Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark Urgeschichte und Römerzeit [2 ed.] 9783205232551, 9783205232537


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Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark Urgeschichte und Römerzeit [2 ed.]
 9783205232551, 9783205232537

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GESCHICHTE DER STEIERMARK Band 1 Bernhard Hebert (Hg.) URGESCHICHTE UND RÖMERZEIT IN DER STEIERMARK

Geschichte der Steiermark Herausgegeben von der Historischen Landeskommission für Steiermark

Band 1

Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark Herausgegeben von Bernhard Hebert im Auftrag der Historischen Landeskommission für Steiermark Redigiert von Bernhard Hebert, Ortwin Hesch und Meinhard Brunner

2018 BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR

Die Realisierung dieser Publikation wurde durch Mittel des Landes Steiermark ermöglicht.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar. 1. Auflage 2015 © 2018 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Univ.-Prof. i. R. Dr. Alfred Ableitinger Gesamtleitung: Herausgeber: HR Univ.-Doz. Dr. Bernhard Hebert Lektorat: HR Univ.-Doz. Dr. Bernhard Hebert, Mag. Dr. Ortwin Hesch Konzeption & Layout: Crossdesign Werbeagentur GmbH, 8010 Graz

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-23255-1

Inhaltsverzeichnis

Alfred Ableitinger Bernhard Hebert

Die neue „Geschichte der Steiermark“ . . . . . . . . . . 9 Vorwort zur ersten Auflage . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Vorwort zur zweiten, ergänzten Auflage . . . . . . . . . . . 15

Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Steiermark – ein geographisches Portrait Gerhard Karl Lieb Einleitung: Konzeptionelle Überlegungen und Zweck der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Naturraum und seine Potenziale . . . . . . . . . . . Die Landschaften der Steiermark – naturräumliches Wirkungsgefüge und Nutzungsaspekte . . . . . . . . . . . Ausblick: Natur, Peripherie und Nachhaltigkeit . . . . . .

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Forschungsgeschichtliche Einführung: Die Entwicklung von Altertumskunde und Archäologie in der Steiermark Die nachantike „unwissenschaftliche“ Wahrnehmung Stephan Karl und Wiederverwendung von archäologischen Daniel Modl

Denkmalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Die humanistische Antikenrezeption . . . . . . . . . . . . 53 Die antiquarische und historisch-topographische Beschäftigung in Barock und Aufklärung . . . . . . . . . . 58 Der joanneische Impuls . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Archäologie im Vormärz und in der Gründerzeit (1843–1864) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Die Etablierung des Faches (1865–1905) . . . . . . . . . . 78 Kontinuität statt Umbruch (1906–1949) . . . . . . . . . . 93 Vom geisteswissenschaftlichen Einzelfach zur interdisziplinären Forschung und Vermittlung (1950–1983) . 114 Im Spannungsfeld zwischen archäologischem Denkmalschutz und Großbauvorhaben (seit 1984) . . . . . 134

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Inhaltsverzeichnis

Paläolithikum und Mesolithikum Marko Mele Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Altpaläolithikum (bis 300.000/200.000 Jahre vor heute – in der Steiermark nicht belegt) . . . . . . . . . . . . . . 173 Mittelpaläolithikum (300.000/200.000–35.000 Jahre vor heute – in der Steiermark ab etwa 85.000 vor heute bezeugt) . . . . . . . 174 Jungpaläolithikum (35.000–12.000 Jahre vor heute) . . . . 182 Spätpaläolithikum (10.000–8.000 vor heute) und Mesolithikum (8.000–6.000 vor heute) . . . . . . . . . . 187 Jungsteinzeit und Kupferzeit Georg Tiefengraber Früh- und Mittelneolithikum (= Jungsteinzeit; 2. Hälfte des 6. Jahrtausends bis um 4.300 v. Chr.) . . . . . . . . . . 193 Spät- und Endneolithikum bzw. Chalkolithikum (= Jungsteinzeit/Kupferzeit; 4.300−2.500/2.300 v. Chr.) . . . 228 Bronzezeit Georg Tiefengraber

Eisenzeit Georg Tiefengraber

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Frühbronzezeit (2.500/2.400–1.550 v. Chr.) . . . . . . . . 288 Von der Mittel- bis zur Spätbronzezeit bzw. Frühen Urnenfelderzeit (Bz B – Bz D; 1.550–1.200 v. Chr.) . . . . 305 Von der Älteren bis zur Späten Urnenfelderzeit (Ha A − Ha B; 1.200−800 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . 368

Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit, Ha C – Ha D; ca. 800–450 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 501 Jüngere Eisenzeit (Latènezeit; 450 v. Chr. bis zur Zeitenwende) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 608

Römerzeit (und Spätantike) – von der Zeitenwende bis ins 5. Jahrhundert Ulla Steinklauber Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 701 Die Römerzeit im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . 701 Die Römerzeit in vertiefenden Detailbetrachtungen . . . . 730 Historische und institutionelle Grundlagen . . . . . . . . 792 Schlussbetrachtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 799

Inhaltsverzeichnis

Ausgewählte Fundstellen Daniel Modl, Michael Brandl Georg Tiefengraber Daniel Modl, Michael Brandl Georg Tiefengraber

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Die Repolusthöhle im Badlgraben bei Peggau . . . . . . . 177 Der Wildoner Schlossberg im Neolithikum . . . . . . . . 198

Der jungsteinzeitliche und kupferzeitliche Hornsteinbergbau in Rein . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Der Lethkogel bei Stainz in der Kupferzeit . . . . . . . . . 242 Der Wartenstein bei Ligist – Eine Höhensiedlung der Chamer Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 264 Hannes Heymans Die spätbronzezeitliche Siedlung in Weitendorf . . . . . . . 310 Susanne Klemm Der bronzezeitliche Kupferschmelzplatz S1 in der Eisenerzer Ramsau . . . . . . . . . . . . . . . . . 327 Ruth Drescher-Schneider, Gerald Fuchs, Robert Fürhacker, Michael Grabner, Andreas G. Heiss, Hannes Heymans, Anne-Kathrin Klatz und Attila Botond Szilasi und Elisabeth Wächter Wohlsdorf – Siedlung und Brunnen der späten Bronzezeit . . 341 Georg Tiefengraber Die urnenfelder- und hallstattzeitliche Siedlung in der Grazer Innenstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 391 Der Königsberg bei Tieschen . . . . . . . . . . . . . . . 398 Daniel Modl Ein frühurnenfelderzeitlicher Tierschlachtplatz in Pichl-Kainisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422 Christoph Gutjahr Die urnenfelder- und älterhallstattzeitliche Begräbnisstätte in Kainach bei Wildon . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 Maria Windholz-Konrad Das urnenfelderzeitliche Deponierungsareal bei der Rabenwand im Kainischtal . . . . . . . . . . . . . . . . 458 Georg Tiefengraber Der Brandopferplatz am Sölkpass . . . . . . . . . . . . . 466 Der Brandopferplatz im Koppental . . . . . . . . . . . . 471 Marko Mele Der Burgstallkogel bei Kleinklein und die sog. Sulmtalnekropole . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 511 Georg Tiefengraber Die hallstattzeitliche Siedlung am Kulm bei Aigen im Ennstal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545 Der Falkenberg und die Fürstengräber von Strettweg . . . . 555 Die hallstattzeitliche Siedlung im Hartwald bei Graschach . 570 Die latènezeitliche Siedlung am Ringkogel bei Hartberg . . 630 Die latènezeitliche Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz . . 635

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Georg Tiefengraber Bernhard Hebert Manfred Lehner Barbara Porod Georg Tiefengraber Ulla Steinklauber Georg Tiefengraber Karl Oberhofer Georg Tiefengraber Ulla Steinklauber Bernhard Schrettle Ulla Steinklauber

Inhaltsverzeichnis

Das latènezeitliche Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz . . . . . . . . . . . . . . . . 660 Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz . . 667 Das römerzeitliche Höhenheiligtum am Schöckl bei Graz . . 718 Die Stadt Flavia Solva . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 730 Die römerzeitliche Villa von Södingberg . . . . . . . . . . 738 Die Villa von Thalerhof . . . . . . . . . . . . . . . . . . 742 Die Villa von Löffelbach . . . . . . . . . . . . . . . . . 744 Der Vicus von Gleisdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . 748 Der Vicus von Kalsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 749 Der römerzeitliche Vicus am Saazkogel bei Feldbach . . . . 751 Der römerzeitliche Siedlungsplatz bei Schönberg . . . . . 756 Das römerzeitliche Hügelgräberfeld in Leibenfeld bei Deutschlandsberg . . . . . . . . . . . . 767 Das römerzeitliche Hügelgräberfeld „Grössinger Tanner“ bei Tieschen . . . . . . . . . . . . . 771 Die Hügelgräber von Kapfenstein . . . . . . . . . . . . . 775 Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz . . 777 Merkur und die Ammengöttinnen aus einer spätantiken Zerstörungsgrube vom Frauenberg bei Leibnitz . . . . . . 780 Die spätantike Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz . . . . 784 Das spätantike Gräberfeld am Frauenberg bei Leibnitz . . . 785 Spätantike Höhensiedlungen im Ennstal . . . . . . . . . . 790

Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 809 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 811 Orts- und Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 875

Die neue „Geschichte der Steiermark“

Ende 2004 erschien mit dem zehnten Band der bislang einzige der neuen „Geschichte der Steiermark“: „Vom Bundesland zur europäischen Region. Die Steiermark von 1945 bis heute“. Das geschah schon damals später, als ursprünglich geplant. Erst jetzt, elf Jahre danach, kann die Historische Landeskommission für Steiermark, die HLK, den nächsten vorlegen. Diese Verzögerung ist in der Hauptsache auf Gründe zurückzuführen, die das gesamte Projekt erschwerten. Der Entschluss, 60 Jahre nach dem letzten Band von Hans Pircheggers „Geschichte der Steiermark“ eine neue umfassende Geschichte des Landes herauszubringen, wurde von der HLK bereits 1995 gefasst. Das Projekt wurde den hohen Ambitionen seiner Initiatoren gemäß auf zehn Bände angelegt. Der Optimismus, ein Werk solchen Umfanges innerhalb von etwa elf Jahren realisieren zu können, erwies sich leider als nicht genug fundiert. Dabei lag es nicht, wie sonst nicht selten, an Problemen der Finanzierung. Im Gegenteil, die Steiermärkische Landesregierung förderte das Projekt mit einem respektablen Betrag. In der Hauptsache waren es zwei Ursachen, die den zügigen Fortgang der „Geschichte der Steiermark“ bremsten: Die erste lag in dem Anspruch, die Epochen, die die einzelnen Bände zum Gegenstand haben sollten, jeweils in größtmöglicher thematischer Breite zu präsentieren. Das Werk sollte sich nicht auf politisches Geschehen konzentrieren, z. B. das Handeln von Landesfürsten, die militärische Verteidigung des Landes etc., sondern die Geschichte seiner Besiedelung, die

Entwicklung seiner wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, demographischen, religiösen und seiner kulturellen Verhältnisse (Bildungswesen, Literatur, Musik, Theater) eingehender als bloß in kurzen Skizzen zur Sprache bringen. Dieser Vorsatz, mit Blick auf die Ausdifferenzierung moderner Geschichtswissenschaften geradezu verzichtbar, hatte zur Konsequenz, dass die un­ Autorinnen und Autoren mehr zu leisten hatten, als die existierende Forschungsliteratur zu sichten und zusammenzufassen; diese steht übrigens für manche Zeiten bzw. Themen reichhaltiger zur Verfügung als für andere, verschiedentlich ist sie als beinahe bescheiden zu bezeichnen. Erforderlich war in Summe deutlich mehr originäre Forschungsarbeit durch die Autorinnen und Autoren, als anfangs zu erwarten und daher auch vorgesehen war. Die zweite Ursache für Verzögerungen beim Fortschreiten der „Geschichte der Steiermark“ hängt mit der ersten zusammen: Der Anspruch, ein Werk vorzulegen, das heutigen Standards genügt, steht in wachsender Spannung mit dem Faktum, dass die Zahl der Expertinnen und Experten für steirische Geschichte sinkt. Das hat nicht zuletzt mit Prozessen innerhalb der österreichischen Universitäten zu tun, in deren Entwicklungsplänen überall der Status historisch orientierter Disziplinen zurückgenommen wurde. Die „Geschichte der Steiermark“ wurde von diesen Tendenzen umso mehr getroffen, als seit 2001 mehrere für ihr Gelingen zentrale Personen teils in hohem Alter, teils nach langer Krankheit, teils gänzlich überraschend verstarben. So verlor die Historische Landeskommissi-

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Die neue „Geschichte der Steiermark“

on für Steiermark und mit ihr die „Geschichte der Steiermark“ Paul W. Roth, Erna Diez, Helfried Valentinitsch, Helmut J. Mezler-Andelberg, Berthold Sutter, Hermann Baltl, Ferdinand Hutz, Erich Hudeczek, Othmar Pickl, Friedrich Hausmann, Hermann Wiesflecker und Herwig Ebner. Ihrer aller Verdienste um die Erforschung der Vergangenheit des Landes generell und um die „Geschichte der Steiermark“ speziell sei mit ihrer Nennung an dieser Stelle noch einmal in Dankbarkeit gedacht. 2010/11 entschloss sich die HLK nach eingehenden Diskussionen zu einer Redimensionierung der „Geschichte der Steiermark“. Vor allem werden deren Bände in unterschiedlichem Zuschnitt erscheinen. Jene, deren Beiträge teils fast zur Gänze, teils mehrheitlich vorlagen bzw. vorliegen, werden vervollständigt und dem ursprünglichen „Format“ entsprechend publiziert, d. h. auch ungefähr in dem Umfang wie vor der Redimensionierung des Gesamtkonzeptes vorgesehen. Dabei handelt es sich um die Bände 4 und 9, die das Spätmittelalter (1282–1519) bzw. die Zeit von 1918 bis 1945 zum Gegenstand haben. Für alle anderen Bände, sozusagen die der zweiten Generation, gibt es ab 2011 einen Neuansatz. Mit Ausnahme des hier vorliegenden Bandes 1 (Urgeschichte und Römerzeit) werden sie als „Doppelbände“ angelegt: 2/3 Früh- und Hochmittelalter (bis 1282), 5/6 Zeitalter von Reformation, Gegenreformation und Barock (1519–1740), 7/8 von den Theresianisch-Josefinischen Reformen bis zum Zerfall der Habsburgermonarchie (1740–1918). Für alle diese Bände gilt thematische Konzentration und Begrenzung ihres Volumens. Diese Neuplanung ist, leicht erkennbar, von dem pragmatischen Bestreben bestimmt, eine mehrbändige „Geschichte der Steiermark“ in nicht zu ferner Zeit zu realisieren. Sie kann, noch weniger beanspruchen, als bei Sammelbänden üblich, „aus einem Guss“ entstanden zu sein. Dennoch hält die HLK sie darum für

legitimierbar, weil zu erwarten ist, dass die Aussichten, ein analoges Werk mit mehr Homogenität in näherer Zukunft zu verwirklichen, eher schwinden als sich verbessern werden. Zugleich hofft die HLK, dass die Leserschaft der „Geschichte der Steiermark“ und die wissenschaftliche Fachwelt diese Einschätzung teilen werden. Hier sind noch zwei zweifelsfrei „gute Nachrichten“ sowie zwei konzeptionelle bzw. redaktionelle Informationen mitzuteilen: Die erste der „guten Nachrichten“ bezieht sich darauf, dass die „Geschichte der Steiermark“ nicht mehr im Selbstverlag der HLK, sondern im renommierten Verlag Böhlau erscheint. Damit wird besonders ihre Wahrnehmbarkeit für das Publikum wesentlich gesteigert. Die HLK ist zudem sehr froh darüber, dass die Geschäftsleitung des Hauses Böhlau die verlegerische Betreuung der „Geschichte“ zu Konditionen übernommen hat, denen die HLK gerne zustimmen konnte – selbstverständlich nach wie vor nur auf der Basis tatkräftiger Förderung durch das Land Steiermark. Die andere „gute Nachricht“ lautet, dass mit dem vorliegenden Band 1 der erste präsentiert werden kann, der zu den Bänden der „zweiten Generation“ zählt. Sein Herausgeber Bernhard Hebert hat den Band nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden Diether Kramers nicht bloß gänzlich neu konzipiert, er und die zahlreichen Autorinnen und Autoren haben ihn vor allem in relativ kurzer Frist vollendet. Dazu kann die HLK nur gratulieren und Dank sagen. Zum Konzipieren der „Geschichte der Steiermark“ gehörten naturgemäß auch Entscheidungen darüber, was unter „Steiermark“ in diesen Bänden räumlich verstanden wird. Die Antwort lautet: Generell das, was diese Bezeichnung, sofern sie selbst bzw. ihre lateinische Entsprechung „Styria“ gebräuchlich war, den Zeitgenossen jeweils bedeutete. Für Epochen, die diese zwei Wörter und auch das Wort „Österreich“ nicht kannten, wird die Steiermark in

Die neue „Geschichte der Steiermark“

ihrer Ausdehnung seit 1919 zugrunde gelegt. So halten es die Beiträge dieses Bandes 1 zur Urgeschichte und Römerzeit unseres Raumes, so hält es die diesen Beiträgen vorangestellte Abhandlung von Gerhard Karl Lieb über die naturräumlichen Charakteristika der Region, auf die sich die „Geschichte der Steiermark“ bezieht. Schließlich ist noch ein Wort dazu zu sagen, wie in den Bänden der „Geschichte der Steier­ mark“ redaktionell mit topographischen Bezeichnungen aus dem seinerzeitigen steirischen „Unterland“, d.  h. der heutigen slowenischen Štajerska umgegangen wird, für die es bis 1918 amtliche deutsche und slowenische Namen gab bzw. solche seitdem bis zur Gegenwart in der interessierten Öffentlichkeit geläufig sind. Dazu wird die Praxis in den Bänden dieser „Geschichte der Steiermark“ unterschiedlich sein – aber nicht beliebig. Sie wird primär davon abhängen, was in den Wissenschaftsdisziplinen gegenwärtig Usus ist, auf deren Forschungsmethoden und -ergebnissen die Mehrzahl der Beiträge des jeweiligen Bandes aufbaut. Darüber macht immer das „Vorwort“ der Herausgeberin bzw. des Herausgebers des Bandes die erforderlichen bzw. angemessenen Mitteilungen. Selbstverständlich wird die Prozedur, die für einen Band gewählt wird, in allen dessen Beiträgen angewandt. Für den vorliegenden ersten Band „Urgeschichte und Römerzeit“ z. B. erläutert und begründet Bernhard Hebert, dass, gemäß den Ge-

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pflogenheiten der archäologischen Wissenschaft, in jedem Beitrag beim ersten „Auftreten“ eines Toponyms zuerst dessen slowenische Bezeichnung kombiniert mit der deutschen gedruckt wird, in der Folge jedoch nur die slowenische. In anderen Bänden, etwa in dem nächstfolgenden Band 9 „Vom Bundesland zum Reichsgau“ wird es sich, angelehnt an die Praxis in der überwiegend deutschsprachigen Forschungsliteratur, umgekehrt verhalten, d. h. z. B. zuerst „Marburg/Maribor“ oder „Pettau/Ptuj“, danach nur „Marburg“ oder „Pettau“. (Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass frühere deutsche Toponyme inzwischen de facto vergessen sind; in diesen Fällen, werden allein die heute im Slowenischen gebräuchlichen Bezeichnungen benützt.) Im Übrigen finden sich in den Ortsregistern jedes Bandes die entsprechenden Benennungen aus beiden Sprachen. Dem Autor dieses Geleitwortes ist, wie man wahrnehmen kann, nicht leicht gefallen, zur Sprache zu bringen, was über die Geschichte der „Geschichte der Steiermark“ bemerkt werden musste. Er weiß von den problematischen Aspekten des Konzepts der „Geschichte“, zu dem die HLK sich 2010/11 entschlossen hat. Er bekennt sich selbstverständlich zu ihnen und trägt Mitverantwortung für sie. Aber er darf auch hoffen, dass in einigen Jahren Realität sein wird, was die vorstehenden Zeilen dem Publikum in Aussicht stellen.

Alfred Ableitinger Geschäftsführender Sekretär der Historischen Landeskommission für Steiermark

Vorwort zur ersten Auflage

Der vorliegende erste Band der neuen Landesgeschichte der Steiermark umfasst mit einigen Jahrtausenden, ja sogar Jahrzehntausenden und Jahrhunderttausenden, einen größeren Zeitraum als alle anderen Bände zusammen. Gleichwohl ist sein Umfang ebenso wie unser Wissen über die langen Zeiträume der Urgeschichte und auch der Römerzeit in der Steiermark beschränkt. Dies liegt an der mit zunehmendem zeitlichem Abstand zur Gegenwart sozusagen exponentiell steigenden Ausdünnung und Lückenhaftigkeit der Quellen und in der an sich gegebenen Fragmentiertheit der zur Verfügung stehenden Datenbasis. Diese Daten stammen zum überwiegenden Teil ausschließlich aus materiellen Hinterlassenschaften, aus Funden und Befunden, die mit archäologischen Methoden zu gewinnen und zu interpretieren sind. Erst in den Metallzeiten treten ergänzend schriftliche (literarische) Überlieferungen zunächst aus den mediterranen Schriftkulturen, dann auch inschriftliche Überlieferungen aus der Steiermark selbst hinzu. Diese setzen, wie wir seit kurzem wissen, definitiv nicht erst in der Römerzeit mit der Übernahme von lateinischer Schrift und Sprache ein, sondern schon in der späten La-Tène-Zeit1 vor der Zeitenwende. Dennoch schien es sinnvoll, den letzten Hauptteil (Kapitel Römerzeit) dieses Bandes mit der frühesten Römerzeit beginnen zu lassen und ihn einer Archäologin mit althistorischer Ausbildung zu übergeben. Im Interesse einer einheitlichen Darstellung wird die Urgeschichte trotz ihrer Vielfältigkeit von nur einem Prähistoriker behandelt, lediglich die Altsteinzeit erhält als Spezialmaterie eine separate Darstellung.

Darüber hinaus haben Archäologinnen und Archäologen kürzere Beiträge zu einzelnen wich­tigen und großteils im Fokus der Forschung stehenden Fundstellen beigesteuert. Die Auswahl dieser Fundstellen geht auf mehrere gemeinsame Diskussionen der Autorinnen und Autoren zurück, die auch die einleitenden Kapitel vor allem zur Forschungsgeschichte absteckten und eine gemeinsame Linie für alle Beiträge zu finden versuchten, welche die aktuellen Forschungs­ ergebnisse ohne zu weit führende Detaildiskussionen zu allgemein verständlichen Interpretationen zusammenzuführen hofft. Wir sprechen bewusst von Interpretationen, nicht, wie es gerne in der Archäologie geschieht, von Rekonstruktion einer beweisbaren „vergangenen Wirklichkeit“ oder von einem Puzzle, das, wären einmal alle Teile gefunden, vergangene Lebenswelten „authentisch“ zu veranschaulichen imstande wäre. Unsere Interpretationen sind ebenso zeit- und kenntnisgebunden wie die vergangenen und die zukünftigen Interpretationen oder Konstruktionen nicht nur der frühesten, sondern aller Phasen der (steirischen) Geschichte. Insofern hat die archäologische Wissenschaft nicht nur die Aufgabe, für die Vermehrung der Quellenbasis durch Zusammentragen weiterer Befunde und Funde zu sorgen – eine Beschränkung darauf würde bedeuten, in einem positivistischen Missverständnis des Faches2 zu verharren  –, sondern die eigenen Methoden zu hinterfragen, Theorien zu entwickeln und aus den speziellen Bedingtheiten einer „Sachforschung“ zur Wissenschaftlichkeit der historischen Disziplinen im Allgemeinen beizutragen.3

Vorwort zur ersten Auflage

Auf die vielfältigen Methoden der Archäologie4 und ihre unverzichtbaren „Hilfswissenschaften“ einzugehen, würde den Rahmen dieses Bandes sprengen. Wir wollen aber jedenfalls nicht darauf verzichten, Funde und Fundstellen als hauptsächliche, wenn nicht überhaupt einzige Grundlagen unserer archäologischen „Sachforschung“ in Dokumentationen und Beschreibungen vorzustellen, die bei allem Bemühen immer eine gewisse Subjektivität in sich tragen und aus denen wir die Interpretationen ableiten, die unsere „Darstellung von Vergangenem in der Gegenwart“ ergeben.5 Die möglichst zutreffende und unter Beiziehung verschiedener (Natur-)Wissenschaften von statten gehende Dokumentation archäologischer Befunde ist besonders wichtig, da diese Befunde nach einer Ausgrabung in aller Regel unwiederbringlich verloren sind.6 Die Quelle kann sozusagen nur einmal, während des naturgemäß zerstörerischen Ausgrabungsvorgangs „gelesen“, die „Texte“ nur einmal „abgeschrieben“ werden, um sie weiteren und auch späteren Interpretationen zuzuführen. Der ergrabene Teil des archäologischen Erbes ist nur mehr in der „Abschrift“ der ArchäologenInnen und in beweglichen archäologischen Funden präsent. Zufallsfunde und gezielte Ausgrabungen erweitern laufend die Quellengrundlage, wobei aber auch der Großteil der Ausgrabungen weniger speziellen wissenschaftlichen Fragestellungen nachgeht als den durch Umnutzungen, vor allem durch Bauvorhaben, bedingten Verlusten an Flächen mit archäologischem Potential entgegenzuwirken sucht. Die Zufälligkeiten der Entstehung (was kommt in den Boden?) und der Bewahrung (was bleibt über Jahrhunderte/Jahrtausende im Boden?) setzen sich also in einer Zufälligkeit der Auffindung oder Aufspürung fort und lassen letztlich auch deswegen endgültig eine „Fassbarkeit der objektiven historischen Wirklichkeit“ oder einer „historischen Wahrheit … als Utopie“7 erscheinen.

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Was wir bieten können, sind Versuche einer Dokumentation auf unserem Stand der Technik und einer Interpretation auf unserem Stand der Wissenschaft(en). Wir versuchen dies ohne Anspruch auf Vollständigkeit anhand von jenen – großteils aus materiellen Hinterlassenschaften gewonnenen – Daten aus dem Gebiet der heutigen Steiermark, die uns einigermaßen schlüssige Interpretationen zu erlauben scheinen. Eine Ausweitung auf das größere Gebiet der Steiermark in ihren historischen Grenzen (welcher Zeit auch immer) schien uns bei der fach­ immanenten Notwendigkeit einer Beschränkung auf Exemplarisches nicht zielführend. Der vorliegende Band endet mit der Spätantike, da hier am ehesten ein Schnitt zu machen und Nachfolgendes dem beginnenden Mittelalter zuzurechnen ist, wenngleich die Archäologie auch in dieser Epoche einen wesentlichen Teil der Quellen zu stellen hat. Wenn zu einzelnen Zeitstufen innerhalb der vielen Jahrtausende steirische Befunde fehlen, wollen wir nicht zu viel aus anderen Regionen heranziehen, da wir keine Universalgeschichte zu schreiben, sondern einigermaßen Greifbares aus der Steiermark vorzulegen beabsichtigen. Dies gilt insbesondere auch für die Römerzeit, deren reiche epigraphische und literarische Quellen wir auch nur so weit vorstellen und interpretieren wollen, als sie zu speziell steirischen Gegebenheiten beizutragen im Stande sind. Wenn die Quellenlage ausreichend scheint, versuchen wir folgenden Fragen nachzugehen: Welche Innovationen hat die jeweilige Zeitstufe gebracht? Welche Ressourcen wurden genutzt? Wie waren Besiedelung, Bevölkerung und Gesellschaftsstruktur? Was wissen wir von Siedlungen und Baulichkeiten, von Gewerbe und (Kunst-)Handwerk, von Gräbern und Bestattungswesen, von Jenseitsvorstellungen und vom Kult? Kulturelle Beziehungen und Verweise auf die umliegenden Regionen sollen ebenso wenig fehlen wie Offenlegungen, worauf die absolut-

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Vorwort zur ersten Auflage

chronologischen Datierungen beruhen, und wie Hinweise auf die wichtigsten steirischen Fundstellen und die wichtigste weiterführende Literatur.Wo es sinnvoll scheint, greifen wir einzelne wichtige Fundstellen heraus, widmen ihnen eigene Abschnitte und nehmen im Interesse einer umfassenden Darstellung dieser ausgewählten „Quellen im Boden“ auch Überschneidungen mit dem Haupttext und Wiederholungen bewusst in Kauf. Wir haben es für notwendig erachtet, Ortsangaben für alle wesentlichen archäologischen Fundstellen innerhalb der heutigen Steiermark auch durch zumindest einmalige Anführung von Katastralgemeinde (KG), Orts-, Marktoder Stadtgemeinde (OG, MG, SG) bzw. Stadt mit eigenem Statut (= Statutarstadt, SS) und politischem Bezirk (PB) zu konkretisieren, wobei die Verwaltungsgrenzen zum Zeitpunkt der abschließenden Redaktionsarbeiten am vorliegenden Band zu Beginn des Jahres 2015 herangezogen wurden. Dass diese Verwaltungsgrenzen oftmals nicht mehr den in den Literaturzitaten angeführten entsprechen, ist wohl selbstverständlich, sei aber dennoch angesprochen. Slowenische Ortsnamen aus der ehemaligen Untersteiermark (Štajerska) werden, wie dies den Usancen archäologischer Publikationen entspricht, bei ihrer ersten Nennung in ei-

nem Beitrag in der Regel auf Slowenisch und Deutsch angeführt, im Folgenden dann nur mehr auf Slowenisch. Hinweise auf die Lage von Orten in bestimmten (Bundes-) Staaten unterbleiben, wenn sich diese in der Steiermark bzw. in der ehemaligen Steiermark befinden. Diese Ortsangaben und die „Rufnamen“ von Fundstellen sind im Ortregister ebenso wie die Personennamen im Personenregister am Schluss des Bandes zu finden. Für die Zurverfügungstellung von Bildvorlagen ist neben den Autorinnen und Autoren besonders auch der Abteilung Archäologie und Münzkabinett des Universalmuseum Joanneum, dem Bundesdenkmalamt, dem Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz, dem Österreichischen Archäologischen Institut, dem Steiermärkischen Landesarchiv, dem Österreichischen Staatsarchiv und der Stabsstelle GIS Steiermark zu danken, für entscheidende Mithilfe bei der Bildredaktion Daniel Modl. Redaktionelle Arbeiten haben neben dem He­ rausgeber Ortwin Hesch und Meinhard Brunner ausgeführt. Der Herausgeber möchte den Autorinnen und Autoren für das kollegiale Teamwork besonders danken, ohne welches dieser Band nicht in der doch kurzen Zeit von Februar 2011 bis Juli 2014 zu bewerkstelligen gewesen wäre.

Bernhard Hebert, Bandherausgeber ANMERKUNGEN Stifter, Neue Inschriften in norditalischer Schrift 6 Deswegen sind ausgrabende archäologische Tätigkeiaus Österreich 237ff. ten nach internationalen Richtlinien und nach dem 2 österreichischen Denkmalschutzgesetz auch nur aka Weiterführend: Karl, Macht und Ohnmacht des podemisch einschlägig ausgebildeten Fachleuten gestatsitivistischen Denkens. – Krenn, Wüstungsforschung tet. Archäologische Zufallsfunde sind zu melden und und Denkmalpflege in Niederösterreich 31ff. 3 werden als Teil des archäologischen Erbes bestimmt Vgl.: Frommer, Historische Archäologie. 4 und dokumentiert. Siehe die in Österreich gültigen Der beste Überblick dzt. wohl bei: Ickerodt, EinBestimmungen unter: URL: http://www.bda.at. führung in das Grundproblem des archäologisch-­ 7 kulturhistorischen Vergleichens und Deutens. Hundsbichler, Puzzles aus Fragmenten 29. 5 Weitgehend (insbesondere die Zitate) nach: Hundsbichler, Puzzles aus Fragmenten 21ff. 1

Vorwort zur zweiten, ergänzten Auflage

Dass die erste Auflage mit ihren immerhin 600 Exemplaren zu Beginn des Jahres 2018 bereits vergriffen war, ist gleichermaßen überraschend wie auch ein Hinweis darauf, dass der erhoffte weitere Leser/innenkreis recht gerne zugegriffen hat. Dieser Erfolg, aber auch die Überlegung, dass letztlich alle der zum Teil noch gar nicht erschienenen Bände der „Geschichte der Steiermark“ gemeinsam zu erwerben sein sollten, haben die Historische Landeskommission für Steiermark dazu bewogen, möglichst rasch eine Neuauflage in Angriff zu nehmen. Autor/innen und Herausgeber haben diese Möglichkeit genutzt, um den einen oder anderen Fehler zu korrigieren und vor allem wesentliche neue Literatur einzuarbeiten und wichtige neue Forschungsergebnisse zu berücksichtigen. Letzterem Bestreben sind auch drei zusätzliche Kurzkapitel zu Fundstellen von zwei bereits an der ersten Auflage beteiligten Autoren und einem neu dazugekommenen Autor zu verdanken. Das Gesamtvorhaben und seine Prinzipien brauchen hier nicht nochmals erörtert zu werden; dies ist einerseits weiterführend in Zusammenfassungen1 geschehen, andererseits haben sich mehrere Rezensionen2 damit auseinander-

gesetzt, und dies vielfach durchaus kritisch. Auf Hinweise und Anregungen sind wir eingegangen, wo es uns erforderlich und sinnvoll schien; manche in den Rezensionen vorgebrachte kontroverse Einschätzungen vermögen wir dagegen nicht zu teilen. Auch an der grundsätzlichen Konzentration auf archäologische Quellen – dies wurde für die einigen Rezensenten zu kurz gekommene Römerzeit kritisiert – haben wir festgehalten. Möge ein anderes Buch eine stärker althistorische Betrachtung der römerzeitlichen Steiermark mit der unser Vorhaben sprengenden Vielzahl all ihrer Fundstellen und ihrer Inschriften, Münzen und Reliefs ermöglichen. Dem Wunsch nach einer durchgehenden Beigabe von (Fundstellen-) Karten sind wir nicht nachgekommen: Unserer Meinung nach ist eine seriöse Kartierung von gleich bleibender Qualität und Dichte aufgrund der uneinheitlichen Datengrundlage nach wie vor nicht möglich – und ohne eine solche bleibt der Informationsgewinn ein simulierter. Eine Zeittabelle meinen wir durch das mit absoluten Zeitangaben versehene Inhaltsverzeichnis ohnedies schon bereitgestellt zu haben. Möge die ergänzte zweite Auflage eine ebenso interessierte Aufnahme finden wie die erste.

Bernhard Hebert, Bandherausgeber ANMERKUNGEN Hebert, Archäologie als Landesgeschichte 185–187. – Hebert, Publication project Urgeschichte und Römerzeit Steiermark (im Druck). 2 Gleirscher, Buchbesprechung Urgeschichte und Römerzeit Steiermark 653–658. – Hainzmann, Buchbesprechung Urgeschichte und Römerzeit 1

Steiermark 39–48. – Lippert, Rezension Urgeschichte und Römerzeit Steiermark 292–296. – Pferschy, Buchbesprechung Urgeschichte und Römerzeit Steiermark 289–292. – Ruprechtsberger, Buchbesprechung Urgeschichte und Römerzeit Steiermark 13.

Autorinnen und Autoren

Mag. Dr. Michael Brandl Geb. 1975 Studium der Ur- und Frühgeschichte Rohmaterialanalytiker an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1010 Wien, Fleischmarkt 22 [email protected] Dr. Ruth Drescher-Schneider Geb. 1948 Studium der Botanik, Zoologie und Ur- und Frühgeschichte in Bern, Schweiz. Doktorat in Vegetationsgeschichte in Bern, Postdoktorat in Göttingen Wissenschaftliche Mitarbeiterin als Pollenanalytikerin in diversen quartärgeologischen und archäologischen Projekten 8010 Kainbach bei Graz, Schillingsdorfer Straße 27 [email protected] Dr. Gerald Fuchs Geb. 1954 Studium der Klassischen Archäologie sowie der Alten Geschichte und Altertumskunde Geschäftsführer der ARGIS Archäologie Service GmbH 8554 Laaken 24 [email protected] Robert Fürhacker Geb. 1967 Freiberuflicher Restaurator archäologischer Funde Österreichisches Dokumentationsarchiv Restaurierung und Archäologie 8762 Oberzeiring, Schloss Hanfelden, Unterzeiring 5 [email protected] Dipl.-Ing. Dr. Michael Grabner Geb. 1968 Studium der Holzwirtschaft und Doktoratsstudium an der Universität für Bodenkultur Wien Senior Scientist (Leitung des Jahrringlabors) am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Wien, Standort Universitätsund Forschungszentrum Tulln 3430 Tulln, Konrad Lorenz Straße 24 [email protected]

Autorinnen und Autoren

Mag. Dr. Christoph Gutjahr Geb. 1970 Studium der Klassischen Archäologie sowie der Alten Geschichte und Altertumskunde St:WUK-Kulturpark Hengist, Projektleitung Archäologie 8410 Wildon, Hauptplatz 61 [email protected] Hofrat Univ.-Doz. Dr. Bernhard Hebert Geb. 1960 Studium der Klassischen Archäologie und Klassischen Philologie Habilitation für Klassische Archäologie Leiter der Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamtes 1010 Wien, Hofburg – Säulenstiege [email protected] Dr. Andreas G. Heiss Geb. 1978 Studium der Biologie, Postdoktorand Archäobotanik Vienna Institute for Archaeological Science (VIAS) 1090 Wien, Althanstraße 14 – Geozentrum [email protected] Mag. Hannes Heymans Geb. 1967 Studium der Klassischen Archäologie und Fächerkombination Archäologe 8010 Graz,Wielandgasse 44 [email protected] Mag. Dr. Stephan Karl Geb. 1970 Studium der Klassischen Archäologie Archäologe 8052 Graz, Dr.-Emperger-Weg 14 [email protected] Dipl. Restauratorin Anne-Kathrin Klatz Geb. 1976 Studium der Konservierung und Restaurierung an der HTW Berlin Freiberufliche Restauratorin 8160 Gutenberg a. d. Raabklamm, Kleinsemmering 51 [email protected]

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Autorinnen und Autoren

Dr. Susanne Klemm Geb. 1957 Studium der Ur- und Frühgeschichte sowie Geschichte Selbständige Archäologin Büro für Archäologie & Communication 1080 Wien, Lammgasse 3/12 [email protected] Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Manfred Lehner Geb. 1963 Studium der Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte Habilitation für Klassische und Provinzialrömische Archäologie Stellvertretender Leiter des Instituts für Archäologie der Universität Graz 8010 Graz, Universitätsplatz 3 [email protected] Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerhard Karl Lieb Geb. 1960 Lehramtsstudium Geographie und Wirtschaftskunde und Latein, Doktoratsstudium Naturwissenschaften (Geographie) Habilitation für Geographie Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geographie und Raumforschung, Universität Graz 8010 Graz, Heinrichstraße 36 [email protected] Dr. Marko Mele Geb. 1978 Studium der Archäologie, Dissertation in prähistorischer Archäologie Chefkurator Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung am Universalmuseum Joanneum, Abteilung Archäologie & Münzkabinett 8020 Graz, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90 [email protected] Mag. Daniel Modl Geb. 1980 Studium der Archäologie Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Archäologie & Münzkabinett am Universalmuseum Joanneum 8020 Graz, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90 [email protected]

Autorinnen und Autoren

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MMag. Dr. Karl Oberhofer Geb. 1979 Studium der Klassischen und Provinzialrömischen Archäologie sowie der Alten Geschichte und Altertumskunde Archäologe 1190 Wien, Hardtgasse 13/34 [email protected] Dr. Barbara Porod Geb. 1973 Studium der Klassischen Archäologie Chefkuratorin Provinzialrömische Sammlung & Antikenkabinett am Universalmuseum Joanneum, Abteilung Archäologie & Münzkabinett 8020 Graz, Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90 [email protected] Mag. Dr. Bernhard Schrettle Geb. 1977 Studium der Klassischen Archäologie sowie der Alten Geschichte und Altertumskunde Projektleitung ASIST – Archäologisch-Soziale Initiative Steiermark 8461 Retznei 26 [email protected] Univ.-Doz. Dr. Ulla Steinklauber Geb. 1957 Studium der Klassischen Archäologie sowie der Alten Geschichte und Altertumskunde Habilitation für Provinzialrömische Archäologie Archäologin 8010 Graz, Salzamtsgasse 4 [email protected] MMag. Attila Botond Szilasi Geb. 1978 Studium am Berzsenyi College der Universität von Savaria und an der Faculty of Arts der Universität von Miskolc Archäologe 7200 Eisenstadt, Josef Haydn Gasse 4–8,Top 8/2 [email protected]

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Autorinnen und Autoren

Mag. Dr. Georg Tiefengraber Geb. 1972 Studium der Klassischen Archäologie, Alten Geschichte und Alterstumskunde, Ur- und Frühgeschichte sowie Erdwissenschaften Archäologe Institut für südostalpine Bronze- und Eisenzeitforschung ISBE 8042 Graz, Eichenweg 19/E/2 [email protected] BSc. Elisabeth Wächter Geb. 1988 Studium der Holz- und Naturfasertechnologie Projektmitarbeiterin in der Arbeitsgruppe für Dendrochronologie und Historische Holzverwendung am Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe der Universität für Bodenkultur Wien, Standort Universitäts- und Forschungszentrum Tulln 3430 Tulln, Konrad Lorenz Straße 24 [email protected] Mag. Dr. Maria Windholz-Konrad Geb. 1976 Studium der Klassischen Archäologie sowie der Alten Geschichte und Alterstumskunde Archäologin 8020 Graz, Sahlaweg 11 [email protected]

Die Steiermark – ein geographisches Porträt

Abbildung Vorderseite: Die Landschaften der Steiermark (in den Grenzen vor 1919) als Grundlage für die Regionalbeschreibung Entwurf: Gerhard K. Lieb, Kartographie: Veronika Damm

Gerhard Karl Lieb

Die Steiermark – ein geographisches Portrait1

Einleitung: Konzeptionelle Überlegungen und Zweck der Arbeit Ein geographischer Überblicksartikel im Einleitungsteil einer Landesgeschichte macht aus zwei Überlegungen heraus Sinn: Zum einen beziehen sich geographische Beschreibungen in der Regel auf gegenwärtige Bedingungen und sind somit quasi Momentaufnahmen naturaler, sozialer und ökonomischer Gegebenheiten; für eine Landesgeschichte ergibt sich damit so etwas wie ein aktueller Bezugsrahmen für historische Prozesse. Zum anderen wird in den historischen Wissenschaften meist axiomatisch davon ausgegangen, dass die „Geographie“ eines Gebietes mit geschichtlichen Entwicklungen in Beziehung steht. Diese Annahme beruht sowohl auf entsprechenden wissenschaftlichen Erkenntnissen als auch auf der alltagsweltlichen Erfahrung, dass die „Natur“ den Handlungsspielraum des Menschen, sei es positiv oder negativ, beeinf lusst. In Bezug auf die „Natur“ eines Landes gilt dabei, dass, je weiter man in der Geschichte zurückgeht, wirtschaftliche Aktivitäten umso stärker vom Vorhandensein natürlicher Ressourcen abhängig waren. Dies mag selbstverständlich klingen, und doch wohnt solchen Überlegungen die Gefahr inne, den natürlichen Faktoren eine zu große Bedeutung beizumessen und womöglich sogar menschliche Verhaltensweisen mit Umweltfaktoren zu begründen. Diese als Geodeterminismus bezeichnete Betrachtungsweise gilt heute als obsolet, und stattdessen bilden Umweltfak-

toren wie Gelände, Klima und Wasser „einen zeitlich und räumlich veränderlichen Kontext, vor dem die natürlichen Gegebenheiten ihre jeweils spezifische soziale … Bedeutung erlangen“.2 So etwa war die regionale Verfügbarkeit von bergbaulich gewinnbaren Rohstoffen, wie etwa Kupfererze in der Bronzezeit oder Kohle in der Gründerzeit, ein wichtiger (industrieller) Standortfaktor, in der globalisierten Wirtschaft der Postmoderne hingegen ist dieser Aspekt nahezu bedeutungslos geworden. Wie bestimmte Eigenschaften der natürlichen Umwelt des Menschen gesellschaftliche Entscheidungen und wirtschaftliche Handlungen beeinf lussen, kann über den Potenzial-Ansatz erfasst werden.3 Ein (Natur-)Potenzial beschreibt demnach die theoretische Eignung definierter Gebiete für bestimmte Nutzungen, egal ob diese aufgrund der jeweiligen sozioökonomischen, politischen oder technologischen Rahmenbedingungen tatsächlich erfolgen oder nicht. Ausgewählte Potenziale werden unten diskutiert. Ein geographischer Blick auf ein definiertes Gebiet – hier die Steiermark in den Grenzen vor 1919 – ist Aufgabe der Regionalgeographie, einer sehr kontrovers diskutierten Teildisziplin der Fachwissenschaft Geographie. Die vorliegende Studie folgt dabei den Überlegungen von Werner Bätzing,4 der seiner Konzeption von Regionalgeographie u. a. Problembezug, inhalt­l iche Orientierung an den drei Säulen der

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Nachhaltigkeit (Wirtschaft, Gesellschaft, natürliche Umwelt) und die Berücksichtigung der historischen Dimension zu Grunde legt. Auf diese Weise soll die Frage beantwortet werden, „ob das Zusammenwirken von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in diesen Räumen ein … lebenswertes Leben heute und in Zukunft ermöglicht“.5 Um den vorgegebenen Rahmen nicht zu sprengen, kann dieser Anspruch jedoch nicht in vollem Umfang erfüllt werden, d. h. es werden nur ausgewählte Aspekte der angesprochenen Wechselwirkungen erläutert. Dass dieser Artikel das Territorium des „Kronlandes“ Steiermark und nicht nur das des gleichnamigen österreichischen Bundeslandes umfasst, ist als Serviceleistung an die Lese-

rinnen und Leser zu verstehen, um ihnen die Einordnung historischer Prozesse zu erleichtern, die mit der Untersteiermark (der seit 1991 zur Republik Slowenien gehörige und dort als Štajerska bezeichnete Teil des Kronlandes) zu tun haben. Mit dem zweisprachigen Namensgut der Untersteiermark wird so verfahren, dass konsequent der amtliche slowenische Namen an erster und der deutsche an zweiter Stelle genannt werden (z. B. Maribor/Marburg). Schließlich sei auch um Verständnis gebeten, dass aus Platzgründen nicht alle regionalspezifischen Einzelaussagen, die durchwegs auf der jahrzehntelangen privaten und wissenschaftlichen Gebietskenntnis des Verfassers beruhen, durch Literaturzitate belegt werden können.

Der Naturraum und seine Potenziale Landschaftliche Vielfalt Ohne an dieser Stelle auf die Vielschichtigkeit des Landschaftsbegriffs einzugehen, kann man in Übereinstimmung mit der touristischen Selbstinszenierung für die Steiermark so gegensätzliche Assoziationen wie pittoreskes Hochgebirge (z. B. Gesäuseberge) oder liebliches Hügelland (z. B. Slovenske gorice/ Windische Bühel) als zutreffend erachten. Diese Vielfalt kann wissenschaftlich auf verschiedene Art gefasst werden, im Folgenden wird hierfür der Ansatz von Formentypen gewählt. Diese beruhen primär auf der Typisierung von Landschaften nach den in ihnen vorherrschenden Oberf lächenformen. Sekundär f ließen darin auch geologische Gegebenheiten mit ein, da die Formung der Oberf läche niemals unabhängig vom Gesteinsuntergrund erfolgen kann. Sowohl über die Formenwelt als auch über die Geologie der Steiermark gibt es umfangreiche Literatur, die an dieser Stelle nicht

ref lektiert werden kann. Es wird jedoch auf die folgenden leicht verfügbaren kartographischen Darstellungen verwiesen, mit deren Hilfe Interessierte die hier in der Abbildung dargestellte Gliederung nach Formentypen besser als durch den Text nachvollziehen können: So können als geologische Übersichtskarten die Geologische Karte der Steiermark6 sowie die Geološka karta Slovenija7 empfohlen werden, während die Formenwelt durch verschiedene Karten im Schulatlas Steiermark8 bzw. im National Atlas of Slovenia9 repräsentiert wird. Eine Gliederung des Bundeslandes Steiermark in Formentypen wurde vom Verfasser vorgelegt10 und für diesen Beitrag adaptiert sowie regional ausgeweitet. Demnach ist die Unterscheidung von vier nach dem Charakter der Oberf lächengestalt definierten Haupttypen (Hoch­gebirge, Mittelgebirge, inneralpine Täler und Becken, Vorland) zweckmäßig. Darin deutet sich auch schon das unten wieder aufgegriffene Raummodell einer Gliederung in Großland-

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Karte der Formentypen der Steiermark (in den Grenzen vor 1919) und angrenzender Gebiete Entwurf: Gerhard K. Lieb, Kartographie: Veronika Damm

schaften an, in dem die ersten drei Haupttypen in den Alpen vorkommen, das Vorland hingegen dem außeralpinen Raum entspricht. Durch die Kombination mit geologischen Merkmalen und die Einführung zweier Klassen, die nicht den Haupttypen zugeordnet werden können (Durchbruchstäler und Pässe) ergibt sich eine

Differenzierung in insgesamt 13 Typen, die im Folgenden kurz vorgestellt werden. Unter Hochgebirge versteht man ein Gebirge, das sich mit bedeutenden relativen Höhenunterschieden – in der Steiermark durchwegs weit mehr als 1.000 m – über die umgebenden Täler erhebt, schroffe Formen aufweist,

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Formenhaupttyp Hoch­ gebirge mit großen Hö­ henunterschieden, sehr steilem Gelände, Aufra­ gen über die Waldgrenze und eiszeitlichem For­ menschatz. Im Bild die zentralen Gesäuseberge vom Gschaideggkogel, Blickrichtung Nordwe­ sten Foto: Gerhard K. Lieb

die Waldgrenze übersteigt und während der eiszeitlichen Kältephasen vergletschert war, was sich in bestimmten Geländeformen manifestiert. yyDas vorherrschend silikatische Hochgebirge, dessen Verbreitungsschwerpunkt die Niederen Tauern darstellen, wird aus Gesteinen mit überwiegend saurem Chemismus (kristalline Gesteine der Zentralalpen, besonders Gneise und Glimmerschiefer) aufgebaut. Kennzeichen sind ein besonders deutliches Hervortreten der von eiszeitlichen Gletschern geschaffenen Formen, wozu auch die zahlreichen Seen gehören. yyIm Gegensatz zum vorherigen Typ besteht das vorherrschend karbonatische Kettengebirge aus überwiegend karbonatischen Gesteinen mit basischem Chemismus (Kalke und Dolomite, die überwiegend im Erdzeitalter der Trias abgelagert wurden). Es wird charakterisiert durch lang gestreckte Grate mit Felswänden und tritt in der Steiermark nur relativ kleinf lächig auf.

yyVorherrschend karbonatisches Plateaugebirge ist ebenfalls überwiegend aus karbonatischen Gesteinen aufgebaut, erhält aber seine landschaftliche Eigenart aus dem Kontrast zwischen sanften Formen der Hochlagen (Plateaus) und felsigen Randabstürzen. Im löslichen Kalkgestein erfolgt die Entwässerung unterirdisch, und das Formenbild wird sehr augenscheinlich von Karsterscheinungen (z. B. Dolinen, Höhlen) geprägt. Das Mittelgebirge zeichnet sich gegenüber dem Hochgebirge durch geringere relative Höhen über den Talräumen – in der Steiermark oft aber doch nahe 1.000 m – aus, besitzt nur lokal schroffe Formen, übersteigt die Waldgrenze nicht und blieb auch während der eiszeitlichen Kältephasen unvergletschert. Landläufig ist für diesen Formentyp die Bezeichnung „Bergland“ (slow. hribovje) gebräuchlich. yyDas vorherrschend silikatische Mittelgebirge wird neben den beim entsprechenden Hoch­ gebirgstyp schon genannten Gesteinen auch von schwächer metamorphen Schiefern und

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Formenhaupttyp Mit­ telgebirge mit mittleren Höhenunterschieden, mäßig steilem Gelän­ de, Fehlen eiszeitlicher Formen und deutlicher Walddominanz. Im Bild der Blick vom Hochschlag (Fischbacher Alpen) nach Südosten auf Straßegg und Gasen Foto: Gerhard K. Lieb

Formenhaupttyp inner­ alpine Becken, die im Gebirge durch ihre ge­ ringe Seehöhe und als Areale mit sanften Ge­ ländeformen auffallen. Im Bild das Aflenzer Becken mit Blick auf Aflenz Kurort von Nordwesten, im Hin­ tergrund die Mürz­taler Alpen Foto: Gerhard K. Lieb

Phylliten, in der Untersteiermark verbreitet auch von magmatischen Gesteinen, aufgebaut. Vielfach ist ein scharfer Gegensatz zwischen breiten, geräumigen Kämmen in den Hochlagen und tief eingeschnittenen, schmalen Tälern entwickelt. yyDas vorherrschend karbonatische Mittelgebirge hat im Wesentlichen denselben Ge-

steinsauf bau wie die entsprechenden Hochgebirgstypen, auch unterirdische Entwässerung und Karstformen sind Gemeinsamkeiten. Es tritt oft kleinräumiger Wechsel zwischen kettenförmigen und eher plateauartigen Formen auf, doch wurde in diesem Fall eine entsprechende Differenzierung nicht vorgenommen.

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Bei den inneralpinen Tälern und Becken handelt es sich um in geringerer Seehöhe befindliche Gebiete innerhalb der Alpen. Meist sind es Areale, die von der Gebirgshebung in geringerem Ausmaß als ihre Umgebung erfasst oder bei den gebirgsbildenden Vorgängen aktiv abgesenkt wurden. Als Folge davon fungierten sie als Sammelbecken für Lockergesteine (Sedimente), die in den umliegenden Gebirgen abgetragen wurden. Diese Gebiete spielen im siedlungs-, wirtschafts- und verkehrsgeographischen Gefüge des Gebirges eine besondere Rolle. yyDie besonders geräumigen Becken zeichnen sich meist durch eine starke innere Differenzierung aus, wobei Talböden, Terrassen und auch Abschnitte mit Hügel-, Riedelund Plattenland-Charakter entwickelt sind. Übergänge zu breiten Tälern sind f ließend. Becken finden sich in allen Teilgebieten der steirischen Alpen, was mit dem großen Platzangebot zwischen den am östlichen Alpenrand weit auseinander tretenden Gebirgsketten in Zusammenhang steht. yyDie Täler werden durch vorherrschend von Flüssen geschaffene Aufschüttungen geprägt, wobei Talböden, Terrassen sowie – als besonders typische Elemente – Schwemm- und Murenkegel der Seitenbäche zu unterscheiden sind. Wie schon erwähnt, kann man die beiden folgenden Formentypen keinem der Haupttypen zuordnen. Sie wurden aber in der ersten Abbildung wegen ihrer gerade bei historischer Betrachtung großen verkehrsgeographischen Bedeutung gesondert berücksichtigt. Beide Formentypen sind nur in einer Auswahl der jeweils größten Vorkommen in der Karte verzeichnet. yyUnter Durchbruchstälern versteht man Talabschnitte, die quer zur Hauptrichtung der benachbarten Gebirge verlaufen. Sie entstanden durch die intensive Erosion der jeweiligen Flüsse und bringen deren ab-

tragende Wirkung dadurch zum Ausdruck, dass die Querschnitte der Täler in der Regel V-förmig sind (Kerbtäler). Die diese Täler beiderseitig begleitenden Hänge sind steil, vielfach auch felsig und erheben sich über beachtliche Vertikaldistanzen, die im Fall des Gesäuses, dem wohl spektakulärsten Beispiel dieses Formentyps in der Steiermark, sogar rund 1.700 m erreichen. Lange Talabschnitte mit Durchbruchstalcharakter befinden sich dort, wo die Alpenf lüsse die randlichen Gebirgsketten zum Vorland hin durchbrechen. yyDer Begriff Pässe wird an dieser Stelle im landläufigen Sinn als Gebirgsübergang verwendet und muss nicht weiter erläutert werden. Als Passlandschaften gelten besonders geräumige Pässe, welche in solchen Fällen in der Regel von eiszeitlichen Gletschern verbreitert wurden. Das wohl markanteste Beispiel in der Steiermark ist das Gebiet um den Neumarkter und Perchauer Sattel. Der außerhalb der Alpen gelegene Teil der Steiermark kann als Vorland (in der Steiermark gebräuchlicher als die Langform „Alpenvorland“) bezeichnet werden, in Slowenien spricht man meist vom subpanonski svet/subpannonischen Raum. Die Grenze zu den Alpen, der Alpenrand (Gebirgsrand), stellt die wichtigste übergeordnete Landschaftsgrenze der Steiermark dar. Das Gebiet zeichnet sich durch geringe absolute (nur lokal über 600 m Seehöhe) und geringe relative Höhen (selten über 300 m) aus. Im Gesteinsbestand herrschen geologisch junge (tertiäre und quartäre) Sedimentgesteine bei Weitem vor. yyBeim Hügel-, Riedel- und Plattenland handelt es sich um einen weitläufigen, sanft welligen Oberf lächentyp, der von langgestreckten, breiten Rücken (Riedeln) dominiert wird. Markante Kuppen (Hügel) sind demgegenüber die Ausnahme, weshalb dem Begriff Riedelland der Vorzug gegen-

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Formenhaupttyp Vor­ land mit geringen ab­ soluten und relativen Höhen und sanften Geländeformen. Im Bild erkennt man die Unter­ typen Riedelland und Erhebungen aus Fest­ gestein (Blick vom Töf­ ferlegg nach Südosten zum Stradner Kogel, Oststeiermark) Foto: Gerhard K. Lieb

über Hügelland zu geben ist. Vor allem in Richtung Süden und Osten gehen die Riedel vielfach in behäbige, terrassenartige Formen über, die als Platten bezeichnet werden können. yyErhebungen aus Festgestein sind markante kleine Mittelgebirge, die im Vorland überall dort aufragen, wo sich widerstandsfähige Gesteine befinden. Dies ist etwa im Sausal, der aus kristallinen Gesteinen besteht, oder an den oststeirischen Vulkanbergen – besonders bekannt ist die Riegersburg – der Fall. yyDas niedere Bergland ist eine Besonderheit für den östlichen Rand der Südalpen in Slowenien. Es nimmt eine Mittelstellung zwischen dem Hügelland und dem Mittelgebirge ein, wobei vor allem die Steilheit der Hänge und deren oft bedeutende Zerschneidung durch tiefe Kerbtäler eher Elemente des Mittelgebirges darstellen. Die Sonderstellung kommt einerseits durch widerstandsfähige Gesteine (vielfach Konglomerate und Mergel), andererseits durch

junge Hebungsprozesse im Zuge der ausklingenden Gebirgsbildung zustande. Der markanteste, diesem Typ zugehörige Berg ist die in weiten Teilen der Mittel- und Untersteiermark sichtbare Donačka gora/ Donatiberg. yyFür die Täler gilt im Wesentlichen dasselbe wie für die inneralpinen Täler, nur dass an die Stelle markanter Schwemmkegel vielfach Hangschleppen treten, das sind breite, allmähliche Übergänge zwischen Talböden und Hängen. Eine Sonderstellung haben die außeralpinen Talabschnitte der Mur/ Mura und der Drau/Drava inne, die sich durch ausgeprägte Terrassenlandschaften (als Ausdruck von starker Sedimentzufuhr aus den Alpen) und besonders breite Talquerschnitte auszeichnen. Klimaökologische Diversität Nicht nur die Geländeformen und die Gesteine, sondern auch die klimatischen Bedingungen sind regional sehr unterschiedlich. Diese

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bewirken – vermittelt durch die Vielfalt an Bodentypen und die räumliche Differenzierung der Wasserverfügbarkeit – eine sehr hohe Diversität an Standorten und Lebensräumen für Pf lanzen, Tiere und deren Lebensgemeinschaften. Hierbei reicht die Spannweite von wärmeliebenden Tief landarten bis zu den an höchst lebensfeindliche Umweltbedingungen angepassten Hochgebirgsspezialisten. Wichtigste Grundlage dieser ökologischen Diversität ist der Faktorenkomplex Witterung und Klima, der im Mittelpunkt der folgenden Ausführungen stehen soll. Als wichtigste Übersichtsarbeiten für das Bundesland Steiermark können die Publikation von Herwig Wakonigg11 sowie der Klimaatlas Steiermark12 genannt werden, für Slowenien finden sich die kompaktesten Informationen wiederum bei Herwig Wakonigg13 und bei Darko Ogrin.14 Für die Ausprägung der großklimatischen Rahmenbedingungen sind neben der Breitenlage – die Steiermark liegt wie ganz Mitteleuropa in der gemäßigten Klimazone und steht ganzjährig unter Einf luss der außertropischen Westwindzone – vor allem großräumige Lagebeziehungen und die Seehöhe als Hauptfaktoren verantwortlich: yyDie relativ große Meeresferne bewirkt eine kontinentale Tönung des Klimas. Merkmale davon sind hohe tägliche und jährliche Temperaturschwankungen (letztere in den Tallagen der Steiermark um 20° C) und eine starke Konzentration der Niederschläge auf den Sommer, die vor allem im zentralalpinen Teil der Steiermark und im Vorland klar in Erscheinung treten. yyDie Steiermark, mit Ausnahme ihrer nördlichsten Landesteile, ist nach Nordwesten, Westen und Südwesten, also gegenüber den vorherrschenden Windrichtungen, gut durch die Alpen abgeschirmt. Diese Leelage bewirkt Windarmut in den Tälern und damit einhergehend – für die Steiermark sehr

typisch – Neigung zu Kaltluftansammlung und Temperaturinversionen, Nebel- und Hochnebelreichtum, ungünstige Ausbreitungsbedingungen für Luftschadstoffe und sommerliche Schwüle (wegen des schwachen Austausches der verdunstungsbedingt mit Feuchtigkeit angereicherten Luft). yyDie bedeutende Nord-Süd-Erstreckung des Gebietes (ca. 220 km) zwischen dem nördlichsten Punkt bei Mariazell und dem südlichsten an der Mündung der Sotla in die Sava/Save bei Brežice/Rann bewirkt demgegenüber, dass die Steiermark auch Anteile an den randalpinen Staugebieten und damit am niederschlagsreichen Außensaum der Alpen hat. Dies gilt im Besonderen für die Nordalpen, wo vor allem im Ausseerland ein besonders regenreiches und im Winter als „Schneeloch“ bekanntes Gebiet liegt. In den Südalpen ist die Stausituation auf Grund der nach Südwesten hin vorgelagerten Julijške Alpe/Julischen Alpen allerdings etwas abgeschwächt. Bezüglich der Temperaturen bewirkt die Lage der südlichsten Landesteile gegenüber den nördlichsten nur eine geringfügige Begünstigung (etwa 1,5–2° C), der Einf luss der Seehöhe ist hierfür jedenfalls wichtiger. yyDer für die Steiermark wohl wichtigste Klimafaktor ist die Seehöhe, die auf alle meteorologischen Elemente Einf luss nimmt. Die Steiermark in ihren alten Grenzen umspannt vom tiefsten Punkt nahe der erwähnten Mündung der Sotla (135 m) und dem Gipfel des Hohen Dachsteins (2.995 m) einen Höhenunterschied von 2.860 m, was sich in einer Spannweite der mittleren Jahrestemperaturen von knapp über 10° C in den wärmsten Bereichen des Vorlandes bis zu rund -5° C auf den höchsten Berggipfeln der Steiermark niederschlägt. Im Gegensatz zur Temperatur nehmen Wind, Bewölkung und Niederschläge mit der Höhe

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Die sogenannten Höhen­stufen spiegeln im Hochgebirge den Wandel der klimatischen Bedin­ gungen mit der Seehöhe wider. Im Bild erkennt man die Abfolge von der Wald- bis zur ve­ getationsarmen Schutt­ stufe im Gipfelniveau (Kaiserschildgruppe vom Stadelstein, Eisenerzer Alpen) Foto: Gerhard K. Lieb

signifikant zu, die Gebiete mit den höchsten jährlichen Niederschlagsmengen liegen mit jeweils um oder knapp über 2.500 mm in den Gebirgslagen im äußersten Nordwesten (Salzkammergut) und Südwesten (Kamniške in Savinjske Alpe/Steiner und Sanntaler Alpen) des betrachteten Gebietes, die niedrigsten im Oberen Murtal und im äußersten Osten (unter 800 mm). Die Veränderung der klimatischen Bedingungen mit der Seehöhe bewirkt jenen Wandel in den ökologischen Gegebenheiten und Nutzungspotenzialen, den man mit dem Modell der Höhenstufen beschreiben kann. Gedanklich zu Linien vereinfacht, nennt man die Übergangsbereiche zwischen den Höhenstufen Höhengrenzen, unter denen die Waldgrenze sicherlich die bekannteste ist. Im Folgenden wird eine grobe räumliche Differenzierung der Witterungs- und Klimaverhältnisse unter Zugrundelegung der Datenanalyse und -interpretation, wie sie die zu Beginn des Kapitels genannten Quellen beinhalten, ge-

boten. Die dabei sich ergebenden Gebiete ähnlicher Klimabedingungen stimmen weitgehend mit den unten dargestellten Großlandschaften überein. yyDas Nordstaugebiet ist ganzjährig wolken- und niederschlags- sowie in allen Höhen überdurchschnittlich schneereich. Die Niederschläge fallen überwiegend bei nordwestlichen bis westlichen Strömungen, die tendenziell im Herbst seltener auftreten. Die Höhengrenzen liegen tief – vielfach gedrückt durch lebens- und nutzungsfeindliche Elemente der Hochgebirgslandschaft wie Felswände und Lawinenbahnen –, so etwa liegt die Waldgrenze im Mariazeller Land in nur rund 1.600 m. yyDas Innere der Zentralalpen genießt dank der nach allen Seiten vorgelagerten Gebirgszüge eine starke Abschirmung, die in der Steiermark besonders gut im Oberen Murtal zur Geltung kommt. Das Klima ist sonnenscheinreicher und wesentlich niederschlagsärmer als das des Nordstaugebietes. Im Sommerhalbjahr führen diese

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Bedingungen zu einer markanten thermischen Begünstigung, die sich in den höchsten Lagen der Siedlungs- und Waldgrenzen innerhalb der historischen Steiermark widerspiegeln (1.450 m bzw. 2.100 m, jeweils im Hochtal der Krakau an der Südseite der Schladminger Tauern). yyAuch das Vorland und das Steirische Randgebirge genießen eine gute Abschirmung besonders nach Nordwesten hin. Koralpe und Pohorje/Bachern werden jedoch häufig von feuchten Luftmassen aus Südwesten erreicht und sind daher relativ niederschlagsreich. Für den Sommer sind gewittrige Niederschläge von besonderer Bedeutung, wobei der steirische Gebirgsrand sich sowohl innerhalb Österreichs als auch innerhalb Sloweniens als das jeweils gewitterreichste Gebiet (bis zu knapp über 50 Gewittertage pro Jahr) erweist. Die tieferen Teile des Gebirgsrandes sowie die Niederungen und Riedellagen im Vorland sind die wärmsten Gebiete der Steiermark. yySo wie das Nordstaugebiet von Nordwesten werden die Südalpen von Südwesten her mit Niederschlägen „versorgt“, die – wie erwähnt – ähnlich hohe Werte wie dort erreichen, jedoch unzuverlässiger sind. Die geringe Seehöhe der Täler und Becken bedeutet für diese eine thermische Gunst, zumindest im Sommer. Die Höhengrenzen bleiben im inneren Savinja/Sann-Tal nur wenig unter den zentralalpinen Werten (Siedlungsgrenze nahe 1.300 m, Waldgrenze nahe 1.900 m). Versucht man eine Gesamtbewertung der klimatischen Gegebenheiten, so führt diese zu der Aussage, dass die gesamte Steiermark – aus der Sicht des land- und forstwirtschaftlichen Nutzungspotenzials – ausreichende Niederschläge aufweist. Gunst und Ungunst der Temperatur sind überwiegend von der Seehöhe abhängig und lassen aus diesem Grund eine Bevorzugung

des Vorlandes und – etwas eingeschränkt – der südalpinen Täler und Becken erkennen. Das heutige Nutzungsbild außerhalb der städtischen Ballungsräume spiegelt die klimaökologischen Bedingungen im Großen und Ganzen gut wider: Intensive Landwirtschaft, z. T. mit Spezialkulturen, im Vorland, Grünlandwirtschaft in den inneralpinen Tälern und Dominanz der Forstwirtschaft in den Gebirgslagen. Gerade der Wald kann als für die Steiermark besonders wichtige Ressource hervorgehoben werden: Der sprichwörtliche Waldreichtum (sowohl im Bundesland Steiermark als auch in Slowenien bedeckt der Wald jeweils knapp über 60 % der Gesamtf läche) resultiert dabei sowohl aus den Geländegegebenheiten – die Rodung ist in steilen Lagen nie erfolgt –, der weiten Verbreitung der entsprechenden Höhenstufe und aus dem traditionell das Forst- und Jagdwesen fördernden Großgrundbesitz. Die Offenheit nach Osten Wie oben schon angedeutet, lässt sich die landschaftliche Vielfalt der Steiermark in stärkster Vereinfachung auf das Gegensatzpaar Gebirge und Vorland „reduzieren“. Eingebettet in ein europaweites Modell der naturräumlichen Gliederung hat die Steiermark demnach Anteil an den zwei Haupt-Großlandschaften Alpen und Pannonisches Becken. yyDie Alpen stellen auf Grund ihrer relativ zentralen Lage inmitten Europas eine Landschaft von hoher ideeller Bedeutung dar, die auch in vielfältiger Weise Einf luss auf bestimmte Elemente des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens nimmt. Wenn es auch sehr zu Recht umstritten ist, ob es überhaupt so etwas wie eine spezifische Kultur des (Hoch-) Gebirges geben kann, so stellte und stellt der Naturraum des Gebirges doch spezifische Anforderungen an die Nutzung, die grundsätzlich mit einem gegenüber den

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Der Gebirgsrand als wegen der visuellen Kontraste landschaftlich attraktive „Nahtstelle“ zwischen den Alpen und dem Vorland. Blick vom Schöckl nach Osten auf Weiz und den Kulm, rechts das Ost­ steirische Riedelland Foto: Gerhard K. Lieb

Niederungen massiv veränderten Naturraumpotenzial konfrontiert ist. Teilweise handelt es sich hierbei um Einschränkungen der Nutzungsmöglichkeiten, wie sie etwa aus der Steilheit und dem darin begründeten Risiko für durch die Schwerkraft bedingte Prozesse (wie Muren, Felsstürze, Lawinen) oder aus der mit der Höhe abnehmenden Temperatur resultieren. Umgekehrt bietet das Gebirge für die Landwirtschaft auch Vorteile, etwa vermehrte Einstrahlung an sonnseitigen Hängen oder die Verfügbarkeit von komplementären Weidef lächen für das Vieh in der Hochweidestufe, d. h. der Almenregion nahe und über der Waldgrenze. Ohne diese Gunstfaktoren wäre eine so dichte Besiedlung des Berggebietes – wie sie im Großteil der Steiermark schon durch den hochmittelalterlichen Siedlungsausbau Grund gelegt wurde – gar nicht vorstellbar. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben neben dem agrarischen noch weitere Nutzungspotenziale des Gebirges an Bedeutung gewonnen, besonders dessen

Wasserreichtum als Ressource für Energiewirtschaft und Trinkwasserversorgung sowie die Eignung für viele Aktivitäten in Freizeit und Tourismus. yyDer Anteil der Steiermark am Pannonischen Becken beschränkt sich auf dessen westlichen Randbereich, der, wie oben ausgeführt, als Vorland bezeichnet werden kann. Da die Alpen in dem weiten, über 200 km langen Boden des Steirischen Randgebirges das steirische Vorland annähernd halbkreisförmig umgeben, hat sich für das Vorland auch die Bezeichnung „Steirische Bucht“ eingebürgert. Die insgesamt über 100.000 km 2 große Senkungszone des Pannonischen Beckens – mit den Tiefebenen Ungarns an Donau und Theiß im Zentrum – entstand als Gebiet, das bei der alpidischen Gebirgsbildung während der Erdneuzeit abgesenkt und mit Sedimentgesteinen der umgebenden Gebirge (Alpen, Dinariden, Karpaten) aufgefüllt wurde. Da Fließgewässer der Schwerkraft folgend nach einem tief liegenden Gebiet (Erosionsbasis) streben, zog

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das Becken alle steirischen Flüsse (wenn auch Traun und Enns nur über den „Umweg“ der Donau) an sich. Dabei erweiterten diese durch Abtragung und Aufschüttung die Täler und öffnen diese somit nach Osten hin bzw. erleichtern den Zugang in das Gebirge. Das Vorland unterscheidet sich im agrarischen Potenzial wesentlich von den Alpen – hohe Sommertemperaturen, sanfte Geländeformen und fruchtbare Böden haben in diesem Gebiet seit jeher eine den jeweiligen technischen und agrarsozialen Möglichkeiten entsprechend intensive Landwirtschaft ermöglicht. Bis weit in die Neuzeit herein haben ertragreicher Acker(besonders auf den Terrassenf lächen entlang der Mur und Drau, z. B. dem Dravsko polje/Pettauer Feld) und Weinbau (besonders in den Windischen Büheln) die wirtschaftliche Prosperität von Städten (z.  B. Ptuj/Pettau) gefördert. Zwischen diesen beiden naturräumlichen Einheiten liegt eine Übergangslandschaft, die Elemente des Gebirges und des Vorlandes vereinigt und die man als Gebirgs- oder Alpenrand bezeichnen kann. In diesem meist mehrere Kilometer breiten Bereich tritt Gesteinswechsel von den anstehenden Gesteinen des Gebirges zu den Lockersedimenten des Vorlandes ein, wodurch die steileren und höheren Geländeformen des Gebirges von den f lacheren und niedrigeren des Vorlandes abgelöst werden. Dies zeigen besonders die Täler, die im Gebirge (oft schluchtartig) enge Querschnitte besitzen und sich im Vorland meist um ein Vielfaches ihrer Breite erweitern. Die markantesten Beispiele dieses Wechsels im Landschaftsbild sind die Austritte der Mur bei Graz und der Drava bei Maribor ins Vorland. In Bezug auf das agrarische Nutzungspotenzial ist hervorzuheben, dass die untersten 200–500 Höhenmeter des Gebirges auf Grund ihrer Lage über den winterlichen Kaltluftseen und der ho-

hen Strahlung geländeklimatische Begünstigung aufweisen und daher traditionell von anspruchsvollen Kulturen, besonders Weingärten, genutzt werden. Der Gebirgsrand stellt sowohl wegen dieses kulturlandschaftlichen Merkmals als auch wegen des kontrastreichen Nebeneinanders von Geländeformen des Gebirges und des Vorlandes ein Gebiet dar, das seit dem 19. Jahrhundert ästhetisiert und zunehmend als landschaftlich reizvoll wahrgenommen wurde, was sich u. a. darin äußert, dass es hier besonders viele Panoramaplätze und Aussichtswarten (vom Ringkogel bei Hartberg bis zum Boč/Wotsch) gibt, die die Landschaft zum Erlebnis inszenieren. Merkmale der Topographie Um die Anordnung von Bergen, Tälern und Becken der Steiermark zu erklären, ist erneut der Blick auf geologisch-tektonische, also mit der Alpenbildung in Zusammenhang stehende, Prozesse zu lenken. Hierbei spielt die Auffächerung der Alpenketten, von Norbert Krebs als „Virgation“ bezeichnet,15 eine Rolle: Der Gebirgskörper der Alpen verbreitert sich nach Osten und die einzelnen Gebirgszüge treten weit auseinander. Ursachen hierfür sind neben der oben erwähnten Absenkung des Pannonischen Beckens vor allem die Komprimierung der Ostalpen in ihrem Zentralteil, etwa im Meridian von Innsbruck. Diese Quer-Einengung des Gebirgskörpers ist auf den Nordschub der adriatischen Platte, eines Teilstücks der afrikanischen Platte, zurückzuführen, also auf plattentektonische Vorgänge, die sich auch in heutiger Zeit noch immer wieder durch Erdbeben in Erinnerung rufen. Der auf diese Weise ausgeübte Druck auf das Gebirge führte in dessen Ostteil zu einer vielfach an langgestreckt-geradlinigen Störungen orientierten Zerbrechung der Erdkruste in Schollen, welche dabei unter teilweiser Verkippung und Drehung nach Osten, also in das Pannonische

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Ein Beispiel für eine Talkammer, worin sich im Mittelalter eine städtische Siedlung als Wirtschafts- und Ver­ waltungsmittelpunkt entwickelt hat, ist das kleine Becken von Slovenj Gradec/Win­ dischgraz. Blick von der Uršlja gora/Ursulaberg nach Osten Foto: Gerhard K. Lieb

Becken, abglitten.16 Dadurch bildeten sich auch im Gebirgsinneren durch Dehnung der Erdkruste Senkungszonen, die heute als die für die Steiermark so charakteristischen inneralpinen Becken in Erscheinung treten. Diese Störungen erlangten dadurch Bedeutung, dass der an ihnen durch die Beanspruchung der Gesteine zermürbte Untergrund von den Flüssen leicht abgetragen werden konnte. So orientiert sich der Verlauf vieler Täler an solchen Störungen, wofür das obere Mur- und das untere und mittlere Mürztal als langgestreckte Tiefenlinie ein Beispiel darstellen. In diesem zusammenhängenden Talsystem entwickelte sich auf der Basis günstiger Verkehrslage („Schräger Durchgang“ von Wien nach Italien) und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen (gründerzeitliche Industrie-Konzentration auf Standorte an Eisenbahnlinien bei gleichzeitiger Verfügbarkeit von Kohle, vgl. unten) die größte inneralpine Bevölkerungskonzentration der Steiermark, die unter dem Begriff „MurMürz-Furche“ immer noch als bedeutendste Industrieregion innerhalb der gesamten Alpen gilt. Becken und breite Täler haben als Siedlungs- und Wirtschaftsstandorte seit der f lä-

chenintensiven Industrialisierung und rasanten Bevölkerungsentwicklung der Gründerzeit eine große Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Steiermark gespielt. Sie sind seit damals zu wichtigen Zentren aufgewertet, die benachbarten Gebirgsgebiete hingegen peripherisiert worden. Dennoch zerfallen auch Mur- und Mürztal in einzelne Siedlungskammern, und in noch stärkerem Maße gilt diese Aussage für Täler, deren Verlauf nicht bloß durch eine, sondern durch mehrere Störungszonen vorgezeichnet ist. Ganz besonders vielfältig ist diesbezüglich das Tal der Savinja, die von ihrem Ursprung im Kar Okrešelj in den Steiner und Sanntaler Alpen bis zur Mündung in die Sava bei Zidani most/Steinbrück wenigstens fünfmal zwischen Engen und Weitungen wechselt und dabei ebenso oft ihre Richtung ändert. Hierfür ist neben den Störungszonen vor allem der Gesteinswechsel verantwortlich zu machen. Dabei gilt, dass die Talquerschnitte umso enger sind, je widerstandsfähiger das Gestein der Talhänge (in der Steiermark häufig Kalk oder Dolomit) ist. Diese „Kleinkammerung“ der Landschaft ließ in den meisten dieser „Talkammern“ (von

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Symbol der hohen Be­ deutung des Bergbaus für die Geschichte der Steiermark – auf dem Erzberg wird nach wie vor Eisenerz im Tagbau gewonnen (Blick aus der Eisenerzer Ramsau nach Osten) Foto: Gerhard K. Lieb

denen manche auch über Wasserscheiden hinweggreifen) schon früh relativ eigenständige Kultur- und Wirtschaftsräume mit jeweils eigenen zentralen Siedlungen entstehen (die zahlreichen Marktorte der Untersteiermark sind hierfür ein gutes Beispiel). Diese topographischen Gegebenheiten stehen in engem Konnex zum Verlauf und zur Bedeutung der Verkehrswege. Hochgebirge stellen zwar Verkehrshindernisse dar, manche Hochgebirgspässe wurden aber schon in prähistorischer Zeit begangen (z. B. Sölkpass, 1.788  m, siehe Kapitel Bronzezeit). In Mittelgebirgen verteilt sich der Verkehr auf eine größere Zahl von Pässen, etwa im Steirischen Randgebirge, dessen zahlreiche Übergänge die immer schon starken Verkehrsverf lechtungen zwischen dem Zentralraum um Graz und seinen Nachbargebieten in den Alpen widerspiegeln. Im Randgebirge bevorzugten die historischen Verkehrswege die breiten Kämme und nicht die engen Kerbtäler, wie man z. B. an der Stubalpe und den alten „Weinstraßen“ über die Koralpe sehen kann. Als besonders verkehrsgünstig erweisen sich Passlandschaften,

von denen einige auch von Bahnlinien überwunden werden (z. B. Schoberpass, Neumarkter Sattel). Demgegenüber wurden die Durchbruchs­ täler in der Vergangenheit vielfach gemieden, wenn Alternativen zur Verfügung standen. Das wohl beste Beispiel hierfür ist das Gesäuse, wo erst der Bau der Kronprinz-Rudolf-Bahn (in dieser Teilstrecke 1872 fertiggestellt) den Hauptverkehrsstrom von der Passlandschaft des Buchauer Sattels abzog, der bis dahin zur Umgehung der Ennsschlucht im Gesäuse bevorzugt benützt worden war. Talengen hatten vielfach auch strategische Bedeutung und erlangten in einigen Fällen die Funktion von Landesgrenzen (z. B. Durchbruch der Drava unterhalb von Dravograd/Unterdrauburg). In historischer Perspektive waren gut begehbare Täler und Pässe sowie das geländebedingt kaum Verkehrseinschränkungen bietende Vorland Leitlinien des kulturellen Austausches, des Transports von Gütern, aber auch der Annäherung kriegerischer Ereignisse. Gerade die Offenheit des Vorlandes nach Osten und Südosten war seit dem Hochmittelalter wiederholt

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ein auf politisch-militärischer Ebene relevanter Aspekt bei Konf likten über die Zugehörigkeit der Steiermark oder großer ihrer Teile zu bestimmten Machtsphären. Bodenschätze Noch klarer als beim agrarischen Nutzungspotenzial oder beim Verkehrsnetz sind die Beziehungen zwischen dem Naturraum und seiner Inanspruchnahme beim Bergbau, dessen Existenz an das Vorkommen von Bodenschätzen zwingend gebunden ist. Die Steiermark erweist sich dabei wegen ihres mannigfaltigen geologischen Baues als an Bodenschätzen reiches Land. Allerdings sind viele der Bodenschätze in wenig ergiebigen und geringwertigen Lagerstätten konzentriert, was in einer Zeit der Globalisierung der Weltwirtschaft eine rentable Produktion immer schwieriger macht und spätestens seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert die wirtschaftliche Bedeutung des steirischen Bergbaus beiderseits der Staatsgrenze rapid schrumpfen hat lassen. Dessen ungeachtet hatte die Steiermark schon seit dem Mittelalter den Ruf eines Bergbaulandes, wobei in den Nordalpen vor allem Salz, Gips, Eisenerz und Magnesit gewonnen wurden. Hier spielte der Bergbau schon in der frühen Landesgeschichte eine große Rolle für Siedlung, Wirtschaft und Politik, wobei neben dem Salz – sowie in der Urgeschichte und im Mittelalter Kupfer und Silber – vor allem das Eisen und die Großlagerstätte Erzberg eine Schlüsselposition innehatten und eine Kulturund Wirtschaftslandschaft ganz eigener Prägung (Eisenwurzen) entstehen ließen.

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Die Zentralalpen sind hingegen ärmer an Lagerstätten, von denen dennoch viele in der Vergangenheit abgebaut wurden. Heute spielt neben Magnesit, der als „Herzeigeprodukt der österreichischen Mineralstoffgewinnung“17 schon in der Gründerzeit eine Spitzenposition auf dem Weltmarkt innehatte, nur Talk eine Rolle. In den inneralpinen Becken und im Vorland waren bis in die Nachkriegszeit Kohlevorkommen wichtige Standortfaktoren der Industrie und somit für die wirtschaftliche Entwicklung der betreffenden Gebiete. Heute wird Kohle nur mehr in Slowenien (z. B. Velenje/Wöllan) abgebaut. Auf die in allen Teilen der Steiermark beiderseits der Staatsgrenze häufigen Materialentnahmen in Steinbrüchen, Kies-, Sand- und Tongruben kann an dieser Stelle nicht genauer eingegangen werden. Ein wichtiger Bodenschatz des Vorlandes und der Südalpen sind schließlich auch die Thermal- und Mineralwässer: Dabei handelt es sich um Tiefengrundwässer aus den Aquiferen (wasserhältigen Schichten) der in der Steiermark bis zu etwa 3.000 m mächtigen tertiären Lockersedimente oder ihres Festgesteins-Untergrundes. Manche treten natürlich zu Tage und waren daher schon früh bekannt (z. B. Bad Gleichenberg, Radenci/Radein), die meisten der heute zur Mineralwassergewinnung oder zu Freizeitzwecken genutzten Vorkommen sind jedoch durch Bohrungen erschlossen. Die hohe Temperatur hängt mit der für das Pannonische Becken typischen raschen Temperaturzunahme mit der Tiefe zusammen, der erloschene Vulkanismus der Region wirkt nur auf die Mineralisierung der Wässer.

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Die Landschaften der Steiermark (in den Grenzen vor 1919) als Grundlage für die Beschreibung der Landschaften Entwurf: Gerhard K. Lieb, Kartographie: Veronika Damm

Die Landschaften der Steiermark – naturräumliches Wirkungsgefüge und Nutzungsaspekte Möglichkeiten der Landschaftsgliederung Um die oben diskutierten Grundzüge der Naturraumausstattung auch regional zu konkretisieren, ist es sinnvoll, die Steiermark in na-

turräumlich möglichst homogene Gebiete zu gliedern und diese nach ihren jeweils prägenden Merkmalen zu beschreiben. Gebietsgliederungen dieser Art liegen in recht großer Zahl vor, vor allem in Slowenien hat die Diskussion um

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Nordalpen: Die Süd­ seite des Dachsteins über der Hochfläche der Ramsau, ein bekanntes und identitätsstiftendes Landschaftsmotiv der Steiermark (Blickrich­ tung Nordwesten) Foto: Gerhard K. Lieb

die naturräumliche Gliederung des Landes eine lange Tradition.18 Für das Bundesland Steiermark hat der Verfasser eine vergleichbare Gliederung erarbeitet.19 Für den Zweck dieses Beitrages sind diese Gliederungen jedoch allesamt viel zu detailliert, weshalb eine eigene Grobgliederung entworfen wurde. Dass die „Grenzen“ zwischen solchen Konstrukten unscharf sind, wird in der beigegebenen Abbildung durch deren großzügige Linienführung und die verlaufenden Farb­ übergänge deutlich gemacht. Die Nordalpen: Pittoreskes Hochgebirge in der Peripherie Das Gebiet nördlich des Längstalzuges von Enns, Palten, Liesing, Mur und Mürz wird als Nordalpen bezeichnet und gehört geologisch überwiegend zu den Nördlichen Kalk­ alpen (vorherrschend Karbonatgesteine der Trias) und zur Schiefer- oder Grauwackenzone (paläozoische Schiefer und Kalke), letztere vor allem in den Eisenerzer Alpen landschaftlich eigenständig hervortretend. Der vorherrschende Formentyp ist das Hochgebirge, nur im Mariazeller Land sind größere Gebietsteile

dem karbonatischen (Kalkvoralpen) und in den Mürztaler Alpen dem silikatischen Mittelgebirge zuzurechnen. Die karbonatischen Hochgebirge sind, wie oben erläutert, vorherrschend Plateaugebirge­ (Karststöcke von Dachstein, Totem Gebirge, Hochschwab, Veitschalpe, Schneealpe und Rax) und nur in wenigen Fällen (Grimming, Haller Mauern, Gesäuseberge) Kettengebirge. Gemeinsam ist allen ihr Charakter als eindrucksvolle Felskulissen über vorgelagerten Tälern (z. B. Gesäuseberge über Admont), Waldbergen (z. B. Hochschwab über den Mürztaler Alpen), Becken (z. B. Totes Gebirge über Bad Aussee) oder Hochebenen (z. B. Dachstein über der Ramsau). Neben Karstformen (Formenschatz der Hochplateaus, Höhlen, unterirdische Entwässerung) sind von Gletschern geschaffene Formen markant ausgeprägt; zu diesen gehören auch die größten natürlichen Seen der Steiermark im Ausseerland. Klimatisch gehören die Nordalpen zum Nordstaugebiet, was ihnen vor allem reichliche Niederschläge beschert. Das Wasser wird im Inneren der Karstmassive gespeichert und schon seit dem späten 19. Jahrhundert für Wien

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Inneres der Zentralal­ pen: Perfekt ausgebil­ deter eiszeitlicher For­ menschatz mit Karsee, Graten und markant zugeschärften Gipfeln in den Schladminger Tau­ ern (Blick vom Oberen Zwieflersee nach Süden auf den Schöderer Ei­ senhut) Foto: Gerhard K. Lieb

(Wiener Hochquellenleitungen), ab dem ausgehenden 20. Jahrhundert auch für Teile der Mur-Mürz-Furche und für Graz zur Trinkwasserversorgung genutzt. Daneben kommt dem Reichtum an Bodenschätzen große Bedeutung zu (vor allem Salz und Eisen, siehe oben), der in manchen Teilräumen erst die Grundlage der Besiedlung bot, zumal die landwirtschaftlichen Möglichkeiten klima- und geländebedingt limitiert sind. Die Folge ist eine sehr dünne Besiedlung (ca. 10 Einwohner/km 2 in der Region Mariazell), die aber keineswegs nur naturräumlich erklärt werden darf, sondern in ebenso hohem Maße auch durch den vorherrschenden Großgrundbesitz und die Jahrhunderte lange Dominanz der Jagd- und Forstwirtschaft bedingt ist. Die damit in Zusammenhang stehende relative Naturnähe weiter Gebietsteile bedingt eine hohe Attraktivität für den Fremdenverkehr, der um Mariazell und Bad Aussee eine lange Tradition hat, im gesamten Gebiet stark vom Alpinismus getragen und vor allem im Bereich moderner Natursportarten noch als ausbaufähig erachtet wird.

Bergbauernland im Inneren der Zentralalpen Trotz des auch hier vorherrschenden Hochgebirgscharakters zeigen die inneren Zentralalpen doch ein vollkommen anderes Landschaftsbild als die Nordalpen. Grund hierfür ist der geologische Bau aus vorherrschend silikatischen Gesteinen des Kristallins, nur gebietsweise, besonders im weiteren Umkreis von Murau, liegen schwächer metamorphe Gesteinsserien. Das Formenbild wird in signifikanter Weise von der Wirkung der eiszeitlichen Gletscher bestimmt. Hierzu gehören Erscheinungen wie vielfach schroffe Gipfelformen, lang gestreckte Grate, Kare mit zahlreichen Karseen sowie trogförmige Täler mit steilen, vielerorts zu Massenbewegungen (z. B. Gleitungen, Felsstürze) neigenden Hängen. Auch die meisten der Passlandschaften beherbergen Zeugnisse ihrer glazialen Genese, etwa die als Naturpark touristisch genutzte Neumarkter Passlandschaft. Verglichen mit den Nordalpen ist das Klima niederschlagsärmer, sonnenscheinreicher und wärmer, weshalb die Siedlungs- und Wald­

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Mur-Mürz-Tal: Dich­ te Besiedlung auf der Grundlage gründerzeit­ licher Industrialisierung prägt das Mur- und Mürztal. Im Bild Knit­ telfeld im Aichfeld vor dem Hintergrund der Seckauer Tauern (Blick vom Steinplan nach Norden) Foto: Gerhard K. Lieb

grenze höher liegen. Auch auf Grund der weniger schroffen Geländeformen sind die agrarischen Nutzungsmöglichkeiten besser als dort, was sich in einer weithin intakten bergbäuerlichen Kulturlandschaft manifestiert. Diese bildet auch eine der Grundlagen für den Tourismus, der im Raum um Schladming die Intensität westösterreichischer Tourismusgebiete erreicht. Wichtige natürliche Grundlage hierfür sind die für den Skilauf optimal geeigneten Nordhänge der Niederen Tauern, die unter dem Einf luss nordalpinen Niederschlagsgeschehens relativ schneesicher sind. Industrie und Gewerbe sind demgegenüber wegen der vorherrschend peripheren Lagen schwach entwickelt. Das Mur-Mürz-Tal – der obersteirische Zentralraum Das Herzstück der Obersteiermark ist ohne Zweifel jener Talbereich, der von Mur und Mürz durchf lossen wird und in dem der weitaus größte Teil der Bevölkerung der Obersteiermark lebt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass es sich nicht bloß um ein

Nordost-Südwest gestrecktes Tal handelt, sondern­um eine Abfolge von Talstücken unterschiedlicher Breite und inneralpinen Becken, welche sowohl im Haupttal selbst (z. B. Unteres Mürztal) als auch nördlich davon (z. B. Trofai­acher Becken) liegen. In dieser somit sehr vielfältig gestaltete Tiefenlinie, in der die Formentypen Mittelgebirge, Täler und Becken einander mehrfach abwechseln oder auch durchdringen, sind die für die Besiedelung und Wirtschaftsentwicklung wichtigsten Teilräume das Judenburg-Knittelfelder Becken und der Talabschnitt zwischen Leoben und Kapfenberg. Die Eignung der Becken und breiten Talabschnitte für die Besiedlung ergab sich einerseits aus dem großen Platzangebot, wobei ähnlich wie im Vorland die Niederterrassen (auf diesen liegen alle historischen Stadtkerne) als bevorzugte Siedlungsstandorte fungierten, und andererseits aus günstigen landwirtschaftlichen Möglichkeiten (ertragreiche Böden und thermische Gunst im Sommer). Die Entwicklung zum Wirtschafts- und Siedlungsschwerpunkt beruhte auf der Verkehrslage, der Nähe zum Erzberg und auf den Kohlevorkommen, was

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Steirisches Randgebirge: Breite Rücken, die in den höchsten Bereichen die Waldgrenze über­ ragen, kontrastieren im Steirischen Randgebirge mit tief eingeschnittenen Tälern. Im Bild der Blick vom Rossbachko­ gel nach Nordosten auf die Gleinalpe Foto: Gerhard K. Lieb

die boomhafte Entwicklung der Gründer- und erneut der frühen Nachkriegszeit unterstützte. Aufgrund veränderter wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen geriet dieser inneralpine Industrieraum ab den 1980er Jahren in eine tiefgreifende Krise, die trotz erfolgreicher Umstrukturierungsmaßnahmen immer noch mit anhaltendem Bevölkerungsrückgang nachwirkt. Sanfter Gebirgsbogen im Zentrum: Das Steirische Randgebirge Obwohl der Gesteinsbestand des Steirischen Randgebirges weitgehend dem der inneren Zentralalpen entspricht, ergeben sich große Unterschiede im Formenbild. Hochgebirgs­ charakter haben im Randgebirge nur mehr die höchsten Aufragungen (besonders die Koralpe), aber auch dort, wo das Gebirge über die Waldgrenze aufragt, fehlen scharfe, akzentuierte Gipfelformen und Grate, weil es nur lokal eiszeitliche Vergletscherung gab. Stattdessen herrschen breite, behäbige Kämme vor, die in großzügigen Stufen allmählich zum Vorland,

meist jedoch etwas steiler zum Alpeninneren hin abdachen. Der tiefen Lage des Vorlandes auf der einen und der inneralpinen Täler und Becken auf der anderen Seite entsprechend haben die Bäche durch kräftige Erosion tief eingeschnittene, verkehrsfeindliche Kerbtäler geschaffen. Hierzu gehören auch die beiden großen Durchbruchstäler, in welchen die Drava und die Mur das Randgebirge in vielfach gewundenen, auf lange Strecken hin schmalen Tälern queren. Beide wirkten im überregionalen Verkehr als Bindeglieder zwischen Vorland und Alpeninnerem, weshalb sich jeweils in typischer Talausgangslage am Gebirgsrand Maribor und Graz entwickelten. Als geologische Besonderheiten sind das Grazer Bergland mit einem Wechsel von wenig metamorphen Schiefern und Kalken und Teile des Pohorje mit granitischen und vulkanischen Gesteinen hervorzuheben. Im Grazer Bergland stellt sich dadurch ein lebhaftes Nebeneinander von steilen Kalkstöcken (z. B. Schöckl), sanften Rücken (z. B. zwischen Semriach und Rechberg) und Becken (z. B. das von Passail) ein. Die

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Vorland: Sanftwelliges Hügelland und eher kle­ instrukturierter Wein­ bau formen eine als ästhetisch tradierte Kul­ turlandschaft, die zu­ sammen mit Kulinarik viel Tourismus anzieht. Im Bild der Blick vom Kölblberg bei Ratsch an der Weinstraße nach Westen über die Windi­ schen Bühel (links vorne slowenisches, rechts und im Hintergrund öster­ reichisches Staatsgebiet) Foto: Gerhard K. Lieb

klimaökologische Vielfalt des Gebietes umfasst eine Spannweite vom klimatisch begünstigten Gebirgsrandbereich bis in die Stufe über der Waldgrenze. Beispielsweise gelangt man in sehr kurzer Horizontaldistanz von den Weingärten um Deutschlandsberg in das Bergwander- und Schigebiet auf der Weinebene (Koralpe). Der hiermit angesprochene Freizeitverkehr profitiert von der Nähe der städtischen Zentren im Vorland und beruht mehr auf dem Ausf lugs- als auf dem Übernachtungstourismus. Wichtige andere Ressourcen sind das Holz und – historisch wichtig für Stub- und Koralpe sowie Pohorje – Quarzsand, der die Grundlage einer bis ins ausgehende 19. Jahrhundert f lorierenden Glasindustrie war. Das Vorland: Zentren und Klimagunst der Täler und Riedel Das Vorland besteht in der Hauptsache aus Sedimentgesteinen des Tertiärs und ist dem Landschaftstyp Riedel-, Hügel- und Plattenland zuzuordnen. Die relativen Höhenunterschiede nehmen dabei generell von Westen nach Os-

ten ab, der Übergang von den Riedeln in die Haupttäler erfolgt stufenförmig über Platten. Die Haupttäler selbst bestehen aus quartären, meist in Terrassen gegliederten Sedimenten, welche die aus den Alpen kommenden Flüsse hier abgelagert haben. Diese Sedimente bilden Grundwasserspeicher, die in großem Stil zur Trinkwasserversorgung der wachsenden Bevölkerung herangezogen werden, in ihrer Qualität aber vor allem durch Schadstoffeinträge aus der in den breiteren Talabschnitten – jeweils als „Feld“ (slow. polje) bezeichnet – sehr intensiven Landwirtschaft stark gefährdet sind. Die beiden Hauptf lüsse Mur und Drava sind im Übrigen sowohl im inner- als auch im außeralpinen Bereich elektrizitätswirtschaftlich gut ausgebaut, nur die Grenzmur ist noch frei von Kraftwerken mit Staustufen. Neben dem seicht liegenden Grundwasser spielen auch die tief im Erdinneren liegenden Mineral- und Thermalwässer eine Rolle, was oben bereits erläutert wurde. Die daran geknüpften Kurorte bzw. Wellness-Destinationen begründen einen beiderseits der Staatsgrenze bedeutenden Tourismus und sind wichtige Im-

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Das Becken von Celje/ Cilli ist ein weiträu­ miges Becken mit viel­ gestaltiger Gebirgsum­ rahmung. Im Bild sieht man eine für alle Be­ cken typische herbstliche Hochnebellage (Blick vom Boč nach Westen, am Horizont links das Save-Bergland und rechts die Steiner und Sanntaler Alpen Foto: Gerhard K. Lieb

pulsgeber der regionalen Wirtschaft geworden. Dabei übernimmt die reizvolle Kulturlandschaft zunehmend die Funktion eines Ergänzungsraumes für das touristische Angebot der Thermen, wobei dem Weinbau große Bedeutung zukommt. Beiderseits der Staatsgrenze gibt es beliebte Weinstraßen, und den landwirtschaftlichen Betrieben erwachsen in der Direktvermarktung ihrer Produkte neue Chancen. Wie schon gezeigt wurde, findet die Landwirtschaft im Vorland klimatisch, aber auch von Seiten der Geländegegebenheiten die weitaus besten Voraussetzungen in der Steiermark vor. Ideale Bedingungen herrschen für den Obstbau – so etwa liefert allein die nördliche Oststeiermark rund zwei Drittel der Obsternte Österreichs. Im Vorland befinden sich mit den Stadtregionen von Graz und Maribor die beiden größten Bevölkerungskonzentrationen bzw. Zentralräume des untersuchten Gebietes. Ihre Lage ist insofern von den Naturverhältnissen beeinf lusst, als es sich in beiden Fällen um Gebirgsrand- und Talausgangslagen handelt (zu deren verkehrsgeographischer Relevanz

siehe oben). Die aktuell sehr unterschiedliche Entwicklung – Graz und Umgebung weisen ein sehr dynamisches Bevölkerungswachstum auf, während Maribor und Umgebung stagnieren – ist demgegenüber ausschließlich aus sozioökonomischen und politischen Gegebenheiten erklärbar: Beide Städte nahmen nach dem Ersten Weltkrieg völlig unterschiedliche Entwicklungspfade, wobei der von Maribor wegen der politischen Umbrüche krisenhafter verlief als der von Graz, das obendrein als Landeshauptstadt in einem föderal organisierten Staat bessere Voraussetzungen als Maribor in einem zentralistischen Staat ohne regionale Verwaltungsebene hat. Am Rand der Südalpen: Das Becken von Celje/ Cilli und seine Umrahmung Die in sich wohl uneinheitlichste Teillandschaft des dargestellten Gebietes ist die weitere Umrahmung der Celjska kotlina/des Beckens von Celje. Die Palette der Formentypen reicht von mehreren inneralpinen Becken bis zum karbo-

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Das Save-Bergland ist ein vorherrschend karbo­ natisches Mittelgebirge mit vielfach sehr steilen Hängen. Blick über den Weiler Turje nach Norden auf den süd­ westlich von Celje sich erstreckenden Bergzug Gozdnik-Malič Foto: Gerhard K. Lieb

natischen Hochgebirge an der obersten Savinja. Das Gebiet gehört zum überwiegenden Teil den Südalpen an, nur von Osten reicht das Vorland in Form eines z. T. über 10 km breiten Streifens mit Riedelland weit ins Innere des Gebirges. Eine geologische Besonderheit stellen die vor allem am Zug des Smrekovec und entlang der Savinja zwischen Luče/Loitsch und Mozirje/Prassberg weit verbreiteten Andesite und Tuffe dar, die von Vulkanismus im Alttertiär zeugen. Entsprechend vielfältig ist auch der Wechsel der klimaökologischen Gegebenheiten auf engem Raum: Um Rogaška Slatina/Rohitsch Sauerbrunn etwa herrscht ein mildes Klima, das sogar submediterrane Vegetation an den Südhängen der Berge erlaubt. Das Becken von Celje profitiert vor allem von seiner niederen Höhenlage, die besonders auf der Grundlage hoher Sommertemperaturen den Anbau von Hopfen als landschaftsprägender Sonderkultur (mit hoher Exportorientierung der Produktion) ermöglicht. Die steilen Gebirgsabhänge im oberen Savinja-Tal waren hingegen seit jeher der Forstwirtschaft vorbehalten, worin man

eine Parallele zum Salza- und Oberen Mürztal in den Nordalpen sehen kann. Gemeinsam ist dem gesamten Gebiet ein Reichtum an Niederschlag, der im Jahresgang ein typisch südalpines Herbstmaximum aufweist. Unzugänglicher Süden: Das Posavsko hribovje/ Save-Bergland Das „Grundgerüst“ dieses Gebietes stellen West-Ost streichende, lang gezogene Ketten aus mesozoischen Kalken und Dolomiten dar, die paläozoischen Schiefern auf liegen und dem Formentyp des karbonatischen Mittelgebirges entsprechen. Zwischen diesen Bergketten liegen Streifen von tertiären Lockergesteinen, die nach Osten hin eine Verbindung zum Vorland des Hrvatsko Zagorje/Kroatisch Sagorien herstel­ len und teilweise den Charakter von Riedelländern, meist jedoch von niederen Bergländern haben. Die Gebirgsketten verschmälern und erniedrigen sich von Westen nach Osten, die Lockerge­ steinsstreifen verbreitern sich in derselben Richtung. Quer zu diesen topogra-

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phischen West-Ost-Strukturen verlaufen das Durchbruchstal der Savinja zwischen Celje und Zidani most und das Tal der Sotla annähernd in Nord-Süd-Richtung. Beide Flüsse schufen schluchtartige Täler durch die Gebirgsketten im Bestreben, in möglichst kurzem Lauf in den Hauptf luss Sava zu münden. Deren Tal ist ebenso auf weiten Strecken als Durchbruchstal eng und wenig siedlungsfreundlich. Das Gebiet erweist sich damit als recht verkehrsfeindlich, was man auch heute noch daran sieht, dass mit Ausnahme der Südbahn entlang von Savinja und Sava alle überregional wichtigen Verkehrswege das Save-Bergland umgehen. Die agrarische Nutzung ist wegen der vielfach steilen Hänge limitiert, nur einige Riedellandbereiche entlang

der Sotla sowie der äußerste Süden weisen intensive Landwirtschaft auf. Erwähnenswert ist schließlich der Kohlebergbau in einigen dafür geeigneten Senken der erwähnten Tertiärstreifen. Trotz der nur mäßigen Qualität der Kohle wurde diese schon in österreichischer Zeit, u. a. wegen der Nähe zur Südbahn, vor allem aber in jugoslawischer Zeit abgebaut und der Standort durch Industrieansiedlungen aufgewertet. Zentrum des so entstandenen Wirtschaftsraumes ist Trbovlje/ Trifail, das mit seiner schwierigen Erreichbarkeit, beengten Lage und einseitigen Wirtschaftsausrichtung mit eklatanten Strukturproblemen aktuell eine ähnlich krisenhafte Dynamik wie das obersteirische Eisenerz erlebt.

Ausblick: Natur, Peripherie und Nachhaltigkeit Sowohl die Natur- als auch die Kulturlandschaft unterliegen einem ständigen Wandel, der sich auf allen räumlichen und zeitlichen Ebenen vollzieht und rein naturbedingte ebenso wie von menschlichen Entscheidungen und Aktivitäten verursachte Vorgänge oder Kombinationen davon umfasst. Dieser Wandel konnte in diesem Beitrag nicht systematisch dargestellt, sondern bestenfalls angedeutet werden. Hieraus ergibt sich eine gewisse Unschärfe in der Darstellung dadurch, dass rein naturbedingte Erscheinungen (wie etwa die Gestalt eines Bergmassivs) mit solchen vermischt werden, die letztlich aus gesellschaftlichen Werthaltungen, politischen Entscheidungen, wirtschaftlich-technischen Möglichkeiten und konkreten Handlungen entspringen. Beim Beispiel der Tagbaustufen des Erzberges ist dieser menschliche Einf luss evident, bei vielen anderen Landschaftselementen hingegen nicht – so etwa wird die Waldgrenze meist als etwas „Natürliches“ wahrgenommen und ist in Wirklichkeit

doch ein über Jahrhunderte geschaffenes Artefakt. Auch ob Flüsse sich einschneiden oder Geröll ablagern, wird heutzutage meist vom Menschen gesteuert, indem er die natürliche Dynamik erkennt und durch gezielte Maßnahmen für seine Zwecke ausnützt. So ist eine nur mehr vage rekonstruierbare Natur- über Jahrtausende in jene Kulturlandschaft umgewandelt worden, die wir heute gleichsam als Momentaufnahme sehen. Der mehrfach angesprochene visuelle Reiz, die Vielfalt steirischer Landschaften und die Diversität der ökologischen Raumausstattung sind also keineswegs von „Natur“ aus vorhanden, sondern beruhen zu einem sehr wesentlichen Teil auf einem langen Kontinuum kultureller Leistungen. Dies gilt auch für den immer wieder angesprochenen Aspekt der peripheren Position mancher Landesteile. Peripherie meint als geographischer Fachbegriff die Benachteiligung bestimmter Gebiete, meist hervorgerufen durch schlechte Zugänglichkeit und den Mangel an

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Erwerbsmöglichkeiten, was u. a. Abwanderung und Überalterung hervorruft. Jedoch ist auch Peripherie keineswegs naturgegeben, sondern das Ergebnis eines komplexen Beziehungsgef lechtes aus gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und natürlichen Rahmenbedingungen, das sich selbstverständlich auch mit der Zeit ändert. Eisenerz etwa war Zentrum, solange der Erzberg noch tausenden Menschen Arbeit bot, und ist heute drastisch schrumpfende Peripherie („shrinking city“), weil diese Arbeitsplätze wegen veränderter wirtschaftspolitischer Paradigmen nicht mehr vorhanden sind und unter neoliberalen Prämissen dort auch keine Alternativarbeitsplätze entstehen. Die Rahmenbedingungen solcher Entwicklungen jedoch sind politisch gestaltbar, und es herrscht auf allen Ebenen der Raumordnungspolitik Konsens, dass es die Aufgabe von Gesellschaften ist, die Lebensbedingungen in der

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Peripherie zu verbessern, was heute vor allem mit Hilfe von Förderprogrammen der Europäischen Union geschieht. Damit steht zuletzt der in diesem Beitrag ausgesparte, aus geographischer Perspektive jedoch zentrale Aspekt der zukünftigen Entwicklung der Steiermark im Blickpunkt. Die Beantwortung der eingangs mit Werner Bätzing 20 gestellten Frage, ob in Zukunft ein lebenswertes Leben (auch in der Peripherie) möglich sein wird, hängt davon ab, ob ein Ausgleich der Interessen von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt durch eine sich am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung orientierende Politik gelingt. Dabei wäre es – nicht zuletzt aus dem Bewusstsein historischer Gemeinsamkeiten heraus – auch wünschenswert, solche Entwicklungsimpulse noch mehr, als es derzeit schon geschieht, grenzüberschreitend zu setzen.

ANMERKUNGEN Für wertvolle Einzelhinweise danke ich Univ.-Prof. i. R. Dr. Alfred Ableitinger, ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Čede, Mag. Dieter Fleck, Hofrat Univ.-Doz. Dr. Bernhard Hebert, em. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Othmar Pickl und em. o. Univ.-Prof. Dr. Herwig Wakonigg. Für die Gestaltung der Abbildungen gilt mein Dank Veronika Damm (alle Graz). 2 Gebhardt/Glaser, Geographie 177. 3 Finke, Landschaftsökologie 107–112. 4 Bätzing, „Neue Kulturgeographie“ 101–128. 5 Bätzing, „Neue Kulturgeographie“ 124. 6 Flügel/Neubauer, Geologische Karte der Steiermark. 7 Geodetski zavod Slovenije (Hg.), Geološka karta Slovenija. 8 Schulatlas Steiermark. 9 Fridl/Kladnik, National Atlas of Slovenia. 10 Lieb, Gebietsgliederung der Steiermark 1–30 (dort auch weitere Ausführungen zum methodischen Hintergrund sowie Literaturverweise). 1

Wakonigg, Witterung und Klima Steiermark. Prettenthaler/Podesser, Klimaatlas Steiermark. 13 Wakonigg, Witterung und Klima Slowenien 191– 205. 14 Ogrin, Podnebni tipi v Sloveniji 39–56. 15 Krebs, Die Ostalpen. 16 Näheres in: Stüwe/Homberger, Geologie der Alpen. 17 Lichtenberger, Österreich 134. 18 Z. B.: Gams, Landschaftsökologische Gliederung Sloweniens. – Vovk, Regional ecological units of Northeastern Slovenia. – Fridl/Kladnik, National Atlas of Slovenia. – Kladnik, Naravnogeografske clenitve Slovenije. 19 Lieb, Gebietsgliederung der Steiermark (in aktualisierter Form auch im Schulatlas Steiermark). 20 Bätzing, „Neue Kulturgeographie“. 11

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Forschungsgeschichtliche Einführung: Die Entwicklung von Altertumskunde und Archäologie in der Steiermark

Foto Vorderseite: Kriegsgefangene und Wachmannschaften als Grabungshelfer in Flavia Solva. Fotograf unbekannt, 1916/17 UMJ, Archäologie und Münzkabinett, Fotoarchiv

Die nachantike „unwissenschaftliche“ Wahrnehmung und Wiederverwendung von archäologischen Denkmalen Von Stephan Karl

Wenn man von der Weiterverwendung romanischer und vorromanischer Toponyme (vorwiegend Berg- und Flussnamen)1 als unbewusste Tradierung letztlich spätantiker Benennungen absieht, bleiben feststellbare Bezüge auf die lokale Antike oder gar auf die Urgeschichte der Steiermark bis zum Humanismus dünn. Die weitgehend fehlende Wahrnehmung archäologischer Denkmale im Mittelalter spiegelt wohl die gegebene Zäsur zwischen romanischer/ romanisierter Antike und – zumindest stark – slawisch geprägtem Frühmittelalter. Markante Bodendenkmale, wie Hügel­ gräber (‚tumuli‘ oder ‚colles‘), erscheinen immerhin in mittelalterlichen Urkunden Österreichs seit dem 9. Jh. als Grenzmale; für die Steier­mark fehlen jedoch dazu Belege.2 Eventuell kann aber hierfür eine Urkunde des Jahres 982 angeführt werden, in der eine möglicherweise doch spätantike Grabenanlage (‚fossa‘), der so genannte Teufelsgraben zwischen Tillmitsch und Obergralla, als nördliche Begrenzung eines Gebietes dient, das Kaiser Otto II. dem Erzbistum Salzburg als dessen Besitz bestätigte.3 In deutschsprachigen Schriftquellen findet sich auch die Bezeichnung ‚Leber‘ oder ‚Lewer‘ (von mhd. ‚lê‘) für derartige Grabhügel, die in Flurnamen wie „Lebernholz“, „Leber­ äcker“, usf. vielerorts in der Steiermark bis heute die Erinnerung an bei der Wiederbesiedlung „vorgefundene“ Überreste vergangener Zeiten ebenso aufrecht gehalten haben, wie die in ih-

rer Entstehungszeit schwer festzumachenden Geschichten der ansässigen Bevölkerung über die „heidnischen Kögerl“ oder „Heidengräber“, selbst wenn die Bodendenkmale inzwischen oft eingeebnet sind. Noch gut erhalten ist der große hallstattzeitliche Grabhügel, dem die ‚Leech‘kirche in Graz ihren „sprechenden“ Namen verdankt.4 Auf „Vorgefundenes“ werden auch die mehrfach im steirischen Sagengut und in der Lokalüberlieferung belegten Örtlichkeiten wie „Versunkenes Schloss“ oder „Versunkenes Dorf “ zurückgehen, die an das augenfällige Mauerwerk römischer Villen (z. B. Krusdorf, Grünau) anknüpfen.5 Anderes fand so gut wie keinen Niederschlag: Auch wenn uns dazu zeitgenössische Nachrichten fehlen, ist anzunehmen, dass das römische Municipium Flavia Solva bei Leibnitz als Siedlungsruine bis zum Übergang zur Neuzeit sichtbar war. Auch die dazu gehörigen Gräberfelder, u. a. eine aus kartographischen Werken des frühen 19. Jhs. gut erkennbare Hügel­g räbergruppe westlich des antiken Stadtgebietes (vgl. S. 58), waren ins Auge fallende Geländeformationen. Freilich überlebten auch in der Steiermark weitere antike Objekte und dies vorwiegend infolge ihrer Wiederverwendung. Als überregional bedeutsames Beispiel ist dazu der im 19.  Jh. abgebrochene, ehemals inmitten des Schlosses Seggau gelegene sog. Alte Turm zu

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

nennen, der nach heutigem Kenntnisstand bereits in der Spätantike unter Verwendung römerzeitlicher Steindenkmäler errichtet, im Mittelalter ausgebaut wurde und dessen Bausubstanz so bis in die Neuzeit bestand. Derartige feste Steine, zumeist aus Marmor, aus einer älteren Epoche dienten im Mittelalter vereinzelt weiterhin als Baumaterial (z. B. Burg Krems, Schloss Seggau). Doch so manches römerzeitliche Steindenkmal war auch ostentativ und mit seinen Inschriften oder Reliefs sichtbar in profanen (vielleicht Frauenburg) oder

sakralen (z. B. Piber, Stallhofen, St. Johann bei Herberstein) Gebäuden eingemauert worden und ist so bis heute sichtbar geblieben.6 Gerade diese im Mittelalter wohl nur als etwas unbestimmt „Altes“ und vielleicht auch „Heidnisches“ verstandenen Steindenkmäler sollten dann in der beginnenden Neuzeit zu den wichtigsten Quellen für die zögerlich entstehende wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der (freilich nur römischen) Antike in der Steiermark werden.

Die humanistische Antikenrezeption Von Stephan Karl

Das Bemühen um eine Wiedergeburt der Antike, eine ‚renovatio Romae‘, ging von Italien aus und basierte vorrangig auf dem Studium antiker – literarischer und inschriftlicher – Texte. Die neuen ‚studia humanitatis‘ führten in vielen Bereichen zu tief greifenden Wandlungen und griffen im 15. Jh. auf Philosophie, Naturwissenschaften und Künste über. Im Zuge der kulturellen Vorreiterrolle des Humanismus und des hohen Ansehens der Gelehrten wurden Humanisten an Universitäten, aber auch an fürstlichen und kaiserlichen Hofstaaten gebunden, wo sie zusätzlich politische Funktionen übernahmen. Auf Grundlage der neuen geistigen Strömungen setzte in Mitteleuropa ein Interesse für Denkmale des (provinzial-)römischen Altertums ein, das zumeist auf Inschriften und Münzen ausgerichtet war, die systematisch gesammelt und als historische Quelle ausgewertet wurden. Auch in der Steiermark waren, wie schon gesagt, nach dem Zerfall des Römischen Reiches nicht alle antiken Spuren getilgt worden. Neben den im Mittelalter sekundär verwendeten Römersteinen scheint dann doch auch so manches Fundstück aus Metall nicht eingeschmolzen, sondern auf bewahrt worden zu sein, wie dies die Erwähnung von (...) drei sortn haidnische oder Römische pfening, welche im Pier­ pämerwald gefunden worden, (...) – ein Komplex aus insgesamt 2531 Münzen aus ‚Ad Pirum‘ (Hrušica) – im Nachlassinventar zur Kunst-

kammer der Grazer Burg vom 1. November 1590 vermuten lässt.7 In die Zeit des beginnenden Humanismus fiel im Jahre 1435 die Übernahme der innerösterreichischen Länder durch Herzog Friedrich V., der durch seine Krönung zum römisch-deutschen Kaiser – als Friedrich III. – 1452 Graz zur Residenzstadt erhob.8 Diese neue Funktion der Stadt Graz bedingte neue Bauten zur Repräsentation, zur Aufnahme des Hofes und der Gesandten aus dem Reich. Unter Friedrich entstand die kaiserliche/landesfürstliche Burg in der nordöstlichen Ecke der Stadt. Zum Bauprogramm Friedrichs in Graz gehört möglicherweise auch die Schaffung des Hauptplatzes, zu der eine bewusste Deponierung römischer Münzen als „humanistisches Bauopfer“ gehören könnte.9 Bedeutende Humanisten hielten sich im Gefolge des Kaisers in Graz auf, darunter u. a. der Sekretär und päpstliche Legat Eneas Silvius Piccolomini, der spätere Papst Pius II. Auf ihn geht die früheste Erwähnung römischer Inschriftsteine bzw. antiker Bodendenkmale in der Steiermark zurück. So beschreibt er anlässlich einer im Jahre 1451 abgehaltenen Zusammenkunft von Friedrich, dessen Bruder Herzog Albrecht VI. von Österreich und dem Grafen Friedrich II. von Cilli in seiner zwischen 1454 und 1455 verfassten ‚Historia Austrialis‘ den Ort Leibnitz – zusammen mit einer treffenden historischen Interpretation zu den Gräberfeldern von Flavia Solva – folgendermaßen: (...), wo einst eine

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Fragment der barocken Kalksandstein-Kopie der Ehren­ inschrift für Titus Varius Clemens, ehemals in der Foto: Stephan Karl Grazer Burg, in Privatbesitz

große Stadt war, weisen zahlreiche darniederliegende Tumuli von Grabstätten hin, sowie die vielen mar­ mornen Steine, beschrieben mit alten Buchstaben, die Namen von Römern nennen, die ehemals die­ ses Land beherrschten, wie ich glaube. Denn diese Region, die eben Steiermark heißt, wurde früher Valeria genannt und dass sie in den Status einer Provinz übergeführt wurde, ist nicht unbekannt.10 Hier irrt Piccolomini, denn die Steiermark lag zu keiner Zeit in der spätrömischen Provinz ‚Valeria‘, einer Provinz, die erst durch die Neuordnung unter Diokletian und der Teilung der alten römischen Provinz ‚Pannonia Inferior‘ gegen Ende des 3. Jhs. entstand und mit der Hauptstadt ‚Sopianae‘ (Pécs) das östliche Gebiet der pannonischen Tiefebene diesseits der Donau umfasste. Graz war Mittelpunkt des Reiches geworden und der Ausbau der Stadt erfolgte zeitgemäß mit einem Rückgriff auf die Antike, indem römische Inschriftsteine von auswärts herbeigeholt und an prominenten Stellen in der Grazer Burg eingemauert wurden. Damit wurde neben dem allgemeinen Herrschaftsanspruch auch versucht, die Geschichte der Stadt Graz in die Antike zurückzuführen. Friedrich III. sah sich als legitimer Nachfolger

der römischen Kaiser, wie dies u. a. aus einer Bauinschrift aus den Jahren 1468–1470 in Triest (‚Tergeste‘) hervorgeht, die in direkter Beziehung zu einer Mauerbauinschrift des Octavian, des späteren Kaisers Augustus, aus dem Jahr 32 v. Chr. steht.11 Möglicherweise bereits unter Friedrich, dafür spricht die Anbringung am 1452 errichteten, repräsentativen Balkon am Haupttrakt der Grazer Burg und allgemein der historische Kontext, da Friedrich nach dem Tod des letzten Grafen von Cilli im Jahre 1456 das mächtige Erbe dieser Familie antrat und es schließlich 1460 erhielt,12 kam eine der bekanntesten römerzeitlichen Inschriftsteine aus Celeia nach Graz: das Ehrenmonument aus Marmor für Titus Varius Clemens (CIL III 5215).13 Diese Inschrift stellt die militärische und zivile Laufbahn des Varius Clemens dar und beginnt mit Nennung der zum Zeitpunkt der Errichtung des Monumentes letzten bekannten Funktion als Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei (‚ab epistulis Augustorum‘). Als Graz später an politischer Bedeutung verlor, wurde dieser Inschriftstein auf Anordnung Kaiser Karls VI. im Jahre 1728 gleichzeitig mit anderen Steinen aus Celje/Cilli nach Wien in die Sammlung der kaiserlichen Hof bibliothek überführt, wo er sich heute eingemauert im Vestibül der Österreichischen Nationalbibliothek befindet.14 Unmittelbar nach Verlagerung des Steines nach Wien gelangte ersatzweise eine Nachbildung dieser Inschrift aus Kalksandstein an die betreffende Stelle der Grazer Burg, da dieses Monument ein fixer Bestandteil der Grazer Identität und Geschichtsschreibung geworden war. Bei Abbruch des gesamten Westtraktes der Grazer Burg im Jahre 1853/1854 wurde diese Kopie dem Historischen Verein für Steiermark übergeben, in der Folge kam sie in das Landesmuseum Joanneum, wo sie zu einer späteren Zeit ausgegliedert wurde und sich heute fragmentiert in Privatbesitz erhalten hat.15

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Im Zuge der Verbreitung des Humanismus entstanden ab dem späten 15. Jh. diverse Verzeichnisse epigraphischen Materials in Mitteleuropa, wobei deren Verfasser zu den frühesten Archäologen und Epigraphikern gezählt werden dürfen. Auch das römische Erbe der Steiermark blieb nicht unbeachtet. Das älteste Verzeichnis, das Inschriften aus diesem Gebiet enthält, ist allerdings nur in Form von Abschriften erhalten geblieben; u. a. des Juristen, Stadtschreibers und Antiquars Konrad Peutinger von Augsburg oder des Mathematikers, Astronomen und Geographen Petrus Apianus von Ingolstadt. Sein unbekannter Autor wurde von der epigraphischen Forschung (Theodor Mommsen) als „Antiquus Austriacus“ bezeichnet.16 Auf dieses Verzeichnis des ausgehenden 15. Jhs. bzw. des beginnenden 16. Jhs. geht die früheste Lesung des erwähnten Inschriftsteines für Varius Clemens in der Grazer Burg zurück. Aber auch Inschriften am Alten Turm im Schloss Seggau und weitere entlang der Mur wurden aufgenommen (St. Veit am Vogau: CIL III 5373; Leibnitz: CIL III 5370; Frauenberg bei Leibnitz: CIL III 5347; Waldstein/Graz, beide disloziert aus der Burg Sanneck/Žovnek: CIL III 5113, 5453). Abschriften im oberen Murtal und im Paltental (Waasen bei Leoben: CIL III 5465; Weißkirchen: CIL III 5476; Rottenmann: CIL III 5638) stammen von Orten an den wichtigen Reiserouten durch die Südostalpen. Hinweise auf eine konkrete Beschäftigung mit Altertümern aus der Steiermark sind erst nach dem Tod Kaiser Friedrichs im Jahre 1493 unter der Regentschaft seines Nachfolgers Maximilian I. im ersten Jahrzehnt des 16. Jhs. gut fassbar und dies für die archäologische Erforschung Österreichs mit einem eindrucksvollen Beispiel. Das lebhafte Interesse Maximilians an der Antike, besonders an Inschriften und Münzen, ist hinreichend bekannt.17 Er stand in engem Kontakt zum Historiographen und kai-

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serlichen Rat Johann Fuchsmagen, der als erster österreichischer Sammler von Altertümern und Münzen gilt, und war mit Konrad Peutinger befreundet, dessen Schriften zur Erforschung der römischen Antike von besonderer Bedeutung waren. Fuchsmagen wurde von Maximilian die Obhut über die römischen Altertümer im Reich anvertraut; er fungierte als dessen Berater in numismatischen und altertumskundlichen Fragen.18 Maximilian hielt sich, im Gegensatz zu seinem Vater, selten in Graz auf; nichtsdestoweniger ließ er die Grazer Stadtburg ausbauen; so wurde ein Verbindungsf lügel zwischen den beiden Friedrich-Bauten errichtet (datiert 1496/1500) und das Wohngebäude um einen Stock (datiert 1498) erhöht.19 Beim Abbruch des Westtraktes der Grazer Burg blieb davon vor allem die Doppelwendeltreppe aus den Jahren 1499/1500 erhalten. Diese Zubauten stattete Maximilian mit zwei römerzeitlichen Grabstelen (CIL III 5698, 5701) und einer Grabplatte (CIL III 5699; ehemals am erhöhten Wohngebäude) aus, die er sich kurz vor 1500 mit großer Wahrscheinlichkeit aus den Gräberfeldern von Flavia Solva herbeischaffen ließ.20 Ein weiteres frühes Inschriftenverzeichnis mit Belegen aus der Steiermark ist uns durch einen Humanisten erhalten, den wir namentlich kennen. Es ist Augustin Prygl, der sich nach seinem Geburtsort Tüffer/Laško Augustinus Tyfernus nannte.21 Als Sekretär des Laibacher Bischofs Christoph Rauber begleitete er diesen auf dessen Reisen im ersten Jahrzehnt des 16. Jhs. Dabei sammelte er Inschriften an verschiedenen Orten der Steiermark und gelangte bis ins Ennstal (Wildon: CIL III 5424; Straßgang bei Graz: CIL III 5435; Stift Rein: CIL III 5442–5444; Stift Admont: CIL III 5640–5641). Von Prygl ist eine Episode überliefert, die uns diese frühe epigraphische Forschung bildlich vor Augen führt. Als er im Stift Rein im Jahre 1506 die dort befindlichen römischen Inschriften aufzunehmen im Begriff war, musste er

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Gedenktafel an die Transferierung und Beisetzung eines römerzeitlichen Brandgrabes aus Leibnitz am 20. April Foto: UMJ 1506 in die Grazer Burg, jetzt im Universalmuseum Joanneum

auf einer Leiter in eine Höhe von etwa 20 m über Boden emporsteigen, um die hoch am Kirchturm eingemauerte und am Kopf stehende Inschrift (CIL III 5443) entziffern zu können. Diese Mühe galt einer bedeutenden Inschrift, die einen Priester der göttlich verehrten Stadt Rom/Roma (‚sacerdos urbis Romae aeternae‘) nennt. In einer Anmerkung gibt Prygl dazu an, dass diese Lesung zu einem Zeitpunkt erfolgte, als sich Maximilian in Graz befand. Der Grund der Anwesenheit Maximilians am Grazer Hof im April 1506 war politisch bedingt, da die innere Lage Ungarns zu einem Waffengang drängte, dem Maximilian mit Truppenverlegungen u. a. an die steirische Ostgrenze in Leibnitz, Radkersburg, Fürstenfeld vorgriff.22 Unberührt von diesen kriegerischen Bedrohungen erfolgte zeitgleich eine ungewöhnliche Zeremonie, die zugleich die früheste archäologische Maßnahme in der Steiermark in einer Schriftquelle überliefert. Im Bereich der Gräberfelder von Leibnitz wurde

ein römerzeitliches Brandgrab entdeckt, das vorgefundene Grabinventar nach Graz transferiert und in der Grazer Burg im Rahmen eines humanistisch geprägten Festaktes mit Anbringung einer darauf Bezug nehmenden Gedenktafel aus Marmor, die mit ihrer Antiquaschrift und den Efeublättern an die Ausgabe „Romanae Vetustatis Fragmenta“ (1505) von Peutinger erinnert, am 20. April 1506 eingemauert bzw. ähnlich einer Reliquie beigesetzt.23 Als im Zuge des Abbruches des Westtraktes der Grazer Burg der Inschriftstein am 4. März 1854 herausgenommen wurde, entdeckte man dahinter tatsächlich eine Öffnung mit einer steinernen achteckigen Aschenkiste mit Abdeckplatte.24 In dieser lagen Bruchstücke eines bauchigen Keramikgefäßes, eine vollständig erhaltene Urne aus demselben Material, Asche und Knochenbrand enthaltend, eine Münze des Antoninus Pius und ein stark verwittertes Schriftstück, das an die Zeremonie am 20. April 1506 erinnert. Die Notiz auf diesem

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Im Zuge der Transferierung eines römerzeitlichen Grabinventars aus Leibnitz in die Grazer Burg angefer­ tigte Notiz, Vorderseite StLA, Josef Scheiger, Nachlass

beidseitig beschriebenen Blatt hat sich heute in zwei durchgepausten Kopien erhalten. Interessant für die epigraphische und kunsthistorische

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Forschung in der Steiermark ist die Kopie der Vorderseite. Neben der Erwähnung eines Michael Erhart – vielleicht der bekannte spätgotische Bildhauer aus Ulm – und der Steinmetzen, Hans Phlarn aus Leibnitz und Balthasar Tugentlich aus Graz, ist es vor allem der Herkunftsort Ingolstadt eines Anwesenden, der das Augenmerk auf sich zieht. Um wen es sich bei Christoph von Ingolstadt handelt, entzieht sich bislang den Schriftquellen und es bleibt derzeit Spekulation, ob aufgrund seiner Anwesenheit Abschriften jener drei unter Maximilian in der Grazer Burg eingemauerten Inschriftsteine Eingang in das erste gedruckte Inschriftenwerk fanden, das im Jahre 1534 von den Ingolstädter Professoren herausgegeben wurde, dem bereits genannten Apianus und dem ebenfalls eine tragende Rolle übernehmenden Juristen und Poeten Bartholomeus Amantius.25 Wie auch immer, das Ingolstädter Druckwerk erweiterte die Kenntnis über römerzeitliche Inschriften in der Steiermark erheblich. Auch Inschriften in der West- und Oststeiermark sind in diesem Werk aufgenommen worden, wobei besonders eine Konzentration um Hartberg auffällt.

Die antiquarische und historisch-topographische Beschäftigung in Barock und Auf klärung Von Stephan Karl

Ab der Mitte des 16. Jhs. klingt im Gefolge von Reformation und Gegenreformation der humanistische Einf luss ab und es kommt zu einem Desinteresse an römerzeitlichen Relikten. Erst die erfolgreiche Abwehr der zweiten Wiener Türkenbelagerung im Jahre 1683 unter Kaiser Leopold I. und der dadurch erfolgte Beginn der Großmachtstellung der Habsburgermonarchie schaffen ein neues Umfeld für altertumskundliche Forschungen. Während im Humanismus Bodenfunde, meistens Inschriften und Münzen, als historische Denkmäler systematisch in Verzeichnisse aufgenommen worden waren, wurden mit diesen die Kuriositätenkabinette der Barockzeit bereichert, für deren Pf lege eigene Antiquare angestellt wurden. Neben dieser Sammelleidenschaft entstanden erste Arbeiten, die sich mit historisch-topographischen Fragen zur Lokalisierung antiker Ortsnamen beschäftigen. Vorbild für solche landesgeschichtlichen Arbeiten zur Steiermark bis zum Beginn des 19. Jhs. ist der Wiener Arzt Wolfgang Lazius – ein „Spätling“ des Humanismus –, der in seiner Position als Hof historiograph und Vorsteher der kaiserlichen Sammlungen unter Karl V. ein umfangreiches Werk zur römischen Altertumskunde Österreichs im Jahre 1551 herausgab.26 Für diese Studie verwendete er ältere Inschriftenausgaben, wie jene von Apianus/ Amantius oder von Peutinger, beruft sich auf Johannes Cuspinian oder Johann Alexander

Brassicanus, aber auch auf eigene Verzeichnisse: „Monumentorum inscriptiones per ditionem Austriacam repertae per Lazium“. Lazius’ Arbeiten haftet jedoch ein sorgloser Umgang mit Inschriften und ihren Herkunftsorten an; vieles führte in der Folge zu Irrtümern. Dennoch wird Lazius in der Folge bestimmend für spätere Topographen und Historiker wie Christophorus Cellarius.27 Wichtig für die Landeskunde der Steiermark des 18. Jhs. ist die um 1670 verfasste „Steirische Chronik“ des innerösterreichischen Regimentsrats Johann Friedrich Schrott von Kindberg, da sie im innerösterreichischen Instanzkalender in den 1740er-Jahren – worinnen nebst Continuirung der noch niemahlen im Druck ausgegangenen Steyerischen Chronica – verbreitet wurde und sich großer Beliebtheit erfreute.28 Diese Chronik in zwei Büchern fußt auf der Landeshauptmanns-Chronik der Steiermark aus der 2. Hälfte des 16. Jhs.29 So beinhaltet das erste Buch die Landesgeschichte Steiermarks vom Jahr der Welt 3584 (176 v. Chr.) bis 1272, das entspricht in etwa dem Zeitraum vom Freundschaftsvertrag des Königreichs Noricum unter König Cincibilus mit den Römern von 170 v. Chr. bis zur Schlacht auf dem Marchfeld von 1278, die mit der Niederlage von Ottokar II. Přemysl und dem Verlust des Herzogtums Steiermark an die Habsburger endete. Ab der Provinzwerdung Noricums listet die Chronik alle Landeshauptleute der Steiermark auf:

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Die Provinz Noricum auf der Karte ‚Vindelicia Rhaetia et Noricum‘ im Werk ‚Notitia Orbis Antiqui‘ von Chri­ Privatbesitz stophorus Cellarius aus dem Jahre 1701

Beginnend mit Kaiser Claudius – das Zehente Capitl von Norico Claudio Drusso Ersten Praefecto oder Römischen Landeshbtmann in Norico – und weiter zum oben bereits genannten Varius Clemens, der als Sibenzöhente Röm. Landtshauptman in Norico bezeichnet wird: (...), starb zu Cilli anno Xti. 265, auf dessen grab die Römischn Bürger ihen nach folgente schrift, die noch biß heutig dato an dem Rathhauß daselbst zu Cilli Zu sehn, in einen Mar­ morstein einhauen lassen. Es folgt eine Inschrift zu Ehren des Varius Clemens (CIL III 5212), die sich heute ebenfalls in Wien befindet. Schrotts Chronik ist charakteristisch für die Geschichtsschreibung der Barockzeit, auf das Kuriose ausgerichtet, konstruiert sie eine Landesbeschreibung von den Anfängen an, wobei keine ref lektierte Beschäftigung mit Altertümern erkennbar ist. Als Quelle nennt Schrott sowohl Lazius als auch den unter Erzherzog

Karl zum Landschaftlichen Geschichtsschreiber ernannten Hieronymus Megiser. Die Fehlerhaftigkeit in den verschiedenen Abschriften der Chronik Schrotts und ihrer jeweiligen Veröffentlichung führte zu erheblichen Missverständnissen und falschen Lokalisierungen von römischen Inschriftsteinen, z. B. wurde aus zu Grätz nit weith v. Hoff (Hs. 463) – d. h. der Grazer Burg – später nit weith v. VenusHoff (Hs. 518).30 Der technologische Fortschritt sowie neue Entwicklungen in den Naturwissenschaften, so z. B. in der Kartographie, belebten im 18. Jh. die Literaturgattung der Reisebeschreibungen, in denen auf Altertümer bzw. antike Überreste in eigener Anschauung in den besuchten Ländern hingewiesen wird. Wichtig für die steirische Altertumskunde ist der englische Anthropologe und Bischof von Ossory

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Josephinische Landesauf­ nahme der Jahre 1784– 1785. Ausschnitt und Montage der Blätter zum Raum Leibnitz ÖStA, Kriegsarchiv

und Meath Richard Pococke, der auf seinen Reisen durch Europa und den Vorderen Orient im Jahre 1737 auch durch die Steiermark kam.31 Einige römerzeitliche Inschriften, aber – erstmals – auch Reliefsteine werden von ihm entlang seines Weges von Radkersburg, über Leibnitz/Seggau, Graz, Bruck an der Mur nach Judenburg beschrieben; so z. B. in Graz die mittlerweile nur mehr als Kopie vorhandene Ehreninschrift für Varius Clemens. Zur wirklichen Höhe gelangte die steirische Landesgeschichte und damit auch die Beschäftigung mit der römerzeitlichen Vergangenheit erst in der 2. Hälfte des 18. Jhs., mit dem Historiker und Chorherrn von Vorau Aquilinus Julius Caesar, der in den Jahren 1768 bis 1776 die „Annales Ducatus Styriae“ verfasste.32 Es ist dies die erste umfassende Geschichte der Steiermark und das erste systematische Quellenwerk. Caesar setzte sich mit den bislang bekannten römischen Inschriften, die ihm in grundle-

genden Editionen wie jenen von Janus Gruter oder Thomas Reinesius vorlagen, wie mit den historisch-topographischen Meinungen seiner Vorgänger wie Lazius kritisch auseinander und lässt gelegentlich auch archäologische Informationen wie Hinweise auf Bodenfunde bei Leibnitz in sein Werk einf ließen.33 Das verstärkte Sammeln von Münzen und Altertümern in der zweiten Hälfte des 18. Jhs., weiterhin zumeist von weltlichen aber auch geistlichen Fürsten betrieben, begünstigte nicht nur die altertumswissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Landesgeschichte Steiermarks, sondern auch archäologische Unter­suchungen. Gezielte Grabungsaktivitäten fanden nun an bekannten Fundstellen, wie jener bei Leibnitz, statt, die seit jeher durch ihre Hügelgräberfelder34 und Oberf lächenbefunde im Visier von „Schatzgräbern“ standen. Der seckauische Bischof Joseph III. Adam Graf von Arco förderte diese Ausgrabungen,

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die durch Geistliche wie den Dechant und Archidiakonats-Kommissar in Leibnitz Joseph Peinthor oder den Pfarrer von Leibnitz Joseph Prechler geleitet wurden. Sowohl Caesar als auch der Sekretär des innerösterreichischen Appellationsgerichtes zu Klagenfurt Karl Wilhelm Mayer unterrichten von diesen frühen Entdeckungen. Während ersterer Räume mit figürlicher Wandmalerei erwähnt, so berichtet zweiter: Die ganze Gegend des Feldes sowohl an der Sulm, als gegen die Mur hat ungemein viel Hügel, so aus dem alten Gemäuer erwachsen, und eigentlich Schutthauffen sind. (...) Man hat in der Ebene bey Leibnitz ganze unterirdische Gewölbe, und gespannte unkennbare Bögen entdecket, in wel­ chen römische Grabsteine waren. Eben so sind sehr viele Urnen, und Töpfe mit zerschiedenen Gestal­ ten, (...), ausgegraben worden; weiters hat man hier unzählige Münzen durch die letzten Jahrhunderts, dann römischen Haarschmuk, als Nadeln, Steine, kleine Arm- und Kopfbinden mit Schnallen gefun­ den.35 Aus diesen Grabungsaktivitäten resultierte sogar eine eigene Antikensammlung im bischöf lichen Schloss Seggau, die in der dortigen Bibliothek zur Aufstellung kam, heute jedoch spurlos verschwunden ist.36 Das am Ende des 18. Jhs. ausgeprägte heimatkundliche Interesse steht stark unter dem Einf luss der romantischen Geistesströmung, die die Bedeutung der Geschichte des eigenen Landes betont. Die Hinwendung zum Individuellen und zum Volkstümlichen wird als Reaktion auf den aufgeklärten Absolutismus

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und die Zentralisierungstendenzen unter Kaiser Joseph II. zu sehen sein. So wird nun auch von „entlegenen“ Entdeckungen berichtet, wie dem Auffinden eines Titulus in einem größeren Grabhügel mit rechteckiger Grabkammer und Dromos in Rabendorf bei Weiz im Jahre 1796 oder der Öffnung eines spätrömischen Doppel-Körpergrabes in Kleinsulz bei Kalsdorf im Jahre 1787, dessen Sarkophag aus wiederverwendeten Reliefsteinen bestand.37 Diese Heimatliebe steigerte die Grabungsaktivitäten und förderte das „Schatzsuchen“. Als Reaktion auf derartige Bestrebungen, aber auch als Ausdruck der vorrangigen Position des Münz- und Antikenkabinetts in Wien, sind die Hof kammerdekrete der Jahre 1776 und 1782 zu betrachten, die das Einsenden aller Münzfunde an die Hof kanzlei mit einem Vorkaufsrecht des Münz- und Antikenkabinetts verordneten.38 Im Zeitalter der Auf klärung wird mit dieser gesetzlichen Regelung das auf mittelalterliche Hoheitsrechte zurückgehende Fund- und Schatzregal „aufgefrischt“. Am Ende des 18. Jhs. f ließen diese seit dem Humanismus auf unterschiedlichem Wege gewonnenen und in ihrer Qualität unterschiedlich zu bewertenden Erkenntnisse in lexikalische Arbeiten ein, die sich mit der Geschichte, Topographie und Landeskunde der Steiermark beschäftigen, wie in die historisch-ethnographischen Werke des Kartographen und Schriftstellers Joseph Carl Kindermann.39

Der joanneische Impuls Von Stephan Karl

Die unter Kaiser Joseph II. verstärkt einsetzenden Maßnahmen zur Hebung der Volkswirtschaft, Bildung und Gesundheit wurden von seinen Nachfolgern fortgeführt. So ließ Kaiser Franz II., der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ab 1804 Franz I. von Österreich, Bestandsaufnahmen ausarbeiten, die über das „geistige Klima“ in den Habsburgischen Ländern Auskunft gaben.40 In Bezug auf die Steiermark wurde vor allem die Qualität des Schulwesens, der Bildungsstand und die wirtschaftliche Erschließung des Landes bemängelt. Wenn auch durch den Einf luss der Romantik den Überbleibseln der römischen Vergangenheit größere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, so gingen doch viele archäologische Objekte in der Steiermark schon allein aufgrund des Bildungsmangels weiter Bevölkerungskreise unrettbar verloren.41 Erzherzog Johann gründete am 16. Juli 1811 eine Bildungsinstitution für das Volk, das Joanneum in Graz, dem er seine Privatsammlungen als Grundstock für die Lehre stiftete.42 Am 26. November 1811 übergab er das von ihm als „National-Musäum für Innerösterreich“ bezeichnete Joanneum den steirischen Ständen; die von ihm persönlich entworfenen Statuten folgten am 1. Dezember 1811. Neben der Vermittlung naturwissenschaftlicher und technischer Kenntnisse war dem Stifter die Bedeutung der Landesgeschichte für das Erreichen seiner Ziele – Erziehung und Belehrung der Bevölkerung sowie Hebung der

Lebensstandards – bewusst. Durch das „Durchforschen“ des Landes und das Sammeln bei gleichzeitigem Präsentieren in einem öffentlichen Museum wurden ein patriotisches Gefühl der Gemeinsamkeit sowie ein kulturelles Landesbewusstsein geschaffen. Bereits am 10. Februar 1812 schrieb er an die Kuratoren: Was die Alterthümer betrifft die im Lande zerstreut liegen, und so viel als möglich nach Gratz zu bringen sind, um sie vor Verderbniß zu schützen, gedenke Ich ein Verzeichniß jener aufzusetzen, welche von der Art sind, daß sie im Museo zu stehen verdienen: die bereits geschehenen und im Laufe des Jahres noch zu geschehen habenden Untersuchungen, werden dazu den besten Fingerzeig geben. Pettau, Cylly, Seggau enthalten das Beste.43 Das Joanneum mit seinem Bestreben, eine altertumskundliche Sammlung zur Landesgeschichte der Steiermark als Teil des Joanneumsarchives aufzubauen, stand jedoch der obersten zentralen Institution, dem 1798 gegründeten Münz- und Antikenkabinett in Wien, entgegen. Kurz nach Gründung des Joanneums und ausgelöst durch den Fund der Negauer Helme (vgl. S. 79) wurde deshalb am 5. März 1812 ein Hof kanzleidekret erlassen, das die Einsendepf licht aller in den österreichischen, böhmischen und galizischen Erbländern aufgefundenen Altertümer und Denkmäler gegen Vergütung nach der billigsten Schätzung durch das Münzund Antikenkabinett in Wien verordnete.44 Bei Steindenkmälern von bedeutender Größe beschränkte sich die Hof kanzlei auf Anzeige

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Schreiben von Erzherzog Johann an die Kuratoren vom 22. Februar 1812 mit Erwähnung von Seggau StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum

und Übermittlung einer kurzen Beschreibung oder Copie (Zeichnung). Die Gubernialkurrende vom 1. April 1812, die dieses Hof kanzleidekret für die Steiermark und Kärnten kundmachte, präzisierte die Anzeigepf licht an die jeweiligen Kreisämter oder Landesstellen etwas weiter; eine Pf licht, die jedoch de facto bereits durch § 390 und § 395 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) vom 1. Juni 1811, das mit Januar 1812 in Anwendung gekommen war, bestand. Das ABGB regelte vor allem die besitzrechtlichen Ansprüche auf (Schatz-)Funde: So erhalten Finder und Grundeigentümer je ein Drittel, während das letzte Drittel zum Staatsvermögen eingezogen wird (§ 399). Ohne Anzeige konnte der Fund sogar beschlagnahmt werden (§ 400): Wer sich dabey einer unerlaub­ ten Handlung schuldig gemacht; wer ohne Wissen und Willen des Nutzungseigenthümers den Schatz aufgesucht, oder den Fund verheimlichet hat, dessen Antheil soll dem Angeber, oder, wenn kein Angeber vorhanden ist, dem Staate zufallen. So bot sich dem ersten Vorstand des Joanneumsarchives, Joseph Wartinger, kaum Gelegenheit bei Fundmeldungen aktiv einzuschreiten oder Ausgrabungen zu veranlassen. Durch

diverse Geschenke aus der Bevölkerung wuchs zumindest die Münzsammlung rasch an, während Altertümer von steirischen Fundorten in den ersten Jahren spärlich erworben wurden. Die frühesten Objekte sind – ohne dass hier die Fundstellen genauer untersucht worden wären – römerzeitliche Steindenkmäler, wie eine Inschriftplatte und ein Gesims vom Schloss Seggau (1814) oder jener oben bereits genannte, 1796 entdeckte Titulus in Rabendorf (1815). Der erste Teilabbruch des Alten Turmes im Schloss Seggau in den Jahren 1815/1816 kam im besonderen Maße dem Joanneumsarchiv entgegen. Wartinger erreichte mit Hilfe des Temporalitätsverwalters der Bistumsherrschaft Seggau, Ignaz Feninger, dass im Jahre 1817 insgesamt 14 römerzeitliche Steindenkmäler dem Joanneum einverleibt werden konnten; darunter drei prächtige Porträtmedaillons, die dafür eigens aus einer bestehenden Schausammlung im zweiten Schlosshof herausgenommen worden waren. Dass nicht nur vom Geist der Romantik erfüllte Männer „Archäologie“ betrieben, bezeugt ein Mosaikfragment aus dem Leibnitzer Feld (wohl aus Wagna), das Juliana von Leitner

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im Jahre 1818 dem Museum schenkte.45 Seggau und die Ebene bei Leibnitz standen nunmehr im Fokus altertumskundlichen Interesses und tatsächlich erzielte im Jahre 1822 Feninger eine Übereinkunft mit einem Grundeigentümer wegen Nachgrabungen in Wagna zwischen den sogenan(n)ten Kögl, und Landschabrücken Maut­ haus zur Auffindung der verdeckten Alterthümer, die er Wartinger mitteilte.46 Möglicherweise verhinderte das Hof kanzleidekret von 1812 diese ersten geplanten Ausgrabungen; sicherlich nicht zum Vorteile der archäologischen Befunde, denn diese wurden weiterhin vernichtet oder geplündert, so z. B. noch vor 1825, als einige Objekte (...) aus einem unterirdischen Gewölbe bey den vielbekannten Hügeln von Leibnitz hervorgearbeitet worden sind.47 Das passive Sammeln umfasste auch Erwerbungen römerzeitlicher Inschriftsteine, die – an Kirchen eingemauert – z. T. seit dem Humanismus bekannt waren, wie die Stele des Lucius Cantius Secundus von St. Leonhard bei Graz (CIL III 5437–5438, vgl. Kapitel Römerzeit) oder der Titulus des Sempronius Summinus von Wildon (CIL III 5424), die 1818 ins Joanneum gelangten.48 Verdienstvoll, obgleich nicht immer praktiziert: Von den Inschriften werden Ab­ schriften genommen, die übrigen gezeichnet, und mit Angabe der Fundörter zum Nutzen der vaterländi­ schen Geschichte bezeichnet.49 Wiederholte Aufrufe an die Bevölkerung unterstützten das Anliegen von Erzherzog Johann. So sollte jeder Einzelne das, was [er] zur Bereicherung der vaterländischen Geschichte und des Joanneums an geschichtlichen Urkunden und Handschriften, an Kunstprodukten, Alterthü­ mern und anderen Merkwürdigkeiten Dienliches be­ sitzet, in dieses Heiligthum des Vaterlandes, (...), niederlegen.50 So f ließen in den ersten Jahren des Bestehens des Joanneums nicht nur materielle Objekte, sondern auch Berichte zu Altertümern in das Archiv ein, die teilweise in der vom Leseverein des Joanneums herausge-

gebenen „Steyermärkischen Zeitschrift“ bzw. in der Sonntagsbeilage der „Grätzer Zeitung“, genannt „Der Aufmerksame“, publiziert und im Archiv auf bewahrt wurden. So informiert ein Beitrag – leider von einem anonym gebliebenen Verfasser – zur Auffindung mehrerer Alter­ thümer in der Steyermark, gesam(m)elt auf meiner letzten Reise (...) durch das Sulmthal vom 6. August 1819 über Funde zu Gabersdorf, Seggau, Wippelsach, Gleinstätten und Jagernigg.51 Im Jahre 1823 wurden vom Verweser in der Kainach Joseph Edler von Aschauer Römersteine im Oswaldgraben zeichnerisch aufgenommen und kurz kommentiert: beym vulg. Neuheusl­ wirth zu finden, unter dessen Haus noch sehr grosse Stück vergraben liegen.52 In der Beilage „Der Aufmerksame“ erschienen Berichte mit altertumskundlichen Inhalten, wie am 25. Mai 1816 zu zwei Inschriftsteinen aus Triebendorf (CIL III 5065–5066), am 8. Oktober 1816 zu römischen Altertümern aus Weiz und Semriach, am 24. Februar 1818 zur Römerstrasse an der steyermärkisch-salzburgi­ schen Gränze oder am 30. März 1824 zu einem Inschriftstein aus Adriach (CIL III 5427) unter dem Titel: Flavium Solvense, eine römische Colonie in der Nähe von Grätz. Ziel war es, durch systematisches Sammeln von Urkunden, Altertümern – wobei darunter alle im Lande vorfindige[n] Denkmähler der Vor­ zeit, Meilen und Grabsteine, Inschriften, Statuen, Basreliefs etc. etc. verstanden wurden – Münzen, Genealogien, historischen Manuskripten und Druckwerken, eine Geschichte Innerösterreichs von der Urzeit bis heute zu verfassen.53 Für diese Arbeit konnte Erzherzog Johann den Benediktinermönch und Inhaber der Professur der Ästhetik und der altklassischen Studien am Lyzeum, Albert von Muchar, eigentlich Anton Muchar von Bied und Rangfeld, gewinnen. Muchar veröffentlichte in den Jahren 1825/1826 vorerst eine Darstellung über die Provinz Noricum in zwei Bänden, wobei er hinsichtlich der

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Zeichnung von Römersteinen aus dem Oswaldgraben bei Kainach aus dem Jahre 1823 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv

„Feldforschung“ zugeben musste, dass dazu per­ sönliche Bereisungen aller norischen Gegenden, wo man römische Antiken aufgefunden hat und die auf­ merksamsten Untersuchungen an Orten und Stellen selbst durchaus erforderlich wären.54 Muchar ging es vor allem um den Verlauf der Römerstraßen, ansonsten erweiterte das Werk kaum den schon bekannten Kenntnisstand, obwohl seine Liste aller „römerzeitlichen“ Fundstellen in der Steiermark den Anstoß hätte geben können. Dem urnenfelderzeitlichen Bronze-Depotfund vom Fuße des Plabutsch bei Graz, von dem 12 Stücke im Jahre 1826 der Hof- und Gerichtsadvokat Bonaventura Constantin Hödl zu Graz, Inhaber einer Terrakotta- und Ziegelfabrik in Eggenberg, dem Joanneum überließ, wurde trotz seiner prähistorischen Zeitstellung kaum Bedeutung beigemessen.55

Am 13. November 1827 wurde bei Straßen­ bauarbeiten am südlichen Fuße des Kugelsteins bei Deutschfeistritz eine römerzeitliche Grabstätte mit dem Titulus des Sabinus Masculus (CIL III 5448) entdeckt.56 Der davon in Kenntnis gesetzte Gouverneur der Steiermark, Franz de Paula Graf von Hartig, übergab den Inschriftstein dem Joanneum und regte an, ob die Herrn Kuratoren es vielleicht zweckmäßig erach­ ten, für Rechnung des Joannäums und auf Kosten seines Fonds, die besprochenen weitern Nachgrabun­ gen fortsetzen zu lassen (...).57 Doch Bedenken wegen der Einsendepf licht aller Funde nach dem Hof kanzleidekret von 1812 sowie das vergebliche Bemühen Erzherzog Johanns um eine Sonderregelung für das Joanneum ließen diese Idee nicht zur Durchführung gelangen. Neben dem Kugelstein wurde auch von einer

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Römersteinwand im Schloss Seggau, errichtet im Jahre 1831 aus dem Abbruchmaterial des Alten Turmes. Historische Ansicht vor 1915 Privatbesitz

weiteren geplanten Nachgrabung in Radvanje/Rothwein im heutigen Slowenien im Jahre 1828 abgesehen, doch blickten die Altertumsforscher in dieser Zeit auf eine weitaus ergiebigere „Fundstelle“: In den Jahren 1826 bis 1831 fand der endgültige Abbruch des verbliebenen Rumpfes des Alten Turmes im Schloss Seggau statt. Aus dem Mauerwerk wurden unerwartet hunderte römerzeitliche Steindenkmäler geborgen. In Eigeninitiative zeichnete und beschrieb der Justitiar der bischöf lichen Herrschaft Seggau, Kaspar Harb, diese „Fundstücke“ und schickte diese Dokumentation zunächst an den Joanneumsarchivar Wartinger, wobei auf eine Anzeige laut Hof kanzleidekret von 1812 nonchalante „vergessen“ wurde. Bereits am 15. August 1828 erhielt die Bezirksobrigkeit Seggau die entsprechende Antwort in Form einer Erinnerung an bestehende Auf lagen und einer Gubernialverordnung vom 12. August 1828, bezogen auf ein weiteres Hof kanzleidekret zur Anzeige archäologischer und numismatischer Funde vom 30. Juli 1828, das überraschend nun ganz dem Thema Steindenkmäler verpf lichtet ist. Vorgeschrieben wurde nun folgendes: Da ferner am häufigsten alte Inschriftensteine vorkommen, (...), wegen ihrer mehreren oder minderen Größe sich aber

in den wenigsten Fällen zu einer weiteren Verführung eignen; so ist es erwünschlich, daß solche Steine, so wie sie gefunden werden, und in so weit sie nach der Beschaffenheit ihres Inhaltes geeignet sind, bey oder an der dem Fundorte nächstgelegenen Kirche, in eine Außenmauer eingemauert, und der Obhuth des jedesmahligen Pfarrers empfohlen werden.58 Im Jahre 1831 waren die Abbrucharbeiten am Alten Turm abgeschlossen. Während der Direktor des Münz- und Antikenkabinetts, Anton Steinbüchel von Rheinwall, wie auch der genannte Joanneumsarchivar, je einen vollständigen Katalog zu den neu entdeckten Steinen aus der Hand von Harb erhielten, besitzt das Schloss Seggau seit damals ein einzigartiges „Freilichtmuseum“, die sog. Römersteinwand, die ein zentrales Objekt in der provinzialrömischen Forschung werden sollte (siehe Kapitel Römerzeit).59 Öffnungen von Grabhügeln wurden vermehrt bekannt gemacht, doch existierte keine Grabung, die nicht primär den Fundobjekten galt. Eine Hügelgräberforschung, die sich mit Fragen zur Zeitstellung, zu Bestattungssitten, etc. auseinandersetzt, scheint es in der 1. Hälfte des 19. Jhs. in der Steiermark nicht zu geben. Funde wurden aus Patriotismus dem Joanneum überlassen; so sandte im Jahre 1830 Caro-

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line Gräfin von Hammer-Purgstall aus einem vor dem Schloße Hainfeld abgegrabenen römischen Grabhügel (...) das Bruchstück eines Gesimses aus Marmor von Paros, sammt einer (...) verzierten Me­ tallplatte ein.60 Weitere prähistorische Fundstellen können durch Neuzugänge von urnenfelderzeitlichen Bronze-Depotfunden am Joanneum erschlossen werden, wie jener, der bei Trössing bei Gnas im Jahre 1834 ergraben wurde und aus 26 Gegenständen bestand, bzw. jener bei ­Lannach des Jahres 1840.61 Besonders letzterer ist bezeichnend, denn nur sechs Stücke aus diesem „Schatzfund“ kamen über den Besitzer der Herrschaft Lannach, Ludwig Freiherrn von Mandell, ins Museum, einige in das Münzund Antikenkabinett nach Wien, doch insgesamt umfasste der Depotfund angeblich über 300 Gegenstände, die von den Findern – Landleuten aus dem nahen Dorf Weinzettl – eilig und heimlich verkauft wurden, u. a. an den Glockengießer zu Graz, Johann Feltl.62 Die erste wissenschaftliche Ausgrabung in der Steiermark fand im Jahre 1837 durch einen Naturwissenschaftler statt. In der Großen Badlhöhle bei Peggau unternahm der Botaniker und Paläontologe am Joanneum, Franz Unger, zusammen mit dem Kurator des Joanneums zugleich Grundeigentümer, Ferdinand Freiherrn von Thinnfeld, und dem späteren Direktor der Geologischen Reichsanstalt zu Wien, Wilhelm von Haidinger, Nachgrabungen zum Zweck der Erforschung der eiszeitlichen Lebenswelt. Unter den zahlreichen Säugetierknochen, wie von Höhlenbären und -hyänen, befanden sich auch zwei auffallende Knochen, von denen der zweite als Geschiebe eines Röhrenknochens irgend eines größern Thieres, an dem die Diploe größ­ tentheils durch Abreibung verloren ging beschrieben wurde.63 Dass es sich dabei um paläolithische Artefakte handelt, wurde noch nicht erkannt. Der Bruder des Paläontologen Unger, der Chirurg und Wundarzt zu Groß St. Flori-

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an Ferdinand Unger grub hingegen im Jahre 1843 im Bereich der römerzeitlichen Villa von Grünau und machte damit auf den ersten römerzeitlichen Landsitz in der Steiermark aufmerksam. Von der repräsentativen Ausstattung dieses Gebäudes gaben Skulptur- und Mosaikfragmente sowie Wandmalereireste Zeugnis.64 Im selben Jahr kam es zu einer Entdeckung, die ein weiteres Mal das steiermärkische Gubernium aufgrund eines staatlichen Bauprojektes zum Einschreiten veranlasste: Im Juli 1843 wurden im Zuge des Südbahn-Baus zwei römerzeitliche Inschriftsteine zwischen Gratwein und Kleinstübing (CIL III 5445–5446), sowie weiter nördlich bei Pischk nahe Bruck an der Mur beim Bau der Eisenbahnbrücke über den Kaltbach ein römischer Votivaltar (CIL III 5460) gefunden. Der Gouverneur der Steiermark Mathias Constantin Graf von Wickenburg brachte über die steirischen Stände den Kuratoren des Joan­ neums folgendes zur Kenntnis: Zufolge einer dem hohen Hofkammer-Praesidium zugekommenen Eröffnung des Herren Oberstkam(m)erers, werden diese Gegenstände, deren Zeichnungen von dem k. k. Antikenkabinete für den projectirten Codex Inscripti­ onum zurückbehalten wurden, als sehr interessant, so wie der Erhaltung und Publication würdig erkannt, und der Antrag gestellt, dieselben in der Stadt Bruck an einem anständigen und sicheren Orte einmauern zu lassen, wo sie vor dem Einfluße der Witterung und vor Beschädigung möglichst geschützt sind.65 Alle drei Steine kamen zur „sicheren“ Aufstellung nach Bruck an der Mur, doch ­a llein der Votivaltar aus Pischk ist heute noch vorhanden. Von den beiden verschollenen Inschriftsteinen haben sich jedoch Zeichnungen erhalten, die im Jahre 1845 durch den Distriktsarzt zu Mürzzuschlag Anton Werle an das Joanneum kamen.66 Bei Fortführung der Arbeiten an der Staatseisenbahn fanden Bauleute bei Mürzzuschlag am 13. Oktober 1843 (...) auf dem Huberacker

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Grabinschrift des Saturnus (CIL III 5446), gefunden zwischen Gratwein und Kleinstübing im Jahre 1843, seitdem verschollen UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv

(Bahnhof) ein Schmelztiegel voll mit römischen Gold- und Silbermünzen, über 100 Stück.67 Davon gingen offenbar nach § 399 des ABGB zwei Drittel des Fundes nach Wien. Wieder informierte Graf Wickenburg die Kuratoren:

Bei den Erdarbeiten für die südliche Staatseisenbahn sind in der Gegend von Mürzzuschlag 78 Stücke rö­ mische Kaisermünzen gefunden worden, von welchen jedoch nur 6 Stücke für das k. k. Münz-Kabinet von Interesse und daher für dasselbe zurückbehalten worden sind. Die übrigen 72 Stücke wurden mit dem hohen Hofkam(m)er-Präsidial-Erlasse vom 4. d M. Z. 1362/E. P. mir zur Verfügung gestellt, da dieselben, zumal mit Rücksicht auf den Fundort entweder für die Sam(m)lung des ständ. Joanneums, oder für eine andere öffentliche Lehranstalt Steier­ marks willkommen seyn dürften.68 Noch bis kurz vor der Mitte des 19. Jhs. ist die altertumskundliche bzw. archäologische Beschäftigung mit der Landesgeschichte der Steiermark mit einer schwärmerischen Vaterlandsliebe verbunden, die selbst eher die Kuriositätenkabinette der Barockzeit prolongiert, gleichzeitig aber den langen Atem des Münzund Antikenkabinetts aus Wien verspürt. Objekte werden mit Fundortangaben erfasst und gesammelt, Befunde jedoch ignoriert. Ein Verständnis archäologischer Denkmäler in ihrer Chronologie und Topographie sowie in ihrer Kulturlandschaft ist noch nicht zu bemerken.

Archäologie im Vormärz und in der Gründerzeit (1843–1864) Von Daniel Modl

Um die Mitte des 19. Jhs. vollzieht sich in der Steiermark unter dem Geist der frühbürgerlichen Auf klärung die Wende von einem passiven Erfassen und Sammeln der Altertümer hin zu einer aktiven archäologischen Denkmalpf lege und Grabungstätigkeit. In den folgenden 175 Jahren bilden in der Steiermark das Joanneum, diverse öffentliche Vereine, die Universität und das Bundesdenkmalamt mit seinen Vorläuferorganisationen in unterschiedlicher Gewichtung den institutionellen Rückhalt für die archäologische Bodenforschung. Diese wurde, wie andernorts auch, in ihrer Intensität und Richtung stets von den äußeren bzw. inneren gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen sowie auch mehrfach von Zufällen beeinf lusst. Hinzu kommt für die Steiermark, dass die Landesarchäologie oftmals über mehrere Jahrzehnte von einem sehr engen Personenkreis oder überhaupt nur von Einzelnen betrieben wurde, weshalb die individuellen Interessen und oftmals auch die zwischenmenschlichen Differenzen die Forschung entscheidend prägen sollten. Berücksichtigt müssen auch die Entwicklungen innerhalb des Faches Archäologie werden, welches im deutschsprachigen Raum in der ersten Hälfte des 19. Jhs. noch stark kunsttheoretisch und philologisch geprägt war.69 Die maßgeblichen Fortschritte für die lokale Bodenforschung sollten deshalb fernab der klassischen Kulturen des Mittelmeerraumes aus dem Norden Europas kommen. Indem der dä-

nische Altertumsforscher Christian Jürgensen Thomsen (1788–1865) im Jahr 1819 die altnordischen Altertümer des königlichen Museums in Kopenhagen nach ihrem Material ordnete und im Laufe der Jahre dahinter auch ein chronologisches Gliederungsprinzip erkannte, war das heute noch in seinen Grundzügen gültige Dreiperiodensystem geboren, das die gesamte europäische Ur- und Frühgeschichte in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit unterteilt. Im Gegensatz zu zeitgenössischen Antiquaren achtete Thomsen sehr genau auf die exakten Fundumstände, die Beziehung der einzelnen Funde untereinander und ihre äußeren Merkmale, wodurch er die chronologische Abfolge auch empirisch begründen konnte. Durch die zahlreichen Reisen seines Schülers Jens Jacob Worsaae (1821–1885), der 1845 auch Österreich besuchte, fand das Dreiperiodensystem in ganz Europa eine schnelle Verbreitung. Worsaae ist es auch zu verdanken, dass die Stratigraphie, die in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. in der Geologie begründet worden war, auch im Ausgrabungswesen fest verankert wurde. Unter Stratigraphie versteht man heute die Dokumentation der Aufeinanderfolge von Straten, also Schichten, die entweder durch natürliche oder anthropogene Ablagerungen und Erdbewegungen entstanden sind.70 Im Gegensatz zu den archäologischen Monographien des 18. Jhs., die meist nur in geringen Auf lagen erschienen, erzielten die in mehreren tausend Exemplaren gedruckten und

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auch ins Deutsche und Englische übersetzten Schriften von Thomsen und Worsaae eine enorme Breitenwirkung. Zum Lesepublikum gehörten nun nicht mehr nur die traditionellen Gelehrten, sondern eine breite, allgemein gebildete Mittelschicht, darunter Beamte, Offiziere und Geistliche aller Ränge sowie Ärzte, Juristen, Lehrer, Ingenieure, Kauf leute und Privatiers. Bereits in den ersten Jahrzehnten des 19. Jhs. begannen sich die Altertumsfreunde auf dem Gebiet des Deutschen Bundes und im Habsburgerreich auf regionaler Ebene in zahlreichen Geschichts- und Heimatvereinen zu organisieren, deren Gründung eine unmittelbare Folge zu dem in den Franzosenkriegen erwachten Patriotismus im Vormärz darstellte. Dieser äußerte sich in der politisch motivierten Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln und einem vermehrten Interesse gegenüber den heimischen Bodenfunden. Aufgrund der persönlichen Kontakte der Vereinsmitglieder untereinander und der wachsenden Zahl an Vereinszeitschriften fanden Forschungs- und Grabungsergebnisse nun eine schnelle Verbreitung, was auch wesentlich zur Popularisierung der Vorgeschichte in den anderen Bevölkerungsteilen beitrug. Die im Jahr 1843 erfolgte Gründung des „Historischen Vereines für Innerösterreich“ unter dem Protektorat von Erzherzog Johann (1782–1859) war somit keine singuläre Erscheinung, dennoch aber ungewöhnlich, da hier ein übergeordneter Dachverband für die kleineren Provinzialvereine von Kärnten, Krain und der Steiermark geschaffen wurde.71 Die treibenden Kräfte dahinter waren der Benediktinermönch und Verfasser einer mehrbändigen „Geschichte des Herzogthums Steiermark“, Albert von Muchar (1786–1849), 72 der Joanneumsarchivar Joseph Wartinger (1773–1861) und die Mitglieder des 1818 gegründeten joanneischen Lesevereins. Nachdem der revolutionäre Geist des Jahres 1848 auch die innerösterreichischen

Provinzialvereine ergriffen hatte, führten innere Spannungen im darauf folgenden Jahr zur Auf lösung des ungeliebten Zentralvereins, zur Verselbstständigung der Teilvereine und somit im Dezember 1850 zur Gründung des „Historischen Vereines für Steiermark“ in Graz.73 Mit dem Namenswechsel änderte sich zwar der Wirkungsraum des Vereins, jedoch keineswegs seine Ziele. Zu seinen primären Aufgaben gehörten die Durchforschung auswärtiger Archive und die Sammlung von Akten, Handschriften und Urkunden landesgeschichtlichen Inhalts, weiters der Auf bau einer umfangreichen Bibliothek zur Geschichte und Topographie der Steiermark sowie der Erwerb archäologischer Objekte, die Erforschung der heimischen Bodendenkmale und die Sicherung von historischen Bauwerken. Die aktive Rolle des Historischen Vereins in der archäologischen Landesforschung ermöglichte jedoch erst das Hof kanzleidekret vom 15. Juni 1846, das die bereits erwähnte Verordnung von 1812 abänderte. Indem der Staat von nun an auf das von ihm beanspruchte Drittel eines Bodenfundes verzichtete, schuf man eine bis heute gültige Regelung, die einen Fund zwischen seinem Finder und dem Grundeigentümer aufteilte.74 Auch die innere Organisationsstruktur des Historischen Vereines für Steiermark mit dem Ausschuss, den Bezirkskorrespondenten und der Stelle eines „Landesarchäologen“, sowie die personelle Besetzung der einzelnen Positionen sollten wesentlich zu seinem Erfolg auf archäologischem Gebiet im ersten Jahrzehnt seines Bestehens beitragen. Das aus Sicht der Archäologie wichtigste Mitglied des Vereins­ ausschusses war der in Graz wirkende Pfarrer, Richard Knabl (1789–1874), dem bereits 1845 durch die Entzifferung eines römischen Inschriftensteines in Schloss Seggau die eindeutige Lokalisierung von Flavia Solva auf dem Boden des heutigen Ortes Wagna bei Leibnitz gelungen war.75

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Richard Knabl (1789–1874). Fotografie, um 1860 StLA, Anton Clarmann, Nachlass

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Gestützt auf die Vorarbeiten des bereits zuvor erwähnten Kaspar Harb (1800–1861),76 ebenfalls Ausschussmitglied des Historischen Vereines, publizierte Knabl drei Jahre später seine Forschungsergebnisse und stellte neben epigraphischen Zeugnissen auch erstmals Kleinfunde vom Leibnitzer Feld vor.77 Letztere stammten aus den Privatsammlungen von Knabl und Harb sowie aus dem Besitz des Joan­neums, die dem Museum wiederum von den beiden Hauptmännern und Vereinsmitgliedern Thomas Kollarz und Anton Braun (1791–1864) geschenkt wurden, die seit 1844 im Solvenser Gräberfeld Grabungen durchführten.78 Nach 1849 unternahm Knabl zahlreiche Forschungsreisen in der Steiermark, die schließlich in mehreren epigraphischen Zeitschriftenaufsätzen mündeten und zur Erstellung einer umfassenden Sammlung der lateinischen Inschriften der Steiermark in zwei Manuskripten führten, die

Plan des im Jahr 1848 durch Richard Knabl in Leitring freigelegten Mosaikfußbodens. Nachkolorierte Tonlithogra­ UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv phie, 1850 

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jedoch beide aus verschiedenen Gründen nie gedruckt wurden.79 Ebenfalls nicht zur AusK nabls führung kam eine geplante Grabung ­ im Leibnitzer Feld, da sie aufgrund der Revolutionswirren im Mai 1848 abgesagt werden musste. Jedoch kam Knabl der Zufall in Gestalt eines Bauern aus Leitring zu Hilfe, der im selben Monat beim Pf lügen auf ein römisches Hypokaustum stieß, worauf Knabl Nachgrabungen durchführte und in einem Nebenraum ein monochromes Bodenmosaik freilegte, das er auch zeichnerisch festhielt.80 So ist Knabl die erste mit einem Plan dokumentierte Grabung im Stadtgebiet des antiken Flavia Solva gelungen. Im Gegensatz zu römischen Siedlungen und Hügelgräbern, die durch Oberf lächenfunde oder als oberirdisch gut sichtbare Geländemerkmale Aufmerksamkeit erregten, gehörten Horte bzw. Depots zu den Zufallsfunden bei Bau- und Feldarbeiten. Oft gelangten solche Komplexe aus Bronzefunden in die Hände eines Glockengießers, Schmieds, Trödlers oder Antiquitätenhändlers und konnten erst durch Ankauf erworben werden. Dabei war das Risiko groß, dass ein Fundkomplex vermischt wurde oder dass nur Teile eines Hortes erworben werden konnten. Dies dürfte möglicherweise beim 1844 geborgenen urnenfelderzeitlichen Depot von Hummersdorf 81 der Fall sein, wo die Zusammengehörigkeit der Stücke aufgrund ihrer unterschiedlichen Patina als unsicher gilt. Die Objekte wurden von Josef Carl Hofrichter († 1882), Notar in Fürstenfeld bzw. Slovenj Gradec/Windischgraz und Ausschussmitglied des Historischen Vereines, demselben 1852 zur Auf bewahrung übergeben. Einem anderen Ausschussmitglied, dem Universitätsprofessor für Kirchengeschichte, Mathias Robitsch (1802–1892) ist es wiederum zu verdanken, dass die im September 1851 beim Pf lügen durch den Bauer Ferdi­ nand Pfeffer (1820–1896) nördlich von Strett-

Mathias Robitsch (1802–1892). Fotografie, um 1860 DAG

weg bei Judenburg82 entdeckten Bronze- und Eisengegenstände aus einem hallstattzeitlichen Fürstengrab, darunter auch die Fragmente des berühmten Strettweger Kultwagens, der Nachwelt erhalten blieben. Robitsch veranlasste zunächst das Pfarramt Judenburg, alle greif baren Objekte nach Graz zu senden, unternahm im August 1852 vor Ort eine Nachgrabung, die weitere Objekte zu Tage förderte, führte im selben Jahr die erste Rekonstruktion des Kultwagens durch und übergab den gesamten Fundkomplex schließlich dem Historischen Verein als Geschenk, der ihn 1853 dem Joanneum zur Ausstellung übertrug.

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Kultwagen von Strettweg. Fotograf unbekannt, Salzpapier, 1852 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Während bei Robitsch noch Unsicherheit darüber herrschte, ob der Kultwagen nun cel­ tischen oder slawischen Ursprungs sei, sprach sich ein weiteres Ausschussmitglied, nämlich der pensionierte Hauptmann und von 1851–57 am Joanneum als Vorstand des Münzen- und Antikenkabinetts tätige Eduard Pratobevera (1811–1857), nachhaltig für eine Entstehung zur Zeit der Celten aus.83 Trotz der in Graz bekannten Studien von Thomsen und Worsaae hatte man zur Mitte des Jahrhunderts noch ganz vage Vorstellungen von den vorrömischen Epochen in der Steiermark und sah diese entsprechend dem damaligen Forschungsstand noch pauschal als „celtisch“ an. Ausschlaggebend für diese zeitliche und zugleich ethnische Zuordnung waren meist Bronzebeile, die man als Nationalwaffen der Kelten ansah, wobei das Tüllenbeil entsprechend seiner englischen Schreibweise, auch als „Kelt“ bezeichnet wurde. In der kurzen Zeit seines Wirkens am Joanneum widmete sich Pratobevera, der auch gute Kontakte zum Hallstatt-Ausgräber Georg Ramsauer (1795–1874) unterhielt,84 mehrfach den „celtischen“ Altertümern,85 so wurden vor und während seiner Zeit als Abteilungsvor-

stand mehrere hallstattzeitliche Fürstengräber entdeckt, deren – leider nur sehr unvollständig geborgene – Inventare durch Pratobevera beschrieben und zeichnerisch wiedergegeben wurden. Zu nennen sind hier neben Strettweg vor allem mit dem Hartnermichelkogel 1 (1844), dem Hartnermichelkogel 2 (1853) und dem Pommerkogel (1857) drei der vier Fürstengräber von Kleinklein,86 aber auch jenes von Radkersburg (1830),87 das südlich der Mur auf heutigem slowenischen Staatsgebiet liegt. Zu den besonderen Leistungen Pratobeveras gehörte es auch, die beiden Hälften des Glockenpanzers aus dem Pommerkogel aus vielen Fragmenten zusammengesetzt und bereits damals die Bedeutung von metallurgischen Untersuchungen erkannt zu haben. So ließ er durch das chemische Laboratorium am Joanneum an ausgewählten Bronzeobjekten der Fürstengräber von Strettweg und Kleinklein die ersten Metallanalysen an archäologischen Funden in der Steiermark durchführen.88 Die Öffnung des letzten Fürstengrabes von Kleinklein, des Kröllkogels, im Jahr 1860 sollte Pratobevera nicht mehr erleben, so blieb es dem zwischen 1851–1861 an der Universität Graz lehrenden Germanisten und Vereinsausschuss-

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

Antennenschwert aus dem Hartnermichelkogel I und Glockenpanzer aus dem Pommerkogel. Kolorierte Tuschezeichnung von Anton Baron Callot, 1857 Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung Inv.-Nr. 12841/Fol

mitglied Karl Weinhold (1823–1901) vorbehalten, die Neufunde zu beschreiben. Dieser hatte sich durch eine kurz zuvor erschienene und für die Urgeschichte richtungsweisende Studie zu den heidnischen Bestattungsarten und Grabformen in Deutschland für diese Aufgabe qualifiziert.89 Während seine Ausführungen zum Grabbau korrekt sind, verkannte Weinhold jedoch die ursprüngliche Funktion der Bronzezisten und interpretierte die Deckel als Schilde und die röhrenförmigen Zistenkörper als Gürtel.90 Der Historische Verein war in seiner Anfangsphase bestrebt, alle Fachleute für die archäologische Landesforschung und damit auch die Vertreter aller maßgeblichen Institutionen

im Ausschuss versammelt zu wissen. So war es sowohl bei Pratobevera, als auch bei dessen Jugendfreund Josef Scheiger (1801–1886), der neben seiner Funktion als Postdirektor in Graz auch das Ehrenamt eines Konservators bei der 1850 in Wien gegründeten k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale91 ausübte. In dieser Doppelfunktion sollte er zum Begründer der Burgenarchäologie in Österreich werden,92 nahm aber auch Notiz von antiken Überresten, wie z. B. einem römischen Gräberfund bei Kalsdorf (1864), und folgte damit den dort von Pratobevera bereits im Jahr 1852 begonnenen Forschungen nach.93 Den Ausschussmitgliedern Knabl, Pratobevera und Scheiger sind auch erste Versuche zu verdanken, die darauf abzielten, die Aufmerksamkeit für archäologische Funde, die meist bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten zufällig entdeckt wurden, bei der Bevölkerung zu wecken94 und den fachlich nicht so beschlagenen Bezirkskorrespondenten und Vereinsmitgliedern methodische Instruktionen für die Durchführung von Grabungen,95 wie auch Anweisungen für die korrekte Reinigung der gemachten Funde96 in die Hand zu geben. Auch schienen um die Mitte des 19. Jhs. die Fragen nach der Sicherung und Restaurierung gefährdeter Denkmale und archäologischer

Josef Scheiger (1801–1886), um 1880

StLA

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Steineinfassung des „Römerbrun­ nens“ im Kurpark von Bad Glei­ chenberg. Tonlithogaphie von Johann Nepomuk Passini, 1856 StLA, Ortsbildersammlung

Funde immer dringlicher zu werden und man widmete diesen denkmalpf legerischen Aspekten mehr Aufmerksamkeit. Besonders Scheiger erwarb sich in diesem Zusammenhang besondere Verdienste, so ließ er beispielsweise beim Abbruch des Westtrakts der Grazer Burg im Jahr 1853/54 die dort eingemauerte und bereits erwähnte Gedenktafel Kaiser Maximilians I. sicherstellen. Einen Schritt weiter ging die oberirdische Wiederaufstellung eines 1845 in Gleichenberg gefundenen steinernen Brunnenkranzes aus der römischen Kaiserzeit im dortigen Kurpark durch den damaligen Landesgouverneur Mathias Constantin Graf von Wickenburg (1797–1880),97 der sich noch heute dort in stark veränderter Form befindet. Auch die vom Historischen Verein geschaffene Position der Bezirkskorrespondenten sollte sich für die archäologische Landesforschung als fruchtbar erweisen. Die hierzu erwählten Männer lieferten dem Verein zahlreiche Lokalisierungen von Bodendenkmälern und Beschreibungen von Funden, wobei sie zuweilen auch selbst kleinere Grabungen durchführten, über deren Ergebnisse sie auch regelmäßig in den „Mitteilungen des Historischen Vereines“ berichteten. So beispielsweise der Benediktinerpater Cölestin Kodermann (1816–1883) aus Stift St. Lambrecht, der 1858 bei Schloss Lind

vermutlich die Reste einer römischen Gräberstraße aufdeckte.98 Genannt seien auch die Ärzte und Chirurgen Johann Krautgasser und Albert Kropsch aus Mureck,99 Mathias Macher (1793–1876) aus Hartberg/Stainz100 und Ferdi­ nand Unger (1808–1871) aus Groß St. Florian,101 die ab 1851 in ihren Bezirkshauptmannschaften Hartberg, Radkersburg und Stainz zahlreiche römische Hügelgräber erforschten, wie z. B. 1852 in Pichla102 und Ratschendorf 103. Nicht minder aktiv waren auch die „normalen“ Vereinsmitglieder, die sich ebenfalls den „Heidengräber“ genannten Hügelgräbern zuwandten und mehrfach über Hügelabtragungen der Bauern oder eigene Nachgrabungen in römischen Hügelgräberfeldern berichteten, wie z. B. der Kaplan Joseph Karner (1814–1888) bei Vasoldsberg (1844)104 oder Carl Vinzenz Ritter von Pichl und Gamsenfels, der mit dem bereits genannten Josef Carl Hofrichter bei Hummersdorf aktiv war (1846–1850).105 Nach kurzen Notizen in den Vereinsmitteilungen ließen sogar Erzherzog Johann bei Stainz (1857)106 und seine Nichte, Maria Caro­ lina (1798–1870), Herzogin von Berry, zwischen Pichla und Perbersdorf im Sugaritzwald (vor 1853)107 Grabhügel öffnen. Da in der Mitte des 19. Jhs. unter Archäologie auch noch die Kunstgeschichte des Mittel-

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Römerzeitliche Keramikgefäße aus den Hügelgräbern von Pichla und Ratschendorf. Bleistiftzeichnung von Albert Kropsch, 1852 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv

Römische Grabkammer mit Dromos in Hummersdorf. Bleistiftzeichnung von Carl Vinzenz Ritter von Pichl StLA und Gamsenfels (?), 1846

alters verstanden wurde, sollte der vom Historischen Verein für Steiermark geschaffene und im Habsburgerreich einzigartige Posten eines „Landesarchäologen“ aus archäologischer Sicht nicht die gewünschten Fortschritte bringen. Nachdem dieses Amt zunächst dem Kunsthistoriker Eduard Melly (1814–1854) zugedacht war, wurde nach dessen plötzlichem Tod die mehrjährige Stelle schließlich 1855 dem Künstler Carl Haas (1825–1880) übertragen.108 Auf seinen zahlreichen Reisen durch das Herzogtum Steiermark erforschte und doku­ mentierte Haas zeichnerisch vorwiegend Bauwerke aus der Romanik und Gotik, widmete sich zuweilen aber auch archäologischen Bodenfunden. So hielt er im Jahr 1855 einen monochromen Mosaikbodenrest der römischen Villa Grünau bei Groß St. Florian in einer akkuraten Pinselzeichnung fest109 oder widmete sich ausführlich der 1858 erfolgten Auffindung der Grabaedicula von Donawitz und der Beschreibung ihrer Bauteile.110 Aufgrund seiner künstlerischen Ausbildung verstand sich Haas sicherlich mehr als Bauforscher und Denkmalpf leger, denn als Archäologe, sodass es auch nicht verwundert, dass er 1862 vorzeitig sein Dienstverhältnis beim Historischen Verein auf löste und sich der Erzeugung von Metallwaren zuwandte. Zusammen mit Karl Schmit Ritter von Tavera (1832– 1872), dem Nachfolger Pratobeveras zwischen 1857 bis 1860 als Leiter des joanneischen Münzen- und Antikenkabinetts, gründete Haas eine galvanoplastische Anstalt in Graz, aus der kurz darauf zwei konkurrierende Betriebe entstanden. Auf Ansuchen von Josef Scheiger wurde in der Gießerei von Tavera im Jahr 1862 auch die erste Kopie des Kultwagens von Strettweg für das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz angefertigt.111 Zu dieser Zeit (1861–1868) war der Historiker Joseph Georg Zahn (1831–1916) Archivar und Vorstand des Antikenkabinetts am Joan-

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Mosaikbodenfragment aus der Villa Grünau. Pinselzeichnung von Carl Haas, 1855 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv

neum, unter dem jedoch die archäologischen Forschungen zusehends stagnierten. Dies hatte einerseits mit dem Arbeitsschwerpunkt Zahns im Joanneumsarchiv und Münzkabinett, andererseits auch mit Konf likten innerhalb des Joanneums zu tun, die nach dem Tod des ­Museumsgründers Erzherzog Johann 1859 die Anstalt paralysierten. Ähnliche Lähmungserscheinungen rief anscheinend auch die 1858 vom Ausschuss des Historischen Vereins beschlossene und im Sterbejahr Erzherzog ­Johanns durchgeführte Übergabe der 863 Nummern zählenden Kunst- und Altertumssammlung des

Vereins an das Joanneum hervor.112 Ab 1862 werden archäologische Beiträge in den „Mitteilungen des Historischen Vereines“ immer seltener und die Berichte der Bezirkskorrespondenten brechen ab. Innerhalb von 15 Jahren hatten die gut miteinander vernetzten Mitglieder des Historischen Vereines für Innerösterreich bzw. für Steiermark die archäologische Landesforschung etabliert und sich durch eine rasche Methodisierung des Ausgrabungswesens und reichhaltige Publikationstätigkeit zu den Pionieren der heimischen Altertumsforschung entwickelt.

Die Etablierung des Faches (1865–1905) Von Daniel Modl

Mit der Entwicklung der heute noch gängigen chronologischen Systeme und der durch die Grabungen in Mittel- und Nordeuropa bewirkten methodischen Fortschritte im Bereich der Stratigraphie und Typologie sollte die Archäologie in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. den entscheidenden Sprung zu einer selbstständigen Wissenschaft machen. Bereits im Jahr 1856 entdeckte man in der Kleinen Feldhofer Grotte bei Steinbrucharbeiten den Neandertaler, welcher vom Naturforscher Johann Carl Fuhlrott (1803–1877) als eiszeitlicher Vormensch erkannt wurde. Der Pathologe Rudolf Virchow (1821–1902), maßgebliche Autorität seiner Zeit und Wegbereiter der prähistorischen Archäologie in Deutschland, verhinderte jedoch bis zur Jahrhundertwende die endgültige Anerkennung dieser Deutung und ordnete die Skelettreste einem „Jetztmenschen“ mit krankhaften Veränderungen zu. Im Jahr 1859 veröffentlichte Charles Darwin (1809–1882) sein revolutionäres Buch über die Entstehung der Arten, dem 1863 Charles Lyells (1797–1875) Werk über das Alter der Menschheit folgte. Bereits im Jahr 1865 wurde durch den britischen Anthropologen John Lubbock (1834–1913) erstmals zwischen einer Altsteinzeit (Paläolithikum) und einer Jungsteinzeit (Neolithikum) unterschieden, worauf der französische Gelehrte Gabriel de Mortillet (1821–1898) im Jahr 1869 eine chronologische Gliederung der Altsteinzeit vornahm.

Auch die Periodisierung der Bronze- und Eisenzeit machte weitere Fortschritte, wobei hier die wesentlichen Anregungen und Untersuchungen von schwedischen Forschern kamen. Im Jahr 1874 machte der Kulturhistoriker Hans Hildebrand (1842–1913) auf einem Kongress in Stockholm den Vorschlag, die jüngere vorrömische Eisenzeit Mitteleuropas nach dem Fundort La Tène am Ufer des Neuenburger Sees in der Westschweiz zu benennen, während für den älteren Abschnitt das oberösterreichische Hallstatt namensgebend werden sollte. Unter dem Eindruck des darwinistischen Evolutionismus entwickelte darauf hin der Prähistoriker Oscar Montelius (1843–1921) die typologische Methode, durch die er im Jahr 1885 die Bronzezeit Skandinaviens in mehrere Stufen unterteilte. Die Typologie verfolgt dabei die Entwicklung der äußeren Form eines Gegenstandes von seinem ersten Auftreten bis zu seinem Verschwinden und nutzt dazu die Fundvergesellschaftung in geschlossenen (Be-) Funden, wie z. B. in Gräbern und Depots. Zur Überprüfung der Geschlossenheit eines Fundes diente wiederum die Stratigraphie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. an die archäologische Feldforschung angepasst wurde. So begann sich im Zuge der Höhlen- und Pfahlbauforschung mit der „Kulturschicht“ nun ein eigener Begriff für fundreiche und meist dunkel gefärbte Schichten anthropogenen Ursprungs zu etablieren. War eine Kulturschicht ungestört, mussten die in ihr enthaltenen Fun-

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Gipsabgusssammlung nach der Übersiedlung aus der Alten Universität. Fotografie von Leopold Bude, vor 1906 KFU Graz, Institut für Archäologie

de auch gleichaltrig sein, wodurch die Anwendung der typologischen Methode und somit eine relativchronologische Datierung möglich wurde. Mit der „Idee“ der Kulturschicht und der „Entdeckung“ des Pfostenlochs, also der Interpretation einer kleinen kreisrunden Verfärbung im Boden als verwitterter Rest eines Holzpfostens, im Zuge der Forschungen am obergermanisch-raetischen Limes um 1890, war es möglich geworden, auch Holzbauten nachzuweisen und somit vorgeschichtlichen Siedlungen in Mitteleuropa auf die Spur zu kommen. In vielfacher Hinsicht stellten die im Jahr 1871 begonnenen Grabungen Heinrich Schliemanns (1822–1890) in Troja einen Markstein in der Archäologie dar. Hier wurden – trotz aller späteren Kritik – nicht nur die Grundlagen für eine stratigraphische Ausgrabung, sondern auch die Standards für eine entspre-

chende Funddokumentation geschaffen, indem Schliemann in seinen Publikationen Baubefunde und selbst kleinteilige Keramikfragmente durch Zeichnungen und Fotografien festhielt. Vergleichsweise praxisfern entwickelte sich das Fach Archäologie an den Universitäten des deutschsprachigen Raumes, wo es sich aus dem Studium der klassischen Philologie und dem Auf bau umfangreicher Sammlungen griechisch-römischer Kunst in Gipsabguss und Original zur realienkundlichen Unterstützung des griechischen und lateinischen Sprachunterrichts herausbildete. Während man an den deutschen Universitäten bereits im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jhs. eigene Lehrstühle für Klassische Archäologie ins Leben rief, hinkte die Habsburgermonarchie dieser Entwicklung insofern hinterher, als man hier erst im Jahr 1869 in Wien eine eigene archäologische Lehrkanzel errichtete. Auch

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an der Universität in Graz bildete zunächst ein von den Philologen Karl Schenkl (1827–1900) und Max von Karajan (1833–1914) sowie vom Germanisten Karl ­Tomaschek (1828–1878) im Jahr 1865 gegründetes und geleitetes „archäologisches Cabinet“ die Keimzelle der Archäologie an der Philosophischen Fakultät. Bereits im Juni 1868 war das Cabinet in einem Raum der alten Grazer Jesuitenuniversität soweit mit Originalen attischer und unteritalischer Keramik sowie mit Münzen und Gipsabgüssen antiker Statuen eingerichtet, sodass es neben Studenten und Künstlern auch der kunstinteressierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte.113 Nach dem 1868 erfolgten Abgang Tomascheks nach Wien wurde die vakant gewordene Stelle im Vorstand des archäologischen Cabinets mit dem Historiker Friedrich (Fritz) Pichler (1834–1911) besetzt, der als außerordentlicher Universitätsprofessor Numismatik, Heraldik, Sphragistik und römische Epigraphik lehrte. Parallel mit seiner universitären Karriere verlief auch der beruf liche Aufstieg Pichlers am Joanneum. Am 9. Jänner 1869 wurde er zum Leiter des Münzen- und Antikenkabinetts bestellt, das im Jahr zuvor vom Joanneums­ archiv abgetrennt worden war, wo Pichler bereits zwischen 1857–1864 als Archivbeamter tätig war.114 Zu seinen damaligen Aufgaben gehörte die Ordnung und Bearbeitung von Archivalien, eine scheinbar prägende Tätigkeit, wenn man Pichlers spätere Publikationen bedenkt. Sie können vielfach als „archäologische Regesten“ bezeichnet werden, wo er gewissenhaft Funde oder Fundorte mit Kurzbeschreibungen und der dazugehörigen Primär- und Sekundärliteratur zusammentrug.115 Durch seine Versuche, alle diese Informationen auch in Karten darzustellen,116 kann Pichler somit als „Vater der archäologischen Landesaufnahme“ in der

Friedrich Pichler (1834–1911). Fotograf und Datierung unbekannt UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Steiermark bezeichnet werden. Er ist zudem einer der ersten Vertreter der Fundnumismatik in Österreich, da er zwischen 1865–67 alle in der damaligen Steiermark gefundenen und in den verschiedenen öffentlichen und privaten Kabinetten verwahrten keltischen und römischen Münzen in zwei Bänden publizierte.117 Mit ähnlichem Arbeitselan ging Pichler in seinem Antrittsjahr auch daran, die archäologische Schausammlung des Joanneums in der Raubergasse neu zu gestalten. Nach Unterbringung der Römersteine in einem Lapidarium im Erdgeschoß und der Aufstellung der übrigen Sammlungsbestände nach Fundort, Material und Zeitstellung im ersten Stockwerk konnte das Museum nach einmonatiger Schließung am 12. Juni 1869 wieder eröffnet werden.118 Ergänzend dazu brachte Pichler noch im September einen kleinen Sammlungsführer heraus, der bald vergriffen war.119 Noch gut ein

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Jahrzehnt lang sollte das Münzen- und Antikenkabinett die einzige öffentlich zugängliche Schausammlung mit heimischen Bodenaltertümern in der Steiermark bleiben, bis in den frühen 1880er-Jahren durch den Volkskundler Franz Ferk (1844–1925) in Gamlitz (1878–1895),120 durch Pfarrer Anton Meixner (1839–1923) in Leibnitz (1881–1915),121 durch den Bezirksmuseumsverein in Fürstenfeld (ab 1882)122 und durch Johann Borstnik in Hartberg (1883–1933)123 kleine Heimatmuseen mit einer nennenswerten Zahl an archäologischen Exponaten zumeist lokaler Herkunft entstanden. In die Amtszeit Pichlers fallen auch einige bedeutende internationale und regionale Ausstellungsprojekte, bei denen das Münzen- und

Antikenkabinett als Leihgeber prominent vertreten war und einzelne Sammlungsbestände einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen konnte. Zu erwähnen sind hier beispielsweise die Wiener Weltausstellung 1873, wo im „Pavillon des Amateurs“ u. a. der Strettweger Kultwagen, die Waffen- und Gefäßausstattung der Fürstengräber von Kleinklein und die Negauer Helme präsentierte wurden124 oder die „Culturhistorische Ausstellung“ 1883 in der Grazer Industriehalle, die neben den bereits genannten Highlights auch zahlreiche Neufunde aus der Sulmtalnekropole der Jahre 1881 bis 1883 zusammen mit der Modellrekonstruktion eines Grabhügels zeigte.125 Hinzu kommt noch die Archäologische Ausstellung im k. k. Österreichischen Mu-

Bronze- und Keramikfunde aus Kleinklein und Ne­ gova/Negau. Federzeichnung von Hugo Charlemont, 1890

Brustpanzer vom Pommerkogel mit weiteren Funden aus Slowenien und der Steiermark in der Culturhistorischen Ausstellung in Graz 1883. Fotografie von Leopold Bude, 1883

Nach: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild 7: Steiermark [Wien 1890], 79

UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

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Kultwagen von Strettweg. Stereofoto­ grafie von Johann Reiner, Albumin, 1873–1876 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

seum für Kunst und Industrie in Wien des Jahres 1893, bei der neben den hallstattzeitlichen Treibarbeiten aus Kleinklein auch die römischen Gräberfunde aus Poetovio (Ptuj) zur Schau gestellt wurden.126 Eine besondere Position unter den Ausstellungsleihgaben nahm stets der Kultwagen von Strettweg ein, dessen Restaurierungsgeschichte127 ein gutes Beispiel für den ambivalenten Umgang mit Altertümern am Ende des 19. Jhs. ist. Im Jahr 1881 beauftragte Pichler den Graveur Julius Rennert (1844–1918) mit der Restaurierung des Wagens, dessen Einzelteile zu diesem Zeitpunkt nur durch feine Kupferdrähte und Nägel miteinander verbunden waren und der nun durch Rennert zerlegt und mit Bleiergänzungen versehen wurde. Durch Auftrag einer künstlichen Patinierung erreichte Rennert schließlich die optische Vereinheitlichung von Originalsubstanz und Ergänzung, wobei die Übergangsstellen – durchaus im Sinne heutiger restauratorischer Vorstellungen – durch rote und weiße Linien für den Beschauer deutlich sichtbar gemacht wurden. Im Jahr 1889 kehrte der Kultwagen von einer Sonderausstellung der Wiener An-

thropologischen Gesellschaft im Rahmen der Eröffnung des Naturhistorischen Museums in beschädigtem Zustand aus der Hauptstadt nach Graz zurück. Die Folge waren Reparaturen und weitere restauratorische Überarbeitungen durch Rennert im Jahr 1901/02, die die komplette Zerlegbarkeit des Wagens zum Ziel hatten. Zu diesem Zweck wurde die stützende Bodenplatte aus Holz durch eine aus Blei ersetzt, an die alle Einzelteile mit Schrauben befestigt werden konnten, nachdem freilich zuvor alle noch erhaltenen antiken Niete ausgebohrt worden waren. In seinem über zwanzigjährigen Wirken am Joanneum erwies sich Pichler nicht nur als eifriger Museumsbeamter, sondern auch als ebenso emsiger Feldarchäologe, dessen Grabungsaktivitäten in Kärnten und der Steiermark zur Erforschung zahlreicher Baureste im Bereich mehrerer römerzeitlicher Städte, kleinerer nichtstädtischer Siedlungen (Vici) und größerer Landgüter (Villae rusticae) führte. Für die Steiermark sind seine archäologischen Untersuchungen in der Villa von Retznei nahe Ehrenhausen (1873),128 im antiken Stadtgebiet von Flavia Solva (1877/78),129 im Vicus von

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Vorarbeiten zum Grundrissplan der Villa von Retznei. Tuschezeichnung von Friedrich Pichler, 1873 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Archiv

Grundriss eines römischen Gebäudes im Vicus von Kalsdorf. Kolorierte Bleistiftzeichnung von Eduard Pleschner von UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv Eichstett, März 1878

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Skizze von der Öffnung eines römischen Grabtumulus (?) bei Pachern nahe Raaba. Bleistiftzeichnung von Friedrich UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Archiv Pichler, März 1882

Kalsdorf (1878)130 und schließlich in der Höhensiedlung am Kugelstein bei Deutschfeistritz (1885/86)131 von Bedeutung, wo er zuletzt die Forschungen des Ingenieurs und Architekten Moriz Heider (1863–1930) wissenschaftlich begleitete.132 Daneben widmete sich Pichler auch der Hügelgräberforschung, die in der Steiermark in den 1880er-Jahren einen neuerlichen Aufschwung erlebte. So ließ er Tumuli im weiteren Umkreis von Graz bei Thal und Hitzendorf (1880/81), Pachern bei Raaba (1882) und bei Hausdorf bzw. Berndorf (1884) öffnen.133 Parallel zu Pichler betrieben auch zahlreiche Laienforscher die Untersuchung eisen- und römerzeitlicher Hügelgräberfelder, darunter die Feldbacher Brauereibesitzerin Josefine Hold (1852–1927) bei Auersberg, Kohlberg-Perlsdorf, Mühldorf-Steinberg und Saaz (1879–1901),134 die Fürstenfelder Lehrer Anton Kokalj und Hans Lange in Dietersdorf (1882),135 der Lan-

dessiechenhausverwalter Emil Neher (†1887) im Raum Wildon (1882),136 der Deutschlandsberger Rechtsanwalt Johannes Dworschak bei Bad Gams, Freidorf an der Laßnitz, Leibenfeld und Vochera an der Laßnitz (1883–1885),137 der Grazer Untersuchungsrichter Hans Tauber (1849–1913) in Pichling (1886)138 und Pfarrer Franz Fauster bei Ehrenhausen (1889).139 Unter den Genannten muss zweifellos Dworschak hervorgehoben werden, der 1902 auch an den Grabungen von Karl Toldt jun. (1875–1961), später Kustos der Säugetiersammlung des Wiener Naturhistorischen Museums, in der Umgebung von Gams und Stainz beteiligt war.140 Die großteils auch publizierten Grabungsergebnisse lassen erkennen, dass bis zum Ende des 19. Jhs. unterschiedlichste Strategien der Grabhügelöffnung existierten, die vom Abtiefen eines zentralen Schachtes in der Hügelmitte bis zum vollständigen Abtragen der Hügelaufschüttung reichten.

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Wenzel Radimský (1832–1895). Fotograf und Datie­ Nach: Wozonig, Pölfing-Brunn 222 rung unbekannt 

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Quantitativ, wie auch qualitativ überragt werden diese Forschungen jedoch von den zwischen 1881 bis 1883 im Sulm- und Saggautal durchgeführten Grabungen und Kartierungen des Wieser Bergwerksdirektors Wenzel/Václav Radimský (1832–1895). Dessen Interesse für die Archäologie war erwacht, als im Jahr 1880 in Bergla bei St. Martin im Sulmtal ein Bauer auf die Reste einer römischen Villa stieß, worauf Pichler in Graz verständigte wurde. Dieser regte Radimský an, nicht nur die aufgedeckten Mauerzüge in einem Plan dokumentieren zu lassen,141 sondern motivierte ihn auch, weitere archäologische Untersuchungen in der unmittelbaren Umgebung anzustellen. Die Bilanz nach drei Jahren systematischer Forschung konnte sich sehen lassen: Von 1124 erfassten eisen- und römerzeitlichen Grabhü-

Teilgrundriss der Villa Bergla. Kolorierte Tuschezeichnung von Karl Fiala, 1881 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Planarchiv

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Josef Szombathy (1853–1943). Fotograf und Datierung unbekannt

eine Versuchsgrabung bei Unterkainisch nahe Bad Aussee143 durchführte. Im Vergleich mit Radimský und Szombathy, die in ihren umfangreichen Publikationen144 erstmals archäologische Kleinfunde überblicksmäßig in Tafeln abbildeten, detaillierte Grabungspläne erstellten und mit zwei Überblickskarten145 die für ein Jahrhundert einzig brauchbaren Kartierungen von Bodendenkmälern in der Südweststeiermark vorlegten, wird auch deutlich, warum sich Pichler zu Lebzeiten bereits mehrfach mit fachlicher Kritik konfrontiert sah. In den 1870er- und 1880er-Jahren, als eine gute Dokumentation und exakte Einordnung der Funde immer wichtiger erschienen, fiel Pichler durch knappe, oftmals verwirrende Beschreibungen, eine antiquierte Terminologie

Naturhistorisches Museum Wien, Prähistorische Abteilung, Inv.-Nr. 7117b

geln konnten durch Radimský allein im westlichen Teil der Nekropole um den Burgstallkogel 40 Tumuli geöffnet werden. Fachliche Unterstützung erhielt er dabei von Josef Szombathy (1853–1943), dem Kustos der anthropologisch-ethnographischen Abteilung am Naturhistorischen Museum in Wien, der 1882 annähernd gleich viele Grabhügel in den östlichen Tumulusgruppen der Sulmtal­ nekropole untersuchte, darunter auch das Panzergrab im Tschoneggerfranzl-Tumulus 2.142 Mit der Übersiedlung Radimskýs 1884 nach Wien und im Jahr darauf nach Sarajewo fanden diese Forschungen jedoch ihr jähes Ende, wodurch sich in der Folge auch Szombathy aus der Weststeiermark zurückzog. Dieser sollte erst wieder um die Jahrhundertwende im steirischen Salzkammergut archäologisch tätig werden, als er dort das östliche Einzugsgebiet von Hallstatt zu erforschen begann und 1915

Keramikfunde aus dem Tschoneggerfranzl-Tumulus 2 in Goldes Nach: Radimský/Szombathy, Urgeschichtliche Forschungen II, Tafel XI

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Römisches Fußbodenmosaik aus Flavia Solva. Kolorierte Tusche­ zeichnung des Landes-Bauamts Graz (digital nachbearbeitet), 1877 UMJ, Archäologie & Münz­ kabinett, Planarchiv

und fehlende oder ungenaue Grabungspläne auf. Heutzutage werden ihm auch mangelnde stratigraphische Beobachtungen und eine unzureichende Funddokumentation vorgeworfen, jedoch sollten sich die Beschreibung von Bodenschichten und die graphische Präsentation von Kleinfunden in der Archäologie erst am Ende des Jahrhunderts endgültig durchsetzen. Pichlers Leben und archäologisches Wirken liegt der tragische Umstand zu Grunde, dass er sich in einer Welt des wissenschaftlichen Umbruchs und der fortschreitenden Spezialisierung mit größtem Arbeitseinsatz als Universalgelehrter zu behaupten versuchte. Als Sinnbild für die geringe Wertschätzung seiner damaligen Arbeit – vor allem von Seiten der Universität, die ihn 1905 in den Ruhestand versetzte – darf ein Mosaikboden aus Flavia Solva gelten, der von Pichler im Jahr 1877 bei der ersten planmäßigen Grabung im antiken Stadtgebiet geborgen und vor der Culturhistorischen Ausstellung 1883 von Kaiser Franz Joseph I. (1830–1916) der Universität Graz zum Geschenk gemacht wurde.146

Da man sich jedoch intern auf keinen Aufstellungsort im 1894 bezogenen Neubau der Universität einigen konnte, wurde das Mosaik kurzerhand in Kisten verpackt und im Keller des chemischen Institutes magaziniert. Dort verblieb das Mosaik bis 1920, als es im Lapidarium des Joanneums in der Raubergasse neu verlegt wurde.147 45 Jahre später landete es in einem Kellermagazin des Joanneums, wo das Mosaik erst wieder Anfang der 1980er-Jahre ausfindig gemacht werden konnte. Nach erfolgter Restaurierung wurde es schließlich im Stiegenaufgang zum Institut für Archäologie aufgehängt, wo es sich heute noch befindet. Bevor Pichler im Jahr 1890 aus dem Joan­ neum ausschied, war er noch maßgeblich an der im Jahr 1887 erfolgten Ausgliederung von kulturgeschichtlichen Gegenständen des Mittelalters und der Neuzeit aus dem Münzenund Antikenkabinett in eine eigene kulturhistorische Abteilung mit Kunstgewerbemuseum beteiligt. Damit war auch eine Namensänderung der Abteilung verbunden, die nun „Prähistorische Sammlung, Münzen- und Anti-

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Wilhelm Gurlitt (1844–1905). Fotograf und Datierung KFU Graz, Institut für Archäologie unbekannt

Ladislaus Gundaker Graf von Wurmbrand (1838– StLA 1901). Fotograf und Datierung unbekannt

kenkabinett“ hieß. Diese stand ab April 1890 unter der Oberleitung von zwei Kuratoren des Joanneums, der Rechtshistoriker und Numismatiker Arnold Luschin von Ebengreuth (1841–1932) übernahm die Münzsammlung, der Archäologe Wilhelm Gurlitt (1844–1905) die prähistorische Sammlung und das Antikenkabinett.148 Letzterer war 1877 als außerordentlicher Professor auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Klassische Archäologie an der Universität Graz berufen worden. Im Jahr 1890 wurde er zum ordentlichen Professor ernannt und durfte 1894 als erster Vorstand das Archäologische Institut der Grazer Universität gründen. Gurlitt war zusammen mit dem Althistoriker Otto Cuntz (1865–1932) auch an der im Jahr 1900 erfolgten Errichtung eines eigenständigen „Archäologisch-epigraphischen Seminars“ in Graz beteiligt, das kleinere Akzente in der Erforschung der römerzeitlichen Inschriften der

Steiermark setzen konnte und aus dem sich nach dem Zweiten Weltkrieg das Institut für Alte Geschichte und Altertumskunde entwickeln sollte.149 Wesentlich kurzlebiger, jedoch umso bedeutender für die steirische Bodenforschung, sollte sich eine andere Gründung Gurlitts erweisen, nämlich jene des „Anthropologischen Vereins“ in Graz, dessen Konstituierung er zusammen mit Pichler, Luschin von Ebengreuth, dem Geologen Rudolf Hoernes (1850–1912), dem Historiker Franz Krones (1835–1902) und dem Zoologen Franz Eilhard Schulze (1840– 1921) sowie dem Pionier der steirischen Steinzeitforschung und späteren Landeshauptmann Ladislaus Gundaker Graf von Wurmbrand (1838–1901) am 2. Mai 1878 durchführte.150 Obmann des Vereins und seine treibende Kraft wurde Wurmbrand, der auch Gründungs- und Ausschussmitglied der acht Jahre zuvor ins Leben gerufenen „Anthropologi-

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schen Gesellschaft“ in Wien war, die als Vorbild für die Gründung der Grazer Zweigstelle diente. Zunächst dem Spiritismus zugetan, wandte sich Wurmbrand ab 1866 als außerordentlicher Hörer an der Grazer Universität den Naturwissenschaften zu. Sein besonderes Interesse galt jedoch der Anthropologie, die in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. mit der Ur- und Frühgeschichte, der Physischen Anthropologie und der Ethnologie drei heute eigenständige Forschungsrichtungen in sich vereinigte. Bereits im Jahr 1869 begann Wurmbrand nach Pfahlbauten an den Ufern der steirischen und oberösterreichischen Seen des Salzkammerguts zu suchen. Während seine Nachforschungen am Grundlsee und Hallstätter See negativ verliefen,151 wurde er am 25. August 1870 in Seewalchen am Attersee fündig und entdeckte den ersten Pfahlbau des oberösterreichischen Salzkammergutes.152 Angespornt durch die bereits erwähnten Grabungen im Jahr 1837 in der Großen Badlhöhle bei Peggau durch Haidinger, Thinnfeld und Unger (vgl. oben S. 65) und die im Mai 1870 erfolgte Deutung zweier Knochenstücke aus dem damaligen Fundmaterial als paläolithische Artefakte durch den Grazer Universitätsprofessor für Mineralogie und Geologie, Carl Ferdinand Peters (1825–1881), nahm Wurmbrand im Sommer 1870 parallel zu seinen Pfahlbauuntersuchungen auch die Erforschung der Höhlen des mittleren Murtals in Angriff. Er führte Ausgrabungen in der Drachenhöhle bei Mixnitz, der Badlhöhle sowie der Kleinen und Großen Peggauerwandhöhle bei Peggau durch. Das damalige Fundmaterial blieb zwar spärlich, dennoch sind seine strati­ graphischen Beobachtungen in der durch den Phosphaterdeabbau im Jahr 1918/19 stark geschädigten Badlhöhle153 noch heute von Bedeutung. Maßgeblichen Anteil an der Wiederbelebung der steirischen Höhlenforschung Anfang der 1870er-Jahre hatte auch die Baronin Fanny

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Fanny von Thinnfeld (1821–1903). Fotografie von Eduard Pleschner von Eichstett, um 1875 Archiv Schloss Thinnfeld

von Thinnfeld (1821–1903), die 1870 ebenfalls in der Badlhöhle grub und die entscheidende Anregung gab, im Grabungsmaterial ihres Vaters nach Knochenartefakten zu suchen, was schließlich zur Identifizierung einer altsteinzeitlichen Geschossspitze führte, die nach einem mährischen Fundort später als „Lautscher Spitze“ bezeichnet wurde.154 Von 18. bis 24. September 1875 führte die „Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte“ ihre 48. Jahreshauptversammlung in Graz durch, bei der die Mitglieder der Section Anthropologie und prähistorische Forschung von Wurmbrand als Einführungsredner begrüßt wurden.155 Zusammen mit Pichler, der hier als Schriftführer fungierte, hatte Wurmbrand im zweiten Stock des Joanneumgebäudes

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in der Raubergasse eine große Ausstellung zur Urgeschichte mit Leihgaben aus der gesamten Monarchie zusammengestellt, die sich großen Besucherinteresses erfreute.156 Unter den damals gehaltenen Vorträgen stechen inhaltlich vor allem jene von Wurmbrand über die Koexistenz von Mensch und Mammut in der Eiszeit und von Franz Ferk über Druidismus und den Strettweger Wagen hervor. Besonders Letzterer nützte die Gelegenheit, um seine aus Sprach- und Sagenforschung gebildeten und mit etwas Keltologie „gewürzten“ Theorien einem breiteren Publikum vorzustellen.157 Dabei ist Ferk als durchaus ernstzunehmender Laienforscher zu bezeichnen, der 1869 sogar für wenige Monate bei Pichler am Münzenund Antikenkabinett beschäftigt war, sich aber dann aus finanziellen Gründen für eine Lehrerlauf bahn entschied und an Schulen in Fürstenfeld, Judenburg, Ptuj/Pettau und Graz wirkte. In der Steiermark sind ihm die Weiterführung der von Knabl158 begonnenen Römerstraßenforschung159 sowie zahlreiche Funderhebungen und kleinere archäologische Untersuchungen im Bezirk Leibnitz160 zu verdanken. Besonders erwähnenswert ist seine 1884 erfolgte Grabung am „Fuchskogel“ bei Gamlitz,161 die zur Freilegung und Bergung einer am Fuß des Hügelgrabes umgestürzten römischen Grabstele führte. Eine dabei entstandene Fotografie gehört zu den ältesten erhaltenen „Grabungsfotos“ der Steiermark. Im Zuge der Naturforscher-Tagung wurden auch zwei Exkursionen unternommen, die eine führte ins slowenische Ruše/Maria Rast, wo Wurmbrand zwei Monate zuvor mit Alfons Müllner (1840–1918), dem späteren Leiter des Landesmuseums Rudolfinum in Ljubljana/Laibach, die Grabungen im dortigen späturnenfelderzeitlichen Gräberfeld begonnen hatte,162 die andere zur hallstattzeitlichen Nekropole nach Kleinklein. Dort nahm Wurmbrand vermutlich ebenfalls im Vorfeld oder im Laufe der

Tagung archäologische Untersuchungen in den Grabhügelgruppen Kaiserschneiderwald oder Grellwald163 vor. Forschungsgeschichtlich interessant ist auch der Beitrag Wurmbrands in der zur Naturforscher-Tagung erschienenen Festschrift des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, in dem er sich mit den 1872 bei der Errichtung eines Kurhauses in Bad Gleichenberg164 entdeckten Gruben mit Keramik und Steingeräten aus dem mittleren Neolithikum auseinandersetzte. Er ordnete dieses Fundmaterial chronologisch richtig der Steinzeit zu, erahnte jedoch noch nicht die große zeitliche Tiefe dieser Periode und nahm an, dass die damalige „Urbevölkerung“, als sie von den Römern erobert wurde, noch in Pfahlbauten lebte. Dadurch waren von Wurmbrand die Grundlagen für die „ostnorische (Retentions-)Kultur“ geschaffen, die noch 100 Jahre in der steirischen Archäologie herumspuken sollte und von der noch später die Rede sein wird. Während die provinzialrömische Archäologie Ende der 1870er-Jahre durch Pichler am Joanneum fest verankert war, fehlte es noch an einer geeigneten institutionellen Absicherung der prähistorischen Forschung in der Steiermark, die vermutlich mit der Gründung des „Anthropologischen Vereins“ 1878 in Graz erreicht werden sollte. Der Verein bestand nachweislich bis ins Jahr 1883, dürfte aber dann mit der im Jahr darauf erfolgten Wahl Wurmbrands zum steirischen Landeshauptmann wieder aufgelöst worden sein. In den wenigen Jahren seines Bestehens initiierte und förderte der Verein jedoch zahlreiche archäologische Aktivitäten, wie z. B. die Abhaltung der ersten Versammlung österreichischer Anthropologen und Urgeschichtsforscher in Ljubljana (1878),165 die Herausgabe der Fundstellenkarte Pichlers (1879)166 und natürlich diverse archäologische Untersuchungen. So ist der Verein an einer Eintagesgrabung durch Hoernes in der Dra-

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Freilegung einer Grabstele am „Fuchskogel” bei Gamlitz. Fotografie, 1884 UMJ, Archäologie & Münz­ kabinett, Fotoarchiv

chenhöhle bei Mixnitz (1878)167 und auch an den ausgedehnteren Untersuchungen Gurlitts in der Sulmtalnekropole (1882) beteiligt, bei der sechs Grabhügel der Hochschusterwald-, Grellwald- und Precklwaldgruppen168 geöffnet wurden. Über weitere Grabungen, Fundbergungen und Begehungen Gurlitts für den Verein in Forst bei Kalsdorf,169 an der Nordwestseite des Hühnerbergs bei Hausmanstätten170 und am Bründl bei Krottendorf 171 am Fuß des Grazer Buchkogels liegen nur vage Hinweise vor. Auch während seiner dreizehnjährigen Amtszeit als steirischer Landeshauptmann blieb Wurmbrand der Kulturpolitik und Archäologie treu. Er war die treibende Kraft hinter der Gründung der „Historischen Landeskommission“ (1892) und der Reform des Joanneums (1887), dem er auch weiterhin als Mäzen erhalten blieb und im Jahr 1890 einen zehn Jahre zuvor bei Bruck an der Mur172 entdeckten urnenfelderzeitlichen Depotfund schenkte. In das Jahr 1890 fällt auch der Beginn der bereits erwähnten Einf lussnahme Gurlitts und Luschins auf die archäologisch-numismatische Abteilung

am Joanneum, in der in den Folgejahren Kustoden den eigentlichen Museums- und Grabungsbetrieb nach den vom Curatorium des Joanneums bzw. von Gurlitt und Luschin verfassten „Spezialinstructionen“173 aufrecht erhalten sollten. Zu nennen ist hier Gustav Budinsky (1832–1919), der bereits 1875 unter Pichler als dessen Assistent eingestellt und entsprechend seiner langjährigen Erfahrung zum Leiter der Abteilung bestimmt worden war. Zu seinen wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten zählt die Untersuchung einer römischen Villa bei Judendorf-Straßengel174 zusammen mit dem in den 1870er-Jahren zwischen Peggau und Kalsdorf archäologisch umtriebigen Fotografen Eduard Pleschner von Eichstett (*1837) aus Graz. In der Abteilung am Joanneum wurde Budinsky zunächst durch Otto Fischbach (1869–1897) und nach dessen frühen Tod von Wilhelm Rauscher unterstützt. Die durch die Reorganisation der Abteilung freigewordenen Ressourcen wurden von den Nachfolgern Pichlers in den kommenden zwei Jahrzehnten zum einen für die Inventarisie-

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rung und zeitgemäße systematische Aufstellung der Prähistorischen Sammlung, des Münzenund Antikenkabinetts sowie des Lapidariums genützt und zum anderen für die Forcierung der archäologischen Forschungen in der slowenischen Steiermark/Štajerska. Während Gurlitt groß angelegte Grabungen in Ptuj und Loibenberg/Libna durchführen ließ,175 konzentrierten sich die archäologischen Untersuchungen von Budinsky, Fischbach und Rauscher auf einige wenige Fundorte in der Ost- und Obersteiermark. Erforscht wurden im Raum Feldbach mit den kupferzeitlichen Gräbern (?) von Lödersdorf (1903/04)176 und den römischen Tumuli am Saazkogel (1888–1901)177 sowie den frühmittelalterlichen Gräberfeldern von Hohenberg im Ennstal (1896) und Krungl im steirischen Salzkammergut (1896–1899, 1903)178 vor allem Bestattungen. Auf Grund einer nachlässigen Grabungsdokumentation und des Umstandes, dass nach dem frühen Tod Fischbachs zahlreiche seiner Aufzeichnungen verloren gingen, sind die genauen Fundumstände jedoch vielfach unbekannt. Unklar blieb zunächst auch die genaue Herkunft zahlreicher Bronzen, die im Dezember 1905 und Jänner 1906 vom Bauern Johann Schrei, vulgo Kröll, in Kleinklein im Rahmen privater Grabungen geborgen und dem Joanneum verkauft worden waren.179 In den Funden – darunter ein Doppelkammhelm, ein Brustpanzer, mehrere Bronzegeschirre und eine Blechmaske – erkannte man ein Jahrzehnt später die Ausstattung eines fünften hallstattzeitlichen Fürstengrabes, verborgen blieb jedoch, dass es sich dabei um die restlichen Beigaben des 1860 nur unvollständig geöffneten Kröllkogels180 handelte. Die neuerliche Entdeckung des Kröllkogels fällt in einen Zeitraum, der

aus landesarchäologischer Sicht eine Zäsur darstellen sollte, da mit dem Tod Gurlitts (1905), der Pensionierung Budinskys (1906) und dem Austritt Rauschers aus der Abteilung (1907) die letzten Vertreter aus der Gründungszeit des Faches dem Joanneum und damit der heimischen Bodendenkmalpf lege verloren gingen. Trotz der Etablierung der Archäologie als universitärer Disziplin und der Gründung eines Anthropologischen Vereins in Graz blieb bis zur Jahrhundertwende nur das Joanneum eine verlässliche Konstante in der heimischen Bodenforschung. Auch von staatlicher Seite kamen bis Anfang des 20. Jhs. – abgesehen von diversen Grabungssubventionen – keinerlei Impulse, die zur Untersuchung oder zum nachhaltigen Schutz steirischer Bodendenkmäler geführt hätten. Und dies, obwohl im Jahr 1873 das Aufgabengebiet der „k.k. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“ beträchtlich erweitert worden war und unter den Konservatoren und Korrespondenten bekannte Namen,181 wie Gurlitt, Luschin von Ebengreuth, Cuntz, Pichler, Zahn und engagierte Lokalforscher, wie z. B. der Grazer Gymnasiallehrer Johann Gutscher,182 der Kirchberger Pfarrer Anton Meixner (1839–1923)183 oder der Liezener Bauingenieur Johann Liebich184 waren. Die Steiermark folgte somit einer gesamt­ europäischen Entwicklung, in der Museen jene Institutionen blieben, in deren geistigen Umgebung sich die Archäologie kontinuierlich weiterentwickeln konnte. Aus den schnell wachsenden Sammlungen erwuchs auch der Bedarf an entsprechenden Kuratoren, deren breite Ausbildung immer spezialisierter und professioneller werden musste.

Kontinuität statt Umbruch (1906–1949) Von Daniel Modl

Die zahlreichen Grabungen und Publikationen im letzten Drittel des 19. Jhs. hatten den archäologischen Fundbestand in Mitteleuropa gewaltig anwachsen lassen, sodass zur Jahrhundertwende vor allem für das vielfältige prähistorische Fundmaterial eine verfeinerte zeitliche und räumliche Gliederung möglich wurde. In diesem Zusammenhang erfährt vor allem die Gefäßkeramik eine Aufwertung, da nur sie für die Erstellung einer relativen Chronologie der Jungsteinzeit und die Definition von neoli­ thischen Kulturgruppen in Frage kam. Für die Bronze- und Eisenzeit blieben dagegen primär Metallgegenstände aus Hortfunden und Gräbern von chronologischer Relevanz, die nach typologischen und stilistischen Merkmalen ausgewertet wurden. Für den mitteleuropäischen Raum lieferte der deutsche Prähistoriker Paul Reinecke (1872–1958), die wesentlichsten Beiträge zur Chronologie und Terminologie dieser Perioden und gliederte zwischen 1902 und 1911 die Bronze-, Hallstatt- und Latènezeit in jeweils vier Stufen. Parallel dazu entwickelte sich auch die Ausgrabungstechnik weiter, wie das Beispiel des in Ägypten tätigen Engländers William Matthew Flinders Petrie (1853–1942) zeigt. Dieser veröffentlichte 1904 einige grundlegende Prinzipien, die vom Ausgräber äußerste Sorgfalt bei der Bergung und Beschreibung der Funde sowie die exakte Aufnahme aller Befunde und die vollständige Publikation der Ergebnisse verlangten. Zeitgleich führte in Deutschland

die archäologische Erforschung des römischen Legionslagers von Haltern durch den Archäologen Carl Schuchhardt (1859–1943) zu einer neuen Grabungstechnik. Nach Abhub der Humusschicht wurde der anstehende Boden „geputzt“, wodurch eine künstliche, ebene Fläche, das sogenannte Planum entstand. Im Planum zeichneten sich deutlich ehemalige Gräben, Gruben oder Pfostenlöcher als dunkle Verfärbungen ab, die senkrecht geschnitten und in Profilen dokumentiert werden konnten. Der bereits beschriebene Fortschritt bei der Klassifizierung und Periodisierung des archäologischen Quellenbestands gegen Ende des 19. Jhs. hatte auch zur Folge, dass einzelne Forschungsfelder nun überschaubarer wurden und sich deutlich voneinander abgrenzen ließen. Dies förderte die Professionalisierung und Spezialisierung in der Forschung, was wiederum zur baldigen Loslösung der Ur- und Frühgeschichte von der Anthropologie und zu ihrer akademischen Etablierung als eigenständige Disziplin führte. So sollte Wien, neben ­Berlin, zu den Wiegen der europäischen Ur- und Frühgeschichtsforschung werden, wo Moriz Hoernes (1852–1917) 1892 als erster Universitätslehrer Europas eine umfassende Lehrbefugnis für „Prähistorische Archäologie“ erhielt und 1917 eines der ersten Institute für Ur- und Frühgeschichte gegründet wurde. Das positivistische Sammeln, Ordnen und Publizieren des 19. Jhs. hatte jedoch noch einen weiteren Effekt. In Politik und Gesellschaft

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wurden erstmals der Reichtum des archäologischen Erbes erkannt, das im Zusammenhang mit dem gleichzeitig auf keimenden Nationalismus und der Bildung bzw. ethnischen Neudefinierung zahlreicher europäischen Staaten ideologisch aufgewertet wurde. Verstärkt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs. wollten die jungen Staaten sowohl ihre eigene Existenz als auch zukünftige Besitzansprüche mit Hilfe der archäologischen Funde und der Geschichte der Vorfahren legitimieren. Besondere Bedeutung kommt dabei den Theorien von Gustaf Kossinna (1858–1931) zu, der 1920 unter dem heute anders verstandenen Begriff „Siedlungsarchäologie“ die Annahme vertrat, dass sich archäologische Kulturgebiete mit Siedlungsräumen bestimmter Völkerstämme decken würden, die durch spezielle anthropologische Merkmale auch eigene Rassentypen bilden. Diese Gleichsetzung von Kultur, Ethnie und Rasse führte im Nationalsozialismus zu einer folgenschweren Verquickung der Ur- und Frühgeschichte mit der völkisch-faschistischen Ideologie, indem die prähistorische Archäologie dazu instrumentalisiert wurde, Belege für die Überlegenheit der arischen Rasse und ihren Herrschaftsanspruch im europäischen Raum zu sammeln. Damit einher ging ein einzigartiger Aufschwung des Faches, der sich in Großdeutschland und den besetzten Gebieten in der Gründung von mehreren universitären Lehrstühlen und Instituten für Ur- und Frühgeschichte, in zahlreichen Vereinsbildungen, Museumsgründungen und Ausstellungen sowie in der Herausgabe von Propagandafilmen und populärwissenschaftlichen Büchern oder Zeitschriften manifestierte. Wesentlichen Anteil an der organisatorischen und ideologischen Gleichschaltung der Forschung sowie an der populären Rezeption der Archäologie bis zum Kriegsende hatte der Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte bzw. das Reichsamt für Vorgeschichte im Amt Rosenberg, die beide vom

Walter Schmid (1875–1951) in Wörschach. Fotografie von Friedrich Rath, 1949 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Berliner Universitätsprofessor Hans Reinerth (1900–1990) geleitet wurden. Während andernorts die beiden Weltkriege und Nachkriegsjahre markante personelle Einschnitte und inhaltliche Umbrüche in der archäologischen Forschung bringen sollten, erlebte die steirische Bodendenkmalpf lege durch das Landesmuseum Joanneum und die an dieser Institution wirkenden Persönlichkeit des aus dem heutigen Slowenien stammenden Walter Schmid (1875–1951) eine lange Phase der Kontinuität.185 Nach einigen Jahren als Ordenspriester in den Stiftsklöstern von Admont und St. Paul und einem Studium der Geschichte und Philosophie in Graz, übernahm Schmid 1905 die Stelle eines Kustos am Landesmuseum Rudolfinum in Ljubljana. Sein danach erfolgter Wechsel zum evangelischen Glauben, aber auch fachlich-administrative Gründe führten im Zusammenhang mit neuen politischen Verhältnis-

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Richard Mell (1881–1950; links sitzend) bei der Öffnung eines hallstattzeitliche Tumulus in Goldes. Fotografie, 1909 ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung Wien, Inv. Nr. 59164C

Richard Mell (1881–1950). Porträt von Norbertine StLA Bresslern-Roth

sen im Krainer Landtag bereits 1909 zu seiner dortigen Entlassung, worauf er im Auftrag des Deutschen Ritterordens bis 1912 die Leitung der Ausgrabungen in Emona (Ljubljana) übernahm, dessen antike Reste westlich der Laibacher Altstadt lagen und von der Verbauung bedroht waren. Die saisonal geführten Grabungen erlaubten es Schmid vermutlich bereits im Frühjahr 1911 an der Grazer Universität auf Grundlage seiner bisherigen Grabungserfahrungen um seine Habilitierung anzusuchen, der im Herbst desselben Jahres ein zunächst loses Arbeitsverhältnis mit dem Joanneum folgte. Zu diesem Zeitpunkt war der Historiker Richard Mell (1881–1950) als Kustos für die prähistorische Sammlung und das Antikenund Münzenkabinett tätig, der die Abteilung seit dem Abgang von Budinsky und Rauscher 1906/07 als Gesamtverantwortlicher leitete. Mell besaß jedoch wenig Ambitionen im Bereich der Feldforschung, sodass unter ihm

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Grabbefunde im Bereich des Tschoneggerfranzl-Tumulus 2 (Goldes). Kolorierte Tuschezeichnung von Karl Fiala, 1909 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Archiv

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Freilegung der südlichen Außen­ mauer von Insula IX in Flavia Solva durch Walter Schmid. Fotograf unbekannt, 1913–1915 UMJ, Archäologie & Münz­ kabinett, Fotoarchiv

die Grabungstätigkeit des Joanneums im Jahr 1910 komplett zum Erliegen kommen sollte.186 Archäologisch fruchtbar war jedoch das Jahr 1909, als Mell in Scheiben bei Unzmarkt187 zahlreiche Bronzeobjekte aus mehreren, durch den Bahnbau zerstörten römischen Brandgräbern sicherstellen konnte und eine archäologische Untersuchung des hallstattzeitlichen Tschoneggerfranzl-Tumulus in Goldes188 unternahm. Letztere war jedoch nur durch die tatkräftige Unterstützung des Markscheiders und Bahnbeamten Karl Fiala möglich, der bereits unter Radimský für die Ausführung von Plan- oder Kartenmaterial verantwortlich war und nun auch die zeichnerische Grabungsdokumentation erstellte. In den folgenden Jahren sollte Schmid schrittweise Mells Aufgaben und schließlich auch dessen Position übernehmen, da dieser 1913 vorläufig und 1916 endgültig in den Dienst der k. k. Statthalterei in Graz wechselte. Möglicherweise war diese Entwicklung sogar schon Ende 1911 absehbar, als Schmid mit großen Elan zwischen Oktober und ­Dezember Grabungen auf der eisenzeitlichen Höhensiedlung Poštela bei Maribor/Marburg, im früh-

mittelalterlichen Gräberfeld von Stari trg/Altenmarkt bei Slovenj Gradec/Windischgraz und im antiken Stadtgebiet von Flavia Solva in Angriff nahm und das Fundmaterial für das Joanneum sicherte.189 In den folgenden vier Jahrzehnten wird Schmid noch zahlreiche Grabungen in der ehemaligen Untersteiermark/ Štajerska durchführen, welche jedoch nicht in das Gebiet der heutigen Steiermark und somit auch nicht in den Bereich dieser Übersichtsdarstellung fallen. Intensiver befassen muss man sich jedoch mit den Grabungen in Flavia Solva,190 die durch die von 1911 bis 1918 erfolgte archäologische Untersuchung von 35 Häuserblöcken – von Schmid „Insulae“ genannt – der antiken Stadt nicht nur sein größtes, sondern vermutlich auch sein problematischstes Vermächtnis an die heutige archäologische Forschung darstellen. Er arbeitete nach dem damals noch weit verbreiteten Prinzip der „Mauergrabung“ und richtete sein Augenmerk primär auf die Freilegung der obersten Mauerzüge bzw. überhaupt nur auf die Nachverfolgung der Außenmauern einzelner Hauserblöcke, um möglichst schnell einen Stadtplan rekonstruieren zu können.

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Kriegsgefangene und Wachmann­ schaften als Grabungshelfer in Flavia Solva. Fotograf unbe­ kannt, 1916/17 UMJ, Archäologie & Münz­ kabinett, Fotoarchiv

Wenn einmal partiell die Innenverbauung von Schmid freigelegt wurde, dann zwar meist bis zu tieferen Schichten, jedoch ohne eine Dokumentation, die es im nachhinein erlauben würde, einzelne Bauphasen nachzuvollziehen und zuverlässig zu datieren. Trotz dieser Mängel ist die von Schmid gesetzte Maßnahme in ihrer Größenordnung bemerkenswert, da sie es erlaubte, den bis heute einzigen mehr oder minder vollständigen Grundriss einer römischen Stadt in Österreich zu ergraben. Während der Weltkrieg anderorts meist einen völligen Stillstand in der archäologischen Bodenforschung bewirkte, brachte die Entscheidung, ab 1915 ein Barackenlager für Kriegsf lüchtige in Wagna zu errichten, unmittelbar am westlichen Rand von Flavia Solva und direkt auf den zur Stadt gehörigen antiken Gräberfeldern, sogar eine Intensivierung der Grabungsaktivitäten mit sich. Bei den Bauarbeiten wurde jedoch weit mehr zerstört als gerettet, da die Großf lächigkeit und der Zeitdruck planmäßige Untersuchungen verhinderte und Schmid auch nur einen Bruchteil der Gräber selbst untersuchen konnte. Die finanzielle Bedeckung dieser Arbeiten erfolgte im Fall der Gräberfelder

durch die k. k. Zentralkommission für Denkmalpf lege und für das Stadtgebiet durch Mittel des k. k. Österreichischen Archäologischen Institutes. Logistische Unterstützung kam von den örtlichen Bau- und Verwaltungsbehörden, der Barackenverwaltung, aber auch vom k. u. k. Militärkommando in Graz. Führten die Grabungsarbeiten im Jahr 1913 noch Sträf linge des k. k. Landesgerichtes durch, waren es ab 1915 in Lebring oder Wagna internierte serbische, russische und italienische Kriegsgefangene, die unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden. Ohne diese „Personalressource“ wäre an Forschungen in diesem Maßstab während des Krieges in der Steiermark kaum zu denken gewesen. Aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Lage war man jedoch bald gezwungen, das freigelegte Gelände bei Wagna zuzuschütten und wieder in Ackerland zu verwandeln. Dennoch gelang es Schmid, mit dem Fußbodenmosaik aus der Insula IX, heute im Archäologiemuseum in Schloss Eggenberg,191 oder dem Innenbau eines römischen Grabhügels, des sogenannten „Kraberkogels“,192 derzeit auf dem Gelände der archäologischen Stätte Flavia Solva, sogar einzelne Befunde zu konservieren.

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Walter Schmid bei der fotografi­ schen Dokumentation des Fuß­ bodenmosaiks aus der Insula IX. Fotograf unbekannt, 1913 UMJ, Archäologie & Münz­ kabinett, Fotoarchiv

Von seinen Grabungen in Flavia Solva erstattete Schmid kürzere Berichte in Tageszeitungen und Fachzeitschriften, eine umfassende Publikation seiner Forschungsergebnisse blieb jedoch aus, so erfolgte beispielsweise die Vorlage der Gräberfelder erst 1980 durch Gerald Fuchs (*1954) in seiner leider nur auszugsweise gedruckten Dissertation.193 Damit zeichnete sich schon zu Beginn von Schmids Tätigkeit in der Steiermark seine zukünftige Neigung deutlich ab, Fundnachrichten und Grabungsberichte sehr schnell in Tageszeitungen zu veröffentlichen, jedoch auf entsprechende wissenschaftliche Beiträge in der Fachliteratur zu verzichten. Diese Angewohnheit trug in den folgenden Jahren wesentlich zur Popularisierung der „Spatenforschung“ und seiner Person in der Steiermark bei, führte jedoch auch zu Rügen von Seiten der damaligen staatlichen Denkmalpflege, wie auch zu Kritik durch die heutige archäologische Forschung. Nachdem Schmid im Februar 1912 seine Habilitierung an der Universität Graz erfolgreich abgeschlossen hatte und wenige Monate später seine Venia für „Archäologie der Prähistorie und römischen Provinzialkultur“ vom Ministerium genehmigt erhielt, wurde

er am 25. November 1912 mit dem Titel eines „Landesarchäologen“ zum ehrenamtlichen Leiter für die prähistorische Sammlung und das Antikenkabinett am Joanneum bestellt.194 Diese Ernennung sollte sich auch gleich positiv auf die museale Präsentation der Antiken auswirken, da es Schmid 1914 gelang, die nun seit Jahren laufende Neuaufstellung der Römersteinsammlung in zwei ebenerdigen Sälen des Mitteltraktes des alten Joanneumsgebäudes in der Raubergasse abzuschließen. Am 9. Juli 1914, zwei Wochen nach dem Attentat auf Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand (1863– 1914) in Sarajewo, wurde das Lapidarium unter dem damaligen Landeshauptmann Edmund Graf ­Attems (1847–1929) eröffnet, wobei im Zentrum des Interesses die Teilrekonstruktion der bereits erwähnten Grabkapelle aus Donawitz stand.195 Von besonderem Interesse für Schmid war von Beginn an die Erforschung der steirischen Hallstattzeit, wie schon das Thema seiner Probevorlesung an der Universität Graz am 8. Februar 1912 verrät, in der er über die Bedeutung der Funde von Kleinklein und der Poštela referierte.196 In der Folge wird er auch in der Sulmtalnekropole 1917, 1925 und 1928 einzel-

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Grabkapelle von Donawitz im Lapidarium des Joan­ neums in der Grazer Raubergasse. Fotograf unbekannt, zwischen 1921–1932 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

ne Grabhügel der Grellwald- und Hochschusterwaldgruppe öffnen, im Jahr 1917 Nachgrabungen in den Fürstengräbern Pommer- und Kröllkogel durchführen197 und 1927 mit Mitteln der Österreichischen Akademie der Wissenschaften auch eine kurze Grabungskampagne auf dem Burgstallkogel198 in Angriff nehmen, wo Schmid zurecht eine zum Gräberfeld und zu den Fürstengräbern gehörige Siedlung vermutete. Parallel zu seinen Forschungen in Kleinklein, die er mit einem umfangreichen Aufsatz zu den Fürstengräbern 1933 abschloss,199 widmete er sich im Jahr 1916 den noch sichtbaren hallstattzeitlichen Hügelgräbern in Altenmarkt bei Leibnitz,200 wo bereits 1912 der auf Sommerfrische weilende Lehrer Josef Wimmer (1873–1916) aus Gmunden mit dem „Gollikogel“ ein außergewöhnlich reiches, vielleicht sogar herrschaftliches Grab zum Teil unter-

suchen konnte.201 Auch dem Fürstengrab von Strettweg schenkte Schmid seine Aufmerksamkeit, indem er 1919 den Kultwagen neuerlich restaurieren ließ und das gesamte Grabinventar fünfzehn Jahre später in einer umfangreichen Monographie vorlegte.202 Gemessen an der Zahl der von Schmid in den 1910er- und 1920er-Jahren durchgeführten Höhlengrabungen könnte man meinen, dass neben der Erforschung der Hallstattzeit auch die Speläologie eines seiner großen Anliegen war. In Wirklichkeit stellten diese Untersuchungen jedoch nur die Reaktion auf einen fachlichen Konf likt mit dem Geologen Vinzenz Hilber (1853–1931) dar, der als Leiter der Geologischen Abteilung am Joanneum kurz vor Schmid erfolgreich damit begonnen hatte, Urgeschichtsforschung zu betreiben. Alles begann im Jahr 1897, als Hilber in den Schottergruben von Graz nach Nephritgeschieben suchte. Bald wurde er zur Anlaufstelle für alle möglichen Stein- und Metallgegenstände, die bei der Schottergewinnung und bei Bauarbeiten im Grazer Stadtgebiet203 anfielen, darunter auch zahlreiche archäologische Fundobjekte, wie z. B. neolithische Steinbeile, bronze-/urnenfelderzeitliche Gewandnadeln, Lanzenspitzen und Randleisten- bzw. Lappenbeile, hallstattzeitliche Fibeln und römische Glocken. Mehr als ein Jahrzehnt später nahm Hilber zudem mehrwöchige Höhlengrabungen in Angriff, wobei die erste, die im Jahr 1909 der Untersuchung der Josefinengrotte204 nahe der Peggauer Lurgrotte galt, gleich zur Bergung neolithischer Skelettreste führte. In der Folge erforschte er im Jahr 1913 das Schneiderloch bei Gratwein 205 und 1914 die gegenüberliegenden Kalvarienberghöhlen I und II, die weiteres, diesmal vor allem kupfer- und bronzezeitliches Fundmaterial erbrachten. Sehr zum Missfallen Schmids stellte Hilber seine gesammelten Einzel- und Grabungsfunde in der geologischen Schausammlung des Joanneum aus,206

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worauf Schmid die Übergabe auf eine fundreiche neolithider Objekte an seine Abteische Kulturschicht und einen lung forderte und damit einen urnenfelderzeitlichen DepotStreit mit Hilber vom Zaun fund stieß. Es folgten kleibrach, der bis zu dessen Tod nere Sondierungsgrabungen 1931 andauern sollte. Unund Fundaufsammlungen in ter diesem Gesichtspunkt ist Höhlen des Badlgrabens, der auch die Entstehung von HilPeggauer Wand und des Kubers 1922 erschienenem und gelsteins, wobei die Grabung mehrere Jahrzehnte gültigem 1917 im Weiten Maul/GlaserÜberblickswerk „Urgeschicherlucken 209 mit Hilfe von Soldaten durchgeführt wurde. te Steiermarks“ zu sehen, in Ausgedehnte Baumaßdem Hilber ausführlich vor alVinzenz Hilber (1853–1931). nahmen für die Errichtung lem auf seine eigenen archäoFotograf und Datierung unbekannt neuer Wasserkraftanlagen der logischen Untersuchungen UMJ, MMS Papierfabrik Leykam macheinging.207 Schmid reagierte darauf, ten schließlich im Oktober indem er im mittleren Murtal selbst Höhlen- 1923 eine archäologische Untersuchung des Zigrabungen in Angriff nahm. Diese fanden vor- geunerlochs und der kleineren Emmalucke im nehmlich in den Eingangsbereichen der Höh- Hausberg bei Gratkorn 210 notwendig. Schmid, len statt, wie im Fall der Drachenhöhle bei der es zeitlebens verstand, nicht nur von staatMixnitz,208 wo Schmid in den Jahren 1915/16 lichen Stellen und Forschungsinstitutionen finanzielle Grabungsdotationen zu bekommen, gelang es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Summe von 4.000.000 österreichischen Kronen von der Papierfabrik Leykam und kleinere Beträge von diversen Grazer Banken zu erhalten. Bei der folgenden Grabung im Zigeunerloch unter der Leitung von Schmid und Wilfried Teppner (1891–1961), der nach Hilber die Leitung der geologischen Abteilung am Joanneum übernehmen sollte, wurden knapp 1.300 Stein- und Knochenartefakte geborgen, die jedoch erst drei Jahrzehnte später von Richard Pittioni (1906–1985) ausgewertet und zum Teil publiziert werden konnten. Sie wurden entsprechend dem damaligen Forschungsstand dem „Mesolithikum“ zugeordnet, ein Datierungsansatz, der nach jüngsten Untersuchungen jedoch nicht mehr haltbar zu Grabung im Weiten Maul/Glasererlucken mit Soldaten. sein scheint.211 Fotograf unbekannt, 1917 Nach 1923 sollte Schmid so gut wie kaum UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv mehr in Höhlen archäologisch aktiv werden.

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Bemerkenswert ist jedoch seine kleine Expedition zur auf über 2000 m gelegenen Salzofenhöhle212 im Toten Gebirge bei Bad Aussee, wo er mit dem Schuldirektor Hans Grasmuck und dem nachmaligen Schulrat Otto Körber (1886– 1945) im Spätsommer 1925 eine „paläolithische“ Feuerstelle mit angebrannten Höhlenbärenknochen untersuchte. Diese Unternehmung blieb jedoch ohne Widerhall in der Fachwelt, bis es Körber 1934 gelang, aus den Höhlensedimenten ein altsteinzeitliches Hornsteinartefakt zu bergen.213 Die unklaren Angaben zu dessen Herkunft ließen jedoch die internationale Wissenschaft zwei Jahrzehnte lang an dem Fund zweifeln. Erst vom Bundesdenkmalamt zwischen 1953 und 1956 durchgeführte Grabungen, bei der eine paläolithische Feuerstelle mit weiteren Steinartefakten entdeckt werden konnte, sollten die Forschungen von Körber bestätigen und machten die Salzofenhöhle zur höchstgelegenen Siedlungsstelle des eiszeitlichen Menschen in Österreich. Der immer größer werdende Mangel an phosphorhältigen Düngemitteln und der da­ raus resultierende Rückgang der Ernteerträge während des Ersten Weltkriegs führten bereits 1918 zu einem Gesetz, wonach die mächtigen Phosphatablagerungen der steirischen Höhlen zur Gewinnung von künstlichem Dünger ausgebeutet werden konnten. Da bei diesem Unternehmen die Gefahr bestand, dass hochwertiges wissenschaftliches Fundgut verloren gehen könnte, kam es zu einer engen Kooperation des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft mit dem Paläontologischen Institut der Universität Wien, vertreten durch Othenio Abel (1875–1946) und dem Bundesdenkmalamt mit seinem Mitarbeiter Georg Kyrle (1887– 1937). Zum Markstein dieser Zusammenarbeit sollte die Drachenhöhle bei Mixnitz214 werden, nachdem aufgrund logistischer Probleme der Phosphatabbau in der Badlhöhle und den Peggauer Wandhöhlen bald wieder eingestellt

werden musste. So war es möglich, zwischen 1919 bis 1923 in der Drachenhöhle fast 900 Stein- und Knochenartefakte beim Abbau zu bergen und 1921 eine rund 300 m weit vom Eingang entfernt liegende paläolithische Fundstelle in drei Grabungskampagnen zu untersuchen. Die daraus resultierende Publikation von Abel und Kyrle215 sollte richtungsweisend für die Altsteinzeitforschung werden und ist heute ein frühes Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Ur- und Frühgeschichte. In gewisser Weise spiegeln die archäologischen Forschungen in der Drachenhöhle auch die veränderten politischen Verhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg in Österreich wider. Mit dem Absturz von einer europäischen Großmacht in die Bedeutungslosigkeit eines Kleinstaates veränderte sich in Österreich auch das Bewusstsein für die eigene Geschichte und man brachte dem Schutz und Erhalt der verbliebenen Kulturgüter und Denkmäler, was natürlich auch die archäologischen Bodenfunde mit einschloss, von staatlicher Seite eine größere Aufmerksamkeit entgegen. Die Folge war das im Jahr 1923 erlassene und heute noch im Prinzip bestehende Denkmalschutzgesetz, das aus der beratenden „Zentralkommission“ aus der 2. Hälfte des 19. Jhs. nun endgültig eine auf gesetzlicher Grundlage agierende staatliche Behörde unter der Bezeichnung „Bundesdenkmalamt“ machte, die wiederum 1934 in „Zentralstelle für Denkmalschutz“ umbenannt wurde.216 Mit dieser Entwicklung einher ging auch die Konzeption einer Zeitschrift, der „Fundberichte aus Österreich“, in der Grabungen und Funde laufend für ganz Österreich zusammenfassend publiziert werden sollten und die noch heute zu den wichtigsten archäologischen Periodika Österreichs gehört.217 Unter dem Zeitgeist der Nachkriegsjahre sind auch die archäologischen Forschungen Schmids in St. Margarethen am Silberberg 218 zwischen 1929–1932 zu sehen, wo er glaub-

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„Königshaus“ von Noreia. Foto­ graf unbekannt, um 1935 Sammlung Robert Fürhacker

te, die keltische Stadt Noreia ausgegraben zu haben. Laut antiken Schriftquellen kam es im Jahr 113 v. Chr. in der Nähe dieses Orts zum ersten Aufeinandertreffen der Römer mit Germanen, wobei das Schlachtglück auf Seiten der ­ K imbern, Teutonen und Ambronen lag. Die Entdeckung galt als wissenschaftliche Sensation, die auch von der Öffentlichkeit und Politik gefeiert wurde. Die Folge war die Umbenennung von St. Margarethen in Noreia, die Aufstellung eines Gedenksteins und die Rekonstruktion des größten dort ergrabenen Hausbefundes als erstes urgeschichtliches Architekturmodell der Steiermark. Dieses als „Königshaus“ von Noreia bekannte Gebäude ist heute noch zu besichtigen, musste aber im Laufe der Zeit verschiedene Funktionen, wie Museum, Schafstall und Abstellraum erfüllen. Andere Projekte, wie die Errichtung eines monumentalen Germanendenkmals und die Prägung eines „Noreia-Doppelschillings“ zum Andenken an die Schlacht fielen dagegen innenpolitischen Streitigkeiten zwischen Kärnten und der Steiermark bzw. außenpolitischen Bedenken in Hinblick auf eine mögliche Verärgerung des befreundeten Italien zum Opfer. Bereits zu Lebzeiten Schmids hatten jedoch schon andere Archäologen Zweifel an

seinen Entdeckungen geäußert und seit Ende der 1990er-Jahre ist auch durch eine neuerliche Auswertung des von Schmid nie publizierten Fundmaterials bewiesen, dass es sich bei den ausgegrabenen Objekten in Noreia um die Reste einer spätmittelalterlichen Bergbausiedlung handelt.219 In diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage, ob Schmid im Fall von Noreia eine bewusste Geschichtsfälschung betrieb oder das Opfer einer Kombination aus mangelhafter Grabungsmethodik und seinen Wünschen als Ausgräber wurde. Von vielen Ausgrabungen Schmids ist bekannt, dass er vorschnell aus der Lage einiger Steine und Pfostenlöcher auf Hausgrundrisse schloss und sich dabei auch nicht scheute, stark trapezoide und runde Grundrisse zu rekonstruieren. Diese hielt er vielfach nur in schematischen Skizzen, selten jedoch in ausführlichen Planzeichnungen oder Fotos fest, wobei er in den Fotografien seinen Befundinterpretationen dadurch Nachdruck verlieh, dass er Pfostenlöcher mit weißen Papierblättern oder Gruben mit in den Boden gesteckten Ästen kennzeichnete. Weiters lässt sich feststellen, dass Schmid auf Ausgrabungen teilweise nicht in der Lage war, Fundschichten unterschiedlicher Zeitstellung

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Hausgrundrisse am Buchkogel bei Wildon. Zeichnung, ohne Datierung Nach: Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 293

Haus 33 in Noreia mit den durch Papierblätter und Äste angedeuteten Pfostenlöchern und Gruben. Fotograf unbekannt, 1931 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

voneinander zu unterscheiden bzw. in ihrem Fundmaterial korrekt zu trennen. Indem Schmid neolithische, bronzezeitliche, hallstattzeitliche, römerzeitliche und mittel­alterliche Funde miteinander vermischte und teilweise als gleich alt einstufte, stützte er, unfreiwillig oder gewollt, auch die in

den 1870er-Jahren entstandene Theorie einer „ostnorischen Kultur“ (vgl. S. 90 und 378). Danach sollte sich in der Steiermark eine retardierende Hallstattkultur bis kurz vor Ankunft der Römer erhalten haben, was damals vor allem im Fehlen einer ausgeprägten Latènekultur begründet wurde. Diese auch von Schmid

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vehement vertretene Vorstellung ließ ihn vor allem in den 1920er- und 1930er-Jahren neben Gräberfeldern auch zahlreiche urgeschichtliche Höhensiedlungen in der Mittelsteiermark archäologisch untersuchen,220 darunter die Riegersburg (1926/27),221 den Fötzberg bei Kirchberg an der Raab (1926/27),222 den Burgstallkogel bei Kleinklein (1927),223 den Königsberg bei ­Tieschen 224 (1928, 1934, 1941, 1943), den Ringkogel bei Hartberg (1930)225 und den heute auf österreichischem und slowenischem Staatsgebiet liegenden Bubenberg/ Hoarachkogel bei Spielfeld (1936/37).226 Auch wenn sich letztendlich die „ostnorische Kultur“ als Fehleinschätzung erwiesen hat, ist es dennoch Schmid zu verdanken, dass sich die urgeschichtliche Forschung in der Steiermark in der 1. Hälfte des 20. Jhs. von einer reinen „Gräberarchäologie“ hin zur „Siedlungs­ archäologie“ entwickelte. Die Anfänge zur Erforschung der urgeschichtlichen Höhensiedlungen der Steiermark sind freilich schon vor Schmid anzusetzen und engagierten Heimatforschern zu verdanken. Zwischen 1880 und 1890 grub der bereits erwähnte Pfarrer Meixner am Nordosthang des Riegersburgfelsens, 1897 unternahm der LehGrabungen auf der Steinmaiß­ spitze am Buchkogel bei Wildon. Fotograf unbekannt, 1924/25 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

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rer Josef Kolleritsch (1867–1944) kleinere Ausgrabungen am Königsberg bei Tieschen und in die Jahre um 1900 fallen die Forschungen der Lehrer Johann Borstnik (1884–1903), Anton Post und Johannes Simmler am Ringkogel bei Hartberg. In den zwanziger Jahren waren es schließlich der Landwirt Alois Eberhart (1898– 1963) und der Lehrer Josef Wiedner (1896– 1993) mit neuerlichen Grabungen am Königsberg (1924–26) sowie der Lehrer Richard Schweighofer (1859–1940) mit Grabungen am Fötzberg bei Kirchberg an der Raab (1924, 1926), die mit ihren Fundmeldungen die dortigen archäologischen Forschungen von Schmid anregten.227 Während Schmid zeitlebens gute Beziehungen zu Laienforschern pf legte, reagierte er auf fachliche Konkurrenz meist mit Ablehnung und archäologischen Gegenunternehmen. Vielleicht sind unter diesem Gesichtspunkt auch die von Schmid 1926 begonnenen Forschungen zur ostnorischen Kultur zu sehen, die eine Reaktion auf Untersuchungen des damaligen Wiener Studenten Richard Pittioni in den Sommern 1926 und 1927 im Raum Hartberg sein könnten. Dieser forschte auf Anregung des Wiener Universitäts­professors Oswald Menghin (1888–1973) auch am Ringkogel 228

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Dorfbewohner auf einem der römischen Grabmonumente von Katsch. Fotograf unbe­ kannt, 1927 Nach: Illustrierte Woche des Grazer Volksblattes, Jg. 2, Nr. 32 [14. August 1927], 2

und vermutete dort konträr zur Forschungsthese Schmids – und der heutigen Einschätzung entsprechend – ein „keltisches Oppidum“. Wesentlichen Anteil an der Intensivierung der Siedlungsforschung hatte auch der frühe Grabungserfolg Schmids am Buchkogel bei Wildon,229 wo er 1924/25 Untersuchungen durchführte, nachdem in der Karwoche 1924 ein Bub beim Ausgraben eines Rosenstocks auf der westlichen Bergkuppe, der sogenannten Steinmaißspitze, auf eine Bronzeaxt stieß, die Teil eines urnenfelderzeitlichen Depotfundes war. In der Folge gelang Schmid nicht nur die Bergung des Depots, sondern auch die Untersuchung von zwölf teils mehrräumigen Häusern, die er ins 8. Jh. v. Chr. datierte. Ein Blick auf das Fundmaterial und die ergrabenen Hausgrundrisse zeigt jedoch, dass Schmid auch hier wieder kupferzeitliches und späturnenfelderzeitliches Fundmaterial miteinander vermischte und krampf haft versuchte, die dazugehörigen Befunde mit Hausgrundrissen in Einklang zu bringen. Letztlich ging Schmids Verehrung für den Fundplatz sogar so weit, dass er in seinem letzten Willen verfügte, dass seine Asche hier inmitten der vorgeschichtli-

chen Siedlung ausgestreut werden möge, was jedoch nie geschah. Aus den bisherigen Ausführungen könnte man vermuten, dass unter Schmid die Untersuchung eisenzeitlicher und provinzialrömischer Gräber vernachlässigt wurde, doch vielmehr war das Gegenteil der Fall. Man denke in diesem Zusammenhang nur an die bereits erwähnten Grabungen in der Burgstallnekropole ­ lavia und in den Gräberfeldern westlich von F Solva. Hervorzuheben sind auch Schmids Notgrabungen in Katsch, Schrauding und Wörschach. In den Jahren 1926/27 bedrohten Steinbrucharbeiten eine römische Gräberstraße bei Katsch,230 deren etappenweise Erforschung durch Schmid ohne die Unterstützung des örtlichen Lehrers und späteren Volksschuldirektors Josef Genta unmöglich gewesen wäre, der als aktiver Heimatforscher 1938 auch für die Sicherung des Depotfundes von Schönberg231 verantwortlich war. Im Frühjahr 1939 war es wiederum der Ausbau der Reichsstraße Graz-Bruck, der in Schrauding232 die Untersuchung eines latènezeitlichen Gräberfelds notwendig machte. Erd­ arbeiten für eine Überlandleitung durch das Ennstal führten schließlich im Jahr 1949 zur

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Marianne Grubinger (1877–1964) und eine HJ-Schülergruppe aus Kronau bei der Öffnung eines Grab­ hügels im Rabenwald bei Baierdorf. Fotograf unbekannt, August 1943 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Entdeckung mehrerer urnenfelderzeitlicher Brandbestattungen bei Wörschach,233 die unter der Aufsicht von Schmid geborgen wurden. Dass Schmid trotz seiner Erfahrung auch in der Gräberarchäologie zu eigenwilligen Interpretationen neigte, zeigen die Beispiele des „ländlichen Heiligtums“ von Rabnitz (1928),234 eines „Heiligtums“ des Hercules Saxanus im Oswaldgraben bei Kainach (1936/37)235 und der „Poststation“ von Monate (1941),236 die nach kritischer Sichtung der Grundrisse und des Fundmaterials allesamt als römische Grabbauten unterschiedlichen Typs zu deuten sind. Positiv auf die steirische Hügelgräberforschung sollte sich die Entscheidung Schmids auswirken, die Bürgerschullehrerin Marianne Grubinger (1877–1964) zu seiner Assistentin zu machen. Von 1926 bis 1952 arbeitete Grubinger am Joanneum und sollte neben dem hallstattzeitlichen Galgenkogel bei Wildon (1927)237 und den latènezeitlichen Brandgräbern im Grazer Stadtbezirk Wetzelsdorf (1935)238 vor allem römische Einzelgräber bzw. Hügelgräberfelder untersuchen, wie z. B. Penzendorfer-Ghart (1933),239 Abtissendorf (1934),240 Dobl-Zwaring (1935),241 Eggersdorf/Giging (1935),242 Nieder-

schöckel/Breitholz (1935),243 Oberschwarza (1939),244 Gersdorf/Hartensdorf (1939),245 Baierdorf/Keppeldorf-Rabenwald (1943)246 und Obgrün (1949/51).247 Unterstützt wurde Grubinger in der Hügelgräberforschung kurzeitig von Franz Pichler (1914–2000), der im Oktober 1938 von Schmid als wissenschaftlicher Assistent eingestellt wurde und vielleicht nächster Landesarchäologe geworden wäre, hätte nicht eine schwere Verwundung im Zweiten Weltkrieg, von der ihm eine dauernde Invalidität verblieb, die Fortsetzung seiner Tätigkeit als Archäologe am Joan­neum unmöglich gemacht.248 So hinterließ er lediglich eine kurze Fundnachricht über die archäologische Untersuchung einiger Hügelgräber oberhalb des Weitendorfer Basalt­ steinbruchs nahe Wildon (1939).249 Parallel zum Joan­neum öffneten auch zahlreiche steirische Heimatforscher römische Hügelgräber, so z. B. die Lehrer Sepp Smeritschnigg (1890–1914) und Josef Thomanitsch (1888–1943) in Obergnas (1913, 1933),250 der ehemalige Oberst Friedrich Ellison Edler von Nidlef (†1943) in Grafendorf (1919),251 der Gymnasialprofessor Karl Pucks in Jobst (1925),252 der Pfarrer Josef Radl in Giging (1928),253 der Pfarrer Rupert Pitter in Frauental

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Walter Schmid anläß­ lich einer Exkursion bei der „Römer­brücke“ von ­Adriach. Fotograf unbe­ kannt, November 1928 UMJ, Archäologie & Münz­k abinett, Fotoarchiv

an der Laßnitz (um 1930),254 der Lehrer Ludwig Grimm in Hartensdorf (1936)255 und der Lehrer Hans Rohrer (1887–1968) in Bierbaum am Auersbach (1937).256 Der genannte Pfarrer Radl war es auch, der durch seine Fundmeldungen Schmid dazu anregte im Frühjahr 1926 nahe des Lehmabbaus der Ziegelei Strobl in Gleisdorf 257 Ausgrabungen durchzuführen. Aufgedeckt wurden damals ein römischer Gebäudekomplex und ein Töpferofen, die zu einem Vicus gehörten, dessen Existenz und Bedeutung sich erst nach weiteren Grabungen in den Jahren 1937/38 und vor allem zwischen 1948 und 1951 erschlossen. Ebenfalls ins Jahr 1926 fällt die Erforschung eines römischen Gebäudekomplexes in Katsch,258 bei dem es sich nach Schmid um eine Villa rustica handelte, der jedoch vermutlich eher als Mansio oder gar Teil eines Vicus anzusprechen ist. Im Jahr 1937 nahm Schmid mit der archäologischen Untersuchung der Villa Thalerhof in Forst259 bei Kalsdorf seine erste größere Villengrabung in der Steiermark in Angriff, wobei die eigentlichen Grabungsarbeiten vor Ort zwischen Oktober und Dezember durch Gru-

binger geleitet wurden. Sie waren durch den Ausbau des Flughafens notwendig geworden und sollten innerhalb von zwei Jahren zur fast vollständigen Freilegung einer der größten Villen des Südostalpenraumes führen. Bereits im Frühjahr 1937 konnte Schmid am Königsberg in Brunn bei Fehring 260 einen Gebäudekomplex erforschen, den er aufgrund eines Weihealtars mit lateinischer Inschrift als Heiligtum des Jupiter Uxlemitanus deutete. Im Zusammenhang mit der Römerstraßenforschung ist dagegen Schmids Grabung 1930 in Wildbad Einöd 261 zu sehen, die zur Aufdeckung eines römischen Gebäudes führte, welches von Schmid mit der Poststation „Noreia“ aus der Tabula Peutingeriana identifiziert wurde. Diese Gleichsetzung ist heute jedoch fraglich, wie sich auch die Deutung der bereits erwähnten Straßenstation „Monate“ als falsch erwies. Gleiches gilt übrigens auch für die von Schmid bereits 1929 ergrabene „Römerstraße“ am Präbichl bei Vordernberg,262 bei der es sich um einen Rest der vom 16. Jh. an genutzten „Eisenstraße“ von Leoben nach Eisenerz handelte. Erfolgreicher war Schmid in Feldkirchen

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bei Graz,263 wo er an der Fundstelle zweier Säulen, die sich als anepigraphe Meilensteine erwiesen, auf den Schotterkörper einer sehr wahrscheinlich römischen Straße stieß. Schmid ist auch die erste Nennung der „Römerbrücke“ von Adriach 264 am Fuß des Kugelsteins in einer Fachpublikation zu verdanken, deren Zeitstellung jedoch bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnte. Eine historische Fotografie aus dem Jahr 1928 zeigt den Substanzverlust, den die Brücke bis in die 1960er-Jahre erduldete,

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als sie das erste Mal restauriert und steingerecht dokumentiert werden konnte.265 Der im Jahr 1938 erfolgte „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich sollte auch in der steirischen Bodendenkmalpf lege zu einigen Veränderungen führen, die Schmid für seine Forschungen ausnützte. Erster sichtbarer Hinweis war die Umbenennung des von ihm geleiteten „Münzen- und Antikenkabinetts“ am Joanneum in „Abteilung für Vor- und Frühgeschichte und Münzensammlung“,266 was ei-

Luftbild von den Ausgrabungen bei der Villa Thalerhof. Fotografie des Sturzkampfgeschwaders 168 „Immelmann“ UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv des Fliegerhorsts Graz, November 1938

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nerseits Schmids Vorliebe für die heimische Urgeschichte und andererseits die ideologisch bedingte Aufwertung des Faches im Dritten Reich widerspiegelte. In den Jahren 1941 bis 1945 verstand der aus Krain stammende Schmid unter „Heimat“ vor allem den nordöstlichen Teil des heutigen Sloweniens, also die ehemalige Untersteiermark/Štajerska, die dem Reichsgau Steiermark angegliedert worden war und wo Schmid seine archäologischen Feldforschungen für das Joanneum intensivierte.267 Dennoch erlaubten es zumindest bis 1943 die zeitlichen und finanziellen Ressourcen, auch in der Steiermark Grabungen und Vermessungen durchzuführen, die wie im Fall des latènezeitlichen Gräberfelds von Schrauding (1938), der römischen „Poststation“ von Monate bei Nußdorf (1941) oder der „ostnorischen“ Höhensiedlung am Königsberg bei Tieschen (1941/43) auch von Schmid selbst geleitet wurden. Die Hügelgräberforschung, wie auch die Durchführung der bereits 1937 begonnenen Grabungen in der Villa Thalerhof wurden dagegen vor Ort von Grubinger und kurzeitig auch von Pichler bestritten. Im Fall der Villa Thalerhof zeigte sich noch einmal Schmids Begabung, finanzielle Mittel zu lukrieren. So erlaubten Zuschüsse sowohl von österreichischer, als auch von deutscher Seite – so z. B. von der Zentralstelle für Denkmalschutz in Wien und der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt am Main – Grabungen im großen Maßstab durchzuführen. Die unmittelbare Nähe zum Flughafen machte es zudem möglich, die ersten Luftbilder einer archäologischen Ausgrabung in der Steiermark durch das hier stationierte Sturzkampfgeschwader 168 „Immelmann“ anzufertigen.268 Der Kriegsausbruch 1939 erzwang schließlich den vorzeitigen Abschluss der Feldarbeiten am Gelände des Fliegerhorsts und verhinderte auch die weitere Aufarbeitung des Fundmate-

rials. Da der Krieg grundsätzlich ein Hemmnis für alle weiteren Grabungsarbeiten war, ging Schmid – auch Dank eines Wehranlagen-Projekts der Römisch-Germanischen Kommis­ sion – dazu über, einzelne Fundplätze genauer vermessen zu lassen. Die topographischen Geländeaufnahmen wurden hauptsächlich vom Geodäten Siegfried Kenda durchgeführt, wie z. B. am Bubenberg/Spielfeld (1940/41), am Fötz­berg (1940), in Noreia (1941), in Nußdorf (1943) und am Königsberg bei Tieschen (1943)269, oder im Fall von Meierhof im Sulmtal (1940)270 auch von Schmids ehemaligem Studenten Walter Modrijan (1911–1981), die jeweils ihre Urlaubs­zeit für die praktischen Vermessungsarbeiten nutzten, aber kriegsbedingt nicht alle Pläne vollenden konnten.271 Der kulturpolitische Bedeutungszuwachs, den die Archäologie, vor allem aber die Urund Frühgeschichte in der NS-Zeit erfahren sollten, äußert sich auch in ihrer verstärkten musealen Präsentation. Dementsprechend ergriff Schmid die Chance zu Kriegsbeginn, die vor- und frühgeschichtlichen Teile der archäologischen Schausammlung am Joanneum in Graz neu aufzustellen.272 Im Zuge der mit dem Anschluss der „Ostmark“ verbundenen Propagandamaßnahmen ist auch die Teilnahme des Joanneums an diversen Ausstellungen im Großdeutschen Reich als Leihgeber archäologischer Objekte aus der Steiermark zu sehen, so z. B. an der Wanderschau „Europas Schicksalskampf im Osten“ von Oktober bis Dezember 1938 in Graz273 und an der Ausstellung „Berge, Menschen und Wirtschaft der Ostmark“ von Mai bis Juni 1939 in Berlin.274 In weiterer Folge kam es auch zu einer Aufwertung der diversen Heimat- und Stadtmuseen und zur Einbeziehung ihrer Leiter in die heimische Bodendenkmalpf lege. Im Jahr 1941 sind im Reichsgau Steiermark neben dem Joanneum noch archäologische Sammlungen in Eisenerz, Gleichenberg, Gnas, Kapfenberg,

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(1896–1976),278 der das ErzLeoben und Radkersburg belegt. Hinzu kommen bergmuseum in Eisenerz benoch die Schlosssammlung treute und mit dem Schmid Bernstein und das Heimatbereits 1929 auf der Feismuseum Pinkafeld, da der terwiese am Erzberg279 drei vermeintlich „römische“ südliche Teil des BurgenSchmelzöfen untersuchte. lands dem Reichsgau SteierWurden keine Berichte beimark zugeschlagen wurde, gebracht, dann musste diese während man das steirische Aufgabe der Gaukonservator Salzkammergut zusammen der Steiermark, Walter von mit dem Höhlenmuseum in Semetkowski (1886–1965) Bad Aussee dem Gau Oberselbst erfüllen,280 der noch donau anschloss.275 Arnold Schober (1886–1959). Fotograf Gleichzeitig mit der Erwährend der Monarchie in und Datierung unbekannt richtung der Reichsgaue die Zentralkommission für Nach: Modrijan, Arnold Schober 1939/40 sollte es auch in der Denkmalpf lege eingetreten staatlichen Denkmalpf lege und 1920 zum kunsthistozu Kompetenzverschiebungen kommen. Mit rischen Landeskonservator der Steiermark erdem Erlöschen der österreichischen Regierung nannt worden war.281 Auch das Archäologische Institut der Univerlor auch die Zentralstelle für Denkmalschutz ihre Funktion und die Landeskonservatoren, versität Graz versuchte sich unter der NS-Herrnun „Gaukonservatoren“ genannt, wurden den schaft neu zu positionieren und nahm mit einzelnen Reichsstatthaltern unterstellt. Eine der systematischen Erfassung der römischen gewisse fachliche Gemeinschaft blieb jedoch Steindenkmäler der Ostmark ein ambitiodurch die gleichzeitig erfolgte Gründung des niertes provinzialrömisches Forschungsprojekt „Instituts für Denkmalpf lege“ erhalten. Auch in Angriff, durch welches das zu Beginn des wenn diese Nachfolgeorganisation über keiner- Jahrhunderts unter Gurlitt und Cuntz belei Befugnisse mehr verfügte, ist hier doch die gründete „Archäolo­ g isch-epigraphische SeSchaffung einer eigenen „Abteilung für Boden- minar“ kurzzeitig wiederbelebt wurde. Nach altertümer“unter der Leitung des Prähistorikers dem Tod Gurlitts 1905 kam es am ArchäoKurt Willvonseder (1903–1968) bemerkens- logischen Institut zunächst mit Franz Winter wert. Dieser über die Gaugrenzen aktive Fach- (1861–1930) und Hans Schrader (1869–1948) vertreter des Naziregimes leitete auch neuerlich zu einer raschen Abfolge von Lehrkanzelineine „archäologische Landesaufnahme“ ein, in- habern, bis schließlich der damalige Leiter der dem er die Verwaltungsbehörden der Ostmark Ausgrabungen von Ephesos, Rudolf Heberdey auf Bezirks- und Gemeindeebene sowie die (1864–1936), im Jahr 1911 dem Ruf nach Graz Archäologen und Heimatforscher aufforderte, als Ordinarius folgte. Als Heberdey 1933 ausFundnachrichten einzusenden.276 schied, konnte erst drei Jahre später mit Arnold Neben Schmid, Grubinger und Pichler ta- Schober (1886–1959) ein passender Nachfolger ten dies für den Gau Steiermark beispielsweise als Institutsvorstand gefunden werden.282 Dieser war provinzialrömischen Themen der Arzt, Höhlenforscher und Leiter des Heimatmuseums Kapfenberg, Josef Sperl (1878– aufgeschlossener und entwarf mit Balduin Sa1951),277 oder der Montanist Wilhelm Schuster ria (1893–1974), der seit 1942 den Lehrstuhl für

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Römische Altertumskunde und Epigraphik innehatte, die Idee zu einem Corpuswerk, das die bis dahin in zahlreichen Einzelpublikationen verstreuten römischen Steindenkmäler der Ostmark zusammenfassen sollte.283 Im Auftrag des Österreichischen Archäologischen Instituts, das zu diesem Zeitpunkt nur eine Zweigstelle des Deutschen Archäologischen Institutes in Berlin war,284 wurde 1943 mit dem Projekt begonnen, das seinen Ausgang in Ptuj/Pettau nahm, aber bald auch zur Beschreibung und fotografischen Dokumentation der Steindenkmäler in Schloss Seggau durch die Projektmitarbeiterin Erna Diez (1913–2001) führte. Die Zeitumstände verhinderten jedoch den Abschluss dieses Forschungsunternehmens, wie auch Schober und Saria nach Kriegsende aufgrund ihrer nationalsozialistischen Einstellung in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wurden. Ein ähnliches Schicksal traf auch Schobers ­A ssistenten August Schörgendorfer (1914–1976), der mit seiner 1942 gedruckten Dissertation über die römische Keramik der Ostalpenländer trotz mancher Unschärfen ein bis heute beachtetes Standardwerk für die heimische Provinzialarchäologie vorlegte,285 dessen Vertrag an der Grazer Universität jedoch nach 1945 ebenfalls aufgrund seiner NS-Vergangenheit nicht mehr verlängert wurde. Anders verhielt sich die Situation bei Walter Schmid, der bereits 1919 zum außerordentlichen Professor für Archäologie der Prähistorie und der römischen Provinzialkultur in Graz ernannt worden war, im April 1943 entpf lichtet wurde, aber noch 1945/46 Vorlesungen hielt, bis man ihn aufgrund seines Alters endgültig in den dauerhaften Ruhestand versetzte. Während der NS-Zeit kam es zwischen Schmid und Saria zu einem schweren Streit, der darin mündete, dass gegen Schmid, nach einer Selbstanzeige, ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Diese Causa war aber nur der Gipfel einer ganzen Reihe von

internen Auseinandersetzungen im Laufe von Schmids Universitätskarriere. So geriet er mit dem späteren Universitätsrektor Karl Polheim (1883–1967) in Konf likt, da Schmid mit Hilfe des mit ihm befreundeten Hans Reinerth und des politischen Drucks des Amtes Rosenberg für sich ein Ordinariat für Vor- und Frühgeschichte zu erlangen versuchte. Die Besetzung dieser als wichtig eingestuften Lehrkanzel mit Schmid wollte man jedoch in Graz unter allen Umständen verhindern, da man einerseits mit der inhaltlichen Ausrichtung, fachlichen Qualität und geringen Anzahl seiner bisherigen Vorlesungen unzufrieden war und andererseits Zweifel an Schmids tatsächlicher politischen Einstellung und seiner Zugehörigkeit zur deutschen Nationalität hegte. Auch sein Beitritt zur NSDAP im Jahr 1941 und zahlreiche schriftliche Erklärungen, die seine deutsche Gesinnung bekräftigen sollten, änderten an dieser Situation nichts mehr und schließlich war es 1943 möglich, Schmid „legal“, unter dem Vorwand seines fortgeschrittenen Alters, zu entpf lichten.286 Als zukünftiger Inhaber der Lehrkanzel für Vorgeschichte war 1944 der Erlanger Professor Rudolf Paulsen (1893–1975) vorgesehen, der bis zu seiner offiziellen Ernennung vertretungsweise in Graz lehren sollte, aber diesem Auftrag bedingt durch die Kriegsereignisse nicht mehr nachkam.287 Mit seiner Bestellung nahm man auch in Kauf, dass es zwischen der Universität und außerhalb stehenden amtlichen Stellen, die mit der lokalen Bodendenkmalforschung zu tun hatten, keinerlei Verbindungen mehr gab, wodurch paradoxerweise unter der damals herrschenden Rechtslage auch keine Grabungsgenehmigung in der Steiermark mehr für den Lehrkanzelinhaber vorlag. Über eine Generalgrabungsermächtigung für die Steiermark verfügte zum damaligen Zeitpunkt nur das Joanneum, das jene in den 1920er-Jahren vom Bundesdenkmalamt erhalten hatte und die

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1942 auch auf die Untersteiermark/Stajerška ausgedehnt wurde, wo Schmid in den letzten Kriegsjahren seine archäologischen Forschungen intensivierte.288 Konträr dazu trat er 1944/45 aufgrund seines Alters und seines Gesundheitszustandes vom „Fundüberwachungsdienst“ beim Bau des „Südostwalls“ (Reichsschutzstellung) zwischen dem Burgenland und der Untersteiermark zurück, wohl auch deshalb, weil die leitenden Positionen fast ausschließlich mit Universitätsangehörigen besetzt waren. Neben Schober und Saria übernahmen noch der Althistoriker Fritz Schachermeyr (1895–1987) und der Numismatiker Friedrich Stefan (1886–1962) die archäologische Betreuung einzelner Bauabschnitte.289 Am Joanneum war es nach der Verschärfung der alliierten Luftangriffe 1942 im darauf folgenden Jahr zur vollständigen Auslagerung der archäologischen Sammlungsbestände nach Schloss Herberstein und damit zur Einstellung der Ausstellungstätigkeit gekommen.290 Nach Kriegsende blieb mit Schmid und Grubinger am Joanneum und damit in der heimischen Bodendenkmalpf lege personell alles beim Alten. Schmid wurde sogar für fast ein Jahr interimistischer Direktor des Joanneums und zeigte mit mittlerweile 70 Jahren noch einmal einen ungewöhnlichen Willen zum Neuanfang, indem er 1945 in Rekordzeit die

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Archäologische Sammlung wieder aufstellen ließ und mit der Herausgabe des ersten Heftes der Reihe „Schild von Steier“ eine archäologische Fachzeitschrift begründete,291 die bis heute existiert. In den folgenden Jahren machte sich nun aber doch Schmids Alter bemerkbar und andere, allen voran sein ehemaliger Student, Walter Modrijan, den er noch 1949 als seinen Nachfolger installieren konnte, übernahmen nun nach und nach die eigentlichen Vermessungs- und Grabungsarbeiten. Schmid starb schließlich am 24. März 1951 an einem Schlaganfall. Ein Fazit über die „Ära Schmid“ muss ambivalent ausfallen. Jahrzehntelang sollten die fehlenden Materialpublikationen zu seinen Grabungen und seine meist eigenwilligen Forschungsthesen und Befundinterpretationen zu einem Hemmnis für die gerade aktuellen Forschungen sein und ließen zahlreiche Fachkollegen falsche Schlussfolgerungen aus dem nur bruchstückhaft Publizierten ziehen, die nun nach und nach korrigiert werden müssen. Andererseits sind auch der damalige Forschungsstand und die Arbeitsbedingungen zu berücksichtigen, die seine Leistungen vor dem Hintergrund zweier Weltkriege, unterschiedlicher politischer Systeme und schwerer Wirtschaftskrisen zwar nicht fachlich, aber immerhin menschlich revidieren.

Vom geisteswissenschaftlichen Einzelfach zur interdisziplinären Forschung und Vermittlung (1950–1983) Von Daniel Modl

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollten sich die Methoden und Themen in der archäologischen Forschung noch einmal grundlegend ändern. Auslöser hierfür waren jedoch nicht die Katastrophen des Krieges, sondern vielmehr Denkanstöße aus den Sozialwissenschaften und neue Analyseverfahren in den Naturwissenschaften, die eine bis heute andauernde Entwicklung der Archäologie von einem geisteswissenschaftlichen Einzelfach hin zur inter- und transdisziplinären Forschung bewirkten und letztlich auch neue Schwerpunktsetzungen im Bereich der musealen Vermittlung und der archäologischen Denkmalpf lege nach sich zogen. Bedingt durch die Instrumentalisierung des Faches während des Nationalsozialismus war vor allem die deutsch-österreichische Urgeschichte in den Nachkriegsjahrzehnten bedacht, keine ethnischen Fragestellungen zuzulassen und scheute sich überhaupt vor jeglicher offenen und selbstref lexiven Theoriediskussion. So konzentrierte man sich auf das Fundmate­rial, das akribisch katalogisiert, typologisch bzw. chronologisch ausgewertet und schließlich publiziert wurde, wodurch größere Fundvorlagen entstanden, wie z. B. das von Hermann Müller-Karpe (1925–2013) 1965 initiierte und bis heute fortgeführte Editions-Unternehmen der Prähistorischen Bronzefunde. Mit der Rezeption der seit den 1960er-Jahren in den USA und Großbritannien geführten Grundlagendiskus-

sion fand auch im deutschen Sprachraum dann mit Jahrzehnten Verspätung ein Perspektivenwechsel statt. Einf lüsse aus der Soziologie, Politologie und Ökonomie führten beispielsweise zu Fragen hinsichtlich der Repräsentation von Herrschern und Eliten, nach frühen Handelsund Wirtschaftsstrukturen und zu verschiedenen Bereichen des Alltagslebens. Parallel mit diesen Entwicklungen im Bereich der Interpretation kam es auch zu Fortschritten bei den naturwissenschaftlichen Analyse- und Auswertungsmethoden. Revolutionär war die 1949 von Willard Frank Libby (1908–1980) entwickelte Radiokarbonmethode, die anhand des natürlich stattfindenden radioaktiven Zerfalls des Kohlenstoffisotops 14C eine zuverlässige Datierung von organischen Materialien erlaubt. In ihrer Präzision wird sie jedoch von der Dendrochronologie übertroffen, die über die Zählung von Jahresringen bei Bäumen und der Überlappung von wachstumsbedingten Ringmustern eine jahrgenaue Datierung von Hölzern vornehmen kann. Die Dendrochronologie dient aber nicht nur zur Altersbestimmung, sondern liefert zusammen mit der Palynologie, der Analyse von Pf lanzenpollen, auch wichtige Grundlagen zur Rekonstruktion ehemaliger Klima- und Umweltbedingungen. Beide Methoden kamen bereits Ende der 1930er- bzw. Anfang der 1940er-Jahre bei archäologischen Grabungen in Süddeutsch-

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land erfolgreich zum Einsatz. ser und technischer Zeichner Zur gleichen Zeit begann man für das „Amt Rosenberg“ in auch in Halle an der Saale und Frankreich und der Ukraine Wien mit Hilfe instrumenteltätig war. ler Analyseverfahren aus der Nach dem Krieg scheiterte Chemie, wie z. B. der Spek­ ein Versuch Schmids, Modritralanalyse, große Serienunterjan als seinen Nachfolger an suchungen an prähistorischen das Landesmuseum zu holen, Kupfer- und Bronzeobjekten aufgrund von dessen nationaldurchzuführen, um damit die sozialistischer Vergangenheit, Ausgangserze und in weiterer sodass für Modrijan zunächst Folge die Kupferlagerstätten in nur ein loses BeschäftigungsDeutschland oder Österreich verhältnis mit dem Joanneum Walter Modrijan (1911–1981). zu identifizieren. möglich wurde.293 Im Herbst Fotografie, um 1960 1948 unternahm Modrijan für Auch bei den archäologiUMJ, Archäologie & Münzkabinett, Schmid in seiner Urlaubszeit schen Prospektionsmethoden Fotoarchiv mehrere Vermessungen in gab es weitere Fortschritte. der Obersteiermark u. a. in Neben der bereits vor dem Zweiten Weltkrieg etablierten Luftbildarchäo- Noreia und in Krungl bei Bad Mitterndorf logie, die anthropogen geschaffene Struktu- sowie in Hohenberg und am Kulm bei Aigen ren und Befunde unterhalb der Erdoberf läche im Ennstal. Die geodätischen Aufnahmen an durch Bodenverfärbungen, Wachstumsunter- den beiden zuletzt genannten Orten wurden schiede und Schattenmerkmale fotografisch auch von kleineren Probegrabungen begleitet, dokumentiert, und dem Survey, also der sys- die im Fall des Kulms294 den ersten Nachweis tematischen Aufsammlung und Kartierung einer hallstattzeitlichen Höhensiedlung in der von Oberf lächenfunden, fanden Ende der Obersteiermark erbrachten. Nach Modrijans Anstellung am Joanneum 1970er-Jahre verstärkt nun auch geophysikalische Prospektionsmethoden Anwendung: Geo- im November 1949 begann er sogleich eine magnetik und Geoelektrik nützen die im Erd- Grabung am Kugelstein bei Peggau,295 die im boden gegebenen physikalischen Unterschiede Spätherbst des folgenden Jahres fortgesetzt werzwischen einer archäologischen Struktur und den sollte. Diese archäologischen Untersuchunihrer Umgebung aus, wodurch erstmals eine gen mussten jedoch undankbarerweise an den f lächendeckende und zerstörungsfreie Erfas- gleichen Grabungsstellen ansetzen, die bereits sung und Bewertung von Bodendenkmalen 30 Jahre zuvor Schmid untersucht hatte296 und möglich wurde. Doch davon konnte man frei- die teilweise auch das Ziel der Grabungen im lich in der steirischen Nachkriegsarchäologie 19. Jh. gewesen waren. Da zum damaligen Zeitpunkt keine zwingende Notwendigkeit nur träumen!292 Mit dem Kärntner Walter Modrijan kam bestand, diesen Fundplatz erneut in Angriff zu 1949 ein Prähistoriker ans Joanneum, der bei nehmen, könnte man darüber spekulieren, ob Walter Schmid im März 1938 dissertiert hat- dieses Grabungsunternehmen von Schmid als te und der unter Hans Reinerth seine ersten „Eignungstest“ für Modrijan gedacht war, der praktischen Arbeitserfahrungen sammelte, als hier auch seine Fähigkeiten als Ausgräber unter er zwischen 1940–44 vorrangig als Vermes- Beweis stellen sollte. Dies tat er auch, indem er

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Viktor Maurin (1922– 2011; links) und Maria Mottl (1906–1980; rechts) bei der Dokumen­ tation eines Profils im hinteren Teil der Repo­ lusthöhle. Fotografie, 1948 Privatbesitz Heinrich Kusch

die alten Grabungspläne durch neue Beobachtungen ergänzen und korrigieren konnte. Anders gelagert war die Situation in Tillmitsch 297 am Westrand des Leibnitzer Feldes, wo ein Oberbodenabtrag im Bereich der Lehmgrube des Ziegelwerks Guidassoni im März 1950 zur Entdeckung auffälliger Bodenverfärbungen führte, die eine sofortige Notgrabung erforderlich machten. Diese konnte Schmid jedoch krankheitsbedingt nicht persönlich durchführen, weshalb er Modrijan mit den Grabungen vor Ort betraute. Voraussetzung hierfür war jedoch, dass Modrijan all­ abendlich Schmid an seinem Krankenbett in Graz über die Grabungsfortschritte informieren musste, worauf dieser Arbeitsanweisungen für den kommenden Tag ausgab.298 Unter solcher „Fernleitung“ wurden nun von Modrijan in Tillmitsch mehrere Rollierungen, Steinsetzungen und Gruben freigelegt, die als Wegpf lasterungen, Arbeitsbühnen und der Unterteil eines Eisenschmelzofens interpretiert und anhand der beigefundenen Keramik in das

9./8. Jh. v. Chr. datiert wurden. Die Anlage erlangte in der Folge als „urnenfelderzeitliche Eisenschmelze von Tillmitsch“ Berühmtheit, wobei die damalige Deutung und Datierung der Befunde heute stark in Zweifel gezogen werden müssen.299 In der Nachkriegszeit hatte Modrijan jedoch nicht nur mit Schmids charismatischer Persönlichkeit und seinen Launen zu kämpfen, sondern auch mit Problemen rein praktischer Natur. So waren kaum Arbeitskräfte für Grabungen zu bekommen, die Grabungsausrüstung veraltet, der Theodolit (ein Vermessungsgerät) nur geliehen und kein Geld vorhanden, um Grundbesitzern eine Entschädigung oder den Grabungsmitarbeitern eine Bahnkarte zu zahlen. Dementsprechend musste Modrijan die 30 km lange Wegstrecke zwischen Graz und Wagna mehrmals mit dem Rad zurücklegen, als er im Herbst 1950 und Frühjahr 1951 die Grabungen in Flavia Solva 300 wieder aufnahm und in der Insula III versuchte, Anschluss an die Grabungen Schmids aus dem Jahr 1918 zu finden.

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Etwas Kondition erforderte auch der Anmarsch zur Repolusthöhle im Badlgraben bei Peggau,301 wo Modrijan im August 1950 die aus Ungarn stammende Paläontologin Maria Mottl (1906–1980) bei ihren abschließenden Grabungs- und Dokumentationsarbeiten unterstützte. Der kriegsbedingte Mangel an Düngemitteln rückte 1946 erneut die Phosphaterdeablagerungen in steirischen Höhlen ins Zentrum des öffentlichen Interesses und führte noch im selben Jahr zu Probegrabungen im Lieglloch bei Tauplitz302 und der Bärenhöhle im Hartelsgraben303 sowie 1947 zu ersten Sondierungsschnitten in der Repolusthöhle. Letztere wurden durch Mottl im Auftrag des Bundesdenkmalamtes angelegt und erbrachten eine stattliche Anzahl an paläolithischen Stein­artefakten und eiszeitlichen Säugetierresten, die eine weitere systematische Erforschung der noch unberührten Höhle zu rechtfertigen schienen. Eine neuerlich von Mottl geleitete und teilweise vom Geologen Viktor Maurin (1922–2011) unterstützte Grabungskampagne in der Repolusthöhle zwischen September 1948 und Jänner 1949 erbrachte neben mehreren tausend Tierknochen rund 1.700 Quarzbzw. Hornsteingeräte, die von Mottl einem „Proto-Aurignacien“ zugeordnet wurden und heute allgemein ins späte Mittelpaläolithikum datiert werden. In der Folge machten zahlreiche ihrer Beiträge in Fachzeitschriften die Repolusthöhle über die Grenzen der Steiermark hinaus bekannt und die Verfasserin zu einer international anerkannten Wissenschaftlerin, die es verstand, Höhlenforschung, Quartärpaläontologie und Urgeschichte zu vereinen.304 Möglich gemacht hatte dies jedoch erst Schmid, der durch seine eigenen Höhlengrabungen vermutlich die Bedeutung der Repolusthöhle erkannte und Mottl einen beträchtlichen Teil seines Grabungsbudgets für ihre Höhlenforschungen zur Verfügung stellte.

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Dadurch konnten 1948/49 auch archäologisch-­ paläontologische Untersuchungen in anderen steirischen Höhlen durchgeführt werden, wie z. B. in der Tunnelhöhle305 und der Grab­ höhle306 am Kugelstein, der Steinbockhöhle307 in der Badlwand oder der Leopoldinengrotte308 nahe dem Kesselfall bei Semriach.309 In Stellvertretung von Schmid nahm Mottl im Sommer 1949 auch eine Grabung am Kirchberg in Deutschfeistritz310 in Angriff, wo sie frühmittelalterliche Gebäudereste freilegen konnte. Im September desselben Jahres erhielt Mottl eine Fixanstellung am Museum für Bergbau, Geologie und Technik am Joanneum, wodurch die Agenden für Höhlenforschung innerhalb des Joanneums zu dieser vom Geologen Karl Murban (1911–1971) geleiteten Abteilung wechselten, die ab 1950, finanziell unterstützt durch einen jährlichen Fonds der Steiermärkischen Landesregierung, in zahlreichen heimischen Höhlen Sondierungsgrabungen beginnen oder weiterführen konnte. Von den über 25 Höhlen, die Mottl 1951/52 befuhr, lieferten u. a. die Steinbockhöhle, die Große Badlhöhle, die Tunnelhöhle, die Tropfsteinhöhle311 und die Fünfsterngrotte312 im mittleren Murtal sowie der Heidentempel313 und das Luegloch314 am Zigöllerkogel bei Köf lach auch archäologische Funde.315 In der Folge konzentrierte sich Mottl auf die Aufarbeitung des reichhaltigen Fundmaterials, während Mitglieder des Landesvereins für Höhlenkunde in der Steiermark316 im Auftrag von Murban weitere Grabungen in Höhlen unternahmen. Zu nennen sind hier Hermann Bock (1882–1969), der von Oktober 1954 bis Juli 1955 den Schacht am Ende der Repolusthöhle erforschte317 und zuvor schon die Steinbockhöhle untersucht hatte (1909/13),318 sowie Konrad Hofer, ein ehemaliger Grabungshelfer von Mottl und Bock, der zwischen 1958–60 in der Tropfsteinhöhle arbeitete.319

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Konrad Zeilinger (1914– 1965; links) und Walter Schmid (rechts) mit der Grabungsmannschaft in Gleisdorf. Fotografie, 1948–50 Nach: Hausmann/ Rosenberger, Gleisdorf 36, Abb. 8

All den genannten Untersuchungen ist gemein, dass sie unter „primitivsten“ Bedingungen erfolgen mussten, wenn man ihnen die hohen Grabungsstandards der heutigen Paläolithforschung zugrunde legt. Im Fall der Grabungen von Mottl und Bock wurden die Höhlensedimente zwar nach Quadranten und Fundschichten separiert, jedoch musste diese Trennung unter schlechter Beleuchtung vonstatten gehen, da kein elektrisches Licht, sondern nur eine Handvoll Karbidlampen zur Verfügung stand. Aufgrund der unzureichenden Lichtverhältnisse und des Wassermangels musste zudem auf ein Schlämmen der Sedimente in der Höhle verzichtet werden, weshalb das gesamte Material ins Freie transportiert wurde, wo man es durch ein Eisengitter warf oder zumindest grob sichtete. Der gesamte Transport erfolgte dabei mittels Scheibtruhen oder im Fall von Schächten kübelweise mit einfachen Seilwinden. Trotz aller technischer Mängel gehörten die Höhlengrabungen zu den ersten Grabungsunternehmen in der Steiermark, bei denen ab den 1960er-Jahren

Pollenanalysen versucht (Repolusthöhle)320 oder Radiokarbondatierungen (Salzofenhöhle)321 durchgeführt wurden. Aufgrund der bereits eingangs erwähnten Grabungen am Kugelstein, in Tillmitsch und Flavia Solva war es Modrijan nicht möglich, an den langjährigen archäologischen Forschungen in Gleisdorf 322 aktiv teilzunehmen, die von 1948–50 von Schmid und nach dessen Tod 1951 und 1954 vor Ort von Konrad Zeilinger (1914–1965) geleitet wurden, der aus Gleisdorf stammte, ein ehemaliger Student Schmids war und seinen Doktorvater als freiwilliger Assistent seit 1948 im Gelände unterstützte. Modrijan ist jedoch der Gesamtplan der Ausgrabungen zu verdanken, die neuerlich auf dem Gelände der Ziegelei Strobl stattfanden und zur Freilegung der Reste eines ländlichen Amphitheaters sowie eines im Norden an den Vicus anschließenden Gräberbezirks mit über 100 Gräbern führten. Symptomatisch für dieses letzte Grabungsunternehmen der Ära Schmid waren einerseits die damalige Deu-

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tung der gemauerten Einbautoriker Odo Burböck (*1942) ten dieser Gräber als „kleine und 1977 mit dem PrähistoHeiligtümer“ und andererriker Diether Kramer (1942– seits der Umstand, dass die 2016) zwei weitere wissenForschungsergebnisse erst 40 schaftliche Mitarbeiter eingeJahre später publiziert werden stellt werden konnten. konnten.323 Sicher nicht von Nachteil Nach dem Tod Schmids war dabei Modrijans Position 1951 übernahm Modrijan die als Direktor des Joanneums, Leitung der Abteilung für eine Funktion, die er bereits Vor- und Frühgeschichte und 1969 übernahm und die er bis Münzsammlung am Joannezu seiner Pensionierung ausum bis zu seiner Pensionieübte.324 Erich Hudeczek (1939–2007). Während die Grabungen rung Ende 1976. Gleichzeitig Fotografie, um 2000 in Gleisdorf für den jungen oblag ihm als LandesarchäoUMJ, Archäologie & Münzkabinett, Modrijan noch eine „Hypologen die HauptverantworFotoarchiv thek“ aus der Ära Schmid tung für die archäologische darstellten, handelte es sich bei Denkmalpf lege in der Steierden archäologischen Untersumark, da am Landeskonservachungen am Frauenberg bei torat für Steiermark in Graz Leibnitz325 zwischen 1951–53 (Bundesdenkmalamt) der um sein erstes eigenständiges Dienstposten eines Boden­ Forschungsprojekt in der Steidenkmalpf legers noch nicht ermark. Anlass hierfür waren existierte und durch die ZenSchottergewinnungsarbeiten trale des Bundesdenkmalamts für eine Straße im Böschungseine Betreuung vor Ort kaum bereich unterhalb des Missarstattfand. Als Ersatz für die hauses nahe der Marienkirche in den Ruhestand getretene im Jahr 1951. Sie führten zur Marianne Grubinger holte Entdeckung massiven Mauersich Modrijan im Juni 1953 werks, das nach einer noch im Zeilinger als wissenschaftliDiether Kramer (1942–2016). selben Jahr erfolgten Grabung chen Mitarbeiter ans JoanneFotografie, um 2000 als Unterbau eines römischen um, der jedoch bereits 1965 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv Podiumstempels identifiziert verstarb. Ihm folgte 1966 der werden konnte, dessen vorWirtschaftshistoriker Paul derer Teil im Jahr 1730326 mit Werner Roth (1941–2001) nach, der allerdings schon 1970 die Abteilung dem Missarhaus überbaut worden war. Durch das Entgegenkommen des Grundwieder verließ. Im selben Jahr begann der Archäologe Erich Hudeczek (1939–2007) seine besitzers, der Pfarre Leibnitz, und der Kultur­ Tätigkeit am Joanneum, der 1977 auch die Ab- abteilung des Amtes der Steiermärkischen Landesregierung war es schließlich möglich, teilungsleitung übernahm. Bevor Modrijan jedoch in den Ruhestand die freigelegten Fundamente zu sanieren und trat, erreichte er noch, dass 1971 mit dem His- dadurch erstmals in der Steiermark ein origi-

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Blick vom Kirchturm auf das Missarhaus und die Tempelfundamente am Frauenberg während der Konservierung und Er­ gänzung des Mauerwerks. Fotografie von Friedrich Rath, 1954 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Schauraum des „Tempel­ museums“ am Frauenberg. Fotografie, um 1960 Privatbesitz Robert Fürhacker

nales römisches Mauerwerk vor Ort zu konservieren. Des weiteren gelang es Modrijan, im Keller des Missarhauses ein kleines „Tempelmuseum“ einzurichten, das 1956 feierlich der Öffentlichkeit übergeben wurde. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wird Modrijans großes Anliegen deutlich, archäologische Forschungen stets anschaulich und

publikumswirksam zu vermitteln. Abgesehen von zahlreichen Sonderausstellungen am Joanneum sollten mehrere von ihm initiierte, lokale Museumsprojekte oder In-situ Konservierungen römischer Gebäudereste als Freilichtanlagen diese Funktion erfüllen. Zusätzlich verhalf Modrijan auch über seine aktive Zeit hinaus der Archäologie durch Vorträge und Führungen zu einer besonderen Präsenz beim „gebildeten

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Im Vordergrund die Notgrabungen von Modrijan im nördlichen Teil der Insula XVII von Flavia Solva. Fo­ tografie von Friedrich Rath, 1958 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Publi­kum“ und bei Personen des politischen und öffentlichen Lebens. Zusammen mit dem Podiumstempel, den Modrijan mit Isis Noreia in Verbindung brachte, wurde von ihm auch das Areal westlich des Missarhauses untersucht. Dort stieß er auf Baureste, die erst durch die Forschungen der letzten Jahre als römischer Umgangstempel und Teil einer frühchristlichen Kirchenanlage gedeutet werden konnten (vgl. Kapitel Römerzeit).327 Darüber hinaus legte Modrijan 1953 auf den sog. Perl-/Stadläckern,328 einem kleinen Plateau im südöstlichen Abhang des Frauenbergs, noch römerzeitliche Mauerreste und Körperbestattungen aus dem 4./5. Jh. n. Chr. frei. Letztere waren Teil eines spätantiken Gräberfeldes, dessen Größe und Bedeutung sich ebenfalls erst später, durch Grabungen des Bundesdenkmalamtes unter Leitung von Ulla Steinklauber, in den 1990er-Jahren erschlossen.329 In der Folge verlagerte sich Modrijans Forschungsschwerpunkt in die Ebene nach Flavia Solva, doch führte ihn die zunehmende Bautätigkeit am Frauenberg in den 1970er-Jahren nochmals auf das Tempelplateau zurück. Beim Bau einer Abwassergrube kamen 1973 drei Architekturteile und eine Sandsteinbüste zutage,

die zusammen mit Bauteilen aus den Altgrabungen 1951–53 einem weiteren Heiligtum, jenem des Mars Latobius, zugeordnet wurden und im darauffolgenden Jahr eine Nachgrabung an der Fundstelle notwendig machten.330 Diese erbrachte Hinweise auf eine damals als spätantike Befestigungsmauer interpretierte Struktur, deren Fortsetzung 1979 bei Grabungen durch Hudeczek und Burböck weiter südwestlich auf der Öden,331 dem höchsten Teil des Frauenbergs, zusammen mit bedeutenden prähistorischen Siedlungsresten, zum Vorschein kamen.332 Als ausgebildeter Geodät galt Modrijans Hauptaugenmerk zu Beginn seiner Forschungen in Flavia Solva zunächst der Einpassung der von Schmid ergrabenen Insula-Grundrisse in den Katasterplan von Wagna. Große Hilfe leistete ihm dabei der Leibnitzer Hauptschuldirektor Eduard Staudinger (1910–2001),333 der Modrijan schon zu seinen Grabungen am Frauenberg angeregt hatte und sich in den folgenden Jahrzehnten für die Erforschung, das Bekanntwerden und den Schutz von Flavia Solva einsetzte. Und dieses Schutzes bedurfte das Gelände der einstigen Römerstadt auch, als in den folgenden vier Jahrzehnten diverse Bauprojekte

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Die Plangrabungen von Erich Hudeczek in der Insula XL von Fla­ via Solva. Fotografie, 1976/77 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

zunächst Modrijan und ab 1970 Hudeczek mit Notgrabungen in Anspruch nahmen. Im Gegensatz zu Schmid waren Modrijans Forschungen durch weitaus begrenztere und punktuellere Bodeneingriffe im westlichen und nördlichen Stadtteilen gekennzeichnet, die die Insulae III (1950), XVII (1958), XIX (1959), XX (1960/61, 1966/67), XXIV (1967), XXVII-N (1960), XXIX (1969), XXX (1969), XXXI (1960/61), XXXIII (1959), XXXVII (1952) und XXXVIII (1967–69) betrafen.334 In den 1970er- und 1980er-Jahren war vor allem der nördliche Stadtteil von Flavia Solva von der Verbauung bedroht, weshalb wiederum großf lächige Rettungs- und schließlich Plangrabungen von Hudezcek in den Insulae XXII (1971, 1980–87), XXIV (1975), XXV (1979), XXVII-N/S (1972–75), XXX (1969– 72), XXXI (1971/72), XL (1976–79) mit Hilfe von Schülern aus Graz und Leibnitz, Grazer Studenten, ortsansässigen Arbeitern und sogar Sträf lingen aus der Strafvollzugsanstalt Graz durchgeführt wurden.335 Aufgrund der Bedeutung der freigelegten Gebäudereste, des darauf folgenden Medienechos und des auch in einer der ersten Unterschutzstellungen eines Boden-

denkmals in der Steiermark nach dem Denkmalschutzgesetz ausgedrückten öffentlichen Interesses wurden die geplanten Bauvorhaben jedoch zurückgestellt. Durch Grundkauf und -tausch gelangten die betreffenden Parzellen in den Besitz des Landes Steiermark, wodurch auch eine Umwidmung zum Freiland und damit die nachhaltige Sicherung des Areals möglich wurden. Von besonderer Bedeutung sind die Forschungen Hudeczeks in der Insula XL für die Rekonstruktion der frühen und späten Stadtgeschichte von Flavia Solva, da es im gelang, sowohl augusteische als auch spätantike Siedlungsreste nachzuweisen.336 Möglich geworden war dies durch eine weiterentwickelte Grabungstechnik. Im Gegensatz zu Modrijan, der noch Mauerzügen gegenüber der Stratigraphie den Vorzug gab, bildeten stratigraphische Beobachtungen eine wesentliche Grundlage von Hudeczeks Forschungen, die es ihm auch erlaubten, die Fundamentgräben ehemaliger Holzbauten nachzuweisen. Er führte seine Ausgrabungen hauptsächlich in der Quadrantenmethode als Abhubgrabung durch. Dabei trug er Erde in nahezu planen, knapp 10 cm starken Abhüben ungeachtet des tatsäch-

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Blick über die konser­ vierten Grundmauern der Villa Löffelbach. Fotografie von Hermi­ ne Umgeher, um 1965 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

lichen Schichtenverlaufs ab, sodass eine künstliche, ebene Fläche, das sogenannte Planum, entstand. Diese Methode hatte zur Folge, dass durch das Planum meist mehrere Schichten angeschnitten und auch durchschnitten wurden, weshalb man zur Kontrolle auch die am Rand der Grabungsf läche entstandenen Erdprofile zeichnerisch und fotografisch mitdokumentieren musste. Um möglichst viele Profile zu erhalten, wurde das weitläufige Grabungsgelände in eine Vielzahl von regelmäßig angeordneten Quadranten unterteilt, wobei zwischen den Flächen schmale Stege mit dem Profil stehen gelassen wurden. Neben Flavia Solva widmete sich Modrijan auch anderen provinzialrömischen Siedlungsplätzen, darunter einem spätantiken Gebäude in Tillmitsch (1953)337 und der zeitgleichen Höhensiedlung am Gröbminger Schlossbühel (1958, 1973–75)338 sowie den römischen Villen­von Löffelbach (1961–63),339 Kleinstübing (1963)340 und Hirnsdorf (1977–80).341 Besondere Beachtung verdient dabei die Freilegung und Konservierung der Villa Löffelbach und die Einrichtung eines nahegelegenen „Römermuseums“, die aber Modrijan und die Abteilungsressourcen derart bean-

spruchten, dass sogar die Grabungen in Flavia Solva kurzzeitig ausgesetzt werden mussten. Wie von Modrijan erhofft, wurde die Villa eine überregionale Attraktion für Schulen und Touristen, jedoch hatten Besucher und die Witterung den Mauern Ende der 1980er-Jahre derart zugesetzt, dass eine Erhaltung unmöglich schien. Nachdem jedoch 1992 die Gemeinde Hartberg Umgebung das Grundstück, auf dem die Villa Löffelbach steht, erworben hatte, erfolgten bis 2002 weitere Grabungen und Sanierungsmaßnahmen durch das Bundesdenkmalamt, wodurch die Anlage gerettet werden konnte. Da Modrijan kein spezielles Interesse an der römischen Gräberforschung hatte, wurden entsprechende Untersuchungen von ihm oder einem seiner Mitarbeiter, wie z. B. im Grössinger Tanner bei Tieschen (1951),342 in Gschmaier (1952),343 Kalsdorf (1958),344 Ratten­berg (1963),345 Götzendorf (1971)346 oder Scheif ling (1975)347 meist nur als Notgrabungen in Angriff genommen, wenn bei landwirtschaftlichen Arbeiten durch Zufall ein Grabbau angeschnitten wurde oder ein Grabhügel durch Baumaßnahmen gefährdet war. Ähnlich wurde auch unter Hudeczek bis in die Mitte der

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Blick in die Grabkammer eines von Robert Hesse und seinen Söhnen in Neudorf bei Semriach geöffneten Grabhügels. Fotografie, 1962 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

1980er-Jahre verfahren, als Rettungsgrabungen u. a. in Pichling (1978/81),348 Hafning (1979/80),349 Wagna (1981–83),350 Ghartlwald/ St. Johann in der Haide (1983)351 oder Rassach (1984)352 notwendig wurden. In Abstimmung mit dem Joanneum wurden auch von einigen Privatpersonen in den Sommerferien römische Grabhügel geöffnet, so z. B. vom Arzt Robert Hesse (1918–2006) in Neudorf bei Semriach (1962/63)353 oder vom Ministerialrat Herbert Buchsbaum im Forstwald in Gersdorf an der Mur (1971/72).354 In diesem Zusammenhang sind mehrere Versuche bemerkenswert, Hügelgräber mit ih-

ren Einbauten vor Ort für die Öffentlichkeit zu konservieren, wie in Neudorf bei Semriach, Götzendorf oder Ghartlwald/St. Johann in der Haide. Wesentliche Impulse in der Erforschung norisch-pannonischer Hügelgräber, dieser für die Steiermark so charakteristischen Bodendenkmale, setzten ab 1981 die Überblicksarbeiten von Diether Kramer355 und Otto Helmut Urban (*1953),356 sowie regionale Studien, wie jene von Kurt Kojalek (1923–2000),357 dem die Lokalisierung und Vermessung zahlreicher bis dahin vergessener Hügelgräberfelder vor allem im seinerzeitigen Bezirk Feldbach zu verdanken ist.358 Dort liegt auch das seit dem späten 19. Jh.359 bekannte Hügelgräberfeld von Kapfenstein,360 auf das 1949 der archäologisch interessierte Geologe Arthur Winkler Hermaden (1890–1963) den Wiener Prähistoriker Fritz Felgenhauer (1920–2009) aufmerksam gemacht hatte. Da es durch Raubgrabungen gefährdet war, entschloss sich Felgenhauer mit Einverständnis von Modrijan in den Jahren 1954, 1956, 1958/59 und 1962 zu archäologischen Untersuchungen, die 1964, 1966/67 und 1969 von seiner Schülerin Alexandrine Eibner (geb. Persy, *1940) sowie 1977 vom Prähistoriker Clemens Eibner (*1941) fortgesetzt wurden. Sie wurden als Lehrgrabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien und der Urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft (UAG) bzw. der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte361 durchgeführt und erbrachten den Nachweis, dass es sich beim Gräberfeld von Kapfenstein um eines der größten römerzeitlichen Hügelgräberfelder Österreichs handelte. Die Aktivitäten Felgenhauers blieben in der Steiermark jedoch nicht auf das Gräberfeld Kapfenstein beschränkt. Auf Ansuchen Modrijans nahm er noch Sondierungen in der hallstattzeitlichen Höhensiedlung am Königsberg bei Heimschuh (1967)362 vor und führ-

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te nach ersten Forschungen sich Diez im Jahr 1948 mit der durch Modrijan im Jahr 1954 Schrift „Die Bildhauerwerkmit der archäologischen Unstätten von Flavia Solva“365 für tersuchung der Motte Turmdas Fach Klassische Archäobauerkogel II bei Eibiswald logie an der Universität Graz 363 das erste größe(1968) habilitiert hatte, übernahm re mittelalterarchäologische sie den Vorlesungsbetrieb und Grabungsunternehmen der die gesamte InstitutsverwalSteiermark durch, das auch tung, was die philosophische noch heutigen wissenschaftFakultät im Jahr 1953 dazu lichen Ansprüchen genügt. veranlasste, ihr den Titel einer Der langjährigen Arbeit außerordentlichen Universiin der Steiermark verdankte tätsprofessorin zu verleihen. Erna Diez (1913–2001). Felgenhauer auch die EinlaDa die Fakultät jedoch von Fotografie, um 1970 dung, ab 1963 als Dozent an Männern dominiert war, verKFU, Institut für Archäologie der Universität Graz eine Vorlief ihre weitere Karriere eher lesung zur Ur- und Frühgeschleppend, so wurde sie erst schichte abzuhalten und damit die Lehre nach 1967 wirkliche Extraordinaria und 1970 OrSchmid wiederauf leben zu lassen. Tatsächlich dinaria. Ihre Emeritierung erfolgte schließlich kam er diesem Wunsch nur 1966 nach, da zu im Jahr 1983.366 Der Schwerpunkt ihrer wissenschaftlichen diesem Zeitpunkt die Übertragung des Lehrauftrags an Modrijan schon fixiert war, der Tätigkeit und zugleich ihr wesentlicher Beitrag im selben Jahr erfolgreich seine Habilitierung zur steirischen Landesarchäologie lag in der an der Universität Graz abschließen konnte Erforschung des provinzialrömischen Kunstund dem seine Venia legendi für Urgeschichte schaffens, was sich in einem Führer zu den Europas vom Ministerium am 8. August 1966 Steindenkmälern von Schloss Seggau niedergenehmigt wurde.364 Mit Modrijan, dem 1971 schlug,367 wie auch in zahlreichen Aufsätzen368 der Titel eines Extraordinarius und 1980 der zu bis dahin unbeachteten oder in ihrer Ikonoeines Ordinarius verliehen wurde, gab es bis graphie falsch gedeuteten Reliefs und Skulptu1982 wieder eine engere Verbindung der Uni- ren aus dem Stadtgebiet von Flavia Solva. Erich versität zum Joanneum und damit zur prakti- Swoboda (1896–1964), von 1946–64 Professor schen archäologischen Denkmalpf lege in der für Alte Geschichte und Altertumskunde in Steiermark. Graz, und danach Modrijan bzw. Hudeczek ist Als Modrijan seinen Lehrauftrag antrat, es zu verdanken, dass sich das Archäologiestuwurde das Institut für Klassische Archäologie dium in Graz unter Diez jedoch nicht in rein von Erna Diez (1913–2001) geleitet, die nach kunstarchäologischen Themen erschöpfte und dem 1945 erfolgten Abgang Arnold Schobers ein Bezug für die StudentenInnen zur archäound August Schörgendorfers allein am Institut logischen Feldforschung gewahrt blieb, indem verblieben war. die Möglichkeit bestand, an Grabungen oder Aufgrund der Vakanz der Professur lag die Vermessungen teilzunehmen. In diesem Zuprovisorische Leitung des Instituts in den fol- sammenhang ist jedoch anzumerken, dass der genden Jahren in den Händen des Altphilolo- erfahrene Ausgräber Erich Swoboda nie in der gen Hans Gerstinger (1885–1971). Nachdem Steiermark Grabungen durchführte, sondern

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Grabung am Dietenberg bei Ligist. Fotografie, 1977 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

für das Land Niederösterreich in den 1950erund 1960er-Jahren die Untersuchungen in Carnuntum leitete.369 Ab Mitte der 1970er-Jahre boten zudem Modrijan und Hudezcek einzelnen Studenten die Möglichkeit, als Praktikanten Altfunde in Dissertationen aufzuarbeiten. So entstanden die teilweise bereits erwähnten Arbeiten von Gerald Fuchs zum Gräberfeld von Flavia Solva (1980, in Graz),370 von Heinrich Klingenberg zu den Wandmalereien der Villa Thalerhof (1980, in Wien)371 und von Diether Kramer zu den mittelsteirischen Höhensiedlungen (1981, in Salzburg).372 Letztere Arbeit brachte nicht nur ein komplettes Verzeichnis aller bis dahin bekannten urgeschichtlichen Fundstellen und aller Grabhügel der Steiermark, sondern revidierte auch die Theorie Schmids zur „ostnorischen Kultur“. Grundlage hierfür war eine neuerliche Bearbeitung der Altfunde Schmids von diversen mittelsteirischen Höhensiedlungen (vgl. oben), die durch das Fundmaterial aus Schürfungen lokaler Heimatforscher und aus Aufsammlungen bzw. Rettungsgrabungen Modrijans, Burböcks und Kramers in den mehrphasigen Höhensiedlungen am Königs-

berg bei Tieschen (1956–1959, 1976),373 am Heiligen Berg bei Bärnbach (1975/76)374 und am Dietenberg bei Ligist (1976/77)375 ergänzt wurden. In diesem Zusammenhang fanden auch archäologische Untersuchungen am Kulm bei Weiz (1977/78)376 und am Fötzberg bei Kirchberg an der Raab (1975, 1978–80)377 statt, wobei diese Forschungsergebnisse nur mehr bedingt in die Dissertation Kramers einf ließen konnten und teilweise erst zu einem späteren Zeitpunkt publiziert wurden. Separat zu betrachten sind wiederum die in den Jahren 1982 und 1984 erfolgten Grabungen am Burgstallkogel bei Kleinklein, punkt einer Zusammenarbeit die den Höhe­ zwischen dem Joanneum und der deutschen Philipps-Universität Marburg an der Lahn bildeten. Die Vorgeschichte zu diesem ersten internationalen Kooperationsunternehmen in der steirischen Archäologie begann Anfang der 1970er-Jahre mit dem lang gehegten Wunsch Modrijans, die Grabungen in der Sulmtalnekropole und vor allem am Burgstallkogel wiederauf leben zu lassen. Diese ruhten seit Schmid und wurden, abgesehen von illegalen

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Plünderungen diverser Hügel, nur kurzzeitig durch archäologische Untersuchungen des Anthropologen Ämilian Kloiber (1910–1989) unterbrochen.378 Dieser bearbeitete für Modrijan normalerweise prähistorische, spätantike und frühmittelalterliche Skelettfunde aus der Steiermark,379 im Jahr 1963 musste er jedoch aufgrund von Steinbrucharbeiten und aktiven Raubgräbern kleinere Grabungen in der Andräbäckwald-380 und Grellwaldgruppe381 durchführen. Modrijans Verbindungen nach Salzburg, wo er ab 1970 an der dortigen Universität ebenfalls Lehrveranstaltungen zur Urgeschichte abhielt, ermöglichten es schließlich 1972, die Grabungen in der Ofenmacherwaldgruppe382 wieder aufzunehmen. Maßgeblichen Anteil daran hatte Bruno Reiterer (*1950), gebürtiger Gleinstättner und ehemaliger Restaurator am Salzburger Museum Carolino Augusteum, der sich um die Organisation vor Ort und die späteren Restaurierungsarbeiten kümmerte, sowie Fritz Moosleitner (*1935), Kustos der Archäologischen Abteilung an demselben Museum, der die technische Grabungsleitung übernahm. Diese Grabungen wurden durch Modrijan und Burböck bis 1976 in der Ofenmacherwald- und Grellwaldgruppe383 fortgesetzt und führten zur Untersuchung von insgesamt 21 teils altgestörten Grabhügeln. Die Erweiterung des Steinbruchs an der Westseite des Burgstallkogels machte schließlich in den Jahren 1976 und 1977 Notgrabungen in der Höchschusterwald­g ruppe384 notwendig, wobei weitere 15 Grabhügel archäologisch untersucht werden konnten. Die angesprochenen Zerstörungen führten dann auch zu den ersten großf lächigen Unterschutzstellungsverfahren sowohl nach dem Naturschutz- als auch nach dem Denkmalschutzgesetz für die Siedlung und die Nekropolen des Burgstallkogels. Die damaligen Grabungen brachten neue Erkenntnisse zum Grabbau und den Bestat-

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tungssitten der Sulmtalnekropole, jedoch auch das Problem mit sich, wie das Fundmaterial in Verbindung mit den Altfunden aus dem 19. Jh. publiziert werden könnte, da Geld und Personal schon seit Jahren an die Notgrabungen in Flavia Solva gebunden waren. Eine zwischen Modrijan und dem Prähistoriker Otto-­ Herman Frey (*1929) aus Marburg an der Lahn im Jahr 1974 getroffene Vereinbarung führte schließlich von 1976 bis 1979 zur Bearbeitung eines Großteils der Funde aus der Nekropole im Rahmen einer Dissertation durch Claus Dobiat (*1947).385 Neben einer umfangreichen Forschungsgeschichte und neuerlichen Kartierung der einzelnen Grabhügelgruppen legte die 1980 publizierte Arbeit auch den größten Bestand an hallstattzeitlicher Keramik aus der Steiermark vor. Diese Materialvorlage war auch die Grundvoraussetzung, um in der zur Nekropole gehörigen Siedlung am Burgstallkogel386 Forschungen durchzuführen. Die dazugehörigen archäologischen Untersuchungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und zu einem kleineren Teil vom Joan­neum selbst finanziert und erfolgten 1982 und 1984 durch Frey, Dobiat und Kramer, die auf der Burgstallkuppe und auf Siedlungsterrassen am Nordhang acht Sondierungsschnitte anlegten. Die Grabungen erlaubten zwar einen tiefen Einblick in die Siedlungsabfolge, lieferten aber nur wenige Informationen über die Struktur bzw. die Dimensionen der Siedlung am Burgstallkogel und über das dortige herrschaftliche Leben. Im Jahr 2013 wurden die Grabungen am Burgstallkogel durch Marko Mele vom Universalmuseum Joanneum wieder aufgenommen. Von all den genannten Aktivitäten in Großklein blieben die vier Fürstengräber bei Kleinklein stets ausgenommen. Deren Bearbeitung behielt sich Modrijan vor, jedoch war für eine Neuvorlage der Inventare eine vorhergehende Restaurierung der großen Mengen an

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Metallfunden notwendig. Deshalb wandte sich Modrijan bereits Anfang der 1970er-Jahre an Hans Jürgen Hundt (1909–1990), den Direktor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz und Leiter der dortigen Restaurierwerkstätte, mit der Bitte um Unterstützung.387 Tatsächlich konnte ein kleines Restaurierungsprojekt initiiert werden, das jedoch bald auf Grund der enormen Materialfülle wieder einschlief. Dieser Versuch erwies sich trotz seines Scheiterns wegen der dadurch ausgelösten Aktivitäten als eine der nachhaltigsten Entscheidungen Modrijans. Im Sinne seines Lehrers Modrijan kämpfte nämlich Kramer jahrzehntelang für eine Neubearbeitung der Grabinventare, bis schließlich zwischen 1999 und 2009 die Restaurierung des gesamten Bestands erfolgte.388 Natürlich hat sich die prähistorische Gräber­ forschung bis Mitte der 1980er-Jahre nicht nur auf die Sulmtalnekropole beschränkt. In die Urnenfelderzeit datieren beispielsweise das von Modrijan 1958 geborgene Flachgrab von Oberzeiring389 und die von Burböck und ­Hudeczek in Kalsdorf 390 zwischen 1977 und 1979 etappenweise geborgenen Brandgräber. Eine durch Baumaßnahmen veranlasste Nachuntersuchung des urnenfelderzeitlichen Gräberfelds von Wörschach im Jahr 1977 erbrachte zwar keine weiteren Bestattungen, dafür aber 1979 durch Kramer den ersten Nachweis einer zeitgleichen Siedlung im Ennstal.391 Der Hallstattzeit ist wiederum das Flachgräberfeld von Leoben-Hinterberg392 zuzuordnen, das Modrijan zusammen mit den Leobener Heimatforschern Josef Freudenthaler (1874–1955) und Wolfgang Haid (1906–1970) in den Jahren 1952 und 1954/55 untersuchte und wo zwischen 1955–57 weitere Fundbergungen393 bzw. 1973 noch Nachgrabungen durch das Stadtmuseums Leoben unter Günther Jontes (*1939) erfolgten.394 In die Jahre 1983–85 fällt wiederum die Untersuchung dreier Grabhügel durch

Kramer im frühhallstattzeitlichen Gräberfeld von Gniebing-Hofwald.395 Alle im genannten Zeitraum geborgenen latènezeitlichen Bestattungen erfolgten im Zusammenhang mit dem Schotterabbau oder mit Baumaßnahmen im Großraum Wildon, wie 1957 in Rohr396 und 1962 in Hart 397 durch Modrijan oder im Jahr 1977 in Stangersdorf 398 durch Kramer. Auch wenn die Zahl seiner Beiträge etwas anderes vermuten lässt, so war doch das Neolithikum die „Lieblingszeit“ Modrijans.399 Für diese Periode und vor allem für ihren letzten, heute eigenständig betrachteten Abschnitt, die Kupferzeit, legte Modrijan 1973 die erste Überblicksdarstellung für die Steiermark vor,400 die den damals dürftigen Wissensstand zusammenfasste. Im Wesentlichen stützte er sich auf die Forschungen des bereits erwähnten Richard Pittioni, von 1946 bis 1976 Leiter des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien, der 1953 das Fundmaterial zweier Altgrabungen Schmids am Pölshals (1926)401 und unterhalb des Waltrafelsens bei Jamm (1935)402 publizierte.403 Größeren Raum in Modrijans Beitrag nimmt die von Schmid bereits 1924/25 ergrabene Siedlung am Buchkogel ein (vgl. oben), in deren Fundmaterial zahlreiche kupferzeitliche Keramikelemente vorlagen, die von Schmid zwar erkannt, aber nie beschrieben wurden.404 So gut wie unerwähnt bleiben die Ergebnisse einer Versuchsgrabung Modrijans in Glojach (1966)405 und einer Notbergung in Raababerg bei Graz (1966/67)406 mit teilweise reichhaltigem kupferzeitlichem Siedlungsmaterial. Von letzteren Funden erfuhr das Joanneum von Helmut Ecker-Eckhofen sen. (1904–1983), dem Besitzer einer Baumschule in Grambach. Dessen Sohn, Helmut Ecker-Eckhofen (*1936), erwarb sich in den folgenden Jahrzehnten große Verdienste um die steirische Landesarchäologie, indem er u. a. zahlreiche kupferzeitliche Fundstellen beging und Lesefunde dem Joanneum oder Bundesdenkmalamt meldete.407

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Grabung auf dem Schmelzplatz Nr. 10/„Griesmaier“ im Johnsbachtal. Fotogra­ fie von Ernst Preu­ schen, 1966 Nach: Preuschen, Kupfererzlagerstätten 186, Abb. 36

Auch unter Modrijans Nachfolger Kramer machte die Erforschung des Neolithikums bzw. der Kupferzeit zunächst wenig Fortschritte. Zwar wurden im Laufe der 1970er-Jahre bei mehreren Grabungen – wie am Königsberg bei Tieschen (1976),408 am Dietenberg bei Ligist (1976/77),409 am Kulm bei Weiz (1977/78)410 oder in Wundschuh (1979)411 – eine repräsentative Zahl an Keramik- und Steinartefakten geborgen, doch scheiterte eine Auswertung am unzureichenden Forschungsstand und an der mangelnden Strati­ graphie der Fundstellen. Erst Grabungen und Aktivitäten, die knapp nach 1983 erfolgt sind, wie die archäologischen Untersuchungen am Kögelberg (1984)412 und vor allem am Wildoner Schlossberg (1985/86, 1988)413 sowie die Aufarbeitung der Streufunde vom Raababerg in einer Diplomarbeit durch Jörg Obereder (*1952) im Jahr 1989414 ermöglichten es, ein neues Bild von der neolithischen/kupferzeitlichen Besiedelung der Steiermark zu zeichnen. Als ähnlich lückenhaft erwies sich Anfang der 1950er-Jahre auch der Forschungsstand zum urgeschichtlichen Kupferbergbau und Hüttenwesen in den Eisenerzer Alpen.415 Im Jahr 1951 konnten zwar bei Geländebegehungen durch

den Montanisten Ernst Preuschen (1888–1973) die ersten beiden prähistorischen Schlackenplätze im Raum Johnsbach entdeckt werden,416 jedoch gelang es erst im Zuge der Vorbereitungsarbeiten für die steirische Landesausstellung „Der Bergmann – Der Hüttenmann. Gestalter der Steiermark“ des Jahres 1968, diese Forschungen fortzusetzen. Neben weiteren Prospektionen 1964/66, bei der zusätzliche Schlackenplätze im Raum Johnsbach lokalisiert werden konnten, fand im Oktober 1966 auch die erste montanarchäologische Untersuchung eines urgeschichtlichen Kupferschmelzplatzes im Johnsbachtal unter der Leitung Preuschens auf einer Wiese des Bauern Johann Gasteiner (vulgo Griesmeier)417 statt. Als Unterstützung schickte Modrijan seinen Mitarbeiter Paul Werner Roth in die Obersteiermark, der mit Preuschen zwar zahlreiche metallurgische Funde bergen konnte, aber auf kaum mehr verwertbare Befunde stieß. Ebenfalls noch in die 1960er-Jahre fallen Versuche einer Wiener Arbeitsgruppe rund um Pittioni, mittels spektralanalytischer Untersuchungen die Zusammensetzung von Metallobjekten aus steirischen Depotfunden zu bestimmen, um

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damit den Handelsradius von kupferfördernden Bergbauzonen zu eruieren.418 Mit dem Tod Preuschens und anderweitigen Verpf lichtungen Modrijans wurde es jedoch wieder still um die Montanarchäologie in der Obersteiermark. Einen neuen Impuls setzte erst wieder die Gründung des Arbeitskreises Johnsbachtal des Montanhistorischen Vereins Österreich im Jahr 1975 durch den Metallurgen Gerhard Sperl (*1936) und den Prähistoriker Clemens Eibner, mit dem Ziel, die Spuren des prähistorischen Bergbau- und Hüttenwesens im Johnsbachtal weiter zu erforschen. Bereits 1976 stieß der Geophysiker ­Georg­ Walach (1939–2011) zur Gruppe, da erste Versuchsmessungen zeigten, dass alle Neben- und Abfallprodukte des Schmelzprozesses, wie Schlacken und Ofensteine, durch eine hohe Magnetisierbarkeit gekennzeichnet waren und daher die Anwendung der Geomagnetik und Geoelektrik für eine Vorerkundung der Schlacken- und Schmelzplätze möglich war – damals eine Pionierarbeit, heute ein weithin angewendetes Arbeitsverfahren bei montanarchäologischen Schmelzplatzgrabungen.419 Nach dem Modell Johnsbach wurde dann auch im Jahr 1979 für das Paltental, wo 1978 weitere Schlackenplätze entdeckt werden konnten, ein eigener interdisziplinärer Arbeitskreis gegründet, zu dem der Metallurge Hubert Preßlinger (*1949) und die bereits genannten Eibner und Walach gehörten. Unter Benützung geophysikalisch erstellter Planunterlagen wurden in der Folge an mehreren Verhüttungs­ plätzen Grabungen durchgeführt. Bereits mit den ersten montanarchäologischen Untersuchungen am urnenfelderzeitlichen Schmelzplatz Versunkene Kirche420 bei St. Lorenzen im Paltental konnte in den Jahren 1979/80 die ersten aussagekräftigen Befunde zur urgeschichtlichen Kupfererzverhüttung gewonnen und durch Eibner die Bauform der ostalpinen

Kupfer­schmelzhütte – als eine Doppelofenanlage mit dahinterliegendem Röstbett – definiert werden. Weitere archäologische Untersuchungen an den bronze- und hallstattzeitlichen Schmelzplätzen Oberschwärzen (1980)421 oder Kohlanger II (1983)422 bestätigten mit ihren archäologischen Befunden das Grundmodell Eibners vom Auf bau eines prähistorischen Schmelzplatzes. Das Bild konnten schließlich die Grabungen auf dem Kaiserköpperl bei Bärndorf423 abrunden, wo es in den Jahren 1982, 1984 und 1988 gelang, auch den ersten Siedlungsplatz im Paltental archäologisch zu erforschen. Am Beispiel der zuvor genannten Landesausstellung des Jahres 1968 wird deutlich, dass auch diverse Ausstellungsprojekte in der Steiermark einen direkten Einf luss auf die heimische Bodenforschung ausüben konnten. Viel öfter halfen diese Ausstellungen jedoch, Altfunde einem neuerlichem Studium zu unterziehen oder die Restaurierung und Bearbeitung von „frischem“ Grabungsmaterial zu gewährleisten, das für Exponate genutzt werden sollte. Eine lückenlose Aufzählung der großen Zahl an archäologischen Ausstellungen des Joanneums von den 1950er- bis in die 1970er-Jahre kann hier nicht erfolgen, erwähnt seien aber aufgrund ihrer Bedeutung die Wanderausstellung „Steiermark in der Hallstattzeit“ (1957/59)424 und die Sonderausstellungen „Frühes Graz“ (1968),425 „1900 Jahre Flavia Solva“ (1971),426 „Höhlenforschung in der Steiermark“ (1972)427 und „Vorzeit an der Mur“ (1974/75).428 Viele Ausstellungen blieben auch durch die Begleitpublikationen in der von Schmid begründeten, aber erst von Modrijan richtig belebten Publikationsreihe „Schild von Steier“ lebendig. Von noch größerer Bedeutung – vor allem für die vielen Generationen an Besuchern – waren aber, unter der Leitung von Modrijan, die Eröffnung der Römersteinsammlung im Eggenberger Schlosspark in Graz (1965)429 und

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Die Wanderausstel­ lung „Steiermark in der Hallstattzeit“ in einem Turnsaal in Leoben. Foto­ grafie, 1957 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

Blick in den ersten Aus­ stellungsraum der archäo­ logischen Schausammlung in Schloss Eggenberg. Fotografie, 1971 UMJ, Archäologie & Münzkabinett, Fotoarchiv

die – den damals modernsten gestalterischen und didaktischen Ansprüchen entsprechende – Neuaufstellung der archäologischen Schausammlung in Schloss Eggenberg (1971), zu der sich schließlich 1982 auch das unter Hudeczek bzw. Burböck fertig gestellte Münz- und Antikenkabinett gesellte.430 Nicht unterschätzt werden darf auch die Wirkung der in drei Jahrzehnten neu eröffneten Bezirks- bzw. Ortsmuseen und kleine-

ren Freilichtanlagen, die zum Teil direkt vom Joan­ neum mit archäologischen Funden bestückt wurden und die halfen, das öffentliche Bewusstsein für den Schutz und die Erhaltung der lokalen Bodendenkmale zu stärken. Erwähnt seien hier nur das Museum im Tabor in Feldbach (1952), das Gleisdorfer Heimatmuseum (1954), das Stadtmuseum Leoben (1955), das Stadtmuseum Judenburg (1956), das Tempelmuseum am Frauenberg (1956), das Lur-

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Luftbild der Ausgrabungen im Vicus von Kalsdorf. Fotografie, 1991

grottenmuseum (1961), das kleine Lapidarium in Bad Waltersdorf (1966), das Stadtmuseum Köf lach (1967) oder das Landschaftsmuseum der Kulmregion im Färberturm in Pischelsdorf (1980).431 Nachdem das Joanneum traditionsgemäß die praktische archäologische Denkmalpf lege im Bundesland Steiermark über Jahrzehnte dominiert hatte, kommt es in der steirischen Archäologie ab der Mitte der 1980er-Jahre zu zahlreichen einschneidenden Veränderungen, die dieses weitgehende „Monopol“ brechen. Genannt seien hier beispielsweise die Schaffung des Dienstpostens eines Bodendenkmalpf legers am Landeskonservatorat Steiermark, der mit Bernhard Hebert besetzt wurde (ab 1986), der Beginn der langjährigen Vicus- und später auch Villengrabungen durch das Institut

KFU Graz, Institut für Archäologie

für Klassische Archäologie an der Karl-Franzens-Universität Graz unter ihrem neuen Vorstand Thuri Lorenz (ab 1988) oder die Gründung der ersten privaten Grabungsfirma Österreichs durch Gerald Fuchs in Graz (ab 1991).432 Bevor nun in einem abschließenden Kapitel diesen Entwicklungen und ihren Konsequenzen nachgespürt wird, soll kurz Bilanz über ein Vierteljahrhundert Landesarchäologie unter Modrijan gezogen werden. Im Jahr 1969 nannte Modrijan in der Festschrift zum 150-jährigen Bestehen des Joanneums zwei Arbeitsziele, die es in Zukunft zu verwirklichen gäbe: eine moderne Schausammlung und eine archäologische Landesaufnahme.433 Eines der Ziele, die Schausammlung, konnte er 1971 erreichen, das andere blieb – sieht man von zahlreichen Bezirks- und Re-

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gionaldarstellungen ab434 – seinem Nachfolger Hudeczek vorbehalten, der 1987 ein derartiges Projekt startete,435 was aber Modrijan nicht mehr erlebte, da er am 18. Oktober 1981 starb. Doch Modrijan verfolgte seine Pläne stets auf längere Sicht und so wirkten viele seiner Entscheidungen bis in jüngste Zeit nach. Doch auch er hatte lange Jahre mit dem Vermächtnis seines Lehrers Walter Schmid in Form von zahlreichen unveröffentlichten Grabungsergebnissen und manch bizarrer Theorie zu kämpfen. Letztendlich ist ihm der große Verdienst zuzuschreiben, die praktische archäologische Denkmalpf lege und das archäologische Ausstellungs- und Musealwesen in der Steiermark

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nach Schmid auf ein „modernes“ Niveau gehoben und die fachliche Isolation durch nationale und internationale Kooperationen beendet zu haben. Ihm und seiner Ära sind auch nach vielen Jahrzehnten Unterbrechung wieder wissenschaftliche Publikationen von einigem Anspruch oder zumindest die Anregungen dazu zu verdanken. Modrijan hat, wie teilweise auch Diez, als universitärer Lehrer zudem die nachfolgenden Generationen von in der Steiermark tätigen ArchäologInnen bis heute mitgeprägt, von denen in leitenden Funktionen Fuchs, ­Hebert, Hudeczek, Kramer und Steinklauber tätig waren oder sind.

Im Spannungsfeld zwischen archäologischem Denkmalschutz und Großbauvorhaben (seit 1984) Von Daniel Modl

Das breite Auf kommen des Computers in den 1980er-Jahren und die rasanten Entwicklungen in der Informationstechnik seit den 1990er-Jahren führten auch in der Archäologie zu grundlegenden Veränderungen, die sich am deutlichsten in der fortschreitenden Digitalisierung der Grabungsdokumentation, wie auch in zahlreichen neuen Analyse-, Mess- und Prospektionsverfahren zeigen. Vielfach wurde das handschriftliche Grabungstagebuch, der analoge Fotoapparat und der optische Theodolit bei Ausgrabungen in den letzten Jahren durch Laptops, Digitalkameras und elektronische Tachymeter (Totalstationen) ersetzt. Gleiches gilt auch für die Befund- und Funddokumentation, in der heute verstärkt Zeichen- und Bildbearbeitungsprogramme statt Millimeterpapier und Bleistift zum Einsatz kommen. Im letzten Jahrzehnt ermöglichte der technische Fortschritt auch den kostengünstigen Einsatz einiger schon länger bekannter oder überhaupt neu entwickelter Analyse- und Prospektionsmethoden aus der Industrie oder dem Vermessungswesen innerhalb der Archäologie. Stellvertretend genannt seien hier die LIDAR-Technik zur archäologischen Prospektion dichter Waldgebiete, die Laserablations-Massenspektrometrie (LA-ICP-MS) zur annähernd zerstörungsfreien Spurenelementanalytik oder die Computertomografie zur restauratorischen Erstbefundung von Blockbergungen. Wurde die Archäologie seit dem Ende des 19. Jhs. als

„Spatenwissenschaft“ charakterisiert, wird sie heute von der Öffentlichkeit auf Grund der Betonung ihrer technischen Aspekte in den Medien zunehmend als High-Tech-Wissenschaft wahrgenommen. Ein Blick in die Medien zeigt, welch großen Interesses sich die Archäologie heutzutage erfreut, dennoch bläst auch ihr der raue ökonomische Wind der Gegenwart ins Gesicht. In Österreich zeigen dies massive Ressourcenkürzungen am Bundesdenkmalamt und den Landesmuseen oder die ständig auf keimende Diskussion um die Nützlichkeit des Archäologiestudiums an den Universitäten. Als Reaktion darauf wurden Kooperationen zwischen den einzelnen öffentlichen Institutionen forciert und mit dem Tourismus oder mit Beschäftigungsprojekten für Langzeitarbeitslose neue Aktivitätsfelder erschlossen. Vor allem aber sind immer mehr im Lande tätige Archäologinnen und Archäologen entweder überhaupt nicht mehr an die traditionellen öffentlichen Institutionen gebunden oder allerhöchstens zeitweise an diesen beschäftigt. Vereine und Firmen haben als moderne Dienstleister zusammen mit selbstständigen Archäologinnen und Archäologen den Großteil der Grabungstätigkeit, der Auswertung von Funden, der Erstellung von Publikationen oder Ausstellungskonzepten übernommen. Die dadurch und durch die vorrangige Verwendung von Dritt- und Forschungsmitteln stark veränderte und diversifi-

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zierte Forschungslandschaft hat der Archäologie in der Steiermark ein deutlich moderneres und „internationaleres“ Gesicht nach einer langen Zeit eher isolierter Regionalität gegeben. War es in den 1960er- und 1970er-Jahren der Hausbau-Boom, der die Archäologinnen und Archäologen zu eher kleinf lächigen Rettungsgrabungen zwang, waren es ab den 1980er-Jahren großf lächige, meist „lineare“ Infrastrukturprojekte, wie Autobahnen, Bahntrassen, Fernwärmeleitungen oder Gaspipelines, die über Jahre hinweg Prospektionen und Notgrabungen unter großem Zeitdruck erforderlich machten. Diese Bauprojekte, die auf dutzenden Kilometern zeitlich unterschiedlichste Fundstellen durchschnitten, wie auch Grabungen in den teilweise über Jahrhunderten gewachsenen Altstadtkernen waren auf Grund der erforderlichen Arbeitsteilung einer fachinternen Spezialisierung förderlich und schufen so auch ein neues Bewusstsein für die Mittelalterforschung und die Neuzeitarchäologie. Gleichzeitig veränderte sich auch die staatliche Bodendenkmalpf lege: Nachdem die praktische Arbeit jahrzehntelang großteils dem Joanneum überlassen worden war und kaum Denkmalschutzaktivitäten im Bereich der Archäologie stattgefunden hatten, setzte sich Mitte der 1980er-Jahre die Überzeugung durch, dass eine konsequente Betreuung durch das Bundesdenkmalamt unerlässlich sei und auch archäologische Fundstellen präventiv unter Schutz zu stellen und zu erhalten sind. Dies ist auch ein Grund, warum nicht-invasive Prospektionsmethoden aktuell einen derartigen Aufschwung erleben, da jede Ausgrabung, trotz bester Dokumentation, auch immer die unwiederbringliche Zerstörung eines archäologischen Befundes oder einer ganzen Fundstelle bedeuten. Trotzdem hat sich die Zahl an Grabungen kontinuierlich gesteigert, sodass an dieser Stelle für die letzten drei Jahrzehnte in der Steiermark nur mehr ein grober Überblick

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über die zum Teil eng vernetzten archäologischen Aktivitäten der einzelnen Institutionen, Firmen, Vereine und selbstständigen Kolleginnen und Kollegen gegeben werden kann.436 Interne Differenzen führten in den 1980erund 1990er-Jahren am Joanneum zur Auseinanderentwicklung der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte und Münzensammlung. Nachdem sich bereits im Jahr 1989 die Münzensammlung unter Odo Burböck verselbstständigt hatte, kam es 1998 schließlich auch zur Teilung der Archäologischen Abteilung in eine Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung unter Diether Kramer und eine Provinzialrömische Sammlung & Antikenkabinett unter Erich ­Hudeczek. Nachdem Letzterer 2005 in den Ruhestand getreten war, übernahm Ulla Steinklauber die Leitung der Abteilung Provinzialrömische Sammlung & Antikenkabinett. Nach Kramers Pensionierung Ende 2007 sind die beiden archäologischen Sammlungsbereiche unter der Bezeichnung „Abteilung Archäologie“ unter der Leitung von Steinklauber wiedervereint worden. Anfang 2009 wurden auch die Abteilungen „Archäologie“ und „Münzkabinett“ unter dem Leiter der Münzensammlung, Karl Peitler, zusammengeführt. Als Kuratoren wurden für die Ur- und Frühgeschichtliche Sammlung Marko Mele und für die Provinzialrömische Sammlung und das Antikenkabinett Barbara Porod bestellt.437 Traditionsgemäß konzentrierten sich die Forschungen des Joanneums in den letzten 30 Jahren auf die hallstattzeitlichen Fürstengräber von Strettweg und Kleinklein sowie auf das Flavia Stadtgebiet und die Gräberfelder von ­ Solva. Im Jahr 1985, ein Jahr nach Ende der Grabungen der Universität Marburg auf dem Burgstallkogel, lief mit der Restaurierung der Altfunde des Strettweger Fürstengrabes im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz (RGZM) eine weitere internationale Kooperation des Joanneums an, die, nach einer Sonder-

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ausstellung in Graz (1991)438 und einer umfassenden Materialpublikation durch den Prähistoriker Markus Egg (1996),439 ihren vorläufigen wissenschaftlichen Abschluss in der neuerlichen Restaurierung des Strett­ weger Kultwagens 440 (2008/09) fand. Das Adjektiv „vorläufig“ ist in diesem Zusammenhang bewusst gewählt, da mit der ausschnittsweisen archäologischen Untersuchung mehrerer Siedlungsterrassen an den Hängen des Falkenbergs bei Strettweg441 durch die selbstständigen Archäologen Georg und Susanne Tiefengraber in Zusammenarbeit mit dem Museumsverein Judenburg/Arbeitskreis Falkenberg zwischen 2006 und 2011 nun endlich auch die zum Grab gehörende hallstattzeitliche Zentralsiedlung entdeckt werden konnte. Darüber hinaus gelang es nach geophysikalischen Prospektionen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Ende 2011/Anfang 2012 am Fuße des Falkenbergs zahlreiche eingeebnete Hügelgräber zu entdecken, wobei neben dem Altgrab bislang vier weitere zum Teil unberaubte Fürstengräber durch das Ehepaar Tiefengraber (ISBE – Institut für südostalpine Bronze- und Eisenzeitforschung) archäologisch untersucht werden konnten.442 Die Restaurierung und Auswertung der bisherigen Siedlungsund Grabfunde wird vermutlich noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen und unser Bild von der „inner­ alpinen“ Hallstattzeit entscheidend verändern. Eine ähnliche, wenn auch nicht ganz so spektakuläre Entwicklung nahm die weitere Erforschung der Fürstengräber von Kleinklein. Den Anstoß zur Restaurierung und Neubearbeitung ihrer großteils im 19. Jh. geborgenen Beigaben gab 1995 eine Nachgrabung Kramers im Kröllkogel,443 nachdem in der Sulmtalnekropole seit Modrijans Grabungen 1976/77, mit Ausnahme einzelner Notbergungen, u. a. durch die Universität Innsbruck unter dem Prähistoriker Gerhard Tomedi (1991) im Wiesenkaisertumulus 4,444 keine größere wissen-

schaftlichen Grabungen mehr stattgefunden hatten. Die erfolgreiche Nachuntersuchung förderte nicht nur eine gut erhaltene steinerne Grabkammer mit Dromos zu Tage, sondern auch eine Unmenge von kleinen Bronze- und Keramikbruchstücken sowie verbrannten Menschen- und Tierknochen, die in Mainz und Graz restauriert und wissenschaftlich ausgewertet wurden. Zwischen 2005–2007 wurden die Ergebnisse des vom Joanneum und RGZM gemeinschaftlich betriebenen Forschungsprojekts in Ausstellungen in Mainz, Graz und Hochdorf/Enz präsentiert, wobei die für die steirische Hallstattzeitforschung so wichtige abschließende Monographie vor wenigen Jahren erschienen ist.445 Seit 2010 führt Mele die Forschungen in der Sulmtalnekropole weiter fort, an deren Anfang die systematische Vermessung und Zustandsdokumentation aller oberirdisch erkennbaren Gräberfeldteile steht.446 Wie wichtig diese Bestandserhebung in einem der größten „Sorgenkinder“ der steirischen Bodendenkmalpf lege ist, zeigen sowohl die illegalen Aktivitäten von Raubgräbern, als auch die zahlreichen landschaftlichen Eingriffe durch Planierungen und Rodungen, die ihren Teil zur Einebnung und Zerstörung vieler Hügelgräber leisteten. Das dabei durchaus noch mit archäologischen Überraschungen zu rechnen ist, zeigte das 1994 neu entdeckte und 1995 durch das Bundesdenkmalamt untersuchte Gräberfeld Masser-Kreuzbauer,447 bei dessen Gräbern es sich vermutlich zum größten Teil um eingeebnete Hügelgräber handelt. Heute ist das gesamte, inzwischen unter Denkmalschutz stehende Burgstallkogel-Ensemble durch einen urgeschichtlichen Wanderweg erschlossen, dessen Highlight der 2003/04 erfolgte experimentalarchäologische Nachbau eines hallstattzeitlichen Gehöfts am Burgstallkogel ist.448 Einen ersten derartigen Rekonstruktionsversuch mit anderen Voraussetzungen unter-

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nahm am Kulm bei Weiz als wohl ältester einschlägiger, bis heute existierender archäologischer Verein der Steiermark die bereits 1976 gegründete „Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte/Region Kulm“ unter Titus Lantos. Die 1986 im prähistorischen Siedlungsbereich idealtypisch rekonstruierten urgeschichtlichen Bauten mussten 1999 vom Kulmgipfel abgesiedelt werden und fanden im Jahr darauf einen Nachfolger in dem eher eine phantasievolle Vorstellungswelt vermittelnden „Kulm-Keltendorf “ am Bergfuß bei Kulming.449 Wie schon in den 1970er-Jahren f lossen die primären personellen und finanziellen Ressourcen der archäologischen Abteilung am Joanneum auch weiterhin in die Notgrabungen in Flavia Solva. Während Hudezcek sich mit Grabungen in den Insulae XXII (1980–88, 1991– 92), XXVI (1999), XXVII-S (1999–2002), XXIX (1999), XXX (2000) und XXXI (1994) weiterhin auf den nördlichen Stadtbereich konzentrierte,450 konnten Alexandra Puhm und Stefan Groh als örtliche Grabungsleiter mit der Insula XLI (1989–92) den westlichen Stadtrand erforschen.451 Nach zwei Notgrabungen in den südöstlichen und südwestlichen Randbereichen des antiken Siedlungsgebiets, im Bereich der Insula XI durch Porod (2007)452 und an der ­Josef-Maier-Straße durch Steinklauber (2008),453 folgten 2009–11 noch drei Lehrgrabungen in der Insula XXIII im ehemaligen Stadtzentrum.454 An den Grabungen unter Hudeczek und jenen zwischen 2007 und 2011 lässt sich auch ein gewaltiger Sprung in der Grabungs- und Dokumentationstechnik erkennen. Während erstere noch als Abhubgrabungen in der Quadrantenmethode durchgeführt wurden, kam bei letzteren das Prinzip der Schichtengrabung zur Anwendung. Bei dieser Grabungsmethode werden die einzelnen Schichten in offenen, meist unregelmäßigen Grabungsf lächen ihrem natürlichen Verlauf folgend abgetragen und alle

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darin befindlichen Befunde, wie z. B. Gruben oder Feuerstellen, getrennt von diesen untersucht. Dadurch werden authentische Begehungshorizonte, aber auch die unebenen Oberf lächen von Versturz- oder Verfallsschichten freigelegt. Computergestützte Vermessungsund Dokumentationsmethoden, wie z. B. der Einsatz des Tachymeters und die Anwendung der Fotogrammetrie beschleunigen die Arbeit dabei erheblich. Wesentliche Fortschritte machte auch die Datierung des provinzialrömischen Fundmaterials, wobei es Groh Mitte der 1990er-Jahre gelang, in der Insula XLI durch stratigraphische Beobachtungen und die Definition grobchronologischer Schichtpakete eine Verbindung zwischen dem Fundmaterial und den Baubefunden herzustellen. In den 1990er-Jahren fanden unter Hude­ czek neben den archäologischen Untersuchungen im antiken Stadtgebiet auch wieder großf lächige Grabungen in den dazugehörigen Nekropolen statt. Unterschiedliche Bauprojekte, darunter vor allem die Errichtung des Westtraktes des Landeskrankenhauses Wagna, erforderten Notgrabungen in den Gräberfeldern „Marburgerstraße“ (1991–95)455 und „Spitalsgelände“ (1996–1999),456 zu denen sich 1991/92 auch eine Feststellungsgrabung des Bundesdenkmalamtes im hallstatt- und römerzeitlichen Gräberfeld „Altenmarkt“ im Bereich der Hermannkaserne Leibnitz gesellte.457 Wesentliche Ergänzungen zum bestehenden Gräberfeldplan, aber vor allem zum antiken Straßenraster und den Baustrukturen in den suburbanen Siedlungsbereichen von Flavia Solva lieferten seit Ende der 1990er-Jahre mehrere, sich teilweise überlappende Messungen mittels Geoelektrik, Geomagnetik und vor allem Geo­radar auf den unverbauten Flächen im Gemeindegebiet von Wagna.458 Damit ist Flavia Solva vermutlich die mit geophysikalischen Messmethoden großf lächig am besten erforschte römische Stadt Österreichs. Auf Basis dieser

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Archäologisches Freigelände von Flavia Solva in Wagna, 2012

Untersuchungen und der Aufarbeitung aller relevanten Grabungsdokumentationen wird in den kommenden Jahren durch ein Forschungsprojekt des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) unter Stefan Groh in Kooperation mit dem Universalmuseum Joanneum ein neuer, vollständiger Stadtplan von Flavia Solva entstehen. Einen wesentlichen Anteil am Schutz und an der Erforschung des antiken Ruinengeländes hatte der 1986 gegründete „Archäologische Verein Flavia Solva“, der in Eigenregie oder in enger Kooperation mit dem Joanneum, dem Bundesdenkmalamt und dem ÖAI zahlreiche nachhaltige Aktivitäten in und um Flavia Solva initiieren und fördern konnte. Zu nennen ist hier die Herausgabe des Mitteilungsblattes „Sprechende Steine“ (seit 1986), die Sanie-

Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

rung des östlichen Teils der Ruinen der Insula XXII als Freilichtanlage (1986–1991), die Errichtung eines Museumsprovisoriums in einer benachbarten Gewerbehalle (1990–2000), die Einrichtung eines Lapidariums im Tempelmuseum Frauenberg (1996), die Anlage eines archäologischen Wanderweges zwischen Flavia Solva und dem Frauenberg (1995) und eines dazu passenden Führers (2004),459 sowie die Gründung des „Museumsverbandes Südsteiermark“ (1997), der zwischen 1998 und 2011 die ­ Betreuung der archäologischen Museen von Wagna, Frauenberg, Seggau und der 1990 eröffneten Museen von Großklein und Ratschendorf übernehmen sollte.460 Der Archäologische Verein Flavia Solva gab 1997 auch den wesentlichen Impuls zur Landesausstellung „Die Römer“,461 die 2004 in den

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drei Gemeinden Wagna, Leibnitz und Seggauberg stattfand und mit knapp über 150.000 Besuchern im Mittelfeld der steirischen Landesausstellungen landen konnte. Im Zuge der Landesausstellung wurde vom Joanneum mit dem Museumspavillon Flavia Solva direkt über den Ruinen des Freigeländes ein Museumsbau errichtet, der in weiterer Folge mit einer Dauerausstellung und mehreren Sonderausstellungen unter Hudeczek und Steinklauber bespielt wurde. Auf Grund von finanziellen Einsparungen musste der Museumspavillon vom Universalmuseum Joanneum jedoch 2012 in eine „umgehbare Vitrine“ umgestaltet, wie auch Teile des Freigeländes mit Erdreich zugeschüttet werden. Mit diesen Maßnahmen ging jedoch auch eine Attraktivierung des Freigeländes einher, da Teile der Grundmauern der Insula XXII-Ost restauriert und die Außenmauern der angrenzenden Insula-Blöcke mit Metallprofilen oberirdisch sichtbar gemacht wurden, wodurch sich nun die Besucherinnen und Besucher einen besseren Eindruck von der ehemaligen Größe der Stadt machen können.462 Eine vergleichbare Aufwertung erfuhr auch das Tempelareal am Frauenberg, wo das ÖAI unter Groh zwischen 2002 und 2004 westlich des Podiumstempels u. a. einen gallorömischen Umgangstempel aus f lavischer Zeit ergraben konnte, dessen Grundmauern sichtbar wieder aufgemauert wurden.463 Von 2008 bis 2012 sind die archäologischen Untersuchungen (zunächst als Grabungen des Bundesdenkmalamts) im Tempelareal unter dem Archäologen Bernhard Schrettle fortgesetzt worden, der dabei zahlreiche Hinweise auf eine dort gelegene frühchristliche Kirchenanlage sammeln konnte.464 Durch Groh und Schrettle erlebte auch die Villenforschung im Umkreis von Flavia Solva eine Wiederbelebung. Mit finanzieller Unterstützung durch den Archäologischen Verein Flavia Solva waren geophysikalische Prospektionen, Oberf lächensurveys und/oder

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Grabungen u. a. in den Villen von Retznei (2004–2012),465 Ranners­dorf (2006–2008)466, Obergralla (2007)467 und Hasendorf (2009)468 möglich. Neben den Ausgrabungen in Flavia Solva war Hudeczek in den 1980er- und 1990er-Jahren noch in zwei weitere Großprojekte involviert, die beide, erstmalig für die Steiermark, durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanziert werden konnten. Dabei handelte es sich um die Projekte „Archäologische Landesaufnahme und digitaler Fundkataster für Steiermark“ (1987–1991) und „Höhlensedimente im Grazer Bergland“ (1991–1996), deren eigentliche praktische Umsetzung jeweils beim Archäologen Gerald Fuchs, zusammen mit weiteren Mitarbeitern, lag. Ziel der Landesaufnahme war die möglichst vollständige Erfassung aller archäologischer Fundorte und Bodendenkmale in der Steiermark, ihre EDV-mäßige Erfassung in einer Datenbank und die Verknüpfung der Daten mit einem geographischen Informationssystem. Hierzu wurden alle Publikationen, Archivalien, Akten, Pläne und Karten zu einer Fundstelle gesammelt, in Geländebegehungen überprüft, in Arbeitskarten und Datenblätter händisch eingetragen und schließlich in die Datenbank eingegeben. In vier Jahren konnten so über 1300 Bodendenkmale bzw. archäologische Fundstellen in den Bezirken Leibnitz, Graz-Umgebung und Bruck an der Mur durch ein kleines Team (Gerald Fuchs, Stefan Groh, Irmengard Kainz, Georg Pachler) aufgenommen werden, jedoch gingen die digitalen Daten aufgrund eines Hardware-Problems kurz darauf verloren.469 Ebenfalls bereits in den 1980er-Jahren sind die eigentlichen Anfänge des zweiten FWF-Projekts zu suchen, als im Rahmen des Höhlenschutzprogrammes der Steiermärkischen Landesregierung in der Tropfsteinhöhle (1986/87)470 und der Tunnelhöhle (1988–90)471

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am Kugelstein sowie in der Großen Peggauerwandhöhle (1991)472 bei Peggau Sondierungsgrabungen durchgeführt wurden, um den stratigraphischen Auf bau und die Erhaltung der dortigen Höhlensedimente festzustellen sowie geeignete Maßnahmen zum Schutz der Höhlen zu erarbeiten. Dank einer für die damaligen Zeit vorbildlichen Grabungstechnik bereiteten die archäologischen Untersuchungen keine Schwierigkeiten, jedoch verhinderte die fehlende Finanzierung eine interdisziplinäre Auswertung des Materials, weshalb neuerlich ein Projektantrag beim FWF, diesmal durch die Abteilung für Geologie und Paläontologie am Joanneum unter Walter Gräf, versucht wurde. Nach dessen Bewilligung konnten nicht nur Grabungen in zwei weiteren Höhlen der Peggauer Wand, in der Kleinen Peggauerwandhöhle (1992)473 und im Rittersaal (1992),474 durchgeführt werden, sondern neben einer umfangreichen paläontologischen Bearbeitung der Tierreste durch Florian A. Fladerer auch erstmalig eine größere Serie an Knochen- und Holzkohlen naturwissenschaftlich datiert werden.475 Diese Untersuchungen bildeten die Grundlage für eine Reihe von Nachfolgeprojekten, von denen eine Sondierungsgrabung in der Bockhöhle durch den Speläologen Heinrich Kusch (1997)476 und die Revision der Fundschichten in der Repolusthöhle (1996/97)477 bzw. die Dokumentation eines Sedimentprofils in der Peggauer Lurgrotte (1997–99)478 unter der Leitung von Fuchs stellvertretend genannt werden sollen. Auch die erst in den letzten Jahren erfolgte Neubearbeitung des archäologisch-paläontologischen Fundmaterials der Repolust- und Zigeunerhöhle und in weiterer Folge auch die archäologische und geochemische Untersuchung der Hornsteinlagerstätte Rein-Eisbach fußen vielfach in ihren Ergebnissen auf den genannten Forschungen der 1980er- und 1990er-Jahre.479 Mit Ende der archäologischen Landesaufnahme am Joanneum fassten die ehemaligen

Projektmitarbeiter, Fuchs und Kainz, den Plan, in der Steiermark eine Archäologie-Firma zu gründen, die für öffentliche Stellen und Institutionen, Firmen oder Privatpersonen archäologische Gutachten erstellen, Prospektionen, Baubegleitungen, Notbergungen und Ausgrabungen durchführen und die wissenschaftliche Auswertung bis zur Publikation hin betreuen konnte. Die Gründung von ARGIS, der ersten Archäologie-Firma Österreichs, erfolgte noch im Jahr 1991, wobei die Kombination aus fortschrittlicher Grabungstechnik und interdisziplinärer Arbeitsweise zu zahlreichen Aufträgen führte. Darunter sind einige der bereits genannten Höhlengrabungen, aber auch die archäologische Erforschung der späturnenfelderzeitlichen Höhensiedlung am Kulm bei Trofaiach (1997)480 oder Großbauvorhaben, wie die archäologische Voruntersuchung der Trasse der Koralmbahn (seit 1997).481 Im Fall der Koralmtrasse lassen die bisher archäologisch untersuchte Flächen von rund 14 Hektar und die Blockbergung eines mittelbronzezeitlichen Brunnens in Wohlsdorf mit einem Gewicht von 17 Tonnen die logistischen Probleme bei derartigen Großprojekten auch für den Außenstehenden leicht erahnen. Ebenfalls ein ungeahntes Ausmaß erreichten die Grabungen Diether Kramers am Wildoner Schlossberg (1985/86, 1988),482 wo es gelang, ein fast vier Meter mächtiges Profil von den dortigen Siedlungsschichten zu gewinnen, die von der beginnenden Kupferzeit bis in die frühe Neuzeit reichten. Von besonderer Bedeutung sind dabei die kupfer- bis mittelbronzezeitlichen Kulturschichten und deren archäologisches und archäozoologisches Fundmaterial, das in einem vom FWF finanzierten Projekt (2006) von Georg Tiefengraber und Christoph Grill bearbeitet wurde und nach seiner jüngst erfolgten Publikationen ein verbessertes typochronologisches Gerüst für die genannten Zeitstufen für den gesamten Süd-

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ostalpenraum liefert.483 Auch für die Gräberforschung lieferte Kramer in den 1980er-Jahren wichtige Beiträge, wie z. B. durch die Erforschung der hallstattzeitlichen Gräberfelder von ­Gniebing-Hofwald (1983–85)484 und WildonUnterhaus (1985, 1987).485 An dieser Stelle nicht näher ausgeführt werden können Kramers Mittelalterforschungen in Wildon, da sie thematisch außerhalb des Bandes liegen. Ganz allgemein kann aber bemerkt werden, dass Kramer durch seine seit den 1980er-Jahren erfolgten Grabungen in den frühmittelalterlichen Gräberfeldern von Grötsch, Krungl, Leibnitz-Altenmarkt oder Peggau-Hinterberg sowie durch diverse Burg-Grabungen die Frühmittelalter- und Mittelalterarchäologie in der Steiermark etablierte.486 In diesem Zusammenhang ist besonders auf die Rolle der Historischen Landeskommission für Steiermark (HLK) zu verweisen, die die Frühmittelalterforschung stets förderte, aber auch andere landesarchäologisch wichtige Projekte (mit-)finanzierte487 und vor allem über ihre Korrespondentinnen und Korrespondenten – wie Johann Huber (1941–2013) im Raum Grafendorf, Ernst Lasnik im Bezirk Voitsberg oder Wilma Högl-Schmidt in Neuberg an der Mürz – für Fundmeldungen sorgte und zahlreiche Untersuchungen bzw. Präsentationen anregte oder vielfach überhaupt erst ermöglichte.488 Die damals von Kramer schwerpunktmäßig betriebene Erforschung der Region um Wildon wird heute vom 2004 gegründeten Verein „Kulturpark Hengist“ unter den Archäologen Martina Roscher und Christoph Gutjahr fortgesetzt. Bereits im darauffolgenden Jahr hatten sich die neu geschaffenen Strukturen zu bewähren, als bei der Errichtung eines Industrieparks in Weitendorf die ersten Bestattungen zweier spätbronze-/früheisenzeitlicher Gräberfelder mit rund 240 Brandgräbern zu Tage traten.489 Die zwischen 2005 und 2007 durchgeführten

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Notgrabungen waren nur durch die Förderung des Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark möglich, das Langzeitarbeitslose als Grabungsmitarbeiter zur Verfügung stellte. Eine Restaurierung und Auswertung der großteils als Block geborgenen Gräber wird sich vermutlich ohne entsprechende finanzielle Förderungen noch über viele Jahre hinziehen, jedoch sind einzelne Grabinventare in einem 2005 in Schloss Wildon eingerichteten archäologischen Museum bereits zu sehen. Die bereits angesprochene Zusammenarbeit mit dem AMS Steiermark ist ein noch vergleichsweise junges Phänomen in der Landesarchäologie. Diese begann in ihrer heutigen Form 2001 mit der Gründung des gemeinnützigen Vereines „Archäologieland Steiermark“ (ALS) mit dem Ziel, vor allem Langzeitarbeitslose durch Beschäftigung auf einer Grabung wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren.490 Gefördert vom AMS, dem Land Steiermark und den einzelnen Gemeinden, machte zu Beginn, neben dem Bundesdenkmalamt, vor allem das Joanneum unter Kramer von dem neuen Beschäftigungsmodell über das AMS Gebrauch, das es auch jeweils erlaubte, einige Archäologinnen und Archäologen sowie Studierende als Schlüsselkräfte anzustellen. Erwähnt seien in diesem Zusammenhang besonders zwei Projekte in Graz, zum einen die archäologische Untersuchung einer mehrphasigen Siedlung der späten Urnenfelderzeit und Hallstattzeit am Pfauengarten/Karmeliterplatz (2002/03)491 sowie einer kupferzeitlichen Siedlung in St. Johann und Paul (2003–09).492 Hinzu kommen eine Nachgrabung im Bereich des bereits 1997 erforschten Walls um die spätlatènezeitliche Höhensiedlung am Ringkogel bei Hartberg (2001–03)493 sowie mehrjährige Forschungsgrabungen durch Wolfgang Artner auf dem Lethkogel bei Stainz mit bedeutenden kupfer- und latènezeitlichen Siedlungsresten (2003–06).494 Eine herausragende Stellung nimmt darunter zweifellos die im Zuge eines

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Tiefgaragenbaus in der Grazer Altstadt erforderlich gewordene Notgrabung am Pfauengarten ein, die mit einer zu untersuchenden Fläche von 4.500 m² und einem dauernden Personalstand von ungefähr 25 Arbeitskräften zum damaligen Zeitpunkt die größte archäologische Grabungskampagne Österreichs war. Die zeitlich längste Grabung der Steiermark stellte die 1992 begonnene und 2006 beendete archäologische Untersuchung des mittelbronzezeitlichen Kupferschmelzplatzes S1 in der Eisenerzer Ramsau495 durch die Archäologin Susanne Klemm (Prähistorische Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) dar. Mit sechs Doppelofenanlagen, zehn Röstbetten und drei Schlackenhalden sowie diversen Gruben ist dies der größte Fundplatz dieser Art, der bisher in den Ostalpen untersucht werden konnte. Aufgrund der aufwendigen interdisziplinären Auswertung der Befunde und Funde steht eine Gesamtpublikation der Grabungsergebnisse noch aus, dagegen konnte 2003 mit der Erstellung eines detaillierten archäologischen Fundstellenkatalogs der Eisenerzer Alpen ein für die Landesaufnahme wichtiges regionales Projekt abgeschlossen werden.496 Gleichzeitig ermöglichte eine finanzielle Förderung der Steiermärkischen Landesregierung und der Stadtgemeinde Trieben zwischen 1999–2003 auch die montanarchäologische Geländeforschungen im Paltental und nahe Gaishorn durch den Arbeitskreis Paltental weiter zu intensivieren und Lehrgrabungen mit Studierenden der Universität Heidelberg und der Berg­ akademie Freiberg in Sachsen unter der Leitung von Clemens Eibner durchzuführen.497 So konnte ein urnenfelderzeitliches Verhüttungszentrum nahe der Flitzenalm (2001– 2003)498 und in Schwarzenbach bei Trieben499 der erste mittelbronzezeitliche Siedlungs- und Erzauf bereitungsplatz des Paltentals ergraben werden (2000/01). Eine Forschungslücke stellen noch die dazugehörigen prähistorischen Berg-

baue dar, die im Gegensatz zu den Bundesländern Salzburg und Tirol in der Steiermark noch gänzlich unerforscht sind.500 Besonders intensiv prospektiert wieder seit einigen Jahren der reaktivierte „Arbeitskreis Johnsbachtal“ die Eisenerzer Alpen, sodass sich die Zahl an urgeschichtlichen Schlacken- und Verhüttungsplätzen seitdem kontinuierlich erhöht hat.501 Derartige regionale Forschungsinitiativen durch eine aktiv arbeitende „scientific community“ sind auch für den staatlichen archäologischen Denkmalschutz von enormer Wichtigkeit in Zeiten, in denen die expansive Verbauung selbst vor den alpinen Regionen nicht mehr halt macht. So war es eigentlich ein großes Versäumnis in der Exekution des bereits 1923 erlassenen Denkmalschutzgesetztes, dass bis 2012 nicht jedes österreichische Bundesland über einen eigenen Bodendenkmalpf leger am jeweiligen Landeskonservatorat verfügte. Im Fall der Steiermark wurde dieser Missstand „bereits“ 1986 durch die Anstellung des Archäologen Bernhard Hebert behoben, wobei dieser zunächst Auf bauarbeit jeglicher Art zu bewältigen hatte.502 Im Jahr 2012 ging Hebert als Leiter der Abteilung für Archäologie (vormals Bodendenkmale) am Bundesdenkmalamt nach Wien und die Archäologin Eva Steigberger übernahm die Betreuung der Steiermark. Seit 2017 ist der Archäologe Jörg Fürnholzer mit dieser Aufgabe betraut, da Steigberger ebenfalls nach Wien wechselte (als stellvertretende Leiterin der Abteilung für Archäologie des Bundesdenkmalamtes). Entgegen der landläufigen Meinung in der Öffentlichkeit und oft auch in Fachkreisen besteht die Hauptaufgabe des Bundesdenkmalamtes nicht in Notgrabungen, sondern in der rechtlichen Sicherung und behördlichen bzw. fachlichen Betreuung von (Boden-)Denkmalen und von allen an diesen stattfindenden Veränderungen, wobei die wirkungsvollste Maßnahme für die Bewahrung eines (Boden-)Denkmals die Unterschutzstellung nach dem Denkmal-

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schutzgesetz ist. Damit sind aber aufwendige Erhebungen in der Fachliteratur und im Gelände, die Klärung der Eigentumsverhältnisse, die Erstellung eines ausführlichen Fachgutachtens, die Abwicklung von Besprechungen und Verhandlungen mit den Betroffenen und schließlich zum Teil langjährige Verfahren meist über mehrere Instanzen verbunden, weshalb jährlich nur eine geringe Zahl an Denkmalen unter Schutz gestellt werden kann. Trotzdem hat sich die Zahl der unter Denkmalschutz stehenden Bodendenkmale in der Steiermark von drei im Jahr 1986 auf 255 im Jahr 2017 erhöht.503 Ein Blick auf diese Liste zeigt jedoch das herrschende Ungleichgewicht zwischen den unter Schutz gestellten Objekten, was räumliche Gewichtung, Umfang und Qualität der Bodendenkmale bzw. Fundstellen betrifft. Grundlage für die vom Bundesdenkmal­ amt wahrzunehmende Betreuung und vorausschauende Sicherung des umfangreichen Bodendenkmalbestandes der Steiermark war neben einer intensiven Zusammenarbeit mit allen anderen Archäologie betreibenden Institutionen die Wiederbelebung der archäologischen Landesaufnahme, die katalogmäßige Erfassung zahlreicher Privatsammlungen mit heimischen Bodenfunden und die Einbindung interessierter Laien in archäologische Arbeitsprozesse. Damit das Bundesdenkmalamt in der Steiermark seinen behördlichen Aufgaben sinnvoll nachkommen konnte, war es zunächst unerlässlich, die systematische und seit 1991 am Joanneum ruhende digitale Erfassung archäologischer Fundstellen fortzusetzen. Dies wurde zunächst in Kooperation mit der Firma ARGIS versucht, jedoch scheiterte die groß angelegte Aufnahme an der unzureichenden Ausstattung und Finanzierung.504 In den Jahren 1994/95 nahm das Unterfangen jedoch konkrete Formen an, als die Zentrale des Bundesdenkmalamts in Wien die notwendige EDV-Ausrüstung, ein Datenbanksystem und die finanziellen Mittel für freie Mit-

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arbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung stellte und damit in einer Probephase die Datenerfassung aus den Begehungsberichten des engagierten Korrespondenten der Historischen Landeskommission für Steiermark, Kurt Kojalek, zu Geländedenkmalen der Oststeiermark ermöglichte. Durch das Entgegenkommen von Hudeczek konnte ab 1997 schließlich auch mit der Digitalisierung der nach dem Festplattenabsturz noch als Papierkopien existierenden Datenblätter aus dem Vorgängerprojekt am Joanneum und der dort vorhandenen Ortsakten begonnen werden.505 In der Folge wurden die steirischen Bezirke durch mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (u. a. Gabriele Erath, Alexandra Puhm, Susanne Tiefengraber, Reinhold Wedenig) nacheinander systematisch erfasst, die Datenbank laufend mit neuen Fundmeldungen aktualisiert und die Fundstellen ab 2004 auch mit der digitalen Katastralmappe des GIS-Steiermark verknüpft.506 Seit 2012 erfolgt die archäologische Landesaufnahme nicht mehr in den einzelnen Bundesländern, sondern wird zentral vom Archäologiezentrum Mauerbach aus betreut. Neben der Aufnahme von Bodendenkmalen spielte am Bundesdenkmalamt auch die wissenschaftliche Aufarbeitung, Katalogisierung und Sicherung von archäologischen Funden in privaten Sammlungen eine wichtige Rolle. So wurden im Laufe der Jahre u. a. die Privatsammlungen von Kurt Esterl (Gleisdorf ),507 Rudolf Illek (Graz),508 Reinhard Krebernik (1900–1976; Köf lach),509 Egon Mayer (Fohnsdorf ),510 Walter Mulej (Köf lach),511 Josef Stadlober (Fohnsdorf )512 und von Anton und Günther Steffan (Deutschlandsberg)513 gesichtet und/oder erfasst. Auch außerhalb des Bundesdenkmalamts fanden Bemühungen statt, in Privatbesitz befindliche Bodenfunde aus der Steiermark einer Publikation zuzuführen, so z. B. über 400 römische Fibeln aus dem Stadtgebiet von Flavia Solva, die in mehreren Wie-

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ner Privatsammlungen verwahrt wurden und durch das Entgegenkommen der Österreichischen Gesellschaft für Archäologie in einem Band der Zeitschrift „Römisches Österreich“ als Katalog erscheinen konnten.514 Die Aufarbeitung dieser Bestände, die großteils aus nicht professionellen und zumindest teilweise ungesetzlichen Fundaufsammlungen und Grabungen stammten, wurde natürlich höchst unterschiedlich von der archäologischen Kollegenschaft aufgenommen. Im wesentlichen kristallisierten sich zwei entgegengesetzte Positionen heraus: Entweder wurde jegliche Zusammenarbeit mit diesem Personenkreis abgelehnt, den archäologischen Objekten der wissenschaftliche Wert abgesprochen und die Fundinformationen aufgrund des Verdachtes bewusst falscher bzw. fehlerhafter Angaben angezweifelt, oder andererseits eine Kooperation mit den jeweiligen Personen versucht, um trotz mancherorts angerichteten Schäden möglichst viele Informationen über Fundstellen und Befunde zu erhalten und die weiteren Aktivitäten zu kanalisieren. Als Denkmalbehörde konnte das Bundesdenkmalamt das vorhandene Kulturgut freilich nicht ignorieren und entschied sich für die letztere Position, worauf man in den folgenden Jahren versuchte, praktisch und rechtlich gangbare Wege für eine weitere Zusammenarbeit zu finden. Aus dieser Entscheidung erwuchsen zwei größere, mittlerweile über zwei Jahrzehnte laufende und die steirische Archäologie teilweise stark polarisierende Kooperationen,515 einerseits mit dem 1979 gegründeten „Burgmuseum Archeo Norico“ in Deutschlandsberg, das die Sammlung Steffan beherbergt, die auch von Anton Steffan kuratiert wird, und andererseits mit der „Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Salzkammergut“ (AAS), die im Auftrag des Bundesdenkmalamtes zahlreiche Prospektionen mit Metallsonden in der Obersteiermark durchführte. Dem genannten Anton Steffan

verdankt das Bundesdenkmalamt zahlreiche Fundmeldungen aus der Weststeiermark, wobei das Burgmuseum ArcheoNorico seit mehreren Jahren nun auch über den Archäologen Andreas Bernhard selbst offizielle Grabungen in der Steiermark durchführen kann, wie z. B. in Freidorf im Sulmtal (1999, 2006)516 oder Schirka (2010).517 Zudem half das Burgmuseum bei der Eruierung so manch illegal geborgener Fundkomplexe aus der Steiermark mit und übernahm teilweise auch deren Ankauf, wie im Fall des urnenfelderzeitlichen Depotfundes von Peggau (2002/03).518 Gleichzeitig beherbergt das Burgmuseum auch zahlreiche Objekte, deren Herkunft gänzlich unklar ist oder deren ohnehin spärlichen Provenienzangaben vielfach in Zweifel gezogen werden müssen.519 Keine Probleme mit der genauen Herkunft des Fundmaterials sind bei den Prospektionen der AAS entlang prähistorischer und römerzeitlicher Altwegtrassen im steirischen Salzkammergut gegeben. Im Jahr 1993 begann der Altausseer Karl Gaisberger mit Geländebegehungen im oberösterreichisch-steirischen Grenzgebiet, im Leislingtal und am Michlhallberg, worauf sich ihm weitere private Metallsondengeher anschlossen, die zusammen ihre Prospektionen auf das Kainisch- und Koppental ausdehnten. Seit 1995 werden diese Aktionen vom Bundesdenkmalamt in Graz betreut, das für die ersten grundlegenden Kartierungsund Restaurierungsarbeiten sowie die wissenschaftliche Aufarbeitung sorgte.520 Bereits im Jahr 2000, als sich die Gruppe in der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Salzkammergut formierte, hatte sich die Gemeinschaftsarbeit schon derart professionalisiert, dass die AAS nicht nur selbstständig den lückenlosen Fundnachweis für jedes Stück erbringen konnte, sondern auch die Verwaltung und Präsentation bereits restaurierter und publizierter Funde im heimischen Kammerhofmuseum in Bad Aussee übernahm.521

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In den folgenden Jahren führten die intensiven Aktivitäten, von denen die Laien ebenso wie auch die darin involvierten Archäologinnen und Archäologen (Bernhard Hebert, Maria Windholz-Konrad und Daniel Modl) gleichermaßen profitierten, im Kainisch- und Koppental zur Erschließung einer europaweit einzigartigen Depotfundlandschaft mit fast 50 urnenfelderzeitlichen Hortfunden, darunter den Depots von der Rabenwand (2004–2010)522 und vom Brandgraben (2009).523 Zudem konnten neue Erkenntnisse über die religiöse und wirtschaftliche Infrastruktur entlang von Altwegen gewonnen werden, so durch die bislang nur in Vorberichten zugängliche Untersuchungen eines urnenfelderzeitlichen Brandopferplatzes nahe der Koppentretalm (2005–07)524 und einer zeitgleichen, mit der Hallstätter Pökelindustrie in Verbindung stehenden Gewerbesiedlung bei Pichl-Kainisch (2009/10).525 Einen gänzlich anderen Zugang zur archäologischen Forschung als die AAS hat die „ANISA – Verein für alpine Forschung“, die bereits 1980 in Gröbming gegründet wurde und seit über 15 Jahren zusammen mit dem Bundesdenkmalamt am östlichen Dachsteinplateau erfolgreich Hochgebirgsforschung betreibt.526 Ziele des Vereines, dessen Obmann seit Bestehen Franz Mandl ist, sind die Erforschung der alpinen Felsbilder und die Dokumentation hochalpiner Wüstungen. Im Jahr 1984 nahm die ANISA zusammen mit dem Institut für mittelalterliche Realienkunde Österreichs ihr erstes Archäologieprojekt auf der 2.000 m hoch gelegenen Lackenmoosalm auf der oberösterreichischen Seite des Dachsteinplateaus mit dem Ziel in Angriff, die dortige mittelalterliche Almwirtschaft zu erforschen und unter Leitung der Archäologin Brigitte Cech eine erste Grabung durchzuführen. Durch einen Zufall gelang dabei auch die Entdeckung einer spätbronzezeitlichen Almhütte am Fuße des nahegelegenen Lackenofens,527

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was von der Fachwelt zunächst mit Skepsis aufgenommen wurde, da eine urgeschichtliche Besiedelung der alpinen Regionen nach dem damaligen Forschungsstand noch keineswegs als gesichert galt. Umfangreiche Begehungen und die Kartierung von Hüttenresten und Streufunden am östlichen Dachsteinplateau durch Mandl,528 sowie weitere archäologische Untersuchungen zusammen mit dem Bundesdenkmalamt – einer spätbronzezeitlichen Hütte auf der Königreichalm (2005)529 und eines römischen Almgebäudes in den Rotböden (1996)530 – brachten schließlich viele Zweif ler zum Schweigen. Parallel dazu fanden in bewährter Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt auch beiderseits des Ennstals weitere Forschungsprojekte statt, so in der spätantiken Höhensiedlung auf der Knallwand bei Ramsau am Dachstein (1997),531 an einem urgeschichtlichen Brandopferplatz am Sölkpass (2000),532 an einer weiteren spätantiken Höhensiedlung am Röthelstein bei Wörschach (2004)533 und auf dem Burgstall bei Pürgg (2004–06),534 wo nach Prospektionen und Grabungen ein spätlatènezeitlicher Brandopferplatz und eine (spät-)römische Befestigungsanlage vermutet werden. Während es sich bei den genannten archäologischen Untersuchungen dem Typ nach ausschließlich um kleinere Feststellungs- und Forschungsgrabungen handelte, verursachten diverse Baumaßnahmen seit Mitte der 1980er-Jahre vom Bundesdenkmalamt auch aufwendige Not- und Rettungsgrabungen. Hierzu zählten lineare Infrastruktureinrichtungen unterschiedlicher Länge, aber auch großf lächige Wohnbau- und Siedlungsprojekte. Stellvertretend genannt seien hier die Prospektionen und Notgrabungen entlang der rund 35 km langen Trasse der Pyhrnautobahn A9 über den Schoberpass durch Reinhold Wedenig (1989–91)535 oder die archäologischen Voruntersuchungen längs einer nur 220 m langen

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Zufahrtsstraße am südlichen Stadtrand von Flavia Solva durch Hannes Heymans (2003/04).536 Über eine geschlossene, von der Verbauung bedrohte Fläche von mehreren Tausend Quadratmetern erstreckten sich dagegen die Grabungen durch Hebert in der mittelbronzezeitlichen Siedlung von Hörbing am Stadtrand von Deutschlandsberg (1989–91)537 und durch Steinklauber im spätantiken Gräberfeld auf den Perl-/Stadläckern am Frauenberg bei Leibnitz (1991–96).538 An die letztgenannte Notgrabung schloss sich von 1996–98 auch eine Grabung unter Georg Tiefengraber an, die ebenfalls auf den Perl-/Stadläckern den ersten gesicherten Nachweis eines keltischen Heiligtums in der Steiermark erbrachte.539 Die letzte größere Rettungsgrabung des Bundesdenkmalamts in der Steiermark fand 2010 unter Christoph Gutjahr am Kanzelkogel bei Graz statt, wo eine bedeutende kupferzeitliche Siedlung von einem Steinbruch bedroht und nach der Grabung letztlich zerstört wurde.540 Grundsätzlich war das Bundesdenkmalamt aber in den letzten Jahrzehnten bestrebt, nach Möglichkeit größere Denkmalschutzgrabungen in der Steiermark zu vermeiden und stattdessen die archäologischen Untersuchungen anderer Institutionen durch eine Erst- oder Mitfinanzierung zu ermöglichen, wie im Fall der Grabungen des Instituts für (Klassische) Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz. Dort hatte nach der Emeritierung von Erna Diez 1984 der Würzburger Archäologe Thuri Lorenz die Leitung des Instituts übernommen. Am Ende seiner Amtszeit im Jahr 1999 wurde das Institut unter Weglassung des Begriffes „Klassische“ in „Institut für Archäologie“ umbenannt, was die Aufwertung der heimischen (Provinzial-) Archäologie signalisieren und der Absicherung der als „Orchideenfach“ immer wieder Kürzungsintentionen ausgesetzten Disziplin dienen sollte. Diese Namensänderung hatte jedoch auch gravierende Auswirkungen auf den Nachbeset-

zungsvorgang der Lehrkanzel, sodass das Institut fast ein Jahrzehnt lang vertretungsweise von den außerordentlichen Universitätsprofessoren Gerda Schwarz und Erwin Pochmarski geleitet wurde.541 Erst im Jahr 2008 konnte man sich mit dem Wiener Archäologen Peter Scherrer auf einen neuen Institutsvorstand einigen, der bei seinen Lehr-, Forschungs- und Verwaltungsaufgaben u. a. von Gabriele Koiner (geb. Erath) und Manfred Lehner unterstützt wird. Nur mit Hilfe von GastprofessorInnen, GastdozentInnen und Lehrbeauftragten, Letztere meist ehemalige AbsolventInnen des Instituts, ist es heute möglich, den umfassenden Anforderungen der verschiedenen archäologischen Einzelfächer – Klassische Archäologie, Provinzialrömische Archäologie, Prähistorische Archäologie, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie – gerecht zu werden, wobei in Graz ein Studienabschluss nur in Klassischer und Provinzialrömischer Archäologie möglich ist. In Kooperation mit dem Universalmuseum Joanneum und dem Bundesdenkmalamt kann die Ausbildung mit verschiedenen Grabungsund Museumspraktika auch recht praxisbezogen gestaltet werden. Eine gewisse Umstellung in der Ausbildung erbrachte die 2007 erfolgte Einführung des Bachelor- und Masterstudiums statt des Magisteriums, was einige Veränderungen mit sich bringen wird.542 Auf lange Sicht wird diese Reform auch in der heimischen Landesarchäologie spürbar sein, da der Trend vermutlich weg von den umfangreichen Materialvorlagen mit der Auswertung von Grabungsbefunden und der Bestimmung des Fundmaterials hin zu kleineren Forschungsthemen führen wird. So sind seit Beginn der „Ära“ Lorenz immerhin über 30 landesarchäologisch relevante Diplomarbeiten entstanden,543 die sich mit Befunden oder bestimmten Kleinfundgruppen aus Grabungen der Universität, des Bundesdenkmalamts oder des Joanneums auseinandersetzten und damit

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die genannten Institutionen, aber auch die zuständigen Ausgräberinnen und Ausgräber entlasteten. Als Einzelaspekt sei die in diesem Kapitel bislang vernachlässigte Hügelgräberforschung genannt, zu der mehrere Diplomarbeiten erschienen sind, von denen zwei auch explizit den Forschungsstand und die verstreuten Publikationen zusammenfassen.544 Die Gründe für die stärkere Ausrichtung des Archäologiestudiums unter Lorenz in Richtung provinzialrömische Archäologie und praktische Feldarchäologie dürfte, neben persönlichen Interessen und dem ausdrücklichen Wunsch der Studentinnen und Studenten, vor allem in den Entwicklungen in Deutschland zu suchen sein, wo sich die „Archäologie der römischen Provinzen“ in den 1960er-Jahren aus der Klassischen Archäologie heraus als eigenes Fach zu etablieren begann.545 So wurde als erste Maßnahme bereits 1985 eine Lehrgrabung mit dem Joanneum in Flavia Solva für die Studierenden begonnen. Als im Jahr 1987 das Joanneum und das Bundesdenkmalamt auf Grund der geplanten Errichtung von Gewerbebauten in Gleisdorf Feststellungsgrabungen im Bereich des ehemaligen Vicus begannen und dabei auf mehrere Gebäudegrundrisse stießen, ergriff Lorenz die Chance und erklärte sich bereit, im darauffolgenden Jahr das begonnene Unternehmen für die Universität Graz unter seiner Leitung fortzusetzen. Diese Entscheidung hatte weitreichende Folgen und setzte für Jahrzehnte den Grazer Institutsschwerpunkt auf die Erforschung römischer Siedlungsstrukturen und der dazugehörigen Infrastruktur fest. Davon zeugen die vom Institut für Archäologie in Angriff genommenen Grabungsunternehmen unter Lorenz und Pochmarski, die sich auf die Vici von Gleisdorf (1988–90)546 und Kalsdorf (1990–95, 2000)547 – zu letzterem Projekt gehörte auch die für wenige Jahre tätige „Archäologische Gesellschaft Kalsdorf “ mit den „Kalsdorfer Kulturberichten“

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als eigenem Publikationsorgan548 –, auf die ländlichen Villen von Grünau bei Groß St. Florian (1988–2002, 2008)549 und Grafendorf bei Hartberg (1998, 2004/05 und seit 2012),550 sowie auf einzelne Grabmonumente, Gräberstraßen oder Hügelgräberfelder, wie z. B. in Kohlberg (1992– 94),551 konzentrierten. Ebenfalls in den Bereich der Provinzial­archäologie gehören Forschungen zur antiken Plastik und Bauornamentik.552 Ausgelöst durch diverse Grabungen vor allem in der Grazer Altstadt, bildete sich im Laufe der Zeit durch Manfred Lehner mit der mittelalterlichen und neuzeitlichen Siedlungsarchäologie ein weiterer feldarchäologischer Forschungsschwerpunkt des Instituts heraus.553 Neben Graz führten in den letzten drei Jahrzehnten auch andere einschlägige Universitätsinstitute Österreichs als Kooperationspartner Grabungen in der Steiermark durch und ermöglichten in Diplomarbeiten und Dissertationen die Bearbeitung von landesarchäologisch relevanten Fundkomplexen und Themengebieten.554 Als Beispiele seien hier nur die Rettungsgrabung in der Sulmtal­nekropole (Wiesenkaisertumulus Nr. 4, 1991)555 vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck unter Gerhard Tomedi sowie die Grabungen in der römischen Bergbausiedlung Michlhallberg (1997–99)556 vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck unter Gerald Grabherr genannt, oder aber auch die archäologischen Untersuchungen von Otto H. Urban in der urgeschichtlichen Höhensiedlung am Kulm bei Weiz (1987)557 sowie die langjährigen Grabungen von Andreas Lippert im römischen Vicus am Saazkogel und in den dortigen hallstattzeitlichen Hügelgräbern (2001– 2005)558 für das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien. Aus den bisher beschriebenen Entwicklungen in der steirischen Archäologie lassen sich auch für die Zukunft bereits einige Trends ableiten. In den letzten Jahren traten verstärkt

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Römersteinsammlung (Lapidarium) im Park von Schloss Eggenberg in Graz, 2004

archäologische, historische oder museale Vereine, Arbeitskreise und -gemeinschaften und zum Teil auch private Grabungsfirmen als Impulsgeber von Grabungen, in manchen Fällen auch als deren Finanziers in der Steiermark in Erscheinung. Neben den bereits genannten sind dies auch Vereine und Initiativen, wie z. B. die AGST („Archäologische Gesellschaft Steiermark“), die Vereine ASIST („Archäologisch Soziale Initiative Steiermark“), FIALE („Forschungsgruppe zur interdisziplinären Aufarbeitung landeskulturellen Erbes“) oder S.E.P.P. („Studies & Excavations Past & Present“). Diese Entwicklung dürfte sich auch in den nächsten Jahren fortsetzten, während die öffentlichen Institutionen in Zukunft vermutlich verstärkt ihren spezifischen Kernaufgaben nachkommen werden. Am Bundesdenkmalamt scheint sich der Tätigkeitsschwerpunkt nach

Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

den 2009 eingeleiteten Strukturreformen – die einen österreichweit ausgewogenen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlauben soll – weiter in Richtung „Management, Qualitätssicherung und Behördentätigkeit“559 und weg von der praktischen Durchführung archäologischer Prospektionen und Grabungen, die jetzt offiziell „Maßnahmen“ heißen, zu verlagern.560 Am Institut für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz zeichnet sich bei einem Blick auf die Liste der zum Zeitpunkt der Abfassung des vorliegenden Textes laufenden Projekte eine deutliche Verlagerung der Feldforschungen in die Kerngebiete der klassischen Archäologie nach Griechenland und in die Türkei ab. Und die Abteilung Archäologie & Münzkabinett am Universalmuseum Joanneum widmet sich in den letzten Jahren verstärkt der musealen Präsentation sowie der

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Münzkabinett im Schloss Eggenberg, Graz, 2007

digitalen Erschließung bzw. Erforschung ihrer Archivbestände und Sammlungen und kann derzeit ohne Drittmittel größere Grabungsprojekte nicht betreuen. Durch die Weltwirtschaftskrise seit 2007 hat sich die Finanzierung archäologischer Forschungsprojekte deutlich verkompliziert, da die Budgets aller Institutionen gekürzt wurden und sich auch die Zweit- und Drittmitteleinwerbung über staatliche Fonds, die Europäische Union sowie über die heimische Industrie und Wirtschaft schwieriger gestaltet. Ähnlich verhält es sich auch mit dem Land Steiermark sowie den Städten und Gemeinden, wo die Unterstützung vor allem vom Interesse der politisch Verantwortlichen abhängt. Umso mehr muss die Archäologie heute bestrebt sein, ihre Forschungsergebnisse leicht verständlich der Öffentlichkeit in Ausstellungen, Führungen, Vorträgen und

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Publikationen zu vermitteln, um damit nicht nur ihre eigene gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen, sondern auch die Bevölkerung für den Schutz der Bodendenkmale – der oftmals von dieser als lästige Notwendigkeit wahrgenommen wird – zu sensibilisieren. In diesem Zusammenhang ist auf die Neueröffnung der großen archäologischen Dauerausstellungen des Universalmuseums Joanneum hinzuweisen, der Römersteinsammlung (2004),561 des Münzkabinetts (2007) und des Archäologiemuseums (2009)562 in Schloss Eggenberg in Graz sowie auf die Neugestaltung der archäologischen Stätte Flavia Solva in Wagna (2012/2017). Mit diesen Investitionen setzte das Universalmuseum Joanneum ein deutliches Zeichen, dass ihm neben dem Bewahren und Erforschen auch die Vermittlung seiner archäologischen Sammlungen ein wesentlicher Auftrag ist.

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Archäologiemuseum im Park von Schloss Eggenberg, Graz, 2009

Hinzu kommt auch eine Anzahl größerer Sonderausstellungen des Joanneums, aber auch anderer Institutionen, wie z. B. „Spuren der Vergangenheit“ (Bärnbach, 1992),563 „Die Zeit der Kelten“ (Bärnbach, 1998),564 „Graz in Funden“ (Graz, 2003),565 „Mensch und Höhle in der Altsteinzeit“ (Peggau, seit 2004),566 „Das Antlitz des Königs“ (Graz, 2006),567 „schätze. gräber.opferplätze“ (Traunkirchen, 2008)568 oder „Zeitenanfang“ (Graz, 2011–13).569 Neben den Ausstellungen trugen auch diverse Publikationen wesentlich zur Verbreitung archäologischer Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit bei. Hier sah die Situation Anfang der 1980er-Jahre noch trist aus, da das „Fachorgan“ der steirischen Landesarchäologie, die vom Landesmuseum Joanneum herausgegebene Zeitschrift „Schild von Steier“, nach dem Tod Walter Modrijans in den folgenden 25 Jah-

Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

ren nur ein einziges Mal mit einem regulären Band erscheinen konnte. Publikationsalternativen wurden schließlich in den „Fundberichten aus Österreich“ und dem „Nachrichtenblatt“ bzw. den „Mitteilungen der Archäologischen Gesellschaft Graz“ gefunden. Bei den beiden zuletzt genannten Zeitschriften handelt(e) es sich um die Publikationsorgane der „Archäologischen Gesellschaft Steiermark“ (AGST), die sich aus dem 1979 gegründeten Verein „Freunde der Archäologie“ entwickelte und vor allem in den 1980er- und 1990er-Jahren Vortragsveranstaltungen und Fachtagungen organisierte, sowie als Finanzier und Dienstgeber bei archäologischen Grabungen fungierte.570 2005 wurde „Schild von Steier“ (mit seinen Beiheften) durch Ulla Steinklauber „wiederbelebt“, erscheint nun wieder regelmäßig und ist dank Layoutprogrammen und kostengünsti-

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ger Drucktechniken Teil einer an Zeitschriften und Buchreihen wesentlich reicheren Printlandschaft (z. B. „Hengist-Magazin“, „Mitteilungen der ANISA“, „Thinnfeldensia“, „Veröffentlichungen des Instituts für Archäologie der Karl-Franzens-Universität Graz“). Auch digitale Publikationen und Online-Projekte werden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist das aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung geförderte und auf Initiative des Universalmuseums Joanneum in Angriff genommene Projekt „InterArch-Steiermark“, in dessen Rahmen die im Joanneum verwahrten Archivalien und Fundobjekte zur bzw. aus der slowenischen Steiermark/Štajerska aufgearbeitet, digitalisiert und einer breiten Öffentlichkeit in einer Internet-Datenbank zugänglich gemacht werden. Damit einher ging auch die Aufnahme weiterer historischer Akten zur steirischen Archäologie, u. a. aus den Archiven der ehemaligen Zentralbehörden in Wien durch das Institut für Archäologie der Universität Graz und die Kartierung archäologischer Fundstellen im Großraum Wildon durch den Verein „Kulturpark Hengist“.571

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Als abschließendes Fazit lässt sich bemerken, dass die archäologische Forschungslandschaft in der Steiermark während der letzten dreißig Jahre wesentlich vielfältiger geworden ist und aufgrund der Unverzichtbarkeit von Kooperationen einen viel höheren Vernetzungsgrad erreicht hat. Bedingt durch eine verstärkte denkmalschützerische Tätigkeit kam es zudem zu einer deutlichen Zunahme von Not- und Rettungsgrabungen und zu einem merklichen Anstieg des zugehörigen „publikatorischen Outputs“. Landesarchäologische Tätigkeit ist inzwischen weit weniger selbstbestimmt als eine Dienstleistung für öffentliche und private Auftraggeberinnen und Auftraggeber vor dem Hintergrund einer aufmerksamen Öffentlichkeit.572 Ziel der – vielfach mit diesen „Auftragsarbeiten“ in Verbindung stehenden – gegenwärtigen archäologischen Forschung ist nicht mehr allein die Vorlage von Grabungsbefunden und die Bestimmung und Datierung von archäologischen Funden, sondern vielmehr die Rekonstruktion der ehemaligen Lebensumstände des Menschen, um damit einen wichtigen Beitrag zur historischen Allgemeinbildung und in weiterer Folge zur Kulturgeschichte des Menschen zu leisten.573

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Lochner von Hüttenbach, Steirische Ortsnamen. Lechner, Urgeschichtliche Bodendenkmäler 90– 107. KG Obergralla, OG Gralla, KG Jöss, OG Lang, KG Lebring, MG Lebring-St. Margarethen sowie KG und OG Tillmitsch, alle PB Leibnitz. – SUB II, 106–108 Nr. 58 (982 VI 8, Tarent). – Gutjahr, Ausgewählte archäologische Quellen 279–384, insbes. 353ff. – Gutjahr, „Teufelsgraben“ 193–294. KG Geidorf, Statutarstadt Graz. – Lochner von Hüttenbach, Zum Ortsnamen Leech 34. – Lehner, Archäologie Leechhügel 26f., 34 Anm. 131. Hinker, Krusdorf 307, Anm. 1. – Pochmarski, Villa von Grünau 79 Anm. 4.

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Pollak, Erinnerungsort 30–47. – Wagner, Römerzeitliche Spolien 349–351. Zimerman, Urkunden XVII–XXXIII, Nr. 4597. Heinig, Friedrich III. Steinklauber, Hauptplatz in Graz 284–286. Piccolomini, Historia Austrialis 499: (...), ubi magnam olim fuisse civitatem tumuli quamplurimi se­ pulchrorum iacentes indicant et marmorei multi lapides ve­ tustis inscripti litteris, quae Romanorum nomina referunt, quos rexisse terram aliquando crederim. Nam regionem hanc, quae modo Stiria dicitur, vocatam prius Valeriam et in provinciae modum redactam non est obscurum. Harl/Niederstätter, Friedrich III. 699–725. Krones, Die Freien von Saneck. – Lazar, Arheološka podoba mesta 5.

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Šašel, T. Varius Clemens 295–300. Winkler, Römische Inschriften 295–305. Karl/Wrolli, Alter Turm 208, Anm. 230. Grundlegend und mit neuen Erkenntnissen: Marth, „Antiquus Austriacus“. Wood, Maximilian I 1128–1174. Laschitzer, Maximilian I. 1–46. Thiel, Die landesfürstliche Burg 1–12. Weber, RISt 51–55, Nr. 1–3. Simoniti, Humanismus bei den Slovenen. Wiesflecker, Maximilian I. 321–333. Weber, Beitrag 85–93. – Hebert, Venerandae Vetustati 41–43. StLA, Archiv Josef Scheiger, Nachlass, K. 1, H. 3, Nr. 7/1855. – Karl/Wrolli, Alter Turm 209, Anm. 231. Apianus/Amantius, Inscriptiones sacrosanctae. Lazius, Commentariorum. – Svatek, Wolfgang Lazius 1–22. Cellarius, Notitia Orbis Antiqui. Universitätsbibliothek Graz, Sondersammlungen, Hs. 463 mit weiteren Abschriften (Hs. 490, 517, 518). Coreth, Österreichische Geschichtsschreibung 143–149. Weber, RISt 49. – Lehner, Archäologie Leechhügel 57. Karl/Wrolli, Alter Turm 98–100. Caesar, Annales ducatus Styriae. Reinesius, Syntagma 30–33. – Gruter, Inscriptiones antiquae. Vor allem in der KG Altenmarkt, SG und PB Leibnitz. – Fuchs, Hügelgräberfeld Altenmarkt. Mayer, Steyermärkische Alterthümer 151–153. Karl/Wrolli, Alter Turm 211, Anm. 235. – Muchar, Steiermark I 432. KG Rabendorf, MG Birkfeld, PB Weiz. – StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum, Kuratorium Jahresakten 1816. – KG und MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Wiener Zeitung, Nr. 45 (6. Juni 1787) 1349f. Niegl, Entwicklung 189–206. Kindermann, Beiträge. – Kindermann, Repertorium. Raffler, Museum 183–188. Niegl, Archäologische Erforschung 107–112. Biedermann, Kunstkammer 105–134. StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum, K. 12, H. 54, Kuratorium Jahresakten 1812, Akt-Nr. 105. Karl/Wrolli, Alter Turm 144–145, Anm. 65, Abb. 70. Jahresbericht des Joanneums 7 (1818), 10.

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KG und MG Wagna, PB Leibnitz. – UMJ, Archiv der Abteilung Archäologie und Münzkabinett, Jahresakten, K. 1811–1861, Akt-Nr. 17. Jahresbericht des Joanneums 14 (1825), 15. Jahresbericht des Joanneums 7 (1818), 10. Jahresbericht des Joanneums 6 (1817), 12. StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum, K. 12, H. 56, Kuratorium Jahresakten 1812, Akt-Nr. 380. StLA, Hs. 442. KG Kainach und KG Oswaldgraben, OG Kainach bei Voitsberg, PB Voitsberg. – Jahresbericht des Joanneums 12 (1823), 14. – UMJ, Archiv der Abteilung Archäologie und Münzkabinett, Planarchiv. – Hebert, Oswaldgraben 139–146. Jahresbericht des Joanneums (1811), 6. Muchar, Norikum I XI. KG Algersdorf, Statutarstadt Graz. – Jahresbericht des Joanneums 15 (1826), 18. KG und MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Byloff, Römische Grabstätte. – Jahresbericht des Joanneums 16 (1827), 11–12. StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum, K. 15, H. 70, Kuratorium Jahresakten 1827, Akt-Nr. 998. Karl/Wrolli, Alter Turm 142f., Anm. 58. Karl/Wrolli, Alter Turm 56. – Karl, Der neue Gang. Jahresbericht des Joanneums 19 (1830), 11. Genaue Lokalisierung der Fundstellen nicht möglich. – Jahresbericht des Joanneums 23 (1834), 11 bzw. 29 (1840), 11. – Sacken/Kenner, Sammlungen 317. Panholzer, Depotfunde 31, Nr. 71. KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Unger, Badelhöhle 5–16. Jahresbericht des Joanneums 32 (1843), 15. – Hebert, Funde in Archiven 99–102. StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum, K. 17, H. 86, Kuratorium Jahresakten 1843, Akt-Nr. 1569. Jahresbericht des Joanneums 34 (1845), 23. KG und SG Mürzzuschlag, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Peitler, Mürzzuschlag 101–121. – Hüttenegger, Mürzzuschlag 126. StLA, Archiv Joanneum, Landesmuseum, K. 19, H. 86, Kuratorium Jahresakten 1843, Akt-Nr. 1570. Für die Einleitungstexte der folgenden Kapitel wurden nachstehende Überblickspublikationen und Sammelbände verwendet: Bibby, Faustkeil und Bronzeschwert. – Biehl/Gramsch, Archäologien Europas. – Leube, Prähistorie und Nationalsozialismus. – Callmer/Meyer, Anfänge. – Eggert, Archäologie. – Beyer, Archäologie. – Eberhardt, Spurensuche. – Dobiat/Mattern, Wunsch und

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Wirklichkeit. – Fagan, Archäologen. – Sasse, Weg zu einer archäologischen Wissenschaft. – Für einen internationalen Vergleich siehe auch folgende englischsprachige Publikationen: Trigger, Archaeological Thought. – Díaz-Andreu, Nineteenth-Century Archaeology. – Bahn, History of Archaeology. Zu den in den Einleitungstexten genannten archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden und Techniken siehe folgende Überblickswerke: Eggert, Prähistorische Archäologie. – Wagner, Archäometrie. – Renfrew/Bahn, Basiswissen Archäologie. Popelka, Historischer Verein 3–23. Muchar, Steiermark. Brantner, Historischer Verein 24–72. – Mit dem Projekt „Quellen zur archäologischen Forschung in der Steiermark im Zeitraum 1811–1859“ von Stephan Karl und Gabriele Wrolli an der Historischen Landeskommission für Steiermark wurden zahlreiche die Frühzeit der archäologischen Forschung in der Steiermark und den Historischen Verein für Steiermark betreffende Archivalien aus dem Landesarchiv Graz in Volltext- und Regestenform erschlossen. Die geplante Online-Veröffentlichung soll Ende 2018 erfolgen. Niegl, Entwicklung 195–197. Vgl.: Handy, Flavia Solva 45–54. – Wrolli, Knabl 295–297. Vgl.: Karl/Wrolli, Alter Turm 133–236. Knabl, „Flavium Solvense“ 26–30 u. 97–102. Vgl.: Fuchs, Gräberfelder Flavia Solva (1980) 269– 271. – Handy, Flavia Solva 41f. – Wrolli, Knabl 288f. – Fuchs/Hesch, Forschungsgeschichte Altenmarkt 32–34. Vgl.: Wrolli, Knabl 292–295. Knabl, Leibnitzerfeld 94f. KG Hummersdorf, SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. – MHVSt 3 (1852), 38. – Vgl. auch: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 135f. KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. – Robitsch, Judenburg 67–78. – Vgl. auch: Egg, Fürstengrab von Strettweg. – Faber/Modl, Kultwagen 34–39. – Fürhacker/Modl, Judenburg 3–14. – Fürhacker/Modl, Restaurierungsgeschichte 89f. Pratobevera, Judenburger Antiken 54–72. UMJ, Archiv der Abteilung Archäologie & Münzkabinett, Jahresakten, 1855, Akt-Nr. 47 u. 48; 1856, Akt-Nr. 49, 50 u. 52; 1857, Akt-Nr. 53. – Vgl. auch: Barth, Gräberfeld Hallstatt 33–41. Z. B. Pratobevera, Steiermark, Cilli 107–124. – Pratobevera, Keltische und römische Antiken Steiermark (1856).

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KG und MG Großklein, PB Leibnitz. – Pratobevera, Saggauthale, Mureck 185–199. – Kenner, Chronik der archäologischen Funde 261–267. – Vgl. auch: Egg, Fürstengrab Hartnermichelkogel I 93–126. – Kramer, Zwischen Sulm und Saggau 73–75 u. 84–88. – Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein. – Egg/Kramer, Hartnermichelkogeln und Pommerkogel. 87 Pratobevera, Freudenau, Kalsdorf 235–239. – Vgl. auch: Egg, „Fürstengrab“ von Radkersburg 199–214. 88 Pratobevera, Judenburger Antiken 60. – Pratobevera, Saggauthale, Mureck 197. – Vgl. auch: Modl, Modrijan Montanarchäologie 98. 89 Weinhold, Totenbestattung in Deutschland. 90 Weinhold, Klein-Glein 265–296. 91 Vgl. Frodl, Idee und Verwirklichung 76–139. 92 Vgl. Obersteiner, „Unverzeihlicher Vandalismus“ 28–31. 93 KG Kalsdorf, MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Pratobevera, Freudenau, Kalsdorf 239– 242. – Scheiger, Gräberfund 191. – Vgl. auch: Mirsch, Kalsdorf 34–36. – Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 25. 94 Pratobevera, Heidengräber in Steiermark. 95 Steiner, Instruction 951–966. 96 Scheiger, Reinigung der Alterthümer 97–110. 97 KG und OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. – Muchar, Steiermark I 338–342. – Vgl. auch: Riegler, Bad Gleichenberg 29–32. – Radimsky, Bad Gleichenberg 45 u. 48. 98 KG St. Marein, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. – Archäologische Notizen: Ausgrabungen zu Lind in Steiermark 51. – Vgl. auch: Hinker, Norische Hauptstraße 310f. 99 Krautgasser, Oberschwarza 124–129. – Krautgasser, Mureck 179–193. – Vgl. auch: Schober, Ratschendorf 31–35. – Mihelič/Modl, Forschungsgeschichte 28. 100 Macher, Hartberg 107–126. 101 Unger, St. Andrä 1805f. – MHVSt 3 (1852), 24f. – MHVSt 4 (1853), 29. – Vgl. auch Lamm, Lassenberg 283–288. 102 KG Pichla, MG St. Veit in der Südsteiermark, PB Leibnitz. 103 KG Ratschendorf, OG Deutsch Goritz, PB Südoststeiermark. 104 Mirsch, Joseph Karner 93–105. 105 Muchar, Steiermark I 388. – Jahresbericht des Joanneums 35 (1846), 32. – Jahresbericht des Joanneums 36 (1847), 22. – Jahresbericht des Joanneums 37 (1848), 13. – Pichl, Hummersdorf 121–123. 86

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

– Vgl. auch: Steiner, Instruction 963–966. – Mihelič/Modl, Forschungsgeschichte 28f. 106 MHVSt 9 (1859), 7. – Vgl. auch: Modl/Ertl, Laienforscher 47. 107 KG Pichla, MG St. Veit in der Südsteiermark, PB Leibnitz. – MHVSt 4 (1853), 257. 108 Brantner, Historischer Verein 31–38. – Vgl. auch: Modl, Archäologen im Spannungsfeld 47. – Küttner, Carl und Karl Haas 44–77. 109 KG Grünau, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Vgl. Hebert, Funde in Archiven 99f. – Küttner/Lamm, Architekturzeichnungen 16–19. 110 KG Donawitz, SG und PB Leoben. – Haas, Denkmal 161–164. – Vgl. auch: Modl/Schrettle, „Wanderkapelle“ 107–133. – Modl, Archäologen im Spannungsfeld 69f. 111 UMJ, Archiv der Abteilung Archäologie und Münzkabinett, Jahresakten, K. 1862, Akt-Nr. 183. – Vgl. auch: Fürhacker/Modl, Restaurierungsgeschichte 90f. – Küttner, Carl und Karl Haas 78f. 112 Jahresbericht des Joanneums 48 (1859), 10 u. 31. 113 Lehner, Originalsammlung 280f. – Allgem. zur Institutsgeschichte: Pichl, Archäologie Universität Graz. – Christidis/Dourdoumas, Archäologische Sammlungen der Universität Graz 224–230. – Pochmarski, Gründung der Archäologischen Sammlung 11–15. 114 Allgem. zur Abteilungsgeschichte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Mell, Prähistorische Sammlung 280–306. – Niegl, Archäologische Erforschung 238–243. – Peitler, Archäologie & Münzkabinett 131–133. – Modl, Archäologen im Spannungsfeld 47–50. – Modl/Peitler, Sammlungen des Universalmuseums 21–24. 115 Z. B.: Pichler, Austria Romana. 116 Pichler, Text archäologische Karte. – Pichler, Grabstätten-Karte. 117 Pichler, Repertorium Münzkunde I. – Pichler, Repertorium Münzkunde II. – Vgl. auch: Probszt, Pf lege der Numismatik 92–94. – Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 20. 118 Jahresbericht des Joanneums 58 (1869), 21f. 119 Pichler, Das historische Museum. 120 Vgl.: Gurlitt, Eröffnung des Ferkmuseums. 121 Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 103/104 (1914/15), 34. – Vgl. auch: Staudinger, Leybencz oder Sulpp 61f. 122 Vgl.: Krauss, Nordöstliche Steiermark 326f. 123 Vgl.: Krauss, Nordöstliche Steiermark 275f. – Johann Borstnik sind auch die ersten mit einem Plan dokumentierten Grabungen in der Villa Löffelbach zu verdanken, die 1880 zur Aufdeckung einiger

Grundmauern im Nordteil der Villa führten. Vgl. auch: Hebert/Wedenig, Fecundus fortunatusque 71f. – Marko, Römische Villen Steiermark 95. 124 N. N., Judenburger Wagen. – Jahresbericht des Joanneums 62 (1873), 36. – Much, Welt-Ausstellung in Wien 15f. u. 29. – Woldřich, Urgeschichtliche Studien 129. 125 N. N., Catalog Industriehalle 1–20. – Vgl. auch die Abbildungen einiger Ausstellungsobjekte in dem in der Österreichischen Nationalbibliothek auf bewahrten Mappenwerk: Bude, Erinnerung 48f. – Siehe weiters: Modl, Hans Tauber 168. 126 Masner, Katalog 2 u. 6–8. 127 Jahresbericht des Joanneums 70 (1881), 13f. – Jahresbericht des Joanneums 91 (1902), 32. – Vgl. auch: Egg/Lehnert, Neurestaurierung des Kultwagens von Strettweg 5–7. – Steinklauber, Strettweger Wagen 281–285. – Fürhacker/Modl, Forschungsprojekt 17f. – Fürhacker/Modl, Restaurierungsgeschichte 91–93. 128 KG Retznei, MG Ehrenhausen an der Weinstraße, PB Leibnitz. – Pichler, Villa zu Reznei 169–179. – Vgl. auch: Schrettle, Vom Gehöft zur Luxusvilla 124f. – Schrettle, Retznei 97–106. 129 KG und MG Wagna, PB Leibnitz. – Pichler, Flavia Solva und Teurnia 618–646. – Vgl. auch: Handy, Flavia Solva 56. – Karl, Kommentar Flavia Solva 253f. 130 KG und MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Pichler, Flavia Solva und Teurnia 615–618. – Vgl. auch: Hebert, Funde in Archiven 101f. – Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 29. – Mirsch, Kalsdorf 45 u. 48. 131 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Pichler, Kugelstein 107–127. – Vgl. auch: Cuntz, Planskizzen Kugelstein 51–54. 132 Högl-Schmidt/Hebert, Grabungen am Kugelstein 55–64. – Hebert, Weite des Blicks 15–29. 133 Jahresbericht des Joanneums 70 (1881), 20. – Jahresbericht des Joanneums 71 (1882), 23. – Jahresbericht des Joanneums 73 (1884), 25. – Pichler, Grätz und Umgebung 4 u. 6–9. – Pichler, Ein neues Grabungsgebiet 75–77. – Modl, Hans Tauber 168–171 und 175–177. 134 Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale N. F. 18 (1892), 245. – Vgl. auch: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 140 (Kohlberg), 142 (Mühldorf-Steinberg), 144f. (Perlsdorf ). – Lippert, Archäologische Forschungen Saazkogel 36. – Rebay-Salisbury, Frauen in Urgeschichtsforschung 61. – Modl, Hans Tauber 178.

Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung KG Dietersdorf, OG Loipersdorf bei Fürstenfeld, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale N. F. 8 (1882), CVIf. – Lange, Dietersdorf 93f. 136 Vgl.: Kramer, Wildon 14f. 137 Dworschak, Gedächtnishügel des Laßnitzthales 24f. – Vgl. auch: Tscherne/Hebert, Anfänge archäologischer Forschung 345–356. – Hebert, Anfänge archäologischer Forschung 309–338. – Modl, Hans Tauber 177. 138 Dudek, Hans Tauber. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 118. – Hinker, Feldforschungen Hans Taubers. – Modl, Hans Tauber 154–159 u. 181. 139 Fauster, Ehrenhausen 189–191. 140 Toldt, Bericht Mittelsteiermark 64–68. 141 KG Bergla, OG St. Martin im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. – Radimský, Wies 41 u. 44f. – Vgl. auch: Artner, Notgrabung Bergla 3f. – Hebert, Funde in Archiven 100f. 142 KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Radimský/Szombathy, Wies II 142–150. – Vgl. auch: Hansen, Panzergrab Tschoneggerfranzl-Tumulus 173–215. 143 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Szombathy, Vorgeschichtliche Funde Innerösterreich 39–48. – Vgl. auch: Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun 8–23. – Modl, Salzkammergut 163f. 144 Radimský, Wies 41–66. – Radimský/Szombathy, Wies II 117–168. – Radimský/Szombathy, Wies III 77–108. – Szombathy, Wies IV 170–196. – Vgl. auch: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein, bes. 22–24. – Kramer, Zwischen Sulm und Saggau 75–77 u. 80–83. – Modl, Hans Tauber 164–168. 145 Radimský, Wies 41 u. Taf. IX („Prähistorische Karte der Umgebung von Wies in Steiermark“). – Radimský, Purgstall 69f. („Karte der Nekropole von Purgstall“). – Modl, Hans Tauber 164–166. 146 N. N., Catalog Industriehalle 17. – Vgl. auch: Höflechner, Baumeister 80 u. 573–582. – Lorenz, Mosaikboden Flavia Solva 223–226. – Szemethy, Korrespondenzen Otto Benndorfs 33 u. 40f. – Modl, Archäologen im Spannungsfeld 49f. 147 Schmid, Forschungen in Flavia Solva Sp. 38. – Jahresbericht des Joanneums 107–112 (1918–1923), 17. 148 Jahresbericht des Joanneums 79 (1890), 56. – Vgl. auch: Pichl, Archäologie Universität Graz 46f. u. 50–56. – Pochmarski, Gründung der Archäologischen Sammlung 15–18. – Koch, Wilhelm Gurlitt 21–29. – Modl, Archäologen im Spannungsfeld 50. 135

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– Modl/Peitler, Sammlungen des Universalmuseums 23f. 149 Z. B.: Cuntz, Inschriften Flavia Solva 44–50. – Vgl. auch allgem.: Pichl, Archäologie Universität Graz 22–33. – Weiler, Werdegang 20f. 150 N. N., Bericht Gründung Anthropologischer Verein. – Vgl. auch: Gurlitt, Jahres-Bericht des Anthropologischen Vereins. – Gurlitt, Zweiter Jahres-Bericht des Anthropologischen Vereins. – Vgl. auch: Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 9f. – Modl, Hans Tauber 160–164. 151 UMJ, Archiv der Abteilung Archäologie und Münzkabinett, Jahresakten, 1869, Akt-Nr. 107 (2. Oktober 1869). – Wurmbrand, Pfahlbauten im Salzkammergut 146f. – Vgl. auch: Modl, Salzkammergut 160. 152 Wurmbrand, Pfahlbau von Seewalchen 283–309. – Vgl. auch: Willvonseder, Pfahlbauten des Attersees 12–38. – Samonig, Pfahlbaustation Keutschacher See 22f. 153 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/17. – Wurmbrand, Peggau 420–422. – Vgl. auch: Kusch/Kusch, Phantastische Welten 96. 154 Zuletzt: Mirsch, Johanna Franziska Freiin von Thinnfeld 43–59. 155 Frischauf/Graber, Tageblatt 88f. 156 N. N., Gesammt-Catalog prähistorische Ausstellung. 157 Ferk, Druidismus. 158 Knabl, Zug 114–128. 159 Ferk, Römisches Straßenwesen 212–236. 160 Obersteiner, „Teufelsgraben“ und „Archkatzerl“ 105–113. 161 KG und MG Gamlitz PB Leibnitz. – Vgl.: Hude­ czek, Ehrenhausen 271f. – Modl, Hans Tauber 171–173. 162 Wurmbrand, Maria-Rast. 163 KG Burgstall und KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums 64 (1875), 15. – Frischauf/Graber, Tageblatt 89. – Vgl. auch: Radimský, Wies 65. – Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 22. 164 KG und OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. – Wurmbrand, Gleichenberg 121–124. – Wurmbrand, Vorgeschichte Steiermarks 82f. 165 Much, Versammlung österreichischer Anthropologen 34–38 u. 60–73. – Fatouretchi, Achse Berlin – Wien 55. 166 Pichler, Text archäologische Karte. – Vgl. auch: Modl, Hans Tauber 161. 167 KG Mixnitz, OG Pernegg an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Österr. Höhlenkataster: 2839/1. – Hoernes, Mixnitzer Höhle 305f.

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

KG Burgstall, KG Goldes u. KG Mantrach, alle MG Großklein, PB Leibnitz. – Vgl.: Radimský, Wies 66. – Radimský/Szombathy, Wies II 118. – Szombathy, Wies IV 177. – Vgl. auch: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 23. – Modl, Hans Tauber 164. 169 KG Thalerhof, MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Jahresbericht des Joanneums 78 (1889), 32. – Vgl. auch: Pichl, Archäologie Universität Graz 65. 170 KG Gnaning, OG Fernitz-Mellach, PB Graz-Umgebung. – Jahresbericht des Joanneums 72 (1883), 14f. – Vgl. auch: Pichl, Archäologie Universität Graz 65. – Mirsch, Fernitz 68f. – Modl, Hans Tauber 162f. 171 KG Webling, Statutarstadt Graz. – Jahresbericht des Joanneums 72 (1883), 13 u. 15f. – Vgl. auch: Pichl, Archäologie Universität Graz 65. – Lichtenegger, Hügelgräbergruppe „Bründlteiche“. – Modl, Hans Tauber 163f. 172 KG und SG Bruck an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Jahresbericht des Joanneums 79 (1890), 48. – Vgl. auch: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 138f. 173 Jahresbericht des Joanneums 79 (1890), Beilage, 1–25, hier 10–15. – Vgl. auch: Modl/Peitler, Sammlungen des Universalmuseums 23f. 174 KG Judendorf, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung. – Budinsky, Judendorf CXXXVf. – Vgl. auch: Mirsch, Judendorf-Straßengel 238–240. 175 Vgl.: Guštin, Libna 11f. – Vomer Gojkovič/Kolar, Archaeologia Poetovionensis 31f. 176 KG Lödersdorf, MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Jahresbericht des Joanneums 92 (1903), 31 u. 33. – Jahresbericht des Joanneums 93 (1904), 39f. – Vgl. auch: Obereder, Lödersdorf 110–120. – Hebert, Lödersdorf 51–53. 177 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark. – Pichler, Gleichenberg und Umgebung 153f. – Jahresbericht des Joanneums 81 (1892), 33 u. 40. – Jahresbericht des Joanneums 88 (1899), 34 u. 39. – Jahresbericht des Joanneums 90 (1901), 37f. – Vgl. auch: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 144. – Lippert, Archäologische Forschungen Saazkogel 36. – Obereder, Lödersdorf 115. 178 KG Aigen, OG Aigen im Ennstal und KG Krungl, MG Bad Mitterndorf, alle PB Liezen. – Fischbach, Hohenbergről és Krunglból 133–147. – Diez, Krungl und Hohenberg 201–228. – Vgl. auch: Breibert, Grabfunde Krungl 7–21. – Nowotny, Gräberfeld Hohenberg 177–250. 179 Jahresbericht des Joanneums 94 (1905), 38f. – Jahresbericht des Joanneums 95 (1906), 34. 168

KG und MG Großklein, PB Leibnitz. – Vgl.: Dobiat, Bemerkungen 57–66. – Dobiat, KröllSchmied­kogel 29–32. – Kramer, Zwischen Sulm und Saggau 90–93. – Egg/Kramer, Kröllkogel. 181 Vgl.: Helfert, Denkmalpf lege 25 u. 36. 182 Gutscher, Neumarkt. 183 Meixner, St. Georgen a. d. Stiefing 133–135. – Vgl. auch: Obersteiner, Heimatforscher 20–27. – Modl, Hans Tauber 174f. 184 Vgl.: Modl, Salzkammergut 163. 185 Allgem. zur Abteilungsgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jhs.: Modrijan, Museum für Vorund Frühgeschichte 95–119. – Niegl, Archäologische Erforschung 240f. u. 243–247. – Peitler, Archäologie & Münzkabinett 133f. . – Modl/Peitler, Sammlungen des Universalmuseums 24–26. 186 Jahresbericht des Joanneums 99 (1910), 21. 187 KG Scheiben, OG St. Georgen ob Judenburg, PB Murtal. – Mell, Römerfunde 89f. – Vgl. auch: Modrijan, Aichfeld 29–31. 188 KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums 98 (1909), 34. – Vgl. auch: Mele, Fürsten von Kleinklein 42–61. 189 Vgl. Jahresbericht des Joanneums 100 (1911), 43f. 190 KG und MG Wagna, PB Leibnitz. – Schmid, Forschungen in Flavia Solva Sp. 37–47. – Schmid, Flavia Solva. – Schmid, Flavia Solva bei Leibnitz Sp. 135–156. – Vgl. auch: Modrijan, Flavia Solva und seine Erforschung 10–14. 191 Schmid, Flavia Solva bei Leibnitz Sp. 144f. – Vgl. auch: Hudeczek, Führer Lapidarium 21f., Kat.-Nr. II. 192 Schmid, Flavia Solva Taf. 3. – Vgl. auch: Hude­ czek, Hügelgrab „Kraberkogel“ 183–200. 193 Fuchs, Gräberfelder Flavia Solva (1980). – Vgl. auch: Fuchs, Hügelgräberfeld Altenmarkt. 194 Jahresbericht des Joanneums 101 (1912), 3. 195 Vgl.: Modl/Schrettle, „Wanderkapelle“ 112f. 196 Vgl.: Höflechner, Historisches Seminar. 197 Vgl.: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 25f. – Kramer, Zwischen Sulm und Saggau 93–95. 198 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. – Schmid, Ostnorische Kultur 79f. – Vgl. auch: Dobiat, Burgstallkogel I 12–18. – Mader, Stillstand und Aufschwung 21–23. 199 Schmid, Fürstengräber Klein Glein 219–282. 200 KG Altenmarkt, SG und PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums 105/106 (1916/1917), 23. – Schmid, Flavia Solva 48f. – Fuchs/Hesch, Forschungsgeschichte Altenmarkt 43–53. 201 KG Altenmarkt, SG und PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums 101 (1912), 28. – N. N., Aufschließung Grabstätte Leibnitz 2. – Wimmer, 180

Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung Gmunden 11f. – Vgl. auch: Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt 224. – Fuchs/Hesch, Forschungsgeschichte Altenmarkt 40 u. 53–57. 202 Schmid, Kultwagen von Strettweg. – Vgl. auch: Fürhacker/Modl, Restaurierungsgeschichte 93. 203 Statutarstadt Graz. – Hilber, Urgeschichte Steiermarks 52–73. – Vgl. auch: Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVI–XLVII. – Brandl/Modl, Nephritfrage 285–287. 204 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/32. – Hilber, Urgeschichte Steiermarks 30–32. – Vgl. auch: Grossschmidt/Kirchengast, „Zwergenskelett“ Josefinengrotte 19–40. 205 KG Gratwein, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2783/6. – Hilber, Urgeschichte Steiermarks 42 u. 44–51. – Vgl. auch: Modl, Knochenknebel Schneiderloch 28f. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 11. – Modl/Brandl, Forschungen im Becken von Rein 282f. 206 Hilber, Geologische Abteilung 219–233. 207 Hilber, Urgeschichte Steiermarks. 208 KG Mixnitz, OG Pernegg an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Österr. Höhlenkataster: 2839/1. – Schmid, Vorgeschichtliche Forschungen (1916) 106f. – Schmid, Übergang Bronze- zur Eisenzeit (1941) 11f. – Vgl. auch: Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 251–256. 209 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/41. – Schmid, Vorgeschichtliche Forschungen (1918) 121f. – Vgl. auch: Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 231f. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 11f. 210 KG und MG Gratkorn, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2831/15 und 16. – FÖ 1, 1920–33 (1930/34), 23f. – Modrijan, Hausberg Gratkorn 5–11. – Pittioni, Zigeunerhöhle 12–24. – Vgl. auch: Mirsch, Gratkorn 17–21. 211 Vgl.: Raab-Sereinig, Zigeunerhöhle. – Siehe auch: Kapitel Paläolithikum. 212 KG und OG Grundlsee, PB Liezen. – Österr. Höhlen­k ataster: 1624/31. – Jahresbericht des Joan­ neums 113–115 (1924–26), 25. 213 Körber, Salzofen 11f. – Vgl. auch: Döppes, Salz­ ofenhöhle 128–135. – Geyer/Hasitschka, Forschung Salzkammergut 19–22. 214 Vgl. Trimmel, Höhlenkunde und Höhlenforschung 5 u. 9–13. 215 Abel/Kyrle, Drachenhöhle bei Mixnitz, bes. 804–862. 216 Grundlegend: Frodl-Kraft, Gefährdetes Erbe 3–149.

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Hofer, 50 Bände Fundberichte 13–16. KG Noreia, MG Mühlen, PB Murau. – Schmid, Noreia – Zusammenfassung der Grabungsergebnisse 183–196. – Vgl. auch: Schmid/Modrijan, Noreia. – Pollak, Denkmalpf lege zur NS-Zeit 219f. – Mader, Stillstand und Aufschwung 23–25. 219 Vgl.: Haas-Trummer, Noreia. 220 Schmid, Ostnorische Kultur 79–82. – Vgl. auch: Modrijan, „Ostnorische Kultur“ 65–74. – Kramer, „Ostnorische Retentionskultur“ 173–184. – Bauer, Römerzeitliche Höhensiedlungen 74f. 221 KG und OG Riegersburg, PB Südoststeiermark. 222 KG und OG St. Margarethen an der Raab, PB Weiz. 223 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. 224 KG Patzen, KG Pichla bei Radkersburg, KG Tie­ schen, alle MG Tieschen, PB Südoststeiermark. 225 KG Ring, SG Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. 226 KG Spielfeld, MG Straß-Spielfeld, PB Leibnitz. 227 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 350, 356–358, 393f. u. 432f. – Exemplarisch zum Königsberg von Tieschen: Wiedner, Königsberg von Tieschen 84–87. – Drescher/Stocker, Bad Radkersburg Museumsführer 18–20. 228 Pittioni, Funde Bezirk Hartberg 105f. 229 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. – Schmid, Archäologische Forschungen (1927) 82. – Schmid, Übergang Bronze- zur Eisenzeit (1941) 11f. – Vgl. auch: Kramer, Wildon 16–22. – Obersteiner, Steinmaißspitze 6–9. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 29f. 230 KG Frojach, OG Teufenbach-Katsch, PB Murau. – Schmid, Archäologische Forschungen (1929) Sp. 107–148. – Vgl. auch: Ehrenreich, Gräberfeld Katsch 9–40. – Brunner, Frojach-Katsch 15–18. 231 KG Schönberg, SG Oberwölz, PB Murau. – Schmid, Hortfund Schönberg 195–204. 232 KG Schrauding, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Zeilinger, La-Tène-Gräberfeld Frohnleiten 64–75. – Vgl. auch: Kramer, Latènefunde Steiermark 12–16 u. 47–50. 233 KG und OG Wörschach, PB Liezen. – Modrijan, Grabfund Wörschach 24–48. – Vgl. auch: Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach 278f. 234 KG Rabnitz, MG Kumberg, PB Graz Umgebung. – Schmid, Archäologische Forschungen (1929) Sp. 91–98. – Vgl. auch: Scherrer, Grabbau 40–44. – Hinker, Niederschöckel, Rassach und Tanzelsdorf 31–33. 235 KG Oswaldgraben, OG Kainach bei Voitsberg, PB Voitsberg. – FÖ 2, 1934–37 (1935/38), 176. – Vgl. auch: Hebert, Oswaldgraben 146–153. 217

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

KG Scheiben, OG St. Georgen ob Judenburg, PB Murtal. – FÖ 4, 1940–45 (1952), 63f. – Vgl. auch: Hinker, Monate 457–464. – Hinker, Norische Hauptstraße 330f. – Steigberger/Vrabec, Vicus oder Villa 191– 193. 237 KG und MG Wildon, PB Leibnitz. – Grubinger, Hügelgräber Wildon (1930) 114–123. – Vgl. auch: Modl, „Galgenkogel“ 149–152. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 30–32. 238 KG Wetzelsdorf, Statutarstadt Graz. – Grubinger, Graz-Wetzelsdorf 272–274. – Vgl. auch: Kramer, Latènefunde Steiermark 62. 239 KG Penzendorf, OG Greinbach, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Grubinger, Penzendorfer-Ghart Sp. 239–248. 240 KG Lebern, MG Feldkirchen bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Abtissendorf 20– 23. – Vgl. auch: Hinker, Abtissendorf 9f. 241 KG Zwaring und KG Dietersdorf, MG Dobl-Zwaring, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Kaiserwald 101–107. 242 KG Höf und KG Präbach, MG Eggersdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Giging 21, 27–30. – Vgl. auch: Amtmann, Fundmaterial Giging 7–23. 243 KG Niederschöckel, OG Weinitzen, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Schöckelgebiet 123f. – Vgl. auch: Hinker, Niederschöckel, Rassach und Tanzelsdorf 29–31. 244 KG Oberschwarza, OG Murfeld, PB Südoststeiermark. – FÖ 4, 1940–45 (1952), 63. 245 KG Hartensdorf, OG Gersdorf an der Feistritz, PB Weiz. – Grubinger, Grabhügelfelder Feistritztal 86–92. – Vgl. auch: Fuchs, Hügelgräberfelder Gersdorf 37–49. 246 KG Baierdorf, MG Anger, PB Weiz. – Grubinger, Rabenwald 24–26. 247 KG Hainersdorf, OG Großwilfersdorf, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Grubinger, Grabhügelfelder Feistritztal 95–97. 248 Pollak, Denkmalpf lege zur NS-Zeit 120f. 249 KG Weitendorf, MG Wildon, PB Leibnitz. – FÖ 3, 1938–39 (1948), 165f. 250 KG Obergnas, MG Gnas, PB Südoststeiermark. – Smeritschnigg, Gräberfeld Gnas 4. – Smeritschnigg, Ausgrabungen Gnas 3. – Smeritschnigg, Geschichte Gnas 12f. – FÖ 1, 1920–33 (1930/34), 250a. 251 KG und MG Grafendorf, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Ellison, Leberholz 15–20. 252 KG Lindegg, OG Bad Blumau, PB Hartberg-Fürstenfeld. – FÖ 1, 1920–33 (1930/34), 73. 236

KG Höf und KG Präbach, MG Eggersdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Giging 21–27. – Amtmann, Fundmaterial Giging 7. 254 KG Laßnitz, MG Frauental an der Laßnitz und KG Niedergams, SG Deutschlandsberg, alle PB Deutschlandsberg. – Vgl. Fürnholzer, Römerzeitliche Grabhügel 4 u. 22. 255 KG Hartensdorf, OG Gersdorf an der Feistritz, PB Weiz. – FÖ 3, 1938–39 (1948), 79. 256 KG Bierbaum, MG St. Peter am Ottersbach, PB Südoststeiermark. – Kramer, Latènefunde Steiermark 258. 257 KG und SG Gleisdorf, PB Weiz. – Schmid, Archäologische Forschungen (1929) Sp. 67–92. – Vgl. auch: Lorenz/Lehner, Vicus von Gleisdorf 26–29. – Mader, Stillstand und Aufschwung 21f. 258 KG Frojach, OG Teufenbach-Katsch, PB Murau. – Schmid, Archäologische Forschungen (1929) Sp. 103–108. – Vgl. auch: Lamm/Marko, Römerzeitliche Villen 24–27. 259 KG Thalerhof, MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Villa „Thalerhof “ 9–19. – Vgl. auch: Mirsch, Thalerhof bei Graz 25–28. – Allgemein zur Villa: Marko, Luxuria und Landleben 121–123. – Marko, Römische Villen Steiermark, bes. 13–89. 260 KG Johnsdorf, SG Fehring, PB Südoststeiermark. – Schmid, Brunn bei Fehring 83–100. – Vgl. auch: Scherrer, Grabbau 40. 261 KG Dürnstein, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. – Schmid, Poststation Noreia Sp. 193–222. – Vgl. auch: Hinker, Norische Hauptstraße 308f. 262 KG und MG Vordernberg, PB Leoben. – Schmid, Norisches Eisen 33–36. – Vgl. auch: Klemm, Straßen Erzberg 28–34. 263 KG Lebern, MG Feldkirchen bei Graz, PB Graz Umgebung. – FÖ 2, 1934–37 (1935/38), 285. – Vgl. auch: Mirsch, Feldkirchen bei Graz 93–95. – Marko, Straße Grazer Feld 145–150. 264 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Schmid, Bruck an der Mur 41. 265 Zuletzt: Fuchs/Mirsch, Vorläufer 25–27. 266 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 107. 267 Vgl.: Porod, V novi luči. 268 Mirsch, Thalerhof bei Graz 26–28. 269 Pollak, Denkmalpf lege zur NS-Zeit 220. 270 KG und MG Gleinstätten, PB Leibnitz. 271 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 107f. – Modl, Bretagne Dnjeprbogen 64f. 272 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 107. 253

Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung N. N., Ausstellungseröffnung: „Europas Schicksalskampf im Osten“ 5. 274 Berliner Ausstellungen (Hg.), Berge, Menschen und Wirtschaft der Ostmark 115 u. 119. 275 Vgl.: Reinerth, Handbuch 125, 161–166. 276 Frodl-Kraft, Gefährdetes Erbe 196–269, bes. 221 u. 261. – Zu Willvonseder siehe: Pollak, Denkmalpf lege zur NS-Zeit, bes. 56–89. – Obermair, Kurt Willvonseder. 277 Z. B.: FÖ 3, 1938–39 (1948), 178. 278 Z. B.: FÖ 3, 1938–39 (1948), 123. 279 KG Trofeng, SG Eisenerz, PB Leoben. – Schmid, Norisches Eisen 38–48. – Vgl. auch: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 13f. u. 58. 280 Z. B.: FÖ 3, 1938–39 (1948), 151 u. 198. – Vgl. auch: Semetkowski, Gaukonservator 56. 281 Frodl-Kraft, Gefährdetes Erbe 440. 282 Vgl.: Mindler, Arnold Schober 197–210. 283 Vgl.: Rindler, Steindenkmäler 337–349. 284 Vgl.: Kandler, Unter fremden Namen 49–60. 285 Schörgendorfer, Keramik der Ostalpenländer. – Vgl. auch: Flouda/Pochmarski, August Schörgendorfer 108–112. 286 Modl, Bretagne Dnjeprbogen 65 u. 74. – Lehrer, Walter Schmid. – Modl, Archäologen im Spannungsfeld 50–52. – Lehrer, Walter Schmid Lehrverpf lichtung 59–67. 287 Höflechner, Historisches Seminar. 288 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 108. – Porod, Fermišt 60. 289 BDA, Landeskonservatorat Steiermark, Alte Akten, Konvolut „Südostwall-Stellungsbau“, Stammzahl 697/1944. 290 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 108. 291 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 109. 292 Allgem. zur Abteilungsgeschichte zwischen 1950– 1985: Modrijan, Ur- und frühgeschichtliche Forschung Steiermark 50–65. – Modrijan, Vierteljahrhundert steirische Landesarchäologie 167–191. – Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 110–119. – Niegl, Archäologische Erforschung 248f. – Peitler, Archäologie & Münzkabinett 134f. – Modl/Peitler, Sammlungen des Universalmuseums 25–28. 293 Modl, Bretagne Dnjeprbogen 65–80. 294 KG Aigen, OG Aigen im Ennstal, PB Liezen. – Modrijan, Neue Ausgrabungen 15f. – Vgl. auch: Hebert, Neues aus der Eisenzeit 13f. – Artner, Kulm bei Aigen 61–87. 273

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KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Modrijan, Neue Ausgrabungen 20–24. – Vgl. auch: Fuchs/Kainz, Kugelstein 103f. u. 127f. 296 Vgl.: Schmid, Römische Forschung in Österreich 232f. 297 KG und OG Tillmitsch, PB Leibnitz. – Modrijan, Berg- und Hüttenwesen 61–70. – Modrijan, Neue Ausgrabungen 9–12. 298 UMJ, Archiv der Abteilung Archäologie und Münzkabinett, Ortsakten, KG Tillmitsch. – Modrijan, Tillmitsch. 299 Modl, Modrijan Montanarchäologie 110f., Anm. 14. 300 KG und OG Wagna, PB Leibnitz. – Modrijan, Ausgrabungen in Flavia Solva 20f. – Modrijan, Neue Ausgrabungen 17f. 301 KG Mauritzen, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2837/1. – Mottl, Repolust-Höhle 1–78. – Vgl. auch: Fuchs/Fürnholzer, Repolusthöhle 143–172. – Brandl/Hauzenberger, Fundrevision der Repolusthöhle 51– 65. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 13. – Modl/Brandl, Erforschungsgeschichte der Repolusthöhle 28–62. 302 KG Tauplitz, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. – Österr. Höhlenkataster: 1622/1. – Mottl, Lieglloch 18–23. – Vgl. auch: Rabeder, Lieglloch 189–191. 303 KG Johnsbach, MG Admont, PB Liezen. – Österr. Höhlenkataster: 1714/1. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 4. – Vgl. auch: Rabeder, Bärenhöhle im Hartelsgraben 177–179. 304 Vgl.: Zapfe, Maria Mottl-Györffy 179–186. – Rebay-Salisbury, Frauen in Urgeschichtsforschung 71. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 13. 305 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/2. 306 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/5. 307 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/23. 308 KG Windhof, MG Semriach, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2832/11. 309 Mottl, Kesselfallhöhlen 22–24. – Mottl, Erforschung der Höhlen 21–30. – Vgl. auch: Fuchs/ Ringer, Tunnelhöhle 257f. – Kusch, Fundgut Leopoldinengrotte 307f. – Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 47f. 310 KG und MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Modrijan, Frühmittelalterfunde Steiermark 48–53. – Vgl. auch: Gutjahr, Kirchberg von Deutschfeistritz 282–285. 295

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/3. 312 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/18. 313 KG Gradenberg, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Österr. Höhlenkataster: 2782/27. 314 KG Gradenberg, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Österr. Höhlenkataster: 2782/26. 315 Murban/Gräf, Steirische Höhlenforschung 53– 56. – Mottl, Pleistozäne Säugetierfaunen 168– 179. – Mottl, Erforschung der Höhlen 15–31 und 36–57. – Vgl. auch: Fuchs, Höhlenfundplätze Peggau-Deutschfeistritz. – Fuchs, Höhlenfundplätze Weststeiermark 40–52. – Kusch, Heidentempel bei Köf lach 115–122. – Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 48f. 316 Volker Weissensteiner, Landesverein für Höhlenkunde 179–181. 317 Mottl/Murban, Neue Grabungen Repolusthöhle 77–87. – Vgl. auch: Fuchs/Fürnholzer, Repolust­ höhle 148–152. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 48–62. 318 Bock, Altertumsfunde Steinbockhöhle 38. 319 Vgl.: Fuchs, Höhlenfundplätze Peggau-Deutschfeistritz 64–74. 320 Vgl.: Mottl, Bärenphylogenese 47. 321 Vgl.: Ehrenberg, Salzofenhöhle 23. 322 KG und SG Gleisdorf, PB Weiz. – Modrijan, Fundberichte Steiermark (1954) 115f. – Modrijan, Gleisdorfs Vor- und Frühgeschichte 19–42. – Vgl. auch: Maier, Auf Modrijans Spuren 65–73. – Lorenz/Lehner, Vicus von Gleisdorf 30–32. 323 Artner, Gräber Gleisdorf. 324 Vgl.: Peitler, Archäologie & Münzkabinett 135. 325 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Modrijan, Frauenberg „Heiliger Berg“ 56–68. – Modrijan, Frauenberg Ruinen Heimatmuseum. – Vgl. auch: Schrettle, Tempelbezirk Frauenberg (2003). – Schrettle, Modrijans Ausgrabung 144–155. – Schrettle, Tempelbezirk Frauenberg (2014) 15 u. 19–58. 326 Karl/Schrettle, Isis-Inschrift 101–103. 327 Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg. – Schrettle, Modrijans Ausgrabung 146f. 328 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Modrijan, Ausgrabungen „Stadläckern“ (Perl-Acker) 30–36. 329 Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg. 330 Jahresbericht des Joanneums N. F. 4 (1974), 94f. – Hudeczek, Solva zwischen Sulm und Mur 36f. – Vgl. auch: Schrettle, Tempelbezirk Frauenberg (2003) 26f. – Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg 27–29. 311

Jahresbericht des Joanneums N. F. 9 (1979), 113. Vgl.: Artner, Frauenberg bei Leibnitz 221–341. 333 Staudinger, Flavia Solva 27–33. – Vgl. auch: Christian, Eduard Staudinger 38–40. – Christian/Hebert, Eduard Staudinger 4–7. – Fuchs/ Hesch, Forschungsgeschichte Altenmarkt 59–66. 334 KG und OG Wagna, PB Leibnitz. – Modrijan, Grabung in Flavia Solva 36f. – Modrijan, 150 Jahre Joanneum 19–21. – Modrijan, Flavia Solva und seine Erforschung 14–23. – Vgl. auch: Groh, Insula XLI von Flavia Solva 10. 335 Hudeczek, Ausgrabungen Flavia Solva 33–56. – Hudeczek, Flavia Solva (1977) 414–471. – Hudeczek, Flavia Solva (1988) 21–54. – Hudeczek, Flavia Solva (2002) 203–212. – Hudeczek, Insula XXII von Flavia Solva 257–290. 336 Vgl.: Hinker, Flavia Solva. 337 KG und OG Tillmitsch, PB Leibnitz. – Modrijan, Römerzeitliche Badestuben 70f. u. 75. – Vgl. auch: Lamm/Marko, Ländliche Badeanlagen 107–110. 338 KG und MG Gröbming, PB Liezen. – Modrijan, Gröbming 137–140. – Vgl. auch: Steinklauber, Höhensiedlungen Ennstal 137–141. 339 KG Löffelbach, OG Hartberg Umgebung, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Modrijan, Landsitz Löffelbach. – Vgl. auch: Hebert, Villa von Löffelbach. – Marko, Römische Villen Steiermark, bes. 93–141. 340 KG Kleinstübing, MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Modrijan, Villen und Landhäuser 27–29. – Vgl. auch: Steinklauber/Artner, Abschlussbericht Kleinstübing 163–167. 341 KG Hirnsdorf, OG Feistritztal, PB Weiz. – Vgl.: Kramer, Hirnsdorf 37–45. 342 KG Grössing, MG Tieschen, PB Südoststeiermark. – Modrijan, Vierteljahrhundert steirische Landesarchäologie 170. – Vgl. auch: Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 15 u. 39–42. 343 KG Gschmaier, OG Gersdorf an der Feistritz, PB Weiz. – Grubinger, Grabhügelfelder Feistritztal 92–95. – Vgl. auch: Fuchs, Hügelgräberfelder Gersdorf 50–55. 344 KG und MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Modrijan, Kalsdorf 17–19. – Vgl. auch: Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 25f. 345 KG Rattenberg, OG Fohnsdorf, PB Murtal. – Modrijan, Vierteljahrhundert steirische Landesarchäologie 183f. – Vgl. auch: Ehrenreich/Hebert, Kirchbichl bei Rattenberg 193. 346 KG Götzendorf, OG Schäffern, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Burböck, Grabhügelfeld Götzendorf 61–66. 347 KG St. Lorenzen, PB Murau. – Kramer, St. Lorenzen bei Scheif ling 157–165. 331

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung KG Pichling bei Köf lach, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 8 (1978), 113; N. F. 11 (1981), 82f. – Vgl. auch: Chornitzer, Gräberstraße Köf lach-Pichling 195. 349 KG Laintal, SG Trofaiach, PB Leoben. – FÖ 24/25, 1985/86 (1987), 310. – Vgl. auch: Kremer, Grabbauten in Noricum 302 (Kat. III, Nr. 24). 350 KG Leitring und KG Wagna, beide MG Wagna, PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 11 (1981), 85; N. F. 12 (1982), 87; N. F. 13 (1983), 96f. – Fuchs, Gräberfelder Flavia Solva (1987) 77–79. – Fuchs/Hesch, Forschungsgeschichte 66f. 351 KG und OG St. Johann in der Haide, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 13 (1983), 96; N. F. 15 (1985), 119. – Vgl. auch: Steinbauer, St. Johann in der Haide 23. 352 KG Rassach, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Hügelgräberfeld Rassachegg 3–5. – Vgl. auch: Hinker, Hügelgräberfelder Rassach und Tanzelsdorf 169. 353 KG Markterviertel, MG Semriach, PB Graz-Umgebung. – Hesse, Römergrab Semriach 185–192. – Modrijan, Villen und Landhäuser 30. 354 KG Gersdorf a. d. Mur, MG Straß-Spielfeld, PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 1 (1971), 57; N. F. 2 (1972), 53. – Vgl. auch: Urban, Gräberfeld Kapfenstein 261 (Kat.-Nr. St 190). 355 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. 356 Urban, Gräberfeld Kapfenstein. 357 Grasmug, Kurt Kojalek 34–37. 358 Siehe allgem.: Kojalek, Bestandsaufnahmen 51f. – Kramer/Kojalek, Alte Gräber 64, siehe auch 460–466. – Vgl. auch: Hebert/Wedenig, Kurt Kojalek 39–47. 359 Vgl.: Kramer, Bezirk Feldbach 46f. – Urban, Gräberfeld Kapfenstein 13. 360 KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. – Felgenhauer/Alzinger, Beiträge Hügelgräberkultur. – Vgl. auch: Urban, Gräberfeld Kapfenstein 14–132. 361 Vgl.: Krenn-Leeb, Meilenstein 4–19. 362 KG Nestelberg bei Heimschuh, OG Heimschuh, PB Leibnitz. – FÖ 16, 1977 (1978), 390f. 363 KG Sterglegg, MG Eibiswald, PB Deutschlandsberg. – Modrijan, Turmbauerkogel 81–88. – Vgl. auch: Gutjahr/Tiefengraber, „Turmbauerkogel“ 439–480. 364 Höflechner, Historisches Seminar. 365 Diez, Bildhauerwerkstätten Flavia Solva. 366 Vgl.: Kernbauer, Erna Diez 139–144. – Schwarz, Erna Diez 17–20. 367 Diez, Flavia Solva Steindenkmäler. 368 Eine Auswahl bei: Koiner/Lehner, Kunstprovinzen. 348

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Vgl.: Wiesflecker, Erich Swoboda 9. – Kandler, Carnuntum 143. 370 Fuchs, Gräberfelder Flavia Solva (1980). 371 Klingenberg, Villa Graz-Thalerhof. 372 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. 373 KG Patzen, KG Pichla bei Radkersburg und KG Tieschen, alle MG Tieschen, PB Südoststeiermark. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 176f. – Vgl. auch: Bauer, Römerzeitliche Höhensiedlungen 77. – Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 18f. u. 25–36. 374 KG und SG Bärnbach, PB Voitsberg. – Modrijan, Bärnbach. – Vgl. auch: Bauer, Römerzeitliche Höhensiedlungen 112–114. 375 KG Grabenwarth, MG Ligist, PB Voitsberg. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 171–174. 376 KG Höf ling, OG Puch bei Weiz, PB Weiz bzw. KG Freienberg, OG Stubenberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 179–181. – Vgl. auch: Kramer/Urban, Kulm bei Weiz 101–120. 377 KG und MG St. Margarethen an der Raab, PB Weiz. – Lippert, Keramik ostnorischer Siedlungen 686–722. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 174f. 378 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 27. 379 Z. B.: Kloiber, Gräber Stainach 135–142. – Kloiber, Skelettgräber Frauenberg 37–42. – Kloiber, Skelettreste Emmalucke 3–6. 380 KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. 381 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. 382 KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 2 (1972), 52f. – Vgl. auch: Moosleitner, Modrijans Wirken in Salzburg 75–77. 383 KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Modrijan, Ausgrabungen im Sulmtal 3–9. – Vgl. auch: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 27. 384 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. – Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 27f. 385 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein. 386 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. – Dobiat, Burgstallkogel I. – Smolnik, Burgstallkogel Keramik. 387 Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein 7. 388 Vgl.: Jahresbericht des Joanneums N. F. 29 (1999), 72; N. F. 39 (2009), 238. 389 KG Oberzeiring, MG Pölstal, PB Murtal. – Modrijan, Urnengrab Oberzeiring 52–56. 390 KG und MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 7 (1977), 111; N. F. 8 (1978), 115; N. F. 9 (1979), 114. – Vgl. auch: Tiefengraber, Grazer Becken 21f. 369

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

KG und OG Wörschach, PB Liezen. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 7 (1977), 111; N. F. 9 (1979), 112. – Presslinger/Gruber, Wörschach 7–9. – Vgl. auch: Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach 279. 392 KG Leitendorf, SG und PB Leoben. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 16–34. 393 Modrijan, Gräberfeld Leoben-Hinterberg 3–16. 394 Jontes, Gräberfeld Leoben-Hinterberg 10–13. 395 KG Gniebing, SG Feldbach, PB Südoststeiermark. – Kramer, Hügelgräberfeld Gniebing 53–63. – Vgl. auch: Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark 209–213. 396 KG Rohr, OG Ragnitz, PB Leibnitz. – Modrijan, Grab Spät-La-Tène-Zeit 7–13. – Vgl. auch: Kramer, Latènefunde Steiermark 52. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 32. 397 KG Hart, MG St. Georgen an der Stiefing, PB Leibnitz. – Modrijan, Flachgräber im Leibnitzerfeld 57–64. – Vgl. auch: Kramer, Latènefunde Steiermark 54. 398 KG Stangersdorf, OG Lang, PB Leibnitz. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 183. – Vgl. auch: Kramer, Latènefunde Steiermark 51. 399 Moosleitner, Modrijans Wirken in Salzburg 75. 400 Modrijan, Neo- und Äneolithikum 137–143. – Vgl. auch: Kramer, Frühe Bauernkulturen 44–67. 401 KG Pöls, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. 402 KG Waltra, MG St. Anna am Aigen, PB Südost­ steiermark. 403 Pittioni, Keramikum Steiermark 9–23. 404 Vgl.: Obereder, Raababerg 41f. 405 KG Glojach, MG St. Stefan im Rosental, PB Südoststeiermark. – Modrijan, Vierteljahrhundert steirische Landesarchäologie 188. 406 KG Grambach, MG Raaba-Grambach, PB Graz-Umgebung. – Modrijan, Vierteljahrhundert steirische Landesarchäologie 188f. – Vgl. auch: Obereder, Raababerg. 407 Vgl. allgem.: Gutjahr/Roscher, Homo effodiens. 408 Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 16f. u. 32. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 176. 409 Kramer, Archäologische Feldforschungen 173f. 410 Kramer, Archäologische Feldforschungen 180. 411 KG und OG Wundschuh, PB Graz-Umgebung. – Kramer, Archäologische Feldforschungen 184. 412 KG St. Ulrich am Waasen, MG Heiligenkreuz am Waasen, PB Leibnitz. – Fuchs/Kramer, Kögelberg 6f. 413 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. – Kramer, Wildon 28–30. – Obereder, Wildoner Schloßberg 7–9. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 u. 2 (2018). 391

Obereder, Raababerg. Vgl. allgem.: Klemm, Prähistorische Kupfergewinnung 27f. – Sperl, AERE PERENNIOR 18f. – Modl, Modrijan Montanarchäologie 94–96. 416 Preuschen/Pittioni, Topographie 78f. – Vgl. auch: Sperl, Preuschens Forschungen 9–15. 417 KG Johnsbach, MG Admont, PB Liezen. – Modrijan, Berg- und Hüttenwesen 59. – Vgl. auch: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 16 u. 76f. (Kat.-Nr. 189). – Modl, Modrijan Montanarchäologie 95f. 418 Neuninger/Pittioni, Spektographische Untersuchungen 81–86. – Vgl. auch: Modl, Modrijan Montanarchäologie 98f. 419 Vgl.: Walach, Geophysikalische Prospektion 12–16. 420 KG Schwarzenbach, SG Trieben, PB Liezen. – Presslinger/Eibner, Kupfermetallurgie im Paltental 131–142. – Vgl. auch: Modl, Vom Kupfererz zur Bronzenadel 218–228. – Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 90 (Kat.-Nr. 245). 421 KG Au, MG Gaishorn am See, PB Liezen. – Vgl.: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 84 (Kat.-Nr. 224). 422 KG Johnsbach, MG Admont, PB Liezen. – Vgl. Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 80 (Kat.-Nr. 203). 423 KG Bärndorf, SG Rottenmann, PB Liezen. – Eibner/Presslinger, Befestigte Höhensiedlung 427–450. – Vgl. auch: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 86f. (Kat.-Nr. 231). 424 Vgl.: Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 116. 425 Modrijan, Frühes Graz. 426 Modrijan, 1900 Jahre Flavia Solva. 427 Modrijan, Höhlenforschung Steiermark. 428 Modrijan, Vorzeit an der Mur. 429 Modrijan/Weber, Römersteinsammlung Eggenberger Schloßpark. – Vgl. auch: Weber, RISt. – Hudeczek, Führer Lapidarium. 430 Peitler, Archäologie & Münzkabinett 134f. 431 Vgl. allgem.: Kaindl/Kaindl-Ranzinger, Museumsland Steiermark. – Kupfer, Archäologie Steiermark. 432 Vgl. allgem.: Hebert/Pochmarski, Archäologie Steiermark 215–227. 433 Modrijan, Museum für Vor- und Frühgeschichte 119. 434 Z. B.: Modrijan, Funde Bezirk Mureck 394–413. – Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Murau 5–34. – Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Weiz. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (2. Teil) 5–28. – Modrijan, Peggau 5–19. – Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 287–312. – Modrijan, Landesarchäologie Bezirk Hartberg 58–64. 414

415

Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung – Modrijan, Graz, ehe es zu Graz wurde 49–65. – Modrijan, Aichfeld. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 3–40. 435 Hudeczek, Archäologische Landesaufnahme (1992) 71–80. 436 Allgem. zur archäologischen Forschung in der Steiermark ab Mitte der 1980er-Jahre siehe die jährlichen Zusammenfassungen in den Jahresberichten neums ( jeweilige Abteilungsberichte), in des Joan­ der Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark (Tätigkeitsberichte der Bodendenkmalpf lege) und den Fundberichten aus Österreich ( Jahresberichte) sowie: Friesinger/Titscher, Archäologie in Österreich 17–20, 72–76, 133–135, 139–180, 423–450 und 590–608. – Hebert, Alte und neue Ansätze 39–59. – Hebert/Pochmarski, Archäologie Steiermark 215–247. – Modl/Peitler, Sammlungen des Universalmuseums 28–33. 437 Peitler, Archäologie & Münzkabinett 135. 438 Jahresbericht des Joanneums N. F. 21 (1991), 219. 439 Egg, Fürstengrab von Strettweg. 440 Egg/Lehnert, Neurestaurierung des Kultwagens von Strettweg. 441 KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. – Tiefengraber/Tiefengraber, Höhensiedlungen Obersteiermark 97–108. 442 KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. – FÖ 50, 2011 (2012), 399f. 443 Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein 9f. 444 KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Tomedi, Rettungsgrabungen Wiesenkaisertumulus Nr. 4 (1992) 209–218. – Hack, Wiesenkaisertumulus 91–166. 445 Egg/Kramer, Kröllkogel. 446 Mele, Fürsten von Kleinklein 42–61. 447 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. – Bernhard/Weihs, Gräber Kleinklein. 448 Lobisser, Freilichtmuseum Großklein 31–44. 449 Ahrens, Wiederaufgebaute Vorzeit 94 und 189. – Bichl/Reisinger, Archäologie erleben 58f. 450 Hudeczek, Flavia Solva (2002) 203–212. – Hude­ czek, Insula XXII von Flavia Solva 257–290. 451 Groh, Insula XLI von Flavia Solva. 452 Porod/Kraschitzer, Insula XI Flavia Solva 191– 213. 453 Fürnholzer, Grundstück Nr. 181 Wagna 154–165. 454 Zuletzt: FÖ 50, 2011 (2012), 398f. 455 Puhm, Gräberfeld Marburgerstraße 16–18. – Vgl. auch: Hinker, Brandgrab 1/2006 Flavia Solva 85–107. 456 Pammer-Hudeczek/Hudeczek, Gräberstraße Flavia Solva 448–471. 457 Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt 223–279. – Vgl. auch: Fuchs/Hesch, Forschungsgeschichte 71–81.

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Vgl.: Groh/Neubauer, Flavia Solva 79–132. – Fruhwirth/Fuchs, Einblicke in den Untergrund 11–24. – Neubauer, Blick in die Tiefe 291–314. – Groh/Lindinger, Stadtgebiet Gräberfelder Flavia Solva 21–23. 459 Hesch, Wanderwege in die Antike. 460 Christian, 25 Jahre Archäologischer Verein 1–8. 461 Pelzl, Interessantus est. 462 Jahresbericht des Joanneums N. F. 41 (2011), 57f. 463 Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg. 464 Schrettle, Vom Tempelbezirk zum Kirchengrund 41–48. 465 KG Retznei, MG Ehrenhausen an der Weinstraße, PB Leibnitz. – Schrettle, Vom Gehöft zur Luxusvilla 124–129. – Schrettle, Retznei. 466 KG Rannersdorf, MG Mettersdorf am Saßbach, PB Südoststeiermark. – Groh/Lindinger, Siedlungsarchäologie 359–370. 467 KG Obergralla, OG Gralla, PB Leibnitz. – Groh/ Lindinger, Villenlandschaft Territorium Flavia Solva 219–252. 468 KG Hasendorf, MG Wagna, PB Leibnitz. – Groh/ Sedlmayer, Villa von Hasendorf 87–118. 469 Hudeczek, Archäologische Landesaufnahme (1990) 139–142. – Hudeczek, Archäologische Landesaufnahme (1992) 71–80. 470 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/3. – Fuchs, Höhlenfundplätze Peggau-Deutschfeistritz. 471 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/2. – Fuchs/Ringer, Tunnelhöhle 257–271. 472 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/39. – Fladerer/Fuchs, Sicherungsgrabungen 11–26. 473 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/38. 474 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/40. 475 Vgl.: Fladerer, Höhlensedimente Peggau-Deutsch­ feistritz 369–374. – Fladerer/Fuchs, Höhlensedimente Grazer Bergland 201–215. 476 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/163. – Kusch, Bockhöhle 21–48. 477 Österr. Höhlenkataster: 2837/1. – Fuchs/Fürnholzer, Repolusthöhle 143–172. 478 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/1. – Fladerer/Einwögerer, Fundplatz „Lurgrotte-Vorhöhle“ 61–96. 479 Z. B.: Brandl/Hauzenberger, Fundrevision der Repolusthöhle. – Raab-Sereinig, Zigeunerhöhle. – Brandl, Characterisation 46–89. – Brandl/ 458

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Karl, Modl / Forschungsgeschichtliche Einführung

Hauzenberger, Hornstein im Becken von Rein 256–278. 480 KG Hessenberg und KG St. Peter-Freienstein, beide MG St. Peter-Freienstein bzw. KG und SG Trofaiach, alle PB Leoben. – Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 107–162. 481 Vgl.: Fuchs/Harer, Modellfall 269–280. – Fuchs, Neues aus dem Laßnitztal 290–302. – Fuchs, Weitendorf. – Siehe hierzu auch mehrere Bände zur „Archäologie Koralmbahn“ in der Reihe Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. 482 Kramer, Wildon 28–30. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 u. 2 (2018). 483 Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 u. 2 (2018). 484 KG Gniebing, SG Feldbach, PB Südoststeiermark. – Kramer, Hügelgräberfeld Gniebing. 485 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. – Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark 214–218. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 34f. 486 Zusammenfassend: Kramer, Mittelalterarchäologie (1. Teil). – Kramer, Mittelalterarchäologie (2. Teil). 487 Vgl.: Baltl, Frühmittelalterforschung 81–90. – Hebert, Historische Landeskommission 93–97. 488 Siehe die Beiträge in den MKorrHLK. 489 KG Kainach, MG Wildon, PB Leibnitz. – Gutjahr, Brandgrab Kainach 207–218. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 36–38. 490 Pochmarski, ALS 19–23. 491 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. – Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 35–39. 492 KG Wetzelsdorf, Statutarstadt Graz. – Kramer, St. Johann und Paul 13–17. 493 Jeitler, Ringkogel bei Hartberg 22–26. – Jahresbericht des Joanneums N. F. 33 (2003), 84f. 494 KG Gamsgebirg, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. – Artner, Stainz 24–33. – Baur, Lethkogel bei Stainz. 495 KG Krumpental, SG Eisenerz, PB Leoben. – Klemm, Kupferschmelzplatz S 1 (2003) 189–198. – Klemm, Prähistorische Kupfergewinnung 28. 496 Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen. 497 Presslinger/Eibner, Fünf Jahre Arbeit 7–10. 498 KG Au, MG Gaishorn am See, PB Liezen. – Presslinger/Eibner, Kupfererzverhüttung im Paltental 38–40. 499 KG Schwarzenbach, SG Trieben, PB Liezen. – Presslinger/Eibner, Schwarzenbach/OG Trieben 21–23. 500 Modl, Modrijan Montanarchäologie 99–104. 501 Presslinger/Eibner, Johnsbachtal 33–49.

Hebert, Archäologie und Bodendenkmalpf lege (1986–1991) 21f. 503 Die unter Denkmalschutz stehenden Objekte sind aktuell der Website des Bundesdenkmalamts: www. bda.at zu entnehmen. 504 Hebert, Tätigkeitsbericht Bodendenkmalpf lege (1994), 427. 505 Hebert, Tätigkeitsbericht Bodendenkmalpf lege (1997) 424–428. 506 Hebert, Tätigkeitsbericht 2004 Bodendenkmalpf lege 419. 507 Hebert, Sammlung Esterl 37–47. 508 Hebert, Häuselberg Sammlung Illek 32–35. – Fuchs/Einwögerer, Tesserriegel 179–234. 509 Pickl, Reinhard Krebernik 26f. 510 Ehrenreich/Hebert, Kirchbichl bei Rattenberg. 511 Hebert, Sammlung Walter Mulej 47–49. 512 Heymans, Fibeln und Bronzen Kaiserwald 141f. 513 Steinklauber, Inventar Burgmuseum Deutschlandsberg. 514 Kropf/Nowak, Fibeln von Flavia Solva. 515 Vgl.: Kramer, Raubgrabungen 19–24. 516 Bernhard, Hörbing und Freidorf 213–230. 517 KG Schirka, OG Lang, PB Leibnitz. – Bernhard, Gräber Lang 10–22. 518 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Weihs, Depotfund Peggau. 519 Z. B.: Steirisches Kuratorium für Vor- und Frühgeschichte, Kelten. 520 Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun. 521 Vgl.: Hebert, Archäologie im Salzkammergut 149– 153. – Windholz-Konrad, Fallbeispiel Prospektionstätigkeit 155–161. 522 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Windholz-Konrad, Deponierungsplatz Rabenwand 255–301. 523 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2008) 48–53. – Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010). 524 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Modl, Urnenfelderzeitlicher Brandopferplatz 82–89. 525 KG Pichl, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. – Modl, Aktuelle Forschungen 3–7. – Modl, Pichl 43–64. 526 Mandl, 25 Jahre ANISA 315–320. 527 Mandl, Spätbronzezeitliche Siedlung auf dem östlichen Dachsteinplateau 203–223. 528 Vgl.: Cerwinka/Mandl, Dachstein (1996). – Mandl, Almen und Salz 7–36. 529 KG und MG Gröbming, PB Liezen. – Tiefengraber, Almhütte Königreich-Tief kar 97–108. 502

Modl / Kontinuität statt Umbruch (1906–1949) KG und MG Gröbming, PB Liezen. – Hebert, Almhütte Rotböden 200–231. 531 KG Ramsau, OG Ramsau am Dachstein, PB Liezen. – Steinklauber, Höhensiedlungen Ennstal 142–157. 532 KG St. Nikolai, OG Sölk, PB Liezen. – Hebert, Sölkpass 49–88. 533 KG und OG Wörschach, PB Liezen. – Steinklauber, Höhensiedlungen Ennstal 158–163. 534 KG Pürgg, MG Stainach-Pürgg, PB Liezen. – Stellvertretend für den aus mehreren Beiträgen bestehenden Forschungsbericht: Hebert, Burgstall bei Pürgg 161–163. 535 PB Leoben und PB Liezen. – Wedenig, Vorwald 201–228. 536 Heymans, Notgrabung Flavia Solva 507–526. 537 KG Hörbing, SG und PB Deutschlandsberg. – Hebert, Baubefunde Hörbing 301–303. – Vgl. auch: Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 77–79. 538 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg. 539 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker 91–103. 540 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 43–66. 541 Höflechner, Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz 275f. 542 Vgl. Hebert/Pochmarski, Archäologie Steiermark 221. 543 Allgem.: Lamm, Abschlussarbeiten Archäologie 111–122. 544 Hinker, Niederschöckel, Rassach und Tanzelsdorf 3–25. – Lichtenegger, Hügelgräbergruppe „Bründlteiche“ 17–76. – Siehe zuletzt: Hinker, Jahrzehnt Forschungen über Hügelgräber. 545 Beyer, Archäologie 173. 546 KG und SG Gleisdorf, PB Weiz. – Lorenz/Lehner, Vicus von Gleisdorf. 547 KG Kalsdorf, MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-­ Umgebung. – Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf. 548 Z. B.: Lohner, Archäologisches aus Kalsdorf. 549 KG Grünau, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Pochmarski, Villa von Grünau 79–91. – Porod/Kraschitzer, Villa Grünau 373–396. 550 KG Grafendorf, MG Grafendorf bei Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Bellitti, Kleinfunde Grafendorf 15–24. 530

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KG Kohlberg, MG Gnas, PB Südoststeiermark. – Pochmarski/Pochmarski-Nagele, Hügelgräber Kohlberg 5–36. 552 Pochmarski, CSIR Österreich IV/2. – Schrettle, Tempelbezirk Frauenberg (2003). 553 Zusammenfassend: Lehner, Stadtwerdung von Graz 225–243. – Vgl. zuletzt auch: Hebert/Lehner, Stadtarchäologie in Graz 13–22. 554 Z. B.: Penz, Kapfensteiner Kogel (1999). – Brandl, Silexlagerstätten Steiermark. 555 Hack, Wiesenkaisertumulus. 556 KG Lupitsch, OG Altaussee, PB Liezen. – Grabherr, Michlhallberg. 557 Kramer/Urban, Kulm bei Weiz. 558 Sedlmayer/Tiefengraber, Vicus am Saazkogel. – Lippert, Archäologische Forschungen Saazkogel 32–74. 559 Hebert/Hofer, Archäologie im Bundesdenkmal­ amt 17. 560 Vgl. allgem.: Hebert, Organisation der archäologischen Denkmalpf lege 437f. – Siehe zuletzt: Hebert/ Hofer, Archäologie im Bundesdenkmalamt 2016 9f. 561 Hudeczek, Führer Lapidarium. 562 Hebert, Am Weg zum neuen Archäologischen Museum 7–19. – Hebert, Neue archäologische Museen 322f. – Karl/Modl, Katalog Archäologiemuseum. – Peitler/Mele, Lebensspuren. 563 Hebert/Lasnik, Spuren der Vergangenheit. 564 Landesmuseum Joanneum Graz (Hg.), Die Zeit der Kelten. 565 Hebert/Obersteiner, Graz in Funden. 566 Kramer, Peggau 39–82. 567 Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein. 568 Bundesdenkmalamt, schätze.gräber.opferplätze. 569 Jahresbericht des Joanneums N. F. 41 (2011), 58–61. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 15–18. 570 Hainzmann/Hohmann, Archäologische Gesellschaft Graz 3f. – Hebert, Archäologie und das liebe Geld 83–85. 571 Lehrer/Mele, Projekt InterArch-Steiermark 248– 261. – Siehe auch: URL: www.interarch-steiermark. eu. – Als Sonderband 1/2018 des Hengist-Magazins ist ein Führer zu archäologischen Fundstellen in der Region Hengist erschienen: Gutjahr/Karl/Obersteiner, Hengist best-of. 572 Vgl. dazu aktuell: Kupfer, Archäologie Steiermark. 573 Eggert, Archäologie 258. 551

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Paläolithikum und Mesolithikum

Foto Vorderseite: Schädel von Höhlenlöwe (links) und Deningerbär/Höhlenbär (rechts) sowie das Gehörn eines Steinbocks (Mitte) aus der Repolusthöhle Foto: UMJ, Daniel Mod l

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Marko Mele

Paläolithikum und Mesolithikum

Einführung Mit dem Begriff „Paläolithikum = Altsteinzeit“ bezeichnen wir die älteste und gleichzeitig die längste Periode in der Menschheitsgeschichte, die generell rund 2,5 Millionen Jahre dauerte und auf den einzelnen Kontinenten sehr unterschiedlich verlief. In Europa war die Altsteinzeit mit großen klimatischen Schwankungen, den so genannten Eiszeiten, eng verbunden. Die Hauptquelle für die Erforschung der Menschen in der Eiszeit sind Knochenreste der frühen Hominiden und Steinwerkzeuge, die, zusammen mit naturwissenschaftlichen Analysen der Paläofauna und -f lora, einen winzigen Einblick in die Lebensweise der damaligen Bewohner Europas geben. Der Mensch hat sich in der Vergangenheit, viel mehr als heute, bei seinem „Kampf ums Dasein“ an die Herausforderungen der Natur anpassen müssen, um genügend Nahrung zu finden, sich vor schlechten Wetterverhältnissen und Wildtieren zu schützen und Krankheiten zu bekämpfen. Homo erectus gilt als die erste Hominiden-Art, die Afrika vor zwei Millionen Jahren verließ und sich über den Nahen Osten nach Europa und Asien ausbreitete. Trotz der Hürden, die Europa mit seinen hohen Bergzügen und unterschiedlichen Klimaregionen für die ersten Menschen darstellte, besiedelten die ersten Hominiden bereits sehr früh Höhlen in Spanien (z. B. Atapuerca) und Süditalien (z. B. Pirro Nord). Es exis-

tieren jedoch nur wenige Steinwerkzeuge der altpaläolithischen Industrien (Oldovan- und Acheuléen-Komplex) aus diesen Fundstellen, die auf den Aufenthalt des Menschen in Europa vor rund 1,4 Millionen Jahren schließen lassen. Die ältesten Menschenknochen Europas wurden in Atapuerca in Spanien gefunden und sind rund 800.000 Jahre alt. Ungefähr zu jener Zeit wagten sich in den wärmeren Perioden die Menschen auch in die Gebiete nördlich der Alpen. Die ältesten Steinwerkzeuge stammen aus der Zeit vor 700.000 Jahren und die ältesten Knochenreste nördlich der Alpen werden auf ein Alter von mehr als 500.000 Jahren datiert. Vor rund 200.000 Jahren trat in Europa eine neue Menschenart in den Vordergrund, der Neandertaler (Homo neanderthalensis). Wie bei vielen anderen Menschenarten wird auch die Entstehung der Neandertaler noch immer heftig diskutiert. Trotz der unterschiedlichen Theorien, ob die Neandertaler Nachfahren des in Europa lebenden Homo erectus oder Neuankömmlinge aus Afrika waren, bleibt als Tatsache bestehen, dass in den letzten hunderttausend Jahren vor dem Eindringen der modernen Menschen in Europa die Neandertaler die Vorherrschaft unter den Hominiden innehatten. Homo sapiens, der moderne Mensch, dessen Ursprung in Afrika vor ungefähr 500.000 bis 250.000 Jahren zu suchen ist, breitete sich

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vor rund 45.000 Jahren auch nach Europa aus. Neben der Standardroute von Osten nach Westen deuten einige Fundstellen in Spanien auch auf einen Süd-Nord-Weg nach Europa. Mit den ersten modernen Menschen werden auch die meisten Neuerungen bei der Werkzeugherstellung, in der Kunst, beim Hausbau usw. verbunden. Die Alpenländer gehören nicht zu den bevorzugten Siedlungsplätzen der frühen Menschen. Erst mit den Neandertalern, die für das Überleben im kalten Klima gut angepasst waren, werden die Voralpengebiete öfters besucht und vielleicht auch länger besiedelt. Zu jener Zeit wurde auch die Steiermark zu einem Jagdrevier oder einem Siedlungsgebiet für die ersten Menschen. Um einen kompletten Überblick über das Paläolithikum mit allen seinen Facetten zu geben, reichen die steirischen Funde nicht ganz aus, weshalb wir im Folgenden öfters auch Vergleiche aus den Nachbarregionen einbeziehen werden.1 Natur und Mensch im Paläolithikum – Klima, Fauna und Flora der Eiszeit Die Erde ist seit mehr als 2 Millionen Jahren von gewaltigen Klimaschwankungen geprägt, den langen Eiszeiten (Glazialen) und kürzeren Warmzeiten (Interglazialen). Glaziale und Interglaziale waren aber auch keine langen Perioden des ewigen Winters/Sommers, vielmehr gab es in den Glazialen immer wieder wärmere Perioden (Interstadiale) und in den Warmzeiten immer wieder kältere Phasen (Stadiale). Eine Auskunft über diese klimatischen Änderungen im jüngsten Erdzeitalter, dem Quartär, geben Bohrkerne mit Ozeansedimenten und Eisbohrkerne, die von Geologen in der Antarktis und Grönland gewonnen werden. Das globale Klima spielte eine sehr wichtige Rolle bei der Entwicklung der Pf lanzen- und Tierwelt in den einzelnen Regionen der Erde und

hatte somit auch eine Auswirkung auf die Entwicklung der Menschen. Allgemein akzeptiert ist die sog. Milanković-Theorie, die die Änderungen des globalen Klimas mit der Neigung der Erdachse und der Form der Erdumlauf bahn in Zusammenhang bringt. Diese Eigenschaften unseres Planeten und somit auch seine Lage zur Sonne ändern sich nach dieser Theorie in regelmäßigen, zyklischen Abständen. Je nach Lage war somit die Erdoberf läche einer größeren oder kleineren Sonneneinstrahlung ausgesetzt, was zu wärmeren und kälteren Perioden führte. Nach dieser Theorie erfolgen Klimaänderungen in zyklischen Abständen von 20.000, 40.000 oder 100.000 Jahren. Vor rund 1.000.000 Jahren fing der 100.000-Jahre-Modus an und vor 12.000 Jahren endete die letzte Eiszeit. Für die älteste Geschichte des Menschen in der Steiermark sind die letzten zwei Eiszeiten von Bedeutung, die sog. Riss- (ca. 240.000–130.000 vor heute) und Würm-Eiszeit (ca. 120.000–10.000 vor heute), die nach den Nebenf lüssen der Donau und Isar benannt wurden, und die dazwischen liegende Eem-Warmzeit (benannt nach dem Fluss Eem in den Niederlanden), die auch das Riss-Würm-Interglazial genannt wird. In den Eiszeiten kam es zur Abkühlung des Klimas und Ausbreitung der Gletscher in Europa und Nordamerika. Während das Wachsen der Gletscher nur langsam erfolgte, konnte es in nur ein paar Jahrzehnten zu einem Temperaturanstieg und Abschmelzen der Gletscher kommen, was in weiterer Folge zu einer stabilen Warmzeit führte. Mit dem Wachsen der Gletscher sank auch der Meeresspiegel um mehrere hundert Meter. Das Klima in der Eiszeit wurde nicht nur kälter, sondern auch trockener, der Boden war fast ständig gefroren, und es wehten kalte Winde, die die Ablagerung von Lössboden zur Folge hatten. Die Klimaänderungen hatten einen weitgreifenden Einf luss auf die Pf lanzen- und Tier-

Mele / Paläolithikum und Mesolithikum

welt. Für die Entwicklung der Pf lanzen sind die mittlere Durchschnittstemperatur im Juli und die Menge an Niederschlägen ausschlaggebend. So überlebten in Europa die wärmeliebenden Pf lanzenarten die Eiszeit nur in Rückzugsgebieten in Südeuropa, und nicht alle Arten verbreiteten sich in der Warmzeit wieder nach Norden. Während in der Eem-Warmzeit vor 120.000 Jahren die größten Teile Europas mit Laub- und Mischwäldern bedeckt waren, breiteten sich in der Würm-Eiszeit in Mitteleuropa die Tundra und die Steppe mit Birken und Kiefern aus. So wie die Pf lanzen passten sich auch die Tiere den klimatischen Änderungen an. Für Mitteleuropa sind aus dem Eiszeitalter zwei Elefantenarten bekannt: das Mammut (Mammuthus primigenius), ein typischer Bewohner der subarktischen Kältesteppe, und der wärmeliebende Waldelefant (Elephas antiquus). In der Warmzeit waren in Mitteleuropa neben Rothirschen, Auerochsen und Pferden auch Berberaffen, Wasserbüffel und sogar Flusspferde verbreitet. In der kalten Steppe der Eiszeit waren neben dem Mammut auch Rentiere, Steppenbisons, Wollhaarnashörner, Höhlenhyänen und Riesenhirsche zu finden. Viele Tierarten, wie Mammut, Fellnashorn, Höhlenbär oder Höhlenlöwe starben am Ende der letzten Würm-Eiszeit aus. Neben dem Mammut war der Höhlenbär2 eines der bekanntesten Eiszeittiere. Große Mengen von in Höhlen gefundenen Knochen bezeugen, dass er über ganz Mitteleuropa bis nach Russland verbreitet war. Mit einem bis zu 3,5 m langen Körper und einer Schulterhöhe von 1,7 m übertraf dieser eiszeitliche Allesfresser den heutigen Braunbären um einiges. Auskunft über das Klima geben auch in den Höhlen gefundene Knochen von Kleinsäugern. Die waldliebenden Arten, wie die Rötelmaus, deuten auf ein warmes Klima hin, während nur in der Tundra vorkommende Tiere, wie der Lemming, auf ein kaltes Klima verweisen.

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Das eiszeitliche Klima in der Steiermark war aufgrund der geografischen Gegebenheiten für den Menschen feindselig. In den Kälteperioden breiteten sich Gletscher aus, und die Alpentäler waren unter einer mehr als 500 Meter dicken Eisschicht begraben. In den Wärmeperioden zogen sich die Gletscher zurück, und mit den Pf lanzen und Tieren kehrte auch der Mensch in die Alpen zurück. Das Wunder Mensch Die Entwicklung der Hominiden seit der Abzweigung der Menschenlinie vom Menschenaffen vor 8 bis 7 Millionen Jahren in Zentralafrika bis zum Homo sapiens betrifft das steirische Paläolithikum nur am Rande. Deswegen werden wir in diesem Kapitel die anthropologische Erforschung der Menschenentwicklung nur leicht streifen und uns den letzten zwei Menschenarten in Europa widmen, den Neandertalern und den modernen Menschen.3 Der aufrechte Gang, eines der wichtigsten Kennzeichen der menschlichen Spezies, entwickelte sich nach dem heutigen Kenntnisstand als eine Reaktion auf Veränderungen in der Umwelt, die die tropischen Regenwälder zu Savannen werden ließen. Der aufrechte Gang ermöglichte eine leichtere Überwindung von längeren Strecken in der Savanne, eine effizientere Wärmeregulierung und eine bessere Sicht. Seine Entwicklung kann an den wenigen erhaltenen 6–7 Millionen Jahre alten Knochen nachvollzogen werden. Eine der ersten gut belegten Vormenschen-Gattungen ist der 4,5 Millionen Jahre alte Australopithecus (Südaffe). Seine Entwicklung ist mit der Trockenzeit und Ausbreitung der Savanne am Anfang des Pliozäns verbunden. Die Art Australopithecus africanus in Südafrika entwickelte sich vor 2,2 Millionen Jahren zum Homo habilis, der aber auf die menschliche Entwicklung keinen weiteren Einf luss nahm.

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Mele / Paläolithikum und Mesolithikum

Im östlichen Afrika waren die Australopithecinen hingegen Vorfahren für die zum heutigen Menschen führende Gattung Homo, für den Homo rudolfensis. Zur gleichen Zeit sind aus Afrika auch die ältesten Steinwerkzeuge bekannt, die nach heutiger Forschung der Schlüssel zum Erfolg der Gattung Mensch waren. Ungefähr 2 Millionen Jahre alt sind die ältesten Knochen von Homo erectus, einer Menschenart, die als erste Afrika verließ und sich nach Asien und Europa ausbreitete. Diese ersten Menschen scheinen über den Nahen Osten und Spanien nach Europa gelangt zu sein, was Knochenfunde in Südspanien belegen. Ihr Weg führte sie in der Warmphase in Gebiete nördlich der Pyrenäen und auch der Alpen. Die mitteleuropäische Gattung des Homo erectus wird auch Homo heidelbergensis genannt. Belegt wird diese Menschenart durch Knochenreste, wie z. B. den Unterkiefer von Mauern in Deutschland. Nach einer von mehreren Theorien entwickelte sich Homo heidelbergensis vor 300.000 bis 200.000 Jahren zum Homo neanderthalensis (Neandertaler). Die Entwicklung des Neandertalers erreichte ihren Höhenpunkt vor 130.000 bis 40.000 Jahren vor heute. Die Neandertaler waren die vorherrschende Menschenform im Europa der letzten Eiszeit, was über 300 bekannte Fossilien gut belegen. Funde von England bis zum Nahen Osten zeigen, dass sie an die schwierigen Klimaverhältnisse der Eiszeit gut angepasst waren. Vom Neandertaler wurden bereits extreme Lebensräume im Hochgebirge besiedelt, auch die Steiermark. Nach unseren heutigen Kenntnissen waren die Neandertaler kleiner, aber mit ihren dickwandigen Knochen viel robuster als moderne Menschen. Typische Merkmale sind auch am Schädel zu finden: die abgef lachte Stirn, große Nase und Augenhöhlen und hervorstehende Schneidezähne. Nach der Meinung der meisten Forscher hatte der Neantertaler ein ausgepräg-

tes Sozialleben, was sich auch in der Sorge um Verletzte manifestierte, die durch geheilte Knochen belegt ist. Zum Erfolg dieser Gattung hat wahrscheinlich auch die Sprachfähigkeit beigetragen. Parallel zum Neandertaler entwickelte sich der moderne Mensch (Homo sapiens). Die Entstehung der Art wird noch immer heftig diskutiert. Es haben sich zwei führende Theorien herausgebildet: das Modell der multiregionalen Kontinuität und die Out-of-Africa-Hypothese. Nach der ersten entwickelte sich der moderne Mensch in verschiedenen Teilen der Welt unabhängig aus Homo-erectus-Gruppen, die aus Afrika ausgewandert waren. Das einheitliche Bild der heutigen Menschen entstand aus der Vermischung der einzelnen Gruppen. Das Out-of-Africa-Modell geht von der Entstehung der Art Homo sapiens in Afrika­vor 250.000 Jahren aus. Der Homo sapiens wanderte vor 100.000 Jahren aus Afrika aus und besiedelte andere Teile der Welt, vor etwa 35.000 Jahren auch Europa. Die neuesten DNA-Analysen scheinen diese Hypothese eher zu unterstützen. Die Beziehung zwischen den letzten Neandertalern und den modernen Menschen und das Aussterben der Neandertaler sind die meist diskutierten Fragestellungen der Paläolithikumforschung. Es bleibt noch immer offen, warum vor rund 27.000 Jahren die Neandertaler trotz ihrer Anpassungsfähigkeit und Ausbreitung ausgestorben sind. Den Hauptgrund sehen die Forscher in den Klimaschwankungen vor 60.000 bis 24.000 Jahren. Starke Kältephasen in dieser Zeit vergrößerten die Gletscher, gleichzeitig starben auch einige Tierarten aus, wie Mammut und Wollhaarnashorn, die zur Hauptnahrungsquelle der Neandertaler gehörten. Einige Forscher versuchen das Aussterben der Neandertaler mit dem Auf kommen des modernen Menschen in Zusammenhang zu

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bringen. Es ist bei weitem noch nicht klar bewiesen, ob die modernen Menschen im Wettkampf um die Nahrungsquellen erfolgreicher waren und somit den Überlebenskampf gewon-

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nen haben. Noch heftiger werden die Theorien der Vermischung beider Arten diskutiert, wofür die DNA-Forschung noch keine endgültigen Ergebnisse geliefert hat.

Altpaläolithikum (bis 300.000/200.000 Jahre vor heute – in der Steiermark nicht belegt) Eine der wichtigsten Quellen für die Erforschung des Lebens der ersten Hominiden sind Steinartefakte und Steingeräte, anhand derer die Entwicklung der technischen Fähigkeiten dieser Menschen nachvollzogen werden kann. Bei der Auswertung der Steinartefakte sprechen wir von sog. Technokomplexen mit verschiedenen Werkzeugtypen, für die spezifische Leitformen charakteristisch sind. Sie werden nach den wichtigsten Fundstellen benannt. Die ältesten Steinwerkzuge stammen aus Äthiopien und wurden vor 2,5 Millionen Jahren hergestellt. Es handelt sich um einfache Werkzeuge mit einer scharfen Kante, die oftmals mit einem Schlag aus Flussgeröll hergestellt wurden. Mit der Schneidekante konnten die Tiere zerlegt werden. Ob die Werkzeuge auch für die Jagd dienten, ist noch unklar. Diese einfachen Werkzeuge werden dem Oldovan-Technokomplex zugerechnet und schon mit den Australopithecinen und später dem Homo habilis in Verbindung gebracht. Mit dem Homo ergaster breitete sich der Gebrauch solcher einfacher Geräte vor 1,8 Millionen Jahren bis nach Eurasien aus. Die Herstellung von Steinwerkzeugen erlebte eine erste Änderung vor rund 1,5 Millionen Jahren. Die Werkzeuge des sog. Acheuléen-Technokomplexes waren durch mehrere Schläge umgearbeitete Faustkeile, die eine abgerundete Spitze und einen verdickten Unterteil besitzen, und Cleaver, die durch eine breite Schneide und

einen keilförmigen Längsschnitt gekennzeichnet sind. Cleaver mussten wahrscheinlich anders als die Faustkeile mit einer Schäftung ausgestattet sein. Für die Herstellung der Werkzeuge wurde eine gezielte Auswahl von geeigneten Gesteinen, wie Quarzit, Basalt oder Kalkstein, gemacht. Die Träger des Acheuléens drangen bis in den Nahen Osten vor, während in Europa die Oldovan-Techniken (entwickeltes Oldovan) in Gebrauch waren. Neben Steinwerkzeugen wurden auch Waffen aus Holz, wie der Speer von Schöningen in Deutschland, der an das Ende des Altpaläolithikums datiert wird, hergestellt. Eine weitere wichtige Innovation der Altsteinzeit war neben der Herstellung von Steingeräten die Beherrschung des Feuers, das unentbehrlich für das Überleben in der kalten europäischen Steppe der Eiszeit war. In der Steiermark sind, wie im übrigen Österreich, keine Spuren des Altpaläolithikums bekannt. Möglicherweise boten die Alpen in den Eiszeiten keine guten Bedingungen für das Überleben von Pf lanzen, Tieren und Menschen, jedoch kann ein zeitlich begrenzter Aufenthalt oder eine Überquerung der Alpen durch den Menschen in den wärmeren Phasen nicht ausgeschlossen werden. Ein Grund liegt vielleicht auch in der Zahl der Neuankömmlinge in Europa, die wahrscheinlich sehr niedrig war und deswegen nur selten von der archäologischen Forschung erfasst werden kann.

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Mittelpaläolithikum (300.000/200.000–35.000 Jahre vor heute – in der Steiermark ab etwa 85.000 vor heute bezeugt) Das Mittelpaläolithikum in Europa war das goldene Zeitalter des Neandertalers. Die Neandertaler, benannt nach dem Fundort bei Düsseldorf in Deutschland, waren an die Klimaverhältnisse im damaligen Europa gut angepasst, wie ihre Ausbreitung von Südengland bis in den Nahen Osten zeigt. Die Entwicklung dieser Menschenspezies erfolgte in der Zeit des Riss-Glazials und des Riss-Würm-Interglazials und erreichte ihren Höhepunkt in den ersten zwei Dritteln des Würm-Glazials. Den Neandertalern wird der Moustérien-Technokomplex von Steinwerkzeugen zugeordnet, der nach der Fundstelle Le Moustér in Südwestfrankreich benannt ist. Obwohl zumindest am Anfang die Faustkeile, die schon im Altpaläolithikum benutzt wurden, weiter in Gebrauch waren, entwickelten die Neandertaler im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von unterschiedlichen, oft auch sehr präzise ausgearbeiteten Werkzeugtypen. Eine Neuerung in der Werkzeugherstellung in der Blütezeit der Neandertaler in Europa ist die Levallois-Technik, die nach der Fundstelle Levallois-Perret in Frankreich benannt ist. Bei dieser Technik wurde zuerst der Kern mit gezielten Schlägen vorbereitet. Wenn die Schlagf läche bereit war, folgte ein gezielter Schlag, mit dem ein Zielabschlag geschaffen wurde. Die scharfen Ränder des Abschlags wurden retuschiert, d.h. mit weicheren Knochen oder Holz sehr sorgfältig abgearbeitet, damit ein länger haltbarer Rand entstehen konnte. Das Endprodukt waren unterschiedliche Geräte, wie Spitzen, Bohrer und Schaber, die mit der Hand geführt werden konnten oder an einem Stück Holz oder Knochen befestigt wurden. Neben Steinartefakten sind aus dem Mittelpaläolithikum auch Holzspeere bekannt, die

für die Jagd genutzt wurden. Ein neuer faszinierender Fund, nicht weit von der Steiermark entfernt, stammt aus dem Fluss Ljubljanica in Slowenien, wo unter Wasser eine Speerspitze aus Holz4 gefunden wurde. Die Spitze wurde aus Eibe hergestellt und feuergehärtet. Die Form ist den Steinspitzen sehr ähnlich und macht eine Nutzung als Jagdwaffe wahrscheinlich. Nach den neuesten Datierungsmethoden soll sie ungefähr 40.000 Jahre alt sein, was sie zu einer möglichen Waffe des Neandertalers macht. Vom Leben der Neandertaler in der Steiermark legen Funde von Werkzeugen und weiteren Artefakten Zeugnis ab. Alle Funde stammen aus Höhlen, die zumindest eine Zeitlang als Unterkunft für die Jäger und Sammler dienten. Unterkünfte im Freiland sind aus der Steiermark nicht bekannt, jedoch kann der Bau von einfachen Hütten oder Zelten nicht ausgeschlossen werden. Die Höhlen, die der Neandertaler bewohnte, wurden gelegentlich auch von anderen Höhlenbewohnern, wie dem Höhlenbär oder Höhlenlöwen, benutzt. Ob die Menschen zum Aussterben dieser Tierarten beitrugen, ist schwer nachzuweisen. Zur Gesellschaftsstruktur und den kultischen Ritualen der Neandertaler sind gesicherte Aussagen nur schwer möglich. Schmuckobjekte des Neandertalers wurden in ganz Europa bislang nur in sehr geringer Zahl gefunden. Diese seltenen Artefakte, zu denen auch ein durchbohrter Wolfszahn aus der Repolusthöhle im Badlgraben bei Peggau gehört (siehe unten), lassen auf komplexe Glaubensvorstellungen und Denkweisen ihrer Hersteller schließen. Noch immer heftig diskutiert sind die Funde von Musikinstrumenten, wie der Knochenf löte aus Divje babe I in Slowenien.5 Dort wurde in einer Schicht zusammen mit Steinwerkzeugen des Moustérien-

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Blick auf die Peggauer Wandhöhlen mit der Lurgrotte

Technokomplexes ein Langknochen gefunden, der offensichtlich an zwei Stellen durchbohrt wurde, wodurch ihm ähnlich wie einer Flöte Töne entlockt werden können. Über die Bestattungssitten der Neandertaler können wir anhand weniger Fundstellen aus Frankreich und dem Nahen Osten nur vorsichtige Rückschlüsse ziehen. Die Neandertaler kümmerten sich offensichtlich nicht nur um die Kranken und Verwundeten, sondern auch um ihre Verstorbenen. Die Toten wurden in Rücken- oder Hockerlage bestattet. Einige Gräber aus Frankreich lassen auf Farbpigmente, wie Ocker, mit denen die Verstorbenen bemalt wurden, schließen. Nicht eindeutig beweisbar ist die Beigabe von Blumen ins Grab: die Blütenpollen in einem Grab aus der SchanidarHöhle im heutigen Irak können auch auf eine natürliche Weise ins Grab gekommen sein. In den Gräbern wurden selten auch Alltagsgegenstände, wie Steinwerkzeuge und einzelne Knochen, als Beigaben deponiert. Eine lange Diskussion, die auch für einzelne steirische Fundstellen geführt wurde, dreht sich

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Foto: UMJ, Daniel Modl

um den sog. Bärenkult. Auslöser dafür waren in der Drachenloch-Höhle in der Schweiz aufgefundene Bärenknochen, die auf einen Kultplatz hinzudeuten scheinen. Die Anordnung der Knochen und Felsen könnte aber auch ganz natürlich entstanden sein. Diese Möglichkeit und keine weiteren Belege für einen derartigen Kult stellen die Glaubwürdigkeit dieser These in Frage. Zur Erforschung des Mittelpaläolithikums in Europa lieferten auch die steirischen Höhlen wichtige Ergebnisse.6 Einer der ersten Funde aus den steirischen Höhlen war eine Geschossspitze aus Knochen, die im Jahr 1837 in der Großen Badlhöhle bei Peggau entdeckt, aber erst viel später als ein archäologischer Fund erkannt wurde (siehe unten). Erste wissenschaftliche Ausgrabungen in den Höhlen in der Steiermark wurden am Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt, wie z. B. in der Drachenhöhle. Der Durchbruch in der Erforschung des Paläolithikums in der Steiermark erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Suche nach Phosphatvorkommen für die Landwirtschaft in den steirischen Höhlen ihren Höhepunkt

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erreichte. In den Jahren 1946 bis 1965 konnte eine ganze Reihe von steirischen Höhlen von der Paläontologin Maria Mottl und dem Joanneum untersucht werden. Die Grabungen erbrachten einen Überblick über den Befundreichtum der meist in der Mittelsteiermark liegenden Höhlen und bestätigten die Bedeutung der Fundstellen für die Erforschung des Mittelund Jungpaläolithikums. Weitere Grabungen folgten in den 1980er- und 1990er-Jahren und führten letztendlich zum Schutz einiger Höhlen vor weiterer Ausbeutung. Zu den wichtigsten mittelpaläolithischen Fundstellen in der Steiermark zählen die Drachenhöhle bei Mixnitz, die Große Badlhöhle im Badlgraben bei Peggau, die Tunnelhöhle im Kugelstein bei Deutschfeistritz, die Lurgrotte bei Peggau bzw. Semriach und die bekannte Repo­lusthöhle im Badlgraben bei Peggau, allesamt im Grazer Bergland beiderseits der Mur gelegen. Die Drachenhöhle liegt in der Wand des Röthelsteins oberhalb von Mixnitz. Der 20 m breite und bis 20 m hohe Haupteingang führt in den 20 m breiten und 10 m hohen Hauptgang, der mit den Nebengängen mehr als 700 m in den Berg hinein führt. Die erste Erforschung der Höhle erfolgte im Jahr 1870 durch Ladislaus Gundaker Graf Wurmbrand-Stuppach und 45 Jahre später durch Walter Schmid. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg begann der Abbau der Phosphaterde in der Höhle, der zur weiteren Erforschung der Höhle führte. Die gefundenen Knochen belegen die typische eiszeitliche Tierwelt, wie z. B. Höhlenbär, Braunbär, Höhlenlöwe und Steinbock. Bei den Grabungen in den Jahren 1919 bis 1923 wurden rund 300 m vom Eingang in zwei

paläolithischen Fundschichten mindestens zwei Feuerstellen entdeckt. Ein Komplex von fast 900 Artefakten, darunter Quarzit- und Hornsteingeräte, belegen die Nutzung der Höhle im Moustérien.7 Im Jahr 1837 fand eine erste Grabung in der Großen Badlhöhle bei Peggau statt. Die Höhle, die zu den größten Höhlen der Steiermark gehört, ist wegen des Fundes eines speziellen Knochengerätes, einer sog. Lautscher-Spitze (vgl. die Abb. auf S. 184), die ins Aurignacien datiert wird und die wir noch später erwähnen werden, bekannt. Bei mehreren Grabungen und Sondierungen wurden 11 Schichten verifiziert. Die Silex- und Quarzitartefakte aus der Steinzeit- und Bärenhalle beweisen die Nutzung der Höhle als eine paläolithische Station auch im Moustérien. In der Höhle befanden sich u. a. Knochen von Höhlenbär, Höhlenlöwe, Steppenwisent und Rentier.8 Die jüngsten Ausgrabungen in der Tunnelhöhle in den Jahren 1988 und 1989 erbrachten neue Erkenntnisse zum Mittelpaläolithikum in der Steiermark. Die Tunnelhöhle liegt am Osthang des Kugelsteins bei Deutschfeistritz und geht rund 30 m tief in den Berg hinein. Die ausgegrabenen Artefakte, u. a. eine Pseudolevallois-Spitze, eine Tayac-Spitze und atypische Stichel und Kratzer, ermöglichen eine Datierung in das letzte Interglazial.9 Drei kurze Grabungskampagnen in der Vorhöhle der Lurgrotte in Peggau in den Jahren 1997 bis 1999 legten eine bis zu etwa 52.000 Jahre alte Feuerstelle frei, mit der 15 Quarzartefakte verbunden werden konnten. Somit scheint die Lurgrotte eine weitere Station der Neandertaler im Voralpengebiet der Steiermark zu sein.10

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die Repolusthöhle im Badlgraben bei Peggau11 Von Daniel Modl und Michael Brandl Im Jahr 1910 entdeckte der Bergmann Anton Repolust an der Nordseite des Badlgrabens nahe Peggau eine Höhle, die in der Folge nach ihm benannt wurde und die ältesten vom Menschen hergestellten Gegenstände in der Steiermark bergen sollte. Dabei handelt es sich um Steinartefakte aus der mittleren Altsteinzeit, die vom Neandertaler stammen, der als Jäger die tierreichen Seitengräben und ­Becken des mittleren Murtals durchstreifte und die Repo­ lusthöhle, neben anderen Höhlen, als tempo­ räre Rast- bzw. Wohnstätte nutzte. Der Eingang der Repolusthöhle liegt heute ungefähr 120 m über dem Niveau des Murtals. An den Eingang mit zwei Tagöffnungen, die voneinander durch einen massiven Felspfeiler getrennt sind, schließt ein ca. 30 m langer tunnelartiger Gang mit einer durchschnittlichen Breite und Höhe von 3–4 m an. An dessen Ende befindet sich ein 9,5 m tiefer Schacht, der heute wieder mit Sediment verfüllt ist.

Eingangsbereich der Repolusthöhle, 2010

Zwischen September 1948 und Jänner 1949 und noch einmal im August 1950 führte die Paläontologin Maria Mottl im Auftrag des Joanneums erste systematische Ausgrabungen ­ in der Repolusthöhle durch. Dabei wurden die Sedimentablagerungen im Gang, die ursprünglich knapp bis unter die Höhlendecke reichten, fast vollständig abgetragen. Es gelang Mottl innerhalb zweier Sedimentschichten ehemalige Feuerstellen in Form von Holzkohleanhäufungen nachzuweisen und neben mehreren tausend Säugetierknochen auch fast 1.700 Steingeräte zu bergen. Weitere Grabungsarbeiten wurden für das Joanneum durch den Höhlenforscher Hermann Bock im Oktober 1954 in Angriff genommen. Im Zuge dieser Untersuchungen, die bis Juli 1955 dauern sollten, wurde eine kleine Seitennische untersucht und der Schacht am Ende des Hauptgangs bis zum Felsboden in 9,5 m Tiefe komplett ausgeräumt. Dabei wurden in

Foto: UMJ, Daniel Modl

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Blick in den Horizon­ talgang der Repolust­ höhle, 2010 Foto: UMJ, Daniel Modl

Blick auf den Grund des Schachts der Repolusthöhle, Foto: UMJ, MMS 1955

verschiedenen Schichten aus Lehm, Sand und Felsschutt zahlreiche vollständig erhaltene Tierknochen und weitere Steinartefakte entdeckt. Den Schlusspunkt der archäologischen Untersuchung der Repolusthöhle bildete eine dreitägige Grabungskampagne der Abteilung

Archäologie & Münzkabinett am Joanneum im November 2010 im hinteren Schachtbereich der Höhle. Dabei wurden durch die Verfasser in einer Seitennische der Höhle ein von den bisherigen Grabungen unberührt gebliebener Sedimentblock mit fossilführenden Schichten und ein Sedimentrest auf einer kleinen Sinterplatte untersucht. Obwohl diese Nachforschungen nur mit geringen Bodeneingriffen verbunden waren, gelang es, vier Quarzartefakte und weitere Tierknochen zu bergen. Im Fall der Repolusthöhle sind zwei Fundschichten von Interesse, die den Hauptgang der Höhle auf seiner gesamten Länge ausfüllten und zusammen den Großteil des Fundmaterials der Höhle bargen. Diese sind in stratigraphischer Reihenfolge von oben nach unten der „graue Sand“ und die bis zu zwei Meter mächtige „rostbraune Phosphaterde“. Diese beiden Schichten müssen getrennt von den Sediment­ ablagerungen im 9,5 m tiefen Schacht gesehen werden. Die aus den Höhlensedimenten geborgenen Knochen stammen von Tieren, die einerseits in der Höhle überwinterten und verendeten und

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Nachgrabung in einer Seitennische der Repolusthöhle, Foto: UMJ, Daniel Modl 2010

andererseits als Jagdbeute von Raubtieren oder Menschen in die Höhle gebracht wurden. Die Zusammensetzung der Tierknochen aus den beiden Hauptfundschichten des Ganges weist dabei deutliche Unterschiede auf. Während im grauen Sand die Reste von Steinböcken überwiegen, dominieren in der rostbraunen Phosphaterde die Knochen von Höhlenbären, dicht gefolgt von Steinbock und Murmeltier. Des weiteren sind in beiden Schichten Höhlenlöwe, Wolf, Fuchs, Marder, Dachs, Hamster, Hirsch, Gämse oder Rind/ Bison vertreten, wobei in der rostbraunen Phosphaterde auch einige wenige Belege für den ausgestorbenen Riesenhirsch sowie den heute noch in Asien beheimateten Rotwolf existieren. Komplettiert wird das Faunenspektrum der Repolusthöhle durch die Tierreste aus dem Schacht, bei denen, neben Höhlenlöwe, Wildschwein und Rothirsch, vor allem eine alter­t ümliche Höhlenbärenart, der so genannte

Schichtenprofil der Repolusthöhle aus dem Jahr 1955 mit den beiden Hauptfundschichten im Gang (grauer Sand und rostbraune Phosphaterde) sowie dem Grundriss der Höhle nach Heinrich Kusch Grafik: UMJ, Daniel Modl

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Schädel von Höhlenlöwe (links) und Deningerbär/Höhlenbär (rechts) sowie das Gehörn eines Steinbocks (Mitte) aus Foto: UMJ, Daniel Modl der Repolusthöhle

Deningerbär (Ursus deningeroides), überwiegt. Für den Schacht sind weiters Rind/Bison, Steinbock, Panther, Wildkatze, Wolf, Fuchs, Marder, Biber, Hase, Murmeltier und sogar Stachelschwein nachgewiesen. Letztere kommen heute noch in Südeuropa, Nordafrika und Asien vor und sprechen für die Einstufung von Teilen der Schachtfauna in eine ausgesprochene Warmphase. Anhand von Uran/Thorium-Datierungen an Höhlenbärenknochen dürften die Tierreste im Schacht ein Alter von ca. 230.000 bis 50.000 Jahren besitzen und umfassen damit zeitlich die letzten beiden Eiszeiten des Riss und Würm sowie die dazwischen liegende Warmzeit des Eem. Die Hauptfundschichten im Gang scheinen dagegen wesentlich jünger zu sein und datieren in die Würm-Kaltzeit. Paläontologische Untersuchungen sowie weitere Uran/Thorium- bzw. Radiokarbon-Datierungen stellen einen Großteil der Tierreste in der rostbraunen Phosphaterde in das frühe Jungpleistozän, also

in den Zeitraum zwischen 85.000 bis 50.000 Jahren vor heute, während die Fauna des grauen Sandes ein Alter von 45.000 bis 25.000 Jahren aufweisen dürfte. Unter den Tierknochen sind mit einem durchbohrten Schneidezahn eines Wolfs und einem dreieckigen Langknochenfragment, welches an einer Kante ebenfalls ein Loch aufweist, zwei Objekte besonders hervorzuheben. Während die Herstellung und Funktion des durchlochten Langknochenfragmentes unklar ist, lassen die Arbeits- und Gebrauchsspuren am Wolfszahn eine klarere Interpretation zu. Dieser wurde an seiner Wurzel von beiden Seiten her mit der Spitze eines Steingeräts durchbohrt. Dass der Wolfszahn längere Zeit an einer Schnur getragen wurde, beweisen nicht nur einseitige Abnutzungsspuren im Bohrloch, sondern auch die Politur auf der gekrümmten Seite, die vom Scheuern auf der Haut oder der Fellbekleidung herrühren dürfte. Obwohl

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Ausgewählte Kerne (oben) und kantenretuschierte Werk­ zeuge aus Hornstein und Quarz (Mitte) sowie der durchbohrte Wolfszahn und das durchlochte Langkno­ chenfragment (unten) aus der Repolusthöhle Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

der Wolfszahn aus der rostbraunen Phosphaterde stammt, wird seine Datierung kontrovers diskutiert, da so gut wie kaum neandertalerzeitliche Vergleichsstücke existieren. Dennoch kann er – unabhängig davon, ob er nun dem Neandertaler oder erst dem modernen Menschen zuzuschreiben ist – als einer der frühesten Belege für den Gebrauch von „Schmuck“ in Mitteleuropa gelten. Mit einem Bestand von fast 1.700 Quarzund Hornsteinobjekten gehört die Repolusthöhle zu den wichtigsten altsteinzeitlichen Höhlenfundplätzen des Ostalpenraumes. Das Inventar ist auf die beiden Fundschichten im Gang, den grauen Sand und die rostbraune Phosphaterde, ungleichmäßig verteilt und setzt sich im Wesentlichen aus Abschlägen und so genannten Manuporten zusammen. Dabei handelt es sich um Steine, die keine eindeutige

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menschliche Bearbeitung aufweisen, aber vor Ort nicht natürlich anzutreffen sind und daher vom Menschen eingebracht wurden. Kerne und kantenretuschierte Werkzeuge stellen nur einen untergeordneten Teil des Gesamtinventars dar. Zur Herstellung der Abschläge wurden verschiedene Abbautechniken genutzt, wobei die Abschläge durch Anwendung des harten, direkten Schlages, das heißt durch Schlagsteine, vom knollenförmigen Ausgangsstück, dem Kern, gelöst wurden. Die bevorzugte Herstellung von Abschlägen, wie auch die hohe Anzahl bestimmter Werkzeugtypen spricht dafür, die Steingeräte, entsprechend den bekannten naturwissenschaftlichen Datierungen (85.000 bis 40.000 vor heute) zeitlich in eine spätere Phase des Mittelpaläolithikums einzuordnen. Bei den Quarzen, die im Schacht gefunden wurden, dürfte es sich um Artefakte handeln, die zu einem späteren Zeitpunkt durch natürliche oder von Tieren verursachte Sedimentbewegungen dorthin gelangten. Als Rohmaterial für die Herstellung der Steingeräte verwendeten die in der Repolust­ höhle lagernden Neandertaler neben dem hochwertigen Hornstein auch feinkristalline Quarze. Letztere konnten auf Schotterbänken der nahegelegenen Mur in Form von rundlichen Flussgeschieben aufgesammelt werden. Die Herkunft des hellgrauen bis dunkelbraunen Hornsteins blieb dagegen lange Zeit ein Rätsel. Durch jüngst durchgeführte mineralogische und geochemische Untersuchungen gelang es jedoch, das Vorkommen dieser Hornsteine im 11 km Luftlinie entfernten Reiner Becken, nahe dem heutigen Stift Rein, zu lokalisieren. Beim Reiner Hornstein handelt es sich um einen verkieselten Süßwasserkalk, der dort in Form von mehreren Zentimeter starken Platten und unregelmäßig geformten Knollen vorkommt, wobei die Bewohner der Repo­ lusthöhle ausschließlich den knollenförmigen Hornstein verwendeten.

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Jungpaläolithikum (35.000–12.000 Jahre vor heute) Das Jungpaläolithikum wird mit der Einwanderung des modernen Menschen nach Europa im zweiten Teil der letzten Eiszeit vor rund 40.000 Jahren verbunden. Große Teile Mitteleuropas waren mit Steppe bedeckt, auf der sich größere Tierherden bewegten. Trotz der schwierigen Klimaverhältnisse mit großen Temperaturschwankungen und wenig Niederschlag bot die Natur genügend Nahrungsquellen für die menschliche Besiedlung. Für das Überleben in solchen Verhältnissen waren Innovationen von größter Bedeutung. Die Steinwerkzeuge des Moustérien-Technokomplexes des mittleren Paläolithikums werden durch den sog. Aurignacien-Technokomplex ersetzt. Typisch für diese Stein­ industrie war die Herstellung von Klingen und Lamellen, die dann mit der Bearbeitung der Kanten (sog. Retuschieren) in Werkzeuge wie Kratzer, Stichel, Bohrer und retuschierte Klingen umgearbeitet wurden. Mit den neuen Techniken wurden die Steinkerne besser genutzt und eine größere Variabilität bei den Werkzeugen geschaffen. Anhand der großen Variabilität von Werkzeugtypen, zusammen mit der statistischen Auswertung der Funde aus verschiedenen Fundstellen, konnten in Europa mehrere Technokomplexe des Jungpaläolithikums festgestellt werden, die nach typischen Fundstellen benannt wurden. Dem ältesten Technokomplex, dem Aurignacien (vor 35.000 bis 29.000 Jahren), folgten Gravettien (vor 28.000 bis 21.000 Jahren) und Magdalénien (vor 18.000 bis 12.000 Jahren), die in regionalen Varianten unterschiedlich benannt werden (z.B. Pavlovien, Solutréen, Hamburger-Kultur). Die Entwicklung der Herstellungstechnik von Steinwerkzeugen im Jungpaläolithikum zeigte sich in einer Verkleinerung = Mikrolithisierung der

Steinwerkzeuge. Aus den kleinen Steinlamellen wurden mit einer Schäftung Messer, Pfeilspitzen oder Speerspitzen hergestellt. Eine weitere Neuerung der Jungsteinzeit war der Einsatz von Knochenspitzen, den sog. Lautscher Spitzen, die nach dem mährischen Dorf Lautsch, dem heutigen Mladeč in Tschechien, benannt wurden. Die Spitzen wurden aus Geweih oder Knochen hergestellt und mit Birkenpech an einem hölzernen Schaft befestigt. Einige von ihnen tragen auch Verzierungen und manchmal war unten ein Loch herausgearbeitet, um die Spitze zu befestigen. Sie dienten als Speere oder Lanzen, die bei der Jagd verwendet wurden. Diese Knochenspitzen wurden in Fundstellen von Nordspanien und Südwestfrankreich über Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien bis nach Südpolen gefunden. Zu den bekanntesten Fundstellen in Österreich zählt die Große Badlhöhle bei Peggau in der Steiermark, wo bereits im Jahr 1837 durch Ferdinand Freiherrn von Thinnfeld und Hofrat Wilhelm Ritter von Haidinger eine Knochenspitze mit massiver Basis entdeckt wurde. Nicht weit von der Steiermark, in Slowenien, liegt die europaweit bekannte Fundstelle Potočka zijalka, eine Höhle, in der neben Steinwerkzeugen 134 Knochenspitzen, eine Nähnadel und eine Knochenf löte ausgegraben wurden. Die Jagd von Rentieren und Pferden in der offenen Steppe stellte die Menschen vor eine weitere Herausforderung. Da es kaum Möglichkeiten gab, sich den Tieren unentdeckt zu nähern, mussten die Jagdwaffen eine größere Wurfweite und eine höhere Durchschlagskraft erreichen. Zu diesem Zweck entwickelten die Bewohner Europas im Magdalénien Speerschleudern. Es handelt sich um ein Holz- oder Knochenstück mit hakenförmigem Ende zum

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Fixieren des Speeres, mit dem die Waffe geworfen werden konnte. Einige Speerschleudern waren auch mit Tiermotiven verziert. Durch die natürlichen Gegebenheiten waren die Menschen jener Epoche auf Freilandsiedlungen angewiesen. Es gibt erste Hinweise, dass die damaligen Menschen dauerhafte Siedlungen und temporäre Jagdlager an den Hauptbewegungsrouten der Jagdbeute errichteten. Einige Fundstellen, etwa Dolní Věstonice in Mähren, bieten einen Einblick in die Siedlungsorganisation. In einem Lager befanden sich mehrere Wohnobjekte in unterschiedlichen Formen, die um eine Feuerstelle angelegt waren. Es handelte sich wahrscheinlich um teilweise eingetiefte Zelte aus Holzstangen oder Knochenkonstruktion, überdeckt mit Zweigen, Rinden oder Fellen. Innerhalb eines Lagers konnten unterschiedliche Arbeitsund Abfallzonen identifiziert werden. Auch die Höhlen wurden weiterhin besucht und dienten wahrscheinlich als saisonale Jagdlager. Aus der Steiermark sind keine Knochen der Menschen aus dem Jungpaläolithikum bekannt. Auf die Bestattungen können wir anhand der Fundstellen in Frankreich, Italien, Deutschland oder Tschechien schließen. Aus der ältesten Periode, dem Aurignacien, kennen wir nur einzelne Knochen, eindeutige Bestattungen fehlen fast ganz. Aus dem Freilandfundplatz Krems-Wachtberg in Niederösterreich kennen wir eine Doppelbestattung von zwei Kindern in einem mit Ocker gefärbten Grab, die zusammen mit Schmuckgegenständen begraben wurden. Die Gräber wurden vor rund 30.000 Jahren angelegt. Obwohl die Anfänge des Kunstschaffens auf die Neandertaler zurückgehen, kam es erst mit den modernen Menschen zum Auf blühen der steinzeitlichen Kunst. Die wahrscheinlich bekanntesten Steinzeitkunstwerke sind die bemalten Höhlen in West- und Südeuropa, besonders in Südfrankreich und Spanien, wie

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z. B. Lascaux oder Altamira. Die Wände in den Höhlen und auch im Freiland wurden mit Darstellungen von Tieren und symbolischen Zeichen bemalt oder graviert. Erst im Magdalénien, der letzten Phase des Jungpaläolithikums vor rund 15.000 bis 11.000 Jahren, wurden auch menschliche Figuren in der Höhlenmalerei dargestellt. Die Höhlenmalerei war nicht einheitlich, sondern durchlebte eine stilistische Änderung bis zu ihrem Höhepunkt im Magdalénien, wo sogar eine räumliche Wiedergabe der Tiere mit dem Einbeziehen der natürlichen Konturen der Höhle geschaffen wurde. Auch in den steirischen Höhlen sind viele Ritzzeichnungen zu finden, die jedoch aus dem Mittelalter oder der Neuzeit stammen. Neben der Höhlenmalerei entstand auch die älteste figürliche Kunst. Aus Elfenbein oder Knochen schnitzten die modernen Menschen schon seit dem Aurignacien kleine Tierfigürchen, die über weite Teile Europas verbreitet waren. Zu den beliebtesten Darstellungen gehören u. a. Mammuts, Wisente, Höhlenbären und Höhlenlöwen. Etwas Besonderes ist die ungefähr 30 cm hohe Plastik eines Löwenmenschen aus der Hohlstein-Stadel-Höhle in Süddeutschland. In dieser Statuette spiegeln sich vielleicht die Glaubensdarstellungen der frühen modernen Menschen in Europa wider. Im Gravettien breiteten sich über ganz Europa die sog. Venusfiguren aus. Aus Kalkstein oder Elfenbein wurden kleine Figuren von nackten Frauen mit ausgeprägten Geschlechtsmerkmalen und ohne spezifische Gesichtzüge geschnitzt. Sehr selten wurden solche Figuren auch aus Ton gebrannt, wie zum Beispiel in Dolní Věstonice in Mähren. Die Deutung als Fruchtbarkeitssymbol scheint nahe zu liegen. Die bekannteste Figur ist die rund 25.000 Jahre alte, 11 cm hohe Venus aus Willendorf in Niederösterreich, die aus Kalkstein hergestellt und ursprünglich mit rotem Ocker bemalt war.

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Lautscher-Spitze aus der Großen Badlhöhle Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Während aus dem Mittelpaläolithikum nur vereinzelte Schmuckobjekte bekannt sind, wie z. B. der Wolfszahn aus der Repolusthöhle (siehe oben), werden in den jungpaläolithischen Fundstellen reichlich Schmuckobjekte gefunden. Dafür verwendeten die Menschen Muscheln, Knochen, Zähne oder Schneckenhäuschen, die sie durch Schnitzen, Ritzen, Bohren und Schleifen zu kleinen Anhängern formten. Eine besondere Rolle im Alltag spielte wahrscheinlich auch die Musik. Aus dem Jungpaläolithikum sind nämlich auch Knochenf löten bekannt, die aus Rentier- oder Vogelknochen angefertigt wurden. Mit Musikinstrumenten wurden vielleicht unterschiedliche Rituale begleitet.

Viele Höhlen in der Steiermark, die von Neandertalern aufgesucht und als Unterkunft genutzt wurden, waren auch für die modernen Menschen im Jungpaläolithikum ein Zuf luchtsort auf der Suche nach Jagdbeute. Aus dem Beginn des Jungpaläolithikums, dem Aurignacien, stammen Funde u. a. aus der Drachenhöhle bei Mixnitz, der Großen Badlhöhle und dem Lieglloch bei Tauplitz. Die schon erwähnte Große Badlhöhle bei Peggau liegt im Badlgraben in Richtung Semriach, nicht weit von der Repolusthöhle. Nach den Neandertalern besuchten auch die modernen Menschen diese Höhle. Mit rund 850 m Ganglänge gehört sie zu den größten Höhlen der Steiermark. Spuren des Menschen wurden in den ersten Hallen nach dem Eingang, der Steinzeit- und der Bärenhalle, entdeckt. Bekannt ist die Höhle wegen der Lautscher-Spitze, die ins Aurignacien datiert wird. Sie hat eine Länge von 24 cm und endet mit einer massiven Basis. Neben den Knochenspitzen und Zahnklingen sind auch Quarzitartefakte bekannt, wie Klingen und Bohrer, die die Anwesenheit des Menschen bestätigen.12 Auch für die bereits genannte Drachenhöhle bei Mixnitz belegen die Quarzit- und Hornsteingeräte, wie Schaber und Klingen, und ein Teil einer Lautscher-Spitze eine Nutzung im Aurignacien. Die Funde wurden im Inneren der Höhle, beim zweiten Versturz, rund 300 m vom Eingang entdeckt. Auf einer Fläche von 10 mal 5 m konnten zwei Kulturschichten identifiziert werden. Die Steinartefakte wurden zusammen mit den Knochen von Höhlenbär, Braunbär, Höhlenlöwe und Steinbock aufgefunden.13 Über die paläolithische Besiedlung des Ennstals konnten durch die Erforschung des Liegllochs bei Tauplitz Erkenntnisse gewonnen werden. Das Lieglloch liegt am Fuße der Berg-

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Eingang ins Lieglloch Foto: UMJ, Katharina Krenn

Bärenzähne aus dem Lieglloch Foto: UMJ, Daniel Modl

wand des Krahsteins oberhalb von Tauplitz und ist rund 100 m lang. Die paläolithische Nutzung der Höhle bestätigten die Untersuchungen zwischen den 1930er- und 1940er-Jahren. Bei diesen Grabungen wurden zwei kreisrunde Feuerstellen entdeckt, in denen Fichtenholz verbrannt wurde. In den umliegenden Schichten befanden sich auch Stein- und Knochengeräte, wie z. B. Klingen und Klingenschaber, eine LautscherSpitze und bearbeitete Bärenzähne, die ins Aurignacien datiert werden können. Noch immer nicht endgültig entschieden ist die Diskussion, ob es sich bei den Bärenzähnen und Zahnklin-

gen um Werkzeuge oder um natürlich abgenutzte Bärenzähne handelt. In den Schichten waren Knochenreste von der typischen eiszeitlichen Fauna, u. a. vom Höhlenbär, Hirsch, Wolf, Steinbock, Murmeltier und Schneemaus, vorhanden. Das Liegl­ loch scheint ein 30.000 Jahre altes saisonales Lager oder eine Jagdstation der Menschen aus der letzten Eiszeit gewesen zu sein.14 Aus dem Gravettien (28.000 bis 21.000 Jahre vor heute) kennen wir bislang in der Steiermark keine Fundkomplexe. Erst im Magdalénien, vor rund 18.000 Jahren, wurden weitere steirische Höhlen von Menschen besucht, aber

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auch viele wieder genutzt, die schon in den vorherigen Perioden bekannt gewesen waren. Eine der Höhlen, die auch eine Nutzung im Magdalénien aufweist, ist die schon genannte Tunnelhöhle, die am Osthang des Kugelsteins insgesamt 31 m in den Berg hinein verläuft. Nach dem Eingang führt der Weg durch einen geräumigen Gang in eine größere Halle, die in einem niedrigen Raum endet, in dem sich ein Schacht befand. Die Grabungen von Maria Mottl in den Jahren 1948/49 und 1951/52 und die Sondierungen in den Jahren 1988 bis 1990 lassen die Identifizierung von fünf Schichtkomplexen zu. Einige Quarzit- und Hornsteinartefakte stammen aus den eiszeitlichen Ablagerungen, die Mikrolithen wurden in einer sekundären Lage gefunden. Die Paläofauna der Höhle besteht aus den Knochen von Höhlenbär, Steppenwisent, Rentier und Rothirsch.15 Obwohl gut untersucht, ist die Besiedlung der ebenfalls am Osthang des Kugelsteins gelegenen Tropfsteinhöhle im Paläolithikum noch nicht ganz klar. Die in den Jahren 1931, 1948/49, 1951/52, 1958–60 und 1986–87 durch­geführten Sondierungen und Grabungen haben 25 Schichten bestätigt. In einer der untersten Schichten (Nr. 24) wurde ein Artefakt aus Quarzit entdeckt, das eine Datierung der Schicht in das Paläolithikum erlaubt, ohne jedoch einen Anhaltspunkt für eine genauere Zeitstellung zu geben. Die Paläofauna deutet auf die Datierung des Artefakts in das Moustérien. Zur Paläofauna gehören in der Höhle u. a. die Knochen von Höhlenbär, Riesenhirsch, Urrind, Steppenwisent, Höhlenlöwe, Mammut, Stachelschwein und sogar einer Hundsaffenart. Die Radiokarbondaten mit Werten von 17.900 bis 15.000 Jahre vor heute weisen auf eine mögliche Besiedlung im Magdalénien. Mikrolithe aus Hornstein, die in den oberen Schichten gefunden wurden, lassen auf die Nutzung der Höhle auch im Mesolithikum schließen.16

Im Murtal bei Peggau befindet sich die Steinbockhöhle. Die mehr als 100 m tiefe Höhle hat zwei Eingänge, die nach Westen und Nordwesten zeigen. Bei der Grabung von Maria Mottl im Juli 1949 wurde in einer sandigen Schicht eine Schmalklinge gefunden, die einen abgestumpften Rücken hat und somit eine Datierung in das Magdalénien ermöglicht. In dieser Schicht wurden u. a. Tierknochen von Höhlenbär, Steppenwisent, Rothirsch und Rentier entdeckt.17 Im Nord-West-Hang des Zigöllerkogels bei Köf lach liegt das Luegloch. Durch einen 8 m hohen Eingang gelangt man in eine 12 x 13 x 9 m große Halle. Maria Mottl legte einen 13 m langen und 2 m breiten Probegraben an, der eine Tiefe von 2 m erreichte. Bei der Grabung konnten fünf Schichten identifiziert werden, die reich mit Tierknochen, besonders der Kleinsäugerfauna, ausgestattet waren. Im grauen Sand wurde die Präsenz des Menschen mit zwei Zahnklingen, einer Knochenspitze und zwei Steingeräten aus rotem Jaspis, einer Hohlkehlklinge und einer Kerbklinge, belegt. Die Klingen und die Knochenspitze wurden in das Magdalénien datiert. Aus dieser Schicht stammen u. a. Knochen von Höhlenbär, Wolf, Fuchs, Baummarder, Rentier und Rothirsch.18 Anders als in Niederösterreich, wo die Lösssedimente die Erhaltung von Freilandsiedlungen der paläolithischen Jäger und Sammler ermöglichten, wurden solche Siedlungstypen in der Steiermark noch nicht eindeutig identifiziert. Einen Versuch, Freilandstationen in der Steiermark zu finden, unternahm im Jahr 1993 Gerald Fuchs. Durch systematische Begehungen und Aufsammlungen von Oberf lächenfunden konnte er einige potenzielle paläolithische Fundstellen identifizieren. Die überzeugendsten Funde lieferte die Fundstelle Tesserriegel im Osten des Bezirks Leibnitz, wo auf einer Fläche von rund 3 ha ein Geröllgerät und mehrere Abschläge gefun-

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den wurden. Die mögliche paläolithische Freilandstation befand sich wahrscheinlich auf einer f lachen Hügelkuppe und den anschließenden Hängen.19 Weitere Einzelfunde im Freiland, wie ein Chopper vom nahe gelegenen Blöslberg,20 lassen auf weitere Freilandstationen in der Steiermark schließen. 2013 wurde eine gesicherte

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jungpaläolithische Freilandstation am Kaiserriegel, einer Hochterrasse südlich der Schwarzen Sulm, entdeckt.21 Es handelt sich aufgrund der relativ hohen Anzahl von Kielsticheln wohl um ein spätaurignacienzeitliches Fundinventar; ein Großteil der Steinartefakte besteht aus Knollenhornstein aus dem Reiner Becken.

Spätpaläolithikum (10.000–8.000 vor heute) und Mesolithikum (8.000–6.000 vor heute) Vor ungefähr 12.000 Jahren begann die Nacheiszeit, das so genannte Holozän. Das Klima änderte sich erneut und damit auch die Flora und Fauna. Die Temperaturen waren den heutigen ähnlich. Die Steppe wurde von Misch­ wäldern verdrängt. Die Rentiere und Wild­ Portal der Zigeunerhöhle bei Gratkorn Foto: UMJ, Daniel Modl

pferde wurden von Rothirsch, Reh und Wildschwein abgelöst. Es breiteten sich Braunbären, Luchse und Wölfe aus. Die Bewohner Europas passten sich den neuen Umweltbedingungen an. Öfters werden Freilandsiedlungen errichtet und seltener die

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Hirschhornspross mit Ritzverzierungen aus der Zigeunerhöhle bei Gratkorn Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Höhlen besucht. Der Bogen wurde in großem Umfang verwendet, was aus der verbreiteten Herstellung von dreieckigen und rhombischen Mikrolithen für eine Verwendung als Pfeilspitzen geschlossen werden kann. Die Jäger mussten sich nämlich auf die Jagd auf kleine Tierrudel im Wald anpassen, was auch zu Erfindung des Bogens führte. Die Pfeilspitzen aus Stein wurden auf einem Holzschaft wahrscheinlich mit Birkenpech befestigt. Typisch für diese Periode sind auch Knochenharpunen und Angelhaken, die für den Fischfang genutzt wurden. Das Sammeln von Wildfrüchten und Pf lanzen scheint an Bedeutung zu gewinnen. Die Zigeunerhöhle bei Gratkorn ist eine österreichweit bekannte spätpaläolithische Fundstelle. Sie ist ein hochgewölbter Raum mit breitem Vordach, der nicht nur für die Menschen am Ende der Eiszeit, sondern auch in der Hallstatt- und Römerzeit ein Zuf luchtsort war. Im Jahr 1917 führten der Geologe Wilfried Teppner und der Archäologe Walter Schmid in der Höhle eine kleine Grabung durch. Die wichtigsten Funde aus der Grabung waren Stein- und Knochenobjekte, die 10.000 bis 12.000 Jahre alt sind. Aus der Höhle stammen neben verschiedenen Steingeräten, wie Klingen, Schabern

und Bohrern, auch bekannte Knochenfunde: drei Knochenspitzen, eine Harpune, ein Haken und ein Hirschhornspross. Das Besondere an dem Hirschspross sind die deutlich erkennbaren Schnittspuren, die sich als Verzierungen herausgestellt haben. Die wechselständigen Kerb­reihen, die Parallelen im skandinavischen Raum aufweisen, lassen jedoch nur eine vage Interpretation der Darstellung als eine sich bewegende Schlange zu.22 Dem Spätpaläolithikum folgte das Mesolithikum, das vor ungefähr 10.000 Jahren begann, und bis zur Ausbreitung der sesshaften Ackerbauern und Viehzüchter in Europa im 6. Jahrtausend v. Chr. ( Jungsteinzeit = Neolithikum) dauerte. Die letzten Jäger und Sammler schlossen sich auch zu größeren Gruppen zusammen und lebten über längere Zeit – es ist von mehreren Monaten auszugehen – in größeren Freilandsiedlungen. Höhlen wurden viel seltener aufgesucht. In der Herstellung von Steingeräten ist es zu einer weiteren Mikrolithisierung gekommen. Die Steinwerkzeuge wurden immer kleiner und hatten eine geometrische Form (meistens Dreiecke oder Trapeze). Zu diesem Zeitabschnitt sind in Österreich nur wenige Fundstellen bekannt, wie z. B. Bisamberg und Limberg in Niederösterreich.

Mele / Paläolithikum und Mesolithikum

In der Steiermark deuten einzelne Steinartefakte und Knochenobjekte aus den Höhlen, wie z. B. aus der Drachenhöhle bei Mixnitz, der Repolusthöhle bei Peggau oder der Tropfsteinhöhle, auf eine mögliche Datierung ins

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Mesolithikum, jedoch stammen sie aus keinem intakten, naturwissenschaftlich unterstützten Befund, der eine klare Aussage über die Besiedlung der Steiermark zu dieser Zeit ermöglichen würde.

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Allgemeine Literatur zum Paläolithikum in Österreich und den Nachbarregionen: Rau, Eiszeit. – Brodar, Stara kamena doba v Sloveniji. – Nielsen, Zentralschweiz. – Probst, Deutschland in der Steinzeit. – Steiner/Einwögerer, Mammut, Mensch & Co. – Urban, Urgeschichte Österreichs 17–60. Rabeder/Nagel, Höhlenbär. Tattersal, Neandertaler. Gaspari/Erič, Ljubljansko Barje 186–192. Brodar, Kultura iz jame Divje babe 9–57. – Turk, Mousterienska „koščena piščal“. – Turk, Divje Babe I. Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales. – Fuchs, Höhlenfundplätze Peggau-Deutschfeistritz. – Modrijan, Höhlen als Wohnstätten 61–86. – Mottl, Pleistozäne Säugetierfaunen 159–179. KG Mixnitz, OG Pernegg an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Österr. Höhlenkataster: 2839/1. – Literatur: Abel/Kyrle, Drachenhöhle bei Mixnitz. – Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 250–258. KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/17. – Literatur: Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 180–183. – Mottl, Erforschung der Höhlen 14–19. KG und MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2784/2. – Literatur: Fuchs/ Ringer, Tunnelhöhle. KG und MG Semriach, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2836/1. – Literatur: Fladerer/Einwögerer, Fundplatz „Lurgrotte-Vorhöhle“ 61–96. – Kusch/Spötl, KG Semriach 476–479. KG Mauritzen, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster: 2837/1. – Literatur: Mottl, Repolust-Höhle 1–78. – Mottl/ Murban, Neue Grabungen Repolusthöhle 77–87. – Rabeder/Temmel, Repolusthöhle 328–334. – Fuchs/Fürnholzer, Repolusthöhle 143–172. – Brandl/Hauzenberger, Fundrevision der Repolusthöhle 51–65. – Modl, Ausstellungsprojekt „Zeitenanfang“ 15–18. – Modl/Brandl, Abriss der Erforschungsgeschichte der Repolusthöhle

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28–97. – Schmid/Nigst, Steinartefakte der Repolusthöhle 98–164. – Derndarsky, Use-wear Analysis Repolust Cave 166–175. – Modl/Pacher, Pseudoartefakte aus der Repolusthöhle 176–211. – Pacher, Eiszeitliche Tierwelt der Repolusthöhle 238–254. – Brandl/Hauzenberger, Hornstein im Becken von Rein 257–261 u. 265–271. – Modl/ Brandl, Forschungen im Becken von Rein 299f. Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 180–183. – Mottl, Erforschung der Höhlen 14–19. Abel/Kyrle, Drachenhöhle bei Mixnitz. – Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 250–258. KG Tauplitz, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. – Österr. Höhlenkataster 1622/1. – Literatur: Mottl, Lieglloch 18–23. – Mottl, Tauplitz, BH Liezen 18. Fuchs/Ringer, Tunnelhöhle. KG und MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster 2784/3. – Literatur: Fuchs, KG Deutschfeistritz 257f. – Fuchs, Höhlenfundplätze Peggau-Deutschfeistritz. KG und OG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster 2836/23. – Literatur: Fuchs, Funde aus steirischen Höhlen 219–222. – Mottl, Peggau, BH Graz Umgebung 18. KG Gradenberg, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Österr. Höhlenkataster: 2782/26. – Literatur: Mottl, Erforschung der Höhlen 42–58. – Mottl, Pleistozäne Säugetierfaunen 177–179. KG Wolfsberg und KG Marchtring, MG Schwarzautal, PB Leibnitz. – Literatur: Fuchs, Paläolithische Fundplätze 55–58. KG Wolfsberg und KG Maggau, MG Schwarzautal, PB Leibnitz. – Literatur: Fuchs, Paläolithische Fundplätze 58–60. KG Oberhart, OG St. Martin im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. – Artner, Semper aliquid novum 33 mit Abb. 8. – Artner, KG Oberhart 338. KG Kirchenviertel, MG Gratkorn, PB Graz-Umgebung. – Österr. Höhlenkataster 2831/15. – Modrijan, Hausberg Gratkorn 5–11. – Modrijan, Höhlen als Wohnstätten. – Pittioni, Zigeunerhöhle 12–24.

Jungsteinzeit und Kupferzeit

Foto Vorderseite: Idolkopf vom Kögelberg Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Georg Tiefengraber

Jungsteinzeit und Kupferzeit

Früh- und Mittelneolithikum (= Jungsteinzeit; 2. Hälfte des 6. Jahrtausends bis um 4.300 v. Chr.) Das Neolithikum, der jüngere Abschnitt der Steinzeit, ist in erster Linie durch die Sesshaftwerdung und damit verbunden mit dem Auf kommen des Ackerbaus und der Viehzucht gekennzeichnet. Im Vergleich mit der davor im Paläo- und Mesolithikum über Jahrtausende erfolgreich praktizierten Lebensweise als Jäger und Sammler bedeutete die nunmehr weitgehend ortsgebundene Sesshaftwerdung eine fundamentale Umstellung nicht nur in der Lebensweise, sondern auch in der Gesellschaftsstruktur, im Handwerk und schließlich wohl auch in religiösen Vorstellungen. Diese Entwicklung vom Jäger und Sammler hin zum Ackerbauern und Viehzüchter stellte einen ausgesprochen komplexen Prozess dar, der weltweit an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten unabhängig voneinander stattfand, wie beispielsweise in China, Afrika oder gar Papua-Neuguinea. Eine besondere Bedeutung kommt diesem Prozess der Sesshaftwerdung jedoch im Bereich des sog. Fruchtbaren Halbmondes, also im Gebiet des heutigen Syrien und des nördlichen Irak, zu, wo er sich in relativ kurzer Zeit im 9. und 8. Jahrtausend v. Chr. nachvollziehen lässt.1 Als grundlegende technologische und handwerkliche Errungenschaften dieser „Neolithisierung“ können – vereinfacht gesagt – das Auf kommen geschliffener Steinwerkzeuge und

-waffen, wie beispielsweise Steinbeile, -äxte und -dechsel, sowie – mit etwas zeitlichem Abstand nach einer Initialphase eines „akeramischen“ (noch keine Keramik verwendenden) Neolithikums – die Herstellung und Verwendung von Keramikgefäßen gewertet werden. Alle diese Entwicklungen traten offenkundig und erwartungsgemäß nicht auf einmal auf, sondern stellten das Ergebnis eines jahrhundertelangen Prozesses dar. So konnten sukzessive die unterschiedlichen Haustiere domestiziert werden, zuerst Ziegen und Schafe, danach das Schwein und das Rind.2 Als älteste kultivierte Getreidesorten können Gerste und Weizen betrachtet werden, die schon im 9. Jahrtausend aus den entsprechenden Wildformen entwickelt wurden. Im Laufe des 8. Jahrtausends erfolgte schließlich die Kultivierung von Hülsenfrüchten, wie beispielsweise von Linsen und Erbsen.3 Offensichtlich stellte diese neuentwickelte Lebensweise in relativ kurzer Zeit eine durchaus erfolgreiche Subsistenzstrategie dar, die sich in Folge sukzessive weiter verbreitete. Bereits im 7. Jahrtausend v. Chr. erfolgte die „Neoli­ thisierung“ von Anatolien, kurz darauf finden sich erste neolithische Kulturgruppen auf dem südosteuropäischen Festland. Die Ausbreitung von Ackerbau und Viehzucht nach Europa erfolgte dabei einerseits über den Landweg und andererseits über die See, was vor allem entlang

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der Küstenstriche des Mittelmeeres erfolgreich war. Das offenkundige Erfolgsmodell dieses „Neolithic package“ verbreitete sich bereits zu Beginn des 6. Jahrtausends über den gesamten Balkan bis in die ungarische Tiefebene, am Ende dieses Jahrtausends ist auch der mitteleuropäische Raum in weiten Teilen als „neolithisiert“ zu betrachten.4 Wie diese „Neoli­ thisierung“ schlussendlich im Detail ablief, ist weiterhin eine kontroversiell und noch nicht abschließend geführte Diskussion, wobei insbesondere die Rolle der mesolithischen Bevölkerungsgruppen bei diesen Prozessen noch nicht klar abschätzbar ist. Hier stellt sich, vereinfacht ausgedrückt, die Frage, ob die mesolithischen Gruppen dieses „Neolithic package“ übernommen und weiterverbreitet haben, oder ob die Verbreitung von Ackerbau und Viehzucht tatsächlich durch sukzessive Bevölkerungsverschiebungen entlang der Wasserläufe und der günstigen Böden (z. B. Löss) nach Norden und Westen getragen wurde. Tatsache ist, dass nicht nur das Gebiet der heutigen Steiermark, sondern Österreich insgesamt von dieser frühen „Neolithisierung“ nur peripher gestreift wurde. Erst mit der ältesten Linearbandkeramik, die noch engste Verwandtschaft mit der vor allem am zentralen Balkan bis in die ungarische Tiefebene verbreiteten Starčevo-Kultur aufweist, werden Ackerbau und Viehzucht sowie die Herstellung von Keramikgefäßen und geschliffenen Steingeräten ab der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. hier greif bar. Zum Forschungsstand des Neolithikums in der Steiermark Das Neolithikum gehört auch weiterhin zu einem der am schlechtesten erforschten Zeitabschnitte in der Urgeschichte der Steiermark, was in erster Linie auf den Mangel an Fundmaterial, aber auch auf das Fehlen der entsprechenden Fundvorlagen zurückzuführen ist.5

Noch 1954 konnte Richard Pittioni im Rahmen seiner Gesamtdarstellung der Urge­ schichte des österreichischen Raumes mit den schon 1872 geborgenen Funden aus Bad Gleichenberg lediglich eine Fundstelle anführen,6 die bereits in das mittlere Neolithikum zu stellen war.7 Selbst Walter Modrijan war es 1973 bei seiner Überblicksarbeit über Die kulturelle und chrono­ logische Einordnung des Neo- und Äneolithikums in der Steiermark mangels eindeutig bestimmbarer Funde nicht möglich, weitere konkrete Nachweise der neolithischen Besiedelung der Steiermark vorzulegen. Allerdings wies Modrijan darauf hin, dass einerseits wohl ein Teil der zahlreichen bekannten Steingeräte − vor allem „polierte Lochbeile“ aus Serpentin − mit einer neolithischen Besiedlung in Verbindung zu bringen wäre, andererseits mussten erneut die altbekannten Gleichenberger Funde als bis dato einziger greif barer Beleg für ein Neolithikum in der Steiermark herangezogen werden.8 Eine umfassende Zusammenstellung sämtlicher bis 1989 bekannter neolithischer und kupferzeitlicher Fundstellen in der Steiermark wird − basierend auf den diesbezüglichen Arbeiten Diether Kramers9 − Jörg Obereder verdankt, wobei zu diesem Zeitpunkt lediglich sechs Fundorte aufgezählt werden konnten, von denen Material bekannt war, das in die Stufe MOG (= Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik) IIb der Lengyel-Kultur gestellt wurde.10 Abgesehen von den schon mehrfach erwähnten, bereits 1872 getätigten Funden aus Bad Gleichenberg in der Oststeiermark,11 war von den anderen angeführten Fundplätzen bis dahin allerdings noch kein Material vorgelegt worden, welches eine Überprüfung der kulturellen Einordnung des primär keramischen Fundgutes erlaubt hätte. Neben Streufunden aus Enzelsdorf bei Graz,12 Wolfsberg im Schwarzautal13 und Glojach bei Feldbach14 lag Obereder zufolge MOG IIb-zeitliches Fundmaterial aus Grabungen des

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Bundesdenkmalamtes auf der Burg Deutschlandsberg15 und aus den jahrelangen Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum auf dem Wildoner Schlossberg16 vor. Gerade das Fehlen einer Vorlage dieses durchwegs stratifizierten Materials aus Wildon machte sich zu diesem Zeitpunkt schmerzlich bemerkbar, gaben doch erste Vorberichte durch Jörg Ober­ eder und Diether Kramer im Jahr 1989 eine grobe Vorstellung, womit im reichen Fundus aus Wildon gerechnet werden durfte.17 So umriss Jörg Obereder in einem kurzen Aufsatz die frühe Kupferzeit am Wildoner Schlossberg, wobei er das keramische Fundmaterial aus der ältesten Siedlungsschicht der bereits kupferzeitlichen Lasinja-Kultur zuordnete. Die Existenz von charakteristischen, z. B. rot-weiß-bemalten Kera­m ikfunden der späten Lengyel-Kultur in dieser Schicht wurde zwar erkannt, jedoch als ein Weiterleben älterer Elemente in jüngerem Kontext verstanden.18 Dieser Auffassung einer Frühphase der „Kanzianiberg-Lasinja-Kultur“, die noch Lengyel-Elemente enthielt, schloss sich 1996 auch Elisabeth Ruttkay an,19 obwohl zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch kein einziger diesbezüglich relevanter Fund vom Wildoner Schlossberg publiziert (und somit überprüf bar) gewesen wäre − eine Vorstellung, die im übrigen erst zehn Jahre später in Frage gestellt wurde. Obwohl durch diese Arbeiten zumindest der Südosten der Steiermark als eindeutig zur Lengyel-Kultur gehörend erkannt war, fanden die einschlägigen Fundstellen bemerkenswerterweise keine Aufnahme in dem grundlegenden, von Eva Lenneis, Christine Neugebauer-Maresch und Elisabeth Ruttkay verfassten Sammelwerk über die Jungsteinzeit im Osten Österreichs.20 Nach einem über 20 Jahre währenden „Stillstand“ in der „steirischen Neolithforschung“ wurden zuletzt im Jahr 2006 gleichzeitig zwei zusammenfassende Überblicksarbeiten über das

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Neolithikum in der Steiermark vorgelegt. So konnte Paul Gleirscher bei seiner kompakten Synthese der neolithischen Entwicklung auf dem Gebiet des heutigen Kärnten und der Steiermark auch für letztere vier Fundstellen anführen, die mittelneolithisches Fundmaterial der Lengyel-Kultur erbracht hatten.21 Abgesehen von den schon 1872 in Bad Gleichenberg getätigten, altbekannten Keramik- und Steingerätefunden, erwähnt Gleirscher weitere Funde dieser Zeitstellung vom „Noiberg“ südlich von Hartberg22 und vom Burgfelsen der Riegersburg.23 Von Bedeutung ist weiters Gleirschers Feststellung, dass einem 1997 von Elisabeth Ruttkay publizierten tönernen Idolkopf vom Kögelberg bei St. Ulrich am Waasen 24 wohl ebenfalls eher eine mittelneolithische Zeitstellung attestiert werden kann, als eine Datierung in den Epi-Lengyel-Horizont bzw. in die schon kupferzeitliche Lasinja-Kultur. In diesem Zusammenhang wies Gleirscher auch schon auf die Wahrscheinlichkeit hin, dass sich hinter dem komplexen Grabungsbefund am Kögelberg eine mehrphasige Siedlung verbirgt, die wohl im Mittelneolithikum ihren Beginn

Idolkopf vom Kögelberg Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

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hatte und bis in die (Furchenstichkeramik führende) Kupferzeit bestand. Ebenfalls im Jahr 2006 wurde durch Georg Tiefengraber ein weiterer Überblick über den Forschungsstand zum Neolithikum in der Steiermark publiziert, wobei zu diesem Zeitpunkt mittlerweile von dreizehn – vorwiegend oststeirischen – Fundstellen entsprechendes

Fundmaterial namhaft gemacht werden konnte.25 Dabei handelte es sich neben den schon erwähnten stratifizierten Funden aus dem „Kranzlgarten“ auf der Riegersburg26 und den Lesefunden vom „Noiberg“ bei St. Magdalena am Lemberg27 u. a. um die Fundorte „Lehenkogel“ bei Magland 28 und den Kapfensteiner Kogel. Wenige Streufunde in dem von Martin

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Lage der früh- und mittelneolithischen Fundstellen in der Steiermark (blau = Frühneolithikum: 1. Bad Glei­ chenberg, 2. Hofstätten, 3. Schiefer; rot = Mittelneo­ lithikum: 1. Enzelsdorf, 2. Riegersburg, 3. Magland „Lehenkogel“, 4. Kapfenstein, 5. Bad Gleichenberg, 6. Glojach, 7. Jagerberg, 8. Wolfsberg im Schwarzautal, 9. Rannersdorf, 10. Hopfau/Noiberg, 11. Wildon, 12. Deutschlandsberg, 13. Weitendorf, 14. Hofstätten, 15. Kleinstübing, 16. Eisbach/Rein, 17. Gratkorn-St. Veit ob Graz/Kanzelkogel, 18. Flamberg/Spiegelkogel, 19. St. Ulrich am Waasen/Kögelberg) Plangrundlage: GIS-Steiermark; Ergänzung: Georg Tiefengraber

Penz vorgelegten, zeitlich jedoch heterogenen Fundus vom Kapfensteiner Kogel waren ebenfalls als mittelneolithisch einzustufen und fügten sich in das aus dem späten Lengyel bekannte Keramikspektrum ein, wobei ein Bestehen dieser mittelneolithischen Siedlung bis in einen kupferzeitlichen Horizont mit furchenstichverzierter Keramik evident war.29

Im Rahmen dieser Zusammenfassung wurde weiters auch ein erster Überblick über das keramische und lithische Fundgut neuer Fundstellen präsentiert. Anhand der charakteristischen Keramikgefäßformen und -verzierungen war es dabei möglich, sämtliche bis dahin bekannten Funde der Lengyel-Kultur (bzw. der „Bemaltkeramik“) zuzuweisen. Die Bearbeitung und Auswertung des umfangreichen Fundkomplexes der Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer) vom Wildoner Schlossberg in den Jahren 2006–2008 durch Christoph Grill und den Verfasser, sowie eine Reihe unerwarteter Neufunde der letzten Jahre ermöglichten es schließlich – unter Einbeziehung der Ergebnisse der durch Großbauvorhaben intensivierten Forschungen in Westungarn, Slowenien und Nordwestkroatien – das gesamte Bild der „Neolithisierung“ des Gebietes der heutigen Steiermark erheblich zu revidieren. Während 2006 auf der Grundlage der vorliegenden Fundmaterialbasis noch davon ausgegangen werden musste, dass eine sporadische Besiedlung dieses Übergangsbereiches von Südostalpenraum und pannonischer Tiefebene erst ab bzw. nach der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. im Mittelneolithikum einsetzte, so lassen sich mittlerweile einzelne Fundstellen anführen, die auch älteres, frühneolithisches Fundmaterial erbrachten.

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Die wichtigste Fundstelle: Der Wildoner Schlossberg im Neolithikum30 Von Georg Tiefengraber Der Schlossberg bei Wildon in der mittleren Steiermark stellt zusammen mit dem Buchkogel einen markanten, in West-Ost-Richtung verlaufenden Höhenzug dar, der das Grazer Feld im Norden vom ausgedehnten Leibnitzer Feld im Süden trennt. Am Nordfuß des 450 m hohen Schlossberges mündet die von Nordwesten her f ließende Kainach in die Mur. Im Bereich der heutigen Marktgemeinde Wildon bildet der markante Kalkfelsen des Schlossberges eine klausenartige Engstelle, die ungefähr 1 km breite Enge wird beiderseits von teils steil abfallenden Hügelzügen f lankiert. In Wildon befand und befindet sich einer der wenigen Übergänge über die Mur, die die West- mit der Oststeiermark verbinden. Durch den heutigen Ort führt die alte Reichsstraße, einst der wichtigste Nord-­SüdVerkehrsweg des Landes. Das heutige Erscheinungsbild des ca. 300 m langen und knapp 80 m breiten Gipfelplateaus des Schlossberges wird von den Ruinen der mittelalterlichen Burgen Alt-Wildon (am westlichen Ende) und Neu-Wildon (am Ost­ ende) sowie dem dazwischen liegenden sog. Turnierplatz mit einer Größe von rund 85 x 30 m geprägt. Diese überlagern ihrerseits teilweise Reste einer älteren karolingisch-ottonischen Burganlage, bei der es sich nach Ausweis der historischen Quellen und der entsprechenden archäologischen Funde mit großer Wahrscheinlichkeit um die vieldiskutierte, 892 erstmals genannte Hengistburg handelt, den Mittelpunkt der Komitatsgrafschaft Hengist. Auf halber Höhe des nördlichen Schlossberghanges sind Reste der beiden kleineren mittelalterlichen Anlagen bzw. Türme Ful und Hengst erhalten. Zahlreiche Siedlungs-

terrassen an den Abhängen des markanten Inselberges dürften aus der Urnenfelderzeit stammen, einer von zahlreichen Perioden, in der der Schlossberg zusammen mit dem Buchkogel zweifelsohne eine zentralörtliche Funktion innehatte. Im Gegensatz zum nahe gelegenen Buchkogel, auf dem bereits 1926 und 1927 durch den damaligen Landesarchäologen Walter Schmid Ausgrabungen durchgeführt worden waren, setzten gezielte Feldforschungen am Schlossberg erst im Jahr 1985 ein. Im Zuge von Ausgrabungen durch das Landesmuseum Joanneum unter der Leitung von Diether Kramer wurden von 1985 bis 1988 an insgesamt vier ausgesuchten Stellen am Gipfelplateau Schnitte (1–4) angelegt. Je ein Schnitt befand sich im Osten bzw. Westen des „Turnierplatzes“ und zwei kleinere im unmittelbaren Bereich der Ruine Alt-Wildon. Als besonders wichtig erwies sich schließlich aber Schnitt 3 am Ostende des „Turnierplatzes“, wo zwar die jüngeren Schichten bei der Anlage des Platzes im 16. oder 17. Jh. abgetragen worden waren, jedoch die urnenfelderzeitlichen sowie alle älteren Schichten zur Gänze intakt geblieben waren und sich in eine Tiefe von fast 4 m verfolgen ließen. Dieses überraschend gut erhaltene und trotz der jüngeren Überprägungen mächtige und ausgesprochen fundreiche Schichtenpaket stellt nicht nur eine der bemerkenswertesten Stratigraphien der Steiermark, sondern sicher des gesamten Südostalpenraumes dar und erinnert in seinem Auf bau an die komplexen Schichtenabfolgen zahlreicher balkanischer „Tell-Siedlungen“. Erste und mitunter langjährige Versuche, den umfangreichen Fundkomplex (über 400

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Buchkogel (links), Rasen­ tal und Wildoner Schloss­ berg (rechts) Foto: Verein Kulturpark Hengist, Christoph Gutjahr

Wildoner Schlossberg über dem Markt Wildon Foto: Verein Kulturpark Hengist, Christoph Gutjahr

Euroboxen mit vorwiegend Keramik-, Tierknochen- und Steingerätefunden) aufzuarbeiten, blieben erfolglos, kurze Vorberichte von Diether Kramer und Jörg Obereder aus dem Jahr 1989 stellten lange Zeit die einzige verwertbare Quelle über die überregional wichtigen Funde und Befunde dar. Erst in den Jahren 2007 bis 2008 war es schließlich möglich, im Rahmen eines vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF finanzierten interdisziplinä-

ren Forschungsprojektes unter der Leitung von Diether Kramer eine breit angelegte kontextbezogene Fund- und Befundanalyse durch den Verfasser und Christoph Grill durchzuführen, die einerseits die Ergebnisse der Vorberichte erheblich zu revidieren vermochte und andererseits insbesondere die neolithische Besiedlung des Schlossberges in ein gänzlich anderes Bild zu rücken imstande war. Die abschließende Publikation dieser Untersuchungen ist in Vorbereitung, in gebotener Kürze dürfen

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Grabung in Schnitt 3 am Wildoner Schlossberg Foto: UMJ

an dieser Stelle jedoch ausgewählte Ergebnisse vorgelegt werden: Die bis zu 4 m mächtige Stratigraphie in dem 21 m langen und 3 m breiten Schnitt 3 am Ostrand des „Turnierplatzes“ ließ sich befundund fundmäßig in ihren intakten Bereichen in insgesamt 14 Horizonte (I–XIV) differenzieren, die radiokarbondatiert den Zeitraum von ca. 4.600–1.100 v. Chr. abdecken. Sämtliche jüngeren Schichten wurden, wie erwähnt, bei der Einebnung des „Turnierplatzes“ abgetragen, verlagertes Fundmaterial von der späten Urnenfelderzeit über die Hallstatt- und Latènezeit, die römische Kaiserzeit und Spätantike, das Früh- und Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit konnte jedoch noch in vermischten, zum Abhang hin abgeschobenen Schichtpake-

ten erfasst werden und vermag immerhin eine ursprünglich noch weitaus komplexere Schichtenabfolge zu belegen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Fundauswertungen war, dass der noch in den Vorberichten Jörg Obereders in die Kupferzeit datierte Beginn der Siedlung erheblich früher, nämlich in die Mitte des Mittelneolithikums anzusetzen ist. Von den insgesamt 14 Horizonten sind überhaupt die ersten drei vollständig als mittelneolithisch einzustufen, erst in Horizont IV begegnen das erste Mal Keramikfunde, die der kupferzeitlichen Lasinja-Kultur zuzuordnen sind. Die zahlenmäßig umfangreichste Fundkategorie stellt in sämtlichen Horizonten jedesmal die Gefäßkeramik dar, die aufgrund der günstigen Bodenverhältnisse durchwegs einen geradezu herausragenden Erhaltungszustand aufweist. Die mittelneolithischen Keramikfunde sind insgesamt zum größten Teil der Lengyel-Kultur zuzuweisen, wobei engste Parallelen zu verwandten Funden in Westungarn und Nordostslowenien evident sind. Bemerkenswerterweise beschränken sich Übereinstimmungen zu der ansonsten im „Osten“ Österreichs auftretenden Mährisch-Ostösterreichischen-Gruppe der Bemaltkeramik (MOG) auf eher allgemeine Entwicklungstendenzen innerhalb der Geschirrserien. Von besonderem Interesse ist der erste Besiedlungshorizont am Schlossberg, dessen Keramikinventar zwar überwiegend von Lengyelformen geprägt wird, das aber daneben sowohl „echte“ Importfunde, als auch Gefäßtypen und besonders Verzierungsschemata aus südöstlich benachbarten Gebieten führt bzw. übernimmt. So finden sich in Horizont I, der radiokarbondatiert um 4.600 v. Chr. anzusetzen ist, importierte Keramikfunde aus dem Gebiet der späten Vinča- und Sopot-Kultur, sowie Verzierungsmuster, die in erster Linie im Bereich der zentralslowenischen Sava-Gruppe der Lengyel-Kultur Verbreitung finden. Wäh-

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rend Erstgenannte im darauf folgenden Horizont II nicht mehr auftreten, sind Einf lüsse der Sopot-Kultur und der Sava-Gruppe weiterhin konstatierbar, letztere sind hingegen im dritten Horizont nicht mehr anzutreffen. Ohne an dieser Stelle ins Detail gehen zu wollen, kann das Keramikinventar der ersten drei Horizonte folgendermaßen skizziert werden: Die weitaus größte Gruppe stellen unterschiedlich stark profilierte Schalen bzw. Schüsseln dar, die großteils über verschieden hohe röhrenförmige Hohlfüße verfügten. Ein nicht geringer Teil der profilierten Schalen/Schüsseln weist eine f lächige rote Bemalung bzw. einen Überzug auf, teilweise begegnet aber auch pastos weiße und rote Bemalung in linearen Motiven. Über Hohlfüße verfügte weiters ein Teil der einfachen Knickwandschalen bzw. -schüsseln, denen jedoch – im Gegensatz zu den gefäßtektonisch ähnlichen Schalen der Lasinja-Kultur – die sog. „Zapfenbuckel“ fehlen. Weiters begegnen unterschiedlich geformte Ausgussgefäße, Töpfe mit schulterständigen Henkeln sowie mit den charakteristischen „Buttenhenkeln“, Gefäße mit betonter Schulterausbildung, feintonige und dünnwandige Becher sowie Tüllenlöffel. Vereinzelte Bruchstücke von tönernen „Idolen“ fügen sich gut in das Bild lengyelzeitlicher Fundensembles ein. Neben zahlreichen Reib-, Mahl- und Klopfsteinen sowie vereinzelten Beilen und Äxten umfasst das lithische Inventar auch eine zahlenmäßig eher bescheidene Abschlagindustrie, die zum überwiegenden Teil aus dem markanten roten Szentgál-Radiolarit angefertigt wurde. Bemerkenswert sind schließlich die vorzüglich und in reichlicher Anzahl erhaltenen Tierknochen, die nicht nur eine willkommene Fundkategorie zur Gewinnung sensibler Radiokarbondaten abgeben, sondern auch ei-

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nen guten Einblick in die Viehzucht und das Jagdverhalten liefern. Daneben stellten Tierknochen einen in größerer Menge verfügbaren Rohstoff zur Anfertigung von Knochenwerkzeugen dar, wie beispielsweise von Schabern, Kratzern, Sticheln, Ahlen bzw. Nadeln oder auch Schäftungseinsätzen. Von besonderer methodologischer Bedeutung für die Erforschung des „steirischen“ Neolithikums und besonders der Kupferzeit ist die Revidierung des Beginns der Besiedlung in das Mittelneolithikum, die nun in weiterer Folge einige Konsequenzen gerade in der Betrachtung der Lasinja-Kultur mit sich zieht, zumal Jörg Obereders seinerzeitige Zuweisung der ältesten Siedlungsphase in die Lasinja-Kultur die Grundlage der weiterführenden typochronologischen Untersuchungen von Elisabeth Ruttkay zur „Kanzianiberg-Gruppe“ bildete. Diese chronologische Verschiebung bewirkt nun, dass all das Fundmaterial, das bisher als „Lasinja“ angesprochen wurde (und wird), entsprechend gesplittet und schlussendlich mehreren Phasen zugeordnet werden muss. Demzufolge weist die überwiegende Mehrzahl der „kupferzeit­ lichen“ Siedlungen der Steiermark de facto eine deutlich längere Dauer und Mehrphasigkeit auf, die es künftig herauszuarbeiten gilt. Verstärkt wird diese Problematik durch die offenkundig erhebliche Durchmischung der Fundkomplexe an ein und derselben Fundstelle – schlussendlich kann resümiert werden, dass durch die Untersuchung der Funde und Befunde vom Wildoner Schlossberg ein methodisches Defizit der „steirischen“ Archäologie auf dem Gebiet der „Kupferzeitforschung“ greif bar wurde, das in vielerlei Hinsicht dem an sich überkommen geglaubten Umgang mit der sog. Ostnorischen Retentionskultur (vgl. oben S. 90 und 104f.) sehr nahe kommt.

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Frühneolithikum (2. Hälfte des 6. Jahrtausends – ca. 4.600 v. Chr.) – Die ersten Ackerbauern und Viehzüchter auf dem Gebiet der heutigen Steier­ mark Die Steiermark stellte aufgrund ihres teils ausgeprägten Geländereliefs, der hydrographischen Vorraussetzungen sowie ihrer für den Ackerbau im Vergleich mit benachbarten Gebieten eher schwer zu bestellenden Böden kein primäres Zielgebiet für die erste Welle der „Neolithisierung“ dar. Dennoch ermöglichten einige Zufallsfunde der letzten Jahre den Nachweis, dass zumindest der äußerste Osten der Steiermark, also der Übergangsbereich zur pannonischen Tiefebene, von diesen ersten Ackerbauern und Viehzüchtern tangiert wurde. Schon wenige Kilometer weiter östlich davon lässt sich auf heute ungarischem Gebiet bereits eine bemerkenswerte Besiedlungsdichte für das Frühneolithikum konstatieren, die allerdings primär auf die durch Großbauvorhaben bedingte, erheblich verstärkte Forschungstätigkeit der letzten Jahrzehnte zurückzuführen ist und nicht ­unbedingt die tatsächliche Verbreitung widerspiegeln muss.31

Frühneolithisches Randfragment mit gedelltem Buckel und mehreren gekniffenen Knubben aus dem Bereich der Foto: Georg Tiefengraber Ruine Alt-Gleichenberg

Starčevo oder Linearbandkeramik? (2. Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr.) Von zwei Fundstellen in der Oststeiermark liegen erst seit wenigen Jahren Keramik- und Steingerätfunde vor, bei denen eine Zuordnung zur Starčevo-Kultur oder aber zu der damit auf engste verwandten ältesten oder älteren Linearbandkeramik zu diskutieren ist. Dabei handelt es sich zum einen um Keramikfunde aus dem Bereich der Ruine Alt-Gleichenberg bei Bad Gleichenberg,32 zum anderen begegnet Ähnliches mittlerweile aus dem nur wenige Kilometer davon entfernten Hofstätten bei Trautmannsdorf.33 Beide Fundstellen liegen bemerkenswerterweise auf Anhöhen und

Frühneolithisches Wandfragment mit flächiger, dreiecki­ ger Einstichverzierung aus dem Bereich der Ruine AltFoto: Georg Tiefengraber Gleichenberg

weichen dadurch in ihrer Lage von dem aus dem benachbarten Ungarn Bekannten ab, wo zeitgleiche Siedlungen primär in der Ebene bzw. im Talrandbereich oder auf Flussterrassen anzutreffen sind.34 So liegen aus dem umfangreichen mittelalterlichen Fundkonvolut von der erhöht in Spornlage gelegenen Ruine Alt-Gleichenberg, das heute im Freilichtmuseum Trautmannsdorf auf bewahrt

Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit

wird, einzelne Keramikfragmente vor, bei denen eine frühneolithische Datierung aufgrund von Vergleichsfunden inzwischen evident ist.35 Zumindest zwei aussagekräftige Stücke können anhand ihrer Verzierung, einerseits mit eingedellten Buckeln und gekniffenen Knubben sowie andererseits einer spezifischen f lächigen dreieckigen Einstichdekoration, mit vergleichbaren Stücken aus dem Bereich der Starčevo-Kultur oder aber auch der damit aufs engste verwandten ältesten Linearbandkeramik (LBK) in Verbindung gebracht werden. Auch die bei einem erhaltenen Randfragment eruierbare Gefäßform − ein rundbauchiges bis napfartiges Gefäß mit kurz abgesetztem Rand − und die Scherbenfaktur36 entsprechen weitestgehend dem Repertoire der erwähnten beiden Kulturgruppen. Eine definitive Zuordnung zu einer der beiden Erscheinungen gestaltet sich vorderhand jedoch schwierig, stellt doch das plastisch verzierte Stück von Alt-Gleichenberg eine Form dar, die sowohl in der Starčevo-Kultur als auch in der Linearbandkeramik auftritt. Hingegen begegnen f lächige Einstichverzierungen, wie sie eben am zweiten auswertbaren Stück von Alt-Gleichenberg vorliegen, primär im Verbreitungsgebiet der Starčevo-Kultur, und hier bemerkenswerterweise in erster Linie in Westserbien und Nordostbosnien. Und ähnlich verhält es sich mit den bislang noch nicht publizierten Keramikfunden aus Hofstätten bei Trautmannsdorf nahe Bad Gleichenberg, wo nach Bauarbeiten im mittleren Südhangbereich eines sanften Hügelzuges eine bemerkenswerte Kollektion an neolithischen sowie auch kupferzeitlichen Keramikund Steingeräten von Johann Prassl aufgelesen werden konnte.37 Neben jüngeren Stücken der mittelneolithischen Lengyel- und der kupferzeitlichen Lasinja-Kultur enthielt das Fundkonvolut auch Keramikfragmente, die hinsichtlich ihrer Verzierung und Faktur dem zuerst beschriebenen Stück von Alt-Gleichenberg

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an die Seite gestellt werden können. Soweit vor einer eingehenden − und noch nicht erfolgten − Publikation bislang beurteilbar, stammen sämtliche typologisch auswertbaren Stücke von Gefäßen, die wiederum in erster Linie der ältesten bzw. älteren Linearbandkeramik (wie z. B. in Neckenmarkt im Mittelburgenland, Petrivente Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb,38 und Sormás-Török-Földek in Südwestungarn), jedoch auch der benachbarten Starčevo-Kultur (z. B. Becsehely-Bükkaljai-dűlő und Gellénhaza-Városrét in Südwestungarn oder Pepe­ lane, Vučedol-Gradac39 und Vinkovci-Hotel „Tržnica“40 in Nordkroatien) zuzuordnen sind. Eine Entscheidung darüber, welcher der beiden der Vorzug zu geben sein wird, kann freilich erst nach der Vorlage der Funde erfolgen. Das li­thische Ensemble aus Hofstätten umfasst sowohl Abschlaggeräte, als auch geschliffene Steingeräte sowie Halbprodukte und „Produktionsabfälle“. Wenngleich nicht eingegrenzt werden kann, welcher der durch die Keramikfunde determinierbaren Kulturerscheinungen die lithischen Funde im einzelnen zuzuweisen sind, so sticht einerseits − allein schon aufgrund seiner markanten roten bzw. rotbraunen Farbe − ein beachtlicher Anteil an Szentgál-Radiolarit im Abschlaggeräte-Inventar ins Auge. Andererseits fällt eine größere Gruppe an geschliffenen Steingeräten (in sämtlichen Herstellungsstadien) auf, die aus einem blauen bis türkisblauen Gestein gefertigt wurde und sich deutlich von den ansonsten überwiegend hellbis dunkelgrünen Serpentin- bzw. Serpentinitgeräten abgrenzt, welche die quantitativ überwiegende Gruppe beispielsweise in Fundorten der mittelneolithischen Lengyel-Kultur nicht nur in der Steiermark darstellt. Unabhängig davon, wie auch immer diese Funde künftig im Zuge einer eingehenden typologischen Untersuchung kulturgruppenmäßig eingeordnet werden können, so vermögen sie auf jeden Fall eine erste Phase der Sesshaft-

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werdung auf dem äußersten östlichen Gebiet der heutigen Steiermark ab der Mitte des 6. Jahrtausends anzudeuten. Ob diese − momentan rein durch den Forschungsstand bedingte und vermutlich wohl nur vermeintliche − „Konzentration“ frühneolithischer Fundstellen im Gebiet rund um den Gleichenberger Kogel auf die begünstigte klimatische und hydrographische Lage zurückzuführen ist, oder ob etwa die von Michael Brandl im Bereich der Gleichenberger Klause festgestellten lithischen Rohstoffvorkommen (Opal und Chalzedon)41 für die an sich ungewöhnliche topographische Lage dieser beiden Siedlungsstellen verantwortlich ist, kann nicht beantwortet werden. Eine Fundstelle der „Notenkopf keramik“ (letztes Viertel des 6./1. Viertel des 5. Jahrtausends v. Chr.) bei Fehring Erneut aus diesem östlichen, klimatisch und hydrographisch begünstigten Bereich der Steiermark stammen weitere frühneolithische Keramikfunde, die aufgrund ihrer markanten Verzierung problemlos der sogenannten Notenkopf keramik, d. h. der jüngeren Linearbandkeramik, zugeordnet werden können,

Keramikfragmente der „Notenkopfkeramik“ aus Schiefer Foto: Susanne Tiefengraber bei Fehring

wie sie aus dem benachbarten Südburgenland um Oberwart oder im östlich anschließenden ungarischen Komitat Vas hinlänglich bekannt sind. So konnten bei gezielten Feldbegehungen im Bereich einer römischen Villa rustica in Schiefer bei Fehring,42 nur wenige hundert Meter von der steirisch-burgenländischen Landesgrenze entfernt, − neben römerzeitlichen Funden − eine Reihe von Keramikfragmenten aufgelesen werden, die mit einer charakteristischen Rillen- und Grübchenverzierung dekoriert sind. Bei den Keramikstücken handelt es sich in ihrer Faktur um zumeist grau- bis beigefarbene, fein gemagerte und nicht allzu hart gebrannte Scherben, die von einfachen rundbauchigen Gefäßen, sog. Kümpfen oder Bomben (in der Abb. Nr. 5), von konischen bis leicht kalottenförmigen Schalen (in der Abb. Nr. 6) und Schüsseln oder von (rundbauchigen) Flaschen mit ausbiegendem Rand (in der Abb. Nr. 1) stammen. Die Mehrzahl der aufgefundenen Fragmente ist mit einer 2−3 mm breiten Rillenverzierung versehen, die zumeist in Kombination mit runden oder ovalen, seicht eingedellten Grübchen (sog. Notenköpfen) begegnet (in der Abb. Nr. 2 bzw. 7−9). Leider lassen die überwiegend stark zerscherbten Bruchstücke nur wenige Rückschlüsse auf das jeweilige Verzierungsgesamtmotiv der einzelnen Gefäße zu. So treten sowohl waagrechte (in der Abb. Nr. 3 bzw. 6), als auch winkelförmig umlaufende Rillen auf (in der Abb. Nr. 7), daneben lassen sich jedoch auch kurvolineare bzw. bogenförmige Rillen beobachten (in der Abb. Nr. 5 bzw. 10−13). Zumeist sind letztere mit „Notenköpfen“ kombiniert, die sowohl am Anfang bzw. Ende der Rillen angesetzt sein können (in der Abb. Nr. 9 bzw. 13), aber auch in entsprechenden Freiräumen neben oder innerhalb von Rillenbögen und waagrechten Rillen angebracht sind (in der Abb. Nr. 10−11).

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Keramikfunde aus Schiefer bei Fehring Grafik: Alexandra Puhm

Inwieweit sich ein „Kumpf “-Bruchstück aus Schiefer mit bogenförmiger Rillenverzierung und einer auffallenden großen schmalen Kerbe (in der Abb. Nr. 10) mit dem jungbandkeramischen Typus Zseliz in Verbindung bringen lassen könnte, sei vorerst dahingestellt. Überhaupt bleibt vor einer weiterführenden Beurteilung dieser markanten Streufunde selbstredend die eingehende Publikation abzuwarten. Nichtsdestotrotz vermögen diese wenigen, zufällig ans Tageslicht gekommenen und bislang für die Steiermark unikaten Funde einen wichtigen Hinweis auf eine zweite Phase der „Neolithisierung“ auf dem Boden der heuti-

gen Steiermark im letzten Viertel des 6. bzw. im ersten Viertel des 5. Jahrtausends v. Chr. zu geben. Diese neu entdeckte Fundstelle der „Notenkopf keramik“ ist an die zahlreichen zeitgleichen Fundstellen in den benachbarten ungarischen Komitaten Vas und Zala, sowie an die schon lange bekannten Fundorte im südlichen und mittleren Burgenland anzuschließen und stellt bislang den südwestlichsten Ausläufer der jüngeren Linearbandkeramik dar. Dass mit einem Auftreten der Linearbandkeramik auch in der Steiermark zu rechnen war, wurde bereits mehrfach klar angedeutet, zuletzt 2006 von Paul Gleirscher.43

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Mittelneolithikum (ca. 4.600 bis 4.300 v. Chr.) – Der Beginn der ersten großräumigen Besiedlung der Steiermark Nach einem ersten kurzen „Auff lackern“ einer frühneolithischen Besiedlung am äußersten östlichen Rand der heutigen Steiermark noch im 6. Jahrtausend v. Chr. verebben die Nachweise weiterer Siedlungstätigkeit für fast ein halbes Jahrtausend wieder. Dass dies wohl nur eine Frage des schlechten Forschungsstandes ist, darf vermutet werden. Eine intensivere und systematische Prospektionstätigkeit in diesem Grenzgebiet, die eine Verdichtung an Fundstellen mit entsprechend zeitlich gestreutem Material erbringen könnte, hat bis dato noch nicht stattgefunden. Erst kurz vor der Mitte des 5. Jahrtausends scheint eine erneute Besiedlung im mittleren Neolithikum einzusetzen, deren materielle Hinterlassenschaften − allen voran die Gefäßkeramik − der Lengyel-Kultur (bzw. der „Bemaltkeramik“) zuzuweisen sind. Diese Kultur, die sich um 4.800 v. Chr. im östlichen Teil des mittleren Donaugebietes auf der Basis der jüngeren Linearbandkeramik entwickelte, umfasste zum Zeitpunkt ihrer größten Ausdehnung weite Teile des östlichen Mitteleuropas, wie etwa Mähren, die Südwestslowakei, Westungarn, Ost- und Südostösterreich sowie große Teile des zentralen und östlichen Sloweniens und reichte bis nach Nordwestkroatien.44 Nach Westen und Norden hin begegnen Fundstellen der Lengyel-Kultur sogar noch in Oberösterreich und im südlichen Polen. Die weite Verbreitung dieser Kultur führte zur Ausbildung lokaler Gruppen, die vor allem durch ihre − nichtsdestotrotz miteinander eng verwandten − Geschirrserien voneinander differenzierbar sind.45 Solche Gruppen sind beispielsweise die Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik (MOG), die westtransdanubische Gruppe oder etwa die Sava-Gruppe in Südost- und Zentralslowenien. Abgesehen von

der teils aufwendig bemalten Keramik verbindet diese Gruppen u. a. eine ausgeprägte Idolplastik, sowie − zumindest im Kernbereich − in der frühen und mittleren Phase die Errichtung von Kreisgrabenanlagen. Ab dem Beginn der 2. Jahrtausendhälfte setzt eine immer stärker werdende Differenzierung dieser einzelnen Gruppen ein, aus denen sich schließlich um ca. 4.300 v. Chr. der in weiten Gebieten der vormaligen Lengyel-Kultur verbreitete Epi-Lengyel-Komplex entwickelt,46 der im Südostalpenraum von der bereits kupferzeitlichen Lasinja-Kultur getragen wird. Das Gebiet der heutigen Steiermark lässt sich anhand der nunmehr in größerer Zahl vorliegenden Keramikfunde der westtransdanubischen Gruppe der Lengyel-Kultur zuordnen. Entgegen der 1989 von Diether Kramer getroffenen Feststellung,47 dass die zu diesem Zeitpunkt früheste greif bare neolithische Besiedlung der Steiermark im Zuge der Westexpansion der späten Lengyel-Kultur erfolgt sei, kann nunmehr festgehalten werden, dass bereits in einer früheren, kulturell noch ausgesprochen heterogenen Phase der Lengyel-Kultur eine – wie mittlerweile belegbar – dritte Stufe der neolithischen Besiedlung einsetzte, die aber – im Gegensatz zu den beiden älteren Stufen – den Beginn einer nunmehr kontinuierlichen Besiedlung dieses Gebietes einleitete. Künftig gilt es abzuklären, ob diese Landnahme zuerst − wie schon Walter Modrijan 1973 feststellte48 − entlang der Flussläufe von Raab, Feistritz, Lafnitz, Safen und Mur stattfand, oder ob mit einer sukzessiven Vorwärtsbewegung „auf breiter Front“ von Osten nach Westen bis ins Grazer bzw. Leibnitzer Feld − und darüber hinaus − zu rechnen ist, zeichnet sich doch gerade in der Oststeiermark eine relativ hohe Fundstellendichte ab.49 Die geringe Dichte an mittelneolithischen Funden in der an sich siedlungsfreundlichen Weststeiermark sollte vorerst nicht unbedingt im Sinne einer natur-

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räumlich bedingten Besiedlungsgrenze aufgefasst werden, hier bleiben neuere Forschungen abzuwarten. Tatsache ist zum momentanen Zeitpunkt jedoch, dass sich das Siedlungsgebiet der Lengyel-Kultur in der Steiermark nicht mit dem wesentlich besser greif baren der folgenden frühkupferzeitlichen Lasinja-Kultur deckt, in der schließlich bereits eine weitestgehende Aufsiedlung des heutigen Bundeslandes – mit Ausnahme der alpinen Bereiche − festzustellen ist. Lage und Aussehen der Siedlungen sowie der Baulichkeiten Bislang wurden keine gezielten Ausgrabungen in mittelneolithischen Siedlungen in der Steiermark durchgeführt, wodurch viele Fragestellungen kaum weiter verfolgt werden können. Für eine Untersuchung der spezifischen Lage der mittelneolithischen Siedlungen stehen derzeit zumindest 19 Siedlungsstellen innerhalb der Steiermark zur Verfügung, die sich vor allem in ihrem südöstlichen und östlichen Teil konzentrieren. Doch können mittlerweile auch Funde aus dem Grazer Feld und sogar aus dem Bereich nördlich von Graz angeführt werden, wie beispielsweise aus Kleinstübing50 und aus Rein bei Graz,51 die den bis dato bekannten Siedlungsraum im oststeirischen Hügelland und in dessen Flusstälern nun in das beginnende Bergland erweitern. Mittlerweile liegen auch aus der Obersteiermark (Waltersdorf bei Judenburg52 und ­Eppensteiner Burgberg53) mittelneolithische Funde vor. Aus dem über die Lage der Fundstellen bis jetzt Bekannten lässt sich allerdings keine Regelmäßigkeit in der Wahl der Siedlungsplätze herauslesen: Neben den fortifikatorisch günstigen Höhensiedlungen auf dem Felsen der Riegersburg, dem Eppensteiner Burg­berg, kogel,55 dem dem Spiegelkogel,54 dem Kanzel­ Kapfensteiner Kogel und eben dem Wildoner Schlossberg wurden auch der Talboden bzw. -rand oder die erhöhten Flussterrassen besie-

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delt, wie es etwa in Enzelsdorf, Weitendorf,56 Rannersdorf und Glojach sowie Waltersdorf bei Judenburg der Fall ist. Mittelneolithische Siedlungen finden sich daneben auch in eher unausgeprägt erhöhten Lagen, wie auf dem lang gezogenen spornartigen Riedel „Noiberg“ bei St. Magdalena am Lemberg, in Hofstätten bei Trautmannsdorf und am „Lehenkogel“ bei Magland. Als gesichert kann bislang nur gelten, dass sämtliche dieser Höhensiedlungen unbefestigt waren, zumindest sind bis heute keine obertägig erhaltenen Fortifikationsanlagen mittelneolithisch zu datieren. Noch nicht abschließend beurteilbar bleibt hingegen ein durch Geoprospektionen und auch durch kleinteilige Ausgrabungen nachgewiesenes, annähernd rechteckiges Grabensystem in Rannersdorf am Saßbach, das eine Größe von etwa 40 x 20 m besitzt und das im direkten Umfeld von schon länger bekannten mittelneolithischen Funden und Befunden neben einem römischen Gebäudekomplex erfasst wurde.57 Obwohl die Anlage von Bernhard Schrettle und Stella Tsironi als römerzeitlich eingestuft wurde,58 bleibt diese Datierung − auch ob ihrer (vermeintlichen?) Singularität im provinzialrömisch-einheimischen Kontext − doch zu hinterfragen. Inwieweit der Rannersdorfer Umfassungsgraben schließlich fortifikatorischen Zwecken diente, kann derzeit nicht beurteilt werden. Über das Aussehen der mittelneolithischen Siedlungen selbst sowie ihrer inneren Struktur liegen mangels gezielter und auch großf lächiger Ausgrabungen in der Steiermark keinerlei weiterführenden Daten vor (abgesehen von einer angeschnittenen „Hausgrube“ im „Kranzlgarten“ auf der Riegersburg59), sodass über Hauskonstruktionen etc. keine Angaben gemacht werden können. Nicht mehr überprüf bar sind in dieser Hinsicht leider die 1872 ergrabenen Befunde in Bad Gleichenberg, wo von Funden aus Herd-, Vorrats oder Abfallgruben berichtet wurde, und die, falls

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sie nicht überhaupt als Wohngruben anzusprechen sein könnten, zumindest mit Wohnstätten in Zusammenhang stehen dürften.60 Insgesamt wird in der Steiermark jedoch wohl mit ähnlichen einfachen Gebäudeformen zu rechnen sein, wie sie uns aus den östlich bzw. nordöstlich anschließenden besser erforschten Bereichen der Lengyel-Kultur bekannt sind. Handwerk, Ackerbau und Viehzucht Im Gegensatz zu den vorher beschriebenen spärlichen frühneolithischen Erscheinungen liegen mittlerweile aus dem mittleren Neoli­ thikum aus mehreren Fundstellen ansehnliche Fundinventare vor, die − abgesehen von typochronologischen Ansätzen − erstmals wichtige Rückschlüsse auf handwerkliche Tätigkeiten, aber auch auf Ackerbau und Viehzucht zulassen. Von besonderer Bedeutung sind hierbei − alleine schon wegen der vorzüglichen Erhaltungsbedingungen für organische Fundobjekte (z. B. Knochen- bzw. Beinfunde) − die stratifizierten Funde der Lengyel-Kultur vom Wildoner Schlossberg. Ähnlich günstig sind die Funde vom Kanzelkogel nördlich von Graz erhalten, wobei jedoch eine erhebliche Durchmischung des mehrphasigen, auch noch kupferzeitlichen Fundkonvoluts evident ist. Gleich wie der Wildoner Schlossberg wird auch der Kanzelkogel aus Kalk gebildet, der sich für die Erhaltung sowohl von Knochenmaterial als günstig erwies, als auch − abgesehen von leichten Versinterungen − die Keramikfunde mitsamt ihrer oftmals bemalten Oberf lächen optimal erhielt. Im Gegensatz dazu fehlen beispielsweise in den oststeirischen Fundstellen sowohl Knochenfunde als auch die originalen Oberf lächen auf Keramikfunden fast vollständig, wodurch sich ein doch klar verzerrtes Erscheinungsbild des Fundmaterials ergibt. Naturwissenschaftliche Bestimmungen von osteologischem oder paläobotanischem Fund-

material wurden zwar teilweise durchgeführt (z. B. vom Wildoner Schlossberg), die Ergebnisse sind jedoch großteils noch nicht publiziert, sodass auf der Basis dieser wichtigen Fundgattungen derzeit leider keine zusammenfassenden Angaben zur Ernährung, Landwirtschaft, Viehzucht oder Jagd gemacht werden können. Auch hier bleibt vor allem die Auswertung der Wildoner Funde abzuwarten, die diesbezüglich gewiss wichtige Ergebnisse erbringen werden. Die neuerdings veröffentlichte Untersuchung der Tierknochen vom oben erwähnten Kanzelkogel61 zeigt – im Vergleich mit anderen Fundstellen nicht überraschend – ein deutliches Überwiegen der Wildtiere: 50 % Rothirsch, 10 % Wildschwein, 10 % Auerochs, 7 % Reh, zu denen auch Fische aus der nahe gelegenen Mur gehören. Der Haustierbestand setzte sich aus Rindern (11 %), Schwein (3 %) sowie Schaf/ Ziege (3 %) zusammen; bei letzteren ist eine Milchnutzung ableitbar. Die fünf feststellbaren Hunde gehören einer einheitlichen robusten Population an. Steingeräte Eine Reihe von offenkundig nur „einphasigen“, mittelneolithischen Siedlungen, wie beispielsweise der „Noiberg“, Enzelsdorf oder Kleinstübing haben bemerkenswerte Steingeräte-Inventare erbracht, unter denen sich auch entsprechende Rohlinge und Halbprodukte oder verworfene Abfälle befinden. Abgesehen vom Wildoner Schlossberg und vom Kanzelkogel stellen verschiedenste Steingeräte in sämtlichen Herstellungsstufen die häufigste Fundkategorie nach der Gefäßkeramik in den „steirischen“ mittelneolithischen Siedlungen dar. Hierbei kann zwischen geschliffenen Steingeräten, wie beispielsweise Äxten und Beilen, sowie Abschlaggeräten und anderen Arbeitssteinen (z. B. Reib- und Mahlsteinen) unterschieden werden.

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Spitznackige „Lengyelbeile“ vom Wildoner Schlossberg Foto: Georg Tiefengraber

Keramik- und Steingerätefunde (Rohlinge und Produkti­ onsabfälle) aus Enzelsdorf bei Graz Foto: Susanne Tiefengraber

Spitznackige und trapezförmige Steinbeile vom Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg Foto: Georg Tiefengraber

Charakteristisch ist für das mittelneolithische geschliffene lithische Inventar der Fundbestand vom „Noiberg“, sowie diejenigen aus Enzelsdorf und Kleinstübing. Als charakteristischste Form können hierbei spitznackige Flachbeile, sog. Lengyelbeile, angeführt werden, die im Arbeitsgebiet anscheinend ausschließlich in diesem Zeitabschnitt auftreten. Daneben begegnen auch kleine trapezförmige Flachbeile, Rundnackenäxte und „Schuhleistenkeile“ bzw. Dechsel. Zahlreiche Halbprodukte und Abschläge belegen die Herstellung dieser Geräte − zumeist aus Serpentin bzw. Serpentinit − jeweils vor Ort, wobei die Herkunft dieses auffälligen

grünen Gesteines bislang noch nicht abgeklärt wurde. An Halbprodukten und Abfällen lassen sich oftmals auch noch Säge- oder Bohrspuren erkennen, die Hinweise auf die Herstellung dieser Geräte zu liefern vermögen. Demzufolge wurden Rohlinge (oder aber auch gebrochene Altstücke), die formmäßig dem gewünschten Endprodukt noch nicht ausreichend entsprachen, erst aufwendig zurecht gesägt, wobei ein entsprechender Verschleiß an Steinmaterial evident war. Bohrkerne oder noch nicht fertig durchbohrte Steinäxte zeigen, dass die schon zugerichteten Halbprodukte wohl mit Hilfe von Röhrenknochen mühsam durchbohrt wurden. Gerade bei diesem sensiblen Herstellungsschritt scheinen Rohlinge oftmals zu Bruch gegangen zu sein, wie es unvollständig durchbohrte und an der Bohrung gebrochene Stücke zu demonstrieren vermögen. In vielen Fällen wurden Produktionsabfälle aufgrund des augenscheinlichen Wertes des Rohstoffes richtiggehend „recycelt“ bzw. umgearbeitet. Soweit bislang beurteilbar, ist die Herstellung geschliffener Steingeräte de facto an sämtlichen Fundstellen nachweisbar, die eine entsprechend hohe Artefaktanzahl erbracht

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Abschlaggeräte (Klingen) aus Szentgál-Radiolarit vom Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg Foto: Georg Tiefengraber

Klinge vom Wildoner Schlossberg Foto: Georg Tiefengraber

haben. Man wird demzufolge dahinter wohl eine handwerkliche Tätigkeit vermuten dürfen, die in den meisten Siedlungen ausgeübt wurde. Dasselbe scheint für die Herstellung von Abschlaggeräten evident zu sein: Überall dort, wo eine quantitativ ausreichende Anzahl an Abschlaggeräten vorliegt, ist auch die Herstellung und Bearbeitung vor Ort anhand der Roh- und Abfallprodukte (Kernsteine bzw. Nuklei und Absplisse) nachweisbar. Als besonders charakteristisches Rohmaterial der mittelneolithischen Abschlagindustrie erweist sich der alleine schon aufgrund seiner auffälligen roten bis rotbraunen Farbe herausragende Szentgál-Radiolarit, der aus dem Gebiet nördlich des Balaton stammt und über weite Distanzen transportiert bzw. verhandelt worden war.62 Hierbei ist in erster

Linie an die Weitergabe von entsprechenden Kernsteinen zu denken, von denen dann vor Ort je nach Bedarf Stücke abgeschlagen und zu spezifischen Werkzeugen (Klingen, Bohrer, Schaber und Kratzer etc.) oder Waffen (Pfeilspitzen etc.) weiter verarbeitet werden konnten. Neben dem Szentgál-Radiolarit begegnet als zweithäufigster Rohstoff für Abschlaggeräte ein grauweißer Silex, als dessen Herkunft von Michael Brandl das Becken von Rein bei Graz bestimmt wurde, wo dieses Material in Form von plattenförmigem Silex an mehreren Stellen oberf lächennah ansteht.63 Die Gewinnung erfolgte in großem Maßstab durch einen einfachen „Obertagbau“ seit der ausgehenden Jungsteinzeit und dann die Kupferzeit hindurch, wie neuere Forschungen nachweisen konnten (siehe unten am Ende des Abschnitts ‚Neolithikum‘). Die von Jörg Obereder 1995 geäußerte Vermutung, dass für einen Teil der Abschlaggeräte vom „Noiberg“ Obsidian als Rohstoff verwendet wurde,64 ist mittlerweile durch die petrographische Untersuchung der entsprechenden Stücke dahingehend korrigiert worden, als es sich dabei um − rein makroskopisch nicht wirklich unterscheidbaren − Rauchquarz handelt. Die Herkunft dieses Rohstoffes ist noch nicht geklärt. Erwähnt werden müssen schließlich noch die zahlreichen Mahl- und Reibsteine bzw. -platten, die − gerade in den durch Ausgrabun-

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gen erschlossenen Siedlungen der Lengyel-Kultur − einen gar nicht geringen Prozentsatz der Steingerätefunde darstellen. Untersuchungen der Herkunft dieser nur grob zugerichteten Steingeräte haben bislang im Arbeitsgebiet noch nicht stattgefunden. Naturgemäß dominieren bei den Mahl- und Reibplatten verschiedene Sandstein-, sowie unterschiedliche Schiefervarianten, während Reib- und Klopfsteine von entsprechend zähem Gestein (Granit etc.) dominiert werden. Beingeräte Als Rohstoff wesentlich einfacher bearbeitbar und in entsprechend großer Menge verfügbar sind Knochen bzw. Geweih, wobei sich in den meisten Fällen die Erhaltungsbedingungen für diese Materialien als ungünstig erweisen. Eindeutig mittelneolithische Knochen-, Geweihbzw. Beinfunde liegen bislang ausschließlich vom Wildoner Schlossberg vor, die entsprechenden Funde vom Kanzelkogel bei Graz sind chronologisch stark vermischt. Soweit aus dem bislang unpublizierten Wildoner Knochenartefaktkomplex ersichtlich, begegnen hier vor allem Schaber bzw. Kratzer, Ahlen, Stichel bzw. Nadeln, Glätter, aber auch Beilschäftungseinsätze, vornehmlich aus Geweihstücken.65

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ein guter Überblick über die Gefäßkeramik der Lengyel-Kultur im Arbeitsgebiet gegeben ist. Dabei handelt es sich um die Keramikfunde vom Wildoner Schlossberg, vom „Noiberg“, aus Enzelsdorf und aus Kleinstübing, denen die schon publizierten Stücke vom „Kranzlgarten“ auf der Riegersburg67 anzuschließen sind. Noch nicht vorgelegt sind bedauerlicherweise die reichen und offenkundig nur mittelneolithischen Neufunde aus Rannersdorf im Saßbachtal. Zwar liegen von mehreren weiteren Fundstellen Keramikfunde vor, die eindeutig der Lengyel-Kultur zugewiesen werden können, doch treten diese dort in der Regel vergesellschaftet mit jüngeren kupferzeitlichen Funden auf, sodass hier erst eine „Herauslösung“ der relevanten Stücke aus dem jeweiligen Gesamtkonvolut zu erfolgen hat. Dies betrifft beispielsweise den Kanzelkogel bei Graz, den Spiegelkogel südwestlich von Wildon und insbesondere auch die Funde vom Ulrichskogel bei Rein,68 der gerade im Hinblick auf die Frage nach einem denkbaren, bereits lengyelzeitlichen Abbau des dort anstehenden Plattensilex von erheblicher, überregionaler Bedeutung wäre. Das derzeit überblickbare mittelneo­li­thische Keramikfundmaterial lässt sich − abgesehen von

Die Gefäßkeramik Die bei weitem größte Fundgruppe innerhalb der mittelneolithischen Siedlungen der Steiermark stellen die Keramikfunde dar, die schlussendlich eben auch erst für die kulturgruppenmäßige und feinchronologische Einordnung ausschlaggebend sind. Im Gegensatz zu den beiden oben erwähnten Arbeiten von Paul Gleirscher und Georg Tiefengraber aus dem Jahr 200666 ist nunmehr eine deutlich größere Anzahl an relevanten und auch entsprechend materialreichen Fundkomplexen ausgewertet, wodurch

Profilierte Schale mit spärlichen Resten einer Rot-WeißBemalung vom Wildoner Schlossberg Foto: Elke Ederer

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einigen wenigen Importstücken am Wildoner Schlossberg − ausschließlich der Lengyel-Kultur zuweisen. Erwartungsgemäß weist die Keramik sowohl hinsichtlich ihrer Gefäßformen als auch ihrer Verzierungen engste Verwandtschaft mit zeitgleichen Funden der westungarischen bzw. transdanubischen Lengyel-Kultur auf, der auch die Fundstellen in Slowenien (z. B. Bukovnica und Drulovka) und auch Kärnten (Rabenstein bei Lavamünd und Rabenstein bei St. Paul im Lavanttal) anzuschließen sind. Darüber hinaus sind Ähnlichkeiten mit der im Norden und Nordosten benachbarten Mährisch-Ostösterreichischen Gruppe der Bemaltkeramik (MOG), aber − zumindest in einer

Frühphase − auch noch der Sava-Gruppe der Lengyel-Kultur unübersehbar. Während in sämtlichen erwähnten Fundkomplexen ein relativ einheitliches Spektrum an Gefäßformen und -typen begegnet, bedingen die unterschiedlichen Erhaltungszustände der Keramikoberf lächen erhebliche Differenzen. So weisen beispielsweise die Stücke vom „Noiberg“, aus Enzelsdorf und Kleinstübing aufgrund der ungünstigen Bodenverhältnisse keinerlei Reste einer Bemalung mehr auf, während insbesondere die Rot- und zu einem deutlich geringeren Prozentsatz auch die Rot-Weiß-Bemalung am Wildoner Schlossberg in großer Zahl nachweisbar sind. Auswahl an Keramikfor­ men der Lengyel-Kultur vom Noiberg, aus dem Kranzlgarten auf der Rie­ gersburg und vom Lehen­ kogel bei Magland Grafik: Georg Tiefengraber

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Profilierte Schale mit Knubben am Schulterumbruch vom Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg Foto: Georg Tiefengraber

Dieser Umstand verzerrt das Gesamtbild erheblich und verleitet zu einem falschen feinchronologischen Ansatz der Fundstellen mit (vermeintlich) „unbemalter“ Bemaltkeramik in eine Spätstufe der Lengyel-Kultur. Wie die radiokarbondatierten mittelneolithischen Horizonte am Wildoner Schlossberg jedoch zeigen, ist mit einem Beginn der entsprechenden Siedlungen schon ab der Mittelstufe der Lengyel-Kultur zu rechnen. Es wird demzufolge eine der künftigen Aufgaben der „steirischen“ Neolithforschung sein, die Fundstellen mit „unbemalter“ Lengyel-Keramik gleichsam feintypochronologisch auf der Basis ihres Formenrepertoires zu differenzieren. Die mittelneolithische Geschirrserie weist ein eher eingeschränktes Typenspektrum auf, das sich im Laufe der Zeit nur geringfügig verändert. Am besten lässt sich diese Entwicklung anhand der Bemalung bzw. der Bemalungsmuster nachvollziehen, doch fällt diese Möglichkeit im Arbeitsgebiet aufgrund der erwähnten Umstände weitgehend aus. Folgende Gefäßformen bilden den Geschirrsatz der Lengyel-Kultur: Profilierte Schalen und Schüsseln, die teilweise über unterschiedlich hohe, annähernd zylindrische bis nur leicht eingezogene Hohlfüße verfügen, stellen eine der markantesten Leitformen dar. Die Ränder der profilierten Schalen bzw. Schüsseln können dabei deutlich ausladen, aber

Hoher, zylindrischer Hohlfuß mit roter Bemalung bzw. rotem Überzug vom Wildoner Schlossberg Foto: Elke Ederer

auch fast senkrecht gestellt sein. Eine Verdickung der Ränder ist mehrfach zu beobachten, genauso wie eine leichte Innenkehlung. Der Schulterknick kann verschieden stark ausgeprägt sein, inwieweit die dadurch bewirkte Profilierung des Gefäßes als feinchronologischer Indikator gewertet werden darf, sei vorerst dahingestellt. Insbesondere am Wildoner Schlossberg weist ein großer Teil der profilierten Schalen und Schüsseln eine f lächige Rotbemalung bzw. einen roten Überzug auf, auf dem an manchen Stücken − sowohl an der Innen-, als auch an der Außenseite − weiße, pastose Bemalungsreste erkennbar sind. Die Motivik dieser Weißbemalung ist kaum mehr eruierbar, die wenigen größer erhaltenen Partien lassen am ehesten an geometrische Verzierungen denken. Vereinzelt und deutlich seltener als Weißbemalung tritt eine Bemalung mit schwarzer pastoser Farbe auf rotem Untergrund auf, wobei auch

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Schale mit schnabelförmigem Ausguss vom Wildoner Foto: Georg Tiefengraber Schlossberg

Rotbemalte Schüssel mit massiv geformtem „Pokalfuß“ Foto: Elke Ederer vom Wildoner Schlossberg

Bruchstücke eines Hohlfußes mit geometrisch angeordne­ ten Einstichverzierungen vom Wildoner Schlossberg Foto: Elke Ederer

diese Art der Dekoration anscheinend auf profilierte Schalen bzw. Schüsseln beschränkt zu sein scheint. Dasselbe gilt für eine feine Kerbverzierung am Gefäßrand, die als Einf luss der südöstlich benachbarten Sava-Gruppe,69 aber auch der transdanubischen Lengyel-Kultur70 betrachtet werden darf . Neben den markanten profilierten Schalen begegnen einfache, annähernd bikonische Schalen und Schüsseln, deren Ränder entweder leicht einziehen oder fast senkrecht gestellt sein können. Auch diese Gefäße besitzen oftmals einen roten f lächendeckenden Überzug, während Weißbemalung nicht nachweisbar ist. Einige dieser Schalen und Schüsseln verfügen darüber hinaus über schnabel- oder tüllenförmige Ausgüsse.

Verzierungen in Form von schrägen Rillenbündeln oder runden Einstichen und Dellen sind mehrfach beobachtbar. In einem Fall weist eine derartige Schüssel vom Wildoner Schlossberg einen massiv geformten „Pokalfuß“ auf, der auf Vorbilder im Bereich der Sopot-Kultur zurückzuführen ist. Eine weitere Gruppe der Schalen und Schüsseln stellen offene, weitmundige Breitformen dar, die über kolbenförmig verdickte Ränder verfügen, welche sich insbesondere im Bereich der transdanubischen Lengyel-Kultur großer Beliebtheit erfreuten. Zur Feinkeramik sind die in nicht allzu großer Zahl auftretenden Becher zu zählen, die mitunter bemerkenswert feintonig und dünnwandig ausgeführt sein können („Eierschalenware“). Nur selten haben sich auf Becherfragmenten Bemalungsreste erhalten, wie die Stücke vom Wildoner Schlossberg andeuten, dürfte tatsächlich nur ein kleiner Teil der Becher bemalt gewesen sein. Bei den Bechern handelt es sich durchwegs um kleine, rundbauchige Gefäße mit leicht trichterförmig ausbiegenden Rändern. Zumeist scheinen am

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Bauch gegenständige Knubben angebracht gewesen zu sein, wie es ein vollständig erhaltener Becher aus Bad Gleichenberg nahelegt. Zum Geschirrsatz gehören weiters weitmundige, rundbauchige bis leicht bikonische Töpfe oder Schüsseln mit kurzen, abgesetzten Rändern, die zumeist leicht ausladen. Für gewöhnlich besitzen diese Gefäße zwei gegenständig angesetzte, unterrandständige, lichte Henkel, die die Halskehle überbrücken. Selten nur sind die Henkel randständig angebracht. Auch diese Töpfe und Schüsseln können mit einem roten Überzug versehen sein, Weißbemalung findet sich hingegen darauf keine. Eine Variante dieser Hochgefäße stellen „langgestreckte“ rundbauchige Töpfe dar, die sowohl am Bauchumbruch, aber auch im unteren Gefäßteil mit zumeist vier gegenständigen, spitz nach oben ausgezogenen Henkeln („Buttenhenkeln“) versehen sein können („Buttengefäße“). Diese Henkelform kann derzeit − neben der Bemalung und den profilierten Schalen − als eines der sichersten Kriterien zur Differenzierung von Lengyel- und Lasinja-Keramik herangezogen werden. Neben der schon erwähnten Bemalung, Rillenbündel- und Einstichverzierung (runde Einstiche) und Randkerbung stellt die Verzierung mit unterschiedlich ausgeformten Knubben eine verbreitete Dekorationsvariante der Gefäßkeramik dar, die auf sämtlichen Gefäßtypen angebracht sein kann. Zumeist handelt es sich um plastisch ausgebildete runde − mitunter durchlochte − Knubben, die zumeist in Vierzahl gegenständig am Bauchumbruch angebracht sein können, doch begegnen sie auch in randständiger Anordnung. Vereinzelt treten auch scheibenförmige Knubben auf, die innerhalb der Entwicklungslinie der Lengyel-Keramik als spätes Element zu betrachten sind. Selten nur sind längliche, waag- oder senkrechte Knubben anzutreffen, die zumeist unterrandständig angebracht sind.

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Tüllenlöffelfragment mit geometrischem Ritzlinienmuster vom Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg Foto: Georg Tiefengraber

Noch zu erwähnen bleiben einzelne Bruchstücke von tönernen Siebgefäßen und vor allem die zahlreichen Tüllenlöffel, die in unterschiedlichen Größen vorkommen und in seltenen Fällen mit Ritzlinienmustern, aber auch mit Nagelkerben verziert sein können. Löffel mit massivem Griff, wie sie aus dem Bereich der Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik hinlänglich bekannt sind, fehlen bemerkenswerterweise bislang im Fundus. Gräber/Grabfunde Bislang fehlen aus der Steiermark jegliche Hinweise auf mittelneolithische Gräber. Religion und Kult Schlaglichtartig vermögen einige wenige und zumeist stark fragmentierte Fundstücke einen Hinweis auf Religion und Kult der Lengyel-Kultur zu geben. Dabei handelt es sich einerseits um kleinteilige Bruchstücke von Tonfiguren, sog. Idolen, wie sie uns aus der benachbarten transdanubischen Lengyel-Kultur

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Bruchstücke von Idolstatu­ etten: 1. Kögelberg, 2.−5. Wildoner Schlossberg, 6. Enzelsdorf 1: nach Ruttkay, Idolkopf; 2−6: Grafik und Foto: Georg Tiefengraber

und der Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik in großer Anzahl und gut befundet bekannt sind, andererseits um kleine, verzierte Tonwürfel bzw. -lämpchen. Das schon am Ende der Linearbandkeramik beobachtbare Auftreten von menschengestaltiger Idolplastik ist auf südöstliche Einf lüsse aus dem Bereich der Vinča- und später auch der Butmir-Kultur zurückzuführen, wo sich derartige Idole in überaus variantenreicher Ausführung großer Beliebtheit erfreuten. Im Vergleich dazu erscheint die Idolplastik der Lengyel-Kultur in ihrer formmäßigen Ausprägung deutlich reduzierter, eine chrono-

logische Entwicklung der Idole ist trotzdem gut nachvollziehbar. In der Steiermark sind bislang von drei Fundstellen Idolbruchstücke bekannt geworden. Das wohl bekannteste Idol liegt vom Kögelberg bei St. Ulrich am Waasen vor und wurde von Elisabeth Ruttkay 1997 publiziert.71 Eine Datierung in den Epi-Lengyel-Horizont bzw. in die Lasinja-Kultur ist wohl nicht mehr aufrecht zu halten, vielmehr wird man das Idolbruchstück mit maskenartigem Gesicht ebenfalls mittelneolithisch einzustufen haben. Vom Idol selbst ist hierbei nur der wenige Zentimeter große Kopf mit Hals erhalten, wobei das

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Tonwürfel bzw. -lämp­ chen: 1. Wildoner Schloss­ berg, 2. Bad Gleichenberg 1: Grafik: Elke Ederer; 2: nach Gleirscher, Frühe Bauern

abgef lachte Gesicht eine annähernd dreieckige Form aufweist. Die Augen und die Nase sind deutlich ausgebildet, ebenso die seitlich angedeuteten Ohren. Ähnlichkeiten zu Idolen der Vinča-Kultur sind unübersehbar. Ein weiterer Idolkopf, der dem westungarischen Typ Sé zugeordnet werden kann, stammt aus verlagertem Fundmaterial am Wildoner Schlossberg. Erhalten ist von diesem Idol nur der annähernd bikonische, stark verschliffene Kopf mit Ansatz des Halses. Drei gestreckt spitzkonische tönerne Bruchstücke, von denen zwei ebenfalls verlagert aus jüngerem Schichtzusammenhang vom Wildoner Schlossberg und eines aus Enzelsdorf vorliegen, können als Armbruchstücke von stehenden Idolen angesprochen werden, die ebenfalls dem Typus Sé zuweisbar sind. Ebenfalls zu einem Idol vom Typus Sé dürfte auch das f lache Idolbruchstück mit Ansatz eines Armes(?) gehören, das gleichfalls vom Wildoner Schlossberg stammt. Die Frage nach der Funktion derartiger menschengestaltiger Tonstatuetten wurde treffend und mit gebotener Vorsicht von Christine Neugebauer-Maresch beantwortet: Unzweifel­ haft ist, dass die Statuetten äußerer, greifbarer Aus­ druck einer nicht nur auf sichtbare, irdische Dinge

ausgerichteten Vorstellungswelt sind. Sie können aber auch durchaus lokal und funktional begrenzte Mittler zwischen dem den Menschen alltäglich ge­ läufigen Diesseits und einem nicht persönlich erreich­ baren und begreifbaren Höheren sein. Ihre teilweise abstrahierte menschliche Gestalt, ihre „Nach-obenOrientiertheit“, die Masse ihres Vorkommens, die sorg fältige Ausführung und das nach Beendigung der Funktionsperiode doch letztendliche Landen im Müll in zerbrochenem Zustand, spricht letztendlich kaum für eine Interpretation als Göttinnen in Men­ schengestalt.72 Von mittlerweile drei Fundstellen liegen kleine Tonwürfel vor, die an der Oberseite unterschiedlich stark eingedellt sind. Derartige Würfelchen werden für gewöhnlich als „Tonlämpchen“ interpretiert und ebenfalls zumeist in einen kultisch-religiösen Kontext gesetzt. Dafür spricht die oftmals vorhandene reiche Verzierung derartiger Objekte, sowie auch das seltene Vorkommen. Neben dem schon altbekannten, unverzierten „Tonlämpchen“ aus Bad Gleichenberg,73 liegen nunmehr zwei weitere Stücke aus Rannersdorf am Saßbach74 und wiederum (unpubliziert) vom Wildoner Schlossberg vor. Zumindest letzteres ist an allen Seiten mit parallelen Linienbündeln verziert, vom

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Hammeraxt aus Kupfer vom Typ Pločnik aus Weitendorf bei Wildon Nach: Wilding, Weitendorf

Rannersdorfer Stück liegen bislang keine weiteren Angaben vor. Inwieweit derartige Stücke tatsächlich als Lampen dienten, sei vorerst dahingestellt, zumindest das Wildoner Stück lässt diesbezüglich keine Spuren (mehr) erkennen. Ein besonders bemerkenswerter Fund wurde 2007 im Zuge der Rettungsgrabungen auf der Trasse der projektierten Koralmbahn durch Gerald Fuchs in Weitendorf bei Wildon getätigt: Unter einer kupferzeitlichen Siedlungsschicht der Lasinja-Kultur kamen mehrere Gruben, Gräbchen und Pfostenlöcher zu Tage, die allesamt nur wenig feinchronologisch verwertbares Fundmaterial erbrachten. In einer dieser Gruben (SE 309) wurde hingegen eine vollständig erhaltene, kleine kupferne Hammer­axt geborgen, die von Julia Wilding dem Typ Pločnik zugeordnet wurde.75 Die restliche Grube war weitgehend fundleer, aus der geborgenen Holzkohle wurde ein Radiokarbon-Datum von cal. BC 4720−4520 (Genauigkeit 2 Σ) erhoben,76 das offenkundig deutlich älter war als die kupferzeitlichen Funde in der darüberliegenden Schicht, wobei dieser Sachverhalt nicht weiter interpretiert wurde. Dieser Umstand fordert nun zu weiteren Überlegungen heraus: Überblickt man

das von Julia Wilding publizierte keramische Fundmaterial aus dem gesamten Befundkomplex in Weitendorf, so lassen sich sehr wohl auch Keramikfunde aussondern, die noch der Lengyel-Kultur zuzurechnen sind. Demzufolge stammt die Kupferaxt aus einem lengyelzeitlichen Befund, der wohl im letzten Drittel des 5. Jahrtausends v. Chr. durch kupferzeitliche Aktivitäten überprägt worden war. Als ausgesprochen früh ist vorderhand zuerst das Radiokarbon-Datum anzusprechen, das mit den ältesten stratifizierten Radiokarbondaten vom Wildoner Schlossberg (Horizont I) übereinstimmt und der mittleren Lengyel-Kultur (etwa Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik Ib/IIa) entspricht. Die Grube markiert somit zusammen mit den ältesten Lengyelfunden vom Wildoner Schlossberg den Beginn einer „dritten“ Neolithisierungsphase auf „steirischem“ Boden, die nunmehr den Auftakt zu einer in den folgenden Jahrhunderten f lächendeckenden Besiedlung weiter Teile dieses Gebietes bedeutet. Wie zuletzt Svend Hansen betonte, gehören kupferne Hammeräxte, die auch als „Schwergeräte“ bezeichnet werden, zu den Charakteristika der Kupferzeit im Karpatenbecken, wo auch ihr

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Hauptverbreitungsgebiet liegt.77 Dieses reicht im Südwesten bis über die Sava nach Nordbosnien, im Westen bis nach Niederösterreich und nach Mähren. Hansen wies weiters darauf hin, dass die in Horten oder als Einzeldeponierungen zu Tage gekommenen Hammeräxte bzw. „Schwergeräte“ den wenigen Kupferäxten gegenüberzustellen sind, die im Bereich der Tiszapolgár- und Bodrogkeresztúr-Kultur in einer kleinen Anzahl herausragender Männergräber auftreten.78 Auffallend ist hierbei, dass diese Äxte aus Gräbern oftmals deutlich kleiner und leichter sind als gleichartige Typen aus Horten oder Einzeldeponierungen. Hierdurch wird in dem oben erwähnten Gebiet eine Niederlegungssitte beobachtbar, bei der gezielt darauf geachtet wurde, dass größere Metallmengen nicht in das Grab gelangten, sondern in Horten deponiert wurden. Auffällig ist dabei die Beobachtung, dass Horte mit (nach ungarischer Terminologie) kupferzeitlichen Äxten primär dort verbreitet sind, wo Gräber fehlen. Hansen zu Folge kann dies als ein Hinweis auf eine ausgeprägte „Hortfundlandschaft“ aufgefasst werden, die − beispielsweise im Falle von Siebenbürgen − auch diachron verfolgbar wird. Für dieses kupferzeitliche „Hortfundphänomen“, das in Mitteleuropa noch dem Mittelneolithikum entsprechen würde, sollten nach Hansen nicht nur monokausal „sakrale“ oder „profane“ Erklärungen gesucht werden, sondern auch die Möglichkeit ins Kalkül gezogen werden, dass eine derartige Deponierung von Kupferschwergeräten bereits als eine Art „Identitätsmerkmal“ aufzufassen sein könnte.79 Die Weitendorfer Hammeraxt kann unter diesem Aspekt problemlos als Einzeldeponierung verstanden werden und ist wohl nicht durch Zufall in die Grube gelangt oder gar als Verlustfund zu betrachten. Auf jeden Fall wird durch diese Deponierung eine Sitte greif bar, die im weiter östlich gelegenen Karpatenbecken sowie im südöstlich gelegenen Sava-Gebiet ih-

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ren Ursprung finden dürfte. Während nun − wie auch immer geartete − Einf lüsse aus dem Karpatenbecken oder gar Siebenbürgen in der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. im Arbeitsgebiet nicht nachweisbar sind, ergibt sich mit dem letztgenannten Verbreitungsgebiet an der Sava eine bemerkenswerte Koinzidenz, begegnen doch im ersten und ältesten Besiedlungshorizont am Wildoner Schlossberg „echte“ Importfunde aus dem Bereich der Vinča- und Sopot-Kultur. Es erscheint demzufolge durchaus naheliegend, dass aus dem Sava-Gebiet, also dem heutigen Nordbosnien und dem östlichen Kroatien, nicht nur materielle Impulse an den Rand der Südostalpen gelangten, sondern auch geistige und kulturelle Vorstellungen, die sich eben beispielsweise in der Übernahme dieser Hortfundsitte widerspiegeln − und unter diesem Aspekt gewinnt auch das „vinčaartige“ Idolfragment vom Kögelberg eine neue Bedeutung. Hier stellt sich nunmehr überhaupt die Frage, ob diese vielfältigen Übereinstimmungen tatsächlich nur auf gegenseitigen Kontakten und Austausch beruhten, oder ob nicht der Beginn der mittelneolithischen Besiedlung des „steirischen“ Voralpengebietes noch vor der Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. von Bevölkerungsgruppen aus dem Sava-Gebiet initiiert oder getragen wurde. Eine konkrete Verfolgung dieser Fragestellung würde allerdings eine Sichtung sämtlicher mittelneolithischer und (teilweise vermeintlicher) kupferzeitlicher Fundkomplexe der Steiermark voraussetzen − ein derzeit jedoch hoffnungsloses Unterfangen! Absolutchronologie und kulturelle Beziehungen Durch die Bearbeitung und Auswertung des umfangreichen Fundkomplexes aus den langjährigen Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer) am Wildoner Schlossberg konnte aus einer gut abgesicher-

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ten Stratigraphie und auf breiter Materialbasis eine verfeinerte Abfolge des mittleren Neolithikums nicht nur der Steiermark, sondern überhaupt des Südostalpenraumes gewonnen werden. Darüber hinaus war es möglich, aus den zahlreichen und hervorragend erhaltenen stratifizierten Tierknochenfunden Radiokarbondaten zu gewinnen, die auch hochqualitative Absolutdatierungen der einzelnen Besiedlungshorizonte am Wildoner Schlossberg ermöglichten. Drei der insgesamt 14 Horizonte (I–III) konnten hierbei dem mittleren Neoli­ thikum zugewiesen werden, wobei alleine für diese drei Horizonte zwölf Radiokarbondaten vorliegen, die in Kombination mit den Keramikfunden eine herausragende mittelneolithische Sequenz ergaben. Die ältesten mittelneolithischen Funde (Horizont I) datieren demzufolge in die Zeit um 4.600 v. Chr. und lassen sich feinchronologisch mit der Stufe Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik Ib parallelisieren. Von großer Bedeutung ist allerdings die Tatsache, dass sich innerhalb des Keramikensembles dieses Horizontes offenkundig auch Importfunde aus den der Lengyel-Kultur südöstlich benachbarten Kulturgruppen fanden. So konnten qualitativ hochwertige, schwarzgebrannte und mit seichten Riefen verzierte Bruchstücke von profilierten Schalen der Vinča-Kultur (Stufe Vinča C2) sowie Teile von Gefäßen der Sopot-Kultur im Fundus ausgesondert werden. Alleine aufgrund ihrer andersartigen Faktur geben sich diese Stücke als „echte“ Importe zu erkennen, was insofern bemerkenswert erscheint, lag doch das Hauptverbreitungsgebiet der Vinča-Kultur im Bereich des heutigen Serbien, Ostbosniens, des Kosovo, Mazedoniens sowie Westrumäniens. Demgegenüber umfasste das Verbreitungsgebiet der Sopot-Kultur den Osten Kroatiens und den Süden bzw. Südwesten Ungarns. Schwierig zu beantworten bleibt allerdings die Frage, wie

diese Keramikfunde zu interpretieren sind: Auf jeden Fall auffällig ist die Tatsache, dass echte Importe aus diesen Gebieten lediglich im Wildoner Horizont I nachweisbar sind, der gleichzeitig auch den Beginn einer fast ununterbrochenen Besiedlung des Schlossberges markiert, und dass bislang ausschließlich von dieser Fundstelle im Südostalpenraum derartige Importfunde vorliegen. Es darf demzufolge darüber gemutmaßt werden, ob nicht überhaupt der Beginn der mittelneolithischen Besiedlung – zumindest der mittleren Steiermark – auf einer Einwanderung aus dem Südosten beruht, wie sie die geographische „Offenheit nach Osten“ ja auch gut ermöglicht (siehe Kapitel: Die Steiermark – ein geographisches Portrait). Gänzlich anders stellt sich die Situation im kurz darauf folgenden Horizont II dar, der nach Ausweis der Radiokarbondaten absolutchronologisch wohl knapp vor 4.500 v. Chr. anzusetzen ist und mit den Stufen Lengyel II in Westungarn bzw. Mährisch-Ostösterreichische Gruppe der Bemaltkeramik IIa in Niederösterreich und der Südwestslowakei korreliert werden kann. Das Keramikensemble entspricht nunmehr vollständig dem aus den zahlreichen westungarischen Fundstellen bekannten Formen- und Verzierungsrepertoire, wobei Rotbemalung – insbesondere von profilierten Schalen bzw. Fußschalen und Bechern – und auch Weiß-Rot-Bemalung in gar nicht geringer Anzahl anzutreffen sind, während im vorhergehenden Horizont I Bemalung doch eher spärlich vertreten war. Importfunde sind im quantitativ deutlich umfangreicheren Fundkomplex von Horizont II zwar keine mehr mit Sicherheit auszusondern, doch lassen sich vielfach Einf lüsse der schon erwähnten Sopot-Kultur und der zentral- und südostslowenischen Sava-Gruppe der Lengyel-Kultur beobachten, die sich primär in der Übernahme von gewissen Gefäßformen (Schüsseln mit massivem,

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dünnem Fuß) und Verzierungselementen (z. B. Kerbverzierungen) widerspiegeln. Der darauf folgende Horizont III lässt sich aufgrund der Radiokarbondaten in die Zeit um bzw. nach 4.400 v. Chr. datieren und ist feinchronologisch mit dem westungarischen Lengyel III und der niederösterreichischen und südwestslowakischen Mährisch-Ostösterreichischen Gruppe der Bemaltkeramik IIb zu parallelisieren. Die Vorliebe zur Gefäßbemalung nimmt nun quantitativ wieder deutlich ab, das Gefäßformenspektrum bleibt zwar beinahe unverändert erhalten, doch treten neue Verzierungselemente hinzu (z. B. f lache Knubben), die eine Synchronisierung der jeweiligen Geschirrsätze sehr gut ermöglichen. Die enge Verwandtschaft zu Gefäßtypen des westungarischen Lengyel II und III ist nunmehr in den Horizonten II und III dermaßen augenscheinlich, dass die Siedlung am Wildoner Schlossberg zweifelsohne als eine Fundstelle dieser Gruppe der transdanubischen Lengyel-Kultur betrachtet werden kann. Mittlerweile ist es auch problemlos möglich, eine Reihe von weiter westlich gelegenen Fundstellen ebenfalls diesem (vermeintlich) „west­ ungarischen“ Lengyel anzuschließen, wobei – abgesehen von dem nur unweit von Wildon

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gelegenen Spiegelkogel – in erster Linie der Rabenstein bei St. Paul im Lavanttal sowie Drulovka bei Kranj/Krainburg erwähnt werden müssen. Der Wildoner Schlossberg stellt somit durch seinen hervorragend erhaltenen Fundreichtum, seine Stratigraphie und die Radiokarbondatenserie einen Fixpunkt innerhalb der südostalpinen archäologischen Sequenz dar. Die zahlreichen Importfunde, die sich schon ab dem Beginn der Siedlung im Mittelneolithikum belegen lassen, weisen diese als einen diachron herausragenden Mittelpunkt der südostalpinen Siedlungslandschaft am Kreuzungspunkt überregional bedeutender Wegverbindungen aus. Im Vergleich dazu erscheinen die übrigen bekannten Fundstellen der mittelneolithischen Lengyel-Kultur in der Steiermark als äußerst bescheiden. Auch spielt hierbei die Tatsache eine gewichtige Rolle, dass gezielte systematische Ausgrabungen an diesen Orten nicht stattgefunden haben. Bestenfalls wurden sie im Zuge von Rettungsgrabungen „angeschnitten“, wobei das Hauptaugenmerk nur selten auf diesen Befunden lag. Vielen Fragestellungen kann dementsprechend aufgrund der unzureichenden Quellenlage nicht nachgegangen werden.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der jungsteinzeitliche und kupferzeitliche Hornsteinbergbau in Rein80 Von Daniel Modl und Michael Brandl Unter den steirischen Silexlagerstätten besitzt das Hornsteinvorkommen von Rein die größte Bedeutung. Die Lagerstätte befindet sich innerhalb des sogenannten Reiner Beckens ca. 14  km Luftlinie nordwestlich von Graz nahe dem berühmten Zisterzienserstift auf einem sanft ansteigenden Geländerücken zwischen den Ortschaften Rein und Hörgas, der „Hochfeld“ genannt wird. Geologisch gesehen ist das Reiner Becken Teil des steirischen Neogenbeckens und war ursprünglich ein Süßwassersee, auf den während der miozänen Vulkanphase (vor ca. 17 bis 14 Mio. Jahren) mehrmals Vulkanascheregen niedergingen. Die glasreichen Ascheund Tuffablagerungen führten zur Bildung von knollen- und plattenförmigem Hornstein, wobei der Plattenhornstein heute in ca. 3–5 m Tiefe in residualen Verwitterungslehmen der sogenannten Rein-Formation eingelagert ist. Die Hornsteinplatten selbst sind im Durch-

schnitt 1–2 cm stark und weisen eine sandgelbe Außenseite (Cortex) und im Bruch eine weiß-bräunliche bis beige-graue Farbe auf. Bereits vor über 50.000 Jahren vor heute im Mittelpaläolithikum wurde Reiner Knollenhornstein vom Neandertaler zur Herstellung von Werkzeugen verwendet, wie 650 Hornsteingeräte aus der Repolusthöhle im Badlgraben bei Peggau eindrucksvoll zeigen. Im Neolithikum vor ca. 6.000 Jahren wurde Reiner Plattenhornstein bergmännisch in tiefen Schächten abgebaut. Über Austausch und Handel gelangte dieser in die Siedlungen, wo er zu scharf kantigen Waffen und Werkzeugen, wie Pfeilspitzen, Dolch-, Messer- und Sichelklingen weiterverarbeitet wurde. Heute wird in nahezu jeder jungsteinzeitlichen Siedlung der Steiermark bei archäologischen Ausgrabungen Reiner Hornstein angetroffen. Mit Ende des Neolithikums wurde der Hornstein allmählich von Metall verdrängt, sodass sich die Reiner Plattenhornstein Foto: UMJ, Daniel Modl

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Hornsteinartefakte aus jungsteinzeitlichen/kupferzeitlichen Foto: UMJ, Daniel Modl Siedlungen in der Steiermark

nächste und zugleich letzte Nutzung des Reiner Hornsteins erst wieder im Frühmittelalter nachweisen lässt, wo er zusammen mit eisernen Feuerschlägern für die Feuererzeugung genutzt wurde.

Freilegung einer Abbau­grube am Hochfeld in Rein, 2016

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Mit Erlaubnis des Zisterzienserstiftes Rein fanden zwischen 2010 und 2017 mehrere archäologische Forschungsgrabungen des Instituts für Urgeschichte und Historische Archäologie der Universität Wien in Zusammenarbeit mit der Abteilung Archäologie & Münzkabinett am Universalmuseum Joanneum in Graz (UMJ) und dem Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien auf dem Reiner Hochfeld statt. Von besonderer Bedeutung war die Grabungskampagne des Jahres 2016, in deren Zuge es gelang, eine komplette Abbaugrube archäologisch zu untersuchen. Die mit mächtigen Sedimentpaketen verfüllte Pinge erreichte im lehmigen Untergrund eine Tiefe von ca. 3,5 m und zeigte an der Sohle eine seitliche Erweiterung für eine maximale Aus-

Foto: UMJ, Daniel Modl

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Ausgewählte dreidi­ mensionale Ansichten (SfM-Structure from Motion) der freigelegten Abbaugrube in Rein (1) Schrägansicht von Süd­ westen, (2) Südwestwand und (3) Nordostwand Grafik: Daniel Modl/ Stephan Stefan.

beutung einer Lage aus Plattenhornstein. In der Grubenverfüllung fanden sich Abschläge, Hornsteinplatten sowie Holzkohlen, die eine genauere naturwissenschaftliche Datierung des Abbaus erlauben. Dieser Befund stellt nicht nur die einzige vollständig mittels moderner Grabungs- und Dokumentationsmethoden untersuchte neolithische Abbaupinge auf Hornstein in Österreich dar, sondern er-

laubt auch die Rekonstruktion der bergmännischen Aktivitäten am Reiner Hochfeld vor 6.000 Jahren. In seiner Betriebszeit muss der Bergbau aus der Ferne wie eine kahle Kraterlandschaft gewirkt haben. Die trichterförmigen Einsenkungen entstanden einerseits durch den um die Schachtöffnung ringförmig aufgeschütteten Aushub bzw. durch das allmähliche Nachsa-

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Rekonstruktionszeichnung vom jungsteinzeitlichen/kupferzeitlichen Hornsteinabbau im Reiner Becken Grafik: Dominic Groebner

cken des nur locker wiederverfüllten Erdmaterials in den Abbaugruben. Deren Dichte war vermutlich ziemlich hoch, da in den Grabungsschnitten meist auf wenigen Quadratmetern mehrere Abbaugruben bzw. Pingenkomplexe dicht an dicht nachgewiesen werden konnten. Heute ist von dieser einzigartigen Bergbaulandschaft vor Ort nichts mehr zu erkennen, da sie vor Jahrzehnten eingeebnet wurde. Die Fläche des Reiner Bergbaus kann derzeit auf ungefähr 10 Hektar geschätzt werden, womit Rein durchaus auch einem internationalen Vergleich mit den bekannten süddeutschen Hornsteinbergbauen von Arnhofen (40 ha) und Baiersdorf (35 ha) standhält. Diese große Ausdehnung lässt zusammen mit der stellenweise hohen Dichte an Abbaugruben vermuten, dass im Laufe der Jungsteinzeit und Kupferzeit

mehrere Hundert Pingen am Hochfeld angelegt worden waren. Dies relativiert sich jedoch, weil davon ausgegangen werden muss, dass innerhalb eines Jahres vermutlich nur wenige Pingen in Betrieb waren und die Arbeiten von einer kleinen Gruppe innerhalb weniger Wochen durchgeführt wurden. Anhand der bisherigen Grabungsergebnisse lassen sich die Arbeitsabläufe bei der bergmännischen Gewinnung des Hornsteins relativ gut nachvollziehen. Mit Hilfe von Gezähen (Werkzeugen und Arbeitsgeräten), wie Geweihhacken und Knochen- oder Holzschaufeln, legten die Reiner „Bergleute“ im gelb-grauen Lehmboden zur Gewinnung der Hornsteinplatten bis zu 5 m tiefe Abbaugruben an. In dieser Tiefe verliefen die Hornsteine in mehreren durchgehenden Plattenlagen. Je nachdem, wie dicht die

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Abbaugruben zueinander angelegt wurden, ließen sich im archäologischen Grabungsbefund entweder einzelne Pingen oder größere Pingenkomplexe feststellen. Dabei handelt es sich um Abbaugruben, die in ihrem Mündungsbereich in Verbindung standen. Diese räumliche Nähe machte Sinn, da dadurch nicht nur die Lagerstätte effizient ausgebeutet, sondern der voluminöse Aushub auch gleich in der danebenliegenden Pinge entsorgt werden konnte. Außerdem wurde der Untergrund wieder stabilisiert und Wandeinbrüche vermieden. Bei der Wiederverfüllung gelangten größere Anteile der tiefer gelegenen Laterite in die obere Pingenverfüllung, wodurch sich im Grabungsbefund ein deutlicher Farbunterschied zwischen dem natürlichen, gelb-grauen Lehmboden und der rötlicheren Pingenverfüllung ergab, die bei den archäologischen Untersuchungen deutlich in den Grabungsf lächen sichtbar wurde. Es ist anzunehmen, dass die Ausbeutung der Lagerstätte weniger durch spezialisierte Bergmänner als vielmehr durch Familienverbände erfolgte, wodurch Männer und Frauen jeder Altersstufe je nach ihren Fähigkeiten

und Leistungsvermögen in den Arbeitsablauf integriert waren. Anhand der Erfahrungen bei den archäologischen Ausgrabungen lässt sich der Arbeitsaufwand für fünf Personen für das Ausheben und Ausbeuten einer Abbaugrube auf ungefähr zwei bis drei Wochen schätzen. Leider haben sich in den lehmigen Verfüllschichten der Pingen keine organischen Reste erhalten, sodass weder die Gezähe noch eventuelle Steig- und Fördereinrichtungen in Form von Steigbäumen, Seilen oder Körben erhalten geblieben sind. Zumindest deuten Pfostenlöcher am Rand der Abbaugruben eine Überdachung an, bei der es sich jedoch um eine leichte, vielleicht zeltartige Konstruktion mit einer Abdeckung aus Tierhäuten, Schilf oder Gras gehandelt haben dürfte. Die Hornsteinplatten wurden noch vor Ort mittels ausgesuchter rundlicher Flussgerölle auf eine handliche Größe zurechtgeschlagen und auf ihre Güte getestet. Wenn eine Platte nicht den hohen Anforderungen der Steinschläger entsprach, wurde sie wieder im Abraum der Grube entsorgt. Aus dem hochwertigen Material wurden zum Teil bereits am Abbauort Grabungsfläche mit den Umrissen mehrerer mit rötlichen Sedimenten der Rein-Formation verfüllten Pingen bzw. Pingenkom­ plexen am Hochfeld in Rein, 2013 Foto: UMJ, Daniel Modl

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Werkzeuge angefertigt, wie zurückgelassene Kernsteine und misslungene Stücke belegen. Der größte Teil des hochwertigen Hornsteins wurde jedoch zur Weiterverarbeitung in die Siedlungen gebracht. Dementsprechend darf der Bergbau am Reiner Hochfeld auch nicht isoliert betrachtet werden. Er steht vielmehr im engen Zusammenhang mit zahlreichen Siedlungsstellen im Reiner Becken, die an den Beckenrändern bzw. auf den umliegenden Anhöhen nachgewiesen werden konnten. Zu nennen ist hier z. B. der oberhalb des Stifts Rein liegende Ulrichsberg. Das von dort bekannte Fundmaterial, u. a. diverse Zwischen- und Endprodukte aus der Steingeräteproduktion sowie Schlagsteine, lassen einen engen Zusammenhang mit dem Reiner Bergbau und eine wichtige Rolle im Austausch bzw. Handel des Rohmaterials vermuten. Geochemische Analysen konnten eindeutig nachweisen, dass Reiner Hornstein in neolithischen Siedlungen in einem Umkreis von mindestens 55 km um die Lagerstätte genutzt wurde. Aktuelle Untersuchungen von Hornsteinartefakten aus dem nördlichen Kärnten deuten jedoch eine Verbreitung von bis zu 150  km an. In den Norden scheinen keine intensiven Austauschverbindungen bestanden zu haben, da bisher kein einziges Artefakt aus Reiner Hornstein nördlich der Alpen nachgewiesen werden konnte. Die Frage, wie die jungsteinzeitliche und kupferzeitliche Hornsteinverteilung genau erfolgte, ist nach wie vor in Diskussion. Für Siedlungen, die einen hohen Anteil an Reiner Hornstein aufweisen und nahe an der Lagerstätte gelegen sind, wie z. B. der Ulrichsberg, darf wohl von Selbstversorgung ausgegangen werden. Bewohner von Siedlungen, die weiter von der Lagerstätte entfernt waren, hatten lediglich zwei Möglichkeiten, an dieses Rohmaterial zu gelangen: durch Weitergabe

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im Rahmen friedlichen Austauschs oder durch Inbesitznahme im Zug feindseliger Auseinandersetzungen. Standardisiert zurechtgeschlagene Hornsteinbarren, die als Rohprodukte in die steinzeitlichen Siedlungen gebracht und dort weiterverarbeitet wurden, zeugen davon, dass der Austausch und Handel mit dem Reiner Hornstein zumindest gewissen Qualitätskriterien unterlag. Durch die Forschungsergebnisse können die frühesten gesicherten Spuren prähistorischen Bergbaus in der heutigen Steiermark um mehrere Jahrtausende zurückdatiert werden. Radiokarbondatierungen an Holzkohlen u. a. aus den Verfüllungsschichten zweier Reiner Abbaugruben decken den Zeitraum zwischen 4.500 und ca. 3.000 v. Chr. ab, was eine über 1.500 Jahre lange Bergbautradition im Reiner Becken vermuten lässt. Mit dieser Datierung stellt der Reiner Hornsteinabbau für das südliche Österreich den bedeutendsten bergbauhistorischen Befund aus vorgeschichtlicher Zeit dar, weshalb dieses einzigartige Kulturdenkmal im Jahr 2018 unter Denkmalschutz gestellt und im Zuge der Sonderausstellung „Messerscharf – 6.000 Jahre Hornsteinbergbau in Rein bei Graz“ im Archäologiemuseum in Graz einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Mit den interdisziplinären Untersuchungen in Rein gelang es zudem, den erst zweiten neolithischen Silexbergbau in Österreich nachzuweisen. Die einzigen vergleichbaren prähistorischen Abbaustellen befinden sich auf der Antonshöhe in Mauer im 23. Wiener Gemeindebezirk und am Gemeindeberg im 13. Bezirk, wo ungef ähr zur selben Zeit Radiolarit, eine Varietät von Hornstein, in Schächten abgebaut wurde. Die noch andauernden Untersuchungen in Rein erlauben es erstmals eine neolithische Bergbaustruktur aus dem Südostalpenraum den ca. 200 in Europa bekannten Silexabbaustellen aus der Urgeschichte an die Seite zu stellen.

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Spät- und Endneolithikum bzw. Chalkolithikum (= Jungsteinzeit/Kupferzeit; 4.300−2.500/2.300 v. Chr.) Die Verwendung von Kupfer als Rohmaterial für einfache Schmuckstücke lässt sich im Vorderen Orient bereits am Ende des 9. Jahrtausend v. Chr. nachweisen.81 Bei diesen ersten aus Kupfer gefertigten Gegenständen handelte es sich allerdings noch nicht um Produkte erster metallurgischer Prozesse, sondern vielmehr um einfach erhitztes und bearbeitetes oxydisches Kupfer, das vermutlich obertägig angetroffen werden konnte. Erst ab dem 6. Jahrtausend v. Chr. lassen sich im anatolischen und kaukasischen Raum erste Hinweise auf eine eigene Kupfermetallurgie fassen, die mit entsprechenden technologischen Innovationen verbunden war. Diese wiederum führten zu gewissen gesellschaftlichen Veränderungen bzw. Verschiebungen, bedeutete doch das vielfältig spezialisierte Wissen der Kupfermetallurgen gleichzeitig die Herausbildung einer hervorgehobenen Personen- oder sogar Berufsgruppe, die durch ihre Fähigkeiten imstande war, herausragende Waffen und Werkzeuge sowie insbesondere Prestigegüter ersten Ranges herzustellen. Gerade durch diese wird in weiterer Folge überhaupt erst eine Differenzierung in unterschiedliche Sozial- bzw. Gesellschaftsschichten greif bar, die sich in Form entsprechender Grabbeigaben widerspiegelt. Es darf vermutet werden, dass diese mitunter komplexen metallurgischen (Transformations-) Prozesse auch mit kultisch-rituellen bzw. religiösen Vorstellungen − und wohl auch Handlungen − verbunden waren. Mit einer gewissen Verzögerung erreichte die Kupfermetallurgie schließlich erst im 5. Jahrtausend v. Chr. Südosteuropa, wo sich noch in der ersten Jahrtausendhälfte aufgrund der zahlreichen und ergiebigen Lagerstätten − primär von Fahlerzen − eine f lorierende „Kupfer­ industrie“ entwickelte, deren Produkte auch

den mitteleuropäischen Raum erreichten. In erster Linie sind hierbei schwere Kupferäxte zu nennen, die gleichermaßen als Waffen, Werkzeuge, Statussymbole und besonders auch als Rohmaterial für die Weiterverarbeitung dienen konnten. Wenngleich das Aufkommen bzw. die Übernahme der Kupfermetallurgie auf den ersten Blick einen technologisch „revolutionären“ Schritt darstellen könnte, so umfasst dieser mehrstufige Prozess eine Reihe von Tätigkeiten, die bereits davor bekannt waren und erfolgreich praktiziert wurden, jedoch in Hinblick auf die Kupfergewinnung entsprechend modifiziert werden mussten. Dabei ist beispielsweise an die Prospektion, Auffindung und Gewinnung des Rohkupfers bzw. der Kupfererze zu denken, ein Vorgang, der im Prinzip bereits davor im Neolithikum bei der Suche und mitunter aufwendigen Ausbeutung der Lagerstätten etwa von Hornstein bzw. Silex, Rötel oder spezifischen Gesteinen als Rohmaterial für die Herstellung geschliffener Steingeräte Anwendung fand. Ähnliches gilt für das eigentliche „Herzstück“ dieser Metallurgie, die „Transformation“ des auf bereiteten Erzes in möglichst reines Kupfer, wobei diesem pyrometallurgischen Prozess bereits das „know-how“ zur Erreichung höherer Temperaturen im Zuge des Keramikbrandes zu Gute kam. Neben diesen potentiell vorhandenen Grundkenntnissen war eine ganze Reihe von Innovationen − und damit verbunden spezialisiertem Wissen − unabdingbar, die zur lückenlosen Durchführung der zuletzt von Barbara S. Ottaway treff lich beschriebenen „chaîne opératoire“ der Kupfermetallurgie vonnöten war.82 Den ersten Schritt dieser Kette stellte dabei die Prospektion der Kupfer- und Kupfererzlagerstätten dar, für die sowohl die grundlegenden

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Schematische Darstellung des Prozesses der Kup­ fergewinnung und -verar­ beitung Nach: Ottaway, Copper metallurgy 92 mit Abb.

Kenntnisse der Rohstoffe Voraussetzung waren, als auch deren phänologischer Niederschlag im unmittelbaren natürlichen Biotop, etwa durch unterschiedlichen Bewuchs oder entsprechende Ausfällungen in Gewässern. Als zweiter Schritt kann die Erschließung und Ausbeutung der Lagerstätte gewertet werden, die im einfachsten − und wohl seltensten − Fall von einer oberf lächlichen Aufsammlung bis zum Tag- oder gar Untertagbau reichen kann. Gerade letzterer setzt zusätzliches Wissen über die Abbaumethode, die Förderung und auch die Sicherung des Bergwerkes (Verschalung, Bewetterung etc.) voraus. Die nächste Stufe des Gewinnungsprozesses stellte − nach der Förderung bzw. dem Abtransport − die Zerkleinerung und Aussortierung bzw. Trennung des erzhältigen Gesteines dar, das sog. Pochen. Gerade diese auf den ersten Blick einfachen und unscheinbaren Auf bereitungsarbeiten waren von besonderer Bedeutung für die spätere Reinheit und Qualität des Kupfers, darüber hinaus erleichterte ein vorsortiertes, von anderen Gemengeteilen bereinigtes Roherz den eigentlichen Schmelzprozess. Handelte es sich bei den abgebauten Erzen nicht um oxydische Kupfererze, d. h. Fahlerze, sondern um sulfidische Kupferkiese, so hatte das gepochte Erz vor dem Schmelzen einem Röstprozess unter-

zogen zu werden, bei dem die Schwefelanteile des Erzes entfernt wurden. Danach erfolgte das Schmelzen des auf bereiteten Kupfererzes, wobei hierfür in der Kupferzeit in erster Linie einfache Schmelztiegel verwendet wurden, in die das Erz eingefüllt und − zur Aufrechterhaltung einer reduzierenden Atmosphäre − wohl mit Holzkohle abgedeckt wurde. Für den Schmelzprozess selbst war das Erreichen und Halten der notwendigen Temperatur von entscheidender Bedeutung. Das Produkt dieses Schmelzprozesses war mehr oder weniger reines Kupfer, das in Form von kleinen Gusskuchen (Schwarzkupfer) oder wohl weitaus häufiger − und je nach Anteil der Nebenbestandteile − als Kupferklumpen oder -kugeln in den Schlacken eingepackt war. Durch Zerkleinern der Schlacken und erneutes Schmelzen wurde eine Reinigung des Kupfers erreicht (Raffination), die schlussendlich beinahe reines Kupfer erbrachte. Bereits für die Kupferzeit nachgewiesen ist eine Auf besserung des reinen Kupfers durch Legierung mit Arsen. Obwohl in vielen Fällen bereits schon die als Rohstoff verwendeten Fahlerze selbst einen beträchtlichen Arsenanteil aufwiesen, dürfte eine zusätzliche Anreicherung mit arsenhältigen Erzen oder ähnlichem vorgenommen worden sein, die einerseits eine Senkung des Schmelzpunktes

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sowie eine Verringerung der Sprödigkeit bewirkte und andererseits dem rötlichen Kupfer − je nach Zusatzmenge − eine goldene oder bevorzugt silberne Farbe verlieh. Abgesehen von den physikalischen Verbesserungen bewirkte das Legieren in erster Linie eine optische Aufwertung, die die Funktion eines Prestigeobjektes erheblich verstärkte. Nach dem Schmelz-, Reinigungs- und eventuell auch dem Legierungsprozess war endlich der gewünschte Rohstoff gewonnen, der in weiterer Folge in − ein- oder zweiteilige − Gussformen gegossen werden konnte, die beispielsweise aus Sand, Lehm oder Sandstein gefertigt gewesen sein können. Bis an das Ende der mittleren Kupferzeit scheint primär der Guss in einteiligen Gussformen oder in „verlorener Form“ bekannt gewesen zu sein, zweiteilige Gussformen, die richtiggehende „Serienproduktionen“ ermöglichten, begegnen erstmals für Schaftlochäxte vom Typ Kozarac und ähnlichen in der späten Kupferzeit. Das Gussprodukt selbst hatte nach der Entnahme aus der Gussform erst entsprechend überarbeitet zu werden, wobei beispielsweise die Gusskanäle und andere Gussreste entfernt werden mussten. Anschließend erfolgte eine gründliche Überarbeitung des Artefaktes, wie beispielsweise das Schleifen und Polieren der Oberf lächen und − wie etwa bei Äxten oder Beilen − eine nachträgliche Härtung und ein Schleifen der Schneide, sowie schließlich ein Herausarbeiten oder überhaupt die Anbringung von Verzierungen. Die anfängliche Seltenheit und Kostbarkeit von Kupfergegenständen sowie die damit verbundene Prestigeträchtigkeit führten offenkundig zu einer entsprechenden Nachfrage, die in der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. durch Produzenten in Südosteuropa gedeckt wurde. Spätestens ab dem Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. lassen sich pyrometallurgische Aktivitäten und Prozesse auch im Südostalpen-

raum und in Transdanubien nachweisen, wobei nunmehr fast regelhaft in den Siedlungen Reste einer Kupfermetallurgie auftreten (Schmelztiegelbruchstücke, Kupferschlacken, Gusstiegel etc.). Wenngleich die bislang metallurgisch analysierten Kupferrückstände und -artefakte weiterhin auf Fahlerzlagerstätten in Südosteuropa hindeuten, so dürfen auch die inneralpinen Lagerstätten − wie sie ja auch in der Steiermark bekannt sind − in dieser Frage nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Auch wenn urzeitlicher Kupferbergbau − nicht nur − in der Steiermark bislang nicht nachweisbar ist, so scheint doch das Gebiet der heutigen Steiermark bereits in der frühen Kupferzeit aufgrund seiner verkehrsgeographischen Lage durch die großräumige Verbreitung und Verhandlung von Kupfererzen bzw. Kupferartefakten (Schmuck, Äxte, Beile, Werkzeuge etc.) eine Art „Transitzone“ zwischen Südosteuropa und dem nördlichen Voralpengebiet darzustellen, die dadurch von allen Seiten wichtige Impulse aufzunehmen − und auch weiterzugeben − imstande war. Im Südostalpenraum umfasst die Kupferzeit den beachtlichen Zeitraum von immerhin rund 1.800 Jahren (ca. 4.300−2.500 v. Chr.), wobei der Kenntnissstand zu den einzelnen Abschnitten (Früh-, Mittel- und Spätkupferzeit)83 sehr unterschiedlich ausfällt. Dies ist primär durch die Anzahl an Funden und Fundstellen bedingt, die äußerst different gewichtet ist. Soweit bislang beurteilbar, sind die kupferzeitlichen Kulturerscheinungen des Südostalpenraumes und auch Westtransdanubiens noch stark in der neolithischen Tradition und Lebensweise verhaftet, zu der dann die Kupfermetallurgie sukzessive hinzutritt. Auf der Basis der vorhandenen Datengrundlage ist eigentlich nicht abschätzbar, welche Auswirkungen das Auf kommen des Kupfers auf die jeweilige Gesellschaft und Lebensweise im hier behandelten Arbeitsgebiet mit sich bringt, fehlen doch dafür spezifisch beigabenführende Gräberfunde voll-

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ständig, anhand derer etwaige soziale Differenzierungen ablesbar werden könnten. Nichtsdestotrotz darf angenommen werden, dass das für die Ausübung kupfermetallurgischer Tätigkeiten notwendige Wissen und die entsprechenden Fertigkeiten wohl einem gewissen, darauf spezialisierten Personenkreis vorbehalten blieb − unabhängig davon, ob dieser „haupt- oder nebenberuf lich“ mit diesem neuen, äußerst spezifischen Handwerk beschäftigt war. Die frühe Kupferzeit im Südosten Österreichs (ca. 4.300−3.500 v. Chr.) − Ackerbauern, Viehzüch­ ter und Kupfergießer Die ältesten Nachweise der Kupfermetallurgie in Österreich stammen bislang vom Bisamberg bei Wien, einer der beiden eponymen Fundstellen der Bisamberg-Oberpullendorf-Gruppe des Epi-Lengyel-Komplexes, wo ein tönernes Gusstiegelbruchstück mit Kupferresten geborgen werden konnte. Dieses unscheinbare Fragment vermag zu belegen, dass mit einer selbstständigen Kupferverarbeitung spätestens zu Beginn des letzten Viertels des 5. Jahrtausends v. Chr. zu rechnen ist.84 Nachdem bereits davor sehr wohl Kupfergegenstände in Verwendung waren, handelte es sich dabei ausschließlich um importierte Stücke − vorwiegend „Schwermetallgeräte“, wie die oben erwähnte Kupferaxt vom Typ Pločnik aus Weitendorf − aus dem Bereich der „hochkupferzeitlichen“ Kulturgruppen Ungarns, des Karpatenbeckens oder des westlichen Balkans. Die Bisamberg-Oberpullendorf-Gruppe in Niederösterreich und dem Burgenland bildet nun zusammen mit der sog. Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe in der Steiermark und in Kärnten den „österreichischen“ Teil des ausgedehnten Epi-Lengyel-Komplexes, dem beispielsweise auch noch die Balaton-Lasinja-Gruppe in Ungarn zugerechnet werden kann. Diese einzelnen Kulturgruppen basieren auf einem Substrat der Lengyel-Kultur, aus dem sich durch zahl-

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reiche Einf lüsse − vor allem aus dem Südosten (z. B. aus der Butmir-Kultur) − die erwähnten Gruppen in unterschiedlicher Ausformung entwickeln konnten. Aufgrund der offenkundigen Verwandtschaft mit der Lengyel-Kultur wurde von Juraj Pavúk sogar vorgeschlagen, den gesamten Epi-Lengyel-Komplex als Teil dieser Kulturgruppe zu sehen und ihn dementsprechend konsequenterweise auch als Stufe Lengyel IV zu benennen.85 Diese Zuweisung mag zwar für die stärker in der Lengyel-Kultur verhafteten nachfolgenden Gruppen, wie beispielsweise die Jordansmühl-, Ludanice- und Bisamberg-Oberpullendorf-Gruppe plausibel erscheinen, für die wesentlich stärker den südöstlichen Einf lüssen ausgesetzte Balaton-Lasinja- und Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe bleibt eine derartige Zuordnung aber zu diskutieren. Das Gebiet des heutigen Kärnten und der Steiermark sowie wohl auch noch das südliche Burgenland gehören einer epilengyelzeitlichen Kulturgruppe an, die nach dem Fundort Lasinja an der Kupa bei Karlovac in Kroatien benannt wurde und die eine Reihe von regionalen Untergruppen bildet, wie die erwähnte Balaton-Lasinja-Gruppe, die Seče- und Beketinec-Gruppe in Nordwestkroatien oder die Josipdol-Gruppe in Nordbosnien sowie eben beispielsweise auch die Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe. Sie alle verbindet eine in weiten Zügen sehr einheitliche Geschirrserie, die lokale Eigenheiten aufweist, welche schlussendlich zur Differenzierung der erwähnten Lokalgruppen führten. Zum Teil stellen diese Gruppen aber auch lediglich chronologische Stufen dar, wie es etwa bei den kroatischen Gruppen (Seče und Beketinec) der Lasinja-Kultur teilweise der Fall zu sein scheint. Das Verbreitungsgebiet der Lasinja-Kultur umfasste somit den Bereich von Kärnten im Westen, den Osten Niederösterreichs im Norden, Westtransdanubien im Osten und im Süden Zentral- und Ostslowenien sowie das gesamte nordwestliche Kroatien und

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den Norden Bosniens. Das hier behandelte Arbeitsgebiet kann vollständig zur Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe gerechnet werden. Die Kanzianiberg-Lasinja Gruppe (4.300−3.900 v. Chr.) Nachdem bereits 1954 von Richard Pittioni der Typus Kanzianiberg und der Typus Pölshals-Strappelkogel zur Umschreibung der „keramikzeitlichen“ (d. h. neolithischen) Erscheinungen in der Steiermark und Kärnten eingeführt worden waren, wurde 1960 von Josip Korošec der Begriff der „alpinischen Fazies der Lengyelkultur“ verwendet, der eine neoli­ thische Fundgruppe Sloweniens und Kroatiens beschrieb und dem auch die Funde des Typus Kanzianiberg und Pölshals-Strappelkogel zugeordnet wurden.86 Mit diesem Begriff wurde auch die starke Verhaftung in der Lengyel-Kultur unterstrichen. 1979 wurde schließlich von Stojan Dimitrijević die Bezeichnung „Lasinja-Kultur“ für eben diese Erscheinung eingeführt,87 von der die ungarische Forschung die Balaton-Lasinja-Gruppe als eigene große Lokalgruppe abtrennte. Lässt man die Einschätzung von Nandor Kalicz zur Stufeneinteilung der Balaton-Lasinja-Gruppe außer Acht,88 so wird Dimitrijević auch die erste kleinteilige Stufenaufgliederung des keramischen Fundmaterials verdankt. Dabei wurde die Lasinja-Kultur in drei Stufen (I−III) geteilt, wobei die zweite Stufe noch einmal (in IIa und IIb) unterteilt wurde. Im Gegensatz zu Kalicz, der auch noch die nachfolgenden, furchenstichführenden Horizonte seiner Balaton-Lasinja-Gruppe zuwies, fasste Dimitrijević lediglich die Stufe Balaton I nach Kalicz als tatsächliches Lasinja auf. 1981 wurden das erste Mal Keramikfunde der Lasinja-Kultur von Diether Kramer vorgelegt und die Steiermark zum Verbreitungsgebiet dieser Kulturgruppe gerechnet.89 Die Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe selbst erfuhr

1996 eine eingehende Bearbeitung durch Elisabeth Ruttkay, die auch einen chronologischen Rahmen für diese Gruppe entwarf, der lange Zeit als Datierungsgrundlage herangezogen wurde und dies teilweise noch immer wird.90 Die Stufengliederung Ruttkays basierte hierbei auf zwei Grabungen, die entsprechendes stratifiziertes Fundmaterial erbracht hatten (Flamberg-Oberburgstall und Wildoner Schlossberg). Auf der Grundlage dieser Stratigraphien wurde eine zweistufige Abfolge der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe vorgeschlagen, wobei in der älteren Stufe bzw. Stufe I/Initialstufe (Schlossberg 1) noch Lengyel-Elemente vorhanden sind (Rot-Weiß-Bemalung), während die Stufe II die voll ausgeprägte Lasinja-Kultur repräsentiert. Stufe II wurde schließlich weiter in drei Phasen unterteilt: a. „Klassisches“ Kanzianiberg-Lasinja (Schlossberg 2, Oberburgstall 1) Kanzianiberg-Lasinja mit Furchenstichb. keramik Typus Raaba (Schlossberg 3) c. Flächeninkrustierte Ware mit kurvolinearen Mustern und Kreuzschraffur sowie Fisch­ grätenmuster (Oberburgstall 2). Basierend auf zahlreichen Radiokarbon-Daten von Hölzern aus der kupferzeitlichen Siedlung im Keutschacher See in Kärnten wurde von Ruttkay ein chronologischer Rahmen von 4.240−3.950 v. Chr. für die epilengyelzeitliche Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe angegeben. Ruttkays grundlegende und stringente Stufengliederung wurde schließlich von Bertram Samonig 2003 bei der Vorlage und Auswertung der kupferzeitlichen Funde aus dem Keutschacher See verfeinert und erweitert, sodass für die Beurteilung der lasinjazeitlichen Keramikfunde ein scheinbar solides Gerüst gegeben schien.91 Durch die Bearbeitung und die (noch unpublizierte) Auswertung der Funde und Befunde der Ausgrabungen 1985−87 des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer) am Wildoner Schlossberg in den Jahren

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2006−2008 durch den Verfasser und Christoph Grill ergab sich nun die Notwendigkeit zu einer erheblichen Korrektur dieser (vermeintlich) überzeugenden Chronologie. Die Schwachstelle der Rutt­kay´schen Stufen­ gliederung stellte zum einen der Umstand dar, dass zum Zeitpunkt ihrer Arbeit vom Schlossberg lediglich ein kurzer Vorbericht von Jörg Obereder vorlag,92 auf dessen richtige Einschätzung der Sachlage sich Ruttkay verlassen musste. Wie sich im Zuge der Bearbeitung der Schlossberger Stratigraphie zeigte, sind jedoch die ältesten drei Schichten bzw. Horizonte allesamt der Lengyel-Kultur zuzuweisen und enthalten keinerlei Funde der Lasinja-Kultur. Erst im Schlossberger Horizont IV treten das erste Mal Keramik- und Verzierungsformen der Lasinja-Kultur auf. Dies bedeutet allerdings, dass die drei ältesten Schichten/Horizonte vom Schlossberg, die Elisabeth Ruttkay zur Definition ihrer Stufen I sowie IIa und IIb heranzog, gar nicht der Lasinja-Kultur angehören. Dadurch kann vorerst einmal die Definition der frühen Stufen der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe als hinfällig betrachtet werden. Ein ähnliches Bild bietet sich bei einer kritischen Revision der Funde von der zweiten Fundstelle, die zur Erstellung der Stufengliederung herangezogen wurde, dem Oberburgstall bei Flamberg:93 Wie weiter unten (siehe Abschnitt Vučedol-Kultur) ausgeführt wird, enthalten beide trennbaren Schichten vom Oberburgstall − neben Stücken der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe − auch schon Keramikfunde, die problemlos der Vučedol-Kultur zugewiesen werden können. Dies bedeutet allerdings nichts anderes, als dass beide Schichten deutlich jünger zu datieren sind als frühkupferzeitlich, die Lasinja-Funde sind lediglich als verlagerte „Residuals“ zu betrachten. Somit „kippt“ auch die zweite Stratigraphie, auf der die Ruttkay´sche Stufengliederung basierte. Was bleibt nun?

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Von den mittlerweile über 80, vielleicht auch schon über 100 steirischen Fundstellen, die Keramik der Lasinja-Kultur erbracht haben, liegt keine einzige vor, die entweder eine „reine“ Stratigraphie besitzen würde, oder als „geschlossener“ − und auch typenmäßig auswertbarer! − Fundkomplex betrachtet werden könnte. Dies verwundert auf den ersten Blick in Anbetracht der zahlreichen Fundstellen, doch sind die meisten davon nur durch Streufunde lokalisiert worden. In der stratigraphischen Sequenz des Wildoner Schlossberges können zwar die Horizonte IV und V der Lasinja-Kultur zugeordnet werden, doch liegt aus dem jüngeren Horizont V zu wenig signifikantes Keramikfundmaterial vor, um es überzeugend vom Inventar des Horizontes IV abzutrennen. Ählich gelagert scheint die Situation auf der Höhensiedlung am Kögelberg bei St. Ulrich am Waasen zu sein,94 wo aus einem eingetieften Hausbefund (?) Fundmaterial von Lengyel über Lasinja bis zu Retz-Gajary in offenkundiger Durchmischung vorliegt. Vor einer eingehenden Publikation des Befundes und der Funde kann vorerst jedenfalls keine seriöse Beurteilung dieser Fundstelle erfolgen. Als einziger „geschlossener“ Fundkomplex kann bislang eine von Wolfgang Artner und Jörg Obereder publizierte Grube in Kopfing bei Hartberg erwähnt werden,95 die jedoch ein ausgesprochen typenarmes Keramikinventar geliefert hat, das eine feinchronologische Auswertung kaum möglich machte. Als „typologisch einheitlich“ können vermutlich zum größten Teil auch die allerdings nur als Streufunde zu Tage getretenen Stücke vom Kalvarienberg bei St. Peter am Ottersbach gewertet werden,96 für die sogar ein Radiokarbondatum aus der an einem Keramikfragment anhaftenden harzartigen Substanz erhoben wurde, das den chronologischen Rahmen der Lasinja-Kultur gut abdeckt.97

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Auswahl an Keramikfun­ den aus Kopfing Nach: Artner/Obereder, Kopfing 86−89

Nicht publiziert sind bislang Grubeninhalte aus dem Bereich des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Grötsch in der Weststeiermark, die ein typen- und variantenreiches Keramikspektrum besitzen.98 Trotz der teils beträchtlichen Fundmengen, die problemlos der Lasinja-Kultur zugeordnet werden können, ist es momentan nicht möglich, diese feinchronologisch aufzuschlüsseln. Dass sich innerhalb des zumindest 400-jährigen Bestehens der Lasinja-Kultur Veränderungen innerhalb der Geschirrserien, zumindest aber im Verzierungskanon vollzogen haben dürften, liegt auf der Hand − es ist mangels stratifizierter Funde allerdings bislang nicht belegbar. Eine ähnliche Situation liegt im übrigen in Transdanubien vor, wo das „klassische“ Lasinja lediglich der Stufe Balaton-Lasinja I entspricht, Balaton-Lasinja II führt bereits furchenstichverzierte Keramik

und ist somit jünger anzusetzen als das eigentliche Lasinja.99 Möchte man nicht das Schicksal der „kroatischen Lasinjaforschung“ teilen, die auf der Grundlage zahlreicher unstratifizierter und zumeist durchmischter, mehrphasiger Fundkomplexe − wie sie ja auch aus der Steiermark vorliegen − eine übertrieben kleinteilige Differenzierung in unterschiedlichste Lokalgruppen und Lokaltypen vollzogen hat (z. B. Typ Beketinec, Typ Koška, Typ Josipdol und auch die Seče-Kultur), so empfiehlt sich eine Gesamtrevision des greif baren Lasinja-Fundmaterials in der Steiermark. Als Ausgangspunkt zur Erstellung einer Feintypologie und Stufengliederung könnten vorerst „geschlossene“ und teilweise radiokarbondatierte Fundkomplexe „von außerhalb“ herangezogen werden, wie sie in letzter Zeit in größerer Anzahl und mit variantenreichen Inventaren aus Nordwest-

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Auswahl an Verzierungen auf Knickwandschalen vom Wildoner Schlossberg

kroatien,100 Nordostslowenien101 und Südwestungarn102 bekannt geworden sind. Trotz der geschilderten Probleme kann das Gefäßformen- und Verzierungsrepertoire der Fundstellen der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe in der Steiermark summarisch folgendermaßen umrissen werden: Die größte Gruppe der Gefäßkeramik stellen die sog. Knickwandschalen mit unterschiedlich stark einziehenden Rändern dar, die oftmals hohe, glockenförmige Hohlfüße besitzen, aber auch über Flachböden verfügen können. Ein großer Teil der Knickwandschalen besitzt charakteristische sog. Zapfenbuckel, bei denen es sich um senkrechte knubbenartige Fortsätze am Bauchumbruch der Schalen handelt. In der Regel weisen die Knickwandschalen eine reiche Verzierung in Form von senkrechten oder schrägen bzw. Zick-Zack-förmigen Ritzlinienbündeln auf, die oftmals von feinen Einstichen f lankiert werden. Daneben begegnen auch Verzierungen in Form von rundlichen oder ovalen Einstichen bzw. Dellen, die für gewöhnlich zu waagrechten oder senkrechten Rapporten gebündelt werden. Deutlich seltener lassen sich kurvolineare Verzierungen auf Knickwand-

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Foto: Georg Tiefengraber

schalen ausmachen, wobei es sich dabei in der Regel um konzentrische Halbkreisbündel handelt, die die Schalenschulter aneinandergereiht umziehen und zumeist von feinen Einstichen begrenzt werden. Neben den zahlreichen verzierten Schalen sind auch unverzierte hinreichend bekannt. Eine zweite große Gruppe innerhalb des Lasinja-Geschirrsatzes bilden Krüge, die zumeist aus hellgrauem bis beigem, feingemagertem Ton gefertigt sind. Die Krüge besitzen eine annähernd gestreckt bikonische Grundform, wobei der Unterteil stärker einzieht, während die Schulterpartie verstärkt betont wird. Der Hals ist zumeist leicht abgesetzt, der Rand biegt sanft aus. Sämtliche Krüge verfügen über leicht überrandständige Henkel, die an der Schulter angesetzt sind und ebenfalls verziert sein können. Als Zierzone dient der breite, verstärkte Schulterabsatz, wobei die Verzierungen weitgehend denjenigen auf den Knickwandschalen entsprechen (Ritzlinienbündel, Einstiche und Dellen oder eine Kombination von Ritzlinien und Einstichen). Den einhenkeligen Krügen an die Seite zu stellen sind zweihenkelige bikonische Töpfe mit abgesetztem Rand, die sowohl randstän-

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Rollstempel der Lasinja-Kultur (unterschiedlicher Maßstab) vom Dietenberg bei Ligist und aus St. Stefan ob Stainz

dige Henkel besitzen können, als auch kleine schulterständige Henkel. Bei diesen Henkeltöpfen dominiert eine Verzierung aus − mitunter f lächendeckenden − Einstichen (Typus Raaba nach Elisabeth Ruttkay)103 und Dellen, doch sind auch Ritzlinienvarianten durchaus beobachtbar. Diese Henkeltöpfe leiten über zu den einfachen, überwiegend unverzierten, gestreckt bikonischen, grobtonigen Töpfen mit abgesetztem Hals, die die überwiegende Masse der Grobkeramik ausmachen. Auch diese Töpfe können über Henkel verfügen, wobei es sich dann regelhaft um kleine schulterständige Ösenhenkel handelt. Sowohl Knickwandschalen als auch Töpfe können mit kurzen Ausgusstüllen versehen sein. Über Tüllen verfügen auch die regelhaft auftretenden und oftmals reich kerbverzierten Tonlöffel, die nur schwer von den Löffeln der vorangehenden Lengyel-Kultur unterschieden werden können. Zu erwähnen bleibt noch eine Reihe von Miniaturgefäßen, die ihren „großen“ Vorbildern in Form und Verzierung nachempfunden sind. Zu den Keramikfunden gehören auch kleine tönerne Rollstempel, die entweder eine

Nach: Ruttkay, Tonstempel

zylindrische Form besitzen können oder auch „zigarrenartig“ geformt vorliegen. Die bis 1994 bekannten Rollstempel der Lasinja-Kultur vom Dietenberg bei Ligist104 und aus St. Stefan ob Stainz105 wurden von Elisabeth Ruttkay vorgelegt,106 zu ergänzen ist ein vollständig erhaltener Neufund vom Frauenberg bei Leibnitz aus vermischten Befundzusammenhängen,107 sowie zwei Stücke, eines davon mit einem Zick-Zack-förmigen Muster, vom Glaserkogel bei Wetzelsdorf in der West­ steiermark nahe Stainz.108 Neben der Gefäßkeramik stellen Steingeräte die zweite große Gruppe innerhalb der Fundkomplexe der Lasinja-Kultur dar, wobei aufgrund der überwiegend mehrphasigen Fundstellen bislang in keinem einzigen Fall ein „reines“ Geräteinventar der Lasinja-Kultur angeführt werden kann. Soweit bis dato beurteilbar, treten bei den geschliffenen Steingeräten keine spitznackigen Beile („Lengyelbeile“) mehr auf, auch fehlen Dechsel bzw. „Schuhleistenkeile“, wie sie in der Lengyel-Kultur − und davor − belegbar waren. Es dominieren nunmehr rundnackige Äxte und einfache trapezförmige Beile, wobei noch nicht geklärt ist,

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Rollstempel mit Zick-Zack-förmigem Muster vom Gla­ Foto: BDA, Bernhard Hebert serkogel nahe Stainz

Rollstempel vom Frauenberg bei Leibnitz

Foto: BDA, Robert Fürhacker

ob die zahlreichen Stücke aus Serpentin bzw. Serpentinit auch noch der Lasinja-Kultur zuzurechnen oder nur lengyelzeitlich anzusetzen sind. Ähnliche Schwierigkeiten bereitet eine Differenzierung der Abschlagindustrie: Inwieweit der aus dem nördlich des Balatons gelegenen Bákony-Gebirge stammende, auffällige rotbraune Szentgál-Radiolarit (als lengyelzeitliches „Leitfossil“) auch in der Lasinja-Kultur noch in Verwendung steht, ist nicht eruierbar. Die überwiegende Masse der Abschlaggeräte dürfte aus dem hellgrauen Hornstein bzw. Silex aus der Umgebung von Rein gefertigt worden sein, doch begegnen auch andere lithische Rohstoffe. Wie schon bei der Gefäßkeramik bleibt es Aufgabe der künftigen Forschung, das Steingeräteinventar der Lasinja-Kultur klarer herauszuarbeiten, als es momentan der Fall ist.

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Trotz der hohen Anzahl an Fundstellen fehlen konkrete Hinweise auf Gebäudegrundrisse, wobei die eingetieften Strukturen vom Kögelberg oder vom Lethkogel109 bei Stainz möglicherweise als „Grubenhäuser“ oder ähnliches angesprochen werden könnten. Hier bleibt aber die Befundvorlage abzuwarten. Über die innere Struktur der Siedlungen können derzeit ebenfalls keine Angaben gemacht werden. Bei den meisten Fundstellen handelt es sich um mehr oder minder stark abgesetzte, überwiegend kleine Höhensiedlungen, doch begegnen Siedlungsstellen genauso gut in Flachland- und Talrandlage. Das Übergewicht an bislang konstatierten Höhensiedlungen im Vergleich zur geringeren Anzahl an Flachland-/Talrandsiedlungen ist durch die erheblich einfachere Auffindbarkeit der Fundstellen leicht erklärbar. Die Masse der Fundstellen konzentriert sich − forschungsbedingt − derzeit in der mittleren Steiermark, nur wenige − und überwiegend unpublizierte − Fundstellen sind bislang aus der Obersteiermark bekannt. Diese vermögen zumindest zu belegen, dass auch das inneralpine Gebiet der heutigen Steiermark fast vollständig besiedelt worden ist − wohl mit Ausnahme der hochalpinen Bereiche. Inwieweit diese Aufsiedlung des inneralpinen Areals mit der fortschreitenden Prospektion von Kupferlagerstätten in Verbindung zu bringen ist, bleibt unklar. Bislang liegen von den Fundstellen der Lasinja-Kultur keine Hinweise auf Kupfermetallurgie vor, sodass der frühkupferzeitliche Abbau von einheimischem Kupfer vornehmlich der Grauwackenzone zu hinterfragen ist. Unpubliziert geblieben ist noch ein erst unlängst am Buchkogel bei Wildon angetroffenes Brandgrab (sog. Bockmoar-Grab),110 das allerdings bereits verlagert gewesen sein dürfte.111 Ein Radiokarbondatum aus menschlichen Knochenresten sowie eine als Urne verwendete Knickwandschale mit scheibenförmigem

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Randaufsatz belegen aber eindeutig eine Zuordnung in die Lasinja-Kultur. Bemerkenswerterweise handelt es sich dabei um das älteste bislang bekannte Grab aus dem Gebiet der heutigen Steiermark. Abschließend darf festgehalten werden, dass das Erscheinungsbild der Lasinja-Kultur bzw. der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe einen noch rein neolithischen Charakter aufweist. Die Frage, ob und inwieweit in dieser Zeit bereits eine eigene Kupfermetallurgie betrieben wurde, kann beim derzeitigen Forschungsstand nicht beantwortet werden. Momentan scheint davon auszugehen zu sein, dass die Bearbeitung von Kupfer erst im darauf folgenden Horizont der furchenstichverzierten Keramik einsetzt. Der Horizont der furchenstichverzierten Keramik − Die Retz-Gajary- und MondseeKultur (3.900−3.500 v. Chr.) Der Epi-Lengyel-Komplex wird im Südostalpenraum und in den angrenzenden Gebieten von einem Horizont abgelöst, dem in erster Linie eine charakteristische Verzierung der Gefäßkeramik in Furchenstichtechnik zu eigen ist. Dieser Horizont der frühen Furchenstichkeramik stellt im Arbeitsgebiet gleichzeitig die Spätstufe der frühen Kupferzeit dar, die gemeinhin den badenzeitlichen Erscheinungen − Boleráz, Baden und auch Kostolac − sowie der Chamer Kultur voranzustellen ist. Eine Reihe von Radiokarbondatierungen erlaubt es momentan, diesen furchenstichverzierten Horizont rahmenhaft in die Zeit zwischen 3.900 bis ca. 3.500 v. Chr. einzuordnen, wobei schwerpunktmäßig insbesondere die ältere Phase deutlich besser fassbar ist, während die Spätphase der Furchenstichkeramik bislang nur schwerer greif bar bleibt − was nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen sein dürfte, dass der Anteil an furchenstichverzierter Keramik

innerhalb der relevanten Fundensembles deutlich zurückzugehen scheint. Als bestes Beispiel dafür können die Funde der Fundstelle Hočevarica im Laibacher Moor/Ljubljansko barje in Zentralslowenien herangezogen werden, die dendro- und radiokarbondatiert zwischen das 38. und 36. Jh. v. Chr. zu stellen sind.112 Die furchenstichverzierte Keramik im Südosten Österreichs (Kärnten, Steiermark und Südburgenland) sowie des zentralen und östlichen Sloweniens, Westungarns und auch Nordwestkroatiens wird derzeit zumeist pauschal der sog. Retz-Gajary-Kultur bzw. − synonym − dem Typus Retz zugewiesen, zuletzt wurde dafür verstärkt auch die neutralere Bezeichnung „Horizont der furchenstichverzierten Keramik“ bevorzugt.113 Aufgrund ihrer charakteristischen Verzierungsmotive weisen einzelne Stücke darüber hinaus auch enge Verwandtschaft mit der im Nordwesten benachbarten zeitgleichen Mondsee-Kultur auf, die teilweise eventuell sogar als Importe in den Bereich der Retz-Gajary-Kultur zu betrachten sein könnten. Die Subsummierung der Masse der furchenstichverzierten Funde aus dem umrissenen Verbreitungsgebiet in die Retz-Gajary-Kultur bzw. den Typus Retz muss aufgrund der zahlreichen Neufunde des letzten Jahrzehntes als mittlerweile zu hinterfragende − an dieser Stelle dennoch beibehaltene − Lösung betrachtet werden, beschränken sich doch die Übereinstimmungen − vornehmlich natürlich im Gefäßformen- und Verzierungsrepertoire − auf allgemeine Entwicklungstendenzen. Zwar ist eine enge Verwandtschaft mit dem eigentlichen norddanubischen Retz-Gajary,114 der Mährisch-Österreichischen Baalberger Gruppe, der sog. Gemischten Gruppe mit Furchenstichkeramik bzw. dem Typus Bajč offenkundig,115 doch erlaubt mittlerweile das insgesamt nunmehr gut überblickbare Geschirrinventar der südostalpinen Fundstellen mit furchenstichverzierter Keramik − beinahe

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Furchenstichverzierte Keramik aus der Waltrahöhle bei Jamm

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Nach: Pittioni, Keramikum Steiermark 15, Abb. 3

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erwartungsgemäß − eine klare Abtrennung von diesen furchenstichkeramikführenden Gruppen nordöstlich bzw. östlich der Alpen. Dasselbe zeichnet sich für das südlich bzw. südöstlich benachbarte − insbesondere kroatische − Gebiet ab, wo die furchenstichverzierte Keramik der Typen Kevderc-Hrnjevac und Višnjica aufgrund ihrer zusätzlichen reichen „Kerbschnittverzierung“ schon bisher gut vom übrigen Bestand der unmittelbar nördlich benachbarten Retz-Gajary-Kultur differenziert werden konnte.116 Trotz der Unterschiede in der Gefäßverzierung lassen sich dennoch zahlreiche Übereinstimmungen im Formenrepertoire konstatieren, sodass die genannten Typen primär als Lokalvarianten dieses weiträumigen Kulturkomplexes zu betrachten sind. Es braucht wohl nicht erst gesondert betont zu werden, dass es sich bei der Retz-Gajary-Kultur − wie zumeist in der Urgeschichtsforschung − um eine „Kulturgruppe“ handelt, die lediglich aufgrund einer einheitlichen bzw. sehr ähnlichen Geschirrserie und Verzierungsweise umschrieben wurde. Inwieweit derartige „Geschirrlandschaften“ mit tatsächlichen einstmaligen Kulturräumen oder gar Stammesgebieten in Verbindung zu bringen sind, wurde und wird in der einschlägigen Forschung kontroversiell diskutiert und beurteilt, diese Frage soll an dieser Stelle auch nicht weiter behandelt werden − der Hinweis darauf möge genügen. Auf dem Gebiet der heutigen Steiermark ist furchenstichverzierte Keramik der Retz-Gajary-Kultur bzw. des Typus Retz mittlerweile von weit über einem Dutzend Fundstellen bekannt, teilweise in Form von Streufunden, sehr wohl aber auch aus Ausgrabungen. Die ersten Funde von Furchenstichkeramik aus der Waltrahöhle bei Jamm wurden 1953 durch Richard Pittioni vorgelegt, wobei es sich hierbei vermutlich nicht wirklich um Höhlenfunde handelt, sondern um Fundmaterial, das beim teilweisen Einsturz dieser Höhle aus hö-

Furchenstichverzierte Tasse aus der Waltrahöhle bei Foto: UMJ, Nikolaus Lackner Jamm

her- bzw. darüberliegenden Bereichen hierher verlagert worden war.117 Pittioni ist auch die Zuweisung der furchenstichverzierten Tassen zur Retz-Gajary-Kultur zu verdanken. 1980 wurden diese Tassen von Stojan Dimitrijević schließlich sogar zur Definition seines Typs Waltrahöhle-Křepice herangezogen, der − zusammen mit den oben bereits erwähnten Typen − eine von mehreren Lokalvarianten innerhalb der Retz-Gajary-Kultur darstellt.118 Eine erste eingehende Bearbeitung von furchenstichverzierter Keramik aus der Steiermark erfolgte allerdings erstmals 1989 im Zuge der unpubliziert gebliebenen Diplomarbeit Jörg Obereders über die kupfer- und frühbronzezeitlichen Funde vom Raababerg bei Graz,119 von dem − neben den zahlreichen, bereits erwähnten Keramikfunden der Lasinja-Kultur − auch einige Fragmente von Furchenstichkeramik vorliegen, darunter auch zwei furchenstichverzierte Tonidol-Bruchstücke, die von Obereder dem Idoltyp Retz zugeordnet werden konnten.120 Obwohl Furchenstichkeramik auch in weiterer Folge bei mehreren Ausgrabungen und als Streufunde immer wieder zu Tage trat, erfolgte keine weitere eingehende und zusammenfassende Bearbeitung dieser Funde. Abgesehen von den Altfunden aus der Waltrahöhle fanden dementsprechend die zu diesem Zeitpunkt publikationsmäßig nicht wirklich fass- und beurteilbaren steiri-

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schen Funde keine Berücksichtigung in den relevanten größeren Übersichtsarbeiten über die Retz-Gajary-Kultur, wofür beispielhaft die Arbeit Elisabeth Ruttkays zur jungneolithischen Furchenstichkeramik im östlichen Mitteleuropa von 1997 angeführt werden kann.121 Überblickt man nunmehr die bislang bekannten steirischen Fundstellen, die furchenstichverzierte Keramik erbrachten, so lassen sich folgende Beobachtungen festhalten: Hinsichtlich der Verteilung der Fundstellen ist eine Konzentration auf den das Grazer Becken und Leibnitzer Feld umsäumenden Hügelzügen offenkundig, einzelne Fundorte begegnen auch in der Oststeiermark (z. B. Waltrahöhle bei Jamm,122 Saazkogel bei Paldau123 und Lödersdorf bei Feldbach124). Aus der gesamten bereits inneralpinen Obersteiermark ist bislang bemerkenswerterweise erst von einer Fundstelle, dem Eppensteiner Burgberg125, furchenstichverzierte Keramik bekannt geworden. Ob diese Fundleere tatsächliche Begebenheiten bzw. eine „Siedlungsleere“ ref lektiert oder lediglich den unzureichenden Forschungsstand in der Obersteiermark wiedergibt, ist vorerst schwer beurteilbar, doch deuten die stellenweise intensivierten Forschungen im obersteirischen Aichfeld interessanterweise doch eher auf Letzteres hin. Erwähnt werden muss noch eine Reihe von Höhlen im mittleren Murtal bei Peggau und Semriach, die ebenfalls furchenstichverzierte Keramikfunde geliefert haben und die unten gesondert behandelt werden. Gleich wie schon bei der vorhergehenden Lasinja-Kultur stellen auch in der Retz-Gajary-Kultur kleine, teils exponierte und von Natur aus geschützte Kuppen und Hügel die bevorzugte Siedlungslage dar, wobei sich überhaupt in der Regel an ein und derselben Stelle Vorgängersiedlungen der Lasinja-Kultur nachweisen lassen. Obwohl diese Dominanz der Höhensiedlungen als bevorzugte Siedlungs-

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form augenscheinlich ist, kann aufgrund des Forschungsstandes nur schwer entschieden werden, inwieweit die naturgemäß nur erheblich schwerer und aufwendiger auffind- und nachweisbaren Flachland- bzw. Talrandsiedlungen das ursprüngliche Siedlungsbild mitprägten. Zumindest vermögen beispielsweise die verlagerten Funde aus dem Bereich der urnenfelderund hallstattzeitlichen Siedlung im sog. Pfauengarten am Fuße des Grazer Schlossberges126 sowie aus dem Bereich des römerzeitlichen Vicus von Kalsdorf einen klaren Hinweise darauf zu geben,127 dass eben auch Siedlungen in Tal(rand)lage angelegt worden sind. Gerade die jüngsten Forschungen im benachbarten slowenischen Prekmurje vermochten nachzuweisen, dass Siedlungen − und auch Gräberfelder − der Retz-Gajary-Kultur sehr wohl auch in Flachlandlage anzutreffen sind (z. B. Kalinovnjek128 und Gorice bei Turnišče129, Pod Kotom-jug bei Krog130 und Nova tabla bei Murska Sobota131) und − je nach Terrain − sogar die dominierende Siedlungsform darstellen können. Ähnliche Siedlungsmuster sind zweifelsohne auch für das „steirische“ Murfeld, also den Bereich an der Mur zwischen Mureck und Bad Radkersburg, zu erwarten − der Nachweis dafür sollte bei forcierter Prospektionstätigkeit auch einfach zu erbringen sein. Über die innere Struktur und das Aussehen der Siedlungen selbst sind bislang keine weiterführenden Angaben beizubringen, da aus der Steiermark gerade erst einmal aus zwei Siedlungen konkrete Reste der Bebauung vorliegen. Zum einen handelt es sich dabei um Siedlungsreste vom Lethkogel bei Stainz, wo neben einzelnen Pfostengruben bzw. Pfostenstellungen eine größere und etwa 0,5 m tiefe, äußerst fundreiche Grube ausgegraben werden konnte. Zwei Radiokarbondatierungen erbrachten Daten, die am Beginn bzw. in einem frühen Abschnitt der Retz-Gajary-Kultur liegen.132

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der Lethkogel bei Stainz in der Kupferzeit133 Von Georg Tiefengraber Rund 3 km südwestlich von Stainz befindet sich eine leicht abgesetzte Rückfallkuppe an den östlichen Ausläufern der Koralm, die zuerst von Andreas Bernhard als Pölliberg, danach von Wolfgang Artner als Lethkogel in die archäologische Forschung eingeführt wurde. Mit einer Höhe von 608 m überragt der Lethkogel die umliegenden Hügelzüge zwar nur unwesentlich, trotzdem bietet sich von der Gipfelkuppe ein bemerkenswerter Rundumblick, mit dem große Teile der mittleren Steiermark eingesehen werden können. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der Errichtung eines Aussichtsturmes, der sog. Stainzer Warte, wider. Der von der ausgedehn-

ten Ebene des Stainzer Tales etwas abgesetzte Lethkogel stellt einerseits die größte bislang bekannte prähistorische Höhensiedlung rund um die Siedlungskammer im Stainzer Feld dar, darüber hinaus vermag die Siedlung den über das Vocherabach-Tal führenden kürzesten Ost-West-Verbindungsweg zwischen Stainz und Deutschlandsberg durch ihre Höhenlage zu kontrollieren. Die Höhensiedlung selbst weist eine annähernd dreieckige Grundform mit einer Größe von ca. 150 x 150 m auf, wobei zuletzt von Christoph Baur eine f lächenmäßige Ausdehnung des besiedelten Areals von rund 1,2 ha angegeben wurde. Während die Ost-

Lethkogel bei Stainz

Foto: BDA, Ingo Mirsch

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und Südseite relativ steil abfallen, weisen der Nord- und Osthang ein deutlich geringeres Gefälle auf. Besonders im nördlichen Hangbereich wird das Gelände durch mehrere künstlich angelegte Siedlungsterrassen geprägt, die bis zu einem ausgedehnten Steinbruch am Nordfuß des Lethkogels reichen, der die ursprüngliche Erscheinung der Siedlung durch die erheblichen Zerstörungen in diesem Bereich stark überprägt. Besonders entlang der südlichen Kante der abgesetzten Gipfelkuppe sind auf etwa 100 m Länge unterschiedlich gut erhaltene Reste eines „Walles“ im Gelände erkennbar, im Westbereich wurde dieser durch die Anlage eines Wasserhochbehälters zerstört. Inwieweit sich der „Wall“ entlang der Nordund Ostseite ursprünglich fortsetzte, ist nicht mehr zu eruieren, heute finden sich auf jeden Fall im Gelände keine erhaltenen Reste mehr. Die als „Wall“ erkennbare Befestigung wurde im Westbereich im Jahr 2006 durch Wolfgang Artner abschnittsweise ausgegraben, wobei zum einen eine spätlatènezeitliche Datierung bestätigt werden konnte, zum anderen war es auch möglich, die durchaus aufwendige (und mehrphasige) Konstruktionsweise im Detail zu untersuchen (siehe Kapitel Eisenzeit). Erwähnenswert bleibt, dass latènezeitliche Keramikfunde de facto über das gesamte abgrenzbare Siedlungsareal streuen. Ebenfalls in die späte Latènezeit wurden zahlreiche Öfen datiert, die sich unweit außerhalb des „Wallschnittes“ im nordwestlichen Abhangbereich des Lethkogels befanden und nach Ausweis der reichlichen Schlackenfunde vermutlich wohl zur Eisenverhüttung dienten. Der „Wallschnitt“ des Jahres 2006 erbrachte weiters den Nachweis, dass der zu diesem Zeitpunkt gerade noch knapp 1,5 m hohe späteisenzeitliche „Wall“ im Frühmittelalter mit einer Erdschüttung überhöht wurde, in die ein Palisadengräbchen eingetieft war. Eine erste Besiedlung des Lethkogels ist indes bereits für die Kupferzeit festzustellen,

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wobei Andreas Bernhard zu Folge der Schwerpunkt der entsprechenden Fundverteilung im Bereich der eigentlichen Gipfelkuppe liegt und somit f lächenmäßig deutlich kleiner ausfällt, als der der späteisenzeitlichen Siedlungsphase. Die Lage im Bereich einer deutlich exponierten, leicht plateauartigen Kuppe entspricht hierbei der auch bei zahlreichen anderen kupferzeitlichen Siedlungen bevorzugten topographischen Gegebenheit. Wenngleich Bernhard bereits 2002 die Existenz kupferzeitlicher Funde erwähnte, so wurde der konkrete Nachweis zugehöriger Siedlungsobjekte erst im Jahr ­ 2003 im Zuge der Ausgrabungen durch Wolfgang Artner erbracht. Da Informationen über die kupferzeitlichen Funde und Befunde bislang nur in Vorberichten vorgelegt wurden, können diese hier nur (unüberprüft) referiert werden. Zusammengefasst kann demzufolge festgehalten werden, dass in den Jahren 2003–2005 der höchste Bereich der Kuppe im Umfeld der „Stainzer Warte“ durch mehrere Grabungsschnitte untersucht wurde. In diesem Grabungsareal fand sich zum überwiegenden Teil vermischtes Fundmaterial der Kupferund Spätlatènezeit sowie des Frühmittelalters. Darüber hinaus konnte auch eine Reihe von Befunden erfasst werden, die aufgrund des Fundmaterials in die Kupferzeit datiert werden konnten. Artner zufolge wurden dabei Pfostensetzungen kupferzeitlicher Gebäude und mehrere Gruben freigelegt. Lediglich von zwei dieser Pfostengruben, die einen Abstand von 2,2 m zueinander aufwiesen, wird ein (bescheidener) Durchmesser von 0,2 m angegeben, über die weiteren, von offenkundig mehreren Gebäuden herrührenden Pfostengruben der Ausgrabung 2005 ist bislang nichts bekannt. Die zwei erwähnten Pfostengruben stehen nach Artner mit der in zwei Grabungskampagnen vollständig untersuchten ausgedehnten Grube Verf. 3 in Zusammenhang, die als „geschlossener Befund“ reiches und bemerkens-

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Furchenstichverzierte Keramik vom Lethkogel bei Stainz Foto: BDA, Ingo Mirsch

Pfeilspitze vom Lethkogel bei Stainz Foto: BDA, Ingo Mirsch

wertes Fundmaterial erbrachte. Die Grube mit einer Größe von 2,2 x 2,0 (?) m und einer Tiefe von bis zu 0,5 m enthielt neben teils qualitätsvoller Keramik zahlreiche Abschlaggeräte, wie Klingen, Messer oder Pfeilspitzen, oder aber auch – als herausragende Funde – eine Pintadera (eine Art Stempel aus Keramik) sowie Bruchstücke von Gusslöffeln, die den bislang ältesten Nachweis von Kupferverarbeitung in der Steiermark darstellen. Die Keramikfunde wurden von Artner der letzten Phase der Lasinjakultur bzw. Kanzianiberg-Lasinja IIc zugeordnet, wobei ein hoher Anteil an – eben für diese Phase charakteristischen – furchenstichverzierten Stücken evident war. Artner verwies weiters auf eindeutige Einf lüsse von zeitgleichen „Pfahlbaukulturen“, wie der Facies „Keutschach“ und „Hočevarica“, sowie der Mondsee-Gruppe, wobei gerade der hohe Anteil an „Mondseekeramik“ hervorzuheben ist, deren südlichster Verbrei-

tungspunkt mit dem Lethkogel erfasst wurde. Zwei Radiokarbondaten (Beta-203030: cal. BC 3970–3780 Σ? und Beta-203021: cal. BC 4060–3960 Σ?) bestätigen Artner zu Folge den bereits durch Fundanalogien angedeuteten zeitlichen Ansatz, doch muss darauf hingewiesen werden, dass sowohl die für Hočevarica vorliegenden Radiokarbon-Daten als auch die meisten Mondsee-Daten doch um beinahe 200 Jahre jünger sind. Ob diese Diskrepanz zwischen typologischer Zuordnung und naturwissenschaftlich ermittelter Absolutdaten als Hinweis auf eine Mehrphasigkeit der kupferzeitlichen Siedlung am Lethkogel gewertet werden darf, muss vor einer Vorlage des Fundmaterials offen bleiben. Inwieweit sich auch in diesen Funden eine schon bei anderen kupferzeitlichen Fundstellen evidente Durchmischung des Fundmaterials abzeichnet, kann derzeit ebenfalls nicht entschieden werden, doch deutet sich derartiges – trotz „geschlossener“ Befunde – konkret an. Metallurgische Untersuchungen von vier der insgesamt sieben Gusslöffel am Institute for Archaeo-Metallurgical Studies (IAMS) der Universität London erbrachten den Nachweis von Arsenkupfer, wie es u. a. beispielsweise für die kupferzeitlichen Stationen am Mond-

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Pintadera vom Lethkogel bei Stainz

see charakteristisch ist. Unabhängig davon, ob am Lethkogel eine ein- oder mehrphasige kupferzeitliche Siedlung erfasst wurde, stellen diese Bestätigungen der Verarbeitung von Arsenkupfer dennoch den ältesten Nachweis für Kupfermetallurgie in der Steiermark dar. Am Rand der kupferzeitlichen Siedlung konnte weiters ein „Steinatelier“ bzw. eine „Werkstatt“ dokumentiert werden, in der sowohl Abschlaggeräte aus Silex als auch Rohlinge von Beilen und Äxten gefunden wurden. Darunter befanden sich ein Rohling einer Lanzettaxt aus vor Ort anstehendem Amphibolit sowie weitere Rohlinge aus Metagabbro vom nahegelegenen Rosenkogel bei Stainz. Die Bedeutung der kupferzeitlichen Siedlung am Lethkogel wird weniger durch ihre Größe oder günstige Lage begründet, als vielmehr durch die Tatsache, dass sie eine der

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Foto: BDA, Ingo Mirsch

wenigen Siedlungen dieser Zeit darstellt, die mit modernen Methoden ergraben wurden und entsprechend vielseitiges Fundmaterial erbrachten, das weiterführende interdisziplinäre Untersuchungen ermöglicht. Gerade dadurch war beispielsweise der Nachweis der ältesten Kupfermetallurgie in der heutigen Steiermark möglich. Eine eingehende Analyse der reichen Keramikfunde wird in weiterer Folge eine feinchronologische Differenzierung der kupferzeitlichen Siedlungsaktivitäten am Lethkogel ermöglichen. Zu erwähnen bleibt, dass gerade aufgrund der Fremdformen weitläufige Verbindungen bis ins nördliche Voralpengebiet belegbar werden. Damit verbunden stellt sich abschließend die Frage nach der Richtung einer Übernahme bzw. Weitergabe des verhüttungstechnischen Wissens zur frühen Kupfermetallurgie.

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Frühkupferzeitlicher Ge­ bäudegrundriss unterhalb des hallstattzeitlichen Tumulus 106 auf dem Saazkogel bei Paldau Nach: Lippert, Saazkogel 81, Abb. 7

Weitere frühkupferzeitliche Siedlungsreste konnten 2001 im Zuge der Ausgrabung des hallstattzeitlichen Tumulus 106 auf dem Saazkogel bei Paldau durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (Andreas Lippert) erfasst werden, wobei dieser Tumulus Teile eines kupferzeitlichen Gebäudes überlagerte und dadurch vermutlich überhaupt erst die Erhaltung der spärlichen Reste ermöglichte. Dokumentiert werden konnten insgesamt 20 unterschiedlich große Pfostengruben von zumeist äußerst kleiner Dimension und Tiefe, die die knapp 3 m breit erhaltene West- und 5 m lang erhaltene Nordwand eines Gebäudes in Pfostenbauweise darstellen. Es bleibt unklar, ob die erhaltenen Pfostengruben jeweils bereits die gesamte ursprüngliche Seitenlänge wiedergeben, oder ob das Gebäude noch größer war. Aus diesem Bereich, sowie aus der darüberliegenden hallstattzeitlichen Hügelaufschüttung, konnten einige furchenstichverzierte Keramikfragmente geborgen werden, die der Retz-Gajary-Kultur zuzuweisen sind.134 So bescheiden dieser Befund vorderhand wirken mag, stellt er

doch bemerkenswerterweise den bislang ältesten einigermaßen greif baren Gebäudegrundriss in der gesamten Steiermark dar. Abgesehen von den schon mehrfach erwähnten Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum am Wildoner Schlossberg am Ende der neunziger Jahre des 20. Jhs. haben nunmehr gerade die Ausgrabungen des letzten Jahrzehntes am Spiegelkogel bei Flamberg,135 im sog. Pfauengarten in der Grazer Innenstadt,136 im Bereich der Kirche St. Johann und Paul137 westlich und am Kanzelkogel138 nördlich von Graz sowie am Lethkogel bei Stainz139 reiches und wichtiges furchenstichverziertes Fundmaterial erbracht. Obwohl diese Neufunde großteils erst in kurzen Vorberichten vorgelegt worden sind, ermöglichen sie es − zusammen mit den wenigen bereits publizierten Funden (vor allem natürlich vom Raababerg südlich von Graz)140 − einen ersten Eindruck vom Fundgut dieser Kulturgruppe zu gewinnen. Doch auch hier gilt zu bedenken, dass in den meisten dieser mehrphasigen Siedlungen eine erhebliche Durchmischung des Fundmaterials zahlreicher Perioden evident ist, die in den Vorberichten

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zumeist nicht in ihrem breiten chronologischen Spektrum erfasst wurde und wird. Wenngleich − gemäß der Ankündigungen in den Vorberichten − gerade von den zahlreichen Funden vom Lethkogel und dem Kanzelkogel eine erheblich Bereicherung im Formen- und Verzierungsrepertoire zu erwarten sein wird, so bietet derzeit der Wildoner Schlossberg weiterhin die größte − und darüber hinaus stratifizierte − Materialbasis der Retz-Gajary-Kultur in der Steiermark.141 Auf dieser diachron bedeutenden Höhensiedlung stellt furchenstichverzierte Keramik das Charakteristikum des frühkupferzeitlichen Horizontes VI dar, wobei für diesen immerhin drei aus Tierknochenmaterial erhobene Radiokarbondaten vorhanden sind, die allesamt zwischen 3.700 und 3.500 v. Chr. liegen und somit einen jüngeren Abschnitt bzw. eine jüngere Phase der Retz-Gajary-Kultur abdecken. Inwieweit in diesem furchenstichverzierten Fundkonvolut aus Horizont VI auch Keramikfunde der älteren Phase bzw. der Zeit zwischen etwa 3.900−3.700 v. Chr. enthalten sind, ist nicht abschließend beurteilbar, doch erscheint gerade im direkten Vergleich mit den Funden aus Hočevarica im Laibacher Moor ein bemerkenswert hoher Anteil an Furchenstichverzierung − unter der oben geäußerten Vermutung eines prozentuellen Rückganges furchenstichAuswahl an furchenstich­ verzierter Keramik vom Wildoner Schlossberg Foto: Georg Tiefengraber

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verzierter Ware − verdächtig. Dasselbe gilt für das ebenfalls schon erwähnte Brandgräberfeld in Pod Kotom-jug bei Krog im slowenischen Prekmurje, wo in Summe unverzierte Gefäße zahlenmäßig dominieren. Dementsprechend empfiehlt es sich, die Funde aus dem Wildoner Horizont VI als ein durchmischtes Inventar der gesamten „Lebensdauer“ der Retz-Gajary-Kultur zu betrachten − wodurch Horizont VI allerdings für weiterführende feintypochronologische Überlegungen nicht wirklich heranzuziehen ist. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass in diesem Horizont weiterhin die beste und repräsentativste Auswahl an Formen und Verzierungen der Gefäßkeramik der Retz-Gajary-Kultur in der Steiermark vorliegt. Betrachtet man die bis dato aus der Steiermark vorgelegten bzw. greif baren relevanten Keramikfunde, so lässt sich in Hinblick auf die Faktur konstatieren, dass zumeist fein sandoder steinchengemagerte Tone verwendet wurden, wobei naturgemäß für die Fertigung der relativ dünnwandigen Schalen bzw. Tassen feinere Magerung feststellbar ist als bei Krügen und Töpfen. Der Scherben selbst ist durchwegs hart gebrannt und weist zumeist helle, d. h. gelbe, graue bis beigegraue, oder schwarzgraue bis schwarze Farbtöne auf. Oftmals lassen sich gerade auf den helltonigen Scherben bzw. Gefäßen dunkle Schmauchspuren feststellen. Sämt-

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liche Verzierungen (Furchenstich-, Ritz- und Einstichverzierung) sind vor dem Brand auf dem noch feuchten bzw. lederharten Scherben angebracht worden. Ob auch die weiße Inkrustation vor oder erst nach dem Brand in die Vertiefungen eingestrichen wurde, ist noch nicht untersucht worden, doch dürfte eher letzteres der Fall sein. Anhand des bislang aus der Steiermark vorliegenden Fundmaterials der Retz-Gajary-Kultur lassen sich folgende Gefäß- und Verzierungsformen definieren: Die größte und auch am häufigsten vertretene Gruppe an identifizierbaren Gefäßformen stellen furchenstichverzierte Henkelschalen bzw. Tassen dar, wobei sich hierbei wiederum drei Grundtypen differenzieren lassen: Die erste und größte Gruppe stellen kleine rundbauchige Tassen mit kurzem senkrechtem bzw. leicht ausladendem Rand dar. Eine zweite Gruppe bilden Tassen von annähernd bikonischer Form bzw. mit betontem Schulterknick und als dritte Gruppe lassen sich weitmundige Tassen bzw. Henkelschalen anführen, die zumeist über eine fast senkrechte bis leicht ausladende Randpartie und ein entweder gerundet oder gekantet einziehendes Unterteil verfügen. Sämtliche Tassen sind mit breiten, weit überrandständigen Bandhenkeln versehen, die in der Regel unverziert geblieben sind. Für gewöhnlich − und dies trifft insbesondere für die erste Gruppe der Tassen zu − sind diese Gefäße mit teils üppiger und zumeist äußerst fein ausgeführter Verzierung in Furchenstichtechnik dekoriert, nur selten begegnet grob ausgeführter Furchenstich. Nur in einigen wenigen Fällen lassen sich in den Furchensticheintiefungen − und dies gilt nicht nur für die Tassen − noch letzte Reste einer weißen Inkrustation ausmachen, die zweifelsohne ursprünglich den gesamten Furchenstich ausfüllte und ein vom heutigen Zustand gänzlich differierendes Erscheinungsbild der Gefäße bewirkte.

Das beliebteste Verzierungsmotiv auf Tassen stellen unterschiedlich ausgeführte hängende Dreiecke dar, wobei sowohl Dreiecke aus gebündelten senkrechten als auch schrägen Furchenstichlinien anzutreffen sind. Besonders bei der ersten Gruppe der Tassen weisen die leicht abgesetzten Randpartien gerne eine Dekorzone aus waagrecht umlaufenden Furchenstichbündeln auf, an die darunter meistens hängende Dreiecke angefügt sind. In wenigen Fällen − und hier erweist sich der oft erhebliche Zerscherbungsgrad als hinderlich − ist der Gefäßkörper fast vollständig mit Furchenstichverzierung bedeckt, wobei − soweit erkennbar − oftmals Kombinationen aus schraffierten Dreiecken und Y-förmig nach unten zulaufenden Furchenstichbändern auftreten. Daneben ist auch die f lächige Verzierung von Tassen mit aneinandergereihten gegenständigen Furchenstich-Dreiecksbündeln belegt. Nur in seltenen Fällen begegnet auf Tassen eine Art „Kerbschnittverzierung“, wie sie beispielsweise auf den altbekannten Gefäßen aus der Waltrahöhle bei Jamm vorliegt und wo sie − in Kombination mit der Tassenform − von Stojan Dimitrijević als Charakteristikum seines Typs Waltrahöhle-Křepice definiert worden ist. Diese Art der Verzierung bleibt allerdings nicht auf diesen Typ beschränkt, sondern ist insbesonders für die Typen Kevderc und Hrnjeva-Višnjica in Kroatien charakteristisch. Eine ebenfalls mit „Kerbschnitt“ verzierte Tasse aus Bukovnica im slowenischen Prekmurje vermag aufzuzeigen,142 dass eine derartige Verzierung durchaus häufiger nördlich des eigentlichen Verbreitungsgebietes dieser beiden Typen auftritt und die Tasse aus der Waltrahöhle diesbezüglich kein isoliertes Einzelstück darstellt. Bemerkenswerterweise fehlt gleichartig Verziertes jedoch im Verbreitungsgebiet der nordöstlich benachbarten „Gemischten Gruppe“. Ob bei diesen drei beschriebenen Tassentypen nunmehr ein gleichzeitiges Auftreten oder

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eine gewisse chronologische Abfolge vorliegt, ist derzeit anhand der zur Verfügung stehenden Material- und Datenbasis nicht zu entscheiden. Neben den Tassen tritt Furchenstichverzierung schon in deutlich geringerer Anzahl auch auf anderen Gefäßen auf, wie hauptsächlich auf rundbauchigen bis eiförmigen Töpfen und Henkeltöpfen bzw. Krügen. Wie die Gefäßinventare aus dem schon mehrfach erwähnten Brandgräberfeld in Pod Kotom-jug bei Krog gezeigt haben, gab es de facto dieselben Gefäßformen mit Henkeln (Krüge) und ohne Henkel (Töpfe), sodass bei dem fragmentierten steirischen Bestand wohl ebenfalls mit beiden Formen zu rechnen sein wird. Bei den Krügen lassen sich im steirischen Fundmaterial zwei Grundtypen ausmachen, bei denen sich möglicherweise eine feinchronologische Abfolge andeuten könnte: Zum einen handelt es sich dabei um rundbauchige Krüge mit leicht abgesetztem und leicht konisch einziehendem Oberteil, die über eher massive und schmale, nur leicht überrandständige Bandhenkel verfügen, zum anderen um annähernd eiförmige Krüge (oder auch Töpfe) mit kurzem, senkrechtem bis leicht ausladendem Kragenrand, die für gewöhnlich breite, weit überrandständige Bandhenkel besitzen. Bei letzteren ist der Kragenrand oftmals mit einem Bündel aus waagrecht umlaufenden Furchenstichlinien dekoriert, der darunter anschließende Schulter- und Bauchbereich dient als zusätzliche Dekorationszone, wobei hier erneut die schon von den Tassen her bekannten Motive und Motivkombinationen begegnen. In den wenigen Fällen, in denen größere Gefäßpartien erhalten sind, zeichnen sich gleichartige Verzierungsmotive ab, wie sie beispielsweise von den zahlreichen mehr oder minder vollständig erhaltenen furchenstichverzierten Krügen und Töpfen aus dem slowenischen Brandgräberfeld in Pod Kotom-jug bei Krog oder von Malečnik bei Maribor/Marburg bekannt sind.143 Diese

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weisen − abgesehen von der Randverzierung − auf der dem Henkel gegenüberliegenden „Vorderseite“ eine annähernd Y-förmig nach unten hin zulaufende Dekoration aus Furchenstichlinienbündeln auf, die von seitlichen Einstichen begleitet werden kann. Zumeist wird dieses zentrale Motiv auf beiden Seiten von hakenförmig umbiegenden Furchenstichbündeln f lankiert, auch weitere schraffierte Dreiecke können die Dekorzone zusätzlich auffüllen. Es darf darüber gemutmaßt werden, ob diese Kombination von Dekorationsmotiven als stark stilisierte anthropomorphe Darstellung gedacht war, wobei durch die Furchenstichverzierung möglicherweise ein Gewand bzw. eine Tracht angedeutet wird, die seitlichen, hakenförmigen Verzierungen könnten demzufolge konsequenterweise als Arme oder Ärmel gedeutet werden. Soweit bislang überblickbar, scheinen derartig verzierte Krüge (und Töpfe) ihr Hauptverbreitung im südöstlichen Teil Österreichs, Südwestungarns und Nord- bzw. Nordostslowenien zu besitzen − ein Bereich, der sich interessanterweise weitgehend mit dem Verbreitungsgebiet der vorangehenden Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe deckt. Die zweite Gruppe stellen − wie oben erwähnt − rundbauchige Krüge mit abgesetztem, konischem Oberteil und schmalen, kaum überrandständigen Henkeln dar, bei denen eine Herkunft von epilengyelzeitlichen Krugformen gut ableitbar ist. Dieser Krugtyp entspricht darüber hinaus weitestgehend den Formen, die beispielsweise auch für die schon erwähnte „Gemischte Gruppe“ charakteristisch sind und dort mit teils üppigem und variantenreichem Furchenstichdekor begegnen.144 Da aus der Steiermark selbst nur wenige furchenstichverzierte Stücke dieses Krugtyps in größeren Partien vorliegen, lassen sich hinsichtlich der Dekorationsmotive nur wenige Angaben beibringen. Abgesehen von einem fast vollständig erhaltenen Krug vom Kanzelkogel bei Graz, dessen Unterteil f lächig mit alternierend schrägen Furchenstichbündeln

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dekoriert ist,145 sind keine weiteren Aussagen zu den zweifelsohne aufwendigen Verzierungen möglich. Offenkundig ist lediglich, dass dieselben Motive zur Anwendung kommen, wie sie − in kleinerer Ausführung − auch schon von den Tassen bekannt sind, allerdings scheint das „anthropomorphe“ Y-förmige Motiv bei diesen Krügen zu fehlen. Anzumerken bleibt, dass de facto exakt dieselbe Krugform im Arbeitsgebiet auch mit Verzierungen begegnet, die nicht in Furchenstich ausgeführt worden sind, sondern in Ritztechnik. Auch bei diesen Stücken, für die wiederum stellvertretend ein Krug vom Kanzelkogel bei Graz als Paradebeispiel dienen kann, ist der Halsbereich mit waagrechten Linien- bzw. Rillenbündeln dekoriert, die von Einstichen gesäumt werden.146 Von Bedeutung ist jedoch die f lächendeckende Verzierung des Schulter- und Bauchbereiches mit kurvolinearen Motiven (z. B. Hakenspiralen), die mit unregelmäßiger Ritzlinien- bzw. Kreuzschraffur gefüllt sind. Die feinchronologische Bedeutung dieser schraffierten Motive wurde bereits 1996 von Elisabeth Ruttkay festgestellt, die auch auf die Vergesellschaftung mit furchenstichverzierter Ware und kupfernen Hakenspiralen vom Typ Hlinsko in mehreren transdanubischen Fundstellen verwies.147 Dadurch konnte bereits eine zeitliche Eingrenzung dieser Dekorationsweise zwischen Epilengyel und Boleráz vorgenommen werden, wodurch umgekehrt für das Arbeitsgebiet auch eine Gleichzeitigkeit mit Retz-Gajary impliziert ist. In ihrer Stufeneinteilung der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe zählte Ruttkay schließlich Keramik mit kurvolinearen Mustern, die mit Kreuzschraffur gefüllt waren, als Leitform ihrer Stufe IIc an, wofür die (vermeintlich zweiphasig frühkupferzeitliche) Stratigraphie von Flamberg-Oberburgstall ausschlaggebend war, die − tatsächlich jedoch in vermischtem Fundkontext − einzelne derartig verzierte Stücke enthielt.148 Basierend auf Ruttkays Arbeit gelangte auch Bertram Samonig 2003 bei der

Bearbeitung der (unstratifizierten) frühkupferzeitlichen Funde aus dem Keutschacher See in Kärnten unter Heranziehung derselben Quellenbasis − zwangsläufig − in Hinblick auf die kreuzschraffierte Ware zu demselben Ergebnis. Dementsprechend wurden diese Stücke auch von Samonig seiner Stufe IIc der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe zugewiesen, die eben noch als Abschnitt des Epilengyelkomplexes erachtet und nicht explizit dem Horizont der furchenstichverzierten Ware bzw. der Retz-Gajary-Kultur zugerechnet wurde.149 Es darf zum momentanen Zeitpunkt darüber spekuliert werden, ob nicht die zuletzt genannten, den Epilengyelformen formal noch sehr nahe stehenden Krüge (mit Furchenstichverzierung oder mit kurvolinearen kreuzschraffierten Ritzmustern) dementsprechend eine typologisch ältere Form in Retz-Gajary darstellen, während die eiförmigen Krüge und auch Töpfe mit Kragenrand als jüngere Formen zu betrachten sind, die typologisch in weiterer Folge zu bolerázzeitlichen Typen überzuleiten vermögen. Eine noch nicht abschließend bewertbare Erscheinung stellt eine Reihe von Krügen vom Lethkogel bei Stainz und vom Kanzelkogel bei Graz dar, die sowohl in ihrer Form als auch insbesondere aufgrund ihrer in Furchenstich ausgeführten Verzierungen enge Verwandtschaft zur nordwestlich benachbarten Mondseekultur erkennen lassen sollen. Da bislang allerdings erst ein relevantes Gefäß vom Kanzelkogel publiziert wurde, bleibt vor einer Diskussion dieser bemerkenswerten Stücke die Vorlage der übrigen steirischen „Mondseekeramik“ abzuwarten. Bemerkenswerteweise finden sich im reichen Fundkonvolut vom Wildoner Schlossberg keinerlei Hinweise auf diese an sich ja sehr markant dekorierte Mondseekeramik. Bei dem vom Kanzelkogel vorgelegten Stück handelt es sich um einen interessanterweise zweihenkeligen, rundbauchigen Krug mit abgesetztem, konischem Rand.150 Die beiden gegenständigen

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Zweihenkeliger Krug bzw. Topf mit „Mondseeverzie­ rung“ vom Kanzelkogel bei Graz Nach: Artner/Brandl, Kanzel 48, 57, Taf. 2

Bandhenkel sind leicht überrandständig ausgebildet und an der Oberseite mit alternierend schrägen Furchenstichlinienbündeln dekoriert. Der gesamte Gefäßkörper ist mit Furchenstichverzierung geschmückt, in der sich teilweise noch weiße Inkrustierungen erhalten haben. So ist der Randbereich mit waagrecht umlaufenden, einstichartigen „Furchenstichlinienbündeln“ versehen, auf dem gut gerundeten Bauch befanden sich − soweit rekonstruierbar − jeweils zwei „schneckenförmig“ eingerollte Furchenstichbündel, deren Enden sich jeweils nach oben hin fortsetzen. Senkrechte Furchenstichlinienbündel, die an ihren Enden rhombisch erweitert sind („Speerspitzenmotiv“), sind auf jeder Seite jeweils zwischen diese „Furchenstichschnecken“ als Trennelement eingeschrieben. Mit Recht wies Wolfgang Artner darauf hin, dass gerade die „paarige Gestaltung der leicht oberständigen Henkel keine alltägliche Erscheinung der Mondseegruppe/-kultur darstellt“ (und was dort eigentlich nur für Krüge, nicht jedoch für Töpfe gilt).151 Dasselbe lässt sich im Grunde genommen wohl auch für das eingerollte Furchenstichbündel festhalten, das beispielsweise im Siedlungsfundmateri-

al aus Kalinovnjek bei Turnišče im slowenischen Prekmurje eine überzeugende Parallele findet − und das auch dort, vice versa, von Branko Kerman als Mondseeeinf luss gewertet wird.152 Es wird nach Vorlage des nämlichen Fundmaterials − Artner erwähnt weiters von nicht genannten anderen steirischen Fundorten Krugfragmente mit „Reißverschluss-“ und „Sonnenmuster“153 − künftig zweifelsohne eine reizvolle Aufgabe darstellen, tatsächliche Mondseeelemente sowie auch potentielle lokale Umsetzungen davon inspirierter Verzierungsmotive aus dieser „Mondseekeramik“ herauszufiltern. Wie auch immer diese Einf lüsse − oder gar echten Importe − zu werten bzw. zu interpretieren sein werden, so vermögen sie sehr gut eine − zumindest teilweise − chronologische Überschneidung von Retz-Gajaryund Mondsee-Kultur zu demonstrieren, wie sie schon durch zahlreiche Radiokarbondaten evident ist.154 Abgesehen von den Tassen, Krügen und Töpfen liegt vom Wildoner Schlossberg noch ein Randbruchstück eines in seiner Form charakteristischen furchenstichverzierten Löffels vor, wie er beispielsweise aus dem Brandgrä-

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Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit

Idolbruchstücke mit Fur­ chenstichverzierung links und unten (aus Graz): nach Ruttkay/Kramer, Graz-iella 47 mit Abb. 1 bzw. Grafik Maria Windholz-Konrad im Auftrag von Diether Kramer rechts (vom Raababerg, oben FNr. 436, unten FNr. 437): nach Obereder, Raababerg Taf. 43/436f.

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berfeld in Pod Kotom-jug im slowenischen Prekmurje mehrfach nachgewiesen ist. Bei dieser spezifischen Löffelform handelt es sich de facto um kleine napfartige Schalen mit f lachem Boden, bei denen eine Seite entweder waagrecht oder schräg nach oben als Handhabe lappenartig erweitert wird.155 Neben der Gefäßkeramik begegnen noch weitere aus Ton gefertigte Gegenstände, die gemeinhin als „Idole“ angesprochen werden. Dabei handelt es sich um f lache bzw. brettartige, stark stilisierte anthropomorphe Figürchen, die mit Furchenstich dekoriert sind − wodurch eigentlich erst eine Zuordnung zur Retz-Gajary-Kultur möglich wurde. Aus der Steiermark liegen − wie bereits oben erwähnt − drei derartige Idole vor, zwei vom Raababerg südlich von Graz und eines aus dem Bereich des Pfauengartens bzw. Karmeliterplatzes in der Grazer Innenstadt. Bei den von Jörg Obereder vorgelegten Idolbruchstücken vom Raababerg handelt es sich in beiden Fällen um f lache bzw. brettartige Stücke, die reich mit Furchenstich verziert sind.156 Bei keinem der beiden lässt sich die ursprüngliche Gesamtform klar rekonstruieren, bei dem stark fragmentierten, jedoch auf allen erhaltenen Seiten reich furchenstichverzierten Stück FNr. 437 sind überhaupt keine weiteren Aussagen zur ursprünglichen Idolform möglich. Anders verhält es sich mit dem an zwei Seiten gebrochenen, annähernd trapezförmigen Idolfragment FNr. 436, das auf der Vorderseite eine gut gerundete Knubbe aufweist, die vermutlich als stilisierte Brust zu verstehen sein dürfte. In diesem Fall wäre davon auszugehen, dass das Idol einst zumindest doppelt so breit und um ein vielfaches höher war. Dafür spricht auch die Verzierung: An der Vorderseite zieht unterhalb der Brust ein Furchenstichlinienbündel schräg nach unten zur vermuteten Mitte hin, wo es sich − analog zu den oben geschilderten Dekormotiven auf der Gefäßkeramik − wohl Y-förmig aufteil-

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te. Der schräge Furchenstich wäre in diesem Fall ebenfalls als stilisierte Andeutung eines Gewandes oder Mantels zu betrachten, was durch die darunter angesetzten senkrechten, von Einstichen f lankierten Furchenstichlinienbündel bekräftigt wird. Drei erhaltene senkrechte Furchenstichlinien, die vom oberen Rand an der Knubbe vorbei führen, könnten als Halsschmuck oder Haare betrachtet werden, doch lässt die Fragmentierung keine abschließende Ansprache zu. Vier konzentrische halbkreisförmige Furchenstichlinien gliedern den oberen Teil der Rückseite und dürften als Stilisierung der Frisur bzw. der Haare zu verstehen sein. Der im unteren Bereich der Rückseite angebrachte f lächig schräge Furchenstich wäre − analog zur Vorderseite − als Andeutung des Gewandes zu betrachten. Einen guten Hinweis auf die ursprüngliche Form der Figur vermag ein im Jahr 2003 im Bereich des Grazer Pfauengartens bzw. Karmeliterplatzes geborgenes, fast vollständig erhaltenes Idol zu geben, das 2004 von Elisabeth Ruttkay und Diether Kramer publiziert wurde.157 Bei dieser ebenfalls stark stilisierten Frauenfigur aus Keramik, die entsprechend ihres Fundortes von den Ausgräbern liebevoll als „Graziella“ bezeichnet worden war, handelt es sich um ein knapp über 18 cm hohes, f laches bzw. brettförmiges, gestreckt trapezförmiges Idol mit zwei knubbenartigen, stilisierten Brüsten sowie einem als kurzer spitzer Fortsatz ausgeführten „Kopf “. Der Unterteil ist an einer Seite weggebrochen, weiters fehlt der untere Abschluss bzw. die „Fußpartie“. Auch „Graziella“ ist reich mit feiner Furchenstichverzierung dekoriert, wobei sich diese Verzierung auf den Bereich unterhalb der Brüste beschränkt. Die schräg zur Mitte hin ziehenden Furchenstichlinienbündel erinnern frappant an die Dekoration des zweiten Idols vom Raababerg und sind wohl wiederum als oberer Abschluss des Gewandes bzw. der Tracht zu betrachten. Der

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Steinaxt vom F-Typus (nach M. Zápotocký) vom Kanzelkogel bei Graz Nach: Artner/Brandl, Kanzel 50, 9

gesamte Bereich darunter ist erneut f lächig mit alternierend schrägen Furchenstichlinienbündeln versehen, die das Gewand andeuten. Bei beiden Idolen handelt es sich demzufolge vermutlich um stark stilisierte Darstellungen von Frauen in einer Tracht bzw. Gewandung, bei der der Oberkörper unbedeckt bleibt. Ein gleichartiges, ebenfalls furchenstichverziertes Idol − allerdings en miniature − konnte 2007 in Nova tabla bei Murska Sobota im unmittelbar benachbarten slowenischen Prekmurjegebiet geborgen werden,158 wobei das Gewand wiederum stilisiert in Furchenstich auf der Vorder- und Rückseite erkennbar ist und einen ähnlichen „Schnitt“ erahnen lässt, wie bei den beiden „steirischen“ Idolen. Im Gegensatz zu diesen verfügt das Idol aus Nova tabla, die sog. „Prva dama“ oder „First Lady“, über keine Knubben bzw. Brüste, dafür jedoch über ein kräftig steatopyges und separat angesetztes „Hinterteil“. Während Jörg Obereder 1989 erst insgesamt neun furchenstichverzierte Idole des Typus Retz anführen konnte, die − grob betrachtet − in einem Gebiet verbreitet waren, das durch die „Eckpunkte“ Graz,

Varaždin, Budapest und Brünn/Brno zu umschreiben war,159 hat sich die Anzahl mittlerweile insbesondere durch den in den letzten Jahrzehnten forcierten Auto- und Eisenbahnbau in Nordslowenien, Nordostkroatien und Südwestungarn deutlich erhöht. Wenngleich bislang erst ein kleiner Teil der furchenstichverzierten Idol-Neufunde vorgelegt worden ist,160 so deutet sich doch an, dass diese innerhalb der Siedlungen der frühkupferzeitlichen Retz-Gajary-Kultur einen durchaus geläufigen und auch variantenreichen Gegenstand darstellten, dem wohl − ebenso wie den viel zahlreicheren neolithischen Idolen − ein kultischer Charakter attestiert werden kann. Abgesehen von den charakteristisch verzierten Keramikfunden stellen Steingeräte die zweitgrößte Fundgruppe der materiellen Hinterlassenschaften der Retz-Gajary-Kultur dar. Aufgrund der Tatsache, dass in der Steiermark − vielleicht abgesehen von Schönberg bei Leibnitz161 − bislang keine einzige Fundstelle bekannt geworden ist, die ausschließlich dieser Kulturgruppe zuzurechnen wäre, ergeben sich naturgemäß Schwierigkeiten bei der Zuwei-

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Charakteristischer grau-weißer Plattenhornstein aus den Lagerstätten im Becken von Rein Nach: Brandl, Silexlagerstätten 122 mit Abb.

sung spezifischer Steingerätformen und -typen in diesen Abschnitt der frühen Kupferzeit. Dementsprechend können aus den mitunter beträchtlichen Konvoluten an Steingeräten nur wenige Typen isoliert werden, bei denen eine Zuordnung eindeutig oder zumindest höchstwahrscheinlich ist. Als solche Typen können beispielsweise „Breitäxte“ vom F-Typus (nach Milan Zápotocký) betrachtet werden. Als Bruchstück liegt eine solche Axt aus Serpentinit etwa vom Kanzelkogel bei Graz vor,162 eine gezielte Durchsicht des umfangreichen geschliffenen Steingeräteinventars aus der Steiermark würde zweifelsohne weitere Stücke dieses Abschnittes der Kupferzeit erbringen. Etwas anders stellt sich die Situation bei der Abschlagindustrie dar: Wie die jüngsten Arbeiten Michael Brandls zeigen konnten, stellte der grau-weiße

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opake Plattenhornstein aus dem Becken von Rein nordwestlich von Graz den am weitesten verbreiteten Steinrohstoff für Abschlaggeräte zumindest seit der älteren Kupferzeit in der mittleren Steiermark dar.163 Erste gezielte Ausgrabungen, verbunden mit Radiokarbondatierungen, belegen einen untertägigen bzw. bergmännischen Abbau dieses Hornsteines während des Horizontes der furchenstichverzierten Keramik. Allerdings ist weder der Beginn dieses Abbaues noch das Ende bislang mit Sicherheit festzulegen, zumal der in diesem Gebiet stellenweise auch oberf lächlich anstehende Hornstein durchaus problemlos obertags gewonnen werden hätte können. Abgesehen von den vorderhand zeitlich nicht näher eingrenzbaren Klingen, Schabern, Bohrern und Kratzern, die aus formaltypologischen Erwägungen auch durchwegs älter datieren könnten, sind insbesondere die unterschiedlich gearbeiteten Pfeilspitzen von Interesse. So kann beispielsweise im Arbeitsgebiet überraschenderweise bislang keine einzige „reine“, d. h. ausschließlich lasinjazeitliche Fundstelle angeführt werden, die eine Pfeilspitze erbracht hätte. Wann immer Pfeilspitzen angetroffen werden konnten, lag in der Regel eine Vermischung mit jüngerem Fundmaterial vor. Ob dieses Fehlen von Pfeilspitzen im Lasinja-Kontext als eine Forschungs- bzw. Fundlücke zu betrachten ist oder ob steinerne Pfeilspitzen tatsächlich erst (wieder?) in einem jüngeren Abschnitt der älteren Kupferzeit im Südostalpenraum und in Südwesttransdanubien verwendet wurden, sei vorerst dahingestellt. Auffällig ist jedoch, dass auch aus den neu ergrabenen nordostslowenischen und südwestungarischen, überaus materialreichen Fundstellen der Lasinja-Kultur ebenfalls keine Pfeilspitzen publiziert worden sind. Bei den typenmäßig besser greif baren Pfeilspitzen, die vermutlich in den hier relevanten Horizont zu stellen sein dürften, handelt es sich durchwegs um annähernd dreikanti-

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Pfeilspitzen vom Sölkpass 

ge bzw. dreieckige, fein zugerichtete Spitzen mit gut retuschierten Kanten bzw. Schneiden. Grundsätzlich kann zwischen dreieckigen Pfeilspitzen mit gerader Basis und dreikantigen Spitzen mit unterschiedlich stark eingezogener Basis unterschieden werden, wobei aus chronologischer Sicht eine zeitgleiche Verwendung durchaus anzunehmen sein dürfte. Derartige Pfeilspitzentypen lassen sich nunmehr aus fast sämtlichen Gebieten der heutigen Steiermark anführen, wobei solche Stücke beispielsweise erneut vom Kanzelkogel bei Graz,164 von der kleinen Höhensiedlung bei St. Johann und Paul westlich oberhalb von Graz,165 vom Tesserriegel östlich von Leibnitz,166 vom Dietenberg bei Ligist,167 vom Betenmacherkogel bei Voitsberg,168 vom Saazkogel bei Paldau169 und sogar vom Sölkpass in der Obersteiermark170 genannt werden können. Besondere Erwähnung müssen hierbei die drei Pfeilspitzen von der Passhöhe des Sölkpasses finden, stammen diese doch aus einem Bereich, der aufgrund seiner verkehrsgeographisch wichtigen und exponierten Lage diachron eine Art von Kult- und Deponierungsaktivitäten erkennen lässt (vgl. unten Kapitel Bronzezeit).171 Auch diese drei Pfeilspitzen dürften als erster greifbarer Niederschlag dieser Deponierungs- bzw.

Grafik: BDA, Thomas Einwögerer

Opfersitte aufzufassen sein, und nicht etwa als Verlustfunde während der Jagd o. ä. Abgesehen von der Idolplastik ist durch diese an sich unscheinbaren Stücke die Möglichkeit gegeben, kultische bzw. religiöse Konzepte und Handlungen zumindest punktuell zu erfassen − darüber hinaus belegen diese Stücke eine bereits kupferzeitliche Begehung dieses hochalpinen Passes, der in weiterer Folge das Enns- mit dem Murtal verbindet. Nicht unerwähnt bleiben darf hierbei ein Radiokarbondatum, das aus Holzkohle aus der Verfüllung einer natürlichen Geländemulde nahe der Passhöhe gewonnen wurde und chronologisch dem Beginn bzw. einem frühen Abschnitt der Retz-Gajary-Kultur entspricht.172 Ein Zusammenhang mit den Pfeilspitzen darf vermutet werden. Während des Horizontes der furchenstichverzierten Keramik lassen sich erstmals im Südostalpenraum konkrete Hinweise auf die Verarbeitung von Kupfer gewinnen. Fast regelhaft begegnen nunmehr in all den Siedlungen der Retz-Gajary-Kultur, die entsprechend umfangreiche Fundkonvolute geliefert haben, Reste bzw. Teile von Gusslöffeln, Gusstiegel, Kupfertropfen und Kupferschlacken. Nachdem in den vorhergehenden neolithischen und frühkupferzeitlichen Stufen (Lengyel und La-

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sinja) wohl ausschließlich importierte Kupfergegenstände auftraten, wie z. B. die Kupferaxt vom Typ Pločnik aus Weitendorf bei Wildon, gehören nunmehr pyrometallurgische Aktivitäten zum regelhaft nachweisbar ausgeübten Handwerk innerhalb der Siedlungen, die dem Horizont der Furchenstichkeramik zuzurechnen sind (z. B. am Lethkogel bei Stainz und am Kanzelkogel bei Graz). Dieses Einsetzen der Metallurgie geht Hand in Hand mit einer rapiden Zunahme an Funden von Kupfergegenständen, die nunmehr auch großräumige bzw. überregionale Verbindungen zu verdeutlichen vermögen. Während die Verarbeitung von Kupfer somit gut nachgewiesen werden kann, fehlen bis dato jegliche Spuren eines bereits kupferzeitlichen Bergbaues auf Kupfer − nicht nur − im Südostalpenraum. Die bislang bekannt gewordenen Kupferfunde bzw. -gegenstände weisen grundsätzlich einen beachtlich großen Verbreitungsraum auf, der − grob umrissen − primär das Karpatenbecken, Südosteuropa, Teile des Südostalpenraumes und auch noch Bereiche im nordwestlichen Alpenvorland umfasst. Auch die zahlreichen Kupfergegenstände aus den Pfahlbausiedlungen an Mond- und Attersee sind beispielsweise diesem Kreis zuzurechnen, wobei insbesondere die unterschiedlichen Flachbeiltypen und Kupferspiralen etc. erwähnt werden müssen. Materialanalysen vermochten u. a. aufgrund der Blei-Isotopenmuster sehr deutlich zu belegen, dass dieses „Mondseekupfer“ nicht − wie zuerst angenommen − aus ostalpinen Lagerstätten stammt, sondern am ehesten aus südosteuropäischen bzw. zentralbalkanischen Fahlerzlagerstätten (z. B. Maidanpek, Rudna glava, Aï Bunar und Rudnik), die entsprechend reines Kupfer mit einem geringen Arsenanteil führen.173 Dasselbe wird für die Kupferfunde − bzw. wohl auch das Rohkupfer − anzunehmen sein, die aus dem Südostalpenraum und eben nunmehr auch in größerer Anzahl aus der Steiermark vorliegen.

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So haben auch tatsächlich erste metallurgische Untersuchungen von vier der insgesamt sieben Gusslöffel vom Lethkogel bei Stainz am Institute for Archaeo-Metallurgical Studies (IAMS) der Universität London den Nachweis von Arsenkupfer erbracht, wie es eben z. B. auch für die kupferzeitlichen Stationen am Mondsee charakteristisch ist.174 Erste REM-EDS-Analysen und röntgenographische Untersuchungen an ausgewählten Kupferfunden vom Kanzelkogel belegen, dass diese aus äußerst reinem Kupfer bestehen, wobei einige Messergebnisse auch geringe Spuren von Arsen, Silber, Antimon und Wismut aufweisen.175 Diese Elemente sprechen ebenfalls für eine Verhüttung von Fahlerzen (Tennantit, Tetraedrit) zur Gewinnung des für diese Artefakte verwendeten Rohkupfers. Was die Herkunft des Kupfers betrifft, dürfte wiederum in erster Linie an die oben erwähnten südosteuropäischen Fahlerzlagerstätten zu denken sein. Wenngleich sogar auch im „steirischen“ Teil der Ostalpen − und insbesondere natürlich innerhalb der Grau­wackenzone − Nachweise von Fahlerzen durchaus schon erbracht worden sind, so mag die Ansicht von Jörg Obereder, dass es in der Steiermark über 70 Hinweise auf alten Bergbau auf Kupfer gibt, die in Hinblick − wohl auf eine Fahlerzgewinnung − „nach verschiedensten Kriterien in Frage kommen“ würden, ohne vorhergehende Lagerstätten- und Isotopenanalysen noch etwas verfrüht erscheinen.176 Zweifelsohne würden aber genau diese Arbeiten eine verdienstvolle, künftige Aufgabe für ein interdisziplinäres Forschungsteam darstellen! Der umfangreichste Fundkomplex an Kupferartefakten stammt vom schon mehrfach erwähnten Kanzelkogel nördlich von Graz, wo zuletzt im Zuge von Rettungsgrabungen insgesamt 17 Kupfergegenstände geborgen werden konnten: Vier kleine Perlen (gerollte Blechstreifen), zwei Hakenspiralen vom Typ Hlinsko, eine gebogene Klinge (kleines Messer), ein halbmondförmiges Blech, ein gewundenes

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Auswahl an Kupferartefakten vom Kanzelkogel bei Nach: Artner/Brandl, Kanzel Graz

Kupferflachbeil aus der Umgebung von Hartberg Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Kupferne Schaftlochaxt aus Graz

Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Drahtstück, ein spiralig gewundener Blechstreifen, ein kleines Blechfragment, zwei kleine Spiralringe, ein Pfriem (?) oder kleiner Barren (?) ohne spitze Enden, eine kleine, beidseitig spitze Ahle sowie eine längere und eine kleine Ösennadel, die z. T. in Abbildungen zusammen mit einer ersten Einschätzung der Sachlage durch Jörg Obereder vorgelegt wurden. Daneben fanden sich noch neun Guss­ löffelreste, ein fraglicher Gusslöffel (verschlackter Ofenrest?), ein Gussrest und zwei Stück Schlacke.177 Der interdisziplinären Gesamtpublikation dieser Funde darf mit Spannung entgegengesehen werden. Offen bleibt bei diesen Kupferartefakten und metallurgischen Resten, ob sie allesamt in den Horizont der furchenstichverzierten Keramik zu stellen sein werden, oder ob z. T. nicht auch ein jüngerer Zeitansatz (Vučedol?) möglich wäre. In den genannten Horizont dürfte auch die überwiegende Mehrzahl der in der Steiermark gefundenen Kupferf lachbeile zu stellen sein: So stammt beispielsweise aus der Gegend von Hartberg ein kupfernes Flachbeil vom Typ Stollhof, Variante Hartberg, das zusammen mit Kupferbandspiralen aus einem Depot oder Grab herrühren könnte,178 aus der − vermutlich wohl ebenfalls mehrphasigen − Siedlung am Pölshals bei Judenburg ein Flachbeil vom Typ Altheim, Variante Pölshals,179 aus Graz-Gösting ein Flachbeil vom Typ Vrádište,180 vom Assachberg bei Aich im Ennstal ein − Jörg Obereder zufolge − demselben Typ nahe stehendes Flachbeil181 und vom Leonhardiberg bei Murau ein beilförmiger Barren vom Typ Niederosterwitz,182 der aber eventuell auch noch etwas jünger datieren könnte. Von Diether Kramer wurde schließlich 1992 eine massive Schaftlochaxt aus Kupfer aus Graz in Abbildung vorgelegt, für die er eine transsylvanische Herkunft ins Kalkül zieht.183 An weiteren Kupferartefakten ist einerseits eine weitere Hakenspirale vom Typ Hlinsko aus der Leopoldinengrotte im mittleren Murtal zu

Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit

Kupfer- und Beingegen­ stände aus dem Depot- oder Grabfund bei Lödersdorf Nach: Obereder, Lödersdorf

Kupferperlen aus Lödersdorf

Beinperlen aus Lödersdorf

Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

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Spiralreif aus Lödersdorf  Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

nennen, aus der ebenfalls furchenstichverzierte Keramikfunde vorliegen,184 andererseits muss eine Reihe von Kupfergegenständen angeführt werden, die vermutlich aus einem oder mehreren zerstörten Gräbern (oder einem Depot?) in Lödersdorf bei Feldbach stammen. Diese schon lange bekannten und wichtigen Altfunde wurden 1994 von Jörg Obereder eingehend bearbeitet und vorgelegt,185 eine Datierung in den Horizont der furchenstichverzierten Keramik wurde anhand von Analogien durchgeführt. Die heute nur mehr als Fundkonvolut erhaltenen Stücke dürften 1903 oder 1904 in Lödersdorf ausgegraben worden sein, genauere Fundnachrichten dazu sind nicht bekannt. Auch kann nicht mehr entschieden werden, ob die Funde aus einem oder mehreren Gräbern oder aus einem Depot stammen. Während die Existenz eines Kupferbeilbruchstückes und eines fragmentierten, kupfernen Tierfigürchens bzw. eines Pferdekopfes (?) eher für letzteres sprechen, könnten die zahlreichen Bein- und Kupferperlen bzw. -spiralen einer oder mehrerer Ketten als Indiz für die Herkunft aus Gräbern gewertet werden. Das überlieferte Inventar umfasst folgende Gegenstände: Zwei trapezförmige Flachbeile aus Kupfer, von denen an einem die Schneide beschädigt ist, ein kupferner Spiralreif mit erhal-

tener fünffacher Windung, ein Bruchstück einer Tierfigur aus Kupfer (Pferdekopf?), eine Kette aus 45 Knochen- und 19 Kupferperlen, eine weitere Kette aus insgesamt 36 Kupferperlen und Kupferspiralröhrchen sowie acht Hornsteinartefakte (Klingen, Klingenkratzer, Pfeilspitze mit abgerundeter Basis und Abschläge). Die ursprüngliche Anzahl der Ketten kann nicht mehr eruiert werden, da die derzeitige Anordnung wohl auf ausstellungstechnische Anforderungen zurückzuführen sein dürfte. Obereder konnte sieben unterschiedliche Typen an Kettengliedern differenzieren: Scheibchenförmig-zylindrische sowie schlank tonnenförmige Knochenperlen, schlank tonnenförmige, zentral gelochte Kupferperlen sowie Kupferperlen in Form von roh gegossenen, unregelmäßig gelochten Klumpen. Weiters umfasst der Bestand Perlen aus einfach gewickeltem Blech mit offenen Enden, Kupferspiralröhrchen aus eng gewundenen schmalen Blechstreifen sowie Kupferspiralröhrchen aus weit gewundenen breiteren Blechstreifen. Von vier Lödersdorfer Funden liegen Metallanalysen der „Stuttgarter Arbeitsgruppe“ (SAM) vor, die die untersuchten Stücke eindeutig als Arsenkupfer bestimmen konnten, wie es auch für die Kupferfunde der Mondsee-Kultur charakteristisch ist.186 Von besonderer Bedeutung ist das auf den ersten Blick unscheinbare Tierfigur-Bruchstück, bei dem es sich um den stark stilisierten Kopf eines Pferdes (?) handeln dürfte. Ob hierbei ein domestiziertes Pferd als Vorbild gedient haben mag, kann naturgemäß nicht entschieden werden, doch erscheint dies − in Anbetracht der nachgewiesenen mittelkupferzeitlichen Pferdehaltung in Südosteuropa − als durchaus denkbar. Auf jeden Fall wies Obereder darauf hin, dass der unikate Tierkopf zusammen mit den beiden kupfernen Ochsenfiguren aus dem Depot von Bytyn in Polen die frühesten Metallplastiken Mittel- und Südosteuropas darstellen187 Abschließend zu erwähnen bleiben schließlich noch − abgesehen von den schon ange-

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führten furchenstichverzierten Keramikfunden aus der Leopoldinengrotte − Funde von Furchenstichkeramik aus einer ganzen Reihe von weiteren mittelsteirischen Höhlen, wie z. B. der Lurgrotte,188 der Großen Peggauer Wandhöhle,189 dem Rittersaal,190 der Sinterbeckenhöhle191 oder der Grabhöhle.192 Inwieweit diese kupferzeitlichen Keramikfunde als Indiz für eine Bewohnung dieser Höhlen gewertet werden können, oder ob andere, eventuell sogar kultische Gründe für das Auftreten dieser Funde in den Höhlen ausschlaggebend sind, kann nicht beantwortet werden, zumal es sich dabei in der Regel um Streu- oder Altfunde handelt. Immerhin erscheint es doch bemerkenswert, dass sich gerade im Horizont der furchenstichverzierten Keramik eine gewisse Häufung an Funden in den zahlreichen Höhlen des mittleren Murtales beobachten lässt. Zusammenfassend kann schlussendlich festgehalten werden, dass die epilengyelzeitliche Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. von einer Kulturgruppe abgelöst wird, für die furchenstichverzierte Keramik charakteristisch ist. Diese Keramikfunde können pauschal der Retz-Gajary-Kultur bzw. dem Typus Retz zugewiesen werden, wobei Einf lüsse der Mondsee-Kultur erkennbar werden. Zusammen mit gleichartigen Funden aus Südwesttransdanubien, Zentral- und Nord­ ostslowenien sowie auch aus Kärnten deutet sich ein eigener spezifischer Formen- und Verzierungskreis innerhalb der Retz-Gajary-Kultur an, der anhand von zahlreichen Radiokarbondaten zwischen 3.900−3.500 v. Chr. datiert werden kann. Als nördlicher „Nachbar“ dieses Keramikkreises bzw. dieser Gruppe kann die sog. Gemischte Gruppe der Furchenstichkeramik bzw. die Fazies Gajary betrachtet werden, die im nördlichen Transdanubien, im nördlichen Burgenland und in großen Teilen Niederösterreichs und der Südwestslowakei verbreitet war. Im Süden grenzen die (kro-

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atischen) Typen/Gruppen Kevderc-Hrnjevac und Višnjica an diese Gruppe der Retz-Gajary-Kultur, die derzeit − eher behelfsmäßig und aufgrund der jeweiligen chronologischen Enge auch eher ungünstig − immer wieder als „Fazies Hočevarica“ bzw. „Fazies Keutschach“ bezeichnet wird. Um die gesamte typenmäßige Bandbreite, die räumliche Verbreitung und auch chronologische Tiefe abzudecken, wird demzufolge vorgeschlagen, diesen Keramikkreis als „Wildon VI/Hočevarica-Gruppe“ der Retz-Gajary-Kultur zu benennen. Ausgrabungen der jüngsten Zeit − beispielsweise am Lethkogel bei Stainz und am Kanzelkogel bei Graz − erbrachten insbesondere zahlreiche Hinweise auf metallurgische Aktivitäten in diesen Höhensiedlungen, Metallanalysen deuten bei der Herkunft des verarbeiteten Kupfers auf südosteuropäische Fahlerzlagerstätten hin. Diese Funde bedeuten gleichzeitig den ältesten Nachweis von Metallurgie in Südostösterreich. Die mittlere Kupferzeit – Boleráz-Gruppe und Chamer Kultur (3.500−2.900 v. Chr.) Die mittlere Kupferzeit umfasst den Zeitraum von der zweiten Hälfte des 4. bis zum Beginn des 3. Jahrtausends v. Chr. Im Gegensatz zur frühen Kupferzeit, aus der mittlerweile − wie oben dargestellt − zahlreiche Fundstellen auf dem Gebiet der heutigen Steiermark bekannt geworden sind, können bislang erst vier Fundorte angeführt werden, die entsprechendes Fundmaterial der mittleren Kupferzeit erbracht haben. Dies ist insofern bemerkenswert, deckt doch die mittlere Kupferzeit eine Zeitspanne von gut einem halben Jahrtausend ab, in dem wohl auch tatsächlich mit einem erheblichen Rückgang der Besiedlungsdichte gerechnet werden muss. Zweifelsohne verbirgt sich in den meist umfangreichen Keramikfundkonvoluten der zahlreichen Höhensiedlungen noch Fund-

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material, das eben in diesen Zeitabschnitt zu stellen sein wird, doch bleibt hier eine eingehende, gezielte Fundrevision abzuwarten. Insofern vermögen einerseits weiterhin lediglich die wenigen Keramikfunde der Boleráz-Gruppe, also der Frühphase der Badener-Kultur, vom Wildoner Schlossberg, dem Eppensteiner Burgberg193 sowie andererseits die schon zur späten Kupferzeit überleitenden Funde der Chamer-Kultur vom Wartenstein bei Ligist194 und vom Kaiserköpperl bei Bärndorf nahe Rottenmann195 schlaglichtartig diese ansonsten im Arbeitsgebiet kaum greif bare Epoche aufzuhellen. Wildoner Schlossberg − Horizont VII In der überregional bedeutenden stratigraphischen Sequenz des schon mehrfach erwähnten Wildoner Schlossberges kann aufgrund von Grubeninhalten die (frühe) mittlere Kupferzeit in einem eigenen Horizont VII subsummiert werden.196 Diese teils fundreichen Gruben wurden allesamt in eine massive ältere Siedlungsschicht eingetieft, die aufgrund der furchenstichverzierten Keramik der Retz-Gajary-Kultur zugeordnet werden kann (Horizont VI). Überlagert werden die Gruben vom unteren und somit älteren der beiden Schichtkomplexe der spätkupferzeitlichen Vučedol-Kultur, wodurch eine feinchronologische Positionierung „zwischen Retz-Gajary und Vučedol“ voerst stratigraphisch evident ist. Hervorzuheben sind hierbei insbesondere die beiden Gruben 6a und 6b, die zwei bemerkenswert klar divergierende keramische Typenspektren geliefert haben, welche zwar sowohl hinsichtlich ihrer Faktur als vor allem auch ihrer Verzierungen voneinander merklich abweichen, feinchronologisch jedoch weitgehend zeitgleich anzusetzen sein dürften. Da aus diesen Gruben weder Holzkohle noch zeitlich zugehörendes Tierknochenmaterial vorlag, konnten keine Radiokarbonuntersu-

chungen durchgeführt werden, wie sie bei den meisten anderen „Schlossberger“ Horizonten möglich waren. Eine kulturgruppenmäßige Zuordnung war demzufolge ausschließlich anhand der Keramikfunde durchführbar. Das auf den ersten Blick heterogene Keramikfundensemble aus den beiden Gruben, das naturgemäß auch verlagerte Funde aus älteren Kulturschichten enthält, lässt bei genauerer Betrachtung Übereinstimmungen im Formenrepertoire erkennen. Der herausstechendste Unterschied liegt darin, dass Grube 6a hauptsächlich Grobkeramik enthält, während in Grube 6b die Feinkeramik dominiert. So begegnen in Grube 6a primär weitmundige Töpfe bzw. Henkeltöpfe und Schüsseln mit gerundetem Bauch und abgesetztem, leicht geschwungenem Rand, sowie Töpfe mit betontem „Kragenrand“, die Anton Velušček zufolge den Topftypen L3, L9, L11 und L13197 bzw. den Typen T5a und T6b nach Hermann Parzinger198 aus den Siedlungen im Laibacher Moor entsprechen würden. Diese begegnen in erster Linie in den Stationen Hočevarica, Maharski prekop und Blatna Brezovica, vereinzelt auch noch in Notranje Gorice199 und werden sowohl von Velušček, 200 als auch von Parzinger201 rahmenhaft nach Boleráz/ Baden datiert. Vergleichbare Töpfe und Krüge beschränken sich hinsichtlich ihrer Verbreitung nicht auf das südlich bzw. südöstlich benachbarte Gebiet, sondern wurden beispielsweise von László András Horváth auch aus der Siedlung von Csongrád-Bokros in Westungarn vorgelegt, die − neben Stücken der Hunyadihalom-Gruppe − primär Keramikfunde der Boleráz-Gruppe erbracht hat.202 Auch in Grube 6b lässt sich die grobtonige Topfform mit kurz abgesetztem Rand − Typ L11 nach Velušček − beobachten, während die Mehrzahl der Keramikbruchstücke von fein­ tonigen, hart gebrannten, dunkel- bis schwarzgrauen Schalen oder Henkelschalen bzw. Tassen herrührt, die allesamt eine rundbauchige Form

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mit kurz abgesetztem Rand besitzen. Vereinzelt sind dabei noch Ansätze von überrandständigen Henkeln vorhanden. Im Laibacher Moor entsprechen sie formal zwar den Schalen- bzw. Tassentypen S19 und S20 nach Velušček, doch unterscheiden sie sich aufgrund ihrer aufwendigen Verzierung deutlich von diesen überwiegend unverzierten Typen.203 Mit der Faktur gekoppelt erscheint die Verzierungsweise der jeweiligen Gefäße: Während die grobtonigen, zumeist orangefarbenen, schwarz geschmauchten Töpfe am Bauch mit kurzen senkrechten Kerben verziert sind, die von einer waagrecht umlaufenden Ritzlinie geschnitten werden und gleichsam ein „stacheldrahtartiges“ Motiv bilden, weisen die feintonigen Schalen und Tassen aus Grube 6b allesamt senkrechte oder leicht schräge schmale Kanneluren auf, die den unteren Gefäßbereich bis zum Schulterabsatz f lächig bedecken. Derartig dekorierte Schalen bzw. Tassen stellen charakteristische Formen der Boleráz-Gruppe dar, wie sie innerhalb des weiträumigen Verbreitungsgebietes der Gruppe beispielsweise am nächsten aus Kroatien (z. B. Vučedol und Sarzsa/ vaš)204, aus Westungarn (z. B. Nagykani­ 205 Inkey-Kapelle) und auch Ostösterreich (z. B. Donnerskirchen)206 vorliegen. Grundsätzlich lassen sich die vom Wildoner Schlossberg vorliegenden Tassen- bzw. Schalenfragmente problemlos in die von Vera Ne˘mejcová-Pavúková erarbeitete feinteilige Typochronologie der Boleráz-Gruppe (und der Badener-Kultur) einordnen, wo sie generell dem Typ B zugewiesen werden können.207 In einem Fall ist darüber hinaus ein zugehörender, überrandständiger Henkel erhalten, der aufgrund seiner gedellten Außenseite als ein für Boleráz charak­teristischer sog. „Raupenhenkel“ angesprochen werden kann.208 Erheblich seltener begegnet hingegen die oben erwähnte, auf die Grobkeramik be-

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schränkte „Stacheldrahtverzierung“: Neben einem derartig verzierten Stück aus der Station Notranje Gorice im Laibacher Moor209 liegt diese eigentümliche Verzierung auch noch auf einem rundbauchigen Henkeltopf aus Bukovje bei Križevci in Nordkroatien vor.210 Sieht man von der Möglichkeit der kulturgruppenmäßigen Zuordnung der wenigen Funde von der Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg zur Boleráz-Gruppe ab, so lassen sich aus dem wenigen Vorliegenden sowie auch aus der Grabungsbefundsituation keinerlei weiteren Schlüsse − beispielsweise zum Aussehen der Siedlung, zu Gebäudeformen, aber auch zu Handwerk, Religion oder Kult − ziehen. Mit der punktuell erfassten Siedlung am Schlossberg erweitert sich das ohnehin ausgedehnte Verbreitungsgebiet der Boleráz-Gruppe − respektive der Badener-Kultur − nach Westen hin. So umfasst dieses nunmehr den Norden Serbiens und Bosniens, Nordkroatien, Ungarn, Ostösterreich (Niederösterreich, das Burgenland und wohl eben die östliche Steiermark bis an die Mur), die Südwestslowakei sowie große Teile Tschechiens. Als chronologischer Rahmen für die Badener-Kultur kann grob der Zeitraum zwischen ca. 3.500−3.000 v. Chr. angenommen werden, wobei die Boleráz-Gruppe als „Frühphase“ der Badener-Kultur dementsprechend wohl in das 3. Viertel des 4. Jahrtausends v. Chr. anzusetzen sein dürfte.211 Bemerkenswerterweise fehlen bislang jegliche Hinweise auf Funde der klassischen und späten Badener-Kultur auf dem Gebiet der heutigen Steiermark. Inwieweit dadurch lediglich eine Forschungslücke widergespiegelt wird, oder ob hier tatsächlich mit einem markanten Bruch in der Siedlungstätigkeit gerechnet werden muss, kann auf der Grundlage der momentan verfügbaren spärlichen Materialbasis leider nicht ernsthaft diskutiert werden.

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Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit

Eine ausgewählte Fundstelle: Der Wartenstein bei Ligist − Eine Höhensiedlung der Chamer Kultur Von Georg Tiefengraber Von zwei kleinen steirischen Höhensiedlungen − dem Wartenstein bei Ligist und dem Kaiserköpperl bei Bärndorf nahe Rottenmann − liegen Keramikfunde vor, die derzeit weiterhin am ehesten der Chamer Kultur zugewiesen werden können. Dies ist insofern von Bedeutung, als das Hauptverbreitungsgebiet der Chamer Kultur in erster Linie nördlich der Alpen, vom Ries im Westen bis in das Becken von Pilsen/Plzeň in Böhmen im Nordosten, zu suchen ist. Eine Konzentration von Chamer Fundstellen lässt sich vor allem in Südbayern entlang der Donau konstatieren, einzelne Ausläufer finden sich bis an die untere Enns sowie entlang der Salzach bis nach Bischofshofen, wo am Sinnhubschlößl vorerst die südlichsten − und bereits inneralpinen − Vertreter dieser Kulturgruppe angetroffen werden konnten. Ebenfalls mit Cham wurden 1995 schließlich von Guido Vahlkampf entsprechende Keramikfunde vom Rabenstein bei Lavamünd in Unterkärnten in Verbindung gebracht, die bereits die Möglichkeit des Überschreitens des Alpenhauptkammes weiter nach Süden hin andeuteten.212 Bereits 1991 konnten von Clemens Eibner und Hubert Preßlinger einige wenige Keramikfragmente aus dem Bereich der kleinen befestigten späthallstatt- und frühlatènezeitlichen Höhensiedlung am sog. Kaiserköpperl bei Bärndorf nahe Rottenmann im obersteirischen Paltental vorgelegt werden, die aufgrund ihrer charakteristischen plastischen Leistenverzierung und der spezifischen Faktur der Chamer-Kultur zugewiesen worden waren.213 Durch diese Funde zeichnete sich nunmehr vage ab, dass zumindest auch Teile der nördlichen Obersteiermark ebenfalls entweder der Chamer Kultur zugerechnet werden durften, oder zumindest starken Einf lüssen davon ausgesetzt waren.

Mit dem Wartenstein bei Ligist konnte 1992 von Bernhard Hebert eine weitere Fundstelle mit Keramikfunden, die der „inneralpinen Leistenkeramik“ bzw. der „Chamer Gruppe“ zugeordnet wurden, bekannt gemacht werden.214 Diese kleine, eher abgelegene Höhensiedlung wurde auf der teils felsigen Kuppe eines östlichen Ausläufers des Koralmzuges angelegt, wobei besonders der Westteil der nur rund 1.000 m² großen Siedlung heute mehrfach natürlich abgestuft erscheint. Durch teils schroff abbrechende Felskanten an der Süd-, West- und Nordseite weist der Wartenstein von Natur aus einen gewissen fortifikatorischen Schutz auf, anthropogene Verteidigungsanlagen, wie etwa Wall und Graben, sind nicht erkennbar. Aus mehreren Aufsammlungen liegt vom Wartenstein − neben einzelnen Steingeräten − keramisches Fundmaterial vor, das einerseits eine sehr spezifische Steinchenmagerung aus Quarz oder Glimmer aufweist, andererseits erlauben insbesondere die verzierten Gefäßbruchstücke und -partien eine Zuordnung zur Chamer Kultur. Als charakteristisch dafür darf die mit unterschiedlichen Einstichen versehene plastische Leistenverzierung betrachtet werden. Hierbei begegnen in erster Linie waagrecht umlaufende Leisten, die sowohl knapp unterhalb des Gefäßrandes angebracht sein können, als auch primär − mitunter in mehrfacher Ausführung − am Bauch des Gefäßes. In einem Fall erscheint auf einem Topf mit sanft geschwungenem S-förmigem Profil, der problemlos den Typen 3/Variante 1 bzw. 6/Variante 2 nach Ingrid Burger zugeordnet werden kann,215 eine Kombination einer waagrechten unterrandständigen und zweier paralleler am Bauch angebrachter Kerbleisten, zwischen die eine Zick-Zack- bis wellenförmi-

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Auswahl an Keramikfunden vom Wartenstein bei Ligist Nach: Artner/Engelhardt, Wartenstein

ge plastische Kerbleiste eingefügt ist.216 Gerade dieses spezifische Dekorationsmotiv kann als eine der signifikantesten Verzierungsarten der Chamer Kultur betrachtet werden, wobei von Bernd Engelhardt hierfür überzeugende Pa­ rallelen aus Bayern vorgelegt werden konnten (z. B. aus Riekofen-Kellnerfeld, Landkreis Regensburg, und aus Straubing). Dasselbe gilt für einen spulenförmigen verzierten Spinnwirtel vom Wartenstein, für den ebenfalls Vergleiche aus dem Bereich der Chamer-Kultur angeführt wurden.217 Die Bedeutung der kleinen Höhensiedlung am weststeirischen Wartenstein liegt insbesondere darin, dass sich damit eine deutliche Erweiterung des Verbreitungsgebietes der Chamer Kultur nach Südosten hin abzeichnet.

Die beträchtliche Fundleere zwischen ihrem Hauptverbeitungsgebiet im nordwestlichen Alpenvorland und den nunmehr erkannten Fundstellen südlich des Alpenhauptkammes wird in erster Linie als Forschungslücke zu interpretieren sein, die durch die insgesamt und diachron schlecht erfasste Obersteiermark bedingt ist. Eine Reihe von Fundstellen hat zwar ebenfalls − überwiegend noch unpublizierte − leistenverzierte Keramikfunde erbracht (z. B. Pürgg bei Trautenfels,218 Pölshals bei Pöls219 und insbesondere die nur in Selektion vorgelegten Funde vom Spiegelkogel bei Flamberg220), doch ist für diese auch eine andere Zeitstellung durchaus denkbar. Auch hier bleibt − zum wiederholten Mal − eine eingehende Revision des in Frage kommenden Fundmaterials abzuwarten.

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Zu erwähnen bleibt schließlich noch leistenverzierte Keramik vom Wildoner Schlossberg, die im Zuge der Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum 1985−87 in Schnitt 3 angetroffen wurde. Hier fanden sich in Horizont VIII, der die ältere Phase der Vučedol-Kultur am Schlossberg repräsentiert, mehrere Keramikbruchstücke, die mit waagrechten, parallel umlaufenden plastischen Kerbleisten verziert waren. Auch hinsichtlich ihrer Faktur entsprechen diese Stücke weitgehend den vom Wartenstein beschriebenen. Aufgrund der Tatsache, dass derartige mehrfache Leistenverzierungen im Verzierungsspektrum der Vučedol-Kultur fremd sind und auch in den älteren Schlossberger Horizonten nichts Vergleichbares vorliegt, ist eine Zuordnung dieser Fragmente in die Chamer Kultur naheliegend. Diese Vergesellschaftung ist insofern wichtig, deutet sie doch die Möglichkeit einer Gleichzeitigkeit von Cham und der Stufe Vučedol B2/C an, die am Schlossberg auf der Basis von vier Radiokarbon-Daten rahmenhaft zwischen 2.800−2.700 v. Chr. datiert werden kann. Schließt man die Möglichkeit von verlagertem „Altmaterial“ aus, so müssten diese leistenverzierten Scherben konsequenterweise der späten Chamer Kultur zugeordnet werden, die dann offenkundig noch während Vučedol ausläuft. Als Datierungsrahmen für die Chamer­ Kultur wurde zuletzt die Zeit zwischen 3.200− 2.700 v. Chr. angegeben.221 Für das behandelte Gebiet der heutigen Steiermark lässt sich somit festhalten, dass sporadische Funde der Chamer Kultur ausschließlich aus dem Bereich von markanten, eher kleinen Höhensiedlungen bekannt geworden sind, die von Natur aus einen entsprechenden Schutz boten. Über das Aussehen der Siedlungen selbst, über Gebäudeformen oder gar über Gräber liegen keine Informationen vor. Abgesehen von der Herstellung von Gefäßkeramik vermag ein Spinnwirtelfund vom Wartenstein

einen Hinweis auf die Textilherstellung zu geben. Die Tatsache, dass (späte) Chamer Ware am Wildoner Schlossberg in Vergesellschaftung mit Keramik der Stufe Vučedol B2/C auftritt, belegt eine zeitweise Überschneidung der beiden Kulturen. Es wird unter diesem Aspekt künftig abzuklären sein, ob − vereinfacht gesagt − eine zumindest zeitweilige kulturgruppenmäßige Zweiteilung des Arbeitsgebietes vorliegt, bei der die Obersteiermark und Teile der nordwestlichen Weststeiermark Cham zuzuordnen wären, während die zentrale und südliche West- sowie die Oststeiermark zum Siedlungsgebiet der Vučedol-Kultur gehörten. Auf jeden Fall verstärkt sich die schon 1995 von Guido Vahlkampf geäußerte Hypothese einer „südostalpinen Region der Chamer Gruppe“, die vermutlich wohl die umrissenen Teile der Steiermark und weite Bereiche Kärntens umfassen würde.222 Die späte Kupferzeit und der Beginn der Früh­ bronzezeit – Vučedol- und Somogyvar-Vinkovcisowie Glockenbecher-Kultur (3.000−2.300 v. Chr.) Die späte Kupferzeit wird auf dem Gebiet der heutigen Steiermark durch zwei eng miteinander verwandte, aufeinander folgende Kultur­ erscheinungen getragen, deren Verbreitung − mit gewisser Unschärfe − grob dasselbe Gebiet einnimmt, wie schon die frühkupferzeitliche Lasinja-Kultur. Sowohl die Vučedol-Kultur als auch die sich aus dieser entwickelnde Somogyvár-Vinkovci-Kultur umfassen ein ausgedehntes Gebiet, das die Vojvodina im Osten, Nordbosnien im Süden, Slawonien, Zentral­ slowenien, Kärnten, die mittlere Steiermark, das Burgenland und Südwestungarn im Osten einschließt. In beiden Kulturgruppen sind reichliche metallurgische Nachweise vorhanden, die die Bedeutung der Kupfergewinnung und -verarbeitung unterstreichen. Während

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die Vučedol-Kultur noch als reine spätkupferzeitliche Erscheinung betrachtet werden kann, weist insbesondere die kroatische und ungarische Forschung auf die Verwendung von Zinn als Legierungsbestandteil in der Metallurgie der Somogyvár-Vinkovci-Kultur hin. Dementsprechend wird diese Kulturgruppe dort − konträr zur österreichischen oder auch slowakischen Forschung − konsequenterweise wie auch in diesem Buch (siehe S. 293ff.) bereits der frühen Bronzezeit zugerechnet. Anders als im österreichischen Donauraum mit seinem traditionell guten Forschungsstand zur Frühbronzezeit scheint für den Südostalpenraum der Beginn der Bronzezeit mit der hier nur schlecht erforschten und schütter vertretenen Somogyvár-Vinkovci-Kultur anzusetzen sein. Allerdings bleiben hier noch eingehende und auch erneute Metallanalysen abzuwarten, würde dadurch der Beginn der Frühbronzezeit im Vergleich zum Donauraum doch um zumindest ein Jahrhundert nach hinten verlegt werden. Die Vučedol-Kultur (2.900−2.500 v. Chr.) Seit dem Beginn der 90er-Jahre ist der Wildoner Schlossberg als Fundstelle der Vučedol-Kultur bekannt. Erst durch die mehrjährigen Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum unter der Leitung von Diether Kramer von 1985−87 wurden jedoch die Bedeutung und das Ausmaß dieser Höhensiedlung deutlich, wobei − wie schon mehrfach erwähnt − die vorzüglichen Erhaltungsbedingungen auf dem inselbergartigen Kalkfelsen umfang- und variantenreiche stratifizierte Fundbestände ermöglichten.223 Neben dem eponymen ostslawonischen Fundort Vučedol bei Vukovar an der Donau, Sarvaš an der Drava und Vinkov­ ci am Bosut stellt der Vučedol-Fundkomplex vom Wildoner Schlossberg überhaupt eine der größten bekannten Fundstellen auf dem Gebiet dieser weitverbreiteten Kulturgruppe dar.224

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Nachdem erste Funde dieses zu diesem Zeitpunkt noch nicht definierten und bekannten Kulturkomplexes bereits 1875 von Karl Dežman im Laibacher Moor ausgegraben worden waren, setzte eine gezielte Erforschung erst kurz vor dem 2. Weltkrieg am Tell von Vučedol selbst ein, die untrennbar mit dem Namen Robert R. Schmid verbunden ist.225 Innerhalb der mehrteiligen Siedlung wurde von Schmid der abgesetzte „Akropolisbereich“ Vučedol-Gradac vollständig ausgegraben, weitere Untersuchungen führte Schmid in den Siedlungsbereichen „Maisfeld Streim“ und „Weinberg Streim“ durch, wo zahlreiche Gebäudegrundrisse in einer eigentümlichen Konstruktionsweise freigelegt werden konnten. Von besonderer Bedeutung waren die Ergebnisse am Gradac, wo zahlreiche Reste metallurgischer Aktivitäten, wie Schmelzöfen, eine Gussform sowie Kupfer und Kupferschlacke in einem 16 x 9 m großen Gebäude angetroffen wurden, das Schmid aufgrund seiner rekonstruierten Grundrissform als „Megaron des Kupfergießers“ bezeichnete.226 Unterhalb des Hauses konnten in einer „katakombenartigen“ Grabkammer die Bestattungen von fünf Kindern entdeckt werden, knapp außerhalb des Gebäudes fand sich in einer Grube die Tonstatuette eines Vogels, vermutlich eines Perlhuhnes, die auch heute noch einen der bekanntesten Funde der Vučedol-Kultur darstellt.227 Aleksandar Durman wies mehrfach − und mitunter wohl auch etwas spekulativ − auf die Bedeutung der Ergebnisse Schmids für das Verständnis der hohen sozialen sowie religiös-kultischen Funktion des Kupfergießers bzw. -handwerkers hin, wobei Durman den pyrometallurgischen Prozess selbst in engster Verbindung zu kultischen Tätigkeiten für die „Gottheiten des Feuers und des Herdes“ setzte. Dem Kupfergießer selbst, der für die Durchführung des komplexen metallurgischen Prozesses verantwortlich war, wird dadurch eine kultische Funktion als Priester attestiert. Dem

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Perlhuhn soll Durman zufolge eine wichtige Funktion im Umfeld des metallurgischen Prozesses zugefallen sein: Durch das Schmelzen und Gießen von arsenhältigem Kupfer bestand eine latente und mitunter möglicherweise letale Gefahr einer Arsenvergiftung. Gleichsam als Indikator zur Feststellung des Arsengehaltes in der Luft sollen Perlhühner gedient haben, die entsprechend schneller auf das Gift ansprachen und Reaktion zeigten als Menschen.228 Wenngleich diese Hypothesen Durmans spekulativ bleiben müssen, so zeigen sie doch gut auf, dass bestimmte Befundsituationen in Kombination mit entsprechendem Fundmaterial sehr phantasievolle und auch bef lügelnde Szenarien und Interpretationen ermöglichen, die sonst nur selten möglich sind − oder seriöserweise nicht angestellt werden. Auf jeden Fall vermögen die Befunde vom Gradac zu belegen, dass die Tätigkeiten des Metallurgen − zumindest in Vučedol selbst − abgetrennt vom eigentlichen Siedlungsbereich stattfanden. Abgesehen von den metallurgischen Fähig­ keiten und Errungenschaften ist vor allem das Töpferhandwerk der Vučedol-Kultur zu erwähnen, das einen davor kaum gekannten Formen- und Verzierungsreichtum entwickelte.229 Insbesondere die verschiedenen Terrinen, Schüsseln und Schalen sowie vor allem die innenverzierten Kreuzfußschalen weisen mitunter eine gleichsam „barocke“ Dekorvielfalt auf, die auch am Wildoner Schlossberg in großer Anzahl belegt ist. Soweit heute beurteilbar, lässt sich die Vučedol-Kultur in die Zeit zwischen ca. 3.000−2.400 v. Chr. datieren, wobei jedoch das Ende dieser Kultur bzw. der Übergang zur darauf folgenden Somogyvár-Vinkovci-Kultur noch nicht abschließend diskutiert ist. 230 Im Zuge der Ausgrabungen am Wildoner Schlossberg wurden im schon mehrfach erwähnten Schnitt 3 zwei insgesamt fast einen Meter dicke Schichtpakete differenziert, die

aufgrund des charakteristischen Fundmaterials problemlos der Vučedol-Kultur zugeordnet werden konnten. Während in den ersten Vorberichten noch davon ausgegangen wurde, dass sämtliche Stufen dieses Kulturkomplexes in den beiden Schichten vertreten waren, konnte dieses Bild durch die in den Jahren 2006−2008 durchgeführte Aufarbeitung des Befund- und Fundmaterials dahingehend präzisiert werden, dass das keramische Fundmaterial lediglich den Stufen Vučedol B und C zugewiesen werden kann. Diese zeitliche Einengung wird auch durch insgesamt fünf Radiokarbon-Daten bekräftigt, die allesamt aus Tierknochen erhoben wurden und einen zeitlichen Rahmen zwischen ca. 2.900 und 2.500 v. Chr. angeben (Genauigkeit 2Σ). Zwischen den beiden erwähnten Schichten konnte ein „Begehungshorizont“ dokumentiert werden, von dem aus eine seichte Grube eingetieft war, die einen vollständig erhalte-

Kupferzeitlicher Pferdeschädel vom Wildoner Schlossberg Foto: Christoph Grill

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Gusstiegel- und Gussformbruchstücke vom Wildoner Schlossberg

nen Pferdeschädel enthielt, der von reichlich Holzkohle umgeben war und einen der ältesten Nachweise eines Pferdes in Österreich überhaupt darstellt.231 Aus einem Schädelknochenfragment wurde schließlich ein Radiokarbon-Datum bestimmt, das kalibriert (2Σ) zwischen 2.890−2.600 v. Chr. liegt. Dieser „Begehungshorizont“ trennt darüber hinaus die beiden Siedlungsschichten der Vučedol-Kultur, die am Wildoner Schlossberg in die zwei Horizonte VIII und IX differenziert werden konnten. Dabei entspricht Horizont VIII der Stufe Vučedol B2/C, Horizont IX ist mit Vučedol C gleichzusetzen.232 In das obere Schichtpaket (Horizont IX) war zusätzlich eine große Grube eingetieft, die auf knapp 2,5 m Länge erfasst wurde und bis zu 1,5 m tief erhalten war. Auch diese Grube (Grube 4a/4b), die mehrere Verfüllschichten enthielt, ist nach Vučedol C zu datieren. Sie ist nun insofern von besonderem Interesse, als sich in ihr Teile von zumindest zwei Gusstiegeln aus Ton sowie ein Bruchstück einer zweiteiligen Gussform einer Schaftlochaxt vom Typ Kozarac aus Sandstein fanden. Daneben konnten auch noch mehrere Kupferschlacken festgestellt werden. Die Grubenverfüllung selbst wies immer wieder Konzen­ trationen von verziegeltem Lehm auf, sodass der Verdacht nahe liegt, dass in der Grube Reste metallurgischer Aktivitäten entsorgt

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Foto: Georg Tiefengraber

bzw. deponiert worden sind. Das übrige in der Grube geborgene Inventar wies ansonsten keine weiteren ungewöhnlichen Gegenstände auf. Rasterelektronenmikroskopische (REM) Untersuchungen der Gusstiegel und der Gussform erbrachten leider keine weiterführenden Hinweise auf Metalle, was aufgrund der gründlichen Reinigung der Stücke auch nicht unbedingt verwundert. Ein weiteres Bruchstück einer zweiteiligen Gussform aus Ton konnte auch im älteren Horizont VIII angetroffen werden, wobei auch diese vermutlich für die Herstellung von Schaftlochäxten vom Typ Kozarac gefertigt war, doch lässt der Fragmentierungsgrad kein abschließendes Urteil darüber zu. Auch an dieser Gussform waren wegen der „kräftigen“ Reinigung keinerlei Metallreste mehr im REM auffindbar. Im Unterschied zum Gradac in Vučedol kann am Wildoner Schlossberg somit belegt werden, dass metallurgische Aktivitäten wohl innerhalb der Siedlung selbst durchgeführt worden sind und nicht an einer davon separierten Stelle. Die Gefäßkeramik aus beiden Schlossberger Vučedol-Horizonten weist aus formaler Sicht zwar nur wenige Unterschiede auf, doch lassen sie sich anhand der Verzierungen z. T. doch trennen. Das Gefäßformenspektrum ist ausgesprochen vielfältig und umfasst folgende Typen:233

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Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit

Die größte Gruppe innerhalb der Gefäßkeramik bilden zumeist große, grobtonige rundbauchige Töpfe mit abgesetzten, einziehenden oder leicht ausbiegenden Rändern, die oftmals umgeschlagen und mit Fingertupfen oder Kerben verziert sein können („Arkadenränder“). Auch einfache Kerbränder oder mit Fingertupfen eingedellte Ränder lassen sich an Töpfen, aber auch an Henkeltöpfen beobachten. Eine Variante stellen Töpfe mit ausladenden, T-förmig verdickten Rändern dar, die auch an Henkeltöpfen bzw. Krügen begegnen. Die Oberf lächen dieser grobkeramischen Gefäße sind zumeist gut geglättet und nur selten sandig rau. Oftmals lässt sich bei diesen Töpfen eine Schlickerrauung bzw. Barbotineverzierung im unteren Gefäßbereich feststellen, die diesen f lächig bedeckt. Daneben lassen sich zwei weitere Verzierungsweisen anführen, die ebenfalls auf diese Töpfe beschränkt bleiben: Zum einen handelt es sich dabei um f lächig am Gefäßkörper angebrachte Fingernagelkerben, zum anderen begegnet oftmals eine Verzierung in Form von sich f lächig schräg überschneidenden Ritzlinien, die den Gefäßkörper wie ein Netz „einhüllen“. Krüge mit rundem Bauch und gestrecktem langem Hals bilden schließlich eine weitere Gefäßform, die in der Regel gut geglättete Oberf lächen besitzt. Einen weiteren, zumeist reich verzierten Gefäßtyp stellen große rundbauchige Töpfe dar, die besonders im Bauch- und Schulterbereich richtiggehend „barock“ anmutende Furchen­stichverzierung in verschiedenster Motivik besitzen können. Neben den unterschiedlichen grobtonigen Töpfen und Krügen stellen Terrinen bzw. Schüsseln die zweite große Gruppe innerhalb der Gefäßtypen dar. Dabei handelt es sich um zumeist weitmundige Breitgefäße mit rundem bis leicht bikonischem Bauch und leicht ausbiegendem Rand, der in der Regel fein verziert ist. So treten regelhaft umlaufende hängende

Dreiecke auf, die zumeist in Furchenstichtechnik ausgeführt sind, seltener auch als einfache Ritzlinien. Oftmals hat sich in den Eintiefungen noch eine weiße Inkrustation erhalten, die einen guten Kontrast zu den schwarzen bis schwarzbraunen Scherben bildet. Soweit beurteilbar, tragen auch die Bauchzonen der Terrinen Verzierungen, die in der überwiegenden Mehrzahl in Furchenstich gearbeitet sind und mitunter ebenfalls noch weiße Inkrustationen aufweisen. Diese Terrinen stellen einen der charakteristischsten Gefäßtypen der Vučedol-Kultur dar, die auch feinchronologisch empfindlich sind. Die ältesten Formen der Stufe Vučedol A mit scharf bikonischem Körper fehlen am Wildoner Schlossberg vollständig, erst die entwickelteren Varianten mit stärker gerundetem Bauchumbruch begegnen im Fundus. Abgesehen von den Terrinen lassen sich noch weitere Schüsselund Schalenformen im Gefäßrepertoire anführen, wie etwa unterschiedlich große Schüsseln und Schalen mit ausladendem Trichterrand und gerundetem Bauch oder einfache Einzugrandschalen bzw. -schüsseln, die in manchen Fällen außen am Rand mit gewellten umlaufenden, z. T. lappenartig verbreiterten „Rippen“ versehen sind. Eine weitere Schüssel- bzw. Schalenform stellen einfache konische Gefäße dar, die für gewöhnlich unverziert sind, selten jedoch auch eine f lächige Schlickerrauung bzw. Barbotine an der Außenseite besitzen können. Zur Feinkeramik sind einerseits kleine Schalen bzw. Tassen mit weicher S-förmiger Profilierung zu zählen, die zumeist mit einer senkrechten Ritzlinienbündelverzierung dekoriert sind, die ein- oder beidseitig von feinen Einstichen f lankiert werden kann. Andererseits sind auch kleine zylindrische Gefäße mit randständigen kleinen Ösenhenkeln aus feingemagertem Ton gefertigt, die nicht nur für Vučedol charakteristisch sind, sondern auch für die darauf folgenden Kulturen bzw. Kulturkomplexe Somogyvár-Vinkovci und Kosihy-Čaka/Makó.

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Innenverzierte Kreuzfußschalen der Vučedol-Kultur vom Wildoner Schlossberg Foto: Georg Tiefengraber

Die wohl attraktivste und am reichsten verzierte Gefäßform − nicht nur der Vučedol-­ Kultur, sondern auch anderer spätkupferzeitlicher Kulturerscheinungen − stellen die innenverzierten Schalen bzw. Schüsseln dar, die zumeist über kreuzförmige Hohlfüße verfügen („Kreuzfußschalen“), mitunter sind die Füße auch als einfache niedrige zylindrische Hohlfüße ausgeformt. Bei diesen innenverzierten Schalen handelt es sich ausnahmslos um fein gemagerte, dunkelbraune bis schwarzgraue Keramik mit gut geglätteter Oberf läche. Regelhaft begegnet an der Innenseite eine reiche Furchenstichverzierung, selten auch Ritzlinienmuster. Dekoriert können sowohl die Außen- und die Oberseiten der mitunter waagrecht oder schräg abgestrichenen Ränder sein, als auch die Hohlfüße selbst. Wichtig ist dabei die Beobachtung, dass keine innenverzierte Schale der anderen in ihrer Motivik gleicht, wobei jedoch festzuhalten bleibt, dass aufgrund der Fragmentierung das Gesamtmotiv der Verzierung oftmals nicht mehr eindeutig eruierbar ist. Zumeist handelt es sich jedoch um sternförmige Muster aus zusammenlaufenden Rillenbündeln und seitlich angeordneten schraffierten Dreiecken. Daneben finden sich auch Schalen mit halbkreisförmig in die Schale reichenden Rillenbündeln, die oftmals in Kombination mit schraffierten Dreiecken oder feinen Einstichen auftreten.

Auch eine schachbrettartige Aufteilung durch versetzt aneinandergereihte schraffierte Qua­ drate lässt sich als Verzierungsvariante anführen, wobei dieses Muster auch auf anderen Gefäßen regelhaft begegnet. Nur selten lassen sich eher einfach verzierte Schalen ausmachen, die jedoch zumindest mit hängenden schraffierten Dreiecken oder Rillenbündeln dekoriert sind. Sämtliche innenverzierte Schalen besitzen (oder besaßen) eine weiße Inkrustation, die die eingetieften Verzierungen ausfüllte und durch den verstärkten Kontrast zum dunklen Hintergrund eine noch bessere Sichtbarkeit des Dekors bewirkte, die vom heutigen Erscheinungsbild, das von der feinen Furchenstichverzierung geprägt wird, mitunter stark abwich. Abgesehen von der Gefäßkeramik (und den Tierknochenfunden sowie Beingeräten) stellen verschiedene Arbeitssteine, wie Reibplatten, Mahl- und Klopfsteine, eine weitere große Gruppe im Fundus der beiden Horizonte VIII und IX am Schlossberg dar. Ebenfalls erwähnt werden müssen die zahlreichen, oftmals sogar verzierten Spinnwirtel, die sowohl scheibenbzw. radförmig als auch bikonisch gearbeitet sein können. Zusammen mit Tonspulen, Tonringen und schweren scheibenförmigen Webgewichten geben diese konkrete Hinweise auf eine Textilherstellung am Wildoner Schlossberg in der Vučedol-Kultur.

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Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass in den beiden Siedlungshorizonten der Vučedol-Kultur umfangreiches Fundmaterial vorliegt, das eine intensive Besiedlung der Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg (radio­ karbondatiert) in der Zeit zwischen 2.900 und 2.500 v. Chr. belegt. Neben den „üblichen“ Hinterlassenschaften der Siedlungstätigkeit sind besonders die Belege für Metallurgie zu erwähnen (Gusstiegel und Gussformen sowie Kupferschlacken), die ein derartiges Handwerk innerhalb der Siedlung − und in beiden Vučedoler Horizonten − nachzuweisen vermögen. Die umfang- und variantenreiche Wildoner Geschirrserie, die darüber hinaus im Vergleich mit den kroatischen Fundstellen ein gewisses „Lokalkolorit“ erkennen lässt, ermöglicht es nun in einem weiteren Schritt, Keramikfunde der Vučedol-Kultur auch in anderen steirischen Siedlungen zu identifizieren und auszusondern. Dadurch ist es mittlerweile möglich, zumindest vier weitere Höhensiedlungen namhaft zu machen, die ebenfalls Keramikfunde der Vučedol-Kultur aufweisen. Es sind dies der − oben bereits aufgrund seiner vermeintlichen zweiphasigen Stratigraphie erwähnte − Oberburgstall bei Flamberg, der Betenmacherkogel bei Voitsberg und neuerdings auch der Kanzelkogel am Nordende des Grazer Beckens sowie der Eppensteiner Burgberg 234. Bei allen vier Siedlungen handelt es sich um mehrphasige Höhensiedlungen, die ihren Besiedlungsschwerpunkt in der Kupferzeit besitzen. So liegen beispielsweise vom Betenmacherkogel − neben den schon von Margit Linder und Thomas Einwögerer vorgelegten furchenstichverzierten Rand- und Wandfragmenten sowie einem reich verziertem Miniaturgefäß235 − noch unpublizierte Bruchstücke von Kreuzfußschalen sowie barbotineverzierte Wandfragmente vor, die eindeutig der Vučedol-Kultur zuzuweisen sind. Bezeichnenderweise liegt sogar ein Radiokarbon-Datum vor,

das die vučedolzeitliche Besiedlung belegt (cal. 2.870−2.570 bzw. 2.520−2.500 v. Chr.).236 Von einer gewissen Brisanz ist − wie bereits oben erwähnt − die Möglichkeit der Zuordnung einzelner Keramikfragmente vom Oberburgstall bei Flamberg zur Vučedol-Kultur, bildet doch gerade diese (bescheidene) Stratigraphie − zusammen mit den fehlinterpretierten ältesten Wildoner Siedlungsschichten − die Grundlage der Typologie der Kanzianiberg-Lasinja-Gruppe nach Elisabeth Ruttkay.237 Tatsächlich lassen sich bereits Keramikfragmente der älteren Siedlungsschicht vom Oberburgstall eindeutig als Vučedol-Keramik bestimmen,238 sodass eine postulierte Abfolge „Lasinja klassisch bzw. IIa − Lasinja IIc kurvolinear mit Kreuzschraffur“ am Oberburgstall schon nicht mehr möglich ist. In der jüngeren Siedlungsschicht dominieren dann bereits Keramik- und Verzierungsformen der Vučedol-Kultur, wie die leicht ausladenden Topfränder mit Fingertupfendekor,239 Töpfe mit Fingernagelkerb­dekor,240 Schüsseln mit lappenartigen Randknubben241 und vor allem die Wolfszahn-, Leiter- und Zick-Zack-Verzierungen.242 Umgelegt auf die Flamberger Stratigraphie bedeutet dies nunmehr schlichtweg, dass sowohl die ältere, als auch die jüngere Siedlungsschicht der Vučedol-Kultur zuzuweisen sind. Die Keramikfunde der Lasinja-Kultur sind als verlagerte „Residuals“ zu betrachten und vermögen zumindest eine ältere Siedlungsphase am Oberburgstall zu belegen, die aber befundmäßig nicht mehr ungestört greif bar ist. Und ähnlich ist auch die Situation auf der schon mehrfach erwähnten sog. Kanzel gelagert, einem kleinem exponiertem Felsstock am nördlichen Ende des Grazer Beckens, bei dem im Zuge mehrerer Rettungsgrabungen der letzten Jahre ein umfangreiches Fundkonvolut angefallen ist, das eine bemerkenswerte Mischung an Funden aus verschiedensten Perioden umfasst.243 Konträr zu der im ersten Vorbericht von Wolfgang Artner eingeschätzten engen Laufzeit der

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Siedlung („39. und 38. Jahrhundert v. Chr.“)244 kann nach Meinung des Verfassers eine deutlich längere und auch früher einsetzende Besiedlungsdauer schon alleine anhand des wenigen, in Selektion publizierten Fundmaterials belegt werden, sind doch beispielsweise schon Formen der Lasinja-Kultur nicht zu leugnen. Was an dieser Stelle aber in erster Linie interessieren soll, sind die zahlreichen eindeutig der Vučedol-Kultur zuweisbaren Keramikfunde, für die vom Wildoner Schlossberg stratifizierte (jedoch noch unpublizierte) Vergleiche vorliegen: Ein Henkelbruchstück mit inkrustierter, aneinandergereihter, schraffierter Rhombenverzierung,245 eine Tasse mit mehrreihigen, kornährenartigen Einstichen,246 eine Terrine mit alternierendem Wolfszahn,247 ein Wandfragment mit „schachbrettartiger“ Metopenverzierung mit runden Einstichen,248 eine Tasse mit senkrechtem Rillenbündel, das von Einstichen f lan­kiert wird,249 ein Topf mit „schachbrettartiger“, „gezähnter“ Rillenbündelverzierung,250 ein Wandfragment mit konzentrischen Dreiecken aus leiterartigen Ritzlinien251 sowie ein Topf mit ausladendem Rand und Fingertupfen- bzw. Barbotine(?)-Verzierung.252 Schon anhand dieser Beispiele kann dargelegt werden, dass die kupferzeitliche Siedlung auf der Kanzel eine deutlich längere Siedlungsdauer besitzt, die − auf der Basis des im Vorbericht vorgelegten Materials − grob zwischen das Ende des 5. und die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. zu stellen ist. Inwieweit die zahlreichen Nachweise pyrometallurgischer Aktivitäten von der Kanzel nun allesamt der „mondseekeramikführenden“ Besiedlungsphase zuzuordnen sind, bleibt zu untersuchen, analog zum Wildoner Schlossberg dürfte aber auch auf der Kanzel während der Epoche der Vučedol-Kultur mit entsprechenden Tätigkeiten zu rechnen sein. Soweit bislang beurteilbar, bricht auf den vier letztgenannten Fundstellen die kupferzeit-

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liche Besiedlung mit Vučedol ab, lediglich am Wildoner Schlossberg deuten spärliche Keramikfunde ein Weiterleben während der da­ rauffolgenden Somogyvár-Vinkovci-Kultur an. Abgesehen davon, dass es sich bei allen fünf „steirischen“ Vučedol-Siedlungen um eher kleine, von Natur aus geschützte Höhensiedlungen handelt, können keine weiteren Angaben über das Aussehen oder die Struktur der Siedlungen gemacht werden. Gebäude konnten bislang im Arbeitsgebiet keine untersucht werden und auch Grabfunde der Vučedol-Kultur sind aus der Steiermark bislang keine bekannt. Vier der erwähnten Siedlungen liegen allesamt in der Weststeiermark sowie im Grazer bzw. Leibnitzer Becken, eine Siedlungsstelle ist aus der Obersteiermark bekannt geworden, aus der gesamten Oststeiermark fehlt weiterhin bemerkenswerterweise der Nachweis von Funden der Vučedol-Kultur, doch verbietet der schlechte Forschungsstand abschließende Aussagen über die tatsächliche Verbreitung dieses bemerkenswerten Kulturkomplexes. Gleich wie für die mittlere Kupferzeit liegen auch für die späte Kupferzeit und die bruchlos daran anknüpfende frühe Bronzezeit, die im Arbeitsgebiet eigentlich nur punktuell durch Streufunde der Somogyvár-Vinkovci-Kultur greif bar wird, lediglich eine Handvoll an Fundstellen vor, welche die zweifelsohne siedlungsdynamisch komplexen Vorgänge in diesem fast ein Jahrtausend dauernden Zeitraum bestenfalls anzudeuten vermögen. Dass auf dieser Materialbasis keine seriösen Aussagen getroffen werden können, braucht wohl nicht erst betont zu werden, zumal gerade der Übergang von der Spätkupferzeit zur Frühbronzezeit in Mitteleuropa eine äußerst komplexe Entwicklung und gegenseitige Beeinf lussung teils gleichzeitig bestehender Kulturgruppen erkennen lässt, der noch lange nicht abschließend beurteilt werden kann.253 Die wenigen „steirischen“ Fundstellen vermögen zu dieser Diskussion nur wenig bei-

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zutragen, zumal hier nicht einmal die Abfolge der einzelnen Kulturgruppen mit wünschenswerter Klarheit zu Tage tritt. So lässt sich beispielsweise − wie oben erwähnt − nicht mit Sicherheit entscheiden, ob (und vor allem wieweit) die Chamer der Vučedol-Kultur voranzustellen ist und die gesamte heutige Steiermark erfasste, oder ob sich hier eine (zeitweilige) kulturgruppenmäßige Zweiteilung des Arbeitsgebietes andeutet, derzufolge die Obersteiermark sowie die nordwestlichen Teile der Weststeiermark − erstmals − einer Kulturgruppe angehören, die ihren Verbreitungsschwerpunkt eindeutig im nordwestlichen Alpenvorland besitzt, während die übrige West- und die Oststeiermark dem „traditionellen nordwestbalkanischen“ Kulturkomplex, in diesem Fall konkret der Vučedol-Kultur, zuzurechnen wären. Funde der Glockenbecherkultur aus dem Schneiderloch bei Gratwein (2.600−2.300 v. Chr.) Für die ausgehende Kupferzeit und beginnende Bronzezeit, die in der heutigen Steiermark materialmäßig noch schlechter greif bar ist, zeichnen sich sehr vage ähnlich komplexe Vorgänge ab − worauf beispielsweise die beiden „Knochenknebel“ aus dem Schneiderloch bei Gratwein 254 hindeuten, die einer besonderen Erwähnung wert sind. Diese wurden 1913 von Vinzenz Hilber und Hannes Mohr im Zuge einer Sondierungsgrabung im Hauptraum des Schneiderloches im Höhlenschutt zusammen mit einem triangulären kupfernen Griffplattendolch gefunden und dürften als Beigaben einer Bestattung zu betrachten sein.255 Die beiden kleinen bogenförmigen, aus Knochen oder Eberzahn geschnitzten und in der etwas verdickten Mitte durchbohrten Objekte sind mit einer feinen Ritzmusterverzierung versehen. Während ein „Knochenknebel“ fast vollständig erhalten ist, ist das zweite

„Knochenknebel“ aus dem Schneiderloch bei Gratwein  Nach: Modl, Knochenknebel Schneiderloch 29 mit Abb.

Stück etwa zur Hälfte weggebrochen. Beide „Knebel“ weisen eine Verzierung aus Ritzlinienbündeln auf, zwischen die gegenständige und sanduhrförmig angeordnete Dreiecke bzw. winkelförmige Linienbündel eingeschrieben sind. Derartige Knochengegenstände werden aufgrund ihres Aussehens immer wieder als „Knochenknebel“, also als funktioneller Bestandteil des Pferdezaumzeuges, bezeichnet, doch sprechen sowohl die Größe, das Material, als auch ihre oftmals beobachtbare Fundlage in Männergräbern der Glockenbecherkultur gegen eine solche Funktion. Viel eher dürfte es sich demzufolge wohl um Schmuckgegenstände, Gewandschließen oder Amulette etc. handeln. Die Bedeutung dieser Stücke liegt in erster Linie darin, dass damit möglicherweise eine „glockenbecherzeitliche“ Bestattung nachgewiesen werden kann, wobei hiermit die einzigen Funde der Glockenbecherkultur in der Steiermark vorliegen. Die Glockenbecherkultur, die ihren Namen bekanntlich ihren charakteristischen, oftmals reich verzierten glockenförmigen Gefäßen verdankt, stellt eine über weite Teile

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Europas verbreitete Kultur­erscheinung dar, die kein geschlossenes Verbreitungsgebiet aufweist, sondern mehrere unterschiedlich große, „inselartige“ Siedlungsgebiete, die zwischen der iberischen Halbinsel im Westen, Transdanubien im Osten sowie England im Norden, Unteritalien und der östlichen Adriaküste im Süden verteilt sind. Das Phänomen der Glockenbecherkultur lässt sich zeitlich zwischen ca. 2.600 und etwa 2.300 v. Chr. einordnen, sie verläuft damit teilweise parallel zur oben erwähnten Somogyvár-Vinkovci-Kultur. Inwieweit hier tatsächlich ein zeitliches „Nebeneinander“ dieser beiden Kulturgruppen angenommen werden darf, bleibt reine Spekulation. Auffallend ist jedoch die Tatsache, dass bislang noch kein einziger Glockenbecher aus dem Gebiet der heutigen Steiermark bekannt geworden ist − wobei die charakteristische Form und Verzierung das Erkennen dieser Funde zweifelsohne problemlos ermöglicht hätte.256 Auf jeden Fall wird man abschließend mit der Feststellung nicht fehlgehen, dass diese wenigen Funde vom Übergang der späten Kupferzeit zur beginnenden Frühbronzezeit

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wohl auch tatsächlich eine erheblich ausgedünnte Besiedlung zumindest des Gebietes der heutigen mittleren Steiermark widerspiegeln. Gerade aus diesem Bereich liegen sowohl von Höhen-, als auch von Flachlandsiedlungen umfangreiche Fundbestände aus allen möglichen urgeschichtlichen Perioden vor, die eine klare Unterrepräsentanz von mittel- und spätkupferzeitlichen sowie frühbronzezeitlichen Funden demonstrieren. Selbst wenn man die Möglichkeit ins Kalkül zieht, dass die entsprechenden Keramikfunde bislang als solche in diesen Fundkomplexen nicht erkannt worden sind − was angesichts der großteils markanten und charakteristischen Formen und Verzierungen eher nicht anzunehmen sein wird −, so kann die Anzahl dieser Funde in Relation zum Fundmaterial aus anderen Perioden nur äußerst gering sein. Man wird aus diesem Sachverhalt zum momentanen Zeitpunkt schließen dürfen, dass das an sich an Kupfervorkommen nicht arme Gebiet der heutigen Steiermark am Entwicklungsprozess hin zur frühen Bronzezeit wohl nur einen geringen Anteil hatte.

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Bellwood, First Farmers. Vgl. z. B.: Benecke, Archäozoologische Studien. − Davis, Archaeology of Animals. Zohary/Hopf, Domestication of Plants. − Jacomet/Kreuz, Archäobotanik. Gronenborn, Migration 79−91. Als „Neolithikum“ wird in vorliegender Arbeit das Früh- und Mittelneolithikum verstanden. Die in der österreichischen Forschung − primär für den (nord-) ostösterreichischen Bereich − als Spät- und Endneolithikum definierte Spätphase der Jungsteinzeit wird hier − analog zur ungarischen, slowenischen und kroatischen Terminologie − bereits der Kupferzeit (bzw. dem Chalkolithikum oder Äneolithikum) zugerechnet, zumal das vorliegende relevante „steirische“ Fundmaterial an eben diese östlich und südöstlich benachbarten Kulturgruppen anzuschließen ist.

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Demzufolge wird die Kupferzeit als eigener Abschnitt behandelt („Chalkolithikum = Kupferzeit“). KG und OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. Pittioni, Urgeschichte 145. Modrijan, Neo- und Äneolithikum 137−151. Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. − Kramer, Bezirk Feldbach 37ff. − Kramer, Frühe Bauernkulturen 7ff. Obereder, Raababerg. Wurmbrand, Gleichenberg 107−119. KG Mellach, OG Fernitz-Mellach, PB Graz-Umgebung. − Obereder, Raababerg 66. KG Wolfsberg, MG Schwarzautal, PB Leibnitz. − Obereder, Raababerg 91. KG Glojach, MG St. Stefan im Rosental, PB Südoststeiermark. − Modrijan, Neo- und Äneolithi-

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kum 141. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 135. KG Burgegg, SG und PB Deutschlandsberg. − Obereder, Raababerg 79. KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. Obereder, Wildoner Schloßberg 7−9. − Kramer, Wildon 10–36, bes. 28. Obereder, Wildoner Schloßberg 7−9. Ruttkay, Chronologie Kanzianiberg-Lasinja 46. Lenneis/Neugebauer-Maresch, Jungsteinzeit. Gleirscher, Frühe Bauern 10−20. KG Hopfau, OG Buch-St. Magdalena, PB Hartberg-Fürstenfeld. KG und MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. KG St. Ulrich am Waasen, MG Heiligenkreuz am Waasen, PB Leibnitz. − Ruttkay, Idolkopf 182ff., bes. 184. Tiefengraber, Forschungsstand Neolithikum 81−87. − Zu den schon bekannten, angeführten Fundorten wurden folgende neue Fundstellen ergänzt: Lehenkogel (KG Magland, OG Unterlamm, PB Südoststeiermark), Kapfensteiner Kogel (KG Mahrensdorf, OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark), Jagerberg (KG und OG Jagerberg, PB Südoststeiermark) und Rannersdorf (KG Rannersdorf, MG Mettersdorf am Saßbach, PB Südost­steiermark). Hebert/Lehner, „Kranzlgarten“ Riegersburg 193−216. Obereder, KG Hopfau 637. Hebert/Wedenig, Kurt Kojalek 41 und Abb. 2/5–6. Penz, Kapfensteiner Kogel (1999) 35−39. KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. – Kramer, Wildon. – Obereder, Wildoner Schloß­ berg. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 u. 2 (2018). Vgl. z. B. zusammenfassend: Kalicz, Tonstatuetten West-Transdanubien 18–20 bzw. Kalicz/Kreiter, Frühneolithikum: Starčevo-Kultur 46−51. − Vgl. auch: Bánffy, Balaton 15ff. KG und OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. − Tiefengraber, Starčevo oder Linearbandkeramik 25ff. KG Hofstätten, OG Bad Gleichenberg, PB Südost­ steiermark. – Lippert, KG Hofstätten 372. Bánffy, Western Transdanubia 319–354. Tiefengraber, Starčevo oder Linearbandkeramik 25ff. Vgl.: Bánffy, Western Transdanubia 221, Abb. 137/b. Lippert, KG Hofstätten 372. Z.B.: Bánffy, Western Transdanubia 118, Abb. 49/5; 149, Abb. 79/15; 163, Abb. 91/16; 214, Abb. 135/10.

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Vgl.: Marković, Sjeverna Hrvatska Tab. 1/1. − Minichreiter, Starčevačka kultura. Dimitrijević, Sjeverna zona 249 mit Abb. 14/2. Brandl, Silexlagerstätten Steiermark 52ff. KG Schiefer, SG Fehring, PB Südoststeiermark. Gleirscher, Frühe Bauern 18. Vgl.: Težak-Gregl, Lengyel Culture in Croatia 27−35. Kalicz, Forschungsstand Lengyel Kultur 7−12. Vgl.: Pavúk, Epilengyel/Lengyel IV 1−26. Kramer, Wildon 28. Modrijan, Neo- und Äneolithikum 137f.: „Auch wenn man in Betracht ziehen muß, daß die Fundverteilung eine zufällige sein kann, dürfte man nicht fehlgehen, das hügelige Gebiet zwischen Raab und Mur für die Besiedlung in dieser Zeit als besonders anziehend zu betrachten. Aus den Lößgebieten etwa Niederösterreichs und vom Osten ent­ lang der Flußläufe der Mur, Raab und Feistritz kommen allmählich Siedler auch in steirische Gebiete, die der Feldund Viehwirtschaft den nötigen Anreiz boten. Die zeitlich frühesten Stücke, die gefunden wurden, weist ein Bereich auf, der durch das Viereck mit den Eckpunkten Graz, Feldbach, Radkersburg und Leibnitz umschrieben ist.“ Lippert, Archäologische Grundlagen 344f. KG Kleinstübing, MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. KG Eisbach, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung. KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. – Vgl.: Tiefengraber/Tiefengraber, „Fürstengräber“ Strettweg und Waltersdorf 54f. KG Mühldorf, MG Weißkirchen in Steiermark, PB Murtal. – Vgl. Bertha, Eppenstein 24−32. KG Flamberg, MG St. Nikolai im Sausal, PB Leibnitz. KG Gratkorn-St. Veit ob Graz, MG Gratkorn, PB Graz-Umgebung. − Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 43−66. KG Weitendorf, MG Wildon, PB Leibnitz. Nowak, Rannersdorf 32. − Lippert, Archäologische Grundlagen 354. Schrettle/Tsironi, Rannersdorf 225ff. Vgl.: Hebert/Lehner, „Kranzlgarten“ Riegersburg 197. Modrijan, Neo- und Äneolithikum 138. Christandl, Archäozoologische Untersuchungen 3–8. Vgl.: Biró, Über die Grenzen 75−80. Vgl.: Postl/Brandl, Hornstein-Lagerstätte Rein 108ff. – Modl/Brandl, Forschungen im Becken von Rein 280–308. – Brandl/Modl, KG Hörgas 458f. und bes. D6805−6834. Obereder, KG Hopfau 637.

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Freundliche Mitteilung von Christoph Grill, Graz. Gleirscher, Frühe Bauern. − Tiefengraber, Forschungsstand Neolithikum. Hebert/Lehner, „Kranzlgarten“ Riegersburg. KG Eisbach, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-­ Umgebung. Guštin, Čatež 69−75, Fig. 2/4, 6 und 7. − Guštin, Savska supina Lengyelske kulture 7−22, bes. 11 mit Abb. 1−6. Károlyi, A korai rézkor emlékei Vas megyében. − Horváth/Kalicz, Naselbinske 53−61. Ruttkay, Idolkopf 82ff. Neugebauer-Maresch, Mittelneolithikum 101ff. Zuletzt abgebildet bei Gleirscher, Frühe Bauern 14, Abb. 2/4. Freundliche Mitteilung von Bernhard Schrettle, Graz. Wilding, Weitendorf 49−52. − Vgl. auch: Govedarica, Hammeräxte Typ Pločnik 153−164, bes. 156. Wilding, Weitendorf 39. Hansen, Kupferzeitliche Äxte 146f. Hansen, Kupferzeitliche Äxte 154. Hansen, Kupferzeitliche Äxte 154. Brandl, Silexlagerstätten Steiermark 43–47, 67f. – Postl/Brandl, Hornstein-Lagerstätte Rein, 103– 119. – Modl/Brandl, Forschungen im Becken von Rein 280–308. – Brandl/Hauzenberger, Hornstein im Becken von Rein 256–278. – Brandl/ Martinez, Chert from the Rein Basin 103–115. Vgl. zusammenfassend: Urban, Urgeschichte Österreichs 95−97. Ottaway, Copper metallurgy 87−112. Aufgrund der Tatsache, dass die Steiermark − mehr oder minder − diachron einen Teil einer „südostalpin-südwesttransdanubisch-nordwestbalkanischen“ Kulturkoiné bildet, empfiehlt es sich demzufolge auch, die in diesen Gebieten verwendeten Schemata und Bezeichnungen zur Einteilung der einzelnen urgeschichtlichen Perioden zu übernehmen, und nicht − wie es leider gerade in der Steiermark weitestgehend kritiklos und unref lektiert gehandhabt wird − die von der „Österreichischen“ bzw. eigentlich „Wiener Schule“ für den Nordosten Österreichs entwickelte Stufeneinteilung. Würde man dieser Nomenklatur folgen, so würde das dortige Jungneolithikum die in vorliegender Arbeit als früh- und mittelkupferzeitlich eingestufte Kulturgruppen umfassen, die hiesige späte Kupferzeit würde dem Endneolithikum entsprechen. Der Begriff der „Kupferzeit“ oder „Kupfersteinzeit“ bzw. des „Chalkolithikums“ oder „Äneolithikums“ wird in diesen Einteilungen so gut wie möglich vermieden. Vgl. dazu: Lenneis/Neugebauer-Maresch, Jungsteinzeit. − Urban, Urgeschichte Österreichs

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98f. (Zur Terminologie des Spätneolithikums − ein Spra­ chenbabylon). 84 Hauptmann/Ruttkay, Gußlöffelfragment Bisamberg-Hochfeld 182−184. 85 Pavúk, Epilengyel/Lengyel IV 1−23. 86 Die Forschungsgeschichte zusammenfassend: Ruttkay, Chronologie Kanzianiberg-Lasinja. – Ausführlich dazu auch: Samonig, Pfahlbaustation Keutschacher See 38–41. 87 Dimitrijević, Lasinjska Kultura 137−181. 88 Kalicz, Stellung Balaton-Gruppe 131–165. – Kalicz, Funde Balaton-Gruppe 75–96. 89 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 14−18. 90 Ruttkay, Chronologie Kanzianiberg-Lasinja. 91 Samonig, Pfahlbaustation Keutschacher See. – Ebenfalls feinchronologisch nicht einheitlich sind die von Paul Gleirscher (Gleirscher, Keutschacher See) auf der Typentafel Abb. 17 abgebildeten Gefäße bzw. Gefäßteile. Diese sind nicht ausschließlich dem „Typus Lasinja-Kanzianiberg“ zuzuweisen, sondern – wie z. B. Abb. 17/7 (wohl Lengyel) oder Abb. 17/8 (wohl „badenzeitlich“) belegen – durchaus als chronologisch heterogen aufzufassen. Dies betrifft dann v. a. auch die auf den Abb. 19 und 20 dargestellten Gefäße der „Haushaltsware“ bzw. des „unverzierten Tischgeschirrs“, die in der Mehrzahl wohl „badenzeitlich“ datieren. Gute – und v. a. anders datierende – Vergleiche dazu bildet Gleirscher selbst in seiner eigenen Publikation ab (vgl. bes. Gleirscher, Keutschacher See 95 mit Abb. 39, 103 mit Abb. 44 u. 105 mit Abb. 45). 92 Obereder, Wildoner Schloßberg 7−9. 93 Hebert, KG Flamberg 175f. und Abb. 200−245. 94 Vgl. Kapitel 4.1. Neolithikum. 95 KG Kopfing, MG Kaindorf, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Artner/Obereder, Grube Kopfing 75−89. 96 KG Edla, KG Entschendorf und KG St. Peter am Ottersbach, alle MG St. Peter am Ottersbach, PB Südoststeiermark. – Fuchs, Kalvarienberg 115−127. 97 Fuchs, Kalvarienberg 117 (Beta-160537: 5290+/-40 BP; cal. BC 4240−3990 2 Σ; cal. BC 4220−4040 1 Σ). 98 KG Grötsch, MG St. Nikolai im Sausal, PB Leibnitz. – Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer und Erich Hudeczek), unpubliziert. 99 Vgl. zuletzt: Horváth/Simon, Südwesttransdanubien 24–36. 100 Vgl. z. B.: Bekić, Zaštitna arheologija 94−152 mit Taf. 1−4 ( Jakopovec-Blizna) und 182−199 mit Taf. 1−4 (Čakovec-Gornji Pustakovec). 101 Vgl.: Šavel, Prekmurje 89−97 (Šafarsko). − Kavur, Prazgodovinsko naselje 109−112. – Kramberger, Neolithic-Eneolithic Sequence Slovenia 237−282. 102 Z. B.: Kalicz, Újkökorvégi 7−48.

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Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit

Ruttkay, Tonstempel Kanzianiberg-Lasinja 221−238, bes. 223−225 mit Abb. 1−2. 104 KG Grabenwarth, MG Ligist, PB Voitsberg. 105 OG und KG St. Stefan ob Stainz, PB Deutschlandsberg. 106 Ruttkay, Tonstempel Kanzianiberg-Lasinja. 107 OG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Groh/ Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg Taf. 31/187/2 (Grube O76). − Hebert, Sträußchen vom Frauenberg 77–80, insbes. 79f. mit Abb. 4f. 108 KG Wetzelsdorf, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. – Artner, KG Wetzelsdorf 713. 109 KG Gamsgebirg, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. 110 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. 111 Freundliche Mitteilung von Christoph Gutjahr, Graz. 112 Veluš č ek, Hočevarica 290−295. 113 Vgl.: Veluš č ek, Hočevarica. − Horváth/Simon, Südwesttransdanubien 26−33. – Kalicz/Horváth, Kupferzeitliche Protoboleráz-Phase 407−434. 114 Vgl.: Zápotocký, Keramika 594−622. 115 Vgl.: Ruttkay, Spätneolithikum 129−144. − Ruttkay, Fazies Gajary 165−180. − Ruttkay, Hakenspirale Purbach 141−160. 116 Vgl.: Dimitrijević, Retz-Gajary kultura 343−365. 117 KG Jamm, MG Sankt Anna am Aigen, PB Südost­ steiermark. – Pittioni, Keramikum Steiermark. − Vgl. zur Forschunggeschichte der Retz-Gajary-Kultur in der Steiermark: Obereder, Raababerg 41−45. 118 Dimitrijević, Retz-Gajary-Kultur 15−90. 119 KG Raaba und KG Grambach in der MG Raaba-Grambach, PB Graz-Umgebung. 120 Obereder, Raababerg 35−38. 121 Ruttkay, Facies Gajary 165−175, bes. 167: „Die Zusammenhänge von […] und Jamm ,Waltra Höhle‘ MG St. Anna am Aigen, VB Feldkirch [Anm.: recte Feldbach], Stmk. sind noch unklar, sie bedürfen weiterer Untersuchungen.“ 122 Pittioni, Keramikum Steiermark. 123 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark. − Lippert, Hallstattzeitliche Grabhügel Saazkogel 80−81 mit Abb. 7; 122, Taf. 20/1−7 und Taf. 29 oben/ links und rechts. 124 KG Lödersdorf, MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Obereder, Lödersdorf 110−120. 125 Vgl.: Bertha, Eppenstein 45−50. 126 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. – Vgl. z.  B.: Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 39 mit Abb. 11. − Ruttkay/Kramer, Graz-iella 47−51. 127 KG und MG Kalsdorf, PB Graz-Umgebung. – Tiefengraber, Grazer Becken Taf. 30/5. 128 Kerman, Kalinovnjek 39−47 und 178−229 (Fundtafeln). 103

Plestenjak, Gorice 35−38. Zum Brandgräberfeld Pod Kotom-jug: Šavel, Neskončen dih. − Šavel, Pod Kotom - jug pri Krogu. 131 Šavel/Guštin, Kultura keramike 203−210. 132 Vgl.: Artner, KG Gamsgebirg (2006) 475 (Beta203020: cal. BC 3970−3780 Σ?; Beta-203021: cal. BC 4060−3960 Σ?). 133 Bernhard, Höhensiedlung Pölliberg 161–164. – Artner, KG Gamsgebirg (2006). – Artner/Ober­ eder, KG Gamsgebirg 672. – Artner, KG Gamsgebirg (2008) 671. – Baur, Lethkogel bei Stainz. 134 Lippert, Hallstattzeitliche Grabhügel Saazkogel 122, Taf. 20/1−7. 135 Brandl/Ehrenreich, Spiegelkogel 143−163, bes. 150−151 und 158 mit Taf. 1/9−11. − Ehrenreich/ Fuchs, Spiegelkogel 35−47. − Wilding, Spiegelkogel. 136 Vgl. zuletzt: Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten. 137 KG Wetzelsdorf, Statutarstadt Graz. – Zur furchenstichverzierten Keramik vgl.: Hebert, SG Graz, KG Wetzelsdorf (2001) 584 mit Abb. 392. − Hebert, Finden und Suchen 21−23 mit Abb. 10. 138 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz. 139 Z. B.: Artner/Obereder, KG Gamsgebirg. 140 Obereder, Raababerg. 141 Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 161–169. 142 Zuletzt Šavel/Guštin, Kultura keramike 204, Abb. 1. 143 Pod Kotom-jug: Z. B. Šavel, Neskončen dih 30 mit Abb. rechts. − Malečnik: Strmčnik Gulič, Malečnik 197 mit Abb. 1 und 198 mit Abb. 7. 144 Vgl. z. B.: Ruttkay, Facies Gajary 172, Abb. 5 und 173, Abb. 6. 145 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 58, Taf. 3/R45. 146 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 58, Taf. 3/54, 3/55 und 3/58. 147 Ruttkay, Chronologie Kanzianiberg-Lasinja 45f. 148 Hebert, KG Flamberg Abb. 230 und 236. − Auf die Fehldatierung dieser beiden Schichten wurde bereits oben hingewiesen, man wird solcher Art verzierte Ware vielmehr mit Retz-Gajary zu parallelisieren haben bzw. sie überhaupt unter diese Geschirrserie subsumieren müssen. 149 Samonig, Pfahlbaustation Keutschacher See 65−67. 150 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 48, Abb. 8 und 57, Taf. 2. 151 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 49. 152 Kerman, Kalinovnjek 43 (Typ V1), 47 und bes. 200f. mit FNr. 509. 153 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 49. 154 Vgl. z. B.: Stadler, Absolutchronologie des Neolithikums 210−224, bes. 218 mit Tab. 1 (Mond129

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Tiefengraber / Jungsteinzeit und Kupferzeit see Station Scharf ling neu: ETH-26952: 4875±60 BP, ETH-26951:4760±60 BP, VRI-314: 4780±90 BP; Mondsee Station See: VRI-119: 4800±90). − Zum Vergleich: Hočevarica: Hd-18976: 4822±39 BP (Velušček, Hočevarica 283, Tab. 6.3.1); Wildoner Schloßberg Horizont VI (u. a.): Pzn-W835: 4800±40 BP; Pzn-W787: 4775±35 BP. 155 Šavel, Pod Kotom - jug pri Krogu 106 (zajemalke G69, G32, G141 und G142). 156 Obereder, Raababerg 29f. und Taf. 43/436f. 157 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. – Ruttkay/ Kramer, Graz-iella 46−51 mit Abb. 1−3. 158 Tomaž/Maver, Prva dama 47−54. 159 Obereder, Raababerg Abb. 6. 160 Z. B.: Kerman, Kalinovnjek 46 mit Taf. 40 / Figuralna plastika (FNr. G427, G428, G410 und G458). 161 Fuchs, KG Schönberg 202f. 162 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 50f. mit Abb. 9. 163 KG Eisbach und KG Hörgas, MG Gratwein-Straß­ engel, PB Graz-Umgebung. – Vgl.: Brandl, Silexlagerstätten Steiermark. 164 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 50 und 64, Taf. 9/K 156 (stark eingezogene Basis); 65, Taf. 10/K 207 (leicht einziehende Basis). 165 Z. B.: Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII, Abb. E 10 und E 11. 166 KG Marchtring und KG Wolfsberg, MG Schwarzautal, PB Leibnitz. − Ehrenreich/Einwögerer, Tesserriegel 103 und 107, Taf. 3/6. 167 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark Taf. 130/10. 168 KG Rosental, OG Rosental an der Kainach, PB Voitsberg. − Einwögerer/Linder, Betenmacherkogel 95 und 101, Taf. 1/3 (mit leicht gerundeter Basis). 169 Lippert, KG Saaz (2007) 647, Abb. 63. 170 KG St. Nikolai, OG Sölk, PB Liezen. − Einwögerer, Sölkpass 58f. mit Abb. FNr. 87 und 88 (mit stark eingezogener Basis) sowie 91 (mit gerader bzw. leicht schräger Basis). 171 Hebert, Sölkpass 49−88, bes. 58. 172 Hebert, Sölkpass 58 (Beta-135575: 4980 +/- BP, cal BC 3925–3870 und 3805–3665). 173 Zusammenfassend zuletzt: Stöllner, Alpenkupfer 27f. 174 Artner, KG Gamsgebirg (2008). 175 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 52−54. – „REM“ steht für „Rasterelektronenmikroskop“, „EDS“ für „Energiedispersive Röntgenspektro­ skopie“, eine zur Röntgenspektroskopie gehörende Messmethode der Materialanalytik [Zusatz des Herausgebers]. 176 Vgl.: Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 52.

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Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 51. Mayer, Äxte und Beile Taf. 9/97. − Obereder, Raababerg 108. 179 KG Enzersdorf und KG Thalheim, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. − Mayer, Äxte und Beile Taf. 12/157. 180 KG Gösting, Statutarstadt Graz. − Mayer, Äxte und Beile Taf. 13/182. 181 KG und OG Aich, PB Liezen. – Obereder, Raaba­ berg 47. – Cerwinka/Mandl, Dachstein (1998) 31 mit Abb. rechts unten. 182 KG, SG und PB Murau. − Mayer, Äxte und Beile Taf. 15/210. 183 Statutarstadt Graz (genauer Fundort unbekannt). − Kramer, Urgeschichte der Steiermark 14, Bild oben rechts. − Formmäßig lässt sich die Axt am ehesten dem Typ Balşa zuordnen, doch fehlt ihr der leicht verlängerte Schaftrücken – vgl. z. B.: Mayer, Äxte und Beile Taf. 6/69. 184 KG und MG Semriach, PB Graz-Umgebung. − Vgl.: Kusch, Fundgut Leopoldinengrotte 307−325. 185 KG Lödersdorf, MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Obereder, Lödersdorf. 186 Vgl.: Obereder, Lödersdorf 33f. mit Abb. 5. 187 Obereder, Lödersdorf 117. 188 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − ­Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 211. 189 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − ­Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 184−188. 190 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − ­Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 219−221. – Aus diesem Befund stammt der älteste derzeit bekannte Nachweis eines Getreides (Einkorn, triticum monococcum) als Kulturpf lanze. Freundliche Mitteilung Marko Mele nach Daten des EU-Projekts PalaeoDiversiStyria. [Zusatz des Herausgebers]. 191 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − ­Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 225f. 192 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Erwähnt bei: Kusch/Spötl, KG Semriach 477. 193 Vgl. dazu: Bertha, Eppenstein 51−60. 194 KG und MG Ligist, PB Voitsberg. 195 KG Bärndorf, SG Rottenmann, PB Liezen. 196 Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 170– 175. 197 Veluš č ek, Hočevarica 187−193 mit Abb. 198 Parzinger, Uferrandsiedlungen bei Ljubljana 65, Taf. 2. 199 Veluš č ek, Hočevarica 228f. 200 Veluš č ek, Hočevarica 260f. 201 Parzinger, Uferrandsiedlungen bei Ljubljana 50f. (boleráz- und badenzeitliche Horizonte LB III und IV). 177 178

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Horváth, Beziehungen 84−86. Vgl.: Velušček, Hočevarica 202, Abb. 4.2.11. 204 Marković, Sjeverna Hrvatska 281, Taf. 28/1 (Vučedol), 4 (Sarvaš); 282, Taf. 1−3 (Vučedol-Gradac), 7 (Beli Manastir). 205 Kalicz, Újkökorvégi 15−17 und 38, Abb. 15/8; 41, Abb. 18/10. 206 Z. B.: Ruttkay, Spätneolithikum 146−151, bes. 147, Abb. 14/3−5. 207 Ne ˘ mejcová-Pavúková, Badenskej kultúry 261−342. 208 Vgl.: Ruttkay, Spätneolithikum 146f. mit Abb. 14/4 und 152. 209 Veluš č ek, Hočevarica 227, Abb. 5.2.6/18. 210 Marković, Sjeverna Hrvatska 276, Taf. 24/2 (mit wohl falscher Zuweisung zum Beketinec-Typ der Lasinja-Kultur). 211 Vgl.: Stadler, Absolutchronologie des Neolithikums 222, Abb. 8. − Durman, Vučedolski hromi bog 21. 212 Vahlkampf, Rabenstein 42−46, bes. 45 und 79. 213 Eibner/Presslinger, Befestigte Höhensiedlung 427−450. 214 Zusammenfassend: Artner/Engelhardt, Wartenstein 41−55. 215 Burger, Chamer Gruppe von Dobl 135 (mit Typentafel). 216 Artner/Engelhardt, Wartenstein 42, Abb. 1/16. 217 Artner/Engelhardt, Wartenstein 42, Abb. 1/14 und 47, Abb. 5/4−5. 218 KG Pürgg, MG Stainach-Pürgg, PB Liezen. – Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum 1997 (Diether Kramer) nördlich der Johanneskapelle; unpubliziert. 219 KG Pöls, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. – Vgl.: Pittioni, Keramikum Steiermark 14, Abb. 2/6. 220 Vgl.: Ehrenreich/Fuchs, Spiegelkogel 40, Abb. Mitte links und Abb. rechts; 46, Abb. Mitte und oben rechts. − Brandl/Ehrenreich, Spiegelkogel 158, Taf. 1/5; 162, Taf. 5/5, 6. 221 Matuschik, Chamer Kultur Bayerns 216. − Groemer, Chamer Gruppe aus Altenberg 38f. mit Abb. 11. 222 Vahlkampf, Rabenstein 79. 223 Vgl.: Kramer, Wildon 28−30. – Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 178–203. 224 Zusammenfassend zur Vučedol-Kultur weiterhin grundlegend: Durman, Ausstellungskatalog Vučedol. 225 Schmid, Vučedol. 226 Schmid, Vučedol, 32−35. 227 Durman, Ausstellungskatalog Vučedol 45−48. 228 Durman, Vučedolski hromi bog. 229 Gute Übersicht bei Durman, Ausstellungskatalog Vučedol sowie bei Dimitrijević, Vučedolska kultura 267−341 (mit Typentafeln).

Horvatinčić/Obelić, Vučedol 243−250. Grill, Pferdefunde 72−77. 232 Typologische Zuordnung nach Dimitrijević, Vučedolska kultura sowie Marković, Vučedolska kultura 219−271. 233 Auf eine eingehende, separate Analyse der Gefäßkeramik der beiden Horizonte VIII und IX wird an dieser Stelle bewusst verzichtet, da diese nun (seit 2018) in der Publikation der Gesamtergebnisse der Ausgrabungen am Wildoner Schlossberg vorliegt: Vgl.: Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 178–203. 234 Vgl. dazu Bertha, Eppenstein 61−73. 235 Einwögerer/Linder, Betenmacherkogel 107, Taf. 7/55; 108, Taf. 8/71 und 113, Taf. 13/113. 236 Einwögerer/Linder, Betenmacherkogel 91 (VERA1282: 4115±35 BP). 237 Ruttkay, Chronologie Kanzianiberg-Lasinja 46. 238 Hebert, KG Flamberg Abb. 201 und 212. 239 Hebert, KG Flamberg Abb. 220−221. 240 Hebert, KG Flamberg Abb. 243. − Vgl.: Parzinger, Uferrandsiedlungen bei Ljubljana 69, Taf. 6/8 (Ig). –Balen, Sarvaš Taf. 21/75. 241 Hebert, KG Flamberg Abb. 236. 242 Hebert, KG Flamberg Abb. 227−232. − Vgl. z. B.: Marković, Vučedolska kultura Taf. 11/5, 7 (Koprivnička Rijeka, Rudina I). 243 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz. 244 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 49. 245 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 58, Taf. 3/AS. 246 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 58, Taf. 3/ K326. 247 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 58, Taf. 3/ K336. 248 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 59, Taf. 4/ KH2. 249 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 59, Taf. 4/75-1. 250 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 59, Taf. 4/14. 251 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 59, Taf. 4/63. 252 Artner/Brandl, „Kanzel“ bei Graz 60, Taf. 5/ RO-2. 253 Vgl. z. B.: Bertemes/Heyd, Übergang Kupferzeit/ Frühbronzezeit 185−228. 254 KG Gratwein, MG Gratwein-Straßengel, PB GrazUmgebung. 255 Zuletzt zusammenfassend: Modl, Knochenknebel Schneiderloch 28f. 256 Die von Heinrich Kusch − neben einem Bruchstück einer Feuersteinpfeilspitze − erwähnte Glockenbecherkeramik aus dem Schneiderloch ist bislang unpubliziert geblieben und harrt einer eingehenden Überprüfung. − Vgl. Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 125.

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Bronzezeit

Foto Vorderseite: Feuerbock bzw. Mondidol vom Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Georg Tiefengraber

Bronzezeit

Einleitung Die Bronzezeit stellt den zweiten Abschnitt innerhalb des schematisierten Dreiperiodensystems zur Gliederung der europäischen Urgeschichte dar.1 Wenngleich dieses System heute lediglich noch als grobe Orientierung zur Einordnung dient, so steht dessen entwicklungsgeschichtliche Richtigkeit außer Frage. Naturgemäß hat dieses von Christian Jürgensen Thomsen (1788–1865) entwickelte Schema bis heute zahlreiche Verfeinerungen erfahren, die sowohl den Inhalt der einzelnen Stufen („Stein-Zeitalter“, „Bronce-Zeitalter“ und „Eisen-Zeitalter“) als auch deren evolutionistischen Ansatz korrigierten oder zu präzisieren vermochten. Auch wurde mittlerweile sehr deutlich, dass diese Stufenabfolge lediglich auf den europäischen und (vorder)asiatischen Raum anzuwenden ist. Die klar differenzierte Aneinanderreihung dieser einzelnen Erscheinungen kann darüber hinaus heute als ein sukzessiver Prozess bzw. eine Entwicklung betrachtet werden, die an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten stattfand. Wird unter der Bronzezeit – per Definition – der Zeitabschnitt der Urgeschichte verstanden, in dem Bronze, also eine Legierung aus im Idealfall 90% Kupfer und 10% Zinn, zum dominanten und auch qualitativ überlegenen Werkmaterial avanciert, 2 so wird dieser „Bronze-“Begriff mittlerweile synonym auch für eine Reihe weiterer Kupferlegierungen verwendet, wie etwa „Arsen-Bronze“ oder Blei-Kupfer-Bronzen. Bei all diesen Bronze-Variäteten gilt es festzuhalten, dass es sich je-

des Mal um gezielte Legierungen handelt, und nicht um mit erschmolzene Nebenbestandteile in den Erzrohstoffen, wie es beispielsweise bei den arsenhältigen Kupferartefakten der frühen Kupferzeit oftmals der Fall ist. Mehrere Gründe sind für die Herstellung unterschiedlicher Bronzelegierungen verantwortlich:3 Einerseits wurde durch die zur Verfügung stehenden Legierungsbestandteile die Art der Bronze vorbestimmt, wobei insbesondere die entsprechende Versorgung mit Zinn überregionale Distributionsnetze voraussetzte. Andererseits erbrachten die diversen mit dem Kupfer legierten Metalle unterschiedliche physikalische Eigenschaften, die oftmals gezielt angestrebt wurden und den Artefakten erst die gewünschte Qualität sicherten. So konnte de facto über eine Steuerung des Zinn-, Arsen- oder Bleigehaltes der Bronze beispielsweise eine geringere Sprödigkeit bei annähernd gleichbleibender Materialhärte erreicht werden, die etwa bei der Herstellung von Schwertern oder Beilen angestrebt wurde, oder ein stärkerer Silber- bzw. Goldglanz, der die Funktion als Prestigegüter hervorstrich. Aufgrund der innerhalb von Europa eher seltenen (und aus mitteleuropäischer Sicht zumeist peripheren) Zinnvorkommen, wie etwa in England oder der Bretagne, vielleicht auch im deutschen und vor allem slowakischen Erzgebirge, war naturgemäß eine gleichmäßige Verbreitung und Verfügbarkeit nicht möglich bzw. gegeben. Es überrascht demzufolge auch nicht, dass die Verbreitung der Zinnbronze nicht in allen Gebie-

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Tiefengraber / Bronzezeit

ten Europas zur gleichen Zeit einsetzt, sondern eine sukzessive „Wanderung“ von Nordwesten nach Südosten bzw. Osten erkennen lässt. Während auf den britischen Inseln mit Zinn legierte Bronze ab ca. 2.200 v. Chr. geläufig wird, lässt sich der Übergang von der Arsenzur Zinnbronze in Mittel- bzw. Zentral­europa erst merklich später um 1.800/1.700 v. Chr. ansetzen. Diese werkstofftechnische Weiterentwicklung brachte innerhalb der zeitgleichen Kulturgruppen keinen Bruch mit sich, wie es am besten innerhalb der Aunjetitzer-Kultur beobachtet werden kann, wo beispielsweise Gräberfelder ohne Unterbrechung oder erkennbare Veränderungen in der Grab- bzw. Beigabenausstattung kontinuierlich belegt werden (z. B. Franzhausen oder Gemeinlebarn).4 Es ist demzufolge wichtig festzuhalten, dass in den ersten Phasen der mittel- und südosteuropäischen Bronzezeit zum weitaus überwiegenden Teil Arsen als Legierungszusatz für die Bronzen Verwendung fand, und nicht Zinn, welches de facto erst in der Stufe Bz A2 zum dominanten Bestandteil der Bronzelegierung avanciert. Alleine schon da­raus wird deutlich ersichtlich, dass sich zwischen der vorhergehenden Kupferzeit und der darauf folgenden frühen Bronzezeit weder aus technologischer noch aus gesellschaftlicher Sicht ein abrupter Bruch feststellen lässt. Dies gilt insbesondere für den hier relevanten Raum, der das Südostalpengebiet, das westliche Transdanubien und den nordwestlichen Balkan umfasst und wo die frühesten bronzezeitlichen Kulturgruppen in eine weitestgehend lineare Entwicklungslinie mit den vorhergehenden spätkupferzeitlichen Gruppen zu bringen sind. So stellt beispielsweise die bereits frühbronzezeitliche Somogyvár-Vinkovci-Kultur den aufgrund ihrer materiellen Hinterlassenschaften eng verwandten Nachfolger der spätkupferzeitlichen Vučedol-Kultur dar. Gerade für das dergestalt umrissene Gebiet wird – nach Angaben der

ungarischen Forschung – der Beginn der Frühbronzezeit um 2.500/2.400 v. Chr. mit den Kulturgruppen Kosihy-Čaka-Mako sowie Somogyvár-Vinkovci angesetzt. Dadurch ergibt sich ein zeitlicher Vorsprung gegenüber den frühbronzezeitlichen Erscheinungen in Mitteleuropa, insbesondere zu den gut erforschten Gruppen in Süddeutschland, wo etwa der Beginn der Singener- und Straubinger-Kultur mit 2.300/2.200 v. Chr. angegeben wird. Da nun gerade anhand dieser süddeutschen Kulturgruppen das in Grundzügen weiterhin gültige Chronologieschema der (zentraleuropäischen) Bronzezeit von Paul Reinecke entwickelt worden war, das eine Aufteilung in die frühbronzezeitlichen Stufen Bz (= Bronzezeit ) A, die mittelbronzezeitlichen Stufen Bz B und Bz C sowie die spätbronze- bzw. bereits frühurnenfelderzeitliche Stufe Bz D vorsieht, war es von Seiten der ungarischen Forschung notwendig, eine Stufeneinteilung vorzunehmen, die diesem früheren Beginn Rechnung trägt5 – und mitunter für Verwirrungen sorgen kann. Demgemäß ist die dreigeteilte „ungarische“ Frühbronzezeit (1–3) der frühen Bronzezeit Bz A nach Reineckes Definition voranzustellen, die Stufen Reinecke Bz A und Bz B1 würden der „ungarischen“ Mittelbronzezeit entsprechen, die in Westtransdanubien mit dem dortigen Beginn der „jüngerbronzezeitlichen“ Hügelgräberbronzezeit (Bz B2 – Bz C1) endet. Für den uns hier interessierenden Südostalpenraum ergibt sich aus dieser Divergenz der Chronologieschemata das unmittelbare Problem, dass einerseits die hier belegbaren „frühbronzezeitlichen“ Kulturgruppen den aus dem benachbarten Westtransdanubien bekannten entsprechen (Somogyvár-Vinkovci-, Kisapostag-Kultur sowie Litzenkeramik) und somit in das „ungarische“ Chronologiesystem eingebunden werden können bzw. müssen, andererseits die hiesigen mittelbronzezeitlichen Erscheinungen anhand der Metall- und auch der Keramikfun-

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de an die mitteldonauländische Nomenklatur anzuschließen sind, die eben wiederum auf der Reinecke´schen Stufeneinteilung beruht. Demzufolge wird in vorliegender Arbeit die Somogyvár-Vinkovci-Kultur mit den Stufen 1 und 2 der „ungarischen“ Frühbronzezeit gleichgesetzt, die Kisapostag-Kultur entspricht der „ungarischen“ Frühbronzezeitstufe 3, die sich teilweise bereits mit Reinecke Bz A1 parallelisieren lässt. Die darauf folgende Litzenkeramik, die in Südwestungarn der dortigen „Mittleren Bronzezeit“ 1 und 2 entsprechen würde, kann mit Bz A2 und dem Beginn von Bz B1 korreliert werden. Mit der darauf folgenden Hügelgräberbronzezeit beginnt auch im Südostalpenraum wohl noch in Bz B1, spätestens jedoch mit Bz B2 die mittlere Bronzezeit. Die weitere Stufenabfolge der Mittel- und Spätbronzezeit/ Urnenfelderzeit (Bz B, Bz C und Bz D bzw. Ha A und Ha B) ist auf jeden Fall wieder gut an die mitteldonauländische Chronologiesequenz anzuschließen.6 Im Vergleich mit der Anzahl der bekannten Metallfunde aus der späten Kupferzeit lässt sich in der Frühbronzezeit vorerst ein nur langsamer quantitativer Anstieg an derartigen Funden ausmachen, der im Laufe der mittleren Bronzezeit eine stetige Zunahme erfährt und schließlich in der Spätbronze- und Urnenfelderzeit in ganz bemerkenswerten Materialmengen gipfelt, die primär aus diversen Depot- bzw. Hortfunden vorliegen. Der damit verbundene erhöhte Bedarf an Rohmaterial, allen voran Kupfer, musste durch den intensivierten Abbau und die Verhüttung von Kupfererzen gedeckt werden, wobei sich ab der mittleren Bronzezeit erstmals auch eine Kupferproduktion auf „steirischem“ Boden im Umfeld der Kupfererzvorkommen in der Eisenerzer Ramsau belegen lässt, die wohl nicht nur den „lokalen“ Markt versorgte, sondern darüber hinaus Überschüsse für den Export erzeugen konnte. Während das Wissen über den vorauszusetzenden bronzezeitlichen –

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so wie insgesamt über den urgeschichtlichen – Kupfererzbergbau in der Steiermark weiterhin sehr gering ist, können die Verhüttungsanlagen wesentlich besser beurteilt werden. Dabei handelt es sich um einen technologisch hochgradig ausgereiften und optimal angepassten Hüttentyp, der sich in dieser Ausprägung in erster Linie auf dem Gebiet des heutigen Tirol, Salzburg und der Steiermark wiederfindet und als „ostalpiner Typ“ bezeichnet wird. Diese zumeist in der Nähe zu f ließenden Gewässern angelegten Verhüttungsanlagen bestanden in der Regel aus einem separierten, oftmals von Steinen eingefassten Röstbett sowie einer Doppelofenanlage, die auf einer darunter liegenden Geländestufe errichtet worden war. Die im Zuge der Verhüttung anfallenden Schlacken sowie abgetragene Ofenwandungsteile wurden in unmittelbarer Nähe und zumeist hangabwärts auf Halde geworfen, wobei heute gerade aufgrund dieser Schlackenhalden eine Auffindung der Verhüttungsanlagen zumeist erst erleichtert wird. Dem Verhüttungsprozess selbst hatten naturgemäß zuerst die Prospektion und Auffindung geeigneter Erzlagerstätten sowie der Abbau und die Auf bereitung des Erzes voranzugehen. All diese Arbeiten und Tätigkeiten setzten bereits ein entsprechend spezialisiertes „know-how“ voraus. Mit einer Steigerung der Kupferproduktion ging zwangsläufig ein erhöhter Personalbedarf Hand in Hand, wobei berücksichtigt werden muss, dass gleichzeitig damit beispielsweise auch ein erhöhter Bedarf an Holz und anderen Rohstoffen sowie an Nahrungsmitteln verbunden war. Da die mit dem Abbau und der Herstellung von Kupfer beschäftigten Personengruppen nunmehr primär in eher abgelegenen inneralpinen Gebieten tätig waren, in denen wohl eine autarke und gleichzeitig praktizierte Subsistenzsicherung nur schwer möglich war, stellte die Versorgung dieser Betriebe eine weitere logistische Herausforderung dar, die kaum ohne ein dafür

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ausgerichtetes Umfeld denkbar ist. Dies hatte nunmehr zur Folge, dass der Kupfererzbergbau und die Verhüttung entsprechender zusätzlicher personeller Ressourcen bedurften, wobei deren tatsächliches Ausmaß unklar bleibt. Naturgemäß betraf dieser personelle Mehraufwand die Gebiete im Umfeld der Produktion, wie z. B. eben in der inneralpinen Obersteiermark, stärker als die Bereiche des weiterhin primär agrikulturell ausgerichteten „mittelsteirischen“ Alpenvorlandes. Überhaupt bleiben im Zusammenhang mit dem Bergbau und der Kupfererzverhüttung zahlreiche Fragen offen: So ist weiterhin unklar, in welchem Ausmaß diese Arbeiten tatsächlich stattfanden, ob es sich dabei um „Saisonarbeit“ handelte und wie hoch schließlich der Ertrag der Produktion war. Gemessen an der Anzahl der bislang bekannten und datierbaren Verhüttungsanlagen scheint auf jeden Fall die Produktion in der mittleren Bronzezeit bereits kräftig einzusetzen, der Höhepunkt dürfte jedoch in der späten Bronzezeit liegen. Eine weitere derzeit noch nicht beantwortbare Frage ist die über die Organisation der Kupferproduktion, ihre Versorgung und insbesondere die Distribution des Rohkupfers oder bereits von Halb- oder Fertigprodukten. Es darf hierbei vermutet werden, dass eine – wie auch immer geartete – übergeordnete Struktur nicht definierbarer Größenordnung dafür verantwortlich war. Ob damit gleichzeitig auch die Herausbildung einer stärker gestaffelten sozialen Hierarchie verbunden war, wie es in anderen Regionen gut belegbar ist, wird insgesamt weiterhin in verschiedenen Modellen diskutiert, eine abschließende Beurteilung ist derzeit nicht möglich, zumal hierbei keine einheitlichen Grundvoraussetzungen gegeben sind, stattdessen ist hinter jedem einzelnen Fall eine eigenständige Entwicklung zu vermuten. Die an sich naheliegende Vermutung, dass die einzelnen Kupferreviere in ihrem Umfeld mit entsprechenden lokalen wirtschaftlichen und

sozialen Machtstrukturen zu verbinden sind, ist zwar reizvoll, indes für das hier behandelte Arbeitsgebiet mangels auswertbarer Siedlungsbefunde und -funde nicht zu beantworten. Dass nichtsdestotrotz mit einer hierarchisch strukturierten Gesellschaft zu rechnen sein wird, kann momentan mangels entsprechend ausgestatteter Grabfunde für die mittlere Bronzezeit eigentlich nur anhand der wohl in erster Linie gezielt deponierten Prestigegüter, wie vor allem kostbarer Schwerter, nachvollzogen werden, die zumindest auf eine herausgehobene waffentragende Gruppe hinweisen. Für die Spätbronzezeit können zumindest einige wenige Grabfunde aus der Obersteiermark namhaft gemacht werden (z. B. aus dem Koppental7 und vor allem aus Wörschach8), die u. a. aus Waffen bestanden und so eine auch für das Jenseits gekennzeichnete Personengruppe determinierten. Ob es sich bei diesen Verstorbenen gleichzeitig um Personen handelte, die als lokale „Eliten“ anzusprechen wären, darf zumindest vermutet werden. Die Verhandlung des Kupfers, sowohl in Form von Rohkupfer als auch bereits als legiertes Halb- oder Fertigprodukt, setzte ein funktionierendes Distributionsnetz voraus, auf dem auch verschiedenste andere Güter transportiert wurden. Spätestens ab der jüngeren Frühbronzezeit wird Zinn als Legierungsbestandteil der Bronze geläufig und wohl entsprechend konstant verfügbar gewesen sein. Das seltene Vorkommen von Zinnlagerstätten innerhalb von Europa bedingte demzufolge einen überregionalen Fernhandel, der vermutlich wohl etappenartig gestaffelt war. Ähnliches ist für den Handel mit Bernstein aus dem Baltikum oder aber auch mit Salz anzunehmen, wobei für beide Güter ebenfalls ab der mittleren Bronzezeit eine verstärkte Fluktuation bzw. Produktion festgestellt werden kann, wie letztere gut im Hallstätter Salzbergwerk nachvollziehbar ist. Offen bleibt weitgehend allerdings

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die Frage nach dem jeweiligen Gegenwert für diese Waren, wobei neben Nahrungsmitteln etc. natürlich auch an Prestigegüter gedacht werden muss. Insbesondere ab der jüngeren Urnenfelderzeit lässt sich in den entsprechenden „steirischen“ Gräberfeldern ein bemerkenswert hoher Anteil an „Fremdelementen“ konstatieren, der einerseits wohl durch Handel in dieses Gebiet gelangte, andererseits dürften auch tatsächliche Personenf luktuationen, etwa im Sinne von fahrenden Händlern, Söldnern oder Xenogamie, für diese „Exotika“ verantwortlich zeichnen. Zu nennen sind hierbei etwa die Brandbestattungen in Gefäßen der Lausitzer-Kultur, wie sie aus Wildon-Unterhaus9 oder Kalsdorf 10 bekannt geworden sind, oder aber Gräber aus Kainach bei Wildon11 und wiederum aus Kalsdorf,12 die Gegenstände der primär in Tirol bzw. Südtirol und Oberkärnten verbreiteten Melauner-Kultur in ihren Inventaren führten (charakteristisch verzierte Gefäße oder aber typische bronzene Gewandnadeln). Auch Beziehungen in den Südosten spiegeln sich in Gräbern dieses späten Abschnittes der Urnenfelderzeit wider. Auffällig ist hierbei, dass diese „internationalen“ Einf lüsse besonders an den verkehrsgeographisch überregional bedeutenden Knotenpunkten, wie etwa eben Wildon, konzentriert auftreten. Der bronzezeitliche Quellenbestand in der heutigen Steiermark ist insgesamt als gut zu bezeichnen, wobei eine divergierende Gewichtung festgehalten werden muss: Während die Frühbronzezeit nur in wenigen Fundstellen greif bar wird, kann in der mittleren Bronzezeit und der beginnenden Spätbronzezeit bzw. der frühen Urnenfelderzeit bereits auf eine bemerkenswert hohe Dichte an untersuchten (Flachland-) Siedlungen zurückgegriffen werden, deren Ergebnisse allerdings zu einem nicht geringen Teil erst in Vorberichten publiziert worden sind. Gräber fallen als Quellenkategorie der „steirischen“ Mittelbronzezeit de facto

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fast vollständig aus, dafür gibt eine Reihe von teils qualitätsvollen Bronzefunden erste klare Hinweise auf ein nunmehr verstärkt einsetzendes Deponierungsverhalten sowie indirekt auf eine hervorgehobene Personengruppe, die sich kostbarer Prestigegüter und Standesabzeichen, wie beispielsweise Schwerter, entäußerte. Mit der späten Bronzezeit bzw. der Urnenfelderzeit ändert sich das Quellenbild erneut: Während in der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (bzw. in Ha A) nur wenige, dafür aber teils bemerkenswert reich ausgestattete Grabfunde zur Verfügung stehen, sind aus diesem Abschnitt der Spätbronzezeit nur wenige Siedlungen bekannt, die auch allesamt bislang nur marginal untersucht werden konnten. Demgegenüber liegen aus Ha A unzählige Bronzefunde aus dem Gebiet der heutigen Steiermark vor, bei denen es sich teilweise um Einzelfunde handelt. Die größte Anzahl stammt jedoch aus den zahlreichen Depots, die sich in unterschiedlicher Dichte über das Arbeitsgebiet verteilen und die auch heute noch das vorherrschende Fundbild prägen. Die Befundsituation ändert sich erneut zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. in der jüngeren und späten Urnenfelderzeit (Ha B), ab der teils ausgedehnte Siedlungen in exponierten und von Natur aus geschützten Höhenlagen angelegt werden. Einige der größten urgeschichtlichen Siedlungen der Steiermark bzw. überhaupt des Südostalpenraumes entstanden zu dieser Zeit, wie etwa am Königsberg bei Tieschen13 oder am Burgstallkogel bei Kleinklein14. Mit dem Beginn von Ha B setzt in der Mittelsteiermark nunmehr auch die Belegung von Gräberfeldern ein, die teilweise bis in die ältere Eisenzeit weiterlaufen und mitunter bemerkenswert große Ausdehnungen erfahren können. Erwähnt werden muss hierbei etwa das Gräberfeld von Kainach bei Wildon mit über 200 Brandgräbern. Verglichen mit den waffenführenden Gräbern der Stufe Ha A stellen sich diese Gräber mit

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ihren teils uniformen Inventaren jedoch als wesentlich ärmer dar, was wohl weniger als ein Hinweis auf eine „egalitäre“ Gesellschaft aufgefasst werden darf als vielmehr um restriktiv normierte Bestattungsbräuche bzw. -vorgaben. Die eine herausgehobene Gesellschaftsgruppe determinierenden Gegenstände und Prestigegüter gelangten – vereinfacht ausgedrückt – in der Urnenfelderzeit in der Regel nicht in die Gräber, sondern wurden – zumeist gezielt zerkleinert und deformiert – in Konvoluten von Bronzegegenständen und auch Kupfergusskuchen deponiert oder als Einzelgegenstand niedergelegt bzw. versenkt. Diese ebenfalls endgültige Form der Niederlegung bzw. Deponierung von (u. a.) Bronzegegenständen wird wohl in erster Linie als eine Art Opfer an numinöse Mächte bzw. Gottheiten zu verstehen sein, wobei ähnliche Intentionen auch bei den beiden in der Steiermark nachweisbaren

Brandopferplätzen am Sölkpass15 und im Koppental evident sind. Grundlegende Veränderungen am Ende des 9. Jhs. v. Chr., wie – neben der nun massiv einsetzenden Verwendung und wohl auch Herstellung von Eisengegenständen – etwa das Auf kommen der Hügelgräbersitte, die Hand in Hand geht mit einer stärkeren, anhand der deutlich reicheren Ausstattungen festzumachenden Differenzierung innerhalb der Bestattungsgemeinschaften, markieren schließlich das Ende der spätbronzezeitlichen Urnenfelderzeit und den Beginn der früheisenzeitlichen Hallstattzeit. Festzuhalten bleibt, dass zwischen der Urnenfelder- und Hallstattzeit in den Siedlungen und Gräberfeldern der mittleren Steiermark keine Zäsur bemerkbar ist, vielmehr zeichnet sich vielerorts eine Kontinuität zumindest bis in die jüngere Hallstattzeit bzw. Ha D1 ab.

Frühbronzezeit (2.500/2.400–1.550 v. Chr.) Die frühe Bronzezeit, die im Südostalpenraum, Westungarn und dem nordwestlichen Balkan einen bemerkenswert langen, fast 1.000-jährigen Zeitraum umfasst, stellt den sukzessiven Übergang von einer primär auf Ackerbau und Viehzucht fußenden zu einer – in unterschiedlichem Ausmaß – vom Abbau und der Produktion von Kupfer sowie in weiterer Folge der Herstellung von unterschiedlichen Bronzegegenständen geprägten Lebensweise dar. Sie bewirkte die Herausbildung oder Festigung von spezialisierten Berufs- bzw. Personengruppen, wie etwa Handwerkern (z. B. Berg- und Hüttenleute, Bronzegießer), Händlern, aber auch beispielsweise einer waffentragenden Gruppe. Damit verknüpft wird die Entstehung von stark differenzierten hierarchischen Strukturen greif bar, an deren Spitze eine „Elite“ stand, die

möglicherweise religiöse und weltliche Macht vereinte. Gerade am Übergang von der späten Kupferzeit zur frühen Bronzezeit lassen sich im östlichen Mitteleuropa zahlreiche kleinräumig zersplitterte Kulturgruppen bzw. -erscheinungen konstatieren, deren Abfolgen und auch gegenseitige Beeinflussungen auch heute noch nicht immer in wünschenswerter Klarheit bestimmt werden können. Neben diesen „Kleingruppen“ begegnen darüber hinaus überregionale Phänomene, wie etwa die in separierten Kleinräumen über fast ganz Europa verbreitete Glockenbecher-Kultur oder beispielsweise die Schnurkeramik. Insbesondere die lokalen Ausprägungen und Weiterentwicklungen dieser beiden Kulturgruppen hatten schließlich mit Anteil an der Herausbildung der frühbronzezeitlichen Kulturen.

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Während die Frühbronzezeit gerade in Ostösterreich auf Grund zahlreicher großer und beigabenreicher Gräberfelder und auch Siedlungen vor allem in Nieder- und Oberösterreich sowie dem nördlichen Burgenland als ausgesprochen gut erforscht bezeichnet werden kann,16 stellt sich die Situation in der Steiermark − und übrigens auch in Kärnten − absolut konträr dazu dar. In der Regel erfuhr die „steirische“ Frühbronzezeit − bzw. eigentlich deren weitestgehendes Fehlen im Fundbestand − in den verschiedensten Überblicksarbeiten, wie zumeist in Ortschroniken oder ähnlichen Publikationen, nur eine marginale Erwähnung, bestenfalls wurde der bronzene Stabdolch aus der Badlhöhle bei Peggau als einziger repräsentativer und auch überregional bedeutsamer Fund abgebildet.17 Abgesehen von der Tatsache, dass die wenigen Funde an sog. Litzenkeramik als eine der wenigen greif baren Quellen erkannt und entsprechend angeführt wurden, variierte die generelle Einschätzung einer kulturellen Zugehörigkeit des Gebietes der heutigen Steiermark teils erheblich, was eben auf die schwache Materialbasis zurückzuführen war. Während beispielsweise Diether Kramer 1992 im frühbronzezeitlichen Fundmaterial vom Wildoner Schlossberg18 „deutlich östliche Einf lüsse, möglicherweise Ausläufer der Ragelsdorf-Oggau-Sarrod-Leithaprodersdorf-Gruppen“ andeutete,19 stellte Wolfgang Artner 1997 − sehr weit greifend, jedoch wenig konkret − fest, dass „die Steiermark Anteil an einem Kreis bronzezeitlicher Kulturen von Ostfrankreich bis Westungarn und Mitteldeutschland bis Oberitalien hatte, die durch verschiedene Merkmale miteinander verbunden waren“.20 Abgesehen von den schon länger bekannten, wenigen Bronzealtfunden und je einem Keramikfragment mit Litzenverzierung aus St. Michael in Obersteiermark 21 bei Leoben und von der Riegersburg,22 waren zum Zeitpunkt der Abfassung dieser Arbeiten tat-

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sächlich erst lediglich fünf teils „wickelschnurverzierte“ Keramikfunde vom Raababerg in Zeichnung vorgelegt, die von Jörg Obereder 1989 mit der Kisapostag-Kultur in Verbindung gebracht wurden.23 Dass auf dieser mageren Materialbasis keine weiterführenden Aussagen getroffen werden konnten, braucht wohl nicht gesondert erwähnt zu werden. Eine erhebliche Bereicherung des Fundbestandes erbrachten − wie schon oftmals erwähnt − die Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum am Wildoner Schlossberg, wo auch entsprechende frühbronzezeitliche Siedlungsschichten mit reichem Fundmaterial erfasst werden konnten. Sieht man von kurzen Vorberichten ab, so erfolgte eine systematische Aufarbeitung dieser Fundbestände im Zuge eines vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Forschungsprojektes erst zwischen 2006 und 2008 durch den Verfasser und Christoph Grill.24 Gerade in den letzten 15 Jahren konnten im Zuge der zahlreichen groß angelegten Rettungsgrabungsprojekte in Westungarn, Nordund Nordostslowenien sowie Nordwestkroatien erhebliche und grundlegende Fortschritte zur Erforschung der frühen Bronzezeit in diesen Gebieten erzielt werden, wobei mittlerweile − insbesondere in Slowenien − bereits zahlreiche Publikationen bzw. Materialvorlagen erfolgt sind, die umgekehrt nunmehr insgesamt auch eine entsprechende Neubewertung der wenigen „steirischen“ Funde der Frühbronzezeit erlauben. Hierbei wurde deutlich, dass das Gebiet der heutigen Steiermark − wie schon so oft davor − von Kulturgruppen eingenommen wurde, die einer „südostalpin-nordwestbalkanischen-südwesttransdanubischen“ Kulturkoiné angehören. Verbindungen zu transalpinen Kulturgruppen im Gebiet des heutigen Nieder- oder Oberösterreich, wie sie von Diether Kramer noch 1992 angedacht wurden, sind de facto nicht auszumachen. Stattdessen

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zeichnet sich eine klare Abfolge der Somogyvar-Vinkovci-, der Kisapostag-Kultur und der sog. Litzenkeramik ab, wobei der Beginn der Frühbronzezeit − analog zur ungarischen, slowenischen und kroatischen Forschung − mit Somogyvar-Vinkovci in Verbindung gebracht werden kann. Ein − im Vergleich zum süddeutschen bzw. mitteldonauländischen Raum − früheres Auftreten von vereinzelten Zinnbronzeartefakten rechtfertigt den Ansatz eines früheren Beginnes der Bronzezeit in diesem Gebiet. Aus terminologischer Sicht bedeutete dies nun, dass der ältesten Bronzezeitstufe Bz A nach Paul Reinecke im definierten Arbeitsgebiet eine noch ältere Phase vorangestellt werden muss, für die bislang allerdings noch keine klare Definition vorgelegt werden konnte. Folgt man den Angaben zum Beginn der Somogyvar-Vinkovci-Kultur um 2.500 v. Chr., so ergibt sich eine bemerkenswert lange, beinahe 1.000-jährige Zeitspanne für die Dauer der Frühbronzezeit im Arbeitsgebiet. Gerade unter diesem Aspekt muss auch weiterhin konstatiert werden, dass die Fund- und Befundlage zur Frühbronzezeit in der Steiermark als überaus dürftig bezeichnet werden muss, was gerade in Anbetracht der gar nicht geringen Zeitspanne dieser Periode doch verwundert. Selbst die ausgedehnten Rettungsgrabungen der letzten Jahre in Tal- und Talrandbereichen in der Steiermark selbst (z. B. im weststeirischen Laßnitztal), in denen bislang beispielsweise u. a. diese fehlenden frühbronzezeitlichen Siedlungen vermutet worden waren, erbrachten diesbezüglich überraschenderweise keine nennenswerte Fundzunahme. Überblickt man nunmehr den überlieferten Fundbestand, so lassen sich aus der gesamten Steiermark bislang überhaupt erst zwölf Fundstellen anführen, die frühbronzezeitliche Funde erbracht haben. Bei acht Fundstellen (Wildoner Schlossberg,25 Raababerg bei Graz,26 Oberpurkla,27 Fuchskogel bei Fladnitz

im Raabtal,28 St. Michael in Obersteiermark bei Leoben,29 St. Lorenzen bei Knittelfeld (sog. Guggamoar),30 Eppenstein31 und Strettweg bei Judenburg32) handelt es sich dabei um Siedlungen, von denen aber nur die Siedlungen am Wildoner Schlossberg (sog. Guggamoar) und am Fuchskogel bei Fladnitz archäologisch ausschnittsweise untersucht worden sind. Von den anderen fünf Fundstellen liegen lediglich Keramikfragmente als Streufunde vor, sodass hier nur beschränkte Angaben zur Größe oder gar zum Aussehen dieser Siedlungen gemacht werden können.33 Beim Wildoner Schlossberg, dem Guggamoar südlich von St. Lorenzen bei Knittelfeld und dem Burghügel von Eppenstein handelte es sich jeweils um Höhensiedlungen in exponierter und abgesetzter, von Natur aus geschützter Lage. Der Raababerg selbst stellte zwar ebenfalls eine Höhensiedlung dar, die sich jedoch auf einem nur mäßig hohen und eher sanft abfallenden Hügelzug südöstlich von Graz befand − allerdings konzentrierten sich die wenigen frühbronzezeitlichen Funde nicht auf dem „Gipfelbereich“ des Hügels, sondern wurden am sanft abfallenden Westabhang und schon fast am Übergang zum Grazer Feld aufgelesen.34 Eine grundsätzlich ähnliche topographische Lage weist die erst kürzlich ansatzweise untersuchte Höhensiedlung am Fuchskogel bei Fladnitz nahe Kirchberg an der Raab auf, bei der ein als Siedlungsf läche verwendeter Hügelsporn durch einen gut erhaltenen Abschnittswall und vorgelagerten Graben vom dahinter leicht ansteigenden Gelände abgetrennt wurde.35 Ein Schnitt durch Wall und Graben zeigte, dass dem aus zahlreichen Sand- und Lehmschichten aufgeworfenen Wall ursprünglich eine hölzerne Palisade vorgeblendet war, für die vorweg ein eigenes Palisadengräbchen ausgehoben worden war. Aus diesem Gräbchen stammten einerseits einige wenige, aufgrund ihrer Größe und des Erhaltungszustandes vorderhand „atypische“ Keramikfragmente, sowie

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Profilzeichnung des Schnittes durch den Wall und Graben am Fuchskogel bei Fladnitz im Raabtal Grafik: Georg Tiefengraber

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vor allem Holzkohlenreste der einstigen Palisadenpfosten, aus denen ein Radiokarbondatum eruiert werden konnte. Dieses deutet auf eine Errichtung der Palisade − und somit wohl auch des Walles und des vorgelagerten Grabens − im letzten Viertel des 3. Jahrtausends v. Chr. hin, wodurch der Fuchskogel bemerkenswerterweise bislang die älteste befestigte Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Steiermark darstellt. Bei den jüngsten Grabungen am Fuchskogel im Herbst 2015 wurden in einer Grube noch ältere, der Somogyvár-Vinkovci-Kultur zuzuordnende Keramikfragmente entdeckt, sodass sich nun folgendes Bild zu ergeben scheint: Früheste Besiedlung der Höhensiedlung am Fuchskogel bereits im 25./24. Jh. v. Chr. (Somogyvár-Vinkovci-Kultur), erstmalige Befestigung durch Erdwall und Palisade im 23./22. Jh. v. Chr. (Kisapostag-Kultur).36 Insgesamt lässt sich am Fuchskogel eine erhaltene Siedlungsf läche von ca. 90 x 30 m erfassen, sodass − in Anbetracht der teils durch Sandabbau zerstörten Südseite des Hügels − ursprünglich von einer ca. 0,3 ha großen besiedelbaren Fläche im Inneren der Siedlung ausgegangen werden kann. Eine ähnliche Größe dürfte − vorbehaltlich einer Ausgrabung − die Siedlung am Guggamoar bei St. Lorenzen aufgewiesen haben, die ebenfalls durch einen Abschnittswall und vorgelagerten Graben vom Hinterland getrennt ist.37 Die Siedlungen am Wildoner Schlossberg und am markanten, inselbergartigen Eppensteiner Burgberg dürften f lächenmäßig doch deutlich über den Größen der beiden genannten Höhensiedlungen liegen, doch soll von einer konkreten, quantitativen Größeneinschätzung vorerst Abstand genommen werden. In Hinblick auf den jeweils zur Verfügung stehenden Platz sollten aber wohl beide Siedlungen Größen von jeweils unter 1 ha besessen haben. Die drei anderen Fundstellen, die wohl ebenfalls als Reste von Siedlungen zu deuten sein

werden, befanden sich entweder in hochwassergeschützter und erhöhter Talrandlage (St. Michael bei Leoben und Strettweg bei ­Judenburg), oder − wie im Falle von Oberpurkla − am vorderen Rand der ersten Hochterrasse im ausgedehnten Murfeld. Angaben über die Größen dieser Siedlungen sind derzeit nicht möglich. Auch über die innere Struktur der Siedlungen oder gar zu Gebäudeformen liegen keine Daten vor. Die bislang erfassten frühbronzezeitlichen Keramikfunde spiegeln in ihrer Zusammensetzung in erster Linie den Umstand wider, dass bestimmte spezifische Verzierungen einfacher erkannt werden können als andere. Aus diesem Grund überwiegen Funde der Litzenkeramik, die anhand ihrer Verzierung sehr einfach determiniert werden kann, während beispielsweise Keramikfunde der Somogyvar-Vinkovci-Kultur − auch aufgrund ihrer (vermeintlichen?) Seltenheit − erheblich schwieriger auszusondern sind. Es darf daher vermutet werden, dass sich gerade in den umfangreichen Fundkonvoluten der zahlreichen mittelsteirischen Höhensiedlungen durchaus Funde dieser Kulturgruppe bei einer eingehenden Sichtung separieren lassen könnten. Dasselbe gilt für die Keramikfunde der Kisapostag-Kultur, bei der − je nach Grad der Fragmentierung − oftmals nur schwer entschieden werden kann, ob es sich tatsächlich um eine solche, oder um späturnenfelderzeitliche, rollrädchen- bzw. ringabrollungsverzierte Keramik handelt. Auf jeden Fall bedingt diese „Selektion“ gewisse quantitative Verzerrungen im Fundbild und eine deutliche Unterrepräsentanz der frühen Stufen der Frühbronzezeit. Demzufolge dominieren Keramikfunde, die allesamt erst einer entwickelten Phase innerhalb der Frühbronzezeit (Bz A2 bzw. Bz A2/B1) zuzurechnen und in die Zeit zwischen etwa 2.100 und 1.600 v. Chr. zu stellen sind. Es darf zwar davon ausgegangen werden, dass die wenigen Fundstellen, die Keramik der Somogyvár-Vinkovci-Kultur erbracht haben (z.  B. Noiberg bei Hartberg,38

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Wildoner Schlossberg und neuerdings nun auch der Fuchskogel bei Fladnitz)39, wohl Bz A1 noch erreicht haben dürften. Da jedoch einerseits die Laufzeit der Somogy­vár-VinkovciKultur weiterhin noch nicht mit ausreichender Deutlichkeit klar ist und andererseits der Beginn der Kisapostag-Kultur ebenfalls nicht abschließend diskutierbar ist, bleibt weiterhin für die Wende vom 3. ins 2. Jahrtausend v. Chr. ein schlichtweg nicht wünschenswert beurteilbarer − möglicherweise durchaus „künstlicher“ − Hiatus in der Abfolge dieser beiden Kulturgruppen bestehen.40 Die spärlichen Keramikfunde vom Fuchskogel, die entsprechend den Radiokarbondaten in diesen Zeitraum anzusetzen sein dürften, sind diesbezüglich nicht aussagekräftig genug, doch scheinen sie aufgrund ihrer Faktur und der Gefäßformen − mit gebührender Vorsicht − eher der Kisapostag- als der SomogyvárVinkov­ci-Kultur zuzuordnen zu sein. (Seit 2015 liegen nun freilich Keramikfunde aus beiden Kulturepochen vor!)41 Auch der bislang in der Steiermark singuläre Typus einer befestigten frühbronzezeitlichen Siedlung weist zahlreiche Parallelen zu gleichartigen Erscheinungen der Kisapostag-Kultur in Westungarn auf, wie beispielsweise zu der auf einer halbinselartigen Erhebung am Rande des Balatons gelegenen Befestigungsanlage von Balatonmagyaród-Hidvégpuszta-Südliche Furt, die im Südbereich von einem halbkreisförmig umlaufenden, 5 m breiten Abschnittsgraben eingefasst wurde, oder zu der mit einem 3 m breiten und noch 2,5 m tiefen Abschnittsgraben befestigten Siedlung am Tótok-Hügel bei Vörs.42 Unabhängig von der abschließenden Beurteilung der Keramikfunde vom Fuchskogel und der insgesamt mageren Materialbasis kann dennoch schon jetzt konstatiert werden, dass das Gebiet der heutigen Steiermark − vielleicht mit Ausnahme des Ennstales, das mangels einschlägiger Funde diesbezüglich einfach nicht eingeschätzt werden kann − wie schon so oft davor

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einer „südostalpin-nordwestbalkanischen-südwesttransdanubischen“ Kulturkoiné angehörte, für die eine „frühbronzezeitliche“ Kulturgruppenabfolge Somogyvár-Vinkovci, Kisapostag und Litzenkeramik evident ist. Auf gewisse „Abfolgeschwierigkeiten“ am Übergang von Somogyvár-Vinkovci zu Kisapos­tag muss hierbei allerdings erneut hingewiesen werden. Die Somogyvár-Vinkovci-Kultur (2.500−2.300 v. Chr.) Funde der in Ungarn, Slowenien und Kroatien bereits als frühbronzezeitlich eingestuften Somogyvár-Vinkovci-Kultur (siehe oben S. 267) wurden in der Steiermark das erste Mal im Jahr 2006 durch Georg Tiefengraber vorgelegt.43 Erst von zwei Fundstellen, dem Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg südlich von Hartberg, der auch reiches mittelneolithisches Fundmaterial erbrachte, und neuerdings (seit 2015) auch vom Fuchskogel bei Fladnitz im Raabtal sind bislang Funde bekannt geworden, die dieser vorwiegend im südwestlichen Teil Transdanubiens sowie dem nordwestlichen Balkan registrierten Kulturgruppe zuzuordnen sind. Die Ähnlichkeit des Fundmaterials der ursprünglich unabhängig voneinander in Ungarn und in Kroatien definierten Kulturgruppen Somogyvár und Vinkovci bewog schließlich zu einer Subsummierung beider Erscheinungen in einem einheitlichen großen Kulturkomplex. Neu publizierte Funde des letzten Jahrzehnts in Westungarn und vor allem in Zentral- und Nordostslowenien geben mittlerweile einen guten Überblick über die Geschirrserien sowie über die spezifischen Verzierungsvarianten. Auch erbrachten gerade die Rettungsgrabungen im Vorfeld des Autobahnbaues in Ungarn und Slowenien wichtige Erkenntnisse über das Aussehen und die Struktur der Siedlungen sowie der Gebäude der Somogyvár-Vinkovci-Kultur. Die noch im Jahr 2000 mangels

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Auswahl an Gefäß- und Verzierungsformen der Somogyvár-Vinkovci-Kultur vom Noiberg bei St. Magdalena am Grafik: Georg Tiefengraber Lemberg 

konkret greif barer Siedlungsreste geäußerte Vermutung einer „nomadischen“ Lebensweise der Träger dieser Kultur konnte durch diese neuen Grabungen rasch widerlegt werden.44 Das reiche keramische und auch lithische Fundmaterial vom Noiberg kann problemlos an diese teils neu publizierten Fundstellen bzw. -komplexe angeschlossen werden, wobei sich engste Übereinstimmungen mit Funden aus den slowenischen „Pfahlbaustationen“ Parte45 und Založnica46 im Laibacher Moor sowie insbesondere der Flachlandsiedlungen Za RašČico47 bei Murska Sobota im slowenischen Prekmurje und Nagykanizsa/Inkey-Kapelle48 in Südwestungarn konstatieren lassen. Das reiche Fundmaterial aus der schon etwas weiter östlich gelegenen ungarischen Fundstelle Börzönce49 weist im Detail bereits merkliche Unterschiede zu den Keramikfunden aus den eben erwähnten Fundorten auf, dasselbe gilt für die Keramikfunde aus den kroatischen Fundstel-

len der Somogyvár-Vinkovci-Kultur.50 Hier sind zwar allgemeine Übereinstimmungen im Typen- und Verzierungsbestand offenkundig, doch lassen sich im Detail auch eigene Züge feststellen, die auf eine − wohl gegenseitige − Beeinf lussung durch die benachbarten Kulturgruppen zurückzuführen sein werden, wie − im Falle des Noiberges − etwa durch den „Kosihy-Čaka/Makó-Kulturkomplex“. Die Tatsache, dass sämtliche Gefäße am Noiberg nur in zerscherbtem Zustand als Streufunde aufgesammelt werden konnten, erschwert in vielen Fällen eine eindeutige Ansprache der ursprünglichen Gefäßform. Dennoch lassen sich folgende Gefäßtypen im Noiberger Fundus differenzieren:51 Die größte Gruppe stellen unterschiedlich große Töpfe bzw. Vorratsgefäße mit abgesetztem, mitunter auch umgeschlagenem Rand dar, der oft mit Dellen oder Kerben verziert sein kann („Arkadenränder“). Zumeist sind die Unterteile

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Kreuzfußschalen der Somogyvár-Vinkovci-Kultur vom Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg Grafik: Georg Tiefengraber

dieser Gefäße mit einer Schlicker- bzw. Barbotineverzierung versehen. Obwohl diese Gefäße an sich als Grobkeramik anzusehen sind, sind auch sie − gleich wie die übrigen Stücke − aus nur mäßig stark gemagertem, gut gebranntem Ton gefertigt, wobei die Scherben überwiegend braune, selten schwarz- bzw. graubraune und nur vereinzelt beige Farbe aufweisen. An diese Töpfe anzuschließen sind Henkeltöpfe bzw. Krüge, die in der Regel über randständige, an der Schulter angesetzte Bandhenkel verfügen. Die zum Teil leicht bikonisch ausgeformten Gefäßkörper mit gestrecktem, leicht ausbiegendem Rand entsprechen in ihrer Grundform weitestgehend den insbesondere im südlichen Verbreitungsgebiet der Somogyvár-Vinkovci-Kultur verstärkt auftretenden sog. balkanischen Krügen, die

u. a. eine Verbindung zu der östlich in Serbien benachbarten Belotić-Bela Crkva-Gruppe ermöglichen.52 Neben den verschiedenen Topfund Krugformen gehören unterschiedlich geformte Schüsseln und Schalen zum Geschirrrepertoire vom Noiberg: Die größte Gruppe stellen hierbei weitmundige Schüsseln mit (T-förmig) verdickten, mitunter einziehenden Rändern dar, daneben begegnen aber auch S-förmig profilierte Schüsseln, die deutliche Einf lüsse­der Kosihy-Čaka/Makó-Gruppe erkennen lassen.53 Eine weitere Gruppe bilden einfache kleine Schalen bzw. Näpfe mit stark einbiegenden Rändern sowie kleine, zylindrische Gefäße mit randständigen Ösenhenkeln. Von all diesen Gefäßen heben sich jedoch die in gar nicht geringer Anzahl vertretenen innenverzierten Schalen bzw. Schüsseln ab, die

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− soweit aufgrund des Erhaltungszustandes eruierbar − in der Regel über niedere, kreuzförmige Hohlfüße verfügen (sog. Kreuzfußschalen). Ob auch einfache zylindrische bzw. konische Hohlfüße diesen Schalen zuzurechnen sind, kann nicht bestimmt werden, allerdings fehlen derartige Füße mit Resten einer Innenverzierung. Die innenverzierten Schalen, die allesamt dem Typ Laibach nach Ingrid Burger zuzuordnen sind,54 sind in der Regel f lachkonisch bis leicht kalottenförmig ausgebildet, selten nur verfügen sie über steile Wandungen. Das Schaleninnere bildet die bevorzugte Dekorationszone, doch begegnen Verzierungen mitunter auch an der Außenseite der Schalen. Die dominierende Verzierungstechnik ist der Furchenstich, doch sind durchaus auch Ritzlinien und runde Einstiche zu konstatieren. Die meisten innenverzierten Schalen lassen noch Reste einer weißen Inkrustation in den eingetieften Verzierungsbereichen erkennen, ursprünglich werden wohl alle Schalen inkrustiert gewesen sein. Die bevorzugten Motive der Furchenstichverzierung sind − abgesehen von einfachen horizontalen oder schrägen „Furchenstichlinien“ − unterschiedlich ausgeführte Wolfszahnmuster und Zick-Zack-förmige Bänder, die hauptsächlich auf der Schalenoberseite angebracht wurden. Die am häufigsten belegte Verzierungskombination bilden schräge Wolfszahnbänder, die im Schaleninneren von einfachen Furchenstichlinien begleitet werden. Nicht alle innenverzierten Schalen besitzen jedoch Furchenstichverzierung, in seltenen Fällen begegnet auch nur die Kombination von Ritzlinien und runden Einstichen. Die auffälligen innenverzierten Schalen sind auf jeden Fall dafür verantwortlich zu machen, dass die Ersteinschätzung des Keramikfundkomplexes durch Jörg Obereder im Jahr 1995 noch eine Einordnung in die Vučedol-Kultur

mit sich brachte.55 Durch die zahlreichen neuen, oben erwähnten Vergleichsfundkomplexe, die gleichartig dekorierte − und von Vučedol differenzierbare − innenverzierte Kreuzfußschalen führen, steht nun eine eindeutige Zuordnung auch dieser Schalen in die Somogy­ vár-Vinkovci-Kultur außer Frage. Da am Noiberg bislang keine Ausgrabungen stattgefunden haben, können weder über die innere Struktur der Siedlung, noch über deren tatsächliche Ausdehnung konkrete Angaben gemacht werden. Das im Zuge von 121 (!) Begehungen durch Rudolf Illek aufgesammelte und auch in seiner Lage dokumentierte Fundmaterial der Somogyvár-Vinkovci-Kultur beschränkt sich grob auf einen etwa 200 x 100 m großen Bereich, wobei das Bild der Verteilung jedoch durch den Bewuchs verzerrt wird. Im Vergleich zu den westtransdanubischen und auch den meisten slowenischen Fundstellen, bei denen es sich primär um Flachlandsiedlungen handelt, ist auf jeden Fall auffällig, dass mit dem Noiberg eine (nur mäßig) erhöhte Spornlage zur Errichtung der Siedlung ausgewählt wurde. An drei Seiten bricht der Hügelsporn deutlich ab, nach Süden zu setzt er sich sanft abfallend weiter fort. An keiner Stelle der Siedlung lassen sich heute Reste von Befestigungsanlagen ausmachen, sodass der Noiberg als unbefestigte Höhensiedlung angesprochen werden muss. Dass ci-Kultur Siedlungen der Somogyvár-Vinkov­ durchaus auch in erhöhten Lagen angelegt wurden, vermögen beispielsweise die Funde vom Burgberg in Ptuj/Pettau zu demonstrieren, der in seiner Größe und Höhe gut dem Noiberg entspricht.56 Abgesehen von den Keramikfunden liegen vom Noiberg zahlreiche Steingeräte bzw. -artefakte vor, bei denen eine Zuordnung entweder zur Lengyel-, oder zur Somogyvár-Vinkovci-Kultur nur in wenigen Fällen gesichert möglich ist. Dies betrifft beispiels-

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weise Abschlaggeräte, Kernsteine und Absplisse aus Szentgál-Radiolarit und Rauchquarz, die eindeutig der mittelneolithischen Besiedlungsphase zuzurechnen sind. Bei den quantitativ überwiegenden Abschlagartefakten aus hellgrauem „Reiner“ Silex ist eine derartig gesicherte Zuweisung momentan nicht möglich, lässt sich doch dessen Abbauzeitraum noch nicht präzise fassen. Ebenfalls keiner der beiden Siedlungsphasen eindeutig zuzuordnen sind die zahlreichen Reibplatten sowie Reib-, Mahlund andere Arbeitssteine, die feinchronologisch unempfindlich sind. Auffällig ist hierbei jedoch die verhältnismäßig hohe Anzahl an derartigen Steingeräten, an denen bislang allerdings noch keine petrographischen Material- und Herkunftsbestimmungen durchgeführt worden sind. Als Hinweis auf die lokale Textilherstellung können mehrere überwiegend rad- bzw. scheibenförmige Spinnwirtel betrachtet werden, bei denen eine Zuweisung nach Somogyvár-Vinkovci formal gut möglich ist. Von besonderer Bedeutung ist schließlich das Bruchstück einer zweiteiligen, aus stark sandgemagertem Ton gefertigten Gussform für eine Schaftlochaxt vom Typ Kozarac, wie sie auch schon aus der Vučedol-Siedlung am Wildoner Schlossberg bekannt geworden ist: Erhalten ist das vordere Drittel der Form mit der Ausnehmung für die sich leicht asymmetrisch verbreiternde Schneide der Axt, der Hinterteil mit der Vertiefung für den röhrenförmigen Schaft ist weggebrochen. Die Unterseite der Form ist leicht gewölbt, die Oberseite zur Zusammenfügung gut geglättet. Da die Gussform als Streufund auf einem Acker am Noiberg zu Tage kam und nach Ausweis der leicht verwaschenen Oberf läche offenkundig schon einige Zeit der Witterung ausgesetzt war, konnten bei Untersuchungen mit dem Rasterelektronenmikroskop leider keinerlei metallischen Reste mehr festgestellt werden.

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Gussformbruchstück für eine Schaftlochaxt vom Typ Kozarac vom Noiberg bei St. Magdalena am Lemberg Foto: Georg Tiefengraber

Von Bedeutung ist aber auf jeden Fall die Tatsache, dass die Gussform innerhalb der Siedlung aufgesammelt wurde, sodass davon auszugehen ist, dass eben metallurgische Aktivitäten innerhalb des Siedlungsareals selbst stattfanden, und nicht außerhalb. Auffallend ist weiters die Beobachtung, dass nunmehr überhaupt von sämtlichen spätkupfer- und frühbronzezeitlichen Siedlungsstellen in der Steiermark, von denen eine entsprechende Anzahl an Funden vorliegt (Wildoner Schlossberg, Kanzelkogel bei Graz), Reste metallurgischer Aktivitäten nachweisbar sind (Gusstiegel, Gussformen oder Schlacken). Offensichtlich gehörte die spezifische metallurgisch-handwerkliche Fertigkeiten und Wissen erfordernde Tätigkeit der Kupferver- und -bearbeitung zum regelhaft ausgeübten Handwerk innerhalb der hiesigen spätkupfer- bzw. frühbronzezeitlichen Siedlungen. Über das dafür verwendete Kupfer liegen bislang keine weiteren Angaben vor, am ehesten ist jedoch mit einer „balkanischen“ Herkunft zu rechnen. Hinweise auf eine Erschließung der Kupfererzlagerstätten innerhalb der steirischen Grau­wackenzone sind für diese Zeit definitiv nicht vorhanden. Abgesehen von den reichen Funden vom Noiberg und dem (erst 2015) auf dem Fuchskogel bei Fladnitz ergrabenen Fundmaterial, gibt

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es aus der gesamten Steiermark lediglich einige wenige Keramikfunde der Somogyvár-Vinkovci-Kultur auch vom Wildoner Schlossberg, wo sie allerdings aus vermischten jüngeren Schichtzusammenhängen stammen.57 Die Somogyvár-Vinkovci-Kultur lässt sich auf der Grundlage zahlreicher Radiokarbon-­ Daten aus ungarischen und slowenischen Fundstellen in die Zeit zwischen 2.550/ 2.500−2.300 v. Chr. stellen, wobei ein Weiterlaufen bis in das letzte Viertel des 3. Jahrtausends v. Chr. diskutiert wird.58 Kisapostag-Kultur (2.100−1.800 v. Chr.) und Litzenkeramik (1.800−1.600/1.550 v. Chr.) Nachdem die Keramikfunde der am Übergang von Kupfer- zur Frühbronzezeit stehenden Somogyvár-Vinkovci-Kultur aufgrund ihrer typologischen Nähe und ihrer Verwandtschaft zur Vučedol-Kultur, aus der sie sich offenkundig entwickelt hatte, bereits vorhin erörtert worden waren, sollen an dieser Stelle die für die kulturgruppenmäßige Einordnung der „steirischen“ Fundstellen ausschlaggebenden jüngeren frühbronzezeitlichen Keramikfunde besprochen werden. Überblickt man den greif baren Fundbestand, so kann folgendes festgehalten werden: Keramikfunde der Kisapostag-Kultur59 liegen aus vier steirischen Fundorten vor: Vom Wildoner Schlossberg, vom Raababerg 60 bei Graz, aus Oberpurkla61 bei Bad Radkersburg und vom Eppensteiner Burgberg.62 Alle vier Fundorte haben hierbei nur jeweils einige wenige bestimmbare Keramikstreufunde erbracht, vom Wildoner Schlossberg liegt wenig Kisapostag-Keramik verlagert in Horizont XII vor, der jedoch schon der darauf folgenden Litzenkeramik zuzuweisen ist. In Summe sind somit wohl nicht einmal 20 relevante und der Kisapostag-Kultur zuweisbare Stücke aus der Steiermark bekannt geworden.

Dass in den Fundkonvoluten anderer mehrphasiger Höhensiedlungen mit weiteren Funden dieser Kulturgruppe gerechnet werden darf, ist anzunehmen, hier hat jedoch − wie so oft − erst eine eingehende Revision der Funde zu erfolgen. Keramikfunde der Kisapos­ tag-Kultur lassen sich bislang ausschließlich anhand der charakteristischen Wickelschnurverzierung und einer eigentümlichen, unregelmäßig f lächig oder in „wirren“ Gruppen angebrachten, hakenförmig geschwungenen Ritzliniendekoration verlässlich festmachen. Diese Verzierungen sind auf gestreckt eiförmige, unterschiedlich hohe Töpfe mit trichterförmig ausladendem Rand sowie auf kleine, gefäßtektonisch adäquate Henkeltöpfchen bzw. Tassen beschränkt. Bei dieser „Wickelschnurverzierung“ handelt es sich de facto um Abdrücke von unterschiedlich dicken Schnüren, die in mehreren Linien übereinander waagrecht auf den Außenseiten der Trichterränder angebracht sind. Die Struktur der verwendeten Schnüre ist hierbei zumeist noch gut erkennbar. Während Wickelschnurverzierung sowohl auf Töpfen als auch auf Tassen auftritt, beschränkt sich die hakenförmige Ritzverzierung auf eher grobtonige größere Töpfe. So bescheiden dieser Formen- und Dekorbestand auf den ersten Blick wirken mag, spiegelt er doch gut die insgesamt überhaupt nur sehr variantenarme Geschirrserie der Kisapostag-Kultur wieder. Gerade die schon mehrfach erwähnten Ausgrabungen im benachbarten Nordostslowenien und Westungarn haben umfangreiche Funde (und Befunde) dieser frühbronzezeitlichen Kulturgruppe erbracht, die einerseits eine bessere Gesamtbeurteilung dieses Komplexes erlauben und andererseits einen guten Überblick über Gefäßformen und -verzierungen ermöglichen.63 Darüber hinaus liegen aus diesen Befunden mehrere Radiokarbondaten vor, die die Kisapostag-Kultur chronologisch zwischen ca. 2.100 und 1.800 v. Chr. positionieren.64

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Auswahl an Keramikfunden der Kisapostag-Kultur vom Raababerg und aus Oberpurkla Nach: Obereder, Raababerg und Lehner/Tiefengraber, KG Oberpurkla

Die wenigen „steirischen“ Funde vermögen zwar auf der einen Seite das Verbreitungsgebiet der Kisapostag-Kultur nach Westen hin zu erweitern (Funde der Kisapostag-Kultur liegen mittlerweile in unterschiedlicher Dichte aus einem Gebiet vor, das sich grob eben von der Mittel- und zentralen Obersteiermark im Westen, dem Laibacher Becken im Südwesten, der Linie Neusiedlersee-Balaton im Norden, der Donau im Osten und der Sava im Süden erstreckt), doch lassen sich ansonst auf dieser bescheidenen Materialbasis kaum weitere Aussagen treffen. Erwähnt werden kann noch, dass Funde der Kisapostag-Kultur sowohl aus Höhen-, wie auch aus Flachlandsiedlungen vorliegen. Das überlieferte Fundmaterial konzentriert sich auf den Bereich der mittleren und östlichen Steiermark sowie der zentralen Obersteiermark, aus der Weststeiermark sind noch keine Funde dieser Kulturgruppe bekannt geworden. Anders ist nun die Situation bei der darauf folgenden „Litzenkeramik“65 gelagert,

die offensichtlich − vielleicht abgesehen vom Ennstal − im gesamten Arbeitsgebiet Verbreitung fand. Bemerkenswerterweise liegen hierbei sogar mehr Fundstellen aus dem obersteirischen Murtal (St. Michael bei Leoben,66 Gugga­moar bei St. Lorenzen/Knittelfeld, Eppenstein67 und Strettweg bei Judenburg) als aus der deutlich besser erforschten Mittelsteiermark (Wildoner Schlossberg und Oberpurkla) vor. Abgesehen vom Wildoner Schlossberg stammen von sämtlichen erwähnten Fundorten lediglich jeweils nur wenige Keramikstreufunde, die zumindest einen Hinweis auf die Verbreitung und die bevorzugten Siedlungslagen dieser Kulturgruppe zu geben vermögen. Wie oben bereits ausgeführt, liegen Funde der Litzenkeramik sowohl von Höhensiedlungen als auch von Siedlungsstellen in Tal- bzw. Talrandlagen vor, sodass eigentlich keine bevorzugte topographische Situation erkennbar wäre. In dieser Hinsicht ist vielleicht sogar der Umkehrschluss nicht falsch, dass aus kaum einer der zahlreichen besser

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untersuchten und vor allem materialreicheren Höhensiedlungen der mittleren Steiermark Litzenkeramik bekannt geworden ist − was im Grunde genommen als Hinweis darauf gewertet werden kann, dass eben in diesem späten Abschnitt der Frühbronzezeit eher Flachlandsiedlungen bevorzugt worden sein könnten. Unter dem Begriff der „Litzenkeramik“ wird mittlerweile gemeinhin eine Kulturgruppe der späten Früh- und beginnenden Mittelbronzezeit, d. h. der Stufen Bz A2 bzw. Bz A2/ B1 verstanden, die aufgrund ihrer charakteristischen Verzierungstechnik auffällt. Dabei handelt es sich − ähnlich wie in der vorangehenden Kisapostag-Kultur − um Textilabdrücke, im konkreten Fall um Abdrücke von zumeist sehr fein gearbeiteten Bändern, die wiederum in erster Linie die trichterförmig ausgebildeten Randpartien von Töpfen und Tassen verzieren, aber auch auf Henkeln angebracht sein können. Als mittlerweile terminologisch überholt kann die Zusammenfassung der litzenverzierten Keramikfunde des mittleren und nördlichen Burgenlandes sowie des Ostens Niederösterreichs in eine eigene „Drassburger-Kultur“ betrachtet werden. Vielmehr hat sich im gesamten Verbreitungsraum, der weitestgehend dem der vorhergehenden Kisapostag-Kultur bekannten entspricht und nur im Norden weiter bis an die Donau reicht, der simple Begriff „Litzenkeramik“ als Bezeichnung der gesamten Kulturgruppe durchgesetzt. Obwohl in diesem ausgedehnten Verbreitungsgebiet einzelne feine lokale Unterschiede in der Ausformung der Keramik beobachtet werden können, stellt sich die „Litzenkeramik“ dennoch als sehr kompakter Kulturraum bzw. Formen- und Verzierungskreis dar. Den größten Fundkomplex der Litzenkeramik hat in der Steiermark erneut der Wildoner Schlossberg erbracht, aus dem ein guter Überblick über die Gefäßtypen und Verzierungen gewonnen werden kann: Die Mehrzahl der

Gefäßtypen der Litzenkeramik lässt sich dabei unmittelbar von Kisapostag-Formen herleiten, wie beispielsweise die Töpfe und Tassen mit regelhaft verzierten Trichterrändern. Der Unterschied zwischen diesen beiden Kulturgruppen besteht in erster Linie darin, dass eine Typenabfolge feststellbar ist, bei der sich die eher gestreckten bis eiförmigen KisapostagGefäßformen hin zu deutlich gedrungenen, rundbauchigen Typen entwickeln. Auf größeren rundbauchigen Töpfen bzw. Pithoi können am Bauch oder knapp darunter mitunter gegenständige Tunnelhenkel angebracht sein, die ebenfalls mit Litzenabdrücken verziert sein können. Neu im Formenbestand sind überwiegend weitmundige kalottenförmige Schüsseln mit zumeist kolben- oder T-förmig verdickten Rändern von primär grobtoniger Faktur, die in der Regel unverziert geblieben sind. Während bei den Tassen kaum ein fakturmäßiger Unterschied zwischen Stücken der Kisapostag-Kultur und der Litzenkeramik feststellbar ist, divergiert insbesondere die Magerung der Töpfe: Den grob und reichlich mit kleinen Steinchen gemagerten Tonen der eher rauwandigen Kisapostag-Keramik ist eine mittelstark gemagerte Ware der Litzenkeramik gegenüberzustellen, die jedes Mal über eine gut geglättete Oberf läche verfügt. Die mit dieser Kisapostag-Grobkeramik gekoppelte hakenförmige Ritzlinien(bündel)verzierung tritt in der Litzenkeramik nicht mehr auf, hier begeg­net auch auf der „Grobkeramik“ ausnahmslos Litzenverzierung. Diese ist sowohl bei den Töpfen als auch bei den Tassen ausschließlich auf die Außenseiten der unterschiedlich stark ausbiegenden Trichterränder beschränkt. Im Wildoner Fundus lassen sich drei Verzierungsvarianten der Litzenkeramik differenzieren, wobei jedes Mal entsprechende, fein strukturierte Textilbänder Verwendung fanden. Als erste Variante lässt sich − gleichsam in „Kisapostag-Tradition“ −

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Keramikbruchstücke mit charakteristischer Litzenverzierung vom Wildoner Schlossberg Foto: Georg Tiefengraber

die Anbringung mehrerer waagrecht umlaufender Linien von Bandabdrücken feststellen. Weitaus häufiger begegnet jedoch als zweite Variante die Kombination von jeweils ein oder zwei waagrecht umlaufenden Bändern, zwischen die weitere wellenförmig umlaufende Bänder eingefügt sind. Als dritte Möglichkeit kann eine Variante angeführt werden, bei der zwei oder hauptsächlich drei Bänder zu einer konzentrisch umlaufenden Wellenlinie zusammengefasst werden. Inwieweit hinter diesen Motiven feinchronologische Abfolgen zu greifen sein mögen, kann weder aus dem Material vom Wildoner Schlossberg noch aus den jüngst publizierten Fundkomplexen aus dem benachbarten Südwestungarn und Nordbzw. Nordostslowenien eruiert werden. Der Schlossberger Horizont XII erbrachte neben den Gefäßkeramikfunden auch noch diverse Arbeitssteine (Reib-, Mahl- und Klopfsteine) sowie Knochengeräte, wobei es sich dabei zu einem großen Teil um verlagerte ältere Stücke

handeln dürfte. Dasselbe gilt für einen Gusstiegel, der fakturmäßig eher dem aus den Vučedol-Horizonten Bekannten entspricht, doch ist eine Zuweisung zur Litzenkeramik nicht gänzlich auszuschließen. Wie in sämtlichen Schlossberger Horizonten lässt sich auch für den hier relevanten Horizont XII eine Reihe von Tierknochenfunden auf Grund ihres spezifischen „Fossilierungsgrades“ klar aussondern. Aus einem dieser Tierknochen wurde ein Radiokarbondatum erhoben, das einem für die Litzenkeramik tendenziell frühem Zeitpunkt entspricht (cal. BC 1890−1730 2Σ), der am Übergang von der KisapostagKultur zur Litzenkeramik steht.68 Zieht man die zahlreichen insbesondere in Nord- und Nordostslowenien erhobenen Radiokarbondaten ins Kalkül, so lässt sich die Litzenkeramik rahmenhaft in den Zeitraum zwischen ca. 1.800−1.600/1.550 v. Chr. datieren.69 Mit der Litzenkeramik endet auch die frühbronzezeitliche Kulturentwicklung im

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Frühbronzezeitlicher Depotfund aus der Umgebung von Judenburg Nach: Modrijan, Aichfeld 10, Abb. 7

Südostalpenraum und vor allem in Transdanubien, wo danach mit der mitteldanubischen Hügelgräberkultur die eigentliche Mittelbronzezeit (nach „zentral- bzw. mitteleuropäischer“ Terminologie) einsetzt. Neben diesen an sich bescheidenen Siedlungskeramikfunden, die jedoch überhaupt erst eine kulturgruppenmäßige Differenzierung der „steirischen“ Frühbronzezeit ermöglichten, liegen (oder lagen) lediglich aus vier weiteren Fundstellen frühbronzezeitliche Funde vor, bei denen es sich um − zum Teil feinchronologisch nicht genauer datierbare − Metallfunde handelt. So war aus der Umgebung von Hartberg ein heute verschollener Bronzemeißel mit Randleisten bekannt geworden,70 ein weiterer heute im Universalmuseum Joanneum auf bewahrter Bronzemeißel wurde im 19. Jh. in der Schottergrube Portenschlager in der Lindengasse in Graz gefunden.71

Aus der Umgebung von Judenburg stammte ein Depotfund, von dem fünf Kupferringbarren und ein typologisch frühes (kupfernes oder bronzenes?) Randleistenbeil in das Darmstädter Landesmuseum gelangten, wo sie jedoch mittlerweile ebenfalls verschollen sind.72 Dabei handelte es sich um fünf größere ringförmige Rohkupferbarren mit eingerollten Enden (Ösenringbarren) und eben das erwähnte Flachbeil mit leichten Randleisten. Derartige Ringbarren stellen einen hauptsächlich nördlich der Alpen geläufigen Typ von Rohkupferbarren dar, der durchaus auch in größerer Stückzahl in Depotfunden begegnen kann. So stammen beispielsweise alleine aus dem sog. „Depotfund 2“ von Ragelsdorf bei St. Pölten/Niederösterreich 153 Ringbarren, die teilweise zu Bündeln zusammengefasst waren. Nicht ohne Grund werden derartige, in ihrer Ausführung und insbesondere im Gewicht beinahe standardisierte Metallringe immer wieder als eine Art „prämonetäres Zahlungsmittel“ bezeichnet. Dabei liegen die Gewichte auffällig regelhaft zwischen 180 und 220 g, mit einem Schwerpunkt bei 193−197 g. Der Ringkörper selbst kann dabei je nach Fertigungsstadium gussroh belassen, grob überarbeitet oder sorgfältig rundstabig geschmiedet und zu einem Halsring verarbeitet sein. Wieso gerade diese spezielle Halsringform als Muster für Tausende von Kupferbarren gedient hat, ist unbekannt, vermutlich bot sie einerseits Vorteile beim Transport, andererseits konnten die Qualität und Reinheit des Rohkupfers leicht überprüft werden. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass Ösenringbarren ansonsten im inneralpinen Bereich weitgehend fehlen. Dies bedeutet, dass das potentiell schon aus inneralpinen Lagerstätten stammende Rohkupfer erst im Alpenvorland zu solchen Barren umgegossen wurde. Von dort wurde es schließlich teilweise weiterverhandelt, zu Bronze legiert und zu Schmuck, Waffen oder

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Werkzeugen verarbeitet. So wie bei sämtlichen Hort- bzw. Depotfunden generell, stellt sich auch bei den Barrenhorten und -depots die Frage nach der Ursache, Funktion und Intention derartiger Sammelfunde: Die Tatsache, dass hierbei regelhaft größere Mengen an hochwertigem Rohkupfer in oftmals standardisierter Zusammensetzung gleichsam „aus dem Verkehr gezogen“ und vergraben sowie offenkundig nicht mehr gehoben wurden, deutet wohl auf eine bewusste und auch beabsichtigte endgültige Deponierung des Metalls hin. Hier begegnet das während der gesamten Bronzezeit beobachtbare Phänomen, wertvolle Metallgegenstände aus dem alltäglichen Umlauf herauszunehmen, sie zu vergraben, im Moor zu versenken, d. h. sie als Weihegaben zu verwenden. Wären hier keine religiösen bzw. kultischen Motive vorhanden gewesen, so wären die Barren wohl angesichts ihres Wertes­zweifelsohne wieder geborgen und weiterverarbeitet worden. Gänzlich auszuschließen bleibt natürlich auch nicht eine Erklärung, derzufolge die Person, die den Hort vergraben hatte, diesen einfach − aus welchen Gründen auch immer − nicht mehr bergen konnte. Ungeachtet dieser nicht mehr zu beantwortenden Frage sei abschließend noch angemerkt, dass eine frühbronzezeitliche Datierung des Depots zwar − und hierfür spricht eigentlich besonders das frühe Randleistenbeil − sehr wahrscheinlich ist, doch kann ein älteres, „badenzeitliches“ (= der Zeit der Badener Kultur entsprechendes) Alter nicht definitiv ausgeschlossen werden. Schließlich muss noch − gleichsam als bedeutendster Metallfund der „steirischen“ Frühbronzezeit − ein dreieckiger sog. Stabdolch angeführt werden, der kurz vor dem 1. Weltkrieg in der Großen Badlhöhle bei Peggau geborgen wurde und sich ebenfalls im Joanneum befindet. Der insgesamt 19 cm lange Stabdolch mit gedrungener Klinge verfügt

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Bronzener Stabdolch aus der Großen Badlhöhle bei Peggau Nach: Modl, Stabdolchklinge Badlhöhle 31, Abb.

über eine breite, f lache Mittelrippe und eine halbrunde Griffplatte mit drei Nietlöchern. Auf der Griffplatte sind mineralisierte Reste der einstmals hölzernen Dolchschäftung erhalten geblieben, in die die Dolchklinge in einem annähernd rechten Winkel ursprünglich eingesetzt war. Es handelte sich bei diesen eigentümlichen, im frühbronzezeitlichen Europa weit verbreiteten Dolchen weniger um Schneid- oder Stichwerkzeuge bzw. -waffen, als eher um „tomahawk­ähnliche“, szepterartige Hiebwaffen, die wohl auch als Zeremonialgerät, Rangabzeichen oder überhaupt als Machtsymbol fungierten. Felsbilder in Skandinavien und Oberitalien verdeutlichen ihre Funktion im Rahmen von kultischen Handlungen und Prozessionen. Gleich wie alle anderen Metallobjekte wurden auch Stabdolche an unterschiedlichsten Plätzen deponiert oder versenkt. Gerade die Herkunft aus einer Höhle

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könnte dahingehend verstanden werden, dass auch der Stabdolch aus der Großen Badlhöhle intentionell niedergelegt bzw. geopfert wurde. Aufgrund von formalen Ähnlichkeiten mit ungarischen und französischen Exemplaren wurde zuletzt eine Datierung in die fortgeschrittene Frühbronzezeit (Bz A2 bzw. 2.000−1.700/1.600 v. Chr.) vorgeschlagen.73 Ebenfalls in die frühe Bronzezeit sind – analog zu vergleichbaren Stücken – zwei fein gearbeitete und beidseitig f lächig retuschierte Silexdolche aus hellgrauem Plattenhornstein (?) zu stellen, die aus Wildon bzw. vom Wildoner Schlossberg vorliegen.74 Aus den wenigen frühbronzezeitlichen Funden auf dem Gebiet der heutigen Steiermark geht hervor, dass zumindest der größte Bereich des Bundeslandes − wie schon im Neolithikum und in der Kupferzeit − zwischen etwa 2.500/2.400 und 1.700/1.600 v. Chr. einen Teil einer „südostalpin-südwesttransdanubischen-nordwestbalkanischen“ Kulturkoiné bildete. Die aufgrund der mageren Materialbasis nur ansatzweise fassbare Abfolge der Kulturgruppen bzw. -erscheinungen entspricht der aus den benachbarten slowenischen und südwestungarischen Gebieten bekannten (Somogyvár-Vinkovci, Kisapostag und Litzenkeramik). Die wenigen überlieferten Metallfunde stellen weit verbreitete Typen dar, die die Einbindung in überregionale Handels- und Beziehungsnetzwerke belegen. Abgesehen von einem potentiell der Litzenkeramik zuordenbaren Gusstiegel vom Wil-

Silexdolch vom Wildoner Schlossberg Grafik: Georg Tiefengraber

doner Schlossberg sind − im Gegensatz zur Kupferzeit − keinerlei Hinweise auf Pyrometallurgie vorhanden. Das Ende der frühbronzezeitlichen Kulturentwicklung dürfte − analog zur Situation in Transdanubien und vermutlich auch Zentral- und Nordslowenien sowie Nordwestkroatien − mit dem Auftreten von Elementen der mitteldanubischen Hügelgräberkultur in Verbindung zu bringen sein, wobei die vorhandene dürftige Materialbasis momentan diesbezüglich keine weiteren Rückschlüsse zulässt.

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Von der Mittel- bis zur Spätbronzezeit bzw. Frühen Urnenfelderzeit (Bz B – Bz D; 1.550–1.200 v. Chr.) Die mittlere Bronzezeit, die nach der nunmehr vorherrschenden Bestattungsweise auch als „Hügelgräberbronzezeit“ bezeichnet wird, markiert im Südostalpenraum, in Westtransdanubien und auch im nordwestlichsten Balkangebiet einen deutlichen Bruch zu den vorhergehenden frühbronzezeitlichen Kulturerscheinungen, wobei es jedoch anzumerken gilt, dass die teils geringe Materialbasis gerade für die frühe Phase bzw. den Übergang von der Früh- zur Mittelbronzezeit noch kaum weiterreichende Schlüsse zulässt. Die Hügelgräberbronzezeit mitteldanubischer Prägung, deren Kerngebiet in Mähren, Mittelböhmen, Niederösterreich und der Südwestslowakei liegt, sowie die östlich daran anschließende karpatische (oder auch karpatenländische) Hügelgräberkultur beenden im umrissenen Raum, dem auch das hier interessierende Arbeitsgebiet zugerechnet werden kann, eine Reihe frühbronzezeitlicher Kulturgruppen, wie u. a. beispielsweise die sog. Transdanubische bzw. Pannonische Inkrustierte Keramik („PIK“), die Vatya-Kultur, die Szeremler-Kultur oder die sog. Litzenkeramik bzw. Draßburger-Kultur. Mit der Endphase dieser Erscheinungen in Bz B1 um etwa 1.500 v. Chr. verbindet die ungarische Forschung den sog. Koszider-Horizont, der sich vor allem durch reiche Depotfunde mit einer Reihe von charakteristischen Bronzefunden auszeichnet, wie beispielsweise Schaftlochäxte mit Nackenkamm, Randleistenbeile, Tüllenmeißel, trianguläre Dolche, Vollgriffdolche, Spiralarmbänder, Brillenspiralanhänger, scheibenförmige Anhänger mit Rippe am Rand und Öse, ankerförmige sowie halbmond- und herzförmige Anhänger.75 Der Koszider-Horizont führt darüber hinaus Typen, die eine Synchronisierung mit der mit-

teldanubischen Stufe Mistelbach-Regelsbrunn ermöglichen, wie beispielsweise Nadeln mit schräg gelochtem Pilzkopf, Nadeln vom Typ Wetzleinsdorf oder Sichelnadeln. Durch diese Nadelformen lässt sich schließlich auch die Frühphase der Hügelgräberbronzezeit in der Steiermark belegen, während der Nachweis für Bestattungen in Tumuli bislang nicht mit Sicherheit erbracht werden kann. Noch in Bz B treten neben Absatzbeilen mit herzförmiger Rast die ersten Bronzeschwerter auf, bei denen es sich um geschweifte, zumeist reich verzierte Griffplattenschwerter der Typen Sauerbrunn, Boiu und Keszthely handelt. Diese Schwerter, die gleichermaßen als Waffen und Prestigeobjekte zu betrachten sind, weisen nunmehr auf eine geänderte Kampfesweise hin und kennzeichnen gleichzeitig eine hervorgehobene Kriegergruppe. Die darauf folgenden mitteldanubischen Stufen Pitten-Sieding (Bz C1) und Maisbirbaum-Zochor (Bz C2), die den Zeitraum von etwa 1.450–1.300 v. Chr. umfassen, sind in erster Linie über die charakteristischen Geschirrserien und insbesondere ihren Verzierungen mit dem Südostalpenraum zu verknüpfen. Daneben begegnen aber auch Bronzefunde, die durchwegs überregionale Typen darstellen und entsprechend feinchronologisch eingeordnet werden können. Zu erwähnen sind hierbei beispielsweise frühe Griffzungenschwerter, wie etwa die Typen Asenkofen oder Gamprin, sowie Achtkantschwerter, darüber hinaus aber auch schon frühe mittelständige Lappenbeile, Petschaftskopfnadeln und Frühformen der weitverbreiteten Deinsdorfer Nadeln. In der Stufe Bz D (1.300–1.200 v. Chr.), die schon der frühen Urnenfelderzeit zugerechnet werden kann, stellen Griffzungenschwerter vom Typ Reutlingen bzw. Sprockhoff IIa sowie die sog.

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Riegsee-Schwerter die verbreitetsten Schwertformen dar. Diesen sind die in großer Anzahl anzutreffenden mittelständigen Lappenbeile vom Typ Freudenberg an die Seite zu stellen, die auch noch danach in Ha A in Verwendung stehen bzw. produziert werden. Als charakteristische Nadelformen können beispielsweise entwickelte Deinsdorf-Typen, Nadeln mit „böhmischer Profilierung“ (z. B. vom Typ Mostkovice), einfache Kugelkopfnadeln oder Nadeln mit doppelkonischem Kopf betrachtet werden, um nur einige Leitformen dieser Stufe aufzuzählen. Von Bedeutung ist die Feststellung, dass das Geschirrinventar der späten Bronzezeit bzw. der Stufe Bz D direkt von der mittelbronzezeitlichen Formenserie abzuleiten ist bzw. sich aus dieser bruchlos entwickelt. Erst am Übergang oder in einer Frühphase von Ha A1 lösen neue Formen und Verzierungselemente diesen „traditionellen“ Geschirrsatz ab, der als ein wichtiger Kontinuitätsindikator zu werten ist. Während sich diese Entwicklungstendenz sowohl im Südostalpenraum als auch in Westungarn gut belegen lässt, fehlt im Bereich des nordwestlichen Balkangebietes im heutigen Nordkroatien bislang weitestgehend der Nachweis des mittelbronzezeitlichen Substrates mitteldanubischer oder karpatenländischer Ausprägung. Stattdessen begegnet auf diesem Gebiet möglicherweise schon am Ende von Bz C, auf jeden Fall in Bz D mit der Virovitica-Kultur eine äußerst einheitliche Erscheinung, die primär anhand der zahlreichen Grabfunde definiert werden kann. Von Bedeutung ist hierbei, dass es sich ausschließlich um Brandbestattungen handelt, die in der Regel in Urnen beigesetzt worden waren, auf die eine Schüssel verkehrt als Deckel aufgesetzt wurde. Die Gräber bildeten schließlich unterschiedlich große Flachgräbernekropolen, die bereits als „echte“ Urnenfelder bezeichnet werden können. Der Virovitica-Kultur, die in ihrer Geschirrserie im Übrigen eine erstaun-

lich enge Verwandtschaft zur südostalpinen Gefäßkeramik der Stufe Bz D erkennen lässt, muss aus diesem Grund in der Diskussion über den Beginn der Urnenfelderkultur in ihrem südöstlichen Bereich eine bedeutende Stellung eingeräumt werden. Für den Südostalpenraum bestätigt sich dadurch einerseits die Zuordnung der Bz D-zeitlichen Erscheinungen zur frühen Urnenfelderzeit, andererseits ist damit gleichzeitig die – derzeit mangels aussagekräftiger Grabfunde nicht beantwortbare – Frage verknüpft, inwiefern die oben erwähnte, an der Gefäßkeramik sowie insbesondere auch innerhalb der Siedlungen belegbare Kontinuität von Bz C zu Bz D auch einen früheren Beginn der Bestattungsweise in Urnengräbernekropolen andeuten könnte. Auf jeden Fall kann konstatiert werden, dass im Südostalpenraum am Ende der Stufe Bz D ein Abbrechen von zahlreichen Siedlungen festzustellen ist, nur wenige lassen noch in ihren Keramikinventaren Formen oder Verzierungen erkennen, die der nachfolgenden älterurnenfelderzeitlichen Stufe Baierdorf bzw. Ha A1 (ca. 1.200–1.100 v. Chr.) zuzuordnen sind (z. B. Kannelurenverzierung, Zylinderhalsgefäße, Bikoni, tordierte Henkel etc.). Zum Forschungsstand der Mittel- und Spätbronze­ zeit bzw. Frühen Urnenfelderzeit (Bz B – Bz D) in der Steiermark Sieht man von den schon seit Jahrzehnten beispielhaft betriebenen montanarchäologischen Forschungen zur mittel- und spätbronzezeitlichen Kupfergewinnung im Palten- und Liesingtal, im Johnsbachtal, in der Radmer und der Eisenerzer Ramsau ab, basierten bis vor knapp über zehn Jahren sämtliche Einschätzungen der Entwicklung während der mittleren und späten Bronzezeit in der Steiermark in erster Linie auf den zahlreichen Bronzefunden dieser Stufen, bei denen es sich jedoch zum allergrößten Teil

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um Altfunde handelte. Diesen Bronzen, die durchgehend Aufnahme in die entsprechenden Bände der Reihe „Prähistorische Bronzefunde“ fanden, waren zu diesem Zeitpunkt einige wenige, zumeist nur ausschnitthaft ergrabene Siedlungsstellen gegenüberzustellen, deren Keramikfundmaterial in manchen Fällen zwar vorgelegt war, eine weiterreichende Auswertung war mangels publizierter Vergleiche aus dem unmittelbaren Arbeitsgebiet zu diesem Zeitpunkt jedoch kaum möglich. Mitunter führte die Suche nach solchen Parallelen innerhalb von (Nordost-) Österreich selbst hierbei zu teils gravierenden Fehldatierungen, wie es beispielsweise bei den Funden aus der ausgedehnten Siedlung von Pichling bei Köf lach76 der Fall war, für die die „Steirische“ und die „Wiener Schule“ fälschlicherweise einen frühbronzezeitlichen Datierungsansatz aussprachen. Dass eine fundierte Einschätzung der Situation nur über eine Vorlage und Auswertung der durchaus reichlich vorhandenen Keramikfunde aus den doch bereits in größerer Zahl bekannt gewordenen Siedlungen erfolgen konnte, war offenkundig und wurde beispielsweise in Slowenien 2002 vorbildhaft durch die Publikation der Befunde und Funde der Siedlung von Oloris bei Dolnji Lakoš im slowenischen Prekmurje durch Janez Dular, Irena Šavel und Sneža Tecco Hvala vorgeführt.77 Während in dieser heute noch grundlegenden Arbeit auch die benachbarten mittel- und spätbronzezeitlichen Erscheinungen in Westungarn, Zen­ tralslowenien, Nordkroatien und Nordbosnien mitdiskutiert wurden, fehlte eine Behandlung des benachbarten Gebietes der heutigen Steiermark, was auf den hier insgesamt schlechten Forschungs- und Publikationsstand zurückzuführen war, der wiederum eine entsprechende Beurteilung kaum ernsthaft möglich machte. Die einzige nennenswerte Ausnahme stellte diesbezüglich lediglich die zusammenfassende Kurzdarstellung der Ergebnisse der Ausgrabun-

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gen in den weststeirischen Flachlandsiedlungen von Hasreith,78 Hörbing,79 Korbin80 und Pichling bei Köf lach durch Bernhard Hebert im − etwas abgelegen publizierten − Katalog zur Ausstellung „Spuren der Vergangenheit“ in Bärnbach 1992 dar, durch die das Potential dieser Siedlungen erstmals zumindest klar angedeutet wurde.81 Mit der Absicht, diese groben Lücken in der Befund- und Fundvorlage zu schließen, wurde im Jahr 2005 vom eigens dafür gegründeten Arbeitskreis „Mittelbronzezeit im Südostalpenraum“ (Georg Tiefengraber) in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (Andreas Lippert) mit einer systematischen Bearbeitung der Funde von fast allen zu diesem Zeitpunkt greif baren Fundorten begonnen. 2007 konnte schließlich durch die Herausgabe eines Sammelbandes vom Verfasser eine erste Zwischenbilanz gezogen werden, sowie eine Vorlage zahlreicher, z. T. sogar radiokarbondatierter Fundkomplexe aus der Steiermark erfolgen.82 Dem Verfasser oblag hierbei auch die Aufgabe, einerseits den Forschungsstand zur Mittel- und Spätbronzezeit in der Steiermark zusammenfassend darzustellen und andererseits einen ersten Überblick zu siedlungsarchäologischen Fragen, wie etwa zur Lage der Siedlungen oder zu den Gebäudetypen, zu geben, sowie eine relativchronologische Stufenabfolge für das reiche keramische Fundmaterial zu entwerfen.83 Eine Reihe von bemerkenswerten Neufunden aus dem Bereich um Wildon und vor allem aus dem weststeirischen Laßnitztal, wo im Zuge der Rettungsgrabungen auf der Trasse der projektierten Koralmbahn unter der Leitung von Gerald Fuchs zahlreiche mittelund spätbronzezeitliche Siedlungen untersucht werden konnten, führten als Ergebnis einer Tagung 2009 in Wildon im Jahr 2011 zur Publikation eines weiteren Sammelbandes durch

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Christoph Gutjahr und den Verfasser.84 Die zahlreichen „steirischen“ Arbeiten in diesen beiden Sammelbänden vermögen nunmehr ein wesentlich deutlicheres und vor allem differenzierteres Bild der mittel- und spätbronzebzw. frühurnenfelderzeitlichen Entwicklung sowie des relevanten Fundmaterials auf dem Gebiet der heutigen Steiermark zu skizzieren. Die folgenden Ausführungen basieren demzufolge auf diesen Publikationen, wobei jedoch versucht wurde, auch noch die neuesten bzw. zuletzt veröffentlichten Ergebnisse, insbesondere der großf lächigen Ausgrabungen im Laßnitztal, mit einzubeziehen. Obwohl großteils bereits 2007 vorgelegt, soll eine aktualisierte Befund- und Fundübersicht vorangestellt werden, die − ohne Anspruch auf Vollständigkeit − eine Vorstellung von der gar nicht geringen verfügbaren Materialbasis vermittelt, die die der vorangehenden Epochen deutlich übertrifft. Hierbei bietet es sich an, diese Aufstellung in die beiden großen naturräumlich differenzierbaren Bereiche innerhalb der Steiermark zu unterteilen, die Ober- und die Mittelsteiermark. Gerade bei letzterer empfiehlt sich aufgrund der erheblich größeren Anzahl an Fundstellen und Funden zur besseren Übersicht noch eine weitere Aufteilung in drei Bereiche (Weststeiermark, Grazer Becken und Oststeiermark), die untereinander wiederum ebenfalls einen divergierenden Forschungsstand erkennen lassen. Weststeiermark Die Weststeiermark stellt wohl ohne Zweifel den im Hinblick auf die Mittel- und Spätbronzezeit am besten erforschten Bereich in der Steiermark dar, obwohl weiterführende detaillierte Untersuchungen des reichen und teilweise gut stratifizierten Fundmaterials bislang noch immer fehlen. Die archäologische Quellenlage unterscheidet sich maßgeblich von der

Situation in der Obersteiermark, von wo primär Bronzen als Einzelfunde sowie Reste der Kupferproduktion bekannt geworden sind; erst in den letzten Jahren sind hier Siedlungsfunde als Quellengattung hinzugetreten. Konträr dazu ist dagegen die Weststeiermark auffällig „frei“ von Bronzefunden geblieben, stattdessen konnten hier primär Siedlungsreste – und einige wenige Gräber – freigelegt werden. Bis auf eine Ausnahme (Grünau)85 wurden sämtliche Siedlungen im Zuge von Rettungsgrabungen angeschnitten und mitunter sogar großf lächig untersucht (z. B. die zahlreichen Siedlungen auf der Trasse der Koralmbahn im Laßnitztal oder in Hörbing bei Deutschlandsberg).86 Die mittlerweile bemerkenswert hohe Anzahl an Siedlungen erlaubt inzwischen verlässliche Rückschlüsse auf die bevorzugten topographischen Lagen: Als Siedlungsstellen wurden primär die Talrandbereiche, daneben aber auch sanfte Hänge bevorzugt. Entsprechend des größeren Platzangebotes dominieren – soweit beurteilbar – ausgedehntere Siedlungen im Bereich der breiten Flusstäler von Laßnitz und Sulm. Aus naheliegenden Gründen lässt sich mehrfach eine unmittelbare Nähe zu diesen kleineren Flüssen oder Bächen nachweisen, mitunter kann die Lage einer Siedlung direkt am f ließenden Gewässer belegt werden. Besonders für das Laßnitztal sowie das im Süden parallel dazu verlaufende Gleinztal und den Raum um Deutschlandsberg kann eine mittlerweile einzigartig hohe Fundstellendichte registriert werden. Ein ähnliches, allerdings nicht ganz so verdichtetes Bild lässt das westliche Sulmtal erkennen. Obwohl momentan die Frage noch unbeantwortet bleiben muss, ob diese bemerkenswerte Fundstellendichte lediglich auf diese siedlungsgünstigen Bereiche bzw. Kleinräume der Weststeiermark beschränkt bleibt, oder ob sie nicht überhaupt als – zumindest für den Voralpenbereich der mittleren Steiermark – ex-

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emplarisch erachtet werden kann, zeichnet sich doch bei nunmehr regional verstärkter Grabungs- und Surveytätigkeit ab, dass die tatsächliche Siedlungsdichte ganz erheblich über der bislang bekannten lag. Auch im Bereich der obersteirischen, inneralpinen Tal- und Beckenlandschaften deutet sich mittlerweile eine merklich dichtere Konzentration an diesbezüglich relevanten Fundstellen an, denen insbesondere in Hinblick auf die im montanen Umfeld betriebene Kupfergewinnung eine nicht unbedeutende Schlüsselstellung in der Versorgung dieses Bergbaues und der Verhüttung sowie in der Distribution der diversen Kupfer- und vielleicht auch Bronzeprodukte zu Teil wird. Fraglich bleibt, ob hinter dieser vermeintlich höheren Besiedlungsdichte am Fuße der Koralpe ein Zusammenhang mit den in letzter Zeit ebendort prospektierten – bzw. eigentlich erst kolportierten – Kupfererzlagerstätten vermutet werden darf, doch bedarf dies noch eingehender Untersuchungen. Der 2007 publizierte Fund eines „Rillenschlägels“ in der mittelbronzezeitlichen Siedlung von Freidorf im Sulmtal,87 der von Andreas Bernhard als indirekter Hinweis auf Metallurgie erachtet worden war,88 wurde zuletzt in seiner Funktion angezweifelt und als Netzsenker angesprochen.89 Auf der anderen Seite kann die Lage der meisten Siedlungen im landwirtschaftlich bevorzugten Talbereich als Beleg für eine überwiegend agrikulturelle Subsistenz verstanden werden, die natürlich vice versa eine Metallverarbeitung nicht ausschließt. Eine Gussform für einfache Kugelkopfnadeln aus der ausgedehnten Siedlung in Hörbing bei Deutschlandsberg

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kann beispielsweise zumindest als Beleg für die Fertigung von bronzenen Endprodukten gewertet werden.90 Die ausgedehnten Rettungsgrabungen der letzten Jahre im weststeirischen Laßnitztal, das annähernd in West-Ost-Richtung verlaufend das Gebiet zwischen Deutschlandsberg im Westen mit dem Bereich um Wildon im Osten verbindet, erbrachten bemerkenswerte Einblicke in eine ungeahnt dicht bebaute und genutzte mittel- und spätbronzezeitliche Siedlungslandschaft. Hier reihen sich im geringen Abstand von mitunter unter einem Kilometer Siedlungen unterschiedlicher Ausdehnung aneinander, die entsprechend der Vorberichte in die Stufen Bz C und Bz D datiert werden können. Inwieweit eine Gleichzeitigkeit zwischen den einzelnen Siedlungen bestand, lässt sich vor einer Vorlage der Funde noch nicht abschätzen, in den ersten Berichten wird jedoch zumeist ein Bestehen in beiden Stufen angedeutet. Erst die Abklärung der tatsächlichen chronologischen Tiefe der jeweiligen Siedlungen wird es ermöglichen, eine Vorstellung von der ursprünglichen Besiedlungsdichte dieser kleinräumigen Region in der mittleren und späten Bronzezeit über einen Zeitraum von immerhin zumindest 300 Jahren zu gewinnen. Einzelne Gebäudegrundrisse, die anhand von Pfostengruben eruiert werden konnten, sowie weitere Gruben und kleine Gräben konnten in der am östlichsten gelegenen Fundstelle in Lichendorf westlich von Wildon erfasst werden, für die ein Datierungsrahmen von der mittleren Bronzezeit bis in die Urnenfelderzeit angegeben wurde.91

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die spätbronzezeitliche Siedlung in Weitendorf Von Hannes Heymans Im Beitrag werden nachfolgend die Befunde zusammengefasst, die von der Fa. ARGIS Archäologie Service GmbH auf der Trasse der Koralmbahn in Weitendorf ausgegraben und dokumentiert wurden und bereits ausführlich publiziert sind.92 Die Siedlung liegt auf einer Terrasse zwischen dem Fluss Kainach und dem Fotzenbach. Bestimmend für die topographische Lage war die Nähe zu Gewässern, die auch für alle anderen Dörfer der Mittel- bis Spätbronzezeit in der West- und Oststeiermark, Slowenien und Westungarn ausschlaggebend war. Das zu der Zeit vorherrschende trockene Klima begründete offenbar eine Besiedlung am Talboden, in leichter Hanglage oder auf der ersten Terrasse über dem Talboden. Die bronzezeitlichen Siedlungen erstrecken sich zumeist über mehrere Hektar, weisen kein erkennbares Zentrum und recht unterschiedliche Befunddichten auf. Daher ist vermutlich bei den Notgrabungen in Weitendorf mit den vier gesicherten Hausgrundrissen und den dazwischen liegenden Pfostengruben lediglich ein kleiner Teil des gesamten Dorfes freigelegt worden. Die Häuser sind nicht einheitlich orientiert und folgen den Gegebenheiten des Geländes. Die Anordnung der Gebäude vermittelt den Eindruck einer ungeordneten Streusiedlung, die je nach Bedürfnissen und Notwendigkeiten entstanden ist. Auf dem Übersichtsplan sind zwei deutlich getrennte Bereiche erkennbar, die vermutlich als „Gehöfte“ innerhalb der Siedlung zu bezeichnen sind. Das nördliche „Gehöft“ besteht aus Haus 1 und 2. Die Häuser waren rechteckig mit je vier Pfosten an den Langseiten, etwa 3 m breit und 6 m lang. Ein Graben mit Erdbrücke

in der Mitte lag unmittelbar südlich vor Haus 2 und diente einerseits zur Entwässerung, andrerseits markierte er wohl die südliche Grenze der Gebäudegruppe. Das südliche „Gehöft“ besteht aus Haus 3 und 4 sowie mehreren Pfostengruben nördlich anschließend. Haus 4 ist ein einfacher rechteckiger Pfostenbau mit sechs Pfosten, 3,3 m breit und 4,6 m lang. Haus 3 besteht aus einem Hauptraum mit dreieckigem Abschluss im Norden und einem Vorraum im Süden. Das Haupthaus ist 3 m breit, 6,2 m lang und hat je fünf Pfosten an den Langseiten. Die komplette östliche Langseite besteht aus Doppelpfostengruben, wurde also repariert und völlig erneuert. Der Vorraum ist 1,9 m breit und 3,5 m lang und hat vier Pfosten. Ein ähnliches Haus ist aus Hörbing bei Deutschlandsberg bekannt, das allerdings in gerader Flucht zu den Langseiten einen rechteckigen sechspfostigen Vorraum besitzt. Der neu definierte Haustyp weist damit folgende Kriterien auf: Hauptraum mit fünf bis sechs Pfosten an den Längsseiten und dreieckigem Abschluss, Vorraum oder Vorbau, Breite 3 m, Länge 10 bis 13 m. Nördlich des Hauses 3 befand sich eine eiförmig angeordnete Pfostengruppe, 4 m breit und 6,6 m lang. Die Pfostengruben in der Mitte machen eine zeltförmige Überdachung sehr wahrscheinlich. Eine ähnliche Pfostengruppe, allerdings ohne Mittelstützen, wurde in Sodolek (Slowenien) freigelegt. Haus 3 dürfte wegen seiner Besonderheit am ehesten zu Wohnzwecken gedient haben, über die Funktion der übrigen Häuser und Pfostengruppen können keine gesicherten Aussagen gemacht werden, zumal Benützungshorizonte fehlen. Weiters fehlen Herdstellen, die bislang in keiner der

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Hausgrundrisse der Spätbronzezeit in Weitendorf

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Grafik: ARGIS, 2008

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ergrabenen weststeirischen, slowenischen oder westungarischen Siedlung der Mittel- bis Spätbronzezeit innerhalb eines Gebäudes nachgewiesen werden konnten. Doppelpfostengruben belegen an mehreren Häusern und Pfostengruppen Reparaturarbeiten und somit eine „Zweiphasigkeit“ oder längere Benutzung der Siedlung. Mehr als 100 m von den Häusern der Siedlung entfernt befand sich eine seichte Grube, die hauptsächlich mit grob gemagerten Gefäßen verfüllt war, aber auch eine fast zur Gänze erhaltene Tasse beinhaltete. Die Keramik datiert die Siedlung in Weitendorf von der ausgehenden Spätbronzezeit bis zur älteren Urnenfelderzeit (1.310/1.300– 1.160/1.150 v. Chr.). Für die Datierung sind vor allem die fassförmigen Töpfe mit Dellen am Mundsaum und scharfem Halsknick relevant. Das gilt auch für das Fragment eines bikonischen Topfes mit einem Dekor aus sich kreuzenden Leisten mit Kerbschnitten. Ebenso signifikant ist das völlige Fehlen von Ritzverzierung, die auf der Keramik der Mittelbronzezeit (Bz B2, 1.520–1.430/1.410 v. Chr. und Bz C, 1.430/1.410–1.310/1.300 v. Chr.) in den Siedlungen von Hörbing, Freidorf, Retznei, Petzelsdorf, Groß St. Florian, Zeierling und Schönberg zum Teil recht üppig auftritt. Auch

Tasse mit auszipfelndem Rand aus Weitendorf Foto: ARGIS, 2008

fehlen dreieckige Leisten, die in spätbronzezeitlichen Siedlungen noch häufig vorkommen. Bemerkenswert ist das Fragment einer kalottenförmigen Schüssel mit horizontal ausbiegendem Mundsaum und einer Leiste mit Fingerdellen, das bereits in den ältesten Horizont der Höhensiedlung von Gornja Radgona/ Oberradkersburg überleitet und in die ausgehende ältere/beginnende jüngere Urnenfelderzeit (Ha A2/Ha B1, um 1.030 v. Chr.) datiert. Wenngleich sekundär verlagert, lässt dieses Fragment Rückschlüsse auf das Ende der Besiedlung in Weitendorf zu.

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Rund 2,5 km südwestlich von Lichendorf konnte bei Schönberg eine der bislang ausgedehntesten Siedlungen der Mittel-/Spätbronzezeit in der Steiermark untersucht werden, die sich in Nordost-Südwest-Richtung auf einer Länge von etwa 830 m im Trassenbereich der Koralmbahn nachweisen ließ. Neben einigen anhand von Pfostengruben erschließbaren Gebäudegrundrissen, zahlreichen „Clustern“ von weiteren Pfostengruben, die auf eine mehrphasige Bebauung des Bereiches hindeuten und zahlreichen Gruben – darunter möglicherweise auch sog. „Schlitzgruben“, die Gerald Fuchs zufolge für Gerbereiarbeiten gedient haben könnten – fanden sich auch Gräbchen mit seitlichen Pfostenstellungen, die vermutlich als eine Art Zaun anzusprechen sein dürften.93 Folgt man dem Laßnitztal weiter f lussaufwärts, so begegnet in etwa 5 km Entfernung in Wohlsdorf bei Wettmannstätten erneut eine ausgedehnte Siedlung in Tallage, die sich über eine Fläche von knapp 2,5 ha erstreckte und auf der Koralmbahntrasse auf einer Länge von 480 m erfasst werden konnte.94 Die Siedlung wies eine Orientierung in OstnordostWestsüdwest Richtung auf, insgesamt konnten mindestens 20 Gebäudegrundrisse anhand von Pfostenstellungen rekonstruiert werden, zahlreiche weitere „Pfostengrubencluster“ deuten erneut auf eine Mehrphasigkeit der Siedlung hin. Neben zahlreichen Gruben konnte auch am westlichen und östlichen Rand der besiedelten Fläche jeweils ein Brunnen geborgen werden, die im Feuchtboden gut erhaltene, hölzerne Brunnenkästen besaßen. Darüberhinaus barg insbesondere die Verfüllung des besser erhaltenen westlichen Brunnens unzählige organische Reste, vor allem verschiedene botanische Makroreste. Im Bereich westlich dieses Brunnens konnte schließlich noch eine kleine Gruppe von insgesamt acht urnenfelderzeitlichen Brandgrubengräbern erfasst werden, die in unregelmäßigem Abstand von 3–10 m

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zueinander lagen und durchgehend sehr kleine Grabgruben besaßen.95 Inwieweit ein zeitlicher Zusammenhang zwischen diesen Gräbern und der unmittelbar daneben liegenden ausgedehnten Siedlung bestand, ist naturgemäß vor einer Vorlage der Funde nicht zu eruieren. Etwa 2 km westlich von Wohlsdorf wurden in Schönaich weitere mittel- bzw. spätbronzezeitliche Siedlungsbefunde (zahlreiche Pfostengruben und einzelne Gruben) angeschnitten, jedoch gestaltet sich die Rekonstruktion von Gebäudegrundrissen anhand der Pfostengruben als schwierig und unsicher.96 Die bislang größte festgestellte Dichte an mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlungsstellen weist ein etwa 8 km langer, überaus siedlungsgünstiger Bereich zwischen Deutschlandsberg im Westen und Groß St. Florian im Osten auf, in dem alleine an sechs Stellen weitere einschlägige Siedlungsreste durch die Untersuchungen im Vorfeld des Koralmbahnbaues freigelegt werden konnten. So wurden in dem etwas östlich von Groß St. Florian gelegenen Gussendorf eine ausgedehnte mittel- bzw. spätbronzezeitliche Fundschicht sowie einige Pfostengruben und weitere Gruben erfasst.97 Gebäudegrundrisse waren anhand der Pfostengruben jedoch keine rekonstruierbar. Dasselbe gilt für die nur wenige hundert Meter westlich gelegene benachbarte Fundstelle in Petzelsdorf, wo bereits im Jahr 2002 eine Fundschicht mit teils bemerkenswert reich verzierter (u. a. stempelverzierter) Keramik untersucht werden konnte.98 Dieser Befund wurde bereits mehrmals mit den Ergebnissen der langjährigen Forschungsgrabungen in der nur knapp 300 m südlich davon gelegenen römerzeitlichen Villa von Grünau bei Groß St. Florian in Verbindung gebracht, wobei Gerald Fuchs zuletzt die entsprechende Schicht als „Aktivitätszone im Rand(?)bereich einer Siedlung“ bezeichnete.99 Nur wenige hundert Meter westlich davon entfernt wurde im Zuge einer Rettungsgrabung

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Übersichtsplan der ausgedehnten mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlung von Grub (Fundstelle „Deponie Grub“) mit zahlreichen, einander teilweise überschneidenden Gebäudegrundrissen, die sich anhand der Pfostengruben gut Nach: Fuchs, Trasse Koralmbahn 135, Abb. 23 rekonstuieren lassen 

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im Bereich einer römerzeitlichen Fundstelle eine Grube (oder Feuerstelle?) mit reichlich Keramik untersucht, die insbesonders aufgrund ihres hohen Anteils an stempelverzierter Ware auffiel.100 Die zahlreichen Gruben und Pfostengruben der mittel-/spätbronzezeitlichen Siedlung von Grünau, die eigentlich lediglich als „Nebenprodukt“ der langjährigen Ausgrabungen der Universität Graz (Erwin Pochmarski) in der römerzeitlichen Villa zu Tage kamen, sind bislang leider weitgehend unpubliziert geblieben bzw. nur in Vorberichten vorgelegt worden.101 Inwieweit hier Gebäudegrundrisse rekonstruierbar sind, ist nicht bekannt. Berichtet wird weiters von mehreren zur Siedlung gehörenden Brandgräbern, deren Vorlage mit größtem Interesse entgegenzusehen ist.102 Nur wenige hundert Meter nördlich dieser Villa bzw. unmittelbar südlich von Groß St. Florian und knapp an der Laßnitz gelegen, konnten in Unterbergla weitere Siedlungsbefunde auf der projektierten Bahntrasse festgestellt werden, bei denen es sich um einzelne Pfostengruben, Gruben und Gräbchen sowie diverse Keramikkonzentrationen handelte. Auch für diese Befunde wurde ein chronologischer Rahmen von der Mittelbronze- bis zur Urnenfelderzeit angegeben.103 Rund einen Kilometer südwestlich der Fundstelle in Unterbergla konnte im Bereich östlich von Grub am südlichen Talrand des Laßnitztales in leichter Hanglage eine weitere Siedlungsstelle angeschnitten werden (Fundstelle „Grub-Ost“), die dem Vorbericht zufolge ebenfalls Fundmaterial der Mittelbronze- bis zur Urnenfelderzeit erbrachte. Im Grabungsareal selbst konnte anhand von Pfostengruben ein Gebäudegrundriss rekonstruiert werden, des weiteren fanden sich mehrere Gruben und Gräben.104 Eine der bislang größten mittelbronzezeitlichen Siedlungen der Steiermark konnte im Jahr 2009 ebenfalls in Grub ergraben werden

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(Fundstelle „Deponie Grub“), die sich am südlichen Talrand in leichter Hanglage auf einer f lachen Kuppe befand. Auf einer Fläche von über 16.000 m² wurde hierbei eine Siedlung fast vollständig untersucht, wobei die über 30 aus Pfostengruben erschließbaren Gebäudegrundrisse aufgrund ihrer Verteilung eine Art „Dorfanlage“ erkennen lassen.105 Die Tatsache, dass nur wenige Gebäude „Reparaturen“ aufwiesen und auch das Keramikfundmaterial feinchronologisch homogen wirkte, bewog den Ausgräber Gerald Fuchs zu der Annahme eines nur kurzen Bestehens dieser Siedlung. So es sich bei den auf dem 2011 publizierten Übersichtsplan eingezeichneten Befunden bzw. Gebäuden zum überwiegenden Teil um bronzezeitliche Strukturen handelt, kann wohl alleine schon aufgrund der stellenweise beobachtbaren Überschneidungen von Gebäudegrundrissen sowie auch der damit verbundenen divergenten Ausrichtungen der Gebäude zumindest eine Zweiphasigkeit in der Bebauung vermutet werden. So lassen sich im Bestand deutlich zwei Hauptorientierungen bei der Gebäudeausrichtung erkennen: Der größte Teil der Gebäude – insbesondere im dichter bebauten Südbereich – weist eine Ausrichtung annähernd in der Nord-Süd-Achse auf, während speziell im Nordteil eine Orientierung in West-Ost- bzw. Nordwest-Südost-Richtung dominiert. Nicht zu beantworten bleibt vorerst die Frage, welche von diesen beiden vermuteten Bauphasen älter bzw. jünger anzusetzen sein wird. Östlich dieser „Dorfanlage“ konnten noch weitere vereinzelte Gebäudegrundrisse sowie eine Gruppe von einstmals drei bis vier Gebäuden festgestellt werden, über deren zeitliches Verhältnis zur großen Siedlung keine Angaben vorliegen. Nordöstlich der beschriebenen Siedlung wurden zahlreiche Gruben freigelegt, die teilweise große Mengen an Keramik sowie eingetiefte Vorratsgefäße enthielten. Knapp 80 m östlich davon wurde schließlich noch

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ein einzelnes kleines Brandgrab erfasst, über dessen feinchronologische Einordnung noch nichts bekannt gemacht wurde. Von weiteren mittel- und spätbronzezeitlichen Befunden, die im unmittelbaren Umfeld dieser erwähnten Siedlungen in Grub zu Tage gekommen sind, berichteten zuletzt 2012 Maria Mandl und Lukasz Grzywacz (Bereich „Deponie Grub“ und Grubdorferstraße)106 sowie Lukasz Grzywacz und Gerald Fuchs (Bereich einer f lachen Kuppe im Talboden bei Grub). Gerade letztere Fundstelle erbrachte erneut Reste von mindestens neun Gebäuden, die zumeist mit Nord-SüdAusrichtung angelegt worden waren. Bis auf zwei Gebäude, die „Umbauphasen“ erkennen lassen sollen, dürfte es sich ausschließlich um Reste einer einphasigen Siedlung handeln.107 Zu erwähnen bleiben abschließend noch einzelne mittel- und spätbronzezeitlichen Befunde aus dem wenige hundert Meter westlich gelegenen Bereich der Koralmbahntrasse an der Lebingergleinzstraße108 sowie am Kogelbauerbach, wo einzelne Gruben mitten im Talboden erfasst werden konnten.109 Nur knapp 3 km westlich dieses konzentrierten Siedlungsbereiches rund um Unterberg­ la und Grub wurde bereits 1991 in Hörbing am Südrand von Deutschlandsberg die bis dahin größte mittel- bzw. spätbronzezeitliche Flachlandsiedlung der Steiermark im Zuge einer Rettungsgrabung durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) untersucht. Trotz einer ergrabenen Fläche von knapp 9.000 m² war die Gesamtausdehnung dieser Siedlung nicht eindeutig feststellbar, schien doch in erster Linie der Zentralbereich erfasst worden zu sein, die Siedlungsperipherie blieb indes unklar.110 Besonders im Südbereich der ausgedehnten Rettungsgrabungsf läche ließ sich eine deutliche Befundkonzentration feststellen, während der nördlich anschließende und auch großf lächiger untersuchte Bereich ein Ausdünnen der Bebauungsreste erkennen lässt. Der Nordteil

wird durch einen zusedimentierten, etwa 1 bis 7 m breiten, leicht mäandrierenden seichten Flussarm (der Laßnitz) geprägt, auf dessen beiden Seiten in geringem Abstand Gebäudereste konstatiert werden konnten. In einzelnen Abschnitten beinhalteten die Sedimentschichten reichste Fundkonzentrationen, die wohl eher als Abfallplätze denn als „Uferverstärkung“ anzusprechen sind.111 Im Bereich von Gebäude („Hütte“) 6 war es weiters möglich, eine als „Wegspur“ zu interpretierende, zum Flussarm führende Verfärbung auszumachen.112 Aus einer der Verfüllungen dieses „Gerinnes“ stammt eine Holzkohlenprobe, die ein RadiokarbonDatum von 3090±60 BP (kalibriert 1430−1310 BC) erbrachte.113 Im Umfeld dieses Siedlungskerns konnten in weiterer Folge immer wieder einzelne Bereiche im Zuge von Rettungsgrabungen untersucht werden, die weitere mittelbzw. spätbronzezeitliche Befunde und Funde erbrachten.114 Derzeit kann nicht mit Sicherheit angegeben werden, ob diese Objekte allesamt zu dieser größeren Siedlung zu rechnen sind, oder – analog zur Situation um Grub und Unterbergla – als Reste von umliegenden kleinen Siedlungsstrukuren, etwa Gehöften oder Weilern, zu betrachten sind. Die sechs bislang rekonstruierten Gebäudegrundrisse in Hörbing vermitteln das Bild einer Streusiedlung, wobei keine einheitliche Ausrichtung der einzelnen Gebäude festzustellen ist. In der Mehrzahl handelt es sich um annähernd in Nord-Süd- bzw. Nordwest-SüdostRichtung orientierte Häuser, doch lassen sich auch Ost-West gerichtete Gebäude ausmachen. Tendenziell weisen die Gebäude im ergrabenen Südteil etwas größere Dimensionen auf als die mitunter isoliert stehenden Häuser im Nordbereich bzw. am Flussarm.115 Inwieweit daraus funktionelle Rückschlüsse ableitbar sind, bleibt der eingehenden längst überfälligen Bearbeitung der Befunde und Funde zu beantworten vorbehalten. Dasselbe gilt überhaupt für die

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Frage nach gesonderten Funktions- bzw. Aktivitätsbereichen innerhalb der Siedlung. Anzuführen bleibt noch eine bei fast allen Gebäuden in Hörbing nachweisbare Mehrphasigkeit, die sich auch im Fundmaterial gut widerspiegelt. Die bislang für die gesamte „steirische Urgeschichte“ einzigartige Besiedlungsdichte im Laßnitztal setzt sich auch im südlich davon gelegenen und annähernd parallel verlaufenden Gleinztal fort, wenngleich in deutlich bescheidenerem Ausmaß. So konnte im Jahr 1987 in Lamperstätten neben Siedlungsresten durch einen Suchschnitt auch ein Sohlgraben von geringer Tiefe und einer Breite von 1,7 m erfasst werden, der die Siedlungsf läche an der Ostseite unterhalb einer f lachen Geländekante abschloss.116 Die Datierung des Grabens in die Mittel-/Spätbronzezeit ist allerdings wegen der wenigen uncharakteristischen prähistorischen Keramikfunde aus der Verfüllung nicht als zwangsläufig zu betrachten, auch bleibt der fortifikatorische Charakter zu hinterfragen.117 Für die weniger als einen Kilometer entfernte Fundstelle in Hasreith wird ebenfalls ein bei Rettungsgrabungen angeschnittener, über 1 m tiefer Spitzgraben am Rand des erkennbaren bronzezeitlichen Siedlungsbereiches erwähnt.118 Die Siedlung von Hasreith wurde ausschnittweise bei Rettungsgrabungen 1987 und 2001 untersucht, wobei Reste von zumindest zwei schräg zueinander versetzten Gebäuden angeschnitten wurden, gereihte Pfostenlöcher im Nordteil der Grabungsf läche deuten auf einen dritten Ständerbau hin. Als aus Pfostengruben annähernd vollständig erschlossener Grundriss ist lediglich ein im Jahr 2001 ergrabenes Gebäude mit einer rekonstruierten Größe von knapp 8 x 2 m anzusprechen.119 Im Hinblick auf die typologisch für die Mittelbronzezeit bereits entwickelt wirkenden veröffentlichten Keramikfunde scheint ein Radiokarbondatum aus einer seichten Grube von 3180±50 a BP (kalibriert 1520−1410 v. Chr.) ausgesprochen früh,

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hier bleibt – wie so oft – die befundkontextuelle Gesamtmaterialvorlage abzuwarten.120 Eine weitere Fundstelle aus dem Gleinztal muss auf Grund ihrer bereits teilweise vorgelegten und somit beurteilbaren Keramikfunde Erwähnung finden. Es handelt sich hierbei um die im Jahr 2002 beim Bau der Gasleitung TAG LOOP II angeschnittene mittelbronzezeitliche Siedlung von Zeierling, die sich in Talbodennähe bzw. leichter Hanglage am Hügelzug zwischen Laßnitz- und Gleinztal befindet.121 Unter einer 0,3 m dicken Hangschwemmschicht konnten eine Feuerstelle sowie eine Pfostengrube dokumentiert werden, zwischen denen zahlreiche Keramikfragmente geborgen wurden. Der 2002 von Hannes Heymans ausgesprochenen Zuordnung der Keramikfunde zur Virovitica-Gruppe122 kann in Anbetracht der reich ritzlinienverzierten Keramik aus Zeierling nicht zugestimmt werden,123 ist Vergleichbares doch gerade im Bereich der Virovitica-Gruppe unbekannt.124 Aus dem Bereich südlich von Deutschlandsberg und aus dem Sulmtal ist mittlerweile eine ganze Reihe von weiteren Fundstellen bekannt geworden, von denen jedoch bislang nur wenige Funde vorgelegt worden sind, wodurch eine Beurteilung naturgemäß erheblich erschwert wird. Einen der erstaunlich wenigen Bronzefunde der westlichen Steiermark stellt ein noch unpubliziertes und heute im Universalmuseum Joanneum verwahrtes Griffzungenschwert aus Freiland bei Deutschlandsberg dar, das in die Stufe Bz D gestellt werden kann. Genauere Fundnachrichten sind zu diesem Altfund nicht bekannt.125 In den Jahren 2004 und 2005 wurde in Leibenfeld südlich von Deutschlandsberg ein isolierter, durch spätere Nutzung überprägter Hügel untersucht, bei dem es sich entsprechend dem Vorbericht um einen mittelbronzezeitlichen Grabhügel handeln soll.126 Der Befund ist bis zur detaillierten Veröffentlichung der Grabungsergebnisse wohl nicht ausreichend beurteilbar.

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Aus dem in unter 2 km Entfernung südlich dieses Hügels gelegenen Areal der mittelalterlichen Wehranlage „Alt-Hollenegg“ bei Hollenegg stammen als Streufunde wenige Keramikbruchstücke, die zumindest grob eine Datierung in die Mittel- bzw. Spätbronzezeit erlauben.127 Zugehörende Befunde waren nicht feststellbar. Die Fundstelle selbst liegt im Falle von Hollenegg nicht im hier stark versumpften Talboden, sondern in mäßig steiler, im Mittelalter durch die Errichtung der Wehranlage stark überprägter Hanglage.128 Südlich von Hollenegg setzt sich am Beginn des Sulmtals die Reihe von mittel- und spätbronzezeitlichen Fundstellen in Freidorf nahe St. Peter im Sulmtal fort, wo auf einer Fläche von annähernd 8 ha bronzezeitliche Keramik über Jahrzehnte hinweg aufgelesen werden konnte.129 Diese ausgedehnte Siedlung erstreckte sich auf einer sanften, leicht kuppenförmigen Flussterrasse, die im Zwickel zwischen Schwarzer Sulm im Norden und dem Boderbach im Süden lag. Im Zuge von Rettungsgrabungen wurde zuletzt von bislang drei freigelegten Objekten berichtet, die allesamt reiche und bemerkenswert vollständig erhaltene Keramikgefäßreste enthielten und von denen zwei (Objekt 1 und 2) im Jahr 2007 von Andreas Bernhard vorgelegt werden konnten. Bemerkenswert sind hierbei insbesondere die offensichtlichen feinchronologischen Differenzen innerhalb der Keramikspektren der beiden Objekte, die erneut eine Mehrphasigkeit der Siedlung erwarten lassen. Diese gut abgrenzbaren Geschirrsätze bewogen den Verfasser im Jahr 2007 dazu, die Keramikfunde aus der offenkundig älteren Grube (Objekt 1) – zusammen mit Funden aus Retznei – zur Umschreibung des Typenbestandes des ältesten greif baren mittelbronzezeitlichen Horizontes in der Steiermark heranzuziehen (Horizont Retznei–Freidorf 1).130

Um Streufunde handelt es sich hingegen bei einigen wenigen Keramikbruchstücken aus dem südwestlich von Freidorf im Sulmtal gelegenen Pölfing-Brunn, wobei sich ein Fragment auf Grund seiner üppigen Ritzlinienverzierung chronologisch klar als mittelbronzezeitlich einstufen lässt.131 Auch diese bislang nicht weiter untersuchte Siedlung befindet sich im Talbodenbereich in unmittelbarer Nähe zum f ließenden Gewässer. Von weiteren mittel- bzw. spätbronzezeitlichen Funden ist aus dem wegen seiner hallstattzeitlichen Gräber archäologisch weithin bekannten Kleinklein berichtet worden. Dabei handelt es sich um Siedlungsreste (Pfostengruben und Keramik), die 1995 bei der Ausgrabung des Fürstengrabes „Kröll-/Schmiedkogel“ im Talbereich der unweit entfernt in die Sulm mündenden Saggau untersucht wurden.132 Die nächsten Funde mittel- bzw. spätbronzezeitlicher Zeitstellung können erst wieder im Bereich der Einmündung der Sulm in die Mur aus Leibnitz angeführt werden, von wo zwei heute im Universalmuseum Joanneum aufbewahrte bronzene Lappenbeile stammen.133 Es handelt sich dabei um ein Lappenbeil vom Typ Greiner Strudel der Stufe Bz C,134 sowie um ein Lappenbeil vom Typ Freudenberg,135 eine bekanntlich im Südostalpenraum weit und zahlreich verbreitete Beilform der Stufen Bz D und Ha A. Siedlungsreste der mittleren Bronzezeit konnten weiters im knapp 2 km südlich von Leibnitz gelegenen Retznei festgestellt werden, das in einem vom Af lenzbach durchf lossenen westlichen Seitental des Murtales liegt.136 Die Fundstelle selbst liegt in leichter Hanglage und wurde durch eine römerzeitliche Villa überbaut und entsprechend stark in Mitleidenschaft gezogen. Aus einer teilweise intakten mittelbronzezeitlichen Kulturschicht sowie verlagert aus römischen Befunden konnten zahlreiche Keramikfragmente geborgen werden. Für diese

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Kulturschicht liegt ein bemerkenswert frühes Radiokarbondatum vor (3260±110 BP; kalibriert 1670−1420 BC), demzufolge die Funde aus Retznei die älteste bislang bekannte bzw. greif bare mittelbronzezeitliche Keramik in der Steiermark darstellen sollten. Mittlerweile lässt sich auf der Basis der publizierten Keramikfunde jedoch sehr gut nachvollziehen, dass die Siedlung in Retznei als mehrphasig einzustufen sein wird und vermutlich sowohl die Stufen Bz C als auch Bz D abdeckt. Ein Beginn der Besiedlung dieses Platzes sogar schon in Bz B2 kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, wird doch vom Ausgräber Bernhard Schrettle auch eine bislang unpublizierte Bronzenadel mit vierkantigem Schaft erwähnt,137 die wohl noch Bz C voranzustellen sein wird. Wie so oft, bleibt auch hier die kontextuelle Fundvorlage vor einer abschließenden Beurteilung abzuwarten. Nichtsdestotrotz konnten bereits im Jahr 2007 Keramikfunde aus dem Retzneier Konvolut zur Definition des ersten mittelbronzezeitlichen Horizontes (Retznei–Freidorf 1) in der Steiermark herangezogen werden.138 Zum Abschluss dieses Überblickes über die Fundstellen der mittleren und späten Bronzezeit in der Weststeiermark gilt es noch deren nördlichen Bereich am Fuße der Gleinalpe bzw. westlich von Graz zu beleuchten, wo in Södingberg entsprechende Siedlungsreste durch Begehungen und auch Ausgrabungen erfasst werden konnten.139 Wieder einmal stellten die mittel- und spätbronzezeitlichen Funde und Befunde ein „Nebenprodukt“ der Ausgrabung in einer römerzeitlichen Villa (und einer davon überbauten latènezeitlichen Siedlung) dar, die das nordöstliche Ende einer größeren Talerweiterung des mittleren Södingtales einnahm. Die bronzezeitlichen Siedlungsreste konzentrierten sich hierbei auf den vorderen hochwassergeschützten Randbereich der oberen der beiden Talstufen, wobei ein kleiner, in die Söding mündender Bachlauf nach Norden

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hin die Grenze bildet. Über die Einschätzung der Gesamtausdehnung dieser Siedlung liegen trotz allem keine abschließenden Angaben vor, bronzezeitliche Funde streuen allerdings über eine Ackerf läche von etwa 250 x 100 m. Bereits bei ersten Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes (Bernhard Hebert) im Jahr 1997 konnte verlagertes bronzezeitliches Fundmaterial angetroffen werden, das allerdings in den ersten Berichten noch als frühbronzezeitlich eingestuft worden war.140 Im Anschluss an geophysikalische Untersuchungen des Villen­areals durch das Österreichische Archäologische Institut (Stefan Groh) wurde 2008 ein Sondageschnitt zur Überprüfung der Messergebnisse angelegt, der im Westbereich bereits stark verschliffene bronzezeitliche Siedlungsreste erbrachte. So konnten lineare Pfostengrubenreihen von zwei sich offenkundig überlagernden Gebäuden sowie einige Gruben erfasst werden. Das assoziierbare Keramikfundmaterial bekräftigt diese Zweiphasigkeit der Siedlung, wobei eine ältere Phase der Stufe Bz C2 bzw. des Horizontes Hörbing-Petzelsdorf aufgrund der reich ritzlinienverzierten Keramik von einer jüngeren Phase differenziert werden konnte, deren Keramikfunde durchgehend Merkmale des darauf folgenden Bz D-zeitlichen Horizontes Vorwald-Hasreith aufweisen.141 Im nur wenige Kilometer weiter westlich des Södingtales gelegenen oberen Kainachtal sind mittlerweile von vier Fundorten entsprechende mittel- und spätbronzezeitliche Funde bzw. Befunde bekannt geworden. Von besonderem Interesse ist hierbei das Gebiet südlich von Köflach, wo in Pichling in geringer Entfernung vom Lankowitzbach in überwiegend f lacher Hanglage Reste mehrerer bronzezeitlicher Siedlungen festgestellt werden konnten.142 Insgesamt wurde 1994 von Gerald Fuchs von einer durch Oberf lächenfunde abschätzbaren, mehr oder minder stark zusammenhängenden Siedlungsf läche von annähernd 23 ha berichtet, was das zu diesem

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Zeitpunkt mit Abstand größte bronzezeitliche Siedlungsareal der Steiermark darstellte.143 An drei Stellen innerhalb dieses Areals wurden bislang Ausgrabungen durchgeführt, wobei nur für die letzten beiden eine relevante Befundsituation zu konstatieren ist, die erste Rettungsgrabung 1979 wurde hingegen nicht von archäologischer Seite vorgenommen.144 1992 wurde auf der Ackerparzelle 214 im Bereich von oberf lächlich sichtbaren Steinund Keramikkonzentrationen eine Fläche von knapp 100 m² untersucht.145 Dabei wurde unter dem Humus eine nur noch 0,1 bis 0,15 m dünne bronzezeitliche Kulturschicht festgestellt, die bereits durch zahlreiche rezente Ackerfurchen tief gestört war. An drei Stellen waren größere Fundkonzentrationen in der ansonsten mit Funden nur spärlich durchsetzten Schicht auszumachen. Unter dem Kulturschichtrest wurden schließlich Reste von 28 Gruben unterschiedlicher Größe und wohl auch Funktion dokumentiert, wobei von Gerald Fuchs in erster Linie an Materialentnahmegruben gedacht wurde, die in Zweitverwendung fallweise als Abfallgruben dienten.146 Hausgrundrisse waren auf Grund der Befundsituation nicht erkennbar, vielmehr scheint es sich um ein „intensiv genutztes Areal am Siedlungsrand“ gehandelt zu haben.147 Die Ausgrabung 1993 auf einer langgestreckten Fläche von 5 x 130 m erbrachte in erster Linie den Nachweis einer bereits starken Zerstörung der bronzezeitlichen Befunde durch spätere römische und neuzeitliche Überbauung bzw. landwirtschaftliche Nutzung.148 Nur wenige Grubenfüllungen bzw. Schicht­ reste sind erhalten geblieben, die sich auf einer Länge von ca. 15 m konzentrierten, doch war die Ausdehnung der Siedlung wesent­lich größer, wie disloziertes Fundmaterial in jüngeren Befunden zeigte. Mangels besserer Vergleichsmöglichkeiten wurde das keramische Fundmaterial von

Gerald Fuchs 1993 in die frühe Bronzezeit datiert,149 eine Datierung, die nunmehr nach Vorlage zahlreicher auch radiokarbondatierter Fundkomplexe in die mittlere bzw. späte Bronzezeit korrigiert werden kann, wobei gerade das Pichlinger Fundmaterial aus typologischer Sicht engste Verwandtschaft zu der aus Oloris bei Dolnji Lakoš im slowenischen Prekmurje vorgelegten Keramik erkennen lässt. Aus Puchbach bei Köf lach stammt schließlich noch eine Bronzenadel mit geschwollenem, ungelochtem Hals, die dort im Wald beim Ausgraben eines Wurzelstockes gefunden worden sein soll.150 Eine weitere Bronzenadel wurde bereits 1990 nahe Bärnbach aufgefunden und im Jahr 2009 durch Christoph Gutjahr vorgelegt. Die außergewöhnlich große Gewandnadel wurde dem Typ Hulin zugewiesen, der eine frühbzw. älterurnenfelderzeitliche Form darstellt.151 Wenige Streufunde der mittleren oder späten Bronzezeit sind darüber hinaus unlängst von der nur wenige Kilometer nördlich von Pichling gelegenen Fundstelle Piber bei Köf lach bekannt geworden, wo bei Arbeiten für Wasserleitungsgräben auch signifikante Keramikfunde von Marcel Stering geborgen werden konnten. Befunde waren auf Grund der fortschreitenden Bautätigkeiten keine mehr feststellbar.152 Abschließend bleiben noch drei Lappenbeile vom Typ Freudenberg anzuführen, von denen zwei in 1,2 m Tiefe nahe der Höllimühle in Niedergößnitz bei Voitsberg gefunden wurden und bei denen es sich möglicherweise – ähnlich wie in Altenmarkt bei Riegersburg in der Oststeiermark153 – um ein kleines Beildepot handeln könnte.154 Ein drittes Beil vom Typ Freudenberg (Variante Retz) konnte im Garten des Sattelhauses Stübler in Salla bei Voitsberg geborgen werden.155 Zusammenfassend kann zur Besiedlung der Weststeiermark in der Mittel- und Spätbronzezeit festgehalten werden, dass diese zum momentanen Zeitpunkt die weitaus am besten erforsch-

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te Siedlungslandschaft darstellt. Vereinzelte großf lächigere Ausgrabungen, wie beispielsweise im Laßnitztal und in Hörbing bei Deutschlandsberg, erlauben weiters erste Aussagen zum Aussehen und zur inneren Struktur derartiger, mitunter f lächenmäßig beachtlich ausgedehnter Siedlungen, wobei sich bemerkenswerte Übereinstimmungen mit den teils neu ergrabenen zeitgleichen Siedlungen in Nord- bzw. Nordostslowenien (Oloris, Sodolek, Pince) abzeichnen. Grazer Becken Das geographisch zwischen der Ost- und Weststeiermark gelegene ausgedehnte Grazer Becken, welches annähernd mittig von der Mur durchf lossen wird, stellt eine der am dichtesten besiedelten und gleichermaßen am besten erforschten Mikroregionen in der Steiermark dar, was nicht zuletzt auf die Nähe zu der Landeshauptstadt Graz und den dort ansässigen Forschungseinrichtungen zurückzuführen ist. Als Eckpfeiler der urgeschichtlichen Besiedlung des Grazer Beckens können zweifelsohne die durch spätere Überbauungen weitgehend zerstörte Höhensiedlung am Grazer Schlossberg sowie der Wildoner Schlossberg und Buchkogel am Südende des Beckens betrachtet werden. Nach Norden hin schließen zwei weitere und deutlich kleinere Beckenlandschaften an, die auch bereits in den inneralpinen Bereich überleiten. Es sind dies die Becken von Gratkorn und Deutschfeistritz, in denen auch kleinräumige Verkehrsknotenpunkte gesehen werden dürfen. Obwohl die Forschungen und Rettungsgrabungen der letzten Jahre bedeutende neue Erkenntnisse vor allem zur älter- bis späturnenfelder- und auch hallstattzeitlichen Besiedlung im direkten Umfeld der beiden Zentralsiedlungen erbrachten, lässt sich in Hinblick auf die mittlere und späte Bronzezeit bzw. frühe Urnenfelderzeit nur wenig Neues beisteuern. Erwähnung finden müssen hierbei – wie schon

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so oft – in erster Linie die noch unpublizierten Ergebnisse der Aufarbeitung der mehrjährigen Forschungsgrabungen auf dem Wildoner Schlossberg durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer), die eine kontinuierliche Besiedlung des markanten Inselberges u. a. (und was hier von Interesse ist) von der mittleren Bronzezeit bis in die späte Urnenfelderzeit (und weiter) nachweisen können, womit der Wildoner Schlossberg auch für diese Zeitabschnitte eine nicht nur für die Steiermark einzigartige Befundsituation bietet.156 Ähnliches dürfte für die durch die spätere Überbauung wohl weitgehend zerstörte Siedlung am Grazer Schlossberg zu vermuten sein. Einer bereits 1968 von Walter Modrijan und danach 1981 von Diether Kramer vorgelegten Aufzählung der zahlreichen mittel- und spätbronzezeitlichen (Bronze-)Funde aus dem Grazer Stadtgebiet ist bis heute nur wenig Neues beizufügen.157 1997 wurden sämtliche bis dahin bekannten bronzezeitlichen Funde aus dem Grazer Stadtgebiet im Rahmen einer archäologischen Übersicht im 53. Band der Österreichischen Kunsttopographie von Wolfgang Artner erneut vorgelegt und aktualisiert sowie mit einer ausführlicher Bibliographie versehen.158 Einschließlich der schon von Modrijan und Kramer publizierten Altfunde kommt Artner insgesamt auf eine nicht unbedeutende Anzahl von 23 Funden bzw. Fundstellen, wobei es sich dabei in 21 Fällen um Bronzefunde handelt und nur bei zwei Fundposten um Keramikfunde (im Bereich der Kirche St. Johann und Paul in Wetzelsdorf 159 sowie von einem nicht näher bekanntem Ort im Grazer Stadtgebiet160). Diese sind bislang unpubliziert geblieben, sodass eine Überprüfung der Datierung nicht möglich ist. Eine erneute Zusammenstellung dieser mittel- und spätbronzezeitlichen Funde aus Graz, die auf den genannten Arbeiten basierte, erfolgte schließlich 2007 durch den Verfasser.161

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Bei den von Modrijan, Kramer und Artner erwähnten Funden handelt es sich um einen Bronzearmring,162 ein Griffzungenschwert vom Typ Traun (Bz C), das angeblich zusammen mit einem weiteren Schwert gefunden worden sein soll,163 ein Griffdornmesser aus der Frühwirt-Schottergrube in der Triesterstraße,164 ein Bronzebeil mit trapezförmiger Nackenplatte165 und eine bronzene Lanzenspitze166 aus dem Bereich Tegetthoff brücke-Belgiergasse, ein weiteres Griffzungenschwert vom Typ Reutlingen, Variante Baierdorf, das möglicherweise aus einem zerstörten Grab der Stufe Bz D stammt,167 ein bronzenes Absatzbeil mit herzförmiger Rast und rundem Nackenausschnitt von der Neuholdau der Stufe Bz B,168 einen Bronzedolch vom Plabutsch,169 eine Kugelkopfnadel mit schräg durchlochtem Kopf aus der Schottergrube Portenschlager der Stufe Bz B,170 ein Bronzemesser vom Typ Baierdorf aus einer Sandgrube in Engelsdorf,171 eine bronzene Rollenkopfnadel mit geradem Schaft (Bz B – Bz C)172 sowie eine Nagelkopfnadel mit gewölbtem Schaft aus der Amtmanngrube in Wagram.173 Ebenfalls aus Rudersdorf stammt ein Griffplattenschwert vom Typ Gamprin der Stufe Bz B.174 Zu erwähnen sind weiters eine zweite bronzene Rollenkopfnadel mit geradem Schaft aus der Amtmanngrube II in der Laubgasse, die in 4 m Tiefe zusammen mit einem Bronzearmband und einer „Rollennadel“ gefunden wurde,175 sowie, aus derselben Sandgrube, eine bronzene Kugelkopfnadel176 und ein Bronzearmreif.177 Aus dem nördlichen Stadtgebiet von Graz liegt schließlich noch ein bronzener Armreif mit Spiralenden vor, der 1936 in der Schottergrube Kicker bei der Kanzel gefunden wurde.178 Einen Neufund stellt nunmehr eine bronzene Sichelnadel aus Graz-Gösting dar,179 deren sichelförmiger Schaft weggebrochen ist. Der reich verzierte, scheibenförmige Nadelkopf mit Ansatz des verdickten, durchbohrten Schaftes erlaubt eine Zuordnung zum Typ Wetzleins-

dorf, Variante Pasohlávky, der einen der Leitfunde der beginnenden Mittelbronzezeit (Bz B1) bzw. der Stufe Mistelbach-Regelsbrunn der beginnenden Hügelgräberkultur an der mittleren Donau schlechthin darstellt.180 Aus dem Bereich nördlich von Graz können bislang erst zwei Fundstellen namhaft gemacht werden, wo zum einen in Gratwein bereits 1911 ein bronzenes Vollgriffschwert mit oval-achtkantigem Griff der Stufe Bz C gefunden wurde,181 zum anderen konnten 2004 von Sigrid Ehrenreich und Gerald Fuchs Keramikfunde aus Deutschfeistritz vorgelegt werden, die als Streufunde nahe des heutigen Murufers bei Bauarbeiten getätigt wurden.182 Neben teilweise reich mit Ritzlinien in Form von hängenden konzentrischen Dreiecken verzierten Groß- bzw. Kegelhalsgefäßfragmenten mit Tunnelhenkeln, einem Henkelgefäß mit gitterförmiger Ritzverzierung sowie einer sanft profilierten (Henkel-)Tasse begegnen auch Bruchstücke von Keramik mit feinen schrägen Kanneluren in Kombination mit gratigen, plastischen Leisten. Für diese Funde wurde von Ehrenreich und Fuchs eine pauschale Datierung in die Stufen Bz C und Bz D ausgesprochen.183 Aus der Ebene südlich von Graz ist des weiteren ein bereits altbekannter Bronzefund, ein Beil mit lappenförmigem Absatz (Variante II) der Stufe Bz D aus Premstätten (Unterpremstätten), der Vollständigkeit halber anzu­ führen.184 Im Südwesten des Grazer Feldes, d. h. westlich des Kaiserwaldes und schon am Übergang zum unteren Kainachtal, konnten im Zuge von Rettungsgrabungen unter der Leitung von Wolfgang Artner im Bereich einer römerzeitlichen Siedlung in Dietersdorf auch mehrere mittel- bis spätbronzezeitliche Siedlungsobjekte untersucht werden, von denen eine Reihe von Gruben hervorzuheben ist, die zahlreiche Keramikfunde enthielten. Für die Grube Obj. 40, in deren stark holz-

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kohlehältigen Verfüllung sich auch noch ein tönernes Webstuhlgewicht sowie Flussgeschiebe und Bruchsteine fanden, wird sogar von Resten von zumindest zehn Gefäßen berichtet. Pfostengruben bezeugen bronzezeitliche Gebäudereste, wobei es sich allerdings wohl nicht um „Ständerbauten“ gehandelt haben kann, sondern um Pfostenbauten.185 Der Südabschluss des Grazer Beckens wird von dem markanten Hügelzug des Wildoner Schlossberges und Buchkogels gebildet, der gleichzeitig auch die natürliche Grenze zum südlich davon gelegenen Leibnitzer Feld darstellt. Die günstige Lage an einer Engstelle der Mur und nahe der Einmündungen von Kainach und Laßnitz in diesen Fluss sowie die verkehrsgeographisch und auch unter fortifikatorischem Gesichtspunkt begünstigte Lage prädestinierten diese Erhebung für Siedlungszwecke. Zumindest für den Wildoner Schlossberg lassen sich u. a. auch (weiterhin unpublizierte) Keramikfunde der mittleren und späten Bronzezeit anführen, die eine Besiedlung dieser Höhenlage in den hier relevanten Zeitabschnitten zu belegen vermögen. Von nicht geringer Bedeutung sind allerdings Befunde, die im Jahr 2004 im Zuge von Rettungrabungen durch den Kulturpark Hengist unter der Leitung von Christoph Gutjahr im Areal eines ausgedehnten spätbronzezeitlichen Gräberfeldes in Kainach bei Wildon freigelegt werden konnten.186 Dieses Gräberfeld, auf das später noch zurückzukommen sein wird, befand sich rund 1,5 km nordwestlich des Wildoner Schlossberges und nur wenige hundert Meter nördlich der Kainach. In dem später als Nekropole genutzten Bereich konnten einzelne Gruben festgestellt werden, die u. a. reiches Keramikfundmaterial der mittleren und frühen späten Bronzezeit enthielten.187 Das Bemerkenswerte an diesen Gruben ist einerseits ihre weitgehend isolierte Lage fernab von weiteren Siedlungsobjekten und andererseits ihr Inhalt: So enthielten die eher im Westbereich der Grabungsf läche ge-

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legenen Gruben Obj. 147, 148 und 352 reiche Keramikinventare, wobei jedoch keine Ganzgefäße erfasst werden konnten. Vielmehr schienen mehr oder minder große zerscherbte Partien von Gefäßen intentionell in diesen Gruben niedergelegt worden zu sein, wobei man unweigerlich an eine Art von „Keramikdepot“ denken könnte. Im Gegensatz dazu enthielten die östlich davon und in einem Umkreis von etwa 20 m gelegenen Gruben Obj. 354, 358 und 408 massive Konzentrationen bzw. Lagen von teils hitzegeröteten Rollsteinen sowie verkohlten Getreideresten und kalzinierte Tierknochen. Christoph Gutjahr erwog aus diesem Grund eine Interpretation dieser Objekte als Abfallgraben mit Rückständen von Kultmählern oder Brandopfern, die einer Profanisierung entzogen werden sollten.188 Auf diese Befunde, die wohl mit Rechte in ein – wie auch immer geartetes – kultisches Umfeld zu stellen sein könnten, wird weiter unten noch genauer einzugehen sein. Ähnlich wie in der Oststeiermark ist auch das Bild der mittel- und spätbronzezeitlichen Besiedlung im Umfeld von Graz weiterhin in erster Linie von Zufallsfunden geprägt, wobei es sich naturgemäß primär um Bronzefunde handelt, denen in Relation nur wenige Keramikfunde zur Seite gestellt werden können. Die Bronzefunde liefern – beinahe erwartungsgemäß – eine Rahmendatierung von Bz B bis Bz D und belegen somit eine kontinuierliche Besiedlung bzw. Benutzung während der gesamten mittleren und späten Bronzezeit. Die wenigen untersuchten Siedlungsreste aus diesem Bereich vermögen zwar anzudeuten, dass wohl mit einer ähnlich dicht besiedelten Siedlungslandschaft wie in angrenzenden Bereichen der Weststeiermark gerechnet werden darf, doch bleibt der Nachweis dafür erst zu erbringen. In Hinblick auf die rasante, von archäologischer Seite nur in Ausnahmefällen überwachte großf lächige Verbauung des Grazer Feldes stellt dies jedoch eine nur schwer realisierbare Aufgabe dar.

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Oststeiermark Verglichen mit der wesentlich besser erforschten Weststeiermark sind aus der f lächenmäßig sogar etwas ausgedehnteren Oststeiermark ausgesprochen wenige Fundstellen der mittleren und späten Bronzezeit bekannt, von denen allerdings teilweise beachtliche Einzelfunde namhaft gemacht werden können. Dabei handelt es sich zum überwiegenden Teil um zufällig getätigte Bronzefunde, wie beispielsweise ein Griffzungenschwert vom Typ Reutlingen von der Riegersburg,189 ein Lappenbeil aus Altenmarkt bei Fürstenfeld,190 ein mittelständiges Lappenbeil aus St. Johann in der Haide bei Hartberg,191 zwei mittelständige Lappenbeile vom Typ Freudenberg aus Altenmarkt bei Riegersburg (Hortfund?),192 zwei mittelständige Lappenbeile mit brettförmigem Oberteil und das für den Typ eponyme mittelständige Lappenbeil aus Radkersburg (Typ Radkersburg),193 ein dem Typ Dellach nahestehendes mittelständiges Lappenbeil aus der Umgebung von Bad Radkersburg194 sowie die Bruchstücke einer bronzenen Zungen(?)- bzw. Knopfsichel und eines mittelständigen Lappenbeiles vom Saazkogel bei Feldbach.195 Die Mehrzahl dieser Funde kann in die Stufe Bz D datiert werden, wobei gerade bei den angeführten Beiltypen ein Fortlaufen in Ha A evident ist, wie es gleichartige Stücke in dem jüngeren Hortfund von Hummersdorf (nordwestlich von Bad Radkersburg) belegen.196 Während die Bronzefunde also eine entsprechend dichte Besiedlung, zumindest aber Begehung am Übergang von der späten Bronzezeit zur frühen Urnenfelderzeit suggerieren, lassen sich dem bislang – insbesondere im Vergleich zur Weststeiermark – nur bescheidene konkrete Siedlungsreste gegenüberstellen: Dabei handelt es sich beispielsweise um Reste einer bronze- oder urnenfelderzeitlichen Siedlung in Bairisch Kölldorf bei Bad Glei-

chenberg, wo bei Bauarbeiten 1977 an zwei ca. 300 m voneinander entfernten Stellen Objekte (Gruben etc.) angeschnitten wurden.197 Das Fundmaterial ist unpubliziert. In Vorberichten erwähnt wurden zum anderen mehrere bronzezeitliche Gruben, die 1969 bei den Grabungen der Universität Wien im römerzeitlichen Hügelgräberfeld von Kapfenstein-Kölldorf, ebenfalls bei Bad Gleichenberg gelegen, angeschnitten wurden.198 Von diesen Objekten, die allesamt unter römischen Hügelgräbern oder in deren direktem Umfeld lagen, wurden 1986 zwei Gruben von Michaela Lochner publiziert, wobei diese in der Mehrzahl Funde der frühkupferzeitlichen Lasinja-Kultur enthielten.199 Nur bei wenigen Keramikfragmenten ist eine bronzezeitliche Datierung denkbar,200 hier hat vor weiteren Schlüssen eine erneute Revision der Funde zu erfolgen. Vom knapp zwei Kilometer nördlich dieser Fundstelle gelegenen Kapfensteiner Kogel stammen aus dem Bereich einer ausgedehnten (spät)urnenfelderzeitlichen Höhensiedlung Keramikfunde, die bei der Anlage eines Weingartens nach dem Rigolen aufgesammelt werden konnten.201 Aus dem umfangreichen Fundkonvolut konnte von Martin Penz 1999 unter anderem auch (spät)bronzezeitliche Keramik vorgelegt werden, die aus typologischer Sicht engste Übereinstimmungen mit den Keramikfunden aus der Siedlung Oloris bei Dolnji Lakoš im benachbarten slowenischen Prekmurje erkennen lässt. Besonders zu erwähnen sind hierbei rundbauchige Kegelhalsgefäße mit plastischen fingertupfenverzierten Leistengirlanden,202 konische Töpfe mit T-förmig verdicktem, oberseitig eingedelltem Rand,203 runde herausgedrückte Buckel 204 sowie profilierte (Henkel-)Schalen 205 mit plastischen Kerb­leisten.206 Gleichartig geformte und dekorierte Schalen begegnen nun auch in der weiter nördlich bei Feldbach gelegenen Fundstelle Lödersdorf,

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wo 2002 durch die Universität Wien (Andreas Lippert) Rettungsgrabungen im vermuteten Bereich kupferzeitlicher Gräber durchgeführt wurden.207 Dabei konnten fünf Gruben sowie zahlreiche isolierte „Scherbennester“ festgestellt werden. Auf Grund der bemerkenswert selektiven, „setartigen“ Zusammensetzung der Gefäßkeramik wurde von Ernest Jilg eine Ansprache der Gruben als Reste von Gräbern erwogen.208 Die Keramikfunde sowie ein Radiokarbondatum erlauben eine chronologische Einordnung in die späte Bronzezeit bzw. die Stufe Bz D. In dieselbe Stufe werden auch Keramikfunde zu datieren sein, die 2008 im Zuge der Untersuchung eines römerzeitlichen Grabhügels in Oberdorf am Hochegg, rund 20 km westlich von Feldbach, entdeckt wurden.209 Die Keramik fand sich hier sowohl verlagert in der Aufschüttung des Hügelgrabes als auch zusammen mit Hüttenlehm am östlich anschließenden Acker, wobei durch diese Funde eine Ausdehnung der spätbronzezeitlichen Siedlung von ca. 100 x 60 m angegeben werden kann; das im Jungwald gelegene Ostende wurde allerdings noch nicht erreicht. Bemerkenswerterweise wurde diese Siedlung in deutlich abschüssiger Hanglage am Nordhang des Hochegger Hügelzuges errichtet, und nicht etwa in Talbodenoder Talrandlage. Vereinzelte Keramikfunde vom Königsberg bei Tieschen, einer ausgedehnten befestigten Höhensiedlung in der südöstlichen Steiermark nördlich von Bad Radkersburg, entziehen sich zwar vorerst noch einer feinchronologischen Datierung, doch wird eine Einordnung in die Bronzezeit allgemein wohl außer Zweifel stehen.210 Aus der nordöstlichen Oststeiermark kann schließlich noch die bemerkenswerte Fundstelle in Grafendorf bei Hartberg angeführt werden, wo im Zuge von Ausgrabungen der Universität Graz 1998−2005 (Erwin Pochmarski) in einer römerzeitlichen Villa als Streufund ein bronze-

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ner Griffplattendolch, zahlreiche Keramikfunde sowie Reste einer (spät)bronzezeitlichen Siedlung gefunden wurden.211 Der Griffplattendolch mit dachartigem Mittelgrat und einer erhaltenen Länge von knapp 11 cm lässt auf Grund der Beschädigung die Griffplattenform nicht mehr erkennen (gerundet oder trapezförmig?), auch ist die Nietanzahl nicht bestimmbar.212 Aufgrund des Fehlens dieser feintypologisch auswertbaren Details lässt sich der Dolch lediglich rahmenhaft von Bz B2 bis Bz D datieren. Zuletzt sprachen sich Wolfgang Artner und Federico Bellitti aufgrund der lanzettförmigen Klingenform mit parallelen Schneiden für eine entsprechend späte Datierung nach Bz D aus.213 Eine chronologische Einordnung nach Bz D wurde von Artner und Bellitti auch für die Keramikfunde vorgeschlagen,214 wobei diese jedoch teilweise durchaus noch ältere Verzierungselemente besitzen, die mit der Stufe Bz C2 parallelisiert werden können. In erster Linie ist hierbei an die teils üppigen geometrischen Ritzverzierungen zu denken (z. B. hängende und stehende Dreiecke), die ein Charakteristikum der mitteldonauländischen Stufe Maisbirbaum bzw. des südostalpinen Horizontes Hörbing-Petzelsdorf darstellen.215 Man wird dementsprechend nicht darin fehlgehen, auch in der Siedlung von Grafendorf eine Mehrphasigkeit (Bz C2 und Bz D) zu vermuten, wie sie in den meisten mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlungen des Arbeitsgebietes mittlerweile nachweisbar sind. Zu erwähnen bleibt noch, dass zuletzt aus dem Bereich dieser römerzeitlichen Villa auch von bronzezeitlichen Pfostengruben, die zwei Gebäudegrundrissen zugeordnet werden können, sowie einem 0,8 m tiefen Graben berichtet wurde.216 Ein weiterer Bronzedolch der Stufe Bz C wurde schließlich bereits 1885 in Ponigl am Zetzberg bei Weiz in der nordwestlichen Oststeiermark gefunden.217 Abschließend kann nüchtern festgehalten werden, dass sich für die gesamte Oststeiermark an Hand von Streufunden – vor-

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wiegend Bronzen – der Mittel- und Spätbronzezeit eine weitgehende Aufsiedlung, zumindest aber Begehung gut belegen lässt. Weiterreichende Aussagen zur Besiedlung sind im Moment zwar verfrüht, doch zeichnet es sich ab, dass eine Intensivierung der Feldforschung zweifelsohne eine erhebliche Verdichtung an Fundstellen erbringen sollte, die wohl der zeitgleichen Besiedlung in der Weststeiermark sowie den östlich bzw. südöstlich benachbarten Gebieten Westungarns und Nordostsloweniens um nichts nachsteht. Obersteiermark Deutlich schlechter als in der Weststeiermark ist es weiterhin um den Wissenstand zur Bronzezeit in der bereits zum überwiegenden Teil inneralpinen Obersteiermark bestellt, wobei sich allerdings auch hier seit der letzten überblicksmäßigen Zusammenstellung der Fundstellen aus dem Jahr 2007 durch den Verfasser deren Anzahl merklich erhöht hat.218 Darüber hinaus erlauben die nunmehr neu vorgelegten Keramikfunde auch eine deutlich bessere feinchronologische Einschätzung der Verhältnisse. Konnten 2007 erst von drei Stellen entsprechend publizierte Keramikfunde aus mittel- bzw. spätbronzezeitlichen Siedlungen angeführt werden (Siedlungsreste in Strettweg bei Judenburg219 sowie Funde aus Vorwald bei Wald am Schoberpass220 und aus Trieben,221 die offenkundig in Zusammenhang mit der bronzezeitlichen Kupfererzgewinnung bzw. -verhüttung stehen 222), so hat sich die Anzahl der Siedlungsfundstellen mittlerweile mehr als verdoppelt, auch liegen nunmehr Funde aus Bereichen vor, die davor praktisch fast „fundleer“ geblieben waren, wie etwa dem Mürztal. Der Schwerpunkt der Bronzezeitforschung in der Obersteiermark liegt und lag in der mittlerweile seit Jahrzehnten erfolgreich betriebenen montanarchäologischen Erforschung des Kupferbergbaues und vor allem der Kup-

fererzverhüttung. Dieser langjährige primäre Forschungsarchäologisch-interdisziplinäre schwerpunkt, der von mehreren beteiligten Institutionen getragen wurde und wird, führte dazu, dass nunmehr gerade im Bereich der obersteirischen Grauwackenzone, besonders im Palten- und Liesingtal, im Johnsbachgraben, der Radmer, bei Kalwang, aber auch in der Eisenerzer Ramsau, zahlreiche Verhüttungsplätze der mittleren und späten Bronzezeit bekannt und unter montanarchäologischen Gesichtspunkten untersucht worden sind. Die Ergebnisse können zweifelsohne als von internationaler Bedeutung betrachtet werden. Ohne hierbei an dieser Stelle weiter ins Detail zu gehen, sei zusammenfassend zum prähistorischen Kupferbergbau und insbesondere zur Kupfererzverhüttung folgendes festgehalten:223 Clemens Eibner konnte durch Ausgrabungen des Fundplatzes „Versunkene Kirche“ bei Trieben 1979/1980 erstmals die charakteristische Bauweise der bronzezeitlichen Kupfererzhütten in den Ostalpen nachweisen, die durch zahlreiche weitere Grabungen verifiziert und in Details präzisiert wurde, wobei in erster Linie an die langjährigen Ausgrabungen von Susanne Klemm am Kupferschmelzplatz S1 in der Eisen­erzer Ramsau gedacht werden muss.224 In der Regel verfügten die ostalpinen Kupfererzhütten über zwei in den Hang eingebaute übereinander liegende Arbeitsplattformen bzw. -podien. Auf der oberen Plattform befand sich das zumeist leicht eingetiefte und von Steinen umstellte Röstbett. Etwas tiefer und hangabwärts vorgelagert befanden sich jeweils zwei Schmelzöfen (sog. Doppel- oder Zwillingsofenanlage). Die Verhüttungsschlacke als primäres Abfallprodukt sowie verworfenes Baumaterial wurden hangabwärts auf einer Halde deponiert. Mehrfache Verschlackungsschichten an den Ofeninnenwänden (sog. Schlackenhaut) und die Schichtungen der Halden belegen eine Mehrfachnutzung und oftmalige Reparatur der einzelnen Schmelzöfen.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der bronzezeitliche Kupferschmelzplatz S1 in der Eisenerzer Ramsau Von Susanne Klemm Der Kupferschmelzplatz S1 ist einer von 21 prähistorischen Kupferschmelzplätzen in der Eisenerzer Ramsau und liegt im Talschluss des kleinen Hochtals am linken Ufer des Ramsaubaches auf ca. 1.045 m Seehöhe.225 In den Jahren 1992–2006 wurde die Anlage zur Kupfererzverhüttung auf dem Kupferschmelzplatz S1 als bisher größte Anlage dieser Art in den Ostalpen unter der Leitung der Verfasserin archäologisch untersucht, zusammen mit einer im späten Mittelalter hier angelegten Meilergrube und angrenzenden Altwegen. Der Verhüttungsplatz befindet sich auf einem künstlich errichteten Plateau mit einer West-Ost-Ausdehnung von 28 m und einer Nord-Süd-Ausdehnung von 12 m. Die Abfälle des Verhüttungsprozesses – vor allem Kupferschlacke und Baumaterial der Schmelzöfen – wurden über die Böschung zum Ramsaubach Richtung Süden entsorgt.226 Die ostalpinen Anlagen zur Kupfererzverhüttung der Bronzezeit zeichnen sich durch eine charakteristische Bauweise aus. Auf zwei stufig angeordneten Arbeitspodien wurden jeweils ein sogenanntes Röstbett und zwei nebeneinander errichtete Schmelzöfen angelegt. Talwärts gerichtet findet sich meist eine Schlackenhalde. Diese klassische Anordnung war wiederholt auf dem Kupferschmelzplatz S1 anzutreffen. In Summe dürften sich ursprünglich zumindest acht Doppelofenanlagen mit insgesamt 16 Schmelzöfen und wohl 12 Röstbetten auf dem kleinen Plateau befunden haben. Während eine Doppelofenanlage südlich von Röstbett 6 nicht mehr ausgegraben wurde, war zumindest eine Doppelofenanlage zwischen der Verfärbung 3, welche als Rest eines Röstbettes interpretiert wird, und Halde

3 durch den Aushub der Meilergrube zerstört worden. Der Zwillingsofen von Ofen 11 wird gleichfalls diesen Bauaktivitäten zum Opfer gefallen sein, ebenso wie die Ofenschächte von Ofen 7 und 8, von denen nur mehr die Ofenmulde und ein unterster Teil der Ofenwand erhalten blieben. Als sogenannte Röstbetten dienten rechteckige, seichte Gruben, deren Seitenränder mit senkrecht gestellten Steinen und Lehm verstärkt wurden. Auch die ebene Sohle der Röstbetten wurde mit Lehm verstrichen oder aber auch mit f lachen Steinen oder Schlackenbrocken ausgelegt. Die Länge der Röstbetten war variabel und konnte 1,15 m bis 3,4 m betragen. Die innere lichte Weite der Röstbetten betrug meist 0,9 m. Die Röstbetten 7 und 9 wiesen eine massive Schlackenschicht an der Basis auf, die wohl der Isolierung, aber auch der Luftzufuhr diente. Das sulfidische Kupfererz wurde mit frischem Holz geröstet und anschließend in den Schachtöfen geschmolzen. Die rechteckigen Schachtöfen waren in den Hang eingebaut und damit auf drei Seiten in ihrem unteren Bereich isoliert; sie wiesen eine Gesamtlänge des Innenraumes (Nord-Süd) von 0,7–0,9 m, einen Innendurchmesser im Bereich der annähernd runden Ofenmulde von 0,5–0,57 m und eine rekonstruierte Schachthöhe von ca. 1 m auf. Die Rückwände der Schmelzöfen 1 und 2 waren noch mit einer Höhe von 0,57 bzw. 0,66 m erhalten. Die Rückwand und die Seitenwände der Schachtöfen wurden aus großen Steinen und Lehm aufgemauert, während die Ofenbrust an der Vorderseite vor allem aus Lehm und kleinen Steinen errichtet wurde. Reste der Ofenbrust der Schmelzöfen 1 und 3 waren noch in situ erhalten. An der Ofensoh-

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Kupferschmelzplatz S1, Eisenerzer Ramsau. Übersichtsplan der Ausgrabung 1992–2006

Grafik: Susanne Klemm, Ulrike Schuh

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Kupferschmelzplatz S1, Eisenerzer Ramsau: Röstbett 7 Foto: Susanne Klemm

le, einer annähernd runden, seichten Mulde, befand sich bei der Ausgrabung eine mehrere Zentimeter starke Schicht aus Asche und Holzkohle, die wohl durch das Ausheizen der Öfen mit frischem Holz entstand. Die Ofenbrust wurde nach Beendigung des Schmelzprozesses abgebrochen, der Ofen ausgeräumt, d. h. die Schlacke mit Holzkohleresten auf Halde geworfen und das Endprodukt entnommen. Es ist zu vermuten, dass die beiden Schmelzöfen einer Doppelofenanlage abwechselnd in Betrieb waren; sie wurden auch mehrfach repariert und erneut in Betrieb genommen. Die aus der Zusammensetzung der Schlacken abgeleiteten Schmelztemperaturen liegen bei ca. 1.150–1.300°C.

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Es handelt sich somit um einen mehrstufigen Verhüttungsprozess, bei dem zunächst chalkopyritführende Erze auf dem Röstbett geröstet wurden. Anschließend wurde im Schachtofen Kupferstein produziert. Vermutlich wurde der erschmolzene Kupferstein wiederholt mit neuem Erz geröstet und im Schachtofen weiter an Kupfer angereichert, um Rohkupfer herzustellen. Zwei kleine Rohkupferstücke, die anhand ihrer Spurenelementsignaturen der Kupfersorte des „ostalpinen Kupfers“ zuzuordnen sind, deuten darauf hin. Eine anschließende Raffination des Rohkupfers wurde nicht nachgewiesen. Eine Änderung der komplexen Prozesstechnik oder der Rohstoff basis auf diesem Hüttenstandort ist im Großen und Ganzen nicht nachzuweisen, allenfalls eine etwas effizientere Prozessführung bei den jüngsten und auch etwas größeren Schmelzöfen 1 und 2. Als Energieträger fungierte frisches Holz, nicht nur beim Rösten des Erzes, sondern wahrscheinlich auch beim eigentlichen Schmelzprozess. Holz von Rotbuche, Fichte bzw. Lärche und Tanne wurde am häufigsten verwendet, zusätzlich auch Ahorn, Esche, Ulme, Hasel, Hartriegel und Faulbaum. Für die Funktion der zahlreichen kleinen Gruben gibt es noch keine endgültige Interpretation, ebensowenig für die als Verfärbung 1, 2 und 4 bezeichneten Objekte. Auffallend waren die Tierknochenfunde. Auf dem gesamten Schmelzplatz wurden in den holzkohlereichen Schichten in den Ofenmulden, auf den Ofenvorplätzen sowie auf den Halden verbrannte bzw. kalzinierte Tierknochen und -zähne in stark fragmentiertem Zustand gefunden. Dabei handelte es sich vorwiegend um Knochen von f leischarmen Teilen vom Hausschwein und Schaf bzw. Ziege, vergleichbar mit den Funden von alpinen Brandopferplätzen. Dass diese winzigen Fundstücke ein Nachweis von rituellen Handlungen im Zusammenhang mit der Kupfererzverhüttung waren, ist denkbar, muss jedoch mangels ver-

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Kupferschmelzplatz S1, Eisenerzer Ram­ sau: Doppelofenanla­ ge Ofen 1 und 2 Foto: Susanne Klemm

gleichbarer Funde von anderen Schmelzplätzen offen bleiben. Zur Altersbestimmung der Verhüttungsanlage dienten einige wenige datierende bronzezeitliche Keramikfragmente, vor allem jedoch Holzkohlestücke, die als Rückstand des Schmelzprozesses in den Öfen, auf den Ofenvorplätzen und Halden liegen blieben. Sie konnten mittels Radiokarbondatierung den Zeitraum der Kupfererzverhüttung auf dem Kupferschmelzplatz S1 vom 16. bis zum 11. Jh. v. Chr. belegen. Die Hauptnutzungsphase dieses Hüttenstandortes umspannt den Zeitraum des 15. bis 13. Jh. v. Chr. Die älteste Nutzung stellen Röstbett 7 und die Doppelofenanlage der Öfen 9 und 10 im Westteil der Fundstelle dar. Nachdem die Ofenschächte dieser Schmelzöfen entweder bereits zusammengefallen oder aber auch abgerissen worden waren, wurde die Fläche planiert,

um nördlich davon die erneut paarweise angeordneten Schmelzöfen 4 und 5 aufzubauen. Röstbett 4 wurde nördlich von Ofen 4 errichtet. Die Zugehörigkeit des stark zerstörten Röstbettes 8 zu dieser Doppelofenanlage ist denkbar, ebenso die des nur mehr durch die stark rot gefärbte Fläche am Nordrand des Verhüttungsplatzes erkennbaren Röstbettes 5. Die jüngsten Objekte sind die Schmelzöfen 1 und 2 mit den zugehörigen Röstbetten 1–3. Zumindest auf dem Standort von Ofen 2 wurde zweimal ein Ofen aufgebaut, wie ein älterer Mauerrest bezeugt. Im Ostteil der Verhüttungsanlage sind die Schlackenablagerungen der Halde 3 die ältesten. Die Ofenanlagen der Öfen 3/6 und 7/8 sowie Ofen 11 mit den jeweils zugehörigen Objekten datieren in die mittlere Phase der Arbeiten auf dem Kupferschmelzplatz S1, in das 14./13. Jh. v. Chr., ähnlich wie die Doppel­ ofenanlage der Öfen 4 und 5.

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Neben den Untersuchungen der Schmelzplätze konnten durch systematische Prospektionen im Palten- und Liesingtal, bei Admont, im Johnsbachtal sowie in der Eisenerzer Ramsau mittlerweile vielleicht – die Angaben dazu schwanken – bis zu 300 Fundstätten der urgeschichtlichen Kupfergewinnung (Hüttenplätze sowie in erster Linie Schlackenfundplätze bzw. Halden) erfasst und dokumentiert werden.227 Erwähnt werden muss hierbei jedoch, dass der Anteil an auch nur vermutetem bronzezeitlichem Bergbau in Relation zu den nachgewiesenen Schmelzplätzen verschwindend gering geblieben ist.228 Dies ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen, wobei sich generell die Schwierigkeit ergibt, dass einerseits Abbauspuren ohne weitere Beifunde naturgemäß überhaupt nur schwer datierbar sind und andererseits viele aufgeschlossene kupfererzführende Bereiche einfach jüngerem Bergbau zum Opfer fielen. Darüber hinaus sind bislang gezielte Ausgrabungen an den zahlreichen Relikten des potentiell bronzezeitlichen Bergbaues, etwa Pingen, Röschen und Halden, ausgeblieben, die erst eine gesicherte Datierung ermöglicht hätten. Dieses Phänomen ist natürlich keineswegs auf die steirischen Reviere beschränkt geblieben, sondern stellt generell ein Problem der montanarchäologischen Forschung dar, wobei jedoch in letzter Zeit in bestimmten ostalpinen Abbaurevieren eine deutliche Verbesserung der Quellenlage festzustellen ist, wie etwa am Mitterberg bei Bischofshofen in Salzburg229 oder bei Brixlegg-Schwaz in Tirol.230 Von Bedeutung ist auf jeden Fall der Nachweis des Beginns der Kupferproduktion im Bereich der steirischen Grauwackenzone bereits in der mittleren Bronzezeit sowie – dafür überhaupt erst die Voraussetzung bildend – ein sich stetig intensivierender Bergbau auf Kupfer ab der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., für den die bemerkenswerten Ergebnisse der Montanarchäologie in den aktuellen Untersu-

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chungsgebieten vermutlich als repräsentativ für die übrigen Bereiche innerhalb der steirischen Kupferbergbaureviere angesehen werden dürfen. Bemerkenswerterweise sind die zum Bergbau und zur Verhüttung gehörenden Siedlungen in der Regel noch kaum bekannt. Zu erwähnen ist hierbei in erster Linie der Schlackenfundplatz und die Siedlungsstelle „Schlosser“ bei Trieben, die nach Ausweis der Keramikfunde in die Mittelbronzezeit gestellt werden kann.231 Die erwartungsgemäß bescheidenen Keramikfunde von den Schmelzplätzen Kohlanger II und III bei Johnsbach 232 sowie „Versunkene Kirche“ bei Trieben wurden von Su­ sanne Klemm ebenfalls als mittelbronzezeitlich eingestuft.233 Konkrete strukturelle Siedlungsreste sind bislang allerdings nicht belegbar. Unklar ist in diesem Zusammenhang, ob die 1991 im Zuge von Rettungsgrabungen beim Bau der Pyhrn-Autobahn bei Vorwald in Wald am Schoberpass angeschnittenen Gruben und Feuerstellen als Siedlungsreste oder als Objekte im direkten Kontext der Kupfererzverhüttung bzw. -verarbeitung zu werten sind.234 Auf jeden Fall handelte es sich bei diesen von Reinhold Wedenig ergrabenen Befunden – trotz des Fragments eines Gebläsetopfs – um keine Überreste von Schmelzöfen bzw. Röstbetten etc., sodass wohl eher von Siedlungsobjekten im Nahbereich eines Schmelzplatzes ausgegangen werden sollte. Wichtig ist auf jeden Fall das reiche keramische Inventar aus Grube B, das durch ein Radiokarbondatum in die Stufe Bz D gestellt werden konnte und zu diesem Zeitpunkt den ersten verlässlichen Anhaltspunkt zur Datierung der mittel- bzw. spätbronzezeitlichen Keramikfunde in der Steiermark überhaupt erbrachte. Ähnlich wie in Vorwald konnten auch in der weiter südlich im Liesingtal gelegenen Siedlung von Madstein bei St. Michael im Zuge einer Rettungsgrabung bedauerlicherweise nur drei

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Objekte erfasst und gezielt weiter untersucht werden, sodass über die ursprüngliche Größe dieser Siedlung in verkehrsgeographisch günstiger Lage am Knotenpunkt mehrerer Wegkreuzungen und im Umfeld von Kupferlagerstätten nur wenige Angaben vorliegen, doch dürfte diese aus Platzgründen kaum über 2–3 ha gelegen sein.235 Auch konnten überraschenderweise bei den Ausgrabungen keine organischen Reste (z. B. Holzkohle oder Knochen) geborgen werden, die die Möglichkeit einer Radiokarbondatierung mit sich gebracht hätten. Eine feinchronologische Einordnung erfolgte 2011 einzig auf der Grundlage der Keramikfunde, vor allem aus Objekt 1. Dabei konnte festgestellt werden, dass sich die Keramik aufgrund ihrer Faktur, der Gefäßformen und der Verzierungen grundsätzlich in den Bz D-zeitlichen Horizont Vorwald-Hasreith einreihen ließ. Gewisse Details in der Ausprägung der Keramik deuteten allerdings darauf hin, dass erste formale Einf lüsse der Keramik der Stufe Ha A1 erkennbar werden (z. B. Einzugrandschalen und Bikonus mit aufgerauter Oberf läche am Unterteil), sodass die Madsteiner Keramikfunde – zusammen mit den Inventaren der Gruben 100 in Rabelcja vas bei Ptuj/Pettau und J-308 aus Oloris bei Dolnji Lakos – schließlich zur Definition einer Spätphase des erwähnten Horizontes herangezogen wurden.236 Typologisch und entsprechend wohl auch chronologisch lassen sich bemerkenswerte Keramikfunde aus dem Bereich einer spätbronzezeitlichen Siedlung am Fuße des Falkenbergs bei Strettweg nahe Judenburg sowohl an das Madsteiner, als auch an das Vorwalder Keramikensemble anschließen. Die Siedlung wurde 1987 und 1991 durch das Landesmuseum Joan­ neum (Odo Burböck, Diether Kramer) ausschnittweise untersucht, wobei unter anderem Reste einer Siedlungsschicht sowie eine darin eingetiefte Grube ergraben wurden, in der sich eine dichte Lage von Scherben großer Vorrats-

gefäße und kleinerer Schalen befand.237 Weitere Keramikfunde, aber insbesondere auch spätbronzezeitliche Gebäudereste und verschiedene Gruben konnten in den Jahren 2012 und 2013 im Zuge der Ausgrabungen in den neu- bzw. wiederentdeckten hallstattzeitlichen Hügelgräbern von Strettweg angetroffen werden. Aufgrund dieser Funde und Befunde sowie weiterer gezielter Begehungen konnte mittlerweile eine Größenausdehnung dieser zweifelsohne wohl mehrphasigen Siedlung von rund 500 x 300 m eruiert werden, womit sie momentan die größte bekannte spätbronzezeitliche Siedlung in der Obersteiermark darstellt. Diese neu ergrabenen Funde sind erst in Vorberichten vorgelegt worden,238 doch konnte ein Teil der 1987 ergrabenen Gefäße restauriert und 2007 vom Verfasser publiziert werden.239 Es handelt sich dabei einerseits um Reste von großen dickwandigen, zumeist grob gemagerten Vorratsgefäßen, die mitunter mit fingertupfenverzierten Tonleisten versehen waren.240 Andererseits begegnen auch unverzierte profilierte Schüsseln und Tassen mit konischem oder rundlichem Bauch, leicht ausbiegenden Rändern und überrandständigen Bandhenkeln.241 Daneben kommen auch kleine einfache Schalen bzw. Näpfe,242 sowie Schalen mit einziehendem Rand vor.243 Abgesehen von den erwähnten Fingertupfenleisten finden sich als Dekorationselement noch gratige plastische Tonrippen auf der ansonsten unverzierten Keramik. Sämtliche Gefäße bzw. Fragmente sind aus eher weich gebranntem Ton gefertigt und von zumeist rötlicher Farbe, die vom oxidierenden Brand der Gefäße herrührt. Die Oberf lächen sind in der Regel gut geglättet. Neben der Gefäßkeramik ist auch noch ein tönernes, schlecht gebranntes, grob prismenförmiges Webgewicht anzuführen, das Reste der Bohrung erkennen lässt.244 Mangels einer zu diesem Zeitpunkt tragfähigen keramischen Typochronologie für den

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gesamten Südostalpenraum 245 und dem Fehlen von Radiokarbondatierungen für die Strettweger Funde wurde vom Verfasser 2007, analog zu den durchaus vergleichbaren Funden aus Vorwald bei Wald am Schoberpass,246 eine erste grobe Datierung in das 13.−11. Jh. v. Chr. vorgeschlagen.247 Durch die weiterreichende Analyse des steirischen Fundmaterials konnte jedoch noch im selben Jahr die Einordnung der Strettweger Keramikfunde in die Stufe Bz D präzisiert werden 248 und 2011 war es schließlich möglich, das keramische Inventar der Strettweger Grube einer Spätphase des mittlerweile gut definierten Horizontes Vorwald-Hasreith zuzuweisen.249 In Anbetracht der nunmehr besser abschätzbaren Größe dieser ausgedehnten Flachlandsiedlung in Strettweg wird auch ein 1958 beim Pf lügen entdeckter bronzener Griffplattendolch mit vier Nietlöchern aus dem etwas nördlich davon gelegenen Bereich von Waltersdorf mit dieser Siedlung in Zusammenhang zu bringen sein, ungeachtet der Tatsache, dass der Dolch aus einem Grab stammen könnte. Während Walter Modrijan 1962 eine Datierung nach Bz B angab,250 ist auch eine jüngere, Bz C- oder Bz D-zeitliche chronologische Einordnung durchaus denkbar. Ob auch im Falle der Funde aus Strettweg und Waltersdorf an einen Zusammenhang mit dem Kupferbergbau zu denken sein wird, kann vorerst nicht beantwortet werden, doch ist dies wegen der nahegelegenen Kupfererzvorkommen in Flatschach am Nordrand des Aichfeldes nicht ganz von der Hand zu weisen.251 Auf jeden Fall zeichnet sich hier am Westrand des Aichfeldes deutlich ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt ab, wobei einerseits das von Nordwesten in das breite Murtal einmündende Pölsbachtal zu erwähnen ist, sowie andererseits der von Süden kommenden Granitzen- und Feistritzgraben, durch die eine Verbindung weiter nach Süden über den Obdacher Sattel bzw. über das Gaberl gegeben

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ist. Die „Verdichtung“ an Fundstellen in diesem Bereich belegen beispielswiese ein heute verschollenes Lappenbeil von der Ruine Offenburg bei Pöls252 sowie weiters zwei mittelständige Lappenbeile aus dem nahegelegenen Neufisching (Typ Freudenberg)253 und aus dem nordwestlich davon gelegenen Oberzeiring (Typ Haidach, Variante Trössing),254 die beide bereits an den Übergang von Bz D zu Ha A gestellt werden können. Folgt man der Mur weiter f lussaufwärts, so lassen sich im rund 10 km westlich von Judenburg bzw. Strettweg gelegenen St. Georgen ob Judenburg erneut Reste einer mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlung anführen, die bei Rettungsgrabungen im Vorfeld des Straßenbaues durch Gerald Fuchs ausschnittweise untersucht werden konnte. Diese Siedlung befand sich auf der südlichen, leicht abschüssigen Seite des Murtales auf der hochwassergeschützten oberen Talterrasse. Das eher spärliche Keramikfundmaterial aus den Gruben und Pfostengruben erlaubt die oben angegebene zeitliche Einordnung, vollständige Gebäudegrundrisse konnten im Zuge der Ausgrabung nicht erfasst werden.255 Noch nach Bz D datiert ein bronzenes Vollgriffschwert vom Typ Riegsee, das ebenfalls in St. Georgen ob Judenburg (oder St. Johann in der Scheiben) von Fischern aus der Mur gezogen wurde.256 Aus dem etwas weiter westlich gelegenen Winklern bei Oberwölz stammt schließlich noch eine Bronzenadel mit geschwollenem, ungelochtem Hals vom Typ Deinsdorf, die wohl ebenfalls in die Stufe Bz D gestellt werden kann.257 Aus der westlichen Obersteiermark sind noch zwei Bronzeschwerter bekannt geworden, wobei es sich um ein Schwert aus St. Marein bei Neumarkt258 und ein Schwert vom Typ Reutlingen aus Tratten bei Murau259 handelt, die beide in die Stufen Bz D oder schon Ha A datiert werden können.

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Aus Murau liegt schließlich noch als Einzelfund das Fragment eines bronzenen Griffzungendolches vor, der 1952 bei der Anlegung eines Kabelgrabens getätigt wurde.260 Gerade an verkehrsgeographisch günstigen Positionen in der Obersteiermark lässt sich eine gewisse Konzentration an entsprechenden Funden feststellen, wie beispielsweise im erwähnten Bereich des westlichen Aichfeldes oder aber rund um Leoben. Anzuführen sind hier beispielsweise als exzeptionelle Funde das Bronzeschwert vom Typ Keszthely aus Leoben-Donawitz,261 das vermutlich – wie auch ein in unmittelbarer Nähe gefundenes mittelständiges Lappenbeil 262 – aus einem zerstörten Grab stammen dürfte. Ebenfalls aus Donawitz liegt eine Rollenkopfnadel mit tordiertem Schaft263 sowie ein heute verschollener bronzener Griffzungendolch vor.264 Verschollen ist auch eine bronzene Platten­ kopfnadel mit einfacher Kopfplatte der Stufe Bz C aus Leoben.265 Ein Lappenbeil vom Typ Freudenberg konnte schließlich noch 1950 an der Mündung des Schladnitzbaches in die Mur westlich von Leoben gefunden werden,266 das ebenso wie zwei weitere bronzene Lappenbeile aus St. Peter-Freienstein nordwestlich von Leoben 267 sowie ein Griffplattenschwert vom Typ Sandharlanden 268 einen Hinweis auf eine verstärkte Besiedlung dieses Gebietes zu liefern vermag. Ein Zusammenhang mit der in dieser Zeit zunehmenden Kupfererzverhüttung in der Eisenerzer Ramsau wäre denkbar, stellt doch das bei Leoben in das Murtal mündende Vordernbergerbachtal, wo ein weiteres bronzenes Lappenbeil vom Typ Freudenberg aus Vordernberg selbst anzuführen wäre,269 die direkte Verkehrsverbindung in den Eisenerzer Raum dar. Zwei Bronzenadelfunde aus Proleb270 und Niklasdorf 271 östlich von Leoben unterstreichen erneut die Bedeutung dieser verkehrsgeographisch begünstigten Mikroregion.272

Von nicht zu unterschätzender Bedeutung erwiesen sich im Jahr 2009 Ausgrabungen am Karnerkogel bei Krieglach im Mürztal,273 das eines der archäologisch überhaupt am schlechtesten erfassten Gebiete der heutigen Steiermark darstellt. Dabei konnte im Zuge einer gezielten kleinf lächigen Forschungsgrabung auf dieser exponierten Höhensiedlung am nördlichen Talrand des Mürztales festgestellt werden, dass die Siedlung in der späten Bronzezeit (Bz D) errichtet worden war.274 Zu diesem Zweck wurde insbesondere der westliche, nördliche und östliche Kuppenbereich stufenartig terrassiert. Eine wallartige Struktur, die den höchsten Teil der Kuppe umgab, konnte als Rest einer künstlich angeworfenen Terrassenbefestigung angesprochen werden. Es handelte sich demzufolge um eine kleine unbefestigte Höhensiedlung in verkehrsgeographisch und fortifikatorisch günstiger Lage an einer Engstelle des mittleren Mürztales. Wichtig ist des weiteren die Feststellung, dass die Siedlung offenkundig nur während der Stufe Bz D in Verwendung stand. Zusammen mit dem Kapfensteiner Kogel in der Oststeiermark und dem Wildoner Schlossberg konnte mit dem Kar­ nerkogel erst die dritte Höhensiedlung dieser Zeitstellung in der Steiermark nachgewiesen werden, sämtliche anderen bekannten Siedlungen der Mittel- und Spätbronzezeit (bzw. Bz B bis Bz D) befinden sich in Tallage. Bei der Ausgrabung konnte weiters ein Teil eines Gebäudes erfasst werden, das im Unterschied zu den bislang hauptsächlich aus der mittleren Steiermark bekannten Gebäuden nicht anhand von Pfostengrubenstellungen rekonstruierbar war, sondern Balkengräben besaß, die – in Kombination mit reichlich Hüttenlehm – auf einen Ständerbau, vielleicht auch einen Blockbau hinwiesen. Diese Bauform wird sich – wie später noch auszuführen sein wird – insbesondere in den jüngeren späturnenfelder- und vor allem hallstattzeitlichen Höhensiedlungen als

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Steinunterlage eines spätbronzezeitlichen Gebäudes bzw. einer Almhütte im König­ reich-Tiefkar auf dem Dachstein-Ostplateau Foto: ANISA, Franz Mandl

der häufigste Gebäudetyp wiederfinden (z. B. am Kulm bei Trofaiach,275 am Häuselberg bei Leoben 276 sowie vor allem am Falkenberg bei Strettweg277). Sie stellt wohl eine an die doch bereits inneralpinen klimatischen Verhältnisse optimal angepasste Bauform dar. Vice versa kann nunmehr belegt werden, dass sich diese bewährte, gerade für die Obersteiermark charakteristische Gebäudekonstruktionsweise bis in die frühurnenfelderzeitliche Stufe Bz D zurückverfolgen lässt. Das Keramikfundmaterial findet seine besten Entsprechungen im Formen-, Faktur- und Verzierungsbestand des eben diese Stufe abdeckenden Horizontes Vorwald-Hasreith. Neben einzelnen mittel- und spätbronzezeitlichen Keramikfragmenten aus der Rettenwandhöhle bei Kapfenberg278 sind bislang aus dem Mürztal lediglich zwei Bronzefunde bekannt geworden, die als Hinweis auf doch erheblich dichtere Besiedlung dieses Gebietes in diesem Abschnitt der Bronzezeit aufgefasst werden dürfen. Zum einen handelt es sich um eine verzierte Lochhalsnadel der Stu-

fe Bz B aus Langenwang279 und zum anderen um eine Kugelkopfnadel mit verziertem Hals, die 1911 bei Mürzhofen in der Mürz gefunden wurde.280 Neben diesen Fundstellen, die Reste von Siedlungen erbrachten, Funde aus zerstörten, nicht erkannten Gräbern geliefert haben oder aber im Umfeld des Bergbaues und der Kupfererzverhüttung stehen, konnten in den letzten 15 Jahren bemerkenswerte Ergebnisse bei der systematischen Erforschung des ausgedehnten östlichen, hochalpinen Dachsteinplateaus durch den Verein ANISA (Franz Mandl) erzielt werden, die den Nachweis einer bereits mittel-/ spätbronzezeitlichen Almwirtschaft erbrachten.281 Beachtenswert sind auf jeden Fall die damit in Zusammenhang stehenden Gebäudereste, die eine sehr einheitliche Konstruktionsweise besitzen:282 Dabei handelt es sich um einfache, rechteckige bis überwiegend quadratische Bruchsteinfundamente und damit vergesellschaftete Feuerstellen. Den für gewöhnlich an den Wet-

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Grundrissplan des spätbronzezeitlichen Gebäudes im Königreich-Tiefkar Nach: Tiefengraber, Almhütte Königreich-Tief kar 191, Abb. 10

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terseiten verstärkten, 0,2 bis 1,5 m hohen und an einer Seite offenen bzw. schütter gesetzten Fundamenten ist zumeist eine Art (überdachter) Vorplatz vorgelagert, in dem sich eine Feuerstelle bzw. „Feuergrube“ befand. Die Fundamente besitzen fast regelhaft eine Breite von ca. 4 m, die Länge bewegt sich zwischen 4 bis 7 m. Zuletzt wurde im Jahr 2007 von Franz Mandl eine Zusammenstellung von mittlerweile 21 Radiokarbondaten aus bronzezeitlichen Hüttenresten des Dachsteingebirges vorgelegt, die einen guten Überblick über den zeitlichen Schwerpunkt der damit verbundenen Almwirtschaft zu geben vermögen.283 Demzufolge lässt sich die bronzezeitliche Nutzung ab dem 17. Jh. v. Chr. belegen (Hüttenreste in der Handgrube), der Schwerpunkt scheint aber im 15. bis 13. Jh. v. Chr. zu liegen. In diese Zeit datieren zahlreiche Hüttenreste von den Fundstellen Grafenberg, Rotböden, Königreichalm, Gruberkar, Taubenkar, Brunngrube, Lackenofen, Hirschberggrube, Maisenberg, Kreidgrube und Miesberg.284 Am Ende der mittleren Urnenfelderzeit scheint die Almwirtschaft im Dachsteingebirge abzubrechen, was auf eine merkliche Klimaverschlechterung zurückzuführen sein wird. Bemerkenswerterweise fällt der Höhepunkt der bronzezeitlichen Almwirtschaft in eine kurze, klimatisch günstigere Zwischenphase.285 Die offensichtlich ausgedehnte bronzezeitliche Almwirtschaft am Dachsteinplateau wurde zuletzt als mögliche Ressourcenquelle für den genau in dieser Zeit auf kommenden bzw. intensivierten Salzbergbau im nahegelegenen Hallstatt genannt, wo insgesamt nur wenig Platz zur autarken Subsistenzwirtschaft gegeben ist.286 Zu erwähnen bleibt noch, dass die bislang dokumentierten Almhütten in einer Höhe von 1.600 bis knapp 2.100 m liegen.287 Der materielle Fundniederschlag im Bereich der Fundamente bzw. Hütten ist insgesamt als eher gering zu bezeichnen, wobei das gar nicht seltene Vorkommen von Bronzegegenständen

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im Vergleich zu den sporadischen und qualitativ bescheidenen Keramikfunden auffällt, wie beispielsweise das einer Lanzenspitzentülle vom Sauofen/Maisenbergalm, einer gebrochenen Lanzenspitze von der Tief kar-Nordgrube auf der Königreichalm oder einer Gewandnadel, ebenfalls von der Königreichalm.288 Ob diese zu einem nicht geringen Teil fragmentierten Bronzefunde als herkömmlicher „Siedlungsabfall“ zu werten sind oder – zumindest teilweise – als bewusst deponierte Gegenstände, entzieht sich unserer Kenntnis und ist nicht mehr zu entscheiden, jedoch ist letzteres durchaus ins Kalkül zu ziehen. Der auf kommende bzw. nunmehr in großem Umfang betriebene untertägige Salzabbau in Hallstatt, der wohl für die Intensivierung der Almwirtschaft im Dachsteingebirge ausschlaggebend war, bewirkte offenkundig ein weiteres Phänomen, das in den letzten beiden Jahrzehnten in bemerkenswerter Dichte erfasst werden konnte. Es handelt sich dabei um die richtiggehende Identifizierung einer durch zahlreiche Depotfunde charakterisierten „Sakrallandschaft“ im engen, nicht einmal 10 km langen Koppental,289 das das Gebiet um Hallstatt bzw. Obertraun mit dem Ausseer Becken verband, sowie dem von dort nach Südosten weiterführenden, knapp 3 km langen Kainischtal, das schließlich in weiterer Folge in das Mitterdorfer Becken mündete.290 Bereits durch Altfunde war eine auffällige Konzentration an Bronzefunden in diesem Gebiet bekannt geworden, die sich nunmehr durch intensive und möglichst f lächendeckende Prospektionen mit Metallsuchgerät erheblich verdichtet hat. Wenngleich eine derartige Prospektion in der Fachwelt kontrovers beurteilt wurde und wird, so ist damit doch ein erheblicher Erkenntniszuwachs verbunden, der allerdings auf Kosten einer dadurch weitestgehend zerstörten archäologischen Fundlandschaft geht. Jedenfalls kann festgehalten werden, dass von den bislang 37

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Gewandnadel aus dem Gebäude im Königreich-Tiefkar

registrierten (Mehrstück-) Bronzedepotfunden zwischen dem Hallstätter See im Westen und dem Ödensee im Osten mehr als die Hälfte auch Funde enthielt, die in die frühe Urnenfelderzeit bzw. Bz D zurückreichen.291 In der Regel handelt es sich dabei jedoch um Stücke, die zusammen mit jüngeren Bronzefunden the­ sauriert worden waren und dementsprechend erst zu einem späteren Zeitpunkt abschließend in den Boden gelangten. Es darf demzufolge an dieser Stelle auf die eingehenden Ausführungen an anderer Stelle in diesem Konspekt verwiesen werden. Zu erwähnen bleiben schließlich aus dem Ennstal und dem Ausseerland noch ein heute verschollenes bronzenes Griffzungenschwert aus der Umgebung von Liezen,292 ein Griffzungenschwert der Stufe Bz C vom Typ Traun,293 zwei Bronzedolchfragmente aus Altaussee294 sowie ein Griffzungenschwert vom Typ Asenkofen, Variante Braunau, aus dem Salzabach in Grubegg bei Bad Mitterndorf,295 von wo auch ein weiteres inzwischen verschollenes Bronzeschwert stammt.296 Zusammenfassend ergibt sich für die Obersteiermark auf Grund der eben angeführten Funde und Befunde das Bild eines in der mittleren und späten Bronzezeit ausgesprochen dicht besiedelten bzw. „benutzten“ Gebietes, was zweifelsohne auch – oder sogar in erster Linie – auf die Kupfererzgewinnung und -verhüttung im Umfeld der ostalpinen Lagerstätten

Foto: ANISA, Franz Mandl

in der Grauwackenzone sowie auf die Nähe zu Hallstatt mit seiner Salzgewinnung zurückzuführen sein wird. Im Gegensatz zu den zahlreichen Bronzeeinzelfunden ist der Kenntnisstand über Siedlungsstrukturen bzw. -reste weiterhin jedoch noch äußerst gering. Lage der Siedlungen, Aussehen, Baulichkeiten Eine eingehende Übersicht über die bevorzugte Lage der mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlungen, deren Aussehen bzw. Struktur sowie eine Kategorisierung der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Gebäudegrundrisse erfolgte 2007 durch den Verfasser.297 Diese Ergebnisse haben weiterhin Gültigkeit, mitunter sind mittlerweile Ergänzungen möglich geworden, insbesondere durch die großf lächigen Ausgrabungen im Laßnitztal, die hervorragende Einblicke in die Struktur derartiger Siedlungen bieten. Was die topographische Lage der Siedlungen selbst betrifft, so wurde bereits darauf hingewiesen, dass es sich in erster Linie um Siedlungen in Tal- bzw. Talrandlage handelt, sowie um Siedlungen in leichter Hanglage. Nur vereinzelt lässt sich aus dem zumeist umfangreichen Fundus der Höhensiedlungen mittel- oder spätbronzezeitliches Fundmaterial aussondern, das auch eine Verwendung von exponierten Lagen belegt. Ein Beispiel dafür ist die offensichtlich unbefestigte Höhensiedlung von Kapfenstein in der Oststeiermark, von der al-

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lerdings nur Funde, aber keine entsprechenden Befunde vorliegen.298 Unbefestigt geblieben ist auch die kleine Höhensiedlung am Karnerkogel bei Krieglach im Mürztal.299 Soweit bislang beurteilbar, umfassen gerade die Siedlungen in Tal- bzw. Talrandlage teils bemerkenswert große Areale, wobei jedoch in keinem einzigen Fall die Gesamtausdehnung in Hinblick auf ihre chronologische Tiefe definitiv geklärt werden konnte. Dementsprechend muss die im Zuge der Ausgrabungen erfasste Ausdehnung gerade der größeren Siedlungen nicht unbedingt ihrer ursprünglichen Gesamtgröße entsprechen, stattdessen wird in jedem einzelnen Fall zu überprüfen sein, ob nicht einfach horizontalstratigraphische Verlagerungen in einem über längere Zeit genutzten Areal einen derart großen (vermeintlichen) Siedlungsbereich suggerieren. Allerdings ist bislang keine einzige dieser großen Siedlungen, wie beispielsweise Hörbing bei Deutschlandsberg, Wohlsdorf oder Deponie Grub vollständig publiziert, sodass diese Frage vorläufig nicht zu beantworten ist. Auf jeden Fall ist evident, dass Siedlungen unterschiedlicher Größe vorliegen, für die eine (vereinfachte!) Ansprache als Gehöft, weiler- oder dorfartige Siedlung naheliegend ist. Die differierenden Siedlungsgrößen weisen auch klar auf eine entsprechend strukturierte Siedlungslandschaft hin, deren Mittelpunkte jeweils die mehrere Hektar großen dorf­artigen Siedlungen bildeten, zwischen denen bzw. rund um die kleinere Siedlungseinheiten lagen. Einen guten Eindruck davon vermitteln die zahlreichen Siedlungsstellen im weststeirischen Laßnitztal und im Deutschlandsberger Becken: für die Siedlung in Hörbing bei Deutschlandsberg wurde zuletzt von Andreas Bernhard eine Größe von 1,2 km² (bzw. 120 ha) angegeben, wobei jedoch ernsthaft zu hinterfragen bleibt, ob es sich hierbei um eine zusammenhängende Siedlungsf läche handelt, oder ob umliegende Siedlungen mit-

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einberechnet worden sind. Ergraben wurde bislang ein größeres Areal von rund 9.000 m² Fläche, sowie an verschiedenen weiteren Stellen einzelne kleine Bereiche. Knapp 5 km östlich von Hörbing konnte bei Grub (Deponie Grub) die nächste größere Siedlung fast vollständig untersucht werden, die eine Fläche von knapp über 1,6 ha aufwies. Diese wohl dorf- bzw. weilerartige Siedlung war im Abstand von einigen hundert Metern von kleineren Siedlungen oder Gehöften umgeben, wie sie beispielsweise in Lebing (Lebingergleinzstraße) oder in GrubOst erfasst werden konnten. Eine ähnliche Situation zeichnet sich grob für den Bereich rund um Groß St. Florian und Petzelsdorf ab, wobei hier jedoch noch keine größere Siedlung erfasst werden konnte, sondern eher kleinere Siedlungsstrukturen. Im Bereich nördlich von Wettmannstätten konnte einerseits in Wohlsdorf eine rund 2,5 ha große dorfartige Siedlung fast vollständig ergraben werden, knapp 2 km westlich davon wurde eine weitere ausgedehnte Siedlung in Schönaich auf einer Länge von 290 m festgestellt, die Gesamtausdehnung dieser Siedlung ist jedoch nicht bekannt. Auf jeden Fall ist festzuhalten, dass die beiden größeren Siedlungen Deponie Grub und Wohlsdorf rund 7 km voneinander entfernt liegen. Knapp 6 km beträgt die Entfernung zwischen der Wohlsdorfer Siedlung und der nordwestlich davon gelegenen größeren Siedlung in Schönberg-Matzelsdorf, die auf einer Länge von 830 m im Zuge der Rettungsgrabungen erfasst werden konnte, ohne dass ihre Gesamtausdehnung feststellbar wäre. Es deutet sich derzeit somit vage an, dass in den entsprechenden Tal- bzw. Talrandlagen in etwa alle 6–7 km mit einer größeren weiler- oder dorfartigen Siedlung zu rechnen sein wird, die jeweils von kleineren Siedlungsstrukturen umgeben ist. Bei sämtlichen größeren Siedlungen ist aufgrund der Vorberichte oder des bereits vorgelegten Fundmaterials eine Mehrphasigkeit evident,

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sodass die derzeit greif baren Größenangaben mit Vorsicht zu betrachten sind. Eine ähnliche Situation wie im Laßnitztal zeichnet sich auch für andere Bereiche insbesondere der Weststeiermark ab, wo sowohl im Gleinz-, Sulm- als auch im Kainachtal mit vergleichbaren Strukturen gerechnet werden darf, doch liegen aus diesen Gebieten keine derartig großf lächigen und linear gestreuten Ergebnisse vor, die diese Annahme verifizieren könnten. So kann für die zweifelsohne ausgedehnte Siedlung von Pichling bei Köf lach, für die von Gerald Fuchs eine durch Oberf lächenfunde eingrenzbare Fläche von 23 Hektar angegeben wird,300 allein auf Grund der ausschnitthaften Untersuchungen nicht wirklich beurteilt werden, ob es sich tatsächlich um eine große zusammenhängende Siedlung handelt, oder ob hier mehrere kleinere Siedlungen bzw. Gehöfte oder ähnliches heute ein derartiges Bild suggerieren. Auch ist nicht festzulegen, ob hier gleichsam eine Siedlung „aus einem Guss“, oder – analog zu den Ergebnissen in den Siedlungen im Laßnitz- und Sulmtal301 – eine mehrphasige Siedlung mit damit verbundenen chronologischen Verschiebungen vorliegt. Nicht abschließend zu beurteilen bleibt weiters die Frage nach möglichen Befestigungsanlagen der Siedlungen: Bereits oben erwähnt wurden die beiden in schmalen Aufschlüssen angeschnittenen Grabenstrukturen in Hasreith302 und Lamperstätten,303 wo Sohlbzw. Spitzgräben nachgewiesen wurden. Der fortifikatorische Charakter sowie überhaupt der Verlauf dieser Gräben sind auf Grund der Befundsituation nicht mit letzter Gewissheit geklärt. Die teils großf lächig ergrabenen Siedlungen aus dem Laßnitztal bieten allesamt kei-

ne Hinweise auf eine einstmalige Befestigung, etwa in Form von Gräben oder Palisaden, sodass derzeit eher davon auszugehen ist, dass diese Flachlandsiedlungen unbefestigt waren. Und dasselbe dürfte auch auf die wenigen Höhensiedlungen zutreffen, die entweder keine Befestigungen (mehr?) aufweisen (z. B. Kapfensteiner Kogel oder Wildoner Schlossberg), oder wo – wie im Falle des Karnerkogels – die Interpretation gewisser Geländestrukturen als Fortifikationen durch Ausgrabungen sogar falsifiziert werden konnte. Evident ist bei fast sämtlichen bislang untersuchten bzw. prospektierten Siedlungen die unmittelbare Nähe zu Gewässern, in erster Linie zu kleineren Flussarmen oder Bächen, im Falle von Hasreith scheint die Siedlung am Uferrand eines kleinen Sees oder Teiches gelegen zu sein.304 Am besten lässt sich dieses Naheverhältnis allerdings in Hörbing belegen, wo ein leicht mäandrierender kleinerer Flussarm der Laßnitz die Siedlung am Rande durchf ließt und zu beiden Seiten von Gebäuden f lankiert wird.305 Hier diente das Gewässer offensichtlich nicht nur zur Wasserversorgung der Siedlung, sondern auch zur Entsorgung von Müll, wie es abschnittweise massive Fundkonzentrationen innerhalb des Flussbettes nahelegen. Die Versorgung der Siedlungen mit Wasser wurde nicht nur ausschließlich durch die unmittelbar benachbarten f ließenden Gewässer sichergestellt, sondern vereinzelt auch durch gesondert angelegte Brunnen. So konnten in der Siedlung von Wohlsdorf – trotz der unmittelbaren Nähe zur Laßnitz – drei Brunnen ergraben werden, die am westlichen und östlichen Rand der bebauten Fläche eingetieft worden waren und teilweise über sorgfältig gearbeitete hölzerne Brunnenkästen verfügten.306

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Eine ausgewählte Fundstelle: Wohlsdorf – Siedlung und Brunnen der späten Bronzezeit Von Ruth Drescher-Schneider, Gerald Fuchs, Robert Fürhacker, Michael Grabner, Andreas G. Heiss, Hannes Heymans, Anne-Kathrin Klatz, Attila Botond Szilasi und Elisabeth Wächter Die Fundstelle liegt südöstlich von Wohlsdorf 307 bei der Einmündung des Stainztales in das Laßnitztal. Im Vorfeld der Errichtung der Koralmbahn durch die ÖBB-Infrastruktur AG wurde eine Fläche von 35.506 m² archäologisch untersucht. Dabei wurde ein großer Ausschnitt einer Siedlung freigelegt, die von der späten Bronzezeit bis zur älteren Urnenfelderzeit bestanden hat.308 Anhand der Radiokarbondaten und der keramischen Funde lässt sich der zeitliche

Rah­men der Siedlung von ca. 1.300 bis 1.140 v.  Chr. eingrenzen, also vom Übergang der ausgehenden Mittel- zur Spätbronzezeit (Ende Bz C2 zu Bz D) bis zum Übergang von der älteren zur mittleren Urnenfelderzeit (Ende Ha A1 zu Beginn von Ha A2). Demnach gehören die Pfostenbauten, sowie viele der zugehörigen Gruben zwei Bauphasen mit einer Dauer von rund 70 bis 80 Jahren an. Von den 29 Gebäuden bestand nur eines – Gebäude 13 – über beide Phasen hinweg

Wohlsdorf. Übersicht der Grabungsfläche auf der Trasse der Koralmbahn 

Grafik: ARGIS, 2008

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Wohlsdorf. Objekt 764, oberer Be­ reich (Reparaturphase) des hölzernen Brunnenkastens mit Sandsteinblöcken als Verkeilung; Zustand während des Blockabbaus Foto: ARGIS, 2009

Wohlsdorf. Objekt 764, unterer Bereich des Brunnenkastens, Spalt­ bohlen mit sorg fältig hergestellten Eckverbindungen; Zustand während des Blockabbaus Foto: ARGIS, 2009

und wurde grundlegend erneuert (ersichtlich an den „Doppelpfostengruben“). In drei Fällen lässt sich in der zweiten Phase ein neues Gebäude an der gleichen Stelle nachweisen. Vierzehn Gebäude und vier Pfostenreihen gehören der ersten Phase bis ca. 1.220 v. Chr. an, zehn Gebäude und zwei Pfostenreihen der zweiten Phase bis 1.140 v. Chr., zwei Gebäude sind unsicherer Zeitstellung.

Die Gebäude sind Nord-Süd orientiert mit Abweichungen gegen Ost und West. Nachweisbar sind fünf Langhäuser, die Wohn­ zwecken gedient haben, sowie zehn Pfostenbauten, die sowohl als Wohn- als auch als Wirtschaftsbauten interpretiert werden können. Die übrigen Gebäude sind als Wirtschaftsgebäude zu bezeichnen. Die Wände mit Flechtwerk zwischen den Pfosten waren mit

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Lehm verputzt, weiters sind erhöhte Fußböden mit mehreren Lagen Hölzern zu vermuten, die an der Oberseite ebenfalls mit Lehm abgedichtet waren. Für die Standardbreiten der Gebäude mit ca. 3 m ist ein Rofendach ausreichend, wo Firstpfosten nachweisbar sind, ist notwendigerweise von einer Firstkonstruktion auszugehen. In zwei Fällen lässt sich auch ein Pultdach rekonstruieren, wobei anhand der Pfostengruben auch die Ableitung der horizontalen Schubkräfte des Daches nachweisbar ist. Die Gebäude fügen sich in das bekannte Bild von Siedlungen dieser Zeit. Die Gebäude und Gruben lassen sich im Wesentlichen elf mehr oder weniger gut abgrenzbaren Nutzungsbereichen („activity areas“) zuordnen mit einem meist langen Wohngebäude. Bei den areas 6 und 7 ist auch eine zeitliche Abfolge festzustellen, zumal die Pfostengruben zweier Gebäude über den Umfassungsgraben der area 6 hinweggehen, womit die Gebäude der area 7 der jüngeren zweiten Bauphase angehören. Den Idealfall eines gut abgegrenzten Nutzungsbereiches stellt die area 9 dar. Sie enthält ein Wohngebäude mit 17 m² Fläche, in der näheren Umgebung mehrere Abfallgruben, aber auch zwei Vorratsgruben. In rund fünf Metern Entfernung liegt eine Arbeitsgrube mit Überdachung, eine weitere große Arbeitsgrube mit Resten einer Feuerstelle liegt abseits am Rand der area, dazwischen noch eine Lehmentnahmegrube. Der gesamte Nutzungsbereich der area 9 erstreckt sich auf eine Fläche von ca. 500 m². Es sind auch Befunde anderer Zeitstellung vorhanden: Gut abgrenzbar war der Bereich der area 3 mit handwerklich genutzten Grubenhäusern (Textil- und eventuell Metallverarbeitung) und einem Ofen der Hallstattzeit, die anhand der Radiokarbondaten und der Keramik zwischen 650 und 550 vor Chr. datieren, von Ha C2 bis Ha D1. Der Römerzeit gehören drei Gebäude und eine zweiphasige Arbeitsgrube in

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der area 1 an. Deutlich abzugrenzen ist auch der Bereich area 13, ein latènezeitlicher Gräberbezirk mit dreizehn Bestattungen. Die Nähe zum Wasser war für den Menschen lebensnotwendig, weswegen Siedlungen sich stets in Reichweite von Flüssen und ­Bächen befanden, die aber nur bedingt Trinkwasser liefern. Daher wurden Brunnen angelegt, die in Wohlsdorf an den Rändern der Siedlung errichtet worden sind - es handelt sich um die Brunnen Objekte 728, 764 und 961, die nach den Radiokarbondaten und der Keramik um 1.330 v. Chr. errichtet und um 1.140 v. Chr. aufgegeben worden sind. Zu erwähnen ist auch der römerzeitliche Brunnen Objekt 388. Der Brunnen Objekt 728 war von sehr einfacher Bauart und könnte als fallweise genutzte Wasserstelle gedient haben. Die Schacht­ öffnung hat 1,2 m Durchmesser und verjüngt sich nach unten hin auf ca. 1 m Durchmesser. Der Brunnen Objekt 764 liegt in einer feuchten Mulde am Westrand der Siedlung. Genutzt wurde ein lokales Schichtwasservorkommen. Dieses liegt in einer Kiesschicht zwischen dem dichten tertiären Schluffstein an der Basis und der darüber liegenden tonigen Schluffdecke. Es lieferte zum Zeitpunkt der Grabung im Jahr 2008 die enorme Wassermenge von ca. 6.500 Litern pro Tag. Da der Brunnen gelegentlich übergelaufen ist, wurde ein Ablaufgräbchen angelegt, Pfostengruben könnten auf eine Hebe­vorrichtung oder eine Überdachung hinweisen. Der Brunnen besitzt zumindest zwei Bauphasen: Der im unteren Abschnitt sehr gut erhaltene quadratische Brunnenkasten besteht aus ca. 1 m langen Spaltbohlen mit sorgfältig hergestellten aufwendigen Eckverbindungen. Der obere Teil ist aus dünnen Brettern hergestellt und wird einer Reparaturphase zugeordnet. Die Holzkonstruktion wird durch Sandsteinbrocken in Position gehalten. Aus der Urnenfelderzeit sind vergleichbare Brunnenkästen bekannt.309

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Wohlsdorf. Brunnen Objekt 961; der ehemalige hölzerne Brunnenkasten ist im oberen Horizont nur mehr anhand von Strukturen im Boden nachweisbar Foto: ARGIS, 2008

Die Verfüllung des Brunnens enthielt viel Keramik und Massen an hervorragend erhaltenen Pf lanzenresten: Über 34.000 Stück fanden sich in einer Sedimentprobe von nicht einmal 7 Litern. Sie sind wegen des Sauerstoffmangels im wassergesättigten Boden perfekt konserviert und dokumentieren vor allem die umgebende Vegetation während der Verfüllungsphase des Brunnens, aber ebenso die Aktivitäten der spätbronzezeitlichen Siedler. Letztere zeigen sich etwa anhand von Hirsekörnern und -spelzen (Panicum miliaceum) ebenso wie an den zahlreichen Ackerunkräutern und Kulturfolgern, so etwa Windenknöterich (Fallo­ pia convolvulus), Wilde Möhre (Daucus carota), Gänsefuß (Chenopodium-Arten) und Rainkohl (Lapsana communis). Der Großteil der identifizierten Pf lanzen stammt aber aus der feuchten Senke, in der der Brunnen angelegt worden war, so die ausgesprochenen Wasser- und Sumpfpf lanzen wie Froschlöffel (Alisma-Arten) oder Wasserpfeffer-Knöterich (Persicaria lapathifolia). Der Brunnen ist als Block mit einem Gewicht von 17 Tonnen geborgen und in eine

Halle transportiert worden. Er wurde untersucht, dokumentiert und in der Phase des Blockabbaus ständig feucht gehalten, um eine Austrocknung und somit Zerstörung der Brunnenhölzer zu verhindern. Die stark abgebauten, aber sehr gut erhaltenen Hölzer wurden geborgen, freigelegt und mit Polyethylenglycol, einem wasserlöslichen Polymer, konserviert. Der Brunnenbefund und die einzelnen Hölzer wurden 3D-gescannt. An einigen Hölzern befinden sich gut erhaltene Spuren der Werkzeuge, mit denen sie bearbeitet worden waren – es dürfte sich um Beile gehandelt haben. Die Konstruktionshölzer des Brunnenkastens bestehen aus Eichenholz. Deren dendrochronologische Untersuchung ermöglichte die Synchronisierung der Jahrringkurven von vier Hölzern, wodurch ein Zeitraum von knapp 120 Jahren abgedeckt wird. Mangels geeigneter Referenzchronologien für die Region konnte mit dieser Methode keine absolute Altersbestimmung erzielt werden. Radiokarbondatierungen an zwei Hölzern, deren jüngste Jahresringe eine bekannte Altersdifferenz von zwölf Jahren haben, wurden durchgeführt.

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Der äußerste Jahrring der Probe Wo 2428-11 des Konstruktionsholzes des älteren Brunnenkastens liegt mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 % im Bereich von 1.430 bis 1.395 v. Chr. und datiert die Schlägerung der Eiche bzw. deren Erstverwendung. Aus der Hinterfüllung des älteren Brunnenkastens stammt nämlich Keramik vom Übergang der Stufe Bz C2 zu Bz D und datiert die Errichtung des Brunnens um oder kurz vor 1.300 v. Chr. Die jüngste Nutzphase des Brunnens ist durch die Altersbestimmung einjähriger Pf lanzenreste aus der obersten abschließenden Verfüllung des Brunnenschachtes mit 1.220 bis 1.120 v. Chr. (Wahrscheinlichkeit 68 %) datiert, wobei anhand der Kalibrationskurve ersichtlich ist, dass das Ende des Brunnens zwischen 1.165 und 1.140 v. Chr. anzusetzen ist, bestätigt auch von Keramikfunden, die an den Übergang von Ha A1 zu Ha A2 zu stellen sind. Der Brunnen Objekt 961 liegt am West­ rand der Siedlung. Der Brunnenschacht hat einen Durchmesser von 2,1 m und eine Tiefe von 1,4 m. Die Hölzer des quadratischen Brunnenkastens von ca. 1 m Seitenlänge hatten Eckverbindungen, waren aber großteils nicht mehr erhalten, sondern nur mehr in Form von Strukturen im Boden erkennbar. Der Bereich außerhalb der Holzkonstruktion wurde mit lehmigem Material verfüllt. In der Verfüllung des Brunnenkastens befanden sich sehr viele bronzezeitliche Gefäßfragmente und organische Reste: Die über 4.000 Pf lanzenreste aus einer Sedimentprobe von knapp 2,5 Litern ähneln in ihrer Zusammensetzung denen aus Objekt 764. Die größere Nähe zur Siedlung schlägt sich aber in einem wesent-

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lich breiteren Spektrum von Kulturpf lanzen nieder. Von besonderem Interesse sind vor allem die Mohnsamen (Papaver somniferum), aber auch die Körner von angekeimtem und anschließend verkohltem Dinkel (Triticum spelta) und Emmer (Triticum dicoccum), die an verunglückte Mälzversuche oder an feucht gewordenes und mit dem Kehricht verbranntes Saatgut denken lassen. Die Fundstelle in Wohlsdorf gibt somit einen guten Einblick in die Struktur einer mittelbronzezeitlichen bis urnenfelderzeitlichen Siedlung und das Alltagsleben ihrer Bewohner einschließlich der Wasserversorgung. Die ausgezeichnet erhaltenen Pf lanzenreste sind ein seltener Glücksfall – sie geben Aufschluss über die natürliche Umwelt, die verwendeten Nutzpf lanzen und Ernährungsgewohnheiten. Auf Grundlage der Pollenuntersuchung ergibt sich folgendes Bild: Im Umkreis des Brunnens war der Boden feucht bis nass. In der Nähe sind Wasser führende Entwässerungsgräben oder Seitenarme der mäandrierenden Bäche anzunehmen. Der Talboden war zum Teil versumpft. Teilweise war er von Nasswiesen bedeckt, die dem Vieh als Weide dienen konnten. Die Getreide- und Gemüseäcker dürften auf der Terrasse angelegt worden sein, wo sich heute die Ortschaft Wohlsdorf befindet. Die umgebenden Hügel waren größtenteils abgeholzt. Brennholz und Holz zur Herstellung von Werkzeugen konnten die Auwaldreste und Gebüsche liefern. Das Bauholz (Tanne, Buche, Fichte und teils wohl auch Eiche) musste aus den weiter entfernten Hügeln herbeigeschafft werden.

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Anders als noch im Jahr 2007 kann in Hinblick auf Fragen der Siedlungsformen bzw. -strukturen sowie der Konstruktion von Gebäuden im Untersuchungsgebiet mittlerweile auf zahlreiche neugegrabene Befunde zurückgegriffen werden, wie beispielsweise aus den im Laßnitztal gelegenen Fundstellen Lichendorf, Schönberg, Schrötten, Wohlsdorf, Grub (Deponie), aus Hörbing bei Deutschlandsberg und Hasreith im Gleinztal. Bei sämtlichen Siedlungen scheint es sich der Struktur nach um Streusiedlungen zu handeln, ein Bebauungsmuster lässt sich ansatzweise eventuell in Grub herauslesen, wo – zumindest in einer Bauphase und besonders im Südbereich – eine übergeordnete Ausrichtung und teils lineare Anordnung von Gebäuden in annähernder Nord-Süd-Ausrichtung erkennbar sind. In einer zweiten – älteren oder jüngeren? – Bauphase weisen die aus Pfostengrubenstellungen erschließbaren Gebäudegrundrisse eine davon grob um 90° abweichende Orientierung auf, wobei gerade im Nordbereich der Siedlung überhaupt Gebäude dieser Ausrichtung dominieren. Erschwerend wirken sich bei sämtlichen dieser Siedlungen die schon erwähnte fehlende detaillierte Befund- und Fundvorlage sowie eine Mehrphasigkeit aus, die momentan noch keine chronologische Parallelisierung einzelner Gebäude zulässt. Überlagerungen bzw. Überschneidungen von Pfostengruben und -reihen belegen Um- und Neubauten an ein und derselben Stelle in praktisch sämtlichen bislang erfassten Siedlungen. Für Hörbing kann beispielsweise eine erhöhte Gebäude- bzw. Bebauungsdichte für den durch Grabungen erschlossenen Südteil konstatiert werden, wohingegen der vom erwähnten Altf lussarm durchzogene Nordbereich eine merkliche Ausdünnung an Gebäuden erkennen lässt; bei den neu ergrabenen im Laßnitztal gelegenen Siedlungen bleibt diesbezüglich die detaillierte Befundpublikation abzuwarten.

Betrachtet man die Ausrichtung der bislang rekonstruierbaren Gebäudegrundrisse, so lässt sich in Summe ein Überwiegen an annähernd Nord-Süd-orientierten Bauten ausmachen. Deutlich seltener begegnet eine Orientierung in West-Ost-Richtung oder überhaupt klar schräg gestellte Gebäude. Eine erste Untersuchung der einzelnen Gebäudetypen erfolgte bereits im Jahr 2007, wobei lediglich auf sechs Grundrisse aus Hörbing310 und einen aus Hasreith311 zurückgegriffen werden konnte. Die enge Verwandtschaft mit annähernd zeitgleichen Funden aus dem wesentlich besser erforschten benachbarten slowenischen Prekmurjegebiet (Oloris bei Dolnji Lakoš312 und Sodolek313) ermöglichte eine Einbeziehung der zahlreichen dort ergrabenen und teilweise publizierten Gebäudegrundrisse in eine übergeordnete Gebäudegrundriss-Typo­ logie, sodass insgesamt 21 Grundrisse für die Auswertung zur Verfügung standen. Mittlerweile hat sich die Anzahl der rekonstruierten Gebäudegrundrisse primär durch die großf lächigen Ausgrabungen im Laßnitztal vervielfacht, wobei jedoch erst ein kleiner Teil durch Vorberichte auswertbar ist. Soweit bislang beurteilbar, besitzt die 2007 vorgeschlagene Gebäudetypologie auch jetzt noch ihrer Gültigkeit – Erweiterungen bzw. Präzisierungen werden nach der Vorlage der Gebäudegrundrisse aus dem Laßnitztal aber zweifelsohne möglich sein. Bereits jetzt darf allerdings schon vorweggenommen werden, dass die in Ansätzen publizierten Einschätzungen etwa der Gebäude­ grundrisse und -konstruktionen von Lichendorf bei Weitendorf oder von Wohlsdorf einer kritischen Diskussion und Revision bedürfen. Insbesondere die sehr phantasievollen komplexen Grundrissrekonstruktionen aus Lichendorf/Weitendorf sind ernsthaft zu hinterfragen. Grundsätzlich – und zahlreiche Vorberichte korrigierend! – muss in Hinblick auf eine Typologisierung der Gebäudegrundrisse vorweg fest-

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gehalten werden, dass es sich bislang – abgesehen vom Karnerkogel – ausnahmslos um Reste von Gebäuden in Pfostenbauweise handelt, und nicht um Ständerbauten, die keiner tragenden Pfostenkonstruktion bedürfen und deshalb auch schlichtweg keine Pfostengruben „hinterlassen“ können. Lediglich in der Höhensiedlung am Karnerkogel konnte bislang der Rest eines Balkengräbchens festgestellt werden, in den wohl ein Schwellbalken oder -riegel eingelassen war. Dieses „Fundament“ deutet entweder auf ein Aufgehendes in Blockbautechnik hin, oder eben auf einen tatsächlichen Ständerbau, dessen Steherzwischenräume mit Rutengef lecht ausgefächert waren, welches wiederum mit Lehm verputzt war. Auf eine derartige Gebäudekon­ struktionsweise deuten insbesondere die umliegenden Hüttenlehmbruchstücke hin. Über die Dachkonstruktion können verständlicherweise keine seriösen Angaben gemacht werden, in erster Linie wird man jedoch mit einfachen Giebel- bzw. Satteldächern zu rechnen haben. Nicht nachweisbar bleibt die für die größeren und möglicherweise mehrräumigen Wohlsdorfer Gebäude geäußerte Vermutung, dass diese „Doppelwalmdächer“ besessen hätten, auch stellt sich hierbei überhaupt die Frage nach der methodischen Nachweismöglichkeit bei derartig erhalten Befunden. Für die Zuordnung zu einem der be­reits 2007 definierten Gebäudegrundriss-Typen sind folgende Kriterien ausschlaggebend: Anzahl der Pfosten an den Langseiten, Verhältnis der Gebäudelänge zur Breite und „Ein- oder Mehr­schiffigkeit“. Durch diese Vorgaben lassen sich fünf Typen (A - E) differenzieren: Typ A: Vierpfostenbau Typ B: Gebäude mit vier Pfosten an der Langseite Typ C: Gebäude mit fünf bzw. sechs Pfosten an der Langseite Typ D: „Langhaus“ Typ E: Mehrschiffiges Gebäude

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Betrachtet man die mit den jeweiligen Kon­ struktionsschemata verbundenen Gebäudegrößen, so fällt bei den Vierpfostenbauten (Typ A) ihre im Vergleich zu den Typen B - D deutlich größere Breite auf. Mit Schmalseitenlängen von 5 m übertreffen sie die ansonsten in der Regel nur 3−4 m „schmalen“ erwähnten Gebäudetypen. Die Gebäudelängen von 6 bzw. 9 m fügen sich hingegen gut in den Kanon der Gebäude von Typ B und C ein. Hier lassen sich grob zwei Gebäudedimensionen differenzieren, die mit gewisser Schwankung (maximal im Meterbereich) die Standardtypen repräsentieren: Zum einen handelt es sich dabei um eher kleine Gebäude mit einer Größe von ca. 3 x 6 m, zum anderen um Häuser mit einer Breite von 3−4 m und einer Länge von 8−9 m. Diese Dimensionen scheinen von der Pfostenanzahl an den Langseiten unabhängig zu sein. Der Abstand der Pfostengruben bei den Gebäuden der Typen B und C bewegt sich zwischen 1 und 2 m, wobei Unregelmäßigkeiten durchaus feststellbar sind. Ob diese zumindest teilweise auf die mitunter schlechten Erhaltungsbedingungen zurückzuführen sind, kann nur vermutet werden. Von diesen einfachen Grundrisslösungen sind nun zwei groß dimensionierte Gebäudetypen abzusetzen: Mit Längen von 10 bis 13  m und einer in Relation dazu bemerkenswert schmalen Breite von 3 m können zwei Gebäude aus Hörbing als eine Art „Langhäuser“ (Typ D) angesprochen werden. Bei beiden Häusern ist der teilweise geringe Pfostenabstand von nur 1 m auffällig, bei einem Gebäude kann darüber hinaus eine „Zweiteilung“ mittels zweier Pfosten im Inneren beobachtet werden. Den größten Gebäudetyp (Typ E) stellen mehrschiffige Häuser dar, wie sie bislang aus Hörbing und Wohlsdorf bekannt sind. Bei diesen Gebäuden ist allerdings auch nicht vollständig auszuschließen, dass eine mehrphasige, in der Orientierung gleichgerichtete, seitlich jedoch leicht versetzte Überlagerung an derselben Stelle vorliegt.

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Grundrissvarianten mittel- und spätbronzezeitlicher Gebäude im Südostalpenraum Nach: Tiefengraber, Mittel- und Spätbronzezeit 93, Abb. 13

Betrachtet man nun sämtliche in ihrem Grundriss rekonstruierbare Gebäudetypen, so stellen zahlenmäßig Gebäude der Typen B und C mit Flächen von etwa 20–40 m² den häufigsten und auch in sämtlichen Siedlungen nachweisbaren „Standardtyp“ dar, bei dem man

wohl – funktionell betrachtet – an ein Wohngebäude zu denken hat. Ob dies auch für den etwas breiteren Vierpfostenbau vom Typ A gilt, der bemerkenswerterweise mit Flächen von 30 bzw. 40 m² ausgesprochen groß dimensioniert wirkt, kann nur vermutet werden. Bei den f lä-

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chenmäßig größer dimensionierten Gebäuden der Typen D und E kann es sich auch um eine über die reine Wohnfunktion hinausreichende Verwendung im Rahmen einer kollektiven Siedlungsorganisation gehandelt haben. Auf Grund des bislang publizierten und den einzelnen Gebäuden zuordenbaren Fundmaterials sind auf jeden Fall (noch?) keine funktionellen Rückschlüsse oder Hinweise auf gezielte (handwerkliche etc.) Aktivitäten zu gewinnen, für Wohlsdorf wird in Vorberichten allerdings derartiges bereits angedeutet. Bemerkenswert bleibt abschließend die Beobachtung, dass sich bislang in keinem einzigen Gebäude Hinweise auf Feuerstellen oder Öfen gefunden haben – was wohl nur schwerlich den tatsächlichen Begebenheiten entsprechen kann. Metallurgie, Handel, Handwerk, Ackerbau und Viehzucht sowie Überlegungen zu den Sozial­ strukturen Im Vergleich mit den vorhergehenden Epochen des Neolithikums, der Kupferzeit und auch noch der Frühbronzezeit ermöglicht die erheblich breitere Fund- und Befundgrundlage eine wesentlich bessere Beurteilung von Fragen der Subsistenzsicherung und des Handwerks während der mittleren und späten Bronzezeit. So lässt sich – wie oben bereits erwähnt – ab der Mittelbronzezeit erstmals der Nachweis für eine Kupferproduktion bzw. Kupfererzverhüttung auf dem Gebiet der heutigen Steiermark erbringen, die zweifelsohne mit dem naturgemäß nur schwer nachweis- bzw. datierbaren Abbau lokaler Kupfererzvorkommen in Verbindung steht. Tatsache ist auf jeden Fall, dass die Verhüttung der Kupfererze in technologisch ausgereiften, optimal an die zur Verfügung stehenden Rohstoffe angepassten Verhüttungsanlagen vom sog. ostalpinen Typ erfolgte. Setzte bereits die Suche und vor allem der Abbau der Kupfererze ein entsprechendes

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Wissen und technisches Geschick voraus, so bedingte gerade der Betrieb dieser Schmelzanlagen eine hochgradig spezialisierte technologische Kenntnis, worauf an anderer Stelle bereits hingewiesen wurde. Offen bleibt dabei die Frage, ob man es hierbei jeweils mit Personengruppen zu tun hat, die ausschließlich diesen Tätigkeiten nachgingen, oder um gleichsam „saisonale Professionalisten“, doch dürfte letzteres zutreffender sein. Mit dem Kupferberg­ bau und der Kupfererzverhüttung verbunden war auch die Notwendigkeit zur ausreichenden Versorgung sowohl mit Holz, das in den Gruben und als Brennholz verwendet wurde, als auch vor allem mit Nahrungsmitteln, zumal sich die Abbau- und Verhüttungsplätze oftmals an abgelegenen Stellen befanden, an denen eine Selbstversorgung kaum ausreichend möglich war (z.  B. Eisenerzer Ramsau). Dies bedeutet, dass der Bergbau und die Verhüttung weiteres Personal bedingten, das für die Bereitstellung und Erhaltung der Versorgung notwendig war. Eine entsprechend funktionierende Organisation all dieser Arbeiten darf vorausgesetzt werden. Das Endprodukt des aufwendigen Prozesses der Kupfererzverhüttung konnte in Form von Gusskuchen weiterverwendet und verhandelt werden. Die Herstellung von Geräten, Waffen oder Schmuckstücken etc. erfolgte nach Ausweis von entsprechenden Gussformfunden überwiegend innerhalb der Siedlungen. Hierbei wurde das Rohkupfer je nach Bedarf mit Zinn (oder auch Blei) legiert und in Form gegossen. Aus zwei mittel- bzw. spätbronzezeitlichen Siedlungen der Steiermark liegen bislang Gussformen vor: So stammt aus der ausgedehnten Flachlandsiedlung von Hörbing bei Deutschlandsberg eine steinerne Form zum Guss von Kugelkopfnadeln und aus der Siedlung von Grub im Laßnitztal wurde eine ebenfalls aus Stein gefertigte Gussform bekannt gemacht, die auf zwei Seiten jeweils ein

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Steinerne Gussform für Kugelkopfnadeln aus Hörbing sowie zweiseitige Gussform für ein Beil und eine Speerspitze Nach: Modl, Modrijan Montanarchäologie 106 mit Abb. 15/5 und 15/6 aus Grub

Formnegativ für ein Beil und eine Speerspitze aufwies.314 Abgesehen von diesen Gussformen fehlen jedoch Hinweise auf ausgeprägte pyrometallurgische Tätigkeiten innerhalb der Siedlungen, auch sind bislang keine Schlackenfunde aus einem Siedlungskontext vorgelegt worden. Wenngleich vielleicht der Guss von einfachen Bronzegegenständen, wie eben Nadeln, Anhängern oder vielleicht auch Sicheln, keine vertieften metallurgischen Kenntnisse vorauszusetzen scheint, so stellt sich die Situation bei Beilen und vor allem bei Schwertern gänzlich anders dar. Insbesondere letztere können als eine Art „High-tech-Produkt“ betrachtet werden, das ausgesprochen hohes werkstoffund gießereikundliches Wissen voraussetzt. Nur ein solches gewährleistete eine möglichst homogene Qualität der Klingen, die die nöheit der Waffe mit sich brachte. tige Robust­ Auch war die Kenntnis des optimalen Legierungsverhältnisses unabdingbar, das erst eine größtmögliche Härte bei geringer Sprödigkeit ermöglichte. Wie metallurgische Untersuchungen zeigten, wurden darüber hinaus für be-

stimmte Gegenstände – je nach ihrer Funktion – auch spezifische Legierungen verwendet, die jeweils variierende Zinn- und auch Bleigehalte aufwiesen. Abgesehen von den Materialeigenschaften bestimmten die Legierungsbestandteile auch die Farbe, wobei gezielt stärkerer Gold- oder Silberglanz erreicht werden konnte. Nach dem Guss erfolgte eine Nachbearbeitung der Bronzegegenstände: So hatten zuerst die Gussreste bzw. -kanäle entfernt zu werden, anschließend musste das Stück abgeschliffen bzw. poliert werden, bei Bedarf erfolgte auch die Anbringung einer Verzierung. Bei Beilen, Schwertern, Dolchen, Messern und Sicheln mussten die Schneiden geschliffen werden, wobei zusätzlich oftmals eine erneute Erhitzung und ein Aushämmern notwendig wurden, um die Härte und auch Schärfe zu erhöhen. All diese Arbeiten setzten ein entsprechendes Know-how voraus, es darf vermutet werden, dass dafür spezialisierte Handwerker von Nöten waren. Auf jeden Fall bedingte die nunmehr erheblich verstärkte Kupfergewinnung (vom Kupfererzbergbau über die Verhüttung und die Versorgung dieser „Betriebe“), die

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Distribution sowie die Ver- und Bearbeitung von Bronzegegenständen Personengruppen, die entweder vollständig auf dieses Handwerk spezialisiert waren (z. B. „Schwertfeger“) oder dieses (z. B. Bergbau und Verhüttung) zumindest zu bestimmten Zeiten regelmäßig betrieben. Wenngleich sich derartige Spezialisierungen bereits in der Kupfer- und frühen Bronzezeit entwickelten, so setzte ab der mittleren Bronzezeit ein erheblicher Aufschwung und eine deutliche Steigerung des Angebots und wohl auch der Nachfrage nach Kupfer sowie diversen Bronzegegenständen ein. Diese führten wohl zwangsläufig dazu, dass ein wesentlich größerer Personenkreis an diesen Aktivitäten in verschiedener Form Anteil hatte. Es ist zu vermuten, dass Personengruppen im direkten Umfeld der Kupfergewinnung in der inneralpinen Obersteiermark naturgemäß davon stärker betroffen waren als etwa die offenkundig weiterhin überwiegend landwirtschaftlich ausgerichteten Siedlungsgemeinschaften der mittleren Steiermark, in denen primär Ackerbau und Viehzucht die Subsistenz sicherten. Der unterschiedlich weit fortgeschrittene Forschungsstand in der Mittel- und Obersteiermark verhindert leider die Beantwortung einer Reihe von Fragen, die damit aus sozioökonomischer Sicht in Zusammenhang stehen: So bleibt beispielsweise offen, ob der obersteirische Kupferbergbau und die damit verbundene Verhüttung mitsamt den entsprechenden Zulieferern von den – bislang nur wenigen bekannten – Siedlungen im direkten Umfeld ausreichend versorgt werden konnten, oder ob beispielsweise die „mittelsteirischen“ Siedlungen hierbei eine Rolle spielten. Darüber hinaus stellt sich die Frage nach der Organisation der Distribution des Kupfers und eventuell bereits von Roh- oder Fertigprodukten sowie nach dem Gegenwert dieser Waren. Weiters bleibt die Frage unbeantwortet, ob der Vertrieb und Handel mit Kupfer etc. zu einer gesellschaftlichen Differenzierung sowie schlussend-

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lich zur Herausbildung einer sozialen Hierarchie bzw. von „Eliten“ führten, hinter denen man beispielsweise wohl die Besitzer der kostbaren Bronzeschwerter, etwa der Typen Asenkofen, Reutlingen und auch Riegsee, vermuten wird dürfen. Da diese Schwerter sowohl in der Ober, als auch in der Mittelsteiermark Verbreitung fanden, darf damit spekuliert werden, dass in beiden Gebieten (in den Stufen Bz  B bis Bz D) eine aufgrund ihrer Prunkwaffen greif bare „Kriegerelite“ vorhanden war, deren Macht und zu vermutender Reichtum wohl auf unterschiedlichen Grundlagen beruhte. Es muss allerdings betont werden, dass mangels aussagekräftiger zeitgleicher Grabfunde diese Sozialdifferenzierung im Grunde nicht weiter greif bar ist und dass selbst die – zum überwiegenden Teil als Altfunde überlieferten – Schwerter großteils wohl eher als Depotfunde denn als Grabfunde betrachtet werden müssen, zeichnet sich doch gerade ab der mittleren Bronzezeit eine erhebliche Zunahme an Hort- bzw. Depotfunden ab, die ihren Höhepunkt in der späten Bronzezeit finden wird. Nichtsdestotrotz bilden Ackerbau und Viehzucht wohl weiterhin die Subsistenzgrundlage, wobei erste naturwissenschaftliche Untersuchungen an ausgewählten Fundkomplexen gute Einblicke und wichtige Hinweise primär auf die geläufigen Kulturpf lanzen, in geringerem Ausmaß auch auf die Haustierarten zu geben vermögen. So liegen aus den drei oben bereits erwähnten Gruben Obj. 354, 358 und 408 aus Kainach bei Weitendorf botanische Makroreste vor, von denen die meisten als Echte Rispenhirse (Panicum miliaceum) bestimmt werden konnten, daneben begegneten auch noch Dinkel (Triticum spelta), Emmer und andere Weizenarten sowie vereinzelt Hülsenfrüchte (Linsen) und Wildpf lanzenreste (z. B. Gras-Platterbse, Wicke, Wildhirsen sowie auch Zwerg-Hollunder und das Bruchstück einer Haselnussschale).315 Aus der Verfüllung der

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Brunnen von Wohlsdorf konnten u. a. Hirsekörner und -spelzen sowie zahlreiche Ackerunkräuter und Kulturfolger (Windenknöterich, Wilde Möhre, Gänsefuß und Rainkohl), aber auch einzelne Mohnsamen bestimmt werden. Verkohlter Dinkel und Emmer könnten als Hinweis auf einen „verunglückten“ Mälzversuch zu sehen sein. Aus Grube B von Vorwald bei Wald am Schoberpass konnten schließlich noch Reste der Saatblatterbse bestimmt werden.316 Die kalkarmen, sauren Lehmböden der mittleren Steiermark stellen leider ungünstige Erhaltungsbedingungen für Knochenmaterial dar, sodass bislang kaum Aussagen zur Haustierzucht, Fleischversorgung oder zu Jagdgewohnheiten möglich sind. Eine Ausnahme stellen allerdings die verbrannten bzw. kalzinierten Tierknochen aus den eben erwähnten drei Gruben bzw. Objekten aus Kainach dar, die hauptsächlich von kleinen Wiederkäuern (Schaf oder Ziege), einem jungen Reh und vermutlich von Rind und Hase stammen.317 Da diese Gruben vermutlich in einer Art von „sakralem“ Kontext zu sehen sein dürften, sollte in ihrem „Inhalt“ auch nicht unbedingt ein repräsentativer Querschnitt durch das geläufige Haustierspektrum erwartet werden. Tierknochenfunde fehlen bislang fast aus sämtlichen mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlungen der Obersteiermark, eine Ausnahme stellen hierbei jedoch einzelne „Almhütten“ im Dachsteingebirge dar. So konnten beispielsweise in der (mittelbronzezeitlichen) Lackenofenhütte Knochen von Rind, Ziege und Schwein nachgewiesen werden,318 wobei jedoch nicht entschieden werden kann, ob es sich dabei um Reste von vor Ort geschlachteten Tieren, oder um bereits auf die „Alm“ mitgebrachte Nahrungsmittel handelte, wie es die Schweineknochen anzudeuten vermögen. Diese „Almhütten“ in Hochweidelagen stellten einerseits Verpf legungs- und Raststationen für Jäger und

vor allem Säumer dar, andererseits sind sie in erster Linie als Indikator für eine bereits bronzezeitliche Weidewirtschaft zu betrachten. Als Weidewirtschaft ist Franz Mandl zufolge nicht nur die traditionelle Almwirtschaft mit einer Sennerei, in der die Milch vor Ort verarbeitet wurde, zu verstehen, sondern auch die Möglichkeit von „Milchalmen, von denen die Milch täglich ins Tal transportiert“ wurde. Auch die „reine Viehhaltung für die Fleischproduktion, die Sömmerung nicht milchgebenden Viehs und die vielen Varianten mehr oder weniger mobiler Tierhaltungsformen, bei denen Hirten und Hunde die Herden begleiten“, sind dazu zu zählen.319 Sucht man nach weiteren Hinweisen auf handwerkliche Tätigkeiten in den mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlungen, so lassen sich mehrfach Hinweise auf Textilherstellung finden. So stammen beispielsweise tönerne pyramidenstumpfförmige Webgewichte aus Freidorf im Sulmtal (Objekt 2)320 sowie Objekt 2 von Lödersdorf bei Feldbach,321 aus dem auch ein kleiner scheibenförmiger Spinnwirtel vorliegt.322 Zweifelsohne werden sich in den noch unpublizierten Fundbeständen aus den zahlreichen Siedlungen des Laßnitztales weitere derartige Artefakte zur Textilherstellung befinden, doch bleibt hier die Vorlage abzuwarten. Aus Matzelsdorf bei Schönberg im Laßnitztal konnte eine Reihe von schmalen, länglich-ovalen Gruben festgestellt werden („Schlitzgruben“), für die der Ausgräber Gerald Fuchs eine Funktion als Gerbgruben für möglich hielt und wodurch neben dem Textilhandwerk auch Lederherstellung (und wohl auch -verarbeitung) in diesen Siedlungen denkbar wäre.323 Dass die Kenntnis der Holzver- und -bearbeitung bzw. das Zimmermannshandwerk zu den geläufigen Fertigkeiten zählte, darf in Hinblick auf die z. T. gar nicht gering dimensionierten Gebäudekonstruktionen als gegeben erachtet werden. Konkret erhaltene Holzkon­

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struktionen sind noch in Wohlsdorf nachweisbar, wo z. B. im Brunnenschacht (Obj. 764) ein aus an den Ecken gut verzahnten Eichenholzbohlen bzw. -brettern gefertigter Brunnenkasten im Feuchtbodenmilieu erhalten blieb, an denen sogar noch Werkzeugspuren auszumachen sind.324 Gleich wie schon in den vorhergehend beschriebenen Perioden stellt auch in der Mittel- und Spätbronzezeit die Gefäßkeramik jedes Mal die weitaus größte Fundgruppe dar, die in den meisten Fällen auch überhaupt erst eine chronologische Einordnung erlaubt. Diese Keramikfunde sind allesamt als Produkte eines ausgeprägten und hochstehenden Töpfereihandwerkes zu verstehen, das teilweise bemerkenswert qualitätsvolle Erzeugnisse erbracht hat. Grundsätzlich weist der geläufige Geschirrsatz der Stufen Bz B, Bz C und Bz D einen sehr ähnlichen Formenschatz auf, insbesondere anhand der sich verändernden Verzierungsarten und -techniken sowie der Faktur und der Brandatmosphäre sind jedoch feinchronologische Unterschiede gut festzumachen. In manchen Fällen spiegeln gerade spezifische Verzierungen darüber hinaus sehr gut Einf lüsse „von außen“ wider, die im „heimischen“ Formen- und Verzierungskanon übernommen und adaptiert werden. Hierbei ist in erster Linie an die unterschiedlich ausgeführte Stempelverzierung zu denken, die im norda lpenbereich Oberösterreichs, westlichen Vor­ Salzburgs und Südbayerns beste Parallelen findet. Überblickt man die mittel- und spätbronzezeitliche bzw. frühurnenfelderzeitliche Geschirrserie, so lassen sich folgende Formen differenzieren, die sich in leichter Variation in allen Stufen wiederfinden: • Große bikonische bis rundbauchige Gefäße mit kurzem T-förmigem oder mitunter stark ausbiegendem Rand („Kegelhalsgefä-

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ße“), die oftmals am Bauchumbruch mit Tunnelhenkeln versehen sein können. • Große gerundet-bikonische Gefäße mit senkrechtem, gestrecktem Rand („Kragenrandgefäße“), die über Tunnel- oder Ösenhenkel verfügen können. • Große f laschenförmige Gefäße bzw. Töpfe, an denen auch randständige Henkel angebracht sein können (Krüge). • Große langgestreckte Töpfe mit plastischer, mitunter fingertupfenverzierter Leiste auf der Schulter und oftmals schlickergerauter Oberf läche am unteren Gefäßteil. • Kleine Henkeltöpfe. • Kleine rundbauchige Töpfe und Schüsseln mit Ösenhenkeln. • Profilierte Schalen und Schüsseln, die mitunter „gezipfelte“ Ränder oder auch niedere Hohlfüße besitzen können. • Rundbauchige oder profilierte Henkelschalen bzw. Tassen. • Deckel bzw. Gluthauben. Betrachtet man die Verzierungen, so kann festgehalten werden, dass insbesondere in den ersten beiden Horizonten Retznei-Freidorf 1 (Bz B) und Hörbing-Petzelsdorf (Bz C) reiche Ritz-, Rillen- und mitunter Stempelverzierung dominieren, die vorwiegend auf den feingemagerten Kegelhals- und Kragenrandgefäßen angebracht sind, welche – so noch erhalten – über eine gut polierte Oberf läche verfügen. Plastische Verzierung in Form von Rippen und plastischen Leisten bzw. Fingertupfenleisten sind zwar bereits in diesen Horizonten auf der Grobkeramik vertreten, doch lösen diese Dekorarten im Horizont Vorwald-Hasreith (Bz D) die Ritz- und Rillenverzierung vollständig ab. Die aufwendigste Verzierung dieses Horizontes stellen girlandenartig angeordnete plastische Leisten dar, die in der Art einer stark schematisierten „Augendarstellung“ ausgeführt sind.325

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Bestattungs- und Grabbrauch Verglichen mit dem über die zeitgleichen Siedlungen Bekannten stellt sich der Kenntnisstand zu den mittel- und spätbronzezeitlichen Gräbern als äußerst bescheiden dar. Lässt man die altgegrabenen und nicht mehr beurteilbaren „Hügelgräber“ aus dem Mürztal (siehe unten) sowie die teilweise ebenfalls bereits altbekannten und mitunter bemerkenswerten Bronzefunde außer Acht, die zumindest zu einem Teil aus zerstörten Gräbern stammen könnten, so sind bislang erst von fünf Fundstellen potentielle Gräberfunde dieser Zeitstellung bekannt (Lödersdorf bei Feldbach, Grünau bei Groß St. Florian, Leibenfeld sowie Grub bei Deutschlandsberg und Wohlsdorf ). Alle fünf Fundstellen weisen hierbei jedoch die Gemeinsamkeit auf, dass die Fund- bzw. Befundsituation mangels entsprechend publizierter Vorlagen oder aber auf Grund der schlechten Erhaltungssituation momentan (noch) nicht wünschenswert und abschließend beurteilt werden kann. Es kann beim derzeitigen Forschungsstand festgehalten werden, dass sich (vermutlich) sowohl Hügel-, als auch Flachgräber nachweisen lassen. Bei allen bislang festgestellten „Grabfunden“ handelt es sich um Brandgräber, wobei der Nachweis von Körpergräbern in den für Knochen destruktiven Lehmböden der Westund Oststeiermark allerdings bestenfalls über die Form und Konstruktion der Grabgruben möglich wäre. Im Jahr 2002 wurden von der Universität Wien durch Andreas Lippert in Lödersdorf östlich von Feldbach auf einer Hochterrasse über dem Raabtal archäologische Untersuchungen im vermuteten Bereich eines kupferzeitlichen Gräberfeldes durchgeführt.326 Dabei wurden fünf eher seichte, bis zu 0,5 m große rundliche Gruben freigelegt, die auf Grund der in der Verfüllung vorhandenen Funde von Ernest Jilg als Reste von spätmittel- bzw. spätbronzezeit-

lichen Gräbern angesprochen wurden.327 Die Ansprache als „Gräber“ basiert dabei primär auf der ensemblemäßigen Zusammensetzung der entsprechenden Funde, wobei in keiner einzigen Grube Leichenbrand oder Knochenreste vorhanden gewesen wären. Durch ihre geringe Größe scheiden die Gruben wohl auch als potentielle Grabgruben für Körpergräber aus. Ernest Jilg wies im besonderen auf das fast regelhaft „gefäßsetartige“ Vorkommen von Bruchstücken von Großgefäßen und Schüsseln hin, eine Kombination, die gerade im Gebiet der zeitgleichen und südöstlich benachbarten Virovitica-Kultur den Standardgefäßsatz in den dortigen Brandgräbern darstellt.328 Auch die Beigabe von Webgewichten und Spinnwirteln in Frauengräbern lässt sich mehrfach in den Gräberfeldern der Virovitica-Kultur belegen. Durch eine Radiokarbondatierung (1.460−1.260 v. Chr., Genauigkeit 1Σ) lässt sich eine chronologische Einordnung in die Stufe Bz D vertreten. Aus methodischen Überlegungen wird für die Lödersdorfer Funde schluss­ endlich nur durch weitere gezielte Grabungen der Nachweis von Gräbern zu erbringen sein, eine Einstufung als Siedlungsfunde ist nicht wirklich auszuschließen. Der umgekehrte Fall liegt im weststeirischen Grünau bei Groß St. Florian vor, wo – wie bereits erwähnt – im Zuge der langjährigen Ausgrabungen in einer römischen Villa durch die Universität Graz (Erwin Pochmarski) auch mittelbronzezeitliche Funde und Befunde zu Tage kamen, die allesamt bis auf kurze Erwähnungen in Vorberichten noch unpubliziert geblieben sind.329 Von besonderem Interesse sind hierbei Gruben, die unweit der mittelbronzezeitlichen Siedlungsreste unter der römischen Villa zu Tage traten und den Vorberichten zu Folge auch Leichenbrand enthielten. Ob es sich dabei tatsächlich – wie von den Ausgräbern angedeutet – um mittelbronzezeitliche Brandgräber handelt, kann mangels einer Vor-

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lage von Funden und Befunden nicht beurteilt werden, doch wäre dies wegen der Nähe zur Siedlung am Talrand des Laßnitztales durchaus naheliegend. Ebenfalls auf die Vorlage des Fundmaterials wird man bei der Beurteilung eines nach Angaben des Ausgräbers Andreas Bernhard mittelbronzezeitlichen Grabhügels im west­ steirischen Leibenfeld bei Deutschlandsberg zu warten haben. Entsprechend dem ausführlichen Grabungsvorbericht handelte es sich bei dem in den Jahren 2004 und 2005 untersuchten Hügel um einen isoliert gelegenen, 1,25 m hohen Tumulus mit einem Durchmesser von 23 m, der durch spätere Eingriffe leicht überprägt wurde.330 Annähernd im Hügelzentrum konnte der schmal-rechteckige Rest einer 2,4 x 2 m großen, dünnen, mit Holzkohle und wenig Leichenbrand durchsetzten dunklen Schicht festgestellt werden, in der sich neben stark zerscherbter und sekundär verbrannter Keramik (u. a. eine Henkeltasse, zwei Schalen und ein Topf ) auch zwei vollständig „ausgeglühte“ Köpfe von bronzenen Kugelkopfnadeln befanden. Der Befund wird von Andreas Bernhard als „Rest einer Totenverbrennung“ interpretiert, bei der die Verbrennungsstelle selbst im Anschluss sorgfältig gesäubert wurde. Geringe Verziegelungsspuren unter den Brandresten belegen zumindest eine Feuereinwirkung vor Ort. An zwei Stellen am Rande des Hügels konnten intentionell deponierte, teilweise sekundär verbrannte und zerschlagene Henkeltassen festgestellt werden, die Bernhard mit der „Verbrennungszeremonie“ in Verbindung bringt. Bemerkenswert und gleichzeitig den Befund insgesamt relativierend muss schluss­ endlich die Feststellung von Andreas Bernhard bleiben, dass „eine reguläre Bestattung […] im Hügel nicht nachweisbar“ war.331 Für die Datierung des Befundes liegen bislang außer den

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publizierten Vorausbestimmungen keine Angaben vor. Ein einzelnes Brandgrab, das rund 80 m östlich der mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlung Deponie Grub im Zuge der Rettungsgrabungen auf der Trasse der Koralmbahn geborgen werden konnte, kann derzeit chronologisch noch nicht genauer eingeordnet werden; ein Zusammenhang mit der Siedlung erscheint jedoch durchaus möglich.332 Knapp westlich der ausgedehnten mittel- bzw. spätbronzezeitlichen Siedlung von Wohlsdorf und ebenfalls im Bereich der Kor­ almbahntrasse wurde eine kleine Gruppe von acht Brandgrubengräbern angetroffen, die von Gerald Fuchs als urnenfelderzeitlich eingestuft worden waren. Die Gräber, die sehr kleine Grabgruben besaßen, lagen hierbei in Abständen von ca. 3–10 m zueinander. Eine genauere Datierung war und ist bislang nicht möglich, da die Gräber en bloc geborgen wurden und die Restaurierung abzuwarten bleibt.333 Auch hier scheint ein Zusammenhang mit der daneben gelegenen Siedlung durchaus möglich zu sein. Der Vollständigkeit halber seien an dieser Stelle noch zwei in Altnachrichten überlieferte „Hügelgräberfelder“ aus dem Mürztal in der östlichen, bereits inneralpinen Obersteiermark erwähnt, die abseits des eigentlichen Verbreitungsgebietes der hallstatt- und römerzeitlichen Hügelgräber in der Steiermark liegen, wobei für das Gräberfeld in Langenwang bei Mürzzuschlag eine mittelbronzezeitliche Zeitstellung vorgeschlagen wurde.334 Über datierende Funde, die diese Einordnung belegen könnten, ist allerdings nichts bekannt geworden. Dasselbe gilt auch für das Hügelgräberfeld von Hafendorf bei Kapfenberg,335 sodass für beide Gräberfelder eine mittelbronzezeitliche Datierung nur mit Vorbehalt zur Kenntnis genommen werden sollte.

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Religion und Kult Mit dem Beginn der mittleren Bronzezeit wird auch im Südostalpenraum das Phänomen der Deponierung einzelner Gegenstände oder ganzer Horte als Ausdruck einer wohl religiös-kultisch intendierten Opferhandlung besser greif bar. Unabhängig davon, ob es sich bei den derartig verborgenen Gegenständen um Einzelstücke, wie beispielsweise kostbare Bronzeschwerter und bronzene Beile, oder um ganze Ansammlungen bzw. Horte von unterschiedlichen, mitunter auch gezielt deformierten oder zerteilten Bronzegegenständen sowie auch Kupfergusskuchen handelte, ist doch jedes Mal evident, dass diese Depots nicht mehr gehoben, sondern endgültig niedergelegt worden waren. Dasselbe gilt für richtiggehende Keramikgeschirrdepots, die jedoch oftmals nur schwer und nicht mit letzter Sicherheit als solche zu identifizieren sind, insbesondere wenn sie in einem Siedlungsareal angetroffen werden, wo auch andere Interpretationen denkbar sind (Abfall- oder Vorratsgruben etc.). Während in der mittleren und beginnenden späten Bronzezeit bzw. frühen Urnenfelderzeit in erster Linie „Einstückdepots“ sowie kleine „Mehrstückdepots“ begegnen, die unterschiedliche Bronzegegenstände umfassen können, setzt ab der älteren Urnenfelderzeit ein geradezu „inf lationäres“ Depotverhalten ein, bei dem nunmehr teils sehr umfangreiche Artefaktansammlungen festzustellen sind, auf die später noch zurückzukommen sein wird. Auf jeden Fall kann festgehalten werden, dass die urnenfelderzeitliche Deponierungssitte auf mittelbronzezeitlichen Wurzeln fußt. Gerade bei den zahlreichen „Einstückdepots“ kann naturgemäß freilich nicht immer entschieden werden, ob es sich dabei tatsächlich um intentionell niedergelegte Gegenstände handelt, oder ob nicht Verlustfunde oder Stücke aus nicht beobachteten, zerstörten Gräbern vorliegen. Gerade die Tatsache,

dass die Masse dieser potentiellen „Einstückdepots“ als Altfund ohne Hinweise auf genauere Fundumstände überliefert ist, bedingt eine gewisse interpretative Vorsicht. Offenkundig ist jedoch, dass zahlreiche dieser Einzelstücke an topographisch markanten bzw. auffälligen Stellen aufgefunden werden konnten, die als Hinweis auf eine bewusste Ortswahl für die endgültige Deponierung der Bronzegegenstände aufgefasst werden dürfen. Dasselbe gilt im Grunde genommen auch für die „Mehrstückdepots“, wobei bei diesen verschiedenste Interpretationen für ihr Zustandekommen in Diskussion stehen. Man kann sich hierbei mitunter des Eindruckes nicht erwehren, dass die – offenkundig zeitgeistgeprägten – kausalen Standpunkte in regelmäßigen Abständen zwischen rein profanen Erklärungsmustern (z.  B. Händlerdepots, kurzfristig in Sicherheit gebrachtes Gut, das nicht mehr gehoben werden konnte, oder Altmetalldepots) und einer kultisch-religiösen Interpretation („Gaben an die Götter“) pendelt. Wenngleich monokausale Erklärungen wohl kaum tatsächliche Intentionen widerzuspiegeln vermögen, so zeichnet sich (momentan) doch ganz klar eine Vorliebe für eine Bewertung als kultisch niedergelegte Depots ab, wobei in letzter Zeit auch verstärkt wieder – so überhaupt noch möglich – der topographischen Lage des Auffindungsortes und dessen Umfeldes Beachtung geschenkt wird, dem mitunter eine Schlüsselstellung in der Interpretation zu Teil wird. So kann darüber gemutmaßt werden, ob beispielsweise bei der Vergrabung eines Schwertes oder bei der Versenkung in einem Gewässer unterschiedliche „Adressaten“, also Gottheiten oder ähnliches, ausschlaggebend waren. In den meisten Fällen scheint der Deponierungssitte das Grundprinzip des „do ut des“ zugrunde zu liegen, das für das konkrete Opfer eine adäquate (göttliche) Gegenleistung erwartet. Darüber hinaus erscheint es aber auch als durchaus denkbar,

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Mit Steinen und Kera­ mikbruchstücken verfüllte Grube (Obj. 354) in Kainach bei Wildon Nach: Gutjahr, Gruben Kainach 160, Abb. 11

dass Gegenstände gleichsam als Dankesgabe im Nachhinein deponiert wurden, etwa nach einer erfolgreich oder unbeschadet überstandenen Reise etc. Für die „Mehrstückdepots“, die oftmals Gegenstände unterschiedlicher Zeitstellung beinhalten, wurden zuletzt immer wieder die Möglichkeiten angeführt, dass sie an einer Kult- bzw. Opferstelle zusammengesammelte Opfergaben darstellen oder aus einem – wie auch immer gearteten – anderen Heiligtum stammen könnten. Dieses Phänomen betrifft in erster Linie die älter- bis späturnenfelderzeitlichen Depotfunde, wobei allerdings darauf hingewiesen werden muss, dass diese jüngeren „Mehrstückdepots“ durchwegs auch ältere Bronzen der Stufe Bz D enthalten können. Im Zusammenhang mit dieser wohl kultischen Deponierungssitte sind auch die zumeist im direkten Umfeld von Siedlungen erfassten „Keramikdepots“ zu sehen, bei denen jedoch in der Regel nur schwer zu entscheiden ist, ob hierbei tatsächlich eine kultische Komponente für die Zusammensetzung dieser Fundkomple-

xe ausschlaggebend ist, oder ob es sich lediglich um dicht verfüllte Abfall- oder Vorratsgruben etc. handelt. Aus der Reihe fallen hierbei jedoch die bereits oben erwähnten, isoliert und nicht in unmittelbarer Nähe zu einer zeitgleichen Siedlung gelegenen Gruben Obj. 354, 358 und 408 aus Kainach bei Wildon.336 Diese lagen in einem Areal knapp nördlich der Kainach, das wohl als Auwaldlandschaft ausgebildet war. Die reich mit Gefäßkeramikpartien verfüllten Gruben, die nach Bz C2 bzw. Bz D datiert werden können, wurden vom Ausgräber Christoph Gutjahr aufgrund der darin angetroffenen massiven Steinlagen aus teils angebrannten Steinen sowie von kalzinierten Tierknochen als eine Art Abfallgraben mit Rückständen von Kultmahlen/Brandopfern angesprochen. Gerade die verbrannten Tierknochen (u. a. von einem fast vollständigen Schaf oder einer Ziege samt Hörnern) deuten jedoch darauf hin, dass in diesen Gruben nicht nur gegart bzw. gekocht worden war, sondern dass sie schluss­ endlich als Abfallgruben für in unmittelbarer Nähe stattgefundene Aktivitäten dienten.

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Gutjahr wies im Zuammenhang damit auf die Möglichkeit hin, „dass die dabei verwendeten Keramikgefäße eine sakrale Bedeutung besaßen bzw. diese im Zuge des zu vollziehenden Ritus erlangten. In den Kontext eines Opfers bzw. einer Opferhandlung, bei der man die Zerstörung materieller Dinge als notwendig erachtete, fügen sich ferner gut die verbrannten Tierknochen ein. Die drei Gruben aus Kainach bei Wildon könnte man dann als Abfallgruben ehemaliger, hier oder in der Nähe stattgefundener Kultmahle/Brandopfer interpretieren. Die wohl absichtlich zerscherbte Keramik, die verbrannten Überreste der Tiere aber auch die Getreidekörner sowie die erhitzten Steine und die Branderde konnten offensichtlich nicht einfach liegengelassen bzw. weggeworfen werden, sondern mussten in einer Grube im Erdboden deponiert, gleichsam verlocht werden. Es könnte sich um »sakralen Abfall« handeln, der einer späteren Profanisierung entzogen werden sollte“.337 Wenngleich die kultische Interpretation dieser Gruben nicht mit letzter Sicherheit gegeben ist, so zeigen sie aber sehr gut auf, mit welch komplexen Erscheinungsformen in einem kultisch-rituellen Umfeld gerechnet werden muss, die oftmals naturgemäß als solche im archäologischen Befund- und Fundbestand gar nicht erkannt werden können. Chronologische Gliederung und kulturelle Beziehungen Die zahlreichen Bronzefunde aus dem Gebiet der heutigen Steiermark vermögen bereits einen ersten guten Eindruck davon zu vermitteln, dass mit einer weitgehenden Aufsiedlung, zumindest aber Begehung dieses Areals zu rechnen ist. Zwar lässt sich ein merkliches quantitatives Ungleichgewicht in der chronologischen Verteilung dieser Bronzen feststellen, demzufolge deutlich weniger Bronzefunde in die Stufen Bz B und Bz C datiert werden können, als nach

Bz D, doch gibt diese Verteilung in erster Linie wohl nicht ein tatsächliches ursprüngliches Verteilungsmuster wieder, vielmehr spiegelt sich darin in erster Linie ein stetig zunehmendes Deponierungsverhalten in Bezug auf ausgesuchte Bronzegegenstände. Da es sich bei fast all diesen Bronzen um Einzel- oder Depotfunde handelt und kaum einmal um Funde aus einem Siedlungskontext, stellte die Erarbeitung einer Feintypologie für die mittel- und spätbronzezeitlichen Keramikfunde die einzige Möglichkeit dar, diese mittlerweile zahlenmäßig stark angewachsenen Funde als chronologisch aussagekräftige Quellenkategorie aufzubereiten. Im Jahr 2007 konnte schließlich eine erste chronologische Gliederung der Gefäßkeramikfunde der Stufen Bz B bis Bz  D durch den Verfasser vorgelegt werden,338 die 2011 noch Verfeinerungen erfuhr.339 Eine Reihe von zwischenzeitlich neugegrabenen Fundkomplexen, die sowohl reiche Keramikinventare als auch vereinzelte Radiokarbondatierungen erbracht hatten (z. B. die Grubenkomplexe von Kainach bei Wildon),340 vermochte die primär auf typologischem Weg gewonnenen Ergebnisse von 2007 zu bestätigen. Die Keramikfunde konnten hierbei in drei Stufen bzw. Horizonte (Retznei-Freidorf 1, Hörbing-Petzelsdorf und Vorwald-Hasreith) unterteilt werden, die jeweils auf unterschiedlich gut befundeten Materialgrundlagen basierten und für deren Benennung auf Fundortnamen zurückgegriffen wurde, die dafür charakteristisches Fundmaterial erbracht hatten.341 Den ältesten Horizont Retznei-Freidorf 1, der insgesamt in der Steiermark weiterhin am schlechtesten fassbar ist und der die Stufe Bz B2/Bz C1 umschreibt, bilden Keramikformen und Verzierungen, die keinerlei typologische Verbindungen mehr zur Keramik der vorhergehenden Abschnitte am Übergang von Bz A2 zu Bz B1, die durch die typische Litzenverzierung charakterisiert war („Litzenkeramik“), erkennen lassen. Mit der Gefäßkeramik des

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Kennzeichnende Gefäßformen und Verzierungen des Horizontes Retznei-Freidorf 1 Nach: Tiefengraber, Mittel- und Spätbronzezeit 100, Abb. 15

Horizontes Retznei-Freidorf 1 begegnet vielmehr ein Formen- und Verzierungskanon, der sich eng an die mitteldanubische Hügelgräberkultur anschließen lässt und der einen radikalen Bruch mit der vorhergehenden südostalpin-westtransdanubischen frühbronzezeitlichen (Keramik-)Entwicklung darstellt. Ob dieser Bruch auch gleichzeitig mit einer entsprechenden „Bevölkerungsverschiebung“ in Verbindung zu bringen ist, wie dies besonders von der ungarischen Forschung in Erwägung gezogen wird, kann auf der Grundlage des ohnehin spärlichen Fundmaterials für die

Steiermark kaum beurteilt werden. Sieht man von einigen potentiellen, jedoch heute nicht mehr wirklich einstuf baren „mittelbronzezeitlichen“ Hügelgräbern aus dem Mürztal ab, so fehlt diese markante Grabform in der Steiermark, und auch im südlich benachbarten Slowenien lassen sich nur einzelne Nachweise dafür erbringen, wie etwa auf der Brinjeva gora.342 Auch aus Nordwestkroatien sind bislang keine mittelbronzezeitlichen Hügelgräber bekannt geworden. Überhaupt kann festgehalten werden, dass nur wenig Fundmaterial aus dieser Frühstufe der mittleren Bronzezeit in

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diesen Gebieten – inklusive der heutigen Steiermark – bekannt ist. Für die Keramik des Horizontes RetzneiFreidorf 1 können schließlich folgende typologische Merkmale als Charakteristikum angeführt werden: Gezipfelte Schüsseln, rundbauchige bzw. weichprofilierte Schüsseln mit kurzem Hals und randständigem Bandhenkel, kleine rundbauchige Töpfe mit Kragenrand und Ösenhenkeln, hohe schlanke grobtonige Töpfe mit Fingertupfenleisten auf der Schulter sowie schlickergerauter Oberf läche am Gefäßunterteil, scharf profilierte Henkelschalen bzw. Tassen, Ritz- bzw. Rillenverzierung in Form von Linienbündeln und hängenden schraffierten Dreiecken und insbesondere rillenumfasste runde Buckel. Keramikfunde dieser Stufe sind bislang aus der Steiermark aus wenigen und überwiegend mehrphasigen Fundorten bekannt (z. B. Retznei, Freidorf im Sulmtal und möglicherweise Lichendorf ) und liegen zumeist vermischt mit jüngerem Material vor. Mit dem Horizont Retznei-Freidorf 1, der mit den Stufen Bz B2 bzw. Bz B2/Bz C1 pa­ rallelisierbar ist bzw. dem Horizont Pitten-Sieding des mittleren Donauraumes entspricht,343 lässt sich auch eine Reihe von bereits oben erwähnten Bronzefunden in Verbindung bringen, die hauptsächlich aus dem Bereich rund um Graz bekannt geworden sind. So datieren beispielsweise das Griffplattenschwert vom Typ Gamprin aus Graz-Rudersdorf sowie das reich verzierte Griffzungenschwert vom Typ Keszthely aus Leoben-Donawitz und ein weiteres ähnlich verziertes Griffplattenschwert von der Krendlmühle bei Wildon (vom Typ Wildon) nach Bz B. Dasselbe gilt für das Absatzbeil mit herzförmiger Rast aus der Grazer Neuholdau, die Sichelnadel vom Typ Wetzleinsdorf aus Graz-Gösting, die Kugelkopfnadel mit schräg durchlochtem Kopf aus der Schottergrube Portenschlager in Graz, eine Lochhalsnadel aus Langenwang und schließ-

lich den bronzenen Armreif mit Spiralenden vom Bereich unterhalb der Grazer Kanzel. Diese wenigen, jedoch überaus qualitätsvollen Funde belegen zumindest, dass das Gebiet der heutigen Steiermark durchwegs bereits in einer frühen Phase der Mittelbronzezeit bzw. in Bz B mit der mitteldanubischen Hügelgräberbronzezeit in Verbindung zu bringen ist. Diese Verbindung wird in der darauf folgenden Stufe Bz C aufgrund der erheblich besseren Materialbasis noch deutlicher greifbar, doch zeichnet sich bereits die Tendenz zur Herausbildung einer eigenständigen Entwicklungslinie innerhalb der Gefäßkeramik ab. Die Bz C-zeitlichen Keramikfunde der Steiermark (und auch Westungarns und Nordsloweniens) lassen sich nunmehr aufgrund der ausgeprägten und charakteristischen Verzierungen in Form von teils üppigen Ritzlinien und Rillen gut an die aus dem mittleren Donauraum (Niederösterreich und Nordwestungarn) bekannten Dekorationsschemata anhängen. Engste Affinitäten zu kennzeichnenden Verzierungsmotiven des mitteldonauländischen Horizontes Maisbirbaum-Zochor werden in erster Linie auf den anspruchsvoll ausgeführten Groß- bzw. (Kegel)halsgefäßen evident.344 Hier sind zuerst die waagrecht auf den Schultern umlaufenden Metopenverzierungen aus versetzten, übereinander angeordneten Ritzlinien- bzw. Rillenbündeln zu nennen,345 die in der Regel mit hängenden oder stehenden Dreiecken sowie mit sanduhrmusterartig angeordneten schraffierten Dreiecken kombiniert sind.346 Erste Ansätze zu dieser aufwendigen Ritz- und Rillen­ verzierungen sind – wie oben bereits erwähnt – schon im vorhergehenden Horizont RetzneiFreidorf 1 greif bar, doch ist erst die darauf folgende Phase, die hier als Horizont HörbingPetzelsdorf bezeichnet werden soll, als Höhepunkt derartig verzierter Keramik anzusehen. In diesen Horizont sind beispielsweise die Funde aus Objekt 2 in Freidorf einzuordnen,347

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Kennzeichnende Gefäßformen und Verzierungen des Horizontes Hörbing-Petzelsdorf Nach: Tiefengraber, Mittel- und Spätbronzezeit 102, Abb. 16

sowie die Funde aus Groß St. Florian,348 Pölfing-Brunn,349 Deutschfeistritz350 sowie aus den Objekten 148, 352, 354 und wohl auch 358 aus Kainach bei Wildon.351 Die Gefäßformen selbst weisen nur geringfügige Veränderungen im Vergleich zum Spektrum des Horizontes Retznei-Freidorf 1 auf. Tendenziell lässt sich feststellen, dass die großen Halsgefäße mit leicht kegelförmig ausgebildeten Halspartien zahlenmäßig merklich zunehmen. In vielen Fällen sind diese Großgefäße, die durchwegs als qualitativ hochwertig bezeichnet werden können, mit Tunnelhenkeln am Bauch bzw. knapp darunter versehen.352 Tunnelhenkel fehlen bislang im Formenbestand des Horizontes Retznei-Freidorf 1, doch könnte dies auch auf die quantitativ geringere Materialbasis zurückzuführen sein. Als Neuerung sind auch die ab dem Horizont Hörbing-Petzelsdorf erstmals belegbaren Fußgefäße zu betrachten, bei denen es sich – soweit erkennbar – durchwegs

um Henkelschalen auf niederen, kalottenförmigen Hohlfüßen handelt.353 Als Nachfolger der schlanken grobtonigen Töpfe bzw. Vorratsgefäße mit waagrecht umlaufender Fingertupfenleiste können ähnlich geformte Töpfe mit kaum ausbiegendem Rand und glatter bzw. gratiger waagrechter Rippe betrachtet werden, wie sie beispielsweise aus Hörbing und aus Freidorf – Objekt 2 vorliegen.354 Die Rauung bzw. Schlickerung des Gefäßunterteils ist an diesen Großgefäßen ebenfalls weiterhin beobachtbar. Innerhalb der weiteren formmäßigen Entwicklung der Henkelschalen lässt sich bislang bei der vorhandenen Materialbasis keine stringente Abfolge im Typenbestand konstatieren, vielmehr scheint nunmehr eine ganz erhebliche Formenvarianz charakteristisch zu sein, die schließlich in dem nachfolgenden, bereits spätbronzezeitlichen Horizont Vorwald-Hasreith auch in geschlossenem Kontext belegbar ist. Es kann bezüglich der weiterhin ausschließlich

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Tiefengraber / Bronzezeit

Stempelverzierte Keramik des Horizontes Hörbing-Petzelsdorf Nach: Tiefengraber, Mittel- und Spätbronzezeit 103, Abb. 16

unterrandständigen Henkelschalen angemerkt werden, dass nunmehr sämtliche Ausformungen (von rundbauchig bis scharf kantig profiliert) auftreten, sodass die feinchronologische Signifikanz dieser an sich insgesamt für die Mittel- und Spätbronzezeit so charakteristischen Gefäßform wohl als eher gering einzuschätzen ist. Von besonderem chrono- und chorologischem Interesse sind schließlich die ebenfalls im Horizont Hörbing-Petzelsdorf zum ersten Mal belegbaren Stempelverzierungen, die bislang auf durchwegs feintonige Kegelhalsgefäße beschränkt geblieben sind. Es handelt sich dabei um Einstempelungen in Form von feinen Dreiecken,355 um tropfenförmige Stempel356 oder um Kreisaugen.357 Die beiden letzteren Varianten sind in Kombination mit aufwendigen Ritzverzierungen in Groß St. Florian, Grube 1, belegt.358 Im darauf folgenden Horizont Vorwald-Hasreith fehlt Stempelverzierung bereits wieder, sodass dieser eine gewis-

se­feinchronologische Relevanz zugesprochen werden darf. Ob es sich bei dieser durchwegs variantenreichen Stempelverzierung um eine besonders in der Weststeiermark beliebte autochthone Verzierungstechnik handelt, oder ob hier eine Fremdbeeinf lussung greif bar wird, sei vorerst dahingestellt. Es muss jedoch angemerkt werden, dass teilweise frappant ähnliche Stempelverzierung – es sei besonders auf die Dreieckstempel hingewiesen! – als eine Leitform am Übergang von Bz C2 zu Bz D im süddeutschen Raum bezeichnet werden kann.359 Hier scheinen sich kurzfristig Einf lüsse aus dem nordwesttransalpinen Bereich auf den weiterhin traditionell „südostalpin-nordbalkanisch-westtransdanubischen“ Gefäßformenkanon zu manifestieren, über deren Ursache lediglich spekuliert werden kann.360 Als Beispiel ist die Gefäßkeramik aus Grube 1 in Groß St. Florian zu nennen,361 die neben der teils üppig stempelverzierten Ware auch bereits Formen und

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Kennzeichnende Gefäßformen und Verzierungen des Horizontes Vorwald-Hasreith Nach: Tiefengraber, Mittel- und Spätbronzezeit 105, Abb. 18

insbesondere Verzierungen enthält, die dann für den spätbronze- bzw. frühurnenfelderzeitlichen Horizont Vorwald-Hasreith charakteristisch werden.362 Mit dem Keramikfundmaterial des Horizontes Hörbing-Petzelsdorf kann nunmehr der Gefäß- und Verzierungsformenschatz der Stufe Bz C umschrieben werden, wobei insbesondere engste Anknüpfungspunkte zu dem Bz C2-zeitlichen mitteldonauländischen Horizont Maisbirbaum-Zochor gegeben sind. Diesen Keramikfunden sind nun zahlreiche, oben bereits erwähnte Bronzefunde an die Seite zu stellen, die ebenfalls in diese Stufe datiert werden können, bei denen es sich allerdings wiederum primär um isolierte Altfunde handelt. So lassen sich zwei Griffzungenschwerter vom Typ Traun anführen, die in Graz und

aus dem Ennstal bekannt geworden sind; ein weiteres Griffzungenschwert, das dem Typ Asenkofen zugewiesen werden kann, stammt aus dem Salzabach in Grubegg bei Bad Mitterndorf. Neben einem Bronzedolch aus Ponigl am Zetzberg bei Weiz und einem Lappenbeil vom Typ Greiner Strudl, das bei Leibnitz gefunden wurde, sind noch eine Rollenkopfnadel mit geradem Schaft aus Graz-Rudersdorf und eine Plattenkopfnadel mit einfacher Kopfplatte aus Leoben zu erwähnen. Insgesamt betrachtet kann festgehalten werden, dass sich die Anzahl der Bronzefunde, die mit dem Bz C(2)-Horizont Hörbing-Petzelsdorf assoziiert werden können, nur gering gegenüber dem vorhergehenden Horizont Retznei-Freidorf 1 erhöht hat. Gleichgeblieben ist indes die Qualität der

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Funde, wobei wiederum die Schwerter hervorgehoben werden müssen, die exzeptionelle Prestigegüter darstellen. Mit dem nach Ausweis der Radiokarbondaten bereits spätbronze- bzw. frühurnenfelderzeitlichen Horizont Vorwald-Hasreith wird nun eine letzte Stufe innerhalb der seit der Stufe Bz B2 belegbaren kontinuierlichen Keramikentwicklungsreihe erreicht, die danach von einer Formengruppe abgelöst wird, die erneut im mitteldonauländischen Bereich ihren Ausgang zu nehmen scheint. Betrachtet man nun die diesem Horizont zuordenbare Gefäßkeramik, so fällt auf, dass sowohl das keramische Formenrepertoire als auch ein Großteil der nunmehr deutlich „verarmten“ Verzierungen dem davor geläufigen Spektrum entsprechen, wobei bestimmte Verzierungen (Ritz-, Rillen- und Stempelverzierungen) außer Mode geraten, während andere (plastische, zumeist kombiniert arrangierte Leistenverzierungen bzw. -girlanden) nun vorherrschend werden. Insbesondere in der Faktur machen sich Unterschiede bemerkbar: Während in den älteren Horizonten überwiegend reduzierend bzw. in Mischatmosphäre gebrannt wurde, überwiegt nun oxidierender Brand, der eine charakteristische Rot- bzw. Rosafärbung bewirkt. Der Scherben ist darüber hinaus in der Regel weicher bzw. schlechter gebrannt als davor üblich, was auch die zumeist wesentlich schlechter erhaltenen Gefäßoberf lächen erklärt. Als charakteristische Gefäßformen des Horizontes Vorwald-Hasreith können in erster Linie große, ausgeprägt rundbauchige Kegelhalsgefäße mit plastischer Leistenverzierung gelten, wobei gerade eine Kombination von plastischer, rechteckiger oder rundovaler Applike mit wegführenden, überwiegend gratigen Leisten als typisch bezeichnet werden darf.363 Ebenfalls leistenverziert sind für gewöhnlich „f laschenartige“ Töpfe bzw. Großgefäße mit

einziehendem Hals, die als neue Gefäßformen im Typenbestand auftreten.364 Eine neue Form stellen auch weitmundige Schüsseln mit hohem konischem Rand und stark einziehendem Unterteil dar, die gleichfalls mit Leistenverzierung versehen sein können.365 Neben die weiterhin in bemerkenswerter Typenvielfalt vorherrschenden, in der Regel unterrandständigen Henkelschalen treten nun auch in größerer Zahl Einzugrandschalen. Als Neuerung können weiters stark ausbiegende bzw. umgeklappte Ränder von Kegelhalsgefäßen betrachtet werden,366 die formmäßig bereits einen Vorgriff auf den frühurnenfelderzeitlichen Horizont Baierdorf darstellen,367 ohne dass jedoch hier eine typenmäßige Überleitung zur Zeit möglich wäre. Einer gewissen Beliebtheit scheinen sich (ausschließlich?) im Horizont Vorwald-Hasreith weitmundige Töpfe mit T-förmig verdicktem Rand und waagrecht umlaufender Fingertupfenleiste zu erfreuen,368 die die großen Töpfe bzw. Vorratsgefäße mit gratigen, plastischen Leisten ablösen. Weiterhin belegbar sind Tunnelhenkel.369 Ein Teil der Henkelgefäße kann auf Grund des in Relation zur Gefäßhöhe geringen Mündungsdurchmessers als Krug angesprochen werden. Im Zuge der Auswertung der Keramikfunde aus Madstein bei Traboch wurde angedeutet, dass der Horizont Vorwald-Hasreith in eine ältere („klassische“) und eine jüngere Phase aufgeteilt werden kann, wobei das Inventar der Gruben aus Madstein als kennzeichnend für die jüngere Phase erachtet wurde. Diese Gruben wiesen zusätzlich zu dem vorher Beschriebenen Keramikformen auf, die bereits in die Stufe Ha A1 überleiten, wie beispielsweise profilierte Schalen und Schüsseln mit überrandständigen Henkeln, Einzugsrandschalen und den „Bikonus“ als charakteristischsten Vertreter. Diese Zweiteilung lässt sich auch anhand der Inhalte ausgewählter Gruben im benachbarten Nordslowenien gut nachvollziehen: So sind für

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Kennzeichnende Gefäßformen und Verzierungen des jüngeren Abschnittes des Horizontes Vorwald-Hasreith aus Grafik: Georg Tiefengraber Madstein (oben) und Strettweg bei Judenburg (unten)

den „klassischen“ Horizont Vorwald-Hasreith (bzw. dessen ältere Phase) die Inventare der Gruben J-309 und J-326 von Oloris bei Dolnji Lakoš im slowenischen Prekmurje, der Grube

B von Vorwald bei Wald am Schoberpass sowie das bislang publizierte Keramikfundmaterial aus Pichling bei Köf lach charakteristisch. Als Repräsentanten des jüngeren Abschnittes kön-

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nen nunmehr als geschlossene Fundkomplexe die Inventare der Gruben aus Madstein und aus Strettweg bei Judenburg sowie der Gruben 100 aus Ptuj-Rabelčja vas und J-308 aus Oloris/ Dolnji Lakoš angeführt werden.370 Hinsichtlich ihrer Formen, ihrer Dekoration und ihrer Faktur ergeben sich bei der Untersuchung der Keramik zahlreiche Parallelen zu offensichtlich (weitestgehend) zeitgleichen Fundstellen in Nordostslowenien,371 Nordkroatien,372 Westungarn373 und in Mähren,374 die – trotz des Fehlens von damit vergesellschafteten signifikanten Metallfunden – eine chronologische Anbindung erlauben. Der Horizont Vorwald-Hasreith kann demzufolge mit der spätbronze- bzw. frühurnenfelderzeitlichen Stufe Bz D gleichgesetzt werden, wobei dessen Spätphase erste Charakteristika der folgenden älterurnenfelderzeitlichen Stufe Ha A1 bereits erkennen lässt. Die Anzahl der Bronzefunde nimmt während des Horizontes VorwaldHasreith schlagartig zu, wobei es sich jedoch wiederum – wie oben erwähnt – zum größten Teil um isolierte Altfunde handelt. Die überwiegende Mehrzahl der Bronzen kann als intentionell deponierte Gegenstände betrachtet werden, teilweise stammen die Stücke überhaupt bereits aus Depotfunden des ältesten Bz D-zeitlichen Depotfundhorizontes. In erster Linie sind hierbei wiederum die kostbaren Griffzungenschwerter vom weitverbreiteten Typ Reutlingen bzw. Sprockhoff IIa, wie sie beispielsweise aus Bruck an der Mur, Peggau, Graz, von der Riegersburg und aus Trössing bekannt geworden sind, sowie vor allem die zahlreichen mittelständigen Lappenbeile vom Typ Freudenberg zu nennen, die sowohl als „Einstückhorte“ als auch als Bestandteil umfangreicherer Depotfunde überliefert sind und deren Verbreitung über die gesamte Steiermark bzw. den Südostalpenraum streut. Soweit anhand der bislang publizierten Siedlungsfunde und -befunde beurteilbar, bre-

Mittelständiges Lappenbeil vom Typ Freudenberg aus Niedergößnitz bei Köflach Nach: Mayer, Äxte und Beile Taf. 33/489

chen diese – mit der Ausnahme des Wildoner Schlossberges – allesamt am Übergang bzw. am Beginn der Stufe Ha A1 bzw. der älteren Urnenfelderzeit ab. Eine Vergesellschaftung von Funden der oben beschriebenen Horizonte mit charakteristischen Ha A-zeitlichen Gefäßformen oder Verzierungen, wie beispielsweise Zylinderhalsgefäßen, Einzugrandschalen bzw., als Sonderform, Turbanrandschalen, „echten“ Bikoni, kannelurenverzierter bzw. schräggeriefter Keramik etc., lässt sich bislang in keiner Siedlung nachweisen, sieht man von den ersten

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diesbezüglichen „Anklängen“ im Madsteiner Fundus ab. Damit ähnelt die Situation weitgehend derjenigen im wesentlich besser erforschten Gebiet Nordsloweniens, wo ebenfalls nur an wenigen Fundstellen der Mittel- und Spätbronzezeit spärliche Funde der Stufe Ha A belegbar sind. Auch hier scheint ein Abbrechen der Siedlungstätigkeit an den bereits länger genutzten Plätzen in Bz D den Regelfall darzustellen,375 eine Ausnahme stellt beispielsweise die ausgedehnte Flachlandsiedlung in Rogoza bei Maribor/Marburg dar, die von Bz D bis zumindest an den Beginn von Ha B Bestand hatte.376 Absolutchronologische Datierung Bemerkenswerterweise liegen aus keinem anderen Abschnitt der „steirischen“ Urgeschichte bislang mehr Radiokarbondaten vor als aus der mittleren und späten Bronzezeit. Dabei handelt es sich um insgesamt sieben Daten aus „Siedlungsbefunden“, denen immerhin (bis ins Jahr 2007) 21 Daten gegenüberstehen, die aus Fundstellen vom Dachsteingebirge stammen und mit der bronzezeitlichen Weide- bzw. Almwirtschaft in Zusammenhang stehen.377 Diese Radiokarbondaten stammen hierbei allesamt aus dem Bereich von „Almhütten“ oder ähnlichem und sind in der Regel bislang nur mit sporadischem Fundmaterial in Zusammenhang zu bringen. Dennoch kann ihr Wert unter siedlungsdynamischem Aspekt nicht hoch genug eingeschätzt werden, vermitteln diese doch hervorragende Einblicke in die zeitlichen Schwerpunkte dieser Alpinwirtschaft, die jedesmal mit klimatischen Gunstphasen in Einklang stehen. Die 21 publizierten Radiokarbondaten geben für diese bronzezeitlichen Hüttenreste einen (gemittelten bzw. „cal. BC-intercept“) Zeitraum von 1.685 v. Chr. bis 1.030 v. Chr. an, einen ähnlichen Zeitraum decken die sieben Radiokarbondaten aus „Siedlungsobjekten“ ab, die allerdings von unterschiedlicher Qualität

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sind.378 Darüber hinaus muss dabei einschränkend festgehalten werden, dass bislang nur fünf Proben (Kainach Obj. 354 und 358, Retznei, Lödersdorf und Vorwald) mit quantitativ ausreichendem Fundmaterial direkt in Verbindung gesetzt werden können. Davon wiederum weist der ohnedies durchmischte Fundkomplex von Retznei (Beta-217622; 3260+/-110 BP) einen ausgesprochen hohen Standardabweichungswert ab, der das Datum für eine feinchronologische Verwendung erheblich einschränkt. Da die Radiokarbondaten des Kainacher Objektes 354 noch unpubliziert geblieben sind, kann somit schlussendlich lediglich noch auf drei verwertbare Daten zurückgegriffen werden: • Lödersdorf Grube 1: VERA-2520 – 3115+/-40 BP • Kainach Obj. 358 (mit stempelverzierter Keramik): Beta-236006 – 3100+/-60 BP • Vorwald Grube B: VRI-1290 – 2960+/50 BP Vergleicht man diese Daten mit den Ergebnissen der typologischen Keramikanalyse, so fällt auf, dass das Radiokarbondatum aus Lödersdorf zu „alt“ wirkt, da die Keramikfunde aus formaler Sicht und fakturmäßig mit den Stücken aus Vorwald weitestgehend übereinstimmen. Über einen „Altholzeffekt“ kann hierbei unter diesem Aspekt gemutmaßt werden. Die Kainacher Grube Obj. 358 belegt, dass stempelverzierte Keramik nach Bz C2 bzw. ins 14. Jh. v. Chr. datiert werden kann, Grube B aus Vorwald lässt sich nunmehr gesichert ins 13. Jh. v. Chr. stellen, die daraus vorliegenden Keramikfunde können damit berechtigterweise als „Leitinventar“ der Stufe Bz D betrachtet werden. Auf jeden Fall darf bereits jetzt den Ergebnissen der Radiokarbondatierungen mit Interesse entgegengesehen werden, die für die zahlreichen neuergrabenen Objekte aus den mittel- und spätbronzezeitlichen Siedlungen des Laßnitztales angekündigt worden sind.

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Von der Älteren bis zur Späten Urnenfelderzeit (Ha A − Ha B; 1.200−800 v. Chr.) Spätestens mit dem Beginn des 13. Jhs. v. Chr. werden der Südostalpenraum, Südwestpannonien und überhaupt das nordwestliche Balkangebiet Teil einer im gesamten zentral­ europäischen Bereich verbreiteten Kulturerscheinung, die nach der in vielen Gebieten neuen und nunmehr regelhaft praktizierten Brandbestattung in Urnen, die mitunter ausgedehnte Nekropolen mit weit über 1.000 Gräbern bilden können, als „Urnenfelderkultur“ bezeichnet wird.379 Die Sitte, derartige Urnenfelder anzulegen, begegnet zuerst im mitteleuropäischen Bereich von Ostfrankreich bis Westungarn und nach Norden hin bis an die Ostsee, wo diese Veränderung im Grabbrauch eine teilweise radikale Änderung zu der hier in der vorhergehenden „Hügelgräberbronzezeit“ dominierenden Körperbestattung darstellte. Damit einher ging weiters beispielsweise eine bemerkenswerte Übereinstimmung in den Geschirrserien, wo sich etwa die charakteristischen einfachen bikonischen Gefäße über weite Gebiete verfolgen lassen; dasselbe gilt für zahlreiche aus Bronze gefertigte Gegenstände, wie etwa Waffen, Werkzeuge, aber auch Trachtbestandteile bzw. Schmuck. Diese offenkundige „Vereinheitlichung“ beschränkte sich aber nicht nur auf die materielle Sachkultur, sondern vor allem vermutlich auch auf religiöse und kultische Vorstellungen. Dafür spricht einerseits das schlagartige und erhaltungsbedingt zumeist mit den entsprechenden Bronzefunden gekoppelte Auftreten neuartigen Symbolgutes, wie etwa des Wasservogels, der − oftmals von Vögeln gezogenen − Sonnenbarke oder überhaupt des Sonnensymbols. Als zweiter Niederschlag geänderter oder weiterentwickelter religiös-kultischer Ideen kann das in weiterer Folge bald beinahe exzessiv betriebene und nachweisbare

Phänomen der Deponierung von Bronzegegenständen in Ein- oder Mehrteilhorten registriert werden, das in unterschiedlicher Intensität nunmehr in ganz Europa Verbreitung findet. Wenngleich diese Deponierungssitte im Grunde genommen in diesen Gebieten oftmals nichts wirklich Neues darstellt, so sind doch als Neuerung die quantitative Intensität und die Regelhaftigkeit hervorzuheben. Aus diesen Schilderungen wird klar, dass mit der Urnenfelderzeit in Europa ein innovatives „Gesamtpaket“ begegnet, das zahlreiche Neuerungen mit sich bringt und vielerorts eine klare Abkehr von den vorhergehenden mittel- bzw. hügelgräberbronzezeitlichen Erscheinungen und Kulturgruppen bedeutet. Nicht in allen Gebieten Europas setzt sich das Phänomen der Urnenfelderkultur von Anfang an in all diesen Facetten durch, wie beispielsweise eben auch im Südostalpenraum oder überhaupt am Balkan, wo etwa Brandbestattungen in Urnen bereits seit Langem die geläufigste Bestattungsweise darstellten, wobei die Gräberfelder jedoch zumeist in überschaubarer Größe belegt wurden. In diesen Bereichen scheint das Auftreten des als Urnenfelderkultur zu beschreibenden Phänomens etwas später einzusetzen, was schlussendlich auch für große Teile der Steiermark gelten wird. Auch hier dürften bis an den Beginn des 13. Jhs. v. Chr. die spätbronzezeitlichen Erscheinungen stark im mittelbronzezeitlichen Kulturmilieu verhaftet sein, was in erster Linie anhand der Gefäßkeramik nachzuweisen ist, die weiterhin dem schon davor bekannten Formen- und Verzierungskanon entspricht. Sukzessive treten ab dem 13. Jh. Elemente dazu, die etwa aus dem mitteldonauländischen Bereich hinreichend bekannt sind und die sehr bald den „einheimischen“ Geschirrsatz ablösen. Naturgemäß

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ist diese Entwicklung an den weitaus „internationaleren“ Bronzeartefakten nicht in dieser Deutlichkeit abzulesen. Diese Verhaftung im mittelbronzezeitlichen Kulturmilieu bedingte im Übrigen auch die Mitbehandlung der frühen Urnenfelderzeit bzw. der Stufe Bz D im vorigen Kapitel. In der Urnenfelderzeit, die zweifelsohne einen der „blühendsten Abschnitte der mitteleuropäischen Urgeschichte“ darstellte,380 lässt sich einerseits ein markanter Bevölkerungsanstieg registrieren, der sich – in manchen Bereichen des Verbreitungsgebietes (nicht aber im Arbeitsgebiet!) – vor allem und am stärksten in der Anlage von großen, oftmals befestigten Siedlungen, vornehmlich von Höhensiedlungen, widerspiegelt. Diese stellen richtiggehende „Zentralorte“ dar, für deren Subsistenzsicherung − vereinfacht und ideologiefrei ausgedrückt − zweifelsohne entsprechende gemeinschaftliche Strukturen und Strategien entwickelt werden mussten. Hinter diesen „Zentral­ orten“ allerdings schon „protourbane“ Gebilde sehen zu wollen, greift jedoch zu weit. In ihnen scheint vor allem das Handwerk und auch der Handel zu kulminieren, wobei der Erzeugung und der Verhandlung von Bronzegegenständen wohl ein besonderer Stellenwert zu Teil wurde. Gerade das de facto auf dem gesamten Kontinent in unterschiedlichem Ausmaß f lorierende Bronzehandwerk war auf ein störungsfreies weit gespanntes Handelsnetz angewiesen, das den Rohstoffnachschub erst sicherstellen konnte, hatten doch Kupfer und Zinn zum größten Teil von weit auseinander gelegenen Gebieten angeliefert zu werden. Trotz der weitgehenden und immer stärker werdenden „Nivellierung“ der Grabinventare innerhalb der Gräberfelder lässt sich in Bz D und in Ha A noch eine Personengruppe greifen, die durch die Beigabe von Schwertern bzw. Waffen oder gar Wägen noch herausgehoben wird. In der jüngeren Urnenfelderzeit bzw. in Ha B begegnen in der Regel

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verhältnismäßig einheitlich ausgestattete Gräber, von denen lediglich Frauenbestattungen anhand der abweichenden Schmuckausstattungsgruppen eine Differenzierung der Gesellschaft anzudeuten vermögen. Erst am Übergang zur frühen Eisenzeit bzw. zur Hallstattzeit ab der Mitte des 9. Jhs. v. Chr. setzt eine durch Beigaben gut greif bare hierarchische Strukturierung ein, die dann in Einzelfällen in hybriden und überreichen Grabkomplexen mündet („Fürstengräber“). Die immerhin zumindest 400 Jahre andauernde Urnenfelderzeit wurde − wie auch schon die Bronzezeit − von Paul Reinecke einer schematischen Stufengliederung unterzogen, wobei heute für den mitteleuropäischen Bereich die Stufen Bz (= Bronzezeit) D, Ha (= Hallstatt) A und Ha B der Urnenfelderzeit zugerechnet werden. Insbesondere die grundlegende Arbeit Hermann Müller-Karpes aus dem Jahr 1959 ermöglichte eine weitere Unterteilung der beiden Stufen in Unterstufen (Ha A1, Ha A2 sowie Ha B1, Ha B2 und Ha B3).381 Dass dieses auf ein großes Gebiet innerhalb Europas von Sizilien bis an die Nord- und Ostsee angewandte Schema sehr bald im Detail Schwachstellen in einzelnen Zonen aufwies, liegt naturgemäß auf der Hand. Für den mitteldonauländischen und süddeutschen Raum wurde daher auf der Grundlage der Auswertung bestimmter Bronzeartefaktgruppen (z. B. Nadeln) eine Umbennenung und teilweise Neudefinition der Stufengliederung nach Müller-Karpe vorgenommen. Dementsprechend wird nunmehr die Stufe Bz D als frühe Urnenfelderzeit bezeichnet, auf die die ältere (= Ha A1) und mittlere (= Ha A2) Urnenfelderzeit folgt. Kurz vor der Jahrtausendwende setzt die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) ein, den letzten Abschnitt der Urnenfelder- bzw. Spätbronzezeit am Übergang zur Eisenzeit bezeichnet die späte Urnenfelderzeit (bzw. Ha B2/3). Insbesondere diese Spätstufe bzw. der

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Übergang zur Eisenzeit wurde in der Folge für den Südostalpenraum intensiv diskutiert, wobei ein − im Vergleich zum Gebiet nördlich der Alpen − etwas früherer Beginn der Eisenzeit evident war, der mit den intensiven Kontakten nach Italien sowie auf den Balkan begründet werden konnte, wo Eisen zu diesem Zeitpunkt bereits in Verwendung stand. Die Schwierigkeiten bei der Synchronisierung der Chronologiesysteme und vor allem ihrer materiellen Stufeninhalte bewogen schließlich 1966 Stane Gabrovec zur Entwicklung eines Chronologieschemas anhand des ausgedehnten Gräberfeldes im Hof der Akademie der Wissenschaften in Ljubljana/Laibach, das in drei chronologische Stufen mit jeweiligen Unterstufen geteilt werden konnte (Ljubljana bzw. Lj. I−III).382 Wichtig ist an dieser Stelle vor allem die Zäsur zwischen den Stufen Lj. IIa und IIb, die im Südostalpenraum den Übergang zur Hallstattzeit markierte, Lj. I war vollständig der Urnenfelderzeit zuzurechnen. Mittlerweile hat sich der Beginn der Hallstatt- bzw. Eisenzeit umgelegt auf Gabrovec’ Chronologieschema nach hinten verschoben, sodass nun auch Lj. IIa bereits dazu gezählt wird, wie Christopher F. E. Pare 1998 im Rahmen seiner großräumig angesetzten Studie zum Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit in Mitteleuropa darlegte.383 Pare ist auch eine erneute Gliederung der drauländischen Urnenfelder in die Stufen Ruše I−III zu verdanken, die aufgrund ihrer Nähe zum hier behandelten Arbeitsgebiet auch für die Steiermark von Bedeutung sind und die teilweise mit der Stufengliederung des Gräberfeldes von Ljubljana/Laibach in Einklang zu bringen waren, mitunter jedoch modifiziert werden mussten. Festgehalten sei jedoch, dass eine Verknüpfung dieser Chronologieschemata mit den aus der Steiermark vorliegenden Befunden zwar grundsätzlich möglich ist, eine feinere chronologische Differenzierung aber mangels weiterer, bevorzugt metallführender

Grabfunde – sieht man momentan vielleicht vom Gräberfeld in Kalsdorf bei Graz ab384 – nur schwer möglich scheint. Erst die im Jahr 2013 von Janez Dular vorgelegte Arbeit über die späte Bronzezeit in Nordostslowenien,385 die auch ein für die Stufe Ha B aktualisiertes Chronologieschema verwendet und den naturwissenschaftlichen Fixdaten für den Beginn der Eisenzeit Rechnung trägt, sollte aufgrund der engsten typologischen Verwandtschaften auch eine Differenzierung des Siedlungskeramik-Fundmaterials ermöglichen. An diesem zuletzt veröffentlichten Chronologieschema von Janez Dular orientieren sich auch die folgenden Ausführungen. Zum Forschungsstand in der Steiermark Als ausgesprochen ambivalent stellt sich der Forschungsstand zur Urnenfelderzeit in der Steiermark dar, wobei vorweg festgehalten werden muss, dass das − theoretisch − ausschöpf bare Erkenntnispotential in Hinblick auf das derzeit vorhandene, jedoch zu einem großen Teil noch nicht bearbeitete bzw. ausgewertete oder gar publizierte Quellenmaterial als durchaus hoch einzustufen wäre. Obwohl in Relation zu anderen Abschnitten der „steirischen“ Urgeschichte eine gar nicht geringe Menge an Fundmaterial vornehmlich aus Höhensiedlungen bereits vor Jahrzehnten vorgelegt werden konnte, stellt kontextuell ausgewertetes und publiziertes Material eher die Ausnahme als die Regel dar. Darüber hinaus sind von den rund 300 mittlerweile bekannt gewordenen, zum großen Teil sogar auch „modern“ ausgegrabenen urnenfelderzeitlichen Grabfunden noch nicht einmal 50 Gräber vorgelegt worden, doch könnte sich gerade anhand dieser Bestattungen künftig eine hervorragende Möglichkeit zur Auswertung unter verschiedensten Gesichtspunkten bieten − unter der Vorraussetzung allerdings, dass die aufwendige Restaurierung

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Bronzemesser vom Typ Baierdorf aus Graz-Engelsdorf

Nach: Kramer, Bronzemesser Graz-Engelsdorf 125 mit Abb.

dieser überaus zahlreichen Grabinventare in absehbarer Zeit zu bewerkstelligen sein wird. Erste Einzelfunde von urnenfelderzeitlichen Bronzeartefakten, wie etwa Waffen, Werkzeugen oder auch Schmuckstücken, lassen sich in der Steiermark wohl bereits bis vor das 19. Jh. zurückverfolgen,386 doch liegen erst für dieses Jahrhundert in vielen Fällen einschlägige Informationen über die Fundumstände vor. Auch erste Hort- bzw. Depotfunde sind schon für das 19. Jh. überliefert, wie etwa der 1826 aufgedeckte Depotfund vom Plabutsch bei Graz387 sowie beispielsweise die Horte von Trössing (1834),388 Lannach (1840)389 oder auch Hummersdorf (1844).390 Gerade diese frühen Hortfunde sind jedoch oftmals nicht vollständig überliefert, wie es etwa − im extremsten Fall − am Depotfund von Lannach aufzuzeigen ist, der ursprünglich wohl über 300 Bronzegegenstände umfasste, von denen heute gerade noch ein halbes Dutzend vorhanden ist. Sieht man von diesen Bronzehort- bzw. Depotfunden ab, so sind zahlreiche Einzelfunde von Bronzegegenständen, wie etwa Beile, Schwerter, Schmuck etc., ebenfalls in erster Linie im 19. und frühen 20. Jh. als Zufallsfunde zu Tage getreten. Eine besondere „Konzen­ tration“ derartiger Einzelfunde liegt aus dem Bereich südlich von Graz vor, wo insbesondere im Zuge des großf lächigen manuellen Schotterabbaues eine große Anzahl − nicht

nur − urnenfelderzeitlicher Bronzen gefunden wurde. Diese Bronzeeinzelfunde, die zu einem großen Teil Aufnahme in die entsprechenden Bände der „Prähistorischen Bronzefunde“ fanden, wurden − gleich wie die mittel- und spätbronzezeitlichen (bzw. Bz B − Bz D-zeitlichen) Stücke − bereits in den hierfür grundlegenden Arbeiten von Walter Modrijan,391 Diether Kramer392 und Wolfgang Artner393 vorgelegt, sodass die folgende Aufstellung auf diesen Zusammenstellungen beruht: Aus der auffällig fundreichen sog. Amtmanngrube II in der Laubgasse stammen ein Armreif aus Bronze,394 eine bronzene Kugelkopfnadel395 sowie, als Sammelfund, zwei Bronzenadeln und ein weiterer Armreif.396 Ein Bronzearmreif wurde darüber hinaus beim Hausbau an der Ecke Sparbersbachgasse/Technikerstraße gefunden,397 aus der Schottergrube Frühwirt in der Triesterstraße liegt ein bronzenes Griffdornmesser vor.398 Ein weiteres Bronzemesser, das dem Typ Baierdorf zuzuweisen und wohl in die Stufe Ha A zu stellen sein wird, wurde 1932 in einer Sandgrube in Engelsdorf entdeckt und 1986 von Diether Kramer publiziert.399 Urnenfelderzeitliche Bronzenadeln konnten an zahlreichen verschiedenen Stellen im Grazer Stadtgebiet angetroffen werden, wie etwa eine Hakennadel400 und eine Rippenkopfnadel aus Gösting,401 eine Schälchenkopfnadel aus der Schottergrube Amtmann in der

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Bronzenadel mit geschwollenem Hals vom Typ Graz Foto: UMJ, Nikolaus Lackner aus Graz

Laubgasse402 sowie zwei Nadeln mit geschwollenem ungelochtem Hals vom Typ Graz aus der Sitzwohlgrube, ebenfalls in der Laubgasse.403 Aus Liebenau stammt eine bronzene Kolbenkopfnadel404 und aus den Schottergruben Ehler sowie Holzer, beide in Wagram gelegen, jeweils eine Kugelkopfnadel.405 Daneben liegt eine ganze Reihe von Nadelfunden aus dem Grazer Stadtgebiet vor, von denen die exakte Fundstelle heute nicht mehr bekannt ist, wie etwa eine Bronzenadel mit doppelkonischem Kopf,406 eine Kugelkopfnadel,407 eine weitere Nadel mit geschwollenem, ungelochtem Hals vom Typ Graz408 sowie schließlich eine ver-

zierte Zwiebelkopfnadel mit gerundet bikonischem Kopf.409 Neben diesen Trachtbestandteilen begegnet eine beachtliche Anzahl an bronzenen Waffen und Werkzeugen, wie beispielsweise ein Lappenbeil vom Typ Haidach, Variante Trössing, aus der Schottergrube Sitzwohl in der Laubgasse410 und ein Lappenbeil vom Typ Dellach aus der Schottergrube Schröder in Thondorf,411 die beide nach Ha A datiert werden können. In die jüngere bzw. späte Urnenfelderzeit (Ha B) sind schließlich drei bronzene Lappenbeile vom Typ Hallstatt zu stellen, die vermutlich aus der Neutorgasse,412 aus dem Opernkanal413 und aus der Schottergrube Frühwirt in der Triesterstraße stammen,414 wobei die beiden letztgenannten der Variante Wörschach zuzurechnen sind. Bronzene Lanzenspitzen liegen aus der Amtmanngrube II in der Laubgasse,415 aus einer Sandgrube in Liebenau/Engelsdorf,416 aus der Lindengasse417 und aus der Neuholdau418 vor, ein bronzener Lanzenschuh stammt schließlich aus der Sandgrube Amtmann in der Herrgottwiesgasse.419 Einen Einzelfund der Stufe Ha A stellt schließlich eine Bronzesichel aus einer Schottergrube in der Fröhlichgasse dar, die dort in 4 m Tiefe beim Schotterabbau gefunden wurde.420 Eine Reihe von weiteren Bronzefunden konnte sowohl aus dem Bereich des sich südlich von Graz erstreckenden Grazer Feldes getätigt werden als auch im nördlich anschließenden Murtal mit seinen kleineren Beckenbereichen um Gratkorn und Peggau. So fanden sich sowohl in Gratkorn421 wie auch in Gratwein422 jeweils bronzene Lanzenspitzen, die aus dem Murbett bzw. aus einer Schottergrube stammen. Eine weitere Lanzenspitze liegt schließlich aus Peggau vor,423 wo darüber hinaus auch noch ein bronzenes Lappenbeil vom Typ Bad Goisern beim Bahnbau 1844 am Fuß der Badl­ wand gefunden werden konnte.424

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Bronzenes Vollgriffschwert vom Typ Wörschach vom Foto: UMJ, Daniel Modl Wildoner Schlossberg

Aus dem Bereich südlich von Graz ist weiters eine Kugelkopfnadel anzuführen, die in Feldkirchen in 4 m Tiefe beim Schotterabbau in der Schottergrube Holzer angetroffen wurde,425 sowie ein Lappenbeil vom Typ Hallstatt

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aus Unterpremstätten.426 Eine Verdichtung an urnenfelderzeitlichen Bronzeeinzelfunden lässt sich noch für den Bereich um Wildon am Süd­ ende des weitläufigen Grazer Feldes konstatieren, von wo ein Lappenbeil,427 eine Sichel428 und schließlich ein bronzenes Vollgriffschwert vorliegen, welches 1855 im Bereich der Ruine Wildon bzw. am Wildoner Schlossberg gefunden werden konnte.429 Trotz der gar nicht geringen Anzahl an urnenfelderzeitlichen Siedlungen ist die West­ steiermark auffällig arm an Einzelfunden von urnenfelderzeitlichen Bronzeartefakten geblieben, eine Tatsache, die bereits bei der Behandlung der mittel- und spätbronzezeitlichen Bronzeeinzelfunde festgehalten werden konnte. So wurde erst 1969 bei Gößnitz eine bronzene Lanzenspitze beim Straßenbau aufgedeckt, die jedoch mittlerweile wieder verschollen ist.430 Aus Kainach bei Voitsberg stammte weiters ein bronzenes Lappenbeil, das in der Mitte des 19. Jhs. gefunden wurde, dessen Verbleib allerdings gleichermaßen nicht bekannt ist.431 Anzuführen bleibt schließlich noch ein ebenfalls verschollenes oberständiges Lappenbeil, das aus Ehrenhausen stammen soll.432 Aus dem Bereich des nachmaligen römischen Municipiums Flavia Solva liegt als Altfund ohne exaktere Fundangabe ein heute im Universalmuseum Joanneum auf bewahrtes bronzenes Lappenbeil vom Typ Hallstatt, Variante Frög, vor, das bereits an das Ende der Urnenfelder- bzw. den Beginn der Hallstattzeit datiert werden kann.433 Zahlenmäßig überschaubar bleiben schließlich die aus der Oststeiermark vorliegenden ­Urnenfelderbronzen, wie etwa ein weiteres Lappenbeil vom Typ Hallstatt und ein Tüllenbeil mit Öse aus Pöllauberg434 sowie ein bronzenes Vollgriffmesser vom Typ Seeboden aus Weiz.435 Aus Altenmarkt bei Fürstenfeld stammt weiters ein bronzenes Lappenbeil, das vermutlich im dortigen Buchwald aufgefunden werden konnte, heute aber als verschollen gilt;436 ein im Uni-

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versalmuseum Joanneum verwahrtes Fragment einer Lanzenspitze ist noch aus Riegersburg überliefert.437 Abgesehen von einer Bronzesichel, die am Nordhang des Bschaidkogels bei Bad Gleichenberg im Zuge von Steinbrucharbeiten angetroffen werden konnte,438 liegt besonders aus dem Bereich um Bad Radkersburg eine größere Anzahl an Bronzeeinzelfunden vor, die möglicherweise in Zusammenhang mit der prominenten Höhensiedlung auf dem − heute auf slowenischem Gebiet gelegenen − Radkersburger Burgberg in Oberradkersburg zu sehen sein könnten. Anzuführen ist hier zuerst ein unverziertes Tüllenbeil aus Hummersdorf nordöstlich von Radkersburg, von wo auch der bereits oben erwähnte urnenfelderzeitliche Depotfund stammt.439 Aus der Umgebung von Radkersburg stammt weiters ein bronzenes Lappenbeil vom Typ Dellach, das heute ebenfalls im Joanneum auf bewahrt wird.440 Zwei bronzene Lappenbeile mit brettförmigem Oberteil,441 das eponyme Lappenbeil vom Typ Radkersburg442 sowie ein Fragment eines bronzenen Tüllenbeiles,443 die allesamt ohne genauere Fundnachrichten aus Radkers­burg stammen sollen, komplettieren das Einzelfundensemble aus diesem südöstlichsten Bereich der Steiermark am Übergang zur pannonischen Tiefebene. Gänzlich anders präsentiert sich die Situation in der schon inneralpinen Obersteiermark, wo das Bild der urnenfelderzeitlichen Besiedlung bzw. Nutzung zum allergrößten Teil auch weiterhin primär noch von Bronzeeinzelfunden geprägt wird. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten konnte durch eine verstärkte Prospektionstätigkeit die Anzahl potentieller Siedlungsstellen merklich erhöht und so dieses eklatante − und in bestimmten Regionen weiterhin bestehende − Ungleichgewicht geringfügig austariert werden. Allerdings gilt es festzuhalten, dass auch innerhalb der Obersteiermark die Fundstreuung erheblich divergiert. So lässt sich − gleich wie schon in der Mittel- und Spät-

bronzezeit (Bz C und Bz D) − im steirischen (und gleichermaßen auch im oberösterreichischen) Salzkammergut mittlerweile eine schier unglaubliche Konzentration an Bronzeeinzelund natürlich auch Depotfunden registrieren, die gerade seit der Jahrtausendwende einen erheblichen Zuwachs erfahren hat. Sieht man von diesen, von Maria Windholz-Konrad in den letzten Jahren sukzessive vorgelegten neuen Bronzefunden einmal ab,444 die an dieser Stelle aus Platzgründen nicht alle aufgezählt werden können, so lag aus diesem Gebiet bereits eine bemerkenswerte Anzahl an Altfunden vor, die schon seit geraumer Zeit auf dieses nunmehr in ungeahnter Fülle nachweisbare Phänomen der Deponierungssitte entlang der zum Salzbergbau in Hallstatt hin- und von diesem wegführenden Wege hindeutete. So stammen von der Königreichalm am Ostplateau des Dachsteins ein bronzenes Schwert sowie ein Bronzebeil, die leider beide verschollen sind,445 ein Lappenbeil vom Typ Bad Goisern wurde an einem Fahrweg am Südufer des Ödensees gefunden.446 Gleich neun bronzene Lappenbeile der Variante Bad Aussee des Typs Bad Goisern sind aus dem steirischen Salzkammergut anzuführen: Neben zwei heute im Universalmuseum Joanneum auf bewahrten Stücken, von denen keine genauen Fundnachrichten bekannt wurden,447 liegt ein Beil von der Landfriedalm vor448 und gleich fünf derartige Beile dieses Typs konnten 1897 im Tal der Kainisch-Traun zwischen der Äußeren und Unteren Kainisch in der Traun aufgefunden werden, wobei eines bei der Wasenbrücke entdeckt wurde449 und die vier anderen Beile rund 180 m unterhalb derselben Brücke.450 Das neunte Beil vom Typ Bad Goisern, Variante Bad Aussee, wurde schließlich 1878 rund 300 m oberhalb des großen Schneegrabens am rechten Traunufer gefunden.451 Neben Bronzebeilen dieses Typs konnten noch je ein Lappenbeil vom Typ Hallstatt im Koppental (Variante Frög)452 und in Ödensee bei

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Intentionell verschlos­ sene Lanzentülle aus dem Depotfund vom Röthelstein bei Wör­ schach Foto: BDA, Robert Fürhacker

Bad Aussee (Variante Klein-Klein)453 geborgen werden, die bereits an das Ende der Urnenfelder- und den Beginn der Hallstattzeit datiert werden können. Zu ergänzen sind schließlich noch zwei lanzettförmige Bronzemeißel, die in den Jahren 1868 und 1870 bei Bad Aussee entdeckt wurden.454 Aus Mühlreith nahe Pichl bei Aussee stammen ein heute im Universalmuseum Joanneum verwahrtes Lappenbeil vom Typ Dellach455 sowie ein Fragment eines bronzenen Lappenbeiles,456 eine bronzene Lanzenspitze wurde schließlich zwischen Elmberg und dem Hetzkogel nahe dem Grundlsee entdeckt.457 Aus dem bereits weiter südöstlich gelegenen Bereich um Bad Mitterndorf ist ein bemerkenswertes Dreiwulstschwert vom Typ Schwaig anzuführen, das auf der Rasselalm gefunden wurde und in die Stufe Ha A datiert werden kann.458 Ein weiteres, heute leider verschollenes Bronzeschwert wurde schließlich noch bei Regulierungsarbeiten im Schotter des Salzabaches nahe Grubegg geborgen.459 Ein merkliches Nachlassen der Funddichte an urnenfelderzeitlichen Bronzeartefakten ist bereits für das südlich an das Salzkammergut

anschließende steirische Ennstal festzustellen, wo auf dem Burgstall bei Pürgg, der wohl bereits in der Urnenfelderzeit besiedelt war, eine bronzene Gewandnadel mit kleinem Vasenkopf aufgelesen werden konnte.460 Nur wenige Kilometer weiter östlich davon wurde im 19. Jh. in Wörschach ein Lappenbeil vom Typ Hallstatt geborgen, das für die entsprechende Typenvariante eponym werden sollte (Variante Wörschach nach Eugen F. Mayer).461 Vom Röthelstein bei Wörschach stammt ein Depotfund mit einer Lanzenspitze, deren Tülle mit – wohl als Puder anzusprechendem – zerriebenem Chloritschiefer gefüllt und intentionell mit einem Blechblättchen verschlossen war.462 Vorweggenommen werden darf auch gleich, dass Wörschach selbst in weiterer Folge schließlich auch noch aufgrund der bemerkenswerten urnenfelderzeitlichen Grabfunde und der vermutlich wohl zugehörenden Siedlungsreste eine der wenigen bekannten spätbronzezeitlichen bzw. überhaupt prähistorischen Siedlungen im Ennstal ist. Aus dem Bereich von Pyhrn nordöstlich von Liezen stammen schließlich noch ein

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oberständiges Lappenbeil sowie ein bronzenes Tüllenbeil, die möglicherweise als eine Art Wegopfer im Umfeld des wichtigen Passüberganges zu sehen sein könnten. 463 Ein weiteres Bronzetüllenbeil liegt aus dem aus archäologischer Sicht insgesamt nur äußerst schlecht erforschtem Gebiet um Mariazell vor.464 Ähnlich wie für die Beilfunde aus dem Bereich des Pyhrnpasses, dürfte auch für ein bronzenes Dreiwulstschwert vom Typ Aldrans, das in Steinhaus am Semmering − und somit wieder nahe eines Passüberganges − im 19. Jh. geborgen werden konnte und schon sehr bald eine beachtliche internationale Rezeption erfuhr, eine rituelle Niederlegung zu diskutieren sein.465 Aus dem von archäologischer Seite mangels einschlägiger Funde bislang ebenfalls nur schwer greif- und beurteilbaren Mürztal liegt eine Reihe von urnenfelderzeitlichen Bronzefunden vor, die zumindest einen Hinweis auf die wichtige Verkehrsverbindung nach Niederösterreich sowie in das Kupferbergbaurevier um Reichenau und Prigglitz zu geben vermögen. So stammen aus Wartberg im Mürztal zwei im Jahr 1912 gefunden oberständige Lappenbeile, die heute jedoch leider als verschollen gelten müssen.466 Aus Krieglach werden von Diether Kramer eine Sichel und ein Tüllenbeil erwähnt,467 eine im Joanneum verwahrte bronzene Lanzenspitze konnte schließlich im Freinbach bei Mürzsteg entdeckt werden.468 Um Teile des Inventares eines zerstreuten Depotfundes könnte es sich bei einer Reihe von allerdings als Einzelfunden überlieferten Bronzegegenständen handeln, die beim Herzogberg nahe Kindberg um 1875 gefunden wurden. Dabei handelt es sich um ein mittelständiges Lappenbeil (Bz D/Ha A), um ein Tüllenbeil mit Öse sowie eine bronzene Sichel,469 wobei die beiden letzteren jünger zu datieren sind als das Lappenbeil. Geht man weiter nach Westen in das Murtal, so begegnet auf der Kletschachalm bei Niklasdorf, wo eine bronzene Lanzenspitze beim Bau

eines Güterweges geborgen wurde, erneut ein Fund in exponierter Lage.470 Aus dem Bereich um Leoben sind ein Griffdornmesser vom Typ Klentnice aus Donawitz471 sowie ein bronzenes Lappenbeil vom Typ Hallstatt, Variante KleinKlein, bekannt geworden,472 wobei letzteres bereits in die Hallstattzeit überleitet. Eine bronzene Lanzenspitze, die sich heute in Privatbesitz befindet, konnte am südlichen Ausläufer des Trofaiacher Kulms, einer der wenigen bekannten größeren urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen Siedlungen in der Obersteiermark, aufgelesen werden.473 Aus dem Umfeld des bereits seit der mittleren Bronzezeit bekannten Kupferbergbaureviers um Eisenerz kann ein bronzenes Lappenbeil (aus Eisenerz selbst),474 ein weiteres, schon im 19. Jh. aufgefundenes Lappenbeil aus Radmer475 sowie eine bronzene Lanzenspitze von der Fensteralm bei Mautern erwähnt werden,476 wobei letztere − gleich wie die vorher angeführte Lanzenspitze von der Kletschachalm − erneut in exponierter Lage im Bereich einer wichtigen Verkehrs­verbindung zu Tage trat. Folgt man indes dem Murtal weiter nach Westen, so begegnen in Kraubath zwei weitere Bronzebeilfunde, die heute im Stadtmuseum Leoben verwahrt werden: Zum einen handelt es sich dabei um ein Lappenbeil vom Typ Haidach, Variante Trössing, das nach Ha A datiert werden kann, zum anderen um ein Ha B-zeitliches Lappenbeil vom Typ Hallstatt. 477 Aus dem westlich anschließenden ausgedehnten Becken des Aichfeldes liegen bislang erst ausgesprochen wenige Bronzefunde der Stufen Ha A und Ha B vor, wie etwa ein heute im Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz auf bewahrtes Lappenbeilfragment aus Judenburg,478 ein bronzenes Vollgriffschwert der Stufe Ha A von ebendort, das sich im Universalmuseum Joanneum befindet,479 und schließlich drei heute verschollene, ineinander gegossene Bronzeringe, deren spätbronzezeitlicher Datierungsansatz allerdings nicht mehr

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überprüf bar ist.480 Einzelfunde der Urnenfelderzeit sind auch aus den in das Aichfeld mündenden Nebentälern bekannt geworden, wie beispielsweise eine bronzene Lanzenspitze aus Bärnthal bei Lavantegg in der Nähe des Obdacher Sattels,481 oder ein bronzenes Lappenbeil vom Typ Haidach, Variante Haidegg, aus Oberzeiring.482 Aus dem Bereich um das verkehrsgeographisch günstig gelegene Pöls liegen weitere urnenfelderzeitliche Bronzeeinzelfunde vor: So ist hier zuerst ein unverziertes Tüllenbeil anzuführen, das sich heute im Stadtmuseum Leoben befindet,483 sowie ein bronzenes Lappenbeil, welches bei der Ruine Offenburg gefunden werden konnte.484 Ein gutes Stück die Mur aufwärts fand sich in St. Peter ob Judenburg das Bruchstück einer kleinköpfigen Vasenkopfnadel der Stufe Ha B,485 das durchaus aus einem zerstörten Grab stammen könnte, in Oberwölz konnte schließlich beim Ausheben einer Sickergrube ein bronzenes Griffdornmesser vom Typ Hadersdorf geborgen werden, das ebenfalls nach Ha B datiert werden kann.486 Bei der Verbauung des Hintereggbaches nahe Winklern bei Oberwölz wurde weiters noch eine Ha A-zeitliche bronzene Mohnkopfnadel angetroffen.487 Auf dem weiteren Weg in Richtung Murau begegnen weitere urnenfelderzeitliche Bronzefunde in Schöder, wo im Zuge der Wildbachverbauung eine Bronzenadel mit f lachkugeligem Kopf gefunden wurde,488 in Pux bei Frojach, von wo jeweils als Einzelfund (Tüllenmeißel, Lappenbeil und Kugelkopfnadel) möglicherweise Teile des Inventares eines zerstreuten Depots zu Tage kamen489 und weiters noch in Althofen bei St. Peter am Kammersberg, von wo eine heute im Heimatmuseum Oberzeiring verwahrte bronzene Lanzenspitze stammt.490 Abschließend muss noch eine Reihe von urnenfelderzeitlichen Bronzefunden erwähnt werden, die aus dem Bereich des Neumarkter Hochtales bzw. dem Gebiet um Mühlen nahe

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der Landesgrenze zu Kärnten vorliegen: So wird aus St. Veit in der Gegend eine bronzene Lanzenspitze erwähnt, die heute als verschollen zu betrachten ist,491 aus dem Moor bei Aich nahe Mühlen konnte weiters beim Torfstechen eine Nadel mit geschwollenem, ungelochtem Hals vom Typ Graz geborgen werden,492 je ein oberständiges Lappenbeil ist schließlich aus Noreia493 und aus Mühlen selbst bekannt geworden.494 Diese trockene Aufzählung der zahlreichen Bronzeeinzelfunde aus dem Gebiet der heutigen Steiermark, die weder Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, noch die gerade in letzter Zeit durch fast ausschließlich illegale Sondengängertätigkeit vermehrt bekannt gewordenen Bronzen registrieren möchte, vermag in erster Linie aufzuzeigen, dass die Verbreitung derartiger Funde innerhalb des Arbeitsgebietes erheblich divergiert und dass diese darüber hinaus in manchen Bereichen überhaupt die einzige Quellengattung zur urnenfelderzeitlichen Besiedlung, Begehung bzw. Nutzung darstellen. Es darf hierbei mit guten Gründen vermutet werden, dass es sich beim Großteil dieser Funde nicht um Verlustfunde bzw. um Stücke aus einem Siedlungs- oder Grabkontext handelt, sondern dass diese vielmehr als tatsächliche „Ein-Stück-Depots“ mit kultisch intentioniertem Niederlegungsvorsatz eingestuft werden sollten. Erste gezielte Erforschungen urnenfelderzeitlicher − sowie auch jüngerer − Siedlungen, vornehmlich von Höhensiedlungen, auf dem Gebiet der seinerzeitigen Steiermark, die auch die heute auf slowenischem Staatsgebiet gelegene Untersteiermark (Štajerska) einschloss, werden Walter Schmid verdankt. Die für diese Zeit als pionierhaft zu bezeichnenden Forschungsgrabungen Schmids konzentrierten sich in den Jahren vor und während des 1. Weltkrieges u. a. auf das Gebiet rund um das Pohorjegebirge/Bachern, wo beispielsweise die Höhen-

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siedlungen bzw. „Ringwälle“ auf der Poštela bei Maribor/Marburg, auf dem Gradišče im Kirchenwald und auf der sog. Schanze bei Stari trg/Altenmarkt oder aber auch auf dem Prešek in Črešnjevec/Kerschbach zwischen 1911 und 1917 untersucht werden konnten.495 Die veränderte politische Lage nach dem 1. Weltkrieg zwang Walter Schmid zu einer Verlagerung seiner Forschungstätigkeiten auf den nunmehr um die einstmalige Untersteiermark reduzierten Bereich der Steiermark. Zwischen 1924 und 1937 lässt sich so eine teils bemerkenswerte Intensivierung der Grabungstätigkeiten auf Höhensiedlungen in der mittleren Steiermark nachweisen, wobei die Ergebnisse dieser Feldforschungen bedauerlicherweise oftmals nur in sehr kurzer Form von Walter Schmid vorgelegt wurden sind und bei weitem nicht den „Qualitätsstandard“ der Veröffentlichungen der Ergebnisse seiner „Ringwallforschungen“ im Bacherngebiet erreichten. So führte Schmid in den Jahren 1924−1927 Ausgrabungen auf der sog. Steinmaißspitze auf dem Buchkogel bei Wildon durch (siehe oben),496 mehrjährige Grabungen folgten noch 1927 und 1928 auf dem Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal.497 In denselben Jahren unternahm Schmid klein dimensionierte Ausgrabungen auf dem Burgfelsen der Riegersburg (1927)498 und dem Burgstallkogel bei Kleinklein (1928),499 im Jahr 1930 wurde der Ringkogel bei Hartberg untersucht,500 1934 folgte der Königsberg bei Tie­ schen501 und 1937 schließlich der Hoarachkogel bzw. Bubenberg bei Spielfeld.502 Von all diesen Ausgrabungen liegen in der Regel fast ausschließlich Kurzberichte in den aktuellen Ausgaben der Tageszeitung „Grazer Tagespost“ vor, nur in wenigen Fällen, wie etwa dem Königsberg bei Tieschen, finden sich Berichte in einschlägigen Fachzeitschriften, beispielsweise in dem vom Bundesdenkmalamt in diesen Jahren erstmals herausgegebenen Periodikum „Fundberichte aus Österreich“ oder

in der vom Historischen Verein für Steiermark publizierten Reihe „Blätter für Heimatkunde“. Vorlagen von Fundmaterial, die beispielsweise die Datierungen Schmids nachvollziehbar machen würden, sucht man jedoch durchwegs vergeblich in diesen Grabungsberichten. Eine erste eingehende Beschäftigung und Auswertung der vorwiegend urnenfelder- und hallstattzeitlichen Funde vornehmlich aus Schmids Grabungen erfolgte erst nach dem 2. Weltkrieg durch den seinerzeitigen Ordinarius für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien, Richard Pittioni. In seiner 1954 publizierten, breitangelegten Überblicksarbeit „Urgeschichte des österreichischen Raumes“ war es Pittioni anhand eben dieser Funde möglich, die sog. „Hartberg-Spielfeld-Gruppe“ (bzw. „ostnorische Gruppe“) zu definieren, die er seinem „Spätmetallikum“ zurechnete.503 Grundlage für die Herausarbeitung dieser Gruppe waren die von Walter Schmid am Ringkogel bei Hartberg und am Bubenberg/Hoarachkogel bei Spielfeld getätigten Funde, wobei die erhebliche Durchmischung des Fundmaterials zur − erst 1981 durch Diether Kramer widerlegten504 − Annahme einer schon von Walter Schmid angedachten „ostnorischen Retentionskultur“ führte, die ein „Weiterleben“ der Hallstattkultur bis in provinzialrömische Zeit postulierte und gleichzeitig die Existenz einer selbstständigen, vom materiellen Sachgut der La Tène-Kultur geprägten jüngeren Eisenzeit weitgehend negierte. Dieser − insbesondere von der seinerzeitigen jugoslawischen Forschung schon zu jener Zeit kritisch betrachteten − Einschätzung wurde in weiterer Folge auch weder vom seinerzeitigen steirischen Landesarchäologen Walter Modrijan widersprochen, noch von Andreas Lippert, der noch im Jahr 1976 eine Auswahl an urnenfelder- und hallstattzeitlichen Keramikfunden u. a. vom Fötzberg bei St. Margarethen in der Oststeiermark vorlegte und eben erneut dieser „ost-

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norischen Gruppe“ zuwies.505 Im selben Jahr wurden auch die Ergebnisse der Ausgrabungen am Heiligen Berg bei Bärnbach von Walter Modrijan und Odo Burböck publiziert, wobei die reichen Keramikfunde nunmehr bemerkenswerterweise bereits als urnenfelderzeitlich eingestuft wurden.506 Ein ebenfalls in diesem Diether Kramer vorgelegter kurzer Jahr von ­ Aufsatz zum Stand der Erforschung der Urnenfelderzeit in der Steiermark stand zwar noch unter dem Eindruck der Forschungsmeinung Modrijans und vor allem Pittionis, doch zeichneten sich darin bereits deutliche Zweifel am Konstrukt der „ostnorischen Retentionskultur“ ab (vgl. S. 102 u. 124).507 Diether Kramer war es schließlich in weiterer Folge zu verdanken, dass das bis zum Jahr 1981 greif bare Fundmaterial aus einer Reihe von mittelsteirischen Höhensiedlungen (Königsberg bei Tieschen, Fötzberg bei St. Margarethen, Burgstallkogel bei Kleinklein, Ringkogel bei Hartberg, Heiliger Berg bei Bärnbach, Kulm bei Weiz und Bubenberg/ Hoarachkogel bei Spielfeld) im Rahmen seiner unpubliziert gebliebenen Dissertation erneut gesichtet, aufgenommen und ausgewertet wurde.508 Dabei wurde deutlich, dass es sich bei dem sowohl von Walter Schmid als auch von Richard Pittioni − und in weiterer Folge wohl auch von Walter Modrijan sowie Andreas Lippert − als chronologisch weitgehend homogen eingestuften Keramikfundmaterial tatsächlich in sämtlichen Fällen um ein stark durchmischtes Konvolut handelte, das Funde von der Kupferzeit bis in provinzialrömische Zeit enthielt. In Hinblick auf die Urnenfelderzeit ist es von Bedeutung, dass Kramer insbesondere den (spät)urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen Fundbestand aus diesem Konvolut herauslösen und typologisch differenzieren konnte. Ein geraffter Überblick darüber, der von Kramer noch 1980 im Rahmen des Symposiums „Die Hallstattkultur. Frühform

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europäischer Einheit“ in Steyr referiert worden war, wurde schließlich noch in demselben Jahr 1981 publiziert.509 Durch diesen Paradigmenwechsel wurde schließlich erstmals eine begründbare Einschätzung der Besiedlungsabfolge und -dynamik dieser markanten Höhensiedlungen möglich. Für die bearbeiteten Fundkomplexe indizierte die Materialauswertung ein fast zeitgleiches Abbrechen sämtlicher Siedlungen in der frühen Hallstattzeit, wobei − dem seinerzeitigen Forschungsstand folgend − ein durchaus denkbarer Zusammenhang mit den überlieferten „Kimmeriereinfällen“ nicht ausgeschlossen wurde.510 Durch die grundlegende Arbeit Kramers war es in weiterer Folge möglich, zumeist ebenfalls erheblich durchmischte Fundkomplexe auch aus anderen Siedlungen entsprechend zu differenzieren. Auch heute noch stellt die Dissertation Kramers eine unverzichtbare Grundlage für jede Bearbeitung von bzw. Beschäftigung mit urnenfelder- und hallstattzeitlichen (aber auch kupferzeitlichen) Siedlungsfunden dar; allerdings darf darauf hingewiesen werden, dass sich insbesondere die absolutchronologischen Ansätze zum Beginn der Hallstattzeit merklich nach hinten verschoben haben und dementsprechend auch der materielle „Inhalt“ dieser „Übergangsphase“ differenter − und mitunter divergent − diskutiert und bewertet wird.511 Eine Zusammenfassung des Forschungsstandes zur (späten) Urnenfelder- und vor allem zur Hallstattzeit in der Steiermark erfolgte im Jahr 1980 durch Claus Dobiat, dem die auch heute noch immer grundlegende Vorlage und Auswertung der hallstattzeitlichen Grabfunde aus der Sulmtalnekropole bei Kleinklein verdankt werden, auf die später noch zurückzukommen sein wird.512 Wichtig zu betonen ist auf jeden Fall, dass Dobiat hierbei den ebenfalls schon 1980 referierten Einschätzungen Kramers hinsichtlich der Besiedlungsgeschichte der erwähnten späturnenfelder- und frühhall-

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stattzeitlichen Höhensiedlungen vollinhaltlich zustimmte. Sowohl während der 80er- als auch der 90er-Jahre des 20. Jhs. fanden in unregelmäßigen Abständen Rettungsgrabungen unterschiedlichen Ausmaßes vorwiegend auf oststeirischen Höhensiedlungen statt, wie etwa im Zuge des Schotterabbaues auf dem Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal, im Rahmen der Umbettung von Kriegsgefallenen auf dem Königsberg bei Tieschen oder auf dem Burgfelsen der Riegersburg, wo durch Rigolarbeiten zur Anlage von Weingärten gezielte Untersuchungen notwendig wurden. Aus demselben Grund mussten auch auf dem Kapfensteiner Kogel nördlich von Bad Gleichenberg Rettungsgrabungen durchgeführt werden. Von all diesen mitunter oftmals über viele Jahre andauernden Ausgrabungen, die in erster Linie vom Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer), aber auch vom Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) getragen wurden, liegen fast durchwegs nur kurze Vorberichte vor − so einschlägig publizierte Befunde und Funde vorhanden sind (z. B. von der Riegersburg), werden diese in den folgenden Kapiteln dargestellt. Eine Ausnahme davon stellen allerdings die vom Landesmuseum Joanneum (Diether ­K ramer) und dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (Otto H. Urban) durchgeführten Ausgrabungen auf dem Kulm bei Weiz dar, der spätestens seit der Entdeckung eines Bronzedepotfundes der Stufe Ha B im Jahr 1970 auch als bedeutender urnenfelderzeitlicher Fundplatz an Profil gewann.513 Diese Ausgrabungen vermochten einerseits nachzuweisen, dass die auch heute noch gut erkennbare, den Gipfel umfassende Befestigungsanlage in die La Tène-Zeit zu datieren ist und dass die markante Höhe bereits seit der Kupferzeit besiedelt war. Einen ausdehnungsmäßigen Höhepunkt der Besiedlung erfuhr der Kulm in der späten Urnenfelder- und frühen Hallstattzeit, wobei

Reste dieser Siedlung (Siedlungsterrassen) auch außerhalb des später befestigten Areals noch erkennbar sind. Die Ergebnisse der Ausgrabungen sowie das relevante Fundmaterial wurden 1987 von Kramer und Urban publiziert.514 Einen wichtigen Impuls zur gezielten Erforschung der urnenfelder- und hallstattzeitlichen Höhensiedlungen stellten die in den Jahren 1982 und 1984 in einer Kooperation des Vorgeschichtlichen Seminars der Universität­Marburg an der Lahn (Otto-Herman Frey) und des Landesmuseums Joanneum (Walter Modrijan) durchgeführten Forschungsgrabungen auf dem Burgstallkogel bei Kleinklein dar, dem aufgrund seiner Lage inmitten der ausgedehnten bekannten hallstattzeitlichen Hügelgräbernekropolen eine herausragende Bedeutung attestiert werden darf. Diese Ausgrabungen vermochten den Nachweis zu erbringen, dass der Burgstallkogel − abgesehen von kupfer- und bronzezeitlichen Siedlungsresten − bereits seit der Urnenfelderzeit bzw. seit Ha B besiedelt war und dass kein erkennbarer Bruch am Übergang zur Hallstattzeit feststellbar war. Gerade die Frühphasen der Siedlung gehörten zu den am besten erhaltenen und auch fundreichsten ergrabenen Befunden. Im Jahr 1990 konnte Claus Dobiat schließlich eine eingehende Befundauswertung und -interpretation dieser Forschungsgrabungen sowie eine Auswahl an feinchronologisch signifikanten Funden vorlegen, die den urnenfelderzeitlichen Siedlungsbeginn gut zu demonstrieren vermochten.515 Die größten Fundgruppen dieser Siedlungsgrabungen, die Gefäßkeramik und die Tierknochen, wurden im Zuge der Dissertation von Regina Smolnik ausgewertet und im Jahr 1994 schließlich zusammen mit den von Joris Peters bearbeiteten Tierknochenfunden publiziert.516 In großen Zügen entsprach das vorgelegte Keramikfundmaterial dem schon über ein Jahrzehnt davor von Diether Kramer bearbeiteten Funden aus den oben erwähnten

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urnenfelder- und hallstattzeitlichen Höhensiedlungen, doch war erwartungsgemäß auch noch ein hoher Prozentsatz an hallstattzeitlichem Fundmaterial am Burgstallkogel vertreten, das mit den Funden aus den Hügelgräbern gut zu korrelieren war.517 Wichtige Ergebnisse insbesondere für die Erforschung der älteren Urnenfelderzeit bzw. der Stufe Ha A erbrachten die schon mehrfach erwähnten Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer) auf dem Wildoner­ Schlossberg in den Jahren 1985−1987. Dort konnten intakte Siedlungsbefunde (Gebäuderest mit Feuerstelle und Hinweise auf pyrometallurgische Tätigkeiten) mit reichen Ha A-zeitlichen Keramik- und Bronzefunden aufgedeckt werden, die den obersten und jüngsten ungestörten Siedlungshorizont innerhalb der mehrere Meter mächtigen Stratigraphie in Schnitt 3 bildeten. Die interdisziplinär aufgearbeiteten und jüngst (2018) auch publizierten Funde und Befunde zeigen, dass gerade diese Keramikfunde einen vorzüglichen und repräsentativen Überblick über das Geschirrensemble der Stufe Ha A im Arbeitsgebiet zu geben vermögen.518 Sämtliche der oben angeführten, bis zum Jahr 1990 publizierten Ergebnisse der Erforschung der späten Urnenfelder-, vor allem jedoch der Hallstattzeit in der Steiermark f lossen in die breit angelegte Studie von Biba Teržan über die Hallstattkultur in der (slowenischen) Steiermark/Štajerska ein, wobei sie auch die benachbarten Gebiete einer eingehenden Untersuchung unterzog (auf die bei der Erörterung der Hallstattzeit noch einmal zurückzukommen sein wird).519 Dabei wurden u. a. Ähnlichkeiten und Unterschiede im Fundmaterial der mittelsteirischen Höhensiedlungen im Vergleich mit den drauländischen Zeitgenossen herausgearbeitet, wobei sehr deutlich wurde, dass zwischen der in der Mittelsteiermark − vielleicht mit

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Ausnahme einiger weniger schon 1968 von Walter Modrijan publizierter Grabfunde aus Kalsdorf bei Graz520 − praktisch kaum greifbaren urnenfelderzeitlichen Grabkeramik und den Gef äßen aus den drauländischen Urnenfeldernekropolen starke Unterschiede bestanden, während die „Siedlungskeramik“ doch eine merkliche Verwandtschaft erkennen ließ. Auch Teržan wies darauf hin, dass der Siedlungsbeginn der meisten mittelsteirischen Höhensiedlungen bereits in der späten Urnenfelderzeit bzw. Ha B anzunehmen ist. Darüber hinaus war es Teržan möglich, die früheste Phase der Hallstattzeit, die sie den in dieser Hinsicht grundlegenden Arbeiten von Stane Gabrovec folgend mit der Stufe Ha B3 gleichzusetzen und mit materiellem Inhalt füllen konnte, als Stufe „Štajerska I“ zu definieren, in der sowohl die Bestattung unter Hügelgräbern als auch der (verstärkt greif bare) Gebrauch von Eisen sowie die Mitgabe von Eisengegenständen (zuerst vor allem von eisernem Schmuck) auf kommen.521 Wichtig ist weiters die Feststellung, dass der urnenfelderzeitliche Geschirrsatz, wie er schon seit Ha A in Grundzügen bekannt war, auch in Ha B weiterläuft und bestimmte Formen und Verzierungen noch in der Stufe „Štajerska I“ anzutreffen sind. Auch dieser Aspekt belegt eine ungebrochene Besiedlungskontinuität von der späten Urnenfelder- in die frühe Hallstattzeit, in der erst zumindest ein Teil der Siedlungen tatsächlich abzubrechen scheint. Nachdem bereits in den Jahren 1958 und 1978 durch das Landemuseum Joanneum (Walter Modrijan) erste Ausgrabungen am Kulm bei Trofaiach durchgeführt worden waren, deren Ergebnisse allerdings bis auf eine kurze Erwähnung unpubliziert geblieben sind, konnten im Jahr 1997 in dieser markanten unbefestigten Höhensiedlung im Vorfeld der kupferreichen Reviere bei Eisenerz erneut gezielte Ausgrabungen durchgeführt werden (Gerald Fuchs).

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Sie vermochten nachzuweisen, dass auch diese Siedlung während der jüngeren Urnenfelderzeit errichtet worden war und schon in der frühen Hallstattzeit wieder abbrach bzw. verlassen wurde. Die interdisziplinär ausgewerteten Ergebnisse dieser Ausgrabung wurden schließlich 1999 von Gerald Fuchs und Jörg Obereder publiziert.522 Sieht man von den entweder noch nicht vorgelegten oder überhaupt nur peripher erfassten Befunden ab, die im Zuge der Rettungsgrabungen im Bereich der ausgedehnten älterurnenfelderzeitlichen Talrandsiedlung in Wörschach im Ennstal getätigt worden waren,523 so handelt es sich bemerkenswerterweise bei den Grabungsergebnissen vom Trofaiacher Kulm weiterhin um die einzigen publizierten (strukturell relevanten) Siedlungsbefunde der Urnenfelderzeit aus der gesamten Obersteiermark. Eine Reihe von vornehmlich Keramikfund­ komplexen aus mittelsteirischen Höhensiedlungen erfuhr um die Jahrtausendwende ebenfalls eine Bearbeitung im Zuge von Diplomarbeiten, von denen jedoch bislang lediglich die Funde vom Kapfensteiner Kogel durch Martin Penz auszugsweise vorgelegt wurden.524 Un­ publiziert (bzw. nur in Kurzauszügen publiziert) geblieben sind bedauerlicherweise bislang die Diplomarbeiten von Thomas Bartl und Nadine Geigenberger, die beide repräsentative urnenfelder- und hallstattzeitliche Fundkonvolute vom Frauenberg bei Leibnitz bearbeiteten. Während Nadine Geigenberger Funde aus dem Bereich der in der La Tène-Zeit befestigten Höhensiedlung im Kuppenbereich des Frauenberges bearbeitete, die de facto ohne weiter auswertbaren Fundkontext geblieben waren,525 lagen aus dem Areal der sog. Perl-/Stadläcker, einer ausgedehnten, etwas tiefer gelegenen Terrasse am Osthang des Frauenberges, sogar urnenfelderzeitliche Gebäudereste vor, die im Zuge der langjährigen Rettungsgrabungen durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard He-

bert) an dieser Stelle zu Tage getreten waren und von Thomas Bartl bearbeitet wurden.526 Die Resultate einer kleinf lächigen Rettungsgrabung durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (Andreas Lippert) auf dem Steinberg bei Feldbach wurden schließlich von Martin Penz ausgewertet und im Jahr 2004 publiziert, wobei sich das späturnenfelder- und frühhallstattzeitliche Keramikfundmaterial problemlos in den bereits von anderen oststeirischen Höhensiedlungen bekannten Formen- und Verzierungskanon einordnen ließ, der − zumindest in der frühen Hallstattzeit − enge Verwandtschaften zum Formenkreis um Sopron bzw. zur Kalenderberg-Gruppe aufwies.527 Am Rande darf noch erwähnt werden, dass weitere urnenfelderund frühhallstattzeitliche Keramikstreufunde aus schon hinlänglich bekannten oststeirischen Höhensiedlungen, wie etwa dem Königsberg bei Tieschen, schon 1999 von Andreas Lippert publiziert worden waren.528 Nur in kurzen Vorberichten vorgelegt wurden bislang die großf lächigen und langjährigen Ausgrabungen der Jahre 2003−2009 in der Grazer Innenstadt im Bereich des Pfauengartens, des Karmeliterplatzes und im zweiten Innenhof des Landesarchivs durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) und das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert), die ­einen hervorragenden Einblick in eine davor in dieser Größenordnung nicht bekannte und eigentlich auch gar nicht erwartete spätur­ nenfelder- und frühhallstattzeitliche „Untersiedlung“ am Fuße des Grazer Schlossberges ermöglichten.529 Neben zahlreichen Gebäuden konnten auch zugehörende Fortifikationssysteme (Graben, Palisade) untersucht werden, die wichtige strukturelle Rückschlüsse zum Aussehen einer derartigen Siedlung bieten. Von den großen Fundmengen sind bislang bedauerlicherweise nur einige wenige aussagekräftige Stücke abgebildet worden, sodass eine

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verlässliche Abschätzung der tatsächlichen Besiedlungsdauer derzeit noch kaum möglich ist. Wichtig ist allerdings die Tatsache, dass die Ha B-zeitliche Siedlung über einem älteren Brandgräberfeld der Stufe Ha A errichtet worden war und dabei mehrere Gräber ge- bzw. zerstört wurden. Zumindest ein weitgehend erhaltenes älterurnenfelderzeitliches Grab aus dem Bereich des Innenhofes des Landesarchivs wurde von Hannes Heymans vorgelegt.530 Im Jahr 2006 konnte schließlich am Südrand des Grazer Stadtgebietes in Graz-Messendorf eine späturnenfelderzeitliche Flachlandsiedlung im Zuge einer baubegleitenden Rettungsgrabung ausschnitthaft untersucht werden (Georg Tiefengraber), die einen davor zwar zu vermutenden, jedoch in dieser Form noch nicht nachgewiesenen Siedlungstyp („weilerartige“ Streusiedlung) zu belegen vermochte. Bei dieser einfachen offenen Siedlung nahe einem alten Bachlauf dürfte es sich überhaupt um einen Typus handeln, der abseits der Höhensiedlungen die häufigste Siedlungsform gebildet haben wird.531 Inwieweit auch bei den großf lächigen Rettungsgrabungen im weststeirischen Laßnitztal im Vorfeld des Koralmbahnbaues derartige urnenfelderzeitliche Siedlungsreste der Stufen Ha A und Ha B erfasst werden konnten, ist aufgrund der bislang publizierten Vorberichte nicht festzustellen, hier bleiben erst die vollständigen Befund- und Fundvorlagen abzuwarten.532 Abgesehen von den erwähnten urnenfelderzeitlichen Siedlungsfundstellen wäre noch eine ganze Reihe weiterer Fundorte anzuführen, bei denen in Vorberichten das Vorkommen urnenfelderzeitlicher Keramikfunde erwähnt wird. Das Fehlen entsprechender Fundvorlagen macht derzeit eine Überprüfung dieser Datierungsansätze im Einzelnen unmöglich, darüber hinaus gewinnt man hierbei mitunter durchaus den Eindruck, dass für nicht näher einordenba-

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re Scherben einfach eine pauschale Datierung in die Urnenfelderzeit ausgesprochen wurde. Nicht nur, aber gerade in solchen Fällen wäre eine eingehende Revision des betreffenden Fundmaterials dringend notwendig, die sich im Übrigen überhaupt für sämtliche bislang bekannten „urnenfelderzeitlichen“ Keramikfunde empfehlen würde. Diese − schon in den vorhergehenden Kapiteln in „gebetsmühlenartiger“ Wiederholung geforderte − Revision hätte konsequenterweise auch die teils wahrhaft „Riesenmassen“ darstellenden Fundmassen der meisten Höhensiedlungen zu berücksichtigen, um eben aus diesen oftmals unstratifizierten Konvoluten − unter anderem − gezielt auch urnenfelderzeitliches Fundmaterial auszusondern und wenn möglich feinchronologisch zu differenzieren. Es darf in Hinblick darauf schlussendlich mahnend in Erinnerung gerufen werden, dass der diesbezügliche Forschungsstand in den benachbarten Gebieten seit den 90er-Jahren mitunter ganz erhebliche, jedoch in der Steiermark kaum rezipierte Fortschritte gemacht hat.533 Zu erwähnen bleibt schließlich − auch in diesem Zusammenhang − noch eine Reihe von teils kompilatorischen Arbeiten von Bernhard Hebert,534 Gerald Fuchs535 und Andreas Lippert,536 die überblicksmäßig jeweils eine Reihe von steirischen Höhensiedlungen unter verschiedenen diachronen Fragestellungen und Aspekten behandeln und dabei auch − zumeist schon altbekannte − urnenfelderzeitliche Siedlungen anführen. Neben der nur in unregelmäßigen Abständen vorangetriebenen und zumeist eigentlich durch Rettungsgrabungen bestimmten „Siedlungsforschung“ nahm sich bis ans Ende der 80er-Jahre der Kenntnisstand über urnenfelderzeitliche Grabfunde als äußerst bescheiden aus: Sieht man von den im Jahr 1949 von ­Walter Schmid geborgenen und 1953 von ­Walter Modrijan publizierten Urnengräbern in

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Wörschach im Ennstal537 und den zufällig bei Bauarbeiten zu Tage getretenen Grabfunden aus Kalsdorf bei Graz ab, die 1968 von Walter Modrijan vorgelegt werden konnten,538 so stellt das Jahr 1977 im Grunde genommen den eigentlichen Beginn einer gezielten Suche nach urnenfelderzeitlichen Gräbern dar. In diesem und in den beiden darauf folgenden Jahren war es Mitarbeitern des Landesmuseums Joanneum (Erich Hudeczek, Odo Burböck und Diether Kramer) möglich, im Bereich des schon erwähnten Gräberfeldes in Kalsdorf durch Sondagegrabungen weitere Grabfunde freizulegen.539 Im Jahr 1987 gelang es dem Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) schließlich, im nur etwa 10 km südlich von Kalsdorf gelegenen Wildon-Unterhaus ein weiteres, ausgesprochen dicht belegtes späturnenfelder- und hallstattzeitliches Gräberfeld ausschnitthaft zu untersuchen, wobei bislang erst Vorberichte über diese wichtige Nekropole am Fuße des Wildoner Schlossberges von Margret Kramer vorgelegt worden sind.540 Zwischen 1991 und 1997 wurden erneut in Kalsdorf im Rahmen der Untersuchung des römerzeitlichen Vicus weitere urnenfelder- und frühhallstattzeitliche Grabfunde freigelegt, eine Auswertung und Publikation sämtlicher bislang bekannter Gräber dieser ursprünglich ausgedehnten Nekropole erfolgte schließlich 2005 durch den Verfasser.541 Weitere urnenfelder- und vor allem hallstattzeitliche Grabfunde wurden darüber hinaus am Burgstallkogel bei Kleinklein im Bereich der davor noch nicht bekannten Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer in den Jahren 1994 und 1995 durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) geborgen, die 2003 durch Andreas Bernhard vorgelegt werden konnten.542 Von den insgesamt 28 erfassten Gräbern war zwar nur eine geringe Anzahl mit Sicherheit noch in die Urnenfelderzeit zu datieren, doch dürften diese wenigen gesicherten Flachgräber mit der ältesten Besiedlungsphase am Burgstallkogel

selbst in Verbindung zu bringen und noch in die jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) zu stellen sein. Wohl ebenfalls in eine frühe Phase von Ha B sind ein weitgehend intaktes Urnengrab in einer Steinkiste sowie verlagerte und offenkundig zerstörte Grabreste zu datieren, die unter der Aufschüttung des hallstattzeitlichen Grabhügels zu Tage getreten waren, auf dem in weiterer Folge die Grazer Leechkirche errichtet worden war.543 Von der Liste spätbronzezeitlicher Gräber ist − wie Paul Gleirscher mit berechtigter Vehemenz richtig stellen konnte − ein vermeintlich urnenfelderzeitlicher Grabhügel vom Glaserkogel bei Wetzelsdorf in der Weststeiermark zu streichen, der im Jahr 2000 von Gerald Fuchs ausgegraben worden war;544 die Ergebnisse und eine Auswertung der Funde und Befunde wurden im Jahr 2004 von Gerald Fuchs und Andreas Bernhard vorgelegt.545 Wenngleich sowohl das Hügelgrab als Grabform selbst, die Gestaltung der Grabkammer, der charakteristische Gefäßkeramiksatz, als auch ein Eisenmesser und ein bronzener Nadelkopf eindeutig eine Datierung nach Ha C indizierten, wurde das Grab − wie Gleirscher sogar noch schmeichelhaft formulierte − in „einer methodisch beinahe unglaublichen Analyse“546 − und sogar treffende Radiokarbondatierungen negierend − von Andreas Bernhard der älteren Urnenfelderzeit bzw. Ha A zugeordnet. Die für die Begründung dieser Frühdatierung herangezogenen Radiokarbondaten aus dem 13. und 12. Jh. v. Chr. sind offenkundig mit älteren, spätbronzezeitlichen Siedlungsresten in Verbindung zu bringen, von denen sogar zugehörendes Keramikfundmaterial mit abgebildet ist.547 Dass derartige Befund- und Fundauswertungen sehr wohl auch mit entsprechender Akribie und Verantwortungsbewusstsein durchgeführt werden können, vermögen die einschlägigen Aufsätze Christoph Gutjahrs im Rahmen der Bearbeitung des zwischen 2003

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und 2008 im Zuge von präventiven Rettungsgrabungen großf lächig untersuchten, ausgedehnten Gräberfeldes von Kainach bei Wildon treff lich zu belegen.548 Mit dieser Nekropole, von der bislang über 300 Gräber der Urnenfelder- und Hallstattzeit geborgen wurden, begegnet darüber hinaus der bislang größte bekannte spätbronzezeitliche Bestattungsplatz in der Steiermark. Aufgrund der großen Anzahl an Gräbern konnte erst ein kleiner ausgewählter Teil der Grabinventare einer Restaurierung unterzogen werden, wobei anhand der restaurierten und bereits unmittelbar danach publizierten Gräber ein erster guter Eindruck sowohl von der Belegungsdauer dieser Nekropole gewonnen werden kann als auch von den bemerkenswerten „Fremdeinf lüssen“, die sich anhand einer Reihe von Beigaben manifestieren. Die zwar derzeit aufgrund der „Restaurierproblematik“ noch nicht absehbare Gesamtvorlage dieses Gräberfeldes wird zweifelsohne einen entscheidenden Schritt vorwärts in der Erforschung der Urnenfelder- und frühen Hallstattzeit des gesamten Südostalpenraumes bedeuten. Anzuführen bleibt schließlich noch ein im Jahr 2009 im mittleren Koppental überraschenderweise aufgedecktes Brandgrab der Stufe Ha A, das sowohl aufgrund seiner Schwertbeigabe als auch insbesondere wegen seiner ungewöhnlichen Lage in diesem engen Verbindungstal zwischen Bad Aussee und Hallstatt bemerkenswert erscheint. Eine Publikation dieses Grabfundes erfolgte 2012 durch Maria WindholzKonrad.549 Nicht unerwähnt bleiben darf im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit urnenfelderzeitlichen Grabfunden innerhalb der Steiermark eine im Jahr 2013 von Andreas Lippert publizierte Kompilation (großteils) urnenfelderzeitlicher Grabfunde in dem von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Tagungsband „Brandbestat-

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tungen von der mittleren Donau bis zur Ägäis zwischen 1300 und 750 v. Chr.“,550 wobei hier auch zweifelhafte Befunde, wie etwa die im vorherigen Kapitel erwähnten möglichen Gräber aus Lödersdorf bei Feldbach oder Leibenfeld bei Deutschlandsberg und insbesondere die − wiederum vermeintlichen urnenfelderzeitlichen Hügelgräber − aus Bierbaum bei Unterpremstätten551 anzuführen wären, die − gleich wie der „urnenfelderzeitliche Grabhügel“ aus Wetzelsdorf − einer kritischen und strengen Revision bedürfen − oder eigentlich schon in Lipperts Arbeit bedurft hätten. Bedeutende neue, auch international beachtete Ergebnisse konnten in Hinblick auf die Erforschung urnenfelderzeitlicher Depotfunde in der Steiermark erbracht werden. Fast 30 Jahre nach der Auffindung des letzten Depotfundes im Jahr 1970 im Bereich der Höhensiedlung auf dem Kulm bei Weiz setzte eine wahre „Flut“ an Neuentdeckungen derartiger Bronzehorte ein, die primär auf die erheblich verstärkte und durchaus kontroversiell zu beurteilende Sondengängertätigkeit zurückzuführen war. So gelangte beispielsweise die Kenntnis über die von Sondengängern illegal geborgenen Depotfunde von Waldstein (1999), von Gösting (um 2000) sowie von Peggau (2002/2003) jeweils über Umwege zu den verantwortlichen Stellen. Sowohl die exakten Fundstellen als auch die Vollständigkeit dieser Depots muss aus diesen Gründen mit Vorsicht betrachtet werden. Im Falle des Peggauer Depots konnten zwar Nachgrabungen den Auffindungsort verifizieren, ob jedoch der komplette Hortfund übergeben worden war, entzieht sich der Kenntnis. Kurz vor der Jahrtausendwende begannen schließlich im Bereich des Koppentales und in weiterer Folge auch des Kainischtales bei Bad Aussee intensive, mehrmalige regelmäßige Detektorprospektionen in diesen schmalen Tälern, durch die wohl die von Hallstatt in Richtung Süden führende Hauptverkehrsverbindung

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verlief. Alleine aus dem steirischen Abschnitt dieses Untersuchungsareals wurden über 30 neue Depotfunde geborgen, dazu ist weiters eine große Zahl an vorwiegend urnenfelderzeitlichen Einzelbronzeobjekten zu rechnen, die primär wohl als Einzelstückdeponierungen zu betrachten sein dürften. So wertvoll diese Fundzuwächse aus wissenschaftlicher Sicht vielleicht auch sein mögen, darf dabei doch nicht vergessene werden, dass sie auf Kosten einer nunmehr aus archäologischer Sicht „geleerten“ Fundlandschaft erkauft wurden und ein dementsprechendes denkmalpf legerisches Dilemma darstellen. Eine erste monographische Vorlage und Auswertung der bis zum Jahr 2003 vorliegenden Depotfunde sowie laufende Berichte über Neufunde aus diesem Bereich werden Maria Windholz-Konrad verdankt, in deren im Jahr 2010 approbierter Dissertation schließlich sämtliche bis dato geborgenen bzw. bekannt gewordenen Depotfunde aus der Steiermark eine corpusmäßige Erfassung und eingehende Behandlung erfuhren, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf die Auffindungsumstände gelegt wurde, durch die in vielen Fällen ein kultischer Charakter der Niederlegung überzeugend begründet werden kann. Gerade die enorme Depotfunddichte in den beiden erwähnten Tälern im steirischen Salzkammergut deutet an, dass diese möglicherweise als Indikator für eine − wie auch immer geartete − „Sakrallandschaft“ betrachtet werden könnten. Für diese Annahme spricht auch ein in den Jahren 2005−2007 untersuchter Befund im mittleren Koppental, der aufgrund der außergewöhnlichen Fundzusammensetzung und auch der zahlreichen verbrannten Knochen etc. als eine Art „Brandopferplatz“ angesprochen wurde und dementsprechend gut in das so entwickelte Bild eines spezifischen Areals passen würde, in dem unterschiedliche Opferbräuche und -gewohnheiten bzw. Rituale stattfanden

bzw. nachweisbar sind.552 Um einen urnenfelderzeitlichen Brandopferplatz handelt es sich schließlich auch bei dem im Jahr 1999 durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) auf der Passhöhe des Sölkpasses untersuchten Befund, der vermutlich überhaupt als eine zeitgenössische architektonische Umsetzung diachron gepf legter Opferbräuche an diesem markanten Platz gesehen werden darf.553 Siedlungen Der Kenntnisstand über die Siedlungen der älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Ha A) in der Steiermark kann weiterhin als überaus dürftig bezeichnet werden, wobei insbesondere ein direkter Vergleich mit der Anzahl der bekannten Siedlungen der vorhergehenden Stufen Bz C und Bz D sowie der darauf folgenden jüngeren und späten Urnenfelderzeit (Ha B) dieses eklatante Ungleichgewicht verdeutlicht. Bislang liegen aus dem Gebiet der heutigen Steiermark lediglich drei Siedlungen vor, die gesichertes Ha A-zeitliches Fundmaterial erbrachten. Dabei handelt es sich – wie schon so oft – um die Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg,554 die ausgedehnte Talrandsiedlung in Wörschach im Ennstal555 und die kleine Höhensiedlung am Burgstall in Pötschach556 bei Kapfenberg, deren bemerkenswertes und diachrones Fundmaterial jedoch noch unpubliziert geblieben ist. Was die Anzahl der bislang bekannten Siedlungen der Stufe Ha A betrifft, darf allerdings angemerkt werden, dass wohl eine eingehende Revision der zumeist erheblich durchmischten Funde von auch in dieser Arbeit überwiegend nach Ha B datierten urnenfelderzeitlichen Höhensiedlungen in einigen Fällen einen früheren Siedlungsbeginn nahe legen würde. Insbesondere die fast f lächendeckende Verbreitung zahlreicher Ha A-zeitlicher Bronzefunde indiziert eine wesentlich dichtere Aufsiedlung des Arbeitsgebietes in dieser Zeit, als sie derzeit

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durch konkrete Siedlungsfunde belegbar wäre. Aufgrund der Seltenheit von Siedlungen der Stufe Ha A seien etwas detailliertere Ausführungen zu diesen erlaubt: So stellt am Wildoner Schlossberg der Ha A-zeitliche Horizont XIV die jüngste intakt erhaltene Siedlungsschicht im Bereich der am sog. Turnierplatz erschlossenen mächtigen Stratigraphie dar, in die noch einzelne Gruben der Stufe Ha B eingetieft waren.557 In Horizont XIV konnte im Zuge der Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer) in Schnitt 3 der Lehmfußboden eines Gebäudes mitsamt einer Feuerstelle teilweise erfasst werden. Auf dem Boden lagen u. a. eine vollständige bronzene Sichel vom Typ Uioara 4-Haidach, eine unverzierte bronzene Keulenkopfnadel sowie ein Schneidenbruchstück eines Bronzebeiles. Weiters fand sich als konkreter Hinweis auf pyrometallurgische Aktivitäten in dieser Siedlungsphase ein Bruchstück einer Gussform aus feinkörnigem Sandstein mit der Negativausnehmung einer Sichel oder eines geschwungenen Messers. Das zugehörende Keramikfundmaterial setzte sich beispielsweise aus Bruchstücken von Zylinderhalsgefäßen, stark profilierten Tassen, Turbanrandschalen, facettierten Einzugrandschalen und unterschiedlichen grobtonigen Töpfen mit plastischer Fingertupfen- und Kerbleistenzier zusammen. Abgesehen von den Zylinderhalsgefäßen und profilierten Tassen entspricht das Formen- und Verzierungsrepertoire bereits dem aus den zahlreichen Siedlungen der Stufe Ha B Bekannten, wobei jedoch Rollrädchenverzierungen und S-förmig geschwungene Töpfe mit ausbiegendem Rand noch fehlen. Diese begegnen allerdings bereits in den Keramikkonvoluten der etwas jüngeren, in den Ha A-zeitlichen Befund eingetieften Grubenkomplexe. Auf jeden Fall wird evident, dass am Wildoner Schlossberg – wie auch schon immer wieder zuvor – eine Besiedlungskontinuität auch von Ha A nach Ha B gegeben ist, wobei

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die einstmals sicher vorhandene jünger- bzw. späturnenfelderzeitliche Siedlungsschicht – so wie auch alle jüngeren und ursprünglich darüber liegenden Schichten – im Zuge der Ein­ ebnung des sog. Turnierplatzes im Mittelalter abgeschoben wurden. Um eine Höhensiedlung in exponierter Lage handelt es sich auch beim Burgstall bei Pötschach nahe Kapfenberg im Mürztal. Die allesamt als Streufunde bzw. im Zuge unautorisierter Ausgrabungen aufgelesenen Keramikfunde belegen eine – für das ohnehin archäologisch betrachtet fundarme Mürztal – bemerkenswert mehrphasige Besiedlung dieses markanten Hügels am Südrand des erwähnten Tales. Obwohl die Auswertung der Funde bereits abgeschlossen ist, steht die Fundpublikation noch aus. Dennoch darf vorweg schon pauschal festgehalten werden, dass das Fundkonvolut Keramikfunde enthält, die hinsichtlich ihrer Formen und Fakturen problemlos dem Wildoner Horizont XIV zugeordnet werden können. Auch am Pötschacher Burgstall ist ein Weiterbestehen der Siedlung in Ha B (und auch noch in Ha C) anhand des Fundmaterials belegbar. Eine auch heute noch im Gelände erkennbare wallartige Struktur, die das kleine Gipfelplateau einfasst, ist vermutlich als Rest einer verstürzten mittelalterlichen Befestigungsmauer zu werten, eingehende Untersuchungen dazu stehen aber noch aus. Bereits seit geraumer Zeit ist die in Talrandlage errichtete Siedlung von Wörschach im Ennstal bekannt,558 mit der eine Reihe von überaus bemerkenswerten Grabfunden in Verbindung zu bringen sein wird, welche unten eine eingehende Beschreibung finden sollen. Die Siedlung selbst wurde 1977 und 1979 im Zuge der Erweiterung einer Schottergrube durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) angeschnitten. Die Ergebnisse sind aber lediglich in einem kurzen Vorbericht

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Keramik- und Metallfunde aus Wörschach

vorgelegt worden, sodass über das Aussehen dieser Siedlung bzw. Siedlungsbefunde keine Angaben vorliegen. Erwähnt wird jedoch, dass bei der Ausgrabung fünf urnenfelderzeitliche Gewandnadeln, bronzene Ringe, Blechfragmente und ein Rasiermesserbruchstück angetroffen wurden, die annähernd zeitgleich mit den erwähnten Gräbern sein sollen. Ein Schlackenstück wurde als Hinweis auf eine urnenfelderzeitliche Bronzegießerei gewertet. Erneut wurde die offenkundig ausgedehnte Siedlung, die sich – soweit beurteilbar – über eine Länge von über 500 m am nördlichen Talrand

Nach: Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach

auf der Hochterrasse oberhalb des Ennsbodens erstreckte, im Jahr 2003 im Zuge des Ausbaues der Eisenbahnstrecke angefahren und streckenweise dokumentiert. Neben eher unspezifischen, jedoch durchgehend wohl Ha A-zeitlichen Keramikfunden konnten von Christoph Gutjahr und Maria Windholz-Konrad auch eine einfache bronzene Rollenkopfnadel sowie ein tutulusförmiger Bronzezierknopf geborgen werden, die diese Datierung zu belegen vermögen. Ein aus einem Tierknochen gezogenes Radiokarbondatum (VERA-2864: 2840+/-30 BP; cal. BC 1130–900; 95,4%) vermag diese

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Übersichtsplan der urnenfelderzeitlichen Flachlandsiedlung in Graz-Messendorf Nach: Tiefengraber, Grazer Becken

relativchronologische Einordnung gut zu bestätigen.559 Ein erheblich besserer Forschungsstand lässt sich für die jüngere und späte Urnenfelderzeit bzw. die Stufe Ha B konstatieren, in der nun insbesondere in der mittleren Steiermark eine beachtliche Dichte vorwiegend an Höhensiedlungen zu belegen ist, die mitunter bemerkenswerte Größen von über 20 ha aufweisen können. Deutlich unterrepräsentiert bleiben vorerst Ha B-zeitliche Siedlungen in der Obersteiermark, wo bislang lediglich vom

Kulm bei Trofaiach560 entsprechend ergrabene Befunde vorliegen. Der in verkehrsgeographisch und strategisch prominenter Lage gelegene Schlosskogel bei Preg am Ostende des Aichfeldes561 hat hingegen bisher − gleich wie das Kögerl bei Hafning nahe Trofaiach562 und der Kalvarienberg bei Leoben563 − ausschließlich Keramikstreufunde erbracht. Diesen zumeist exponierten Höhensiedlungen sind derzeit lediglich zwei Siedlungen in Talrand- bzw. Flachlandlage gegenüberzustellen, die in einem solchen Ausmaß untersucht

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wurden, dass weiterführende Aussagen möglich sind bzw. nach erfolgter Publikation möglich werden sollten. Zwar liegt von mehreren Fundstellen im Talbereich urnenfelderzeitliche Keramik vorwiegend als Streufunde vor, die Hinweise auf weitere Flachland- bzw. Talrandsiedlungen zu liefern vermögen (z. B. in Kleinstübing564 und Schrauding565 bei Frohnleiten oder Eggersdorf 566 nordöstlich von Graz), doch lassen sich daraus kaum ergiebige Schlüsse ziehen. Lediglich für die Talrandsiedlung in Schrauding wird von Gerald Fuchs eine durch Bohrungen erfassbare Ausdehnung von rund 4 ha angegeben.567 Bei den beiden besser erforschten „Flachlandsiedlungen“ handelt es sich um die ausgedehnte, am östlichen Fuße des Grazer Schlossberges gelegene „Untersiedlung“ im Bereich des heutigen Karmeliterplatzes, Landesarchivs und Pfauengartens,568 die im Zuge von großf lächigen Rettungsgrabungen eingehend untersucht werden konnte, sowie um die nur wenige Kilometer davon entfernte Flachlandsiedlung im Bereich des „Center-Ost“ in GrazMessendorf am Ostrand des Grazer Beckens,569 welche ebenfalls baubegleitend abschnittsweise ergraben wurde. Die beiden Siedlungen weisen – vielleicht nicht ganz unerwartet – eine stark divergierende Struktur auf: Im Fall der wohl unbefestigten Siedlung in Graz-Messendorf konnte auf einer Fläche von rund 1.000 m² eine gehöft- oder weilerartige Streusiedlung erfasst werden, die nahe eines einstmals knapp südlich davon vorbeif ließenden Bachlaufes an-

gelegt worden war. Während der Südbereich der Siedlung, der an sich besser erhalten gewesen wäre, leider durch die Bauarbeiten bereits erheblich gestört war, konnten im Nordbereich noch Reste von zumindest sechs Gebäuden in Pfostenbauweise, mehrere Gruben sowie eine Feuerstelle bzw. Brandgrube nachgewiesen werden. Soweit aufgrund der nur ausschnitthaften Untersuchung überhaupt beurteilbar, deuten sich zwei nebeneinanderliegende Gebäudegruppen (Gehöfte?) an, die aus jeweils drei um eine Freif läche angeordneten Gebäuden bestanden. Eine weitere derartige Gruppe dürfte sich auch im Südbereich der Untersuchungsf läche befunden haben, wobei sich hier zusätzlich noch eine Art Grubenhaus bzw. Keller marginal dokumentieren ließ. Bereits 2005 wurde darauf hingewiesen, dass die in Ausschnitten ergrabene Siedlung von Graz-Messendorf strukturelle Ähnlichkeiten mit der (etwas älteren urnenfelderzeitlichen) Flachlandsiedlung in Rogoza südlich von Maribor/Marburg (Slowenien) aufwies, die ebenfalls als ungeordnete Streusiedlung, bestehend aus einer Agglomeration einzelner Gehöfte, bezeichnet werden kann.570 Anders gelagert ist die Situation in der erwähnten „Untersiedlung“ in der Grazer Innenstadt am östlichen Fuß des Schlossberges, die im Zuge mehrerer Rettungsgrabungen untersucht werden konnte.571 Diese Siedlung ist in engstem Kontext mit der ursprünglich zweifelsohne ausgedehnten Höhensiedlung am Grazer Schlossberg selbst zu sehen.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die urnenfelder- und hallstattzeitliche Siedlung in der Grazer Innenstadt572 Von Georg Tiefengraber Bereits von weitem sichtbar, stellt der 474 m hohe Grazer Schlossberg eine markante, inselartige Erhebung am nördlichen Ende des ausgedehnten Grazer Feldes dar, der das umliegende Areal um annähernd 150 m überragt. Nicht nur seine beherrschende Position am linken Murufer, sondern auch die hervorragende Lage an einem Schnittpunkt überregional wichtiger Verkehrsverbindungen sowie ein ausreichend großes landwirtschaftlich nutzbares Umland zur Subsistenzsicherung prädestinieren den Schlossberg als bevorzugten, von Natur aus geschützten Siedlungsplatz. Gerade diese fortifikatorisch günstige Situation brachte es jedoch mit sich, dass der Schlossberg im Laufe der Zeit – vor allem im Mittelalter und in der Neuzeit – erhebliche Überprägungen durch die Errichtung teils aufwendiger Befestigungsanlagen erfuhr, die die Überreste dieser – in Analogie zu anderen, ähnlich gelegenen Höhensiedlungen mehrphasigen – Siedlung weitestgehend zerstörten. Lediglich am an sich wenig siedlungsfreundlichen Nordosthang lassen sich heute noch stark verschliffene, potentielle künstliche Siedlungsterrassen ausmachen, doch steht eine archäologische Verifizierung dieser Strukturen noch aus. Nachweise für eine wie auch immer konstruierte prähistorische Befestigung des Schlossberges sind aufgrund der Überprägung wohl an keiner Stelle mehr zu gewinnen oder auch nur zu erwarten. Nur spärliche Streufunde vermögen in Ansätzen ein Bild von der einstmaligen Bedeutung dieser „Zentralsiedlung“ und ihrer chronologischen Dimension zu liefern. Demzufolge setzt die Besiedlung des Schlossberges – aufgrund seiner Lage beinahe erwartungsgemäß – in der Kupferzeit ein, ihren Höhepunkt erreicht

die Siedlung nach Ausweis und Verteilung der einschlägigen Funde jedoch in der Urnenfelder- und frühen Hallstattzeit. Über die tatsächliche Ausdehnung und Dichte der Besiedlung des Berges in dieser Phase sind ebenfalls keine verlässlichen Aussagen mehr zu treffen. Ähnlich wie auch bei vergleichbaren Höhensiedlungen wird vielleicht für den Schlossberg zu vermuten sein, dass einerseits der nach Süden zu mehrfach gegliederte Gipfelbereich entsprechend adaptierte Siedlungsf lächen aufwies und dass andererseits künstliche Siedlungsterrassen entlang der gesamten Nord-, Ost- und Südostseite bis auf die darunter gelegene Hochterrasse herabzogen. Inwieweit auch die eher steil abfallende, stellenweise felsige Westseite des Schlossberges im Hangbereich für Siedlungszwecke genutzt wurde, muss offen bleiben. Die urnenfelder- und hallstattzeitliche Besiedlung im nachmaligen Grazer Innenstadtbereich beschränkte sich nun bemerkenswerterweise keineswegs allein auf den markanten Schlossberg, sondern dehnte sich auf der am Ostfuß anschließenden, knapp 100 m niedriger gelegenen Hochterrasse und deren nach Süden hin leicht getreppt abfallendem Abhang aus. Besonders der Bereich des heutigen Karmeliterplatzes und des Pfauengartens sowie das daneben gelegene Areal des Landesarchivs erbrachte im Zuge einer Reihe von teils ausgedehnten und aufwendigen Rettungsgrabungen reiche mehrphasige Befunde und Funde. Eine exakte Eingrenzung der Ausdehnung dieser Siedlung lässt sich derzeit nur nach Osten hin verlässlich festhalten, wo bei Ausgrabungen 2002 im Bereich des Pfauengartens ein Palisadengräbchen auf einer Länge von über 50 m dokumentiert werden konnte, das den Ostab-

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Grabungen im ­Grazer Pfauengarten zwischen Landesar­ chiv und Stadtmauer (links) Foto: BDA

Freilegung der Pfo­ stenreihe der Palisade im Bereich des Gra­ zer Pfauengartens Nach: Feichtenhofer/Roscher, ­Grabungsbericht

schluss der an dieser Stelle dichten Bebauung darstellte. Nach Süden zu dürfte die markante Geländekante am Rande des Karmeliterplatzes die Grenze der Siedlung bilden, wobei offen bleiben muss, ob nicht auch die rund 10 Höhenmeter tiefer gelegene, im Süden anschließende Hochterrasse (Bereich Freiheitsplatz) zu Siedlungszwecken Verwendung fand. Ob sich die Siedlung nach Westen hin bis zu den wohl ursprünglich an den Fuß des Schloss-

berges herabreichenden Siedlungsterrassen zog, ist derzeit nicht abschließend beurteilbar, da im Westbereich des Karmeliterplatzes ein ca. 9,5 m breiter und 2,5 m tiefer, in Nord-Süd-Richtung orientierter Graben auf 30 m Länge verfolgt werden konnte, dem nach Westen bzw. zum Schlossberg hin ein Palisadengräbchen vorgelagert war, welcher dem Vorbericht zufolge wohl ebenfalls urnenfelderzeitlich zu datieren wäre. Ob dieser Graben die „Schlossbergsiedlung“ von der östlich gelegenen Siedlung am Karme-

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Metallfunde aus zerstörten frühur­ nenfelderzeitlichen Gräbern und aus der mittel- bzw. spätur­ nenfelderzeitlichen Siedlung im Bereich des Grazer Karme­ literplatzes und Pfauengartens Nach: Feichten­ hofer/Roscher, Grabungsbericht

literplatz abtrennen sollte, oder ob hier einfach eine ältere bzw. jüngere Bauphase erfasst wurde, kann derzeit nicht beurteilt werden. Nach Norden zu lässt sich über das Paulus­ tor hinaus mangels einschlägiger Funde keine eindeutige Siedlungsgrenze in das Areal des heutigen Stadtparks hinein ausmachen, vielmehr wird in diesem Bereich damit zu rechnen sein, dass sich die Siedlung noch ein gutes Stück nach Norden hin entlang des Schlossbergfußes ausdehnte. Zu bedenken bleibt hierbei jedoch, dass das bislang ergrabene umfangreiche Fundmaterial – bis auf wenige Ausnahmen – erst in Vorberichten vorgelegt worden ist, sodass momentan primär eine maximale Ausdehnung der Siedlung nachgezeichnet werden kann, die zweifelsohne einer in ihrer zeitlichen Dimension bedingten Schwankung unterlag. Dasselbe gilt mit Sicherheit auch für die zugehörenden Gräberfelder, von denen einige punktuell erfasst werden konnten, andere deuten sich lediglich aufgrund von Streufunden an. Die Rettungsgrabungen in dem oben umschriebenen Bereich Pfauengarten/Karmeliterplatz erbrachten den Nachweis einer ersten Nutzung der Hochterrasse in der Kupferzeit, wie es furchenstichverzierte Keramikfunde der Retz-

Gajary- und möglicherweise auch der VučedolKultur zu belegen vermögen. Erst nach einem beträchtlichen Hiatus lassen sich erneut Hinweise auf eine Benutzung des Areals konstatieren: So konnten sowohl im Innenhof des Landesarchivs als auch verstreut über den gesamten Pfauengarten und den östlichen Karmeliterplatz Brandgräber bzw. Reste davon aus der frühen Urnenfelderzeit (Ha A) angetroffen werden, die wohl als Indikator auf ein – ursprünglich vermutlich nicht allzu dicht belegtes – Gräberfeld des 12. bis 10. Jhs. v. Chr. zu verstehen sind. Erwähnenswert ist hierbei vor allem ein im Innenhof des Landesarchivs geborgenes Urnengrab: Der Leichenbrand eines iuvenilen Individuums wurde hierbei zusammen mit zwei Golddrähten, Fragmenten von beinernen Zierscheiben und stark verschmolzenen Resten eines Bronzearmreifs in einem einfachen bikonischen Gefäß deponiert, das auf einer Steinplatte stand und von Flussgeschiebe umstellt war. Auf diese einfache „Steinkiste“ war noch ein Stein als Deckel gelegt, auf dem wiederum ein Teil einer Keramiktasse auf lag (s. unten). Weitere Gräber im oben beschriebenen Bereich werden zwar in Vorberichten erwähnt, eine grobe chronologische Einordnung ist momentan allerdings ledig-

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lich anhand einiger ausgewählt in Abbildungen publizierter Bronzefunde möglich; so stammen aus diesen Gräbern beispielsweise zumindest eine Violinbogenfibel mit tordiertem Bügel sowie Fragmente von Gewandnadeln und Messern. Ob auch ein bruchstückhaft vorliegender Golddrahtarmreif diesen Gräbern zugerechnet werden kann, bleibt vorerst offen. Inwieweit aus dem bislang untersuchten Bereich auch zeitgleiche bzw. zugehörende Siedlungsreste vorliegen, oder ob diese an anderer Stelle – etwa am Schlossberg – gesucht werden müssen, kann vor einer eingehenden Befund- und Fundvorlage nicht seriös beantwortet werden. In Ha B, also am Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr., setzt offenbar eine großf lächige Bebauung in diesem davor als Gräberfeld genutzten siedlungsgünstigen Bereich ein, wobei aus den eben genannten Gründen eine exakte Bestimmung der Ausdehnung schwer fällt. Anzunehmen ist jedoch, dass die Siedlung schon in dieser frühen Phase als eine Art „Untersiedlung“ der ausgedehnten Höhensiedlung am Schlossberg zu betrachten sein dürfte. Dieser ältesten Siedlungsphase, die von Hannes Heymans nach Ha B1 datiert wird, sind eine Reihe von durch Pfostenstellungen erschließbare Hausgrundrisse, Feuerstellen sowie Abfallgruben zuzuweisen, wobei an mehreren Stellen verkohlte Hölzer und hitze­ geröteter Lehm auf eine Zerstörung durch Brand hinweisen. Eine zweite Siedlungsphase, die hinsichtlich ihrer Befundsituation der ersten Bauphase entspricht, wird von Heymans mit Ha B2 parallelisiert. Abgesehen von den entsprechenden Gebäudegrundrissen werden nun auch kleine Gräbchen erwähnt, die wohl als eine Art „Trauf-“ oder „Entwässerungsgräbchen“ dienten und unmittelbar neben den Häusern lagen. Im Innenhof des Landesarchivs wurde darüber hinaus ein eingetieftes, L-förmig umbiegendes Gebäude bzw. ein Keller aus dieser Bauphase freigelegt.

Grabungen im Innerhof des Landesarchivs in Graz Foto: BDA

Die jüngste Bauphase, die bereits in die frühe Hallstattzeit bzw. Ha B3/Ha C1 gestellt wird, weist nun zusätzlich mehrere größere Rollsteinpf lasterungen auf, die möglicherweise zum Befestigen von bestimmten Arealen dienten. Das Fundmaterial aus sämtlichen Siedlungsphasen ist ausgesprochen reich und mannigfaltig: Neben großen Mengen an teils qualitätsvoller und abwechslungsreich verzierter Gefäßkeramik begegnen zahlreiche tönerne Spinnwirtel, Webgewichte, Tonspulen und auch Feuerbockfragmente sowie eine größere Anzahl an Bronzegegenständen (Nadeln, Fibeln, Armreife, Rasiermesser, Meißel, Messer, Gürtelhaken und ein Sichelfragment). Soweit aufgrund des Fundmaterials bislang eruierbar, bricht diese Siedlung wohl im 7. Jh. v. Chr. ab. Aus dem näheren Umfeld der Siedlung am Schlossberg und seiner „Untersiedlung“ liegen

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Urnenfelderzeitliche Keramikgefäße aus dem Bereich des Grazer Karmeliterplatzes und Pfauengartens Nach: Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht

bislang von zwei Fundstellen Hinweise auf potentiell zugehörende Gräberfelder vor: Zum einen handelt es sich dabei um weitestgehend zerstörte Gräberfunde aus dem Bereich des rund 180 m südlich des Karmeliterplatzes gelegenen Priesterseminars, zum anderen um einen auch heute noch – in überprägter Form – obertägig erhaltenen Tumulus unter der Leechkirche. 573 Mit den Grabfunden im Priesterseminar, die primär nach Ha C datiert werden können, dürfte ein Teil eines ursprünglich wesentlich größeren Gräberfeldes erfasst worden sein, worauf eine Reihe von Streufunden (Gewandnadeln, Armgasse reife) aus der östlich benachbarten Burg­ hindeutet. Dieses Gräberfeld, das eine „Terrasse“ tiefer als die oben beschriebene Siedlung liegt, könnte sich nach Ausweis von Funden aus der südwestlich davon gelegenen Herrengasse bis zur unteren Murterrasse hingezogen haben und möglicherweise überhaupt entlang eines Weges angelegt gewesen sein. Ein zweites Gräberfeld, das auch etwas jüngeres hallstatt-

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zeitliches Fundmaterial erbracht hat, befindet sich im Umfeld der rund 350 m östlich des Pfauengartens gelegenen Leechkirche. Hier bildete ein hallstattzeitlicher Tumulus mit einem Durchmesser von 15–20 m, der seinerseits über älteren urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen Gräbern aufgeworfen worden war, den Kern einer wohl romanischen Hügelschüttung als Substruktion einer zeitgenössischen Rundkirche. Aufgrund der nur partiellen Erfassung bleibt die Konstruktion der aus Rollsteinen errichteten und erheblich gestörten und ausgeraubten Grabkammer unklar, eine massive Holzkohlenschicht mit etwas Leichenbrand wird als Beleg für ein Brandschüttungsgrab zu betrachten sein. Die wenigen, dafür ausgesprochen qualitätsvollen Keramikfunde und die spärlichen Bronzen vermögen gerade ansatzweise einen Hinweis auf den einstmaligen Reichtum dieses an das Ende des 7. Jhs. v. Chr. zu datierenden Grabes zu liefern. Durch den Tumulus wurden sowohl ältere Gräber überlagert als auch bei dessen Aufschüttung zerstört, sodass davon auszugehen ist, dass der Grabhügel in einem ursprünglich dicht belegten Gräberfeldbereich aufgeworfen wurde. Offen bleibt die Frage, ob dieses direkt an die „Untersiedlung“ im Bereich des Pfauengartens anschloss, oder eine davon unabhängige Gräbergruppe darstellte. Abgesehen von der erst in jüngster Zeit großf lächiger untersuchten „Untersiedlung“ stellt sich der Wissensstand über die urnenfelder- und hallstattzeitliche Besiedlung rund um den Schlossberg als relativ bescheiden dar, nur punktuell sind verlässliche Aussagen möglich (z. B. im Fall der Leechkirche). Auf jeden Fall stellte der Grazer Schlossberg jedoch als markante Höhensiedlung mit angeschlossener „Untersiedlung“ den bedeutendsten „Zentralort“ am nördlichen Ende des Grazer Feldes dar, der eine fast 400-jährige spätbronze- und früheisenzeitliche Besiedlungskontinuität erkennen lässt.

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Die zentrale urnenfelderzeitliche Höhensiedlung am Grazer Schlossberg war in einzelnen Arealen von schon in der Ebene gelegenen „Untersiedlungen“ umgeben, die möglicherweise als Indikator für eine erhebliche Besiedlungs- und Bevölkerungsverdichtung ab der Jahrtausendwende in diesem Bereich zu betrachten sein könnten. Ob man darin etwa auf Handwerk oder agrikulturelle Subsistenzsicherung spezialisierte Areale wird vermuten dürfen, oder ob lediglich ein erhöhter Siedlungsplatzbedarf zu dieser siedlungsdynamischen Expansion führte, kann ohne Vorlage von Funden und Befunden freilich nicht beantwortet werden. Bereits bei der Besprechung der Ha A-zeitlichen Siedlungen wurde der Wildoner Schlossberg als exponierte Höhensiedlung erwähnt. Soweit derzeit beurteilbar, beschränkte sich die jünger- und späturnenfelderzeitliche Besiedlung nicht nur auf das ausgedehnte, durch die mittelalterlichen Festungsbauten stark überprägte Gipfelplateau, sondern zog sich in künstlich angelegten Terrassierungen insbesondere am weniger steilen Nordhang abwärts bis in den heutigen Ortsbereich von Wildon, wodurch sich eine (potentielle) Siedlungsgröße von rund 17 ha ergeben würde. Da die feinchronologische Einschätzung der Ausdehnung der Siedlung jedoch bislang ausschließlich auf Keramikstreufunden beruht, kann die Sachverhaltslage nicht abschließend beurteilt werden. Inwieweit auch im Falle des Wildoner Schlossberges eventuell mit vergleichbaren „Untersiedlungen“ gerechnet werden muss, ist bislang unklar. Anders als in Graz begegnet in Wildon in unmittelbarer Nähe zum Schlossberg eine weitere, vermutlich zeitgleiche Höhensiedlung auf der nur wenige hundert Meter entfernten Steinmaißspitze am Wildoner Buchkogel, die in den Jahren 1924 und 1925 von Walter Schmid untersucht wurde.574 Schmid zufolge wurden bei dieser Gelegenheit insgesamt zwölf

Gebäude aus dem 8. Jh. v. Chr. ausgegraben, wobei in einem „Haus“ ein Depotfund aus insgesamt 35 Bronzegegenständen entdeckt werden konnte. Sämtliche von Schmid rekonstruierten Gebäudegrundrisse müssen mittlerweile kritisch hinterfragt werden, insbesondere die auffälligen mehrräumigen Gebäude mit trapezförmigen und polygonalen Grundrissen sind ernsthaft anzuzweifeln. Darüber hinaus ist den Grabungsberichten eine erhebliche Vermischung des auch heute noch unpublizierten, zu einem beträchtlichen Teil wohl kupferzeitlichen Fundmaterials mit urnenfelderzeitlichen Funden zu entnehmen, sodass der Wert dieser Ausgrabungen – kritisch betrachtet – als nur gering eingestuft werden muss – eine Tatsache, die leider auch den meisten anderen Siedlungsgrabungen Walter Schmids zu eigen ist. Aus diesem Grund ist derzeit auch nicht klar, ob die knapp 8 ha große Siedlung auf der Steinmaißspitze – analog zur Siedlung am Schlossberg – bis in die Hallstattzeit weiter bestand oder schon vorher abbrach. Die Tatsache, dass sich auch heute noch an den Hängen des Buchkogels hallstattzeitliche Hügelgräber befinden, spricht mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine diesbezügliche Siedlungskontinuität. Und eine solche ist im Übrigen auch anhand der wohl zugehörenden urnenfelder- und hallstattzeitlichen Gräberfelder von Wildon-Unterhaus und Kainach belegbar. Zu erwähnen bleibt schließlich noch, dass weder die Siedlung am Schlossberg noch die am Buchkogel Anzeichen für eine Befestigung, etwa in Form von Wall und Graben, erkennen lassen. Mit der kleinen, erst in den letzten Jahren unter der Leitung von Christoph Gutjahr gezielt untersuchten Siedlung am sog. Falti­ kögerl,575 nur wenige Kilometer westlich des Wildoner Schlossberges und Buchkogels, liegt eine weitere urnenfelderzeitliche Höhensiedlung an diesem verkehrsgeographisch überregional bedeutenden Kreuzungspunkt der mitt-

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leren Steiermark vor. Da die Ausgrabungen noch nicht abgeschlossen sind, liegen bislang naturgemäß lediglich erste Vorberichte über diese Ausgrabungen vor, die jedoch noch keine weiterführende Beurteilung der Situation erlauben.576 Eine bemerkenswerte Dichte an urnenfelderzeitlichen Höhensiedlungen lässt sich in der Oststeiermark konstatieren, wo überhaupt einige der größten bekannten Ha B-zeitlichen Siedlungen lokalisiert werden können. Zu erwähnen sind hierbei in erster Linie der Königsberg bei Tieschen, der Stradner Kirchhügel,577 der Steinberg bei Feldbach,578 der Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal, der Burgfelsen der Riegersburg, der Ringkogel bei Hartberg und – etwas weiter westlich – der Kulm bei Weiz.579 Von diesen allesamt in exponierter und verkehrsgeographisch günstiger Lage gelegenen Höhensiedlungen verfügen der Königsberg, der Ringkogel sowie der Kulm über auch heute noch beeindruckend gut erhaltene Wall- und auch Grabenanlagen, andere Siedlungen, wie etwa der Riegersburger Burgfelsen weisen von Natur aus eine fast sturmfreie Lage auf. Im Gegensatz dazu fehlen am Stradner Kirchhügel, am Steinberg und auch am Fötzberg jegliche Hinweise auf wie auch immer geartete Fortifikationsanlagen. Besonders die erstgenannten, künstlich oder natürlich stark befestigten Höhensiedlungen führten in Kombination mit – im Nachhinein betrachtet – eher fragwürdigen und keinesfalls eindeutigen Grabungsergebnissen dazu, dass die Errichtung dieser Befestigungen mehr oder minder kritiklos in die Urnenfelderzeit (bzw. Ha B) datiert wurde. Damit verbunden waren die anachronistischen Vorstellungen eines „urnenfelderzeitlichen Burgengürtels“, der sich insbesondere im östlichen Bereich der Oststeiermark in grober Nord-Süd-Ausrichtung entlangzog und der gerne vor allem mit dem mittelalterlichen Festungsbau unweit der einstmaligen Reichs-

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grenze zu Ungarn verglichen wurde.580 In weiterer Folge wurde das – im Grunde genommen ebenfalls nicht beweisbare – gewaltsame Ende dieser Höhensiedlungen mit den mittlerweile differenzierter beurteilten und vermutlich wohl sogar nur fiktiven „Kimmeriereinfällen“ im 8. Jh. v. Chr. in Zusammenhang gebracht. Mittlerweile kann dieses nicht uninteressante und unzweifelhaft spannungsgeladene Bild in einigen wesentlichen Punkten korrigiert werden, sodass die Gesamtinterpretation wohl in dieser Art und Weise nicht mehr aufrecht zu erhalten ist. So zeichnet sich momentan klar ab, dass sämtliche dieser Befestigungsanlagen nicht in die Urnenfelderzeit zu datieren sein werden, sondern allesamt wohl erst in der La-Tène-Zeit errichtet wurden. Bislang liegen weiterhin erst von einer befestigten „steirischen“ Höhensiedlung, nämlich der frühbronzezeitlichen Anlage am Fuchskogel bei Fladnitz, Hinweise auf eine Erbauung vor der späten Eisenzeit vor.581 Sämtliche „Wallschnitte“ der letzten Jahrzehnte konnten eine (spät-)latènezeitliche Datierung dieser Fortifikationsanlagen bestätigen (z. B. Kulm bei Weiz, Ringkogel bei Hartberg, Frauenberg bei Leibnitz und Lethkogel bei Stainz),582 in keinem einzigen Fall konnte der Nachweis für eine urnenfelder- oder gar hallstattzeitliche Datierung erbracht werden.583 Als weiteres Argument kann angeführt werden, dass die erst seit wenigen Jahren verfügbaren LIDAR-Scans auf diesen Höhensiedlungen sehr deutlich Besiedlungsstrukturen bzw. Siedlungsterrassen auch außerhalb der befestigten Areale erkennen lassen. Stichprobenartige Begehungen und Fundaufsammlungen ergaben, dass auch diese vermeintlich außenliegenden Siedlungsbereiche in die Urnenfelderund auch frühe Hallstattzeit zu datieren sein werden, sodass sich klar abzeichnet, dass die Befestigungen erst nachträglich und zum Teil über älteren Siedlungsstrukturen aufgeworfen wurden.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der Königsberg bei Tieschen584 Von Georg Tiefengraber Das ausgedehnte Basaltmassiv von Klöch stellt den südöstlichsten Ausläufer des oststeirischen Hügellandes dar. Die östlich davon entlang f ließende, nach Süden zur Mur hin entwässernde Kutschenitza bildet gleichzeitig die Grenze zum benachbarten Slowenien. Die höchste Erhebung des mehrfach kuppenartig gegliederten und heute aufgrund des Basaltabbaues kräftig überprägten Klöcher Bergmassivs stellt der Königsberg bei Tieschen dar, der mit einer Höhe von 462 m gleichzeitig auch dessen Nordabschluss bildet. Dieser fällt nach Westen, Norden und Nordosten teilweise steil ab, nach Süden und Südosten hin setzt sich der Königsberg durch einen Sattel getrennt in das Klöcher Massiv fort. Der über 500 m lange und an seiner weitesten Stelle fast 350 m breite, mehrfach kuppenartig gegliederte Gipfel des Königsberges ist auch heute noch durchgehend von einem teils beeindruckend hoch erhaltenen Wall umgeben, dem an der gefährdeteren Ost- und Südostseite in weiten Abschnitten

ein noch mehrere Meter breiter Graben vorgelagert ist. Die etwas abgesetzte nördliche und zugleich höchste Gipfelkuppe, das sog. Kernwerk, mit einer Größe von ca. 170 x 170 m ist durch einen zusätzlichen Wall separat vom Rest der Siedlung abgetrennt. Mit einer durch den Wall umfassten Fläche von über 18 ha stellt der Königsberg die bislang größte bekannte befestigte prähistorische Höhensiedlung der Steiermark dar, auch im unmittelbar östlich benachbarten slowenischen und ungarischen Gebiet begegnen lange keine vergleichbar großen befestigten Siedlungen. Spätestens seit dem 19. Jh. war der Königsberg nachweislich Schauplatz erster Ausgrabungen, über deren Ergebnisse allerdings kaum etwas bekannt wurde; der auffällige Wall wurde in erster Linie als Schutz in den Zeiten der Türkenkriege aufgefasst. Insbesondere in den Jahrzehnten vor dem 2. Weltkrieg wurde eine Reihe von Grabungen durch die TiescheLIDAR-Scan des Kö­ nigsberges bei Tieschen mit gut erkennbarer Wall­ anlage, die die Kuppe des Berges einfasst GIS-Steiermark

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Blick von Westen auf den Königsberg bei Tieschen Nach: Hesch, Wanderwege in die Antike 180 mit Abb.

ner Lehrer Josef Kolleritsch und Josef Wiedner durchgeführt, von denen ein kleiner Teil der Funde in das Landesmuseum Joanneum gelangte, eine Dokumentation der Befunde ist nicht überliefert bzw. wurde wohl auch gar nicht angefertigt. 1928 führte schließlich der damalige Landesarchäologe Walter Schmid am Königsberg Ausgrabungen in der Nähe des sog. Stadttörls, des südöstlichen Zugangs in die Siedlung, durch, über deren Ergebnisse wenig bekannt wurde. Spätere Nachforschungen durch Diether Kramer erbrachten die Information, dass dabei Steinlagen und eine Trockenmauer angeschnitten worden waren. Erneut wurden 1934, 1941 und 1943 durch Walter Schmid Untersuchungen in demselben Bereich sowie im sog. Kernwerk vorgenommen, wobei über eine Reihe von ergrabenen, in ihrer überwiegend trapezförmigen Grundrisslösung und Interpretation allerdings zu hinterfragenden Gebäuden (Haus A – E) berichtet wird. Eine Skizze des bereits erwähnten Josef Wiedner aus dem Jahr 1949 überliefert vermutlich grob die Lage dieser von Schmid ausgegrabenen Gebäude innerhalb der Siedlung, wobei die meisten im südwestlichen Bereich der Umwallung aufgedeckt worden sein dürften; eine weitere Gruppe aus drei Gebäuden ist auf Wiedners Skizze

direkt nördlich des „Stadttörls“ eingezeichnet. Insgesamt sind elf Gebäude auf der Skizze vermerkt, sodass ein Abgleich mit den in Schmids Berichten überlieferten Bauten bedauerlicherweise nicht mehr möglich ist. In diese Zeit sowie in die Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg, in dem der Königsberg im Frühjahr 1945 Ort heftiger und wechselvoller Kampf handlungen wurde, fallen auch zahlreiche Grabungen durch den Tieschener Heimatforscher Alois Eberhart, bei denen 1952 u. a. auch ein vollständig erhaltener tönerner „Feuerbock“ gefunden wurde, der seit 1962 im Wappen der Gemeinde Tieschen „verewigt“ ist. Gezielte Forschungen von archäologischer Seite setzten ebenfalls bald nach dem Krieg ein: Nach Vermessungsarbeiten im Jahr 1954 wurden von Walter Modrijan in den Jahren 1956–1959 alljährlich kleinere Ausgrabungen durchgeführt, über die zwar kurze Vorberichte vorliegen, eine Überprüfung der Befundsituation ist aufgrund der spärlichen (erhaltenen?) Dokumentation jedoch heute nicht mehr möglich, sodass diesbezüglich zahlreiche Fragen offen bleiben müssen. Dies betrifft beispielsweise insbesondere Modrijans Untersuchungen des Walles, der als „durch Beigabe größerer Steine verfestigte Anschüttung, die anscheinend innen und außen eine

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Auswahl an urnenfelder­ zeitlichen Gefäßkeramik­ funden vom Königsberg bei Tieschen Nach: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark

Holzbohlenbrüstung hatte“ beschrieben wurde. Ob man dahinter eine Art Pfostenschlitzmauer vermuten wird dürfen, muss dahingestellt bleiben, auf jeden Fall divergiert die Beschreibung von Schmids Befunden. Modrijan sprach für das Fundmaterial aus dem Bereich der Umwallung ein hallstatt- bzw. späthallstattzeitliches Alter aus, das wohl auch für den Wall selbst in Erwägung gezogen wurde.

Erst 1975 und 1976 erfolgten erneute Grabungen bzw. Fundbergungen durch Diether Kramer, die durch Schanzarbeiten des Bundesheeres sowie durch die Bergung von Gefallenen des 2. Weltkrieges notwendig wurden. Obwohl diese Aktionen nur kleinteilige Aufschlüsse erlaubten, erbrachten sie beachtliche Fundmengen und punktuell gute Einblicke in die weitläufige Siedlung. Kramer

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wird 1981 schließlich im Rahmen seiner Dissertation eine umfassende Darstellung des bis dahin über den Königsberg Bekannten verdankt, wobei erstmals aufgrund der vorgelegten Funde ein chronologischer Überblick über die mehrphasige Besiedlung des Berges gewonnen werden konnte. Demzufolge ist der Beginn der Siedlungstätigkeit in die frühe Kupferzeit zu setzen, wofür neben charakteristischen Funden von Gef äßkeramik und eines Tonlöffels in erster Linie auch zwei Flachbeile aus Kupfer, drei Steinbeile, zwei rundnackige Steinäxte sowie vier Abschlaggeräte aus Silex sprechen. Eines der Kupferf lachbeile stammt Josef Wiedner zufolge aus dem Bereich des „Stadttörls“, das zweite Stück vom südwestlichen Abhang des Königsberges. Nicht genauer lokalisiert sind die Fundstellen der Steinbeile, der Äxte und der Abschlaggeräte, bei denen es sich um zwei gestielte Pfeilspitzen, eine Klinge und einen Schaber handelt. Eine Einordnung des Fundmaterials in die frühe Kupferzeit wird durch die Keramikfunde ermöglicht, die der Lasinja-Kultur zuzuweisen sind. Dabei handelt es sich primär um typische Knickwandschalen mit Zapfenbuckeln und um Krüge, für die eine Verzierung mit unterschiedlich angeordneten, mitunter von Punkten bzw. Einstichen gesäumten Ritzlinienbündeln auf der Gef äßschulter charakteristisch ist. Die überwiegende Masse der Funde ist jedoch in die späte Urnenfelderzeit und frühe Hallstattzeit zu datieren (Ha B bis Ha C1), in der die Siedlung am Königsberg zweifelsohne ihren Höhepunkt erlebte. Soweit beurteilbar, dürften sämtliche von Schmid aufgedeckten Befunde dieser Siedlungsphase zuzuordnen sein. Abgesehen von einer Reihe von Gruben bleibt – wie bereits erwähnt – die Ansprache weiterer Objekte, wie etwa diverser schütterer Steinsetzungen als Grundrisse von Gebäuden, zweifelhaft.

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Die größte Fundgruppe stellt erneut die Gefäßkeramik dar, die einen bemerkenswerten Formen- und Verzierungsreichtum aufweist. Zahlenmäßig dominieren hierbei die fassförmigen Töpfe und Henkeltöpfe mit ausbiegenden Rändern, die zumeist mit plastischen Verzierungen (z. B. Knubben, Kerbleisten etc.) oder Kerbrändern versehen sind. Daneben begegnen in unzähligen Varianten einfache Schalen mit einziehenden Rändern, die sowohl über Ritzlinien-, Rollrädchen- oder Einstichdekor, aber auch über „turbanartig“ schräg facettierte Ränder verfügen können. Tassen, bikonische sowie im Inneren verzierte Schüsseln und mitunter reich verzierte Kegelhalsgefäße runden das Geschirrrepertoire ab. Gerade letztere weisen einen bemerkenswerten Verzierungsreichtum auf (Ritzlinien- und Rillenbündel, Knubben, Kanneluren, eingeritzte Dreiecke, Einstiche, Stempelmuster und vereinzelt auch Oberf lächengraphitierung oder Graphitbemalung), der enge Verwandtschaften zu der im burgenländischniederösterreichischen Gebiet benachbarten Kalenderberggruppe erkennen lässt. Aus Ton gefertigt sind weiters zahlreiche Spinnwirtel, Webgewichte, Siebe und die besonders reich verzierten sog. Feuerböcke bzw. Mondidole, die in ihrer Form an Stierhörner oder eben eine Mondsichel erinnern. Jeder dieser Feuerböcke weist eine individuelle Form und auch Dekoration auf, in erster Linie handelt es sich dabei um verschiedentliche Kombinationen von Knubben, Kerbleisten, Einstichen, Ritz- und Rollrädchenverzierungen sowie auch Kanneluren. Nur in Ausnahmefällen begegnen vollständig erhaltene Feuerböcke, zumeist weisen sie eine starke Fragmentierung auf. Die Interpretation dieser eigentümlichen Objekte reicht vom tatsächlichen Feuerbock als Auf lage für Spieße etc. über Nackenstützen bis hin zu Kultobjekten – dieser letzteren Deutung dürfte auch der Vorzug zu geben sein, scheinen doch einzelne Feuerböcke sogar damit kombiniert eine Art

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„Kalenderfunktion“ besessen zu haben. Soweit bislang aufgrund der greif baren Funde beurteilbar, ist der Beginn der urnenfelderzeitlichen Siedlungsphase etwa um 1.000 v. Chr. (am Beginn von Ha B) anzusetzen, der Besiedlungshöhepunkt scheint in der frühhallstattzeitlichen Phase Ha B3 zu liegen, spätestens am Ende des 8. Jhs. v. Chr. bricht die Besiedlung der ausgedehnten Höhensiedlung ab. Nur wenige Funde liegen aus der Zeit zwischen dem 7. und 3. Jh. v. Chr. vor, wie beispielsweise eine frühlatènezeitliche Bronzefibel vom Typ Čurug, deren Verbreitungsraum primär das nachmalige skordiskische Siedlungsgebiet in Ostslawonien und Nord- und Zentralserbien darstellt. Untrennbar verbunden mit der urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen „Hauptbesiedlungsphase“ bleibt jedoch die Frage nach der Datierung der aufwendigen Wallanlagen. Die nur sporadischen Angaben Modrijans zu seinen Walluntersuchungen vermögen zur zeitlichen Einordnung leider nur wenig beizutragen. Sollte es sich bei dem von ihm beschriebenen Befund tatsächlich um eine Art „Pfostenschlitzmauer“ gehandelt haben, so sollte konsequenterweise ein jüngerer chronologischer Ansatz in Betracht gezogen werden. Auch die Tatsache, dass südöstlich außerhalb des umwallten Bereiches weitere stark verschliffene Siedlungsterrassen im Gelände auszumachen sind, die bis dato ausschließlich späturnenfelder- bzw. hallstattzeitliches Fundmaterial geliefert haben, deutet auf eine Überlagerung älterer Siedlungsstrukturen durch eine jüngere Befestigungsanlage hin. Das quantitativ in Relation bislang zwar nur bescheidene Vorkommen von latènezeitlichen Funden könnte demzufolge sehr wohl als chronologischer Indikator für die Datierung der Befestigung in Betracht gezogen werden, insbesondere, falls es sich tatsächlich um eine Pfostenschlitzmauer gehandelt haben sollte. Wie teils aktuelle Untersuchungen von Befestigungsanlagen in anderen steirischen Höhen-

siedlungen gezeigt haben (z. B. Kulm bei Weiz, Frauenberg bei Leibnitz, Ringkogel bei Hartberg oder Lethkogel bei Stainz), scheint zum momentanen Zeitpunkt keine einzige älter als latènezeitlich zu datieren zu sein, sodass auch am Königsberg ein urnenfelderzeitliches Alter des „Walles“ wohl auszuschließen sein wird. Vielmehr wird – analog zu anderen Höhensiedlungen – die Errichtung der „Pfostenschlitzmauer“ vermutlich wohl zu Beginn des 2. Jhs. v. Chr. am Ende der mittleren Latènezeit erfolgt sein; auch über die Anlage der Befestigung des „Kernwerkes“ können derzeit überhaupt keine seriösen Angaben gemacht werden. Bemerkenswerterweise stellt die befestigte Höhensiedlung am Königsberg somit die größte bislang bekannte latènezeitliche Siedlung des Südostalpenraumes dar, in der man wohl den Zentralort eines Stammes bzw. eher Teilstammes erblicken wird dürfen. Die Bedeutung dieser Siedlung, für die man eine Ansprache als „Oppidum“ durchaus in Erwägung ziehen könnte, spiegelt sich beim derzeitigen Forschungsstand weniger in den innerhalb der Siedlung angetroffenen Funden wieder, als vielmehr in einer Reihe von keltischen Gold- und Silbermünzen, die an den Abhängen und im unmittelbaren Umfeld des Königsberges gefunden wurden. Soweit dem latènezeitlichen Fundmaterial zu entnehmen ist, bricht die Besiedlung dieser beeindruckenden Höhensiedlung in oder kurz nach der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. wieder ab, eine Kontinuität in die frühe römische Kaiserzeit, wie sie für einzelne weststeirische Siedlungen postuliert wird, ist hier nicht gegeben. Während der Königsberg bis vor kurzem noch gleichsam als „Paradebeispiel“ für eine Befestigung innerhalb eines – schlussendlich eben nur fiktiven! – oststeirischen „UK (= urnenfelderzeitlichen) – Burgengürtels“ betrachtet wurde, ist diese Interpretation nunmehr in den Bereich der überholten Forschungsgeschichte zu verweisen.

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Betrachtet man die Lage der Höhensiedlungen, so ist offenkundig, dass diese an exponierten, verkehrsgeographisch und auch strategisch günstigen Stellen errichtet worden waren. Zumeist befinden sich diese Siedlungen an regional oder auch überregional wichtigen Knotenpunkten, wie etwa auf dem Burgstallkogel bei Kleinklein nahe der Einmündung des Saggautals in das Sulmtal, auf dem Hoarachkogel bei Spielfeld südlich des Murknies,585 auf dem Heiligen Berg bei Bärnbach oberhalb der Konf luenz des Gradner Baches mit der Kainach586 oder etwa auf dem Dietenberg bei Ligist östlich der Mündung der Teigitsch ebenfalls in die Kainach 587 sowie schließlich auf dem Königsberg bei Tieschen am Zusammenf luss von Drauchen und Pleschbach. Daneben begegnen Höhensiedlungen auch auf inselberg­a rtigen Anhöhen inmitten größerer Fluss­ebenen, wie etwa auf dem Grazer Schlossberg sowie auf dem Wildoner Schlossberg und dem Buchkogel, oder aber inmitten unterschiedlich großer Siedlungskammern, wie sie rund um die Höhensiedlungen auf dem Riegersburger Burgfelsen, dem Kulm bei Weiz oder auch dem Hartberger Ringkogel anzutreffen sind. Naturgemäß − und vor allem auch aufgrund ihrer einfachen „Aufspürbarkeit“ − findet sich die größte Anzahl der Höhensiedlungen auf unterschiedlich stark exponierten Hügeln, die am Rand von größeren Tälern oder Becken situiert sind. Hier lassen sich beispielsweise der Frauenberg am Westrand des Leibnitzer Feldes anführen, aber auch die Höhensiedlungen auf dem Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal, auf dem Auersberg bei Gniebing,588 auf dem Saazkogel bei Paldau,589 auf dem Steinberg bei Feldbach oder aber auf dem Königsberg bei Johnsdorf nahe Fehring,590 die allesamt das Raabtal f lankieren. Ähnliche Lageverhältnisse weisen die obersteirischen Höhensiedlungen auf dem Kulm bei Trofaiach, dem Schlossko-

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gel bei Preg oder dem Burgstall bei Pötschach nahe Kapfenberg auf. Hinsichtlich der Größe dieser Höhensiedlungen ist festzuhalten, dass sich eine exakte Einschätzung der einstmaligen tatsächlichen Größe in vielen Fällen als äußerst schwierig erweist, zumal spätere Überbauungen oder Nutzungen das Bild mitunter erheblich verunklären. Dies gilt insbesondere für all die Fälle, in denen die Siedlungen modern überbaut sind, was zumeist mit erheblichen Geländeveränderungen verbunden ist. Bei einer Reihe von Siedlungen ist aus diesen Gründen dementsprechend nur eine vorsichtige Schätzung der einstigen Größe möglich. Auch ist zu beachten, dass hierbei in erster Linie durch eine Absteckung der Siedlungsränder primär eine „Bruttosiedlungsf läche“ eruiert werden kann, die nicht unbedingt der tatsächlich bebauten und bewohnten Fläche innerhalb der jeweiligen Siedlung entsprochen haben wird. Würde man versuchen, nur die künstlich terrassierten oder aufgrund ihrer Hangneigung siedlungstauglichen Flächen in einer Siedlung zu erheben, so würde sich naturgemäß zwangsläufig eine geringere Siedlungsgröße ergeben. Die größte bislang bekannte Siedlung der Stufe Ha B in der heutigen Steiermark stellt auf jeden Fall die wohl zu einem späteren Zeitpunkt mit Wall und Graben befestigte Höhensiedlung am Königsberg (oder auch Kindsberg) bei Tie­schen dar, die insgesamt eine recht gut abgrenzbare Siedlungsf läche von etwa 28 ha aufweist. Mit Größen von um die (oder knapp über) 20 ha besitzen die Siedlungen auf dem Ringkogel bei Hartberg, die durch den Basalt­ abbau bereits in großen Teilen zerstörte Höhensiedlung auf dem Steinberg bei Feldbach sowie die − allerdings in ihrer Ausdehnung nur mehr schwer abschätzbare − Siedlung auf dem Hügelzug, auf dem sich heute die Ortschaft Straden nördlich von Bad Radkersburg erstreckt (Stradener Kirchhügel), eine etwas geringere

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Ausdehnung. Nur geringfügig kleiner sind die Höhensiedlungen auf dem Burgstallkogel bei Kleinklein (ursprünglich vermutlich etwa 18 ha Fläche), dem Frauenberg bei Leibnitz,591 dem Wildoner Schlossberg (mit höchstens 17 ha Siedlungsf läche) sowie die Siedlungen auf dem Kapfensteiner Kogel,592 auf dem Heiligen Berg bei Bärnbach und auf dem Dietenberg bei Ligist, die knapp unter 15 ha Fläche einnehmen. Interessanterweise zählt eine Reihe der an sich bekanntesten urnenfelderzeitlichen Höhensiedlungen der Steiermark, wie der Kulm bei Weiz, die Siedlung auf dem Burgfelsen der Riegersburg, der Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal und die Siedlung auf der Steinmaißspitze auf dem Wildoner Buchkogel zu − in Relation − eher kleiner dimensionierten Siedlungen mit Größen von „nur“ etwa 8 ha. In diese Gruppe sind auch die beiden obersteirischen Höhensiedlungen auf dem Schlosskogel bei Preg und auf dem Burgstall bei Pötschach einzuordnen, eine noch geringere Ausdehnung weisen die beiden kleinen Höhensiedlungen auf dem Kögerl bei Hafning nahe Trofaiach und auf dem Kalvarienberg bei Leoben auf, deren Größe kaum über 1 ha anzunehmen sein wird. Eine gewisse Verzerrung bei der Einschätzung der ursprünglichen Größe all dieser Siedlungen wird durch die Tatsache bedingt, dass zum Teil zumindest wohl mit angeschlossenen zugehörenden, bislang jedoch kaum nachgewiesenen „Untersiedlungen“ zu rechnen sein wird, wie es im Falle des Grazer Schlossberges treff lich vor Augen geführt werden konnte, wo − wie bereits erwähnt − insbesondere am östlichen Fuß der Höhensiedlung im Bereich des heutigen Karmeliterplatzes und Pfauengartens eine ausgedehnte, mehrere Hektar große Siedlung in erhöhter Talrandlage vorgelagert war. Unter diesem Aspekt wird insbesondere für all jene Höhensiedlungen, bei denen sich auch heute noch erkennbare Siedlungsterrassen bis

an den Hügelfuß herabziehen, wie es beispielsweise an der nördlichen Hangseite des Wildoner Schlossberges beobachtet werden kann, mit großer Wahrscheinlichkeit eine durchwegs größere Ausdehnung zu postulieren sein. Auf jeden Fall können nunmehr das erste Mal in der „steirischen“ Urgeschichte am Beginn bzw. in den ersten beiden Jahrhunderten des 1. Jahrtausends v. Chr. bemerkenswerte Bevölkerungskonzentrationen auf engstem Raum konstatiert werden, die die aus der ausgehenden Mittel- und beginnenden Spätbronzezeit bekannten – wie etwa in den Flachland- und Talrandsiedlungen des weststeirischen Laßnitztals − bei weitem übertreffen. Von Bedeutung ist hierbei besonders der Umstand, dass die − platzmäßig doch merklich eingeschränkte − Bevorzugung der exponierten Höhensiedlungen als Lebensraum eine gewisse räumliche Abrückung von der subsistenzsichernden landwirtschaftlichen Nutzf läche bedingt. Eine gleichsame „Einbettung“ in eine derartige Kulturlandschaft, wie sie beispielsweise bei einzelnen Gehöften, Weilern oder kleinen dorfartigen Siedlungen noch gegeben ist, wird offenkundig bewusst zu Gunsten einer gezielten „Gemeinschaftsbildung“ aufgegeben. In welcher Art und Weise nun derartige Höhensiedlungen als Ansammlungen größerer zu versorgender Personengruppen in ihrer Sozialund Subsistenzstruktur und -strategie organisiert waren, entzieht sich vollständig unserer Kenntnis. Auch ist derzeit nicht abzuschätzen, in welcher Dichte das weitere Umfeld dieser Höhensiedlungen besiedelt war. Hierbei stellt sich − vereinfacht ausgedrückt − die Frage, ob diese „Zentralsiedlungen“ von einem entsprechenden, primär agrikulturell geprägten Umland umgeben waren, das von diesen einzelnen Siedlungen aus bewirtschaftet wurde, oder ob diese ausgedehnten Höhensiedlungen ihrerseits wiederum von einzelnen kleineren Siedlungsformen, wie etwa Gehöften, Wei-

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lern bzw. kleinen Dörfern, umgeben waren, die die Subsistenzsicherung der „Zentralsiedlung“ (mit) übernahmen. Letzteres zeichnet sich − und hier sei ein Vorgriff erlaubt − beispielsweise deutlich rund um die ausgedehnte hallstattzeitliche Höhensiedlung auf dem Falkenberg bei Strettweg ab, worauf später noch zurückzukommen sein wird. Ist schon das Wissen über die urnenfelderzeitlichen Siedlungen im Wechselspiel mit ihrem Umfeld als mehr als bescheiden zu bezeichnen, so gilt dies gleichermaßen für die Kenntnis über die innere Struktur dieser teils ausgedehnten Siedlungen. Trotz einer gar nicht unbeträchtlichen Anzahl an Ausgrabungen innerhalb der Höhensiedlungen, die jedoch kaum mehr überprüf bare Ergebnisse geliefert haben oder überhaupt noch unpubliziert geblieben sind, ist es bislang nicht möglich, gezielt Areale auszusondern, die etwa ausschließlich mit spezifischen handwerklichen Tätigkeiten oder Funktionen in Verbindung zu bringen sein könnten. Dies betrifft nun nicht nur die Frage nach eigenen, räumlich separierten „Produktionsarealen“, sondern auch nach etwaigen kultisch-rituell reservierten Bereichen innerhalb der Siedlungen. Ein hierfür immer wieder gerne strapazierter Indikator für potentielle kultische Aktivitäten, die sog. Feuerböcke oder auch Mondidole, stellen eine in urnenfelder-, insbesondere Ha B-zeitlichen Siedlungen in großer Anzahl und bemerkenswerter individueller Ausformung auftretende Fundgruppe dar, für die verschiedenste funktionelle Interpretationsvarianten angeboten werden. Diese reichen vom einfachen Herdgegenstand, beispielsweise in Form eines Bratspießhalters, über einen rituell verwendeten Gegenstand im Umfeld eines Herdkultes bis hin zur Ansprache als kalenderartiger Zeitmesser.593 Ohne einer dieser monokausalen Interpretationen den Vorzug geben zu wollen, ist auf jeden Fall ihr verstärktes Auftreten innerhalb von Gebäuden

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im Umfeld von Feuerstellen bzw. Herden auffällig. In keiner einzigen bislang untersuchten urnenfelderzeitlichen Siedlung wäre es jedoch bislang möglich, aufgrund des konzentrierten Vorkommens von Feuerböcken bzw. Mondidolen einen Bereich mit entsprechend gesicherter kultischer Funktion auszumachen. Gerade in diesem Punkt macht sich die Tatsache erschwerend bemerkbar, dass Befunde, die möglicherweise derartiges indizieren könnten, in der Regel im Zuge von kaum vertrauenswürdigen „Altgrabungen“ zu Tage traten, wie etwa im Bereich des sog. Kernwerkes auf dem Königsberg bei Tieschen, das durch Walter Schmid bereits in den 30er-Jahren des 20. Jhs. untersucht worden war.594 Gleich dezentral und individuell wie die Verbreitung derartiger potentieller Kultgegenstände innerhalb der Siedlungen präsentiert sich auch die Verteilung von Gegenständen, die konkrete Hinweise auf spezifische handwerkliche Tätigkeiten zu liefern vermögen. So finden sich beispielsweise regelhaft über das gesamte Siedlungsareal verteilt Spinnwirtel und tönerne Webgewichte als Indikatoren für Textilherstellung, Buntmetallschlacken als Nachweis für Metallhandwerk liegen ebenfalls verstreut in den Siedlungen vor. Vereinzelte Befunde, wie etwa eine Grube mit einem umfangreichen Webgewichtsatz aus der „Untersiedlung“ auf dem Grazer Karmeliterplatz bzw. Pfauengarten, von wo auch konkrete Hinweise auf einen Buntmetall-„Verarbeitungsplatz“ sowie der Rest einer Lochtenne eines Töpferofens erwähnt werden,595 belegen die Ausübung dieser Handwerke inmitten des Siedlungsareals, ohne dass dafür gesonderte „Werkstättenbereiche“ vorhanden gewesen wären. Der grundsätzlich schlechte Forschungsstand zum urnenfelderzeitlichen Siedlungswesen lässt weiters keine Schlüsse auf etwaige qualitative Differenzierungen innerhalb des Erscheinungsbildes der Siedlungen zu, die als

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mögliche Hinweise auf eine soziale Hierarchie innerhalb dieser personenreichen Gesellschaften aufgefasst werden könnten. Ob vice versa die in dieser Hinsicht sehr homogen nivellierten zeitgleichen Grabinventare als Widerspiegelung tatsächlicher Gesellschaftsstrukturen aufgefasst werden könnten, muss dahingestellt bleiben. Überblickt man die bislang vorliegenden bzw. ergrabenen Gebäudereste, so empfiehlt es sich, die in ihren rekonstruierten Grundrisslösungen allesamt mehr als eigentümlichen Gebäude der schon erwähnten zahlreichen Ausgrabungen Walter Schmids in prähistorischen Höhensiedlungen bei weiteren Überlegungen unberücksichtigt zu lassen, zumal diese Befunde heute nicht mehr ernsthaft überprüft werden können. Auch ist bei nahezu sämtlichen Grabungen Schmids evident, dass erhebliche Befund- und Fundvermischungen vorliegen, die in seine Interpretationen einf lossen bzw. diese überhaupt erst ermöglichten. Diese Tatsache ist insofern bedauerlich, zeichnete sich Walter Schmid schließlich doch dadurch aus, als einer der ersten und wenigen Archäologen die in dieser Zeit zumindest in Mitteleuropa nicht unbedingt „modernen“ Siedlungsgrabungen konsequent und mit gewissem Erfolg betrieben zu haben. Zweifelsohne hätte eine selbstkritische Evaluierung der Ergebnisse diesen einen bleibenderen Wert verliehen. Im konkreten Fall bedeutet dies nun, dass gerade die von Schmid „ergrabenen“ Gebäudereste auf dem Königsberg bei Tieschen, auf dem Ringkogel bei Hartberg, auf dem Hoarachkogel bei Spielfeld und auf dem Buchkogel bei Wildon aus den angeführten Gründen nicht weiter berücksichtigt werden können. Eine eingehende Kritik an Schmids Grabungsweise und den daraus resultierenden Gebäuderekonstruktionen wurde bereits 1981 von Diether Kramer ausgiebig vorgebracht,596 sodass sich an dieser Stelle weitere Ausführungen erübrigen. Die Untersuchungen Kramers vermochten

darüber hinaus die von Walter Schmid postulierte und in weitere Folge auch von Richard Pittioni sowie Walter Modrijan verfeinerte und überraschend lange Zeit aufrecht erhaltene „ostnorische Retentionskultur“ zu widerlegen und das von der Kupferzeit bis zur provinzialrömischen Zeit vermischt auf den Höhensiedlungen auftretende Keramikfundmaterial zu differenzieren. Betrachtet man die bislang gesichert nachweisbaren urnenfelderzeitlichen Gebäudereste bzw. -grundrisse im Arbeitsgebiet, so zeigt sich deutlich, dass darüber aus den zahlreichen Höhensiedlungen nur bescheidene − verlässliche − Angaben vorliegen, die Mehrzahl der (weitgehend) vollständigen Grundrisse stammt aus den wenigen bekannten bzw. untersuchten Flachland- und Talrandsiedlungen, wie etwa aus Graz-Messendorf oder dem Grazer Innenstadtbereich („Schlossberg-Untersiedlung“). Ein latentes Problem der Beurteilung dieser Gebäudereste stellt allerdings weiterhin der schlechte Publikationsstand dar: So wird für die durch verstärkten Schotterabbau notwendig gewordenen ausgedehnten Rettungsgrabungen auf dem Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal in den 90er-Jahren des 20. Jhs. zwar von massiven urnenfelderzeitlichen Siedlungsschichten und Gebäuderesten berichtet, vorgelegt wurde davon bislang allerdings nichts, sieht man von kurzen Erwähnungen ab. In Hinblick auf urnenfelder- und hallstattzeitliche Gebäudereste blieben die mehrjährigen Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum auf dem Ringkogel bei Hartberg, auf dem bereits Walter Schmid vermeintliche Gebäudegrundrisse „freigelegt“ hatte, hinter den Erwartungen zurück. Obwohl reichlich Fundmaterial dieser Besiedlungsphasen ergraben werden konnte, wurden keine Reste von Gebäudestrukturen erfasst, sodass Margret Kramer zuletzt die Möglichkeit ins Kalkül zog, dass die Gebäude in Blockbautechnik errich-

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Ecke eines urnenfelderzeitlichen Gebäudes auf dem Burgstallkogel bei Kleinklein Nach: Dobiat, Burgstallkogel 36, Abb. 15

tet gewesen sein dürften, welche naturgemäß kaum Spuren hinterließen.597 Der wohl erste gesichert dokumentierte urnenfelderzeitliche Gebäuderest auf dem Gebiet der heutigen Steiermark wurde im Jahr 1982 im Zuge der Forschungsgrabungen durch das Vor- und Frühgeschichtliche Seminar der Universität Marburg an der Lahn (Otto-Herman Frey) und das Landesmuseum Joanneum (Walter Modrijan) am Burgstallkogel bei Kleinklein freigelegt. Hier konnte in Schnitt II eine Gebäudeecke auf etwa 2 m Länge und 1,5 m Breite erfasst werden, für die von Claus Dobiat eine eigentümliche Rekonstruktion in Form einer Kombination aus Schwellbalken mit dar-

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auf aufgesetzten Pfosten vorgeschlagen wurde, welche am ehesten einer Ständerbauweise entsprechen würde.598 Aufgrund der nur wenige Dezimeter messenden Intercolumnien an der westlichen Gebäudeseite ist eine Schwellriegelbauweise eher auszuschließen, die auf nicht ganz unähnliche Art auf einer Kombination von Pfostensetzungen mit dazwischen liegenden Schwellriegeln beruht. Die Tatsache, dass sich die Pfostenstellungen auch über die Schwellbalkenverfärbungen hinaus und auch seitlich davon fortsetzen, schließt allerdings wohl auch eine Mehrphasigkeit bzw. teilweise Überlagerung zweier unterschiedlich konstruierter Gebäude nicht definitiv aus, sodass der bislang einzigartig gebliebene Befund leider mit gewisser Vorsicht betrachtet werden muss. Von drei weiteren steirischen Höhensiedlungen liegen urnenfelderzeitliche Gebäudereste der Stufe Ha B vor, die jeweils anhand von Schwellbalken erfasst und dadurch erst als solche angesprochen werden konnten: So wurden 1989/90 im Zuge von Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes (Bernhard Hebert) und des Landesmuseums Joanneum (Diether Kramer), die durch Rigolarbeiten für einen Weingarten am oberen, östlichen Hang des Riegersburger Burgfelsens notwendig wurden, umfangreiche prähistorische, vor allem urnenfelder- und frühhallstattzeitliche Funde getätigt. Von den zugehörenden Befunden wurde 1997 von Bernhard Hebert ein „brandzerstörtes“ Gebäude mitsamt einer Auswahl des daraus stammenden umfangreichen keramischen Inventares vorgelegt:599 In Grabungsf läche IV konnte ein bereits durch die Rigolarbeiten teilweise zerstörter Befund dokumentiert werden, von dem noch die West-, Nord- und Teile der Ostwand eines etwa 2,2 m breiten (oder eher wohl schmalen) Raumes bzw. Gebäudes erhalten waren, dessen Längsausdehnung auf knapp über 2 m erfasst wurde, ohne dass ein weiter

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Hitzedeformierte Gefäßteile sowie Webstuhlgewichte und Feuerbockfragmente aus einem brandzerstörten Ge­ bäude auf der Riegersburg Nach: Hebert, Riegersburg

im Süden im nicht ergrabenen Areal gelegener Abschluss erfasst worden wäre.600 Konkret handelte es sich dabei um Schwellbalkenreste, die reichlich von verziegeltem Hüttenlehm begleitet wurden. Die dreieckigen bis keilförmigen Hüttenlehmbrocken bewogen wohl mit Recht zur Annahme einer Blockbauweise des ursprünglich Aufgehenden. Innerhalb des Gebäudes konnten zahlreiche, großteils hitzedeformierte und auch durchgeglühte Keramikfragmente, durch Hitze bzw. Feuer verzogene Gefäßteile sowie Webstuhlgewichte und Feuerbockfragmente geborgen werden.

Der Gebäudebefund selbst war hangparallel ausgerichtet, wobei die höherliegenden Bereiche bereits aberodiert waren. Radiokarbon­ untersuchungen konnten an drei Proben von Holzresten der Schwellbalken durchgeführt werden, die − nicht ganz unerwartet, als Bestätigung der Datierung nach Ha B jedoch durchaus willkommen − den Zeitraum des 10. und 9. Jhs. v. Chr. abdeckten. Nicht unbedeutend ist vielleicht jedoch die Tatsache, dass der östliche, hangabwärts situierte Schwellbalken über 1 m tiefer lag als der westliche, was doch einen bemerkenswerten Niveauunterschied

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ausmachte. Da westlich an den Schwellbalken eine „Kulturschicht“ anschloss, auf der dann eigentlich erst die mit dem westlichen Schwellbalken assoziierbaren Befunde auf lagen, kann die Zugehörigkeit des Schwellbalkens im Ostbereich zu diesem Gebäude nicht mit letzter Sicherheit angenommen werden. Sollte dieser Schwellbalken zu dem Gebäude gehören, so würde er de facto am ehesten die Unterlage für eine vorgelagerte hangseitige Stütze für eine Siedlungsterrasse bzw. ein Siedlungspodium bilden, hinter der dann Erdmaterial zum Niveauausgleich angeschüttet worden wäre. In diesem Fall wäre jedoch die massive Konzentration an verziegeltem Hüttenlehm in und entlang der dokumentierten „Schwellbalkenverfüllung“ erst zu erklären. Da nunmehr den Angaben Bernhard Heberts zufolge unterhalb der erwähnten „Kulturschicht“, vermutlich jedoch eher einer Planierschicht, noch eine ältere Schicht mit verziegeltem Hüttenlehm und Holzkohle festgestellt werden konnte, bleibt zu überlegen, ob der östliche Schwellbalken nicht eventuell zu einem älteren Gebäude gehörte, dass an derselben Stelle bzw. auf derselben Siedlungsterrasse stand und ebenfalls durch Brand abgekommen sowie von der eben erwähnten Planierschicht überlagert und anschließend erneut überbaut worden war. Hier bleibt zwar vorerst eine vollständige Vorlage des Fundmaterials abzuwarten, doch weist die schon von Hebert anhand der publizierten Keramikfunde angedeutete feinchronologische Heterogenität durchaus auf eine mögliche Zwei- bzw. Mehrphasigkeit hin. Dieser Befund ist nun insofern von besonderer Bedeutung für die Beurteilung der urnenfelderzeitlichen Höhensiedlungen, vermag er doch ganz deutlich die Problematik und die Schwierigkeiten der befundmäßigen Erfassung derartig komplexer mehrphasiger Siedlungs- und Bautätigkeiten in einem relativ engen Zeitfenster aufzuzeigen. Mit diesen unmittelbar aufeinander folgenden Siedlungspha-

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sen sind jeweils umfangreiche Verlagerungen des Fundmaterials verbunden, die in weiterer Folge erhebliche typochronologische Unschärfen gerade der Gefäßkeramik als eines allgegenwärtigen Leitfossils bedingen. Selbst penibel durchgeführte moderne „Schichtengrabungen“ können bei einer derartigen Befundlage kein klareres Bild zeichnen, vermögen doch auch diese nur den postprozessuell überprägten Zustand zu erfassen. Die Annahme, dass anhand der zweifelsohne sorgsam differenzierten stratigraphischen Einheiten gleichzeitig auch „saubere“ Fundkomplexe erfasst werden, ist aus diesem Blickwinkel konsequenterweise − insbesondere unter feinchronologischen Fragestellungen − schlichtweg als naiv zu bezeichnen. Ohne an dieser Stelle zu weit in methodische Quellenkritik abgleiten zu wollen, sei vielmehr darauf hingewiesen, dass urnenfelderzeitliche Gebäudereste anhand von Schwellbalken auch noch in den Höhensiedlungen auf dem Frauenberg bei Leibnitz und dem Kulm bei Trofaiach nachgewiesen werden konnten, in letzterer allerdings für weitere Aussagen zur Größe und zum Aussehen des zugehörenden Gebäudes nur in wenig aussagekräftiger Form. So konnte im Zuge der Ausgrabungen 1997 durch Gerald Fuchs in dem auf einer Siedlungsterrasse am oberen nordwestlichen Hangbereich des Kulms angelegten Schnitt 1 ein hangparallel verlaufendes, etwa 25 cm breites Balkengräbchen mit Resten verkohlter Holzbalken in der gesamten Schnittbreite auf 2,5 m Länge erfasst werden, ein korrespondierendes hangseitiges Pendant wurde jedoch nicht festgestellt.601 Gerald Fuchs zufolge fiel das einer ersten bzw. älteren Benutzungsphase zuzurechnende Gebäude einem Brand zum Opfer, wobei in der bis zu 10 cm dicken Brandschuttschicht zahlreiche Hüttenlehmstücke lagen, die Abdrücke von größeren Rundhölzern aufwiesen. Diese ließen den Ausgräber darauf schließen, dass es sich bei dem Gebäude um

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einen „Blockwandbau“ gehandelt hat. Gerade in diesem Punkt ergibt sich eine doch bemerkenswerte Übereinstimmung mit den vorher geschilderten Beobachtungen zur urnenfelderzeitlichen Gebäudebauweise am Burgfelsen der Riegersburg. Diese Beobachtung ist insofern von Bedeutung, als offenkundig selbst unter klimatisch und wohl auch in der Vegetation unterschiedlichen Gebieten dieselbe Bauweise Verwendung fand. Bestätigt wird dieser Sachverhalt durch die Ergebnisse der Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes (Bernhard Hebert) 1994 auf den sog. Perl-/Stadläckern auf dem Frauenberg bei Leibnitz:602 Hier konnte im südöstlichen Bereich dieser abgesetzten natürlichen Geländeterrasse ein noch zu einem großen Teil erhaltener urnenfelderzeitlicher Gebäudegrundriss dokumentiert werden.603 Dabei handelt es sich um Reste eines Gebäudes, von dem sich wiederum die in den anstehenden geologischen Untergrund eingetieften, etwa 25 cm breiten Gräbchen zum Einlassen von Schwellbalken erhalten hatten. Von dem annähernd in Nordwest-Südost-Richtung orientierten, in seinem Grundriss ursprünglich rechteckigen Gebäude war die nördliche, rund 4 m breite Schmalseite vollständig erhalten, die westliche Langseite wies eine erhaltene Länge von über 5 m auf, die Ostseite wurde hingegen nach rund 1,5 m von einer römerzeitlichen Kalkgrube gestört; auch die gesamte Südseite fiel einer jüngeren Nutzung des Areals zum Opfer. Bemerkenswert war einerseits die Beobachtung, dass sich annähernd in der Mitte des Gebäudes bzw. leicht nach Westen hin abgerückt eine hitzeverziegelte Fläche bzw. Feuerstelle befand, die den zu diesem Zeitpunkt einzigen Nachweis für die Beheizung derartiger Gebäude lieferte. Andererseits konnten aus den Verfüllungen der Balkengräbchen Hüttenlehmfragmente geborgen werden, die deutliche Rutenabdrücke aufwiesen und dadurch einen klaren Hinweis auf

einen Ständerbau zu geben vermögen, bei dem die Bereiche zwischen den Stehern mit Rutengef lecht ausgefacht und mit Lehm verputzt waren. Das aus den Balkengräbchenverfüllungen stammende Keramikfundmaterial erlaubt eine Datierung des Gebäudes in die späte Urnenfelderzeit (Ha B2/3). Spärliche Reste eines wohl gleichartig konstruierten, noch unpubliziert gebliebenen Gebäudes derselben Zeitstellung konnten 1998 knapp 100 m westlich vom gerade beschriebenen Gebäude ebenfalls auf den Perl-/Stadläckern dokumentiert werden. Sie liefern zumindest einen konkreten Anhaltspunkt dafür, dass diese zu späteren Perioden erstaunlich intensiv genutzte und überprägte Terrasse in der Urnenfelderzeit zweifelsohne dichter bebaut war, als dies im Zuge der Ausgrabungen noch festgestellt werden konnte. Hinsichtlich der Gebäudekonstruktionen ist nun die Situation in der Flachlandsiedlung in Graz-Messendorf604 deutlich anders gelagert: Wie bereits oben erwähnt, konnten hier im Zuge von Rettungsgrabungen (Georg Tiefengraber) im Jahr 2004 Reste von zumindest sechs Gebäuden in Pfostenbauweise dokumentiert werden, die aus zwei Gruppen von je drei um eine Freif läche angeordneten Gebäuden und mehreren Gruben bestanden.605 Dass diese Gebäudegruppen als Gehöfte anzusprechen sind, darf mit Recht erwogen werden. Bei fünf Gebäuden handelte es sich um einfache Vierpfostenbauten, die Längen von 3−4 m und Breiten von 2−3 m aufwiesen. In einem Fall (Gebäude 4) war an der nur knapp 2 m breiten Schmalseite noch ein weiterer Pfosten eingezogen worden, der vermutlich zur Abstützung des Dachfirstes diente und somit einen konkreten Hinweis auf eine Giebeldachkonstruktion zu liefern vermag. Das mit einer Länge von 5,6 m und einer erhaltenen Breite von rund 3 m größte Gebäude (Gebäude 2) verfügte an der Langseite über vier Pfosten bzw. über zwei Pfosten an der Schmalseite. In einem Fall

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zeichnete sich die Überlagerung eines älteren, abgekommenen Gebäudes durch einen annähernd quadratischen Vierpfostenbau (Gebäude 5) ab, wobei die Datierung des deutlich kleineren „Vorgängerbaues“ in die Urnenfelderzeit anhand der wenigen aus den Pfostengruben geborgenen Keramikfragmente evident ist. Über den gesamten Siedlungsbereich streuende Hüttenlehmbrocken mit entsprechenden Holzabdrücken vermögen einen deutlichen Hinweis darauf zu geben, dass die Wände in ihrem Kern über ein Rutengef lecht verfügten, das mit Lehm verstrichen bzw. eingekleidet war. Weitere, jedoch durch die Bauarbeiten bereits erheblich gestörte Gebäudereste, darunter auch eine eingetiefte Struktur in der Art eines „Kellers“ oder „Grubenhauses“, konnten schließlich noch im südlich an diese Gebäudegruppen anschließenden Bereich dokumentiert werden.606 Obwohl die Siedlung in Graz-Messendorf nur in einem kleinen Ausschnitt erfasst wurde und über ihre ursprüngliche Ausdehnung keine abschließende Beurteilung (mehr) möglich ist, zeichnen sich doch zwei bemerkenswerte Details ab: Einerseits begegnen in dieser Flachlandsiedlung Gebäude mit Konstruktions- bzw. Grundrisslösungen, die bereits aus den zahlreichen mittelsteirischen Siedlungen der Stufen Bz C und Bz D bekannt geworden sind, andererseits divergiert die Anordnung der einzelnen Gebäude bzw. Gebäudegruppen in Graz-Messendorf merklich von diesen strukturell wesentlich besser erfassten und beurteilbaren Siedlungen. Während Graz-Messendorf sich am ehesten als ungeordnete Streusiedlung − bestehend aus unregelmäßig nebeneinander gruppierten Gehöften − präsentiert, lassen sich doch an den zahlreichen Bz C- und Bz D-zeitlichen Siedlungen übergeordnete und einheitliche Orientierungen von Gebäuden − und wohl auch Gehöften − ausmachen, die auf einen strukturierten „Bebauungsplan“ hindeuten,

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welcher aufgrund der mitunter beachtlichen Ausdehnung dieser Siedlungen auch durchaus opportun erscheint. Einen deutlichen Hinweis darauf, dass tatsächlich (auch) die Größe der Siedlung die Struktur und Anlage der Gebäude bzw. in weiterer Folge ganzer Gehöfte − im Sinne von funktionellen Gebäudegruppen − bedingte, vermag die schon mehrfach erwähnte, leider bislang nur in Vorberichten vorgelegte, ausgedehnte „Untersiedlung“ am Fuße des Grazer Schlossberges im Areal des Pfauengartens und Karmeliterplatzes sowie des Landesarchivs zu belegen.607 Die Tatsache, dass die an zwei Stellen dokumentierte Befestigung dieser Siedlung, einerseits mit einem Graben sowie andererseits mit einer Palisade, eine räumliche Eingrenzung des verfügbaren Areals bewirkte, bedingte in weiterer Folge eine entsprechend gedrängte und klarer strukturierte Bebauung zur bestmöglichen Nutzung der verfügbaren Fläche. Die an mehreren Stellen großf lächig erfassten Rollierungen aus Rollsteinen könnten hierbei einerseits als Unterlagen für Gebäude anzusprechen sein, andererseits wird man vielleicht jedoch mit dem Blick auf die in ihrer Konzeption gut vergleichbare, direkt am nördlichen Drauufer gelegene Siedlung von Ormož/ Friedau in Nordostslowenien eher an befestigte Wege innerhalb des Siedlungsareals zu denken haben.608 Als „undeutlich“ erweisen sich allerdings die bislang publizierten Datierungen dieser Rollierung: Während Hannes Heymans 2003 für diese Steinlagen im Innenhof des Landesarchivs eine chronologische Einordnung in die „späteste Urnenfelderzeit“ angibt,609 werden die großf lächigen und damit korrespondierenden Rollierungen am benachbarten Karmeliterplatz bzw. im Pfauengarten von Christine Feichtenhofer und Martina Roscher der Stufe Ha C zugewiesen.610 Eine Fund- und Befundvorlage bleibt demzufolge vor einer Beurteilung dieses Sachverhaltes abzuwarten.

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Im Zuge der Ret­ tungsgrabungen im Innenhof des Lan­ desarchivs in Graz freigelegtes „Gruben­ haus“ Nach: Heymans, Grabungen Innenhof Landesarchiv

Über das Aussehen und die Konstruktion der Gebäude in der Grazer „Untersiedlung“ selbst ist bis dato leider nur wenig bekannt. Soweit beurteilbar, stellen Pfostenbauten die klar überwiegende Gebäudekonstruktionsweise dar, wobei über die Größen der Gebäude keine Angaben vorliegen. Von einem im Innenhof des Landesarchivs teilweise erfassten Gebäude von − dem Grabungsbefundfoto zufolge − vermutlich rund 2 m Breite wird von Hannes Heymans zumindest ein Durchmesser der noch 0,3−0,4 m tiefen Pfostengruben von etwa 0,2−0,25 m angegeben, wobei sich diese nach unten zu spitz verjüngten. Hüttenlehmbrocken mit Abdrücken eines „organischen Gef lechtes“ geben wiederum einen Hinweis auf die Konstruktion der Wände dieses Gebäudes in Pfostenbauweise, die wohl mit Rutengef lecht ausgefacht und mit einer Lehmschicht übermantelt waren.611 Neben den Pfostenbauten begegnete im erwähnten Grabungsbereich auch noch eine annähernd gerundet rechteckige, eingetiefte Gebäudestruktur von (anhand der Grabungsfotos geschätzter) 4 x 2,5 m Größe, die auf einer Seite eine rechtwinklig davon angesetzte Erweiterung besaß. Das Objekt, das

− gleich wie in Graz-Messendorf − vermutlich als eine Art „Grubenhaus“ oder „Keller“ angesprochen werden kann, wurde vom Ausgräber als L-förmige „Hausgrube“ bezeichnet. Ob auch im benachbarten Grabungsareal derartige eingetiefte Strukturen erfasst wurden, geht aus den Vorberichten leider nicht hervor. Trotzdem lassen sich aus diesen wichtige weitere Angaben entnehmen: So wird erwähnt, dass vor allem im Bereich der Gebäude selbst immer wieder Feuerstellen festgestellt werden konnten, darüber hinaus fanden sich regelhaft Holzbalken und -bretter sowie in einem Fall sogar ein hölzerner Türriegel. Pfostengruben und Hüttenlehm belegen erneut Gebäude in Pfostenbauweise, wobei die Funktion der erwähnten Holzteile bei diesen Gebäuden zu überlegen bleibt. Eventuell wird man darin jedoch Teile der Dachkonstruktion bzw. des Dachstuhles vermuten dürfen, auf die bzw. den ansonsten keine weiteren Hinweise vorliegen. Festzuhalten bleibt in Hinblick auf die urnenfelderzeitlichen Gebäudekonstruktionsarten abschließend, dass einerseits bestimmte Bauweisen, vor allem Pfostenbauten, weiterverwendet werden, die sich insbesondere in

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den Stufen Bz C und Bz D (und auch schon davor) mittlerweile in beträchtlicher Anzahl im Bereich der mittleren Steiermark nachweisen lassen. Andererseits finden spätestens in Ha B in der gesamten „heutigen“ Steiermark Gebäudetypen Verwendung, die sich im Arbeitsgebiet erstmals in Bz D in der Obersteiermark nachweisen ließen. Dabei handelt es sich um Gebäude, bei denen Schwellbalken entweder in den Boden eingelassen, oder auf Unterlagsteine aufgelegt waren, was naturgemäß ihre Nachweisbarkeit erschwert. Während bei den Gebäuden in Pfostenbauweise die Wände mit Rutengef lecht ausgefacht und mit Lehm ummantelt wurden, konnten die Schwellbalken entweder als Unterlagen für Blockbauten oder für eine Art Ständerbau dienen. Handwerk und Landwirtschaft Fast in sämtlichen bislang untersuchten urnenfelderzeitlichen Siedlungen der Stufen Ha A und Ha B, insbesondere in den zahlreichen Höhensiedlungen, konnten Hinweise auf verschiedenste Arten des Handwerkes gewonnen werden: So sind beispielsweise Spinnwirtel von verschiedener Größe und unterschiedlichem Gewicht zumeist in großer Anzahl anzutreffen und vermögen den Nachweis einer überaus geläufigen und wohl alltäglichen Faden-, Garnbzw. Schnurherstellung zu erbringen. Mit diesen Produkten sind die ebenfalls in großer Zahl auftretenden Tonspulen in Verbindung zu bringen, die eine entsprechend praktikable Verwahrung und Handhabung der Fäden und Schnüre ermöglichten und erleichterten. Tönerne Webstuhlgewichte (oder zumindest Bruchstücke davon) gehören ebenso zum beinahe obligaten Fundgut aus den hier interessierenden Siedlungen. Zumeist handelt es sich dabei um pyramidenstumpfförmige Tongewichte mit einer für gewöhnlich von beiden Seiten durchgeführten Bohrung im oberen Bereich

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des Gewichtes. Mitunter verfügen die Gewichte auf der Oberseite über Markierungen in Form von Eindellungen oder unterschiedlich ausgeführten Ritzungen, die beispielsweise X- oder sternfömig bzw. als Ritzlinienbündel ausgeführt sein können. Wenngleich man naheliegenderweise vermuten könnte, dass diese spezifischen Markierungen Webgewichte von weitgehend normierten Gewichtsklassen determinieren würden, so ist dies definitiv nicht der Fall. Auch kann nicht angegeben werden, ob damit Webgewichte markiert wurden, denen eine bestimmte Position innerhalb der durch die Gewichte zusammengefassten Kettfäden des Webstuhls zugedacht war, oder ob es sich um „Herstellermarken“ handelt. Für den Bereich des Grazer Pfauengartens bzw. Karmeliterplatzes wird von Christine Feichtenhofer und Martina Roscher überhaupt von einer − allerdings nicht weiter beschriebenen − „Gebäudestruktur“ berichtet, in bzw. bei der aufgrund eines „massierten Auftretens von Webstuhlgewichten von einem Webhaus“ gesprochen werden kann.612 Obwohl auch hierbei die Befundvorlage abzuwarten bleibt, ist Vergleichbares − wie später noch auszuführen sein wird − für die darauf folgende Hallstattzeit am Burgstallkogel bei Kleinklein nachgewiesen. Neben den pyramidenstumpfförmigen Webgewichten finden sich in urnenfelderzeitlichen Siedlungen auch immer wieder Tonringe, die wohl ebenfalls − zumindest teilweise − als Webstuhlgewichte dienten; darüber hinaus kann eine Funktion als Netzsenker angedacht werden. Es darf schließlich noch erwähnt werden, dass sich sämtliche angeführten Gegenstände der Textilherstellung auch in Gräbern wiederfinden und als verlässlicher Indikator der Geschlechtsbestimmung der bestatteten Person gewertet werden dürfen. Die weitaus größte, umfang- und zugleich variantenreichste Fundgruppe in sämtlichen urnenfelderzeitlichen Siedlungen, aber auch in

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Gräbern, stellt die Gefäßkeramik dar, wobei die mitunter enormen Fundmengen bis zu einem gewissen Grad einerseits wohl als Indikator für die Bewohnerdichte der jeweiligen Siedlungen − insbesondere der großen Höhensiedlungen − aufgefasst werden können, andererseits aber auch einen Hinweis auf deren potentielle zeitliche Tiefe zu geben vermögen. Überblickt man vorerst das urnenfelderzeitliche Gefäßformen­ spektrum, so lassen sich zwischen den Geschirrserien der Stufe Ha A und Ha B zwar merkliche Unterschiede ausmachen, doch begegnen schon in Ha A Typen, die auch noch in Ha B (und mitunter sogar noch in Ha C) weiterlaufen, wie etwa schräg kannelierte oder facettierte Einzug­ randschalen (sog. Turbanrandschalen), an der Außenseite waagrecht facettierte oder einfache, unverzierte Einzugrandschalen. Als charakteristische Gefäßtypen der Stufe Ha A können in erster Linie Zylinderhalsgefäße, Zylinderhalsschüsseln, sog. Säulchenschüsseln und formal Vergleichbares, der sog. Bikonus sowie die scharf profilierten Henkelschalen bzw. Tassen (sog. Baierdorf-Tassen) angeführt werden. Den Zylinderhalsgefäßen und sämtlichen Schüsselformen ist für gewöhnlich eine ein- oder mehrfache Facettierung des Innenbereiches der oftmals überbiegenden bzw. untergriffigen Ränder zu eigen. Die angeführten Gefäßtypen sind in der Regel in guter Qualität und aus sorgsam auf bereitetem bzw. geschlämmtem Ton gefertigt. An Stücken mit erhaltenen Originaloberf lächen, wie sie etwa vom Wildoner Schlossberg bekannt geworden sind, ist oftmals eine f lächendeckende, hochglänzende Oberf lächenpolitur vorhanden, die mitunter einen silberschimmernden Effekt bewirkt. Eine Graphitierung der Oberf lächen, die einen ähnlichen Glanz erzeugen würde, ist auf Ha A-zeitlicher Keramik im Arbeitsgebiet bislang jedoch nicht nachgewiesen. Dieser „Feinkeramik“ ist nun die quantitativ überwiegende Gruppe an grobtoniger Ware ge-

genüberzustellen, die in erster Linie von unterschiedlich ausgeformten Töpfen und auch Schüsseln stammt. Dabei handelt es sich primär um fassförmige Töpfe mit unterschiedlich stark ausbiegenden Rändern, die oftmals mit Fingertupfen oder Kerben verziert sind. Auf der Schulter oder auf dem Gefäßunterteil finden sich fast regelhaft waagrecht umlaufende plastische Leisten appliziert, die ebenfalls wiederum mit Kerben oder mit Fingertupfen dekoriert sein können, nur selten begegnen einfache gratige Leisten, wie sie beispielsweise im Arbeitsgebiet für die vorangehende Bz D-zeitliche Stufe Vorwald-Hasreith geläufig waren. Von feinchronologischer Aussagekraft ist schließlich die Verzierung mit zumeist eher seicht ausgeführten, breiten Kanneluren, die in der darauf folgenden Stufe Ha B nicht bzw. nur mehr in Ausnahmefällen − und dann auch in anderer Ausführung − anzutreffen sind. In Summe betrachtet lässt die Gefäßkeramik der Stufe Ha A einen radikalen Bruch mit den in Bz C und Bz D geläufigen Geschirrserien erkennen, wobei nun erstmals in der „steirischen“ Urgeschichte engste Verbindungen und Verwandtschaften zum Donauraum und nach Westen hin anhand der Keramikfunde widergespiegelt werden. So ist es beispielsweise problemlos möglich, die Ha A-zeitlichen Keramikfunde vom Wildoner Schlossberg mit den Beigabengefäßen bzw. Urnen aus den prominenten „donauländischen“ Gräberfeldern von Baierdorf, Horn oder Gusen zu verbinden. Dasselbe gilt in noch deutlicherer Form für die bikonischen Töpfe aus den entsprechenden mittelsteirischen Brandgräbern im Hof des Grazer Landesarchivs613 und in Kainach bei Wildon.614 Die Gefäße aus den Brandgräbern von Wörschach bei Liezen finden Walter Modrijan zufolge ihre Pendants in zeitgleichen Gräberfeldern in Oberösterreich, vor allem aber in Salzburg und auch noch in Tirol.615 Inwieweit diese Übereinstimmungen in den Geschirrserien zu den erwähnten

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Urnenfelderzeitliche Schalentypen aus dem Gräberfeld von Kalsdorf bei Graz Nach: Tiefengraber, Grazer Becken 102, Abb. 36

„Keramikkreisen“ nun überhaupt eine großräumige kulturgruppenmäßige Zugehörigkeit indizieren, die gleichzeitig eine richtungsmäßige „Umorientierung“, weg von der bis dato klar dominanten „südostalpin-westtransdanubisch-nordwestbalkanischen Kulturkoiné“, bedeuten würde, kann aufgrund des Mangels an Ha A-zeitlichen Fundstellen in diesem Gebiet momentan noch kaum beurteilt werden. Dasselbe gilt für die Frage, ob hinter dieser „Umorientierung“ nicht eventuell auch Bevölkerungsverschiebungen vermutet werden könnten, wie es beispielsweise die kroatische Forschung für die Gräbergruppen vom Typ Zagreb-Velika Gorica immer wieder ins Kalkül zieht. Im Grunde genommen spiegelt diese Entwicklung die seit Langem und überaus kontrovers geführte Diskussion über die Verbreitung der „Urnenfelderkultur“ per se wider. Soweit abschätzbar, setzt mit dem Beginn der Stufe Ha B eine anhand der Gefäßkeramik gut ablesbare Entwicklung ein, die sehr schnell zur Herausbildung eines eigenen „Keramikkreises“ führt, der nun wiederum

engste Verbindungen nach Südosten aufweist und − nach dem Ha A-zeitlichen „Intermezzo“ − die naturräumlich gegebene kulturgruppenmäßige Zugehörigkeit wiederherstellt. Ähnliche Prozesse führten bekanntermaßen auch im davor „homogenen“ Donauraum und in den angrenzenden Gebieten zur Ausbildung spezifischer Kulturgruppen, wie etwa der Stillfrieder Gruppe, der Podoler Gruppe oder der Vál II/Chotín-Gruppe. Soweit momentan abschätzbar, bildet sich (zumindest) in der Ober- und Mittelsteiermark eine eigenständige und bislang in der einschlägigen Literatur noch nicht befriedigend umschriebene Ha B-zeitliche Kulturgruppe heraus, die zwar mit der südlich benachbarten Ruše-Gruppe im slowenischen Draugebiet eine enge Verwandtschaft aufweist, aber dennoch klar von ihr getrennt werden kann. Vorderhand lässt sich diese Kulturgruppe in erster Linie anhand der Geschirrserie gut umschreiben, darüber hinaus deutet sich vage an, dass auch hinsichtlich der Bestattungs- und Beigabensitten merkliche Unterschiede zur Ruše-Gruppe festzumachen

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sind, auf die noch zurückzukommen sein wird. Aus arbeitstechnischen Gründen darf für diese eigenständige Ha B-zeitliche Kulturerscheinung im oben umrissenen Bereich die simple (und durchaus phantasielose) Bezeichnung als „Steirische Gruppe“ der jüngeren und späten Urnenfelderzeit vorgeschlagen werden, die gewissermaßen das Substrat der darauf folgenden und sich daraus entwickelnden hallstattzeitlichen „Sulmtal-Gruppe“ oder „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ bildet. Überblickt man das Gefäßkeramikreper­ toire der Stufe Ha B (der „Steirischen-Gruppe“), so lassen sich zwar noch Formen ausmachen, die bereits in Ha A geläufig waren, doch handelt es sich dabei primär um wenig spezifische „Durchläufer“. Dazu zählen beispielsweise die schon erwähnten Turbanrandschalen, die facettierten Einzugrandschalen, verschiedene einfache Henkelschalen- bzw. Tassenformen, aber auch fassförmige Töpfe und Schüsseln. Diese weisen nunmehr jedoch in der Regel eine geschwungene bzw. S-förmige Profilierung auf, die durch die ausladenden bzw. ausbiegenden Ränder betont wird, oft verfügen sie darüber hinaus über Henkel. Die überwiegende Mehrzahl dieser Töpfe und Schüsseln, die zahlenmäßig zusammen mit den Einzugrandschalen die bei weitem größte Gruppe der Gefäßkeramik bildet, weist eine teils üppige Fingertupfenund Kerbverzierung auf, welche sowohl die Ränder als auch die oft sogar girlandenartig auf der Schulter und am Bauch applizierten plastischen Leisten schmücken kann. Zylinderhalsgefäße als Leitform der Stufe Ha A werden − vereinfacht ausgedrückt − in Ha B durch unterschiedlich ausgeformte Kegelhalsgefäße ersetzt, unter denen bikonische Großgefäße mit ausbiegendem Rand verstanden werden dürfen. Diese begegnen sowohl als Hochform als auch als schüsselförmige Breitform. Mit Ha B setzt auch die Tendenz zur teils üppigen und

aufwendigen Dekoration − insbesondere der Kegelhalsgefäße − mit Ritz-, Rillen-, Rollrädchen- und Stempelverzierung ein. Gerade die Bauch-, Schulter- und Halsbereiche der Kegelhalsgefäße bieten hierbei reichlich Platz für große umlaufende Dekorkombinationen, die in der Regel in geometrischen Motiven ausgeführt sind. Am häufigsten und gleichzeitig am charakteristischsten für die so umschreibbare „Steirische Gruppe“ der jüngeren und späten Urnenfelderzeit sind Kegelhalsgefäße mit waagrecht auf der Schulter umlaufenden Ritzlinien- oder Rillenbündeln, von denen aus nach unten zu Gruppen kombinierte senkrechte und schräge Ritzlinien- oder Rillenbündel wegführen bzw. ansetzen. Auch zickzackförmig umlaufende Bündel begegnen regelmäßig. Oftmals treten diese Varianten in Kombination mit schraffierten, stehenden oder hängenden Dreiecken auf, die zumeist im Halsbereich anzutreffen sind. Dieselben Motive, die schon mit Ritzlinien- und Rillenverzierungstechnik auftreten, können auch mit Rollrädchen oder Stempeln ausgeführt sein, welche eine gerade in der drauländischen Ruše-Gruppe äußerst beliebte Verzierung darstellen. Die ersterwähnte Dekortechnik erlaubt darüber hinaus relativ problemlos die Anfertigung von kurvolinearen Mustern, wie etwa Halbkreisen, die zumeist in Kombination mit waagrechten Rollrädchenlinienbündeln „hängend“ zu Girlanden arrangiert werden. Wichtig ist in Hinblick auf die Verzierung der Kegelhalsgefäße die Beobachtung, dass in Ha B keine Kanneluren als Dekortechnik Verwendung finden − diese begegnen erst wieder am Beginn der Hallstattzeit. Ritzlinien- oder Rillenverzierung bleibt nicht nur auf Kegelhalsgefäße und davon formal ableitbare Schüsseln beschränkt, sondern findet sich auch auf Einzugrandschalen und verwandten Henkelschalen bzw. Tassen wieder, wobei hängende, schraffierte Dreiecke das beliebteste Motiv darstellen.

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Urnenfelderzeitliche Kegelhalsgefäßtypen aus dem Gräberfeld von Kalsdorf bei Graz Nach: Tiefengraber, Grazer Becken 88, Abb. 33

Urnenfelderzeitliche Schüssel- und Topfformen aus dem Gräberfeld von Kalsdorf bei Graz Nach: Tiefengraber, Grazer Becken 95ff., Abb. 34f.

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Nur in Ausnahmefällen lassen sich in den teils beachtlichen Keramikkonvoluten vor allem aus den mittelsteirischen Höhensiedlungen Hinweise auf zweihenkelige Gefäße („Amphoren“) ausmachen, die als eine der charakteristischsten Leitformen der Ruše-Gruppe zu werten sind. Die wenigen bislang aus der Steiermark bekannten Amphoren stammen allesamt aus Gräbern, wie etwa aus Kalsdorf616 oder Wildon-Unterhaus,617 und sind überraschenderweise vermutlich als „echte“ Importstücke aus dem Bereich der Lausitzer Kultur zu werten. Sowohl in Ha B-zeitlichen Gräbern als auch in Siedlungen begegnet in gar nicht geringer Anzahl Keramik, die formal und aufgrund ihrer markanten Verzierungen der im Westen (Vorarlberg, Tirol, Südtirol, Osttirol und Oberkärnten) beheimateten Melauner Gruppe zuzuweisen ist. Auf all diese „Importfunde“ wird später noch zurückzukommen sein. Obwohl davon ausgegangen werden darf, dass wohl ein Großteil der Gefäßkeramik in den einzelnen Siedlungen selbst hergestellt wurde, kann bislang erst ein konkreter − und leider nur in einem Vorbericht erwähnter − Nachweis für das Töpferhandwerk erbracht werden: So wird von Christine Feichtenhofer und Martina Roscher berichtet, dass sich in der ausgedehnten „Untersiedlung“ am Fuße des Grazer Schlossberges im Bereich des Pfauengartens bzw. Karmeliterplatzes in einer seichten Grube mit zahlreichen zerscherbten Gefäßen „Reste der Lochtenne eines Töpferofens“ fanden.618 Die Befund- und Fundvorlage darf mit Interesse erwartet werden. Von chronologischer und auch entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung ist die Tatsache, dass die urnenfelderzeitliche Geschirrserie sich ohne wirklich erkennbaren Bruch in die Hallstattzeit fortsetzt und weiterentwickelt. Während bestimmte Gefäß- und Verzierungsformen am Beginn der Hallstattzeit sehr schnell „außer Mode“ kommen, wie etwa die fass-

förmigen Töpfe mit ausbiegendem Rand, entwickeln sich andere Formen richtiggehend zu Leittypen der hallstattzeitlichen Gefäßkeramik weiter, so etwa bestimmte Kegelhalsgefäßtypen. Daneben lösen neue Gefäßtypen, z. B. Kragenrandgefäße, sehr schnell altbewährte Schüsselformen ab, dasselbe gilt auch für verschiedenste Verzierungstechniken (z. B. Rotund Graphitbemalung), auf die noch einzugehen sein wird. Gerade diese Entwicklungsabfolge erschwert naheliegenderweise oftmals eine eindeutige feinchronologische Einordnung der Keramikfunde, was insbesondere die Spätphase der Urnenfelderzeit und die beginnende Hallstattzeit betrifft. Diese Problematik wird darüber hinaus im Übrigen durch die gerade in diesem Punkt eher „unscharfe“ Quellenlage in der Steiermark nicht gerade vereinfacht. Ackerbau und Viehzucht stellen erwartungsgemäß auch in der Urnenfelderzeit die Subsistenzgrundlage dar, wobei die unterschiedlichen geographischen Voraussetzungen des Arbeitsgebietes unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bedingen. Als eine wichtige neue Entwicklung spätestens am Beginn der Stufe Ha B kann die Entstehung mitunter ausgesprochen großer Höhensiedlungen betrachtet werden, die durch die damit verbundene erhöhte Personenkonzentration zweifelsohne organisatorische Veränderungen in der Organisation der Subsistenzstrategie mit sich bringen mussten. Aufgrund der spärlichen Quellenlage ist man hierbei jedoch weiterhin de facto ausschließlich auf modellhafte Vorstellungen angewiesen, konkret lässt sich dazu kaum etwas beibringen. Für den Fötzberg im mittleren Raabtal sowie für den Königsberg bei Tieschen wurden von Diether Kramer allerdings derartige Berechnungen zur Einschätzung der notwendigen Versorgungsmengen bzw. -leistungen vorgenommen, die auf einem entsprechenden Berechungsmodell von Dietmar-Wilfried R. Buck basierten.619 Kramer ging hierbei beim Fötzberg von einer

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geschätzten Einwohnerzahl von 100 Personen aus, die in 20 Gehöften wohnten. Für jeden Einwohner waren unter dieser Annahme jährlich wenigstens 200 kg Getreide zur Versorgung notwendig, was für die Gesamtbevölkerung der Siedlung einen Jahresbedarf von rund 20 t Getreide bedeutet hätte. Bei einem geschätzten Hektarertrag von 300 kg Getreide hätte dafür eine Ackerf läche von etwa 67 ha bewirtschaftet werden müssen, wobei dazu noch das Dreifache an Brachland gerechnet werden müsste. Kramer nennt eine landwirtschaftlich notwendige Nutzf läche von 264 ha. Bei einem täglich angesetzten Bedarf von 0,4 kg Fleisch pro Erwachsenem müssten − folgt man dem Modell von Buck − ungefähr 78 Rinder, 24 Pferde sowie mindestens 12 Schweine und 12 Schafe oder Ziegen gehalten worden sein, vermutlich wird jedoch sogar von einer noch höheren Anzahl an Vieh auszugehen sein. Bei einer Annahme, dass etwa 20 „Großvieheinheiten“ auf 100 ha lichter Waldweide gehalten werden können, würde dies eine benötigte Weidef läche von 500 ha bedeuten. Ohne in Berechnungsdetails ausufern zu wollen, sind ähnliche modellhafte Rechenoperationen auch auf den Holzverbrauch anzuwenden: Demzufolge würde zusammengefasst an Bau-, Nutz- und Brennholz ein Jahresbedarf von beachtlichen 3.760 m³ Holz anfallen, wobei bei einem Rodungsertrag von 320 m³ Holz/ha jährlich 12 ha Wald gerodet werden mussten. Dass alleine diese Rodungen sehr schnell zu einer erheblichen Entwaldung im Umfeld der Siedlung führten und wohl merkliche Versorgungsschwierigkeiten durch erhöhte Transportwege mit sich brachten, liegt auf der Hand. Außer Acht gelassen wird weiters auch die Tatsache, dass derartige „zentrale“ Höhensiedlungen offenkundig von kleineren Weilern oder Gehöften umgeben waren, die ihrerseits einen entsprechenden Versorgungsbedarf besaßen. Ohne ein vielleicht sogar übergeordnet strukturiertes „Subsistenzmanagment“ scheint die ausreichen-

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de Versorgung derartiger „Großsiedlungen“ auf Dauer wohl nur schwer möglich gewesen zu sein, eventuell steht auch die Aufgabe oder zumindest erhebliche Einwohnerverringerung der meisten „steirischen“ Höhensiedlungen mit einer „hausgemachten“ Ressourcenverknappung in direktem Zusammenhang. Für den Königsberg bei Tieschen nimmt Kramer überhaupt eine Einwohnerzahl von 500 Personen an, der geneigte Leser möge den damit verbundenen Ressourcenverbrauch selbst abschätzen!620 Als materieller Niederschlag von Ackerbau und Viehzucht können nun einerseits botanische Makroreste angeführt werden, die entsprechend der Vorberichte zwar vermutlich aus einer ganzen Reihe von urnenfelderzeitlichen Siedlungen vorliegen dürften, Ergebnisse paläo- bzw. archäobotanischer Untersuchungen sind jedoch erst spärlich greif bar. In keinem einzigen Fall liegt bislang da­ rüber hinaus eine befundkontextuelle Analyse der Makroreste vor, sodass gerade im Falle der mehrphasigen Höhensiedlungen auf dem Kulm bei Trofaiach und auf der Riegersburg eigentlich nicht klar wird, welcher Bau- bzw. Besiedlungsphase die jeweiligen untersuchten Funde zuzuordnen wären. In der Regel wurden sowohl die botanischen Makroreste als auch die Tierknochenfunde summarisch ausgewertet und nicht befundmäßig differenziert. Aus den Pf lanzenresten vom Kulm bei Trofaiach konnten an Kulturpf lanzen die Getreidearten Emmer, Rispenhirse, Nacktgerste, Dinkel, Kolbenhirse, freidreschender Weizen (Saat/ Hart-Weizen) und Einkorn sowie an Hülsenfrüchten die Ackerbohne, Linse und Erbse bestimmt werden, die Roggen-Trespe könnte den Bestimmungen Hans-Peter Stikas zufolge als Beigetreide genutzt worden sein.621 Aus dem Bereich des oben erwähnten „brandzerstörten“ Gebäudes vom Burgfelsen der Riegersburg konnten von Ursula Thanheiser aus den paläobotanischen Resten folgende Kulturpf lanzen

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und Unkräuter bestimmt werden: Rispenhirse, Einkorn, Emmer und Speiselinse bzw. Weißer Gänsefuß, Schneckenklee, Käsepappel, Trespe und Taumellolch.622 Aus dem Areal der „Untersiedlung“ im Grazer Pfauengarten bzw. am Karmeliterplatz wird lediglich vom Fund verkohlter Eicheln berichtet, weitere Informationen zu offenkundig vorhandenen botanischen Makroresten liegen leider nicht vor. Was die erwähnten nachgewiesenen Kulturpf lanzen betrifft, kann für die Urnenfelderzeit festgehalten werden, dass zumindest deren Ernte durch die nun insbesondere in Horten bzw. Depots in großer Anzahl auftretenden Bronzesicheln erheblich erleichtert und beschleunigt worden war. Die in Siedlungen beinahe regelhaft anzutreffenden Reib- und Mahlsteine vermögen schließlich die Weiterverarbeitung des Getreides zu Mehl zu belegen. Der Kenntnisstand zur urnenfelderzeitlichen Viehzucht und Fleischversorgung kann als nur unwesentlich besser bezeichnet werden als das Wissen über den Ackerbau. Lediglich von zwei urnenfelder- und (aber auch) hallstattzeitlichen Siedlungen sind bislang Tierknochenfunde einer archäozoologischen Untersuchung unterzogen und deren Ergebnisse publiziert worden (Kulm bei Trofaiach und Burgstallkogel bei Kleinklein), aus dem Bereich des Grazer Karmeliterplatzes wurde schließlich der Befund eines möglicherweise deponierten Hundes bekannt gemacht, weitere von diesen Ausgrabungen stammende Tierknochenfunde von Rind, Schwein, Pferd, Kleinwild, Bär und Rotwild werden nur summarisch erwähnt. Die von Alfred Galik untersuchten und bestimmten Tierknochen von der schon mehrfach erwähnten Höhensiedlung auf dem Kulm bei Trofaiach erbrachten den Nachweis, dass als Fleischlieferanten bzw. für die Ernährung in erster Linie Rind, Schaf/Ziege und Schwein dienten, das Pferd spielte eine nur untergeordnete Rolle. Quantitativ eher unerheblich ist

der Anteil an Wildtieren, von denen Hirsch, Braunbär und das Ur nachgewiesen werden konnten.623 Der bislang größte archäozoologisch bearbeitete und ausgewertete Tierknochenfundkomplex stammt aus den Ausgrabungen der Jahre 1982 und 1984 am Burgstallkogel bei Kleinklein und wurde von Joris Peters und Regina Smolnik 1994 vorgelegt. Von den weit über 2.000 Tierknochen- und Geweihresten konnten knapp 1.300 anatomisch und tierartlich bestimmt werden, wobei die Knochen den für Speiseabfall charakteristischen hohen Zertrümmerungs- bzw. Zersplitterungsgrad aufwiesen. Ein kleiner „Wermutstropfen“ dieser wichtigen Untersuchung ist die Tatsache, dass die Knochen- und Geweihreste zwar getrennt nach Grabungsschnitten ausgewertet wurden, nicht jedoch nach ihrer Schichtzugehörigkeit. Dies bringt nun den Umstand mit sich, dass die Auswertung die urnenfelder- und hallstattzeitlichen Tierreste pauschal behandelt und dadurch keine potentiellen Entwicklungs- bzw. Veränderungstendenzen der Ernährungsgewohnheiten, des Jagdverhaltens oder des „Herdenmanagments“ erkennen lassen. Zusammenfassend darf jedoch festgehalten werden, dass fast die Hälfte der Tierreste vom Rind stammen, Schweine und Kleinwiederkäuer (Schaf/Ziege) sind annähernd zu gleichen Teilen vorhanden und stellen jeweils knapp unter ein Viertel der Tierreste dar, Pferde- und Hundeknochen sind in nur geringer Anzahl präsent (17 bzw. 6 Stück). Bei den Wildtieren dominiert der Rothirsch klar vor dem Wildschwein, nur wenige Stücke sind dem Reh zuzuweisen, Tierreste von Hase, Bär, Biber und Schildkröte bleiben Einzelfunde. Wie Joris Peters anhand der Rinderknochen feststellen konnte, stammen diese von Rindern, die etwas kleiner waren als bronzezeitliche, jedoch deutlich größer als latènezeitliche Tiere. In erster Linie handelte es sich um Rinder von mittelschlankem Wuchs, einzelne Über-

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reste lagen von kräftigeren Rindern vor, die von Stieren oder Ochsen stammen dürften. Rund 60 % der Rinder wurden schon im Jugendalter geschlachtet, nur 10 % der Rinder wurden älter als fünf Jahre. Demzufolge kann davon ausgegangen werden, dass das Rind primär als Fleischlieferant diente und weniger als Arbeitstier oder zur Milcherzeugung gehalten wurde. Bei den kleinen Wiederkäuern zeigte sich, dass rund ein Viertel der Tiere schon im ersten Lebensjahr geschlachtet wurde, das bevorzugte Schlachtalter lag jedoch zwischen eineinhalb und zwei Jahren, rund ein Drittel der Kleinwiederkäuer wurde älter als zwei Jahre und hatte dementsprechend den Nachwuchs zu sichern. Die zahlenmäßig den Kleinwiederkäuern entsprechenden Schweine wurden zu gut zwei Drittel vor dem zweiten Lebensjahr geschlachtet, das dritte Drittel bildeten Tiere im Alter von zwei bis drei Jahren, die wiederum für die Weiterzucht herangezogen wurden. Zum Aussehen und zur Größe der Schweine dürfen die diesbezüglichen Ausführungen Joris Peters angeführt werden: „Bekanntlich sahen die vorgeschichtlichen Schweine Mitteleuropas aus wie kleine Wildschweine: sie waren hochbeinig, f lachrippig und hatten einen keilförmigen Schädel. Dies trifft auch für die Schweine aus der Umgebung des Burgstallkogels zu, wobei man aufgrund der Knochenmaße davon ausgehen muß, daß die Tiere durchschnittlich größer waren als diejenigen aus den keltischen Siedlungen Süddeutschlands.“624 Weitere archäozoologisch untersuchte urnenfelderzeitliche Tierknochenreste liegen

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weiters aus dem Bereich der beiden Brandopferplätze am Sölkpass sowie im Koppental vor: So ergab die Auswertung der verbrannten Knochenreste vom Brandopferplatz am Sölkpass durch Günter Christandl, dass sämtliche Stücke von Kleinwiederkäuern stammten, die in der überwiegenden Mehrzahl jünger als zehn Monate waren.625 Für den potentiellen, römerzeitlich überprägten Brandopferplatz im Koppental wird von Daniel Modl erwähnt, dass entsprechend der archäozoologischen Untersuchung bei den − trotz ihrer Lage in einem stark holzkohlehältigen Schichtpaket erstaunlicherweise nur zu einem geringen Teil verbrannten − Tierresten Kleinwiederkäuer vor Schweinen und Rindern vorherrschen. Abgesehen vom Fehlen von Schädelteilen liegen von sämtlichen Tierarten f leischreiche sowie f leischarme Teile vor, sodass das geborgene osteologische Fundmaterial durchaus an Speiseabfall erinnert.626 Zu erwähnen bleiben schließlich noch zwei bemerkenswerte frühurnenfelderzeitliche – und somit chronologisch teilweise dem vorigen Abschnitt zuzurechnende – Befunde, die in den Jahren 2009 und 2010 bei Pichl-Kainisch627 im steirischen Teil des Salzkammer­ gutes durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) untersucht werden konnten, wobei in Hinblick auf vergleichbare Objekte im Hallstätter Hochtal der Verdacht nahe liegt, dass es sich dabei um Reste einer Art Pökelf leischherstellung handeln könnte. Der Publikation der interdisziplinären Bearbeitung dieser Fundund Befundkomplexe darf auf jeden Fall mit Interesse entgegengesehen werden.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Ein frühurnenfelderzeitlicher Tierschlachtplatz in Pichl-Kainisch628 Von Daniel Modl In den Jahren 2009 und 2010 führten archäologische Untersuchungen des Bundesdenkmal­ amtes im Gemeindegebiet von Pichl-Kainisch am westlichen Ende des Mitterndorfer Beckens zur Entdeckung von zwei frühurnenfelderzeitlichen Fundstellen. An beiden Fundstellen wurden jeweils größere Mengen an Schweineknochen gefunden, die in ihrer Zusammensetzung auffällige Parallelen mit der bronzezeitlichen Pökelf leischproduktion im über 20 km entfernten Hallstatt (Oberösterreich) aufweisen. Hier wurde seit der mittleren Bronzezeit (15. Jh. v. Chr.) reines Steinsalz abgebaut, wobei der minderwertige Teil des Salzes (Haselgebirge) von den Hallstättern für ihr zweites wirtschaftliches Standbein genutzt wurde, die Pökelf leischherstellung. Im Salzbergtal fanden sich bislang acht in den Boden eingetiefte Blockwandkonstruk-

tionen, die als Surbecken bzw. Pökelwannen interpretiert und in das 13./12. Jh. v. Chr. datiert werden konnten. Im Umfeld dieser Becken sind bei Grabungen des Naturhistorischen Museums Wien in den Jahren 1993 und 1994 mehrere tausend Tierknochen entdeckt worden. Wie sich nach ihrer zoologischen Untersuchung herausstellte, handelte es sich in der Hauptmasse um Schweineknochen, wobei die Unterkiefer und f leischtragenden Extremitätenknochen überproportional vorhanden waren, während die f leischarmen Skelettteile, wie z. B. Wirbel, Rippen und Schädelknochen gänzlich fehlten. Dieser Umstand wurde dahin gehend gedeutet, dass man die Tiere nicht lebend in das Salzbergtal brachte, sondern sie bereits unten im Tal unter Anwendung einer speziellen Zerlegungstechnik schlachtete.

Blick vom Rötelstein (1.614 m) in Richtung Ödensee und Dachsteinmassiv mit der Lage des archäologischen Fund­ Foto: Daniel Modl gebiets bzw. Grabungsareals (Pfeil) 

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Blick in Richtung Bahnhof Kainisch über die im Bau befindliche Zufahrtsstraße zum Ödensee (links) und den fertig gestellten Fischteich unmittelbar neben der Kainischtraun (rechts) im November 2010

Dabei wurde das Schwein auf dem Bauch liegend vom Rücken her geöffnet, wobei man den gesamten Brustkorb zusammen mit dem Oberschädel entfernte und nur mehr einen 50 kg schweren Fleischmantel auf den Salzberg hinauf befördern musste. Dort angekommen wurden noch Langknochen und Unterkiefer herausgelöst und die beiden Fleischhälften für mindestens zehn Tage in den Blockwandbecken im Salz eingepökelt, wobei ein einzelnes Surbecken das Fleisch von 125–150 Schweinen fassen konnte. Eine weitere Konservierung und Veredelung dürfte in der salzgesättigten Luft des Bergwerks erfolgt sein, wo man den Speck für ein halbes Jahr reifen ließ, ehe er in den Handel ging. Einen ersten Hinweis auf eine Verbindung zwischen den frühurnenfelderzeitlichen Fundstellen in Pichl-Kainisch und der Fleischindustrie im Hallstätter Salzbergtal lieferte die Zusammensetzung und das Mengenverhältnis der Tierknochen aus dem Aushub eines Fisch­ zuchtbeckens der Österreichischen Bundes-

Foto: BDA, Daniel Modl

forste, das im Jahr 2009 auch archäologisch untersucht werden konnte. Neben Schleifsteinen, mehreren vollständigen Gewandnadeln, diversen Sichelbruchstücken und zahlreichen Rohmetallfragmenten wurden dort über 1.600 Stück Tierknochen und rund 15 kg Keramik geborgen. Bemerkenswert war die fast vollständige Übereinstimmung des Knochenmaterials dieser Fundstelle mit jenem der Blockwandbecken in Hallstatt. Die osteologische Analyse ergab nicht nur denselben ungewöhnlichen Überhang von Schweineknochen, sondern es war auch eine weitgehende Entsprechung im Mengenverhältnis der einzelnen f leischtragenden und f leischarmen Skelettabschnitte feststellbar. Auch im Geschlecht und Schlachtalter der Tiere ergaben sich auffällige Parallelen mit den Tierknochen vom Salzbergtal, die fast ausschließlich männlichen Hausschweinen im Alter zwischen ein und zwei Jahren zugeordnet werden konnten.

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Pichl-Kainisch. Rechteckige Grube mit einer Verfüllung aus Keramikbruchstücken und Tierknochen

Pichl-Kainisch. Randstück mit Henkel eines dickwandi­ gen Graphittongefäßes aus der rechteckigen Abfallgrube

Foto: Daniel Modl

Foto: Daniel Modl

Einen weiteren lokalen Bezug zu Hallstatt wies auch die aus dem Aushub geborgene Keramik auf. Diese wird dominiert von Bruchstücken verschiedener Topfformen, die zum Teil mit glatten Zierleisten, Fingertupfen- und Kerbstichleisten verziert waren, wobei sich auch die dickwandigen Scherben von wuchtigen Graphittongefäßen fanden, die bislang fast nur im Umfeld der erwähnten Surbecken gefunden wurden. Diese Gefäße waren eine Art von früher „Industriekeramik“, die durch ihre Graphitmagerung thermisch recht beständig war und sich gut für Kochzwecke eignete. Untermauert wurde die Beziehung der Fundstelle Pichl-Kainisch zur Pökelf leischindustrie in Hallstatt durch die Grabung des Jahres 2010 entlang einer neuen Zufahrtsstraße Richtung Ödensee, durch die neben einer Steinsetzung und Feuerstelle eines vermutlich mittelurnenfelderzeitlichen Holzgebäudes (12.–10. Jh. v. Chr.) auch vier Abfallgruben aus der frühen bis älteren Urnenfelderzeit (13./12. Jh. v. Chr.) südlich davon freigelegt werden konnten. Unter diesen sticht eine 2,5 m lange und knapp 2 m breite, annähernd rechteckige Grube hervor, die 30 cm in den Schotter eingetieft war. Der Grubeninhalt bestand aus einer schwarz-braunen erdigen Verfüllung mit zahl-

reichen Keramikbruchstücken, darunter auch Graphittonware und knapp 3,9 kg Knochen von Schwein und Schaf/Ziege. Die geraden Grubenränder und ein 25 cm tiefes Pfostenloch an der Nordecke der Grube zeigen, dass sie ursprünglich über einen Holzeinbau bzw. mit Holz verschalte Seitenwände verfügte. Zwei Radiokarbondaten von der Ober- und Unterkante der Grube machen durch ihre Überschneidung eine Datierung dieses Befunds in das 13. Jh. v. Chr. wahrscheinlich. Auch in dieser Grube überwiegen Schweineknochen, wobei es auffällige Unterschiede zum osteologischen Material des Fischteichs gibt, was die Repräsentanz der einzelnen Skelettabschnitte betrifft. Während die f leischreichen Körperpartien im Knochenmaterial des Fischteichs analog mit dem bereits erwähnten Fundkomplex in Hallstatt überrepräsentiert vorliegen, dominieren in der Grube die minderwertigen Körperpartien des Schweins. Als Beispiel seien hier die für die Fleischgewinnung weitgehend wertlosen Phalangen (Zehengliedknochen) erwähnt, die nach derzeitigem Bearbeitungsstand über 25 % der Schweineknochen ausmachen. Demnach lassen sich in Pichl-Kainisch zwei wohl aufeinanderfolgende, aber örtlich getrennte Stufen der Schlachtung und Zerle-

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Pichl-Kainisch. Ausgenommene rechteckige Grube mit Pfostenloch und geraden Grubenkanten als Zeugen eines Foto: Daniel Modl ehemaligen Holzeinbaus 

gung der Schweine erkennen, die im Umfeld der rechteckigen Grube mit dem Herauslösen von Brustkorb und Rückgrat (z. B. Rippen, Wirbel), sowie der Entfernung der Zehen begann und mit dem weiteren Tranchieren der f leischreichen Gliedmaßen (z. B. Oberarmund Oberschenkelknochen) und dem Abtrennen des Unterkiefers beim heutigen Fischteich endete. Die mit den Tierknochen in beiden Fundkomplexen vergesellschaftete Graphittonkeramik vermittelt zudem, dass mit der Schlachtung vor Ort auch eine direkte Weiterverarbeitung der Schlachterzeugnisse verbunden war. Ob es sich hierbei jedoch um die Verwertung von Schlachtabfällen oder die Zubereitung von

Fleisch- oder Wurstwaren aus hochwertigem Fleisch handelte, muss offen bleiben. Demnach stellen sich folgende Fragen im Zusammenhang mit den singulären Befunden in Pichl-Kainisch: Wurde das Schweinef leisch hier analog zu Hallstatt mit Salz konserviert? Wurde vollständig ausgelöstes Schweinef leisch zur Pökelung nach Hallstatt transportiert? Oder wurden hier mithilfe der Graphittongefäße überhaupt eigenständige Fleischprodukte erzeugt? Die interdisziplinäre Untersuchung des Fundmaterials aus Pichl-Kainisch soll in den folgenden Jahren diese Fragen beantworten und darüber Aufschluss geben, ob hier am Beginn des Kainischtales eine Art „Außenstelle“ von Hallstatt bestand.

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Im Zusammenhang mit der seit dem 15. Jh. v. Chr. belegbaren untertägigen Salzgewinnung in Hallstatt sowie der offenkundig in größerem Maßstab durchgeführten Herstellung von Pökelf leisch im Umfeld des Salzberg­ baues, stellt sich − wie schon für die mittlere und späte Bronzezeit bzw. die Stufen Bz C und Bz D − die Frage nach einer damit assoziierbaren subsistenzsichernden oder auch nur ergänzenden Almwirtschaft, vor allem natürlich am weitläufigen Dachstein-Ostplateau. Den langjährigen und pionierhaften Feld- und Forschungsarbeiten von Franz Mandl ist es zu verdanken, dass mittlerweile ein sehr präzises Bild der zeitlichen Schwerpunkte dieser Almwirtschaft gezeichnet werden kann, demzufolge schon zu Beginn der älteren Urnenfelderzeit bzw. der Stufe Ha A Anfang des 12. Jhs. v. Chr. mit einem rapiden Abbruch der hochalpinen Weidewirtschaft gerechnet werden muss. Von den zahlreichen radiokarbondatierten Fundstellen bzw. Hüttenresten sind lediglich zwei spätbronze- bzw. urnenfelderzeitliche anzuführen, die später als das 13. Jh. v. Chr. einzuordnen wären. Dabei handelt es sich um die Hüttenreste bei der Fundstelle T 3 auf der Königreichalm, die an den Beginn des 12. Jhs. v. Chr. zu stellen ist, sowie um die Hüttenreste bei Grubach (Fundstelle Grubach 2), welche kurz vor die Jahrtausendwende datiert wurden.629 Als möglichen Grund für dieses abrupte Nachlassen der Almwirtschaft erwähnt Franz Mandl, dass wohl weniger an einen denkbaren Zusammenhang mit der etwa um die Jahrtausendwende einsetzenden gravierenden Kältephase zu denken sein wird, als vielleicht eher an einen „grundlegenden politischen und daraus entstandenen wirtschaftlichen Wandel“.630 Nicht vergessen werden darf unter diesem Aspekt allerdings die Tatsache, dass aus dem bronzezeitlichen Teil des Hallstätter Salzberg­ werkes bislang keine Holzfunde vorliegen, die nach dem Jahr 1.245 v. Chr. zu datieren wären,

vermutlich wurde um die Mitte des 13. Jhs. v. Chr. zumindest ein großer Teil der bronzezeitlichen Abbauschächte im Zuge einer größeren Vermurung, die zu einem Eindringen von Tagmaterial führte, verschüttet und nicht wieder in Stand gesetzt.631 Erst im 9. Jh. v. Chr. lässt sich − zum momentanen Zeitpunkt − in Hallstatt wieder ein untertägiger Salzabbau belegen, der sich schließlich ab diesem Zeitpunkt auch im bekannten großen Gräberfeld im Hallstätter Hochtal manifestiert. Gesteht man nun den vorliegenden Radiokarbondaten aus Hüttenresten des Dachstein-Ostplateaus einen gewissen Σ-Wert-bedingten Spielraum zu, so ließe sich das Abbrechen der Almwirtschaft im Grunde genommen durchaus auch recht plausibel mit dieser „naturkatastrophenverursachten“ Unterbrechung des Hallstätter Salzbergbaues in Verbindung bringen. Sowohl ein tatsächlicher zeitweiser Abbruch als auch nur ein starkes Zurückfahren des Bergbaues würden wohl aufgrund des geringeren Personalbedarfes zu einer merklichen Entspannung der Versorgungslage führen, die die in Relation aufwendigere Almwirtschaft − zumindest vorübergehend − nicht notwendig erscheinen lassen würde. Dass dennoch Hütten vielleicht noch eine Zeit lang weiter Bestand hatten, könnte eventuell mit der Weiterführung der potentiellen Transitroute von Hallstatt ins Ennstal in Zusammenhang gebracht werden, die entsprechende Etappenstationen benötigte. Nicht unbedingt verwundern sollte schließlich die Tatsache, dass die Almwirtschaft in der „zweiten Hochblüte“ des Hallstätter Salzbergbaues vom 9. bis ins 5. Jh. v. Chr. nicht mehr in dem Umfang aufgenommen wurde, wie sie in den Stufen Bz C und Bz D betrieben worden war, lässt sich doch spätestens in der Hallstattzeit eine tatsächliche und gravierende Kältephase belegen, welche eine kontinuierliche und erfolgreiche Bewirtschaftung der Almen kaum mehr möglich machte.

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Auf jeden Fall ist wohl die Annahme naheliegend, dass zumindest der hallstattzeitliche Hallstätter Salzbergbau wohl nicht unmittelbar auf die Almwirtschaft als „lebensnotwendige“ Versorgungsressource angewiesen war. Offenkundig stellte es kein allzu schwierig zu bewältigendes Problem dar, die damit verbundenen Ausfälle binnen kürzester Zeit durch anderweitige Versorgungskanäle zu ersetzen. Im 11. Jh. v. Chr. bzw. am Übergang von der mittleren in die jüngere Urnenfelderzeit lassen sich im Zusammenhang mit dem ostalpinen Kupferbergbau einschneidende Ereignisse feststellen, die naturgemäß Auswirkungen auf die damit verbundene Kupfer- und Bronzemetallurgie mit sich bringen. Umfangreiche naturwissenschaftliche und archäometallurgische Untersuchungen konnten nachweisen, dass im 11. Jh. v. Chr. ein Niedergang des Kupferabbaues in den großen nordalpinen Lagerstätten einsetzte, der wohl durch die starke Ausbeutung der Kupferkieserze bedingt war. So wurde der Bergbau im reichen Mitterberger Revier im Salzburger Pongau gegen 1.050 v. Chr. eingestellt, um die Jahrtausendwende kamen schließlich sämtliche Salzburger und auch das kupferreiche Kitzbühler Revier zum Erliegen. Mit dem unmittelbar danach einsetzenden Niedergang des Fahlerzabbaues im Tiroler Inntal brechen Paul Gleirscher zu Folge auch die reichen urnenfelderzeitlichen Gräberfelder in Tirol ab.632 Ein ähnliches Bild deutet sich − vorerst noch sehr verschwommen − für den Kupferbergbau im Gebiet der heutigen Steiermark ab, der bislang de facto nur über die damit unmittelbar verbundene Kupfererzverhüttung und deren materielle Hinterlassenschaften (z.  B. Öfen, Röstbetten oder Halden) greifbar wird. Auch hier scheint die überwiegende Mehrzahl spätestens in dieser Zeit, also mit dem Beginn der Stufe Ha B, abzubrechen, der Schwerpunkt der „steirischen“ Kupfergewinnung wird den Ergebnissen der seit Jahrzehnten

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erfolgreich betriebenen Montanarchäologie zu Folge wohl überhaupt in den Stufen Bz C und Bz D anzusetzen sein. Interessant ist hierbei jedoch der sich dadurch ergebende Widerspruch zu den Ergebnissen der umfangreichen spektralanalytischen Untersuchungsserien an bronze- und vor allem urnenfelderzeitlichen Bronze- bzw. Buntmetallartefakten, die von einem interdisziplinären Forschungsteam des slowenischen Nationalmuseums und des Chemischen Institutes in Ljub­ ljana/Laibach über einen längeren Zeitraum hinweg durchgeführt wurden.633 Hierbei zeigte sich, dass in Artefakten der frühen, älteren und mittleren Urnenfelderzeit (Bz D − Ha A) sehr reines Kupfer mit nur geringen Verunreinigungen, vor allem Arsen, Verwendung fand, das wohl aus Kupferkies bzw. Chalkopyrit gewonnen worden war. Diese Kupfererzvarietät weist einen relativ großen Verbreitungsraum auf, unter anderem in Slowenien und besonders auch in den nord- und ostalpinen Lagerstätten, die bekanntlich im Gebiet der heutigen Steiermark vor allem im Bereich der Grauwackenzone auftreten. Zu Beginn der bzw. am Übergang zur jüngeren Urmenfelderzeit, also zu der Zeit, in der − wie erwähnt − die nordalpinen Reviere ihren Betrieb einstellen, ändert sich nun dieses Bild markant: Chalkopyrit wird als Kupfererz großteils durch Fahlerze mit hohem Antimonund Arsengehalt ersetzt, sowie durch polymetallische Kupfererze, die zusätzlich zu Antimon und Arsen noch hohe Gehalte an Nickel und Kobalt enthalten. Während Fahlerzlagerstätten in den Ost- und Südostalpen durchaus nicht selten anzutreffen sind, begegnen entsprechende polymetallische Kupfererze − Neva Trampuž-Orel zufolge − primär im Gebiet um Schladming sowie im Palten- und Liesingtal. Aus „steirischer“ Sicht ernüchternd ist jedoch die Tatsache, dass gerade aus diesen Revieren keine konkreten Hinweise auf Ha B-zeitlichen Kupferbergbau oder auf entsprechend

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Gussformen für Stabbarren aus der Drachenhöhle bei Mixnitz (links) und aus der Siedlung im Grazer Pfauengarten Foto: UMJ, Daniel Modl

leichter aufzufindende Kupfererzverhüttung aus dieser Stufe vorhanden sind. Im Gebiet des Schladminger Reviers könnte dies zwar auf den allgemein schlechten Forschungsstand in diesem Areal zurückführbar sein, doch stellt insbesondere das Paltental ein aus montanarchäologischer Sicht relativ gut erfasstes Gebiet dar. Ohne eine Intensivierung der montanarchäologischen Prospektion bleibt zu befürchten, dass diese Sachlage bis auf weiteres nicht befriedigend beurteilt werden kann. Trotz der bislang fehlenden Möglichkeit des Nachweises der lokalen Kupfergewinnung lassen sich doch einige Hinweise auf die Produktion von urnenfelderzeitlichen Bronzeartefakten aus der Steiermark anführen, die erst unlängst von Daniel Modl zusammenfassend behandelt worden sind, sodass an dieser Stelle die relevanten Ergebnisse referiert − und vereinzelt ergänzt − werden sollen:634 Demzufolge liegen − abgesehen von einem potentiellen

Gusstiegelfragment vom Kulm bei Trofaiach, das allerdings auch bereits hallstattzeitlich zu datieren sein könnte − ausschließlich Gussformen und Schlacken als Niederschlag pyrometallurgischer Aktivitäten vor. So sind zuerst zwei Gussformen für stabförmige Gussrohlinge oder Stabbarren (vermutlich) aus der Drachenhöhle bei Mixnitz635 und (gesichert) aus der Siedlung im Grazer Pfauengarten bekannt geworden, die wohl beide für den offenen Herdguss dienten. Bei sämtlichen anderen Gussformen handelt es sich um zumeist nur fragmentarisch erhaltene Formhälften mit entsprechenden Negativ­ ausnehmungen für den Zweischalenguss, wie beispielsweise für Kugelkopfnadeln, welche erneut aus dem Grazer Pfauengarten und angeblich von der Höhensiedlung am Kapfensteiner Kogel vorliegen. Eine als Streufund zu Tage getretene Gussform aus Grub im Laßnitztal636 weist auf einer Seite das Negativ einer Lanzenspitze und auf der anderen Seite eines Beiles

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auf, Gussformbruchstücke für Beile bzw. Äxte stammen darüber hinaus aus dem Brandgraben bei Bad Aussee637 sowie − noch unpubliziert − vom Frauenberg bei Leibnitz. Vom Wildoner Schlossberg liegt schließlich ein ebenfalls noch unpubliziertes Bruchstück einer Gussform für eine Sichel oder ein geschwungenes Messer vor. Alle diese Gussformen sind aus ausgesprochen weichem Gestein, wie etwa Sandstein, Speckstein oder Talk-Chlorit-Schiefer gefertigt. Mit den zweiteiligen Gussformen ist weiters ein bronzener keilförmiger Gusskern aus Trössing 638 in Zusammenhang zu bringen, der vermutlich bei der Herstellung von Tüllenbeilen benötigt wurde. Von den in urnenfelderzeitlichen − und auch jüngeren − Siedlungen gar nicht so selten anzutreffenden Buntmetallschlacken sind bislang erst zwei einer archäometallurgischen Untersuchung unterzogen worden: Dabei handelt es sich zum einen um ein Plattenschlackenbruchstück, das als Nebenprodukt eines pyrometallurgischen Hochtemperaturprozesses (über 1.400°) anfiel, zum anderen um eine Schlacke aus der Ha A-zeitlichen Siedlung von Wörschach im Ennstal, die als Abfallprodukt bei der Herstellung einer auffallend zinnreichen Bronzelegierung mit rund 11 % Zinn anfiel. Das in Hinblick auf die in großer Anzahl vorhandenen Bronzefunde nur bescheidene Auftreten von Gussformen und anderen Hinweisen auf die Produktion der entsprechenden Funde im Siedlungskontext lässt Modl zufolge darauf schließen, dass ein Großteil dieser Fertigung von Metallgegenständen nicht unbedingt einem spezialisierten Handwerk zugerechnet werden muss, sondern vielmehr in „Hausarbeit“ stattfinden hätte können. Für die Herstellung komplexer und aufwendiger Gegenstände, die ein deutlich spezialisierteres „Know-how“ um den Werkstoff selbst sowie insbesondere auch dessen Legierungsverhältnis bedingten, wie vor

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allem etwa Schwertern, liegen aus den „steirischen“ Siedlungen selbst keine Hinweise vor. Im Grunde genommen muss zusammenfassend nüchtern festgestellt werden, dass zwar durchaus Hinweise auf die Fertigung von Bronze- bzw. Buntmetallartefakten vorliegen, doch bleiben diese zahlenmäßig bei weitem hinter denen zurück, wie sie beispielsweise aus westungarischen urnenfelderzeitlichen Siedlungen bekannt geworden sind, allen voran aus den Höhensiedlungen bei Velem-Sentvid oder Gór-Kápolnadomb, beide im Komitat Vas gelegen.639 In Anbetracht der unterschiedlichen und reichen Kupfererzlagerstätten auf dem Gebiet der heutige Steiermark sowie der zahlreichen urnenfelderzeitlichen Bronze- bzw. Buntmetalldepotfunde sollte dieser Umstand abschließend in erster Linie als Spiegelbild des insgesamt bedauerlich schlechten Forschungsstandes betrachtet werden und nicht als unumstößliche Tatsache. Gräber bzw. Bestattungen und Grabbrauch Ab der älteren Urnenfelderzeit bzw. der Stufe Ha A1 treten erstmals Grabfunde in der „steirischen“ Urgeschichte aufgrund ihrer Ausstattungen als wichtige und aussagekräftige Quellenkategorie in Erscheinung. Bei sämtlichen dieser Gräber handelt es sich ausnahmslos um Brandbestattungen. Obwohl bereits – wie oben ausgeführt – schon in der mittleren Bronzezeit und der frühen Urnenfelderzeit (bzw. Bz B – Bz D) konkrete Hinweise auf in der überwiegenden Mehrzahl entweder noch nicht publizierte, oder aber aufgrund der fehlenden Quellenangaben kaum mehr beurteilbare Grabfunde vorliegen, begegnen nunmehr ab dem 12. Jh. v. Chr. erstmals Gräber mit teils bemerkenswert reichen Inventaren, die in erster Linie eine hervorgehobene Personengruppe oder Gesellschaftsschicht konkret greif bar machen. So liegen beispielsweise aus Wörschach640 und

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Plan der drei Brandgräber aus Wörschach Nach: Modrijan, Grabfund Wörschach 24, Abb. B

aus dem Koppental641 einzelne Brandgräber vor, die mit Schwertern, Pferdezaumzeug oder auch Bronzegefäßen ausgestattet waren, die als herausragende Statussymbole der höchsten Kategorie zu werten sind. Bereits am Ende des 2. und zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. lässt sich allerdings ein markanter Bruch in der Sitte der Beigabe derartiger Prestigegüter in den Gräbern beobachten, wobei nun allgemein eine merklich zunehmende „Homogenisierung“ der Grabausstattungen und -inventare festgestellt werden kann. Soweit bislang beurteilbar, scheinen die meisten – zumeist leider allesamt nur ausschnitthaft erfassten – älter- und mittelurnenfelder- bzw. Ha A-zeitlichen Gräberfelder/-gruppen großteils zu Beginn der jüngeren Urnenfelderzeit (Ha B1) abzubrechen, während die nun neu angelegten und darauf folgenden Gräberfelder zumeist bis weit in die Hallstattzeit hinein durchgehend belegt werden, wie es sich beispielsweise in der Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer am Burgstallkogel bei Kleinklein,642 in

Kalsdorf bei Graz und − mit vielleicht etwas späterem Belegungsbeginn − im Gräberfeld von Wildon-Unterhaus erkennen lässt.643 Eine Ausnahme hierbei scheint allerdings das nur wenige Kilometer von Letzterem entfernt gelegene Gräberfeld von Kainach bei Wildon darzustellen, wo eine Kontinuität von Ha A bis wohl sogar in die jüngere Hallstattzeit bzw. Ha D gegeben zu sein scheint.644 Betrachtet man vorerst die Gräber der Stufe Ha A, so lässt sich zwischen den aus dem obersteirischen Ennstal und Ausseerland bekannt gewordenen Gräbern und den (wenigen) gesicherten Grabfunden aus der mittleren Steiermark ein deutlicher Unterschied konstatieren: Während die Gräber der nördlichen Obersteiermark aufgrund ihrer Inventare bzw. der Beigabensitte klar an das nördlich und westlich gelegene Gebiet von Oberösterreich, Tirol und auch Salzburg anzuschließen sind, finden insbesondere die als Urnen verwendeten Gefäße sowie weitere Beigefäße (Bikonus und sog. „Baierdorf-Tassen“) aus den mittelsteirischen Gräbern ihre besten Vergleiche in den Ha A-zeitlichen Gräberfeldern des heutigen Niederösterreich bzw. des mittleren Donauraumes. Einschränkend gilt es jedoch festzuhalten, dass bislang insgesamt nicht einmal zehn gesicherte Grabfunde der Stufe Ha A aus dem Gebiet der heutigen Steiermark bekannt geworden sind. Bereits im Jahr 1949 wurden vom seinerzeitigen Landesarchäologen Walter Schmid in Wörschach im Ennstal drei intakte Brandgräber (Grab 1–3), eine als zugehörende Verbrennungsstelle angesprochene Brandf läche sowie weitere Funde mit deutlichen Brandspuren freigelegt, bei denen es sich wohl ebenfalls um Reste von zerstörten bzw. verstreuten Grabinventaren handeln dürfte. Es ist heute bedauerlicherweise nicht mehr zu entscheiden, ob mit diesen auf einer erstaunlicherweise gerade einmal knapp über 1 x 1 m großen (!) Fläche erfassten Gräbern ein – wenn

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Inventare der drei Brandgräber aus Wörschach

Nach: Modrijan, Grabfund Wörschach 25ff. mit Abb. C-E

auch prominenter – Teil eines ursprünglich ausgedehnteren Gräberfeldes erfasst worden war, oder ob es sich hierbei um eine separierte eigene Gräbergruppe mit den Bestattungen von herausragenden Personen gehandelt hat. Die Grabfunde und ihre Beigaben wurden schließlich im Jahr 1953 von Walter Modrijan vorgelegt.645 In dem am reichsten ausgestatteten Grab 1 fand sich ein kleines rundbauchiges Zylinderhalsgefäß, eine Henkelschale mit Ritzverzierung, eine Bronzetasse vom Typ Fuchsstadt sowie der Griff und ein Schneidenteilbruchstück eines Schalenknaufschwertes, das sich schließlich sogar als für diesen Schwerttyp (Typ Wörschach) eponym erweisen sollte. Das Inventar von Grab 2 verfügte über ein Zylinderhalsgefäß, das als Urne diente, eine an der Außenseite mehrfach horizon-

tal facettierte Einzugrandschale mit vier gegenständigen länglichen Knubben und einem niedrigen Standfuß, eine Henkelschale, zwei Bronzescheiben mit je zwei Ösen an der Unterseite, einen bronzenen Zapfenknebel vom Typ Larnaud-Bevtofte sowie weitere, nicht genauer ansprechbare Bronzefragmente (vier verzogene Bronzeröhrchen mit ovalem Querschnitt). Die Zugehörigkeit des Zapfenknebels zu diesem Grab erscheint bei einem Blick auf die Grabskizze Walter Schmids jedoch nicht unbedingt zwingend, liegt der Knebel doch exakt in dem von den drei Gräbern gebildeten Zwickel.646 Ebenfalls als Urne fungierte ein Zylinderhalsgefäß mit scharfem Bauchknick in Grab 3, das darüber hinaus noch ein weiteres Keramikgefäß (eine kleine Kragenrandschale mit Ritzverzierung in Form von hängenden,

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schraffierten Dreiecken), eine vollständig erhaltene Blattsichel vom Typ Mintraching sowie ein Blattfragment einer zweiten Bronzesichel enthielt. Keiner dieser drei Bestattungen sicher zuweisbar waren zwei Teile eines bronzenen Griffzungenschwertes, ein vermutlich zugehörender Teil eines (Griffzungen-)Schwertes mit Brandspuren, ein weiterer Teil eines Bronzeschwertes mit Spuren von Brandeinwirkung, 21 mit Holzkohle und Sand „verbackene“ Bruchstücke von Schwertern, Nadeln, einem Endstück eines Rasiermessers und eines dünnen Bronzegefäßes (?). Auf jeden Fall enthielt dieses Fundkonvolut Reste von zumindest einem weiteren Bronzeschwert, vermutlich aber sogar noch eines zweiten Stückes. Es darf aufgrund der Zusammensetzung dieser erheblich durch Brandeinwirkung in Mitleidenschaft gezogenen Stücke vermutet werden, dass auch sie aus ähnlich reich ausgestatteten Gräbern stammen. Während Modrijan noch sämtliche Gräber in die ältere Urnenfelderzeit bzw. nach Ha A datierte, wies Hermann Müller-Karpe bereits 1961 darauf hin, dass Grab 1 aufgrund des Schalenknaufschwertes jünger anzusetzen sei und bereits an den Übergang von der mittleren zur jüngeren Urnenfelderzeit bzw. nach Ha A2/B1 zu stellen sei. Dieser feinchronologisch späten Einordnung von Grab 1 wurde von Margarita Primas 1978 widersprochen, wobei sie sich bei Grab 3 trotz der nach Ha A2 zu stellenden Bronzesichel vom Typ Mintraching aufgrund der Form des Zylinderhalsgefäßes für eine Datierung bereits in die jüngere Urnenfelderzeit bzw. Ha B1 aussprach. Eine Datierung an den Übergang von Ha A2 und Ha B1 bzw. überhaupt schon nach Ha B1 zogen auch Werner Krämer, Gerlinde Prüssing und Ingeborg von Quillfeldt im Zuge ihrer umfassenden feintypologischen Untersuchungen der Schwerter und Bronzegefäße in Erwägung.647 Bedeutend ist auf jeden Fall die Tatsache, dass

alle drei Wörschacher Gräber über bemerkenswerte Prestigegüter verfügten, von denen naturgemäß Grab 1 mit seinem Schalenknaufschwert hervorzuheben ist. Bedauerlicherweise liegen in Modrijans Publikation keine Angaben über die Leichenbrände dieser Brandgräber vor, sodass man lediglich aufgrund der Ansprache der Gefäße als Urnen von der einstmaligen Existenz derselbigen innerhalb der oben aufgeführten Behältnisse ausgehen kann. Da auch keine anthropologischen Untersuchungen vorgenommen wurden, kann nicht einmal mit absoluter Sicherheit angegeben werden, ob es sich tatsächlich um drei Gräber gehandelt hat, oder vielleicht überhaupt nur um eine Bestattung. Dafür könnte − als abschließende Überlegung − auch die Tatsache sprechen, dass die drei Urnen von einer ovalen Steinplatte abgedeckt und an drei Seiten mit Steinplatten umgeben waren. Dies bedeutet − soweit dem Bericht Modrijans zu entnehmen ist − nicht mehr oder weniger, als dass sich alle drei „Gräber“ in ein und derselben Steinkiste befanden.648 Ein weiteres Schwertgrab konnte erst 2009 im Koppental zwischen Obertraun und Bad Aussee geborgen werden, eine ausführliche Publikation wird Maria Windholz-Konrad verdankt.649 Nicht nur das Grabinventar alleine kann als überaus bemerkenswert erachtet werden, sondern insbesondere auch die topo­ graphische Lage der Brandbestattung in diesem engen „Transitareal“, das aufgrund der zahlreichen bislang bekannt gewordenen urnenfelderzeitlichen bzw. großteils sogar zeitgleichen Bronzedepotfunde als eine Art „Sakrallandschaft“ fungiert haben dürfte. Unter diesem Aspekt hebt sich die Lage des offenkundig isoliert angelegten Grabes von anderen zeitgleichen Bestattungen deutlich ab, der Grund für diese Separation bleibt naturgemäß unbekannt. Auch sind aus dem Grabinventar selbst keine Hinweise zu gewinnen, die den Verstorbenen kausal unmittelbar und zwingend mit den im

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Urnenfelderzeitlicher Grabbefund aus dem Koppental (Bad Aussee) Foto: BDA, Maria Windholz-Konrad

Umfeld getätigten Deponierungen in Zusammenhang bringen würden, etwa im Sinne eines „Priesters“ (o. ä.). Das Grab selbst besaß nur eine seichte „Grabgrube“ mit einer schütteren, annähernd rechteckigen Steinumstellung, die recht exakt in Nordost-Südwest-Orientierung ausgerichtet war. Im nördlichen Eckbereich fand sich eine Konzentration von Leichenbrand, die wiederum eine rechteckige Struktur von 0,5 x 1 m Größe erkennen ließ. Dabei dürfte es sich wohl um die Reste einer ursprünglich aus organischem Material gefertigten Urne (etwa einer Holzkiste) gehandelt haben. Zwei nach Osten hin verschobene Kalksteinplatten könnten als Reste eines steinernen Deckels zu interpretieren sein. Im Grab selbst fanden sich 20 durch Brandeinwirkung deformierte Fragmente eines Vollgriffschwertes, bei dem es sich WindholzKonrad zufolge um eine Variante des Typs Liptau/Högl handelte, eine verzierte bronzene Keulenkopfnadel, ein bronzener Durchsteckbzw. Doppelknopf, Bronzeteile, die als Trachtbesatz dienten oder zum Schwert gehörten, weitere verschmolzene Metallfragmente sowie teilweise stark durchgeglühte Keramikbruchstücke. Die anthropologische Bestimmung des

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Leichenbrandes durch Silvia Renhart erbrachte den Nachweis eines außerordentlich kräftigen und robusten Mannes, „der zwischen dem 31. und 50. Lebensjahr (Spätadult/Frühmatur) verstarb“. Die bereits durch das Schwert und die Keulenkopfnadel indizierte Datierung nach Ha A1 bzw. Ha A2 konnte durch eine Radiokarbondatierung von Holzkohle aus der „Urne“ weitestgehend bestätigt werden (Beta-267425: 2880+/-40 BP bzw. 1210–970 v. Chr.).650 Von Bedeutung ist im Zusammenhang mit den Wörschacher Gräbern und dem neuentdeckten Grab aus dem Koppental der hohe Anteil an Bestattungen mit Schwertern, die nicht nur als Waffe, sondern als erstrangiges Prestigegut betrachtet werden müssen und die in den verstorbenen Kriegern Angehörige einer hervorgehobenen Personen- bzw. Gesellschaftsgruppe erkennen lassen. Bemerkenswert ist – wie Windholz-Konrad ausführen konnte – bei diesen Gräbern weiters, dass die Schwerter offenkundig jedes Mal dem Feuer ausgesetzt waren, was sie von zeitgleich deponierten Schwertern unterscheidet, die entweder – im Falle von Einstückdepots – vollständig bzw. unbeschädigt niedergelegt worden sind, oder aber in zerstückelter Form, wie es für Mehrstückdepots typisch ist. Darin spiegelt sich somit eine besondere Behandlung des Schwertes im Zuge des Bestattungsprozesses wider, die deutlich von den sonst geläufigen Deponierungssitten abweicht.651 Bestattungen mit derartigen Ausstattungsmustern sind in der heutigen Steiermark bislang auf das Ennstal und das Ausseer Gebiet beschränkt geblieben. Das einzige bis dato bekannte Grab der Stufe Ha A aus dem südlich davon gelegenen Bereich rund um das obere Murtal, das in Oberzeiring 652 geborgen werden konnte, unterschied sich bereits deutlich von seinen „Zeitgenossen“ weiter im Norden: 1958 wurde in Oberzeiring in 1,5 m Tiefe ein ebenfalls von Steinen eingefasstes Grab

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Inventar des Brandgrabes aus dem Koppental (Bad Aussee)

Grafik: BDA, Maria Windholz-Konrad

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Brandgrab der Stufe Ha A aus dem Innen­ hof des Landesarchivs in Graz Nach: Heymans, Grabungen Innenhof Landesarchiv 39 mit Abb. 25f.

im Zuge von Bauarbeiten erfasst, in dem sich ein rundbauchiges Gefäß mit ausbiegendem Rand und zwei Ösenhenkeln über der Halskehle sowie noch weitere Scherben befanden. In diesem als Urne dienenden Gefäß waren der Leichenbrand und Holzkohle sowie zwei durch Brand deformierte Nadeln mit einfachem, schräg gerieftem Kugelkopf deponiert.653 Während das eigentümlich rundbauchige Gefäß bislang ein Unikat darstellt, das aus formalen Gründen jedoch zweifelsfrei nach Ha A weist, kann mit Hilfe der beiden Bronzegewandnadeln Jiří Říhovský folgend die Datierung in die ältere Urnenfelderzeit bzw. in die Stufe Ha A1 präzisiert werden.654 Unklar bleibt, ob es sich bei dem Oberzeiringer Grab – so wie

etwa im Koppental – um ein isoliert angelegtes „Einzelgrab“ gehandelt hat oder ob dieses ursprünglich zu einer größeren Gräbergruppe bzw. einem Gräberfeld gehörte, das bislang nicht weiter erfasst werden konnte. Gesicherte Nachweise Ha A-zeitlicher Grabfunde liegen in weiterer Folge erst wieder aus dem Bereich von Graz und Wildon vor. So erbrachten die umfangreichen Rettungsgrabungen in der Grazer Innenstadt im Bereich des Pfauengartens und des benachbarten Karmeliterplatzes ein weitgehend intaktes bzw. nur leicht gestörtes Brandgrab sowie Reste von weiteren, durch etwas jüngere urnenfelderzeitliche Überbauung zerstörten Gräbern. Im zweiten Innenhof des Steiermärkischen Landesarchivs

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am Karmeliterplatz konnte 1998 ein klein dimensioniertes Brandgrab vor der Zerstörung gerettet werden, in dem die Urne – ähnlich wie in einer kleinen Steinkiste – von aufrecht stehenden Flussgeschiebesteinen eng umstellt war, die mit einer kleinen Kalksteinplatte abgedeckt waren.655 Ein f lacher Kalkstein bildete auch den Grabboden, auf dem die bikonische Urne mit senkrechten und leicht schrägen Ritzlinien am Unterteil stand. Das Brandgrab enthielt des weiteren Bruchstücke einer Tasse, zwei Goldfäden, stark verschmolzene Bronzefragmente (eines Armreifs?) und drei verbrannte Fragmente beinerner Schmuckscheiben. Der im Bikonus deponierte Leichenbrand stammte der anthro­ pologischen Auswertung zufolge von einem 13- bis 18-jährigen jugendlichen Individuum. Der Ausgräber Hannes Heymans erwog für das Grab eine Datierung nach Ha A1 bzw. in die 2. Hälfte des 13. Jhs. v. Chr., womit es zum Zeitpunkt seiner Auffindung im Jahr 1998 bemerkenswerterweise das älteste bis dahin bekannte Grab der Steiermark darstellte. Der Bereich, in dem dieses Grab aufgedeckt wurde, war allerdings bereits bald danach in der jüngeren Urnenfelderzeit, an der Wende zum 1. Jahrtausend v. Chr., als Siedlungsareal genutzt worden, wie oben geschildert wurde. Diese ausgedehnte Siedlung am nordöstlichen Fuß des Grazer Schlossberges erstreckte sich noch ein gutes Stück weiter nach Osten hin, wo sie im Zuge von Rettungsgrabungen beim Bau der Pfauengarten-Tiefgarage großf lächig untersucht werden konnte. In diesem Bereich wurde den Vorberichten zufolge auch eine – allerdings nicht weiter quantifizierte – Reihe von zeitgleichen Gräbern angetroffen, die al-

lerdings durch die erwähnte Überbauung bereits großteils zerstört worden waren.656 An aus diesen Gräbern stammenden Funden werden das Fragment einer bronzene Violinbogenfibel, eine Dolchspitze aus Bronze und verzierte Keramik erwähnt, möglicherweise sind auch Golddrähte diesen Gräbern zuzuordnen. Eine Datierung nach Ha A darf vorerst auf der Basis dieser wenigen vorgelegten Funde vermutet werden. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass das im unmittelbar benachbarten zweiten Innenhof des Landesarchivs erfasste Brandgrab Teil eines größeren Gräberfeldes war, dessen ursprüngliche Ausdehnung sich jedoch nicht mehr exakt eruiert lässt, was auch für die einstmalige Anzahl der Gräber gilt. Bemerkenswert ist auf jeden Fall einerseits die Tatsache, dass aus diesen Brandgräbern mitunter auffallend wertvolle Beigaben stammen, wie etwa die Goldfäden bzw. -drähte, die eine herausgehobene Stellung einzelner hier bestatteter Personen indizieren. Andererseits weist die wohl in Ha B1 einsetzende großf lächige Überbauung des Gräberfeldareals darauf hin, dass mit einem Belegungsende der Nekropole am Ende von Ha A bzw. zu Beginn von Ha B gerechnet werden darf. Nichtsdestotrotz muss vor einer endgültigen Beurteilung dieser Situation freilich die entsprechende Fund- und Befundvorlage abgewartet werden. Während die bislang erwähnten Gräberfelder zu Beginn der jüngeren Urnenfelderzeit durchgehend abzubrechen scheinen, stellt sich die Sachlage im größten bislang bekannten spätbronze- und früheisenzeitlichen Gräberfeld der heutigen Steiermark in Kainach bei Wildon anders dar, von dem bislang über 230 Brandgräber ergraben werden konnten.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die urnenfelder- und älterhallstattzeitliche Begräbnisstätte in Kainach bei Wildon657 Von Christoph Gutjahr Die Begräbnisstätte liegt der Marktgemeinde Wildon benachbart am Ufer der Kainach, nahe deren Mündung in die Mur, etwa 20 km südlich von Graz auf zirka 300 m Seehöhe im Bereich weiter Schotterterrassen, die hier durch Mur und Kainach abgelagert wurden. Der ausgedehnte Bestattungsort ist mutmaßlich der rund 1.500 m Luftlinie entfernten zeitgleichen Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg (450 m)658 zugehörig, geomorphologisch ein mehrere Millionen Jahre altes Erosionsrelikt, den die Kainach von dem ausgehnten Begräbnisareal trennt. Ein Zusammenhang mit einer noch nicht entdeckten Flachland(be)siedlung im näheren Umfeld ist aufgrund der doch größeren Distanz zum Schlossberg nicht gänzlich auszuschließen, wenn auch wenig wahrscheinlich.

Im Spätsommer 2004 trat bei Vorarbeiten für die Errichtung eines bis dato nicht realisierten Industrieparks auf dem Grundstück Nr. 550 eine spätbronzezeitliche Begräbnisstätte zutage, deren jüngste Bestattungen in die ältere Hallstattzeit überleiten.659 Insgesamt wurden in mehreren Kampagnen vom Verein Kulturpark Hengist – mit Ausnahme von 2004 unter der Leitung des Verfassers ‑ bis 2007 mehr als 17.000 m 2 auf den Grundstücken Nr. 365/4 und 550 untersucht und dabei etwa 430 Objekte dokumentiert. Davon können ca. 230 als hauptsächlich wohl spätbronzezeitliche Brandgräber angesprochen werden. Neben Flachgräbern sind vereinzelt auch abgekommene Hügelgräber nachgewiesen (z. B. Grab 3).660 Anhand der Gräberverteilung und -konzentration hat es den Anschein, als hätte es Lage der Begräbnis­ stätte in Kainach bei Wildon (Pfeil) Ausschnitt aus ÖK 1:50.000, Blatt 190 (Leibnitz)

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Kampagne 2005. Überblick über das Grabungsgelände in Kainach bei Wildon Foto: Christoph Gutjahr

sich in Kainach nicht um eine einzelne große Nekropole gehandelt, sondern um zwei, möglicherweise auch drei ursprünglich separate und später sukzessive zusammengewachsene Gräberfelder bzw. -gruppen. Der zeitliche Ablauf bzw. die Gräberfeldchronologie ist diesbezüglich aber noch offen.

Keramiksatz aus Grab 3 der Begräbnisstätte in Foto: Robert Fürhacker Kainach bei Wildon

Die Begräbnisstätte, bei der es sich um die bislang größte bekannte dieser Zeitstellung in der Steiermark und um eine der bedeutendsten im Südostalpenraum handelt, ist noch keineswegs erschöpft, sondern setzt sich nach Osten, Norden und – wie eine im Jahr 2012 erfolgte Rettungsgrabung belegt – auch nach Süden (Grundstück Nr. 354/2)661 hin fort. Im Osten bildete erst ein großteils abgekommenes älterhallstattzeitliches Hügelgräberfeld den Abschluss, das somit in eine Gesamtbetrachtung der Kainacher Begräbnisstätte einbezogen werden muss. Als dessen noch am besten erhaltener Vertreter sticht der etwa 300 m nordöstlich der Gräber gelegene einst mächtige sog. Galgenkogel hervor. Außer dem „Galgenkogel“ (Hügel 1) ist heute nur noch ein zirka 100 m südlich davon gelegener Grabhügel (Hügel 3) eindeutig als Erhebung im Gelände zu erkennen. Beide Großgrabhügel wurden Ende der 1920er-Jahre von Marianne Grubinger zum Teil ergraben. Der „Galgenkogel“ enthielt u.  a. die Reste zweier Kegelhalsgefäße, die am Hals und am

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Vorläufiger Gräber­ feldplan der Begräbnis­ stätte in Kainach bei Wildon: Objekte und Gräber, Stand 2007 Grafik: Jörg Fürnholzer/ Stephan Karl

Lage der Begräbnis­ stätte mit dem Hügel­ gräberfeld in Kainach bei Wildon Karte: GIS Steiermark, Grafik: ©Kulturpark Hengist/Stephan Karl ©

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Auszug aus der Josephinischen Landesaufnahme von 1787

Gefäßkörper mit geometrisch (Mäander) und figural (Hirsche) durchbrochenen Bronzeappliken verziert waren.662 Nur mehr ein sehr seichter Niveauunterschied deutet auch noch einen dritten Hügel im Gelände nördlich des „Galgenkogels“ an (Hügel 2). Diese drei Großgrabhügel sind bereits in der Josephinischen Landesaufnahme von 1787 kartographisch ausgewiesen. Bei archäologisch-geophysikalischen Pro­­ spektionen im Vorfeld des „Galgenkogels“ im Frühjahr 2016 sowie 2017 gelang der Nachweis von maximal elf weiteren, heute mit freiem Auge nicht mehr sichtbaren Grabhügeln im Bereich westlich und nördlich des heutigen Wildoner Ortsfriedhofes. Für diese Grabhügel sind Durchmesser zwischen etwa 20 und 30 m (Hügel 5) zu erschließen. Bei den – vorbehaltlich einer Überprüfung durch archäologische Ausgrabungen – gegenwärtig maximal

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Österr. Staatsarchiv, Kriegsarchiv

fassbaren insgesamt 15 Tumuli, die zusammen das hallstattzeitliche Hügelgräberfeld Kainach bei Wildon bilden, handelt es sich sicherlich nur um einen Teil des ehemaligen Bestandes. Insbesondere auf den Grundstücken östlich des Untersuchungsgebietes könnten einige weitere Hügel der Verbauung zum Opfer gefallen sein; anhand von Geoinformationssystem- (GIS-) Analysen ist dort immerhin noch Hügel 15 anzunehmen. Reste dreier größerer Hügelgräber zeichnen sich auf Luftbildern (Orthoscans des GIS-Steiermark) des Jahres 2004 westlich und nördlich der oben erwähnten Kainacher Begräbnisstätte ab. Die räumliche Verteilung der Kainacher Tumuli lässt vermuten, dass sie einen wesentlichen Bestandteil der über mehrere hundert Jahre belegten Kainacher Begräbnisstätte darstellen und im Norden und Osten in monumentaler Form den jüngsten, bis in die ent-

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Grab 79 der Begräb­ nisstätte in Kainach bei Wildon Foto: Christoph Gutjahrr

wickelte Hallstattzeit bestehenden Zeithorizont repräsentieren.663 Nach Ausweis der Funde setzen die Gräber in der Kainacher Begräbnisstätte in der älteren Urnenfelderzeit (Ha A1, ca. 1.200–1.100 v. Chr.) ein und reichen unter Berücksichtigung der oben angeführten Tumuli bis in die ältere Hallstattzeit (Ha C2, ca. 670 bis 600 v. Chr.), was einer wohl kontinuierlichen Belegungsdauer von etwa 600 Jahren entspricht – vorbehaltlich der noch nicht abgeschlossenen Gesamtauswertung. Der Schwerpunkt der Belegung liegt höchstwahrscheinlich in der Stufe Ha B (ca. 1.050–800 v. Chr.). Die Gräber lagen zumeist direkt unter dem Ackerhumus und waren in vielen Fällen nur (noch) sehr seicht in den anstehenden Schotter und/oder in eine Schwemmschicht aus leicht sandigem Lehm eingetieft sowie oftmals durch die Pf lugtätigkeit und die begonnenen Baumaßnahmen in Mitleidenschaft gezogen. Die Keramikbeigaben respektive die Gräber waren dadurch in vielen Fällen zur Hälfte oder auch

zu zwei Dritteln gekappt. Die Gräber wurden fast ausnahmslos in Holzkisten und/oder als Gips- oder Folienblock geborgen, was vor erfolgter Restaurierung und Konservierung umfangreichere Aussagen zur Grabausstattung sowie Funddetails vorerst einschränkt. Die zumeist tendenziell ovalen bis rechteckigen Grabgruben waren im Boden meist nur sehr schwer zu erkennen. Mehrfach waren alte Beraubungsspuren oder Störungen nachzuweisen. Steinsetzungen oder Steinkisten fanden sich selten, ebenso Steinabdeckungen oder etwa die Abdeckung der Urne mittels (Einzug-)Schale. Nur in den Gräbern 79 und 132 war eine Brandschüttung eingebracht. Die Deponierung des Leichenbrandes erfolgte in der Regel in Keramikurnen (Töpfe, häufig Kegelhalsgefäße, nur in einigen Fällen in organischen Behältnissen). Den Toten wurden weitere Keramikgefäße bzw. Geschirrsätze (Einzug- und Turbanrandschalen, diverse Töpfe, Tassen etc.) in das Grab mitgegeben. Die Keramik weist oftmals eingetiefte und erhabe-

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Gefäßinventar des Brandgrabes 214 aus der Begräbnisstätte in Kainach bei Wildon Nach: Gutjahr, Brandgrab Kainach 213, Taf. 1

ne Verzierungen (Ritzung, Kannelur, Punktdekor, Rollrädchen, Knubben etc.) auf. Die Trachtbeigaben wurden zum Teil am Scheiterhaufen mitverbrannt, gelangten oftmals aber auch völlig unversehrt in das Grab. An unverbrannten Metallbeigaben sind u. a. verzierte Bronzemesser (z. B. Grab 30: Typ Velem St. Vid, Grab 42: Typ Seeboden) bronzene Rasiermesser (z. B. Grab 42: Typ Oblekovice) und bronzene Gewandnadeln (z. B. Grab 25: Typ Graz) zu nennen. Erwähnenswert sind ferner die Beigabe einer verzierten Bronzetasse (Grab 67: Typ Jenišovice) sowie zwei nicht vollständig erhaltene Golddrahtringe (Grab 79).

Aus finanziellen Gründen konnten bisher lediglich die Inventare der Gräber 3 (Ha C0 bzw. C1a, ca. 800 bis 720 v. Chr.), 30, 42, 65, 79 (jeweils Ha B1, ca. 1.050 bis 950 v. Chr.), 159, 187, 188 (jeweils Ha B) sowie 214664 und 226 (beide Ha A1) zur Gänze restauriert werden, ferner die Gräber 1/12 (Ha B[1?]), 3/12 (Ha C1 bzw. Ha C1b, ca. 720 bis 670 v. Chr.) und 4/12 (Ha B[1?]). Es ist aber bereits jetzt ersichtlich, dass einige Gräber in der Grabausstattung starke Bezüge zu inneralpinen Kulturgruppen aufweisen, und zwar insbesondere in den Bereich der Laugen-Melauner Kulturgruppe. An dieser

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Schneppenkanne aus Grab 65 der Begräbnisstätte in Foto: Robert Fürhacker Kainach bei Wildon

Stelle sei etwa das noch unpublizierte Grab 65 hervorgehoben, aus dem u. a. eine nahezu vollständige Kanne mit ausgezipfeltem Rand (sog. Schneppenkanne, Fazies Laugen-Melaun A)665 und ein Kegelhalsgefäß mit Tannenzweigzier stammen. Beziehungen in den norditalienisch-tirolerischen Raum bezeugen ebenso die Beigaben aus dem Grab 42, das u. a. ein Gefäß mit Tannenzweigzier sowie eine Nadel des Typs Marco, eine Nadel des Typs Cles/Variante B und eine weitere Nadel italischen Typs beinhaltete.666 Über das Grab 79 wiederum sind u. a. nordöstliche Verbindungen in den Bereich der schlesischen Gruppe der Lausitzer Kultur (Südwestpolen), aber auch zum nördlichen Balkan belegt.667 Das Auftreten von Fremdformen unter den keramischen Beigaben ist jedenfalls ein Phänomen, das in Wildon auch für andere spät­

Bronzenadel des Typs Marco der Begräbnisstätte in Kainach bei Wildon Nach: Blečić Kavur, Big Sea 51, Fig. 1

urnenfelder- bis älterhallstattzeitliche Bestattungsplätze wie jenem bei der Hauptschule in Wildon (heute Neue Mittelschule)668 oder für das Hügelgräberfeld Wildon Buchkogel/Nordhang 669 zu vermerken ist.

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Bei dem Kainacher Gräberfeld handelt es sich jedoch nicht um eine einzelne große Nekropole, sondern – wie Christoph Gutjahr ausführen konnte – um zumindest zwei, vermutlich aber sogar drei separate, eng nebeneinander liegende Gräbergruppen bzw. -felder, die sich im Laufe der Zeit verdichteten und allmählich beinahe zusammenwuchsen, wie es im zentralen ergrabenen Gräberbereich erkennbar wird. Da bislang erst einige wenige Gräber restauriert werden konnten, sind verallgemeinernde Aussagen über die Belegungsdauer im Detail naturgemäß noch nicht möglich, doch zeichnet sich ein Belegungsbeginn bereits in Ha A1 ab, wofür exemplarisch das oben erwähnte Grab 214 angeführt werden kann, das eines der am nördlichsten gelegenen Bestattungen im Untersuchungsareal darstellte. Grab 214 verfügte über eine nur mehr seicht erhaltene Grabgrube, in der sich Teile eines bikonischen Gefäßes, einer Tasse und einzelne Bruchstücke einer weiteren Tasse fanden. Den Boden der Grabgrube bedeckten einzelne Häufchen von Holzkohle, Asche, verziegeltem Lehm und Leichenbrandgrus, die wohl als Scheiterhaufenrückstände betrachtet werden können. Auf diesen Resten wurden die erwähnten Gefäßfragmente platziert, danach erfolgte die eigentliche Verfüllung mit stark holzkohlehältigem Material vom Scheiterhaufen, das auch Leichenbrand enthielt. Wie Gutjahr andeutete, zeichnet sich eine zeitgenössische Beraubung des Grabes aufgrund der eigentümlichen Befundsituation und Fragmentierung der Beigaben- und Bestattungsgefäße ab, darüber hinaus fehlten Metallbeigaben verdächtigerweise vollständig. Die spärlichen Leichenbrandreste konnten zwar von Silvia Renhart eindeutig als menschliche Überreste bestimmt werden, doch erlaubte der schlechte Erhaltungszustand keine Alters- und Geschlechtsdiagnose.

Aus den oben erwähnten Gründen kann momentan nicht beurteilt werden, in welcher Dichte der Belegungsbeginn des Gräberareals in Kainach einsetzte und ob dies in sämtlichen Teilnekropolen zugleich stattfand, oder ob hier chorologische bzw. horizontalstratigraphische Verschiebungen festzumachen sein könnten. Die Mehrzahl der bisher datierbaren Kainacher Gräber ist Gutjahr zufolge nach Ha A2/B1 bis Ha C1 zu stellen, was absolutchronologisch dem Zeitraum vom Ende des 11. bis ins 8. Jh. v. Chr. entspricht. Die unmittelbare Nähe dieser Gräber zu den knapp nordöstlich davon gelegenen und auch heute noch obertägig sichtbaren hallstattzeitlichen Tumuli (sog. Galgenkogel) deutet an, dass eventuell sogar mit einer Kontinuität dieses ausgedehnten Nekropolenareals bis in die jüngere Hallstattzeit bzw. Ha D gerechnet werden könnte, was einer über 400-jährigen Nutzung dieses Platzes zu Bestattungszwecken gleichkäme. Bei der Frage nach der Lage der zu diesen Bestattungen gehörenden Siedlung wird das Hauptaugenmerk zweifelsohne primär auf den immerhin knapp 1,5 km entfernten und durch die Kainach von diesem Gräberareal getrennten Wildoner Schlossberg zu richten sein, auf dem eine zeitgleiche Besiedlung jedenfalls belegbar ist. Trotzdem könnte die gar nicht geringe Distanz zu dieser bemerkenswerten Höhensiedlung auch als Hinweis für weitere, näher gelegene Siedlungen im direkten Umfeld erachtet werden, deren Nachweis allerdings erst zu erbringen ist. Auf jeden Fall mit der Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg ist das Gräberfeld von Wildon-Unterhaus670 in Verbindung zu bringen, das an dessen östlichem Hügelfuß im Bereich nahe eines alten Murüberganges angelegt worden war. Das 1985 lokalisierte und 1987 unter der Leitung von Diether Kramer partiell auf einer Fläche von knapp 80 m² untersuchte Gräberfeld ist hinsichtlich seiner

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ursprünglichen Gesamtausdehnung nicht abschließend eingrenzbar, wenngleich Margret Kramer 2009 darauf hinwies, dass durch diese Rettungsgrabungen doch ein Großteil der bemerkenswert dicht belegten Nekropole erfasst worden wäre.671 Auf der ergrabenen Fläche konnten immerhin Reste von über 40 Gräbern freigelegt werden, die eine Belegung des Gräberfeldes während der gesamten (?) jüngeren Urnenfelderzeit (bzw. Ha B) bis in die ältere Hallstattzeit nachzuweisen vermögen.672 Da bislang erst einzelne ausgewählte Grabkomplexe im Rahmen von Überblicksarbeiten vorgelegt worden sind, ist eine Gesamtbeurteilung der Nekropole noch nicht möglich. Auf jeden Fall zu korrigieren sein wird die Angabe, dass das 1996 publizierte Grab 3 mit seiner eisernen Rollenkopfnadel mit gebogenem Schaft als eines der ältesten Gräber in Wildon-Unterhaus anzusprechen ist. Während Margret Kramer das Grab aufgrund der Nadelform mit der Stufe Ljubljana Ia parallelisierte,673 wird das Grab tatsächlich Ljubljana IIb bzw. dem „Horizont des eisernen Schmuckes“ zuzuweisen sein, der bereits als hallstattzeitlich eingestuft werden muss. Eine Vorlage der relevanten urnenfelderzeitlichen Grabinventare, die diese Frühphase des Gräberfeldes belegen, bleibt somit vorerst abzuwarten. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt dürfte jedoch schon klar sein, dass die Belegung des Gräberfeldes von Wildon-Unterhaus erst deutlich nach der der Nekropole in Kainach bei Wildon einsetzt, Ha A-zeitliche Bestattungen sind auf jeden Fall in Wildon-Unterhaus nicht auszumachen.674 Eine Ansprache der Wildoner Nekropole als Flachgräberfeld wurde unlängst von Paul Gleirscher in Frage gestellt, wobei Gleirscher zufolge gerade die zahlreichen Überlagerungen bzw. Überschneidungen sowie auch die Bestattungen in Steinkisten als Hinweis auf die Existenz einstmaliger Tumuli zu werten seien. Dieser Meinung wird weitgehend zu folgen

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sein, wobei der Sachverhalt dahingehend zu präzisieren sein wird, dass in diesem Teil der Nekropole wohl jünger-(?) bzw. späturnenfelderzeitliche Flachgräber von frühhallstattzeitlichen Tumuli überlagert worden sind. Steinkisten hingegen fügen sich − wie oben ausgeführt − problemlos in den schon für Ha A belegbaren Grabformenkanon. Im Grunde genommen begegnet hier eine Situation, die sich auch bei anderen „steirischen“ Gräberfeldern vergleichbarer Belegungsdauer nachvollziehen lässt, wie etwa im Bereich der Grazer Leechkirche, wo urnenfelderzeitliche Flachgräber von einem größeren hallstattzeitlichen Grabhügel überlagert worden sind. Auf diese Gräber wird unten noch zurückzukommen sein. Aus Wildon-Unterhaus liegen darüber hinaus mittlerweile Hinweise auf ein zweites, von Bernhard Hebert als spätesturnenfelderzeitlich eingestuftes Gräberfeld vor, von dem gerade noch ein bereits weitgehend zerstörtes Grab in einer Baggerkünette erfasst werden konnte.675 Das aus diesem Grab stammende Kegelhalsgefäß als feinchronologisch noch aussagekräftigster Fund676 wird von Hebert mit Recht formal mit vergleichbaren Kegelhalsgefäßen („Typ 2“) der frühen Phase der Sulmtalnekropole verglichen, worauf beispielsweise auch ein in seiner Form entsprechendes Kegelhalsgefäß aus dem Gräberfeld Masser-Kreuzbauer (Grab 17) am Burgstallkogel bei Kleinklein hinweist.677 Hinsichtlich der Datierung bleibt jedoch festzuhalten, dass es sich allerdings bei allen Vergleichsstücken um Gefäße aus bereits frühhallstattzeitlichen Gräbern – und sogar auch Hügelgräbern – handelt, die durchwegs schon Eisengegenstände in ihren Inventaren führen und dementsprechend jünger datieren. Knapp 10 km nördlich von Wildon und annähernd in der Mitte des ausgedehnten Grazer Beckens konnte in Kalsdorf eines der größten bislang aus der Steiermark bekannten urnen-

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felderzeitlichen Gräberfelder mit zumindest 42 Gräbern erfasst werden, das – gleich wie Wildon-Unterhaus – ebenfalls eine Kontinuität bis in die frühe Hallstattzeit aufweist. Diese in ihrer Ausdehnung noch nicht vollständig untersuchte Nekropole, die ursprünglich möglicherweise zu einer wenige hundert Meter nördlich davon gelegenen dorfartigen Siedlung gehört haben dürfte, befand sich am östlichen Rand der ersten Hochterrasse oberhalb der Murauen und war vermutlich im Bereich oberhalb einer Furt über die Mur angelegt worden. Nachdem erste Hinweise auf prähistorische Gräber im Umfeld des späteren römerzeitlichen Vicus bereits seit 1913 bekannt geworden waren, konnte 1958 ein erstes Brandgrab geborgen werden, dessen Funde in das Landesmuseum Joanneum gelangten. Die eigentliche Erforschung des sich über eine Fläche von rund 120 x 60 m erstreckenden, eher schütter belegten Gräberfeldes erfolgte in drei zeitlich abgesetzten Etappen, wobei festgehalten werden muss, dass primär Rettungsgrabungen bzw. Notbergungen den Verlauf der Aufdeckung bestimmten. Nach einer ersten Phase der Freilegung von immerhin 14 Gräbern zwischen 1976 und 1979, die vom Landesmuseum Joanneum getragen worden war, konnten von 1991 bis 1997 von verschiedenen Institutionen im Zuge von Rettungsgrabungen (Bundesdenkmalamt, Landesmuseum Joanneum und Universität Graz) insgesamt 20 weitere Gräber geborgen werden. Vor allem die ausgedehnten Ausgrabungen im Bereich des römerzeitlichen Vicus, die gerade in diesen Jahren konzentriert durchgeführt wurden, erbrachten hierbei zahlreiche neue Gräber. Zwischen 2001 und 2003 konnten noch einmal drei – allerdings bereits weitestgehend zerstörte – Gräber erfasst werden, die im Zuge der nunmehr f lächendeckend einsetzenden Verbauung des Nordwestbereiches des Gräberfeldes „angefahren“ worden waren. Nachdem Walter Modrijan in seiner kleinen monographischen

Arbeit über den prominenten Fundort Kalsdorf sämtliche bis zum Jahr 1958 aufgetretenen Altfunde vorlegen konnte, lagen für die Grabungen der späteren Jahre in der Regel für die meisten Gräber zumindest kurze Erwähnungen in Vorberichten vor; eine Ausnahme davon stellten einerseits die 1993 erfolgte vollständige Vorlage des Grabes 1/91 durch Bernhard Hebert und andererseits die Publikation des bei einem Baggerschnitt angetroffenen Grabes 1/92 durch Manfred Lehner im Jahr 1996 dar. Eine vollständige Gesamtbearbeitung und Auswertung sämtlicher noch greif barer Kalsdorfer Grabfunde fand schließlich im Rahmen der Dissertation des Verfassers statt, die Ergebnisse wurden 2005 monographisch vorgelegt.678 Das in seinen Erhaltungs- und Überlieferungsbedingungen von den bislang bekannten „steirischen“ Urnenfeldernekropolen wohl am schlechtesten befundete Gräberfeld von Kalsdorf kann somit momentan paradoxerweise weiterhin als das am besten erforschte in der Steiermark bezeichnet werden. Soweit feststellbar, können die Ergebnisse auch für andere zeitgleiche Nekropolen im Arbeitsgebiet als repräsentativ erachtet werden, sodass die Erörterung spezifischer Details, die eben auch auf andere Gräberfelder umgelegt werden können, gerechtfertigt erscheint. Demzufolge ist festzuhalten, dass es sich bei sämtlichen Bestattungen ausnahmslos um Brandgräber handelt, wobei in nicht wenigen Fällen mehr als nur eine verstorbene Person im Grab bestattet worden war, zumeist handelte es sich dabei um die Bestattungen von Frau und Kind, selten um Dreifachbestattungen (Mann, Frau und Kind). Die Deponierung des Leichenbrandes erfolgte in der Regel in einem Keramikgefäß, zumeist einer Schüssel oder einem Topf, deutlich seltener fanden Behältnisse aus organischem Material (z. B. Holzkästchen oder Säckchen) als Urne Verwendung. Im Falle von Mehrfachbestattungen wurde der Leichenbrand der ebenfalls mit-

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Inventar des Grabes 1/91 aus dem Gräberfeld von Kalsdorf bei Graz Nach: Tiefengraber, Grazer Becken Taf. 14f.

bestatteten Personen meist gesondert im Grab deponiert, mitunter aber auch in weiteren Gefäßen, bevorzugt in Schalen. Brandschüttungsbestattungen, bei denen der Leichenbrand – oftmals vermengt mit Rückständen des Scheiterhaufens und mitverbrannten Beigaben bzw. Trachtbestandteilen – an bestimmten Stellen innerhalb der Grabgrube deponiert worden war, stellen bereits ein Charakteristikum der Gräber der jüngsten, schon frühhallstattzeitlichen Belegungsphase der Kalsdorfer Nekropole dar (Kalsdorf II). Für sämtliche in dieser

Hinsicht aussagekräftigen Gräber der älteren Ha B-zeitlichen Belegungshorizonte können Urnenbestattungen als typisch erachtet werden. In die zumeist quadratischen, seltener runden und ovalen, unterschiedlich tief erhaltenen Grabgruben mit einer Seitenlänge bzw. einem Durchmesser von zumeist knapp über 1 m wurden neben den Urnen noch weitere Beigabengefäße deponiert. In den Grabgruben ließen sich mitunter – neben vereinzelten aus Steinplatten errichteten „Kisten“, wie sie auch von den urnenfelderzeitlichen Gräbern unter

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dem hallstattzeitlichen Grabhügel der Grazer Leechkirche oder aus Wildon-Unterhaus bekannt geworden sind – noch Holzreste als Hinweis auf eine einstmalige – in einzelnen Fällen von einfachen Rollsteinen eingefasste – hölzerne Kiste oder Kammer nachweisen. Die Beigabengefäße bildeten zusammengenommen in der älteren Belegungsphase (Kalsdorf I) in der Regel ein Set aus einem Kegelhalsgefäß, einer Schüssel oder einem Topf, zwei bis drei Schalen sowie einer (zumeist im Kegelhalsgefäß anzutreffenden) Tasse und formten dadurch einen weitgehend normierten Geschirrsatz für das Jenseits, der auch in den zeitgleichen Gräberfeldern in Wildon-Unterhaus und Kainach beobachtet werden kann. Im Fall des vermutlich bereits zeitgenössisch gestörten Grabes 2/91 der Kalsdorfer Nekropole fanden sich schließlich sogar Reste eines leider nicht weiter bestimmbaren Bronzegefäßes, das zusammen mit einem großen fassförmigen Topf bzw. Pithos sowie einer kleinen Kragenrandschale überhaupt ein von der „Standardausstattung“ abweichendes Gefäßinventar bildete. Mit Kalsdorf II, d. h. in der frühen Hallstattzeit, ändert sich die Zusammensetzung des Gefäßbeigabensatzes insofern, als nun ein zweites Kegelhalsgefäß zum Standardinventar hinzu tritt, in dem sich für gewöhnlich noch eine Tasse als Schöpfgefäß befindet. Darüber hinaus erhöht sich die Anzahl der unterschiedlichen Schalen, Schüssel oder Töpfe treten nicht mehr auf, die Leichenbrände finden sich gesondert deponiert in der nunmehr ausschließlich quadratischen bzw. rechteckigen und etwas größer dimensio­ nierten Grabgrube. Nur vereinzelt begegnen in den Kalsdorfer Gräbern Trachtbestandteile, wie vor allem Gewandnadeln oder Arm- bzw. Halsreife, die noch dazu für gewöhnlich durch die Mitverbrennung am Scheiterhaufen erheblich beschädigt sind. Bronze- und in der frühhallstatt-

zeitlichen Belegungsphase (Kalsdorf II) Eisenmesser sind einerseits als persönlicher Besitz der/des Verstorbenen aufzufassen, andererseits stellen sie auch einen funktionellen Bestandteil der Speisebeigaben dar, die aufgrund der ungünstigen Bodenverhältnisse nur in wenigen Fällen in Form von Tierknochen nachgewiesen werden konnten, ursprünglich jedoch wohl in jedes Grab mitgegeben worden waren. Insgesamt betrachtet kann festgehalten werden, dass insbesondere die Gräber der Ha B-zeitlichen Belegungsphase Kalsdorf I (a – b) ein strikte Normierung und starke „Homogenisierung“ im Beigaben- und Bestattungskanon erkennen lassen, der deutlich von den Inventaren der oben beschriebenen Ha A-zeitlichen Gräber etwa aus Wörschach oder dem Koppental abweicht. Statussymbole, wie etwa Schwerter und Zaumzeug, sind in den Gräbern der Stufe Ha B nicht mehr, Rasiermesser und Goldschmuck nur mehr in Einzelfällen vertreten, sodass eine soziale bzw. hierarchische Strukturierung anhand der Thanatokoiné nicht mehr abzulesen ist. Auch die Mitgabe von Bronzegefäßen wird erheblich eingeschränkt, lediglich aus dem oben erwähnten Kalsdorfer Grab 2/91 und aus Grab 67 von Kainach (Bronzetasse) liegen noch Einzelstücke vor. Inwieweit diese weitestgehende Vereinheitlichung der Ausstattungsmuster in den Gräbern nun als tatsächlicher Spiegel der Gesellschaftsstruktur erachtet werden kann, ist schwer zu beurteilen und grundsätzlich eine weiterhin kontrovers geführte Diskussion. Soweit abschätzbar, handelt es sich bei sämtlichen Ha B- bzw. Kalsdorf I-zeitlichen Gräbern um Flachgräber, bei den wenigen Gräbern der Stufe Kalsdorf II wäre eine einstmalige Überhügelung nicht nur durchaus denkbar, sondern sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Diese Überlegung wurde zuletzt auch von Christoph Gutjahr für einzelne Gräber des Gräberfeldes von Kainach angestellt.

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Es kann somit konstatiert werden, dass die – bislang ausnahmslos mittelsteirischen – Gräberfelder, die in der jüngeren Urnenfelderzeit bzw. ab Ha B1 erstmals (Kalsdorf und Kleinklein/Masser-Kreuzbauer) oder nunmehr verstärkt (Kainach) belegt werden, ohne Unterbrechung in der frühen Eisen- bzw. Hallstattzeit (Ha C) weiterlaufen und mitunter eventuell sogar noch die jüngere Hallstattzeit erreichen können (Kainach?). Obwohl bislang erst in einer Teilnekropole belegbar, dürfte auch die Situation in den Gräberfeldern in und rund um den Burgstallkogel bei Kleinklein, welcher in erster Linie durch die zahlreichen auch heute noch erhaltenen hallstattzeitlichen Tumuli von überregionaler Bedeutung ist, ähnlich gelagert sein. Einen konkreten Hinweis darauf haben die Rettungsgrabungen in der neuentdeckten Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer 679 am Südwestfuß des Burgstall- bzw. Grillkogels in den Jahren 1994 und 1995 geliefert, die Andreas Bernhard zufolge ursprünglich aus 14 erhaltenen Tumuli im Südbereich und 28 Flachgräbern bzw. bereits eingeebneten einstmaligen Hügelgräbern im Nordteil der Gräbergruppe bestanden haben soll.680 Die landwirtschaftliche Nutzung des Areals sowie Planierungsarbeiten, bei denen die Gräber erst entdeckt werden konnten, führten zu einer erheblichen Beschädigung der meisten Bestattungen. Hinweise auf einstmals über den Gräbern aufgeworfene Tumuli konnten im untersuchten Nordbereich keine mehr gewonnen werden, doch darf dies für einen Teil mit Sicherheit vermutet werden. Von Bedeutung ist an dieser Stelle allerdings die Tatsache, dass in Grab 11 ein Zylinderhalsgefäß als Urne Verwendung fand, das formal grundsätzlich an die Wörschacher Exemplare erinnert, jedoch in seiner gefäßtektonischen Ausführung bereits etwas fortgeschrittener und gerundeter wirkt, sodass eine Datierung in die jüngere Urnenfelderzeit bzw. Ha B1 nahe liegt. Soweit

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beurteilbar, lässt sich dieses Grab feinchronologisch gut mit der bislang ältesten belegbaren Siedlungsphase am Burgstallkogel in Einklang bringen und gibt somit einen wertvollen Hinweis darauf, dass diese urnenfelderzeitliche Höhensiedlung – beinahe erwartungsgemäß – von zeitgleichen Flachgräbern bzw. Gräberfeldern umgeben war. Ähnliches wird man wohl auch für die zahlreichen anderen bekannten urnenfelderzeitlichen Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Steiermark annehmen dürfen, erstaunlicherweise fehlen dafür aber – mit Ausnahme des Bereiches um die Grazer Leechkirche – weiterhin die entsprechenden Nachweise. Als nicht ganz unproblematisch erweist sich in der Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer jedoch die gesicherte Ansprache weiterer urnenfelderzeitlicher Grabinventare, mit denen der Abstand zu den frühhallstattzeitlichen Bestattungen überbrückt werden könnte, die von Andreas Bernhard erwähnten Gräber 12 und 13 sind dafür aufgrund ihrer Fundarmut ganz sicher nicht heranziehbar. Sämtliche anderen Gräber mit feinchronologisch verwertbaren Funden sind bereits als hallstattzeitlich einzustufen, sodass sich anhand der überlieferten Grabverbände leider keine kontinuierliche Belegung von Ha B1 bis nach Ha C1b belegen lässt, in das die jüngsten Bestattungen zu stellen wären. Deutlich anders präsentiert sich die Befundlage im Bereich der Leechkirche in Graz-Geidorf, wo sowohl die Errichtung des großen hallstattzeitlichen Tumulus als auch die nachfolgenden, darauf aufgesetzten Kirchenbauten erhebliche Überprägungen des urnenfelderzeitlichen Gräberfeldareals bewirkten. Intakte urnenfelderzeitliche Schichten sowie ein einzelnes Brandgrab konnten bei den langwierigen amt Ausgrabungen durch das Bundesdenkmal­ (Bernhard Hebert) und die Universität Graz (Manfred Lehner) in einer Tiefe von rund 4 m unterhalb des heutigen Oberf lächenniveaus an

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drei Stellen angeschnitten werden.681 Über diesem urnenfelderzeitlichen Horizont befand sich eine fast 2 m mächtige umgelagerte Schicht, die reichlich urnenfelder- und frühhallstattzeitliche Keramik sowie vereinzelte Leichenbrandfragmente – wohl aus zerstörten und verlagerten darunter- und umliegenden Gräbern – enthielt und die möglicherweise als erste Aufschüttung bzw. Substruktion des jüngeren hallstattzeitlichen Tumulus diente. Die Keramikfunde aus diesem Schichtpaket decken auf jeden Fall die gesamte Stufe Ha B sowie auch Ha C1 ab und bezeugen damit eine bemerkenswerte Belegungskontinuität innerhalb dieses Gräberfeldareals. Auf einen Belegungsbeginn (spätestens) in Ha B1 deutet ein Bruchstück eines Zylinderhalsgefäßes hin, wie es auch für die ältesten Gräber in den Nekropolen von Kalsdorf und Kleinklein/Masser-Kreuzbauer charakteristisch ist. Das annähernd zur Hälfte ergrabene, von Steinplatten eingefasste Grab im Nordbereich des heutigen Kirchhügels, dass von dem erwähnten Schichtpaket teilweise überlagert war, barg noch ein mit Steinplatten abgedecktes Kegelhalsgefäß sowie eine Schale, das restliche Grabinventar konnte aufgrund der erheblichen Tiefe nicht geborgen werden. Im Kegelhalsgefäß befand sich Leichenbrand, der anthropologisch als Rest der Bestattung einer zwischen dem 19. und 40. Lebensjahr verstorbenen Frau bestimmt werden konnte, sowie mehrere gedrechselte, röhrenförmige Beinfragmente, die wohl als Gewandnadelspitzenschützer anzusprechen sein dürften. Aufgrund seiner Gefäßform lässt sich das Kegelhalsgefäß dem Kalsdorfer Kegelhalsgefäßtyp III zur Seite stellen, der eine Leitform der Stufe Kalsdorf I b (bzw. Ha B2/3) darstellt. In diese Stufe ist im übrigen die Mehrzahl der urnenfelderzeitlichen Keramikfunde aus den diversen verlagerten Schichten im Weichbild der Leechkirche zu datieren, worauf beispielsweise die in teils üppigen geometrischen Motiven rollrädchen-

verzierten Stücke hinweisen. Es kann somit konstatiert werden, dass für die Errichtung des hallstattzeitlichen Tumulus, der in späterer Folge auch den „Kern“ des mittelalterlichen Kirchhügels bildete, Erdmaterial aus dem unmittelbaren Umfeld verwendet wurde, wobei offenkundig zahlreiche ältere Gräber zerstört worden sind – lediglich ein urnenfelderzeitliches Grab konnte noch zur Hälfte erfasst und geborgen werden. Nicht abschließend beurteilbar bleibt die Frage nach der ursprünglichen Ausdehnung dieses urnenfelderzeitlichen (und auch hallstattzeitlichen) Gräberfeldes: Vereinzelte Streufunde deuten auf jeden Fall auf eine Erstreckung nach Westen, in Richtung des durch Rettungsgrabungen erschlossenen weitläufigen Siedlungsareals am Fuße des Grazer Schlossberges im Areal des sog. Pfauengartens hin. Ob die Nekropole bis an den festgestellten östlichen Siedlungsrand heranreichte, bleibt unklar. Dasselbe gilt für die weitere Ausdehnung nach Norden, Osten und Süden, zumal diese Bereiche heute weitestgehend überbaut sind und sich somit einer Beurteilung entziehen. Auch kann nicht beantwortet werden, ob dieses Gräberfeld nur jener erwähnten „Untersiedlung“ zuzurechnen ist, oder ob es auch als Bestattungsareal für die Bewohner der ausgedehnten zeitgleichen Höhensiedlung am Grazer Schlossberg diente. Bemerkenswerter erscheint schließlich die Tatsache, dass trotz der relativ großen Anzahl an bislang bekannten urnenfelderzeitlichen Siedlungen nur mehr von drei weiteren Fundorten Gräberfunde der Stufe Ha B überliefert sind, die hier zwar noch erwähnt werden müssen, wegen der eher unbefriedigenden Befundund Fundvorlage an dieser Stelle jedoch nicht weiter besprochen werden sollen – eine erneute Publikation dieser Gräber würde zweifelsohne eine verdienstvolle Aufgabe darstellen. Dabei handelt es sich einerseits jeweils um einzelne bzw. isoliert geborgene Brandgräber aus Juden-

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dorf-Straßengel682 nordwestlich von Graz sowie aus dem Bereich der Ziegelei von Tillmitsch683 bei Leibnitz, die wohl ursprünglich zu größeren Gräberfeldern gehörten, andererseits liegen noch (urnenfelder- und frühhallstattzeitliche) Grabfunde aus Kapfenstein-Kölldorf684 in der Oststeiermark vor, die im Bereich eines ausgedehnten römerzeitlichen Hügelgräberfeldes aufgedeckt werden konnten. Auch diese dürften zu einer ursprünglich ausgedehnteren Nekropole gehört haben, die einerseits von jüngeren Tumuli überdeckt worden war und andererseits im Zuge der Ausgrabungen nur punktuell erfasst wurde. Es kann zusammenfassend festgehalten werden, dass aus dem Gebiet der heutigen Steiermark bislang deutlich über 300 urnenfelderzeitliche Brandgräber bekannt geworden sind, von denen allerdings die ca. 270 modern ergrabenen Gräber, die in den Nekropolen von Kainach bei Wildon und Wildon-Unterhaus geborgen werden konnten, noch nicht vorgelegt wurden, sodass eine allgemeingültige Auswertung dieser Grabfunde selbstredend noch verfrüht wäre. Bis dato stellt das Gräberfeld von Kalsdorf mit immerhin über 40 (urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen) Gräbern die einzige vollständig ausgewertete und publizierte „steirische“ Urnenfeldernekropole dar, ein Teil der hierbei gewonnenen Ergebnisse lässt sich jedoch auch auf die anderen Gräberfelder übertragen. Während aus Ha A nur wenige, dafür jedoch ausgesprochen reich ausgestattete Gräber vor allem aus der nördlichen Obersteiermark bekannt geworden sind, ist um die bzw. kurz vor der Jahrtausendwende mit dem Beginn von Ha B ein Anstieg an Grablegungen in teils ausgedehnten und überwiegend neu angelegten Gräberfeldern festzustellen. Diese werden dann zumeist in der Hallstattzeit ohne Unterbrechung weiter belegt und lassen an einzelnen Gräbern überraschend weiträumige Beziehungen in verschiedenste geographische

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Gebiete erkennen, auf die unten noch gesondert eingegangen werden soll. Der Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit manifestiert sich in diesen Gräberfeldern auf jeden Fall am deutlichsten in der nunmehr beginnenden Errichtung von Tumuli über den Bestattungen, in der oben beschriebenen Veränderung bzw. Bereicherung des Beigabengefäßsatzes sowie in der Zunahme der Grabgröße selbst. Diese Beobachtungen stellen den tendenziellen Regelfall dar, Ausnahmen mit reduzierteren Inventaren sind naturgemäß aber durchaus auch anzutreffen. Überlegungen zu urnenfelderzeitlichen Sozialstrukturen Als ausgesprochen schwierig erweist sich der Versuch, anhand der im Arbeitsgebiet zur Verfügung stehenden Funde und Befunde eine Skizze der sozialen Strukturen der „urnenfelderzeitlichen Gesellschaft“ zu entwerfen. Grabfunde als dafür besonders aussagekräftige Quellenkategorie stehen bislang nur in kleiner Anzahl und offenkundig qualitativ ungleich gewichtet zur Verfügung, sodass diese wohl nicht als repräsentativ erachtet werden sollten. Hierbei macht sich insbesondere auch die räumliche und zeitliche Divergenz bemerkbar, der zufolge Ha A-zeitliche Waffengräber nur aus der Obersteiermark bekannt geworden sind, Gräber der Stufe Ha B liegen hingegen bislang ausschließlich aus der mittleren Steiermark vor. Die Ausgangslage kann somit in keiner Weise mit der ungleich besseren Quellenlage etwa im Bereich der südlich benachbarten Ruše-Gruppe verglichen werden, wo die große Anzahl an beigabenführenden Bestattungen anhand der Ausstattungsmuster sehr wohl auch soziale Differenzierungen erkennen lassen. Für die Steiermark kann hingegen festgehalten werden, dass Gräber mit reichen Inventaren ab dem 12. Jh. v. Chr. in der Ober-

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und vereinzelt auch in der Mittelsteiermark zu beobachten sind, die aufgrund der Beigaben in erster Linie eine hervorgehobene Personengruppe oder Gesellschaftsschicht konkret greif bar macht. So liegen, wie oben bereits erwähnt, aus Wörschach und aus dem Koppental Brandgräber vor, in die Schwerter oder auch ein Pferdezaumzeug sowie Bronzegefäße in das Grab mitgegeben wurden, die als herausragende Statussymbole der höchsten Kategorie zu werten sind. An diese Waffen- oder Kriegergräber wäre die Bestattung im Innenhof des Grazer Landesarchivs anzuschließen, die sich durch die Beigabe von Goldfäden ebenfalls hervorhebt. Sieht man von dem isolierten Grab aus Oberzeiring einmal ab, so fehlen im Grunde genommen „durchschnittlich“ ausgestattete Gräber der Stufe Ha A in der Steiermark fast vollständig, lediglich das − allerdings wohl zeitgenössisch beraubte − Grab 214 aus dem Gräberfeld von Kainach bei Wildon könnte dieser Kategorie zugeordnet werden. Aus Ha B sind bislang keine Gräber mit Waffen- oder Pferdegeschirr- bzw. Zaumzeugbeigaben aufgedeckt worden. Überhaupt präsentieren sich die bekannten Gräber dieser Stufe als ausgesprochen homogen in Hinblick auf ihre Ausstattung, welche primär einen − oben bereits beschriebenen − Standardgefäßbeigabensatz umfasst, Trachtbestandteile sind nur in wenigen Fällen in den Gräbern anzutreffen. In den meisten Fällen ist die Bestimmung des Geschlechts des bzw. der Verstorbenen aus diesem Grund nur durch anthropologische Untersuchungen der Leichenbrände zu eruieren, potentielle soziale Differenzierungen werden durch diese Gräber jedenfalls nicht widergespiegelt. Ob dieses durch offenkundig streng normierte Bestattungssitten vorgezeichnete Bild der tatsächlichen Gesellschaftsstruktur entsprach, darf wohl eher bezweifelt werden. Bedenkt man, dass spätestens zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. der Beginn der Errichtung der teils

ausgedehnten Höhensiedlungen in der mittleren Steiermark anzusetzen sein wird, der mit dem Belegungsbeginn der bislang bekannten Urnengräberfelder großteils zusammenfällt, so sind hinter den teils gewaltigen Arbeiten, die eben zur Erbauung dieser Siedlungen − man denke etwa an die umfangreichen Erdarbeiten alleine für die Errichtung der einzelnen Siedlungsterrassen − notwendig waren, entsprechende „kollektive“ Leistungen zu vermuten. Ob dahinter nun tatsächlich eine − durch die „standardisierten“ Gräber suggerierte − Gesellschaft mit − vereinfacht gesagt − „f lacher“ Hierarchie zu vermuten ist, oder ob derartige Großbauvorhaben im Gegenteil nur auf der Basis einer klar strukturierten „Gesellschaftspyramide“ zu bewältigen sind, wird weiterhin in der einschlägigen Forschung kontrovers diskutiert und beurteilt. Ist für Ha A die „Spitze dieser Pyramide“ anhand der Waffengräber ansatzweise greif bar, so fehlt der konkrete Nachweis einer jünger- und späturnenfelderzeitlichen „Elite“ im Arbeitsgebiet. Auf der anderen Seite belegen zumindest punktuell die in den zeitgenössischen Ha B-zeitlichen Depotfunden akkumulierten Waffen und Rüstungsgegenstände, dass sehr wohl mit einer entsprechenden waffentragenden Bevölkerungsgruppe zu rechnen ist, die wohl in sich grundsätzlich einer gewissen Strukturierung bedurfte, und sich andererseits eben alleine dadurch von anderen Gruppen abhob. Soweit erkennbar, erlebt diese Gesellschaftsstruktur in der zweiten Hälfte bzw. am Ende des 9. Jhs. v. Chr. einen grundlegenden Wandel, der vermutlich auf einem Bedeutungs- und Machtzuwachs dieser waffentragenden Gruppe basiert und einzelne Proponenten als herausragende Individuen nun auch anhand der geänderten Grabbeigaben kenntlich und greif bar macht. Mit diesen Personen, vor allem handelt es sich dabei um Männer, denen nun erneut prestigeträchtige Gegenstände, wie beispielsweise

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Schwerter, als Statussymbol in das Grab mitgegeben werden, setzt nun am Beginn der Hallstattzeit die sukzessive Herausbildung einer Elite ein, die schließlich in den folgenden dreieinhalb Jahrhunderten in der Errichtung der bekannten „Fürstengräber“ kulminieren wird. Abschließend darf noch erwähnt werden, dass die bekanntesten Protagonisten dieser Entwicklung im Südostalpenraum beispielsweise die in dem sog. „Kriegergrab“ von Villach und im − in seiner Ausstattung und Fundzusammensetzung leider quellenkritisch ernsthaft zu hinterfragenden − Tumulus Forstwald 17 am Burgstallkogel in Kleinklein bestatteten Männer darstellen. Religion und Kult Hort- bzw. Depotfunde Mit dem Beginn der Urnenfelderzeit begegnet erstmals das nun fast im gesamten europäischen Raum nachweisbare Phänomen der Entäußerung bzw. Deponierung von teils bemerkenswert umfangreichen und oftmals auf verschiedenste Art und Weise manipulierten Buntmetallartefaktansammlungen. Obwohl auf den ersten Blick ähnliche Hort- bzw. Depotfunde bereits spätestens seit der Frühbronzezeit in bestimmten Gebieten Europas immer wieder nachzuweisen sind, liegt nunmehr das erste Mal eine überregionale und auffällig einheitliche Sitte vor, die auf großräumig verbreitete, weitgehend übereinstimmende Vorstellungen und Ideen zurückzuführen sein dürfte.685 Beinahe erwartungsgemäß werden für dieses Hort- bzw. Depotfundphänomen seit geraumer Zeit unterschiedliche Erklärungs- und Interpretationsvarianten diskutiert, die zwischen zwei Extremen pendeln, wobei der jeweilige Zeitgeist die Richtung vorzugeben scheint. Zum einen wird für die Mehrzahl der Hortbzw. Depotfunde eine kultische Niederlegung

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im Sinne eines materiellen Opfers überlegt, zum anderen wird eine profane Deutung bevorzugt, die in den deponierten Gegenständen einfache Waren-, Material-, Altmetall- oder Rohstoffansammlungen vermutet. Ob tatsächlich eine dieser beiden Extrempositionen die ursprüngliche Deponierungsintention trifft, ist weiterhin Gegenstand lebhafter Diskussionen. Gerade im letzten Jahrzehnt konnten jedoch durch die viel gezieltere Berücksichtigung der topographischen Auffindungssituation der einzelnen Depots (beispielsweise in Mooren, Quellen oder Felsspalten bzw. Höhlen, aber auch an Passübergängen, auf Berggipfeln oder in Flussläufen und Furten), der Zusammensetzung sowie des Umfangs bzw. der Stückzahl, aber auch der anthropogenen Modifikationsspuren an diversen Gegenständen verstärkt Argumente für eine tatsächlich kultisch intendierte und schlussendlich endgültige Niederlegung − oder wenn man möchte Opferung − der Artefakte vorgebracht werden. Damit ist zwar mitnichten erwiesen, dass sich nun nicht doch einzelne „echte“ bzw. profane Rohstoff- bzw. Materialhorte unter diesen Depotfunden verbergen, doch kann mittlerweile für viele Depots sehr stringent ein kultischer Charakter begründet werden. Allerdings wäre es ein Fehler, hinter diesem Aspekt der Deponierungssitte Monokausalität zu vermuten, vielmehr deuten die oben angeführten Faktoren auf überaus komplexe und vielschichtige Vorgänge hin. Gerade die strukturelle Zusammensetzung der einzelnen Depots ermöglicht eine Differenzierung in spezifische Ausstattungsgruppen, wie es 1996 von Peter Turk anhand der Depot- bzw. Hortfunde aus dem Gebiet des heutigen Slowenien vorgeführt wurde,686 – in Grundzügen ist dieses Schema auch auf die „steirischen“ Depots anwendbar. Dabei wurde grundsätzlich zwischen kleinen und großen Hortfunden mit gemischter Zusammensetzung unterschieden, die wiederum

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für bestimmte Hortfunddeponierungsphasen − zumindest in Slowenien − charakteristisch sind. Für die erste der fünf urnenfelderzeitlichen Hortphasen nach Peter Turk sind kleine Hortfunde mit gemischter Zusammensetzung typisch, die hauptsächlich aus vollständig erhaltenen Gegenständen bestehen, in erster Linie aus Waffen oder Werkzeug. Diese Horte können mit der frühurnenfelderzeitlichen Stufe Bz D gleichgesetzt werden, Beispiele aus der Steiermark für diese Hortkategorie wurden weiter oben bereits vorgestellt. In der zweiten Hortphase (Ha A), für die große Depots mit gemischter Zusammensetzung charakteristisch sind, ändert sich nun das Erscheinungsbild grundlegend: In ihnen finden sich nun Offensiv- (Schwerter, Lanzenspitzen, Äxte usw.) und Defensivwaffen (Helme, Beinschienen etc.) sowie zahlreiche Werkzeuge (Sicheln, Äxte, Beile, aber auch beispielsweise Hämmer) und Trachtbestandteile bzw. Schmuck. Häufig zu beobachten sind an diesen oftmals nur als Teile bzw. Bruchstücke in den Hort gelangten Gegenständen Modifikationsspuren: So sind zahlreiche Gegenstände offenkundig zerhackt, verbogen oder zerstückelt, aber auch verbrannt und angeschmolzen in das Depot eingebracht worden, mitunter wurden unterschiedliche Gegenstände auch miteinander verbunden, beispielsweise ineinander gesteckt oder umwickelt. Neben diesen Bronzegegenständen enthalten die Horte dieses Typs auch Gusskuchen oder Barren, die ebenfalls sehr oft Modifikationen aufweisen können. Für den ostösterreichischen Raum hat sich eine eigenständige Einteilung in insgesamt sechs urnenfelderzeitliche Depotfundhorizonte bewährt, die in ihren Frühphasen mit der Stufeneinteilung Turks weitgehend übereinstimmt. Die einzelnen Horizonte, die den Zeitraum der Stufen Bz D bis Ha B2/3 abdecken, sind hierbei jeweils nach repräsentativen Hortfunden benannt, darunter finden sich auch

steirische Depots. Der älteste frühurnenfelderbzw. Bz D-zeitliche Depotfundhorizont (Horizont Luftenberg) setzt sich aus kleinen Horten aus einzelnen Gegenständen zusammen, wobei mittelständige Lappenbeile eine Leitform darstellen. Darauf wurde im vorigen Kapitel bereits hingewiesen. Eine Schwierigkeit bei der gesicherten Ansprache dieser Depots besteht oft darin, dass auch Einzelstückdepots auftreten, die mitunter von Verlust- oder auch (zerstörten) Grabfunden schwer trennbar sind. Mit dem zweiten, älterurnenfelderzeitlichen Hortfundhorizont (Horizont Haidach-Hummersdorf ) setzen zumeist sogar sehr umfangreiche und gemischte Depots ein, die verschiedenste „Altmetalle“, d. h. zumeist modifizierte Gegenstände, Gusskuchenfragmente sowie Werkzeuge, wie Beile und Sicheln, umfassen. Für den dritten Hortfundhorizont (Horizont Augsdorf ), der in erster Linie im Südosten Österreichs Verbreitung findet, stellen Tüllenbeile mit Öse und Winkelverzierung einen neu hinzutretenden Bestandteil der gemischten Depots dar. Daneben enthalten die Horte dieses Horizontes in der Regel Zungensicheln, Schwertteile und Tüllenlanzenspitzen, aber auch Werkzeuge und weiterhin Gusskuchenbruchstücke. Jungurnenfelderzeitlich ist der fünfte Hortfundhorizont, Horizont Herrnbaumgarten, einzuordnen, dem in der Steiermark etwa die Depots von Waldstein687 und aus der Gegend von Anger-Birkfeld688 zuzuweisen wären.689 Als Leitformen für diese ebenfalls durchwegs gemischten Horte können Lappenbeile des Typs Haidach und Hallstatt sowie spezifische Tüllenbeile mit Winkelverzierung angeführt werden. Den jüngsten und bereits späturnenfelderzeitlichen sechsten Depotfundhorizont (Horizont Seeboden) bilden wiederum gemischte Horte, die u. a. sog. kimmerische Bronzen enthalten können. Dabei handelt es sich um bronzene Trensen und Knebel, wie sie eben im Depot von Seeboden am Mill-

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Verbreitung der urnenfelderzeitlichen Hortfunde in der Steiermark (die Bezeichnung „Untersuchungsgebiet“ in der Abb. bezieht sich auf das Steirische Salzkammergut) Nach: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben

stätter See oder im Hort von Haslau-Regelsbrunn (Niederösterreich) auftreten. Als weitere Leitform dieses letzten urnenfelderzeitlichen Hortfundhorizontes können beispielsweise auch noch oberständige Lappenbeile mit Öse angeführt werden. Überblickt man den bekannten Bestand an überlieferten Hortfunden aus dem Gebiet der heutigen Steiermark, der zuletzt von Maria Windholz-Konrad im Jahr 2010 im Rahmen ihrer Dissertation in einem Corpus erneut erfasst und mit eingehend detaillierter Auswertung insbesondere der Neufunde aus dem steirischen Salzkammergut vorgelegt wurde, so fällt auf, dass die Depots der Stufen Bz D/Ha A und Ha B zahlenmäßig sehr ausgeglichen vorhanden sind.690 Lässt man die potentiellen Einzelstückdepots außer Acht, so liegen knapp über 50 Hortfunde aus dem Arbeitsgebiet vor,

wobei mittlerweile mehr als die Hälfte aus dem steirischen Salzkammergut stammt. Der frühen bzw. älteren Urnenfelderzeit sind folgende Hortfunde zuzuweisen: Die Depots vom Plabutsch,691 Hummersdorf,692 Bruck an der Mur,693 Leoben Nennersdorf,694 aus der Drachenhöhle bei Mixnitz695 sowie aus dem Salzkammergut Depot I und II aus der Fundstelle „Kainisch-Schottergrube“ (CNr. 1696 und 2697), Depot V („Kainischtraun“; CNr. 7),698 Depot „Mittleres Koppental“ (CNr. 26),699 und Depot XI („Unteres Koppental“; CNr. 27).700 Älterurnenfelderzeitlich sind die Depotfunde aus Lannach701 und Judendorf-Straßengel702 einzuordnen, in die mittlere Urnenfelderzeit datieren wohl die Depots 1 und 7 von der Rabenwand bei Bad Aussee (CNr. 11703 und 12704), generell in die ältere und mittlere Urnenfelderzeit (Ha A) können die Depots aus Kindberg,705 von der

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Hortfunde aus Judendorf-Straßengel und Trössing

Nach: Müller-Karpe, Chronologie Urnenfelderzeit

Depotfund vom Brandgraben (Bad Aussee)

Krendlmühle bei Wildon,706 vom Polstersattel707 oder aus der Fundstelle „Mittleres Koppental“ bei Bad Aussee gestellt werden (CNr. 24).708 Interessanterweise begegnen Hortfunde vom Übergang der mittleren zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha A2/Ha B1) bislang ausschließlich im Salzkammergut, wie etwa die Depots

Foto: BDA, Alice Schumacher

2, 3, 4, 5 und 6 von der Rabenwand (CNr. 8,709 9,710 10,711 13712 und 14713). Aus der jüngeren Urnenfelderzeit können schließlich die Depots aus Waldstein und aus der Umgebung von Anger-Birkfeld angeführt werden, der letzte und jüngste Hortfundhorizont wird in der Steiermark durch die Depots aus Schönberg bei Niederwölz,714 von der Steinmaißspitze auf dem

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Depotfund mit Hakenschlüssel von der Koppentretalm (Bad Aussee)

Wildoner Buchkogel715 und das Depot III aus „Kainischtraun“ repräsentiert (CNr. 5).716 Allgemein jünger- bzw. späturnenfelderzeitlich datieren noch die Depots vom Kulm bei Weiz,717 aus Kapfenberg,718 aus Peggau,719 aus Wörschach,720 aus dem Salzkammerguter Fundbereich „Kainisch-Schottergrube“ (CNr. 3),721 Depot IV („Kainischtraun“; CNr. 6),722 Depot „Brandgraben“ (CNr. 15),723 Depot VII („Paulpötschen“; CNr. 19),724 Depot „Oberes Koppental“ (CNr. 20),725 Depot IX („Mittleres Koppental“; CNr. 23),726 Hakenschlüsseldepot Koppentretalm (CNr. 29)727 sowie auch noch die Depots XII und XIII (beide „Unteres Koppental“; CNr. 30728 und CNr. 31729). Nicht genauer einzuordnen bzw. nur allgemein in die Urnenfelderzeit zu datieren ist schließlich noch eine Reihe von Brucherz- bzw. Gußkuchendepots, die in letzter Zeit im Koppen- und Kainischtal geborgen werden konnten (CNr. 4,730 CNr. 16,731 CNr. 17,732 CNr. 21733 und CNr. 25734). Es ist wichtig zu betonen, dass in vielen Fällen überhaupt gar keine feinchronologisch

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Foto: Maria Windholz-Konrad

„typenreinen“ Horte vorliegen, sondern dass sich fast regelhaft in jüngeren Depots auch − oftmals auf verschiedenste Art und Weise modifiziertes − „Altmetall“ findet. In manchen Fällen werden derartige Depots vielleicht tatsächlich als Ansammlung von „Altmetall“ zur Weiterverwertung anzusprechen sein; wie lagemäßig gut erfasste Neufunde hingegen andeuten, zeichnet es sich jedoch ab, dass diese Horte möglicherweise die an einer bestimmten Stelle über einen längeren Zeitraum angesammelten Gegenstände umfassen. Naheliegenderweise könnten diese Orte als eine Art „Tropaion“, „Opferplatz“ oder gar „Heiligtum“ angesprochen werden, bei dem in bestimmten Abständen geopferte oder ausgestellte Gegenstände abgeräumt und endgültig deponiert wurden. Die abschließende Niederlegung musste wohl nicht unbedingt an derselben Stelle erfolgen, stattdessen dürften vielleicht dafür sogar gezielt andere Plätze aufgesucht worden sein.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Das urnenfelderzeitliche Deponierungs­areal bei der Rabenwand im Kainischtal Von Maria Windholz-Konrad Unter dem Phänomen des Deponierens ist das bewusste und endgültige Vergraben, Versenken oder Niederlegen kostbarer (Metall-) artefakte oder ganzer Objektkonvolute zu verstehen, dem man bevorzugt an topographisch markanten Landschaftsplätzen begegnet. Im Kainisch- und Koppental bei Bad Aussee waren ab der späten Bronzezeit jene Voraussetzungen gegeben, die für das Auftreten derartiger Deponierungen wesentlich scheinen: Eine stark frequentierte Handelsroute entlang des Traunf lusses, das numinose alpine Gelände rund um den Zinkenkogel und die Bergsalzgewinnung im nahe gelegenen oberöster-

reichischen Hallstatt, die eine umfangreiche Infrastruktur nach sich zog und den materiellen und kulturellen Reichtum der gesamten Region begründete. Von den 46–47 im Laufe der letzten 15 Jahre vom Bundesdenkmalamt und der „Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Salzkammergut“ neu dokumentierten urnenfelderzeitlichen Depotfundplätzen entlang der steirischen bzw. oberösterreichischen Traun soll hier exemplarisch der Kultbezirk bei der Rabenwand im Kainischtal735 näher erläutert werden, der aufgrund seiner Topographie und der außergewöhnlichen Befunde hervorsticht.

Verbreitung der urnenfelderzeitlichen Mehrstückdepotfunde entlang der Traun zwischen dem Ödensee und dem Hall­ Kartengrundlage: Gerald Fuchs, ARGIS; Grafik: Maria Windholz-Konrad stätter See

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Blick von der Lippenbrücke (Bad Aussee) auf die Traun, in Richtung Südosten. Im Hintergrund die Rabenwand im Kainischtal Foto: Maria Windholz-Konrad

Die Fundstelle liegt auf 749–818 m Seehöhe unterhalb der markanten steil aufragenden Felsen der Rabenwand zwischen 50 und 140 Höhenmeter über dem Traun-Fluss (auf ca. 680–700 m Seehöhe), niveaumäßig höher und leicht abgesondert von der im Gelände gut verfolgbaren prähistorischen Wegtrasse durchs Kainischtal, die in diesem Bereich (auf einer Seehöhe zwischen 720 und 750 m) auf einer Geländekante oberhalb des Flusslaufes liegt. Zwischen 2003 und 2009 wurden auf den von Felsstürzen überlagerten Abhängen unmittelbar unterhalb der Rabenwand neun Bronzekonvolute entdeckt, die zwischen 10 und 121 Artefakte umfassen. Zwei dieser Bronzedepots waren ca. 300 m südöstlich der Felswand nächst zwei imposanten Karstquelltrichtern verborgen

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worden. Im Randbereich einer heute versiegten Karstquelle (mit ca. 15 m Durchmesser), deren Wassermassen heute im Tal mit großem Druck aus dem Berg heraus in die Traun münden, wurden zwei weitere Depots niedergelegt. Ein weiterer „Rabenwand-Hort“ findet sich nahe einer heute (noch) aktiven Quelle. Das prähistorische „Deponierungsareal“ oberhalb des zur Traun hin steil abfallenden Hanges weist innerhalb der Fundanordnung vier „Etagen“ auf: Auf etwa 818 m Seehöhe fanden sich die beiden Depots 2 und 4, entlang der zweithöchsten „Linie“ Depot 7 (auf 763,5 m Seehöhe), 8 (auf 760,4 m Seehöhe) und 9 (auf ca. 753,8 m Seehöhe) sowie der Einstückdepotfund einer Prunklanzenspitze (auf 759,8 m Seehöhe). Zur tiefsten Etage werden die Depots 1 (auf 749 m Seehöhe), 3 (auf 747 m Seehöhe) und 5 (auf 748 m Seehöhe) gerechnet, welche bis zu 30 Höhenmeter oberhalb des im Gelände gut erhaltenen prähistorischen Altweges durchs Kainischtal (auf 720–750 m Seehöhe) liegen. Depot 6 (auf 719 m Seehöhe) hingegen wurde direkt an diesem Saumpfad entdeckt. Die prähistorischen Bronzedeponierungen bei der Rabenwand demonstrieren – durch eine Bandbreite an für diese Quellengattung typischen Merkmalen – anschaulich den hohen symbolischen Gehalt urnenfelderzeitlicher Niederlegungen im Erdreich: Selektionen spezifischer Werkzeug-, Schmuck- und Waffentypen, von denen oft nur ein repräsentativer Objektabschnitt thesauriert wurde, Objekt­ orientierungen wie deckungsgleiche Schichtungen, Überstülpungen, senkrecht wider die Schwerkraft ausgerichtete Artefakte oder vom eigentlichen Deponierungszentrum lokal separierte Artefakte sind deutliche Zeugnisse zeremonieller Handlungen. Diese Art der Weihung an uns unbekannte Gottheiten durch symbolträchtiges, endgültiges Verwahren im Erdreich verbindet die steirische Fundstelle bei der Rabenwand mit zahlreichen Befunden im Alpen-

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Inventar von Depotfund 8 Rabenwand (Bad Aussee)

und Voralpengebiet, besonders gut jedoch mit archäologischen Zeugnissen aus dem Karpatenraum und dem südöstlichen Mitteleuropa. Die sorgfältig nach bestimmten Schemata durchgeführten Objektdestruktionen durch kleine Zerstückelungen, partielle Verschmelzungen oder das aufwendige Verbiegen, Verdrehen oder Verschließen (z. B. das Zuhämmern von Lappen oder Tüllenbeilen oder -pickeln) sollte unübersehbar eine abermalige Verwendung und damit einhergehende Entweihung unmöglich machen. In den Bereich der Dokumentation diverser Handlungsabläufe gehörten mitunter die Objektarrangements, das sind In- oder Aneinanderfügungen von Artefakten, die eine Partikularisierung verhindern sollten, z. B. das Unterbringen von abgetrennten Spitzen in Tüllen oder Lappen (von

Foto: Maria Windholz-Konrad

Lappenbeilen) bzw. das Ineinanderhängen von Schmuckobjekten. Das Kultareal bei der Rabenwand zählt zu den frühesten, topographisch eng begrenzten Deponierungszonen des Untersuchungsgebietes zwischen dem Ödensee und dem Hallstätter See, mit dem Schwerpunkt in der frühen bis mittleren Urnenfelderzeit (ca. 1.350–1.075 v. Chr.). Das Fundspektrum beinhaltet großteils deformierte (zerhackte, verbogene und verschmolzene) Werkzeuge, Waffen, Schmuck- und Trachtbestandteile sowie einen hohen ­Rohmaterialanteil (Gussfragmente/ Kupferwerk­stoffe). Der über Jahrhunderte von Führungsschichten der spätbronzezeitlichen Gesellschaft aufgesuchte Platz unterhalb der Rabenwand ist mit neun Bronzekonvoluten sowie repräsenta-

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Mit dem Boden nach oben oberhalb der restlichen Bron­ zen deponierte Bronzetasse des Typs Friedrichsruhe aus dem Depotfund 1 Rabenwand (Bad Aussee) Foto: Hans Georg Tropper

Urnenfelderzeitliche Brustpan­ zerminiatur mit Anhängeöse und zwei weitere Zierelemente. Depotfund Brandgraben (Bad Aussee) Foto: Maria Windholz-Konrad

tiven Einzelartefakten der Urnenfelderzeit eine der am dichtesten mit prähistorischen Deponierungen besetzten Fundstellen in ganz Europa. Eine solche Fülle ist bislang nur vom mittelfränkischen „Bullenheimer Berg“ im nördlichen Voralpenraum (Gemeinde Ippesheim, Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, Oberfranken) bekannt, den die Forschung als einen „Konzentrationsort“ politischer und religiöser Mächte ansieht. In einer engen soziokulturellen Verbindung mit dem Rabenwand-Kultareal stand offenbar der in nur 700 m Luftlinie entfernte, bislang

größte (mit modernen Mitteln erforschte) Depotfund der Steiermark nahe des Brandgrabens (vgl. hier die Abb. auf S. 456). Dieser beinhaltete 234 prunkvolle Einzelobjekte und war – zusammen mit den zeremoniellen Überresten – in einem Lederfutteral sorgsam verwahrt worden. Im Lederinneren fanden sich partiell verschmolzene Artefakte, ein unikates Amulett (3,35 cm) in Brustpanzerform, sowie viele mit den Funden und Befunden aus dem Rabenwandbezirk vergleichbare, in ähnlichen Bruchmustern destruierte Waffen, Werkzeuge und Schmuckgegenstände.

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Gerade in Hinblick auf die Wahl des Verbergungs- bzw. Niederlegungsortes kann somit auch die „steirische Depotfundforschung“ wichtige neue Erkenntnisse beisteuern, die eben durch die schon erwähnten zahlreichen Neufunde des letzten Jahrzehntes im steirischen Teil des Salzkammergutes ermöglicht wurden, wo alleine im Koppen- und Kainischtal die bemerkenswerte Anzahl von 45 neuen urnenfelderzeitlichen Depot-/Hortfunden aufgedeckt werden konnte − wodurch sich die Zahl der bislang bekannt gewordenen Depotfunde dieser Zeit aus dem Gebiet der heutigen Steiermark mehr als verdoppelt hat. Diese Fund- und Befundverdichtung deutet nunmehr darauf hin, dass diese beiden engen Täler, die den Bereich um Hallstatt und Obertraun mit Bad Aussee und weiter nach Südosten mit dem Mitterndorfer Becken verbinden, nicht bloß als reine Transitzone aufzufassen sind, sondern darüber hinaus als eine Art „Sakrallandschaft“ betrachtet werden könnten. Den großen Vorteil einiger dieser neu entdeckten Depotfunde stellt der Umstand dar, dass einerseits die exakte Auffindungsposition der meisten Horte in ihrem topographischen Umfeld genau dokumentiert werden konnte und dass andererseits viele davon − so sie nicht bereits durch natürliche oder an­ thropogene Einf lüsse, wie etwa Erosion, Hangrutschungen oder den Forstwegbau, gestört waren − vollständig geborgen wurden. Im Falle des bemerkenswerten Depotfundes vom Brandgraben im Kainischtal konnte durch die „Blockbergung“ und anschließende Restaurierung u. a. beispielsweise nachgewiesen werden, dass die Buntmetallgegenstände in einem Ledersack deponiert worden waren.736 Festzuhalten bleibt jedoch, dass derartig günstige Auffindungs- und Bergungsumstände den seltenen Ausnahmefall darstellen – bei keinem einzigen Depotfund außerhalb des Koppen- oder Kainischtals waren dermaßen vorteilhafte

Rahmenbedingungen gegeben. Dies betrifft de facto leider auch sämtliche „altgegrabenen“ Hortfunde aus der Steiermark, wobei auch die erst um bzw. nach der Jahrtausendwende neu entdeckten Depots allesamt mit gewissen − zum Teil auch gehörigen − Unsicherheitsfaktoren hinsichtlich der exakten Position oder der Vollständigkeit behaftet sind. Die meisten dieser Funde sind leider überhaupt erst durch teils illegale Sondengängertätigkeit über Umwege der Denkmalpf lege und auch der einschlägigen archäologischen Forschung bekannt gemacht worden, was in den meisten Fällen den bitteren Beigeschmack einer quellenkritisch ernsthaft zu hinterfragenden Glaubwürdigkeit mit sich bringt. Die Art und Weise der Deponierung selbst ist leider nur in wenigen Fällen noch genauer überliefert: Abgesehen von dem erwähnten Hort aus dem Brandgraben bei Bad Aussee kann noch der Depotfund Rabenwand 1 angeführt werden, der sich ebenfalls in einer Grube befand und von einer umgestülpten Bronzetasse zugedeckt war. In einem Keramikgefäß war schließlich der Hortfund von Schönberg bei Niederwölz verborgen, der Walter Modrijan zufolge nicht vergraben, sondern an der Oberf läche deponiert worden war und „im Laufe der Jahrhunderte vom Rasen überwuchert wurde“ − diese Interpretation darf allerdings kritisch hinterfragt werden.737 Zu überlegen bleibt schließlich noch die Frage, wer bzw. welche Personengruppen hinter den Deponierungen stehen. Im Falle der einfachen Horte des ersten Depotfundhorizontes kann davon ausgegangen werden, dass hierbei persönlicher Besitz einzelner Personen niedergelegt wurde. In der Mehrzahl scheint es sich bei den Opfernden um Männer gehandelt zu haben, worauf die primär geopferten Waffen und Werkzeuge hindeuten. Allerdings könnten die zahlreichen einzeln angetroffenen Gewandnadeln und vielleicht Sicheln auf Frauen als

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Opfer Darbringende hinweisen. Was die deponierten Waffen und Werkzeuge betrifft, hat zuletzt Biba Teržan darauf aufmerksam gemacht, dass es sich dabei fast ausschließlich um Gegenstände handelt, die in den zeitgenössischen Gräbern fehlen, sodass ein Zusammenhang mit einem dann offenkundig mehrschichtigen Bestattungsvorgang durchaus denkbar wäre.738 Demzufolge durfte dieser Teil des persönlichen Besitzes des bzw. der Verstorbenen eben nicht ins Grab mitgegeben werden, sondern musste in einer anderen Art und Weise sowie mit gesonderter Behandlung deponiert werden. Dieses Phänomen gilt im Übrigen auch für die hauptsächlich in Gewässern oder Mooren versenkten Schwerter, die ebenfalls in den Gräbern fehlen und eine Behandlung erfuhren, die sich von anderen Waffen unterschied. Anders stellt sich die Situation bei den großen und gemischten Hortfunden dar: Lässt man die Möglichkeit einer profanen Deponierung im Sinne von Materiallagern etc. außer Acht, so kann zwar auch bei diesen Horten nicht ausgeschlossen werden, dass sie von einer Einzelperson kollektiert und niedergelegt worden sind, doch deutet manches darauf hin, dass es sich um eine Art von Gemeinschaftsdeponierung handeln könnte. Dafür sprechen etwa die mitunter bemerkenswerten Ansammlungen von Waffen, Werkzeugen oder Trachtbestandteilen. Im Sinne eines gemeinschaftlichen Opfers wäre auch der Fall zu werten, in dem der Hortfund als Niederschlag eines abgeräumten „Heiligtums“ bzw. „Opferplatzes“ zu betrachten sein könnte, zumal es sich auch dabei um eine wohl von mehreren Personen über einen längeren Zeitraum thesaurierten Bestand handeln würde, der eben in einem abschließenden und endgültigen Schritt vergraben wurde. Bemerkenswert bleibt schließlich die Tatsache, dass das Phänomen der Hort- bzw. Depotfunde am Ende der Urnenfelderzeit abbricht

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und in der darauf folgenden Hallstattzeit keine Nachfolge findet. Erst im Laufe der La-TèneZeit setzt die Sitte der wohl kultisch intendierten Deponierungen erneut ein. Brandopferplätze Im Jahr 1999 konnte das erste Mal auf dem Gebiet der heutigen Steiermark bzw. überhaupt im Osten Österreichs auf der Passhöhe des Sölkpasses ein prähistorischer Brandopferplatz nachgewiesen werden, eine spezifische Form alpiner Kultplätze, die in erster Linie in der (östlichsten) Schweiz, Vorarlberg, Baden-Württemberg, Bayern, Tirol, Südtirol, Osttirol, Salzburg und auch in Oberkärnten Verbreitung fanden und mitunter einen beachtlichen Nutzungszeitraum erkennen lassen. So liegt mittlerweile eine ganze Reihe an Brandopferplätzen vor, die ein diachrones und klar divergierendes Kultgeschehen erkennen lassen, welches zumeist in der (mittleren oder späten) Bronzezeit einsetzt und dann − mit Unterbrechungen − auch noch bis in provinzialrömische Zeit weiterlaufen kann.739 Allerdings ändern sich die Opfergebräuche merklich, was sich einerseits in der Behandlung der geopferten Gegenstände, andererseits aber auch in deren Selektion widerspiegelt. So lässt sich − vereinfacht und zusammenfassend ausgedrückt − eine Abfolge im Opferbrauch von oftmals von Kultmahlen begleiteten Tieropfern in der Bronze- und frühen Eisenzeit über Sachopfer in der späten älteren und jüngeren Eisenzeit bzw. La-Tène-Zeit (wie etwa Trachtbestandteile und Schmuck, Waffen oder Werkzeuge) bis hin zur Deponierung von Münzen oder Trachtbestandteilen in provinzialrömischer Zeit feststellen. Im 4. Jh. n. Chr. ist ein Abbrechen in der Nutzung sämtlicher dieser Opferplätze zu beobachten, was wohl mit der Ausbreitung des Christentums in kausalen Zusammenhang gebracht werden darf.

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Gerade in den ersten Nutzungsphasen der Brandopferplätze, die fast regelhaft an exponierten Orten oder verkehrsgeographischen Schlüsselstellen angelegt worden waren, spielt − wie der Name bereits indiziert − das Brandopfer eine entscheidende Rolle. In manchen Fällen können gleichsam im Zentrum der Brandopferplätze sorgsam errichtete steinerne Sub- bzw. Konstruktionen festgestellt werden, die für gewöhnlich als eine Art „Altar“ bzw. „Brandaltar“ interpretiert werden. Auf diesen Steinunterlagen können zwar bereits unterschiedlich mächtige Schichten aus Asche, Holzkohle und vor allem verbrannten, d. h. kalzinierten Knochen auf liegen, die Rückstände von konkreten Opfern darstellen, doch überwiegen die Fälle, in denen diese Brandopferrückstände zu eigenen, teils mächtigen Aschenhügeln aufgeworfen sind, die durch das sukzessive Auf bringen von weiteren Opferrückständen ständig anwuchsen. Diese zwei „architektonisch“ greif baren Bereiche, der „Brandaltar“ und der Aschenhügel, stellen die Kernelemente eines alpinen Brandopferplatzes dar. Anhand der Selektion der verbrannten Knochenelemente lassen sich wichtige und bemerkenswerte Rückschlüsse auf das Opfergeschehen selbst ziehen: So kann zwar grundsätzlich festgestellt werden, dass kein Brandopferplatz in der Komposition der Opferrückstände dem anderen exakt gleicht, doch lassen sich gewisse allgemeine Tendenzen herauslesen. Prinzipiell kann hierbei zwischen Brandopferplätzen unterschieden werden, auf denen sich nur bzw. primär solche Knochenreste ausmachen lassen, die sich offenkundig noch in ganzen (ausgeschlachteten) Tierbälgen befanden, wie etwa die äußersten Extremitätenknochen oder der Schädel, oder aber nach anderen Gesichtspunkten selektierte Knochenreste. In diesem Fall kann wiederum differenziert werden zwischen den Fällen, in denen de facto verbrannte Kno-

chenreste von mehr oder minder sämtlichen Skelettteilen eines Tieres vorliegen, oder aber nur bestimmte Partien davon. Aus diesen Ensembles lässt sich wiederum ableiten, ob ganze Tiere geopfert bzw. verbrannt worden sind, oder aber nur ausgesuchte Teile, was in weiterer Folge in erster Linie zwei Erklärungsmöglichkeiten nahe legt: Zum einen kann in diesem Fall überlegt werden, ob bereits bestimmte Teile eines Tieres gezielt zum Brandopferplatz gebracht wurden, um sie hier zu verbrennen, d. h. zu opfern, zum anderen liegen in zahlreichen Fällen Hinweise darauf vor, dass die Opferhandlung selbst im unmittelbaren Zusammenhang mit einer Art von „Kultmählern“ stehen könnte. Zumeist zerschlagene und oftmals mit verbrannte Keramikfragmente weisen auf entsprechendes Geschirr hin, das im Zuge eben dieser potentiellen Kultmähler verwendet und anschließend zerschlagen (?) sowie auf dem Brandopferplatz und in dessen Umfeld deponiert wurde. Eine in diesen Fällen oftmals zu beobachtende Skelettelementselektion innerhalb der verbrannten Tierknochenreste kann dahingehend interpretiert werden, dass vermutlich bestimmte Teile der Opfertiere im Zuge des Kultmahles verspeist wurden, während andere ausgesuchte − mitunter minderwertiges Fleisch tragende − Teile auf dem Brandopferplatz bzw. dem Altar verbrannt und dadurch geopfert wurden. Die in zahlreichen Fällen zu beobachtende Komplexität der Befundsituation deutet darauf hin, dass man es bei den Brandopferplätzen im Grunde genommen nicht nur mit „reinen“ Opferstätten im eigentlichen Sinne zu tun hat, sondern dass diese mit weiteren Funktionen verbunden waren, wie es sich eben beispielsweise anhand der Kultmähler andeutet. Die Grundintention und primäre Aufgabe derartiger Anlagen war zweifelsohne die Darbringung von Opfern an eine (oder mehrere) Gottheit(en) bzw. anderweitige numinose Mächte. Dabei

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konnte es sich − wie erwähnt − sowohl um ganze Opfertiere, oder aber nur um Teile davon handeln, als auch um materielle Opfer­ gaben, wie etwa Waffen oder Trachtbestandteile etc., die durch die Verbrennung bzw. Deponierung an den oder die Dedizierte/n übergingen. Die oftmals damit verbundenen Kultmähler stellen darüber hinaus einen Prozess dar, der einerseits wohl als Bestandteil des Opferrituals betrachtet werden kann, andererseits sind diese Kultmähler offenkundig kollektive Zeremonien, die einen Teil des spirituellen bzw. religiösen Gemeinschaftslebens bildeten. Dass nicht hinter allen Brandopferplätzen derart komplexe Vorgänge vermutet werden sollten, liegt auf der Hand und ist insbesondere für kleine Anlagen oder solche an abgelegenen bzw. exponierten Plätzen anzunehmen, wie etwa auf Passhöhen, die in größerer Entfernung zu den nächsten zeitgenössischen Siedlungen situiert sind. Hier kann vielmehr vermutet werden, dass die primäre Intention der Darbringung eines Opfers die unbescha-

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dete Überwindung einer durchaus nicht ungefährlichen und stark der Witterung ausgesetzten Wegstrecke darstellt. Hier liegt im Grunde genommen nichts anderes als eine sehr simplifizierte Anwendung des „do, ut des“-Prinzips vor. Genau dieser Fall scheint nun bei dem im Jahr 1999 und 2000 auf der Passhöhe des Sölkpasses durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) untersuchten kleinen Brandopferplatz vorzuliegen, der vermutlich überhaupt nur eine, allerdings „architektonisch“ ausgestaltete Phase innerhalb eines diachron belegbaren Opfergeschehens an diesem verkehrsgeographischen Scheitelpunkt darstellt. Dieses setzt möglicherweise bereits in der Kupferzeit durch einfache Sachopfer (Pfeile bzw. Pfeilspitzen) ein, erreicht an der Wende vom 2. ins 1. Jahrtausend v. Chr. mit dem kleinen Brandopferplatz seinen Höhepunkt und ist auch in der La-Tène- und provinzialrömischen Zeit anhand von einzelnen Sachopfern (Fibel und Münzen) noch nachweisbar.740

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der Brandopferplatz am Sölkpass741 Von Georg Tiefengraber Der auf 1.788 m Seehöhe gelegene Sölkpass in der westlichen Obersteiermark stellt einen der topographisch günstigsten Übergänge über die Niederen Tauern und gleichzeitig eine der kürzesten Verbindungen zwischen dem Enns- und dem Murtal dar, die zumindest bis in das 18. Jh. eine verkehrstechnische Bedeutung besaß. In den Jahren 1999 und 2000 wurden auf der Passhöhe des Sölkpasses durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) und den Verein ANISA (Franz Mandl) Bestandsaufnahmen

Blick auf die Passhöhe des Sölkpasses während der Freilegung des Brandopferplatzes Foto: ANISA, Franz Mandl

und archäologische Untersuchungen an mehreren auch heute noch obertägig erkennbaren, vorwiegend neuzeitlichen Objekten durchgeführt. Eine Überraschung war dabei die Entdeckung eines kleinen prähistorischen Brandopferplatzes, der einerseits den bislang östlichsten Vertreter dieses spezifischen Sakralanlagentyps und andererseits möglicherweise lediglich die architektonisch am besten fassbare Erscheinungsform eines diachronen Kultgeschehens vom 4. Jahrtausend v. bis ins 1. Jh. n. Chr. darstellt. Die Auswertungen der Befunde und Funde sowie die Ergebnisse der interdisziplinären Untersuchungen dieser Arbeiten konnten 2003 von Franz und Herta Mandl, Bernhard Hebert und Ruth Drescher-Schneider monographisch vorgelegt werden, eine kritische Revision des Fundmaterials erfolgte 2005 durch den Verfasser.742 Der Brandopferplatz selbst lag auf einer natürlichen Geländerippe, die die Passhöhe ursprünglich teilte und auf der vermutlich im 15. Jh. eine Sperr- bzw. Grenzmauer errichtet wurde. Teilweise war der als leichte Kuppe von ca. 0,6 m Höhe und etwa 10 m Durchmesser im Gelände erkennbare Brandopferplatz im Südbereich durch den Versturz dieser Trockenmauer überlagert. Bei den Ausgrabungen der Jahre 1999 und 2000 wurden rund zwei Drittel des Opferplatzes untersucht, der Rest blieb vom Mauerversturz bedeckt. Direkt unter der Humusschicht fanden sich bereits zahlreiche Splitter verbrannter bzw. kalzinierter Tierknochen, der Opferplatz selbst ließ sich als unterschiedlich dick erhaltenes, mit Holzkohle, Asche und kalzinierten Knochen durchsetztes und zumindest zweilagiges Schichtpaket erfassen.

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Brandopferplatz Sölkpass: Freilegung der Grube mit aschenhältigem Material und kalzinierten Knochen Nach: Hebert, Sölkpass

Kalzinierte Tierknochen vom Brandopferplatz am Sölkpass Foto: BDA, Günter Christandl

Das Zentrum der Anlage bildete dem Ausgräber Hebert zufolge eine nach der leichten Planierung der Kuppe in den anstehenden sandigen Hangschotter gegrabene kreisrunde

Grube mit einer Tiefe von ca. 0,3 m und einem Durchmesser von ca. 1 m. Die Wandung der Grube, die in vier trennbaren Schichten mit aschenhältigem Material und kalzinierten

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Keramik vom Brandopferplatz am Sölkpass Foto: BDA, Hans Georg Tropper

Bronzenadel aus dem Bereich der Aschenschicht des Brandopferplat­ zes auf dem Sölkpass Nach: Hebert, Sölkpass

Bronzering vom Brandopferplatz am Sölkpass Grafik: BDA, Maria Windholz-Konrad

Knochen verfüllt war, wies eine leichte Hitzerötung auf. Insgesamt konnten anhand der Knochen Reste von mindestens sieben Kleinwiederkäuern, d. h. Schafen oder Ziegen, bestimmt werden, die mehrheitlich noch nicht ausgewachsen und teilweise überhaupt jünger als zehn Monate alt waren. Eine eindeutige Selektion bestimmter Skelettelemente, wie sie bei anderen Brandopferplätzen mehrmals nachgewiesen werden konnte, lag indes nicht vor. Im Bereich der Aschenschicht und an deren Peripherie fanden sich zahlreiche, überwiegend kleinteilige und oftmals offenkundig sekundär gebrannte Keramikfragmente sowie ein im Querschnitt rhombischer Bronzering und zwei verzierte, bronzene Gewandnadeln, deren typo- und chronologische Einordnung (13. und 12. Jh. v. Chr.) im Vergleich zur Erstpublikation 2005 revidiert wurde. Demzufolge kann das 2003 als „Nadel vom Typ Deinsdorf “ bezeichnete Exemplar nunmehr als neu definierte Variante III der „Nadeln vom Typ Velemszentvid“ eingeführt werden, bei dem zweiten als „Nadel mit Kugelkopf “ angesprochenen Stück handelt es sich

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Röntgenaufnahem des latène­ zeitlichen Eisenfibelfragments vom Brandopferplatz am Sölkpass Foto: BDA

hingegen um einen Vertreter der „Nadeln mit einfachem, doppelkonischem Kopf “ nach Jiří Říhovský. Diese beiden Nadeltypen lassen sich aufgrund von Vergleichsfunden (z. B. Lešany, Reipersdorf, Bisamberg, Henzing und Velemszentvid) an den Übergang von Ha A2 nach Ha B1 bzw. in die Zeit um 1.000 v. Chr. stellen. Mit dieser Datierung lässt sich auch der Bronzering mit rhombischem Querschnitt in Einklang bringen, wie es chronologisch gut eingrenzbare Parallelen aus Gräbern in Klentnice, Maiersch und Dobova zu belegen vermögen. Genau für eben diesen zeitlichen Ansatz liegt sogar ein „passendes“ Radiokarbondatum aus der oberen Schicht des Brandopferplatzes vom Sölkpass vor (Beta-135576: 2770+/-50 bzw. cal. BC 1020–820), das diesen engen chronologischen Rahmen unterstützt. Auch die sekundär gebrannten Keramikfragmente sind problemlos mit diesem Datierungsansatz in Einklang zu bringen, sodass der Brandopferplatz in der dokumentierten Ausführung wohl eben an die Wende vom 2. ins 1. Jahrtausend v. Chr. zu stellen sein wird. Bemerkenswerterweise finden sich nun sowohl am Brandopferplatz selbst als auch in dessen direktem Umfeld Funde, die sowohl älter

als auch deutlich jünger einzuordnen sind. Hier sind zum einen drei typologisch unterschiedliche Pfeilspitzen aus Hornstein anzuführen,743 für die 2003 zumindest ein grober Zeitansatz („nicht vor dem Spätneolithikum und der Frühbronzezeit“) angegeben wurde. Obwohl Hebert aufgrund der verschiedenartigen Ausführung eine unterschiedliche Datierung für wahrscheinlich hält, weist doch das gemeinsame Vorkommen aller drei Pfeilspitzenvarianten z. B. in den frühkupferzeitlichen Pfahlbaustationen am Mondsee auf eine mögliche Gleichzeitigkeit hin. Und bezeichnenderweise treten derartige, überaus sorgfältig ausgeführte Pfeilspitzen im Arbeitsgebiet und den angrenzenden Bereichen eben genau ab diesem Zeitpunkt auf, während in den vorhergehenden frühkupferzeitlichen Kulturgruppen (z. B. Lasinja) Vergleichbares noch nicht belegbar ist. In erster Linie scheinen diese Typen mit furchenstichverzierten Keramikfunden gekoppelt zu sein, wie es Parallelen aus dem Laibacher Moor (z. B. Hočevarica) und vom oststeirischen Saazkogel anzudeuten vermögen. Erneut lässt sich sogar vom Sölkpass ein Radiokarbondatum beibringen (Beta-135575: 4980+/-40; cal. BC 3925–3870 bzw. 3805–3665), das ge-

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nau im Zeitrahmen der furchenstichführenden Gruppen Mondsee und Retz-Gajary zu liegen kommt. Die Tatsache, dass die drei Pfeilspitzen in unmittelbarer Nähe in topographisch markanter Lage angetroffen wurden, scheint die Wahrscheinlichkeit von Verlustfunden eher auszuschließen, vielmehr wird man hierbei an eine gezielte Niederlegung der Pfeile zu denken haben. Und ähnliche Intentionen dürfen wohl auch für die Funde vermutet werden, die chronologisch jünger anzusetzen sind und die sowohl vom Brandopferplatz selbst stammen, als auch knapp südöstlich davon geborgen wurden. Dabei handelt es sich einerseits um ein Bruchstück einer mittellatènezeitlichen Fibel mit zwei großen Knoten am Bügel, die aufgrund von Vergleichen in Grabkomplexen (z. B. Radostyán, Novo Mesto) nach Lt C1 gestellt werden kann. Andererseits liegen aus dem südöstlich des Brandopferplatzes gelegenen Bereich zwei Münzen vor, wobei es sich zum einen um eine Potinmünze des westgallischen Stammes der Senones handelt, die in die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. zu stellen ist und deren Auftreten fern ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes doch überrascht. Zum anderen konnte eine römische Münze (As des Domitian) erfasst werden, die 85 n. Ch. geprägt wurde. So man erneut Verlustfunde ausschließen möchte, zeigt sich gerade in der Niederlegung von Münzen ein für die jüngeren Benützungsphasen zahlreicher Brandopferplätze geläufiges Phänomen. Bei zwei weiteren Objekten, die vermutlich in einem – wie auch immer gearteten, auf jeden Fall eher nicht kontemporären – Kontext mit dem Brandopferplatz stehen dürften, konnten

ebenfalls Radiokarbondaten ermittelt werden: Für eine rund 4 m südöstlich des Brandopferplatz gelegene, kleine und nicht weiter interpretierbare Holzkohlekonzentration erbrachten zwei Radiokarbondatierungen einen groben Zeitansatz zwischen 820–530 v. Chr., eine ca. 10 x 5 m große, fundleere und ebenfalls nicht abschließend beurteilbare Aschenf läche rund 10 m nördlich der Passhöhe bzw. des Brandopferplatzes ist aufgrund zweier weiterer Radiokarbondaten grob in die Zeit zwischen das 14.–11. Jh. v. Chr. zu datieren und dürfte somit älter sein als der Brandopferplatz selbst. Zieht man die Wahrscheinlichkeit ins Kalkül, dass eine derartige Ansammlung an Funden und Befunden aus mehreren Epochen an einem herausragend exponierten Platz nicht auf bloßem Zufall beruht, so darf dahinter ein gerade im alpinen Bereich oftmals beobachtbares Phänomen konstatiert werden, bei dem bestimmte Plätze immer wieder und über einen langen Zeitraum hinweg für Opfer- und Niederlegungs- bzw. Deponierungszwecke genutzt wurden. Dieses diachrone Opferverhalten äußert sich einerseits in der einfachen Niederlegung bestimmter Objekte, wie eben beispielsweise Pfeilspitzen, Trachtbestandteile und Münzen, oder aber in einem deutlich komplexeren Prozess, der sich durch den Brandopferplatz selbst sowie die hier – nach vorhergehender Verspeisung und Verbrennung – endgültig deponierten kalzinierten Knochen- und Geschirreste, aber auch Trachtbestandteile zu erkennen gibt. Auf jeden Fall bildet die Verbrennung von Opfergaben oder -resten einen integralen Bestandteil dieser Opferplätze.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der Brandopferplatz im Koppental Von Georg Tiefengraber Etwas anders scheint die Situation bei dem zweiten – potentiellen – Brandopferplatz gelagert zu sein, der im engen Koppental in den Jahren 2005−2007 durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) untersucht wurde. Eine abschließende Gesamtpublikation der Befunde und Funde liegt zwar noch nicht vor, doch vermögen die von Daniel Modl verfassten Vorberichte einen ersten guten Eindruck von der Sachlage zu vermitteln.744 Der in einem schwer zu passierenden Wegabschnitt des Koppentales annähernd auf halbem Weg zwischen dem Hallstätter See und Bad Aussee situierte Opferplatz nahe der Koppentretalm war allerdings aufgrund der Überbauung durch ein römerzeitliches Gebäude bereits erheblich gestört. Unterhalb der Gebäudereste konnte eine − Modl zufolge − frühurnenfelderzeitliche, noch bis zu 0,3 m mächtige Brandschicht großf lächig

erfasst werden, unter deren vermutetem Mittelpunkt ein Brandschichtpaket lag, das als Rest einer Art von „Brandaltar“ angesprochen wurde. Daneben konnte noch eine lang gestreckte und teilweise von Steinen eingefasste Grube dokumentiert werden, die mit abwechselnden Lagen aus Holzkohle sowie Asche etc. verfüllt war und als eigener, separierter Deponierungsbereich bezeichnet wurde. Alleine in der erwähnten Brandschicht wurden über 200 Metallfunde angetroffen, wobei es sich in erster Linie um Fragmente von Blechen und Drähten, Nieten und Klammern, diversen Klingen- und Schneidenteilen von Beilen und Messern, einige Sichelbruchstücke, meißelartige Geräte, den Rest eines Stabbarrens (?), zwei abgebrochene Pickelspitzen, die Hälfte einer Blattbügelfibel, drei Bronzehülsen, über zwanzig Schleifsteine, Schlackenbruchstücke und etwa 60 vollständig oder in Teilen erhaltene

Lage des Brandopferplatzes (roter Pfeil) im Koppental (Bad Aussee)



Foto: BDA, Daniel Modl

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Zentraler Bereich des Brandopferplatzes im Koppental (Bad Aussee) mit von Steinen eingefasster Grube Foto: BDA, Daniel Modl

Gewandnadeln unterschiedlichen Typs sowie schließlich 90 Rohkupferstücke handelte. Der Selektionsschwerpunkt des Fundensembles auf den letzten beiden angeführten Fundgattungen ist hierbei evident. Die Nadeln selbst treten in unterschiedlichem Erhaltungszustand auf, der von unversehrt und vollständig erhalten über verbogen bis hin zu gebrochen oder gar stark verbrannt reichen kann; eine differenzierte Behandlung der Nadel − oder des ganzen Gewandes (?) − als Opfergegenstand wird dadurch auf jeden Fall augenscheinlich. Sowohl die Rohkupfer- bzw. Gusskuchenbruchstücke, die Laufschlackenreste, die meißelartigen Geräte und die Schleifsteine, als auch die Pickelspitzen sind im weiteren Sinn der Kupfergewinnung und der damit verbundenen Metallurgie sowie dem Metallhandwerk zuzuordnen. Neben Keramikfragmenten, die sowohl als Hinweise auf Kultmahle, als auch − analog zu den Ergebnissen der zeitgenössischen Speckproduktion im Hallstätter Hochtal − auf Gefäße im Umfeld des Pökelprozesses,

etwa zum Verdampfen der Salzsohle, aufgefasst werden können, konnten in der Brandschicht zahlreiche Tierknochenreste geborgen werden. Diese liegen bemerkenswerterweise nur zu einem geringen Teil in verbranntem bzw. kalziniertem Zustand vor, der Großteil ist unverbrannt, was Modl zufolge − mit Recht − die Ansprache als „Brandopferplatz“ merklich relativiert. Ohne hierbei ins Detail gehen zu wollen, darf doch erwähnt werden, dass die meisten Tierknochenreste von Kleinwiederkäuern, aber auch von Schwein und Rind stammen. Bei den unverbrannten Knochen überwiegen die f leischarmen Schädel- und Extremitätenteile, bei den kalzinierten Knochen finden sich Elemente fast des gesamten Skelettes dieser Tierarten, auffällig ist hierbei jedoch das vollständige Fehlen von Schädelteilen. Bei der Mehrzahl der Tierknochen wollte Modl an Speisereste eines rituellen Mahls denken, diese Überlegungen werden nach der Publikation des archäozoologischen Befundes zu diskutieren sein. Zu erwähnen bleibt noch ein im

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Brandopferplatz Koppental (Bad Aussee). Bronzene Gewandnadel in Fundlage Foto: BDA, Daniel Modl

Anschluss an diese Brandschicht angetroffener, durch die römerzeitliche Überbauung ebenfalls bereits überprägter Hausgrundriss, der anhand von Auf lagesteinen und Pfostengruben erfasst werden konnte und als einräumiger Blockbau

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von 4,5 x 2,5 m Größe interpretiert wurde. Unmittelbar südlich dieses Gebäudes befand sich noch eine wohl zugehörende Feuerstelle, aus der eine Sedimentprobe radiokarbondatiert werden konnte (1.420−1.260 v. Chr., 2Σ), was allerdings an sich auch eine etwas frühere Zeitstellung des Gebäudes (Bz C/Bz D?) im Vergleich mit den Funden aus der Brandschicht indizieren könnte. Der potentielle − oder nur vermeintliche? − Brandopferplatz im Koppental ist nun aus mehreren Gründen von nicht unerheblicher Bedeutung: Einerseits würde er − wie oben bereits erwähnt − erst den zweiten bekannten Brandopferplatz innerhalb der heutigen Steiermark und damit überhaupt einen der am weitesten östlich gelegenen darstellen, andererseits ist insbesondere seine Lage im Koppental selbst bemerkenswert, bildet doch dieses nach Ausweis der zahlreichen neu entdeckten Depotfunde nicht nur eine reine „Transitzone“ von Hallstatt in das Ausseer Becken, sondern kann wohl überhaupt als eine Art spätbronzebzw. urnenfelderzeitliche „Sakrallandschaft“ betrachtet werden, wofür neben den zahlreichen Depot- bzw. Hortfunden auch das bereits oben erwähnte, isoliert gelegene Schwertgrab der Stufe Ha A sprechen könnte. Offen bleiben im Zusammenhang damit jedenfalls vorerst zahlreiche Fragen, wie etwa, ob der Brandopferplatz mit den (grob) zeitgleichen Siedlungsresten in Verbindung gebracht werden kann, oder ob diese gleichsam als eine Art Etappenstation auf annähernd halbem Weg durch das Koppental zu werten sein könnten.

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Haus- und Herdkult? Bereits bei der Erörterung der Siedlungen wurde darauf hingewiesen, dass sog. Feuerböcke oder auch Mondidole zum Standardfundinventar urnenfelderzeitlicher Siedlungen der Stufe Ha B gehören. Dabei handelt es sich um Tonobjekte, die in Form von stilisierten Mondsicheln oder Stier- bzw. Kuhhörnern ausgeführt sind und in allen Fällen individuelle Züge tragen. Ob es sich hierbei tatsächlich um eine Art Kultobjekt handelt, kann bestenfalls vermutet werden. Tatsache ist jedoch, dass diese eigentümlichen Gegenstände zumeist in bzw. bei Gebäuden und Feuerstellen anzutreffen sind, sodass ein Zusammenhang mit einem Hausoder Herdkult nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Allerdings kann auf der anderen Seite auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei diesen Stücken nur um Bratspießhalter oder ähnliches handelt, für die die Nähe zu einer Feuerstelle nicht verwundern sollte. Einen Sonderfall stellt eine kleine Gruppe von Mondidolen dar, die zuletzt von Biba Teržan zusammengestellt wurde und die sich dadurch auszeichnet, dass sie eine bestimmte Anzahl von Einstichen und Kerben in einer spezifischen Konfiguration aufweist.745 Teržan konn-

Feuerbock bzw. Mondidol vom Fötzberg bei St. Marga­ Foto: UMJ, Nikolaus Lackner rethen im Raabtal

te überzeugend ausführen, dass diese Markierungskonstellation auf die Verwendung des Mondidols als eine Art „Kalender“ hindeutet. Einschränkend muss allerdings festgehalten werden, dass im Gebiet der heutigen Steiermark keine derartigen Funde zu Tage getreten sind, die eine solche Interpretation stützen könnten. Kulturelle Beziehungen Von einiger Bedeutung ist die oben bereits erwähnte Tatsache, dass sich sowohl in einzelnen Gräbern als auch in urnenfelderzeitlichen Siedlungen Gegenstände finden, die als Fremdformen aus dem geläufigen einheimischen Repertoire herausstechen. Dabei kann es sich sowohl um Keramikgefäße als auch um Trachtbestandteile, wie z. B. spezifische Nadelformen, handeln. Eine Zusammenstellung dieser urnenfelderzeitlichen Fremdelemente auf dem Gebiet der heutigen Steiermark wird Margret Kramer verdankt,746 wobei derartiges vorerst aus den Gräberfeldern von Wildon-Unterhaus, Kalsdorf und mittlerweile auch Kainach bekannt geworden ist. Inwiefern diese Konzentration von auswärtigen Formen auf diesem relativ kleinen Gebiet als konkrete Widerspiegelung eines herausragenden Verkehrsknotenpunktes am Schnittpunkt überregional bedeutender Handelswege aufgefasst werden kann, oder ob sich dadurch ortsfremde Personen bzw. Personengruppen greifen lassen, wird in jedem einzelnen Fall individuell zu entscheiden sein. Während die Präsenz „fremder“ Keramikgefäße in einzelnen Gräbern beide Möglichkeiten bieten würde, deutet beispielsweise das Inventar des Kainacher Grabes 42 mit einer sog. Säulchenurne mit Tannenzweigzier, einer Bronzenadel des Typs Marco (vgl. oben S. 443 mit Abb.), einer Bronzenadel des Typs Cles/ Variante B und einer weiteren Nadel italischen Typs wohl tatsächlich auf die Anwesenheit ei-

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ner Frau (?) aus dem nordadriatisch-tirolerischen Raum hin, die nach ihrem Ableben in diesem Gräberfeld schließlich sogar Aufnahme und ihre letzte Ruhe fand.747 So man nicht einfach davon ausgehen möchte, dass diese offenkundigen Fremdelemente einfach nur von einer „einheimischen“ Frau übernommen wurden und ihr gleichsam als Prestigegut ins Grab mitgegeben worden sind, so stellt sich naturgemäß unmittelbar damit verbunden die Frage, wie diese potentiell „fremde“ weibliche Person einzustufen sein wird. Sollte es sich dabei lediglich um eine „auf der Durchreise“ verstorbene und hier beigesetzte Frau handeln, so wäre auf jeden Fall die Tatsache bemerkenswert, dass sie in demselben Gräberfeld bestattet wurde wie die ortsansässige Bevölkerung. Gerade dieser Umstand könnte vielmehr dahingehend zu interpretieren sein, dass es sich bei der Verstorbenen um ein (integriertes) Mitglied der ansässigen Gemeinschaft gehandelt hat, welches auch im Tod und im Jenseits dieser Thanatokoiné angehörte. Naheliegenderweise würde man in erster Linie dann an eine hierher „eingeheiratete“ Frau denken, die nach ihrem Tod trotzdem mit ihren fremdartigen Identitätsattributen, etwa in einer anderen bzw. ihrer ursprünglichen Tracht, beigesetzt worden war. Gerade die Möglichkeit des Beibehaltens der Fremdelemente bei der Bestattung indiziert die Möglichkeit der Verstorbenen, trotz der in den Gräberfeldern anzutreffenden Normierung der Bestattungs- und Beigabensitte ihre ursprüngliche Herkunft zu demonstrieren. Dass eine derartige Akzeptanz einen gewissen Status voraussetzt, darf wohl angenommen werden. Unter diesem Aspekt ist für dieses Phänomen als wahrscheinlichste Erklärung vorderhand an Xenogamie zu denken, die natürlich auch die Präsenz von „fremden“ Männern in den Gräberfeldern erklären kann. Inwieweit Isotopenuntersuchungen an Leichenbränden hier Klärung zu bringen vermö-

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Henkeltopf aus Grab 1/77 des Gräberfeldes von Kals­ dorf bei Graz, der eine plastische Kerbleistenverzierung nach Vorbildern aus dem Bereich der Laugen-Melau­ ner-Gruppe besitzt Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

gen, kann nicht beantwortet werden, zumindest wurden diesbezüglich noch keine gezielten Versuche gestartet. Abgesehen von Gräbern, die eigentlich ausschließlich Fremdelemente beinhalteten, liegt eine Reihe von weiteren Gegenständen vor, in erster Linie von Keramikgefäßen, die bemerkenswerte und noch nicht abschließend beurteilbare Fernverbindungen anzeigen. So stammt beispielsweise aus dem Bereich der vorwiegend im Tiroler Gebiet bzw. in Südtirol, dem Trentino und dem Alpenrheintal verbreiteten Laugen-Melauner-Gruppe eine sog. Schneppenkanne aus dem Kainacher Grab 65 (vgl. oben S. 443 mit Abb.) sowie ein in Melauner-Manier gefertigter und dekorierter Henkeltopf aus Kalsdorf (Grab 1/77).748 Bruchstücke von Schneppenkannen liegen darüber hinaus auch aus dem Areal des Gräberfeldes von Wildon-Unterhaus vor, die wohl aus zerstörten Gräbern herrühren, aber auch von der zugehörenden Siedlung am Wildoner Schlossberg. Ebenfalls aus Siedlungskontext liegt Melauner-Ware vom Kulm bei Trofaiach, vom Burgstall bei Pötschach nahe Kapfenberg und möglicherweise sogar auch von der Hö-

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Lausitzer Amphoren aus dem Gräberfeld von Wildon-Unterhaus (links) und Kalsdorf bei Graz (rechts) Nach: Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit und Tiefengraber, Grazer Becken

hensiedlung auf dem Riegersburger Burgfelsen vor. Tatsächlich zeichnet sich hinsichtlich der Verbreitung der Melauner Ware mittlerweile immer deutlicher ab, dass diese überhaupt zum „Standardrepertoire“ der Ha B-zeitlichen Gefäßkeramik in den „steirischen“ Siedlungen gehören könnte. Da es sich dabei primär um Reste von sog. Schneppenkannen handelt, die im Übrigen auch am einfachsten im heterogenen Fundus als solche differenziert werden können, muss offen bleiben, wie diese Stücke zu interpretieren sind. Da gerade die zumeist reich verzierten eigentümlichen Schneppenkannen immer wieder als eine spezifische Art eines „Kultgeschirrs“ angesprochen werden, kann eine derartige Funktion auch für die „steirischen“ Stücke in Erwägung gezogen werden; wohl eher zu verwerfen sein wird eine generelle Zuordnung des steirischen Gebietes zur Melauner-Gruppe. Als Importstücke aus dem Bereich der im Norden Sloweniens verbreiteten drauländischen Ruše-Gruppe sind weiters eine Amphore aus Grab 79 in Kainach sowie ein zweihenkeliges, kantharosartiges Gefäß aus Grab 3 (oder 13?) von Wildon-Unterhaus anzusprechen. Enge Verbindungen zu dieser benachbarten Kulturgruppe belegen auch die reichen Ha Bzeitlichen Rollrädchenverzierungen, die gerade in den ausgedehnten drauländischen Urnen-

feldern gut vertreten und vor allem heimisch sind. Nur am Rande darf erwähnt werden, dass sich interessanterweise in den vielen hundert Gräbern der Ruše-Gruppe fast keine Hinweise auf Einf lüsse von außen erkennen lassen, was sie deutlich von der „Steirischen Gruppe“ unterscheidet, die − vereinfacht gesagt − eine wesentlich höhere „Durchlässigkeit“ für Fremdes besitzt. Abgesehen von den eben erwähnten Beispielen für Verbindungen in den Westen und Südosten, kann derartiges auch für Bereiche weiter nördlich bzw. nordwestlich belegt werden. Hier ist in erster Linie die fremdartige Amphore aus Grab 28/29 im Gräberfeld von Wildon-Unterhaus anzuführen, die fast exakte Parallelen in zahlreichen Gräberfeldern der Schlesischen Gruppe der Lausitzer Kultur findet und die wohl − wie Margret Kramer zu Recht vermutet − auch wegen ihrer andersartigen Faktur als echtes Importstück zu betrachten sein dürfte.749 Dasselbe gilt für eine weitere Amphore, die im urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen Gräberfeld von Kalsdorf bei Graz angetroffen wurde und für die vom Verfasser ebenfalls zahlreiche Parallelen aus dem Bereich der Lausitzer Kultur aufgezählt werden konnten, darunter auch wieder Beispiele aus der Schlesischen Gruppe.750 Und ähnliches könnte auch für Kragenrandgefäße mit waagrecht umlau-

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fenden Schulterkanneluren aus den Gräbern 13 und 17 vermutet werden, für die Margret Kramer wiederum Vergleichsbeispiele vor allem aus Thüringen und Sachsen anführen konnte. Viel häufiger als derartige Fremdformen finden sich jedoch vor allem in den zahlreichen oststeirischen Höhensiedlungen Keramikgefäß- und vor allem Verzierungsformen, die enge Verbindungen in das burgenländisch-niederösterreichische Gebiet erkennen lassen, in dem in weiterer Folge in der Hallstattzeit die sog. Kalenderberg Gruppe verbreitet sein wird. Hier bilden sich bereits in der späten Urnenfelderzeit Elemente heraus, die dann später für die charakteristischen Kalenderberg-Geschirrserien ausschlaggebend sind. In erster Linie ist hierbei an die reich plastisch verzierten sog. Kalenderberg-Töpfe und ihre Vorformen zu denken, vereinzelt vielleicht auch schon an die ersten „Innenverzierten Schalen“. Es darf allerdings erwähnt werden, dass dieses Phänomen bislang noch kaum eingehend untersucht worden ist, sodass weiterführende Überlegungen an dieser Stelle unterbleiben sollen. Auf jeden Fall wird sowohl anhand dieser „echten“ Importfunde, aber auch durch die Übernahme von Formen und Verzierungen deutlich, dass das Gebiet der Steirischen Gruppe eine bemerkenswerte „Durchlässigkeit“ erkennen lässt, die beispielsweise der südlich benachbarten Ruše-Gruppe vollkommen fehlt. Verantwortlich für diese Einf lüsse ist zweifelsohne die verkehrsgeographisch günstige Lage an den Kreuzungspunkten überregional bedeutender Handelswege, wobei insbesondere die Präsenz von Keramikfunden der Lausitzer-Gruppe auf die Nähe zur „Bernsteinstraße“ als wichtigster Nord-Süd-Transversale hinweist. Die durch diese Handelsrouten ermöglichten weiträumigen Vernetzungen beschränkten sich wohl nicht nur auf den reinen Güter- bzw. Warenaustausch, sondern ermöglichten auch weitläufige personelle Bewegungen und Verbin-

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dungen, die beispielsweise sogar in Exogamie gipfelten. Es darf abschließend noch angemerkt werden, dass diese weitläufigen und überregionalen Verbindungen am Ende der Urnenfelderzeit nicht abbrechen, sondern auch in der Hallstattzeit weiter bestanden und wohl sogar noch eine Intensivierung erfuhren. Absolutchronologische Datierung Während der Beginn der älteren Urnenfelderzeit bzw. der Stufe Ha A − communis opinio − mit etwa 1.200 v. Chr. weitestgehend anerkannt wird, divergieren, wie eingangs bereits erwähnt, die Vorstellungen vom Ende der Urnenfelderzeit bzw. der (inhaltlich modifizierten) Stufe Ha B. In Hinblick auf die Ergebnisse dendrochronologischer Untersuchungen an entsprechenden Holzfunden aus den schweizerischen und süddeutschen Pfahlbauten sowie insbesondere der mit ebendieser Methode gewonnenen Datierung der aus Eichenholzbalken errichteten Grabkammer des frühhallstattzeitlichen Grabhügels 8 in Wehringen (Bayern), die um 778+/-5 v. Chr. gefällt worden waren, kann das Ende der Urnenfelder- und der Beginn der Hallstattzeit − interpoliert − um 800 v. Chr. oder kurz davor angesetzt werden. Für mitunter angeführte Datierungsansätze in einen noch früheren Abschnitt des 9. Jhs. v. Chr., die in erster Linie auf einem Synchronisierungsversuch mit der italischen Eisenzeitchronologie beruhen, fehlen nach Meinung des Verfassers die begründbaren materiellen Anknüpfungspunkte. Eine zuletzt vorgelegte, prägnante und kurz gefasste Überblicksdarstellung der chronologischen Abfolge der Spätbronze- und Eisenzeit im Südostalpenraum wird Janez Dular verdankt.751 Diesen chronologischen Ansätzen und Bezeichnungen wird auch in vorliegender Arbeit Folge geleistet. Basierend auf der weiterhin grundlegenden, mittlerweile naturgemäß

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mehrfach modifizierten Arbeit Hermann Müller-Karpes aus dem Jahr 1959 kann die späte Bronzezeit bzw. Urnenfelderzeit folgendermaßen unterteilt werden: • Frühe Urnenfelderzeit (Bz D) − ca. 1.300−1.200 v. Chr. • Ältere Urnenfelderzeit (Ha A1) − ca. 1.200−1.100 v. Chr. • Mittlere Urnenfelderzeit (Ha A2) − ca. 1.100−1.050 v. Chr. • Jüngere Urnenfelderzeit (Ha B1) − ca. 1.050−950 v. Chr. • Späte Urnenfelderzeit (Ha B2/3) − ca. 950−800 v. Chr. Aus dem Gebiet der heutigen Steiermark liegt nun mittlerweile eine ganze Reihe von Radiokarbondatierungen aus unterschiedlichsten Befundkategorien vor, von denen einige im Folgenden angeführt werden sollen: So stammen aus den beiden Höhensiedlungen auf dem Kulm bei Trofaiach752 und auf dem Riegersburger Burgfelsen753 mehrere Radiokarbondaten, die zumeist aus Holzkohle bzw. Holzbalkenresten gewonnen wurden und einen sicheren Nachweis der Datierung der frühen bzw. überhaupt jeweils ältesten Befunde in die jüngere und späte Urnenfelderzeit (Ha B) zu belegen vermögen. Neben diesen urnenfelderzeitlich datierten Befunden liegen von beiden Siedlungen Radiokarbondaten auch aus jüngeren, bereits frühhallstattzeitlichen Siedlungsphasen vor, sodass der letztens von Paul Gleirscher abgelehnte frühe Beginn dieser und weiterer Siedlungen schon in der Urnenfelderzeit doch eine gute Bestätigung findet.754 Im Übrigen sprechen schließlich auch die assoziierbaren Keramikfunde für diesen frühen Siedlungsbeginn. Aus der untersten, funktionell nicht genauer ansprechbaren urnenfelderzeitlichen Schicht unter der Grazer Leechkirche konnte aus einer Probe ein Radiokarbondatum gewonnen werden, das einen zeitlichen Ansatz dieser ältesten Reste einer Siedlung oder zerstörter Gräber an

den Übergang von der mittleren zur jüngeren Urnenfelderzeit (Ha A2/Ha B1) ermöglicht.755 Noch nach Ha A sind den Radiokarbondaten zufolge die beiden Hüttenstellen auf der Königreichalm T 3 und Grubach 2 zu datieren, die gleichzeitig momentan auch die Indikatoren für die jüngste prähistorische Almwirtschaft auf dem ausgedehnten Dachstein-Ostplateau darstellen.756 Von beiden bislang bekannt gewordenen Brandopferplätzen liegen nun ebenfalls Radiokarbondatierungen vor: Zum einen ergibt sich für den (fraglichen) Brandopferplatz im Koppental mit dem (kalibrierten) Datum von 1.420−1.260 v. Chr. eine relativ frühe Datierung in die frühe Urnenfelderzeit bzw. nach Bz D, die jedoch mit Blick auf die mannigfaltigen Nadeltypen zweifelsohne nicht die gesamte Nutzungszeit des Opferplatzes widerspiegelt.757 Zum anderen kann vom Brandopferplatz auf dem Sölkpass eine ganze Reihe von Radiokarbondaten angeführt werden, die einerseits aus Proben aus dem Bereich des Opferplatzes selbst stammen und andererseits umliegenden und damit assoziierten Befunden entnommen werden konnten. Während der Opferplatz bzw. der Rest des „Aschenhügels“ selbst um die Jahrtausendwende, also am Übergang von Ha A2 nach Ha B1 angesetzt werden kann,758 deuten die weiteren Radiokarbondaten auch die Möglichkeit eines etwas früheren urnenfelderzeitlichen Opfergeschehens an, das allerdings ohne materielle Hinterlassenschaften geblieben ist.759 Aus der Obersteiermark, genauer gesagt dem steirischen Salzkammergut, sind noch zwei weitere Radiokarbondaten vorgelegt worden: Einerseits konnte hierbei durch die Radiokarbondatierung der Ha A-zeitliche chronologische Ansatz des bemerkenswerten „Prunk-“ bzw. Schwertgrabes aus dem Koppental bestätigt werden.760 Andererseits ermöglichte die Radiokarbondatierung von organischem „Beiwerk“ den Nachweis, dass der umfangreiche

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Depotfund aus dem Brandgraben nahe Bad Aussee, dessen Fundgegenstände zum weitaus überwiegenden Teil nach Ha A gestellt werden können, doch wohl erst in der jüngeren bzw.

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späten Urnenfelderzeit niedergelegt worden war − einzelne, eher unscheinbare Stücke aus dem Depot deuteten bereits auf diese Möglichkeit hin.761

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Zusammenfassend: Eggert, Prähistorische Archäologie 31–45. Vgl. zusammenfassend: Urban, Urgeschichte Österreichs 95−97. Vgl.: Kienlin, Traditions and Transformations. Kienlin, Traditions and Transformations 185−189. Vgl. dazu: David, Tellsiedlungen im Karpatenbecken 231−267. Zusammenfassend dazu: Innerhofer, Nadeln 232−274. KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Vgl.: Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental 164–186. KG und OG Wörschach, PB Liezen. – Vgl.: Modrijan, Grabfund Wörschach 24–48. KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. – Vgl. dazu: Kramer, Fremdformen der Urnenfelderzeit 213–222. KG und MG Kalsdorf, PB Graz-Umgebung. – Tiefengraber, Grazer Becken 98 und Taf. 25/2. KG Kainach, MG Wildon, PB Leibnitz. – Vgl.: Gutjahr, Brandgrab Kainach 208–210 mit Abb. 5 (Schneppenkanne aus dem Grab 65). Tiefengraber, Grazer Becken 116f. und Taf. 5/2. KG Tieschen, KG Pichla bei Radkersburg und KG Patzen, alle MG Tieschen, PB Südoststeiermark. KG Burgstall und KG Mantrach, MG Großklein, PB Leibnitz. KG St. Nikolai, OG Sölk, PB Liezen. Vgl. dazu zusammenfassend: Neugebauer, Bronzezeit in Ostösterreich. KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. – Z. B.: Kramer, Urgeschichte der Steiermark 15, Bild links. KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. Kramer, Urgeschichte der Steiermark 15. Artner, Archäologische Übersicht Graz XXII. KG Brunn, MG St. Michael in Obersteiermark, PB Leoben. KG und MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. KG Raaba und KG Grambach in der MG Raaba-Grambach, alle PB Graz-Umgebung. – Obereder, Raababerg 32f. und Taf. 48/474−478. Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 202−219.

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Vgl.: Kramer, Wildon 28. Vgl.: Obereder, Raababerg 32−33. KG Oberpurkla, MG Halbenrain, PB Südoststeiermark. − Vgl.: Lehner/Tiefengraber, KG Oberpurkla 652–654 mit Abb. 629–631. KG Fladnitz im Raabtal, OG Kirchberg an der Raab, PB Südoststeiermark. − Tiefengraber, Fuchskogel 8−19. Vgl.: Hebert, KG Brunn 210 und Abb. 217. KG St. Lorenzen, OG St. Margarethen bei Knittelfeld, PB Murtal. − Unpubliziert. KG Mühldorf, MG Weißkirchen in Steiermark, PB Murtal. − Vgl.: Steinegger, KG Mühldorf 304f. – Bertha, Eppenstein 75–78. KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. − Unpubliziert. Jörg Obereder erwähnt weiters noch unpublizierte Funde der Litzenkeramik aus Mixnitz – vgl. dazu: Obereder, Nadel Rothenturm 537. Obereder, Raababerg 32f. Tiefengraber, Fuchskogel 8−19, bes. 16 mit Abb. Tiefengraber, KG Fladnitz im Raabtal 363f. Aufgrund der Tatsache, dass die bislang bekannten Keramikstreufunde vom Guggamoar mehreren Perioden zuzweisen sind, können folglich ohne eine eingehende Untersuchung des Walles und Grabens keine verlässlichen Angaben über das Alter dieser Fortifikationsanlagen gemacht werden. KG Hopfau, OG Buch-St. Magdalena, PB Hartberg-Fürstenfeld. Tiefengraber, KG Fladnitz im Raabtal 363f. Vgl. Dazu: Bondár/Kiss, Hahót Valley 205f. – Črešnar/Teržan, Absolute Dating Bronze Age 663−674, bes. 665 mit Fig. 11 und 672 mit Fig. 12. Tiefengraber, KG Fladnitz im Raabtal 363f. Vgl.: Bondár, Kisapostag-Kultur 31–33 mit Abb. 5. Tiefengraber, Kreuzfußschalen 21−33. Vgl.: Durman, Vučedolski Orion 39. Vgl.: Harej, Kolišče v Partih 141−194. Velušček/Čufar, Založnica 123−158. Šavel/Sankovič, Za Raščico pri Krogu. Bondár, Nagykanizsa 49−78.

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Bondár, Börzöncén 9−19. − Bondár, Transdanubia 69−79. Vgl.: Tasič, Vinkovci-Kultur 15−32. − Zuletzt zusammenfassend: Marković, Ranobrončanodobna faz vučedolska kulture 141−160. Vgl.: Tiefengraber, Kreuzfußschalen 24−26. Z. B.: Kolarić, Broncano doba Srbije 86 und Abb. 8, 10/1−2. Z. B. Figler, Nordwest-Transdanubien 35, Abb. 7/3, 5 (Györszemere−Tóth tag). Burger, Fußschalen 16−19 mit Abb. 5/1. Obereder, KG Hopfau 637. Vgl.: Tomanič-Jevremov/Tomaž, Ptujskega gradu 175−194. Ein weiteres Bruchstück einer Kreuzfußschale liegt als Streufund vom Tesserriegel bei Wolfsberg im Schwarzautal vor, doch kann ohne Autopsie nicht entschieden werden, ob es sich um ein Stück der Vučedol- oder der Somogyvár-Vinkovci-Kultur handelt. − Vgl. Ehrenreich/Einwögerer, Tesserriegel 101, Abb. 2. Vgl. dazu: Velušček, Slovenia 59−79. − Velušček/ Čufar, Založnica 123−158, bes. 141. – Črešnar/ Teržan, Absolute Dating Bronze Age 661−666. Vgl. zusammenfassend zur Kisapostag-Kultur: Torma, Balatongyorokon 15–34. − Bóna, Mittlere Bronzezeit Ungarns 72−96. − Marković, O genezi i počecima licenskokeramičke kulture 117–131. − Šavel, Pod Kotom - jug pri Krogu 140−147. − Črešnar, Kisapostag 101–115. Obereder, Raababerg 32f. und Taf. 48/474–478. Vgl.: Lehner/Tiefengraber, KG Oberpurkla. Vgl.: Bertha, Eppenstein 75. Z. B.: Sankovič/Obelić, Zgodnjebronastodobne najdbe 140–146. − Kiss, Balaton 29−32 (Balatonelle-Kenderföld, Balatonboglár-Berekre-dűlő és Borkombinát, Ordacsehi-Kis-töltés, Ordacsehi-­ Csereföld, Ordacsehi-Bugaszeg, Ordacsehi-Major). Vgl. z. B.: Sankovič/Obelić, Zgodnjebronastodobne najdbe 146f. – Črešnar/Teržan, Absolute Dating Bronze Age 666−674. Vgl. zusammenfassend: Majnarić-Pandžić, Litzenkeramik in Slawonien 97–103. − Benkovsky-Pivovarová, Litzenkeramik in Österreich 29−38. − Marković, O genezi i počecima licenskokeramičke kulture 117–150. − Guštin, Horizont Litzenkeramik 74−78. Hebert, KG Brunn. Vgl.: Bertha, Eppenstein 76–78. Poz-27183: 3465+/-30 BP. Črešnar/Teržan, Absolute Dating Bronze Age 674−676.

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Früher im Stadtmuseum in Hartberg, Fundnachrichten fehlen. KG und OG nicht bekannt, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Vgl.: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 202. – Mayer, Äxte und Beile 209 (Taf. 86/1219). KG Andritz, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. PB Murtal (KG und OG nicht bekannt). – Modrijan, Aichfeld 10f. mit Abb. 7. – Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 6f. mit Abb. Modl, Stabdolchklinge Badlhöhle 30f. mit Abb. − Vgl. auch: Kusch, Höhlenfundplätze des Murtales 88, Abb. 23. – Zuletzt: Engelhardt/Wandling, Stabdolche von Unterschöllnach 109f. Vgl.: Trnka, Flintdolche in Österreich 4–10. Vgl. z. B.: Honti/Kiss, Hortfunde vom Typ Tolnanémedi 71–95. KG Pichling bei Köf lach, SG Köf lach, PB Voitsberg. Vgl.: Dular/Šavel, Oloris. KG Hasreith, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. KG Hörbing, SG und PB Deutschlandsberg. KG Korbin, OG St. Peter im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. Vgl.: Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 82−92. Tiefengraber, Studien Mittel- und Spätbronzezeit. Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 67–113. Gutjahr/Tiefengraber, Beiträge. KG Grünau, MG Groß Sankt Florian, PB Deutschlandsberg. – Ausgrabungen der Universität Graz (Erwin Pochmarski), von 1988 bis 2002 im Bereich der römischen Villa von Grünau. Vgl. zusammenfassend dazu: Pochmarski, Villa von Grünau 79–88. Zusammenfassend zu den Siedlungen im Laßnitztal: Fuchs, Trasse Koralmbahn 119–140. – Fuchs, Schönberg, Teil 1. – Fuchs, Schönberg Teil 2. – Fuchs, Schrötten und Zehndorf. – Zu Hörbing zusammenfassend: Hebert, Baubefunde Hörbing 301–303. – Vgl.: Bernhard, Hörbing und Freidorf 205−230. KG Freidorf im Sulmtal, OG Sankt Peter im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. Vgl. Bernhard, Hörbing und Freidorf 219f. – Zu den Rillenschlägeln vgl. allgemein: Rieser/ Schrattenthaler, Schwaz-Brixlegg 135ff. Vgl.: Modl, Modrijan Montanarchäologie 94–125. Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 88 mit Abb.

Tiefengraber / Bronzezeit KG Weitendorf, MG Wildon, PB Leibnitz. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 120, bes. 122 mit Abb. 4 (Plan). 92 Heymans, Baubefunde und Auswertung 119–136. 93 KG Schönberg und KG Schrötten, OG Hengsberg, PB Leibnitz. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 123–125 mit Abb. 6 (Plan) und 7. 94 KG Wohlsdorf, MG Wettmannstätten, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 126–132 mit Abb. 11 (Pläne), 12 und 13. 95 Fuchs, Trasse Koralmbahn 132. 96 KG Schönaich, MG Wettmannstätten, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 132. 97 KG Gussendorf, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 133. 98 KG Petzelsdorf, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Vgl.: Fürnholzer, KG Petzelsdorf 676f. – Bartl/Fürnholzer, Petzelsdorf bei Deutschlandsberg (2006) 183–210. – Bartl/Fürnholzer, Petzelsdorf bei Deutschlandsberg (2007). – Fuchs, Trasse Koralmbahn 133. 99 Fuchs, Trasse Koralmbahn 133, Anm. 4. 100 Farka, KG Groß St. Florian 44. – Vgl.: Stering, Groß St. Florian 183−204. 101 Zusammenfassend dazu: Pochmarski, Villa von Grünau 79ff. (mit Aufzählung sämtlicher bislang vorgelegter Kurzberichte). 102 Pochmarski, Villa von Grünau 88f. 103 KG Unterbergla, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 134. 104 KG Grub, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 134. 105 KG Grub, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 134–136, bes. 135 mit Abb. 23 (Plan). 106 Mandl/Grzywacz, KG Grub 301. 107 Grzywacz/Fuchs, KG Grub 300f. – Vgl. auch: Fuchs, KG Grub 386f. 108 KG Lebing, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 137. 109 KG Lebing, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Mandl/Grzywacz, KG Grub. 110 KG Hörbing, SG und PB Deutschlandsberg. – Vgl.: Hebert, Hörbing-Forstgarten 40f. – Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 85ff. – Hebert, KG Hörbing 690 mit Abb. 351–362. – Hebert, Notgrabung als Siedlungsforschung 77–79. – Hebert, Baubefunde Hörbing (mit Planbeilage 1). – Zuletzt Bernhard, Hörbing und Freidorf. 111 Hebert, Hörbing-Forstgarten 41. 112 Hebert, Baubefunde Hörbing 301. 113 Hebert, Hörbing-Forstgarten 41 und Abb. 13. 91

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Bernhard, KG Hörbing 587f. (Randbereich der Siedlung?). – Steinegger, Hörbing 51−59, bes. 54–58. 115 Vgl. die Planbeilage 1 bei Hebert, Baubefunde Hörbing. 116 KG Lamperstätten, MG Sankt Nikolai im Sausal, PB Leibnitz. – Hebert, KG Lamperstätten 274f. 117 Hebert, KG Lamperstätten. 118 Hebert, KG Hasreith 210f. – Vgl. auch: Heymans, Gleinztal 143−162. 119 Hebert, KG Hasreith. – Vgl.: Heymans, Gleinztal 143−147. 120 Hebert, KG Hasreith 211. 121 KG Zeierling, MG Frauental an der Laßnitz, PB Deutschlandsberg. – Heymans, KG Zeierling 593f. und 592 mit Abb. 320−328. 122 Heymans, KG Zeierling 594. 123 Z. B.: Heymans, KG Zeierling 592 mit Abb. 326 und 328 (Ritzlinienmetopenverzierung). 124 Vgl. dazu z. B.: Vinski-Gasparini, Urnenfelderkultur Nordkroatien. – Vinski-Gasparini, Kultura polja sa žarama sa svojim grupama 547ff. – Majnarić-Pandžić, Late Bronze Age in North-West Croatia 9ff. – Pavišić, Virovitica- und Draulandkomitat 29ff. – Vrdoljak, Tipološka klasifikacija Abb. 5f. (Typentafeln). – Karavanić/Mihaljević, Naselje Mačkovac-Crišnjevi 47 und Abb. 4. – Zuletzt: Dizdar/Ložnjak Dizdar, Northern Croatia. 125 KG Mitterspiel, SG und PB Deutschlandsberg. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 117. 126 KG Leibenfeld, SG und PB Deutschlandsberg. – Bernhard, KG Leibenfeld 483–485. 127 KG Hollenegg, MG Schwanberg, PB Deutschlandsberg. – Gutjahr/Tiefengraber, Motte Alt-Hollenegg Taf. 42/191 (Randfragment einer Henkelschale/-schüssel). 128 Gutjahr/Tiefengraber, Motte Alt-Hollenegg 26ff. 129 KG Freidorf im Sulmtal, OG Sankt Peter im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. – Hebert, Baubefunde Hörbing 302. – Vgl.: Bernhard, Hörbing und Freidorf 213–220. 130 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 103f. 131 KG Pölfing, MG Pölfing-Brunn, PB Deutschlandsberg. – Vgl.: Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 81 mit Abb. 9. 132 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. – Kramer, Zwischen Sulm und Saggau 99. – Egg/Kramer, Kröllkogel 31, 375–377. 133 SG und PB Leibnitz (KG nicht bekannt). 134 Mayer, Äxte und Beile 143 und Taf. 43/606. 114

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Tiefengraber / Bronzezeit

Mayer, Äxte und Beile 132 und Taf. 35/507. KG Retznei, MG Ehrenhausen an der Weinstraße, PB Leibnitz. – Schrettle, KG Retznei 933–937. – Vgl. auch: Schrettle/Tsironi, Retznei 125−141. 137 Freundliche Mitteilung von Bernhard Schrettle, Graz. 138 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 99–101 mit Abb. 15. 139 KG Södingberg, OG Geistthal-Södingberg, PB Voitsberg. 140 Vgl.: Wagner, Södingberg 436f. 141 Tiefengraber, Södingberg 328−359. 142 Vgl. dazu: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 273. – Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 83. – Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling 109–138. – Fuchs, Parzelle 214 Pichling 139–160. 143 Fuchs, Parzelle 214 Pichling 143. 144 Vgl. dazu: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 273. − Demzufolge wurde beim Bau einer Hauszufahrt eine Siedlung der Bronzezeit angeschnitten, von der Reste eines Hausgrundrisses festgestellt und eine größere Zahl von Keramikfragmenten geborgen werden konnten. 145 Vgl.: Fuchs, Parzelle 214 Pichling 139ff., bes. 142 mit Abb. 3 (Plan der bronzezeitlichen Befunde). 146 Fuchs, Parzelle 214 Pichling 141. 147 Fuchs, Parzelle 214 Pichling 141. 148 Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling 123. 149 Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling 124. 150 KG Puchbach, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 273. 151 KG und SG Bärnbach, PB Voitsberg. – Gutjahr, KG Bärnbach 382f. mit Abb. 15. 152 KG Piber, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Vgl.: Stering, Piber 231–234. 153 KG Altenmarkt bei Riegersburg, MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Vgl.: Lippert, Spätbronzeund Eisenzeit 191. 154 KG Gößnitz, MG Maria Lankowitz, PB Voitsberg. – Hilber, Urgeschichte Steiermarks 60. – Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294. – Mayer, Äxte und Beile 131 und Taf. 33/488 sowie 134 und Taf. 36/534. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 272. 155 KG Scherzberg, MG Maria Lankowitz, PB Voitsberg. – Mayer, Äxte und Beile 136 und Taf. 41/571. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 277. 156 Kramer, Wildon. 157 Modrijan, Frühes Graz. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 290–312. – Vgl. auch die Zusammenfassung bei: Kramer, Graz aus der Sicht der Archäologie 17–60. 135

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Artner, Archäologische Übersicht Graz XXII– XXVI mit Abb. E2. 159 KG Wetzelsdorf, Statutarstadt Graz. – Hebert, SG Graz, KG Wetzelsdorf (1989) 281. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 160 Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX (KG nicht bekannt, Nr. 5). 161 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 72–76. 162 Gefunden an der Ecke Sparbersbachgasse/Technikerstraße beim Hausbau (KG St. Leonhard, Statutarstadt Graz). Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 87 (1898), 41. – Modrijan, Frühes Graz 27 (Nr. 26). – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 296. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 163 Fundort: KG Geidorf, Statutarstadt Graz, Fischergasse. – Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 83 (1894), 36. – Cowen, Griffzungenschwerter 120 (Nr. 8). – Modrijan, Frühes Graz 29 und Taf. 13/48. – Schauer, Schwerter 120 und Taf. 53/363. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 31 und 293. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 164 Fundort KG Gries, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 65 und Abb. 4/78. – Modrijan, Frühes Graz 31 (Nr. 72). – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 297. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 165 KG Gries, Statutarstadt Graz. In 5 m Tiefe im Murschotter gefunden. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 56 und Abb. 51. – Mayer, Äxte und Beile 126 und Taf. 31/459. – Modrijan, Frühes Graz 27 und Taf. 11/28. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 32 und 293. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 166 KG Gries, Statutarstadt Graz. In 6 m Tiefe bei einer Kanalgrabung gefunden. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 57. – Modrijan, Frühes Graz 27 und Taf. 9/30. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 294. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 167 KG Jakomini, Statutarstadt Graz. 1893 vom Joanneum dem Finder Nedelko aus Algersdorf abgekauft. – Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 82 (1893), 44. – Cowen, Griffzungenschwerter 124. – Schauer, Schwerter 137 und Taf. 60/412. – Modrijan, Frühes Graz 29 und Taf. 13/49. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 32 und 296. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 168 KG Jakomini, Statutarstadt Graz. – Modrijan, Frühes Graz 31 (Nr. 73). – Artner, Archäologische Übersicht Graz, 38. 158

Tiefengraber / Bronzezeit KG Algersdorf, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Jahresbericht des Joanneums N. F. 17 (1987), 83. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 170 KG Andritz, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 58 und Abb. 4/59. – Modrijan, Frühes Graz 26 und Taf. 7/20. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 31 und 295. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 171 KG Engelsdorf, Statutarstadt Graz. 1932 in 3 m Tiefe in einer Sandgrube gefunden. – Vgl.: Kramer, Bronzemesser Graz-Engelsdorf 123–126. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 172 KG Gösting, Statutarstadt Graz. 1913 in der Schippingerstraße gegenüber der Reininghaus´schen Farbenfabrik gefunden. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 62. – Modrijan, Frühes Graz 27 und Taf. 8/23. – Říhovský, Nadeln 142 und Taf. 44/1027. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 294. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 173 KG Rudersdorf, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Modrijan, Frühes Graz 28 und Taf. 6/38. – Říhovský, Nadeln 143 und Taf. 8/134. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 295. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX (hier fälschlich mit dem Verweis auf Taf. B/134 bei Říhovský, Nadeln). 174 Gefunden bei Alkier´s chemischer Fabrik. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 56 und Abb. 3/52. – Willvonseder, Mittlere Bronzezeit 87f. und 328. – Schauer, Schwerter 39 und Taf. 12/105. – Modrijan, Graz, ehe es zu Graz wurde 57. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 31 und 296. – Erbach-Schönberg, Oberösterreich 163ff. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 175 KG Rudersdorf (bzw. Gries), Statutarstadt Graz. – Vgl.: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 62 und Abb. 4/76. – Modrijan, Frühes Graz 28 und Taf. 6/42. – Říhovský, Nadeln 142 und Taf. 44/1026. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 294. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 176 Hilber, Urgeschichte Steiermarks 61 und Abb. 4/37. – Modrijan, Frühes Graz 29 und Taf. 6/43. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 297. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 177 Hilber, Urgeschichte Steiermarks 58 und Abb. 3/54. – Modrijan, Frühes Graz 29 (Nr. 44). – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 296. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 178 KG Graz Stadt-St. Veit ob Graz, Statutarstadt Graz. – Vgl. Modrijan, Frühes Graz 26 und Taf. 10/18. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 293. – Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 169

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KG Gösting, Statutarstadt Graz. – Hebert/Windholz-Konrad, Stadt Graz, KG Gösting 490–493. – Erst im Frühjahr 2018 stellte der Finder die prähistorischen Bronzefunde mitsamt einem Lageplan der Forschung zur Verfügung, welche im Jahr 2000(?) unautorisiert geborgen worden waren. Richtigerweise handelt es sich bei der Sichelnadel und dem Lappenbeil des Typs Freudenberg um kein verstreutes Depot, sondern um zwei Einzelfunde, die entlang eines Saumweges in Richtung mittelalterlicher Burg­ruine gefunden worden sein sollen. Unweit davon wurde jedoch tatsächlich ein 18-teiliger Mehrstückhort geborgen, dessen älteste Stücke (wie die Sichelnadel) in die Stufe Bz C1 zurückreichen könnten. Daneben wurden noch zwei weitere Einzelfunde (bronzene Griffplattendolche) entdeckt. 180 Vgl.: Říhovský, Nadeln 4f. und Taf. 4/53−58. – Neugebauer, Bronzezeit in Ostösterreich 145ff. und Abb. 81. 181 KG Gratwein, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung. – Vgl.: Willvonseder, Mittlere Bronzezeit 327f. 182 KG und MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Ehrenreich/Fuchs, Deutschfeistritz 203ff. mit Abb. 6−8 und Taf. 5/12−15, 6/1−11. 183 Ehrenreich/Fuchs, Deutschfeistritz 205. 184 KG Unterpremstätten, MG Unterpremstätten-Zettling, PB Graz-Umgebung. – Mayer, Äxte und Beile 125 und Taf. 31/458. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 173. 185 KG Dietersdorf, MG Dobl-Zwaring, PB Graz-Umgebung. – Artner/Bellitti, KG Dietersdorf 383f. 186 KG Kainach, MG Wildon, PB Leibnitz. 187 Gutjahr, Gruben Kainach 141−206. 188 Gutjahr, Gruben Kainach 172–177. 189 KG und MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Cowen, Griffzungenschwerter 124 (Nr. 4) und Taf. 5/2. – Schauer, Schwerter 140 und Taf. 21/421. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 147. 190 KG Stadtbergen, SG Fürstenfeld, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Pittioni, Urgeschichte 476. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 152. 191 KG und OG St. Johann in der Haide, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Modrijan, Landesarchäologie Bezirk Hartberg 60. – Posch, Hartberg 6 mit Abb. 3. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 185. 192 Lippert, Spätbronze- und Eisenzeit 189ff. 193 KG Radkersburg, SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. – Vgl.: Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294 und Taf. III. – Mayer, Äxte und Beile 150 und Taf. 47/658, 659. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 263. 179

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Tiefengraber / Bronzezeit

SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. – Mayer, Äxte und Beile Taf. 48/671. 195 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark. – Lippert, KG Saaz (2006) 493f. 196 KG Hummersdorf, SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. – Müller-Karpe, Chronologie der Urnenfelderzeit 277ff. 197 KG Bairisch Kölldorf, OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 133. 198 KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. – Vgl. Eibner, Gräberfeld Kapfenstein 7. 199 Lochner, Kapfenstein 25ff. 200 Z. B. bei dem Wandstück mit gratiger Rippe (Lochner, Kapfenstein Taf. 2/5) oder bei den beiden Wandstücken mit Knubbe bzw. Griff lappen (Lochner, Kapfenstein Taf. 2/6 und 13). 201 KG Mahrensdorf sowie KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. – Penz, Kapfensteiner Kogel (1999). – Penz, Kapfensteiner Kogel (2001) 272 und Taf. 1/2−10. 202 Z. B.: Penz, Kapfensteiner Kogel (1999) Taf. 10/3. – Penz, Kapfensteiner Kogel (2001) Taf. 1/6. 203 Penz, Kapfensteiner Kogel (1999) Taf. 11/8, 11, 12. – Penz, Kapfensteiner Kogel (2001) Taf. 1/5. 204 Penz, Kapfensteiner Kogel (1999) Taf. 41/9, 10. – Penz, Kapfensteiner Kogel (2001) Taf. 1/8, 9. 205 Penz, Kapfensteiner Kogel (1999) Taf. 22/1−5. 206 Penz, Kapfensteiner Kogel (2001) Taf. 1/2. 207 KG Lödersdorf, MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Lippert, KG Lödersdorf 591−593. 208 Jilg, Lödersdorf 117−123. 209 KG Oberdorf, OG Kirchberg an der Raab, PB Südoststeiermark. – Tiefengraber, Hügelgräbergruppe Oberdorf 15. 210 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 268. – Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 16 mit Abb. 211 KG Grafendorf, MG Grafendorf bei Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Pochmarski/Pochmarski-Nagele, Grafendorf 20ff. 212 Vgl.: Pochmarski/Pochmarski-Nagele, Grafendorf 26 mit Abb. 10: „Dolch, der wohl in die späte Bronzezeit zu datieren ist“. 213 Artner/Bellitti, Grafendorf bei Hartberg 78. 214 Artner/Bellitti, Grafendorf bei Hartberg 78. 215 Vgl.: Tiefengraber, Stand Erforschung Mittelund Spätbronzezeit 102, Abb. 16. 216 Artner/Bellitti, KG Grafendorf 299f. 217 KG Ponigl, OG Thannhausen, PB Weiz. – Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Weiz 6 mit Abb. 2. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 289. 194

Vgl.: Tiefengraber, Stand Erforschung Mittelund Spätbronzezeit 85−91. 219 Vgl.: Burböck, KG Waltersdorf 211. – Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg. 220 KG Wald, OG Wald am Schoberpaß, PB Leoben. – Wedenig, Vorwald 201ff. – Schamberger, Vorwald (2007) 235−326. 221 KG Schwarzenbach, SG Trieben, PB Liezen. – Eibner, „Schlosser“ in Schwarzenbach 27ff. – Golling, Schwarzenbach. 222 Schamberger, Vorwald (2007) 235f. 223 Zusammenfassend zur urgeschichtlichen Montanarchäologie in der Steiermark, besonders in der Eisenerzer Ramsau: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen. − Klemm, Bronze Age Copper Mining 271–276. – Vgl. weiters dazu (in Auswahl): Presslinger/Eibner, Kupfermetallurgie im Paltental 131ff. – Presslinger, Bau metallurgischer Anlagen 5ff. – Presslinger/Eibner, Fünf Jahre Arbeit 7ff. – Walach/Walach, Frühes Berg- und Hüttenwesen 11ff. – Walach, Bronzezeitliche Kupfergewinnung 15ff. – Eibner/ Presslinger, Urzeitliche Kupferproduktion 22ff. – Klemm, Prähistorische Kupfergewinnung 26ff. – Vgl. auch die Aufsätze von Hubert Preßlinger, Clemens Eibner, Gerhard Sperl und Susanne Klemm im Tagungsband: Weisgerber/Goldenberg, Alpenkupfer. − Zuletzt für die Steiermark im Überblick: Modl, Modrijan Montanarchäologie. 224 KG Krumpental, SG Eisenerz, PB Leoben. – Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen. – Klemm, Prähistorische Kupfergewinnung 29ff. 225 Der Kupferschmelzplatz trägt die Fundstellennummer FP 60104.001 gemäß dem Verzeichnis in: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 26ff., 96 (mit Bibliographie). – In den gesamten Eisenerzer Alpen wurden bisher – je nach Zählung und Ansprache – um die 100 potentiell prähistorische Produktionsstätten zur Kupfergewinnung entdeckt. Zum aktuellen Stand der Landesaufnahme siehe: Klemm, Bergbaufolgelandschaft 337–348; Klemm/Nelle, Interdisziplinäre Untersuchungen. 226 Eine Monographie zur Auswertung des Grabungsbefundes ist in Vorbereitung: Klemm, Kupferschmelzplatz S1 (in Vorbereitung). 227 Die zur Verfügung stehenden Datengrundlagen sind in ihren Zählungen nicht gänzlich kongruent: Klemm, Montanarchäologie Eisenerzer Alpen 21f. und 45ff. – Walach, Bronzezeitliche Kupfergewinnung 20ff. 228 Vgl. zusammenfassend: Modl, Modrijan Montanarchäologie 100–103. 218

Tiefengraber / Bronzezeit Zuletzt zusammenfassend: Stöllner/Breitenlechner, Mitterberg 113–144. 230 Vgl.: Goldenberg/Breitenlechner, Unterinntal 61–110. 231 Golling, Schwarzenbach. (Für die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die ungedruckte Magisterarbeit von Sven Golling an der Universität Heidelberg sei Bernhard Hebert, Bundesdenkmalamt, herzlich gedankt) – Eibner, „Schlosser“ in Schwarzenbach 27–36. 232 KG Johnsbach, MG Admont, PB Liezen. 233 KG Schwarzenbach, SG Trieben, PB Liezen. – Klemm, Prähistorische Kupfergewinnung 33. 234 Vgl. zusammenfassend: Schamberger, Vorwald (2007) 235−238. 235 KG Madstein, OG Traboch, PB Leoben. – Vgl.: Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein 219−229 und 236−239 (Taf. 1−4). 236 Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein 226. 237 Burböck, Waltersdorf 211. – Burböck/Kramer, Funde in Strettweg 29ff. 238 Tiefengraber, KG Waltersdorf 313–316. 239 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 19ff. und Taf. 3−4. 240 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg Taf. 3/26. 241 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg Taf. 3/27, 3/28. 242 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg, Taf. 3/29. 243 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg Taf. 4/31. 244 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg Taf. 4/30. 245 Sämtliche neueren Arbeiten zur mittel- und spätbronzezeitlichen Keramik im Südostalpenraum basieren auf der grundlegenden Arbeit über die Keramikfunde aus Oloris bei Dolnji Lakoš im slowenischen Prekmurje von Janez Dular. Vgl.: Dular/Šavel, Oloris 143ff. 246 Wedenig, Vorwald 208, Anm. 11 (kalibriert 1.270−1.100 v. Chr.). 247 Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 20. 248 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 104. 249 Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein 226. 250 KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. – Modrijan, Aichfeld 12 mit Abb. 8. 251 Vgl.: Hübel/Suette, Rohstoffsicherungskarte. – Jarlowsky, Flatschach 32−75. − Weber, Handbuch. – Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 4. 252 KG Pöls, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 195. 253 KG Fisching, MG Weißkirchen in Steiermark, PB Murtal. – Modrijan, Aichfeld 14f. mit Abb. 10. 229

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– Mayer, Äxte und Beile Taf. 33/490. – Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 8 und 9 mit Abb. links oben/Nr. 2. 254 KG Oberzeiring, MG Pölstal, PB Murtal. – Modrijan, Aichfeld 15f. mit Abb. 11. – Mayer, Äxte und Beile Taf. 51/711. – Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 8 und 9 mit Abb. links oben/Nr. 1. 255 KG St. Georgen, OG Sankt Georgen ob Judenburg, PB Murtal. – Fuchs, St. Georgen ob Judenburg 57f. 256 Vgl.: Holste, Vollgriffschwerter 52 und Liste 7c/ Nr. 30. – Modrijan, Aichfeld 12f. mit Abb. 9 (drittes Schwert von links). – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 195. 257 KG Winklern, SG Oberwölz, PB Murtal. – Říhovský, Nadeln 77 und Taf. 19/354. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 257. 258 KG St. Marein, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. – Hebert, KG St. Marein 197f. 259 KG Tratten, SG und PB Murau. – Hebert/Windholz-Konrad, KG Tratten 494 und Abb. 137. 260 KG, SG und PB Murau. – Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Murau 9 mit Abb. 2. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 252. 261 KG Donawitz, SG und PB Leoben. – Vgl.: Schauer, Schwerter 96f. und Taf. 47/322. 262 Mayer, Äxte und Beile Taf. 31/461 (Zeichnung nach einem Abguss im Stadtmuseum Leoben; Übergangsform mit trapezförmiger Nackenpartie, Variante I). – Modrijan, Vor- und Frühgeschichtliche Funde Göss 10 und Taf. 1/4 (Foto des Originalbeiles mit Beschädigungen an der Schneide). 263 Vgl.: Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 9 und 14 mit Abb. 7/L14. – Říhovský, Nadeln 143 und Taf. 45/1060. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 227. 264 Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 11 mit Abb. 5 und 6/L7. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 227. 265 KG, SG und PB Leoben. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 9. – Říhovský, Nadeln 48 und Taf. 9/169. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 227. 266 KG Prettach, SG und PB Leoben. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 12 mit Abb. 3/L22. – Mayer, Äxte und Beile 137f. und Taf. 43/594. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 227. 267 KG und MG Sankt Peter-Freienstein, PB Leoben. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 8 mit Abb. 3/L6 und 16 mit Abb. 3/L23. – Mayer, Äxte und Beile 143 und Taf. 44/612 (Lappenbeil vom Typ Greiner Strudl) sowie 134 und Taf. 38/544 (Lappenbeil vom Typ Freudenberg, Variante Nie-

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Tiefengraber / Bronzezeit

dergößnitz). – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 230f. 268 MG St. Peter-Freienstein, PB Leoben (KG unsicher). − Vgl.: Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 134 und 162, Taf. 28/2. 269 KG und MG Vordernberg, PB Leoben. – Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 8 mit Abb. 3. – Mayer, Äxte und Beile 138 und Taf. 43/600. 270 KG und OG Proleb, PB Leoben. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 230 (Nadel mit geschwollenem, geripptem Hals und keulenförmigem Kopf der Stufe Bz D). 271 KG und OG Niklasdorf, PB Leoben. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 229 (Bronzenadel; in 7 m Tiefe beim Brunnengrabem im Schwemmgebiet der Mur gefunden). 272 Vgl. dazu auch: Kramer, Archäologische Quellen 8ff. 273 KG Sommer, MG Krieglach, PB Bruck-Mürzzuschlag. 274 Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein 229−240 mit Taf. 5. 275 KG Hessenberg, MG St. Peter-Freienstein sowie KG und SG Trofaiach, alle PB Leoben. 276 KG Leitendorf, SG und PB Leoben. 277 KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. 278 KG und SG Kapfenberg, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Vgl. Bartha, Rettenwandhöhle 25–27. 279 KG und MG Langenwang, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Willvonseder, Mittlere Bronzezeit 396. – Říhovský, Nadeln 23 und Taf. 3/45. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 248. 280 KG Mürzhofen, SG Kindberg, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 248. 281 Vgl. grundlegend und zusammenfassend dazu: Cerwinka/Mandl, Dachstein (1996) 7ff. – Zuletzt: Hebert/Kienast, Königreichalm. 282 Cerwinka/Mandl, Dachstein (1996) 38ff. − Tiefengraber, Almhütte Königreich-Tief kar 97−108. 283 Mandl, „Königreich“ 79 (Tabelle oben). 284 Alle KG und MG Gröbming, PB Liezen. 285 Vgl.: Mandl, „Königreich“ 75 mit Zeittafel. 286 Vgl.: Lippert, Bodenschätze 203ff. 287 Mandl, „Königreich“ 79 (Tabelle oben). 288 Vgl. die Zusammenstellung bei: Mandl, „Königreich“ 77 mit Abb. 4. 289 KG Straßen und KG Reitern, SG Bad Aussee, PB Liezen. 290 Vgl.: Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun. 291 Vgl.: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 86f.

Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 287ff., Taf. III. 293 Schauer, Schwerter 123 und Taf. 55/375. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 233. 294 KG und OG Altaussee, PB Liezen. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 233. 295 KG Mitterndorf, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. – Cowen, Griffzungenschwerter 122f., Nr. 1. – Schauer, Schwerter 108 und Taf. 49/338. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 240. 296 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 241. 297 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 91–95. 298 Penz, Kapfensteiner Kogel (1999). – Penz, Kapfensteiner Kogel (2001). 299 Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein. 300 Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling 109. 301 Z. B.: Hörbing, Grünau, Groß St. Florian und Petzelsdorf bei Deutschlandsberg sowie Freidorf im Sulmtal. 302 Hebert, KG Hasreith 211. 303 Hebert, KG Lamperstätten 274f. 304 Hebert, KG Hasreith 210f. 305 Hebert, Baubefunde Hörbing 310–313 und Planbeilage 1. 306 Vgl. Fuchs, Trasse Koralmbahn 129–131 mit Abb. 14–18. 307 KG Wohlsdorf, MG Wettmannstätten, PB Deutschlandsberg. 308 Die Publikation ist in Vorbereitung. – Literatur zur Fundstelle: Fuchs, Neues aus dem Laßnitztal 290–302, insbes. 291, Abb. 1; 292, Tab. 1; 294, 297, 298–302. – Fuchs, Trasse Koralmbahn 119–140, bes. 120, Abb. 1; 121, Abb. 2; 126–132; 137, Abb. 28. 309 Blesl, Brunnen Pixendorf 92f. – Horváth/Szilas, Őskori telepek 123, Abb 4. 310 Hebert, Baubefunde Hörbing 310ff. und Planbeilage 1. 311 Heymans, Gleinztal 147. 312 Dular/Šavel, Oloris 40ff. 313 Vgl.: Kavur, Eastern Slovenia 51−65. 314 Modl, Modrijan Montanarchäologie 106 mit Abb. 15/5 und 15/6. 315 Wiesinger, Pf lanzengroßreste 181–184. 316 Schamberger, Vorwald (2007) 238. 317 Christandl, Tierischer Leichenbrand 181. 318 Vgl. zuletzt: Mandl, „Königreich“ 65. 319 Mandl, „Königreich“ 65. 320 Bernhard, Hörbing und Freidorf 230, Taf. 7/6. 321 Jilg, Lödersdorf 123, Abb. 4/9 und 4/10. 322 Jilg, Lödersdorf 123, Abb. 4/8. 292

Tiefengraber / Bronzezeit Fuchs, Trasse Koralmbahn 123. Siehe oben und Fuchs, Trasse Koralmbahn 126 und 129–131 mit Abb. 14–18. 325 Vgl. dazu: Hellmuth, Cuvanje hrane i pica 19–49. 326 Lippert, KG Lödersdorf 591–593. 327 Vgl.: Jilg, Lödersdorf 120f. 328 Vgl. z. B.: Vinski-Gasparini, Urnenfelderkultur Nordkroatien 37–48. 329 Vgl. zusammenfassend dazu: Pochmarski, Villa von Grünau 79–93, bes. 88f. 330 Bernhard, KG Leibenfeld. 331 Bernhard, KG Leibenfeld 485. 332 Fuchs, Trasse Koralmbahn 136. 333 Fuchs, Trasse Koralmbahn 132. 334 KG und MG Langenwang, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Gurlitt, Notizen 117 und 131. – Urban, Gräberfeld Kapfenstein 263. 335 KG Hafendorf, SG Kapfenberg, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Pratobevera, Steiermark, Cilli 112. – Pahič, Verzeichnis Hügelgräber 190. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 113. – Urban, Gräberfeld Kapfenstein 224. 336 Gutjahr, Gruben Kainach 142–206. 337 Gutjahr, Gruben Kainach 177. 338 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 97–106. 339 Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein 222–226. 340 Gutjahr, Gruben Kainach 141–181. 341 Diese noch auf teils dürftiger Materialbasis entwickelte Typochronologie hat in den nunmehr zahlreichen, auch radiokarbondatierten slowenischen Fundkomplexen eine eindeutige Bestätigung erfahren. Vgl. dazu zusammenfassend Teržan/Črešnar, Absolute Dating Slovenia 677−702 (Horizonte Pod Kotom-sever/Brezje, Oloris−Podsmreka und Rogoza−Orehova vas). 342 Vgl.: Pahič, Bronastodobna gomila pod Brinjevo goro 349–373. – Teržan, Verovanje in obredni 66f. mit Abb. 40–42. 343 Vgl.: Willvonseder, Mittlere Bronzezeit 259 mit Abb. 8 (Formen der Bronzezeitstufe B2 in Österreich). – Neugebauer, Bronzezeit in Ostösterreich 160. 344 Vgl.: Doneus, Maisbirbaum (1991) 114–122. – Doneus, Maisbirbaum (1994) 202f. – Horváth, Adatok Délnyugat-Dunántúl 221 und Abb. 3–6. – Horváth, Késő bronzkor 57–65. 345 Z. B.: Willvonseder, Mittlere Bronzezeit Abb. 6/1−8. – Lauermann, Weinviertel 35–44, Taf. 1/1 (Niederfellabrunn). – Doneus, Maisbirbaum (1991) 107–122. – Doneus, Maisbirbaum (1994) 208 mit Abb. 4/18 (Gefäßdepot von Maisbirbaum). – Neu323 324

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gebauer, Bronzezeit in Ostösterreich 161–165. – Lindinger, Zwerndorf 78–87, Abb. 4/37 (Gefäßdepot von Zwerndorf a. d. March). – Lauermann/ Hahnel, Großmugl 88–96, Taf. 1/18 (Gefäßdepot I von Großmugl). 346 Vgl. z. B.: Hebert, KG Lamperstätten Abb. 177, 178, 187, 193 und 203. – Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 87 mit Abb. rechts (Hörbing). – Heymans, KG Zeierling 592 mit Abb. 322, 326 und 328. – Bartl/Fürnholzer, Petzelsdorf bei Deutschlandsberg (2007) Taf. 2/6−10. 347 Vgl. Bernhard, Hörbing und Freidorf 229f. mit Taf. 6 und 7. 348 Vgl. Stering, Groß St. Florian. 349 Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 81 mit Abb. 9. 350 Ehrenreich/Fuchs, Deutschfeistritz 203–206 sowie Taf. 5 und 6. 351 Gutjahr, Gruben Kainach 188–202 mit Taf. 1–15. 352 Vgl.: Bernhard, Hörbing und Freidorf 224, Taf. 1/1 und 229, Taf. 6/1. – Vgl. auch: Stering, Groß St. Florian 200, Taf. 4/5 und 6. 353 Bartl/Fürnholzer, Petzelsdorf bei Deutschlandsberg (2007) Taf. 5/5 und 6. – Vgl.: Stering, Groß St. Florian 204, Taf. 8/7. 354 Vgl.: Bernhard, Hörbing und Freidorf 225, Taf. 3/1 und 230, Taf. 7/5. 355 Hebert, KG Lamperstätten Abb. 176. – Hebert, Hörbing-Forstgarten 40 mit Abb. 13, oben. – Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 87 mit Abb. rechts. – Vgl.: Bernhard, Hörbing und Freidorf 225, Taf. 2/1 (alle Hörbing). 356 Vgl.: Stering, Groß St. Florian 199, Taf. 3/5−7 (Groß St. Florian). 357 Vgl.: Bernhard, Hörbing und Freidorf 224, Taf. 1/3 (Hörbing). 358 Vgl.: Stering, Groß St. Florian 199, Taf. 3/5−7 (Groß St. Florian). 359 Pirling/Wels-Weyrauch, Schwäbische Alb 24– 36. – Koschik, Oberbayern 82–111. – Ludwig-Lukanow, Nördlinger Ries 39–56. – Steffan, Wasserburg am Inn 69–78. – Meixner/Millitzer, Gräberfeld Oberheising 50–62. 360 Auch aus Oberösterreich und Salzburg liegt entsprechend dekorierte Keramik vor, die gleichsam die Verbindung von Süddeutschland in Richtung Südosten darstellt. – Vgl. z. B. Moosleitner, Salzburg-Maxglan 10–16. – Gruber, Linz und OÖ 12–16. 361 Vgl.: Stering, Groß St. Florian. 362 Vgl.: Stering, Groß St. Florian 201, Taf. 5/1−3 (applizierte runde und rechteckige Knubben mit angesetzten plastischen Leisten).

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Vgl.: Hebert, KG Hasreith Abb. 223 und 226. – Wedenig, Vorwald 223 mit Taf. 7/12 und 7/13. – Fuchs, Parzelle 214 Pichling Taf. 7/74. – Schamberger, Vorwald (2006) Taf. 5/19 und 5/20. 364 Hebert, KG Hasreith Abb. 218 und 222. – Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling Taf. 1/2. – Fuchs, Parzelle 214 Pichling Taf. 4/37. 365 Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling Taf. 1/3. – Fuchs, Parzelle 214 Pichling Taf. 3/31. – Tiefengraber, Falkenberg bei Strettweg 34 mit Taf. 3/26 (Strettweg). 366 Wedenig, Vorwald Taf. 8/15 und 9/16. – Schamberger, Vorwald (2006) Taf. 7/28−30 (Vorwald). 367 Vgl. z. B.: Lochner, Gräberfeld Baierdorf 263ff. – Lochner, Urnenfelderkultur im Waldviertel 55ff. – Lochner, Gräberfeld Horn 137ff. 368 Z. B.: Wedenig, Vorwald Taf. 8/14. – Fuchs, Parzelle 214 Pichling Taf. 5/51. 369 Vgl.: Fuchs, Parzelle 214 Pichling Taf. 11/138 und 11/139. 370 Vgl.: Tiefengraber/Tiefengraber, Karnerkogel und Madstein 225f. 371 Z. B.: Strmčnik-Gulič, Rabelčja vas 147–168. – Jevremov, Ptuj 39−40 (1988−1989), 171–184. – Strmčnik-Gulič, Zanimivo bronastodobno najdišče 50−72. – Horvat-Šavel, Oloris 138–170. – Dular/Šavel, Oloris. – Vgl. auch: Dular, Oloris 111–130. 372 Vinski-Gasparini, Urnenfelderkultur Nordkroatien. – Vrdoljak, Tipološka klasifikacija 7–36. 373 Vgl.: Horváth, Adatok Délnyugat-Dunántúl 231–248 mit Taf. 10−12 (Gräberfeld Balatonmagyaród-Hídvégpuszta). – Kőszegi, Dunántúl 25–48. 374 Z. B.: Točik/Paulik, Čaka 45–58. – Palátová/ Salaš, Gefäßdepotfunde in Mähren 103−114 mit Abb. 109. 375 Dular, Bronzezeit in Slowenien 87–92. – Dular/ Šavel, Oloris 170–176 und 215–220. 376 Črešnar, Ha A phase 63–79. 377 Vgl. zusammenfassend: Mandl, „Königreich“ 79 (Tabelle oben). 378 Fünf Radiokarbondaten (Retznei, Hasreith, Lödersdorf, Hörbing und Vorwald) wurden zuletzt 2007 gesammelt vorgelegt. Vgl. dazu: Tiefengraber, Stand Erforschung Mittel- und Spätbronzezeit 97f. mit Abb. 14. 379 Vgl. dazu als Einführung aus der großen Anzahl einschlägiger Werke: Urban, Urgeschichte Österreichs 188−193. − Teržan, Urnfield Culture Period in Slovenia 97–143. 380 Urban, Urgeschichte Österreichs 188. 381 Müller-Karpe, Chronologie der Urnenfelderzeit. 363

Gabrovec, Hallstattzeit in Slowenien 1−48. − Gabrovec, Beginn Hallstattzeit Slowenien 338−385. 383 Pare, Übergang 293−353. 384 Vgl.: Tiefengraber, Grazer Becken. 385 Dular, Severovzhodna Slovenija 21−24. 386 Vgl. dazu etwa: Muchar, Steiermark I 32 mit Anm. 5. 387 KG Algersdorf, Statutarstadt Graz. − Vgl. zuletzt: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 132f. 388 KG Trössing, MG Gnas, PB Südoststeiermark. − Vgl.: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 133f. 389 KG Muttendorf, MG Dobl-Zwaring, PB Graz-Umgebung. − Vgl. Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 134f. 390 KG Hummersdorf, SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. − Vgl. Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 135f. 391 Modrijan, Frühes Graz. 392 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. 393 Artner, Archäologische Übersicht Graz. 394 KG Rudersdorf oder KG Gries, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 58, Abb. 3/54. − Modrijan, Frühes Graz 29 (Nr. 44). − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 301. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 395 Hilber, Urgeschichte Steiermarks 61, Abb. 4/73. − Modrijan, Frühes Graz 29, Taf. 6/43. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 301. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 396 Hilber, Urgeschichte Steiermarks 58, Abb. 4/58, 60. − Modrijan, Frühes Graz 28 (Nr. 39) und 41, Taf. 6/29 und Nr. 45. – Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark Taf. III. − Říhovský, Nadeln 136, Taf. 40/884; 150f., Taf. 47/1156. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 301. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI 397 KG St. Leonhard, Statutarstadt Graz. − Jahresbericht des Joanneums 87 (1898), 41. − Modrijan, Frühes Graz 27 (Nr. 26). − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 296. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 398 KG Gries, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 65, Abb. 4/78. − Modrijan, Frühes Graz 31 (Nr. 72). − Říhovský, Messer 77, Nr. 322. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 297. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXVIII. 399 KG Engelsdorf, Statutarstadt Graz. − Kramer, Bronzemesser Graz-Engelsdorf. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 382

Tiefengraber / Bronzezeit KG Gösting, Statutarstadt Graz. − Říhovský, Nadeln 136, Taf. 40/883. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 401 Modrijan, Frühes Graz 27, Taf. 7/24. – Říhovský, Nadeln 218, Taf. 65/1798. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 402 KG Rudersdorf oder KG Gries, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 61, Abb. 4/70. − Modrijan, Frühes Graz 28, Taf. 6/40. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark Taf. III. − Říhovský, Nadeln 211, Taf. 64/1771. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 403 KG Rudersdorf, Statutarstadt Graz. − a: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 59, Abb. 4/61. − Modrijan, Frühes Graz 28, Taf. 7/37. – Říhovský, Nadeln 91, Taf. 25/461. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. − b: Hilber, Urgeschichte Steiermarks 59, Taf. 4/62. − Modrijan, Frühes Graz 28, Taf. 8/36. − Říhovský, Nadeln 90, Taf. 25/459. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 404 KG Liebenau, Statutarstadt Graz. − Modrijan, Frühes Graz 30 (Nr. 69). − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 301. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 405 KG Rudersdorf, Statutarstadt Graz. – Hilber, Urgeschichte Steiermarks 61. − Modrijan, Frühes Graz 30 (Nr. 55 und 56). − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 301. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 406 Statutarstadt Graz (KG nicht bekannt). − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 65, Abb. 4/79. − Říhovský, Nadeln 120, Taf. 36/719. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 299. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 407 Statutarstadt Graz (KG nicht bekannt). − Říhovský, Nadeln 127, Taf. 38/821. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 299. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 408 Statutarstadt Graz (KG nicht bekannt). − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 59, Taf. 4/63. − Říhovský, Nadeln 91, Taf. 25/469. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 409 Statutarstadt Graz (KG nicht bekannt). − Říhovský, Nadeln 185, Taf. 56/1469. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 300. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 400

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KG Rudersdorf, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 60, Abb. 4/66. − Modrijan, Frühes Graz 28, Taf. 11/34. − Mayer, Äxte und Beile 155, Taf. 50/691. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 297. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 411 KG Gries, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 60, Abb. 4/65. − Modrijan, Frühes Graz 27, Taf. 11/79. − Mayer, Äxte und Beile 151, Taf. 47/662. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 298. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XL. 412 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. − Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 87 (1898), 41. − Modrijan, Frühes Graz 27, Taf. 11/27. − Mayer, Äxte und Beile 168, Taf. 59/800. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 297. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 413 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. − Mayer, Äxte und Beile 173, Taf. 63/852. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 298. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XXXIX. 414 KG Gries, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 60, Abb. 4/77. − Modrijan, Frühes Graz 31 (Nr. 79). − Mayer, Äxte und Beile 173, Taf. 64/854. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 298. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XL. 415 KG Rudersdorf oder KG Gries, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 57, Abb. 3/53. − Modrijan, Frühes Graz 29, Taf. 9/46. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 298. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 416 KG Engelsdorf, Statutarstadt Graz. − Modrijan, Frühes Graz 30, Taf. 10/54. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 299. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 417 KG Andritz, Statutarstadt Graz. − Hilber, Urgeschichte Steiermarks 60, Abb.4/67. − Modrijan, Frühes Graz 27, Taf. 9/22. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 299. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XL. 418 KG Jakomini, Statutarstadt Graz. − Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 84 (1895), 52. − Modrijan, Frühes Graz 27, Taf. 9/29. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 299. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XL. 419 KG Rudersdorf, Statutarstadt Graz. − Modrijan, Frühes Graz 30f. (Nr. 71). − Artner, Archäologische Übersicht Graz XLI. 420 KG Jakomini, Statutarstadt Graz. − Modrijan, Frühes Graz 30 (Nr. 70). − Kramer, Besiedlungs410

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Tiefengraber / Bronzezeit

geschichte Steiermark 301. − Artner, Archäologische Übersicht Graz XL. 421 KG Gratkorn-St. Veit ob Graz, MG Gratkorn, PB Graz-Umgebung. − Vgl.: FÖ 3, 1938/39 (1948), 31. 422 KG Gratwein, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 163. 423 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − Modrijan, Peggau 8, Abb. 4. − Modrijan, Frühes Graz Taf. 10. 424 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 34 (1845), 11. − Modrijan, Peggau 12, Abb. 4. − Mayer, Äxte und Beile 159, Taf. 53/727. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark Taf. III. 425 MG Feldkirchen bei Graz, PB Graz-Umgebung (vermutlich KG Lebern). − Vgl.: FÖ 3, 1938/39 (1948), 31. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 161. 426 KG Unterpremstätten, MG Unterpremstätten-Zettling, PB Graz-Umgebung. − Mayer, Äxte und Beile 174, Taf. 64/879. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 173. 427 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. − Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 44 (1855), 9. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 222. 428 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. − Jahresbericht des Joanneums 66 (1877), 18. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 223. 429 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. − Jahresbericht des Joanneums 44 (1855), 9. − MHVSt 7 (1857), 58 Nr. 167. − Modrijan, Grabfund Wörschach 42f. sowie Abb. G und H ( jeweils rechts). − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 223. 430 KG Gößnitz, MG Maria Lankowitz, PB Voitsberg. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 272. 431 KG Kainach, OG Kainach bei Voitsberg, PB Voitsberg. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 273. 432 KG und MG Ehrenhausen, PB Leibnitz. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 201. 433 Da eine genaue Lokalisierung der Herkunft des Beiles innerhalb des ausgedehnten Bereiches von Flavia Solva nicht möglich ist, kommen folgende Katastralgemeinden als Auffindungsort in Frage: Stadtbereich: KG Leitring und KG Wagna, MG Wagna, PB Leibnitz; Gräberfelder: KG Altenmarkt, SG und PB Leibnitz; KG Landscha, OG Gabersdorf, PB Leibnitz; KG Leitring und KG Wagna, MG Wagna, PB Leibnitz. − Mayer, Äxte und Beile 170, Taf. 60/821.

KG Oberneuberg, OG Pöllauberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. − Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 62 (1873), 25. − Mayer, Äxte und Beile 168, Taf. 59/802. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 183. 435 KG, SG und PB Weiz. – Modrijan, Weiz 7, Abb. 3. − Říhovský, Messer 44, Taf. 14/146. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 289. 436 KG Stadtbergen, SG Fürstenfeld, PB Hartberg-Fürstenfeld. − Schmid, Übergang Bronze- zur Eisenzeit (1940) 11. − Pittioni, Urgeschichte 476. 437 KG und MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 147. 438 KG und OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 132. 439 KG Hummersdorf, SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. − Mayer, Äxte und Beile 187, Taf. 75/1005. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 265. 440 PB Südoststeiermark (vermutlich SG Bad Radkersburg, KG nicht bekannt). − Jahresbericht des Joanneums 72 (1883), 13f. − Mayer, Äxte und Beile 152, Taf. 48/671. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 263. 441 SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark (KG nicht bekannt). − a: Jahresbericht des Joanneums 78 (1889), 33. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294, Taf. III. − Mayer, Äxte und Beile 150, Taf. 47/659. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 264. − b: Jahres­bericht des Joanneums 80 (1891), 33. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294, Taf. III. − Mayer, Äxte und Beile 150, Taf. 47/658. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 264. 442 PB Südoststeiermark (vermutlich SG Bad Radkersburg, KG nicht bekannt). − Jahresbericht des Joanneums 72 (1883), 13f. − Mayer, Äxte und Beile 158, Taf. 52/716. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 264. 443 PB Südoststeiermark (vermutlich SG Bad Radkersburg, KG nicht bekannt). − Jahresbericht des Joanneums 82 (1893), 44. − Mayer, Äxte und Beile 205, Taf. 84/1178. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 264. 444 Vgl. (in Auswahl): Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun. − Windholz-Konrad, Rabenwand 289–349. − Windholz-Konrad, Archäologische Neuigkeiten Ausseerland 38−45. − Windholz-Konrad, Deponierungsplatz Rabenwand 255–301. − Windholz-Konrad, Bronzeschmuck434

Tiefengraber / Bronzezeit depot Bad Aussee 379−397. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010). 445 KG und MG Gröbming, PB Liezen. − Abrahamczik, Dachsteinplateau 71. 446 KG Pichl, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. − Mahr, Besiedlung Linzer Boden 293. − Abrahamczik, Dachsteinplateau 69. − Mayer, Äxte und Beile 160, Taf. 53/733. 447 Vermutlich PB Liezen, KG und OG nicht bekannt. − a: Mayer, Äxte und Beile 161, Taf. 55/749. − b: Gutscher, Leoben 189. − Mayer, Äxte und Beile 161, Taf. 55/751. Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 232. 448 KG und MG Gröbming, PB Liezen. − Szombathy, Vorgeschichtliche Funde Innerösterreich 45f., Abb. 2 (Nr. 38790) bzw. 48. − Mayer, Äxte und Beile 160f., Taf. 54/742. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 233. 449 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Szombathy, Vorgeschichtliche Funde Innerösterreich 45f., Abb.2 (Nr. 32772) bzw. 47. − Mayer, Äxte und Beile 161, Taf. 54/743. Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 235. 450 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Szombathy, Vorgeschichtliche Funde Innerösterreich 45f., Abb. 2 (Nr. 38786−38789) bzw. 47f. − Mayer, Äxte und Beile 160f., Taf. 54/737, 738, 745 und 747. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 235. 451 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Szombathy, Vorgeschichtliche Funde Innerösterreich 45f., Abb. 2 (Nr. 2192). − Mayer, Äxte und Beile 161, Taf. 55/752. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 235. 452 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Mayer, Äxte und Beile 170, Taf. 61/828. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 236. 453 KG Pichl, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. − Vgl.: Mahr, Besiedlung Linzer Boden 293. − Abrahamczik, Dachsteinplateau 69. − Mayer, Äxte und Beile 171f., Taf. 62/839. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 236. 454 KG und SG Bad Aussee, PB Liezen. – a: Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 57 (1868), 20. − Mayer, Äxte und Beile 217, Taf. 87/1267. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 236. – b: Szombathy, Vorgeschichtliche Funde Innerösterreich 45ff., Abb. 2 (Nr. 34832). − Mayer, Äxte und Beile 217, Taf. 87/1265. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 236. 455 KG Pichl, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. − Jahresbericht des Joanneums 28 (1839), 13. − Pittioni,

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Urgeschichte 813, Anm. 643. − Mayer, Äxte und Beile 151, Taf. 48/665. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 242. 456 KG Pichl, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294. − Mayer, Äxte und Beile 182, Taf. 70/947. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 242. 457 KG und OG Grundlsee, PB Liezen. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 238. 458 KG Mitterndorf, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. − Modrijan, Grabfund Wörschach 36−40, Abb. G und H ( jeweils links). − Pittioni, Urgeschichte 475, Abb. 340, 4. – Müller-Karpe, Vollgriffschwerter 14, Taf. 9/10. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294, Taf. III. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 240. 459 KG Mitterndorf, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 241. 460 KG Pürgg, MG Stainach-Pürgg, PB Liezen. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 243. 461 KG und OG Wörschach, PB Liezen. − Mayer, Äxte und Beile 173, Taf. 63/847. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 245. 462 Windholz-Konrad, Bronzedepotfund Wörschach 57–69. 463 KG Pyhrn, SG und PB Liezen. – a: Pittioni, Urgeschichte 813, Anm. 643. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 240. – b: Mayer, Äxte und Beile 200, Taf. 82/1134. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 240. 464 KG und SG Mariazell, PB Bruck-Mürzzuschlag. − FÖ 2, 1934/37 (1935–1938), 285. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 113. 465 KG Semmering, OG Spital am Semmering, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Undset, Hongrie 141. − Naue, Schwerter 64−66. − Willvonseder, Vollgriffschwert Steinhaus 65−74. − Pittioni, Urgeschichte 477. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 249. 466 KG Wartberg, MG St. Barbara im Mürztal, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Schmid, Bruck an der Mur 40. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 249. 467 KG und MG Krieglach, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark, 247. 468 KG Mürzsteg, MG Neuberg an der Mürz, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Jahresbericht des Joanneums 88 (1899), 34. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 248. 469 KG und SG Kindberg, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Jahresbericht des Joanneums 66 (1875), 15. − Panholzer, Depotfunde 32, Nr. 75. − Schmid, Bruck

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an der Mur 40. − Mayer, Äxte und Beile 188, Taf. 73/1012. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 247. 470 KG und MG Niklasdorf, PB Leoben. − Modrijan, Fundberichte aus der Steiermark (1954) 28. − Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 13, Abb. 7. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 229. 471 KG Donawitz, SG und PB Leoben. − Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 15, Abb. 7/B. − Říhovský, Messer 50, Taf. 16/171. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 228. 472 KG Waasen, SG Leoben, PB Leoben. − Gutscher, Leoben 190, Abb. 4. − Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 6, Abb. 3/L 13. − Mayer, Äxte und Beile 171, Taf. 62/838. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 228. 473 KG und MG St. Peter-Freienstein, PB Leoben. − Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 16, Abb. 7/B. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 231. − Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 111 mit Abb. 9 und 162, Taf. 28/1. 474 KG und SG Eisenerz, PB Leoben. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 225. 475 KG Radmer an der Stube, OG Radmer, PB Leoben. − Kainz, Eisenerz 9. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 230. 476 KG Mautern, MG Mautern in Steiermark, PB Leoben. − Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 13, Abb. 7/L 12. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 229. 477 KG Kraubath, MG Kraubath an der Mur, PB Leoben. – a: Mayer, Äxte und Beile 154, Taf. 50/689. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 226. – b: Mayer, Äxte und Beile 169, Taf. 59/808. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark, 226. 478 SG Judenburg, PB Murtal (KG nicht bekannt). − Mayer, Äxte und Beile 183, Taf. 70/954. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 192. 479 SG Judenburg, PB Murtal (KG nicht bekannt). − Jahresbericht des Joanneums 75 (1886), 12. − Modrijan, Grabfund Wörschach 43f., Abb. G und H ( jeweils Mitte). − Modrijan, Vorzeit an der Mur 12f. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 192. 480 PB Murtal (KG und OG nicht bekannt). − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 192. 481 KG Lavantegg, MG Obdach, PB Murtal. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark 294. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 193. 482 KG Oberzeiring, MG Pölstal, PB Murtal. − Modrijan, Aichfeld 16, Abb. 11. − Mayer, Äxte und Beile 156, Taf. 51/711. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 194.

KG Pöls, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. − Modrijan, Aichfeld 17. Abb. 14. − Mayer, Äxte und Beile 188, Taf. 73/1010. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 195. 484 KG Pöls, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. − Vgl.: Jahresbericht des Joanneums 65 (1876), 23. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 195. 485 KG Rothenthurm, OG St. Peter ob Judenburg, PB Murtal. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 196. 486 KG und SG Oberwölz, PB Murau. − Modrijan, Fundberichte aus der Steiermark (1955) 62. − Říhovský, Messer 62, Taf. 22/245. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 253. 487 KG Winklern, SG Oberwölz, PB Murau. − Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Murau 10. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 257. 488 KG und OG Schöder, PB Murau. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 256. 489 KG Frojach, OG Teufenbach-Katsch, PB Murau. − Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Murau 10. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 250. 490 KG Althofen, MG St. Peter am Kammersberg, PB Murau. − Modrijan, Vor- und Frühgeschichte Murau 10, Abb. 2. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 255. 491 KG St. Veit, MG Mühlen, PB Murau. − Gutscher, Neumarkt 23. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 251. − Kramer, Bezirk Neumarkt 57. 492 KG St. Veit, MG Mühlen, PB Murau. − Říhovský, Nadeln 90, Taf. 25/458. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 251. − Kramer, Bezirk Neumarkt 56. 493 KG Noreia, MG Mühlen, PB Murau. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 252. − Kramer, Bezirk Neumarkt 57. 494 KG und MG Mühlen, PB Murau. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 252. − Kramer, Bezirk Neumarkt 57. 495 Vgl. dazu z. B.: Schmid, Ringwälle Bacherngebiet I 229−305. − Schmid, Ringwälle Bacherngebiet II 365−390. 496 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. – Vgl.: Schmid, Buchkogel bei Wildon 22f. und 73. 497 KG Erbersdorf, OG Eichkögl, PB Südoststeiermark sowie KG Takern II, OG St. Margarethen an der Raab, PB Weiz. – Vgl. dazu die Übersicht der abgelegen publizierten Berichte über die Ausgrabungen am Fötzberg in der posthum zusammengestellten Bibliographie Walter Schmids: Sutter, Bibliographie [Walter Schmid] 165. 483

Tiefengraber / Bronzezeit KG und MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Sutter, Bibliographie [Walter Schmid] 173f. 499 KG Burgstall und KG Mantrach, MG Großklein, PB Leibnitz. – Sutter, Bibliographie [Walter Schmid] 163. − Schmid, Burgstall bei Leibnitz 73. 500 KG Ring, SG Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Sutter, Bibliographie [Walter Schmid] 174. 501 KG Tieschen, KG Pichla bei Radkersburg und KG Patzen, alle MG Tieschen, PB Südoststeiermark. – Sutter, Bibliographie [Walter Schmid] 168. − Vgl. dazu auch: Semetkowsky, Tieschen 46. 502 KG Spielfeld, MG Straß-Spielfeld, PB Leibnitz. – Sutter, Bibliographie [Walter Schmid] 175 und 179. 503 Pittioni, Urgeschichte. 504 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. 505 Lippert, Keramik ostnorischer Siedlungen 686ff. 506 Modrijan, Bärnbach 36ff. − Burböck, Heiliger Berg 7−30. 507 Kramer, Stand der Erforschung der Urnenfelderzeit 31−35. 508 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. 509 Kramer, „Ostnorische Retentionskultur“ 173–184. 510 Vgl. dazu zusammenfassend für den ostösterreichischen Raum: Gleirscher, Kimmerier und Skythen 15−36. 511 Vgl. dazu zusammenfassend (mit mitunter berechtigter Schärfe): Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel 85−95. 512 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein. 513 Vgl. zusammenfassend: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 146f. 514 Kramer/Urban, Kulm bei Weiz 101−145. 515 Dobiat, Burgstallkogel I. 516 Smolnik, Burgstallkogel Keramik. 517 Vgl.: Smolnik, Die Lebenden und die Toten 445−454. 518 Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 u. 2 (2018). 519 Teržan, Starejša železna doba 123−144. 520 Vgl.: Modrijan, Kalsdorf 3−17. 521 Teržan, Starejša železna doba 21−25 und 54f. 522 Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach. 523 Vgl. dazu: Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach 275−288. 524 Penz, Kapfensteiner Kogel (1999). − Penz, Kapfensteiner Kogel (2001). 525 Geigenberger, Keramik vom Frauenberg 137−142. 526 Bartl, Keramikfunde Perl-/Stadläcker. 527 Penz, Steinberg 11−21. 528 Lippert, Spätbronze- und Eisenzeit 187−198. 529 Vgl.: Heymans, SG Graz 725–727 mit Abb. 361. – Heymans, Grabungen Innenhof Landesarchiv 37– 498

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42. − Ehrlich/Roscher, Pfauengarten und Karmeliterplatz 42–44. – Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 39. – Kramer, Umgang mit der Vergangenheit 74. 530 Heymans, SG Graz. 531 Vgl.: Tiefengraber, Grazer Becken 138−154. 532 Vgl. dazu etwa: Fuchs, Trasse Koralmbahn. 533 Vgl. etwa für Slowenien: Dular, Severovzhodna Slovenija 117f. 534 Hebert, „Unbekannte“ weststeirische Höhensiedlungen/Höhenfundplätze 189−199. 535 Fuchs, Höhensiedlungen 173−187. 536 Lippert, Höhensiedlungen 191−204. 537 Modrijan, Grabfund Wörschach. 538 Modrijan, Kalsdorf. 539 Vgl. Tiefengraber, Grazer Becken 17−23. 540 Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark 215– 218. − Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit. 541 Tiefengraber, Grazer Becken. 542 Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer 6−214. 543 KG Geidorf, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Lehner, Archäologie Leechhügel 28−34. 544 KG Wetzelsdorf, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. – Fuchs, Glaserkogel 27−30. 545 Bernhard/Fuchs, Glaserkogel 213−274. 546 Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel 93. 547 Nach Meinung des Verfassers stellt die von Bernhard vorgenommene Datierung einen der größten methodischen und quellenkritischen Irrtümer der „steirischen“ Archäologie in den letzten Jahrzehnten dar. 548 KG Kainach, MG Wildon, PB Leibnitz. – Vgl. z. B.: Gutjahr, Brandgrab Kainach. 549 Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental. 550 Lippert, Brandbestattungen der Urnenfelderzeit 33–44. 551 KG Unterpremstätten bzw. KG Bierbaum in der MG Unterpremstätten-Zettling, alle PB Graz-Umgebung. 552 Modl, Urnenfelderzeitlicher Brandopferplatz 87. 553 Hebert, Sölkpass 49−88. 554 Vgl. etwa Kramer, Wildon. 555 Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach. 556 KG Pötschach, SG Kapfenberg und KG Graschnitz, MG St. Marein im Mürztal, alle PB Bruck-Mürzzuschlag. − Unpubliziert. 557 Vgl. Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 (2018) 101−106 und 221−229. 558 Vgl. zusammenfassend: Gutjahr/WindholzKonrad, Wörschach 278f. 559 Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach 279. 560 Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach.

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Tiefengraber / Bronzezeit

KG Pichl und KG Preg, OG St. Margarethen bei Knittelfeld, PB Murtal. 562 KG Laintal, SG Trofaiach, PB Leoben. − Vgl.: Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 108f. 563 KG Göß, SG und PB Leoben. − Unpubliziert. 564 KG Kleinstübing, MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. − Fuchs, KG Kleinstübing 788. 565 KG Mauritzen, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. 566 KG Eggersdorf, MG Eggersdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. − Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 288. 567 Fuchs, KG Mauritzen 258. 568 Alle KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. 569 KG Graz Stadt-Messendorf, Statutarstadt Graz. − Vgl.: Tiefengraber, Grazer Becken 138−154. 570 Vgl. dazu z. B.: Strmčnik-Gulič, Nova podoba 117−128. − Črešnar, Urnfield period 7−119. 571 Vgl.: Heymans, SG Graz. – Heymans, Grabungen Innenhof Landesarchiv. − Ehrlich/Roscher, Pfauengarten und Karmeliterplatz. – Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/ Pfauengarten. – Kramer, Umgang mit Vergangenheit. 572 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. – Vgl.: Lehner, Archäologie Leechhügel. – Kramer, Hallstattzeit Grazer Altstadt 7–12. – Artner, Archäologische Übersicht Graz. – Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten. – Tiefengraber, Grazer Becken. 573 Vgl.: Lehner, Archäologie Leechhügel. 574 Vgl. dazu zuletzt: Obersteiner, Stainmaißspitze 6−9. 575 KG Komberg, OG Hengsberg, PB Leibnitz. 576 Gutjahr/Traussner, KG Komberg 303f. 577 KG und MG Straden, PB Südoststeirmark. 578 KG Mühldorf, KG Leitersdorf sowie KG Gossendorf, alle SG Feldbach, PB Südoststeiermark. 579 KG Freienberg, OG Stubenberg, PB Hartberg-Fürstenfeld sowie KG Höf ling, OG Puch bei Weiz, PB Weiz. 580 Vgl. dazu beispielsweise: Kramer, Aus der Ur- und Frühgeschichte der Steiermark 19−35, bes. 20. 581 Vgl.: Tiefengraber, Fuchskogel. 582 Auf diese latènezeitlichen Befestigungen wird gesondert im Kapitel Eisenzeit eingegangen. 583 In seiner Rezension über die 1. Auf lage der hier vorliegenden Publikation äußert Andreas Lippert (Lippert, Rezension Urgeschichte und Römerzeit Steiermark 294) die Meinung, dass es wohl unwahrscheinlich ist, dass die großen Zentren der ausgehenden Urnenfelderzeit im Süden der Steiermark 561

unbefestigt waren. Lippert verweist hierbei auf die befestigten Siedlungen am Burgstall bei Sopron, in Velemszentvid oder in Ormož, die offenkundig urnenfelderzeitliche Befestigungen besitzen sollen. Bei keiner dieser drei Siedlungen ist trotz entsprechender Untersuchungen nach Ansicht des Verf. bis heute tatsächlich eine überzeugende Datierung ausgesprochen worden: Sowohl in Sopron, wo bereits das Lageverhältnis zwischen Befestigungsanlagen und hallstattzeitlichen Tumuli eine jüngere Entstehung der „Wälle“ indiziert, als auch in Velemszentvid erfolgte die Datierung anhand von Fundmaterial aus der Wallaufschüttung. Dieses gibt aber naheliegenderweise lediglich einen terminus-post-quem an und unterstreicht vielmehr die Wahrscheinlichkeit einer jüngeren (latènezeitlichen?) Errichtung. Die Datierung des Walles von Ormož in Slowenien basiert primär darauf, dass spätlatènezeitliche Öfen in den Wallkörper gearbeitet worden waren, was als terminus-ante-quem gewertet wurde und in Anbetracht der bemerkenswert regelmäßigen späturnenfelderzeitlichen „Innenverbauung“ mit dieser in Verbindung gebracht wurde. Da der Wall jedoch späturnenfelderzeitliche Schichten überlagert, ist wohl auch hier von einer späteren Errichtungszeit auszugehen, wobei nun die spätlatènezeitlichen Öfen tatsächlich einen terminus-ante-quem bilden. Diese schließen nun allerdings eine ebenfalls (vielleicht erst kurz davor getätigte) Errichtung der Befestigung keineswegs aus. In keiner der drei erwähnten Siedlungen konnten aus Konstruktionselementen (z. B. Holzpfosten oder Holzbalken) Dendrochronologie- oder Radio­karbondaten gewonnen werden, die einen Beitrag zur Absolutdatierung dieser Befestigungen geliefert hätten. 584 KG Tieschen, KG Pichla bei Radkersburg und KG Patzen, alle MG Tieschen, PB Südoststeiermark. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 268. – Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg. – Kramer, Königsberg, Österreich 942f. – Lippert, Keramik ostnorischer Siedlungen. 585 KG Spielfeld, MG Straß-Spielfeld, PB Leibnitz. 586 KG und SG Bärnbach, PB Voitsberg. 587 KG Grabenwarth, MG Ligist, PB Voitsberg. 588 KG Gniebing, SG Feldbach, PB Südoststeiermark. 589 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark. 590 KG Johnsdorf, SG Fehring, PB Südoststeiermark. 591 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. 592 KG Mahrensdorf sowie KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. 593 Vgl. z. B.: Teržan, Weben und Zeitmessen 507−536.

Tiefengraber / Bronzezeit Vgl.: Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 27−31. 595 Vgl.: Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 38f. 596 Vgl.: Kramer, Besiedlungsgeschichte 391ff. 597 Kramer, Ringkogel bei Hartberg 1592. 598 Dobiat, Burgstallkogel I 34−37, bes. 36 mit Abb. 15. 599 Hebert, Riegersburg 313−324. 600 Vgl.: Hebert, Riegersburg 315 und 317 mit Abb. 6. 601 Vgl.: Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 114−117 mit Abb. 18. 602 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. 603 Bartl, Keramikfunde Perl-/Stadläcker 15 und Taf. 70−73. 604 KG Graz Stadt-Messendorf, Statutarstadt Graz. 605 Vgl.: Tiefengraber, Grazer Becken 142 mit Abb. 47. 606 Tiefengraber, Grazer Becken 140 mit Abb. 46. 607 KG Innere Stadt, Statutarstadt Graz. 608 Vgl. dazu zuletzt ausführlich: Dular/Tomanič-Jevremov, Ormož. 609 Heymans, Grabungen Innenhof Landesarchiv 40f. 610 Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 38. 611 Vgl.: Heymans, SG Graz. 612 Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 38. 613 Heymans, SG Graz. 614 Gutjahr, Brandgrab Kainach. 615 Modrijan, Grabfund Wörschach 30. 616 Tiefengraber, Grazer Becken 98 und Taf. 25/2. 617 Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit 214f. mit Abb. 1. 618 Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 38. 619 Vgl.: Kramer, Ur- und Frühgeschichte St. Margarethen 24f. 620 Vgl. Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 34f. 621 Fuchs, Kulm bei Trofaiach 105. 622 Vgl.: Hebert, Riegersburg 316. – Taumellolch, auch Schwindelweizen, Rauschgras, Tollgerste oder Tollkorn genannt, war ein gefürchtetes, früher häufig in Getreideäckern wachsendes und dem Weizen sehr ähnlich sehendes Unkraut; sein Name beruht auf Vergiftungserscheinungen, wie Schwindel (Taumeln), Sehstörungen, Krämpfen und Atemlähmungen, die nach dem Verzehr von mit Taumellolch verunreinigtem Getreidemehl auftraten und bisweilen sogar bis zum Tod führen konnten [Zusatz des Herausgebers]. 594

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Vgl.: Fuchs, Kulm bei Trofaiach 105. Peters/Smolnik, Burgstallkogel 154f. 625 Christandl, Tierknochen aus dem Brandopferplatz 70. 626 Modl, Urnenfelderzeitlicher Brandopferplatz 87. 627 KG Pichl, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. 628 Kern/Kowarik, Salz–Reich. – Modl, Aktuelle Forschungen 3–7. – Modl, Pichl 43–64. – Pucher, Versorgungslogistik Hallstatts 65–93. – Pucher/ Barth, Bronzezeitliche Fleischverarbeitung, bes. 27 u. 38. 629 KG und MG Gröbming, PB Liezen. 630 Vgl.: Mandl, „Königreich“ 78−82. 631 Vgl.: Kern/Kowarik, Salz–Reich 66−69. 632 Vgl.: Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel 89. 633 Zuletzt zusammenfassend: Dular, Severovzhodna Slovenija 117f. 634 Modl, Modrijan Montanarchäologie 106 mit Abb. und 107. 635 KG Mixnitz, OG Pernegg an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. 636 KG Grub, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. 637 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. 638 KG Trössing, MG Gnas, PB Südoststeiermark. 639 Vgl. dazu: Ilon, Gór 171−186. 640 Modrijan, Grabfund Wörschach. 641 Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental. 642 Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer 6–214. 643 Vgl. dazu zusammenfassend zuletzt: Tiefengraber, Grazer Becken 192−195. 644 Vgl.: Gutjahr, Brandgrab Kainach. 645 Modrijan, Grabfund Wörschach. 646 Vgl.: Modrijan, Grabfund Wörschach 24, Abb. B. 647 Vgl. die Datierungsansätze zuletzt zusammenfassend: Gutjahr/Windholz-Konrad, Wörschach 278f. 648 Modrijan, Grabfund Wörschach 24. 649 Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental. 650 Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental 173. 651 Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental 175– 176. 652 KG Oberzeiring, MG Pölstal, PB Murtal. 653 Říhovský, Nadeln Taf. 38/Nr. 829 und 830. 654 Modrijan, Urnengrab Oberzeiring 52–56. – Das Kupfer der Nadeln stammt angeblich aus dem Revier Schwaz/Pirchanger-Alte Zeche-Berta-­ ­ Gänge. – Vgl. auch: Modrijan, Aichfeld 15f. mit Abb. 12. 655 Heymans, SG Graz. – Heymans, Grabungen Innenhof Landesarchiv (mit Abb. 25f.). 623 624

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Tiefengraber / Bronzezeit

Ehrlich/Roscher, Pfauengarten und Karmeliterplatz. – Feichtenhofer/Roscher, Grabungsbericht Karmeliterplatz/Pfauengarten 39. – Kramer, Umgang mit der Vergangenheit 74 mit Abb. 8 (oben links und rechts). 657 KG Kainach, MG Wildon, PB Leibnitz. 658 Kramer, Wildon 10–36, hier bes. 30ff. – Zur außergewöhnlichen Bedeutung des Wildoner Schlossberges als diachron genutztem Siedlungsplatz siehe insbesondere Tiefengraber, Wildoner Schlossberg 1 u. 2 (2018). 659 Roscher, KG Kainach 56f. – Roscher, Gräberfeld Kainach 6f. – Gutjahr, Gräberfeld Kainach 7. – Gutjahr/Windholz-Konrad, Brandgräberfeld Kainach D56–D62. 660 Gutjahr, Grab 3 Kainach 173–194. 661 2012 gelang im Zuge des Baus eines Mehrparteienhauses auf dem Grundstück Nr. 354/2 der Nachweis von vier weiteren prähistorischen Gräbern. 662 Grubinger, Hügelgräber Wildon (1930) 114–123 u. Taf. 18f. – Grubinger, Hügelgräber Wildon (1932) 33–42. 663 Egg/Kramer, Hartnermichelkogeln und Pommerkogel 209, h205, Tab. 5. 664 Gutjahr, Weitendorf 4f. – Gutjahr, Brandgrab Kainach 207–218. 665 Gleirscher, Tongeschirr Laugen-Melaun 31–51. 666 Siehe dazu Blečić Kavur, Big Sea 51–62, hier bes. 51, 56; 51, Fig. 1; 54, Fig. 5; 57, Fig. 8. 667 Gutjahr, Grab 79 Kainach 91–112. 668 Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit 213–222. 669 Im 2006 untersuchten Tumulus 4 fanden sich u. a. die Reste zweier Kegelhalsgefäße und einer Situla mit basaraboider Verzierung (Ausgrabung Kulturpark Hengist durch den Verf., unpubliziert). 670 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. 671 Vgl.: Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark. 672 Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit 214. 673 Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark 215. 674 Für die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die noch unpublizierten Fundtafeln des Gräberfeldes von Wildon-Unterhaus sei Margret Kramer herzlich gedankt. 675 Hebert/Lehner, Neue Funde zur Hallstattkultur 137 und 152, Abb. 1/2–4. 676 Hebert/Lehner, Neue Funde zur Hallstattkultur 152, Abb. 1/2. 677 Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer Taf. 20/1. 678 Tiefengraber, Grazer Becken 17−137. 679 KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. 680 Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer. 656

Vgl. Lehner, Archäologie Leechhügel 28−41. KG Judendorf-Straßengel, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung. − Modrijan, Ur- und Frühgeschichte Steiermark Taf. III. 683 KG und OG Tillmitsch, PB Leibnitz. − Vgl.: FÖ 2, 1934/37 (1935–1938), 286. 684 KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. − Mayer, Gräberfeld Kapfenstein 101−118. 685 Zusammenfassend (und in Auswahl) zu den Bronzedepotfunden: Müller-Karpe, Chronologie der Urnenfelderzeit. − Brunn, Hortfunde Bronzezeit. − Torbrügge, Horte und Hortdeutung 17−23. − Janssen, Hortfunde Nordbayern 45−54. − Mandera, Horte 187−193. − Winghart, Vorgeschichtliche Deponate 89ff. − Hansen, Studien Metalldeponierungen. − Soroceanu, Fundumstände bronzezeitlicher Deponierungen 15−80. − Teržan, Hoards and Individual Metal Finds. − Teržan, Hoards and Individual Metal Finds II. – Hänsel/Hänsel, Gaben an die Götter. 686 Turk, Datacija poznobronastodobnih depojev 89−124. 687 KG Waldstein, MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. 688 KG und MG Anger, PB Weiz. 689 Vgl.: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 136f. (Anger-Birkfeld) und 148 (Waldstein). 690 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 132−151. 691 KG Algersdorf, Statutarstadt Graz. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 132f. 692 KG Hummersdorf, SG Bad Radkersburg, PB Südoststeiermark. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 135f. 693 KG und SG Bruck an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 138f. 694 KG Nennersdorf, SG und PB Leoben. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 141f. 695 KG Mixnitz, OG Pernegg an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 144f. 696 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 67f. 697 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 68. 698 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 69f. 681

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Tiefengraber / Bronzezeit KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 80. 700 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 80. 701 KG Muttendorf, MG Dobl-Zwaring, PB Graz-Umgebung. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 134f. 702 KG Judendorf-Straßengel, MG Gratwein-Straßengel, PB Graz-Umgebung (KG nicht bekannt). − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 140f. 703 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 71f. 704 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 72f. 705 KG Herzogberg, SG Kindberg, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 137. 706 KG und MG Wildon, PB Leibnitz. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 139f. („Wildon I“). 707 KG Hinterlainsach, MG St. Michael in Obersteiermark, PB Leoben. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 146. 708 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 79f. 709 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 70. 710 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 70f. 711 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 71. 712 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 73f. 713 Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 74. 714 KG Schönberg, SG Oberwölz, PB Murau. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 145f. 715 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 142−144 („Wildon II“). 716 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 69. 717 KG Freienberg, OG Stubenberg, PB Hartberg-Fürstenfeld oder KG Höf ling, OG Puch bei Weiz, PB Weiz. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 146f. 718 KG Winkl, SG Kapfenberg, PB Bruck-Mürzzuschlag. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 149f. 719 KG und MG Peggau, PB Graz-Umgebung. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 150. 699

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KG und OG Wörschach, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 150f. 721 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 68. 722 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 69. 723 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 74f. 724 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 77. 725 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 77f. 726 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 79. 727 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 81f. 728 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 82. 729 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 82f. 730 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 68f. 731 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 75f. 732 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 76. 733 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 78. 734 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. − Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 80. 735 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun. – Windholz-Konrad, Rabenwand. – Windholz-Konrad, Bronzedepotfunde Brandgraben. 736 Vgl.: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 12f. und 179, Abb. 15. 737 Modrijan, Stichwort Schönberg 160. 738 Vgl.: Teržan, Urnfield Culture Period in Slovenia 119−124. 739 Vgl. zu den Brandopferplätzen allgemein (in Auswahl): Krämer, Brandopferplätze 111−122. − Weiss, Brandopferplätze Bayern. − Zemmer-Plank, Alpen. − Zanier, Brandopferplatz Forggensee 127−158. − Gleirscher/Nothdurfter, Rungger Egg. 740 Hebert, Sölkpass. 741 KG St. Nikolai, OG Sölk, PB Liezen. 742 Hebert, Sölkpass. – Tiefengraber, Sölkpass. 743 Siehe oben im Kapitel Jungsteinzeit und Kupferzeit: Chalkolithikum. 720

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Tiefengraber / Bronzezeit

Modl, Urnenfelderzeitlicher Brandopferplatz. 745 Teržan, Weben und Zeitmessen 507−536. 746 Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit 213−222. 747 Vgl. dazu: Blečić Kavur, Big Sea 52−62. 748 Tiefengraber, Grazer Becken Taf. 5/2. – Gleirscher, Tongeschirr Laugen-Melaun 31–51. 749 Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit 214f. 750 Tiefengraber, Grazer Becken 98 und Taf. 25/2. 751 Dular, Severovzhodna Slovenija 21−24. 752 Balkenrest vom Kulm bei Trofaiach: Beta-116171: 2690+/-70 BP; 900−800 v. Chr. 1Σ. – Vgl.: Fuchs/ Obereder, Kulm bei Trofaiach 132. 753 Balkenreste etc. von der Riegersburg: VRI-1194: 2780+/-50 BP; 930−830 v. Chr.; VRI-1195: 2660+/90 BP; 910−800? v. Chr.; VRI-1196: 2800+/-80 BP; 1022−836 v. Chr. – Vgl.: Hebert, Riegersburg 315 und die neu kalibrierten Daten in der Liste bei: Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 132. 754 Vgl.: Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel 92f.

Leechkirche (unterste UK-Schicht): VRI-1142: 2870+/-50 BP; 1120−930 v. Chr. – Vgl.: Lehner, Archäologie Leechhügel 31. 756 Dachsteingebirge: Königreich T 3 (Beta-87051: 2970+/-70; 1170 v. Chr.); Grubach 2 (Beta-87184: 2890+/-80; 1030 v. Chr.). – Vgl.: Mandl, „Königreich“ 79 mit Tab. oben. 757 Vgl.: Modl, Urnenfelderzeitlicher Brandopferplatz 88. 758 Beta-135576: 2770+/-50 BP; 1020−820 v. Chr. – Vgl.: Hebert, Sölkpass 65. 759 Beta-121653: 3020+/-40 BP; 1390−1130 v. Chr. und Beta-121654: 2960+/-50 BP; 1315−1015 v. Chr. – Vgl.: Hebert, Sölkpass 71. 760 Beta-267425: 2880+/-40 BP; 1210−970 v. Chr. – Vgl.: Windholz-Konrad, Prunkgrab Koppental 173. 761 Beta-253791: 2640+/-40 BP; 840−780 v. Chr. und Beta-253792: 269+/-40 BP; 930−800 v. Chr. – Vgl.: Windholz-Konrad, Depotfund Brandgraben (2010) 57. 755

Eisenzeit

Foto Vorderseite: Bronzehände und Maske aus dem Kröllkogel in Kleinklein Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Georg Tiefengraber

Eisenzeit

Ältere Eisenzeit (Hallstattzeit, Ha C – Ha D; ca. 800–450 v. Chr.) Die ältere Eisenzeit im weitgespannten mitteleuropäischen Zentralbereich wird bekanntlich nach dem prominenten Fundplatz Hallstatt in Oberösterreich als „Hallstattzeit“ bezeichnet. Die in diesem einstmaligen Salzbergbauzen­ trum vor allem seit der 2. Hälfte des 19. Jhs. aufgedeckten reichen Gräber, die Gegenstände aus verschiedensten benachbarten und auch ferner gelegenen Gebieten enthielten, rechtfertigten diese Benennung. Darüber hinaus war sehr bald klar, dass sich Hallstatt gleichsam am Schnittpunkt der zwei großen, voneinander deutlich differenzierbaren Hauptgruppen dieser Kulturgruppenerscheinung, dem sog. Westund dem sog. Osthallstattkreis, befand und offenbar durch den Salzhandel in alle Richtungen zu einem einzigartigen Reichtum gelangte, der sich in den Gräbern widerspiegelte. Wenngleich das Eisen als Werkstoff in Süd­ europa bereits seit dem Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. bezeugt ist, etwa auf der Apenninhalbinsel oder in Südosteuropa bzw. am Balkan, so gelangt dieses erst am Ende des 9. Jhs. v. Chr. in den hier behandelten Südostalpenraum, wo vermutlich schon kurz darauf eine eigenständige Eisenproduktion einsetzen dürfte, wie es Beispiele aus Dolenjska/Unterkrain zu verdeutlichen vermögen. Wann genau auch auf heute österreichischem Gebiet Eisenerze abgebaut und verhüttet worden sind, entzieht sich zwar noch unserer Kenntnis, doch deuten bereits ei-

nige Funde auf eine ebenso früh einsetzende Eisenmetallurgie hin. Der Beginn der Eisenzeit geht darüber hinaus mit einschneidenden Veränderungen in der Gesellschaftsstruktur einher, wobei ein Zusammenhang mit der Einführung und Verwendung des neuen Werkstoffes nicht auszuschließen sein wird. Diese gesellschaftlichen bzw. sozialen Veränderungen sind sehr deutlich anhand der Gräber nachzuvollziehen, wobei sowohl die Einführung einer „neuen“ Form der Grabarchitektur, des Hügelgrabes bzw. Tumulus, als auch die im Vergleich zur vorhergehenden Urnenfelderzeit zunehmend reichere Beigabenausstattung eine straff hierarchische Strukturierung der Bevölkerung indiziert, die im Laufe des 7. und 6. Jhs. v. Chr. zunehmend stärker differenziert wird. An der Spitze dieser „Gesellschaftspyramide“ stehen zuerst im 8. Jh. v. Chr. durch die Beigabe der Waffen hervorgehobene Krieger, deren Grabausstattungen sukzessive reicher und prächtiger werden. Diese Entwicklungen gehen Hand in Hand mit ähnlichen Prozessen im mittelitalischen Bereich, zu dem engste Kontakte gepf legt werden. Während in manchen Teilen des Südostalpenraumes in der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. in bestimmten hallstattzeitlichen Gruppen eine deutliche Zäsur bemerkbar ist, die gleichzeitig in manchen Gebieten das Ende der „Fürstengräber“ bedeutet, fällt dieser Zeitraum mit dem raschen Aufstieg anderer Gruppen zusammen,

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die ab diesem Moment einen besonderen Aufschwung erleben, wie etwa die bedeutende Gruppe von Dolenjska/Unterkrain. Das sowohl geographisch als auch klimatisch ausgesprochen heterogene Gebiet der Südostalpen und ihrer Ausläufer weist eine Vielzahl derartiger lokaler ältereisenzeitlicher Gruppen auf, die für gewöhnlich unter dem Begriff „Südostalpine Hallstatt-Gruppe“ subsumiert werden und deren kulturhistorische Zugehörigkeit zum Osthallstattkreis außer Zweifel steht. An diesem rund 300 x 300 Kilometer umfassenden Bereich haben heute die Staaten Österreich (mit den Bundesländern Kärnten, Steiermark und dem Burgenland), Slowenien, Kroatien (bzw. dessen nördliche Landesteile) sowie Ungarn (der Westteil Transdanubiens) Anteil. Obwohl der unterschiedliche nationale Forschungsstand im Detail zahlreiche Fragen offen lässt, so liegen insgesamt sowohl für die chronologische Entwicklung, die Besiedlung bzw. Siedlungsstrukturen als auch für die Bestattungsarten und -sitten ausreichend befundetes Material und auch bereits publizierte Arbeiten darüber vor, um einen Abriss des bislang Bekannten zu geben und neue Grabungsergebnisse aus dem slowenischen Prekmurjegebiet, im Bereich des Dreiländereckes Slowenien-Österreich-Ungarn, einzufügen. Bereits 1964 konnte Stane Gabrovec in seiner grundlegenden und auch heute noch gültigen Arbeit über die Hallstattzeit in Slowenien einen Überblick über die verschiedenen hallstattzeitlichen Kulturkreise in Slowenien und den benachbarten Gebieten vorlegen, wobei es ihm möglich war, sechs zum Teil überregionale Gruppen abzugrenzen.1 Eine erste zentrale Gruppe definierte Gabrovec im Bereich von Dolenjska/Unterkrain mit einer Konzentration der Fundstellen zwischen Sava/Save und Krka/Krainer Gurk, mit

einem Schwerpunkt im Krkatal (z. B. Novo Mesto). Diese Gruppe erstreckte sich im Westen bis an den östlichen Rand des Beckens von Ljubljana/Laibach, im Osten bis zur Mündung der Krka in die Sava/Save nahe der slowenisch-kroatischen Grenze, und im Süden schloss sie die Bela Krajina (Weißkrain) mit ein. Die wegen des Reichtums ihrer Gräber bedeutenden Fundorte wie Magdalenska gora, Stična/Sittich, Vače, Novo mesto, Libna oder Podzemelj sind allesamt dieser Unterkrainer Gruppe bzw. Gruppe von Dolenjska/Unterkrain zuzuordnen.2 Dieser sicherlich umfang- und fundreichsten Gruppe der südöstlichen Hallstattkultur ist im Westen Sloweniens (Primorska bzw. Küstenland) die Gruppe von Sveta Lucija gegenüberzustellen, die besonders repräsentativ in ihren Hauptfundplätzen, dem eponymen Gräberfeld von Sveta Lucija/Santa Lucia bzw. Most na Soči sowie den Gräberfeldern von Tolmin und Kobarid, vertreten ist.3 Sie umfasst in erster Linie das Tal des Flusses Soča und, über den Bergsattel Podbrdo, weiter nördlich das Tal von Bohinj.4 Zwischen den Julischen und den Steiner Alpen ( Julijške in Kamniške Alpe) liegt in Gorenjska (Oberkrain) die gleichnamige hallstattzeitliche Gruppe, die mit der zeitgleichen Besiedlung im Becken von Ljubljana/Laibach verbunden ist. Sie ist vor allem erkennbar durch das Fundmaterial von Ljubljana/Laibach, aber auch durch die Funde aus Kamnik, Mengeš, Kranj/Krainburg und durch die Funde aus dem Grabhügelgräberfeld in Tupaliče pri Preddvoru.5 Die vierte Gruppe, die in erster Linie aufgrund der zahlreichen Ringwälle greif bar wird, kann in Notranjska (Innerkrain), am Karst und im Norden Istriens lokalisiert werden (z. B. Cerknica, Šmihel, Trnovo, Škocjan), wo auch intensive Einf lüsse der benachbarten japodischen Kultur zum Tragen kommen.6 Diese Gruppe grenzt im Hinterland des

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„Caput Adriae“ an die östlichen Ausläufer des oberitalischen bzw. venetischen Este-Kreises, der seinerseits unmittelbar an die Histrer und Japoden grenzt.7 Der Nordosten Sloweniens, Štajerska und Prekmurje, wurden von Stane Gabrovec der von Richard Pittioni definierten steirischen Wies-Gruppe zugerechnet, jedoch in ihrer Nomenklatur fälschlich als „Steyr-Gruppe“ bezeichnet.8 1980 wurde von Claus Dobiat die nach der Lage des Hauptfundortes Kleinklein im weststeirischen Sulmtal benannte Bezeichnung „Sulmtalgruppe“ eingeführt.9 Bei ihrer Neuauswertung der eisenzeitlichen Funde und Befunde aus Štajerska wurde von Biba Teržan die Ausdehnung der „Sulm­ talgruppe“ nach Süden hin bis nach Celje/Cilli und an die mittlere Sava/Save verfolgt und eine diese Verbreitung besser beschreibende Ansprache als „Steirisch-Pannonische Gruppe“ bevorzugt, was de facto eine Osterweiterung des Kerngebietes der Sulmtalgruppe unter einem neutraleren Überbegriff darstellt.10 Die von Stane Gabrovec und auch von Biba Teržan separierte Gruppe von Kärnten bzw. Frög11 ist vor allem im großen Hügelgräberfeld von Frög zu konstatieren.12 Allerdings verbesserte sich der Forschungsstand in Kärnten durch die verstärkten Forschungen der letzten Jahrzehnte auch abseits von Frög deutlich und erweiterte die Materialbasis ganz erheblich. So erbrachten beispielsweise die Ausgrabungen Paul Gleirschers und Reinhold Wedenigs in mehreren Kärntner Gräberfeldern (z. B. Führholz und Grabelsdorf ) Fundmaterial – vorrangig Keramikfunde – und Befunde, die diese enge Verwandtschaft unterstreichen.13 Es stellt sich deshalb die künftig eingehend zu untersuchende Frage, ob diese „Kärntner Gruppe“ bzw. „Gruppe von Frög“ nicht doch gänzlich unter der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ zu subsumieren sein wird.

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Die „Steirisch-Pannonische Gruppe“ übt generell starke Einfüsse auf die benachbarten Kulturgruppen aus, die man anhand der typischen materiellen Hinterlassenschaften, aber auch aufgrund der Bestattungsarten und -sitten fassen kann. Nördlich an die „Steirisch-Pannonische Gruppe“, bereits am Übergang zum Alpenhauptkamm, schließt nun ein Bereich an, der bis vor etwa zehn Jahren aufgrund der geringen Funde hinsichtlich seiner kulturhistorischen Zugehörigkeit kaum beurteilt werden konnte. Für diesen hatte sich – gleichsam als Notbehelf – die Bezeichnung „Inneralpine Hallstattgruppe“ eingebürgert. Die Definition dieser Gruppe basiert in erster Linie auf den beiden durch den AlGräberfeldern von penhauptkamm getrennten ­ Uttendorf in Salzburg und Leoben-Hinterberg in der Obersteiermark. Diesen Gräberfeldern ist die Bestattung in Flachgräbern mit Steinkisten gemein, auch in den weithin verwendeten Metallformen zeigten sich Verwandtschaften (z. B. zweischleifige Bogenfibeln etc.).14 Jedoch muss betont werden, dass gerade die Keramikfunde aus diesen beiden Gräberfeldern deutliche Unterschiede aufweisen; so tendieren die aus dem Gräberfeld von Uttendorf eindeutig in den benachbarten Westhallstattkreis, die Keramik aus Leoben-Hinterberg hingegen weist starke Verbindungen sowohl zur „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ als auch in den Kalenderberg-Bereich auf. Zur „Inneralpinen“ Hallstattgruppe wurde auch das Fürstengrab von Strettweg gezählt, das wegen seines bronzenen Kultwagens hinlänglich bekannt ist.15 Aufgrund der nunmehr verstärkten Forschungen im oberen Murtal und besonders im Aichfeld zeigte sich allerdings − und darauf wird später noch zurückzukommen sein −, dass auch dieses Gebiet und sogar das Ennstal im Norden zur „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ gerechnet werden müssen.16

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Nordöstlich der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ erstreckt sich die sog. Kalenderberg-Gruppe, die sich in vieler Hinsicht in ihrem Verbreitungsgebiet Niederösterreich, Nordburgenland, Nordwestungarn und der Südslowakei lokal gut eingrenzen lässt und ebenso zur Osthallstattkultur gerechnet wird.17 Die Beziehungen der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ nach Osten zu in die bis vor kurzem kaum erfasste „südwestpannonische Hallstattgruppe“ im Randbereich der ungarischen Tiefebene können nunmehr dahingehend präzisiert werden, dass das Gebiet bis an den Balaton und nördlich davon bis zum Marcal-Becken offenbar ebenfalls der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ zugerechnet werden kann.18 Im Detail bleiben hierbei für eine abschließende Beurteilung allerdings erst die eingehenden Materialvorlagen der neuesten Ausgrabungen im Zuge des Autobahnbaues südlich des Balatons abzuwarten. Nördlich an diesen Bereich schließt sich bis zur Donau und zum Donauknie hin ein Gebiet an, das in seinen teilweise monumentalen Hügelgräbern (z. B. in Süttő, Százhalombatta oder Mesteri) und insbesondere in den Keramikfunden eine enge Verwandtschaft mit der Kalenderberggruppe sowie zur Horákov-Kultur erkennen lässt, ohne dass es jedoch dazugerechnet werden darf. Weiter nach Osten zu und südlich des Bala­ tons (bzw. in der Baranya) sind zwar Einf lüsse der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ erkennbar, doch kann insbesondere das Gebiet rund um die prominente Höhensiedlung am Jakabhegy bei Pécs klar von dieser getrennt werden,19 sodass hier im Bereich des Oberlauf des Kapos eine Gruppengrenze vermutet werden darf. Eher vage Beziehungen sind schließlich weiter nach Südosten hin vor allem zu der benachbarten Gruppe um Donja Dolina, zur südpannonischen Dalj-Gruppe20 sowie zur bedeu-

tenden Glasinac-Gruppe21 in einzelnen Fällen nachvollziehbar. Die „Steirisch-Pannonische Gruppe“ erstreckte sich demzufolge nicht nur vom Kor­ almzug im Westen und der Gleinalpe im Norden bis über den Zusammenf luss der Drau und Mur im Südosten hinaus. Vielmehr reichte sie weit nach Kärnten hinein und erfasste jedenfalls die Obersteiermark bis zum steirischen Ennstal. Nach Osten hin lässt sie sich bis an den Westrand des Balatons südlich des Marcal-Beckens nachweisen, im Süden bzw. Südwesten stellte das Tal der Savinja bei Celje/ Cilli sowie der Bereich des Draudurchbruches bei Slovenj Gradec/Windischgraz die Grenze zu den benachbarten hallstattzeitlichen Gruppierungen dar. Es ist hierbei wichtig zu betonen, dass die „Steirisch-Pannonische Gruppe“ in sich selbst eine doch äußerst heterogene Erscheinung darstellt, die jedoch – wie oben ausgeführt – von den deutlich besser eingrenzbaren benachbarten Kulturgruppen differenziert werden kann. Auch darf dabei nicht übersehen werden, dass man es hierbei über einen Zeitraum von fast 300 Jahren nicht mit einem statischen „Komplex“ zu tun hat, sondern mit einer überaus dynamischen „Siedlungslandschaft“, die einerseits eine „Transitzone“ in Süd-Nord- sowie West-Ost-Richtung darstellte und die andererseits von einem internen Spannungsfeld zwischen „Zentren“ bzw. „Fürstensitzen“ und einer weitläufigen, hierarchisch wohl untergeordneten Peripherie geprägt wurde. Gerade diese Peripherie scheint für die Aufnahme von Impulsen von benachbarten Gruppierungen aber besonders anfällig gewesen zu sein, sodass anhand der überkommenen materiellen Hinterlassenschaften zwangsläufig eine künstliche Grenzziehung auf entsprechende Schwierigkeiten stößt. Auch sind in diesem doch langen Zeitraum Änderungen in der Zugehörigkeit einzelner Gebiete zu den einzelnen Kultur-

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gruppen zu vermuten, wie es beispielsweise in Teilen der Oststeiermark zu beobachten ist: Während dieses Gebiet zu Beginn der Hallstattzeit aufgrund der Geschirrserien eindeutig an den „Soproner Formenkreis“ der Kalenderberggruppe anzuschließen ist, entsprechen die Keramikfunde der mittleren und jüngeren Hallstattzeit exakt den hinlänglich bekannten Formen und Verzierungen aus der Sulmtalnekropole. Inwieweit derartige Verschiebungen als Ausdruck der jeweiligen politischen oder kulturellen Dominanz zu werten sein werden, muss freilich offen bleiben. Auf jeden Fall unterstreichen diese Prozesse, die bei eingehender Analyse wohl in mehreren Bereichen der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ herausgefiltert werden könnten, eine entsprechende Entwicklungsdynamik innerhalb der Gruppe. Versucht man unter diesen Aspekten den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ zu bestimmen, so können eigentlich nur folgende Punkte angeführt werden, die eine Differenzierung der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ von benachbarten Gruppen in unterschiedlichem Ausmaß erlauben: a. Geschirrserien b. Unbefestigte Höhen- und Flachlandsiedlungen, wobei selbst die „Zentren“ bzw. „Fürstensitze“ bemerkenswerterweise keine Befestigungen erkennen lassen c. Starke hierarchische Differenzierung innerhalb der Sozialstruktur in den „Zentren“, aber auch an der Peripherie, die sich primär anhand der Bestattungs- und Beigabensitte greifen lässt d. Brandbestattungen primär in Hügel-, aber auch in Flachgräbern Gerade die Ausgrabungen und Forschungen des letzten Jahrzehntes erbrachten nun im umschriebenen geographischen Raum eine erst in Ansätzen publizierte, jedoch ungeahnte Fülle an neuen Funden und Befunden der

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Hallstattzeit, die einerseits eine deutliche Verdichtung des Siedlungsbildes ergaben, andererseits wurden schon früher festgestellte Besiedlungslücken – besonders im äußersten Westen Südwestungarns – erneut herausgestrichen.22 Bedauerlich ist allerdings hierbei, dass die Gewichtung innerhalb dieses relevanten Gebietes sehr ungleichmäßig verteilt ist, was einerseits durch entsprechende Rettungsgrabungen im Zuge von Großbauvorhaben (Autobahnen etc.) und die dadurch vorgegebenen Trassenführungen bedingt ist, andererseits ergaben sich durch die „Prominenz“ gewisser Fundstellen von alleine Forschungsschwerpunkte, wie naturgemäß zum Beispiel in der gruppeneponymen Sulmtalnekropole von Großklein.23 Dem ist nun beispielsweise das fast vollständige Fehlen von Untersuchungen – nicht nur – zur Hallstattzeit im südlichen Burgenland gegenüberzustellen, das weiterhin auf den einschlägigen Verbreitungskarten auffällige „weiße Flecken“ hinterlässt und Verzerrungen verursacht. Inwieweit sich die „Steirisch-Pannonische Gruppe“ schließlich tatsächlich von der in Kärnten lokalisierten „Gruppe von Frög“ differenzieren lässt, sei vorerst dahin­ gestellt, diese Frage bedarf zweifelsohne intensiverer Detailstudien – enge Verwandtschaften im Grabbrauch und in den Keramikserien sind auf jeden Fall evident. Zum Forschungstand der Hallstattzeit in der Steiermark Die Hallstattzeit kann aufgrund ihrer Funde von überregionaler Bedeutung traditionell als eine der wohl am besten erforschten urgeschichtlichen Perioden auf dem Gebiet der heutigen Steiermark bezeichnet werden. Dabei standen freilich immer die Grabfunde im Vordergrund und der Schwerpunkt lag bislang eindeutig auf der Erforschung der Sulmtalnekropole von Großklein und des dazugehörenden „Fürsten-

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sitzes“ auf dem inmitten der Gräberfelder situierten Burgstallkogel. Erst seit knapp über zwei Jahrzehnten lässt sich daneben eine verstärkte Beschäftigung mit den „übrigen“ hallstattzeitlichen „Zentren“, etwa mit dem Gebiet rund um Wildon oder Strettweg bei Judenburg, beobachten, die bemerkenswerte Ergebnisse erbracht hat, welche aber noch ihrer Publikation harren. Der Forschungsstand zur Hallstattzeit in der Steiermark bis zum Jahr 1980 wurde von Claus Dobiat zusammengefasst im Rahmen der Publikation der Grabfunde aus der Sulmtalne­kropole von Großklein vorgelegt.24 Im Jahr 1990 wurde auch das Gebiet der heutigen Steiermark von Biba Teržan im Zuge ihrer breit angelegten Synthese zur Hallstattzeit in der heute slowenischen Steiermark, die auch die umliegenden Gebiete einer gründlichen Untersuchung unterzog, einer erneuten ergänzenden Revision und weiterführenden Auswertung unterzogen, die auch die zwischenzeitlich durchgeführten Ausgrabungen bereits mit einbezog.25 Basierend auf diesen beiden Arbeiten finden sich in weiterer Folge mehrere jeweils aktualisierte Überarbeitungen zum jeweiligen Forschungsstand in einer Reihe darauf folgender Publikationen, wie etwa der Arbeit von Regina Smolnik über den Burgstallkogel in Großklein,26 von Ulrike Hampel über die Gräberfunde von Leibnitz-Altenmarkt27 und vom Verfasser über das Gräberfeld von Kalsdorf bei Graz.28 Zuletzt wurde im Jahr 2013 ein erneuter und geraffter Überblick zur Hallstattzeit von Diether Kramer und Markus Egg im Zuge der Publikation des „Fürstengrabes“ Kröll-/Schmiedkogel von Kleinklein vorgelegt.29 Es kann somit konstatiert werden, dass − im Unterschied zu anderen Perioden der „steirischen“ Urgeschichte – das Interesse an und die Beschäftigung mit der Hallstattzeit nicht abgebrochen sind. Im Folgenden soll in gebotener Kürze versucht werden, den Forschungsstand innerhalb des Arbeitsgebietes geographisch gegliedert darzustellen.

Weststeiermark, Leibnitzer Feld und Grazer Becken Innerhalb des ursprünglich als solches definierten „Kerngebietes“ der Sulmtalgruppe im Umfeld der zahlreichen Hügelgräberfelder rund um den Burgstallkogel in Großklein30 in der West­steiermark konnten in den letzten 15 Jahren bemerkenswerte Fortschritte registriert werden. Abgesehen von der abschließenden auswertenden Befund- und Fundvorlage der mehrjährigen gemeinsamen Forschungs­ grabungen des Landesmuseums J­ oanneum und der Universität Marburg an der Lahn im Siedlungsbereich des „Fürstensitzes“ am erwähnten Burgstallkogel durch Regina Smolnik31 sind vor allem die Nachgrabungen im einstmals monumentalen, zum Zeitpunkt der Untersuchung 1995 aber inzwischen fast schon vollständig eingeebneten Fürstengrab „Kröll-/Schmiedkogel“ am östlichen Fuße des Burgstallkogels im heutigen Weiler Kleinklein32 durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) zu erwähnen.33 Neben der vollständigen Freilegung der massiven steinernen Grabkammer mit Dromos war es hierbei möglich, einen großen Teil der in ihrer ursprünglichen Lage im Grab weitgehend unbefundeten Metallfunde aus mehreren Altgrabungen in der Grabkammer selbst zu repositionieren und einen Eindruck von der Verteilung und Niederlegung von Ausrüstung und Beigaben zu gewinnen. Auch wurde der Nachweis erbracht, dass neben dem Fürsten noch zwei weitere Personen im Grab bestattet worden waren, zumindest bei einer davon handelte es sich um eine Frau. Hierbei begegnete nun erneut ein schon bei anderen Fürstengräbern des Osthallstattkreises (z. B. in Strettweg oder Süttő) beobachtbares Phänomen, das zumeist als eine Art „Witwenfolge“ gedeutet wird, bei der die Frau bzw. eine der Frauen des Fürsten zusammen mit

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Ausgrabungen im Fürstengrab „Kröll-/Schmiedkogel“ in Kleinklein im Jahr 1995. Blick auf die Steingrabkammer Nach: Egg/Kramer, Kröllkogel mit Eingangskorridor

Zeichnerisch rekonstruiertes Gefäßinventar aus dem Fürstengrab „Kröll-/Schmiedkogel“ in Kleinklein

einer oder mehreren weiteren Personen (Dienern bzw. Knappen oder Leibwächtern?) dem Fürsten in den Tod folgen musste.34 Unter dem reichlichen übrigen verbrannten Knochenklein konnten weiters die Reste zahlreicher Tiere differenziert werden, von denen in erster Linie Pferde zu erwähnen sind, die ebenfalls dem Scheiterhaufenfeuer ausgesetzt waren. Abgesehen von der Bergung weniger

Nach: Egg/Kramer, Kröllkogel

weiterer, bei Alt- und Raubgrabungen übersehener Metallfunde und etlicher bearbeiteter Knochen- bzw. Geweihartefakte sind vor allem die zahlreichen qualitativ überaus hochwertigen Keramikgefäßfunde von Bedeutung. Ursprünglich war eine Anzahl von ca. 100 Gefäßen setartig dem Fürsten ins Grab mitgegeben worden.35

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Inventar des Fürstengrabes Hartnermichelkogel I von Kleinklein Nach: Egg, Fürstengrab Hartnermichelkogel I

Zusammen mit einer Reihe von Trachtbestandteilen erlauben gerade diese bislang kaum beachteten Funde eine Datierung des Fürstengrabes in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. und weisen es somit bemerkenswerterweise als das bislang jüngste – und zugleich reichste – bekannte Grab der Sulmtalnekropole aus.36

Im Zuge des umfangreichen und langjährigen Restaurierungs- und Aufarbeitungsprojektes sämtlicher noch vorhandener Funde aus den Kleinkleiner Fürstengräbern durch das Landesmuseum Joanneum und das RömischGermanische Zentralmuseum Mainz wurden zuletzt auch die Funde aus dem ältesten der vier Fürstengräber, dem Hartnermichelkogel I,

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Geborgene und erhaltene Reste des Inventars des Fürstengrabes Pommerkogel von Kleinklein Nach: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein

von Markus Egg einer erneuten Revision unterzogen,37 die ebenfalls den Nachweis einer mitbestatteten Frau erbrachten. Darüber hinaus gelang es, den Verstorbenen als behelmten Reiterkrieger zu charakterisieren, dem neben einem Waffen- bzw. Rüstungssatz, von dem noch ein bronzenes Lappenbeil, ein bronzenes Antennenschwert sowie Teile eines bronzenen, konischen Helmes und eines Glockenpanzers erhalten sind, auch Pferdegeschirrteile sowie Bronzegefäße mit ins Grab folgten. Der „Fürst“ aus dem Hartnermichelkogel I, dessen Bestattung von Markus Egg in die zweite Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. gesetzt wird, gibt sich somit als Protagonist der Kleinkleiner „Fürstendynastie“ zu erkennen und stellt den ersten Vertreter dieser sich am Beginn der Hallstattzeit überregional in kurzer Zeit herausbildenden politischen und möglicherweise auch religiösen Elite dar, dessen Nachfolger zuerst im Hartnermichelkogel II, dann im 7. Jh. v. Chr. im Pommerkogel und schlussendlich in der ersten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. im Kröll-/Schmiedkogel mit sukzessive zunehmendem Gräber- und Beigabenprunk bestattet wurden. Danach bricht diese zweifelsohne bedeutende „Sulmtaler Dynastie“ ab – ein Phänomen, dass sich mittlerweile im gesamten südlichen Bereich der „SteirischPannonischen Gruppe“ deutlich abzeichnet.

Neben den intensiven Forschungen zu den Kleinkleiner Fürstengräbern standen auch die direkt um die Siedlung am Burgstallkogel gelegenen Nekropolen zumeist im Zeichen von kurzfristig notwendigen Rettungsgrabungen, die sogar zur Entdeckung bislang unbekannter Gräbergruppen führten, wie dies beim Gräberfeld Masser-Kreuzbauer38 der Fall war. Obwohl Teile dieses kleinen Gräberfeldes im südöstlichen Vorfeld des Burgstallkogels durch landwirtschaftliche Nutzung etc. zerstört wurden, war noch deutlich ersichtlich, dass es sich hierbei ursprünglich um eine Gruppe von eher kleinen Tumuli handelte, zwischen denen sich einzelne Flachgräber befanden. Gerade dieser Feststellung wird eine besondere Bedeutung zu Teil, vermag sie doch einen nunmehr gesicherten Hinweis darauf zu geben, dass im gesamten Hügelgräbernekropolenbereich zweifelsohne mit zeitgleichen Flachgräbern zu rechnen sein wird. Während die Mehrzahl der insgesamt 28 Gräber des Gräberfeldes Masser-Kreuzbauer bestenfalls als durchschnittlich, ja vielmehr eher als ärmlich ausgestattet bezeichnet werden muss,39 stellt sich die Situation beim Tumulus Wiesenkaiser 440 anders dar: Hier konnten bei Rettungsgrabungen durch die Universität Innsbruck Reste eines ausgesprochen reich ausgestatteten Bustumgrabes untersucht werden, dessen Grab-

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hügel durch die landwirtschaftliche Nutzung weitestgehend eingeebnet bzw. abgetragen war. Der Tumulus Wiesenkaiser 4 stellt hierbei den südlichsten Grabhügel dieser etwas separiert am westlichen Ende der einzelnen Gräberfelder rund um den Burgstallkogel auf einer leichten Kuppe gelegenen Hügelgräbergruppe dar. Silvia Hack ist schließlich die (interdisziplinäre) Gesamtvorlage der Befunde und Funde dieses Grabes zu verdanken,41 das nach Ausweis der anthropologischen Untersuchungen des Leichenbrandes eindeutig als Männergrab anzusprechen ist. Neben mehreren Bronzegefäßen (Kreuzattaschenbecken, Breitrandschale und Tassen), einem (vermeintlich) überkompletten Fibelsatz aus zwei großen und zwei kleinen Schlangenfibeln, zwei Drahtbügelfibeln und zwei Fibeln mit gedrücktem, quergerilltem Bügel, zwei oder drei Eisentrensen und weiteren Schirrungsteilen sowie bronzenen Wagenkastenbeschlägen (?) und einem bronzenen Kultstabbeschlag (?) enthielt das Grab auch zwei Spinnwirtel sowie tordierten Golddrahtschmuck mit Glasperlen. Diese Funde deuten in Kombination mit der eigentlich doppelten Fibelausstattung doch klar darauf hin, dass im Wiesenkaiser 4 wohl auch eine Frau mitbestattet wurde, deren Leichenbrand allerdings wahrscheinlich nicht mehr erhalten war, was bei der erheblichen Zerstörung des Grabes nicht unbedingt verwundern muss. Eine von Hack angedachte Interpretation der Vermischung von männlichen und weiblichen Trachtbestandteilen und Beigaben als materieller Niederschlag eines wie auch immer gearteten rituellen „Transvestitentums“ ist zwar vorderhand nicht gänzlich abzulehnen,42 doch sollte vielleicht eher einer naheliegenderen Deutung der Vorzug gegeben werden, die der schlechten Erhaltung des Grabes Rechnung trägt. Unpubliziert sind weiterhin Flachgräber aus dem Bereich der direkt östlich des Burgstallkogels gelegenen Karnerwaldgruppe,43 die 1999 im Zuge von Rettungsgrabungen gebor-

gen werden konnten und den Vorberichten Wolfgang Artners zufolge die gesamte bislang bekannte Belegungsdauer der Sulmtalnekropole abdecken.44 Zu erwähnen bleiben schließlich noch drei zusammen mit dem Gräberfeld Masser-Kreuzbauer im Jahr 2003 vorgelegte Gräber: Zum Einen handelt es sich um zwei Gräber aus der Gräbergruppe Kaiserschneiderwald45 (Gräber 123A und 111A), die 1995 im Zuge von Rettungsgrabungen aus der Straßenböschung geborgen wurden und schließlich von Andreas Bernhard im Kontext mit den Gräbern des Gräberfeldes Masser-Kreuzbauer behandelt und publiziert wurden.46 Zum anderen wurde von Andreas Weihs das reiche Inventar des 1976 ergrabenen Grabhügels 31 aus der im Südbereich der Burgstallnekropolen gelegenen Grellwaldgruppe47 im Rahmen einer Seminararbeit bearbeitet und vorgelegt.48 Die Hoffnung, dass diese Arbeit einen Impuls zur Aufarbeitung der – für Kleinkleiner Verhältnisse – doch „neugegrabenen“ Gräber der Grellwaldgruppe bewirkt hätte, hat sich leider – und beinahe erwartungsgemäß – nicht erfüllt. Nicht im Detail ausgeführt werden sollen eine Reihe von weiteren, zumeist kleinen und kurzfristigen Notbergungen an verschiedenen Stellen der Nekropolen und auch im Siedlungsbereich des Burgstallkogels selbst, die zwar zu einer gewissen Verdichtung des Fundbildes beitragen, eine wesentliche Erweiterung des Wissensstandes aber nicht ergeben, da überwiegend auch nur kurze Vorberichte publiziert wurden.49 Zu erwähnen bleibt schließlich noch die im Jahr 2007 erfolgte erneute Vorlage und Auswertung des Inventares des Tumulus Tschoneggerfranzl 2 durch Leif Hansen.50 Die internationale Bedeutung der Fundstelle Burgstallkogel rechtfertigt eine ausführlichere Darstellung, die im Interesse eines geschlossenen Überblickes auch einzelne Ausführungen dieses Kapitels wiederholt bzw. vorwegnimmt.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der Burgstallkogel bei Kleinklein und die sog. Sulmtalnekropole Von Marko Mele Lage und natürliche Gegebenheiten Eine der prominentesten Fundstellen der Hallstattzeit in der Steiermark ist die Siedlung auf dem Burgstallkogel und das umliegende Hügelgräberfeld, das sich bis zum Dorf Kleinklein ausdehnt.51 Die Fundstelle befindet sich auf einem niedrigen Bergrücken am Zusammenf luss von Sulm und Saggau. Diese inselartige Geländeformation zwischen den beiden Flüssen erstreckt sich auf ungefähr 16 km Länge und endet mit einer 458 m hohen Erhebung aus kalkig-phyllitischen Schiefern, dem Burgstall-

kogel, auch Grillkogel genannt. Die Kuppe des Burgstallkogels bot gute Voraussetzungen für die Besiedlung. Einerseits durch die steilen Hänge des Berges, die einen gewissen Schutz darstellten, andererseits durch die Lage, die einen Überblick über die natürlichen Verkehrswege in dieser Region ermöglichte. Der natürliche Zugang von Osten, aus dem Murtal, erfolgt durch das Sulmtal, das sich am Fuße des Seggaubergs und des Königsbergs zu einem schmalen Durchgang einengt. Der Zusammenf luss von Sulm und Saggau unweit des Burgstallkogels bildet eine natürliche Kreu-

Burgstallkogel in Großklein. Lage der Fundstelle in der Südweststeiermark

Luftbild nach ©GIS-Steiermark

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Wegen seiner Größe und Lage wurde der Pommerkogel in Kleinklein schon bei der Josephinischen Landesaufnahme Karte nach ©GIS-Steiermark berücksichtig

zung, an der die Wege von Süden durch das Saggautal und von Westen durch das Sulmtal zusammenliefen. Wahrscheinlich ist gerade wegen dieser verkehrsgünstigen Lage der Burgstallkogel in der Urnenfelder- und Hallstattzeit zu einem wichtigen Siedlungspunkt geworden, wovon neben den Siedlungsfunden auch ein umfangreiches Hügelgräberfeld zeugt, das in der Fachliteratur als „Sulmtalnekropole“ bekannt ist. Im Laufe der langen Forschungsgeschichte wurden dem Gräberfeld aber auch verschiedene andere Namen gegeben, so z. B. die Nekropole von „Wies“, „Klein Glein“ oder „Kleinklein“. Forschungsgeschichte Die Fundstelle fand bereits in die Josephinische Landesaufnahme aus dem Jahr 1787 Eingang,

die für die Umgebung von Kleinklein sehr wahrscheinlich einen noch heute sichtbaren Grabhügel, den sog. Pommerkogel, verzeichnet. Die wissenschaftliche Erforschung der Fundstelle wurde in den 1880er-Jahren von Bergdirektor Wenzel Radimský und dem Kustos des Naturhistorischen Museums Wien, Josef Szombathy, in Angriff genommen. Beide öffneten insgesamt 104 eisenzeitliche Grabhügel. Während Radimský den westlichen Teil der Nekropole um den Burgstallkogel in Großklein untersuchte, konzentrierte Szombathy seine Forschungen auf den östlichen Teil. Nach den Publikationen von Szombathy und Radimský hat sich in der Fachliteratur für die Benennung der Fundstelle Radimskýs Wohnort Wies eingebürgert, so wurde von Richard Pittioni bei der Bestimmung der Keramik vom

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Typus Wies gesprochen. Radimský befürwortete aber auch die Bezeichnung „Purgstaller Nekropole“. Die erste umfangreichere Publikation der Prunkstücke aus dem Gräberfeld wurde von Walter Schmid im Jahr 1933 in der Prähistorischen Zeitschrift vorgelegt. Schmid verwendete in seiner Publikation noch die alten Namensformen Klein Glein und Glein. Nach Meinung einiger Forscher geht diese Bezeichnung auf das slowenische Wort für Lehm, „glina“, zurück.52 Schmid, der für das Joanneum von 1911 bis 1951 arbeitete, war eine Zeitlang in der Region tätig. Er grub nicht nur im Bereich der Ne­ kropole, sondern widmete sich auch der Siedlung am Burgstallkogel. Seine Grabungstätigkeit begann Schmid mit der Erforschung eines Grabhügels aus der Grellwaldgruppe im Jahr 1916/17. Gleich danach folgte im April 1917 die Nachgrabung im Fürstengrabhügel Pommerkogel. Im Jahr 1927 widmete er sich der Siedlung, wo er mehrere Schnitte anlegte. Seine letzten Grabungen führte er im Jahr 1928 an zwei der größten Grabhügel der Forstwaldgruppe durch. In der Nachkriegszeit waren mehrere Jahre hindurch Walter Modrijan und Odo Burböck in der Gegend tätig. Es ging meistens um Rettungsgrabungen im Bereich gefährdeter Grabhügel. Im Vordergrund standen zwei Nekropolen: Die Grellwaldgruppe zwischen den Jahren 1972 und 1976 und die durch einen Steinbruch gefährdete Höchschusterwaldgruppe in den Jahren 1976 und 1977. Eine Übereinkunft zwischen Modrijan und Otto-Herman Frey führte zur Bearbeitung eines Großteils der Funde aus der Nekropole und ihrer Publikation durch Claus Dobiat im Jahr 1980. Dobiat führte in den Jahren 1982 und 1984 auch selbst Grabungen in der Siedlung durch, wo er acht Schnitte anlegte. Die ersten Ergebnisse seiner Siedlungsgrabung publizierte er 1990.

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Die Publikation von Dobiat bot nicht nur die systematische Aufarbeitung der Altfunde aus der Nekropole – ausgenommen die Funde aus den vier reichen „Fürstengrabhügeln“ – sondern festigte auch den Namen „Gräberfeld von Kleinklein“ in der Fachliteratur. Dieser Name wurde auch wegen der besonderen Lage der vier reichsten und größten Grabhügel im gleichnamigen Ort ausgewählt. Dobiat befürwortete aber auch die Verwendung der Bezeichnung „Sulmtalnekropole“, die auf Publikationen von Walter Schmid zurückgeht. Der Forschungsstand, der in der Publikation von Dobiat übersichtlich wiedergegeben ist, zeigt, dass fast alle großen Grabhügel, wie z. B. der Tschonegerfranzl-Tumulus 2 oder der Forstwald-Tumulus Nr. 59, zerstört und in nur wenigen Fällen untersucht waren. Fast in allen Grabhügelgruppen fand zumindest eine wissenschaftliche Grabung statt, aber nicht immer in einem Ausmaß, das der Zahl der Grabhügel in der Gruppe entsprach. So wurde z. B. die Kaiserschneiderwaldgruppe, die die meisten Grabhügel aufweist, kaum wissenschaftlich untersucht. Im Jahr 1995 nahm Diether Kramer im Bereich des Fürstengrabes „Kröllkogel“ archäologische Grabungen vor. Die Ergebnisse dieser Nachgrabung wurden vor kurzem (2013) publiziert.53 Die Neuaufnahme der Erforschung der Fürstengrabhügel führte im Jahr 2006 zu einer Ausstellung des Universalmuseum Joanneum mit dem Titel „Das Antlitz des Königs“ im Schloss Eggenberg, die das Interesse des breiten Publikums an dieser Fundstelle wieder weckte. Die Siedlung auf dem Burgstallkogel Die hallstattzeitliche Siedlung54 dehnte sich auf der Kuppe und den künstlichen Terrassen des Burgstallkogels aus. Besonders gut erhalten ist

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Rekonstruktionsversuch der Bauten am Burgstallkogel im „Keltengehöft“

der Nordhang, wo im Wald die Terrassen noch klar zu sehen sind. Große Teile der Süd- und Osthänge der Siedlung sind dem Weinanbau zum Opfer gefallen. Die ersten Grabungsversuche auf dem Burgstallkogel startete im Jahr 1927 Walter Schmid. Seine nur fünf Tage dauernde Grabung lieferte kaum aussagekräftige Funde und Befunde. Schmid berichtete aus seiner Grabung von zwei Gebäuden, einem Wohnhaus und einem Wirtschaftsgebäude, gebaut in Blockbautechnik, was aber von einigen Wissenschaftlern hinterfragt wurde. In den Jahren 1982 und 1984 wurde die Siedlung von Claus Dobiat wissenschaftlich untersucht. Bei dieser Grabung wurden acht Schnitte an der Kuppe und am Nordhang des Burgstallkogels angelegt, in denen mehrere Schichten mit meistens keramischen Funden identifiziert wurden.

Foto: UMJ, Marko Mele

Das Siedlungsmaterial aus den Grabungen Dobiats untersuchte Regina Smolnik ausführlich und gliederte es in vier Zeitphasen. Die Funde ermöglichen eine zeitliche Eingrenzung der hallstattzeitlichen Besiedlung des Burgstallkogels, jedoch reichten die Schnitte nicht aus, um klare Aussagen über die Dichte und Ausdehnung der Siedlung treffen zu können. Eine intensive Besiedlung des Burgstallkogels begann wahrscheinlich im 9. Jh. v. Chr. Besiedelt wurden die Kuppe und auch der Nordhang des Berges. Die Siedlung ist zweimal einem Brand zum Opfer gefallen, wurde aber immer wieder, wahrscheinlich in einem kleineren Ausmaß, neu aufgebaut. Die jüngste Besiedlungsphase 4 ist auch die fundärmste und wird mit der letzten Stufe der Nekropole gleichgesetzt, was eine zeitliche Einordnung in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. bedeutet. Nach dieser Phase wurde die

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Besiedlung des Nordhangs großteils aufgegeben und ein Grabensystem angelegt. In den Grabeneinfüllungen wurden wenige Funde der späten Hallstattzeit gefunden, wie rosettenförmige Henkel und eine Noppen-Schichtaugenperle. Über die Innenbebauung der Siedlung lieferten die bisherigen Untersuchungen nur Teilausschnitte, da bei den Grabungen nur einige Hausreste ans Tageslicht kamen. Die gefundenen Pfostenlöcher, Lehmverputzstücke und Flechtwerkabdrücke lassen auf einfache Gebäude aus vertikalen Pfosten und Wänden aus lehmverputztem Flechtwerk schließen. Im Schnitt II wurden Spuren von horizontalen Schwellbalken gefunden, die auf die sog. Ständerbautechnik schließen lassen. Dabei werden Fundament und Wand durch horizontal gelegte Balken und vertikale Pfosten gebildet. Einer der bemerkenswerten Funde aus dieser Grabungskampagne war eine Vielzahl an Webgewichten von verschiedener Größe und Schwere, die in einer f lachen Grube von 30 bis 40 cm Tiefe lagen. Die insgesamt 107 gefundenen Webgewichte haben eine pyramidale Form und zeigen verschiedene Markierungen. Ihre Lage und Häufung lässt auf einen großen Webstuhl schließen. Dieser Webstuhl mit einer Breite von 3,7 m war wahrscheinlich an die nördliche Hauswand angelehnt, was aus der Lage der Webgrube, die parallel zu der Hauswand verlief, geschlossen werden kann. Der Webstuhl vom Burgstall ist besonders bemerkenswert wegen seiner außergewöhnlichen Größe. Die Experimente lassen darauf schließen, dass mit dem Webstuhl das Herstellen eines Gewebes von ca. 3 m Breite und vielleicht 4 m Länge möglich war. Die unterschiedliche Größe und Schwere der Gewichte legt die Vermutung nahe, dass die Webgewichte von verschiedenen Webstühlen stammen und vielleicht für das Weben eines besonderen Gewebes zusammengeführt wurden.

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Bisherige Forschungen erbrachten nur wenige klare Aussagen zur wirtschaftlichen Ausrichtung der hallstattzeitlichen Bewohner am Burgstallkogel. Die mangelnde Qualität des Bodens hat kaum intensiven Ackerbau zugelassen. Es wird eher eine extensive Viehzucht betrieben worden sein, worauf auch eine Analyse der in der Siedlung gefundenen Tierknochen hinweist. Die häufigsten Haustiere waren Rinder, gefolgt von Schafen oder Ziegen und Schweinen. Jagdwild war kaum vorhanden. Die meisten Knochen stammen von jungen Rindern; 90% waren weniger als fünf Jahre alt. Daraus kann geschlossen werden, dass die Rinder in erster Linie als Fleischlieferanten gezüchtet wurden und weniger als Milchlieferanten oder Zugtiere. Diese Art von Tiernutzung deutet auch auf einen gewissen Wohlstand hin, da in vielen gleichzeitigen Siedlungen die Rinder erst im höheren Alter geschlachtet wurden, als sie nicht mehr als Milch- oder Düngerlieferanten bzw. Zugtiere genutzt werden konnten. Ein weiterer Wirtschaftszweig, der immer wieder in der Fachliteratur in Erwägung gezogen wurde, ist die Eisengewinnung, die noch im 19. und 20. Jh. am Nordhang des Burgstallkogels betrieben wurde. Klare Nachweise über den urgeschichtlichen Eisenerzbergbau gibt es nicht, die Eisenvorkommen in der Umgebung der Siedlung legen eine derartige wirtschaftliche Ausrichtung jedoch nahe. Anders als viele gleichzeitige Siedlungen im Ostalpenraum besaß die Siedlung am Burgstallkogel keine Befestigung in Form einer Wallanlage. Die Lage an der Bergkuppe gab der Siedlung einen gewissen natürlichen Schutz durch die steilen Hänge im Osten und Norden. Aus dem Süden und Westen scheint die Siedlung leichter zugänglich gewesen zu sein, obwohl genauere Aussagen zum Aussehen der hallstattzeitlichen Landschaft wegen der intensiven Nutzung der Süd- und Westhänge durch die Landwirtschaft kaum mehr möglich sind.

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Die Sulmtalnekropole55 Die hallstattzeitliche Siedlung auf dem Burgstallkogel bei Großklein ist umgeben von mehr als 700 noch heute sichtbaren Grabhügeln. Die meisten befinden sich in einem Umkreis von bis zu 1 km von der Siedlung entfernt. Einige Forscher glauben, dass diese herausragende Nekropole des Ostalpengebietes einst bis zu 2.000 Grabhügel verzeichnete, von denen ein Großteil durch die moderne Landwirtschaft, den Bergbau, den Steinbruch, die Geländeeinebnungen und den Hausbau vernichtet wurde. Einige wurden auch Opfer von Raubgrabungen. Seit den ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen und Publikationen wird die Nekropole in mehrere Grabhügelgruppen geteilt, die nach den Vulgonamen der damaligen Grundeigen-

tümer benannt sind. Wahrscheinlich waren aber diese Gruppen, die heute separat erscheinen, einst ein großes Hügelgräberfeld. Die Grabhügelgruppen passten sich der natürlichen Geomorphologie des Geländes an. So bilden oft natürliche Geländeeinschnitte die Grenzen der einzelnen Gruppen. Der Kern der Nekropole erstreckt sich westlich von der Siedlung auf dem Burgstallkogel. Dort befindet sich der größte Komplex von Grabhügeln, die Kaiserschneiderwaldgruppe mit heute 148 verzeichneten Grabhügeln, die nach Osten in die Ofenmacherwaldgruppe mit 67 Grabhügeln und nach Westen in die Forstwaldgruppe mit 70 Grabhügeln übergeht. Weiter östlich befindet sich die vom Steinbruch schwer beschädigte Höchschusterwaldgruppe mit 94 Grabhügeln. Weitere kleinere Gruppen, wie z. B. die Tschoneg-

Gräberfelder und Hügelgräber (Gruppen) der Sulmtalnekropole Karte: ©GIS-Steiermark, ergänzt nach Dobiat, Gräberfeld Kleinklein und Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein

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gerfranzlwaldgruppe oder die Andräbäckwaldgruppe und größere Einzelgrabhügel, wie z. B. der Tschoneggerfranzl-Tumulus 2 oder der Kürbischhanslkogel, umgeben den Kernbereich der Nekropole. Diese Großgrabhügel verbinden auch die ein wenig südlich gelegene Grellwaldgruppe mit 57 Grabhügeln mit dem Kernbereich der Nekropole. Die Grabhügel im Zentrum der Nekropole sind unterschiedlich groß, von ganz kleinen, die kaum mehr als 2 m im Durchmesser besitzen, bis zu den großen Grabhügeln mit über 40 m Durchmesser. Nördlich der Siedlung befindet sich ein weiteres großes Hügelgräberfeld, die sog. Leitengritschwaldgruppe mit 160 verzeichneten Grabhügeln. In dieser Gruppe fehlen im Vergleich zu anderen Gruppen die ganz großen Grabhügel, was vielleicht mit der sozialen Stellung der Bestatteten oder der zeitlichen Einordnung des Gräberfeldes zu tun hat. Südwestlich der Siedlung auf dem Burgstallkogel befindet sich das Gräberfeld Masser-Kreuzbauer. In diesem Gräberfeld wurden mehrere Brandgräber gefunden, die eine längere Zeitspanne von der Urnenfelderzeit bis in die Hallstattzeit einnehmen. Neben (teilweise heute noch erhaltenen) Grabhügeln umfasste das Gräberfeld auch Flachgräber, ähnlich denen der urnenfelderzeitlichen Ruše-Gruppe. Östlich der Siedlung stellen zwei kleine Grabhügelgruppen, die Karnerwaldgruppe mit 16 und die Muskervastlwaldgruppe mit 17 Grabhügeln, die Verbindung zum wahrscheinlich wichtigsten Teil der Sulmtalnekropole, dem Kleinkleiner Gräberfeld, dar. In diesem separaten Teil der Nekropole im Dorf Kleinklein befinden sich die vier größten und mit Beigaben reich ausgestatteten Grabhügel, der Hartnermichelkogel 1 und 2, der Pommerkogel und der Kröllkogel. Auf diese vier außergewöhnlichen Grabhügel werden wir weiter unten näher eingehen.

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Die Verteilung der Grabhügel um die Siedlung lässt auf mögliche Zugangswege zur Siedlung schließen, was auch Vergleiche mit ähnlichen Siedlungen, wie z. B. mit Sopron in Ungarn, zeigen. Wahrscheinlich verliefen die zwei wichtigsten Verkehrswege aus westlicher und östlicher Richtung. Aus dem Westen führte vielleicht ein Weg am Kernbereich der Nekropole vorbei. Beim Zugang aus dem Osten, wo über das Sulmtal die Verbindung zum Murtal gegeben ist, führte der Weg an den vier größten und imposantesten Fürstengrabhügeln der Nekropole im heutigen Dorf Kleinklein vorbei. Die Leitengritschwaldgruppe lässt auf einen weiteren Zugang aus nördlicher Richtung und die Grellwaldgruppe auf einen südlichen Zugang schließen. Die wissenschaftlich untersuchten Grabhügel zeigen eine einheitliche Bestattungsform im ganzen Gräberfeld mit einigen Variationen. Gemeinsam für die ganze Nekropole ist die Brandbestattung unter einem Grabhügel. Diese Art von Bestattung war in der Hallstattzeit typisch auch für weitere angrenzende Regionen, wie z. B. für Westungarn und Ostslowenien. Die Unterschiede zwischen den Grabhügeln in der Sulmtalnekropole ergaben sich aus der Niederlegung der Brandreste und der Beigaben ins Grab. Unter einem Grabhügel wird meistens nur eine Person bestattet, nur in einzelnen Fällen konnten in einigen größeren Grabhügeln Mehrfachbestattungen identifiziert werden. In einigen Grabhügeln wurden die Brand- und Knochenresten des Verstorbenen, zusammen mit kleineren Beigaben, in einer keramischen Urne bestattet. Die Urne wurde meistens in einer Grube beigesetzt, die oft mit Steinplatten abgedeckt war. Nur in einigen Fällen konnten Holzreste identifiziert werden, die auf einen Holzeinbau im Grabhügel hindeuten. Eine andere Art von Bestattung zeigen die Gräber, bei denen die Scheiterhaufenreste zusätzlich in die Grabgrube eingefüllt wurden. In

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solchen Gräbern ist in einigen Fällen auch eine Urne mit Brandresten vorhanden, in anderen jedoch nicht. Eine weitere Bestattungsform bilden die Grabhügel, die eine Brandf läche überdecken, ohne dass eine spezielle Grube dafür angelegt wurde. Für diese Form von Bestattung wird eine jüngere Zeitstellung vermutet. Eine weitere Bestattungsform war die Errichtung von rechteckigen Steinkammern aus Kalksteinplatten und Kleinsteinmaterial, die in einigen seltenen großen Grabhügeln nachgewiesen wurden. In vereinzelten Fällen wurde manchmal auch ein Gang zu der Grabkammer angelegt, ein sog. Dromos. Anhand der Befunde lässt sich kaum Genaueres über das Bestattungsritual in der Nekropole aussagen. Bei einem der Grabhügel konnte jedoch folgender Bestattungsverlauf rekonstruiert werden: Nach der Verbrennung wurden der Leichenbrand und die Brandreste aufgesammelt und der Verbrennungsplatz mit Erde überdeckt. Darüber wurden die noch heißen Brandreste ausgestreut und mit Erde und Steinmaterial abgedeckt. Es folgte die Niederlegung des Leichenbrandes mit zerschlagenen keramischen Gefäßen. Das Ganze wurde mit einem Grabhügel überdeckt. Für die Aufschüttung der Grabhügel wurde oft die Erde aus dem unmittelbaren Umfeld des Grabhügels genommen. Die bislang erforschten Gräber von Kleinklein zeigen einen außerordentlichen Reichtum an metallenen und keramischen Grabbeigaben. Der Schmuck und die Ausrüstung des Verstorbenen wurden meistens mit ihm zusammen verbrannt. In einigen reich ausgestatteten Grabhügeln wurden jedoch auch viele unverbrannte Beigaben gefunden. Die beigegebenen Objekte und Trachtbestandteile reichen von verschiedenen Keramikgefäßen, wie z. B. Schalen, Kegelhalsgefäßen, Schüsseln, Töpfen, Doppelgefäßen, keramischen Spinnwirteln und Gewichten, Vogelklappern und Tonspu-

len bis zu unterschiedlichen Metallfunden aus Bronze oder Eisen, wie z. B. Bronzegefäßen, Angriffs- und Schutzwaffen, Fibeln, Nadeln und Ringschmuck. Auch Objekte aus Gold wurden gefunden. Der Vergleich mit den Beigaben und Bestattungsformen von Nachbarregionen ermöglicht die Einordnung der Sulmtalnekropole in eine überregionale Kulturgruppe, die in der Fachliteratur als die sog. Kleinklein-Martijanec Gruppe oder auch als Sulmtal- oder Steirische Gruppe bezeichnet wird. Die Funde dieser Gruppe sind kennzeichnend für ein Gebiet, das von der Steiermark über das östliche Slowenien und südwestliche Ungarn bis in das nördliche Kroatien reicht. In der Sulmtalnekropole spiegeln sich durch die Beigaben, die unterschiedliche Größe und Lage der Grabhügel und die Grabeinbauten auch die sozialen Schichten der hallstattzeitlichen Gesellschaft wider. Fast in allen Grabhügelgruppen wurden neben den durchschnittlich großen auch herausragende Grabhügel angelegt, die oftmals, wie z. B. der Tschoneggerfranzl-Tumulus 2 oder der Tschoneggerkogel, auch eine besondere Lage im Gelände einnehmen. Meistens sind diese Grabhügel auch mit den reichsten Beigaben ausgestattet, die auf eine höhere gesellschaftliche Stellung des Verstorbenen hinweisen. So lässt sich in einzelnen Grabhügelgruppen eine Führungsschicht der Krieger durch Beigaben identifizieren. Gleichzeitig konnte auch bei den Frauen eine soziale Schichtung festgestellt werden. Eine herausragende soziale Stellung in der hallstattzeitlichen Gesellschaft nehmen die Fürstengrabhügel mit ihrer Sonderstellung in der Nekropole ein. Neben der sozialen Komponente ist die Sulmtalnekropole auch durch die zeitliche Gliederung für die Chronologie der Ostalpinen Hallstattzeit von höchster Bedeutung. In der Nekropole wurden vom Ende des 9. Jhs. v. Chr. bis in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr.

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Alte Zeichnungen von Objekten aus den Fürstengräbern der Sulmtalnekropole sind wichtige Belege für die Restau­ UMJ, Archiv rierungsgeschichte dieser archäologischen Funde

Menschen bestattet. Nach den Grabbeigaben konnten in diesem Zeitrahmen drei Bestattungsphasen identifiziert werden; eine weitere Unterteilung der ersten Phase in zwei Unterphasen ist zusätzlich möglich. Die Hügelgräber von Kleinklein56 – die hallstattzeitlichen Fürsten aus der Südsteiermark Ungefähr 2 km östlich von der hallstattzeitlichen Siedlung auf dem Burgstallkogel standen am Fuße des Bergrückens im Dorf Kleinklein vier große und reich ausgestattete Grabhügel. Noch heute verläuft hier die Hauptver-

bindungsstraße zum Burgstallkogel. Die vier Grabhügel wurden, ähnlich wie die Grabhügelgruppen um den Burgstallkogel, nach den Vulgonamen der damaligen Grundbesitzer benannt. So werden in der Fachliteratur die Namen Hartnermichelkogel 1 und 2, Pommerkogel und Kröllkogel verwendet. In der Landschaft herausragende monumentale Grabhügel haben schon bald im 19. Jh. die Aufmerksamkeit der Bevölkerung geweckt. Es kam zu Grabungen, die meist von den Grundbesitzern unternommen wurden, die die Objekte dann an das Joanneum verkauften.

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Der Pommerkogel in Kleinklein ist noch heute ein bedeutendes Geländedenkmal

Als erster wurde der Hartnermichelkogel 1 im Jahr 1844 zur Kiesgewinnung geöffnet. Dabei wurde eine rechteckige Steingrabkammer angegraben, die auch aus anderen Grabhügeln in der Sulmtalnekropole bekannt ist. Der Grabhügel wurde später, im Jahr 1861, vom Grundeigentümer komplett eingeebnet, um dort ein Wirtschaftsgebäude zu errichten. Aus diesen Grabungen stammen einige Bronzeobjekte, die ins Landesmuseum Joanneum gelangten. Nachforschungen zeigten, dass in diesem Grabhügel neben dem altbekannten bronzenen Antennenschwert und einem Lappenbeil auch ein Bronzehelm, ein Bronzepanzer, eine Pferdetrense aus Bronze und Bronzegefäße niedergelegt worden waren – Objekte, die wahrscheinlich einem berittenen Krieger gehörten. Teile der gefundenen Frauentracht, wie Ringschmuck und Spinnwirtel, lassen auf

Foto: UMJ, Marko Mele

eine Doppelbestattung schließen. Ein Teil der Grabausstattung waren auch keramische Gefäße, die nur bruchstückhaft erhalten sind. Der Hartnermichelkogel 2 wurde für das Anlegen eines Kellers beim Bau des Wohnhauses im Jahr 1853 angegraben. Aus dieser Grabung sind ein Bronzepanzer, Eisenbeile und eine Keramikurne verzeichnet, die heute verschollen sind. Teile des Hartnermichelkogels 2 sind noch heute unter und neben dem Wohnhaus zu sehen. Im Jahr 1857 folgten die Grabungen des Grundbesitzers Vinzenz Grebenz am Pommerkogel, der damals fast 6 m hoch und an die 50 m breit war. Die schönsten Funde wurden an das Joanneum verkauft. Im Bericht zu seiner Nachgrabung im Jahr 1917 verzeichnete Walter Schmid eine kreisrunde Steinsetzung, die wahrscheinlich als eine Steinkammer gedeutet

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Bronzehände und Maske aus dem Kröllkogel in Klein­ Foto: UMJ, Nikolaus Lackner klein

werden kann und vielleicht den neu entdeckten Grabbauten aus Rogoza in Slowenien ähnelt. Die wichtigsten Objekte aus diesem Grabhügel sind ein Bronzepanzer, eine Lanze und ein Beil, die von einem bewaffneten Krieger zeugen, Goldblättchen und Kahnfibeln, die auf die Frauenkomponente im Grab hinweisen und verschiedene, oft reich verzierte Bronze- und Keramikgefäße. Trotz der vielen Grabungen und der landwirtschaftlichen Nutzung des Geländes ist der Pommerkogel noch heute als ein wichtiges Geländedenkmal in der Landschaft erhalten. Als letzter der vier großen Grabhügel wurde im Jahr 1860 der Kröllkogel angegraben. Schon beim ersten Versuch wurden einige Bronzegefäße und zwei Bronzehände gefunden und an das Joanneum verkauft. Die Grabungen wurden in den Jahren 1905 und 1906 vom neu-

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en Grundbesitzer erneut aufgenommen. Aus dieser Grabung stammt eine große Zahl an Metallfunden, die in das Joanneum gelangten. Eine kleine Nachgrabung unternahm im Jahr 1917 Walter Schmid, der dabei auf Teile einer Steinkammer stieß. Damals glaubte er, einen fünften großen Grabhügel gefunden zu haben, und nannte ihn Schmiedkogel, jedoch stellte sich bei den Nachforschungen heraus, dass es sich um den Kröllkogel handelte. Den fast eingeebneten Kröllkogel untersuchte schließlich im Jahr 1995 Diether Kramer. Er konnte in der Mitte des Grabhügels eine rechteckige Steinkammer von 8 x 8 m Größe feststellen, zu der ein 12 m langer Zugang (Dromos) führte. Weitere Kleinfunde, Brandreste und Tierknochen lieferten wichtige Hinweise zum Bestattungsritual der hallstattzeitlichen Bewohner der Steiermark. Die vier größten und auch reichsten Grabhügel, die sich am östlichen Zugang zur hallstattzeitlichen Siedlung befinden, nehmen in der Sulmtalnekropole eine besondere Stellung ein. Ihre exponierte Lage und die große Zahl von wertvollen Beigaben zeichnen sie als Gräber von führenden Persönlichkeiten der damaligen Gesellschaft aus, die oft in der Fachliteratur als Fürsten angesprochen werden. Nach den bis jetzt publizierten Forschungen wurden drei von vier Fürstengrabhügeln in einer chronologischen Abfolge angelegt. Der älteste Grabhügel, der Hartnermichelkogel 1, konnte in die zweite Hälfte des 8. Jhs. v. Chr. datiert werden, gefolgt vom Pommerkogel, der in das 7. Jh. v. Chr., und dem Kröllkogel, der in die erste Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. datiert wird. Für eine genauere zeitliche Einordnung des Hartnermichelkogels 2 sind nicht genügend Funde und Befunde vorhanden. Mit dem Anlegen des letzten, wahrscheinlich auch des reichsten Fürstengrabes, des Kröllkogels, am Anfang der Späthallstattzeit, scheinen auch die Hügelbestattungen in

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Glockenpanzer und Doppelkammhelm aus den Fürstengräbern in Kleinklein Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

den anderen Grabhügelgruppen um den Burgstallkogel zu enden. Die vier Fürstengrabhügel zeichnen sich besonders durch ihre reiche Ausstattung mit hochwertigen Beigaben aus. Den besten Einblick in den Reichtum der hallstattzeitlichen Elite gibt uns der gut erforschte Kröllkogel. Zwei prominente Funde aus diesem Grabhügel sind die beiden bereits genannten Bronzehände und die Maske, die vom Grundeigentümer Johann Schrei gefunden und an das Joanneum verkauft wurden. Die Maske wurde aus einem Stück Bronzeblech in Treibtechnik angefertigt, die Ohren sind angenietet. Die Augen, die Nase und der Mund sind schematisch wiedergegeben. Am Rand der Maske angebrachte Nägel zeigen, dass sie wahrscheinlich

auf einem Träger aus Holz befestigt war. Die ebenfalls aus Bronzeblechen gefertigten Hände schmücken reiche Verzierungen, die in Punzbuckeltechnik ausgeführt sind. Welche symbolische Rolle diese einzigartigen Objekte im Grab gespielt haben, ist bislang nicht geklärt. Ein weiteres Statussymbol waren wahrscheinlich auch Schutzwaffen. Bis jetzt konnten fünf Glockenpanzer in der Nekropole gefunden werden, die das Joanneum von den Findern und Grundeigentümern ankaufte. Die fast zur Gänze erhaltenen Panzer stammen aus dem Pommer- und Kröllkogel, der bruchstückhaft erhaltene aus dem Hartnermichelkogel 1. Für diese Panzerart ist eine glockenförmige Ausweitung des Unterteils charakteristisch, die eine bessere Beweglichkeit des Kriegers

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ermöglichte. Jeder Panzer ist aus einer Brustund Rückenschale angefertigt, die jeweils aus Bronzeblech getrieben wurden. Eine dichte Löcherreihe an der rechten Seite der beiden Schalen zeigt, dass die Hälften dort zusammengeschnürt wurden. An der linken Seite und an den Schultern wurden paarweise Bronzeröhrchen angebracht, die ein leichteres An- und Ausziehen des Panzers ermöglichen. Die Brustmuskulatur und die Schulterblätter wurden plastisch herausgetrieben. An der Rückenschale wurde auch ein Nackenschutz ausgearbeitet. Zur Bewaffnung der hallstattzeitlichen Elite gehörten auch Helme, wie z. B. der Doppelkammhelm aus dem Kröllkogel. Charakteristisch für diese Helmform, die aus zwei vernieteten Teilen angefertigt wurde, waren zwei parallel verlaufende Kämme auf der Kalotte, die für die Befestigung eines Rosshaarkamms genutzt wurden. Die reichsten hallstattzeitlichen Grabhügel der Steiermark wurden auch besonders prunkvoll mit Bronzegefäßen ausgestattet. Zum Bronzegeschirr des Fürsten aus dem Kröllkogel gehörten Eimer, Zisten (die manchmal auch einen Deckel aufwiesen), Henkeltassen, Vasen und eine Schöpf kelle mit tordiertem Stabhenkel. Einige Gefäße standen wahrscheinlich zu Lebzeiten des Verstorbenen in Gebrauch, andere wurden vielleicht speziell für die Bestattung angefertigt. Die großen Eimer, kleinen Situlen, Henkeltassen und die Schöpf kelle werden auf-

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grund von Parallelen in Griechenland, Italien und besonders in der Situlenkunst Norditaliens und Sloweniens als ein Trinkservice gedeutet, das zum Mischen, Ausschenken und Genießen verschiedener Getränke bei Feierlichkeiten verwendet wurde. Eine andere Rolle erfüllten beim Begräbnisritual wahrscheinlich die Bronzezisten, die nach heutigem Kenntnisstand keinen Boden hatten und auch nicht Teil eines Gefäßes aus organischem Material waren. Die Zisten waren aber sehr detailliert in Punzbuckeltechnik verziert, was ihre Deutung als Schaugefäße, die die Geschichte, die Glaubenswelt und den Reichtum des Verstorbenen vermitteln sollten, nahelegt. Die Darstellungen auf den Bronzegefäßen sind sehr vielfältig, von einfachen geometrischen Mustern bis zu symbolischen Darstellungen und figuralen Szenen. Die figuralen Ziermuster zeigen Darstellungen von Menschen und Tieren, bieten Jagdszenen, sportliche und musikalische Wettkämpfe und kultische Handlungen. Einzigartig ist die Darstellung von Riesenfischen, die Menschen verschlingen. Die auf den Metallobjekten der Sulmtalnekropole verwendete Punktbuckelzier entwickelte sich bereits in der Bronzezeit und blieb auch in der folgenden älteren Eisenzeit die beliebteste Verzierungsart. Die abgebildeten Motive weisen enge Beziehungen zur Bilderwelt der sog. Situlenkunst aus dem Raum des heutigen Norditalien und Südslowenien auf.

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Inventar des Flachgrabes 1 aus dem Gräberfeld von Bergla bei St. Martin im Sulmtal Nach: Artner, Gräberfeld Bergla

Aus dem nahen Umfeld des Burgstallkogels und seiner Nekropolen sind weiters schließlich zwei Fundstellen anzuführen, die die Kenntnis zur hallstattzeitlichen Besiedlung an der Peripherie außerhalb der „Zentren“ in wichtigen Details zu erhellen vermögen: Im sog. Hartwald bei Graschach,57 knapp über drei Kilometer nordwestlich des Burgstallkogels am Nordrand des Sulmtales gelegen, konnten seit 1987 in unregelmäßigen Abständen unterschiedliche Siedlungsobjekte der Hallstattzeit bei Rettungsgrabungen durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) untersucht werden, die – soweit dies überhaupt anhand der publizierten Vorberichte beurteilbar ist – ursprünglich

ein ausgedehntes Gehöft oder kleinen Weiler gebildet zu haben scheinen (siehe unten). Bemerkenswerterweise fehlen Pfostengruben vollständig, sodass zuletzt von Michael Raab überlegt wurde, ob die Gebäude ursprünglich in Blockbautechnik o. ä. errichtet waren,58 wie sie ausschnitthaft auch am Burgstallkogel untersucht werden konnten.59 Den Publikationen Bernhard Heberts60 und Michael Raabs61 wird ein guter Überblick über das keramische Gefäßformen- und Verzierungsrepertoire verdankt, das eine Datierung nach Ha C bis Ha D1 erlaubt.62 Von besonderer Bedeutung für eine differenziertere Beurteilung der feinchronologi-

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Glasperle aus dem Gräberfeld von Bergla bei St. Mar­ Foto: Ingo Mirsch tin im Sulmtal

schen Tiefe der Hügelgräbernekropolen der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ sind schließlich die mehrjährigen Ausgrabungen Wolgang Artners in Bergla bei St. Martin im Sulmtal,63 rund zehn Kilometer westlich des Burgstallkogels gelegen, zu werten.64 Hier konnte im Bereich eines bereits durch rezente Raubgrabungen erheblich gestörten kleinen Hügelgräberfeldes unter anderem auch stellenweise das zwischen den Tumuli gelegene Areal untersucht werden, in dem sich neben funktional nicht weiter ansprechbaren Gruben insgesamt sechs Flachgräber fanden, die aufgrund ihres Inventars teils wohl zeitgleich mit den Tumuli anzusetzen sein dürften, zumindest das Flachgrab 1 scheint aber nach Ausweis der Gefäßkeramik, einer gläsernen opak-gelben Schichtaugenperle und eines eisernen, gewulsteten (Arm-?) Ringes jünger zu datieren65 und wohl an das Ende der Stufe Ha D (bzw. in ein frühes Lt A?) zu stellen sein.66 Dieses an sich einfache Flachgrab vermag somit nachzuweisen, dass zwar spätestens in der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. mit einem mehr oder

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minder abrupten Ende des Bestattungsbrauches unter Hügelgräbern zu rechnen ist, dass aber sehr wohl noch Bevölkerungselemente vorhanden sind, die im Bereich ihrer angestammten Friedhöfe weiter bestatteten – allerdings nunmehr ausschließlich in simplen Flachgräbern, die sich bis dato zumeist einer archäologischen Erfassung (oder feinchronologisch verlässlichen Einordnung) entzogen. Unter diesem Aspekt wird nun künftig auch in den Nekropolen am und um den Burgstallkogel in Großklein mit entsprechenden Flachgräbern zu rechnen sein. Seit langem bekannt sind die knapp 15 Kilometer östlich von Kleinklein und bereits im Leibnitzer Feld gelegenen hallstattzeitlichen Tumuli von Leibnitz-Altenmarkt,67 die durch die als Altfunde überlieferten bronzenen Pferdegeschirrzierteile68 sowie den bimetallenen „thrako-kimmerischen“ Kreuzgriffdolch vom Typ Leibnitz-Golovjatino69 bereits einschlägig bekannt geworden sind, ohne dass über die Tumuli selbst viel überliefert wäre. Diese teils beachtlich großen, heute allerdings schon deutlich verschliffenen Grabhügel liegen am Ostrand der ausgedehnten Westnekropole des römischen Municipiums Flavia Solva, wobei eine Art „Gemengelage“ mit um beinahe ein Jahrtausend jüngeren römerzeitlichen Grabbauten und besonders auch Tumuli evident ist, die es unmöglich macht, die ursprüngliche Anzahl an hallstattzeitlichen Grabhügeln zu eruieren.70 Der sog. Kleine Gollikogel scheint allerdings nach derzeitigem Kenntnisstand den Westabschluss dieses Gräberfeldes gebildet zu haben. Bei Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes 1991/92 im Bereich direkt südlich des Kleinen Gollikogels und knapp 50 m östlich davon konnten insgesamt vier hallstattzeitliche Flachgräber sowie ein „Keramikdepot“ untersucht werden, die 2005 von Ulrike Hampel publiziert wurden. Sowohl die Grabinventare als auch insbesondere das „Keramikdepot“ erbrachten bemerkenswerte und teils richtig-

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„Thrako-kimmerischer“ Kreuzgriffdolch vom Typ Leibnitz-Golovjatino mit Bronzegriff und eiserner Klinge Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Gefäßkeramikdepot aus Leibnitz-Altenmarkt

Nach: Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt

gehend „barock“ anmutende Gefäße, die zusammen mit den wenigen Metallfunden eine Datierung an das Ende von Ha C2 bzw. in erster Line nach Ha D1 erlaubten71 und bereits zu diesem Zeitpunkt einen Hinweis auf die Existenz von Flachgräbern im Bereich der Hügelgräbernekropolen gaben, die möglicherweise das Ende der Hügelgräberbestattungssitte

überdauerten – wie es schließlich in Bergla treff lich nachgewiesen werden konnte. Im Zusammenhang mit den bereits altbekannten Grabfunden aus Leibnitz-Altenmarkt wird für gewöhnlich der knapp zwei Kilometer westlich gelegene Frauenberg72 als potentiell zugehörende Höhensiedlung erwähnt, dem mitunter sogar – analog zum Burgstallkogel bei

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Gefäßkeramikdepot aus Leibnitz-Altenmarkt

Rot bemalte Henkeltasse aus Leibnitz-Altenmarkt Foto: Ingo Mirsch

Großklein – der Status eines „Fürstensitzes“ zugedacht wurde. Einschränkend sei gleich vorweg festgehalten, dass eine Zusammengehörigkeit der Altenmarkter Tumuli mit dem Frauenberg zwar naheliegend und zu vermuten ist, doch ist diese Annahme nicht zwingend. Funde aus zerstörten hallstattzeitlichen

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Foto: Heinrich Kranzelbinder

Hügelgräbern am Frauenberg selbst lassen die Möglichkeit einer deutlich komplexeren Situation momentan für wahrscheinlicher erscheinen. Diese Funde stammen aus dem Bereich der sog. Perl-/Stadläcker, einer rund 30 Höhenmeter unterhalb des eigentlichen Gipfelbereiches gelegenen, vorgelagerten Terrasse, die insbesondere durch ihre spätere Verwendung als spätrömischer Bestattungsplatz und – was in diesem Fall von größerer Bedeutung ist – davor als architektonisch ausgestaltetes mittel- und spätlatènezeitliches Heiligtum bekannt ist.73 Aufgrund der Verteilung der teilweise durch spätere Umbauten verlagerten hallstattzeitlichen Keramik-, Metall- und Leichenbrandfunde wird mit der einstigen Existenz von Gräbern zu rechnen sein. Einen konkreten Hinweis auf zumindest ein ehemaliges Hügelgrab vermag bemerkenswerterweise die spätere latènezeitliche Nutzung zu erbringen:74 So ließ sich im Südostbereich des Heiligtums eine

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Stelle ausmachen, an der konzentriert ein teilweise durch Hitzeeinwirkung stark durchgeglühter, üppiger Keramikgefäßsatz zusammen mit etwas Leichenbrand angetroffen werden konnte, der in seiner Zusammensetzung dem aus anderen zeitgleichen reicheren Gräbern der Sulmtalnekropole bekannten Repertoire entspricht.75 Knapp sechs Meter nördlich dieser Konzentration streute eine latènezeitliche Tierknochenschüttung in einem beinahe exakten Halb- bis Dreiviertelkreis, in dessen Mittelpunkt gleichsam die erwähnten Scherben zu liegen kamen. Weitere sechs Meter südlich der Konzentration schloss ein latènezeitliches Gebäude mit zahlreichen Rechteckgruben an, das analog zu französischen und belgischen Vergleichen aufgrund seiner Grundrisslösung möglicherweise als „Tempelgebäude“ angesprochen werden darf. Diese Beobachtung bedeutet, dass der ursprüngliche hallstattzeitliche Tumulus mit einem Durchmesser von knapp zwölf Metern in weiterer Folge in das spätere latènezeitliche „Heiligtumkonzept“ integriert wurde, möglicherweise stellte der Tumulus überhaupt den ausschlaggebenden Grund für die Wahl des Platzes zur Anlage des keltischen Heiligtums dar, mit dem offenkundig eine Funktion etwa als „Ahnengrab“ oder „Heroon“ bzw. einfach nur als tabuisierter Ort verbunden wurde. Auf jeden Fall wird durch diesen Befund die Tatsache unterstrichen, dass ältere hallstattzeitliche Tumuli in der Latènezeit sehr wohl noch als solche erkannt und richtig eingeschätzt wurden, was auch gerade durch randliche Nachbestattungen oder Bestattungen in unmittelbarer Nähe von hallstattzeitlichen Tumuli ab Lt B2 deutlich zum Ausdruck kommt, die offensichtlich eine (künstliche?) Kontinuität auch im Jenseits herzustellen versuchten.76 Abgesehen von diesem weiterführend interpretierbaren Befund auf den „Perl-/Stadl­ äckern“ liegt hallstattzeitliches Fundmate­ r ial

Graphitstreifenbemalte Feinkeramik vom Frauenberg bei Foto: BDA, Bernhard Hebert Leibnitz

aus einer Reihe von Rettungs- und Forschungsgrabungen im Gipfelbereich des Frauenberges vor, wobei bislang allerdings keine geschlossenen Befunde oder gar – wie auch immer geartete Siedlungsstrukturen – angetroffen werden konnten, sodass man weiterhin über das Aussehen dieser aber auf jeden Fall unbefestigten Höhensiedlung keine konkreten Vorstellungen gewinnen kann.77 Das fast ausschließlich keramische Fundmaterial vermag hierbei zumindest eine Siedlungskontinuität von Ha B bis Ha D1 anzudeuten, wobei gerade die ältesten „späturnenfelderzeitlichen“ Besiedlungsphasen in der Quantität der Funde bei weitem überwiegen, „echte“ hallstattzeitliche Keramikfunde treten – abgesehen von Funden aus dem Areal des vorderen Gipfelbereiches rund um den frühkaiserzeitlichen sog. „Umgangstempel“ – im Vergleich dazu

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Profilzeichnung und Plan des Galgenkogels bei Wil­ don mit den Bestattungen und Resten von nicht mehr beurteilbaren „Totenopfern“ Nach: Grubinger, Hügelgräber bei Wildon

klar zurück, Metallfunde fehlen überhaupt. Insgesamt erinnert das Siedlungsfundmaterial in seiner chronologischen und zahlenmäßigen Gewichtung an das vom Kleinkleiner Burgstallkogel Bekannte, was naheliegenderweise auf vergleichbare Siedlungsschwerpunkte und -intensitäten schließen lassen könnte. Wenngleich auch innerhalb der Keramikfunde eine doch bemerkenswerte Qualität festzustellen ist, so erlaubt dies doch bei weitem keine Postulierung eines wie auch immer gearteten „Fürstensitzes“ am Frauenberg, fehlen doch gerade die „überragenden“, (vermeintlich?) isoliert gelegenen monumentalen Gräber der Elite, wie sie ja aus Kleinklein hinlänglich bekannt sind. In ihrer Größe und Lagebeziehung wären beispielsweise die Altenmarkter „Gollikogel“ eher solchen Grabhügeln an die Seite zu stellen, wie sie uns in den Burgstallnekropolen beispielsweise im Tschoneggerkogel, im Tschoneggerfranzl-Tumulus, im Kürbischhansl-Tumulus, in den Wiesenkaiser-Tumuli oder etwa in den Tumuli Kaiserschneiderwald

84, Forstwald 9 und 25 sowie Tschoneggerwald 48 und 52 begegnen. All diese ebenfalls monumentalen Tumuli sind (oder waren) Bestandteil von unterschiedlich großen Hügelgräbergruppen, sie repräsentieren aufgrund ihrer Grabhügelgröße sowie der daraus stammenden Funde in der Burgstallnekropole die zweithöchste Stufe innerhalb der Hierarchie, die eben lediglich durch die „Fürstengräber“ in ihrer „Separatnekropole“ überboten wird. Im Gegensatz zu den „Fürstengräbern“ bilden die angeführten „fürstlichen“ Großgrabhügel zumeist einen integrativen Bestandteil größerer Gräbergruppen bzw. -felder, sodass in den umliegenden kleineren Hügeln zugehörende Familien-, Sippen- oder einfach Gefolgschaftsmitglieder bzw. Klientel vermutet werden darf, der aber immerhin die Möglichkeit zur Errichtung von Tumuli über ihren Gräbern offen stand. Eine vergleichbare Situation liegt nun im Fall der verkehrsgeographisch günstig gelegenen Siedlungskammer rund um Wildon vor:

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Ansicht des Galgenkogels bei Wildon Foto: Ingo Mirsch

Spätestens seit den Ausgrabungen Marianne Grubingers im ebenfalls monumentalen Tumulus „Galgenkogel“ bei Kainach-Weitendorf 78 im Jahr 1931 ist Wildon als regionales Zentrum der hallstattzeitlichen Besiedlung am Übergang zwischen Grazer- und LeibnitzerFeld hinlänglich bekannt.79 Gerade die jüngsten ausgedehnten Rettungsgrabungen durch Christoph Gutjahr im Bereich direkt südlich des Galgenkogels – bzw. eigentlich der Galgenkogel, handelt es sich doch um zumindest drei, möglicherweise aber sogar fünf Großgrabhügel in heute stark differierendem Erhaltungszustand – erbrachten den Nachweis einer ausgedehnten Flachgräbernekropole, die – soweit beim derzeitigen Restaurierungsstand eruierbar – mehr oder minder lückenlos von Ha A bis zumindest Ha C belegt wird.80 Vereinzelte vermeintlich isolierte Gräber sowie Gräber mit Steinpackungen bzw. -kammern liefern einen Hinweis auf die einstige Existenz weiterer – wohl deutlich kleinerer – Tumuli. Luftbilder zeigen im Bereich westlich der Galgenkogel heute vollständig eingeebnete monumentale Hügelgräber mit Durchmessern von knapp 30 m, von denen sich in erster Linie die runden Umfassungs- bzw.

Entnahmegräben als kreisrunde Bewuchsanomalien erkennen lassen. Die Verteilung der Gräber erweckt den Eindruck, dass die monumentalen, wohl hallstattzeitlichen Tumuli den nördlichen und nordöstlichen Abschluss eines davor bereits seit mehreren Jahrhunderten belegten ausgedehnten Nekropolenareals bildeten und insgesamt ebenfalls in das Gräberfeld integriert und nicht separiert waren, wie es vielleicht bis vor wenigen Jahren aufgrund des unzureichenden Forschungsstandes noch angenommen werden musste. Damit geben sich die in den Wildoner Großgrabhügeln Bestatteten allerdings eindeutig als Angehörige einer sozialen Oberschicht zu erkennen, die in Wildon – gleich wie am Frauenberg bei Leibnitz – zwar die Elite bildete, in der Hierarchie aber dennoch hinter den „Fürsten“ von Kleinklein, Gornja Radgona/ Oberradkersburg und Strettweg zurückstand.81 Man wird sie wohl auf die gleiche Stufe zu stellen haben wie die in den oben angeführten „fürstlichen“ Großgrabhügeln innerhalb der Burgstallnekropolen Bestatteten. Die in den letzten beiden Jahrzehnten intensivierten Forschungen rund um Wildon erbrachten Hinweise auf zumindest drei, mögli-

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cherweise aber sogar fünf weitere, voneinander räumlich getrennte hallstattzeitliche Gräberfelder bzw. -gruppen,82 sodass strukturelle Parallelen mit den Teilnekropolen am und um den Burgstallkogel in Großklein immer offensichtlicher werden. Neben dem schon in den frühen neunziger Jahren im Zuge von Rettungsgrabungen am Fuße des Wildoner Schlossberges untersuchten − Paul Gleirscher zu Folge nur vermeintlichen − Flachgräberfeld in Wildon-Unterhaus,83 das von Margret Kramer bereits in mehreren Vorberichten publiziert wurde und das bemerkenswerte Fremdeinf lüsse und Importe aus verschiedensten Richtungen erkennen lässt,84 sind vor allem die neuentdeckten und im Zuge von Rettungsgrabungen durch Christoph Gutjahr untersuchten Hügelund Flachgräber im sog. Rasental,85 einer sattelartigen Hochf läche zwischen dem Wildoner Schlossberg und dem südlich anschließenden Buchkogel, zu erwähnen. Das Gräberfeld mit insgesamt 32 Bestattungen und drei zugehörenden Verbrennungsplätzen ist noch unpubliziert, ersten Vorberichten zu Folge werden die Gräber nach Ha B und in erster Linie nach Ha C zu datieren sein.86 Ebenfalls durch Christoph Gutjahr wurde ein Grabhügel in einem 1987 unter Denkmalschutz gestellten, aber bislang von der Forschung unbeachteten Hügelgräberfeld am Nordhang des Wildoner Buchkogels – und knapp 500 m von den Gräbern im Rasental entfernt – untersucht. Auch in diesem Gräberfeld, das wohl zu der – für die Hallstattzeit allerdings mangels einschlägiger Fundvorlagen noch nicht ausreichend erschlossenen – Siedlung am Buchkogel gehören dürfte, bildet ein großer Tumulus das Zentrum, um den sich dann weitere, kleinere Grabhügel gruppieren. Da das Grabinventar noch nicht vorgelegt wurde, ist man hinsichtlich der Datierung auf Vorberichte angewiesen, die klar auf eine Zeitstellung in ein (entwickeltes?) Ha C deuten. Bemerkenswert sind aus

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diesem Grab mehrere mit aufwendiger Basarabiverzierung dekorierte, qualitativ hochwertige Keramikgefäße.87 Im Gegensatz zur Situation in Kleinklein, wo bislang lediglich vom Burgstallkogel selbst konkrete und ausreichende Hinweise auf eine hallstattzeitliche Besiedlung vorliegen, können in Wildon nunmehr immerhin möglicherweise drei klar getrennte Bereiche angeführt werden, von denen entsprechendes Siedlungsfundmaterial und teilweise auch dokumentierte Befunde bekannt geworden sind: Zum Einen handelt es sich dabei um die markante, inselbergartige Höhensiedlung am Wildoner Schlossberg,88 bei der allerdings u. a. auch die hallstattzeitlichen Siedlungsschichten bzw. Befunde durch den exzessiven mittelalterlichen Burgenbau zerstört bzw. weggeschoben worden sind, sodass sich – dafür allerdings qualitativ hochwertiges – hallstattzeitliches Fundmaterial fast ausschließlich an den Abhängen oder in vermischten jüngeren Schichten findet. Eine zweite und vermutlich wohl auch kontemporäre hallstattzeitliche Höhensiedlung befand sich möglicherweise am Wildoner Buchkogel,89 von dem – abgesehen von wenigen Streufunden – lediglich die an anderer Stelle schon erwähnten Angaben von Walter Schmid zu seinen ausgedehnten Ausgrabungen auf der sog. Steinmaißspitze vorhanden sind, die allerdings besonders in Hinblick auf die Rekonstruktionen der Gebäudegrundrisse mit größtmöglicher Skepsis betrachtet werden müssen.90 Immerhin wird durch das Fundmaterial verdeutlicht, dass auch am Buchkogel eine Kontinuität der Besiedlung gegeben zu sein scheint, die sich bis in die Urnenfelderzeit bzw. Ha B zurückverfolgen lässt. Dieses Kontinuitätsphänomen spiegelt sich, wie bereits erwähnt, offenbar in sämtlichen diesbezüglich ausreichend beurteilbaren Gräberfeldern und auch Siedlungen rund um Wildon, Leibnitz und eben Kleinklein wider,

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Plan der Grabkammer in Hügelgrab 2 in Wetzelsdorf Nach: Bernhard/Fuchs, Hügelgräber Glaserkogel

erwähnt sei hier beispielsweise das schon im vorigen Kapitel besprochene Flach- und Hügelgräberfeld in Kalsdorf zwischen Wildon und Graz.91 Nur kurz erwähnt werden soll an dieser Stelle das kleine Hügelgräberfeld am Fuße des Glaserkogels bei Wetzelsdorf,92 gut zehn Kilometer westlich von Wildon, von dem zwei Tumuli untersucht wurden. Die Ergebnisse wurden von Andreas Bernhard und Gerald Fuchs publiziert,93 eine zu Recht kritische Revision der Befundinterpretation und vor allem der unzutreffenden Datierung wurde 2006 von Paul Gleirscher vorgelegt.94 Hügel 1 war zum Zeitpunkt der Ausgrabung bereits erheblich gestört,

sodass die Ausgräber Andreas Bernhard und Gerald Fuchs an eine Schüttung aus einem gestörten Grab, an ein spezielles Schüttungsritual oder auch an gar keinen Grabhügel dachten.95 In Hügel 2 konnte eine zentrale Bestattung in einer rechteckigen hölzernen Grabkammer erfasst werden, die im östlichen Bereich intakt war, der Westbereich der Kammer enthielt Bernhard zufolge möglicherweise Möbel, persönlichen Besitz und prunkvolle Gewänder.96 Paul Gleirscher wies mit Recht auf den im Profil deutlich erkennbaren Störungstrichter hin, der eine Beraubung der westlichen Kammerhälfte indizierte und das Fehlen eines Teiles des Inventares erklärt.97 Der erhaltene Geschirr-

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Verziertes Kegelhalsgefäß aus Hügelgrab 2 in Wetzels­ Foto: BDA, Hans Georg Tropper dorf

satz, der u. a. auch eine Bronzeschale umfasste, weist aufgrund der Gefäßformen und vor allem der Verzierungen enge Verbindungen zu hallstattzeitlichen Keramikfunden aus der Grazer „Siedlungskammer“ auf und lässt sich durch Vergleiche gut in die Stufe Ha C datieren, dasselbe gilt für die wenigen Metallfunde aus dem Grab (z. B. bronzene Gewandnadel). Damit divergiert der chronologische Ansatz erheblich mit der von Andreas Bernhard vorgeschlagenen Einordnung nach Ha A.98 Anzuführen bleibt schließlich, dass Sondagegrabungen auf dem Glaserkogel selbst keinen Nachweis einer hallstattzeitlichen Besiedlung erbrachten, sodass die Zusammengehörigkeit des Hügelgräberfeldes mit einer vermuteten Höhensiedlung in diesem Fall nicht nachweisbar ist.99 Ähnlich scheint auch − wie bereits oben ausgeführt − die Situation rund um den Grazer Schlossberg gelagert gewesen zu sein, dessen prähistorische Siedlungsreste allerdings mehr oder minder vollständig dem mittelalterlichen und neuzeitlichen Festungsbau zum Opfer gefallen sein dürften, nur wenige Streufunde vermögen punktuell die einstige Siedlungstätigkeit zu belegen.100

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Im Gegensatz dazu kann von der urnenfelder- und auch hallstattzeitlichen Besiedlung am Fuße des Schlossberges im Bereich des Karmeliterplatzes, des sog. Pfauengartens und des Innen- und Hinterhofes des Landesarchives ein vorzügliches Bild primär der ausgedehnten und systematischen urnenfelder-, sowie in einem deutlich geringeren Ausmaß auch der frühhallstattzeitlichen Besiedlung in diesem Areal gewonnen werden. Im Zuge großf lächiger und mehrjähriger Rettungsgrabungen wurden in einer insgesamt mehrere tausend Quadratmeter großen Fläche unter oft meterdicken rezenten Schutt- und Planierschichten weitgehend ungestörte Siedlungsschichten mit zugehörenden eingetieften Objekten dokumentiert. Bedauerlicherweise sind − und darauf wurde bereits im vorigen Kapitel mehrfach hingewiesen − über diese von mehreren Institutionen durchgeführten Ausgrabungen kaum mehr als kurze und allgemein gehaltene Vorberichte vorgelegt worden, sodass eine eingehende Gesamtbeurteilung bislang kaum möglich ist. Tatsache ist, dass im erwähnten Areal – abgesehen von kupferzeitlichen Funden – eine erste Nutzung in der frühen Urnenfelderzeit einsetzt, aus der ein Brandgrab der Stufe Ha A2 noch in situ dokumentiert werden konnte,101 weitere zeitgleiche Keramik- und Bronzefunde aus jüngeren Befunden deuten auf zerstörte Gräber einer ursprünglich umfangreicheren Nekropole hin.102 Inwieweit zugehörende Siedlungsfunde im umliegenden Bereich ergraben werden konnten, ist aus dem bis dato Publizierten nicht zu erschließen. Auf jeden Fall setzt spätestens in Ha B eine großf lächige systematische Bebauung des Areals ein, das nach Norden hin durch eine Palisade begrenzt wurde.103 Diese planmäßige Besiedlung, die in ihrer geordneten Struktur sehr an ähnliche Befunde in Ormož/Friedau an der Drau erinnert, scheint auch in Ha B3, also in der beginnenden

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Grundrissplan der unterschiedlichen Bauphasen der Leechkirche in Graz sowie Reste der hallstattzeitlichen Grab­ Nach: Lehner, Archäologie des Leechhügels kammer mit Beraubungsschacht

Hallstattzeit, noch ungestört angedauert zu haben. Jüngeres hallstattzeitliches Keramikmaterial ist über diesen beinahe „linear“ erhaltenen Schichten zwar reichlich und in teils bemerkenswerter Qualität vorhanden, doch ist den Vorberichten über die genaue stratigraphische und strukturelle Befundlage nur wenig Eindeutiges zu entnehmen.104 Lediglich im Bereich des Hinterhofes des Landesarchives scheint die Schichtenabfolge auch in Ha C entweder noch entsprechend gut erhalten, oder aber besser zu beobachten gewesen zu sein. Inwieweit Funde der Stufe Ha D aus diesem weitläufigen Siedlungsareal vorliegen, ist nicht bekannt.

Neben vereinzelten Siedlungsfunden und auch Grabresten im Bereich des Priesterseminares105 sowie im ehemaligen Reinerhof auf der westlichen Seite des Schlossbergfußes,106 die die hallstattzeitliche Fundzone in der Grazer Innenstadt weiter zu verdichten vermögen, sind vor allem die Grabfunde aus dem Bereich der östlich außerhalb der Altstadt gelegenen Leechkirche zu erwähnen.107 Wie schon der Kirchenname verrät, liegt die in ihrem Kern romanische Kirche auf einem großen hallstattzeitlichen Grabhügel, der wiederum im Areal einer älteren urnenfelderund auch frühhallstattzeitlichen Nekropole

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aufgeworfen wurde – worauf schon an anderer Stelle einzugehen war. Das leider bereits mittels eines größeren Schachtes stark beraubte Hügelgrab verfügte über eine Steingrabkammer, die auf einer Brandf läche bzw. Ustrina errichtet wurde und von der eine Wand bei der Ausgrabung erfasst wurde. Die wenigen erhaltenen und stark fragmentierten, dafür jedoch ausgesprochen qualitätsvollen Reste des Grabinventares belegen eine der Größe des Hügels – sein Durchmesser betrug 15–20 m auf einem Podium von 25–30 m Durchmesser – entsprechende reiche Bestattung, die wohl bereits der 3. Phase der Sulmtalnekropole zugerechnet werden darf. Das Grab im Leechhügel liefert somit im Moment auch die jüngsten hallstattzeitlichen Funde aus dem Grazer Stadtgebiet. Es darf durchaus vermutet werden, dass der Tumulus (und die älteren Gräber aus diesem Bereich) mit der wenige hundert Meter westlich davon gelegenen, eben erwähnten Siedlung im Bereich des Pfauengartens bzw. Karmeliterplatzes in Zusammenhang steht. Obwohl die intensive mittelalter- und neuzeitliche Überbauung im Bereich der Grazer Innenstadt und den angrenzenden Bezirken erhebliche Zerstörungen der älteren archäologischen Substanz mit sich zog und auch heute noch – bis auf die erwähnten Ausnahmen – Rettungsgrabungen oder gezielte Untersuchungen keineswegs den Normalfall darstellen, scheint die Situation bei der gegebenen Material- und Quellenlage am ehesten dahingehend zu interpretieren sein, dass sich bereits ab der (frühen?) Urnenfelderzeit am Fuße der (postulierten, jedoch durch jüngere Überbauungen vollständig zerstörten) zentralen Höhensiedlung am Schlossberg eine Besiedlung nachweisen lässt, die spätestens in Ha B beinahe „protourbane“ Strukturen aufweist und sicher bis nach Ha C, vermutlich aber sogar noch bis Ha D1 weiterläuft.

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Zu diesem auf einer östlichen Murhoch­ terrasse gelegenen Siedlungsareal dürften wohl auch die Gräberfunde im Bereich des Priesterseminares im Süden und unter der Leechkirche im Osten gehören. Die Vermutung, dass diese Gräber außerhalb der Siedlung entlang von Ausfallswegen angelegt waren, ist gleichermaßen naheliegend wie verlockend und würde der Situation am Burgstallkogel in Großklein und wohl auch rund um den Wildoner Schlossberg und Buchkogel entsprechen. Oststeiermark Im Vergleich zum Forschungsstand in der Weststeiermark und im Bereich des mittleren Murtales bzw. des Grazer und Leibnitzer Feldes mutet das Wissen über die hallstattzeitliche Besiedlung der sanfthügeligen Oststeiermark eher bescheiden an. Während für die Stufe Ha B noch zahlreiche bemerkenswert große und ausgedehnte Höhensiedlungen in exponierter Lage namhaft gemacht werden können, die teilweise auch im Zuge von Rettungsgrabungen partiell untersucht werden konnten (z.  B. Königsberg bei Tieschen,108 Riegersburg,109 Fötzberg bei St. Margarethen im Raabtal,110 Kapfensteiner Kogel111 und der Steinberg bei Feldbach112), fehlen vergleichbar große Siedlungen der Hallstattzeit (bzw. der Stufe Ha C) in diesem Gebiet am Übergang zur pannonischen Ebene. Früheisenzeitliches Fundmaterial tritt in den genannten „zentralen“ Höhensiedlungen nur mehr in geringer Menge auf und kann momentan lediglich dahingehend interpretiert werden, dass diese Siedlungen zwar nicht gänzlich aufgegeben und verlassen wurden, jedoch eine erhebliche bevölkerungsmäßige Ausdünnung erfahren haben. Stattdessen begegnen nun offensichtlich neu angelegte hallstattzeitliche Siedlungen auf kleineren und nur leicht erhöhten Hügeln an verkehrsgeographisch günstigen Lagen, wie

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Hallstattzeitliche Siedlungs­ objekte auf dem Saazkogel bei Paldau Nach: Lippert, Archäo­ logische Forschungen am Saazkogel

beispielsweise in Altenmarkt bei Fürstenfeld,113 auf dem Kirchberg bei Kirchberg an der Raab,114 auf dem Auersberg bei Gniebing115 oder auf dem Saazkogel bei Paldau.116 Von Letzterem sind auch zwei zugehörende kleine Hügelgräberfelder bekannt bzw. erhalten. Der Saazkogel selbst stellt hierbei den etwas erhöhten Ostausläufer eines Hügelzuges dar, der das mittlere Raabtal im Norden vom Saazbachtal im Süden trennt, das wiederum unmittelbar am Ostfuß des Saazkogels ins Raabtal einmündet. Ausgrabungen der Universität Wien (Andreas Lippert) erbrachten den Nachweis einer hallstattzeitlichen Besiedlung des an sich nicht allzu großen und offensichtlich unbefestigten Gipfelplateaus des Saazkogels.

Obwohl jüngere römer- und neuzeitliche Überbauung eine Störung der Befunde bewirkte, konnten dennoch entsprechende Siedlungsreste (Gruben und möglicherweise eingetiefte Gebäude bzw. Keller) nachgewiesen werden, die nach Ausweis der Keramikfunde eine Datierung – in ein fortgeschrittenes (?) – Ha C erlauben.117 Mehrjährige Ausgrabungen in beiden zugehörenden kleinen Hügelgräberfeldern, die der Siedlung im Westen auf dem Hügelgrat in zwei Gruppen („östliche“ mit zehn und „westliche“ Gruppe mit acht Tumuli) vorgelagert waren, erbrachten ebenfalls zeitlich koinzidierende Brandgräber der Stufe Ha C, wobei in einem der drei untersuchten Tumuli (Tumu-

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lus 106) sogar fünf Bestattungen angetroffen wurden.118 Obwohl die meisten dieser Hügelgräber bereits beraubt waren, deuten einzelne – mitunter auch nur mehr aus Altnachrichten bekannte – Funde, wie z. B. Eisentrensen, Bronzegefäßfragmente sowie ein goldüberzogener Eisenring, auf durchaus reiche Bestattungen hin, die einen Teil der Verstorbenen als Angehörige einer hervorgehobenen sozialen Stufe – in erster Linie als Reiterkrieger – ausweisen. Auch der Fund einer teilweise verbrannten Pferderippe in Grab 200 wird von Andreas Lippert als partielle Beigabe eines Pferdes interpretiert, die er in diesem Fall nach Ausweis der aus dem Grab stammenden Halbmondfibel allerdings zu einer Frauenbestattung zählt.119 Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, dass aus demselben Grab auch ein halbkugelförmiger Kopf einer bronzenen GewandPlan der Grabkammer von Tumulus M in Gniebing Nach: Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark

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nadel vorliegt,120 die eben ganz klar auch die Präsenz eines Mannes im Grab belegt. Die Leichenbranduntersuchungen ermöglichten im Übrigen in dieser Frage keine geschlechtsmäßige Zuordnung, es konnte lediglich eine Zuordnung zur Altersstufe juvenil-adult (14–40 Jahre) getroffen werden.121 Unter diesem Aspekt sollte vielleicht doch eher an eine weitere Bestattung eines Reiterkriegers am Saazkogel gedacht werden, der im Grab eben mit einer mitbestatteten, aber anthropologisch nicht fassbaren Frau vergesellschaftet war – ein Phänomen, dass, wie oben schon erwähnt, aus zahlreichen kontemporären Gräbern hinlänglich bekannt ist. Andere, eher ärmlich ausgestattete Bestattungen weisen schließlich auf eine durchaus stärker gegliederte Gesellschaftsstruktur innerhalb der Bewohner dieser Siedlung hin. Mit der Siedlung am Saazkogel durchaus vergleichbar dürfte die Situation in der in ihrer

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Keramikgefäße aus den Tumuli M und H von Gniebing Nach: Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark

Kegelhalsgefäß aus Tumulus M von Gniebing Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Ausdehnung ähnlich großen Siedlung auf dem nur wenige Kilometer nördlich des Saazkogels auf der linken Raabtalseite gelegenen Auersberg bei Gniebing einzuschätzen sein. Obwohl hier noch keine Grabungen in der ebenfalls unbefestigten Siedlung selbst durchgeführt worden sind, vermögen die als Streufunde vorhandenen Keramikfragmente eine zumindest

teilweise zeitliche Parallelität zum Saazkogel anzudeuten. Von den 16 heute noch erhaltenen zugehörenden Tumuli, die leicht abgesetzt und der Siedlung vorgelagert am Südwesthang des Auersberges liegen, konnten drei untersucht werden, aus mehreren zerstörten Hügelgräbern liegen weitere Funde vor.122 Bemerkenswerterweise differieren die Inventare der untersuchten Gniebinger Gräber erheblich von dem vom Saazkogel Bekannten. Während in den Gniebinger Tumuli in der Regel größere quadratische bis rechteckige (Holz-) Grabkammern mit umfangreichen, reich mit Ritzlinien- und Rillenmustern dekorierten Geschirrsätzen mit engster Verwandtschaft zum Soproner Formenkreis bzw. zum südlichen Kalenderbergbereich vorkamen, begegneten in den (allerdings auch deutlich schlechter erhaltenen) Gräbern am Saazkogel zumeist einfache Brandgruben-, Brandschüttungs- oder Bustumgräber. Setartig zusammengestellte Keramikgefäß­ ensembles, wie sie aus Gniebing bekannt sind, liegen in den Gräbern am Saazkogel in dieser vollständigen Form nicht vor, sondern begegnen überwiegend als zerscherbte, vielfach am

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Scheiterhaufen mitverbrannte Gefäße, oftmals sogar überhaupt nur im Sinne von pars-prototo-Beigaben. Diese auffälligen Unterschiede sind auf Differenzen in der feinchronologischen Gewichtung zurückzuführen. Die ergrabenen Gniebinger Gräber sind allesamt an den Beginn der Hallstattzeit (bzw. der Stufe Ha B3 und Ha C1) zu stellen und gehören beispielsweise gemeinsam mit den Gräbern 6/79 und 6/94 aus der Nekropole von Kalsdorf südlich von Graz zu den frühesten Gräbern, die als Hügelgräber angelegt wurden und als klassische Vertreter der Stufe Ha C1a in der mittleren Steiermark nach Christopher F. Pare betrachtet werden können.123 Demgegenüber repräsentieren die Gräber vom Saazkogel aufgrund ihrer der „Sulmtalgruppe“ zuordenbaren Inventare die jüngere Ausprägung der (frühen und mittleren) Hallstattzeit in der West- und Oststeiermark, die weitgehend mit der Phase 2 und eventuell auch noch 3 der Sulmtalnekroplole parallelisiert werden kann. Auf jeden Fall scheint sich auf der ergrabenen – und quantitativ noch sehr überschaubaren – Materialbasis vom Saazkogel und aus Gniebing wohl eher keine feinchronologische Überschneidung zu ergeben, doch dürfte dies wohl primär auf den derzeitigen Forschungsstand zurückzuführen sein und nicht unbedingt tatsächliche Entwicklungen widerspiegeln. Wichtig erscheint allerdings in diesem Zusammenhang einerseits die Tatsache, dass in der Oststeiermark eine markante Änderung in der Besiedlungsstruktur am Übergang von der Urnenfelder- zur Hallstattzeit erkennbar wird, die sich in einer weitgehenden Aufgabe der großen, exponierten Höhensiedlungen der Stufe Ha B manifestiert, deren Nachfolge deutlich kleinere, unbefestigte Siedlungen in merklich geringerer Höhenlage antreten, und zu denen kleine, selten mehr als ein Dutzend Hügel umfassende Tumuligruppen – und zweifelsohne auch noch nicht erschlossene bzw.

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nachgewiesene Flachgräber – gehören. Andererseits zeichnet sich anhand der überlieferten Grabinventare aus Gniebing und vom Saazkogel klar eine Art „Umorientierung“ in Hinblick auf die kulturell dominante Einf lusssphäre ab. Während am Ende des 9. und zu Beginn des 8. Jhs. v. Chr. die überlieferten Keramikfunde aufgrund ihrer Form und vor allem der markanten reichen Verzierung dem sog. Soproner Formenkreis (der Kalenderberg-Kultur) zuzuweisen sind, scheint noch im 8. Jh. der Einf luss der sog. Steirisch-Pannonischen Gruppe bzw. der ehemals so benannten Sulmtal-Gruppe diese engen Verbindungen zum benachbarten burgenländisch-niederösterreichischen Gebiet zu überlagern bzw. zu verdrängen. Über die dafür ausschlaggebenden Gründe kann lediglich spekuliert werden, vielleicht ist die in den zeitgleichen Gräbern der Burgstallnekropole in den Beigabeninventaren widergespiegelte zunehmende militärische Macht auch mit potentiellen Expansionen bzw. Konsolidierungen im heute oststeirischen Gebiet in Zusammenhang zu bringen. Mit den beiden eben erwähnten kleinen Höhensiedlungen mit vorgelagerten Hügelgräbern dürfte die knapp 15 km westlich gelegene Höhensiedlung in Kirchberg an der Raab124 in ihrer Siedlungsstruktur durchaus vergleichbar sein. Die ebenfalls leicht erhöhte und offenkundig unbefestigte Siedlung ist zwar nur durch Streufunde aus dem Ortsgebiet selbst belegt, doch sind wiederum vorgelagerte Tumuli bekannt und auch in Ansätzen ergraben. Zum einen handelt es sich dabei um die am östlichen Abhang des Kirchberges vorgelagerte Hügelgräbergruppe im sog. Urlaswald, wo heute noch rund ein Dutzend unterschiedlich großer Tumuli vorhanden ist, wobei es sich allerdings auch teilweise um römerzeitliche Hügelgräber in „Gemengelage“ mit älteren hallstattzeitlichen Grabhügeln handelt. In einem Fall konnte auch nachgewiesen werden, dass ein älterer und

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kleinerer hallstattzeitlicher Tumulus von einem römerzeitlichen Grabhügel gezielt überlagert wurde. Den heute erhaltenen Westabschluss der Hügelgräbergruppe bilden zwei „monumentale“ Tumuli mit Durchmessern von 30 m (Hügel 1) bzw. 27 m (Hügel 2) und Höhen von 8 bzw. 5 m. Nachgrabungen im etwas kleineren Hügel 2 konnten aber nachweisen, dass der Hügel selbst gar nicht vollständig künstlich aufgeschüttet war, sondern dass eine natürliche Geländerippe entsprechend kegelstumpfförmig abgearbeitet war und lediglich die obersten 1,5 m künstlich aufgeschüttet waren. Die zentrale Bestattung war durch Raubgrabungen bereits ausgeräumt, lediglich einige wenige Keramikfragmente des ursprünglich zweifelsohne umfangreichen Gefäßsatzes fanden sich noch in situ. Diese erlauben zumindest eine Datierung in eine fortgeschrittene Phase der Stufe Ha C. Nicht mehr überprüf bar sind indes Altnachrichten über ein einzelnes größeres Hügelgrab am westlichen Abhang des Kirchberges, aus dem in der Mitte des 19. Jhs. bei der Einebnung des Hügels ein kleiner bronzener Wagen geborgen worden sein soll.125 Weder die genaue Lage des Hügels ist heute exakt eruierbar, noch ist über den Verbleib des Bronzewagens irgend­ etwas bekannt. Lediglich neuere Luftbilder vermögen einen vagen Hinweis darauf zu geben, dass sich der mutmaßliche Tumulus knapp nordwestlich des heutigen Schlosses Kirchberg befunden haben könnte, doch fehlt noch der gesicherte archäologische Nachweis dafür. Aus einer Reihe von oststeirischen Fundorten zwischen der Lafnitz im Norden und der Mur im Süden liegen weitere hallstattzeitliche Funde vor, die aber allesamt ohne entsprechende Befunde geblieben sind und deshalb lediglich zu einer gewissen „Verdichtung“ auf der Verbreitungskarte führen, weiterreichende Aussagen sind aus diesen Stücken freilich nicht abzuleiten. Abgesehen von Streufunden aus purkla Ratschendorf bei Mureck126 und Ober­

bei Radkersburg127 handelt es sich dabei zumeist um Funde aus altgegrabenen Tumuli, die – so sie überhaupt noch erhalten sind – allesamt nicht weiter publiziert wurden. Erwähnt seien hier beispielsweise die Hügelgräber aus Loipersdorf bei Fürstenfeld,128 St. Anna am Aigen,129 St. Georgen an der Stiefing130 und St. Peter am Ottersbach,131 die alle anscheinend gemeinsam bzw. „vermengt“ mit römerzeitlichen Tumuli in Hügelgräbergruppen bzw. -feldern liegen. Dasselbe gilt auch für hallstattzeitliche Hügelgräber in Oberschwarza bei Mureck,132 wo eisenzeitliche Grabhügel wohl primär im Nordteil eines ausgedehnten, ebenfalls „gemischten“ Hügelgräberfeldes liegen, doch erlaubt der Forschungsstand hierzu keine abschließende Beurteilung, stammen hierbei doch fast sämtliche Funde aus Alt- oder Raubgrabungen. Bemerkenswert ist schließlich noch die Tatsache, dass aus einem wohl hallstattzeitlichen Tumulus ein umgebogenes latènezeitliches Schwert stammt, das höchstwahrscheinlich einer zerstörten Nachbestattung der Stufe Lt C1 zuzurechnen sein wird.133 Das nunmehr in den letzten Jahren mehrmals dokumentierte Phänomen latènezeitlicher Nachbestattungen in und bei hallstattzeitlichen Tumuli, wie es beispielsweise auch aus Nova Tabla bei Murska Sobota134 und aus Srednica bei Ptuj/Pettau135 belegt ist, wurde oben im Zusammenhang mit dem Frauenberg bei Leibnitz bereits gesondert erörtert. Wirft man schließlich einen Blick in die nordöstliche Oststeiermark und das angrenzende Burgenland südlich des Geschriebensteins, so können zwei Höhensiedlungen erwähnt werden, die wohl beide als Zentren größerer Siedlungskammern betrachtet werden dürfen. Zum einen handelt es sich dabei um die sog. Burg bei Oberwart im Burgenland und zum anderen um die an dieser Stelle interessierende exponierte Höhensiedlung am Hartberger Ringkogel,136 die schließlich in der (beginnenden?) Spätlatènezeit im Gipfelbereich mit

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einem dreifachen Befestigungsring umgeben wurde, der sämtliche älteren Siedlungsreste erheblich in Mitleidenschaft zog.137 Obwohl diese ältere Siedlungsphase ihren Höhepunkt nach Ausweis der zahlreichen Funde in der späten Urnenfelderzeit gehabt haben dürfte, weisen einige oberf lächengraphitierte sowie rot-schwarz-bemalte Keramikfragmente auch eindeutig auf eine (reduzierte) Besiedlung des Ringkogels zumindest in der Stufe Ha C hin. Auch aus zerstörten Tumuli im näheren Umfeld liegt entsprechendes Keramikfundmaterial vor,138 das feinchronologisch gleich einzustufen sein wird. Inwiefern in den zahlreichen, den Ringkogel in mehreren Kilometer Umkreis umgebenden römerzeitlichen Hügelgräberfeldern auch hallstattzeitliche Tumuli „integriert“ sind, kann beim momentanen schlechten Forschungsstand leider nicht ernsthaft eruiert werden. Obersteiermark Verglichen mit der wesentlich besser und schon weitaus länger erforschten mittleren Steiermark mit ihren teils bemerkenswert ausgedehnten Hügelgräberfeldern stellte sich der Forschungsstand zur Hallstattzeit in der bereits inneralpinen Obersteiermark bis vor kurzem als äußerst bescheiden dar. Zwar lag mit dem schon in der Mitte des 19. Jhs. entdeckten Strettweger Fürstengrab mit seinem berühmten bronzenen Kultwagen eines der reichsten und prominentesten eisenzeitlichen Gräber Mitteleuropas überhaupt vor, doch blieb dieser Fund eine weitgehend singuläre und isolierte Erscheinung in einem ansonsten aus Mangel an Funden kaum weiter beurteilbaren Gebiet. Erst durch die in den 60er- und 70er-Jahren des 20. Jhs. aufgedeckten Grabfunde von Leoben-Hinterberg,139 auf die an anderer Stelle noch zurückzukommen sein wird,140 sowie vom Südhang des Kulm bei Trofaiach141 ge-

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wann die Beurteilung der Hallstattzeit in der Obersteiermark gewissermaßen an Schärfe: Die Tatsache, dass es sich bei diesen Grabfunden fast durchwegs um Brandbestattungen in Steinkisten bzw. mit Steinen ausgelegten Grabgruben handelte, führte am Ende der 80er-Jahre mit Blick auf ähnliche Erscheinungen vorwiegend im Salzburger Gebiet (z.  B. im Gräberfeld von Uttendorf im Pinzgau) zur Definition einer eigenen „Inneralpinen Gruppe“ der Hallstattkultur, die im Grunde genommen bis in das 1. Jahrzehnt des 21. Jhs. mangels aussagekräftiger Neufunde weder bestätigt, noch widerlegt werden konnte.142 Erst seit dem Einsetzen gezielter Forschungen im oberen Murtal seit dem Jahr 2004 wurde sehr schnell klar, dass diese „Inneralpine Gruppe“ in Hinblick auf die hallstattzeitliche Sachkultur in diesem Gebiet nicht aufrecht zu erhalten war, stattdessen wurde offenkundig, dass auch die Obersteiermark − oder zumindest weite Teile davon − der oben erwähnten „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ zuzuordnen sind. Diese Feststellung betrifft nun gleichermaßen auch das Fürstengrab bzw., wie nunmehr hinlänglich bekannt, die Fürstengräber von Strettweg143 bei Judenburg. Eine den Stand der Forschung vor dem Jahr 2005 widerspiegelnde Zusammenfassung des Forschungsstandes zur Eisenzeit in der Obersteiermark − sowie im westlich benachbarten Lungau − wird Andreas Lippert verdankt, der für diesen ausgedehnten inneralpinen Bereich der Steiermark jedoch gerade einmal etwa ein Dutzend Fundstellen der Hallstattzeit anzuführen vermochte, bei denen es sich primär um Altbekanntes handelte.144 Über Neufunde der Eisenzeit in der Obersteiermark konnte schließlich Bernhard Hebert im Jahr 2008 berichten,145 im selben Jahr wurde von Hebert auch ein geraffter Überblick zur Eisenzeit in der Obersteiermark auf der Basis von Neufunden vorgelegt.146

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Plan der kleinen befestigten Höhensiedlung auf dem Kaiserköpperl bei Bärndorf Nach: Eibner, „Kaiserköpperl“ in Bärndorf

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Sieht man von diversen hallstattzeitlichen Altfunden einmal ab, bei denen es sich primär um zufällig bei Bauarbeiten zu Tage getretene bzw. registrierte Metallfunde handelte, sowie von unpubliziert gebliebenen „Erstversuchen“, so lassen sich erste Ansätze einer gezielten Erforschung hallstattzeitlicher Fundstellen erst seit den 80er-Jahren des 20. Jhs. konstatieren. Mit den zwischen den Jahren 1978−1988 unter der Leitung von Clemens Eibner durchgeführten Ausgrabungen am Kaiserköpperl bei Bärndorf 147 nahe Rottenmann konnte eine kleine befestigte Höhensiedlung untersucht werden, die neben kupfer- und spätbronzezeitlichen Funden vor allem späthallstatt- und frühlatènezeitliches Fundmaterial erbrachte.148 Aufgrund der geringen Größe von knapp über 1.000 m² Siedlungsf läche schlug Eibner vor, in dieser bislang singulären Siedlung − analog zu der im Hochmittelalter für vergleichbare befestigte Wohnsitze bzw. Wehranlagen des Niederen Adels verwendeten Bezeichnung − eine Art „Ansitz“ zu vermuten. Der umgebende Wall wies Eibner zufolge eine Mehrphasigkeit auf, wobei dieser einen urnenfelderzeitlichen Vorläufer gehabt haben dürfte, der in der späten Hallstattzeit und frühen Latènezeit erneut überbaut worden war, jedoch offenkundig nicht fertig gestellt wurde, sondern einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel. Für das späthallstattzeitliche Keramikfundmaterial wies Eibner einerseits grundsätzlich auf eine Verhaftung im osthallstättischen Milieu hin, während einzelne Stücke durchaus an Verwandtes im Westhallstattkreis erinnern würden, wie etwa der „gerillten Ware“ der Heuneburg nachempfundene Stücke. Allerdings findet sich Vergleichbares durchaus auch in (späten) Grabinventaren einzelner Tumuli in der Sulmtalnekropole bei Kleinklein, sodass der „ferne“ Blick an die Donau möglicherweise zur Auffindung von Parallelen gar nicht notwendig wird.

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Dass eben dieser Bereich der nördlichen Obersteiermark tatsächlich viel eher der osthallstättischen „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ zuzurechnen sein wird, vermögen entsprechende Funde vom Burgstall bei Pürgg149 sowie vom Kulm bei Aigen im Ennstal150 treff lich zu verdeutlichen. Diese beiden Siedlungen auf markanten, inselbergartigen Höhen sind im Abstand von nur wenigen Kilometern an einem verkehrsgeographisch neuralgischen Knotenpunkt situiert, an dem das aus dem Ausseerbzw. Hallstätter-Gebiet herführende Salzatal in das Ennstal mündet. Von hier aus ergeben sich darüber hinaus mehrere Möglichkeiten, um weiter in Richtung Süden zu gelangen, u. a. auch in weiterer Folge durch das Palten- und Liesingtal, wobei sich am Ostrand des Erstgenannten das vorhin beschriebene Kaiserköpperl befindet. Für den Burgstall bei Pürgg erbrachten Aufsammlungen des Vereines ANISA (Franz Mandl) und Ausgrabungen des Universalmuseums Joanneum (Ulla Steinklauber) auch den Nachweis einer hallstattzeitlichen Besiedlung dieser markant dem Grimming gegenübergelegenen mehrphasigen Siedlung. Über die Größe der eher kleinen Höhensiedlung lassen sich keine verlässlichen Angaben machen, doch schränkt alleine schon die topgraphische Situation des Burgstalls die potentiell genutzte Fläche auf deutlich unter 1 ha ein. Als wesentlich größer dimensioniert erweist sich die südlich des Burgstalls gelegene Höhensiedlung auf dem Kulm bei Aigen im Ennstal, die von Süden her weit in das Ennstal bis an die Enns hereinragt und eine natürliche Engstelle bildet. Erste Ausgrabungen am Kulm durch Walter Modrijan sind bedauerlicherweise unpubliziert geblieben, sodass über die Ergebnisse und Funde dieser Arbeiten keine verwert- bzw. überprüf baren Angaben vorliegen,151 doch fand der Kulm dadurch zumindest Aufnahme in die Reihe der hallstattzeitlichen Höhensiedlungen der Steiermark. Im Zuge des Forstwegbaues

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Bronzenes Kreuzattaschenbecken aus einem zerstörten Hügelgrab vom Kulm bei Aigen im Ennstal Nach: Hebert/Windholz-Konrad, Kreuzattaschen­ becken Aigen

auf den Kulm wurde schließlich im Jahr 2004 eine grabhügelartige Struktur angefahren und weitgehend zerstört,152 wobei ein vollständig erhaltenes bronzenes Kreuzattaschenbecken geborgen werden konnte.153 Im Zuge von Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes (Bernhard Hebert) gelang es zumindest noch zahlreiche weitere dislozierte Funde aus einem oder vermutlich sogar mehreren dabei zerstörten Gräbern zu bergen. Von den Gräbern selbst konnten allerdings keine konkreten Befunde mehr festgestellt werden. Das dennoch bemerkenswerte Fundensemble, das beispielsweise Eisenwaffen, Trachtbestandteile und Keramikbruchstücke umfasste, wurde schließlich im Jahr 2013 durch Wolfgang Artner publiziert, wobei bei dieser Gelegenheit auch weitere eisenzeitliche Metallfunde aus dem Ausseerland, insbesondere aus dem schon mehrfach erwähnten Koppen- und Kainischtal, vorgelegt werden konnten, u. a. mehrere Antennendolche vom Typ Hallstatt.154 Ob diese Metallfunde als Relikt einer ansonsten kaum greif- bzw. nachweisbaren hallstattzeitlichen Ein-Stück-Deponierungssitte zu betrachten sein werden, oder lediglich Verlust-

funde an der zweifelsohne für den Hallstätter Salzhandel lebensnotwendigen Verkehrsroute darstellen, ist nicht zu entscheiden. Unter Berücksichtigung der regen, ja beinahe exzessiven bronzezeitlichen Deponierungstätigkeit in demselben Areal wird die erstgenannten Interpretationsvariante jedoch vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen sein − dies setzt vice versa allerdings voraus, dass man auch die bronzezeitlichen Niederlegungen als kultisch bzw. rituell intentierte Handlungen auffasst, und nicht bloß als (profane) Verlustfunde oder Materialdepots. Wichtig ist im Hinblick auf den Kulm bei Aigen einerseits erneut die Feststellung, dass die Gefäßkeramik wiederum der „SteirischPannonischen Gruppe“ zuzuordnen ist und nicht etwa der fiktiven „Inneralpinen Gruppe“. Auch lassen sich bei diesen Stücken kaum Anküpfungspunkte zu den aus den Bestattungen im Hallstätter Gräberfeld bekannt gewordenen Gefäßen festmachen, die formal und in Hinblick auf ihre Dekoration grosso modo bereits dem Westhallstattkreis zuzuordnen sind. Andererseits wurde bereits im Jahr 2001 deutlich, dass auch im inneralpinen Gebiet der Obersteiermark durchaus mit hallstattzeitlichen Hügelgräbern zu rechnen ist, wobei mittlerweile durch terrestrische Vermessung und die Auswertung von LIDAR-Scans über 20 (eher klein dimensionierte) Tumuli am Nordhang des Kulms dargestellt werden konnten, die teils in Gruppen und mitunter in beträchtlicher Hanglage liegen. Während die – zutreffende – Ansprache dieser Strukturen als Hügelgräber in der Fachwelt zuerst skeptisch beurteilt worden war, haben die ausgedehnten Geoprospektionen und Ausgrabungen im Aichfeld mittlerweile unwiderlegbar nachgewiesen, dass Tumuli auch in der Obersteiermark eine durchaus gängige hallstattzeitliche Grabform − wenn nicht wohl sogar den Regelfall − darstellen.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die hallstattzeitliche Siedlung am Kulm bei Aigen im Ennstal155 Von Georg Tiefengraber Der 918 m hohe Kulm bei Aigen im Ennstal stellt die größte bislang bekannte prähistorische Siedlung des steirischen Ennstales dar. Schon von weitem sichtbar, ragt der auffällige Inselberg – direkt gegenüber der auf der nördlichen Talseite gelegenen Einmündung des Grimmingbachtales in das Ennstal – nach Norden hin in das hier knapp 3 km breite Flusstal herein. Der annähernd in Nordost-Südwest-Richtung ausgerichtete Hügelzug des Kulm wird an seinem Westende durch den tiefer gelegenen, leicht abgesetzten, in seinem Kuppenbereich stark überprägten Sallaberg abgeschlossen, nach Osten hin ist dem Kulm die langgestreckte Kuppe von Hohenberg vorgelagert, die dann ihrerseits relativ steil nach Aigen hin abbricht. Der Gipfelbereich selbst wird durch ein knapp 200 m langes und bis zu 60 m breites, mehrfach in sich gegliedertes Plateau geprägt, das besonders an der Süd- und SüdSallaberg (links) und Kulm bei Aigen im Ennstal (rechts) Foto: ANISA, Franz Mandl

ostseite steil zum Tal hin abfällt, während die Südwest-, Nord- und Nordostseite ein deutlich geringeres Gefälle aufweisen. Und gerade in diesen Bereichen lassen sich auch heute noch im großteils bewaldeten Gelände zahlreiche, mitunter erheblich stark verschliffene künstlich angelegte Siedlungsterrassen erkennen, die im Norden annähernd bis auf halbe Hanghöhe herab verfolgbar sind, nach Westen und Osten zu verlaufen sich die erhaltenen Strukturen merklich, wobei gerade im oberhalb von Schlattham gelegenen Westhangbereich mit stärkerer Erosion und Zerstörungen durch rezente Bebauung zu rechnen ist. Eine f lächenmäßige Eingrenzung der Ausdehnung erweist sich gerade aufgrund dieser Einschränkungen als schwierig, insgesamt dürfte mit einer einstmaligen Gesamtsiedlungsf läche von ca. 800 x 400 m zu rechnen sein, eine Verifizierung im Zuge von Ausgrabungen ist bislang jedoch noch nicht erfolgt.

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Hügelgräber am Kulm bei Aigen im Ennstal Grafik: BDA

Bemerkenswert ist die Existenz zahlreicher kleinerer grabhügelartiger Strukturen im Mittelteil des Nordhanges: Von Wolfgang Artner wurde zuletzt eine Anzahl von 25 Hügelgräbern in mehreren kleinen Gruppen angegeben, worunter sich auch ein Einzelgrabhügel befindet. Die unmittelbare Nähe der hallstattzeitlichen Siedlung zu bei Forstwegbauten zerstörten hallstattzeitlichen Gräbern macht eine Ansprache dieser Objekte als tatsächliche Grabhügel mehr als wahrscheinlich, der konkrete Nachweis dafür ist allerdings noch nicht erbracht worden. Obwohl die Existenz von hallstattzeitlichen Tumuli im obersteirischen Teil der sog. Inneralpinen Hallstattgruppe – mit Ausnahme des Strettweger Fürstengrabes – lange angezweifelt wurde, sind nunmehr ausreichend Belege dafür im Umfeld des Strettweger Falkenbergs erbracht worden, wo ebenfalls sogar

noch obertägig erhaltene Hügelgräbergruppen dokumentiert werden konnten. Auch aus der unmittelbaren Umgebung weiterer obersteirischer Höhensiedlungen der Hallstattzeit liegen inzwischen Hinweise auf einstmalige Tumuli vor, die allerdings heute fast vollständig abgetragen sind (z. B. Häuselberg bei Leoben, Zuckenhut bei Fentsch etc.). Der Kulm bei Aigen ist seit dem Jahr 1948 als hallstattzeitliche Höhensiedlung in der Forschung eingeführt. In diesem Jahr fanden erstmals durch den späteren Landesarchäologen Walter Modrijan kleinere Probegrabungen statt, deren genaue Lokalisierung innerhalb der Siedlung nicht mehr möglich ist, doch dürften diese aus nahe liegenden Gründen am ehesten am Gipfelplateau durchgeführt worden sein. Ein 1953 veröffentlichter Vorbericht Modrijans erwähnt ein Hausfundament, eine aus Steinen errichtete Feuerstelle und beachtliche Mengen

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an Gefäßkeramik. Eine geplante Fortführung der Ausgrabungen in größerem Ausmaß ist jedoch in der Folge unterblieben, ebenso wie die angekündigte Vorlage des Fundmaterials, das Modrijan in die Späthallstatt- und Frühlatènezeit datierte. Soweit bekannt, verschwand der Kulm nach diesem ersten „Ankratzen“ für über 50 Jahre aus dem Blickfeld der archäologischen Forschung. Allerdings geriet während dieser Zeit eine Reihe von hallstattzeitlichen Keramikfunden in das Landesmuseum Joanneum, die aus nicht weiter spezifizierbaren Aufsammlungen und Schürfungen von Privatpersonen stammen. Diese teils überaus qualitätsvollen Stücke (z. B. Teile von rot-schwarz bemalten Kragenrandgefäßen, oberf lächengraphitierten Henkelschalen und innenbemalten Einzugrandschalen) sind zwar weiterhin unpubliziert, konnten jedoch 2007 dokumentiert werden. Erst 2001 rückte der Kulm wieder in das Interesse der Archäologie, als im Zuge von ausgedehnten und weitverzweigten Fortswegbauten an mehreren Stellen Kulturschichten angeschnitten wurden und reichlich hallstattzeitliche Keramik aufgesammelt werden konnte. Vor allem an der Südseite des Gipfelplateaus war eine Konzentration der angefahrenen Schichten bzw. Befunde zu beobachten, eine vom Landesmuseum Joanneum geplante Ausgrabung wurde – wie schon über 50 Jahre davor – auch dieses Mal nicht realisiert. Im Vorfeld der Errichtung eines weiteren Forstweges wurde das Bundesdenkmalamt auf zwei grabhügelartige Strukturen mit Durchmessern von 5 bzw. 8  m am Rande eines Hohlweges aufmerksam gemacht, bei ihrer kontrollierten maschinellen Abtragung konnten jedoch keine Hinweise auf eine künstliche Errichtung dieser Geländeformationen gewonnen werden, auch traten dabei keinerlei Funde zu Tage. Zwei weitere, bereits im vorhinein klar konstatierbare Hügel (Grabhügel 1 und 2) wurden schließlich im Februar 2004 im Zuge der kurzfristigen Errichtung ei-

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ner Stichstraße ohne Beiziehung der Archäologie vollständig zerstört, doch erfolgte durch den Grundeigentümer umgehend eine Meldung an das Bundesdenkmalamt, da bei diesen Arbeiten ein „Kupferkessel“ – im konkreten Fall ein bronzenes Kreuzattaschenbecken – gefunden worden war. Aufgrund der Witterung war eine Nachuntersuchung der Fundstelle erst im Juli 2004 durch das Bundesdenkmalamt unter Mithilfe des Vereines ANISA und der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Salzkammergut möglich. Dabei konnte noch festgestellt werden, dass Hügel 1 durch den Bagger vollständig zerstört worden war, der Bereich von Grab 2 war überhaupt fast 2 m unter die anzunehmende Hügelbasis abgetieft worden. Mit dem bei der Abtragung der Hügel angefallenen Erdreich war ein daneben gelegener Altweg abschnittweise verfüllt worden. Dieses Material wurde erneut maschinell entfernt und mühsam händisch nach verlagerten Funden durchsucht. Die Masse der dermaßen noch gesicherten Funde sowie des Leichenbrandes wurde aus dieser Verfüllung gewonnen. Schließlich fanden sich noch vom Bagger verschleppte Funde in der Wegböschung oberhalb des zerstörten Grabhügels 2. Die teils auffallend reichen Funde dürften allerdings aus mehr als nur diesen beiden zerstörten (potentiellen) Hügelgräbern stammen, die anthropologischen Untersuchungen der Leichenbrandreste erbrachten zumindest den Nachweis eines erwachsenen Individuums (vermutlich eines Mannes) und eines Kindes. Den wohl bemerkenswertesten Fund stellt das vorhin bereits erwähnte vollständig erhaltene, fein verziertes Kreuzattaschenbecken der Form C nach Gero von Merhart dar, das nach Aussage des Grundeigentümers kurioserweise an der Baggerschaufel hängen geblieben war. Neben diesem Ganzstück konnten noch Fragmente von möglicherweise zwei weiteren Kreuzattaschenbecken festgestellt werden – ein Attaschenbruchstück mit Brandpatina und ein

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Dreieckiges Bronzeblech vom Kulm bei Aigen im Foto: BDA, Hans Georg Tropper Ennstal

verziertes Randstück, das aber auch von einer Beckentasse stammen könnte. Kleinteilige Nieten und Nietplättchen sind möglicherweise einer Situla zuzuweisen, sieben dreieckige Bronzebleche, von denen eines durchbrochen gearbeitet war, dürften als Appliken auf Keramikgefäßen gedient haben. Die geborgenen Trachtbestandteile und Ausrüstungsgegenstände lassen sich vornehmlich Männerbestattungen zuordnen. So liegen Bruchstücke von zwei bronzenen Mehrkopfnadeln vor, ebenfalls zur Ausstattung von Männern dürfte eine bikonische Eisenperle sowie möglicherweise auch eine kleine Bronzeperle zu rechnen sein, wobei zumindest erstere wohl dem Wehrgehänge zugerechnet werden kann. Ob Teile von Eisenringen eher als Gürtelbzw. Koppelringe anzusprechen sein werden, oder als Bestandteile des Pferdegeschirrs, ist nicht mehr zu entscheiden. Ein eisernes Ärmchenbeil und Fragmente von drei z. T. unterschiedlichen Eisenlanzenspitzen stellen schließlich die Reste der Waffenausstattung von einem oder zwei Männern dar. Neben diesen bemerkenswerten Metallfunden konnten auch Einzelscherben oder zusammenhängende Partien von überwiegend reich verzierten und ausgesprochen qualitätsvollen Keramikgefäßen geborgen werden. So konnten von Wolfgang

Mehrkopfnadel vom Kulm bei Aigen im Ennstal Foto: BDA, Hans Georg Tropper

Artner Teile von zumindest neun Kegelhalsgefäßen differenziert werden, die teilweise mit Kanneluren, Oberf lächengraphitierung und insbesondere mit ansehnlicher geometrischer Graphitbemalung dekoriert waren, in einem Fall war auch noch der Abdruck einer bronzenen Applik vorhanden. Reiche Verzierungen in Form von Kanneluren und eingestochenen Punkten besaß eine Schüssel mit graphitierter Oberf läche,

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Graphitbemalte Kegelhalsgefäße vom Kulm bei Aigen Grafik: BDA, Maria Windholz-Konrad im Ennstal

mit einer Graphitstreifenbemalung auf rotem Überzug war schließlich eine Omphalosschale geschmückt. Ein Unikat stellt ein möglicherweise drehscheibengefertigtes Gefäßhalsfragment dar, das von Artner einer frühlatènezeitlichen Schnabelkanne zugewiesen wird. Ob dieses Stück ebenfalls aus einem zerstörten Grab stammt, oder lediglich verlagertes Siedlungsmaterial darstellt, ist nicht mehr zu eruieren. Abgesehen von einem frühurnenfelderzeitlichen Bronzegewandnadelbruchstück ist die Masse der Funde in die mittlere bzw. entwickelte Hallstattzeit zu datieren, ob eine Kontinuität nach Lt A gegeben ist, bleibt bei der momentanen Materialbasis offen. Trotz der zweifelsohne relativen Nähe zur impulsgebenden „Salzmetropole“ Hallstatt lässt sich das hallstattzeitliche Keramikensemble sowohl hinsichtlich der Gefäßformen als auch gerade wegen der charakteristischen Dekora-

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tionsarten und -schemata problemlos in den „Keramikkreis“ der Sulmtal- bzw. SteirischPannonischen Gruppe einordnen. Diese Tendenz konnte bereits bei der Vorlage hallstattzeitlicher Keramik vom nahe gelegenen Burgstall bei Pürgg herausgestrichen werden, sodass sich aufgrund der in den letzten Jahren erheblich forcierten Erforschung der Hallstattzeit in der Obersteiermark eine Zuordnung dieses Gebietes zu der bzw. den eben genannten Gruppen aufdrängt. Durch diese grundlegend veränderte Einschätzung wird auch die jahrzehntelang – gleichsam als Behelfslösung zur Überbrückung des Fehlens ausreichend aussagekräftig beurteilbarer Fundbestände – strapazierte Zuweisung der Obersteiermark zu einer (fiktiven) „Inneralpinen Gruppe“ hinfällig. Obwohl vom Kulm bei Aigen bislang noch kein einziger Fund aus ungestörten Befundzusammenhängen vorgelegt werden konnte und aussagetaugliche Ausgrabungen überhaupt noch nicht stattgefunden haben, zeichnet sich doch anhand der Funde aus zerstörten Gräbern ein bemerkenswerter Reichtum der einstmaligen Bewohner dieser ausgedehnten Höhensiedlung ab, der wohl in erster Linie auf die verkehrsgeographisch günstige Lage am Kreuzungspunkt überregional bedeutender Wegverbindungen zurückzuführen ist. Darüber hinaus stellt der Kulm eine der ersten großen „Etappenstationen“ des von Hallstatt ausgehenden Salzhandels nach Süden hin dar, die ihrerseits im umliegenden Ennstal mit seinen am Talrand gestaffelten, weitläufigen Hochterrassen ausreichend Platz für eine intensive Subsistenzwirtschaft findet und darüber hinaus in unmittelbarer Nähe zu Kupfer- oder Eisenerzlagerstätten liegt. Ob die Siedlung am Kulm mit ihrem Umfeld auch Versorgungsaufgaben für den Hallstätter Bergbau übernahm, kann freilich bei der momentanen schlechten Quellenlage nicht beantwortet, sondern lediglich vermutet werden.

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Häuselberg bei Leoben Foto: BDA, Ingo Mirsch

Noch nicht belegt sind, im Gegensatz zum Kulm bei Aigen, hallstattzeitliche Hügelgräber im Umfeld der − wie im vorherigen Kapitel ausgeführt − schon seit der späten Urnenfelderzeit besiedelten und markant gelegenen Höhensiedlung auf dem Kulm bei Trofaiach, der auch in der frühen Hallstattzeit noch besiedelt wird. Ein bis dato isoliert gebliebenes Brandgrab, das in einer Steinkiste am Südhang des Kulms bei St. Peter-Freienstein bei Straßenbauarbeiten angetroffen worden war,156 wies offenbar keine erkennbare Überhügelung (mehr?) auf, doch kann die einstmalige Existenz eines derartigen Grabmals in Anbetracht der einschlägigen neuen Forschungsergebnisse durchaus vermutet werden. Diese Überlegung wurde im Übrigen bereits 2005 von Paul Gleirscher in Hinblick auf eben dieses Grab sowie vor allem die altbekannten Grabfunde aus Leoben-Hinterberg angestellt.157 Auf jeden Fall findet das wohl nach Ha C zu datierende Grab im keramischen Siedlungsfundmaterial vom Trofaiacher Kulm, das von Gerald Fuchs und Jörg Obereder publiziert wurde, kontemporäre Pendants. In welchem Ausmaß die Siedlung auf dem Kulm zu diesem Zeitpunkt noch benutzt wurde, ist nicht abschließend feststellbar,

Tatsache bleibt jedoch, dass Funde der Stufe Ha D vollständig fehlen. Es ist demzufolge zu vermuten, dass die Höhensiedlung auf dem Kulm wohl noch im 8. Jh. v. Chr. aufgegeben bzw. verlassen wurde, möglicherweise übernahm der wenige Kilometer südlich gelegene Häuselberg bei Leoben158 die Funktion dieser prominenten „Zentralsiedlung“ im Vorfeld der Erzvorkommen im Bereich der Eisenerzer und Ennstaler Alpen. Der konkrete Nachweis, dass es sich beim Leobener Häuselberg um die zu den schon altbekannten und nur wenige Kilometer westlich davon gelegenen Gräbern in Leoben-Hinterberg gehörende hallstattzeitliche Höhensiedlung handelte, konnte im Grunde genommen allerdings erst in den 90er-Jahren des 20. Jhs. durch zahlreiche Fundaufsammlungen von Rudolf Illek erbracht werden. Eine kleine Auswahl an markanten Stücken aus diesem umfangreichen Fundkonvolut wurde 1996 von Bernhard Hebert vorgelegt, darunter Teile eines reich verzierten tönernen „Feuerbockes“ sowie eine ovale, rot-schwarz bemalte Henkelschale.159 Im Zuge ausgedehnter Forststraßenbauarbeiten auf den Häuselberg wurden im Jahr

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Bruchstücke eines verzierten „Feuerbockes“, einer rotschwarz bemalten Henkelschale und eines Deckels vom Häuselberg bei Leoben Nach: Hebert, Häuselberg Sammlung Illek

2007 baubegleitende Rettungsgrabungen notwendig, die nun einerseits einen ersten Einblick in die hallstattzeitliche Besiedlungsabfolge auf dem Häuselberg ermöglichten, andererseits aber auch erstmals Gebäudereste erbrachten, die unterschiedliche Gebäudekonstruktionsweisen indizierten, worauf in Folge noch zurückzukommen sein wird. Für die zeitliche Einschätzung der Besiedlungsdauer waren sowohl die dokumentierbaren stratigraphischen Aufschlüsse von erheblicher Bedeutung, als auch die zahlreichen, durch den Wegebau verlagerten Funde, die eine Datierung der Siedlung nach Ha C und Ha D1 ermöglichten. Wichtig ist hierbei vor allem die Tatsache, dass sich keinerlei Fundmaterial aussondern

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ließ, das noch nach Ha B bzw. in die späte Urnenfelderzeit zu datieren wäre. Durch Begehungen und insbesondere die Auswertung von LIDAR-Scans kann mittlerweile festgestellt werden, dass die (unbefestigte) hallstattzeitliche Siedlung auf dem Häuselberg ursprünglich eine Ausdehnung von fast 25 ha besaß und durch zahlreiche stufenartig künstlich angelegte Siedlungsterrassen in sich gegliedert war. Die Siedlung selbst beschränkte sich hierbei nicht nur auf den Häuselberg, sondern erstreckte sich zusätzlich noch über eine leichte Geländeeinsattelung hinweg auf den Südhang des nördlich benachbarten Galgenberges. Gerade in Anbetracht der Ausdehnung und des Beginns der Siedlung in Ha C stellt sich die Frage, ob der Häuselberg nicht zu Beginn des 8. Jhs. v. Chr. als „Zentralsiedlung“ angelegt worden war und damit verbunden die bekannten, deutlich kleineren Siedlungen bzw. Höhensiedlungen der Stufe Ha B aufgegeben wurden. In diesem Sinn könnte eine Art „Synoikismos“ erwogen werden, bei dem eben kleinere Siedlungen zu Gunsten einer großen, verkehrsgeographisch günstig an einer Murengstelle gelegenen „Zentralsiedlung“ aufgelassen wurden. So interessant diese These vorerst erscheinen mag, bleibt doch erst der konkrete Nachweis dafür durch gezielte Untersuchungen in diesen kleinen urnenfelderzeitlichen Siedlungen zu erbringen. Wirft man abschließend noch einmal einen Blick auf das schon mehrfach erwähnte zugehörende, wohl vermeintliche „Flachgräberfeld“ in Leoben-Hinterberg, das am Südfuß ebendieses Galgenberges in der sog. Brunnleiten primär im Zuge von Haus- und Kanalbauarbeiten aufgedeckt worden ist, so lässt sich einerseits festhalten, dass daraus bislang knapp über 20 Gräber bekannt geworden sind und dass dieses Gräberfeld andererseits in Anbetracht der Größe der Siedlung nicht die einzige Ne­ kropole der Siedlung am Häuselberg darstellen wird. Darauf weisen insbesondere die aktuellen

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Forschungen im Umfeld des hallstattzeitlichen „Fürstensitzes“ bzw. der „Zentralsiedlung“ am Falkenberg bei Strettweg nahe Judenburg eindeutig hin. Hier zeichnet sich vielmehr auch für die Obersteiermark eine Situation ab, wie sie aus der mittleren Steiermark, aber auch etwa aus der Untersteiermark/Štajerska oder aus Kärnten hinlänglich bekannt ist, wo große bzw. größere hallstattzeitliche Siedlungen, vor allem naturgemäß Höhensiedlungen, von mehreren Gräbergruppen umgeben sind − als Paradebeispiel dafür darf der Burgstallkogel in Großklein erwähnt werden. Wendet man auf der Suche nach hallstattzeitlichen Fundstellen in der Obersteiermark den Blick vorerst nach Osten, so findet sich erst am Burgstall bei Pötschach160 nahe Kapfenberg die nächste belegbare eisenzeitliche Siedlung. Im Zuge mehrerer Begehungen − und wohl auch unautorisierter Grabungen − konnte mittlerweile ein beachtliches Fundkonvolut zusammengetragen werden, das eine bemerkenswerte diachrone Besiedlung dieses markanten kleinen Hügels am Südrand des Mürztales nachweist und auch einige wenige hallstattzeitliche Funde umfasst. Über die Ausdehnung der ältereisenzeitlichen Besiedlung auf dieser kleinen Höhensiedlung liegen bislang keine verlässlichen Angaben vor, doch dürfte die Siedlungsgröße auf Grund des topographisch bedingt limitierten Platzangebotes kaum über 1 ha gelegen sein. Im Unterschied zum Häuselberg lässt sich am Pötschacher Burgstall sehr wohl eine urnenfelderzeitliche Vorgängersiedlung belegen, vermutlich wird man überhaupt von einer entsprechenden Siedlungskontinuität ausgehen dürfen. Das hallstattzeitliche Keramikfundmaterial kann nach Ha C und Ha D1 datiert werden, wobei es wichtig ist zu erwähnen, dass von dieser exponierten Höhensiedlung eine dreif lügelige Bronzepfeilspitze bekannt geworden ist. Ob diese Pfeilspitze nun als Indikator für einen

gewaltsamen Siedlungsabbruch zu betrachten sein wird, kann zwar erwogen werden, ist jedoch nicht zwingend nachweisbar. Immerhin stellt der Pötschacher Burgstall damit − neben dem Wildoner Schlossberg und dem Falkenberg bei Strettweg − eine von drei hallstattzeitlichen Siedlungen dar, in denen bzw. in deren Umfeld derartige Bronzepfeilspitzen angetroffen werden konnten. Weitere hallstattzeitliche Funde aus dem Gebiet des Mürztales sind bis dato lediglich aus dem Umfeld von Schloss Hart bei Hadersdorf nahe Mürzhofen161 bekannt geworden. Zu erwähnen sind hierbei ein verzierter tönerner Spinnwirtel sowie eine fast vollständig erhaltene grautonige Henkelschale, die beide möglicherweise aus unerkannten bzw. zerstörten Gräbern stammen könnten.162 Insgesamt betrachtet vermittelt das Mürztal aufgrund des vollkommen unzureichenden und unbefriedigenden Forschungsstandes auch für die Hallstattzeit ein schütteres Bild, das wohl nicht den ursprünglichen Gegebenheiten entspricht. Dafür spricht beispielsweise die bis vor etwa zehn Jahren ähnliche Ausgangssituation im Bereich des Murtales westlich von Leoben, wo eigentlich lediglich aus dem Aichfeld einzelne hallstattzeitliche Altfunde bekannt geworden waren. Mittlerweile hat sich das Bild der Besiedlung insbesondere während der Hallstattzeit gerade in diesem Bereich grundlegend verändert, was − wie schon mehrfach erwähnt − auf die intensivierte Prospektionsund Grabungstätigkeit zurückzuführen ist. So lassen sich nunmehr rund um das Aichfeld gleich mehrere, teilweise ausgesprochen große hallstattzeitliche Höhensiedlungen anführen, auf denen teilweise bereits Ausgrabungen durchgeführt werden konnten (z. B. Falkenberg bei Strettweg oder Schlossberg nahe St. Lorenzen bei Knittelfeld163), oder aber gezielte Begehungen reichlich feinchronologisch auswertbares Fundmaterial erbracht

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hat (z. B. Zuckenhut bei Kobenz164). Darüber hinaus war es durch die Auswertung von LIDAR-Scans möglich, neben zahlreichen bislang unbekannten Höhensiedlungen sogar an mehreren Stellen noch obertägig erhaltene Hügelgräber zu entdecken. Wichtig ist nunmehr vielmehr die Tatsache, dass das Aichfeld an seinem Westende mit der ausgedehnten, fast 60 ha großen, unbefestigten hallstattzeitlichen Höhensiedlung auf dem Falkenberg bei Strettweg die größte bislang bekannte prähistorische Siedlung des gesamten Südostalpenraumes aufweist. Darüber hinaus findet sich eine weitere, etwa 25 ha große hallstattzeitliche Höhensiedlung auf dem sog. Zuckenhut bei Kobenz, die den Ostteil des Aichfeldes als eine Art „Zentralsiedlung“ kontrollierte. Neben diesen beiden „Großsiedlungen“ wird das hallstattzeitliche Siedlungsbild von zahlreichen kleineren Höhensiedlungen geprägt, die in ihrem Erscheinungsbild − abgesehen einmal von der Befestigung − dem vorhin beschriebenen Kaiserköpperl bei Bärndorf nahe Rottenmann entsprechen. Diese Höhensiedlungen weisen kaum einmal Größen von über 1 ha auf, zumeist bewegt sich ihre Ausdehnung zwischen 0,3−0,5 ha. Ein Beispiel für eine derartige kleine hallstattzeitliche Höhensiedlung stellt der sog. Schlossberg nahe St. Lorenzen bei Knittelfeld dar, der 2014 kleinf lächig untersucht werden konnte und bemerkenswerterweise − gleich wie die Siedlung am Kaiserköpperl − eine Besiedlungskontinuität bis in die Frühlatènezeit aufwies. Dabei handelt es sich um eine etwa 0,3 ha große, in der Hallstattzeit unbefestigte Höhensiedlung in exponierter Spornlage, von der aus große Teile des Aichfeldes gut zu überblicken sind. Neben diesen Höhensiedlungen von unterschiedlicher Ausdehnung konnten auch an zahlreichen Stellen Nachweise für hallstattzeitliche Flachlandsiedlungen im Aichfeld erbracht werden, die insbesondere im Bereich des Fal-

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kenbergs bei Strettweg ein äußerst dichtes Netz an kleineren Siedlungen oder auch Gehöften im unmittelbaren Umfeld dieser „Zentralsiedlung“ erkennen lassen. In Kombination mit den schon länger bekannten Altfunden deutet sich eine bemerkenswert dichte Besiedlung − zumindest einmal des westlichen Teils − des Aichfeldes an, deren eingehende Untersuchung einen Forschungsschwerpunkt der nächsten Jahre darstellen soll. Eingehender erörtert werden muss allerdings die ausgedehnte hallstattzeitliche Höhensiedlung auf dem Falkenberg bei Strettweg, die die zum bekannten „Kultwagengrab“ gehörende „Zentralsiedlung“ bzw. den zugehörenden „Fürstensitz“ darstellt: Diese fast 60 ha große Siedlung wurde im Jahr 2004 bei Begehungen durch Susanne Tiefengraber und den Verfasser entdeckt und während der Jahre 2006−2011 gezielt untersucht (siehe unten). Dabei konnten bis dato über 20 Gebäudegrundrisse unterschiedlicher Konstruktionsweise erfasst werden, die insgesamt vier hallstattzeitlichen Siedlungsphasen zuzuordnen sind. Demzufolge setzt die Besiedlung und Bebauung der großräumig künstlich terrassierten Anlage um 800 v. Chr. ein und lässt sich befundmäßig in den bislang untersuchten Bereichen bis etwa in die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. belegen. Dass danach die Siedlungstätigkeit sicher nicht vollständig abbrach, vermögen vereinzelte jüngere Metall- und Keramikfunde der Stufen Ha D3 und Lt A zu demonstrieren, die allerdings allesamt als Streufunde zu Tage getreten sind. Ein korrespondierendes Bild zeichnet sich im Bereich der zugehörenden Gräberfelder ab, die mittels großf lächiger Geoprospektionen, aber auch durch Luftbilder erfasst werden konnten. Zum momentanen Zeitpunkt sind alleine sechs zu dieser „Zentralsiedlung“ gehörende Gräberfelder bekannt geworden, wobei lediglich in zwei davon auch heute noch obertägig erkennbare Hügelgräber

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erhalten sind. Ansonsten sind sämtliche dieser einstmals ausgedehnten Hügelgräberfelder durch die spätere intensive landwirtschaftliche Nutzung so gut wie vollständig eingeebnet und nur mittels Bodenmagnetik- und Georadarmessungen erfassbar. Zu erwähnen ist hierbei in erster Linie eine als „Hauptgruppe“ bezeichnete Nekropole am östlichen Fuß des Falkenbergs, die ursprünglich zumindest 40, wahrscheinlich jedoch deutlich mehr Tumuli umfasste, die anhand ihrer kreisförmigen Entnahme- bzw. Umfassungsgräben klar determinierbar sind. In dieser „Hauptgruppe“ stechen aufgrund ihrer Größe vier einstmalige Tumuli heraus, die ursprünglich Durchmesser von fast 40 m besaßen und somit eine Dimension aufweisen, die sie in die Kategorie der sog. „Fürstengräber“ erhebt, in denen die Bestattungen der herrschenden Elite vermutet werden dürfen. Gezielte Ausgrabungen in drei dieser „Fürstengräber“ in den Jahren 2012 und 2013 durch Susanne Tiefengraber und den Verfasser erbrachten einerseits ein überraschenderweise unberaubtes, reich ausgestattetes „Fürstengrab“ (Tumulus II bzw. „Helmgrab“), andererseits konnte das berühmte „Kultwagengrab“ (bzw. Tumulus I) neu lokalisiert und − bereits zum dritten Mal − ausgegraben und dokumentiert werden. Während diese beiden „Fürstengräber“ des späten 7. und frühen 6. Jhs. v. Chr. über monumentale Holzgrabkammern unter Steinpackungen mit Zugangskorridoren (sog. Dromoi) verfügten, wies das bislang älteste erfasste, leider bereits erheblich gestörte und beraubte „Fürstengrab“ (Tumulus III) eine reine Holzgrabkammer auf. Die datierbaren Funde können vorerst grob in die erste Hälfte bzw. die Mitte des 7. Jhs. v. Chr. gestellt werden. Als viertes und mit einem Durchmesser von über 55 m bislang größtes der Strettweger „Fürstengräber“ wurde der eigentlich bereits im nördlich benachbarten Waltersdorf gelegene und nach seinem Besitzer benannte

sog. Bleikolmhügel165 im Jahr 2013 untersucht. Dieser Tumulus verfügte ebenfalls über eine monumentale Holzgrabkammer unter einer massiven Steinpackung sowie einen „Dromos“, das bislang datierbare Fundmaterial aus diesem wohl bereits zeitgenössisch großteils beraubten „Fürstengrab“ erlaubt vorläufig eine Datierung in die späte Hallstattzeit, vermutlich bereits in das 5. Jh. v. Chr. Ähnlich wie im Bereich der sog. Sulmtalnekropole rund um und auf dem Burgstallkogel in Großklein könnte sich eine Art „dynastische“ Abfolge innerhalb dieser „Fürstengräber“ andeuten, doch scheinen derartige Überlegungen derzeit wohl noch etwas verfrüht. Wichtig ist im Zusammenhang mit dem „Bleikolmhügel“ die Tatsache, dass die „Strettweger Dynastie“ anders als die „Kleinkleiner Dynastie“ nicht mit der Stufe Ha D1 bzw. spätestens in der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. abbricht, sondern vielleicht sogar noch gut 100 Jahre weiter bestand. Damit weist sie erstaunliche Übereinstimmungen mit den südlich benachbarten „Fürstengräbern“ Waisenberg 1 und 2 in Mittertrixen bei Völkermarkt auf, die ebenfalls im 5. Jh. v. Chr. angelegt worden waren.166 Während also offensichtlich in der mittleren und auch unteren Steiermark ein Abbruch der „Fürstengräber“ und insgesamt ein merklicher Rückgang der hallstattzeitlichen Besiedlung um die Mitte des 6. Jhs. evident ist, scheinen die Machtzentren entlang der von Hallstatt in den Süden führenden Hauptverkehrswege und Handelsrouten durch die westliche und zentrale Obersteiermark sowie durch Kärnten von diesen Entwicklungen nicht in demselben Ausmaß erfasst worden zu sein. Dieser Rückgang setzt innerhalb des obersteirischen Raumes, soweit derzeit beurteilbar, erst im Laufe der Stufe Lt A ein und ref lektiert dadurch sehr gut auch das im Hallstätter Gräberfeld in dieser Zeit stark bemerkbare Nachlassen bzw. überhaupt das Ende der Belegung.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der Falkenberg und die Fürstengräber von Strettweg167 Von Georg Tiefengraber Das hallstattzeitliche Fürstengrab aus Strettweg bei Judenburg mit seinem berühmten bronzenen „Kultwagen“, einem der bedeutendsten archäologischen Funde nicht nur Österreichs, stellte bislang das Paradebeispiel für ein Grab eines Angehörigen der früheisenzeitlichen Elite im Osthallstattkreis dar. Seit seiner Entdeckung in der Mitte des 19. Jhs. war jedoch die Frage nach dem zugehörenden „Fürstensitz“ des im Grab Bestatteten bis zum Jahr 2004 nicht befriedigend zu beantworten. Bei gezielten Begehungen konnten in diesem Jahr im südlichen Gipfelbereich des Falkenbergs, eines langgestreckten Hügelzuges nördlich von Judenburg, der das ausgedehnte Aichfeld im Westen begrenzt, annähernd 100 Meter über dem Talboden erstmals künstliche Terrassen festgestellt werden, die auf eine ausgedehnte prähistorische Höhensiedlung hinwiesen.

LIDAR-Scan des Falken­ bergs bei Strettweg mit gut erkennbaren hallstattzeitli­ chen Siedlungsterrassen GIS-Steiermark

Mit Hilfe von LIDAR-Scans ließen sich in der Folge die ursprüngliche Dimension dieser Siedlung exakt eruieren: Diese zog sich in zwei, durch eine kleine Gräbergruppe getrennten Abschnitten über eine Länge von gut 2 km und eine Breite von über 300 m am Kamm des Falkenbergs und insbesondere am Ostabhang entlang und umfasste insgesamt ein Siedlungs­ areal von knapp 60 ha, womit sie überhaupt eine der größten bislang bekannten prähistorischen Siedlungen des gesamten Südostalpenraumes darstellt. Innerhalb der Siedlung selbst konnten mittlerweile über 150 teils ausgedehnte künstliche Siedlungsterrassen und Plateaus ausgemacht werden. Diese reichen besonders an der Ostseite des Falkenbergs in unterschiedlich gutem Erhaltungszustand stufenartig bis in das Aichfeld hinab. Die Siedlung selbst wies keinerlei erkennbare Befestigungen, wie beispielsweise Wälle oder Gräben, auf.

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Falkenberg bei Strettweg − hallstattzeitliche Gebäude­ reste und Gruben Foto: Georg Tiefengraber

Von 2006–2011 wurden schließlich durch Susanne Tiefengraber und den Verfasser gezielte Ausgrabungen am Falkenberg durchgeführt, deren Ergebnisse folgendermaßen zusammengefasst werden können: Bislang wurden auf fünf Siedlungsterrassen und einem größeren, künstlich eingeebneten Plateau Untersuchungen vorgenommen, die – abgesehen von einigen wenigen frühneuzeitlichen Objekten und Funden – ausschließlich hallstattzeitliche Befunde und entsprechendes Fundmaterial erbrachten. In sämtlichen Grabungsf lächen konnten vier Hauptbesiedlungsphasen festgestellt werden, wobei eine erste zu Beginn des 8. Jhs. v. Chr. einsetzte. Bereits in dieser ersten Phase dürfte nach Ausweis der Grabungs- und auch Oberf lächenfunde das gesamte weitläufige Areal am Berg besiedelt worden sein. Zu diesem Zweck wurden umfangreiche und aufwendige Terrassierungs- und Planierungsarbeiten vorgenommen, für die großteils künstliche Siedlungsterrassen aus dem anstehenden Fels herausgeschlagen sowie Felskuppen eingeebnet wurden. Eine entsprechend große Bevölkerungsanzahl schon in der Frühphase der Siedlung ist demzufolge vorauszusetzen. Auf den Siedlungsterrassen selbst wurden unterschiedlich große

Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet, wobei bislang über 20 Häuser vollständig oder in Ausschnitten – sowie zahlreiche zugehörende Gruben und Feuerstellen bzw. Öfen – ergraben werden konnten. Zur Errichtung der Gebäude wurden in der Regel rechteckige Gräbchen in den Fels eingetieft, in die hölzerne Schwellbalken eingesetzt wurden, die aufgehende Wandung der bis zu 8 x 4 m großen Gebäude dürfte hierbei in Blockbauweise ausgeführt worden sein. Zu Beginn des 7. Jhs. v. Chr. lässt sich in sämtlichen ergrabenen Bereichen eine Umbauphase konstatieren, wobei die alten Gebäude abgetragen und an derselben Stelle – jedoch in der Ausrichtung leicht abweichend – neue Gebäude in derselben Bautechnik errichtet wurden. Eine letzte Umbauphase fand vor der Mitte des 6. Jhs. v. Chr. statt, wobei sich die Bautechnik der Gebäude grundlegend änderte: Anstatt der Blockbauten begegnen nun ausschließlich Gebäude in Pfostenbauweise, bei der Pfosten bzw. Steher in eigene Gruben eingesetzt wurden, die dazwischen liegenden Wände wurden aus Rutenf lechtwerk ausgeführt, auf das innen und außen Lehmschichten aufgebracht wurden. Von diesem Lehmverputz fanden sich

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zahlreiche Reste, die mitunter eine Bemalung, Kalktünche oder eine plastische oder eingestempelte Verzierung besitzen können. Um die Mitte des 6. Jhs. scheint die Siedlungstätigkeit am Falkenberg weitestgehend abzubrechen, lediglich zwei bemerkenswerte frühlatènezeitliche Funde (Knauf eines Bronzehelmes vom Typ Berru und ein Bronzearmring) indizieren eine ansonsten nicht weiter greif bare Nutzung des Berges noch am Ende des 5. Jhs. v. Chr. Die Ausgrabungen erbrachten an Fundmaterial – neben Teilen von Pferdegeschirr, eisernen Lanzen- und Pfeilspitzen, Glasperlen, tönernen Feuerbockfragmenten sowie Reibund Mahlsteinen oder Tierknochen – vorwiegend Keramikfunde, die teilweise in ausgesprochen qualitätsvoller Ausführung vorliegen und oftmals noch Graphitüberzug oder eine

Ausschnitt aus den Bo­ denmagnetikmessungen bei Strettweg mit der Lage von vier als kreisförmige Struk­ turen erkennbaren Resten von einstmaligen monu­ mentalen Hügelgräbern von etwa 40 m Durchmesser − links unten Tumulus II, daneben das noch nicht untersuchte Grab Tumulus IV, unmittelbar nordwest­ lich davon sind die letzten Reste des „Kultwagengra­ bes“ Tumulus I sichtbar, im Nordosten befindet sich Tumulus III Grafik: Georg Tiefengraber

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zumeist geometrische Bemalung in schwarzer, roter oder weißer Farbe bzw. mit Graphit besitzen. Eine Reihe von gut erhaltenen Metallfunden, wie beispielsweise bronzene Fibeln, Gewandnadeln oder Armringe, erlaubt eine präzise Datierung der einzelnen Besiedlungsphasen und vermag überregionale Kontakte nachzuweisen. Eiserne Wagenteile, die ansonsten im Bereich der Osthallstattkultur fast ausschließlich aus besonders reichen Grabfunden bekannt sind, beweisen den einstigen Reichtum und die Bedeutung der Siedlung, worauf ja bereits die Beigaben aus dem „Fürstengrab“ hindeuteten. Für diesen Reichtum werden vermutlich – abgesehen von der verkehrsgeographisch begünstigten Lage am Schnittpunkt von NordSüd- und West-Ost-Handelswegen – die am Falkenberg selbst anstehenden Eisenerzlager-

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Reste der Steineinfassung der Holzgrabkammer von Tumulus II von Strettweg. Links schließt der noch mit Steinen verschlossene Ein­ gangskorridor an Foto: Georg Tiefengraber

stätten die Grundlage gebildet haben, die stellenweise noch bis ins 19. Jh. abgebaut wurden. Zahlreiche Eisenschlackenfunde aus dem gesamten Siedlungsbereich sowie Tondüsen- und Ofenwandungsreste deuten auf eine intensive Verarbeitung und Verhüttung von Eisen hin. Diese Spezialisierung an einer an sich eher ungünstigen Siedlungsstelle, wie sie der exponierte und wasserarme Falkenberg doch darstellt, verlangte nach einer entsprechenden Sicherung der Versorgung, die nur durch ein hauptsächlich landwirtschaftlich ausgerichtetes Umfeld möglich war, das die ausgedehnte Siedlung mit ihren zahlreichen Einwohnern mitversorgen konnte. Punktuell konnte eine Reihe von umliegenden zeitgleichen Siedlungen bei Rettungsgrabungen angeschnitten werden, bei denen es sich um weiler- bzw. dorfartige Strukturen handeln dürfte, die den Falkenberg in ca. 2 km Entfernung umgeben. Anhand von Altfunden lässt sich dieses Siedlungsnetz auch plausibel nach Westen, Osten und Südosten hin über einige Kilometer weiter verfolgen, sodass sich bei verstärkter Feldforschung ein eng strukturiertes Netz der hallstattzeitlichen Besiedlung des Aichfeldes und der umgebenden Hügel ergeben sollte.

Im direkten Umfeld des Falkenbergs wurden Ende 2011 Prospektionen großf lächig in Angriff genommen, wobei durch geophysikalische Untersuchungen im Bereich nördlich von Strettweg die Lage des abgekommenen, im Gelände nicht mehr erkennbaren „Kultwagengrabes“ eruiert werden sollte. Bei dieser Gelegenheit wurde nicht nur dieses Fürstengrab wiederentdeckt, sondern darüber hinaus die Reste eines ausgedehnten Gräberfeldes mit zahlreichen weiteren eingeebneten, teils monumentalen Hügelgräbern festgestellt, die sich primär als kreisförmige Gräben in der Bodenmagnetik abzeichneten. Einer der größten dieser Kreisgräben mit einem Durchmesser von ca. 40 m wies darüber hinaus in der Mitte gut erkennbare Reste einer steinernen Struktur (Grabkammer) auf. Auf Grund dieser geophysikalischen Messungen und wegen der zunehmenden Gefährdung und Zerstörung der Objekte durch die landwirtschaftliche Nutzung und vor allem wegen illegaler Sondengängertätigkeiten wurde 2012 mit der gezielten Untersuchung einzelner Gräber begonnen, wobei zuerst der erwähnte, am südwestlichen Rand des Gräberfeldes gelegene Tumulus II ergraben wurde.

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Die bisherigen Ergebnisse dieser Ausgrabung können bei erst begonnener Fundrestaurierung folgendermaßen zusammengefasst werden: Das Zentrum des Grabhügels bildete eine Holzgrabkammer mit einer insgesamt ca. 8 x 8 m großen massiven Steineinfassung, von der nur mehr wenige Lagen mit maximaler Höhe von 0,5 m erhalten waren. Der einstmals aufgehende Rest dieser nach Vergleichsbeispielen (z. B. Tumulus 1 und 2 von Vaskeresztes im westungarischen Komitat Vas) ursprünglich wohl mannshohen Kammer fiel der späteren landwirtschaftlichen Nutzung zum Opfer. Die Grabkammer selbst wies nach Südosten hin einen etwa meterbreiten Eingang auf, zu dem ein rund 9 m langer, mit Bruchund Rollsteinen zugesetzter Zugangskorridor bzw. Dromos führte. Der Dromos endete im Südosten in einer aus faustgroßen Rollsteinen gesetzten, annähernd rechteckigen Pf lasterung. Die Kammer war schließlich von einem schon in der Geoprospektion gut erkennbaren Kreisgraben mit einem Durchmesser von ca. 40 m umgeben, der noch eine erhaltene Breite von rund 4 m bei einer Tiefe von 1,5 m besaß. Der in den anstehenden Schotterboden eingetiefte Sohlgraben wurde sowohl an der Innenals auch an der Außenseite von jeweils einem kleinen Gräbchen begleitet, das vermutlich der Verankerung einer Art Palisade gedient haben dürfte, die den Grabhügel und den Graben einerseits vor Erosion schützen sollte und andererseits eine begrenzende Einfassung bildete. Im Inneren dieses Kreis- bzw. Umfassungsoder Materialentnahmegrabens wurde schließlich ein monumentaler Grabhügel mit einer Höhe von bis zu 10 m über der Grabkammer aufgeworfen, der die darin Bestatteten schon von außen als herausragende Personen zu erkennen gab. In der Grabkammer selbst fanden sich an verschiedenen Stellen die Bestattungen von drei Personen, die allesamt am Scheiterhaufen ver-

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brannt worden waren. Der Leichenbrand des „Fürsten“ und eines weiteren Mannes befanden sich in der nordöstlichen Grabkammerecke, wobei Bronzegefäße als Urnen dienten (Bronzeamphore und ein Kreuzattaschenbecken, auf das eine Breitrandschüssel als Deckel aufgesetzt worden war). Beiden Männern wurde jeweils ein Waffensatz mitgegeben, wobei sich auf und neben der Bronzeamphore eine Garnitur aus zwei großen eisernen Streitbeilen (Tüllen- und Ärmchenbeil) sowie zwei Lanzenspitzen und – als unerwartete Überraschung – einem in diesem Gebiet fremdartig anmutenden eisernen Hallstattdolch fand. Diese teils „übergroßen“ Prunkwaffen sind wohl dem „Fürsten“ zuzuweisen, wobei die beiden Lanzenspitzen he­ rausragen, die über verzierte bronzene Tüllen verfügten und einen halben Meter lang waren. Dem „Fürsten“ wurde weiters sein prunkvoll verzierter Bronzehelm ins Grab mitgegeben, der am Scheitel mit kleinen adorantenartigen Bronzefiguren versehen war. Bei diesem Helm vom Typ Murlo handelt es sich um eine unikate Variante, die eine Hybridform zwischen den Helmen mit Krem­penverstärkung, den Buckelhelmen und den Helmen mit zusammengesetzter Kalotte darstellt − vermutlich handelt es sich um ein in Mittelitalien hergestelltes Stück, das möglicherweise vor Ort noch überarbeitet worden war. Ein vorzüglich erhaltenes bronzenes Schwert vom Typ Tachlovice diente dem „Fürsten“ weniger als Waffe denn als Insignie der Macht und kann in die Reihe der hinlänglich bekannten „Traditionsschwerter“ gestellt werden. Gleichartige Schwerter liegen bemerkenswerterweise aus dem „Fürstengrab“ von Gornja Radgona/ Oberradkersburg sowie aus dem „Panzergrab“ von Stična/Sittich vor. Eisernes Pferdegeschirr kennzeichnet die verstorbenen Männer als Reiterkrieger, vereinzelte eiserne Wagenbestandteile (z. B. Rad­­ reifenbeschläge) eines wohl vierrädrigen Prunk-

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Tumulus II von Strettweg − Bronzeschwert vom Typ Tachlovice in Fundlage Foto: Georg Tiefengraber

oder Totenwagens wurden dem Fürsten – gleichsam im Sinne einer pars-pro-toto-Beigabe – ebenfalls ins Grab mitgegeben. Der Leichenbrand der Frau befand sich in der gegenüberliegenden, südwestlichen Grabkammerecke und war ebenfalls in einem reich verzierten Bronzegefäß (Kreuzattaschenbecken, auf das ein Bronzedeckel mit Klapperblechanhängern aufgesetzt worden war) deponiert. Der verstorbenen Frau wurden u. a. ein (weitgehend verschmolzenes) Glasgefäß sowie zwei Bronzefibeln (Schlangenfibel und Fibel mit Bügel mit Bernsteinbesatz ?) ins Grab mitgegeben. Die westliche Grabkammerwand entlang wurden mehrere prunkvoll mit roter Bemalung und applizierten Zinnfolien verzierte Kegelhalsgefäße gestellt, die als Auf bewahrungsbehälter für Getränke (Wein ?) dienten. In einem dieser Gefäße fanden sich sogar zwei fein verzierte, ineinander gestellte Bronzeschalen, die als Schöpfgefäße dienten. Bemerkenswert ist schließlich, dass sich an und um die Metallfunde zahlreiche organische Reste, wie z. B. Hölzer, Textilien, Leder, Gef lechte oder Schnüre erhalten haben, die einen guten Eindruck davon geben können, was sich neben den Metall- und Keramikbeigaben einstmals ebenfalls in der dicht voll geräumten Grabkammer

befand (z. B. Holzmöbel und -gegenstände, Teppiche, Gewänder und andere Textilien, Felle, Körbe etc.). Nachdem die Bestattungen und Beigaben in der Grabkammer deponiert worden waren, wurde diese teilweise mit Resten des Scheiterhaufens verfüllt. Zahlreiche Reste von Keramikgefäßen sowie von verschmolzenen Bronzegegenständen, die ebenfalls am Scheiterhaufen mit verbrannt worden waren, wurden schließlich zusammen mit tierischem Leichenbrand noch im Eingangsbereich und im Dromos deponiert, bevor dieser endgültig mit Steinen verschlossen wurde. Es zeichnet sich somit – wie schon bei anderen osthallstättischen Fürstengräbern vermutet – deutlich ab, das de facto zwei Beigaben- bzw. Ausstattungssätze in das Grab gelangten: Zum einen handelt es sich dabei um eine am Scheiterhaufen mit verbrannte Garnitur, von der eben großteils verschmolzene und hitzebeschädigte Reste im Dromos deponiert wurden, zum anderen um eine zweite, intakte Ausstattung, die den Verstorbenen ein standesgemäßes Auftreten im Jenseits gewährleisten sollte. Aufgrund der Trachtbestandteile wurde in ersten Vorberichten noch eine erste Datierung in die zweite Hälfte des 7. Jhs. v. Chr. bzw. knapp vor 600 v. Chr. angegeben, doch deutet der erst bei der Restaurierung als solcher erkennbare bereits typologisch entwickelte Hallstattdolch auf einen davon abweichenden, merklich jüngeren chronologischen Ansatz hin. Erst nach Abschluss der Restaurierung und Vorlage des gesamten Grabinventars wird diese Diskrepanz im zeitlichen Ansatz einzelner Funde ernsthaft zu diskutieren sein, die verschiedene Interpretationsmöglichkeiten im Bestattungsablauf andeutet. Aufgrund der oben schon angeführten Gründe wurde im Herbst 2012 der Bereich des durch die Bodenmagnetik wiederentdeckten „Kultwagengrabes“ (Tumulus I) durch

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eine Ausgrabung (von Susanne Tiefengraber und dem Verfasser) untersucht. Dieses Grab war 1851 erstmals beim Pf lügen angefahren worden, bei dieser Gelegenheit wurden vom Landwirt Ferdinand Pfeffer bronzene Figuren und andere Teile des Kultwagens geborgen. Ein Teil der damals aufgelesenen Funde wurde in weiterer Folge als Kinderspielzeug verwendet, einiges dürfte auch in Verlust oder heute unbekannten Besitz geraten sein. Der Aufmerksamkeit des seinerzeitigen Stadtpfarrkaplans Wilhelm Decrignis ist es zu verdanken, dass die greif baren Funde zusammengesammelt wurden, auch setzte er den damaligen k. k. Universitätsprofessor für Kirchengeschichte in Graz, Matthias Robitsch, von den außergewöhnlichen Gegenständen in Kenntnis. Dieser unternahm im darauf folgenden Jahr 1852 eine – allerdings nur zweitägige – Ausgrabung an der Fundstelle, wobei einerseits Reste einer Steinkonstruktion – eben der steinernen Grabkammer – erfasst, andererseits zahlreiche weitere Funde getätigt wurden, die die Mehrzahl der heute im Universalmuseum Joanneum auf bewahrten Stücke darstellen. Entweder aus dieser Grabung oder einer wohl davor schon von Ferdinand Pfeffer durchgeführten „Schürfung“ scheint eine ganze Reihe zusätzlicher Funde zu stammen, die in weitere Folge über Jahrzehnte hinweg zusammengesammelt und erworben wurden, wobei dem Gymnasialprofessor Franz Ferk besondere Verdienste zu Teil wurden, und die schließlich ebenfalls großteils ins Joanneum gelangten. Obwohl vor Beginn der Ausgrabung 2012 somit bereits klar war, dass dieses Grab zumindest einmal, vermutlich aber sogar schon zweimal „durchgegraben“ worden war, wurde die vermutlich letzte Möglichkeit wahrgenommen, um das durch den Pf lug bereits erheblich zerstörte Grab noch einmal – und wohl abschließend – mit modernen Methoden auszugraben und zu dokumentieren.

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Zu Beginn der archäologischen Untersuchungen waren von dem einstmals monumentalen Hügelgrab bis auf eine kaum wahrnehmbare Erhebung und zahlreiche durch den Pf lug herausgeackerte Steine keinerlei Reste mehr erkennbar. Nach dem Abtragen des Ackerhumus zeigte sich eine beachtlich große steinerne Grabkammereinfassung mit einer Größe von 12 x 12 m, von der allerdings nur mehr die untersten Steinlagen erhalten waren, der Rest der ursprünglich mannshohen und begehbaren Holzgrabkammer war bereits im Laufe der Jahrhunderte der landwirtschaftlichen Nutzung des Areals zum Opfer gefallen. Auch diese Grabkammer besaß einen Eingangskorridor, der interessanterweise exakt dieselbe Orientierung in Richtung Südsüdost aufwies wie der Korridor des im Frühjahr 2012 untersuchten „Fürstengrabes II“. Ob hierbei astronomische Überlegungen für die Ausrichtung der Eingänge der Kammern ausschlaggebend waren, oder ob hierfür andere Gründe anzuführen sind, muss vorerst offen bleiben. Der Grabhügel selbst, der ursprünglich einen Durchmesser von etwa 35 m bei einer Höhe von rund 10 m aufwies, war von einer Steinmauer (Krepis) eingefasst, die zusätzlich noch außerhalb von einem seichten Graben umgeben war. Im Inneren der Steingrabkammer konnten an drei Stellen die Spuren der Grabungen von 1852 erfasst werden: Ein erster „Störungstrichter“ fand sich im Bereich des Eingangskorridors. Hier waren allerdings seinerzeit nur einige Keramikfragmente und verschmolzene Bronzereste angetroffen worden, sodass man die Grabungen bald wieder abbrach. Ein zweiter Grabungsversuch traf genau in die über 2 m breite hintere steinerne Grabkammerwand und wurde ebenfalls nach Kurzem wieder eingestellt. An einer dritten Stelle hatte die Grabung 1852 Erfolg: Hierbei stieß man entlang der hinteren Grabkammerwand auf zahlreiche – wohl durch den Erd-

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Letzte Reste der Steinein­ fassung der Holzgrabkam­ mer des „Kultwagengrabes“ Tumulus I von Strettweg. Von Südosten her (Bild­ vordergrund) führte ein mit Steinen verschlossener Eingangskorridor in die Grabkammer Foto: Georg Tiefengraber

druck zerdrückte – Bronzegefäße, von denen man die größeren Teile herauszog, kleinere Bruchstücke verblieben in der Kammer. Weiters fand man die oben schon erwähnten Stücke (Waffen, Pferdegeschirr, Frauenschmuck etc.), wobei mittlerweile durch die erneute Grabung deutlich wurde, dass diese Funde – gleich wie in „Fürstengrab II“ – jeweils in einzelnen Beigabengruppen in der Grabkammer aufgestellt waren. Es ist davon auszugehen, dass 1852 zuerst eine derartige Beigabengruppe erfasst sowie herausgeräumt und dann einfach seitlich nach der nächsten Gruppe weiter gesucht wurde. Auf diese Art und Weise wurde in zwei Tagen annähernd die Hälfte der Grabkammer „durchgegraben“, viele Beigaben wurden durch diese eher sorglose Arbeitsweise übersehen und konnten nun bei der erneuten Ausgrabung dokumentiert und geborgen werden. Hierbei sind vor allem einzelne Fragmente zu erwähnen, die vermutlich vom „Kultwagen“ oder dem wohl zugehörenden Kessel stammen. Weiters sind unzählige, teils prunkvoll verzierte Bruchstücke von Bronzegefäßen zu nennen, die teilweise zu heute im Universalmuseum Joanneum auf bewahrten Gefäßen, aber auch zu mehreren bislang noch nicht bekannten Bronzegefäßen

gehören. Neben den schon bekannten zwei eisernen Pferdetrensen wurden Teile von drei, vielleicht sogar vier weiteren Trensen gefunden, die belegen, dass in dem Grab – neben einem Gespann für einen Wagen – wohl drei bzw. vier Reitpferde bzw. deren Geschirr deponiert worden waren. Zur Waffenaustattung des „Fürsten“ oder eines mitbestatteten Dieners bzw. Knappen gehörten weiters ein eisernes Streitbeil sowie Bruchstücke von eisernen Lanzenspitzen. Besonders zu erwähnen sind über 2.500 Bernsteinperlen, die Größen von 2 mm bis zu 3 cm aufweisen und die – so wie eine stattliche Anzahl von verzierten Bronzeblechen mit Anhängern und mehrere Goldperlen – zur Ausstattung der im Grab bestatteten Frau gehörten. Im Nordwestbereich der Grabkammer konnten darüber hinaus Reste einer zwar bereits durch die Altgrabungen gestörten, dennoch weitgehend dokumentierbaren Brandbestattung in einem als Urne verwendeten prunkvoll verzierten Kragenrandgefäß erfasst werden, bei der es sich nach Ausweis eines schmalen bronzenen Spiralarmringes wohl um die Bestattung einer jungen Frau bzw. eines Mädchens handelte. Insgesamt scheinen – vor einer eingehenden

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anthropologischen Auswertung der reichlichen Leichenbrandreste – im „Kultwagengrab“ vier Personen beigesetzt worden zu sein, nämlich zwei Männer, eine Frau und eine junge Frau bzw. ein Mädchen. Die Anzahl der Bestatteten würde in diesem Fall mit der Anzahl des im Grab deponierten Pferdegeschirres in Einklang zu bringen sein, von dem folglich vier Trensen für Reitpferde bestimmt waren; ein weiteres Trensenpaar gehörte wohl zu den beiden Zug-

Bernsteinperlenketten aus dem „Kultwagengrab“ Tumulus I von Strettweg Foto: Susanne Tiefengraber

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pferden des beigegebenen Prunkwagens. Die Funde erlauben eine Datierung des Grabes in die Zeit um 600 v. Chr. Bemerkenswert bleibt die Tatsache, dass die Ausstattungsgegenstände, die wohl der bestatteten Frau zuzuweisen sein dürften, einen beachtlichen Reichtum widerspiegeln und von dem ansonsten im Südostalpenraum Bekannten deutlich abweichen. Insbesondere der Gewandbesatz mit zahlreichen verzierten Bronzeplättchen und der Goldschmuck heben diese Frau hervor und verleihen ihr – nicht nur – innerhalb des Grabes einen besonderen Status. Es wird in weiterer Folge nach Abschluss der Restaurierung zu überlegen sein, ob sich hinter dieser Frau tatsächlich nur eine der Frauen des „Fürsten“ verbirgt, oder ob der „Überreichtum“ der Ausstattung u. a. auf eine andere Funktion der Frau hinweist. Richtet man den Blick in das zeitgenössische Mittelitalien (z. B. ins Picenum oder nach Etrurien), in das zahlreiche Kontakte belegbar sind, so könnte auch darüber spekuliert werden, ob die im Strettweger „Kultwagengrab“ bestattete Frau – analog dazu – nicht auch etwa die Funktion einer „Priesterin“ inne gehabt haben könnte. Diese Überlegung würde beispielsweise erklären, warum die Ausstattung der bestatteten Männer „minderer“ ausfällt als beispielsweise in dem im Frühjahr 2012 ergrabenen Strettweger „Fürstengrab“ Tumulus II, fehlen doch jegliche Hinweise auf eine an sich obligate Schutzbewaffnung. Unter diesem Aspekt wäre konsequenterweise auch zu hinterfragen, ob der Kultwagen nun tatsächlich einem (vermeintlichen) „Fürsten“ ins Grab mitgegeben wurde oder nicht etwa doch der Frau mit potentiell „priesterlicher“ Funktion. Abschließend darf noch auf ein weiteres Phänomen hingewiesen werden, dass ebenfalls erst nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten ausreichend beurteilt werden kann: Wie schon bei Tumulus II (oder aber auch im Kröllko-

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gel in Kleinklein) fanden sich auch im „Kultwagengrab“ Tumulus I im Dromosbereich neben zahlreichen reich verzierten Gefäßkeramikfragmenten unzählige verschmolzene Bronzebruchstücke und -tropfen, bei denen es sich wohl um mit dem bzw. den Toten am Scheiterhaufen mit verbrannte Reste einer Beigabenausstattung handelt, die schlussendlich im Eingangskorridor bzw. Dromos abschließend deponiert wurden. Demzufolge befanden sich schließlich auch in diesem Grab selbst (zumindest) zwei Beigabenausstattungen, nämlich eine verbrannte und eine wohl der verbrannten entsprechende intakte, die eben bereits in großen Teilen seit dem 19. Jh. bekannt ist. Bemerkenswerterweise fanden sich nun unter den ver- bzw. angeschmolzenen Bronzefragmenten im Dromosbereich auch Stücke, die offensichtlich von Bronzefiguren stammten, die in ihrer Größe den vom Kultwagen bekannten Figuren entsprachen. Somit drängt sich zum momentanen Zeitpunkt die Frage auf, ob sich im Grab tatsächlich nur ein Kultwagen befand, oder ob nicht Teile eines zweiten Wagens in angeschmolzener Form vorhanden sind, die zur ursprünglichen Primärausstattung gehörten, welche am Scheiterhaufen mitsamt den Verstorbenen mit verbrannt worden war. Zwei weitere „Fürstengräber“ konnten schließlich im Jahr 2013 untersucht werden: Dabei handelte es sich einerseits um den in der „Hauptgruppe“ der Strettweger Nekropolen gelegenen Tumulus III, dessen kreisförmig angelegter Umfassungsgraben einen Durchmesser von knapp 37 m besaß. Im Zentrum des Grabhügels befand sich ursprünglich eine etwa 5 x 5 m große hölzerne Grabkammer, die allerdings − vermutlich sogar erst in der 1. Hälfte des 20. Jhs. − gründlich geplündert wurde. Die wenigen erhaltenen Funde weisen jedoch darauf hin, dass in der Kammer zwei Personen bestattet worden waren: Zum einen handelte es sich dabei um einen Mann, dem

wiederum ein Waffensatz, von dem noch eiserne Lanzenspitzen vorhanden waren, sowie ein sog. Schüsselhelm in das Grab mitgegeben worden waren. Einer Frau sind hingegen tönerne Webgewichte als Bestandteile eines Webstuhles, eine Bronzefibel mit geknotetem Bügel sowie eine blaue Glasperle zuzuweisen. Erneut fanden sich auch eiserne Beschlagteile eines Wagens (Radreifenbeschläge und zugehörende Nägel), der wohl als Toten- oder Prunkwagen interpretiert werden darf. Helm und Fibel erlauben vorerst eine Datierung in die 1. Hälfte des 7. Jhs. v. Chr., wodurch sich Tumulus III als bislang ältestes „Fürstengrab“ in Strettweg zu erkennen gibt. Zu erwähnen bleibt noch das im Herbst 2013 untersuchte „Fürstengrab“ „Bleikolmhügel“ im nördlich von Strettweg gelegenen Waltersdorf, bei dem es sich um ein von einem kreisförmig umlaufenden Graben eingefasstes Hügelgrab von ursprünglich 55 m Durchmesser gehandelt hat, das bis zu seiner Einebnung im Jahr 1953 noch mehrere Meter hoch erhalten war. In diesen Tumulus, der überhaupt einen der größten bekannten Grabhügel innerhalb der Hallstattkultur darstellte, wurden in provinzialrömischer Zeit (1.−2. Jh. n. Chr.) und im Frühmittelalter (8./9. Jh. n. Chr.) erneut Gräber angelegt bzw. eingetieft. Das Zentrum des Tumulus bildete eine 7 x 7 m große, mannshohe und begehbare Holzgrabkammer, die von einer massiven, 13 x 13 m großen Steinpackung richtiggehend „überhügelt“ wurde. In die Kammer führte ein holzverschalter Zugangskorridor, der nach Einbringung der Bestattungen und Beigaben abschließend mit einer Steinpackung verschlossen wurde. Obwohl das Grab selbst offenkundig bereits zeitgenössisch großteils beraubt worden war, fanden sich Reste der prächtigen Grabausstattung, wie Bronze-, Glas- und Keramikgefäßbruchstücke, eiserne Waffen- und Wagenteile, Bronzezierbeschläge oder Bernstein- und Glasperlen, die

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Steineinfassung der Holz­ grabkammer des „Bleikolm­ hügels“ bei Waltersdorf und Eingangskorridor Foto: Georg Tiefengraber

erneut einen Hinweis darauf zu liefern vermögen, dass zumindest ein Mann und eine Frau in diesem Grab bestattet worden waren. Darüber hinaus konnten zwei Nachbestattungen festgestellt werden, bei denen die Leichenbrände in prächtig verzierten Keramikgefäßen bzw. Urnen deponiert worden waren. Die erhaltenen Beigaben erlauben vorläufig eine Datierung des Grabes in das 5. Jh. v. Chr., wodurch der „Bleikolmhügel“ derzeit als jüngstes „Fürstengrab“ von Strettweg betrachtet werden darf. Während in der mittleren und unteren Steiermark die sog. Steirisch-Pannonische Gruppe der Osthallstattkultur um die Mitte des 6. Jhs. v. Chr. einen erheblichen Rückgang erlebt, der sich im Fehlen der „Fürstengräber“ sowie überhaupt im Abklingen der Hügelgräbersitte zu erkennen gibt, überdauern die hallstattzeitlichen Machtzentren an der von Hallstatt in den Süden führenden Hauptverkehrsroute in der Obersteiermark sowie auch in Kärnten. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass durch eine intensivierte Feldforschung binnen weniger Jahre eine ausgedehnte früheisenzeitliche Siedlungskammer mit dem prominenten Wirtschafts- und Machtzentrum am Falkenberg bei Strettweg erfasst werden

konnte. Stellten bis 2006 das hinlänglich bekannte „Kultwagengrab“ und eine Handvoll Streufunde die Quellenbasis für die Kenntnis zur Hallstattzeit in dieser inneralpinen Beckenlandschaft dar, so ist es mittlerweile möglich, ein weitläufiges Netz der hallstattzeitlichen Besiedlung in diesem Areal nachzuzeichnen. Durch Geoprospektionen im Umfeld des Falkenbergs konnten darüber hinaus weitere – teils sogar noch obertägig erhaltene – Hügelgräber konstatiert werden, von denen einige aufgrund ihrer einstigen Größe als „Fürstengräber“ anzusprechen sind, von denen ein unberaubtes 2012 untersucht wurde. Auch das berühmte „Kultwagengrab“ wurde in demselben Jahr noch einmal ausgegraben, wodurch zwar einerseits viele Punkte zu klären waren (z. B. Art und Konstruktion des Grabes und der Steingrabkammer oder die Position einzelner Gegenstände innerhalb derselben), andererseits ergaben sich gerade dadurch zahlreiche neue Fragen, die schon jetzt anzudeuten vermögen, dass unsere Vorstellungen von derartigen „Fürstengräbern“ nach Abschluss der Restaurierungen und der interdisziplinären Auswertungen im mancher Hinsicht neu überdacht werden sollten.

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Nur ansatzweise lässt sich zum momentanen Zeitpunkt die Situation der hallstattzeitlichen Besiedlung im Bereich um Murau sowie um Neumarkt erfassen. Abgesehen von einzelnen Altfunden, wie etwa einer zweischleifigen bronzenen Bogenfibel aus Oberwölz168 sowie von Resten wohl zerstörter Gräber aus dem Umfeld von St. Lambrecht (z. B. Henkelschalen und Leichenbrand in der Sammlung des Stiftes St. Lambrecht),169 sind hier primär durch Begehungen und vereinzelt auch durch Ausgrabungen aufgedeckte Funde und Befunde anzuführen. Gerade rund um das Neumarkter Hochbecken zeichnet sich mittlerweile eine bemerkenswerte Dichte an teils exponierten Höhensiedlungen ab, wie etwa auf dem Adelsberg bei Mariahof,170 am Burgberg der Ruine Steinschloss bei Mariahof 171 sowie vor allem auf dem sog. Burgstall bei Tauchendorf nahe St. Veit in der Gegend.172 Dieser stellt eine knapp 20 ha große unbefestigte Höhensiedlung unweit der heute steirisch-kärntnerischen Grenze östlich oberhalb des Olsabaches dar, die nach Ausweis erster gezielter Sondagegrabungen (von Susanne Tiefengraber und dem Verfasser) im Jahr 2008 ebenfalls in die Hallstattzeit datiert werden kann (Ha C und Ha D?). Im Zuge dieser kleinf lächigen Ausgrabungen konnten zwar einzelne Gebäudereste in Pfostenbauweise angeschnitten werden, vollständige Grundrisse waren dabei aber nicht zu gewinnen. Noch nicht abschließend beurteilbar sind die bislang unpubliziert gebliebenen hallstattzeitlichen Keramikfunde aus dem Bereich der Ruine Steinschloss, die gleichsam am Südrand des Murtales oberhalb von Teufenbach den Weg aufwärts in das Neumarkter Hochtal kontrollierte. Im Zuge der Burgsanierungsarbeiten konnten hierbei durch den Verein FIALE ( Jasmine Wagner) im Bereich der „Kernburg“ auf der obersten Felskuppe stark holzkohlehältige Schichten mit hallstattzeitlicher Keramik erfasst werden.173 Ob es sich hierbei um Sied-

lungsreste in ungewöhnlich exponierter Lage handelt, oder ob dieser Befund anders − etwa im Sinne eines (Brand-?) Opferplatzes − zu interpretieren sein könnte, kann vorerst nicht schlüssig beurteilt werden. Immerhin könnte damit zum ersten Mal ein konkreter Hinweis auf bislang nicht wirklich greif bare hallstattzeitliche „Kult- bzw. Opferplätze“ im weiteren Sinn gegeben sein. Dementsprechend ist der Fund- und Befundvorlage mit Interesse entgegenzusehen. Unklar bleibt im Kontext mit den eben erwähnten Siedlungen im Umfeld der reichen Eisenerzlagerstätten von Hüttenberg oder der Grebenzen, ob − und gegebenenfalls inwieweit − diese schon mit einer potentiellen Eisengewinnung in Zusammenhang gebracht werden könnten. Abgesehen von einzelnen kleinteiligen Eisenschlackenfunden vom Tauchendorfer Burgstall, bei denen es sich vermutlich aber wohl eher um Schmiedeschlacken handeln dürfte, liegen dazu (noch) keine verwertbaren Hinweise vor. Siedlungen Der Forschungsstand zum Siedlungswesen der Hallstattzeit hat sich − wie oben ersichtlich − in den letzten zehn Jahren spürbar verbessert, wobei insbesondere die verstärkte und gezielte Grabungstätigkeit in obersteirischen Höhensiedlungen bemerkenswerte Erkenntniszuwächse und Ergebnisse erbracht hat, die jedoch erst teilweise publiziert werden konnten. Trotzdem muss festgehalten werden, dass Grabfunde auch weiterhin die primäre und wohl auch deutlich ergiebiger auswertbare Quellenkategorie zur hallstattzeitlichen Besiedlung innerhalb der Steiermark darstellen. Grundsätzlich zeigt sich bei der Betrachtung der hallstattzeitlichen Siedlungsdynamik in der Ober- und Mittelsteiermark ein in der Regel grundsätzlich divergierendes Bild, auf

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das schon bei der Besprechung der urnenfelderzeitlichen Siedlungsstrukturen hingewiesen wurde. So kann für die überwiegende Mehrzahl der bislang bekannt gewordenen (großen) hallstattzeitlichen Höhensiedlungen der mittleren Steiermark festgestellt werden, dass diese zumeist eine Siedlungskontinuität seit der späten Urnenfelderzeit bzw. der Stufe Ha B aufweisen; mitunter lassen sich einzelne Siedlungen in scheinbar ungebrochener Entwicklung sogar bis nach Ha A zurückverfolgen, wie etwa die prominente Siedlung auf dem Wildoner Schlossberg. Diese Siedlungen, wie etwa der Ringkogel bei Hartberg, der Frauenberg bei Leibnitz, der Grazer Schlossberg oder zum Beispiel der Kulm bei Weiz174 und insbesondere der Burgstallkogel in Großklein, stellen hierbei jedes Mal exponierte Höhensiedlungen dar, deren unterschiedliche topographische Lage bereits oben beschrieben worden ist. Wichtig festzuhalten ist die Tatsache, dass bei fast all diesen Höhensiedlungen der materiell und befundmäßig greif bare Besiedlungsschwerpunkt noch in der Stufe Ha B zu liegen scheint, intakte hallstattzeitliche Siedlungsreste und Funde stellen eher den Ausnahmefall dar. Gerade auf dem Burgstallkogel in Großklein wurde dieser diametral auseinanderdriftende Gegensatz zwischen der Belegung der Hügelgräbernekropole und den feinchronologisch korrelierbaren Siedlungsbefunden und -funden bereits nachdrücklich herausgestrichen. Ein ähnliches Bild kann gleichermaßen beispielsweise für den Ringkogel bei Hartberg gezeichnet werden, wo aus zerstörten Tumuli Keramikfunde überliefert sind (z. B. rot-schwarz bemalte Ware), wie sie in der Siedlung selbst nur in geringer Menge angetroffen werden konnten. In manchen Fällen, wie eben dem Ringkogel bei Hartberg oder aber dem Kulm bei Weiz, könnte ein derartiges Nachlassen an hallstattzeitlichem Fundanfall zwar auf die jüngere, mittel- und spätlatè-

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nezeitliche Nutzung zurückgeführt werden, im Zuge derer die Errichtung der auch heute noch sichtbaren Wallkonstruktionen erfolgte, doch bietet auf der anderen Seite diese spätere Überprägung keine schlüssige Erklärung für das merkliche Versiegen hallstattzeitlicher Funde etwa auf dem Burgstallkogel in Großklein. Gerade auf den erwähnten „großen“ ost­ steirischen Höhensiedlungen dürfte noch während der Stufe Ha C mit einem deutlichen Nachlassen der Besiedlung zu rechnen sein, spätestens aber mit Ha D1 bzw. in der 1. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. scheinen diese Siedlungen weitgehend abzubrechen. Auf der anderen Seite kann gerade in der Oststeiermark nunmehr eine Reihe von durchwegs kleineren, wohl nie 1 ha Größe überschreitenden Höhensiedlungen angeführt werden, die sich primär an beiden Rändern des mittleren Raabtals konzentrierten. So sind etwa vom Saazkogel bei Paldau sowie vom Kirchberg in Kirchberg an der Raab bis dato ausschließlich Keramikfunde einer entwickelten Phase der Stufe Ha C und Ha D1 bekannt geworden, ähnliches zeichnet sich auch für den Auersberg bei Gniebing ab, allerdings entzieht sich dieser mangels ausreichender Funde einer abschließenden Beurteilung. Zumindest bei den beiden Erstgenannten ist definitiv keine Siedlungskontinuität von Ha B nach Ha C festzustellen. Mit diesen doch merklich kleineren und deutlich geringer exponierten oststeirischen Höhensiedlungen sind jedes Mal Hügelgräbergruppen in Verbindung zu bringen, von denen bislang allerdings nur die Tumuli vom Saazkogel eine weiterführende Beurteilung erlauben. Soweit feststellbar, deckt sich hierbei der Zeitraum der Besiedlung weitestgehend mit der Belegungsdauer der Hügelgräber. Gänzlich anders präsentiert sich nun das Bild der hallstattzeitlichen Besiedlungsdynamik auf den obersteirischen Höhensiedlungen: Lediglich am Kulm bei Trofaiach, der in seiner

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topographischen Lage im vorherigen Kapitel bereits beschrieben worden ist, lässt sich ein Fortleben der in der späten Urnenfelderzeit angelegten Siedlung bis in eine Frühphase der Stufe Ha C bzw. bis ins 8. Jh. v. Chr. feststellen. Im Falle des Burgstalls bei Pötschach wird eine derartige Kontinuitätsfrage erst nach der Vorlage des bemerkenswerten Fundmaterials zu diskutieren sein. Sämtliche anderen obersteirischen Höhensiedlungen, wie etwa der Falkenberg bei Strettweg, der Kulm bei Aigen im Ennstal, der Häuselberg bei Leoben, der Burgstall bei Tauchendorf/St. Veit in der Gegend, der Zuckenhut bei Kobenz oder der Schlossberg nahe St. Lorenzen bei Knittelfeld werden nach derzeitigem Forschungsstand erst zu Beginn bzw. spätestens im Laufe des 8. Jhs. v. Chr. an Stellen errichtet, an denen bislang keine urnenfelderzeitlichen Vorgänger nachweisbar sind. Vielmehr entsteht momentan der Eindruck, dass diese oft mehrere Dutzend Hektar großen Anlagen auf „grünem Waasen“ und in einem Zug angelegt worden sind. Dass diese Diskontinuität der urnenfelder- und hallstattzeitlichen Siedlungen mit gezielten Bevölkerungsverschiebungen und vor allem -konzentrationen in Verbindung zu bringen sein dürften, liegt auf der Hand. Ein gleichartiges Phänomen zeichnet sich derzeit bekanntlich sehr deutlich in den wesentlich besser erforschten Gebieten von Dolenjska/Unterkrain und der Bela Krajina in Südostslowenien ab, wo ebenfalls eine Siedlungsverlagerung zu Beginn der Hallstattzeit evident ist. Es darf deshalb vorsichtig der Verdacht formuliert werden, dass auch in der Obersteiermark die weitgehende Aufgabe der kleiner dimensionierten urnenfelderzeitlichen Höhensiedlungen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Neuerrichtung der weitaus größeren hallstattzeitlichen „Zentralsiedlungen“ steht. In weitestem Sinne könnte dieser rasch vollzogene Prozess als eine Art „Synoikismos“ verstanden werden, der na-

turgemäß eine Konzentration von Personen − und damit verbunden wohl auch (religiöser und weltlicher) Macht − mit sich bringt. Diese sich dadurch ergebende Bevölkerungsverdichtung auf nunmehr deutlich engerem Raum stellt wohl überhaupt erst die Grundlage und die Kapazität zur Errichtung derartig ausgedehnter Siedlungen dar. Dass damit auch eine verstärkte hierarchische Strukturierung Hand in Hand zu gehen scheint, wird durch die regelhaft normiert wirkenden Grabinventare sowie in weitere Folge auch durch die Differenzierung in den Größen der Grabmonumente selbst sehr konkret greif bar. Aus heutiger Sicht erstaunlich ist die Tatsache, dass sämtliche dieser großen hallstattzeitlichen Höhensiedlungen − nicht nur − der Obersteiermark unbefestigt geblieben sind, wodurch die aus dem Bereich des Westhallstattkreises, aber auch aus Dolenjska/ Unterkrain übernommenen modellhaften Vorstellungen der befestigten „Fürstensitze“ obsolet werden. Gerade die jahrzehntelange Verhaftung in diesen vorgegebenen und auch auf den ersten Blick schlüssigen Mustern war wohl zweifelsohne bei der Suche nach hallstattzeitlichen Siedlungen auf dem Gebiet der heutigen Steiermark nicht unbedingt von Vorteil. Neben den Höhensiedlungen sind bislang erst einige wenige hallstattzeitliche Flachlandsiedlungen als dazu konträrer Siedlungstyp bekannt geworden, die jedoch allesamt nur sehr schlecht bzw. ausschnitthaft untersucht worden sind. Lediglich in unpublizierten Fundberichten erwähnt ist beispielsweise eine Reihe von Flachlandsiedlungen, die im Jahr 2011 im Zuge des Fernwärmeleitungsbaues zwischen Pöls und Judenburg im unmittelbaren Umfeld des Falkenbergs bei Strettweg angeschnitten wurden und notdürftig dokumentiert werden konnten. Diese Befunde vermochten immerhin zu belegen, dass die ohnehin bereits fast 60 ha große „Zentralsiedlung“ auf dem Falkenberg von kleineren Siedlungen und Gehöften in erstaun-

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licher Nähe und in dichtem Abstand umgeben war. Die Funktion dieser Umlandsiedlungen kann mangels Ausgrabungen zwar nicht abschließend beurteilt werden, doch darf vorerst vermutet werden, dass ihnen eine gewichtige Rolle im Rahmen der Subsistenzsicherung der „Zentralsiedlung“ zu Teil wurde. Ähnliches könnte auch für die nur wenige Kilometer nordöstlich des Burgstallkogels in Großklein gelegene Flachlandsiedlung im Hartwald bei Graschach im Sulmtal in Erwägung gezogen werden, die im Zuge mehrerer Rettungsgrabungen durch das Bundesdenkmalamt (Bernhard Hebert) in Ausschnitten, jedoch verteilt über eine größere Fläche, untersucht werde konnte.175 Aufgrund des insgesamt schlechten Erhaltungszustandes dieser Siedlung, in der

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beispielsweise kein einziger Gebäudegrundriss mittels Pfostengruben, Balkengräbchen oder Auf lagesteinen auch nur teilweise rekonstruiert werden konnte, muss einschränkend festgehalten werden, dass es sich dabei am ehesten um eine Streusiedlung gehandelt haben dürfte, die wohl ohne Befestigungsanlagen errichtet war. Sieht man von einem als eine Art „Töpferofen“ angesprochenen Objekt einmal ab, lassen sich auf der Grundlage der bis dato publizierten Befunde keine funktionalen Bereiche innerhalb der Siedlung ausmachen. Das vorgelegte Keramikfundmaterial deutet darüber hinaus einen bereits eher späteren Zeitansatz in eine fortgeschrittene Phase von Ha C und nach Ha D an, feinchronologisch sensiblere Metallfunde sind keine bekannt geworden.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die hallstattzeitliche Siedlung im Hartwald bei Graschach176 Von Georg Tiefengraber Im Jahr 1987 konnten erstmals in der Steiermark Reste einer hallstattzeitlichen Siedlung in annähernder Flachland- bzw. Talrandlage entdeckt und dokumentiert werden. Während die Kenntnis über die zeitgleichen, mitunter ausgedehnten Höhensiedlungen zu diesem Zeitpunkt bereits deutlich weiter fortgeschritten war, fehlte der konkrete Nachweis für die zu vermutenden kleineren Siedlungen im Umfeld derartiger größerer „Zentralsiedlungen“. Im Zuge von Abschiebungen für eine Erweiterung der Lehmgruben im sog. Hartwald bei Graschach wurden in diesem Jahr mehrere Gruben und Keramikfragmente festgestellt, die schließ-

lich dazu führten, dass in diesem Areal über mehrere Jahre hinweg in unregelmäßigen Abständen immer wieder kleinere Rettungsgrabungen von Nöten waren, die schlussendlich trotz allem allerdings nur eine vage Vorstellung vom Aussehen einer hallstattzeitlichen „Flachlandsiedlung“ vermitteln konnten. Der knapp über 3 km nordwestlich des hallstattzeitlichen „Fürstensitzes“ am Burgstallkogel in Großklein in einem geschlossenen Waldgebiet auf einer tertiären Lehmterrasse gelegene Hartwald am nördlichen Rand des Sulmtales war als archäologische Fundstelle aufgrund mehrerer Hügelgräbergruppen be-

Grabungen in der der hallstattzeitlichen Siedlung in Graschach Foto: BDA

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Übersichtsplan der hall­ stattzeitlichen Siedlung in Graschach Grafik: BDA

reits seit längerem bekannt. Über die Datierung dieser Grabhügel sowie über mögliche daraus herrührende Funde war trotz zahlreicher älterer Grabungs- und Beraubungsspuren kaum Verwertbares bekannt, ob es sich dabei zwangsläufig um Gräber handelt, die zu der neu entdeckten hallstattzeitlichen Siedlung gehörten, ist nicht mehr zu eruieren, doch legt z. T. ihre Nähe selbiges nahe.177 Die im Zuge der von 1987–1989 und 1996 durch das Bundesdenkmalamt durchgeführten Rettungsgrabungen dokumentierten Objekte konzentrierten sich auf den höchsten Bereich der erwähnten, sanft nach Südosten hin abfallenden Lehmterrasse bzw. Kuppe. Insgesamt konnten durch die Rettungsgrabungen 23

Objekte erfasst und dokumentiert werden, die zumeist durch die Baggerarbeiten oder davor schon durch mittelalterliche bzw. neuzeitliche Ackertätigkeiten teils erhebliche Beschädigungen aufwiesen. In erster Linie handelte es sich bei den freigelegten Objekten um verschiedenartige Gruben, Balkengräbchen, Gräben, Kulturschichtreste sowie als Hüttenreste angesprochene Befunde. Teilweise wurden überhaupt sogar weitgehend kontextlose Keramik- oder Hüttenlehmansammlungen als eigene Objekte geführt. Die Objekte selbst verteilten sich ohne erkennbare Struktur über eine Länge von rund 220 m in Nord-Süd-Richtung bei einer Ausdehnung von knapp 180 m von West nach Ost; knapp 300 m nordwestlich fanden sich in weit-

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gehend isolierter Lage zwei weitere Objekte (Objekt 23). Während im nördlichen Untersuchungsgebiet lediglich fünf schütter verstreute Objekte in unregelmäßiger Anordnung angetroffen werden konnten, konzentrierten sich die meisten Siedlungsbefunde im Südbereich auf einer Fläche von etwa 100 x 100 m. Da bislang eine Gesamtvorlage von Befunden und Funden aus den dokumentierten Siedlungsobjekten fehlt und selbst die Restaurierung des umfangreichen Fundmaterials noch nicht abgeschlossen ist, bleibt man bei der Beurteilung der Objekte, aber auch des feinchronologischen Ansatzes, weiterhin auf die Vorberichte angewiesen. Lediglich aus zwei als solchen definierten Objekten (Objekt 7 und 19) sowie aus einem neben Objekt 10 gelegenen Wasserabzugsgraben wurden bis dato Funde vorgelegt, die einen ersten Einblick in die Chronologie der Siedlung zu vermitteln vermögen – und die im Detail zweifelsohne erneut zur Diskussion gestellt werden sollte. Bezüglich der baulichen Objekte wurde vom Ausgräber Bernhard Hebert grundsätzlich darauf hingewiesen, dass in der Siedlung im Hartwald „Baulichkeiten nur durch Bodenpf lasterung, Entwässerungsgräben, Hüttenlehm und eventuell Balkenreste“ erschließbar waren. Pfostengruben hingegen fehlten fast vollständig, was primär sowohl als Hinweis auf die erhebliche jüngere Zerstörung der Befunde als auch auf eine andere Gebäudebauweise (Blockbauten) zu verstehen sein könnte. Diese lässt sich am besten bei Objekt bzw. Fundstelle 2 nachweisen, wo Reste zweier im Abstand von ca. 2,5–3 m parallel verlaufender verkohlter Balken bzw. Balkengräbchen auf einer Länge von bis zu 2 m konstatiert werden konnten. Als „Hütten“ wurden weiters längliche breite Bodenverfärbungen angesprochen, in deren Areal sich Keramik, Hüttenlehm und Holzkohle etc. fanden, wie beispielsweise bei Objekt 5 und 6. Eine über 21 m lange und etwa 4 m breite annähernd rechteckige Pf lasterung

Pf lasterung von Objekt 4 in Graschach Foto: Anton Steffan

aus Kieselsteinen, auf und in der hallstattzeitliche Keramik lag und eingetreten war und auf der weiters eine Reibplatte und zwei Graphitstifte gefunden wurden, wurde als Boden eines weiteren Gebäudes (Objekt 4) angesprochen, wobei allerdings keine Hinweise auf aufgehende Bauteile (z. B. Balkengräbchen oder Pfostengruben) zu gewinnen waren. Ob diese Interpretation zutreffend sein könnte, lässt sich ohne detaillierte Befund- und Fundvorlage freilich nicht entscheiden. Neben diesen tatsächlichen und potentiellen Gebäuderesten konnte eine kleine Anzahl an einfachen Gruben (z. B. Objekt 1 und 3), sowie überwiegend unförmig verlaufende Kulturschichtreste, wie Objekt 9, 12, 13, 14, 17 oder 18 erfasst werden, die insbesondere die erhebliche Zerstörung der Siedlung unterstrei-

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Auswahl an Keramikfunden aus Graschach

chen. Eine Reihe von unterschiedlich großen Gräben bzw. auch „Doppelgräben“ (z. B. Objekt 8) rundet das Bild der Siedlungsbefunde ab. Diese Sohlgräben wurden sowohl als Wasserabzugs- als auch Entwässerunsgräben (Objekt 6 oder 10) angesprochen, die Funktion anderer Gräben, wie z. B. des im Querschnitt V-förmigen Grabens Obj. 21 oder des Grabenrestes Objekt 16 waren nicht mehr eruierbar. Eine weitere Grube (Objekt 7) wurde wegen der Brandspuren und Hitzeverziegelungen sowie der Holzkohle von Michael Raab als „Brandgrube“ angesprochen, wobei eine Funktion als eine Art „Töpferofen“ zwar angedacht wurde, der Nachweis konnte aufgrund des Fehlens entsprechender Konstruktionselemente jedoch nicht erbracht werden. Objekt 19 hingegen stellte Andreas Bernhard zufolge eine zweilagige Substruktion – eventuell für eine zentrale Herdstelle – dar, wobei über einer Lage von sekundär verwendeten Keramikscherben eine Steinpf lasterung aufgebracht worden war. Da diese beiden Objekte aufgrund ihrer Funktion bzw. Konstruktion aus den übrigen Befunden herausragten, wurden insbesondere auch die jeweils daraus herrührenden Keramikfunde einer eingehenden Untersuchung unterzogen.

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Nach: Raab, Brandgrube Hartwald

Berücksichtigt man die Fundkeramik aus diesen beiden Objekten, aus dem „Entwässerungsgraben“ bei Objekt 10 sowie die Keramikkurzbeschreibungen in den einschlägigen Vorberichten, so lässt sich ein erstes feinchronologisches Gerüst für das zeitliche Bestehen der Hartwalder Siedlung entwerfen: Nach Ausweis der Keramik aus Objekt 3 (z. B. am Innenrand doppelt facettiertes Kegelhalsgefäß mit Graphitierungsresten, Kegelhalsgefäß mit Graphitstreifenbemalung auf rotem Untergrund) lässt sich der Beginn der Besiedlung mit der Phase 1 der Gräbergruppen in der Burgstallnekropole nach Claus Dobiat festlegen, wobei die aussagekräftigen Stücke allerdings auf eine bereits fortgeschrittene Stufe innerhalb dieser Phase hindeuten. Die bei weitem überwiegende Mehrzahl der Keramikfunde ist jedoch in die zweite und beginnende dritte Phase in Kleinklein einzuordnen, was mit einem fortgeschrittenen Ha C und dem Beginn von Ha D1 umschrieben werden kann. Dafür sprechen beispielsweise die kannelurenverzierten Kragenrandgefäße, die profilierten, innen graphitstreifenbemalten Schalen sowie die einfachen, fassförmigen Töpfe aus Objekt 7 und weiters die Kragenrandgefäße mit schulterständigen Knubben oder die weitmundige Schüs-

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Reibplatte mit Reibsteinen aus Graschach Foto: Anton Steffan

sel aus Objekt 19. Im Gegensatz zu Andreas Bernhard, der für eine Reihe der Keramikfunde aus eben diesem Objekt eine späthallstatt-/ frühlatènezeitliche Datierung ausspricht, deutet nichts auf einen derart späten chronologischen Ansatz hin, vielmehr scheint auch im Hartwald mit Ha D1 eine entscheidende Zäsur in der Siedlungstätigkeit erreicht zu sein. Eine end-

gültige Datierung der Siedlung kann allerdings erst nach Vorlage sämtlicher Funde erfolgen. Abgesehen von der Gefäßkeramik lieferten die Siedlungsobjekte aus dem Hartwald auch zahlreiche andere Funde, wie beispielsweise Spinnwirtel, Reib- und Mahlsteine oder Steinplatten, zersprungene Kieselsteine, die möglicherweise als eine Art „Kochsteine“ dienten, sowie Hüttenlehm als konkreten Hinweis auf einstmalige aufgehende Gebäudestrukturen. Wie bereits erwähnt, liegt die Bedeutung der Siedlung im Hartwald weniger in ihrer ohnehin kaum mehr fassbaren strukturellen Konzeption oder gar in ihrem Fundmaterial, als vielmehr in der Tatsache, dass hier erstmals überhaupt eine etwas umfangreichere hallstattzeitliche Siedlung untersucht werden konnte, die nicht als Höhensiedlung angelegt war, sondern im Flachland bzw. eigentlich in Talrandlage. Mit dieser weiler- oder gar nur gehöftartigen Siedlungsstruktur scheint aber ein Siedlungstyp erfasst worden zu sein, der gerade im Umfeld der größeren und zentral gelegenen Höhensiedlungen in weitaus größerer Anzahl als bislang bekannt vorhanden gewesen sein dürfte. Inwiefern genau diese kleinen „Trabantensiedlungen“ für eine wirtschaftliche Subsistenzsicherung der „Zentralsiedlungen“ verantwortlich waren, kann zwar beim momentanen (schlechten) Forschungsstand nur spekulativ vermutet werden, doch deuten sich damit auch entsprechende Differenzierungen im Siedlungsbild selbst an.

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Strukturell ebenfalls nicht mehr wirklich fassbar präsentiert sich die hallstattzeitliche Flachlandsiedlung von Kalsdorf 178 südlich von Graz, die durch die römerzeitliche Überbauung fast vollständig zerstört worden ist. Die Siedlung selbst lag hierbei an der vorderen Terrassenkante unmittelbar oberhalb der von der Mur durchf lossenen ursprünglichen Aulandschaft und vermutlich auch an einer Furtstelle über den Fluss. Das lagemäßig zuordenbare hallstattzeitliche Siedlungsfundmaterial streut über eine Fläche von knapp 200 x 100 m und ist primär in eine fortgeschrittene Phase der Stufe Ha C und nach Ha D1 zu datieren, was auch durch Metallfunde (bronzene Doppelknopf- und Dreiknopffibeln) abgesichert werden kann. Von Bedeutung ist hierbei die Beobachtung, dass das im vorigen Kapitel besprochene und unmittelbar nördlich an diese Siedlung anschließende urnenfelder- und frühhallstattzeitliche Gräberfeld von Kalsdorf älter ist als die erwähnte Siedlung und zwischen diesen beiden ein zeitlicher Hiatus anzusetzen sein dürfte. Stattdessen zeichnet sich derzeit vielmehr ab, dass die zu diesem Gräberfeld gehörende Siedlung einige hundert Meter weiter nördlich im Bereich der KG Wagnitz zu suchen sein wird, wo mittlerweile dazu zeitgleiche Keramikstreufunde bekannt geworden sind. Anzuführen bleibt in diesem Zusammenhang schließlich noch die schon mehrfach erwähnte ausgedehnte „Untersiedlung“ im Bereich des Grazer Karmeliterplatzes, Pfauengartens und des Landesarchives, die den Vorberichten zu Folge auch noch in der Stufe Ha C in Verwendung stand. In welchem Ausmaß bzw. in welcher Dichte diese hallstattzeitliche Besiedlung allerdings anzunehmen ist, ist dem bislang Publizierten nicht zu entnehmen. Auch bleibt offen, ob die erwähnten urnenfelderzeitlichen (?) Befestigungsanlagen (Palisade und Graben) in dieser späten Siedlungsphase noch Bestand hatten. Hier bleiben − wie so oft −

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die einschlägigen Befund- und Fundvorlagen abzuwarten. Über die innere Struktur der bislang ja eigentlich nur in einem verschwindend geringen Ausmaß untersuchten Siedlungen können zum momentanen Zeitpunkt kaum weiterführende Angaben gemacht werden, zumal auch die meisten Befunde noch nicht kontextuell ausgewertet publiziert worden sind. Bei keiner einzigen Siedlung sind derzeit anhand aussagekräftiger Funde spezialisierte Bereiche herauszuarbeiten, etwa im Sinne eigener Handwerkerviertel etc. Auch lässt sich durch das assoziierbare Fundmaterial keine zwingende „qualitative“ Differenzierung aus den ergrabenen Befunden herauslesen. Gewisse Hinweise auf die kleinräumige Bebauungsstruktur können derzeit bestenfalls auf der Grundlage der Ergebnisse der Ausgrabungen der Jahre 2006−2009 auf dem Falkenberg bei Strettweg gewonnen werden, wo im Bereich einer künstlich eingeebneten Gipfelkuppe ein größeres zusammenhängendes Areal innerhalb der Höhensiedlung untersucht wurde. Die hier aufgedeckten Siedlungsreste ließen sich aufgrund ihrer stratigraphischen Lage und des zugehörenden Fundmaterials in vier Besiedlungsphasen aufteilen, die den Zeitraum von Ha C0 bis Ha D1 einnehmen.179 Jeder dieser vier „Hauptbesiedlungsphasen“, die sich im Übrigen auch bei sämtlichen anderen untersuchten Siedlungsbereichen auf dem Falkenberg verifizieren ließen, sind räumlich differenzierte Gruppen aus zumindest drei, zumeist jedoch vier Gebäuden zuzuweisen, die vermutlich als Gehöfte o. ä. anzusprechen sein werden. In dem am großf lächigsten aufgedeckten Bereich konnte darüber hinaus belegt werden, dass diese Gebäudegruppen in jeder „Hauptbesiedlungsphase“ mehr oder weniger an derselben Stelle neu errichtet worden waren, wobei interessanterweise die Ausrichtung der neuen Gebäude jedes Mal von der der Vorgänger merklich divergierte.

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So wiesen die Gebäude der 1. Phase einheitlich eine Nord-Süd-Orientierung auf, die klar von dem in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Gipfelplateau abwich. Dasselbe gilt für die Gebäudegruppen der 2. Phase, die sich mit ihrer Nordnordwest-Südsüdost-Ausrichtung allerdings bereits der natürlichen topographischen Gegebenheit annäherten. In der 3. Phase weisen die Gebäudegruppen schließlich eine exakt an das Gelände angepasste Ausrichtung auf, allerdings weicht diese bereits in der 4. Phase wieder erkennbar ab, in der erneut eine annähernde Nord-Süd-Orientierung der Gebäude evident wird. Aus welchem Grund diese offenkundig gezielte Änderung in der Ausrichtung der Gebäudegruppen vollzogen wurde, entzieht sich unserer Kenntnis, möglicherweise sollte dadurch wieder ein soliderer Bauuntergrund gewonnen werden. Bezüglich sämtlicher Höhensiedlungen − und dies gilt natürlich nicht nur für die hallstattzeitlichen − stellen sich naturgemäß die Fragen nach der Wasserversorgung, der „Müllentsorgung“ in einem derart dicht bebautem Bereich sowie der Wegeverbindungen innerhalb der Siedlungen bzw. zwischen den einzelnen Siedlungsterrassen, die oftmals durch steile Abhänge und Böschungen voneinander getrennt sind. Zumindest in Hinblick auf die „Müllentsorgung“ können durch die Ausgrabungen auf dem Falkenberg einige Beobachtungen angeführt werden: Einerseits dienten zweifelsohne entsprechende Abfallgruben zur Entsorgung, andererseits konnten an drei Stellen an der jeweils hinteren bzw. hangseitigen Terrassenkante Hinweise auf Trockensteinmauern und Holzpalisaden gewonnen werden, durch die die einzelnen Siedlungsterrassen sowohl vor heraberodierendem Material als auch vor dem von der darüber liegenden Terrasse hinab geworfenen Abfall geschützt waren. Überblickt man die bislang in „steirischen“ hallstattzeitlichen Siedlungen aufgedeckten

Gebäudereste, so konnte bereits im Jahr 2009 von Susanne Tiefengraber und dem Verfasser auf der Grundlage der bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Falkenberg und dem Häuselberg ergrabenen Befunde eine Aufteilung in fünf unterschiedliche Varianten bzw. Typen von Gebäudekonstruktionen vorgeschlagen werden,180 die auch heute noch Gültigkeit besitzt, allerdings konnte mittlerweile eine weitere Gebäudekonstruktionsweise auf dem Falkenberg nachgewiesen werden (Typ VI). Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass es sich in der Regel bei den bisher untersuchten Gebäuden um rechteckige Bauten mit durchschnittlichen Längen von 5−5,5 m und Breiten von etwa 2,5−3,5 m handelt. Einzelne Gebäude können auch Längen von bis zu 8 m bei einer Breite von 4 m aufweisen, doch stellen diese eher die Ausnahme dar; bei vereinzelten Gebäuden in Pfostenbauweise sind darüber hinaus sogar noch größere Ausmaße vorstellbar. Folgende Gebäudetypen können somit bislang differenziert werden: Typ I: Gebäude in Pfostenbauweise (z. B. Häuselberg, Falkenberg, Schlossberg bei St. Lorenzen/Knittelfeld und Burgstall bei Tauchendorf ) Typ II: Gebäude aus regelmäßig gesetzten Pfosten mit dazwischen liegenden Auf lagesteinen für Schwellriegel (z. B. Häuselberg) Typ III: Gebäude mit regelmäßig gesetzten Pfosten und dazwischen liegenden Balkengräbchen bzw. Schwellriegeln (z. B. Häuselberg) Typ IV: Gebäude mit Balkengräbchen (z. B. Häuselberg, Falkenberg, Schlossberg bei St. Lorenzen/Knittelfeld und Kulm bei Trofaiach) Typ V: Eingetieftes Gebäude bzw. Grubenhaus (z. B. Saazkogel, Frauenberg bei Leibnitz und Falkenberg)

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Reste eines Gebäudes vom Typ III, das im Zuge der Rettungsgrabungen auf dem Häuselberg bei Leoben teilweise Foto: Georg Tiefengraber freigelegt werden konnte 

Typ VI: (Mehrräumiges) Gebäude, bei dem die Schwellbalken auf Unterlagsteinreihen aufgelegt waren (Falkenberg) Bezüglich der aufgehenden Gebäudekonstruktion dürfen an dieser Stelle die diesbezüglichen Ausführungen von Susanne Tiefengraber und dem Verfasser wiedergegeben werden: „Hinter diesen […] Varianten sind für die aufgehende Wandung drei Bautechniken zu vermuten: Gebäude vom Typ I verfügen nach Ausweis der zahlreichen Hüttenlehmfragmente mit Rutenputzabdrücken über Wände aus Flechtwerk, das mit Lehm ummantelt und im Anschluss − zumindest zum Teil – auch bemalt wurde, wie es die vereinzelten schwarz-weiß bemalten Hüttenlehmfragmente belegen. Zum momentanen Zeitpunkt ist es noch nicht möglich, gesicherte Gesamtgrundrisse von Gebäuden dieses jüng-

sten Typs vorzulegen, auch muss vorerst offen bleiben, ob es sich dabei um ein- oder mehrschiffige bzw. auch ein- oder mehrräumige Gebäude handelt. Bei den Gebäudetypen II und III ist von einer gleichartigen Konstruktion der aufgehenden Wandung auszugehen: Hierbei bilden jeweils Schwellriegel, die zwischen Pfosten gelegt sind, die Unterlage. Die Schwellriegel können hierbei entweder auf einer Steinunterlagsreihe auf liegen (Typ II) oder − was aus heutiger Sicht in Hinblick auf die damit verbundene höhere Feuchtigkeit gewisse Probleme aufwirft − in eingetiefte Gräbchen gelegt worden sein (Typ III). Einen Hinweis darauf, dass es sich wohl tatsächlich um „echte“ Balkengräbchen und nicht um „Traufgräbchen“ handelt, vermögen wiederum Unterlag- und Verkeilsteine innerhalb der Gräbchen selbst zu liefern. Ob das darüber segmentartig Aufgehende als lehmver-

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putztes bzw. ummanteltes Rutengef lecht oder als Spaltbohlen- bzw. Bretterwand ausgeführt wurde, ist derzeit nicht zu beurteilen. Ebenfalls über Balkengräbchen verfügt der Typ IV, der gerade am Falkenberg durch zahlreiche rechteckige Gräbchengevierte vertreten ist. Innerhalb der Gräbchen sind wiederum fast regelhaft Unterlag- und Verkeilsteine zu konstatieren, sodass auch in diesen Fällen eine Ansprache als „echte“ Balkengräbchen gerechtfertigt erscheint. Bis auf eine Ausnahme sind bislang keine Pfostengruben mit diesen „Gräbchenrechtecken“ in Verbindung zu bringen. Dieses und das vollständige Fehlen von Hüttenlehm mit Rutenabdrücken sind als Hinweis auf eine reine Holzbauweise zu werten, wobei in erster Linie an einen Schwellen- oder Blockbau, eventuell auch an einen Ständerbau bzw. an eine Kombination beider Bautechniken zu denken sein wird. Die eher geringen Dimensionen der einzelnen Gebäude wären im Falle von Blockbauten durch die Verwendung von einfachen bzw. einteiligen Balken für die Langseiten erklärbar“. 181 Über die Dachkonstruktionen liegen bis dato keine weiter verwertbaren Angaben vor, in der Regel wird man wohl mit einfachen Giebeldächern zu rechnen haben, im Fall eines Gebäudes vom Typ II vom Leobener Häuselberg (Gebäude 3) könnte eventuell aufgrund einer mittigen Pfostenstellung an der ergrabenen Schmalseite an eine Firstdachkonstruktion gedacht werden. Eine eindeutige funktionelle Ansprache der einzelnen Gebäude ist vor einer kontextuellen Fundvorlage nur schwer möglich, auf dem Falkenberg zeichnet sich jedoch ab, dass die zumeist aus vier Bauten bestehenden Gebäudegruppen in der Regel über ein größeres und zwei bzw. drei merklich kleinere Gebäude verfügen. Dass deshalb die jeweils größten Gebäude als Wohngebäude anzusprechen sein könnten, darf zwar vermutet werden, ist aber eben noch nicht erwiesen. Einen konkreten Hinweis darauf vermögen jedoch vielleicht

die gerade in diesen Gebäuden lokalisierbaren Feuerstellen sowie Funde von Gefäßkeramik, Spinnwirteln und Webgewichtsbruchstücken geben. Den einschlägigen archäozoologischen und paläobotanischen Auswertungen ist demzufolge mit Interesse entgegenzusehen. Handwerk und Landwirtschaft Verglichen mit den in Relation doch deutlich zahlreicheren urnenfelderzeitlichen Siedlungen, die darüber hinaus erheblich größere Mengen an unterschiedlichem Fundmaterial erbracht haben, stellt sich der Kenntnisstand zu hallstattzeitlichem Handwerk, zur Landwirtschaft, zum Bergbau bzw. zur Metallurgie und auch zum Handel als eher bescheiden dar. Dazu kommt, dass insbesondere die diesbezüglich aussagekräftigen und ergiebigen obersteirischen Höhensiedlungen, deren gezielte Erforschung einen Schwerpunkt des letzten Jahrzehntes darstellte und noch immer bildet, unter diesem Blickpunkt noch nicht publiziert worden sind. Auf der anderen Seite erschwert die schon mehrfach erwähnte Tatsache, dass auf den mittelsteirischen Höhensiedlungen fast durchwegs eine Besiedlungskontinuität von der späten Urnenfelder- in die Hallstattzeit − und darüber hinaus auch später noch eine Platzkontinuität − vorherrscht, durch die jedoch gerade die hallstattzeitlichen Strukturen und Befunde oftmals nicht mehr bzw. nur mehr rudimentär erhalten sind. Auch die evidente, postprozessuale Funddurchmischung lässt hier nur in wenigen Fällen eine gesicherte und „saubere“ Trennung hallstattzeitlichen Materials zu. Betroffen sind hiervon nicht nur archäologische Funde, sondern auch Tierknochenfunde oder botanische Makroreste, die als wichtige Quelle zur Rekonstruktion des alltäglichen Lebens von eminenter Bedeutung sind. Diesem Umstand trägt − um nur ein Beispiel zu nennen − etwa die Publikation der

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an sich reichen und bemerkenswerten Tierknochenfunde aus den Ausgrabungen auf dem Burgstallkogel in Großklein Rechnung, die allesamt gleichsam „pauschal“ und ohne Rücksicht auf ihren jeweiligen Fundkontext ausgewertet worden sind, wodurch letztendlich unklar bleibt, ob und inwiefern hier Unterschiede zwischen urnenfelder- und hallstattzeitlichen Fundmaterialien festgestellt werden könnten, die wiederum Rückschlüsse auf Ernährungsgewohnheiten, Zucht- und Herdenmanagment, das Jagdverhalten und auch auf damit verbundene handwerkliche Tätigkeiten, wie etwa die Beinver- und -bearbeitung, geben könnten.182 Dasselbe gilt für die Tierknochenfunde sowie die botanischen Makroreste vom Kulm bei Trofaiach, die ebenfalls ohne chronologische Differenzierung ausgewertet und publiziert worden sind.183 Bedauerlicherweise liegen aus den Flachlandsiedlungen von Graschach und Kalsdorf weder Tierknochenfunde noch botanische Makroreste vor, wobei gerade in diesen „einphasigen“ Siedlungen mit sehr aufschlussreichen und repräsentativen Daten gerechnet hätte werden können. Welche Quellen sind nun überhaupt zur hallstattzeitlichen Landwirtschaft bzw. zu Ackerbau, Viehzucht und zur Jagd vorhanden? Im Grunde genommen stehen zum momentanen Zeitpunkt lediglich die wenigen im Zuge der Flotation von Grabgruben- und Urnen­ inhalten geborgenen Tierknochen − oftmals in kalzinierter Form − und die in der Regel verkohlten bzw. verbrannten botanischen Reste zur Verfügung. Konkret liegen lediglich aus vier Gräbern der Sulmtalnekropole bei Kleinklein entsprechend auswertbare Tierknochenreste vor, nämlich aus den Gräbern 27 und 28 der Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer, dem Grab Kaiserschneiderwald 123A und schließlich aus dem „Fürstengrab“ Kröll-/ Schmied­kogel. Dass diese naturgemäß aufgrund ihrer gezielten spezifischen Selektion

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und der durchaus erschwerten Erhaltungsbedingungen nicht wirklich als insgesamt repräsentativ erachtet werden dürfen, liegt wohl auf der Hand. Nachgewiesen werden konnten in den Gräbern Masser-Kreuzbauer 27 und Kaiserschneiderwald 123A sowohl Rinderknochen als auch Knochen von Kleinwiederkäuern (Schaf/Ziege), Grab 28 der Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer enthielt lediglich Rinderknochen.184 Bemerkenswerterweise fehlten Rinderknochen im Kröll-/Schmiedkogel vollständig, während zumindest zwei Pferde und mindestens je ein Schwein und ein Kleinwiederkäuer mit Sicherheit aus den kalzinierten Knochen bestimmt werden konnten.185 Botanische Makroreste konnten aus den Gräbern 1, 7, 14 und 27 der Kleinkleiner Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer sowie aus dem Grab Kaiserschneiderwald 123A gewonnen werden. Dabei konnten − zusammengefasst betrachtet − von Michaela Popovtschak Reste von verkohlten gewöhnlichen Haseln, je ein Bruchstück der gewöhnlichen Erbse (Pisum sativum), eines Saat-Weizens und eines Hülsenfrüchtlers sowie Reste von Birnen bestimmt werden.186 Als wesentlich ergiebiger erwies sich die Untersuchung der botanischen Makroreste aus dem Kröll-/Schmiedkogel durch Margarethe König: In diesem „Fürstengrab“ stellt Dinkel mit fast 63% die bei weitem wichtigste Pf lanzen­art dar, gefolgt von Emmer (22%). Eine untergeordnete Bedeutung unter den Getreiden besitzen die Gerste, Echte Hirse und Kolbenhirse, die jeweils nur mit 1% vertreten sind. Dasselbe gilt für kultivierte, nicht näher bestimmbare Leguminosen sowie die Hasel und den Holunder. An Unkräutern bzw. Getreidebegleitern konnten schließlich noch Roggen-Trespe, Winden-Knöterich und Einjähriges Knäuelkraut bestimmt werden, dazu noch Weißer Gänsefuß, Spitzwegerich, Vo-

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Burgstallkogel in Großklein. Verteilung der Webgewichte von unterschiedlichen Gewichtsklassen in der Webgrube Nach: Dobiat, Burgstallkogel

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gel-Knöterich, Gezähnter Feldsalat, Pfirsichblättriger Knöterich sowie der Wasserpfeffer.187 Diese Untersuchungen an aus Gräbern stammenden Resten stellen in erster Linie eine schlaglichtartige und selektionsbedingte Momentaufnahme dar und können zweifelsohne nicht als allgemein repräsentativ erachtet werden. Sie vermögen aber zumindest andeutungsweise aufzuzeigen, womit gerechnet werden kann. Eine der gut fassbaren handwerklichen Tätigkeiten − nicht nur der Hallstattzeit − stellt die Herstellung und Verarbeitung von Textilien dar. Zahlreiche Spinnwirtelfunde liegen sowohl aus Siedlungskontexten vor als auch besonders aus Frauengräbern, wo sie mitunter umfangund variantenreiche Wirtelsätze bilden können. Hierbei ist davon auszugehen, dass die Mitgabe von Spinnwirteln in das Grab eine bestimmte Gruppe von Frauen kennzeichnete bzw. hervorhob. Gerade Gräber mit der Beigabe reicher Wirtelsätze, wie etwa Grab 27 der Kleinkleiner Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer mit 15 Wirteln188 und Flachgrab 2 aus Bergla bei St. Martin im Sulmtal mit zwölf Spinnwirteln,189 würden demzufolge Frauen kennzeichnen, die einen besonderen Status besitzen. Auf dieses Phänomen wird später noch einmal im Detail zurückzukommen sein. An dieser Stelle ist vor allem von Bedeutung, dass die überlieferten hallstattzeitlichen Spinnwirtel von unterschiedlicher Größe und variierendem Gewicht sind, was wohl als Hinweis auf die damit gesponnenen Fäden bzw. Garne zu deuten ist. Ebenfalls mit der Textilherstellung sind tönerne, vereinzelt auch aus Stein gefertigte Webstuhlgewichte in Verbindung zu bringen, die wiederum primär im Siedlungsabfall anzutreffen sind, daneben aber − gleich wie die Spinnwirtel − auch in Ein- oder Mehrzahl in das Grab gelangen können. Mitunter begegnet in hervorgehobenen Frauengräbern sogar die Beigabe ganzer Webstuhlgewichtssätze, wobei grundsätzlich wohl der Aspekt der Mitgabe ei-

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nes Webstuhls im Vordergrund stand. Einzelne ins Grab gelegte Webgewichte sind demzufolge als pars-pro-toto-Beigabe eines ganzen Webstuhls zu verstehen. Ein diesbezüglich bislang (nicht nur) in der Steiermark einzigartiger Befund konnte im Zuge der Ausgrabungen des Landesmuseums Joanneum (Walter Modrijan) und der Universität Marburg an der Lahn (Otto-Herman Frey) in den Jahren 1982 und 1984 auf dem Burgstallkogel in Großklein aufgedeckt werden. Hier wurden in Schnitt VI Reste eines Gebäudes in Form von linear angeordneten Pfostengruben dokumentiert, die als Hinweis auf ein Gebäude in Pfostenbauweise zu werten waren, in dessen „Inneren“ entlang der hinteren hangseitigen Wand eine langgestreckte Grube aufgedeckt wurde, in der 107 tönerne Webgewichte sowie 17 teils zugehörende Fragmente davon in mehrschichtig kompakter Lage angetroffen wurden.190 Offenkundig handelte es sich um eine Webgrube mitsamt der zum darüber errichteten Webstuhl gehörenden Gewichtgarnitur. Das Gebäude selbst ist Claus Dobiat zu Folge abgebrannt, wobei ein Teil „brennend hangabwärts verstürzte“. In Folge dessen wurde auch ein Teil des Webstuhls mitgerissen und mehrere Webgewichte verworfen, die Masse der Webgewichte, die noch unbeschadet an ihren Kettfäden hing, fiel in die darunter liegende Webgrube, wo sie sich „entsprechend der momentanen Fachbildung ablagerten“. Dobiat zu Folge betrug die Breite des Webstuhles ca. 3,70 m, wobei dann auf Grundlage der 80 in „Reihung“ angetroffenen Webgewichte (mit einem Gewicht von ca. 63 kg) hochgerechnet mit 148 Kettfadenbeschwerern zu rechnen sein müsste, die ursprünglich zusammen an die 120 kg schwer gewesen sein dürften. Die somit fehlenden 20−25 Webgewichte würden nach Dobiats Ansicht hangabwärts verstürzt sein und konnten aufgrund der Größe des Grabungs-

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Rekonstruktion des Webstuhles vom Burgstallkogel in Großklein

schnittes nicht mehr erfasst werden. Sämtliche erhaltenen Webgewichte besitzen eine pyramidenstumpfförmige Form, wobei sowohl an den Kopff lächen als auch an den Seitenf lächen immer wieder unterschiedliche Markierungen in Form von Dellen, Kreisen, Kreuzen, Sternen oder anderen Ritzlinienkombinationen zu finden sind. Der Zweck dieser Markierungen ist unklar, auf jeden Fall konnte kein plausibler Zusammenhang zwischen den spezifischen Markierungen und einzelnen Gewichtsklassen festgestellt werden, sodass möglicherweise mit diesen Markierungen die Position der einzelnen Gewichte am Webstuhl vorgegeben wurde. Diese Annahme lässt sich jedoch aufgrund der Befundlage nicht befriedigend verifizieren. Die Masse der Webgewichte wies ein Gewicht zwischen 600 und 800 g auf, nur wenige Stücke waren leichter als 600 g. Selten begegneten auf der anderen Seite Webgewichte mit einem Gewicht zwischen 800 g bis zu 1 kg und über 2 kg, eine größere Anzahl an Webgewichten wog schließlich zwischen 1 und 1,3 kg. Während die meisten Gewichtsklassen eher unregelmäßig verstreut innerhalb der Webgrube angetroffen wurden, konzentrierte sich die quantitativ häufigste Gruppe der 600−800 g schweren Webgewichte im östlichen Teil des

Nach: Dobiat, Burgstallkogel

Befundes. Eine eingehende Untersuchung zum Befund wird dem Webmeister Walter Slonek verdankt, der darauf hinwies, dass es sich wohl ursprünglich um einen stehenden Gewichtswebstuhl gehandelt hat, der durchaus die aus archäologischer Sicht postulierte Breite einnehmen und möglicherweise auch innen an die Gebäudewand angelehnt bzw. befestigt gewesen sein konnte.191 Mit diesem Webstuhl konnten dementsprechend große f lächige, auch band- und schlauchartige Textile hergestellt werden. Die Webgewichte von unterschiedlichen Gewichtsklassen bewogen Slonek zu der Annahme, dass diese ursprünglich gar nicht alle für diesen Webstuhl gefertigt worden waren, sondern von verschiedenen Webstühlen bzw. -prozessen oder BesitzerInnen stammen könnten. Dementsprechend ist Slonek zu Folge „die Annahme gerechtfertigt, daß es sich in diesem Fall um die Anfertigung eines außergewöhnlichen Einzelstückes handelte und der Weber aus ökonomischen Gründen absichtlich für diese besondere Aufgabe und Situation keine für diesen Webprozeß eigentlich erforderlichen Gewichte anfertigte. […] Die Gewichtswebstühle, die in den Siedlungsgebieten wohl vornehmlich der Selbstversorgung dienten, waren sicher nur zeitweise im Einsatz, weshalb

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die Gewichte auch relativ leicht anderwertig Verwendung finden konnten“.192 Offen bleibt abschließend noch die Frage, ob der Webstuhl ursprünglich in einem eigenen Gebäude aufgestellt war („Webhaus“), oder ob er einfach in einem Wohngebäude stand. Die hallstattzeitliche Gefäßkeramik, die sowohl in den Siedlungen, vor allem aber mitunter in besonders sorgfältiger Ausführung in den Gräbern angetroffen werden kann, erreicht eine bislang in der gesamten urgeschichtlichen Entwicklung kaum einmal anzutreffende Qualität und − hier sei eine subjektive Einschätzung erlaubt − Pracht bzw. Eleganz. Dies betrifft nicht nur die Gefäßformen und die feine Tonqualität, sondern auch die reichen, mitunter beinahe „barock“ anmutenden Verzierungen. Der hallstattzeitliche Geschirrsatz führt anfangs, d. h. am Ende des 9. und zu Beginn des 8. Jhs. v. Chr. den davor geläufigen urnenfelderzeitlichen Formenund Verzierungskanon fort, der im vorigen Kapitel eingehend beschrieben wurde. Sehr schnell bereichern jedoch neue Gefäßformen das Spektrum, die traditionelle Formen umgehend verdrängen. Andere Gefäßtypen, wie etwa die Kegelhalsgefäße leben weiter, sie erfahren jedoch eine immer subtilere Entwicklung hinsichtlich ihrer Form und vor allem ihrer Dekoration. Begegnen anfangs noch rundbauchige Kegelhalsgefäßtypen, die unmittelbar aus dem urnenfelderzeitlichen Formengut herzuleiten sind, so lässt sich in weiterer Folge eine gefäßtektonische „Streckung“ dieses Typs nachvollziehen, wobei in Ha D1 der Höhepunkt dieser Entwicklungslinie erreicht ist. Mit dieser Formenentwicklung geht eine Veränderung der Verzierungsweisen Hand in Hand, die nun nicht nur auf die Kegelhalsgefäße beschränkt bleibt. Stellen zu Beginn der Hallstattzeit komponierte Verzierungen aus überwiegend geometrischen Ritzlinien- und Rillenmustern (zumeist metopenartig anein-

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andergereihte Rapporte aus hängenden oder stehenden, schraffierten Dreiecken, gegenständigen Dreiecken, Tannenzweigmustern oder einfachen, senkrechten bzw. schrägen Linienbündeln) die geläufigen und aus dem urnenfelderzeitlichen Repertoire übernommenen Dekorelemente dar, so werden diese sehr bald von Kannelurenverzierungen sowie verschiedenen Formen der Gefäßbemalung fast vollständig verdrängt. Die in diesen Dekortechniken ausgeführten Motive stellen hierbei einerseits eine simplifizierte Umsetzung der davor geläufigen Verzierungen dar, wobei zu den primär geometrischen Mustern (Winkelmotive, stehende und hängende Dreiecke, konzentrische Dreiecke etc.) auch kurvolineare Muster (z. B. Hakenspiralen, Halbkreisgirlanden, Kreise oder Kreisrosetten) hinzutreten. Oftmals finden sich diese Verzierungen in Kombination mit Knubben, Hörnern, tierkopfartigen Protomen, Kreiskanneluren oder aber konzentrisch angeordneten hängenden (girlandenartigen) Halbkreiskanneluren. Nur mehr selten lassen sich hingegen verschiedenartige Stempelverzierungen ausmachen, zumeist begegnen diese in Kombination mit Hakenspiralen. Neu sind nun auch geometrische Mäanderverzierungen, die sowohl mittels Kanneluren, Bemalung, aber auch durch applizierte Zinnfolien angebracht werden können. Bei der Gefäßbemalung lässt sich grundsätzlich eine Bemalung mit roter und/oder schwarzer Farbe bzw. mit metallisch grau glänzendem Graphitschlicker, der ebenfalls mit Rotbemalung kombiniert sein kann, von der feinchronologisch etwas jünger anzusetzenden Weißbemalung differenzieren. Während der gesamten Hallstattzeit begegnet hingegen eine metallisch glänzende Oberf lächengraphitierung, die entweder das gesamte Gefäß bedeckt, oder aber nur bestimmte Zonen, und die durch einen Überzug aus feinem Graphitschlicker erreicht wird.

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Typentafel hallstattzeitlicher Keramikgefäße und Verzierungen aus der Sulmtalnekropole in Großklein Nach: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein

All diese Verzierungstechniken und Motive bleiben nicht auf Kegelhalsgefäße beschränkt, sondern finden sich auch auf Kragenrandgefäßen, die die urnenfelderzeitlichen Schüsselformen ablösen, sowie auf den durchwegs attraktiv geformten profilierten Schalen bzw. auch Henkelschalen, die mitunter auch auf unterschiedlich hohen Hohlfüßen angebracht sein können (Fußschalen). Sanft profilierte Henkelschalen lassen sich zwar bereits im späturnenfelderzeitlichen Formenrepertoire ausmachen, doch gewinnt diese Gefäßform spätestens mit Beginn des 8. Jhs. v. Chr. dermaßen an Beliebtheit, dass die davor geläufigen, oftmals reich verzierten Einzugrandschalen zu einem nicht geringen Teil von den profilierten Schalen verdrängt werden. Insbesondere während der Stufe Ha D erfährt dieser Typ eine ungemein prunkvolle formale und dekorative Entwicklung. Einzugrandschalen verschwinden zwar aufgrund ihrer praktikablen Gefäßform nicht vollständig, doch ist ein merklicher quantitati-

ver Rückgang im Vergleich zur Urnenfelderzeit evident. Darüber hinaus dominieren nun hierbei auch unverzierte Stücke, in deutlich geringerem Ausmaß begegnen Einzugrandschalen mit Rot-schwarz-Bemalung oder mit Graphitstreifenbemalung bzw. mit vollständiger Oberf lächengraphitierung. Dasselbe gilt im Übrigen für die einfachen Henkelschalen. Während die eben angeführten Gefäßtypen fakturmäßig primär der Feinkeramik zuzuweisen sind, stellen fast ausschließlich verschiedenartig ausgeformte Töpfe die große Gruppe der Grobkeramik dar. Hierbei dominieren fassförmige Töpfe mit einziehendem Rand, die die in der Urnenfelderzeit prägenden fassförmigen Töpfe mit ausbiegendem Rand fast vollständig ablösen. Neben diesen Gefäßen lassen sich noch weitere aus Ton gefertigte „Haushaltsgegenstände“ anführen, wie etwa Kochuntersätze oder Back- bzw. Herdplatten auf Hohlfüßen. Diese eigentümlichen Gegenstände, die für gewöhnlich unterschiedlich ausgeführte Öff-

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Hallstattzeitliche Koch­ untersätze aus Kalsdorf bei Graz Nach: Tiefengraber, Grazer Becken

Hallstattzeitlicher Kochuntersatz vom Frauenberg bei Foto: BDA, Robert Fürhacker Leibnitz

nungen an den Hohlfüßen aufweisen, wurden wohl in die Glut gestellt, wodurch sich die an den Rändern zumeist leicht hochgewölbte Platte an der Oberseite entsprechend erhitzen konnte und zum Kochen, Aufwärmen oder Backen zur Verwendung stand. Zu erwähnen bleiben schließlich noch die tönernen Feuerböcke, die im Unterschied zu ihren deutlich häufiger anzutreffenden urnenfelderzeitlichen Vorgängern jedoch kaum mehr in Form von Hörnern, Mondsicheln o.

ä. ausgeführt werden, sondern tendenziell eher streng geometrisch und blockförmig. Kanneluren- und Stempelverzierungen lösen die älteren Kerb-, Einstich- und Fingertupfenverzierungen zu einem großen Teil ab. Weiterhin gilt jedoch die Feststellung, dass praktisch jeder Feuerbock in seiner Form und Verzierung ein Unikat darstellt, wobei hinsichtlich der Funktion dieser Stücke auf die Ausführungen im vorigen Kapitel verwiesen werden darf. Bislang liegen aus dem Arbeitsgebiet keine verifizierten Hinweise auf hallstattzeitlichen Bergbau vor, wobei in erster Linie an den Abbau von Eisen- oder Kupfererzen gedacht werden müsste. Auf der anderen Seite begegnen insbesondere auf den obersteirischen Höhensiedlungen regelhaft Eisenschlacken, bei denen es sich zu einem großen Teil eindeutig um Schmiedeschlacken handelt, andererseits liegen auch – insbesondere vom Falkenberg bei Strettweg und vom Leobener Häuselberg − Flussschlackenbruchstücke vor, die auf eine lokale Eisenverhüttung hindeuten. Auch der Fund eines verschlackten Tondüsenfragmentes am Falkenberg dürfte mit Eisenverhüttung in

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Verbindung zu bringen sein. Wichtig ist hierbei vor allem die Beobachtung, dass die meisten obersteirischen Höhensiedlungen der Hallstattzeit − wie im Übrigen auch die Siedlung auf dem Burgstallkogel in Großklein − gleichsam auf abbauwürdigen Eisenerzvorkommen „sitzen“, auf die in Einzelfällen sogar im 19. Jh. noch einmal Bergbau betrieben wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Eisenerzabbau und die Eisenverhüttung bereits in der Hallstattzeit mit Erfolg betrieben wurden, ist derzeit als sehr hoch einzuschätzen, der archäologische Nachweis dafür sollte in absehbarer Zeit auch durchaus zu erbringen sein. Nahe liegend scheint dabei auch der Schluss zu sein, dass gerade die ausgedehnten „Zentralsiedlungen“ ihren Reichtum, der sich am deutlichsten natürlich in den zugehörenden „Fürstengräbern“ widerspiegelt, nicht nur dem Handel oder der Landwirtschaft etc. verdankten, sondern eben auch in nicht geringem Maße dem Eisen. Für eine Reihe von auch heute noch im Gelände erhaltenen Pingen im weiteren Umfeld um den Burgstallkogel in Großklein (z. B. bei Heimschuh) wurde unlängst193 der Verdacht geäußert, dass diese möglicherweise als Relikte eines ältereisenzeitlichen Eisenerzabbaues, vornehmlich wohl auf Raseneisenerz bzw. Limonit, zu betrachten sein könnten. Ein archäologischer Nachweis dieser Hypothese ist noch ausständig, der erstaunlich gute Erhaltungszustand des meisten dieser Pingen legt allerdings vielleicht doch eher eine jüngere Datierung nahe. Erwähnenswert ist weiters im Zusammenhang mit hallstattzeitlicher Rohstoffgewinnung, dass eine Reihe von Gefäßkeramikfunden vom Leobener Häuselberg, die hinsichtlich ihrer Gefäßformen und Verzierungen problemlos nach Ha C datiert werden können, eine auffällig starke Graphitmagerung besitzen. Graphithältige Tone können an mehreren Stellen des Häuselberges in Aufschlüssen beobachtet werden, sodass die Vermutung nahe

liegt, dass diese schon von Natur aus „graphitgemagerten“ Tone gezielt zum Töpfern verwendet worden sind. Ob diese qualitätsvollen hitzebeständigen Tone auch weiter verhandelt wurden, ist derzeit nicht zu beantworten. Auf jeden Fall kommen diese Vorkommen auch als Lieferant für Graphit in Frage, der etwa auch in geschlickerter Form für die Bemalung oder den f lächigen Überzug einzelner Gefäße diente. Abschließend stellt sich noch die Frage, ob und inwieweit auf die steirischen Kupfer­ erzlagerstätten rund um Schladming, im Johnsbach-, Palten- und Liesingtal sowie im Bereich um Eisenerz bzw. in den Ennstaler und Eisenerzer Alpen noch in der Hallstattzeit Abbau betrieben wurde. Hierbei kann eigentlich nur das wiederholt werden, was schon für die Bronzezeit festgestellt worden ist: Ein urzeitlicher Kupfererzbergbau ist auf dem Gebiet der heutigen Steiermark bislang weiterhin noch nicht nachgewiesen. Gräber, Bestattungen und Grabbrauch – Gräber als Spiegelbild der Sozialhierarchie bzw. Sozial­ strukturen Das Bild der älteren Eisenzeit in der Steiermark wurde und wird auch weiterhin von den zahlreichen Grabfunden geprägt, unter denen sich einige der am reichsten ausgestatteten Gräber der gesamten Hallstattkultur finden, wie etwa der berühmte Kröll-/Schmiedkogel (in der neuesten Forschung als Kröllkogel geführt) bei Kleinklein oder das „Kultwagengrab“ von Strettweg. Überhaupt präsentiert sich das Phänomen der hallstattzeitlichen Gräber als ungemein vielfältiger und vielschichtiger sowie gleichzeitig enorm aussagekräftiger Komplex, der in zahlreichen Detailstudien behandelt worden ist, viele damit verbundene Fragen sind weiterhin jedoch noch offen. Aufgrund dieser Komplexität kann in gebotener Kürze an dieser Stelle eigentlich nur ein erster grober Ein-

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blick in die Quellensituation und eine geraffte Zusammenfassung einzelner Detailaspekte gegeben werden, ohne dass hier Vollständigkeit angestrebt werden soll oder gar kann. Bislang können an die 30 Fundorte genannt werden, von denen insgesamt an die 200 mehr oder minder vollständig erhaltene Grabkomplexe vorgelegt worden sind, sodass eine gute Ausgangsbasis für weiterführende Untersuchungen hinsichtlich der Grab- und Bestattungsformen, der Beigabensitte sowie der aus diesen Faktoren rekonstruier- und interpretierbaren Sozialstrukturen gegeben ist. Überblickt man den greif baren Materialbestand, so fällt naturgemäß ein Ungleichgewicht in der Verteilung der Grabfunde auf dem Gebiet der heutigen Steiermark auf, was auf mehrere Gründe zurückzuführen ist: Zum einen stellten die auch obertägig noch gut erhaltenen und mitunter teils ausgedehnten Hügelgräberfelder der mittleren Steiermark spätestens seit dem 19. Jh. Objekte gezielter Schürfungen und Ausgrabungen dar, die zwar oftmals nur den Charakter einer Schatzsuche besaßen, allerdings − etwa in Hinblick auf die Erforschung der Sulmtalnekropole von Großklein durch Wenzel Radimský − durchaus aber auch für diese Zeit moderne Methoden und Ansätze verwendeten. Diese frühen Grabungen erbrachten auch erste ansehnliche Fundkonvolute, die mehr oder minder vollständig ihren Weg in die einschlägigen Museen fanden, welche mitunter sogar die einheimische Bevölkerung gezielt zu derartigen Schürfungen nach ansehnlichen Funden ermutigte und finanziell belohnte. Zum anderen kann konstatiert werden, dass eine gewisse Nähe zur Landeshauptstadt Graz der Feldforschung durchaus zuträglich war, während entferntere Gebiete, wie etwa die gesamte Obersteiermark, eher stiefmütterlich abseits „liegengelassen“ wurden − ein Phänomen, dass sich bekanntermaßen wie ein roter Faden durch die „steirische“ Archäologie zieht. Er-

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schwerend kam in diesen Gebieten hinzu, dass dort nur eine verschwindend geringe Anzahl an obertägig sichtbaren Hügelgräbern erhalten bzw. bekannt war, die gezielt untersucht hätten werden können. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass nichtsdestotrotz die überwiegende Mehrzahl an bislang bekannt gewordenen hallstattzeitlichen Grabfunden aus der Sulmtalnekropole von Großklein vorgelegt worden ist, wobei insbesondere die grundlegende Aufarbeitung und Publikation der bis zum Jahr 1980 greif baren Grabkomplexe durch Claus Dobiat hervorzuheben ist, die auch heute noch als „Standardwerk“ zu gelten hat.194 Im Rahmen dieser Arbeit war es Dobiat möglich, Inventare von insgesamt 103 Gräbern vorzulegen und diese seriationsgestützt auszuwerten. Zusätzlich zu diesen Gräbern konnten danach noch rund 40 weitere Grabkomplexe aus verschiedenen Gräber­ g ruppen am Burgstallkogel vorgelegt werden, wie beispielsweise aus der Gräbergruppe Masser-Kreuzbauer,195 aus der Grellwaldgruppe,196 aus der Wiesenkaiser-Gruppe (Tumulus Wiesenkaiser 4),197 aber auch aus den beiden abseits davon gelegenen „Fürsten­ gräbern“ Hartnermichel 1198 und Kröll-/ Schmiedkogel,199 sodass festgehalten werden muss, dass die Kenntnis zum hallstattzeitlichen Bestattungswesen in der Steiermark zu einem großen Teil auf den bislang publizierten Ergebnissen aus der Sulmtalnekropole beruht.200 Überblickt man in gebotener Kürze den restlichen Quellenbestand, so kann aus dem unmittelbaren Umfeld der Sulmtalnekropole das kleine Gräberfeld von Bergla bei St. Martin im Sulmtal erwähnt werden, in dem im Zuge der Ausgrabungen Wolgang Artners neben Hügelgräbern auch Flachgräber nachgewiesen werden konnten, die darüber hinaus den bislang limitierten chronologischen Rahmen hallstattzeitlicher Bestattungen nach oben hin erweitern konnten und erstmals späthallstattzeitliche Inventare (Ha D3) geliefert haben.201

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Bereits länger bekannt sind die bis auf einzelne herausragende Funde (bimetallener Dolch vom Typus Leibnitz-Golovjatino und Zaumzeugaufsätze) leider unpubliziert gebliebenen Gräber aus dem ausgedehnten hallstattund römerzeitlichen Hügelgräberfeld in Altenmarkt bei Leibnitz,202 lediglich einige neu ergrabene Gräber sowie ein „Keramikdepot“ aus diesem wichtigen Gräberfeld konnten im Jahr 2006 durch Ulrike Hampel vorgelegt werden.203 (Mittlerweile erschien eine neue, 2016 von Gerald Fuchs publizierte Monographie über das Hügelgräberfeld Altenmarkt.)204 Mit diesem Gräberfeld in Altenmarkt wird für gewöhnlich der westlich davon gelegene Frauenberg als zugehörender Siedlungsplatz in Verbindung gebracht, auf dem sich ebenfalls Reste von hallstattzeitlichen Hügelgräbern nachweisen ließen.205 Gleich wie in der Sulmtalnekropole von Großklein sind aus dem Gebiet rund um den Wildoner Schlossberg und Buchkogel mittlerweile eine ganze Reihe an wohl zugehörenden Gräbergruppen bzw. -feldern bekannt geworden, die sich in ähnlicher Anordnung sowohl auf erhöhten Plätzen (Wildon-Rasental),206 aber auch an deren Abhängen bzw. am Hügelfuß (Wildon-Unterhaus mit über 40 Gräbern)207 und in der umliegenden Ebene wiederfinden (Galgenkogel 208 und Gräberfeld Kainach 209). Auch auf den benachbarten bzw.

Goldfunde aus der Grabkammer des Grafenkogels in Foto: Johanna Kraschitzer Stocking.

umliegenden Anhöhen sind zeitgleiche Grabfunde erfasst worden, die die bemerkenswerte Besiedlungsdichte zu unterstreichen vermögen.210 Seit Kurzem sind im Raum Wildon auch hallstattzeitliche Großgrabhügel am linken Ufer der Mur nachgewiesen: Im sog. Grafenkogel in Stocking ist die reiche Bestattung mit hölzerner Grabkammer in einer massiven Steinumstellung offenbar nach wie vor erhalten.211 Von Bedeutung ist hierbei darüber hinaus die Tatsache, dass einige dieser Gräberfelder bei Wildon eine Belegungskontinuität seit der Urnenfelderzeit besitzen. Bedauerlicherweise sind erst einzelne Gräber aus diesen großteils neu bzw. modern ergrabenen Nekropolen publiziert worden, sodass es bislang kaum möglich ist, ein verlässliches Gesamtbild zu gewinnen. Aus der Weststeiermark ist schließlich noch das aus zumindest 15 Tumuli bestehende Hügel­g räberfeld am Glaserkogel bei Wetzelsdorf anzuführen, in dem im Jahr 2000 zwei Hügelgräber untersucht werden konnten, deren chronologische Einordnung − wie bereits mehrfach erwähnt − auf heftige und berechtigte Kritik stieß.212 Aus dem weitläufigen Grazer Becken sind bislang hallstattzeitliche Grabfunde einerseits aus dem urnenfelder- und frühhallstattzeitlichen Gräberfeld in Kalsdorf südlich von Graz vorgelegt worden, wobei aber nur mehr wenige Gräber davon die frühe Hallstattzeit noch erreichen, der Belegungsschwerpunkt fällt in die späte Bronzezeit.213 Andererseits liegen durchwegs ge- bzw. zerstörte Grabfunde aus dem unmittelbaren Umfeld der ebenfalls bereits in der Urnenfelderzeit angelegten „Untersiedlung“ am Fuße des Grazer Schlossberges vor, wie etwa aus dem Bereich des Priesterseminars214 oder aber aus dem Hügelgrab, das als Unterbau für die spätere Leechkirche diente.215 Hallstattzeitliche Grabfunde sind in der Oststeiermark bislang erstaunlich selten geblieben, wobei auffällt, dass in diesem Gebiet am

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Übergang zur pannonischen Tiefebene große Hügelgräberfelder der älteren Eisenzeit mit mehreren Dutzend oder gar über 100 Tumuli, wie sie aus der Weststeiermark mehrfach belegt sind, noch nicht bekannt geworden sind. Stattdessen begegnen kleine Gräbergruppen (z. B. Berndorf-Urlas bei Kirchberg an der Raab),216 die nur selten einmal mehr als ein Dutzend Hügelgräber umfassen, wie etwa in Gniebing217 oder am Saazkogel bei Paldau.218 Daneben konnten auch vereinzelte potentielle Flach­g räber erfasst werden, wie etwa im Bereich des (nur?) römerzeitlichen Hügelgräberfeldes von Kapfenstein, die von Christian Mayer publiziert wurden.219 Wirft man einen Blick auf die Obersteiermark, so hat sich zwar − wie oben bereits ausgeführt − der Kenntnisstand zur hallstattzeitlichen Besiedlung und auch zu den zugehörenden Gräbern erheblich verbessert, doch hinkt der Publikationsstand merklich hinterher − eine Tatsache, die in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass vieles erst unlängst entdeckt und ergraben wurde. Altbekannt sind hingegen die über 20 Grabfunde aus dem wohl nur vermeintlichen Flachgräberfeld von Leoben-Hinterberg,220 das zweifelsohne noch nicht vollständig erfasst, jedoch mittlerweile weitgehend überbaut ist. An dieses Gräberfeld ist aufgrund der Bestattungsweise in einer Steinkiste ein isoliert gebliebenes Grab vom Fuße des Kulms bei Trofaiach in St. Peter-Freienstein anzuschließen, das von Walter Modrijan vorgelegt werden konnte.221 Bis auf das bekannte „Kultwagengrab“ von Strettweg, das zuletzt 1996 von Markus Egg publiziert wurde,222 sind die Ergebnisse der Ausgrabungen und Prospektionen in den Gräberfeldern rund um den Falkenberg erst aus Vorberichten bekannt geworden, was in Anbetracht des Fundreichtums − und der damit verbundenen langfristigen Restaurierungsund Konservierungsarbeiten − in den neu

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ergrabenen bzw. nachgegrabenen „Fürsten­ gräbern“ (Tumuli I−III und „Bleikolmhügel“) auch nicht überraschen darf. Wichtig ist hierbei vor allem die Tatsache, dass nunmehr die Existenz von Hügelgräbern auch für den inneralpinen Bereich gesichert ist, lassen sich doch alleine in Strettweg mittlerweile mindestens 100 Tumuli ausmachen, die sich einerseits im Falle der weitgehenden Einebnung bzw. Abtragung noch anhand ihrer kreisförmigen Umfassungsgräben greifen lassen, andererseits begegnen tatsächlich auch noch obertägig erhaltene Hügel­g räber.223 Zum Abschluss bleiben noch die unlängst von Wolfgang Artner publizierten Funde aus zerstörten Tumuli am Nordhang des Kulm bei Aigen zu erwähnen, die bislang die einzigen gesicherten hallstattzeitlichen Grabfunde aus dem Ennstal darstellen.224 Grab- und Bestattungsformen Die Bestattung unter Hügelgräbern von unterschiedlicher Dimension stellt die bislang häufigste − da auch am einfachsten nachweisbare − Grabform im Bereich der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ dar, der das Gebiet der heutigen Steiermark vollständig zuzuordnen ist. Die erhaltenen Durchmesser dieser Tumuli variieren erheblich und sind als Indikator für die gesellschaftliche Position des/der Bestatteten zu verstehen. Eine eingehende Untersuchung der Grabformen bzw. des Grabauf baues und der möglichen Einbauten wird Claus Dobiat verdankt, der anhand der zahlreichen Grabkomplexe aus der Sulmtalnekropole ein für die gesamte „Steirisch-Pannonische Gruppe“ gültiges Gerüst entwerfen konnte:225 Demzufolge variieren die in den einzelnen Gräberfeldern der Sulmtalnekropole eruierbaren durchschnittlichen Hügeldurchmesser leicht, so liegen diese in der Höchschusterwaldgruppe, in der Leiten­ gritschwaldgruppe, in der Ofenmacherwald-

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gruppe und in der Kaiserschneiderwaldgruppe bei knapp über 7 m, in der Forstwaldgruppe bei knapp über 9 m und in der Grellwaldgruppe bei über 11 m. Die Höhen dieser „durchschnittlichen“ Tumuli bewegen sich entsprechend dazu im Schnitt zwischen 70 cm und 1,2 m. Neben diesen „Standardgrößen“ begegnen jedoch durchaus auch Tumuli von deutlich größerem Durchmesser und größerer Höhe. So belaufen sich die Durchmesser der „fürstlichen Riesentumuli“ Tschoneggerfranzl 2, Kürbischhansl, Kürbischbauer 1 sowie der „Fürstengräber“ Pommerkogel und Kröll-/Schmiedkogel auf zwischen 30 und bis zu 50 m bei maximal erhaltenen Höhen von etwa 7 m. Inwieweit diese Höhen der ursprünglichen Grabhügelhöhe entsprechen, ist unklar, zweifelsohne wird hier einiges der Erosion und späteren Nutzung zum Opfer gefallen sein. Mit Höhen von 10−12 m wird eventuell spekuliert werden dürfen, wodurch sich diese „Riesentumuli“ als wahrhaftige und weithin sichtbare Grabmonumente zu erkennen geben. Eine größenmäßige Kategorisierung der hallstattzeitlichen Tumuli im Ostalpenraum wird schließlich in weiterer Folge auch noch Paul Gleirscher verdankt, der 2005 eine Differenzierung in kleine (4−9/10 m Durchmesser) und mittelgroße Grabhügel (9/10−15 m, vereinzelt 20 m Durchmesser) sowie isoliert gelegene Groß- bzw. Prunkgrabhügel mit einem Durchmesser von ca. 40 m vornahm.226 Zumindest ein Teil dieser Tumuli war offenkundig von kreisförmig umlaufenden Umfassungs- oder Entnahmegräben umgeben, wobei diese gerade im Bereich der Sulmtalnekropole nicht wirklich nachgewiesen sind, was primär auf die seinerzeitig gängigen Grabungsmethoden zurückzuführen sein wird. Wichtig ist jedoch festzuhalten, dass nicht jeder Tumulus einen derartigen Graben besitzen muss, was insbesondere bei der Interpretation von Geoprospektionsergebnissen oder Luftbildern immer ins Kalkül zu ziehen ist.

Innerhalb der Grabhügel können verschiedenartige Einbauten begegnen, wobei grundsätzlich größere Tumuli über komplexere Grabeinbauten verfügen.227 Diese Einbauten können entweder als einfache Holzkisten bzw. -kammern ausgeführt, oder aber von einer Steinumstellung und/oder -abdeckung umgeben sein. In Extremfällen, wie etwa im Tumulus „Bleikolmhügel“ in Waltersdorf bei Strettweg, war die knapp 7 x 7 m große, mannshohe Holzgrabkammer überhaupt von einer Steinpackung vollständig „überhügelt“. Gerade die im 19. Jh. ausgegrabenen Großgrabhügel in der Sulmtalnekropole erbrachten Nachweise steinerner Einbauten, die teilweise mit komplexen und kaum weiter interpretierbaren Steinsetzungen kombiniert waren, wie etwa im Falle des Kürbischhansl-Tumulus oder des Tumulus Tschoneggerfranzl 2. In die steinumfassten oder vielleicht überhaupt nur aus Stein errichteten (?) Grabkammern dieser Großgrabhügel führte zumeist ein Korridor (Dromos), der entweder an den Flanken mit Trockenmauern gestützt wurde (z. B. beim Kröll-/Schmiedkogel, doch ist diese Ansprache möglicherweise in Hinblick auf die neuen Grabungsergebnisse in Strettweg zu überdenken), oder aber vollständig mit Steinen „verschlossen“ war (z. B. Strettweg Tumulus I, II und „Bleikolmhügel“ sowie beim Kürbischhansl-Tumulus in Kleinklein). Neben diesen teils sehr groß ausgeführten Kammern (bis zu 13 x 13 m im „Bleikolmhügel“ in Strettweg), begegnen in den Hügelgräbern als weitere Form der Einbauten ein­fache Steinkisten oder aus Steinplatten umstellte Gräber. Diese finden sich zumeist bereits in deutlich kleiner dimensionierten Tumuli, von denen die meisten − so heute beurteilbar − überhaupt keine Einbauten besaßen. Betrachtet man die Bestattungsformen, die − unabhängig von potentiellen Einbauten − innerhalb der Tumuli anzutreffen sind, so unterschied Claus Dobiat grundsätzlich vier Typen:228

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Bestattungsformen in den hallstatt­ zeitlichen Hügelgräbern der Nekro­ polen von Großklein Nach: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein

1. Urnenbestattung: Dabei wurde der Leichenbrand in einem Gefäß gesammelt und dieses mitsamt den Beigaben in einer Grube bzw. im Grabhügel deponiert. 2. Brandschüttungsgräber: Bei dieser Bestattungsform wurden die Scheiterhaufenreste zusätzlich zur Urne in die Bestattungsgrube eingefüllt. 3. Brandgrubengräber: In diesen Gräbern befand sich der Leichenbrand vermischt mit Brandrückständen und den übrigen − zumeist verbrannten − Beigaben eingefüllt in einer Grabgrube. 4. Brandf lächengräber: Diese Bestattungsform impliziert die mehr oder weniger f lächige Ausbreitung bzw. Ausstreuung des

Leichenbrandes, der Brandrückstände sowie der Beigaben im Grabhügel. In nicht wenigen Fällen begegnen eigentümliche „Mischtypen“ in ein und demselben Grab, was wohl weniger auf die tatsächliche Existenz dieser Bestattungsformen hinweist, als vielmehr um das im Zuge von Altgrabungen zweifelsohne nicht ausreichend dokumentierte und differenzierte Phänomen der Mehrfachbestattungen in vielen Tumuli. Ohne anthropologische Untersuchung der Leichenbrände ist bei einer derartigen Befundlage in jedem Fall größte Skepsis angebracht. Erst in den letzten Jahren konnte mehrfach der Nachweis für die schon immer wieder geäußerte Vermutung der Existenz von hallstattzeitli-

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chen Flachgräbern im direkten Umfeld von Tumuli erbracht werden, wie etwa in Bergla bei St. Martin im Sulmtal und in Leibnitz-Altenmarkt. Dabei handelte es sich sowohl um mit den Hügelbestattungen gleichzeitige Gräber, aber auch − und dies ist von besonderer Bedeutung − um jüngere Bestattungen der späten bzw. ausgehenden Hallstattzeit. Der Nachweis von Flachgräbern bedeutet nun, dass die tatsächliche Anzahl an Bestattungen bzw. Gräbern im Bereich von hallstattzeitlichen Hügelgräbergruppen bzw. -feldern ursprünglich deutlich höher lag. Zu berücksichtigen gilt hierbei weiters, dass die seinerzeitigen Grabungsmethoden zumeist nur die „Zentralgräber“ erfassten, während potentielle Nachbestattungen unentdeckt blieben. Wie beispielsweise die vollständig ergrabenen Hügelgräberfelder im benachbarten Prekmurje (z. B. Nova tabla bei Murska Sobota) zeigen, kann die Anzahl der Flachgräber und Nachbestattungen in einer derartigen Nekropole beinahe etwa das Vierfache der Tumulusanzahl betragen. Weiters belegen die neu entdeckten Flachgräber, dass die tatsächliche Belegungsdauer der Hügelgräbergruppen bzw. -felder um einiges länger anzusetzen sein wird, als es derzeit üblich ist. Bedenkt man, dass einige hallstattzeitliche Hügelgräberfelder bereits urnenfelderzeitliche Flachgräberfelder ohne Unterbrechung fortsetzen (z. B. Kainach bei Wildon oder Kalsdorf ), so ergibt sich derzeit die theoretische Möglichkeit einer zumindest fast 500jährigen Belegungskontinuität einzelner Gräberfelder vom Beginn der Stufe Ha B bis an das Ende von Ha D. Soweit bislang beurteilbar, endet die Sitte der Bestattung unter Grabhügeln in der mittleren und unteren Steiermark wohl im 6. Jh. v. Chr. (Ha D1), während in der Obersteiermark − gleich wie in Unterkärnten – anscheinend weiterhin an dieser Tradition festgehalten wird. Darauf weist zumindest das Strettweger „Fürstengrab“ „Bleikolmhügel“ hin, das wohl nach Ha D3 und somit in das 5. Jh. v. Chr. datiert werden kann.

Beigabensitten als Spiegel der hierarchischen Sozialstrukturen Sämtliche bislang überlieferten hallstattzeitlichen Gräber auf dem Gebiet der heutigen Steiermark stellen ausnahmslos Brandbestattungen dar, die in einer der vorher beschriebenen Bestattungsformen in einem Flach- oder Hügelgrab beigesetzt worden sind. Für gewöhnlich gelangten mit den Verstorbenen (bzw. deren Leichenbränden) Gegenstände mit ins Grab, die − zusammen mit der Art und Größe der Grabarchitektur − einen Rückschluss auf die soziale Stellung der/des Bestatteten zulassen. Soweit beurteilbar, scheinen diese Beigaben normierten Selektionen unterworfen gewesen zu sein, sodass sowohl bei Männer-, als auch bei Frauenbestattungen klar differenzierbare Abstufungen innerhalb des Beigabenreichtums zu beobachten sind. Was die aus den Gräbern vorliegenden Inventare insbesondere der Altgrabungen betrifft, muss vorweg jedoch zur Vorsicht gemahnt werden, können hierbei doch durchaus geläufige Mehrfachbestattung unerkannt zu einem einzigen Inventar „reduziert“ worden sein, was eine merkliche Verfälschung bewirkt. Sobald jedoch bei derartigen Gräbern − und dies betrifft einen gar nicht so geringen Anteil der Bestattungen aus der Sumtalnekropole − Trachtbestandteile von Mann und Frau zusammen begegnen, kann eindeutig von einer solchen Inventarvermischung ausgegangen werden. Nichtsdestotrotz lassen sich spezifische Beigabenkombinationen innerhalb der hallstattzeitlichen Frauen- und Männerbestattungen differenzieren, die die jeweilige soziale Stellung widerspiegeln, wie es Biba Teržan anhand der Kleinkleiner Grabinventare nachwies.229 Grundsätzlich kann dabei festgehalten werden, dass die traditionellen urnenfelderzeitlichen Grabausstattungen fortgesetzt, jedoch sehr bald erweitert und reicher bestückt werden, wobei nun auch neue Beigabenkategorien (z. B. Waffen) auftreten.

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In den einfachen, weitgehend beigabenlosen Gräbern wird man nach gängiger Ansicht die Bestattungen der untersten sozialen Schicht greifen können, sofern hier nicht einfach andersartige religiöse Vorstellungen oder gesonderte Personengruppen zum Tragen kommen. Die „nächstniedere“ Gruppe wird durch Bestattungen repräsentiert, denen nur Beigabengefäße oder zumindest Reste davon in das Grab mitgegeben wurden. Teilweise dienten diese Gefäße als Urnen, mitunter stellten sie aber Reste eines ganzen Gefäßsatzes bzw. der Speise- und Trankbeigaben dar, die für das Jenseits vorgesehen und oftmals mit verbrannt worden waren. In dieser zahlenmäßig größten Gruppe, die somit die Masse der Bevölkerung repräsentieren dürfte, sind sowohl Männer-, als auch Frauenbestattungen vertreten. In einigen wenigen Fällen enthielten diese Gräber eventuell noch Eisenmesser o. ä., wobei diese Stücke als Teil des Speisebeigabesatzes zu deuten sein könnten. Aufgrund der Beigaben kann eine weitere Gruppe an Männer- und Frauengräbern differenziert werden, die unter dem Blickwinkel der sozialen Hierarchisierung über die eben erwähnte zu stellen ist. Diese Gräber enthalten regelhaft − zumeist setartig zusammengestellte − Gefäßbeigaben, Frauenbestattungen zeichnen sich durch die Mitgabe von Fibeln, einzelnen oder mehreren Spinnwirteln, tönernen Webgewichten und Messern aus. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die Webgewichtsbeigabe wohl als pars-pro-toto-Mitgabe eines vollständigen Webstuhls zu werten sein dürfte. Bei den Männergräbern dieser Gruppe ist die Mitgabe einer Gewandnadel sowie hauptsächlich die Waffenbeigabe (entweder Lanzen oder Streitbeile), Schleifsteine oder Eisenwirtel als Teil des Wehrgürtelgehänges sowie teilweise auch Pferdegeschirr charakteristisch. Die verstorbenen Männer werden dadurch eindeutig als Krieger gekennzeichnet, die sowohl zu Fuß als auch zu Pferd kämpften.

Bronzebleche mit der Darstellung von Hirschen vom Galgenkogel bei Wildon Foto: UMJ, Daniel Modl

Über diese Gruppe kann ein zahlenmäßig gar nicht unbedingt geringerer Personenverband gereiht werden, der gleich wie die vorige Gruppe über einen Beigabengefäßsatz verfügte. Die in diese Gruppe fallenden Frauenbestattungen zeichnen sich in erster Linie durch die Beigabe von reicheren Schmucksätzen aus, welche aus Fibeln, Hals- und Armringen, Haarringen sowie Glas- oder Bernsteinperlen bestehen können. Ebenfalls vorhanden sind oft in mehreren Exemplaren mitgegebene Spinnwirtel und wiederum Webgewichte, sowie auch Eisenmesser. Diesen Frauen möchte Biba Teržan eine Rolle bzw. Funktion als eine Art „mater familias“ und „Herrin des Hauses“ − im Sinne des griechischen oikos − zusprechen, die − abgesehen von den in den „Fürstengräbern“ (mit) bestatteten Frauen − die höchste gesellschaftliche Stufe repräsentieren. Bemerkenswerterweise war es Teržan nicht möglich, diesen Frauen anhand der Grabinventare der Sulmtalnekropole adäquate Männerbestattungen an die Seite zu stellen.

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Teile des Inventars des „fürstlichen“ Grabes Tschoneggerfranzl 2 in Kleinklein Nach: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein

Die Spitze der hierarchischen Pyramide innerhalb der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ bilden die „fürstlichen“ Gräber sowie vor allem die auch lagemäßig vom Rest der Bevölkerung separierten „Fürstengräber“.230 Zu diesen „fürstlichen“ Gräbern, die in ihrer Dimension den eigentlichen „Fürstengräbern“ teilweise gleich kommen, gehören beispielsweise in der Sulmtalnekropole die Tumuli Forstwald 59, Tschoneggerfranzl 2 und Kürbischhansl, möglicherweise lässt sich auch der Wildoner Galgenkogel in diese Kategorie einordnen, aus dem u. a. ein in singulärer Weise mit figuralen Bronzeblechen verziertes Kegelhalsgefäß stammt.231

Diese Gräber unterscheiden sich in ihren Inventaren in erster Linie dadurch von den Kleinkleiner „Fürstengräbern“, dass sich in ihnen in der Regel keine Bronzegefäßsätze und keine prunkvollen Schutzwaffen, wie Helm und Brustpanzer, finden. Eine Ausnahme stellt hierbei der Tschoneggerfranzl 2 dar, in dem sich Reste einer Bronzesitula und eines Brustpanzers nachweisen lassen. Darüber hinaus fällt die Angriffswaffenausstattung in diesen Gräbern merklich bescheidener aus, „überkomplette“ Waffensätze, wie sie aus dem Kröll-/Schmiedkogel vorliegen, fehlen in den „fürstlichen“ Gräbern. Für beide

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Rekonstruiertes Grabin­ ventar des „Fürstengrabes“ Kröll-/Schmiedkogel von Kleinklein Nach: Egg/Kramer, Kröllkogel

Gruppen ist charakteristisch, dass sich in den Gräbern jeweils Hinweise auf weitere mitbestattete Personen finden, wobei vor allem die Frauen herausstechen. Anhand ihrer Trachtbestandteile können diese Frauen auf jeden Fall den vorhin beschriebenen Frauenbestattungen an die Seite gestellt werden, die mitunter beobachtbare Mitgabe von Goldschmuck hebt sie allerdings aus dieser Reihe hervor. Spinnwirtel und Webgewichte gehören weiterhin zum Beigabeninventar dieser Frauen. Die reichste und prunkvollste Beigabenausstattung war den Bestattungen der „Fürsten“, vielleicht auch „Könige“ (reguli) vorbehalten: Im Regelfall besaßen diese eine Schutzwaffenausstattung aus Helm und Brustpanzer, einen (mitunter mehrfachen) Angriffswaffensatz, bestehend aus Streitbeil und Lanzen, sowie, als Statussymbol und gleichsam als Insignie der Macht, einem Schwert, das bemerkenswerterweise oft deutlich älter sein kann, als die Bestattung selbst. Nicht umsonst hat sich für diese herausstechende Waffe die Bezeichnung als „Traditionsschwert“ eingebürgert. Pferdegeschirr kennzeichnet den „Fürsten“ darüber hinaus als Reiterkrieger, im Falle des Kröll-/ Schmiedkogels hatten die Pferde dem Verstorbenen sogar ins Jenseits zu folgen. Ein umfangreicher Bronze- und Keramikgeschirrsatz sollte

dem Verstorbenen eine standesgemäße Repräsentation als Gastgeber eines großen Festmahles bzw. Symposiums im Jenseits ermöglichen. Gerade anhand der Kleinkleiner „Fürstengräber“ lässt sich gut beobachten, dass im Laufe der Zeit die Grabausstattungen sukzessive reicher und prunkvoller werden, die „Krönung“ stellt hierbei schließlich das − gleichzeitig auch letzte und jüngste − „Fürstengrab“, der Kröll-/ Schmiedkogel, dar. Dessen Nachfolger, der wohl auch für die standesgemäße Grablegung des verstorbenen „Fürsten“ verantwortlich war, erhielt aus nicht bekannten Gründen kein derartiges Grabmal mehr, mit dem „Fürsten“ aus dem Kröll-/Schmiedkogel endet die fast 200 Jahre nachweisbare „Dynastie“ der „Fürsten“ von Kleinklein, die sich in ihrer monumentalen Separatnekropole ein Denkmal für die „Ewigkeit“ zu setzen vermochten. Religion und Kult Aus dem Gebiet der heutigen Steiermark liegen einzelne Funde vor, die aufs engste mit konkreten religiös-kultischen oder auch mythologischen Vorstellungen verbunden sein dürften. In erster Linie ist hierbei der weithin bekannte bronzene „Kultwagen“ aus dem „Fürstengrab“ Tumulus I (bzw. eben dem „Kultwagengrab“)

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Bronzener „Kultwagen“ aus dem „Fürstengrab“ Tumulus I von Strettweg Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

von Strettweg anzuführen, der bekanntermaßen das Prunkstück der „steirischen“ Archäologie schlechthin darstellt, was sich beispielsweise auch im Versicherungswert von rund 50 Millionen € widerspiegelt. Geben bei diesem kleinen Wagen die Komposition und Gestaltung der vollplastischen Figuren bzw. das in diesem Wagen implizierte Gesamtkonzept bereits klare Hinweise auf seinen kultischen Charakter, so kann dies mit gewissem Vorbehalt auch für eine ganze Reihe von stark schematisierten Darstellungen auf bronzenen Zisten und zugehörenden Deckeln aus den beiden prominenten „Fürstengräbern“ Pommerkogel und Kröll-/Schmiedkogel in Kleinklein vermutet werden, hinter denen sich

möglicherweise für den heutigen Betrachter nicht mehr befriedigend erschließbare mythologische Szenen verbergen könnten.232 Sowohl bei diesen toreutischen Darstellungen als auch beim „Kultwagen“ selbst darf davon ausgegangen werden, dass die chiffrenhaft reduzierten Szenen in ihrer Bedeutung dem seinerzeitigen Betrachter bekannt gewesen sein werden − eine Tatsache, die im Übrigen für die gesamte Urgeschichte festzuhalten bleibt. Dass es aus heutiger Sicht und mangels schriftlicher Überlieferung naturgemäß kaum mehr möglich ist, profane von mythologischen bzw. religiösen Darstellungen zu trennen, liegt auf der Hand. Diese methodische Problematik beschränkt sich nun nicht nur auf die vorliegenden Artefakte, son-

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dern betrifft beispielsweise auch die grundsätzlich in der Regel wesentlich naturalistischer ausgeführten Darstellungen der sog. Situlenkunst, die ihr Hauptverbreitungsgebiet im Bereich des heutigen Slowenien und in Oberitalien findet. Auch − oder gerade − hierbei wird die Deutung der Darstellungsinhalte äußerst kontrovers beurteilt, wobei die Positionen zwischen einer rein profan-dekorativen Ansprache und einer Interpretation als mythologische Szenen schwanken. Die laufende Diskussion über die Deutung dieser Situlendarstellungen betrifft nun auch insofern die Kleinkleiner Stücke, als sich auf ihnen teilweise dieselben Motive bzw. Sujets wieder finden, die in der etwas jüngeren Situlenkunst dann eben merklich naturalistischer dargestellt begegnen. Abgesehen von diesen „Meisterwerken“, die wohl nicht ohne Grund zum Inventar herausragender Gräber gehörten, begegnen im Arbeitsgebiet und hier vorwiegend innerhalb der Siedlungen immer wieder Gegenstände, bei denen ein kultischer bzw. ritueller Charakter überlegt werden kann. Ein Beispiel dafür stellen etwa die schon seit der Urnenfelderzeit in nicht geringer Menge und jedes Mal in unikater Ausführung auftretenden sog. Feuerböcke bzw. Mondidole dar, deren mitunter sehr weitgreifende Ansprache und Interpretationen bereits im vorherigen Kapitel ausführlich beschrieben wurden, sodass an dieser Stelle Wiederholungen vermieden werden können. Anzumerken bleibt in diesem Zusammenhang jedoch, dass sich zwischen urnenfelder- und hallstattzeitlichen Feuerböcken ein − oben schon beschriebener − formaler Unterschied erkennen lässt, bei dem jedoch unklar bleibt, ob mit ihm auch funktionelle Differenzierungen bzw. Weiterentwicklungen zu verbinden sein werden. Den − nicht nur in der Steiermark − wichtigsten Bedeutungsträger kultisch-religiösen Inhalts stellt jedoch der bronzene „Kultwagen“ von Strettweg bei Judenburg dar, der im Jahr

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1851 bei Feldarbeiten entdeckt und geborgen wurde. Trotz der schon im darauf folgenden Jahr an der Auffindungsstelle durchgeführten Ausgrabungen durch Mathias Robitsch sowie Nachgrabungen im Jahr 2012 durch Susanne Tiefengraber und den Verfasser ist der „Kultwagen“ bis heute unvollständig geblieben, wobei bereits kurz nach seiner Auffindung manche Teile, wie etwa ein Reiter, in Verlust geraten sein dürften. In gebotener Kürze und ohne sich in Details verlieren zu wollen, kann der „Kultwagen“ folgendermaßen beschrieben werden:233 Die Unterkonstruktion des Wagens bildet eine mehrteilig zusammengesetzte Bodenplatte mit einer Größe von ca. 31 x 19 cm, die an den Lang- und Schmalseiten aus vier länglichen Bronzeplatten bzw. Trägern gebildet wird, welche jeweils an den Ecken mittels vier aus Bronze gegossenen Achshaltern zusammengefügt sind. Die Achshalter enden jeweils nach vorne bzw. nach hinten in geschwungenen Tierköpfen, vermutlich von Hirschkühen. In diesen Rahmen ist eine ca. 21 x 14 cm große, mehrfach durchbrochene Bodenplatte eingefügt, die an den Längsseiten an jeweils drei vorragenden Blechstreifen mit dem Rahmen vernietet ist. Die Bodenplatte selbst wird an den Schmalseiten von jeweils sechs rechteckigen, nebeneinander angeordneten Durchbrechungen gegliedert, die Mitte wird durch elf annähernd trapezförmige, radial umlaufende Ausnehmungen in der Art eines elfspeichigen Rades bzw. einer stilisierten Sonne durchbrochen, an den diagonal außen gegenüberliegenden Zwickeln sind zusätzlich insgesamt vier dreieckige Ausnehmungen angebracht. Die an den Ecken sitzenden Achshalter nahmen die separat eingesetzten Radachsen auf, auf die jeweils ein siebenspeichiges gegossenes Bronzerad aufgeschoben war. Wichtig ist die Beobachtung, dass einerseits sowohl der Durchmesser der vorderen und hinteren Achse divergierte, als auch andererseits jeweils unterschiedlich ausge-

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führte Radpaare an Vorder- und Hinterachsen angebracht waren. Ob diese im Detail anders gefertigten Radpaare von Anfang an in dieser Form konzipiert waren, oder ob es sich hierbei um das Resultat einer Reparatur bzw. Ergänzung handelt, kann nicht mehr eruiert werden. Auf dieser Bodenplatte waren nun jeweils in entgegengesetzter „Fahrtrichtung“ zwei gleichartig ausgeführte Figurengruppen angenietet, die aus zwei f lankierenden bewaffneten Reitern bestanden, zwischen denen sich ein Mann mit erhobenem Beil und eine Frau mit leicht vorgestreckten Armen befanden. Einer dieser Reiter fehlt bis heute, darüber hinaus ist eines der vier Pferde im Detail andersartig ausgeführt und verfügt neben einem gestreckteren, jedoch gedrungeneren Körper über eine Kreisaugenverzierung. Die behelmten Reiter selbst tragen jeweils an den nach außen gewandten Armen einen länglich-ovalen Schild mit rundem Schildbuckel, in der zweiten Hand halten sie einen Speer, der schon wurf bereit (?) bis zur Schulter hoch erhoben ist. Direkt vor dem erwähnten Paar steht eine Figurengruppe aus jeweils einem zehnendigen Hirschen und zwei erstaunlicherweise in ihrem Geschlecht nicht spezifizierten stehenden Gestalten, die den Hirsch an seinem Geweih halten bzw. führen. Zwischen diesen beiden antithetischen, weitgehend ausführungsidenten Figurengruppen erhebt sich eine fast exakt doppelt so große Frauenfigur, die bis auf einen breiten Gürtel, eine polosartige Kopf bedeckung sowie Ohrringe unbekleidet ist. Mit den hochgestreckten Armen hält die Frauenfigur eine breite, kalottenförmige Bronzeschale, die gleichzeitig auf dem Polos bzw. auf ihrem Kopf aufsitzt. Zusätzlich wird diese Bronzeschale durch vier seitlich angebrachte, sich überkreuzende tordierte Bronzestäbe gestützt. Durch die Blickrichtung dieser Frau wird nun erst die ansonsten weitgehend gleichartig ausgeführte Vorder- und die Hinterseite klar determiniert.

Eine Reihe von knapp unterhalb des Randes umlaufenden Nieten verdeutlicht, dass die kleine, mehrfach gestützte Schale ursprünglich wohl nicht als Gefäß diente, sondern als Auflage für ein anderes und gleichzeitig größeres Gefäß, das offenkundig einen an diese Wölbung angepassten Rundboden besitzen musste. Aus der reichen Bronzegefäßausstattung aus dem „Kultwagengrab“ kommen im Grunde genommen dafür sowohl die Breitrandschüsseln in Frage als auch ein ansonsten in seiner Ausführung und Dekoration bislang unikater kleiner Kessel, der am oberen Rand mit einem umlaufenden angenieteten Volutenkranz versehen war. Wenngleich die Diskussion über die komplexe Restaurierungsgeschichte und die tatsächliche ursprüngliche Erscheinung des Strettweger Wagens234 und somit auch über das ursprünglich auf den Wagen aufgesetzte Gefäß noch nicht abgeschlossen ist, so weist doch insbesondere die Einzigartigkeit des Kessels mit dem Volutenkranz auf die Wahrscheinlichkeit hin, dass tatsächlich dieser einstmals den „Kultwagen“ „krönte“. Für eine grobe Datierung des Wagens ist in erster Linie ein Detail aussagekräftig: Trotz der stark stilisierten Darstellung kann doch davon ausgegangen werden, dass die Reiterkrieger auf ihren Köpfen offensichtlich konische Bronzehelme tragen. Diese Helmform, die sich beispielsweise im Original im Kleinkleiner „Fürstengrab“ Hartnermichel 1 wiederfindet, aber vor allem aus italischen und istrischen Fundstellen bekannt geworden ist (z. B. aus Novilara, Verucchio, Numana oder Beram, Picugi und Škocjan), lässt sich an das Ende des 8. und an den Beginn des 7. Jhs. v. Chr. datieren.235 Damit ergibt sich auf jeden Fall eine bemerkenswerte zeitliche Differenz zwischen der Datierung dieser markanten Helmform und dem Zeitpunkt der Niederlegung bzw. Deponierung des „Kultwagens“ im Grab, die − nach derzeitiger Einschätzung − um oder kurz

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nach 600 v. Chr. stattgefunden haben dürfte. So es sich bei den Helmen der Reiter nicht um bewusst anachronistisch gestaltete Elemente handeln sollte, die etwa bei mythologischen Darstellungen durchaus in Erwägung zu ziehen sind, kann der „Kultwagen“ als ein schon mehrere Generationen früher angefertigtes Stück betrachtet werden, dem offenbar bereits eine gewisse Tradition „innewohnte“, ehe er abschließend in das Grab mitgegeben wurde. Erwartungsgemäß erfuhr der „Kultwagen“ hinsichtlich seiner Funktion und seiner Figurendarstellungen zahlreiche, ja fast unzählige − und mitunter haarsträubende − Interpretationen und Erklärungen, die an dieser Stelle ganz gewiss nicht alle wiedergegeben werden müssen. Vielmehr sei auf die zuletzt im Jahr 2011 von der wohl profundesten Kennerin ältereisenzeitlicher Darstellungsinhalte, Biba Teržan, vorgeschlagene Deutung referiert, die den „Kultwagen“ in seinem ikonographischen Symbolgehalt in einem breiteren Kontext der hallstättischen Vorstellungswelt zu stellen vermag.236 Demzufolge beinhaltet der „Kultwagen“ eine antithetisch konzeptualisierte Erzählszene mit religiösem Inhalt, der auf die zentrale „übergroße“ Frauenfigur fokussiert ist, bei der es sich wohl um eine Gottheit handeln wird. Diese Göttin erhebt sich gleichsam aus dem elfspeichigen Rad bzw. aus einer elfstrahligen Sonnenscheibe, die als Ausdruck des Kosmos und des Göttlichen betrachtet werden muss. Die Figur der Göttin selbst stellt aus ikonographischen Überlegungen einen synthetischen Typus dar, der einerseits die urnenfelderzeitliche Tradition der Kesselwägen mit der aus dem Nahen Osten − wohl über italisch-etruskische Vermittlung − übernommenen Figur eines Kesselträgers verschmilzt, die als Wasser-, Flüssigkeits- oder Lebensspender betrachtet werden muss. Die anthropomorphe Darstellung dieser Figur symbolisiert Teržan zu Folge die Apotheose der Menscheit. Ebenfalls in ostmediterranen

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Vorbildern wurzelt die Darstellung der nackten Göttin, die als typisch östliche Kopf bedeckung einen Polos trägt, während der breite Gürtel als lokales Element Eingang in die vorliegende Ikonographie findet. In der Kombination mit den wohl zum Opfer geleiteten Hirschen und den Hirschkühen gibt sich die Göttin darüber hinaus als „Herrin der Tiere“, als „potnia therōn“, zu erkennen, die Nacktheit nach ostmediterraner Tradition kennzeichnet gleichzeitig ihre Rolle als Göttin der Fruchtbarkeit. Die bipolare Anordnung der Figurengruppen sowie der Hirschkuhköpfe demonstriert erneut die Verbundenheit zu urnenfelderzeitlichen Darstellungsweisen und Traditionen, verbirgt sich doch darin das Konzept der Sonnenbarken und auch erneut der Kesselwägen, hinter denen der regelmäßige Kreislauf der Natur verborgen ist. Die Kombination der großen Göttin mit den gerüsteten und berittenen Kriegern verleiht ihr darüber hinaus einen kriegerischen Aspekt, wobei umgekehrt die Krieger gleichzeitig auch als Wächter der „heiligen Ordnung“ betrachtet werden können. Das ebenfalls in heroischer Nacktheit dargestellte Paar ist durch das Beil des Mannes einerseits als Partizipant in einem Opferritual oder als Durchführende desselben charakterisiert, andererseits impliziert diese Darstellung möglicherweise bereits den auf das Opfer folgenden Höhepunkt dieses Rituals, die „Heilige Hochzeit“ („hieros gamos“), die unter dem Schutz der Göttin vollzogen werden wird. Die symmetrische, bipolare Komposition des „Kultwagens“ kann in diesem Zusammenhang laut Teržan dahingehend interpretiert werden, dass es sich bei den dergestalt chiffriert dargestellten Szenen um sich wiederholende bzw. wiederholbare Rituale handelt. Eine entscheidende Rolle spielt hierbei erneut die zentrale „große“ Göttin, die durch ihre Orientierung die Richtung vorgibt, in der sich der Wagen − und damit die durch Rituale aufrecht zu erhaltende kosmische Ordnung − zu bewegen hat.

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Verzierte Zisten aus Foto: UMJ Kleinklein

Von nicht geringer Bedeutung für das Verständnis einer derartig komplex interpretierbaren Grabbeigabe in einem postulierten „Fürstengrab“, also dem Grab eines Mannes, der gleichzeitig wohl die Funktion eines weltlichen und möglicherweise auch religiösen Anführers inne hatte, sind die Erkenntnisse der erneuten Ausgrabungen im „Kultwagengrab“ im Jahr 2012 durch Susanne Tiefengraber und den Verfasser.237 Hierbei konnte u. a. festgestellt werden, dass im Grunde genommen sämtliche Attribute, die eigentlich erst einen osthallstättischen „Fürsten“ kennzeichnen würden, wie etwa die prunkvolle Schutzbewaffnung (Helm und Panzer), offenkundig im Grab fehlten, da sich nicht einmal kleinste Bruchstücke davon fanden. In Anbetracht der Tatsache, dass sich nicht nur von sämtlichen bislang bekannten Bronzegefäßen Bruchstücke fanden, sowie Fragmente von fast einem Dutzend weiterer Gefäße identifiziert werden konnten, kann beim derzeitigen Bearbeitungsstand davon ausgegangen werden, dass sich derartige Gegenstände nicht im Grab befanden. Stattdessen überraschte die „überreiche“ Ausstattung einer der wohl zwei im Grab − zusammen mit zwei Männern − bestatteten Frauen, die neben einem Kollier aus über 2.500

Bernstein- und Glasperlen Goldperlen sowie ein reich mit verzierten Bronzeplättchen besetztes Gewand − oder einen Gürtel − besaß. Dieser Frau gehörten weiters vermutlich zahlreiche radförmige Anhänger mit Wasservögeln, die erneut einen kultischen Bezug indizieren. Der herausragende Reichtum dieser Frau sowie das Fehlen der eigentlich zu erwartenden „fürstlichen“ Attribute führte zur Formulierung der Frage, ob dieses Grab tatsächlich der Bestattung eines „Fürsten“ vorbehalten war, oder etwa vielleicht einer Frau, die die Funktion einer Art „Priesterin“ inne gehabt haben könnte. Angesichts dieser Hypothese wäre es nun auch durchaus plausibel erklärbar, weshalb der „Kultwagen“ in das Grab gelangte, manifestierte sich doch in ihm die Funktion der „Priesterin“ als weltliche Hüterin der Einhaltung der zum Erhalt der kosmischen Ordnung notwendigen komplexen Rituale. Es braucht allerdings wohl nicht erst betont zu werden, dass eine abschließende Beurteilung dieser Hypothese erst nach der erst begonnenen Aufarbeitung sämtlicher Funde und Befunde aus diesem herausragenden Grab möglich sein wird. Etwas differenzierter zu betrachten ist eine Reihe von stark schematisierten figuralen Dar-

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Darstellung eines Sonnenoder Vogelbarkenmotives auf einer Bronzesitula aus dem Kröllkogel in Kleinklein Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein

stellungen in sog. Punkt-Buckel-Technik auf toreutischen Arbeiten, wie insbesondere auf Zisten, Deckeln oder auch Situlen, wie sie aus den beiden „Fürstengräbern“ Pommerkogel und Kröll-/Schmiedkogel in Kleinklein bekannt geworden sind.238 Ein Teil dieser Darstellungen, wie beispielsweise Krieger- oder Tierfriese, scheint primär aus dekorativen Gründen angebracht worden zu sein, bei zahlreichen anderen Motiven lassen sich Szenen erkennen, die in weiterer Folge auf den etwas jüngeren Werken der sog. Situlenkunst in weitaus naturalistischerer Ausführung erneut begegnen werden. Klar ist, dass die überwiegende Mehrzahl der Motive, die ihren eigentlichen Ursprung im ostmediterranen Bereich besitzt, über die Vermittlung aus dem italisch-etruskischen Raum in den Südostalpenraum gelangte und hier nach eigenen Vorstellungen umgesetzt wurde. Inwieweit auch der mit diesen Szenen assoziierte Inhalt der Darstellungen, der ja fast regelhaft mythologische Hintergründe besitzt, mit übernommen wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Es erscheint darüber hinaus durchaus denkbar, dass die aufgegriffenen Motive und szenischen Darstellungen mit eigenen Vorstellungen oder eben in synkretistischer Weise mit der lokalen Mythologie verbunden wurden. Zu erwäh-

nen ist auf jeden Fall, dass urnenfelderzeitliche Motive und tradierte Inhalte sehr wohl noch weiter dargestellt wurden, wie beispielsweise das Sonnen- oder Vogelbarkenmotiv, das sich etwa auf einer Situla vom Typ Kurd im Kröll-/Schmiedkogel wieder findet.239 Auf die erwähnten externen Vorbilder sind hingegen verschiedene Jagddarstellungen zurückzuführen, wie sie von den Zisten VII und XII aus dem Kröll-/Schmiedkogel sowie von einer Situla vom Typ Kurd aus dem Pommerkogel bekannt geworden sind.240 Dasselbe gilt für die Darstellung von musischen Wettkämpfen (Kröllkogel Ziste XIII) oder Faustkämpfen (Kröllkogel Ziste VIII),241 die in der jüngeren Situlenkunst ein häufig anzutreffendes Sujet darstellen, aber etwa auch von Reiteraufzügen bzw. der Anreise zum Fest/ Symposium (Kröllkogel Ziste XIII)242 und ganz besonders für das Motiv der menschenfressenden Fische auf Ziste VIII aus dem Kröllkogel.243 Daneben lassen sich nun vereinzelt Szenen ausmachen, bei denen keine Vorbilder in den mediterranen Vorlagen gefunden werden können und die wohl als autochthone Kreationen angesehen werden müssen. Dazu zählt etwa die Darstellung von vier Frauen, die sich zwei Gefäßen (Kegelhalsgefäßen) zuwenden und diesen entweder mit Schöpfgefäßen eine Flüssigkeit

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Jagddarstellungen auf den Zisten VII und XII aus dem Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein Kröllkogel

Darstellung eines musischen Wettkampfes auf Ziste XIII aus dem Kröllkogel Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein

Darstellung eines Faustkampfes auf Ziste VIII aus dem Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein Kröllkogel

entnehmen, oder aber eine Art Libationsopfer darbringen (Kröllkogel Ziste XIII).244 Einzigartig geblieben sind weiters die Darstellungen von drei eigentümlichen Gestalten oder Stelen mit brettartigem, ungegliedertem Unterteil, auf denen ein Kopf mit seitlich angedeutetem Gesicht aufsitzt und deren Arme seitlich im Betgestus erhoben sind.245 Diese Darstellungen (Kröllkogel Ziste XIII) wurden zuletzt von Markus Egg und Diether

Darstellung eines Reiteraufzuges auf Ziste XIII aus Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein dem Kröllkogel

Kramer mit der aus dem Kröllkogel stammenden „Bronzemaske“ und den beiden Bronzeblechhänden in Verbindung gebracht, die möglicherweise als Beschläge einer derartigen Stele gedient haben könnten.246 Diese Stelen würden − entsprechend ihrer italischen Vorbilder

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Darstellung eines menschenfressenden Fisches auf Ziste VIII aus dem Kröllkogel Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein

Darstellung von eigentümlichen Gestalten oder Stelen mit erhobenen Armen und brettartigem Unterteil auf Ziste Nach: Egg, Figurale Kunst Kleinklein XIII aus dem Kröllkogel

− demzufolge den bzw. die Verstorbenen repräsentieren und das Andenken an sie aufrecht erhalten. Akzeptiert man diese Interpretation, so könnte darüber spekuliert werden, ob nicht auch die erwähnten opfernden (?) Frauen in Zusammenhang mit diesen Stelendarstellungen zu sehen sein könnten. In diesem Fall könnten die einzelnen Motive als Darstellung eines Opfergeschehens im Umfeld eines Grabes bzw. von Gräbern gedeutet werden (im Sinne eines Totenopfers?), denkbar wäre auch eine Ansprache der vorhin erwähnten Gefäße als Urnen, wobei in diesem Fall eine Opferszene im Zusammenhang mit einem wohl mehrstufigen Bestattungsritual

zu vermuten wäre, möglicherweise überhaupt zu dem des letztlich im Grab Bestatteten. Abschließend darf in Hinblick auf hallstattzeitliche Religions- bzw. Kultausübung festgehalten werden, dass bislang erstaunlicherweise dafür keine − wie auch immer gearteten − architektonisch ausgestalteten Plätze befundmäßig auszumachen sind. Bis jetzt könnten unter diesem Aspekt lediglich neue Beobachtungen vom Schöckl bei Graz (vgl. Anm. 98 auf S. 802) und die − oben (auf S. 566) bereits erwähnten − Funde aus der Brandschicht im Gipfelbereich des Burgberges der heutigen Ruine Steinschloss bei Mariahof angeführt werden

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(Brandopferplatz?), die im Detail jedoch noch unpubliziert geblieben und deshalb diesbezüglich nicht verifizierbar sind. Kulturelle Beziehungen Die „Steirisch-Pannonische Gruppe“ als prägende Kulturerscheinung des Südostalpenraumes besaß aufgrund ihrer Lage, ihrer offenkundigen wirtschaftlichen Stärke und vor allem wohl dank ihrer − nach heutigem Maßstab − „international“ hervorragenden Vernetzung der herrschenden Elite die Möglichkeit zur Pf lege weiträumiger Kontakte, die sich naturgemäß in erster Linie anhand von materiellen Hinterlassenschaften festmachen lassen, aber auch in der Übernahme kultureller, architektonischer und vermutlich auch technologischer Errungenschaften. Diese Einbettung in ein weit verzweigtes „Beziehungssystem“ konnte bereits in der jüngeren Urnenfelderzeit aufgezeigt werden, wobei insbesondere keramische Fremdformen in den Gräberfeldern in Wildon und Kainach sowie in Kalsdorf einen klaren Indikator für diese weitläufigen Verbindungen zu geben vermochten, unabhängig davon, ob dies Gegenstände betrifft, die durch Handel oder gar durch Exogamie o. ä. in dieses Gebiet gelangten. Zu erwähnen sind tremste Beispiele in erster Linie hierbei als ex­ die Kontakte in den Lausitzer Bereich im Norden und das Gebiet der Melauner Gruppe im westlich bzw. südwestlich benachbarten inner­ alpinen Bereich. Diese Verbindungen brechen zu Beginn der Hallstattzeit zwar nicht ab, allerdings lässt sich schon sehr bald im 8. Jh. eine Verlagerung des Beziehungsschwerpunktes in den mittelitalischen Raum konstatieren, wo in eben dieser Zeit ein enormer und auch vor allem expansiver kultureller Aufschwung im picenischen, etruskischen und estensischen Gebiet einsetzt, der dort erst durch die intensivierten Kontakte mit dem (ost)mediterranen Raum ausgelöst und ermöglicht wird. An diesen Prozessen

vermögen auch die ältereisenzeitlichen Gruppen im istrischen und weiter östlich im südostalpinen und nordwestbalkanischen Bereich zu partizipieren. Die in dieser Zeit in Mittel­ italien beobachtbare rasche Herausbildung von herrschenden Eliten, die sich durch zunehmend reichere Grabausstattungen mit Waffenbeigaben zu erkennen geben, erreicht sehr schnell auch die eben erwähnten Gebiete. Wohl bereits am Beginn des 8. Jhs. v. Chr. findet sich auch hier eine anhand der Waffenbeigaben hervortretende Personengruppe, die als erste Protagonisten in der Entwicklungsreihe hin zu den reich ausgestatteten „Fürstengräbern“ vor allem des 7. und 6. Jhs. v. Chr. betrachtet werden können. Zu erwähnen sind hierbei etwa das „Kriegergrab“ von der Villacher Napoleonswiese247 aber auch das Grab Forstwald 17 in Kleinklein, die beide nun − erstmals seit der älteren Urnenfelderzeit wieder − Schwerter enthalten. Im Fall des Villacher „Kriegergrabes“ werden die Verbindungen nach Italien auch noch durch eine italische Gewandnadel unterstrichen. Diese im Grab als Krieger ausgezeichnete Personengruppe scheint in erster Linie von den italischen Kontakten zu profitieren, finden sich doch von nun an mediterrane, primär über Mittelitalien verhandelte − oder von dort stammende − Luxusgüter in den Gräbern dieser Eliten wieder. Zu erwähnen sind hierbei vor allem verschiedene Bronzegefäße als Bestandteil des Symposiumsgeschirrsatzes (z. B. Bronzekessel aus dem „Kultwagengrab“ von Strettweg), Bratspieße, Glasgefäße, aber auch Schmuck (z. B. granulierter Goldschmuck aus dem Kürbischhansl-Tumulus in der Sulmtalnekropole). Zusammen mit diesen Luxusgütern werden auch andere italische Errungenschaften und Vorbilder aufgenommen und vor Ort umgesetzt, das beste Beispiel findet sich wohl in der Grabarchitektur der „Fürstengräber“. Spätestens ab der Mitte des 7. Jhs. begegnen im Südostalpenraum bzw. im Bereich der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ unter monumentalen Grab-

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hügeln erstmals große steinumfasste bzw. mit Steinen ummantelte Holzgrabkammern, in die ein nachträglich mit Steinen verschlossener Zugangskorridor (Dromos) führte. Vorbilder dafür finden sich in den zeitgleichen etruskischen Nekropolen, etwa bei Caere (Cerveteri) oder Tarquinia. Es kann zweifelsohne davon ausgegangen werden, dass auch zahlreiche weitere kulturelle und geistige, vielleicht sogar religiöse Vorstellungen aus dem italischen Bereich in den Südostalpenraum gelangten. Auf jeden Fall darf festgehalten werden, dass der Kontakt des Südostalpenraumes mit dem mediterranen Raum in erster Linie über Mittel­italien verlief. Eine zweite Verbindung, deren konkreter materieller Niederschlag allerdings bei weitem hinter dem vorhin erwähnten zurück bleibt, führte wohl über das istrische und norddalmatinische Gebiet. Als Nachweis für diese − wie auch immer gearteten − Kontakte sind beispielsweise ein thropomorpher Anhänger vom Typ Prozor an­ sowie eine Tierkopffibel, ebenfalls vom Typ Prozor, anzuführen, die als Altfunde vom Falkenberg bei Strettweg überliefert sind. Neben den Verbindungen in den circumadriatischen Raum lassen sich spärliche Kontakte in den Bereich der Dolenjska-Gruppe in Südostslowenien nachzeichen, die in erster Linie anhand von einigen wenigen Glasperlenfunden angedeutet werden, wie zuletzt beispielsweise im Gräberfeld von Bergla bei St. Martin im Sulmtal, wo eine wohl aus Dolenjska/ Unterkrain importierte widderkopfförmige Glasperle angetroffen werden konnte. Da die Dolenjska-Gruppe ihren Höhepunkt allerdings in einer Zeit erfährt, in der der südliche Teil der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ seinen Zenit bereits weit überschritten hatte und archäologisch kaum mehr fassbar ist, halten sich die Importe und Einf lüsse aus dieser Richtung naturgemäß in Grenzen. Sowohl materielle wie auch kulturelle bzw. geistige oder religiöse Einf lüsse lassen sich

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Anthropomorpher Anhänger vom Typ Prozor vom Fal­ Foto: UMJ, Nikolaus Lackner kenberg bei Strettweg

Tierkopffibel vom Typ Prozor vom Falkenberg bei Foto: UMJ, Nikolaus Lackner Strettweg

insbesondere im östlichen Bereich der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ aus dem Gebiet der hier benachbarten Kalenderberg-Gruppe nachweisen. Diese äußern sich am deutlichsten in der Übernahme charakteristischer Gefäßverzierungselemente, aber auch bestimmter Gefäßformen, wie etwa der „innenverzierten Schalen“ oder der typischen sog. Kalenderberg-Töpfe, die aufgrund ihrer oft f lächigen, mit den Fingern gekniffenen Knubbenverzie-

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rung unverwechselbar sind. Durch das Gebiet der Kalenderberg-Gruppe dürfte auch der Handel mit dem von der Ostsee stammenden Bernstein verlaufen sein, der wiederum bei reichen Frauenbestattungen der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ in großen Mengen in Form von Perlen auftreten kann (z. B. bei der Frauenbestattung im Strettweger „Kultwagengrab“). Gerade im 8. Jh. v. Chr. lassen sich vereinzelt Kontakte noch weiter nach Osten bis in das untere Donaugebiet bzw. die Dobrudscha und nach Besarabien, aber auch in das nördliche Schwarzmeergebiet feststellen (z. B. bimetallener Dolch vom Typ Golovjatino aus Leibnitz-Altenmarkt). So findet sich beispielsweise in den Gräbern Ofenmacherwald 48,248 Ofenmacherwald 55249 oder Kaiserschneiderwald 42250 der Sulmtalnekropole, auf dem Frauenberg bei Leibnitz und in Gräbern im Wildoner Rasental 251 Keramik, die im sog. Basarabi-Stil verziert ist. Dabei handelt es sich einerseits um spezifische Hakengirlanden, vor allem aber um Verzierungen in Form von liegenden S-förmigen Stempeln und schraffierten Malteserkreuzen. Soweit beurteilbar liegen hierbei jedoch keine echten Importfunde vor, sondern lediglich lokal umgesetzte Spielarten dieser markanten Dekormotive. Es darf vermutet werden, dass diese Impulse entlang der Donau, der Sava/Save und der Drau aufwärts auch in den Südostalpenraum gelangten, wo insbesondere im Gräberfeld von Frög in Kärnten eine beachtliche Kollektion an derartig verzierten Gefäßen vorhanden ist.252 Östliche Einf lüsse manifestieren sich erneut vor allem im 6. Jh. v. Chr. anhand von charakteristischem eisernem Pferdegeschirr vom sog. skythischen Typ bzw. vom Typ Vekerzug, das jedoch in der Steiermark bislang noch nicht nachgewiesen werden konnte. Zusammen mit diesem Pferdegeschirr begegnen oftmals kleine dreif lügelige Bronzepfeilspitzen, die ihren Ursprung wohl ebenfalls

im Osten besitzen. Davon können mittlerweile einige wenige Stücke auch aus der Steiermark angeführt werden, wie etwa vom Wildoner Schlossberg, vom Pötschacher Burgstall, vom Falkenberg bei Strettweg und sogar aus dem „Fürstengrab“ Tumulus II von Strettweg (sog. Helmgrab). Ob es sich hierbei um den Niederschlag kriegerischer Ereignisse handelt, oder einfach um die Übernahme einer − in Kombination mit dem Ref lexbogen − überaus wirkungsvollen Waffe, kann naheliegenderweise nicht beurteilt werden. Zu erwähnen bleiben schließlich noch kulturelle und materielle Einf lüsse aus dem großen Bereich der Westhallstattkultur, die wohl in erster Linie über die wichtige „Drehscheibe“ im oberösterreichischen Hallstatt weiter vermittelt wurden, wobei hier natürlich durch den weitläufigen Salzhandel eine bedeutende Position im „internationalen“ Handelsgefüge gegeben war. Gerade die westliche Obersteiermark mit ihren „Zentren“ an den dafür wichtigsten Verkehrsknotenpunkten scheint an diesem Salzhandel rege profitiert zu haben. Als Beispiel dafür können etwa die mittlerweile gar nicht seltenen Antennendolche vom Typ Hallstatt im Ausseer Gebiet erwähnt werden, die bis in das mittlere Ennstal Verbreitung fanden.253 So es sich nicht um ein persönliches Geschenk o. ä. gehandelt haben sollte, wird auch

Antennendolch vom Typ Hallstatt aus dem Koppental bei Bad Aussee Foto: BDA, Alice Schumacher

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der im Jahr 2012 im erwähnten Strettweger „Helmgrab“ entdeckte Dolch vom Typ Estavayer-le-Lac, der sein Hauptverbreitungsgebiet in Südwestdeutschland und der nordöstlichen Schweiz besitzt, über Hallstatt in den inneralpinen Raum gelangt sein. Absolutchronologie Der Beitrag der Steiermark zur absoluten Chronologie der Hallstattzeit kann als überaus gering bezeichnet werden, zumal einerseits die Radiokarbondaten bekanntlich gerade in diesem Zeitraum durch eine äußerst „f lache“ Kalibrierungskurve eine merkliche Verzerrung erfahren und − soweit derzeit beurteilbar − bestenfalls in der Frühphase überhaupt annehmbare Ergebnisse liefern. Zu erwähnen sind hierbei etwa Radiokarbondaten, die von Bernhard Hebert von der Riegersburg in der Oststeiermark vorgelegten worden sind,254 sowie solche, die von Gerald Fuchs und Jörg Obereder vom Kulm bei Trofaiach publiziert wurden.255 Die drei Proben von der Riegersburg schwanken merklich (gerundet) zwischen ca. 1.000−800 v. Chr., die beiden Kulmer Daten bewegen sich etwa (gerundet) zwischen 900 und 700 v. Chr., jedoch z. T. mit gehörigen Abweichungen. Da es sich dabei jedes Mal um Radiokarbondaten aus Siedlungsbefunden mit mehr oder minder stark durchmischtem Keramikfundmaterial handelte, ist darüber hinaus eine typochronologische Synchronisierung mit einer gewissen Abweichung verbunden. Lediglich aus einem Grab vom Glaserkogel bei Wetzelsdorf in der Weststeiermark sind bis dato Radio­k arbondaten von Gerald Fuchs und Andreas Bernhard vorgelegt worden, die sowohl in die späte Bronzezeit, als auch in die

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beginnende Hallstattzeit fallen.256 Wie bereits mehrfach erwähnt, wurde für die Datierung des Grabes paradoxerweise − und methodisch schlichtweg falsch − das ältere Datum herangezogen. Andererseits liegen bis dato aus dem Bereich der heutigen Steiermark auch noch keine Dendrochronologiedaten vor, die diesbezüglich Präzisierungen erlauben würden. Aus diesem Grund ist man weiterhin gezwungen, sich an bestehende Chronologieschemata von Gebieten gleichsam „anzuhängen“, die über entsprechend naturwissenschaftlich „kalibrierte“ Daten verfügen, wie beispielsweise der süddeutsche Raum,257 oder aber an solche, die mit diesen überzeugend begründbar synchronisiert worden sind. Eine solche wurde zuletzt von Sneža Tecco Hvala im Jahr 2012258 sowie Janez Dular im Jahr 2013259 für das hier relevante Gebiet vorgelegt, an die sich vorliegende Arbeit auch anschließt. Demzufolge lässt sich die ältere Eisenzeit im Südostalpenraum bzw. im Bereich der „Steirisch-Pannonischen Gruppe“ in Synchronisation mit der aktualisierten mitteleuropäischen Hallstattchronologie und dem chronologischen Schema der Hallstattzeit in Dolenjska/Unterkrain folgendermaßen darstellen:260 Frühe Hallstattzeit (Stufe Ha C0 bzw. Podzemelj 1 und 2) − ca. 800−720 v. Chr. Ältere Hallstattzeit (Stufe Ha C1 bzw. Stična 1) − ca. 720−670 v. Chr. Ältere Hallstattzeit (Stufe Ha C2 bzw. Stična 2) − ca. 670−600 v. Chr. Jüngere Hallstattzeit (Stufe Ha D1 bzw. z. T. Schlangenfibelhorizont) − ca. 600−550/540 v. Chr. Jüngere Hallstattzeit (Stufe Ha D2/3 bzw. z. T. Certosafibelhorizont) − ca. 550/540−450 v. Chr.

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Jüngere Eisenzeit (Latènezeit; 450 v. Chr. bis zur Zeitenwende) Im Jahr 1857 wurden am Ausf luss der Zihl in den Neuenburger See in der Schweiz bei La Tène − der „Untiefe“ − von einem Fischer durch Zufall im seichten Wasser zahlreiche eiserne Waffen entdeckt, vor allem Schwerter und Lanzenspitzen.261 Diese Funde sowie die beinahe 2.500 weiteren spektakulären Metall-, jedoch auch Holz- und Keramikfunde, die in den darauf folgenden Jahrzehnten in diesem Bereich getätigt wurden, markierten einerseits den Beginn dessen, was gemeinhin als „keltische Archäologie“ bezeichnet wird, andererseits führten sie dazu, dass der jüngere Zeitabschnitt der Eisenzeit großer Teile Europas zwischen etwa 450−15 v. Chr. nach eben dieser Fundstelle als Latènezeit bezeichnet wurde. Die materiellen Hinterlassenschaften und die damit verbundenen Ausdrucksformen einer sehr spezifischen Kunst werden dementsprechend mit dem Begriff La-Tène-Kunst bzw. La-Tène-Stil in Verbindung gebracht. Wenngleich die außergewöhnlichen Funde aus La Tène selbst, die, wie sich bald herausstellte, im Bereich einer über die Zihl führenden Holzbrücke angetroffen wurden, in ihrer Interpretation auch weiterhin nicht abschließend beurteilbar sind, so deutet sich doch an, dass es sich dabei vermutlich − zumindest tendiert die einschlägige Forschung momentan wieder in diese Richtung − um Reste von Opferhandlungen und Trophäen gehandelt haben dürfte, die sowohl gezielt im Fluss versenkt worden waren als auch von bzw. mitsamt der Brücke im Laufe der Zeit (ein)stürzten. Schon diese ersten „latènezeitlichen“ Funde zeigten klar, dass damit eine starke kultische Komponente mit erfasst wurde, wie sie bereits durch die antiken Quellen − in verklärter und mitunter propagandistisch „ausgeschlachteter“ Form, die die keltische Religion mitsamt ihren etwa aus

römischer Sicht primitiven und „barbarischen“ Ausdrucksformen durchwegs abwertend darstellt − angedeutet worden war. Eine erste Gliederung des eisenzeitlichen Fundmaterials erfolgte schließlich im Jahr 1874 durch Hans Hildebrand und Emile Désor, die die ältere Hallstattzeit von einer jüngeren Latènezeit trennten, wobei Schwerter als eine Art „Leitfossilien“ zur Unterteilung dienten. Im Jahr 1885 konnte von Otto Tischler eine verfeinerte Unterteilung der Latènezeit in drei Phasen (Früh-, Mittel- und Spätlatènezeit) vorgeschlagen werden, die auf der Entwicklungsreihe der Fibeln und Schwertortbänder basierte. Eine für Mitteleuropa auch heute noch aktuelle Verfeinerung dieser Stufeneinteilung Tischlers wird Paul Reinecke verdankt, der anhand entsprechender Funde aus Süddeutschland ein vierteiliges Chronologieschema mit einer Aufteilung in die Stufen La Tène (= Lt) A, B, C und D erarbeitete. Die ersten beiden Stufen entsprachen dabei der Frühlatènezeit, Lt C umfasste die Mittel- und Lt D die Spätlatènezeit. Für sämtliche Stufen konnte Reinecke Leitformen definieren, die zu einem großen Teil auch heute noch ihre Gültigkeit besitzen. Naturgemäß erfuhr dieses Chronologieschema in weiterer Folge zahlreiche Verfeinerungen, aber auch Korrekturen, auf die an dieser Stelle jedoch nicht eingegangen werden braucht. Hingewiesen werden darf jedoch darauf, dass es sich hierbei durchaus um einen laufenden Prozess handelt, wobei beispielsweise erst unlängst ein wesentlich älterer Zeitansatz für den Übergang von der Früh- zur Mittellatènezeit vorgeschlagen wurde, der allerdings erst einer eingehenden Verifizierung bedarf. Eine seit langem und mitunter äußerst kontrovers geführte Diskussion hat sich um die nicht unwesentliche Frage entwickelt, ob der

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Begriff der La-Tène-Kultur tatsächlich synonym für die Kultur der historisch überlieferten „Kelten“ verwendet werden darf. Damit verbunden hat sich − weniger von archäologischer als vielmehr von keltologischer und sprachwissenschaftlicher Seite − überhaupt die Frage in den Mittelpunkt der Diskussion gedrängt, ob eine Verwendung der Bezeichnung „Kelten“ im ethnischen Sinn überhaupt zulässig ist bzw. ob die Träger dieser doch grosso modo uniformen La-Tène-Kultur sich selbst als „Kelten“ bezeichneten bzw. empfanden, oder ob dieser Begriff von der griechischen, vor allem aber römischen Geschichtsschreibung lediglich als eine Art Behelf und Sammelbezeichnung zur Ansprache dieser nördlich benachbarten Bevölkerungsgruppen und Stämme diesen sozusagen „übergestülpt“ wurde. Aus archäologischer Sicht wichtiger erscheint vielleicht vielmehr die Tatsache, dass sich die frühe La-Tène-Kultur bzw. der frühe La-Tène-Stil in einem Gebiet entwickelte, das von Ostfrankreich im Westen über Mitteldeutschland bis nach Böhmen und Niederösterreich reichte. Auf der Grundlage des späthallstattzeitlichen Substrates und Formenschatzes entwickelte sich unter dem Einf luss mediterraner und wohl auch östlicher Elemente in diesem Bereich in den Jahrzehnten vor der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. ein eigenständiger neuer Kunststil, der mit dem vorhergehenden geometrischen Hallstattstil weitestgehend bricht und nunmehr durch Zirkelornamentik und kurvolineare Verzierungen besticht. Damit verbunden ist auch das (verstärkte) Auf kommen der Darstellung von Menschen, Tieren und vor allem Fabelwesen (Drachen etc.), die möglicherweise auf geänderte religiöse Vorstellungen hindeuten könnten, in jedem Fall aber einen Bruch zur Hallstattzeit markieren. Bereits ab dem 4. Jh. v. Chr. lässt sich eine rasche Ausbreitung des La-Tène-Stils und überhaupt der damit in Zusammenhang stehenden materiel-

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len Sachkultur über weite Teile Zentraleuropas sowie vereinzelt auch nach Südeuropa, etwa auf die Apenninhalbinsel, feststellen. Spätestens am Ende des 4. und zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. werden große Teile der iberischen Halbinsel, Transdanubiens, des Karpatenbeckens, des östlichen Balkans, Italiens sowie sogar Griechenland und Kleinasien von den historisch bezeugten keltischen Wanderungs- und Kriegszügen erfasst, die − in verschiedenster Form − einen intensiven, selten wohl friedlichen Kontakt mit der mediterranen Welt bewirkten. Durch die Rückkehr eines Teils dieser Verbände oder die weiterhin bestehenden Verbindungen in die Heimat gelangten diese mediterranen Güter, Ideen, Vorstellungen und Technologien auch in den zentraleuropäischen Bereich, wo sie in kurzer Zeit aufgenommen, rezipiert und nach eigenen Vorstellungen weiter entwickelt wurden. Als ein Beispiel dafür darf etwa die Übernahme der eigenständigen Münzprägung gewertet werden, die anfangs hellenistische Vorbilder imitiert − oder überhaupt deren (ausgeschiedene?) Münzstempel verwendet − und in weiterer Folge aus diesen Vorlagen eigene, mitunter eigentümlich wirkende Sujets entwickelt. Spätestens ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. kommt es in weiten Teilen dieser „keltischen Koiné“ zur Errichtung großer, beinahe schon als stadtartig anzusprechender Siedlungen, die im gallischen Bereich in weiterer Folge als „Oppida“ bezeichnet werden. Charakteristisch für diese „Oppida“ sind neben ihrer Ausdehnung noch die aufwendigen und monumentalen Befestigungen, die nicht nur der Verteidigung bzw. dem Schutz dienten, sondern gleichzeitig auch eine Repräsentationsfunktion inne hatten. In den „Oppida“, die in vielen Fällen wohl als zentrale Vororte einzelner Stämme bzw. Teilstämme betrachtet werden können, dürfen darüber hinaus Handels- und Handwerkszentren, aber auch Mit-

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telpunkte der lokalen Macht und des kultischen Geschehens vermutet werden. Der Untergang bzw. Abbruch dieser Zentren erfolgt innerhalb des Bereiches der La-Tène-Kultur zu unterschiedlichen Zeitpunkten: Während beispielsweise die meisten süddeutschen „Oppida“ noch vor der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. abbrechen dürften, scheint zumindest ein Teil der französischen, aber etwa auch der „norischen“ „Oppida“ bzw. Vororte die Zeitenwende überdauert zu haben, bis sie schließlich nach der römischen Okkupation aufgrund der veränderten militärischen bzw. politischen und verwaltungstechnischen Lage aufgelassen wurden und die einheimische Bevölkerung einem unterschiedlich stark in das tägliche Leben eingreifenden Romanisierungsprozess unterworfen bzw. unterzogen wurde. Wirft man nun einen Blick auf die jünger­ eisenzeitliche Entwicklung im Südostalpenraum, so stellen bis an das Ende des 3. Jhs. v. Chr. archäologische Funde und Befunde die einzigen aussagkräftigen Quellen dar. Erst für den Beginn des 2. Jhs. v. Chr. lassen sich erste historische Belege anführen, die diesen geographischen Bereich betreffen könnten, auf die aber im Detail an dieser Stelle nicht eingegangen werden soll; es darf vielmehr auf die diesbezüglich einschlägigen Arbeiten von althistorischer Seite verwiesen werden. Erwähnt werden muss allerdings, dass um 170 v. Chr. erstmals ein Regnum Noricum erwähnt wird, das ein hospitium publicum mit Rom geschlossen hatte. Über die Ausdehnung dieses Regnum Noricum zu Beginn des 2. Jhs. v. Chr. liegen jedoch keine konkreten Angaben vor. Um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. dürfte es − Gerhard Dobesch zu Folge262 − offenbar Kärnten, Osttirol und einen Teil Sloweniens sowie wohl auch die Grazer Bucht umfasst haben, darüber hinaus reichte es über den Alpenhauptkamm bis in den Bereich von Iuvavum (Salzburg). Es darf allerdings an dieser Stelle dezidiert darauf

hingewiesen werden, dass für die Zuweisung des „mittelsteirischen“ Gebietes zum Regnum Noricum vor der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. nicht nur keine Hinweise vorliegen, sondern die numismatische Evidenz im Gegenteil für eine Zugehörigkeit der Mittelsteiermark zum tauriskischen Stammesgebiet spricht. Auf diese Tatsache wird in der Schlussbetrachtung noch einzugehen sein. Als Folge der Dakerkriege um die Jahrhundertmitte lässt sich unabhängig davon eine erneute Gebietserweiterung nach Osten hin bis an die Donau und zur späteren „Bernsteinstraße“ konstatieren, die nun auch die größte Ausdehnung des Regnum Noricum markiert. Nach der römischen Okkupation um 15 v. Chr. entstand in weiterer Folge auf dem Gebiet des einstmaligen Regnum Noricum die römische Provinz gleichen Namens, der jedoch im nördlichen Voralpengebiet die Bereiche bis an die Donau zugeschlagen wurden, im Südosten wurde das Gebiet um Celeia der neu entstandenen Provinz zugeordnet, der nordöstlichste Bereich um Carnuntum fiel hingegen zur Provinz Pannonien. Zum Forschungstand der Latènezeit in der Steiermark Die Erforschung der Latènezeit in der Steiermark war und ist auch heute noch − vielleicht bis auf kurze „Intermezzi“ kurz vor der Jahrtausendwende − ein eher unsystematisch betriebenes Unterfangen geblieben, mit dem kaum einmal an den erheblich besseren Forschungsstand in den benachbarten Gebieten Ungarns und vor allem Sloweniens aufgeschlossen werden konnte. Dies lag einerseits naturgemäß an der geringen Materialbasis und an fehlenden zugehörigen Befunden, vor allem aber an einer nicht vorhandenen bzw. durchgeführten Quellenedition, die eine Diskussionsgrundlage geboten hätte.

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Funde aus dem Gräberfeld von Schrauding bei Frohnleiten

Eine erste derartige eingehende Zusammenstellung latènezeitlichen Fundmaterials aus dem Gebiet der heutigen Steiermark wird Konrad Zeilinger verdankt, der im Jahr 1953 die bis dahin bekannt gewordenen Latènefunde im Zuge der Vorlage der Grabinventare des mittellatènezeitlichen Gräberfeldes von Schrauding bei Frohnleiten veröffentlichte.263 Eine erneute Auf listung sämtlicher bis zu diesem Zeitpunkt überlieferter latènezeitlicher Funde der Steiermark erfolgte im Jahr 1981 im Rahmen der unpubliziert gebliebenen Dissertation Diether Kramers, der auch eine kurz geraffte Darstellung zur Latènezeit in der Steiermark auf der Basis dieser Funde lieferte und diese in die allgemeine Entwicklung der jüngeren Eisenzeit im Südostalpenraum einzubetten vermochte.264 Eine eingehende Auswertung des bis 1986 greif baren Fundmaterials erfolgte im Rahmen einer Hausarbeit Margret Kramers an der Universität Marburg an der Lahn, die im Jahr 1994

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Nach: Zeilinger, La-Tène-Gräberfeld Frohnleiten

in aktualisierter Form publiziert wurde und auch heute noch die Grundlage für jede Beschäftigung mit der Latènezeit auf dem Gebiet der heutigen Steiermark darstellt. In dieser Arbeit wurden nicht nur sämtliche überlieferten Quellenkategorien einer Untersuchung unterzogen, sondern auch die vorhandenen Fundmaterialien zeichnerisch erfasst und besprochen bzw. ausgewertet.265 Eine letzte illustrierte und eher populärwissenschaftlich konzipierte Kurzdarstellung zur Latènezeit in der Steiermark erfolgte schließlich 1998 durch Diether und Margret Kramer im Katalog zur Ausstellung „Die Zeit der Kelten“ in Bärnbach.266 In einer Reihe von seither erschienenen Material- bzw. Befundbearbeitungen und -vorlagen finden sich kurze Zusammenfassungen zum Forschungsstand der Latènezeit in der Steiermark, die aber an dieser Stelle nicht im einzelnen aufgezählt werden müssen, da sie fast ausschließlich auf den eben genannten

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Arbeiten basieren und lediglich Neufunde etc. ergänzen. Im Folgenden soll versucht werden, auf der Grundlage der beschriebenen sowie der zwischenzeitlich neu publizierten Arbeiten − vereinzelt in Kombination mit noch nicht vorgelegten Funden bzw. Befunden − den Forschungsstand zur Latènezeit entsprechend ihrer einzelnen Abschnitte (Früh-, Mittel- und Spätlatènezeit) in der Steiermark zu umreißen, wobei bewusst auf die Aufzählung der gar nicht wenigen feinchronologisch ohne Autopsie nicht exakt einzuordnenden Funde, vor allem Streufunde von Graphittonkeramik, verzichtet wird. Vielmehr ist beabsichtigt, eine Art entwicklungsgeschichtliche Darstellung auf der unterschiedlich akzentuierten Fund- und Befundgrundlage zu entwerfen. Die Frühlatènezeit (Lt A und Lt B: 450−250 v. Chr.) Wie bereits zuletzt 1998 von Diether und Margret Kramer ausgeführt, liegt aus dem Gebiet der heutigen Steiermark eine Reihe von frühlatènezeitlichen Funden vor, von denen zumindest eine Handvoll Bronzefibeln noch in das 4. Jh. v. Chr. zu datierten ist.267 Gerade in den letzten beiden Jahrzehnten konnte der frühlatènezeitliche Fundbestand merklich erweitert werden, wobei sich nun zwischen der Ober- und Mittelsteiermark eine unterschiedliche Entwicklung abzeichnet. So ist mittlerweile zu konstatierten, dass aus der mittleren Steiermark bislang keine frühlatènezeitlichen Funde bekannt geworden sind, die vor das 4. Jh. Chr. bzw. vor Lt B zu stellen wären, während in der nördlichen und westlichen Obersteiermark Fundmaterial der Stufe Lt A nunmehr gut vertreten ist. Auf diese Kontinuität von der späten Hallstatt- zur frühen Latènezeit in diesem Gebiet wurde bereits im vorherigen Abschnitt hingewiesen, während ein vielleicht

nicht unbedingt vollständiger, jedoch erheblicher Bevölkerungsrückgang bzw. Besiedlungsabbruch für die mittlere Steiermark während des 6. Jhs. v. Chr. aufgrund der Fund- und Befundsituation derzeit angenommen werden muss. Es darf für die erwähnten Bereiche der Obersteiermark demzufolge vermutet werden, dass diese weiterhin nicht nur als „Transitareal“ zwischen der zu diesem Zeitpunkt noch aktiven Salzbergbau- und wohl auch Salzhandelsmetropole Hallstatt und den südlich benachbarten Gebieten Kärntens, Sloweniens (vor allem Ober- und Unterkrain) und Oberitaliens fungierten, sondern teilweise noch immer entsprechende Macht- und Wirtschaftszentren bildeten, wie es sich etwa auf bzw. um den Kulm bei Aigen im Ennstal und vor allem im Gebiet rund um den einstmaligen hallstattzeitlichen „Fürstensitz“ auf dem Falkenberg bei Strettweg andeutet. Das Weiterbestehen dieser Handels- und Machtstrukturen führte schließlich dazu, dass in diesen Gebieten der Obersteiermark frühlatènezeitliche Funde der Stufe Lt A vorhanden sind, die mitunter engste Verwandtschaft zur zeitgleichen Sachkultur, insbesondere zur Gefäßkeramik, in den nördlichen Voralpengebieten von Salzburg, Oberund Niederösterreich besitzen. Bemerkenswerterweise lässt sich diese Verbindung in der Tracht in dieser Form nicht nachweisen: Während etwa die in den umrissenen nördlichen Voralpengebieten geläufigen Fibelformen, wie beispielsweise die Masken- oder Draht- bzw. Marzabottofibeln, in der Steiermark bislang vollständig fehlen, begegnen stattdessen die zu dieser Zeit pimär − jedoch nicht nur − im Ostbzw. Südostalpenraum geläufigen sog. Ostalpinen Tierkopffibeln, die in diesem Bereich als eine Art „Leitfossil“ der Stufe Lt A bzw. des sog. Negauer-Horizontes in Unterkrain gelten können. So konnten beispielsweise zuletzt im Jahr 2012 von Wolfgang Artner insgesamt sechs Ostalpine Tierkopffibeln aus dem Ausseer Be-

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Bronzene Ostalpine Tierkopffibeln aus dem Bereich um Bad Aussee

reich zwischen dem Hallstätter See und dem Ödensee vorgelegt werden, die dort im Zuge von Detektorprospektionen zum Vorschein gekommen sind und deren Auftreten im direkten Umfeld von Hallstatt auch nicht unbedingt überrascht.268 Dasselbe gilt für ein ebenfalls in diesem Bereich, diesmal an der Kainischtraun,269 zu Tage gekommenes bronzenes Ortband einer frühlatènezeitlichen Schwertscheide.270 Dieses kann der Gruppe der S-förmig geschwungenen Ortbänder mit eingerollten Enden und Mittelscheibe nach Udo Osterhaus bzw. der Ortbandform D nach Pavel Sankot zugeordnet und nach Lt A datiert werden.271 Zuletzt wies Wolfgang Artner auf das ansonsten bei zeitgenössischen Ortbändern nicht allzu häufig beobachtbare Detail einer feinen „Tremolierstichverzierung“ auf der Rückseite des Kainischtrauner Stückes hin.272 Erste konkrete Hinweise auf eine (hallstattund) frühlatènezeitliche Besiedlung liegen schließlich vom Kulm bei Aigen im Ennstal

Nach: Artner, Kulm bei Aigen

Bronzenes Ortband einer frühlatènezeitlichen Schwert­ scheide von der Kainischtraun (Bad Aussee) Foto: BDA, Alice Schumacher

vor, wo bereits 1948 möglicherweise entsprechende Befunde im Zuge einer Ausgrabung durch Walter Modrijan aufgedeckt wurden. Mangels einer Befund- und Fundvorlage ist diese Datierung derzeit nicht überprüf bar, ein im Jahr 2012 von Wolfgang Artner vorgeleg-

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Auswahl an frühlatènezeitlichen Keramikfunden vom Kaiserköpperl bei Bärndorf Nach: Eibner, „Kaiserköpperl“ in Bärndorf

tes Bruchstück einer tönernen Schnabelkanne vermag hingegen einen klaren Hinweis auf ein − wie auch immer geartetes − Siedlungsgeschehen auf dem aus verkehrsgeographisch und strategischer Sicht optimal im Ennstal gelegenen Kulm zu geben.273 Verfolgt man vom Kulm aus betrachtet den Weg weiter in Richtung Südosten, so begegnet im Paltental eine weitere, ebenfalls bereits schon in der (späten) Hallstattzeit angelegte Siedlung auf dem Kaiserköpperl bei Bärndorf östlich von Rottenmann, auf die schon im vorigen Abschnitt hingewiesen wurde. Nach Ausweis der von Clemens Eibner und Hubert Preßlinger publizierten frühlatènezeitlichen Keramikfunde stand diese kleine befestigte Höhensiedlung auch noch während Lt A bis in die Stufe Lt B1 bzw. zum Beginn des 4. Jhs. v. Chr. in Verwendung.274 Wichtig ist hierbei vor allem das gehäufte Auftreten der charakteristischen graphitgemagerten Ware in Form von eimerförmigen Gefäßen, sog. Graphittonsitulen, sowie von S-förmig geschwungenen Schalen.275

Inwieweit diese Siedlung mit einem jüngereisenzeitlichen Kupfererzbergbau in Verbindung zu bringen sein wird, bleibt völlig offen, zumal auch bislang überhaupt keine Hinweise darauf vorliegen. War bis vor dreizehn Jahren der Bereich des weitläufigen Aichfeldes im oberen Murtal, das von Norden kommend die nächste „Etappenstation“ nach Süden hin in den benachbarten Unterkärntner Raum mit seinem auch in der Frühlatènezeit noch genutzten Siedlungszentrum bei Führholz/Mittertrixen darstellt, bis auf eine einzelne bronzene Ostalpine Tierkopffibel aus Neufisching bei Zeltweg276 frei von frühlatènezeitlichen Funden geblieben,277 so hat sich mittlerweile die Situation diesbezüglich deutlich verändert: So stammen aus dem Bereich des hallstattzeitlichen „Fürstensitzes“ auf dem Falkenberg bei Strettweg nunmehr auch unautorisiert geborgene und noch unpublizierte frühlatènezeitliche Metallfunde, die ein − räumlich vermutlich allerdings bereits erheblich eingeschränkteres − Weiterbestehen

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dieser Siedlung auch noch im 5. Jh. v. Chr. nahelegen. Dabei handelt es sich beispielsweise einerseits um einen verzierten frühlatènezeitlichen Drahtarmreif, andererseits um einen bronzenen profilierten Helmknauf eines spitzkonischen Bronzehelmes vom Typ Berru, wie er etwa aus einigen der reichsten Kriegergräber vom Dürrnberg bei Hallein bekannt geworden ist.278 So unscheinbar dieses schachfigurenartige Stück auf den ersten Blick vielleicht auch zu sein scheint, so vermag es doch einen ganz deutlichen Hinweis darauf zu liefern, dass auch im 5. Jh. v. Chr. im Bereich des Aichfeldes rund um den einstmaligen hallstattzeitlichen „Fürstensitz“ mit der Anwesenheit einer he­ rausragenden Personengruppe gerechnet werden darf, die sich − gleich wie ihre Vorgänger − als ursprünglich prunkvoll gerüstete Kriegerelite zu erkennen gibt. Dass mit diesen Personen eine entsprechende Machtstruktur verbunden sein wird, darf vermutet werden. Ausgrabungen der letzten Jahre in den den Falkenberg umgebenden hallstattzeitlichen Gräberfeldern haben nun auch frühlatènezeitliche Keramikfunde, vorwiegend charakteristische Graphittongefäßfragmente, erbracht, bei denen es sich zwar durchwegs um verlagerte Stücke handelt, die jedoch nicht näher fassbare Aktivitäten im Umfeld der einstmaligen Hügelgräber indizieren. So liegen sowohl aus dem Bereich der schon im vorigen Abschnitt erwähnten „Fürstengräber“ Tumulus II („Helmgrab“) und „Bleikolmhügel“ derartige Stücke vor, die bislang jedoch noch unpubliziert geblieben sind. Ob es sich dabei um letzte greif bare Reste von möglicherweise nachträglich in den bestehenden Grabhügel eingetieften Nachbestattungen handelt, ist in Anbetracht der Fragmentierung und des hohen Anteils an Graphittonware eher unwahrscheinlich. Ebenfalls noch unpubliziert sind (hallstatt- und) frühlatènezeitliche Funde vom sog. Schlossberg südlich von St. Lorenzen bei Knit-

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telfeld, wo im Jahr 2014 eine kleine, im Mittelalter befestigte Höhensiedlung in exponierter Spornlage von Susanne Tiefengraber und dem Verfasser untersucht werden konnte, die wiederum charakteristische frühlatènezeitliche Keramik, vor allem Graphittonware, erbrachte. In Hinblick auf ihre geringe Größe und die strategisch günstige Lage lassen sich durchaus Parallelen zur zeitgleichen Anlage auf dem eben erwähnten Kaiserköpperl bei Bärndorf ausmachen. Eine Intensivierung der Feldforschung in diesem Gebiet der Obersteiermark sollte zweifelsohne zu einer merklichen Verdichtung des frühlatènezeitlichen Besiedlungsbildes führen.279 All diese eben geschilderten Funde und Fundstellen vermögen klar anzudeuten, dass die vorhergehenden hallstattzeitlichen Strukturen − anders als in der mittleren Steiermark − während Ha D nicht abbrechen, sondern in vielleicht merklich geringerem Ausmaß noch weiter Bestand haben und die durch dieses Gebiet verlaufende Nord-Süd-Verbindung weiterhin aufrecht zu erhalten vermögen. Ein Ende dieser Situation scheint nach derzeitigem Erkenntnisstand erst in Lt B bzw. zu Beginn oder während der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. anzunehmen zu sein, doch müssen derartige Hypothesen in Anbetracht der weiterhin unbefriedigenden Materialbasis in der Obersteiermark vorerst rein spekulativ bleiben. Ein davon klar abweichendes Bild der frühlatènezeitlichen Besiedlungsentwicklung zeichnet sich für den Bereich der mittleren Steiermark ab, wo bislang Funde der Stufe Lt A vollständig fehlen. Erst mit Beginn des 4. Jhs. v. Chr. (Lt B) wird eine Besiedlung nach einer fast 100-jährigen (vermeintlichen?) Unterbrechung anhand von Funden wieder konkret belegbar. Die Frühphase der Stufe Lt B (Lt B1 bzw. 1. Drittel des 4. Jhs. v. Chr.) lässt sich in erster Linie durch ein Reihe von Bronzefibeln vom Duxer Typ greifen, wie sie − leider allesamt als Streufunde − vom Kulm bei Weiz,280

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Bronzefibel vom Frühlatèneschema vom Kulm bei Weiz Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

vom Dietenberg bei Ligist281 und vom Königsberg bei Tieschen 282 bekannt geworden sind. Dabei handelt es sich jeweils um bronzene Fibeln mit gewölbtem oder leicht gestrecktem Bügel und nach hinten zurück gebogenem Fuß, der in einer Profilierung bzw. einem kleinen Schlussknopf endet. Anzuschließen sein dürfte hier eine weitere Bronzefibel vom Frühlatèneschema vom Frauenberg bei Leibnitz,283 bei der aber der für eine feinchronologische Einordnung innerhalb von Lt B wichtige Fuß samt Schlussknopf weggebrochen ist. Zu erwähnen ist weiters, dass es sich bei der Fibel vom Königsberg zwar grundsätzlich um eine Fibel vom Duxer Typ handelt, jedoch in einer Variante, die insbesondere für das Gebiet an der unteren Sava/Save (Ostslawonien, Nordbosnien und Westserbien) charakteristisch ist und von Dragan Božić als Typ Čurug bezeichnet wurde, der gleichzeitig auch eine Leitform seiner Stufe Beograd I (Lt B) darstellt.284 Mit diesen wenigen Fibeln ist der „steirische“ Bestand an Lt B1-Funden auch schon wieder erschöpft. Wichtig zu erwähnen bleibt in diesem Zusammenhang jedoch die Tatsache, dass diese Funde chronologisch den historisch erwähnten Keltenwanderungen am Ende des 4. und zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. voranzustellen sind.

Es bleibt aufgrund der Fundsituation in allen vier Fällen unklar, ob diese Stücke bereits aus einem − vereinfacht und überspitzt formuliert − La-Tène- oder noch aus einem Hallstatt„Milieu“ stammen, wie es eben in dieser Zeit in Dolenjska/Unterkrain beobachtet werden kann, wo ein dominantes „Hallstatt-Substrat“ ungebrochen weiter existiert und erst während der Stufe Lt B2 Elemente der La-Tène-Kultur übernimmt, in erster Linie Waffen und auch Trachtbestandteile, während sich beispielsweise anhand der Gefäßkeramik die autochthonen Traditionen unverkennbar festmachen lassen. Nichtsdestotrotz bleibt ein derartiges potentielles „Hallstatt-Substrat“ im Bereich der Mittel-, aber auch der (heute slowenischen) Untersteiermark auch weiterhin nicht belegbar. Die erwähnten Fibeln sind somit in erster Linie als eine erste Einf lussnahme der La-Tène-Kultur in diesem Gebiet zu betrachten, wobei davon auszugehen sein dürfte, dass schon diese von Osten her aus Transdanubien erfolgt ist. Besser greif bar wird schließlich die Stufe Lt B2, die nunmehr mit den erwähnten Wanderungen oder Kriegszügen keltischer Stämme, Stammesverbände oder einzelner Kontingente auf den Balkan, nach Griechenland und weiter nach Kleinasien in Verbindung zu bringen sein wird. Spätestens am Ende des 4. und zu Beginn des 3. Jhs. v. Chr. kann das Gebiet der heutigen Steiermark als weitgehend „latènisiert“ betrachtet werden, worunter in erster Linie die vollständige Übernahme der materiellen Sachkultur (z. B. Tracht mit entsprechenden Trachtbestandteilen, Schmuck, Waffen, Streitwägen, Werkzeuge etc.) und spezifischer Technologien (z. B. Schmiedekunst, Glasherstellung etc.) der La-Tène-Kultur verstanden werden dürfen. Inwieweit in dieser „Einf lussnahme“ möglicherweise überhaupt eine weitgehende Neubesiedlung der mittleren und unteren Steiermark zu sehen sein könnte, ist auf der vorhandenen Materialbasis zwar kaum zu beurteilen, jedoch

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keinesfalls von der Hand zu weisen. Übernommen bzw. mitgebracht werden darüber hinaus offenkundig Begräbnis- bzw. Grabbräuche, Jenseits- sowie vermutlich überhaupt „pankeltische“ Religionsvorstellungen, auch manifestieren sich anhand der überkommenen Grabbeigaben gewisse soziale Strukturierungen innerhalb der Gesellschaft, die jedoch bei weitem nicht mehr die stark hierarchische Differenzierung der vorangehenden Hallstattzeit erkennen lässt. Die meisten „steirischen“ Funde der Stufe Lt B2 stammen wohl aus zerstörten oder in ihrer Überlieferung zweifelhaften bzw. zumindest „bedenklichen“ Gräbern. Dies betrifft etwa zwei reich ausgestattete Kriegergräber, von denen eines aus Lieboch 285 und das andere vom Burgstallkogel in Großklein 286 stammen sollen. Die Fundumstände bzw. die Zusammengehörigkeit der Grabinventare sind nicht mehr überprüf bar, die Herkunft bleibt überhaupt unklar, der wissenschaftliche Wert ist dementsprechend als gering einzustufen. Dies ist insofern bedauerlich, enthielten doch beide Gräber − so man den publizierten, von den „Entdeckern“ diktierten Angaben überhaupt Glauben schenken darf − u. a. reich verzierte Eisenschwerter. Bei diesen, zusammen mit anderen reichen und überaus bemerkenswerten im Archeo Norico Burgmuseum Deutschlandsberg auf bewahrten Funden 287 (nicht nur) der Latènezeit handelt es sich fast ausnahmslos um Funde aus unautorisierten Ausgrabungen, von denen eben sowohl der Fundort, die Fundumstände, als auch die Zusammengehörigkeit nicht gesichert bekannt sind. Wenngleich die „Steiermark“ bzw. einzelne Orte innerhalb der Steiermark als Fundstellen genannt werden, so besteht doch keine Möglichkeit zur Verioder Falsifizierung dieser Angaben. Man kann diesen − rein subjektiv betrachtet − Glauben schenken oder eben auch nicht, die Tatsache, dass eine quellenkritische Auseinandersetzung

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Eisenschwert in einer reich verzierten eisernen Schwert­ scheide aus der Laubgasse in Graz Nach: Frey, La-Tène-Schwert Graz

mit diesen Funden nicht möglich ist, nimmt ihnen derzeit jeglichen wissenschaftlichen Wert. Unpubliziert geblieben und dementsprechend nicht näher beurteilbar sind frühlatènezeitliche Gräber (Brandgräber), die aus dem Bereich von angeblich bronzezeitlichen Hügelgräbern in Bierbaum bei Unterpremstätten 288 stammen und im Zuge einer Rettungsgrabung im Jahr 2006 geborgen werden konnten.289 Aus zerstörten Frauengräbern stammen mehrere Bruchstücke von bronzenen Hohlbuckelringen, die als Altfunde aus der Karlau in Graz vorliegen, anhand der Anzahl der Buckel (in jedem einzelnen Fall wohl ursprünglich mehr als sechs Buckel) ist eine Zuweisung nach Lt B2 wahrscheinlich.290 Ebenfalls aus Graz, aus der Finstergrube in der Laubgasse, stammt einer der bemerkenswertesten und bekanntesten latènezeitlichen

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Funde der Steiermark, ein Eisenschwert in einer reich verzierten eisernen Schwertscheide, das zusammen mit einer (verschollenen) Eisenfibel in eben dieser Schottergrube gefunden wurde.291 Von Interesse ist hierbei vor allem die f lächige rautenförmige Stempelverzierung der Schwertscheide, „deren Elemente Kreisaugen, rankengefüllte Quadrate und Halbkreise mit eingerollten Enden sind“.292 Ein gleichartig verziertes Schwert liegt aus Potypuszta in Ungarn vor, bei dem allerdings die Stempel seitenverkehrt ausgeführt sind.293 Mittlerweile liegen aus dem bekannten Heiligtum von Gournay-sur-Aronde in Frankreich noch zwei Schwerter vor, deren Schwertscheiden dieselbe − in einem Fall um 90° gedrehte − Stempelverzierung bzw. Punze aufweisen, wie sie vom Grazer Schwert bekannt ist.294 Das Schwert selbst wurde zuletzt aus formaler Sicht von Marija Lubšina Tušek und Boris Kavur dem Typ Kosd C zugeordnet, was eine Datierung nach Lt B2 nahelegt.295 Dieselbe Datierung wurde bereits bei der Erstpublikation von Otto-Herman Frey ausgesprochen,296 wobei das Schwert an das Ende von Lt B gestellt wurde, dieser Datierung schloss sich unlängst auch Miklós Szabó an.297 Im Gegensatz dazu divergiert nun dieser feinchronologische Ansatz von der 1994 für diese Schwerter bzw. Schwertscheidenverzierungen ausgesprochenen Datierung nach Lt C1 durch Thierry Lejars, der derartige Schwerter mit zu den ältesten Formen im Heiligtum von Gournay-sur-Aronde zählte.298 Unter diesem Aspekt wird man vermutlich nicht fehlgehen, das Schwert aus der Grazer Laubgasse an das Ende der Frühlatènezeit bzw. spätestens an den Übergang zur Mittellatènezeit (Lt B2/C1) zu datieren. Von Bedeutung ist auf jeden Fall, dass schon in dieser Zeit die weiträumige Vernetzung innerhalb der keltischen Koiné an ausgesuchten Stücken des Kunsthandwerkes klar erkennbar ist und das „steirische“ Gebiet keine Randprovinz dieser

Erscheinung, sondern einen integrativen Bestandteil derselben darstellt. Ebenfalls noch nach Lt B (oder zumindest in eine frühe Stufe von Lt C) zu datieren sind Funde aus Groß St. Florian299 in der Weststeiermark, die wohl auch aus zerstörten Gräbern stammen. Dabei handelt es sich um ein Bruchstück eines umgebogenen Eisenschwertes, zwei große eiserne Hiebmesser, davon eines mit Griffknoten, sowie um eine Lanzenspitze mit gedrungenem Blatt und langer schmalen Tülle.300 In der Regel dürfte es sich bei den meisten dieser Gräber vermutlich wohl um Brandgräber gehandelt haben, doch belegen die unlängst in Srednica bei Ptuj/Pettau geborgenen latènezeitlichen Flachgräber, dass in der Frühlatènezeit im Südostalpenraum durchaus auch mit Körperbestattungen zu rechnen ist, wie es die dort aufgedeckten Gräber 4 und 7 aufzuzeigen vermögen, bei denen es sich bemerkenswerterweise um Nachbestattungen in die Aufschüttungen von hallstattzeitlichen Tumuli handelte.301 In seiner Ansprache bzw. Interpretation unklar bleibt eine − leider wiederum unautorisiert geborgene − Ansammlung von Eisengegenständen, die angeblich in Kohlberg bei Gnas302 aufgedeckt worden sind und 2009 von Andreas Bernhard vorgelegt wurden. Dabei handelt es sich um ein Tüllenbeil mit ankorrodiertem, einseitigem Lappenbeil bzw. einem Dechsel sowie einem im Querschnitt rhombischen Ösenringstab, der als Wagenteil angesprochen werden kann. Ob es sich dabei nun tatsächlich um eine „Aufsammlung und intentionelle Niederlegung von Waffen, Gerät und Wagenbestandteilen“ handelt, „die möglicherweise auf eine kriegerische Auseinandersetzung zurückzuführen sind, wie die Einschläge und Aussplitterungen an den Beilklingen beweisen“, sei dahingestellt.303 Abschließend müssen noch vereinzelte frühlatènezeitliche Keramikfunde der Stufe Lt B Erwähnung finden, die vom Frauenberg bei Leibnitz304 und vom Dietenberg bei Ligist305

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vorliegen und zumindest einen Beginn der jüngereisenzeitlichen Besiedlung auch dieser strategisch exponierten Höhenlagen schon im 4. Jh. v. Chr. anzudeuten vermögen. Konkret zugehörende Siedlungsbefunde, wie etwa Gebäudereste oder Gruben etc., sind mit diesen Stücken allerdings nicht in Verbindung zu bringen. Immerhin wird durch diese zugegebenermaßen wenigen Funde doch schon klar, dass die Mittelsteiermark im 4. Jh. v. Chr. gleich wie der gesamte Südostalpenraum und auch der nordwestliche Balkan einer − wenn man so möchte − tiefgreifenden „Latènisierung“ unterworfen wurde, die ab diesem Zeitpunkt das kulturelle Erscheinungsbild vollständig prägt. Das überlieferte Sachgut ist ab nun nahtlos an Typen, Formen und Verzierungen aus dem zentraleuropäischen Bereich der La-Tène-Kultur anzuschließen. Von der ehemals jugoslawischen Forschung wurde bereits in den 60er-Jahren des 20. Jhs. eine Zweiteilung der jüngereisenzeitlichen Erscheinungen auf ihrem nördlichen bzw. nordwestlichen und östlichen Staatsgebiet durchgeführt, wobei die „Ostgruppe“ mit den historisch als Stammesname überlieferten Skordiskern in Verbindung gebracht wurde, während die „Westgruppe“ den Tauriskern zugeschrieben wurde.306 Während das einschlägige Fundmaterial der Skordisker ein klar ersichtliches Lokalkolorit aufwies, das auf das autochthone Substrat sowie Kontakte in die östlich und südlich benachbarten Gebiete zurückzuführen war, entsprachen die Funde der „Westgruppe“ bzw. der Taurisker dem aus dem Bereich der zentraleuropäischen La-Tène-Kultur hinreichend bekannten Sachgut. Diese Ausprägung der La-Tène-Kultur im Südostalpenraum und im nordwestlichen Balkangebiet wurde dementsprechend nach einem der zu diesem Zeitpunkt bedeutendsten bekannten Gräberfelder in Slowenien als Mokronog-Gruppe (der La-Tène-Kultur) bezeichnet, die − wie sich in weitere Folge klar herausstell-

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te − gleichermaßen große Bereiche Kärntens, der Steiermark, des südlichen Burgenlandes, Teile Südwestungarns, Nord- und Ostsloweniens sowie Nordwestkroatiens umfasste. Dementsprechend ist auch eine Verknüpfung der „steirischen“ La-Tène-Funde mit den von Mitja Guštin und in überarbeiteter Form von Dragan Božić für die Mokronog-Gruppe entwickelten Typochronologieschemata und Stufengliederungen problemlos möglich, die sich wiederum mit der mitteleuropäischen La-Tène-Chronologie korrelieren lassen. Demzufolge wären die gerade eben beschriebenen „mittelsteirischen“ Funde der Stufe Lt B bzw. Lt B2 mit der Stufe Mokronog I nach Dragan Božić gleichzusetzen.307 Die Mittellatènezeit (Lt C: 250−140/130 v. Chr.) Die mittlere Latènezeit lässt sich auf dem Gebiet der heutigen Steiermark in erster Linie anhand von Grabfunden umschreiben, während bislang erst verhältnismäßig wenig über das zeitgleiche Siedlungswesen bekannt geworden ist. Mittellatènezeitliches Fundmaterial ist darüber hinaus bislang weitestgehend auf den Bereich der mittleren Steiermark beschränkt geblieben, aus dem gesamten Gebiet der Obersteiermark liegt − forschungsbedingt − gerade einmal eine Handvoll an noch unpubliziert gebliebenen Streufunden vor, die eine seriöse Beurteilung der Situation und Besiedlungsentwicklung in diesem inneralpinen Bereich nicht zulassen. Mittellatènezeitliche Gräberfelder sind bislang an fünf „steirischen“ Fundorten nachzuweisen (Frohnleiten-Schrauding, Graz-Wetzelsdorf, Hart, Rohr und Schirka/Lang), wobei lediglich das letztgenannte geschlossene und neu gegrabene Grabkomplexe erbracht hat, die allerdings erst in einem Vorbericht bekannt gemacht wurden.308 Die bereits seit geraumer Zeit bekannten Gräber aus den vier zuerst ge-

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Auswahl an Waffen, Werkzeug und Trachtbe­ standteilen aus dem Grä­ berfeld von Schrauding bei Frohnleiten Nach: Kramer, Latènefunde Steiermark

nannten Gräberfeldern wurden 1994 von Margret Kramer in ihrer weiterhin grundlegenden Arbeit über die Latènezeit in der Steiermark gesammelt vorgelegt und ausgewertet,309 sodass an dieser Stelle auf Kramers Arbeit zurückgegriffen werden kann. Es ist dabei wichtig festzuhalten, dass kein einziges dieser fünf Gräberfelder vollständig ausgegraben werden konnte, mitunter stammen die Funde überhaupt nur aus Rettungsgrabungen. So konnten im Bereich der Sandgrube Schmidbauer in Graz-Wetzelsdorf bereits im Jahr 1935 zwei Brandgräber durch Marianne Grubinger untersucht werden, nachdem be-

reits davor im Zuge des Sandabbaues immer wieder Gräber erfasst und zerstört worden waren.310 Die ursprüngliche Anzahl der Gräber ist unbekannt, Margret Kramer erwähnt, dass es ursprünglich „ca. 30 Gräber gewesen sein“ könnten.311 Im Jahr 1939 wurde in Schrauding bei Frohnleiten bei Bauarbeiten ein Flachgräberfeld angeschnitten, das darauf hin von Walter Schmid weiter, jedoch zweifelsohne nicht vollständig ausgegraben wurde. Nicht unerheblich ist hierbei die Tatsache, dass das mittellatènezeitliche Flachgräberfeld von einem frühmittelalterlichen Körpergräberfeld überlagert worden

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war, was sehr bald zu Unstimmigkeiten in der chronologischen Zuordnung einzelner Gräber führte und es sogar mit sich brachte, dass einzelne Frühmittelalterbestattungen als latènezeitliche Körpergräber angesprochen wurden. Nach einer ersten eingehenden Publikation des Gräberfeldes durch Konrad Zeilinger im Jahr 1953312 wird Margret Kramer eine kritische Revision und vollständige Fundvorlage der noch greif baren Inventare verdankt.313 Kramer wies hierbei darauf hin, dass die Angaben über die Zusammensetzung der Grabinventare von Schmid und Zeilinger sowohl von den Auf listungen im Inventarbuch des Landesmuseums Joanneum als auch vom tatsächlich erhaltenen Bestand divergierten, auch waren mittlerweile durch den Verlust von Fundzetteln einige Funde keinem Grab mehr mit Sicherheit zuzuweisen. Die ursprüngliche Anzahl der Gräber ließ sich dadurch nur mehr grob anhand der noch vorhandenen Beigaben abschätzen: Kramer erwog aufgrund der Bruchstücke von mindestens zehn Schwertern sowie einzelnen Bestandteilen der Frauentracht eine Mindestanzahl von elf aufgedeckten Gräbern. Über die tatsächliche Größe des Gräberfeldes können keine verlässlichen Angaben gemacht werden, allerdings fällt der Überhang an Männer- bzw. Kriegergräbern im erfassten Nekropolenbereich auf. Ein (vermeintlich) einzelnes Grab, das Kramer zufolge ebenfalls Teil eines ursprünglich wohl größeren Gräberfeldes war, konnte 1957 in Rohr bei Ragnitz314 geborgen werden, eine Vorlage des Grabinventares erfolgte bereits im darauf folgenden Jahr durch Walter Modrijan. Modrijan konnte hierbei überzeugend nachweisen, dass das aus diesem Gräberfeld stammende Eisenschwert wohl bereits in die Spätlatènezeit zu datieren ist, dasselbe gilt für ein eisernes Ringgriffmesser.315 Kramer wies schließlich 1994 darauf hin, dass die bronzenen Gürtelkettenglieder zumindest ein zweites Grab indizieren, im konkreten Fall eine Frau-

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enbestattung.316 In Hinblick auf die ebenfalls aus diesem Konvolut vorliegende bronzene Fibel vom Typ Mötschwil, die eine Leitform der spätmittellatènezeitlichen Stufe Lt C2 darstellt, darf vermutet werden, dass sich dahinter der Rest der Ausstattung eines dritten Grabes verbirgt, zumal die erwähnten Gürtelkettenteile wohl ebenfalls nach Lt D zu stellen sein werden.317 Es darf demzufolge vermutet werden, dass in Rohr mehrere Brandgräber eines ursprünglich zweifelsohne größeren Gräberfeldes erfasst wurden, das bereits in der Mittellatènezeit bzw. in Lt C belegt worden war und in dem auch in Lt D noch Bestattungen vorgenommen wurden. Dies ist insofern von Bedeutung, stellen doch Gräber der Spätlatènezeit im Südostalpenraum − bis auf lokale Ausnahmen − weiterhin eine Seltenheit dar. Aus Hart bei Stocking318 liegt schließlich eine Reihe von mittellatènezeitlichen Funden vor, hauptsächlich Waffenteile und Keramikgefäße, die aus „10 bis 30“ Gräbern stammen sollen,319 welche 1962 beim Schotterabbau zerstört worden sind und die in demselben Jahr von Walter Modrijan vorgelegt werden konnten.320 Über die tatsächliche ursprüngliche Größe dieser vier altbekannten Gräberfelder sind keine abschließenden Angaben mehr zu machen, eine Anzahl von bis zu 30 Gräbern erscheint in Anbetracht zeitgleicher Gräberfelder im Bereich der Mokronog-Gruppe jedoch als durchaus plausibel. Eine kleine mittellatènezeitliche Gräbergruppe, von der bis dato sieben Gräber erfasst wurden, konnte im Jahr 2010 in Schirka bei Lang321 durch das Archeo Norico Burgmuseum Deutschlandsberg untersucht werden.322 Auch hier ist die ursprüngliche Größe des Gräberfeldes noch nicht abschließend beurteilbar. Das Gräberfeld selbst war auf einem langgezogenen Hügelsporn angelegt worden, wobei die aufgedeckten Gräber allesamt zwischen obertägig erhaltenen Hügelgräbern situiert waren.323 Da

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über die Zeitstellung der bei der Ausgrabung gezielt „ausgesparten“ Tumuli keine Angaben vorliegen, kann derzeit nicht beurteilt werden, ob die latènezeitlichen Gräber zwischen schon existierende ältere (hallstattzeitliche?) Tumuli eingetieft wurden, oder ob römerzeitliche Hügelgräber später in diesem älteren Nekropolenbereich aufgeworfen worden sind, die eventuell sogar Latènegräber überdecken könnten. Wichtig ist einerseits die Tatsache, dass das Gräberfeld offenkundig während der gesamten Stufe Lt C belegt worden ist, und dass andererseits erstmals in der Steiermark intakte Grabkomplexe (zumindest ansatzweise in einem Vorbericht) von Andreas Bernhard vorgelegt werden konnten. Dabei wird klar, dass die Bestattungssitten − beinahe erwartungsgemäß − dem entsprechen, was aus dem Verbreitungsgebiet der Mokronog-Gruppe zu erwarten war − und worauf später noch einmal zurückzukommen sein wird. Zu erwähnen bleiben schließlich zwei neu entdeckte mittellatènezeitliche Grabfunde, bei denen unklar bleibt, ob es sich tatsächlich um einzeln bzw. isoliert gelegene Gräber handelt, oder ob diese zu größeren Gräbergruppen bzw. -feldern gehört haben. So konnte in Wohlsdorf 324 im Laßnitztal im Zuge der Rettungsgrabungen im Vorfeld des Baus der Koralmbahn ein einzelnes Brandgrab geborgen werden,325 zu dem noch keine Publikation vorliegt. Ein zweites, ebenfalls isoliert gelegenes Brandgrab mit einem einfachen Keramikgeschirrsatz wurde im Bereich einer römerzeitlichen Villa rustica im Areal des heutigen SOS-Kinderdorfes in Kleinstübing aufgedeckt, das allerdings wohl schon an den Beginn der Spätlatènezeit zu setzen sein wird.326 Neben diesen − mehr oder minder deutlich − gesicherten Grabfunden, liegen aus einer Reihe weiterer Fundorte mittellatènezeitliche Funde vor, die zumindest zu einem großen Teil wohl aus zerstörten Gräbern stammen werden.

Sie vermögen in erster Linie eine wesentlich dichtere einstmalige Besiedlung der mittleren Steiermark in der Zeit vom späten 4. bis ins frühe 2. Jh. v. Chr. zu belegen. Zu erwähnen sind hierbei etwa eine zweiteilige f lachgehämmerte und chagrinierte bzw. gedellte Gürtelkette, eine Lanzenspitze und ein Hiebmesser vom Lassenberg bei Wettmannstätten,327 die wohl der Stufe Lt C1 zuzuweisen sind,328 ein vollständig erhaltener f laschenförmiger Topf aus Thondorf bei Graz,329 ein U-förmig umgebogenes Schwert, das aus der Aufschüttung eines römerzeitlichen (?) Tumulus in Oberschwarza bei Mureck stammen soll,330 zwei eiserne Lanzenspitzen aus Voitsberg,331 eine vollständig erhaltene Bronzefibel vom Mittellatèneschema mit kurzem Fuß der Stufe Lt C2 aus Mitterdorf an der Raab332 und schließlich aus Graz-Straßgang ein eisernes Hiebmesser mit rechtwinklig umgebogenem Griff sowie ein Bruchstück einer Bronzefibel vom Mittellatèneschema mit teilweise verzierten Fußknöpfen,333 das vermutlich wiederum einer Lt C2-zeitlichen Fibel vom Typ Mötschwil zuzuweisen sein dürfte. Im Vergleich mit den Grabfunden stellt sich das Wissen über mittellatènezeitliche Siedlungen im Gebiet der heutigen Steiermark als überaus bescheiden dar. Bislang konnte überhaupt noch keine einzige Siedlung lokalisiert oder gar untersucht werden, die ausschließlich während der Stufe Lt C Bestand gehabt hätte. Sämtliche Hinweise auf eine mittellatènezeitliche Besiedlung liegen aus dem Bereich von Siedlungen vor, die ihren Höhepunkt während der späten Latènezeit erfuhren. Dabei handelt es sich vor allem um Höhensiedlungen, wie etwa den Frauenberg bei Leibnitz, den Dietenberg bei Ligist oder den Kulm bei Weiz, von denen vereinzelte mittellatènezeitliche Keramikfunde eine ansonsten strukturell nicht weiter greifbare Besiedlung belegen können. Wenngleich die Vermutung im Raum steht, dass − analog zu zahlreichen Vergleichsbeispielen etwa an der

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mittleren Donau (z. B. Braunsberg bei Hainburg an der Donau, Freinberg bei Linz etc.) − die Errichtung von teils aufwendigen Befestigungsanlagen auf einzelnen dieser Höhensiedlungen (z. B. Frauenberg oder Kulm bei Weiz) bereits in einer Spätphase bzw. am Ende der Stufe Lt C einsetzen könnte, so fehlt dafür weiterhin jeglicher (publizierte) Nachweis. Es ist somit nüchtern festzuhalten, dass eine Reihe von Höhensiedlungen bereits (oder auch noch) in der Mittellatènezeit in − dem sporadischen Fundanfall nach zu schließen − wohl eher geringem Ausmaß besiedelt gewesen sein dürfte, weitere Schlüsse sind aus den wenigen einschlägig datierbaren Funden derzeit nicht zu gewinnen. Etwas anders stellt sich die Situation bei den Flachlandsiedlungen dar, die vermutlich wohl die geläufige Siedlungsform während der Mittellatènezeit darstellten. Abgesehen von vorwiegenden Keramik-Streufunden aus einer Reihe von Fundstellen vor allem im Bereich südlich von Graz, sind zwei Fundorte anzuführen, in denen Flachlandsiedlungen angeschnitten werden konnten, die in Lt C angelegt worden waren und in weiterer Folge bis in die Stufe Lt D2 in Verwendung standen. Dabei handelt es sich um die von zwei konzentrisch kreisförmig umlaufenden Gräben eingefasste Siedlung in Södingberg,334 die durch Ausgrabungen und vor allem Geoprospektionen in ihrer Struktur grob erfasst werden konnte. Aufgrund der Überbauung durch eine römerzeitliche Villa rustica liegen über die Innenbebauung dieser bemerkenswerten Siedlung nur wenige Angaben vor, auf die später noch zurückzukommen sein wird. Sowohl Gefäßkeramik als auch ein Glasarmreif belegen einen Beginn dieser befestigten Flachlandsiedlung in Lt C. Dasselbe könnte für eine möglicherweise ähnlich konstruierte Flachlandsiedlung in Lebing bei Deutschlandsberg335 anzunehmen sein, von der ein Abschnitt des bzw. eines Umfassungs(?)-Grabens untersucht werden

Glasarmreiffragment aus Södingberg

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Foto: BDA

konnte. Keramikfunde aus diesem Graben sowie aus dem davon (hypothetisch) eingefassten inneren (postulierten) Siedlungsbereich indizieren ebenfalls einen Siedlungsbeginn in Lt C. Der Schwerpunkt beider Siedlungen liegt jedoch offenkundig in Lt D. Eine im Zuge der Koralmbahn-Rettungsgrabungen von Gerald Fuchs untersuchte mittel- und spätlatènezeitliche (Lt C2 bis Lt D1) Flachlandsiedlung in Freidorf im Laßnitztal336 ist mittlerweile im Rahmen einer Dissertation von Gudrun Praher bearbeitet worden. Praher zufolge umfasste die Siedlung mehrere Grubenhäuser, „Ständerbauten“ (was sehr zu hinterfragen ist, gedacht wurde hierbei wohl korrekterweise an „Pfostenbauten“), einen Töpferofen, eine Zisterne, einzelne Gruben und Pfostengruben sowie zwei Brandgräber.337 Abschließend zu erwähnen bleibt noch die Tatsache, dass erste latènezeitliche Funde aus dem großen Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz bereits aus der Stufe Lt C1 vorliegen und damit den befundmäßig leider nicht fassbaren Beginn kultisch-ritueller Aktivitäten an diesem herausragenden Ort anzudeuten vermögen.338 Ge­ sichert erscheint momentan, dass die älteste Verfüllungschicht des Umfassungsgrabens ­(favissa) auf jeden Fall Fundmaterial enthält, das an das Ende der Mittel- bzw. an den Übergang zur Spätlatènezeit datiert werden kann ­(Lt C2/

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D1). Nicht zu bestimmen bleibt dadurch jedoch der Zeitpunkt der Aushebung dieses Grabens, der theoretisch vor seiner erstmaligen gezielten Verfüllung ja durchaus bereits einige Zeit Bestand gehabt haben mag und dementsprechend schon einer ersten, Lt C1-zeitlichen Nutzungsphase des Areals zugerechnet werden könnte. Anhand der Grabungsbefunde war dieser Nachweis allerdings nicht zu erbringen, sodass − vereinfacht ausgedrückt − offen bleiben muss, ob das Heiligtum bereits von Beginn an eine entsprechende architektonische Ausgestaltung besaß, die auch eine Einfassung durch den Graben implizierte, oder ob diese erst einer darauf folgenden Bauphase zuzurechnen sein wird. Diese in den meisten bislang bekannten Siedlungen − mehr oder minder deutlich − fassbare Kontinuität der Besiedlung von der Mittel- in die Spätlatènezeit spiegelt sich demzufolge auch in der Beibehaltung kultisch genutzter Ensembles wider, wie es eben das Heiligtum auf den Frauenberger „Perl-/Stadläckern“ zu demonstrieren vermag. Im Gegensatz dazu scheint die Mehrzahl der bis dato nachgewiesenen Gräberfelder spätestens in bzw. am Ende von Lt C2 abzubrechen, eine Ausnahme stellt offenkundig das allerdings nur schlecht erfasste Gräberfeld von Rohr dar, das auch in Lt D bzw. zu Beginn der Spätlatènezeit noch belegt wird. Einschränkend muss natürlich festgehalten werden, dass die wenigen bekannten Gräber und Gräberfelder der Mittellatènezeit aus dem Gebiet der heutigen Steiermark eine äußerst magere Materialgrundlage für derartige besiedlungsdynamische Überlegungen bieten, gewisse diesbezügliche Trends sind allerdings nicht zu negieren. Die Spätlatènezeit (Lt D: 140/130 v. Chr. bis um die Zeitenwende) Spätestens ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. lassen­sich nicht nur im Gebiet der heutigen Steiermark bzw. des Südostalpenraumes, son-

dern überhaupt in den meisten Bereichen der „keltischen Koiné“ weitreichende Veränderungen feststellen, die sich einerseits vor allem durch das Auf kommen zumeist ausgedehnter befestigter Höhensiedlungen nachzeichnen lassen und andererseits in vielen Gebieten eine weitgehende Absenz von entsprechenden Gräberfunden mit sich bringen, die auf geänderte Bestattungssitten zurückzuführen sein dürften. Diese Entwicklung ist grosso modo auch anhand der „steirischen“ Fundstellen gut nachzuvollziehen. Während spätestens im Laufe der Stufe Lt C2 bzw. ab dem Beginn des 2. Jhs. v. Chr. verstärkt mit einer zunehmenden Besiedlung von teils exponierten und für gewöhnlich an verkehrsgeographisch und siedlungsgünstigen Stelle gelegenen Höhen begonnen wurde, dürfte auch auf diesen um die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. mit der Errichtung von teils beeindruckenden Befestigungswerken begonnen worden sein, die wohl nicht nur rein fortifikatorischen Zwecken dienten, sondern gleichzeitig auch der Repräsentation ihrer Bewohner bzw. der herrschenden Elite. Zahlreiche − jedoch nicht alle − Höhensiedlungen, die bereits in der Urnenfelder- und danach auch oftmals noch in der Hallstattzeit intensiv genutzt worden waren, werden erneut bzw. nunmehr verstärkt besiedelt und befestigt. Beispiele dafür sind etwa der Ringkogel bei Hartberg, der Königsberg bei Tieschen, der Kulm bei Weiz, der Bubenberg (oder auch Hoarachkogel) bei Spielfeld 339 und insbesondere der Frauenberg bei Leibnitz. Es gilt jedoch festzuhalten, dass bislang bei keiner einzigen dieser erwähnten Höhensiedlungen eine exakte Datierung der Errichtung der Befestigungsanlagen möglich ist, da diese entweder nicht ausreichend untersucht worden sind, oder weil die Ergebnisse noch nicht vollständig publiziert wurden. Demzufolge ist es deshalb weiterhin lediglich möglich, eine „Pauschaldatierung“ der Befestigungen in die Spätlatènezeit auszusprechen.340 Bei diesen zumeist klar über

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10 ha großen befestigten Höhensiedlungen darf vermutet werden, dass es sich bei ihnen um eine Art „Vorort“ eines „Stammes“ oder vermutlich wohl vielmehr eines „Teilstammes“ gehandelt haben wird. Während in der Oststeiermark eine relativ gleichmäßige Verteilung dieser großen befestigten Höhensiedlung erkennbar ist, verwundert unter diesem Aspekt die Nähe der beiden großen Höhensiedlungen auf dem Frauenberg bei Leibnitz und dem Bubenberg bei Spielfeld, die nur etwa 15 km (in Luftlinie) voneinander entfernt, jedoch durch die Mur getrennt, liegen. Neben diesen großen befestigten Höhensiedlungen lassen sich mittlerweile auch deutlich kleinere Höhensiedlungen ausmachen, die nachweislich in der Spätlatènezeit mit Befestigungsanlagen versehen wurden. Dazu gehören beispielsweise der Lethkogel bei Stainz341 oder etwa der Fuchskogel bei Fladnitz im Raabtal,342 dessen frühbronzezeitlicher Abschnittswall in der späten Latènezeit wieder instand gesetzt wurde, indem er erhöht und an der Innenseite mit einer Erdrampe zusätzlich befestigt wurde. Bei einer Reihe von befestigten Höhensiedlungen darf in weiterer Folge mit Recht vermutet werden, dass ihre Befestigungsanlagen wohl zu einem großen Teil ebenfalls erst in der Spätlatènezeit errichtet wurden. Es muss an dieser Stelle noch einmal wiederholt werden, dass − bis auf den erwähnten Fuchskogel − bislang keine Hinweise vorhanden sind, die eine frühere Datierung jeglicher Befestigungsanlagen innerhalb der heutigen Steiermark rechtfertigen würden. Abgesehen von diesen befestigten Höhensiedlungen lassen sich auch Siedlungen in Höhenlage anführen, die über keine (heute mehr erkennbaren?) Befestigungen verfügten. In manchen Fällen wird man vermutlich durchaus annehmen dürfen, dass diese tatsächlich unbefestigt geblieben sind, wie etwa auf dem Dietenberg bei Ligist, dem Saazkogel bei Feldbach oder aber auch dem Burgstallkogel in Großklein. Wieder bei anderen bringt die

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spätere Überbauung mit sich, dass eine Beurteilung dieser Frage schlichtweg nicht mehr möglich ist, wie beispielsweise auf dem markanten Burgfelsen der Riegersburg oder auf dem Wildoner Schlossberg, möglicherweise auch auf dem Grazer Schlossberg. Auffällig ist, dass in manchen Bereichen der heutigen Steiermark große befestigte spätlatènezeitliche Höhensiedlungen bislang fehlen, wie etwa im südweststeirischen Gebiet zwischen Deutschlandsberg und Eibiswald, oder − zumindest beim derzeitigen Forschungsstand − überhaupt in der gesamten Obersteiermark. Neben den Höhensiedlungen begegnen auch Siedlungen in Flachland- bzw. Talrandlage, die teilweise bereits während bzw. am Ende der Mittellatènezeit errichtet worden waren und bis in die Stufe Lt D2 bestanden, wie etwa die oben bereits erwähnten, von Gräben eingefassten Siedlungen von Södingberg und Lebing. Sieht man von der ebenfalls bereits angesprochenen Siedlung in Freidorf im Laßnitztal einmal ab, die zwar großf lächiger und a lmbahnstrukturerfassend im Zuge der Kor­ Rettungsgrabungen erfasst werden konnte, deren Befunde und Funde jedoch noch nicht vorgelegt worden sind, so sind nur wenige konkrete Beispiele für spätlatènezeitliche Siedlungen anzuführen, die eben nicht in markanter Höhenlage errichtet worden waren. Zu erwähnen wären hier etwa die Siedlungsreste, die unterhalb der römerzeitlichen Villa (?) von Retznei bei Leibnitz343 angeschnitten wurden, aus denen jedoch keine klare Siedlungsstruktur herauszulesen ist. Dazu kommt, dass das bislang publizierte bzw. erwähnte latènezeitliche Fundmaterial eine merkliche chronologische Streuung aufweist und wohl ebenfalls eine mehrphasige latènezeitliche Siedlung anzudeuten scheint, die wiederum in die Stufe Lt C zurückreichen dürfte. Auch hier bleibt die relevante kontextuelle Gesamtfund- und Befundvorlage abzuwarten.

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Funde aus den zerstörten Gräbern aus Rohr bei Ragnitz Nach: Kramer, Latènefunde Steiermark

Aus einer ganzen Reihe von zumeist kurz gehaltenen Vorberichten sind weitere Fundstellen − vorwiegend aus der westlichen und „zentralen“ Mittelsteiermark (Grazer Becken und Leibnitzer Feld) − bekannt geworden, an denen entweder einzelne spätlatènezeitliche Befunde, hauptsächlich Gruben, erfasst wurden, oder aber entsprechendes Fundmaterial (primär Keramikfunde, vereinzelt auch Fibeln oder Münzen) angetroffen werden konnten. Diese Fundorte bewirken zumindest eine merkliche Verdichtung des Siedlungsbildes, doch würde sich bei den daher stammenden Funden eine eingehende feinchronologische Überprüfung insbesondere der Gefäßkeramikfunde empfehlen, zumal hier oftmals Graphittonkeramik pauschal in die Spätlatènezeit datiert worden sein dürfte, sodass gewisse Verzerrungen der tatsächlichen chronologischen Tiefe zu befürchten sind. Für eine siedlungsdynamische Gesamteinschätzung der spätlatènezeitlichen Entwicklung

auf dem Gebiet der heutigen Steiermark liegen derzeit zu wenige aussagekräftige Fundkomplexe vor, die überwiegende Masse des publizierten Fundmaterials konzentriert sich auf wenige Stellen, allen voran − und in beträchtlichem Ungleichgewicht − den Frauenberg bei Leibnitz. Tendenziell scheint sich jedoch abzuzeichnen, dass Lt D2(b)-zeitliches Fundmaterial aus der Oststeiermark weitgehend fehlt, was möglicherweise nicht ausschließlich auf den schlechten Forschungsstand zurückzuführen sein muss, sondern vielleicht sogar einen tatsächlichen Besiedlungsrückgang ab der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. andeuten könnte. Auf diese Problematik wird später noch zurückzukommen sein. Bislang liegen aus drei „steirischen“ Fundstellen spätlatènezeitliche Gräber bzw. Teile von Grabinventaren vor: Dabei handelt es sich um das schon vorher erwähnte Gräberfeld von Rohr, aus dem zumindest ein Kriegergrab

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(mit Schwert und Ringgriffmesser) sowie ein Frauengrab (mit Bronzegürtelkette) der Stufe Lt D zugewiesen werden können. Im Zuge des Autobahnbaues im Jahr 1977 konnte ein bei Stangersdorf 344 angeschnittenes, ausgesprochen reich ausgestattetes Frauengrab, das u. a. einen Silberspiegel, Bronzegefäße, Holzeimer mit Bronzebeschlägen und eine Silberfibel (?) enthielt, leider nicht vollständig geborgen werden, außerdem ist dieser bemerkenswerte Fund bislang unpubliziert geblieben.345 Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass es sich dabei überhaupt um eines der reichsten bekannten spätlatènezeitlichen Frauengräber in der gesamten „keltischen Koiné“ handelt, insofern kann das Fehlen zumindest einer Fundvorlage dieses seit seiner Auffindung vor 37 Jahren im Universalmuseum Joanneum verwahrten Komplexes als unverständliches Versäumnis der „steirischen“ Archäologie betrachtet werden. Von großer Bedeutung erweist sich in weiterer Folge ein im Jahr 2001 im Zuge von Rettungsgrabungen bei Rassach346 nahe Deutschlandsberg im Bereich eines römerzeitlichen Hügelgräberfeldes geborgenes Kriegergrab, das gleichzeitig auch das jüngste bislang bekannte − und noch als solches anzusprechende − spätlatènezeitliche Grab in der heutigen Steiermark darstellt.347 Von Bedeutung ist hier in erster Linie, dass es sich dabei den Angaben des Ausgräbers Gerald Fuchs zu Folge um eine Bestattung unter einer Hügelaufschüttung handelt, wodurch es sich überhaupt um eines der ältesten (nachhallstattzeitlichen) Tumulusgräber handeln würde. Auf dieses Grab und die damit verbundene Problematik wird später noch im Detail einzugehen sein. Neben die Siedlungen und die (wenigen) Gräber mit ihren seit der Frühlatènezeit schon weitgehend standardisierten Ausstattungen bzw. Inventaren treten nun weitere Quellengruppen, die einerseits − wie oben bereits erwähnt − ihre Wurzeln teilweise schon in der

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mittleren Latènezeit besitzen (z. B. das Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz), andererseits erscheint ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. mit dem Beginn einer eigenständigen Münzprägung eine wichtige neue Quellenkategorie.348 Indirekt kann eine lokale Prägung für den Frauenberg anhand von tönernen Schrötlingsformen (sog. Tüpfelplatten) und durch eine Serie von stempelidenten Kleinsilbermünzen nachgewiesen werden, Münzstempel fehlen allerdings noch im Fundbestand. Im Zusammenhang mit der Münzprägung ist es wichtig festzuhalten, dass sich auf dem Gebiet der heutigen Steiermark in erster Linie Kleinsilbermünzen bzw. Obole und sog. Tetradrachmen zuerst der sog. „ostnorischen“ bzw. „tauriskischen“ und im Laufe des 1. Jhs. v. Chr. auch der „westnorischen“ bzw. „norischen“ Prägung finden. Auch sind ab dieser Zeit nun erstmals gesicherte Belege für die Verwendung der Schrift in diesem Bereich des Südostalpenraumes vorhanden, wie es beispielsweise in Form von einzelnen Ritzzeichen und vor allem Ritzinschriftfragmenten in venetischem Alphabet auf Keramikgefäßen aus dem Frauenberger Heiligtum evident ist.349 Über die tatsächliche „Intensität“ der Schriftverwendung können keine verlässlichen Angaben beigebracht werden, ist doch davon auszugehen, dass für Schreibzwecke in der überwiegenden Mehrzahl organische bzw. vergängliche Materialien als Inschriftenträger oder Unterlage Verwendung fanden, die sich im überkommenen Fundspektrum nicht erhalten haben. Nicht gänzlich auszuschließen bleibt freilich auch, dass der Schriftgebrauch alleine kultisch-religiösen Zwecken vorbehalten war, etwa im Sinne von Weihinschriften o. ä. − worauf an sich das bis dato (vermeintlich?) konzentrierte Vorkommen im Frauenberger Heiligtum hindeuten könnte. Es bleibt im Grunde genommen aber weiterhin unklar, welche Personen die Schrift verwendeten bzw. wer überhaupt schreiben konnte, und

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welchem Zweck diese Inschriften schlussendlich dienten (profan oder kultisch?). Zu Beginn der Spätlatènezeit bzw. in der 2. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. erfährt das große Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz einen Höhepunkt in der architektonischen Ausgestaltung sowie in der Intensität der Deponierungen von Opfer­ rückständen, Trophäenteilen etc. in dessen Umfassungsgraben (favissa). Noch während der Stufe Lt D1 ändert sich die Art der Zusammensetzung der Opferüberreste, wobei nun ein sukzessives Nachlassen des „blutigen“ Opfers, das anhand der unzähligen selektierten Tierknochen greif bar ist, sowie der Waffendeponierungen und gleichzeitig eine Substituierung durch Speise- und Trankopfer erkennbar wird, die auch in frührömischer Zeit die weiterhin geläufige Art des Opfers in diesem Heiligtum Westkeltische Potinmünze der Senones vom Sölkpass darstellen wird. Foto: ANISA, Franz Mandl Spätlatènezeitliches Kult- und Opfergeschehen bleibt naturgemäß nicht auf den Frau- markanten Stelle eine Kultkontinuität herzuenberg oder vergleichbare Heiligtümer be- stellen wäre.351 schränkt, sondern kann beispielsweise auch anhand einer einzelnen herausstechenden Münze Siedlungen belegt werden, die an exponierter Stelle auf der Passhöhe des Sölkpasses wohl intentionell Der Forschungsstand zum latènezeitlichen Siedlungswesen auf dem Gebiet der heutigen deponiert wurde.350 Für eine Opferhandlung spricht hierbei Steiermark bietet ein äußerst ambivalentes Bild, auch die Tatsache, dass es sich bei der Münze sowohl was die chronologische Verteilung der um ein „exotisches“ Fremdstück aus dem west- bekannt gewordenen Siedlungen betrifft, als keltischen Bereich handelt, dem möglicherwei- auch den jeweiligen Siedlungstyp, wobei nase eine besondere Bedeutung oder eine Art turgemäß die Anzahl der Höhensiedlungen Amulettcharakter zugesprochen wurde. aufgrund ihrer verhältnismäßig einfachen AufAus dem inneralpinen Bereich liegen­ findungsmöglichkeit deutlich höher ist als die schließlich noch Hinweise auf eine Art „Brand­ der Flachlandsiedlungen. So lassen sich − wie oben bereits dargelegt opferplatz“ vom Burgstall bei Pürgg vor, der eine gewisse inneralpine Kulttradition­an- − für die Frühlatènezeit gerade einmal vier zudeuten vermag, ohne dass jedoch mit dem Fundorte anführen, in denen Fundmaterial der überlieferten, stark selektierten Fundmateri- Stufen Lt A und Lt B zu Tage getreten ist, bei al (Waffen- und Wagenteile sowie vor allem allen vier handelt es sich um Höhensiedlungen. Bronzegeschirr), das ausschließlich der Stufe Zwei davon, der Kulm bei Aigen im Ennstal Lt D zuzuweisen ist, an dieser exponierten und und der Falkenberg bei Strettweg, liegen − wie

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im Abschnitt Hallstattzeit beschrieben − hierbei an verkehrsgeographisch und strategisch günstiger Lage an Knotenpunkten innerhalb großer Flusstäler, die gleichzeitig reichlich Möglichkeiten zur agrikulturellen Subsistenzsicherung bieten. Beide Siedlungen erleben ihren Höhepunkt während der Hallstattzeit und dürften in weitaus geringerem Ausmaß eben noch in der Frühlatènezeit weiter bestanden haben und in dieser schließlich aber auch abbrechen. Über die tatsächlich während der Frühlatènezeit besiedelte Fläche innerhalb dieser ausgedehnten Höhensiedlungen liegen derzeit noch keine verlässlichen Angaben vor, auf dem Falkenberg deutet sich aber zumindest ein erheblicher Rückgang an. Die beiden anderen frühlatènezeitlichen Höhensiedlungen, das Kaiserköpperl bei Bärndorf und der Schlossberg bei St. Lorenzen/Knittelfeld, sind von ihrer Größe her deutlich geringer bemessen, sie erreichen kaum einmal 1 ha Ausdehnung. Auch diese beiden Höhensiedlungen besitzen hallstattzeitliche Wurzeln und brechen auf jeden Fall vor Beginn der Stufe Lt C ab. Beiden gemein ist die ab- und etwas zurückgesetzte Lage am Rande eines Flusstales, jedoch nicht wirklich an einem größeren Verkehrsknotenpunkt. Über das Umfeld dieser beiden Siedlungen ist nichts bekannt. Für die Mittellatènezeit kann konstatiert werden, dass gesichert nach Lt C1 zu datierende Siedlungen aus der heutigen Steiermark bislang nicht bekannt geworden sind. Zwar sind durch Streufunde latènezeitliche Flachlandsiedlungen vor allem im Bereich südlich von Graz und auch im Leibnitzer Feld regis­ triert worden (z. B. in Fernitz352 und St. Ulrich am Waasen353), doch lassen sich die datierenden Keramikstreufunde nicht wünschenswert exakt einordnen, um hier genauere Aussagen zu treffen, viele dieser Siedlungen scheinen

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überhaupt länger Bestand gehabt zu haben. Aus dieser Sicht kann nur festgestellt werden, dass (mittel)latènezeitliche Flachlandsiedlungen auch weiterhin eine gehörige Forschungslücke darstellen, die es erst zu schließen gilt. Mit der im Zuge der Rettungsgrabungen für die Koralmbahn untersuchten Flachlandsiedlung in Freidorf im Laßnitztal sind zumindest erste Schritte in diese Richtung getan. Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass anscheinend die meisten bislang bekannten spätlatènezeitlichen Höhensiedlungen bereits ab der Stufe Lt C2 intensiver besiedelt worden sind. Ob auch die Errichtung erster Befestigungsanlagen schon am Ende der Mittellatènezeit erfolgt ist, kann derzeit, trotz mehrerer relevanter „Wallschnitte“, weiterhin nicht beantwortet werden. Einige der größten Höhensiedlungen, die allesamt schon bereits davor, in größerem Ausmaß vor allem in der Urnenfelderzeit, besiedelt waren und deren topographische Lage bereits im entsprechenden vorherigen Kapitel eingehend besprochen worden ist, werden spätestens zu Beginn der Spätlatènezeit in der 2. Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. mit aufwendigen und teils monumentalen Befestigungsanlagen versehen. Zu erwähnen ist hierbei zuerst der Königsberg bei Tieschen, auf dem knapp 18 ha Fläche von einer rundum noch deutlich erkennbaren „Wallanlage“ mit an der Südseite vorgelagertem Graben eingefasst werden. Eine zusätzliche Umwallung der leicht abgesetzten Gipfelkuppe des Königsberges, des sog Kernwerks, kann derzeit nicht weiter datiert werden. Rund 14 ha Fläche umfasst der mit einer dreifachen „Umwallung“ befestigte Ringkogel bei Hartberg, wobei Ausgrabungen im Jahr 1997 nachweisen konnten, dass es sich bei dem mittleren „Wall“ tatsächlich um einen latènezeitlichen „murus gallicus“ handelte, dem ein Blendmauerwerk vorgesetzt war. 354

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die latènezeitliche Siedlung am Ringkogel bei Hartberg355 Von Georg Tiefengraber Der 789 m hohe Ringkogel nördlich von Hartberg stellt einen südöstlichen und deutlich abgesetzten Ausläufer des Masenberges dar. Schon von weitem ist der markante Gipfel des Ringkogels sichtbar, der seinen Namen dem auch heute noch gut erkennbaren umlaufenden Wall verdankt. Dieser sog. „Hauptwall“ stellt nicht die einzige, jedoch die am besten erhaltene Fortifikationskonstruktion am Ringkogel dar. Zwei weitere wallartige Strukturen lassen sich noch im Gelände ausmachen: Zum einen handelt es sich dabei um nur abschnittweise erhaltene Reste eines Walles, der den „Hauptwall“ im Westen, Norden und Osten umgibt, im Südbereich scheint er dem rezenten Wegbau zum Opfer gefallen zu sein. Insgesamt lässt sich eine durch diesen äußeren Wall eingefasste Fläche von etwa 450 m Länge und 300 m Breite (bzw. ca. 14 ha Fläche) konstatieren. Der knapp 1 km lange „Hauptwall“ selbst umschließt mit einer Länge von ca. 400 m und einer Breite von

150 m eine Fläche von knapp 6 ha und weist an seiner südöstlichen Schmalseite eine markante Unterbrechung auf, an der das östliche Wall­ ende versetzt nach innen zieht und somit eine „klassische“ Zangentorkonstruktion vermuten lässt. Ein weiteres Tor dürfte im Nordwestbereich der rezenten Steinbruchtätigkeit zum Opfer gefallen sein. Knapp unterhalb des künstlich eingeebneten Gipfelplateaus ist ein weiterer wallartiger Geländeabsatz im Gelände erkennbar („Innerer Wall“). Das zwischen den Wällen gelegene, teils merklich abschüssige Gelände des regelhaft in Nordwest-Südost-Richtung orientierten Ringkogels wird durch zahlreiche künstlich angelegte Siedlungsterrassen stufenartig gegliedert. Bemerkenswerterweise enden diese Terrassen nun nicht innerhalb des äußeren Walles, sondern setzen sich gerade am siedlungsfreundlichen Südhang auf über 10 ha Fläche noch rund 400 m weiter hangabwärts fort. LIDAR-Scan des Hartber­ ger Ringkogels mit deutlich erkennbaren umlaufenden wallartigen Strukturen, die die Reste der latènezeit­ lichen Befestigungswerke darstellen GIS-Steiermark

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Erste bekannte Fundbergungen wurden 1906 durchgeführt, als beim Bau einer Aussichtswarte am Gipfelplateau prähistorische und römerzeitliche Befunde angeschnitten wurden. Nach weiteren Aufsammlungen durch lokale Heimatforscher erfolgte schließlich 1927 eine erste eingehende Beurteilung der Situation am Ringkogel selbst sowie der bis dato in verschiedenen Sammlungen vorliegenden Funde durch Richard Pittioni, der ein hallstatt- und latènezeitliches Alter des Fundmaterials erkannte. Die markante Wallanlage bewog Pittioni schließlich dazu, in der befestigten Höhensiedlung ein kleines keltisches Oppidum zu vermuten. 1930 erfolgten kurz angesetzte Ausgrabungen durch den seinerzeitigen steirischen Landesarchäologen Walter Schmid im zentralen Bereich der Siedlung. Die von Schmid z. T. trapezförmig rekonstruierten Gebäudegrundrisse sind mittlerweile in ihrer Interpretation genauso überholt wie die Einordnung des Fundmaterials in eine fiktive „ostnorische Retentionskultur“, die auf einer stratogenetischen Fehlbeurteilung von Fundkonvoluten aus vermischten Schichtbefunden in einer Reihe von mittel- und untersteirischen Höhensiedlungen beruhte. Im Jahr 1997 war es schließlich möglich, gezielte Ausgrabungen an den Wällen durchzuführen. In weiterer Folge wurden diese Untersuchungen auch nach dem Jahr 2000 fortgeführt, wobei u. a. sowohl einzelne Siedlungsf lächen als auch das Gipfelplateau erneut sondiert wurden. Die Ergebnisse dieser Ausgrabungen, die bislang allerdings nur in – teilweise divergierenden – Vorberichten publiziert wurden, bilden die derzeitige Grundlage zur Beurteilung der Befundsituation am Ringkogel. Demzufolge setzt eine Besiedlung des Ringkogels am Ende der Urnenfelder- bzw. am Beginn der Hallstattzeit ein, ohne dies anhand von stratifizierten Metallfunden vorerst entscheiden zu können. Bei den Ausgrabungen der letzten Jahre wurden hierbei zwar keine Hinwei-

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se auf Gebäudegrundrisse bzw. architektonische Elemente festgestellt, stattdessen konnten teils massive fundreiche Brandschichten erfasst werden, die ein gerade für die Oststeiermark charakteristisches Gefäßkeramikrepertoire mit engen Beziehungen zum nordöstlich benachbarten Kalenderbergraum enthielten (z. B. innenverzierte Schüsseln etc.). Das Fehlen von Pfostengruben und Hüttenlehm wird von Margret Kramer hierbei als Hinweis auf Gebäude in Blockbautechnik verstanden. Mangels publizierter Funde ist momentan weder der Beginn noch das Ende dieser ersten Besiedlungsphase festzulegen. Bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass auch von all den Siedlungsterrassen, die außerhalb des umwallten Bereiches liegen, fast ausschließlich keramisches Fundmaterial dieser Phase zu Tage getreten ist; jüngere, d. h. latènezeitliche oder römische Keramik fehlt in diesem „Außenbereich“ fast vollständig. In die Latènezeit sind aufgrund der Ausgrabungsergebnisse wohl die „Wälle“ zu datieren, wobei bislang zum einen der markante „Hauptwall“ durch einen Schnitt untersucht wurde, zum anderen wurden zwei weitere Schnitte mit widersprüchlichen Ergebnissen durch den inneren „Wall“ angelegt. Eine Untersuchung des äußeren Walles steht indes noch aus. Der mittlere, ringförmig umlaufende „Hauptwall“ wurde 1997 geschnitten, wobei eine Befestigungskonstruktion in der Art eines „murus gallicus“ nachgewiesen werden konnte. Zur Anlage dieser Befestigung wurde dabei zuerst eine ältere Siedlungsterrasse einplaniert, um eine ebene Auf lagef läche zu gewinnen. Danach wurde ein Holzrahmenwerk bzw. eine Holzkastenkonstruktion errichtet, die mit Steinen und Erde aufgefüllt wurde. Diesem „Kern“ wurde nach außen hin eine Trockenmauer aus teils unterschiedlich großen Bruchsteinen vorgeblendet, an der Innenseite wurde hingegen eine Erdrampe angeschüttet. Zusätzlich wurde der steile Hang zur darunter liegenden Terrasse

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Schnitt durch den mittleren „Wall“ auf dem Ringkogel bei Hartberg mit Resten der spätlatènezeitlichen Befestigung Nach: Jeitler, Ringkogel bei Hartberg nach Art eines „murus gallicus“ 

mit großen Bruchsteinblöcken und -platten befestigt, sodass von außen eine künstliche optische Überhöhung der eigentlichen Befestigung erreicht wurde, die durch einen am „Wallfuß“ vorgelagerten Graben noch weiter verstärkt wurde. Die eigentliche „Mauerkonstruktion“ selbst war am Ringkogel noch insgesamt 5 m breit und 1,5 m hoch erhalten. Als Zeitpunkt für die Errichtung des „Hauptwalles“ wurde zuletzt von Margret Kramer das Ende der Mittellatènezeit angegeben, während Markus Jeitler 1998 noch eine Erbauung im 1. Jh. v. Chr. in Erwägung zog. Als deutlich komplexer und in der Interpretation kontrovers erwiesen sich zwei Schnitte durch den inneren „Wall“. Während Jeitler diese Befestigung als fast zur Gänze verstürzte und erodierte Trockenmauer ansprach, hielt Federico Bellitti diese Mauerteile überhaupt nur für Reste einer Stützmauer an einer Siedlungsterrassenkante. Vor einer Vorlage der Be-

funde und Funde werden diese divergierenden Interpretationen demzufolge nicht abschließend beurteilbar sein, auch ist bislang keine verbindliche Datierung dieser Mauer möglich. Nur wenig ist über die latènezeitliche Verbauung im Inneren der Befestigungsanlagen bekannt. Margret Kramer erwähnt hierbei, dass der Bereich hinter dem Hauptwall nicht bebaut wurde, Siedlungsspuren fanden sich demzufolge erst auf der nächsten darüber liegenden Terrasse wieder, wo ein Teil eines möglicherweise zweigeschossigen Gebäudes ausgegraben werden konnte. Über die tatsächliche Bebauungsdichte im Inneren können bislang keine verlässlichen Angaben gemacht werden, auch verbieten sich zurzeit mangels publizierter Funde feinchronologische Überlegungen zur latènezeitlichen Siedlungsphase. Markus Jeitler erwähnt allerdings, dass sowohl der „murus gallicus“ als auch die innenliegenden Gebäude durch ein gewaltiges Schadfeuer zerstört

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worden wären, dessen Ursache und Zeitpunkt allerdings nicht bekannt sind und die zum Abbruch der Besiedlung geführt hätten. Zu erwähnen bleiben abschließend noch römerzeitliche Befunde und Funde, die sich vor allem auf das Gipfelplateau konzentrieren und die bereits 1906 angeschnitten wurden. Bei den jüngsten Grabungen konnten in diesem Bereich entsprechende römerzeitliche Gebäudereste aufgedeckt werden, ohne dass deren Grundrisse allerdings vollständig zu erfassen waren. Hinweise auf eine ursprünglich qualitätsvolle Architektur mit Dachziegeln und Bodenplatten sowie zahlreiche verstreute Münzen führen zwangsweise zu der Frage, ob es sich bei diesem Gebäude am Gipfel des Ringkogels in

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exponierter Lage um eine – wie auch immer zu interpretierende – Profanarchitektur, oder doch eher um ein Heiligtum bzw. einen Tempel gehandelt haben könnte. Obwohl aus der Steiermark eine Reihe vergleichbarer Befunde vorliegt (z. B. am Kulm bei Weiz, am Saazkogel bei Paldau oder am Gipfel des Schöckls bei Graz), fehlen gezielte Untersuchungen dieser römerzeitlichen Gebäude in exponierter Lage. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass im Bereich einer ausgedehnten urnenfelderbzw. hallstattzeitlichen Höhensiedlung, die den gesamten Gipfelbereich sowie in erster Linie den Südhang des Ringkogels auf rund 25 ha Fläche einnahm, wohl im Laufe des 2. Jhs. v. Chr. die Errichtung aufwendiger Befestigungskonstruktionen erfolgte, wobei eine genauere Datierung lediglich beim mittleren („Hauptwall“) der drei auch heute im Gelände erkennbaren „Wälle“ durch Ausgrabungen möglich ist. Nur wenig ist über die latènezeitliche Innenbebauung der Siedlung bekannt, die von verschiedenster Seite immer wieder als kleines Oppidum angesprochen wird – was aufgrund der geringen Größe aber ernsthaft zu hinterfragen sein wird. Dennoch kann die befestigte Anlage am Ringkogel als eine der größten und wohl auch bedeutendsten latènezeitlichen Höhensiedlungen in der östlichen Steiermark am Übergang der Ausläufer der Südostalpen zur pannonischen Ebene betrachtet werden. Inwieweit man in dieser Siedlung eine Art „Zentralort“ eines Stammes bzw. Teilstammes wird sehen dürfen, kann aufgrund des generell schlechten Forschungsstandes zur Latènezeit in der Steiermark und im angrenzenden südlichen Burgenland nicht ernsthaft diskutiert werden.

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Aufgrund der mittelalterlichen und neuzeitlichen Überbauung, die eine erhebliche Überprägung der topographischen Situation mit sich brachte, kann nicht mehr eruiert werden, ob auch der markante Burgfelsen der Riegersburg zusätzlich mit derartig aufwendigen und gleichzeitig überaus repräsentativen Befestigungsanlagen versehen war. Heute ist auf jeden Fall davon nichts mehr erhalten. Als deutlich kleiner dimensioniert zeigt sich die ebenfalls befestigte Höhensiedlung auf dem Kulm bei Weiz in der nördlichen Oststeiermark, bei der sich eine von einer „Umwallung“ eingefasste Fläche von rund 8 ha nachweisen lässt. Auch am Kulm gelang der Nachweis einer spät(?)latènezeitlichen Errichtung der Befestigung, auf die noch zurückzukommen sein wird. Zwei der größten und wohl auch bedeutendsten befestigten Höhensiedlungen finden sich im Umfeld des späteren römerzeitlichen Municipiums Flavia Solva bei Wagna, der Frauenberg bei Leibnitz sowie der Bubenberg bei Spielfeld. Bei beiden Höhensiedlungen lässt

sich ein durch eine Befestigungsanlage eingefasster Bereich von rund 17 ha Fläche ausmachen, wobei auf dem Frauenberg aufgrund der späteren Überbauung nur mehr in wenigen Bereichen erkennbare Abschnitte der „wallartigen“ Befestigung erkennbar sind. Auch ließ sich bislang diese postulierte und auch zu erwartende Befestigung entlang der Südostseite des Gipfelbereiches nicht nachweisen, wobei jedoch davon auszugehen sein dürfte, dass diese an dieser Steilhangkante bereits aberodiert bzw. abgerutscht ist. Dasselbe ist beispielsweise auch für den anzunehmenden nordöstlichen Befestigungsabschnitt auf dem Bubenberg bei Spielfeld zu vermuten, da in diesem Bereich starke Hangrutschungen des sandig weichen Untergrundes auch heute noch evident sind. Inwiefern man bei diesen großen befestigten Höhensiedlungen eine Ansprache als „Oppidum“ erwägen kann, sei vorerst dahingestellt, liegt doch die Größe dieser „steirischen“ Siedlungen deutlich unter der der aus Frankreich bekannten „Oppida“.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die latènezeitliche Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz356 Von Georg Tiefengraber Der 381 m hohe Frauenberg bei Leibnitz stellt zusammen mit seinen nördlichen und südlichen Ausläufern, dem Seggauberg und dem Kogelberg, einen lang gestreckten, nur mäßig hohen Hügelzug dar, der das ausgedehnte Leibnitzer Feld nach Westen zu begrenzt. Der etwas niedrigere Seggauberg im Norden, dessen Kuppe durch die mittelalterliche bzw. neuzeitliche Anlage der Schlösser Seggau und Pollheim vollständig eingenommen wird, bildet eine natürliche Engstelle zwischen dem von der Mur durchf lossenen Leibnitzer Feld im Osten und dem von Westen heranführenden Sulmtal. Die nach drei Seiten steil abfallenden Hänge des Frauenberges, die siedlungsfreundlichen plateauartigen Areale im Kuppenbereich und die daraus resultierende Exponiertheit bieten

zusammen mit der verkehrsgeographisch günstigen Lage am Schnittpunkt zweier wichtiger Verkehrswege sowie den ausgedehnten umliegenden landwirtschaftlich nutzbaren Flächen optimale Vorraussetzungen zur Nutzung dieses auch strategisch günstigen Platzes. Eine Besiedlung des Berges kann seit der Kupferzeit belegt werden, ein erster Siedlungshöhepunkt lässt sich in der späten Urnenfelderund frühen Hallstattzeit feststellen. Qualitätsvolle hallstattzeitliche Funde, die teilweise aus zerstörten Gräbern stammen, unterstreichen die Bedeutung des Frauenberges auch noch in der fortgeschrittenen Hallstattzeit. Nach einem weitgehenden Abbruch der Besiedlung am Ende der älteren Eisenzeit markieren vereinzelte frühlatènezeitliche Funde eine erneute

Ansicht des Frauenberges bei Leibnitz von Süden mit dem Siedlungsbereich 

Foto: BDA

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Frauenberg bei Leibnitz. Bereich der Siedlung mit schematisch eingetragenen Resten erkennbarer bzw. mittlerweile zerstörter Terrassierungen (?) und Befestigungen (?) (Punktierung) Nach: Artner, Frauenberg bei Leibnitz

und zusehends verstärkte Nutzung des Frauenberges ab dem 4., spätestens jedoch ab dem 3. Jh. v. Chr., die wohl mit der in dieser Zeit im gesamten Südostalpenraum einsetzenden keltischen Einf lussnahme bzw. Besiedlung in Zusammenhang steht. Das heutige Erscheinungsbild des Frauenberges wird allerdings durch die intensive Verbauung der letzten 50 Jahre geprägt, die nur noch wenige Bereiche an der Nordwest- und Nordseite verschont hat. Trotz teils intensiv über Jahrzehnte betriebener Rettungsgrabungen liegen nur von einem verhältnismäßig kleinen Teil der latènezeitlichen Siedlung auswertbare Befunde vor, vieles ist undokumentiert der Zerstörung zum Opfer gefallen. Fasst man das bislang Bekannte zusammen, so zeichnet sich – neben dem bereits Erwähnten – folgendes Bild von der latènezeitlichen Besiedlung des Frauenberges ab: Die mehrfach in sich gegliederte, knapp über 600 m lange und bis zu 230 m breite Kuppe ist auch heute noch an ihrer Nordost-,

Nord- und Nordwestseite von einem unterschiedlich gut und maximal bis zu 1,5 m hoch erhaltenen, künstlichen „Wall“ eingefasst, der die an diesen Seiten steil abfallenden Böschungen zusätzlich überhöhte und befestigte. Auf der dem Leibnitzer Feld zugewandten, stellenweise auch steileren Südostseite konnten hingegen bis dato keine Hinweise auf eine – wie auch immer geartete – Befestigung gewonnen werden, doch dürfte diese vermutlich weitgehend der Erosion zum Opfer gefallen sein. Insgesamt wird durch den „Wall“ sowie die steilen Abhänge der Südostf lanke eine Fläche von knapp 17 ha eingefasst. An zwei Stellen der lang gestreckten Nordwestseite konnte der „Wall“ vom Bundesdenkmalamt (Ulla Steinklauber) durch Wallschnitte untersucht werden: So fanden 1993 Ausgrabungen im Nordostbereich am Rande einer spornartig vorragenden, einen tief eingeschnittenen Altweg f lankierenden Kuppe statt, die möglicherweise als letzter Rest eines bereits stark aberodierten Zangentores anzusprechen sein könnte. Die etwas undeutlichen

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Befunde indizieren einen durch Palisaden(?) verstärkten Erdwall, der am ehesten einer von John Collis als Typus Hollingburry beschriebenen, einfachen Befestigungsform entspricht. Genauere Hinweise auf die Konstruktionsweise ließen sich in dem durch jüngere Nutzung überprägten Areal jedoch nicht gewinnen. Anders stellte sich die Situation bei einem im Jahr 2004 rund 400 m südwestlich angelegten zweiten Wallschnitt dar, wo eine charakteristische latènezeitliche Befestigungskonstruktion mit Holz- und Steineinbauten sowie an der Innenseite angeschütteter Erdrampe dokumentiert werden konnte. Korrespondierendes Keramikfundmaterial vermag eine Errichtung (oder Ausbesserung?) dieses „Wallabschnittes“ in der Spätlatènezeit zu belegen. Ob die unterschiedlichen Konstruktionsweisen der Befestigung chronologisch oder nur funktionell bedingt sind (z. B. Einbindung in die Torkonstruktion), kann nicht beantwortet werden. Betrachtet man das Innere der Siedlung, so lässt sich festhalten, dass im gesamten eingefassten Bereich latènezeitliches Fundmaterial bei Grabungen und Aufsammlungen zu Tage gekommen ist, zugehörende Befunde selbst blieben allerdings selten. Größere und zusammenhängende Bebauungsstrukturen konnten vor allem im Zuge von Rettungsgrabungen des Landesmuseums Joanneum und des Bundesdenkmalamtes 1985–1987 im Hangbereich nordwestlich der heutigen Kirche erfasst werden. Hier wurden auf möglicherweise bereits urnenfelderzeitlichen, wieder verwendeten Siedlungsterrassen in der Spätlatènezeit mehrere hangparallele Pfostenbauten errichtet, von denen in erster Linie noch die hangseitigen Pfostengrubenreihen erhalten blieben, während die talseitigen großteils bereits aberodiert waren. Anhand der dokumentierten Pfostenstellungen wurden von Bernhard Hebert zumindest drei langrechteckige Gebäude rekonstruiert, die Pfostenabstände von 2,5–3,5 m bei

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einer noch eruierbaren Seitenlänge von 10–14 m besaßen. Eine Reihe von teilweise f luchtenden Sandsteinblöcken könnte möglicherweise als Unterlagsteine für Pfosten oder auch Schwellbalken gedient haben, eine eindeutige Struktur ist aus diesen jedoch nicht abzuleiten. Latènezeitliche Bebauungsreste beschränken sich nun nicht nur auf den befestigten Siedlungsbereich auf der Gipfelkuppe des Frauenberges, sondern finden sich auch auf wohl künstlich angelegten Siedlungsterrassen, die den sog. Katzelsteig, einen nach Südosten zu aus der Siedlung in das Leibnitzer Feld herabführenden und wohl schon alt genützten Weg, f lankierten. Dieser führte in weiterer Folge an einer rund 30 Höhenmeter tiefer gelegenen Terrasse, den sog. Perl-/Stadläckern, vorbei, auf der ein ausgedehntes latènezeitliches Heiligtum in Ausschnitten untersucht werden konnte.357 Nordöstlich davon und eine Geländestufe tiefer weisen einschlägige Oberf lächenstreufunde (Eisenfibeln, Keramik und Leichenbrand) auf die Existenz eines von wohl mehreren zur Siedlung gehörenden Gräberfeldern hin, das allerdings durch die landwirtschaftliche Nutzung bereits erheblich gestört sein dürfte. Kontrovers beurteilt 358 werden weiterhin latènezeitliche Befunde auf der zentralen Gipfelkuppe südwestlich oberhalb der heutigen Kirche, wo Stephan Groh und Helga Sedlmayer im Bereich eines postulierten frührömischen Umgangstempels entsprechende ältere und mehrphasige Vorgängerkultbauten lokalisierten, die in ihrer Rekonstruktion und Ansprache (z. B. „Rundbau“ in Periode 4.2) nicht unumstritten geblieben sind. Unbestritten bleibt hingegen die Tatsache, dass gerade aus diesem Bereich – und speziell aus einer Reihe von rechteckigen Gruben – eine beachtliche Anzahl an frühen spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Importfunden, wie etwa Amphoren, angetroffen werden konnte, sodass – wenn schon eine Funktion als Kultplatz in

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Spätlatènezeitliche Keramikgefäße (restauriert) vom Frauenberg bei Leibnitz Nach: Artner, Frauenberg bei Leibnitz

Frage gestellt wird – zumindest eine herausragende profane Nutzung des Areals evident ist. Die Befundlage auf der wohl markantesten Stelle des Frauenberges, von der aus ein Rundumblick in fast alle Himmelsrichtungen gegeben ist, vermag zu einer Klärung der Ansprache nicht wirklich beizutragen. Wie bereits erwähnt, setzen latènezeitliche Funde am Frauenberg in Lt B2 sehr spärlich ein, weder mit dieser, noch mit der darauf folgenden Stufe Lt C1 sind konkrete Baubefunde in Zusammenhang zu bringen. Dies ist erst – und weiterhin nur in bescheidenem Umfang – für Lt C2 möglich, die überwiegende Mehrzahl datierbarer Objekte bzw. Befunde ist hingegen der Spätlatènezeit zuzuweisen, in der die Siedlung auch befestigt wurde. Das umfangreiche und qualitätsvolle latènezeitliche Fundmaterial aus dem Siedlungsbereich umfasst neben zahlreichen Keramikfunden (graue und braune Drehscheibenware,

Graphittonkeramik, grobtonige sowie bemalte Keramik, daneben aber auch Importkeramik), Gold- und Silbermünzen, Trachtbestandteile (Bronze- und Eisenfibeln, Glasarmringe und -ringperlen), Werkzeuge, Tierknochen sowie Gusstiegel und Schlacken als Hinweis auf Eisen- und Buntmetallverarbeitung. Die ausgedehnte und in weiterer Folge befestigte latènezeitliche Höhensiedlung am Frauenberg wird nach Ausweis der teils bemerkenswerten Funde (eigene Münzprägung) sowie des (Stammes-?) Heiligtums auf den „Perl-/Stadl­äckern“ eine zentrale Rolle im Siedlungs- und Machtgefüge der letzten beiden Jahrhunderte v. Chr. in der mittleren Steiermark gespielt haben. Auch die Tatsache, dass sich am Fuße der Siedlung und gleichsam als Nachfolger das spätere kaiserzeitliche Municipium Flavia Solva als Vorort etablierte, lässt rückwirkend Schlüsse auf die Bedeutung dieser Siedlung zu. Gerade der Nachweis ­einer

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Frühkaiserzeitliche Keramik (mit Importen) von der „Öden“ am Frauenberg bei Leibnitz Foto: BDA, Robert Fürhacker

Helmwangenklappe von der „Öden“ am Frauenberg bei Foto: BDA, Robert Fürhacker Leibnitz

eigenen Münzprägung für „ostnorische“ bzw. tauriskische Kleinsilbermünzen kann als weiteres Indiz dafür gewertet werden, dass das „Oppidum“ am Frauenberg als ein Haupt­

ort wohl eines Teilstammes des tauriskischen „Stammesverbandes“ bis in die Mitte des 1.  Jhs. v. Chr. fungierte, ehe es im nach Osten expandierenden Königreich Noricum aufging. Eine Reihe von Funden deutet klar darauf hin, dass die spätlatènezeitliche Besiedlung – und auch das Kultgeschehen auf den „Perl-/ Stadläckern“ – kontinuierlich in der frühen Kaiserzeit weiterliefen. Erst die Verleihung des Stadtrechtes an das in der Ebene gelegene Municipium Flavia Solva dürfte zu weitreichenden Einschnitten und einer teilweisen Aufgabe der Siedlung am Frauenberg geführt haben. Im Zusammenhang damit wird schließlich die Rolle einer Reihe frühkaiserzeitlicher Militaria noch zu diskutieren sein, die teilweise aus – auch reichlich keramischen Import beinhaltenden – Rechteckgruben im Siedlungsbereich selbst stammen, wie beispielsweise eine augusteische Helmwangenklappe359 Typ Weisenberg von der sog. Öden, oder aber aus zerstörten Brandgräbern südwestlich der befestigten Siedlung vorliegen (Lanzenspitzen, Umbonägel sowie ein Gladius).

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Eine Reihe weiterer ausgedehnter Höhensiedlungen, die spätlatènezeitliche Funde erbracht haben, weist − zumindest heute − keine erkennbaren Befestigungsanlagen (mehr?) auf, wie etwa der Dietenberg bei Ligist mit immerhin etwa 15 ha potentieller Siedlungsf läche, der Burgstallkogel in Großklein, der Wildoner Schlossberg, der Lassenberg bei Wettmannstätten oder auch der Burgstall bei Pürgg im Ennstal. Gerade im Falle des Wildoner Schlossberges oder des Burgstalls bei Pürgg könnte jüngere Überbauung bzw. Überprägung zur Zerstörung eventuell einstmals vorhandener Befestigungsanlagen geführt haben. Neben diesen großen Höhensiedlungen lassen sich nunmehr auch einige kleinere Höhensiedlungen anführen, die zwar im Gelände Befestigungsanlagen auch heute noch erkennen lassen (z. B. Krems bei Voitsberg,360 Burgstall bei Pötschach/Kapfenberg oder der Gerschkogel bei St. Georgen ob Judenburg361), doch ist deren Datierung mangels eingehender Untersuchungen unklar. Die wallartige Befestigung des Pötschacher Burgstalles beispielsweise etwa scheint tendenziell eher mittelalterlich einzustufen zu sein. Die einzige kleindimensionierte, nachweislich in der Spätlatènezeit befestigte Höhensiedlung in der heutigen Steiermark stellt der Lethkogel bei Stainz dar, bei dem zuletzt etwa 1,2 ha (befestigte) Siedlungsf läche von Christoph Baur angegeben wurde.362 Allerdings ist auf dieser Höhensiedlung die Befestigungsanlage lediglich entlang der Süd- und Westseite noch gut nachweisbar, an der Nordseite fehlen jegliche Hinweise darauf. Christoph Baur äußerte noch 2009 den Verdacht, dass die Befestigungsanlagen nicht durchgehend fertig gestellt wurden, sondern bereits davor einem Brand bzw. einer Zerstörung zum Opfer fielen. Nach derzeitigem Kenntnisstand dürfte die ebenfalls eher kleindimensionierte „Höhensiedlung“ auf dem Kirchbichl bei Rattenberg nahe Fohnsdorf auf jeden Fall unbefestigt ge-

wesen sein, die durch spätere römerzeitliche Überbauung allerdings stark überprägt worden ist.363 Diese Siedlung am Nordrand des Aichfeldes wurde auf einem nur mäßig erhöhten Hügel in Talrandlage angelegt und erhebt sich nur knapp 40 m über den Talboden, sodass eine Ansprache als Höhensiedlung vielleicht etwas übertrieben erscheint. Wirft man nun einen Blick auf die (spät) latènezeitlichen Befestigungsanlagen auf diesen Höhensiedlungen, so sind zwar bei fast allen der erwähnten großen befestigten Höhensiedlungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten Untersuchungen dieser „Wälle“ durchgeführt worden, doch sind die Ergebnisse der meisten dieser „Wallschnitte“ oftmals entweder nicht mehr seriös beurteilbar, wie etwa die Ausgrabungen Walter Schmids auf dem Bubenberg bei Spielfeld oder auf dem Königsberg bei Tieschen bzw. die Grabungen Walter Modrijans auf demselben Berg, oder noch nicht ausreichend publiziert, wie beispielsweise die jüngsten „Wallschnitte“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz, die nur in kurzen Vorberichten vorgelegt wurden.364 Hierbei ist jedoch zu erwähnen, dass einzelne Untersuchungen latènezeitlicher Befestigungen überhaupt erst im Jahr 2014 durchgeführt wurden, sodass hier noch keine verbindlichen Angaben bzw. Berichte vorliegen können. Dies betrifft beispielsweise die Ausgrabungen des Universalmuseums Joanneum (Marko Mele) auf dem Bubenberg bei Spielfeld oder die Untersuchungen des Institutes für südostalpine Bronze- und Eisenzeitforschung (ISBE, Susanne Tiefengraber und Verfasser) auf dem Fuchskogel365 bei Fladnitz im Raabtal. Für eine Beurteilung der Konstruktionsweise der „Wälle“ stehen derzeit drei diesbezüglich aussagekräftige Ausgrabungen zur Verfügung: So konnte im Jahr 1997 durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) der mittlere und zugleich am besten erhaltene

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Schnitt durch den „Wall“ am Lethkogel bei Stainz Foto: BDA, Wolfgang Artner

Steinerne „Queranker“ innerhalb der Erdrampe, die an der Innenseite der Befe­ stigung auf dem Lethkogel bei Stainz aufgeworfen war Nach: Baur, Lethkogel bei Stainz

der drei Wälle auf dem Ringkogel bei Hartberg untersucht werden, die Ergebnisse wurden 1998 von Markus Jeitler vorgelegt.366 Demzufolge handelte es sich bei dem vermeintlichen „Wall“ um eine knapp 1,6 m breite, mit Steinen und Erde gefüllte Holzrahmenkonstruktion, die noch knapp 1,5 m hoch erhalten war. Die Frontseite dieser Konstruktion, die in ihrem Auf bau dem Prinzip des „murus gallicus“ entspricht, war mit großen Bruchsteinen verblendet, wobei unklar bleibt, ob es sich dabei um eine Art Pfostenschlitzmauer gehandelt hat. Die Steinverblendung bedeckte auch den darunter gelegenen Hangbereich, wodurch optisch eine wesentlich größere Höhe

der Befestigung vorgetäuscht wurde. An der Innenseite war an den „murus gallicus“ eine schräge Erdrampe angeworfen, die etwa 3,5 m lang erhalten bzw. nachweisbar war. Eine in ihrem Grundprinzip vergleichbare Konstruktion konnte in den Jahren 2003−2006 bei Ausgrabungen des „Walles“ auf dem Lethkogel bei Stainz durch Wolfgang Artner konstatiert werden, wobei im Detail Unterschiede festzustellen waren. Auch dieser starke Brandeinwirkungen aufweisende „Wall“ bestand aus einer knapp 4 m breiten Kastenkonstruktion, der an der Front- bzw. Außenseite eine Bruchsteinmauer vorgeblendet war, an der Innenseite konnte ein von einem massiven Pfosten ge-

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stützter Balken erfasst werden, der die Rückseite dieser Kastenkonstruktion befestigte.367 Diese selbst wies wechselnde Lagen aus Erde und Steinmaterial auf, wobei keine Hinweise auf einen potentiellen Holzrahmen erwähnt werden. An die Innenseite war − gleich wie am Ringkogel − eine über 3 m lange Erdrampe angeworfen, die im Inneren mit eigentümlichen „Querankern“ aus Bruchsteinreihen verstärkt war. Inwiefern diese der Rampe Stabilität verliehen, sei dahingestellt, möglicherweise dienten sie zur Auf lage einer hölzernen Stützkonstruktion. Zu erwähnen bleibt schließlich noch der „Wallschnitt“, der im Jahr 1977 auf dem Kulm bei Weiz durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) und das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (Otto H. Urban) durchgeführt wurde. Die 1987 publizierten Angaben hierzu deuten an, dass auch hierbei eine Art Kastenkonstruktion mit vorgeblendeter Pfostenschlitzmauer erfasst werden konnte; über eine eigentlich zu postulierende Erdrampe an der Innenseite liegen keine Angaben vor.368 Basierend auf den Angaben Walter Schmids versuchte Diether Kramer schließlich im Jahr 1981 eine Rekonstruktion der Befundsituation bezüglich dessen „Wallgrabung“ auf dem Bubenberg bei Spielfeld, wobei Kramer zu dem Ergebnis kam, dass auch diese Höhensiedlung wohl in der Spätlatènezeit mit einer Befestigung nach der Art eines „murus gallicus“ befestigt gewesen sein dürfte. In Hinblick auf die entsprechenden neueren einschlägigen Grabungsergebnisse wird man diese Annahme durchaus für plausibel halten, ohne dass sie jedoch − ohne gezielte Ausgrabung − verifizierbar wäre. Es zeichnet sich somit derzeit bereits klar ab, dass die (spät)latènezeitlichen Befestigungswerke zumindest auf den großen Höhensiedlungen den zu dieser Zeit innerhalb der keltischen

Koiné geläufigen und fortifikationstechnisch „modernsten“ Formen der Defensivanlagen entsprachen. Betrachtet man nun die wenigen bisher mit Sicherheit belegbaren spätlatènezeitlichen Flachlandsiedlungen und blendet dabei gleichzeitig die zahlreichen beinahe über die gesamte Steiermark verstreut zu Tage gekommenen, in der Regel befundlosen Graphittonscherben als vermeintlichen Indikator ebensolcher Siedlungen aus, die jedes Mal einer einzelnen Überprüfung hinsichtlich ihrer Feindatierung unterzogen werden müssten, so können gleichsam exemplarisch zwei Siedlungen erwähnt werden, die in letzter Zeit untersucht wurden und einen bislang nicht bekannten Siedlungstyp erbrachten. Es handelt sich dabei − wie weiter oben bereits erwähnt − um die von einer doppelten kreisförmigen Grabenanlage eingefasste Siedlung in Södingberg, sowie um eine vermutlich ähnlich angelegte, jedoch nur ausschnitthaft erfasste (und deshalb an dieser Stelle nicht weiter behandelte) Siedlung in Lebing bei Deutschlandsberg. Die angesprochene Siedlung in Södingberg, die sich an derselben Stelle befand, an der in der römischen Kaiserzeit eine Villa rustica angelegt wurde, war bereits durch Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes (Bernhard Hebert) und der Karl-Franzens-Universität Graz (Hanns-Thuri Lorenz) in den Jahren 1996 und 1997 partiell untersucht worden, wobei auch latènezeitliche Befunde (Gebäudereste und Gruben) angeschnitten und Funde (Gefäßkeramik, Glasarmreif bruchstück – siehe oben – und eine tauriskische Kleinsilbermünze) geborgen werden konnten, die allerdings durch die jüngere Überbauung bereits erheblich gestört waren.369 Im Jahr 2008 wurden durch Geoprospektionen und anschließende gezielte Ausgrabungen die Struktur der latènezeitlichen Vorgängersiedlung deutlich fassbar: Demzufolge war

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Latènezeitliche Gebäude­ reste (Pfostengrubenstellun­ gen) innerhalb der befestig­ ten Flachlandsiedlung von Södingberg Nach: Hebert, Södingberg

Ergebnisse der Bodenmagnetikmessungen im Bereich der latènezeitlichen Siedlung und der jüngeren römerzeitlichen Villa rustica von Södingberg. Erkennbar sind die zwei konzentrischen halbkreisförmigen Grabenstrukturen, die be­ sonders im Südwestbereich gut erhalten sind, während sie im Nordwestareal bereits weitegehend zerstört sein dürften Nach: Tiefengraber, Befestigte Flachlandsiedlungen

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diese von einem doppelten Graben umgeben, der insbesondere im Südbereich noch besser erhalten war.370 Der innere Graben besaß einen Durchmesser von ca. 65 m, der äußere Graben von etwa 85 m. Im dergestalt umfassten Areal konnten die vorhin erwähnten latènezeitlichen Befunde untersucht werden. Die Ausgrabungen 2008 belegten, dass es sich in beiden Fällen um sehr seicht erhaltene Sohlgräben handelte, das assoziier­ bare Fundmaterial konnte in die Stufen Lt C2 bis D2 datiert werden. 2009 wurde vom Verfasser darauf hingewiesen, dass dieser im ostkeltischen Bereich erstmals in Södingberg belegbare Siedlungstyp in erster Linie aus dem westkeltischen Bereich bekannt geworden ist, wie etwa in Südengland, Frankreich und vereinzelt in Südwestdeutschland. Offen blieb dabei die Frage, womit man im Inneren des durch die Gräben − zu denen ursprünglich wohl auch Palisaden etc. gehört haben werden − umfassten Areals in Södingberg (und gleichermaßen wohl auch in Lebing) zu rechnen haben könnte. Der Verfasser wies darauf hin, dass beim derzeitigen Forschungsstand verständlicherweise nicht zu entscheiden ist, ob „im Inneren nun mehrere Gehöfte oder ein exponierter Einzelhof im Sinne eines ,Herrenhofes‘ lagen, oder überhaupt spezielle Handwerks- oder sogar ,Kult-‘Areale“. Unbeantwortet bleibt damit auch die Frage, „ob die von Caesar für − nach Ansicht der französischen Forschung − derartige Siedlungsformen in Gallien und auch Britanien verwendete Bezeichnung ,aedificium‘ auch für den östlichen Latènebereich bzw. das hier behandelte Gebiet zutrifft“.371 In Hinblick auf die innere Struktur sowohl der Höhen-, als auch der Flachlandsiedlungen sind derzeit leider überhaupt keine Angaben möglich, festzuhalten bleibt lediglich, dass beispielsweise das Heiligtum auf den „Perl-/ Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz

außer- und um einiges unterhalb der befestigten Höhensiedlung lag. Auch über die Bebauung im Inneren der Siedlungen bzw. über Gebäudeformen liegen nur spärliche Angaben vor, lediglich aus drei Siedlungen sind Gebäudebefunde bis dato vorgelegt worden. Im Zuge von Rettungsgrabungen in den Jahren 1976 und 1977 durch das Landesmuseum Joanneum konnte am Dietenberg bei Ligist ein eigentümliches Gebäude freigelegt werden, das von Margret Kramer folgendermaßen beschrieben wurde: „Das 12 x 8 m große Gebäude war auf einer vorher planierten Terrasse, die teilweise mit Flußgeschiebe gepf lastert ist, errichtet worden. Den Boden des Hauses bildet zum Teil ein Lehmestrich, zum Teil eine Pf lasterung bzw. der anstehende Fels. Die Grundmauern aus örtlichem Gestein und Flußgeschiebe waren an der Außenseite mit Steinplatten, die in den anstehenden Fels eingetieft und verkeilt worden waren, verkleidet. Aus dem Hausbereich stammt vermischtes Fundmaterial der Stufen Lt B, C und D. Da bei der erfolgten Terrassierung älteres Material umgelagert wurde, wäre eine Errichtung des Hauses in der Spätlatènezeit möglich“.372 Abgesehen von einem ausschnitthaft erfassten Gebäude in Pfostenbauweise aus Södingberg, von dem eine Ecke und zwei über eine Länge von etwa jeweils 6 m zu verfolgende Seiten nachgewiesen werden konnten, liegen weitere Reste von Gebäuden in Pfostenbauweise vom Frauenberg bei Leibnitz vor, die Bernhard Hebert im Jahr 2009 behandelte (siehe oben).373 Die am nördlichen Hang gelegenen, hangparallel angelegten Gebäude waren hierbei in der Regel talseitig bereits erheblich aberodiert. Anhand von Pfostengruben und einzelnen Auf lagsteinen konnte Hebert zumindest drei Gebäudegrundrisse rekonstruieren, wobei für zwei Gebäude eine Länge von mindestens 10 m angegeben wurde, ein drittes Gebäude ließ sich überhaupt über eine Länge von mindestens

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14 m verfolgen, über die Breiten konnten keine Angaben mehr gemacht werden. Die Pfostenabstände bewegten sich hierbei zwischen 2,5 und 3,5 m, die Durchmesser der Pfostengruben zwischen 0,3 und 0,6 m. Trotz ihrer schlechten Erhaltung wird aus diesen wenigen und in keinem einzigen Fall vollständigen Grundrissen deutlich, dass diese spätmittel- und vorwiegend wohl spätlatènezeitlichen Gebäude teils beachtliche Größen erreichen konnten, die sich von den bislang aus anderen urgeschichtlichen Perioden der Steiermark bekannten merklich abhoben. Der Vollständigkeit halber bleiben an dieser Stelle noch latènezeitliche Funde aus einer Reihe von steirischen Höhlen zu erwähnen (z. B. Rettenwandhöhle bei Kapfenberg, Drachenhöhle bei Mixnitz, Repolusthöhle, Schneiderloch bei Gratwein, Große Peggauerwandhöhle, Kugelsteinhöhle III, Steinbockhöhle und große Badlhöhle)374, wobei es sich fast ausschließlich um Gefäßkeramikfragmente handelt. Ob diese als Überreste einer − wie auch immer gearteten − Besiedlung der Höhlen zu werten sind, oder als Rückstand kultischer Aktivitäten, kann bei der Spärlichkeit des Materials zwar nicht entschieden werden, doch deutet das Fehlen der aus den zeitgleichen Heiligtümern bekannten Opfergaben (Waffen etc.) vielleicht eher auf ersteres hin. Handwerk und Landwirtschaft Verglichen mit anderen Perioden der „steirischen“ Urgeschichte liegen für die Latènezeit nur relativ wenige konkrete Hinweise auf Landwirtschaft, Viehzucht und Handwerk vor. Wirft man zuerst einen Blick auf Viehzucht und die damit verbundenen Schlacht- und Ernährungsgewohnheiten, so wurden mittlerweile teils sehr umfangreiche archäozoologische Untersuchungen und Auswertungen an Tierknochenfunden aus zwei Ausgrabungen

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vom Frauenberg bei Leibnitz durchgeführt und zum Teil auch publiziert, doch handelt es sich dabei fast ausschließlich um osteologisches Material, das jeweils zum überwiegenden Teil aus kultisch-rituellem Kontext stammt (Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ bzw. „Kultplatz Frauenberg“ am Tempelplateau) und offenkundig einer gezielten Selektion unterworfen war. Diese Tierknochenkonvolute stellen nun nicht unbedingt ein Spiegelbild der alltäglichen Ernährung und Viehwirtschaft oder auch des Jagdverhaltens dar, sondern verdanken − wie speziell im Fall des Heiligtums auf den „Perl-/Stadläckern“ − ihre Zusammensetzung anderen und heute nicht mehr wirklich rekon­ struierbaren Faktoren. Das gilt insbesondere für die unzähligen Schulterblätter und Unterkiefer von verschiedendsten Haus- und auch Wildtieren, aber auch für den bei wohl kultisch inspirierten rituellen Mahlzeiten anfallenden „Speiseabfall“. In Hinblick auf metrische Auswertungen der Rinderschulterblätter zeichnet sich dabei beispielsweise ab, dass es sich bei den geschlachteten Tieren in erster Linie um Stiere und Ochsen gehandelt haben muss. Ohne an dieser Stelle hierzu ins Detail gehen zu wollen, darf doch erwähnt werden, dass insgesamt aus dem im Umfassungsgraben deponierten Tierknochenmaterial eine Mindestanzahl von 1.554 Individuen (Rind, Schwein, Schaf/ Ziege, Pferd, Hund und Wildtiere) erhoben werden konnte. Erwähnt sei auch noch, dass die anhand der geborgenen Knochen ermittelbare Körpergröße der Pferde zumeist deutlich über der Variationsbreite keltischer Pferde liegt, vermutlich handelt es sich Christoph Grill zu Folge dabei überhaupt um Pferde römischer Herkunft.375 Etwas anders präsentiert sich die Lage bei den im nördlichen Gipfelbereich des Frauenberges untersuchten latènezeitlichen Objekten im Umfeld des späteren römerzeitlichen „Isis-Tempels“: Im Zuge der Ausgrabungen

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durch das Österreichische Archäologische Institut (Stefan Groh) konnte im Areal eines als frührömischer Umgangstempel angesprochenen Gebäuderestes eine latènezeitliche Vorgängerbebauung festgestellt werden, wobei auf zwei ältere spätlatènezeitliche Siedlungsphasen (Periode 2 und 3) noch während der Stufe Lt D2 eine Nutzung des Bereiches als Heiligtum (sog. „Kultplatz Frauenberg“) einsetzte, das in weiterer Folge in frührömischer Zeit eine aufwendige architektonische Ausgestaltung erfuhr.376 Wie Christoph Grill zeigen konnte, liegen sowohl aus den Siedlungsobjekten als auch aus den kultisch interpretierten Befunden ausschließlich Tierknochenreste vor, die als Speiseabfall anzusprechen sind.377 Festzuhalten ist jedoch, dass die Anzahl der Tierknochen aus diesen Perioden insgesamt sehr überschaubar geblieben ist. Aus der Lt D1-zeitlichen Periode 2 liegen Knochen von zumindest zwei Rindern, zwei Kleinwiederkäuern (Schaf/Ziege) und zwei Schweinen vor, aus der darauf folgenden Periode 3 (Lt D1/D2) stammt mindestens ein Schwein und ein Kleinwiederkäuer, während Rinderknochen fehlen. Periode 4, der das postulierte Lt D2-zeitliche Heiligtum zuzurechnen ist, sind ein juveniles und ein adultes Rind, zwei juvenile und ein adulter Kleinwiederkäuer sowie drei juvenile und ein adultes Schwein zuzuweisen. Im Vergleich mit dem vorher erwähnten Heiligtum auf den „Perl-/ Stadläckern“ erweist sich die Anzahl der in diesem Bereich deponierten Tierknochen als verschwindend gering. Tendenziell zeichnet sich anhand der (wenigen) Belege aus den Siedlungsperioden 2 und 3 ab, dass die drei Haupthaustierarten Rind, Schwein und Schaf bzw. Ziege in relativ einheitlicher Anzahl vertreten sind. Grundsätzlich gilt es jedoch festzuhalten, dass die latènezeitlichen Tierknochenfunde aus der heutigen Steiermark aufgrund der momentanen Dominanz einer kultisch-rituellen Selektion nur wenige Hinweise auf Ernäh-

rungsgewohnheiten, Viehzucht und Schlachtverhalten liefern können. Bedauerlicherweise sind bislang aus den Ausgrabungen in weiteren „steirischen“ Höhen- und Flachlandsiedlungen der Latènezeit keine archäozoologischen Auswertungen des Tierknochenfundmaterials erfolgt, in vielen Fällen scheint überhaupt auch davon auszugehen zu sein, dass sich Knochen aufgrund der Bodenverhältnisse einfach nicht erhalten haben. Noch schlechter ist die Situation gelagert, wenn man nach Hinweisen auf spätlatènezeitlichen Ackerbau in der Steiermark sucht: Bislang stehen hierfür ausschließlich archäobotanische Untersuchungen aus dem Bereich des eben erwähnten Kultplatzes im Gipfelbereich des Frauenberges zur Verfügung, die Michaela Popovtschak verdankt werden.378 Von Interesse sind hierbei wiederum die − quantitativ allerdings äußerst bescheidenen − Funde aus Objekten der spätlatènezeitlichen Perioden 2−4. Aus der Siedlungsperiode 2 liegen Reste von Emmer, Dinkel, Gerste und Hirse sowie von Schlehe und Erdbeere vor, daneben aber auch von Grünlandpf lanzen, wie Hopfenklee und Klee. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Periode 3, erwähnt wird zusätzlich ein Nadelfragment der gewöhnlichen Fichte. Für Periode 4, die den mutmaßlichen spätlatènezeitlichen Kultplatz repräsentiert, liegen nur aus einem Objekt archäobotanische Reste vor, die erneut das schon von vorher bekannte Spektrum abdecken, verschiedene Gräser sowie Reste von Groß-Wegerich deuten Popovtschak zu Folge auf eine Herkunft von einem häufig begangenen Standort hin, der auch die unmittelbare Fundstelle repräsentieren könnte. Noch nicht publiziert sind die Ergebnisse der ebenfalls von Michaela Popovtschak durchgeführten archäobotanischen Auswertung der Probenreste aus dem Heiligtum auf den Frauenberger „Perl-/ Stadläckern“, dieser soll an dieser Stelle nicht vorgegriffen werden.

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Eiserne Pflugscharen vom Königsberg bei Tieschen (1−2), sowie eiserne Schere (3), Säge (4) und Feile (5) aus Schrauding bei Frohn­ leiten Nach: Kramer, Latènefunde Steiermark

Weitere archäologische Hinweise auf landwirtschaftliche Aktivitäten vermögen einerseits beispielsweise noch zwei knapp unter 20 cm große eiserne Pf lugscharen zu geben, die vom Königsberg bei Tieschen stammen, sowie andererseits möglicherweise eiserne Scheren mit U-förmigem Bügel, die mitunter mit Schafzucht bzw. der Wollgewinnung in Zusammenhang gebracht werden. Zwei derartige Scheren liegen aus mittellatènezeitlichen Gräbern aus Schrauding bei Frohnleiten vor.379 Von mehreren latènezeitlichen Fundstellen sind bislang eiserne Werkzeuge bekannt geworden, die für die Holzver- bzw. -bearbeitung Verwendung fanden: So ist vom Königsberg bei Tieschen eine kleine eiserne Dechsel vorgelegt worden,380 aus der Schubertstraße in Graz stammt ein ebenfalls für die Holzbearbeitung bestimmter eiserner Meißel,381 ein Bruchstück eines Löffelbohrers ist schließlich vom Bubenberg bei Spielfeld überliefert.382 Aus dem Gräberfeld von Schrauding bei Frohnleiten stammt weiters noch eine kleine eiserne Säge383 sowie eine vierkantige Feile,384 die wohl beide ebenfalls zur Holzbearbeitung dienten. Während bislang Hinweise auf latènezeitlichen Bergbau vollständig fehlen, begegnen sporadisch Hinweise auf Eisenerzverhüttung bzw. -verarbeitung, wie etwa noch unpubliziert ge-

bliebene Fluß- und Schmiedeschlacken aus dem Bereich des Heiligtums auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg. Entgegen den ersten Vorberichten handelt es sich bei den zwischen 2004 und 2006 untersuchten spätlatènezeitlichen Öfen auf dem Lethkogel bei Stainz nach Ausweis der metallurgischen Untersuchungen doch nicht um Eisenverhüttungsöfen, sodass der tatsächliche Zweck dieser Anlagen weiterhin ungeklärt bleibt.385 Insgesamt konnten Reste von bis zu 20 runden Schachtöfen mit Fundamenten aus Bruchsteinen in Lehmbindung freigelegt werden, Schlackengruben oder Abstichkanäle waren nicht feststellbar. Im Areal dieser „Ofenbatterien“ konnten grundsätzlich zwei aufeinander folgende Nutzungsphase unterschieden werden: In der älteren Phase wiesen die Öfen Innendurchmesser von etwa 0,6 m auf, in der kurz darauf anzusetzenden zweiten Phase wurden etwas kleinere Öfen (Innendurchmesser 0,4 m) auf dem Schutt der älteren Phase errichtet. Ebenfalls aus dem schon mehrfach erwähnten Heiligtum auf den Frauenberger „Perl-/ Stadläckern“ liegt ein Rohglas- oder Glasschlackenbruchstück vor, das bislang weder eingehend naturwissenschaftlich untersucht noch publiziert worden ist. Ob dieses Glasartefakt eventuell als Hinweis für eine lokale

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Auswahl an Keramikfunden aus dem mittellatènezeitli­ chen Gräberfeld von Schrauding bei Frohnleiten (1−6) und Hart (7−10) Nach: Kramer, Latènefunde Steiermark

Fertigung etwa von Glasarmreifen aufzufassen sein könnte, wie sie in mehreren Exemplaren − bzw. eigentlich Bruchstücken − aus eben diesem Heiligtum vorliegen, kann demzufolge nicht beantwortet werden. Wie schon in sämtlichen vorhergehenden Epochen der „steirischen“ Urgeschichte seit dem Neolithikum stellt die Gefäßkeramik die häufigste Fundgruppe dar.386 Ließen sich bereits vor der Latènezeit indirekt Hinweise auf ein spezialisiertes Töpferhandwerk erkennen, insbesondere etwa anhand der hallstattzeitlichen bemalten und mitunter bemerkenswert dünnwandigen „Prunkkeramik“, wie sie vor allem aus reich ausgestatteten Gräbern be-

kannt geworden ist, so kann schon mit Beginn der Frühlatènezeit durch die nunmehr belegbare Verwendung der schnell drehenden Töpferscheibe ein spezialisiertes Töpferhandwerk angenommen werden. Die Einführung dieser Töpferscheibe ermöglichte in weiterer Folge eine beschleunigte Herstellung von weitgehend ausführungsidenten Gefäßserien, wobei bemerkenswert übereinstimmende Formen und Typen oftmals über große Distanzen nachzuweisen sind. Naturgemäß lassen sich im Detail sehr bald einzelne Töpfer- bzw. Werkstattkreise differenzieren, wobei man derartige feintypologische Untersuchungen in der Steier­mark bislang erst für die späte Mittelund Spätlatènezeit versucht hat. Im Folgenden soll die latènezeitliche Formen-, Verzierungsund Warenartenentwicklung in gebotener Kürze skizziert werden: Die Gefäßkeramik der Frühlatènzeit ist − wie oben bereits erwähnt − erst von wenigen obersteirischen Fundorten bekannt geworden. Ein Charakteristikum und gleichzeitig ein Novum stellt hierbei graphitgemagerte Keramik dar, die in Form von eimerförmigen Töpfen, sog. Situlen, oder Sförmig geschwungenen Schalen bzw. Schüsseln begegnet. Dieselben Flachformen können jedoch auch aus zumeist feingemagertem Ton ausgeführt sein. Weiters finden sich f laschenförmige Gefäße, in einem Fall (Kulm bei Aigen im Ennstal) scheint darüber hinaus eine tönerne Schnabelkanne vorzuliegen.387 Dabei handelt es sich um eine f laschenförmige Hochform mit schnabelartigem Ausguss und einem randständigen Henkel. Diese sehr spezifische und auf Metallvorbilder zurückzuführende Gefäßform findet ihr Hauptverbreitungsgebiet im benachbarten oberösterreichischen und salzburgischen Gebiet, wo insbesonders vom Dürrnberg bei Hallein zahlreiche derartige Kannen bekannt geworden sind. Sämtliche frühlatènezeitlichen Keramikfunde stammen aus Siedlungen, zeitgleiche Grabkeramik ist

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Auswahl an spät­ latènezeitlichen Ge­ fäßkeramikformen und -verzierungen vom Frauenberg bei Leibnitz Grafik: Georg Tiefengraber

bisher aus der Steiermark noch keine bekannt geworden. Anders stellt sich die Situation in der Mittellatènezeit dar: Gerade für den frühen Abschnitt der Stufe Lt C steht ausschließlich Gefäßkeramik aus Gräbern zur Verfügung, Lt C-zeitliche Siedlungskeramik ist verlässlich erst in ihrer Spätphase greif bar. Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass die Keramikgefäße, die in Gräber mitgegeben wurden, in ihrer „set­ artigen“ Zusammenstellung einem bestimmten bzw. normierten Kanon folgen. So

finden sich in mittellatènezeitlichen Gräbern primär S-förmig profilierte scheibengedrehte Schalen und Schüsseln sowie eher weitmundige Flaschenformen. Graphittontöpfe fehlen für gewöhnlich im keramischen Beigabensatz in den Gräbern, aus der Steiermark sind auf jeden Fall keine Beispiele dafür bekannt geworden. Dieselben scheibengedrehten Gefäßformen bzw. -typen, wie sie eben in Gräber mitgegeben wurden, finden sich nun auch in den Siedlungen wieder, wobei hier weitere Typen bzw. Waren und Formen hinzu-

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kommen. Graphittontöpfe und -tonnen gehören nun zum Standardinventar in Siedlungskontexten, wobei die Magerung mit Graphit in erster Linie eine höhere Hitzebeständigkeit mit sich bringt. Die gleichen Topf- und Tonnenformen begegnen allerdings auch ohne Graphitmagerung. Charakteristisch ist für diese Gefäße eine Verzierung des Gefäßkörpers mit verschiedenartig ausgeführter sog. Kammstrichverzierung, die mittels eines Kammes, Besens o. ä. f lächig oder in Gruppen angebracht wurde. Bei den Graphittontöpfen bzw. -tonnen zeichnet sich klar ab, dass im Südostalpenraum ein eigener, spezifischer Formenkreis nachzuweisen ist, der von den benachbarten Gebieten vorerst typologisch mehr oder minder deutlich differenzierbar ist. Serienmäßige naturwissenschaftliche bzw. lagerstättenkundliche Untersuchungen der Herkunft des zur Magerung verwendeten Graphits stehen für diese Gefäßgruppe allerdings noch aus, doch ist hinlänglich bekannt, dass etwa gerade die obersteirische Grauwackenzone zahlreiche Graphitvorkommen aufweist, die bereits in der Latènezeit nutzbar gewesen sein könnten. Neben der scheibengedrehten Ware finden sich auch immer wieder einfache und zumeist eher unregelmäßig geformte Töpfe, von denen kaum einer dem anderen gleicht, sodass ihr feintypochronologischer Wert als eher gering einzustufen ist. Auch diese Töpfe können mit Kamm- oder Besenstrich verziert sein. Schon zu Beginn der Spätlatènezeit ist eine erhebliche Zunahme an überlieferter Gefäßkeramik im Arbeitsgebiet zu konstatieren, was in erster Linie darauf zurückzuführen ist, dass einerseits nunmehr auf den befestigten Höhensiedlungen Keramikgefäße gleichsam massenhaft in Verwendung stehen, andererseits können diese grundsätzlich als am besten erfasst und wohl auch erforscht bezeichnet werden. Das Typen-, Waren- und Dekorationsspektrum ändert sich im Vergleich zur Mittellatènezeit nur geringfügig, die Unterschiede lie-

gen eher im Detail und in einer Bereicherung des Formenschatzes. Auffällig ist auf jeden Fall das quantitativ teils enorme Auf kommen von feintoniger, zumeist grauer Drehscheibenware, aus der S-förmig profilierte oder napfartige Schalen, Schüsseln, Flaschen, Töpfe, Tonnen, pokalartige Gefäße, Becher und Terrinen, aber auch große Vorratsgefäße (sog. Dolien) gefertigt sein können. Graphittontöpfe und -tonnen begegnen weiterhin, doch scheint ihre Anzahl im Laufe der Spätlatènezeit nachzulassen, spätestens ab der Zeitenwende scheint diese spezifische Warenart vollkommen „aus der Mode“ zu geraten. Im Unterschied zu den mittellatènezeitlichen Randformen dieser Ware (z. B. untergriffige Krempränder oder rundstabig verdickte Wulstränder), dominieren in Lt D bei den Graphittongefäßen verschiedenste Varianten der sog. (gestreckten) Wulstränder, wobei in der Spätstufe sichel- oder mandelförmig geschwungene Ausformungen charakteristisch werden. Dieselbe Formenentwicklung lässt sich bei den entsprechenden „graphitfreien“ Töpfen und Tonnen beobachten. Die jüngste Ausprägung der Tonnen stellen graphitfreie Gefäße mit keulen- bzw. kolbenförmig verdickten Rändern dar, die zumeist an der Oberseite gerade abgestrichen sind. Gerade diese Gefäßvariante, die als Leitform der Stufe Lt D2 gelten darf, scheint zumeist mit einem eigentümlich glimmer- bzw. muskovitgemagerten Ton zu korrespondieren. Weiterhin in Verwendung stehen einfache handgeformte Töpfe verschiedenster Ausformung, von denen einige wenige allerdings schon Spuren einer Nachdrehung der Randpartie erkennen lassen. Diese stellen die Vorform der jüngeren römerzeitlichen Töpfe des 1. Jhs. n. Chr. dar. Auf Lt D beschränkt bleiben einige wenige Gefäßfragmente, die noch Bemalungsreste aufweisen. Dabei handelt es sich sowohl um grautonige als auch orangerottonige Drehscheibenware, die zumeist mit roten und/ oder weißen waagrechten Streifen bemalt ist.

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Zu den schon aus Lt C bekannten Verzierungen, wie Kamm- und Besenstrich, tritt nun in der Spätlatènezeit noch sog. Spatelstrich- und auch Spatelstichverzierung hinzu, die in weiterer Folge ebenfalls bereits zur frührömischen Keramik überleitet. Gleichermaßen in der Spätlatènezeit finden die auffälligen Dreifußschalen ihre Wurzel, die dann gerade in den ersten beiden Jahrhunderten n. Chr. in großer Zahl im Arbeitsgebiet vorliegen. Zu diesen markanten Schalen gehören für gewöhnlich unterschiedlich ausgeformte Deckel, die sowohl aus grob gemagertem Ton von Hand geformt gewesen sein können, oder ebenfalls auf der Töpferscheibe gedreht wurden. Selbstredend konnten Deckel auch zum Verschließen anderer Gefäße verwendet worden sein. Charakteristisch für Lt D, insbesondere die Frühstufe D1, scheint weiters sog. Feinkammstrichverzierung zu sein, die für gewöhnlich auf feintonige Tonnen und Becher beschränkt bleibt. Einglättverzierung lässt sich im „steirischen“ Fundus bislang nur in die Spätlatènezeit datieren, doch ist ein früherer Beginn dieser Dekorvariante nicht auszuschließen. Zumeist handelt es sich dabei um wellenlinienförmig ausgeführte Einglättungen an der Innenseite von Einzugrandschalen bzw. S-förmig profilierten Schalen oder im Schulterbereich von Flaschen, Dolien oder Terrinen. Zu erwähnen bleibt, dass noch im Laufe des 1. Jhs. v. Chr. importierte Keramikgefäße belegbar sind, wobei es sich zuerst ausschließlich um Amphoren handelt, zu denen in weiterer Folge sog. Campanische Ware und schließlich frühe italische Terra Sigillata tritt. Gerade in den letzten Jahrzehnten vor der Zeitenwende finden sich Nachahmungen derartiger vorwiegend italischer Gefäßformen in einheimischer grautoniger, feingemagerter Drehscheibenware − ein Phänomen, dass als erstes klares Anzeichen eines nun sukzessive einsetzenden Romanisierungsprozesses gewertet werden darf.

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Gräber und Sozialstrukturen Gräber stellen auf dem Gebiet der heutigen Steiermark für manche Abschnitte der Latènezeit weiterhin die wichtigste Quelle dar, wobei jedoch die insgesamt geringe Anzahl an derartigen Bestattungen ins Gedächtnis gerufen werden muss. Darüber hinaus ist bislang gerade einmal eine Handvoll an ungestörten Gräbern überliefert, was an sich eine absolut unbefriedigende Ausgangssituation darstellt, hält man sich beispielsweise die großen und teils enorm umfangreichen zeitgleichen Gräberfelder im benachbarten Slowenien vor Augen (z. B. in Novo Mesto mit weit über 700 Gräbern). Grundsätzlich darf jedoch festgehalten werden, dass gerade die Bestattungs- und Beigabensitten der späten Früh- und der Mittellatènezeit (nicht nur) im Südostalpenraum als relativ einheitlich bezeichnet werden dürfen, sodass die „steirischen“ Befunde − trotz ihrer zumeist unvollständigen Überlieferung − in diesen Kanon eingefügt werden können. Grundsätzlich dürfte es sich bei sämtlichen bislang bekannten bzw. erfassten latènezeitlichen Bestattungen in der heutigen Steiermark um Brandgräber gehandelt haben, für die spätfrühlatènezeitliche Stufe Lt B2 sind jedoch − analog zur Situation in Nordostslowenien − Körperbestattungen nicht gänzlich auszuschließen. Soweit beurteilbar, handelt es sich ausschließlich um Flachgräber, auf die spätlatènezeitliche Bestattung unter einem Tumulus aus Rassach wird diesbezüglich unten noch gesondert eingegangen. Wie die unlängst ergrabenen Gräber in Schirka belegen konnten, war der Leichenbrand hierbei entweder in Urnen aus Ton oder organischem Material (z. B. Holzkästchen etc.) oder gesammelt in der Grabgrube deponiert worden.388 Darin bzw. daneben oder darauf gelegt fanden sich die in der Regel auf dem Scheiterhaufen mit verbrannten Trachtbestandteile, wie etwa

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Idealisierte Zusammenstel­ lung einer làtenezeitlichen Grabausstattung für einen Krieger: Verbogenes Griff­ angelschwert aus GrazWetzelsdorf, Schwert- bzw. Gürtelkette ohne Fundort, Ringgriffmesser aus Rohr bei St. Georgen an der Stiefing und Tüllenlanzen­ spitze aus Hart bei Wildon (Stocking) Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Fibeln, Gürtelteile oder Arm- bzw. Beinringe. Den verstorbenen Männern wurden ihre Waffen mit in das Grab gegeben, die zumeist ebenfalls auf den Scheiterhaufen gelangten. Darüber hinaus lässt sich in vielen Fällen eine intentionelle Deformation bzw. Zerstörung der Waffen konstatieren, wie z. B. das Ver- oder sogar mehrfache Umbiegen von Schwertern, aber auch von Lanzenspitzen. Diese Manipulation kann als Schritt zur Unbrauchbarmachung der Waffen, aber auch gleichsam als eine Art „ritueller Tötung“ der Waffe gedeutet werden. Neben den Trachtbestandteilen und Waffen sowie anderen Stücken des persönlichen Besitzes des bzw. der Verstorbenen wurde in vielen, jedoch nicht allen Fällen eine Speiseund Trankbeigabe in das Grab mitgegeben, die durch zusätzliche Beigabengefäße, Tierknochen und auch große Eisenmesser zum Tranchieren belegbar ist. Inwieweit die einzelnen Gräber obertägig gekennzeichnet waren, ist nicht bekannt. Überblickt man das hier interessierende Arbeitsgebiet in Hinblick auf die diachrone latènezeitliche Entwicklung der relevanten Quellenlage, so lässt sich festhalten, dass die überwiegende Mehrzahl der frühlatènezeitlichen Metallfunde aus der Steiermark wohl aus

zum größten Teil zerstörten Gräbern stammen wird. Männer- und Frauengräber können bereits in dieser Stufe anhand der Grab- bzw. Beigabeninventare in der Regel klar getrennt werden, wobei sich dieser Ausstattungsstandard während der gesamten Latènezeit praktisch ohne wesentliche Änderung verfolgen lässt. So wird den verstorbenen Männern − je nach sozialem Status − ihre Waffenausstattung in das Grab mitgegeben. Diese besteht − so sie vollständig in das Grab gelangte − aus einem eisernen Schwert mit oftmals reich verzierter Schwertscheide (z. B. Graz-Laubgasse), einer Lanze bzw. einem Speer, von dem sich die eiserne Lanzenspitze und gegebenenfalls ein eiserner Lanzenschuh erhalten haben, sowie einem hölzernen, in der Regel ursprünglich ovalen Schild, der anhand des eisernen Schildbuckels und der dazugehörenden Schildfessel sowie mitunter auch durch rinnenförmige eiserne Randbeschläge belegbar ist. Hinweise auf die Mitgabe von Helmen, wie sie in seltenen Fällen gerade während Lt B2 noch gegeben sind (z.  B. Novo Mesto Kapiteljska njiva Grab 681),389 fehlen aus dem Arbeitsgebiet vollständig. Zur Waffengarnitur gehörte ferner ein entsprechender Gürtel bzw. ein Wehrgehänge, an dem das Schwert befestigt werden

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Eisenschwert in einer mit Chagrinage verzierten Schwertscheide aus einem zerstörten mittellatènezeitli­ chen Kriegergrab in Hart (St. Georgen an der Stiefing) Nach: Kramer, Latènefunde Steiermark

konnte. Während der späten Früh- und der frühen Mittellatènezeit bestand dieser Gürtel aus eisernen tordierten, sowie aus zweiteiligen, f lachgehämmerten, mitunter mit Chagrinage bzw. Punzen verzierten Gürtelketten mit Verschlusshaken. Mittels zugehörender eiserner Koppelringe konnte das Schwert an diesen Gürtelketten befestigt werden. In der späten Mittellatènezeit und in der Spätlatènezeit werden diese aufwendigen Gürtelketten durch einen Leder- oder Textilgürtel ersetzt, der einerseits mit einem Ringgürtelhaken verschlossen wurde, und an dem wiederum mittels eiserner Koppelringe das Schwert befestigt werden konnte. Betrachtet man die aus der Steiermark bekannt gewordenen Schwerter und Schwertscheiden, so lässt sich auch an ihnen die gene-

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relle Entwicklungstendenz von kürzeren (ca. 70 cm Länge, z. B. Graz-Laubgasse) hin zu langen Schwertern von ca. 1 m Länge nachzeichnen (z. B. Rohr). Sieht man von dem oben bereits beschriebenen Schwert aus der Grazer Laubgasse und dem Schwert mit chagrinierter Schwertscheide aus Hart ab, verfügt leider kein einziges „steirisches“ Schwert mehr über verzierte Schwertscheiden. Die beiden Lt B2-zeitlichen Schwerter vom Typ Hatvan-Boldog bzw. Kosd A2 und C mit nicht überprüf barer Herkunftsangabe („Lieboch“ und „Burgstallkogel“, siehe oben), die aus unautorisierten Grabungen stammen,390 werden an dieser Stelle ausgeklammert, obwohl sie über reich verzierte Schwertscheiden verfügen würden. Zeugnisse des prunkvollen und verspielten sog. ungarischen Schwertstils als einer der Hauptausdrucksformen frühmittellatènezeitlichen Kunsthandwerkes fehlen leider vollständig. Das bereits in die augusteische Zeit bzw. die Stufe Mokronog IIIb zu datierende Schwert aus Rassach mit an der Vorderseite unterbrochener Schwertscheide weist ebenfalls keine Verzierungen auf,391 wobei gerade Schwerter dieses Typs mitunter mit reich in Durchbruchtechnik (sog. „opus interrasile“) verzierten Schwertscheiden bekannt geworden sind. Betrachtet man die aus Gräbern bzw. zerstörten Bestattungen vorliegenden Lanzenspitzen, so lässt sich − trotz ihres zumeist sehr schlechten Erhaltungszustandes − auch an diesen grob eine Entwicklung von kleineren gedrungenen frühlatènezeitlichen Lanzenspitzen über Lanzenspitzen der sog. „klassischen“, d. h. länglich gestreckten bis weidenblattartigen Form in der Mittellatènezeit bis zu langgestreckten, schmalen, beinahe bajonettartigen Lanzenspitzen der Spätlatènezeit (z. B. Rassach) feststellen. Die wenigen bislang aus „steirischen“ Gräbern bekannt gewordenen eisernen Schildbuckel lassen sich ebenso problemlos in die allgemeine Entwicklungslinie latè-

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nezeitlicher Schildbuckel einordnen: Während frühlatènezeitliche, zweiteilige Schildbuckel bis dato fehlen, sind für die Mittellatènezeit in erster Linie bandförmige Schildbuckel mit fassförmigem Mittelteil sowie − in Lt C1 − Schildbuckel mit durchbrochener Befestigungsplatte charakteristisch. Die Spätformen der mittellatènezeitlichen und frühspätlatènezeitlichen Schildbuckel mit f lügel- bzw. trapezförmigen Platten sind aus dem Arbeitsgebiet aus Gräbern nicht belegt − wohl aber im Heiligtum auf den Frauenberger „Perl-/Stadläckern“. Schließlich konnten im schon mehrfach erwähnten Rassacher Kriegergrab der Stufe LT D2 noch Reste eines eisernen Rundschildbuckels erfasst werden, wie er grundsätzlich für die Spätlatènezeit charakteristisch ist.392 Zur Waffengarnitur gehören schließlich auch noch einfache Schleifsteine, wie sie beispielsweise aus Schrauding bei Frohnleiten393 und Graz-Wetzelsdorf bekannt geworden sind.394 Große eiserne Hiebmesser, wie etwa aus Groß St. Florian,395 Frohnleiten-Schrauding396 oder vom Lassenberg,397 dürften zum überwiegenden Teil ebenfalls aus Männergräbern stammen, jedoch weniger als Waffe gedient haben, sondern viel eher zum Zerteilen der in das Grab für das Jenseits mitgegeben Speisebeigaben. Zumindest eine Männerbestattung des mittellatènezeitlichen Gräberfeldes von Schrauding bei Frohnleiten enthielt schließlich als Grabbeigabe eisernes Werkzeug, das der Holzverarbeitung diente, wie etwa eine kleine Säge oder eine vierkantige Feile.398 Wohl ebenfalls Männern vorbehalten dürfte die Mitgabe eines zweirädrigen Streitwagens in das Grab gewesen sein. Aus unautorisierten Ausgrabungen liegen mehrere Grabkomplexe im Archeo Norico Burgmuseum Deutschlandsberg vor, die zumeist intentionell deformierte eiserne Beschlagteile und Verbindungsstifte von solchen Wägen enthalten. Da diese ausnahmslos einmal mehr aus unautorisierten

Ausgrabungen ohne verlässlich bekannte Fundorte stammen, sollen sie hier nicht weiter behandelt werden. Deutlich geringer ist bislang der Anteil an archäologisch nachweisbaren latènezeitlichen Frauenbestattungen im Gebiet der heutigen Steiermark geblieben: So liegen lediglich befundlose Streufunde vor, die sich mit frühlatènezeitlichen Frauengräbern in Verbindung bringen lassen, so etwa einzelne frühe bronzene Hohlbuckelringbruchstücke, wie sie etwa aus der Grazer Karlau mehrfach belegt sind. Die meisten nachweisbaren jüngereisenzeitlichen Bestattungen von Frauen stammen aus der mittleren Latènezeit. Eindeutig fassbar werden Frauen − ohne die Möglichkeit anthropologischer Untersuchungen etwaig überlieferter Leichenbrände − primär durch die Beigabe ihrer spezifischen Trachtbestandteile, wie etwa bronzene Gürtelketten, bronzene Hohlbuckelringe (mit drei oder vier Buckeln) sowie Glas­ armreife. Bei einfachen Armringen, die ohne Fundkontext vorliegen, besteht durchaus die Möglichkeit, dass diese auch zu Männerbestattungen gehört haben könnten (Oberarmringe). Als „geschlechtsneutral“ müssen weiters auch all die eisernen tordierten Gürtelketten (vom Typ Brežice) betrachtet werden, bei denen der Fundkontext unklar ist. Kann beispielsweise kein Schwert mit diesen Gürtelketten in Verbindung gebracht werden, so besteht durchaus auch die Möglichkeit, dass die Gürtelkette von einer Frau getragen worden ist. Zu den Trachtbestandteilen gehören naturgemäß Fibeln, wobei zuletzt Dragan Božić festhielt, dass während Lt C, d. h. während der Stufen Mokronog IIa und IIb, in Männergräbern ausschließlich eiserne Fibeln begegnen, Bronzefibeln demzufolge auf Frauenbestattungen beschränkt bleiben.399 Wendet man diese „Faustregel“ sowie das vorhin Ausgeführte auf die (fast ausschließlich) nicht geschlossenen Fundkomplexe aus dem Arbeitsgebiet an, so

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kann folgendes festgehalten werden: Das Gräberfeld von Schrauding bei Frohnleiten, das die gesamte Mittellatènezeit abdeckt, enthielt mit Sicherheit acht, vielleicht aber sogar elf Männerbestattungen. Diese Zahl begründet sich aus den acht erhaltenen Lanzenspitzen, bei den insgesamt elf Schwertern bzw. Teilen davon kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass mitunter in einzelne Gräber auch noch ein zweites Schwert mitgegeben worden ist. Demgegenüber lässt sich in Schrauding lediglich ein Grab mit Sicherheit einer Frau zuweisen, worauf die bronzenen Gürtelkettenteile und ein verschmolzenes Bruchstück eines Glasarmreifes hinweisen. Die geschlechtsmäßig zuweisbaren Funde aus dem mittellatènezeitlichen Gräberfeld von Hart sind allesamt Männerbestattungen zuzuordnen (Schwert, Lanzenspitze und Schildbuckel), dasselbe gilt für die erhaltenen Fundstücke aus dem weitgehend zerstörten Gräberfeld in Graz-Wetzelsdorf (Schwert und Lanzenspitzen). Etwas komplexer stellt sich die Situation im ebenfalls großteils zerstörten Gräberfeld von Rohr dar: Hier lässt sich − wie oben bereits erwähnt − eine spätlatènezeitliche Männerbestattung (der Stufe Lt D1) anhand eines dafür charakteristischen Schwertes fassen, der vermutlich auch ein großes eisernes Ringgriffmesser zuzuweisen sein könnte. Daneben finden sich im überlieferten Konvolut zwei bronzene Fibeln, von denen eine vollständig erhalten ist und dem für Lt C2 charakteristischen Typ Mötschwil zuzuweisen ist, bei einer zweiten Bronzefibel fehlt der Fuß, doch scheint aufgrund der Wölbung des Bügels ebenfalls eine Datierung nach Lt C2 zu erwägen zu sein. Daneben liegt eine Reihe von Gürtelkettenteilen mit profilierten Mittelstücken und z. T. mit je drei auf jeder Seite eingehängten Bronzekettchen vor, die, wie oben bereits ausgeführt, vermutlich bereits in die Spätlatènezeit zu stellen sein dürften. Wichtig festzuhalten ist schließlich für diesen Gürtelkettentyp, dass er

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eine Fremdform im Typenbestand der Mokronog-Gruppe darstellt, jedoch gute Vergleiche im westungarischen Gebiet besitzt.400 Erwähnung finden muss schließlich ein seit seiner Bergung im Jahr 1977 unpubliziert gebliebenes Brandgrab, das beim Autobahnbau in Stangersdorf nördlich von Leibnitz angeschnitten und teilweise zerstört wurde. Ein Teil des Inventares dieser offenkundigen Frauenbestattung konnte durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer) geborgen werden. Es muss offen bleiben, ob es sich bei dieser Bestattung um ein separat angelegtes Grab handelte, oder ob es ursprünglich Teil einer größeren Gräbergruppe war. Das Grabinventar wurde 1994 von Margret Kramer aufgelistet.401 Demzufolge umfasste es einen silbernen Spiegel, der eben auch die Zuweisung zu der Bestattung einer Frau ermöglichte, eine Henkelattache und das Fragment eines Henkels aus „Silberbronze“, zwei bronzene Zierknöpfe, zwei Randstücke und ein Fragment eines (oder mehrerer) Bronzegefäße(s) sowie mehrere Zierbleche aus Bronze. Aus der publizierten Auf listung geht leider nicht hervor, wie viele Metallgefäße sich ursprünglich im Grab befanden. Es sei an dieser Stelle erlaubt, einige kleine Anmerkungen bzw. Ergänzungen hinzuzufügen: Im Zuge der schon mehrfach erwähnten Bearbeitung der Funde vom Wildoner Schlossberg in den Jahren 2007 und 2008 war es dem Verfasser durch das Entgegenkommen des Ausgräbers Diether Kramer möglich, einen Teil der Funde einzusehen, die unter das enorme Fundkonvolut des Wildoner Schlossberges geraten waren. Es kann nach Sichtung dieses Teiles des Inventares (allerdings nur aus dem Gedächtnis!) erwähnt werden, dass sich darunter weiters ein Bruchstück einer kleinen Silberfibel befand und dass die von Margret Kramer erwähnten bronzenen Zierbleche Beschläge von zumindest einem, vielleicht aber sogar zwei Holzeimern mit kleinen, ebenfalls mit Bronzeblech beschlagenen Füßen darstellen,

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wie sie beispielsweise aus den Nekropolen von xemburg (Grab B) Goeblingen-Nospelt in Lu­ oder der Welwin-Gruppe in England bekannt geworden sind.402 Dort finden sich vergleichbare Stücke in herausragend reichen Gräbern der Stufe LT D (2). Die Stangersdorfer Beschläge weisen dabei eine Verzierung in Form von volutenartig geschwungenen Tangentialbuckeln auf. Eine exakte Datierung des Grabes kann naturgemäß erst nach Vorlage sämtlicher erhaltener Stücke erfolgen. Nichtsdestotrotz zeichnet sich durch dieses Stangersdorfer Grab klar ab, dass im Arbeitsgebiet, zumindest aber in der mittleren Steiermark, während der Spätlatènezeit Personen bestattet wurden, deren Grabbeigaben bzw. -inventare bemerkenswerterweise mit zu den reichsten Gräbern der Stufe Lt D im gesamten Bereich der keltischen Koiné zu stellen sind. Auf jeden Fall wird man darin nicht fehlgehen, das Stan­gersdorfer Grab aufgrund seines − noch dazu gar nicht vollständig überlieferten − Inventares als das Grab einer herausragenden Frau zu beurteilen, über deren tatsächliche soziale Position leider keine weiteren Angaben möglich sind, man wird jedoch nicht fehlgehen, in ihr eine Frau von „aristokratischem“ Stand zu vermuten. Abschließend gilt es noch einen Blick auf einen der wenigen modern ergrabenen und auch publizierten latènezeitlichen Grabkomplexe zu werfen, dessen Befundsituation nach Ansicht des Verfassers gewisse Fragen offen lässt. Es handelt sich dabei um ein im Jahr 2001 von Gerald Fuchs im Zuge von Rettungsgrabungen, die durch die Verbreiterung der Radlpass-Bundesstraße bei Rassach notwendig wurden, untersuchtes Brandgrab unter einer Hügelschüttung.403 Dieser Grabhügel war ursprünglich Teil eines wesentlich größeren Hügelgräberfeldes, wobei durch die teilweise f lächige Aufdeckung der Bereiche zwischen den einzelnen Tumuli im Nordteil des Gräberfeldes nachgewiesen werden konnte, dass sich diese

in „Gemengelage“ mit kleinen quadratischen, steinernen obertägigen Grabbauten befanden. Abgesehen von Alt- und Raubgrabungen ist es wichtig festzuhalten, dass 1984 bereits vier Tumuli in diesem Gräberfeld ausgegraben werden konnten, die römerzeitliche Bestattungen des 1. Jhs. n. Chr. erbrachten, wobei Christoph Hinker zu Folge zwei Tumuli (19 und 20) Brandf lächengräber enthielten, während in zwei weiteren Tumuli (2 und 17) die Bestattungen in mehr oder minder sorgfältig errichteten Steinkisten vorgenommen worden waren. Eindeutige Hinweise auf Nachbestattungen waren bei keinem der untersuchten Hügelgräber zu gewinnen, auch der zweite im Jahr 2001 ergrabene Grabhügel Tumulus 3 erbrachte diesbezüglich aufgrund seiner schlechten Erhaltung keine weiterführenden Erkenntnisse. Unter diesem Aspekt irritiert nun der Befund des hier interessierenden Tumulus 1, der gleichzeitig auch den nördlichsten erhaltenen Grabhügel dieses Gräberfeldes darstellte. Hier fand sich einerseits in einer leicht dezentriert eingetieften, annähernd quadratischen Grabgrube eine Brandbestattung mit bemerkenswertem Inventar, andererseits enthielt der Hügel − allerdings erneut und ebenfalls nicht in der rekonstruierbaren Mitte des Tumulus gelegen − eine einfache „Steinkiste“ bzw. eine rechteckige, schüttere Steinumstellung, wie sie in gleicher Ausführung bereits aus Tumulus 17 bekannt gemacht worden war.404 Auch innerhalb dieser „Steinkiste“ konnte Leichenbrand geborgen werden, es handelt sich demzufolge wohl um ein zweites Brandgrab innerhalb von Tumulus 1. Es stellt sich demzufolge in Anbetracht der Ergebnisse der vorhergehenden Ausgrabungen sowie des herausragenden Grabinventares des eingetieften Grabes vereinfacht ausgedrückt die Frage, ob hier tatsächlich mit der „Steinkiste“ eine Nachbestattung in einen bestehenden Hügel vorliegt, der über dem „Kriegergrab“ aufgeworfen worden war, oder ob dieses bei der

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Plan der Grabkammer in Tumulus 1 von Rassach

Aufwerfung eines etwas jüngeren Grabhügels einfach nachträglich mit überdeckt wurde. Die Befundlage zur Klärung dieser Frage ist nach Meinung des Verfassers mehr als ungünstig, was umso bedauerlicher ist, wäre doch gerade mit diesem postulierten oder eben nur vermeintlichen Tumulus ein wichtiger Hinweis auf den Beginn der sog. norisch-pannonischen Hügelgräbersitte noch im spätlatènezeitlichen Milieu gegeben. Das Grabinventar dieser erwähnten Brandbestattung enthielt neben der obligaten Pan­ oplie, bestehend aus Schwert, Lanzenspitze und einem in Fragmenten erhaltenen Rundschildbuckel, auch einen Beigabengefäßsatz, der neben einheimischen spätlatènezeitlichen Formen auch einen römischen Krug enthielt.

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Nach: Fuchs/Hinker, Rassach

Eine fragmentierte bronzene Doppelknopffibel indiziert Christoph Hinker zu Folge eine Datierung in augusteische Zeit,405 wobei zuletzt Helga Sedlmayer im Zuge der Bearbeitung der Fibeln vom Magdalensberg überhaupt einen mittel- bis spätaugusteischen Zeitansatz für diesen spezifische Fibeltyp angab,406 was einen ausgesprochen späten Zeitansatz für ein derartiges Latènegrab darstellen würde. Damit soll dieser Datierung nicht grundsätzlich widersprochen werden, allerdings zieht eine derart späte Einordnung zahlreiche Fragen mit sich, auf die an dieser Stelle aber nicht weiter eingegangen werden soll. Viel wichtiger erscheint es nach Ansicht des Verfassers mit Nachdruck zu betonen, dass der Übergang von der späten Latènezeit in die frührömische Zeit bei weitem

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Schwert aus dem Kriegergrab in Rassach Foto: BDA, Hans Georg Tropper

Inventar des Kriegergrabes in Rassach 

noch nicht befriedigend beurteilt werden kann. Und dies betrifft eben auch in gleicher Weise die Frage nach dem (erneuten) Auf kommen der Hügelgräbersitte, die wohl tatsächlich in

Lanzenspitze aus dem Kriegergrab in Rassach Foto: BDA, Hans Georg Tropper

Nach: Fuchs/Hinker, Rassach

augusteischer Zeit erfolgt sein dürfte. Ist diese „Renaissance“ demzufolge als eine identitätsbekräftigende Reaktion der einheimischen Bevölkerung in Folge der römischen Okku-

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pation zu verstehen,407 mit der gezielt − und gleichzeitig wohl „künstlich“ − an eine alte, in diesem Fall hallstattzeitliche Tradition etwa im Sinne einer Legitimation angeschlossen werden soll, oder bringen Bevölkerungsverschiebungen bzw. -überlagerungen eine neue Grabsitte mit sich, die sich vom geübten Brauch gezielt absetzen möchte? Nach Meinung des Verfassers dürfte die erste Variante zu bevorzugen sein. Wirft man abschließend noch einen Blick auf das aus dem Arbeitsgebiet aus Grabkomple­ xen vorliegende Fundmaterial unter dem Aspekt einer daraus eventuell erschließbaren sozialen Differenzierung, so wird man aufgrund der Zerrissenheit der Befunde enttäuscht. Erhalten sind den Auffindungsumständen geschuldet naturgemäß in erster Linie auffällige Stücke, wie eben Waffen u. ä., einfach ausgestattete Gräber sind demzufolge kaum greif bar geblieben. Immerhin darf anhand des auswertbaren Bestandes konstatiert werden, dass während der gesamten Latènezeit eine entsprechende waffentragende Personengruppe vorhanden gewesen sein muss, die − im Falle der Stufe Lt A durch einen Siedlungsfund (Knauf eines Helmes vom Typ Berru vom Falkenberg bei Strettweg) − durch die Beigabe der Waffenausstattung in das Grab nachweisbar ist. Verstärkt ist dieser Umstand während der Mittellatènezeit belegbar, vereinzelt auch in der Stufe Lt D, wobei der bemerkenswerte Umstand hervorzuheben

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ist, dass zwei der vier bislang bekannt gewordenen Spätlatènegräber aus dem Gebiet der heutigen Steiermark waffenführende Kriegergräber darstellen, das erwähnte Grab aus Stangersdorf darf einer Frau zugerechnet werden, die wohl im direkten Umfeld der herrschenden Elite zu suchen sein wird. Religion und Kult − Heiligtümer und Opferplätze Im Gegensatz zur vorhergehenden Hallstattzeit begegnen in der Latènezeit, vor allem in ihrer späteren Phase während der letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderte, reiche Nachweise unterschiedlich praktizierter kultischer bzw. religiöser Handlungen und Aktivitäten, die sogar in eigens dafür architektonisch aufwendig gestalteten Anlagen bzw. Heiligtümern oder Kultplätzen durchgeführt worden zu sein scheinen. Das bislang am besten greif bare Beispiel dafür ist das ausgedehnte Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz, das überhaupt eines der größten bekannt gewordenen Heiligtümer im gesamten Bereich der keltischen Koiné darstellt.408 Selbst die wesentlich besser und zahlreicher erforschten Heiligtümer in Frankreich und Belgien, aber auch − um im östlichen mittelkeltischen Bereich zu bleiben − in Niederösterreich (Roseldorf ) erreichen nicht die Größe bzw. Ausdehnung des Frauenberger Heiligtums.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Das latènezeitliche Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz409 Von Georg Tiefengraber Der Frauenberg bei Leibnitz stellt nicht nur eines der bedeutendsten keltischen Siedlungsund Machtzentren der letzten beiden vorchristlichen Jahrhunderte in der mittleren Steiermark dar,410 mit dem auf den sog. Perl-/Stadläckern ausgegrabenen zugehörenden Kultplatz besitzt er auch eines der f lächenmäßig größten Heiligtümer im gesamten Verbreitungsgebiet der Latènekultur. Rund 30 Höhenmeter unterhalb des knapp 17 ha großen, spätestens in der Spätlatènezeit befestigten Kuppenbereiches des Frauenberges

befindet sich eine in ihrer heute überprägten Grundform annähernd trapezförmige, nach Osten zum Leibnitzer Feld hin spornartig vorgelagerte Hochterrasse mit einer Größe von rund 150 × 100 m. Unmittelbar nördlich dieser markanten Terrasse verlief ein von der Siedlung über den sog. Katzelsteig herabführender Altweg, der in weiterer Folge etwas nordöstlich von einem zur Siedlung gehörenden Gräberfeld begleitet wurde. Das Areal der „Perl-/Stadläcker“ wurde seit 1991 in unregelmäßigen Abständen durch

Die befestigte latènezeitliche Höhensiedlung auf dem Frauenberg bei Leibnitz mit den östlich vorgelagerten Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker „Perl-/Stadläckern“ (rot)

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Schematischer Übersichts­ plan des Heiligtums auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz mit Umfassungsgraben und spe­ ziellen Arealen der Innen­ bebauung bzw. -nutzung Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker

zahlreiche Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes mittlerweile fast vollständig untersucht, wobei anfangs spätantike Gräber und kaiserzeitliche Bebauungsreste den Schwerpunkt des Interesses bildeten. Erst 1996 und 1998 war es schließlich möglich, gezielte Untersuchungen am Umfassungsgraben des Heiligtums durchzuführen: Im Rahmen zweier Projekte des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) unter der Leitung von Bernhard Hebert konnten einerseits das Aussehen des Heiligtums selbst, andererseits auch einzelne funktionelle Bereiche und damit verbundene Aktivitäten rekonstruiert werden (Projektausführung durch den Verfasser und Christoph Grill). Die Ergebnisse können folgendermaßen zusammengefasst werden: Das Heiligtum bzw. das eigentliche, knapp 0,8 ha große Sakralareal (Temenos) war von einem durchschnittlich 5 m breiten, unterschiedlich tief erhaltenen Sohlgraben umgeben, der sich mit einem annähernd trapezförmigem Grundriss der Terrassenform anpasste und der an

der jeweils ca. 90 m langen Südwest-, Südost- und Nordostseite weitgehend parallel zu den Terrassenkanten verlief, während er an der schmal zusammenlaufenden, knapp 55 m langen Nordwestseite parallel zum ansteigenden Hang angelegt war. In der Mitte der Südwestseite befand sich eine über 10 m breite Unterbrechung des Grabens, wo eine hölzerne, aus Pfostengruben erschließbare Torkonstruktion den Eingang in das Heiligtum bildete. Trotz der erheblichen späteren Überbauungen war es punktuell nachweisbar, dass das Aushubmaterial aus dem Graben an der Außenseite zu einem leichten Wall aufgeworfen worden war, der wohl mit Palisaden versehen war und das Heiligtum mitsamt dem Graben zusätzlich einfasste. Im Inneren der dergestalt umschlossenen Fläche konnten an mehreren Stellen Funde und Befunde konstatiert werden, die spezifische Verwendungen in bestimmten Arealen des Heiligtums indizieren.

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So konnte annähernd in der Mitte des Nordostbereiches und in der Flucht des Einganges ein größerer, mehrphasiger Grubenkomplex erfasst werden, der primär kleinteilige Tierknochen- und Metallfunde lieferte, die sekundäre Verlagerungsspuren aufwiesen. Analog zu anderen Heiligtümern dürfte dieser Befund als eine Art „zentrale Opfergrube“ angesprochen werden, in der Opfergegenstände niedergelegt, später wieder ausgegraben sowie an anderer Stelle endgültig deponiert worden waren. Derartige – naturgemäß schwer nachweisbare – „Opfergruben“ stellen trotz ihrer bescheidenen Phänomenologie Kernelemente der im Heiligtum selbst durchgeführten Rituale dar. In zwei Bereichen innerhalb des Heiligtums konnten z. T. mehrphasige Gebäudereste konstatiert werden, hinter denen eine Art „Tempelbauten“ vermutet werden darf. Zum einen fand sich in der westlichen Ecke ein aus Pfostengruben erschließbares, zumindest zweiphasiges Gebäude, mit dem eine Reihe von rechteckigen Gruben assoziierbar ist, die überwiegend Pferde- und Wildtierknochen enthielten. Bemerkenswerter stellte sich ein im gegenüberliegenden Nordostbereich erfasstes Gebäude dar: Wiederum war der Grundriss desselben

anhand von Pfostengrubenstellungen erfassbar, auch war dieses ebenfalls wohl als „Tempel“ anzusprechende Objekt von Rechteckgruben umgeben. Von Bedeutung erscheint hierbei allerdings die Tatsache, dass dieses Gebäude am Fuße eines offenkundig noch bestehenden hallstattzeitlichen Hügelgrabes mit einem rekonstruierbaren Durchmesser von über 11 m angelegt worden war. Dieser Tumulus dürfte als eine Art „Heroon“ bzw. „Ahnengrab“ in einer nicht weiter nachvollziehbaren Art und Weise in das Kultgeschehen mit einbezogen worden sein, wie es zahlreiche Schweineknochen zu belegen vermögen, die anscheinend als Reste von Opferhandlungen oder -mahlzeiten auf den Hügel aufgeworfen worden waren und als kreisförmig umlaufende Knochenkonzentration noch dokumentiert werden konnten. Es stellt sich im Hinblick auf dieses Objekt in weiterer Folge die Frage, ob nicht überhaupt dieser Tumulus für die Errichtung des latènezeitlichen Heiligtums ausschlaggebend war und sich das Kultgeschehen vorwiegend auf dieses offensichtlich als solches erkannte alte Grab bezog. Ein anderer Aspekt wird hingegen durch die Befundsituation im Nordwestbereich des Heiligtums greif bar: Hier ließ sich ein Areal mit Haupttierknochenschicht im nordwestlichen Umfassungs­ graben des Heiligtums auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker

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Verbogene Lanzenspitze und Lanzenschuh aus dem Umfassungsgraben des Heiligtums auf den „Perl-/ Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker

mehreren rechteckigen und ovalen, einander teilweise überschneidenden Gruben eingrenzen, die in erster Linie fast ausschließlich Überreste bzw. „Speiseabfälle“ von Hausschweinen enthielten. Diese Gruben waren überwiegend in eine großf lächig erhaltene Schicht eingetieft, die ebenfalls reichlich mit Schweineknochen durchsetzt war und darüber hinaus zahlreiche Scherben von Trinkgefäßen enthielt. Man wird darin nicht fehlgehen, in diesem Areal eine Art „Bankettbereich“ vermuten zu dürfen, in dem kultische (?) Festmähler abgehalten wurden, wobei gerade die Rechteckgruben zur Entsorgung bzw. Deponierung der „Abfälle“ oder Opferanteile dienten. Die wichtigste und bei weitem fundreichste Quelle zur Rekonstruktion und der zeitlichen Veränderungen des Kultgeschehens sowie zur feinchronologischen Aufschlüsselung des Heiligtums selbst stellten die Verfüllschichten des Umfassungsgrabens (favissa) dar. Von den insgesamt neun Verfüllhorizonten lässt sich die älteste Phase nach Lt C2 datieren, der jüngste Horizont, der auch das Ende des Heiligtums in dieser Form markierte, wurde in (mittel-)

augusteischer Zeit eingebracht, wodurch eine Laufzeit der Deponierungen von Opfer- bzw. Opfermahlrückständen über einen Zeitraum von über 150 Jahren belegt wird. Die Zusammensetzung der Funde in den einzelnen Verfüllhorizonten spiegelt einstmalige Rituale im Inneren des Heiligtums wider, bei denen anfangs ein komplexes „blutiges“ Opferritual im Vordergrund stand, das sich an Hand von tausenden von selektierten Tierknochen (Rinderschulterblättern und Unterkiefern) greifen lässt. Nach und nach wurde dieses Opfer durch Speise- und Trankopfer ersetzt. In allen Horizonten sind Funde von Waffenteilen belegt, die ebenfalls im Laufe der Zeit nachlassen. Unzählige Bruchstücke von eisernen Schildbeschlägen gerade im Nordwestbereich der favissa können als Hinweis auf ausgestellte Trophäenwaffen o. ä. betrachtet werden, die schlussendlich ebenfalls im Graben deponiert wurden. Angriffswaffen, wie Schwert und Lanze, weisen einen beachtlich hohen Fragmentierungsgrad auf, der zu einem großen Teil zweifelsohne intentionell herbeigeführt wurde.

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Rinderschulterblätter mit Schnitt- und Kratzspuren aus dem Umfassungsgraben des Heiligtums auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker

Frühkaiserzeitliche Kera­ mik aus der Endphase des Heiligtums auf den „Perl-/ Stadläckern“ am Frauen­ berg bei Leibnitz Foto: BDA, Hans Georg Tropper

Die umfangreichen Tierknochenfunde, die besonders in den ältesten Verfüllhorizonten massive Lagen bildeten, lassen sich sowohl in einfache Speiseabfälle trennen, als auch in spezifische Skelettelemente (Schulterblätter und Unterkiefer), denen wohl gleichsam im Sinne einer pars-pro-toto-Gabe eine besondere Bedeutung zu Teil wurde. Dies wird auch durch eigentümliche und bislang nicht abschließend interpretierbare Kratz-, Ritz- und Schnittspu-

ren auf zahlreichen Rinderschulterblättern unterstrichen. Erwähnt werden muss auch eine Reihe von Menschenknochen, die vermutlich als Reste eines nicht weiter greif baren, mehrstufig-komplexen Bestattungsrituals zu betrachten sind, teilweise dürfte es sich aber auch aufgrund ihrer Nähe zu Pfostengruben um Bruchstücke von einstmals ausgestellten Trophäenschädeln handeln. Neben den Tierknochen stellen die

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Mittel- uns spätlatènezeitliche Bronzefibeln aus dem Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz Foto: BDA, Georg Tiefengraber

Keramikfunde die größte Fundgruppe aus dem Umfassungsgraben, aber auch aus dem Inneren des Heiligtums dar. Neben der Drehscheibenware und Graphittonkeramik begegnen hierbei auch spezifische einheimische Grobkeramik sowie vereinzelte bemalte Stücke. Daneben lassen sich aber auch Bruchstücke von importierten Gefäßen aussondern, bei denen es sich in erster Linie um Campana-Ware, frühe Terra Sigil­latta sowie Amphoren handelt; außerdem finden sich auch vereinzelt Importkeramikfunde aus anderen benachbarten Bereichen, wie etwa aus den skordiskischen Gebieten. Besonders hervorzuheben ist jedoch eine Reihe von Gefäßfragmenten, auf denen Reste von Ritzzeichen oder sogar -inschriften vorhanden sind. In einem Fall lassen sich eindeutig mehrere eingeritzte Buchstaben in venetischem Alphabet nachweisen. Diese Stücke, die z. T. bereits in das 2. Jh. v. Chr. datiert werden können, gehören somit immerhin zu den ältesten gesicherten Nachweisen eines vorrömischen Schrifttums im Südostalpenraum. Von besonderer Bedeutung sind in weiterer Folge auch die zahlreichen, großteils stratifizierten Gold- und Silbermünzfunde, wobei Tüpfelplattenbruchstücke sowie stempel-

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gleiche Kleinsilbermünzen eine „ostnorische“ bzw. tauriskische Münzprägung vor Ort bzw. am Frauenberg zu belegen vermögen. Innerhalb der einzelnen Verfüllhorizonte begegneten weiters zahlreiche Trachtbestandteile (Bronze- und Eisenfibeln, Gürtelhaken, Koppelringe, Gagatund Glasarmreife sowie -ringperlen, Gürtelkettenteile etc.), die zusammen mit den Importkeramikfunden eine sehr präzise feinchronologische Datierung ermöglichen. Sowohl die beachtliche Größe des Temenos als auch die spezifischen funktionellen Areale im Inneren lassen an eine über die alleinige Funktion als eine Art „Opferstätte“ hinausreichende Verwendung denken. Demzufolge vereinigt das Heiligtum vermutlich zusätzlich wohl auch die Funktionen eines Versammlungsplatzes mit eigenem (kultischem) Bankettbereich, eines Ortes zur Verehrung von „Heroen“ o. ä. an einem als solchen erkannten „Ahnengrab“, eines Platzes zur Deponierung und Zurschaustellung von Kriegsbeute (Waffen etc.), aber auch zur (Teil-)Bestattung einer bestimmten Personengruppe in einem vom üblichen deutlich abweichenden Ritus. Nicht auszuschließen ist abschließend auch die Möglichkeit, dass im Temenos selbst sogar Münzen geprägt wurden. Aufgrund der Größe dieser „multifunktionellen Kultanlage“ darf auch darüber spekuliert werden, ob diese in erster Linie für die am Frauenberg ansässige Bevölkerung konzipiert war oder ob sie nicht überhaupt eine Art „Stammesheiligtum“ darstellte. Auf jeden Fall handelt es sich bei dem Frauenberger Heiligtum – wie oben bereits erwähnt – um eines der größten bekannten keltischen Heiligtümer überhaupt. Sieht man von den mittlerweile schon sieben bekannten Heiligtümern am Sandberg bei Roseldorf in Niederösterreich ab, die chronologisch dem Frauenberger Heiligtum vorangehen, findet sich nicht nur in Österreich, sondern auch in den angrenzenden Gebieten nichts Vergleichbares.

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Neben diesem großen Heiligtum konnte auf dem Frauenberg bei Leibnitz noch ein zweites Areal erfasst werden, das als Rest eines Kultplatzes interpretiert worden ist. Dafür sollen nach Ansicht des Ausgräbers Stefan Groh Objekte sprechen, die im nordöstlichen Bereich der Gipfelkuppe des Frauenberges unmittelbar neben dem späteren römerzeitlichen Podiumstempel und direkt unterhalb eines als solchen angesprochen, frühkaiserzeitlichen gallo-römischen Umgangstempels erfasst werden konnten, der diese spätlatène­ zeitliche Kultkontinuität in nunmehr monu­ mentaler architektonischer Ausgestaltung fortführen würde. Sowohl der − schlussendlich nur mit wenigen Befunden belegbare − spätlatènezeitliche Kultplatz selbst als auch der

Umgangstempel sind in ihrer Interpretation und Ansprache nicht unumstritten geblieben. Eine Entscheidung darüber, ob es sich hierbei tatsächlich um spätlatènezeitliche Objekte kultisch-ritueller Intention und Nutzung handelt, oder ob an dieser prominenten Stelle innerhalb der befestigten zeitgleichen Höhensiedlung ein besser ausgestatteter Siedlungsbereich angeschnitten werden konnte, der auch römische Importfunde (Amphoren etc.) besaß, ist nach Meinung des Verfassers anhand der Befundlage kaum zu entscheiden. Nichtsdestotrotz sei dieser „Kultplatz“ an dieser Stelle angeführt, vermag er doch sehr klar die Schwierigkeiten bei einer begründeten Ansprache und Interpretation derartiger Befunde zu verdeutlichen.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz Von Bernhard Hebert Etwa in der Mitte des lang gestreckten Höhenzugs des Frauenbergs bei Leibnitz befindet sich auf dessen zweithöchster Kuppe eine etwa 1.600 m² große Verebnungsf läche. Hier fanden mehrfach archäologische Ausgrabungen statt, im Wesentlichen in den Jahren 1951/52 unter Walter Modrijan411 sowie in den Jahren 2002–2004 unter Stefan Groh und Helga Sedlmayer412. Unmittelbar an diese Grabungsf lächen schließt, wenig tiefer gelegen, der kaiserzeitliche Podiumstempel413 an, etwas abseits und noch tiefer befindet sich die seit dem 12. Jh. bezeugte Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt. Uns interessieren hier nicht die bis in die Kupferzeit414 zurückreichenden Siedlungsspuren auf den Grabungsf lächen, sondern jene hier ausschnitthaft freigelegten Strukturen, die als Überreste aufeinanderfolgender, unterschiedlich ausgestatteter Kultplätze gelten. Die Interpretation dieser Überreste hat mit der besonderen Schwierigkeit zu kämpfen, dass monumentale (Stein-) Architektur erst in den letzten, bereits kaiserzeitlichen Phasen auftritt, der Beginn kultischen Geschehens aber nur anhand von Kleinfunden (vor allem Keramik und Tierknochen) als – bewusst deponierten – Rückständen von Opferfesten415 festzumachen wäre. Die von Groh und Sedlmayer den frühen Perioden des Kultplatzes zugerechneten baulichen Strukturen, vor allem Pfostengruben von Holzbauten, erlauben aufgrund der kleinf lächigen und unvollständigen Ergrabung dagegen wohl kaum schlüssige Rekonstruktionen416 und erbringen für sich genommen jedenfalls keinen Nachweis für eine kultische Funktion des Platzes.

Die Frage, ab wann die archäologischen Befunde mit einiger Sicherheit diese kultische Funktion zu belegen im Stande sind, ist insofern von übergreifender Bedeutung, als damit eine auch im Platz des Heiligtums greif bare Kultkontinuität von der keltischen Latènezeit (zumindest der Periode Lt D2) in die Römerzeit gegeben wäre. Inwieweit diese Tradition aber zwingend eine genuin keltische sein muss, wäre zusätzlich zu hinterfragen, da der Nachweis der Kulttätigkeit in der ersten, wohl um 100 v. Chr. einsetzenden Periode des Frauenberger Heiligtums am ehesten durch kleinteilig zerschlagene und deponierte (Wein-) Amphoren417 zu erbringen ist, und diese sind naturgemäß mediterranes Importgut bzw. spiegeln den Erfolg des römischen Nordadria-Handels. Die Abhaltung dieser in diesen Amphoren und – weniger schlüssig – in Tierknochen belegten Kultmähler bedarf also des einigermaßen dauerhaften Kontaktes mit der römischen Welt und könnte demnach auch als erste Infiltration mediterraner Kultur (und mediterranen Kultgeschehens?) ins keltische Noricum und somit jedenfalls als eine der frühesten Akkulturationserscheinungen gesehen werden. Die darauf folgenden Perioden decken den Beginn der eigentlichen Römerzeit ab (augus­ teisch bis spättiberisch, also von etwa 25/10 v. Chr. bis in die Mitte des 1. Jhs. n. Chr.), die Fundspektren lassen sich allerdings nicht mit der wünschenswerten Deutlichkeit einem Kultgeschehen zuordnen, sodass eine durchgehende Kontinuität des Kultes, auch wenn man ihn in der ersten Periode mit ihren Amphorenscherbendeponien als belegt akzeptieren möchte, fraglich bleibt.

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Eine entscheidende Umgestaltung erfährt der Platz dann zur Zeit der Einrichtung der Provinz Noricum unter der Regierung des Kaisers Claudius nach der Mitte des 1. Jhs. n. Chr.: Man stellt auf die Kuppe des Frauenberges einen rechteckigen Bau von 7,4 x 8,7 m Größe mit 0,7 m breiten Bruchsteinmauern in Kalkmörtelbindung. Bei diesem Bau dürfte es sich um den allerersten Steinbau in der bis dahin ausschließlich Holzarchitektur kennenden Steiermark handeln; auch die damals bereits existierende Siedlung Flavia Solva in der Ebene zu Füßen des Frauenberges wies damals noch lediglich Holzbauten auf. Technik und Bauleute sind damit eindeutig mediterran-römisch, vom Auftraggeber oder den Auftraggebern ist das nicht so sicher, jedenfalls muss er oder müssen sie beste Beziehungen zur römischen Welt und zu deren Baugewerbe besessen haben. Der erste Steinbau am Frauenberg ist ohne Frage in engem Zusammenhang mit der Provinzeinrichtung zu sehen; er ist – zumindest technisch – ein sichtbares Zeichen der Zugehörigkeit der Region und des älteren Zentralortes Frauenberg zu Rom. Die Grabungen haben keinen Hinweis ergeben, wie hoch dieser Bau war, den man sich als „Cella“ eines Heiligtums überdacht denken wird. Der von den Ausgräbern (Groh und Sedlmayer) der Cella zugewiesene Lehmboden im Inneren und Feuerstellen im Außenbereich ergeben ein eigenartiges Bild eines einfachen Kultbaus, der bald, schon in f lavischer Zeit (also nach 70 n. Chr.), durch eine in eine Anplanierung gesetzte Umfassungsmauer im Abstand von 5,6 m zur Cella erweitert wird. Ob der damit entstandene, hier am Frauenberg im Vergleich mit ähnlichen Bauten extrem breite Umgang in Art eines „gallorömischen Umgangstempels“ überdacht war, ist unklar. Die Dachhaut müsste aufgrund des Fehlens von Dachziegeln jedenfalls aus organischem Material, die mittige Cella dann turmartig hochgezogen gewesen sein.

Die Cella wird mit dieser Umgestaltung zum Zentrum einer axialsymmetrischen Anlage, in deren – auch durch eine vermutliche Schwelle in der Ostwand der Cella angezeigten – Achse der Altar vor der Freitreppe des rechtwinklig dazu gesetzten späteren Podiumstempels418 zu liegen kommt. Dieser Altar ist für sich nicht datierbar. Da er vom Podiumstempel regelrecht ausgespart wird, könnte er die frühere, vielleicht überhaupt die früheste Kultstelle an diesem Platz darstellen. Es sei daran erinnert, dass eine Cella, ein Tempel, ein Deponierungsoder Bankettareal niemals als die eigentliche Kultstelle gelten darf; dies ist vielmehr der enge und meist auch unverrückbare Platz, an dem die sakrale Handlung stattzufinden hatte, eben der Altar im weiteren Sinne. Der die frührömische Cella mit ihrer späteren Umfassung und den kaiserzeitlichen Podiumstempel offenbar zu einem Komplex zusammenschließende ­A ltar lässt wohl auch auf einen kontinuierlich weitergeführten Kult schließen, der der Verehrung derselben Gottheit(en) geweiht war. Nach diesem Modell wäre also nicht nach einer/m anderen Kultinhaber/in für die frühere oder die spätere Anlage zu suchen. Die der beschriebenen Umfassungsmauer im Nordosten (nachträglich?) vorgesetzte Steinpackung mit einer Terrassierungsmauer kann als für den Bau des Podiumstempels notwendige Vorbereitungsmaßnahme gesehen werden. Die Ausgräber (Groh und Sedlmayer) gehen dennoch davon aus, dass die frührömische Cella mit der Umfassung aufgegeben wurde, d. h. baulich nicht mehr bestand, als der Podiumstempel fertig gestellt war. Das gesamte Gelände bleibt aber jedenfalls ein einheitlicher heiliger Bezirk, wie die zumindest im Norden die Geländekuppe begrenzende Temenos-Mauer anzuzeigen scheint. Diese ist für sich nicht datierbar, berücksichtigt aber den Podiumstempel und ist somit zumindest nicht älter als dieser.

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Frauenberg bei Leibnitz. Podiumstempel (rechts), Temenos-Mauer (oben) und Umfassungsmauer des frührömischen Heiligtums (links). Ergebnisse der Grabungen 1951–52 Nach: Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg Abb. 13 nach Modrijan

Zusammenfassend: Das Heiligtum auf der Kuppe des Frauenbergs bei Leibnitz bestand schon vor der Errichtung des Podiumstempels. Erste Kulthandlungen lassen sich um 100 v. Chr., also noch in der späten Latènezeit, anhand spezifischen Fundmaterials erschließen. Dabei handelt es sich um deponierte Überreste von Kultmählern, die allerdings nicht unbedingt (nur) der keltischen Welt zuzurechnen sind, da sie zu einem entscheidenden Teil der Importe aus dem Römischen Reich bedurften. Derartige Importe waren z. B. Amphoren als Transportbehältnisse zusammen mit dem bei den Kultfesten konsumierten Wein. Die Überreste allenfalls zugehöriger Holzbauten entziehen sich einer eindeutigen Interpretation. Eine durchgehende Kontinuität von Kulthandlun-

gen bis nach der Zeitenwende scheint materiell nicht nachweisbar. Gesicherte Kultbauten sind erst ab der Mitte des 1. Jhs. n. Chr., also in der frühen Römerzeit, belegt. Zuerst entsteht eine rechteckige Cella, vermutlich das früheste Bauwerk in der – ebenfalls aus der mediterranen Welt „importierten“ – Bruchstein-Kalkmörtel-Technik innerhalb der heutigen Steiermark. Wenig später wird eine Umfassungsmauer zugefügt, durch die ein breiter Umgang um die Cella entsteht. Ob die so entstandene bauliche Anlage damit zu einem „gallorömischen Umgangstempel“, einem in der früheren Römerzeit vor allem in keltischen Gebieten verbreiteten Kultbautypus, wurde, ist umstritten. Bei einem regulären gallorömischen Umgangstempel hätten wir eine

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Frauenberg bei Leibnitz. Cella und Umfassungsmauer des frührömischen Heiligtums (rechts) und neuzeitlich über­ bauter kaiserzeitlicher Podiumstempel (links) im Jahr 2004 Nach: Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg Abb. 183

Frauenberg bei Leibnitz. Cella, Umfassungsmauer und nordöstliche Terrassierungsmauer des frührömischen Hei­ ligtums. Befundübersicht der Grabungen 2002–2004 Nach: Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg Taf. 37

turmartig hochgezogene Cella und einen überdachten Umgang zu erwarten. In der Achse dieser Anlage liegt ein Altar, der mittig vor dem Eingang des später im rechten Winkel zu dieser Achse errichteten Podiumstempels sitzt. Dieser Altar ist offensichtlich für beide Bauten bestimmend und könnte die eigentliche und ursprüngliche Kultstelle des Frauenberges sein, auf die sich Deponierungsund Kultareale ebenso beziehen wie die frührömischen und kaiserzeitlichen Kultbauten. Inwieweit der frührömische Kultbau (Cella und Umfassungsmauer) neben dem Podiumstempel nach dessen Errichtung weiterhin bestehen blieb, ist unklar. Jedenfalls werden die Mauerzüge unseres frührömischen Kultbaus dann in der Spätantike419 in einen neuen Baukomplex miteinbezogen.

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Abgesehen von diesen Heiligtümern in der mittleren Steiermark lassen sich auch in der bereits inneralpinen Obersteiermark Beispiele für latènezeitliche Opfertätigkeiten beibringen, die wohl unterschiedlichen Intentionen folgten. So konnten einerseits im Zuge der Untersuchungen auf der Passhöhe des Sölkpasses konkrete Hinweise auf eine diachron und möglicherweise bereits seit der Kupferzeit belegbaren Nutzung dieses markanten Punktes als Opferplatz gewonnen werden, die − wie bereits erwähnt − in der Urnenfelderzeit zu einer architektonischen Ausgestaltung in Form eines kleinen Brandopferplatzes führte.420 Aus diesem Bereich stammt nun auch eine westkeltische Potin-Münze des gallischen Stammes der Senones, die bislang im gesamten Südostalpenraum ein „exotisches“ Einzelstück geblieben ist. Das Auftauchen einer derartigen Münze an dieser exponierten Stelle nahe der Passhöhe kann vermutlich am ehesten als eine Art Wegopfer als Dank für die günstige Überquerung des Sölkpasses gedeutet werden − so man nicht darin nur einen trivialen Verlustfund sehen möchte. Für ein Opfer spricht einerseits das schon davor immer wieder vollzogene Opfer an dieser Stelle, andererseits gerade auch die „Exotik“ der Münze selbst, die dadurch bereits einen herausstechenden Opfergegenstand darstellen würde (s. oben S. 628 mit Abb.). Eine zweite Fundstelle, für die der Verdacht der einstmaligen Existenz eines spätlatènezeitlichen Opfer- bzw. Kultplatzes geäußert wurde, befindet sich im exponierten Gipfelbereich des Burgstalls bei Pürgg im Ennstal.421 Der Burgstall stellt dabei eine markant in das Grimmingbachtal hineinragende Felsklippe dar, die dem Grimming direkt gegenüber liegt und an seiner Süd- und Westseite faktisch sturmfreie Felswände besitzt. Von Norden und Osten her ist der Burgstall von der Hochebene rund um Pürgg einigermaßen gut erreichbar. Hervorragend ist der Panoramablick vom Gip-

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fel des Burgstall aus, der insbesondere einen beeindruckenden Anblick des Grimmings ermöglicht. Die annähernd in West-Ost-Richtung orientierte Felskuppe des Burgstalls weist am Westende ihre höchste Stelle auf, die sich rund 250 m über den darunter liegenden Talboden erhebt. Durch einen heute noch gut erkennbaren Wall bzw. eigentlich eine spätrömische Mauer wird ein etwa 200 m langer und an der breitesten Stelle keine 50 m breiter Bereich des Burgstalls an der Ost- und Nordostseite künstlich abgegrenzt. Östlich anschließende und etwas tiefer außerhalb der Befestigung gelegene Terrassen und ein Abschnittswall deuten darauf hin, dass die ursprünglich bzw. vorrömisch besiedelte Fläche etwas ausgedehnter war. Wichtig ist an dieser Stelle jedoch in erster Linie die exponierte und auch nach Osten hin abgesetzte Gipfelkuppe sowie eine südöstlich anschließende, leicht eingeebnete Fläche, von der eine beachtliche Menge an spätlatènezeitlichen Metallfunden in verstreuter Lage bekannt geworden ist, die in ihrer Zusammensetzung aus dem „gewöhnlichen“ Rahmen fällt. Spätlatènezeitliche Keramikfunde, die aus dem gesamten Bereich des Burgstalles vorliegen, weisen auf jeden Fall darauf hin, dass diese markante Höhe auch zu Siedlungszwecken genutzt wurde, doch indiziert die Verteilung der Metallfunde eine spezifische andere Nutzung des wohl prominentesten Bereiches der Kuppe. Wichtig ist hierbei einerseits die Beobachtung, dass die zumeist nur kleinteilig erhaltenen Metallartefakte deutliche Manipulations- und oftmals auch Brandspuren aufweisen. Darüber hinaus konnten aus dem Bereich der größten Metallfundkonzentration auch Reste von kalzinierten Tierknochen sowie Holzkohle aufgelesen werden, die mit diesen Funden im Zusammenhang zu bringen sein dürften. An Metallfunden kann zuerst eine Reihe von Waffenbruchstücken erwähnt werden, wie etwa ein fast vollständig erhaltener Rundschildbuckel,

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Plan des Burgstalls bei Pürgg mit Verteilung der latènezeitlichen Funde Nach: Tiefengraber, Burgstall bei Pürgg

eine eiserne, verbogene Schildfessel, ein eiserner Schwertscheidenbeschlag sowie möglicherweise ein Bruchstück eines Bronzehelmes, doch könnte es sich dabei auch um ein Felgenklammerfragment handeln, zumal auch Wagenteile nachweisbar sind. Anzuführen sind

hierbei ein Bruchstück (Mittelstift) eines bronzenen Führungsringes vom Typ Hoppstätten sowie ein eiserner Ösenstift. Die größte Gruppe der Metallfunde stellen jedoch (modifizierte) Bruchstücke von Bronzegefäßen dar, die von einem oder vielleicht

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Rundschildbuckel vom Burgstall bei Pürgg Foto: BDA, Hans Georg Tropper

zwei Henkelbechern vom Typ Idrija, von zwei Pfannen vom Typ Aylesford sowie zwei weiteren Pfannen vom Typ Dühren/Moosburg und schließlich vermutlich von einem Eimer vom Östlandtyp stammen. All diese Bronzegefäße sind auf jeden Fall in die Spätlatène-

zeit zu stellen, wobei für die meisten Gefäße eine Datierung nach Lt D1 evident sein dürfte. Daneben begegnen auch noch Trachtbestandteile, wie etwa eine rechteckige bronzene Gürtelschließe, ein bronzener Knotenring, der auch als Amulett gedient haben könnte, sowie eine Reihe von Ziernieten, für die vielfältige Verwendungen denkbar sind. Unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des Fundkomplexes, der Manipulations- und Modifikationsspuren sowie der topographischen Lage und der Verteilung der Funde wurde im Jahr 2006 vom Verfasser zusammenfassend folgende Interpretation des überaus komplexen Befundes vorgeschlagen: „Auf der Gipfelkuppe des Pürgger Burgstalles befand sich ein weder befundmäßig noch hinsichtlich seines Aussehens bzw. seiner Architektonik näher greif barer latènezeitlicher ,Opferplatz‘, der an zwei Stellen größere Konzentrationen von

Auswahl an Waffen-, Wagen- und Bronzegefäßfunden vom Burgstall bei Pürgg Nach: Tiefengraber, Burgstall bei Pürgg

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Metallfunden enthielt. Ob sich diese bei ihrer Auffindung noch in ihrer ursprünglichen Lage befanden oder durch spätkaiserzeitliche Aktivitäten verstreut wurden, lässt sich nicht feststellen. Abgesehen von Trachtbestandteilen bzw. Schmuck und Amuletten liegen sämtliche Funde nur als Bruchstücke vor, die in der Regel einer nachträglichen Feuereinwirkung ausgesetzt waren. Dabei handelt es sich größtenteils um importierte Bronzegefäße, die in ihrer typenmäßigen Zusammensetzung noch regelrechte Geschirrsätze erkennen lassen, um wenige Waffen- und Rüstungsteile, um Wagenbestandteile, um Tongeschirr und um verbrannte Tierknochen. Ein Großteil dieser Funde dürfte mit Kultmahlzeiten − oder auch Libationsopfern − in Verbindung zu bringen sein, wobei der genaue Platz, an dem diese ,Gelage‘ stattfanden, nicht bekannt ist. Es wäre zwar durchaus denkbar und nahe liegend, dass diese Mahlzeiten vor Ort […] abgehalten wurden, doch ist dies zum momentanen Zeitpunkt nicht belegbar. […] Neben den Funden, die den erwähnten Kultmahlzeiten zuzuordnen sind, liegen Metallfunde vor, die am ehesten in das Umfeld von ‚Trophäen‘ gestellt werden können, wie beispielsweise Waffen-, Rüstungsund Wagenteile, an denen sich aber ebenfalls eine mit Konsequenz verfolgte pars-pro-totoDeponierungs- bzw. Opfersitte erkennen lässt, die wiederum mit einer darauffolgenden Feuereinwirkung verbunden ist. Trachtbestandteile bzw. Schmuck und Amulette werden konträr dazu unbeschädigt niedergelegt, auch lässt sich bei diesen Stücken keine Beschädigung durch Feuer feststellen. Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte kann de facto momentan nicht entschieden werden, ob es sich bei dem ‚Opferplatz‘ auf dem Pürgger Burgstall um einen Bereich handelt, der mit kultischen Aktivitäten im Sinne von Kultmahlzeiten etc. in Verbindung zu bringen ist, oder ob der Platz lediglich zur Deponierung bereits modifizierter Opfergaben

verwendet wurde. Dies ist gleichbedeutend mit der Frage, ob das Fundmaterial den direkten Niederschlag von entsprechenden Mahlen an dieser Stelle darstellt oder ob die Funde erst an diesen Ort zur Deponierung oder Aufstellung gebracht wurden. Auch eine Vermischung beider Varianten ist nicht auszuschließen.“422 Abschließend darf in Hinblick auf diese unterschiedlichen, als solche interpretierten Arten kultisch-ritueller Aktivitäten darauf hingewiesen werden, dass es sich dabei in jedem einzelnen Fall um überaus komplexe, mitunter aus heutiger Sicht sogar paradoxe Vorgänge gehandelt hat oder haben kann, deren Rekonstruktion gehörige Schwierigkeiten bereitet, und dass dabei permanent die Gefahr besteht, eigene Vorstellungen in die überlieferte Fundund Befundgrundlage zu projizieren. Gerade bei der Beschäftigung mit entsprechenden Relikten kultischer Intentionen ist dementsprechend jedes Mal größte Vorsicht vor einer abschließenden Beurteilung zu empfehlen, in den meisten Fällen scheint es überhaupt angebracht zu sein, in der Formulierung der Interpretation den Konjunktiv bloß nicht zu verlassen. Münzwesen Kurz nach der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. lässt sich im Südostalpenraum erstmals eine eigenständige Ausprägung von Münzen nachweisen, die im Vergleich mit anderen Gebieten innerhalb der keltischen Koiné, in denen die Münzprägung schon im 3. Jh. v. Chr. belegbar ist, erst mit relativ großer Verzögerung einsetzt.423 Das Auf kommen einer eigenen keltischen Münzprägung und einer damit verbundenen monetären Wirtschaftsweise kann in erster Linie darauf zurückgeführt werden, dass sich einzelne keltische Krieger oder ganze Truppenkontingente im Süden Europas als Söldner verdingten, wo offenkundig ab dem 4. Jh. v. Chr. eine verstärkte Nachfrage nach kampferprobtem

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Kriegsvolk gegeben war, insbesondere auf der südlichen Balkanhalbinsel. Nach der Rückkehr dieser Personen bzw. Verbände in ihre Heimat wurde nach den Vorbildern der als Sold erhaltenen Münzen eine eigene Münzprägung begonnen, die schon sehr schnell eigentümliche Züge annahm, was zuerst auf die Abnützung und das dadurch bedingte Nachschneiden der Münzstempel zurückzuführen war, in weiterer Folge entwickelte sich daraus ein eigenständiges Formen- und Motivrepertoire. Auf dem Gebiet des nachmaligen „Regnum Noricum“ ist ab etwa 130 v. Chr. eine eigenständige „norische“ Münzprägung belegbar, die grundsätzlich dem mittelkeltischen Prägebereich zuzuweisen ist und die sich trotz ihrer engen Verwandtschaft grundsätzlich in zwei klar differenzierbare Gruppen unterteilen lässt, die in der einschlägigen Numismatik als „westnorische“ und nunmehr norische sowie „ostnorische“ bzw. nun tauriskische Prägung bezeichnet werden. Als Vorbilder beider Prägegruppen gelten griechische Tetradrachmen, die auf dem Avers (= Vorderseite) einen Zeus- oder Apollokopf und auf dem Revers (= Rückseite) einen Reiter tragen. Ausgemünzt werden sowohl Großsilbermünzen, die nach dem griechischen Vorbild als Tetradrachmen angesprochen werden, sowie Kleinsilbermünzen (Obole). Der grundlegende Unterschied zwischen den beiden Prägegruppen besteht darin, dass auf den Reversen der norischen Tetradrachmen Reiter dargestellt sind, während auf den entsprechenden tauriskischen Prägungen nur Pferde zu finden sind. Auf dem Avers sind jeweils Kopfdarstellungen abgebildet. Die norischen Tetradrachmen weisen darüber hinaus in ihrem Revers Legenden auf, die zuerst in venetischer Schrift gehalten sind (z. B. BOIO, CAVA oder VOCC), später in lateinischem Alphabet (z. B. COPPOV bzw. COPPO oder TINCO, ADNAMAT etc.). Diese werden als Namensnennung der jeweiligen Münzherren

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betrachtet, wobei deren tatsächliche Stellung (Fürst, König oder rex bzw. regulus) unklar bleibt. Auf tauriskischen Tetradrachmen fehlen hingegen Legenden weitgehend. Das Bild der Verbreitung dieser beiden Prägungen hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten aufgrund der intensivierten Feldforschung deutlich verändert: Während sich die norische Prägung − in ihrer frühen Prägephase bis etwa in die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. − auf den Bereich des heutigen Kärnten, Teile Nordwest­ sloweniens und der westlichen Obersteiermark beschränkte, begegneten tauriskische Prägungen primär in Zentral- und Ostslowenien sowie in Teilen Nordwestkroatiens, nur vereinzelte Stücke waren auch aus der heutigen Steiermark bekannt geworden. Die Verteilung der Münzen entsprach damit sehr gut den durch die wenigen, an sich ja eher sehr bescheidenen und kaum konkreten historischen Quellen angedeuteten Vorstellungen von der Ausdehnung des norischen und tauriskischen Stammesgebietes, wobei man sich heute des Eindrucks nicht erwehren kann, dass nationalstaatlich begrenzte Sichtweisen (Noriker = Kärnten und Steiermark bzw. Österreich, Taurisker = Slowenien) zu dieser Interpretation wesentlich beigetragen haben. Ein erheblicher Zuwachs an keltischen Münzfunden ist nun seit dem Jahr 1995 im Gebiet der heutigen Steiermark zu registrieren, wobei vor allem die zahlreichen Münzfunde aus dem keltischen Heiligtum auf den Frauen­ berger „Perl-/Stadläckern“ anzuführen sind, aus dem alleine 28 Münzen vorliegen. Durch diese Neufunde wurde sehr klar deutlich, dass auch der größte Bereich der mittleren Steiermark offenkundig zum Verbreitungsgebiet der tauriskischen Prägungen gehörte. Erst ab der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. werden tauriskische Münzen in diesem Gebiet weitestgehend von den (jüngeren) norischen Prägungen überlagert bzw. vielmehr verdrängt.

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Auswahl an keltischen Mün­ zen aus dem Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz Nach: Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark

Möchte man nun weiterhin an der Annahme festhalten, dass mit diesen beiden Prägegruppen gleichzeitig auch die Territorien der norischen und tauriskischen Stämme beschrieben werden können, so bedeutet dies konkret, dass die mittlere Steiermark zumindest bis in die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. tauriskisches Stammesgebiet darstellt. Auf diesen Punkt wird in der Schlussbetrachtung noch einmal einzugehen sein. Der bis zum Jahr 2006 erfasste keltische Münzbestand aus dem Gebiet der heutigen Steiermark wurde von Ursula Schachinger im Rahmen ihrer Habilitation aufgenommen, ausgewertet und schließlich publiziert, sodass auf diese Ergebnisse zurückgegriffen werden kann. Insgesamt lag zu diesem Zeitpunkt die

im Vergleich mit den benachbarten slowenischen Gebieten geringe Zahl von 66 keltischen Münzen aus der Steiermark vor, mittlerweile hat sich die Anzahl leicht erhöht, doch stammt die Mehrzahl aus unautorisierten und in ihrer Glaubwürdigkeit schlichtweg nicht zu beurteilenden Sondengängeraktivitäten, sodass sie hier nicht weiter berücksichtigt werden. Die Mehrzahl der keltischen Münzen stammt erwartungsgemäß aus der mittleren Steiermark, insbesondere aus dem Bereich rund um Leibnitz mit dem Frauenberg und dem Bubenberg bei Spielfeld als dominante Höhensiedlungen bzw. Zentren. Von den insgesamt 66 Münzen ist lediglich eine der westkeltischen Prägegruppe zuzuwei-

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Drittelstater vom Athena-Alkis-Typ aus dem Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker

sen, bei acht Stück handelt es sich um Ostkelten, die überwiegende Masse ist als mittelkeltisches Münzmaterial anzusprechen. Bei der einzigen westkeltischen Prägung handelt es sich um eine Potinmünze des gallischen Stammes der Senones, die als Vorform des „Strubbelkopf “-Typs anzusprechen ist und die aus dem Bereich der Passhöhe des Sölkpasses stammt (siehe oben S.  628 mit Abb.).424 In Hinblick auf das dort nachweisbare diachrone Kult- bzw. Opfergeschehen darf auch bei dieser Münze vermutet werden, dass sie als eine Art Wegopfer o. ä. an diesem markanten Punkt deponiert wurde. Von den acht ostkeltischen Münztypen sind fünf Stück als Velemer-Prägungen zu bestimmen, die über die mittlere Steiermark streuen (z. B. Ringkogel, Riegersburg, Dietenberg, Bubenberg und Frauenberg); ein Denar aus Flavia Solva/Wagna ist eine Prägung der im Gebiet um das heutige Budapest lokalisierten Eravisker, der allerdings erst ab augusteischer Zeit datiert werden kann.425 Der mittelkeltischen Prägung sind insgesamt 54 Münzen zuzurechnen, wobei 38 den

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Tauriskern und zehn den Norikern zugeordnet werden können, bei sechs Stück handelt es sich um boische Goldprägungen. Letztere werden vermutlich über das niederösterreichische Voralpengebiet und das mittlere Burgenland in die heutige Steiermark und auch weiter nach Slowenien gelangt sein. Ein Drittelstater vom Athena-Alkis-Typ ist beispielsweise als Neufund aus dem Frauenberger Heiligtum bekannt geworden, ein Stater stammt vom Platschberg westlich oberhalb von Spielfeld und insgesamt fünf sog. Muschelstatere sind vom Seggauberg bzw. Frauenberg (zwei Stück), aus Gleisdorf und aus Frohnleiten bekannt geworden. Weiters lässt sich noch ein als Altfund vorliegendes „Regenbogenschüsselchen“ anführen, das aus dem Umfeld von Graz stammen soll.426 Tauriskische Münzprägungen stellen die bei weitem häufigste Gruppe keltischer Münzfunde in der heutigen Steiermark dar, fast drei Viertel aller Münzen sind tauriskischen Typen zuzuweisen und hier vor allem relativchronologisch älteren und mittleren Prägungen. So lassen sich insgesamt neun Münzen vom Augentyp, je fünf vom Brezelohr- und TI-Typ sowie von Karlsteiner Art anführen, daneben begegnen vier Münzen vom Typ Varaždin, eine davon in Gold, drei Prägungen vom sog. Verschwommenen Typ sowie je ein Exemplar vom Typ Đjurđevac und Samobor sowie vom Gesichtstyp und vom sog. Unscharfen Typ.427 Wichtig ist vor allem die Beobachtung, dass aus dem Bereich des Frauenberger Heiligtums drei stempelidente Kleinsilbermünzen bzw. Obole vom Augentyp vorliegen, die möglicherweise mit ebendort gefundenen tönernen Tüpfelplattenbruchstücken in Zusammenhang zu bringen sein könnten und einen indirekten Hinweis auf eine lokale tauriskische Münzprägung auf dem Frauenberg geben könnten. Ohne den Fund eines entsprechenden Prägestempels ist diese Annahme naturgemäß nur schwer konkret belegbar, nichtsdestotrotz unterstreichen diese

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Typ auf dem Kirchbichl bei Rattenberg nahe Fohnsdorf.428 Zu ergänzen wäre noch eine im oberen Koppental bei Bad Aussee geborgene Tetradrachme vom sog. Kugelreitertyp.429 Die norischen Kleinsilbermünzen sind allesamt als Gurina-Typen zu bestimmen, die auf einer Seite ein Winkelkreuz aufweisen und die primär der jüngeren norischen Prägephase zuzurechnen sind, die noch kurz vor der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. eingesetzt haben dürfte. Wie bereits erwähnt, verdrängten etwa zur selben Zeit norische Prägungen die tauriskischen Münzen weitestgehend aus der mittleren Steiermark − ein Phänomen, auf das ebenfalls in der Schlussbetrachtung noch einzugehen sein wird. Abschließend darf noch erwähnt werden, dass Günther Dembski zu Folge die Ausprägung von Tetradrachmen „noch vor der mehr oder weniger friedlichen Besetzung Noricums durch die Römer (= 15 v. Chr.)“ auf hört, während die Kleinnominale noch bis in claudische Zeit (41−54 n. Chr.) neben den römischen Prägungen in Umlauf gewesen sein dürften.430 Inschriften

Zwei Tüpfelplattenbruchstücke aus dem Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Foto: Daniel Modl Leibnitz

Funde die herausragende Stellung des Frauenberges in der 2. Hälfte des 2. Jhs. und in der 1. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. in der mittleren Steiermark. Bei den insgesamt zehn norischen Prägungen handelt es sich um zwei Tetradrachmen sowie acht Obole bzw. Kleinsilbermünzen. Eine allerdings subaerate Tetradrachme vom TINCO-Typ wurde 1994 im Frauenberger Heiligtum angetroffen, im Jahr 2002 gelang der Fund einer Tetradrachme vom COPPO-

Im Zuge der Bearbeitung und Auswertung der Funde und Befunde aus dem schon mehrfach erwähnten keltischen Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz konnte bei der eingehenden Durchsicht der umfangreichen Bestände an Gefäßkeramikbruchstücken eine Reihe von Scherben ausgesondert werden, auf denen nachträglich angebrachte Ritzzeichen in unterschiedlichster Ausführung festzustellen waren. In erster Linie handelte es sich dabei um verschiedenste einfache Ritzzeichen, etwa in Form von einfachen senkrechten bzw. schrägen oder sich überkreuzenden Ritzlinien, bei denen offen bleiben muss, ob es sich um simple Markierungen oder um buchstabenähnliche Zeichen handelt. Die sich überkreuzenden Einritzungen könnten

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demzufolge als „T“ zu lesen sein, einfache senkrechte Ritzlinien als „E“, doch lässt sich daraus keinesfalls der Sinn und Zweck der Zeichen erschließen. Ob diese Zeichen den Inhalt der Gefäße oder dessen Gewicht etc. angaben, oder ob sie als Töpfer- oder Besitzermarke zu deuten sein könnten, bleibt schlussendlich offen. Dass es sich zumindest bei einem Teil dieser Ritzzeichen tatsächlich um Buchstaben handelt, vermag ein außergewöhnliches Gefäßbruchstück aus dem Umfassungsgraben des erwähnten Frauenberger Heiligtums treff lich zu belegen: In ein größeres Randbruchstück einer auf der Drehscheibe hergestellten Tonne aus feingemagertem grauem Ton wurde nachträglich eine Inschrift eingeritzt, von der zwei Zeichen bzw. Buchstaben noch erhalten sind.431 Die Inschrift setzte sich ursprünglich nach links weiter fort, doch ist dieser Teil weggebrochen und konnte auch nach erneuter eingehender Durchsicht des relevanten Keramikfundmaterials nicht gefunden werden. Bei den beiden mit einem scharf kantigen Werkzeug fein eingeritzten Zeichen handelt es sich um zwei unmittelbar nebeneinander platzierte Buchstaben in norditalischem bzw. venetischem Alphabet, wobei der linke Buchstabe als „A“ gelesen werden kann, der rechte, der gleichzeitig auch das „Wortende“ markiert und durch zwei hochgestellte, kurze senkrechte Abteilungsstriche vom vorhergehenden Buchstaben getrennt wird, wird als „U“ zu lesen sein.432 Es ergibt sich dadurch die Wortendung ]AU, die in dieser Form im bekannten venetischen Sprachschatz nicht belegbar ist, sodass die mittels der Inschrift festgehaltene Sprache wohl einem anderen, vorerst nicht mit Sicherheit bestimmbaren Idiom („keltisch“?) zuzuweisen ist. Es wäre durchaus denkbar, dass es sich dabei um eine Dativ-Endung eines nicht weiter fassbaren Wortes bzw. Namens handeln könnte. Schlussendlich kann aber aufgrund der doch nur marginalen Erhaltung der Inschrift lediglich darüber spekuliert

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Gefäßbruchstück mit zwei Ritzzeichen in norditalischem bzw. venetischem Alphabet aus dem Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ auf dem Frauenberg bei Leibnitz Nach: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker

werden, ob es sich hierbei tatsächlich um einen Dativ handelt, der dann in weiterer Folge eine Art Weihinschrift indizieren könnte. Berücksichtigt man den Auffindungskontext, so ist diese Interpretationshypothese nicht gänzlich auszuschließen. Mittlerweile ist vom Frauenberg ein weiteres Gefäßbruchstück mit nachträglich angebrachter Ritzinschrift bekannt geworden, das aus dem Bereich der latènezeitlichen Siedlung im Gipfelbereich vorliegt, jedoch bislang unpubliziert geblieben ist. Es handelt sich in diesem Fall um ein Randbruchstück einer grautonigen scheibengedrehten Flasche, in deren Halskehle drei mit einem spitzen Gegenstand nachträglich eingeritzte Zeichen erkennbar sind, wobei sich die Zeichenkombination auf beiden leider weggebrochenen Seiten fortsetzte. Bei diesen drei Ritzzeichen, die wiederum als Buchstaben in norditalischer bzw. venetischer Schrift anzusprechen sein dürften, handelt es sich (von links nach rechts betrachtet) um ein annähernd dreieickiges, leicht schräg gesetztes Zeichen sowie zwei X-förmige überkreuzte Ritzzeichen, von denen das dritte bzw. äußerst rechte teilweise weggebrochen ist. Vorbehaltlich der In-

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terpretation durch einen Epigraphiker darf eine Lesung der drei Zeichen als ]ATT[ vorgeschlagen werden, die jedoch erst einer einschlägigen Überprüfung unterzogen werden muss. Auf jeden Fall zeichnet sich mittlerweile ab, dass die Verwendung des norditalischen bzw. venetischen Alphabets im Arbeitsgebiet − nach Ausweis des erstgenannten stratifizierten und in die Stufe Lt D1 zu stellenden Fundes − spätestens ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. belegbar ist, wobei unklar bleibt, welchem Idiom die damit geschriebene Sprache angehört. Die erste Ritzinschrift vom Frauenberg deutet an, dass es sich zumindest eher nicht um venetische Sprache gehandelt haben wird. In diesem Zusammenhang darf auch darauf hingewiesen werden, dass sich in demselben Zeitraum auf „westnorischen“ bzw. norischen Tetradrachmen ebenfalls Münzlegenden bzw. eigentlich verkürzte Namen in venetischem Alphabet finden. Es darf demzufolge derzeit darüber spekuliert werden, ob nicht (zumindest) während der gesamten jüngeren Eisenzeit bis an den Beginn des 1. Jhs. v. Chr. – zu dieser Zeit lösen den norischen Münzlegenden zu Folge lateinische Buchstaben venetische Schriftzeichen ab – die Verwendung des norditalischen bzw. venetischen Alphabets im Südostalpenraum eine durchaus geläufige Erscheinung darstellte, deren Überlieferung wegen der ungünstigen Erhaltungsbedingungen für die meisten Schriftträger jedoch weiterhin äußerst spärlich bleibt. Schlussendlich darf in diesem Zusammenhang noch auf den berühmten Bronzehelmdepotfund aus Ženjak/Schöniak bei Negova/Negau im heutigen Nordostslowenien hingewiesen werden, auf dem sich ebenfalls Inschriften in norditalischem bzw. venetischem Alphabet finden, wobei die Datierung der Niederlegung dieser Helme und des Zeitpunktes der Anbringung der Inschriften weiterhin kontrovers beurteilt wird.433

Kulturelle Beziehungen Wie in den vorhergehenden Absätzen dargestellt, präsentieren sich das aus der heutigen Steiermark vorliegende Fundmaterial und auch spezifische Befundtypen als gut in das hinlänglich bekannte einschlägige Spektrum latènezeitlicher Sachkultur und anderer Erscheinungen und Errungenschaften eingebettet. Wenngleich die Material- und Befundlage in einzelnen Abschnitten der „steirischen“ Latènezeit als mehr als dürftig zu bezeichnen ist, so kann trotzdem auch in diesen Stufen die Zugehörigkeit zur keltischen Koiné bzw. zur Latènekultur per se auf den ersten Blick erkannt werden. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass der schlechte Forschungsstand das Bild einfach stark verzerrt. Anhand der überlieferten Fundgegenstände, allen voran der Gefäßkeramik, aber auch der Münzen und spezifischer Metallgegenstände, lassen sich gewisse überregionale Kontakte und Beziehungen herauslesen. So wurde bereits oben auf die boischen Goldmünzen hingewiesen, die wohl als Hinweis oder Niederschlag auf entsprechende Kontakte entlang der „Bernsteinstraße“ durch das Gebiet des mittleren Burgenlandes und das niederösterreichische Voralpengebiet in den Bereich nördlich der Donau aufzufassen sind. Ebenfalls anhand der Münzen, in diesem Fall des Velemer-Typs, sind Kontakte in den westungarischen Bereich nachzuvollziehen. In dieses Gebiet deutet weiters auch die bronzene Gürtelkette aus dem (rekonstruierten bzw. postulierten) Lt D-zeitlichen Frauengrab aus Rohr. Bemerkenswerterweise lassen sich anhand der Münzen am Ende des 2. und in der 1. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. nur sporadische Verbindungen der mittleren Steiermark nach Westen hin in norisches Gebiet bzw. nach Kärnten und in Teile der Obersteiermark belegen. Betrachtet man die Gefäßkeramik, so finden sich im „steirischen“ Fundus vereinzelt

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Fremdformen: So liegt aus dem Frauenberger Heiligtum noch unpublizierte einglättverzierte Keramik vor, die ihre engsten Vergleiche im ostslawonischen bzw. schon skordiskischen Bereich findet. Ebenfalls unpubliziert geblieben sind Keramikfunde aus der Oststeiermark (Königsberg bei Tieschen und Riegersburg), die hinsichtlich ihrer Form und Faktur exakt derjenigen Gefäßkeramik entsprechen, wie sie mittlerweile aus mehreren Fundorten entlang der Linie (von Nord nach Südost) Szomba­ thely − Murska Sobota − Varaždin bekannt geworden ist und die teilweise radiokarbondatiert in die letzten Jahrzehnte vor der Zeitenwende zu setzen ist. Diese Keramik ist nun ebenfalls bemerkenswerterweise skordiskischer Keramik problemlos an die Seite zu stellen und weicht merklich vom vorhergehenden Formen-, Faktur- und Verzierungsrepertoire ab. Auf diese Funde wird abschließend noch einmal zurückzukommen sein. Ab dem frühen 1. Jh. v. Chr. begegnen auch erste römische Importfunde (Amphoren bzw. Wein und Tafelgeschirr bzw. sog. Campanische Ware), die entweder über das norische Gebiet Kärntens bezogen wurden − hier wären wohl die Gurina im Gailtal und eventuell die Gracarca am Klopeinersee als Umschlagplätze anzunehmen − , oder vielleicht eher über den zentralslowenischen (tauriskischen) Bereich, wo sich möglicherweise im Umfeld des späteren Emona (Ljubljana/ Laibach) ein weiterer Handelsplatz befunden haben dürfte. In den letzten Jahrzehnten dürfte der „Italienhandel“ schließlich weitestgehend über den neu errichteten Handelsstützpunkt auf dem Kärntner Magdalensberg abgewickelt worden sein, wodurch die „steirische“ Gefäßkeramik auch von „norischem“ bzw. „Kärntner“ Formengut inspiriert wird, was bislang allerdings primär in west- und obersteirischen Fundorten greif bar wird. Als kulturelle Beeinf lussung kann schließlich auch die Übernahme zuerst des norditali-

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schen bzw. venetischen und dann des lateinischen Alphabets im Südostalpenraum gewertet werden. Dasselbe gilt auch für die − eigentlich über Umwege stattfindende indirekte − Übernahme des Münzwesens. Absolutchronologie Der insgesamt und im Vergleich zu den benachbarten Gebieten bescheidene latènezeitliche Materialbestand und auch Forschungsstand bringt mit sich, dass auch der Beitrag der Steiermark zur Absolutchronologie der Latènezeit äußerst gering ausfällt. So liegen bislang erst zwei Radiokarbondaten vor, von denen eines für das oben erwähnte Kriegergrab aus Rassach erhoben wurde, ein zweites für den Lethkogel bei Stainz. Die Radiokarbon-Datierung des Grabes unter Tumulus 1 in Rassach wurde anhand einer Haselnussschale durchgeführt, die ein kalibriertes Datum von 110 v. Chr. bis 70 n. Chr. (bei 2Σ und mit 95% Wahrscheinlichkeit) bzw. 50 v. bis 30 n. Chr. (bei 1Σ und mit 68% Wahrscheinlichkeit) ergab und somit der archäologischen Datierung in augusteische Zeit bzw. in die Stufe Mokronog IIIb oder LT D2b nicht widerspricht.434 Das zweite latènezeitliche Radiokarbondatum wurde im Jahr 1996 aus einer Holzkohlenprobe aus dem Bereich des in den Jahren 2003−2006 gezielt untersuchten Walls auf dem Lethkogel bei Stainz gewonnen, der in diesem Jahr im Zuge von Bauarbeiten angefahren und von archäologischer Seite als solcher registriert wurde. Das Radiokarbondatum für diese Probe ergab ein Alter zwischen „160−0 v. Chr.“ und deckte damit sowohl die späte Mittellatène-, sowie die gesamte Spätlatènezeit ab.435 Das im Jahr 2009 von Christoph Baur vorgelegte Fundmaterial aus den erwähnten Grabungen im Wall ließ sich pauschal in diese Zeitspanne einordnen, sodass sich hierbei zumindest kein Widerspruch ergab,436 feinchro-

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nologisch ist das Radiokarbondatum allerdings nicht wirklich weiter aussagekräftig. Möchte man für die „steirischen“ Latènefunde absolutchronologische Datierungsansätze eruieren, so ist man auf die typochronologische Einordnung des an sich hinlänglich bekannten und geläufigen Fundmaterials angewiesen. Es wurde eingangs bereits darauf hingewiesen, dass sich sämtliche Funde der Stufen Lt B − Lt D in das chronologische Gerüst der Mokronog-Gruppe einfügen lassen, die eine typochronologische Stufeneinteilung der im Südostalpenraum geläufigen Gegenstände der latènezeitlichen Sachkultur ermöglicht. Die wenigen Lt A-zeitlichen Funde, die der Mokronog-Gruppe entwicklungsmäßig voranzustellen sind, lassen sich wiederum problemlos an die Chronologie der Frühlatènezeit im InnSalzach-Gebiet anschließen, wie sie im Detail im Jahr 2002 von Thomas Stöllner weiterentwickelt wurde. Der Beginn der Latènezeit, der zuletzt im Jahr 2010 von Meinrad Maria Grewenig mit 480 v. Chr. angegeben wurde,437 scheint allerdings in Anbetracht der zahlreichen Dendrochronologie- und Radiokarbondaten für die Holzgrabkammer der Ha D3-zeitlichen Bestattung im Grab 352 vom Hallersbichl auf dem Dürrnberg bei Hallein (um ca. 460 v. Chr.) als zu hoch gegriffen. Man wird wohl nicht fehlgehen, den Beginn der Stufe Lt A weiterhin um 450 v. Chr. anzusetzen. In weiterer Folge darf ergänzend angemerkt werden, dass zuletzt insbesondere das Ende der frühlatènezeitlichen Stufe Lt B2 und der Beginn der Mittellatènezeit unter Einbeziehung der nunmehr feinchronologisch neu beurteilten griechischen bzw. makedonischen „Importstücke“ (z. B. Situlen etc.) erneut einer eingehenden Diskussion unterzogen wurde, was Boris Kavur und Mitja Guštin schließlich dazu bewog, diesen Übergang um rund 70 Jahre deutlich weiter nach hinten zu verschieben (demzufolge auf 340/320 v. Chr.).438 Ob

diese Frühdatierung zu halten ist, wird sich erst erweisen müssen. Fasst man all diese jüngsten Entwicklungen in der Frage der latènezeitlichen Chronologie zusammen, so lässt sich eine mit absolutchronologischen Angaben versehene Einteilung folgendermaßen darstellen: Frühlatènezeit: Lt A: 450−370 v. Chr. Lt B: 370−250 v. Chr. Mittellatènezeit: Lt C: 250−140/130 v. Chr. Spätlatènezeit: Lt D: 130−15 v. Chr.

Archäologische Evidenz versus Historische Überlie­ ferung − Eine Schluss-Skizze An Stelle einer zusammenfassenden − und gewissermaßen redundanten – Schlussbetrachtung soll abschließend einerseits der Versuch einer Gegenüberstellung der wenigen relevanten und per se nicht wirklich präzisen historischen Quellen mit dem überlieferten archäologischen Quellenbestand unternommen sowie andererseits ein sich durch die in den letzten Jahren vermehrte Materialgrundlage vage andeutender „Trend“ zu einer vom bisher kolportierten Bild etwas abweichenden Interpretation skizziert werden. Überblickt man die einschlägigen althistorischen und auch archäologischen Arbeiten, die sich mit der Entwicklung des südlichen und südöstlichen Bereiches des heutigen österreichischen Staatsgebietes in den letzten beiden Jahrhunderten v. Chr. beschäftigen, so fällt auf, dass dieses Areal nach der communis opinio dem „Regnum Noricum“ zugerechnet wird.439 Besonders deutlich geht dies in der Re-

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gel aus den mitunter beigefügten kartographischen Darstellungen hervor, auf denen oftmals sogar versucht wird, die auf den bekannten, auf dem Magdalensberg gefundenen Ehreninschriften für Mitglieder der Familie des Kaisers Augustus,440 sowie in der „Geographie“ des Ptolemaios erwähnten norischen Stämme bzw. eigentlich Teilstämme exakt innerhalb des heutigen Kärnten, Osttirol, Teilen Salzburgs und der Steiermark zu lokalisieren.441 Dabei handelt es sich um die in diesen Quellen überlieferten Stämme/Teilstämme der Saevates, Alauni, Ambisontes, Norici, Ambidravi, Ambilini, Laianci, Elveti und die Uperaci. Mitunter erscheint diese Verortung einzelner Teilstammesgebiete, vor allem unter Berücksichtigung der Hydronyme, als durchaus plausibel, bei manchen Zuweisungen vermag man sich aber des Eindrucks nicht zu erwehren, dass diese sozusagen „generalstabsmäßig“ auf der Karte platzierten Stammesnamen gleichsam − von einer Art „horror vacui“ bewegt − zur Auffüllung von dergestalt entstandenen geographischen Zwischen- und Leerräumen verwendet werden. Dies soll nun keineswegs bedeuten, dass diese Lokalisierungen als falsch zu betrachten sind, es soll lediglich daran erinnert werden, dass eben manche davon − wie etwa auch die Verortung des norischen „Hauptstammes“ der Noriker in Zentralkärnten im Bereich des Magdalensberges und der späteren Provinzhauptstadt Virunum − eigentlich quellenmäßig nicht beweisbar sind. Betrachtet man nun unter diesem Aspekt das Gebiet der heutigen Steiermark, so wird auch dieses in den erwähnten Arbeiten ausnahmslos dem „Regnum Noricum“ zugerechnet und im Bereich der mittleren Steiermark der norische Teilstamm der Uperaci − oftmals mit einem Fragezeichen versehen − lokalisiert, den man − etwas überspitzt formuliert − in Kärnten auf den entsprechenden Überblickskarten aus Platzmangel nicht mehr unterbringt.

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Für das Gebiet der Obersteiermark wurden bislang noch keine Versuche gemacht, irgendeinen überlieferten Teilstamm in diesem Bereich zu lokalisieren. Mit diesen grundsätzlich wichtigen Überblickskarten werden nach Meinung des Verfassers wesentliche Fragen aufgeworfen, die sich für das Gebiet der heutigen Steiermark in den letzten beiden Jahrhunderten v. Chr. stellen: Es sind dies die Fragen nach der Zugehörigkeit des Gebietes zu einem der beiden für den Südostalpenraum für diese Zeit überlieferten Stammesverbände (Noriker und/oder Taurisker), sowie − daraus resultierend − nach der Zulässigkeit der begründbaren Lokalisierung eines norischen Teilstammes in der Mittelsteiermark. Wirft man nun einen Blick auf die wenigen historischen Quellen, die sich − im weitesten Sinne − auf den Südost- und Ostalpenraum, d. h. auf das von Italien aus betrachtet „transalpine“ Gebiet, im 2. Jh. v. Chr. beziehen (z. B. Livius, Strabo und Claudios Ptolemaios),442 so kann überhaupt keine einzige zeitgenössische literarische Quelle angeführt werden, diese finden sich erst für das 1. Jh. v. Chr. (z. B. Caesar). Diese Tatsache impliziert, dass selbst das wenige Überlieferte nicht aus Originalquellen vorliegt, sondern aus älteren Quellen bzw. Vorlagen übernommen worden war.443 Die erste Erwähnung, die sich auf Vorfälle im Südost- bzw. Südalpenraum im 2. Jh. v. Chr. im weitesten Sinne bezieht, ist die durch Livius (Römische Geschichte 43, 5) überlieferte Nachricht über eine vom Bruder des Königs „transalpiner“ Kelten Cincibilus angeführte Abordnung von Carnern, Istrern, Iapoden und anderen verbündeten „Alpenstämmen“, die im römischen Senat Beschwerde über die Plünderungen der Truppen des Konsuls Gaius Cassius Longinus im Jahr 171 v. Chr. in ihrem Gebiet einbrachte. Eine genauere Lokalisierung des Herrschaftsgebietes des Cincibilus geht aus die-

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ser Nachricht nicht hervor, die Versuche, dieses mit dem norischen Gebiet gleichzusetzen, sind im Grunde genommen nicht belegbar. Dasselbe gilt für die ebenfalls bei Livius (Römische Geschichte 44, 14, 1f.) für das darauf folgende Jahr 169 v. Chr. überlieferte Erwähnung eines weiteren Königs „transalpiner“ Kelten namens Balanos, dessen Gesandte Rom Hilfstruppen für den makedonischen Krieg anboten, welche vermutlich aber abgelehnt wurden.444 Ebenfalls noch auf das späte 2. Jh. v. Chr. nimmt die hinlänglich bekannte kurze Nachricht Strabos über die Schlacht des Konsuls Gnaeus Papirius Carbo mit den Kimbern im Jahr 113 v. Chr. Bezug, die mit der Erwähnung Noreias gekoppelt ist. Die vagen geographischen Angaben zur Entfernung Noreias von Aquileia haben dazu geführt, dass eine Verortung dieser Siedlung bzw. dieses Vorortes bis heute nicht gesichert möglich ist445 und dass mittlerweile eine ganze Reihe an Vorschlägen zur Lokalisierung Noreias vorgebracht wurden, die mitunter in ihrer Skurrilität und Verkennung sowie oftmals auch gezielten Negierung der archäologischen Evidenz kaum mehr zu überbieten sind.446 Trotz der immer wieder vorgebrachten Verortung von Noreia im Bereich von Neumarkt in der Obersteiermark konnte hierfür bislang noch überhaupt kein archäologischer Nachweis beigebracht werden − und wird nach Meinung des Verfassers auch nicht zu erbringen sein. Bewusst wird deshalb auf eine ausufernde Behandlung dieses anscheinend unerschöpf lichen Themas an dieser Stelle verzichtet. Von wesentlicher Bedeutung sind hingegen von Caesar und vor allem Strabo und Appian überlieferte Nachrichten, die sich auf Ereignisse um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. beziehen. Abgesehen von Caesars Erwähnung, dass der germanische Heerführer bzw. Fürst Ariovist neben einer Suebin auch eine Norikerin, die Schwester des Königs Voccio, zur Frau hatte, ist

die ebenfalls von Caesar überlieferte Nachricht wichtig, dass − wohl noch vor dem Jahr 58 v. Chr. − Boier in das norische Gebiet eingefallen waren und die Hauptstadt Noreia (erfolglos) bestürmten. Auch hier bleibt jedoch festzuhalten, dass mangels einer verlässlichen Lokalisierung Noreias aus dieser Erwähnung keine weiterreichenden Schlüsse in Hinblick auf die oben umrissene Fragestellung zu ziehen sind. Von ganz erheblicher Bedeutung ist allerdings eine Nachricht Strabos, die sich auf das boische Gebiet an der mittleren Donau (bei Bratislava?) beziehen dürfte. Strabo berichtet, dass ein Teil dieses, d. h. des boischen, Gebietes von den Dakern verwüstet worden war, als sie die keltischen Stämme der Boier und der Taurisker, als deren Anführer Kritasirus namentlich erwähnt wird, vernichteten. Diese kriegerischen Handlungen werden um 50 v. Chr. anzusetzen sein. Dass diese Kämpfe auf jeden Fall für die Boier tatsächlich vernichtend gewesen sein müssen, beweist die Tatsache, dass das Gebiet westlich des Balaton in weiterer Folge von Plinius dem Älteren als „deserta Boiorum“ bezeichnet wird. Ein weiterer Hinweis dafür kann aus der Nachricht des Veleius Paterculus abgeleitet werden, der berichtet, dass Carnuntum in tiberischer Zeit einen Ort in Norikum darstellt. Diese drei erwähnten Nachrichten bedeuten nun zusammengefasst, dass Boier und Taurisker von den Dakern wohl um die Mitte des 1. Jhs. vernichtend geschlagen worden waren, was schließlich dazu führte, dass einerseits das boische Siedlungsgebiet im westungarischen Bereich westlich des Balatons und vermutlich (zumindest) wohl auch im südöstlichen Niederösterreich und im nördlichen Burgenland dadurch weitgehend entvölkert war, und andererseits die Noriker als Nutznießer dieses Krieges ihr Herrschaftsgebiet nach Nordosten bis an die Donau bei Carnuntum ausdehnen konnten. Dass sich dieser Dakerkrieg wohl gleichermaßen verheerend auch auf die mit den Boiern

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verbündeten Taurisker ausgewirkt haben dürfte, könnte sich indirekt aus einer Nachricht des Veleius Paterculus entnehmen lassen, der von einem missglückten Einfall der verbündeten Noriker und Pannonier um 16/15 v. Chr. in Istrien berichtet, was zur gemeinsamen Unterwerfung der „Invasoren“ führte. Es ist wohl anzunehmen, dass das norische Stammesgebiet bzw. das „Regnum Noricum“ zu diesem Zeitpunkt an das Gebiet der erwähnten Pannonier grenzte, wer auch immer damit konkret gemeint war. Da diese davor wohl die Nachbarn tauriskischer Stämme darstellten, darf auch hier eine Veränderung in den Besitzverhältnissen vorausgesetzt werden. Es kann schließlich die Vermutung geäußert werden, dass der Dakerkrieg tatsächlich auch für die Taurisker verheerende Folgen hatte, wenngleich auch nicht für alle Teilstämme in gleichem Ausmaß, wie es etwa die tauriskischen Latobiker im heutige Dolenjska/Unterkrain belegen, wo keine nennenswerten Auswirkungen in den Gräberfeldern oder Siedlungen erkennbar sind. Damit stellt sich nun aber gleichzeitig die Frage, für welche tauriskischen Stämme bzw. Teilstämme dieser Krieg dann tatsächlich vernichtende Folgen mit sich brachte? Zur Klärung dieser Frage erscheint es essentiell, das tauriskische Herrschaftsgebiet überhaupt einmal klar zu umreißen. Dass große Teile des heute slowenischen Gebietes (Zentral-, Nordwest-, wohl auch Nordost- und natürlich Südostslowenien) sowie Teile Nordwestkroatiens (auf jeden Fall bis nach Zvonimirovo) als tauriskisches „Kerngebiet“ (= Mokronog-Gruppe) zu gelten haben, ist hinlänglich bekannt. In diesem Gebiet ist − wie weiter oben bereits erwähnt − seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. eine eigenständige (tauriskische) Münzprägung nachgewiesen, die sich anhand ihrer Münztypen und des Münzfußes von der nordwestlich benachbarten norischen Prägung klar trennen lässt. Zwar gilt es hierbei zu berücksichtigen, dass mit diesen spezifischen

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Münzemissionen nicht zwangsläufig Stammesgebiete umschrieben werden können, doch ist insbesondere in der 2. Hälfte des 2. und in der 1. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr. die mehr oder minder klare Trennung der Verbreitung der einzelnen Typen augenfällig, die sich im eben umrissenen Raum klar nachvollziehen lässt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass nach Ausweis der numismatischen Evidenz447 auch der Bereich der mittleren Steiermark nicht nur zum Verbreitungsgebiet der tauriskischen Emission zu zählen ist, sondern dass hier sogar eine eigene Münzprägung tauriskischer Kleinsilbermünzen(?) indirekt belegbar ist. Das heißt, aus numismatischer Sicht ist die Mittelsteiermark dem tauriskischen Prägegebiet zuzuordnen, und nicht dem norischen. Dies impliziert überhaupt die Annahme, dass dieser Bereich der Steiermark dem tauriskischen Stammesverband angehörte bzw. zuzurechnen sein wird. Erst um die Mitte des 1. Jhs. v. Chr. zeichnen sich hier einschneidende Veränderungen ab, die sich anhand der weitestgehenden Verdrängung tauriskischer Münzen durch Münzen der jüngeren norischen Prägeserie ablesen lassen. Damit verbunden sind Änderungen im archäologischen Quellenmaterial festzustellen: So ist es bis jetzt nicht möglich, spätlatènezeitliches Fundmaterial der Stufe Lt D2b, also der 2. Hälfte des 1. Jhs. v. Chr., aus dem gesamten Bereich der Oststeiermark vorzulegen, sieht man von den wenigen erwähnten norischen Münzen einmal ab. Keine einzige der großen und stark befestigten Höhensiedlungen der östlichen Steiermark scheint nach der derzeit zur Verfügung stehenden Fundbasis zu dieser Zeit noch besiedelt gewesen zu sein. Anders scheint die Situation im Bereich des Leibnitzer Feldes und der westlichen Steiermark gelagert gewesen zu sein, wo sich − zumindest punktuell − eine ungebrochene Kontinuität der Besiedlung bis in die frühe Kaiserzeit belegen lässt, wie es etwa am Frauenberg bei Leibnitz mehrfach nach-

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gewiesen werden konnte. Auffällig ist hierbei jedoch, dass gerade in den letzten Jahrzehnten v. Chr. beispielsweise starke Einf lüsse aus dem „norischen“ Gebiet des heutigen Kärnten erkennbar werden, die sich am deutlichsten innerhalb der Gefäßkeramik widerspiegeln. Diese intensivierten Kontakte und Einf lüsse einzig auf einen verstärkten Handel zurückzuführen, scheint in diesem Fall zu kurz zu greifen. Es dürfen daher, unter Berücksichtigung des eben Ausgeführten, folgende hypothetischen Vermutungen geäußert werden, die in erster Linie als Anstoß für weitere künftige Diskussionen dieser bislang kaum behandelten Fragen verstanden werden sollen: 1. Das Gebiet der heutigen Mittelsteiermark war spätestens seit dem 2. Jh. v. Chr., vermutlich aber wohl schon im 3. Jh. v. Chr., Teil des tauriskischen Stammesgebietes, was ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. anhand der Münzemission nachzuvollziehen ist. Zumindest die westliche Obersteiermark gehörte hingegen nach Ausweis der Münzfunde zum norischen Stammesgebiet, für die restlichen Bereiche der Obersteiermark ist mangels aussagekräftiger Funde keine Zuordnung möglich. 2. In Folge der für Boier und Taurisker vernichtenden Niederlage im Zuge der Dakerkriege scheinen auch die großen befestigten Höhensiedlungen in der Oststeiermark abzubrechen, wo bislang überhaupt keine Besiedlung in der Stufe Lt D2b mehr nachweisbar ist. Dass gerade diese tauriskischen Stammesverbände von der Niederlage besonders betroffen waren, wäre insbesondere unter der Annahme nahe liegend, dass in ihnen als südliche Nachbarn am ehesten die erwähnten Verbündeten der Boier vermutet werden könnten. In den mittelsteirischen Gebieten an der Mur (Grazer und Leibnitzer Feld) sowie in der

Weststeiermark scheinen sich die Folgen der Niederlage nicht dermaßen extrem ausgewirkt zu haben, ist hier doch zumindest kein Abbruch in der Besiedlung feststellbar. 3. Die Niederlage der tauriskischen Verbände führte dazu, dass norische Stämme bzw. das „Regnum Noricum“ in kurzer Zeit seinen Einf luss erheblich nach Osten und Nordosten hin (etwa bis nach Carnuntum) erweitern konnten. Darauf weist einerseits die nunmehr − mehr oder weniger ab diesem Zeitpunkt − in diesem Gebiet verbreitete norische Münzemission hin, aber auch die Tatsache, dass Noriker ab dieser Zeit als Nachbarn pannonischer Stämme anzusehen sein dürften und sogar gemeinsame Kriegszüge versuchten. Einen weiteren Hinweis liefert die zunehmende Übernahme norischer Gefäßkeramikformen. Inwieweit hier auch mit einer Besiedlung durch Angehörige norischer Stämme zu rechnen sein wird, kann derzeit nicht beurteilt werden. Auch bleibt offen, ob diese „norische Erweiterung“ friedlich verlief, etwa durch einen (freiwilligen?) Anschluss der verbliebenen tauriskischen Stammesreste an den norischen Stammesverband, oder ob das durch die Niederlage und die damit verbundene militärische Schwächung bedingte Machtvakuum durch eine offensive Expansion gefüllt wurde. 4. Ab der Mitte des 1. Jhs. v. Chr. lassen sich auf einem Gebiet, das − wie oben bereits erwähnt − von Norden nach Südosten mit der Linie Szombathely − Murska Sobota − Varaždin umrissen werden kann, neuerdings mehrere Fundstellen anführen, die Keramikfunde erbracht haben, welche jeweils vom einheimischen spätlatènezeitlichen Formen- und Verzierungsschatz klar abweichen − auch vom Königsberg bei Tieschen liegt mittlerweile derartige Kera-

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mik vor, die jedoch noch unpubliziert geblieben ist. Radiokarbondatierungen aus einer Reihe dieser Siedlungen erbrachten einen chronologischen Ansatz in die Jahrzehnte vor und kurz nach der Zeitenwende. Bemerkenswerterweise finden sich für die primär handgeformten Schalen bzw. Schüsseln und eigentümlichen Topfformen, aber auch die Kantharoi die engsten Vergleiche in dem den (im Übrigen mit den Dakern verbündeten) Skordiskern zugeschriebenen Gebiet in Ostslawonien und in Nordwestserbien. Auch dieses Ausgreifen skordiskischer Elemente wird wohl im Zusammenhang mit den erwähnten kriegerischen Ereignissen um die Jahrhundertmitte zu sehen sein. Es bleibt zu überlegen, ob skordiskische Verbände ebenfalls das erwähnte Machtvakuum ausnützten und sich teilweise entlang der „Bernsteinstraße“ ansiedelten. Gerade dieser Frage wird in nächster Zeit gezielt nachzugehen sein, zumal die sich andeutende Westgrenze dieses Siedlungsstreifens bzw. dieses Fundverbreitungsgebietes sich auffällig mit der (grob) in diesem Bereich anzusetzenden späteren römischen Provinzgrenze zu decken scheint. 5. Als letzter und abschließender Punkt darf die Beobachtung angeführt werden, dass das Auf kommen der (später als „norisch-pannonisch“ bezeichneten) Hügelgräbersitte in das letzte bzw. die letzten beiden Jahrzehnte v. Ch. zu fallen scheint, also in die Zeit, in der das „Regnum Noricum“ seine größte Ausdehnung nach Osten bzw. Nord­ osten hin erfahren hat. Bezeichnender­ weise fehlen derartige zeitgleiche Hügelgräber bislang vollständig aus dem Bereich des norischen „Kerngebietes“ in Kärnten und der westlichen Obersteiermark, sodass die Übernahme der Sitte aus diesem Gebiet nicht stattgefunden haben kann. Auch

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finden sich bislang keine derartig frühen, d. h. augusteischen, ja überhaupt vorclaudischen Hügelgräber im gesamten Bereich der Oststeiermark, in dem doch schon eine beträchtliche Anzahl an Tumuli mittlerweile untersucht werden konnte. Diese bleiben somit weiterhin auf die Weststeiermark und das Gebiet des Leibnitzer Feldes beschränkt. Es stellt sich somit die Frage, wer diese Hügelgräber anlegte und warum eine „neue“, d. h. eigentlich eine traditionelle, über 500 Jahre nicht mehr verwendete Bestattungsform, (wieder) auf lebte? Dass hinter der Errichtung von Hügelgräbern eine klare Absicht und eine damit verbundene Aussage zu vermuten sind, liegt auf der Hand. Klar ist, dass in den Tumuli keine römischen Zuwanderer o. ä. bestattet werden, worauf am deutlichsten das waffenführende Kriegergrab aus Rassach hinweist, das ein latènezeitliches Ausstattungsmuster besitzt. Im Grunde genommen ergeben sich daraus nur zwei denkbare Varianten: Einerseits könnten zugewanderte norische Personengruppen versuchen, sich gezielt durch eine andersartige Bestattungsweise von der ansässigen (tauriskischen) Bevölkerung abzuheben. Dagegen spricht jedoch, dass dafür wohl Bestattungsweisen verwendet worden wären, wie sie etwa im norischen Kerngebiet praktiziert wurden − und wo eben keine zeitgleichen Hügelgräber auftreten. Am ehesten wird man die Möglichkeit ins Kalkül ziehen müssen, dass die verbliebene tauriskische Bevölkerung bzw. eben tauriskische Teilstämme oder deren Reste zur Bewahrung ihrer (schwindenden?) Identität auf eine altertümliche bzw. traditionelle Bestattungsweise zurückgriffen, die in Form der überdauerten hallstattzeitlichen Tumuli ja durchwegs noch präsent war. Dieser gezielte Rückgriff könnte demnach als ein Versuch gewertet werden, an diese Tradition anzuschließen und dadurch die weiterhin gültige Legitimation des Besitzes von Grund

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und Boden gegenüber den nunmehr vermutlich tonangebenden neuen norischen Herrschern zu unterstreichen und zu bekräftigen. Diese Sitte setzt sich ungebrochen in die provinzialrömische Zeit fort, wo sie überhaupt erst ihren Höhepunkt erfährt. Bezeichnenderweise finden sich diese norisch-pannonischen Hügelgräber in dieser Zeit bzw. in den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. dann hauptsächlich im Bereich der späteren Stadtgebiete von Flavia Solva und Poe­ tovio − von wo bislang im Übrigen ebenfalls noch keine Funde der Stufe Lt D2b bekannt geworden sind. Es darf somit abschließend die Hypothese geäußert werden, dass die Wiederaufnahme der Bestattung unter Tumuli als eine reaktionäre Maßnahme der durch die Niederlage in den Dakerkriegen erheblich dezimierten

und geschwächten tauriskischen Teilstämme im Bereich der mittleren Steiermark und auch gleichermaßen vermutlich Nordostsloweniens zur Bewahrung ihrer Identität und ihrer Legitimation betrachtet werden sollte. Inwieweit diese Intentionen auch noch in den Jahrhunderten nach der Zeitwende bei der Errichtung der Tumuli von Relevanz waren, sei dahingestellt. Trotz einer zunehmenden Romanisierung der Hügelgräber − etwa in Form steinerner Einbauten bzw. Grabkammern − wird an dieser Tradition schließlich noch bis in das 3. Jh. n. Chr. festgehalten, wobei die epigraphisch belegbare keltische Namens­ evidenz auf ein Weiterbestehen dieser einheimischen Bevölkerungselemente bis ins 4. Jh. n. Chr. nachzuweisen vermag.

ANMERKUNGEN 1

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Gabrovec, Hallstattkultur Sloweniens 21ff. – Gabrovec, Hallstattzeit in Slowenien 1–48. – Einen umfassenden Konspekt sämtlicher eisenzeitlicher Kulturgruppen und ihrer materiellen Hinterlassenschaften stellt der fünfte Band der Serie „Praistorija Jugoslavenskih Zemalja“ dar, der auch die hier erwähnten Gruppen und deren Verbindungen ausführlicher behandelt: Benac, Željezno Doba. – Zuletzt zusammenfassend: Gabrovec, Ältere Eisenzeit in Slowenien 145–188. Zur Dolenjska-Gruppe zuletzt: Dular, Halštatske nekropole Dolenjske. – Dular/Tecco Hvala, Jugovzhodna Slovenija. Teržan/Trampuž, Contributo alla cronologia 416–460. – Teržan/Lo Schiavo, Most na Soči. – Svoljšak, Tolmin 397–415. – Svoljšak/Pogačnik, Tolmin I. – Svoljšak/Pogačnik, Tolmin II. – Gabrovec, Hallstattzeit in Slowenien 44ff. – Gabrovec, Beginn Hallstattzeit in Slowenien 588–600. Vgl. z. B.: Turk, Frühe Eisenzeit in Slowenien 32f. Dular, Pogled 425ff. – Vojaković, Tupaliče pri Preddvoru 149−188 (vgl. v. a. Fig. 18 und Fig. 19). – Ramšak, Gomile 33–61. Vgl.: Guštin, Kronologija notranjske skupine 461– 506. – Guštin, Notranjska. Vgl.: Gabrovec/Mihovilić, Istarska Grupa 293ff. Gabrovec, Hallstattzeit in Slowenien 8. – Diese

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wurde bis nach Slawonien im Osten mit der lokalen Kaptol-Martijanec-Gruppe erweitert, die von Zdenko und Ksenija Vinski definiert wurde, und die von Stane Gabrovec als Gruppe Wies-Martijanec zusammengefasst wurde. – Vgl. dazu: Teržan, Starejša železna doba 122. Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 17. Teržan, Starejša železna doba 123ff. – Akzeptiert wird diese Definition auch von: Gabrovec, Ältere Eisenzeit in Slowenien 178. In seiner Zusammenfassung zur Erforschung der älteren Eisenzeit in Slowenien definiert Stane Gabrovec eine eigene Kärnten-Gruppe und betont die enge Verbindung zur Steirisch-Pannonischen Gruppe, die von ihm in dieser Arbeit weiterhin als „Steyr-Gruppe“ bezeichnet wird: Gabrovec, Ältere Eisenzeit in Slowenien 150f. – Vgl. auch: Teržan, Starejša železna doba 183ff. Vgl.: Tomedi, Gräberfeld Frög. Vgl. zuletzt zusammenfassend: Wedenig, Hallstattkultur im Trixnertal. – Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche 99–112. Vgl. dazu: Modrijan, Gräberfeld Leoben-Hinterberg 3–15. – Moosleitner, Inneralpine Raum Hallstattzeit 205–226. – Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche 100ff. mit Abb. 1, bes. 105. – Gleirscher zufolge handelt es sich bei den Grä-

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bern aus Leoben-Hinterberg nicht um Flachgräber, sondern um einstmalige Tumuli, deren Aufschüttungen durch Erosion bzw. spätere Überprägung abgekommen wären. Darauf würden sowohl die großen Abstände zwischen den einzelnen Gräbern hindeuten, als auch die Bestattungen in Steinkisten. In diesen sieht Gleirscher – besonders in Hinblick auf die Steinkiste in dem frühhallstattzeitlichen Tumulus mit dem Schwertträger von der Villacher Napoleonswiese – einen charakteristischen Grabbautypus im Südostalpenraum. Vgl.: Gleirscher, Grab des Schwertträgers 214. Egg, Fürstengrab von Strettweg. Tiefengraber/Tiefengraber, Höhensiedlungen Obersteiermark 97–108. Nebelsick/Eibner, Hallstattkultur. Vgl.: Patek, Westungarn Hallstattzeit 54ff. – In Pateks Publikation ist der südwestungarische Bereich noch weitgehend fundleer, mittlerweile ergab sich durch die ausgedehnten Rettungsgrabungen im Zuge von Autobahnbauprojekten teilweise eine erfreuliche Fundstellenverdichtung in diesem Gebiet, die eine bessere Einschätzung der früheisenzeitlichen Verhältnisse ermöglicht. Vgl.: Patek, Westungarn Hallstattzeit 12ff. Gabrovec, Hallstattzeit in Slowenien 8. – Metzner-Nebelsick, Südostpannonien 9–26, bes. 11. Čović, Glasinačka kultura 575ff. Vgl. dazu: Lippert, Archäologische Grundlagen 347: „Eine völlig andere Situation scheint sich in Po­ murje, Prekmurje und im Kerka-Tal, also in einem ver­ hältnismäßig großen Bereich der hügeligen Zone zwischen Raab und Mur abzuzeichnen. Diese ist nämlich bisher so gut wie fundleer geblieben, wenn man von einem ohnehin nicht näher lokalisierbaren gerillten Bronzearmreif in der Schulsammlung in Bogojina absieht. Dies steht nicht nur im Gegensatz zu den vorhin geschilderten Fundgebieten weiter westlich, sondern vor allem besonders kraß zu jenen nördlich der Raab bei Steinamanger, wo reiche Siedlungsund Grabfunde angefallen sind. Sehr wahrscheinlich ist daher im Osten unseres Gebietes mit einer Verödung und weitgehenden Siedlungsleere zu rechnen.“ – Zumindest für das Kerka-Tal hat diese Feststellung weiterhin Gültigkeit, das Gebiet des Prekmurje weist mittlerweile eine bemerkenswert hohe hallstattzeitliche Fund- bzw. Besiedlungsdichte auf. Vgl. z. B.: Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein. – Egg/Kramer, Kröllkogel. Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 16ff. und 173ff. Teržan, Starejša železna doba 123ff. Smolnik, Burgstallkogel Keramik 13ff. Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt 235ff.

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KG Kalsdorf, MG Kalsdorf bei Graz, PB GrazUmgebung. – Tiefengraber, Grazer Becken 7ff. Egg/Kramer, Kröllkogel 407ff. KG Burgstall, KG Mantrach, KG Goldes und KG Großklein, alle MG Großklein sowie KG und MG Gleinstätten, alle PB Leibnitz. Zusammenfassend: Smolnik, Burgstallkogel Keramik. KG und MG Großklein, PB Leibnitz. Kramer, Zwischen Sulm und Saggau 83ff. – Egg/ Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein. – Egg/ Kramer, Kröllkogel. Zur Problematik dieser „Witwen-“ bzw. „Totenfolge“ vgl. auch die Ausführungen bei: Tomedi, Gräberfeld Frög 107ff. Egg/Kramer, Kröllkogel 305. Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein 16. – Egg/Kramer, Kröllkogel 389–392. Egg, Fürstengrab Hartnermichelkogel I 93–126. KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. Eine Ausnahme stellt hierbei lediglich die Doppelbestattung von Frau und Kind in Grab 27 mit Resten von drei oder vier Bronzefibeln, einem Bronzearmring sowie einem Satz von 15 Spinnwirteln dar. Vgl.: Bernhard, Gräberfeld MasserKreuzbauer Taf. 40–43. KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. Vgl. zusammenfassend: Hack, Wiesenkaisertumulus 91–166. Hack, Wiesenkaisertumulus 141. KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. Vgl. zuletzt: Artner, Gräberfeld Bergla 38. KG Burgstall, MG Großklein, PB Leibnitz. Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer. KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. Weihs, Grabhügel 31 Grellwaldgruppe 213–246. Vgl. z. B.: Hebert, Notbergung Sulmtalnekropole 29−32. KG Goldes, MG Großklein, PB Leibnitz. – Hansen, Panzergrab Tschoneggerfranzl-Tumulus 173−216. Ausführliche Forschungsgeschichte bei: Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 7–22. – Dobiat, Burgstallkogel I 16–38. – Egg, Fürstengrab Hartnermichelkogel I 93–97. – Egg, Fürstengrab Kröllkogel 23– 30. – Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein, 3–10. – Kramer, Fürstengräber von Kleinklein 160–180. – Teržan, Starejša železna doba 124–140. Lochner von Hüttenbach vermutet jedoch, dass der Ortsname Klein (Großklein und Kleinklein) zu slow. „kljun“, Schnabel, als Bezeichnung für eine Flur, die einem Vogelschnabel ähnelt, zu stellen ist: Lochner von Hüttenbach, Steirische Ortsnamen 97.

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Egg/Kramer, Kröllkogel. KG Burgstall und KG Mantrach, MG Großklein, PB Leibnitz. KG Burgstall, KG Goldes, KG Mantrach und KG Großklein, alle MG Großklein sowie KG und MG Gleinstätten, alle PB Leibnitz. KG und MG Großklein, PB Leibnitz. KG Graschach, OG St. Martin im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. Raab, Brandgrube Hartwald 262. Vgl. z.B.: Dobiat, Burgstallkogel I 36, Abb. 15. Zuletzt: Hebert/Lehner, Neue Funde zur Hallstattkultur 139f.; 153, Abb. 2/4; 154, Abb. 3/1–9. Raab, Brandgrube Hartwald 281ff. Raab, Brandgrube Hartwald 274. KG Bergla, OG St. Martin im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. Artner, Gräberfeld Bergla 31ff. Artner, Gräberfeld Bergla 42, Taf. 1. Artner, Gräberfeld Bergla 33. KG Altenmarkt, SG und PB Leibnitz. Kossack, Pferdegeschirr Flavia Solva 49–62. Vgl.: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 59. Vgl. zuletzt ausführlich: Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt. – Fuchs, Hügelgräberfeld Altenmarkt. Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt 244. KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. Vgl. zuletzt: Tiefengraber/Grill, Kultplatz Perl-/ Stadläcker 155–164. – Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker 90–103. Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker 99f. Vgl.: Bartl, Keramikfunde Perl-/Stadläcker 16ff. und Taf. 22–26. Vgl.: Tiefengraber, Murska Sobota/Nova tabla 135 ff. (Nova tabla bei Murska Sobota). – LubšinaTušek/Kavur, A sword between 125–142 (Srednica bei Ptuj). – Inzwischen scheint es mehr als wahrscheinlich, dass auch das latènezeitliche (Lt C) „Schwertgrab am Burgstallkogel“ – vgl. zuletzt: Hebert, Latènezeitliches Kriegergrab Burgstallkogel 25–28 – in diese Beispielreihe aufzunehmen ist, da eine Nachgrabung (Bernhard, KG Großklein 330–332) die Fundstelle (unmittelbar an der Peripherie des Pommerkogels in Kleinklein) verifiziert hat und dann auch ein weiteres latènezeitliches Grab im näheren Umfeld entdeckt wurde (Mele, KG Großklein 457f.) [Zusatz des Herausgebers]. Vgl.: Hebert/Lehner, Neue Funde zur Hallstattkultur 138. – Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg 24ff.

KG Kainach, MG Wildon, PB Leibnitz. Grubinger, Hügelgräber Wildon (1932) 33–42. 80 Zusammenfassend zuletzt: Gutjahr, Brandgrab Kainach 207–218. 81 Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche. 82 Vgl.: Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche 102 mit Abb. 3 und bes. 103. 83 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. 84 Vgl.: Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark 209–220. – Kramer, Fremdformen Urnenfelderzeit 213–222. 85 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. 86 Gutjahr, KG Unterhaus (2009) 550. 87 Freundliche Mitteilung von Christoph Gutjahr, Graz. – Gutjahr, KG Unterhaus (2007) 662f. – Inzwischen wurde durch einen Forstwegbau eine weitere Gräbergruppe am nahe gelegenen Nordhang des Buchkogels bekannt. 88 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. 89 KG Unterhaus, MG Wildon, PB Leibnitz. 90 Vgl. dazu: Kramer, Wildon 20 mit Abb. – Obersteiner, Steinmaißspitze 6f. 91 Vgl.: Tiefengraber, Grazer Becken 7ff. 92 KG Wetzelsdorf, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. 93 Bernhard/Fuchs, Glaserkogel 213–274. 94 Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel 93ff. 95 Bernhard/Fuchs, Glaserkogel 235. 96 Bernhard/Fuchs, Glaserkogel 235f. 97 Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel 93. 98 Bernhard/Fuchs, Glaserkogel 260ff. 99 Vgl. dazu: Hebert, „Unbekannte“ weststeirische Höhensiedlungen/Höhenfundplätze 194ff. 100 Vgl. zusammenfassend zu ur- und frühgeschichtlichen Funden und Fundstellen in Graz: Artner, Archäologische Übersicht Graz XIX–LIV. 101 Heymans, SG Graz 725–727. 102 Kramer, Umgang mit der Vergangenheit 74 mit Abb. 8. 103 Die Ergebnisse dieser ausgedehnten Ausgrabungen sind – abgesehen von kurzen Vorberichten – bislang unpubliziert. Den besten Überblick bieten dazu weiterhin die entsprechenden Kapitel im Sammelband Kramer/Berner, Spannungsfeld Altstadt Tiefgarage. 104 Vgl. zuletzt: Kramer/Csapláros, Stadt Graz 396. 105 Kramer, Hallstattzeit Grazer Altstadt 7–19. 106 Kramer, Reinerhof 50ff., bes. 51 mit Abb. 107 KG Geidorf, Statutarstadt Graz. – Lehner, Archäologie Leechhügel. 108 KG Tieschen, KG Pichla bei Radkersburg und KG Patzen, alle MG Tieschen, PB Südoststeiermark. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 391ff. 78

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Tiefengraber / Eisenzeit KG und MG Riegersburg, PB Südoststeiermark. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 348ff. 110 KG Takern II, MG St. Margarethen an der Raab, PB Weiz sowie KG Erbersdorf, OG Eichkögl, PB Südoststeiermark. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 431ff. 111 KG Mahrensdorf, OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. – Penz, Kapfensteiner Kogel (1999). – Penz, Kapfensteiner Kogel (2001) 271–285. 112 KG Mühldorf, KG Leitersdorf, KG Gossendorf, alle SG Feldbach, PB Südoststeiermark. – Penz, Steinberg 11–19. 113 KG Stadtbergen, SG Fürstenfeld, PB HartbergFürstenfeld. – Vgl. Hebert, KG Stadtbergen 287f. 114 KG und OG Kirchberg an der Raab, PB Südoststeiermark. – Tiefengraber, Hallstattgräber am Urlas 10–23. 115 KG Gniebing, SG Feldbach, PB Südoststeiermark. – Lippert, Archäologische Forschungen Saazkogel 71, Taf. 17/1–4. 116 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark. – Vgl.: Lippert, Archäologische Forschungen Saazkogel. – Rychly, Grabfunde Saazkogel. – Lippert, Hallstattzeitliche Grabhügel Saazkogel 73–132. 117 Lippert, Archäologische Forschungen Saazkogel 57f. 118 Wiltschke-Schrotta, Leichenbrände 90. 119 Lippert, Hallstattzeitliche Grabhügel Saazkogel 86. 120 Vgl.: Lippert, Hallstattzeitliche Grabhügel Saazkogel 126, Taf. 24/2. 121 Wiltschke-Schrotta, Leichenbrände. 122 Vgl. zuletzt: Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark. 123 Vgl.: Pare, Übergang 348f. und 352 mit Chronologietabelle. 124 KG und OG Kirchberg an der Raab, PB Südoststeiermark. 125 Vgl.: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 140 „(Hügelgräber der älteren Eisenzeit unterhalb von Schloß Kirchberg. Zwischen 1820 und 1840 planiert. In einem der Gräber wurde ein kleiner Bronzewagen gefunden. Genauere FN fehlen. Lit.: unpubliziert. FV: verschollen.)“ [Anm.: FN = Fundnachrichten; FV = Fundverbleib]. 126 KG Ratschendorf, OG Deutsch Goritz, PB Südoststeiermark. – Teržan, Starejša železna doba 141, Abb. 33/5. 127 KG Oberpurkla, MG Halbenrain, PB Südoststeiermark. – Lehner/Tiefengraber, KG Oberpurkla 562–564. 128 KG Loipersdorf, OG Loipersdorf bei Fürstenfeld, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Draxler/Lippert, Siedlungsgeschichte zwischen Raab und Mur Nr. 50. 109

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KG Aigen, OG St. Anna am Aigen, PB Südoststeiermark. – Draxler/Lippert, Siedlungsgeschichte zwischen Raab und Mur Nr. 75. 130 KG und MG St. Georgen an der Stiefing, PB Leibnitz. – Teržan, Starejša železna doba 141, Abb. 33/3–4. – Draxler/Lippert, Siedlungsgeschichte zwischen Raab und Mur Nr. 80. 131 KG und OG St. Peter am Ottersbach, PB Südoststeiermark. – Draxler/Lippert, Siedlungsgeschichte zwischen Raab und Mur Nr. 83. 132 KG Oberschwarza, OG Murfeld, PB Südoststeiermark. 133 Vgl.: Kramer, Latènefunde Steiermark 56 (Nr. 63 Murfeld). 134 Vgl.: Guštin/Tiefengraber, Murska Sobota-Nova tabla 107–116. 135 Vgl. zuletzt: Lubšina-Tušek/Kavur, Srednica near Ptuj 31–50. 136 KG Ring, SG Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. 137 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 355ff. – Jeitler, Ringkogel bei Hartberg 22–26. 138 Vgl.: Pittioni, Funde Bezirk Hartberg 104f. – Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 358. 139 KG Leitendorf, SG und PB Leoben. 140 Vgl.: Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 13−36. – Modrijan, Gräberfeld Leoben-Hinterberg. – Jontes, Gräberfeld Leoben-Hinterberg 10−13. 141 KG und SG Trofaiach sowie KG Hessenberg und KG St. Peter-Freienstein, beide MG St. Peter-Freienstein, alle PB Leoben. 142 Siehe dazu: Moosleitner, Inneralpiner Raum Hallstattzeit. 143 KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. 144 Lippert, Bodenschätze 203−219. 145 Hebert, Neues aus der Eisenzeit 10−17. 146 Hebert, Eisenzeit in der Obersteiermark 88−92. 147 KG Bärndorf, SG Rottenmann, PB Liezen. 148 Vgl.: Presslinger/Eibner, Wehranlage Bärndorf 18−20. – Eibner/Presslinger, Befestigte Höhensiedlung 427−450. – Eibner, „Kaiserköpperl“ in Bärndorf 87−94. 149 KG Pürgg, MG Stainach-Pürgg, PB Liezen. – Tiefengraber, Burgstall bei Pürgg 175–197. 150 KG Aigen, OG Aigen im Ennstal, PB Liezen. 151 Vgl. dazu etwa: Hebert, Neues aus der Eisenzeit 13 mit Anm. 13. 152 Hebert, KG Aigen 54. 153 Hebert/Windholz-Konrad, Kreuzattaschenbecken Aigen 21−23. 154 Vgl.: Artner, Kulm bei Aigen 61−87. 129

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Tiefengraber / Eisenzeit

KG Aigen, OG Aigen im Ennstal, PB Liezen. – Modrijan, Neue Ausgrabungen 3–11. – Hebert/ Windholz-Konrad, Kreuzattaschenbecken Aigen. – Artner, Kulm, Österreich 975f. – Artner, Kulm bei Aigen. 156 Vgl.: Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 16−19 und 36. 157 Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche 104f. 158 KG Leitendorf, SG und PB Leoben. 159 Hebert, Häuselberg Sammlung Illek 32−35. 160 KG Pötschach, SG Kapfenberg sowie KG Graschnitz, MG St. Marein im Mürztal, alle PB Bruck-Mürzzuschlag. – (Latènezeitliche) Funde erstmals erwähnt bei: Lehner/Murgg, KG Pötschach 878. 161 KG Rumpelmühle, OG St. Lorenzen im Mürztal, PB Bruck-Mürzzuschlag. 162 Tiefengraber, Mürzhofen/Alt-Hadersdorf 333. 163 KG St. Lorenzen, OG St. Margarethen bei Knittelfeld, PB Murtal. 164 KG und OG Kobenz, PB Murtal. 165 KG Waltersdorf, SG Judenburg, PB Murtal. 166 Vgl. dazu z. B.: Gleirscher, Waisenberg 59−77. – Gleirscher, Bildgeschichten 10−15. 167 Vgl. dazu auch: Egg, Fürstengrab von Strettweg. – Tiefengraber/Tiefengraber, Höhensiedlungen Obersteiermark. – Tiefengraber/Tiefengraber, Rätsel des Kultwagengrabes. 168 KG und SG Oberwölz, PB Murau. 169 Unpubliziert. Für die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die Funde sei Abt Benedikt Plank herzlich gedankt. 170 KG Adendorf, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. 171 KG Adendorf, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. 172 KG Kulm, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. – Tiefengraber/Tiefengraber, KG Kulm 385f. 173 Erwähnt bei: Wagner, KG Adendorf 992. – Für die Möglichkeit zur Einsichtnahme in die Funde sei Jasmine Wagner herzlich gedankt. 174 KG Freienberg, OG Stubenberg, PB Hartberg-Fürstenfeld sowie KG Höf ling, OG Puch bei Weiz, PB Weiz. 175 Vgl. zuletzt: Raab, Brandgrube Hartwald. 176 KG Graschach, OG St. Martin im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. – Hebert, Prähistorische Flachlandsiedlungen 89f. – Bernhard/Hebert, Rettungsgrabungen Hartwald 91–99. – Raab, Brandgrube Hartwald. 177 Eine kleine Hügelgräbergruppe in nur ca. 150 m Abstand zu den nördlichsten erfassten Siedlungs155

objekten ist allerdings aufgrund von Mörtelmauerwerk einer Grabkammer römerzeitlich (unpubliziert, Akten des Bundesdenkmalamtes Zl. 10.128/5/89). 178 KG Kalsdorf, MG Kalsdorf bei Graz, PB GrazUmgebung. 179 Vgl.: Tiefengraber/Tiefengraber, Höhensiedlungen Obersteiermark 97ff. – Tiefengraber/Tiefengraber, Rätsel des Kultwagengrabes 21. 180 Tiefengraber/Tiefengraber, Höhensiedlungen Obersteiermark 97−108. 181 Tiefengraber/Tiefengraber, Höhensiedlungen Obersteiermark 105. 182 Der auf dem Burgstallkogel überlieferte Faunenbestand und daraus ableitbare Erkenntnisse wurden bereits im vorigen Kapitel dargestellt, eine Wiederholung dessen kann hier demzufolge unterbleiben. 183 Auch diese Ergebnisse wurden oben bereits angeführt. 184 Czeika, Tierknochenreste 201−203. 185 Grill/Wiltschke-Schrotta, Leichenbrand 52. 186 Popovtschak, Verkohlte Makroreste 205–211. 187 König, Archäobotanische Funde 69−73. 188 Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer 124ff. und Taf. 40f. 189 Artner, Gräberfeld Bergla 33f. und Taf. 4/27−38. 190 Dobiat, Burgstallkogel I 50−58. 191 Slonek, Webgewichtefund von Kleinklein 70−84. 192 Slonek, Webgewichtefund von Kleinklein 82. 193 Egg/Kramer, Kröllkogel 433. 194 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein. 195 Bernhard, Gräberfeld Masser-Kreuzbauer. 196 Weihs, Grabhügel 31 Grellwaldgruppe. 197 Hebert, „Fürstliche“ Bestattung der späten Hallstattzeit 41f. – Tomedi, Rettungsgrabungen Wiesenkaisertumulus Nr. 4 (1992) 209–218. – Tomedi, Vorbericht Rettungsgrabungen 38f. – Hack, Wiesenkaisertumulus. 198 Egg, Fürstengrab Hartnermichelkogel I. 199 Egg/Kramer, Hallstattfürst von Kleinklein. – Egg/Kramer, Kröllkogel. 200 Vgl. dazu auch: Smolnik, Die Lebenden und die Toten 445–454. – Kramer, Zwischen Sulm und Saggau. – Egg, Sozialarchäologische Betrachtungen 31ff. 201 Artner, Gräberfeld Bergla. 202 Kossack, Pferdegeschirr Flavia Solva. – Hudeczek, Hügelgräberfeld Flavia Solva 195−204. 203 Artner, Grabfunde Leibnitz-Altenmarkt 48ff. – Hampel, Gräberfeld Leibnitz-Altenmarkt. 204 Fuchs, Hügelgräberfeld Altenmarkt.

Tiefengraber / Eisenzeit Hebert/Lehner, Neue Funde zur Hallstattkultur. – Bartl, Keramikfunde Perl-/Stadläcker. – Tiefengraber/Grill, Kultplatz Perl-/Stadläcker. – Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker. 206 Gutjahr, KG Unterhaus (2005) 867f. 207 Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark. 208 Grubinger, Hügelgräber bei Wildon (1932). 209 Gutjahr/Trausner, KG Kainach 301f. 210 Gutjahr, Brandschüttungsgrab Wildon 227−244. – Gutjahr, KG Unterhaus (2007) 662f. 211 KG Stocking, MG Wildon, PB Leibnitz. – Gutjahr/ Mandl, KG Stocking 345f. – Löcker, ­Stocking D6202–D6236 [Zusatz des Herausgebers]. 212 Bernhard/Fuchs, Glaserkogel. – Gleirscher, Urnenfelderzeitliche Grabhügel. 213 Artner/Hebert, Parz. 1166/1 Kalsdorf 41–44 – Jeschek/Lehner, Kalsdorf 189ff. – Zusammenfassend: Tiefengraber, Grazer Becken. 214 Kramer, Hallstattzeit Grazer Altstadt. 215 Lehner, Archäologie Leechhügel. 216 Tiefengraber, Hallstattgräber am Urlas. 217 Kramer, Gräberfeld Oststeiermark 141−148 und 381−387. – Kramer, Beginn Hallstattkultur Steiermark. 218 Lippert, Hallstattzeitliche Grabhügel Saazkogel. – Rychly, Grabfunde Saazkogel. 219 KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. – Mayer, Gräberfeld Kapfenstein 101ff. 220 Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil). – Modrijan, Gräberfeld Leoben-Hinterberg. – Jontes, Gräberfeld Leoben-Hinterberg. 221 Modrijan, Funde Bezirk Leoben (1. Teil) 13−36. 222 Egg, Neues zum Fürstengrab von Strettweg 25−28. – Egg, Fürstengrab von Strettweg. – Egg/Jeitler, Nachtrag zum Fürstengrab von Strettweg 36ff. – Egg/Lehnert, Neurestaurierung des Kultwagens von Strettweg 1ff. 223 Tiefengraber/Tiefengraber, Rätsel des Kultwagengrabes. 224 Artner, Kulm bei Aigen. – Hebert/WindholzKonrad, Kreuzattaschenbecken Aigen. 225 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 47ff. 226 Gleirscher, Hügelgräber und Herrschaftsbereiche 101. 227 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 53ff. 228 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein 47ff., bes. 49 mit Abb. 4. 229 Vgl. dazu zusammenfassend: Teržan, Starejša železna doba 126ff. 230 Vgl.: Teržan, Starejša železna doba 131ff. – Egg/ Kramer, Kröllkogel 435ff. 231 Modl, „Galgenkogel“ 149–152. 205

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Vgl. z. B.: Gleirscher, Bildgeschichten. Beschreibung basierend auf den Darstellungen und Ausführungen bei: Egg, Fürstengrab von Strettweg 14ff. 234 Steinklauber, Strettweger Wagen 281–285. 235 Vgl.: Egg, Fürstengrab Hartnermichelkogel I 100−105. 236 Teržan, Hallstatt Europe 235−241. 237 Tiefengraber/Tiefengraber, Rätsel des Kultwagengrabes 32−58. 238 Vgl. dazu zuletzt: Egg, Figurale Kunst Kleinklein 447−472. 239 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 451, Abb. 197. 240 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 457−459 mit Abb. 199−201. 241 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 463, Abb. 203f. 242 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 466, Abb. 207. 243 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 468, Abb. 209. 244 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 464, Abb. 205. 245 Egg, Figurale Kunst Kleinklein 467, Abb. 208. 246 Egg/Kramer, Kröllkogel 166−174. 247 Vgl.: Gleirscher, Grab des Schwertträgers. 248 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein Taf. 21/1, 8. 249 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein Taf. 24/1, 2. 250 Dobiat, Gräberfeld Kleinklein Taf. 29/1. 251 Unpubliziert. Für den Hinweis sei Christoph Gutjahr herzlich gedankt. 252 Vgl. dazu: Tomedi, Gräberfeld Frög 122ff. 253 Artner, Kulm bei Aigen 69ff. 254 Hebert, Riegersburg 313−324. 255 Fuchs/Obereder, Kulm bei Trofaiach 132. 256 Vgl.: Bernhard/Fuchs, Glaserkogel 261f. 257 Vgl. z. B.: Hennig, „Hexenbergle“ 129−142. – Friedrich, Wagengrab 8 aus Wehringen 137−158. 258 Tecco Hvala, Magdalenska gora 46−48 mit Abb. 11. 259 Dular, Severovzhodna Slovenija 21−24 mit Abb. 5. 260 Vgl. dazu auch Črešnar/Teržan, Absolute Dating Early Iron Age 703−724, mit etwas früherem Beginnansatz der Eisenzeit im Südostalpenraum und den benachbarten Regionen, wobei auf die ungewöhnlich – und verdächtig − lange, aus Radiokarbondaten generierte Dauer des sog. „Iron Horizon“ hingewiesen werden muss. Insbesondere die damit verbundene, unerwartet lange Gebrauchsdauer von ansonsten innerhalb der Hallstattsequenz sehr schnell abfolgenden Trachtbestandteilen innerhalb dieser dergestalt postulierten Zeitspanne des Horizontes wird erst eingehend zu diskutieren sein, zumal eine Reihe derselben Trachtbestandteiltypen sowohl für die Früh- als auch die Spätphase charakteristisch wäre. 232 233

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Tiefengraber / Eisenzeit

Zu den folgenden Ausführungen vgl. zusammenfassend (in Auswahl): Neugebauer, Kelten im Osten Österreichs. – Urban, Urgeschichte Österreichs 287ff. – Dobesch, Kelten in Österreich. – Birkhan, Kelten. – David, Ursprung der keltischen Archäologie. 262 Vgl.: Dobesch, Regnum Noricum 1566ff. 263 KG Mauritzen, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Zeilinger, La-Tène-Gräberfeld Frohnleiten 63ff. 264 Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark 71ff. 265 Kramer, Latènefunde Steiermark. 266 Kramer/Kramer, Kelten in der Steiermark 8–21. 267 Kramer/Kramer, Kelten in der Steiermark 12 mit Abb. 2. 268 Vgl.: Artner, Kulm bei Aigen 74 und 85, Taf. 6/50f. sowie 86, Taf. 7/52−55. 269 KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. 270 Siehe dazu: Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun 46f. 271 Vgl. dazu: Egg/Hauschild, Grab 994 Hallstatt 187f. mit Tab. 1. – Sankot, Bohême 29f. 272 Artner, Kulm bei Aigen 75. 273 Vgl.: Artner, Kulm bei Aigen 62f., 68 mit Abb. 18 und 82, Taf. 3/13. 274 Vgl. dazu zuletzt: Eibner, „Kaiserköpperl“ in Bärndorf. 275 Eibner, „Kaiserköpperl“ in Bärndorf 92, Abb. 3 und 93, Abb. 4/1−7. 276 KG Fisching, MG Weißkirchen in Steiermark, PB Murtal. 277 Vgl.: Modrijan, Aichfeld 25, Abb. 23 oben. 278 Z. B.: Gräber 44/2, Grab 96 und Grab 217. 279 Die von Paul Gleirscher (Gleirscher, Buchbesprechung Urgeschichte und Römerzeit Steiermark 653–658) apodiktisch vorgebrachte Einschätzung, dass der Beginn der jüngeren Eisenzeit im Südostalpenraum „und damit die entsprechende kulturgeschichtliche Zäsur erst mit dem Einsickern keltischer Kriegergruppen und der Übernahme der keltischen Sachkultur um 325 v. Chr. (Stufe Latène B2; […]) und nicht bereits um 450 v. Chr. ansetzt, unabhängig vom Auftreten von ersten latènezeitlichen Objekten […]“ verkennt die Ausführungen des Verfassers in der ersten Auf lage (2015) des vorliegenden Bandes (auf S. 600−602), in denen – naturgemäß in gebotener Kürze – dargelegt wurde, dass in der inneralpinen Obersteiermark eine frühlatènezeitliche Besiedlung der Stufe A eben nicht nur anhand von entsprechenden Einzelobjekten greif bar wird, sondern auch befundmäßig mehrfach belegbar ist. So erbrachten die Ausgrabungen in den Siedlungen 261

am Kaiserköpperl bei Bärndorf, auf dem Falkenberg bei Strettweg und dem Schlossberg bei St. Lorenzen bei Knittelfeld (sog. „Guggamoar“) eben eine „reine“ LT A-Typenfront (insbesondere der Gefäßkeramik!), die der einschlägigen zeitgleichen Sachkultur im nördlich benachbarten Gebiet der Frühlatènezone entspricht. Die Entwicklung in der inneralpinen Obersteiermark divergiert demzufolge klar von der etwa im slowenischen Dolenjska/ Unterkrain – vielleicht wohl auch in einzelnen Bereichen Kärntens – ungebrochen weiterlebenden Späthallstattkultur mit ihren weiterhin in „Hallstatttradition“ gefertigten, charakteristischen Geschirrserien. Auch in der mittleren Steiermark deutet sich auf ausgesprochen schlechter Materialbasis ein – erheblich reduziertes – Weiterleben der späten Hallstattkultur an (vgl. hier im Kapitel Eisenzeit S. 616). 280 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 55/1. 281 KG Grabenwarth, MG Ligist, PB Voitsberg. – Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 51/1. 282 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 43/1. 283 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 36/1. 284 Vgl.: Božić, Relativna kronologija 315ff., bes. 318f. 285 Vgl.: Hebert, Exponatbeschreibungen 3/1 bis 3/86 73f. 286 Dobiat/Stöllner, Kriegergrab am Burgstallkogel 85ff. – Hebert, Latènezeitliches Kriegergrab Burgstallkogel. – Zur inzwischen wahrscheinlich gemachten Fundstelle im Randbereich des hallstattzeitlichen Fürstengrabs „Pommerkogel“ in Kleinklein siehe vorne Anm. 76. 287 Einen großen Komplex der LT B-Zeit aus dem Bereich Eichberg/Kugelstein (KG Adriach, SG Frohn ­leiten bzw. KG Prenning und KG Deutschfeistritz, beide MG Deutschfeistritz, alle PB GrazUmgebung) hat Mitja Guštin beim Fachgespräch des Bundesdenkmalamtes „Schlachtfelder: Fundstellen und Denkmale“ am 23. 8. 2018 in der Kartause Mauerbach mit dem Referat „Ein frühkeltisches Schlachtfeld am Höhenzug der Mur?“ vorgestellt. Eine Publikation ist in Vorbereitung [Zusatz des Herausgebers]. 288 KG Bierbaum, MG Unterpremstätten-Zettling, PB Graz-Umgebung. 289 Bernhard, KG Bierbaum und Unterpremstätten 655f. 290 KG Gries, Statutarstadt Graz. – Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 57/3−5 (wahrsch. auch 57/6). 291 KG Gries oder Rudersdorf, Statutarstadt Graz. 292 Vgl.: Frey, La-Tène-Schwert Graz 67ff., bes. 71 mit Abb. 2 und 3a.

Tiefengraber / Eisenzeit Vgl.: Frey, La-Tène-Schwert Graz 68 und 70 mit Abb. 1. 294 Vgl.: Lejars, Gournay III 73ff. (GSA 2676 und GSA 2351/2353). 295 Lubšina-Tušek/Kavur, Srednica near Ptuj 47f. 296 Frey, La-Tène-Schwert Graz 68f. 297 Szabó, Potypuszta 1524. 298 Lejars, Gournay III 74f. 299 KG und MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. 300 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 1/1, 2 und Taf. 2/1, 2. 301 Lubšina-Tušek/Kavur, Srednica near Ptuj 33ff. mit Fig. 2, 3 und 8. 302 Kohlberg, MG Gnas, PB Südoststeiermark. 303 Vgl.: Bernhard, Eisendepotfund Kohlberg 308f. 304 Vgl.: Artner, Frauenberg bei Leibnitz 221–341, bes. 224f. 305 Vgl.: Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 44−46. 306 Vgl.: Gabrovec, Srednjelatensko obdobje 169ff. 307 Vgl. zuletzt zusammenfassend: Božić, Erforschung Latènezeit Slowenien 194ff. 308 Vgl.: Bernhard, Gräber Lang 10ff. 309 Vgl.: Kramer, Latènefunde Steiermark 12ff. 310 KG Wetzelsdorf, Statutarstadt Graz. – Grubinger, Graz-Wetzelsdorf 272ff. 311 Kramer, Latènefunde Steiermark 62. 312 Zeilinger, La-Tène-Gräberfeld Frohnleiten. 313 Vgl.: Kramer, Latènefunde Steiermark 12ff. 314 KG Haslach, OG Ragnitz, PB Leibnitz. 315 Modrijan, Grab Spät- La-Tène-Zeit 7ff. 316 Kramer, Latènefunde Steiermark 16f. und 52. 317 Vgl. dazu etwa: Werner, Bronzegürtel Sønder ­Skjoldborg 32ff. 318 KG Stocking, MG Wildon, PB Leibnitz. 319 Kramer, Latènefunde Steiermark 54. 320 Modrijan, Flachgräber im Leibnitzerfeld 57ff. 321 KG Schirka, OG Lang, PB Leibnitz. 322 Vgl. dazu: Bernhard, Gräber Lang. 323 Bernhard, Gräber Lang 17, Taf. 1. 324 KG Wohlsdorf, MG Wettmannstätten, PB Deutschlandsberg. 325 Vgl. dazu: Fuchs, Neues aus dem Laßnitztal 290–302. 326 KG Kleinstübing, MG Deutschfeistritz, PB GrazUmgebung. – Vgl.: Steinklauber, KG Kleinstübing 403. – Steinklauber/Artner, Abschlussbericht Kleinstübing 163–172. W. Artner S. 169: „… wird man die Keramik des Brandgrabes allgemein in den Rahmen der späten Mittel-La-Tène-Zeit (LT C2) und der frühen Spät-La-Tène-Zeit (LT D1) stellen können, wobei der ,Trend‘ der Gefäßformen außer der Schale wohl eher auf ein frühes LT D hinweist“ [Zusatz des Herausgebers]. 293

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KG Lassenberg, MG Wettmannstätten, PB Deutschlandsberg. – Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 3/1−3. 328 Vgl. dazu: Božić, Erforschung Latènezeit Slowenien 196 (Stufe Mokronog IIa). 329 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 32/1. 330 KG Oberschwarza, OG Murfeld, PB Südoststeiermark. – Kramer, Latènefunde Steiermark 20f. und Taf. 41 (Schwert der Gruppe A nach de Navarro). 331 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 54/1, 2. 332 KG Mitterdorf, OG Mitterdorf an der Raab, PB Weiz. – Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 54/3. 333 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 61/1 (Hiebmesser) und 61/2 (Fibelfragment). – Vgl. auch: Artner, Archäologische Übersicht Graz XLIIIf. mit Abb. 14 und 15. 334 KG Södingberg, OG Geistthal-Södingberg, PB Voitsberg. – Vgl. dazu: Hebert, Södingberg 34–42. – Zuletzt: Tiefengraber, Befestigte Flachlandsiedlungen 259–282. 335 KG Lebing, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Tiefengraber, Befestigte Flachlandsiedlungen 275f. 336 KG Freidorf an der Laßnitz, MG Frauental an der Laßnitz, PB Deutschlandsberg. – Vgl.: Fuchs, Trasse Koralmbahn 119f. 337 Vgl. Praher, Latènezeitlicher Siedlungsplatz Freidorf 1−2. – Praher, Latènezeitlicher Siedlungsplatz Freidorf (Diss.). 338 Vgl. dazu zuletzt: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker 93ff. 339 KG Spielfeld, MG Straß-Spielfeld, PB Leibnitz. 340 Zur Datierung des Walls am Frauenberg in die Spätlatènezeit vgl. hier weiter unten und: Hebert, Wege und Wälle. 341 Vgl. zuletzt: Baur, Lethkogel bei Stainz 5. 342 KG Fladnitz im Raabtal, OG Kirchberg an der Raab, PB Südoststeiermark. – Unpubliziert, vgl. Tiefengraber, Fuchskogel 8−19. 343 KG Retznei, MG Ehrenhausen an der Weinstraße, PB Leibnitz. – Vgl. dazu: Schrettle, Römische Villen 256ff. 344 KG Stangersdorf, OG Lang, PB Leibnitz. 345 Kramer, Latènefunde Steiermark 16 und 51. 346 KG Rassach, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. 347 Fuchs/Hinker, Rassach 113–164. 348 Vgl. dazu z. B.: Schachinger, Keltische Münzen Frauenberg 19–32. 349 Stifter, Inschriften norditalischer Schrift 233–240. 350 Vgl. Hebert, Sölkpass 77 mit Abb. 64 und 65. 351 Vgl. Tiefengraber, Burgstall bei Pürgg 175ff. 327

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Tiefengraber / Eisenzeit

KG Fernitz, OG Fernitz-Mellach, PB Graz-Umgebung. – Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 6f. 353 KG St. Ulrich am Waasen, MG Heiligenkreuz am Waasen, PB Leibnitz. – Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 35. 354 Jeitler, Ringkogel bei Hartberg, bes. 24f. mit Abb. 2. 355 KG Ring, SG Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Kramer, Latènefunde Steiermark. – Jeitler, Ringkogel bei Hartberg. – Bellitti, KG Ring 445f. – Kramer, Ringkogel bei Hartberg 1592. 356 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Artner, Frauenberg bei Leibnitz. – Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg. – Hebert, Wege und Wälle. 357 Vgl. unten: Das latènezeitliche Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz. 358 Vgl. unten: Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz. 359 Heymans, Gruben Frauenberg 143–193. – Die Wangenklappe eines Helms vom Typus Weisenau (freundlicher Hinweis Hannsjörg Ubl) ist ein bemerkenswerter Hinweis auf die Verbreitung von augusteischen Militaria. 360 KG Thallein, SG und PB Voitsberg. – Kramer, Latènefunde Steiermark 62 (dort fälschlicherweise unter KG Krems). 361 KG Pichlhofen, OG St. Georgen ob Judenburg und KG Unterzeiring, MG Pöls-Oberkurzheim, alle PB Murtal. – Die im Herbst 2017 begonnenen Ausgrabungen des Institutes für südostalpine Bronze- und Eisenzeitforschung (ISBE, Leitung: Georg Tiefengraber) erbrachten den Nachweis, dass es sich bei dem im Gelände erkennbaren „Wall“ tatsächlich um eine mehrphasige spätlatènezeitliche Befestigung in Form von (zumindest zwei) übereinander errichteten Pfostenschlitzmauern sowie einem jüngeren, darüber aufgeworfenem Erdwall handelt. Auch konnte die Untersuchung des zugehörenden Zangentores begonnen werden. Im Inneren der Siedlung konnte eine ebenfalls mehrphasige spätlatènezeitliche Besiedlung nachgewiesen werden. Die befestigte, auf fast 1.300 m Seehöhe gelegene Siedlung auf dem Gerschkogel stellt bemerkenswerterweise die bislang größte bekannte latènezeitliche Höhensiedlung der gesamten Obersteiermark dar. Eine Veröffentlichung wird in den nächsten Fundberichten aus Österreich (FÖ 56, 2017) erfolgen: Tiefengraber, KG Pichelhofen (im Druck). 362 Baur, Lethkogel bei Stainz 5. 363 KG Rattenberg, OG Fohnsdorf, PB Murtal – Vgl. dazu z. B.: Ehrenreich/Hebert, Kirchbichl bei Rattenberg 193–252. 352

Steinklauber, KG Seggauberg 59f. – Hebert, Wege und Wälle 307f. 365 Tiefengraber, Fuchskogel. 366 Vgl.: Jeitler, Ringkogel bei Hartberg, bes. 24f. mit Abb. 2. 367 Vgl. dazu zuletzt: Baur, Lethkogel bei Stainz 63ff. 368 Kramer/Urban, Kulm bei Weiz 101–120. 369 Vgl. dazu: Wagner, Södingberg 425–533. 370 Tiefengraber, Befestigte Flachlandsiedlungen 263ff. 371 Tiefengraber, Befestigte Flachlandsiedlungen 277. 372 Kramer, Latènefunde Steiermark 17. 373 Hebert, Wege und Wälle 306ff. mit Abb. 1. 374 Auf listung übernommen von: Kramer, Latènefunde Steiermark 19. 375 Zuletzt: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/ Stadläcker 97f. 376 Vgl.: Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg. – Siehe unten: Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz und im Kapitel Römerzeit (und Spätantike): Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz. 377 Vgl. dazu Grill, Tierknochenfunde 169ff. 378 Popovtschak, Verkohlte Pf lanzenreste 181ff. 379 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 24/1, 2. 380 Kramer, Latènefunde Steiermark 26 und Taf. 42/3. 381 Kramer, Latènefunde Steiermark 26 und Taf. 57. 382 Kramer, Latènefunde Steiermark 26 und Taf. 36/6. 383 Kramer, Latènefunde Steiermark 26 und Taf. 26/13. 384 Kramer, Latènefunde Steiermark 26 und Taf. 26/14. 385 Vgl. dazu: Artner, Stainz 29. – Baur, Lethkogel bei Stainz 9. 386 Zur Latènekeramik der Steiermark vgl.: Artner, Frauenberg bei Leibnitz. – Tiefengraber, Keramik Frauenberg 681ff. – Baur, Lethkogel bei Stainz 18ff. 387 Artner, Kulm bei Aigen 62f., 68 mit Abb. 18 und 82, Taf. 3/13. 388 Bernhard, Gräber Lang. 389 Vgl.: Križ, Novo Mesto VI 206, Taf. 100/2. 390 Vgl.: Lubšina-Tušek/Kavur, Srednica near Ptuj 47ff. 391 Vgl.: Fuchs/Hinker, Rassach 162, Taf. 11. 392 Fuchs/Hinker, Rassach 160, Taf. 9/58. 393 Vgl.: Zeilinger, La-Tène-Gräberfeld Frohnleiten 68, Abb. V/rechts unten. 394 Vgl. Kramer, Latènefunde Steiermark 28. 395 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 1/2 und 2/1. 396 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 23/1. 397 Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 3/3. 364

Tiefengraber / Eisenzeit Vgl.: Kramer, Latènefunde Steiermark Taf. 26/13 und 26/14. 399 Božić, Erforschung Latènezeit Slowenien 169ff. 400 Vgl.: Werner, Bronzegürtel Sønder Skjoldborg 39ff. (Velem St. Vid und Kunszentmárton). 401 Kramer, Latènefunde Steiermark 51. 402 Vgl. dazu zusammenfassend: Ferdière/Villard, Fléré-la-Rivière 238ff., bes. 246 mit Fig. 3–38. 403 Vgl.: Fuchs/Hinker, Rassach. 404 Vgl.: Hinker, Hügelgräberfelder Rassach und Tanzelsdorf 172ff. 405 Fuchs/Hinker, Rassach 141f. 406 Sedlmayer, Fibeln vom Magdalensberg 171ff. 407 Siehe auch im Kapitel Römerzeit. 408 Vgl. dazu zuletzt zusammenfassend: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker. 409 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Tiefengraber/Grill, Heiligtum Frauenberg 601–616. – Tiefengraber/Grill, Kultplatz Perl-/Stadläcker. – Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/Stadläcker. – Schachinger, Keltische Münzen Frauenberg. 410 Vgl. oben: Die latènezeitliche Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz. 411 Modrijan, Frauenberg Ruinen Heimatmuseum. 412 Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg. 413 Vgl. unten im Kapitel Römerzeit (und Spätantike): Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz (mit Gesamtplan). 414 Hebert, Sträußchen vom Frauenberg 77–80, insb. 79f. 415 Groh/Sedlmayer, Kultpraktiken Frauenberg 165– 192. 416 Anders der Ausgräber: Groh/Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg 66–76 (mit schematischen 3DRekonstruktionen und weitgespannten Parallelen aus dem keltischen Europa). 417 Sedlmayer, Kontextbezogene Analysen 129–135. 418 Vgl. unten im Kapitel Römerzeit (und Spätantike): Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz. 419 Vgl. unten im Kapitel Römerzeit (und Spätantike): Die spätantike Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz. 420 Vgl.: Hebert, Sölkpass. 421 Vgl.: Tiefengraber, Burgstall bei Pürgg. 422 Tiefengraber, Burgstall bei Pürgg 196f. 423 Vgl. dazu: Kos, Keltski novci. – Kos, The monetary circulation. – Göbl, Münzprägung und Geldverkehr. – Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark. 424 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 36. 398

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Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 39f. 426 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 25. 427 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 38f. 428 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 37. 429 Vgl.: Windholz-Konrad, Funde entlang der Traun Karte 7, Fundbereich „Oberes Koppental“. 430 Vgl.: Dembski, Norische Münzprägungen 1383f. 431 Siehe: Tiefengraber/Grill, Heiligtum Perl-/ Stadläcker 96 mit Abb. 9. 432 Vgl. dazu ausführlich: Stifter, Inschriften norditalischer Schrift. 433 Vgl. dazu zuletzt: Teržan, Negau (Negova) 1357ff. 434 Vgl.: Fuchs, Radiokarbon-Datierung 151. 435 Vgl.: Hebert, KG Gamsgebirg 817f. 436 Baur, Lethkogel bei Stainz 62ff. 437 Vgl.: Grewenig, The Celts 48f. 438 Vgl.: Kavur/Guštin, Contribution to chronology 129f. – Verf. hält hingegen weiterhin an einem Beginn der Mittellatènezeit um 250 v. Chr. fest. 439 Vgl. z. B. zuletzt (in Auswahl): Urban, Urgeschichte Österreichs 358ff., bes. 365 mit Abb. − Dobesch, Regnum Noricum. 440 Siehe dazu: Piccottini/Vetters, Magdalensberg 121f. mit Abb. 36. 441 Zu den historischen Quellen, die diese Frage betreffen, weiterhin grundlegend: Dobesch, Kelten in Österreich. − Vgl. dazu auch kritisch: Strobel, Königreich der Kelten 205ff. 442 Antike Quellen nach: Dobesch, Kelten in Österreich. 443 Dobesch, Kelten in Österreich. − Strobel, Königreich der Kelten. 444 Vgl.: Dobesch, Kelten in Österreich 158f. 445 Vgl. dazu z. B. Strobel, Noreia-Frage 25ff. − Gleirscher, Noreia. 446 Das „Paradebeispiel“ dafür stellen die Ausgrabungen Walter Schmids in St. Margarethen am Silberberg dar, das aufgrund der heute in keiner Weise nachvollziehbaren Grabungsergebnisse und Datierung sogar in „Noreia“ umbenannt wurde. Vgl. dazu die Zusammenstellung der oftmals abgelegen publizierten Grabungsberichte und -aktivitäten Walter Schmids bei: Modrijan, Noreia 22ff. − Anschaulich und vor allem kritisch dazu auch: Kramer, Bezirk Neumarkt 50ff. 447 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark v. a. 41. 425

Römerzeit (und Spätantike) – von der Zeitenwende bis ins 5. Jahrhundert

Foto Vorderseite: Cantius-Stele aus Graz-St. Leonhard, jetzt im Universalmuseum Joanneum, Lap. Nr. 155 Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

Ulla Steinklauber

Römerzeit (und Spätantike) – von der Zeitenwende bis ins 5. Jahrhundert

Einleitung Wenngleich die überlieferten schriftlichen Quellen zur Römerzeit es zuließen, mit einer „Politischen Geschichte“ zu beginnen und das Gebiet der heutigen Steiermark als Teil des Römischen Reiches darzustellen, wollen wir diesen nahe liegenden Weg nicht beschreiten. Zum einen liegt das daran, dass wir uns auf tatsächlich Steirisches konzentrieren wollen und die antike Literatur bekanntermaßen dazu nur äußerst spärliche Angaben liefert. Zudem wurde mehrfach versucht, eine Geschichte der Römerzeit von der „Reichsgeschichte“ her zu schreiben,1 was durchaus legitim ist, aber wenig Platz für die Spezifika einer Region lässt, die weitgehend nur den materiellen Hinterlassenschaften und dann in zweiter Linie auch den

epigraphischen Quellen zu entnehmen sind. Zum anderen wollen wir den in den vorangehenden Kapiteln zur Urgeschichte – und von dieser ist eine Darstellung der Römerzeit in vielen Bereichen nicht zu trennen – eingeschlagenen Weg nicht verlassen und daher versuchen, die dort gestellten Fragen auch für die vier bis fünf Jahrhunderte der Römerzeit (einschließlich der Spätantike) in der Steiermark zu stellen. Wir sind uns einzelner Wiederholungen bewusst, wollten in dem großen Abschnitt Römerzeit aber verschiedene Einstiege ermöglichen und nehmen diese bei einem konsequenten durchgehenden Lesen zweifellos auffallenden Redundanzen daher bewusst in Kauf.

Die Römerzeit im Überblick Innovation und Tradition Die wesentlichste Veränderung gegenüber der vorangehenden Periode stellt nach einem längeren, weit vor der Zeitenwende beginnenden Annäherungsprozess zwischen ‚Regnum Noricum‘ und Rom die dauerhafte Eingliederung in

das Römische Reich und damit die – in unterschiedlicher Schnelligkeit stattfindende – Übernahme von Verwaltung, Recht, Steuer-, Wirtschafts- und Sozialstruktur dar. Aus dem zwar keineswegs isolierten und vor allem mit dem großen Nachbarn im Süden in regem Austausch stehenden keltischen Königreich oder Stammes-

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verband wird letztlich unter dem Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) die gleichnamige Provinz Noricum eines zentral verwalteten Weltreichs mit vorherrschend mediterraner Tradition und der – trotz aller Vorläufer – neuen Siedlungsform der Stadt. Noricum umfasste große Teile Österreichs südlich der Donau; die Steiermark liegt im Südosten dieser Provinz, zu der auch anschließende Teile von Slowenien gehörten. Der in mehreren Stufen stattfindende Akkulturationsprozess umfasst alle Bereiche des materiellen Lebens, aber auch Religions- und Glaubensvorstellungen und führt letztlich zur Übernahme der lateinischen Sprache und römischer Individualnamen und des römischen Formulars für Personennamen, beides die vielleicht deutlichsten Anzeichen für eine abgeschlossene „Romanisierung“, die man sich nach heutiger Ansicht aber keineswegs als einen bewussten oder gar gesteuerten Vorgang vorzustellen und die man daher auch „Romanisation“ genannt hat. Vielleicht ist es erlaubt, in aller angebrachten Vorsicht Parallelen zum „Globalisierungszwang“ des ausgehenden 20. Jhs. zu ziehen. Wie stark sich auch gewisse mediterrane Lebensgewohnheiten verbreitet haben, die zwar auf Kultisches zurückgehen, aber letztlich in ein profanes „Freizeit- und Festverhalten“ münden, zeigen die steirischen Amphitheater: In der norischen Stadt Flavia Solva (siehe unten) ist das Amphitheater als Geländemulde bis heute als einziges Bauwerk – es war wohl auch die größte Baumasse der antiken Stadt – sichtbar in den Äckern erhalten. Ausgrabungen konnten nachweisen, dass es über Sockelmauern großteils aus Holz bestand. Die Arena entspricht mit 80 m Länge durchaus einer Größe, wie sie für die Abhaltung „regulärer“ Spiele offenbar notwendig war; auch der Sandplatz, die ‚arena‘, des Kolosseums in Rom war nicht größer. In Flavia Solva gab es aber, im Gegensatz zu dem steinernen Riesenbau in der Hauptstadt

des Römischen Reiches, nur schmale niedrige Holztribünen. Mit knapp über 100 m Gesamtlänge gehörte das Amphitheater von Flavia Solva zu den kleinen Anlagen, es dürfte etwa 2.500 Besuchern Platz geboten haben. Das Kolosseum in Rom dagegen fasste als allergrößte Anlage wohl 50.000 Menschen. Beim Amphitheater von Flavia Solva fällt auf, dass es keinen wirklich elliptischen Grundriss hat. Ähnliche langgestreckte Anlagen mit (fast) geraden Längsseiten kennen wir interessanterweise aus anderen südnorischen Siedlungen: aus der ehemaligen Hauptstadt Virunum im heutigen Kärnten (Länge 108 m) und aus dem Vicus von Gleisdorf (Länge knapp unter 70 m), einer Siedlung ohne Stadtrecht in der Oststeiermark (siehe unten). Diese Sonderform des Grundrisses begegnet aber auch in den Amphitheatern von Caesarea (Cherchel) in Nordafrika (Länge 124 m) und Luceria (Lucera) in Italien (Länge 127 m). Im heutigen Österreich gibt es Amphitheater im militärischen Umfeld in Carnuntum (Provinz Pannonien) und dann eben in Flavia Solva, Gleisdorf und Virunum.2 Die drei letzten norischen Orte liegen südlich der Alpen: Die Beliebtheit von Amphitheatern und den dort abgehaltenen Spielen, häufiger wohl Tierhatzen als „echten“ Gladiatorenkämpfen, erklärt sich wohl durch die in Südnoricum stärkere Romanisierung der Bevölkerung. Nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag hat sich vieles verändert: Evident ist die Ausbreitung der mit der lateinischen Sprache aufs engste gekoppelten Schriftkultur gegenüber der vorangegangenen La-Tène-Zeit, die ja auch in der Steiermark keineswegs schriftlos war, aber gar keinen Vergleich mit der Anzahl an Monumental- und Alltagsinschriften der Römerzeit zulässt, ohne dass wir den Grad der Literarisierung der unterschiedlichen Bevölkerungskreise wirklich abzuschätzen in der Lage wären.3 Evident auch die Ausbreitung

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

neuartiger und die Kulturlandschaft aufs entscheidendste verändernder (Bau-)Techniken wie Mörtelmauerwerk, Straßen im eigentlichen Sinn und Ziegel, die aus dem mediterranen Raum übernommen wurden und auch in den deutschen Benennungen die lateinische Herkunft erkennen lassen. Evident letztlich die Übernahme einer kaum überblickbaren Menge an Gebrauchsgut und Gebrauchsgegenständen, wozu auch die gerade in Südostnoricum blühende Steinmetzkunst mit charakteristischen Weihe- und vor allem Grabdenkmalen zu zählen ist. Insbesondere die großen, farbig gefassten Grabdenkmale außerhalb der Siedlungen haben ganz neuartige Elemente der Kulturlandschaft geschaffen (siehe unten). Diesen Neuerungen gegenüber steht eine partielle Bewahrung einheimischer „keltischer“ Traditionen, etwa im Namensgut4 und längere Zeit wohl in der Sprache,5 bei Gottheiten und Kulten, im Bestattungsbrauch (Hügelgräber) und in der (vor allem weiblichen) Tracht. Diese konservativen Tendenzen scheinen in keinem Bereich eine „reine“ Bewahrung zur Folge zu haben, sondern sich vielmehr mit Neuem in unterschiedlichem Verhältnis zu mischen und werden im Lauf der Jahrhunderte schwächer, ohne gänzlich zu erlöschen. Das allermeiste von der aus diesem Konglomerat entstandenen regionalen provinzialrömischen Kultur geht in dem durch äußeren Druck erfolgenden Zusammenbruch des Römischen Reichs in der Spätantike – ungeachtet aller Kontinuitätsüberlegungen – für immer unter.6 Dies gilt auch für den geregelten Münzverkehr, der, wohl kontinuierlich an die Verwendung keltischen und republikanischen Münzgeldes anschließend, ab der Mitte des 1. Jahrhunderts einsetzt und um 400 nach Chr. abbricht.7 Wie weit die so umrissene kulturelle Region gereicht haben mag, ist für unterschiedliche Aspekte unterschiedlich zu beantworten. Die unserer Meinung nach „einheimische“ Sitte,

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die Toten unter Hügelgräbern zu bestatten, verbindet die West- und Oststeiermark eng mit Slowenien und Westungarn, reicht also über die Provinzgrenzen hinaus, während die auffallend reiche Steinmetzkunst Südostnoricums typologisch und stilistisch die West- und Oststeiermark wieder mit Teilen Sloweniens, dann aber vor allem mit Kärnten verbindet, viel weniger aber mit Pannonien. Hier scheint die Innovation auf den Territorien von Flavia Solva, Celeia (Celje/Cilli), Teurnia (St. Peter in Holz, Gem. Lendorf, Kärnten) und Viru­ num am stärksten gegriffen zu haben bzw. auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Wir könnten also von überlappenden und nur teilweise Schnittmengen bildenden Kulturregionen ausgehen, die in einer fokussierten Betrachtung dann noch in sich zu differenzieren wären: Eine stärker romanisierte oder überhaupt – am ehesten aus Oberitalien – zugezogene (Ober-)Schicht scheint in der Stadt, in Vici und in einigen repräsentativen Villen einer wohl schon aus ökonomischen Gründen viel weniger mit „Importgut“ ausgestatteten Schicht „am Land“ gegenüberzustehen, die wenig Schriftzeugnisse hinterlassen hat, kaum „städtische Modeware“ kauft, nur bedingt in das monetäre Wirtschaftssystem einbezogen scheint und weitgehend die Holzbauweise beibehält. Die kulturellen Regionen sind also kleinräumig weiter nach Bevölkerungsschichten zu untergliedern. Zusammenfassende Aussagen im Überblick scheinen derzeit am ehesten für die fruchtbaren (und auch deutlich dichter besiedelten) Bereiche der West- und Oststeiermark möglich. Je weiter man in die Obersteiermark und in die Berge kommt, desto dünner und isolierter werden die Funde, sodass eher das Fehlen von Phänomenen gewisser regionaler Kulturkreise (z. B. der Hügelgräber) zu konstatieren ist als das Auftreten bestimmter Erscheinungen. Die Obersteiermark ist also auch in kultureller Hinsicht ähnlich schwer

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zuzuordnen wie in Hinblick auf die antiken Stadtterritorien, auf die sie verwaltungsmäßig aufgeteilt gewesen sein mag. Die Alpen bilden zusätzlich eine merkbare Barriere auch in kultureller Hinsicht zu den nördlichen Bereichen der Provinz Noricum, die ihre Beziehungen zumindest zum Teil stärker über den Donauraum, auch in andere Provinzen, finden als nach Süd- und Südostnoricum. Siedlungen D i e Neuerung der Römerzeit ist das erstmalige Auftreten „echter“ Städte im Ostalpenraum, auch wenn eisenzeitliche Zentral­ orte manche Qualitäten städtischer Zentren vorweggenommen haben werden. Aber eine planmäßige Stadt wie das Municipium Flavia Solva (siehe unten) ist in ihrer Zugehörigkeit zum mediterranen Urbanismus doch etwas ganz anderes. Die Stadt beherbergt verschiedenste Bevölkerungsschichten und demzufolge unterschiedlich ausgestattete Baulichkeiten, von der einfachen Werkstatt mit Wohnraum als Fachwerkbau mit Dachdeckung aus organischem Material bis hin zum repräsentativen Stadthaus mit Steinmauerwerk, Ziegeldach, Fußbodenheizung, Wandmalerei, Mosaik und Skulpturenausstattung. Öffentliche Bauten wie Bäder (Thermen) und Amphitheater entsprechen mediterraner Körper- und Freizeitkultur. Innerhalb der Stadt und ihrer Oberschicht finden auch die gesamte Verwaltung und Rechtssprechung zumindest in ihren unteren Ebenen statt. Im Gebiet der heutigen Steiermark war Flavia Solva die einzige Siedlung mit Stadtrecht, weshalb wir uns im Folgenden bei der Besprechung der städtischen Phänomene auf dieses Municipium beschränken, wenngleich auch andere Städte durch ihre – in der modernen Forschung meist Territorien genannten – Verwaltungsbezirke Anteil an der heutigen Steiermark hatten.8

Neben dieser – auch im rechtlichen Sinn – „echten“ Stadt gab es so etwas wie „kleinstadtartige“ Siedlungen, welche die Archäologie meist als ‚vici‘ bezeichnet, was aber nicht mit unserem „Dorf “ zu übersetzen bzw. gleichzusetzen ist.9 Derartige Vici sind in Gleisdorf, in Kalsdorf bei Graz, am Kugelstein bei Deutschfeistritz10 und in Saaz nachgewiesen, an weiteren Orten wie Katsch,11 Laßnitz bei Murau,12 St. Ruprecht bei Bruck an der Mur13 und am Kirchbichl bei Rattenberg14 wahrscheinlich, ohne dass diese Liste Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Vielfach ist zu wenig von den Strukturen bekannt, um klare Aussagen über den Charakter der Siedlungsstelle zu machen, was u. a. auch für die kaiserzeitliche Bebauung am Osthang des Frauenbergs bei Leibnitz15 oder einige der römerzeitlich genutzten Höhensiedlungen16 gilt. Die Vici spielten die Rolle von regionalen Zentren und Marktplätzen an Verkehrsknoten und beherbergten vielfältige handwerkliche Betriebe. Die Bebauung ist tendenziell einfacher (weniger Steinbauweise, einfachere Ausstattung) als in einem Municipium, kann aber auch ein ländliches Amphitheater (in Gleisdorf, siehe auch oben) oder eine Badeanlage (z. B. in Kalsdorf ) umfassen. Bestimmte Hausformen, wie der meist mit einem Hof verbundene einfache „südostnorische Einraumhaus-Typus“ (siehe unten) scheinen trotz der allmählichen Verwendung römischer Bautechniken ihren Ursprung in der einheimischen Tradition einer größeren Region zu haben. Noch einfacher, meist gänzlich aus Holz errichtet, sind weilerartige (?) agrarische Siedlungen am Land, welche die Archäologie erst durch großf lächige Grabungen der letzten Jahre schlüssig nachzuweisen vermochte und für die noch keine klare Benennung gefunden wurde. Ein gutes Beispiel ist die römische Siedlung von Schönberg (siehe unten). Der Übergang zu den kaum erforschten Einzelgehöften der Römerzeit mag ein f lie-

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ßender sein, aufgrund der schlechten Erforschung gerade dieser einfachen, aber zahlenmäßig überwiegenden Siedlungsformen lässt sich nur die große Wahrscheinlichkeit weiterer einfacher Einzelgehöfte wie Gößnitz17 oder Aichegg18 postulieren. Bei letzterem erinnert das auf einem trocken gelegten Steinfundament errichtete und wohl als Blockbau vorzustellende Holzhaus als Wohngebäude und die unregelmäßig verteilten umgebenden kleinen Wirtschaftsgebäude in ihrer Einfachheit und durch das lokale Material vorgegebenen Zeitlosigkeit sowohl an Prähistorisches wie auch an west­ steirische Bauernhäuser der Neuzeit. Dasselbe gilt für Holzbauten in hochalpinen Regionen, wie wir sie zumindest für den Dachstein19 als nachgewiesen betrachten, ob diese nun eher mit Verkehrswegen oder mit Jagdbetrieb oder mit saisonaler Almwirtschaft zu tun haben. Am Land gibt es allerdings auch – sozusagen am anderen Ende der Skala – äußerst luxuriöse Baukomplexe: die Villae rusticae im klassischen Sinn. Nicht ohne entsprechenden Landbesitz und landwirtschaftliche Nutzbauten (‚pars rustica‘) denkbar, sind sie auch oder teilweise vielleicht sogar überwiegend repräsentative Wohnbauten (‚pars urbana‘) einer besitzenden Schicht am Land,20 insofern den Schlössern und Ansitzen der Neuzeit in gewisser Weise durchaus vergleichbar. Gesamtanlagen haben wir erst in den letzten Jahren durch geophysikalische Methoden einigermaßen geschlossen kennen gelernt (Obergralla, Hasendorf und Södingberg), größere Grabungen haben in den 30er-Jahren des 20. Jhs. in den Hauptgebäuden der Villa von Thalerhof, in den 60er-Jahren in Löffelbach und ab den 90er-Jahren in Grünau stattgefunden. Auch kleinere Anlagen verzichten nicht auf Fußboden- und Wandheizung, Baderäume und Wandmalerei, manchmal Fußbodenmosaike, die allergrößten jedenfalls wie Thalerhof und vielleicht auch Hirnsdorf brauchen den Vergleich mit den größten Anlagen in den

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Silberbecher aus der Villa Grünau, jetzt im Universal­ museum Joanneum Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

nördlichen Provinzen keineswegs zu scheuen und lassen eine enorme wirtschaftliche Potenz der (uns namentlich nicht bekannten) Eigentümerfamilien und architektonische Planung auf der Höhe ihrer Zeit erkennen. Letzteres gilt auch für die kleinere und im Gegensatz zu den sonst meist im 2. Jh. n. Chr. einsetzenden Villen vermutlich erst um 300 n. Chr. entstandene Villa Löffelbach mit ihren extravaganten Grundrissen. Die wirtschaftliche Stellung der Eigentümer zeigt etwa auch ein Einzelobjekt wie der – um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. wohl in einer mittelitalischen Werkstatt gefertigte und zweifellos importierte – Silberbecher aus der Villa Grünau21 mit Szenen aus einem Wagenrennen im römischen Circus, der im gesamten Imperium keinen Vergleich zu scheuen braucht. Aber auch die luxuriösen Landsitze bleiben immer Produktionsstätten, die neben der agrarischen Überschussproduktion zur Versorgung von Vici und Municipien für den Eigenbedarf in bestimmten Wirtschafts- und Handwerksbereichen autark waren. Gräber Untrennbar zu jeder Siedlung, welcher Größe auch immer, gehören die Gräber, die im-

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mer außerhalb, aber nahe den Siedlungen und oft an Wegen und Straßen liegen. Die vielen, vielleicht hundert, größeren und kleineren Hügelgräberfelder der Römerzeit22 weisen auf vielfach nicht genau lokalisierte (ländliche) Siedlungen hin, viele als Spolien wieder verwendete Reliefs und Inschriften großformatiger Grabbauten lassen die begründete Vermutung auf nahe gelegene Villae rusticae zu, so etwa bei den Römersteinen in den Kirchen von St. Johann bei Herberstein 23 (zugehörig zur Villa von Hirnsdorf?) oder in Piber24 und Stallhofen.25 Die Beziehung zwischen der Siedlung der Lebenden und den Bestattungsplätzen lässt sich vielfach gut nachverfolgen, und das nicht nur bei großen Siedlungen wie Flavia Solva, sondern auch am Land: So stand am Verbindungsweg von der luxuriösen Villa Grünau zur römerzeitlichen Laßnitztalstraße ein großer, in seinem Fundament fassbarer Grabbau, der einen (verlorenen) Marmorauf bau besessen haben muss.26 Wenige Kilometer weiter talabwärts lagen zwischen der einfacheren Siedlungsstelle in Schrötten und derselben Straße ein weniger monumentaler Grabbau und ein großer Einzelgrabhügel.27 Ein ähnlicher – und einst mit einer monumentalen steinernen Grabstele gekennzeichneter – Großgrabhügel ist mit einem zweiten kleineren weiter talaufwärts bei Frauental an der Laßnitz28 noch vorhanden, sodass wir von einer regelrechten Sepulkrallandschaft im Laßnitztal mit weithin sichtbaren Monumenten ausgehen können – eine Ädikula konnte über 8 m hoch sein, ein Großgrabhügel ursprünglich sicher 5–6 m. Kennzeichnend für die Steiermark ist das gleichzeitige Auftreten von Hügelgräbern und „italischen“ Grabformen mit entsprechenden Bautypen (ummauerte Grabbezirke, Grabhäuser) und Monumenten (Stelen, Grabaltäre, Ädikulen). Besonders augenfällig wird diese „doppelgleisige“ Bestattungssitte – als ausge-

sprochene Rarität bei Städten – bei den riesigen Gräberfeldern von Flavia Solva, wo sich „italische“ Gräberstraßen mit „autochthonen“ Hügelgräberfeldern mischen (siehe unten). Seitdem Hügelgräber des frühen 1. Jhs. n. Chr., in Einzelfällen auch schon aus augusteischer Zeit, bekannt sind,29 lassen sich wohl kaum mehr triftige Gründe vorbringen, an deren autochthoner Herkunft zu zweifeln. Vielleicht ist in ihnen sogar eine bewusste Betonung eigenständiger Traditionen in Anlehnung an die „altehrwürdigen Vorbilder“ der oft in räumlicher Nähe befindlichen eisenzeitlichen Grabhügel zu sehen.30 Gräberfelder an den Ausfallsstraßen von Vici wie in Gleisdorf 31 oder Katsch 32 oder einer Siedlung wie Pichling bei Köf lach 33 scheinen dagegen trotz ihrer Lage am Land kaum mit Grabhügeln durchmischt, was wohl für eine andere Zusammensetzung der Bewohner oder zumindest für eine andere Traditionsgebundenheit spricht. Umso auffallender und wahrscheinlich auf eine sehr vermögende autochthone Schicht hinweisend wären dann die vielen (700 bis 1.000!) und vielfach sehr großen Grabhügel von Flavia Solva, 34 die in ihrer Beigaben-Ausstattung aber sehr wohl reichste importierte oder zumindest nach mediterranen Vorbildern gearbeitete Beigaben enthalten können wie der Kraberkogel. 35 Das Inventar dieses im späteren 1. Jh. n. Chr. mit einem runden eingewölbten Steineinbau errichteten Hügels ist bei weitem das reichste aus allen Gräbern von Flavia Solva und f ällt vor allem durch seinen hohen Anteil an Glasgef äßen auf: Neben zwei Glasurnen gab es noch weitere 20 Glasgef äße, die als Kosmetikgegenstände und Trinkgeschirr zu betrachten sind. Zum Essgeschirr gehörten ein kleiner Bronzekessel, drei eiserne Bratroste, zwei oder drei eiserne Glutschaufeln, drei Keramiktöpfchen und drei Deckel, eine Dreifußschale mit Deckel,

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eine Backplatte mit Deckel, ein länglich ovales rund geschliffenes Stück Aragonit und eine Münze. Wichtig ist aber auch, dass Grabhügel „italische“ Elemente aufweisen können, den ‚titulus‘ als einfache Grabinschrift, aber auch monumentale Grabstelen, die geradezu zu großen Grabhügeln zu gehören scheinen. Tituli und Stelen nennen jedenfalls die Namen der Verstorbenen, letztere stellen sie auch meist in Porträts dar; bezeichnenderweise treten diese Steinmonumente gleichsam als Vertreter der Verstorbenen der Nachwelt auch am Zugang zum Dromos entgegen,36 dem zu der eigentlichen Grabkammer führenden Korridor. In den Grabhügeln – eine steinerne Grabkammer ist keineswegs obligatorisch – sind die verbrannten Überreste der Verstorbenen grundsätzlich in gleicher Weise beigesetzt wie unter oder bei den großen frei stehenden Grabdenkmalen oder einfacheren Gräbern, deren oberirdische Kennzeichnung uns nicht mehr kenntlich ist. Neben dem Leichenbrand, der in einer Urne gesammelt sein kann, aber nicht muss, enthalten die Bestattungen meist die das Feuer überdauernden Bestandteile der Tracht wie Fibeln oder Gürtelbestandteile,37 am Scheiterhaufen mit verbrannte Beigaben sowie unverbrannte Beigaben. Die z. B. im Auftreten von importierter Keramik und Glas offenbar ein Stadt-Land-Gefälle spiegelnden Beigaben lassen sich am ehesten als Ausstattung mit Speis und Trank in der Form von Ess- und Trinkservicen verstehen, die wohl, öfter als nachzuweisen, ganz reale Nahrungsmittel enthielten. Gelegentliche Öllampen oder Balsamare mit Essenzen können als pars pro toto für die Ausstattung eines Wohnraums und die Körperpf lege verstanden werden. Werkzeuge oder gar Waffen sind Ausnahmeerscheinungen, letztere scheinen nur in der Frühzeit in keltischem Kontext und spätlatènezeitlicher Tradition vorzukommen.38

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Während die Beigabeninventare zwar etwas über den Reichtum, aber nichts über den Beruf oder Stand und oft auch wenig zum Geschlecht der Verstorbenen aussagen – Trachtbestandteile sind keine Beigaben, sondern die Überreste des durchaus geschlechtsspezifischen Gewandes mit Zubehör, in dem die Toten verbrannt wurden –, ist gerade dies die Aufgabe der unterschiedlichen Typen39 steinerner Grabdenkmale: Namen, Familie, Stand und Bedeutung der Verstorbenen zu transportieren und die ‚memoria‘, die Erinnerung an sie, zu erhalten. Neben den Inschriften,40 die abgesehen von den Namen oft das Sterbealter und, sofern vorhanden, magistratische und militärische Karrieren verzeichnen, geschieht dies sehr oft auf den „Römersteinen“41 durch eine Wiedergabe der Porträts der Verstorbenen – gleichermaßen Männer, Frauen und Kinder. Die

Grabstein der Atilia mit Fibel- und Brustschmuck sowie norischer Modius-Haube, jetzt in der Pfarrkirche von Foto: Bernhard Hebert Piber

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Silberne Flügelfibel aus Scheiben (St. Georgen ob Ju­ denburg), jetzt im Universalmuseum Joanneum, Inv. Foto: UMJ, Nikolaus Lackner Nr. 11106.

Verstorbenen sind grundsätzlich individuell, das heißt als tatsächliche Porträts, dargestellt, und tragen ihre gewohnte (gute) Kleidung: Frauen und Mädchen sehr häufig die – nicht gänzlich von italischen Modeerscheinungen freie42 – „einheimische“ Tracht mit charakteristischen „norischen“ Hauben und dem Fibel-, Brust- und Gürtelschmuck, 43 deren metallene Bestandteile auch in den tatsächlichen Bestattungen auftreten.44 In den Detailausformungen dieser nicht direkt aus lokalen Vorbildern ableitbaren Trachtbestandteile, z. B. bei Flügelfibeln,45 lässt sich ein „Solvenser“ Formenkreis bestimmen, der von der West- über die Oststeiermark bis nach Westungarn reicht. Männer erscheinen dagegen in der Regel in einem Gewand, wie es weithin im Römischen Reich mit wandelnden Moden von der Toga bis zum Sagum (einem aus dem Militärischen kommenden Schultermäntelchen mit Fransen) üblich war; Soldaten treten oft auch in ihrer Rüstung auf. Nicht zu Unrecht wird in der Eigenständigkeit und Beharrlichkeit der weiblichen Tracht ein weiteres Indiz für die Stärke einheimischer Traditionen nicht nur in den ersten beiden römischen Jahrhunderten, sondern auch noch im 3. Jh. n. Chr. gesehen. 46 Neben diesen die Verstorbenen repräsentierenden Porträts überrascht dann aber die

Bilderfreudigkeit der steinernen Grabdenkmale: Während die Diener und Dienerinnen direkt zur „gehobenen“ Lebenswelt der sozial höher stehenden Verstorbenen mit Schreibern, Tischpersonal und Zofen gehören, bleibt der persönliche Bezug zu den unzähligen mythologischen Darstellungen undeutlich; auch deren in der Forschung oft angesprochene Jenseitssymbolik ist oft kaum oder gar nicht fassbar. Die modernen Interpretationen47 reichen von einer Identifizierung der AuftraggeberInnen mit den dargestellten Themen bis zu einem unref lektierten Ausstattungsluxus mit letztlich beliebigen, vorgegebenen und von den Steinmetzen mitgelieferten Bildtypen. Erstere Auffassung setzt eine Kenntnis nicht nur der griechisch-römischen Mythen, sondern, um ein Wiedererkennen zu ermöglichen, auch der jeweiligen mediterranen Bildtypen voraus. In Südostnoricum und damit in der Steiermark ist die Überlieferung von mythologischen Bildern auf Grabdenkmalen jedenfalls so reich wie kaum irgendwo außerhalb der mediterranen Kernregionen. Mehr als auf Grabstelen und Grabaltären finden die mythologischen Reliefs ihr reichstes Vorkommen auf den größten Grabdenkmalen, auf den Grabädikulen, die über einem reliefgeschmückten Sockel eine Ädikula, ein „Häuschen“, meist mit frontaler Säulenstellung und oft mit den lebensgroßen Porträts der Verstorbenen, aufweisen und trotz Parallelen in anderen Provinzen einen eigenen südostnorischen Bautypus darstellen (siehe unten). Diese wirklich riesigen Monumente waren nicht „weiß“, d. h. marmorfarben, sondern weitgehend farbig gefasst und müssen in der Landschaft überaus markante Zeichen gesetzt haben. Ausstattungsluxus und Wirkung der repräsentativen Grabmonumente haben für eine begüterte Schichte sowohl im städtischen Umfeld als auch am Land eine große Rolle gespielt, wobei bei „teuren“ Elementen wie

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der Marmorskulptur kein prinzipielles Gefälle zwischen dem Municipium Flavia Solva und dem Landbezirk auszumachen ist. Was auch am Land möglich war, zeigen die Römersteine von Bad Waltersdorf, St. Johann bei Herberstein oder Piber, die wohl zu den Friedhöfen reicher Villen gehörten, aber auch Einzelmonumente wie die Grabstele von Lebing (siehe unten). Diese Grabmonumente verschwinden zur Spätantike hin, obwohl die Friedhöfe oft beibehalten werden, allmählich, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Wechsel von der Brand- zur Körperbestattung,48 der nicht primär als Folge einer voranschreitenden Christianisierung, sehr wohl aber im Zuge sich ändernder Jenseitsvorstellungen zu erklären sein wird. Letztlich bleibt es aber auch für die ersten drei nachchristlichen Jahrhunderte schwer, die „Jenseitsvorstellungen“ – in der Steiermark wie auch vielfach sonst im Römischen Reich – genauer zu beschreiben: Was wir sehen und lesen, ist nach außen ein Bemühen um Repräsentation und um Bewahrung persönlicher Identitäten, nach innen ein Bedürfnis der Ausstattung und Versorgung, dem auch durch Totenfeiern und Opfergaben am Grab entsprochen wurde. Mehr als die Konstante der Annahme eines gewissen Weiterlebens der Verstorbenen kann daraus nicht abgeleitet werden. Da dieses Weiterleben ja auch ganz konkret hier (z. B. im Grab) stattfinden könnte und wir aus anderen Kulturkreisen der Antike bekannte Reisen der Verstorbenen in eine andere Welt nicht (immer) als Vorstellungsmodelle verallgemeinern dürfen, ist vielleicht sogar der aus Späterem stammende Begriff „Jenseits“ nicht wirklich angebracht. Gräber waren aber für die Lebenden stets mit dem Reisen, mit dem Kommen und Gehen in und aus einer Siedlung, verbunden: Hier, an den Wegen und Straßen, tragen sie die ‚memoria‘ der Verstorbenen in die nachfolgenden Generationen.

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Infrastruktur In der Verkehrsinfrastruktur bringt die Römerzeit mit dem dichten Wegenetz und vor allem mit den planmäßig angelegten befestigten Straßen einen gewaltigen Neuerungsschub, wie er – mit Ausnahmen – bis in die frühere Neuzeit nicht wieder stattgefunden hat. Diese Infrastruktur und die für sie erforderlichen Investitionen (verschiedener, nicht nur staatlicher Herkunft) spiegelt die Notwendigkeiten einer vernetzten Wirtschaft und eines zentralisierten riesigen Staatsgebildes. Die wichtigste Straße der Steiermark kennen wir vor allem aus der (im 3. Jh. n. Chr. gründenden) schriftlichen Überlieferung (Itinerarium Antonini und Tabula Peutingeriana): Es ist dies die so genannte „Norische Hauptstraße“, die als eine der wichtigen Ostalpenquerungen von der Provinzhauptstadt Virunum nach Ovilava führte und entsprechende überregionale Aufmerksamkeit erhielt. Die dadurch erhaltenen römerzeitlichen Ortsnamen sind die einzig gesicherten49 in der Steiermark, abgesehen von Flavia Solva, das als einziger Ort auch inschriftlich (mehrfach) genannt wird. Die Aufzählungen dieser Orte, die (auch) die Funktion von Straßenstationen gehabt haben müssen, führten zusammen mit den Meilenangaben der zwischen ihnen liegenden Straßenstrecken zu unterschiedlichen Identifikationen mit modernen Ortschaften, die, ohne auf Details einzugehen, fast allesamt als bislang nicht verifiziert zu betrachten sind. Es sind dies (mit den zumeist genannten modernen Ortsnamen): Nach dem Itinerarium Antonini (Ortsnamen im Lokativ): Monate St. Georgen ob Judenburg St. Johann am Tauern Sabatinca Surontio Trieben.

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Nach der Tabula Peutingeriana: Lind bei Scheif ling Ad Pontem Graviacis Stadl an der Mur Wildbad Einöd Noreia Liezen Stiriate Surontio Trieben Tartusanis Hohentauern Viscellis Möderbrugg. Die Lage der überlieferten Ortschaften bzw. Straßenstationen ist im Groben einigermaßen eingrenzbar, wenn man den Straßenverlauf aufgrund der topographischen Gegebenheiten als mehr oder minder bekannt voraussetzt: Aus dem Zollfeld führt er über Wildbad Einöd ins Murtal, das bei Scheif ling gequert worden sein könnte, dann über Frauenburg, Pichlhofen und den Pölshals ins Pölstal und nach Hohentauern, letztlich bei Trieben oder St. Lorenzen bei Trieben ins Paltental, um über Liezen den Pyhrnpass zu erreichen. 50 Die Ortschaften bzw. Straßenstationen sind aber bislang allesamt archäologisch nicht gesichert, mit der Ausnahme der 1932 bei Wildbad Einöd51 aufgedeckten Baulichkeiten neben einer Straßentrasse, die mit der Straßenstation Noreia gleichzusetzen sein werden. Die Angaben der älteren Forschung zu „Monate“ sind nicht mehr gültig, bei der angeblichen Poststation in Nußdorf bei St. Georgen ob Judenburg52 handelt es sich vielmehr fraglos um monumentale Gräberbezirke an der Straße, die aufgrund neuerer Funde direkt beim nahe gelegenen Schloss Pichlhofen vorbei geführt haben wird. Altstraßenstücke am Pölshals, nahe Hohentauern und am Pyhrnpass können mit einiger Wahrscheinlichkeit, müssen aber nicht, römerzeitlich sein. Die materielle Evidenz dieser wichtigsten Straße ist also dünn, auch die einzig bekannten Meilensteine aus St. Georgen bei Neumarkt53 und Bodendorf 54 und ein weiterer anepigrapher von der Tauernstrecke55

helfen aufgrund ihrer nicht primären Fundsituationen nicht weiter. Durch bei den ursprünglichen Aufstellungsorten (bei Feldkirchen bzw. in Deutschfeistritz beim Kugelstein) erhaltene Meilensteine56 und zugehörige Straßenstücke kennen wir eine weitere wichtige Straße, die so genannte Murtalstraße, die am rechten Murufer über Flavia Solva nach Norden zog. Im Gelände ist sie beim Kugelstein nördlich von Deutschfeistritz an der Engstelle des Murtals als in den Hang gesetzte Trasse heute noch gut nachvollziehbar,57 auch wenn die Entstehungszeit der nahe gelegenen steinernen Brücke in Adriach unklar bleibt. Bei Feldkirchen südlich von Graz ist sie als 7 m breiter Schotterdamm archäologisch nachgewiesen, ähnlich wird sie nördlich von Leibnitz in einer heute noch benutzten schnurgeraden Trasse („Mitterweg“) ausgebildet gewesen sein, vielleicht auch in jenem geradlinigen Trassenverlauf, den die Alte Poststraße in Graz einnimmt. Die planmäßige Anlage der langen geradlinigen Straßenstücke ist evident. Bei Flavia Solva und beim Vicus Kalsdorf muss es Murquerungen und entsprechende Straßenverbindungen nach Osten gegeben haben, die allerdings bislang nicht gesichert nachzuweisen sind. Eine Abzweigung zu der ebenfalls ingenieurmäßig angelegten Nebenstraße ins Laßnitztal (siehe unten) muss zwischen Leibnitz und Lebring gelegen haben; da diese Nebenstraße bereits im 1. Jh. n. Chr. bestand, ist dies ein zusätzlicher Grund, dasselbe auch für die – aufgrund der Meilensteine erst im 3. Jh. n. Chr. evidente – Hauptroute anzunehmen. Eine Fortsetzung der Murtalstraße über Bruck an der Mur hinaus – hier existierte am rechten Murufer in St. Ruprecht (siehe oben) eine wohl als Vicus anzusprechende Siedlung – ist sowohl nach Osten durch das Mürztal,

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Römerstraße am Kugelstein Grafik: ARGIS, Gerald Fuchs

als auch nach Westen zu den römerzeitlichen Alpenquerungen mehr als wahrscheinlich – neben dem unbewiesenen Übergang über den Schoberpass sind dies die Norische Hauptstraße sowie eine weitere, durch einen Meilenstein in Stadl an der Mur bezeugte Straße von Virunum nach Iuvavum (Salzburg) bzw. die bei Immurium (Tamsweg) das Murtal kreuzende Straße Teurnia–Iuvavum.

Ob bei Bruck an der Mur eine Querung auf das linke Murufer bestand, ist ungeklärt, aber nicht unwahrscheinlich: Bei einem linksufrigen Straßenverlauf wären auch das Altwegstück und die steinerne Brücke bei St. Dionysen58 oder der Altweg bei Katsch in Frojach59 mit seinen spektakulären Felsabarbeitungen, obwohl beide derzeit keineswegs sicher datierbar, zu berücksichtigen.

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Scheitelpunkt der Römerstraße am Kugelstein Foto: ARGIS

Die Erschließung der Nebentäler zeigt seit Kürzerem die mehrfach archäologisch untersuchte Straße durch das Laßnitztal, ein über 4 m breiter und ursprünglich bis 0,7 m mächtiger Schotterdamm mit begleitenden Straßengräben (Gesamtbreite der Anlage 9,5 m) in konsequenten geraden Linienführungen, die Querungen von Seitenbächen und Brücken über die Laßnitz bedingen. Die Laßnitztal-Straße dürfte nach Ausweis der archäologischen Befunde im 1. Jh. n. Chr. angelegt und bis ins 4. Jh. n. Chr. in Betrieb gewesen sein.60 Das ingenieurmäßig errichtete aufwendige Bauwerk diente wohl „nur“ der Erschließung einer für die Versorgung von Flavia Solva wichtigen, nach unserer Vorstellung hauptsächlich in der Landwirtschaft produktiven Region und berücksichtigt demzufolge auch die dichte Abfolge der Villen und anderen Siedlungen auf beiden Talseiten, an deren Ende die Villa von Obergralla mit ihrem großen Getreidespeicher (siehe dazu auch unten) und wahrscheinlich einem Murhafen liegt. Hier ist vielleicht ein Verweis auf die – in der Forschung teilweise überbewertete – Rolle der Schifffahrt angebracht: Häfen sind in Obergralla und Flavia

Solva so gut wie sicher, in Kalsdorf und auch weiter muraufwärts möglich. Ein einigermaßen regelmäßiger Transport zu Wasser auf den Nebenf lüssen scheint gerade für schwere Lasten wie Marmor, wofür er häufig postuliert wird, schwer vorstellbar: Wer z. B. den Oberlauf der Kainach kennt, weiß, dass ein sicheres Verschiffen oder Verf lößen der kostbaren großen Marmorblöcke undenkbar ist; zudem hätten die Steintransporte von der Gleinalpe ohne geeignete Straßen nie die Oststeiermark, der Marmor vom Pohorje, außer über enorme Umwege, nicht Flavia Solva erreicht. Auch die Anlage der zu einem Nebenf luss der Mur parallel laufenden Laßnitztal-Straße zeigt den Vorrang des „rollenden“ Verkehrs. Schmälere, aber auch planmäßig angelegte „Bergstraßen“ kennen wir auch aus der Obersteiermark: Ein kürzeres Straßenstück am Grimmingfuß,61 das die vorauszusetzende Ennstalstraße mit dem Ausseerland verband, sowie eine längere Bergstraße mit regelrechten Serpentinen, die zwischen Altaussee und dem oberösterreichischen Bad Goisern über den Michlhallberg 62 sozusagen eine Variante des modernen Pötschenpass-Übergangs darstellte.

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Römerstraße im Laßnitztal Foto: ARGIS, Gerald Fuchs

Dass auch Saumwege archäologisch nachweisbar sind, haben Prospektionen im Ausseerland gezeigt, die – vor allem anhand des größten im Römischen Reich bekannten Komplexes von Hipposandalen, das sind anbindbare eiserne Steighilfen für Tragtiere – eine vielbegangene Route durch das Salzkammergut entlang der Traun63 belegen, zu der auch, wohl als „Raststellen“, ganz einfache kleine Baulichkeiten in Form von Holzhütten gehören. Hipposandalen von einer Straße am Grimming fuß Foto: Hans Georg Tropper

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Weitere Saum- und Fußpfade werden wir in größerer Zahl annehmen können, für den Sölkpass64 ist dies durch auf der Passhöhe gefundene, wohl als Opfergaben anzusehende Münzen wahrscheinlich. Kult und Gottheiten Numinose Orte und persönliche Opfer in einer alpinen und mitteleuropäischen Tradition behalten in der Römerzeit selbstverständlich ihre Bedeutung: Am oben erwähnten Sölkpass liegen römische Münzen neben einer keltischen und neben einem Brandopferplatz der Bronze- und Eisenzeit, wo unter offenem Himmel Brandopfer, vor allem durch das Verbrennen von Teilen geschlachteter Opfertiere, dargebracht worden waren.65 Opfer an Quell(gottheit)en sind ebenso aus mediterraner Tradition zu verstehen, wie aus

autochthoner, ob es sich nun um Münzopfer bei – bis heute genutzten – Heilquellen ( Johannesbrunnen,66 Bad Gleichenberg 67 ) oder um Weihungen in Form von Votivsteinen an namentlich genannte (Donnersbach)68 oder bildlich dargestellte Nymphen (Heilbrunn)69 handelt. Die neuen Grabungen bei Schloss Sauerbrunn in Thalheim im oberen Murtal mit Siedlungs- und Straßenbefunden und Resten von Wasserleitungen lassen auch auf eine bereits römerzeitliche Nutzung der heute dort noch aus dem Boden tretenden Mineralwässer vermuten.70 Überhaupt spielt die persönliche Verehrung in den uns erhaltenen Zeugnissen eine große Rolle, nicht nur in privaten oder häuslichen Praktiken, sondern auch in – nicht primär als dekoratives Kunsthandwerk misszuverstehenden – zahlreichen Götterstatuetten, Inschriften und im öffentlichen Raum präsentierten

Weihrelief an die Quellnymphen aus Heilbrunn bei Bad Mitterndorf, jetzt im Universalmuseum Joanneum, Foto: UMJ, Nikolaus Lackner Lap. Nr. 187

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Altar des Jupiter Uxlemitanus aus Brunn bei Fehring, jetzt im Universalmuseum Joanneum, Lap. Nr. 252 Foto: UMJ, Ortolf Harl

Weihungen. Staatliche Kulte oder Kulte der Gemeinwesen waren selbstverständlich vorhanden, vor allem im Rahmen der Staats„Religion“ für die Götter Roms und den Kaiser, sind aber für die Steiermark bis auf einige offizielle Weihungen weniger greif bar und vor allem nicht gegenüber anderen Provinzen des weiten Reichs charakteristisch. Dies gilt auch für den bei uns „am Land“ sehr beliebten Her-

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cules, der am Kugelstein bei Deutschfeistritz zusammen mit der Siegesgöttin Victoria auftritt.71 Wie in den allermeisten Provinzen des Reichs stellen sich Kult und „Religion“ der Römerzeit in der Steiermark ausgesprochen vielschichtig dar: Neben der hier nur zu streifenden öffentlichen wie privaten Verehrung der römischen Gottheiten in all ihren Facetten begegnen Kulte aus anderen Regionen des Reiches und vor allem weit in die Römerzeit hinein weiterlebende Kulte einheimischer Gottheiten, die wir meist nur anhand ihrer keltischen Namen auf den Inschriften überhaupt identifizieren können.72 Einige dieser einheimischen Götter und Göttinnen treten in einer Angleichung an römische auf, was sich in der Beistellung des einheimischen Namens zu dem lateinischen zeigt. Diesen Assimilationsvorgang nennt man meist ‚interpretatio Romana‘, wobei die Angleichung wohl nicht von „den Römern“, sondern von den in die römische Kultpraxis hineinwachsenden romanisierten Kelten vorgenommen wurde. Wir nehmen diesen Vorgang aufgrund der zunehmenden Schriftlichkeit ab dem entwickelten 2. Jh. n. Chr. wahr, er wird aber schon früh als ein wesentliches Element der Romanisierung oder Romanisation eingesetzt haben. Die Voranstellung des lateinischen Namens darf wohl nicht dazu verleiten, die Bedeutung der einheimischen Gottheiten auf einen „mitgeschleppten“ Beinamen reduziert zu sehen. Namentlich bekannt sind uns zahlreiche keltischsprachliche Götternamen, so etwa aus einer berühmten Weihinschrift73 des Mars Latobios Marmogios Sinatis Toutatis Mogetios aus Schloss Seggau.74 In diesen Theonymen und Beinamen sieht die moderne Forschung75 sowohl indigene Gottheiten als auch Funktionsbeinamen, die man offenbar als dem römischen Kriegsgott Mars wesensverwandt emp-

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Marsbüste vom Frauenberg bei Leibnitz, jetzt im Uni­ versalmuseum Joanneum, Lap. Nr. 275 Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

funden hat. Ähnliches gilt für den Beinamen Uxlemitanus auf einem Altar aus Brunn bei Fehring76 oder Arubianus in Rein77 in Bezug auf den römischen Jupiter. Jupiter tritt – diesmal mit einem lateinischen Beinamen – in der Steiermark mehrfach auch als Depulsor78 auf, worin manche eine indigene Gottesvorstellung „übersetzt“ sehen wollen. Spärlich ist der archäologische Nachweis von öffentlichen Kultbauten, also Tempeln: In Flavia Solva fehlen diese auffallenderweise bislang überhaupt, auch die Vici haben nichts Überzeugendes gebracht. Lediglich der Frauenberg bei Leibnitz weist mit dem frührömischen Kultbezirk79 und dem kaiserzeitlichen Podiumstempel80 zwei markante Baulichkeiten auf, zu denen noch ein dritter, durch erhaltene Architektur(plastik) nachgewiesener Bau hinzutritt. Die wichtige Frage, wem diese Heilig-

tümer geweiht waren, kann nur für den Podiumstempel mit „vielleicht der Isis“ beantwortet werden. Zuordnungen eines dritten Heiligtums an Mars – zu dessen architektonischer Ausstattung eine monumentale Büste des Mars (?)81 gehören könnte – sind eher spekulativ, wie auch eine Ansprache der Isis als Isis Noreia und des Mars als Mars Latobius und damit als vorrömische „Stammesgötter“ an diesem Hauptkultort von Solva. Für den Ringkogel bei Hartberg scheint ein zweites, gegen Ende des 4. Jhs. n. Chr. zerstörtes Höhenheiligtum anhand von Fundament­ resten und reichen (Münz-) Funden möglich.82 Seit kurzem ist ein weiteres Höhenheiligtum vom Schöckl bei Graz83 in Bauresten und Weihefunden bekannt. Andere Baulichkeiten, wie der sog. Tempel am Kugelstein bei Deutschfeistritz84 oder das angebliche ländliche Heiligtum von Rabnitz bei Kumberg werden heute diskutiert oder zurecht ebenso angezweifelt85 wie der schon erwähnte „Heilige Bezirk“ in Brunn bei Fehring (siehe oben): Der Fundort einer Weiheinschrift macht eben einen Baukomplex mit nicht eindeutiger Architektur nicht unbedingt zum Heiligtum; alte Interpretationen haben nicht einmal Grabbauten wie die im Oswaldgraben86 von Kultanlagen zu unterscheiden gewusst. Freilich muss – bei der großen Vielfalt antiker Religiosität – nicht jeder Kultplatz architektonisch gestaltet gewesen sein, der am Sölkpass (siehe oben) war dies so gut wie sicher nicht. Weiheinschriften weisen aber selbstverständlich auf „heilige Orte“ hin, so kennen wir seit kürzerem einen Diana-Altar aus einer Villa in Rattenberg87 oder die Verehrung des ursprünglich orientalischen und dann beim römischen Heer weit verbreiteten Mysteriengottes Mithras durch Mithrasweihungen „am Land“ in Piberegg88 über dem Kainachtal und in Katsch an der Mur89, das Bruchstück ei-

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nes Mithras-Kultbildes stammt aus St. Veit am Vogau.90 Auf Mithras weisen wohl auch die Keramikgefäße mit plastischen Schlangen hin, wie wir sie aus einer Kugelsteinhöhle und aus Wohnhäusern in Flavia Solva kennen.91 Häusliche Kultpraktiken belegen Graffiti, also nach dem Brand angebrachte Ritzungen, auf Gebrauchskeramik, wie an die VIBES,92 die NIXES in Kalsdorf 93 oder die SVLEVIAE in Flavia Solva,94 wobei es sich jeweils um in der Vielzahl auftretende einheimisch-keltische Gottheiten handelt, die eine besondere Beziehung zur weiblichen Sphäre hatten. Jede in privatem Bereich aufgefundene Götterstatuette kann, muss aber nicht auf ein Hausheiligtum hinweisen. Sehr wohl tun dies

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kleine Hausaltärchen, wie der an die „pankeltische“ Göttin Epona aus Gleisdorf,95 deren Bezug zu Pferden auch in ihrem mit dem lat. ‚equus‘ verwandten Namen zum Ausdruck kommt. Im Sozialen und Regionalpolitischen spielten gemeinsame Weihungen und auch Kultverbände eine wichtige Rolle. Aus der Steiermark kennen wir z. B. ein ‚collegium Iovis‘ aus Flavia Solva durch eine Weihung an den höchsten Reichsgott Jupiter, das aus Bürgern und Nicht-Bürgern (‚peregrini‘, zwei mit keltischen, einer mit einem griechischen Namen) besteht und damit recht gut die möglichen „Aufsteiger“ in der municipalen Gesellschaft zeigt.96

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Eine ausgewählte Fundstelle: Das römerzeitliche Höhenheiligtum am Schöckl bei Graz97 Von Manfred Lehner Seit 2015 erforscht das Institut für Archäologie der Universität Graz die römerzeitliche Fundstelle am Ostgipfel des Grazer Hausberges in der Gemeinde St. Radegund bei Graz. Nach Nachrichten über einzelne kaiserzeitliche Fundmünzen aus den 70er- und 80er-Jahren des 20. Jhs. war die Fundstelle bisher vor allem aus Begehungsprotokollen von Sigrid Ehrenreich und Gerald Fuchs zwischen 1990 und 2004 bekannt, in ihrem Charakter jedoch noch nicht interpretierbar. Im Herbst 2014 wurden zahlreiche keramische Oberf lächenfunde vom terrassierten Hang direkt südlich unterhalb des Schöckl-Ostplateaus gemeldet. Eine darauf hin 2015 durchgeführte systematische Fundaufsammlung erbrachte nicht nur 332 Gefäßscherben (von denen 92% römerzeitlich sind), 13 Münzen von Domitian bis Maximinus Daia,

zwei Kniefibeln, antike Glas- und Wandmalereifragmente und Teile einer Götter- oder Gladiatorenstatuette aus Blei, sondern konnte auch grob die Ausdehnung der mindestens 2  ha großen Fundstelle bestimmen. Sie umfasst den eigentlichen Ostgipfel, den breiten, von der Forststraße in einer S-Kurve durchzogenen Sattel westlich und nördlich des Sendemastes, zumindest den östlichen Rand des eigentlichen Schöckl-Ostplateaus oberhalb des heutigen letzten Abschnitts des Holzsteges, sowie als Gebiet der größten Fundhäufung den windgeschützten, antik terrassierten Südwesthang, also die Almweide oberhalb und unterhalb der von der Halterhütte zum Sendemast führenden Forststraße. Zusammen mit einigen auf Gebäude hinweisenden Geländemerkmalen, die auch in Luftbildern und im digitalen Schöckl bei Graz. Über­ sicht der Fundstelle und Position der Maßnah­ menflächen am SchöcklOstgipfel auf Grundlage des Orthofotos aus ©GIS Steiermark, das die Gra­ bung am 15. August 2017 zeigt (offene Grabungs­ flächen 2 und 3) Bearbeitung: Manfred Lehner

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Oberf lächenmodell sichtbar sind, konnte die Interpretation als ausgedehntes antikes Höhenheiligtum98 bereits nach der Fundaufsammlung als plausibel gelten. Der Ostgipfel (auch „Schöcklkopf “, 1.423 m ü. M.) ist vor allem in der Fernsicht von Süden, Osten und Norden her der markanteste Punkt der höchsten Erhebung (1.445 m) des Grazer Berglandes, deren inselbergartige Erscheinung auch im slawischen, auf den Wortstamm ščegl- („einzeln, allein“) zurückzuführenden Namen des Berges zum Ausdruck kommt. Geologisch ist der Gipfelbereich eine eintönige fossilienfreie Bänderkalkmasse mit starken Karsterscheinungen, sodass es dort kein Wasser außer periodisch in zusedimentierten Dolinen gibt. Das geräumige, heute großteils unbewaldete und almige Schöcklplateau wird intensiv genutzt, was im Verein mit immer wieder nachzuweisender Raubgräbertätigkeit dem Erhaltungszustand der Fundstelle nicht zugutekommt. Der Ostgipfel bietet, außer nach Westen hin, eine prächtige Rundumsicht; auch das 48 km entfernte Wagna/Flavia Solva und der Leibnitzer Frauenberg mit seinem Tempelbezirk sind erkennbar. Das Heiligtum am Schöckl bei Graz. Die Mauer am höchsten Punkt des Ostgipfels (Grabungs­ fläche 4, 2018) mit Wand­ malerei in Versturzlage Foto: Institut für Archäologie Graz, Levente Horváth

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Schöckl-Ostgipfel liegt also im Blickfeld der gesamten, in der Römerzeit dicht besiedelten Ost- und Südsteiermark. Basierend auf den Ergebnissen der systematischen Fundaufsammlung 2015 wurden bisher vier weitere punktuelle Maßnahmen durchgeführt, die sich auf drei Bereiche konzentrierten: den terrassierten Südwesthang oberhalb der Forststraße (Probegrabung 2016 und Georadarprospektion durch Florian Bleibinhaus von der Montanuniversität Leoben 2017), den eigentlichen Ostgipfel (Grabungsf lächen 3/2017 und 4/2018) und den nördlichsten Bereich des Sattels westlich unterhalb des Ostgipfels, unmittelbar nördlich des Sendemastes (Grabungsf läche 2/2017). Die kleinf lächige Probegrabung 2016 (Grabungsf läche 1) auf einer fast ebenen, 10 m breiten Terrasse auf 1.415/16 m ü. M. am oberen Ende des Südwesthanges und westlich des Sendemastes bestätigte die Existenz in situ liegender römerzeitlicher Schichten und erbrachte anhand von Unterlegsteinen den Nachweis eines über einer Felsspalte/Doline errichteten Blockbaues. Für Holzkohle aus einer fundführenden Planierschicht unter dem Gebäudebe-

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fund liegt ein 2-Sigma-kalibriertes Radiokarbondatum von 125–250 n. Chr. vor, für eine Probe aus dem typischen alpinen Verfallshügel des Blockbaues ergab sich ein Datum von 240– 390 n. Chr. In den Verfallshügel ist eine wohl noch spätantike Sumpf kalkgrube von etwa 4 m Durchmesser eingetieft. Ob der Blockbau unmittelbar zu einem Heiligtum gehörte oder einen zugeordneten Infrastrukturbereich dazu darstellte, bleibt unklar. Die wenigen Funde, meist Grobkeramik, sowie auffällig klein fragmentierte Tierreste erlauben keine kultische Interpretation, während ein Glasf lussbrocken und zahlreiche Bleitropfen vielleicht auf die Herstellung von Votiven vor Ort schließen lassen. Die auffälligste Struktur am Südwesthang stellt eine von der Forststraße überschnittene, im heutigen Gelände terrassenartige, Ost-West gerichtete Struktur von etwa 20 x 10 m dar, die auf ca. 1.411/12 m ü. M. liegt. Sie erscheint sowohl in den Luftbildern, im Radarbild als auch besonders deutlich im digitalen Geländemodell gebäudeartig begrenzt. Direkt westlich davon liegt die eklatant größte Metallfunddichte der

systematischen Fundaufsammlung 2015, auch das figürliche Bleivotiv stammt von hier. Eine kultische Interpretation dieses Bereichs liegt nahe, eine Grabung war an dieser Stelle bisher nicht möglich. Ein eindeutig römisches Gebäude ist hingegen am Ostgipfel selbst nachgewiesen: Die Oberf läche der Ostgipfelkuppe besteht nicht aus Fels, sondern aus Versturzschutt, in dem durchaus auch Mauerverläufe zu erkennen sind. Ein Falschfarben-Orthofoto aus dem Jahr 2008 zeigt anhand von Trockenmarken ein Geviert von ca. 12,50 m zu 11 m Ausdehnung. Davon sind bisher nur etwas über 30 m² (Grabungsf lächen 3/2017 und 4/2018) ergraben. Aufgedeckt wurden drei unterschiedlich breite römische Mauerzüge, die in Südsüdwest-Nordnord­ost-Richtung parallel zueinander verlaufen. Sie stehen teilweise auf Fels, teilweise auf einer massiven trocken aufgeschichteten Terrassierung und besaßen auch streifenbemalten Wandverputz. Ein schlüssiger Grundriss des durchaus aufwendigen und die ganze Kuppe einnehmenden Gebäudes (oder der Gebäude?) und somit die Gestalt

Schöckl bei Graz. Frag­ mentiertes, zweiseitig gegossenes Bleivotiv eines Gottes (Mars, Jupiter?) oder Gladiators Foto: Institut für Archäologie Graz, Johanna Kraschitzer

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dieses Heiligtums lässt sich noch nicht rekonstruieren. Dagegen ergeben Kleinfunde, darunter eine Münze des Antoninus Pius, einen guten terminus post quem für die Errichtung des Gebäudes frühestens nach der Mitte des 2. Jhs. n. Chr. Insgesamt ist das Fundmaterial vom Ostgipfel bisher auffallend spärlich. Eine Ausnahme bilden 23 Münzen mit auffälliger Verteilung: 12 Stück sind Prägeherren von Titus (79–81 n. Chr.) bis Antoninus Pius (138–161 n. Chr.) zuzuordnen, 11 Stück wurden zwischen 255 (Valerian) und 293 n. Chr. (Maximian) geprägt. Dazwischen liegt eine Fundlücke von einem ganzen Jahrhundert. Ob sich dieser numismatische Befund auf den Baubefund umlegen lässt oder andere Gründe, z. B. Modeerscheinungen im Weiheverhalten, hat, muss noch offenbleiben. Wann das Gebäude am Ostgipfel abgekommen ist, ist nicht leicht zu bestimmen. Ein Antoninian des Carinus aus dem Verputzversturz der mittleren Mauer deutet auf ein Nutzungsende nach 285 n. Chr. hin. Trotzdem scheinen Mauerteile noch lange aufrecht geblieben zu sein; an zwei Stellen weisen Gefäßscherben im Mauerversturz auf einen Einsturz oder Abriss erst in der frühen Neuzeit hin. In der bisher größten Grabungsf läche 2/2017 im Sattel westlich unterhalb des Ostgipfels (ca. 1.419 m ü. M.) zeigte sich ein ganz anderes Bild: sehr viel Fundmaterial, aber kein eindeutiger Baubefund. Anscheinend wurde hier der mit einigermaßen aufwendigen Planierungsmaßnahmen hergerichtete Vorplatz des eigentlichen Heiligtums erfasst. Nach einer groben Einebnung des Geländes durch Planierung von Verwitterungsschutt, an zwei Stellen darauf angelegte Kalksteinpf lasterungen und Abdeckung von Felsspalten durch größere Kalksteinplatten ergab sich eine erste Weiheaktivitätsoberf läche, der noch relativ wenig Fundmaterial zuzuordnen ist. Zwei Gruben

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Schöckl bei Graz. Prägefrische Tetradrachme des Caracal­ la, Prägeort Emesa, 215/217 n. Chr. Foto: UMJ, Karl Peitler

sind in diese Oberf läche eingetieft, eine davon enthielt eine syrische Tetradrachme des Caracalla von 215/217 n. Chr. Ansonsten sind dieser ersten Weiheaktivitätsphase Fragmente von beinernen Haarnadeln, einige wenige Keramikscherben und noch weniger Tierknochen, einige Glasperlen, zwei kleinste Fragmente von Glasgefäßen und ein Votivspiegelrahmen aus Blei zuzuordnen. Versiegelt wird die erste Kultaktivitätsoberf läche von einem f lächendeckenden kiesigen Planierschichtpaket, das zehn Münzen enthielt, den terminus post quem liefert ein Follis des Constans (347/348 n. Chr.). Die Zeittiefe der 274 n. Chr. beginnenden Münzreihe zeigt wohl grob auch die Benutzungszeit der nun versiegelten ersten Phase des Weiheplatzes vom letzten Viertel des 3. bis ins mittlere 4. Jh. an. Auf dieser neuen Oberf läche wurden nun zahlreiche Weihegaben deponiert, wobei das Fundmaterial auf den ersten Blick eine eindeutig weibliche Komponente zeigt: 82 Fragmente von mindesten 25 Armreifen aus „schwarzem“ Glas, 723 Glasperlen aller Farben und Formen, Haarnadeln aus Bein, Votivspiegelrahmen aus Blei, silberne Anhänger, drei eiserne Fingerringe und einer aus Gagat, ein Webstuhlgewicht, sowie mehrere kleine Fragmente von thronenden Terrakottafiguren aus „Pfeifenton“. Neben kleinfragmentierter und vergleichsweise spärlicher Gefäßkeramik begegnen Fein-

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Schöckl bei Graz. Auswahl an Glasarmreifen des 4. Jhs. n. Chr. Foto: Institut für Archäologie Graz, Levente Horváth

keramik, einige Altstücke sowie ortsfremde Steinsorten; Tierreste sind im Gegensatz zur Ostgipfelkuppe kaum vorhanden und zeigen keine Brandspuren. Kleine fundleere „Steinkreise“ oder f lache Vertiefungen lassen vermuten, dass wohl auch vergängliches Material niedergelegt wurde (Holzobjekte, Früchte, Textilien, Flüssigkeiten, Speisen). Die grobkeramischen Transportgefäße hat man anschließend offensichtlich kleinteilig zerschlagen. Insgesamt sind der zweiten Weiheplatzphase noch über 30 Münzen zuzuordnen, die beiden Schlussmünzen, Folles des Constantius II., stammen von 351/361 n. Chr. Die Eisenfunde, darunter wahrscheinlich der Teil eines Kettenhemdes, werden nach ihrer Restaurierung möglicherweise den „weiblichen“ Eindruck des Weiheplatzes relativieren. Die räumliche Fundverteilung deutet darauf hin, dass das eigentliche Heiligtum in der großen, stark rezent vermüllten Doline (Durchmesser 5,20 m) unmittelbar nördlich außerhalb der Grabungsf läche zu sehen ist, die durchaus auch architektonisch gefasst oder zumindest überdacht gewesen sein könnte, worauf auch die relativ zahlreichen, stark fragmentierten Dachziegel hinweisen. Angesichts der bisher nur sehr punktuellen Grabungen ist es schwierig, sich ein schlüssiges Bild des mehrteiligen Höhenheiligtums

am Schöckl zu machen. So ist etwa eine allf ällige „kultstiftende“ Rolle der unmittelbar nordöstlich und südwestlich der Fundstelle im Wald liegenden, sagenumwobenen Schlünde („Wetterlöcher“) noch nicht einschätzbar. Anhand der Münzverteilung ist (mit aller gebotenen Vorsicht) illustrierbar, dass es offensichtlich nicht nur die verschiedenen Heiligtumsbereiche am Südwesthang, im Sattel und am Ostgipfel selbst gegeben hat, sondern dass diese wohl auch chronologische Unterschiede aufweisen. Es könnte gut sein, dass die Vorrangstellung des Ostgipfels im 4. Jh. vom Weiheplatz vor der Doline im westlich darunterliegenden Sattel übernommen wird. Auch ist es bezeichnend, dass vom mit Sicherheit zumindest partiell überdachten Gebäudebefund am Ostgipfel so gut wie keine Dachziegelfragmente vorliegen; sie könnten im Sattel (Überdachung der Doline?) wiederverwendet worden sein. Ein dritter und während der Nutzung des Weiheplatzes im Sattel schon aufgegebener Heiligtumsbereich könnte in der großen gebäudeartig wirkenden Terrasse am unteren Südwesthang zu sehen sein; die Schlussmünze dort ist ein Sesterz des Philippus Arabs (244 n. Chr.). Der Beginn der römischen Kultaktivitäten am Schöckl ist jedenfalls mit Ende des 1. Jhs. anzusetzen (prägefrische Münzen des Titus und des Domitian), dieser Zeit sind jedoch bisher nur wenige Funde und keinerlei Befunde sicher zuzuordnen. Eine Aufgabe des paganen Höhenheiligtums ist wohl noch im Verlauf des späteren 4. Jhs. anzunehmen. Fragen nach den Kultinhaber/innen (die Münzreverse zeigen auffällig oft Jupiter Conservator), den Weihenden – angesichts des Fundmaterials hat man es wohl mit der „normalen“ Umlandbevölkerung zu tun – und dem sicherlich beträchtlichen Einzugsbereich des Heiligtums lassen sich ohne jede epigraphische Evidenz nicht beantworten.

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Bevölkerung, Bürger und Gesellschaftsstruktur Mit der römischen Landnahme um 15 v. Chr. setzt ein – für uns nur indirekt verfolgbarer – Transformationsprozess ein, der die keltische Gesellschaftsstruktur mit einem ausgeprägten Adel in die provinziale Gesellschaftsordnung der frühen Kaiserzeit überführt. Deren Oberschicht wird durch Bürgerrechtsverleihungen an die „integrationswilligen“ Teile des einheimischen Adels und zugewanderte italische Familien – in Flavia Solva sind das weniger als in den nahe gelegenen „italischeren“ Städten Celeia und Poetovio – entstanden sein. Die soziale und politische Ordnung war nach wenigen Jahrzehnten so konsolidiert, dass unter Claudius die ersten fünf norischen Municipien gegründet werden konnten; die verspätete Gründung von Flavia Solva (vermutlich 73/74 n. Chr.)99 mag neben der geopolitisch nicht so wichtigen Rolle auch einem langsameren Herausbildungsprozess der notwendigen sozialen Eliten geschuldet sein.100 Neben der primären wirtschaftlichen Basis dieser Eliten stellt auch die rechtliche Stellung ein wichtiges Kriterium dar: Das römische Bürgerrecht erhielten ad personam Legionäre bei ihrem Dienstantritt und in den Auxiliartruppen Dienende nach der ‚missio honesta‘, der ehrenvollen Entlassung, und Einzelpersonen aufgrund besonderer Verdienste. Die Bürger der norischen Municipien wie Flavia Solva besaßen dagegen zunächst wohl nur das „mindere“ latinische Bürgerrecht, wobei die Magistrate nach Absolvierung ihres Amtsjahres das vollwertige römische Bürgerrecht erhalten haben werden. Für diejenigen aus Flavia Solva scheint die ‚Tribus Quirina‘ der zuständige Bürger- bzw. Wahlbezirk gewesen zu sein.101 Aus dem Gebiet der heutigen Steiermark sind uns viele Personennamen in dem dreiteiligen Formular aus Vor-, Gentil- und Beinamen (‚tria nomina‘) überliefert, das sie somit als Bür-

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ger ausweist, ohne dass sich der genaue Status der Genannten daraus klären ließe. Jedenfalls nahm die Zahl der Bürger (und ihrer Kinder, die ja auch Bürger waren) stetig gegenüber den freigeborenen Nicht-Bürgern, den ‚peregrini‘, zu. In ihnen dürfen wir großteils die einheimischen Kelten bzw. die aus der La Tène-Zeit verbliebene Mischbevölkerung sehen, die den Zugang zur provinzialen Oberschicht nicht so bald schaffte – oder ihn gar nicht anstrebte. Dass es sich dabei nicht nur um arme und sozial abseits stehende Schichten handelte, zeigen die zahlreichen Inschriften – Schriftlichkeit setzt einen höheren sozialen Status, eine Steininschrift einen beträchtlichen finanziellen Aufwand voraus – dieser Personengruppe mit dem charakteristischen Namensformular aus dem oft keltischen102 Individualnamen und der Angabe des Vatersnamens im Genetiv. Derartige Namensformulare begegnen auch noch im frühen 3. Jh. n. Chr. Manchmal können wir eine „Romanisierung“ dadurch fassen, dass die Elterngeneration keltische, die Nachkommen lateinische/italische Namen trägt. Die Sprachforschung hat zwischen 160 und 200 unterschiedliche keltische Personennamen in der Steiermark identifizieren können. In diesen so un-lateinisch klingenden Namen von Adiatullus bis Vindo oder Adtressa bis Vindilla begegnet uns ein nennenswerter und auch gesellschaftlich nicht irrelevanter Teil der römerzeitlichen Bewohner­ Innen der Steiermark. In den überkommenen Inschriften begegnet noch ein weitere Stand recht häufig: Die Freigelassenen, ‚liberti‘, die häufig zu Vermögen gekommen sind und eine entsprechende Rolle im Wirtschaftsleben der Provinz gespielt haben.103 Bei dem Zugang zu Ämtern selbst noch benachteiligt, kamen ihre Kinder bereits in den Genuss des römischen Bürgerrechts. Anzahl und Verteilung der selbstverständlich existierenden Sklaven, ‚servi‘, sind schwer

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Dienerin mit Schirm und Kästchen. Grabbaurelief aus Kalsdorf, jetzt im Universalmuseum Joanneum, Lap. Foto: UMJ Nr. 299

einzuschätzen, da sie namentlich (außer als spätere Freigelassene) in Inschriften kaum auftreten. Landwirtschaftliche Betriebe und reiche Haushalte verfügten zweifellos über eine große Zahl von Abhängigen, die aber nicht unbedingt immer Sklaven im rechtlichen Sinn gewesen sein müssen; diese „Diener“ und „Dienerinnern“ erscheinen bildlich häufig auf südostnorischen Grabdenkmalen als standesgemäße Begleitung der GrabinhaberInnen: als Dienerinnen bei Toilette und Ausgang der Herrin,104 als Schreiber oder Jagdgehilfen bei den Geschäften und Betätigungen des Herrn.105 War für einen wohlhabenden und Ämter übernehmenden Solvenser der Zugang zum Dekurionenstand und eine bestimmende Rolle in der wohl nur von einigen wenigen Familien politisch bestimmten Stadt absehbar, so blieben

die eigentlichen Oberschichten des Reiches, Senatoren- und Ritterstand, ganz wenigen Männern vorbehalten.106 Das Bemühen einer städtischen „Mittelschicht“ um Zusammenhalt und Begünstigung zeigt das Centonarier-Rescript, die berühmte „Feuerwehr-Inschrift“ aus Flavia Solva vom 14. Oktober 205.107 Diese Abschrift eines Rechtsentscheids der Kaiser Septimius Severus und Caracalla auf die Anfrage des Statthalters hinsichtlich der Steuerbegünstigung der Mitglieder einer als Feuerwehr fungierenden Handwerkergilde (‚collegium centonariorum‘, ‚centones‘ heißt Flickdecken) erfasst 93 Personen eines „kleinbürgerlichen“ Mittelstands zwischen den Dekurionen und der Unterschicht108 und zeigt sowohl die Möglichkeiten einer sich selbst organisierenden Gruppe als auch die tatsächliche „Betreuung“ einer unbedeutenden Provinzstadt durch den kaiserlichen Verwaltungsapparat. Dem „Verein“ war die Anbringung der ihn bestätigenden Inschrift durch einen eigenen Gemeinderatsbeschluss bewilligt worden. Von den Mitgliedern des ‚collegium centonariorum‘ sind ⁴/₅ Peregrine ohne Bürgerrecht, einige davon tragen nach wie vor keltische Namen von Adnamatus bis Vibenius. Bald nach dieser Inschrift erlangen im Jahr 212 n. Chr. alle Freigeborenen mit der ‚constitutio Antoniana‘ des Kaisers Caracalla die ‚civitas Romana‘, womit eine durch zwei Jahrhunderte bestimmende rechtliche Diskriminierung wegfällt, ohne dass sich dadurch viel an den gravierenden sozialen Unterschieden innerhalb der Provinzialbevölkerung geändert haben dürfte. Ressourcen Auf bauend auf die spätlatènezeitliche Nutzung scheint in der Römerzeit, jedenfalls schon im beginnenden 2. Jh. n. Chr., eine weitergehende agrarische Erschließung des Landes stattgefunden zu haben, die sich vor allem in den fruchtba-

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Librarii (Schreiber). Grabbaurelief an der Südfassade der Pfarrkirche von Gamlitz Foto: Ortwin Hesch

Jagdgehilfen. Grabbaurelief an der Westfassa­ de der Pfarrkirche von Gamlitz Foto: Ortwin Hesch

Sog. Feuerwehrinschrift aus Flavia Solva, jetzt im Univer­ salmuseum Joanneum, Lap. Nr. 228 Foto: UMJ, Beatrix Schliber-Knechtl

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ren Regionen von West- und Oststeiermark und – nur teilweise fassbar – in den obersteirischen Alpentälern in einem verkehrsmäßig gut erschlossenen und dichten Netz unterschiedlicher Siedlungen niederschlägt. Eine zusätzliche Nutzung hochalpiner Regionen, wahrscheinlich auch für eine saisonale Weidewirtschaft, ist für das östliche Dachsteinplateau nachgewiesen (siehe oben) und lässt sich auch für andere Gegenden postulieren.109 Ob dieser weitergehenden römerzeitlichen Erschließung auch in der Steiermark da und dort eine geplante Regelhaftigkeit innewohnt, wie wir sie aus anderen Regionen des Reichs kennen, ist derzeit nicht zu entscheiden. Während die Dichte römerzeitlicher Siedlungen im Laßnitztal110 vielleicht einfach eine fortschreitende Maximalnutzung aller agrarisch verwertbaren Flächen widerspiegelt, könnte sich im Leibnitzer und im Grazer Feld eine mit der planmäßigen Anlage von Flavia Solva übereinstimmende Landeinteilung111 abzeichnen; dies würde eine großflächige zentrale Neuverteilung oder Neuerschließung von Land und eine entsprechende professionelle Vermessung (‚limitatio‘) voraussetzen.112 Die Landwirtschaft beruht auf dem breiten Spektrum der in unserer Klimazone kultivierbaren und in der Römerzeit bekannten Nutzpf lanzen und Haustiere. Zusammenfassende Untersuchungen liegen derzeit nur für den Vicus von Kalsdorf vor, wo sich größer wüchsige römische Rinderrassen von den kleiner wüchsigen endemischen abgrenzen lassen.113 Jagdtiere dürften keine große Rolle in der Ernährung gespielt haben. Von der Nutzung der Bodenschätze wissen wir wenig: Den zahlreichen Funden von metallverarbeitenden Betrieben lassen sich keine Nachweise von primärer Erzgewinnung gegenüberstellen, obwohl diese anzunehmen ist.114 Dafür wird eine römerzeitliche Salzgewinnung im Ausseerland beim Michlhallberg immer wahrscheinlicher.115 Diese könnte, wie jüngste Forschungen des Österreichischen Ar-

chäologischen Instituts u. a. in Bad Mitterndorf nahelegen, durchaus mit einer militärischen Präsenz zusammenhängen.116 Neben der meist lokalen Gewinnung von Baustein (im Umfeld von Flavia Solva vor allem der regionale, in den unterirdischen Brüchen von Af lenz gewonnene Kalksandstein)117 und des für die Mörtelerzeugung notwendigen Kalks lässt sich umfangreicher Marmorabbau im Bereich der weststeirischen Gleinalm (Oswaldgraben, Kainach, Salla), aber auch in der obersteirischen Sölk und in anderen kleineren Brüchen sowie im Pohorje/Bachern (Slowenien) nachweisen.118 Die seit dem 2. Jh. n. Chr. über das ganze Land verstreute Verwendung des einheimischen Marmors vor allem für Grabdenkmale setzt entsprechende (Straßen-) Infrastruktur voraus. Gewerbe und (Kunst-) Handwerk, Handel und kulturelle Beziehungen Es wäre müßig, die vielfältigen und allenthalben in den Provinzen des Römischen Reichs ausgeübten handwerklichen Tätigkeiten Revue passieren zu lassen. Nachweisen lassen sich sowohl in Flavia Solva als auch „am Land“ Eisen und Buntmetall sowie Bein verarbeitende Betriebe. Zumindest in Flavia Solva und in den Vici wurde auch Glas verarbeitet, wobei wir über eine Primärproduktion von Glas, wie sie z. B. auf der Koralm möglich wäre, nicht Bescheid wissen. Neben der sicher wichtigen häuslichen Produktion – Hinweise darauf sind Spinnwirtel und Webstuhlgewichte119 im Fundmaterial – lässt sich Textilgewerbe auch in Vici z. B. durch beschriftete Bleietiketten120 nachweisen. Regionale Töpfereien für die Gebrauchskeramik sind vielfach anzunehmen, auch wenn ergrabene Töpferöfen bislang ganz selten sind.121 „Leitformen“ der einheimischen Keramik sind als Koch-/Speisegeschirr die schon in den frühesten norisch-pannonischen Grabhügeln begegnenden Dreifußschalen mit

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Dreifußschale mit Deckel aus Ratschendorf 

Deckeln und im Solvenser Territorium große Vorratsgefäße mit Schulterwulst. Spezialisierte Töpfereien im (klein-)städtischen Umfeld werden Feinware oder Sonderwaren, wie die glasierte Keramik der Spätantike,122 produziert haben. Importiert wurden dagegen verschiedene als höherwertige Tischkeramik verwendete Keramikarten, Feinware und Terra Sigillata, im 1. Jh. n. Chr. zunächst vorwiegend aus Italien, wohl über Aquileia und Emona (Ljub­ljana/Laibach), dann im 2./3. Jh. n. Chr. vorwiegend aus Gallien und Germanien über die Donauroute und die Alpenpässe. Manche (Roh-) Materialien, wie Bernstein, werden von weit außerhalb des Römischen Reichs (Ostsee) über die die Steiermark tangierende Bernsteinstraße gekommen sein. Ein „exotischer“ Werkstoff ist auch Elfenbein. Inwieweit die Nachbarprovinz Pannonien auch (z. B. für Feinware, glasierte Keramik) eine Rolle gespielt hat oder inwieweit lokale Nachahmungen (z. B. bei Lampen) von Importen abgrenzbar sind, ist nach wie vor unklar. Bei den Importen haben überhaupt größere Distanzen wie nach Südgallien (Terra Sigilla-

Foto: Heinrich Kranzelbinder

Elfenbeinrelief mit Genius aus der Tunnelhöh­ le im K ­ ugelstein bei Deutschfeistritz, jetzt im ­Universalmuseum Joanneum Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

ta) oder ins östliche Mittelmeer (Amphoren mit Wein und Öl) keine Rolle gespielt. Vom Beginn bis zum Ende der Römerzeit wurden mit unterschiedlicher Intensität Wein, Öl und Gewürze

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aus dem mediterranen Raum im weitesten Sinn importiert; diese Importe können wir anhand der Transportgefäße, der Amphoren, nachweisen und in ihrer ungleichmäßigen Verteilung werten: Sie sind wie auch andere Importgüter (Terra Sigillata) und „technische“ Geräte (Lampen) als materielle Nachweise „römischen“ Alltagslebens und somit der Romanisierung der Provinz ein Phänomen der Zentren – in der Frühzeit finden wir sie am spätkeltischen Zentralort Frauenberg bei Leibnitz123 und besonders stark in der römischen Händlersiedlung,124 die später Flavia Solva werden sollte, dann im Municipium und auch in Vici125 und Villen, aber kaum „am Land“, in der Spätantike gelegentlich noch in Rückzugssiedlungen der restromanischen Bevölkerung, wohin auch noch allerletzte Sigillata-Importe aus dem Süden ihren Weg finden.126 Manche spätantike „Fremdprodukte“ werden weniger auf Handels­ importe als auf Migrationserscheinungen im Zuge der beginnenden Völkerwanderung zurückzuführen sein. Eine wirkliche „Handelsstatistik“ zu versuchen, wäre freilich zu früh, da vieles noch einer Prüfung bedarf. Das Stadt-Land-Gefälle lässt sich nicht nur in den (Keramik-) Importen nachvollziehen, sondern auch im Münzumlauf, der, sieht man von den Schatzfunden ab, eigentlich nur in Flavia Solva, in den Vici und in der „Sondersiedlung“ Michlhallberg eine nennenswerte Stückzahl aufweisen kann. Dies gilt auch für die Villen, die in einigen Fällen insgesamt viel weniger Fundmaterial aufweisen (ein Gegenbeispiel ist Grünau, siehe unten), was auch auf eine konsequentere Pf lege und Müllentsorgung zumindest der repräsentativen Bauteile schließen lassen könnte. Münzgeld ist schon für sich ein Importgut, da es ja zentral in wenigen Münzstätten (der Steiermark nahe sind Aquileia und Sirmium, was sich im Münzumlauf niederschlägt) 127 geprägt wurde. Letztlich wird man ein monetäres Wirtschaftssystem hauptsächlich für den (klein-)städtischen Bereich, für das Land

dagegen eine weitgehende Weiterführung einer Naturalwirtschaft annehmen können, obwohl Münzen auch in ganz abgelegenen Bereichen (Dachsteinalmen) begegnen.128 Sowohl für Flavia Solva und für die Vici als auch für die weit im Landbezirk verstreuten Villen ist eine umfangreiche routinierte zivile129 Produktion von Ziegeln vor allem für die Heizungssysteme, in zweiter Linie für die selteneren Ziegeldächer notwendig. Auch wenn noch keine Ziegelöfen nachgewiesen sind, kann diese Produktion von Baukeramik schon aufgrund der Transportschwierigkeiten des in großen Mengen benötigten schwergewichtigen Baustoffs nicht auf einige wenige Zentren beschränkt geblieben sein; dass in vielen Regionen der Steiermark geeignete Lehm- und Tonvorkommen zur Verfügung stehen, ist aus späteren Zeiten bestens bekannt. Spezielle Produkte wie Bleirohre (für Villen­bäder) ließen sich ebenso erzeugen oder beschaffen wie die Materialien für luxuriösere Ausstattungen der Oberschicht sowohl in Flavia Solva als auch in den reicheren Villen. Dies sind Wandmalerei und Stuck, Fußbodenmosaike und die meist im Sepulkralbereich auftretenden Steinmetzarbeiten. Deren bevorzugtes Material, der einheimische Marmor, bedingt umfangreiche Transporte von den steirischen Steinbrüchen (am wichtigsten Pohorje/Bachern und Oswaldgraben-Salla/Gleinalm) quer durch das Land und auch über den Alpenhauptkamm, aber auch von ferneren, aber verkehrsgünstigen Kärntner Vorkommen (Gummern bei Villach, an der Drau).130 Die für Raumausstattungen und Steinmetzarbeiten benötigten Kunsthandwerker wurden für die Villenausstattungen wohl jeweils engagiert, in der Stadt dagegen sind kontinuierlich arbeitende spezialisierte Betriebe anzunehmen.131 Das Wirken dieser Kunsthandwerker ist ohne eine enge Einbindung in das provinzialrömische Kunstschaffen und die

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Kenntnis von mediterranen Vorbildern und Modeströmungen im Reich nicht denkbar. Die Weitergabe von Kenntnissen oder die Beschaffung von Bildvorlagen132 bedingt jedenfalls eine überregionale Vernetzung. Auch für anspruchsvollere architektonische Aufgaben (Tempel, z. T. Villen) ist dies vorauszusetzen, da und dort wird man Baumeister von außerhalb der Provinz beigezogen haben. Über das allgemeine „keltisch“-ostalpine Substrat und die allgemeinen Romanisierungs-/ Romanisationserscheinungen – als unter­­ schiedlich in den Vordergrund tretende Grundlagen – hinausgehende kulturelle Beziehungen sind gar nicht so leicht festzumachen. Dass in der Sachkultur größere Ähnlichkeiten zu benachbarten Regionen, z. B. zu Virunum und Celeia, aber auch zum anschließenden Pannonien, bestehen, ist nahe liegend. Über welche Wege oder Hilfsmittel ein Kulturtransfer innerhalb des Römischen Reichs erfolgt sein mag, ist kaum feststellbar. Das meiste wird über Ober­italien bzw. den Nordadriaraum die Steiermark erreicht haben, wobei freilich auch die Donau z. B. für Einf lüsse aus Griechenland oder Kleinasien, wie man sie in der Bildhauerei und vielleicht auch im Tempelbau vermutet hat, als Route in Frage kommt. Datierungsgrundlagen Für die Römerzeit verstärkt sich der in der Eisenzeit, deutlicher in der La Tène-Zeit, beginnende Informationsgewinn aus nichtarchäologischen Quellen, zu denen vorrangig die Überlieferung antiker Texte gehört. Inschriften sind einerseits archäologische Funde, andererseits für sich authentische Textträger, die allerdings nur in seltenen Fällen exakte Datierungen erlauben. So bleibt für die Steiermark auch in der Römerzeit in den allermeisten Fällen, abgesehen von gewissen, durch das antike Schrifttum vorgegebenen zeitlichen Rahmen, doch nur eine Datierung anhand archäologischer Methoden.

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Naturwissenschaftliche Datierungen stehen in den allermeisten Fällen nicht im Vordergrund, da für einzelne Fundgattungen Produktionszeiten auf Jahrzehnte (z. B. Terra Sigillata) oder sogar aufs Jahr genau (Münzen) angegeben werden und danach ein Datierungsgerüst für vergesellschaftete Funde entwickelt werden können. Freilich darf diese Genauigkeit in der Feststellung der Produktionszeit nicht mit der Genauigkeit der Datierung eines Ereignisses (z.  B. einer Bautätigkeit, einer Zerstörung) verwechselt werden, in dessen materiellem Niederschlag sich die jeweiligen datierbaren Objekte finden; Münzen z. B. können – mit dem größeren Wert des Metalls steigende – sehr lange Umlaufzeiten haben. Eine einzelne Münze in einem Befund sagt allerhöchstens etwas über den ‚terminus post quem‘, den Zeitpunkt, nach dem etwas passiert sein muss, aus. Mit einer Coindrift, also der langsamen Bewegung der Münzen im Rahmen des Umlaufs, von 50 Jahren ist allemal zu rechnen.133 Je dichter die erarbeiteten Datierungsgerüste sind, desto wahrscheinlicher wird die Treffsicherheit. Je weniger „scharf “ datierbare Funde in einem Befund vorhanden sind, desto unsicherer wird sie. Eine ländliche Siedlung mit einfachen Gebrauchsobjekten ist schwieriger einzuschätzen als ein Handelsknotenpunkt mit reichen, unterschiedlichen und auch importierten Gegenständen. Trotzdem sind auch Produkte von hoher (künstlerischer) Qualität oft nicht leicht einzuordnen, wenn Befundkontexte fehlen, was z. B. an der sich erst allmählich einpendelnden Datierung rein stilistisch zu beurteilender Reliefs zu sehen ist. Mit der Spätantike nehmen durch die fortschreitende Herauslösung der Steiermark aus der wechselnden Modeströmungen folgenden einheitlichen „Kunstindustrie“ des Römischen Reichs die Schwierigkeiten einer genaueren Datierung zu.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Die Römerzeit in vertiefenden Detailbetrachtungen

Eine ausgewählte Fundstelle: Die Stadt Flavia Solva134 Von Barbara Porod

Lage Flavia Solva liegt in Südostnoricum, am rechten (= westlichen) Ufer der Mur, im Leibnitzer Becken. Das Territorium, dessen Grenzen immer noch nicht zuverlässig geklärt werden konnten, war im Süden, Westen, Norden und Nordosten von Bergen umschlossen und öffnete sich nach Osten und Südosten; die wichtigste Verkehrsverbindung war die entlang der Mur verlaufende Straße. Verkehrstechnisch lag Flavia Solva weit östlich des Verlaufs der sog. Norischen Hauptstraße von Virunum nach Ovilava und nördlich bzw. westlich der sog. Bernsteinstraße. Falls Flavia Solva zugleich auch an einer Furt lag, war diese Straße nach Osten in Richtung des Raabtales in der Kaiserzeit von nachgeordneter Bedeutung. In großer Nähe zur latènezeitlichen Vorgängersiedlung am Frauenberg, die zumindest seit der Bronzezeit die verkehrstechnisch wichtige Kreuzung der in ostwestlicher Richtung verlaufenden Straße durch das Sulmtal und jener durch das Murtal besetzte, bezeugt die Lage Flavia Solvas indirekt auch den Bedeutungsverlust des Sulmtales und die Aufwertung der Verkehrswege entlang der Mur. Flavia Solva wird weder auf der Tabula Peutingeriana, noch in den bekannten römischen Itineraren genannt. In der antiken Literatur wird Flavia Solva nur ein einziges Mal, von Plinius dem Älteren in seiner „Naturgeschichte“ genannt. Dieser Nennung verdanken wir

nicht nur die zeitliche Eingrenzung der Stadtrechtsverleihung unter Kaiser Vespasian (wohl um 73/74 n. Chr.), sondern auch die gesicherte Zuweisung des Territoriums und der Stadt an die Provinz Noricum. Die Lokalisierung dieser von Plinius genannten Stadt Flavia Solva in Wagna (Bezirk Leibnitz) erfolgte aufgrund epigraphischer Indizien vor mehr als 150 Jahren durch Richard Knabl.135 Ebenfalls auf Indizien, etwa Inschriften von Beamten der Stadt Flavia Solva, beruht die Definition der Grenzen des Territoriums. Hier sind es vor allem die Grenzen im Süden, mit der Frage, ob sich das Territorium über die Drau hinweg bis nach Slovenska Bistrica/ Windischfeistritz erstreckte, und im Osten, wo die Grenze wahrscheinlich der Lafnitz bis zur Einmündung in die Raab folgt, die nicht naturräumlich gegeben scheinen, die noch Inhalt von Debatten sind. Das Municipium Flavia Solva Die heute bekannte Ausdehnung der Stadt beträgt in nordsüdlicher Richtung etwa 650 m und in ostwestlicher Richtung etwa 450 m. Im Osten wurde die Stadt durch die Mur begrenzt, im Westen durch die Gräberfelder, die Ausdehnung im Norden und Süden ist durch geophysikalische Untersuchungen und Ausgrabungen definiert. Flavia Solva wurde wie eine italische Kolonie mit einem regelmäßigen orthogonalen

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Flavia Solva. Georeferenzierter Plan der Ausgrabungen 1877–2007 

Straßenraster angelegt. Am Schnittpunkt der beiden als Cardo und Decumanus bezeichneten Hauptstraßen befanden sich häufig die öffentlichen Gebäude einer Stadt. Die zwischen den beiden schmalen Blöcken verlaufende Straße K könnte eine der beiden Hauptstraßen sein, nämlich der Decumanus, die nordsüdliche Hauptstraße, der Cardo, könnte Straße E sein. Die öffentlichen Gebäude dürften sich in den beiden schmäleren Insula-Reihen nördlich und südlich der Straße K befunden haben. In diesem Sinne wäre das Forum im Bereich der Insulae XIII und XXIV zu suchen, wenn auch die Ergebnisse der geophysikalischen Messungen eine große befestigte Fläche, die von Säulenhallen um-

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Grafik: UMJ, Stephan Karl

geben ist, in Insula XXVI als Ort des Forums nahelegen. Die bis zu 20 Meter breiten Straßen waren geschottert, gelegentlich gab es Beläge aus Bruchstein, von einer Pf lasterung kann jedoch nicht gesprochen werden. Als Grundlage des orthogonalen Straßenrasters wurde die Straßenbreite von 68 römischen Fuß vorgeschlagen, die Insulae entsprächen in ihrer Breite und Länge der zweifachen bzw. dreifachen Straßenbreite, woraus sich vier Größen von Häuserblöcken ergeben. Die vom Ausgräber Walter Schmid (Landesarchäologe von 1911–1950) „Insulae“ genannten Häuserblocks entsprechen in ihrer Binnengestaltung nicht den mit demselben Begriff bezeichneten Mietskasernen der kaiserzeitlichen Metropo-

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Lage des Municipiums Flavia Solva und der zugehörigen Gräberfelder

len, sondern sind normierte Grundstücke mit unterschiedlich dichter Bebauung. Diese sog. Insulae konnten mit Stadtvillen ebenso bebaut sein wie mit Werkstätten, Geschäften oder auch mehreren kleinen Häusern mit einem Dutzend Haushalten. Die Häuser innerhalb der Insulae bestanden wohl zum größten Teil aus Fachwerkbauten, wenn auch Stein-Holzbauten in unterschiedlichen Ausführungen und Steinbauten vorkamen. Flavia Solva besaß keine Stadtmauer und keine Kanalisation. Die Wasserversorgung erfolgte durch Brunnen und Zisternen, die Entsorgung der Abwässer in Sickergruben. Von den öffentlichen Bauten konnte mit einiger Wahrscheinlichkeit in Insula XXII-West eine Thermenanlage lokalisiert werden, gesichert ist in Lage und Ausdehnung das Amphitheater. Dessen Entstehung wird in die erste Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. gesetzt. Es handelte sich um

Grafik nach Gerald Fuchs

eine Konstruktion aus Stein und Holz, wobei die Zuschauerreihen in Holz aufgeführt waren. Das Amphitheater von Flavia Solva ist noch heute gut im Gelände erkennbar. Noch nicht lokalisiert werden konnten die Heiligtümer in der Stadt selbst, während am nahen Frauenberg ein wohl dem Kultgeschehen der Stadt zuzurechnender, an ältere Heiligtümer anknüpfender Tempel bekannt ist.136 Die Gräberfelder Flavia Solva ist das einzige Municipium überhaupt, zu welchem ein Hügelgräberfeld gehört. Die Stadt besitzt vier große Gräberfelder: Das am westlichsten gelegene Gräberfeld Altenmarkt, die beiden Gräberfelder „Spitals­ gelände“ und „Marburgerstraße“ und das im Südwesten gelegene Gräberfeld Johann-­MaierStraße.

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Die ältesten Gräber aus der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. befanden sich im Gräberfeld „Marburgerstraße“ an der Straße M, an welcher nahe der Mur auch die Insula XL liegt, unter welcher frühe Holzbauphasen der Stadt entdeckt werden konnten. An der Straße H, die Flavia Solva mit dem Frauenberg verband, befand sich das Gräberfeld „Spitalsgelände“, an der Straße zu den Kalksteinbrüchen in Af lenz war das Gräberfeld Johann-Maier-Straße gelegen. Das Gräberfeld Altenmarkt war in seiner ursprünglichen Ausdehnung etwa gleich groß wie die Stadt Flavia Solva selbst. Neben Hügelgräbern befanden sich in diesem Gräberfeld auch Grabbauten aus Marmor. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass von den ergrabenen Hügelgräbern etwa 12% hallstattzeitlich zu datieren sind, dass also eisenzeitliche und römische Grabhügel sich hier in unmittelbarer Nähe zu einander befanden. Das Gräberfeld „Marburgerstraße“ und das Gräberfeld „Spitalsgelände“, zwischen denen ein etwa 100 Meter breiter Streifen ohne Gräber liegt, sind jeweils etwa fünf Hektar groß. Im Gräberfeld „Marburgerstraße“ wurden die Toten in Flachgräbern statt in Hügelgräbern bestattet. Hier befinden sich auch die ältesten Gräber von Flavia Solva aus der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. Vom 1. bis ins 4. Jh. n. Chr. war das Gräberfeld „Spitalsgelände“ belegt. Hier finden sich neben vereinzelten Hügelgräbern auch Grabbauten, Aschenkisten und Flachgräber. Bemerkenswert im Gräberfeld „Spitalsgelände“ ist jedoch der in keinem anderen der Gräberfelder anzutreffende Überhang an Körperbestattungen gegenüber Brandbestattungen. Das kleinste der Solvenser Gräberfelder lag an der Johann-Maier-Straße. Prominentester Befund dieses Gräberfeldes ist der sog. Kraberkogel (siehe oben).

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Verwaltung der Stadt Die Verwaltung der Stadt und des zugehörigen Territoriums erfolgte durch gewählte Beamte, denen der Statthalter der Provinz übergeordnet war. Zwei „Bürgermeister“, die ‚duumviri iure dicundo‘, standen dem Gemeinwesen vor. Nach dem stadtrömischen Vorbild der Konsuln leiteten sie die Geschicke der Stadt nur für ein Jahr. Vier dieser Duumvirn, die auch die Befugnis hatten, Recht zu sprechen, sind durch Inschriften bekannt, fünf weitere durch auf Grabmälern dargestellte Zeichen ihrer Amtswürde (‚sella curulis‘ bzw. Liktoren mit Rutenbündeln). Diesen Duumvirn unterstellt besorgten zwei Aedilen, von denen uns fünf namentlich bekannt sind, die Marktaufsicht, die Koordination der Lebensmittelversorgung, die Erhaltung der öffentlichen Bauten und die Ausrichtung von Spielen. Nach Ablauf der einjährigen Amtszeit traten die gewählten Beamten in den Gemeinderat, den ‚ordo decurionum‘, ein. Die Antwort der Kaiser Septimius Severus und Caracalla auf eine Anfrage, die der Statthalter der Provinz Noricum aufgrund einer diesbezüglichen Anfrage der Solvenser Beamtenschaft nach Rom gesandt hatte, ist eine der bekanntesten Inschriften des römischen Österreichs (siehe oben auf S. 724 mit Abb. auf S. 725). Auf die Anfrage, wie mit den Privilegien des ‚collegium centonariorum‘ umzugehen sei, antworteten die Kaiser am 14. Oktober 205 n. Chr., dass es keinen Grund gäbe, den bestehenden Status zu ändern. Die Inschrift erlangte Berühmtheit, da im Kollegium der Centonarii, einer Art Zunft der Alttextilverarbeiter, die erste Feuerwehr gesehen wurde. Dass der ‚ordo‘ von Solva zumindest bis ins 4. Jh. n. Chr. bestand, beweist eine Weihung an den vergöttlichten Kaiser Galerius, die frühestens aus dem Jahr 311 n. Chr. stammen kann.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Geschichte Die zumindest ein halbes Jahrhundert lang parallel existierende Vorgängersiedlung befand sich auf dem westlich von Flavia Solva gelegenen Frauenberg und trug möglicherweise bereits den Namen Solva. Unter der Insula XL im Nordosten der Stadt wurden Reste von zwei Holzbauphasen festgestellt, die in ihrer Ausrichtung nicht dem Raster der Stadt folgen. Die Abweichung vom späteren Straßenraster beträgt 9˚. Die ältesten Häuser stammen aus der Zeit um die Zeitenwende und zeigen, dass die Siedlungen am Frauenberg und (Flavia) Solva zumindest in der Frühzeit parallel bestanden. Aus dieser frühen Phase von Flavia Solva wurde relativ viel Importkeramik gefunden, was ein Indiz dafür sein könnte, dass es sich bei der Ansiedlung an der Mur um eine Art Handelsposten handelte. Die frühe Romanisierung wurde gewiss auch durch die nahe gelegene Stadt Poetovio gefördert, in der zunächst die ‚legio VIII Augusta‘, später die ‚legio XIII Gemina‘ stationiert war. Mit der f lavischen Stadtrechtsverleihung wird auch die Neuanlage der Stadt mit einem

regelmäßigen Straßenraster und damit auch die Neuvermessung des gesamten ‚ager‘ verbunden. Ob die in einigen Insulae nachweisbare Zerstörungsschicht der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. mit den Markomannen zu verbinden ist, oder ob es sich um Spuren räumlich begrenzter Brände handelt, ist noch Gegenstand von Diskussionen. Im 3. und 4. Jh. n. Chr. zeigt sich die Prosperität der Stadt in umfangreichen (Um-) Baumaßnahmen, die in diese Zeit fallen. Die relativ zahlreich gefundenen Zwiebelknopffibeln, die in Flavia Solva auch hergestellt wurden, gelten manchen als ein Indiz für die Stationierung einer Garnison in der Spätzeit der Stadt, sie könnten aber genauso gut einer zivilen Verwaltung oder überhaupt Verwendung zuzuordnen sein. Vier Bleiplomben des oströmischen Kaisers Markianos (450–457 n. Chr.) lassen vermuten, dass Flavia Solva in der Mitte des 5. Jhs. n. Chr. noch besiedelt war. Im Verlauf des 5. Jhs. n. Chr. scheint sich die Restbevölkerung aber endgültig auf den nahe gelegenen Frauenberg zurückgezogen zu haben.137

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Villen

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Neben den im Nachfolgenden besprochenen Villen scheinen bei einer kritischen Betrachtung der bisherigen römerzeitlichen Baubefunde in der Steiermark jedenfalls folgende weitere Fundstellen mit Sicherheit als Villen anzusprechen zu sein; dabei sind als Kriterien komplexe Grundrisse mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, meist innerhalb einer Umfassungsmauer, und ein gewisses Niveau der Ausstattung (z. B.

Fußbodenheizung, Mosaik, Wandmalerei, Baderäume) heranzuziehen. Da naturgemäß nicht jeder angeschnittene römerzeitliche (Stein-) Bau einer Villa zuzuordnen sein muss, mögen Hinweise auf fragliche Objekte unterbleiben. Über eindeutig den Villen zuzuordnende Bestattungsplätze wissen wir noch recht wenig. Zu Villen können Grabdenkmaltypen mediterraner Herkunft gehören (Grünau, Schrötten, vgl. oben), wahrscheinlich aber auch Hügelgräber (Grünau, Hasendorf ).

Grundriss der Villa Grünau, Gesamtplan 1988–2002

Grafik: Margaretha Pochmarski-Nagele

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Grundriss der Villa Obergralla 

Die Villa Bergla138 ist – abgesehen von wahrscheinlich zugehörigen Gräbern139 – durch partielle Feststellungen eines Gebäudes mit Fußbodenheizung und – unpublizierte – Beobachtungen einer Umfassungsmauer bekannt. Die Villen Grafendorf I und II140 liegen auffallend nahe beidseitig des Safenbachs. Von Villa I ist nur ein repräsentativer Raum mit Fußboden- und Wandheizung bekannt, von Villa II kennen wir mehrere Teile der großen Gesamtanlage. Von der Villa Grünau141 sind das Hauptgebäude (mit Bad?) und ein Nebengebäude bekannt, die Benutzung reicht vom 1. bis in das 4. Jh. n. Chr. Zu der reichen Ausstattung gehörten Fußbodenmosaike und der exzeptionelle Silberbecher (siehe oben). Die Bautätigkeit beginnt mit reinen Holzstrukturen noch im 1. Jh. n. Chr., auf die in der 1. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. Steinfundamente in Trockenmauertech-

Grafik: ÖAI, Stefan Groh/Volker Lindinger, 2007

nik folgen. Nach einer Planierung beginnt um die Mitte des 2. Jhs. n. Chr. die Errichtung der eigentlichen Villengebäude. Nach einer Lücke im Fundmaterial (3. Jh. n. Chr.) findet eine begrenzte Nachnutzung in der Spätantike statt. Das bearbeitete Fundmaterial umfasst einheimische Keramik und Importe (Terra Sigillata, Amphoren, Lampen), Glas, Metallwaren und Schmuck aus Gold und Bernstein. Anhand der Funde sind Textilerzeugung und Schmiedehandwerk nachgewiesen sowie Getreideanbau und Viehzucht anzunehmen. Die Villa Hasendorf 142 im Leibnitzer Feld nahe der Mur ist von Flavia Solva 2,5 km entfernt und damit die dem Municipium am nächsten gelegene Villa. Über eine Stichstraße bestand ein Anschluss an das Straßennetz. Die Villa mit trapezförmigem Grundriss ist eher klein (über 3.000 m²) und besitzt einen von Portiken gesäumten Innenhof und einen Badetrakt, wie wir aus einer geophysikalischen

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Untersuchung wissen. Die Funde häufen sich in der mittleren Kaiserzeit und dünnen im 4. Jh. n. Chr. aus. Mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Villa handelt es sich auch bei den ausgedehnten Baulichkeiten mit Hypokaustheizungen in Kleinstübing,143 die am ehesten in das 3. Jh. n. Chr. zu setzen sind. Von der Villa Hirnsdorf 144 sind beheizte (Bade-) Räume und weitere Bauteile bekannt, welche die sehr große Ausdehnung (etwa 170 m in Ost-West-Richtung) der sonst nicht näher einschätzbaren Gesamtanlage nachweisen. Die Villa Obergralla145 lässt sich durch geo­physikalische Messungen in ihrer Struktur über­blicken. Sie hatte eine beachtliche Größe von 127 x 130 m und war um einen quadratischen Hof angelegt. Der Wirtschaftstrakt, die ‚pars rustica‘, nahm etwa 60 % der Fläche ein. Die Villa besaß ein Badegebäude und einen großen Getreidespeicher und verfügte wohl über einen Murhafen für die Verschiffung von Produkten

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in das nur 8 km entfernte Flavia Solva. Die Funde belegen eine Nutzung vom 1. bis ins 4. Jh. n. Chr., mit einem Schwerpunkt in der 2. Hälfte des 2. Jhs.; Importware ist selten. Die Villa Rannersdorf 146 weist neben Mosaikresten ein ungewöhnliches und architektonisch aufwendiges Badegebäude auf, das nachträglich zu einem (spätantiken) Getreidespeicher umgebaut wurde. Die Gesamtanlage ist noch nicht recht deutlich. Die Villa Rattenberg147 mit stattlichen Apsidenräumen und einem Weihealtar an Diana ist erst 2011 bekannt geworden. Die Villa Retznei148 ist eine aufwendige, vielteilige Anlage mit Badetrakten, Fußbodenheizungen und beachtlicher Wandmalerei. Wie viele Villen auch in Regionen mit bislang ungenügendem Forschungsstand zu erwarten sind, zeigen neuere Luftbildauswertungen im obersteirischen Murtal und in dessen Umfeld: Auch hier war eine intensive durchgehende Nutzung des Landes gegeben.149

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Eine ausgewählte Fundstelle: Die römerzeitliche Villa von Södingberg150 Von Georg Tiefengraber Seit 1993 ist der Bereich der Villa Rustica von Södingberg nordöstlich von Voitsberg als Fundstelle der römischen Kaiserzeit, aber auch der mittleren bzw. späten Bronze- und der jüngeren Latènezeit bekannt. Die Villa kann derzeit wohl als die in ihrer Gesamtstruktur am besten erforschte römerzeitliche Villa Rustica in der heutigen Steiermark bezeichnet werden, zumal ihre Erforschung zwar erst relativ spät einsetzte, dafür aber mit modernen Methoden durchgeführt werden konnte. Nach ersten systematischen Surveys durch das Bundesdenkmalamt und die Universität Graz sowie eingeschränkten geophysikalischen Untersuchungen wurden in den Jahren 1996 und 1997 gezielte Ausgrabungen im Villenareal durchgeführt, bei denen drei Gebäude angeschnitten oder in einem Fall auch vollständig ergraben wurden. 2007 konnten schließlich durch eine vom Österreichischen Archäologischen Institut durchgeführte, f lächendeckende geomagnetische Prospektion auf einer Fläche von ca. 2 ha der vollständige Grundriss der

Villa sowie ältere, darunter liegende Strukturen erfasst werden, für die eine gezielte Sondagegrabung ein spätlatènezeitliches Alter zu belegen imstande war. Die Villa Rustica selbst liegt auf einer gering erhöhten Terrasse im nordwestlichen Randbereich eines leicht erweiterten Talkessels von 500 m Breite und rund 1,5 km Länge im Tal der Söding südöstlich von Södingberg. Der fruchtbare Talboden sowie eine gute Bewässerung bilden dabei günstige Rahmenbedingungen für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung. Der gesamte durch die Geoprospektion gewonnene Villenkomplex beschreibt ein leicht trapezförmiges Rechteck von rund 90 x 100 m Seitenlänge und wird von einer Umfassungsmauer umgeben. Die Bebauung im Inneren lässt sich sehr gut in zwei Areale mit unterschiedlichen Funktionen aufgliedern, wobei die einzelnen baulichen Strukturen an die Orientierung des Umfassungsmauerverlaufes angepasst sind. Gebäude Södingberg. Blick auf das Areal der Villa Rustica (im Vorder­ grund Foto: Georg Tiefengraber

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Villa Södingberg. Plan der Geoprospektion mit rö­ merzeitlicher Villa Rustica und darunter zwei kon­ zentrisch halbkreisförmigen Anomalien (Umfassungs­ gräben der latènezeitlichen Siedlung) Grafik: ÖAI

gruppieren sich hierbei im Nordwest- und im Südostbereich, der Mittelteil scheint weitgehend unbebaut gewesen zu sein. Während sich im Südosten an die Umfassungsmauer angebaut größere, einräumige Gebäude befinden, die wohl als Werkstätten, Stallungen und vielleicht auch Speicherbauten gedient haben (‚pars rustica‘), weist der zweigeteilte Nordwestteil mit den Wohn-, Repräsentations- aber auch Wirtschaftsräumen sowie einer Badeanlage eine wesentlich komplexere Gliederung auf (‚pars urbana‘). So setzt sich der Westteil selbst wiederum aus drei Komplexen zusammen: Im Norden und an die Umfassungsmauer angebaut liegen nach Ausweis der geophysikalischen Anomalien Räume, die teilweise Fußbodenheizungen (Hypokausten) aufweisen und die als Wohnräume sowie auch als Teil einer kleinen Badeanlage interpretiert werden können und das eigentliche Hauptgebäude bilden. Südöstlich davon schließt ein Komplex mit mehreren kleineren Räumen an, in denen man am ehesten Wirtschaftsräume vermuten

wird dürfen. Zwischen diesem Komplex und der Umfassungsmauer liegt noch ein nach Süden hin durch eine Mauer abgetrennter kleinerer Hof bereich. Die Nordostecke der Villa wird schließlich von einem ebenfalls durch eine Mauer separierten Komplex eingenommen, der nun auch in seiner strenger genordeten Orientierung von den übrigen Bauteilen abweicht. Den Nordteil dieses Komplexes bildet ein zweischiffiger Korridor, über den man in einen kleinen, eingefassten Hof gelangte. In der Südwestecke dieses Hofes befindet sich das bislang einzige vollständig ausgegrabene Gebäude der Villa („Gebäude B“). Dabei handelt es sich um ein ca. 7 x 8 m großes hypokaustiertes Gebäude mit südseitiger Apsis und einer eingetieften Heizkammer (‚praefurnium‘) im Norden. Sowohl die Mauerstärke als auch das Hypokaustum und die aufwendige Wandmalereiausstattung des Gebäudes weisen auf eine hervorgehobene Funktion hin, wobei man am ehesten an ein Esszimmer, vielleicht auch an einen Wohnraum zu denken haben wird.

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Villa Södingberg. Interpretation der geophysikalischen Messergebnisse mit Mauergrundriss der Villa Rustica und Grafik: ÖAI weiteren Strukturen 

Während in der Nordostecke dieses Komplexes noch ein weiteres Gebäude im Grundriss vollständig erschlossen werden kann, sind von anderen Gebäuden lediglich Fundamentreste vorhanden.

Die Villa Rustica von Södingberg selbst stellt in ihrer annähernd quadratischen bis leicht trapezförmigen kompakten Grundrisslösung mit klarer Trennung von ‚pars urbana‘ und ‚pars rustica‘ einen gerade in Südost­ noricum weit

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Villa Södingberg. Blick von Südosten auf das Gebäude B mit Apsis, Hypokaustum und Praefurnium Foto: Bernhard Hebert

verbreiteten Villentyp dar, wie er beispielsweise in Obergralla, Grafendorf und Allersdorf oder Radvanje sowie Bohova bei Maribor/Marburg begegnet. Auch hinsichtlich ihrer Größe mit Seitenlängen von rund 100 m entsprechen einander die bislang beurteilbaren Vertreter dieses Typs. Das durch die Ausgrabungen und die Surveys gewonnene Fundmaterial belegt eine Erbauung der Villa am Beginn des 2. Jhs. n. Chr., Teile der Villa scheinen bis an das Ende des 4. Jhs. in Gebrauch gestanden zu haben. Die wirtschaftliche Grundlage des Södingberger „Gutshofes“ wird wohl in der Agrar- und Viehwirtschaft zu suchen sein, wobei innerhalb der Villa auch eine Eisen- und Buntmetallverarbeitung nachgewiesen werden kann.

Villa Södingberg. Wandmalereibruchstücke mit roter Bemalung aus Gebäude B Foto: Bernhard Hebert

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass der siedlungsgünstige Platz bereits rund zweihundert Jahre vor der Erbauung der Villa für eine bemerkenswerte latènezeitliche Siedlung genutzt worden war,151 die von zwei konzentrisch umlaufenden, kreisförmigen Gräben (und ursprünglich wohl auch Wällen bzw. Pali-

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saden) umgeben war. Hinter dieser befestigten Siedlung darf wohl eine Art keltischer „Herrenhof “ vermutet werden, der schon zahlreiche

Charakteristika der späteren römischen Villa vorwegnimmt.

Eine ausgewählte Fundstelle: Die Villa von Thalerhof152 Von Ulla Steinklauber Mitten im Grazer Feld lag nordwestlich des Vicus von Kalsdorf (siehe unten), zu dem eine engere Beziehung bestanden haben muss, die riesige Villa von Thalerhof, von der Teile im Zuge der Errichtung des Flughafens 1937–1939 ergraben wurden. Heute noch sind nennenswerte Bereiche neben der Rollbahn erhalten, was jetzt auch durch geophysikalische Messungen bestätigt ist. Das Hauptgebäude war WestOst orientiert und nach Süden in die Ebene hinein geöffnet.

Mit einer Länge von gut 160 m und gegen 80 Räumen stellt es einen der f lächenmäßig größten Baukörper der Steiermark aller Zeiten dar. Die Villa war mit allem ausgestattet, was zu einem luxuriösen Wohnsitz der Oberschicht gehörte: mit marmornen Wandtäfelungen, Wand- und Deckenmalereien, Stuckverzierungen und Mosaiken. Die Fußbodenheizungen wärmten nicht nur die Wohn-, Bade- und Repräsentationsräume, sondern auch die ausgedehnten Korridore, die einem Ambulieren mit

Villa Thalerhof. Interpretation der Georadarmessungen 2007

Grafik: Bernhard Schrettle/Hannes Heymans

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Villa Thalerhof. Rekon­ struktion Grafik: Iris Schmidt, Effects Garden Klagenfurt

Villa Thalerhof. Wand­ malereifragment mit Wachtel aus dem zentralen Apsidensaal, jetzt im Uni­ versalmuseum Joanneum Foto: UMJ, Robert Fürhacker

gepf legten Gesprächen gedient haben mögen. Ein Gang war mit Blattkränzen auf weißem Grund zwischen stilisierten Lilienblüten ausgemalt. In der Mittelachse des Komplexes liegen die Repräsentationsräume mit der schönsten Wandmalerei und ein nach Süden vorspringender Bauteil mit auffallendem Grundriss, in dem wohl der Speisesaal zu suchen ist. Im Westen ist ein riesiges privates (!) Bad mit gut 10 Räumen angeschlossen; der Osttrakt enthält neben dem größten Raum, einem wohl

für besondere repräsentative Anlässe dienenden Apsidensaal von 150 m², Wirtschaftsräume mit einem großen Getreidespeicher, der wieder zeigt, wie wichtig der wirtschaftliche Faktor auch bei derartigen Prunkanlagen war. Die zur Villa gehörigen, wohl äußerst ausgedehnten Ländereien werden zur Versorgung des nahen, nur 2 km entfernten Vicus und wohl auch des Municipiums Flavia Solva gedient haben. Im Norden des Komplexes gibt es Hinweise auf einen Garten oder Park, im Süden sind – dem Typus der Anlage entsprechend, wohl in Nord-

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Süd orientierten Seitenf lügeln angeordnet – weitere Wirtschaftsräume, Werkstätten, Ställe und Unterkünfte zu erwarten. Das Hauptgebäude selbst war ja der Nutzung durch die für uns namenlose Eigentümerfamilie vorbehalten.

Da keine modernen Grabungsergebnisse vorliegen, ist eine Datierung schwierig, die wenigen Funde scheinen im 2. Jh. n. Chr. zu beginnen, die Malereien teilweise ins 3. Jh. zu gehören.

Eine ausgewählte Fundstelle: Die Villa von Löffelbach153 Von Ulla Steinklauber Auf der bei der Bevölkerung als „Versunkenes Schloss“ bekannten Fundstelle, an einem südseitigen Hang des Ringkogels bei Hartberg, inmitten fruchtbaren Landes, fanden 1961– 1962 unter Walter Modrijan Grabungen des Landesmuseums Joanneum statt, die einen der bemerkenswertesten Villengrundrisse der Steiermark erbrachten, der bis heute konserviert und sichtbar ist. Das Besondere an der bislang durch die spärlichen Funde nicht recht zu datierenden Villa ist der ungewöhnliche Grundriss: An einen zentralen Innenhof von 13 x 14 m Größe

schließen nach Süden eine Halle, nach Westen und Osten einfache (Wohn-) Räume an, nordseitig aber drei sehr repräsentative Raumgruppen: In der Mitte dominierend ein großer, 8 m langer und 9 m breiter Saal mit überkuppelter Apsis, ein eindrucksvoller Empfangs- und Speiseraum des Hausherrn, links ein mehrteiliges Bad, rechts eine eigenwillige Zusammenfügung kleiner, meist polygonaler Räume, die rein repräsentativen Charakter gehabt haben mögen. Von den polygonalen (acht- und sechs[!]eckigen) Räumen mag der eine oder andere turmartig hochgezogen gewesen sein, Villa Löffelbach. Zustand nach der Restaurierung 2002 Foto: Gemeinde Hartberg Umgebung

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Interpretation der geophysikali­ schen Prospektion (Bodenradar) zu den Vorgängerbauten der Villa Löffelbach Grafik: Fa. ARDIG im Auftrag des Bundesdenkmalamtes

was eine reiche, ungewöhnlich verschnittene Dachlandschaft ergibt (siehe die Rekonstruktionszeichnung). Die repräsentativen Räume besaßen Fußbodenheizungen, darunter auch für die Spätzeit charakteristische Schlauchheizungen, dekorative Wandmalerei und verglaste Fenster. Die Villa ist architektonisch so einfallsreich, dass sie einen mit den neuesten Tendenzen im Römischen Reich vertrauten Baumeister voraussetzt. Sie muss für einen wirtschaftlich potenten und wohl auch politisch einf lussreichen

Mann errichtet worden sein, wobei eine Entstehung aufgrund von architekturgeschichtlichen Vergleichen – z. B. mit dem Statthalterpalast von Savaria (Szombathely) oder mit der Villa von Desenzano am Gardasee – in der Zeit nach 300 n. Chr. am wahrscheinlichsten ist. Zu dem stark den repräsentativen Charakter einer Villa betonenden Hauptgebäude von Löffelbach fehlten lange die vorauszusetzenden Nebengebäude bzw. erschließbaren Vorgängerbauten, wie sie jetzt durch geophysikalische Prospektionen sichtbar werden.

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Villa Löffelbach. Rekonstruktionszeichnung

Villa Löffelbach. Bruchstücke von Wandmalerei, jetzt im Universalmuseum Joanneum

Elisabeth Fossel

Foto: BDA

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Vici und ländliche Siedlungen Charakter und Lokalisierung steirischer Vici wurden oben bereits gestreift. Bei einigen Fundstellen ist zu wenig bekannt, um anhand von Grundrissen, Bauqualität (zumindest teilweise Steinbauweise) und Fundspektrum (Importe, Münzen, Nachweise handwerklicher Produktion), wie man sie bei den kleinstädtisch-zentralörtlichen Siedlungen erwarten würde, eine gesicherte Zuordnung treffen zu können.

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Dies gilt z. B. für die Siedlung von Leibenfeld154 mit ihren sehr einfachen Gebäuden und einem spätkaiserzeitlichen Töpferofen und den schon um die Zeitenwende einsetzenden Hügelgräbern (siehe unten). Größere Hügelgräber wären nach unserer Kenntnis übrigens nur hier und bei der – mit reicherem Fundmaterial, aber auch, soweit bekannt, sehr einfachen Bauten versehenen – weiteren weststeirischen Siedlung am Lassenberg155 sowie im oststeirischen Saaz einem Vicus zuordenbar.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Eine ausgewählte Fundstelle: Der Vicus von Gleisdorf Von Ulla Steinklauber Der ausgedehnte Vicus von Gleisdorf 156 im Raabtal in günstiger Verkehrslage wird nach der Mitte des 1. Jhs. n. Chr. entstanden sein; in der zweiten Bauphase (Mitte 2. bis Mitte 3. Jh.) begegnet erstmals die Steinbautechnik, wobei die meisten Gebäude allerdings in einer gemischten Holz-Stein-Bauweise ausgeführt waren. Ein Weiterbestehen im 4. Jh. ist zumindest anhand der Funde anzunehmen. Der bekannte Teil des Gräberfelds mit 46 teilweise sehr aufwendigen und mit Grabgärten verse-

henen Grabbauten und über 100 Gräbern spiegelt in seiner Belegungsdauer die Laufzeit der Siedlung.157 Auffallenderweise besaß der im Fundspek­ trum reichlich Importwaren aufweisende Vicus am nördlichen Siedlungsrand nahe dieses Gräberfelds ein Amphitheater, wie wir es sonst nur von Militärlagern und Städten kennen. Es ist wohl als Zeichen einer speziellen „Freizeitgestaltung“ ein Hinweis auf den starken Romanisierungsgrad der Bevölkerung.

Vicus Gleisdorf. Plan des Gräberfeldes und des Amphitheaters

Nach: Artner, Gräber Gleisdorf

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Vicus Gleisdorf. Siedlungsteil an einer Schotterstraße

Den ungewöhnlichen, länglich-ovalen Grundriss teilt es mit den Anlagen in Flavia Solva und Virunum (siehe oben). Töpfereien, Bunt- und Schwarzschmieden, Glasverarbeitung und eine Gerberei sind neben zu einem geringeren Teil aufwendiger (mit Ziegeldächern, Fußbodenheizungen) ausgestatteten Wohngebäuden nachgewiesen,

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Nach: Lorenz/Lehner, Vicus von Gleisdorf

die teilweise an einer Schotterstraße lagen. Die Grabungen der Karl-Franzens-Universität Graz ab den 1980er-Jahren haben nur kleinere und vor allem periphere Teile des großen Vicus ergraben können, der in weiten Teilen modern überbaut ist. Die Ausgräber rechnen mit einer Einwohnerzahl von 500 bis 1.000,158 wobei erstere Zahl realistischer sein wird.

Eine ausgewählte Fundstelle: Der Vicus von Kalsdorf159 Von Ulla Steinklauber Der große Vicus in zentraler Lage im Grazer Feld ist vor allem durch Grabungen der Karl-Franzens-Universität Graz in den 1990er-Jahren bekannt. Er verdankt seine Entstehung der Lage an der Murtalstraße in 25 km, also etwa

einer Tagesreise, Entfernung von Flavia Solva und einem sicher zu erschließenden Fluss­ übergang über die Mur in die Oststeiermark. Eine enge Beziehung zur nahen Prunkvilla von Thalerhof (siehe oben) wird bestanden haben.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Kalsdorf bei Graz. Übersichtsplan der ergrabenen Vicusbefunde

Frührömische Funde, weitgehend ohne Befundzusammenhang, bezeugen vereinzelte Siedlungstätigkeiten schon in der ersten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr., was Kalsdorf derzeit zum am frühesten einsetzenden Vicus der Steiermark macht und überhaupt einen Vergleich nur mit der spätaugusteisch-tiberischen Frühphase von Solva an der Mur und – in anderer topographischer Situation – mit der spätestlatènezeitlichen Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz zulässt.160 Die erste durchgehende Siedlungsperiode setzt um 70 n. Chr., zeitlich parallel zur planmäßigen Anlage von Flavia Solva, mit einzelnen Holzbauten der claudischen Zeit und bereits auch mit Werkstättenarealen ein. Ab der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr., wohl ab traianischer Zeit, werden unter Beibehaltung der Ausrichtung und wohl auch Grundstücks­

Nach: Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf

aufteilungen ausgedehnte Gebäudekomplexe in Holz-Stein-Mischbauweise errichtet, die teilweise an der entlang der Terrassenkante verlaufenden Überlandstraße bzw. an einer Umfassungsmauer ausgerichtet waren. Charakteristisch sind quadratische Häuser oder Haupträume mit begleitenden oder umgebenden Höfen, die einem „unrömischen“ südostnorischen Einraumhaus-Typus zuzuordnen sind,161 der das Beharren auf einer traditionellen Art des Wohnens beweist. Das Fundspektrum dagegen zeigt einen hohen Importanteil (allein 1.271 Sigillaten aus italischen, süd- und mittelgallischen Werkstätten sowie aus Rheinzabern; umfangreiche Feinware aus Italien) mit einer seltenen bronzenen Griffschale, deren Umborelief vielleicht auf Isis-Verehrung (vgl. unten) hindeutet.162 Bestätigt wird damit die verkehrsgün-

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

stige Lage der Siedlung und zumindest in dieser Hinsicht ein hoher Romanisierungsgrad der Bevölkerung. Wie schwierig letztlich aber eine Gewichtung von „einheimisch-traditionell“ gegenüber „romanisiert-fortschrittlich“ fällt, zeigt sich gerade hier am Beispiel des Vicus von Kalsdorf. Durch die einem textilverarbeitenden Betrieb zuzuordnenden Bleietiketten sind wir in der einmaligen Situation, 127 Individualnamen von BewohnerInnen des Vicus im 2. Jh. n. Chr. zu kennen: Davon sind 35% einheimisch-keltisch, 62% römisch, immerhin 3% griechisch.163 Der f lächige Ausbau des Vicus dürfte ab

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antoninischer Zeit stattgefunden haben. Die Häuser waren trotz gelegentlicher Wandmalerei eher einfach gehalten, lediglich ein Gebäude mit Hypokaustheizung ist im östlichen, bereits in der Murniederung am Weg zur Furt liegenden Siedlungsteil bekannt. Sonst finden wir einfache Feuerstellen in den Häusern und Brunnen für die Wasserversorgung in den Höfen. Die Funde, nicht aber die Baubefunde, bezeugen ein Fortbestehen der Siedlung bis ins 4. Jh. n. Chr. Der wirtschaftliche Höhepunkt dürfte um die Mitte des 3. Jhs. n. Chr. erreicht worden sein.

Eine ausgewählte Fundstelle: Der Vicus am Saazkogel bei Feldbach164 Von Georg Tiefengraber Der Vicus am Saazkogel bei Paldau westlich von Feldbach stellt mit einer Ausdehnung von knapp neun Hektar eine der größten bislang bekannten römerzeitlichen Siedlungen in der Oststeiermark bzw. im Südosten der Provinz Noricum dar – mit Sicherheit kann er aber als

Blick von Süden auf den Saaz­ kogel mit der Laurentiuskirche am Gipfel. Im Vordergund ist der Bereich der Ausgrabungen der Jahre 2002 und 2003 erkennbar Foto: Georg Tiefengraber

einer der am besten erforschten Vici in Österreich bezeichnet werden. Durch die geophysikalischen Untersuchungen (Bodenradar, Geomagnetik) war es im Jahr 2004 möglich, erstmalig die gesamte Struktur der Bebauung und die Ausdehnung

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Plan der geophysikalischen Messungen am Südhang des Saazkogels im Bereich des Vicus (gelb) und der Hügelgrä­ berfelder (grau) der älteren Eisenzeit am Hügelgrat sowie der römischen Kaiserzeit am Nordhang Plan: ZAMG – Archaeoprospections©

einer derartigen römerzeitlichen Siedlung festzustellen. Die Siedlung selbst lässt sich am Südhang des Saazkogels auf einer Länge von mindestens 600 m verfolgen, wobei sie annähernd in der Mitte von einer geschotterten, hangparallelen Straße durchzogen wurde. Nördlich und südlich dieser noch über 3 m breit erhaltenen Straße lagen unterschiedlich große Häuser (Wohngebäude), die auf breiten, künstlichen Terrassen angelegt wurden, sodass der Hang für den Betrachter ursprünglich wohl stufenartig gegliedert wirken muss­ te. Soweit aus der Geoprospektion erkennbar, handelt es sich zum überwiegenden Teil bei

diesen mehrräumigen Häusern um einen Gebäudetyp, der insbesondere in den Vici Südostnoricums geläufig ist. Charakteristisch ist ein rechteckiger Gebäudegrundriss mit Seitenlängen von zumeist zwischen 15 und 25 m, sowie im Inneren ein größerer, meist zentraler Raum (oder auch Hof ), der L- oder U-förmig korridor­artig umschlossen wird. Der Korridor selbst kann dabei wiederum in einzelne Räume unterteilt gewesen sein, die mitunter sogar über Fußbodenheizungen (Hypokausten) verfügen und damit doch einen gewissen Wohnluxus belegen können. Oftmals ist dem Wohnund Wirtschaftsbereich noch ein kleiner Hof vorgelagert.

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

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Geschotterter Straßenkörper und dahinter Rest der Umfas­ sungsmauer von Gebäude 1 im Bereich der Ausgrabungen des Jahres 2003 am Saazkogel Foto: Universität Wien, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Georg Tiefengraberr

Blick von Südosten in die er­ haltenen hangseitigen Räume von Gebäude 1 am Saazkogel Foto: Universität Wien, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Georg Tiefengraber

Annähernd in der Mitte der Siedlung befand sich eine größere Freif läche, die als eine Art „Haupt-“ oder „Dorfplatz“ bzw. Forum bezeichnet werden kann. Im steileren Ostteil überwogen schließlich eher kleinere, teils einräumige Gebäude, die sich bis auf den Kamm des Hügels zum Raabtal hin weiterverfolgen lassen. Hier am Ostrand der Siedlung lag ein ausgedehntes Handwerkerviertel, in dem die Metallverarbeitung nach Ausweis der Bronze- und Eisenschlackenfunde eine besondere Bedeutung hatte.

Die mehrjährigen archäologischen Ausgrabungen an ausgewählten Stellen innerhalb der Siedlung und im zugehörenden Gräberfeld durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien (Andreas Lippert, Susanne Tiefengraber und den Verfasser) zeigten, dass die Siedlung am Ende des 1. Jhs. n. Chr. angelegt wurde, wobei sie anfangs nur aus kleineren Holzgebäuden bestand. Erst zu Beginn des 2. Jhs. n. Chr. erfolgte eine Umbauphase: Die ausgesprochen großen und mehrräumigen, mit Dachziegeln gedeckten Gebäude bestanden nun aus fast meter-

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Blick von Süden in Raum 1 von Gebäude 1 am Saazkogel mit geschottertem Fußboden und Feuerstelle in der Nord­ ostecke Foto: Universität Wien, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Georg Tiefengraber

Saazkogel, Gräberfeld-West. Bruchsteinfundament einer Grabädikula mit spätantikem Brunnenschacht. Im Hinter­ grund sind Reste eines klei­ neren Bruchsteinfundamentes erkennbar Foto: Universität Wien, Institut für Ur- und Frühgeschichte, Georg Tiefengraber

hohen steinernen Mauersockeln, auf denen dann Holzwände hochgezogen wurden. Am Ende des 2. Jhs. n. Chr. kam es zu großf lächigen Planierungen innerhalb der Siedlung, die älteren Gebäude wurden aufgegeben und stattdessen wieder einfache Holzgebäude errichtet, die bis weit ins 3. Jh. n. Chr. bewohnt waren. Nur spärliche Funde belegen eine Besiedlung auch noch im 4. Jh. n. Chr. Im deutlich f lacheren Westteil am Südhang schloss ein Gräberfeld, das die Straße beidseitig f lankierte, direkt an die Siedlung an. Von dieser „Gräberstraße“ konnte 2004 ein ausgedehnter ummauerter Grabbezirk fast vollständig freige-

legt werden; daneben fanden sich noch Reste steinerner Grabbauten, welche die Einbauten von abgetragen älteren Hügelgräbern darstellten. Das Zentrum des Grabbezirkes, der Seitenlängen von 29 x 27 m aufwies, bildete ein massives 5 x 4,5 m großes Bruchsteinfundament, das nach Ausweis einiger weniger aussagekräftiger Marmorbauteile als Unterlage für einen monumentalen, reich verzierten mehrstöckigen Grabbau diente, der überraschenderweise eines der größten bislang bekannten Grabmonumente überhaupt in Noricum darstellte. Innerhalb des Grabbezirkes konnten auch noch zwei weitere kleine Fundamente ausgegraben werden.

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Saazkogel, Hügelgräberfeld-Nordhang. Glasgefäße aus Bestattungen in Hügel 41

Dem Ensemble aus Siedlung und Gräberstraße mit Hügelgräbern bzw. monumentalen Grabbauten nach italisch-römischer Art ist nun das große Hügelgräberfeld am Nordhang des Saazkogels gegenüberzustellen, das aus fast 100 Tumuli besteht. Lediglich ein Hügelgrab (Grab 41) konnte bislang mit modernen Grabungsmethoden untersucht werden, wobei sich Reste von mehreren Brandbestattungen mit Grabbeigaben (Ton- und Glasgefäßen) fanden. Ähnlich wie die Grabbezirke am Südhang dienten also auch die Grabhügel am Nordhang als Begräbnisplätze für ganze Familien oder Sippen – ein Phänomen, das gerade für Tumuli in der östlichen und südöstlichen Steiermark charakteristisch zu sein scheint. Offen muss schlussendlich die Frage nach der Funktion eines Gebäudes direkt unter der

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Foto: Heinrich Kranzelbinder

heutigen Laurentiuskirche auf dem Gipfelplateau des Saazkogels bleiben, das nur ausschnitthaft ergraben werden konnte. Es wäre auf jeden Fall reizvoll, hierbei an eine Art „Kultgebäude“ in exponierter und prominenter Lage zu denken, das innerhalb der Siedlung selbst bislang nicht nachgewiesen werden kann, jedoch im näheren Umfeld zu erwarten wäre. Der verkehrsgeographisch günstig an der Einmündung des Saazbachtales in das Raabtal gelegene Vicus am Saazkogel stellte nicht nur eines der regionalen Handwerks- und Handelszentren im mittleren Raabtal dar, sondern kann auch – zusammen mit den umliegenden Villen – als einer der kulturellen Ausgangspunkte des sukzessive fortschreitenden Romanisierungsprozesses dieses von den Hauptverkehrsachsen abgelegenen Gebietes der Oststeiermark betrachtet werden.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Eine ausgewählte Fundstelle: Der römerzeitliche Siedlungsplatz bei Schönberg165 Von Karl Oberhofer Beim Bau der Koralm-Bahn166 wurde bei Schönberg ein weitläufiges, bis dato unbekanntes Siedlungsgebiet aus der Römerzeit entdeckt und archäologisch untersucht. Weitab vom orographisch linken Ufer der Laßnitz erstreckte sich am Hangfuß über mehrere Jahrhunderte eine ausgedehnte offene ländliche Siedlung. Der Platz erscheint selbst heute noch gut gewählt: Eine weitläufige Terrasse liegt etwas erhöht über dem heutigen Talgrund und bot dadurch nachhaltigen Schutz vor Überschwemmungen. Die natürliche Bodenbeschaffenheit lässt sich mit dem regional geläufigen Überbegriff „Opok“ umschreiben und umfasst Mergel, Ton und Schluff. Zudem erlaubt der Stauwasserboden eine einfache Wasserversorgung mittels Anlage von Brun-

nen, die in der Regel über eine äußerst dürftige Wasserqualität verfügen. Der lehmige Boden zeichnet sich durch eine ausgewiesene Steinarmut aus, was weitreichende Auswirkungen auf lokale römerzeitliche Architekturformen hatte. Die archäologischen Reste belegen die Verwendung eines bevorzugten Baumaterials: Holz wurde in Ermangelung natürlich vorkommenden geeigneten Steinmaterials durchwegs als kostengünstige Alternative verwendet. Mit der Erhebung der städtischen Ansiedlung von Flavia Solva in den Rang eines Municipiums in der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n. Chr.167 setzt auch eine verstärkte Siedlungstätigkeit in Schönberg ein. Die wirtschaftliche Grundlage bildete über Jahrhunderte hinweg ausschließlich die Landwirtschaft.

Ansicht eines Teils der Grabungsfläche bei Schönberg gegen Nord-Nordwest. Im Vordergrund sind die Reste eines Foto: ARGIS Materialentnahmegrabens für einen nicht mehr erhaltenen Grabhügel erkennbar

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

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Schönberg. Zweiphasiger römerzeitlicher Hausgrundriss 

Grafik: ARGIS

Die Mehrzahl der Gebäude wurde als sogenannter Pfostenbau errichtet. Die Größe der langrechteckigen Gebäude war mit einer Länge von selten mehr als 10 m in der Regel überschaubar. Das bautechnische Prinzip war ebenso einfach wie bereits seit den prähistorischen Epochen bekannt: Je nach angedachter Größe des Gebäudes wurden in einem rechtwinkligen System Pfosten in den Boden eingebracht, die das tragende Grundgerüst bildeten. Die Wände hatten keine tragende Funktion und bestanden nur aus mit Lehm verkleidetem Rutenf lechtwerk. Kennzeichnend für die zunächst mittelkaiserzeitlich zu datierenden Strukturen ist die Verwendung äußerst homogenen Baumaterials. Die verbauten Pfosten weisen durchwegs einheitliche Durchmesser auf, was auf eine ein-

heitliche Länge des Bauholzes schließen lässt. Zudem sind die Abstände der Pfostenstellungen in der Regel erstaunlich gleichmäßig und axialsymmetrisch. Der regelmäßige Grundriss der nachgewiesenen Gebäude erlaubt auch Rückschlüsse auf Satteldachkonstruktionen. Ein Pfettendach mit einfachem Dachstuhl und einer Strohdeckung war über Jahrhunderte hinweg die einfachste und geläufigste Form. Diese Details deuten auf umfassende Kenntnisse im Holzbau hin, die auf generationenübergreifende, empirische Erfahrungswerte der Erbauer schließen lassen. Das organische Baumaterial hinterließ nur wenige archäologisch fassbare Spuren. Wandkonstruktionen und Oberf lächen wie Laufhorizonte oder Fußböden in den Gebäuden

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Schönberg. Zweiphasiger römerzeitlicher Hausgrundriss im Ausgrabungszustand 

blieben in der jahrhundertealten Kulturlandschaft mit ausgedehnten Ackerf lächen und Nutzwäldern nicht erhalten. Von den Holzgebäuden überdauerten zumeist lediglich die bis zu 40 cm weit in die geologischen Schichten eingetieften Pfostenlöcher bzw. -gruben, die die Rekonstruktion der Gebäudegrundrisse und teilweise sogar der Verwendungszwecke erlauben. Die überschaubare Größe der Gebäude lässt auf separate Wohn- und Wirtschaftsgebäude schließen, die sich locker in einem offenen Siedlungsgebiet gruppierten und sich am ehesten mit einem heutigen Weiler vergleichen lassen. Die Zahl der zeitgleich genutzten bzw. bewohnten Gebäude in der Siedlung von Schönberg variierte im Laufe der römisch dominierten Jahrhunderte. Die weilerähnliche Siedlungsstruktur bestand wohl aus zwei bis drei Anwesen, die in ihrem Erscheinungsbild

Foto: ARGIS

in etwa einem Haufen- oder Gruppenhof entsprachen, die gemeinsam eine offene und ohne klare Abgrenzung versehene Siedlungsstruktur bildeten. Mehrere Grundrisse von Pfostenbauten von z. T. sehr beschränkter Größe lassen an Getreidekästen, Schuppen und Stallungen denken, die in relativer Nähe zu einem Wohnhaus lagen. In der Siedlung bei Schönberg ließ sich zudem nachweisen, dass einzelne Wohngebäude aufwendige Reparaturen an den tragenden Pfostenstellungen erfahren haben, während Wirtschaftsgebäude mit Erreichen einer gewissen Baufälligkeit aufgegeben und etwas abseits neu errichtet wurden. Zudem konnten Spuren größerer umzäunter Areale zwischen den einzelnen Gebäuden nachgewiesen werden, die als ausgedehnte Pferche für die Tierhaltung zu interpretieren sind.168

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Die Beschränkung auf die Landwirtschaft zur Sicherung des Lebensunterhalts ist vor allem im Fundmaterial abzulesen. Vermutlich lokal hergestellte Grobkeramik mit teilweise aus den jüngsten eisenzeitlichen Epochen übernommenen Formen von großvolumigen Vorratsgefäßen und Töpfen bildet die größte Fundgruppe. Importe hochwertiger Keramik, z. B. in Form von Terra Sigillata, sind lediglich in einem sehr beschränkten Umfang nachgewiesen worden. Die Bewohner sind wohl mit Kleinbauern gleichzusetzen, die eine starke indigene Komponente aufwiesen. Das Spektrum landwirtschaftlicher Produktion entsprach dem einer Subsistenzwirtschaft. Von einer nennenswerten, im letzten in ihrem Umfang schwer zu quantifizierenden Überschussproduktion muss aber ausgegangen werden. Voraussetzung für eine funktionierende regionale Landwirtschaft ist eine angemessene Anbindung an das damalige Straßennetz. Der Verlauf der römischen Straße im Laßnitztal ist mittlerweile über weite Strecken bekannt. Die Erschließung der Siedlung von Schönberg erfolgte vermutlich über eine unbefestigte Stichstraße, die vom orographisch links der Laßnitz verlaufenden römischen Hauptverkehrsweg im Talgrund abging. Zwischen dem weitläufigen Siedlungsareal und der römischen Straße konnten mehrere Strukturen freigelegt werden, die

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auf ein überschaubares Gräberfeld hindeuten. Bei der archäologischen Untersuchung ließen sich die Reste von Materialentnahmegräben für zumindest zwei, vermutlich neuzeitlich einplanierte Grabhügel sowie ein Körpergrab feststellen. Die ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte brachten für die Siedlung von Schönberg ein stetes Prosperieren mit sich. Spätestens am Übergang vom 2. ins 3. Jh. kam es zu einem Einschnitt, der sich hauptsächlich in einem Wandel der Keramikformen widerspiegelt. Zudem dürfte es zu einer nachhaltigen Verkleinerung der Siedlung gekommen sein. Dieser Prozess ist chronologisch anhand der Kleinfunde in Schönberg schwer einzugrenzen, es dürfte sich allerdings um einen schleichenden Vorgang gehandelt haben, der das 3. Jh. nachhaltig prägte. Im 4. Jh. verkleinerte sich die ehemals weilerähnliche Ansiedlung auf eine Einöde, die an der Hangkante einige einfache Holzgebäude umfasste. Dieser einzelne Haufen- oder Gruppenhof dürfte bis in die Mitte des 4. Jhs. bestanden haben, ehe eine Absiedlung einsetzte. Für eine früh- und hochmittelalterliche Besiedelung des Areals gibt es kaum Hinweise, eine intensive Frequentierung der landwirtschaftlich gut nutzbaren Flächen ist aber anzunehmen.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Gräber, Grabdenkmale, Römersteine Von der reichen Kultur der Römerzeit blieben kaum Ruinen, aber in weiten Bereichen der Steiermark über die Jahrtausende hunderte von Hügelgräbern erhalten und letztlich auch in der Bevölkerung bekannt. Eine andere Konstante der steirischen Kulturlandschaft sind die „Römersteine“, die wir heute im Mauerwerk vieler Gebäude des Mittelalters und der Neuzeit wiederverwendet finden. Sie erinnern im öffentlichen Raum bis heute als Zeugen einer erstmals weiter verbreiteten Schriftkultur und der neuen Steinskulptur an wesentliche Innovationen der Römerzeit. Diese gerade in der Steiermark so augenfällige Hinterlassenschaft der Römerzeit stammt weniger von antiken Gebäuden als von Grabmonumenten. Die eine Besonderheit Südostnoricums darstellenden Grabdenkmale wurden im Lauf der Zeit abgetragen oder, nachdem sie mangels Pf lege verfallen waren, als willkommene Steinbrüche verwendet und bis in die Fundamente ausgebeutet. Die so gewonnenen Steine dienten als Baumaterial für neue Gebäude und wurden durch ihre (bewusste oder unbewusste) Wiederverwendung169 zu Spolien. Zumeist liegen diese neuen Gebäude nahe der Stelle der ursprünglichen antiken Verwendung der Römersteine und tragen somit eine Erinnerung an die römerzeitliche Besiedlung weiter. Letztlich bewirken Porträts und Inschriften nach wie vor das, wofür sie ursprünglich gedacht waren: Erinnerung, ‚memoria‘, ein Hauptanliegen der antiken Menschen170 an die Geschichte bzw. die Geschichtsschreibung. Diese Funktion wird zusätzlich durch das erste „Römersteinmuseum“ in Schloss Seggau171 und das Lapidarium des Universalmuseums Joanneum172 übernommen; die beiden Sammlungen gehören zu den wichtigsten Beständen römischer Steinskulptur in den nördlichen Provinzen überhaupt.

Grabstein des Schmieds Nammonius Mussa aus Kals­ dorf bei Graz, jetzt im Universalmuseum Joanneum, Foto: UMJ, Ortolf Harl Lap. Nr. 181

Die „Römersteine“ von Grabdenkmalen liefern uns die allermeisten Informationen über die Menschen, die zur Römerzeit in der Steiermark lebten. Wir kennen ihre Gesichter aus den Darstellungen auf den Römersteinen, oftmals ihre Namen, die sie mitunter als Angehörige der keltischen romanisierten Bevölkerung ausweisen, aus der Inschrift oft ihr Sterbealter, ihre Karrieren und Ämter. Wir kennen Sklaven, Freigelassene, Zuwanderer und Militärangehörige. Letztere sind auf den Reliefs oft auch als solche zu erkennen, während zivile Berufe nur selten zu erschließen sind: Ein Nammonius Mussa etwa hält das Werkzeug eines (Kessel-)Schmieds in seinen Händen.173 Wir kennen von zahlreichen Inschriften und Darstellungen Familien, manchmal über mehrere Generationen; wir sehen, dass die Männer offenbar von Anfang an ein

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

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Oberteil einer Grabädikula aus Donawitz, jetzt als Leihgabe des Universalmuseum Joanneum im Stadtmu­ Foto: Stadtmuseum Leoben seum Leoben

Cantius-Stele aus Graz-St. Leonhard, jetzt im Univer­ salmuseum Joanneum, Lap. Nr. 155 Foto: UMJ, Nikolaus Lackner

römisches Gewand, oft die Toga, tragen und dass die Frauen mit der weit vorherrschenden „keltischen“ Tracht ihre Zugewandtheit zu einheimischen Traditionen betonen. Diese Unterschiede in der männlichen und weiblichen Kleidung treten schon beim frühesten aus der Steiermark bekannten Römerstein,

der Cantius-Stele174 aus Graz-St. Leonhard auf. Knapp vor oder um 100 n. Chr. ist sie als sehr repräsentatives Grabdenkmal für ein Ehepaar und ihre Tochter geschaffen worden, die wohl die Eigentümerfamilie eines Landguts waren. Der Mann Lucius Cantius Secundus, wahrscheinlich durch seine Freilassung römischer Bürger, erscheint in der römischen Toga, seine Frau Cantia Bonia und die Tochter Cantia Boniata – beide tragen keltische Namen – im einheimischen Gewand mit speziellen Kopf bedeckungen, einer Modius-Mütze und einer norischen Haube. Die aus Marmor aus Gummern in Kärnten gefertigte Grabstele hat die beachtliche Größe von 2,88 m und ein Gewicht von etwa einer Tonne. Reste der originalen Bemalung sind erhalten, u. a. ein kräftiges Rot für den Hintergrund, ocker für Rahmung, Kränze und Gewandteile.175

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Rekonstruktion der Grabädikula von Bad Waltersdorf Nach: Harl, Grabädikula Bad Waltersdorf

Noch größer waren die aus vielen Marmorteilen zusammengesetzten Grabädikulen, zweigeschossige Bauten mit reichem Reliefund Statuenschmuck. Ohne dass eines dieser riesigen Monumente vollständig erhalten wäre, lässt sich doch einiges rekonstruieren: So das Obergeschoß einer Ädikula aus Donawitz,176 das aufgrund seiner frühen Entdeckung – die Teile wurden 1858 bei der Bachregulierung des Vordernbergbaches gefunden – für die Kenntnis dieses Typus eine wichtige Rolle spielte. Oder die durch besonders qualitätvolle Steinmetzarbeit und eine überlebensgroße Grabstatue bedeutende Ädikula von Bad Waltersdorf 177 aus Marmor vom Pohorje/Bachern. Eine ihrer Platten zeigt die ‚sella curulis‘, den Amtssessel des für uns namenlosen Grabinhabers, der in der Umgebung ein Landgut besessen und ein hohes Amt bekleidet haben muss und in seiner magistratischen Funktion über den Tod hinaus präsent bleiben wollte. Beide Ädikulen werden aus der Wende vom 2. zum 3. Jh. n. Chr. stammen.

Relief mit Sella curulis-Darstellung von der Grabädikula in Bad Waltersdorf 

Foto: BDA

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

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„Delphinreiter“ aus Kleinstübing Foto: Jenny Pfeifruck, Restaurierwerkstatt Zottmann

Einen ungefähren Eindruck von Grabbezirken mit Großmonumenten, wie den genannten Ädikulen, gewinnen wir aus der Rekonstruktion der Gräberzeile auf der Schlagritzen bei Nußdorf,178 die an oder neben der „Norischen Hauptstraße“ in eindrucksvoller Lage auf einer Terrassenkante an der Mur in der Zeit um 200 n. Chr. entstanden sein wird.

Qualitätvolle Neufunde wie die Akroterfigur eines „Delphinreiters“ – der gef lügelte Genius steht auf dem durchs Meer schwimmend zu denkenden Delphin – aus Kleinstübing179 erweitern immer wieder unsere Kenntnis von diesen Großmonumenten. Einen ganz anderen Eindruck vermittelt die aus mindestens fünf kleinen quadratischen

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Rekonstruktion der Gräberstraße auf der Schlagritzen bei Nußdorf (St. Georgen ob Judenburg) Grafik: Christoph Hinker, 2008

Rekonstruktion der Gräberstraße in Pichling bei Köflach

Grabhäuschen in Bruchsteinmauerwerk in Lehmbindung aus der Zeit zwischen 50 und 150 n. Chr. bestehende ländliche Gräberstraße von Pichling bei Köf lach,180 auch wenn die Rekonstruktion des Aufgehenden nicht gesichert ist. Die weitaus häufigsten Grabdenkmale sind in der West- und Oststeiermark allerdings die sog. norisch-pannonischen Hügelgräber, deren Zahl jedenfalls in etliche hundert geht, wobei genauere Angaben aufgrund der Unsicherheit,

Grafik: Victor Chornitzer, 1995

welche Hügelgräber tatsächlich in die Römerzeit zu datieren sind, nach wie vor unmöglich sind.181 Vom großen Einzelgrabhügel bis zum Gräberfeld mit über 100 Grabhügeln ist alles möglich, wobei wir über die Entwicklung oder innere Struktur großer Gräberfelder immer noch sehr wenig wissen. Oft scheint eine Anordnung entlang von Wegen oder in einzelnen Hügelreihen zu bestehen, wie im großen Hügelgräberfeld am Saazkogel (siehe oben).182 Die zugehörigen Siedlungen zu den für autochthon

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Plan des Hügelgräberfelds am Saazkogel (Paldau)

zu haltenden Hügelgräbern können wir sehr oft nur vermutungsweise lokalisieren. Trotz der langen, weit ins 19. Jh. zurückgehenden Erforschung dieser auffälligen Bodendenkmale sind immer wieder unsere Kenntnis bereichernde Neuentdeckungen möglich, wofür zwei Beispiele aus den letzten Jahren angeführt seien: Beim abgelegenen Weiler Lebing183 am Fuß des Hochwechsels konnte über Zufallsfunde von Relieffragmenten ein planierter Großgrabhügel (Durchmesser: 10–12 m) mit mörtelgemauerter Grabkammer aus der Zeit um 200 n. Chr. erschlossen werden. Vor dem (teilweise hölzernen?) Dromos (Zugangskorridor) stand die qualitätsvolle, aus Marmor vom Pohorje/Bachern gefertigte Grabstele des jung verstorbenen Ehepaars Sextus Sacretius Priscus und Capitonia Iulia; der Mann war römischer Bürger und wahrscheinlich Magistrat in Flavia

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BDA, 2009

Solva gewesen. Stele und Grabhügel sind heute am ursprünglichen Ort wiedererrichtet und durch ein Schutzdach in moderner Architektursprache gesichert. Ein kleinerer Grabhügel im Rabenwald oberhalb von Stubenberg184 besticht dadurch, dass nicht nur die steinerne Grabkammer in Lehmbindung mit Dromos und an seinem Zugang angebrachtem Grabtitulus, der ein peregrines Ehepaar, Gentilis und Crispa, und ihre Tochter Censorina nennt, sondern auch die monolithische Deckplatte erhalten blieben. Der ab der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. oder eher erst im 3. Jh. mit zumindest zwei Bestattungen belegte Grabhügel wurde in der Antike beraubt und danach wiederhergestellt. Nach den im Anschluss an die Grabungen durchgeführten geringfügigen Restaurierungsarbeiten ist er baulich sozusagen nach wie vor intakt.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Rekonstruierter Grabhügel mit Grabstele in Lebing (Rohrbach an der Lafnitz) unter dem Schutzbau von Klaus Kada Foto: BDA, Michael Oberer

Grabstele aus Lebing (Rohrbach an der Lafnitz) Zeichnung: Stephan Karl

Für das vielfältige Spektrum der norischpannonischen Hügelgräberfelder mögen drei Bespiele stehen, von denen Leibenfeld wegen seiner frühen Datierung, der Grössinger Tanner wegen der modernen Untersuchung und Kapfenstein wegen der verhältnismäßig vollständigen Ergrabung wichtig sind.

Grabhügel im Rabenwald (Stubenberg) vor der Konservierung 

Foto: BDA

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

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Eine ausgewählte Fundstelle: Das römerzeitliche Hügelgräberfeld in Leibenfeld bei Deutschlandsberg185 Von Georg Tiefengraber Am Südwestrand des Deutschlandsberger Beckens befindet sich das heute noch über 56 Grabhügel zählende römerzeitliche Gräberfeld von Leibenfeld. Die teilweise sehr dicht neben einander liegenden Tumuli sind annähernd in Nord-Süd-Richtung am nur leicht ansteigenden Hang angeordnet, wobei das heutige Erscheinungsbild nicht mehr dem ursprünglichen entspricht. So wurden im Norden und Nordosten Gräber durch eine Lehmentnahmegrube zerstört, im Südbereich trennt ein Eisenbahndamm zwei größere Tumuli vom übrigen Gräberfeld ab. Beträchtliche Störungen verursachte schließlich die Anlage eines quer durch die Mitte des Gräberfeldes verlaufenden Weges. Seit dem Ende des 19. Jhs. ist das Gräberfeld von Leibenfeld der einschlägigen archäologischen Forschung bekannt. Berichte des seinerzeit in Deutschlandsberg tätigen Notars Johannes Dworschak aus dem Jahr 1884, die heute im Archiv des Naturhistorischen Museums in Wien auf bewahrt werden, beschreiben die Öffnung von sieben Tumuli sowie die angetroffenen Funde und Befunde. Eine Reihe von Hügelgräbern wurde in den siebziger Jahren des 20. Jhs. unautorisiert ausgegraben, das Fundmaterial befindet sich heute im Burgmuseum Deutschlandsberg. 1978 wurden vier weitere Grabhügel bei Rettungsgrabungen im Zuge des Ausbaues des oben erwähnten Weges durch das Landesmuseum Joanneum untersucht (Hügel 16, 18, 23 und 24). Im Jahr 1996 wurden schließlich wichtige Impulse zur wissenschaftlichen Bearbeitung des Gräberfeldes gesetzt: Neben der detaillierten Vermessung des erhaltenen Hügelgräberbestandes erfolgte die Vorlage der angeführten Berichte Dworschaks durch Bernhard Hebert.

Weiters wurden die bemerkenswerten Inventare aus den Grabhügeln 19 und 27 von Erich Hudeczek publiziert, die mit zu den ältesten bislang greif baren Bestattungen in den sog. norisch-pannonischen Hügelgräbern überhaupt gehören. Besonders das Grab in Hügel 19 steht am Beginn dieser in weiterer Folge für das 1. bis 3. Jh. n. Chr. typischen, lokalen Bestattungsart. So fanden sich in der Mitte des Tumulus in einer von Holzbalken eingefassten kleinen Grabkammer Leichenbrandreste von zwei wohl gleichzeitig bestatteten Frauen, denen jeweils ein identes Paar bronzener Doppelknopffibeln des Typs Almgren 237b gehörten und denen je eine Dreifußschale, eine Schale und ein Spinnwirtel aus Graphitton beigegeben waren. Der Keramikgefäßsatz, zu dem noch eine Flasche, ein Napf und ein Teil eines Vorratsgefäßes gehörten, setzte sich sowohl aus Formen zusammen, die einerseits eindeutig spätkeltischlatènezeitlicher Tradition verhaftet waren, andererseits traten daneben bereits Typen auf, die für die provinzialrömische Keramik der nächsten Jahrhunderte charakteristisch werden. Die beiden Bestattungen aus Hügel 19 wurden schließlich von E. Hudezcek an den Beginn bzw. in die 1. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. datiert, doch hielt er auch einen früheren Zeitansatz in die Jahrzehnte vor der Zeitenwende für möglich. Etwas jünger, nämlich in die Mitte des 1. Jhs. n. Chr., datiert das leider bereits zur Hälfte zerstörte Grab in Hügel 27, das neben einer Dreifußschale, einem Töpfchen und Bruchstücken einer rottonigen Flasche eine bronzene Flügelfibel des Typs Almgren 238e enthielt. Die übrigen, im Jahr 1978 untersuchten und unpublizierten Tumuli sind feinchronologisch

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Plan des Hügelgrä­ berfeldes in Leibenfeld (Deutschlandsberg) Nach: Hebert, Leibenfeld bei Deutschlandsberg

bereits jünger anzusetzen. Der Belegungszeitrahmen des Gräberfeldes bewegt sich zwischen der Zeitenwende und dem frühen 3. Jh. n. Chr. Gerade den erwähnten „frühen“ Bestattungen wird eine besondere Bedeutung in der Frage

nach dem Auf kommen der Hügelgräbersitte einerseits und ersten Romanisierungserscheinungen andererseits zu Teil. Zusammen mit einem (möglicherweise) ebenfalls überhügelten, spätlatènezeitlichen Kriegergrab aus Rassach bei

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

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Plan des zentralen Grabes in Hügel 19 des Gräberfeldes von Leibenfeld mit zwei Brandbestat­ tungen (jeweils bei den ­Fibelpaaren) und Beigabengefäßen Nach: Hudeczek, Gräberfeld Deutschlandsberg/Leibenfeld

Deutschlandsberg186 geben die Leibenfelder Gräber einen wertvollen Hinweis darauf, dass die Sitte, einfache Hügelaufschüttungen über Bestattungen aufzuwerfen, weniger auf römische Vorbilder zurückzuführen sein dürfte, sondern vielmehr eher als identitätsbewahrende bzw. „reaktionäre“ Maßnahme der autochthonen keltischen Bevölkerung auf die wachsen-

de römische Einf lussnahme zu beurteilen sein könnte. Analog zu strukturell besser erforschten Hügelgräberfeldern dieser Größenordnung wird auch das Gräberfeld von Leibenfeld als Bestattungsplatz einer dorfartigen Siedlung bzw. eines Vicus zu betrachten sein, der unterhalb des Hügelgräberfelds am Altlauf der Laßnitz teilweise nachgewiesen ist.

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Inventar der beiden Bestattungen aus Hügel 19 des Gräberfeldes von Leibenfeld Nach: Hudeczek, Gräberfeld Deutschlandsberg/Leibenfeld

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Eine ausgewählte Fundstelle: Das römerzeitliche Hügelgräberfeld „Grössinger Tanner“ bei Tieschen187 Von Georg Tiefengraber Das römerzeitliche Hügelgräberfeld in dem kleinen Wäldchen „Grössinger Tanner“ nörd­l ich von Tieschen stellt mit 55 auch heute noch gut erkennbaren und teils ausgesprochen großen Grabhügeln eines der größten erhalPlan des Hügelgräberfeldes im „Grössinger Tanner“ (Tieschen) Nach: Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg; Ergänzungen: Georg Tiefengraber

tenen Hügelgräberfelder in der Steiermark dar. Die ursprüngliche Anzahl der Grab­hügel bzw. Tumuli war zweifelsohne höher, besonders im Südbereich des Gräberfeldes sind einige Hügel der landwirtschaftlichen Nutzung

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Grössinger Tanner. Plan des Hügels 22 (Ausgrabung 2005) mit steinerner Grabkammer und den Gräbern 1–6 Plan: Georg Tiefengraber

zum Opfer gefallen. Der heute noch im nur leicht abschüssigen Wald sichtbare Teil des Hügelgräberfeldes erstreckt sich in NordSüd-Richtung über eine Länge von rund 160 m, die größte Breite in West-Ost-Richtung beträgt 100 m. Die Größen der erhaltenen Hügel weisen beträchtliche Unterschiede auf: So finden sich neben unscheinbaren f lachen bzw. heute fast eingeebneten Tumuli mit wenigen Metern Durchmesser auch Hügel von bis zu drei Metern Höhe und über zehn Metern Durchmesser. Auffällig ist dabei, dass sich die größeren Hügel vorwiegend im Südbereich konzentrieren, während nach Norden hin die Größe der Tumuli sukzessive abnimmt. Annähernd in der Mitte wird das Gräberfeld durch zwei deutlich eingeschnittene Altwege geteilt. Ob es sich dabei sogar um zeitgenössisch römerzeitliche

Wege durch die Hügelgräbernekropole handeln könnte, ist nicht bekannt. Bei den meisten Grabhügeln sind Störungen durch ältere Aus- und Raubgrabungen erkennbar, nur wenige dürften auch heute noch ungestört sein. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg wurden in zahlreichen Hügeln Grabungen durch den seinerzeitigen Tieschener Schuldirektor Josef Wiedner und durch Alois Eberhart durchgeführt. Den Berichten Wiedners zufolge wurden in den meisten Tumuli Kisten aus Steinplatten oder einfache Steinsetzungen angetroffen, in denen sich die Überreste der Brandbestattungen in Urnen aus Ton oder Glas befanden. Allerdings ist davon auszugehen, dass bei diesen nicht von Archäologen, sondern von interessierten Laien durchgeführten Grabungen seinerzeit vieles übersehen oder einfach nicht beachtet wurde. Überhaupt scheint in

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Grössinger Tanner. Zweigeteilte steinerne Grabkammer in Hügel 22 Foto: Georg Tiefengraber

den meisten Fällen dabei einfach von oben oder einer Seite her ein Schacht in die Mitte des Hügels gegraben worden zu sein. Spätere Nachbestattungen wurden mit dieser Methode freilich nicht erfasst. Bemerkenswert ist jedoch, dass Wiedner in einem der größten Tumuli (Hügel 37) eine im Inneren mit Kalkmörtel verputzte sowie rot und weiß bemalte Steingrabkammer freilegte. Diese aufwendige und zweifelsohne auch kostspielige Art der Grabarchitektur vermag einerseits einen guten Hinweis auf den Reichtum des in diesem Grab Bestatteten liefern, andererseits spiegelt sie auch den fortgeschrittenen Grad der Romanisierung und einen exquisiten Gräberluxus wider. Ausgrabungen erfolgten in weiterer Folge 1951 durch den seinerzeitigen Landesarchäologen Walter Modrijan. Ein Teil der Funde dieser Ausgrabungen (Keramik- und Glasgefäße, Münzen, Fibeln und andere Trachtbestandteile) befindet sich heute im Universalmuseum Joanneum, vieles ist aber verschollen. 1982 konnte schließlich Diether Kramer in der Tieschener Ortschronik eine Zusammenstellung sämtlicher bis dahin bekannter Funde und Befunde sowie einen aktualisierten Vermessungsplan des Gräberfeldes vorlegen.

Im Jahr 2005 wurde ein Grabhügel (Hügel 22) auf Initiative der Marktgemeinde Tieschen erneut untersucht (Ausgrabung durch Susanne Tiefengraber und den Verfasser). Obwohl der Tumulus durch Altgrabungen bereits erheblich gestört war, fanden sich in der noch unergrabenen südlichen Hügelhälfte fünf einfache und beigabenarme Brandgräber sowie eine steinerne, zweigeteilte Grabkammer aus Basaltbruchsteinen, in der sich neben zahlreichen Keramikfragmenten der Leichenbrand einer weiteren bestatteten Person fand. Bereits bei Grabungen Alois Eberharts konnte im Ostteil des Hügels ein Steinkistengrab aus bis zu 75 cm hohen Kalksteinplatten geborgen werden, in dem sich eine Münze und zahlreiche Tonscherben fanden, darunter eine mit dem nachträglich eingeritzten Namen ADIUTOR. Bei den Nachgrabungen Walter Modrijans wurde schließlich im Nordteil des Hügels noch eine mächtige, aus großen Blöcken bestehende, allerdings bereits beraubte Bestattung in einer Steinsetzung gefunden. Man darf demzufolge davon ausgehen, dass der Tumulus als Grabstätte für eine ganze Familie oder Sippe angelegt wurde. In diesen „Familiengräbern“ wird ein Phänomen greifbar, das für die römerzeitlichen Hügelgräber

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Grössinger Tanner. Beigabengefäße aus verschie­ denen Hügelgräbern (Ausgra­ bungen Alois Eberhart und Josef Wiedner) Nach: Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg

der Ost- und Südoststeiermark anscheinend charakteristisch sein dürfte und sich bemerkenswert von den zeitgleichen Tumuli der westlichen Steiermark unterscheidet. Als Grabbeigaben fand sich in den neu gegrabenen Gräbern von Hügel 22 neben wenigen kleinteiligen Fragmenten von Glasgefäßen hauptsächlich Tongeschirr, das – wie im Fall von Grab 1 – ganze Sätze, bestehend aus Flaschen, Krügen, Tellern, Schälchen, Bechern und sog. Dreifußschalen, bildete. Sämtliche Gefäße gelangten dabei allerdings zerschlagen und nur in Teilen in die Gräber. In diesen Gefäß-

resten wird man weniger Grabbeigaben für das Jenseits, als vielmehr Geschirr für das Totenmahl vermuten dürfen, das dem Verstorbenen schlussendlich in das Grab mitgegeben wurde. Durch die erhaltenen Grabbeigaben kann belegt werden, dass das Hügelgräberfeld vom späten 1. bis in das 3. Jh. n. Chr. als Bestattungsplatz verwendet wurde. Wie Vergleiche gerade aus der Oststeiermark zeigen (z. B. am Saazkogel bei Paldau), stellte das Hügelgräberfeld im „Grössinger Tanner“ den Friedhof einer dorfartigen Siedlung, eines sog. Vicus, dar. Anzumerken bleibt schließlich, dass den

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Angaben Wiedners zu Folge aus einigen Tumuli offenbar auch ältere, vorrömische Funde vorlagen (z. B. handgeformte Töpfe mit Spinnwirteln oder ein Eisenschwert). Es wäre demzufolge durchaus

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denkbar, dass die ältesten Hügelgräber bereits in der Hallstattzeit angelegt worden waren und dass der Ort fast eintausend Jahre später erneut als Bestattungsplatz genutzt wurde.

Eine ausgewählte Fundstelle: Die Hügelgräber von Kapfenstein188 Von Ulla Steinklauber Die Fundstelle liegt im oststeirischen Hügelland auf einem heute bewaldeten südlichen Ausläufer des Kapfensteiner Kogels. Grabungen fanden 1949 und dann ab 1954 bis 1977 durch die Universität Wien (großteils unter Fritz Felgenhauer) statt. Mit einer Länge von etwa 300 m und einer Breite von etwa 110 m und mit ihren 127 eingemessenen, aber vielleicht insgesamt nur 79 tatsächlichen Grabhügeln ist die Nekropole eines der größten norisch-pannonischen Hügelgräberfelder und – in dieser Dimension – nach wie vor das am vollständigsten ergrabene in Österreich. Im Hügelgräberfeld von Kapfenstein findet man sowohl von dem späteren Grabhügel getrennte separate Verbrennungsplätze189 (‚ustrina‘) als auch unter dem späteren Grabhügel liegende (‚bustum‘). Im Hügelgräberfeld von Kapfenstein treten vielfältige Grabformen bzw. Grabeinbauten auf: Bei den Grabhügeln ohne Einbauten, den vom Aufwand her einfachsten Gräbern, sind dies Brandf lächengräber mit der Beisetzung des Leichenbrandes zumeist von Frauen und Kindern auf einer größeren Fläche ohne jeglichen weiteren Schutz (Urne, Kiste, etc.) und Brandgrubengräber mit vor Aufschüttung des Hügels in den gewachsenen Boden eingetieften f lachen, länglichen oder runden Brandgruben. Einmal begegnet ein Grabhügel mit Holzeinbau aus drei Holzbalken, die ein nach Nor-

den hin offenes Rechteck bildeten und eine längliche Brandgrube einschlossen. Am häufigsten sind Grabhügel mit Steineinbauten, das sind steinerne Grabkammern, Umstellungen oder Abdeckungen. Steinkistengräber enthalten Steinkisten auf rechteckigem, quadratischem oder trapezförmigem Grundriss. Die Wände aus senkrecht gestellten Platten sind mit einer größeren horizontal gelegten Steinplatte abgedeckt. Dann gibt es Brandgrubengräber mit Steinabdeckung oder -umstellung, hufeisenförmige Steineinbauten, runde und rechteckige Grabkammern und rechteckige Grabkammern mit Dromos (Zugangskorridor). Letztere besaßen Mörtelmauern, ein Tonnengewölbe, manchmal eine Kieselrollierung als Boden und einen meist nach Süden abgehenden Dromos. Das Hügelgräberfeld hatte eine Belegungsdauer von etwa 100–150 Jahren und lässt sich in eine ältere und in eine jüngere Stufe gliedern. Die ältere Stufe datiert in die 2. Hälfte des 1. Jhs. n. Chr. bzw. in das beginnende 2. Jh. n. Chr., die jüngere Stufe umfasst etwa das 2. Jh. Das erste Viertel des 2. Jhs. n. Chr. kann als Übergangsphase betrachtet werden. Unter den Funden dominieren einheimische Keramikgefäße; importierte Terra Sigillata, Glasgefäße und Münzen sind selten, in etwa einem Drittel aller Grabhügel fanden sich Speisebeigaben.

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Plan des Hügelgräberfelds Kapfenstein mit den ver­ schiedenen Grabtypen Nach: Urban, Gräberfeld Kapfenstein

Tempel Lange Zeit galt die Anlage am Frauenberg bei Leibnitz als einziges in seiner Ansprache gesichertes und architektonisch ausgestaltetes Heiligtum (siehe oben auf S. 667ff.); neuer-

dings ist das Höhenheiligtum am Schöckl bei Graz dazugekommen (siehe oben auf S. 718ff.) und die Kultgeschichte des Frauenbergs hat die Entdeckung einer Grube mit am Übergang zur Spätantike bewusst „abgeräumten“ Votivgaben um eine zusätzliche Facette bereichert.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz190 Von Bernhard Schrettle Zu den herausragendsten Denkmalen der Römerzeit in der Steiermark zählt der Podiums­ tempel auf dem Frauenberg bei Leibnitz. Nach seiner Erforschung durch das Landesmuseum Joanneum unter Walter Modrijan in den 50er-Jahren des 20. Jhs.191 wurden noch weitere Entdeckungen gemacht,192 die den Frauenberg aufgrund der seit der Latènezeit hier bestehenden Heiligtümer als zentralen „heiligen Berg“ erscheinen lassen. Seit der frühen römischen Kaiserzeit193 ist die Existenz eines Heiligtums am höchsten Punkt der mittleren Kuppe des Frauenbergs, zunächst in Form eines einfachen quadratischen Baus, unbestritten (siehe Übersichtsplan). Etwas später, vermutlich in der Zeit der f lavischen Kaiser (etwa 70–100 n. Chr.), wurde knapp daneben der uns hier interessierende Podiumstempel in dem stark abschüssigen Gelände westlich der heutigen Wallfahrtskirche erbaut. Dieser Tempel I, so lautet die neutrale Bezeichnung des Baus, besitzt eine Länge von 20,7 m und eine Breite von 11,6 m und ist Nordwest-Südost orientiert. Erhalten ist das mächtige Mauerwerk des Podiums, das zwar

nach der Ausgrabung saniert wurde, in seinem Kern aber durchwegs römisch ist. Das 1,5 m hohe Podium befindet sich auf einem – teilweise aus Gussmauerwerk bestehenden – Sockel, der die Unebenheit des Geländes ausgleichen musste. Er ist im Nordosten (auf der Rückseite) des Tempels als aufgehendes Mauerwerk noch etwa 1,6 m hoch sichtbar, während er sich an der höher gelegenen Frontseite zur Gänze als Fundament im Boden befindet. Der Bau ist durch Quermauern in zwei Teile geteilt, in Cella (Allerheiligstes) und Vorhalle, über der im 18. Jh. das sog. Missarhaus (heute Museum) errichtet wurde. Da sich das Bodenniveau auf dem Podium und damit etwa 1,5 m über dem (heutigen) Außenniveau befand, war an der Tempelfront ein Aufgang von Nöten; von diesem wurden die beiden Fundamente der Treppen freigelegt, die rechts und links des gemauerten Altars angelegt waren, der sich zu Füßen der Stufen befand. Die Tempelfront war zum 3 km entfernten Municipium Flavia Solva hin orientiert. Eine architektonische Ausgestaltung des Vorplatzes ist anzunehmen, auch dienten solche Areale der

Frauenberg bei Leibnitz. Podiumstempel, heutiger Zu­ stand mit Tempelpodium und Museum

Frauenberg bei Leibnitz. Aufnahme der freigelegten Tempelcella während der Ausgrabung im Jahr 1952

Foto: Bernhard Schrettle

Foto: UMJ, Walter Modrijan

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Frauenberg bei Leibnitz. Planaufnahme des Tempelareals

Aufstellung von Weihealtären, von verschiedensten Votiven und anderen Denkmälern. Unmittelbar östlich der Cella liegt eine kleine quadratische Baulichkeit mit 2,8 m Seitenlänge, die über eine 3,5 m lange Zuleitung vom Tempel verfügte und jedenfalls zum Sammeln und Speichern von Wasser diente.

Grafik: Bernhard Schrettle

Der Tempel besaß mit diesem etwa 1,5 m hohen Podium – vergleichbar mit dem Augustustempel in Pula – eine deutlich erhöhte Vorhalle in Form einer offenen Säulenhalle. Die Anzahl der marmornen Säulen, von denen kleinere Fragmente erhalten blieben, kann nur erschlossen werden: Die Maße des Podiums

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Frauenberg bei Leibnitz. Tempelrekonstruktion mit Grafik: Bernhard Schrettle viersäuliger Front

deuten aber auf eine tetrastyle (viersäulige) Front, sowie eine zwei Joch tiefe Vorhalle mit wenig vorgezogenen Anten. Die Vorhalle war also annähernd gleich tief wie die Cella, ob zwischen beiden ein Niveauunterschied war, also bei Betreten des Allerheiligsten noch eine Stufe zu überwinden war, ist unklar. Das bestimmende Element der Cella war jedenfalls die breite und – was bei vergleichbaren Tempeln eher selten der Fall ist – außen in Erscheinung tretende Apsis als Aufstellungsort des Kultbildes. Ob die Cella

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eine Krypta besaß, was gängig und auch im Isiskult verbreitet war, wissen wir nicht; aus dem Befund sind keinerlei Hinweise zu erhalten. Abgesehen von der geteilten Freitreppe kann der Bau als kanonischer Podiumstempel bezeichnet werden. Dieser Bautypus italischrömischen Ursprungs ist in den Provinzen der am weitesten verbreitete und kam in den allermeisten Fällen im städtischen Kontext zur Anwendung. Wem war der Tempel aber geweiht? Eine Frage, die nicht ganz leicht zu beantworten ist, trotz der inzwischen recht geläufigen Bezeichnung als Isis(Noreia)-Tempel.194 So hatte ihn schon Modrijan unter Berufung auf den Rest einer monumentalen Inschrift – möglicherweise einer Bauinschrift – und das oben beschriebene Wasserbecken benannt. Der Kult der ursprünglich aus Ägypten stammenden Göttin Isis blieb auch im Zuge seiner Ausbreitung in der gesamten Mittelmeerwelt in enger Verbindung mit dem (fruchtbringenden) heiligen (Nil-) Wasser. Eine Angleichung an die dem Stamm der Noriker zugeordnete Göttin Noreia in Form der synkretistischen Isis Noreia wird heute für den Frauenberg aber nicht mehr angenommen. Ob es sich bei dem Podiums­ tempel nun um einen Tempel der Isis oder einer anderen wichtigen römischen Gottheit gehandelt hat, lässt sich derzeit nicht entscheiden, sicher ist aber, dass das Heiligtum eine zentrale Rolle im Kultgeschehen Flavia Solvas innehatte.

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Eine ausgewählte Fundstelle: Merkur und die Ammengöttinnen aus einer spätantiken Zerstörungsgrube vom Frauenberg bei Leibnitz195 Von Bernhard Schrettle Der Tempelbezirk auf dem Frauenberg bei Leibnitz steht seit langem im Fokus der archäologischen Forschung.196 Schon mit der Entdeckung des römischen Podiumstempels im Jahr 1951 war klar, dass es sich dabei um ein zentrales Heiligtum gehandelt haben müsse, das für die kaiserzeitliche Stadt Flavia Solva von großer Bedeutung war. Die Frage, welche Göttinnen und Götter hier verehrt wurden, war hingegen immer umstritten.197 Ein Fundkomplex, der erst im Zuge der archäologischen Untersuchungen der Jahre 2014–2016 ans Tageslicht kam, ist für diese Thematik von besonderer Bedeutung, weshalb er hier vorgestellt werden soll.198 Die Fundstelle liegt im Südosten des Heiligtums, etwa 20 m vom Podiumstempel entfernt, nahe der Böschung zum heutigen Friedhof, wo das Gelände bereits steil abfällt. Im Zuge der Grabung des Jahres 2014 wurde an dieser Stelle eine Grube entdeckt, in deren Verfüllung zahlreiche Votivstatuetten, mehrere zusammengehörige Architekturteile, ein Altar sowie eine qualitätvolle Marmorstatue lagen.199

Die Statuetten, insgesamt wurden 17 Stück gefunden, zeigen allesamt eine sitzende Frau mit einem Wickelkind auf dem Schoß, dem sie die Brust gibt. Lediglich in zwei Fällen handelt es sich um keinen Säugling, sondern um ein älteres Kind, das gestillt wird. Die Stücke weisen eine Höhe zwischen 27 und 37 cm auf, bestehen aus dem lokalen Leithakalk und stimmen in vielen Details überein. Offenkundig zeigen die Statuetten eine wichtige Muttergöttin, die im Heiligtum auf dem Frauenberg verehrt wurde. Da jedoch keine Inschriften oder andere Schriftquellen vorhanden sind, die Auskunft über den Namen oder den Charakter dieser Göttin geben könnten, ist es vor allem die vergleichende Betrachtung, die nähere Aufschlüsse zu den zugrunde liegenden Kultvorstellungen erlaubt. Die Darstellung der lactatio – des Stillens – stimmt bei den meisten Statuetten überein: Die Frau hält das Kind mit der linken Hand, während sie ihm mit der rechten die Brust anbietet. Bei der Tracht der Frau handelt es sich um die Tunika, Frauenberg bei Leib­ nitz. Fundsituation in der Zerstörungsgrube mit dem Merkuraltar und den Votivstatuetten für eine Ammengöttin Foto: ASIST 2015

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Frauenberg bei Leibnitz. Statuette einer stillenden Göt­ tin, gefunden im Jahr 2015 in einer Grubenverfüllung Foto: ASIST, Bernhard Schrettle 

Frauenberg bei Leibnitz. Weihealtar des Caius Cassius Fortunatus und der Iulia Flavina Foto: ASIST, Bernhard Schrettle 

über die eine Stola, das Übergewand, getragen wird. Eines der aufgefundenen Bruchstücke zeigt als Detail einen Halsreifen, den Torques, der als ein Element der keltischen Tradition gilt, und der auch in der römischen Kaiserzeit noch als Attribut von Göttern und Göttinnen vorkam. Die besten Vergleiche für die Frauenberger Statuetten stammen aus der benachbarten Stadt Poetovio, dem heutigen Ptuj/Pettau. Dort wurden zahlreiche Weihereliefs gefunden, die Inschriften für die Nutrices Augustae (die erhabenen Ammengöttinnen) enthielten sowie Reliefdarstellungen aufwiesen, in denen stillende Göttinnen in derselben Art und Weise wie auf dem Frauenberg gezeigt wurden.200 Wie bei dem hier besprochenen steirischen Fundort sind auch in Ptuj Darstellungen von Müttern mit Wickelkindern vorhanden sowie andere, auf denen bereits ältere Kinder zu se-

hen sind. Vermutlich kann aus den Darstellungen die Schlussfolgerung gezogen werden kann, dass Muttergöttinnen verehrt wurden, die für die unterschiedlichen Stadien des Heranwachsens zuständig waren. Sie dürften als Nothelferinnen und Beschützerinnen angesehen worden sein, wobei aus den Inschriften hervorgeht, dass die Göttinnen stets in einer Gruppe (vermutlich zu dritt) gedacht wurden. Dass derartige Ammengöttinnen auf dem Leibnitzer Frauenberg verehrt wurden, geht aus den gefundenen Statuetten klar hervor, welcher Tempel ihrem Kult galt, ist zum derzeitigen Zeitpunkt jedoch noch unsicher. Ein weiterer bedeutender Fund stammt aus der Grubenverfüllung. Es handelt sich dabei um eine leicht unterlebensgroße Marmorstatue des Gottes Merkur, deren zahlreiche Bruchstücke bei den Grabungen der Jahre 2015 und 2016

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geborgen werden konnten. Die bildhauerische Qualität der Skulptur zeigte sich vor allem bei der Auffindung des Torsos, der als letztes Stück an der Sohle der Grube gefunden wurde. Zuvor waren bereits die Statuenstütze mit einem Widder, die linke Hand sowie Bruchstücke der Plinthe und des rechten Fußes geborgen worden. Der Gott ist aufgrund des caduceus, des Heroldsstabes, eindeutig als Merkur erkennbar. Nicht gefunden wurden der Kopf sowie der rechte Arm. Aufgrund einiger vergleichbarer Statuen ist jedoch davon auszugehen, dass der Gott rechts einen Geldbeutel hielt, der ihn als Gott des Handels und der Kaufleute auszeichnete. Merkur war zwar auch der Gott der Reisenden (und der Diebe), auf dem Frauenberg wurde er aber vermutlich eher als Schutzgott der Händler verehrt. Als solcher war er beispielsweise auch auf der Siedlung am Kärntner Magdalensberg wichtig und generell gehörte er zu den populärsten Göttern der römischen Welt. Bereits in der griechischen Klassik begegnet der Typus der Statue, die einen jugendlichen nackten Gott zeigt, der im Standmotiv des sog. Kontraposts mit Standund Spielbein dargestellt wurde. Der Bildhauer, der die Frauenberger Statue anfertigte, war zweifellos mit den griechischen Vorbildern vertraut und schuf für seine Auftraggeber eine qualitätsvolle Arbeit. Um wen es sich bei diesen Stiftern handelte, kann aus einer Inschrift geschlossen werden, die in derselben Grubenverfüllung lag. Diese Inschrift auf einem Weihealtar war von Caius Cassius Fortunatus und von Iulia Flavina nach einem Gelübde gestiftet worden, und es deutet vieles darauf hin, dass sowohl die Statue für Merkur als auch der erwähnte Altar in einer Art „Kapelle“ aufgestellt waren. Der Fundort, die erwähnte Grube im Südosten des heiligen Bezirkes, erbrachte noch weiteres Fundmaterial, das hier nicht weiter besprochen werden kann. Wichtig ist jedoch der Umstand, dass die zahlreichen Münzen und andere Kleinfunde den Zeitpunkt der Verfüllung näher

bestimmen: Diese muss in den Jahren um 380 n. Chr. erfolgt sein. Viele Indizien weisen auch auf eine absichtliche Zerstörung der Statuetten sowie der Statue hin, und in Verbindung mit der Datierung ins späte 4. Jahrhundert liegt der Schluss nahe, dass christliche Eiferer hier eine Zerstörung des heidnischen Heiligtums durchgeführt hatten – so wie es der Kaiser Theodosius (Kaiser in den Jahren 379–395) in diversen Edikten gefordert hatte.201 Über der Grube wurde später noch ein beheizbares Gebäude errichtet, das der letzten Bauperiode des Heiligtums zuzurechnen ist. Wann diese zu Ende ging und damit die antike Nutzung dieses Areals ein Ende fand, ist noch ein zentrales Thema für weitere zukünftige Forschungen.202

Frauenberg bei Leibnitz. Marmorstatue des Gottes Mer­ Foto: BDA kur, gefunden im Jahr 2016

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Plan der Siedlung auf dem Kugel­ stein mit spätanti­ ker Befestigung Grafik: Victor Chornitzer, 1997

Spätantike Fundstellen Spätantike Fundstellen im Sinne der hier verwendeten zeitlichen Eingrenzung sind trotz der nicht geringen Menge spätantiken Fundmaterials in der Steiermark nach wie vor selten, wenn es darum geht, innere Strukturen und Funktionen dieser Fundstellen erkennen zu wollen. Dies scheint mehr oder minder nur bei der großen Höhensiedlung am Frauenberg bei Leibnitz mit dem zugehörigen Gräberfeld und bei kleineren befestigten Höhensiedlungen in der Obersteiermark möglich. Weitere wichtige Fundstellen lassen doch noch zu viel offen. Dies gilt auch für den

Kugelstein bei Deutschfeistritz203 mit einer in einer Länge von 280 m erhaltenen verstürzten gemörtelten Bruchsteinmauer, die vermutlich eine spätantike Befestigung darstellt; die Fragmente frühchristlicher Architektur und Kirchenausstattung 204 beweisen jedenfalls das Vorhandensein einer Kirche, die offenbar unter Verwendung von Spolien eines kaiserzeitlichen (heidnischen) Heiligtums errichtet wurde. Spätantike Phasen von Villen sind – vielleicht mit Ausnahme von Rannersdorf (siehe oben) – baulich kaum zu fassen, spätantike Gräber bislang, abgesehen vom Frauenberg bei Leibnitz, recht vereinzelt.205

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Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike)

Eine ausgewählte Fundstelle: Die spätantike Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz206 Von Ulla Steinklauber In der Spätantike wird die von der befestigten spätlatènezeitlichen Höhensiedlung 207 eingenommene Kuppe des von der Sulm umf lossenen Höhenzugs des Seggaubergs neuerlich genutzt. Es hat den Anschein, dass in der Spätantike auch wieder eine Befestigungsmauer um das etwa 9 ha große Areal errichtet werden sollte, die aber augenscheinlich nie fertig gestellt wurde. An mehreren Stellen fand man nämlich innerhalb des spätlatènezeitlichen Walls große bearbeitete Kalksandsteinquader, die dicht hintereinander aufgereiht waren. Man bekommt allerdings den Eindruck, als wären die begonnenen Bauarbeiten zu spät aufgenommen und durch feindliche Angriffe zunichte gemacht worden. Die spätantike Siedlung am Frauenberg befand sich im Bereich des heutigen Dorfes und auf den anschließenden Hängen. Bislang kennen wir aufgrund der modernen Verbauung nur wenige spätantike Häuser. Die spätantike Siedlung diente einem Teil der Bevölkerung

der am Fuße des Frauenbergs gelegenen Stadt Flavia Solva, die zu Beginn des 5. Jhs. n. Chr. weitgehend verlassen wurde, als neue, nur scheinbar sichere Heimat. Wir kennen durch Grabungen zwei spätantike metallverarbeitende Handwerksbetriebe am äußersten Rand der Siedlung, sowie mehrere Wohnhäuser im heutigen Ortsbereich. Von einem Wohnhaus fand sich eine in das anstehende Terrain eingetiefte und in einer zweiten Bauperiode veränderte Schlauchheizung. In einer rechteckigen Heizkammer (dem ‚praefurnium‘) wurde Feuer entfacht, von der aus die warme Luft durch den Kanal streichen konnte und so Boden und Raum erwärmte. Die Funde an Gebrauchskeramik, dem in dem Haus verwendeten Geschirr, datieren in das ausgehende 4. Jh. n. Chr. bis zur ersten Hälfte des 5. Jhs. n. Chr. Aus dem jüngeren Heizkanal stammen auch 30 Webgewichte aus gebranntem Ton, die als kompletter Satz eiFrauenberg bei Leib­ nitz. Schlauchheizung mit ‚praefurnium‘ Foto: BDA

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Frauenberg bei Leibnitz. Fragment der Innenausstattung einer frühchristlichen Kirche

Frauenberg bei Leibnitz. Fragment der Innenausstattung einer frühchristlichen Kirche

Foto: BDA, Robert Fürhacker

Foto: Bernhard Schrettle

nes Webstuhles die senkrecht herab hängenden Kettfäden spannten. Dieses und ein zweites Haus am Westhang des Frauenberges mit drei Räumen und ebenfalls einer Schlauchheizung wurden vermutlich gewaltsam zerstört, worauf die Brandschichten schließen lassen. Als Zentrum der Siedlung und markantestes Zeichen der neuen Zeit ist die frühchristliche Kirche anzusehen, die sich beim römischen Podiumstempel (siehe oben) befunden haben muss. Sie ist durch Altfunde und sich mittlerweile bei Ausgrabungen mehrende Fragmente

einer qualitätsvollen marmornen Innenausstattung eines christlichen Sakralbaus nachgewiesen. 208 Einen Baubefund für diese Kirche gibt es vorderhand noch nicht, dafür aber vielfache Überlegungen zu ihrem Standort. Obwohl nach Vergleichen mit den zahlreichen bekannten frühchristlichen Kirchen im Ostalpenraum eine Nutzung des römischen Podiumstempels nach seiner Profanierung als christliche Kirche ganz ungewöhnlich erscheint, könnte dies am Frauenberg doch möglich sein.

Eine ausgewählte Fundstelle: Das spätantike Gräberfeld am Frauenberg bei Leibnitz209 Von Ulla Steinklauber Zu den antiken Siedlungen gehörte naturgemäß auch ein Friedhof, der sich immer außerhalb des bewohnten Areals befand. Am Frauenberg liegt ein großer Friedhof östlich unterhalb des Siedlungsplateaus auf den so genannten Perl-/ Stadläckern, einer Terrasse mit einer Größe von etwa 9.000 m². Sie wurde im Zuge von Denkmalschutzgrabungen des Bundesdenkmal­amtes

zu etwa zwei Drittel ergraben. Heute ist sie weitgehend verbaut. Die Befunde auf dieser Terrasse reichen bis in die Urgeschichte zurück. Hier wurde ein spätkeltisches (spätlatènzeitliches) Heiligtum in Form eines Grabens aufgedeckt, in dem sich hauptsächlich zahlreiche selektierte Tierknochen fanden, die auf Opferungen von Hun-

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Frauenberg bei Leibnitz. Steinkiste mit zwei Bestattungen Foto: BDA

dertschaften von Tieren (Hekatomben) schließen lassen.210 Nachdem dieses Heiligtum um die Mitte des 1. Jhs. n. Chr. im Zuge der Provinzwerdung Noricums und der Romanisierung aufgegeben worden war, entstand eine kleine römerzeitliche Siedlung, die im 4. Jh. nicht mehr bestand. Das Baumaterial der Häuser aus Bruchsteinen wurde oftmals bis in die Fundamente weitgehend abgetragen und in den

Häusern der nahe gelegenen spätantiken Siedlung verbaut. Die Terrasse der Perl-/Stadläcker diente frühestens ab der Mitte des 4. Jhs. n. Chr. als Begräbnisplatz. Insgesamt wurden 472 Bestattungen freigelegt. Bis auf drei Brandgräber sind es ausschließlich Körperbestattungen, die manches Mal auch von Steinen umgeben sein können. Gelegentlich liegen die Leichname auf Steinplatten, in steinernen Sarkophagen oder Steinkisten. Die Toten befinden sich in gestreckter Rückenlage, also ausgestreckt auf dem Rücken liegend, mit neben dem Körper ausgestreckten oder auf dem Körper überkreuzten Armen. Die enge Lage der Verstorbenen in den knappen Grabgruben und schmalen Steinkisten lässt ihre Einhüllung in Leichentücher vermuten. Die Reste unterschiedlicher Gewebe in der Korrosion von Fibeln aus Bronze und Eisen weisen auf die Tracht der Verstorbenen, die sie auch im Leben trugen. Zu den Trachtbestandteilen gehören der Schmuck der Frauen und Mädchen und die Gürtelbeschläge und Gürtelschnallen der männlichen Individuen. Fibeln, die das Gewand zusammenhielten, trugen Männer wie Frauen. Geschirr aus Keramik und Glas, Messer, Spinnwirtel und Münzen sind Grabbeigaben, die den Verstorben für ein adäquates Weiterleben zugedacht sind. Am Frauenberg fanden sich in etwa einem Drittel der Gräber Trachtbestandteile und Grabbeigaben. Ein Teil der Gräber wurde von Grabräubern schon in der Antike beraubt, wie Grünverfärbungen von Schmuck und Gürtelteilen aus Bronze auf den Knochen beweisen. Dabei wurden die Skelette grob durchwühlt. Dennoch besitzen weit mehr als die Hälfte der Gräber keinerlei Beifunde, wie wir es auch von anderen gleichzeitigen Gräberfeldern kennen. Als Gründe dafür werden einerseits eine arme Bevölkerung, andererseits neue Glaubensvorstellungen, die keine irdischen Güter für ein

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Frauenberg bei Leibnitz. Glas­ becher aus Gräbern Foto: BDA

Frauenberg bei Leibnitz. ­Schädeldeformationen Foto: BDA

„Leben nach dem Tod“ für nötig erachten (wie etwa das Christentum), angeführt. Welche dieser beiden Interpretationen die zutreffende ist, muss einstweilen offen bleiben. Mit all den genannten Befunden und den bevorzugten Orientierungen der Gräber Nordwest-Südost und Südost-Nordwest (die zuerst genannte Himmelsrichtung gibt jeweils die Lage des Schädels an), also einer nicht geregelten Ausrichtung, reiht sich das Frauenberger Gräberfeld in spätantike Gräberfelder gleicher Zeitstellung im Ostalpenraum ein. Das würde im Wesentlichen bedeuten, dass wir es hier mit einer romanisierten, einheimischen Bevölkerung zu tun haben, die zudem auch noch recht friedlich war, denn es gibt bei den männlichen Verstorbenen nur wenige Hinweise auf Kampfverletzungen und Bestandteile militä-

rischer Bekleidung, wie spezielle Fibeln und Gürtel. Aber wir haben es auf dem Frauenberg mit einer heterogenen Bevölkerung zu tun, die von der beginnenden Völkerwanderung erfasst wurde, mit Fremden, die ihre eigenen physischen Merkmale, Vorstellungen und Moden mitbringen. Eine davon ist die Sitte der Schädeldeformation. Dahinter steht die Vorstellung der Vervollkommnung von Schönheit. Der Schädel von Kleinkindern wird über Jahre hinweg in einer schmerzhaften Prozedur mit kreuzförmig um den Kopf geschlungenen Binden dermaßen zusammengebunden, dass eine turmartige Erhöhung des Hinterkopfes entsteht. Dieser Mode wird im Besonderen von den mongolischen Hunnen, den Alanen und Sarmaten (einem iranischen Volk)

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Frauenberg bei Leibnitz. Lanzenspitze und Ge­ schossspitzen aus einem Männergrab Grafik: BDA

in der Ungarischen Tiefebene gehuldigt. Sie wird von den Ostgoten (einem germanischen Stamm) übernommen. Die fünf Individuen auf dem Frauenberg, ein erwachsener Mann und vier Kinder mit Schädeldeformationen sind nicht mongolid, sondern europid, also sicher keine Hunnen. Sie sind Immigranten, die wir ethnisch nicht näher zuweisen können. Ein singulärer Befund ist ein durch seinen Entnahmegraben überlieferter großer Grabhügel von 13 m Durchmesser. Eine Münze datiert ihn in die Zeit ab dem letzten Drittel des 4. Jhs. n. Chr. Im 4. Jh. war jedoch die Sitte, in

Grabhügeln zu bestatten, in der Regel schon abgekommen. Der Grabhügel selbst innerhalb des 2,5 m breiten Entnahmegrabens war eingeebnet, zugehörige Gräber sind somit verloren. Nun waren in diesem Entnahmegraben elf Kinder und Jugendliche, darunter drei mit den oben genannten Schädeldeformationen, und eine ältere Frau begraben. Knapp innerhalb des Entnahmegrabens lagen weitere drei Kinder. Als wären das die Kinder eines Stammeshäuptlings, dessen Grablege sich ursprünglich im Grabhügel befunden hätte, mit ihrer Amme. Als Vergleich bieten sich Grabhügel

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Frauenberg bei Leibnitz. Steinkiste mit Deckel Foto: BDA

ähnlicher Größe aus dem frühen 5. Jh. n. Chr. in der Ungarischen Tiefebene an, die den Sarmaten als Begräbnisstätten dienten. Ein weiterer Bezug zu einem Fremden aus dem Osten ist der Fund eines besonders klein gewachsenen jungen Mannes (1,52 m), der mit einer Pferdetrense begraben wurde. Diese Beigabe findet sich in keinem Grab einer romanisierten Bevölkerung. Sie weist den Verstorbenen als Reiternomaden aus dem Osten aus. In romanischen Gräbern finden sich nie Waffenbeigaben, wohl aber in germanischen spätantiken Gräbern. Hier auf dem Frauenberg gehörten Geschossspitzen und eine Lanzenspitze aus Eisen zur militärischen Ausrüstung eines jungen Mannes („germanischer“ Herkunft?), der auch eine Imitation einer germanischen Gürtelschnalle trug. Ohne bekannte Parallele ist ein Rundmonument, das aus einer doppelten Reihe aufgestellter Quader und Platten bestand. Darin stand eine Steinkiste mit Deckel. In ihr lag ein überdurchschnittlich großer Mann von 1,72 m Körperhöhe mit einer verheilten, durch Schwerthieb verursachten

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Schädelverletzung. (Die Durchschnittsgröße der Männer betrug 167,7 cm.) Ein antiker Grabräuber hatte mit einer Brechstange einen Teil des Deckels angehoben und alle Grabbeigaben und Trachtbestandteile geraubt. Dabei war die Brechstange abgebrochen und ihre Spitze zu Füßen des Verstorbenen liegen geblieben. Das Grab ist Nord-Süd orientiert, eine bei germanischen Gräbern bevorzugte Ausrichtung. Allein die reiche Grabanlage, die vermutlich gute, aber geraubte Ausstattung des Verstorbenen und die Kampfverletzung lassen uns an einen Offizier fremder Herkunft denken. Es gäbe noch weitere Beispiele anzuführen, von überdurchschnittlich großen Frauen in Nord-Süd-Ausrichtung (Germaninnen?), fremden Grabbeigaben und Trachtbestandteilen. Unter Berücksichtigung von fremden materiellen Komponenten, physischen Merkmalen, Orientierungen und andersartigen Grabanlagen, die von fremden Vorstellungen zeugen, können wir auf einen Anteil von Migrant­ Innen von – je nach Berechnung – 16 bis 26 Prozent schließen. Und das ist, wie wir heute nachvollziehen können, ein hoher Anteil. Alle Gräber der Fremden liegen inmitten der Gräber der einheimischen Bevölkerung, nicht abgesondert und ausgeschlossen. Wir können davon ausgehen, dass die Fremden in die bestehende Gesellschaft integriert waren, dass alle Bevölkerungsgruppen einander kulturell beeinf lussten. Um die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. erlischt nach heutigem Forschungsstand die Siedlungstätigkeit und damit naturgemäß auch die Belegung des Gräberfeldes auf dem Frauenberg für mehrere Jahrhunderte. Wohin sich die – je nach Berechnungsgrundlage – auf etwa 250 bis über 300 Personen geschätzte,211 jedenfalls zahlenmäßig kleine Bevölkerung zerstreute, wissen wir nicht.

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Ausgewählte Fundstellen: Spätantike Höhensiedlungen im Ennstal212 Von Ulla Steinklauber Seit einigen Jahren sind im steirischen Ennstal, das zuvor zwar einzelne römerzeitliche Funde, auch Steindenkmäler, aber kaum Siedlungsbefunde aufwies, zumindest drei linksufrig gelegene befestigte Höhensiedlungen bekannt. Es sind dies – von West nach Ost – die Knallwand in Ramsau am Dachstein, der Gröbminger Schlossbühel und der Röthelstein bei

Wörschach; der zwischen letzteren liegende Burgstall von Pürgg213 sei hier wegen der nicht so eindeutigen Zuordnung ausgeklammert. Allen drei zuerst genannten Höhensiedlungen gemeinsam ist die Verwendung vorher kaum besiedelter kleiner Kuppen, die mit Ausnahme des Gröbminger Schlossbühels steil und schwer zugänglich, jedenfalls aber wehrtech-

Spätantike Rückzugssiedlung auf der Knallwand (Gemeinde Ramsau am Dachstein), topographische Aufnahme Grafik: BDA, Jörg Fürnholzer/Manfred Lehner, 1997

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Spätantike Rückzugssiedlung am Röthelstein (Gemeinde Wörschach), topographische Aufnahme Grafik: BDA, Jörg Fürnholzer/Stephan Karl/Manfred Lehner, 2004

nisch günstig gelegen sind. Alle drei besitzen dann auch mörtelgemauerte Wehrmauern, teilweise Tor(weg)e und/oder bastionsartige Verstärkungen und an die Wehrmauer angestellte Innenbebauungen. Alle Siedlungen sind durch heftige Schadfeuer zerstört und danach nie mehr genutzt worden. Am Röthelstein war zusätzlich ein Kupferkessel offenbar als Metalldepot vergraben worden, der starker Feuereinwirkung ausgesetzt war. Am Schlossbühel scheinen „reiternomadische“ dreif lügelige Pfeilspitzen auf einen feindlichen Beschuss hinzuweisen. Die Funde umfassen lokale Gebrauchskeramik, glasierte Keramik, die wohl nicht regional produziert wurde, ein wenig Schmuck und Trachtbestandteile sowie Eisengerät und einige Münzen. Abgesehen von Altstücken sind Datierungen von der 2. Hälfte des 4. Jhs. bis zur Mitte des 5. Jhs. n. Chr. angebracht.

Die kleinen, aber gut und übereinstimmend angelegten Höhensiedlungen könnten unter einheitlicher Planung entstanden sein und eine die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. nicht überdauernde „Verteidigungslinie“ gebildet haben, wobei diese jedenfalls außerhalb des Territoriums von Flavia Solva und möglicherweise an der – naturgemäß nicht am Alpenhauptkamm vorstellbaren – „Grenze“ zwischen Noricum Ripense und Noricum Mediterraneum zu liegen gekommen wäre. Mit diesen spätantiken Anlagen tritt eine sonst vielleicht am ehesten in Siedlung und Wegtrassen am Michlhallberg (vgl. oben) erst nach der früheren Kaiserzeit präsente Region in Erscheinung, für die man schon aufgrund der verkehrsgeographischen Situation am Schnittpunkt von Alpenrouten – ähnlich wie in der Urgeschichte – eine bedeutendere Rolle auch in der Römerzeit annehmen möchte.

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Historische und institutionelle Grundlagen Annexion (Römische Landnahme) In den antiken Quellen tritt das ‚regnum Noricum‘ in der Zeit der ausgehenden Römischen Republik als selbstbewusstes staatsähnliches Gebilde der mitteleuropäischen Kelten auf.214 Umso erstaunlicher ist dessen – in den römischen Quellen nicht näher kommentierte – Entscheidung, den absehbaren Verlust der Selbständigkeit weitgehend 215 widerstandslos hinzunehmen. Ob wir aktive Überzeugungsarbeit der Führungselite im Inneren gegenüber den überall sonst ausgesprochen streitbaren Stämmen einerseits und diplomatische Tätigkeiten nach Außen gegenüber dem ehemaligen engen Handelspartner und jetzigen militärischen Gegner andererseits voraussetzen müssen, bleibt Spekulation. Ungewöhnlich in der römischen Provinzialgeschichte ist jedenfalls die Tatsache, dass die norischen Stammesfürsten (oder der norische König?) im Zuge des Alpenfeldzugs des Kaisers Augustus im Jahr 15 v. Chr., den dessen Stiefsöhne Tiberius und Drusus leiteten, offenbar von vornherein auf eine militärische Auseinandersetzung verzichteten.216 Damit kam es zu einer offenbar schnellen und wahrscheinlich gut vorbereiteten Annexion ohne Zerstörungen und Kampf handlungen und, wie man heute weitgehend glaubt, ohne große schnelle Eingriffe in vorhandene Eigentums- und Machtstrukturen. Wie die Verwaltung während der Annexion/Besatzungszeit funktionierte, ist ungeklärt, vielleicht darf man den loyalen einheimischen Machthabern der alten Oberschicht eine wichtige Rolle zuschreiben.217 Die einmal erreichte Lösung war eine dauerhafte: Ganz anders als im benachbarten Pannonien, das sich zwischen 6 und 9 n. Chr. gegen Rom erhob und danach weiterhin mi-

litärisch besetzt blieb, bedurfte Noricum zu seiner „Befriedung“ im Inneren nie mehr des römischen Militärs, das hier dann auch nur an der Außengrenze entlang der Donau eine ähnlich bestimmende Rolle spielte wie in den benachbarten, tatsächlich „eroberten“ Provinzen, in denen die militärische Präsenz Roms immer bestimmend blieb, wie dies z. B. für die nahe gelegenen Zentren Savaria (Szombathely/ Steinamanger) und Poetovio (Ptuj/Pettau) gilt. In der Okkupationszeit spielte Poetovio eine wichtige Rolle für die Sicherung der neuen Provinzen auch aufgrund der günstigen strategischen Position, die sich aus der Querung der schiff baren Drau (lat. ‚Dravus‘) durch die auf eine ältere Route zurück gehende Bernsteinstraße ergibt. Die ‚legio VIII Augusta‘ und ab Kaiser Claudius die ‚legio XIII Gemina‘ dürften eine wichtige Rolle in der „Romanisierung“ und in der Vermittlung von (Bau-)­ Techniken etwa auch für den Zentralraum Flavia Solva und die West- und Oststeiermark gespielt haben. Auch darüber hinaus nehmen Angehörige des römischen Heeres trotz des Fehlens einer dauerhaften Truppenpräsenz im gesamten Gebiet der heutigen Steiermark eine wichtige Stellung in der Gesellschaft und in den überlieferten Monumenten (z. B. bei Grab­ inschriften und Grabporträts) ein. Provinzwerdung Die von den Außengrenzen des Reichs weiter entfernten Bereiche Noricums lagen demnach in gewissem Sinne nicht im Zentrum des römischen Interesses, was der einheimischen, gegenüber dem Römischen Reich loyalen Oberschicht ein allmähliches Hineinwachsen in das lukrative Wirtschaftssystem und dann auch in die neuen Strukturen der Provinz erlaubte. Es

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ist nicht leicht zu sagen, wann die damit einhergehende administrative und rechtliche Eingliederung der neuen Gebiete in die Verwaltung und das römische Steuersystem zumindest nominell abgeschlossen war, da wir nicht einmal die Einrichtung der zivilen Provinz (anstelle einer militärischen Prokuratur) verlässlich datieren können. Die moderne Forschung setzt diesen Formalakt meist in der Regierungszeit des Kaisers Claudius (41–54 n. Chr.) an, dem einige Orte wie Virunum (Zollfeld, Kärnten) oder Celeia (Celje/Cilli) ihr Stadtrecht verdanken, obwohl einiges auch für seinen Vorgänger Tiberius sprechen könnte.218 Für die heutige Steiermark ist diese weit diskutierte Frage nicht so entscheidend, da die Siedlung an der Mur mit dem einheimischen Namen Solva (Wagna bei Leibnitz) erst unter Kaiser Vespasian als sechste Stadt in Noricum und letzte im südlichen Noricum in den Rang eines Municipiums erhoben wurde, wahrscheinlich im Anschluss an die Parteinahme Noricums für Vespasian im Zuge des Bürgerkriegs des Jahres 69 n. Chr. nach dem gewaltsamen Tode Kaiser Neros. Diese späte Stadtrechtsverleihung (vermutlich 73/74 n. Chr.)219 unter dem ersten Kaiser des – für den Zusatz „Flavia“ namensgebenden – Flavischen Hauses zeigt wohl ein nur sekundäres Interesse an dem erst ab dieser Zeit „regulär“ verwaltbaren Territorium von Flavia Solva, das in der gesamten römischen Literatur auch nur ein einziges Mal, bei Plinius dem Älteren in seiner 77 n. Chr. dem zweiten f lavischen Kaiser Titus gewidmeten ‚naturalis historia‘ 3, 146, am Schluss einer Liste norischer Städte, genannt wird: … et Flavium Solvense. Grenzen von Provinz- und Stadtterritorien Flavia Solva sollte die einzige Römerstadt auf dem Gebiet der heutigen Steiermark bleiben. Das Solvenser Stadtterritorium umfasste jedoch

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nicht die gesamte Steiermark, gehörte aber jedenfalls zur Provinz Noricum. Unklar bleibt allerdings die Grenze von Stadtterritorium und Provinz im Osten gegen Pannonien: So wird etwa die Einbeziehung der Landschaften um Bad Waltersdorf, Friedberg, Fürstenfeld oder Hartberg zum Stadtterritorium in letzter Zeit wieder verstärkt diskutiert.220 Eine Zugehörigkeit zu Pannonien, somit zum Stadtterritorium von Savaria, hätte zweifellos entsprechende Implikationen auch auf diesen Beitrag, soll aber hier ebenso wenig weiter verfolgt werden wie die Frage, welche sonstigen Stadtterritorien welche Teile der heutigen Steiermark eingenommen haben mögen. Nicht, weil diese Frage unwichtig wäre, sondern weil derzeit kaum etwas zu ihrer Lösung beigetragen werden kann: Die Ausdehnung dieser Stadtterritorien ist nach wie vor unbekannt, die Versuche, Teile der heutigen Steiermark zuzuordnen, sind nicht wirklich gelungen.221 Sehr wahrscheinlich ist die Zugehörigkeit des oberen Murtals zu Virunum, wahrscheinlich auch die Zugehörigkeit von Teilen der Obersteiermark nördlich des Alpenhauptkamms zu Iuvavum (Salzburg), Ovilava (Wels) und/ oder Cetium (St. Pölten), was der unter Kaiser Dio­k letian durchgeführten Teilung Noricums in ‚mediterraneum‘ und ‚ripense‘ entsprechen würde, wobei diese Grenze durchaus in der heutigen Steiermark verlaufen sein mag, allerdings kaum am Alpenhauptkamm, der eine ganz „unantike“ Grenze darstellen würde (vgl. oben). Alle modernen Kartierungsversuche, auf die wir deshalb hier bewusst verzichten, stellen meist schon durch die Benutzung heutiger Landes- und Bezirksgrenzen sinnlose Visualisierungsversuche der nicht fassbaren antiken Verwaltungseinheiten dar. Zusätzlich zu den unklaren Stadtterritorien nimmt die Forschung teilweise ein direkt dem Kaiser unterstelltes ‚patrimonium‘ im Alpenbereich im Sinn separat verwalteter kaiserlicher Domänen (u. a.

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Bergwerke) an, was eher als Verlegenheitskon­ strukt denn als Lösung des Problems von weitab gelegenen Städten und inneralpinen „Untertanen“ zu werten ist.222 Wenn schon die Grenzen der Territorien unklar sind, so bleiben dies naturgemäß auch alle Fragen nach Verschiebungen oder Entwicklungen im Laufe der etwa vier römischen Jahrhunderte Noricums. Noricum, im 4. Jh. n. Chr. der ‚praefectura Illyrici‘ unterstellt, verblieb bei der Teilung Illyriens 396 n. Chr. jedenfalls bei der westlichen Reichshälfte. (Selbst-) Verwaltung Die Provinz war direkt dem Kaiser unterstellt. Die Geschäfte nahm ein ‚procurator‘ (Statthalter, wörtlich „Sachwalter“) aus dem Ritterstand wahr, der ‚procurator Augusti provinciae Norici‘ oder – in einem eigenartigen Traditionalismus – ‚procurator Augusti regni Norici‘223 hieß. Dieser leitete als Vertreter des Kaisers die gesamte – wie im Römischen Reich allgemein üblich, schlanke und effiziente – Administration, war zugleich oberste Zivilbehörde, Truppenkommandant, Finanzaufsicht und oberster Justizbeamter, der ab 53 n. Chr. auch das ‚ius gladii‘ besaß, also „unter Anwendung des Richtschwerts“ Kapitalstrafen aussprach; allerdings konnten römische Bürger und Angehörige des Municipaladels an den Kaiser appellieren. Der Sitz des Procurators war Virunum; mit der Verlegung der II. italischen Legion ab 170 n. Chr. und vermutlich auch des Statthaltersitzes nach Lauriacum (Enns) gewann die Provinz an Bedeutung und erhielt mit einem ‚legatus Augusti pro praetori‘ einen Statthalter senatorischen Rangs.224 Auch Mitarbeiter aus dem Stab des Statthalters kennen wir aus der Steiermark.225 Unter Kaiser Diokletian (284–305 n. Chr.) wurden die zivilen und die militärischen Funktionen getrennt (‚praeses‘ und ‚dux‘), für das durch die neue Provinzteilung entstandene

Binnen-Noricum (‚Noricum mediterraneum‘) gab es nur einen zivilen „Gouverneur“, der seinen Sitz wohl zunächst in Virunum, dann vielleicht in Celeia und zuletzt (ab/nach der Mitte des 5. Jhs.n. Chr. oder schon ab 402 n. Chr.?) wohl in Teurnia hatte.226 In Flavia Solva tritt die Führungsschicht des Reichs ein letztes Mal durch einen im Auftrag des norischen ‚praeses‘ um das Jahr 330 n. Chr. gestifteten Weihealtar mit Ehreninschrift für Konstantin den Großen 227 hervor. Im Alltag der Menschen wesentlich bestimmender dürfte die Municipalverwaltung gewesen sein, also die Verwaltungsstrukturen der Städte, der Zentren der neuen römischen Welt, im Fall der Steiermark die von Flavia Solva und Virunum und nördlich des Alpenhauptkamms (?) die von Iuvavum, Ovilava und Cetium(?). Genau nach italischem Vorbild stellten die ‚duoviri iure dicundo‘ als Kollegialorgan die ehrenamtlich tätigen Höchstmagistrate der Stadt dar. Sie wurden jährlich gewählt, übten die niedere Gerichtsbarkeit aus und hatten auch sakrale Funktionen. Eine Wiederwahl war nach vier Jahren möglich, die Magistrate heißen dann ‚quinquennales‘. Zur Vertretung konnte ein ‚praefectus‘ ernannt werden. Die beiden ‚aediles‘ beaufsichtigten das Markt- und Bauwesen. Die ‚quaestores‘ waren Steuer- und Finanzbeamte des Municipiums. Nach allgemeiner Ansicht setzten sich die norischen Magistrate aus der romanisierten vorrömischen, somit wohl keltischen Oberschicht und aus eingewanderten italischen Familien zusammen. Derselbe Personenkreis stellte auch municipale Priesterschaften. Alle Magistrate verfügten über Personal, ‚apparitores‘, darunter Schreiber (‚scribae‘, ‚librarii‘) und ‚lictores‘, die eine große Rolle in der magistratischen Selbstdarstellung auf den südostnorischen Grabdenkmalen spielen.228 Magistratische Tätigkeiten erfolgten ohne Besoldung – vielmehr waren Stiftungen und

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Aufwendungen aus dem eigenen Vermögen zu tragen – und waren somit von vornherein nur einer vermögenden Oberschicht zugänglich; in Flavia Solva werden das vielleicht nur zwei bis drei Dutzend Familien gewesen sein. Für diese Oberschicht dürfte vor der ‚constitutio Antoniniana‘ des Jahres 212 der wichtigste Anreiz für die Übernahme von Ämtern der Erhalt des römischen Bürgerrechts (‚civitas Romana‘) und die Mitgliedschaft im ‚ordo decurionum‘ (Gemeinderat) gewesen sein. Dieses einf lussreiche Gremium war dem stadtrömischen Senat nachgebildet und lässt sich z. B. in Beschlüssen für Weihe- und Ehrenmonumente fassen. Aus Flavia Solva kennen wir namentlich über ein Dutzend municipale Beamte bzw. Würdenträger, darunter Duumvirn und etliche Aedilen.229 Dass eine regionale Durchlässigkeit durchaus gegeben war, zeigen Grabinschriften von Amtsträgern anderer Municipien, die auf Landbesitz ihrer Familien im Territorium von Flavia Solva hinweisen.230 Ob sich in der Spätantike wesentliche Veränderungen bei Verwaltungsstrukturen und Amtsträgern ergaben, wie wir sie etwa für andere Bereiche Noricums aus der ‚vita Sancti Severini‘, der hagiographischen Schrift über den 482 verstorbenen heiligen Severin,231 kennen, bleibt für die Steiermark aufgrund fehlender Quellen – die einschlägigen Inschriften brechen mit dem früheren 4. Jh. n. Chr. ab – ungewiss. Eine kirchliche Organisationsstruktur ist vorauszusetzen, auch wenn wir im Gegensatz zu anderen südnorischen Städten keinen Bischof von Flavia Solva bezeugt haben. Katastrophen und Kriege? ‚Pax Romana‘ und Zeiten der wirtschaftlichen Blüte Viele archäologische Befunde aus der römerzeitlichen Steiermark dokumentieren nicht nur bewusste Umbauten oder allmählichen Verfall, sondern auch Katastrophen:232 Brandzerstörun-

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gen sind in vielen Siedlungen unterschiedlicher Art und unterschiedlicher geographischer Lage bekannt. Viele werden, genauso wie in den steirischen „Holzstädten“ des Mittelalters, Schadfeuern zuzurechnen sein; die Siedlungstätigkeit geht in aller Regel ohne Bruch weiter. Anders ist die Situation bei einigen befestigten Höhensiedlungen der Spätantike, wo die Brandzerstörungen ein markantes Ende der Benutzung des Siedlungsplatzes, oft bis heute, darstellen; hier ist es gerechtfertigt, an kriegerische Ereignisse zu denken, wofür manchmal auch Waffenfunde sprechen. Ähnliches mag auch für die eine oder andere ungeschützte ländliche Siedlung gelten.233 In der Forschung hält sich hartnäckig die einmal aufgestellte These, dass viele Brandzerstörungen der mittleren Kaiserzeit, insbesondere in Flavia Solva, mit einem bis in die Steiermark reichenden Vorstoß der Markomannen zur Zeit des Kaisers Mark Aurel (erster Vorstoß 166/67, zweiter 170/71 n. Chr.) zu tun hätten. Uns scheint vor einer klareren Materialgrundlage234 hier eher Vorsicht geboten. Selbst wenn man diesen bis Oberitalien führenden Markomanneneinfall auch für die heutige Steiermark nachweisen sollte, stellt er keinen Einbruch in der wirtschaftlichen Entwicklung dar, im Gegenteil: Die Forschungen der letzten Jahrzehnte haben immer deutlicher gezeigt, dass die aufwendigsten Bauten bzw. Bauphasen wohl nicht vor dem Ende des 2. Jhs. n. Chr. einsetzen. Dies gilt jedenfalls für die Stadt Flavia Solva mit ihrem „Boom“ im 3. Jh. n. Chr. und wohl auch für die meisten Villen und Vici.235 Auch die eindrucksvollsten Grabdenkmale, vor allem die großen Ädikulen, sind keineswegs, wie die Forschung früher meinte, dem 1./2., sondern dem späten 2. und dem 3. Jh. n. Chr. zuzurechnen. Man kann also wohl von einem kontinuierlichen Wachstum des Wohlstands, einhergehend mit der zunehmenden

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Rundmedaillon mit Darstellung eines Centurio aus Schloss Seggau, jetzt im Universalmuseum Joanneum, Foto: UMJ Lap. Nr. 157

„Romanisierung/Romanisation“, während der drei Jahrhunderte ausgehen, in denen die Steiermark als doch grenzferne Region in den Genuss der ‚Pax Romana‘ kam. In Anbetracht der häufigen kriegerischen Ereignisse bis in die Mitte des 20. Jhs. hinein möge dieser Umstand einer langen kriegslosen – oder, wenn die Markomannen doch da waren, fast kriegslosen 236 – Zeit „zu Hause“ entsprechend gewürdigt werden. Selbstverständlich heißt das nicht, dass Männer aus dem Territorium von Flavia Solva sich nicht zum Dienst im römischen Heer entschlossen und die dadurch gegebenen Aufstiegschancen genutzt hätten:237 Wir kennen aus Inschriften etliche Soldaten aus der heutigen Steiermark, die in Rom und in anderen Provinzen Dienst taten, aber auch einige Veteranen, die in die Steiermark zurückgekehrt waren und hier als offensichtlich vermögende Personen ihre oft aufwendigen Grabdenkmale errichten ließen. Ein schönes Beispiel dafür ist das qualitätvolle Rundmedaillon eines zum Centurio (Hauptmann) aufgestiegenen Solda-

ten aus Schloss Seggau mit dem Rebstock (‚vitis‘) als Rangabzeichen.238 Eine „Militarisierung“ in der Spätantike ist vorauszusetzen, wenngleich einzelne als militärisch geltende, aber durchaus auch von der Zivilbevölkerung (und von Kindern!) getragene Trachtbestandteile noch keine „Garnison“ zu belegen im Stande sind. Trotz der Unsicherheiten, wie sie angesichts des nur punktuell erfassten Materials naturgemäß gegebenen sind, wollen wir versuchen, das am Baugeschehen ablesbare Wachstum der Prosperität zu schildern: Im 1. Jh. n. Chr. setzt, mit unterschiedlichem Abstand zur Annexion, ein signifikantes Baugeschehen ein. Am deutlichsten ist eine erste frühe Bauphase vor der Provinzwerdung in Flavia Solva. Mit der Provinzwerdung erfolgt offenbar ein Neustart in einem gezielten Planungsvorgang in Flavia Solva und auch eine Neugründung von Vici „auf der grünen Wiese“, wobei hier, wie überhaupt im 1. Jh. n. Chr., weitestgehend nur die Holzbauweise begegnet.239 In Flavia Solva und in den Vici ist mit dem Ende des 1. Jhs. n. Chr. ein markanter Wechsel zur – deutlich aufwendigeren und technologisch anspruchsvolleren – Steinbauweise festzustellen, wobei die Holzbauweise freilich in großem Umfang weiterhin Anwendung findet. Erst im 2. Jh. n. Chr. werden die Villen in Steinbauweise und andere ländliche Siedlungen als solche greif bar, da wir die z. B. aus den Gräbern (meist Grabhügeln) zu erschließenden Siedlungsplätze des 1. Jhs. n. Chr. noch kaum kennen. Eine große Umbauphase ab dem späteren 2. Jh. n. Chr., mit aufwendigeren und reicher ausgestatteten Steinbauten, erfasst jedenfalls Flavia Solva, Vici, und größere Villen. Ab dem dritten Jahrhundert wird ein Überblick schwierig. Die Siedlungstätigkeit „am Land“ scheint in einigen Siedlungen, z.  B. Schönberg (siehe oben), im 3. Jh. n. Chr. stark

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zurückzugehen, ohne dass wir verallgemeinernde Aussagen zu treffen im Stande sind. Im Vicus von Saaz (siehe oben) kehrt man zur einfacheren Holzbauweise zurück. Auffallenderweise dürften aber repräsentative Bauteile oder Neubauten von Villen, die bereits einem spätkaiserzeitlichen Repräsentationsbedürfnis einer Oberschicht entsprechen, erst zu Ende des 3. Jhs. oder gar erst im 4. Jh. n. Chr. errichtet oder entsprechend umgebaut worden sein. Die Häuser von Flavia Solva waren bis weit ins 4. Jh. n. Chr. vielfach reich ausgestattet, ein Umstand, der uns eine vermögende Bürgerschicht zumindest im Stadtzentrum vor Augen führt. Und dann kommt es zu einem Umbruch, wodurch auch immer bedingt: durch feindliche Zerstörung, neue, von der Völkerwanderung hergetriebene Zuwanderer oder doch eher durch ein Zusammenbrechen der städtischen Verwaltung, die bis dahin in Abhängigkeit von Rom funktionierte? Trotz der dann ständigen Feindgefahr besaß Flavia Solva keine Stadtmauer, ebenso wenig wie Virunum, jedoch im Gegensatz zu Teurnia und Celeia. Ein Bischof von Flavia Solva ist nicht überliefert. Auch nach den geophysikalischen Messungen im Stadtbereich ist keine frühchristliche Kirche nachzuweisen, wie wir sie hingegen in allen anderen vier binnennorischen „Hauptstädten“, die auch Bischofssitze waren, finden. Wie Flavia Solva besteht auch die reichere und bedeutendere Stadt Celeia ab der Mitte des 5. Jhs. n. Chr. nicht mehr. Inwieweit Ressourcen für Bautätigkeiten – zumindest im fortgeschrittenen 4. Jh. n. Chr. – zu stark durch die Verlegung von Siedlungen und Fortifikationsmaßnahmen gebunden war, ist unklar. Jedenfalls stellt die (Wieder-) Inbetriebnahme von Höhensiedlungen und ihre Befestigung eine beträchtliche Bauleistung dar, zu der zumindest am Frauenberg bei Leibnitz (siehe oben) und am Kugelstein bei Deutschfeistritz240

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auch frühchristliche Sakralbauten dazukommen, am Seggauberg nach neuesten Forschungen eine Befestigung in Form eines weitgehend aus Spolien errichteten Burgus (turmartige Befestigung),241 nördlich von Leibnitz ein Wall-Graben-Werk („Teufelsgraben“)242 zur Sicherung des Vorlandes von Flavia Solva und der Murtalstraße gegen Angriffe von Norden. Ebenfalls ungeklärt bleibt, ob dies nun der Eigeninitiative Ansässiger oder doch eher einer irgendwie noch funktionierenden zentralen und allenfalls militärischen Planung zuzuschreiben ist. Die genannten Kirchen und der Burgus dürften, als Belege einer doch noch beträchtlichen Prosperität auch in der Spätantike, die letzten Monumentalbauten der Steiermark sein, wahrscheinlich gehören sie überhaupt zu den letzten Beispielen der letztlich mediterranen Mörtelbauweise, die danach für Jahrhunderte verschwindet. Das Ende der Römerzeit muss dann aufgrund der geschichtlichen Rahmenbedingungen zweifellos ein nicht friedliches gewesen sein. Aufgrund der dünnen Quellenlage können wir Zerstörungen nur punktuell, allfällige Kriegsgeschehen eigentlich gar nicht nachweisen. Das Baugeschehen bricht einfach ab, lediglich in den Gräbern der Spätantike lässt sich der materielle Niederschlag einer bereits im römischen/romanisierten Umfeld stattfindenden Migration von Fremden ins Reichsterritorium feststellen.243 Und dies am deutlichsten und vielleicht bezeichenderweise dort, wo das Römische zuerst Fuß gefasst hat, im Umfeld Flavia Solvas, das als Kernraum für die gesamte Römerzeit zu betrachten ist. Der Verlust dieser Rolle an das Grazer Becken mit der heutigen Landeshauptstadt, in deren Innenstadt244 bezeichnenderweise keine römerzeitliche Vorgängersiedlung besteht, spiegelt den generellen Abbruch von Funktions- und Platzkontinuitäten, der für Noricum nördlich der Drau charakteristisch ist.245

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Die so genannte Spätantike Dieser Zeitabschnitt wurde in den vorangegangenen Kapiteln bewusst schon mehrfach gestreift, da eine Betrachtung nur im Zusammenhang mit der Kaiserzeit möglich und die Epochenabgrenzung ohnedies sehr unscharf ist. Hier soll eine Zusammenfassung der heterogenen und schlecht abgrenzbaren „Spätantike“ mit einer Fokussierung auf die Steiermark nachfolgen. Anfang und Ende derselben sind nur unscharf anzugeben, da ihre archäologischen Hauptquellen, die befestigten Höhensiedlungen 246 bzw. Rückzugssiedlungen und die zugehörigen Gräberfelder, bislang immer noch ein Auf und Ab in den Datierungen um ein paar Jahrzehnte zulassen. Wir können das – sich mit der Spätphase z. B. von Flavia Solva überschneidende247 – Bestehen dieser Siedlungen und Gräberfelder jedenfalls im letzten Viertel des 4. Jhs. n. Chr. annehmen und keine Beweise für ihr Weiterbestehen über die Mitte des 5. Jhs. n. Chr. hinaus beibringen. Etliche Siedlungen scheinen nach Brandzerstörungen aufgegeben worden zu sein.248 Will man nach passenden historischen Ereignissen suchen, könnte ersteres Datum mit den Noricum und Pannonien ab 365 n. Chr. heimsuchenden mehrfachen Germaneneinfällen und letzteres mit dem Hunneneinfall ab 451 n. Chr. in Einklang stehen; diese aus der derzeitigen archäologischen Evidenz gewonnene Abgrenzung der Spätantike entspricht aber keineswegs den – unterschiedlichen – historischen Ansätzen zu dieser Periode, die z. B. von den Umstrukturierungen des Römischen Reichs unter Kaiser Diokletian oder Konstantin oder von der „Zulassung“ des Christentums 311 bzw. 313 n. Chr. ausgehen. Dass letzteres nicht nur im Donauraum und im Territorium von Virunum, sondern auch in dem von Flavia Solva die erwartete wichtige Rolle gespielt hat, zeigen jetzt auch die Nach-

weise frühchristlicher Kirchen in der Steiermark am Frauenberg bei Leibnitz und am Kugelstein bei Deutschfeistritz; 249 sie lassen sich unserer Meinung nach trotz anderer Datierungsvorschläge an das Ende des genannten Zeitrahmens, also etwa in die Mitte des 5. Jhs. n. Chr., einordnen. Wie schnell oder wie f lächendeckend die mit der „Erstchristianisierung“ einhergehenden Änderungen im Alltagsleben und in der Alltagskultur gewesen sein mögen, ist kaum zu beurteilen. Angesichts der langsamen und regional unterschiedlich verlaufenden Romanisierung/Romanisation mag die Durchdringung mit dem neuen christlichen Gedankengut und den zugehörigen neuen Lebensgewohnheiten nicht gar so weit fortgeschritten gewesen sein. Andererseits wissen wir auch wenig von einer nach dem Untergang der römischen Strukturen möglicherweise verbliebenen restromanischen Bevölkerung in der Steiermark.250 Was sind die Charateristika dieses „spätantiken Jahrhunderts“ der Steiermark? Vici und Villen weisen so gut wie keine oder eine sehr geringe Fundfrequenz in dieser Periode auf; sonstige ländliche Siedlungen kennen wir nicht. Das Municipium Flavia Solva scheint stark reduziert und im 5. Jh. n. Chr. ebenfalls kaum mehr präsent. Dies lässt einen deutlichen Rückgang von Bevölkerung und Produktion vermuten, obwohl die handwerkliche Erzeugung in den neuen Zentren, den Höhensiedlungen, auf der Höhe ihrer Zeit bleibt und auch neue Bauaufgaben wie Befestigungen und Kirchen bewältigt werden. Die Wieder- oder Neuerschließung von Höhensiedlungen und der Rückzug aus den – zu unsicher gewordenen oder schlicht strukturell nicht mehr adäquaten? – Talsiedlungen stellt d i e in der Steiermark greif bare Innovation der Spätantike und eine entscheidende Veränderung der bisherigen Siedlungslandschaft dar. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass z. B. der Frauenberg bei Leibnitz

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f lächenmäßig keinen vollwertigen Ersatz für Flavia Solva darstellen und somit auch nie die entsprechende Bevölkerungszahl aufnehmen konnte. In anderen Regionen wie im Ennstal können wir die Vorgängersiedlungen gar nicht recht ausmachen und somit auch keine Vergleiche anstellen. Dies gilt auch für andere Höhensiedlungen: Selbst wenn die spätantike Anlage am Heiligen Berg bei Köf lach 251 eventuell als Nachfolgerin der kaiserzeitlichen Streusiedlung (?) von Pichling bei Köf lach 252 anzusehen wäre, wissen wir von beiden zu wenig, um entsprechende Aussagen zu treffen.253 Inwieweit die Schaffung der neuen, eine Verteidigung einzelner Plätze begünstigende Siedlungsstruktur zentral gesteuert war, vielleicht sogar mit dem Zweck einer (militärischen) Sicherung des Vorfelds von Italien, wissen wir nicht. Wir gehen meist von einer Errichtung und Benutzung der spätantiken Höhensiedlungen durch die romanische/ romanisierte Restbevölkerung aus, müssen aber auch die vor allem im Gräberfeld vom Frauenberg bei Leibnitz deutlich und in einem nennenswerten Prozentsatz (16–26 %) feststellbaren MigrantInnen aus im Römischen Reich neu auftretenden Ethnien berücksichtigen, die sowohl anthropologisch als auch in ihrer Sachkultur gut zu fassen sind.254 Hier wird die Zeitenwende auch vor dem „Untergang“ des Römischen Reichs ebenso greif bar wie in der weitestgehenden Aufgabe der in der Steiermark jedenfalls auch schon im vorrömischen Jahrtau-

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send geübten Brandbestattung, an deren Stelle die bis weit in die Neuzeit fast ausschließliche Körperbestattung getreten ist. In der Sachkultur erweist sich das steirische „spätantike Jahrhundert“ als nach wie vor ins Römische Reich eingebunden, über das verschiedene Neuerungen, z. B. in Bewaffnung und (militärischer) Ausrüstung, verbreitet werden. Die vor allem in Gräbern greif baren Trachtbestandteile und Schmuckbeigaben haben gegenüber der Kaiserzeit einen deutlichen Wandel erlebt, der sich ähnlich in einer provinzübergreifenden Großregion von Oberitalien und Rätien bis Pannonien und auf den Balkan abgespielt hatte und den letzten großen Stilumbruch der antiken Welt darstellt. Dieser lässt sich auch in der Gebrauchskeramik fassen, die auf der kaiserzeitlichen fußt, aber selbständige Form- und Verzierungsschemata aufweist, die außerhalb der Steiermark, z. B. in Kärnten, eine Weiterentwicklung in das 6. Jh. n. Chr. hinein erfahren.255 In der Steiermark fehlt eine so deutliche Weiterführung der antiken Tradition im (Kunst-) Handwerklichen ebenso, wie die mittelalterlichen Nachfolgesiedlungen auf den unmittelbaren römerzeitlichen Siedlungsstellen oder gar eine Platzkontinuität256 zwischen frühchristlichen und mittelalterlichen Sakralbauten. Auch die ortsgebundenen römischen Oikonyme verschwinden, im Gegensatz zu den meist vorrömischen Gegend- und Flussnamen, wie Anisus = Enns, Arrabo = Raab oder Murus = Mur.257

Schlussbetrachtung In der Steiermark ist die spätestens ab dem 6. Jh. n. Chr. nachfolgende nicht-romanische Völkerwanderungszeit, die ja schon in den – offensichtlich in die restromanische Kultur integrierten – MigrantInnen deutlich zu spüren

war, archäologisch kaum greif bar, sodass der erste Band der neuen Landesgeschichte der Steiermark hier berechtigterweise enden und ein zweiter mit dem beginnenden Mittelalter neu einsetzen kann.

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Das grundlegende Werk der Nachkriegszeit mit stark althistorischer Betrachtungsweise: Alföldy, Noricum. – Weithin – trotz des reichen archäologischen Materials – vom Historischen ausgehend auch die weit verbreiteten neueren Werke: Fischer, Noricum. – Gassner/Jilek, Am Rande des Reiches. Groh, Amphitheater 85–102. Vgl. dazu in vorsichtiger Abwägung Wedenig, Geschirrgraffiti 317–327. Zu Personennamen vgl. unten: Bevölkerung, Bürger und Gesellschaftsstruktur. – Zu Toponymen: Lochner von Hüttenbach, Steirische Ortsnamen. So haben sich in lateinischen Inschriften auch keltische Flexionsendungen erhalten: Wedenig/de Bernardo Stempel, Personennamen 619–630. Vgl. unten: Die so genannte Spätantike. Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 125, 165. Siehe unten: Grenzen von Provinz- und Stadtterritorien. Maier, Vicus-Forschung 11–20. – Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 174f. KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Fuchs/Kainz, Kugelstein 101–136. KG Katsch, OG Teufenbach-Katsch, PB Murau. – Neuere Lit.: Ehrenreich, Gräberfeld Katsch 9–40. Sog. „Keltensiedlung“: KG St. Egidi, SG und PB Murau. – Untersuchungen zuletzt im Jahr 2000 durch das Landesmuseum Joanneum (Diether Kramer). Unpublizierte Unterlagen im BDA Graz. KG und SG Bruck an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Zuletzt: Dornig, Römerzeit, insbes. 98–100. KG Rattenberg, OG Fohnsdorf, PB Murtal. – Zuletzt ausführlich mit älterer Literatur: Heymans/ Schachinger, Kirchbichl bei Rattenberg 279–284. KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg 33ff. Bauer, Römerzeitliche Höhensiedlungen 71–192. KG Gößnitz, MG Maria Lankowitz, PB Voitsberg, auf 770 m Seehöhe. – Steinklauber, Gehöft Gößnitzberg 293–306. KG Aichegg, MG Stallhofen, PB Voitsberg. – Bauer/Hebert, Gehöft Aichegg 73–136. KG und OG Gröbming, PB Liezen. – Hebert, Almhütte Rotböden 200–231. – Zur diskutierten Interpretation des Befunds: Hebert, Hirtenhütte: Opferplatz 73f.

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Ein Überblick bei: Hebert/Steinklauber, Villen im Ostalpenraum 57–145. – Vgl. auch zuletzt: Lamm/Marko, Römerzeitliche Villen 24–41. – Marko, Römische Villen Steiermark. Karl/Modl, Katalog Archäologiemuseum 76, Nr. 1007. – Peitler/Mele, Lebensspuren 88f., Kat. 36. Ein guter Überblick bei: Hinker, Zwanzig Jahre Forschung 155–162. Klingenberg, St. Johann bei Herberstein 52–63. – Allmer, St. Johann bei Herberstein, insbes. 16–20. Hebert, Römersteine Piber. – Wagner, Römerzeitliche Spolien 345–479, insbes. 418–427. Wagner, Römerzeitliche Spolien, insbes. 438–451. Grzywacz/Fuchs, KG Petzelsdorf 401. KG Schrötten, OG Hengsberg, PB Leibnitz. – Fuchs, Römische Straße im Laßnitztal 301–346. – Fürnholzer, Brandgrab Schrötten 371–390. KG Laßnitz, MG Frauental an der Laßnitz, PB Deutschlandsberg. – Fürnholzer, Grabhügel Höchkiegerl 441–458. Vgl. unten: Das römerzeitliche Hügelgräberfeld in Leibenfeld bei Deutschlandsberg sowie im Kapitel Eisenzeit: Archäologische Evidenz versus Historische Überlieferung − Eine Schluss-Skizze. Hudeczek, Hügelgräber und Romanisierung 527– 536. KG und SG Gleisdorf, PB Weiz. – Artner, Gräber Gleisdorf. Ehrenreich, Gräberfeld Katsch 9–40. KG Pichling bei Köf lach, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Chornitzer, Gräberstraße Köf lach-Pichling 195–219. Hudeczek, Hügelgräberfeld Flavia Solva 195–204. – Fuchs, Hügelgräberfeld Altenmarkt. KG und MG Wagna, PB Leibnitz. – Hudeczek, Hügelgrab „Kraberkogel“ 183–199. Hebert/Steinklauber, Grabhügel und Grabstele 119–121. – Klare Fundlage eines Titulus bei einem Grabhügel im Rabenwald (KG und OG Stubenberg, PB Hartberg-Fürstenfeld): Steinklauber, Grabhügel Stubenberg 423–442. – Die Anbringung über dem Zugang zur Grabkammer in Semriach (KG Markterviertel, MG Semriach, PB Graz-Umgebung) ist wahrscheinlich, aber nicht ausreichend dokumentiert: Hesse, Römergrab Semriach 185–192. Eine gute Zusammenstellung bei: Peitler/Mele, Lebensspuren 86f., Kat. 35. So das Schwertgrab in der KG Rassach, MG Stainz, PB Deutschlandsberg: Fuchs/Hinker, Rassach

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113–164. – Siehe dazu auch oben im Kapitel Eisenzeit: Gräber und Sozialstrukturen. Grundlegend und mit vielen steirischen Beispielen: Kremer, Grabbauten in Noricum. Handliche und viel zitierte Zusammenfassung immer noch: Weber, RISt. – Weiters: Hainzmann/ Schubert, ILLPRON. – Die Neuauf lage des einschlägigen Bandes des Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) steht unmittelbar bevor. Von den Bänden des Corpus Signorum Imperii Romani (CSIR) sind für Flavia Solva erschienen: Hudeczek, Rundskulpturen Flavia Solva. – Pochmarski, CSIR Österreich IV/2. – Pochmarski/ Hiden, CSIR Österreich IV/3. – Reiches Material auch in der Online-Datenbank: URL: http:// www.ubi-erat-lupa.org Rothe, Clothing in the Middle Danube provinces 137–231. Grundlegend nach wie vor: Garbsch, Norisch-pannonische Frauentracht. – Garbsch, Norisch-pannonische Tracht 546–577. – Vgl. nun auch: Hinker, Norisch-pannonische Frauentracht im Spiegel der Kleinfunde aus Flavia Solva 33–105. Zur Atilia aus Piber: Wagner, Römerzeitliche Spolien 423f. Zur Fibel aus Scheiben: Karl/Modl, Katalog Archäologiemuseum 141, Nr. 797. Wedenig, Norisch-pannonische Tracht 1135–1146. Im Überblick: Walde, Bilderwelt der Römersteine. Vgl. unten: Die so genannte Spätantike. Unklar ist die Lokalisierung von möglicherweise in der Steiermark liegenden Orten, die der antike Geograph Ptolemaios in einer Art Koordinatensystem nennt. Zuletzt wurde Garauodouron für Kalsdorf ins Spiel gebracht, Poidicon für Bruck an der Mur wieder in Zweifel gezogen: Lugs, Geographie des Ptolemäus 7–22. – Zusammenfassend: Lehner, Römerstraßenforschung 337–354. Hinker, Norische Hauptstraße 305–336. KG Dürnstein, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. – Hinker, Norische Hauptstraße 308f. KG Scheiben, OG St. Georgen ob Judenburg, PB Murtal. – Hinker, Norische Hauptstraße 329–331. KG St. Georgen, MG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau. – Winkler, Römische Straßen und Meilensteine Nr. 11. – Winkler, CIL Nr. 4, 155a. KG Bodendorf, OG St. Georgen am Kreischberg, PB Murau. – Winkler, Römische Straßen und Meilensteine 76. – Tausend/Tausend, Meilenstein aus Murau 421–433. Grabherr/Oberhofer, Norische Hauptstraße 1–12 mit Abb. 3.

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KG Lebern, OG Feldkirchen, PB Graz-Umgebung bzw. KG und MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung.–Winkler, Römische Straßen und Meilensteine 49–52. – Allgemein: Weber, Meilensteine 191f. KG und MG Deutschfeistritz bzw. KG Adriach, SG Frohnleiten, alle PB Graz-Umgebung. – Dazu und zum Folgenden: Fuchs/Mirsch, Vorläufer 13–28. KG Oberndorf-Landskron, SG Bruck an der Mur, PB Bruck-Mürzzuschlag. – Zuletzt: Hebert, KG Oberndorf-Landskron 721f. KG Frojach, OG Teufenbach-Katsch, PB Murau. – Woisetschläger-Mayer, Kunstdenkmäler Gerichtsbezirk Murau 51 Abb. 37. Fuchs, Römische Straße im Laßnitztal 301–346. KG Neuhaus, MG Stainach-Pürgg, PB Liezen. – Windholz-Konrad, Grimming 511–524. In der Steiermark: KG Altaussee und Lupitsch, OG Altaussee, PB Liezen. – Grabherr, Michlhallberg 93ff. KG Straßen, SG Bad Aussee, PB Liezen. – Modl, „Hot Spot“ 27–29. – Modl, Urnenfelderzeitlicher Brandopferplatz 82–89. KG St. Nikolai, OG Sölk, PB Liezen. – Hebert, Sölkpass 49–88, insbes. 77. Siehe Kapitel Bronzezeit: Der Brandopferplatz am Sölkpass. KG Trog, MG Stainz, PB Deutschlandsberg. – Pichler, Ein neues Grabungsgebiet 76. KG und OG Bad Gleichenberg, PB Südoststeiermark. – 74 Münzen vom 1. bis 3. Jh. n. Chr. als Belege von über lange Zeit durchgeführten Opferhandlungen: Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 56. KG Donnersbach, MG Irdning-Donnersbachtal, PB Liezen. – Weber, RISt Nr. 240 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1164. KG Krungl, OG Bad Mitterndorf, PB Liezen. – Hudeczek, Führer Lapidarium 89f., Nr. 66. – Material: Marmor vom Pohorje/Bachern. KG Thalheim, MG Pöls-Oberkurzheim, PB Murtal. – Mandl/Fuchs, KG Thalheim 346–348. – Brandstätter/Fuchs, KG Thalheim 469f. Zuletzt Hainzmann, Victoria-Altar vom Kugelstein 25–28. Grundlegend: Scherrer, Gottheiten. Weber, RISt Nr. 167 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1365. Lochner von Hüttenbach, Mars Latobius 39–52. – Meid, Mars Latobius 125–127. De Bernardo Stempel, Götternamen 219–226.

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KG Johnsdorf, SG Fehring, PB Südoststeiermark. – Weber, RISt Nr. 18 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1255. Weber, RISt Nr. 52 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1321. Heute verschollen. Schloss Thannhausen bei Weiz: Weber, RISt Nr. 331 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1430 und aus Bruck an der Mur: Weber, RISt Nr. 11 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1310. – Hainzmann, Jupiter Depulsor 224–233. Siehe Kapitel Eisenzeit: Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz. Siehe unten: Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz. Jetzt UMJ Lap. Nr. 275. – Karl/Modl, Katalog Archäologiemuseum 21, Nr. 73. – Peitler/Mele, Lebensspuren 100f., Kat. 42. – Hudeczek, Rundskulpturen Flavia Solva Nr. 7. KG Ring, SG Hartberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Bellitti, KG Ring 445f. KG Schöckl, OG St. Radegund bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Lehner, KG Schöckl 463–465. Siehe oben. – Zuletzt: Steinklauber, Kapitell Kugelstein 415–424. Grundlegend: Scherrer, Grabbau. KG Oswaldgraben, OG Kainach bei Voitsberg, PB Voitsberg. – Hebert, Oswaldgraben 139–153. KG Rattenberg, OG Fohnsdorf, PB Murtal. – Steigberger, KG Rattenberg 317. KG Piberegg, SG Bärnbach, PB Voitsberg. – Hainzmann, Votivara Bezirk Voitsberg 94–98. Hebert, KG Katsch 532. Jetzt UMJ Lap. Nr. 138. – Vgl. u. a.: Diez, Fragment eines mithrischen Denkmals 219–224. – Hudeczek, Führer Lapidarium 105f. Groh, Schlangengefäß Flavia Solva 87–93. Noll, VIBEBOS 23–35. Lohner, NIXIBUS 43–46. – Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 151f. Heymans, Sakralritzungen Falvia Solva 127–143. Hainzmann, Epona in Steiermark 3–8. Jetzt auf Schloss Seggau: Weber, RISt Nr. 165 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1363. KG Schöckl, OG St. Radegund bei Graz, PB Graz Umgebung – Auf die Angabe von Vergleichsliteratur zu den Funden wird hier verzichtet. Zur Fundstelle: Fuchs/Ehrenreich, Fundmeldungen 1990 bis 2004. – Trobas, Schöckl, bes. 18 (Altfundmünzen vom Ostgipfel) u. 22–25. – Hinker, Hügelgrab in Niederschöckl 203–221. – Lehner, Survey Schöckl 2015 D6130–D6140. – Lehner, Probegrabung Schöckl-Ost 2016 D6917–D6927.

– Lehner/Bleibinhaus, Georadarmessungen am Schöckl 2017 (im Druck). – Lehner, Höhenheiligtum am Schöckl (im Druck). – Lehner/Horváth, Grabung 2018 Schöckl (in Vorbereitung). – Steigberger, Von Göttern 211-214. – Allgemein: Gleirscher, Nachweis römischer Almhütten. – Dieser Beitrag ist dem Andenken des 2017 verstorbenen Grazer Ordinarius Thuri Lorenz gewidmet, der die Grabungen großzügig gefördert hat. 98 Die Existenz einiger weniger späthallstattzeitlicher Keramikfragmente in römischen Planierschichten weist darauf hin, dass es am Ostgipfel einen zumindest früheisenzeitlichen Brandopferplatz, also bereits eine deutlich ältere Kultstelle, gegeben haben muss. 99 Galsterer-Kröll, Ius Latii 277–306. 100 Scherrer, Urbanisierung 11–70. 101 Wedenig, Epigraphische Quellen 78. 102 Lochner von Hüttenbach, Römerzeitliche Personennamen. – Kakoschke, Personennamen in Noricum. 103 Ein Primigenius stiftete als Freigelassener der mehrfach bezeugten Familie der Attii – vgl. Alföldy, Attii von Flavia Solva 89–99 – bezeichnenderweise einen Weihaltar für den Gott der Händler, Mercurius: Weber, RISt Nr. 341 bzw. Hainzmann/ Schubert, ILLPRON Nr. 1901 (aus Hoče bei Maribor/Marburg, jetzt UMJ). 104 Reliefplatte von einem Grabbau aus Kalsdorf (Dienerin mit Schirm und Kästchen), jetzt UMJ, Lap. Nr. 299. 105 Römersteine an der Süd- bzw. Westfassade der Pfarrkirche von Gamlitz. – Vgl. Walde, Bilderwelt der Römersteine 79 und 82. 106 Siehe unten: (Selbst-) Verwaltung. 107 Weber, RISt Nr. 149 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1450–1458. 108 Wedenig, Epigraphische Quellen 224ff. – Liu, Collegia Centonariorum. 109 Im Salzkammergut lässt sich jedenfalls eine Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzf lächen durch massive Waldrodung (etwa von 200 bis 400 n. Chr.) anhand von Pollenproben aus dem Hallstättersee nachweisen. Freundliche Mitteilung Stefan Groh nach Daten des ÖAW-Projekts hall-impact. [Zusatz des Herausgebers]. 110 Fuchs/Harer, Modellfall 269–280, insbes. 279. – Fuchs, Römische Landvermessung im Laßnitztal 255–271. 111 Lorenz, Stadtanlage Flavia Solva 17f. 112 Die Möglichkeiten aufzeigend: Lehner, Römerstraßenforschung 344ff. – Verschiedentlich ange-

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike) nommene Quadraf luren sind wohl frühmittelalterlich. 113 Adam/Czeika, Tierknochenreste Vicus Kalsdorf 489–505, v. a. 493. – Weiters unpubl. Manuskript von Günter Christandl für die HLK, 2011. 114 Die angeblich römerzeitliche Eisenverhüttung auf der Feisterwiese beim Erzberg ist längst als nachantik erkannt; zuletzt: Klemm/Strobl, Eisenverhüttung und Holzkohlenproduktion 69–82. 115 Grabherr, Michlhallberg. – Zu Neufunden aus diesem Bereich: Steigberger, KG Lasern 339. 116 Befestigte Anlage mit Münzschatz am Südhang des Kamp, KG Mitterndorf, MG Bad Mitterndorf, PB Liezen. – Freundlicher Hinweis Stefan Groh. – Ein weiterer neuer großer Münzschatz aus der Region stammt von der Pötschenwand (KG Lupitsch, OG Altaussee, PB Liezen): Peitler/Modl, Münzhort Pötschenwand 276–344. 117 Egartner, Römerzeitliche Gesteinswerkstoffe. 118 Djur ić/Hebert, Marmore 365–431. – Überzeugende Revision bei Pochmarski, Verwendungsdauer von Marmoren 165–183. – Zum Pohorje: Djurić, V Saksanovem svetu 147–167. 119 Beachtlich die Verbreitung von Schriftlichkeit: Wedenig, Römerzeitliche Webgewichte 323–341. 120 Bedeutendster Bestand aus dem Vicus von Kalsdorf: Römer-Martijnse, Bleietiketten aus Kalsdorf. – Alföldy, Personennamen Bleietiketten Kalsdorf 1–32. 121 Der Töpferofen von Hörbing – vgl.: Steinklauber, Töpferofen Hörbing 175–182 – ist nach neuen Erkenntnissen in die spätere Kaiserzeit, nicht in die Spätantike, zu setzen. – Hebert/Steinklauber, Naturwissenschaftliche Zugänge 11–13. 122 Nachweis am Frauenberg bei Leibnitz: Steinklauber, Fundmaterial spätantiker Höhensiedlungen 65. 123 Heymans, Gruben Frauenberg 143–193. 124 Hinker, Flavia Solva, insbes. 60ff. 125 Auffallenderweise auch in der „Sondersiedlung“ (Bergbau?) am Michlhallberg, vgl. Grabherr, Michlhallberg. 126 In der Steiermark bislang nur am Frauenberg bei Leibnitz: Steinklauber, Fundmaterial spätantiker Höhensiedlungen 110f. 127 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 293–313. 128 Hebert, Almhütte Rotböden. – Zu weiteren Fundstellen: Mandl, Nachträge Weidewirtschaft 232– 251, insbes. 245f. 129 Die im donaunahen Noricum gängige Ziegelproduktion durch die Legionen ist für die „nicht-­

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militarisierte“ Steiermark so gut wie auszuschließen. 130 Nachweise siehe: Djurić/Hebert, Marmore. 131 Diez, Bildhauerwerkstätten Flavia Solva. 132 Nach wie vor interessant: Diez, Musterbücher 103–107. 133 Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 165. 134 Stadt: KG Leitring und KG Wagna, MG Wagna, PB Leibnitz; Gräberfelder: KG Altenmarkt, SG und PB Leibnitz; KG Landscha, OG Gabersdorf, PB Leibnitz; KG Leitring und KG Wagna, MG Wagna, PB Leibnitz. – Fuchs, Gräberfelder Flavia Solva (1980). – Fuchs, Hügelgräberfeld Altenmarkt. – Groh, Insula XLI von Flavia Solva. – Hinker, Flavia Solva. – Hudeczek, Flavia Solva (2002) 203–212. – Hudeczek, Insula XXII von Flavia Solva 257–290. – Neubauer, Blick in die Tiefe 291–314. – Pochmarski, Solvenser Soldaten 269–291. – Porod, Flavia Solva. 135 Vgl. oben im Kapitel Forschungsgeschichtliche Einführung: Archäologie im Vormärz und in der Gründerzeit (1843–1864). 136 Siehe unten: Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz. 137 Vgl. unten: Die so genannte Spätantike. 138 KG Bergla, OG St. Martin im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. – Hebert, Funde in Archiven 99–102. 139 Artner, Grabbau Bergla 69–72. 140 OG und MG Grafendorf, PB Hartberg. – Fürnholzer, Villa in Grafendorf 129–140. – Bellitti, Kleinfunde Grafendorf. 141 KG Grünau, MG Groß St. Florian, PB Deutschlandsberg. – Pochmarski, Villa von Grünau 79–91. – Lamm, Villa von Grünau. 142 KG Hasendorf, MG Wagna, PB Leibnitz. – Groh/ Sedlmayer, Villa von Hasendorf 87–118. 143 KG Kleinstübing, MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Steinklauber/Artner, Abschlussbericht Kleinstübing 163–172. 144 KG Hirnsdorf, OG Feistritztal, PB Weiz. – Zuletzt: Hebert, KG und OG Hirnsdorf 675. 145 KG Obergralla, OG Gralla, PB Leibnitz. – Groh/ Lindinger, Villenlandschaft Territorium Flavia Solva 219–252. 146 KG Rannersdorf, MG Mettersdorf am Saßbach, PB Leibnitz. – Groh/Lindinger, Siedlungsarchäologie 315–371, insbes. 359ff. – Schrettle, Rannersdorf 227–241. 147 Steigberger, KG Rattenberg. 148 KG Retznei, MG Ehrenhausen an der Weinstraße, PB Leibnitz. – Schrettle, Vom Gehöft zur Luxusvilla 124–129.

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Steigberger/Steinegger, Weites Feld 264–274. – Steigberger/Vrabec, Vicus oder Villa 186–195. – Vrabec, Grabbezirk von Scheiben 100–123. 150 KG Södingberg, OG Geistthal-Södingberg, PB Voitsberg. – Hebert, Södingberg 34–42. – Wagner, Södingberg 425–533. – Groh/Lindinger, Siedlungsarchäologie. 151 Vgl. vorne im Abschnitt Jüngere Eisenzeit S. 642– 644. 152 KG Thalerhof, MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Grubinger, Villa „Thalerhof “ 9–19. – Schrettle, Römische Villen 253–267, insbes. 260–262. – Heymans/Morawetz, Villa in Thalerhof 3ff. – Marko, Altfunde Steiermark 229–234. – Flughafen Graz Betriebs GmbH (Hg.), Mit dem Flugzeug in die Römerzeit. – Marko, Römische Villen Steiermark 11–90. 153 KG Löffelbach, OG Hartberg Umgebung, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Schrettle, Römische Villen, insbes. 262–264. – Hebert, Villa von Löffelbach. – Marko, Römische Villen Steiermark 91–137. 154 KG Hörbing und KG Leibenfeld, SG und PB Deutschlandsberg. – Heymans, KG Leibenfeld 557f. – Weiters: Hinker, Hörbing 307–311. 155 KG Lassenberg, MG Wettmannstätten, PB Deutschlandsberg. – Zuletzt: Lamm/Mušič, Lassenberg 178–185. – Den möglichen Reichtum in einem Vicus zeigt der ganz ungewöhnliche Fund einer Goldmünze: Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 195ff. 156 KG und SG Gleisdorf, PB Weiz. – Maier, Vicus von Gleisdorf 21–60. 157 Artner, Gräber Gleisdorf. – Grab 100 könnte sehr wohl ins 4. Jh. n. Chr. zu datieren sein. 158 Lorenz, Zusammenfassung 211. 159 KG Kalsdorf, MG Kalsdorf bei Graz, PB Graz-Umgebung. – Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf. 160 Siehe Kapitel Eisenzeit: Die latènezeitliche Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz. 161 Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 165 und 170f. 162 Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 146ff. 163 Lohner-Urban, Vicus von Kalsdorf 32. – Römer-Martijnse, Bleietiketten aus Kalsdorf. 164 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark. – Sedl­ mayer/Tiefengraber, Vicus am Saazkogel. – Tiefengraber, Ausgrabung Saaz 117–148. – Artner, Hügel 41 Saaz 147–164. 165 KG Schönberg, OG Hengsberg, PB Leibnitz. 166 Zwischen 2007 und 2008 erfolgte eine archäologische Untersuchung des Areals im Bereich des Südportals des Hengsberg-Tunnels durch die ARGIS Archäologie Service GmbH unter der Leitung von 149

Gerald Fuchs im Auftrag der ÖBB-Infrastruktur AG. Die Auswertung erfolgte im Rahmen eines Dissertationsprojektes an der Universität Innsbruck. 167 Hinker, Flavia Solva. 168 Fuchs, Römische Landvermessung im Laßnitztal. 169 Wagner, Römerzeitliche Spolien. 170 Hebert, Am Weg zum neuen Archäologischen Museum 7–19, insbes. 16. 171 Vgl. oben im Kapitel Forschungsgeschichtliche Einführung: Der joanneische Impuls. – Grundlegend: Diez, Flavia Solva Steindenkmäler. – Karl/ Wrolli, Alter Turm. 172 Hudeczek, Führer Lapidarium 4–7. 173 Weber, RISt Nr. 65. – Hudeczek, Führer Lapidarium 42f. Nr. 20. – Nammonius Mussa war römischer Bürger, trägt aber wie seine Frau Calandina noch einen keltischen Namen. 174 Hudeczek, Führer Lapidarium 18f. Nr. 1. 175 Vgl. jetzt auch: Hebert/Linke, Farbigkeit der Cantius-Stele 32. 176 KG Donawitz, SG und PB Leoben. – Modl/ Schrettle, „Wanderkapelle“ 107–133. – Errechnete Gesamthöhe: ca. 6,1 m; aus Kainacher Marmor. 177 KG Waltersdorf, MG Bad Waltersdorf, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Harl, Grabädikula Bad Waltersdorf 185–202. 178 KG Scheiben, OG St. Georgen ob Judenburg, PB Murtal. – Hinker/Peitler, Norische Hauptstraße. – Die früher häufig vertretene Deutung des Befundes als „Poststation“ ist ohne Zweifel irrig. 179 KG Kleinstübing, MG Deutschfeistritz, PB Graz-Umgebung. – Brandstätter/Fuchs, KG Kleinstübing (im Druck) 180 KG Pichling bei Köf lach, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Chornitzer, Gräberstraße Köf lach-Pichling. 181 Als Versuch einer vollständigen Auf listung nach wie vor wichtig: Kramer, Besiedlungsgeschichte Steiermark. – Vgl. auch: Hinker, Niederschöckel, Rassach und Tanzeldorf. 182 KG Saaz, MG Paldau, PB Südoststeiermark bzw. KG Oberstorcha, OG Kirchberg an der Raab, PB Südoststeiermark. 183 KG Lebing, OG Rohrbach an der Lafnitz, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Puhm/Tiefengraber, Grabhügel Lebing 201–224. 184 KG und OG Stubenberg, PB Hartberg-Fürstenfeld. – Steinklauber, Grabhügel Stubenberg. 185 KG Leibenfeld, SG und PB Deutschlandsberg. – Hebert, Leibenfeld bei Deutschlandsberg 55–62. – Hudeczek, Gräberfeld Deutschlandsberg/Leibenfeld 63–72.

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike) Vgl. oben im Kapitel Eisenzeit: Gräber und Sozialstrukturen. 187 KG Grössing, MG Tieschen, PB Südoststeiermark. – Urban, Gräberfeld Kapfenstein 266 (St 232). – Kramer, Erforschte Vergangenheit Königsberg 14–42, bes. 39ff. – Tiefengraber/Lehner, KG Grössing 552–554. 188 KG und OG Kapfenstein, PB Südoststeiermark. – Urban, Gräberfeld Kapfenstein. 189 Zwei Körperbestattungen in Hockerlage in einem Hügel stellen eine ausgesprochene Besonderheit in norisch-pannonischen Hügelgräbern dar. 190 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. 191 Zur Freilegung des Tempels und als Vorlage des Befundes grundlegend: Modrijan, Frauenberg „Heiliger Berg“ 56–68. – Modrijan, Frauenberg Ruinen Heimatmuseum. – Über die Grabungen Modrijans zuletzt: Schrettle, Modrijans Ausgrabung 144–155. 192 Zu den Grabungen westlich des Isistempels: Groh/ Sedlmayer, Kultplatz am Frauenberg. – Ein Versuch, die bisherigen Forschungen zusammenfassend zu betrachten: Schrettle, Tempelbezirk Frauenberg (2014). 193 Vgl. im Kapitel Eisenzeit: Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz. 194 Scherrer, Noreia 207–242. 195 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. 196 Siehe dazu auch die Beiträge: Der so genannte Isistempel am Frauenberg bei Leibnitz bzw. (im Kapitel Eisenzeit) Der frührömische Kultplatz am Frauenberg bei Leibnitz; zur spätantiken Siedlung vgl. den Beitrag: Die spätantike Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz. 197 Zur Frage der lange Zeit mit dem Podiumstempel verbundenen Verehrung der synkretistischen Isis Noreia: Scherrer, Noreia 207–242. 198 Ausführlich zum Fundkomplex: Schrettle, Neue Forschungen Heiligtum Frauenberg. 199 Schrettle, Votive an eine Ammengöttin 195–202. 200 Diez, s. v. Nutrix 936–938. – Šašel Kos, Pre-Roman Divinities. 201 Zu vergleichbaren Befunden: Noll, Spätantike Katastrophenbefunde 372–388. 202 Zum Ende dieser Periode und den damit verbundenen Problemen siehe Lehner, Varianten von Siedlungs- und Kultbaukontinuität 149–166. 203 KG Adriach, SG Frohnleiten, PB Graz-Umgebung. – Fuchs/Kainz, Kugelstein 101–136. 204 Steinklauber, Kapitell Kugelstein. 205 Ohne Vollständigkeit: Zu Flavia Solva: Pammer-Hudeczek/Hudeczek, Gräberstraße Flavia 186

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Solva 448–471, insbes. 465–471. – Zu Gleisdorf, Grab 100: Artner, Gräber Gleisdorf 87. – Zu Landscha: Steinklauber, Spätantike in der Steier­ mark 158. 206 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Steinklauber, Grabungen Frauenberg 553–560. – Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg. – Steinklauber, „Barbarische“ Komponente 489–495. – Steinklauber, Die Römer gehen 173–179. – Steinklauber, Kapitell Kugelstein. – Steinklauber, Fundmaterial spätantiker Höhensiedlungen, bes. 13ff. 207 Siehe im Kapitel Eisenzeit: Die latènezeitliche Siedlung am Frauenberg bei Leibnitz. 208 Zuletzt: Christian/Kaindl, Tempel und Kirche. – Laut Bernhard Schrettle (Manuskript für diese Veröffentlichung) könnten die bei allen hier durchgeführten Ausgrabungen an verschiedenen Stellen gefundenen Marmorfragmente der Inneneinrichtung nicht nur einer, sondern vielleicht mehreren frühchristlichen Kirchen zuzuweisen sein. Noch konnte die Lage der betreffenden Kirche nicht genau geklärt werden, es spricht aber einiges dafür, dass es sich um einen Ost-West ge­ richteten Bau gehandelt hat, der entweder an die Ruine des kaiserzeitlichen Tempels angebaut war, oder diese in einem gewissen Teil auch überbaute. – Weiters ist ein oktogonales Baptisterium wenig weiter im Westen aufgrund neu interpretierter Altbefunde sehr wahrscheinlich. 209 KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg. – Steinklauber, „Barbarische“ Komponente. 210 Siehe im Kapitel Eisenzeit: Das latènezeitliche Heiligtum auf den „Perl-/Stadläckern“ am Frauenberg bei Leibnitz. 211 Steinklauber, Gräberfeld Frauenberg 46f. Anm. 107. 212 Knallwand: KG und OG Ramsau am Dachstein, Schlossbühel: KG und MG Gröbming, Röthelstein: KG und OG Wörschach, alle PB Liezen. – Steinklauber, Höhensiedlungen Ennstal 135–198. 213 Porod, Burgstall bei Pürgg 165–168. 214 Vgl. dazu im Kapitel Eisenzeit: Archäologische Evidenz versus Historische Überlieferung − Eine Schluss-Skizze. 215 Wir wissen nur von einem möglicherweise norischen Stamm, der sich nicht widerstandslos der Okkupation gefügt hätte: Es wären das die auf dem Tropaeum Alpium, einem in großen Teilen erhaltenen Siegesmonument (in den französischen Seealpen oberhalb von Monaco), unter den von den Stiefsöhnen des Kaisers Augustus, Tiberius und Drusus, besiegten Alpenvölkern genannten Ambi-

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sontes, die nicht mit Sicherheit zu den Norikern gehören und jedenfalls ein Einzelfall bleiben: Vgl. Šašel Kos, Norican Kingdom 23ff. 216 Šašel Kos, Norican Kingdom 20ff. 217 Strobel, Augustus und die Annexion des Alpenbogens 437–509. 218 Scherrer, Grabbau 32ff. 219 Galsterer-Kröll, Ius Latii 73. 220 Grassl, Grenzen Provinz Noricum 517–524. – Harl, Grabädikula Bad Waltersdorf. – Auf die Möglichkeit, dass die Platzkontinuität in Fürstenfeld und Hartberg (beide Städte weisen römerzeitliche Siedlungsreste in den Zentren auf ) auf die Zugehörigkeit zu Pannonien hinweisen könnte, wurde unlängst verwiesen: Lehner, Binnennoricum – Karantanien, insbes. 123f. 221 Zur Problematik zuletzt: Wedenig, Epigraphische Quellen 34ff. – Anhand von Meilensteinen oder aus Grabdenkmalen von Municipalbeamten, die offenbar weit verstreute Besitzungen hatten, sind keine Ergebnisse zu erzielen. Bistumsgrenzen heranzuziehen, heißt wohl, das Vertrauen auf Kontinuitäten übermäßig zu strapazieren. 222 Alföldy, Regionale Gliederung Provinz Noricum 50ff. – Wedenig, Epigraphische Quellen 38f. – Fischer, Noricum 20. 223 Hainzmann/Schubert, ILLPRON s. v. procurator. 224 Einem dieser Statthalter, Marcus Munatius Sulla Cerialis, begegnen wir in einer Weihung vom Kugelstein bei Deutschfeistritz aus der Zeit um 215 n. Chr.: Weber, RISt Nr. 26 bzw. Hainzmann/ Schubert, ILLPRON Nr. 1260. 225 Etwa den Amtsschreiber (librarius consularis) Gaius Sempronius Secundinus durch eine Grabinschrift an der Pfarrkirche von Straßgang (Graz): Weber, RISt Nr. 9 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1211. Oder den ‚strator consularis‘, also wahrscheinlich den Aufseher über die Pferde des Legaten, Marcus Aurelius Salvianus, durch eine Grabinschrift aus Semriach, die ihn auch als Veteran der II. italischen Legion bezeichnet: Weber, RISt Nr. 46 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1415. 226 Hainzmann, Ovilava 61–85. – Zuletzt: Glaser, Ravenna 9. 227 Weber, RISt Nr. 173 bzw. Hainzmann/Schubert, ILLPRON Nr. 1398. 228 Harl, Grabädikula Bad Waltersdorf 185ff. 229 Wedenig, Epigraphische Quellen. 230 So der Rest einer monumentalen Grabinschrift aus Kainacher Marmor in Deutschfeistritz (Pfarrkirche St. Martin), die höchstwahrscheinlich einen Quaes-

tor der Stadt Celeia nennt: Ehrenreich/Fuchs, Quaestor 417–426. 231 Zu der in der Steiermark anderen Situation zuletzt: Gutjahr, Ausgewählte archäologische Quellen 351. 232 Erdbeben, wie z. B. im Raum Carnuntum, scheinen archäologisch nicht beweisbar. 233 Z. B.: KG Wieden, OG St. Peter im Sulmtal, PB Deutschlandsberg. – Hebert/Steinklauber, Wieden 287–291. 234 Ebenfalls kritisch: Hinker, Brandhorizont Flavia Solva 196. 235 Einen Rückgang im 3. Jh. n. Chr. könnte man derzeit lediglich eventuell für das Laßnitztal annehmen, so in Schönberg und Grünau (siehe oben). Der Vicus in Saaz zeigt im 3. Jh. n. Chr. eine Rückkehr zur „einfacheren“ Holzbauweise (siehe oben). 236 Auch aus den Münzhorten der Zeit zwischen 243 und 283 n. Chr. kann nicht zwingend auf einen „Schatzfundhorizont“ und eine diesem zugrunde liegende gemeinsame (kriegerische) Ursache geschlossen werden: Schachinger, Antiker Münzumlauf Steiermark 44. Auch die Alamanneneinfälle dürften die Steiermark in der Römerzeit nicht tangiert haben. 237 Grundlegend: Betz, Noriker im Verwaltungs- und Heeresdienst 269–285. 238 Jetzt im UMJ, Lap. Nr. 157. – Hudeczek, Führer Lapidarium 54–56, Nr. 31. – Pochmarski, CSIR Österreich IV/2 Nr. 2 (mit der Datierung 180–192 n. Chr.). – Vgl. allgem.: Pochmarski, Solvenser Soldaten 269–291. 239 Hinker, Flavia Solva. 240 Steinklauber, Kapitell Kugelstein. 241 „Alter Turm“ im Schloss Seggau, KG Seggauberg, SG und PB Leibnitz. – Karl/Wrolli, Alter Turm. – Karl, Turris antiqua. 242 KG Obergralla, OG Gralla, KG Jöss, OG Lang, KG Lebring, MG Lebring-St. Margarethen sowie KG und OG Tillmitsch, alle PB Leibnitz. – Gutjahr, Ausgewählte archäologische Quellen 279–384, insbes. 353ff. – Gutjahr, „Teufelsgraben“ 193–294. 243 Steinklauber, „Barbarische“ Komponente. 244 Gemeint ist das eigentliche städtische Kerngebiet, nicht der Schlossberg, von dem römerzeitliche Streufunde bekannt sind. – Bauer, Römerzeitliche Höhensiedlungen 125f. 245 Lehner, Binnennoricum – Karantanien. 246 Steinklauber, Einordnung spätantiker Höhensiedlungen 247–255. 247 Zu den späten Gräbern: Pammer-Hudeczek/Hudeczek, Gräberstraße Flavia Solva.

Steinklauber / Römerzeit (und Spätantike) Brandschichten im Siedlungsbereich des Frauenbergs bei Leibnitz (siehe oben) sowie auf den im steirischen Ennstal gelegenen befestigten Höhensiedlungen (siehe oben) Knallwand in Ramsau am Dachstein, Röthelstein bei Wörschach (mit einem spätantiken Metalldepot, einem Versteck, das starker Feuereinwirkung ausgesetzt war) und die befestigte Siedlung auf dem Gröbminger Schlossbühel (mit sechs dreif lügeligen Pfeilspitzen, die von reiternomadischen Ref lexbögen abgeschossen wurden) weisen wohl auf systematische Zerstörungen hin, auf die keinerlei Nachbesiedlung folgte. 249 Steinklauber, Kapitell Kugelstein. 250 Erste Grundlagen: Roth, „Restromanische“ Besiedlung 37f. 251 KG und SG Bärnbach, PB Voitsberg. – Steinklauber, Einordnung spätantiker Höhensiedlungen 248. – Jetzt auch ein spätantikes Steinkistengrab gesichert: Steinklauber/Hebert, KG Bärnbach 451f. 252 KG Pichling bei Köf lach, SG Köf lach, PB Voitsberg. – Fuchs, Parzelle 322/49 Pichling 109–160. 248

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In die Überlegungen wären auch die antiken Funde (und Befunde?) am Franziskanerkogel, KG und MG Maria Lankowitz, PB Voitsberg, einzubeziehen. – Literatur: Bauer, Römerzeitliche Höhensiedlungen 115–124 bzw. Gutjahr/Roscher, KG Maria Lankowitz 698f. – Reichlich unklar auch die Situation am Burgberg von Eppenstein: Steinklauber, Burgberg von Eppenstein 9–34. 254 Steinklauber, Akkulturation 127–132. 255 Steinklauber, Fundmaterial spätantiker Höhensiedlungen 128–130. 256 Über die sich andeutenden Platzkontinuitäten bei den Kirchen von Mariahof (KG Adendorf, OG Neumarkt in der Steiermark, PB Murau) und Frauenburg bei Unzmarkt (KG Frauenburg, MG Unzmarkt-Frauenburg, PB Murtal) mit jedenfalls römerzeitlichen Bauresten und darauf orientierten frühmittelalterlichen (ab dem 7. Jh.?) Gräbern kann hier noch nicht abschließend geurteilt werden. Vgl. zuletzt: Steinegger, KG Adendorf 450f. – Steinegger, KG Frauenburg 453f. 257 Lochner von Hüttenbach, Steirische Ortsnamen. – Lehner, Binnennoricum – Karantanien 120. 253

Abkürzungsverzeichnis

Anm. Anmerkung AÖ Archäologie Österreichs ARGIS Archäologie Service GmbH BDA Bundesdenkmalamt Bgld. Burgenland BGR Bulgarien BH Bezirkshauptmannschaft BIH Bosnien-Herzegowina Blätter für Heimatkunde BlHk CH Schweiz CIL Corpus Inscriptionum Latinarum CZE Tschechien DAG Diözesanarchiv Graz DEU Deutschland DiplA. Diplomarbeit Diss. Dissertation ESP Spanien FÖ Fundberichte aus Österreich FÖMat Fundberichte aus Österreich, Materialhefte FRA Frankreich geb. geboren(e) Geoinformationssystem GIS H. Heft Hg(g). Herausgeber Historisches Jahrbuch der Stadt Graz HJStG HLK Historische Landeskommission für Steiermark HR Kroatien Hs. Handschrift HUN Ungarn ITA Italien Jg. Jahrgang K. Karton KFU Karl-Franzens-Universität (Graz) KG Katastralgemeinde Ktn. Kärnten MG Marktgemeinde MHVSt Mittheilungen des Historischen Vereines für Steiermark MIÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Multimediale Sammlungen MMS N. F. Neue Folge N. N. nomen nescio

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Abkürzungsverzeichnis

NL Niederlande NÖ Niederösterreich ÖAI Österreichisches Archäologisches Institut OG Ortsgemeinde Österreichische Nationalbibliothek ÖNB OÖ Oberösterreich ÖStA Österreichisches Staatsarchiv ÖZKD Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege PB Politischer Bezirk POL Polen Salzburg Sbg. Sch. Schuber SchvSt Schild von Steier SG Stadtgemeinde SLO Slowenien SRB Serbien SS Statutarstadt Steiermärkisches Landesarchiv StLA SUB Salzburger Urkundenbuch SVK Slowakei T Tirol TUR Türkei Urgeschichtliche Arbeitsgemeinschaft UAG UMJ Universalmuseum Joanneum VStLA Veröffentlichungen des Steiermärkischen Landesarchives Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik ZAMG ZHVSt Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark

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Orts- und Personenregister Ortsregister Abtissendorf (OG Feldkirchen bei Graz) 107 Ad Pirum (SLO) 53 Ad Pontem (röm. Straßenstation) 710 Adelsberg (bei Mariahof) 566 Adendorf (MG Neumarkt in der Steiermark) 692, 807 Admont 39, 159, 162, 331, 485 Admont, Stift (MG Admont) 55, 94 Adriach (SG Frohnleiten) 64, 108, 109, 154, 158, 159, 160, 163, 279, 694, 710, 800, 801, 805 Aflenz (MG Wagna) 726, 733 Aflenz Kurort (MG Aflenz) 27 Aï Bunar (BGR) 257 Aich 258, 279 Aich (MG Mühlen) 377 Aichegg (MG Stallhofen) 705, 800 Aichfeld 41, 241, 333, 334, 376, 377, 389, 503, 544, 552, 553, 555, 558, 614, 615, 640 Aigen (OG Aigen im Ennstal) 156, 159, 691, 692 Aigen (OG St. Anna am Aigen) 691 Aigen im Ennstal 115, 156, 159, 543, 544, 545, 546, 548, 549, 550, 568, 589, 612, 613, 628, 648, 691, 692 Algersdorf (SS Graz) 152, 482, 483, 488, 496 Allersdorf (OG St. Georgen im Lavanttal, Ktn.) 741 Alt-Gleichenberg, Ruine (OG Bad Gleichenberg) 202, 203 Alt-Hollenegg, Burgstelle (MG Schwanberg) 318 Altamira (ESP) 183 Altaussee 144, 165, 338, 486, 712, 801, 803 Alte Poststraße (SS Graz) 710 Altenmarkt siehe Stari trg/Altenmarkt Altenmarkt (SG Leibnitz) 100, 137, 141, 152, 156, 490, 506, 525, 526, 527, 529, 588, 606, 690, 732, 733, 803 Altenmarkt bei Fürstenfeld (SG Fürstenfeld) 324, 373, 536 Altenmarkt bei Riegersburg (MG Riegersburg) 320, 324, 482 Althofen (MG St. Peter am Kammersberg) 377, 492 Andräbäckwald (MG Großklein) 127, 517 Andritz (SS Graz) 480, 483, 489 Anger 158, 454, 456, 496 Antonshöhe in Mauer (Wien) 227

Aquileia (ITA) 684, 727, 728 Arnhofen (bei Abensberg, DEU) 225 Assachberg (OG Aich) 258 Atapuerca (ESP) 169 Attersee (OÖ) 89, 257 Au (MG Gaishorn am See) 162, 164 Auersberg (SG Feldbach) 84, 403, 536, 538, 567 Augsburg (DEU) 55 Ausseer Becken 337, 473 Ausseerland 30, 39, 338, 430, 433, 543, 544, 606, 712, 713, 726 Äußere Kainisch (MG Bad Mitterndorf) 374 Bachern siehe Pohorje/Bachern Bad Aussee 39, 40, 86, 102, 111, 144, 155, 164, 375, 385, 429, 432, 433, 434, 455, 456, 457, 458, 459, 460, 461, 462, 471, 472, 473, 479, 486, 491, 495, 496, 497, 606, 612, 613, 678, 694, 801 Bad Blumau 158 Bad Gams (SG Deutschlandsberg) 84 Bad Gleichenberg 37, 75, 90, 110, 153, 155, 194, 195, 197, 202, 203, 207, 215, 217, 275, 276, 324, 374, 380, 484, 490, 714, 801 Bad Goisern (OÖ) 712 Bad Mitterndorf 115, 156, 159, 164, 189, 338, 363, 375, 486, 491, 495, 714, 726, 801, 803 Bad Radkersburg 56, 60, 73, 75, 111, 153, 241, 276, 298, 324, 325, 374, 403, 483, 484, 488, 490, 496, 540 Bad Waltersdorf 132, 709, 762, 793, 804 Baden-Württemberg (DEU) 463 Badlgraben (bei Peggau) 101, 117, 174, 176, 177, 184 Badlhöhle (bei Peggau) 67, 89, 102, 117, 175, 176, 182, 184, 289, 303, 304, 645 Badlwand (bei Peggau) 117 Baierdorf (MG Ravelsbach, NÖ) 414 Baierdorf bei Anger (MG Anger) 107, 158 Baiersdorf (bei Riedenburg, DEU) 225 Bairisch Kölldorf (OG Bad Gleichenberg) 324, 484 Bákony Gebirge (HUN) 237 Balaton/Plattensee (HUN) 210, 237, 293, 299, 504, 684 Balatonmagyaród-Hidvégpuszta (HUN) 293 Baranya (HUN) 504 Bärenhöhle (bei Johnsbach) 117

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Orts- und Personenregister

Bärnbach 126, 161, 307, 320, 379, 403, 404, 482, 494, 611, 802, 807 Bärndorf (SG Rottenmann) 130, 162, 262, 264, 279, 542, 543, 553, 614, 615, 629, 691 Bärnthal (MG Obdach) 377 Bayern (DEU) 264, 265, 353, 463, 477 Becsehely-Bükkaljai-dülö (HUN) 203 Bela Krajina (SLO) 502, 568 Belgien 659 Belgiergasse (SS Graz) 322 Beram (HR) 598 Bergla (OG St. Martin im Sulmtal) 85, 155, 524, 525, 526, 581, 587, 592, 605, 690, 736, 803 Berndorf (MG Hausmannstätten) 84 Berndorf (OG Kirchberg an der Raab) 589 Bernstein (Bgld.) 111 Betenmacherkogel (bei Voitsberg) 256, 272 Bierbaum (MG Unterpremstätten-Zettling) 385, 493, 617, 694 Bierbaum am Auersbach (MG St. Peter am Otters­ bach) 108, 158 Birkfeld 152, 454, 456 Bisamberg (NÖ) 188, 231, 469 Bischofshofen (Sbg.) 264, 331 Blatna Brezovica (SLO) 262 Bleikolmhügel (SG Judenburg) 554, 564, 565, 589, 590, 592, 615 Blöslberg (MG Schwarzautal) 187 Boč/Wotsch (SLO) 34 Bockhöhle (MG Peggau) 140 Bodendorf (OG St. Georgen am Kreischberg) 710, 801 Boderbach 318 Bogojina (SLO) 689 Bohinj (SLO) 502 Böhmen (CZE) 264, 305, 609 Bohova (bei Maribor/Marburg, SLO) 741 Börzönce (HUN) 294 Bosnien (BIH) 203, 219, 220, 231, 232, 263, 266, 307, 616 Bosut 267 Brandgraben (SG Bad Aussee) 145 Bratislava (SVK) 684 Braunsberg (SG Hainburg an der Donau, NÖ) 623 Bretagne (FRA) 283 Brežice/Rann (SLO) 30 Brinjeva gora (bei Zreče/Rötschach, SLO) 359 Brixlegg (T) 331 Brno siehe Brünn/Brno Bruck an der Mur 60, 67, 91, 106, 139, 156, 366, 455, 496, 704, 710, 711, 800, 801

Bruck-Mürzzuschlag (Bezirk) 152, 155, 156, 157, 189, 486, 487, 491, 493, 495, 496, 497, 692, 800, 801 Bründl (SS Graz) 91 Brunn (OG St. Michael in Obersteiermark) 479 Brunn (SG Fehring) 108, 715, 716 Brünn/Brno (CZE) 254 Brunngrube (MG Gröbming) 337 Brunnleiten (bei Leoben) 551 Bschaidkogel (bei Bad Gleichenberg) 374 Bubenberg (MG Straß-Spielfeld) 105, 110, 378, 379, 403, 406, 624, 625, 634, 640, 642, 647, 676, 677 Buchauer Sattel 36 Buch-St. Magdalena 276, 479 Buchwald (SG Fürstenfeld) 373 Budapest (HUN) 254, 677 Bukovje (SLO) 263 Bukovnica (SLO) 212, 248 Bullenheimer Berg (bei Ippesheim, DEU) 461 Burgegg (SG Deutschlandsberg) 276 Burgenland 111, 113, 203, 204, 205, 231, 238, 261, 263, 266, 289, 300, 502, 504, 505, 540, 619, 633, 677, 680, 684 Burggasse (SS Graz) 395 Burgstall (bei Pötschach) 386, 387, 403, 404, 475, 552, 568, 606, 640 Burgstall (bei Pürgg) 145, 375, 543, 549, 628, 640, 671, 672, 673, 674, 790 Burgstall (bei Tauchendorf) 566, 568, 576 Burgstall (MG Großklein) 155, 156, 157, 161, 163, 479, 481, 493, 496, 689, 690 Burgstallkogel (MG Großklein) 86, 100, 105, 126, 127, 135, 136, 287, 378, 379, 380, 381, 384, 403, 404, 407, 413, 420, 421, 430, 445, 449, 453, 506, 509, 510, 511, 512, 513, 514, 515, 516, 517, 519, 522, 524, 525, 526, 529, 531, 535, 552, 554, 567, 569, 570, 579, 580, 581, 582, 586, 587, 617, 625, 640, 653, 692 Bytyn (POL) 260 Caere (ITA) 605 Caesarea (Algerien) 702 Carnuntum (NÖ) 126, 610, 684, 686, 702, 806 Celeia (SLO) 54, 610, 703, 723, 729, 793, 794, 797, 806 Celje/Cilli (SLO) 44, 45, 54, 59, 62, 503, 504, 703, 793 Cerknica (SLO) 502 Cerveteri (ITA) 605 Cetium (NÖ) 793, 794 Cherchel (Algerien) 702

Orts- und Personenregister

Cilli siehe Celje/Cilli Črešnjevec/Kerschbach (SLO) 378 Csongrád-Bokros (HUN) 262 Dachstein 30, 39, 145, 335, 337, 352, 367, 374, 422, 426, 478, 705, 726 Desenzano (ITA) 745 Deutsch Goritz 153, 691 Deutschfeistritz 65, 84, 117, 152, 159, 160, 176, 189, 276, 321, 322, 361, 483, 494, 496, 694, 695, 704, 710, 715, 716, 727, 783, 797, 798, 801, 803, 804, 806 Deutschland 74, 78, 93, 94, 115, 147, 172, 173, 174, 182, 183, 284, 289, 421, 607, 608, 609, 644 Deutschlandsberg 43, 84, 143, 144, 146, 158, 165, 189, 197, 242, 276, 308, 309, 310, 313, 316, 317, 321, 339, 346, 349, 354, 355, 385, 480, 481, 486, 617, 623, 625, 627, 642, 767, 768, 769, 804 Deutschlandsberg (Bezirk) 154, 155, 158, 161, 164, 165, 276, 278, 480, 481, 486, 493, 495, 690, 692, 695, 800, 801, 803, 804, 806 Deutschlandsberg, Burg 195 Deutschlandsberger Becken 339, 767 Dietenberg (bei Ligist) 126, 129, 236, 256, 403, 404, 616, 618, 622, 625, 640, 644, 677 Dietersdorf (MG Dobl-Zwaring) 158, 322, 483 Dietersdorf (OG Loipersdorf bei Fürstenfeld) 84, 155 Divje babe (bei Cerkno, SLO) 174 Dobl-Zwaring 107, 158, 483, 488, 497 Dobova (SLO) 469 Dolenjska/Unterkrain (SLO) 501, 502, 568, 605, 607, 616, 685, 694 Dolní Věstonice (CZE) 183 Dolnji Lakoš (SLO) 307, 320, 324, 332, 346, 365, 366, 485 Donačka gora/Donatiberg (SLO) 29 Donatiberg siehe Donačka gora/Donatiberg Donau 33, 34, 54, 170, 264, 267, 299, 300, 322, 385, 504, 543, 606, 610, 623, 680, 684, 702, 729, 792 Donawitz (SG Leoben) 76, 99, 100, 154, 334, 360, 376, 485, 492, 761, 762, 804 Donja Dolina (BIH) 504 Donnersbach (MG Irdning-Donnersbachtal) 714, 801 Donnerskirchen (Bgld.) 263 Drachenhöhle (bei Mixnitz) 89, 91, 101, 102, 175, 176, 184, 189, 428, 455, 645 Drachenloch-Höhle (bei Vättis, CH) 175 Drau/Drava 29, 34, 36, 42, 43, 411, 415, 504, 533, 606, 728, 730, 792, 797 Dravograd/Unterdrauburg (SLO) 36 Dravsko polje/Pettauer Feld (SLO) 34

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Drulovka (SLO) 212, 221 Dürnstein (MG Neumarkt in der Steiermark) 158, 801 Dürrnberg (bei Hallein, Sbg.) 615, 648, 682 Düsseldorf (DEU) 174 Edla (MG St. Peter am Ottersbach) 277 Eem (NL) 170 Eggenberg (SS Graz) 65 Eggenberg, Schloss (SS Graz) 98, 130, 131, 148, 149, 150, 513 Eggersdorf bei Graz 107, 158, 390, 494 Ehrenhausen an der Weinstraße 82, 84, 154, 163, 373, 482, 490, 695, 803 Eibiswald 125, 161, 625 Eichberg (bei Deutschfeistritz) 694 Eichkögl 492, 691 Eisbach (MG Gratwein-Straßengel) 140, 197, 276, 277, 279 Eisenerz 108, 110, 111, 159, 164, 376, 381, 484, 492, 586 Eisenerzer Alpen 31, 129, 142, 550, 586 Eisenerzer Ramsau 36, 142, 285, 306, 326, 327, 328, 329, 330, 331, 334, 349, 484 Eisenhut (bei Schöder) 40 Elmberg (bei Grundlsee) 375 Emmalucke (MG Gratkorn) 101 Emona (SLO) 95, 681, 727 Engelsdorf (SS Graz) 322, 371, 372, 483, 488, 489 England 172, 174, 275, 283, 644, 656 Enns, Ennstal 34, 36, 39, 55, 92, 106, 128, 145, 184, 256, 258, 264, 293, 299, 338, 363, 375, 382, 384, 386, 387, 426, 429, 430, 433, 466, 503, 504, 543, 545, 549, 589, 606, 614, 640, 671, 790, 799 Enns (OÖ) 794 Ennstaler Alpen 550, 586 Entschendorf (MG St. Peter am Ottersbach) 277 Enzelsdorf (OG Fernitz-Mellach) 194, 197, 207, 208, 209, 211, 212, 216, 217 Enzersdorf (MG Pöls-Oberkurzheim) 279 Ephesos (TUR) 111 Eppenstein (MG Weißkirchen in Steiermark) 207, 241, 262, 272, 290, 292, 298, 807 Erbersdorf (OG Eichkögl) 492, 691 Erzberg (SG Eisenerz) 36, 37, 41, 46, 47, 111, 803 Erzgebirge (SVK) 283 Falkenberg (bei Strettweg) 136, 332, 335, 405, 546, 552, 553, 554, 555, 556, 557, 558, 565, 568, 575, 576, 577, 578, 585, 589, 605, 606, 612, 614, 615, 628, 629, 659, 694

878

Orts- und Personenregister

Faltikögerl (bei Hengsberg) 396 Fehring 108, 158, 204, 205, 276, 403, 494, 715, 716, 802 Feisterwiese (SG Eisenerz) 111, 803 Feistritz 206, 276 Feistritzgraben (OG St. Peter ob Judenburg) 333 Feistritztal 160, 803 Feldbach 84, 92, 131, 141, 162, 164, 194, 241, 260, 276, 324, 325, 352, 354, 382, 385, 397, 403, 494, 535, 625, 691, 751 Feldbach (Bezirk) 124 Feldhofer Grotte (im Neandertal, DEU) 78 Feldkirchen bei Graz 109, 158, 373, 490, 710, 801 Fensteralm (bei Mautern in Steiermark) 376 Fentsch (OG St. Marein-Feistritz) 546 Fernitz (OG Fernitz-Mellach) 629, 696 Fernitz-Mellach 156, 275, 696 Finstergrube (SS Graz) 617 Fischergasse (SS Graz) 482 Fisching (MG Weißkirchen in Steiermark) 485, 694 Fladnitz im Raabtal (OG Kirchberg an der Raab) 290, 291, 397, 479, 625, 640, 695 Flamberg (MG St. Nikolai im Sausal) 197, 232, 233, 246, 250, 265, 272, 276 Flatschach (SG Spielberg) 333 Flavia Solva 51, 53, 55, 70, 72, 82, 87, 97, 98, 99, 106, 116, 118, 121, 122, 123, 125, 126, 127, 130, 135, 137, 138, 139, 143, 146, 147, 149, 373, 490, 525, 634, 638, 639, 668, 677, 688, 702, 703, 704, 706, 709, 710, 712, 716, 717, 719, 723, 724, 725, 726, 728, 730, 731, 732, 733, 734, 736, 737, 743, 749, 750, 756, 765, 777, 779, 780, 784, 791, 792, 793, 794, 795, 796, 797, 798, 799 Flitzenalm (MG Gaishorn am See) 142 Fohnsdorf 143, 160, 640, 678, 696, 800, 802 Forst (MG Kalsdorf bei Graz) 91, 108 Forstwald (MG Großklein) 513, 516, 529, 590, 594, 604 Forstwald (MG Straß-Spielfeld) 124 Fötzberg (bei St. Margarethen an der Raab) 105, 110, 126, 378, 379, 380, 397, 403, 404, 406, 418, 474, 535 Fotzenbach 310 Frankreich 115, 174, 175, 182, 183, 289, 368, 609, 618, 634, 659 Franzhausen (NÖ) 284 Franziskanerkogel (bei Maria Lankowitz) 807 Frauenberg (SG Leibnitz) 55, 119, 120, 121, 131, 138, 139, 146, 236, 237, 382, 397, 402, 403, 404, 409, 410, 429, 526, 527, 528, 529, 530, 540, 567, 576, 585, 588, 606, 616, 618, 622, 623, 624, 625, 626,

627, 628, 634, 635, 636, 637, 638, 639, 640, 644, 645, 646, 647, 649, 654, 659, 660, 661, 662, 663, 664, 665, 666, 667, 668, 669, 670, 675, 676, 677, 678, 679, 680, 681, 685, 704, 716, 719, 728, 730, 732, 733, 734, 750, 776, 777, 778, 779, 780, 781, 782, 783, 784, 785, 786, 787, 788, 789, 797, 798, 799, 805 Frauenburg (MG Unzmarkt-Frauenburg) 52, 710, 807 Frauental an der Laßnitz 108, 158, 481, 695, 706, 800 Freidorf an der Laßnitz (MG Frauental an der Laßnitz) 84, 623, 625, 629, 695 Freidorf im Sulmtal (OG St. Peter im Sulmtal) 144, 309, 312, 318, 352, 360, 480, 481, 486 Freienberg (OG Stubenberg) 161, 494, 497, 692 Freiheitsplatz (SS Graz) 392 Freiland bei Deutschlandsberg (SG Deutschlandsberg) 317 Freinbach 376 Freinberg (bei Linz, OÖ) 623 Friedau siehe Ormož/Friedau Friedberg 793 Frög (MG Rosegg, Ktn.) 503, 606 Fröhlichgasse (SS Graz) 372 Frohnleiten 154, 157, 158, 159, 160, 163, 189, 279, 390, 494, 611, 619, 620, 647, 648, 654, 655, 677, 694, 800, 801, 805 Frojach (OG Teufenbach-Katsch) 157, 158, 377, 492, 711, 801 Fuchskogel (bei Fladnitz im Raabtal) 290, 291, 292, 293, 297, 397, 625, 640 Fuchskogel (bei Gamlitz) 90 Führholz (SG Völkermarkt, Ktn.) 503, 614 Fünfsterngrotte (SG Frohnleiten) 117 Fürstenfeld 56, 72, 81, 84, 90, 483, 490, 691, 793 Gaberl 333 Gabersdorf 64, 490, 803 Gailtal (Ktn.) 681 Gaishorn am See 142, 162, 164 Galgenberg (bei Leoben) 551 Galgenkogel (bei Wildon) 107, 438, 440, 444, 529, 530, 588, 593, 594 Gamlitz 81, 90, 155, 725, 802 Gams siehe Bad Gams (SG Deutschlandsberg) Gamsgebirg (MG Stainz) 164, 278 Garauodouron (antiker Ort) 801 Gardasee (ITA) 745 Gasen 27 Geidorf (SS Graz) 151, 482, 493, 690

Orts- und Personenregister

Geistthal-Södingberg 482, 695, 804 Gellénhaza-Városrét (HUN) 203 Gemeindeberg (Wien) 227 Gemeinlebarn (NÖ) 284 Gerschkogel (bei St. Georgen ob Judenburg) 640, 696 Gersdorf an der Feistritz 107, 158, 160 Gersdorf an der Mur (MG Straß-Spielfeld) 124, 161 Gesäuse 24, 26, 28, 36, 39 Geschriebenstein (Bgld.) 540 Ghartlwald (OG St. Johann in der Haide) 124 Giging (MG Eggersdorf bei Graz) 107 Glaserkogel (bei Wetzelsdorf in der Weststeiermark) 236, 237, 384, 532, 533, 588, 607 Gleichenberg siehe Bad Gleichenberg Gleichenberger Kogel 204 Gleinalpe 42, 319, 504, 712, 726, 728 Gleinstätten 64, 158, 689, 690 Gleinztal 308, 317, 340, 346 Gleisdorf 108, 118, 119, 131, 143, 147, 158, 160, 165, 677, 702, 704, 706, 717, 748, 749, 800, 804 Glojach (MG St. Stefan im Rosental) 128, 162, 194, 197, 207, 275 Gmunden (OÖ) 100 Gnaning (OG Fernitz-Mellach) 156 Gnas 67, 110, 158, 165, 488, 495, 618, 695 Gniebing (SG Feldbach) 128, 141, 162, 164, 403, 494, 536, 537, 538, 539, 567, 589, 691 Goldes (MG Großklein) 86, 95, 96, 97, 155, 156, 161, 163, 689, 690 Gollikogel (SG Leibnitz) 100, 525, 529 Gorenjska (SLO) 502 Gorice (bei Turnišče, SLO) 241 Gór-Kápolnadomb (HUN) 429 Gornja Radgona/Oberradkersburg (SLO) 312, 374, 530 Göß (SG Leoben) 494 Gossendorf (SG Feldbach) 494, 691 Gößnitz (MG Maria Lankowitz) 373, 482, 490, 705, 800 Gösting (SS Graz) 258, 322, 360, 371, 385, 483, 489 Götzendorf (OG Schäffern) 123, 124, 160 Gournay-sur-Aronde (FRA) 618 Gozdnik-Malič (SLO) 45 Grabelsdorf (OG St. Kanzian am Klopeinersee, Ktn.) 503 Grabenwarth (MG Ligist) 161, 278, 494, 694 Grabhöhle (SG Frohnleiten) 117, 261 Gracarca (OG St. Kanzian am Klopeiner See, Ktn.) 681 Gradenberg (SG Köflach) 160, 189

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Gradner Bach 403 Grafenberg (MG Gröbming) 337 Grafendorf bei Hartberg 107, 141, 147, 158, 165, 325, 484, 736, 741, 803 Grafenkogel (bei Stocking) 588 Gralla 151, 163, 803, 806 Grambach (MG Raaba-Grambach) 128, 162, 278 Granitzengraben (MG Obdach) 333 Graschach (OG St. Martin im Sulmtal) 524, 569, 570, 571, 572, 573, 574, 579, 690, 692 Graschnitz (MG St. Marein im Mürztal) 493, 692 Gratkorn 101, 157, 187, 188, 189, 276, 321, 372, 490 Gratkorn-St. Veit ob Graz (MG Gratkorn) 197, 276, 490 Gratwein (MG Gratwein-Straßengel) 67, 68, 100, 157, 274, 280, 322, 372, 483, 490, 645 Gratwein-Straßengel 156, 157, 276, 277, 279, 483, 490, 496, 497 Graviacis (röm. Straßenstation) 710 Graz Stadt-Messendorf (SS Graz) 494, 495 Graz Stadt-St.Veit ob Graz (SS Graz) 483 Graz-Umgebung 694, 802, 804 Graz-Umgebung (Bezirk) 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 189, 275, 276, 277, 278, 279, 280, 479, 483, 488, 490, 493, 494, 496, 497, 689, 692, 694, 695, 696, 800, 801, 803, 804, 805 Grazer Becken 241, 272, 273, 308, 321, 323, 390, 445, 506, 588, 626, 797 Grazer Bergland 42, 176 Grazer Buchkogel 91 Grazer Feld 198, 206, 207, 290, 322, 323, 372, 373, 391, 395, 530, 535, 686, 726, 742, 749 Grazer Schlossberg 241, 321, 382, 390, 391, 395, 396, 403, 404, 411, 418, 436, 450, 533, 567, 588, 625, 806 Grebenzen 566 Greinbach 158 Grellwald (MG Großklein) 90, 91, 100, 127, 510, 513, 517, 587, 590 Griechenland 148, 523, 609, 616, 729 Gries (SS Graz) 482, 483, 488, 489, 694 Grillkogel siehe Burgstallkogel (MG Großklein) Grimming 39, 543, 671, 712, 713 Grimmingbachtal 545, 671 Gröbming 145, 160, 164, 165, 486, 491, 495, 800, 805 Gröbminger Schlossbühel 123, 790, 805, 807 Groß St. Florian 67, 75, 76, 147, 154, 165, 312, 313, 315, 339, 354, 361, 362, 480, 481, 486, 495, 618, 654, 695, 803 Grössing (MG Tieschen) 160, 805

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Orts- und Personenregister

Grössinger Tanner (MG Tieschen) 123, 766, 771, 772, 773, 774 Großklein 127, 138, 153, 155, 156, 157, 161, 163, 479, 481, 493, 496, 505, 506, 511, 512, 516, 525, 527, 531, 535, 552, 554, 567, 569, 570, 579, 580, 581, 582, 584, 586, 587, 588, 591, 617, 625, 640, 689, 690 Großwilfersdorf 158 Grötsch (MG St. Nikolai im Sausal) 141, 234, 277 Grub (MG Groß St. Florian) 314, 315, 316, 339, 346, 349, 350, 354, 355, 428, 481, 495 Grubegg (MG Bad Mitterndorf) 338, 363, 375 Gruberkar (MG Gröbming) 337 Grünau (MG Groß St. Florian) 51, 67, 76, 77, 147, 154, 165, 308, 313, 315, 354, 480, 486, 705, 706, 728, 735, 736, 803, 806 Grundlsee (Gemeinde) 157, 491 Grundlsee (Gewässer) 89, 375 Gschaideggkogel (bei Radmer) 26 Gschmaier (OG Gersdorf an der Feistritz) 123, 160 Guggamoar (oder Guggumoar, bei St. Lorenzen bei

Knittelfeld) 290, 292, 299, 479, 694 Gummern (MG Weißenstein, Ktn.) 728, 761 Gurina (OG Dellach, Ktn.) 681 Gusen (OG Langenstein, OÖ) 414 Gussendorf (MG Groß St. Florian) 313, 481 Hadersdorf (SG Kindberg) 552 Hafendorf (SG Kapfenberg) 355, 487 Hafning (SG Trofaiach) 124, 389, 404 Hainburg an der Donau (NÖ) 623 Hainersdorf (OG Großwilfersdorf) 158 Hainfeld, Schloss (SG Feldbach) 67 Halbenrain 479, 691 Hallein (Sbg.) 615, 648, 682 Hallstatt (OÖ) 73, 78, 86, 93, 337, 338, 374, 385, 422, 423, 424, 425, 426, 458, 462, 473, 501, 549, 554, 565, 606, 607, 612, 613 Hallstätter See (OÖ) 89, 338, 458, 460, 471, 613 Haltern am See (DEU) 93 Hart (MG St. Georgen an der Stiefing) 128, 162, 619, 621, 648, 652, 653, 655 Hart, Schloss (SG Kindberg) 552 Hartberg 34, 57, 75, 81, 105, 141, 157, 195, 233, 258, 292, 293, 302, 324, 378, 379, 397, 402, 403, 406, 480, 493, 567, 624, 629, 630, 632, 641, 691, 696, 716, 744, 793 Hartberg-Fürstenfeld (Bezirk) 155, 157, 158, 160, 161, 165, 276, 277, 479, 480, 483, 484, 490, 493, 494, 497, 691, 692, 696, 800, 804

Hartberg Umgebung 123, 160, 804 Hartelsgraben (MG Admont) 117 Hartensdorf (OG Gersdorf an der Feistritz) 107, 108, 158 Hartnermichelkogel I (MG Großklein) 73, 74, 508, 509, 517, 519, 520, 521, 522, 587, 598 Hartnermichelkogel II (MG Großklein) 73, 509, 517, 519, 520, 521 Hartwald (bei Graschach) 524, 569, 570, 572, 573, 574 Hasendorf (MG Wagna) 139, 163, 705, 735, 736, 803 Haslach (OG Ragnitz) 695 Haslau (OG Haslau-Maria Ellend, NÖ) 455 Hasreith (MG Groß St. Florian) 307, 317, 340, 346, 480, 488 Hausberg (MG Gratkorn) 101 Hausdorf (OG Söding-St. Johann) 84 Häuselberg (bei Leoben) 335, 546, 550, 551, 552, 568, 576, 577, 578, 585, 586 Hausmanstätten 91 Heilbrunn (MG Bad Mitterndorf) 714 Heiligenkreuz am Waasen 162, 276, 696 Heiliger Berg (SG Bärnbach) 126, 379, 403, 404, 799 Heimschuh 124, 161, 586 Hengsberg 481, 494, 800, 804 Henzing (MG Sieghartskirchen, NÖ) 469 Herberstein, Schloss (OG Stubenberg) 113 Herrengasse (SS Graz) 395 Herrgottwiesgasse (SS Graz) 372 Herzogberg (SG Kindberg) 376, 497 Hessenberg (MG St. Peter-Freienstein) 164, 486, 691 Hetzkogel (bei Grundlsee) 375 Heuneburg (bei Herbertingen, DEU) 543 Hinterberg (MG Peggau) 141 Hinterberg (SG Leoben) 128, 503, 541, 550, 551, 589 Hinterlainsach (MG St. Michael in Obersteiermark) 497 Hirnsdorf (OG Feistritztal) 123, 160, 705, 706, 737, 803 Hirschberggrube (MG Gröbming) 337 Hitzendorf 84 Hoarachkogel siehe Bubenberg (MG Straß-Spielfeld) Hoče (bei Maribor/Marburg, SLO) 802 Hočevarica (bei Ljubljana/Laibach, SLO) 238, 244, 247, 262, 469 Hochschlag (bei Breitenau) 27 Höchschusterwald (MG Großklein) 91, 100, 127, 513, 516, 589 Hochwechsel 765 Höf (MG Eggersdorf bei Graz) 158

Orts- und Personenregister

Höfling (OG Puch bei Weiz) 161, 494, 497, 692 Hofstätten (OG Bad Gleichenberg) 197, 202, 203, 207, 276 Hofwald (SG Feldbach) 128 Hohenberg (OG Aigen im Ennstal) 92, 115, 545 Hohentauern 710 Hoher Dachstein siehe Dachstein Hohlstein-Stadel-Höhle (bei Asselfingen, DEU) 183 Hollenegg (MG Schwanberg) 318, 481 Hopfau (OG Buch-St. Magdalena) 197, 276, 479 Hörbing (SG Deutschlandsberg) 146, 165, 307, 308, 309, 310, 312, 316, 317, 321, 339, 340, 346, 347, 349, 350, 361, 480, 481, 486, 488, 804 Hörgas (MG Gratwein-Straßengel) 222, 279 Horn (NÖ) 414 Hrušica (SLO) 53 Hühnerberg (MG Hausmannstätten) 91 Hummersdorf (SG Bad Radkersburg) 72, 75, 76, 153, 324, 371, 374, 455, 484, 488, 490, 496 Hüttenberg (Ktn.) 566 Immurium (Sbg.) 711 Ingolstadt (DEU) 55, 57 Inn, Inntal 682 Innere Stadt (SS Graz) 164, 278, 489, 494, 495 Innsbruck (T) 34, 136, 147, 509 Ippesheim (DEU) 461 Isar 170 Istrien 502, 685 Italien 35, 53, 103, 169, 183, 275, 289, 303, 370, 523, 559, 563, 597, 604, 605, 609, 612, 683, 702, 703, 727, 729, 750, 795, 799 Iuvavum (Sbg.) 610, 711, 793, 794 Jagerberg 197, 276 Jagernigg (MG Pölfing-Brunner) 64 Jakabhegy (bei Pécs, HUN) 504 Jakomini (SS Graz) 482, 489 Jamm (MG St. Anna am Aigen) 128, 239, 240, 241, 248, 278 Jobst (OG Bad Blumau) 107 Johannesbrunnen (MG Stainz) 714 Johnsbach (MG Admont) 129, 130, 159, 162, 331, 485 Johnsbachgraben 326 Johnsbachtal 129, 130, 306, 331, 586 Johnsdorf (SG Fehring) 158, 403, 494, 802 Josefinengrotte (MG Peggau) 100 Josef-Maier-Straße (MG Wagna) 137, 732, 733 Jöss (OG Lang) 151, 806

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Judenburg 41, 60, 72, 90, 131, 153, 163, 258, 276, 290, 292, 299, 302, 326, 332, 333, 365, 366, 376, 479, 485, 486, 492, 506, 541, 552, 555, 568, 597, 691, 692 Judendorf (MG Gratwein-Straßengel) 156 Judendorf-Straßengel (MG Gratwein-Straßengel) 91, 451, 455, 456, 496, 497 Kainach (MG Wildon) 164 Kainach, Kainachtal 198, 310, 319, 322, 323, 340, 357, 403, 437, 444, 712, 716 Kainach bei Voitsberg 64, 65, 107, 152, 157, 373, 490, 726, 802 Kainach bei Wildon (MG Wildon) 287, 323, 351, 352, 357, 358, 361, 367, 385, 396, 414, 430, 436, 437, 438, 439, 440, 441, 442, 443, 444, 445, 448, 449, 451, 452, 474, 475, 476, 479, 483, 493, 530, 588, 592, 604, 690 Kaindorf 277 Kainisch (MG Bad Mitterndorf) 423, 455, 457 Kainischtal (bei Bad Aussee) 144, 145, 337, 374, 385, 425, 457, 458, 459, 462, 544 Kainisch-Traun 374, 423, 455, 457, 458, 459, 613, 713 Kaiserköpperl (bei Bärndorf) 130, 262, 264, 542, 543, 553, 614, 615, 629, 694 Kaiserriegel (bei St. Martin im Sulmtal) 187 Kaiserschild (bei Eisenerz) 31 Kaiserschneiderwald (MG Großklein) 90, 510, 513, 516, 529, 579, 590, 606 Kaiserwald (bei Unterpremstätten) 322 Kalinovnjek (bei Turnišče, SLO) 241, 251 Kalsdorf bei Graz 61, 74, 83, 84, 91, 108, 123, 128, 132, 147, 152, 153, 154, 156, 158, 160, 161, 165, 241, 278, 287, 370, 381, 384, 415, 417, 418, 430, 445, 446, 447, 448, 449, 450, 451, 474, 475, 476, 479, 506, 532, 539, 575, 579, 585, 588, 592, 604, 689, 692, 704, 710, 712, 717, 724, 726, 742, 749, 750, 751, 760, 801, 802, 803, 804 Kalvarienberg (bei Leoben) 389, 404 Kalvarienberg (bei St. Peter am Ottersbach) 233 Kalvarienberghöhlen (bei Gratwein) 100 Kalwang 326 Kamnik (SLO) 502 Kamp (bei Bad Mitterndorf) 803 Kanzelkogel (bei Graz) 146, 197, 207, 208, 211, 246, 247, 249, 250, 251, 254, 255, 256, 257, 258, 261, 272, 297, 322, 360 Kapfenberg 41, 110, 111, 335, 355, 386, 387, 403, 457, 475, 486, 487, 493, 497, 552, 640, 645, 692

882

Orts- und Personenregister

Kapfenstein 161, 197, 276, 338, 484, 494, 496, 589, 691, 693, 766, 775, 776, 805 Kapfensteiner Kogel 196, 197, 207, 276, 324, 334, 340, 380, 382, 404, 428, 535, 775 Karlau (SS Graz) 617, 654 Karlovac (HR) 231 Karmeliterplatz (SS Graz) 141, 253, 382, 390, 391, 392, 393, 395, 404, 405, 411, 413, 418, 420, 435, 436, 533, 535, 575 Karnerkogel (bei Krieglach) 334, 339, 340, 347 Karnerwald (MG Großklein) 510, 517 Kärnten 63, 70, 82, 103, 195, 212, 227, 231, 232, 238, 250, 261, 264, 266, 287, 289, 377, 418, 463, 502, 503, 504, 505, 552, 554, 565, 592, 606, 610, 612, 619, 675, 680, 681, 683, 686, 687, 694, 702, 703, 761, 793, 799 Katsch (OG Teufenbach-Katsch) 106, 108, 704, 706, 711, 716, 800 Keppeldorf-Rabenwald (MG Anger) 107 Kerka, Kerka-Tal (HUN) 689 Kerschbach siehe Črešnjevec/Kerschbach Kesselfall (MG Semriach) 117 Keutschacher See (Ktn.) 232, 250 Kindberg 376, 455, 486, 491, 497 Kindsberg siehe Königsberg (bei Tieschen) Kirchberg an der Raab 92, 105, 126, 290, 479, 484, 536, 539, 567, 589, 691, 695, 804 Kirchberg an der Raab, Schloss (OG Kirchberg an der Raab) 540 Kirchbichl (bei Rattenberg) 640, 678, 704 Kirchenviertel (MG Gratkorn) 189 Kitzbühel (T) 427 Kleinasien 616, 729 Kleinklein (MG Großklein) 73, 81, 82, 90, 92, 99, 100, 105, 126, 127, 135, 136, 287, 318, 378, 379, 380, 384, 403, 404, 407, 413, 420, 445, 449, 450, 453, 503, 506, 507, 508, 509, 510, 511, 512, 513, 517, 518, 519, 520, 521, 522, 525, 529, 530, 531, 543, 564, 573, 579, 581, 586, 590, 592, 594, 595, 596, 597, 598, 600, 601, 604, 690 Kleinstübing (MG Deutschfeistritz) 67, 68, 123, 160, 197, 207, 208, 209, 211, 212, 276, 390, 494, 622, 695, 737, 763, 803, 804 Kleinsulz (MG Kalsdorf bei Graz) 61 Klentnice (CZE) 469 Kletschachalm (bei Niklasdorf) 376 Klöch 398 Knallwand (OG Ramsau am Dachstein) 145, 790, 805, 807 Knittelfeld 41

Kobarid (SLO) 502 Kobenz 553, 568, 692 Köflach 117, 132, 143, 160, 161, 186, 189, 319, 320, 366, 480, 482, 799, 800, 804, 807 Kogelberg (bei Leibnitz) 635 Kögelberg (bei St. Ulrich am Waasen) 129, 195, 197, 216, 219, 233, 237 Kögerl (bei Hafning) 389, 404 Kohlanger (MG Admont) 130 Kohlberg (MG Gnas) 84, 147, 165, 618, 695 Kölblberg (bei Ratsch an der Weinstraße) 43 Kölldorf (OG Kapfenstein) 324, 451 Komberg (OG Hengsberg) 494 Königreichalm (MG Gröbming) 145, 335, 337, 338, 374, 426, 478 Königsberg (bei Heimschuh) 124, 511 Königsberg (bei Johnsdorf) 108, 403 Königsberg (bei Tieschen) 105, 110, 126, 129, 287, 325, 378, 379, 380, 382, 397, 398, 399, 400, 401, 402, 403, 405, 406, 418, 419, 535, 616, 624, 629, 640, 647, 681, 686 Kopfing (MG Kaindorf) 233, 234, 277 Koppental (SG Bad Aussee) 144, 145, 286, 288, 337, 374, 385, 386, 421, 430, 432, 433, 434, 435, 448, 452, 455, 456, 457, 458, 462, 471, 472, 473, 478, 544, 606, 678 Koppentretalm (SG Bad Aussee) 145, 457, 471 Koralpe 36, 42, 43, 309, 504, 726 Korbin (OG St. Peter im Sulmtal) 307, 480 Kosovo 220 Kraberkogel (MG Wagna) 98, 706, 733 Krahstein (bei Tauplitz) 185 Krain (SLO) 70, 95, 110, 502, 612 Krainburg siehe Kranj/Krainburg Krainer Gurk siehe Krka/Krainer Gurk Krakau 32 Kranj/Krainburg (SLO) 221, 502 Kraubath an der Mur 376, 492 Kreidgrube (MG Gröbming) 337 Krems (SG Voitsberg) 640 Krems, Burg (SG Voitsberg) 52 Krems an der Donau (NÖ) 183 Krendlmühle (bei Wildon) 360, 456 Krieglach 334, 339, 376, 486, 491 Križevci (HR) 263 Krka/Krainer Gurk (SLO) 502 Kroatien 182, 197, 203, 206, 219, 220, 231, 232, 235, 238, 248, 254, 263, 289, 293, 304, 306, 307, 359, 366, 502, 518, 619, 675, 685 Krog (SLO) 241, 247, 249

Orts- und Personenregister

Kröllkogel (MG Großklein) 73, 92, 100, 136, 318, 506, 507, 509, 513, 517, 519, 521, 522, 523, 564, 579, 586, 587, 590, 594, 595, 596, 601, 602, 603 Kronau (DEU) 107 Krottendorf (SS Graz) 91 Krumpental (SG Eisenerz) 164, 484 Krungl (MG Bad Mitterndorf) 92, 115, 141, 156, 801 Krusdorf (MG Straden) 51 Kugelstein (bei Deutschfeistritz) 65, 84, 101, 109, 115, 117, 118, 140, 176, 186, 694, 704, 710, 711, 712, 715, 716, 727, 783, 797, 798 Kugelsteinhöhle (bei Deutschfeistritz) 645, 717 Kulm (bei Aigen im Ennstal) 115, 543, 544, 545, 546, 547, 548, 549, 550, 568, 589, 612, 613, 614, 628, 648 Kulm (bei Trofaiach) 140, 335, 376, 381, 382, 389, 403, 409, 419, 420, 428, 475, 478, 541, 550, 567, 576, 579, 589, 607 Kulm (bei Weiz) 33, 126, 129, 137, 147, 379, 380, 385, 397, 402, 403, 404, 457, 567, 615, 616, 622, 623, 624, 633, 634, 642 Kulm (MG Neumarkt in der Steiermark) 692 Kulming (MG Pischelsdorf am Kulm) 137 Kumberg 157, 716 Kürbischhansl (MG Großklein) 517, 529, 590, 594, 604 La Tène (CH) 608 Lackenmoosalm (OG Obertraun, OÖ) 145 Lackenofen (MG Gröbming) 337 Lackenofen (OG Obertraun, OÖ) 145 Laibach siehe Ljubljana/Laibach Laibacher Becken 299 Laibacher Moor/Ljubljansko barje 238, 247, 262, 263, 267, 294, 469 Laintal (SG Trofaiach) 161, 494 Lamperstätten (MG St. Nikolai im Sausal) 317, 340, 481 Landfriedalm (MG Gröbming) 374 Landscha (OG Gabersdorf) 490, 803 Lang 151, 162, 164, 619, 621, 695, 806 Langenwang 335, 355, 360, 486, 487 Lannach 67, 371, 455 Lascaux (FRA) 183 Lasinja (HR) 231, 232, 233, 234, 257 Laško/Tüffer (SLO) 55 Lassenberg (MG Wettmannstätten) 622, 640, 654, 695, 747, 804 Laßnitz (MG Frauental an der Laßnitz) 158, 800

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Laßnitz, Laßnitztal 85, 290, 307, 308, 309, 313, 315, 316, 317, 321, 323, 338, 339, 340, 341, 346, 349, 352, 355, 367, 383, 404, 428, 622, 706, 710, 712, 726, 756, 759, 769 Laßnitz bei Murau (SG Murau) 704 Laubgasse (SS Graz) 322, 371, 372, 617, 618, 652, 653 Lauriacum (OÖ) 794 Lautsch/Mladeč (CZE) 182 Lavamünd (Ktn.) 212, 264 Lavantegg (MG Obdach) 377, 492 Le Moustér (FRA) 174 Lebern (MG Feldkirchen bei Graz) 158 Lebern (OG Feldkirchen bei Graz) 490, 801 Lebing (MG Groß St. Florian) 316, 339, 481, 623, 625, 642, 644, 695 Lebing (OG Rohrbach an der Lafnitz) 709, 765, 766, 804 Lebring (MG Lebring-St. Margarethen) 98, 151, 710, 806 Lebring-St. Margarethen 151, 806 Lehenkogel (bei Magland) 196, 197, 207, 212 Leibenfeld (SG Deutschlandsberg) 84, 317, 354, 355, 385, 481, 747, 766, 767, 768, 769, 770, 804 Leibnitz 51, 53, 55, 56, 57, 60, 61, 64, 70, 81, 100, 119, 121, 122, 137, 139, 141, 146, 152, 156, 160, 165, 236, 237, 254, 256, 276, 278, 318, 363, 382, 397, 402, 404, 409, 410, 429, 451, 490, 494, 495, 506, 525, 526, 527, 530, 531, 540, 567, 576, 585, 588, 592, 606, 616, 618, 622, 623, 624, 625, 626, 627, 628, 634, 635, 636, 638, 639, 640, 644, 645, 649, 655, 659, 660, 661, 662, 663, 664, 666, 667, 669, 670, 676, 677, 678, 679, 685, 690, 696, 697, 704, 710, 716, 728, 750, 777, 778, 779, 783, 784, 785, 786, 787, 788, 789, 793, 797, 798, 799, 800, 803, 804, 805, 806 Leibnitz (Bezirk) 90, 139, 151, 152, 153, 154, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 186, 189, 275, 276, 277, 278, 279, 479, 481, 482, 490, 492, 493, 494, 495, 496, 497, 689, 690, 691, 693, 695, 696, 697, 730, 800, 803, 804, 805, 806 Leibnitzer Becken 273 Leibnitzer Feld 63, 71, 72, 116, 198, 206, 241, 323, 403, 506, 525, 530, 535, 626, 629, 635, 636, 637, 660, 685, 686, 687, 726, 736 Leislingtal (bei Altaussee) 144 Leitendorf (SG Leoben) 162, 486, 691, 692 Leitengritschwald (MG Großklein) 517, 589 Leitersdorf im Raabtal (SG Feldbach) 494, 691 Leitring (MG Wagna) 71, 72, 490, 803 Lendorf (Ktn.) 703

884

Orts- und Personenregister

Leoben 41, 55, 108, 111, 128, 131, 154, 162, 289, 290, 292, 299, 334, 335, 360, 363, 376, 377, 389, 404, 455, 485, 486, 492, 494, 496, 503, 541, 546, 550, 551, 552, 568, 577, 578, 585, 586, 589, 692, 804 Leoben (Bezirk) 154, 158, 159, 161, 162, 164, 165, 479, 484, 485, 486, 492, 494, 496, 497, 691, 692, 804 Leonhardiberg (bei Murau) 258 Leopoldinengrotte (MG Semriach) 117, 258, 261 Lešany (CZE) 469 Lethkogel (bei Stainz) 141, 237, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 250, 257, 261, 397, 402, 625, 640, 641, 647, 681 Levallois-Perret (FRA) 174 Libna siehe Loibenberg/Libna Lichendorf (MG Wildon) 309, 313, 346, 360 Liebenau (SS Graz) 372, 489 Lieboch 617, 653 Lieglloch (bei Tauplitz) 117, 184, 185 Liesing, Liesingtal 39, 306, 326, 331, 427, 543, 586 Liezen 338, 375, 414, 491, 710, 803 Liezen (Bezirk) 155, 156, 157, 159, 160, 162, 164, 165, 189, 279, 280, 479, 484, 485, 486, 491, 495, 496, 497, 691, 692, 694, 800, 801, 805 Ligist 126, 129, 161, 236, 256, 262, 264, 265, 278, 279, 403, 404, 494, 616, 618, 622, 625, 640, 644, 694 Limberg (SG Maissau, NÖ) 188 Lind, Schloss (MG Neumarkt in der Steiermark) 75 Lind bei Scheifling (MG Scheifling) 710 Lindegg (OG Bad Blumau) 158 Lindengasse (SS Graz) 302, 372 Linz (OÖ) 623 Ljubljana/Laibach (SLO) 90, 94, 95, 370, 427, 502, 681, 727 Ljubljansko barje siehe Laibacher Moor/Ljubljansko barje Lödersdorf (MG Riegersburg) 92, 156, 241, 259, 260, 278, 324, 352, 354, 367, 385, 484, 488 Löffelbach (OG Hartberg Umgebung) 123, 154, 160, 705, 744, 745, 746, 804 Loibenberg/Libna 92, 502 Loipersdorf bei Fürstenfeld 155, 540, 691 Loitsch siehe Luče/Loitsch Luče/Loitsch (SLO) 45 Lucera (ITA) 702 Luceria (ITA) 702 Luegloch (SG Köflach) 117, 186 Lungau (Sbg.) 541 Lupitsch (OG Altaussee) 165, 801, 803

Lurgrotte (bei Peggau) 100, 140, 175, 176, 261 Luxemburg 656 Madstein (OG Traboch) 331, 332, 364, 365, 366, 367, 485 Magdalensberg (Ktn.) 657, 681, 683, 782 Magdalenska gora (bei Šmarje-Sap, SLO) 502 Maggau (MG Schwarzautal) 189 Magland (OG Unterlamm) 196, 197, 207, 276 Maharski prekop (bei Ljubljana/Laibach, SLO) 262 Mähren (CZE) 183, 206, 219, 305, 366 Mahrensdorf (OG Kapfenstein) 276, 484, 494, 691 Maidanpek (SRB) 257 Maiersch (NÖ) 469 Mainz (DEU) 76, 128, 135, 136 Maisenberg (MG Gröbming) 337 Malečnik (bei Maribor/Marburg, SLO) 249 Mantrach (MG Großklein) 156, 479, 493, 689, 690 Marburg siehe Maribor/Marburg Marburg an der Lahn (DEU) 126, 127, 135, 380, 407, 506, 581, 611 Marburgerstraße (MG Wagna) 137, 732, 733 Marcal-Becken (HUN) 504 Marchtring (MG Schwarzautal) 189, 279 Maria Lankowitz 482, 490, 800, 807 Maria Rast siehe Ruše/Maria Rast Mariahof (MG Neumarkt in der Steiermark) 566, 603, 807 Mariazell 30, 40, 376, 491 Mariazeller Land 31, 39 Maribor/Marburg (SLO) 24, 34, 42, 44, 97, 249, 367, 378, 390, 741, 802 Markterviertel (MG Semriach) 161, 800 Masenberg (bei Hartberg) 630 Masser-Kreuzbauer (MG Großklein) 384, 430, 445, 449, 450, 509, 510, 517, 579, 581, 587 Matzelsdorf (OG Hengsberg) 339, 352 Mauerbach (NÖ) 143 Mauern (DEU) 172 Mauritzen (SG Frohnleiten) 159, 189, 494, 694 Mautern in Steiermark 376, 492 Mazedonien 220 Meierhof im Sulmtal (MG Gleinstätten) 110 Mellach 275 Mengeš (SLO) 502 Messendorf (SS Graz) 383, 389, 390, 406, 410, 411, 412 Mesteri (HUN) 504 Mettersdorf am Saßbach 163, 276, 803 Michlhallberg (bei Altaussee) 144, 147, 712, 726, 728, 791

Orts- und Personenregister

Miesberg (MG Gröbming) 337 Mitterberg (bei Bischofshofen, Sbg.) 331 Mitterdorf an der Raab 622, 695 Mitterndorf (MG Bad Mitterndorf) 486, 491, 803 Mitterndorfer Becken 422, 462 Mitterspiel (SG Deutschlandsberg) 481 Mittertrixen (SG Völkermarkt, Ktn.) 554, 614 Mitterweg (bei Leibnitz) 710 Mixnitz (OG Pernegg an der Mur) 89, 91, 101, 102, 155, 157, 176, 184, 189, 428, 455, 495, 496, 645 Mladeč siehe Lautsch/Mladeč Möderbrugg (MG Pölstal) 710 Monate (röm. Straßenstation) 107, 108, 110, 709, 710 Mondsee (OÖ) 245, 257, 469 Most na Soči (SLO) 502 Mozirje/Prassberg (SLO) 45 Mühldorf (MG Weißkirchen in Steiermark) 276, 479 Mühldorf bei Feldbach (SG Feldbach) 84, 494, 691 Mühlen 157, 377, 492 Mühlreith (MG Bad Mitterndorf) 375 Mur, Murtal 29, 31, 34, 35, 39, 41, 42, 43, 55, 61, 73, 89, 101, 117, 176, 177, 181, 186, 198, 206, 208, 241, 256, 258, 261, 263, 276, 299, 318, 321, 322, 323, 333, 334, 372, 376, 377, 391, 395, 398, 403, 433, 437, 444, 446, 466, 503, 504, 511, 517, 535, 540, 541, 551, 552, 566, 575, 588, 614, 625, 635, 686, 689, 710, 711, 712, 714, 730, 733, 734, 736, 737, 749, 750, 763, 793, 799 Murau 40, 258, 279, 333, 334, 377, 485, 566, 800 Murau (Bezirk) 153, 157, 158, 160, 279, 485, 492, 497, 692, 800, 801, 807 Mureck 75, 241, 540, 622 Murfeld 158, 691, 695 Murska Sobota (SLO) 241, 254, 294, 540, 592, 681, 686 Murtal (Bezirk) 153, 156, 158, 160, 161, 162, 163, 276, 279, 280, 479, 480, 485, 486, 492, 494, 495, 691, 692, 694, 696, 800, 801, 802, 804, 807 Mürz, Mürztal 35, 39, 41, 45, 326, 334, 335, 339, 354, 355, 359, 376, 387, 552, 710 Mürzhofen (SG Kindberg) 335, 486, 552 Mürzsteg (MG Neuberg an der Mürz) 376, 491 Mürzzuschlag 67, 68, 152, 355 Muskervastlwald (MG Großklein) 517 Muttendorf (MG Dobl-Zwaring) 488, 497 Nagykanisza/Inkey-Kapelle (HUN) 263, 294 Neckenmarkt (Bgld.) 203 Negau siehe Negova/Negau Negova/Negau (SLO) 81, 680 Nennersdorf (SG Leoben) 455, 496

885

Nestelberg bei Heimschuh (OG Heimschuh) 161 Neuberg an der Mürz 141, 491 Neudorf (MG Semriach) 124 Neuenburger See (CH) 78, 608 Neufisching (SG Zeltweg) 333, 614 Neuhaus (MG Stainach-Pürgg) 801 Neuholdau (SS Graz) 322, 360, 372 Neumarkt in der Steiermark 153, 158, 485, 566, 684, 692, 801, 807 Neumarkter Hochtal 377, 566 Neumarkter Sattel 28, 36, 40 Neusiedler See (Bgld.) 299 Neutorgasse (SS Graz) 372 Niedere Tauern 466 Niedergams (SG Deutschlandsberg) 158 Niedergößnitz (MG Maria Lankowitz) 320, 366 Niederlande 170 Niederösterreich 126, 183, 186, 188, 219, 220, 231, 261, 263, 276, 289, 300, 302, 305, 360, 376, 430, 455, 504, 609, 612, 659, 665, 684 Niederschöckel (OG Weinitzen) 158 Niederschöckel-Breitholz (OG Weinitzen) 107 Niklasdorf 334, 376, 486, 492 Noiberg (bei St. Magdalena am Lemberg) 195, 196, 197, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 215, 292, 293, 294, 295, 296, 297 Noreia (antiker Ort) 103, 684 Noreia (MG Mühlen) 102, 103, 104, 110, 115, 157, 377, 492, 697 Noreia (röm. Straßenstation) 108, 710 Noricum 58, 64, 610, 639, 667, 668, 675, 678, 682, 683, 685, 686, 687, 701, 702, 703, 704, 708, 730, 733, 740, 751, 752, 754, 760, 786, 791, 792, 793, 794, 795, 797, 798 Notranje Gorice (SLO) 262, 263 Notranjska (SLO) 502 Nova tabla (bei Murska Sobota, SLO) 241, 254, 540, 592 Novilara (ITA) 598 Novo Mesto (SLO) 470, 502, 651, 652 Numana (ITA) 598 Nußdorf (OG St. Georgen ob Judenburg) 110, 710, 763, 764 Obdach 492 Obdacher Sattel 333, 377 Oberburgstall (bei Flamberg) 232, 233, 272 Oberdorf (OG Kirchberg an der Raab) 484 Oberdorf am Hochegg (OG Kirchberg an der Raab) 325

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Orts- und Personenregister

Obergnas (MG Gnas) 107, 158 Obergralla (OG Gralla) 51, 139, 151, 163, 705, 712, 736, 737, 741, 803, 806 Oberhart 189 Oberndorf-Landskron (SG Bruck an der Mur) 801 Oberneuberg (OG Pöllauberg) 490 Oberösterreich 206, 289, 353, 414, 422, 430, 501, 612 Oberpurkla (MG Halbenrain) 290, 292, 298, 299, 359, 479, 540, 691 Oberradkersburg siehe Gornja Radgona/Oberradkersburg Oberschwarza (OG Murfeld) 107, 158, 540, 622, 691, 695 Oberschwärzen (MG Gaishorn am See) 130 Oberstorcha (OG Kirchberg an der Raab) 804 Obertraun (OÖ) 337, 432, 462 Oberwart (Bgld.) 204, 540 Oberwölz 157, 377, 485, 492, 497, 566, 692 Oberzeiring (MG Pölstal) 128, 161, 333, 377, 433, 435, 485, 492, 495 Obgrün (OG Großwilfersdorf) 107 Öden (SG Leibnitz) 121, 639 Ödensee (MG Bad Mitterndorf) 338, 374, 422, 423, 424, 458, 460, 613 Ofenmacherwald (MG Großklein) 127, 516, 590, 606 Offenburg, Ruine (MG Pöls-Oberkurzheim) 333, 377 Oloris (bei Dolnji Lakoš, SLO) 307, 320, 321, 324, 332, 346, 365, 366, 485 Ormož/Friedau (SLO) 411, 494, 533 Oswaldgraben (OG Kainach bei Voitsberg) 64, 65, 107, 152, 157, 716, 726, 728, 802 Ovilava (OÖ) 709, 730, 793, 794 Pachern (OG Hart bei Graz) 84 Paldau 156, 241, 246, 256, 278, 403, 484, 494, 536, 567, 589, 633, 691, 751, 765, 774, 804 Palten, Paltental 39, 55, 130, 142, 264, 306, 326, 331, 427, 428, 543, 586, 614, 710 Pannonia Inferior 54 Pannonien 368, 610, 702, 703, 727, 729, 792, 793, 798, 799 Parte (bei Ljubljana/Laibach, SLO) 294 Passail 42 Patzen (MG Tieschen) 157, 161, 479, 493, 494, 690 Paulpötschen (SG Bad Aussee) 457 Pécs (HUN) 54, 504 Peggau 67, 89, 91, 115, 117, 140, 141, 144, 152, 155, 157, 159, 163, 164, 174, 175, 176, 177, 182, 184,

186, 189, 222, 241, 279, 289, 303, 366, 372, 385, 457, 479, 490, 497 Peggauerwandhöhlen (bei Peggau) 89, 101, 102, 140, 175, 261, 645 Penzendorf (OG Greinbach) 107, 158 Pepelane (HR) 203 Perbersdorf (MG St.Veit in der Südsteiermark) 75 Perchauer Sattel 28 Perl-/Stadläcker (SG Leibnitz) 121, 146, 382, 410, 527, 528, 623, 624, 627, 628, 637, 638, 639, 644, 645, 646, 647, 654, 659, 660, 661, 662, 663, 664, 675, 676, 677, 678, 679, 785, 786 Perlsdorf (MG Paldau) 84 Pernegg an der Mur 155, 157, 189, 495, 496 Petrivente (HUN) 203 Pettau siehe Ptuj/Pettau Pettauer Feld siehe Dravsko polje/Pettauer Feld Petzelsdorf (MG Groß St. Florian) 312, 313, 339, 481, 486 Pfauengarten (SS Graz) 141, 142, 241, 246, 253, 382, 390, 391, 392, 393, 395, 404, 405, 411, 418, 420, 428, 435, 436, 450, 533, 535, 575 Piber (SG Köflach) 52, 320, 482, 706, 707, 709, 801 Piberegg (SG Bärnbach) 716, 802 Pichl (MG Bad Mitterndorf) 164, 375, 491, 495 Pichl (OG St. Margarethen bei Knittelfeld) 494 Pichla (MG St.Veit in der Südsteiermark) 153, 154 Pichla bei Mureck (MG St.Veit in der Südsteiermark) 75, 76 Pichla bei Radkersburg (MG Tieschen) 157, 161, 479, 493, 494, 690 Pichlhofen (OG St. Georgen ob Judenburg) 696, 710 Pichlhofen, Schloss (OG St. Georgen ob Judenburg) 710 Pichl-Kainisch (MG Bad Mitterndorf) 145, 421, 422, 423, 424, 425 Pichling bei Köflach (SG Köflach) 84, 124, 161, 307, 319, 320, 340, 365, 480, 706, 764, 799, 800, 804, 807 Picugi (HR) 598 Pilsen/Plzeň (CZE) 264 Pince (SLO) 321 Pinkafeld (Bgld.) 111 Pinzgau (Sbg.) 541 Pirro Nord (ITA) 169 Pischelsdorf (MG Pischelsdorf am Kulm) 132 Pischk (SG Bruck an der Mur) 67 Plabutsch 65, 322, 371, 455 Platschberg (bei Spielfeld) 677 Plattensee siehe Balaton/Plattensee Plzeň siehe Pilsen/Plzeň

Orts- und Personenregister

Pod Kotom-jug (bei Krog, SLO) 241, 247, 249, 253, 278 Podbrdo (SLO) 502 Podzemelj (SLO) 502 Poetovio (SLO) 82, 688, 723, 734, 781, 792 Pohorje/Bachern (SLO) 32, 42, 43, 377, 712, 726, 728, 762, 765, 801, 803 Poidicon (antiker Ort) 801 Polen 182, 206, 260 Pölfing (MG Pölfing-Brunn) 481 Pölfing-Brunn 318, 361, 481 Pöllauberg 373, 490 Pollheim, Schloss (SG Leibnitz) 635 Pölliberg siehe Lethkogel (bei Stainz) Pöls (MG Pöls-Oberkurzheim) 162, 265, 280, 333, 377, 485, 492, 568 Pöls-Oberkurzheim 162, 279, 280, 485, 492, 696, 801 Pölshals (MG Pöls-Oberkurzheim) 128, 258, 265, 710 Pölstal 161, 333, 485, 492, 495, 710 Polstersattel (MG St. Michael in Obersteiermark) 456 Pommerkogel (MG Großklein) 73, 74, 81, 100, 509, 512, 513, 517, 519, 520, 521, 522, 590, 596, 601, 690 Pongau (Sbg.) 427 Ponigl (OG Thannhausen) 325, 363, 484 Poštela (bei Maribor/Marburg, SLO) 97, 99 Potočka zijalka (bei Solčava, SLO) 182 Pötschach (SG Kapfenberg) 386, 387, 403, 404, 475, 493, 552, 568, 606, 640, 692 Pötschenpass 712 Pötschenwand 803 Potypuszta (HUN) 618 Präbach (MG Eggersdorf bei Graz) 158 Präbichl (MG Vordernberg) 108 Prassberg siehe Mozirje/Prassberg Precklwald (MG Großklein) 91 Preg (OG St. Margarethen bei Knittelfeld) 389, 403, 404, 494 Prekmurje (SLO) 241, 247, 248, 251, 253, 254, 294, 307, 320, 324, 346, 365, 485, 502, 503, 592, 689 Premstätten (MG Unterpremstätten-Zettling) 322 Prenning (MG Deutschfeistritz) 694 Prešek (SLO) 378 Prettach (SG Leoben) 485 Prigglitz (NÖ) 376 Primorska (SLO) 502 Proleb 334, 486 Ptuj/Pettau (SLO) 34, 62, 82, 90, 92, 112, 296, 332, 366, 540, 618, 781, 792

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Puch bei Weiz 161, 494, 497, 692 Puchbach (SG Köflach) 320, 482 Pula (HR) 778 Pürgg (MG Stainach-Pürgg) 145, 165, 265, 280, 375, 491, 543, 549, 628, 640, 671, 672, 673, 674, 691, 790 Pux (OG Teufenbach-Katsch) 377 Pyhrn (SG Liezen) 375, 491 Pyhrnpass 376, 710 Raab, Raabtal 206, 276, 354, 378, 380, 397, 403, 404, 406, 418, 474, 535, 536, 538, 567, 689, 730, 748, 753, 755 Raaba (MG Raaba-Grambach) 84, 278, 479 Raaba-Grambach 162, 479 Raababerg (MG Raaba-Grambach) 128, 129, 240, 246, 253, 289, 290, 298, 299 Rabelcja vas (bei Ptuj/Pettau, SLO) 332, 366 Rabendorf (MG Birkfeld) 61, 63, 152 Rabenstein (bei Lavamünd, Ktn.) 212, 264 Rabenstein (bei St. Paul im Lavanttal, Ktn.) 212, 221 Rabenwald (MG Anger) 107 Rabenwald (OG Stubenberg) 765, 766, 800 Rabenwand (SG Bad Aussee) 145, 455, 456, 458, 459, 460, 461, 462 Rabnitz (MG Kumberg) 107, 157, 716 Radein siehe Radenci/Radein Radenci/Radein (SLO) 37 Radkersburg siehe Bad Radkersburg Radmer 306, 326, 376, 492 Radostyán (HUN) 470 Radvanje/Rothwein (SLO) 66, 741 Ragelsdorf (SG St. Pölten, NÖ) 302 Ragnitz 162, 621, 626, 695 Ramsau am Dachstein 39, 145, 165, 790, 805 Rann siehe Brežice/Rann Rannersdorf (MG Mettersdorf am Saßbach) 139, 163, 197, 207, 211, 217, 218, 737, 783, 803 Rasental (MG Wildon) 531, 588, 606 Rassach (MG Stainz) 124, 161, 627, 651, 653, 654, 656, 657, 658, 681, 687, 695, 768, 800 Rasselalm (MG Bad Mitterndorf) 375 Rätien 799 Ratsch an der Weinstraße (MG Ehrenhausen an der Weinstraße) 43 Ratschendorf (OG Deutsch Goritz) 75, 76, 138, 153, 540, 691, 727, 731 Rattenberg (OG Fohnsdorf) 123, 160, 640, 678, 696, 704, 716, 737, 800, 802 Raubergasse (SS Graz) 80, 87, 90, 99, 100

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Orts- und Personenregister

Rechberg 42 Regelsbrunn (OG Scharndorf, NÖ) 455 Regensburg (DEU) 265 Reichenau an der Rax (NÖ) 376 Rein (MG Gratwein-Straßengel) 140, 181, 187, 197, 207, 210, 211, 222, 223, 224, 225, 226, 227, 237, 255, 716 Rein, Stift (MG Gratwein-Straßengel) 55, 181, 222, 223, 227 Reipersdorf (SG Pulkau, NÖ) 469 Reitern (SG Bad Aussee) 486 Repolusthöhle (bei Peggau) 116, 117, 118, 140, 174, 176, 177, 178, 179, 180, 181, 184, 189, 222, 645 Rettenwandhöhle (SG Kapfenberg) 335, 645 Retznei (MG Ehrenhausen an der Weinstraße) 82, 83, 139, 154, 163, 312, 318, 319, 360, 367, 482, 488, 625, 695, 737, 803 Rheinzabern (DEU) 750 Riegersburg 29, 105, 156, 157, 195, 196, 197, 207, 211, 212, 276, 278, 289, 324, 366, 374, 378, 380, 397, 403, 404, 407, 408, 410, 419, 476, 478, 479, 482, 483, 484, 490, 493, 535, 607, 625, 634, 677, 681, 691 Riekofen (DEU) 265 Ries (DEU) 264 Ring (SG Hartberg) 157, 493, 691, 696, 802 Ringkogel (bei Hartberg) 34, 105, 141, 378, 379, 397, 402, 403, 406, 540, 541, 567, 624, 629, 630, 631, 632, 633, 641, 642, 677, 716, 744 Rittersaal (MG Peggau) 140, 261 Rogaška Slatina/Rohitsch Sauerbrunn (SLO) 45 Rogoza (SLO) 367, 390, 521 Rohitsch Sauerbrunn siehe Rogaška Slatina/Rohitsch Sauerbrunn Rohr (OG Ragnitz) 128, 162, 619, 621, 624, 626, 652, 653, 680 Rohrbach an der Lafnitz 766, 804 Rom/Roma (ITA) 56, 668, 684, 701, 702, 715, 733, 792, 796, 797 Roma siehe Rom/Roma Roseldorf (MG Sitzendorf an der Schmida, NÖ) 659, 665 Rosenkogel (bei Stainz) 245 Rosental an der Kainach 279 Rossbachkogel (bei Kainach bei Voitsberg) 42 Rotböden (MG Gröbming) 145, 337 Röthelstein (bei Mixnitz) 176 Röthelstein (bei Wörschach) 145, 375, 790, 791, 805, 807 Rothenthurm (OG St. Peter ob Judenburg) 492

Rothwein siehe Radvanje/Rothwein Rottenmann 55, 162, 262, 264, 279, 543, 553, 614, 691 Rudersdorf (SS Graz) 322, 360, 363, 483, 488, 489, 694 Rudna glava (SRB) 257 Rudnik (SRB) 257 Rumänien 220 Rumpelmühle (OG St. Lorenzen im Mürztal) 692 Ruše/Maria Rast (SLO) 90 Russland 171 Saaz (MG Paldau) 84, 156, 278, 484, 494, 691, 704, 747, 797, 804, 806 Saazbachtal 536, 755 Saazkogel (bei Paldau) 92, 147, 241, 246, 256, 324, 403, 469, 536, 537, 538, 539, 567, 576, 589, 625, 633, 751, 752, 753, 754, 755, 764, 765, 774 Sabatinca (röm. Straßenstation) 709 Safen 206, 736 Saggau, Saggautal 318, 403, 511, 512 Salla (MG Maria Lankowitz) 320, 726, 728 Sallaberg (OG Aigen im Ennstal) 545 Salzach 264, 682 Salzatal 45, 543 Salzberg (bei Hallstatt, OÖ) 423 Salzbergtal (bei Hallstatt, OÖ) 422, 423 Salzburg 126, 127, 610, 711, 793 Salzburg (Land) 142, 285, 331, 353, 414, 427, 430, 463, 503, 541, 612, 683 Salzkammergut 31, 86, 89, 92, 111, 144, 374, 375, 421, 455, 456, 457, 462, 478, 713 Salzofenhöhle (OG Grundlsee) 102, 118 Sandberg (bei Roseldorf, NÖ) 665 Sanneck/Žovnek (SLO) 55 Sarajewo (BIH) 86, 99 Sarvaš (HUN) 263, 267 Sauerbrunn, Schloss 714 Sauofen/Maisenbergalm (OG Obertraun, OÖ) 337 Sausal 29 Sava/Save 30, 35, 46, 219, 299, 502, 503, 606, 616 Savaria (HUN) 745, 792, 793 Savinja/Sann, Savinja-Tal/Sann-Tal (SLO) 32, 35, 45, 46, 504 Schäffern 160 Scheiben (OG St. Georgen ob Judenburg) 97, 156, 158, 333, 708, 801, 804 Scheifling 123, 710 Scherzberg (MG Maria Lankowitz) 482 Schiefer (SG Fehring) 197, 204, 205, 276 Schirka (OG Lang) 144, 164, 619, 621, 651, 695

Orts- und Personenregister

Schladming 41, 427, 428, 586 Schladminger Tauern 40 Schladnitzbach 334 Schlagritzen (OG St. Georgen ob Judenburg) 763, 764 Schlattham (OG Aigen im Ennstal) 545 Schlossberg (bei St. Lorenzen bei Knittelfeld) 552, 553, 568, 576, 615, 629 Schlosskogel (bei Preg) 389, 403, 404 Schmiedkogel siehe Kröllkogel (MG Großklein) Schneiderloch (bei Gratwein) 100, 274, 645 Schoberpass 36, 145, 711 Schöckl (bei Graz) 33, 42, 633, 716, 718, 719, 720, 721, 722, 776, 802 Schöcklkopf 719 Schöder 377, 492 Schönaich (MG Wettmannstätten) 313, 339, 481 Schönberg (OG Hengsberg) 481, 804 Schönberg an der Laßnitz (OG Hengsberg) 254, 312, 313, 339, 346, 352, 704, 756, 757, 758, 759, 796, 806 Schönberg bei Niederwölz (SG Oberwölz) 106, 157, 456, 462, 497 Schöniak siehe Ženjak/Schöniak Schöningen (DEU) 173 Schrauding (SG Frohnleiten) 106, 110, 157, 390, 611, 619, 620, 647, 648, 654, 655 Schrötten (OG Hengsberg) 346, 481, 706, 735, 800 Schubertstraße (SS Graz) 647 Schwanberg 481 Schwarzautal 189, 275, 279 Schwarze Sulm 187, 318 Schwarzenbach (SG Trieben) 142, 162, 164, 484, 485 Schwaz (T) 331 Schweiz 78, 175, 463, 607, 608 Seckauer Tauern 41 Seeboden am Millstätter See (Ktn.) 455 Seewalchen (OÖ) 89 Seggau, Schloss 51, 52, 55, 60, 61, 62, 63, 64, 66, 70, 112, 125, 138, 635, 715, 760, 796, 802, 806 Seggauberg (SG Leibnitz) 139, 160, 165, 278, 494, 495, 511, 635, 677, 690, 696, 697, 784, 797, 800, 805, 806 Semmering (OG Spital am Semmering) 491 Semriach 42, 64, 117, 124, 159, 161, 176, 184, 189, 241, 279, 800, 806 Serbien 203, 220, 263, 295, 402, 616, 687 Sinterbeckenhöhle (MG Peggau) 261 Sirmium (SRB) 728 Sittich siehe Stična/Sittich Skandinavien 78, 303

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Škocjan (SLO) 502, 598 Slawonien 266, 402, 616, 687 Slovenj Gradec/Windischgraz (SLO) 35, 72, 97, 504 Slovenska Bistrica/Windischfeistritz (SLO) 730 Slovenske gorice/Windische Bühel 24, 34, 43 Slowakei 206, 220, 261, 263, 305, 504 Slowenien 24, 28, 29, 30, 32, 37, 38, 66, 94, 110, 174, 182, 197, 200, 206, 212, 231, 232, 235, 238, 249, 254, 261, 266, 289, 293, 298, 301, 304, 307, 310, 321, 326, 359, 360, 364, 366, 367, 370, 390, 398, 411, 427, 453, 454, 476, 502, 503, 517, 518, 521, 523, 568, 597, 605, 610, 612, 619, 651, 675, 677, 680, 685, 688, 702, 703, 726 Šmihel (SLO) 502 Södingberg (OG Geistthal-Södingberg) 319, 482, 623, 625, 642, 643, 644, 695, 705, 738, 739, 740, 741, 804 Södingtal 319 Sodolek (SLO) 310, 321, 346 Sölk 165, 279, 479, 497, 801 Sölkpass 36, 145, 256, 288, 386, 421, 463, 465, 466, 467, 468, 469, 478, 628, 671, 677, 714, 716 Sölktal 726 Sommer (MG Krieglach) 486 Sopianae (HUN) 54 Sopron (HUN) 494, 517 Sormás-Török Földek (HUN) 203 Sotla 30, 46 Spabersbachgasse (SS Graz) 371, 482 Spanien 169, 170, 172, 182, 183 Spiegelkogel (bei Flamberg) 197, 207, 211, 221, 246, 265 Spielfeld (MG Straß-Spielfeld) 105, 110, 157, 378, 379, 403, 406, 493, 494, 624, 625, 634, 640, 642, 647, 676, 677, 695 Spital am Semmering 491 Spitalsgelände (MG Wagna) 137, 732, 733 Srednica (bei Ptuj/Pettau, SLO) 540, 618 St. Anna am Aigen 162, 278, 540, 691 St. Barbara im Mürztal 491 St. Dionysen (SG Bruck an der Mur) 711 St. Egidi (SG Murau) 800 St. Georgen am Kreischberg 801 St. Georgen an der Stiefing 162, 540, 652, 653, 691 St. Georgen bei Neumarkt (MG Neumarkt in der Steiermark) 710, 801 St. Georgen ob Judenburg 156, 158, 333, 485, 640, 696, 708, 709, 710, 801, 804 St. Johann am Tauern (MG Pölstal) 709 St. Johann bei Herberstein (OG Feistritztal) 52, 706, 709

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Orts- und Personenregister

St. Johann in der Haide 124, 161, 324, 483 St. Johann und Paul (SS Graz) 141, 246 St. Lambrecht 566 St. Lambrecht, Stift (MG St. Lambrecht) 75, 566 St. Leonhard (SS Graz) 64, 482, 488, 761 St. Lorenzen (MG Scheifling) 160 St. Lorenzen bei Knittelfeld (OG St. Margarethen bei Knittelfeld) 290, 292, 299, 479, 552, 553, 568, 576, 615, 629, 692, 694 St. Lorenzen im Mürztal 692 St. Lorenzen im Paltental (SG Trieben) 130, 710 St. Magdalena am Lemberg (OG Buch-St. Magdalena) 196, 207, 209, 210, 213, 215, 293, 294, 295, 297 St. Marein bei Neumarkt (MG Neumarkt in der Steiermark) 153, 333, 485 St. Marein im Mürztal 493, 692 St. Margarethen am Silberberg siehe Noreia (MG Mühlen) St. Margarethen an der Raab 157, 161, 378, 379, 380, 397, 403, 404, 406, 474, 492, 535, 691 St. Margarethen bei Knittelfeld 479, 494, 692 St. Martin im Sulmtal 85, 155, 189, 524, 525, 581, 587, 592, 605, 690, 692, 803 St. Michael in Obersteiermark 289, 290, 292, 299, 331, 479, 497 St. Nikolai im Sausal 276, 277, 481 St. Nikolai im Sölktal (OG Sölk) 165, 279, 479, 497, 801 St. Paul im Lavanttal 221 St. Paul im Lavanttal, Stift (MG St. Paul im Lavanttal, Ktn.) 94 St. Peter am Kammersberg 377, 492 St. Peter am Ottersbach 158, 233, 277, 540, 691 St. Peter im Sulmtal 318, 480, 481, 806 St. Peter in Holz (OG Lendorf, Ktn.) 703 St. Peter ob Judenburg 377, 492 St. Peter-Freienstein 164, 334, 485, 486, 492, 550, 589, 691 St. Pölten (NÖ) 302, 793 St. Radegund bei Graz 718, 802 St. Ruprecht (SG Bruck an der Mur) 704, 710 St. Stefan im Rosental 162, 275 St. Stefan ob Stainz 236, 239, 278 St. Ulrich am Waasen (MG Heiligenkreuz am Waasen) 162, 195, 197, 216, 233, 276, 629, 696 St.Veit (MG Mühlen) 492 St.Veit am Vogau (MG St.Veit i. d. Südsteiermark) 55, 717 St.Veit in der Gegend (MG Mühlen) 377, 566, 568

St.Veit in der Südsteiermark 153, 154 Stadelstein (bei Eisenerz) 31 Stadl an der Mur (OG Stadl-Predlitz) 710, 711 Stadtbergen (SG Fürstenfeld) 483, 490, 691 Stadtpark (SS Graz) 393 Stainach-Pürgg 165, 280, 491, 691, 801 Stainz 75, 84, 141, 161, 164, 236, 237, 241, 242, 244, 245, 246, 250, 257, 261, 278, 397, 402, 493, 625, 640, 641, 647, 681, 690, 695, 800, 801 Stainzer Feld 242 Stainzer Warte 242, 243 Stainztal (MG Stainz) 341 Stallhofen 52, 706, 800 Stangersdorf (OG Lang) 128, 162, 627, 655, 656, 659, 695 Stari trg/Altenmarkt (SLO) 97, 378 Steinamanger siehe Szombathely/Steinamanger Steinberg (bei Feldbach) 84, 382, 397, 403, 535 Steinbockhöhle (MG Peggau) 117, 186, 645 Steinbrück siehe Zidani most/Steinbrück Steinhaus am Semmering (OG Spital am Semmering) 376 Steinmaißspitze (bei Wildon) 105, 106, 378, 396, 404, 456, 531 Steinplan (bei Knittelfeld) 41 Steinschloss, Ruine (MG Neumarkt in der Steiermark) 566, 603 Sterglegg (MG Eibiswald) 161 Stična/Sittich (SLO) 502, 559 Stiriate (röm. Straßenstation) 710 Stocking (MG Wildon) 588, 621, 652, 693, 695 Straden 403, 494 Stradner Kirchhügel (MG Straden) 397, 403 Stradner Kogel 29 Straß-Spielfeld 157, 161, 493, 494, 695, 740 Straßegg (bei Gasen) 27 Straßen (SG Bad Aussee) 155, 164, 479, 486, 491, 495, 496, 497, 694, 801 Straßgang (SS Graz) 55, 622, 806 Straubing (DEU) 265 Strettweg (SG Judenburg) 72, 73, 76, 82, 100, 135, 136, 290, 292, 299, 326, 332, 333, 335, 365, 366, 405, 503, 506, 530, 541, 546, 552, 553, 554, 555, 556, 557, 558, 560, 562, 563, 564, 565, 568, 575, 585, 586, 589, 590, 592, 596, 597, 598, 604, 605, 606, 607, 612, 614, 628, 659 Stubalpe 36, 43 Stubenberg 161, 494, 497, 692, 765, 766, 800, 804 Südoststeiermark (Bezirk) 153, 155, 156, 157, 158, 160, 161, 162, 163, 164, 165, 275, 276, 277, 278,

Orts- und Personenregister

479, 482, 483, 484, 488, 490, 492, 493, 494, 495, 496, 690, 691, 693, 695, 801, 802, 804, 805 Südtirol 287, 418, 463, 475 Sugaritzwald 75 Sulm, Sulmtal 61, 64, 85, 308, 317, 318, 340, 403, 503, 511, 512, 517, 524, 569, 570, 635, 730, 784 Surontio (röm. Straßenstation) 709, 710 Süttő (HUN) 504, 506 Sveta Lucija (ob Soči)/Santa Lucia (di Tolmino) (SLO) 502 Százhalombatta (HUN) 504 Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb (HUN) 203 Szombathely/Steinamanger (HUN) 681, 686, 689, 745, 792 Takern II (OG St. Margarethen an der Raab 492, 691 Tamsweg (Sbg.) 711 Tarquinia (ITA) 605 Tartusanis (röm. Straßenstation) 710 Taubenkar (MG Gröbming) 337 Tauchendorf (MG Neumarkt in der Steiermark) 566, 568, 576 Tauplitz (MG Bad Mitterndorf) 117, 159, 184, 185, 189 Technikerstraße (SS Graz) 371, 482 Teigitsch 403 Tergeste (ITA) 54 Tesserriegel (bei Leibnitz) 186, 256 Teufelsgraben 51, 797 Teufenbach (OG Teufenbach-Katsch) 566 Teufenbach-Katsch 157, 158, 492, 800, 801 Teurnia (Ktn.) 703, 711, 794, 797 Thal 84 Thalerhof (MG Kalsdorf bei Graz) 108, 109, 110, 126, 156, 158, 705, 742, 743, 749, 804 Thalheim (MG Pöls-Oberkurzheim) 279, 801 Thalheim, Schloss 714 Thallein (SG Voitsberg) 696 Thannhausen 484 Thannhausen, Schloss 802 Thondorf (SS Graz) 372, 622 Tiefkar (MG Gröbming) 335, 337, 338 Tieschen 105, 110, 123, 126, 129, 157, 160, 161, 287, 325, 378, 379, 380, 382, 397, 398, 399, 400, 403, 405, 406, 418, 419, 479, 493, 494, 535, 616, 624, 629, 640, 647, 681, 686, 690, 771, 772, 773, 805 Tillmitsch 51, 116, 118, 123, 151, 159, 160, 451, 496, 806 Tirol 142, 285, 287, 331, 414, 418, 427, 430, 463, 475, 610, 683

891

Töfferlegg (bei Gnas) 29 Tolmin (SLO) 502 Totes Gebirge 102 Tótok-Hügel (bei Vörs, HUN) 293 Traboch 485 Tratten (SG Murau) 333, 485 Traun 34, 458 Trautenfels (MG Stainach-Pürgg) 265 Trautmannsdorf (OG Bad Gleichenberg) 202, 203, 207 Trbovlje/Trifail (SLO) 46 Trentino/Trento (ITA) 475 Trento siehe Trentino/Trento Trieben 142, 162, 164, 326, 331, 484, 485, 709, 710 Triebendorf (SG Murau) 64 Triest/Trieste (ITA) 54 Trieste siehe Triest/Trieste Triesterstraße (SS Graz) 322, 371, 372 Trifail siehe Trbovlje/Trifail Trnovo (SLO) 502 Trofaiach 41, 140, 161, 164, 335, 376, 381, 382, 389, 403, 404, 409, 419, 420, 428, 475, 478, 494, 541, 550, 567, 576, 579, 589, 607, 691 Trofeng (SG Eisenerz) 159 Trog (MG Stainz) 801 Tropfsteinhöhle (SG Frohnleiten) 117, 139, 186, 189 Trössing (MG Gnas) 67, 366, 371, 429, 456, 488, 495 Tschechien 182, 183, 263 Tschoneggerfranzl (MG Großklein) 510, 513, 517, 518, 529, 590, 594 Tschoneggerkogel (MG Großklein) 518, 529 Tschoneggerwald (MG Großklein) 529 Tüffer siehe Laško/Tüffer Tunnelhöhle (SG Frohnleiten) 117, 139, 176, 186, 727 Tupaliče pri Preddvoru (SLO) 502 Turje (SLO) 45 Türkei 148 Turmbauerkogel (MG Eibiswald) 125 Turnišče (SLO) 241, 251 Ukraine 115 Ulm (DEU) 57 Ulrichsberg, -kogel (bei Rein) 211, 227 Ungarn 33, 56, 117, 197, 200, 202, 203, 206, 220, 231, 235, 238, 249, 254, 262, 263, 266, 285, 288, 289, 293, 294, 298, 301, 306, 307, 310, 326, 360, 366, 368, 397, 502, 504, 505, 517, 518, 610, 618, 619, 703, 708 Unterbergla (MG Groß St. Florian) 315, 316, 481 Unterdrauburg siehe Dravograd/Unterdrauburg

892

Orts- und Personenregister

Unterhaus (MG Wildon) 141, 157, 162, 164, 276, 278, 287, 384, 396, 418, 430, 444, 445, 446, 448, 451, 474, 475, 476, 479, 490, 492, 496, 497, 531, 588, 690 Unterkainisch (SG Bad Aussee) 86, 374 Unterlamm (OG Unterlamm) 212, 276 Unterpremstätten (MG Unterpremstätten-Zettling) 322, 373, 385, 483, 490, 493, 617 Unterpremstätten-Zettling 483, 490, 493, 694 Unterzeiring (MG Pöls-Oberkurzheim) 696 Unzmarkt-Frauenburg 97, 807 Urlas (OG Kirchberg an der Raab) 539, 589 Uršlja gora/Ursulaberg (SLO) 35 Ursulaberg siehe Uršlja gora/Ursulaberg Uttendorf (Sbg.) 503, 541 Vače (SLO) 502 Valeria 54 Varaždin (HR) 254, 681, 686 Vaskeresztes (HUN) 559 Vasoldsberg 75 Velem-Sentvid (HUN) 429, 469, 494 Velenje/Wöllan 37 Verucchio (ITA) 598 Villach (Ktn.) 728 Vinkovci (HR) 203, 267 Virunum (Ktn.) 683, 702, 703, 709, 711, 729, 730, 749, 793, 794, 797, 798 Viscellis (röm. Straßenstation) 710 Vochera an der Laßnitz (MG Groß St. Florian) 84 Vocherabachtal 242 Voitsberg 256, 272, 320, 622, 640, 696, 738 Voitsberg (Bezirk) 141, 152, 157, 160, 161, 189, 278, 279, 480, 482, 490, 494, 694, 695, 696, 800, 802, 804, 807 Völkermarkt (Ktn.) 554 Vorarlberg 418, 463 Vordernberg 108, 158, 334, 486 Vordernbergerbachtal 334 Vörs (HUN) 293 Vorwald (OG Wald am Schoberpass) 326, 331, 332, 333, 352, 365, 367, 488 Vučedol (HR) 203, 263, 267, 268, 269, 270, 273, 296 Vukovar (HR) 267 Waasen (SG Leoben) 55, 492 Wachtberg (bei Krems an der Donau, NÖ) 183 Wagna 63, 64, 70, 98, 116, 121, 124, 137, 138, 139, 149, 152, 154, 156, 159, 160, 163, 490, 719, 730, 793, 800, 803

Wagnitz (OG Feldkirchen bei Graz) 575 Wagram (SS Graz) 322, 372 Waisenberg (SG Völkermarkt, Ktn.) 554 Wald am Schoberpass 326, 331, 333, 352, 365, 484 Waldstein (MG Deutschfeistritz) 55, 385, 454, 456, 496 Waltersdorf (MG Bad Waltersdorf) 804 Waltersdorf (SG Judenburg) 153, 163, 207, 276, 333, 479, 485, 486, 554, 564, 565, 590, 691, 692 Waltra (MG St. Anna am Aigen) 162 Waltrahöhle (bei Jamm) 239, 240, 241, 248 Wartberg im Mürztal (MG St. Barbara im Mürztal) 376, 491 Wartenstein (bei Ligist) 262, 264, 265, 266 Webling (SS Graz) 156 Wehringen (DEU) 477 Weinebene 43 Weinitzen 158 Weinzettl (MG Dobl) 67 Weißkirchen in Steiermark 55, 276, 479, 485, 694 Weitendorf (MG Wildon) 107, 141, 158, 197, 207, 218, 219, 231, 257, 276, 310, 311, 312, 346, 351, 481, 530 Weites Maul/Glasererlucken (MG Peggau) 101 Weiz 33, 61, 64, 126, 129, 137, 147, 325, 363, 373, 379, 380, 385, 397, 402, 403, 404, 457, 490, 567, 615, 616, 622, 623, 624, 633, 634, 642 Weiz (Bezirk) 152, 157, 158, 160, 161, 165, 484, 490, 492, 494, 496, 497, 691, 692, 695, 800, 803, 804 Wels (OÖ) 793 Wettmannstätten 313, 339, 486, 622, 640, 695, 804 Wetzelsdorf (SS Graz) 107, 158, 164, 278, 321, 482, 619, 620, 652, 654, 655, 695 Wetzelsdorf in der Weststeiermark (MG Stainz) 236, 278, 384, 385, 493, 532, 533, 536, 588, 607, 690 Wieden (OG St. Peter im Sulmtal) 806 Wien 35, 39, 54, 59, 61, 62, 67, 68, 74, 79, 80, 82, 86, 89, 93, 102, 110, 115, 124, 126, 128, 142, 143, 147, 151, 223, 227, 231, 246, 307, 324, 325, 354, 378, 380, 382, 422, 512, 536, 642, 753, 767, 775 Wies 85, 503, 512 Wiesenkaiser (MG Großklein) 509, 510, 529, 587 Wildbad Einöd (MG Neumarkt in der Steiermark) 108, 710 Wildon 55, 64, 84, 104, 105, 106, 107, 128, 141, 151, 157, 158, 162, 164, 195, 197, 198, 199, 208, 211, 218, 221, 237, 257, 272, 276, 278, 287, 304, 307, 309, 360, 373, 378, 384, 396, 406, 418, 430, 435, 437, 440, 443, 444, 445, 446, 448, 451, 456, 474, 475, 476, 479, 481, 483, 490, 492, 493, 496, 497,

Orts- und Personenregister

506, 529, 530, 531, 532, 588, 593, 604, 606, 652, 690, 693, 695 Wildon, Schloss 141 Wildoner Buchkogel 104, 105, 106, 128, 198, 199, 237, 321, 323, 378, 396, 403, 404, 406, 443, 457, 531, 535, 588 Wildoner Schlossberg 129, 140, 195, 197, 198, 199, 200, 201, 207, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 232, 233, 235, 246, 247, 250, 251, 262, 263, 266, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 289, 290, 292, 293, 297, 298, 299, 300, 301, 304, 321, 323, 334, 340, 366, 373, 381, 384, 386, 387, 396, 403, 404, 414, 429, 437, 444, 475, 531, 532, 535, 552, 567, 588, 606, 625, 640, 655 Willendorf (MG Aggsbach, NÖ) 183 Windhof (MG Semriach) 159 Windische Bühel siehe Slovenske gorice/Windische Bühel Windischfeistritz siehe Slovenska Bistrica/Windischfeistritz Windischgraz siehe Slovenj Gradec/Windischgraz Winkl (SG Kapfenberg) 497 Winklern bei Oberwölz (SG Oberwölz) 333, 377, 485, 492 Wippelsach (MG Großklein) 64 Wohlsdorf (MG Wettmannstätten) 140, 313, 339, 340, 341, 342, 343, 344, 345, 346, 347, 349, 352, 353, 354, 355, 481, 486, 622, 695

893

Wolfsberg im Schwarzautal (MG Schwarzautal) 189, 194, 197, 275, 279, 480 Wöllan siehe Velenje/Wöllan Wörschach 94, 106, 107, 128, 145, 157, 162, 165, 286, 375, 382, 384, 386, 387, 388, 414, 429, 430, 432, 433, 448, 449, 452, 457, 479, 491, 497, 790, 791, 805, 807 Wotsch siehe Boč/Wotsch Wundschuh 129, 162 Za Raščico (bei Murska Sobota, SLO) 294 Založnica (bei Ljubljana/Laibach, SLO) 294 Zeierling (MG Frauental an der Laßnitz) 312, 317, 481 Zeltweg 614 Ženjak/Schöniak (SLO) 680 Zetzberg (bei Weiz) 325, 363 Zidani most/Steinbrück (SLO) 35 Zigeunerhöhle (bei Gratkorn) 187, 188 Zigeunerloch/-höhle (MG Gratkorn) 101, 140, 188 Zigöllerkogel (SG Köflach) 117, 186 Zinkenkogel (bei Bad Aussee) 458 Zollfeld (Ktn.) 710, 793 Žovnek siehe Sanneck/Žovnek Zuckenhut (bei Kobenz) 546, 553, 568 Zvonimirovo (HR) 685 Zwaring (MG Dobl-Zwaring) 158

894

Orts- und Personenregister

Personenregister Abel, Othenio 102 Ableitinger, Alfred 47 Adiatullus 723 Adnamatus 724 Adtressa 723 Albrecht VI. (Herzog von Österreich) 53 Amantius, Bartholomeus 57, 58 Antoninus Pius (röm. Kaiser) 56, 721 Apianus, Petrus 55, 57, 58 Appian 684 Arco, Adam, Graf von 60 Ariovist 684 Artner, Wolfgang 141, 233, 242, 243, 244, 251, 272, 321, 322, 325, 371, 510, 525, 544, 546, 548, 549, 587, 589, 612, 613, 641 Aschauer, Joseph, Edler von 64 Atilia 707, 801 Attems, Edmund, Graf von 99 Attii (Familie) 802 Augustus (röm. Kaiser) 54, 683, 792, 805 Aurelius Salvianus, Marcus 806 Balanos (kelt. König) 684 Bartl, Thomas 382 Bätzing, Werner 23, 47 Baur, Christoph 242, 640, 681 Bellitti, Federico 325, 632 Bernhard, Andreas 144, 242, 243, 309, 318, 339, 355, 384, 449, 510, 532, 533, 573, 574, 607, 618, 622 Bleibinhaus, Florian 719 Bock, Hermann 117, 118, 177 Borstnik, Johann 81, 105, 154 Božić, Dragan 616, 619, 654 Brandl, Michael 204, 210, 255 Brassicanus, Johann Alexander 58 Braun, Anton 71 Buchsbaum, Herbert 124 Buck, Dietmar-Wilfried R. 418, 419 Budinsky, Gustav 91, 92, 95 Burböck, Odo 119, 121, 126, 127, 128, 131, 135, 332, 379, 384, 513 Burger, Ingrid 264, 296 Caesar siehe Iulius Caesar, Gaius Caesar, Aquilinus Julius 60, 61 Cantia Bonia 761 Cantia Boniata 761 Cantius Secundus, Lucius 64, 761 Capitonia Iulia 765

Caracalla (röm. Kaiser) 721, 724, 733 Carinus (röm. Kaiser) 721 Cassius Fortunatus, Caius 781, 782 Cassius Longinus, Gaius 683 Cech, Brigitte 145 Čede, Peter 47 Cellarius, Christophorus 58 Censorina 765 Christandl, Günter 421 Christoph (von Ingolstadt) 57 Cincibilus (kelt. König) 58, 683 Claudius (röm. Kaiser) 702, 723, 792, 793 Collis, John 637 Constans (röm. Kaiser) 721 Constantius II. (röm. Kaiser) 722 Crispa 765 Cuntz, Otto 88, 92, 111 Cuspinian, Johannes 58 Damm,Veronika 47 Darwin, Charles 78 Decrignis, Wilhelm 561 Dembski, Günther 678 Désor, Emile 608 Dežman, Karl 267 Diez, Erna 112, 125, 133, 146 Dimitrijević, Stojan 232, 240, 248 Diokletian (röm. Kaiser) 54, 793, 794, 798 Dobesch, Gerhard 610 Dobiat, Claus 127, 379, 380, 407, 503, 506, 513, 514, 573, 581, 587, 589, 590 Domitian (röm. Kaiser) 718, 722 Drusus 792, 805 Dular, Janez 307, 370, 477, 485, 607 Durman, Aleksandar 267, 268 Dworschak, Johannes 84, 767 Eberhart, Alois 105, 399, 772, 773 Ecker-Eckhofen jun., Helmut 128 Ecker-Eckhofen sen., Helmut 128 Egg, Markus 136, 506, 509, 589, 602 Ehrenreich, Sigrid 322, 718 Eibner, Alexandrine 124 Eibner, Clemens 124, 130, 142, 264, 326, 543, 614 Einwögerer, Thomas 272 Ellison, Friedrich, Edler von Nidlef 107 Engelhardt, Bernd 265 Erath, Gabriele siehe Koiner, Gabriele

Orts- und Personenregister

Erhart, Michael 57 Esterl, Kurt 143 Fauster, Franz 84 Felgenhauer, Fritz 124, 125, 775 Feltl, Johann 67 Feninger, Ignaz 63, 64 Ferk, Franz 81, 90, 561 Fiala, Karl 97 Fischbach, Otto 91, 92 Fladerer, Florian A. 140 Fleck, Dieter 47 Flinders Petrie, William Matthew 93 Franz Ferdinand (Erzherzog von Österreich-Este) 99 Franz (II.)/I. (Kaiser von Österreich) 62 Franz Joseph I. (Kaiser von Österreich) 87 Freudenthaler, Josef 128 Frey, Otto-Herman 127, 380, 407, 513, 581, 618 Friedrich II. (Graf von Cilli) 53 Friedrich III. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 53, 54, 55 Friedrich V. (Herzog) siehe Friedrich III. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) Fuchs, Gerald 99, 126, 132, 133, 139, 140, 218, 307, 313, 315, 316, 319, 320, 322, 333, 340, 352, 355, 381, 382, 383, 384, 390, 409, 532, 550, 588, 607, 623, 627, 656, 718 Fuchsmagen, Johann 55 Fuhlrott, Johann Carl 78 Fürnholzer, Jörg 142 Gabrovec, Stane 370, 381, 502, 503, 688 Gaisberger, Karl 144 Galerius (röm. Kaiser) 733 Galik, Alfred 420 Gasteiner, Johann, vlg. Griesmeier 129 Geigenberger, Nadine 382 Genta, Josef 106 Gentilis 765 Gerstinger, Hans 125 Gleirscher, Paul 195, 205, 211, 384, 427, 445, 478, 503, 531, 532, 550, 590, 694 Grabherr, Gerald 147 Gräf, Walter 140 Grasmuck, Hans 102 Grebenz,Vinzenz 520 Grewenig, Meinrad Maria 682 Grill, Christoph 140, 197, 199, 233, 277, 289, 645, 646, 661 Grimm, Ludwig 108

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Groh, Stefan 137, 138, 139, 319, 637, 646, 666, 667, 668, 803 Grubinger, Marianne 107, 108, 110, 111, 113, 119, 438, 530, 620 Gruter, Janus 60 Grzywacz, Lukasz 316 Gurlitt, Wilhelm 88, 91, 92, 111 Guštin, Mitja 619, 682, 694 Gutjahr, Christoph 141, 146, 308, 320, 323, 357, 358, 384, 388, 396, 444, 448, 530, 531 Gutscher, Johann 92 Haas, Karl 76 Hack, Silvia 510 Haidinger, Wilhelm von 67, 89, 182 Haid, Wolfgang 128 Hammer-Purgstall, Caroline, Gräfin von 67 Hampel, Ulrike 506, 525, 588 Hansen, Leif 510 Hansen, Svend 218, 219 Harb, Kaspar 66, 71 Hartig, Franz de Paula, Graf von 65 Heberdey, Rudolf 111 Hebert, Bernhard 47, 132, 133, 142, 145, 146, 264, 307, 316, 319, 380, 382, 383, 384, 386, 407, 409, 410, 421, 445, 446, 449, 465, 466, 467, 469, 471, 524, 541, 544, 550, 569, 572, 607, 637, 642, 644, 661, 767 Heider, Moriz 84 Hesse, Robert 124 Heymans, Hannes 146, 317, 383, 394, 411, 412, 436 Hilber,Vinzenz 100, 101, 274 Hildebrand, Hans 78, 608 Hinker, Christoph 656, 657 Hödl, Bonaventura Constantin 65 Hoernes, Moriz 93 Hoernes, Rudolf 88, 90 Hofer, Konrad 117 Hofrichter, Josef Carl 72, 75 Högl-Schmidt, Wilma 141 Hold, Josefine 84 Horváth, László András 262 Huber, Johann 141 Hudeczek, Erich 119, 121, 122, 123, 125, 128, 131, 133, 135, 137, 139, 143 Hundt, Hans Jürgen 128 Illek, Rudolf 143, 296, 550 Iulia Flavina 781, 782 Iulius Caesar, Gaius 644, 683, 684

896

Orts- und Personenregister

Jeitler, Markus 632, 641 Jilg, Ernest 325, 354 Johann (Erzherzog von Österreich) 62, 63, 64, 65, 70, 75, 77 Jontes, Günther 128 Joseph II. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 61, 62 Kada, Klaus 766 Kalicz, Nandor 232 Karajan, Max von 80 Karl, Erzherzog von Innerösterreich 59 Karl V. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 58 Karl VI. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 54 Karner, Joseph 75 Kavur, Boris 618, 682 Kenda, Siegfried 110 Kerman, Branko 251 Kindermann, Joseph Carl 61 Klemm, Susanne 142, 326, 331 Klingenberg, Heinrich 126 Kloiber, Ämilian 127 Knabl, Richard 70, 71, 72, 74, 90, 730 Kodermann, Cölestin 75 Koiner, Gabriele 143, 146 Kojalek, Kurt 124, 143 Kokalj, Anton 84 Kollarz, Thomas 71 Kolleritsch, Josef 105, 399 König, Margarethe 579 Konstantin (der Große) (röm. Kaiser) 794, 798 Körber, Otto 102 Korošec, Josip 232 Kossinna, Gustaf 94 Kramer, Diether 119, 124, 126, 127, 128, 129, 133, 135, 136, 140, 141, 194, 195, 197, 198, 199, 206, 219, 232, 253, 258, 267, 289, 321, 322, 332, 371, 376, 378, 379, 380, 381, 382, 384, 387, 399, 400, 406, 407, 418, 419, 444, 506, 513, 521, 602, 611, 640, 642, 655, 773 Kramer, Margret 384, 406, 445, 474, 476, 477, 531, 611, 612, 620, 621, 631, 632, 644, 655 Krämer, Werner 432 Krautgasser, Johann 75 Krebernik, Reinhard 143 Krebs, Norbert 34 Kritasirus (Anführer der Taurisker) 684 Krones, Franz 88 Kropsch, Albert 75 Kusch, Heinrich 140 Kyrle, Georg 102

Lange, Hans 84 Lantos, Titus 137 Lasnik, Ernst 141 Lazius, Wolfgang 58, 59, 60 Lehner, Manfred 146, 147 Leitner, Juliana von 63 Lejars, Thierry 618 Lenneis, Eva 195 Leopold I. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 58 Libby, Willard Frank 114 Liebich, Johann 92 Linder, Margit 272 Lippert, Andreas 147, 246, 307, 325, 354, 378, 379, 382, 383, 385, 494, 536, 537, 541, 753 Livius 683, 684 Lochner, Michaela 324 Lorenz, Hanns-Thuri 132, 146, 147, 642 Lubbock, John 78 Lubšina Tušek, Marija 618 Luschin von Ebengreuth, Arnold 88, 91, 92 Lyells, Charles 78 Macher Mathias 75 Mandell, Ludwig, Freiherr von 67 Mandl, Franz 145, 335, 337, 352, 426, 466, 543 Mandl, Herta 466 Mandl, Maria 316, 466 Maria Carolina, Herzogin von Berry 75 Mark Aurel (röm. Kaiser) 795 Markianos (oström. Kaiser) 734 Maurin,Viktor 116, 117 Maximian (röm. Kaiser) 721 Maximilian I. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 55, 56, 57, 75 Maximinus Daia (röm. Kaiser) 718 Mayer, Christian 589 Mayer, Egon 143 Mayer, Eugen F. 375 Mayer, Karl Wilhelm 61 Megiser, Hieronymus 59 Meixner, Anton 81, 92, 105 Mele, Marko 127, 135, 136, 640 Mell, Richard 95, 97 Melly, Eduard 76 Menghin, Oswald 105 Merhart, Gero von 547 Modl, Daniel 145, 421, 428, 429, 471, 472 Modrijan, Walter 110, 113, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 132, 133, 136, 150, 194, 206, 321, 322, 333, 371, 378,

Orts- und Personenregister

379, 380, 381, 383, 384, 399, 400, 402, 406, 407, 414, 431, 432, 446, 462, 513, 543, 546, 547, 581, 589, 613, 621, 640, 667, 744, 773, 777, 779 Mohr, Hannes 274 Mommsen, Theodor 55 Montelius, Oscar 78 Moosleitner, Fritz 127 Mortillet, Gabriel de 78 Mottl, Maria 116, 117, 118, 176, 177, 186 Muchar, Albert von 64, 65, 70 Mulej, Walter 143 Müller-Karpe, Hermann 114, 369, 432, 478 Müllner, Alfons 90 Munatius Sulla Cerialis, Marcus 806 Murban, Karl 117 Nammonius Mussa 760 Nedelko, N. 482 Neher, Emil 84 Ne˘mejcová-Pavúková,Vera 263 Nero (röm. Kaiser) 793 Neugebauer-Maresch, Christine 195, 217 Obereder, Jörg 129, 194, 195, 199, 200, 201, 210, 233, 240, 253, 254, 257, 258, 260, 289, 296, 382, 550, 607 Octavian siehe Augustus (röm. Kaiser) Ogrin, Darko 30 Osterhaus, Udo 613 Otto II. (Kaiser, Heiliges Römisches Reich) 51 Ottokar II. Přemysl 58 Pachler, Georg 139 Papirius Carbo, Gnaeus 684 Pare, Christopher F. E. 370, 539 Parzinger, Hermann 262 Paulsen, Rudolf 112 Pavúk, Juraj 231 Peinthor, Joseph 61 Peitler, Karl 135 Penz, Martin 197, 324, 382 Peters, Carl Ferdinand 89 Peters, Joris 380, 420, 421 Peutinger, Konrad 55, 56, 58 Pfeffer, Ferdinand 72, 561 Philippus Arabs (röm. Kaiser) 722 Phlarn, Hans 57 Piccolomini, Eneas Silvius siehe Pius II., Papst Pichler, Franz 107, 110, 111 Pichler, Friedrich (Fritz) 80, 81, 82, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92

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Pichl und Gamsenfels, Carl Vinzenz, Ritter von 75 Pickl, Othmar 47 Pitter, Rupert 107 Pittioni, Richard 101, 105, 128, 129, 194, 232, 240, 378, 379, 406, 503, 512, 631 Pius II., Papst 53 Pleschner von Eichstett, Eduard 91 Plinius d. Ä. 684, 730, 793 Pochmarski, Erwin 146, 147, 315, 325, 354, 480 Pococke, Richard 60 Polheim, Karl 112 Popovtschak, Michaela 579, 646 Porod, Barbara 135, 137 Post, Anton 105 Praher, Gudrun 623 Prassl, Johann 203 Pratobevera, Eduard 73, 74, 76 Prechler, Joseph 61 Preßlinger, Hubert 130, 264, 614 Preuschen, Ernst 129, 130 Primas, Margarita 432 Primigenius 802 Prüssing, Gerlinde 432 Prygl, Augustin 55, 56 siehe Tyfernus, Augustinus Ptolemaios, Claudios 683, 801 Pucks, Karl 107 Puhm, Alexandra 137, 143 Quillfeldt, Ingeborg von 432 Raab, Michael 524, 573 Radimský, Wenzel/Václav 85, 86, 97, 512, 513, 587 Radl, Josef 107, 108 Ramsauer, Georg 73 Rauber, Christoph 55 Rauscher, Wilhelm 91, 92, 95 Reinecke, Paul 93, 284, 285, 290, 369, 608 Reinerth, Hans 94, 112, 115 Reinesius, Thomas 60 Reiterer, Bruno 127 Renhart, Silvia 433, 444 Rennert, Julius 82 Repolust, Anton 177 Říhovský, Jiří 435, 469 Robitsch, Mat(t)hias 72, 73, 561, 597 Rohrer, Hans 108 Roscher, Martina 141 Roth, Paul Werner 119, 129 Ruttkay, Elisabeth 195, 201, 216, 232, 233, 236, 241, 250, 253, 272

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Orts- und Personenregister

Sabinus Masculus 65 Sacretius Priscus, Sextus 765 Samonig, Bertram 232, 250 Sankot, Pavel 613 Saria, Balduin 111, 112, 113 Saturnus 68 Šavel, Irena 307 Schachermeyr, Fritz 113 Schachinger, Ursula 676 Scheiger, Josef 74, 75, 76 Schenkl, Karl 80 Scherrer, Peter 146 Schliemann, Heinrich 79 Schmid, Robert R. 267 Schmid, Walter 94, 95, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 115, 116, 117, 118, 119, 121, 122, 125, 126, 128, 130, 133, 176, 188, 198, 377, 378, 379, 383, 396, 399, 400, 401, 405, 406, 430, 431, 513, 514, 520, 521, 531, 620, 621, 631, 640, 642, 731 Schmit, Karl, Ritter von Tavera 76 Schober, Arnold 111, 112, 113, 125 Schörgendorfer, August 112, 125 Schrader, Hans 111 Schrei, Johann 92, 522 Schrettle, Bernhard 139, 207, 319 Schrott von Kindberg, Johann Friedrich 58, 59 Schuchhardt, Carl 93 Schulze, Franz Eilhard 88 Schuster, Wilhelm 111 Schwarz, Gerda 146 Schweighofer, Richard 105 Sedlmayer, Helga 637, 657, 667, 668 Semetkowski, Walter von 111 Sempronius Secundinus, Gaius 806 Sempronius Summinus 64 Septimius Severus (röm. Kaiser) 724, 733 Severin (Heiliger) 795 Simmler, Johannes 105 Slonek, Walter 582 Smeritschnigg, Sepp 107 Smolnik, Regina 380, 420, 506, 514 Sperl, Gerhard 130 Sperl, Josef 111 Stadlober, Josef 143 Staudinger, Eduard 121 Stefan, Friedrich 113 Steffan, Anton 143, 144 Steffan, Günther 143 Steigberger, Eva 142

Steinbüchel von Rheinwall, Anton 66 Steinklauber, Ulla 121, 133, 135, 137, 139, 146, 150, 543, 636 Stering, Marcel 320 Stikas, Hans-Peter 419 Stöllner, Thomas 682 Strabo 683, 684 Swoboda, Erich 125 Szabó, Miklós 618 Szombathy, Josef 86, 512 Tauber, Hans 84 Tecco Hvala, Sneža 307, 607 Teppner, Wilfried 101, 188 Teržan, Biba 381, 463, 474, 503, 506, 592, 593, 599 Thanheiser, Ursula 419 Theodosius (röm. Kaiser) 782 Thinnfeld, Ferdinand, Freiherr von 67, 89, 182 Thinnfeld, Francisca (= Fanny), Baronin von 89 Thomanitsch, Josef 107 Thomsen, Christian Jürgensen 69, 70, 73, 283 Tiberius (röm. Kaiser) 792, 793, 805 Tiefengraber, Georg 136, 140, 146, 196, 211, 293, 307, 383, 410 Tiefengraber, Susanne 136, 143, 553, 554, 556, 561, 566, 576, 577, 597, 600, 615, 640, 753, 773 Tischler, Otto 608 Titus (röm. Kaiser) 721, 722, 793 Toldt jun., Karl 84 Tomaschek, Karl 80 Tomedi, Gerhard 136, 147 Trampuž-Orel, Neva 427 Tsironi, Stella 207 Tugentlich, Balthasar 57 Turk, Peter 453, 454 Tyfernus, Augustinus 55 Unger, Ferdinand 67, 75 Unger, Franz 67, 89 Urban, Otto H. 124, 147, 380, 642 Vahlkampf, Guido 264, 266 Valerian (röm. Kaiser) 721 Varius Clemens, Titus 54, 55, 59, 60 Veleius Paterculus 684, 685 Velušček, Anton 262, 263 Vespasian (röm. Kaiser) 730, 793 Vibenius 724 Vindilla 723 Vindo 723

Orts- und Personenregister

Virchow, Rudolf 78 Voccio (kelt. König) 684 Wagner, Jasmine 566, 692 Wakonigg, Herwig 30, 47 Walach, Georg 130 Wartinger, Joseph 63, 64, 66, 70 Wedenig, Reinhold 143, 145, 331, 503 Weihs, Andreas 510 Weinhold, Karl 74 Werle, Anton 67 Wickenburg, Mathias Constantin, Graf von 67, 68, 75 Wiedner, Josef 105, 399, 401, 772, 773, 775

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Wilding, Julia 218 Willvonseder, Kurt 111 Wimmer, Josef 100 Windholz-Konrad, Maria 145, 374, 385, 386, 388, 432, 433, 455 Winkler Hermaden, Arthur 124 Winter, Franz 111 Worsaae, Jens Jacob 69, 70, 73 Wurmbrand-Stuppach, Ladislaus Gundaker, Graf von 88, 89, 90, 91, 176 Zahn, Joseph Georg 76, 77, 92 Zeilinger, Konrad 118, 119, 611, 621

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