen Herren Staaten-General p. am 16. huJ. ein besonderer Vereinigung3-Tractat geschloßen und Signiret
worden.) Sonsten höret man auch: Daß der sich auf seiner Commenthurey Ließen aufhaltende di8graciirte Minister v. Cnyphausen zu zweyen mahlen vom Schlage gerühret und zu deßen Genesung schlechte Hofnung sey. Der Groß-Ceremonien-Meister und Geh. Raht Baron v. Gundeling ist auch in einem dermahligen schwachen Zustande, daß man glaubt: er werde in wenig Tagen den Weg aller Welt gehen; da nun der seiter vielen Jahren bekandte Autor der Entrevüen, oder so genandten Ge-
spräche im Reiche der Todten, Fa8man nach Pot8dam gefordert worden, läuft das Bruit: daß er dem v. Gundeling nicht allein in allen seinen
Chargen succediren sondern auch ebenmäßig baronisiret werden solte, verfolglich dürfte das Publicum von ihm keine Entrevüen mehr zu gewarten
haben.
.
.
P. S. So eben höret man, daß der Ober-Billettier Drave heut
früh nach Spando gebracht, um daselbst 6 Jahr lang die Karre zu
ziehen. Seine Amasia des Kaufmann Bayer3 ungetreues Cheweib hat aber, weiln fie krank, zum Spinn-Hause dahin noch nicht abreisen können. 1 2Val. 3. 215, Anm. 1.
SIe)
129. 7. April 1731. Berlin ven. 7. April 1731. Da der, zur Notification des am Char-Freytage erfolgten Hochsehl.
Absterbens, weyl. des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn August Wilhelm, gewesenen Negierenden Herkogen zu Braunschweig und Lüneburg“) p. von des jeßo regierenden Herrn Herkogen Ludewig Rudolph Hoch-Fürstl. Durchl. anhero abgeordneter dahier vor wenig Tagen angelangete Herbogl. Hoff-Marschall v. Hunecke, auf beym Könige ge-
schehene Anfrage, auf heut nach Pot3dam apointiret worden, so ist auch derselbe, in Begleitung des Kayserlichen Minister und Gen. F. Z. M. Gr. v. Seckendorffs heut früh von hier aufgebrochen und dahin abgereiset, ohn daß man weiß: ob annoc aus der Hand geschoßen.
Besagte Revus ist, gleich wie vorige Jahre solche gewesen, gehalten; nur dieses ist jeho, als etwas besonderes, remarquiret: daß die Köni-
ginn, nebst der Herkoginn von Bevern, der ältesten Königlichen Prinkeß und der Beverschen Prinzeß Braut auch einige Damen von Hofe, sich bereits des Morgens um 5 Uhr draußen finden laßen, nichtminder alle frömde Herrschafften, zu denen auch der Erb-Prink von Bareuth, welcher am 27. Abend3 arriviret, zu sezen.?) 3) Oberst Karl Friedrich von Papstein führte von 1729 bis 1733 das nachmals von Bredow'sche Kavallerieregiment, es lag damals im Magvdeburgischen, später in der Altmark. 1) Vgl. M6&moires . . . 1, S. 302ff.
237
Solche hohe Herrschafften sind ingesamt hinter Se. Majt. den König die Linien paßiret, haben auch bis zum Ende dem nac avancirten reconeiliation zwischen bey den Höfen, einige angenehme Nachrichten überbracht hätte; und dann sagen andere: es würde jelbige durch eine Mariage einer Englischen Prinzeß mit dem Cron-
Prinzen befestiget werden, wiewol alle3 auf bloßen Muthmaßungen beruhen kan. Das Beylager der ältesten Prinkeß mit dem Erb-Prinken von Bareuth werde, wie man höret, antipiciret und an statt mit Au8-
gang Novembris, am 1. solchen Monath3 vollenzogen werden, wie dann auch der Prinkeß Meubles schon eingepacet und emballiret werden. ..
153. 22. September 1731. Berlin, den 22. Septembris 1731. Zu Wusterhausen werden die Parforce- und Rephüner-Jagten an-
jeßo wiederum, wechselweise, 4 Tage in der Woche fortgesezt und par-
961
ticipiren von solchen plaisirs zugleich der Fürst von Deßau mit bey sich
habenden beyden Pringen, imgleichen die Erb-Prinzen von Bareuth und Hohenzollern, mithin einige Generals und frömde Gesandten. Der König läßet von solchen Geflügel einen guten Theil an die Marggräfliche Personen wie auch die Generalität und einige Minister anhero
zum Present überkommen. Dem Königlichen Prinßen August Wilhelm ist auch nunmehro zum erstenmahl mit einer Flinte auf die Jagt zu gehen, erlaubet worden und hat Er den geschoßenen ersten Cram3-Vogel an die alte Gouvernantinn der Königlichen Kinder die v. RNovccoul, als
ein Present, anhero übersandt. Wann die Jagten daselbst absolviret, wird die übrige Zeit mit der gelehrten Zunfft zu gebracht und halten die Herrn Professores Drost, der Doctor Medicinae Stech und der Advokat Treuber ihre Collegia und soll der König absonderlich mit dem Medico sehr Satisfait seyn, gleich Se. Majt. denselben den Titel eines Hoffrath8, mit einem apointement von 600 Rthlr., bey gelegt haben und ihn beständig Herr Doctor Hoffrath nennen sollen. Annoch ein Vierter, zwarn nicht gelahrter doch inventienser Schneider-Gesell von Pot3dam ist denen dreyen Männern beygefügt und sey der König mit deßen Qualitäten auch absonderlich sehr content. .
Man höret auch:
daß der hiesige Geh. Etat83-Minister und
Cammer-Gericht3-Praesident v. Coccey, an des v. Bruch Stelle, die
Praesidentur bey dem hiesigen Ober-Appellation3-Gericht, nebst der Direction von denen Lehn3-Sachen, überkommen und dahergegen gedachter von Regenöburg hier bald anfommender v. Bruch hinwieder das Praesidium Camerae Justitiae, nebst denen Criminal-Sachen, verwalten werde, welches ihm aber verdrießlich fallen mögte, da er ein-
mahl zu jenen Fonctionen vociret worden, maßen auch dabey da3 meiste utile und die wenigste Arbeit ist.“) Denen hiesigen Schuß-Judenist angedeutet: daß sie auf der Friederich8-Stadt wohnen und dero Behuef einen darauf am Ende belegenen zimlich großen Plaß bekommen sollen. Der König will sie sodann darin befestigen, des Abends verschließen und des Tags wieder frey aus und eingehen laßen, doch soll ihnen auch frey bleiben: in hiesiger Residenh ihre Boutiquen, zum handeln, zu behalten. Sie krümmen sich dabey sehr und machen sich Hoffnung: vermittelst eines Stück Geldes die gefaßte Resolution abzulen>en. 1) Am 9. September wurden Cocceji zum Präsidenten des Oberappellation3gerichts und Balthasar Conrad zum Broich zum Präsidenten des Kammergerichts ernannt. Act. Bor. V.1, S. 311ff.
2962
154. 29. September 1731. Berlin, den 29. Septembris 1731.
Man hat zwarn gesagt: als ob der König gestern anherokommen und bey dem Obristen v. Siedow in deßen neu erbaueten Hause speisen
würde, so aber also nicht erfolget noch geschehen ist, vermuthlich aus der Uhrsach: daß solc< kostbahres Haus noch nicht zu seiner vollenkommenen Perfection gediehen, sondern dazu erst binnen 3 Wochen gelangen wird. Jhro Majt. die Königinn sind zwarn von Dero Indispogition hergestellet, entziehen sich aber, so viel möglich, von denen Jagt-Plaisir3, damit Sie sich, bey der rauhen Herbst Lufft, in. der
Morgen-Stunde, fernerer besorglichen Gefahr der Gesundheit nicht exponieren mögen. Der 3. Königliche Prinz Heinrich sey auch daselbst franc worden, und dann liege auch der Ober-Jäger-Meister Graf v. Schlieben aldar ebenmäßig so sehr schwach darnieder, daß man an
deßen Aufkommen zweiffelt.
Von des Cron-Prinzen Dahinkunfft
höret man nichts mehr, und soll Er auch dazu eben kein sonderlich Ver-
langen tragen, gleich auch politische Uhrsachen seyn mögen, daß man Ihn dahin nicht sonderlich nöthigen will, und sey auch die Königinn damit ganß wol zufrieden. Wie man glaubt, mögten Se. Königliche Hoheit gegen Ankunfft
der frömden Herrschafften, vielleicht im Anfang Novembris, dahier in Berlin eintreffen; indeßen divertiren sich Se. Hoheit zum öffteren außerhalb Cüstrin auf denen Ämtern, auch bey einigen vom Adel, mit der Jagt und bezeigen sich bey Dero jehigen unumschränckten Freyheit von Herken wol vergnügt. Sie sind auch bey dem am 20.1) dieses zu Sonnenburg gehaltenen Ritterschlage des Johanniter Orden3, da die 3 nehmlich der Obrist v. Bredow, Landrath v. Siedow und der
Würtembergsche Maj. v. Rahder zu Rittern geschlagen worden, ebenmäßig mit zu gegen und Überaus lustig gewesen. Der Fürst von An-
halt-Deßau hat sich zu gedachten Wusterhausen nicht lang arretiret sondern es sind Se. Durchl. mit Dero bey sich habenden beyde Prinzen bereits vor einigen Tagen hinwieder nach Deßau abgangen. .. ..
Der zu Wusterhausen bey dem Collegio der Gelährten vorsißende Rath Drost habe sic< a 1a sourdine invisible gemacht und, ohn zu !) Einen Besuch in Sonnenberg gestattete der König nicht, dagegen war Markgraf Karl hinterher = am 19. September = in Küstrin zu Besuch.
1..S. 74f.
Koser,
263
wißen wohin? retiriret. Sein College der Advocat läßet sich aber hier wieder sehen und wird wol in bona pace dimittiret seyn. Der Dr. Me-
dieinae ist mit dem Schneider Gesellen dahergegen in vielem Ansehen
und sollen sie ihre Sache ganß gut machen; daher der König sie auch mit
besonderer Kleidung, wodurch ihre Fonction bey Hofe angedeutet wird, regaliret haben soll. Der Medicus soll nach der Facon, wie der verstorbene Gundeling einhergegangen, ein Kleid tragen und ihm, nach Verlangen, vergönnet seyn: sein vormahls verseßte3 Weib herüber kommen zu laßen, gleich ihm auch frey gestellet: seinen Creditorem v. Lövenklau, als seinen Maitre d'hotel anzunehmen. Der Schneider Gesell soll von allerhand lustiger Invention seyn und viel plaisirs machen, worüber sich der Hof content bezeige.
155. 6. Oktober 1731. Berlin, den 6. Octobris 1731.
Der Hoff ist von Wusterhausen nach Machenow, einen etwa zwey Stunden von dannen entlegenen Jagt-Hause abgangen und hat die
ganße Woche durch daselbst das Hoff-Lager gehalten, gleich sich die sämtliche hohe Herrschafften aldar, und zwarn hinwiederum sämtlich bey allem erwünschten Hochergehen, annoch befindet. Die hiesige und auch hier subsistirende frömde Generals werden Tag täglich dahin berufen, doch kommen sie allemahl des Abend3 wiederum in diese Capitale zurück, weiln zu dern dasigen Logirung keine Commodits vorhanden.
.
.
Ein aus Jtalien dahier in dieser Woch arrivierter starker Mann
ist auch draußen beym Könige gewesen und hat seine Stärke und adresse sehen und von seiner bey sich habenden in ezlichen 20 Personen bestehenden star>en Bande einige Comoedien praesentiren laßen, woransich beyderseit3 Majestäten und der ganke Hoff dergestalt delectiret: daß er darüber nicht allein reichlich beschen>et, sondern auch die Permißion erhalten, alhier seine Künste vor Geld sehen zu laßen; we3wegen er anjeßo auf dem hiesigen Neuen Marckt ein amples Bretter-
Haus aufbauen läßet und künfftige Woch den Anfang seiner Profeßion machen wird.
Die seiter 2 Monathen sich hier aufgehaltene Fürstl. Baden-Durlachsche großer Marionetten-Hoff-Comvoedianten haben gestern ihren
964
leßten actum gehalten und werden mit Anfang künfftiger Woch wiederum gar von hinnen scheiden.
Obgleich von den Marionetten-
Spiel eben so sonderlichs Vergnügen nicht zu schöpffen ist, so ist dennoch dazu täglich ein großer Zulauff gewesen, ohnerachtet die Prediger darwieder sehr geeyfert, sonderlich, da einigemahl die Crschaffung von Adam und Eva repraesentiret worden.
Die hiesige Leute sind de8wegen auf dergleichen Spiele so begierig, weiln wehrender Regierung des Königs dahier keine Comoedianten und Lust-Spiele statuiret werden wollen, gleich nunmehro vergönnet wird. Auf dem hiesigen Schloße wird die Arbeit in allen Zimmern mit aller Macht fortgesezet und vermuthet man daher viele frömde Herrschafften.
.
.
Der König soll großes Verlangen tragen hinwieder einen recht gelahrten Mann, der, wie Gundeling und Faßman, die Historie inne und von denen Angelegenheiten von Curopa zu diScouriren, capacite hat, um Sich zu haben, weiln nun der Halberstädtsche Vice Director
v. Dacheröden,?) als welcher bey seiner lezten Anwesenheit hieselbst, überall Proben, daß er ein capabler Mann, an den Tag gelegt, in Vor-
jen Mann p. von denen Cankeln mit gewaltigen Donner-Worten loßgehen; hat diese Bande dennoch täglich großen Zulauff und zumahln die Englische Seiltänßerinnen, wegen ihrer guten Gestalt und adroiten Wesens, beständig viele Adorateurs.
Vor einigen Tagen hatte diese Compagnie die Gnade, daß die verwittwete Frau Marggräfinn Abtißinn zu Herford, mit Dero ganben Hoff-Staat zu gegen war, da sich der andere Simson durch sonderbahre Kunst-Stücke sehen laßen und unter andern mit einem Daumen durch
einen dicken Englisch zinnern Teller, nicht allein ein Loch gebohret, sondern auch selben darauf, wie ein Papier, zusammen gerollet und demnechst denen anwesenden Zuschauern überreichet: ob etwa einer selben wieder abzuwickeln und in voriger Form zu bringen, sich unterstehen mögte, so aber Niemand praestiren können, nur daß es dieser starke sogleich wieder zu wer gesezet. (E3 befinden sich auch unter der Bande zwey Englische Hunde, welche die Zuschauer durch viele Künste und Gauceleyen ebenmäßig divertiren. . . .
158. 27. Oktober 1731.
Berlin, den 27. Octobris 1731
Der Kayserliche Gesandte und: G. F. Z. M. Graf v. Seckendorff ist mit Anfang dieser Woch ganz unvermuthet hier wieder anfommen und, nachdem er sich Mittwochen38 früh mit dem Rußischen 1) Vgl. Droysen IV. 3, S. 139.
267
p. Grafen v. Löwenwolde eine gute Weile abouchiret, solchen Nachmittags nach Wusterhausen abgangen, von wannen er auch mit dem
Könige anjeßo dahier retourniret und auch künfftige Woche dahin, dem Hubertu3-Feste mit bey zu wohnen, sich wieder verfügen wird; der Graf v. Löwenwolde mögte aber in wenig Tagen hier aufbrechen und seine
Reise nach Wien fortseken. Sonsten will verlauten, daß der König von Pohlen, auf schrifftliches Verlangen, vom Könige die Permißion für den hiesigen CronPriußen erhalten: daß Se. Königl. Hoheit Se. Pohln. Majt. beym paßiren, zu Züllichau zu sprechen von Cüstrin hinreisen dürfen und sollen Sie sich an solchem Orte abouchiret haben. Wie aber auch ver-
lauten will, werde dieser Prinz bey dem Beylager der ältesten Prinkeß nicht mit erscheinen, gleich man vordem debitiret hat, woran einige, des König3 mit dem Grafen v. Löwenwolde lezt zu Wusterhausen gehalten
lange geheime Absprache Uhrsach zu seyn, halten wollen und hätten Se. Königl. Hoheit daher die Überkunfft depreciret. Zu solchem Beylager wird annoch alles mit Gewalt veranstaltet und hat der G. M. Graf v. Dönhoff, qua Director Musices, mit
denen, von 14 Regimentern, dahier versammelten Regiments-Pfeiffern Tag täglich seine volle Arbeit, gleich sie dann auch vor wenig Tagen im neuen großen Saale die erste Probe machen müßen, um zu sehen,
ob sie auch harmoniren würden. Dannsind auch einige Königl. Pohln. Musicanten von Dre3den anhero kommen: sich bey der Cammer- und Tafel-Music hören zu laßen. Überdem ist noch die also genandte Dönhoffsche horrible Bande Musicanten, jo aus hinckenden, einäugigten und puckelichten Cörpern bestehet, zur Reserve, so! daß sich durch das Gethön und Geraßel der Instrumenten, alles erschüttern mögte. .
(E3 wird auch der große Saal auf dem Stall-Plaße aptiret, der
Rede nach, die Königl. Pohl. Hof-Comvoedianten und Operisten drauf agiren zu sehen, indem sie, nach ihres König3 Abreise nach Pohlen, sich nunmehro dahier einfinden würden. . . .
159. 3. November 1731. Berlin, den 3. Novembris 1731.
Die Hochfürstl. Anspachische Herrschafft ist zu Wusterhausen ankommen und mit der grösten Tendresse empfangen worden. Heut wird
263
das Hubert3-Fest daselbst mit gewöhnlicher Solennität begangen und damit die Jagt allda beschloßen, Dienstags, den 6. aber erst der Hoff von dannen aufbrechen und der König nach Pot8dam abgehen, die
Königinn aber, nebst allen übrigen, anhero kommen. Des regierenden Marggrafen von Bareuth Durchl. werden den 15. oder 16. dieses gleichfalls dahier eingewartet und sey Terminus zu dem Beylager auf den 20. festgeseßzet, als wozu alles beständighinn veranstaltet wird und exercieren sich auch die Menge der hier anwesenden NRegiment3-Trompeters3, Hautboisten und Pfeifers, 3 16 Corp8 an der Zahl Tag täglich Vor- und Nachmittags, in Beyseyn des General M. Graffen v. Dönhoff unter der Direction des Königl. Cammer-Musici
und berühmten Virtuosen Glösch, auf dem Königl. großen Marstalle, und machensie viel Gethön. . .
160. 10. November 1731. Berlin, den 10. Novembris 1731.
Zu Wusterhausen ist vor dasmahl noch zum Final gestern eine Parforce-Jagt abgehalten und wird damit das Ddasige Sejour aufge-
hoben werden, gleich nunmehro der Schluß gefaßet seyn soll: daselbst am fünfftigen Dienstage gänklich aufzubrechen und anhero zu kommen, welches man sonst auf heut vermuthet hat; vielleicht mögte aber der König noch wol erst von dar nach Pot8dam abgehen, die Königin wird aber, nebst der Anspachschen Herrschafft, sodann ohnfehlbar dahier ankommen.
Wie der Marggraf von Anspach mit Seiner Gemahlinn zu Wuster-
hausen angelanget, sind Dieselben mit vielen Canonen-Schüßen empfangen worden, es hat aber ein Pot8damscher großer Grenadier, welcher dabey einen Canonier abgeben wollen, bey der zweyten Lahdung das Unglück gehabt: daß der im Canon stecken gebliebene erste Schuß loßgangen und derselbe dadurch an der Seite und den Arm
gefährlich bleßiret, wes wegen er anhero gebracht, und sagt man: daß ihm der Arm wol würde abgenommen werden müßen. Alle Generals, welche auf 20 bis 30 Meilen von hier ihr StandQuartier haben, sind auf den 15. dieses, alhier sich einzufinden, be-
ordert, und wird auch sonst noch beständighin zu dem bevorstehenden Beylager alles mit Gewalt veranstaltet, gleich sich dann auch Tag
269
täglich auf dem hiesigen großen Stall Plaz Paucken und Trompeten, Hautbois und Baßons p. beym exerciren hören laßen. Der König hat denen hiesigen Ministern und Generalen vorgeschrieben: wie sie täglich die ankommende hohe Frömden bey sich in
Ihren Häusern bewirthen sollen. Da sich, auf Königliche Ordre, einige Deputirte der Chur-Märckschen Ritterschafft, wegen Repartion und Anschaffung der also genandten Fräulein-Steuer, in der hiesigen Landsc nach Proportion quotisiret und solches darauf dem Könige zugefertiget auch dabey de8 Landes
Unvermögen vorstellig gemacht; jo haben solchemnechst Jhro Majt. die gnädigste schrifftlihe Declaration dergestalt! huldreich rückfommen laßen: daß Sie, bey solcher Beschaffenheit, Dero getreueste Unterthanen mit Aufbringung einer solchen Fräulein-Steuer verschonen und Selbst Dero Prinheß Töchtern aus Dero Tresor aussteuern wolten, durch welche gratieuse Regolntion Deputati fehr erfreuet: worden... Sonsten hat sich, bey näherer Nachfrage, gefunden: daß es, wie jüngst gemeldet, nicht die Braunschweigsche Comoedianten sondern die Cisenachscen, weiln selbige dato nicht zu specificiren stehen, und haben selbige ihre Frauen und Töchter mit
bringen müßen. JIhro Durchl. der regierende Marggraf von Bareuth haben mit „Dero Grb-Prinzen Durchl. bey dem G. L. und ersten Cabinet3-Minister v. Bor> heute das Mittagsmahl gehalten und zugleich die Che-Pacta
unterschrieben. Wie Jhro Durchl. am 17. hier arrivirten und der König bereits, bey Stellung der Parade, auf der Place d'Armes gewesen, hat der
Etat3-Minister und Ober-Schen> v. Schlippenbach Selbige, beym Au3steigen, nebst andern empfangen und in das destinirte Zimmer geführet, aus welchem Sie Sich aber so fort wieder herunter zum Könige auf gedachten Platz verfüget; da dann Se. Majt. beym Herannähern, Se. Durchl. einige Schritte entgegen gangen und Selbige herßklich
embraßiret haben. Nach aufgeführter Parade sind Jhro Durchl. bey Ihro Majt. der Königinn introdueiret worden, bey Deroselben sich die Königliche Prinzen und Prinkeßinnen versammelt hatten. Nicht lange darauf ist man zur Tafel gangen, wozu auch die
Marggräfinn Abtißinn invitirt gewesen.
9.79
Wie nun der König nach aufgehobener Tafel, Dieselbe entreteniret, hätten Se. Majt. zu Derselben gesagt: worum Sie dann beständig sf zu amusiren spielen; inzwischen findet solche Bande gar keine Approbation, weiln sie indecente Sachen mit untermischet, we8wegen auch die Königinn nicht zu geben will: daß die 3 jüngste Prinheßinnen, welche nur ein-
mahl mit gegenwärtig gewesen, solcher mehr beywohnen sollen. 163. 24. November 1731.
Berlin, den 24. Novembris 1731.
Wie im jüngsten von 20. gemeldet, ist das Beylager in Gegenwart vieler hohen Herrschafftlichen und einiger Hundert Personen von
273
Distinction, beyderley Geschlechts mit vieler Pracht vollenzogen
worden.?)
Selbigen Tags früh ist überall: die intimation geschehen: daß alle so Fürstl. höchste Personen als andere Vornehme Herren und Damen sich des Nachmittags um 4 Uhr bey Hofe in dem Ritter Saal versam-
meln und der hohen Vermählung beyzuwohnen mögten. Nachdem sich nun alles daselbst aßambliret gehabt, ist man kurß vor 5 Uhr en Procession nach dem großen neuen mit unbeschreiblichen
Kostbahrkeiten prächtig ausgezierten Saal gangen, welcher NB. erst vor 3 Jahren gegen des Königs von Pohlen Hierkunfft zur Perfection gebracht worden und zwar aus der bey des Hochsehl. Königs Absterben
unausgebauet gebliebenen Hof-Capelle. In solchem Saal ist ein Dais aufgerichtet gewesen, worunter sich das hohe Braut Paar gestellet hatte, die Braut mit einer unschäßbahren Crone mit 6 Bügeln, worunter eine kleiner roth sammiter ChurHuth gewesen, damit jene nicht zu star> drücken mögte; die robbe und der Roc>, so Sie getragen, von Drap d'Argent mit einer goldenen Poin d'Espagne fest ganß bededet; die Schleppe ist von 4 Damen, al3 denen beyden jüngsten von der Königinn und denen beyden von der
Prinzeß Braut, getragen worden. Der Bräutigam hat sein weiß Mondur Kleid, welches aber dennoch mit Gold brodirt gewesen, und dabey weiße leinwandten Stiffeletten
angehabt. Die Copulation hat der Ober-Hoff-Prediger Noltenius, nach einer kurßen sehr wol gefasten Rede, verrichtet. Nach gegebenen Ja-Wort und gewechselten Ringen, wurden die auf der Place d'Armes rangirte 36 Canon3 und folglich die p. von den Wällen zu dreyen mahlen rundum abgefeuert.
Nach der Trauung nahm da3 hohe Braut-Paar von allerseits höchste und hohen Anwesenden die Gratulation an. Dieselbe hatten gar große Submißion gegen den König bezeiget, indem die Printheß Braut
sich besonder3 sehr erniedriget, von Sr. Majt. aber sogleich wieder aufgehoben und embraßiret worden. Nach vollendeten Gratulation3Complimenten, wurde von denen Fürstlichen Personen eine kurße Zeit getanket; die Prinzeß Braut aber entschuldigte sich deßen, wegen der Schwehre Ihres Habits und der aufm Haupt tragenden Crone. Al3 nun wehrender Zeit im Ritter Saal die Tafeln serviret worden; erhub !) Siehe die Schilderungen. der Markgräfin: Memoiren Bd. I, S. 334ff. Schriften des Vereins f. d. Geschichte Berlins. Heft XLVIT/KXLIX.
274
man sich dahin und sahe man die hohen Häupter darauf, wie neben gehendes S < e ma weiset, an der Fürstlichen Tafel placiret sizen, als
welche das Ceremoniel zu vermeiden durchs Loos also rangiret gewesen. In denen: nah-gelegenen Zimmern wurden die Damen an 3 Tafeln und noch an andern 8 Tafeln die hiesige und auswärtige Minister, Generals
und Officiers, wie auch frömde Cavallier3 gespeiset. Bey denen Gesundheit3-Trüncken wurden von denen auf der Place d'Armes am Scloße gepflanzten 36 Canon3 jede3mahl 3 abgefeuert, und solches fing sich halb 8 Uhr an und wehrte bis halb 11 Ühr,
jo! daß wenige intervalla verspühret wurden, als woraus abzu-
nehmen: daß dem Bacho ein sehr star>e8 Opfer gebracht seyn müße. Wie nundie Tafel aufgehoben; ist man wieder nach dem neuen Saal gangen, wo unter Paucken und Trompeten-Schall, der Fackel-
Tanß gehalten, bey welchem die Prinzeß Braut mit Ihrem Bräutigam und allen Herrschafftlichen Personen in gewöhnlicher Ordnung ge-
tanßet. Al3 dieses vorbey, hat sich der ganße Hof mit einer überaus starken Suite nach dem Gemach erhoben, worin das kostbahre mit Perlen gestickte Bette befindlich, so sehr magnißie mit Canten- und Marseile-
Decken ausstaffirt gewesen. Der König hat den Bräutigam, die Königinn aber die Braut auskleiden helffen, welcher man dann die Augen verbunden und Sie darauf Jhre vom Haupt genommene Crone einer andern gegeben, al8 welches
Dero jüngste Prinzeß Schwester Amalia getroffen, welche Sie ergriffen. Diesemnechst hat sich das hohe Braut Paar in Gegenwart aller illustren Anwesenden, in köstlichen Schlaff-Kleidern zu Bette legen müßen, wobey der König eine kleine Scherz-Sermon gehalten und ein lustiges Liedgen gesungen auch gesagt hatte: daß Sie sich einander füßen solten, so Sie aber vielleicht aus Ehrfurcht oder auch wol aus
Blödigkeit nicht gethan sondern vermuthlich lieber auf eine andere Zeit verschieben wollen. Wie sich solchemnechst alles retiriret gehabt, hat sich das Braut-Paar in Port-Chaisen in da3 vor Sie destinirte Apartement
tragen laßen, wohin der König und die Königinn Ihnen gefolget waren, Ihnen aber doch bald eine gute Nacht gewünschet und sich wieder rück-
begeben hatten; inzwischen ist bis in die späthe Nacht noch: getanßet worden.
Den folgenden Morgen hat der Bräutigam Seiner Braut wenigstens vor 60 bis 70/m. Rthlr. Werth an Jouölen geschen>et, worunter
ein Creuß a 12/m. Rthlr., ein Bluhmen Topffgen, worin ein Bouquet
275
mit Diamanten besezt ad 40... . Rthlr. stehet und am Kopff getragen
werden kan; imgleichen ein Paar Ohr-Bouclen ad 12 und mehr
Tausend Rthlr.
- Cbenmäßig hat auch die Königinn der Prinkeß den Tag nach dem Beylager ein Jou&l von großem Werth geschen>et, der König mit dem
Bräutigam sehr gescherket. Solchen Tags, als den 21. war Ruhe-Tag und ist darin nichts sonderlichs vorgangen, nur daß der Cammer-Herr v. Busch über den Stroh-Cranz eine kleine Rede gehalten und dadurch die illustre Compagnie divertiret hat, und Abends Comoedie gehalten worden. Vorgestern den 22. ist abermahl nicht3 vorgangen, als daß nur Abend3
denen Marionetten Spielen wiederum zugesehen worden. Gestern ist bey Hofe der erste solenne Ball gehalten. So dem Verlaut und Ver-
muthung nach, mögten die frömde Herrschafften bey Ablauff dieses Monaths sich wieder von hier beuhrlauben, und sey der König gesonnen: am 30.,3zu der ersten Sau-Jagt von hier abzugehen. So viel man dato vernimt, wird der Erb-Printz von Bareuth mit
seiner Gemahlin beständig hier bleiben, wiewol künfftigen Sommer eine furze Reise nach dem Bareuthschen vorgenommen werden dürffte. Der Vermählten Prinkeß Ober-Hoff-Meisterinn von WittenhorstSonSfeld ist mit der Abtißinn Stelle zu Wolmirstedt im Magdeburgschen begnadiget worden, damit sie im Bareuthschen desto mehr honoriret werde. Der-König hat dem Ober-Hoff-Prediger Noltenius vor die
Copulation und Einsegnung einen silbern inwendig vergüldeten Suppen-Napf und ein silbern Lavoir, nebst 40 Bouteillen Wein, zum
Present hintragen laßen. Viele Carmina sind auf diese Vermählung gemachet worden, unter welchen des General Fiscal Wagners und eine3 Unter-Officier3 v. Seelen, nebst eines Nahmens Nerretter3, am besten gerathen, eines Nahmen3 Westhoven und noch ein anders finden keinen Beyfall, weiln darin Zoten mit eingemischet. . . .
Post Seriptum. De dato Berlin, den 24. Nov. 1731.
Gestern abend ohngefehr um 7 Uhr und wie der Ball schon vor 115% Stunden den Anfang genommen, war der Cron-Prink, vorerst
ganß unerkandt und auch von seinen Cavalier3 nicht gefolget, bey Hofe erschienen. Sobald Er von Seinen Prinkeßinnen Schwestern erkennet worden, ist die Freude unaussprechlich gewesen und haben viele, so wol 12
976
Herrschafftliche als andere Personen vor Freude Thränen vergoßen und auch der Cron-Prinß selbst. Se. Königl. Hoheit haben etwas Serieuse beym Tanßen ausgesehen auch, außer mit Dero Prinkeßinnen Schwestern und andern Fürstl. Personen mit keiner Dame getanßet. Sie hatten ein graues auf denen extremitäten mit silbern Treßen beseßte3 Kleid, so man hier einen geheimten Rath8-Rock nennet, getragen. So viel wird versichert, daß der König Vorgestern eine Cstaffette
nach Cüstrin gesandt hätte, mit welcher Se. Königl. Hoheit hieher ge-
rufen worden.?)
Representation Wie die Königl. und Fürstl. Herrschafften am Tage des Beylagers an Taffel geseßen.
Regier nderMarg rafv.Bayreuth7-7= Braut und Bräutigam
Königinn -!
' - König
Marggraff Ludwig =
- Pringzeß Albertine
Fürstin v. Zerbst Dorenberg =
- Fürst von Dessow
Herkog von Holstein -
- Herkoginn von Meinungen
Herkoginn von Bevern-!
- Marggraff v. AnsSpach
Hertzog von Bevern -
- dte Königl. Pringeßin
Marggräfinn Philippin -
- Prin Leopold
Marggraf v. Schweet M
- Beversche Prinkzeßinn Braut
6te Königl. Prinkeßin h
- Fürst v. Hohenzollern
Fürst von Zerbst Dorenberg -|
- 4te Königl. Prinzeßin
Marggräfinn Albrechtin -
- Beverscher Bräutigam
3ter Königl. Prinz -'
- ter Königl. Pring
Prinß von Bevern Capit. X
= Prinz Wilhelm
Marggraf Car
Pringß Heinrich
164. 27. November 1731. Berlin, den 27. November 1731.
Gestern wurde der 3. Marggräfl. Bareuthsche Hochzeit3-Tag en Galla celebriret und selbiger des Abend3 umb 6 Uhr mit einem Ball ?) Über die Anwesenheit des Kronprinzen in Berlin, vgl. Koser, S. 76f.
O77
angefangen, darauf gegen 10 Uhr gespeiset, und nach aufgehobener Tafel, bis 3 ä 4 Uhr in der Nacht beständighin sortgeseßet. Mehrentheils Französisch- und Pohlnische Tänze sahe man, nur daß dann und wann Teutsch- und Schwedische p. mit untermischet wurden.
Weiln am Vermählung3-Tage, auch am abgewichenen Freytage den
23. als zweyten Hochzeit3-Tage, die sich starck eingedrungene Zuschauer ohn Distinction herausgejaget waren, so! daß ein sicherer General, weiln der die Wach habende Officier darunter nicht völlig reußiren fönnen, seinen Degeu gezogen, und dadurch, sonderlich das FrauenZimmer, in eine starcke Furcht geseßzet, daß solches, aller Vorstellung ihres adeligen Standes und frömder auch hiesigen Herkunfft p. ohngeachtet, sich retiren müßen, gleich der General, star berauschet, nicht8 in Consideration gezogen, sondern alle herausgetrieben und dadurch vieles Geschrey vom Erstiken im Gedräng und Leben8-Gefahr p. ver-
uhrsachet hat; so hat der König, ein solches zu redreßiren, durch den Cammer-Fourier denen Collegii8, als Geh. Hoff- und andern Rähten auch Secretarien p. absonderlich denen von dem hiesigen General-
Directorio und der Chur-Märcschen Cammer, imgleichen Aceis Directorio auch einigen der Vornehmsten Kauffmannschafft und andern
hübschen Bürger-Leuten pp. ansagen laßen: sich mit ihren Frauen3 und Töchtern folgenden Tags bey Hofe einzufinden, da ihnen nicht allein ein besonderer Tanß-Plat angewießen, sondern auch refraichissements gereichet und eine Tafel serviret werdensolte. Solchem zu Folge haben sich auch Geh. Hoff- und andere Rähte,
Secretarien, ja auch sogar Controlleur3, imgleichen einige vornehme Kauff-Leute p. mit ihrer Familie eingefunden, welche dann bi3 nach 9, bey Aufwartung einer Juden-Bande, getanket, und sich darauf zur garnirten Tafel verfüget; da selbige aber im Begriff nicht hinlänglich war, hat sich des Frauenzimmers so viel dabey placiret, al8 es Raum gesunden, die übrige aber fanden plaisir: sich mit einem abgeschnittenen Stück vom Braten, oder sonst p. aufm Teller, im Neben-Zimmer zu begnügen, und war auch das hinter das Frauenzimmer rangirte Manns3-Vol> ungemein content: bey einem Stück aus der Faust, ihres Monarchen Gesundheit, unter auf gethönten Ronda der Hebräer Zunfft, vermittelst eines fröhlichen Vivat! zu trinken. Der König und viele
Herrschafftliche Persohnen haben sowol ihren Ball öffter3 al8 auch nachber ein paar mahl das muntere Speisen und lustige Trinken mit
höchstem Vergnügen zugesehen, bis auch endlich darauf umb 10 Uhr
78
allerseits Durchlauchtigste und. andere illustres Persohnen, nach Vorbergezogenen Billets, jede mit Ihrer angefallenen moiti6, nach der Nummer aufgefordert und so Paar-Weise in dem großen schönen weißen Saal zur Tafel geführet wurden; in demselben nun funden sich 4 in die Länge geseßte sehr lange und zu dern einem Ende die 5. lange Tafel, woran die Durchlauchtigste Häupter und die Vornehmste Herren, als Minister und Generals samt der illustren beau 80xe entremeliret
siven sahn, und ging es unter beständiger oben rangirter virtuosen
Music, sehr vergnügt daher. Nach aufgehobener herrschafftlichen Tafel tankte der König mit der Erb-Prinkeß von Bareuth und der Herkogin von Bevern; nechstdem gingen Sr. Majt. an alle Wacht-Posten und gaben in höchster Persohn die Ordre: Keinen Menschen, als die Gräfinn v. Seckendorff, den Grafen aber so wenig, als eine andere, es sey herr-
schafftliche oder vornehme Persohn, General oder Gesandter, Geh. Raht oder Secretair p. herau3zulaßen, bis allerhöc an, und gingen, 8408 comparaison,
wie eingesperrete Schaafe Troupen-Weise, hin und wieder, konten aber nicht aus dem Behalt kommen, bis sich endlich der König umb 3 Uhr wieder einfand, und denen Musicanten: Popolsky! zurief. Jhro Majt. tankten darauf mit Dero 5. Prinzeß Ulrica und so ferner mit der Frau Herkhoginn von Meinungen auch 3. mit der Erb-Prinbeß von Bareuth p. worauf der Reyhen recht wieder anging, und so bis zum Ende beschloßen wurde. Jeht hochgedachte Erb-Prinkeß und der G. L. v. Schwerinsind zwarn bey beyden Bällen Reine und Roy du Ball gewesen, allein jeßo muste der G. L. eine andere Dame nehmen, mit welcher er den Vortank
hatte, diesem folgte der König, der Cron-Prink und so ferner tanzte alles, was in dieser Königl. und Fürstl. Compagnie nur Füße hätte. Der Reyhen ging zuleßt aus dem Ritter Saal durch 3 oder 4 Zimmer
in die sehr lange Bilder Gallerie, welche mit einigen Tausend Lichtern illuminiret war, und so wieder unter einem Geschrey, welches der König
anfing, zurück, da also auch alle3 geendiget wurde und der König Befehl gab: Thor und Thüre zu eröffnen, als worin sonst viele bejährte und auch junge Damen fast zu ihrem Desplaisir so lange schwißen musten. Jhro Majt. die Königinn funden sich an einem star>en Fluß
279
am Haupte incommodiret und hatten wegen eines Ausschlag3 im Gesicht, ein groß s getrunden worden, so man auch aus vielen besondern Particularitäten, sv Abend3 in der Comvedie vorgangen, abnehmen kunte, unter andern:
daß der König seine Tendresse gegen die Königliche Kinder öffentlich zeigete, indehm sie unzehlige mahl dem Könige die Hände küsten und auch zum Mund-Kuße admitiret wurden, wie nicht minder die Marggräfinn von Anspach und Dero Schwester, die Beversche Prinzeß-Braut, ein solches zugleich thaten und erstere Jhren Gemahl auf de38 Königs
Begehren, küßen muste; imgleichen gelangten die Erb-Pringeß von Bareuth und die kleine Prinzeßinnen zu dieser Gnade Ihren Papa zu füßen und gefüßet zu werden.
Nach der beym Grafen von Seckendorff auf gehobenen Tafel hat der König den Cron-Prinken, in Gegenwart aller hohen Anwesenden, mit einer sonst ungewöhnlichen Solennite einen Officier-Degen und zubehörige Mondur praesentiret dabey auch das Goltische Regiment?) conferiret, worauf man auch folgenden Tages den Prinzen bey der Parade, zu des Publici grösten Verwunderung, in einem blauen
Mondirung3-Rocke sahn, da Se. Königl. Hoheit sonst vorm Jahr, wie Deroselben Dero Regiment Cavallerie und die Obrist Lieutenant3Charge von des Königs Regiment genommen worden, die Declaration gethan, nimmer einen blauen Noc wieder anlegen zu wollen. Es 1) Vgl. Koser a. a. O. in Nauen und Ruppin.
Friedrich erhielt das Golkische Infanterie-Regiment
IS()
Worauf dann ab zu nehmen: daß alle3 paßirte vergeben, in die
Vergeßenheit gestellet sey, die Cüstriner also auch so glücklich nicht wieder seyn merden, den Prinken wieder bey sich zu sehen, wie sie sich Hoffnung gemacht haben, gleich man dann auch debitiren will: daß das neue Cron-Prinkliche Regiment hier in Guarnison kommen werde. Der General v. Golße ist dahergegen, nebst der Commendant-
I bey dem
Adel mit Jagen, Bereisung derer Städte, wie dann Jhro Königliche
Hoheit jüngst eine Tour über Francfurth, Croßen, Züllichau, Peißt und andern solche Örter genommen, so aber wieder nach Cüstrin retourniret und sich auch daselbst allerhand plaisiers machen und Divertißements anstellen laßen. . . .
175. 12. Januar 1732. Berlin, den. 12. Januarij 1732. Weil sich die venditirte Anherokunft des Herhogs von Lothringen“) verschoben, und Se. Durchl. zuvor en passant bey dem Herßogl.
Braunschweigschen Hofe, welcher gegenwärtig zu Blankenburg die Caxnevals Divertissements genieset, einsprechen werden, so ist der König zu Potsdamverblieben, und haben demnach so wol Jhro Majestät die
Königinn, als die jüngst vermählte Marggräflich Bareuthsche Herrschaft unter Abfeuerung 36 Canon-Schüße sich am verwichenen Sontag Nachmittage um 3 Uhr dahin gleichfalls erhoben, nachdem Sie allerseits Vormittags communiciret gehabt, nehmlich die Königin und der ErbPrinz zu Schloße im Gemach, die Crb-Prinkeßin aber bey öffentlicher Gemeinde in der reformirten Dohm-Kiret, als woran es dann auch Dero Herßgeliebter Bräutigam im geringsten nicht er-
mangeln laßen; imgleichen haben auch der König und die Königin diese freundliche liebe Prinheß mit einigen kostbahren Silberstüken und Jouölen regaliret. Der kleinste Königl. Prin August Ferdinand, welcher bald 2 Jahre alt, August genannt worden, soll nun auf höchste Ordre Print Ferdinant genennet werden, welchen Nahmen er vom Herkoge von Bevern, den ersteren aber vom Könige von Pohlen führt.
Der König hat dem Herkoge von Lothringen auf Angesinnen einige Unteroffizier3 geschen>et, welche der Herkog von Lothringen schien und alle zu fficiers machen will. Selbige sollen dessen Troupen im Exerciren auf den hiesigen Fuß seen. Se. Königl. Hoheit gingen Vormittags halb 11 Uhr unter 3 mahligem Knall aller Canonen, von hier ab.
2395
183. 22. März 1732.
Berlin, den 22. Martij 1732. Der Herr Obrist v. Derschau ist gar bald von Wolfenbüttel hier retourniret und daselbst von dem regierenden Herkog mit 400 Spec.
Ducaten, eine3 Geprägs, beschen>et worden. Se. Durchl. haben auch Dero ersten Cammer Herrn v. Münch zur Gratulation anhero gesandt, welcher am 17. gegen Mittag hier arrivirte.
Und obgleich Se. Königl. Majt. noch nicht völlig von Dero Roda-
graischen Unpäßlichkeit hergestellet; jo wurd doch derselbe eodem Nachmittags zur Audience, bey welcher die Königinn und der Cron-Print mit zugegen gewesen, admittiret und mit sehr gnädigen Expressionen
begegnet, genieße auch folgenden Tags Abend, den 18., die Distinction, bey Ihro Majt. der Königin zu speisen. . .
184. 12. April 1732. Berlin, den 12. April 1732.
185. 19. April 1732. Berlin, den 19. April 1732. Die Nachrichten von Pot3dam geben: daß der König vom Chiragra
noch nicht völlig befreyet sey. Der Leib-Medicu3 Stahl habe Sr. Majt. angerathen: alle vehemente Bewegungen zu meiden; weswegen Sie, sich anjeßo mit dem Billard-Spiel ein amusement zu machen, vor-
haben und Derohalben den hiesigen vornehmsten Caffetier nach Pot3dam kommen laßen, welcher ein Billard ordonniren und verfertigen laßen müßen. ...
Ihro Königl. Hoheit die vermählte Erb-Prinzeß von Bareuth haben an Dero Herrn Bruder, den Cron-Prinken einen Brief ge-
schrieben, worin Sie Dero jekigen glücklichen Zustand und die Liebe, so Ihr Gemahl Jhr erwiese, ungemein angerühmet; wobey Sie versichern wollen: daß auch Er mit Seiner Prinkeß Gespon3 gleicher Glückseeligkeit theilhaftig werden iwüirde, PP. .- .
296
186. 3. Mai 1732.
Berlin, den 3. Maij 1732. Am vergangenen Mitwoch Abend um 6 Uhr langten von denen Salkburgischen“) Emigranten 500 an Männern, Weibern und Kindern über Pot3dam procession5weise dahier an. Der König hatte
Tags vorher befohlen: daß die hiesige Prediger, Schulbedienten, Candidaten und Schüler selbige durch die Stadt begleiten solten, und ritte zu forderst ein Commissariu3 voraus. So ferner folgten die Currende Schüler; dann die hiesige Scholarn; jo die Candidaten Theologiae, die
Schul-Collegien demnechst, und also Probst und Prediger paarweise, denen dann der Emigranten Söhne und so sie selbst, auch darauf die Töchtern und Frauen in simili zwey und zwey nachfolgten und also
wieder ein Commissarius beschloß. Sie hatten sämtlich Gesang-Bücher in ihren Händen und sungen mit denen Schülern geistliche Lieder als: Herr Gott Dich loben pp. Nunlobe meine Seele pp. Was Gott tut pp. Wer nur den lieben Gott pp. mit der größten Andacht. Die Tour ging durc< die Neu-Stadt ins Leipziger Thor, über den Friederichs Werder in Cölln, über die Place d'Armes, wo sie sich s, Kammerpräsident 81.
Fürstenhaus 16ff. 129. Gouverneurhaus 293. Hausvogtei 25f. 89. 202.
v. Börstel, Frau Geh. Rat 10. v. Bose, sächsischer Generalleutnant 4. du Bourgue, englischer Gesandter in
Jägerhaus 5. 28.
Berlin 46. 48. 58. 65. 72. 78. 83.
Joachimstalsche8s Gymnasium 202.
87.93. 1107. 1455. 118.1290:1225
207. 209.
126. 130.
Kommandantenhaus 289. 290.
v. Brand, Kammerherr 155.
Lagerhaus 6.
Brandenburg |. Preußen.
Maison de Charite 24. Marstall 28.
v. Brandt, preußischer Gesandter in Wien 218.
Mühlenhaus 6. Post 6. Pulverturm 1437. Privathäuser. Jlatotvsches Haus 48.
Flemmingsches Haus 63. 95. 135. Freihäuser 6.
Gualkofskisches, später v- Dörflingsches Haus 135.
Ilgensches Haus 63. 135. Katsches Haus 67. 289 ff.
Knyphausensches Haus 293. Schwerinsches Haus 38. Syvdowsche3 Haus 262.
seine Gemahlin 218. Branicki, Johann, polnischer Kronfähnrich 5. Braunschweig, Congreß 79. 81. 84. 89. 105. 124.
Braunschweigisches Pferd 41. Braunschweig-Wolfenbüttel.
August Wilhelm, Herzog (4 1731) 9299. 235.
Ludwig Rudolph, Herzog (4 1735) 922. 241.
Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern. Franz Ferdinand, Herzog (1682 bis 1746) 16ff. 19:
302
D.
Ferdinand Albrecht, Herzog 112. 125. 129 ff. 223f. 229f. 234f. 240. 244. 9258. 270. 276. 290-294.
seine Gemahlin 125. 129ff. 223f. 229. 233f. 235. 238. 241 ff. 258. 970. 276. 290-293. Karl, Erbprinz 112. 129ff.. 155. 498. 199. 223f. 229. 234f. 241f. 244. 9258. 270. 276. 294.
seine Schwester Elisabeth Christine, Prinzessin s. Preußen. v. Bredow, Oberst 262. v. Bremer, Brandenburgisch-Ansbachscher Oberhofmeister 40. B.
C.
zum,
M städtischen Reform Zr Dänemark, König 175. 227. Dalencon, Obergerichtsrat 213. *- Dandelmann, Reichshofrat 72. v. Danckelmann, Minister unter Kurfürst Friedrich I]. -- sein Palais
seine Gemahlin s. Preußen.
Broich,
Nn v. Dacheroeden, Vizepräsident der Halber-
Kammergericht3-
PEINER 20.
(Fürstenhaus) 4618. 429: 9
D9n3ig- preußischer Resident 29. Daum, Berliner Kaufmann 50. v. Degenfeld, Graf, preußischer Gesandtier DT ORN AIG 122.448 150F. 171. 200..298.231. 9236. Gemahlin 154.
.
.
.
v. Demrath, Kaiserlicher Gesandter in
v. Brühl, Heinrich Frh., sächsischer
II RSE IIS
Kammerherr, später Minister 254.
v. Derschau, Christian Reinhold, Oberst
v. Buddenbrock, Generalmajor 68. 152.
2. 41. 143. 1477 152. 176.479. 484.
159. 284.
253. 295.
3. Buvdonbros: Frl.47.
Destinon, preußischer Resident in Ham-
v. Bülow, F. Frh. .Geh. Rat 159. 1618. seine Gemahlin 462. 178:
fis 89. = Dietrich, A. M., Archidiakon an der
seine Schwester, Hofdame 119. 155. 161f.
STEN I SCHE GE v. Dokum, Generalmajor 68. 250. 252. 284.
v. Dönhoff, Alexander, Graf, GeneralC.
major 5. 22. 151. 176. 191. 256.
v- Gagnaöco- Graf.4.
sein Regiment 36. 65. 69. 81. 127.
Canngießer, Conrad, Geh. Kriegsrat 34. 93.
Charlottenburg, Schloß passim. E
v.
Ar 2% 220: 5 20. 2617 Dönhoffsche Musikanten 267 f.
Chermetoff,
;
russischer
v. Dörfling, &
Gesandter
Wien "0 fisch | de la Chevallerie, Major 81. 128. Clasen, Hofprediger in Cüsirin 480.
in
v. Cochius, Stallmeister 258.
v. Cocceji, Samuel, Hof- und Kammer-
gerichtspräsident 5. 61. 159. 261. ve Coulon, Frau 128. v. Crang, Minister 94. v. Creutz, Ehrenreich Bogislav, Etatsminister 3. seine Gemahlin 52.
seine Tochter 52. Crone, schwedischer Kapitän (7) 12.
Frau,
Generalin 135.
200
.
ZUREG
Ie
2
v. Dossow, Friedrich Wilhelm, Oberst 23. (722 Neven EEN ' Dee ven 5 NEAGO AGEN 7 213f. 215f. - 954 SEI
Ze SE 22322
*- Drost, Frau 136. Duhan de Jandun, Lehrer des Kronprinzen 161f. &€ “
v. Egell, F., Generalleutnant 173. 184. v. Einsiedel, Major 176.
303
“
England.
==
v. Gin>kel, Baron, holländischer Ge-
Witwe Georgs 1. 2. König Georg Il. 30. 37. 46 f. 62f. 68.
sandter in Berlin 111. 121. 123. 126. 151. 176f: 195. 199. 204. 214.
78.75 Ff. 93f.:120.:4123..1295.:445. 180. 199. 212. 221f. 227. 248. 284.
9217. 222.227. 244:.950. v. Glasenapp, K. O., Generalmajor 18.
Königin 90. 96. 248.
Prince of Wales 41. 119. 150. 243.
Prinzessin 145. 150. 259Ever3mann, Schloßkastellan 33. 272.
FDr
143. 158 164. 184. 256.
sein Regiment 159. 236. 256.
Gleonarchi, Lord, englischer Gesandter in Kopenhagen 46. Glösch, Musiker 263. v. Görne, Etatsminister 17. v. Görne, Major 57. 59.
Faßmann, Hofnarr 19. 21. 24. 27. 33.
v. Goeße, Kapitän 176.
221. 224f. 230. 241f. 257. 264. de Favin, Major 64.
v. der Goltz, Heinrich, Generalmajor 280 f. sein Regiment 11. 234 236. 280f. 291.
v. Finkenstein, Albrecht Conrad, Graf Fin>, Generalfeldmarschal (seit
später kronpr. Regiment s. dort. Gommersbach, kronprinzlicher Kammer-
1733), fronprinzliher DOberhofmeister 42. 57. 72. 178. seine Gemahlin 46. 51. 37. 132. 154f. 162. 178. 193. 217. 220. sein Sohn 299. Jischer, Professor in Halle 168,
diener 163. 173. Gotje, Sekretär des Königs von Polen3. v. Gotter, Baron 160. Grael, Baumeister 219. 249f. 256. v. Gräveniß, Leutnant 127. v. Grape, Leutnant 127.
v. Flans, General 68. Flatowsche3 Haus in Berlin 48.
Graun, J. G., Kapellmeister 11. v. Gravenitz, Graf 241.
v. Flemming, Jacob Heinrich, Reichs-
wv. Grumb>ow, Friedrich Wilhelm, Etats-
graf, sächsischer Generalfeldmarschall
minister und Generalleutnant 2. 4.
1728,9: 32.
15..27. 42..78.. 385. 94. 110. 114.
seine Witwe 3. 63. sein Haus 63. 95. 135.
de Forcade, Jean, Generalmajor 18. v. Friese, sächsischer Generalmajor 4.
148. 120. 141. 148. 158. 169.171. 178ff. 177. 144. 203. 216f. 227. 230. 241f. 264. 291. 294.
Tochter 110. 114.
Grynecus, Hofbuchdrucker 93. H. =
v. Gundling, Hofnarr 19, 21. 27. 41. 51f. 85. 116. 153. 207. 221. 224ff.
Gallizin, Fürst, russischer Gesandter 97. 419..4121. 145.466. Gasser, Professor in Halle 168. Gedice, L., Feldprobst 53f. 74. 142. 193. Gerbet, G. F., Geh. Justizrat 158. 172.
257. 264. Gundeling, Professor in Halle 90. Gattin 90. Guydicken, englischer Gesandter in Berlin 998. 244.
476.
Gerlach, Oberbaumeister 137.
-
1.
v. Ger3dorff, David Gottlob, Generalleutnant 4. 8. 10f. 27. 241. fein Regiment 11. 54. 234. 236. 241.
vv. Hacke, Kapitän 152. 233. Leutnant 147. HSacemann, Professor 19. 21. 24f. 33.
v. Geyer, württembergischer Oberjäger-
Hannover, Kurfürst Georg, |. England.
meister 241.
v. Happe, Minister 66.
==
304
Hartmann, Leutnant 74. v. Haubitz 4. Havelländischer Kreis, Landstände 214. v. Heldorff, Kaiserlicher Hauptmann41.
Herford, Äbtissin von, s. Preußen. v. Herold, Geheimer Rat 297.
Hessen-Cassel, Prinz Georg (1691--1755) 217.52. 54.77. Hessen-Darmstadt, Erbprinz 229.
Hohenzollern-Hechingen, Erbprinz Friedrich-Ludwig (1688-1750) 235. 261. 276. v. Holstein-Beck, Prinz Friedrich Wilhelm 167. 215. 276. 284.
Holtzendorff, General-Chirurg, 204. 212f.
-«-
v. Kalkstein, Christoph Wilhelm, Oberst, kronprinzlicher Hofmeister, 12. 42f. 255. seine Gemahlin 43. sein Regiment (vorher Graf v. Rutotvsfi) 28. 44f. 57. 64. 70. 85. 113.
139.170. 236.241. v. Kamecke, Frau, Oberhofmeisterin 126. 198. 132; 154511632165. 193.253.
297. v. Kamecke, Frl., Hofdame 211. v. Katsch, Christoph, Minister 3. 26. 60f. 63. 70. seine Witwe 289.
sein Haus in Berlin 67. 289. 291.
v. Holwedel 16. 118. 129. 195.
v. Katte, Rittmeister 157.
Homan, großer Grenadier 139f. v. Hompesch, Graf, holländischer General 46f. Hotham, Chevalier, außerordentlicher englischer Gesandter in Berlin 112.
v. Katte, Hans Heinrich, General 179. 184 ff. 248. 254. Familie 184. 187. sein Regiment 248 v. Katte, Hans Herrmann, Leutnant 155.
117ff..129] 137.489.1485. 148.178
1574. 1602. 164. 171521755. 178 bis 188. 200.
owström, sc, Oberstleutnant 176
Gemahlin, Oberhofmeisterin in Ansbach 183. Sohn, Kammerjunker des Kronprinzen
v. Schlieben, Graf Georg Christoph, Oberpräsident, Oberforstmeister usw. 4:8. 262.
183f. 190. v. Rotenburg, Graf C. A., französischer Gesandter in Berlin 16. 66. Rüdiger, Hofbuchdrucker 93.
v. Schliewit, Oberst 152. sein Regiment 153. 156. v. Schlippenbach, Carl Christoph, braunschweigischer Oberschenk 5. 129. 271. v. Schlubhut, Krieg3- und Domänenrat
Rußland 42. 70. 117. 119. 166. Kaiserin 107. 166.
Großfürstin Natalia (1714-1728) 14. v. Rutowski, Graf, Generalmajor. sein Regiment 28. 44.
259.
GSc