Verhandlungen, Mitteilungen und Berichte des Centralverbandes Deutscher Industrieller: Band 107 November 1907 [Reprint 2021 ed.] 9783112468067, 9783112468050


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Verhandlungen, Mitteilungen und Berichte des Centralverbandes Deutscher Industrieller: Band 107 November 1907 [Reprint 2021 ed.]
 9783112468067, 9783112468050

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Verhandlungen, Mitteilungen und

Berichte des

CkiltnlmbMks Deutscher Industrieller.

.V. 107. herausgegeben H. M. Kueck- geschäftsführendeni Mitglied im Direftorium,

Berlin DO., Karlsbad 4a. Telephon: Nr. 252?, Amt VI

Kovember 1907.

Berlin 1907.

I. Gnttentag, Verlagsbuchhandlung, ®. m. b. H.

Versammlung des Ausschusses und der Delegierten des

Eentralverbandes Deutscher Industrieller zu

Kerlin am 28. Gktober 1907.

Inhaltsverzeichnis Leite I. Sitzung

-eS

Ausschusses

nm 28. Oktober 1907 zu

Berlin.



Borfitzender R. Vopelius-Sulzbach.

1. Begrüßung durch den Borfitzenden 2. Kenntnisnahme von der Prüfung der Rechnung für 1906 und Festsetzung des Etats für 1908 ....................................... 3. Wiederwahl der Mitglieder der Rechnungskommisfion 4. Zuwahl von Mitgliedern in den Ausschuß. 5. Reorganisation der Krankenkassen. Einleitung durch Herrn Generalsekretär Bueck . Der Antrag des Direktoriums................... Bericht des Herrn Finanzrat Dr. Klüpfel . Mitbericht des Herrn Abgeordneten Dr. Beumer . Erörterung und einstimmige Annahme des Antrags .... 6. Wieder - Kooptierung der bisher kooptierten Mitglieder des Ausschusses

7 7 7. 7

8 9 9 21 27 28

IL Versammlung der Delegierten am 28. Oktober 1007 zu Berlin. -

Borfitzender R. Vopelius-Sulzbach.

1. Begrüßung durch den Vorsitzenden... 29 2. Telegramm an Seine Majestät den Kaiser........................................ 29 3. Nachruf für die verstorbenen Ehrenmitglieder von Kardorff und Russell .........................................................................................30 4. Begrüßung der anwesenden Minister und sonstigen Ehrengäste BL 5. Rede des StaatsministerS und Staatssekretärs v. BethmannHollweg..................................................................................................33 6. Ausscheiden des Herrn Kommerzienrat Stahl aus deur Direktorium und Wahl des Generalsekretärs Bueck in dasselbe 34 Dank des Herrn Bueck 34 7. Neuwahl des Ausschusses..................................................................... 34 8. Wahl von 10 Mitgliedern in den Ausschuß der Hauptftelle Deutscher Arbeitgeberverbände............................................................35 9. Stellung des Centralverbandes zu den bedeutenderen sozial­ politischen Fragen. 35 Bericht: Bueck-Berlin . Vorsitzender. M en ck-Altona Vorsitzender.

35 58 58 59

6 Seite

10. 11. 12. 13. 14.

Reorganisation der Krankenkassen ... 59 Aenderung der Arbeiterversicherungsgesetzc 59 Die Witwen- und Waisenversicherung ... 59 Die Pensionsversicherung der Privatbeamten 60 Dr. Guggenheimer-Augsburg . 60 Dr. Leidig-Berlin.................................. 61 Dr. Guggenheimer-Augsburg 61 Vorsitzender........ 62 Die Heimarbeit.................................................................... 62 Einspruch gegen die weitgesteckten sozialpolitischen Ziele . 62 Der zehnstündige Maximalarbeitstag für Arbeiterinnen . 62 Langen- M.-Gladbach... 62 Vorsitzender............................. ... 67 Dr. Prüssing - Schönebeck a. E. 67 Vorsitzender. 68 Sonntagsruhe . 68 Tarifverträge................... 68 Dr. Dietrich-Plauen 68 Philipp-Chemnitz . 68 Vorsitzender............................................................................... 68 Die Stellung des Arbeitgebers, das Recht der Koalition und der Schutz der Arbeitswilligen . . ... 68 Schlußpassus. . .68 Schlußwort ........... 68 Telegramm an den Reichskanzler Fürsten vonBülow . 69 Antwort Sr. Majestät des Kaisers 70 Antwort des Reichskanzlers..... 70 Die angenommenen sozialpolitischen Anträge . 72 Festmahl.............................................................................. 81 Kaisertoast, ausgebracht vom VorsitzendenVopelius 81 Ansprachen: Begrüßung durch den ersten stellvertretenden Vorsitzenden Kirdorf.......................................................... Rede des Handelsministers Dr. Delbrück Dr. Beumer Bueck... von Liebert .

82 86 89 90 91

Geschäftsbericht über die Zeit vom 20. Juni 1906 bis 28. Oktober 1907 92 Berichtigung des Herzoglich Meiningischen Ministeriums.............................102 Liste der Ausschußmitglieder nach den Beschlüssen vom 28. Oktober 1907 104 Präsenzliste der Ausschußfitzung und Delegiertenversammlung . . HO

Sitzung des Ausschusses am 28. Mktober 1907, vormittags 91/g Uhr, fu Berlin im Aünstlerhanse. Der Vorsitzende, Hüttenbesitzer R. Bopelius-Sulzbach, Mitglied des Herrenhauses, begrüßt die zahlreich erschienenen Mitglieder des Ausschusses namens des Direktoriums des Centralverbandes. Wie sie schon aus der Tagesordnung wüßten, sei heute ein bedeutsamer Tag für den Centralverband. In die Tagesordnung eintretend, konstatiert der Vorsitzende, daß zu Punkt I der Tagesordnung:

Geschäftliche Mitteilungen

bis letzt nichts vorliegt und auch seitens der Mitglieder des Ausschusses nichts beantragt wird. Zu Punkt II: Bericht

über

Jahres

1906

die

Revision

der

Rechnung

des

bemerkt Herr Vopelius, daß die Mitglieder der Prüfungskommission für die Jahresrechnung, die Herren Baurat Max Krause-Berlin, van denWyngaert und Generaldirektor Werminghoff die Rechnungen am

7. Mai geprüft und richtig befunden, und die Entlastung für die Rechnung des Jahres 1906 erteilt haben. Ein Widerspruch wird nicht erhoben, damit ist auch dieser Punkt der Tagesordnung erledigt. Ebenso wird ohne Debatte in Punkt III der Tagesordnung der

Voranschlag für das Jahr 1908 genehmigt.

Zu Punkt IV: Neuwahl von Mitgliedern in-den Ausschuß

erklärt der Vorsitzende: Es bestehen zwei Arten von Ausschußmitgliedern, einesteils solche, welche von der Delegiertenversammlung gewählt sind,

8

sowie die Stellvertreter von solchen Herren, und dann solche, welche durch den Ausschuß selbst kooptiert worden sind. Eine große Reihe ist kooptiert, wohl schon einige dreißig. Das Direktorium schlägt folgende Herren zur weiteren Kooptation vor: 1. Herrn Dr.-Jng. Klemme in St. Avold. - Herr Klemme war, wie Sie sich erinnern, früher im Aachener Bezirk und

ist nach Lothringen verzogen. 2. Herrn Kommerzienrat A. Schroers, Erefeld, Vorsitzenden des Vereins der Deutschen Textilveredlungsindustrie. 3. Herrn Geh. Kommerzienrat Karl Haas, Waldhof b. Mann­ heim, ersten stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins Deutscher Zellstofffabrikanten.

4. Herrn Baurat Beukenberg, Hoerde. 5. Herrn Professor Budde, Direktor der Aktien-Gesellschaft Siemens & Halske, Berlin. 6. Herrn Geheimen Kommerzienrat Goldberger, Vorsitzenden der Ständigen Ausstellungskommission, welche, wie Sie ja

wissen, ein Annex vom Centralverband Interessengemeinschaft ist. Ohne Widerspruch werden die Ausschuß kooptiert.

Es folgt V.,

oder besser von der

vorgenannten

Herren

in

den

die

Neuwahl der aus Prüfungskommission

drei Personen bestehenden der Jahresrechnung.

Die Herren Baurat Max Krause, Direktor van den Wyngaert und Generaldirektor Werminghoff werden gemäß dem Vorschlag de» Direktoriums wiedergewählt.

Zu Punkt VI der Tagesordnung: Die Reorganisation des Krankenkassenwesens

bittet der Vorsitzende Herrn Generalsekretär Bueck das Wort zu nehmen. Herr Bueck erklärt, daß er im Hinblick auf das von ihm in der Delegiertenversammlung zu erstattende Referat, jetzt nur einige Gesichts­

punkte hervorhebm wolle. Die vorige Novelle zur Krankenversicherung

hat Enttäuschung gebracht; aber die Regierung versprach schon damals, eine neue Vorlage in Angriff zu nehmen. Die Organisatton der Orts­ krankenkassen ist eine der intensivsten Stützen, eines der schlimmsten Machtmtttel der Sozialdemokraüe geworden. Das einzige Mittel, die dort herrschende Sozialdemokratie zurückzudrängen, ist die Hälftelung der Beiträge und dementsprechend die Hälftelung der Sttmmen. Die Bereitwilligkeit

9 der Industrie, statt bisher ein Drittel, künftig die Hälfte der Beiträge

zu zahlen, würde die Regierung in ihrem Vorgehen stützen. Deshalb beantragt das Direktorium die Uebernahme eines weiteren Sechstels der gesamten Kosten. Der Delegiertenversammlung werde noch betreffs anderer kommender sozialpolitischer Gesetzentwürfe vorgcschlagen, schon jetzt unter gewissen Bedingungen die Zustimmung

zu geben, und sich bereit zu erklären, die entsprechenden Opfer zu übernehmen; mit der Absicht, vor aller Welt zu verkünden, daß der Centralverband Deutscher Industrieller durchaus nicht den Stillstand der sozialpolitischen Gesetzgebung verlangt, sondern nach wie vor bereit ist, diese zu fördern. Geschieht dies, so kann um so energischer

gegen extreme sozialistische Forderungen protestiert werden. Das Direktorium habe es für richtig gehalten, daß solchem Protest die Er­ klärung zur positiven, opferwilligen Mitwirkung vorangehen müsse.

Der Vorsitzende teilt mit, daß zur Reorganisation der Krankenkaffen

Herr Finanzrat Klüpfel und Herr Dr. Beumer gebeten seien, das Referat zu übernehmen und daß folgender Antrag vom Direktorium zur Annahme gestellt wird:

„Die Mißstände in der Verwaltung der Ortskranken­ kassen, die sich in zahlreichen Orten zu einer Hauptstütze der Sozialdemokratie entwickelt haben, sind seit langem in der

Industrie, insbesondere im Centralverband Deutscher In­ dustrieller, mit ernster Aufmerksamkeit verfolgt worden; sie

haben Anlaß zu Erwägungen geboten, wie diesen Mißständen abzuhelfen sei. Als letzter Grund für die Machtstellung der Sozialdemokratie in den Ortskrankenkassen und teilweise auch in den Betriebs- und Jnnungskrankenkassen zeigt sich dabei immer wieder die Verteilung des Stimmenverhältnisses zwischen

den Arbeitern und den Arbeitgebern, die diese von vornherein zu dauernder Ohnmacht gegenüber den sozialdemokratisch be­

einflußten Arbeitervertretern verurteilt. Im Centralverbande besteht aber auch darüber volle Klarheit, daß eine Aenderung dieses Stimmenverhältnisses, ohne gleichzeitige Aenderung des Beitragsverhältnisses der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu den Krankenkassen, unmöglich ist. Daher erklärt sich der

Centraloerband namens des von ihm vertretenen größten und bedeutendsten Teiles der deutschen Industrie bereit, die Hälfte der Gesamtbeiträge zu den Krankenkaffen, anstatt des bisherigen

10 Drittels zu übernehmen, sofern die Verbündeten Regierungen der Industrie die Sicherheit geben wollen, daß in dem Ge­

setzentwurf über die Reform der Krankenkassen 1. der Fortbestand

der Betriebskrankenkassen wesentlich in

demselben Umfange wie in der Gegenwart unter Aufrecht­ erhaltung der Vorschriften des § 64, 1 —5 des K. V. G.

anerkannt wird;

2. in den Ortskrankenkassen und Betriebskrankenkassen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in den Vorständen und Generalversammlungen je die Hälfte der Stimmen führen; 3. in den Betriebskrankenkassen der Fabrikbesitzer den Vorsitz führt, in den Ortskrankenkassen ein von einer hierzu

geeigneten Behörde zu bestellender unparteiischer Vor­ sitzender die Verhandlungen leitet und mit dem Rechte ausgestattet ivird, bei Stimmengleichheit den Ausschlag zu geben;

4. eine Sicherung der Aerzte und Apotheker gegen unbillige Anforderungen der Krankenkassen erfolgt, andererseits aber auch die öffentlich rechtliche Stellung der Kranken­ kassen gegenüber unbilligen Anforderungen der Aerzte und Apotheker Schutz findet. Insbesondere erklärt sich

der Centralverband gegen die zwangsweise Einführung der freien Aerztewahl und wünscht jedenfalls die Er­ haltung der Möglichkeit, die sogenannte beschränkt freie

Aerztewahl

einzuführen,

die

sich

bei

den

Betriebs­

krankenkassen bewährt hat." Berichterstatter, Finanzrat Kliipfel-Essen: Meine Herren, wie Ihnen bekannt ist, stehen wir vor einer neuen Novelle zum Krankenversicherungsgesetz, welche voraussichtlich bedeutende Aenderungen in der Organisation des Krankenkassenwesens bringen wird. Wie die gegenwärtige gesetzliche und tatsächliche Lage der Krankenversicherung ist, ist Ihnen ja bekannt, doch möchte ich mit ein

paar Worten darauf eingehen. Von der Gesamtheit der der Krankenversicherung unterliegenden Personen, im ganzen 11 y2 Millionen im Jahre 1905, kamen ungefähr 5350000 auf die Ortskrankenkassen, l1/-? Millionen auf die Gemeinde­ krankenversicherung, annähernd 2700000 auf die Betriebskrankenkassen;

der Rest mit rund 2 Millionen entfiel auf die Jnnungs-, Knappschafts­ und Bau-Krankenkassen und die Hilfskassen. Als die eigentlichen Träger der Krankenversicherung sind die Ortskrankenkassen und die

11 Betriebskrankenkassen zu bezeichnen, die zusammen über 8 Millionen der Versicherten umfassen. Die Gemeindekrankenversicherung sollte nur subsidiär, in Betracht kommen; der bedeutende Umfang, den sie hat, ist zum großen Teil aus dem Fortbestehen der schon vor dem Krankenoersicherungsgesetz in Tätigkeit gewesenen landesrechtlichen Ge­ meindeoersicherungen zu erklären. Die übrigen Kassenarten, Hilfs-, Jnnungs-, Knappschafts- und Bau-Krankenkassen sind Sonderorgani­ sationen, die schon vor dem Krankenversicherungsgesetz bestanden. Für die Industrie kommen hauptsächlich die Betricbskrankenkassen auch großenteils schon vor dem Kranken­ versicherungsgesetz bestanden und haben sich in der langen Zeit ihrer Wirksamkeit als Träger der Krankenversicherung gut bewährt. Sie haben sich als besonders leistungsfähig erwiesen; sie leisten im ganzen mehr als die Ortskrankenkassen und gewähren in besonders großem Umfange auch den Angehörigen der Versicherten freie ärztliche Be­ handlung, teilweise auch freie Arznei. Die Verwaltung, die auf Kosten des Betriebsunternehmers erfolgt, ist eine besonders wirtschaftliche, einfache und zweckmäßige; die finanzielle Fundierung eine durchaus gesicherte. Trotz dieser Vorzüge werden aber die Betriebskrankenkassen stark angefeindet,- es geht dies namentlich von den unter sozial­ demokratischem Einfluß stehenden Ortskrankenkassen aus, die sich als die eigentlichen Träger der Krankenversicherung aufspielen und fürgänzliche Beseitigung der Betriebskrankenkassen agitieren. Aber auch in anderen Kreisen besteht eine den Fabrikkrankenkassen wenig günstige Stimmung, die aus der weitverbreiteten, den Unternehmern feindlichen doktrinären Auffassung zu erklären ist, welche den Begriff und Wert in Betracht.

Sie haben

der Freiheit und Ungebundenheit auf feiten des Arbeiters über­ spannt und jede Einrichtung als schädlich betrachtet, die Arbeitgeber

und Arbeiter zusammenführt und zu einer gewissen Bindung der Arbeiter beiträgt. Die Anfeindung der Betriebskrankenkassen gründet sich auch zum Teil auf die Pläne der Zusammenlegung sämtlicher Versicherungs­

arten. Die Anhänger dieser Zusammenlegung sind den Betriebs­ krankenkassen deshalb feindlich, weil sie sie als ein Hindernis für die

organische

Verbindung

der

Krankenkassen

mit

den

anderen

Ein­

richtungen betrachten. Die Industrie muß, abgesehen von den Vor­ zügen der Betriebskrankenkassen in Beziehung auf Leistung und

Verwaltung, gerade aus dem Grunde Wert auf die Erhaltung der Betriebskrankenkaffen legen, weil diese Einrichtung ein Bindeglied zwischen den Unternehmern und den Arbeitern bildet, das auch vom allgemeinen

Standpunkte

aus seinen

Wert für die Industrie hat.

12 Unternehmer und

Arbeiter

wirken hier auf neutralem

Boden zu­

sammen, um in gemeinsamer Arbeit Aufgaben zum Besten der Ver­ sicherten zu lösen, und man kann wohl sagen, daß im allgemeinen dieses Zusammenarbeiten in gutem Einvernehmen erfolgt und ein

wertvolles Band zwischen beiden Teilen bildet, das an vielen Stellen über die direkte Aufgabe der Krankenfürsorge hinaus wirkt. Die Anfeindungeu der Betriebskrankenkassen haben in neuester Zeit zur Bildung von Vereinigungen zum Schutz der Betriebskranken­

kassen geführt. Ein schon vor drei Jahren gebildeter rheinisch-west­ fälischer Verband hat in dieser Richtung gewirkt und in den letzten Monaten auch das Zustandekommen eines allgemeinen deutschen Verbandes betrieben, dessen Konstituierung voraussichtlich morgen in einer zu diesem Zweck veranstalteten größeren Versammlung hier in Berlin stattfinden wird. Meiner Tätigkeit in diesen Verbänden verdanke ich es auch, daß mir vom Centralverband der ehrenvolle Auftrag geworden ist, Ihnen heute dieses Referat vorzutragen. Was nun die innere Organisation der Krankenkassen betrifft, so überwiegen in dieser Organisation die Arbeiter. Die Arbeiter zahlen zwei Drittel der Beiträge, der Unternehmer ein Drittel. Demgemäß ist auch das Stimmrecht im Vorstand und in der Generalversammlung geordnet. In der langjährigen Entwickelung des Krankenkassenwesens hat dies nun dazu geführt, daß die Ortskrankenkassen ganz unter sozialdemokratischen Einfluß gekommen sind. Die Leitung ist sozial­ demokratisch, die zahlreichen Beamtenstellen der Kassen sind mit Sozialdemokraten besetzt, die zugleich bezahlte Agitatoren der Sozial­ demokratie sind und durch ihre Einwirkung auf die mit ihnen in engster Berührung stehende Arbeiterschaft ein mächtiges Element zur Förderung der Sozialdemokratie und ihrer Macht bilden. Bei den Betriebskrankenkassen, deren Statut von dem Betriebsunternehmer errichtet wird und deren.Vorsitzende von dem Betriebsunternehmer bestellt werden, hat die Sozialdemokratie natürlich nicht in gleicher

Weise Wurzel fassen können; man kann wohl sagen, daß zur Zeit noch die Verhältnisse bei den Betriebskrankenkassen günstig liegen und der Einfluß des Betriebsunternehmers wirksam ist. Immerhin sind auch die Betriebskrankenkassen durch die gesetzliche Festlegung des Ueberwiegens des Arbeiterelementes gefährdet. Nach meinen

Erfahrungen dringen sozialdemokratische Einflüsse immer mehr auch bei den Betriebskrankenkassen ein, und das gute Verhältnis zwischen

den beiden Elementen hat in diesen Kassen ebenfalls angefangen zu leiden. Es zeigt sich dieses namentlich in einem fortwährenden Drängen auf Erhöhung der Leistungen, die die Arbeiter einseitig,

13 ohne daß sie eine Verständigung mit dem Betriebsunternehmer nötig haben, vornehmen können. Es gehört zu den Agitationsmitteln für die Sozialdemokratie bezw. die Gewerkschaften, immer neue Forderungen auf Erhöhung der Leistungen zu stellen und durchzudrücken. Das Gesetz zieht zwar in dieser Beziehung gewisse Grenzen,' es sind gewisse Erweiterungen der Leistungen an das Vorhandensein des gesetzlichen Reservefonds gebunden, und eine gewisse Beitragshöhe (3 pCt. der Löhne der Versicherten) darf nicht ohne Zustimmung des Arbeitgebers überschritten werden, aber innerhalb dieser ziemlich

hochgezogenen Grenzen können die Arbeiter einseitig, ohne nach dem Betriebsunternehmer zu fragen, Leistungen und Beiträge erhöhen. Es steht nun nicht etwa in der Macht des Betriebsunternehmers, sich durch Uebernahme eines größeren Anteils an den Beiträgen einen größeren Einfluß zu verschaffen. Das Gesetz spricht die Verteilung der Stimmrechte zu -/