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German Pages 197
Vollbeschäftigung Einführung in Theorie und Politik der Beschäftigung
Von
Helmut Arndt
Duncker & Humblot . Berlin
HELMUT ARNDT
Vollbeschäftigung
Vollbeschäftigung Einführung in Theorie und Politik der Beschäftigung
Von
Helmut Arndt
DUNCKER
& HUMBLOT
/
BERLIN
CIP-Kurztitelaufnähme der Deutschen B i b l i o t h e k Arndt, Helmut: Vollbeschäftigung: Einf. i n Theorie u. P o l i t i k d. Beschäftigung / H e l m u t A r n d t . — Berlin: Duncker u n d Humblot, 1984. I S B N 3-428-05602-7
Alle Rechte vorbehalten © 1984 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1984 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlin 61 Printed in Germany I S B N 3-428-05602-7
Vorwort
Arbeitslosigkeit als Massenphänomen ist die Folge menschlicher Unzulänglichkeit. Wie die Medizin von Grund auf umdenken mußte, bevor sie Cholera oder Diphtherie i n den Griff bekam, so ist auch i n der Wirtschaftswissenschaft ein Umdenken erforderlich, wenn mit ihrer Hilfe das Gespenst der Massenarbeitslosigkeit aus Marktwirtschaften verbannt werden soll. Die bisherigen Ansätze haben sich aus zwei Gründen als unzureichend erwiesen. Zum einen reicht die neoklassische Konzeption nicht aus, u m die Gesamtheit der Zusammenhänge zu erfassen. Zum anderen gibt es nicht nur, wie die Postkeynesianer glauben, eine einzige A r t , sondern mehrere Arten von Unterbeschäftigung, die je nach ihren Ursachen, unterschiedlich zu behandeln sind. I n den Marktwirtschaften, i n denen das Phänomen der Massenarbeitslosigkeit auftritt, entwickelt sich das Angebot m i t der Produktivität, während die Nachfrage m i t neuen Produkten und Produktqualitäten wächst, an denen der Bedarf von A r m und Reich noch ungesättigt ist. I n Marktwirtschaften entsteht daher Unterbeschäftigung, wenn sich das Güterangebot schneller entwickelt als die Nachfrage, w e i l die Unternehmen, aus welchen Gründen auch immer, der Rationalisierung ihrer Produktion den Vorzug vor der Kreation neuer Konsumgüter geben (Entwicklungsarbeitslosigkeit). Ebenso t r i t t Massenarbeitslosigkeit auf, wenn mangelnde Markttransparenz oder staatliche Eingriffe, ζ. B. durch wettbewerbsverzerrende Subventionen, Fehlinvestitionen verursachen, die zu Massenentlassungen führen (Anpassungsarbeitslosigkeit), oder wenn nationaler Protektionismus i m Welthandel oder Störungen i m Weltwährungssystem eine „Weltnachfragelücke" hervorrufen (Weltarbeitslosigkeit). Unterbeschäftigung entsteht ferner dann, wenn die Kosten schneller steigen als die Produktivität oder wenn i n einer Weltwirtschaft die einheimische Produktion gegenüber ausländischer Konkurrenz nicht mehr (wie bisher) wettbewerbsfähig ist. I n einem auf den Export angewiesenen Land hängt die Beschäftigungsrate von Volumen und Zusammensetzung des Außenhandels und damit nicht zuletzt von der relativen Höhe der Arbeitskosten ab (kostenbedingte Arbeitslosigkeit). Endlich t r i t t Unterbeschäftigung i n ökonomisch rückständigen oder rück-
Vorwort
6
ständig gewordenen Ländern auf, i n denen die einheimische Industrie unterentwickelt ist. Eine Förderung des Konsums von Gütern der industriellen Massenproduktion erhöht i n diesen Ländern nur die Importe oder, falls keine Devisen mehr vorhanden sind, lediglich die Inflation. Dies ist i n vielen Ländern der Dritten Welt der Fall (Unterinvestitionsarbeitslosigkeit). Unterbeschäftigung ist demgemäß ein vielschichtiges Problem, für das es kein A l l h e i l m i t t e l gibt. Maßnahmen, die angesichts der Unterkonsumtionsarbeitslosigkeit nach dem Zerfall der Weltwirtschaft i n den Dreißiger Jahren sinnvoll waren, bringen unter den völlig veränderten Bedingungen der Gegenwart keine Abhilfe, sondern verschlimmern unter Umständen sogar das Übel. Nur wenn die Diagnose zutrifft, ist eine erfolgreiche Behandlung möglich. Als ich vor einigen Jahren die „Irrwege der Politischen Ökonomie" veröffentlichte, die gleichzeitig m i t diesem Buch i n einer erweiterten Fassung unter dem Titel „Economic Theory vs. Economic Reality " i n den Vereinigten Staaten von Nordamerika erscheinen, schrieb m i r ein befreundeter Kollege, daß ich gegen die „vested interests" der Lehrbuchautoren verstoße. Wenn jedoch die erfolgreiche Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit ein Umdenken unerläßlich macht, weil sich die realen Probleme an den Modellen der bisher herrschenden Lehre nicht studieren lassen, so bleibt i m Interesse der betroffenen Menschen kein anderer Weg, als diese „vested interests" abzuschreiben und die Probleme m i t Hilfe anderer Modelle neu zu überdenken. Die vorliegende Abhandlung arbeitet m i t der Methode der Prämissenvariation. Sie variiert Prämissen und Modelle, u m alle für die Erkenntnis relevanten Zusammenhänge i n die Analyse einzubeziehen. M i t dieser Methode hat schon vor fast hundertfünfzig Jahren der deutsche Nationalökonom Friedrich List die Ergebnisse der klassischen Wirtschaftstheorie mit den — unterschiedlichen und i m Zeitablauf wechselnden — realen Bedingungen konfrontiert. Perioden der Massenarbeitslosigkeit sind ebenso wie Versorgungslücken i n Staatswirtschaften kein Naturereignis, sondern Folge menschlichen Versagens. Wenn — u m m i t Immanuel Kant zu sprechen — erst einmal die Theorie gefunden ist, die für die Praxis taugt, so läßt sich auch i n Marktwirtschaften Vollbeschäftigung erreichen und erhalten.
Berlin, i m März 1984 Helmut A r n d t
Inhaltsverzeichnis
I . Teil: Grundlagen
1. Kapitel: Die Problematik
13
1. Titel: A r t e n der Arbeitslosigkeit
13
2. Titel: Erkenntnis der Einflußgrößen durch Prämissenvariation
15
2. Kapitel: Beeinflussung der Beschäftigung durch die Wirtschaftsordnung
22
1. Titel: Versorgungsprobleme i n Staatswirtschaften
23
2. Titel: Beschäftigungsproblematik i m Marktwirtschaften
24
3. Kapitel: W i r k u n g e n der wirtschaftlichen schäftigung
E n t w i c k l u n g auf die Be32
1. Titel: Investitionen i n sich entwickelnden Marktwirtschaften
32
2. Titel: Vergrößerung des Angebots durch Rationalisierung
35
3. Titel: E n t w i c k l u n g der Nachfrage durch Novitäten
37
4. Titel: Entwicklungsarbeitslosigkeit
39
4. Kapitel: Einflüsse des Außenhandels auf die Weltbeschäftigung
44
1. Titel: Zunahme der Beschäftigung bei Wachstum des Außenhandels
45
2. Titel: Weltnachfragelücken u n d ihre Ursachen
48
3. Titel: Einfluß der Wechselkurse auf die Verteilung der Beschäftigung i n der W e l t
54
5. Kapitel: I n - u n d Deflationen i n i h r e m Einfluß auf die Beschäftigung . .
60
1. Titel: Relative Stabilität v o n Preisen u n d Löhnen i n
Staatswirt-
schaften
60
2. Titel: Beschäftigungs-Inflations-Kurven
61
3. Titel: Weltinflationen u n d Weltdeflationen i n i h r e m Einfluß auf die Weltarbeitslosigkeit
68
8
Inhaltsverzeichnis
6. Kapitel: Beschäftigungswirkungen v o n Produktivitätsschwankungen . .
74
1. Titel: Schwankungen als Folge unsteter Rationalisierung
75
2. Titel: V a r i a t i o n des Außenhandelsvolumens
76
3. Titel: Ä n d e r u n g der internationalen Preisrelationen
78
4. Titel: Beeinflussung durch die Ressourcen
81
5. Titel: Einfluß k o n j u n k t u r e l l e r Prozesse
82
6. Titel: F u n k t i o n des Lohns bei Produktivitätsschwankungen
83
7. Kapitel: Einfluß der Machtverteilung auf die Beschäftigung 1. Titel: ökonomische Relevanz der Macht i n Staats- u n d M a r k t w i r t schaften
86 87
2. Titel: Ungleiche Machtverteilung zwischen Sozialpartnern (Partnermacht am Arbeitsmarkt) . . . . .
88
3. Titel: Exkurs: Nachfragelücken an Arbeitsmärkten
91
4. Titel: Ungleiche Machtverteilung zwischen Geschäftspartnern (Partnermacht an Gütermärkten)
95
8. Kapitel: Unterbeschäftigung als Folge staatlicher Eingriffe 1. Titel: Gestaltung der Rahmenbedingungen
99 99
2. Titel: Verursachung v o n Anpassungsarbeitslosigkeit
100
3. Titel: Beeinflussung der Entwicklungsarbeitslosigkeit
103
4. Titel: Weitere Beispiele staatlicher Eingriffe
104
5. Titel: Verkennung staatlich verursachter Arbeitslosigkeit
106
9. Kapitel: Anpassungsarbeitslosigkeit als Folge v o n „Akzeleratoren" (Einflüsse v o n Erfahrungen, Erwartungen u n d Umwertungen auf die Beschäftigung) 108 1. Titel: Einbeziehung menschlichen Handelns i n die Wirtschaftstheorie 108 2. Titel: Einfluß v o n Erfahrungen
109
3. Titel: Einfluß v o n Erwartungen
112
4. Titel: Einfluß v o n Erwartungen auf die induzierte Nachfrage der U n ternehmen (Theorie des induzierten Nachfrageakzelerators) . . . 120 5. Titel: Einfluß v o n Erwartungen auf die autonome Nachfrage der U n ternehmen (Theorie der autonomen Akzeleratoren) 123 6. Titel: Der Umwertungsakzelerator
125
Inhaltsverzeichnis
9
Π . Teil: Konsequenzen 10. Kapitel: „Deficit spending" u n d billiges Geld
131
1. Titel: W i r k u n g e n des „Deficit spending" i n Marktwirtschaften
131
2. Titel: Einfiuß v o n Besdiäftigungsprogrammen auf die Zinsen
134
3. Titel: Grenzen nationaler Geldpolitik i n einer Weltwirtschaft
137
11. Kapitel: W i r k u n g e n v o n Einkommensredistributionen
142
1. Titel: Redistribution durch Steuern oder Löhne
143
2. Titel: Einfiuß auf die Investitionen
147
3. Titel: Redistributionswirkungen i n der Weltwirtschaft
151
4. Titel: W i r k u n g e n einer Verteilungskorrektur
153
12. Kapitel: Arbeitszeitverkürzung u n d Investitionslenkung
156
1. Titel: Arbeitszeitverkürzung
156
2. Titel: Staatliche Investitionslenkung
160
13. Kapitel: Beschäftigungspolitik bei verschiedenen A r t e n v o n Arbeitslosigkeit 163 1. Titel: Beschäftigungspolitik bei allgemeiner Arbeitslosigkeit
163
2. Titel: Beschäftigungspolitik bei Unterinvestitionsarbeitslosigkeit
. . . 165
3. Titel: Beschäftigungspolitik i n geschlossenen Volkswirtschaften
169
4. Titel: Beschäftigungsproblematik i n der Weltwirtschaft
171
14. Kapitel: Beschäftigungspolitik i n sich entwickelnden Marktwirtschaften 174 1. Titel: Weltwirtschaftliche Beschäftigungspolitik
174
2. T i t e l : Marktwirtschaftliche Beschäftigungspolitik
175
3. Titel: Beschäftigungspolitik der Sozialpartner
184
4. T i t e l : Massenarbeitslosigkeit: k e i n menschlichen Versagens
Naturereignis,
sondern
Folge 187
Namenregister
190
Sachregister
192
ERSTER T E I L
Grundlagen
Erstes Kapitel
Die Problematik Die Problematik der Unterbeschäftigung ist komplex. Es gibt verschiedene Arten und es gibt verschiedene Ursachen von Arbeitslosigkeit. Auch ist die Problematik i n einer sich entwickelnden M a r k t w i r t schaft, i n der neue Produkte und Produktqualitäten die Nachfrage und leistungsfähigere Produktionsverfahren das Angebot erhöhen, von anderer A r t als i n einem (stationären) Kreislauf, i n dem gleichbleibende Produkte hergestellt und von Haushalten mit gegebenen Bedarfsstrukturen konsumiert werden. Die Beschäftigungsproblematik besitzt i n einem stationären Modell, i n dem m i t Ausnahme funktionaler Zusammenhänge wenig oder nichts geschieht, und i n einer sich entwickelnden Wirtschaft, i n der sich ein unaufhörlicher Wandel vollzieht, nicht die gleiche Qualität. 1. T i t e l : Arten der Arbeitslosigkeit Selbst bei einer Grobeinteilung lassen sich folgende A r t e n von Unterbeschäftigung unterscheiden: 1. die „Unterkonsumtionsarbeitslosigkeit", die dadurch gekennzeichnet ist, daß eine „Nachfragelücke" (Keynes ) besteht, w e i l die Bedürfnisse der Reichen weitgehend gesättigt sind, während die Einkommen der Masse der Bevölkerung nicht ausreichen, u m ihren ungesättigten Bedarf i n effektive Nachfrage zu verwandeln. Es ist i n diesem Fall nur notwendig, die Einkommen zugunsten der Bezieher kleinerer Einkommen umzuverteilen, u m die entstandene Unterbeschäftigung zu beseitigen. 2. die „Entwicklungsarbeitslosigkeitdie sich i n Marktwirtschaften vornehmlich dann ergibt, wenn sich das Angebot durch Rationalisierungsinvestitionen stärker erhöht als die Nachfrage durch Innovationsinvestitionen. Der Bedarf an neuen Produkten und Produktqualitäten ist bei allen Einkommensschichten noch ungesättigt. Je mehr neue Produkte und Produktqualitäten auf den M a r k t kommen, desto schneller kann sich m i t dem Produktivitätswachstum das Angebot erhöhen, ohne daß Arbeitslosigkeit entsteht. Gehen jedoch die Innovationsinvestitionen zurück und kommen infolgedessen weniger Novitäten her-
14
1. Kap.: Die Problematik
aus oder werden, aus welchen Gründen auch immer, die Rationalisierungsinvestitionen forciert, so entwickelt sich das Angebot schneller als die Nachfrage und es entsteht Arbeitslosigkeit. 3. die Anpassungsarbeitslosigkeit, die bei Störungen oder Entartungen marktwirtschaftlicher Anpassungsprozesse, ζ. B. infolge staatlicher Eingriffe, aber auch infolge des „Akzelerators", auftritt und sich vorwiegend auf einzelne Märkte, wie Bauwirtschaft oder Grundstoffindustrien, beschränkt. Die Anpassungsarbeitslosigkeit ist streng von der Unterkonsumtionsarbeitslosigkeit zu unterscheiden. Die letztere ist Folge einseitiger Verteilung, die nach Keynes durch eine Umverteilung von Reich zu A r m zu beheben ist. Anpassungsarbeitslosigkeit ist hingegen Folge einer Fehlsteuerung des Güterangebots. Fehlinvestitionen, die durch staatliche Subventionen i n der Bauwirtschaft hervorgerufen werden, lassen sich nicht durch eine Einkommensumverteilung beseitigen. Das gleiche gilt für Fehlinvestitionen, die der „Akzelerator" i n den Grundstoffindustrien (Kohle, Eisen, Stahl etc.) verursacht. I n beiden Fällen sind fehlgesteuerte Anpassungsprozesse Ursache der Arbeitslosigkeit. 4. die „kostenbedingte Arbeitslosigkeit", die sich ergibt, wenn Lohnerhöhungen nicht durch Produktivitätswachstum gedeckt sind. I n einer sich entwickelnden Marktwirtschaft können nicht nur, sondern müssen sogar die Einkommen m i t der Produktivität wachsen, wenn keine Unterbeschäftigung hervorgerufen werden soll. Steigen jedoch die Löhne schneller als die Produktivität, so werden i n zunehmendem Umfang Arbeitsplätze unrentabel. K e i n Unternehmen i n einer Marktwirtschaft beschäftigt auf die Dauer Mitarbeiter, die mehr kosten, als sie einbringen. 5. die „Unterinvestitionsarbeitslosigkeitdie typisch für viele Entw i c k l u n g s l ä n d e r 1 ist, aber auch i n Industrienationen nach (meist kriegsbedingten) Zerstörungen ihrer Produktionsstätten auftritt und dadurch charakterisiert ist, daß der volkswirtschaftliche Produktionsapparat nicht ausreicht, u m den Bedarf an Konsumgütern zu befriedigen. Wenn es an Kapazitäten fehlt, u m Güter der industriellen Massenproduktion i m erforderlichen Umfang herzustellen, so verursacht eine Erhöhung der Konsumeinkommen keine Zunahme der einheimischen Beschäftigung, sondern eine Zunahme der Importe oder, wenn hierfür die Devisen fehlen, lediglich eine Inflation. Unterinvestitionen lassen sich nicht durch eine Förderung des Konsums, sondern nur durch Investitionen 1 Dieser Ausdruck ist miß verständlich: Jede Wirtschaft entwickelt sich. I m folgenden werden daher Entwicklungsländer als „ökonomisch rückständig" oder „unterentwickelt" bezeichnet. Viele dieser Länder haben eine hohe K u l t u r , aber eine bescheidene Wirtschaft.
2. Erkenntnis der Einflußgrößen durch Prämissenvariation
15
beheben, die den volkswirtschaftlichen Produktionsapparat dem Bedarf anpassen. Unterentwicklungsarbeitslosigkeit t r i t t i n zwei Versionen auf und zwar als: 5 a) „Unterbeschäftigungsarbeitslosigkeit bei ausreichender Rohstoffbasisin der es nur an Produktionskapital mangelt, während Rohstoffe (und Halbfabrikate) i n hinreichendem Umfang vorhanden sind. I n diesem Fall sind keine Rohstoffimporte notwendig, die — zumindest langfristig — durch Exporte finanziert werden müssen. 5 b) „Unterinvestitionsarbeitslosigkeit bei unzureichender Rohstoffbasis", bei der es nicht nur an Produktionskapital, sondern auch an Rohstoffen (und Halbfabrikaten) fehlt, die sich m i t Hilfe des Produktionskapitals zu Fertigprodukten verarbeiten lassen. Ein Land, i n dem diese A r t von Unterbeschäftigung existiert, ist auf den Welthandel angewiesen: Es muß Industrieprodukte (Autos, Maschinen u.dgl.) exportieren, um von dem Exporterlös die Einfuhr von Rohstoffen (Erze) oder Halbfabrikaten (Bleche, Kugellager) oder auch das Defizit i m internationalen Reiseverkehr bezahlen zu können. Endlich w i r d sich zeigen, daß zwischen „Arbeitslosigkeit senen Wirtschaften" und
in geschlos-
6. „Weltarbeitslosigkeit" exakt zu unterscheiden ist. Eine Nachfragelücke, die i n einer Volkswirtschaft auf einer Einkommensverteilung zu Lasten der ärmeren Bevölkerung beruht, ist von einer gänzlich anderen Qualität als eine „Weltnachfragelücke" die durch Protektionismus oder die Zahlungsunfähigkeit von Volkswirtschaften verursacht wird. Eine Nachfragelücke i n einer geschlossenen Volkswirtschaft läßt sich gegebenenfalls durch nationale Konsumförderung heilen, eine Weltnachfragelücke nicht. Eine Weltnachfragelücke läßt sich nur durch Beseitigung des Protektionismus und die Wiederherstellung eines funktionsfähigen Weltwährungssystems überwinden. 2. T i t e l : Erkenntnis der Einflußgrößen durch Prämissenvariation Das Beschäftigungsproblem w i r d vereinfacht, wenn man eine stationäre und geschlossene Wirtschaft unterstellt 2 , i n der der „Grad der Konkurrenz" gegeben8, Preise und Löhne relativ konstant 4 sind, Be2 Keynes w a r ein v i e l zu großer Ökonom, u m bei diesem Ausgangsmodell stehen zu bleiben. Es entspricht jedoch noch heute der Vorstellungswelt zahlreicher Ökonomen u n d vieler Politiker. 3 John Maynard Keynes, Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses u n d des Geldes, München 1936, S. 205. 4 Ebenda, S. 198.
16
1. Kap.: Die Problematik
dürfnisse und Produkte sich nicht ändern, die Produktivität bekannt und die Unterbeschäftigung allgemein ist. Wie die Wirtschaftsordnung sind dann wirtschaftliche Entwicklung, Außenwirtschaft, Machtverteilung, Produktivitätsänderungen u.dgl. für die Beschäftigung bedeutungslos. W i r d endlich auch noch von den spezifischen Eigentümlichkeiten wirtschaftender Menschen abstrahiert, so ergibt sich ein System von Stromgrößen, i n dem sich nach A r t des „Feedback-engineering" (Föhl) durch Zu- oder Abschaltung jederzeit der gewünschte Beschäftigungsstand erreichen läßt. Ist zu wenig Einkommen vorhanden, so muß lediglich zusätzliches Einkommen i m Wege des „Deficit spending" i n den Kreislauf eingepumpt werden. Fehlt es an Nachfrage, so ist nur eine Anregung des Absatzes erforderlich. Beschäftigungspolitik ist i n diesem Feedback-Modell zu einem A b - und Zuschalten von Stromgrößen geworden, das einem „control engineer" (Meade) übertragen werden kann, dem die Aufgabe des „managing the economy" obliegt 5 . Die ökonomische Problematik ist i n der Realität jedoch nicht von der A r t , die dem Modell des „feedback-engineering" entspricht 6 . Sie w i r d i n ihrer Eigenart erst sichtbar, wenn man alle quantitativen und qualitativen Zusammenhänge, die für die Beschäftigung relevant sind, gemäß der Methode der Prämissenvariation 7 Schritt für Schritt i n die Analyse einbezieht und überdies den prozessualen Charakter berücksichtigt, der den realen Phänomenen eigentümlich ist. Gibt man die Annahme eines gegebenen Wettbewerbsgrades auf und betrachtet man die Wirtschaft nicht mehr als ein System von Stromgrößen, so w i r d die Bedeutung der Wirtschaftsordnung für die Beschäftigung sichtbar (ökonomische Relevanz der Wirtschaftsordnung). ökonomische Zusammenhänge, die bisher als „exogen" ausgeschlossen waren, werden jetzt analysierbar: Wie beeinflußt ζ. B. die Wirtschaftsordnung die Beschäftigungsproblematik? Warum sind Marktwirtschaften stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Staatswirtschaften (wie etwa die Sowjetunion)? U n d wie wirken sich die unterschiedlichen Wirtschafts5
Vgl. hierzu den „Neukeynesianismus" v o n David Vines, Jan Maciejowski and James E. Meade, Stagflation, Vol. 2: Demand Management, London 1983, S. 13 u n d S. 251. „ N e w K e y n e s i a n i s m . . . l i n k s demand management solely to the control of total money incomes and wage-fixing solely to the promotion of employment" (ebenda, S. 13). β Hierzu kritisch mein Buch „Economic Theory vs. Economic Reality", East Lansing, Mich., 1984, insb. S. 73 ff. u n d 95 ff. sowie die deutsche (für die amerikanische E d i t i o n allerdings grundlegend überarbeitete) Fassung „ I r r w e g e der Politischen Ökonomie", München 1979, ferner die Abhandlung: „ O n the Gap Between Economic Theory and the Problems of Reality", i n : Economie Appliquée, Tome X X X I I I (1980), S. 577 ff. 7 Vgl. zu dieser Methode meine Bücher „Economic Theory vs. Economic Reality", S. 184 ff., u n d „Kapitalismus, Sozialismus, Konzentration u n d K o n kurrenz", 2. A u f l . Tübingen 1976, S. 11 ff.
2. Erkenntnis der Einflußgrößen durch Prämissenvariation
17
und Gesellschaftsordnungen auf Erfolg oder Mißerfolg beschäftigungspolitischer Maßnahmen einschließlich von Beschäftigungsprogrammen aus? W i r d nicht mehr unterstellt, daß die Wirtschaft stationär 8 ist, so läßt sich der Einfluß neuer Waren und neuer Produktionsmittel ebenso wie der Einfluß sich entwickelnder und schrumpfender Märkte auf die Entwicklung darstellen (ökonomische Relevanz der wirtschaftlichen Entwicklung). Der Einfluß menschlicher Kreativität kann jetzt i n die ökonomische Analyse einbezogen werden. Die Wirkungen, die von neuen Produkten und Produktqualitäten auf die Nachfrage der Haushalte wie der Unternehmen i m I n - und Ausland ausgehen, werden dann ebenso relevant wie die Wirkungen, die Rationalisierungsinvestitionen auf das Angebot von Gütern (und die Nachfrage von Arbeit) ausüben. Wie beeinflussen neue Konsumgüter die Bedarfsstruktur und damit die Nachfrage? Wie wirken sich Rationalisierungsinvestitionen auf das Angebot aus? Was geschieht am Arbeitsmarkt, wenn sich die Entwicklung von Angebot und Nachfrage nicht i m Gleichklang vollzieht? I n einer W i r t schaft, i n der die Technik gegeben ist, und i n einer sich entwickelnden Marktwirtschaft ist das Beschäftigungsproblem nicht gleichgelagert. W i r d nicht mehr von der vereinfachenden Annahme ausgegangen, daß die Wirtschaft geschlossen ist, so läßt sich zeigen, wie und i n welchem Umfang außenwirtschaftliche Beziehungen die Beschäftigung beeinflussen, wobei man sich nicht auf den Effekt zusätzlicher Exporte beschränken darf (ökonomische Relevanz der internationalen Arbeitsteilung). I n einer Weltwirtschaft kann untersucht werden, ob und inwieweit eine Zunahme des Außenhandels die Beschäftigung i n der Welt erhöht und inwieweit umgekehrt eine Schrumpfung des Außenhandelsvolumens ζ. B. als Folge protektionistischer Maßnahmen Arbeitslosigkeit hervorruft. Ursachen und Wirkungen der Weltarbeitslosigkeit lassen sich dann ebenso i n die Darstellung einbeziehen, wie die Folgen, die sich aus der ungleichen Verteilung von Reichtum und A r m u t zwischen den Völkern ergeben. I m Modell einer Weltwirtschaft kann auch die Frage aufgeworfen werden, ob und inwieweit Importe (z.B. von Erdöl) die Beschäftigung nicht nur negativ, sondern auch positiv beeinflussen, und ob und inwieweit nicht umgekehrt Arbeitslosigkeit entsteht, wenn Rohstoffe (wie Erdöl) ausfallen (oder sich verteuern). Werden die Prämissen aufgegeben, daß Preise sich nicht nur bei dem Auftreten von „bottle necks" (und damit bei Engpässen) ändern und daß 8 Die Begriffe „statisch" u n d „stationär" werden i m Schrifttum u n t e r schiedlich verwendet. I m folgenden w i r d eine Konzeption, welche die W i r t schaft als Gleichgewicht betrachtet, als „statisch" u n d eine Wirtschaft, i n der es keine E n t w i c k l u n g gibt, als „stationär" bezeichnet.
2 Arndt
18
1. Kap.: Die Problematik
„ i n Geld festgesetzte Löhne gewöhnlich ziemlich beständig" sind 9 , so werden die Wirkungen sichtbar, die Preis- und Lohnänderungen zur Folge haben (ökonomische Relevanz von In- und Deflationen). Es lassen sich dann nicht nur die Ursachen erörtern, die zu einer „Stagflation" führen; es kann dann auch untersucht werden, ob die Wirkungen einer Inflation auf die Beschäftigung gleichbleiben, wenn die Preissteigerungen den Lohnerhöhungen vorauseilen, oder wenn umgekehrt i n der Zukunft erst zu erwartende Preiserhöhungen i n den Lohnabschlüssen antizipiert werden. Ebenso läßt sich jetzt die Frage behandeln, ob und inwieweit sich die Wirkungen verändern, die von I n - und Deflationen ausgehen, wenn eine Wirtschaft nicht mehr geschlossen ist und ihre Beschäftigungsrate nicht mehr nur von der Inlandsnachfrage, sondern auch von der Entwicklung der E x - und Importe und damit von der Entwicklung von Auslandsnachfrage und Auslandsangebot abhängt. W i r d die Annahme aufgegeben, daß die wirtschaftliche Produktivität konstant ist oder gleichmäßig wächst, so lassen sich die Wirkungen einbeziehen, die von Änderungen der Produktivität auf die Beschäftigung (resp. auf die m i t Vollbeschäftigung vereinbaren Reallöhne) ausgeübt werden (ökonomische Bedeutung von Produktivitätsschwankungen). Hierbei w i r d sich zeigen, daß keineswegs nur der technische Fortschritt die Produktivität beeinflußt. Auch Schrumpfungen der internationalen Arbeitsteilung oder Verschlechterungen der „Barter terms of trade" (wie etwa i m F a l l des Erdöls) verringern die volkswirtschaftliche Produktivität. Wie w i r k t sich, so kann jetzt gefragt werden, ein Rückgang der volkswirtschaftlichen Produktivität auf die Beschäftigung aus, wenn Staatskonsum und Arbeitsentgelte auf dem gleichen Stand verharren? W i r d auf die Unterstellung verzichtet, daß es i n der Wirtschaft keine anderen Variablen als Preis und Menge gibt, so w i r d der Einfluß darstellbar, den die Verteilung der ökonomischen Macht auf die Beschäftigung hat 1 0 (ökonomische Relevanz der Distribution ökonomischer Macht). Welche Folgen hat es für die Beschäftigung, wenn, wie zu den Zeiten von Ricardo und Marx, die Arbeitskräfte dem Lohn- und Arbeitszeitdiktat der Arbeitgeber hilflos ausgeliefert sind, weil der Staat Gewerkschaften verbietet, aber den Unternehmen die Konzentration von Werktätigen i n den Betrieben erlaubt? Welche Folgen hat es umgekehrt für die Beschäftigung, wenn die Gewerkschaften i n der stärkeren Position 9 Keynes, Allgemeine Theorie, S. 198, w ä h r e n d Samuelson u n d Solow i n A n l e h n u n g an Phillips einen funktionalen Zusammenhang zwischen Inflation u n d Beschäftigung vermuten. Vgl. unten 5. K a p i t e l sowie das auf S. 62 i n Fußnote angeführte Schrifttum über Inflation u n d Stagflation. 10 Vgl. hierzu u n t e n 7. u n d 9. Kapitel.
2. Erkenntnis der Einflußgrößen durch Prämissenvariation
19
sind, w e i l Streiks erlaubt, aber Aussperrungen verboten und Kündigungen erschwert sind? W i r d der Staat i n der Wirtschaftstheorie nicht mehr als „exogen" betrachtet 11 , so lassen sich die Wirkungen einbeziehen, die der Staat nicht nur als Fiskus auf die Wirtschaft ausübt (ökonomische Relevanz des Staates). Es kann dann analysiert werden, wie sich unter dem Einfluß staatlicher A k t i v i t ä t e n (Mietstop) oder staatlicher Institutionen (Kartellbehörden) die ökonomischen Zusammenhänge verändern. Der Staat erscheint dann nicht mehr nur als „Reparaturanstalt" für Mängel, die private Wirtschafter verursacht haben. Vielmehr kann jetzt gefragt werden, ob und inwieweit es nicht auch der Staat ist, der i n M a r k t w i r t schaften Arbeitslosigkeit (und i n Staatswirtschaften Versorgungslücken) hervorruft. Wie w i r d ζ. B. die Beschäftigung beeinflußt, wenn Unternehmen durch überhöhte Abgaben u.dgl. i n der Wahrnehmung ihrer volkswirtschaftlichen Aufgaben behindert werden? W i r d endlich auf die vereinfachenden Annahmen verzichtet, daß die Wirtschafter sich rational verhalten, Menschen allwissend und Wertungen konstant sind, so werden auch die Wirkungen darstellbar, die von historisch bedingten und i m Zeitablauf wechselnden Erfahrungen, von variierenden und vielfach irrationalen Erwartungen sowie von sich i m Verlauf wirtschaftlicher Prozesse verändernden Wertungen auf die Beschäftigung ausgehen (ökonomische Relevanz menschlicher Eigenschaften). I n der reinen Gleichgewichtstheorie sind wechselnde Erfahrungen nicht relevant, sind Erwartungen rational oder gleichen sich aus und werden Wertungen ohne Rücksicht auf die Verteilung der Macht und ohne Rücksicht darauf, ob Vollbeschäftigung besteht oder Massenarbeitslosigkeit herrscht, als unveränderliche Größen unterstellt, so daß sich selbst der Wert eines Gutes ausschließlich durch seine Abnutzung verändert. Der Einfluß von Umwertungen auf die Beschäftigung bleibt dann ebenso wie der Einfluß von Massenarbeitslosigkeit auf menschliche Wertvorstellungen außerhalb des Untersuchungsgegenstandes. Betrachtet man jedoch die Wirtschaft nicht mehr als ein System funktionaler Zusammenhänge, sondern als menschliche Institution, so w i r d erkennbar, daß es Erwartungen (und Erfahrungen) sind, die den Wirtschaftern erlauben, die Zukunft zu antizipieren. Infolge ihrer Erwartungen können sie autonome Entscheidungen treffen, die unabhängig von gegebenen Preisen, gegebenen Einkommen, gegebener Produktion und momentanen Absatz sind. Nicht nur die menschliche Kreativität, 11 Die i n der Wirtschaftstheorie üblich gewordene Unterscheidimg v o n „exogen" u n d „endogen" ist insofern irreführend, als es bei der Abgrenzung eines sozialwissenschaftlichen Erkenntnisobjekts nicht n u r auf die Ursachen, sondern auch auf die W i r k u n g e n a n k o m m t : Alle Zusammenhänge, die ökonomische Folgen haben, sind Gegenstand der Wirtschaftstheorie.
2*
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1. Kap.: Die Problematik
auch die — auf Erfahrungen beruhenden — Erwartungen ermöglichen Wirtschaftern eigenständige und damit autonome Entscheidungen. Es zeigt sich dann auch, daß es nicht nur jene nachfrage-induzierte Akzeleration gibt, die Samuelson als Baustein seines „Multiplikator-Akzelerator-Modells" verwendet, sondern daß unabhängig hiervon erwartungsbedingte Lager- und Investitionsakzeleratoren auftreten, die auf autonomen Entscheidungen der Wirtschafter beruhen. Keynes war der erste große Ökonom, der nicht Wirtschaftskrisen oder Konjunkturzyklen, sondern die Beschäftigungsproblematik analysierte. Er hat nicht gefragt, warum Arbeitslosigkeit periodisch wiederkehrt; i h m ging es vielmehr u m die Ursachen der Arbeitslosigkeit. Und er hat — auch hierin war er Bahnbrecher — Arbeitslosigkeit nicht als naturgewolltes Schicksal hingenommen, sondern die grundsätzliche Frage aufgeworfen, wie man Unterbeschäftigung bekämpfen kann. 1 2 Seine Theorie ist von zahlreichen Autoren überarbeitet, verändert, kritisiert und vielfach auch mißverstanden worden, ohne daß diese Autoren jedoch den neoklassischen Gleichgewichtsansatz verlassen haben. 13 Eine Theorie, welche das Beschäftigungsproblem nur unter speziellen Annahmen untersucht, ist freilich i m Erkenntniswert begrenzt. Wie die Medizin Krankheiten nicht nur an einem Skelett untersuchen kann, so ist die Wirtschaftstheorie nicht i m Stande, die Problematik der A r 12
Keynes* Allgemeine Theorie darf auch nicht isoliert v o n dem geistigen u n d theoretischen Zusammenhang gesehen werden, i n dem sie entstanden ist. Insofern h a t Spiegel recht, w e n n er gegenüber K r i t i k e r n v o n Keynes ausführt: „The methodological approach that came to dominate economics after Keynes yielded constructions t h a t Keynes himself m i g h t not have favored. Moreover, w h a t came to be considered the Keynesian policy apparatus — fiscal policy — although i t was undoubtedly inspired b y Keynes's thought, was not his o w n w o r k b u t that of his followers." Vgl. die Besprechung zu dem nachfolgend genannten Sammelwerk von Henry W. Spiegel i n : Journal of Economic Literature, Vol. X V I (Dec. 1978), S. 1458, u n d Robert Skidelsky (Hrsg.), The E n d of the Keynesian Era: Essays on the Disintegration of the Keynesian Political Economy, New Y o r k 1977. 13 Aus der Überfülle der L i t e r a t u r siehe Joan Robinson, A f t e r Keynes, Oxford 1973; John R. Hicks , The Crisis i n Keynesian Economics, O x f o r d 1974; die Beiträge i n dem v o n Hans J. Ramser u n d Beda Angehrn herausgegebenen Sammelband: Beschäftigung u n d Inflation, Stuttgart et al. 1977, sowie das u n t e n i m 5. K a p i t e l angegebene Schrifttum; ferner Don Patinkin and Clark J. Leith (Hrsg.), Keynes, Cambridge, and the „General Theory": T h e Process of Criticism and Discussion Connected w i t h the Development of the „General Theory", Buffalo 1978; Allan ff. Meitzer, Keynes's General Theory: A d i f ferent Perspective, Journal of Economic Literature, Vol. X I X (1981), S. 34 ff., sowie die hierduròh ausgelösten Diskussionsbeiträge v o n Don Patinkin, Paul Davidson, Sidney Weintraub, James R. Crotty u n d das Schlußwort von Allan i f . Meitzer, ebenda, Vol. X X I (1983), S. 47 ff.; Gottfried Bombach, H. J. Ramser, M . Timmermann, W.. Wittmann, (K.-B. Netzband) (Hrsg.), Der Keynesianismus, B e r l i n et al., Bd. 1 u n d Bd. 2 1976 sowie Bd. 3 1981, aber auch: Irrwege der politischen Ökonomie, S. 64 ff., 80 ff., u n d Economic Theory vs. Economic Reality, S. 62 ff. u n d 74 ff.
2. Erkenntnis der Einflußgrößen durch Prämissenvariation
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beitslosigkeit allein an Hand des Modells einer stationären und statischen Wirtschaft zu erforschen, i n dem unterschiedliche Wirtschaftsordnungen keinen Einfluß auf die Beschäftigung ausüben, staatliche Maßnahmen keine Unterbeschäftigung verursachen und menschliche Einfälle und Handlungen für den Ablauf der Wirtschaft bedeutungslos sind. Eine Theorie ist erst dann allgemein, wenn sie alle relevanten Zusammenhänge erfaßt. Die Methode der isolierenden Abstraktion reicht i n der Tat für sich allein nicht aus, u m ökonomische Phänomene wie die Arbeitslosigkeit zu analysieren. Die Gesamtheit der relevanten Zusammenhänge ist nur mit der Methode der variierenden Abstraktion erfaßbar, die schrittweise und damit nach und nach die Fragen einbezieht, von denen zunächst aus Gründen der Vereinfachung abstrahiert worden ist. A l l e r dings geht es nicht u m eine bloße Erweiterung des Ausgangsmodells durch die Einführung zusätzlicher Stromgrößen. Die Phänomene wandeln sich, wenn sie nicht mehr als Gleichgewichtslagen, sondern als Prozesse untersucht werden. Die beschäftigungstheoretische wie die beschäftigungspolitische Problematik verändert sich, wenn sich Angebot und Nachfrage entwickeln, w e i l nicht mehr die gleichen Waren i n gleicher Weise hergestellt werden, sondern neue Produkte und Produktqualitäten kreiert und rationellere Produktionsverfahren eingeführt werden. Ebenso wandeln sich, u m noch ein weiteres Beispiel zu geben, m i t der Wirtschaftsordnung nicht nur Kreislaufgrößen, sondern auch die Qualität der ökonomischen Probleme und damit das Untersuchungsobjekt. Die Untersuchung bezieht daher die qualitative Veränderung der ökonomischen Zusammenhänge ein, wenn sie Einflußgrößen analysiert, die i m Ausgangsmodell ausgeschlossen oder denaturiert worden waren: die Wirtschaftsordnung, die wirtschaftliche Entwicklung, den Staat, die Verteilung der Macht, die verschiedenen Arten von Produktivitätsschwankungen und — last but not least — den Menschen, der kein „individual economic agent" (Arrow) ist, der sich ausschließlich rational oder funktional verhält, sondern ein denkendes, handelndes und schöpferisches, aber auch dem Irrtum unterliegendes Wesen, das durch die Gesellschaft, in der es lebt, geprägt ist. Es w i r d somit die Erfassung aller Zusammenhänge angestrebt, die für die Beschäftigungsproblematik bedeutsam sind — auch wenn i n einer sich wandelnden Welt Vollständigkeit niemals zu erreichen ist.
Zweites Kapitel
Beeinflussung der Beschäftigung durch die Wirtschaftsordnung Geht man davon aus, daß Wirtschaften nichts anderes als ein Kreislauf ist, i n dem gegebene Güter auf vorgegebene Bedürfnisse optimal zu verteilen sind, so ist der Einfluß, den unterschiedliche Wirtschaftsordnungen auf die Beschäftigung ausüben, nicht existent. Es gibt dann weder das Entstehen neuer noch das Schrumpfen und Absterben alter Märkte. Die Anpassung des Angebots an variierende Produktionsbedingungen oder an quantitative wie qualitative Änderungen der Nachfrage liegt ebenso außerhalb dieses Kreislaufschemas wie die Entwicklung von Novitäten oder die Umgestaltung der Wirtschaftsverfassung. 1 Die Realität entspricht jedoch diesem Gedankenschema nicht. I n ihr spielen nicht nur Käufer- und Verkäufermärkte, sondern auch die Erschöpfung herkömmlicher Energien, die Erschließung neuer Energien sowie das Auftreten neuer Produkte und Produktqualitäten und damit zugleich die Entwicklung neuer Bedürfnisse und die Kreation zusätzlichen Bedarfs eine wesentliche Rolle. I n i h r sind Angebot und Nachfrage nicht „gegeben". Sie wandeln sich vielmehr i m Zeitablauf, wobei A r t , Ausmaß und Einfluß dieser Änderungen nicht zuletzt davon abhängen, ob eine Marktwirtschaft m i t Knappheitspreisen oder eine Staatswirtschaft m i t bürokratisch festgesetzten Preisen (Festpreisen) besteht. Dies ist zugleich der Grund, weshalb die beschäftigungstheoretisch (wie die beschäftigungspolitisch) relevanten Zusammenhänge mit der Wirtschaftsordnung variieren. I n Staatswirtschaften hängt die Beschäftigung so gut wie ausschließlich von Staatseingriffen ab. I n Marktwirtschaften ist primär die Funktionsfähigkeit der Märkte entscheidend. Während i n Staatswirtschaften Fehlgriffe der staatlichen Bürokratie vornehmlich zu Versorgungsschwierigkeiten führen, sind i n Marktwirtschaften Fehler der staatlichen Wirtschaftspolitik primär für das Entstehen von Unterbeschäftigung verantwortlich. ι Vgl. hierzu Fußnote 6 auf S. 37.
.
esgungsproblem
in
twirtschaften
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1. T i t e l : Versorgungsprobleme i n Staatewirtschaften I n Staatswirtschaf ten, i n denen, ähnlich wie i n der Sowjetunion, der Staat m i t dem Arbeitgeber identisch ist, Preise und Löhne (weitgehend und i m Extremfall ausschließlich) von staatlichen Behörden festgesetzt werden und staatliche Behörden die Wirtschaftsbeziehungen zum Ausland abwickeln, ist Vollbeschäftigung normalerweise kein Problem. Wie i n einer patriarchalischen Familie werden sowohl Arbeit wie Subsistenzmittel von der Obrigkeit zugeteilt. Hieran ändert sich auch nichts dadurch, daß der Staat seine Untertanen für ihre Tätigkeit nicht mehr direkt m i t Waren, sondern m i t Geld entlohnt. Denn selbst unter diesen Umständen behält der Staat die Macht, die von i h m zu zahlenden Löhne so niedrig anzusetzen, daß er jedermann einen Arbeitsplatz zuweisen kann. Ursache der relativ beständigen Vollbeschäftigung i n Staatswirtschaften ist somit nicht, wie vielfach angenommen wird, die technische Rückständigkeit der Produktionsmethoden, wie sie sich i n der Tat i n allen Ostblockländern beobachten läßt. Vielmehr ist es umgekehrt der niedrige Lohn, der selbst Tätigkeiten m i t niedriger Rentabilität noch tragbar macht. Je niedriger ein Staat die Löhne ansetzt, desto leichter ist es für ihn, Arbeitskräfte auch m i t weniger produktiven Aufgaben zu beschäftigen. Nichts hindert daher einen allmächtigen Staat, seine Nachfrage nach Arbeit auszudehnen, bis Nachfrage und Angebot an Arbeit übereinstimmen. Z u diesem Zweck kann er Löcher i n die Erde graben, überflüssige Kanäle anlegen, Prachtbauten errichten oder Drahtzäune u m Wüsten ziehen lassen. I n einer Staatswirtschaft, i n der es kein Recht auf angemessene oder zumutbare Arbeit gibt, ist Arbeit nahezu unbegrenzt produzierbar. Niemand kann sich wehren, wenn er Tätigkeiten mit der Hand verrichten muß, die billiger oder besser durch Maschinen geleistet werden. I n einer Staats Wirtschaft nach A r t der Sowjetunion ist normalerweise nicht die Herstellung von Vollbeschäftigung, sondern die Produktion ausreichender Subsistenzmittel (Brot, Butter, Gemüse, Winterhandschuhe u.dgl.) i n den benötigten Mengen wie i n den gewünschten Qualitäten problematisch. I n einer Staatswirtschaft fehlt es nicht an A r beit, sondern an einem Angebot an Waren, das den quantitativen und qualitativen Wünschen der Käufer entspricht. Da sich die Preise i n einer Staatswirtschaft nicht wie i n einer Marktwirtschaft nach der Knappheit richten, steigen die vom Staat fixierten Preise nicht, wenn die Nachfrage nach Gütern das Angebot überwiegt (resp. begehrte Qualitäten selten geworden sind). Die Incentives, die den Marktpreisen eigentümlich sind
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2. Kap.: Beeinflussung durch die Wirtschaftsordnung
und dazu führen, daß sich bei steigenden Preisen das Angebot erhöht und bei sinkenden Preisen mindert, üben staatlich festgesetzte Preise nicht aus. Engpässe i n der Versorgung werden hier unmittelbar dadurch sichtbar, daß ein Teil der Nachfrage nach Produkten und Produktqualitäten unbefriedigt bleibt und sich „Schlangen" vor den Läden bilden. Umgekehrt werden Waren, für die kaum oder überhaupt kein Bedarf besteht, weiterproduziert, bis dies von den zuständigen Behörden abgestellt wird. Mangels eines Vorhandenseins von Märkten, an denen sich die Preise nach der jeweiligen Knappheit richten, bestehen i n einer Staatswirtschaft Dissonanzen zwischen Angebot und Nachfrage fort, bis der Staat einschreitet und entweder die Produktion oder die Preise der „Marktlage" anpaßt. I n Staatswirtschaften ist nicht die Beschäftigung, sondern die Versorgung der Bevölkerung m i t Gütern das vorrangige Problem. Nachfragelücken, wie sie i n Marktwirtschaften zu beobachten sind, gibt es in Staatswirtschaften normalerweise nicht. I n Staatswirtschaften herrschen Angebotslücken vor. Allerdings ist auch i n Staatswirtschaften das Auftreten von Arbeitslosigkeit keineswegs völlig ausgeschlossen. Als Lenin 1917 an die Macht kam, stand er vor der Aufgabe, die heimkehrenden Soldaten i n eine Wirtschaft einzugliedern, deren Produktionsapparat durch Kriegseinwirkungen weitgehend zerstört war. Er beseitigte die bestehende Unterinvestitionsarbeitslosigkeit, indem er i n den folgenden Jahren die Konsumtion so weit wie nur möglich einschränkte und die Investition intensivierte. Eine zweite A r t von Unterbeschäftigung läßt sich i n Staatswirtschaften beobachten, wenn Diktatoren, u m die Gunst der Massen zu gewinnen, die Löhne i n einem Umfang heraufsetzen, dem die Produktivitätsentwicklung des Landes noch nicht entspricht. I n diesem Fall entsteht auch i n Staatswirtschaften „Arbeitskostenarbeitslosigkeit", weil die Höhe der Löhne Arbeitsplätze unrentabel macht. 2. Titel : Beschäftigungsproblematik i n Marktwirtschaften Marktwirtschaften unterscheiden sich von Staatswirtschaften dadurch, daß i n ihnen die Preise nicht Kostenpreise, sondern Knappheitspreise sind. Sowohl i n marktwirtschaftlichen Anpassungsprozessen als auch i n marktwirtschaftlichen Entwicklungsprozessen (die zur Kreation neuer Konsum- und Investitionsgüter führen) weichen die Marktpreise von den Kosten ab. Ihre Funktionen, das Angebot tunlichst auf die Nachfrage auszurichten und durch Novitäten Engpässe zu überwinden und den Lebensstandard zu erhöhen, übt die Marktwirtschaft nur aus, wenn
2. Beschäftigungsproblematik i n Marktwirtschaften
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und soweit Unternehmer oder Manager ihre Preise nach der jeweiligen Marktlage richten. I n Käufermärkten nehmen sie Verluste hin, i n Verkäufermärkten erzielen sie „Windfall gains" und bei erfolgreicher Kreation von Novitäten verdienen sie sich Leistungsgewinne. Dieser fundamentale Unterschied, der zwischen Staatswirtschaften und Marktwirtschaften besteht, w i r d verwischt, wenn sich die W i r t schaftstheorie auf die Analyse von Gleichgewichtslagen beschränkt, i n denen die Knappheit eine Funktion der Kosten resp. umgekehrt die Kosten eine Funktion der Knappheit sind. Die für die Marktwirtschaft eigentümlichen Prozesse erscheinen aus dieser verzerrten Sicht nicht als systemimmanent, was sie i n Wahrheit sind, sondern als Störungen, die das Gleichgewicht beeinträchtigen. 2 Konsequenterweise haben neoklassische Ökonomen denn auch ein zeit- und raumloses Gleichgewicht, i n dem sich weder Preise ändern noch Produkte und Produktqualitäten entwickeln, sondern ein Einheitsgut zu einem vorgegebenen Einheitspreis getauscht wird, als „vollkommene Konkurrenz" bezeichnet. Die Marktwirtschaft hat jedoch m i t diesem Modell nichts zu tun. Sie ist vielmehr dadurch ausgezeichnet, daß 1. die Entwicklung der Marktpreise die Unternehmen veranlaßt, ihr Angebot sowohl quantitativ als auch qualitativ an die differenzierte und i m Zeitablauf variierende Nachfrage anzupassen, und daß 2. die Aussicht auf spezifische Leistungsgewinne die Unternehmen anregt, neue Produkte und Produktqualitäten sowie billigere Produktionsverfahren zu entwickeln. § 1 „Selbstheilungskräfte" der Marktwirtschaft Die Funktionen der Marktwirtschaft, auf denen die diesem Wirtschaftssystem eigentümlichen „Selbstheilungskräfte" 3 beruhen, zeigen sich nicht im Gleichgewicht, sondern im Prozeß. 4 Sie sind nur i n den 2
Vgl. m e i n Buch: Economic Theory vs. Economic Reality, S. 25 ff., 145 ff. Die v o n vielen A u t o r e n unterstellt, aber nicht e r k l ä r t werden, vgl. Kurt W. Rothschild, Keynesianische u n d postkeynesianische Beschäftigungstheorie, i n : Gottfried Bombach, Bernhard Gahlen, A l f r e d E. O t t (Hrsg.), Neuere E n t wicklungen i n der Beschäftigungstheorie u n d - p o l i t i k , Tübingen 1979, S. 185; bemerkenswert ist die Darstellung der „Funktionsweise einer M a r k t w i r t schaft" bei Alfred Stobbe, Volkswirtschaftslehre I I , MikroÖkonomik, B e r l i n et al. 1983, S. 346 ff., die allerdings m i t den übrigen Ausführungen des Autors k a u m i n E i n k l a n g zu bringen ist. 4 I m Gleichgewicht sind Selbstheilungskräfte überflüssig. I n der Gleichgewichtsanalyse haben Unternehmen nichts weiter zu tun, als ihren G e w i n n zu m a x i m i e r e n (was nach Oskar Morgenstern „höchst langweilig" ist). Alles andere ist schon vorhanden: Produkte u n d Produktqualitäten (sofern es solche überhaupt gibt), Kapazitäten u n d Produktionsverfahren sowie M i t arbeiter u n d Abnehmer. Selbst Kosten- u n d Absatzkurven finden sich also 3
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2. Kap.: Beeinflussung durch die Wirtschaftsordnung
Anpassungs- und Entwicklungsprozessen zu beobachten, durch die sich der Leistungswettbewerb i n der Realität auszeichnet. I n M a r k t w i r t schaften sind weder die wirtschaftlich relevanten Bedürfnisse noch Produkte und Produktqualitäten oder Kosten- und Absatzkurven „gegeben" noch sind sie „unbegrenzt" 5 . 1.
Anpassung
I n einer Marktwirtschaft variieren die Preise m i t der Knappheit (und nicht mit den Kosten). Infolgedessen treten Anpassungsprozesse auf, die nicht nur Angebot und Nachfrage durch Preisänderungen zum vorübergehenden Ausgleich bringen, sondern darüber hinaus dafür sorgen, daß bei einem unzureichenden Angebot die Produktion erhöht resp. i m umgekehrten Fall verringert wird. Verkäufermärkte, bei denen die Preise unabhängig von den Kosten steigen, werden durch Erweiterungsinvestitionen überwunden. Käufermärkte, bei denen die Preise nicht mehr die Kosten aller Firmen decken, werden durch Produktionseinschränkungen und Desinvestitionen beseitigt. Durch die Gewinne, die i n Verkäufermärkten auftreten, und durch die Verluste, welche Unternehmen i n Käufermärkten erleiden, w i r d das Angebot auf die i m Zeitablauf eintretenden quantitativen und qualitativen Änderungen der Nachfrage abgestimmt. 6 Die Kosten sind zwar hier nicht für die Höhe der Preise, wohl aber für die Höhe der Verluste und Gewinne entscheidend. Aus den gleichen Gründen passen sich i n einer M a r k t wirtschaft die Unternehmen den differenzierten Wünschen ihrer K u n den an. A n jedem M a r k t gibt es, w e i l und solange die Firmen miteinander konkurrieren, ein differenziertes und auf die Wünsche der Käufer abgestimmtes Angebot von Gütern, zwischen denen die Nachfrager als vorgegeben vor. Allenfalls können Unternehmen ihre Kapazitäten ändern u n d damit ihre Kostenkurven verschieben. Die K o n s t r u k t i o n v o n Gleichgewichtslagen ist jedoch k e i n Selbstzweck. Sie w i r d spätestens dann fragwürdig, w e n n sie die Probleme verfälscht, w i e dies bei der M a r k t w i r t s c h a f t der F a l l ist. 5 Vgl. hierzu Helmut Arndt, Schöpferischer Wettbewerb u n d klassenlose Gesellschaft, B e r l i n 1952, S. 104 -111; ders., Macht u n d Wettbewerb, i n : H e l m u t Cox u. a., Handbuch des Wettbewerbs, München 1981. — Inkonsequenterweise betonen selbst Anhänger der Euckenschule die „Selbstheilungsk r ä f t e " der M a r k t w i r t s c h a f t u n d betrachten gleichzeitig das Modell der „vollkommenen K o n k u r r e n z " als wirtschaftspolitisches Ideal. Wie M ä r k t e jedoch ihre volkswirtschaftlichen Funktionen erfüllen sollen, w e n n sie sich i m Gleichgewicht befinden u n d die Preise durch die Kosten bestimmt w e r den, h a t keiner dieser A u t o r e n untersucht. M i t H i l f e des zeit- u n d raumlosen Modells, das den irreführenden Namen „vollkommene K o n k u r r e n z " trägt (obwohl es weder m i t Vollkommenheit noch m i t Konkurrenz etwas zu t u n hat), lassen sich jedenfalls die sog. „Selbstheilungskräfte" der M a r k t w i r t schaft nicht erklären. β Soweit nicht Fehlanpassungen w i e b e i m Akzelerator auftreten, u. dgl. Siehe Helmut Arndt, Kapitalismus, Sozialismus, Konzentration u n d K o n k u r renz, S. 77 -108.
2. Beschäftigungsproblematik i n Marktwirtschaften
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wählen können. I n einer Marktwirtschaft w i r d das Angebot insoweit von der Nachfrage bestimmt. 7 N u r wenn und soweit marktwirtschaftliche Anpassungsprozesse funktionieren (was nicht immer der Fall ist), werden Dissonanzen zwischen Angebot und Nachfrage durch Anpassung der Produktion und der Produktionskapazitäten überwunden, ohne daß es normalerweise eines staatlichen Eingriffs bedarf. Erhalten Unternehmen hingegen stets nur ihre Kosten, so gibt es keine prozessualen Gewinne, die zu Erweiterungsinvestitionen anregen. Und erhalten alle Firmen stets zumindest ihre Kosten, so entstehen keine Verluste, die Über- und damit Fehlinvestitionen beseitigen. I m ersten F a l l werden Verkäufermärkte (und damit Versorgungslücken) und i m zweiten Fall Käufermärkte (und damit Über- oder Fehlproduktionen) konserviert, wie dies i n Staatswirtschaften (oder als Folge staatlicher Subventionen) zu beobachten ist. I m Gegensatz zu marktwirtschaftlichen Knappheitspreisen überwinden Kostenpreise weder Mangel noch (volkswirtschaftlich wertlosen) Überfluß. 8 Dies ist der Grund, warum sich i n Staatswirtschaften nicht das Angebot nach der Nachfrage, sondern primär die Nachfrage nach dem Angebot richten muß. 2.
Entwicklung
I n einer Marktwirtschaft erwarten Unternehmen von neuen Produkten und Produktqualitäten eine Verbesserung ihrer Konkurrenzsituation und damit Leistungsgewinne. Sie setzten Novitäten als M i t t e l i m Wettbewerb ein. Infolgedessen treten i n der Marktwirtschaft Entwicklungsprozesse auf, die neue Märkte m i t neuen Produkten entstehen lassen und alte Märkte durch bessere Qualitäten oder billigere Produktionsverfahren revolutionieren, soweit diese nicht überhaupt durch neue Märkte m i t interessanteren Waren verdrängt werden. Das Angebot an Waren wandelt sich hier ebenso wie der Bedarf der Haushalte. Die Entwicklungsprozesse verbessern die Bedarfsdeckung quantitativ und qualitativ, so daß sich bei adäquater Verteilung des Sozialprodukts der Lebensstandard der gesamten Bevölkerung erhöht. Gleichzeitig erleichtern diese Entwicklungsprozesse die Anpassung des Angebots an die Nachfrage: Fehlende Rohstoffe oder knapp gewordene Energien wer7 Chamberlin's Annahme, daß Produktdifferenzierung Folge monopolistischer Einflüsse sei, beruht auf einer völligen Verkennung der Funktionen, die der Wettbewerb i m Interesse der Konsumenten ausübt. Vgl. hierzu mein Buch: Economic Theory vs. Economic Reality, S. 52 f. 8 Schon Adam Smith wußte, daß der Marktpreis nicht m i t dem „ n a t ü r lichen" Gleichgewichtspreis identisch ist, sondern, w i e er glaubte, u m diesen oszüliert. — Das „Cobwebtheorem", das Gleichgewichtslagen m i t Einheitspreis u n d Einheitsgut unterstellt, ist i n sich widersprüchlich u n d ungeeignet, die Bewegungen (prozessualer) Marktpreise zu erklären. Vgl. mein Buch: Economic Theory vs. Economic Reality, S. 55 ff.
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2. Kap.: Beeinflussung durch die Wirtschaftsordnung
den durch andere Produkte ersetzt oder durch Einführung neuer Produktionsverfahren überflüssig gemacht. N u r wenn und soweit sich marktwirtschaftliche Entwicklungsprozesse vollziehen, kommen laufend neue Konsumgüter und billigere Produktionsverfahren heraus, die A r m u t überwinden, die Reichhaltigkeit des Warenangebots erhöhen und Engpässe i n der Versorgung beseitigen. Kostenpreise, wie sie i n Staatswirtschaften üblich sind, üben diese Entwicklungsfunktion nicht aus. Erhalten Unternehmen nur die Grenzkosten oder werden sie gar m i t den „durchschnittlichen Reproduktionskosten" entlohnt, so fehlt es an Incentives, u m das Risiko, das mit Neuerungen verbunden ist, i n Kauf zu nehmen. Neue Konsum- und Produktalgüter werden für gewöhnlich auch nicht durch die Nachfrage initiiert. Erst nach ihrer Herstellung durch die Unternehmen schaffen sie sich Märkte, auf denen sie gehandelt werden, und die Nachfrage, die ihren Absatz möglich macht. Bevor es keine Autos gibt, kann es keinen Automobilmarkt und keinen Bedarf an Autos geben. Und bevor es keine Farbfernseher gibt, ist kein Bedarf an Farbfernsehern vorhanden. Die der Marktwirtschaft eigentümlichen Entwicklungsprozesse beeinflussen Nachfrage und Angebot: 1. Neue Konsumgüter wecken neue Bedürfnisse und schaffen damit zusätzlichen Bedarf. I n Marktwirtschaften sind Bedürfnisse nicht gegeben, sondern wandeln sich wie die Märkte, die durch die Kreation neuer Produkte überhaupt erst begründet werden. Während sich der Bedarf an traditionellen Gütern zunehmend der Sättigungsgrenze nähert, ist der Bedarf an neuen Gütern noch ungedeckt und auf alle Fälle noch weit von der Sättigungsgrenze entfernt. Neue Konsumgüter erhöhen demgemäß die Nachfrage und üben dadurch einen positiven Effekt auf die Weltbeschäftigung aus. 2. Neue Produktalgüter (und neue Produktionsverfahren) dienen vielfach, wenn auch keineswegs ausschließlich, der Rationalisierung. Sie erhöhen infolgedessen die Produktivität und machen es somit möglich, die gleiche Menge an Gütern mit einer geringeren Anzahl von M i t a r beitern resp. eine größere Menge von Gütern m i t der gleichen Anzahl von Mitarbeitern herzustellen. Neue Investitionsgüter erhöhen infolgedessen das Angebot und, wenn die Nachfrage entsprechend steigt, den Wohlstand. (Andernfalls entsteht Arbeitslosigkeit.) I n Staatswirtschaften gibt es (trotz aller zialistischen Wettbewerb") diese sich i m vollziehenden Entwicklungsprozesse nicht. hier vornehmlich auf den Rüstungssektor
Bemühungen u m einen „soInteresse der Konsumenten Eigene Entwicklungen sind begrenzt. Neue und bessere
2. Beschäftigungsproblematik i n Marktwirtschaften
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Verbrauchsgüter werden, soweit es geht, aus marktwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaften übernommen. 3. Knappheitspreise I n Staatswirtschaften und i n Marktwirtschaften sind auch die Preise nicht von gleicher A r t . I n Staatswirtschaften sind Preise „Daten" für die Wirtschafter. Sie werden von staatlichen Behörden festgesetzt (Festpreise) und können auch von diesen nur geändert werden. I n Marktwirtschaften ist es zwar seit Adam Smith üblich, zwischen „natürlichem Preis", dem „Gleichgewichtspreis", und den „Marktpreisen" zu unterscheiden, die u m den Gleichgewichtspreis gravitieren. Tatsächlich t r i f f t dies jedoch nicht zu. Gleichgewichtspreise, die zum Unterschied von Marktpreisen „ i n the long r u n " gültig bleiben (und daher von Adam Smith als „natürlich" bezeichnet werden), finden sich i n Marktwirtschaften nicht. Die ihnen entsprechenden Knappheitspreise ändern sich mit den Bedürfnissen der Nachfrager und der Entwicklung der Produktivität 9 (und damit mit dem Angebot). 10 Ebenso bleiben in Marktwirtschaften weder die Waren noch die Märkte konstant. Die Vorstellung (natur-)gegebener Gleichgewichtspreise ist m i t dem empirischen Befund sich entwickelnder und zuletzt absterbender Märkte schlechterdings unvereinbar. Stabile Preise gibt es i n stationären W i r t schaften, aber nicht i n der Marktwirtschaft, die ebenso wie der menschliche Organismus lebt und sich aus i n der Zeit ablaufenden Anpassungsund Entwicklungsprozessen zusammensetzt. Marktwirtschaftliche Funktionen üben Preise lediglich aus, wenn sie m i t Angebot und Nachfrage variieren. 4. Weltwirtschaftliche
Verflechtung
Marktwirtschaften unterscheiden sich auch noch i n einer anderen Hinsicht von Staatswirtschaften. Während Staatswirtschaften normalerweise dahin tendieren, sich gegenüber anderen Volkswirtschaften abzuschließen oder wenigstens den zwischenstaatlichen Handel von staatswegen zu kanalisieren, ist Marktwirtschaften die Tendenz eigen, sich mit der übrigen Welt möglichst intensiv zu verflechten. Staatswirtschaften neigen zur Autarkie, Marktwirtschaften zur internationalen A r beitsteilung. 9
Vgl. hierzu unten das 6. Kapitel. Die Marktpreise tendieren zu den Knappheitspreisen, w e n n dies nicht durch staatliche oder private Macht verhindert w i r d . D i e M a r k t w i r t s c h a f t ist ein i n jeder Hinsicht bewegliches System. 10
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2. Kap.: Beeinflussung durch die Wirtschaftsordnung
I n Marktwirtschaften hängt infolgedessen nicht nur die Höhe des Wohlstands, sondern auch das Ausmaß der Beschäftigung i n großem Umfang von ihrer Beteiligung am Welthandel ab. § 2 Ursachen von Unterbeschäftigung in Marktwirtschaften Die Anpassungs- und Entwicklungsprozesse, die außer der w e l t w i r t schaftlichen Verflechtung die Marktwirtschaft auszeichnen, verlaufen nur dann reibungslos, wenn ihre Voraussetzungen i n ausreichendem Umfang erfüllt sind. Die Marktwirtschaft ist auch nicht i n der Lage, Störungen, die ihre eigenen Voraussetzungen aufheben oder i n Frage stellen, zu beseitigen. Die Belastbarkeit der Marktwirtschaft ist nicht unbegrenzt. I n allen Fällen, i n denen die marktwirtschaftliche Funktionsfähigkeit ernsthaft beeinträchtigt w i r d oder i n Anbetracht der Größe der eingetretenen Störung nicht ausreicht, entstehen Dissonanzen zwischen A n gebot und Nachfrage an Arbeitsmärkten 1 1 . Unterbeschäftigung t r i t t auf, wenn 1. das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung wechselt oder sich das Güterangebot schneller als die Güternachfrage entwickelt (Wirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Beschäftigung), 2. Störungen i n den internationalen Wirtschafts- und Währungsbeziehungen die volkswirtschaftliche Anpassungsprozesse vor kurzfristig nicht zu lösende Aufgaben stellen, respektive Weltarbeitslosigkeit entstehen lassen (Einflüsse des Außenhandels auf die Beschäftigung), 3. Schwankungen des Geldwertes den Ablauf von Anpassungs- und Entwicklungsprozessen beeinträchtigen (Wirkung von In- und Deflationen auf die Beschäftigung), 4. Schwankungen i n der Produktivität auftreten, die nicht durch A n passung von Preisen und Löhnen ausgeglichen werden oder nicht ausgleichbar sind (Beschäftigungswirkungen von Produktivitätsschwankungen), 5. die Macht zwischen den Sozialpartnern ungleich verteilt ist, so daß die Verteilung des Sozialprodukts nicht mehr den volkswirtschaftlichen Funktionen der Wirtschafter entspricht und infolgedessen entweder die Konsumtion hinter der Produktion zurückbleibt oder die Innovationsinvestitionen (welche über neue Produkte und Produktqualitäten die Nachfrage anregen) den Rationalisierungsinvestitionen hinterherhinken (Distribution von Macht als Ursache von Arbeitslosigkeit), 11 oder Gütermärkten, die hier jedoch nicht im Vordergrund des Interesses stehen.
2. Beschäftigungsproblematik i n Marktwirtschaften
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6. der Staat i n das Spiel von Anpassungs- oder Entwicklungsprozessen i n einer Weise eingreift, durch die er die Voraussetzungen für i h r Funktionieren partiell (und i m Grenzfall total) außer K r a f t setzt (Unterbeschäftigung als Folge staatlicher Interventionen), und 7. Erfahrungen, Erwartungen und Umwertungen — und damit zugleich auch Fehlprognosen — die Anpassung verzögern oder ins Gegenteil verkehren, was, wie beim sog. „Akzelerator" (oder anderen Akzeleratorprozessen 12 ) unstetes Wachstum bzw. Entwicklungsstörungen verursacht (Einfluß menschlichen Handelns auf die Beschäftigung). I n der Realität lassen sich — anders als i n der reinen Theorie — Zusammenhänge nicht isolieren, so daß Überschneidungen unvermeidbar sind. I n der Realität treten überdies Wechselwirkungen auf, die eine Theorie der Beschäftigung, die den realen Problemen entsprechen soll, nicht außer acht lassen kann. I n der Realität gibt es auch keine Gleichgewichtslagen, die m i t Unterbeschäftigung vereinbar sind. Die Annahme von „Gleichgewichtslagen m i t Unterbeschäftigung" ist m i t der Realität nicht vereinbar und enthält logisch einen Widerspruch. I n der Realität ist Unterbeschäftigung auch kein „Ungleichgewicht" 1 8 das sich durch zwei Variablen erklären läßt, sondern ein Prozeß, dessen Verlauf durch die i n den folgenden Kapiteln des ersten Teils zu analysierenden Einflußgrößen bestimmt wird.
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Vgl. unten das 9. Kapitel. Z u den „Ungleichgewichtstheorien" vgl. Axel Leijonhufvud, On K e y nesian Economics and the Economics of Keynes, New Y o r k et al. (1966), 3. A u f l . 1972; Robert J. Barro u n d Herschel I . Grossman , Money, Employment and Inflation, Cambridge 1976. 13
Drittes
Kapitel
Wirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Beschäftigung Infolge der menschlichen Eigenschaft, schöpferisch zu sein, wandeln sich die Güter, die produziert werden, und die Verfahren, m i t deren Hilfe sie erstellt werden, ebenso wie der Bedarf, der auf Befriedigung wartet. 1 Sowohl neue oder bessere Produkte als auch neue und billigere Produktionsverfahren beeinflussen die Beschäftigung, wenn auch nicht i n gleicher Richtung. Neue und bessere Produkte wecken neue Bedürfnisse und erhöhen damit die Nachfrage. Neue und billigere Produktionsverfahren erhöhen die Produktivität und damit das Angebot. Entwickeln sich Angebot und Nachfrage nicht i m Gleichklang, entsteht i n einer Marktwirtschaft Arbeitslosigkeit. I m folgenden sind daher zu analysieren: 1. die Investitionen i n einer sich entwickelnden Wirtschaft, 2. der Einfiuß von Rationalisierungsinvestitionen auf das Angebot, 3. der Einfiuß von Innovationsinvestitionen (und damit von Novitäten) auf die Nachfrage, und 4. die entwicklungsbedingte Arbeitslosigkeit. 1. T i t e l : Investitionen i n sich entwickelnden Marktwirtschaften I n einer sich entwickelnden Wirtschaft (und jede Marktwirtschaft entwickelt sich) treten Investitionen auf, die es i m Modell einer stationären Wirtschaft nicht gibt: die Entwicklungsinvestitionen. 1 Vgl. hierzu u. a. Jacob Schmookler, I n v e n t i o n and Economic Growth, Cambridge, Mass. 1966; Christopher Freeman , et al., Technical Innovation and National Economic Performance, A l b o r g 1981; Leo Sveikauskas, Science and Technology i n United States Foreign Trade, T h e Economic Journal, Vol. 93 (1983), S. 542 ff. m i t Literaturangaben, u n d nicht zuletzt Joseph A. Schumpeter , Theorie der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g (Leipzig 1912), 5. Aufl., B e r l i n 1952; vgl. ferner die Vorträge i n : Alfred Schüller (Hrsg.), Innovationsprobleme i n Ost u n d West, Stuttgart et al. 1983 sowie Christopher Freeman, The Economics of I n d u s t r i a l Innovation, 2. Aufl., Cambridge 1982.
1. Investitionen i n sich entwickelnden Marktwirtschaften
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§ 1 Autonome Entwicklungsinvestitionen der Unternehmen I n einer stationären Wirtschaft, wie sie vielfach unterstellt wird, ist nur der Staat i n der Lage, autonome Investitionen vorzunehmen. I n vestitionen der Unternehmen sind hier „nachfrageinduziert". I n einer Marktwirtschaft, i n der es Innovationen gibt und immer wieder neue Konsum- und Investitionsgüter entwickelt werden, führen Unternehmen von sich aus Investitionen durch (autonome Investitionen der Unternehmen). Über Entwicklungsinvestitionen entscheiden die Unternehmen autonom. Dies ergibt sich aus folgenden Gründen: 1. Neue Konsumgüter bringen die Nachfrage, die später ihren A b satz sichert, erst hervor. Eine Nachfrage nach Automobilen gibt es erst, wenn Daimler und Benz ihre erste Motorkutsche auf den — von ihnen damit neu geschaffenen — M a r k t gebracht haben. Neue Güter wecken neue Bedürfnisse und damit neuen Bedarf 2 . Neue Konsumgüter sind daher regelmäßig nicht die Folge einer Nachfrage, die schon i n der Vergangenheit bestand, sondern dienen einer Nachfrage, die diese Güter erst i n der Zukunft nach ihrer Marktreife anregen werden. 2. Neue Produktalgüter rufen zwar keine neuen Bedürfnisse hervor, aber sie verbilligen die Produktion und erschließen damit, nach entsprechender Preissenkung, neue Käuferschichten, die bisher durch die Höhe der Preise von der Nachfrage ausgeschlossen waren. Auch i n diesem Fall gehen die Investitionen dem Nachfrageeffekt voraus. I n einer sich entwickelnden Wirtschaft gibt es daher — anders als i n einer stationären Wirtschaft — nachfrageunabhängige Investitionen der Unternehmen. Der Einsatz neuer Konsum- und Produktalgüter als Mittel des Wettbewerbs setzt autonome Investitionen der Unternehmen voraus. Diese sind für die volks- und weltwirtschaftliche Beschäftigung zunächst schon deshalb von Bedeutung, w e i l zusätzliche Investitionen zusätzliche Arbeit schaffen. Je schneller sich der technische Fortschritt vollzieht, desto stärker w i r d das Ausmaß der Beschäftigung nicht mehr durch (bloße) Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen, sondern durch Entwicklungsinvestitionen bestimmt. § 2 Entwicklungsinvestitionen Keynes hat sich i n bewußter Abweichung von dem Investitionsbegriff der österreichischen Schule für einen Investitionsbegriff entschieden, der einer stationären Wirtschaft und damit einer Wirtschaft ent2
A u f die Ä n d e r u n g menschlicher Bedürfnisse weist, w e n n auch i n ander e m Zusammenhang, Tuchtfeldt hin, vgl. Egon Tuchtfeldt, Bausteine zur Theorie der Wirtschaftspolitik, B e r n et al. 1983, S. 384. 3 Arndt
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3. Kap.: W i r k u n g e n der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g
spricht, i n der die Technik gegeben ist. 8 Sein Investitionsbegriff, nach dem Ersparnis = Investition 4 ist, paßt jedoch nicht auf eine sich entwickelnde Wirtschaft, i n der sich die Nachfrage durch Innovationen erhöht und sich das Angebot durch Rationalisierungen vergrößert. In einer sich entwickelnden Wirtschaft sind Investitionen Maßnahmen, welche Kapazitäten verändern, neue Produkte und Produktqualitäten ermöglichen oder die Ausbringung je Arbeitsstunde und damit die Produktivität erhöhen. Der Investitionsbegriff, der dem Modell einer sich entwickelnden Wirtschaft entspricht, ist einerseits enger und andererseits weiter als der keynesianische Investitionsbegriff. Er ist enger, w e i l er drei Arten von Investitionen, m i t denen die Keynesschule operiert, nicht einbezieht: (1) die „Lagerinvestitionen": Lager werden aufgefüllt oder aufgebraucht. Kapazitätsänderungen u.dgl. sind hiermit nicht verbunden. — (2) die „erzwungenen Investitionen", bei denen es sich u m nicht absetzbare Produkte handelt, die den Lagerbestand unfreiwillig vergrößern. Sie sind lediglich ein Sonderfall des unter (1) behandelten Tatbestands. — (3) die sog. „öffentlichen Investitionen", die hier als öffentliche Ausgaben bezeichnet werden. Hingegen fallen Kapazitätsänderungen u.dgl. bei öffentlichen Unternehmen (Post, Gas- und Elektrizitätswerke oder staatliche Stahlkonzerne etc.) unter den hier verwendeten Begriff der Investition 5 . Der hier verwendete Investitionsbegriff ist andererseits weiter, weil er außer der Kapazitätserweiterung, der Kapazitätserhaltung und der Kapazitätsverkleinerung auch die Entwicklungsinvestitionen einbezieht, durch die neue Produkte und Produktqualitäten geschaffen werden (Innovationsinvestitionen) oder die Produktivität erhöht w i r d (Rationalisierung sinvestitionen). I n einem stationären Modell gibt es diese Investitionen nicht. Sie sind jedoch i n einer Marktwirtschaft sowohl 3 Vgl. Keynes, Allgemeine Theorie, S. 205 u n d nicht zuletzt S. 46 ff. u n d S. 64 ff. Die Begriffsbüdung der österreichischen Schule lehnt Keynes ausdrücklich ab: „ D i e Feststellung zum Beispiel, daß K a p i t a l b i l d u n g bei einer Verlängerung der Erzeugungszeit v o r k o m m t , b r i n g t uns nicht v i e l weiter." Keynes spielt h i e r auf B ö h m - B a w e r k s Lehre v o n der Mehrergiebigkeit der „kapitalistischen Produktionsumwege" an. Böhm-Bawerks Theorie ist allerdings aus einem anderen G r u n d nicht haltbar, vgl. hierzu unten S. 36. 4 Ebenda, S. 55. 5 Auch der Zuwachs an „ A r b e i t s k a p i t a l " ist keine Investition i m Sinne dieser Untersuchung. Vgl. Keynes , ebenda, S. 65.
2. Vergrößerung des Angebots durch Rationalisierung
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für den wirtschaftlichen Verlauf als auch für Ausmaß und Stetigkeit der Beschäftigung entscheidend. Es ergeben sich damit folgende Definitionen: 1. (reine) Nettoinvestitionen vergrößern lediglich die Kapazität bei gegebener Technik. I n der Marktwirtschaft sind Nettoinvestitionen, die nicht m i t Entwicklungsinvestitionen verbunden sind, allerdings selten. 2. Reinvestitionen erhalten die Kapazität. Auch sie sind, wie reine Nettoinvestitionen i n Marktwirtschaften, eine Ausnahme. 3. Oesinvestitionen verkleinern die Kapazität. Aus der Sicht der w i r t schaftlichen Entwicklung liegen reine Desinvestitionen freilich nur vor, wenn der verkleinerten Anlage eine reduzierte Leistung entspricht. Werden statt 10 Maschinen nur noch 2 Automaten eingesetzt, die i n einer Zeiteinheit ebenso viel leisten wie die alte Anlage, so liegt keine Desinvestition vor. 4. Innovationsinvestitionen, welche die Herstellung neuer Produkte und Produktqualitäten möglich machen, die neuen Bedarf und dam i t zusätzliche Nachfrage hervorrufen. Neue Konsumgüter wecken neue Bedürfnisse und regen das Kaufinteresse von Unternehmen (ζ. B. von Kaufhäusern) an. 5. Rationalisierungsinvestitionen erhöhen die Produktivität und vergrößern folglich das Output je eingesetzter Arbeitseinheit. Bei konstantem Einsatz von Arbeit vermehren Rationalisierungsinvestitionen das Angebot. I n der Realität gibt es eine exakte Scheidung zwischen Innovationsinvestitionen und Rationalisierungsinvestitionen nicht. Viele Produkte, wie ζ. B. Kraftwagen, sind sowohl als Konsumgut als auch als Produktionsgut verwendbar. Trotzdem bleibt es sinnvoll, zwischen dem Innovations« und dem Rationalisierungseffekt zu unterscheiden. 2. T i t e l : Vergrößerung des Angebots durch Rationalisierung I n einer stationären Wirtschaft gibt es keine Rationalisierungsinvestitionen. I n i h r werden Waren stets m i t den gleichen Produktionsmethoden hergestellt. I n einer sich entwickelnden Wirtschaft hingegen werden immer wieder Rationalisierungsinvestitionen durchgeführt, von denen ein dreifacher Effekt ausgeht: Sie ermöglichen eine Erhöhung des Wohlstands, sie vergrößern das Angebot und sie beeinflussen die Beschäftigung. 3*
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3. Kap.: W i r k u n g e n der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g
§ 1 Wohlstandseffekt Neue und billigere Produktionsverfahren erhöhen mit der volkswirtschaftlichen Produktivität den Wohlstand. Dieser Effekt zeigt sich i n der Entwicklung der Realeinkommen. Seit Mitte der Zwanziger Jahre haben sich i n Ländern wie den USA oder der BRD die Reallöhne, insbesondere der unqualifizierten Arbeitskräfte, vervielfacht. Selbst die Arbeitslosenunterstützung, die 1982 i n der Bundesrepublik Deutschland gewährt wird, ist u m ein Mehrfaches höher als der Reallohn, der etwa Mitte der Zwanziger Jahre für eine 48-Stundenwoche ausgezahlt worden ist. Noch krasser w i r d der Unterschied, wenn man die Einkommen der Gegenwart m i t den Arbeitsentgelten vor Beginn der industriellen Revolution vergleicht. I n diesen gut zweihundert Jahren haben sich m i t der Produktivität die Reallöhne i n Ländern wie der Bundesrepublik nahezu verhundertfacht. § 2 Angebotseffekt Neue und leistungsfähigere Produktionsverfahren erhöhen m i t der Produktivität zugleich das Angebot. M i t fortschreitendem Produktivitätswachstum stellt ein Arbeiter i n der gleichen Zeiteinheit eine immer größer werdende Anzahl von Produkten her. Die zeitlichen Produktionsumwege, die sich bei der Herstellung von produzierten Produktionsmitteln ergeben, sind zwar nicht, wie Böhm-Bawerk meinte, die Ursache der „Mehrergiebigkeit". Die Produktivität wächst, w e i l — dank menschlicher Kreativität — die produzierten Produktionsmittel ein Vielfaches dessen leisten, was ein Arbeiter ohne ihre Hilfe schaffen kann. E i n m i t mittelalterlichem Werkzeug hergestelltes Auto würde — bei heutigen Löhnen — weit mehr als das tausendfache eines Autos kosten, das am laufenden Band m i t Hilfe von Robotern produziert wird. Gleichzeitig vervielfachen die produzierten Produktionsmittel (und damit die Produktionsgüter) das auf den einzelnen Arbeiter entfallende Produktionsergebnis. Je mehr ein Arbeiter m i t Hilfe des Einsatzes von Maschinen schafft, desto höher steigt das auf ihn entfallende Output und damit das Angebot. § 3 Beschäftigungseffekt Isoliert betrachtet üben Rationalisierungsinvestitionen einen negativen Einfiuß auf die Beschäftigung aus. Da die Nachfrage nicht notwendig gleichzeitig wächst, schließt nichts aus, daß die Erhöhung des A n gebots Arbeitslosigkeit verursacht. Rationalisierungsinvestitionen haben daher i n der Vergangenheit ebenso wie i n der Gegenwart nicht nur Wohlstand, sondern auch Elend bewirkt. Eine Erhöhung des Güter-
3. E n t w i c k l u n g der Nachfrage durch Novitäten
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angebots ist allein dann beschäftigungspolitisch neutral, wenn sie zumindest i n gleichem Umfang von einer Erhöhung der Nachfrage begleitet wird. Kurzfristig w i r d die Nachfrage allerdings auf jeden Fall während der Durchführung der Investitionen steigen, von denen der Rationalisierungseffekt abhängt. Rationalisierungsinvestitionen schaffen zusätzliche Arbeitsplätze, bis die neuen Anlagen produktionsreif sind. Langfristig w i r d der Beschäftigungseffekt neuer und billigerer Produktionsverfahren, sieht man zunächst von Staatseingriffen, Arbeitszeitverkürzungen u.dgl. ab, durch die Weckung zusätzlicher Nachfrage und damit durch die Kreation neuer Produkte und Produktqualitäten bestimmt. I n einer sich entwickelnden Wirtschaft wächst nicht nur das Angebot, sondern auch die Nachfrage. Dies gilt selbst i n dem Fall, daß die Bevölkerung konstant bleibt oder sogar, wie derzeit i n der Bundesrepublik Deutschland, rückläufig ist. 3. T i t e l : Entwicklung der Nachfrage durch Novitäten I n einer stationären Wirtschaft, wie sie die Keynesschule i n Ubereinstimmung mit der Grenznutzenschule unterstellt, hängt der Absatz der Unternehmen von dem gegebenen Bedarf nach Gütern ab. Da Unternehmen unter diesen Umständen nur Produkte herstellen und i n ihren Läden nur solche Produkte führen, für die bereits ein M a r k t besteht 6 , erweist sich das gesellschaftliche Angebot auf die i n der Vergangenheit entstandenen und als Datum unterstellten Bedürfnisse zurückführbar. 6 So versteht z . B . Jevons unter einem M a r k t „zwei oder mehrere Personen, welche m i t . . . Güter handeln, . . . deren Vorräte an jenen G ü t e r n . . . allen bekannt sind". Vgl. W. Stanley Jevons, Die Theorie der Politischen Ökonomie (1871), Jena 1924, S. 82. Auch K a r l Menger u n d Léon Walras operieren ebenso w i e Atrrow oder Debreu m i t verfügbaren oder gegebenen G ü tern. Die entscheidenden ökonomischen Probleme fallen m i t derartigen A n nahmen unter den Tisch. So liegt beispielsweise die Entwicklung neuer Bedürfnisse und damit das Wachstum der Nachfrage ebenso wie die Entwicklung der Produktivität und damit das Wachstum des Angebots außerhalb einer derartigen Gleichgewichtsanalyse. Vgl. außer den Schriften v o n Menger u n d Walras v o r a l l e m Gérard Debreu, Werttheorie. Eine axiomatische A n a lyse des ökonomischen Gleichgewichtes, B e r l i n et al. 1976, S. 35, 39 f., 46, 49 etc., siehe ferner Kenneth J. Arrow and Gérard Debreu, Existence of an E q u i l i b r i u m for a Competitive Economy, i n : Econometrica, Vol. 22 (1954), S. 265 ff . Tatsächlich haben „axiomatische Gleichgewichtsanalysen" f ü r Staatswirtschaften w i e die D D R oder die Sowjetunion vielleicht einen, w e n n auch begrenzten, Erkenntniswert. F ü r Marktwirtschaften, die weniger durch Wirtschaftskreislauf als durch wirtschaftliche E n t w i c k l u n g ausgezeichnet sind, sind sie ohne Nutzen.
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3. Kap.: W i r k u n g e n der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g
Eine Erhöhung der Nachfrage läßt sich hier, wie Keynes dann logischerweise folgert, lediglich dadurch erreichen, daß die Einkommen von den „Reichen", deren Konsumneigung geringer ist (weil ihre Bedürfnisse schon weitgehend gesättigt sind), zu jenen Haushalten umverteilt werden, deren Konsumneigung höher ist, w e i l sie infolge ihrer A r m u t noch weitgehend ungedeckte Bedürfnisse haben. I n einer Marktwirtschaft treffen jedoch diese Schlußfolgerungen der Keynesschule nicht zu. I n einer Wirtschaft, i n der ständig (wenn auch nicht kontinuierlich) neue Konsumgüter entwickelt werden, w i r d die gesellschaftliche Nachfrage weder ausschließlich noch primär durch die i n der Vergangenheit entstandenen Bedürfnisse bestimmt. Jedes neue Konsumgut weckt vielmehr neue Bedürfnisse und gibt damit der gesellschaftlichen Nachfrage neue Impulse. Jedes neue Produkt (und jede völlig neue Produktqualität) schafft sich erst den Bedarf und damit die Nachfrage, der es dient. I n einer Wohlstandsgesellschaft, i n welcher der Bedarf an herkömmlichen Produkten bereits weitgehend befriedigt ist, ist dies von besonderer Bedeutung. Menschen, die schon fast alles besitzen, was sie haben möchten, wissen kaum noch, was sie anschaffen sollen (wenn man von Ersatzbeschaffungen absieht). Der Bedarf an neuen oder grundlegend verbesserten Produkten ist hingegen zunächst noch völlig ungesättigt oder wenigstens noch weit von der Sättigungsgrenze entfernt. Neue und bessere Produkte erhöhen infolgedessen die Inlandsnachfrage, die es selbst i n einer geschlossenen Wirtschaft gibt. Sie vergrößern darüber hinaus die Auslandsnachfrage nach inländischen Produkten, die i n einem System der internationalen Arbeitsteilung eine entscheidende Rolle für die volkswirtschaftliche Beschäftigung spielt. Eine Nachfrage nach Glühbirnen w i r d i m I n - wie i m Ausland erst ermöglicht, nachdem es Glühbirnen gibt. Eine Nachfrage nach Kraftfahrzeugen existiert nicht, bevor Unternehmen Autos oder Motorräder offerieren. Der Bedarf an Farbfernsehern ist ungedeckt, solange i n einer Volkswirtschaft nur Schwarzweiß-Fernseher erhältlich sind. Die Nachfrage nach Büchern, Schallplatten u.dgl. würde auf einen verschwindenden Bruchteil schrumpfen, wenn nicht Jahr für Jahr immer wieder Neuerscheinungen auf den M a r k t kämen. Das gleiche gilt i n Wohlstandsgesellschaften für Bekleidung, Möbel und alle anderen Güter, die der Mode oder der technischen Entwicklung unterworfen sind. Die Welt, i n der w i r leben und wirtschaften, verwandelt sich durch die schöpferischen Leistungen, zu denen Menschen fähig sind. Würden Menschen aus früheren Jahrtausenden oder Menschen aus entlegenen Gegenden, die bisher noch nie m i t der modernen Zivilisation i n Berührung gekommen sind, vor das Angebot eines Warenhauses unserer
4. Entwicklungsarbeitslosigkeit
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Tage gestellt, sie hätten keine Ahnung, was sie mit den ihnen angebotenen Gütern anfangen sollten. Die Bedürfnisse, die einem Menschen von heute als selbstverständlich erscheinen, sind bei ihnen noch nicht entwickelt. Ebenso wären ihnen die Umweltprobleme, vor die w i r heute i n zunehmendem Maße gestellt werden, völlig unbekannt. Menschliche Bedürfnisse bestimmen i m übrigen nicht nur die Nachfrage der Haushalte, sondern zu einem nicht unerheblichen Teil auch die Nachfrage der Unternehmen. Glühbirnen, Heizungskörper oder Kaffeemaschinen werden nicht nur i n Haushalten, sondern auch i n Betrieben gebraucht. Personenkraftwagen werden von Haushalten wie von Unternehmen verwendet. Den Chefs von Behörden wäre es nicht möglich, einen Dienstwagen zu haben, solange es noch keine Motorfahrzeuge gibt. Neue Produkte und Produktqualitäten rufen daher nicht nur bei privaten Haushalten, sondern auch bei Unternehmen und Behörden zusätzliche Nachfrage hervor, selbst wenn es keine die Produktivität erhöhenden Produktionsgüter sind. Die Nachfrage w i r d durch neue Produkte und Produktqualitäten i n einzelnen Volkswirtschaften wie i n der Weltwirtschaft i n toto erhöht. Die volkswirtschaftliche Beschäftigung wie die Weltbeschäftigung nehmen zu, wenn neue Güter zusätzliche Bedürfnisse wecken. Sie schrumpfen umgekehrt, soweit dies nicht der Fall ist. Unterbeschäftigung entsteht daher auch dann, wenn sich das Tempo der wirtschaftlichen Entwicklung verlangsamt (oder wenn das Angebot an neuen oder besseren Konsumgütern hinter dem Produktivst ätsWachstum zurückbleibt). 4. T i t e l : Entwicklungsarbeitslosigkeit Wirtschaftliche Entwicklung ist nicht notwendig m i t Vollbeschäftigung verbunden. Sie ist Ursache von Arbeitslosigkeit, wenn 1. die Nachfrage sich langsamer entwickelt als das Angebot, oder 2. die wirtschaftliche Entwicklung ungleichmäßig verläuft. § 1 Unterschiedliche Entwicklung von Angebot und Nachfrage Die wirtschaftliche Entwicklung ruft keine Störungen hervor, wenn sich der Nachfrageeffekt von Novitäten und der Angebotseffekt des Produktivitätswachstums die Waage halten. N u r wenn das Wachstum der Nachfrage m i t der Entwicklung des Angebots Schritt hält, ist w i r t schaftliche Entwicklung m i t Vollbeschäftigung vereinbar. Wächst die Nachfrage schneller als das Angebot, so entstehen, wie sich vornehmlich i n Staatswirtschaften beobachten läßt, Versorgungslücken.
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3. Kap.: W i r k u n g e n der wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g
Die Bewohner von Ländern wie Polen oder Ungarn können Waren nicht oder nur gelegentlich kaufen, die jederzeit i n den Läden m a r k t w i r t schaftlicher Länder erhältlich sind. Wächst umgekehrt das Angebot schneller als die Nachfrage, wie dies zur Zeit i n den Marktwirtschaften der Fall ist, so verursacht dies A r beitslosigkeit. Forcieren Unternehmen, aus welchen Gründen auch immer, ihre Rationalisierungsinvestitionen und stellen dafür ihre Innovationsinvestitionen zurück, so entwickelt sich der volkswirtschaftliche Bedarf langsamer als die volkswirtschaftliche Produktivität. Es ergibt sich damit: Die wirtschaftliche Entwicklung verursacht Arbeitslosigkeit, wenn die Erhöhung der Nachfrage durch die von neuen Produkten und Produktqualitäten ausgehenden Impulse geringer ist als die Steigerung des Angebots infolge des Wachstums der Produktivität. Die Entwicklung neuer Waren und neuer Märkte ist somit für die Beschäftigung von zentraler Bedeutung. Neue Produkte und Produktqualitäten erfordern nicht nur Arbeit schaffende Investitionen, sondern regen auch die Nachfrage an. Je schneller Unternehmen Neuheiten kreieren, desto schneller wächst die Nachfrage nach Investitions- und Konsumgütern. Andererseits erhöhen neue Herstellungsverfahren die Produktivität und damit das Angebot. Wächst nun das Angebot schneller als die Nachfrage, so entsteht Arbeitslosigkeit. Eine — wenn auch nicht die einzige — Voraussetzung für die Erreichung von Vollbeschäftigung ist i n Marktwirtschaften daher, daß sich die Nachfrage infolge des Auftretens von Novitäten (zumindest) i n dem gleichen Umfang erhöht, wie das Angebot an Gütern als Folge von Rationalisierungsinvestitionen wächst. Entwickelt sich die Nachfrage langsamer, so entsteht eine Nachfragelücke und damit „entwicklungsbedingte Arbeitslosigkeit" (Entwicklungsarbeitslosigkeit). § 2 Entwicklungsschwankungen als Ursachen unsteten Wachstums Die wirtschaftliche Entwicklung ist noch aus anderen Gründen U r sache „unsteten Wachstums". Sie verläuft nicht gleichmäßig, weil weder der technische Fortschritt noch die ökonomischen Wirkungen desselben konstante Größen sind. Die Entwicklung neuer Produkte und Produktqualitäten r u f t aus drei Gründen Schwankungen der Beschäftigung hervor: 1. Zum einen steigt die gesellschaftliche Nachfrage, wenn ein neuer Bedarf entsteht, und geht wieder zurück, wenn der Bedarf an den neu-
4. Entwicklungsarbeitslosigkeit
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en Produkten (relativ) gesättigt ist. Dieser Effekt macht sich vornehmlich bei langlebigen Gütern bemerkbar. So hat die Erfindung der Eisenbahn zuerst einen gewaltigen Investitionsboom hervorgebracht. Ist jedoch der Bau und die Ausstattung des Eisenbahnnetzes so gut wie abgeschlossen, so sind Erweiterungsinvestitionen zur Ausnahme geworden. Es bleibt nur noch der weit geringere Bedarf an Erhaltungsinvestitionen übrig. Geht endlich die Nachfrage nach Fahrten m i t der Bahn zurück, so überwiegen die Desinvestitionen. Wenn das Eisenbahnnetz schrumpft, werden selbst Ersatzinvestitionen überflüssig. Ähnliches gilt für die Nachfrage nach Fernsehapparaten oder Kraftfahrzeugen. Wenn erst jeder Haushalt seinen „fahrbaren Untersatz" besitzt, ist die Nachfrage auf den Ersatz unbrauchbar gewordener Fahrzeuge beschränkt, es sei denn, die Automobilfabrikanten bringen neue und bessere Modelle auf den Markt. Nichts schließt endlich aus, daß Fernsehapparate oder Automobile eines Tages ebenso wie Eisenbahnen mehr oder weniger überflüssig werden oder daß die Eisenbahn infolge Treibstoffmangels nach Erschöpfung der Erdölvorräte ein Comeback erlebt. 2. Z u m anderen verläuft die Entwicklung neuer Produkte und Produktqualitäten nicht regelmäßig. I m Zeitablauf ändert sich nicht nur die Geschwindigkeit, i n der Innovationen marktreif werden, sondern auch deren volkswirtschaftliche Bedeutung. Die durch das Aufkommen des Reißverschlusses geschaffene Nachfrage erzeugt nur einen Bruchteil des Beschäftigungsvolumens, das die Ausbreitung des Fernsprechers oder des Fernsehens begleitet. Je mehr nun neue Märkte durch neue Produkte ins Leben gerufen werden und je größer das ökonomische Gewicht dieser Märkte ist, desto stärker steigt die gesellschaftliche Nachfrage und damit die Beschäftigung. Je weniger nun i n anderen Perioden neue oder bessere Produkte offeriert werden und je geringer ihre ökonomische Relevanz ist, desto mehr geht umgekehrt das Wachst u m der gesellschaftlichen Nachfrage und damit zugleich die Beschäftigung zurück. I n Marktwirtschaften, deren Produktionsbedingungen auf einen schnellen Fluß der wirtschaftlichen Entwicklung eingestellt sind, verursacht bereits ein verlangsamtes Tempo der Entwicklung von Innovationen Arbeitslosigkeit. 3. Zum dritten ruft die wirtschaftliche Entwicklung jenen Akzeleratoreffekt hervor, den Samuelson zusammen m i t dem Multiplikator für „unstetes Wachstum" verantwortlich macht. Ohne die Existenz produzierter Produktionsmittel und damit ohne die Kreation von Maschinen ist dieser Akzelerator 7 nicht vorhanden. Allerdings übersieht Samuelson nicht nur, daß unstetes Wachstum verschiedene Ursachen hat, sondern er verkennt auch, daß die Akzeleration m i t der Geschwindigkeit des 7
Über das A u f t r e t e n anderer Akzeleratoren, vgl. unten das 9. Kapitel.
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3. Kap.: W i r k u n g e n der wirtschaftlichen Entwicklung
technischen Fortschrittes und m i t dem Intensitätsgrad der Konkurrenz schwankt 8 . Je schneller Maschinen technisch veralten, desto kleiner w i r d der Beschleunigungskoeffizient, und je mehr sich Unternehmen vom Druck des Wettbewerbs durch Kartellabsprachen befreien, desto eher können sie Investitionen auf die Zukunft verschieben oder gänzlich unterlassen. 9 Die auf Alwin H. Hansens Annahmen basierende Gleichung von Samuelson Yt — I + a [I
ß] Y t_ t
- aßY t_ 2,
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die nach Allan H. Meitzer „captures much of the message of the General Theory" 1 1 ist sicherlich bestechend durch ihre Eleganz. Sie enthält jedoch gerade die Elemente nicht, die für die Beschäftigungsproblematik von entscheidender Bedeutung sind: die wirtschaftliche Entwicklung i n ihren Wirkungen auf Angebot und Nachfrage, die Einflüsse, die von Wirtschaftsordnung und Außenhandel auf Wachstum und Beschäftigung ausgehen, und, last but not least, die Wirkungen, die erwartungsbedingte Schwankungen der Konsum- und Investitionsgüternachfrage verursachen 12 . Endlich beeinflußt der Staat durch seine Aktivitäten die Neigung der Unternehmen zu Entwicklungsinvestitionen. Wirtschaftliche Entwicklung i n Marktwirtschaften ist kein Naturereignis, sondern hängt von der Neigung der Unternehmen ab, Entwicklungsinvestitionen vorzunehmen. 8
Außerdem übersieht Samuelson, daß es mehrere Akzeleratoren gibt. Vgl. hierzu eingehender m e i n Buch: Economic Theory vs. Economic Reality, S. 95 ff. 10 wobei Y t „ n a t i o n a l income at a t i m e " sowie „governmental expenditure" gt = I, „consumption expenditure" Ct = àY t_ 1 and „induced private investm e n t " It = aßY t_ 1 — aßY t_ 2 ist (according to the Hansen assumptions). Vgl. Paul A. Samuelson, Interactions between the M u l t i p l i e r Analysis and the Principle of Acceleration, i n : The Review of Economic Statistics, Vol. 21 (1939), S. 7 5 - 7 7 . Samuelson w a r der Meinung: „ i f w e k n o w the national income for t w o periods, the national income for the f o l l o w i n g period can be simply derived b y t a k i n g a weighted sum" (ebenda, S. 77). Die Prämissen dieser k ü h n e n Behauptung nennt Samuelson nicht. Z u ihnen gehören nicht zuletzt: (1) geschlossene Wirtschaft u n d (2) gegebene Technik. I n einer W e l t wirtschaft, i n der sich Angebot u n d Nachfrage als Folge v o n Rationalisierungs- u n d Innovationsinvestitionen entwickeln, ist Samuelsons Gleichung nicht anwendbar. 11 Allan H . Meitzer, Keynes's General Theory: A different Perspective, op. cit., S. 49. — Meitzer verkennt ebenso w i e Samuelson, daß Keynes* Nachfragelücke m i t dem Phänomen des (induzierten) Akzelerators nichts zu t u n hat. Unterkonsumtionsarbeitslosigkeit läßt sich durch eine U m v e r t e i l u n g v o n Reich zu A r m heilen, Ursachen u n d Folgen einer Akzeleration hingegen nicht. Keynes hat die Anpassungsarbeitslosigkeit ebenso w e n i g w i e die E n t w i c k lungsarbeitslosigkeit i n seine Analyse einbezogen. Vgl. hierzu 9. Kapitel. 12 w ä h r e n d Samuelson konstante Konsumneigung (und Keynes überdies konstante Liquiditätspräferenz) unterstellen. Beides t r i f f t i m Verlauf k o n j u n k t u r e l l e r Prozesse nicht zu. 9
4. Entwicklungsarbeitslosigkeit
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Diese Neigung hat der Staat durch die Schaffung des Patentrechts posit i v beeinflußt, w e i l und soweit dies schöpferische Unternehmen für bahnbrechende Leistungen durch vorübergehende „prozessuale Monopole" belohnt. Die wirtschaftliche Entwicklung w i r d umgekehrt negativ durch den Staat beeinflußt, wenn er die Gewinne, die aus schöpferischen Leistungen fließen, durch Steuern derart belastet, daß die Unternehmen die Neigung und die finanzielle Fähigkeit verlieren, das Risiko für die Entwicklung neuer Produkte und Produktqualitäten auf sich zu nehmen. Die Zahl der Novitäten und die von ihnen auf die Nachfrage ausgehenden Impulse verringern sich, wenn die Unternehmen die m i t der Kreation neuer Produkte verbundenen Verluste v o l l oder allein zu tragen haben, sich aber ihre Gewinne weitgehend mit dem Staat teilen müssen. Neue Ideen treten weder i n bestimmten, mathematisch meßbaren I n tervallen auf, noch ist das Ausmaß ihrer wirtschaftlichen Wirkungen durch ein Naturgesetz bestimmt. Die Schwankungen, die durch den unsteten Fluß neuer Produkte und Produktqualitäten ausgelöst werden, verlaufen infolgedessen nicht i n festen, gleichsam a priori vorgegebenen, Zeitabständen, wie dies außer Schumpeter vor allem Kondratieff angenommen hat 1 3 . Weder ist der Fluß der menschlichen Einfälle, ohne die es keine neuen Güter gibt, noch sind die Eingriffe des Staates, von denen die Rahmenbedingungen für den Verlauf der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen, irgendwelchen Naturgesetzen unterworfen. Es ist nicht einmal notwendig, daß es überhaupt eine (nennenswerte) w i r t schaftliche Entwicklung gibt. Wie die wirtschaftliche Entwicklung, sind die von ihr ausgehenden Beschäftigungsschwankungen nur der Marktwirtschaft eigentümlich. I n Staatswirtschaften gibt es entwicklungsbedingte Arbeitslosigkeit nicht. Staatswirtschaften, wie die Sowjetunion, tendieren eher i n Richtung einer stationären Wirtschaft, wenn es sich u m Konsum- und nicht u m Rüstungsgüter handelt.
18 Vgl. Schumpeter, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, insb. 2. u n d 6. K a p i t e l ; Nikolaj D. Kondratieff, D i e langen Wellen der K o n j u n k t u r , A r c h i v f ü r Sozialwissenschaft u n d Sozialpolitik, 56. Bd. (1926).
Viertes
Kapitel
Einflüsse des Außenhandels auf die Weltbeschäftigung I n der „Allgemeinen Theorie" spielt der Außenhandel, wenn überhaupt, nur eine negative Rolle. Importe üben nach Keynes einen der volkswirtschaftlichen Beschäftigung abträglichen Einfluß aus. Das Einfuhrverbot von Florenz aus dem Jahr 1426 und spätere Einfuhrverbote i n England werden daher von i h m positiv beurteilt. 1 Den einzigen günstigen Effekt auf die Beschäftigung schreibt er einer aktiven B i lanz zu: „ . . . eine günstige Bilanz, vorausgesetzt, daß sie nicht zu groß ist, w i r d sich als äußerst anregend erweisen; während eine ungünstige Bilanz bald einen Zustand beharrlicher Depression erzeugen kann." 2 Die von Keynes aufgestellten Thesen treffen jedoch i n einer Weltwirtschaft nicht zu. Vielmehr gehen vom Außenhandel nicht nur sehr bedeutsame, sondern auch recht unterschiedliche Wirkungen auf die volks- und weltwirtschaftliche Beschäftigung aus. Sowohl Importe als auch Exporte können die Beschäftigung erhöhen. Zum einen sind ganze Industrien, wie ζ. B. die deutsche Stahlindustrie oder Schwerchemie auf die Importe von Rohstoffen, ζ. B. von Erzen oder ö l , angewiesen. Durch diese Importe w i r d die Beschäftigung i n der Bundesrepublik Deutschland nicht negativ, sondern positiv beeinflußt. Zum anderen werden Arbeitskräfte nicht für den Bilanzüberschuß, sondern für die Produktion von Exportwaren beschäftigt. I n jeder ausgeführten Ware steckt einheimische Arbeit. Selbst bei einer „ungünstigen Bilanz" kann m i t dem Export die inländische Beschäftigung steigen, während umgekehrt bei einer „günstigen Bilanz" die inländische Beschäftigung sinkt, wenn der Export eine abnehmende Tendenz aufweist. 3 1
Keynes , Allgemeine Theorie, S. 293. Ebenda, S. 286. A n anderer Stelle hat sich Keynes eingehend m i t außenwirtschaftlichen Problemen befaßt. — I n der postkeynesianischen L i t e r a t u r w i r d der Außenhandel meist unter dem Aspekt v o n Stromgrößen einbezogen. Vgl. z . B . Vines, Maciejowski u n d Meade, Demand Management, S. 65 f., 114 f. u n d 253. Ebenso erfaßt Graf n u r Teilaspekte, w e n n er sich auf Wechselkurse u n d die v o n der Außenwirtschaft ausgehenden „Anstöße" beschränkt. Vgl. Gerhard Graf, Beschäftigungstheorie, i n : H d W W , 1. Bd. (1977), Stuttgart et al., S. 538 ff. 3 Letzteres w a r z. B. i n Deutschland i m Jahr 1932 der Fall. 2
1. Zunahme der Beschäftigung bei Wachstum des Außenhandels
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1. T i t e l : Zunahme der Beschäftigung bei Wachstum des Außenhandels Importe wirken stets dann positiv auf die Beschäftigung, wenn die Einfuhr von Rohstoffen, Halbfabrikaten u.dgl. eine einheimische Warenproduktion überhaupt erst ermöglicht. Ebenso erhöhen Importe die Beschäftigung, wenn sie dazu führen, daß die Produktion von Gütern i m Inland verbilligt und ausgedehnt wird. Weder die Produktionszahlen der deutschen Automobilindustrie i n den letzten Jahrzehnten noch der hohe Exportanteil, den diese Industrie i n der gleichen Zeitspanne erreichte, wären ohne die Importe von Erzeugnissen aus Schweden und Übersee möglich gewesen. Autos, die i n einem Land wie der Bundesrepublik ausschließlich aus einheimischen Rohstoffen hergestellt w ü r den, wären für viele Nachfrager i m Inland zu teuer und am Weltmarkt überhaupt nicht absetzbar. Ohne Importe von Rohstoffen schrumpft i n einem Land wie der BRD nicht nur der Export von Maschinen, Flugzeugen und Automobilen, sondern auch der Absatz dieser Produkte i m eigenen Land. Exporte — und keineswegs nur Exportüberschüsse — erhöhen die Beschäftigung. I n jedem exportierten Gut steckt Arbeit. M i t jedem exportierten Gut w i r d einheimische Arbeit „exportiert". Für die Ausfuhr von Konsumwaren (einschl. von Kraftfahrzeugen und Maschinen für den Haushaltsgebrauch) gilt diese Feststellung uneingeschränkt. Hinsichtlich des Exports von Investitionsgütern ist zwischen dem kurzfristigen Produktions- und Absatzeffekt und den langfristigen W i r k u n gen zu unterscheiden, die von dem späteren Einsatz dieser Maschinen i n anderen Ländern ausgehen. Der kurzfristige Effekt dieser Exporte besteht i n einer Erhöhung der Beschäftigung während der Herstellung dieser Güter. Der langfristige Effekt ergibt sich aus dem Einsatz der Maschinen i n den Importländern. Dieser Einsatz verschärft die Konkurrenz am Weltmarkt. Er hat zur Folge, daß i m Exportland der A b satz von Industrien m i t niedriger Produktivität, ζ. B. Textilien oder Stahl, zurückgeht. Die Erzeugung dieser Waren wandert dann aus Ländern, die infolge hoher Produktivität ein hohes Lohnniveau besitzen, i n Billiglohnländer ab. Aus der Sicht der Länder m i t hohen Löhnen ergeben sich kurzfristig hieraus Nachteile. Die Unternehmen, die nicht mehr konkurrenzfähig sind, müssen Entlassungen vornehmen oder gänzlich schließen. Sie verlangen daher Schutz vor Importen aus Billiglohnländern und werden einen solchen Schutz, wie das Welttextilabkommen zeigt, nicht selten erhalten.
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
Aus weltwirtschaftlicher Sicht ist die Verlagerung von Produktionen i n Länder, i n denen diese Güter m i t niedrigeren Kosten hergestellt werden, jedoch positiv zu beurteilen. Sie führt einerseits dazu, daß die Produktivität i n den bisher technisch und ökonomisch rückständigen Ländern steigt, und w i r k t insofern i m Sinne eines Ausgleichs zwischen reichen und armen Nationen. Sie erhöht zum anderen die Importfähigkeit der unterentwickelten Volkswirtschaften und w i r k t sich insofern positiv auf den Export der Industrieländer aus. Je konkurrenzfähiger ökonomisch rückständige Länder werden, desto höhere Löhne können i n ihnen bezahlt werden, ohne Arbeitslosigkeit zu verursachen, desto aufnahmefähiger werden diese Länder für die Exporte der Industrienationen und desto günstiger w i r d sich m i t dem Welthandel die Weltbeschäftigung entwickeln. I m Interesse einer kontinuierlichen Weltbeschäftigung ist daher die Behinderung von Importen aus ökonomisch unterentwickelten Ländern der falsche Weg 4 . Dies schließt nicht aus, daß den konkurrenzunfähig werdenden Unternehmen vorübergehend Subventionen gewährt werden, die ihnen die Umstellung auf Produktionen erlaubt, die selbst i n Volkswirtschaften m i t hohem Lohnniveau am Weltmarkt konkurrenzfähig sind. Der Außenhandel übt vielfach eine stabilisierende Wirkung auf die volkswirtschaftliche Entwicklung aus. I n einem Land, das eher oder stärker von einer Depression betroffen w i r d als andere Länder (und bei dem Preise und Löhne auf den Rückgang der Nachfrage noch reagieren) nehmen die Exporte zu. E i n Rückgang der Inlandsnachfrage w i r d hier durch eine Zunahme der Auslandsnachfrage mehr oder minder ausgeglichen oder sogar überkompensiert. So hat ζ. B. die deutsche Volkswirtschaft, i n der fast jeder Vierte für den Export oder i n der hierfür erforderlichen Zuliefererindustrie tätig ist, die Rezession von 1966/67 durch eine Zunahme der Exporte überwunden. Gleichzeitig übte die Wiederbelebung der K o n j u n k t u r i n der Bundesrepublik einen positiven Einfluß auf das Wachstum der anderen Volkswirtschaften aus („Lokomotiv-Funktion"). Ebenso hat sich 1981/82 die günstige Entwicklung der deutschen Exporte mildernd auf das Anwachsen der Arbeitslosigkeit ausgewirkt. Ohne die gegenläufige Entwicklung des Außenhandels hätte der Rückgang der Inlandsnachfrage eine noch stärkere Erhöhung der Arbeitslosenzahlen verursacht. 4 Vgl. hierzu: Alec Cairncross et al., Protectionism: Threat to International Order: The Impact on Developing Countries, London 1982; s. auch: W. Arthur Lewis , The Evolution of the International Economic Order, Princeton, N . J . 1978; Robert H. Ballance, Javed A. Ansari and Hans W. Singer , The I n t e r national Economy and I n d u s t r i a l Development: The Impact of Trade and Investment on the T h i r d World, Totowa, N. J. 1982.
1. Zunahme der Beschäftigung bei Wachstum des Außenhandels
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Der Außenhandel beeinflußt i n mehrfacher Hinsicht somit die volkswirtschaftliche Beschäftigung: 1. Ein Wachstum des Außenhandels erhöht die Beschäftigung, weil und soweit zum einen i n jeder exportierten Ware einheimische Arbeit steckt und zum anderen inländische Produktionen durch die Einfuhr von (billigeren) Rohstoffen und Halbfabrikaten überhaupt erst ökonomisch möglich werden. Umgekehrt verursacht eine Schrumpfung des Außenhandels Arbeitslosigkeit. 2. Der Außenhandel beeinflußt die Verteilung des Wohlstands i n der Welt, indem er, wenn staatliche Eingriffe dies nicht verhindern, I n dustrien m i t niedrigerer Produktivität aus hochentwickelten Ländern i n unterentwickelte Volkswirtschaften wandern läßt. Die Konkurrenzfähigkeit wie die Importfähigkeit der ökonomisch rückständigen Länder w i r d hierdurch verbessert, was wiederum die Absatzchancen der Industrieländer vergrößert. Die Weltbeschäftigung nimmt nicht nur bei einem Wachstum des Außenhandels zwischen Industrienationen, sondern auch bei einem Wachstum des Außenhandels zwischen armen und reichen Ländern zu. Umgekehrt schrumpft der Wohlstand i n der Welt, wenn das Volumen des Außenhandels sinkt oder die armen Völker bei der Entwicklung des Welthandels benachteiligt werden. 3. Der Außenhandel verstetigt die Beschäftigung, wenn und soweit eine Volkswirtschaft den Rückgang des Inlandsabsatzes durch eine Erhöhung der Exporte ausgleichen kann. Er bewirkt das Gegenteil, wenn ein Rückgang der Importe die i n einem Land bestehende Depression auf andere Länder überspringen läßt. 4. Der Außenhandel läßt die wirtschaftliche Entwicklung nicht unangetastet. Er beschleunigt sie. Er sorgt dafür, daß neue Produkte und Produktqualitäten, die i n einem Land herausgebracht werden, auch i n der übrigen Welt erhältlich sind. Die Impulse, durch die neue Bedürfnisse und damit zusätzlicher Bedarf geweckt werden, nehmen infolgedessen weltweit zu. Gleichzeitig verstärkt sich das Wachst u m der Produktivität, wenn arbeitsparende Herstellungsmethoden, die i n einem Land entwickelt worden sind, i n anderen Nationen nachgeahmt werden. Der Außenhandel bewirkt somit eine Verstärkung der Nachfrage nach Waren und eine zusätzliche Erhöhung des Angebotes an Gütern. Der Wohlstand wächst infolgedessen i n einer Weltwirtschaft erheblich schneller als i n isolierten Volkswirtschaften, solange sich die Entwicklung von Angebot und Nachfrage i m Gleichklang vollzieht. Umgekehrt verlangsamt sich die wirtschaftliche Entwicklung oder schlägt i m Grenzfall sogar i n i h r Gegenteil um, wenn die Volkswirtschaften auf die Vorteile der internationalen
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
Arbeitsteilung verzichten und sich durch Handelshemmnisse oder Devisenkontrollen gegeneinander abschließen. Die Beschäftigungsproblematik ändert sich daher grundlegend, wenn anstelle einer isolierten Volkswirtschaft eine Weltwirtschaft besteht. 5 Anbieter sind jetzt nicht mehr nur einheimische Unternehmen. Die A n bieter verteilen sich jetzt vielmehr über die ganze, an der internationalen Arbeitsteilung partizipierenden Welt. Ebenso läßt sich nunmehr die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen (einschließlich Reisen und Kuren) nicht mehr allein i m Inland, sondern auch i m Ausland befriedigen. Nichts schließt daher auch aus, daß zusätzliche Einkommen, die i n einer Volkswirtschaft geschaffen werden, statt i m Inland jetzt i m Ausland ausgegeben werden. Sobald eine Weltwirtschaft existiert, ist die Beschäftigung nicht mehr ein nationales, sondern ein internationales Problem. Nicht nur die Beschäftigung, sondern auch die Arbeitslosigkeit wandert i n einer Weltwirtschaft von einem Land ins andere.
2. T i t e l : Weltnachfragelücken und ihre Ursachen Eine Schrumpfung des Welthandels verursacht Weltarbeitslosigkeit. Geht die Nachfrage an den Weltmärkten zurück, so entsteht eine „Weltnachfragelücke u. Diese Weltnachfragelücke kann durch protektionistische Maßnahmen (Zölle, Kontingente einschließlich „freiwilliger Selbstbeschränkungen"), durch internationale Preisabsprachen zwischen privaten oder staatlichen Unternehmen oder durch ein unzureichendes Funktionieren des Weltwährungssystems verursacht werden. § 1 Wirkungen protektionistischer Maßnahmen 1. Handelshemmnisse E i n Land kann durch Behinderung der Einfuhren, aber auch durch Beeinträchtigung des Inlandsabsatzes ausländischer Waren die eigene Beschäftigungsquote auf Kosten der übrigen Welt erhöhen. Wenn Waren, die bisher importiert wurden, nunmehr i m Inland produziert werden, steigt die volkswirtschaftliche Beschäftigung. Ergreifen andere Staaten keine Gegenmaßnahmen, die den Export dieses Landes mindern, ergibt sich somit für die Volkswirtschaft, welche die internationale Arbeitsteilung stört, ein positiver Beschäftigungseffekt. — Die Er5 Dies verkennen auch Ökonomen, die den Außenhandel i n ihre „Gleichgewichtsanalyse" einbeziehen, vgl. die oben genannten Schriften v o n Vines, Maciejowski u n d Meade, Demand Management, u n d Graf, Beschäftigungstheorie.
2. Weltnachfragelücken u n d ihre Ursachen
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Wartung, daß die betroffenen Nationen auf Retorsionsmaßnahmen verzichten, t r i f f t jedoch nur zu, wenn das Land, das sich einen Sondervorteil verschafft, eine dominante Position besitzt und sich die anderen Volkswirtschaften i n einer Abhängigkeitsposition befinden, so daß sie sich, wie i m 18. Jahrhundert Irland gegenüber England, nicht zu wehren vermögen. Bei ungleicher Verteilung der Macht läßt sich die Beschäftigung (und damit zugleich die Arbeitslosigkeit) umverteilen. I m dominanten Land nimmt die Beschäftigung zu und i n den abhängigen Volkswirtschaften geht die Beschäftigung zurück. 6 Sind die Handelspartner hingegen relativ gleichstark (oder wenigstens gleichberechtigt wie etwa die Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaften), so w i r d jeder spürbare Eingriff eines Staates i n den Welthandel über kurz oder lang durch entsprechende Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder beantwortet. Als Folge zunehmender Handelshemmnisse schrumpft dann der Welthandel und die Weltarbeitslosigkeit nimmt zu. Je stärker die Nachfrage i n der Welt durch Handelsbeschränkungen reduziert wird, desto größer w i r d die hierdurch entstehende „Weltnachfragelücke". 2. Exportsubventionen Exportsubventionen, gleichgültig i n welcher Form sie erfolgen, erhöhen nur dann den Wohlstand, wenn sie isoliert bleiben. Handelt es sich allerdings u m gleichmächtige Handelspartner, die von den hieraus resultierenden Wettbewerbsverzerrungen betroffen werden, so setzen sie sich gegen künstlich verbilligte Importe durch Einfuhrbeschränkungen zur Wehr. I n einer freien Welt lösen Exportsubventionen Gegenmaßnahmen aus, die eine Schrumpfung des Welthandels und damit einen Anstieg der Weltarbeitslosigkeit verursachen. Generell läßt sich somit feststellen: Staatliche Eingriffe i n den Außenhandel 7 verursachen i n einer Weltwirtschaft keine anhaltende Erhö6 Die v o n D a v i d H u m e u n d A d a m S m i t h stillschweigend unterstellte P r ä misse, daß alle Wirtschafter ebenso w i e alle Volkswirtschaften gleich mächtig u n d gleich machtlos sind, t r i f f t i n der Realität nicht zu. Es w i r d daher möglich, daß sich die politisch oder wirtschaftlich Mächtigeren Sondervorteile auf Kosten der Gesamtheit verschaffen. Vgl. hierzu: François Perroux, Esquisse d'une théorie de l'économie dominante, i n : Economie appliquée, 1. Bd. (1948), S. 243 ff.; ders., Wirtschaft u n d Macht, Bern - Stuttgart 1983; Albert O. Hirschman, National Power and the Structure of Foreign Trade, Vol. 1, Berkeley et al. 1980; Helmut Arndt, Wirtschaftliche Macht, 3. Aufl., München 1980, S. 150 ff.; ders., Power and Competition, i n : H. P. Jacquemin u n d H. W. de Jong (Hrsg.), Markets, Corporate Behaviour and the State, The Hague 1976, S. 39 ff. 7 Vgl. hierzu Steven J. Warnicke (Hrsg.), International Trade and I n d u s t r i a l Policies: Government Intervention and a n Open M a r k e t Economy, New Y o r k 1978.
4 Arndt
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
hung der nationalen Beschäftigung. I m Gegenteil. Sie verringern die Weltbeschäftigung und mindern damit zugleich die volkswirtschaftliche Beschäftigung i n den Nationen, die an der internationalen Arbeitsteilung partizipieren. Merkantilistische Eingriffe, wie sie Keynes i n seiner „Allgemeinen Theorie" für erwägenswert hält, verringern nicht, sondern erhöhen die Arbeitslosigkeit i n der Welt. Staatliche Maßnahmen, die Importe reduzieren, rufen eine „Weltnachfragelücke" hervor, die nicht auf einem Versagen privater Wirtschafter beruht und m i t der Hortneigung der Haushalte und der Liquiditätsneigung der Unternehmen nichts zu t u n hat. § 2 Wirkungen internationaler Absprachen Internationale Absprachen haben vornehmlich Preiserhöhungen und Qualitätsverschlechterungen zum Gegenstand. 1. Preisabsprachen Preiserhöhungen als Folge internationaler Absprachen üben ähnliche Wirkungen wie staatliche Handelshemmnisse aus. Es ist dabei i n diesem Zusammenhang unerheblich, ob diese Vereinbarungen zwischen privaten Unternehmen, wie i m Fall des internationalen Glühlampenkartells, oder zwischen Staaten, wie i m Fall der OPEC, getroffen werden. Auch überhöhte Preise, die multinationale Unternehmen ihren Konzerngesellschaften berechnen, haben den gleichen Effekt 8 . W i r d der Preis für einen wichtigen Rohstoff (wie ζ. B. Erdöl) erhöht oder gar vervielfacht, so werden 1. die weltwirtschaftlichen Geldströme umgelenkt, w e i l i n den ölexportierenden Ländern die Ausfuhrerlöse und i n den Ländern, die dieses Gut importieren, die Ausgaben für Einfuhren ansteigen. Es geht 2. der Welthandel zurück, w e i l die auf den Rohstoff angewiesenen Länder ihre Nachfrage nach Fertigwaren einschränken müssen, u m das teurer gewordene Gut zu bezahlen, während der Bedarf der den Rohstoff exportierender Länder an industriellen Fertigerzeugnissen relativ gering ist und daher i n der Regel keinen Ausgleich bietet. Die Folge ist eine „Weltnachfragelücke" und damit eine weltweite Zunahme der Arbeitslosigkeit. E i n negativer Einfiuß auf die Weltbeschäftigung entfällt nur dann, wenn die Länder, welche die Preiserhöhung abgesprochen haben, i n vollem Umfang die Industrieprodukte übernehmen, die von den durch 8 Während beispielsweise die amerikanischen ö l m u l t i s überdimensionale Gewinne erzielen, erleiden ihre europäischen Tochtergesellschaften erhebliche Verluste, die sich nicht n u r als Folge v o n Überkapazitäten bei den Raffiner i e n erklären lassen.
2. Weltnachfragelücken und ihre Ursachen
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die Preiserhöhung betroffenen Ländern nicht mehr gekauft werden. Bei relativ geringfügigen Preisänderungen ist ein solcher Ausgleichseffekt denkbar, bei großen Preiserhöhungen nicht. I n der Tat haben denn auch die OPEC-Länder einen erheblichen Teil der ihnen zuströmenden Devisen nicht für den K a u f ausländischer Produkte, sondern für den Erwerb ausländischer Unternehmen oder wenigstens ausländischer A k t i e n verwendet, von denen ein positiver Beschäftigungseffekt nicht zu erwarten ist. Die Nachfrage nach ö l ging daher auch infolge der durch die Vervielfachung des ölpreises entstandenen Weltdepression zurück. 2. Qualitätsabsprachen Qualitätsabsprachen 9 , die dem Zweck dienen, die Haltbarkeit eines Produktes herabzusetzen, haben nicht notwendig den gleichen Beschäftigungseffekt wie Preisabsprachen. Sie verursachen sogar zunächst eine Erhöhung des Absatzes an diesen Produkten: Je kurzlebiger Glühlampen oder Taschenlampenbatterien sind, desto stärker steigt die Nachfrage nach ihnen. Trotzdem ergibt sich nicht notwendig ein positiver Beschäftigungseffekt. Werden die Abnehmer durch ihre Mehrausgaben für Glühlampen und Taschenlampenbatterien gezwungen, ihre Nachfrage nach anderen Gütern einzuschränken, so ist die W i r k u n g auf die Beschäftigungsrate zumindest dann negativ, wenn die Produkte, deren Nachfrage zurückgeht, arbeitsintensiver sind. § 3 Versagen des Weltwährungssystems Die internationale Arbeitsteilung setzt zu ihrer ungehinderten Entfaltung ein funktionierendes Weltwährungssystem voraus. Hätte David Hume m i t seinem automatischen Ausgleich der „Handelsbilanzen" recht 10 , so wäre das reibungslose Funktionieren des Weltwährungssystems kein Problem. I n Ländern, die i m internationalen Handel ein Aktivsaldo erzielen, würden infolge des Geldzustromes die Preise steigen. Ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit würde zurückgehen. I n Ländern, die ein Passivsaldo aufweisen, würden infolge des Geldabstromes die Preise sinken. Ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit würde zunehmen. Durch ein Wechselspiel von importierten „Inflationen" 9 Qualitätsverschlechterungen werden i m Schrifttum selten behandelt, w e i l sich die Autoren zumeist auf Preise u n d Mengen beschränken. I n der Realität ist jedoch die Qualität v o n Produkten i m negativen w i e i m positiven
Sinne bedeutsam. Vgl. hierzu: George W. Stocking und Myron W. Watkins,
Cartels i n Action, Case Studies i n International Business Diplomacy, New Y o r k 1946, S. 354 ff., sowie mein Buch: M a r k t u n d Macht, S. 36 ff. 10 Vgl. David Hume, Of the Balance of Trade, i n : Political Discourses (Edinburgh 1952, wiederabgedruckt i n : David Hume, Writings on Economics, Edinburgh 1955). 4*
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
und importierten „Deflationen" würde somit immer wieder ein Ausgleich der volkswirtschaftlichen Zahlungsbilanzen i n der Weltwirtschaft hergestellt. I n der Realität besteht jedoch dieser Automatismus nicht. Dies folgt aus einer Reihe von Gründen. Zum einen sind, wie schon das Verhältnis von England und Irland zu Zeiten Humes zeigt, nicht alle Staaten gleich mächtig resp. gleich unabhängig, so daß der mächtigere Staat Sondervorteile erzwingen kann 1 1 . Z u m anderen werden internationale Geldströme nicht allein durch den Handel verursacht. Zahlungsüberweisungen erfolgen nicht nur zur Begleichung von Handelsschulden, sondern auch zur Anlage von Geldkapital i n anderen Ländern. Und zum dritten werden i m internationalen Handel viele Transaktionen nicht in bar bezahlt, sondern auf Kredit gewährt. Erhält nämlich ein Land, das einen Passivsaldo erleidet, einen entsprechenden Kredit, so entfällt der Abfluß des Geldes und die Preise bleiben unverändert. Und gewährt umgekehrt ein Land, das einen Aktivsaldo erzielt, seinen Schuldnern in voller Höhe der Differenz einen Zahlungsaufschub, so fließt i h m kein Geld aus dem Ausland zu. Die importierte Deflation findet ebensowenig wie die importierte Inflation statt. Handelt es sich somit bei Humes Beobachtungen nicht u m einen Automatismus, sondern lediglich u m Tendenzen, die kompensiert oder auch überkompensiert werden können, so steht nichts i m Wege, daß Staaten zahlungsunfähig werden und Weltwährungssysteme zusammenbrechen. Länder, deren Kredit erschöpft ist und denen es demzufolge an Devisen fehlt, u m fällige Forderungen zu begleichen, haben nur die Möglichkeit, ihre Zahlungen einzustellen oder, was praktisch auf das Gleiche hinausläuft, zur staatlichen Devisenbewirtschaftung überzugehen. Dies haben beispielsweise Österreich und Deutschland — und anschließend viele andere Staaten — i m Jahr 1931 getan. Die Importe zahlungsunfähiger Länder gehen zwangsläufig drastisch zurück. Je weniger Devisen ein Land besitzt, desto weniger kann es importieren. Infolgedessen entsteht eine Weltnachfragelücke. Die internationale Arbeitsteilung schrumpft m i t jedem Land, das zur Devisenzwangswirtschaft übergeht. Sind, wie bei dem Zusammenbruch des Weltwährungssystems Anfang der Dreißiger Jahre, zahlreiche Industrienationen nicht mehr i n der Lage, den freien Zahlungsverkehr aufrecht zu erhalten, so schmilzt die Weltnachfrage auf ein Minimum. 1 2 11 Vgl. hierzu: Jonathan Swift, Short V i e w of the State of I r e l a n d (1726), sowie Helmut Arndt, Irrwege der Politischen Ökonomie, S. 9 6 - 9 9 , sowie: Economic Theory vs. Economic Reality, S. 85 ff. 12 Der Außenhandelsmultiplikator behandelt diesen Lawineneffekt nicht, der i n einer Kirisensitiiation w i e 1931/2 dadurch entsteht, daß ein Land, das
2. Weltnachfragelücken u n d ihre Ursachen
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Wenn die Importe — infolge des Lawineneffekts von Zahlungseinstellungen — auf ein Fünftel sinken, so bedeutet dies nichts anderes, als daß die Nachfrage am Weltmarkt u m 80 % zurückgegangen ist. Es werden daher zunächst einmal rd. vier von fünf Arbeitskräften freigesetzt, die bisher für den Export tätig waren. Infolge des hierdurch bedingten Einkommensrückgangs werden außerdem Arbeitskräfte entlassen, die bislang für die einheimische Bedarfsdeckung tätig waren. Eine Weltnachfragelücke, die infolge einer internationalen Zahlungskrise entsteht, w i r d nicht durch eine einseitige Einkommensverteilung innerhalb einer Volkswirtschaft verursacht. Sie ist auch nicht auf eine „chronische Neigung zu Sparen" seitens der privaten Haushalte oder auf eine „Liquiditätspräferenz" der Unternehmen zurückzuführen. 1 * Sie ist vielmehr die Folge davon, daß bei einer internationalen Vertrauenskrise die Verteilung der internationalen Zahlungsmittel nicht mehr funktioniert und infolgedessen eine Volkswirtschaft nach der anderen zahlungsunfähig wird, bis nur noch wenige zahlungsfähige Länder wie die USA oder die Schweiz übrigbleiben. W i r d die internationale A r beitsteilung durch ein System geschlossener Nationalwirtschaften ersetzt, entsteht Weltarbeitslosigkeit i n einem Ausmaß, das der Situation der Dreißiger Jahre entspricht. Weltnachfragelücken dieser A r t lassen sich nur durch eine Reform des Weltwährungssystems verhindern: 1. durch Verzicht auf die Überbelastung des Weltwährungssystems mit Transferleistungen, wie sie der Versailler Vertrag nach dem Ersten Weltkrieg vorsah, 14 und 2. durch den Einbau von Sicherungen i n das Weltwährungssystem, die vorsehen, daß Länder, die sich zu stark verschulden, zu einer Verringerung ihrer Importe und größeren Exportanstrengungen angeregt werden, während Länder m i t anhaltenden Aktivsalden einen Anreiz für eine Erhöhung ihrer Importe erhalten. 15 Ein solches Clearingsystem ist allein schon deshalb erforderlich, w e i l der von David Hume beschriebene Ausgleichsmechanismus nur i m Modell, aber nicht i n der Realität existiert. seine Zahlungen einstellt, andere Länder i n die gleichen Schwierigkeiten bringt. Vgl. z.B. Paul A. Samuelson, Economics, l l t h ed., N e w Y o r k et al. 1980, A n h a n g zum 33. Kapitel. 13 Beides k a n n i m weiteren Verlauf auftreten. Es ist jedoch nicht Ursache, sondern Folge des weltwirtschaftlichen Zusammenbruchs. 14 Vgl. hierzu John Maynard Keynes , Die wirtschaftlichen Folgen des F r i e densvertrages, München 1920. 15 Vgl. John Maynard Keynes , The International Clearing Union, i n : S. E. Harris (Hrsg.), The New Economics, London 1947.
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
3« T i t e l : Einfiuß der Wechselkurse auf die Verteilung der Beschäftigung i n der W e l t Der Außenhandel eines Landes hängt, wenn man von Qualitätsunterschieden und dem Auftreten neuer Produkte und Produktqualitäten absieht, von der internationalen Preisentwicklung ab. E i n Land, dessen Preise stärker steigen, schwächt ceteris paribus seine Konkurrenzfähigkeit und muß Zug u m Zug m i t einer Verschlechterung seines Außenhandels einen Anstieg seiner Arbeitslosenquote hinnehmen. Eine Volkswirtschaft, deren Preise schwächer steigen als die seiner Konkurrenten, stärkt hingegen seine Wettbewerbsfähigkeit und erhöht m i t seinen Exporten zugleich die volkswirtschaftliche Beschäftigung. 18 Die internationalen Preisrelationen werden außer durch Zölle u.dgl. beeinflußt durch 1. nationale Kostenunterschiede, für die neben Lohnkosten und Steuern vor allem die unterschiedliche Produktivitätsentwicklung 1 7 von entscheidender Bedeutung ist, und 2. die Wechselkurse der nationalen Währungen, die einen nivellierenden Einfiuß ausüben, soweit sie flexibel sind. § 1 Starre und flexible Wechselkurse Der Einfiuß der Wechselkurse variiert, je nachdem ob die Wechselkurse von den Regierungen fixiert und daher nur von staatswegen zu ändern sind, oder ob die Wechselkurse dem Spiel der Marktkräfte überlassen werden und sich insoweit nach Angebot und Nachfrage richten. I m ersten Fall pflegt man von „starren" und i m zweiten F a l l von „flexiblen" (oder beweglichen) Wechselkursen zu sprechen, obschon es i n der Realität weder völlig starre noch völlig bewegliche Wechselkurse gibt. I n Marktwirtschaften lassen sich vom Staat fixierte Wechselkurse aus drei Gründen nicht über längere Zeit konstant halten: 1. w e i l und sofern die Inflationsraten i n den einzelnen Ländern sich unterschiedlich entwickeln, 2. w e i l das Produktivitätswachstum i n den einzelnen Nationen nicht gleich ist, und 16 Vgl. zum folgenden Klaus-Werner Schatz, Internationale Arbeitsteilung u n d inländische Beschäftigung, i n : G. Bombach et al. (Hrsg.), Neuere E n t wicklungen i n der Beschäftigungstheorie- u n d - p o l i t i k , S. 321 ff. 17 Vgl. hierzu unten das 6. Kapitel.
3. Wechselkurse u n d Verteilung der Weltbeschäftigung
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3. w e i l sich die Volkswirtschaften an der Entwicklung von Innovationen und damit an der Kreation von neuen Produkten und Produktqualitäten ungleichmäßig beteiligen. „Starre" Wechselkurse müssen daher von Zeit zu Zeit immer wieder erneut korrigiert werden, wie dies die „Europäische Währungsschlange" beispielhaft zeigt, wenn das System starrer Wechselkurse nicht, wie das Währungssystem von Bretton Woods, vollständig zusammenbrechen soll. Die Flexibilität von Wechselkursen, wenn sie eingeführt wird, ist ebenfalls aus drei Gründen eingeschränkt: 1. infolge von Eingriffen staatlicher Institutionen und insbesondere von Zentralnotenbanken (schmutziges Floaten), 2. infolge der Fluktuationen von Flucht-, Spekulations- und Anlagekapital, die weitgehend unabhängig von den Handelsströmen verlaufen, und 3. infolge des bedauerlichen, aber nicht zu leugnenden Tatbestands, daß die Wechselkurse i n anderen Ländern staatlich fixiert werden und damit „starr" sind. Nach Immanuel Kants berühmter These, daß eine Theorie nur gut ist, wenn sie für die Praxis taugt 1 8 , ist es daher verfehlt, von absolut starren oder absolut flexiblen Wechselkursen 19 auszugehen. Sie gibt es nicht und hat es nie gegeben. A u f Grund der vielfältigen Einflüsse, die auf die Wechselkurse einwirken, erweist sich auch die weit verbreitete Vorstellung als unhaltbar, daß es „den" richtigen Wechselkurs gibt. Es gibt den richtigen Wechselkurs ebensowenig wie den natürlichen Preis. I n einer sich entwickelnden Marktwirtschaft verändern sich die Wechselkurse fortgesetzt. Die Suche nach dem „richtigen" Wechselkurs gleicht daher der Quadratur des Kreises.
18 Immanuel Kant, Ü b e r den Gemeinspruch: Das mag i n der Theorie richt i g sein, taugt aber nicht f ü r die Praxis (1793). 10 w i e dies nicht selten geschieht. So sagte ζ. B. Armin Gutowski nach einer Meldung der F r a n k f u r t e r Allgemeinen Zeitung v o m 11.11.1982: „ D e r V e r such, durch niedrigere Lohnabschlüsse einen Wettbewerbsvorteü zu erzielen, muß i m System flexibler Wechselkurse s c h e i t e r n . . . Lohnzurückhaltung läßt s i c h . . . nicht außenwirtschaftlich begründen." H i e r i r r t Gutowski. Eine derartige F l e x i b i l i t ä t gibt es nicht.
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
§ 2 Relative Bedeutung der Wechselkurse Wechselkurse sind i n der Realität nicht nur bedingt flexibel oder starr; sie sind auch keineswegs allein für die Entscheidungen der Käufer maßgebend. I m Binnen- wie i m Außenhandel sind nicht nur die Preise, sondern auch die Qualitäten relevant. Hierdurch w i r d erneut die Bedeutung der Wechselkurse relativiert. Es gibt 1. Waren, die wegen ihrer Qualität bevorzugt werden, und es gibt 2. Waren, die gekauft werden, weil sie neu sind und der Bedarf an ihnen noch ungesättigt ist. Autofans bevorzugen Kraftwagen der Marken Daimler-Benz oder Porsche, selbst wenn sie dafür mehr Geld auf den Tisch legen müssen. Die Qualität ist für sie wichtiger als der Preis. Ebenso fahren viele Urlaubsreisende auch dann nach Italien oder Teneriffa, wenn Unterkunft und Verpflegung i m Bayerischen Wald preisgünstiger sind. Sie haben eine Präferenz für den Süden. Novitäten haben die Eigenschaft, neue Bedürfnisse zu wecken, die zuvor noch nicht bestanden haben. Die Käufer sind daher bereit, Novitäten selbst dann zu kaufen, wenn sie teuerer als herkömmliche Güter sind. Bei (echten) Novitäten spielt der Preis eine sekundäre Rolle. Die Bedeutung, welche die Wechselkurse für den Außenhandel besitzen, w i r d hierdurch erheblich modifiziert, wenn auch keineswegs aufgehoben. § 3 Nationale Kostenunterschiede bei starren Wechselkursen Starre Wechselkurse gleichen Unterschiede i n der Kostenentwicklung nicht aus. Eine Volkswirtschaft erhöht infolgedessen ihre Konkurrenzfähigkeit am Weltmarkt, wenn i n diesem Land die Kosten weniger als i n anderen Ländern steigen. Ihre Exporte nehmen zu, wenn ihre Waren hierdurch billiger werden. 2 0 Ihre Einfuhren gehen gleichzeitig zurück, soweit nun diese Produkte bei einheimischen Firmen preisgünstiger erhältlich sind. Die Beschäftigung i n diesem Land vergrößert sich somit sowohl durch den Anstieg der Exporte als auch durch den Rückgang der Importe von Fertigfabrikaten. — Starre Wechselkurse können sogar die Ursache von „Überbeschäftigung" 21 sein. So wuchs nach dem 20 wobei die Einschränkungen des vorangehenden Paragraphen zu beachten sind. 21 Die Nachfrage nach A r b e i t überwiegt das Angebot, w e n n der effektive L o h n unterhalb des Knappheitslohns verharrt (vgl. unten S, 83 f.). I n der B R D k a m also zweierlei zusammen: 1. eine Unterbewertung der D M u n d 2. ein — i m Verhältnis hierzu — unzureichender Lohnanstieg. I n jedem F a l l sind falsche Wechselkurse die Ursache v o n volkswirtschaftlichen Fehlentwicklungen.
3. Wechselkurse u n d Verteilung der Weltbeschäftigung
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Zweiten Weltkrieg die Produktivität i n der BRD nach Liberalisierung des Welthandels steil an, ohne daß dies bei dem damaligen System starrer Wechselkurse durch ein Ansteigen der D M und durch ein A b sinken des Dollarkurses ausgeglichen werden konnte. Das einheimische Arbeitspotential reichte infolgedessen nicht mehr aus. Die Nachfrage nach Arbeit konnte nur durch den Zustrom von 2 1/2 Millionen Gastarbeitern ausgeglichen werden. Der umgekehrte Effekt zeigt sich i n Ländern, i n denen Kosten und Preise stärker steigen. Ihre Exporte verringern sich, w e i l viele ihrer Produkte infolge des kostenbedingten Anstiegs der Preise nicht mehr am Weltmarkt konkurrenzfähig sind. Zur gleichen Zeit erhöhen sich ihre Einfuhren, soweit jetzt die Erzeugnisse des Auslands, wie etwa Motorräder oder Videogeräte, preisgünstiger werden. I n den Ländern, deren Kosten und Preise stärker steigen, erhöht sich infolgedessen die Arbeitslosigkeit. Sind Wechselkurse starr, so wandert die Beschäftigung aus Ländern mit höheren Kosten i n Länder, die kostengünstiger produzieren. Selbst bei starren Wechselkursen lassen sich freilich höhere Kosten — und damit insbesondere höhere Lohnkosten — durch höhere Produktivität ausgleichen: Arbeiter i n hochentwickelten Industrieländern erhalten stets höhere Löhne als Arbeiter i n Ländern mit niedrigerer Produktivität. § 4 Ausgleichstendenz flexibler Wechselkurse Bewegliche Wechselkurse üben einen nivellierenden Einfluß auf die internationale Konkurrenzfähigkeit der einzelnen Nationen aus. I n Ländern, i n denen die Kosten schwächer steigen, weisen die Wechselkurse eine steigende Tendenz auf, während i n Ländern, deren Kosten sich stärker erhöhen, die Wechselkurse eine sinkende Tendenz zeigen. 22 Die von Änderungen i n den Kosten auf die internationale Konkurrenzfähigkeit ausgehenden Wirkungen werden hierdurch gemindert und i m Grenzfall nivelliert. Es ist jedoch irrig, unter den Bedingungen der Realität von den Bewegungen der Wechselkurse einen vollkommenen und unverzüglichen Ausgleich zu erwarten. Selbst wenn i n einer Weltwirtschaft die Beweglichkeit der Wechselkurse nicht durch staatliche Eingriffe beschränkt wird, geht infolge der fehlenden Markttransparenz und der hierdurch ermöglichten Spekula22
wobei es allerdings auch noch auf die Unterschiede i n der Zinshöhe w i e i n den wirtschaftlichen u n d politischen Zuständen ankommt. Vgl. unten S. 137 ff.
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4. Kap.: Einflüsse des Außenhandels
tionen eine Anpassung der Wechselkurse nur m i t zeitlicher Verzögerung vor sich. Außerdem hängt die Höhe der Wechselkurse keineswegs allein von der Konkurrenzfähigkeit eines Landes, sondern auch von den Fluktuationen des Anlagekapitals ab. Gilt ein Land wie die Schweiz als besonders vertrauenswürdig, so strömt i h m trotz eines Passivsaldos Geldkapital zu. Der Wechselkurs des Schweizer Franken ist daher selbst bei passiver Handelsbilanz gestiegen. Das gegenwärtige Weltwährungssystem ist kein „System freier Wechselkurse". Selbst i n Ländern, deren Wechselkurse beweglich sind, werden die Schwankungen der Wechselkurse durch Eingriffe der Zentralnotenbanken, insbesondere durch Käufe und Verkäufe von Devisen, aber auch durch Variation des Leitzins, manipuliert (sog. unsauberes Floaten). 23 I n der Mehrzahl der Länder sind die Wechselkurse ganz oder teilweise von staatswegen festgesetzt. Fast alle lateinamerikanischen und afrikanischen Staaten arbeiten ebenso wie die Ostblockländer mit staatlich fixierten Wechselkursen. Sogar die Wechselkurse der BRD sind gegenüber den Mitgliedern der Währungsschlange festgelegt und werden nur von Zeit zu Zeit aufgrund staatlicher Entscheidungen verändert. Infolge der eingeschränkten Beweglichkeit der Wechselkurse ist daher nicht zu erwarten, daß der Effekt niedrigerer Lohnabschlüsse auf Außenhandel und Beschäftigung durch eine entgegengesetzte Bewegung des Wechselkurses v o l l kompensiert wird. Der Ausgleich erfolgt weder unverzüglich noch ist er total. Vielmehr werden Länder, i n denen die Kosten schwächer als i n anderen Ländern steigen, ihren Außenhandel ebenso wie ihre Beschäftigung günstig beeinflussen, während umgekehrt Länder, deren Kosten überdurchschnittlich anziehen, mit einer Verschlechterung ihrer Leistungsbilanz und einer Zunahme der Arbeitslosigkeit zu rechnen haben. I n einer Weltwirtschaft bedeutet dies, daß sich Beschäftigung aus Ländern m i t relativ hohen Löhnen i n Länder verlagert, i n denen die Löhne (und Steuern) i m Verhältnis zu ihrer Produktivitätsentwicklung niedriger sind: Auch bei (relativ) beweglichen Wechselkursen gibt es hausgemachte Arbeitslosigkeit. Die Freigabe der Wechselkurse nach einer Periode starrer Wechselkurse kann freilich auch Ursache von Unterbeschäftigung sein. Besteht ζ. B. eine Unterbewertung, wie dies bei der D M bis zum Zusammenbruch des Währungssystems von Bretton Woods der Fall war, so ermöglicht die Freigabe der Wechselkurse einen Anstieg des DM-Kurses 23 Vgl. hierzu: Federal Reserve Bank of Boston, Managed Exchange-Rate F l e x i b i l i t y : The Recent Experience, Boston 1979; Victor Argy, ExchangeRate Management i n Theory and Praxis, Princeton, Ν . J. 1982.
3. Wechselkurse u n d Verteilung der Weltbeschäftigung
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(resp. ein Absinken des Dollarkurses). Hierdurch werden die deutschen Exporte negativ und die Importe positiv beeinflußt. I n der BRD ging infolgedessen nach dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen die Nachfrage nach Arbeit zurück, was sich nicht nur für die ins Land geholten Gastarbeiter negativ auswirkte. Auch starre Wechselkurse können somit Anlaß von Anpassungsarbeitslosigkeit sein, w e i l sie die „Barter terms of trade" verfälschen, was freilich erst beim Übergang zu beweglichen Wechselkursen sichtbar wird.
Fünftes Kapitel
In- und Deflationen in ihrem Einfluß auf die Beschäftigung 1. Titel : Relative Stabilität von Preisen und Löhnen in Staatswirtschaften Inflationen und Deflationen lassen sich ebenso wie Arbeitslosigkeit i n Staatswirtschaften nur ausnahmsweise beobachten. Wenn in Marktwirtschaften die Preise steigen oder Arbeitslosigkeit entsteht, treten i n Staatswirtschaften Engpässe i n der Versorgung und i n Extremfällen Hungersnöte 1 auf. Sind die Preise stabil, weil der Staat sie festsetzt oder eingefroren hat, so übt eine überproportionale Geldvermehrung zwangsläufig keinen Einfluß auf die (legalen) Preise 2 aus. Keynes hat diesen Fall implizite unterstellt: Er geht i n seiner Analyse von der Annahme aus, daß die Preise nur i m Fall von „bottle necks" steigen. Während sich i n Marktwirtschaften die Preise m i t der Variation des Knappheitsgrades verändern, werden i n Staatswirtschaften Preisänderungen vom Staat nur zugelassen, wenn die Dissonanz zwischen Angebot und Nachfrage an einem Gütermarkt aus politischen Gründen nicht mehr tragbar erscheint. Sind die Löhne stabil, weil der Staat einen Lohnstop erlassen hat oder die Löhne durch von i h m eingesetzte Behörden reguliert werden, so löst selbst eine überdimensionierte Geldvermehrung keine Lohnerhöhungen aus. Wenn Keynes i n seiner „Allgemeinen Theorie" annimmt, daß „ i n Geld festgesetzte Löhne gewöhnlich ziemlich beständig" sind 3 , so hat er hierbei nicht an eine Marktwirtschaft, sondern an eine W i r t schaft gedacht, i n der die Löhne vom Staat bestimmt werden 4 . I n Markt1 sofern sie nicht durch Importe von Lebensmitteln aus Marktwirtschaften verhindert werden. 2 Sobald der Staat u n m i t t e l b a r i n die Preisbildung eingreift, gibt es „legale" u n d „illegale" Preise: Schwarzmarktpreise sind illegal. 8 Keynes , Allgemeine Theorie, S. 198. 4 „Einer der Gründe, die es rechtfertigen, daß ich meine Theorie eine allgemeine Theorie nenne", schreibt Keynes i m V o r w o r t der deutschen Ausgabe, besteht darin, daß diese Theorie „ v i e l leichter den Verhältnissen eines totalen Staates angepaßt werden" kann. Vgl. Keynes , Allgemeine Theorie,
1. Relative Stabilität v o n Preisen u n d Löhnen i n Staatswirtschaften
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wirtschaften, i n denen die Tarifabschlüsse den Sozialpartnern anvertraut sind, erweisen sich die i n Geld festgesetzten Löhne alles andere als „beständig". I n Marktwirtschaften sind Preise nicht stabil und weder nominelle noch reale Löhne konstant.
2. T i t e l : Beschäftigungs-Inflations-Kurven § 1 Die „Phillipskurve" I m Gegensatz zu Keynes gehen (oder gingen) die Postkeynesianer wie Samuelson oder Solow davon aus, daß die Beschäftigung m i t zunehmender Inflation steigt und m i t fortschreitender Deflation abnimmt. I n der Tat war die Massenarbeitslosigkeit der Dreißiger Jahre von einer Weltdeflation begleitet. Das sich hierbei ergebende „SubstitutionsVerhältnis zwischen A r beitslosigkeit und Preis-Lohn-Erhöhungen" w i r d i n der Phillipskurve dargestellt, wobei Samuelson 5 i n seine Darstellung Arbeitslosigkeit, Preisanstieg, Lohnbewegung und Produktivitätswachstum einbezieht (Figur 1). Die Abszisse mißt die Arbeitslosigkeit und die (linke) Ordinate den Preisanstieg. Die rechte Ordinate, die den Lohnanstieg kennzeichnet (der jeweils als konstant unterstellt wird), verschiebt sich nach unten, wenn das Produktivitätswachstum zunimmt. (Daß die Produktivität auch absinken kann, erwähnt Samuelson nicht.) Die Phillipskurve besitzt jedoch nicht die Allgemeingültigkeit, die ihr Postkeynesianer wie Samuelson zugesprochen haben. I n der Realität sind steigende Preise sowohl m i t steigender als auch m i t gleichbleibender Arbeitslosigkeit vereinbar. Dies zeigt das Auftreten von StagflatioS. I X . — Tatsächlich w a r seine Theorie bereits staatswirtschaftlichen V e r hältnissen angepaßt. — Staatliche Preis- u n d Lohnkontrollen werden gegenw ä r t i g wieder diskutiert. Vgl. hierzu: Thomas J. Dougherty , Controlling the N e w Inflation, Lexington, Mass., et al. 1981, oder „the new Keynesian approach" v o n James E. Meade, Stagflation, Vol. 1, Wage-fixing, London et al. 1982, sowie Vines , Maciejowski and Meade, Stagflation, Vol. 2, Demand Management. 5 Vgl. Samuelson, Economics, S. 776; kritisch schon M i l t o n Friedman, nach dem Phillips den Fehler beging, nicht zwischen nominalen u n d realen Löhnen zu unterscheiden, vgl. Milton Friedman, The Role of Monetary Policy, i n : The A m e r i c a n Economic Review, Vol. 58 (1968), S. 8; zur grundsätzlichen K r i t i k siehe meine Schriften: Irrwege, S. 119 ff., u n d Economic Theory vs. Economic Reality, S. 104 ff. (mit Literaturangaben). — Z u m Stand der Debatte v o r allem Harald Scherf, Phillipskurve, i n : H d W W , 6. Bd., S t u t t gart 1981, S. 78 ff., sowie Anthony M. Santomero u n d John J. Seater, The I n flation-Unemployment Trade-off: A Critique of the Literature, i n : Journal of Economic Literature, Vol. 16 (1978), S. 499.
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5. Kap.: Einfluß v o n I n - u n d Deflationen
Figuri:
Die Phillipskurve nach Samuelson: Arbeitslosigkeit reduziert sich m i t zunehmender Inflation: ein Ausnahmefall
n e n 6 , die sich seit J a h r z e h n t e n i n L ä n d e r n w i e d e n U S A u n d G r o ß b r i t a n n i e n s o w i e n e u e r d i n g s auch i n d e r B R D beobachten lassen. Daß die A r b e i t s l o s i g k e i t m i t d e n P r e i s e n steigt, s t e l l t das v o n der P h i l l i p s k u r v e unterstellte „SubstitutionsVerhältnis zwischen Arbeitslosigkeit u n d P r e i s - L o h n - E r h ö h u n g e n " auf d e n K o p f . β das inzwischen ein umfangreiches Schrifttum ausgelöst hat. Vgl. hierzu Otto Eckstein, Core Inflation, Englewood Cliffs, Ν . J. 1981; Thorkil Kristensen, Inflation and Unemployment i n the Modern Society, N e w Y o r k 1981; W. David Slawson, The N e w Inflation: The Collapse of Free Markets, Princeton, Ν . J. 1981, Sidney Weintraub, Our Stagflation Malaise: E n d i n g Inflation and Unemployment, Westport, Conn, et al. 1981, sowie die S. 61 zitierten Abhandlungen v o n Thomas J. Dougherty, James E. Meade u . a . ; Länderstudien finden sich i n : Richard Medley (Hrsg.), The Politics of Inflation: A Comparative Analysis, N e w Y o r k et al. 1982, vgl. auch: U.S. Congress , Joint Economic Committee, Special Study on Economic Change, Vol. 4, Stagflation: The Causes, Effects, and Solutions, Washington 1980. — Nach Haberler ist Stagflation „the predictable consequence of prolonged inflation". Gottfried Haberler, Stagflation: A n Analysis of its Causes and Cures, i n : Bela Balassa, Richard Nelson (Hrsg.), Economic Progress, Private Values, and Public Policy: Essays i n Honor of W i l l i a m Fellner, Amsterdam 1977, S. 312. Es gibt jedoch verschiedene Gründe, die eine Stagflation verursachen. — Siehe endlich auch m e i n Buch: M a r k t u n d Macht, 2. Aufl., Tübingen 1973, S. 40 f. u n d S. 172, sowie: Economic Theory vs. Economic Reality, S. 104 ff. (Fortsetzung S. 63).
2. Beschäftigungs-Inflations-Kurven
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Die Doktrin, nach der Arbeitslosigkeit u m so geringer ist, je höher die Inflationsrate ist, t r i f f t i n der Tat nur unter drei Bedingungen zu: 1. Die Löhne sind entweder konstant oder hinken hinter der Preisentwicklung her. 2. Die Produktivität wächst, wie Samuelson unterstellt, und schrumpft nicht, wie dies bei rückläufigem Außenhandel, sich verschlechternden „Barter terms of trade" oder allgemein bei Depressionen der Fall ist 7 . 3. Es besteht keine (nennenswerte) internationale Arbeitsteilung, so daß sich die Nachfrage m i t der Inlandsnachfrage (und das Angebot m i t dem Inlandsangebot) identifizieren läßt. § 2 Andere „Beschäftigungs-Inflations-Kurven" 1. Einfiuß von Lohnsteigerungen I n Marktwirtschaften, i n denen der Außenhandel keine Holle spielt und die Produktivität entsprechend der Annahme von Samuelson wächst, hängt der Einfiuß von Lohn- und Preissteigerungen auf die Beschäftigung primär davon ab, ob 1. die Preissteigerungen den Lohnerhöhungen vorauseilen, 2. Preise und Löhne simultan steigen oder 3. die Preise hinter den Löhnen hinterherhinken. 1. Gehen Preissteigerungen den Lohnerhöhungen zeitlich voraus, so erhöhen sich die Gewinne, während sich gleichzeitig die von den Unternehmen aufgenommenen Kredite entwerten. Dies w i r k t sich positiv auf Investitionsneigung und Lagerhaltung 8 und damit auf die Nachfrage der Unternehmen aus. Ebenso w i r d die Nachfrage der Haushalte zuSpeziell zur Situation i n den U S A : William Fellner , Money Supply and the Budget: Current and F u t u r e Problems of Demand Management i n : W i l l i a m Fellner (Hrsg.), Contemporary Economic Problems 1977, Washington, D. C. 1978, S. 83 ff.; Phillip Cagan, T h e Reduction of Inflation and the Magnitude of Unemployment, ebenda, S. 15 ff.; Gottfried Haberler , Reflections on the U.S. Trade Deficit and the Floating Dollar, i n : W i l l i a m Fellner (Hrsg.), Contemporary Economic Problems 1978, Washington, D. C. 1978, S. 211 ff. sowie die dort abgedruckten Beiträge v o n Phillip Cagan, Marvin Η. Kosters u. a. 7 Vgl. hierzu unten 6. Kapitel. 8 Der Begriff „Lagerinvestitionen" ist ebenso w i e der Begriff der durch Absatzschwierigkeiten „erzwungenen Investitionen" irreführend. Der Begriff Investition w i r d hier ausschließlich i m Zusammenhang m i t der Produktion von Gütern verwendet. Investitionen verändern die Produktionsanlagen u n d ermöglichen damit, daß mehr (oder weniger) Güter hergestellt, die Prodiaktionskosten gesenkt oder Produkte u n d Produktqualitäten v a r i i e r t werden.
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5. Kap.: Einfluß v o n I n - u n d Deflationen
mindest dann günstig beeinflußt, wenn weitere Preissteigerungen erwartet werden. Rechnen Wirtschafter damit, künftig (noch) teurer einzukaufen, so verlegen sie Anschaffungen, die sie andernfalls erst in kommenden Monaten oder Jahren getätigt hätten, aus der Zukunft in die Gegenwart. Gehen die Preissteigerungen den Lohnerhöhungen voraus, so steigt infolgedessen die Beschäftigung: I n diesem Fall gilt die Phillipskurve. 2. Steigen Preise und Löhne parallel, so ist das gleiche Ergebnis bereits nicht mehr zu erwarten. Einmal mindern sich durch die simultanen Lohnerhöhungen die Gewinne der Unternehmen. Ihre Neigung zu Entwicklungsinvestitionen ist infolgedessen ebenso wie ihre Nachfrage nach Rohstoffen, Halb- und Fertigfabrikaten geringer als i m ersten Fall. Die Neigung der Haushalte, ihre Nachfrage vorzuverlegen, w i r d ebenfalls negativ beeinflußt, wenn ihre Einkommen gleichzeitig m i t den Preisen steigen. Warum sollen sie schon heute ein Gut kaufen, wenn sie von der Erwartung ausgehen, daß dasselbe Gut auch i n Zukunft für die gleiche Anzahl von Arbeitsstunden (resp. das Entgelt hierfür) zu erwerben ist? Trotzdem gehen hier von der inflationären Preis- und Lohnentwicklung Wirkungen aus. Es entwerten sich zum einen die Ersparnisse. Z u m andern nimmt, wenn die Preise m i t den Löhnen steigen, nicht nur die Quantität der Produkte, sondern auch die Menge an Arbeit ab, die sich für den gleichen Geldbetrag beschaffen läßt. Das gleiche Quantum an zusätzlicher Arbeit läßt sich vom Staat nur durch eine Erhöhung seiner Ausgaben und infolgedessen nur bei einer Beschleunigung der Inflation beschaffen. Halten sich die Wirkungen, die von simultanen Preis- und Lohnsteigerungen ausgehen, i n etwa die Waage, so verläuft die „Phillipskurve" nicht wie bei Samuelson fallend, sondern senkrecht. 9 Unter diesen Umständen ergibt sich Figur 2. Trotz gleichbleibender oder zunehmender Inflationsrate ändert sich i n diesem Grenzfall die prozentuale Arbeitslosigkeit nicht. Die Wirkungen des „Deficit spending" heben sich unter diesen Bedingungen gegenseitig auf. Ein Ansteigen der Preise beeinflußt hier die Beschäftigung nicht. 3. Gehen endlich die Lohnerhöhungen umgekehrt den Preissteigerungen zeitlich voraus, weil die Gewerkschaften künftige Preiserhöhungen i n ihren Lohnforderungen antizipieren, so hat dies selbst i n einer geschlossenen Wirtschaft aus drei Gründen negative Folgen für die Beschäftigung: 9 Vgl. die Darstellung verschiedener „ P h i l l i p s k u r v e n " i n Bernhard Gahlen, Beschäftigungstheorie u n d - p o l i t i k , i n : G. Bombach et al. (Hrsg.), Neuere Entwicklungen i n der Beschäftigungstheorie u n d - p o l i t i k , S. 5 ff., dessen Begründung jedoch von der unsrigen abweicht.
2. Beschäftigungs-Inflations-Kurven
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Δρ/ρ
a) Steigen die Kosten vor den Preisen, so sinken die Gewinne, was sich auf Investitionsneigung und Lagerhaltung negativ auswirkt. b) Gleichzeitig ändert sich die Zusammensetzung der Investitionen. Der Umfang der Erweiterungs- und vor allem der Innovationsinvestitionen verringert sich nicht nur absolut, sondern auch relativ. Die Kreation neuer Produkte und Produktqualitäten verlangsamt sich: Die Impulse, die von Novitäten auf die Nachfrage ausgehen, schwächen sich ab. c) Die Unternehmen ziehen Rationalisierungsinvestitionen vor, um die Wirkung antizipierter Lohnerhöhungen durch den Einsatz arbeitssparender Produktionsverfahren abzugleichen. (Infolge des beschleunigten Produktivitätswachstums w i r d die gleiche Zahl von Produkten von einer sich verringernden Anzahl von Werktätigen hergestellt.) Die Arbeitslosigkeit steigt infolgedessen m i t den Preisen. Werden die Löhne vor den Preisen erhöht, so w i r d der i n der „ P h i l lipskurve" von Samuelson zum Ausdruck gebrachte Zusammenhang nicht nur beseitigt, sondern i n sein Gegenteil verkehrt. 1 0 Es gilt dann eine pervertierte „Phillipskurve". M i t zunehmender Inflation steigt 10 Eine andere E r k l ä r u n g gibt Milton Friedman, Nobel Lecture: Inflation and Employment, i n : Journal of Political Economy, Vol. 85 (1977).
5 Arndt
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5. Kap.: E i n f u ß v o n I n - u n d Deflationen
nicht mehr die Beschäftigung, sondern die Arbeitslosigkeit, wie Figur 3 unter der Annahme demonstriert, daß das Produktivitätswachstum durch den Rückgang der Investitionen von 2 % auf 1 °/o gesunken ist (G auf der dritten Achse g). 2. Einfiuß rückläufiger
Produktivität
Paul A. Samuelson hat i n seiner „Phillipskurve" ein Wachstum der Produktivität unterstellt. Auch dies ist eine „Oversimplification". I n der Realität entsteht Arbeitslosigkeit gerade dann, wenn die Produktivität nicht wächst, sondern schrumpft. I n der Tat ist die Produktivität i n den Marktwirtschaften sowohl i n den Dreißiger, als auch i n den Siebziger und noch Anfang der Achtziger Jahren zumindest zeitweilig rückläufig gewesen, wodurch das Wachstum negativ beeinflußt wurde 1 1 . Jeder Rückgang der Produktivi11 Vgl. Assar Lindbeck, The Recent Slowdown of P r o d u c t i v i t y Growth, i n : The Economic Journal, Vol. 93 (1983), S. 13 ff.; Herbert Giersch and Frank Wolter, Towards an Explanation of the P r o d u c t i v i t y Slowdown: A n A c celeration-Deceleration Hypothesis, ebenda, S. 35 ff.; Edward F. Denison, The I n t e r r u p t i o n of P r o d u c t i v i t y G r o w t h i n the U n i t e d States, ebenda, S. 56 ff., sowie D. J. Morris and S. J. Prais, The Recent Slowdown i n Prod u c t i v i t y G r o w t h : Comments on the Papers, ebenda, S. 78 ff. — Interessant ist, daß auch diese A u t o r e n v o n „ S l o w d o w n " oder „ I n t e r r u p t i o n of Prod u c t i v i t y G r o w t h " sprechen, obschon es sich i n Wahrheit u m eine P r o d u k tivitätsschrumpfung handelt.
2. Beschäftigungs-Inflations-Kurven
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g (Produktivitätswachstum)
tät bei gleichbleibenden oder gar steigenden Reallöhnen verursacht A r beitslosigkeit, wobei es i n diesem Zusammenhang von sekundärer Bedeutung ist, ob der Produktivitätsrückgang auf eine Schrumpfung der internationalen Arbeitsteilung, eine Verschlechterung der „Barter terms of trade", eine unzureichende Kapazitätsauslastung oder eine Erschöpfung von Ressourcen zurückzuführen ist 1 2 . Verringert sich die Produktivität, während die Reallöhne auf gleicher Höhe verharren oder noch ansteigen, so w i r d die Nachfrage nach Arbeit negativ beeinflußt, gleichgültig, ob Löhne und Preise parallel steigen oder die Lohnerhöhungen der Preisentwicklung vorausgehen. Durch den Produktivitätsrückgang werden Arbeiten, die sich bisher lohnten, unrentabel. Je stärker die Produktivität schrumpft, desto mehr Arbeitsplätze werden eingespart und desto größer w i r d dementsprechend die Arbeitslosigkeit. Die Folge ist eine zunehmende Drehung der „Phillipskurve". Bei einem spürbaren Rückgang der Produktivität ergibt sich selbst i n dem Fall, i n dem die Preise vor den Löhnen steigen, ein negativer Beschäftigungseffekt. Ein Rückgang der Produktivität bei gleichbleibenden oder steigenden Reallöhnen ist daher unter allen 12
5«
Vgl. hierzu das folgende Kapitel.
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5. Kap.: E i n f u ß v o n I n - u n d Deflationen
Umständen m i t Unterbeschäftigung verbunden, so daß sich erneut ein pervertiertes „Substitutionsverhältnis zwischen Arbeitslosigkeit und Preis-Lohn-Erhöhungen" ergibt: Die Arbeitslosigkeit steigt m i t den Preisen, wenn die Produktivität sinkt (Figur 4). Bei sinkender Produktivität steigt die Arbeitslosigkeit m i t den Preisen. Die Darstellung zeigt dies beispielhaft: Wenn die Produktivität G, die auf der dritten Achse g dargestellt ist, von + 1 (Gi) auf —2 (G2) fällt und die Inflationsrate von 1 0 /o auf 4 . Erwarten hingegen Wirtschafter, daß sie i n absehbarer Zeit günstigere Konditionen erhalten, so stellen sie ihre Vorhaben zurück. Es ergibt sich hieraus auch eine Regel für die Diskontpolitik. W i l l eine Notenbank eine inflatorische Entwicklung dämpfen, so darf sie den Zinsfuß nicht i n Raten erhöhen. Andernfalls ruft sie die Erwartung hervor, daß m i t weiterhin ansteigenden Zinsen zu rechnen ist. W i l l eine Notenbank umgekehrt die Nachfrage ankurbeln, so darf sie nicht die Erwartung auslösen, daß der ersten Diskontsenkung noch weitere folgen. Andernfalls verursacht sie anstelle einer Nachfragesteigerung einen Nachfragerückgang. Eine Wirtschaftspolitik, welche die Wirkungen von Erwartungen einkalkuliert, w i r d stets erfolgreicher sein als eine Wirtschaftspolitik, die sich über die Wirkungen von Erwartungen hinwegsetzt. § 5 Geld- und Kreditversorgung der Wirtschaft I n einer sich entwickelnden Wirtschaft ist eine Politik des neutralen Geldes, wie sie etwa Irving Fisher nach dem Ersten Weltkrieg vertreten hat, ebenso verfehlt wie eine Politik der Geldentwertung, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Einfiuß von Postkeynesianern betrieben worden ist. 6 I n einer Marktwirtschaft entwickelt sich einerseits mit dem Bedarf die Nachfrage und mit der Produktion das Angebot, während gleichzeitig die Realeinkommen steigen. Dies bedeutet, daß nicht nur die umlaufende Geldmenge i n toto, sondern auch — entsprechend dem Realeinkommen — pro Kopf wachsen muß. 5 Die D i s k o n t p o l i t i k geht v o n der A n n a h m e aus, daß eine Erhöhung des Leitzinses eine Senkung des Preisniveaus verursacht, w e ü die Unternehmen ihre K r e d i t e u n d ihre Lagerhaltung einschränken. Dieser Effekt ist jedoch n u r kurzfristig. A u f längere Sicht w i r k e n hohe Zinsen als Kosten, die i n die Preise e i n k a l k u l i e r t werden, w e n n es die Marktlage erlaubt. β Vgl. hierzu auch trotz gewisser Einseitigkeit Milton Friedman, A Theoretical Framework for Monetary Analysis, N e w Y o r k et al. 1971.
2. Marktwirtschaftliche Beschäftigungspolitik
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Die Entwicklung vollzieht sich andererseits ungleichmäßig, w e i l Nachfrageschwankungen auftreten und der technische Fortschritt nicht kontinuierlich verläuft. Der volkswirtschaftliche Geld- und Kreditbedarf bleibt hiervon nicht unberührt. Er ist i n Zeiten der Prosperität größer als i n Zeiten der Depression, i n denen die Haushalte zu größerer Sparsamkeit und die Unternehmen zu verstärkter Liquidität („Liquiditätspräferenz") neigen. Andererseits ist bekanntlich eine Notenbank, wenn sie die Geldversorgung steuern w i l l , gut beraten, wenn sie i n einem Boom die Zügel anzieht und i n Zeiten der Depression dafür u m so lockerer läßt. Voraussetzung hierfür ist allerdings, daß die staatliche Kreditpolitik eine antizyklische Geld- und Kreditpolitik der Notenbank nicht verhindert. Entscheidend ist letztlich, daß i n Zeiten größerer A r beitslosigkeit primär jene Unternehmen m i t Kredit versorgt werden, von denen neue Produkte und Produktqualitäten zu erwarten sind. Hierbei fällt auch dem Staat eine Aufgabe zu: Er kann niedrigere Z i n sen für schöpferische Unternehmer 7 dadurch ermöglichen, daß er einen A n t e i l der Haftung i n Gestalt einer Kreditversicherung übernimmt. Hiermit ergibt sich ein weiterer Gesichtspunkt für die Beschäftigungspolitik: I n einer sich entwickelnden Wirtschaft muß die Geldversorgung m i t den Realeinkommen steigen. Z u r Verstetigung der Beschäftigung ist überdies erforderlich: 1. eine antizyklische Politik der Notenbank und 2. billiges Geld i n der Depression vor allem für die Hersteller neuer Produkte und Produktqualitäten, von denen die Weckung neuer Bedürfnisse zu erwarten ist. § 6 Steuerpolitik bei steigenden Nominal- und Realeinkommen I n einer sich entwickelnden Wirtschaft ist die Höhe der steuerlichen Belastung (wie oben ausgeführt) und das Steuersystem so zu gestalten, daß die wirtschaftliche Entwicklung nicht behindert, sondern gefördert wird. Die Bedingungen eines stationären Modells, m i t denen Ökonomen meist operieren, und die Bedingungen, die der wirtschaftlichen Entwicklung entsprechen, unterscheiden sich i n wesentlicher Hinsicht. Hieraus ergeben sich Konsequenzen sowohl für die Gestaltung der direkten Steuern als auch i n Hinblick auf die Verwendbarkeit sogenannter „eingebauter Stabilisatoren". Die Einkommens- (und Lohn-)besteuerung entspricht trotz der i h r nachgesagten Vorzüge nicht den Anforderungen, die von der Beschäfti7 zu denen nach Schumpeter auch die Begründer marktbeherrschender K a r t e l l e gehören. H i e r w i r d als schöpferisch n u r der Unternehmer angesehen, der neue Produkte u n d Produktqualitäten kreiert bzw. neue M ä r k t e
erschließt. Vgl. Schumpeter , op. cit., S. 100 f t
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14. Kap.: Beschäftigungspolitik i n der Marktwirtschaft
gungspolitik i n einer sich entwickelnden Marktwirtschaft zu stellen sind. Dies gilt zumindest für ihre gegenwärtige Ausgestaltung. Drei Gründe sind hierfür maßgebend: 1. Das Aufkommen aus dieser Steuer schwankt i m Verlauf konjunktureller Prozesse überproportional. Dies bringt die Gefahr m i t sich, daß der Staat i n Zeiten der Prosperität Verpflichtungen eingeht, die er in Zeiten der Depression nicht einhalten kann. Die Schwankungen der A r beitslosigkeit werden hierdurch verschärft. 2. Die Einkommensteuer geht nicht von den Real-, sondern von den Nominaleinkommen aus. Dies hat i n zweierlei Hinsicht einen negativen Effekt. Zum einen entfällt die der Einkommensteuer nachgesagte Entlastung der Steuerpflichtigen i n der Depression, wenn als Folge der Inflation die Nominaleinkommen weitersteigen. Trotz rückläufiger Realeinkommen steigt dann die Steuerlast. Zum andern wächst die steuerliche Belastung m i t der Inflation dem progressiven Tarif entsprechend überproportional an. Infolge der inflationsbedingten Steigerung der Nominaleinkommen werden die Steuerpflichtigen zunehmend höheren Steuersätzen unterworfen, wodurch ihr disponibles Realeinkommen progressiv geschmälert wird. Insbesondere für die Bezieher kleinerer Einkommen ergibt sich hieraus ein asozialer Effekt, der trotz des Bestehens von Gewerkschaften die keynesianische Nachfragelücke insoweit wieder aktuell werden lassen kann, als die M i t t e l für den Erwerb von Novitäten (ζ. B. neuer Automobilmodelle) weggesteuert werden. Bei Spareinkommen hat die Besteuerung der Nominaleinkommen einen konfiskatorischen Effekt, wenn nach Abzug von Inflationsrate und Einkommensteuer kein Zins oder gar ein negativer Zins verbleibt. Beträgt ζ. B. die Inflationsrate 2,5 °/o und der Zinsfuß bei gesetzlicher K ü n d i gung 3 % , so verbleibt eine Nettoverzinsung von einem halben Prozent. Selbst bei einem Steuersatz von nur 20 °/o bedeutet dies, daß der Steuerpflichtige für eine reale Verzinsung von D M 500,— eine Einkommensteuer von D M 600,— (nämlich 2 0 % von dem Nominalbetrag von D M 3 000,—) zu entrichten hat. 3. Endlich ist — und dies ist entscheidend — eine progressive Einkommensbesteuerung auch ohne jeden Inflationseffekt langfristig mit der Existenz einer sich entwickelnden Marktwirtschaft unvereinbar. Dank der wirtschaftlichen Entwicklung steigen die Realeinkommen i m Zeitablauf. Infolgedessen erhöhen sich bei einer progressiven Lohn- und Einkommensbesteuerung fortgesetzt die Steuersätze, denen (vor allem die unteren und mittleren) Einkommensbezieher unterworfen werden. Gleichzeitig erhält der Staat einen immer größer werdenden A n t e i l am Sozialprodukt. Beides w i r k t sich nachteilig aus. Die Wirtschafter werden zunehmend für ihre Leistung bestraft und an dem Erwerb von No-
2. Marktwirtschaftliche Beschäftigungspolitik
vitäten zumindest i n jenem Umfang gehindert, der dem Wachstum des Angebots entspricht. Der Staat wiederum gibt sein zusätzliches Steueraufkommen für mehr oder weniger unproduktive Zwecke aus, die nur i n Ausnahmefällen der wirtschaftlichen Entwicklung dienlich sind. Die progressive Lohn- und Einkommensbesteuerung w i r k t sich somit i n ihrer heutigen Gestaltung als Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung und damit als Verursacher von Unterbeschäftigung aus. Aus den gleichen Gründen erweisen sich „eingebaute Stabilisatoren" als problematisch. Sie entsprechen dem Modell einer stationären W i r t schaft, i n der weder die Nominaleinkommen infolge der Inflation noch die Realeinkommen dank der wirtschaftlichen Entwicklung ansteigen. Wachsen jedoch, wie dies i n den vergangenen Jahrzehnten beobachtet werden konnte, die Nominaleinkommen selbst i n Zeiten der Depression weiter, weil die Inflationsrate den Rückgang der Realeinkommen überkompensiert, so w i r d der Stabilisationseffekt ins Gegenteil verkehrt. Dieser negative Effekt verstärkt sich, wenn die Einkommensbezieher dank der wirtschaftlichen Entwicklung i n immer höhere Einkommensklassen hineinwachsen. 8 Die negativen Wirkungen, die von der Steuerprogression i n einer sich entwickelnden (und an Geldentwertung leidenden) Wirtschaft ausgehen, lassen sich nur verhindern, wenn 1. die Progression abgeflacht und die Steuersätze gesenkt werden, 2. der Steuertarif m i t einem Inflationsindex versehen wird, so daß die Steuer nur nach dem Realeinkommen bemessen wird, und wenn 3. i n den Steuertarif ein Entwicklungsindex eingebaut wird, der verhindert, daß der A n t e i l des Staates an dem m i t der Produktivität wachsenden Sozialprodukt überproportional ansteigt. Geschieht dies nicht, so hebt der Progressionseffekt langfristig die Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung auf. Diese Überlegungen, die i n keiner Weise Vollständigkeit beanspruchen, bestätigen, daß die beschäftigungspolitischen Probleme i n einer stationären Wirtschaft, wie sie den üblichen Denkvorstellungen der neoklassischen Schule entspricht, von grundsätzlich anderer A r t sind als die beschäftigungspolitischen Probleme i n einer sich entwickelnden Wirtschaft, wie sie i n marktwirtschaftlich organisierten Ländern der Realität entspricht. Es ist daher an der Zeit, daß die Ökonomen ihre Modelle wechseln, damit künftig weiteres Unheil vermieden wird. 8 U n d er endet, w e n n dank des Produktivitätswachstums alle Einkommensbezieher dem höchsten Steuersatz unterliegen.
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14. Kap.: Beschäftigungspolitik i n der Marktwirtschaft
3. T i t e l : Beschäftigungspolitik der Sozialpartner § 1 Die Problematik I n einer sich entwickelnden Wirtschaft ist der Lohn weder wie bei Ricardo „naturgegeben" noch w i r d er wie bei den Repräsentanten der Grenznutzenschule durch „das Grenzleid" bestimmt. Unter den Bedingungen der wirtschaftlichen Entwicklung ist für die Erhaltung von Vollbeschäftigung i n Hinblick auf die Lohnhöhe zweierlei entscheidend: 1. Der Reallohn muß langfristig m i t der Arbeitsproduktivität wachsen. Nur wenn der Reallohn m i t der Arbeitsproduktivität ansteigt, sind Arbeiter (und Angestellte) i n der Lage, die auf sie dank des Produktivitätswachstums entfallenden Gütermengen nachzufragen. 9 2. Der Reallohn muß kurzfristig nach unten wie nach oben flexibel sein, damit er Produktivitätsschwankungen, die andernfalls Arbeitslosigkeit verursachen, ausgleichen kann. Mangelt es an der Beweglichkeit nach oben, so ist nicht mehr möglich, die Arbeitsnachfrage bei steigender internationaler Wettbewerbsfähigkeit eines Landes aus dem einheimischen Arbeitspotential zu befriedigen. Es entsteht das Gastarbeiterproblem. Fehlt es hingegen umgekehrt an der Beweglichkeit nach unten, so werden bei rückläufiger Arbeitsproduktivität Arbeitsplätze unrentabel. Es entsteht Arbeitslosigkeit. Zur Herstellung der Lohnflexibilität sind mehrere Vorschläge denkbar: ζ. B. das Mindestlohnsystem, das Indexlohnsystem und — last but not least — eine größere Beweglichkeit der Sozialpartner. § 2 Mindestlohnsystem Bei einem Mindestlohnsystem werden zwischen den Sozialpartnern lediglich Mindestlohntarife vereinbart. Den einzelnen Unternehmen bleibt es daher unbenommen, ihren Mitarbeitern höhere Löhne zu bezahlen. Dies zeigt sich vor allem i n Boomzeiten, wenn das Angebot an qualifizierten Mitarbeitern nicht mehr ausreicht, u m die Nachfrage zu befriedigen. Die hierdurch entstehende „Wage drift", die i n der Differenz zwischen tariflichem Mindestlohn und effektiv gezahlten Löhnen besteht, reicht bei einem nicht allzu großen Rückgang der Arbeitsproduktivität aus, u m Vollbeschäftigung zurückzugewinnen. E i n Beispiel für diesen Effekt 9 Länder, i n denen geringere Löhne bezahlt werden, betreiben „soziales Dumping". Sind allerdings die Wechselkurse ausreichend flexibel, so werden niedrigere Löhne tendenziell durch höhere Wechselkurse zumindest t e i l weise kompensiert.
3. Beschäftigungspolitik der Sozialpartner
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findet sich i n der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland. Mitte der sechziger Jahre lagen hier die Effektivlöhne erheblich über den tariflichen Mindestlöhnen. Als nun i n der Rezession von 1966/67 die Nachfrage nach Arbeit zurückging, konnten die Löhne bis auf den Tariflohn sinken, ohne daß sich hierdurch ein Verstoß gegen die tariflichen Vereinbarungen ergab. Obschon die Unternehmen von den hiermit gegebenen Möglichkeiten einen zurückhaltenden und auch unterschiedlichen Gebrauch machten, ging der durchschnittliche Lohn in der „construction materials industry" zwischen Oktober 1966 und Januar 1967 u m 2 , 5 % zurück. I n der chemischen Industrie sank der Lohn zwischen Januar und J u l i 1966 um den gleichen Prozentsatz. 10 Berücksichtigt man, daß die Löhne i n vergleichbaren Industrieländern gleichzeitig weiterstiegen, so w i r d verständlich, warum damals — i m Gegensatz zur Depression der Jahre 1980/1983 — die Wiederbelebung der bundesdeutschen Wirtschaft primär durch ein Ansteigen der Exporte hervorgerufen wurde. Die sich aus Mindestlöhnen ergebende Flexibilität nach unten reicht jedoch nur i n Ausnahmefällen aus: 1. Ein Sinken unter den Mindestlohn ist tarifvertraglich ausgeschlossen. Selbst i m günstigsten Fall reicht der sich ergebende Spielraum nur bei relativ schwachen Störungen aus. So lag i n der Depression von 1966/67 die Arbeitslosigkeit i m Jahresdurchschnitt i n der BRD nur bei 2,5 % . 2. Der Spielraum ist überhaupt nur vorhanden, wenn vorher ein Boom bestand. Ist dies, wie Anfang der achtziger Jahre, nicht der Fall, so liegen bereits vor der Störung Effektivlöhne und tarifliche Mindestlöhne dicht beieinander. §3 Indexlohnsystem Die Herstellung der erforderlichen Lohnflexibilität ist zumindest theoretisch auch durch eine an die Arbeitslosenquote gebundene Staffelung der Tariflöhne erreichbar. Erhöht sich etwa die Arbeitslosigkeit auf 2 % , so sinkt der Lohn u m einen bestimmten Prozentsatz. Steigt die Arbeitslosigkeit auf 3 °/o, so w i r d der Lohn erneut reduziert (und so fort). Geht die Unterbeschäftigung zurück, so steigt der Tariflohn wieder an. Gegen dieses System bestehen jedoch zwei grundsätzliche Bedenken. Zum einen ist nicht nur problematisch, was unter „Vollbeschäftigung" i n der Realität zu verstehen ist 1 1 , sondern auch unklar, welche Lohnstaffelung zur Rückgewinnung der Vollbeschäftigung ausreicht. Und 10 Vgl. Helmut Arndt, The German Experience, i n : Gardiner C. Means et al. (eds.), The Roots of Inflation, S. 143 ff. 11 Vgl. hierzu Hans Karl Schneider, op. cit., S. 480.
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14. Kap.: Beschäftigungspolitik i n der Marktwirtschaft
zum andern — und dieser Einwand ist entscheidend — paßt ein solches System allenfalls zu einer stationären Wirtschaft, i n der die gleichen Produkte m i t den gleichen Methoden hergestellt werden. I n einer W i r t schaft hingegen, i n der sich die Produktionsbedingungen ebenso wie die Märkte verändern, ist ein Indexlohnsystem praktisch undurchführbar. Die Sozialpartner werden daher einem solchen System auch niemals zustimmen. § 4 Flexibilität der Sozialpartner Die Gestaltung der Tariflöhne ist i n demokratisch organisierten Gesellschaften den Sozialpartnern anvertraut. Infolge einer falschen oder zumindest einseitigen Beeinflussung haben sich die Sozialpartner bisher gegen eine ausreichende Anpassung der Löhne an veränderte Produktionsbedingungen gewehrt. Die Arbeitgeberverbände waren ζ. B. i n der Bundesrepublik nicht bereit, i n den Sechziger Jahren Lohnerhöhungen zuzustimmen, die ohne Zustrom zusätzlicher Arbeitskräfte aus dem Ausland die Arbeitsnachfrage auf das Arbeitsangebot abgestimmt hätte. Die Gewerkschaften haben i n der umgekehrten Situation mit ähnlicher Hartnäckigkeit um ihren Besitzstand gekämpft. Immerhin läßt sich jedoch nicht leugnen, daß sich Gewerkschaften i n maßgeblichen Industrieländern m i t einer bloßen Erhöhung der Nominallöhne begnügt haben, wenn sie befürchteten, daß andernfalls die Arbeitslosigkeit noch stärker anwachsen würde. Sie gaben sich ζ. B. bei einer Inflationsrate von 5 oder 6 % mit einer Erhöhung der Nominallöhne u m 3 oder 4 % zufrieden. Setzt sich nun nicht nur bei den Funktionären, sondern auch bei den Mitgliedern der Verbände die Erkenntnis durch, daß sich Beschäftigungsschwankungen durch eine größere Lohnbeweglichkeit nach unten wie nach oben begrenzen lassen, so besteht kein zwingender Grund zu der Annahme, daß die Sozialpartner nicht dazu beitragen werden, um durch ihr Verhalten sowohl Phasen der Uberbeschäftigung (wie i n den Sechziger Jahren) als auch Phasen der Unterbeschäftigung (wie seit Ende der Siebziger Jahre) zu verkürzen. Voraussetzung allerdings ist, daß beide Seiten erkennen, daß sie Partner sind, die gemeinsame Interessen miteinander verbindet, und daß die zwischen ihnen vereinbarten Löhne beschäftigungspolitische Wirkungen haben: Tarifpolitik ist Beschäftigungspolitik. Die Beweglichkeit der Löhne (wie die Flexibilität der Arbeitskräfte) stärken die „Selbstheilungskräfte" der Marktwirtschaft. Sie sind indessen kein Allheilmittel, ganz davon abgesehen, daß Lohnschwankungen i n jedem Fall mit sozialen Härten gekoppelt sind. Die Flexibilität der Löhne ist daher nur ein Notventil.
4. Massenarbeitslosigkeit: kein Naturereignis
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Wesentlich bleibt i n einer sich entwickelnden Marktwirtschaft die Beseitigung oder Neutralisierung aller Ursachen, die wie Produktivitätsrückschritte das Mißverhältnis von Angebot und Nachfrage auf Arbeitsmärkten hervorgerufen haben. Entscheidend bleibt der Abbau von Handelshemmnissen, die Beseitigung staatswirtschaftlicher Eingriffe, die den Knappheitspreis außer Kraft setzen, und die Abkehr von einer Wirtschafts- und Finanzpolitik, die zu Staatswirtschaften, aber nicht zu Marktwirtschaften paßt. Von zentraler Bedeutung ist endlich die Förderung von Innovationsinvestitionen, und damit die Entwicklung neuer Produkte und Produktqualitäten, die nicht nur die relative Produktivität, sondern auch die Nachfrage erhöhen. N u r wenn und soweit i n einer Marktwirtschaft zusätzliche Nachfrage durch Novitäten geweckt wird, ist diese Wirtschaftsordnung langfristig mit Vollbeschäftigung vereinbar.
4. Titel : Massenarbeitslosigkeit : kein Naturereignis, sondern Folge menschlichen Versagens Wie die Versorgungsschwierigkeiten i n Staatswirtschaften, so werden die m i t Massenarbeitslosigkeit verbundenen Krisen i n M a r k t w i r t schaften nicht durch irgendeinen naturgegebenen Mechanismus, sondern durch Menschen verursacht. Sicherlich verläuft die technische Entwicklung, ohne die es keine neuen Produkte und Produktionsverfahren gibt, nicht kontinuierlich. A u f epochale Erfindungen wie die Dampfmaschine, die Eisenbahn, das Auto oder Hörfunk und Fernsehen folgen Perioden, i n denen es nur zu weniger bedeutsamen Neuerungen kommt. Immerhin ist aber auch die wirtschaftliche Entwicklung beeinflußbar. So werden Rationalisierungsinvestitionen gegenüber neuen Konsumgütern überwiegen, wenn der Staat die Gewinne allzu sehr beschneidet und hohe Lohnkosten wie eine Prämie auf Rationalisierungen wirken. Daß unter solchen Umständen die Entwicklung der Nachfrage, die von neuen Produkten und Produktqualitäten hervorgerufen wird, hinter dem Produktivitätswachstum und damit hinter dem Wachstum des A n gebots zurückbleibt, ist nicht technisch, sondern gesellschaftlich bedingt. Die hierdurch entstehende Dissonanz i n der Entwicklung von Angebot und Nachfrage ist nicht naturgegeben, sondern Folge politischer Fehlentscheidungen. Insofern ist die Erhaltung der Vollbeschäftigung auch i n einer Marktwirtschaft ein Problem, das sich weitgehend meistern läßt, sobald man erst einmal die beschäftigungspolitisch relevanten Zusammenhänge erkannt hat. Fluktuationen i n der Höhe der Beschäftigung sind i n Marktwirtschaften, i n denen nicht der Kreislauf gegebener Größen, sondern die Ent-
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14. Kap.: Beschäftigungspolitik i n der Marktwirtschaft
Wicklung neuer Produkte und Produktionsverfahren das Geschehen bestimmt, stets vorhanden. Die großen Perioden der Massenarbeitslosigkeit, die i m Laufe der letzten zweihundert Jahre zu beobachten waren, lassen sich jedoch weitgehend auf das Versagen von Politikern und ihrer ökonomischen Berater zurückführen. Die „industrielle Reservearmee" des vorigen Jahrhunderts, die Karl Marx als natürliche Folge des Kapitalismus betrachtete, ist durch eine staatliche Gesetzgebung verursacht worden, die einseitig gegen die Arbeiter gerichtet war. Es war daher nur notwendig, die staatlichen „Koalitionsverbote" aufzuheben und freie Gewerkschaften m i t Macht auszustatten, um die Löhne anzuheben und die Unterkonsumtion der arbeitenden Bevölkerung aus der Welt zu schaffen. Kaum hatten die Staaten diese Ursache von Massenarbeitslosigkeit beseitigt, als die Politiker nach dem Ersten Weltkrieg das Fundament f ü r neue Störungen legten. Es ist dabei von sekundärer Bedeutung, ob man die Massenarbeitslosigkeit, die dann i n den Dreißiger Jahren ihren Höhepunkt erreicht, auf die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages von Versailles zurückführt, wie dies den Prophezeiungen von Keynes i n seinem Traktat von 1919/1920 entspricht. Entscheidend ist, daß weder die Politik der Siegermächte noch das — hierdurch erzwungene — Verhalten der Besiegten geeignet war, eine Periode anhaltender Vollbeschäftigung zu sichern. Politiker (oder Zentralnotenbanken), die zuströmende Gelder stillegen, schaffen die Voraussetzungen für das Entstehen einer Weltnachfragelücke. Und Zentralnotenbanken, die internationale Schulden über Jahre hinaus m i t gepumpten Devisen bezahlen, legen den Grundstein für den endgültigen Zusammenbruch eines Weltwährungssystems, das damals noch weniger stabil als heute war. Funktioniert aber erst einmal die internationale Arbeitsteilung nicht mehr, weil die „internationalen Zahlungsmittel" i n der Welt total einseitig verteilt sind, so schrumpfen die Exporte i n der marktwirtschaftlich organisierten Welt auf ein Minimum. Die Folge dieser von Staaten und ihren Politikern zu verantwortenden Mißwirtschaft ist eine Weltarbeitslosigkeit von bis dahin ungeahnten Dimensionen. Die W e l t w i r t schaftskrise der Dreißiger Jahre ist ebensowenig wie die von Karl Marx beobachtete „industrielle Reservearmee" ein Naturereignis gewesen. Sie ist vielmehr von Politikern — und damit von Menschen — gemacht worden. Ebenso ist die Weltarbeitslosigkeit der Gegenwart kein unabwendbares Schicksal, sondern durch menschliche Eingriffe verursacht worden. Die Vervielfachung des Erdölpreises haben die Mitgliedsstaaten der OPEC beschlossen. Die starren Wechselkurse, ohne die es keine Gastarbeiterwanderung i n Länder wie die g^ndesrepuWik Deutschland,
4. Massenarbeitslosigkeit: k e i n Naturereignis
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Österreich oder die Schweiz gegeben hätte, haben die Politiker i n Bretton Woods festgelegt. Endlich waren es die Regierungen westlicher Länder, welche die von Keynes vorgeschlagenen Maßnahmen nicht nur mißverstanden und zur Unzeit anwendeten, sondern auch aus der Pol i t i k des Deficit spending eine Politik der staatlichen Verschwendung machten, die zwangsläufig Arbeitslosigkeit hervorrufen mußte. Regierungen (und Parteien), die den Kreditmarkt für unproduktive Tätigkeiten überbeanspruchen und gleichzeitig die Unternehmen derart belasten, daß diesen kein anderer Ausweg verbleibt, als Rationalisierungen den Vorzug vor Innovationen zu geben, tragen ebenso wie marktbeherrschende Kartelle (oder Zünfte), die den wirtschaftlichen Fortschritt lähmen, die Verantwortung dafür, daß sich das Angebot m i t der (technischen) Produktivität schneller als die Nachfrage infolge neuer Produkte und Produktqualitäten entwickelt. Vollbeschäftigung gibt es in Marktwirtschaften nur, wenn die Nachfrage dank neuer oder besserer Produkte i n einem Tempo wächst, das dem produktivitätsbedingten Wachstum des Angebots entspricht. Perioden der Massenarbeitslosigkeit i n Marktwirtschaften sind ebenso wie Versorgungslücken i n Staatswirtschaften kein Naturereignis, sondern Folge menschlichen Versagens. Arbeitslosigkeit ist vermeidbar. Nichts außer der menschlichen Unzulänglichkeit schließt in Marktwirtschaften Vollbeschäftigung aus.
Namenregister A n g e h r n 20 Ansari 46 A r g y 58 A r r o w 21, 37, 112 Balassa 62 Ballance 46 Barro 31, 113 Beveridge 143 B ö h m - B a w e r k 34, 36 Bombach 20, 25, 54, 64 Cagan 63 Cairncross 46 Carter 113 Chamberlin 27 Cournot 108 f. Cox 26 Crotty 20 Davidson 20 Debreu 37, 108 f. Denison 66 Dougherty 61 f. Duesenberry 115 D ü r r 163 Eckstein 62 Engels 100, 145 Federal Reserve Bank of Boston 58 Fellner 62 f. Fisher 180 F ö h l 16 Freeman 32 Friedman 61, 65, 180 Friedrichs 81 Gahlen 25, 64 Giersch 66, 84 Gossen 109 Graf 44, 48 Grossman 31 Gutowski 54 Gylfason 113
Haberler 62 f. Hansen 42, 115 Hayek 111 Harris 53 H e l l i w e l l 113 Henderson 112 Hicks 20, 113, 125, 148 Hirschman 49 H u m e 49, 51 ff., 68 ff., 108, 174 Jacquemin 49 Jevons 37, 108 f. de Jong 49 K a h n 108, 132 K a n t 6, 55 K a n t o r 113 Katona 115 Keynes 13 ff., 18, 20, 33 f., 38, 42, 44, 50, 53, 60 f., 70, 90, 98, 100, 106, 113, 125, 132, 137, 142 ff., 147, 154 f., 160, 167, 169 ff., 175, 188 f. Kieps 85 Kondratieff 43 Kosters 63 Kretschmer 86 Kristensen 62 K r o m p h a r d t 124 Lange 124 Launhardt 91 Leibniz 86 L e i j o n h u f v u d 31 L e i t h 20 L e n i n 24, 165, 167 Leontief 111 Lewis 46 Lindbeck 66 Lipsey 88 List 6 Maciejowski 16, 44, 48, 61 Maddock 113 M a r x 18, 89, 91, 100, 145, 188 McConnel 88
Namenregister Meade 16, 44, 48, 61 f., 160 Means 111, 185 Medley 62 Meitzer 20, 42 Menger 37, 109 Möller 179 Morgenstern 25 Morris 66 M y r d a l 113 Nelson 62 Netzband 20 Neuhauser 163 Niehans 113 Ott 25 Pareto 109 P a t i n k i n 20 Perroux 49 Phillips 18, 61 f., 64 ff. Pollard 150 Prais 66 Preiser 111 Quandt 112 Ramser 20 Reetz 125 f. Ricardo 18, 89, 184 Robinson 20 Rothschild 25 Samuelson 18, 20, 41 f., 53, 61 ff., 68 f., 108, U l f . , 117, 121 Santomero 61 Sargent 113 Schäffer 179 Schatz 54 Scherf 61 Schiller 155, 179 Schmookler 32
Schneider, Erich 99 Schneider, Hans K . 163, 185 Schneider, Helmut 111 Schüller 32 Schumpeter 32, 43, 181 Seater 61 Senior 168 Singer 46 Skidelsky 20 Slawson 62 S m i t h 27, 29, 49, 76, 145, 148 Solow 18, 61 Spiegel 20 V. Stackelberg 91, 125 f. Steiner 88 Stingi 157, 159 Stobbe 25 Stocking 51 Sveikauskas 32 Swift 52 Thalheim 150 V. Thünen 84, 89 Tinbergen 113, 122, 124 T i m m e r m a n n 20 Tuchtfeldt 33 US Congress 62 US Senate 80 Vines 16, 44, 48, 61 Voltaire 86 Wallace 113 Walras 37 Warnicke 49 Watkins 51 Weintraub 20, 62 W i t t m a n n 20 W o l l 112 Wolter 66, 84
Sachregister Akzelerationseffekt s. Akzeleratoren Akzeleratoren 31, 101, 108 ff., 120 ff., 178 autonome 20, 108, 123 ff., 178 erwartungsbedingte 20, 114 ff., 118 ff., 123 ff., 128 induzierte 14, 20, 41 f., 108, 120 ff., 177 f. Lager- 20, 123 f. Umwertungs- 125 ff. Allgemeine Arbeitslosigkeit 163 ff. Angebotsentwicklung 14, 17, 21, 28, 32, 35 f., 39 ff., 47, 80, 118 f., 142, 162, 169, 187 Angebotslücken (Versorgungslücken) 6, 19, 23 f., 60, 80, 87, 147, 167, 189 Anpassungsarbeitslosigkeit 5, 14, 30, 59, 100 ff., 108 ff., 178 Anpassungspolitik 122 f., 175 ff. Anpassungsprozesse (Käufermärkte, Verkäufermärkte) 14, 24 ff., 29 f., 91, 100 ff., 106, 175 f. A n t i k a r t e l l p o l i t i k 123 Arbeitgeber (s. auch Sozialpartner) 18, 88, 92 ff., 100, 186 Arbeitsangebotskurven 91 ff. Arbeitslosigkeit s. allgemeine, A n passungs-, Entwicklungs-, kostenbedingte, Unterinvestitions-, U n terkonsumtions-, Weltarbeitslosigkeit Arbeitsproduktivität (s. auch Prod u k t i v i t ä t ) 74, 77, 83 f., 91, 156, 171, 176, 184 Arbeitsteilung, internationale s. Außenhandel Arbeitszeitverkürzung der Lebensarbeitszeit 157 ff. — Wochenarbeitszeit 156 f. Auslandsangebot 18, 68, 90, 133, 144 Auslandsnachfrage 17 f., 46, 68, 90, 133, 153, 159 Außenhandel (s. auch Barter terms of trade) 42, 54 ff., 67
Auslandsangebot s. dort Auslandsnachfrage s. dort Beschäftigungseffekt 17 f., 30, 44 ff., 56 f., 70, 76 ff., 104 ff., 151 ff., 157, 172 Entwicklungseffekt 47, 77, 151 ff. Produktivitätseffekt 76 ff., 151 f. Wohlstandseffekt 47 Barter terms of trade 18, 59, 63, 67, 78 ff., 84, 134 Bedarfsentwicklung (s. auch Nachfrageentwicklung) 13, 22, 35, 38 f., 47, 56, 90, 164, 178, 180 Bedarfsflexibilität 116 ff. Beschäftigungs-Inflations-Kurven 61 ff., 70 bei Lohnsteigerungen 63 ff. — rückläufiger P r o d u k t i v i t ä t 66 ff. Beschäftigungspolitik (s. auch A n passungs-, Entwicklungs-, Geld-, Investitions-, K o n j u n k t u r - , Steuer-, Tarif-, Welthandels-, Weltwährungs-, Zinspolitik sowie Globalsteuerung) 163 ff., 174 ff. Beschäftigungsprogramme 131 ff., 134 ff., 174 ff. Bottle necks 17, 60, 131 Bretton Woods 55, 58, 99, 189 Bundeskartellamt 103 Clearingsystem, Clearing U n i o n 53, 175 Cobwebtheorem 27, 91, 111 Control engineer 16, 160 Daten, D a t u m 29, 37, 99 Deficit spending 16, 64, 70 f., 106, 110, 131 ff., 155, 168 ff., 178 ff., 180 Deflationen (s. auch Weltdeflationen) 18, 30, 52, 60 ff., 109 f., 138 Depression s. Konjunkturprozesse Diskontpolitik s. Zinspolitik
Sachregister Ear m a r k i n g 70 Einkommensredistribution 14 f., 142 ff., 151 ff., 155, 170 zu Lasten von Kapitalisten 145 f. — Unternehmen 89 f., 93 ff., 144 ff., 163 ff. — Werktätigen 88 f., 93, 163 f. Einkommensteuer Beschäftigungseffekt 181 ff. Entwicklungseffekt 182 f. Entwicklungsindex 183 E n t w i c k l u n g (wirtschaftliche) 17, 21 f., 30, 32 ff., 77, 81 f., 103 f., 107, 118 f., 124, 148 ff., 157 ff., 161, 169, 172, 174 ff., 183, 187 f. Entwicklungsarbeitslosigkeit 5,13, 32, 39 ff., 103 f., 164 f., 169 Entwicklungsgleichgewicht 148 ff., 162, 177, 189 Entwicklungsinvestitionen (s. auch Innovations- u n d Rationalisierungsinvestition) 32 ff., 42, 64, 79, 124 ff., 147 ff., 161, 178, 181 Entwicklungspolitik (s. auch Investitionspolitik) 148 ff., 153 ff., 159, 161 f., 177, 179 ff., 182 f. Entwicklungsprozesse (s. auch E n t wicklung) 24, 27 ff., 103 f., 106, 175 Entwicklungsschwankungen 40 ff. Erfahrungen 19 f., 31, 109 ff., 122 f. Erwartungen 19 f., 31, 42, 64, 109, 112 ff., 122 ff., 178 Akzelerationseffekt 114 ff., 120 ff. Angebotseffekt 118 ff. Einkommenserwartungen 113, 115 f. Preiserwartungen 114 f. Qualitätserwartungen 118 rationale/nicht rationale 19 f., 113 Zinserwartungen 179 f. Erwartungsakzeleratoren 115 ff., 120 ff., 123 ff., 128 Europäische Gemeinschaften 49, 101 f. Feedback engineering 16 Fehlprognosen 31, 76, 111 Flexibilität der A r b e i t 85, 176, 186 des Bedarfs s. dort des Lohnes 84 f., 184 ff. der Sozialpartner 186 f. Funktionen der Marktwirtschaft 24 ff., 29, 106, 176 13 Arndt
193 Anpassung 24 ff. E n t w i c k l u n g 24 f., 27 f.
Geldpolitik (s. auch Zinspolitik) 69 ff., 131 ff., 140, 179 ff. Gewerkschaften (s. auch Sozialpartner) 18, 64, 72, 79, 88, 92 ff., 100, 111, 150 f., 170, 176, 182, 186, 188 Globalsteuerung 99, 155, 168 Goldpunkte, Goldwährung 69 f., 99, 140 Handelshemmnisse s. Protektionismus Hochzinspolitik s. Zinspolitik Homo sapiens vs. homo oeconomicus 108 f., 112 ff. Hume-Effekt 69 f. I n d i v i d u a l economic agent 21 Inflationen (s. auch Weltinflationen) 18, 30, 51 f., 60 ff., 135 f., 138 f., 165 Innovationen s. Innovationsinvestition Innovationsinvestition 13, 30,32, 34 f., 65, 72, 90, 107, 133 f., 136, 140 f., 144, 148 ff., 152 ff., 157, 159 ff., 177, 187 Investitionen 124 f., 145, 147 ff. autonome 33, 124 f. Definition 34 Desinvestition 35, 112 Entwicklungsinvestition (s. auch Innovationsinvestition, Rationalisierungsinvestition) 147,161 Innovationsinvestition s. dort nachfrage-induzierte 148 Nettoinvestition 26, 35, 65, 112, 121, 124, 126, 148, 161 Rationalisierungsinvestition s. dort Reinvestition 35, 121, 147 f., 161 Investitionsgüter s. Produktionsgüter Investitionslenkung 160 f. Investitionspolitik 140 f., 161 f., 166 ff., 177 f. Käufermärkte s. Anpassungsprozesse Koalitionsverbot 89, 93, 98, 100, 188 konfiskatorischer Effekt 182 K o n j u n k t u r p o l i t i k (s. auch Anpassungspolitik) 83, 179, 181 Konjunkturprozesse 82 f., 96, 113, 116 ff., 125 ff., 136 f., 179, 182
194
Sachregister
K o n s u m (Konsumneigung) s. Nachfrage kostenbedingte Arbeitslosigkeit 5, 14, 24, 64 ff., 89 ff., 164 f. K r e a t i v i t ä t 17, 19, 36, 38, 100 K r e a t i o n 22, 24 f., 28, 34, 37 f., 41, 43, 54, 65, 91, 103, 107, 145, 158, 177 K r e d i t p o l i t i k s. Geldpolitik Kreislauf, Kreislaufkonzept 13,22,81, 161, 187 Kundenpräferenzen 120, 122, 178 Lawineneffekt 52 f. Leistungswettbewerb s. Anpassungsprozesse, Entwicklungsprozesse Lieferfristen 122 Liquiditätspräferenz 53, 125, 181 L o h n (s. auch Produktivitätslohn) 63 ff., 78 f. Beschäftigungseffekt 82 ff., 88 ff., 143 f., 164 f. L o h n d i k t a t der Arbeitgeber 18, 88, 92 f. Lohnkosten 75, 84, 90 Lohnnebenkosten 73, 82, 177 L o h n p o l i t i k 85, 184 ff. Lohnstop, staatlicher 60 L o k o m o t i v f u n k t i o n 46 Macht, wirtschaftliche (s. auch Machteinsatz, Machtverteilung) 93 ff., 125 f. (Fußnote 19) Ausgleich 176 Beschäftigungseffekt 18, 86 ff., 93 ff. Machteinsatz contra Geschäftspartner 95 f. — Konsumenten 97 — Sozialpartner 88 ff. — Volkswirtschaften 48 f., 97 f. Machtverteilung 18 f., 21, 49, 86 ff. an Arbeitsmärkten 30, 93 ff. — Gütermärkten 95 ff. Managing the economy 16 M a r g i n a l efficiency of capital 161 Markt neu 22, 28 f., 80, 154, 161, 181 (Fußnote 7) schrumpfend 22, 29, 85, 161 wachsend 22, 29, 85, 175 Marktwirtschaft (s. auch Wirtschaftsordnung)
Regeneration 104 f. Selbstheilungskräfte 25 ff., 186 Methode s. Prämissenvariation Monopol, prozessuales (Leistungsmonopol) 80 Multinationale Unternehmen 50 Multiplikator Ausgaben- 131 ff. Außenhandels- 52 (Fußnote 12) Entwicklungs- 133 M u l t i p l i k a t o r - A k z e l e r a t o r - M o d e l l 20, 117 Nachfrage (s. auch Nachfrageentwicklung) autonom 114, 120, 123 ff. erwartungsbedingt 114 f., 116 ff., 123 ff., 128 induziert 114, 120 ff. Nachfrageentwicklung (s. auch Bedarfsentwicklung) 14, 17, 21, 28, 32, 37 ff., 47, 65, 72 f., 77, 90, 97, 104, 133 f., 142, 146, 148 ff., 158 f., 162, 169, 187 Nachfragelücke (s. auch Weltnachfragelücke) an Arbeitsmärkten 91 ff., 164 — Gütermärkten 15, 72, 87, 90, 100 ff., 146, 163 ff., 167, 182 Nachfragemonopol (Monopson) 125 f. (Fußnote 19) Novitäten als Seltenheitsgüter 141 OPEC 50 f., 188 Oversimplification 144 ff.
66, 68,
74, 109,
Partnermacht 88 ff., 95 ff., 176 P h i l l i p s k u r v e 61 ff. pervertierte 65 f., 68, 70 Prämissenvariation, Methode der 6, 15 f., 21 Preis Knappheitspreis 22 ff., 27, 29, 60 f. Kostenpreis 24, 28 Marktpreis 23 f., 29 staatlich fixierter 22 f., 29, 60, 160 Preisabsprachen 48, 50 f. Preisrelationen, s. Barter terms of trade Produktalgüter s. Produktionsgüter
Sachregister Produktdifferenzierung 26 f. Produktionsgüter (Investitionsgüter) 24, 28, 33, 35 f., 45 P r o d u k t i v i t ä t (s. auch P r o d u k t i v i t ä t s schwankungen) 46, 57, 156, 159, 165 natürliche 75 reduzierte 150 f. rückläufige 61, 66 ff., 76, 80 f., 84 wachsende 14, 29, 54, 58, 61, 66, 75 ff., 88, 171, 183 Produktivitätsentwicklung s. P r o d u k t i v i t ä t (wachsende) Produktivitätslohn 84, 89 Produktivitätsschwankungen 18, 21, 30, 74 ff., 184 Außenhandelsvolumen-bedingt 74, 76 ff. K o n j u n k t u r - b e d i n g t 75, 82 f. Rationalisierungs-bedingt 74 ff. Ressourcen-bedingt 75, 81 f. Terms of trade-bedingt 74, 78 ff. Prosperität s. Konjunkturprozesse Protektionismus, als Ursache von A r beitslosigkeit 5, 15, 17, 48 ff., 77 f., 105, 174 Qualitäten 5, 13, 21 ff., 27, 30, 32 ff., 37 ff., 43, 47, 51, 55 f., 65, 72 f., 80 f., 90, 97, 100, 103 f., 107, 118 ff., 124, 126, 131 ff., 140 ff., 144, 148 f., 153 f., 158 ff., 163 f., 168, 177 f., 187, 189 Qualitätsabsprachen 51 Qualitätswettbewerb s. Qualitäten Rahmenbedingungen (s. auch W i r t schaftsordnung) 43, 75 f., 99 f., 110, 123, 131, 142 Beschäftigungseffekt 99 f. Entwicklungseffekt 103 f. Rationalisierungsinvestitionen 13 f., 30, 34 ff., 65, 74 ff., 79, 134, 136, 141, 148 ff., 156, 160 f. Angebotseffekt 17, 32, 35 f., 73, 89, 148, 169, 177, 187 Beschäftigungseffekt 36 f., 40, 65, 73, 89 ff., 94 f., 148 f., 177, 187 Wohlstandseffekt 36 Redistribution s. Einkommensredistribution Redistributionsschraube 148 ff. Ressourcen 67, 81 f., 147 13*
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Selbstheilungskräfte s. M a r k t w i r t schaft Sozialpartner 30, 61, 84, 86 ff., 164, 176 f., 184 ff. Staatseingriffe als Ursache von U n terbeschäftigung 14, 18 f., 21, 31, 42 f., 48 ff., 57 f., 72 f., 78, 88 ff., 99 ff., 133, 150 f., 158 (Fußnote 3), 177, 187, 189 Staatsverschuldung, Grenzen der 136 f. Staatswirtschaft s. Wirtschaftsordnung Stabilisatoren, eingebaute 183 Stagflation 18, 61 f., 69 f., 98, 110 Steuerpolitik 181 ff. T a r i f p o l i t i k als Beschäftigungspolitik 184 ff. Terms of trade s. barter terms of trade U m v e r t e i l u n g der E i n k o m m e n s. E i n kommensredistribution Umweltschutz 39, 82 Umwertungen s. Wertungen Umwertungsakzelerator 125 ff. Ungleichgewichtstheorien 31 Unterinvestitionsarbeitslosigkeit 6, 14 f., 24, 165 ff. bei Rohstoffarmut 15, 166 f. bei Rohstoffreichtum 15, 168 Unterkonsumtionsarbeitslosigkeit 6, 13 f., 88 ff., 169 Unternehmensfunktionen 145 ff. Ursachen v o n Arbeitslosigkeit 30 f., 39 ff., 48 ff., 58 f., 71 ff., 74 ff., 86 ff., 99 ff., 108 ff., 131 ff., 136 f., 143 f., 149 ff., 155 ff., 163 ff., 181 ff., 187 ff. V e n t i l f u n k t i o n des Lohnes 83 ff., 91, 186 Verdrängungswettbewerb 95 f., 176 Verkäufermärkte s. Anpassungsprozesse Versorgungslücken s. Angebotslücken Verteilung der Macht s. dort des Sozialprodukts s. E i n k o m mensredistribution der Weltbeschäftigung s. dort Verteilungskorrektur 153 ff.
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Sachregister
Währungsschlange 55, 140 f. Währungssystem s. Weltwährungssystem Wechselkurse 54 ff., 69 f., 99 flexible 55 ff., 139 f. starre 54 f., 57 ff., 137 ff., 141, 188 Weltarbeitslosigkeit (s. auch Weltbeschäftigung) 5, 15, 17, 48 f., 68 ff., 105 f., 151 ff., 155, 174 f., 188 Weltbeschäftigung 44 ff. Schrumpfung 48 ff., 152 f. Verteilung 48 f., 54 ff., 68 ff., 133 f., 151 f. Volumen 45 ff., 71 ff., 152 f. Weltdeflationen 68 ff. Welthandelspolitik 171, 174 Weltinflationen 68 ff. Weltnachfragelücke 5, 15, 48 ff., 77, 152, 173 Weltwährungspolitik 53, 171, 174 f. Weltwährungssystem (s. auch W e l t arbeitslosigkeit) 5, 48, 51 ff., 71 f., 99, 137 ff., 166 f., 169 ff., 174 f., 188 Weltwirtschaft (s. auch Außenhandel) 29 f., 39, 44 ff., 78 ff., 137 ff., 150 ff., 159, 166, 171 ff. Wertungen, Umwertungen 19, 86 f., 92, 109, 125 ff. Wertvorstellungen s. Wertungen Wettbewerb s. Anpassungs- u n d E n t wicklungsprozesse
Wettbewerbsfähigkeit, internationale 54, 56 ff., 82, 136, 150 f., 157, 159, 172, 184 Wettbewerbspolitik s. Anpassungsu n d Entwicklungspolitik Wirtschaft (s. auch Wirtschaftsordnung) geschlossene 15, 17, 70 f., 75, 78, 137, 142, 144, 150, 159 f., 172 offene s. Außenhandel, W e l t w i r t schaft sich entwickelnde (s. auch E n t wicklung) 13 f., 32 ff., 37 ff., 47 f., 81 f., 89 ff., 101, 103 f., 132 ff., 148 ff., 158 ff., 177, 181 ff. stationäre 13, 15, 17, 20 f., 29, 32 ff., 37, 81, 131, 142, 144, 147 ff., 159 f., 186 statische 17, 21, 91 Wirtschaftsordnung, Einfluß der 16 f., 19, 21 ff., 32 ff., 42 f., 60 ff., 71, 75 f., 80, 84, 87, 131 ff., 146, 157, 160 f., 164, 167, 187 ff. Zahlungskrise, internationale (s. auch Weltwährungssystem) 15, 52 f., 71 f. Zentralnotenbanken, Notenbanken 58, 70, 99, 135, 137 f., 140, 181, 188 Zinspolitik (s. auch Geldpolitik) 134 ff., 179 f.