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German Pages 126 [125] Year 2022
D E U T S C H E A K A D E M I E D E R W I S S E N S C H A F T E N ZU B E R L I N
V E R Ö F F E N T L I C H U N G E N D E S I N S T I T U T S FÜR S L A W I S T I K H E R A U S G E G E B E N VON H. H. B I E L F E L D T
NR. 15
HEINZ
SCHUSTER-SEWC
VERGLEICHENDE HISTORISCHE LAUTLEHRE DER SPRACHE DES ALBIN MOLLER EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DER N I E D E R S O R B I S C H E N SPRACHE
AKADE MI E-VERLAG 1958
•
BERLIN
Copyright 1958 by Akademie-Verlag GmbH, Berlin Alle Rechte vorbehalten
Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenz-Nr. 202 • 100/466/58 Satz und Druck: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg Bestell- und Verlagsnummer: 2040/15 Printed in Germany
Meinem Lehrer Herrn Prof, Tadeusz
Lehr-Splawinski
als Ausdruck innigster Verehrung gewidmet
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort
VII
Abkürzungen
IX
I. Das Werk und sein Herausgeber
1
I L Die Orthographie des Albin Moller
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Vorbemerkung Orthographische Übersichtstabelle Wiedergabe der einzelnen Laute Das Zusammenschreiben von Wörtern und die Silbentrennung Wiedergabe neuerer Lehnwörter und Eigennamen Schreib- und Druckfehler I I I . Lautsystem Vokale Konsonanten IV. Das Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Urslawischen und Neuniedersorbischen Vokale §1 Ursl. » §2 „ y §3 „ e §4 „ e §5 „ f §6 „ u " §7 „ o §8 „ g §9 „ o § 10 „ b, & §11
„
X, r
§ 12 „ l, ( § 13 Über die Quantität der Vokale § 14 Allgemeine Erscheinungen des Vokalismus 1. Vokaleinschub 2. Vokalabfall
7 10 11 23 24 24 26 26 27 30 30 30 33 36 39 44 45 48 52 54 55 58
60 61 63 63 63
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Inhaltsverzeichnis 3. Vokalausfall im Wortinneren 4. Vokalkontraktion Konsonanten § 15 Nasale §16 Liquiden § 17 Die labialen Verschlußlaute § 18 Die dentalen Verschlußlaute § 19 Die velaren Verschlußlaute . . § 20 Die ursl. Reibelaute s, z, ch, i, S, j, v, (f) und Affr. c. c § 21 Allgemeine Erscheinungen des Konsonantismus 1. Vereinfachung von Konsonantengruppen 2. Einschub und Anfügung von Konsonanten 3. Abfall und Ausfall von Konsonanten . 4. Assimilation und Dissimilation von Konsonanten 5. Synkope der Silben 6. j-epentheticum 7. Prothese vor vokalisch anlautenden Wörtern
V. Über die Stellung der überlieferten Mundart innerhalb des Niedersorbischen . . VI. Niedersorbisch-deutsches Wörterverzeichnis VII. Quellen- und Literaturverzeichnis
65 66 68 68 68 71 72 75 77 84 84 85 86 87 87 88 89 92 95 113
VORWORT Die vorliegende Studie über die Sprache des ältesten niedersorbischen Druckes (1574) möchte ein weiterer Beitrag zur Erforschung der sorbischen Sprachgeschichte sein. Sie ist das Ergebnis einer unter Leitung von Herrn Prof. Dr. H. H. B i e l f e l d t angefertigten Dissertation. Nachdem ich in einer speziellen Bearbeitung das Konjugations- und Temporalsystem des gleichen Denkmals dargestellt habe (vgl. Letopis, Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung, 1954, Reihe A, Nr. 2, S. 142—213), soll in dieser Arbeit besonders die Phonetik ihre Behandlung finden. Dabei stelle ich mir zwei Aufgaben, nämlich den Sprachstand deskriptiv darzustellen und diesen Sprachstand und die jeweiligen Spracherscheinungen vom historischen und vergleichenden Standpunkt zu erklären. Die gesamte Arbeit gliedert sich in sechs Abschnitte. Abschnitt I bringt die nähere Beschreibung des Denkmals sowie seines Verfassers und Herausgebers. Anschließend gebe ich im Abschnitt II eine Genese und Analyse der Orthographie. Ziel des III. Abschnittes ist es, in Anlehnung an die orthographische Untersuchung das Lautsystem des Albin Moller zu rekonstruieren. Dies kann natürlich nur beschränkt erfolgen, da die sehr inkonsequente Schreibweise des Verfassers bei weitem nicht immer feste Schlüsse zuläßt. Bemerkt sei in diesem Zusammenhang, daß neben der Hauptquelle, dem Gesangbuch und Katechismus, auch weitestgehend aus Mollers Kräuterverzeichnis aus dem Jahre 1582 Material geschöpft wurde. Den Hauptteil der Arbeit bildet der Abschnitt IV. Hier werden der vorher erarbeitete Sprachstand und die für das Sprachdenkmal charakteristischen Erscheinungen mit dem Urslawischen und dem modernen Niedersorbischen verglichen. Um darüber hinaus ein möglichst breites und vollständiges Bild der niedersorbischen Sprache des 16. Jahrhunderts geben zu können, wurden in der vorliegenden Arbeit auch die restlichen niedersorbischen Sprachdenkmäler des 16.—17. Jahrhunderts weitestgehend zum Vergleich herangezogen. Auch auf das Verhältnis des Niedersorbischen zum Lechischen (Polnisch, Polabisch) wurde in diesem Teil besonders geachtet. Soweit es das zur Verfügung stehende Material ermöglichte, habe ich hier in gewissen Fällen die einzelnen Fragen der Sprache des Albin Moller zu deuten bzw. auch veraltete Ansichten über das
VIII
Vorwort
Niedersorbische zu revidieren versucht. Dabei konnte es auf Grund der begrenzten Thematik der vorliegenden Arbeit nicht meine Aufgabe sein, jedes einzelne Problem allseitig zu behandeln. Die Arbeit beschließt ein niedersorbisch-deutsches Wörterverzeichnis der im Text auftretenden Mollerschen Vokabeln. Es sei mir bei dieser Gelegenheit gestattet, Herrn Prof. Dr. H. H. B i e l f e l d t für das wohlwollende Interesse, mit dem er meine Arbeit ständig unterstützte, sowie für ihre Aufnahme in diese Reihe aufrichtigst zu danken.
ABKÜRZUNGEN a) Sprachen a5. alttschechisch ahd. althochdeutsch aksl. altkirchenslawisch apol. altpolnisch andd. altniederdeutsch 6. tschechisch d. deutsch lat. lateinisch kaschub. kaschubisch mhd. mittelhochdeutsch n6. neutschechisch neusorb. neusorbisch nhd. neuhochdeutsch nns. neuniedersorbisch ns. niedersorbisch os. obersorbisch ostmhd. ostmittelhochdeutsch ostns. ostniedersorbisch pol. polnisch polab. polabisch russ. russisch slaw. slawisch sorb, sorbisch ursl. urslawisch westns. westniedersorbisch b) Sonstiges Acc. Akkusativ Adj. Adjektiv Adv. Adverb
Akt. Aktiv Aor. Aorist Afsl Ph. Archiv für slavische Philologie CMS Öasopis Ma6icy Serbskeje Dat. Dativ Dem. Deminutiv dial. dialektal End. Endung etym. etymologisch f. Femininum Fut. Futur Gr. Grammatik Gt. Genitiv Hs. Handschrift Imp. Imperativ Impf. Imperfekt Inf. Infinitiv Instr. Instrumental Jak. Jakubica K Katechismus Komp. Komparativ Konj. Konjunktion Kr. Gr. H. J. P. Krötka gramatyka historyczna j^zyka polskiego Lok. Lokativ m. Maskulinum M. Gr. Mucke Grammatik M. Wb. Mucke Wörterbuch N T Neues Testament
n. Neutrum Nom. Nominativ norm, normal Num. Numeralia ON Ortsname Orthogr. Orthographie Partie. Partizip Pass. Passiv PI. Plural Pluralet. Pluraletantum Präp. Präposition Präs. Präsens Prät. Präteritum Pron. Pronomen R , r recto r. richtig refl. reflexiv Sg. Singular Sup. Superlativ Thar. Tharaeus urspr. ursprünglich Verbalsubst. Verbalsubstantiv vgl. vergleiche Voc. Vocativ W.Ps. Wolfenbütteler Psalter ZfslPh. Zeitschrift für slawische Philologie V , v verso
I. DAS WERK UND SEIN HERAUSGEBER Die aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammende Schrift ist der erste bisher bekannte sorbische Druck überhaupt. Er besteht aus zwei Teilen: dem Gesangbuch und einem kleinen Katechismus mit der Taufe und dem Traubüchlein. Beide Teile sind als Ganzes zu einem in Oktavgröße gehaltenen Halblederband zusammengebunden. Im Vorwort zum Gesangbuch steht das Datum 1573, beim Katechismus dagegen die Jahreszahl 1574 (MDL XXIV). Die letztgenannte Zahl erscheint auch auf der gemeinsamen Titelseite. Gedruckt wurde Mollers' Kirchenbüchlein in Budissin (Bautzen) bei Michael Wolrab. Herausgeber und zum größten Teil wohl auch Übersetzer dieser Schrift war der niedersorbische Pfarrer Albinus Moller aus Straupitz (ns. Tsupc). Die Titelseite lautet: Ein Ewigwe — render Kirchen Calender / Wie man den Sonntags Buchsta — ben / die zeit zwischen dem Christage vnd Fastnacht gründlichen erfinden möge. Auch ein Wendisches Gesangbuch / darinnen auff die Hohe Fest / die Introitus, Kyrie, & praefationes, in Lateinischer vnd Wendischer Sprache / vnd die Geistliche Lieder / auch etliche Psalmen ßeimweise begriffen / neben den Gebetlein. Auch der kleine Catechismus / mit dem Tauff vnd Träwbüchlein / Wendisch vertiret. Alles zu Gemeinem Christli — chem Gebrauch und Nutz zusammen gebracht geordnet / vnd propriis expensis publiciret, durch 1 Schuster, Lautlehre
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I. Das Werk und sein Herausgeber
Magistrum Albinum Mollemm Strau — picensem, Lusatiae inferioris, Astronomiae Cultorem, et Ecclesiae Christi Pastorem Anno MDLXXIIII Der im Titel mit angeführte Kirchenkalender befindet sich jedoch nicht in der uns bekannten Ausgabe. Auch K. A. Jenö, der sich bei der erstmaligen Beschreibung dieses sorbischen Druckes eines anderen Exemplars bediente, kennt als Inhalt nur das Gesangbuch und den Katechismus (K. A. Jenö: Najstaräa serbska ciäcana kniha a jeje spisar ÖMS, 1858). Es ist deshalb anzunehmen, daß der im Titel mit genannte Kirchenkalender aus irgendwelchen Gründen später überhaupt nicht in dieses Büchlein aufgenommen wurde. Auf der zweiten Seite wendet sich der Herausgeber in lateinischer Sprache an Herrn Jaroslav von KolovTat und unterstreicht dabei seine Bemühungen um die Verbreitung des. Evangeliums in der Niederlausitz. Obgleich A. Möller sein Büchlein „propriis expensis" veröffentlichte, ist es wahrscheinlich, daß Jaroslav v. Kolovrat unserem Herausgeber bei der Veröffentlichung seines Werkes behilflich war. Diese Annahme bekräftigen auch die lateinischen Worte: „Quae (d.i. dogmata sancta) recolit noster cultissimus Haeros, Vandaliae praeses praesidiumque meum. Nunc Dominus Jaroslaw de Colowrath celebrandus . . . " Als weiteres folgt ein zwölf Seiten langes Vorwort in deutscher Sprache. Aus diesem geht hervor, daß der Herausgeber sein Buch dem bereits im lateinischen Text erwähnten Jaroslav von Kolovrat widmet. Moller berichtete hier weiter über die Beweggründe, die ihn zur Herausgabe seiner Schrift geführt haben. „Darnach habe ich auch / aus betrachtunge hoher not / die Geistliche Lieder / (so in D. Mart. Lut. Gesangbuch begriffen) sampt etlicher Psalmen des Königs Davids / Introit. &c in Wendischer Sprache reimweise vertiret / oder verdolmetzschet / dergleichen auch den kleinen Catechismus. Denn weil ich gesehen / wie es auff den Dörffern unordentlich mit den Gesängen und Catechismus sich gehalten / . . . " Wichtig ist die letzte Bemerkung: „in Wendischer Sprache reimweise vertiret und verdolmetzschet / . . Moller hat also nicht nur aus dem Deutschen ins Sorbische übersetzt, sondern er hat schon einen bedeutenden Teil an Liedern, Psalmen und Gebeten in sorbischer Fassung gekannt, welche er dann nur in entsprechende Verse setzte. Dieser Umstand zeugt wiederum davon, daß schon vor der Veröffentlichung auch in der eigentlichen Niederlausitz sorbische Kirchentexte bestanden haben. Doch sie stützten sich nur auf handschriftliche und mündliche Überlieferungen und erschienen deshalb oft in verschiedenen Versionen. Falsche und unordent-
I. Das Werk und sein Heraiisgeber
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liehe Übersetzungen waren also zu jener Zeit keine Seltenheit. Diesem Übel wollte Moller abhelfen, indem er eine durch ihn überprüfte und vervollständigte Version drucken ließ. „Denn weil ich gesehen / wie auff den Dörffern unordentlich mit den Gesängen und Catechismus sich gehalten / . . . " Wie auch aus den 1738 in Lübben veröffentlichten „Destinata literaria et fragmenta Lusatica", P. III, S. 170, zu ersehen ist, wurden evangelische Kirchenlieder bereits vor Moller durch den wendischen Kaplan Simon Gasten aus Lübben ins Niedersorbische übersetzt. „Beyde Lieder (d. i. Vater unser im Himmelreich,.. und Es ist das Heil uns kommen...) wurden nebst anderen Evangelischen g;esängen durch Simon Gasten ersten Lutherischen wendischen Caplan alhier, auf Befehl des Landvoigt Graff Albrecht Schliecks ins Wendische gebracht, und in der masse wie solche hernach Albinus Mollerus, Pfarrherr zu Straupitz in seinen Anno 1574 edirten und zu Bautzen gedruckten Wendischen Gesang-Buch publiciret"1). Nun beginnt der sorbische Text. Er besteht, wie schon erwähnt, aus zwei Teilen. Der erste Teil umfaßt das Gesangbuch von 9 recto bis 143 recto2). Auf weiteren 30 Seiten (K1 r = K 15 v) befindet sich der Katechismus mit der Taufe und dem Traubüchlein. Wenn auch im sorbischen Text Sprachfehler und grammatische Ungenauigkeiten nicht gerade selten sind, so darf doch angenommen werden, daß A. Möller selbst ein geborener Sorbe war, zumindest aber das Sorbische schon von Kindh eit an kannte. Hierfür sprechen auch schließlich Möllers eigene Worte, der sich als „Albinus Mollerus Straupicensis und Pastor daselbst" bezeichnet. Moller war also nicht nur Pfarrer in Straupitz, sondern er stammte auch aus diesem Ort. Das Dorf Straupitz, im heute germanisierten Teile des Spreewaldes gelegen, war aber im 16. Jahrhundert ohne Zweifel noch eine rein sorbische Siedlung. Neben seiner kirchlichen Arbeit befaßte sich Moller auch mit Naturwissenschaften. Besonders intensiv trieb er astronomische Studien (Astronomiae cultorem), eine Beschäftigung übrigens, die zu jener Zeit weit verbreitet war. In einigen seiner Schriften finden sich sogar Bilder, die ihn mit Globus und Zirkel darstellen. Seine ganze Arbeit auf diesem Gebiet dürfte sich dabei aber vorwiegend auf Sterndeutungen und astrologische Kalkulationen beschränkt *) Es mag verwunderlich erscheinen, daß gerade die Adligen, die doch sonst die ärgsten Unterdrücker der sorbischen leibeigenen Bevölkerung waren, den Anstoß zur Herausgabe von Kirchentexten in sorbischer Sprache gaben. Doch lag die Veröffentlichung religiöser Schriften, die auch von den Sorben verstanden wurden, durchaus im Interesse der Feudalherrn. Denn die christliche Ideologie war ja gerade am besten geeignet, auch die sorbische Bevölkerung zu treuen und untergebenen Dienstleuten zu erziehen. 2 ) Diese Numerierung wurde von mir aus editorischen Gründen an Stelle der Mollerschen gesetzt. Moller numeriert nur das Gesangbuch nach Blättern. 1»
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I. Das Werk und sein Herausgeber
haben. Er verfaßte und veröffentlichte in diesem Zusammenhang nämlich auch laufend sogenannte astrologische Kalender, in denen er nicht nur Wetter, Gedeihen, Mißwuchs der Früchte, Erdbeben, Pest und Wasserfluten, sondern auch Krieg und Aufruhr, Türkengefahr und Christennot, Todesfälle, Geburten, Heil und Unheil des nahenden Jahres aus den Sternen unter jenen damals üblichen geheimnisvollen Zeichen und fremdsprachigen Bezeichnungen prophezeite. Der Titel der ersten uns bekannten Publikation dieser Art lautet: „Gründlicher und warer Bericht von dem newem Cometstern.. ," 1 ). Eine im Jahre 1613 veröffentlichte Schrift lautet: „Practica astrologica"2). Solche und ähnliche Schriften verfaßte Moller fast jährlich. Wie aus einer Mitteilung3) in den „Niederlausitzer Mitteilungen" vom Jahre 1906 hervorgeht, befanden sich im Gubener Rathaus damals noch vollzählig von dem „Theologus und Astronomus zu Straupitz Mag. Albinus Moller" verfaßte Kalender aus den Jahren 1603 bis 16163). Von Mollers allseitigem Schaffen und dem großen Interesse für die Naturwissenschaften zeugt schließlich auch die durch ihn 1582 zusammengestellte handschriftliche Sammlung niedersorbischer Kräuternamen4). Über Möllers Leben selbst ist uns sonst nur verhältnismäßig wenig bekannt. Geboren wurde unser Verfasser in Straupitz, Kreis Lübben. Das Geburtsjahr läßt sich leicht durch die in den astrologischen Kalendern beigefügten Altersangaben des Autors ermitteln. So berichtet Moller in seiner 1613 veröffentlichten „Practica astrologica" unter anderem, daß er 71 Jahre alt sei und sich von diesen bereits 44 Jahre mit Astronomie befasse. Auch in der 1626 verfaßten und dem Stadtrat zu Sagen gewidmeten Schrift gibt Moller Aufschluß über sein Alter. Er 1 ) Gedruckt zu Eißleben durch Jacobum Gaubisch, Inn Vorlegung Nicol Neriichs des eitern in Leipzig, MDCV Jahr. 2 ) Practica astrologica, das ist Prognosticon von dem Gewitter der vier Zeiten, Krebsgänge und sichtbarer erscheinung der 5. Planetsternen am Himmel . . . 1613, durch M. Albinum Mollerus von Straupitz, alten Theologum und Astronomum in dem Marggrarffthumg Niederlausitz. 3
) A. Werner, Alt-Gubenisches aus Schreibkalendern für die Zeit von 1563—1616, Niederlausitzer Mitteilungen, Guben 1906. l ) Diese 240 Seiten umfassende Kräuternamen-Handschrift befand sich bis zum zweiten Weltkrieg in der Staatsbibliothek zu Berlin. Während des Krieges wurde sie nach Schlesien ausgelagert und ist seitdem verschollen. Der Titel dieser Handschrift lautete: Namenn der vornembsten Artzney Kreuterlhnn Lateinischer Deutzcher Vnnd wendischer Sprachenn dem Erenntvhesten Achtbaren Vnd wolerfarenen Herrenn Leonuhardo Fürmeussern Zum Thurnn Khurf. Brandenburgischen Leybes Medico Zum Berlien, Meinem grosgunstigenHern,patronen Vnnd mechtigennfürderern vorehret Vndt Zugeschrieben durch M. Albinum Mollerum Straupicensem Lusatium anno 1582. Ein leider nicht immer einwandfreier Abdruck dieser Kräuternamen befindet sich in den Veröffentlichungen der Maöica Serbska, ÖMS 1866, S. 4 1 3 - 4 6 1 .
I. Das Werk und sein Herausgeber
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ist 84 Jahre alt und treibt davon bereits 57 Jahre astronomische Studien. Mollers Geburtsjahr wäre demnach 1542. Dem gegenüber steht jedoch eine Mitteilung aus einem „Sammelwerk über 500 gelehrte Gubener", zusammengestellt 1729 von einem gewissen J. G. Stephani aus Guben1). Hier wird berichtet, daß M. Albinus Mollerus aus Straupitz 1551 geboren wurde, und daß er hin und wieder Prediger, zuletzt in Calau gewesen sei. Moller soll nach der gleichen Quelle 1618 in Altdöbern N-L. gestorben sein. Sein Schüler Johann Fischbach hat dann angeblich auch nach Möllers Tode dessen Kalender, die sein Bildnis zeigen, bis 1628 unter Mollers Namen fortgesetzt. Eine genaue Überprüfung der in dieser Arbeit gemachten Angaben ist heute leider nicht mehr möglich, da während des letzten Krieges sämtliche Archivmaterialien in der Stadt Guben vernichtet worden sind. Doch scheinen mir Stephanis Angaben im Falle Moller ohnedies kaum den Tatsachen zu entsprechen. Es ist nämlich nicht glaubhaft, daß Moller zweimal sein Alter falsch angegeben hätte. Unwahrscheinlich wäre übrigens ja auch schon die Tatsache, daß Moller seine Übersetzung demnach bereits mit 22 Jahren vollendet hätte. Er dürfte zu dieser Zeit kaum sein Studium abgeschlossen haben. In dem von ihm 1573/74 veröffentlichten sorbischen Gesangbuch und Katechismus bezeichnet er sich aber bereits eindeutig als „Astronomiae Cultorem et Ecclesiae Pastorem". Die Jahreszahl 1551 als Mollers Geburtsjahr dürfte deshalb auf einem Irrtum von Stephani beruhen. Auch das Sterbedatum 1618 kann nicht den Tatsachen entsprechen, denn in der 1626 veröffentlichten Schrift findet sich noch die Altersangaben des Verfassers. Er war damals 84 Jahre alt. Sein Schüler Johann Fischbach würde aber nach Mollers Tode wohl kaum noch Angaben über Mollers Alter gemacht haben. Das einzige heute bekannte Exemplar des Mollerschen Gesangbuchs und Katechismus befindet sich in der Bücherei des Institutes für sorbische Volksforschung in Bautzen. Diesem wurde es im Jahre 1952 von Herrn Lehrer Jan MöSkank aus Cannewitz bei Kamenz übergeben. Herr Meskank arbeitete bis zum Jahre 1937 ehrenamtlich als Custos am damaligen sorbischen Museum in Bautzen, wo auch Mollers Sprachdenkmal aufbewahrt wurde. Als die Faschisten im Jahre 1937 darangingen, auch diese sorbische Kulturstätte zu liquidieren, nahm Herr Meskank diese für die niedersorbische Sprachgeschichte so wichtige Schrift an sich und verwahrte sie bis zum Jahre 1952 bei sich. Wie auf der zweiten Umschlagseite zu lesen ist, schenkte dem sorbischenMuseuni dieses Exemplar der sorbische Wissenschaftler und Patriot Dr. Arnost Muka: „Arnost Muka kupil leta 1900 wot knjez fararja Tesnarja w Nydej a do Serbskeho muzeja daril na dnju swojich 68. narodninow 10. merca 1927". 1 ) Vgl. Hugo Jentseh, Aus J. G. Stephanis Sammelwerk über 500 gelehrte Gubener, Niederlausitzer Mitteilungen, Band III, 1894, S. 260.
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I. Das Werk und sein Herausgeber
Ein zweites Exemplar unserer Schrift befand sich früher in der Panachschen Bibliothek (Ponichowa knihownja) der Michaeliskirche zu Bautzen. Dieses Exemplar benutzte bei der erstmaligen ausführlichen Beschreibung des Denkmals auch K. A. Jenö im ÖMS aus dem Jahre 1858. Wie jedoch 1924 Ernst Mucke in einem Aufsatz über die Mollersche Schrift1) berichtet, hat sich diesen Möller 1875 der bekannte Slawist August Leskien nach Leipzig ausgeliehen. Doch kehrte Moller II auch nach Leskiens Tode nicht mehr in die Panachsche Bibliothek zurück. *) ArnoSt Muka, Mollerowy delnjoserbski katechismus, in: Luiica, Nr. 3, 39, Jg. 1924.
II. DIE ORTHOGRAPHIE DES ALBIN MOLLER Vorbemerkung Vergleicht man die Orthographie dieses Druckes mit denen anderer alter niedersorbischer Schriften wie Jakubica, Tharaeus oder dem Wolfenbütteler Psalter, so ist unschwer festzustellen, daß Albinus Moller das unvollendetste und inkonsequenteste System präsentiert. Während man bei Jakubica und Tharaeus schon gute Ansätze, im Wolfenbütteler Psalter bereits ein für jene Zeit erstaunlich entwickeltes orthographisches System vorfindet, bietet uns Moller in dieser Hinsicht nur wenig, ja fast gar nichts. Mollers Sprachbeobachtungen sind sehr flüchtig, und die Wiedergabe des Sprachmaterials ist oft ungenau und oberflächlich. Es ist auch nicht anzunehmen, daß Moller bereits andere slawische orthographische Systeme kannte. Slawische Laute werden mit Hilfe von aus dem Deutschen entlehnten Buchstaben und Buchstabenkombinationen, die in der deutschen Sprache den slawischen ähnliche Laute bezeichnen, wiedergegeben. Der Verfasser kennt dabei jedoch keinerlei Eegeln und verwendet die zu jener Zeit gebräuchlichen deutschen Schriftzeichen fast wahllos. Erst bei eingehender Betrachtung lassen sich gewisse Ansätze eines Systems ablesen. So erscheinen die Laute i, y, e ohne jegliche Konsequenz als ie, y, y, ye oder i. Das Nebeneinander von y, y ist lediglich graphischer Natur und entspricht keinen wirklich lautlichen Nuancen, vgl. Syiiy 46 r, 20; Sijßi 16 r, 14; rfyniia 43 r, 3; Schynia 39 r, 18. Für y erscheint sogar noch oft die ältere Ligatur ij, z. B. bijlo 122 r, 17; Sijnna 121 v, 15. Den ; gethorn 13 r, 10 (ke torn); wobrubg 106 r, 13, gdobrofche D a t . Sg. 20 r, 26; gtey k 140 r, 12; Sgobodnich 120 r, 24; proig 92 v, 16; 97 v, 95 gtyrn 33 r, 4 usw.
Darüber hinaus steht oft gk für etym. k, z. B. Samgk 44 r, 7; Statgk 25 v, 27; ikufgkamy
Instr. PI. 30 r, 10; wubytgk
91 r, 24; dobietgk
102 r, 6 usw. Einige
Male steht auch c für k, z. B. placaHcho Impf. 3. Sg. 23 v, 18; scurky Nom. PI. 101 r, 1; Creaturi Nom. PI. 11 r, 8; Jacub 27 r, 18. Die Verwendung des c dürfte
unter Einfluß des Lateinischen erfolgt sein. Die slawische Lautverbindung kw schreibt Moller als qu, z. B. Quytkij Nom. PI. 83 v, 8, einmal als normales kw in Kwytg
78 v, 14.
Wiedergabe des g als g: Goytz 79 v, 8; Grosba 27 r, 5 usw. k für etym. g weist krofine Adv. 104 v, 15 auf. Einmal steht auch ch für g in Hychnu 3. Sg. Präs.
16
II. Die Orthographie des Albin Moller
115 r, 7 ns. segnus. Die slawische Lautverbindung gw erscheint wiederum überwiegend als qu, z. B. Quyffdow 78 r, 17; Quyffda 78 r, 15 usw. Einmal steht gw in za gwyfdu 24 v, 13. s und die Lautverbindungen st, sk, sp und sc, sc Das slawische stimmlose s wird überwiegend als /, / / geschrieben, z. B. f: Syhny feh Imp. 2. Sg. 46 r, 11 zu *sednpti se; neffll 29 r, 6; fe fpudoba 3. Sg. Präs. 13 r, 6; fpomenay Imp. 2. Sg. 90, v, 10; 94 v, 6; wobfydnuff K 9 r, 13 usw. f f : pyffano Adj. 112 v, 18; p f f o f f y m y 1. PI. Präs. 131 4, 17; 133 v, 23; 132 r, 9; 130 v, 10; 128 v, 21; 124 v, 10; 15 v, 16; 32 v, 1; p f o f f y 3. Sg. Präs. K 9 v, 18, 17 v, 24; pfoffifch K 10 r, 1; Pfoffitey 3. Dual. Präs. K 12 v, 8; p f o f f y f f o Imp. 2. PI. 69 r, 18; p f o f f y f c h 9 v, 6 usw. f f u 127 v, 25; K 9 r, 9; poffla 48 r, 14 Gt. Sg. zu *poszh>; ponaffo 88 r, 11 (ns. njasc); poduffifch 102 v, 6; f f y 2. Sg. Präs. 115 v, 17; wyff 2. Sg. Präs. 134 r, 5; wyß 98 v, 24; wieff 114 v, 10; 127 v, 18; 134r, 23; K 7 v , 22; K 6 v, 24; K 7 v, 2 2 Ps. Sg. zu *vedeti. Schwierig ist es bei ves, da Moller diese Form auch einmal mit ich schreibt, wyfch 96 r, 5. Doch kann hier die Schreibung f f , ßljfch durchaus zwei verschiedenen Lauten, nämlich s//s, entsprechen. In der niedersorbischen Sprache des 16. und 17. Jahrhunderts bestanden die Formen wes//wes nebeneinander, vgl. W. Ps. wehf 40, 10, 139, 2; Hauptmann, Grammatik (1761) iiewes. S. 297; Tharaeus (1610) nur wes (M. Gr. S. 602). An dritter Stelle steht die Schreibung von fch für ns. s, z. B. fchu 3. PI. Präs. 30 r, 3; 44 r, 23; fchy 2. Sg. Präs. 94 v, 17; f c h l y f f y f f o 2. PI. Präs. K 9 r , 5; fchlufiel 16 r, 13; Schlowo 35 r, 11; 34 v, 6; fchwietie Adj. 11 v, 19; fchmy 1. PI. Präs. 114 r, 12; 30 v, 24; ffchlubiel 112 v, 15; 111 v, 10; fchwyßy 3. Sg. Präs. 122 v, 11; fchmeyoff 2. Sg. Präs. K 2 r, 17; fchromoffachu Impf. 3. PI. 36 r, 13; Schreffe Adv. 117 r, 12; 117 v, 1; fafchlufiel 41 r, 4; Schnyg 72 v, 16; fchmano 88 v, 13 3. Sg. zu *smagnQti und nur fynfch Adv. 129 v, 20 mit fch für s am Wortende. Bemerkenswert ist, daß fch für s überwiegend nur am Anfang des Wortes, und zwar vor den Konsonanten m, n, l, r, w steht. I n den Polabischen Aufzeichnungen (vgl. Trubetzkoy, Polabische Studien) wird s, z vor l, m, n, v ebenfalls regelmäßig durch seh, bezeichnet. Wie Trubetzkoy nachweist, handelt es sich hier um Einfluß solcher niederdeutscher Dialekte, in denen vor den genannten Konsonanten s in s übergegangen war (vgl. auch A. Lasch, Mittelniederdeutsche Grammatik, Halle 1914, S. 173). Bei Moller dürfte es sich dagegen lediglich um graphische Nachahmung der im 16. Jahrhundert im nordwestlichen Niederdeutschen bekannten Gewohnheit handeln, s vor n, m, l, v als sch zu bezeichnen.
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Wiedergabe der einzelnen Laute
Vereinzelt finden sich noch ß, ffch und s für ns. s, z. B. ßlußo 2. PI. Imp. 62 v, 8; naß 19 v , 2 1 ; 12 v, 21; fcheenß Adv. 126 r, 6; 88 v, 10; ßylne Adv. 115 v, 6; zaß 118 v, 9; wuffchweffy I m p . 2. Sg. 52 v, 7; weffeliff 42 r, 7; pMchimy 1.-PI. Präs. 25 r, 20; 20 v, 3; pfysla 27 r, 16; ßeens Adv. 126 r, 2 3 ; Seens Adv. 110 r, 23.
st: Diese Lautverbindung schreibt Moller konsequent nur als ft, z. B. Itworiel K 15 v, 10; fe ftrohfe 3. PI. Präs. 105 v, 18; Stawane 41 v, 15. Ob deshalb auch bei der Aorist-Endung (pokfyftey
106 r, 17; woyowaftey
40 r, 11 usw.) der 2. PI.
und 2. und 3. Dual, noch die ursprüngliche Endung des Aorist -sie gegenüber neuem sorb. -sie gemeint ist, wie E. Mucke Gr. S. 510 annimmt, läßt sich nur schwerlich sagen, da Moller z. B. auch die Verbindung sk als ik wiedergibt, z. B. Peluiky
N o m . PI. 17 v, 20; Bremefko
23 v, 13 usw.
sä;: Auch hier überwiegt die /¿-Schreibung, z. B. fkafyl 45 v, 10; fkonzowano 33 v, 17; fkryfcho
Aor. 3. Sg. 35 r, 5 ; fpomena
2. Sg. Präs. 11 r, 1;
fpretkowa
Aor. 2. Sg. 51 v, 12; 32 r, 7. sc: Die Lautverbindung sc erscheint nur als ß oder als deren graphische Nebenform f z , z. B. kuß K 130 v, 17; Staroß 129 v, 18; mudroß 107 v, 1; gyß 96 v, 2 3 ; leeß 25 v, 23; Dwanaßo 8 4 v, 19; kfyfzyan 89 r, 16; zehne 34 r, 7; wokotzelego K 10 r, 7; we . . . Puffzyne 130 r, 5 ; wotfzefky 73 r, 3 ; [flöte 27 r, 5 ; weheiz K 1 v,
9 usw. sc: Diese Lautverbindung erscheint als ß oder fz, z. B. neffzynu 1. Sg. Präs. 126 v , 3; ßynifch
112 r, 7; ßyny
Imp. 2. Sg. 113 r, 17 usw. 2
Die dentale Spirans z erscheint als f , f f , bisweilen als fch und nur einige Male als ß. f : Semu Acc. Sg. 27 r, 6; nahfemy 26 v, 9; we . . . Sehmy 14 r, 25, vgl. zemja — Erde; fgonychu 18 v, 18; fgotowafch 110 v, 8; rofpomenafch 110 v, 8; pufnall 38 r, 6; f b u f f y Imp. 2. Sg. 63 r, 2 ; wyfowy 92 v, 5 Adj. zu *v?z* „ U l m e " ; fachopena Gt. Sg. 11 v, 5 ; Taufintou Gt. PI. 63 r, 3. f f : roffwutzy Imp. 2. Sg. 51 r, 10; na droffe 107 v, 6; pokaffafch 91 v, 6; knyff
134 r, 23; weffmo 3. Sg. Präs. 45 r, 4 usw.
Auch das /cA-Zeichen bezeichnet einige Male z. Es steht jedoch auch hier wie schon bei s fast nur am Anfang des Wortes, z. B. fchnaiotey 3. Dual. Präs. 13 r, 14; fchwyffall K 13 r, 8 ; fchwygnuff K ö r , 2 4 ; fchwarnuy 124 v, 19; fchnayoff 108 r, 13; fchiawiell 100 r, 21; fchwyga 3. P. Sg. 88 v, 24; fchwyn fe Imp. 2. Sg. 188 r, 13 zu ns. zwignus = heben; fchiawiell 100r, 21; fchema 105 v, 3.
Nur einmal steht fch am Ende des Wortes in rafch 26 v, 21. Weiter findet sich noch vereinzelt die Schreibung ß und s, z. B. ßlamy Imp. 2. Sg. 126 r, 19; to szele K 15 r, 2 *zelbje; 2 Schuster, Lautlehre
ßabiff
67 r, 17; nur ß für s h a t ßle
18
II. Die Orthographie des Albin Moller
= schlecht; na ßlem puiffu 62 v, 12 zu ztlo usw. Das s-Zeichen für den z-Laut steht in pffes 96 r, 7, 10; 17 r, 14 usw. Bemerkenswert ist die Vertretung des etym. z durch die Verbindungen dtf/dif in dem Wort zemja; z . B . wod dfeme 96r, 9; K 8 v ; K l l v , 3; 116r, 24; 134 v, 7. Das d vor z dürfte in diesem Falle auf einer Verwischung der Wortgrenze zwischen Präposition und Grundwort beruhen. Beim Sprechen wurde nicht wod zemje, sondern wod dzemje, mit Übertragung der d-Artikulation zum Grundwort, abgeteilt, vergleiche die gleiche Erscheinung in pfyd twogych 107 r, 7 und wedh Dffych 58 r, 14. Das nach Auffassung des Schreibers mit dz anlautende zemja wurde in diesem Falle entsprechend einer Affrikate als d f / l d f f bezeichnet. Etymologisch unbegründetes d steht weiter oft nach der Präposition na,, z. B. i n N a d f e m y ( i ) K 2 r, 17; 105 v, 11,19, 24; 88 v, 4; 68 v, 6; 94 r, 8; 70v, 17; 82 r, 16; 84 v, 4; dazu nadfemi 99 r, 5. Nur zweimal steht Nahfemu Acc. Sg. 33 v, 7; nahtemy Lok. Sg. 26 v, 9. I n diesen Fällen dürfte es sich wiederum um eine Verwechslung der beiden Präpositionen nad/lna handeln, vergleiche auch die falschen Präpositionen in Nadkffytzy Lok. Sg. k 7 r, 23 und Nadffmerffy Lok. Sg. 98 r, 18 neben naffmerffy Lok. Sg. 40 4, 2 oder nadtwoyom puhlu K 15 r, 3. Bezeichnend ist besonders die Worttrennung Nad-femy K 2, 17, die klar besagt,, daß der Verfasser hier die Präposition nad mit na verwechselt hat. Die Schreibungen Dfema K 1 5 r , 6; dfehmy Dat. Sg. 115 r, 2; 113 r, 17; dfeme Gt. Sg. K 11 v, 3 und wotey Dfehme 116 r, 27 wären dann nur eine graphische Anlehnung an wod dfeme und Nad iemy. Sonst erscheint gewöhnlich Sehma 105 v, 5; tue . . . Sehmy 17 r, 25; dollerne Gt. Sg. 98 r, 20; Memy Dat. Sg. 95 r, 7; 116 r, 24; K 15, 6. Außer in zemja verwendet Moller für etym. z die Zeichen d f / l d f f noch zweimal in wodwydffafch K 6 v, 12 (ns. wotwezas) und dfeleffnym 62 v, 3 Adj. Instr. Sg. (vgl. ns. zelezny zu *zelezo). Die Anwendung der ¿/-//¿//-Zeichen ist in den letzten beiden Beispielen lautlich nicht begründet und dürfte lediglich eine graphische Anlehnung an solche auch lautlich begründeten Oppositionen wie f u d f f i f c h 124 r, 20, fuyfiß 46 v, 5 sein.
s Das ns. s erscheint in der Mehrzahl als deutsches ich und f f ; als fck: We . . . fchofte(y) 36 r, 9 Adj. Lok. f. zu *sestz>, fchudy Adv. 105 r, 15; fcha 71 v, 18; fchyckno 66 v, 19; 25 r, 7; fchak 19 r, 9; Sehen 66 r, 3 *vbsbnb; 33 v, 12; bufofeh, 2. Sg. Präs. 11 r, 3; lypfche Adj. Komp. 25 v, 24; Schlachta 103 r, 13 usw.;. als f f : Tha Sfofta K 2 r, 21; wyffey 73 v, 18 Komp. zu *vysokz>, naffa 71 v, 1 8 ; p f o f f u 1. Sg. Präs. 92 r, 18; weuffei 111 v, 11; l y p f f e 97 v, 1; daffo Impf. 3. Sg. 97 v, 1; byffo Impf. 3. Sg. 97 r, 23 usw.
19
Wiedergabe der einzelnen Laute
Seltener ist die Schreibung / oder ffch; z . B . feeß 25 v, 13 *§estb-, Gryfnieckou Gt. PI. 33 r, 16; fckudne Adj. 105 r, 1; fyckno 69 v, 6; Bremefko 23 v, 13; PeMky Äcc. PI. 18 r, 19; 17 v, 20; wyffchey Adj. K o m p . 46 v, 18; 46 v, 19;
waffche 20 v, 12; naffchogo 13 v, 13 usw. Einige Male steht auch ß für s, z.B. nefabydnoß
2. Sg. Präs. 74 r, 12; Ichwamuyoß
2. Sg. Präs. 74 r, 13;
powyßa
3. Sg. Präs. 47 r, 2 -Jfwyßon Partie. Prät. Pass. 46r, 18; pomogaß 2. Sg.Präs. l l r , 2.
Die überwiegende Schreibweise ist feh, f f , f; z. B. fchedne Adj. 46 r, 23; 129 v, 18; bofchu Adj. Acc. f. 11 v. 15; polofehon Partie. Prät. Pass. 17 r, 13; Schognowane K ö r , 1; ponifchnych Adj. Gt. PI. 12 r, 23; Schywenu Lok. Sg. 122 v, 3 ; bofehe Adj. 44 r, 24; Scharenym Instr. Sg. 131 v, 16; Schryffym a fchraffym
Instr. Sg. 122 v, 3; pomosch Imp. 2. Sg. 109 v, 15; 121 v, 9; 118 r, 14 usw. f f : faffeni
Imp. 2. Sg. 126 r, 25; thuffis
fe 95 v, 18, 19; Bloffko
A d v . 57 v, 11 zu
*bolzbko; fciiffara/TPron.Acc. S g . f . 4 4 r , 20; laffku Adj. Acc. f.; 91 v, 19; 8 9 r , 22; Wehffe Gt. Sg. K 2 v, 6 ; Keyfforu Lok. Sg. 134 v, 3; Knyffo Voc. Sg. 106 v, 20; Muff 104 v, 3; namoffomy 1. PI. Präs. 69 v, 19; pokaffo 3. Sg. 103 r, 9 usw. f : ponyfne A d v . 32 r, 4 ; fahlofne Adv. 26 v, 17; blofku Adv. 12 r, 12; wufytne Adj. 21 r, 4 ; kufdi 15 v, 2 ; 18 v, 10; fbufni Adj. 11 v, 2 ; Sydoyfkey Adj. Lok. Sg. f. 17 r, 25; Bufeiftwo 10 r, 19; S y f f e 97 r, 21 *zidbje; Surli 10 r, 10 Lok. zu ns. zurla; dfaffcho 36 r, 22 3. Ps. Impf, zu *deti.
Einige Male steht auch für z ß/j fz: fzywyrn Adj. Dat. PI. 82 r, 14; Szywene K 2 r, 17; Szenfzynu Acc. Sg. K 15 r, 15; Szona 86 r, 14; ßywy Sarß fe 93 v, 15 Imp. 2. Sg.; feh knyßyla 42 r, 15.
Adj. 107 r, 2 ;
Lautlich unbegründet ist die Schreibung dff für z in fadffeny 127 v, 5 Imp. 2. Sg. zu *gr>nati, neben faffenofeh
2. Sg. Präs. 127 r, 4 ; wuffen
Imp. 2. Sg.
127 r, 11 usw. Doch findet sich nach dem Präfix za auch ein dinfadkfyfch 107 v, 20. Die Lautverbindung zc schreibt Moller als ßjfz, z. B. Lafze Adv. 89 v, 4; fchyße
Adv. 126 r, 16; 89 r, "1 zu *tfzbki>. ¿(6)
Die Wiedergabe der Spirans s erfolgt bei Moller überwiegend durch f f , fch, z. B. dfeffeye Adj. Gt. Sg. 36 r, 1; Syfche 23 r, 14; pyeff N u m . K 1 v, 22; drogoff 68 v, 13; wodmyffu Dat. Sg. K 10 r, 17; p f f e l a f f y m Instr. Sg. 131 v, 20; P u f f naffe 42 v, 21; M y f f e K 14 r, 10; w y f f e f f 126 v, 9; pyfch 26 r, 2; fchamne 119 r, 19 A d v . zu *tbmbnz>; fchyfze Adv. 33 v, 16; fehy Pron. D a t . 35 r, 6; Schylo 67 v, 8 ; feh buifcho 27 r, 12; 30 r, 19; Scherpene 31 r, 6; Schmie 126 v, 22 Lok- zu *tbma; Stwurefchel 25 v, 7; Ryfchar 10 r, 12; powedafch 105 v, 13; wobroffifch
122 r, 5 usw. 2
20
II. Die Orthographie des Albin Moller
Ähnlich wie bei z bedient sich Moller auch hier oft des ß (Zz)-Zeichens. Dabei ist auffallend, daß der Verfasser dieses Schriftzeichen sonst eigentlich konsequent nur für die Lautverbindungen sc, sc, sc, zc anwendet, z. B. zeßecy Partie. Präs. Akt. 119 v, 2; poßel Imp. 2. Sg. 35r, 17; pußony Partie. Prät.Pass. 36 r, 20; kuß K 13 v, 17; w Pufzyne 130 r, 5; we . . . DHoyaßy 23 v, 19; Deeß 111 r, 6; PerSzene Nom. PI. K 9 r , 15; ßockle Adj. 30 r, 3; pufziieh 120 v, 18; ßypony 62 r, 17 Partie. Prät. Pass. zu *scepiti. I n den Beispielen wyiie 122 v, 22 Adv. zu *vestr>; kuif 120 v, 13 zu *koitb erscheint sc als//. Einmal steht für sc auch df in dieiku Acc. Sg. 75 v, 1 zu *stbibka mit Metathesis des Verschlußelements. Bei den Spiranten z, z, s, s ist die Verwendung des /J-Zeichens bedeutend seltener als bei S, z. Es ist daher wahrscheinlich, daß das /?(/z)-Zeichen in vielen Fällen auch hier noch die ältere Affrikate c bezeichnen soll (vgl. Abschnitt über *f S. 72ff.). I n den nachstehenden Beispielen erscheinen sogar die Zeichen di, z und tz für modernes ns. s, z. B. dfychnull Partie. Prät. Akt. II. 29 v, 10 zu *tfgngti; tpuzieich 11 r, 3, vgl. ns. spösis „fasten"; Se tzylom Instr. Sg. K 13 v, 13, die in diesen Fällen nur die Affrikate c vertreten konnten. Weniger zahlreich ist die Verwendung der /-, lieh-, s-Zeichen, z. B. fyiicke Adj. 127 v, 5; Schlachte Dat. Sg. 12 v, 8; poffchloffchoni 18 r, 16; Mafferenynem 20 r, 16 Adj. Poss. zu *mati; Daifchi Konj. 19r, 7; tha Zelas K ö r , 23; Stoyas 94r, 15; poiires 107 v, 23; ikufies 19 v, 10; wufftas 54 r, 16; 109 r, 10; wufftas 54 r, 16; 109r, 10; pulepfas 94v, 13; weifes K 9 v , 15; wumres 114 v, 4; whumres 113v, 3.
n?) I n der Sprache Albin Mollers hat sich bereits die aus der Affrikate $ entstandene Spirans z — ähnlich wie bei s — in der überwiegenden Mehrzahl durchgesetzt. Sie wird Mollers ungenauer Orthographie entsprechend auf mannigfache Weise wiedergegeben: a) als / : /o//e// 65 v, 16 zu *des$tb; Synß Adv. 88 v, 10; Syfche 23 r, 14; Seweta Adj. 36 r, 4; tylom Instr. Sg. 86 r, 13; b) als / / : gromaife 8 8 r , 7 Adv.; wewolfe Lok. Sg. 88 v, 5 zu *voda; Schreite 117 r, 12 Adv.; 17 v, 1; Twarffe Adv. 97 v, 20; buffo 3. Sg. Präs. 124r, 23; ifyllo 130 r, 12; Tha Nafieya 77 v, 4; Pifywoffe Lok. Sg. 79 v, 4; fkuffifch 92 r, 2; payiiog Aor. 1. Sg. 130 r, 12; lulte Voc. 98 r, 23; c) als ich: Jenichela 43 r, 17 Gt. Sg.; Sehens Adv. 33 v, 5; foheenß Adv. 126 r, 6; narolchon Partie. Prät. Pass. 17 r, 19; Schylo 19 r, 3; Schieckowanu Dat. Sg. 5 4 r , 17; piiekhi 11 v, 15 Imp. 2. Sg.; wyiehe 29 v, 5 3 PI. zu *videti; d) als s, ss:fchrees Adv. 18 r, 9; wehss Imp. 2. Sg. 112 v, 3 zu vedeti. I n einer größeren Anzahl von Fällen wird modernes ns. z wiederum durch di, dii bezeichnet, z. B.:
Wiedergabe der einzelnen Laute
21
¿Mietern Adj. Lok. Sg. K 10 v, 12; f a . . . dfaffettmy K 8 r, 11; the d f i a f f e f f K r , 2; Dffeffeta K 2 v, 7; Tho Dfeffette K 7 v, 1; zu *des$tz>. Tha Dfewetta K 2 v, 4; Tho Diewete K 7 r, 24; zu devqtz. Wudffe 128 r, 6 Lok. Sg., we . . . Nadtfey K 10 v, 4; na weydffe 128 r, 5; Stym Diiyckom 130 r, 19; Dtykom Instr. Sg. 124 v, 5; dfarfF Imp. 2. Sg. 137 v, 8; diartty Imp. 2. Sg. 134 v, 11; ludlie Nom. PI. 126 r, 7; Dihury Nom. PI. 129 v, 19; bludffimy 1. PI. Präs. 126 v, 20. Fast ausnahmslos erscheint d f / l d f i in su(j) zis, z. B. iudfiich K 11 v, 10; 25 r, 8; indiiytch 135 r, 6; iudHyli K 3 r, 10; iudififch 124 r, 10; 119 v, 14, 10; iudifony Partie. Prät. Pass. 104 v, 17; nur zweimal tußiff 62 r, 17; fuyfiß 46 v, 5. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch die Schreibung zeen d notz 93, zywy (ns. ziwy) 228 in Mollers Kräuterverzeichnis aus dem Jahre 1582. Der Verfasser kann mit diesen graphischen Zeichen nur die ältere Affrikate j gemeint haben (vgl. Abschnitt über *d S. 72ff.). Außerdem wird der dem modernen ns. z entsprechende Laut auch hier oft durch ß ( f z ) bezeichnet, z. B. ßynlch 129 v, 20; ßeens Adv. 126 r, 23; Szens Adv. 110 r, 23; gromaße Adv. 51 r, 10; [zyntMiky Szeen K 9 r, 8; Szylo 134 r, 22; 133 v, 2; ManßeUtwo 66 r, 21; ßarffaich 114 v, 17; 66 r, 27; 80 r, 40; ftaßo Aor. 3. Sg. 67 v, 22; nheweße 3. PI. Präs. 34 v, 11; bußo 3. Sg. Präs. 16 v, 9 usw. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß auch in diesen Fällen noch oft die Affrikate £ gemeint ist. Vergleiche in diesem Zusammenhang ebenfalls die Wiedergabe der Lautverbindungen z§, zc; z. B.: roizely Imp. 2. Sg. 82 r, 7; roßely Imp. 2. Sg. 112 v, 7; roßellone Partie. Prät. Pass. 99 r, 2; roizerayu 29 v, 19; 107 v, 12; roßelony Partie. Prät. Pass. 59 r, 6; bilzo Imp. 2. PI. 90 r, 17 (byzco) usw. c Das c wird nach deutschem Vorbild in der Regel als tz oder z geschrieben, z. B. lafchetzi Partie. Präs. Akt. 18 v, 20; gronetzy Partie. Präs. Akt. 14 v, 21; notzo 3 .Sg. Präs. 87 r, 19; Fe wodretz 125 r, 1; meltzy Partie. Präs. Akt. K 12 v, 12; pomotz 132 r, 28; zomy 1. PI. Präs. 42 v, 22; 9 r, 10; wodftarziieh 125 r, 18; wutzbu Acc. Sg. 134 r, 12; zeßony Partie. Prät. Pass. 130 r, 18; Szerkou Gt. PI. 120 v, 17; Szefzu Instr, Sg. 11 r, 4 usw. Zweimal erscheint anstatt des c ein ß: ßakamy 1. PI. Präs. 112 v, 6; na ßole K 9 v, 6. Ungewöhnlich ist die Vertretung des c in MeHzy 62 v, 23 *fc& ebsti; molfe Gt. Sg. zu *mogtb 122 v, 4; ßakamy 1. PI. Präs. 112 v, 6 zu *cakati und in nahfzole K 9 v, 5 zu *celo. Mit ß werden auch die Lautverbindungen sc, zc, sc und sc bezeichnet, z. B. sc: neiizynu 1. Sg. Präs. 126 v, 3; ßyniieh 112 r, 7; ßyny Imp. 2. Sg. 113 r, 17. zc: ichyße Adv. 126 r, 16; 89 r, 1. sc: wuß 27 r, 24; 20 r, 20; wofzam Dat. PI. 12 v, 8, 23; wufzaAcc. ZU
*0tbCb.
Sg. 10 v, 1
22
II. Die Orthographie des Albin Moller ) Slawisches j wird durch den Verfasser als g, i oder y wiedergegeben. Beispiele:
a) g: gych 108 r, 1; gyma K 12 v, 10, 13 Gt. PL, Dat. Dual, zu ns. wön; gyß 96 r, 23; Twogiech 10 v, 18; wuttlyffyg Imp. 2. Sg. 69 v, 6. b) i: Twoiog 11 v, 20; twoieie 21 v, 6; ne.ity 2. Sg. Präs. 29 r, 4; beiine. Adv. 27 r, 13; fatteiu 70 v, 9; ieyu Gt. Dual. K 13 r, 16; iom Dat. Sg. 11 r, 2; iog Gt. Sg. 11 r, 3 zu ns. wön. c) y: Moya 12 r, 7; wohney 106r, 15; yen 124r, 9; fpomenay Imp. 2. Sg. 90 v, 10; Sgoway Imp. 2. Sg. 125 r, 19; dheyel 17 r, 22; wotfchey 91 v, 13; kwofzoy Dat. Sg. 10 r, 14; wobdayo 3. Sg. Präs. 114 r, 7. Nur ganz vereinzelt erscheint das eigentliche ^'-Zeichen, z. B. jadno 14 r, 8. A Das A-Zeichen wird durch den Schreiber überwiegend nach deutschem Beispiel zur Bezeichnung der Dehnung angewandt, z . B . guhre Adv. 9 v , 8; 12 r, 23; nohwe Adj. 10 r, 22; we klyhne 70 r, 20 usw. Daneben steht h auch öfters nach t. Das dürfte eine Nachahmung der deutschen Manier, t als th zu schreiben, sein, z . B . nathu Pron. Acc. 12 r, 10; Thy 11 r, 5; Thuffnym Adj. Dat. PI. 132 r, 27; na thym K 9 v, 9. Einige Male wird es noch zur Bezeichnung des Aspirationsvorschlages bei vokalisch anlautenden Wörtern verwandt, z. B. humogl Partie. Prät. Akt. II. 35 v, 8 und hyff 90 v, 13; 91 r, 7; hysch 17 v, 24. In whumotz 72 r, 20, whumerafch 112 v, 22, whumrell 67 v, 21 soll das A-Zeichen die sich bereits dem h nähernde Nuance des tü-Lautes anzeigen. ch Slawisches ch wird in unserer Schrift überwiegend als g bzw. gh wiedergegeben. Das ¡/-Zeichen wird dabei meistens am Wortanfang angewandt. Es folgt das cA-Zeichen. Nur einmal steht für ch ein A-Zeichen. Beispiele: a) g: Guroßu Instr. Sg. 15 v, 15; Gyffiit 62 r, 03 *chytiti; Sgoway Imp. 2. 125 r, 19; Gudym Adj. Dat. PI. 120 v, 12; Gudles 23 v, 23; Gto Pron. 26 v, fgowane 68 v, 17; wuyffog Aor. 1. Sg. 124 v, 3; payfiog Aor. 1 Sg. 81 v, pfygodnu a lagodnu Adj. f. Acc. 55 r, 17; Sagopill 77 v, 22; fgowatch 117 v,
Sg. 15; 14; 21.
b) gh: ghopy 3. Sg. Präs. 51 v, 16; Ghudymy Adj. Instr. PI. 57 v, 18; thu ghylu Acc. Sg. 119 r, 8; ghopu 1 Sg. Präs. 112 r, 16; Ghudeg Adj. Gt. Sg. 47 r, 2 usw. c) ch: chylu Acc. Sg. 11 r, 3; wobehadafeh 31 r, 7; chawttaye Partie. Prät. Akt. 43 r, 14; chwalyl 118 v, 14. Einmal hwalbu Acc. Sg. 19 v, 17; chwalba 18 v, 11; chwaliff 41 v, 20; /e pochilaH K 14 v, 16; pHychodne Adj. PI. K 10 r, 12; usw.
Das Zusammenschreiben von Wörtern und die Silbentrennung
23
Die Verwendung der g-, ^A-Zeichen für den velaren Reibelaut ist wiederum der deutschen Graphik entnommen. Auf einem großen Teil des frühneuhochdeutschen Gebietes wurden nämlich die Zeichen auf gleiche Weise für den palatalen oder velaren Reibelaut angewandt (vgl. Moser, Frühneuhochdeutsche Grammatik S. 32, S. 150).
w, iv, f a) w erscheint als w oder u. Weiches w wird nicht von hartem w unterschieden, es erscheint wie dieses als w bzw. u. Beispiele: Kwytgk 92 v, 1; fchwytego Adj.
Gt. Sg. K 3 v, 11; welgy Adv. 92 r, 15; wuß 27 r, 24; DUawy Nom. PI. 83 v, 7; wydil83 v, 9; wedtwoiei 11 r, 15 Adj. Lok. Sg.; wuth 19 v, 4; Tatanou Acc. PI. 46 v, 5; Squytkamy Instr. PI. 44r, 23; Ruckou 11 r, 6 Gt. PL; Souky 12 r, 11 Gt. Sg.; Kufzou Gt. PI. K 13 v, 17 usw. b) Das dem Sorbischen ursprünglich fremde / wird wie im Deutschen ge-
schrieben, z. B. falfchne Adv. 102 v, 8; FaUchne Adj. 118 v, 16; Stroffu Acc. Sg. 30 v, 23; Fromny Adj. 109 r, 11; frilfney 128 v, 6 Adj. Lok. f. usw. Dieser Laut erscheint lediglich in Lehn- bzw. Fremdwörtern.
Das Zusammenschreiben von Wörtern und die Silbentrennung Die Präpositionen werden bei Moller oft mit dem Grundwort zu einem Wort zusammengefügt. Dabei besteht jedoch keinerlei Regel, und es handelt sich lediglich um eine individuelle Schreibweise des Verfassers, der die als Proklitika erscheinenden Präpositionen oft nicht vom Grundwort unter-
schied, z. B. Napoly Lok. Sg. 24 v, 15; Nadfemy Lok. Sg. 90 v, 1; weboga Acc. Sg. 83v, 15; nafflydnom Adj. Loc. Sg. 114 v, 7; Pfettu 32 r, 19; Itey 10 r, 9; wottogo 10 r, 13; NaHoll 10 r, 16; Sakulepky Acc. PI. 18 r, 18; kumne Pron. Dat. Sg. 69 r, 21; nayn 11 r, 1; aber pfty thorn 7 v, 10; we nymeritwu 68 r, 23; wuth peenefch Gt.Pl. 11 r, 22; wot naff 68 v, 16; 13 r, 3; 12 v, 21. Bei der Präposition wot herrscht überwiegend die getrennte Schreibweise. Getrennt geschrieben wird auch immer Pfes Jefum 48 r, 1, K 6 r, 7, 5 v, 11 usw. Die Silbentrennung entspricht nicht immer der slawischen Sprechweise. Moller teilt das Wort oft nach deutscher Art ab. Beispiele : a) der slawischen Sprechweise entsprechende Trennung : wu — ftwefiyoff 2. Sg.
Präs. 136 r, 5; Pogor —iïowanuDat. Sg. 132 r, 18; pify — tfwyttem Adj. Lok. Sg. 132 r, 15; Ichwyr — neyu Adj. Instr. Sg. 130 r, 9; fchog — nuy Imp. 2. Sg.
5 v, 8; nedayoff 2. Sg. Präs. 135 v, 10; îchlyîly — fto 2. Plur. Präs. K 1 v, 2; b) der slawischen Sprechweise widrige Silbentrennung, fchy — ckneyu Adj. Sg. Instr. 4 v, 13; ßer — prie Adv. 136 r, 10; gat — te 3. Pl. Präs. K 8 v, 5 ; por —
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II. Die Orthographie des Albin Moller
rofiyo 3. Sg. Präs. 9 r, 13; pfe — ftu K 9 r, 15; K 10 5, 18; Kmod — Vy Nom. PI. 9 r, 13; ky — adnomu Adj. Sg. Dat. 13 r, 2; wud — fchobne Adv. 131 r, 17; woll — weffone Partie. Prät. Pass. K 3 r, 13; por — ro — iiyo 9 r, 13 usw.
Wiedergabe neuerer Lehnwörter und Eigennamen Bei den angeführten Beispielen handelt es sich um neuere Entlehnungen aus dem Deutschen. Viele dieser Wörter wurden einfach der deutschen Vorlage entnommen und ohne nennenswerte lautliche Veränderungen in den sorbischen Text eingereiht. Rechtschreibung und Graphik entsprechen deshalb der deutschen Vorlage. Nur in der Flexion paßt sie Möller dem Sorbischen an. Beispiele: Perle Nom. PI. 93 r, 4; Stroffu Acc. Sg. 30 v, 23; gnadu Instr. Sg. 20r, 10; knechta Acc. Sg. 12 v, 18; Testament 31 v, 18; Prophetou Gt. PI. 99 r, 22; then Fromny Loth 109 r, 11; Ktacramentoy Dat. Sg. K 8 r , 25; Catechitmuffa Gt. Sg. K 4 v , 4; Wechtar 86 v, 14; Sceptar 46 r, 14; Euangelion 77, r, 17; ten Hauptmann 34 r, 5; then Standt K 12 v, 9; Creaturi Nom. PI. 11 r, 8; Flamny Nom. PI. 98 v, 17; friffney Adj. Sg. Lok. 128 v, 6; The perione K 12 v, 6 usw. Eigennamen: Melchifedech 46 v, 2; Abacuc 96 v, 5; Dauid 12 v, 18; Gabriela Acc. Sg. 23 v, 20; Emanuel 15 r, 4; Ifrael 27 r, 19; Caypha Gt. Sg. 32 v, 7; Johannes 34 v, 21; Mattheus 36 v, 15; Zebaoth 60 v, 11; Zion 68 v, 1; Jerusalem, 86 v, 3; Lazarus 57 v, 16; Lazara Acc. Sg. 98 v, 4; Dwa Seraph 106 r, 14; Marcus, Lucas, Paulus, K 4 r, 4; Pharaona Acc. Sg. K 10 r, 7; Haneffa Acc. Sg. K 12 v, 5; Gretu Acc. Sg. K 12 v, 6; Pharaona Acc. Sg. 96 v, 7; Herodes 25 v, 9; Emanuel 14 r, 6; ta Seraphin 60 r, 10; Mofeffa Acc. Sg. 99 r, 21 usw.
Schreib- und Druckfehler Da es sich bei Möllers Schrift um einen Druck handelt, ist es heute bei einer Anzahl von Fällen schwierig, festzustellen, welche Fehler dem Verfasser und welche dem Setzer zuzuschreiben sind. Die Zahl aller Schreib- und Druckfehler beträgt 90. Einwandfreie Druckfehler dürften vorliegen in: faw 117 v, 5 für iaw{as); a steht für o in ya 118 v, 21 für r. jo; fchwarnuyaß 74 r, 13; f. r. zwarnujos; lubowoll 7 v, 20 für r. lubowal. Ein überflüssiges t steht in pftefto 120 v, 8 für normales pfefto; in poffifch 120 v, 8 fehlt ein s; ein überflüssiges r erscheint in doKerperlch 121 v, 7 statt doserpjes; drogroHy 96 r, 18 statt drogosi; k steht für h in Sckwoyu 122 r, 6; ein s fehlt wiederum in chyknym 123 v, 2; g für d steht in jagno K 1 v, 20; i-Zeichen fehlen in Zhoweck 13 v, 7; Weheffkem 99 v, 12 Lok. zu heia; n für m findet sich in wethon Mynu und wudawany 1. PI. Präs.; ein w steht für m in qweyna 14 v, 6; m für n im Mmo 92 r, 4; n für u in wnmeraff
Schreib- und Druckfehler
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114 r, 20; in weifeth 72 r, 9 fehlt ein p, ns. wôspjet; zweimal erscheint wiederum m für n in den Imperativen Wutzymy K 4, 12 und Newothklom 72 v, 23 ; weiter fehlt n in woh 72 r, 19 (ioori) und Naffyffa 53 v, 2 (na zinsa); für y hat der Setzer einmal ein z gesetzt in nhezwytzey 52 v, 2 ; in Pfuwdoß 28 v, 2 steht u für r. a ; ein Druckfehler dürfte auch in Knywo 19 r, 24 anstatt knéstwo vorliegen ; o steht wiederum für a in popofchoni 35 v, 1. Ein Setzfehler liegt wohl auch vor in doloko puyîl 96 r, 24; in Wetpyttowayn 63 v, 23 fehlt ein e. Druckfehler sind noch Zlowetzwu 70 v, 11 für r. clowjestwu ; lîwallimy 34 r, 18 für chwalimy. Fehler des Verfassers : Es findet sich hier eine ganze Anzahl von Beispielen, die darauf hinweisen, daß Moller in einer Reihe von Fällen nicht klar das Geschlecht und die Kasus unterschied. Kasusfehler: samoy wyru 101 v, 11 statt samu; Pffeftwoi Syn 111 v, 10 statt twojogo syna; Mymo tyfarn Bog... statt mimo tebje; Stworeffei Neba Gt. Sg. 67 v, 4 statt stworjecela; Dobotieg Ray 105 r, 9 statt raja; tomu wynyckou 66 r, 20 statt wynyskoy. Verwechslung des Geschlechts: lydny motz 18 Y, 11; fchwoy motz 82 r, 19 für lèdnu, swôju môc; twoy wolu 20 r, 11 statt twôjuwôlu. Twoy pomotz 114 r, 16 statt twôju. Moy Duffu 114 v, 8 statt môju; moy wutfchoba 95 v, 18 für möja wutsoba; Dfuchlu wutfchoba 73 r, 12 statt wutsobu; moy wulane 71 v, 10 statt möje ; Pfeitwoyu ... Itawane 132 v, 5 statt twôje ; tog piaweyu wyru 82 v, 7 für tej ; [cheden 54 v, 4 für zedna; roßeny 46 v, 3 für rozeno. Daß es sich hier um Fehler des Verfassers handelt, wird durch das wiederholte Auftreten solcher Beispiele bewiesen. Einmal wendet Moller statt des Duals den Plural an : Duffa a ... Ssylo ... woyuyu 94 r, 7. Sonstige Fehler: Es ist auffallend, daß Moller in einer Eeihe von Wörtern einfach den Endvokal wegläßt. Dies scheint überhaupt eine Eigenart des Schreibers gewesen zu sein, z. B. fehlt ein u in der 1. Sg. fckliff 8 r, 5; ein o in Naneb 75 r, 8; eini in wohn 34 v, 11. Auslautendes o fehlt bei fünf Imperfekten — weiïaCch 82 r, 19 ; ieyffeich 96 v, 2 ; muttafch 96 v, 10 ; ßerpes 98 v, 5 ; derbeîf 105 v, 1. In gruntuowan 122 r, 18 tritt ein überflüssiges u auf. Ein k fehlt noch in whuno 102 v, 12 statt wuknjo.
III. LAUTSYSTEM Die orthographische Analyse des Denkmals berechtigt uns, für die Sprache Mollers nachstehendes Lautsystem aufzustellen. Vokale i, y, e, e u, (6),o
a
"Von den genannten Vokalen können e und 6 nur in der ersten betonten Wortsilbe stehen. Außerhalb dieser Stellung wird l zu e und 6 zu o. Über die genaue Aussprache der einzelnen Laute kann auf Grund der äußerst schwankenden Orthographie nur verhältnismäßig wenig gesagt werden. Es ist aber trotzdem anzunehmen, daß die Laute bei Moller im großen und ganzen bereits dem heutigen Stande entsprechen. Besonders inkonsequent ist die Wiedergabe der sorb. y-, ¿-Laute. Das große Durcheinander bei der Wiedergabe dieser Laute beruht darauf, daß unser Verfasser im allgemeinen von dem slaw. phonologischen System nur eine schlechte Vorstellung besaß und deshalb die sorb. Laute aus dem Deutschen heraus substituierte. Es war in diesen Fällen für Moller besonders schwer zu erkennen, daß sorb. i nur nach weichen Konsonanten und y lediglich nach harten Konsonanten erscheinen kann. Im Deutschen können dagegen beide Laute unabhängig von den vorhergehenden Konsonanten nebeneinander verwendet werden, vergleiche Milch, Hirt, RindUTisch, singen, Richard1). Auch in den frühneuhochdeutschen Texten wurden beide Zeichen übrigens ähnlich wahllos verwendet. Die ungenügende Orthographie berechtigt uns also nicht, einen von dem heutigen Niedersorbischen abweichenden Stand der i, y-Laute anzunehmen. Ähnlich ist es bei dem e-Laut, der ebenfalls fast ohne jegliche Gesetzmäßigkeit überwiegend als ie, i, y bezeichnet wird. Aus der ständigen Verwendung der i-Zeichen kann man aber schon folgern, daß e bei Moller bereits als ein enger, dem i ähnlicher Laut gesprochen wurde. Er war jedoch nicht i gleich, wie dies in einer Anzahl von Fällen die Verwendung des ye-Zeichens besagt, z. B. pyetf K 1 v, 22 *p$tb;Syeffe 13 v, 21 wyeit 91 v, 3 *vMr>-, %e/z97 v, 11 nns. jesö In den ersten Beispielen wird das » mehr wie ein sorb. y, in den anderen mehr wie ein sorb. i gesprochen.
Konsonanten
27
= aufessen; dazu Myhenn 126 = Meerrettig in der Kräutersammlung aus dem Jahre 1582. In den frühneuhochdeutschen Texten bezeichnet dieses der deutschen Graphik entnommene Zeichen die Lautgruppe ije, ihe, vergleiche verlyhen, gespyen, die Knye usw. (Moser Frühnh. Gramm. § 18, S. 30). Man darf also annehmen, daß e schon bei Moller wie im heutigen Niedersorbischen als ein hoher Laut, dessen Artikulation zwischen e und i lag, gesprochen wurde. Der normale e-Laut steht bei Moller in der Regel aber nur in der ersten Wortsilbe. Außerhalb dieser Stellung verwandelte sich e zu e, z. B. wumrjes, se pölepäas, dosegnjo, wuswjetlis usw. Diese Erscheinung dürfte wie im Neuniedersorbischen jedoch auch bei Moller schon mit dem Wortton in Verbindung gestanden haben, denn das Niedersorbische wie auch einzelne os. Lokaldialekte kennen im Grunde e nur in betonter Stellung (vgl. M. Gr. S. 70; Stieber, Fonetyka görnoluzyckiej wsi Radworja, in: Lud Slowianski Bd. IV.). Ns. 6 wird als u oder o wiedergegeben. Seine Artikulation lag also zwischen o und u. Wie diese gehörte es zu den Lauten der hinteren Reihe. Die Aussprache glich wohl bereits dem 6 der heutigen Schriftsprache in kösi, möst, pöslas usw. Der ¿-Laut konnte dabei aber nur nach velaren oder labialen Konsonanten stehen, wenn nicht auf das 6 wieder einer der genannten Konsonanten folgte, z . B . pöznas 73 v , 17;
wölam 73 v , 3;
wödawas 71 v , 17, aber
mogu 92 r, 6;
wopleway 134 v, 5 und woboray 134 r, 14 (Orthogr. nur o). Wie e, so konnte auch der ¿-Laut in der Regel nur unter dem Wortton in der ersten Wortsilbe erscheinen. Außerhalb des Worttones alterniert er mit o, z . B . wokosujo K l l r , 2; pödespjona K 14 v, 6; pomoz 109 v, 15. Im Gegensatz zum Obersorbischen (Schriftsprache) und Polnischen, wo der ¿-Laut ein selbständiges Phonem bildet — er steht hier in keinem Abhängigkeitsverhältnis von den ihn umgebenden Konsonanten —, ist 6 bei Moller und im Niedersorbischen also nur eine kombinatorische Variante des o-Phonems. In einigen Fällen steht bei Moller ein 6 auch in der zweiten Wortsilbe, jedoch nur dort, wo das Grundwort im Bewußtsein des Sprechenden noch nicht voll mit der Präposition oder dem Präfix verschmolzen war, z . B . Sakulepky Acc. PI. 18r, 18; nheygurffe Adj. Sup. 119 v, 21; newudayu 3. PI. Präs. 120 v, 23; newuftano 3. Sg. Präs. 113 r, 18; nhewuäanu 3. PI. Präs. 62 r, 4; napulny Aor. 3. Sg. 106 r, 23; dopulnyl
Partie.
Prät. Akt. I I 76 v, 17; dopulnyly 76 v, 2; dopulnona Partie. Prät. Pass. 76 v, 13; napulnyla 55 r, 10; napulniel 49 r, 7; napulny I m p . 2. Sg. 48 v, 11; nahpulnytfy 39 v , 13; napulnone 25 v , 23; io nachpulnyl 12 v , 1; napulnytey I m p . 2. Dual. K .
15 r, 18; nepufna Acc. 3. Sg. 23 v, 17. Der Lautwert der Laute a, u, o, e dürfte ebenfalls schon dem heutigen Stande entsprochen haben. Konsonanten p, p, b, b, m, m, w, ib, t, d, n, ti, s, z, c, z (?), s (c), s, z, l, l, r, f, k, (Tb), g (g), j, ch, h, (/).
28
III. Lautsystem
Die Konsonanten p, b, m, n, t, d entsprechen bereits dem heutigen Stand. Der ui-Laut wurde bilabial artikuliert. Das beweist die zahlreiche Verwendung des «-Zeichens für etym. w, z. B. rounoßy Gt. Sg. 130 v, 10; guieidi Nom. PI. 10 v, 21; 11, r, 6; fchyuna Adj. f. 42 v, 1 (ziwna); Souky Gt. Sg. 1 2 r , l l ; Quytky Nom. PI. 118 r, 12; Petzttouwey Adj. Dat. Sg. 52 r, 2; wudowou Gt. PI. 134 v, 14 zu *vbdova. Die Mundart, in der Moller schrieb, besaß zweifellos auch die weichen Konsonanten f , ö, m, w, n, f , k, g. Diese wurden durch den Verfasser jedoch nicht besonders bezeichnet (vgl. Abschnitt über die Orthographie bei Moller S. 7 ff.). Wegen der mangelhaften Orthographie k a n n deshalb die Stufe der Palatalisierung nicht genau bezeichnet werden. Doch wird sich diese auch k a u m von dem Stande des Neuniedersorbischen unterschieden haben. Wie die Schreibung giel K 14 v, 20 für *kz>h, (nns. kel//kjal = der Keim) besagt, wurde velares k vor e ( < e, &, &) bereits sehr stark palatalisiert, so daß sich in diesem Falle wie im heutigen Niedersorbischen schon ein i- Gleitlaut zu entwickeln begann, vergleiche nns. kjarcma < k'ercma < *krcbma. Bei g jedoch scheint dieser Prozeß noch nicht diesen Stand erreicht zu haben. Moller schreibt hier noch allgemein Gerdoß 121 v, 3 gerfies 18 r, 21 usw. Weiche k' u n d g' sind bei Moller im Gegensatz zum Neuniedersorbischen aber noch reine kombinatorische Varianten der Phoneme k, g. Sie erscheinen hier nämlich nur in den Kombinationen k, g + Vokal der vorderen Reihe. Selbständige Phoneme wurden k, g im Niedersorbischen erst, nachdem durch den 'e > 'a Lautwandel weiches k und g auch vor Vokalen der hinteren Reihe zu stehen gekommen war, z. B. nns. kiarcma, skiarzyh, giarnc, giardy usw. Das weiche l' dürfte dagegen bereits fast mit dem velaren l zu einem mittleren ¿-Laut zusammengefallen sein. Beide Laute werden nämlich überwiegend durch deutsches l wiedergegeben. Mehrmals werden auch velares wie weiches l durch 11 bezeichnet. Die II-Schreibung erscheint besonders oft bei velarem l. Über die Eigenschaft der Zischlaute s, z, c, s, z gibt uns Mollers Orthographie keine genaue Auskunft. Es darf jedoch angenommen werden, daß in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts jene Laute auch im Niedersorbischen bereits erhärtet waren u n d so denen des modernen Niedersorbischen entsprachen. Für diese Annahme spricht besonders der Umstand, daß e bei Moller auch schon vor Zischlauten zu a dispalatalisiert wird (vgl. Abschnitt über *e S. 39ff.). Da der 'e > 'a Wandel aber nur vor harten Konsonanten erfolgte, müssen also jene Zischlaute ebenfalls schon erhärtet gewesen sein. Die Affrikaten j , 6 waren in der Sprache Mollers noch nicht in allen Fällen zu einfachen Spiranten z, s verändert, und wie die Schreibweise ( d f , d f f , ß(fz)l/,r, f f , ich) besagt, konnten die Laute z, s / j f , c teilweise noch nebeneinander in gleichen Stellungen erscheinen, ohne im Worte selbst einen Bedeutungswandel hervorzurufen (z. B. su(j)zisHsu(j)?is). Die Laute z, s sind dabei schon in der Mehrzahl. Vom phonologischen Standpunkt sind wir hier also Zeugen eines interessanten Prozesses. Die alten Phonemen c sind auf
Konsonanten
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dem Wege, durch die neuen z, I abgelöst zu werden. Dieser Wandel von einem phonologischen System zum anderen ging dabei nicht plötzlich vor sich, sondern entwickelte sich durch langsames Verdrängen des alten Systems. Die z, s-Laute h a t t e n in Mollers Sprache deshalb erst den Charakter von Potentialphonemen, Phonemen also, die erst die Potenz in sich trugen, sich zu selbständigen Phonemen zu entwickeln 1 ); c dagegen sind nur noch Restphoneme, und sie haben dabei schon die ausdrückliche Tendenz, sich zu kombinatorischen Varianten der im Entstehen begriffenen Phoneme z, s zu entwickeln 2 ). Ein sich erst entwickelnder Laut ist auch das h. Es erscheint außer in einigen deutschen Lehnwörtern, z. B. hwpka = das Häuflein, bei Moller erst ganz vereinzelt in ns. Wörtern. Der neue A-Laut ist dabei ein Ergebnis der Veränderung des Aspirationsvorschlages w-, bzw. j-, z. B. humogl (1 mal) neben noch regelmäßigem wumogl (geschrieben wumogll, whumogll) und hys (3 mal) aus *iti neben jinak, jisci mit noch ursprünglichem j. Das Neuniedersorbische kennt heute den A-Laut nur noch teilweise als Aspirationsvorschlag (vgl. Abschnitt über Prothese vor vokalisch anlautenden Wörtern, S. 88). Przemyslaw Zwolinski, Dokola fonemöw potencjalnych in: Lingua Posnaniensis, III/ 1951, S. 3 2 3 - 3 9 . 2 ) Im heutigen Niedersorbischen sind c nur kombinatorische Varianten der Phoneme z, ¿, denn sie erscheinen nur nach den Zischlauten s, z, c, s, l, &, z.
IV. DAS VERHÄLTNIS DES MOLLERSCHEN LAUTSYSTEMS ZUM URSLAWISCHEN UND NEUNIEDERSORBISCHEN Vokale § 1. i Urslawisches i hat sich bei Moller als 'i nur erhalten, wenn es nicht nach den Konsonanten c (hierher gehört auch c aus 6), z, s, s, z, h zu stehen kam. Diese letztgenannten Laute waren in Mollers Sprache bereits erhärtet (vgl. Lautsystem), und das nach ihnen erscheinende i war deshalb wohl bereits durch y ersetzt worden. Die wahllose Verwendung von verschiedenen ¿-Zeichen bei der Wiedergabe von i und y läßt in dieser Hinsicht aber leider keinen festen Schluß zu. Ein Vergleich jedoch mit dem Stand der Sprache des W . Ps., der etwa aus gleicher Zeit stammen dürfte (vgl. Hoenicke W . Ps. S. 5), und wo i nach z, s, s, z, h schon zu y verdumpft war (vgl. Hoenicke Ws. Ps. 5. S. 58, 62) sowie der Sprache Chojnans (1650), wo nach gleichen Lauten ebenfalls i > y übergegangen war, berechtigt uns zur selben Annahme auch in der Sprache Mollers. Bekanntlich kennt auch das benachbarte Polnische die Wandlung des i > y nach den erhärteten Lauten 1, 6, z. Hier trat die Erhärtung dieser Laute und die damit verbundene Ablösung des ¿-Phonems durch seine y-Variante bereits Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunderts ein, z. B. szyja, zycie, czytac, przyklad (vgl. Zdzislaw Stieber, Pozwoj fonologiczny j§zyka polskiego, § 86). Beispiele für erhaltenes i : feh weffeliefch 37 r, 14; piyff 97 v, 3 *pri-iti; fudfiich K 11 v, 10; fkuffifch 92 r, 2, ns. sközis; polubiel 73 v, 13; poderbym 1. PI. Präs. 68 v, 12; podztyl 18 r, 12 *pocbstilz>-, powynorny 1. PI. Präs. 125 v , 20; wobrotfiich 122 r, 5; wopylfo 3. Sg. Präs. 109 r, 20; pobyii 104 v, 18; chopi 3. Sg. Präs. 36 r, 18; glotty 3. Sg. Präs. 119 r, 6 zu *golditi; ptychyly 2. Sg. Imp. 82 r, 5; dowerifch 91 v, 23; glynane A d j . Nom. PI. 62 v, 4; Pfed Pogrymom Instr. Sg. 131 v, 23; Gryfnicky Nom. PI. 27 r, 8; SchloMky Nom. PI. 27 r, 10; Pilatuffa Gt. Sg. 32 v, 19; Gromafiina Gt. Sg. 110 r, 18; PonyUne A d j . PI. 46 v, 22; We ... Sehmy Lok. Sg. 17 r, 25; Syßi 16 r, 14 Nom. PI. zu *det?; kublydu Dat. Sg. K 5 r , 20; blydo 128 r, 16 *bl'udo; nykok 11 r, 18 *nikogo; piyft A d v . 25 v, 24 = bald, demnächst zu *prisbd-tb (?) (vgl. M. Wb. S. 263); nie 10 r, 1 *niöbso; nykula Adv. 122 r, 17;
Vokale
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blyffko Adv. 106 r, 14; welgi Adv. 32 v, 2 *vel-ig- (?); lychol Adv. 30 v, 9; lyck K 9 r , 19 Adj. *licH-, kffydlou Gt. PI. 106 r, 15; Tho Dffynaite K 7 v , 21* tri na desfte; nebyfy 2. Sg. Imp. 29 v, 15; fchwiegni feh Imp. 2. Sg. 11 v, 14; Pfiefchi Imp. 2. Sg. 11 v, 11. Imperativformen: b u f f y 41 r, 8; Poffzely 98 v, 10; reckny 93 r, 18; ftahny 134 v, 3; Itany 27 v, 5; u m f f l y f f y 137 v, 10; d f a r f f y 137 v, 11; fe neleckny 77 v, 12 ;Glydny 14= r, 15; nawukny 76 v, 22; Syhny 46 r, 11; ßlamy 126 r, 19; pomoff y 52 i, 5, 15; 47 r, 20; 68 v, 4; vmmoffy 69 r, 5; 74 r, 6; p f f y k a f f y 129 r, 5; pomofchi 16 v, 9; pokaschy 11 v, 11; Napulny 48 v, 11; fapaly 48 v, 13; wobtwarffy 49 v, 8; wuffwetly 41 r, 8; fchleffy 128 v, 23; pfewoffy 114 v, 6; Wuffwefchi 25 r, 20; 52 r, 7; wutzyßy 52 r, 10; wodwory 55 v, 4; wokfopy 72 v, 14; Roßyni 18 r, 3; fchmyli 15 r, 2; 9 r, 2, 6; 14 v, 9; fbuly 9 v, 8; nahwutzi 11 v, 12. usw. Beispiele für y < 'i nach s, z, c, ¿, z, h: gaffifch 99 r, 21 *gasiti; laiieich 2. Sg. Präs. 18 r, 13; donoffifch 121 v, 6 ; poduififch 102 v, 6; [zeitlich 107 v, 14; pomofiy Imp. 2. Sg. 135 r, 1; groffy 3. Sg. 119 r, 13; wutzifch *uiiti 110 r, 21; ftoyetzy K ö r , 5 Partie. Präs. Akt. *stoj$tji; wodftarzifch 125 r, 18; zynyiio 2. PI. Präs. K 4 r, 20; fgrytchiel Partie. Präs. Akt. 25 v, 1 9 ; f c h l y f r y f f o K 9 r, 5; poroichyla 23 v, 19; feh knyiiili 46 r, 16; ialchufiel 41 r, 4; lafchi 14 r, 4; 18 r, 4 3. Sg. zu *lezati; hyteh 91 r, 7 *iti; hyndrotoaff K l ? , 12. Ursprüngliches y steht nach erhärtenden Konsonanten in Syn 23 r, 15, 14 v, 11; Synn 48 v, 3 *syrib. I n dem Worte chyla verwandelte sich 'i > y erst nach dem Ausfall des tu; i war hier also sekundär nach ch zu stehen gekommen. Zum Beispiel Thu ghylu Acc. Sg. 119 r, 8; fagyhlu Acc. Sg. 97 r, 4; chylu Acc. Sg. 11 r, 3. A n m e r k u n g a: Beim Infinitiv ist in Möllers Sprache fast ausnahmslos das Endungs-j abgefallen, z . B . fapowedaich 80 v, 4; t h u f f i f f 46 r, 17 Hqziti-, poffrefch 104 v, 11 usw. Nur bei sieben Verben hat sich älteres i noch erhalten, z . B . d a f f y 105 r, 7; 113 r, 16 *dati; myiiy 113 r, 15 *jbmeti; zwyblowally 72 r, 11 vergleiche deutsch „zweifeln"; napulnyily 39 v, 12 *napl'niti; neßiBöv, 7 *nes-ti; byiiy *by-ti. Die heutige Schriftsprache kennt keine Infinitive auf si/lei mehr. I n den älteren Schriftdenkmälern dagegen erscheinen solche Formen noch oft. Bei Megiser ist die Endung 6i noch Kegel, z. B. staci, nawuknu6i1 hyci usw. Tharaeus und Chojnan kennen sie wiederum nur noch vereinzelt. Auch zur Zeit Muckes war sie noch vereinzelt in den Lokaldialekten und in Volksliedersammlungen zu finden (M. Gr. § 255). Im Obersorbischen kann man die Endung -ci außer in Volksliedern auch noch ab und zu bei älteren Leuten finden. A n m e r k u n g b: In bedeutend größerem Umfange als im benachbarten Polnischen und Öechischen (vgl. J. £06, K. Gr. J. P. S. 153) hat sich in der Sprache Mollers auch das Moduszeichen i\\y des Imperativs erhalten. Von
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
339 Beispielen ist erst in 86 Fällen das Moduszeichen iüy geschwunden. Den gleichen Stand weist auch die Sprache des W. Ps. auf. Jakubicas NT, das älteste ns. Sprachdenkmal, hat dagegen keine Formen mit i mehr, und es findet sich nur dopusc, poloz, pros usw. (M. Gr. § 281). Die gegenwärtige ns. Schrift- und Volkssprache kennen das i / / y im Imperativ kaum noch. Es erscheint hier nur nach Konsonantengruppen, z. B. wukni, segni oder bei Verben, welche den Wurzelvokal eingebüßt haben, z. B. zi *idi. Weiter hat sich i teilweise erhalten in buzi 2. u. 3. Sg. (vgl. Swjela Gr. S. 47). Der älteste os. Text des Warichius 1597 weist bereits den gleichen Stand wie die os. Literatursprache auf. Das Moduszeichen i/ly ist schon fast ausnahmslos geschwunden, und es erscheint teilweise nur noch nach den Konsonantengruppen, z. B. fczin 45, pfchidz 6, [tan, Wefm 46, aber auch Smy 45 (vgl. K. H. Meyer, Der oberwendische [obersorbische] Katechismus des Warichius, 1597, Leipzig 1923). A n m e r k u n g c: Im Gegensatz zum Obersorbischen hat sich bei Möller wie auch noch im heutigen Niedersorbischen die alte Flexionsendung ¿ bei den •¿-Stämmen im Gt. Sg. und Nom. PI. erhalten. Es heißt: doiog Scheffy Gt. Sg. 127 v, 7 zu *setb; wod SchmerfK Gt. Sg. 110 r, 24; Schloßy dla Gt. Sg. 30 v, 20; pfawe myiily Nom. PI. 51 r, 22. Vergleiche dazu os. syce Gt. Sg., wot smjerce, zlösce dla, prawe mysle Nom. PI. Im Obersorbischen fand der Angleich an die ja-Stämme statt. A n m e r k u n g d: Wie im Apol. (vgl. J . tos, K. Gr. H. J . P. S. 106) und im Ac. vertritt auch bei Moller der ¿-Laut die ursl. Verbindung bje in der Flexionsendung-&jem& des Instrumentals neutr.der jo-Stämme auf - bje (bitbje,pisaribje, zelbje), z. B. wuitawenim K 12 v, 7; ipuftnaltym 60 v, 6; pffelaffym 131 v, 20; Spodobanim K 5 v, Sehlym 34 r, 11 usw. Da i nur aus &/& und nicht aus bje entstanden sein kann (vgl. Hunbjb > tuni, dazu Vondräk, Vergleichende Gr. I I 27), ist anzunehmen, daß diese weichen 'o-Stämme (neutr.) noch in der gemeinslawischen Epoche die Endung -&m& von den i- bzw. auch unmittelbar von den u-Stämmen entliehen haben. Bei den u- Stämmen muß dann lediglich nach weichen Konsonanten der phonetische Wandel z> > 6 eingetreten sein. Das Os. kennt außer einigen Orten an der ns.-os. Sprachgrenze die Endung -im nicht. Hier erscheint nur -jom steht e für etymologisches i. Diese Erscheinung ist auch in der Sprache des W. Ps. (H. W. N. Ps. S. 65) sowie dialektal bekannt (M. Gr. II 497). Ein i steht dagegen bei Moller für etym. e vor j in wottije, zartowije motzy Gt. Sg. 15 r, 15.
In den deutschen Lehnwörtern erscheint bei Moller i für den deutschen Diphthong ei, z. B. Spyfia
79 r, 20 ns. spiza „Speise"; Fryna
Whulla 81 v, 19
„frei"; pfed zwyblowanym zu „zweifeln"; pynowanny 98 v, 24 zu „peinigen". A n m e r k u n g f: Zu bemerken wäre in diesem Zusammenhang noch, daß das weiche neutr. polo im Lok. Sg. noch zum Teil altes i festhält, z. B. Napoly 24 v, 15; wogegen sich in nathom Pulu 130 r, 11; Puhlu 23 r, 17 bereits die 'w-Endung der «-Stämme durchgesetzt hat (vgl. M. Gr. § 174 S. 340). A n m e r k u n g g: Mucke ist der Meinung, daß e in knyfch 9 v, 3 *kt>nqn$?bstvo; Spywane
95 v, 10 *st>pevanbje bei Möller bereits
in i übergegangen sei (M. Gr. 45, S. 85). Das ist zwar möglich, doch kann dieser Laut nach unserer Orthographie durchaus auch noch als e geklungen haben. § 2. *y Urslawisches y ist außer nach Labialen bei Moller noch allgemein erhalten. Über Wiedergabe und Aussprache vergleiche die Abschnitte über Orthographie und Lautsystem. 1. Beispiele für erhaltenes y: Nom. PI.: Rady 107 r, 3; Poffoli 32 v, 9; Waly 107 v, 12; Poffoly 51 r, 9; Body 101 r, 4 Nom. PL zu *verd?>;plohdy 61 v, 18; im I n l a u t : Ryschar 10 r, 12;
Mytta Gt. Sg. 72 r, 26; fdychaye Partie. Präs. Akt. 83 v, 18; tdychuyo 3. Sg. Präs. 88 v, 23; wodychnu 3. Sg. Aor. 33 v, 16; dobywaff 101 v, 8; biieh ipyttowanne 103 r, 7; z a f f y 75 v, 9 Instr. PI.; tabiell 8 8 v , 21; pfiybywa 3. Sg. 121 r, 7; pytasch 117 v, 14; mylllUi 66 v, 6; myffo 97 r, 22 Impf. 3. Sg.; fchlyl7e 3. PI.
Präs. 109 r, 17 3. PI.; bydlene Nomen actionis 70 v, 18 zu *bydliti; biedliefch 19 r, 6. Einmal erscheint beidlysch 11 r, 15. Doch dürfte es sich hier lediglich um einen Setzfehler für urspr. ie handeln. Eine Diphthongierung des *y wie im Cechischen (vgl. be.it < byti) ist sonst im Sorbischen nicht bekannt, dlijmoko Adv. K 1 3 v , 1 0 ; dliemockem 11 r, 10 Adj. Sg. Lok. aus *glybokt> (Berneker, Etym. Wörterbuch I 307); wyiika 3. Sg. Präs. 104 r, 14 zu wyskas, nicht wie Hoenicke (Wb. Ps. S. 47) annimmt durch aus dem Deutschen entlehntes juskac ( < mhd. jüchezen, ahd. jühhazzen) > vuskati > vyskac, sondern wohl aus einer ursl. onomatopoetischen Bildung zu der indoeur. Interjektion *uoi (?) (vgl. Dr. Josef Holub, Etym. slov.). Os. wyskac, wysk (Pfui Wb.), c. vyskati; pol. wyskac, aksl. viskati „wiehern der Pferde". 1. Ps. PI. - m y : nhederbymy 70 v, 14; piioiymy 63 r, 15; tchmy 114 r, 12; dowerymy 108 r, 14; wudamy 68 v, 20; muffomy 74 v, 24; 91 r, 3; 130 v, 2; puleplchamy 120 v, 7. 3 Schuster, Lautlehre
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
Neben diesen Formen mit y findet sich bei Moller eine ganze Anzahl von Beispielen, in denen die 1. PI. nur auf m auslautet, z. B. pfoffym 127 v, 1; 129 v, 17; 130 v, 10; muUorn 78 v, 5; 100 r, 26; 114 r, 11; ptoiiym 52 v, 1; wyrim 67 v, 3 , 1 3 ; derbym 36 v, 22; 35 v, 4 ; poderbym 6 8 v , 12; derbim 114 r, 4; derbym 121 r, 24; Chwalym 23 r, 10; 43 r, 12; fchlusym 13 r, 4 ; fe wobroHim 135 r, 10; tchwdiom 34 r, 17; bufforn 16 r, 14; wyssym 122 v, 13.
Inwieweit es sich hier um die alte Endung -mr> oder um späteren, sekundären «/-Schwund im Auslaut handelt, ist heute nur schwer feststellbar. Die Endung -my wurde bisher gewöhnlich als Einfluß des Pronomens ,,my" (nos) betrachtet. Es ist jedoch auch möglich, daß sich y hier ursprünglich aus dem &-Laut in gespannter Stellung vor j (z. B. werirrib jemu, mdimt
jagnq usw.)
direkt entwickelt hat und später erst in bestimmten slawischen Sprachen seinen Wirkungsbereich ausbreiten konnte. Hier erst könnte man dann an einen Einfluß des Pronomens my denken. Das y in der Endung -my wäre dann also ein Produkt des slaw. „sandhi" (vgl. auch Meillet, Le slave commun S. 252). 2. Beispiele für *y nach den Velaren k, g: Trotz der ungenauen Graphik ist anzunehmen, daß nach k, g *y bereits in i umgewandelt war, z. B. dluyky Adj. Sg. 118 v, 9; welgy Adv. 92 r, 15; ßyiicky Adj. Sg. 124 r, 23; Statky N o m . PI. 60 r, 8; Quytky N o m . 83 v, 8 ; Sytky N o m . PI. 86 r, 17; wynyky N o m . PI. 63 r, 6; Nahgy Adj. Sg. 36 r, 9; mlogy Adj. Sg.
35 r, 12; Ptaky Nom. PI. 11 r, 9; Grylnicky Nom. 27 r, 8 usw. Nach dem velaren Reibelaut ch ist wie heute im Ns. noch *y erhalten, z. B. Grychy Nom. PI. 117 v r 7 ; Duchy N o m . PI. 53 v, 8 usw.
3.
In den Adj. m. Sg. und den Partie. Prät. Pass. auf y entspricht sorb. y
der ursl. Verbindung z. B. wyfowy 92 v, 3 *v$z-ovb-jb\ zyly 16 r, 13; ghudij 16 r, 19; gnadny 17 r, 5 ; 19 v, 19; lubij 43 r, 23; ptawy 104 v, 3; bludny 124 v ,
16; Fromny 101 r, 11; ßly 74 v, 9. Auch hier erscheinen oft ältere nominale Formen, z . B . : Woßow Gloif 70 v, 3; pfaw 72 v, 9; Knyfnien 10 r, 5. Partie. Prät. Pass.: naroHon 9 v, 17; 57 v, 12; 72 v, 10; wobdaron 120 v, 9; polofehon 17 r, 13; 36 v, 14; popafton 81 v, 10; igubon 81 r, 14; pfyrolfon 74 v, 5; thuffon 72 v, 7; [aweßon 68 r, 21; wobfkerfchon 35 v, 19; ikerffon 114 r, 14; ffwyßon 46 v, 18; wumofehon 17 r, 14; wobletzon 36 r, 4; namakan 35 v, 20; weichon 35 v> 17; Sapluan 35 v, 14; Wefeth 36 v, 11; Schromolchon 32 v, 11; 36 r, 5 usw. chwalon 46 v, 17; putawon 23 v, 14; puflan 33 r, 12 usw. (vgl. die gleichen For-
men in älteren ns. Texten, bs. bei Jakubica und Tharaeus). 4. In pourofe Acc. PI. 62 r, 12 zu *po-vorzz>findetsich e für ursprüngliches y im Acc. PI. durch Analogie zu den jo-Stämmen auf s, z, c, z (f), vergleiche ns. N o m . Acc. Voc. rjesaze, kneze zu *ret$?b *ki>n$?b, auch genhtze N o m . PI. 62 v, 4
zu * grribcb. Bei den Rationalia macht sich im Nom. PI. jedoch nach der ursprünglichen weichen Affrikate c im Niedersorbischen seit ältester Zeit ein
Vokale
35
Schwanken zwischen älterem y < i (Nom. Endung der jo-Stämme) und neuerem e (Acc. End.) bemerkbar, z. B. Moller: N äff che wußcy 29 r, 25 (unsere Väter), aber Wb. Ps. (vgl. Hoenicke, Wb. Ps. S. 52) wohfchtzeh Nom. PI. 78, 3; wofchtzeh 106, 7 neben wohfchtzih, wohfchtzy. Ähnlich auch im gegenwärtigen Ns. gerce/l gercy, göjcej/g^cy, vergleiche Swjela, Gr. S. 15f. Zurückzuweisen ist die Meinung Hoenickes, daß es sich bei den e-Formen (wosce) um einen phonetischen Übergang des y zu e (klanglich verwandte Laute) . . . in Anlehnung an die ähnliche Aussprache des y (nach Zischlauten) handelt. Im Obersorbischen hat der entgegengesetzte Prozeß gesiegt, indem heute bei den urspr. weichen Stämmen c, z (?&) das Nominativ y ( u, 6 Lautwandel nach labialen Konsonanten In der Mehrzahl der sorbischen Dialekte besteht die Tendenz, jedes y nach labialen Konsonanten in 6 oder u zu verwandeln. Besonders stark ist diese Erscheinung im Westflügel des Niedersorbischen und Obersorbischen verbreitet. Erhalten hat sich y nach Labialen nur in einigen östlichen Dialekten des Niedersorbischen und Obersorbischen, und zwar für das Niedersorbische im Muskauer und Gubener Dialekt sowie in den ausgestorbenen ostns. Dialekten Jakubicas und Megisers. Von den os. Dialekten kannte der heute ausgestorbene Löbauer Dialekt den y > u, 6 Wandel noch nicht (Georgio Matthaei, Wendische Grammatica 1721, Budißin) 1 ). In den älteren ns. Quellen erscheint u für y zahlreicher zum ersten Male im Wolfenbütteler Psalter (um 1580, Westflügel des Niedersorbischen, vgl. Hoenicke, Wb. Ps.). Tharaeus und Chojnan kennen diesen Wandel noch nicht (M. Gr. S. 97). Auch in unserem Dialekt findet sich allgemein noch y, z . B . bydlene 70 v, 18; pytafch 117 v, 17; myffliff 66 v, 6 ;
wotmiel 70 r, 10; wudmyffu Dat. Sg. K . 10 r, 17 usw. Daneben hat aber Moller auch schon vereinzelte Beispiele mit u für y, z. B. Wotmuy 72 v, 3 Imp. 2. Sg. zu *myti; wuffchi Adj. Komp. 17 r, 20; Schwufokeg Adj. Gt. Sg. 17 v, 3; wuf-
fchego Adj. Gt. Sg. 13 r, 8; Wuffchey Adv. Komp. 16 v, 13 neben normalen wyffocko Adv. 46 v, 21 zu *vysok?> usw. Die Labialisierung des ^-Lautes in den Stämmen hat sich im Niedersorbischen vom Westen beginnend, nur sehr langsam in östlicher Richtung verbreitet. So schreibt Gottlieb Hauptmann in seiner 1761 in Lübbenau veröffentlichten Grammatik der ns. Sprache (S. 26), daß in vielen Fällen y (•&) und u noch miteinander wechseln und führt Beispiele wie byS/lbus, sputowas/lspytowas
usw. an.
*) Außerdem hat sich, y auch nach Labialen im heutigen Obersorbischen noch in der an das Niedersorbische (Schleifer- und Muskauer Dialekt) grenzenden Nochtener Mundart (Die Dörfer der Parochie Nochten: Nochten, Tzschelln, Sprey und Boxberg) erhalten. 3»
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
In dem Präfix *vy erfolgte dagegen die Labialisierung des y bedeutend früher, und sie war schon vor dem Erscheinen der ersten wstns. Schriftquellen abgeschlossen. Auch Moller, als ältestes wstns. Denkmal, kennt demnach nur um < *vy. Beispiele: wur odowafch 26 v, 12; wugnaich 76 v, 7; Ichu wuprely 29 v, 22; wuHlytlyo 3. Sg. Präs. 62 v, 23; wuffwolyl 56 v, 11; wumogla 76 v, 26; wuffen Imp. 2. Sg. 127 r, 1; wumotz 112 v, 23; 117 v, 3; vmmogll 116 v, 24; wuffnaich 114r, 11; wupytta 3. Sg. Präs. 106 r, 11; wuttitt 127 r, 25; wukladaff 102 v, 20; wumlylle 3. PI. 102 v, 8; wuyfíog 1. Sg. Aor. 124 v, 3; nawuknufi 122 r, 19; nawukly 109 r, 16.
Bei den letzten beiden Beispielen kann auch die Form *uciti mit eingewirkt haben. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß bei Moller auch schon wumoc für *vymogti sowie wumolnyka Gt. Sg. 23 r, 23 erscheint. In der ns. Schriftsprache und auch in der Mehrzahl der Lokaldialekte hat sich nämlich gerade in *vymogti und seinen Ableitungen auch heute noch y (vgl. M. Gr. 95) wohl unter dem Einfluß der kirchlichen Tradition erhalten. Das aus gleicher Zeit wie etwa unsere Schrift stammende „Vater unser" bei Bohoriß (1584) hat noch wimofhi 2. Ps. Imp. neben Wuííweíchone Partie. Prät. Pass. Das y in wymoc wird heute im Ns. wie i gesprochen, jedoch ohne Erweichung des vorhergehenden Konsonanten. A n m e r k u n g : In den Wörtern: furowy Adj. 20, 13; fuhrotve Adv. 62 r, 17; furowe Adv. 110 r, 14 erscheint im Vergleich zu ursl. Form *syrz> u. Es dürfte sich hier aber bereits um ursl. Parallelformen handeln. § 3. *e Urslawisches é (Orthogr. i, ie, y, y, ye) erscheint in der ersten Wortsilbe als ein enger zwischen dem e und i liegender Laut der vorderen Reihe. Außerhalb der ersten Wortsilbe geht *e in 'e über (vgl. Lautsystem). Den gleichen Stand weist heute der größte Teil der ns. und os. Lokaldialekte auf. Diese enge, sich dem i nähernde Aussprache des *e ist eigentlich auch das einzige gemeinsame Merkmal des Sorbischen, wodurch sich dieses am deutlichsten von den benachbarten slawischen Sprachen scheidet (vgl. W. Taszycki, Stanowisko j§zyka luzyckiego, in: Symbolae grammaticae in honorem Joannis Rozwadowski 1927, II 127—138). In der Sprache des Wb. Ps. (S. 72), bei Chojnan (1650 — Cottbuser Dialekt) und heute in einigen Ortschaften des nördlichen ns. Sprachgebietes erscheint *e auch in der ersten, betonten Wortsilbe konsequent als 'e1). Lechischen Einfluß weisen dagegen die östlich der Neiße gelegenen ostns. Dialekte Megisers (1603) und Jakubicas (1548) auf. Hier geht *e In den heutigen ns. Lokaldialekten beschränkt sich 'e dabei nur auf Positionen vor harten Konsonanten; vor weichen Konsonanten bleibt e erhalten, z. B. gledas „sehen", aber peé „fünf".
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Vokale
wie im Polnischen vor harten Dentalen sehr oft in 'a über, vergleiche Megiser: lato „annus", ponzalgk „dies lunae" usw.; Jakubica caly gegenüber ns. cely, czäalo gegenüber ns. s'efousw. Diese lechische Dispalatalisation des *e vor harten Dentalen ist übrigens auch in einigen Beispielen aus dem Muskauer Dialekt bekannt, z. B. dzad < *dedr>, gjaska < *gvezdi>ka u. a. (vgl. Söerba, Wostoöno-
luzyckoe narecie, Bd. I, Petrograd 1915, s. 155). 1. Beispiele für *e in der ersten Wortsilbe: nhyga Adv. 12 v, 19; nieth Adv. 9 v, 10; wyfty Adj. 96 r, 14; lytto 18 v, 14; Ijjkarftwo 79 v, 4 ; Schwyttlo 33 v, 8; 0 nye 99 r, 15 = 0 nein; wytz 16 v, 17; wietz 12 r, 14; wyra 10 r, 24; Guy f f da 78 r, 15; Rycku Acc. Sg. 32 r, 19; Myfto 33 r, 14; Mryttwu Acc. Sg. 131 v, 19; Schlyptz 97 v, 17; Schlypzynu Acc. Sg. 120 v, 12; ffwytky N o m . PI. 51 r, 14; gnyw 38 v, 7; 128 r, 17; gnywaff 67 r, 17; kfmychu Dat. Sg. 42 v, 7; 119 v, 17; Schnyg 72 v, 16; wydff 51 r, 20 83 v, 9; fielo 11 r, 6; mys 70 v, 18; m y f f y 113 r, 15; k f f i e 3. Ps. PI. 70 v, 18; 110 r, 2 ; kffiell 80 r, 13; k f y f f o 3. Sg. Impf. 103 v, 6; byfafch 13 r, 9; byfchi
3. Sg. Präs. 10r, 12; f f n y f f 116 v, 2; wym 1. Sg. 37 r, 22; wyß 2. Sg. Präs. 69 v, r, 17; Syefche 1 4 r , 10; 13 v, 21; Syfchetko 16 r, 9; 16 v, 20; fyßi N o m . PI. 16 14; S y f f y N o m . PI. 46 r, 20; Syffom D a t . PI. 53 v, 2 ; Syffou Gt. PI. 47 r, 6; Syffetka Nom. PI. K l O v , 17; klib 87 r, 18; klyb 78 r, 3 ; weh klybe Lok. Sg. 79 r, 9; klyba Gt. Sg. 86 v, 16; klyb 68 v, 11; fpywaff 42 r, 9 ; fpywafch 18 v, 9; fpywa 3. Ps. Sg. 74 v, 10; fpywaftey 3. Ps. Dual 106 r, 19; fpywamy 1. PI.
40 r, 3; 58 v, 16. 2. In einer Reihe von Beispielen erscheint *e gegen die Regel auch in unserem Dialekt als 'e. Jedoch ist diese sporadische Erscheinung auch den heutigen ns. Lokaldialekten nicht ganz fremd (vgl. M. Gr. S. 75). Beispiele: weffeff 104 v, 5; weffes K 9 v, 15; K 9 r, 26; w e f f y Imp. 2. Sg. 6; weife 3. Ps. PI. 104 r, 25; 109 r, 17; weiachu Impf. 3. PI. 52 r, 4 zu *vädeti,
vergleiche auch weiieS im Spreewalddialekt; menu 1. Sg. Präs. 91 v, 5; mehny 3. Sg. Präs. 104 r, 22; menymy 1. PI. Präs. 59 v, 6; mehnaßo Impf. 2. PI. 119 v, 19 zu *mlniti, vergleiche menis um Spremberg und Drebkau (M. Gr. S. 75); fchmeyo 3. Sg. Präs. 93 r, 2; vergleiche Muskauer und Schleifer Dialekt smjejo; meyffo
Imp. 2. PI. meyaffo
Impf. 2. Sg. 100 r, 10 *jbmSti;
fchletfy
3. Sg. Präs.
128 v, 23; Schleife 3. PI. Präs. 107 v, 15; lepey Komp. Adv. 96 r, 5; 134 r, 23 neben lypfche Adj. K o m p . 25 v, 24; Meffetz < *mes§Cb (vgl. ns. mjasec); wehffa 97 v , 2; 1 0 6 r , 25;weffa87 v, 1 9 ; t o e % D a t . Sg. 86 v, 11; weffyLok. Sg. 86 r, 14; dowehfe Gt. Sg. 47 r, 5 zu nosl. vSz-ja (nns. wjaza < wjeza).
3. Beispiele für e außerhalb der ersten Wortsilbe: f e y f f e f f o Impf. 3. Sg. 101 r, 10; ktebe Pron. Dat. Sg. 68 r, 11; kumne Pron. Dat. Sg. 69 r, 21; 72 v, 24; wehmne Pron. Lok. Sg. 29 v, 23; pfymne Pron. Lok.
38
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ural, und Nns.
Sg. 35 r, 20; [Motze Adv. 34 v, 8; gromatte 70 r, 22; Twarffe Adv. 88 v, 5; na ... Ghore Lok. Sg. 65 v, 17; we ... Rutze Lok. Sg. 47 v, 10; Nahdrofe Lok. Sg. 13 r, 15; Sapowefck 34 r, 2; wobed 43 r, 1; zloweck 9 v, 19; 10 r, 4, 11; ßerpefch 128 r, 21; pfefzerpes 95 v, 1; dolierpeich K 1 v, 7; neMfe 3. PI. Präs. 109 r, 14; 110 r, 1; neckttell 91 v, 11; nemefch 104 v, 20; nehme 3. Sg. Präs. 123 r, 19; neweff 2. Sg. Präs. 94 v, 20; wuttwedlifch 109 v, 25; wuttwettlifch 116 v, 13; wuffwedly2. Sg. Imp. 118 r, 10; polepfchowafch 25 v, 22; pulepttymy 1. PI. Präs. 52 r, 7; woplewafch 101 v, 3; woplewaB. Sg. Präs. 101 r, 17; wopleway Imp. 2. Sg. 134 v, 5; zapowedaiu 3. PI. Präs. K 12 v, 5; nettgreifytt 2. Sg. Präs. 135 r, 16; wyffefch 86 v, 7; wumres 71 r, 2; wumrel 113 v, 14; fe fahlewa 3. Sg. Präs. 122 v, 2; nahlewa 3. Sg. Präs. 128 r, 17; fahlel K 10 r, 9; pfeleyo 3. Sg. Präs. 82 v, 4; dottegno 3. Sg. Präs. 123 v, 2; newetty Imp. 2. Sg. 63 v, 23; 78 r, 6; wuttwetty Imp. 2. Sg. 81 r, 5; dowerifch 91 v, 23; nheweritt 58 v, 13; dohwerimi 1. PI. Präs. 13 v, 10; dowerymy 1. PI. Präs. 41 v, 19. Wie beim 6 erscheint e auch hier einige Male außerhalb der ersten Wortsilbe, z. B. fattpywa Aor. 3. Sg. 32 v, 16; Nalywey Adj. Lok. Sg. 69 r, 1 zu *levz>; fe neffgnywa Aor. 3. Sg. 62 v, 10. Anmerkung: Analogischer Einfluß der Verben auf -ati liegt vor in ftlatt 116 r, 22 zu Hbleti, c. tliti, pol. tlec. In Souki Gt. Sg. 12 r, 11 zu *devbka wurde *e gegen die Regel zu o dispalatalisiert, vgl. ns. zowka; os. dzowka, aber Tharaeus (1610) und Schleifer Dialekt noch feuka (Th. czewky Gt. Sg.). 4. Im Obersorbischen geht *e (vereinzelt auch e, < e, b, &) nach absolut harten Spiranten fast regelmäßig in y über, z. B. syno, rucy (Dual), cyly, sydloj/ sedlo usw. Von den ns. Dialekten kennt diesen Prozeß nur die Spremberger Mundart und zum Teil auch noch der Spreewalddialekt. Doch gilt das Gesagte in diesen ns. Dialekten auch nur für die Stämme. Die ns. Schriftsprache und die restlichen ns. Lokaldialekte kennen diesen e > y Wandel nach dispalatalisierten Spiranten nicht, z. B. sednus, seno, cely usw. (vgl. E. M. Gr. S. 46). Dem Dialekt unseres Verfassers war diese Erscheinung dagegen bereits eigen, z. B. nach s: Nafchyne Lok. Sg. 23 v, 23; na . .. Schyne 18 r, 13; na . .. fchyne 18 r, 21; wobfydnutt K 9 r, 13; Syhny feh Imp. 2. Sg. 46 r, 11; ffydnutzy Partie. 53 r, 14; feh fydnu 1. Sg. Präs. 51 r, 21; fyem Adv. K 1 v, 5 (schwankte wohl noch zwischen y und e, ns. Schriftsprache sem), vgl. aksl. semo, pol. tarn i sam, russ. tarn i sjam. Nach c: zyly 16 r, 13; zylego Adj. Gt. 18 v, 1; Nathom zylern Adj. Lok. 16 v, 11; wotzyley 79 v, 9 zu *cefo; zyfto Adv. 80 r, 22 *ö§sto.
Vokale
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Nach s: fchydny Adj. 78 r, 3; 112 r, 1; lydny Adj. 62 v, 11; fchiedneye Adj. Gt. Sg. 31 v, 17 zu *vbsedbm>; ichym Pron. Dat. 55 r, 13 *vbs$mb. Nur einmal erscheint Scheify 127 v, 7 Gt. Sg. zu *setb mit e nach s. Vergleiche dazu Wb. Ps. S. 76, wo e nach s, c noch erhalten bleibt, z. B. sednuhl, zehlih, zehrn usw., desgleichen bei Chojnan (1650) cewa „Spinnspule", sera „erste Milch", serowaty „grauartig" und bei Tharaeus (1610): ichedny. Der Unterschied zwischen e und y für *e nach harten Spiranten ist darauf zurückzuführen, daß *e zur Zeit der Erhärtung von c, s, z nicht überall im Niedersorbischen als ein enger, zum i neigender Laut gesprochen wurde. Nach der Dispalatalisation der Spiranten wurde enges e, welches dem i am nächsten stand, durch y, breites e ('e), aber durch e ersetzt. Der Umstand, daß *e nun in der Schriftsprache nach harten Spiranten als e, in allen anderen Positionen aber als enges e erscheint (sedny, seno, cely, sednus, aber gledas, wezas, mes), ist für die sorbische historische Phonetik von Wichtigkeit. Er besagt nämlich, daß die Verengung des *e in dem der ns. Schriftsprache zugrunde liegenden Dialekt (Cottbus — Spremberg) erst nach der Erhärtung der Spiranten erfolgt sein kann, vergleiche sednus, aber: gledas. Anmerkung a.: Die gleiche Entwicklung weist e < auf, z. B. tyß 79 v, 2; flyfch 116 v, 14, fylla Prät.Partic. Akt. II 120 r, 23; fytta Partie. Prät. Pass. 89 r, 3 zu *vbzqti. Anmerkung b.: Neben dem auch im heutigen Niedersorbischen bekannten chudlaz „armer Schlucker", Moller ghudlaffu Lok. Sg. 66 v, 4, erscheint das gleiche Wort in unserer Schrift auch zweimal mit e, gudles 23 v, 23; Gudleia Gt. Sg. 36 r, 21. Dieser Unterschied zwischen a//'e < e dürfte auf altem e//a Ablaut beruhen, vergleiche lezg, lestijßazg, laziti (Iterativ), also *chudolezz>l¡chudo lazz> > chudlezj¡chudlaz. § 4. *e Urslawisches e erscheint bei Moller auf verschiedene Art: als e (orthogr. e, ee, eh, he, ehe) als o (orthogr. o, oh, ho) als a (orthogr. a, & [1 X]) Das Material gliedert sich wie folgt: 1. a) Urslawisches e bleibt unverändert vor weichen Konsonanten: Nhebo 10 v, 20; Nhebe 18 r, 22; dho neba Gt. Sg. 14 r, 14; Na nehbu 10 v, 14 Lok. Sg.; Nehbom Instr. Sg. 11 r, 9; Nebach Lok. PI. 9 r, 8; Nhebefke Adj. 20 r, 25; Neybesky Adj. 27 r, 24; drobenytze Nom. PI. 97 v, 24; Sehma 105 v, 3;Iehma 18 v, 2; we . . . Sehmy 17 r, 25; Schenika 33 r, 21; 34 v, 20; Szenlzynu Acc. Sg. K 15 r, 15; wehle Adv. 51 v, 3; 122 r, 25; welyckey Adj. Lok. f. 42 v, 16; welgy(i) Adv. 25 v, 9; 32 v, 2, 33 r, 3 17; Brehme 99 v, 20; Bremefko 23 v, 13; fchreie Adv. 18 v,
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ural, und Nns.
5 ; 117 r, 1 2 ; 147 v , 1 ; dupene 5 2 r, 3 *dupenbje; kmodlenu D a t . S g . 5 8 r, 1 5 ; Metza Gt. Sg. 30 r, 13, vgl. aksl. meöb. Zelaff 97 v, 8 Heljadb, peenetch 11 r, 22; meeff Adv. 101 r, 10; nhebero 3. Sg. Präs. 11 r, 22; pfetz Adv. 25 v, 9; 92 v, 8 *per-öb; Szele K 15 r, 2; Sehlym Instr. Sg. 34 r, 11 zu *zeljbe; gelne 126 r, 20 Adj.
„verwest, gelb". In diese Gruppe gehören auch die Wörter, bei denen e gegenwärtig vor harten Sibilanten steht, die aber zur Zeit des e > o Wandels noch weich waren, z. B. Seeß 106 r, 15; feeß 2 5 v , 2 8 *sestb; wefchele 2 4 v , 16; wefel 25 v, 17; 19 v , 12; fchweffelym Instr. Sg. 9 v, 10 zu *veselbje; feh weffele 3. PI. Präs. 16 r, 2; fchweffeiles fe 13 v , 9 ; Dfetfette A d j . K 7 v , 1; Dffeffeta A d j . K 2 v , 7 ; meffy A d v . 103 r, 12; neßi 36 r, 7; pfieneffcho 17 v, 15; neilcho 3. Sg. Präs. 17 v, 22; f f u neffone Partie. Präs. Pass. 32 v, 9; weefz 25 v, 12; weeß 66 r, 6; 120 r, 5; neeß 77 r, 19; weheß 132 r, 1 2 ; wehefz K 1 v , 9 ; Nawetzor A c c . Sg. K 5 r, 2 ; wetzery Gt. Sg.
K 4 r, 13. b) Erhalten hat sich e auch als Produkt der Kontraktion von bje in den Verbalsubstantiven draffe, braffe 120 v, 13; Myffe K 14 r, 10; ichiewene 11 r, 16 usw. sowie in dem Pluraletantum luffe 98 r, 23; ludffe 126 r, 7; aus *ludbje (os. ludzo) und im Nom. PI. der Nomina agentis mit dem Suffix -*arb, z. B.
pretkare
132 r, 23 „Prediger"; Martrare 84 v, 16 usw. Auch in dem Verneinungspräfix nje = *ne hat sich allgemein noch e erhalten, z. B. nhezini Imp. 2. Sg. 27 r, 9; Nemoifo 3. Sg. Präs. 92 r, 10; nemo, 3. Sg. Präs. 72 r, 17; nhepotzne Adv. 35 v, 17. Nur in *nechz>teti erscheint schon o für *e, z. B. nock 1. Sg. Präs. 72 r, 2 *nechz>tjp; notzoffo 2. PI. Präs. 27 r, 10; notzo 3. Sg. Präs. 25 v, 11, 96 r, 1 (c für c unter Einfluß der 1. Ps. Sg., vgl. Berneker E. W. S. 399). Einmal erscheint ein zu a dispalatalisiertes e in Namoffoffo Impf. 3. Sg. 81 v, 17; namoiio 3. Sg. 109 r, 6 undiidma/'/122r, 21, 2. Sg. *ne-mokti. Die Schreibung & besagt, daß hier dere > a Lautwandel noch im Flusse war (vgl. e > a Lautwandel). 2.
Urslawisches e wurde in folgenden Positionen zu o dispalatalisiert:
a) e + harter dentaler Konsonant iodnu A d v . 6 2 r, 16 z u *edbnn>; Szona N o m . Sg. 86 r, 14; Szony Gt. Sg. 66 v , 1 0 ; 67 r, 2 1 ; Sodmy A d j . m . 66 r, 9 ; 4 6 v , 10; Sodme A d j . n. K 7 r, 17; 3 5 r, 1 6 ; Sodma Adj. f. K 2 r, 24 (vgl. ns. Schriftsprache = sedmy, Tharaeus sodmy, Jakubica sodmy//sedmy); Schotte Adj. 35 r, 11; Sfofta Adj. K 2 r, 21; Softem Adj. Lok. Sg. 3r, 20; Softe Adj. K 7 r, 14 zu *sestb (ns. Schriftsprache — sesty, Tharaeus, Jakubica = sosty, Schleifer—Muskauer Dialekt = sosty); wetzorne A d j . K 5 r, 1 ; wetzoru D a t . S g . 4 6 v , 1 6 ; weif olle A d j . 16 r, 1 7 ; 8 5 v , 12; weffolly A d j . 5 1 v , 1 2 ; weffole A d j . PI. 4 3 r, 2 1 ; weffcholi A d j . 16 v , 1 0 ; weffoloßy Gt. S g . 4 2 v , 1 6 ; fzodry A d j . 85 r, 2 1 ; kßony A d j . 77 r, 5 ; roßelonym 5 9 v , 8 ; nherofzelona 3 5 v , 19; narofehon 9 v , 17; naroffony 71 r, 1 ; wumofehon 17 r, 14; Plohn
41
Vokale
106 v, 19 *plem (?) „Drache"; Body 98 r, 4 Nom. Pl. zu *verdz>; Protg Adv. 23 v, 7; protg 106 v, 19; Protgku 18 v, 2; Zlonk 114 v, 18; Zlonky Acc. PI. 72 v, 16 *ielnn>kz> ; pfynofl 15 r, 6 ; Pourofe Acc. PI. 62 r, 12 (e > o Wandel vor se-
kundär erhärtetem Sibilanten). Ausnahmen : Plewedl Partie. Präf. Akt. II k 10 r, 10; wedl 13 r, 16; pfiefchel 14 v, 11 ; piywedll
52 v, 11 ; [edm 26 v, 21 ; ieedm 35 r,
22; 34 v, 6, 19; chwalena Partie. Prät. Pass. 126 v, 14; Dupeny K 8 r, 5; roffeno und werdowal 16 r, 5; werduiemy
1. PI. Präs. 11 v, 18; werdujo 3. Sg. Präs. 9 v,
19 neben wordowa Aor: 3. Sg. 10 r, 4, 11.
b) e + velarer Konsonant daloko Adv. 29 v, 15 ; dalocko 23 v, 28 ; daloky Adj. 96 r, 24 ; ßockle Adj. 30 r, 3 ; izokly Adj. 109 v, 20; nock 1. Sg. Präs. 72 r, 2; notzoffo 2. PI. Präs. 27 r, 10; notzo 3. Sg. 25 v, 11; 96 r, 1; Mlocko 24 r, 1 *melko; Sohga Konj. 117 v, 16.
c) e + labialer Konsonant Robro K 13 v, 12; Schlobro 89 r, 8; 26 v, 21; plowy Nom. Pl. 62 r, 2; trobny Adj. 79 v, 3; Schoby Konj. K 12 v, 11; Schlob 23 v, 24; Schlobk 10 r, 21; fchlob 17 r, 13; we . . . Schlobafku Lok. Sg. 18 v, 20.
d) Im Auslaut wothemno
Pron. Gt. Sg. 33 v, 3, 12 ; nahmo Pron. Acc. Sg. 37 v, 3 ;
nahmno
Pron. Acc. Sg. 33 v, 3, 12; 12 r, 14; mno Acc. Sg. 11 v, 12; icho Pron. 29 r, 8; Scho 11 r, 6; Solch Konj. 21 r, 15 usw. ; Knyilo 106 v, 20; Knyfcho 10 v, 12; l l r , 11; Knyfo 26 v, 22 Voc. Sg. zu *kt>nç?b; weedno Adv. 29 r, 20; pfaffchwoyo 10 r, 19; Twoyo 10 v, 13 usw.; Satebo Pron. Loc. Sg. 82 r, 24.
Ausnahmen des e > o Wandels im Auslaut dhune 3. Sg. Präs. 83 v, 9 zu *dçti ; zognowase 3. Sg. Impf. ; Nhebe Nom. Sg. 18 r, 22; Samne Pron. Acc. Sg. 32 r, 22; nahmne 29 v, 19; lahmne 74 r, 5, K 7 r;
Ichamne Pron. Acc. Sg. 119 r, 14; pfymne Pron. Loc. Sg. 35 r, 20.
e) o für e erscheint auch in der Flexion des Pron. wôn, z. B. naiog Gt. Sg. 14 r, 4; nogo Gt. Sg. K 13 v, 16; iogo Gt. Sg. 13 r, 22; jomu Dat. Sg. 13 r, 10; sowie der Pron. twôj, swâj, z. B. twoiomu 13 v, 6; twoiog Gt. Sg. 13 v, 12; poffchwoiom
Dat. Sg. 13 v, 6 usw., sowie als Bildungsvokal in den einzelnen Konjugationsformen. Hier begann der e > o Wandel wohl erst im Auslaut und wurde erst später auf das gesamte Paradigma ausgedehnt, z. B. Präsens: 3. Sg. io 71 r, 1; Joly 69 v, 10; folguyo K 4 v , 12; pfytcho 9 v, 10; ptiefcho 10 r, 9; Ichmano 88 v, 16; notzo25v, 11; 96r, 1; Nemoiïo 92 r, 10 2. Ps. PI.: zynffo; Impf. 2. Sg.: plaça,ttcho 32 v, 18; Aorist 3. Sg. : (krykho 32 v, 22; glyfcho 32 v, 17. I m Anschluß
an diese Formen drang o ebenfalls ein in die 1. Ps. des Aorist, z. B. wuyffog 124 v, 3; payiïog 81 v, 14 und in die 3. Pl. Pttyneiïochu 19 v, 4 ; pfiefochu 18 v, 17; Pttynettochu K 10 v, 17.
K 10 v, 17;
piylochu
42
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
A n m e r k u n g : Die o-Färbung des Aorist-Bildungsvokals e findet sich nur in den älteren Schriften des Westniedersorbischen, und zwar bis etwa in die Hälfte des 18. Jahrhunderts. Vergleiche dazu Wb. Ps. doifchoch 73, 17; pomofihoch 81, 8 usw. (Hoenicke, Wb. Ps. S. 89); Leuthener Gesangbuch vor 1656: wujzo, psizochu usw.; Hauptmann Gr. 1761 dojzoch, psijezoch. Das Ostniedersorbische sowie Tharaeus kannten die o-Färbung nicht, z . B . Jakubica: woblecechü; Tharaeus: pfchineffechu; pfchiweefech. Jüngere ns. Schriften (19. Jahrhundert) und die heutige ns. Schriftsprache kennen nur e-Formen (vgl. E. M. Gr. S. 547, 8). f ) Die Dativendung -*evi nach weichen Konsonanten erscheint in unserer Schrift als -oj < -owi, z. B. Kraloy 24 v , 21; Mamloy 46 r, 13; wußoy 12 v , 10;
Kwotzoy 10 r, 14 usw. Doch kann es sich hier durchaus auch um einen Ausgleich morphologischer Art handeln, indem sich die -*om-Endung, welche ursprünglich nur nach harten Konsonanten stehen konnte, auch auf die weichen Stämme ausgedehnt hat. Vergleiche z. B. das Polnische, wo in den südlichen Dialekten (Malopolska) als Ergebnis dieses Ausgleiches bereits in den ältesten Sprachdenkmälern nur die Endung-ovi erscheint, z.B. Miculayowi, ku Moysseszowy (vgl. T. Lehr-Splawinski, J§zyk Polski S. 200 und Stefan Vrtel-Wierczynski, Wybör Tekstöw staropolskich, Warszawa 1950). In den Präpositionen wird *e grundsätzlich nicht zu o umgelautet, z. B. Pkttey 117 v , 13; pled 85 r, 27; 27 r, 5; Pfed 135 r, 13; 133 v, 14, 16; pfies 96 r, 17; Pfes 13 v , 12; 20 r, 23; 75 r, 16; Pf es 96 r, 10; pfeftwoyeye 85 v , 21; pfeftog
95 v, 6; piMtog 126 v, 20; Pleite y 92 r, 10 usw. Der Grund hierfür liegt in der schwächeren Artikulation der einzelnen Laute in den Proklitiken, vergleiche auch pol. bez, przez, przed.
Wie die Materialaufstellung beweist, hat sich *e bei Moller in der Regel nur vor weichen Konsonanten erhalten. Vor harten Konsonanten und im Auslaut ist *e bestrebt, in o überzugehen. Besonders stark und weitreichender als im ns. Schriftdialekt ist diese e > o Tendenz vor harten dentalen Konsonanten, z. B. sosty, sodmyllsedmy, jodnu, psinjosl//psinjesl (Schriftsprache dagegen nur sedmy,
sesty, psinjesl). I m Auslaut hatte der e > o Wandel dagegen nicht ganz den Stand der ns. Schriftsprache erreicht, und es finden sich noch einige Formen mit älterem e (vgl. Beispiele). I m Vergleich zum ostniedersorbischen Dialekt Megisers und zum Polnischen, wo e konsequent nur vor den harten Dentalen in o übergeht, hat also unser Dialekt wie auch das gesamte Westniedersorbische diese Grenze bedeutend überschritten, indem hier o die Tendenz zeigt, vor allen harten Konsonanten und sogar im Auslaut in o überzugehen. Aber im Gegensatz zum Polnischen ist der e > o Wandel vor harten Konsonanten im Westniedersorbischen nicht immer ganz konsequent durchgeführt worden, und daraus erklärt sich eine Reihe von Ausnahmen, z. B. sedmy, rozeny, wjedro
Vokale (vgl. Beispiele). Dazu auch in der Kräutersammlung aus dem Jahre 1582 zerweny 157, zerwene 191 neben zerwone 20; Zerwona 62. A n m e r k u n g : Im Obersorbischen weisen einen ähnlichen Stand, besonders was den Auslaut betrifft, die westlichen und nordwestlichen Dialekte (Wittichenau und Hoyerswerda) auf, z. B. p$in$o 3. Sg. Präs.; speuaco 2. PI. Präs.; poidaSo 2. 3. Sg. Impf.; ßuaSco Impf. 2. PI. usw. Doch gibt es hier bedeutend mehr Beispiele für e vor harten Konsonanten, z. B. tfeba, slebro, febuo, chualeny, pSities Partie. Prät. Akt. II, sesty, sedmy, ¿cedry, poufestuo usw. Interessant ist wiederum ein Vergleich des Niedersorbischen mit dem Polabischen, wo *e vor weichen Konsonanten in i übergeht, vor harten Konsonanten aber als e erscheint. Wie bei dem e > o Lautwandel im Nieder sorbischen handelt es sich hier ebenfalls um eine Dispalatalisation des e vor harten Konsonanten. (Zum e > o Wandel im Sorbischen, vgl. auch Z. Stieber, Stosunki, S. 3—20 und Karol Dejna, Opawsko-luzycki przeglos 'e w 'o, Rozprawy komisji j^zykowej, Lodz 1954.) 3. Neben dem e > o Wandel erscheint bei Moller in einer Reihe von Beispielen bereits a für ursl. e. Dieses heute für das Westniedersorbische (Schriftdialekt) so charakteristische und es zugleich von allen anderen sorb. Dialekten scheidende Merkmal beginnt sich hier jedoch erst zu entwickeln. Beispiele: e > a vor urspr. harten Konsonanten: Jadnoß 132 r, 3; yadnaffte Adj. K 7 v, 6; jaden 14 r, 8; Jadno 13 v, 21; Jaden 26 r, 10; iadna Adj. f. 27 r, 5; iadno Adj. n. 21 v, 6 zu *edbn?>; fe woblagnu 63 r, 4; namoffo 3. Sg. Präs. 109 r, 6; Namoffaifo 3. Sg. Impf. 81 v, 17. e > a vor sekundär erhärteten Spiranten: naifaffcho Impf. 3. Sg. 33 r, 13; lahfu 1. Sg. Präs. 63 r, 1; laichy 3. Sg. Präs. 19 r, 22; 23 v, 23; lafchi 3. Sg. Präs. 18 r, 4; lattatto Impf. 3. Sg. 96 r, 21; 97 v, 115; LaMchi 3. Sg. Präs. 16 r, 8; lafiy 3. Sg. Präs. 114 r, 3 zu *leg-; Italhty Adj. 51 r, 13; dttallett K 2 r , 2; f a f f e f f 65 v, 16 und pfaftwoiu 28 v, 2 „durch deine" neben normalen psez (pffes defza 96r, 17)usw. (Im Ns. erscheint diese Präposition psez wie allgemein im Polabischen und Altpolnischen überwiegend für die ursprüngliche Genitivpräposition Vezb.) Wie die Beispiele besagen, handelt es sich hier um einen verhältnismäßig späten Dispalatalisationsprozeß, der alle in einer früheren Epoche nicht zu o verwandelten e-Laute zu erfassen beginnt. Dabei entwickelte sich vorerst ein breites ä, das erst später artikulatorisch und akustisch mit dem heutigen a zusammenfiel. Dieses Zwischenstadium ist gerade bei Moller noch nachweisbar. Er schreibt nämlich einmal deutlich n&matt 2. Sg. Präs. 122 r, 21 für ursprünglich nje-mas. Daneben findet sich noch in einer ganzen Anzahl von Fällen unverwandeltes e, z. B. DfMfeta Adj. f. K 2 v, 7; Tho Dfeffette Adj. n. K 7 v, 1; metza Gt. Sg. 30 r,
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
13; wetchele 24 v, 16; Nawetzor K 5 r , 2 ; nema 3. Sg. Präs. 72 r, 17; neffcho 3. Sg. 17 v, 22; weefz 25 v, 12; mehfy A d v . 25 v, 15; wedro 111 r, 6 ; pretkowas 70 r, 9; pretkowaich 110 r, 19; Bettowafch K 5 r, 24; [pretkowa Aor. 3. Sg. 32 r, 7; 51 v, 12; Pretkuyu 1. Sg. 51 v, 8 ; pretkare N o m . PI. 132 r, 23 usw. (vgl. nns. mjac, tvjasele, wjacor, mjazy, wjasc, prjadkowas).
Auch die k'er < *kr Gruppen mit sekundär entstandenem *'e sind in unserer Schrift noch nicht wie im gegenwärtigen Ns. zu k'ar verwandelt, z. B. fkertton Partie. Prät. Pass. 114 r, 14; ikeriiymy 1. PL Präs. 53 r, 1; geriies 18 r, 21; fagerffy 3. Sg. Präs. 42 r, 2; genhtze PI. Acc. 62 v, 4 zu *grnbCb; Gerdoß 121 r, 3; 92 v, 2; 98 r, 24; dazu noch einmal Ty ferfch Imp. 2. Sg. 96 v, 25 zu *dfg-B-ti neben sonst schon allgemeinem dfarif Imp. 2. Sg. 134 v, 8; ßarffy Imp. 2. Sg. 63 r, 2; ßarffu 1. Sg. Präs. 74 r, 2; ßarttymy 1. PI. Präs. 113 r, 9 usw. A n m e r k u n g a: In deutschen Lehnwörtern befindet sich a für ursprüngliches e in nachstehenden Beispielen: markowafch 27 r, 10; fe rolimarkowaich 79 r, 12; te rachnowaff
66 r, 18; warduyo
3. Sg. Präs. K 14, r, 21; warduyu
3. PI.
Präs. 100 v, 17; markuylio Imp. 2. PI. 99 r, 18; 110 v, 11; laitruyu 3. PI. Präs. 132 v, 26; markuy
Imp. 2. PI. 70 r, 15; 34 v, 20; 35 r, 1; darbne Adj. PI. 110 v,
5 vergleiche deutsch „erben". Der e > a-Wandel ist hier jedoch schon in den deutschen Dialekten vollzogen worden. A n m e r k u n g b: Sporadisch erscheint *e als i in wottije, cartowije, motzy 15 v, 5. § 5. *e Der f-Laut entwickelte sich in der ersten betonten Silbe zu e (orthogr. y, y, i, ie, ye). In unbetonter Stellung erscheint g als 'e. Diese Entwicklung des ursl. f entspricht also genau der des *e. Im W. Ps. erscheint 'e für jedoch auch in betonter Stellung. Die heute ausgestorbenen ostns. Dialekte Megisers und Jakubicas weisen dagegen e für auch noch außerhalb der ersten betonten Wortsilbe auf, z. B. Megiser: penize < *pen$?b, mefitz < *mlsfc&; woffimzefit „80", zawitz „ 9 " u s w . ; Jakubica: iagnischa Gt. Sg., iagnischowy D a t . Sg., iagnischem Instr. Sg., iagnischowy Adj. poss. zu *jagn$, zawisano, wericzy usw.
Der Grund hierfür dürfte darin liegen, daß sich in den genannten ostns. Dialekten der auch für das Ns. im wesentlichen charakteristische initiale und stark expiratorische Wortakzent noch nicht fest ausgeprägt hatte. Unbetonte Vokale wurden hier deshalb noch nicht in dem Maße reduziert wie später im Niedersorbischen. Eine gesonderte Stellung bezüglich der Realisierung des ursl. *f-Lautes nimmt besonders die Sprache Jakubicas ein. Wie im Polnischen und Polabischen unterlag hier vor harten dentalen Konsonanten einer Dispalatalisation und fiel mit ursl. p zusammen, das dann wie allgemein *p im Sorbischen u ergab, z. B . musso < *m$so; juzyk
< *j$zykz>; yuteztwo < *jftbstvo;
scheczutko
< *det§t7>ko; nueuta < *vmuö$ta. Vor weichen und anderen nicht dentalen Konsonanten weist wie allgemein im Niedersorbischen nur l (orthogr. i, y)
Vokale
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auf. Die Annahme Leskiens, daß sich *f in den letztgenannten Stellungen nur zu einem ¿-Laut entwickelt hat (weil orthogr. i, y), ist zwar möglich, aber nicht unbedingt notwendig, da auch in den anderen ns. Quellen enges e gewöhnlich durch i, y bezeichnet wird. Im Auslaut erscheint bei Jakubica wie allgemein im Niedersorbischen auch als 'e. (Vergleiche Leskien, Das sorbische NT von 1548 in: AfslPh. 1/1876, S. 187.) 1. Beispiele für e < * g: Sieck i 9 r , 15; Dfykom
Instr. Sg. 124 v , 5; Syck 126 r, 4; [ykuyomy
1. PI.
Präs. 101 r, 22; iyckuyu 1. Sg. Präs. 125 v, 5; fyckowaffo fe Impf. 2. Sg. K 4 r, 8; Syckuyffo fe I m p . 2. PI. 131 r, 6 zu *d$k-; wyfowy A d j . zu *v$zz>; rydnoß 83 v , 12; rydne A d j . 17 v , 9; ryhnem A d j . L o k . 18 v , 21 zu *r$d-; ffwyty A d j . m. 48 v , 11; fchwite A d j . n. K l O r , 23; 10 v , 15; ffwyta A d j . f. 60 r, 10; ffwyteg A d j . Gt. Sg. 25 r, 21; Schwitoßi K 8 v, 4; pyeff K 1 v , 22; pyfch 26 r, 2; Pythe A d j . n. 35 r, 6; Pyte K 7 r, 11; Pyta A d j . f. K 2 r, 19 zu *p?ti,; Mie 11 r, 12; My 66 r, 5 zu *j bm$; Gyfyck 26 v, 13,14; ffyffkoAdv. 62 v, 12; knyff 134134 r, 22;Knys9v,8; knyfth 11 r, 14 usw. glydnuff 130 v, 8; Glydath Supinum 18 r, 1; Glydny I m p . 2. Sg. 74 r, 15; glynn I m p . 2. Sg. 93 v , 1 zu *gl$d-; Hychnufch 115 r, 14; fychnuff
51 r, 3; ffychnu 1. Sg. Präs. 115 r, 7; dlychnul Partie. Prät. Akt. I I 29 v, 10 zu *t§gngti\ ffylla Partie. Prät. Akt. I I 120 r, 23; iytta Partie. Prät. Pass. I I zu *VbZ$ti.
2. Beispiele für 'e < faklety A d j . 75 r, 21; 77 r, 7; K 3 v , 20; wodweffafch K 6 r ,
16; wuweffall
121 v, 19; wuwefachu Impf. 3. PI. 32 v, 6; Parobetko 25 r, 10; in den Partie. Präs. A k t . wie nepfeftawaye 85 v, 7; nhepfeftawaye 45 v , 8; 54 r, 2; chwataye 43 r, 14; weiter i n : Meffetz 119 r, 14; ftoye 99 r, 8, 3 PI. Präs.; grone 3. PI. Präs. 104 v , 6; fchluffe 107 v , 18; kafe 103 v , 20; fe paitwe 103 v, 21; iackffydle 101 r, 10; prfygledafch 121 r, 23; negledai I m p . 2. Sg. 111 v, 12; wodgledny fe I m p . 2. Sg. 121 v , 8; podyetty K 3 r, 2; dottegno 3. Sg. Präs. K 9 v, 21; woffwefione A d j . PI. K 3 r, 22; Peneff Gt. PI. 66 v , 2; 122 r, 25; neleckny I m p . 2. Sg. 77 v , 12; Nelekayficho fe I m p . 2. PI. 43 r, 20; neffleka fe 3. Sg. Prät. 120 v , 14 zu -*l$kati; im Suffix -*$tji Guffetzy Partie. Präs. A k t . 129 v , 19; poklanetzy K ö r , 6; Goretza 75 v, 22; lafchetzi 18 v, 20; Zeßezy 19 v , 2; ftoyetzy K 5 r, 6 usw.
Unter Einfluß des Grundwortes erscheint in einigen präfigierten Wörtern e auch in der zweiten Wortsilbe, z. B. neglyday Imp. 2. Sg. 72 v, 18; wodwydffafch K 6 v , 12; neywytzy (sie!) A d v . 105 v , 8 ; nheywydffa A d j . Sup. 119 r, 11 usw.
In wefla Partie. Prät. Akt. I I 75 r, 20 neben weffel 79 r, 4; wefela 57 v, 4 zu *vi>z$ti wurde e wohl in Analogie zu sei, sla (*sblt>, *sbla) ausgestoßen. § 6. *u Urslawisches u bleibt bei Moller im allgemeinen unverändert. Nur vereinzelt wird *u durch y bzw. i wiedergegeben.
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
1. Beispiele für erhaltenes *u im Stamm: lutto Adv. 46 v, 23; K 7 r, 10; luby Adj. 9 v, 9; lubo Adv, 61 v, 14; duilche Nom. PI. 12 r, 1; lud K 10 r, 10; 46 r, 19; ghude Adj. ludife 126 r, 7; 98 r, 23; ludu Lok. Sg. 46 v, 17; iuchy Adj. K 10 r, 10; wuita Nom. PI. 12 v, 20; 29 v, 6; Pokuthu Acc. Sg. 100 r, 14; Wutzbu Instr. Sg. 82 v, 22; Tha Druga Adj. K 2 5 , 8; wukuyo 3. Sg. 86 v, 21; Juydifna 75 v, 24; 126 v, 8; roffwutze 3. PI. Präs. 162 r, 10; ibutiH 47 v, 15; IchluUttch 91 v, 12; poHluffay Imp. 2. Sg. 85 r, 15; dffugy Gt. Sg. 46 v, 7; Pufhyne Lok. Sg. 130 r, 5; Pußyny Gt. Sg. 52 v, 6. 2. Im Dat. Sg. masc. und neutr.: Zloweku 68 v, 9; wumofnicku 12 r, 11; ku knyfu 11 r, 5; 29 v, 7; Knyffu 62 r > 11; KherodaHu 33r, 7; Mynu 68r, 19; Bogu 9r, 8; 12v, 10; 13 r, 19; 11 v, 3; 24 v, 10; 15 v, 4; 93 v, 8; Kbogu 27 r, 11; Szyttu 75 r, 17; Ludu 74 r, 17; 85 r, 13 5 87 v, 9; K wuiiytku 79 v, 22; Duc.hu 92 r, 14; wetzoru 46 v, 16; ifmychu 119 v, 17; kimychu 42 v, 7; fchmychu 29 v, 5 usw. Neben dem ursprünglichen -u hat Mollers Sprache im Dativ jedoch oft die von den «-Stämmen übernommene -oj < -oioi-Endung (19mal). Daneben weist diese Schrift aber bereits auch zwölfmal die durch Verschmelzung der Endungen -oj und -u entstandene sekundäre Endung -oju auf (über die Dativendung der masc. neutr. vgl. M. Gr. S. 308, 37). 3. Auch im Gt. Sg. findet sich oft (zahlreicher als in der Schriftsprache!) die den w-Stämmen entlehnte Endung -u, z.B. ludu 47 r, 4; Jog Gnywu 110 v, 19; Grychu 70 r, 1; fchmychu 99 r, 24; Narodu 25 r, 21; werchu 47 r, 3 und Mynu 82v, 12. Dazu noch im Lok. Sg. masc. und neutr. der harten Stämme, z. B. webogu 32r, 15; We ... Narodu 24 v, 7; Schylu 10r, 18; we ... pyffmu 99 v, 9; wethorn Mynu 61 r, 10; Schlowu 13 v, 6; 730, 24; plytorn Sacramentu 80 v, 3; regelmäßig bei den Neutra auf *-bstvo, z. B. we . . . Knyftwu 60 r, 2; Satamanftwu 106 r, 6; nymerttwu 10 v, 4; 17 v, 17; 31 v, 5. Bei den weichen Stämmen ist die Endung -u allgemein, z. B. w . . . Templu 118 v, 13; Napretkowanu K 7 v, 3; Puhlu 23 r, 17; 132 v, 28; Puyttu 128 r, 7; dobiffu 46 r, 18. 4. u nach weichen Konsonanten: Nach weichen Konsonanten erscheint ähnlich wie im Cechischen einige Male i für ursprüngliches *u, z. B. blydo 128 r, 16; kublydu Dat. Sg. K 5 r, 20 zu *bludo „Schüssel"; SawydHne Adj. n. K 4 v , 5 aus *za jutrbnb. Aus einem zajitra . Das Wort kral — Beispiele: Krall 16 r, 6; 17 r, 22; 22 v, 22; Krala Gt. Sg. 23 r, 12; Kralou Gt. PI. 17 r, 20; 24 v, 21; Krale Nom. PI. 18 r, 20; 19 v, 4; 55 r, 19; Kraleiftwo 14 r, 4; 27 v, 2 we . . . Kraleiftwu 17 v, 18; 34 v, 17 — mit trat f ü r trot ist eine Entlehnung aus dem Öechischen. Älteres sorbisches krol, krolestwo findet sich n u r bei Tharaeus (1610) u n d in einer alten ns. Handschrift aus Groß-Kölzig (Wjeliki Kolsk) bei Porst (1570 ?), vgl. E. Mucke, Stary delnjoserbski rukopis, ÖMS 1915. Auch f ü r das Obersorbische ist die ursprüngliche F o r m n u r aus d e n Familiennamen bek a n n t , z. B. Gruhl, Krohl, Krull, Kroll usw. Beispiele f ü r tolt: Schiotto 19 v, 6 zu *zolto; gloff 49 v, 2; 100 v, 13; Glowy 29 v, 6 Nom. PI. zu *golva; Mlodyrn A d j . D a t . 88 r, 7; Mlodoß K 1 v, 7 zu *mold-; fchlotzeAdv. 34 v, 8 zu *soltr>kz>; Bloffko 57 v, 11; blofku 12 r, 12 zu *bolzbko usw. c) Die ursl. *ort-, *olt- Gruppen entwickelten sich wie im gesamten West- und Ostslawischen abhängig von der auf diesen Gruppen ruhenden I n t o n a t i o n : bei schleifender I n t o n a t i o n (Zirkumflex) zu ro, lo, u n d bei stoßender I n t o n a t i o n (Akut) zu ra, la, z. B. *ört-: Parobetko 25 r, 10 = *pa-orb$tz>ko; puroiily 44 r, 23 zu *orsti; *ört-: Ramena Gt. Sg. 36 r, 8, Rahmenohm Instr. Sg. 12 r, 20 zu *orm$. 2. Entwicklung des o-Lautes nach velaren u n d labialen Konsonanten zu 6. Nach den genannten Konsonanten erscheint bei Moller in der ersten Wortsilbe wie in der ns. Schriftsprache u n d einem Teil der Dialekte a n Stelle des *o ein nuanciertes o (orthogr. u oder 6). Dieser sich dem u nähernde L a u t wurde bis zur orthographischen Reform 1952 i m Niedersorbischen als 6 bezeichnet. E s klingt heute noch oft leicht diphthongisches?). Die E n t s t e h u n g des d-Lautes ist dabei auf den Einfluß der vorhergehenden labialen u n d velaren Konsonanten zurückzuführen. Diese entwickelten nämlich vor dem o-Laut Gleitlaute in der Art von u ,z. B. fc" mf usw. Dabei ist anzunehmen, d a ß d a n n dem o-Laut als Vorstufe eine Verbindung vorausging, die später erst die heutige ¿-Nuance 4 Schuster, Lautlehre
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
ergab. (Vergleiche auch in den polnischen Dialekten Formen wie kuoéc, puole, puele, kueza usw., Kazimierz Nitsch, Dialekty jçz. polsk. S. 262f.) Beispiele BK + o > 6 : Orthogr. u : GuhreAdv. 9 v, 10; 11 v, 14; wulne Adv. 32 v, 5; Ilcuro Adv. 13 v, 8; 88 v, 12; fkudne Adv. 105 r, 1; Kuttare 42 v, 9; Kuttareg 66 r, 4; Kuttarulich 44 r, 20; wuttogo 11 r, 23; pudiogo 11 r, 7; fbufne A d j . PI. 11 v, 18; ibulni A d j . 11 v, 2; Muriïkeg 114 v, 13; gurku A d j . Acc. 29 r, 5; Skuttu D a t . Sg. K 2 v, 9 ; K 5 Y, 21 ; kulepky Gt. Sg. 23 v, 24; Tho Wufime K 7 r, 21 ; Orthogr. o: Tha Woilma K 2 v, 1 ; poßeli I m p . 2. Sg. 127 v, 19; we . . . Woyne 104 v, 21; wolu Acc. Sg. 20 r, 11; woytze Nom. Pl. 32 r, 23; wodemno P r o n . Gt. Sg. 29 v, 15; woday I m p . 2. Sg. 68 v, 17; pohda fe Aor. 3. Sg. 51 r, 2 4 ; woßoy D a t . Sg. 111 v, 3; wußa Gt. Sg. 24 r, 9; bofchi A d j . 14 v, 11; boichern A d j . Lok. 24 v, 7; woth 32 v, 10; wottije 15 r, 15. Unter Einfluß des Grundwortes erscheint in einigen Fällen der ¿-Laut a u c h in der zweiten Wortsilbe, z. B. Sakulepky Acc. PI. 18 r, 18; nheyguriïe A d j . PI. 119 v, 21; newudayu 3. PL 120 v, 23; newuftano 3. Sg. 113 r, 18; nhewuftanu 3. PI. 62 r, 4; nemugu 1. Sg. 89 r, 6; 94 r, 9; 77 r, 20; nepufna 23 v, 17; 77 r, 20. A n m e r k u n g : Einmal erscheint jedoch in der zweiten Wortsilbe gegen die Regel 6 sogar nach der Liquide r in leh wobruffy 3. Sg. Präs. 33 v, 1 zu *obvortiti mit neuer Akutintonation, vgl. polnisch wrôcic, os. wrôcic. Desgleichen scheint 6 nach r unter gleichen alten Intonationsbedingungen in Rulßka A d j . zu ns. rola „ A c k e r " (Mollers Heilkräutersammlung, S. 215) zu stehen. (Vgl. dazu den Abschnitt über die Quantität der Vokale S. 61.) Folgt jedoch auf den ¿-Laut, wie bereits bemerkt, ein velarer oder labialer Konsonant, so verliert das 6 auf Grund des dissimilativen Einflusses jener K o n sonanten seine Nuance u n d erscheint wieder als normales o. Ähnlich verhält es sich, wenn 6 außerhalb der ersten Wortsilbe steht. Hier verliert es ebenfalls seine (5-Nuance. Ursprünglich m u ß sich nuanciertes 6 aber auch in der zweiten u n d dritten Wortsilbe u n t e r gleichen Bedingungen entwickelt haben. E s wurde hier erst später, als sich im Niedersorbischen ein initialer u n d expiratorischer Akzent herausgebildet h a t t e , durch Reduktion beseitigt. Beispiele f ü r BK + o +
BK:
pomotznik 127 v, 14; kokoth 32 v, 16; woblocky Nom. Pl. 96 r, 17; wobroff le 133 v, 8 ; fe wobrofch 91 v, 25 ; wobroffy I m p . 2. Sg. 92 r, zu *-borti ; fe woborafch 22 r, 14; wobrolfifch 122 T, 5; wopleway I m p . 2. Sg. 166 v, 9; mogll 91 r, 6; fgowane 68 r, 17; dobitfu Lok. Sg. 46 r, 18; Sgoway I m p . 2. Sg. 125 r, 19; wopokaffu 3. PI. Präs. 121 r, 19; dobera 3. Sg. Präs. 120 v, 12; io dobiel 119 r, 9; Wognom Instr. Sg. 133 v, 14; Dowogna Gt. Sg. 98 r, 22; Wod wogna 98 v, 17 zu *ogrib. Zweimal erscheint dagegen wieder gegen die Regel 6 auch vor velaren
Vokale
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Konsonanten, z. B. we . . . wugnu 98 v, 16; nemugu 1. Sg. Präs. 89 r, 6; 94 r, 9; 77 r, 20. Beispiele für zurücbverwandeltes ó außerhalb der ersten Wortsilbe : pomotznik 127 v, 14; Napoly Lok. Sg. 24 v, 15; Pogorffenu Dat. Sg. 134 r, 14; wetwoyom Pron. Lok. 124 v, 11; Ptyffwoyom Pron. Lok. 89 v, 23; na pomotzy Lok. Sg. 112 v, 2; wulfchwolone Partie. Prät. Pass. 32 r, 14; wumofehone 31 r, 10; Nepoifedafl 67 r, 21; namoffomy 1. PI. Präs. 69 v, 19; Newothklon Imp. 2. Sg. 72 v, 23. A n m e r k u n g : Im Obersorbischen geht nuanciertes o nur in den dialektischen Vertretungen von 6 für y (z. B. mó < my, uó < wy, pótac < pytac usw.) auf labiovelaren Einfluß zurück. Der gewöhnliche an die Konsonantenumgebung nicht gebundene ¿-Laut im os. Schriftdialekt beruht dagegen auf alten Längen (alte und neue Akutintonation sowie Ersatzdehnung nach Abfall von reduzierten Vokalen, z. B. blóto < *bölto, kruwa < krówa < *körva, hród < *gördz). 3. Im nördlichen Spreewald, namentlich um Burg, nördlich vom Hauptspreearm in Schmogrow und Eehrow, im Osten in den Ortschaften u m Peitz, besonders in Maust, Neudorf, Bärenbrück bis Sielow, nördlich von Cottbus und mit Unterbrechungen längs der östlichen Grenze des Cottbuser-Spremberger Kreises nach Süden bis in die Nähe von Lésce—Hornow wird heute der (5-Laut in der Regel als y gesprochen (vgl. M. Gr. S. 103 und Stieber, Stosunki, S. 52 und 53). Parallele Erscheinungen weist auch hier wieder das Polnische auf, wo in den Dialekten ebenfalls oe neben uy für ursprüngliches 6 erscheint, z. B. boyr < bór, guyra < gòra (Nitsch, Dialekty S. 264). Dieser spätere 6~> yWandel beruht m. E. auf einem weiteren, jedoch späteren Einfluß velarer und labialer Konsonanten auf den ¿-Laut. Die Gleitlaute, welche sich auch vor 6 entwickelten, wirkten nämlich stark dissimilativ auf die labiale Artikulation des ¿-Lautes und bewirkten so eine Delabialisierung des 6 zu y (vgl. dazu auch Stieber, Stosunki S. 57ff). Über die Chronologie dieses Prozesses ist bisher noch nichts Näheres bekannt. Doch scheint die einmal auftretende Schreibung von wuysk 29 v, 21 (vgl. ns. dial. uysk) mit der in unserer Schrift unnormalen Vertretung von uy für 6 darauf hinzuweisen, daß sich der beschriebene Wandel bei Moller bereits zu entwickeln begann. In später gedruckten Schriften (Hauptmann, Grammatik 1761, Ssärski Sambuch 1769 und die Schriften des Fabricius, N T 1706), deren Sprache teilweise auf den erwähnten Dialekten basierte, findet sich aber keine Vertretung für 6. Dagegen hat ein y ähnlicher Laut für ursprüngliches 6 in der Sprache des von Mucke im ÖMS 1882, S. 17. beschriebenen und aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden handschriftlichen Gesangbuchs (Rukopisne bjatarske knigly) aus Sackasne bei Straupitz bestanden. Der Verfasser dieser Schrift schreibt nämlich für 6 ständig ö oder sogar e, z. B. zbözne, wo twöjej, wöhlu Acc. Sg. ; postola, mej, meja, mejo neben 4*
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
möj, möja, möjo usw. D a ß mit dem ö keine o-Aussprache gemeint ist, beweist die Verwendung von ö auch in solchen Worten, wo kein e-Wandel vor weichen Konsonanten
Diese i m Süden u n d Osten des Obersorbischen zum Gesetz gewordene Erscheinung (vgl. M. Gr. S. 42) t r i t t im Niedersorbischen n u r sporadisch auf. Bei Moller sind folgende Beispiele nachweisbar: Saiteinyck 10 v, 12; Hewi 16 v, 17; 17 r, 2; 96 v, 20 zu *ovi, danach wohl auch hewak 67 r, 22; debre 27 r, 9; 29 v, 10; 43 r, 2; 43 v, 17 neben dobro K 13 v, 7; Skerey 109 r, 21; 23 v, 22 neben ikoro 75 v, 3; fkuro 13 v, 8. I n gleicher Position h a t sich o dagegen erhalten in we takoy wyre 41 v, 20; doloy 82 r, 10; 107 r, 20; dholoy 99 r, 5; 4 8 r , 14; vergleiche os. dele „ h e r u n t e r " ; Itoy 3. Sg.; 107 v, 6;ftoye3. PI. 9 9 r , 8; ttoyetzy Partie. Präs. Act. K 5 r, 6; vgl. os. stejec. Anmerkung:
*o erscheint als y in Nichty 92 r, 9; 88 v, 16 zu *nikt>to.
§ 8. *o Urslawisches p entwickelte sich wie allgemein im Sorbischen zu u. Die Entnasalisierung des p-Lautes d ü r f t e im Sorbischen etwa in der ersten H ä l f t e des 10. J a h r h u n d e r t s erfolgt sein. I n den Aufzeichnungen des „Bayrischen Geographen" (um 866—890) wird der Stammesname der Lausitzer (ns. Luzycany) noch mit dem Nasal wiedergegeben, vergleiche Lunsizi, civitates X X X , dergleichen in der Trierer Chronik des Abtes Eegino (erste H ä l f t e des 10. J a h r h u n d e r t s ) „Sclavi qui dicuntur Lunsizani". I n den U r k u n d e n Ottos I. (965, 967) u n d Ottos I I . (973) sowie bei dem Merseburger Chronisten Thietmar (1018) erscheint dagegen bereits übereinstimmend die denasalisierte Form, z. B. Otto I . : Lusici, Lucizi; Otto I I . : Lusice; T h i e t m a r : Luisizi et Miltizieni, Liuzici, in J>ago Luzici. Vergleiche auch J . Koblischke, Altsorbisches u n d Drawehnisches, Abschnitt 2. Nasalvokale im Altsorbischen, i n : Slavia 11/1923 —24, S. 280 — 81; E . Schwarz, Zur Geschichte der Nasalvokale im Slovenischen, Cechischen u n d Sorbischen, i n : ZfslPh. V/1928, S. 1 2 4 - 3 4 . a) *Q > u in der Stammsilbe puifch 25 v, 14 zu *pgtb; Muii 104 v, 3; Muifarn D a t . PI. K 14 v, 2 zu *mpzb; Whuff 74 v, 9 zu *vgzb; Suhda Gt. Sg. 1 ) Noch während des Druckes dieser Arbeit konnte ich feststellen, daß auch bei Chojnan (in lateinischer Sprache verfaßte handschriftliche Grammatik aus dem Jahre 1650) schon eine dem y ähnliche Aussprache des o-Lautes bestand. Chojnan beschreibt diesen Laut wie folgt: „O obtinet vim suae vocalitatis: ut, Most, mroka, ßlowo. Interdum punetis Signatur, cumprimis in illis voeibus, gua jubente Radicali jure, regulariter in O scribunter: ut, Woßk, Wößkowi. Schohna, Schöhnfzini. In mutatione caeteris Vocalibus se aßimilat."
Vokale
53
73 r , 6 ; fudfifck 113 v , 14; N h u f f y L o k . Sg. 69 v , 5 zu *nçdja; Kupane K 10 r, 2 3 ; Kubeltzo 87 r , 15; Buk Gt. PI. 114 v , 9; muikeg A d j . G t . 10 r , 1; wutfchobne A d v . 135 v , 12; bludny A d j . m. 124 v , 16; bludne A d v . 116 r, 13; mudre A d j . PI. 25 v , 13; 107 v , 5 ; nutz A d v . 17 v, 24 zu *vmçtrb; fchudy A d v . 105 r, 15 zu *vbsçd-; kublo 3. Sg. 86 v , 22 zu *kçblati; dhune 3. Sg. 83 v, 9 zu *dçti; feh pukachu I m p f . 3. PI. 36 r, 24; Stupiel 10 r, 15; t h u f f y 3. Sg. 1 1 4 r , 5 ; thufiff
46, r 17. b) *p i n d e n F l e x i o n s e n d u n g e n : Gnadu Acc. Sg. 13 v , 5 ; hupku 27 v , 2 ; Radu Acc. Sg. 110 r , 3 ; Gluku Acc. Sg. 106 v , 2 3 ; Pokuthu
Acc. Sg. Acc. Sg.
100 r, 14. Bei dem Acc. Sg. f. der bestimmten Adj. und Pron. ist u durch Kontraktion aus -*Ç)Ç hervorgegangen, z.B. laiïku 89 r, 2 zu *lbzbkçjç;mahlu
27 v, 2 ;
twoju 110 r , 3 u s w .
c) *p in den Verbalformen : Infinitiv, reknuff K 4 v , 7; padnuff
130 v, 6;
glydnuff 130 v , 8 ; ffychnufch 115 r, 14; Kffadnuff 67 r, 19; fchwygnuff Kör, 2 4 ; wobfydnuff K 9 r , 13; fychnuff 51 r, 3 ; wubegnuff 121 v , 22. E i n m a l erscheint
gegen die Regel dobydnosh 19 r, 12.
1. Ps. Sg. : Hier hat Moller noch ausnahmslos u. Die Endung -m beschränkt sich hier noch auf die Verben der V. unregelmäßigen und III. (-ajç, aje-) Konj u g a t i o n , z. B . feh pfyrutzu 35 r, 16; p f o f f u 35 r, 17; 92 r, 18; 97 r, 13; 99 r, 3 ; mehnu 91 r, 4 ; nehwyru 26 v , 12; fapru 103 r, 23; K 11 r, 2 1 ; pfydu 17 v, 3 ; folguiu 25 v , 13; zu 30 r , 17 a u s *chttjç; wyru 92 r, 19; neraffu 94 r, 17; Dupu K 12 r, 3; mogu 73 v , 17; wumru 114 v, 2 2 ; laMu 63 r, 1; poydu 51 r, 5 ; ghopu 112 r, 16; rottu 94 v , 11 ; tychnu 115 v , 15 u s w .
Die aus dem gleichen Jahrhundert stammenden Quellen von Jakubica (1548) und der Wolfenbütteler Psalter (2. Hälfte des 16. Jahrhunderts) weisen bereits sehr oft sekundäres -m auch bei den anderen Konjugationen auf, vergleiche Leskien, Das sorb. NT., in: AfslPh., und Hoenicke, W. Ps. In den heutigen ns. Lokaldialekten ist die Endung -m die fast einzig gebräuchliche. Wenn in der Schriftsprache noch in einigen Fällen (vgl. Swjela, Grammatik S. 47ff) älteres u erscheint, so hat es sich hier besonders durch die literarische Tradition erhalten. 3. PI. — : Poloffu 46 r, 13; p f f y k a f f u 125 r, 13; wopruju 73 r, 6; nhedoguiu 27 r , 4 ; rubiu 29 v , 20; wobfchnaiu 25 v , 15; ftdychaiu 26 v , 17 ; fpywaiu 19 v, 2 4 ; mettayu 30 r, 10; fe nemodlu K 6 r , 23; pytayu 47 r, 12; fapowedayu 18 v, 14; ffolguiu 20 r, 12; fe woblagnu 63 r, 4 ; fchu 30 r, 3 ; 30 v , 6; f f u 135 r, 4 ; neyffu
114 v, 4. Aor. I m p f . 3. PI. — : wuwefachu 32 v, 6; kfytzowachu 33 r, 15; fchmyffachu 51 v , 9 ; gronachu 51 v, 5 ; farfachu 33 r , 15; gronachu 51 v , 5 ; pfiefochu 18 v, 17; pffyneffochu K 10 v, 17; woborachu K 10 v , 19; fgonychu 18 v , 18; feh modlachu
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
51 r, 18; derbechu 55 r, 11; weffecku 52 r, 3; wyrachu 52 r, 2; difachu 106 r, 24; wuffnachu 19 v, 3 usw.
Anmerkung:
Unter Einfluß des Infinitivstammes ist y in den Präsens-
stamm eingedrungen in fabydnufch 18 v, 7; dobydnosh 19 r, 12; Nebyfy 29 v, 15 Imp. 2. Sg.; Byff 42 v, 26 Imp. 2. Sg.; o für u < Q in bofolfcho dürfte ein
Druck- bzw. Schreibfehler sein. In ftroffuwaff 110 r, 1 steht u unter Anlehnung an den Präsensstamm. § 9. *a Der urslawische o-Laut erscheint bei Moller unverändert als a (Orthogr. a, ah, ha, aa, aha). Vor j besteht die Tendenz a zu e umzulauten. 1. Beispiele für erhaltenes a: Brads 19 r, 4; Rady Nom. PI. 107 r, 3; Snanka Gt. Sg. K 2 v, 2; Waly Nom. PI. 107 v, 12 zu Halt; placaHcho Impf. 3. Sg. 32 v, 18; Se chwalyl 118 v, 14; chwalimy 1. PI. Präs. 34 r, 18; tha kafin 76 r, 19; Raya Gt. Sg. 44 r, 18; Kamene Nom. PI. 36 r, 23; Tak 10 r, 21; ack 10 r, 17; ale 10 r, 2; a 9 v, 10, 11; afch 9 v, 8, 19; gafch 9 v, 9; Aby 10 v, 19; Pfawe Adv. 11 r, 17; rahdy Nom. PI. 62 r, 15; kahmeen 75 v, 7; pfiahm Dat. PI. 8 v, 4; gaad 42 r, 23; 92 v, 14; ptfaarn Dat. PI. K 8 v, 4; Pffaham 97 v, 12.
2. ej < aj: (vgl. dieselbe Erscheinung im Cechischen, hier seit dem 15. und 16. Jahrhundert, ac. dajl/nö. dej, aö. naj-H nc. nej-(nejvetsi), näheres Gebauer 1. c., S. 133—139, sowie im Polnischen tutej < tutaj, dial. dej < daj). a) Eegelmäßig erscheint ej für aj imSupl. —Präfix *najb—, z. B. Nheimotznifchi 11 v, 13; 13 v, 1; nheimotzneifchi 16 r, 7; neywyfzeyffy fcheg 44 r, 17; neyboffneytty 57 v, 20 usw.
91 v, 4;
nheylup-
b) Teilweise in den kontrahierten Formen lej < laj des Imp. gledaj, z. B. Ley 72 v, 10; 18 r, 4; 51 r, 20 neben älteren Lay 86 r, 19. Weiter in Nameneyffo Imp. 2. PI. K U v, 1, 19 statt namjenjajso. c) Einmal in Potheyne Adv. 72 v, 13 zu *po-tajbne neben gewöhnlichem pothayne 79 r, 9; pothaine 82 r, 19 usw.
3. Sporadisch erscheint a auch vor weichen Konsonanten als e in pffyeffele Nom. PI. K 9 r, 4 sowie in Tecke 10 r, 14; 32 v, 9; tecke 11 v, 4 usw. aus ursl. taköje, später tak'e > iefc'e (über den« > e-Wandel in teke vgl. auchC. Hoenicke, Wb. Ps. S. 39). Da teke in seiner neuen Lautgestalt die Bedeutung von tez „auch" angenommen hat, dürfte auch der Einfluß des e in tez von Bedeutung auf den a > e-Wandel gewesen sein. Bemerkenswert ist regelmäßiges e für ursprüngliches a in Jenfchel 43 r, 23; Jenfei 17 r, 17; Dwa Jentchela Dual. 43 r, 17; Jenffelou Gt. PI. 100 v, 9; Jeniela 23 r, 18; 16 r, 2; Jenichele Nom. PI. 43 v, 23; Jenfelamy Instr. PI, 22 r, 4; des-
gleichen Jensela 193 in der Kräutersammlung (1582) zu *and'elz>. Aus den übrigen ns. Sprachdenkmälern sowie in einzelnen Lokaldialekten und der
55
Vokale
Schriftsprache sind ähnliche Formen mit e nicht mehr belegt. Es erscheinen nur die Formen janzel, janzelik. In unserem Falle handelt es sich um eine Kontamination der slawischen Form janzel < *and'elz> mit dem deutschen Engel» 4. In Anlehnung an pomoc, pomogu erscheint o für a auch in der iterativen Form dieses Verbs, z.B. pomogail 66 r, 15; pomogaiz 2. Sg. Präs. 11 r, 2; •pomoga 3. Sg. Präs. 46 v, 23; pomogay
Imp. 2. Sg. 66 v, 17; 97 r, 5 usw.
5. Deutsches a erscheint gewöhnlich als a, z. B. wandlowaff 48 v, 5; fe warnowafch 118 v, 22; wandrowaff
116 v, 20; wandruiu
1. Sg. Präs. 110 r, 6;
handluyo
3. Sg. Präs. 122 r, 22; gramowall TL 14 r, 21. Zweimal findet sich für deutsches a ein o gemäß der deutschen dialektalen Aussprache, z. B. itroffuwaff 110 r, 1; stroffuyu 1. Sg. Präs. K 2 v, 15. § 10. *ö, *b Die urslawischen Vokale kennt die Sprache Mollers nicht mehr, Sie entwickelten sich in starker Position (d. h. vor einer Silbe, in der sich ursprünglich ebenfalls ein reduzierter Vokal befand) zu vollen Vokalen. In schwacher Position (d. i. im Auslaut, vor Silben mit einem vollen Vokal bzw. einem reduzierten Vokal in starker Position) sind & und & geschwunden. 1. Reduzierter Vokal in starker Position a) & wird zu e (in der Regel) oder o (seltener). Beispiele für & > e: K f f e y Acc. Sg. 36 r, 11 aus *krtvb; keer 85 v, 15 aus *fc&r&; giel K 14 v, 20 aus *kz>lö; nademnu 30 r, 4 aus *nadt> mmojg; wothemno 33 v, 18; deeß 111 r, 6
aus *d^zdjbildestjb (vgl. Holub, Etym. slov., S. 99); podeipieß 11 r, 6 aus *podr>vi>z-peti; wufiet K 15 r, 1 aus *os&i&; wotegnatch 92 r, 1 aus *ott-gmati; weedno 29 r, 20 aus *vz> dbne; kubeltzo 87 r, 15 aus *kgbz>lbce; wehn 16 r, 18, 28 aus *vt>nr>, kenif < ksnh-ze 129 r, 19; 34 v, 21 usw. N e b e n kenz findet sich bei
Möller zahlreich die sonst dem ns. unbekannte Form kenoich 16 r, 16; 94 v, 21 usw. Sie beruht auf Analogie zu adverbialen Formen wie jano, pseto usw., vergleiche os. jenoz,
pfetoz.
I n Anlehnung a n wetfmy
Imp. 2. Sg. 129 r, 19;
34 v, 21 *vz>z-jbmi; weffmo 3. Sg. Präs. 112 r, 19 aus *vz>z-jbtne wurden gebildet die Infinitive Wehs 31 v, 21; weffeif
111 v, 11; der Aorist Weffechu
98 r, 25 u n d
die Partie. Pass. wefete 118 r, 13; wessety K 15 r, 6 zu *vz>z$ti. In der Präposition sz> entwickelte sich der reduzierte Vokal zu e, z. B. wedzly Lok. Sg. 35 r, 21; Wedffy
66 r, 15; wetzliy
K 2 r , 16 aus *vz> ebsti. I m Anschluß a n diese regel-
mäßigen Formen wurde später der e-Laut in alle *«&-Präpositionen übertragen, so daß die Präposition *vz> in der Sprache des Moller nur als we erscheint, z. B. wethon 17 r, 9; wethey 10 r, 23; we tebe 29 r, 24 usw. Für *s& sind nachstehende
Beispiele belegt: Scheufchackym 34r, 11; *s&-, vbs-, feffwogiem 20 v, 10; 12 r, 119; feffchwogim 9 v, 4 ; Itwogiem 22 r, 6; Stwoieiu 20 r, 9; ftyrn 16 r, 23; 22 r, 2 ; feffobu K 9 r, 12; Sbaffnytzkamy 102 v, 14; Sdobrotu 12 v, 1; Squytkamy 44 r,
56
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
23; Sreyamy 94 v, 2; ichwamy 9 v, 3; dazu auch Mpada 87 v, 24 *s?>sz>padati. Einmal erscheint ffbrahne flu 120 v, 17 zu *sr>bbrati mit fehlender Realisierung des ö-Lautes, vergleiche ns. zebras. Der reduzierte Vokal & entwickelte sich also anfangs zu e nur dann, wenn die Anfangssilbe des Grundwortes einen reduzierten Vokal enthielt. Später erst wurde in Analogie zu diesen Fällen e auch überall dort eingeführt, wo die Präposition SÖ vor einen Zischlaut zu stehen kam und deshalb schlecht aussprechbar war, z. B. ze swojim. In allen übrigen Fällen ist der in schwacher Position befindliche &-Laut geschwunden, z. B. ichwamy aus *sz> vami usw. Die Präposition *kt> weist folgende Formen auf: kumne Dat. Sg. 98 v, 10; 69 r, 21; 62 r, 21; kublydu K 5 r , 20; Kuchwalbe 125 r, 22; 68 r, 19; kutzfy 82 v, 21; gethorn 13 r, 10; knarn 13 r, 14; ktorn 16 v, 15; Ktebe 29 r, 20; knarn 9 v, 9; kwuUchobe 36 v, 3; 90 v, 13; k g y f f y 79 r, 8; IChei y 81 v, 23; kblydu 86 v, 25. Wie bei der Präposition s& konnte sich hier der reduzierte Vokal auch nur dann vokalisieren, wenn sich im folgenden Worte ebenfalls ein reduzierter Vokal befand, z. B. ke mnje < kz> mbne. Später wurde e auch in andere Stellungen übertragen, z. B. ke tom (gethorn 13 r, 10). Das gegenwärtige Ns. kennt die fce-Präposition nicht mehr! An ihre Stelle ist die sekundär unter Einfluß der Dativendung u der o-Stämme entstandenen Präposition ku getreten. Im Os. ist ke noch voll erhalten, es erscheint hier außer der Position ke mni auch vor allen mit dem Velar k beginnenden Wörtern. In wefpeth 46 r, 5 = *vbsp$t& erscheint e für Ö gegen die Regel in schwacher Position. Beispiele für & > o: poHoll 32 v, 13; K 14 r, 5 aus *posblb; im Instr. Sing, der o-Stämme, z. B. Pogrymom 131 v, 23 *pogbrim-t>mb; Spurpurom 36 r, 4 usw. In Anlehnung an den Nom. Sg. posol entstanden die Formen mit sekundärem o, z. B. pofiolam 32 r, 20; pofMou 32 r, 9; Pottolam 32 r, 3; Poifolly K 10 v, 19; 108 v, 7. b) Der reduzierte Vokal der vorderen Reihe & vokalisierte sich im Niedersorbischen urspr. wie im Obersorbischen zu e. Später unterlag dieses e dem gleichen Schicksal wie ursl. e. Beispiele mit erhaltenem e: jen Pron. Acc. 18 r, 18 aus *jbnz>; wotfzefky Gt. Sg. 73 r, 3; dfefku Acc. Sg. 75 v, 1 zu *stbzbka; Szenff 85 r, 19; 110 r, 23 aus *dbnbSb unter Anlehnung an *dbtib > d'en; zezfc 10r, 7; 9 r, 8 aus *ibst &. Auch hier gibt es Analogiebildungen: kielzy 62 v, 23; zefzyfch 112 r, 3; 110 v, 15. Beispiele mit 'a < 'e < &: Schamnoß 33 v, 7; we fzamnitzi Lok. Sg. 13 r, 15 zu Hbmbnica; Schlufabnieckou Gt. PI. 12 v, 5 aus *sluzbbbnikz> (vgl. Jakubica NT. sluzobny/¡sluzebny). In gemeinsorb. Law 101 r, 2; Lawy Nom. PI. 29 v, 20; Lawou Gt. PI. 30 r, 15; Lawamy Instr. PI. 96 v, 2 ist a jedoch ursprünglich, denn sorb. law, lawa ist als eine Entlehnung aus einer mhd. dialektischen Vertretung mit au für eu
57
Vokale
zu betrachten (vgl. mhd. leu, lewe, lewe). I m 14. Jahrhundert wird auch im Dingbuch der Stadt Bautzen bereits die Bezeichnung Lawingasse, Lawyngasse, Lawingrabin verwendet. Vergleiche auch noch den ON Naundorf in der Nähe von Bautzen. Beispiele für i < 'e < 6: Synffa Adv. 62 r, 23; f f y n f f Adv. 68 v, 11 zu *dbnb —. Vergleiche hierzu noch die Aufsätze von Z. Stieber, Jeszcze o polskim dziä, in: J§z. Polski XXVI, S. 11 bis 13 sowie T. Milewski, Polskie dzil i formy pokrewne, in: J§z. Polski XVI, S. 145. Die Suffixe -*bCb, -*r>kt>, -*bkz> erscheinen als -c, -k, z. B. Twurtz 23 r, 6; tvuß 68 r, 10 zu *ot bc &; Samgk 44 r, 7; Sapowefck 34 r, 2; Statgk 25 v, 21; Ptyttworck
36 r, 23. Das Fehlen des Vokals beruht hier auf Einfluß der obliquen Kasus (nicht aber des leichten Sprechens wegen, wie Mucke, Gr. S. llOff. annimmt). Vgl. auch os. stotk, mesk und wötc. Im Obersorbischen haben sich drei Beispiele mit normal vokalisiertem Halbvokal erhalten, z.B. wöcec (Warichius und andere alte Quellen), statok, swjatok. Die Erscheinung des Ausfalls von &, & ist uns auch aus dem Kaschubischen und den nördlichen apol. Dialekten bekannt, vgl. kasch. kvjautk, doumk; Bulle v o n Gnesen 1136: Dome = domk, krostawe, Razc, Rezc = radzk, redzk usw.
Reck = reezk,
crostauz
=
I n für den Slawen schwierig aussprechbaren Konsonantengruppen entstanden sekundär reduzierte Vokale, z. B. in wogen 48 r, 13; 101 r, 15 zu *ognb; neyfiom 129 v, 17; /Tom 72 v, 2 zu *esm b; Szgerzamy I n s t r . PI. 94 v, 2 zu *j bgr bc b.
Diese auch aus anderen slawischen Sprachen bekannte und verhältnismäßig junge Erscheinung (vgl. pol. ogien, c. jsem, polab. vüden) liegt wohl in dem stark sonantischen Charakter der Konsonanten m, n, r begründet. Diese Konsonanten bildeten nach Abfall der reduzierten Vokale neue Silben. Um nun diese neuentstandenen Silben zu festigen, führte die Sprache vor die genannten Konsonanten neue silbentragende Halbvokale ein, die nachher dem gleichen Schicksal wie &, 6 unterlagen. 2. Reduzierte Vokale in schwacher Position: a) &, & im Auslaut: Whull 19 v, 1; Schywot 10 r, 5 ; gnyw 38 v, 7; Schmych 95 r, 16; Gryfnickam D a t . PI. 25 r, 5; knylnien 10 r, 5 *kz>n$zbninz>; puflan 33 r, 12 Partie. P r ä t . Pass. zu *posblati; Nhayn 72 r, 3 zu *na-njb\ whuff 74 v, 9 zu *vgzb: wuß 34 v, 11 zu *otbCb; Muit K 14 v, 3 zu *mgzb; Stwureichel 23 v, 7;
Nomen agentis zu *sz>tvoriti. b) 6, b vor einer Silbe mit vollem Vokal bzw. einem Halbvokal in starker Position: Mfwy Gt. Sg. 80 v, 6 zu *krbve; Knys 23 r, 16 zu *km$?b; Sakulepky Acc. PI. 18 r, 18 zu *kolebbka; blyifko90 r, 19 zu *blizz,kz>-, Poflly N o m . PI. 84 v ,
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
18 zu *posz>lf, nahmno 12 r, 14; Spane 115 v , 20 zu *s?>pati; Grosba 27 r, 5 zu *gorzbba; P f y 30 r, 3 N o m . PI. zu *pbSb; iaufie 116 r, 13 zu *vbs-; Rouno A d v . 66 v , 12 z u *rovbm\ Schluntze 17 r, 6; 2 0 r, 3 zu *slnbce; f f y f f k o 62 v, 12 z u
Hqzbko; Bloflko 57 v, 11 zu *bolzhko. Die Konsonanten d, t erfahren keine
sekundäre Erweichung vor &, wenn auf den reduzierten Vokal ein dentaler Konsonant folgt, z. B. dny Nom. PI. 69 r, 6; 89 r, 5 zu *dbnb; jadno 23 r, 14; weyadnom
59 v , 10; jodnu
A d v . 62 r, 16 zu *edbn-;
rydne
A d v . 31 v, 18 zu
*rqdbn-. Der reduzierte Vokal fällt weiter ab im Suffix *-bstvo, z. B. lykarltwo 79 v , 4; kertzarftwu D a t . Sg. 70 r, 18; Sattamanftwo 74 v, 14; klyßyanftwo 84 v, 18; Zloweftwo 85 T, 2; Knyitwo 32 r, 17; Schloffeyftwa Gt. Sg. 121 r, 7; kraleiftwo
27 v, 2. In wudowa 96 r, 19 *vbdova geht u nicht auf *&, sondern auf labiales u, das sich vor d zu % verwandelte, zurück. Später bekam dieses u wie allgemein jedes anlautende u im Sorbischen einen «-Vorschlag. Vergleiche eine ähnliche dialektische Entwicklung auch im Aksl., wo vz> ebenfalls vereinzelt zu u verwandelt wurde, z. B. vbgoditi > ugoditi (Diels, Gr. S. 78) 'sowie serbkr. udovica, udavac „Witwe, Witwer". § 11. *r, *r Urslawisches r,f + T 1 ) entwickelte sich bèi Moller auf zweierlei Weise : a) Als ar nach Labialen, nach c < c und teilweise nach Dentalen, z. B. Marlkan Partie. Prät. Pass. 32 r, 21; 36 v, 2; Marilkafch 19 r, 7; 102 r, 17; 108 r, 24 3. 3 r, 11; Wumarlych K 11 v , 9 ; 57 v , 2 1 ; Zartou Gt. PI. 40 v , 128 v, 17; twardy 27 v , 15; 23
121 v, 20;
wartzy(i)
Sg. Präs. zu *vrk-e-ti; Whumarlych Adj. Gt. PI. Zartoy D a t . Sg. 68 v , 3; Pled Zartom Instr. Sg. 6; zar ff y N o m . PI. 119 v, 22 zu *tftb; twarde v, 2 4 zu *tv(db ; itartzifi 132 r, 2 2 ; wodftarzifch
125 r, 18; Itartzio 3. Sg. Präs. 12 r, 22; Neftartz
97 r, 1 4 I m p . 2. S g . ; s t a r t z y
Imp. 2. Sg. 134 r, 18 zu *strk- ; dargatze 29 v, 20 Partie. Präs. Act. ;
nepodarffo
106r, 4 3. Sg. Präs.; Stamo'ff 2. Sg. Präs. 110 r, 10 (Vereinfachung der Konsonantengruppe gn > n, vergleiche auch smano aus smagnjo,
zonuj
n). Die letztgenannten Formen dürften bereits als g'enc, sk'erzymy, g'erdosc usw. mit Erweichung des vorhergehenden Konsonanten gesprochen worden sein (vgl. Lautsystem). I n der heutigen ns. Schriftsprache u n d zum Teil schon in anderen älteren westns. Schriften (W. Ps., Tharaeus) ist dieses ursprüngliche 'er im R a h m e n des 'e > a-Wandels in 'ar übergegangen, z. B. gjarnc, gjardos6, skjarzys usw. Eine Ausnahme bildet Hbtvftb: tha stworta K 2 r, 14; naitworte 35 r, 1; Itwortego Narodu K 2 v, 16 (vgl. stwörty im Schriftdialekt u n d im Wb. Ps., aber bei J a k u b i c a u n d Megiser ewarty). Die ausgestorbenen ostns. Dialekte Jakubicas u n d Megisers k a n n t e n f ü r *r, *f -\-T wie im Polnischen n u r ar ohne Erweichung des vorhergehenden Konsonanten, z. B. gamic, karmny, marly, carny, tvardy usw. Megiser: twardy, gamigk, zarni, wumarli usw. Die ostns. Mundart v o n Schleife weist wiederum nur er (ohne oder nur mit unbedeutender Erweichung des vorhergehenden Konsonanten) f ü r *r auf, z. B. tergac, berdo, gerne, twerdy, gerdy usw. Der Muskauer Dialekt h a t wie dieser in der Mehrzahl er f ü r *r. Doch macht sich hier auch schon der Einfluß ostns. ar-Dialekte geltend. Neben der er-Vertretung finden sich hier nämlich auch Fälle v o n ar f ü r *r, z. B. berdo, merznuc, merchwej, twerdy, zemo, serna, tergac, derno, gernyk, kermic, aber auch carny, cart, karema, skarzyc, skwarka, skwarcac usw. Wie erklären sich die Nebenformen er/jar in der Sprache Möllers u n d in d e n anderen west'ns. Dialekten? Prof. Z. Stieber (Stosunki S. 37, 38) ist der Meinung, d a ß auch das Westns. einschließlich der Schleifer u n d Muskauer Mundart anfangs wie die ausgestorbenen ostns. Dialekte u n d das Polnische n u r ar f ü r *r gekannt haben, u n d d a ß die er-Formen hier erst später im R a h m e n einer allgemein westns. Tendenz, jedes ar vor Konsonanten zu er umzulauten, entstanden seien. Vergleiche diesen Wandel bei Moller in dermo 86 v, 12; 86 v, 14 usw. < darmo. (Einziges Beispiel dieser Art!) Gewiß h a t diese Tendenz des ar > erUmlautes vor Konsonanten mit zur Vermehrung der er-Formen beigetragen (z. B. nach dentalen Konsonanten, wo neben den ar-Formen auch er-Formen ohne Erweichung des vorhergehenden K o n s o n a n t e n auftreten, z. B. Starnott 2. Sg. 110 r, 10 neben roltergnus 62 r, 12) x ). Doch k a n n dies m. E. nicht der einzige Grund f ü r das zahlreiche u n d dabei sich in einer gewissen Gesetzmäßigkeit bewegende Auftreten v o n er-Formen im Westniedersorbischen gewesen sein. Der U m s t a n d nämlich, d a ß er in unserer Schrift u n d auch in anderen westns. Quellen (vgl. W. Ps. S. 98, 99; H a u p t m a n n , Grammatik) konsequent n u r nach velaren K o n s o n a n t e n erscheint, ar aber n u r nach Labialen J
) Bei Chojnan (1650) noch terg, tergowisco zu *trgb „Markt, Marktplatz".
60
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
steht, weist auf ein Abhängigkeitsverhältnis bei der Realisierung des *r vom vorhergehenden Konsonanten. Wäre dies nicht der Fall, so m ü ß t e n sich auch nach Labialen zumindest einige Beispiele mit er u n d nach Velaren wiederum einige mit ar finden. Auch aus anderen westns. Quellen sind mir keinerlei Nebenformen dieser Art b e k a n n t . Es ist deshalb richtiger, anzunehmen, daß *r i m Westniedersorbischen vorerst einen Zwischenlaut är bildete, der sich erst später abhängig v o n dem vorhergehenden Konsonanten zu er bzw. ar entwickelte. Die u n s b e k a n n t e n westns. Dialekte würden in diesem Falle ähnlich wie beim l d a n n wieder ein Übergangsstadium zum Polabischen (*r > ar > or) u n d Polnischen (*r > ar) darstellen. Auf das Vorhandensein eines vielleicht anfangs größeren sorbischen Sprachgebietes mit er f ü r *r weist der Dialekt von Schleife sowie die os. Mundart von Koschen u n d L a u t a im äußersten Nordwesten des os. Sprachgebietes. I n den beiden Orten (vgl. M. Vasmer, Sl. Texte, Nr. 201 u n d Z. Stieber, Stosunki, S. 33) entwickelte sich *r nach Labialen u n d Dentalen konsequent n u r zu er, z. B. perchaica, merchuei, berdo, uerci, zapersk, twerdy, serna, zernousw. (vgl. os. morchei, porchaua, sorna usw.). Auch die os. Ausnahmen cert, merznyc u n d tuerdy (Schriftsprache twjerdy), von d e n e n d a s erste gewöhnlich als Cechismus (Stieber, Stosunki, S. 33), die beiden letzten als Ungesetzmäßigkeiten betrachtet wurden, könnte m a n d a n n auch aus dem Sorbischen erklären. Wie im Obersorbischen u n d Polnischen erscheint ursl. *f auch im Ns. als 'er mit Erweichung des vorhergehenden Konsonanten, z. B. ßerpnoß 99 v, 18 zu *tfp-\ werchny Adj. 103 v, 4 zu *vfchz>; Schmers 19 r, 5; Schmerfy Gt. Sg. 42 v, 2; Nadifmerify Lok. Sg. 98 r, 8 usw. zu *smftb; ferfch I m p . 2. Sg. 69 v, 25 zu *dfg-e-ti, hier gewöhnlich jedoch auch schon Sariiymy 113 r, 9 mit sekundärem 'er > 'or-Wandel, Zerckey 27 v, 1; weh Zerkwy 123 r, 2 zu *cfky. Vor h a r t e m dentalen Konsonanten wurde f > r dispalatalisiert, z. B. Wumarlych Partie. P r ä t . A k t . I I K 110, 9 zu *mfti; Zartoy D a t . Sg. 68 v, 3 68 v, 3 zu *cftz>; twardy A d j . 27 v, 15 zu *tvfdr>. I n twarite Adv. 51 v, 17 u n d wobtwarffy 3. Sg. Präs. 49 v, 8; 51 v, 8 wurde a in Analogie zu twardy beibehalten. § 12. *l, *l' Urslawisches l' erscheinen bei Moller nach h a r t e n dentalen K o n s o n a n t e n als lu, z. B. dlugo Adv. 80 r, 25; 90 r, 13; dluycko Adv. 68 r, 16; dluyke A d j . PI. K 2 r, 17; dluykyAdj. 118 v, 9 zu *di'g-; Schluntzo 33 v, 8; 23 v, 8; 23 r, 1; 17 r, 6; 20 r, 3 (Orthogr. n u r u). Der größte Teil der ns. Dialekte k e n n t heute nur slynco mit y < u. Die Form slunce/jslunco ist aber auch schon bei Jakubica, im Wolfenbütteler Psalter sowie in einigen ns. Lokaldialekten belegt. Nach labialen K o n s o n a n t e n erscheint *l' gewöhnlich als 'ei, z. B. meltzach Impf. 1. Sg. 119 v, 19; meltzaiicho I m p f . 3. Sg. 32 v, 12; meltziefch 2. Sg. Präs. 29 r, 21; meltzy Partie. Präs. Akt. K 12 v, 13 zu *ml'k-e-ti; pelnaffo I m p f . 3. Sg. 79 v, 9 zu *plniti; in der Kräutersammlung (1582) auch welckowe mloko „Wolfs-
Vokale
61
milch" zu *v\'kt> (im Ostniedersorbischen erscheint oft für *V auchii). Neben der Form pjelniä wurde aber in Mollers Sprache bereits sehr oft die auf Analogie zu dem Adj. pölny < *pl'nz> beruhende neuere Bildung napolnis aus *na-p\'niti angewandt, z. B. nahpulny[[y 39 v, 13; 77 v, 21; napulnyla 55 r, 8; dopulnyly 76 v, 2; dopulnona 76 v, 13; dopulnyl 76 v, 17; napulny Aor. 3. Sg. 106 r, 23; bychu nahpulnone 25 v, 23; io nachpulnyl 12 v, 1; napulnytey K 15 r, 18; napulnyo 128 r, 20; napulny Imp. 2. Sg. 48 v, 11; io napulniel 49 r, 7. Die letztgenannte Form herrscht heute allgemein in der ns. Schriftsprache. Mucke, Gr. S. 39 kennt pjelnis nur dialektisch aus dem südöstlichen Spreewald. Bemerkenswert ist aber, daß die zu erwartende Form des Adj. pölny < *p\nr> mit l vor dentalen Konsonanten in dieser Schrift nicht als polny, sondern paulny erscheint, z. B. paulna 101 r, 2; 106 r, 25; f f u paulne 61 r, 2; Paulne 88 r, 6; 97 v, 6,17. Dies besagt, daß sich l und + T in Mollers Sprache außer zu ol auch zu al (aul) entwickeln konnte. Beide Formen existierten anfangs nebeneinander. Die oi-Form wurde später durch die ai-Formen verdrängt. Vorher h a t t e sie aber bereits ihren Einfluß auf das Verbum geltend gemacht. Vergleiche auch pauny < *p\nt, paukas < *pikati, uauma < *v\na in der Mundart von Bluno (südwestl. NL.) sowie uauma/¡poukas in Sielow (2ylow) Kr. Cottbus (vgl. Z. Stieber, Stosunki, S. 40, 41). a£-Formen sind mir weiter bekannt aus der Handschrift von Großkölzig-Wjeliki Kolsk (1570?), z. B. palny mly — voll Qualm, palna io — sie ist voll usw. Wenn Moller darüber hinaus einmal au für ursprüngliches 6 in paulne Dffawy 83 v, 7 „Feldgräser" schreibt, so kann es sich hier nur u m eine Verwechslung oder falsche Analogiebildung zu paulny *plnz> (vgl. Orthogr., wo sonst nur o oder u für 6) handeln. Das Ns. bildet also auch hier in der Realisierung der *l *Z'-Sonanten ein interessantes Übergangsstadium einerseits zum Polnischen und andererseits zum Polabischen, vgl. pol. dlugi, tlusty mit lu nach harten dentalen Konsonanten und polab. au pauni, wauno, vauk zu *vl'kt>. A n m e r k u n g : I n Mollers Kräuterverzeichnis aus dem Jahre 1582 befinden sich noch folgende Beispiele mit ol für V nach dem Zischlaut z: Zolty 129, Zolte 143, 147 zu Hl'U. % 13. Über die Quantität der Yokale. Auf urslawischen Quantitätsunterschieden beruhende bzw. in einer älteren Epoche des Niedersorbischen sekundär entstandene lange Vokale (Kontraktion, Ersatzdehnung) kennt die Sprache Mollers nicht mehr. So unterscheiden sich z. B. die ursprünglichen ursl. langen Vokale i, ü oder ä im Grunde nicht mehr von den ursl. kurzen Vokalen e, o. Doch werden in dieser Schrift hier und da durch den Verfasser auch Vokale mit doppelten Vokalzeichen bzw. unter Hinzufügung eines h bezeichnet, was auf eine gedehnte Aussprache dieser Vokale hinweist. Bei solchen auch in den heutigen Lokaldialekten des Nieder-
62
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
sorbischen und Obersorbischen erscheinenden Dehnungen handelt es sich aber nur um eine sekundäre Lautentwicklung des Sorbischen, wo allgemein Vokale in der ersten Silbe unter Einfluß des auf dieser ruhenden starken expiratorischen Akzents länger als die unbetonten Vokale gesprochen werden (vgl. M. Gr. 144ff., 148ff.). Diese durch Dehnung hervorgerufene Vokallänge besitzt jedoch keine phonologische Bedeutung, u n d sie ist auch nach der Verschiedenheit der einzelnen Dialekte und Beschaffenheit der auf die Vokale folgenden Konsonanten sowie von der individuellen Aussprache mehrfach schwankend. Durch Doppelzeichen werden nachstehende Vokale wiedergegeben: a) der a-Laut als: aa, aha, ah: Gaad 42 r, 23; 92 v, 14; Gahad 73 v, 5; •pifaam Dat. PI. K 8 v, 4; Pffahm Dat. PI. 8 v, 4; 97 v, 12; rahdy Nom. PL 62 r, 15; Pahry Gt. Sg. 47 r, 2; fe rahfyo 3. Sg. Präs. 61 v, 19; itahny Imp. 3. Sg. 114 r, 19; dahny Adj. 14 r, 2; kahmeen 75 v, 7. b) Der e-Laut als: ee, ehe, eh: weefz 25 v, 12; weeß 120 r, 5; 66 r, 6; weehß 58 r, 13; 132 r, 12; wehefz K 1 v, 9; neeß 77 r, 19; wehss Imp. 2. Sg. 112 v, 3; weheii Imp. 2. Sg. 124 v, 11; 130 v, 23 zu *vèdéti; peenefch Gt. PI. 11 r, 22; Szeen 92 r, 12; 85 r, 8; Scheen 47 v, 23; 36 v, 9; 16 v, 10; 39 v, 10; keer 86 r, 15; kmeen K 8 r , 13; kmehn 61 v, 16; neben kmen 71 r, 18; weedno 29 r, 20; Szlee Adj. 78 v, 13; meedwefche Nom. PI. 29 v, 7; meelT Adv. 101 r, 10; mehfy Adv. 25 r, 15; Deeß 111 r, 6; zweimal erscheint ee auch außerhalb der ersten Silbe in kahmeen 75 v, 7; facklee Aor. 3. Sg. 47 v, 2. c) o: dohma Adv. 12 v, 15. d) è: wyhm 1. Sg. Präs. 101 v, 12. I m Obersorbischen haben sich dagegen Spuren alter Längen noch in den Vokalen è < e und ó < o erhalten, und zwar a) unter der Intonation des alten u n d neuen Akuts in den ursl. Lautgruppen TorT, TolT, TerT, TelT (blóto, kruwa < *krówa, trèc, brèza, brózda, w mlóce = in der Milch). b) Nach Abfall der reduzierten Vokale in der nächsten Silbe (grodz > gröd > hród), vergleiche M. Rytarowska, O pochodzeniu samoglosek àciesnionych 6, é w j§zyku górnoluzyckim, in: Slavia occidentalis, Bd. VI., 1927, S. 70—84. Wie jedoch die ns. Beispiele krowa, bloto, brjaza < brjeza beweisen, h a t das Niedersorbische im Unterschied zum Obersorbischen keine Längen unter der alten Akutintonation erhalten. Dabei scheint das Niedersorbische aber ähnlich wie das Polnische unter neuer Akutintonation teilweise Längen bewahrt zu haben, vergleiche ns. zrèdlo < *zerdló ; slébro < *sèrbró (Spreewald-Dialekt u n d Muskauer Dialekt, M. Wb., S. 445), sonst im Niedersorbischen allgemein slobro, brozda. Aufschlußreich sind also in diesem Zusammenhang bei Moller zwei Beispiele :
Vokale
63
[eh wobrutiy 33 v, 1 3. Sg. (sonst gewöhnlich nur wobroffiich fe 88 r, 20 usw.) aus *ob-vörtiti (vgl. russ. voro'tit\ pol. wröciö, os. wröcic, c. vrdtit) und Rulßka < rolbska Adj. fem. zu ns. rola „Acker" (vgl. os. hora, hörske -a, -e, morjo, mörski, -a, -e), die dann ebenfalls noch ein 6 (Orthogr. u) als Längenreflex für älteres ö der neuen Akutintonation aufweisen würden1). § 14. Allgemeine Erscheinungen des Yokalismus. 1.
Vokaleinschub
Der gemeinslawischen Tendenz offener Silben folgend, sowie der leichteren Aussprache wegen werden bei Moller bei schwer aussprechbaren Konsonantengruppen sekundär neue vokalische Elemente eingeschaltet. Beispiele: iohm 1. Sg. 72 v, 6; l l O r , 24; neyltom 129 v, 17 usw. zu *esmb, vergleiche dazu im Muskauer Dialekt und bei Jakubica sem und im Obersorbischen sym. In der Deklination der Nomina wird der eingeschobene Vokal gewöhnlich wie der aus reduzierten Vokalen entstandene behandelt, z. B. wogen 57 r, 2; 48 v, 13; 101 r, 15 zu *ogrib, aber im Gt. Dowogna 98 r, 22; wugnu Lok. Sg. 98 v, 16; wognom Instr. Sg. 133 v, 14. Doch auch Pied wychorom 135 r, 13 zu *vichrb (vgl. Jak. und Wb. Ps. wichar, Schriftsprache wicharl/wichor, M. Wb. I I , S. 876). Unter Einfluß des Nominativs posol < *posz>lt> ist o auch in die Kasus obliqui eingedrungen, z. B. Poffoli 32 v, 9; Poffoly 108 v, 7; Poffolam 32 r, 3; poifollam 32 r, 20; poffolou 32 r, 9; aber auch noch Poifly 51 r, 9; pofllam 70 v, 19 usw. Ein Vokaleinschub dürfte wohl auch vorliegen in Keluch K 4 r , 14; kelucha Gt. Sg. 80 r, 23, falls es sich hier nicht um eine dialektische Nebenform des mhd. kelchl¡kelich handelt. 2.
Vokalabfall
Wohl unter dem Einfluß einer starken initialen Betonung fallen im Auslaut oft ganze Vokale ab. Dies betrifft ebenso enklitische wie auch tonierte Formen. a) o fällt ab im Gt. Sg. der Adj. und Pronomen, z. B. Gryifneg 61 v, 13; Muikeg 23 v, 17; Schleg 17 v, 12; 27 v, 4; Szylneg 73 r, 9; lubeg 23 r, 19; iameg K 10 r, 6; natlog 13 r, 13; Tog fckog 16 r, 7; nanog 84 r, 12; wenog 35 v, 5; Tog 16 r, 25; wottog 10 r, 13; pieftog 95 v, 6; Dogdia 24 r, 7; Zog dla K 7 v, 14; jog 20 v, 6; 11 r, 23; 20 v, 6; dogdla 18 r, 23; ptefiog 14 v, 4 usw. neben natichogo, Itarego, gryfnego 16 v, 6; jogo 12 r, 15, 17; togo 12 r, 7; naffogo 11 v, 21 usw. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch dieselben Formen in den am weitesten nach Westen vorgeschobenen heute ausgestorbenen pol. Dialekten von Chwalim und Chramsko, z. B. mam iednyg brata (Encyklopedia Polska, Dial. j§z. polsk., *) Während meiner dialektologischen Studien in der Niederlausitz konnte ich feststellen, daß es auch in den Dialekten noch einige Wörter mit Reflexen der neuen Akutintonation gibt: Es sind dies bro^zda, brüzda zu börzM „die Furche" und broHAa, brüMa zu *börlvha „die Scheune" (Drewitz, Horno).
64
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
S. 250). Sie sind also ein Beweis dafür, d a ß hier einst ns. u n d pol. Dialekte aneinander grenzten. o ist weiter geschwunden in den Adverbien: ack 10 r, 17; 11 v, 5; kak 10 v, 13; 11 r, 12; tak 10 r, 21; Tack 12 v, 19; fchack 19 r, 9; ichak 32 r, 15; Schuck 88 v, 1; daneben noch älteres Nytho 11 v, 6; 26 r, 8 aus ursl. *nyne-to\ tham 112 v, 2 aus *tamo\ fyem K 1 v, 5 aus *semo; gynack 81 r, 14; 92 v, 10 zu Hnako; in wockol 36 r, 1 neben Wokolo 36 r, 16; 36 v, 1 sowie in nicht 102 v, 13; nycht 22 v, 16 aus *ni-kbto, d a n e b e n erscheint aber auch Nichty 88 v, 16; 92 r, 9 u n d Nichten 39 v, 11 (vgl. ns. Schriftsprache nicht/¡nickten u n d os. nichtö). Einmal findet sich noch Dwanafz 26 r, 4 (vielleicht n u r Druck- oder Schreibfehler) neben normalem Dwanaßo 84 v, 14 „zwölf". b) e fällt a b in der enklitischen Partikel ze, z. B. im Belativpronomen kenß 11 r, 1; 13 r, 12, 15; kenfch 13 r, 1; 12 r, 15, 20; kenofch 13 r, 6 zu *&a-n&-ze; in den Adverbien nyfch 23 v, 22; Nys 32 v, 16; N y f f l y 93 r, 4, 5; 69 v, 14 zu *ni-ze-li; Solch 10 v, 15; 21 r, 15; Soff 114 r, 6 zu *kz>deze; Dokulich 19 r, 6 zu *do-kola-ze; in der K o n j u n k t i o n daniff 66 v, 2; Danifch 86 v, 16 aus *da-ni-ze; gaff 71 r, 13; gafch 9 v, 9 aus *kz>gda-ze; afch 9 v, 8; 11 v, 15; in den Adverbien der Komparative, z.B. Skerey 23 v, 22; 109r, 21 aus *skoreje;dlymey 81 v, 14aus *glybeje zu *glybokt> (vgl. im Obersorbischen bei Martini 1627 hlyboki, auch ns. bei Megiser [1603] dlobokostwo = die Tiefe, u n d T h a r a e u s 1610: gluboki sowie Glubig See im K r . Beeskow); wytzey 41 v, 7, 9 zu *v§t-; wyffey 53 r, 14; 73 v, 18 usw. aus *wys-eje, daley 135 v, 14 aus *daleje; dazu noch im Adverb fchrees 18 r, 9 neben älterem Schrefe 18 v, 5; Schreffe 117 r, 12; 117 v, 1. Ungewöhnlich ist der Abfall des e im Gt., Dat., Acc. u n d Lok. Sg. der Personalpronomen *ty, *se, z. B. Gt. wuteb 125 v, 9; D a t . teb 135 r, 16; 93 4, 20; 109 v, 23 neben normalem Ktebe 29 r, 20; tebe 20 r, 12 usw.; Acc. teb 18 v, 7; 128 v, 21; feb 97 r, 7; 106 r, 19 neben fchebe 18 v, 4; kfebe D a t . 68 r, 11 usw., Lok. weteb 78 v, 14; 128 v, 15; 129 r, 4. e fällt schließlich noch a b im Gt. Sg. der Adj. f. u n d Pron. f., z. B. Schedney 122 v, 4; welyckey 42 v, 16; wotzyley 79 v, 9; Kraleifkey 10 r, 10; Lutzkey 67 r, 21; zystey 17 v, 8; Sydoyfkey 17 r, 25; fchey 24 r, 6; Schey 119 r, 10; wottey 116 r, 24; they 16 v, 13 ;ftey 10 r, 9; wottey 116 r, 5; wotfchey 69 r, 5; dhotey 10 r, 15 neben älterem Twoyeye gurkeye Matry; fcheye 23 v, 7 usw. I n den ns. u n d besonders os. Lokaldialekten sind diese Formen ohne c auch heute weit verbreitet, vergleiche os. uot naSei susotlci — „von unser Nachbarin". e schwindet weiter in den Adv. tak 114 v, 12; teck 23 r, 10 aus Hakoje-, wel 118 v, 8 aus *vele u n d in der K o n j . all 103 r, 22 aus *a-le. c) u fällt besonders im D a t . Sg. der Pron. *i&. *jb ab, z. B. gethom 13 r, 10; kthom 104 v, 20; iom 11 r, 2; 13 r, 4 (vgl. dieselbe Erscheinung in den ns. u n d os. Lokaldialekten, z. B. dobrom, blisom, tom usw.). I m Instrumental Adj. Pron.
65
Vokale f. schwindet u < *p, z. B . Sboffey
neben normalem Hwoyeyu
58 v , 14; protg bofiey 92 v, 16; Hey 87 r, 17
97 v, 21; fchwyteiu Nebefkeyu
22 r, 8 (im Ober-
sorbischen sind auch in den Lokaldialekten heute nur die verkürzten Formen bekannt, z. B. z nouei poüescu = „mit neuer Nachricht"). Sporadischer w-Schwund liegt auch vor in now wynu Acc. Sg. 120 v, 2 und budh 3. PI. Präs. 32 r, 24 für ursprünglich budu. d) y fällt ab i m A d v . pack 11 r, 14; 89 r, 1 aus *paky
(vgl. ns. hopaki);
in
den Konjunktionen: gab 97 v, 21; ab 25 v, 12; Ab 13 r, 15 und wohl auch im A d v . piyft 25 v , 24; 93 v , 3 ; 98 r, 21 neben p f y f t y 92 v , 8 ; piyltyn
32 v , 1; 77 v ,
11 „bald", vgl. ö. pUste; im Adv. (puff K 15 r, 20 „unter" neben Spufy 11 r, 9 aus *sr>pgdji.
e) i fällt regelmäßig ab im Imp. der Verben mit vokalisch auslautendem Stamm der ersten und dritten Verbalklasse, z. B. wopleway 27 r, 24; pomogay 66 v, 17; igottuy 72 v, 21; wöbroy 133 r, 5 usw. i wurde hier durch das vorhergehende j absorbiert. Bei den auf Konsonanten endenden Stämmen ist der Abfall des Moduszeichens i dagegen weit seltener als in den älteren os. Quellen und auch im benachbarten Altpolnischen, z. B. wogloff 78 v, 15; wufilytt 57 v, 17; wutzitf 72 v, 3 *vycistiti (vgl. Abschnitt über *i S. 30ff. sowie meine Arbeit über die Konjugation bei Moller1). Weiter ist i in der Kegel auch im Infinitiv abgefallen, z. B. fapowedafch
80 v , 4 ; thufifi46
r, 17; poflrefch 104 v, 11 usw.
Nur in sieben Beispielen hat sich noch i im Infinitiv erhalten, z.B. daffy 105 r, 7; 113 r, 16 zu *dati; myffy nytfy 73 v, 12 zu *nap\'ni-ti;
3.
113 r, 15 *jbmiti; zwyblowaffy 72 r, 2 1 2 ) ; napulneßi 36 r, 7 zu *nes-ti; *by-ti = byfly 92 v, 10.
Vokalausfall im Wortinneren
a) u fällt aus in roifmeich 91 r, 5 aus *rozumeti. Die ältere Form mit u findet sich nur bei Megiser und Jakubica. In den übrigen ns. Quellen und in der Schriftsprache erscheint nur rozmjes. b) o fällt aus im Gt. Sg. wopra 73 r, 9, 13 (Nom. wopor aus ostmitteldeutsch
opper, oppern, vgl. Bielfeldt, Die deutschen Lehnwörter im Obersorbischen) in Analogie zu solchen Genitiven wie posoljlposla; in Ghudlaifu 66 v, 4 Lok. Sg. zu chudlaz < *chudolazz> „armer Schlucker" u n d Gudles 23 v , 23; gudlefa Gt. Sg.
36 r, 21 aus *chudolezr>. Der Unterschied zwischen a//e beruht wohl auf ursl. Ablaut alß — lazlßez —. c) e bzw. b fällt aus i n Ityry a dffyttaftem K 1 v , 4 ; Tha ftworta naitworte 35 r, 1; ftwortego K 2 v , 16 zu *ibtyre < etyre.
2
„LStopia" Reihe A, Nr. 2 1954, S. 142-213. ) Vgl. mhd zvivel Adj. = ungewiss, zweifelhaft.
5 Schuster, Lautlehre
K 2 r, 14;
66
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
d) i schwindet in Welche Adj. PI. 29 v, 17; welcku Adj. Acc. Sg. 68 v, 3 neben welyku 12 r, 14; welicke Adj. PI. 20 r, 23; welickeye Adj. Gt. Sg. 34 v, 5. e) y fällt aus in doß 97 v, 8; 13 v, 5 aus *dosyti.
i. Vokalkontraktion Vokalkontraktion liegt bei Moller in nachstehenden Beispielen vor: i + i > i: pttys K 11 v, 10; piytt 97 v, 3;-pHyich122 v, 22 aus *pri -iti. a + je > a: in der 2. und 3. Ps. Sg. der Verbalklasse I I I 2 A a, z . B . fe fpodobaff 71 r, 16 = *-podob-aje-sb; pffyftupaii K 6 r, 13 *-stgp aje-sb; fchwiega 12 r, 23 = *dvig-a,je-tb; wopoda 87 v, 6 *pa aje-tb. Auch der Gt. Sg. der Adj., z. B. Gryttneg a Ipotarnego 61 v, 13; Szlego 78 r, 7 wird gewöhnlich als Kontraktionsprodukt (ego < aje-go) betrachtet. Da -oje- im Westslawischen aber gewöhnlich zu a kontrahiert wurde (vgl. c. znä < znaje; pol. dial.j/ra < grajeusw.), müßte man auch hier ago und nicht ego erwarten. Es ist deshalb wahrscheinlicher, daß noch zur Zeit der westslawischen Sprachgemeinschaft, welche natürlich nur relativ bestand, die Verbindungen dobra-jego, dobru-jemu durch Neubildungen wie dobn-jego, dobrt-jontu ersetzt wurden. Diese Verbindungen entwickelten sich nachher erst zu ego und emu. Ansätze eines solchen Prozesses sind auch im Aksl. nachweisbar. I m Instr. Sg. erscheint hier nämlich nicht dobromb-jirtib, wie zu erwarten, sondern schon dobrt-jimb. Dieser neugebildete Stamm dobrz> wurde in den westslawischen Sprachen verallgemeinert und auf alle Kasus ausgedehnt. (Vergleiche Lehr-Splawinski, Zarys gramatyki historycznej j§zyka czeskiego, Krakow 1953, S. 98 —99.) Ausgeschlossen ist aber nicht, daß es sich im Westslawischen um eine Analogie zu der Flexion des Pronomens *jb (jego, jemu usw.) handelt. ß + ja > a :
Nom. Sg. f. des pronominalen Adj., z . B . plodna 23 v, 18 < *plodbnaja; Pokorna23 v, 15 < *pokorbtiaja;zyfta 23v, 15 < *£i staja. oje > e: Nom. Acc. Sg. n. des pronominalen Adj., z . B . gurke 79 r, 5 ; Schlydne K 8 r, 1; Maine 13 r, 2; dluyke K 2 r, 17; dlymoke K 13 v, 10. a + a > a: I m Impf., z. B. piyberach 81 v, 16; Wolaffcho 35 r, 3; troftowachu. 43 r, 18; pokafachu 18 v, 19; namakachu 43 r, 17; Wuffnachu 19 v, 3. e + a > e//'e: a) Impf. IV. Verbalklasse, z. B.: derbeifcho 36 r, 7; 105 v, 13; Derbechu 55 r, 11; boleffcho 34 v, 4; Anmerkung: Das Ober-
Vokale
67
sorbische hat hier in Anlehnung an die Verben auf *iti (wéric) durchgehend Imperfektformen auf -ach, z. B. dyrbjach, widzach. sedzach usw. Eine Ausnahme bildet nur der os. Dialekt nordöstlich von Bautzen, man spricht dort uifich, cerpich usw. Das i in diesen Formen ist aus einem außerhalb des Akzents stehenden é entstanden (vgl. im gleichen Dialekt zorii (Dat. Lok. Sg. u. Nom. Dual.) < *zo?ié.) Zu bemerken ist, daß auch von den ns. Dialekten der Muskauer, Schleifer und die ausgestorbene Mundart des Wolfenbütteler Psalters (vgl. Hoenicke, Wb. Ps., S. 108) in der Bildung der Imperfekte dieser Verbalklasse mit dem Obersorbischen übereinstimmen. b) 1. fychu c) 5. 22 = è 4- a > a:
0 + a > a:
Verbalklasse: 43 r, 13; [yttcho 32 r, 19 = Hdé-ase. unregelmäßige Verbalklasse: bychu 17 r, 16; bychmy 20 r, *bé-ach- ; neweffechu 97 v, 7 ; weifechu 52 r, 3 < *-védéachq.
IV. Verbalklasse auf *iti, z. B. feh modlachu 24 v, 19; 51 r, 12; wyrachu 51 r, 9; Gronaffo 96 v, 14 usw. Die zahlreichen Formen der 1. Verbalklasse mit a für ursprünglich e, z . B . rotzach 8 1 v , 15; naffaficho 33 r, 13 ; neifachu 19 v, 5; K 10 v, 20; d f f y f f a f f c h o 34 r, 3; Weiachu 52 r, 4 beruhen auf Analogie zu den Verben der 1. Verbalklasse mit velarem Stammauslaut, z. B. nemoffachu 97 v, 11; namoiiachmy 76 v, 6; muffate ho 96 v, 10, wo a, ursprünglich ist. In Pfettafch 19 v, 11; Pfettaff 76 v, 11 aus péeto-az, vgl. auch pseto az bei Jak., Thar. und in älteren Schriften (M. Wb. II 237).
1 (y) + jo > o: ßarffo 112 v, 19 aus zarzyjo; wobtwarffo 90 v, 20 aus wobtwarzijo. -ojg > u:
-bjp > 'm: -ojp > u: -ojb > oj: -z>jb > y: -bjb- > i: 5*
Instr. Sg. fem. der a//ja Stämme: Zagwyfdu 25 v, 13; Mryttwu 131 v, 19; Schwudu 25 v, 23 usw. Im Instrumentalis der Pronomen, z. B. nademnu 30 r, 4; 128 r, 12; *nadb mbnojp; fiettobu K 9 r, 12 = *sa sóbojg.j 1. Sg. fem. der ¿-Stämme: Satzeßu 121 r, 2 = *za Cbstbjg; fchmotzu 33 v, 19 = *s& moktbjp; Gurofzu 133 v, 15 usw. Acc. Sg. f. des pronominalen Adj. : ichylku 35 r, 9 = *t$zbkojQ\ bofchu 11 v, 15; welyku 12 r, 14; laffku 91 v, 19-JaloHnu 97 v, 23. woyna 76 r, 16; woynUckom 131 v, 20 = *vojbn-, wyfowy 92 v, 3 = *v$z-ovz>-jb; dobry 42 r, 13 = dobrb-jb; weffcholi 16 v, 10; fzokly 109 v, 20 usw. Nom. Sg. m. des pronominalen Adj., z. B. bolchi 14 v, 11; 23 v, 16 = *bozbjbusw. Ferner steht i für *-bjb- auch im Instr. Sg. der
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ural, und Nns.
68
-bje > 'e:
Neutra auf -bje, die im Westslawischen neben *-bjemb auch die Endung -im < -bjbmb im Instr, aufweisen, z. B. thorenym 73 v, 22; [pomenanym 31 v, 20; Weifelym 60 r, 10 usw. In den Verbalsubstantiven: wudawane K 3 r , 14; ioulane 71 v, 10; Strome 17 v, 13; wyßane 62 r, 13; weffchelo 17 v, 10; chapene 20 r, 5.
Konsonanten § 15. Nasale. Urslawisches m und n sind bei Moller im allgemeinen erhalten geblieben. a) ImAnlaut: My 66 r, 5; Myne 46 v, 13 zu *jbm$; Mudre Adj. PI. 25 v, 13; myttho 90 v, 17; moy motzny Adj. 28 r, 4; mny Pron. Dat. Sg. 62 v, 17; 66 r, 3; 18 r, 5; Mlocko 24 r, 1; Myftgku Lok. Sg. 18 v, 21; mahlufke Adj. PI. 18 r, 5. Eine Seite vorher erscheint wohl unter Einfluß von nagi „nackt, kahl", nahluike 17 r, 24 mit n für m; Mahlo Adv. 120 v, 7; Myfflou Gt. PI. 110 r, 5; Nhogi Nom. PI. 13 r, 16; nhyga Adv. 12 v, 19; Nabog 77 r, 12; nymerni Adj. 21 v, 2; natfe 101 r, 20; Nahne 119 r, 12; naß 12 v, 21. b) I m l n l a u t : nemugu 1. Sg. Präs. 94 r, 9; doma Adv. 130 r, 11; faffchmerdne Adv. 118 r, 10 zu *-smft-; pomoenik 28 r, 4; pod Bomohrn 96 r, 21; Zefzimi Imp. 1. PI. 10 v, 2; Notznem Adj. Lok. 124 r, 22; fpane 127 v, 5; Rohnam K 5 v, 22; Jadno 130 v, 21; Mynu Gt. Sg. 82 v, 21; pfaflane K 6 v, 17,19. In rnlogy Adj. 94 v, 12; Mlogem Adj. Dat. 97 r, 5 aus *mtnogi wurde n zu l dissimiliert. Die Z-Form findet sich auch in der ns. Schriftsprache. Jakubica (1548) und Chojnan (1650) sowie der Schleifer und Muskauer Dialekt haben jedoch noch unverändert mnogi. c) ImAuslaut: wyifockym Nehborn Instr. Sg. 11 r, 9; weh Bethlehem, 18 v, 221 fedm 26 v, 21; natom Softem 3 r, 20; wehn Pron. Acc, 110 v, 24 zu *vb njb; ten 15 r, 6; Piyafin 113 v, 18; Syn 16 r, 15; 14 v, 11; 23 r, 15 usw. § 16. Liquiden. 1. Velares l und palatales V scheidet Moller nur unkonsequent. Beide Laute werden durch den Verfasser mit deutschem l bzw. II bezeichnet. Dabei ist die Verwendung des einfachen Z-Zeichens bedeutend zahlreicher als die des II. Doppeltes II wird besonders zur Bezeichnung des auslautenden l im Partie. Prät. Akt. I I angewandt. Hier und da findet sich aber auch doppeltes II für urspr. weiches l. a) l-Zeichen für l: plodny 10 r, 5; Izokly 109 v, 20; mylego 44r, 15; Gloff 49 v, 2; 70 v, 3; 100 v, 13; ichlabu K 7 v, 15; weffole 43 r, 21; mahlu 11 r, 3; mählich 10 v, 16; Schlowo 26 v, 20; Schloto 19 v, 6; Schluntzo 17 r, 6; Stola Gt. Sg. 76 r, 17; plynoil 76 v, 18 usw.
Konsonanten
69
b) II f ü r l: ftahll 42 r, 5; ptteneffll 42 r, 6; 19 v, 18; nettl 29 r, 6; p f y f f e l l 90 r, 19; 95 r, 8 ; byll dall 76 r, 22; dall 106 r, 2 ; pfywedll 52 v, 11; ftiuoriell 108 r, 19; mogll 91 r, 6; wulall 121 v, 23; wudall K 12 r, 12 ;wuhfoll 19 v, 1; Naltoll 10 r, 16; wefColly Ad,j. 51 v, 12; potilly N o m . PL 84 v, 14 usw. c) l f ü r l: Kral 17 r, 22; 16 r, 6; Krala Gt. Sg. 23 r, 12; Krale N o m . PI. 18 r, 20; 19 v, 4 ; 55 r, 19; Kralou Gt. PI. 24 v, 21; 17 r, 20; Keluch K 4 r, 14; woblytza Gt. Sg. 72 v, 22; lydny A d j . 16 r, 3 ; lube A d j . PI. 84 v, 15; lubego 11 v, 21; we . . . wettchelu 19 v, 23; Wehle 17 v, 4 ; Law 101 r, 2 ; welykim A d j . I n s t r . 84 v, 8; dla 11 v, 18; 22; 29 v, 24 usw. d) II f ü r I: Then Krall 22 v, 22; wullu Aec. Sg. 110 r, 20; Bulloßy
112 v, 4 ;
bulloß 97 v, 13; usw. Dabei erscheint II für I aber nur vor bzw. nach Vokalen der hinteren Reihe. Der Unterschied zwischen l und l dürfte also bei Moller noch bis zu einem gewissen Grade bestanden haben. Wahrscheinlich herrschte aber schon der später durch Mucke, Gramm., S. 169, für das Gebiet um Straupitz aufgezeichnete Stand: „hartes l wie weiches l werden gleich dem deutschen l gesprochen, nur daß teilweise l noch etwas härter als l klingt". A n m e r k u n g a: Im ns. Schriftdialekt wurde ursprüngliches velares l durch Beseitigung des koronal-alveolaren Verschlusses in einen bilabialen «-Laut verwandelt, z.B. byl, dal (byu, dau). Palatales l ist mit Ausnahme vor Vokalen der vorderen Reihe (i, e, 'e) mit deutschem l zusammengefallen, z. B. lubosd, kral, aber Upa, leto, wjel'e. Nur in den Lokaldialekten, wo l noch stark velar gesprochen wird, hat sich weiches l teilweise noch erhalten. Urslawisches l als u kennen außer der ns. Schriftsprache noch der Cottbuser, Spremberger und Spreewalddialekt. Dentales l für *l findet sich dagegen geschlossen fast nur im Norden des wstns. Sprachgebietes, und zwar nördlich einer Linie von Bärenbrück über Peitz nach Fehrow, Briesen und nördlich von Burg, im Westen besonders um Drebkau mit einer Spitze bis Groß-Oßnig. Weiter bestehen noch zwei Z-Enklaven im Westen um Krieschow und im Osten um Sergen, Gablenz und Trebendorf. Das gesamte Ostns. (Schleifer und Muskauer Dialekt) kennt nur dentales l. Dabei ist jedoch zu bemerken, daß l im Muskauer Dialekt noch stark velar, fast wie im Russischen 1 ), klingt. Über die Grenzen der u j ß Aussprache vergleiche besonders Paul Wirth, Beiträge zum sorbisch (wendischen) Sprachatlas, Karte Nr. 7. Zur Chronologie des l ~> u Wandels wäre noch zu sagen, daß zur Zeit Chojnans (1650) um Cottbus noch dentales l gesprochen wurde, im benachbarten Lübbener Dialekt aber bereits bilabiales u („In districtu Lubenensi pro literas h et 1 adhibent coloni w durum hinc tenuis"). Fabricius, der sich bei der Ausgabe seines NT (1709) bewußt nach dem Cottbuser Dialekt richtet („der umb Cotbus herumb gebräuchlich ist"), bemerkt im Vorwort, daß w(u) und 2 ohne UnterVgl. L. V. Süerba, VostoSnoluiyokoe nareiie, Petrograd 1915, S. 28.
70
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
schied gebraucht werden („dahero durchgehende das ich nicht das r/ das w und 1 aber ohne Unterschied gebraucht worden"). In seinem Neuen Testament selbst erscheint aber nur dentales l. Der niedersorbische Grammatiker Gottlieb Hauptmann (wendische Grammatica, Lübbenau 1761) schreibt hierüber: „In unlerer Nieder-Lausitschen Wendischen Sprache ist in dem Cottbusischen und Calauschen Creysse das L gebräuchlicher, als das W; in dem Lübbenschen Creysse aber und in den Dörfern um unser Lübbenau ist das W gebräuchlicher, denn das L; in unserer Stadt Lübbenau aber findet man beydes, doch reden die meisten mit dem L. Da ich nun in dieser Stadt lebe, so bin auch ich bey dem L geblieben". Auch in Zwahrs Wörterbuch aus dem Jahre 1847 findet sich noch l. Doch gibt der Verfasser neben der Z-Form auch die tt>(«)-Form an. z.B. dlug und dwug, polny und powny, sslod und .sswod usw. Zwahr war Pastor in Stradow bei Spremberg. Seine Sprache dürfte deshalb überwiegend den Spremberger Dialekt widerspiegeln. A n m e r k u n g b:
In dgaich 77 r, 2; 77 v, 17; dgaif 121 r, 4 ist l vor d ab-
gefallen, vergleiche Schriftdialekt Idgas, Igas, in den Dialekten auch Agas, gas, ursl. *lgati. Das sekundäre d wurde hier zur leichteren Aussprache der Konsonantengruppe eingeschaltet. 2.
Ursl. *r bleibt außer nach k, p, t unverändert, z. B. Rohnam Dat. PI.
K v , 5, 22; Myrru Acc. Sg. 19 v, 6; Rola K 14 v, 22; Rowe Lok. Sg. 63 r, 1; Rohla 111 v, 6; Robro K 1 3 v , 12; Pfed Thorenym 131 v, 16; pfy ... werchu 47 r, 3; ßerpnoß 99 v, 18; Smers 19 r, 3; Troftara Gt. Sg. 48 r, 15; morfke Adj. PI. 107 v, 12; Rietz 112 r, 20.
In dfaifcho 36 r, 22 wurde r zur Vereinfachung der Konsonantengruppe -drz- ausgestoßen, vergleiche *drtzati, auch bei Tharaeus und dialektisch noch drzanje.
a) Die Lautgruppen kr, kr, pf, pr, t f , tr. In den ursprünglichen Stellungen unmittelbar nach k, p, t hat sich bereits ursl. palatales und velares r wie in der Schriftsprache zu s (vor Vokalen der vorderen Reihe) bzw. s (vor Vokalen der hinteren Reihe) verwandelt. Beispiele: kr >ks:
pf>ps:
if > ts:
Mytzy Lok. Sg. 29 r, 6; K 7 r, 23; kiydlou Gt. PI. 106 r, 15; Kifywdu Acc. Sg. 128 r, 22; kfyßyanttwo 68 r, 2; kfyßyaniku Adj. Acc. 73 v, 15; SecMytze Gt. Sg. 34 r, 9. piywedll Partie. Prät. Akt. I I 52 v, 11; pfienefill 19 v, 18; 42 r, 6; pfynotl 15 r, 6; pfyifell 95 r, 8; 90 r, 19; pfeitywo Adv. 62 v, 17; pfyitoyno Adv. 21 r, 4 usw. Kmotzleyitwu Dat. Sg. K 8 r , 24; Juydtte Adv. 88 v, 11; Bradliy
Nom. PI. 51 v, 17.
Konsonanten
71
Unter Einfluß der Konsonantengruppen mit weichem f gab später auch r vor Vokalen der hinteren Reihe sowie im Auslaut seine ursprüngliche Artikulation auf u n d wurde zu s, z. B. kr > ks:
Maine
A d v . ; kff-opku
Acc. Sg. 98 v , 12; k f f e y 71 r, 2 5 ; k f a f f n e A d j .
PI. 100 r, 21. pr > ps: tr > ts:
Pfawdoß Sg. 71 v , Brads 19 32 v , 18;
28 v , 2 ; pfawe A d v . 2 1 r, 3 ; pfawy A d j . 29 r, 2 2 ; pfofbe D a t . 12; nepffawda 102 r, 11. r, 4 ; Wutfchobu Acc. Sg. 19 v , 11; f a y d f f a 42 r, 1 4 ; Petzs Petzfchoy D a t . Sg. 4 4 r, 2 ; Petzffouwey Bafe 52 r, 2.
A n m e r k u n g : Dieser Wandel der Gruppen kr, pr, tr vor Vokalen der hinteren Reihe und im Auslaut beschränkt sich lediglich auf den Westflügel des Niedersorbischen. I m Ostniedersorbischen und im Obersorbischen bleiben die genannten Konsonantengruppen unverändert. b) I n den Fällen, wo die Gruppen kr, pr, tr erst später sekundär entstanden sind, erfährt der r-Laut keine Änderung. Zum Beispiel Protg Adv. 13 r, 9; 32 v, 7; zu zu 80
71 v , 15 a u s *perdb\ strowe A d v . 2 1 r, 4 z u *storvz>; krotkem A d j . L o k . 101 r kortr>kt> u s w . , a b e r a u c h Pfettey 117 v , 13; pfed 133 v , 14, 16; 135 r , 13 u s w . *perdz>; pfeftwoyeye 8 5 v , 2 1 ; Pf es troita = o h n e T r o s t 96 r, 10; Pf es drogu r, 3 = ü b e r d i e S t r a ß e u s w . z u *per zu; pfelomyl 76 v , 18; p f f e groffene 98 v , 2 5
zu *per-; pffetze Adv. 126 v, 21 zu *perdz> sg. Die letzten Ausnahmen sind daraus zu erklären, daß hier pr im Präfix bzw. in der Präposition steht und r deshalb leichter seine ursprüngliche Artikulation verlieren konnte, vgl. auch os. pfe-, pfed,
pfeco; p o l . prze-, przed. I n prodk w u r d e *perdz> s c h o n n i c h t m e h r als P r ä -
position empfunden, deshalb bleibt r erhalten. § 17. Die labialen Verschlußlaute. 1. Der ursl. stimmlose labiale Verschlußlaut *p (nebst p) erscheint unv e r ä n d e r t als p, z. B. pfawy A d j . 29 r, fe pochilaffK 14 v , 16; napulny I m p . 2. Perfzene N o m . PI. K 13 r, 1 5 ; p o t f f y P r ä s . 89 v , 7 ; fe tpußa 96 r, 11; pußyny
2 2 ; protg K 5 r, 2 3 ; pyfch 26 r, 3 *p$tb; Sg. 106 r, 2 3 ; chapena G t . Sg. 131 r, 14; 3. Sg. 75 r, 5 zu *pocbstiti; poßelo 3. Sg. G t . Sg. 52 v , 6.
A n m e r k u n g : I n wopra Gt. Sg. 73 r, 9, 13 wird deutsches pf durch slawisches p substitutiert. 2. Ursl. stimmhaftes labiales b bleibt ebenfalls in der Mehrzahl der Fälle als b e r h a l t e n , z . B . Blyda G t . Sg. K 5 r , 2 3 ; kblydu D a t . Sg. 86 v , 2 5 ; kublydu K 5 r, 2 0 ; 79 r, 11; Schlob 2 3 v , 2 4 ; Schlobtz 10 r, 2 1 ; fchlob 17 r , 13; we fcMobe 20 r , 2 ; Nhebo 10 v , 2 0 ; Nhebe 18 r , 2 2 ; Bloffko A d v . 57 v , 11; pod Bomohm 96 r, 2 1 ; klyb 78 r, 3 ; 68 v , 11; Bog 103 v , 4 ; wobftafch 92 v , 18; wobdaron
Partie. Prät. Pass. 120 v, 9; wobfkerfchon 35 v, 19. Oft wird ursprüngliches b durch Assimilation vor stimmlosem Konsonanten zu "P, z. B. kulepky Acc. PI.
72
IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
18 r, 18; 23 v, 24; nheylupicheg 44 r, 17; lupfchi 16 r, 3; fchu wopikotzyly 29 v, 17; wopftafch 81 v, 17; Tog wopttoyanna 102 r, 2; neylupffy 84 v, 21; nheilupfche 18 v, 3 usw. § 18. Die dentalen Verschlußlaute. In Betracht kommen t, d, die durch die vorderen Vokale palatalisierten t\ d' sowie die ursl. Verbindungen tj, dj. 1. Die harten Dentale t, d bleiben unverändert. Lediglich der stimmlose i-Laut wird oft durch das d-Zeichen wiedergegeben. Beispiele für t: Schywot 10 r, 5; Safteinyck 10 v, 12; ichwyti Adj. 27 r, 18; Kutare 17 v, 22; Tebe 34 r, 13; Wuita 36 r, 19; Togo 13 r, 22; tak 82 r, 20; Tha K 2 r, 8; Syrrothy Nom. PI. 132 v, 21; Thuiytzu Acc. Sg. 33 r, 6; kuttarich 17 v, 6; Sdobrottu Instr. Sg. 12 v, 11; Schwyttlo 33 v, 8; lytto 1 8 v , 14; wotthemno 62 v, 1; wettog 12 r, 12; wuth lachopena 11 v, 5; Skuth 18 r, 14; Wufth Gt.Pl. K 2 r , 10. Ursl. stimmloses t wird durch d bezeichnet, z. B. Dogodla 24 r, 7; dogo dla 44 v, 10; dho 17 r, 5 (to); dargatze Partie. Präs. Akt. PI. 29 v, 20; Dffawy Nom. PI. 83 v, 7 zu *trava; Brads 19 r, 4; wedh Dfiych Lok. PI. 58 r, 14; zu *tri, wudiche Adv. 32 v, 16; zu *ostrt>; Neweifdy Gt. Sg. K 15 v, 15; wydffy 76 v, 7; wydffu Adj. Sg. f. 120 r, 22; wydffchi 18 r, 15; wydHey Adv. 80 r, 7 zu *vftbsi; farfchmerdne 118 r, 10; WydCf 83 v, 9; d f a f f y 117 v, 2. 3. Sg. zu Hrasiti; diyliu 1. Sg. Präs. 29 v, 6; feh dfyffaifcho Impf. 3. Sg. 34 r, 3 zu *tr?sti; WuHdh Gt. PI. 120 v, 19 vgl. aksl. usta; wuffwedlilch 109 v, 25; woditarzifch 125 r, 18; wodpozywa S. Sg. Präs. 112 v, 9; fe wodretz 125 r, 1; wodfehmerfy Gt. Sg. 41 v, 6; wod Schmeriii 110 r, 24; wodemno 29 v, 15; Diy krod 32 v, 15; Wodfehme 116 v, 1; wod nuffe 97 v, 7; wod Boga 99 r, 2; wodweffafch EL 6 r, 16 usw. Außer einigen Assimilationen vor stimmhaften Konsonanten dürfte es sich hier in der Mehrzahl um fremden Einfluß handeln. Zum Unterschied vom Deutschen, wo jeder Konsonant bis zu drei Oppositionsmerkmale (Mediae, Tenues, Lenes oder Portes, behaucht oder unbehaucht) aufweisen kann, kennt das Slawische nämlich nur die Opposition von stimmhaft und stimmlos, so daß bei eventuellem Einfluß der deutschen Phonetik leicht slawisches t durch deutsches fortives bzw. behauchtes d substituiert werden kann. Bemerkenswert ist dabei nur, daß der slawische stimmhafte d-Laut bei Moller in der Regel nicht verwechselt wird. Beispiele für ursl. d: Duck 57 v, 19; Narody Nom. PI. 30 r, 20; lud ... piewedl K 10 r, 10; Sudoyu Dat. Sg. 119 r, 24; Ghude Adj. PI. 26 v, 17; Sudnyka dla 124 r, 15; Gnada 23 v, 11; rydnoß 30 r, 1; radu Acc. Sg. 26 v, 23; Pfed Neweddrom 133 v, 16; dhale Adv. 33 r, 24; dhotey 10 r, 15; radh Adv. 88 v, 16; rad 46 r, 19; grodh 27 v, 15; pod 96 r, 21 usw.
Konsonanten
73
Vor stimmlosen Konsonanten wird d > t assimiliert, z. B. pottwoye 46 r, 13; pretkare
N o m . PI. 132 r, 23 = nns. prjadkarje,
vgl. lat. praedicare;
Protgku
Adv.
18 v, 2; Protg Adv. 32 v, 7 usw. Nur einmal erscheint td für etym. d in itdychäiu 3. PI. Präs. 26 v, 17. 2. Die vor den Vokalen der vorderen Reihe sekundär erweichten Konsonanten *t\ *s, z-Wandel schon voll abgeschlossen. Auch Chojnan (1650) bezeugt f ü r den Cottbuser Dialekt durchgehend schon s, z. Von den gegenwärtigen ns. Dialekten kennen die Affrikaten c, z nur noch der a n das Obersorbische grenzende Schleifer u n d der Muskauer Dialekt sowie eine kleine Enklave im südwestlichen Sprachgebiet (Kleinkoschen). 4.
Die ursl. Lautgruppen t j , (kt'), d j
Wie allgemein im Westslawischen entwickelten sich diese Verbindungen auch im Sorbischen zu c, z ( < g). Zum Beispiel Schwytzka 75 v, 2 Dem. zu *sv$tja; wytzey
K o m p . 121 r, 23 zu *vftj-;
protza 116 v, 7 zu *portja;
Pytzu
Acc. Sg.
K 5 v, 22 zu *pitja; in den Endungen des Partie. Präs. Akt. auf -ucy, -ecy, z. B. zeßecy 19 v , 2 ; poklanetzky K 5 r, 6; lafchetzi 18 v, 2 0 ; motz 34 r, 1; pomotz 27 r, 16; 117 v, 5 z u *mogtb; Wenotzy L o k . Sg. 128 v, 14 z u *noktb; N h u f f y G t . Sg. 69 v , 5 zu *ngdja; zuia A d j . 74 v , 19 *tjudja; Potfchlefy A d v . 33 v , 19; poffl e f f y A d v . K 7 r , 6 zu *sledji; Spufy A d v . 11 r , 9; [puff A d v . K 15 r, 20 z u *sz>pgdji; m e f f y 103 r , 20 zu *medji.
I n Analogie zu den Formen mit sekundär palatalisierten Dentalen (vgl. Präsens- u n d Infinitivstamm) wurden c, z < tj, dj in der 1. Sg. Präs. u n d im Partie. P r ä t . Pass. der 4. Verbalklasse beseitigt, z. B. 1. Ps. Sg. neralfu 1. Sg. P r ä s . 94 r, 17 zu *-radjg; roffu 1. Sg. P r ä s . 94 rozu; P a r t i e . : Schromofchon 35 v, 14; 36 r, 5 ; fchone 30 v, 1; rofeheno 12 r, 20, popaffon 81 v , 72 v, 10; poffchloffchoni 18 r, 16 usw., vgl. n n s .
v, 11 zu *rodjg vgl. n n s . razu, Woffweif orte K 3 r, 2 2 ; N a f y f 10; pfyroflon 74 v, 5 ; naroffon popazony, psirozony, pozlosony
usw. Zu dieser Annahme berechtigt uns besonders das konsequente Meiden der /-Zeichen in diesen Beispielen. Auch in den übrigen sorbischen Quellen des 16. J a h r h u n d e r t s sind die Laute z, c bereits durch die sekundär erweichten z, s ersetzt. § 19. Die velaren Verschlußlaute. 1.
a) Ursl. *k h a t sich in der Regel erhalten, z. B. in Krale Nom. PI. 109 v, 21;
Parobetko 25 r , 10; Syffetka K 10 v, 17; kfafnoß 92 v, 2 ; Ruckou Gt. PI. 11 r, 6 ; Kuß K 13 v, 17; kokoth 32 v, 16; Pyflka G t . Sg. 47 r, 1; kwaff 42 v, 2 5 ; kfchmerf y 33 r, 2 ; kzeßi 18 v, 8 ; fckudu a Blyffkom 135 r, 14; khura G t . Sg. 106 r , 25.
I n einer Anzahl von Fällen wird *k durch gk, g bezeichnet, z. B.
Myftgku
L o k . Sg. 18 v , 2 1 ; Rohgk 12 v, 17; fkufgkamy I n s t r . PI. 30 r, 10; ICwytgk 92 v , 1; protg A d v . K 13 r, 9; 13 v, 16; 32 v, 7 ; wobrubg 106 r, 12; Sgobodnich A d j . G t . PI. 120 r, 2 4 ; gtey K 14 v, 12; *kb toj, gtom 13 r, 10; 49 r, 2 *kx> tomu; gdobrem A d j . D a t . Sg. 134 v , 2 ; Gdupenu D a t . Sg. K 1 1 r, 10; gbettowanu D a t . Sg. K 3 r , 19.
Vergleiche die gleiche Erscheinung beim ;eigrä,,sehr", welgi25\, 9 ; 3 2 v , 2;welgy 3Bv, 3; 17; 95 v, 19. Das g für k wurde bisher gewöhnlich als progressive Assimilation gedeutet. Der Umstand aber, daß auch das Altpolnische (14. Jahrhundert) im gleichen Worte schon diese Alternation zwischen Tenuis und Media kennt, berechtigt uns zur Annahme, daß es sich hier um einen bereits ursl. Wechsel von stimmlosen und stimmhaften Konsonanten handelt. Als Nachweis für eine derartige Erscheinung im Slawischen können auch solche polnischen Beispiele wie pacnqc: bacnqc „fallen"; paprac: babrac „beschmieren, beschmutzen"; pryskac: bryzgac „bespeien, angeführt" werden 1 ). Auf ähnliche Weise wäre dann wohl auch der Unterschied zwischen ns. dlugo 33 v, 24 und dlujko, dlujki, a, e (dluycko 66 v, 14) zu deuten. Das j in dlujki ist durch die Aussonderung der Palatalität vor dem weichen Konsonanten k entstanden, vergleiche die analogische Erscheinung in tejke < tek'e (Senftenberger Eid, 1692) und os. tajki < taki, kajki < kaki. Die hier und da in den älteren ns. Schriften (Tharaeus, Jakubica, ns. Gesangbuch aus Welzow aus dem Jahre 1736) auftretenden Formen dluwiki, dluwiko sind m. E. auf einen hyperkorrekten j > iv > toi-Wandel, wie er in zatawjas {iatawaich 121 r, 24; le fathawiel 29 r, 19; putawon 123 r, 22; Partie. Prät. Pass.) vorliegt, zurückzuführen, vgl. ursl. tajiti. Der w > j-Wandel ist in unserem Dialekt sonst bereits abgeschlossen, vergleiche hierüber S. 81. Auf den Wechsel von g > k könnten im letzten Falle schließlich auch noch Formen wie krotki, wysoki, nizki usw. eingewirkt haben. d) Vor dem Dental t wird k, wenn zwischen beiden Konsonanten ein & ausfiel, zu ch, z. B. Pron. interr. kbto — Gtofch 11 r, 20, 22; Nichty 92 r, 9; 88 v, 16; nycht 29 v, 16; niecht 102 v, 13; Niechty 92 r, 9; Niechten 39 v, 11; 62 v, 14 zu *ni-kz>to. e) k ist geschwunden vor d in Soh 21 r, 13; Sofch 19 r, 10; 21 r, 15; Soff 101 r, 3; 114 r, 6 aus *kbde, vor g in ga K 13r, 4; gafch 9 v, 9; 10 r, 24; gafi 71 r, 13 aus *kz>gda. f) Wie die Schreibung giel K 14, v, 20 zu *ktlb beweist, war k in diesem Falle vor e bereits stark palatalisiert. Sonst jedoch noch allgemein wobffkerffy 3. Sg. Präs. 97 v, 20; fkerfy 29 v, 7 usw. Im Neuniedersorbischen entwickelte sich diese Palatalisierung zu einem selbständigen j-Laut, vergleiche kjalj/kel, skjarzys. 2. a) Ursl. g bleibt unverändert in wierneg Boga 16 v, 12; Gerdoß 98 r, 24; guhre Adv. 38 r, 8 *gore; Nogy Nom. PI. 132 r, 21; Gromadu Adv. 49 r, 2; Groffba 103 v, 2; drogu Acc. Sg. 13 r, 10; Quyifda 76 r, 15; Wogen 101 r, 15; 57 r, 2; 48 v, 13; Pogrymom Instr. Sg. 131 v, 22; Schognowane K 5 r, 1; bogathe l ) Vgl. J. Otrgbski, Slavjano-baltijskoe jazykovoe edinstvo, in: Voprosy jazykoznanija 1954, H. 5, S. 36.
Konsonanten
77
Adj. 16 r, 21; Schnyg 72 v, 16. Einmal erscheint wiederum anstatt der Media eine Tenuis in kroffne Adv. 104 v, 15 zu *grozbnzi. b) Ursl. g geht in *sfgnpti vor dem Nasal fast ausnahmslos in ch über, z. B. [ychnufl
51 r, 3 ; Hychnuich
115 r, 15; ffychnu
1. Sg. Präs. 115 r, 7 ; 115 v, 15;
ffychno 3. Sg. Präs. 122 r, 24; diychnul 29 v, 10; ttychnutzy Partie. Präs. Akt. 53 r, 14 neben pfyifegnul Partie. Prät. Akt. II (lmal) 46 r, 22. c) Anlautendes gl wird zu dl in Dlymocko Adv. 71 r, 7; dlymoka Adj. f. K 13 v, 10; dlymey Adj. Komp. 81 v, 14 aus *glyb- (vgl. Berneker, S. 307, sowie Vondräk I, 371f.). In den ns. Lokaldialekten ist auch der entgegengesetzte Prozeß bekannt, dl verwandelt sich zu gl in der Präposition gla aus dla, in gluiki aus dlujki usw., über dl > gl- Wandel vergleiche noch Vondräk I, 371f. d) Neben älterem dlugo 3 3 r , 24; 8 0 r , 2 5 ; 90 r, 13 ist bei Moller ebenfalls schon zahlreich die heute im Niedersorbischen allgemein gebräuchliche Form dluycko
Adv. 66 r, 14; 46 r, 12; dluyky
Adj. 118 v, 9 ; dluyke
Adj. K 2 r , 17.
Vergleiche in diesem Zusammenhang auch bei Tharaeus und in einigen anderen älteren Schriften die Form dluwiko — lang. Über den Unterschied von dlugo/ldlujko
vgl. S. 76.
e) In Woiiychu Lok. Sg. 33 v, 15 erscheint der deutschen Aussprache gemäß g als ch. f) Skrofiemy
Instr. PI. 94 v, 3 (vgl. ns. kros) erscheint wiederum deutsches
g als k.
g) g wird abgestoßen vor l in lychol Adv. 30 v, 8 neben älterem glychol Adv. 74 v, 10 aus d. gleichwohl
(vgl. M. Wb. I 272).
§ 20. TJrsl. Reibelaute s, z, ch, s, s, j , v,f
und Affrikaton
c,?,c.
1. a) Ursl. s ist bei Moller wie im gesamten Niedersorbischen in der Regel erhalten. Die Wiedergabe des s-Lautes ist in dieser Schrift sehr schwankend. Beispiele: wuftadnu 3. PI. Präs. 71 r, 5 ; itaroiina Adj. 95 v, 17; ftupa 3. Sg. Präs. 104 v, 15; MyßyanHwo 68 r, 2; Glolf 70 v, 3 ; NaiF 134 v, 2 ; kwaif 42 v, 2 5 ; Skuth 13 r, 14; fchu 3. PI. Präs. 30 r, 3 ; fehy 2. Sg. Präs. zu *byti 9 4 v , 17; Schnyg 72 v, 16; ichnoy 12 v, 16; Senns 110 r, 2 3 ; pffoffym(y) 1. PI. Präs. 131 r,
17; 133 v, 23; 132r, 9; 130 v, 10; 128 v, 21; 124 v, 10; 15 v, 16;
32 v, 1;
piofiy 3. Sg. Präs. K 9 v, 18; 17 v, 24; pfofMch K 105 r, 1; PMKtey 2. Dual. Präs. K 12 v, 8 ; pioflyffo Imp. 2. PI. 69 r, 18; pMfyich 9 v, 6; pioffu 1. Sg.
Präs. 35 r, 17; K 5 v, 10; nur zweimal ptolchimy 1. PI. Präs. 25 r, 20 und 20 v, 3. Im heutigen Niedersorbischen haben die Verben der 4. Verbalklasse mit auslautendem Stammkonsonanten auf s bzw. z diese auch auf die 1. Sg. ausgedehnt, z. B. psosu (1. Sg.), usw. Dieser Stand herrschte auch schon bei Moller, wie dies durch die fast ausschließliche H- Schreibung für s in *prositi bezeugt wird.
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
In den älteren ns. Quellen ist oft noch die 2. Sg. Präs. von *vedeii als ves belegt (z. B. Wb. Ps. weht 40, 10, 139, 2, Hauptmann Gr. 1761 ves; newes neben weich (S. 295, 7), Tharaeus hat bereits wes, vgl. M. Gr. S. 602). Moller schreibt i » y i / 1 3 i r , 5 ; wyß 98 v, 24; wieff 114 v, 10; 127 v, 18; 134 r, 23; K 7 v, 22; K 6 v, 24; K 7 v, 5; nur einmal erscheint Ich in wyfch 96 r, 5. Demnach dürfte wohl bei Moller noch allgemein die ältere Form ves geherrscht haben. Die ursl. Präposition *st> war bereits zur stimmhaften Spirans z verwandelt. Hierfür spricht die fast ausnahmslose Verwendung der /, /cA-Zeichen, z. B. Swultamy Instr. PI. 93 v, 9; Sbaffnytzkamy 102 v, 14; Swutichobu Instr. Sg. 99 v, 1; Sgroffbu 110 r, 14 ;£chnowottu K 9 r, 15 usw. In einer Anzahl von Fällen erscheint der Instrumentalis auch ohne Präposition, z. B. wutfchobu 93 v, 8, 18; wyrru 126 r, 12; Statkamy 93 v, 10; Schwogym Duchorn 112 v, 6; fchwoyeyu Miwu 116 v, 24; 85 r, 10 usw. b) Die ursl. Lautverbindungen stj, skj, st', sk + Vokal der vorderen Reihe. Alle erwähnten Gruppen schreibt Moller auf gleiche Weise als ßj/fz, so daß eine genaue Analyse über ihre Entwicklung nicht möglich ist. Wir beschränken uns deshalb lediglich auf die Darstellung des Materials. Über den Stand der genannten Lautverbindungen im gegenwärtigen Medersorbischen vgl. M. Gr., S. 214f., 217f. Beispiele: *stj = kfyfzyan 94 r, 5; kffyfzyany Nom. PI. 136 v, 2; kffyßan Gt. PI. 72 r, 12; Kfyfzyanow Gt. PI. 102 v, 3, kfyßyanltwo 39 v, 16. *skj — Beispiele fehlen! *si' = pufcyff 132 v, 19 zu *pustiti; wupußyff 104 r, 11; fpußifch 92 r, 20; pußony 96 r, 20; fpufzayu 8 5 v , 20; fe [pußa 96 r, 11; fe fpufzifch 91 v, 24; fpußyo 3. Sg. Präs. 112 r, 23; Myße Lok. Sg. K 6 r, 15; K 12 v, 21; Szeiky 11 v, 12; wotfzefky 73 r, 3 zu *stbzbka; einmal erscheint dfefku Acc. Sg. 75 v, 1 mit Metathesis des Verschlußelementes; S a W z 9 0 r , 11; luboß 16 r, 24; Schmielnoß 12 v, 4, 25; Perteene Nom. PI. K 13 r, 15; poßelo 3. Sg. Präs. 89 v, 7. *sk' = Szyth 62 v, 20; Szyttu Dat. Sg. 75 r, 17; Szyth 27 v, 13; Sziet 82 r, 11; Mulzynna K 13 v, 19; Bodry Adj. 85 r, 21; Bodreye Adj. Gt. Sg. 85 v, 12. A n m e r k u n g : Die Gruppe *£bst + voller Vokal wurde zu cc vereinfacht, z. B. wedziy 35 r, 21; wetzffy K 2 r, 16; Wedffy 66 r, 15 (zu lesen we cci); podziyl Partie. Prät. Akt. II; pottty 3. Sg. Präs. 75 r, 5 zu *po-cbstiti. 2. a) Die ursl. Spirans z ist bei Moller ebenfalls erhalten geblieben. Sie wird wie s sehr mannigfaltig wiedergegeben. Beispiele: Schlotto 10 v, 6; wuweffall Partie. Prät. Akt. II 121 v, 19; tachopena Gt. Sg. 11 v, 5; ¡eröffne Adv. 104 v, 15; nuffe Gt. Sg. zu *ngdja 97 v, 7; kaffna 90 v, 16; groffba 103 v, 2; quyffda 78 r, 15.
Konsonanten
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b) Die ursl. Lautverbindungen zdj, zd\ Das zur Verfügung stehende Material bietet nur Beispiele für zd\ Diese wird wie bei stj, skj, st', sk' einheitlich durch ßl/fz bezeichnet, vergleiche roßelony Partie. Prät. Pass. 59 r, 6 ; nherolzelona 55 v, 19 ; roßelonym Dat. PL 59 v, 8 ; roßeUone 99 r, 2; fe roßely 112 v, 7; 82 r, 7 3. Sg. Präs.; roßeraiu 3. PI. Präs. 29 v, 19; 107 v, 12. 3. Ursl. ch wird bei Moller als eh, gh, g und vereinzelt als k wiedergegeben. Wir führen zuerst das Material an. a) Ursl. ch als ch im A u s l a u t : Auch 12r, 8; SchloffniechAdj. Gt. PI. 29 v, 4; werch 104 v, 14; groffnych Adj. Gt. PI. 30 r, 15; Difych 58 r, 14; 59 r, 8 Lok. PI. zu *tri; twogych 107 r, 7; im I n l a u t : wychorom Instr. Sg. 135 r, 1; pffychodne Adj. PI. K 10 r, 12; fe pochilaff K 1 4 v , 16; fachopena Gt. Sg. K 3 r , 11; wot chapena Gt. Sg. 23 r, 3; bychu Impf. 3. PI. 25 v, 23; pfiefochu 18 v, 17 ;fkryfochu 29 r, 25; Glychol 75 v, 10; lychol 30 v, 9; im A n l a u t : chylu Acc. Sg. 11 r, 3 ; chwalba 18 v, 11 ; chwalena 126 v, 14; chwaliff 41 v, 20; chwale 3. PI. Präs. 60 r, 4 ; chwattaye Partie. Präs. Akt. 43 r, 14; chopi 3. Sg. Präs. 33 v, 2; chapena Gt. Sg. 131 r, 14. b) Ursl. ch als g, gh: i m A n l a u t : gloßotta 95 r, 6; Gudyrn Adj. PI. Dat. 74 r, 23; ghudy Adj. 16 r, 19; Ghudego Adj. Gt. Sg. 27 r, 14; guffetzy Partie. Präs. Akt. 129 v, 19; g y f f i f f 62 r, 13; giffony K 8 r, 8; ghopu 1. Sg. Präs. 112 r, 16; ghopy 3. Sg. Präs. 51 v, 16; ghylu Acc. Sg. 119 r, 8; gylu 63 r, 14 zu *chvila; Gudles 23 v, 23; Gudleifa Gt. Sg. 99 v, 16; Gudleia Gt. Sg. 30 r, 21 zu Hhudolazb, -ez& ; Guroßu Instr. Sg. 133 v, 15; Sagure Adj. Acc. PI. 79 r, 20. I m I n l a u t : pfygodnu a fagodnu Adj. Acc. Sg. f. 55 r, 17; Napffygodne 108 r, 16; Sagopyl 77 v, 25. I m A u s l a u t : payffog 1. Sg. 81 v, 14; wuyffog 1. Sg. 124, v, 3. c) Ursl. ch erscheint konsequent als k in klyb 68 v, 11 ; 78 r, 3; klib 87 r, 13; klyba Gt. Sg. 86 v, 16; klybe Sg. Lok. 79 r, 9; klybou Gt. PI. 26 r, 3; dazu in Kryft 18 v, 23; 43 r, 12; Kryftum 23 v, 5; Kryftuffa 24 r, 7 neben Chryttuffowa Adj. 89 r, 2. Mollers Kräuterverzeichnis (1582) bietet noch folgende Beispiele: Kofcetzkattge feie 82 (ns. chóscikate zele = Hypericum perforatum) ; Kiyhenn 126 (ns. chéén, krén Schi, und Musk. Dialekt). Der g, gft-Schreibweise zufolge könnte m a n annehmen, daß sich *ch ähnlich wie später im Obersorbischen zu einem aspirierten velaren Verschlußlaut entwickelt hatte. Doch müßte man dann unserem Dialekt wiederum eine Ausnahmestellung innerhalb des Niedersorbischen einräumen. Das gesamte Niedersorbische wie auch übereinstimmend die älteren Quellen bieten nur ch. Es k a n n sich darum auch hier nur u m eine besondere graphische Wiedergabe des *ch als g, gh handeln. Auch in einem Teil der frühneuhochdeutschen Texte wird der Reibelaut ch durch g bzw. gh bezeichnet (vgl. Moser, Frühneuhochdeutsche Gr.
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IV. Verhältnis des Mollersehen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
1929 I. Bd., S. 62). k für *ch liegt dagegen zweifellos schon vor in klyb 68 v, 11 usw. (*chlebz> < germ. *hlaiba). Auch die anderen westns. Quellen bieten hier bereits übereinstimmend den velaren Explosivlaut. Die ältere Gestalt chleb ist im Niedersorbischen lediglich bei Jabubica und heute vereinzelt dialektisch bekannt, nicht aber beiMegiser, wie Mucke (Wb. I. S. 486) fälschlich annimmt. 4. Die Dispalatalisierung der Spiranten *z, *s war bei Moller bereits abgeschlossen, wie dies der e > o-Wandel vor den genannten Lauten beweist (vgl. Abschnitt über *e). Beispiele für z: Muff K 14 v, 3; Schlob 23 v, 24; wehtfa 97 v, 2; Popafchenftwo 42 r, 16; Schywene 34 r, 17; fchiwene 11 r, 16; Schraffe, fchryffe 121 r, 13; Schognowane 67 r, 16; lahfu 1. Sg.; 63 r, 1 lafchy 3. Sg. 19 r, 22; LaMchi 16 r, 8 usw. Beispiele für s: io faiffchla 30 r, 1; troftowaffcho Impf. 3. Sg. 32 v, 10; wutzatIcho 32 r, 9; pyiicho 3. Sg. Präs. 32 r, 18; Schmytichon Partie. Prät. Pass. 33 r, 17; deyii2. Sg. 108 v, 20; nheiwyfchych Adj. Gt. PI. 9 r, 8; Falfchnu Adj. Acc. Sg. f. 26 v, 23; Schykne 129 v, 10 usw. A n m e r k u n g : I m Obersorbischen hat sich wie im benachbarten Cechischen die Weichheit der Laute z, § erhalten. Doch macht sich in der nordwestlichen os. Mundart um Hoyerswerda bereits ns. Einfluß geltend, indem hier z allgemein hart gesprochen werden. I n dem an das Obersorbische grenzenden Muskauer Dialekt ist hingegen ein Übergang von ns. hartem z, s zu os. weichem z, ä nachzuweisen, anstatt ns. y erscheint hier nach z,s ein enger e-Laut, z . B . zeto, seiet. Zur Chronologie des Dispalatalisationsprozesses ist noch zu bemerken, daß im Wolfenbütteler Psalter (vgl. Hoenicke, S. 59, 62) und auch bei Chojnan bereits harte Spiranten zu erkennen sind, vergleiche Chojnan Schüd, Schüdnik, Schüdoiski usw. In der ältesten Quelle des Jakubica aus dem Jahre 1548 kann der Stand jedoch auf Grund der schwankenden Orthographie nicht genau definiert werden. Trotzdem wird auch hier schon wie zu jener Zeit im Polnischen die Erhärtung dieser Spiranten abgeschlossen gewesen sein. (Über die Dispalatalisierung von z, s, 6 im Polnischen vgl. Z. Stieber, Rozwöj fonologiczny j§z. polskiego, § 86.) 5.
a) Ursl. j ist unverändert erhalten.
Beispiele: igych Pron. Gt. PI. 27 r, 4; gyma Pron. Dat. Dual K 12 v, 10; 13 ichiawill 100 r, 21; Moya 12 r, 7; dayoil 2. Sg. Präs. 135 v, 10; fchognuy Imp. 2. Sg. 5 v, 8. In hyif 90 v, 13; hyieh 91 r, 7; 17 v, 24 ist urspr. anlautendes j bereits zu h verwandelt. I n den übrigen Fällen kennt Moller nur die j-Prothese, z. B. jis6i, jinzo usw.
Konsonanten
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A n m e r k u n g : I m Wolfenbütteler Psalter ist neueres h dagegen bereits in der Mehrzahl, z. B. auch Mm Dat. PL Pron.; ffwohich; s mohim usw. b) Sporadisch erscheint ib f ü r urspr. j in ie tattawaich 121 r, 24; fe fathawiel 29 r, 19; putawon Partie. Prät. Pass.; fathawono 123 r, 22; iathawonne 108 v, e *za-taja-ti. (Die urspr. Form tajis, tajas ist im Niedersorbischen nur dialektisch belegt (M. Wb. II., S. 734). Vgl. auch den entgegengesetzten Wandel von tb > j im Niedersorbischen, z. B. stawis > stajis, dawis > dajis, synowi > synoj (M. Gr., 232). c) Der Komparativ wytze 27 r, 3 erscheint gegen die Regel einmal ohne j, sonst gewöhnlich wecej, vgl. os. wjace. Desgleichen fehlt j im Imp. 2. PI. fgowaffcho 34 v, 6. d) Bei den neueren ns. Schriftstellern, wie Tesnar, Swjela, Kösyk, Gryß, teilweise auch bei Mina Witkojc, in der neuen Bibelausgabe so wie in einigen Lokaldialekten, z. B. im Spreewald und in der Gegend um Peitz, werden die Imperative der 3. Konj. sehr oft und ähnlich wie im Polnischen durch ein j verstärkt, z. B. bydlij, hubuzij, spij, njetuzyj, slysyj usw. Diese Tendenz scheint sich in unserem Dialekt ebenfalls schon zu entwickeln. Moller schreibt nämlich einmal ganz eindeutig wuslysyj (wufflijifyg 69 v, 6). 6. a) Ursl. v wurde bei Moller bilabial artikuliert. Hiervon zeugt die zahlreiche Verwendung des u für *v sowie der verhältnismäßig häufige Schwund dieses Lautes vor Konsonanten. Beispiele für w: whuff 74 v, 9; weß 121 r, 17; wuda 29 v, 21; woblocky Nom. PI. 96 r, 17; Uwawy Adj. 132 r, 3; Rohwa Gt. Sg. 43 v, 2; ichiawona Partie. Prät. Pass. 26 r, 1 usw. b) Beispiele f ü r u: Souky Gt. Sg. 12 r, 11; Quytky 118 r, 12; Ruckou Gt. PI. 10 v, 21; Wudowou Gt. PI. 134 v, 14. c) w ist geschwunden in Rody Nom. PI. 98 r, 4; Ronam Dat. Plur. K 5 v, 22; in *vbs-, falls vorher nicht eine auf einen Vokal endende Präposition erscheint, z. B. Fchitzy 123 r, 15; 56 r, 4; 32 r, 22; Schyknu 68 v, 17; Scho 11 r, 6; Sehen 19 v, 13 usw., aber Scheufchackym 34 r, 11; Sauffe 35 r, 15; weuifey 52 r, 19; pteuichacku 48 v, 15; nau[fe 103 r, 10; faufichicken K 6 r, 8. Der w-Laut ging in den letzten Fällen deshalb nicht verloren, weil er sich hier mit dem Vokal der Präposition zu einem Diphthong vereinigen konnte. d) Weiches w wird bei Moller wie im gesamten Westniedersorbischen zu j, z. B. woytze Nom. PI. 40 r, 7; 32 r, 23; PI. zu *ovbca; Sydoyikey Adj. Lok. 77 r, 25 zu *zidovbskb; kraleiftwo 14 r, 4; 27 v, 2 aus *korlevbstvo; Bufeiftwo 10 r, 19 aus *bozevbstvo; dazu noch in der Heilkräutersammlung kraloyßka 97 und 6 Schuster, Lautlehre
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
Droytzo 114; im Dat. m. wußoya, Synoy 11 v, 3; Bamffoy 106 v, 4; Kwotpotzynkoy K 5 r , 2 mit oj < ovi. Im Gegensatz zu dieser Regel hat sich w noch erhalten in fe ftawifch 91 r, 12; itawiell 110 r, 15; ftawhe 3. PI. Präs. 62 v, 17; itawohne Partie. Prät. Pass. 81 r, 1 sowie in fadawyl 78 r, 22. Die neueren Formen stajis und dajis finden sich nur in den heutigen Lokaldialekten. e) *v (u) geht nach Abfall der reduzierten Vokale &, & in u über, z. B. wudowa 96 r, 19; wudowy Nom. PI. 132 v, 21; Wudowou Gt. PI. 134 v, 14 aus *vbdova > udoua > udoua; dfhury Nom. PI. K 9 v , 19; Schury 42 v, 12; Schurmy Instr. PI. 92 v, 7 aus *dvbr- > d'ur- — d'ur > zur-. Später erst erhielt udoua wie alle auf u anlautende Wörter den w-Aspirationsvorschlag, deshalb heute wudowa. A n m e r k u n g : Die gleiche Erscheinung ist dialektisch aus dem Aksl. und besonders dem Serbischen bekannt, vgl. aksl. OyCEJIEHX ES Mr. Ps. 32, 8, 89, 2 usw., neben überwiegend BtCEJIEHAM., serbkr. udovica, udovac. f) Oft schwindet auch die Präposition des Lokativs w < vz>, z. B. thei Groichi 16 r, 4; Notzy 126 r, 5; thom Schlobe 16 r, 8; Pyfme 112 v, 18; dhole 114r, 3; Malicherynom Klyhne 28 r, 14; Zerkwy 34 r, 2; Rohwe 63 r, 1; Myße 87 r, 15. g) In Ebu Acc. Sg. zu ns. Eba aus d. Eva wechselt w mit der Explosiven b, vgl. die gleiche Erscheinung in ns. cwiblowas = d. zweifeln. 7. Die ursl. AfErikate c bleibt unverändert. Sie wird allgemein als z, tz und einmal als / / wiedergegeben, z. B. zyly Adj. 16 r, 13; zylern Adj. Lok. 16 v, 11; polytzo 32 v, 10; Kwoßoy Dat. Sg. 10 r, 14; Schluntzo 17 r, 6. Einmal wird c durch f f geschrieben in moffe Gt. Sg. 122 v, 4 zu *mogtb. A n m e r k u n g : Hoenicke (Wb. Ps. S. 139) ist der Meinung, daß c im Wolfenbütteler Psalter noch als weicher Laut gesprochen wurde. Da Moller die Erweichung aber nicht anzeigt, ist für unseren Dialekt einfestes Urteil nicht möglich, doch halte ich das Beibehalten der Palatalität bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts für sehr unwahrscheinlich. 8. Ursprüngliches wurde im Niedersorbischen wie im Öechischen und Obersorbischen allgemein zu »vereinfacht (vgl. Meillet, Le slave commun, S. 76 der russ. Ausgabe). Beispiele: Peneff Gt. PI. 122 r, 25; 60 r, 2 zu *pen$?b; pomoff Imp. 2. Sg. 53 r, 3; 13 v, 17; 168 r, 14; 101 v, 8; 131 v, 11; 132 r, 3; 58 v, 8; 41 v, 18; pomoffy(i) Imp. 2. Sg. 134 v, 9; 25 r, 16; 58 v, 5; 68 v, 4; 133 v, 25; 68 v, 21; 125 r, 1; 112 v, 14; 111 v, 2; 80 r, 4; 70 v, 9; wumoffy Imp. 2. Sg. K 3 v, 5; 69 r, 5; 74 r, 6; wumoff naff 131 r, 3. Unter Einfluß des Präsensstammes ist hier in einer Reihe von Fällen an Stelle des z < ? schon sekundäres z getreten, z. B. pomofchi 16 v, 9; pomofeh 23 r, 20; 26 v, 8; 73 v, 20; 80 v, 5 (vgl. Abschnitt über *z).
Konsonanten
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9. Ursl. ö verschob im Niedersorbischen wie in Teilen des Polnischen, Polabischen und in einigen nordruss. sowie südslaw. Dialekten seine Artikulation nach vorn, so daß es heute mit ursl. c zusammenfällt. Beispiele: wotzi 18 r, 3; wodzy K 5 v, 1 Dual zu *oko; Zarth 19 r, 7 aus *òfi&; zyito Adv. 136 v, 2; netzyity Adj. K 9 r, 1 zu Hisfo; Schwytzka 75 v, 2; Dem. zu *svftja; zefz 10 v, 17 zu *cbstb; zaka 3. Sg. Präs. 77 v, 4 zu *cakati; wetzoru Dat. Sg. 46 v, 16 zu *veöerz>. Wie die in deutscher Gestalt erscheinenden ns. Ortsnamen, z. B. Tschernowitz b. Guben = ns. Carnojce, Tschernitz b. Muskau = ns. Cersk; Zschornogosda b. Senftenberg = ns. Garny Gózd, Zschorna b. Muskau = ns. Carna usw. beweisen, bestand der £-Laut im Niedersorbischen mit Sicherheit noch im 12. bis 13. Jahrhundert. Für einen verhältnismäßig späten Zeitpunkt dieser ö > cVereinfachung spricht weiter der Umstand, daß c im Niedersorbischen auch heute noch vereinzelt und in gewissen Positionen erscheint, z. B. huzcejsy Komp. zu ns. huzki, lazöej (Kósyk), lechczej ( Jakubica), bosuSki usw. (vgl. M. Gr., S. 163). Über die Entstehungsgründe dieses äußerst interessanten phonetischen Prozesses wurde besonders in den letzten Jahren sehr lebhaft und ausführlich diskutiert 1 ). Dabei ging es besonders darum, festzustellen, inwieweit es sich um fremden Einfluß (Substrat, Nachbarsprache) bzw. um innersprachliche Prozesse in den einzelnen slawischen Sprachen selbst handelt. Im Niedersorbischen könnte man geneigt sein, das Zusammenfallen von è und c dem deutschen Einfluß zuzuschreiben. Dies deshalb, weil die in Frage kommenden mittelniederdeutschen bzw. mitteldeutschen Dialekte den ¿-Laut als ein selbständiges Phonem nicht kannten (vgl. Agathe Lasch, Mittelniederdeutsche Grammatik, Halle 1914, S. 129£f. und Hermann Paul, Mitteldeutsche Grammatik, Halle 1953, S. 30ff.). Bei dem uns bekannten Einfluß deutscher Dialekte auf das Sorbische wäre es deshalb durchaus möglich, daß die ns. Sprache in Analogie zum Deutschen die ursprüngliche Zweiheit von c//c zugunsten eines einheitlichen c aufgeben konnte. A n m e r k u n g : I n ftyry K 1 v, 4; nattworte 35 r, 1; Stworta K 3 r , 14; ftwortego K 2 v, 16 zu *6btyre sowie in nytto 107 v, 5 aus *né-èbto ging *ö nach Ausfall von 6 in s und dieses später durch Assimilation in s über (vgl. ns. styri, os. styri). 1 ) M. Budnicki, J?zyk jako zjawisko pamigciowe, in: Symbolae grammaticae in honorem Ioannis Rozwadowski I (1927) S. 53—69. M. Malecki, Cakawizm (z uwzglgdnieniem zjawisk podobnych), PKJ Nr. 14, Kraków 1929. T. Lehr-Spiawinski, O „mazurzeniu" w j§zyku polabskim, in: Slav. occ. 1930. W. Taszycki, Powstanie i pochodzenie polskiego jezyka literackiego. Kraków kolebka literackiej polszozyzny, TVórczoàó, grudzien 1949, S.100—117. Ders., Geneza polskiego j§zyka literackiego w évrietle faktów historyczno-jezykowych, in: Lingua Posnaniensis III/1951, S. 206—247. 6*
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ural, und Nns.
§ 21. Allgemeine Erscheinungen des Konsonantismus.
1. Vereinfachung von Konsonantengruppen Ursprüngliche und durch Ausfall von reduzierten Vokabeln sekundär entstandene Konsonantenhäufungen werden weitestgehend vereinfacht. Moller bietet hierfür nachstehende Beispiele: dn > n:
Syhny feh Imp. 2. Sg. 46 r, 11 aus *sedngti; glynn Imp. 2. Sg. 93 v, 1 neben älterem Glydny 74 r, 15; ryhna Adj. 18 r, 12, 17; ryhne Adj. 24 r, 1; 64 r, 3; ryhnem Adj. Lok. Sg. 18 v, 21; nahryhnem 18 r, 21 neben älterem rydne 83 v, 8; 63 r, 15 und rydnoß 30 r, 1; Jano Adv. 74 v, 7; 109 r, 3; iano 83 v, 6 neben älterem iaden 120 r, 20 „eins" und iodnu Adv. 62 r, 16; profniech Adj. Gt. PI. 12 v, 2; proine, 62 r, 9; proffne 79 v, 4; naproffne K 2 r, 9 zu *porzdbn-; dofflyneg Adj. Gt. Sg. 97 r, 10 zu *sledbm>.
9n > n:
Schonuy Imp. 2. Sg. 131 v, 10; Ichonuy 133 r, 22; fchonowal 27 r, 4; 29 r, 4 neben fchognowaich 80 r, 13; ichognuy 105 v, 5, 6; Schwyn ie Imp. 2. Sg. 63 r, 5; fchwyn te 63 r, 17 zu *dvignpti.
kn > n:
whuno 102 v, 12 3. Sg. zu
Is > s:
fafchne Adj. 35 v, 13; fal'chnego K 2 v, 2 neben falfchne 102 v, 8; Falichnu 26 v, 23; Falfchne 118 v, 16. Daß es sich hier um keinen Druckfehler handelt, beweist das Auftreten gleicher Formen auch im Leuthener Gesangbuch (vor 1656), z. B. pfched faichneyu Wutzbu.
öbs > s:
Zloweftwo 23 v, 9; 85 r, 2 aus *celove6bstvo.
zbs > s:
Knyltwo 32 r, 17; Knyitwa Nom. PI. 60 r, 6; KnyHwom 87 v, 4; Knyftwu Lok. Sg. 60 r, 2.
sbs > s:
Nebeffke Adj. PI. 60 r, 8; Neybeiky
stbn > sn: rtaloffnu
*vyknQti.
Adj. 57 v, 23; tahloine
ftaroffna 9 5 v , 19 a u s *starostbna; bostbtiZ).
Instr. Sg.
27 r, 24 zu *nebesbskr>. Adj. PI. 26 v, 17 aus *zalostbnz>; lubofne
A d v . 3 3 r, 2 0 z u
*lu-
sbs > s:
neywyffy Adj. Sup. 81 v, 20; wyffe Komp. 71 r, 22; wyttchimy Instr. PI. 22 r, 4 zu *vysbsi.
Adj.
str > tr:
Die Vereinfachung der str-Gruppe ist nur dem Westflügel des Niedersorbischen eigen. Das Ostniedersorbische dagegen hält parallel zum Polnischen konsequent an älterem str fest. Wie der ON Straupitz (nns. Tsupc) besagt, war str in einer älteren Zeit auch im Westniedersorbischen noch bekannt. Aus dem Jahre 1346 ist noch die ältere Form Struptz belegt.
Konsonanten
dl >1:
2.
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Beispiele f ü r str > tr > ts: dffugy Gt. Sg. 46 v, 7 zu *struga; Jadlfy = Ostern 42 v, 15; 43 v, 3; Jadfichach Lok. Plur. 44 v, 12 (vgl. ostns. jastry); Schwotfchym A d j . Instr. Sg. K 4 v , 14; diachottach Lok. PI. 13 r, 18; Diaififch 107 v, 2; dfattifch 114 v, 18 zu *strasiti; eine Vereinfachung der str- Gruppe d ü r f t e auch vorliegen in blydtfne A d j . 75 r, 13 ( W o h n io puyfi a Schwyttlo blydifne) aus *bystrbrib, vergleiche ns. bytsny — hell, klar, deutlich. Das l bei Moller beruht auf Einfluß v o n blyscas — glänzen. Diese Erscheinung ist außer bei Moller im Niedersorbischen besonders aus dem Wolfenbütteler Psalter b e k a n n t (vgl. Hoenicke, W. Ps. S. 150) 1 ). Hier wurde dl fast konsequent zu l assimiliert. Der Versuch Hoenickes jedoch, diese ns. dZ-Assimilation auf eine Stufe mit der gleichen Erscheinung im Südslawischen u n d Ostslawischen zu stellen, m u ß zurückgewiesen werden, da es sich im Niedersorbischen u m einen bedeutend späteren, im Westslawischen begrenzten Prozeß handelt 2 ). Beispiele :pola 12 r, 18; pula 19 v, 21 ;25 v, 17 aus po-dZa neben Togdia 31 v, 16; togo dla 21 r, 2 usw.; fackfyliff 58 v, 14 neben fackffydle 3. PI. Präs. 101 r, 16 zu *skridlo; Glydalo 76 v, 3 aus *gl$dadlo\ popall 101 r, 14; nhewotpaly 32 r, 11 zu *pad-ti. Einmal erscheint auch die ZZ-Gruppe vereinfacht in purofHy fchu 44 r, 23. Vergleiche den gleichen Prozeß in den mittelslowakischen Dialekten, wo ebenfalls dl öfters zu l vereinfacht wird, Seliscev, Zapadnoslavjanskoe jazykoznanie" S. 72, Moskva 1941. Einschub u n d Anfügung von Konsonanten
F ü r den Konsonanteneinschub bietet uns Moller folgende Beispiele: MerHnyck K 6 r , 14; Merfchnyck 46 v, 1; Merfnickou Gt. PI. 33 r, 8; Merfnieckam D a t . PI. 33 r, 4 aus älterem rhesnik = *mbSbnikz>. Die ältere Form findet sich noch bei Jakubica, Chojnan u n d im Wolfenbütteler Psalter. Dazu erscheint im Wb. Ps. einmal meUchnikih Nom. PI. 78, 65 (Hoenicke, Wb. Ps., S. 146). Vgl. noch bei Megiser wirtchna f ü r *vis-nja (Kirsche). E i n d wurde eingeschoben in beidne 27 r, 13 (To ak warn [iwiet beidne dowuit ma(cho), in der Schriftsprache erscheint bejnje, vgl. d. „ f e i n " (M. W b . I. 26). Auf Analogie dagegen beruht d in wobitadnuich 125 r, 7; ftaßo Aor. 3. Sg. 67 v, 22; [abydnuich 18 v, 7; dobydnosh 19 r, 12; vgl. popadnus (hier ist d 1 ) Über den Wandel von dl > l in den heutigen ns, Dialekten vgl. auch Wirth Paul, Die sorbische (wendische) Philologie seit dem Weltkriege, Teil I, ZfslPh., Bd. XIII. S. 153f. 2 ) In der alten niederlausitzer Toponymik findet sich überall noch -dl-, vgl. Nussedel, 1266, Nozcedel 1296 zu *sedblo, wüstes Dorf westlich Dobristroh, Kr. Kalau; Syckctdell Zigkadl 1518, Gzigkhadl 1531 zu *seka-dlo, Dorf im Kr. Lübben; Sydlo 1243, Schidlowe 1269, Dorf im ehemaligen Kr. Guben, rechts der Oder; Starczedel 1268, Dorf im ehemaligen Kr. Guben rechts der Oder.
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
ursprünglich), bei zabydnus wurde d unter Einfluß des Präsensstammes eingeführt. Die Liquide r wurde angefügt beim Adverb fchuder 10 r, 13; 11 r, 12 neben fchudy 10 v, 13. Das e vor dem r beruht auf Analogie zu Formen, in denen e zum Stamm gehört, z. B. ns. hyscer, hynzer. In dres (pfeffdres 102 r, 16 „ohne Tränen") Gt. PI. zu *drza (die Träne) < dlza < Iza < *slbzaHslt>za wurde d der leichten Aussprache wegen vorgeschoben, vgl. dazu im W. Ps. dllha 119, 118 aus *lzza „Lüge". 3.
Abfall und Ausfall von Konsonanten
a) Abfall des labialen w im Anlaut: Ronam Dat. PI. K 5 v, 22 aus *vorna\ Body Nom. PI. 98 r, 4 aus *verdt; nutz Adv. 17 v, 24 aus *vz>ngtrb; dazu in *vbs und in der Präposition *vt>z nach Ausfall der reduzierten Vokale, z. B. fche 20 r, 17, 19 aus *Vbse, aber auch Sautfe 35 r, 15, wo *vbs- unter Einfluß der auf einen Vokal endenden Präposition erhalten blieb (vgl. Abschnitt über * « ) ; Stupiel 10 r, 15 Partie, zu *vbz-stgpiti; Itawayutzy Partie. Präs. Act. 45 r, 8 zu z-stati; fpomenay Imp. 2. Sg. 90 v, 10; ipomena 3. Sg. Präs. 11, r, 1 zu *vi>z-spominati; lyß 79 v, 2; ffyich 116 v, 14; fylla 120 r, 23; iytta 89 r, 3 Partie. Prät. Pass. zu *vbzfti. b) Ausfall des *v im Inlaut: Fagyhlu 97 r, 4; Thu ghylu 119 r, 8; Gylu Acc. Sg. 63 r, 14 neben älterem chwylu 11 r, 3; Guroßu Instr. Sg. 133 v, 15; Sagure 79 r, 20 Adj. Acc. PI. aus *chvorz>; in tfnyif 116 v, 2 = *zvbneti. c) Abfall des velaren Reibelautes ch: in zu 1. Sg. Präs. 30 r, 7; 26 v, 18, 19; zofi 2. Sg. Präs. 13 v, 7; zo 3. Sg. Präs. 17 r, 2; 17 v, 13 usw.; zotey 2. Dual Präs. K 12 v, 6; zomy 1. PI. Präs. 14 r, 2; 16 r, 26; notzotto 2. PI. Präs. 27 r, 10; dagegen erscheint ch als k in der 3. Ps. PI. kify 106 v, 6; nekffe 87 v, 8 und im Inf. kffyf, vgl. auch nns. 1. Sg. njok. d) In Solch 42 v, 14 aus ktde-ze; gall 71 r, 13; ga 26 v, 25; gaby 105 v, 12 zu *kz>gda ist k geschwunden. e) g ist abgefallen in lychol 30 v, 9 neben älterem Glychol 75 v, 10 aus d. gleichwohl. f ) Die Liquida l fällt ab in dgafch 77 r, 2; 77 v, 17; dgaif 121 r, 4 aus *lz>gati; in/e ßye 3. PI. Präs. zu *lbstiti; r wird ausgestoßen in dfiachu Impf. 3. PI. 106 r, 24; dfattcho Impf. 3. Sg. 36 r, 22 aus *drz>zati. g) Die ursl. Verbindung *jb wurde im Sorbischen durch Ausfall des reduzierten Vokals zu j vereinfacht. Dieses j verhält sich wie *v in *vbs, indem es nur dann erhalten bleibt, wenn vor j eine auf einen Vokal auslautende Präposition erscheint, z. B. Mie 11 r, 12; My 66 r, 5; Myne 86 r, 19 aus *jbmf; Sgerzamy Instr. PI. 94 v, 2 zu *jbgrbCb; dhu 1. Sg. Präs. 107 v, 12 zu *jbd-. Nach vokalisch anlautender Präposition: wuyfioffo 2. Sg. Impf. 110 v, 19 zu *vy jbd-, vgl. dazu auch ns. spa „Stube", aber zejspy, os. stwa gegenüber
Konsonanten
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najstwa „gute Stube", os. hrac „spielen" neben zejhrawac „schwingen". Im Polabischen jaimo (jai < i jai; im Polnischen imiq\\miano = miono, grac/ßgra mit Entwicklung von *jb > i. Das Öechische weist auf: jmino, alt jme, hrä, hräti. Nach Lehr-Splawinski (Praslowianskie jb- w j§zykachzachodnioslowianskich,in: Rocznik slawistyczny VIII, Krakow 1918) beruht die unterschiedliche Entwicklung der 6-Gruppe im Westslawischen auf alten Akzentunterschieden. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Präsensformen des Hilfszeitwortes bys, 2. B. iohm 72 v, 2; Ify 126 v, 14; fy 10 r, 17; fchmy 114r, 12; liu 66 v, 13. Nach der Negationspräposition nje- erscheint aber auch hier ein j, z. B. neyffmy 122 r, 1; neyffu 109 r, 16, vgl. auch ö. jsem, jsy, nejsem, nejsme usw. Die /-Formen weisen hier also im Sorbischen und Öechischen auf ein *jbs-, das dann eventuell als eine Reduktionsstufe zu *es- zu betrachten wäre. Vergleiche auch -westsl.öbtyreH ostsl. cetyresowie *jbz zu idg. elcs, lat. ex (Berneker, Etym. Wörterbuch, S. 440). 4. Assimilation und Dissimilation von Konsonanten d + s > c: Lutzkey Adj. Gt. Sg. 67 r, 21; lutzke Adj. PI. 66 v, 2 zu Hudbskb. dk>tk: Slotka Adj. f. 52 v, 13; /Motze Adv. 34 v, 8. Die Dissimilation äußert sich insbesondere bei den Liquiden. Beispiele: Schlobro 26 v, 21 aus *serbro, vgl. noch bei Megiser srebro und im Spreewalddialekt slebro: mlogy Adj. 94v, 12 Mlogem Adj. Dat. 97 r, 5 aus *mbnogi; pfeffdres Gt. PI. 102 r, 16 (ohne Tränen) aus psez dlez va, tri na desftf, nhyga 12 v, 19 aus *ne-kr>gda; ga 26 v, 25 aus *hz>gda. Verhältnismäßig junge Synkopen liegen vor in Ley Imp. 2. Sg. 72 v, 10; 18 r, 4; 51 r, 20; Lay 86 r, 19 aus gledaj, kerliifche 20 r, 15 Nom. PI. aus „xvgie eAe^ffor", vgl. W. Ps. und die Hs. vonAtterwasch (ÖMS1915,1., S. 16), wo kerlejs erscheint, im Leuthener Gesangbuch steht wiederum kerles. Das Obersorbische hat kerlus. In deyii2. Sg. Präs. 79 r, 19; 108 v, 20; deys 79 v, 14; Nhedeys 67 r, 8; dey 3. Sg. Präs. 26 v, 14; nedey 79 v, 73; debuly 1. Sg. Präs. 102 r, 15; dheyel 17 r, 22 neben 34 v, 16; Derbi 3. Sg. Präs. 17 v, 10 usw., vgl. ns. derbjesHdejaS aus d. dürfen (vgl. Bielfeldt, Die deutschen Lehnwörter im Obersorbischen, S. 124). In fchwogo 29 r, 4 aus swojego, neben gewöhnlichem twoiogo 27 v, 3 usw. Wahrscheinlich handelt es sich hier aber um einen Druck- bzw. Schreibfehler, da parallele Formen aus anderen ns. Quellen nicht bekannt sind (vgl. M. Gr. S. 406).
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
Der Name „Michael" erscheint als Micha ichwyßel giem). 6.
18 v, 22 (Acic Micha
biefcho
j-epentheticum
Zu den wenigen gemeinsorbischen Erscheinungen gehört die Entwicklung von j (i)-Lauten vor ursprünglich weichen Konsonanten. Mucke hat in seiner Lautund Formenlehre für diese Erscheinung die Bezeichnung j-epentheticum eingeführt. Vom phonetischen Standpunkt gesehen, handelt es sich hier aber u m eine Aussonderung der Palatalität vor dem weichen Konsonanten. Diese Erscheinung ist auch zahlreich in der Sprache Mollers vertreten. Dabei ist jedoch dieser j-Vorschub vor weichen Konsonanten nicht immer ganz konsequent durchgeführt worden. Beispiele: fuyhfiß 46 v, 5; I u y f f i f t 72 v, 9; ichnayff 67 r, 20; le wobroyil 101 v, 9; payifog Aor. 1. Sg. 81 v, 14; wuitaynffo Imp. 2. PI. 51 r, 6; Wultayn I m p . 2. Sg. 79 r, 25; puiich 25 v, 14; puyii 96 r, 24; Puiich 11 v, 8; Puiffe Nom. PI. 54 r, 10; puMe 110 r, 11; Puifche 11 v, 11; PuMu Lok. Sg. 46 v, 7; Puyfiu Lok. Sg. 128 r, 7; puiiiu Lok. Sg. 62 v, 12; i e y f f y 3. Sg. Präs. 46 v, 21; 123 r, 8; 107 v, 3; ieyiiiich 2. Sg. 85 r, 5; feWe 3. PI. Präs. 13 r, 18; Ifeyttel 118 v, 12; Nhayn Pron. Acc. Sg. 72 r, 3; nahyn 20 v, 7; nahin 33 v, 6 zu *na njb; Broyn 40 v, 9; Knyfi 120 v, 18; Neybesky Adj. 27 r, 24; Nekafiaynttwa Gt. Sg. K 2 r, 23 neben Sattamanitwo 74 v, 14; Knyfnienitwo 10 r, 6 usw., IVefpyttowayne 68 v, 23; k . . . fpomenaynu Dat. Sg. 64 r, 12 neben Ipyltowanu Dat. Sg. K 5 r, 22; polepffowanu K 8 v, 10 usw., wuyffelall 87 r, 2. Die Beispiele Juyii 98 r, 18 zu *ju-ze; wuylila 72 r, 13; wuytiel 119 r, 10; 113 v, 15 mit j vor dispalatalisierten Konsonanten weisen darauf hin, daß die ^-Aussonderung noch vor der Erhärtung jener Spiranten erfolgt sein muß. Bemerkenswert sind weiter die Formen Juydffo 72 r, 9; Juydifa 83 r, 25 Gt. Sg. zu *jutro; Juydffe 88 v, 11 Adv. aus *jutre; Wottog Juidftna 46 v, 16 Gt. zu *jutrbno; Juydftna Qu yff da 26 v, 8; 75 v, 24; 78 r, 15 usw. zu *jutrbm>, wo die Palatalität des weichen Konsonanten über den harten Dental hinauswirkte. I n Suidh 122 v, 6; Suyda Gt. Sg. 125 r, 16 neben Suhdu Dat. Sg. 122 v, 20 beruht j dagegen auf Analogie zum Zeitwort sujzis. Auch in Piluydh 121 v, 19 aus *prgdb ist j phonetisch nicht berechtigt. A n m e r k u n g : Außer im Sorbischen erscheint epenthetisches j noch in einigen westpolnischen und nordcechischen Dialekten. So wird in einem nordwestlichen polnischen Dialekt (dialekt zlotowski) jedes e vor _palatalen Konsonanten als ei gesprochen, z. B. veizne, zeivync, seisc, neiseice usw. Noch näher dem Sorbischen ist der Stand der oberschlesischen u n d mittelschlesischen Dialekte, z. B. weise, veize, na voize, kfaisny usw. (vgl. Nitsch, Dialekty polskie Prus zachodnich S. 185, 191, 200 und Nitsch, Dialekty polskie Sl^ska, S. 177 bis 178).
Konsonanten 7.
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Prothese vor vokalisch anlautenden Wörtern
Die heute allgemein im Sorbischen und zum Teil in den anderen westslawischen Sprachen erscheinende Prothese (Konsonantenvorschlag) vor auf einen Vokal anlautenden Wörtern beruht größtenteils auf dem Bestreben, den Hiatus zu vermeiden. Dieser war aber besonders zahlreich in der Zeit vor dem Abfall der reduzierten Vokale. Vgl. Vondräk, Vergleichende Gr. I, S. 21 lff. Hinsichtlich der einzelnen Vokale im Anlaut verteilen sich die sorb. Aspirationskonsonanten bei Moller wie folgt: j-Vorschlag a) Vor anlautendem a-: ja Pron. 37 r, 22; 91 v, 5 usw. gegenüber aksl. azb. Wie jedoch übereinstimmend die Formen altruss. jaz, ac. jaz, apol. jaz und polabisch jaz besagen, hat bereits im Urslawischen eine dialektische Nebenform mit j-Vorschlag bestanden. Ein j-Vorschlag dürfte auch vorliegen in Jadify 42 v, 15; 43 v, 3; Jadffchach Lok. PI. 44 v, 12 „Ostern", vgl. kaschub. jastre, polab. jästrai; altpol. justry (sehr selten), aksl. jutryjljustry zu *ustro//utro; dazu noch doyamy Gt. Sg. 122 v, 21, vgl. aksl. jama. Ohne j-Vorschlag erscheinen dagegen die auf a- beginnenden Konjunktionen: A 11 v, 4; a 9 v, 10, 11 usw.; Aby 10 v, 19; 12 v, 21; Abo K 3 v, 11; aich 9 v, 8; 12 r, 10, 14; ale 10 r, 2; 103 r, 22; Atz 19 r, 11; desgleichen die Interjektion ach 10 r, 12 sowie die Relationspartikel Ack 47 r, 12; ach 12 v, 19; 10 r, 17. Bei Jakubica und dialektisch auch jako. b) Vor e u n d e i n : Jenfchel 43 r, 23; Jen fei 17 r, 17 usw. zu aksl. anz>gelz> und d. Engel (Kontamination!). Hierher gehören auch die Formen iaden 120 r, 20; iano Adv. 83 v, 6; iodnu Adv. 62 r, 14, da der j-Vorschlag hier noch vor dem e > a und e > o Lautwandel erfolgt ist, vgl. os. jedyn; Schleifer und Muskauer Dialekt jeden; gyß 96r,23 zu *ed-ti; kgitty D&t. Sg. K 7 v, 11, vgl. ns. jeza = das Essen. c) Vor i in: Gynak Adv. 81 r, 14; 92 v, 10 aus *ina-akr>; gyßy 29 v, 12; 37 r, 1, 8; 90 r, 14 „noch", vgl. Jakubica jesce, os. hisce und in älteren Texten auch jesce; gynilo 75 r, 23 aus *in-kz>de; gyrn 21 v, 4; 12 v, 19 Dat. PI. zu *jb; giech Pron. Gt. PI. 13 r, 12; 25 r, 12; 25 v, 15; gyma Dual Dat. K 12 v, 10, 13. A n m e r k u n g : Die ns. Schriftsprache sowie die anderen älteren westns. Quellen kennen vor i nur den A-Vorschlag, z. B. hyscer, hynak, hynzi usw. I n den Lokaldialekten erscheint auch bei den Pronomen bereits überwiegend h, z. B. hym, hych, hymi usw. Bei Moller steht h vor i nur in hys. d) Vor u in: Saydffa Adv. 51 r, 17; taydtta 43 r, 14; Saytfcha 35 v, 16 aus za-jutra. In Sawydttne Adj. K 4 v, 5 erscheint für j einmal w, vgl. auch in den Lokaldialekten und bei Jak. witse (morgen).
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IV. Verhältnis des Mollerschen Lautsystems zum Ursl. und Nns.
A-Vorschlag a) Vor e findet sich in Hewi Adv. 16 v, 17; 17 r, 2; hewack Adv. 67 r, 22 zu *ovo. b) Vor i in hyich 17 v, 24; hyif 91 r, 7; 90 v, 13 aus Hti (Schriftsprache ebenfalls hys). Der w-Vorschlag ist bei Moller im Gegensatz zur Schriftsprache und dem größten Teil der westns. Quellen, wo ursprünglich anlautendes w durch h ersetzt wurde, noch der vorherrschende. a) Vor o: wothemno 33 v, 18; woth Präp. 10 r, 11; wot 12 v, 21 zu *ott>; won 12 v, 1 ; 10 r, 1 3 ; wohney Dual K 12 v, 9 ; 106 r, 1 5 ; wohni Nom. PI. 27 r, 4, 8 zu
*owö; wottemro 3. Sg. 95 r, 18; wudaff 132 v, 27; wobftauhne Adv. 54 r, 16; wuftafch 19 r, 14; 128 v, 3; wokolo Adv. 36 r, 16; 36 v, 1; wogen 48 r, 13; wuß 68 r, 1 0 : zu *otbCb; wotzi 18 r, 3 ; wodzy K 5 v, 1 zu *oko, vgl. Schriftsprache:
hogen, hokolo, hoko, hoblok usw., aber noch wön, wösö, wote mnje, wotemrjes usw. b) Vor u: wufta 12 v, 20 zu *usta; fchwutfchobu Instr. Sg. 99 v, 1; wutfchobne Adv. 135 v, 12; Wutzbu Instr. Sg. 82 v, 22; whumres 113 v, 3;whumrell 112 r, 12; 67 v, 21. Wie die Schreibweise wh besagt, war w bei Moller ebenfalls schon auf dem Wege, sich zu h zu verändern. Dabei ist interessant, daß die wh- Schreibweise konsequent vorerst nur in solchen Präpositionen auftritt, wo das Stammwort ebenfalls mit einem labialen Konsonanten beginnt. Dies besagt, daß der w ~> hWandel ursprünglich nur durch Dissimilation hervorgerufen werden konnte. Erst später breitete sich dieser wh-, A-Laut auf dem Wege der Analogie auch auf solche Fälle aus, wo ursprünglich w erhalten blieb. Dort nämlich, wo auf das anlautende w im Stamm kein labialer Konsonant folgte, bleibt w überwiegend unverändert, vergleiche wufta, wutlchobne, wutzbu usw. Die Sprache Albinus Mollers spiegelt also deutlich die Anfange des später im Niedersorbischen generell durchgeführten w > h-Wandels wieder. Nachdem sich die Präposition *vy- im Westniedersorbischen zu *uu- verwandelt hatte, unterschied sie sich lautlich nicht mehr von der durch «-Vorschlag entstandenen Präposition uu- (< u-), und sie unterlag deshalb dem gleichen Schicksal wie diese, z . B . wumotz 117 v, 3; wumogll 116 v, 24; Wugnafch 76 v, 7; daneben auch bereits whumotz 72 r, 20; whumogll 74 v, 8 Partie. Prät. Akt. II; whumokhene Partie. Prät. Pass. 11 v, 18;" whuydu 1. Sg. Präs. 95 r, 14 zu *vy-jbdu; whu(k)no 3. Sg. Präs. 102 v, 12 zu *vyknpti. Einmal erscheint hier sogar schon h in humogl 35 v, 8. c) In Sawydffne Adj. K 4 v, 5 zu *jutrbnr> erscheint einmal w vor i; vgl. auch ns. dialektal wjazoro zu *ezoro und wjaskolica neben jaskolica „Schwalbe". Anmerkung a: Zu einem späteren Zeitpunkt begann in der Mehrzahl der ns. Lokaldialekte auch das anlautende h zu schwinden und an seiner Stelle
Konsonanten
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verblieb nur eine kaum hörbare Aspiration. Daher heute in den Dialekten gewöhnlich •okno, •ogen, •umogla, •umfes, "utsoba usw. (vgl. Stieber, Stosunki, S. 59). A n m e r k u n g b : Auf einen Vokal anlautende Fremdwörter erhalten keinen Aspirationsvorschlag, z. B. Adam 15 r, 6; Abraham 99 r, 3; Emanuel 14 r, 6; 15r, 4; Abacuc 96v, 5; Ifopom Instr. Sg. 72v, 14; Ifrael 27r, 19vgl. aber nns. hysop (M. Wb. I. 581), Ysopiza und hizopiza (Zwahr, Wörterbuch 1847). Zur Chronologie der Mi-Prothese im Sorbischen wäre noch zu sagen, daß die deutschen Kolonisten im 11. bis 12. Jahrhundert o und u noch allgemein ohne den «»-Vorschlag übernahmen. Hiervon zeugen die zahlreichen Ortsnamen aus dieser Zeit, z. B. 1006 Ostrusna, 1215 Oztro, Ostrowe für neusorb. Wotrow zu *ostrovz>, 1245 de Eunowe zu neusorb. Wownjow, deutsch ö h n a zu *ovbnb „Widd e r " (vgl. E. Mucke, Serbske mestnostne mjena . . . , Poznan 1924); Uhyst a T. 1336 Vgez, neusorb. Wujezd; 1359 Unaw f ü r neusorb. Wunjow; 1241 Ostros, Ostroz, neusorb. Wostrowc; Ukro = ns. Hukrjow; Ogrosen = ns. Hogrozna usw. Später angelegte sorb. Siedlungen bzw. jüngere Flurnamen weisen auch im Deutschen bereits die iü-Prothese auf. Zum Beispiel PFiiischke (erste Aufzeichnung 1746), sorb. Wujesk, Deminutiv zur *u-jezdt. Dieser Ort wurde sicher erst später von Bewohnern eines Ujezd angelegt, und er erhielt deshalb die Deminutivbezeichnung; Wolschingmühle Kr. Kalau zu *olbcha; Wolschink b. Ruhland (ein Wäldchen) usw. Das ganze nordwestliche polabische Sprachgebiet hingegen weist im Gegensatz- zum Sorbischen bereits im frühen Mittelalter die w-Prothese auf.. Zum Beispiel Wusterwitz, Güstrow, Wustrow 1244 zu *ostrovt>; Wilsna Kr. Rostock 1209 zu *olbcha; WokunKi. Stargard 1285zu *okonb\ Woberitz 1202 bei Stettin usw. Dieser Unterschied zwischen Polabisch und Sorbisch wird besonders deutlich a n dem ON Königswusterhausen, der, unweit der polab.-sorb. Sprachgrenze gelegen, bereits eindeutig diesen früheren polab. w-Vorschlag aufweist. Vergleiche B.. Trautmann, Die Elb- und Ostseeslavischen Ortsnamen, Berlin 1948; A. Brückner, Zeitschrift f. vergl. Sprachwissenschaft, Göttingen 1913, 285f.
V. ÜBER DIE STELLUNG DER ÜBERLIEFERTEN MÜNDART INNERHALB DES NIEDERSORBISCHEN Wie schon Mucke (Gr. S. 8) berichtet, stellt Moller in seiner Schrift die Mundart seiner näheren Umgebung von Straupitz (ns. Tsupc) dar, die dem ns. Spreewald- oder Lübbenau-Lübbener Dialekt angehörte. Der Spreewalddialekt erstreckte sich auf die Orte westlich v o n Burg (ns. Borkowy) sowie nördlich der Spree von Lübbenau bis Straupitz. Muckes Annahme wird auch durch Mollers Sprache bestätigt. So besagt z. B. die Schreibweise des l, daß die Aussprache desselben bereits zu Mollers Zeiten u m Straupitz die gleiche war, wie sie später (1891) Mucke in seiner „Vergleichenden Laut- u n d Formenlehre der niedersorbischen Sprache" (S. 169) beschreibt. Auch die klare Scheidung der e-, 6L a u t e in der Aussprache als e, 6 u n t e r dem Akzent u n d als 'e, o in u n b e t o n t e r Stellung weist unseren Dialekt nach dem Spreewald. E i n großer Teil des Gebietes des Spreewalddialektes war zu Muckes Zeiten bereits germanisiert. Auch in der Parochie Straupitz hielt sich die sorbische Sprache n u r noch schwach. Bis zur Gegenwart h a b e n sich Reste des Spreewalddialektes lediglich im südlichen Teil u m den Ort Burg erhalten. Die ganze Parochie Straupitz gehört heute zum deutschen Sprachgebiet des Spreewaldes. Der Spreewalddialekt gehört zum Westflügel des Niedersorbischen. (Seine Grenzen vgl. E.Mucke, Gr. S.231.) Dies bestätigen auch nachstehende dialektale Besonderheiten des Westniedersorbischen in der Sprache unseres Verfassers. a) Die Konsonantengruppen kr, tr, pr gingen auch vor Vokalen der hinteren Reihe zu ks, ts, ps (ksadnus, tsawa, psawy) über. Die östlichen Dialekte des Niedersorbischen dagegen haben auch heute noch kr, tr, pr bzw. kr, pr, ts. b) Wie allgemein im Westen des sorbischen Sprachgebietes, so t r i t t auch bei Moller sehr stark die Tendenz des e > o-Wandels zutage, z. B. trjoba, njok, m&rjo, robro, slobro usw. c) Charakteristisch f ü r das Westniedersorbische ist die Vereinfachung von w > j, z. B. woytze Nom. PI. 40 r, 7; 32 r, 23 zu *ovbca; kraleißtwo 14 r, 4 zu *korlovbstvo; droytze Heilkräuterverz. 114 aus *dervbce. I m Muskauer u n d Schleifer Dialekt nur wowca, sewc usw.
V. Über die Stellung der überlieferten Mundart im Ns.
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Auf die Nähe des Cottbuser Dialektes, der später die Grundlage für die niedersorbische Schriftsprache bildete, weisen folgende dialektale Besonderheiten. a) Der ö-Laut erscheint bei Moller in der gleichen Position wie in der gegenwärtigen ns. Schriftsprache, d. h. nach velaren und labialen Konsonanten, wenn auf das 6 nicht wieder einer dieser Laute folgt, z. B. kose, görje Adv., wöjowas, mözomy 1. PI. Präs. usw., aber woplewas, wobdaris, pokuta usw. Der e-Laut ent-
sprach ebenfalls schon dem e der niedersorbischen Schriftsprache: er war ein Laut der vorderenReihe mit einer zwischen der mittleren und oberenZungenlage liegenden Hebung. Außerdem konnte e wie übrigens auch 6 nur in betonter Stellung stehen. Außerhalb des Wortakzents erscheint e als 'e und 6 als o. Die enge Artikulation des e in der Schriftsprache ist aber jüngeren Datums. Wie nämlich die Formen cely, seno, sedny i m Schriftdialekt und cyly, syno, sydny bei
Moller besagen, wurde der e-Laut vor der Erhärtung von c, z, s im Niedersorbischen noch unterschiedlich gesprochen. In dem der Schriftsprache zugrunde liegenden Dialekt war *e noch ein breiter Laut (wie bei Jakubica, im Wolfenbütteler Psalter und im Polnischen), in unserer Mundart hatte sich *e dagegen bereits vor der Dispalatalisation von z, c, s zu einem engen Laut verengt (wie im heutigen Obersorbischen). b) Die im Schriftdialekt heute allgemeine Wandlung von 'e > 'a + harter Konsonant beginnt sich bei Moller ebenfalls bereits zu entwickeln, z. B. zases, zasetyjjzeseta, njaso 3. Sg. Präs.// ponjeso 3. Sg. Präs. njesc, njamozo 3. Sg. Präs.//
njemozo 3. Sg. Präs. Archaismen und Besonderheiten in Mollers Sprache. a) Das Anlautgesetz steht noch nicht auf der Stufe der ns. Schriftsprache. So findet sich bei Moller noch allgemein vor u und o die w-Prothese, z. B. wumrjes, wumarly, wopiso 3. Sg.usw. Die heutige Schriftsprache und die Lokaldialekte weisen dagegen vor u und o nur h bzw. den weichen Einsatz auf, z. B. humres, humarly, humjejo 3. Sg., hopiso 3. Sg.//'umfes, 'umarly, 'urhejo,
'opiso usw. Auch vor i hat Moller noch überwiegend j, z. B. jinak, jinzo, jisci. I m gegenwärtigen Niedersorbischen dagegen nur hynak, hynzo usw. b) Beim Imperativ erscheint in den meisten Fällen noch das alte Moduszeichen i{y), z. B. zlami, zapali, njesy, pomozy, psosyso, weriso usw.
c) Als einzige uns bekannte ns. Mundart hat Mollers Sprache noch voll das Partizip praes. act. auf-je < -'g erhalten, z . B . chwataje, zdychaje,njepsestawaje, laze usw. Die Schriftsprache und die westns. Lokaldialekte sowie andere niedersorbische Sprachdenkmäler kennen nur die feminale Form des Partie. Präs. Act. auf -ecy, -ucy < -qtji, -gtji, z. B. wizecy, kupujucy, lazecy, chwatajucy. Nur im
Schleifer Dialekt hat sich in der Redewendung wöstan tarn stojo „bleib dort stehen" ein Partizip auf -je erhalten. Für den Muskauer Dialekt weist Scerba
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V. Über die Stellung der überlieferten Mundart im Ns.
Vostocnoluzyckoe narecie, S. 154) noch die Beispiele lezo, sezo, stojo, wiso auf. I n ihnen ist wie im Obersorbischen e bereits in o übergegangen. d) Die Präposition *vb erscheint in Möllers Schrift unabhängig v o n dem nach ihr stehenden L a u t durchgehend als we, z. B. we Boga, tue mesce, we clowjece usw. e) Der y > «-Wandel nach labialen K o n s o n a n t e n ist im Präfix *vy bereits abgeschlossen. I n den S t ä m m e n beginnt sich dagegen dieser Prozeß erst zu entwickeln. Hier schreibt Moller noch überwiegend y, z. B. wysoki, bydlis usw. N u r in f ü n f Wörtern ist bereits einwandfrei u zu verzeichnen, z. B. wusego A d j . Sg. Gt., wusokeg, A d j . Gt. Sg., ten wusy, wusej A d j . Komp., wotmuj I m p . 2. Sg. f ) l u n d l sind in der Aussprache fast zusammengefallen. Sie werden ähnlich dem deutschen Z-Laut gesprochen (vgl. Lautsystem u n d M. Gr., S. 169). g) Die Formen zaksilis (fackiyliif), popal (popall), njewotpali (nhewotpaly), gledalo (glydalo), pöla (pula, pola) besagen, daß die dl > ¿-Vereinfachung, welche bisher n u r aus dem WolfenbüttelerPsalter b e k a n n t war (vgl. Hoenicke, W b . Ps., S. 10), auch sporadisch in der Sprache des Moller a u f t r e t e n konnte. I n puroHly Partie. P r ä t . Act. I I zu *po-rosti wurde sogar tl zu l vereinfacht. E s ist d a r u m anzunehmen, daß Mollers Mundart im Westen an den im Wolfenbütteler Psalter erscheinenden Dialekt grenzte. Auf die Nähe der Sprache des Wolfenbütteler Psalters weist auch der Umstand, d a ß bei Moller wie in diesem als Fragepronom nur sto (Ito) erscheint. Die niedersorbische Schriftsprache sowie der größte Teil der Lokaldialekte k e n n t nur co. Abschließend darf festgestellt werden, daß die niedersorbische Sprache des 16. J a h r h u n d e r t s im großen u n d ganzen schon dem Stande des gegenwärtigen Niedersorbisch entsprach. Die in einer früheren Epoche (vor dem 16. J a h r h u n dert) sich zu entwickeln beginnenden älteren, das heutige Niedersorbisch v o m Urslawischen u n d v o n den benachbarten slawischen Sprachen wie auch zum Teil v o m Obersorbischen scheidenden Lautveränderungen (f > e, p > u, b, & > 'e, e,o; V, d' > c, trt > tärt, t\t > talt, tolt, tlut usw.) sind abgeschlossen. J e n e späteren, das moderne Niedersorbisch so sehr v o n der obersorbischen Sprache scheidenden sprachlichen Besonderheiten wie der 'e > 'a Wandel, die Veränderung v o n c, z > s, z u n d 6 > y (heute n u r in den Dialekten) beginnen sich im 16. J a h r h u n d e r t erst zu entwickeln bzw. sind noch nicht abgeschlossen. Auf eine ältere Sprachschicht weisen wieder solche Besonderheiten wie das noch erhaltene i (y) Moduszeichen im Imperativ, der sich noch in der Entwicklung befindende y > «Wandel u. a.
VI. NIEDERSORBISCH-DEUTSCHES WÖRTERVERZEICHNIS Das Wörterverzeichnis enthält in alphabetischer Reihenfolge die in der Arbeit genannten Wortformen Mollers in ihrer ursprünglichen graphischen Gestalt; nur die Großschreibung wurde nicht berücksichtigt. Nach Mollers Formen folgt ihre grammatische Bestimmung (Kasus, Zahl, Person, Tempus und Modus); der Nom. Sg. und der Inf. werden nicht besonders gekennzeichnet. Danach folgt jeweils die entsprechende Form in der heutigen niedersorbischen Orthographie, und zwar in der Grundform (Nom. Sg. oder Inf.); im Falle völliger Gleichheit mit der heutigen Form wird nur eine Form angeführt. Wenn Mollers Formen lautlich von den heutigen abweichen, so folgt auf Mollers Form eine Transliterierung in die heutige niedersorbische Orthographie, z. B. Moller: päulna,
rulßka, wyfym,
wutfschobä = pawlna,
rölska, wezym, wutsdba, u n d nicht
pölny, rolska, wjazym, hutsoba. Heute im Niedersorbischen nicht bezeugte Wörter werden durch einen Stern bezeichnet, z. B. *zwawy = ergiebig, *wobloka = Wolke, Gewölk, *wukus = schmieden. Um Mollers Lautstand gerecht zu werden, wird in der Angabe der heutigen niedersorbischen Entsprechungen wied er das 1952 aus dem niedersorbischen Alphabet entfernte Schriftzeichen 6 angewendet, also göra, tvöda, wösc anstatt gora, woda wosc. Auch sonst halten wir uns an die vor dem zweiten Weltkrieg gültigen niedersorbischen Rechtschreibenormen. äbo Konj. oder dby Konj. damit, auf daß ack, 11s. ak Konj. wie, wie als atch, ns. az Adv. bis; Konj. daß atz, ns. ac Konj. ob, obgleich bamffoy Dat. Sg., ns. baml m. Pabst beidlyfch 2. Sg. Präs., ns. bydlii wohnen beidne, *bejdnje Adv. fein bdtowafch, bjetowai beten biedliefch 2. Sg. Präs., ns. bydlii wohnen bleich, ns. byi sein
bilzo Imp. 2. Sg., ns. byi sein bloitko, ns. bloiko Adv. Heil, Glück blottku, ns. blolku Adv. Heil, Glück bludny, ns. bludny Adj. irrig, verrückt bludffimy 1. PI. Präs., bludiii irren blyda Gt. Sg., ns. blido n. Tisch blydo, ns. blido n. Tisch blyttko, ns. blisko Adv. nahe, in der Nähe Blyltkom Instr. Sg., ns. blysk m. Blitz
bogathe Adj. n. Sg., ns. bogaty, -a, -e reich boleffcho Impf. 3. Sg., ns. böleä schmerzen Bomohm Instr. Sg., ns. bom m. Baum boriiu Acc. Sg., *börSa f. Gesellschaft bofchi Adj. ns. b6Zy, -a, -e heilig bolchu Adj. Acc. Sg. f., ns.. böiy, -a, -e göttlich boyalch fe, ns. böjai se sich fürchten Boyatfn, ns. böjazn f. Furcht, Brads, ns. bratS m. Bruder
96 Bradlfy Nom. PL, ns. brati m. Bruder braffe Verbalsubst., ns. bras nehmen brehme, ns. brjeme n. Bürde, Last bremelko, ns. brjemjeSko n. kleine Bürde broyn, ns. bropi f., Waffe budil 1. Sg. Präs., ns. bys sein buitcho feh 2. PI. Präs., ns. bdjaS se sich ängstigen bulloß, ns. bolosd f. Schmerz buleiltwo, ns. bözejstwo n. Gottheit buffo 3. Sg. Fut., ns. bys sein butfy I m p . 2. Sg., ns. byS sein bußo 3. Sg. Fut., ns. byi sein bydlene Verbalsubst., ns. bydlis wohnen bylo Partie. P r ä t . Akt. I I , n. ns. byi sein bylliy Nom. Sg., ns. belSy Komp. weiß b yfafch, ns. beiai laufen bytto Impf. 3. Sg., ns. bys sein byily, by&i sein chapane Verbalsubst., ns. chapjaä beginnen chopi 3. Sg. Präs., ns. chopii beginnen chwalba, ns. chwalba f. Lob, Preis chwalena Partie. P r ä t . Pass. f., ns. chwalis loben chwaliif, ns. chwaliä rühmen, preisen chwalyl Partie. P r ä t . Akt. I I , ns. chwalis loben chwalym 1. PI. Präs., ns. chwaliä loben
VI. Wörterverzeichnis chwattaye Partie. Präs. Akt., ns. chwatas eilen chylu Acc. Sg., ns. chyla Weile, Zeit dahny Partie. P r ä t . Pass. m., ns. das geben daley 3. Dual Präs., ns. das geben dalocko, ns. daloko Adv. weit danifch, ns. daniz Adv. nicht einmal, noch darbne Adj. n. Sg.,ns. darbny, -a, -e zum Erbe gehörig, Erb. dargatze Nom. PI. Partie. Präs. Akt., targas reißen, zerren daiio Impf. 3. Sg., ns. das geben dafiy, dasi geben debre, *debrje Adv. gut deeß, ns. deSc m. Regen derbym (y) 1. PI. Präs., ns. derbjei müssen dhale, ns. dale Adj. weiter dheyel Partie. P r ä t . Akt. I I , ns. dejaä müssen dhune 3. Sg. Präs., ns. dunuä blasen, hauchen dgatch, ns. dga.i lügen dholoy, ns. doloj Adv. herunter dliemockem Adj. Lok. Sg., ns. dlymoki, -a, -e tief *dlugo Adv. lang dluyky, ns. dlwjki, -a, -e lang dluycko, ns. dlujko Adv. lange dlymocko, ns. dlymoko Adv. tief dlymoke Adj. n. Sg., ns. dlymoki -a, -e tief dnach Lok. PI., ns. im m. Tag driy Nom. PI., ns. zun m. Tag
dobera 3. Sg. Präs., ns. dobjeraä vollends nehmen, den Rest nehmen dobiffu Verbalsubst. Lok. Sg., ns. dobyi gewinnen dobietgk, ns. dobytk m. Erlös dobro Adv. gut dobry A d j . gut dobywaff, ns. dobywai gewinnen Dogdia, ns. logdla Adv. deshalb, d a r u m dogodla, ns. togodla K o n j . deshalb dohma, ns. doma Adv. zu Hause dokulfch, ns. dokulz K o n j . weil donotfilch, ns. donosyS zur Genüge tragen dopelnöny Partie. P r ä t . Pass. m., ns. dial. dopjelniä erfüllen dopulnyl Partie. P r ä t . Act. I I m., ns. dopölnis erfüllen doß, ns. dose Adv. zur Genüge dowerifch, ns. dowjeris trauen, zutrauen dratte Verbalsubst., ns. dras reißen, zerren droba, ns. trjoba Adv. nötig, notwendig drobenytze Nom. PL, ns. drobjenica f. Brocken, Brotkrume drogoti, ns. drogos f. Teuerung drogu Acc. Sg., ns. droga f. Straße, Weg drogy, ns. drogi Adj. teuer droffe Lok. Sg., ns. droga Straße, Weg dtachottach Lok. PL, ns. Üachota f. Furcht
VI. Wörterverzeichnis d{aril(y) Imp. 2. Sg. diariai halten dfaiicho Impf. 3. Sg., ns. dia& beben, zittern dfaffetem Adj. Lok. Sg., dzasai zehn dfeleffnym Instr. Sg., ns. zelezny Adj. aus Eisen dtema, ns. zemja Erde dfefku Acc. Sg., ns. sceiJca f. Fußsteig dfewetta f. Sg., *dzewjeta Adj. neunte dfetfeye Gt. Sg., ns. Ueia, Adj. dritte dlhury Nom. Dual., ns. dzurja Pluralet. Tür dffatteil Num., diaseA zehn dltawy Nom. PI. ns. tiawa f. Gras dltetfeta Adj. f., diesas zehn Dtioyaßy Gt. Sg., ns. tSojasi f. Dreifaltigkeit dttugy Gt. Sg., ns. Uuga f. Wassergraben, Bach dfiy Num., ns. täi drei dllyckom Instr. Sg., dzek Dank Dliynalte Adj. n. Sg., ns. Uinaaty, -a, -e dreizehnte dttyttafcho, Impf. 3. Sg., ns. Uesc beben, zittern dfuchlich Adj. Gt. PI., ns. tSuchly, -a, -e demütig dtychnul Partie. Prät. Akt. I I m., cegnui ziehen Diyhom Instr. Sg., dzek m. Dank duch m. Geist duchy Nom. PL, ns. duch m. Geist dupene Verbalsubst., ns. dupii taufen dupeny Partie. Prät. Pass. m., dupii taufen 7 Schuster, Lautlehre
dupu 1. Sg. Präs., ns. dupii taufen duiiehe Nom. PL, ns. duSa f. Seele DwanaßoNum., ns. dwanasco zwölf Ebw Acc. Sg., *Eba f. Eva falfchne Adj. n. Sg., ns. falSny, -a, -e falsch fafchne Adj. n. Sg., *faSny, •a, -e falsch frUchney Adj. Lok. Sg. f., ns. fryiny, -a, -e frisch fromny Adj. Nom. Sg. ns. fromny fromm
97 ghore Lok. Sg., ns. g6ra f. Berg ghudeg Adj. Gt. Sg., ns. chudy, -a, -e arm ghudlalfu, Lok. Sg., ns. chudlaz m. armer Schlucker ghudymy Adj. Instr. PL, ns. chudy, -a, -e arm ghylu Acc. Sg., ns. chyla f. Weile, Zeit giel, ns. kel m. Keim, Sproß glidai Imp. 2. Sg., ns. gledaS schauen, sehen ObH, ns. glos m. Stimme gloffy 3. Sg. Präs., ns. gloziS hungern lassen, hungrig machen glotzotta, ns. chloScota f. Lüsternheit, Wollust glychol, ns. glichol Adv. gleichwohl Qlydalo, ns. gledalo n. Spiegel glydnuil, ns. glednui sehen, schauen glynane Adj. PL, ns. glinjany, -a, -e tönern glylcho Aor. 3. Sg., gUdnus schauen, sehen gluku Acc. Sg., ns. gluka f. Glück gnada, f. Gnade gnyw, ns. gnew m. Ärger gnywaft, ns. gnewaä ärgern goretza Partie. Präs. Akt. f., göriä brennen, glühen goytz, ns. g6jc m. Arzt grodh, ns. grod m. Burg gromatte, ns. gromaze Adv.
gaad, ns. gad m. Schlange *gäb Konj. wenn doch, ach wenn gahd, ns. gad m. Schlange gatt, ns. gal Konj. wenn, wann, falls gatte 3. PL Präs., gaziä . tadeln, verachten, verspotten gaflitch, ns. gasyi löschen gdobrolche Dat. Sg., ns. dobrota f. Güte, Gütigkeit gelne Adj. n. Sg., *gelny, -a, -e verwest, gelb genhtze Nom. PL, *genc m. Topf gerdoß, gerdosc f. Stolz gerda Adj. Nom. Sg. f., gerdy, -a, -e stolz gerfiea fe, gerzii se stolz tun, zusammen sich brüsten gethom Pron. Dat. Sg. ns. to gromatlina, ns. gromazina f. Versammlung das, dies gromaße, ns. gromaze Adv. ghopu 1. Sg. Präs., ns. chopii zusammen beginnen ghopy 3. Sg. Präs., ns. chopiä gronetzy Partie. Präs. Akt., ns. groniä sagen, nennen beginnen
98 grosba, ns. grozba f. Schrecken, Greuel grychy Nom. PI., ns. grech m. Sünde grytnicky Nom. PI., ns. greSnik m. Sünder grytnieckou Gt. PI., ns. greSnik m. Sünder gryttneg Adj. Gt. Sg., ns. greSny, -a, -e sündhaft, sündig gtey Pron. Dat. Sg., ns. ta die, diese gto, ns. chto Pron. wer gtotch, ns. chtoz Pron. wer gtym Pron. Dat. PI., ns. ton, ta, to, der, die, das gudles, ns. chudlez m. armer Schlucker gudym Adj. Dat. PL, ns. chudy, -a, -e arm guhre, ns. görje Adv. hoch guieidi Nom. PI., ns. gweMa f. Stern Ourolzu Instr. Sg., ns. chorosc f. Krankheit guyiida, ns. gwezda f. Stern guffetzy Partie. Präs. Akt., ns. chöiiä gehen, laufen gwyfdu Acc. Sg., ns. gwezda f. Stern gych Gt. PL, ns. wön, -a, -o er, sie, es gyma Dat. Dual, ns. wön, -a, -o er, sie, es gym Dat. PL, ns. wön, -a, -o, Pron. er, sie, es gynack, ns. jinak Adv. anders gytlitt, ns. chysii werfen, schleudern gyß, ns. jesc essen gytyck, ns. jezyk m. Zunge hewak Adv. sonst hewi Adv. hier
VI. Wörterverzeichnis humogl Partie. Prät. Akt. I I m., ns. humoc erlösen hwpku Acc. Sg., ns. ftupka f. kleine Haufen hwalbu Acc. Sg., ns. chwalba f. Lob hyndrowali, ns. hyndrowai hindern hyteh, ns. hys gehen hyil, ns. hy& gehen jaden Num. eins jadnatlte Adj. n. Sg., ns. jadnasty, -a, -e elfte jadno einst, nur jadnoß, ns. jadnosc f. Einheit jadiiy, ns. jatSy Pluralet. Ostern iaro, ns. jaro Adv. sehr jentchda Gt. Sg., jenzel m. Engel jenfchele Nom. PL, ns. jenzel m. Engel ieyu Pron. Gt. Dual, ns. wöna sie iodnu, *jodnu Adv. einmal iog Pron. Gt. Sg., ns. wön er iom Pron. Dat. Sg., ns. wön er juidtlna Gt. Sg., ns. jujUno n. Osten juydtlna, ns. jujtSna f. Morgenstern juydilo, ns. jujtio n. Morgen, Morgenzeit hak Adv. wie kamene Nom. PL, ns. kamjen m. Stein kate 3. PL Präs. ns. kazyä verderben, beschädigen kalfamy Nom. Partie. Prät. Pass. m., ns. kazaä befehlen, anordnen
kaiin, ns. kazan f. Gebot keer, ns. kef m. Strauch, Busch keluch m. Kelch kenlch, keni Pron. welcher kenoteh, ns. kenoz Pron. welcher kerlyffche Nom. PL, ns. kerlis m. Kirchenlied keyfforu Lok. Sg., kejzor m. Kaiser kertzaritwu Dat. Sg., *kercarstwo n. Ketzerei kgilfy Dat. Sg., ns./ezf.Essen khura Gt. Sg., ns. kuf m. Staub, Bauch klapa 3. Sg. Präs., ns. klapas klopfen, pochen klyb, ns. kleb m. Brot klyhne Lok. Sg., ns. klin m. Keil kmehn, kmjen m. Sproß kmen, kmjen m. Sproß kmodfiy Nom. PL, ns. kmots m. Gevatter, Pate knys, ns. knez m. Herr knyich, ns. knez m. Herr knyfnien m. Sg., *kneznin Adj. der Jungfrau, dem Fräulein gehörig Knyfnienttwo, knezninstwo n. Jungfrauschaft, Jungfrauenstand knyll, ns. knez m. Herr k n y f f i f i teh, ns. knezyi se herrschen knyifo Vok. Sg., ns. knez m. Herr knyttwu Lok. Sg., ns. knestwo n. Herrschaft knyßyla Partie. Praet. Akt. I I f., ns. knezys herrschen kmotzieyltvm Dat. Sg., ns. kmöUejstwo n. Gevatterschaft
VI. Wörterverzeichnis knylfo Voc. Sg., ns. knez Herr kokoth, ns. lcokot m. Hahn komori Gt. Sg., ns. komora f. Zimmer kraleiitwo, ns. kralejstwo n. Königstum, Königreich krall, ns. hral m. König krod, ns. krot m. Mal, nur in Verbindung mit Zahlwörtern kroffne, groznje Adv. schrecklich, häßlich krotkem Adj. Lok. Sg., ns. krotki, -a, -e kurz ktamtoy Dat. Sg., *Saml m. Schemel Maine Adj. n. Sg., ns. kSasny, -a, -e herrlich ktmychu Dat. Sg., ns. smech m. Spott, Gelächter Mtadnuti, ns. Madnui stehlen kffey, ns. kiej f. Blut Mtopku Acc. Sg., kSopka f. Tropfen MCy 3. PI. Präs., ns. ¿¿es wollen kffydlou Gt. PL, ns. Midlo n. Flügel kltyt, ns. MeS wollen Miywdu Acc. Sg., ns. Miwda f. das zugefügte bzw. erlittene Unrecht, Leid ktydlou Gt. PI., ns. Midlo n. Flügel Myhenn, ns. Men m. Meerrettich Mytzyan, ns. Mescijan m. Christ klykan, ns. Mescan m. Christ kiyßyanftwo, ns. Me&cijanstwo n. Christentum Mytzowachu Impf. 3. PL, ns. Micowaä kreuzigen 7*
kßony Partie. P r ä t . Pass. m. Mciä taufen kthomu Dat. Sg., ns. to Pron. dieses kubeltzo, ns. kubjelco n. Gut, Hab kublydu Dat. Sg., ns. blido n. Tisch kublo 3. Sg. Präs., ns. kublaS nähren, pflegen kulepky, Nom. Pl. ns. kölebka f. Wiege kumne Pron. Dat. Sg., ns. ja ich kupane Verbalsubst., ns. kupa6 baden huldij-Tos. kuidy Pron. jeder kutdy, ns. kuidy Pron. jeder kufzou Gt. PL, ns. kösc f. Knochen kuß, ns. kösc f. Knochen kuttare Nom. PL, ns. kötary Pron. welcher kuttaruli Acc. Sg., ns. kotaraz Pron. welche kwatf, ns. kwas m. Sauerteig kwotpotzynkoy Dat. Sg., ns. wotpoeynk m. Rast, Ruhe kwutlchobe Dat. Sg., wutSoba f. Herz kwytg, ns. kwetk m. Blume kwytgk, ns. kwetk m. Blume laMche Partie. Präs. Akt., ns. laiai liegen lahiu 1. Sg., Präs. ns. lazas liegen laichetzi Partie. Präs. Akt., ns. laiaä liegen lalchy 3. Sg. Präs., ns. lazas liegen laCieJcli 2. Sg. Präs., ns. lazaä liegen laCtkw Adj. Acc. Sg., ns. lazki, -a, -e leicht
99 lattruyu 3. PL Präs., *lastrowai lästern Iahe, ns. laice Adv. leicht law m. Löwe lube Adj. Nom. PL, ns. luby -a, -e lieb luboß, ns. Ivbosc f. Liebe luby Adj. lieb lud m. Volk ludtie Nom. PL, ludze Leute, Menschen lupfchi Nom. Sg., ns. lubSy Adj. Sup. (sie!) lieb lud, ns. luSt m. Lust lutle, ns. luze Leute, Mensch lutto, ns. luto Adv. leid Lutzkey Lok. Sg., ns. ludzka Adj. menschlich lydny, *ledny Adj. einzig lykarttwo, ns. lekarstwo n. Arznei lypiche Nom. PL, ns. lepSy Adj. Komp. besser lyplfe Komp., ns. dobry, -a, •e gut lyft, ns. list m. Blatt lytto, ns. leto n. J a h r ludite, ludze Pluralet. Leute. luife Vok. ns. luze Pluralet Leute lutto, ns. luto Adv. leid lych, ns. lieh Adv. frei lychol, ns. lichol Adv. frei mahlo, ns. mala Adv. wenig mahlufke Adj. n. Sg., ns. maluSki, -a, -e sehr klein, sehr gering Manßelttwo, ns. manzelstwo n. Ehe markowaieh, ns. markowas merken marltkatch, ns. marskaä geißeln, peitschen
100
VI. Wörterverzeichnis
matferenynem Adj. Lok. Sg., moya Prpn. f., ns. möja meine nadlemy(i) Lok. Sg., ns. maäerjeniny, -a, -e der mryttvm Acc. 8g., ns. mretwa zemja Erde Mutter gehörig f. Pest nadffey Lok. Sg., nadzeja maß, ns. mai f. Mutter mudroß, ns. mwdrosc f. Hoffnung meeff, mjez Adv. zwischen Weisheit nadflmertly Lok. Sg., nB. meltziefch 2. Sg. Präs., ns. muhru Lok. Sg., ns. mörjo n. smjeri Tod Meer nahgi Adj. m. Sg., ,ns. nagi, mjelcai schweigen meltzy Partie. Präs. Akt. murru Lok. Sg., ns. mörjo n. -a, -e nackt Meer nahin Acc. Sg., ns. w6n mjelcai schweigen menymy 1. PI. Präs., ns. murltkeg Adj. Gt. Sg., ns. Pron. er mörski, -a, -e zum Meer nahlewa 3. Sg., ns. nalewai mjenii meinen gehörig mertlnyck, ns. mjerSnik m. eingießen, einschenken muH, ns. muH m. Mann
Priester
wie//, ns. mjez Adv.
da-
zwischen
meffetz, mjesec m. Mond
melty, ns. mjezy Adv. zwischen
muflke Adj. Nom. PL, muski, -a, -e männlich
mut[om(y) 1. PI. Präs., ns. m6c können my, ns. me n. Name
mettayu 3. PI. Präs., ns. mjeta& werfen
mylego Adj. Gt. Sg., ns.
mie, ns. me n. Name
mynna Gt. Sg., ns. me n.
metza Gt. Sg., mjec m. Schwert
mily, -a, -e lieb Name
mynu Dat. Sg., ns. me n.
nahmno Pron. Acc. Sg., ns.
ja ich nahmo Pron. Acc. Sg., ns.
ja ich nahpulnone Partie. Prät. Pass.
n.,
ns. napolniä
füllen
nahpulnyffy, napölniii anfüllen, füllen
nahfemy Lok. Sg., ns. zemja Erde
mlocko, ns, mloko n. Milch nahwutzi Imp. 2. Sg., ns. Name mlodoß, ns. mlodosc f. Jugend mys, ns. mys waschen nawucyi lehren, beibringen mylfe Verbalsubst., ns. mys nahyn Acc. Sg., ns. wön Jugendlichkeit
mlodym Adj. Dat. PL, ns. mlody, -a, -e jung
mlogy, Adj., ns. mlogi mancher mno Acc. Sg., ns. ja Pron. ich mny Dat. Sg., ns. ja Pron. ich
modlachu feh, *mödliä se beten
modledwu Acc. Sg., *mödletwa f. Gebet
waschen
myffliff, na. mysliä denken myffll, mysl f. Gedanke
Pron. er
naiu Acc. Dual, ns. mej wir beide
myfily Nom. PL, ns. mysl f. nam Dat. PL, ns. my Pron. Gedanke
myffo Impf. 2. Sg., ns. meä se sich fühlen
my[[y, meäi haben
myttgku Lok. Sg., ns. mestko n. Ort, Stelle
myfto, ns. mesto n. Stadt
namakan Partie. Prät. Pass.
m., ns. namakai auffinden, finden
namottomy 1. PL Präs., ns. njamoc nicht können
napoly Lok. Sg., ns. polo n. Feld
mordar, ns. mordaf m.
myße Lok. Sg., ns. mesto n. napomenas, ns. napomjenai Stadt napulny Aor. 3. Sg., ns. Mörder napölniä füllen mortke Nom. PI., ns. morski mylta Gt. Sg., ns. myto n. Preis narodu Lok. Sg., ns. narod Adj. Meer-, zum Meer gehörig
myttho, ns. myto n. Preis
motz, ns. m6c f. Kraft
motzni Adj. Nom. Sg., ns. möcny, -a, -e Adj. kräftig
Nadkffytzy Lok. Sg., ns. k&ica f. Kreuz
m. Volk naroIchon(y)
Partie.
Prät.
Pass. m., ns. naroziä gebären
VI. Wörterverzeichnis nallalicko Impf. 2. Sg., ns. njasä tragen nalteya, ns. nazeja f. Hoffnung nattlydnom Adj. Lok. Sg., ns. sUdny, -a, -e letzte natlmertty Lok. Sg., ns. smjer6 Tod nadchogo Pron. Gt. Sg., ns. naS unser naftyiiif, ns. nasyiii satt machen, sättigen naftoll Acc. Sg., ns. stol m. Thron, Stuhl naß Pron. Acc. PI., ns. my wir nathom Lok. Sg., ns. to Pron. dieses navmlcnud, ns. naumhnui erlernen nayn Acc. Sg., ns. wön Pron. er nebyfy Imp. 2. Sg., ns. njebyi nicht sein nedagoft 2. Sg. Präs., ns. njeda6 nicht geben neeß, njesc tragen nehplodni Adj. m. Sg., ns. njeplodny, -a, -e unfruchtbar neify 2. Sg., Präs., ns. bys sein neleclcny le Imp. 2. Sg., ns. njeleknvA nicht erschrecken nemoffo 3. Sg. Präs., njemoc nicht können nemugv, 1. Sg. Präs., njemöc nicht können nepoffedalf, ns. njepoZedaA nicht verlangen nepfeitawaye Partie. Präs. Akt., ns. njepäestawaä unaufhörlich, nicht aufhören neptfawda, ns. njepSawda f. Unrecht
nepufna Aor. 3. Sg., ns. njepöznai nicht erkennen neraffu 1. Sg. Präs., ns. njeraiii nicht raten neroffymne, ns. njerozymnje Adv. unvernünftig, unverständig netabydnoß 2. Sg. Präs., *njezabydnu8 nicht vergessen nettgnywa le Aor. 3. Sg., ns. njezgnewai nicht ärgern nettll Partie. Prät. Pass. II. m., njesc tragen neffzynu 1. Sg. Präs., ns. njeaeynii neßi, njesci tragen neweddrom Instr. Sg., ns. njewjedro n. Unwetter newettdy Gt. Sg., ns. njewjesta f. newothklon Imp. 2. Sg., ns. njewotklonii abweisen, von sieh weisen newudayu 3. PI. Präs., ns. njewödai nicht vergeben neivuftanu 3. PI. Präs., ns. njewöslanui nicht bleiben neybesky Adj. m. Sg., ns. njejbjeslci, -a, -e himmlisch, Himmel neyhiplty m. Sg., ns. nejlubSy Adj. Süp. lieb neywytzy Sup., ns. wjele viel nhebe, njebje n. Himmel nhebeflee Adj. n. Sg., ns. njebeski, -a, -e himmlisch nhebo, ns. njebjo n. Himmel nheboyv, fe 1. Sg. Präs., ns. njebojä se nicht fürchten rihebutcho 3. Sg. Präs., ns. njebyi nicht sein nhedoguiu 3. PI. Präs. *njetogowai nicht taugen
101 nheimotzneiichi Nom. Sg., ns. njemocnejSy Adj. Sup. stark nhemoito 3. Sg. Präs., ns. njemoc nicht können rihettory Imp. 2. Sg., ns. njestoriä nicht betören nheweße 3. PI. Präs. ns. njewjezeä nicht wissen nheygurlle Nom. PL, ns. nejgörSy Adj. Sup. schlecht böse nheygurlle Nom. PL, ns. nejgörSy Adj. Sup. schlechteste böseste nheywydtta Adj. Sup. f., ns. nejwetSy, -a, -e größte nhyga, nega Adv. einst nie Adv. nicht nich Gt. PL, ns. wön Pron. er nichty Pron. niemand nieth, ns. net Adv. nun nock 1. Sg. Präs., ns. njekiei nicht wollen nohgi Nom. PL, ns. noga f. Bein nohwe Adj. Nom. PL, ns. nowy, -a, -e neu nömu Dat. Sg., ns. wön Pron. er notiyll Partie. Prät. Act. I I m., ns. nosyi tragen notz, ns. noc Nacht notznem Adj. Lok. Sg., ns. noeny, -a, -e Nacht-, nächtlich notzo 3. Sg. Präs., ns. njekäeS nicht wollen notzollo 2. Pl. Präs. njekiei nicht wollen notzy Lok. Sg., ns. noc f. Nacht nulti Lok. Sg., ns. nuza f. Not nutz, ns. niM Adv. hinein
102 nycht, na. nicht Pron. niemand nykula, na. nikula Adv. nirgends nymerni Adj., ns. nimerny, -a, -e ewig nymerttum Lok. Sg., ns. nimerstwo n. Ewigkeit nyich, ns. m l Konj. als nyilly, ns. niili Konj. als nylto, ns. néSto Pron. etwas nytho, neto Adv. nun, jetzt pack, ns. pak Konj. aber padnuíl, ns. padnué fallen pdhry Gt. Sg., ns. para f. Schmutz, Sumpf parobetko, *parobjetko n. Kindlein paltwe fe 3. PI. Präs., ns. pastwiá se weiden pavilna Adj. f. Sg.,paw)Z«avoll payltog Impf. 1. Sg., ns. padnué fallen peenefch Gt. PL, ns. pjenjez m. Geld pelnSno Partie. Prät. Pasa. n., ns. pjelnié fehlen pelutky Nom.Pl.,ns. pjeluSka f. Windelchen perizene Nom. PL, ns. pjerSceñ m. Fingerring Petzs, ns. PetS m. Petrus Petzttouwey Adj. Dat. Sg. f., ns. Petlowy, -a, -e Peter piefch, ns. pié trinken placallcho Impf. 3. Sg., ns. plakaé weinen plodny Adj. m. Sg., ns. plodny, -a, -e fruchtbar plohdy Nom. PL, ns. plod m. Frucht plohn, ns. plon m. Drache plowy Pluralet. Spreu póbytl, ns. pobié schlagen
VI. Wörterverzeichnis pochilaff te, ns. pöchylai se sich beugen poderbym 1. Pl. Präs., ns. pöderbii müssen podkall Partie. Prät. Act. I I m. Sg., ns. pödkas jem. betreffen, widerfahren poduflifch, ns. podusyi ersticken podyetty Partie. Praet. Pass. m. Sg., ns. podjes empfangen podzlyl Partie. Praet Akt. I I m., ns. poeiii ehren, beehren pogorllowanu Dat. Sg. Verbalsubst., ns. pogorSowas verschlechtern pogorffenu Verbalsubst. Dat. Sg., ns. pogorlyi verschlechtern pogrymom Instr. Sg., ns. pogrim m. Gewitter pohda te Aor. 3. Sg., ns. pödaS se sich ergeben pokatlafch, ns. pokazai zeigen poklanetzy Partie. Präs. Akt., ns. poklanjai verneigen, beugen pokorna Adj. demütig, untertänig pokfyttey Aor. 3. Dual. poHysbedecken, zudecken pokuthu Acc. Sg., ns. pokuta f. Buße, Reue pola, ns. pöla Präp. bei pölepichowalch, ns. pölepSowa4 verbessern polotehon Partie. Prät. Pass. m., ns. pöloiyi hinlegen polottu 1. Sg. Präs., ns. pöloiyi hinlegen polubiel Partie. Prät. Pass. m., ns. pölubii angeloben, geloben
polytzo, ns. pölico n. Ohrfeige pomogall, ns. pomogai helfen pomogaß 2. Sg. Präs., ns. pomogai helfen pomofch(i) Imp. 2. Sg., ns. pomoc helfen pomoit(y) Imp. 2. Sg., ns. pomoc helfen. pomotz, ns. pomoc helfen pomotznik, ns. pomoenik m. Helfer, Gehilfe pomotzy Dat. Sg., ns. pomoc f. Sitte ponaffo 3. Sg. Präs., ns. pönjasc tragen ponielchnoß, ns. poniinosc f. Demut ponifchnych Adj. Gt. PL, ns. pönizny, -a, -e demütig, untertänig ponyine, ns. pöniinje Adv. demütig, untertänig popafchenitwo, ns. popaiefistwo n. Gefangenschaft, Gefängnis popatton Partie. Prät. Pass. m., ns. popadnuA fangen porroltyo 3. Sg. Präs., ns. pöroziA gebären potfchlotlchoni Partie. Prät. Pass. m., ns. p6zloii& vergolden potfeda 3. Sg. Präs., ns. pöiedai verlangen potlleffy, ns. pöslezy Adv. zuletzt, endlich poffluffall Partie. Prät. Akt. I I . m., ns. p6sluiai zuhören potfoll, ns. pösol m. Bote poltoli Nom. PL, ns. posol m. Bote, Gesandter poltres, ns. poirjes verschlucken
VI. Wörterverzeichnis poitretch, ns. pöirjeä verschlingen potfzely Imp. 2. Sg., ns. pöslaä schicken poßel Imp. 2. Sg., ns. pöslaä schicken, senden pothayne, ns. potajnje geheim potheyne, ns. pötejnje Adv. geheim pourole Acc. PI., ns. powrjoz m. Band, Seil powedatch, ns. powjedai erzählen powodnytza, ns. powodnica f. Sinflut powyßa £e 3. Sg. Präs., ns. powySas se erhöhen pozdrowena Gt. Sg. Verbalsubst., ns. pözdrow%6 begrüßen predgowanu Verbalsubst. Dat. Sg., ns. prjedkowaa predigen pretkar, prjedkar m. Prediger pretkowas, prjedkowai predigen proline Adj. Nom. PI., prozny, -a, -e leer prottnoß, proznosc f. Öde, Leere protg, ns. prjodk Adv. auf der vorderen Seite, vorn protgku, ns. prjodku Adv. auf der vorderen Seite, vorn prolza, ns. proca f. Mühe platiane. Verbalsubst., ns. pSa$a& fragen plaw, ns. pSaw Adj. gerecht ptawy, ns. pSawy Adj. gerecht pfed, ns. pied Präp. vor pteleyo 3. Sg. Präs., päelai vergießen, verschütten
pfelomyl Partie. Prät. Pass. m. ns. pielomis durchbrechen pies Präp., ns. psez ohne ptettywo, ns. piesiwo Adv. gegen ptettafch, *psetaz Konj. u. Adv. weil, denn pfetz, ns. piec Adv. immer piiefchi Imp. 2. Sg., ns. pSiä kommen pliecho 3. Sg. Präs., ns. pSis kommen ptoiba, ns. pSosba f. Bitte pfofbe Dat. Sg., ns. pSosba f. Bitte plolchimy 1. PI. Präs. piosyä bitten pfottifch, ns. psoayi bitten ptotfu 1. Sg. Präs., ns. pSosyä pfoffyfch, ns. pSosyS bitten pitaam Dat. PI., ns. ns. pjas m. Hund pttaham Dat. PI. pjas m. Hund pttes, ns. p&ez Präp. mit Gt. ohne plfelaftym Instr. Sg., ns. p&ela&e vergießen p[fol£ym(y) 1. PL Präs., ns. pSosyä bitten pffetze, p&ece Adv. immer, stets pfty Nom. PL, ns. pjas m. Hund pttybywa 3. Sg. Präs. ns. p&ibywaä zunehmen pttychodne Adj. n. Sg., ns. piichodny, -a, -e nächste pffygledakh, ns. piigledaä zusehen, zuschauen pifykaffy Imp. 2. Sg., ns. piikazai befehlen pffyfiwytem Adj. Lok. Sg., ns. swety, -a, -e heilig
103 pttyltwpalt, ns. päistupaä hinzutreten, herantreten pttywolte Lok. Sg., ns. woda Wasser pfyaffn, ns. p&ijazn f. Freundschaft piyberach Impf. 1. Sg. p&ibjerai zunehmen piyd twogych, ns. päi twdjich bei deinen piygodnu Adj. Acc. Sg., Iis. piichodny -a, -e zukünftig pfymne Pron. Loc. Sg., ns. ja ich ptynotl Partie. Prät. Akt. II, ns. piinjasc bringen pfyroffon Partie. Prät. Pass. m., ns. piirozii dazugebären, angebären piyrutzu fe 1. Sg, Präs. p&irucys se befehlen, anordnen pCytcho 3. Sg. Präs., ns. piiä kommen p[ysla Partie. Prät. Akt. II, ns. piiä kommen p f y f f , ns. piiä kommen ptytt, ns. piist Adv. alsbald pfyftoyno, ns. p&istojno Adv. würdig, angemessen pfyfty, *piisty Adv. alsbald pfyftyn, *paistyn Adv. alsbald piyttworck, ns. päitwork m. Vorhalle, Eingang in die Kirche ptaky Nom. PL, ns. ptak m. Vogel pudarena Verbalsubst. Gt. Sg., ns. pödarii schenken puday (e Imp. 2. Sg. ns. podaä se ergeben pudiogo Gt. Sg., ms. wön Pron. er
104 puhlu Lok. Sg., ns. pölo n. Feld pukachu te Impf. 3. PI., ns. pukai se zerspringen pula, ns. pöla Präp. mit Gt. bei puleptas, ns. pölepSai verbessern pilleptchamy 1. PL Präs., ns. pdlepSai verbessern pulu Lok. Sg., ns. pölo n. Feld purottly Partic.,Präz. Akt, I I PI., ns. pörosi bewachen putlan Partio. Prät. Pass., ns. pdslai schicken putnall Partie. Prät. Akt. I I m., ns. pöznai erkennen putinalte Verbalsubst., ns. . pöznai erkennen puttzyne Lok. Sg., ns. puScina f. Wüste pntzitch, ns. puSciA loslassen pußony Partie. Prät. Pass., m. ns., ptcSciä loslassen putawon Partie. Prät. Pass. m., ns. pötawti verbergen, verstecken puthey Dat. Sg.,ns. ta Pron., diese puytfu Loc. Sg., ns. pvA Weg, Straße pyett, ns. pei Num. fünf pyteh, ns. pei fünf pyttano Partie. Prät. Pass. n., ns. piaai schreiben pyttka Gt. Sg., ns. pesk m. Sand pyttmu Loc. Sg., ns. pismo n. Schreiben pytto Impf. 3. Sg., ns. byi sein pytatch, ns. pytai suchen pyte Adj. n. Sg., ns. pety, -a, -e, fünfte
VI. Wörterverzeichnis pytzu Acc. Ag., ns. pica f. rotzach Impf. l.Sg., ns. rose Futter wachsen rofzerayu 3. Pl. Präs., ns. rozdzerai auseinanderquyffda, ns. gwezda f. Stern reißen, aufreißen Quytky Nom. PL, ns. kwetlea roßellena Partie. Prät. Pass. f. Blume f., ns. rozdie.Ua zerteilen, trennen rachnowaft, ns. rachnowai roßellone Nom. Pl. Partie. rechnen Prät. Pass., ns. rozdzeliä radh, ns. rad Adv. gern zerteilen, trennen rady, Nom. PL, ns. rada f. Rat ramena Gt. Sg., ns. ramje n. roßelony Partie. Prät. Pass. m., ns. rozdzeliä trennen, Schulter zerteilen ratch, ns. raz Mal raya Gt. Sg., ns. raj m. roßely Imp. 2. Sg., ns. Himmelreich rozdzeliä zerteilen, trennen rekrmtt, rjeknui sagen rouno, rovmo Adv. gleich, riedne Adj. n. Sg., ns. redny, gerade -a, -e schön rounoßy Gt. Sg., ns. rownosc rietz, ns. rec f. Sprache f. Gleichheit . robro, ns. rjdbro n. Rippe rubiu 3. Pl. Präs., ns. rubis rody Nom. PL, ns. rjod m. rauben Geschwür, Fistel ruckow Gt. PL, ns. ruka f. rohgk, ns. rog m- Ecke Hand rohnam Dat. PL, ns. rona f. rycku Acc. Sg., ns. rekai. Bach rydnoß, ns. rednosc f. SchönRabe heit rola f. Acker rotplottchone Partie. Prät. rulßka, rölska Adj. zum Pass. n., ns. rozplozii ausAcker gehörig breiten, vermehren rydnoß, ns. rednosc f. Schönrotpomenatch, ns. rozpomheit jenai erwägen ryhny, Adj. ns., reny, -a, -e rotta, ns. rosa f. Tau schön rotfeno Partie. Prät. Pass. n., rypa, ns. repa f. Rübe rytehar, ns. ry&af m. Ritter ns. roziA gebären roftmetch, ns. rozmjei verstehen tabiell Partie. Prät. Akt, II, rottu 1. Sg. Präs., ns. rozei ns. zabyi vergessen mögen, haben, wollen tachopena Verbalsubst. Gt. rottwutzy Imp. 2. Sg. rozwuSg., ns. zachopii beginnen cy6 unterrichten tacktfydle 3. PI. Präs. ns, zarottergnus, ns. roztergnui kiidlii unter die Fittiche nehmen zerreißen rotym, ns. rozym m. Ver- tacktylitt, zakäiliä unter die Fittiche nehmen stand
VI. Wörterverzeichnis tadawyl Partie. Präs. Akt. I I m., zadawii erwürgen fadtteny Imp. 2. Sg., ns. zagnai vertreiben* verjagen lagodnu Adj. Acc. Sg., ns. zachodny, -a, -e vergänglich lagopill Partie. Prät. Akt. II, zaehopii b eginnen [ahlewa fe 3. Sg. Präs., zalewaä se ersäufen, ertränken iahloine, ns. ialosnje Adv. schmerzlich, traurig fakleffu Verbalsubst. Dat. Sg., ns. zakle& verfluchen, verdammen faklety Partie, Prät. Pass. m., ns. zaklM verfluchen takulepky Acc. PL, ns. kölebka f. Wiege Jalofz, ns. ialosc f. Schmerz, Trauer, Jammer lamne Pron, Acc. Sg., iis. ja ich lamgk, zamk m. Schluß, Ende tapaly Imp. 2. Sg., ns. zapaliä anbrennen fapluan Partie. Prät. Pass. m., ns. zapluwai vollspeien, anspucken fapowedayu. 3. PI. Präs. zapowjedaä sagen, verkünden fapowefck, ns. zapowjeSk m. Vorhang tarß le Imp. 2. Sg., ns. zariaA halten fafchlufiel Partie. Prät. Akt. II, ns. zaaluiyi verdienen faffeni Imp. 2. Sg., ns. zagvM vertreiben laiienolch 2. Sg., ns. zagtiaä vertreiben, verjagen faiieff, ns. zasei Num. zehn
[aCipywa Aor. 3. Sg. zaspetvaä singen tofteinyck, *zaatejnik m. Fürsprecher [atamanltwu, Lok. Sg., ns. zatamafistwo u. Verdammnis fatebo Pron. Acc. Sg., ns. ty du tattamanltwo, ns. zatamanstwo n. Verdammnis fattawafch, ns. zatawjaS, verheimlichen, verschweigen (awydffne Adj. n. Sg., ns. zawitiny, -a, -e dem Morgen angehörig, morgendlich faydffa, ns. zajtSa Adv. am nächsten Tage fbaffnytzkamy Instr. Plur., ns. basnieka f. Fabel, Märchen Ibulne Nom. PI., ns. zböZny Adj. selig, gottselig Ibulni Adj. m., ns. zböZny, -a, -e heilig Ibufly Imp. 2. Sg. ns. zbuziä wecken Icha, ns.' Sa Pron. all lehack, ns. 'Sak Konj. doch, jedoch fehak, ns. 'Sak Adv. doch, jedoch fchamne, ns. ¿amnje Adv. dunkel Ichamnoß, ns. äamnosc f. Dunkelheit, Finsternis Icharenym Verbalsubst. Instr. Sg., na. iarii sparen [chema, ns. zemja f. Erde ichedne, ns. iednje Adv. niemals, nie •scheen, ns. zen m. Tag. tcheenß *zens Adv. heute tchema, ns. zemja Erde
105 [chen, ns. ,Sen Pron. jeder [ehern, *zens Adv. heute [chenika, ns. ieiiska f. Frau scherpene, Verbalsubst., m., ns. ierpii leiden Schetty Gt. Sg., ns. sei f. Netz ichiawiell Partie. Prät. Akt. II, ns. zjawis erscheinen, offenbaren schieekowanw Verbalsubst. zekowaä danken fchiewene, ns. Ziwjenje n. Leben [chirokem Adj; Lok. Sg., ns. Syroki, -a, -e breit fchitzy, ns. 'Sycy Pron. alle [chlabu Acc. Sg., ns. slaba Adj. schwach schlachte Dat. Sg., ns. Slaehta f. Blutsverwandte tchlachta, ns. Slaehta f. Blutsverwandte schleife 3. PI. Präs., ns. sleiii forschen, spüren ichleiiy 3. Sg. Präs., ns. slezii forschen, spüren ichlob, ns. ilob m. Krippe [chlobatku Lok. Sg., ns. llobaSk m. kleine Krippe [chlobro, ns. slobro n. Silber ichloiniky Nom. PL, ns. zlosnik m. der bösartige Mensch, Übeltäter [chloiieyitwa Gt. Sg., ns. zlozejstwo n. Übeltat fchlottniech Adj. Gt. PL, ns. zlosny, -a, -e boshaft, bösartig [chlottka Adj. f., ns. slodki,-a, -e süß schlotto, ns. zloto n. Geld [chlotze, ns. slodee Adv. süß iehlowo, ns. slowo n. Wort iehluntzo, slwnco n. Sonne
106 Ichlufabnieckou Gt. PL, ns. shizabnik m. Diener Ichlufiel Partie. Prät. Akt. m., ns. sluiyi dienen [chlwsym 1. PI. Präs., ns. sluzys dienen [chlydne Adj. n. Sg., ns. sledny, -a, -e letzte Ichlyptz, ns. slepc m. Bettler, armer Schlucker tchlypzynu Acc. Sg., ns. slepcyna f. Bettelbrot Ichlyftytto 2. PI. Präs., ns. slySaS hören [chmano 3. Sg. Präs. smanuä dorren, rösten tchmeri, ns. smjeri f. Tod tchmerfti Gt. Sg., ns. smjeri {. Tod Ichmeyolt fe 2. Sg. Präs. smjai se lachen Ichmie Lok. Sg., ns. ¿ma f. Finsternis fchmielnofz, ns. zmilnosc f. Erbarmen, Barmherzigkeit khmy 1. PI. Präs., ns. bys sein fchmyli Imp. 2. Sg., zmiliä se erbarmen Ichnaiotey 3. Dual Präs., ns. znai kennen fchnayoff 2. Sg. Präs., ns. znaä kennen fchnayff, znajS kennen fchnoy, ns. znoj m. Schweiß tchnyg, ns. stieg m. Schnee tchoby, ns. ioby Konj. damit [chognovane Verbalsubst., ns. zognowas segnen /chognuy Imp. 2. Sg., ns. 1 iognowaä segnen tchoftey Lok. Sg., dial ns. Sosta Adj. sechste •/chraffym Verbalsubst. Instr. Sg., ns. lra& fressen
VI. Wörterverzeichnis Ichrees, ns. srjez Adv. dazwischen, mitten Ichrele, ns. srjeze Adv. dazwischen, mitten ichreife, ns. srjeze Adv. dazwischen, mitten fchromoftachu Impf. 3. Plur. ns. sromosis lästern, verspotten fehromotehon Partie. Prät. Pass. m., ns. sromoiis schänden, schimpfen Ichryttym Verbalsubst. Instr. Sg., ns. zreA saufen tchu 3. PI. Präs., ns. by& sein ichuder, ns. 'Suder Adv. überall fchudy, 'Ivdy Adv. überall tchutzugo 3. Sg. Präs., ns. Sucowaä schützen fchwarnuy Imp. 2. Sg., ns. zwamowai warnen tchwetiom 1. PI. Präs., ns. zwjesc führen Ichwiegni feh Imp. 2. Sg., ns. zwignvA heben Ichwiet, ns. swet m. Welt tchwietie Adj., ns. swety, -o, -e heilig tchwiettlo ns., swetlo n. Licht [chwitoßi Gt. Sg., ns. swetosc f. Heiligkeit Ichwygnuif, ns. zwignwi aufheben fchwyrneyu Adj. Instr. f., ns. wemy, -a, -e treu, ehrlich [chwyllall Partie. Prät. Akt. II. m., ns. zwezai binden tchwyßy 3. Sg. Präs., ns. swe&tä leuchten [chwytego Adj. Gn. Sg., ns. swety, -a, -e heilig tchwyti Adj., ns. swety, -a, -e heilig tchwyttlo, ns. swetlo n. Licht
tchy 2. Sg. Präs., ns. byi sein tchy Dat. Sg., ns. ty Pron. du Ichyckneyu Adj. Instr. Sg. f., ns. 'Sykny, -a, -e alles Ichyckno, ns. 'Sykno Pron. alles tehydny Adj., ns. dial. 'Sydny, -a, -e täglich ichybm, Acc. Sg., ns. 'Sykna Pron. all Ichylo, ns. zelo n. Arbeit fehylo, ns. selo n. Leib /chyne Lok. Sg., ns. dial. syno n. Heu fchynfa, ns. zinsa Adv. heute ichyße, ns. seice Adv. schwer ichyuna Adj. f., ns. ziwny, -a, -e merkwürdig, sonderbar Schywenu Dat. Sg., iywjenje Leben Ichywot, ns. iywot m. • Leib, Bauch [ckudne Adj. n. Sg., ns. Sködny, -a, -e schädlich scwrky Nom. PI., skörka f. kleine Binde, Brotrinde idobrottu Instr. Sg., ns. dobrota f. Güte Idychane Verbalsubst., ns. zdychai seufzen Idychaye Partie. Präs. Akt., ns. zdycha& seufzen tdychuyo 3. Sg. Präs., ns. zdychowai seufzen, ächzen leedm, ns. sedem Num. sieben Ceens, *zens Adv. heute feeß, ns. Sesc Num. sechs fehma, ns. zemja f. Erde femu Acc. Sg., ns. zemja f. Erde lerfch Imp. 2. Sg., zerzaS festhalten teweta Adj., ns. zewjety, -a, -e neunte
VI. Wörterverzeichnis ieyffetto Impf. 2. Sg., na. sejzeä sitzen fgerzamy Instr. PL, ns. gerc m. Spielmann, Musikant tgobodnich Gt. PL, ns. skobodny Adj. dreist eigenwillig tgonychu Impf. 3. PL, ns. zg6ni& erfahren fgotowafch, ns. zgotowaA fertigen, bereiten Igottuy Imp. 2. Sg., ns. zgötowai fertigen, bereiten igowane n. Sg., ns. skowany Adj. geschmiedet Igowane Verbalsubst. schowai verstecken Igowafch, nB. schowai verbergen, verstecken Igoibay Impf. 2. Sg., ns. schowai verbergen, verstecken Igubili Nom. Pl. Partie. Prät. Akt. I I , ns. zgubiS verlieren Heck, ick m. Dank Kentch, ns. Uns Adv. heute l i f f y Nom. PL, ns. zi&e n. Kind Ikatyl Partie. Prät. Akt. I I m. Sg., skazyi verderben, beschädigen Ikerey, ns. skerjej Adv. bald fkertfymy 1. PL Präs. skeriys klagen fkonzowano Partie. Prät. Pass. n., ns. sköncowas vernichten tkrottamy Instr. PL, ns. kroS m. Groschen tkryicho Aor. 3. Sg., ns. skrygnni kriegen, erhalten Ikudne, ns. Sködnje Adv. schädlich tkuro, ns. sköro Adv. bald tkutgkami Instr. PL, ns. kusk m. Stück
fkufies, ns. Sközis schaden ikuiliieh, ns. SkoziS schaden skuth, ns. skot m. Vieh skuttu Dat. Sg., ns. skot m. Vieh tlotka Adj., ns. slodki, -a, -e süß flydny Adj., ns. sledny, -a, -e letzte fmerffi Gt. Sg., ns. smjers f. Tod Inanka Gt. Sg., znank m. Zeuge lodmy Adj., ns. dial. sodmy, -a, -e siebente sohm 1. Sg. Präs., ns. byä sein loCch, ns. zoi Pron. wo, woselbst [ouky Gt. Sg., ns. zowka f. Tochter fpanc Verbalsubst., ns. spai schlafen fpodobaff 2. Sg. Präs., ns. spödobai gefallen fpomena 3. Sg., Präs. ns. spomjenai einer Pers. oder Sache gedenken [pomenay Imp. 2. Sg., ns. spomenaä gedenken Ipomenaynu Verbalsubst. Dat. Sg., ns. spomenai [potarnego Adj. Gt. Sg., *spotarny, -a, -e spöttisch tpoweti, ns. spowjez f. Beichte Ipretkowa Aor. 3. Sg., sprjed-
107 fpywane Verbalsubst., ns. spiwaA singen fpywatt, ns. spewaS singen [quytkamy Instr. PL, ns. kwetk m. Blume [reyamy Instr. PL, ns. reja f. Tanz Irolchono Partie. Prät. Pass. n. Sg., ns. zrozii gebären ffchlubiel Partie. Prät. Akt. I I m. Sg., ns. slubiS versprechen f f e , ns. se Pron. sich m o k , ns. zlosc f. Bosheit tlnytt, ns. znei klingen [iotta Adj., ns. dial. Sosty,
-a, -e sechste [fwawy Adj., *iwawy, -a, -e ergiebig ftwyßon Partie. Prät. Pass. m. Sg., ns. zwySyä erhöhen ttwytky Nom. PL, ns. swedk m. Zeuge ttwyty Adj., ns. swety, -a, -e heilig tlychnutch, iechnui ziehen itydall Partie. Prät. Akt. I I m. Sg., ns. dial. sydas sitzen Hydnutzy Partie. Präs. Akt., ns. dial. sydnui setzen ffyetz, ns. zjesc aufessen (fyllo, ns. zelo Arbeit f f y n f f a , ns. zinsa Adv. heute [iyieh, ns. dial. 'zy& nehmen kowai zu Ende predigen flyllko, ns. ¿eiko Adv. schwer Ipudoba 3. Sg. Präs., ns. ttahny Imp. 2. Sg., ns. stanus spödobai gefallen aufstehen Ipufi, ns. spuz Adv. unten, itall Partie. Prät. Akt. I I m. darunter, unterhalb stas stehen, werden fpufy, ns. spuzy Adv. unter, itaroß, starosc f. Alter darunter, unterhalb itartziff, ns. stareyä stoßen Ipuzietch, spöcii fasten ttaßo Aor. 2. Sg., *stadnus Ipyiia, ns. spiia f. Speise aufstehen
108 (tatgk, ns. statk m. Tat ftawane Verbalsubst., ns. stawai -wiederholt auf: stehen ftychaiu 3. Sg. Präs., ns. zdychai aufseufzen, seufzen ftoh, *sto Pron. was Hoyas, ns. stojaA stehen ftoye 3. PI. Präs. stojai stehen Itroffu Acc. Sg., ns. Strofa f. Strafe ItroMe le 3. PI. Präs. *stro£yS jem. anfeinden Itrony Nom. PL, ns. strona f. Seite ftrowe Adj. Sg. n., ns. strowy, . -a, -e gesund ttuka, ns. Stuka f. Stück Itunfe Lok. Sg., ns. Stunda f. Stunde Itworene Verbalsubst., ns. stwöriA erschaffen, schöpfen ftworeffela Gt. Sg., ns. stworjeSel Schöpfer Itworiel Partie. Prat. Akt. I I m. Sg., ns. Stwörii erschaffen, schöpfen ttworta Adj., ns. swtorty, -e, -a vierte ftiouretchel, nj. stworjeSel m. Schöpfer ttyry, ns. styri Num. vier tuchy Adj. ns. suchy, -a, -e trocken [udnyka Gt. Sg., ns. sudnik m. Richter iudtttch, sudzii urteilen, richten iudtßlch, sudzii urteilen, richten iudttony Partie. Prät. Pass. sudzii urteilen, richten
VI. Wörterverzeichnis
fudffyfch, sudzii urteilen, Izenff, *zeng Adv. heute richten fzenlzynu Acc. Sg., ns. ienfuhda Gt. Sg., ns. sud m. seyna f. Frau fzerkou Gt. Pl. cerkwjaKirche Gericht iuhrowe, surowje Adv. grau- tzerkou Gt. Pl. cerkwja Kirche sam furli Lok. Sg., ns. zurla f. tzerne Nom. PL, ns. ¿ern m. Saal Dorn fuyiiß, ns. sujziä urteilen, fzefzu Instr. Sg., ns. cesc f . richten Ehre f u y f f i f f , ns. sujziä urteilen,fziet, ns. Seit m. Schild, richten Schutz iwietta Gt. Sg., ns. swet m. tzinlta, zinsa Adv. heute Welt tzodry Adj., ns. Scodry, -a, -e Hj 2. Sg. Präs., ns. bys sein gütig, wohltätig [ydny Adj. Sydny, -a, -e fzona, ns. iona f. Frau täglich tzyntlellky Adj. *zinseski, -a, tydoylkey Adj. Lok. Sg., ns. -e heutige iydojski, -a, -e zum Juden izyttu Dat. Sg., ns. S6it m. gehörend Schild, Schutz fyem, *sym Adv. hierher fzywene, ns. iywjenje . n. lyefie, zeäe n. Kind Leben syhny Imp. 2. Sg., synuä tzywym Adj. Dat. PL, ns. setzen Zywy lebend, lebendig fylom Instr. Sg., ns. zelo n. ßabift, ns. zabii totschlagen Arbeit ßakamy 1. PL Präs., ns. cakai tyna Gt. Sg., ns. syn m. Sohn warten fynfch, ¿ins Adv. heute ßarflafch, ns. zariaS halten fynffa, zinsa Adv. heute ßeens *zens Adv. heute [yrrothy Nom. PL, ns. syrota ßerpefch, ns. ¿erpjeä leiden ßerpne, ns. ¿erpnje Adv. f. Weise fyfche, ziie n. Kind geduldig [yCchetko, ziietko n. Kindlein ßerpnoß, ns. ierpnosc f. Ge[yttcke Adj. n. Sg., ¿eiki, -a, duld -e schwer ßlamy Imp. 2. Sg., ns. zlamaä fyfte, iyze n. Seide brechen [yfty Nom. Pl. ziie n. Kind ßle, ns. zle schlecht fyß, ns. dial. 'zy& nehmen ßlußo Imp. 2. PL, ns. sluiyä tyßi Nom. PL, ns. ziie n. dienen Kind ßly Adj., ns. zly, -a, -e tytky Nom. PL, ns. zitki schlecht Kindlein ßockle, ns. Seokle Adv. toll, fzamnitzi Lok. Sg., ns. Samtollwütig nica f. Gefängnis ßole Lok. Sg., ns. colo. n. szele, ns. zele n. Kräuter Stirn
VI. Wörterverzeichnis ßye te 3. PL Prä8., ns. Scié se glänzen, glitzern ßylne, ns. sylnje Adv., stark ßynitch, ns. scynié fertig machen ßyntch, ns. ¿ins Adv. heute ßynifa, ns. zinsa Adv. heute ßyny Imp. 2. Sg., ns. scynié tun, schaffen ßypony Partie. Prät. Pass. m. Sg., ns. ècèpié pfropfen ßyttcky Adj., ns. éëiki, -a, -e schwer ßywy Adj., ns. lyvoy, -a, -e lebendig tack, ns. tak Adv. so, also, dergestalt takoy Lok. Sg., ns. taka Pron. Adj. eine solche tatanou Acc. Pl., ns. toten m. Satan Taufintou Gt. PI. tawzynt Tausend te Nom. Pl., ns. to Pron. dieses teck, ns. tek Adv. auch, ebenfalls tecke, teke Adv. auch ebenfalls tham, ns. tarn Adv. dort then, ten Pron. dieser tho, ns. to Pron. dieses thuttitt, ns. tuzyé traurig sein, trauern thuftnym Adj. Dat. Pl., ns. tuiny, -a, -e traurig, trübselig thy, ns. ty Pron. du togodla Konj. deshalb trobny Adj., ns. trjobny, -a, -e notwendig troitara Gt. Sg., ns. troitaf m. Tröster trottwowachu Impf. 3. Pl., ns. troStowaé trösten twardy Adj. hart, fest
twartte, ns. twarze Adv. hart twogieeh Pron. Gt. PL, ns. tw6j dein twoieie Pron. Gt. Sg., ns. twöja deine twoiog Pron. Gt. Sg., ns. twoj dein tvmrtz, ns. twörc m. Schöpfer tych Gt. PL, ns. ten Pron. dieser tzylom Instr. Sg., celo Leichnam waly Nom. PL, ns. wal m. Welle wandrowatch, *wandrowas wandern warduyo 3. Sg. Präs., ns. wardowai pflegen, warten wattche Pron. Nom. Pl. ns. waS eurer weboga Acc. Sg., ns. bog m. Gott wedh ttych Lok. PL, ns. ¿«¿drei wedl Partie. Prät. Akt. I I , wjesc führen wedro, ns. wjedro n. Wetter wedtwoiei, ns. we twöjej in deiner wedzfy Lok. Sg., ns. cesc f. Ehre weedno, ns. wednjo Adv. am Tage weeß, wjesc führen wehel'[ Imp. 2. Sg., ns. wjesc führen wehefz, wjesc führen weheß, wjesc führen wehle, ns. wjele Adv. viel wehn, ns. wen Adv. hinaus wehtety Partie. Prät. Pass. m. Sg., ns. wezeA nehmen wehss Imp. 2. Sg., ns. wjezei wissen wehffa, wjeia f. Haus
109 welckowe Adj. Nom. PL, ns. wjelkowy, -a, -e zum Wolf gehörig, Wolfvielcku Adj. Acc. Sg., ns. wjelka, -a, -e groß welgi, ns. wjelgi Adv. sehr welgy, ns. wjelgi Adv. sehr welyckey Adj. Lok. Sg. wjelika, -a, -e groß werch, ns. wjerch m. Fürst werchu Gt. Sg., ns. wjerch m. Fürst werduiomy 1. Pl. Präs., ns. werdowaä werden weichele Verbalsubst., ns. wjeselii freuen, froh sein wefpyttowayne Verbalsubst., ns. spytowai versuchen weffmo 3. Sg. Präs., ns. viezeä nehmen weflefi, ns. wjezeä wissen weites, ns. wezeä nehmen weites, ns. wjezeä wissen wettelitt te, wjeselii se sich freuen wettelietch teh, wjeseliä se sich freuen wettelitt, wjeselii freuen weites, ns. wjezeS wissen wettmo 3. Sg. Präs., ns. wezeä nehmen wettolly, Adj. wjesoly, -a, -e froh wetty Imp. 2. Sg., ns. wjezei wissen wethey Lok. Sg., ns. ta Pron. diese wetzery Lok. Sg., wjecef f. Abendbrot weuttei Lok. Sg., ns. 'Sa Pron. all weydtte Lok. Sg., *wjeda f. Weide wliull, ns. wöl m. Ochse whulla, ns. wöla f. Wille
110 whumerafch, ns. immjeras sterben whumotz, itmmoc erlösen whumrell Partie. Prät. Akt. I I wumrjei sterben whumres, wumrjeA sterben whutt, ns. wuz m. Schlange, Wurm wierne Adj. n. Sg., ns. werny, •a, -e gläubig , •wieft 2. Sg. Präs., ns. wjezeä wissen wietz, ns. wec f. Sache wobdaron Partie. Prät. Pass. Sg. m., ns. wdbdarii beschenken, begabt machen wobdayo 3. Sg. Präs., ns. wobda4 umgeben wobed, ns. wobjed m. Essen woblagnu 3. PL Präs., ns. woblagnui umlagern, umgeben woblocky Nom. PI., *wobloka f. Wolke, Gewölk woblytza Gt. Sg., ns. woblico n. Gesicht woboralch fe, ns. woboras se sich wehren woboray Imp. 2. Sg., ns. woboraä sich wehren wobroft fe, ns. wobros se abwehren wobrottifch, ns. wobröäiä umdrehen, umwenden wobrubg, *wobrubk m. Band, Saum des Kleides wobrutchy 3. Sg. Präs., *wobroäii umdrehen wobtehnaiu 3. PI. Präs., wobznas bezeugen wobftauhne, ns. wobstawnje Adv. beständig wobfydrvuff, ns. wobsydnus besitzen
VI. Wörterverzeichnis woprowany Partie. Prät. Pass. m. Sg. ns. woprowas opfern wopttara 3. Sg. Präs., ns. wobstaraA besorgen, bestellen wopftoyanna Verbalsubst. Gt. Sg., ns. wobslojai beständig machen wopitupyly Nom. Plur. Partie. Prät. Akt. II, ns. wobstwpii umstellen wordowa Aor. 3. Sg. Präs., ns. wordowai werden woffweffone Partie. Prät. Pass., ns. woswjeiis heiligen wofiychu Gt. Sg., ns. wösuch m. Essig wofzam Dat. PL, ns. wösc m. Vater (im kirchlichen Sinne) woßow m., *w6scow Adj. dem Vater gehörig, des Vaters wotegnafch, ns. wötegnas vertreiben, wegtreiben wotmuy Imp. 2. Sg., ns. wötmtiA abwaschen wotfehey, ns. wötiej Adj. Komp. scharf wottzetky Gt. Sg. ns. seeika f. Fußsteig woyna, ns. wojna f. Krieg woynttckom Instr. Sg. wöjnwolaffo Impf. 2. Ps., ns. sko n. Heer wölaS rufen woyowaitey Aor. 3. Dual, ns. wolthara Gt. Sg., ns. wöltaf wöjowai kämpfen m. Altar woytze Nom. PL, ns. wojea f. woplewafch, ns. woplewas beSchaf wahren, beschützen wubegno 3. Sg. Präs., toubjegwopleway Imp. 2. Sg., ns. nus entfliehen, hinauswoplewaä beschützen, belaufen wahren wubegnult, ns. wubjegnus entwopokaftu 1. Sg. Präs. wopogehen, entschlüpfen kazas erweisen vmbytgk, ns. wubytk m. Erlös
wobtwarffo 3. Sg. Präs., ns. wobtwarziä befestigen wobtwarffy Imp. 2. Sg., ns. wobtwarziS befestigen wockol, ns. wokol Adv. herum, um wodgledny fe Imp. 2. Sg., ns. wdtglednui herüber schauen, hersehen wodmyttu Verbalsubst. Dat. Sg., ns. wötmyä abwaschen wodpotzynk, ns. wötpocynk m. Ruhe, Rast wodpozywa 3. Sg. Präs., ns. wötpocywas ruhen, ausruhen wodftarzifch, ns. wotstareys abstoßen, zur Seite stoßen wodweffatch, ns. wö twjezas abbinden, losbinden wodwydffafch, ns. wötwezas abbinden, losbinden wodychnu Aor. 3. Sg., ns. wodychnuä ausruhen wogen, ns. wogen, m. Feuer wogna Gt. Sg., ns. wogen n. Feuer wohney Nom. Dual., ns. wön, -a, -o er, sie, es wokolo Adv. herum, um wokofzelego Gt. Sg., ns. wokos&ely Adj. verknöchert
VT. Wörterverzeichnis umda, ns. w6da f. Wasser wudamy 1. PI. Präs., ns. wöclai verzeihen vmdowa f. Witwe wudowou Gt. PI., vmdowa Witwe wudoum Acc.*Sg., vmdowa f. Witwe wudife Lok. Sg., ns. woda f. Wasser vmdCchobne, ns. wutSobnje Adv. herzlich wugnatch, ns. imgnaä vertreiben vmjowaß, ns. wöjowas kämpfen umkladaif, ns. wukladaä auslegen, erklären vmlcugo 3. Sg. Präs., *wukuä schmieden wulall Partie Prät.. Akt. I I m., ns. wölai rufen wulafch, ns. wölaS rufen vmllu Acc. Sg., ns. wöla f. Wille wulne, ns. wölnje Adv. freiwillig, frei wumarlych Gt. PI. Partie. Prät. Akt. II, ns. wumrjeä wumolchene Partie. Prät. Pass. n. Sg. wumozyi erlösen wumotnicku Dat. Sg., ns. wumo&nilc m. Erlöser wumotty Imp. 2. Sg., ns. wumoc erlösen vmmres, ns. wumrjeA sterben vmmru 1. Sg. Präs., ns. wumrjes sterben wuprely Nom. PI. Partie. Prät. Akt. II, ns. wuprjeS ausdorren, austrocknen wurodowafch, ns. wurodowas ausroden
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wuffchweffy Imp. 2. Sg. wuttugu 3. PI. Präs., ns. wuswjeäiä weihen *wutowaS wüten wuffchwolone Adj. n. Sg., ns. wutzbu Acc. Sg., ns. vmeba f. vmzwohny, -a, -e erwählt, Lehre, Unterricht auserwählt wutzifch, ns. umeyi lehren wulfen Imp. 2. Sg., ns. wug- vmysk, ns. wösJc m. Wachs vmyffog Aor. 1. Sg., ns. vmjs naä austreiben, verjagen wutfet, ns. woset m. Distel hinausgehen w u f f i f f , ns. vmiyi genießen,wydlt, ns. wetS m. Wind gebrauchen wyett Partie. Prät. Pass. m. w u f f l y f f y Imp. 2. Sg., ns. Sg., ns. west sicher, bestimmt wuslySai erhören wuiflyffyg Imp. 2. Sg., ns. wynyhy Nom. PI., ns. winih wuslySas erhören m. Schuldiger wuttlyttyo 3. Sg. Präs., ns. wyra, ns. wera f. Glaube wuslyiai hören, erhören wyriefch, ns. wexis glauben wufinachu Aor. 3. PI., ns. wyrim 1. PI. Präs., ns. weris wuznaä erkennen glauben wutlnaCch, ns. vmznai er- wyrni Adj., ns. werny, -a, -e kennen gläubig wutitas, ns. wöstaä bleiben wyfch 2. Sg. Präs., ns. wjezes wutfwedlifch, ns. vmswjetlii wissen hell machen, erleuchten wytehe 3. Sg. Präs., ns. wizes wwiiwetly Imp. 2. Sg., wussehen wetlii erleuchten wyfowy Adj., ns. wezowy, -a, vmltwölyl Partie. Prät. Akt. -e zur Ulme gehörig I I . m. vmzwoliä erwählen, wy[[ 2. Sg. Präs., ns. wjezes auserwählen wissen vmlytne, ns. wuzytnje Adv. wytfchey, ns. wySej. Adj. nützlich Komp. hoch vmth, ns. w6t Präp. von wyffe, ns. wesce Adv. gewiß vmttchobne, ns. vmtSobnje wyffefi, ns. wizei sehen Adv. herzlich wylfka 3. Sg. Präs., ns. vmttogo Gt. Sg., ns. ten Pron. wyslcas jauchzen, jubeln dieser wytlocko, ns. wysoho Adv. wuHa Pluralet., ns. wusta hoch Mund wylioko, ns. wysoho Adv. wuitalch, ns. wostai bleiben hoch wutza Acc. Sg., ns. w6Sc wyity Adj., ns. westy, -a, -e Vater (im kirchlichen sicher, gewiß Sinne) vmß, ns. wösc m. Vater (im wyß 2. Sg. Präs., ns. wjezes wissen kirchlichen Sinne) wuth, ns. viöt Präp. mit Gt. wyßane Verbalsubst. wezas von binden
112 wytym, Mezym m. Wesen wytz, wec f. Sache yen Pron. Acc. Sg., ns. wön er yuydlle, ns. jujtSe Adv. morgen zarth, ns. cart m. Teufel zartowije Adj. Gt. Sg., ns. cartowy, -a, -e teuflisch, zum Teufel gehörig zalty Instr. PI., ns. cos m. Zeit zaß, cas m. Zeit zaß, ns. cas m. Zeit zeen, ns. zen Tag
VI. Wörterverzeichnis zelas, ns. celaz f. Gesinde zelali, ns. celaz f. Gesinde zerckey, ns. cerkej f. Kirche zeßezy Partie. Präs. Akt., ns. cescyA ehren zehne, ns. ces&nje Adv. ehrbar, ehrwürdig zetzyfch, ns. cescii ehren zeßecy Partie. Präs. Akt. I, ns. cescii ehren zeßony Partie. Prät. Pass. m. Sg., ns. cescii ehren zlonk, ns. clonk m. Glied zloweck, ns. clowjek m. Mensch zlowettwo, ns. clowjestwo n. Menschheit
zolty Adj., ns. lolty, -a, -e gelb zomy 1. PL Präs., ns. k6e& wollen zoff 2. Sg., Präs. ns. kSSi wollen zotey 2. Dual. Präs., ns. Me& wollen * zufa Adj., ns. cuzy, -a, -e fremd zwyblowalty, cwiblowaiizweifeln zyly, Adj., ns. cyly, -es, -e ganz zystey Adj. Lok. Sg., ns. cysty, -a, -e sein, sauber zyfto, cysto oft
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Quellen- und Literaturverzeichnis
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