Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz: Egyptological Studies for Regine Schulz 9783963270840, 3963270845

Die Festschrift für die Ägyptologin Regine Schulz, Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums (Hildesheim), versammelt

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German Pages 386 [387]

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Table of contents :
Umschlag
Titelseite
Inhalt
Vorwort
Tabula Gratulatoria
Bibliographie Regine Schulz
Bárta: Archaeology of New Religious Thought in Old Kingdom Egypt: Statues in Burial Chambers in Abusir
Bayer: „Ohne Mammon kein Amon“: Die Figur des Hildesheimer Amun PM 4553
Bernhauer: Gedankenspiele zu den Stelophoren des Neuen Reichs
Brandl: Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“
Bryan: A Newly Joined Example from the Statue Cult of Amenhotep III
Burkard: Drei Bruchstücke von Götterhymnen: Die Ostraka Berlin P 11293 AS, P 14202 VS und P 14263 VS
Davies: Ahmose, Son of Ahmose, Scribe and Mayor of Sai
Eaton-Krauss: A Silk Purse?
Eldamaty: Child Statue of Ramses II from Arab Al-Hisn
El-Saddik: Colours of Ancient Egypt – An Educational Exhibition at the Egyptian Museum, Cairo
Franzmeier: Eine blaue Schönheit: Ein ungewöhnlicher Kelch aus der Ramsesstadt
Grimm: Ein Wiedergänger aus Roseneggers Garten: Eine ›Bürglstein‹-Fälschung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München
Grimm-Stadelmann: „... und mischt darein das Aug des Wiedehopfs ...“: Merkwürdige Rezepturen und ihre byzantinische Kontextualisierung
Hannig / Köp-Junk / Rutica: Aspekte der pharaonischen Musik: Stimme, Musiker und Aufführungspraxis von Debeheni bis zu den altägyptischen Liebesliedern
Hawass: Excavation in the West Valley of the Kings: Findings of Season 3
Hill / Schorsch: A Bird in Hand: the Miho God Reassessed
Hoffmann: Einige Beobachtungen zur Rückenschutzformel
Ikram: An Epistolary Footnote: Howard Carter, Saleh Hamdi Bey, and Tutankhamun’s Mummy
Jasnow: A Sadly Neglected Demotic Graffito from Western Thebes (Černý-Sadek Graffito 3434)
Johnson: A Corpus of Amarna Talatat Blocks that depict a Royal Daughter / Royal Wife
Kessler: Die Neue-Reichs-Institution des Mnevisgottes in Heliopolis, ihre Theologie und ihr Personal
Lacovara: A Swimming Girl Spoon from Sheikh Farag
Pieke: ‚Diener seines Herrn‘: Zum Kuboid des Amenemhat in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Raven: More Women’s Beds from Deir el-Medina
Satzinger: Unimembral Nominal Sentence in Late Egyptian
Teeter: A “New” Stela of the Vizier To (Chicago OIM E14655)
Ullmann: Re-Harachte und Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel;mit einem Beitrag zur Bedeutung des widdergestaltigen Amun
Verbovsek: Fayence-Kopfbedeckungen königlicher und göttlicherKompositstatuetten aus Pi-Ramesse
Wimmer : Von Königin Nitokris bis zur Königin von Saba
Tafeln
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Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz: Egyptological Studies for Regine Schulz
 9783963270840, 3963270845

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Ägypten und altes TestamenT 97 ÄAT 97 Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz

www.zaphon.de

Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz Herausgegeben von Martina Ullmann, Gabriele Pieke, Friedhelm Hoffmann und Christian Bayer, unter Mitarbeit von Sara Gebhardt Zaphon

ÄAT-97-FS-Schulz-Cover.indd 1

02.11.2021 11:01:37

Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz

Herausgegeben von Martina Ullmann, Gabriele Pieke, Friedhelm Hoffmann und Christian Bayer, unter Mitarbeit von Sara Gebhardt

ÄGYPTEN UND ALTES TESTAMENT Studien zu Geschichte, Kultur und Religion Ägyptens und des Alten Testaments

Band 97

Gegründet von Manfred Görg Herausgegeben von Stefan Jakob Wimmer und Wolfgang Zwickel

Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz

Herausgegeben von Martina Ullmann, Gabriele Pieke, Friedhelm Hoffmann und Christian Bayer, unter Mitarbeit von Sara Gebhardt

Zaphon Münster 2021

Illustration auf dem Einband: Transport einer kuboiden Statue im Grab des Netjeruimes, Saqqara, Bubasteion I.16; Photo: Martina Ullmann.

Ägypten und Altes Testament, Band 97 Up and Down the Nile – ägyptologische Studien für Regine Schulz Herausgegeben von Martina Ullmann, Gabriele Pieke, Friedhelm Hoffmann und Christian Bayer, unter Mitarbeit von Sara Gebhardt

© 2021 Zaphon, Enkingweg 36, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. Printed in Germany. Printed on acid-free paper. ISBN 978-3-96327-084-0 (Buch) ISBN 978-3-96327-085-7 (E-Book) ISSN 0720-9061

Inhalt Vorwort ......................................................................................................................................................... IX Tabula Gratulatoria ....................................................................................................................................... XI Bibliographie Regine Schulz ....................................................................................................................... XV Miroslav Bárta Archaeology of New Religious Thought in Old Kingdom Egypt: Statues in Burial Chambers in Abusir ..... 1 Christian Bayer „Ohne Mammon kein Amon“: Die Figur des Hildesheimer Amun PM 4553 ................................................ 5 Edith Bernhauer Gedankenspiele zu den Stelophoren des Neuen Reichs ................................................................................ 19 Helmut Brandl Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“................................................................................................... 27 Betsy M. Bryan A Newly Joined Example from the Statue Cult of Amenhotep III................................................................ 47 Günter Burkard Drei Bruchstücke von Götterhymnen: Die Ostraka Berlin P 11293 AS, P 14202 VS und P 14263 VS ....... 55 W. Vivian Davies Ahmose, Son of Ahmose, Scribe and Mayor of Sai ...................................................................................... 63 Marianne Eaton-Krauss A Silk Purse? ................................................................................................................................................. 73 Mamdouh Eldamaty Child Statue of Ramses II from Arab Al-Hisn .............................................................................................. 79 Wafaa El-Saddik Colours of Ancient Egypt – An Educational Exhibition at the Egyptian Museum, Cairo ............................ 83 Henning Franzmeier Eine blaue Schönheit: Ein ungewöhnlicher Kelch aus der Ramsesstadt ....................................................... 89 Alfred Grimm Ein Wiedergänger aus Roseneggers Garten: Eine ›Bürglstein‹-Fälschung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München..................................................................................................................... 99 Isabel Grimm-Stadelmann „... und mischt darein das Aug des Wiedehopfs ...“: Merkwürdige Rezepturen und ihre byzantinische Kontextualisierung ...................................................................................................................................... 119 Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica Aspekte der pharaonischen Musik: Stimme, Musiker und Aufführungspraxis von Debeheni bis zu den altägyptischen Liebesliedern ...................................................................................................... 137 Zahi Hawass Excavation in the West Valley of the Kings: Findings of Season 3 ............................................................ 167 Marsha Hill and Deborah Schorsch A Bird in Hand: the Miho God Reassessed ................................................................................................. 171

VIII

Inhalt

Friedhelm Hoffmann Einige Beobachtungen zur Rückenschutzformel......................................................................................... 187 Salima Ikram An Epistolary Footnote: Howard Carter, Saleh Hamdi Bey, and Tutankhamun’s Mummy ....................... 205 Richard Jasnow A Sadly Neglected Demotic Graffito from Western Thebes (Černý-Sadek Graffito 3434)........................ 209 W. Raymond Johnson A Corpus of Amarna Talatat Blocks that depict a Royal Daughter / Royal Wife ...................................... 215 Dieter Kessler Die Neue-Reichs-Institution des Mnevisgottes in Heliopolis, ihre Theologie und ihr Personal ................. 223 Peter Lacovara A Swimming Girl Spoon from Sheikh Farag .............................................................................................. 237 Gabriele Pieke ‚Diener seines Herrn‘: Zum Kuboid des Amenemhat in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim .......... 241 Maarten J. Raven More Women’s Beds from Deir el-Medina ................................................................................................ 255 Helmut Satzinger Unimembral Nominal Sentence in Late Egyptian ....................................................................................... 259 Emily Teeter A “New” Stela of the Vizier To (Chicago OIM E14655) ........................................................................... 267 Martina Ullmann Re-Harachte und Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel; mit einem Beitrag zur Bedeutung des widdergestaltigen Amun ....................................................................................................................... 275 Alexandra Verbovsek Fayence-Kopfbedeckungen königlicher und göttlicher Kompositstatuetten aus Pi-Ramesse..................... 301 Stefan Jakob Wimmer Von Königin Nitokris bis zur Königin von Saba ........................................................................................ 315 Tafeln ...................................................................................................................................................... I–XLI

Vorwort Die Festschrift für Regine Schulz sollte ursprünglich zum Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand entstehen, doch dieser verzögert sich nun dank der Tatkraft und ungebrochenen Energie der Jubilarin, weshalb ihr dieser Band noch während ihrer Zeit als aktive Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums überreicht sei. Zu Ehren von Regine Schulz haben ehemalige Schüler, Weggefährten und ihr verbundene ägyptologische Kollegen Aufsätze beigetragen. Die Beiträge des Bandes können nur einen Ausschnitt der vielfältigen Tätigkeiten von Regine Schulz beleuchten, die sich zwischen der universitären Forschung und Lehre sowie der Museums- und Ausstellungsarbeit bewegen. Regine war und ist rastlos für die Ägyptologie unterwegs, nicht nur den Nil auf und ab, sondern auf allen Kontinenten. Mit Ihrem reichen Wissen, ihren nimmermüden Energien und ihrer Begeisterungsfähigkeit hinterlässt sie in der Ägyptologie Spuren. Durch ihre Forschung und Lehre hat Regine in den letzten Jahrzehnten viele Kollegen und Schüler angeregt und im positiven Sinne beeinflusst. Ihr Wirken ist geprägt von einem höchst umfangreichen Wissen in unterschiedlichsten Bereichen des Faches und weit darüber hinaus. Unermüdlich und voller Tatendrang weiß Regine insbesondere den wissenschaftlichen Nachwuchs mit ihrer Leidenschaft für die altägyptische Kultur zu begeistern. Ihr breites Interessenspektrum und die Freude an der Weitergabe von Wissen an andere zeigte sich bereits in der Auswahl der Fächer während ihrer Studienjahre an der Freien Universität Berlin: Journalismus, Ägyptologie, Vorderasiatische Archäologie und Kunstgeschichte. Das anschließende Promotionsstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München führte dann zur Fokussierung auf die Ägyptologie. Neben ihren Tätigkeiten an Universitäten, gilt ihre Leidenschaft schon seit Beginn ihrer Karriere auch der Museumsarbeit. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Matthias Seidel war sie bereits in den 80er Jahren in verschiedene Ausstellungsprojekte des Roemer- und Pelizaeus-Museums (RPM) involviert. Gerade dem Hildesheimer Museum ist sie seit Jahrzehnten eng verbunden und hat dort schon lange vor ihrem Amtsantritt als Direktorin dieses Hauses gewirkt. Sie arbeitete u. a. an Ausstellungspublikationen wie „Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht“ (1987), „Suche nach Unsterblichkeit“ (1990) oder auch für die Dauerausstellung „Das Alte Reich“ (1986). Unzählige Katalogbeiträge bezeugen ihre enge Verbundenheit mit der außeruniversitären Ägyptologie auch in der Zeit, als sie als wissenschaftliche Assistentin ‚hauptberuflich‘ an der LudwigMaximilians-Universität (LMU) München tätig war. Von daher erscheint ihr Wechsel zur Jahrtausendwende an das Walters Art Museum in Baltimore als ein konsequenter Schritt. In leitender Funktion konnte sie der dortigen Sammlung viele wichtige Impulse geben und gemeinsam mit Matthias Seidel einen Katalog der Sammlung sowie eine Online-Datenbank der ägyptischen Objekte vorlegen. 2010 erreichte sie dann die Anfrage, Generaldirektorin des RPM in Hildesheim zu werden. In den vergangenen Jahren zeichnete sie dort für zahlreiche Ausstellungsprojekte verantwortlich, die zeitlich von der „Entstehung der Welt“ (2014–2015) bis zu „Hildesheim im Mittelalter“ (2015) reichen und inhaltlich ein so breites Spektrum wie den „Archimedes-Code“ (2012), die „Macht der Toga“ (2013), „Mumien“ (2016), „Schätze für den Kaiser“ (2015–2017), „WeltWeitesWissen“ (2016–2017), „Irrtümer und Fälschungen“ (2018–2019) oder auch Kulturwelten im LEGO®-Format (2017–2018) und „Voodoo“ (2019–2020) abdecken. Zudem hat sie die ägyptische Kunst auch in den Kontext der modernen Kunstgeschichte gesetzt und durch Ausstellungen immer wieder Brücken in die zeitgenössische Kunst geschlagen. Im Kontext der Museumsarbeit steht auch Regines Interesse an aktiver Verbandstätigkeit im International Council of Museums (ICOM) und seinem Fachkomitee für ägyptische und sudanarchäologische Sammlungen, CIPEG. Unter hohem zeitlichem Aufwand beteiligt sie sich seit vielen Jahren an der Weiterentwicklung von ICOM und dem gesellschaftlichen Diskurs zu Aufgaben und Bedeutung von Museen. Zu dieser enormen musealen Schaffenskraft kommt Regines Engagement für die Wissenschaft, genannt seien hier die zwei vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekte zur Musikethnologie und zu Modellen des nordöstlichen Afrika, aber auch die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft getragene Grabung in der Ramsesstadt/Qantir. Ein von der Volkswagenstiftung gefördertes Projekt zu

X

Vorwort

Theologie und Frömmigkeit von Hermopolis Magna wurde in Kooperation mit dem Münchner Lehrstuhl für Ägyptologie umgesetzt. Neben diesen Tätigkeiten für Ausstellungen, Museen und daran geknüpften Forschungsprojekten verdanken aber auch viele jüngere Kollegen Regine Schulz wichtige Grundlagen für ihre eigene Karriere. Ihre umfangreiche Lehrtätigkeit hat insbesondere am Münchner Institut für Ägyptologie seit 1985 Generationen von Studenten geprägt. Auch hier sticht wieder das breite inhaltliche Spektrum ihres Wissens hervor: Regine war über viele Jahre hinweg maßgeblich für die Ausbildung im Bereich der ägyptischen Kunstgeschichte verantwortlich und hat neben Grundlagenkenntnissen vertiefendes Wissen zu theoretischen Ansätzen oder Spezialbereichen der Kunstforschung vermittelt. Aber Regine hat immer auch großen Wert auf die Integration von koptologischen Lehrveranstaltungen in das Studium gelegt und über viele Jahre hinweg koptische Sprache und Kunst unterrichtet. Nachdem der Lehrstuhl für die Philologie des Christlichen Orients an der LMU München 1999 nicht wieder besetzt wurde, ist es Regine zu verdanken, dass koptologische Studien zumindest innerhalb der Ägyptologie weitergeführt wurden und seitdem ein fester Bestandteil der ägyptologischen Studiengänge in München sind. Auch die von Regine organisierten regelmäßigen Exkursionen nach Ägypten und zu unzähligen Sammlungen oder Ausstellungen trugen dazu bei, den Studierenden wichtiges Handwerkszeug und die nötige Objektkompetenz mit an die Hand zu geben. Diese Ausbildung am Münchner Institut für Ägyptologie war für ihre Schüler und Schülerinnen ein wichtiger Meilenstein des eigenen beruflichen Lebenswegs. Martina Ullmann

Gabriele Pieke

Friedhelm Hoffmann

Christian Bayer

Tabula Gratulatoria Dass ich all die Jahre von Deinem großen Wissen und Vertrauen profitieren durfte, das du sowohl durch Deine Lehrtätigkeit als auch durch das Überlassen von allerlei Projekten mir gegenüber gezeigt hast, dafür meinen allerherzlichsten Dank! Außerdem werde ich niemals die wunderbaren und aufregenden Exkursionen unter Deiner Leitung vergessen, die ich all die Jahre miterleben durfte. Du hattest immer ein offenes Ohr für meine Fragen und Nöte. Du hast Dich stets für mich eingesetzt, wissenschaftlich und darüber hinaus. Danke, dass es Dich gibt! Véronique Berteaux

Dear Regine, over the years, you and Matthias have become friends and colleagues of long-standing. We have collaborated on a great many projects not only at Hildesheim but also at Baltimore. These collaborations have proven to be of mutual benefit and satisfaction. Ι hope they will continue. Our collaborations should serve as an example to younger colleagues by demonstrating that a friendly, collegial exchange of ideas contributes to an enlightened environment which is what academia should be all about! With appreciation. “Dr. Bob” Bianchi

Liebe Regine, ich wünsche dir alles Gute für deinen Ruhestand. Ruhestand? Das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. Ich freue mich auf unsere weitere Zusammenarbeit, die mir großen Spaß macht. Danke für deine umsichtige und kompetente Navigation durch manch schwieriges Gewässer. Richard Bußmann

Regine Schulz has always been and remains a very inspiring role model. I owe a lot to her and Matthias Seidel during my PhD studies. She was also a great support during my defense. Dear Regine, do continue to write, teach and inspire the world of museums and Egyptology with all your projects. Simon Connor

Congratulations, Regine, on reaching this milestone in your career. You have made so many valuable contributions to Egyptology over so many years, and I value our friendship tremendously. Herzlichen Glückwunsch! Peter Der Manuelian

Ma chère Régine, ce court message pour te féliciter pour cette brillante carrière et te souhaiter mille projets pour les années à venir. Je suis sûre que tu seras encore sur tous les fronts, débordante d’idées et de projets et de soutien pour les plus jeunes. Je n’oublierai pas ton amitié généreuse durant ces années de cheminement avec toi au CIPEG et à l’ICOM. N’oublie pas qu’il y aura toujours une place pour toi à Bruxelles. Je t’embrasse affectueusement! Claire Derriks

My dear Regine, through thick and thin you have lent your very special strength and knowledge to everything you do. Many people and institutions have profited by your generosity – me, too. Congratulations from a friend and colleague, Biri Fay

XII

Tabula Gratulatoria

How can I describe Regine? Friend, colleague, powerhouse leader … and more. Her warmth and generosity are the velvet gloves covering a steel core. Egyptology, the international world of museology and certainly her friends are the beneficiaries. How many women have directed museums? Kudos Regine – and many more years of happiness and productivity. Rita Freed

Seit Beginn meines Studiums begleiten mich die Veröffentlichungen von Regine Schulz, die nicht nur mit ihrem Faktenreichtum, sondern auch mit ihrer Begeisterung fesseln. Die Betreuung meiner Dissertation schien damit fast schon vorprogrammiert. Sie nahm sich immer Zeit und stand mir mit der ihr eigenen Tatkraft zur Seite. Ihre Fachkompetenz und ihr warmherziger Charakter machen sie für mich zu einer herausragenden Lehrerin. Liebe Regine, als mein Leitfaden in der altägyptischen Kunst verdanke ich Dir sehr viel. Manuela Gander

Liebe Regine, mit dieser Festschrift wird eine Wissenschaftlerin und großartige Museumsdirektorin von besonderem internationalen Ansehen geehrt. Deine überragenden wissenschaftlichen Leistungen sind allgemein bekannt und anerkannt. Ich möchte Dir auf diesem Wege persönlich für Deine stetige Unterstützung und Förderung danken und auch für Deine Bereitschaft, Dein Wissen so großzügig zu teilen. Was ich von Dir gelernt habe, ist von unschätzbarem Wert. Dein Oliver Gauert

Liebe Regine, kaum jemand hat über Jahre hinweg meinen beruflichen und privaten Weg durchs Leben so geprägt wie Du – ich danke Dir von Herzen für Deine unermüdliche Unterstützung, Begleitung und Freundschaft seit meiner Studentenzeit bis heute! Alles Gute für Dich. Deine Birgit Hani (vormals Reinhold)

Dear Regine – with gratitude for CIPEG and Houston collaborations. Tom Hardwick

Ein herzlicher Gruß an Regine von Regina … Im August 1994 haben wir uns bei einem Sommerkurs, den du gemeinsam mit Arne Eggebrecht im Pelizaeus-Museum veranstaltet hast und der für mich in vielerlei Hinsicht prägend war, kennengelernt. Seit vielen Jahren verbindet uns nun schon die Museumsarbeit, sei es im Rahmen von CIPEG/ICOM, von Ausstellungsvorhaben oder verschiedenen anderen musealen Belangen. Ich danke dir für deine jahrelange Freundschaft und die gute Zusammenarbeit und wünsche dir noch viele gesunde, aktive und erfüllte Jahre! Regina Hölzl

Liebe Regine, Lebenskunst – ein Leben mit der Kunst – möge Dir auch im „Ruhestand“ noch lange vergönnt sein. Das wünscht Dir von Herzen. Deine Rosemarie Klemm

Liebe Regine, dank Dir hat die Ӓgyptologie nicht ganz vergessen, daß sie auch Kunstgeschichte, und zwar nicht nur als Formbeschreibung, beinhaltet. Dafür sind wir (das ist kein pluralis majestatis) Dir besonders dankbar. Möge Nachwuchs auftauchen! Mit allen guten Wünschen. Karol Myśliwiec

Tabula Gratulatoria

XIII

Wissenschaftlich und im Leben sind wir uns erstmals über das Koptische begegnet, Du in Nachfolge von Professor Aßfalg, ich ganz neu in der Ägyptologie. Über die Jahre sind wir zusammengewachsen. Prägend war es, mit Dir gemeinsam in einem Raum zu arbeiten: Du warst das sprichwörtliche Genie, die Maat, die das Chaos beherrscht! Die Art wie Du altägyptische Kunst erleben machst, das Verständnis und das Einfühlungsvermögen, mit denen Du allem und jedem begegnest! Es ist ein großes Glück, Dich Freundin nennen zu dürfen! Silvia Rabehl Liebe Frau Prof. Schulz, leider war mein Vater Ali Radwan krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage, seinen 2019 begonnenen Beitrag zu Ihrer Festschrift mit dem Titel: „Der ägyptische König und seine Gottähnlichkeit“ auszuarbeiten und fertigzustellen. Daher möchte ich Ihnen hiermit auch stellvertretend für ihn, der Sie und Ihren Mann immer sehr geschätzt hat, meine besten Wünsche und herzlichsten Grüße aussprechen. Gerne erinnere ich mich noch an Ihren netten Besuch bei uns in den 80er-Jahren in Kairo. Ihre Susan Radwan

Dear Regine, on this happy day of celebrating your jubilee, I wish you all good things! I recall when we first met years back in Minshat Abu Omar, where as member of the excavation team, you kindly showed us the very recent finds, while I was accompanying Rainer Stadelmann on a Delta tour. Shortly after, we had also the pleasure to meet Matthias Seidel. Since we all encountered, we never lost contact and were delighted each time our paths crossed again, in Cairo, Minya, Luxor, Paris, Berlin, Munich or Hildesheim. In your outstanding career, Egyptian Art was a major factor, which surely bound us, but not only. Your kindness in cooperation and your elegant collegiality in our relationship originated wonderful events with rich exchanges of views. Our beloved ones departed one day, and until we join them somewhere, I will remain your very faithful friend and admiring colleague. Hourig Sourouzian

Liebe Regine, in alter Freundschaft seit damals, von Berlin nach München, immer mit Matthias, dann in Minshat Abu Omar, später in Baltimore, schließlich nun in Hildesheim – und möglichst auch wieder in Isfahan! So freue ich mich auf bald, bei einem Glas Wein. Deine Franziska Strauß-Seeber

Liebe Regine, was wünscht man der Direktorin eines ägyptischen Museums? Millionen an Besuchern, Hunderttausende an Spenden, Zehntausende an guten Ideen für Ausstellungen, und natürlich Tausende an allen guten und schönen Dingen, die der Mensch sonst noch so braucht! Auf dass die kommenden Jahre gelingen mögen! Das wünschen Dir Gabi und Holger Wenzel

Liebe Regine, die allerherzlichsten Glückwünsche zu Deinem „akademisch runden“ Geburtstag. Aus der langen Zeitspanne, während der sich unsere Wege immer wieder gekreuzt haben, sind mir vor allem die anregenden Gespräche auf unseren gemeinsamen Ägypten-Reiseleitungen an Bord der MS Neptun in guter Erinnerung geblieben. Bleib uns allen weiterhin noch lange als gute Freundin erhalten, die uns stets mit Rat und Tat zur Seite steht. Joachim Willeitner

XIV

Tabula Gratulatoria

Liebe Regine, denke ich an dich, denke ich an nächtelanges Korrekturlesen und Abtippen von Texten im Münchner Institut, nur unterbrochen von Pizzalieferungen; an leidenschaftliche Unterrichtsstunden mit gnostischem Gedankengut, Äonen und göttlichen Funken; an unvergessliche Institutsexkursionen nach Ägypten, Moskau, Turin, USA etc.; an meine Volontärszeit im RPM; an die Leere, die du nach Abreise in die USA hinterlassen hast und an die Freude, als du zurückgekehrt bist. Du bist einfach unverwechselbar und einzigartig! Danke für alles und alles Gute! Deine Susanne Wohlfarth

Des Weiteren gratulieren sehr herzlich Dorothea Arnold, Caris-Beatrice Arnst, Tine Bagh, Heike Behlmer, Daphna Ben-Tor, Lawrence Berman, Susanne Deicher, Adel El-Sheimy, Hans-Werner Fischer-Elfert, Gudrun Fischhaber, Beatrix Gessler-Löhr, Silke Grallert, Christianne Henry, Karla Kroeper, Dimitri Laboury, Konstantin Lakomy, Christian Loeben, Maja Müller, Carmen Perez Die, Lars Petersen, Edgar Pusch, Dietrich Raue, Arnulf Schlüter, Stephan Seidlmayer, Winfried Seipel, Abdel-Ghaffar Shedid, Charlotte Straube-el-Sheimy, Ursula Verhoeven-van Elsbergen, Dietrich Wildung

Bibliographie Regine Schulz Monographien Die Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus. Eine Untersuchung zu den sogenannten „Würfelhockern“, 2 Bde., Hildesheim 1992 (HÄB 33/34). Das alte Ägypten. Geheimnisvolle Hochkultur am Nil. Faszination von A bis Z. Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 1999 (zusammen mit Matthias Seidel). Serapis – the creation of a god: April 9th – September 15th, 2002, Baltimore, MD 2002 (zusammen mit Matthias Seidel und Christiane Henry). Koptisch – Ein Leitfaden durch das Saidische, München 2005 (Languages of the world 7) (zusammen mit Andrea Eberle). Khepereru – Scarabs. Scarabs, Scaraboids, and Plaques from Egypt and the Ancient Near East in the Walters Art Museum, Baltimore 2007 (zusammen mit Matthias Seidel). Faces of Sheba – The C. and G. Foster Collection of ancient South Arabian Art, Baltimore 2008 (zusammen mit Giraud Foster). Egyptian Art – The Walters Art Museum, Baltimore 2009 (zusammen mit Matthias Seidel).

Aufsätze Eine neue Statue des Pn-Row im Hildesheimer Pelizaeus-Museum – Gedanken zur Formenvielfalt im kubuiden Typenkanon der 19. Dynastie, in: Eaton-Krauss, M. / Graefe, E. (Hrsg.), Studien zur ägyptischen Kunstgeschichte, Hildesheim 1990 (HÄB 29), 95–108. Vom Schutzgott zum Dämon: Gedanken zur Struktur und Deutung der Bes-Legende bei Apa Moses, in: Schulz, R. / Görg, M. (Hrsg.), Lingua restituta orientalis – Festgabe für Julius Aßfalg, Wiesbaden 1990 (ÄAT 20), 311–320. Nachruf auf Prof. Dr. Winfried Barta, in: Göttinger Miszellen 131, 1992, 5 (zusammen mit Dieter Kessler). Kleopatra, in: Görg, M. / Lang, B. (Hrsg.), Neues Bibellexikon, Düsseldorf 1994, 502–505. Ägypten und die Ptolemäer – Ein Abriss der Ereignisse, in: Flamarion, E. (Hrsg.), Kleopatra, Ravensburg 1995, 114–125. Ein Juwel ptolemäischer Baukunst: Der Horustempel von Edfu, in: op. cit., 144–149. Die Biographie des Ahmose - Sohn der Abana. Versuch einer Erzähltextanalyse, in: Kessler, D. / Schulz, R. (Hrsg.), Gedenkschrift für Winfried Barta – Htp dj n Hzj, Frankfurt/Main 1995 (MÄU 4), 315–352. The Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum: Setting Standards for Documentation, in: Museum international, 186/2, 1995, 27–29 (zusammen mit Arne Eggebrecht). Überlegungen zu einigen Kunstwerken des Alten Reiches im Pelizaeus-Museum, Hildesheim, in: Kunst des Alten Reiches: Symposium im Deutschen Archäologischen Institut Kairo am 29. und 30. Oktober 1991, Mainz 1995 (SDAIK 28), 119–131. CIPEG – International Committee for Egyptology (Jahrestagung 1996), in: ICOM-Deutschland, Mitteilungen 1996/3, 5–7. Ein Stelenpektoral aus der Zeit Ramses’ II., in: Schade-Busch, M. (Hrsg.), Wege öffnen – Festschrift für Rolf Gundlach zum 65. Geburtstag, Wiesbaden 1996 (ÄAT 35), 306–314. Erhalt des Weltkulturerbes – Eine globale Herausforderung, in: Neues Museum 3 u. 4, 1996, 96–97. Museumspädagogik – Theorie und Praxis, in: Danner, H. (Hrsg.), Museumspädagogik [in Arabisch], Kairo 1997. Workshop: Tourism, in: Geiger, A. / Eggebrecht, A. (Hrsg.), World Cultural Heritage – A Global Challenge, Documentation on the International Symposium in Hildesheim/Germany 23. Februar – 01. März 1997, Hildesheim 1997, 258–260. Zwischen Himmel und Erde – Göttertempel im Mittleren Reich, in: Schulz, R. / Seidel, M. (Hrsg.), Ägypten – Die Welt der Pharaonen, Köln 1997, 132–141.

XVI

Bibliographie Regine Schulz

Die Tempel – Königliche Götter und göttliche Könige, in: op. cit., 152–215 (zusammen mit Hourig Sourouzian). Berichterstatter, Reisende und Gelehrte – Das Ägyptenbild im Laufe der Jahrtausende, in: op. cit., 490–497. Schlangen, Skorpione und feindliche Mächte. Ein koptisch-arabischer Schutzspruch, in: BiblNot 93, München 1998, 89–104 (zusammen mit Kamal Sabri Kolta). Wie und warum entstand die Welt, und was hält sie in Gang?, in: Papyrus 5–6, 1998, 5–9. Ein Wundertäter für einen wundervollen Menschen, in: Miscellanea Professori Collegae Amico ad Octogesimum, Festschrift Julius Aßfalg, München 2000 (BiblNot 102), 126–132. Warum Isis? Gedanken zum universellen Charakter einer ägyptischen Göttin im Römischen Reich, in: Görg, M. / Hölbl, G. (Hrsg.), Ägypten und der östliche Mittelmeerraum im 1. Jahrtausend v. Chr. Akten des Interdisziplinären Symposions am Institut für Ägyptologie der Universität München 25.–27.10.1996, 251–280. Wiesbaden 2000 (ÄAT 44), 251–280. Remarks on the composition of hunting and battle scenes on the chest of Tut-ankh-amun, in: Sherratt, S. (Hrsg.), Proceedings of the First International Symposium The Wall Paintings of Thera, Petros M. Nomikos Conference Centre, Thera, Hellas, 30 August – 4 September 1997, Athen 2000, 247–266. Der Sturm auf die Festung – Gedanken zu einigen Aspekten des Kampfbildes im Alten Ägypten vor dem Neuen Reich, in: Bietak, M. / Borchardt, J. / Schwarz, M. (Hrsg.), Krieg und Sieg – Narrative Wanddarstellungen von Altägypten bis ins Mittelalter. Internationales Kolloquium 29.–30 Juli 1997 im Schloß Haindorf, Langenlois, Wien 2002 (DÖAWW 24), 247–266. Die Ringe des „Diebesbündels“ im Grab des Tut-anch-Amun, in: Eldamaty, M. / Trad, M. (Hrsg.), Egyptian Museum Collections around the World, vol. 2, Kairo 2002, 1065–1077. Immortal Egypt in Moscow: the Pushkin Museum exhibit of ancient Egyptian funerary arts, in: KMT – A modern Journal of Ancient Egypt 13, no. 3, Fall 2002, 24–31. How the Pharaohs came to Baltimore: the Egyptian collection of the Walters Art Museum, in: KMT – A modern Journal of Ancient Egypt 13, no. 3, Fall 2002, 32–44 (zusammen mit Matthias Seidel). Ein Löwenkopf-Usech mit Menit, in: Hasitzka, M. R. M. / Diethart, J. / Dembski, G. (Hrsg.), Das alte Ägypten und seine Nachbarn. Festschrift zum 65. Geburtstag von Helmut Satzinger mit Beiträgen zur Ägyptologie, Koptologie, Nubiologie und Afrikanistik. Österreichisches Literaturforum, Krems 2003 (Kremser Wissenschaftliche Reihe 3), 123–131. Museology, Egyptology, and Marketing Interests: A Contradiction?, in: Hawass, Z. (Hrsg.), Egyptology at the dawn of the twenty-first century – Proceedings of the Eighth International Congress of Egyptologists, 3: Language, Conservation, Museology, Kairo 2003, 95–99. Summer spotlight, in: The Walters Magazine 2003 (Summer), 8–9. Eternal Egypt, in: The Walters Magazine 2003 (Fall), 2–5. Gold: the flesh of the gods, in: The Walters Magazine 2003–2004 (Winter), 2–4. A Coptic Exodus text in the Walters Art Museum, in: Journal of the Walters Art Museum 62, 2004, 213– 227. Das Abbild vom Kampf und Sieg, in: Petschel, S. / von Falk, M. (Hrsg.), Pharao siegt immer – Krieg und Frieden im Alten Ägypten (Sonderausstellung Hamm, Gustav-Lübcke-Museum), Bönen 2004, 68–71. Löwe und Esel – Eine ungewöhnliche Bildkomposition, in: Nunn, A. / Schulz, R. (Hrsg.), Skarabäen außerhalb Ägyptens: Lokale Produktion oder Import? Workshop an der Ludwig-Maximilians-Universität München, November 1999, Oxford 2004 (BAR-IS 1205), 55–61. Treasures of Bronze, in: Bulletin of the Egyptian Museum 1, Cairo 2004, 61–66. Die Fingerringe des Tut-anch-Amun (zusammen mit Matthias Seidel), in: Daoud, K. A. (Hrsg.), Studies in Honor of Ali Radwan, Kairo 2005 (ASAE-Suppl. 34,2), 301–327. Musikanten und Brettspieler – Gedanken zur Bild- und Textanalyse eines bekannten Reliefs, in: ImagAeg 1, Göttingen 2005, 98–124. [Beiträge zu Pakistan, Indien und Kambodscha], in: Knauf-Museum. Reliefsammlungen der großen Kulturepochen, 3. erw. Aufl. Dettelbach 2005. Dog missing his master – Reflections on an Old Kingdom Tomb Relief, in: Barta, M. (Hrsg.), The Old Kingdom Art and Archaeology. Proceedings of the Conference held in Prague, May 31–June 4, 2004, Prag 2006, 315–324. Ein neuer Prinz Schoschenq?, in: Czerny, E. (Hrsg.), Timelines – Studies in honour of Manfred Bietak, Leuven 2006 (OLA 149), 307–308.

Bibliographie Regine Schulz

XVII

Small but Beautiful. The Block Statue of Kha-em-Waset, in: D’Auria, S. H. (Hrsg.), Servants of Mut. Studies in Honor of Richard A. Fazzini, New York 2007, 216–222. Eine Amulettplatte aus der Hyksos-Zeit, in: Bulletin of the Egyptian Museum Cairo 7, Kairo 2007, 97–100. A Corn Mummy Decoded, in: The Walters Art Museum Journal 63 (2005), Baltimore 2009, 5–14. Ein neuer Beleg des Kaschta und Amenirdis’ I., in: D. Kessler / R. Schulz / M. Ullmann / A. Verbovsek / S. J. Wimmer (Hrsg.), Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard, Wiesbaden 2009 (ÄAT 76), 370–376. Heroes: Mortals and Myths in ancient Greece, in: Minerva 20.6, November/December 2009, 22–26 (publiziert mit falschem Autorennamen). Benjamin Zucker Ailesi’nin ilgi çeken yüzük koleksiyonu (Fascinating Finger Rings: The Benjamin Zucker Colletion), in: Antikdekor 21 no. 1, Istanbul 2010, 102–105. Experience the Museum: Internships at the Walters Art Museum, in: The Walters Magazine, May–August 2010, Baltimore, 8–9. Das Bild des unbekleideten Grabherrn in Ägypten, in: Isched 1, 2011, 29–32. „In“ oder „Out“. Gedanken zur Aufarbeitung altägyptischer Bilderwelten, in: Verbovsek, A. / Backes, B. / Jones, C. (Hrsg.): Methodik und Didaktik in der Ägyptologie. Herausforderungen eines kulturwissenschaftlichen Paradigmenwechsels in den Altertumswissenschaften, Ägyptologie und Kulturwissenschaft Bd. 4, Paderborn 2011, 347–359. Ruderer und Steuermänner, in: Ullmann, M. (Hrsg.), Und eines Tages, da erbauten sie die Pyramiden – aber wie? Eine kleine Hommage an Frank Müller–Römer, München 2011, 22–25. Block statue, in: Wendrich, W. (Hrsg.), UCLA Encyclopedia of Egyptology, 2011 (September), 10 p.; 4 figs. (https://escholarship.org/uc/item/3f23c0q9). Figurale Bronzen ägyptischer und griechisch-römischer Art vom Jabal Al-aAwd, Jemen, in: Archäologische Berichte aus dem Yemen, Bd. 13, Mainz/Wiesbaden 2012, 1–82 (zusammen mit Robert Fleischer). Jenseits und Unsterblichkeit im Pharaonischen Ägypten, in: Lang, A. / Marinkovic, P. (Hrsg.), Bios – Cultus – (Im)mortalitas. Zu Religion und Kultur – Von den biologischen Grundlagen bis zu Jenseitsvorstellungen. Beiträge der interdisziplinären Kolloquien vom 10.–11. März 2006 und 24.–25. Juli 2009 in der Ludwig-Maximilians-Universität München, Rahden/Westf. 2012 (IA-ASTK 16), 109–115. Kulturdinosaurier oder Trendsetter, in: Hildesheim Marketing GmbH, 1. Hildesheimer Zukunftskongress, Hildesheim 2012, 62–67. Einleitung, in: Bernhauer, E., Orient und Okzident. Katalog zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeusmuseum Hildesheim vom 7. September 2012 bis 13. Januar 2013, Vaterstetten 2012 (Fotografie und Archäologie 2), [2 ungezählte S.]. Vorwort, in: Loth, M., Pharaonen an der Spree. Ägyptisierende Architektur und Skulptur in Berlin, Bd. 1, Norderstedt 2012, 9–13. Die Fliege. Gedanken zu einem mehrdeutigen Bildikon, in: Floßmann-Schütze, M. C. et al. (Hrsg.) Kleine Götter – Große Götter, Festschrift für Dieter Kessler zum 65. Geburtstag, Vaterstetten 2013 (Tuna-elGebel 4), 427–448. Sebech-en-ef & Co zu Gast in Houston (Texas), in: aMun 47, 2013, 31–33. From Sobek to Tutu (zusammen mit Richard Jasnow), in: Hallof, J. (Hrsg.), Auf den Spuren des Sobek: Festschrift für Horst Beinlich zum 28.12.2012, Dettelbach 2013 (SRAT 12), 245–255. The creation of the world: on a variety of ancient Egyptian creation myths, in: Beinlich, H. / Schulz, R. / Wieczorek, A. (Hrsg.), Egypt’s mysterious Book of the Faiyum, Dettelbach 2013, 11–26. Die Erschaffung der Welt. Zur Vielfalt altägyptischer Schöpfungsvorstellungen, in: Beinlich, H. / Schulz, R. / Wieczorek, A. (Hrsg.), Die Entstehung der Welt. Schöpfungsmythen aus dem Alten Ägypten nach dem Buch vom Fayum, Dettelbach 2014, 11–27. Ein „fliegendes Blatt“, in: Wimmer, S. (Hrsg.), Vom Leben umfangen. Ägypten, das Alte Testament und das Gespräch der Religionen, Wiesbaden 2014 (ÄAT 80), 379–390 (zusammen mit Andrea Eberle). Hatschepsut: Von der Königstochter zum Pharao, in: Eldamaty, M. / Hoffmann, F. / Minas-Nerpel, M. (Hrsg.), Ägyptische Königinnen vom Neuen Reich bis in die islamische Zeit. Beiträge zur Konferenz in der Kulturabteilung der Botschaft der Arabischen Republik Ägypten in Berlin am 19.01.2013, Vaterstetten 2014, 7–24.

XVIII

Bibliographie Regine Schulz

Kommunikationsmedium Bild. Auf der Suche nach dem Rezipienten, in: Neunert, G. / Verbovsek, A. / Gabler, K. (Hrsg.), Bild: Ästhetik – Medium – Kommunikation. Beiträge des dritten Arbeitskreises Junge Ägyptologie (MAJA 3). 7. bis 9.12.2012, Wiesbaden 2014 (GOF IV/58), 35–42. Museum der Sinne – Kultur- und Erdgeschichte barrierefrei erleben! Barrierefreiheit und Inklusion im Roemer- und Pelizaeus-Museum, in: KulturBetrieb – Magazin für Innovative und wirtschaftliche Lösungen in Museen, Bibliotheken und Archiven 3, August 2014, 30–31 (zusammen mit Marion Hesse). Pharaonische Münzen im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, in: Lehmann, R. et al. (Hrsg.), NUB NEFER – Gutes Gold. Gedenkschrift für Manfred Gutgesell, Rahden/Westf. 2014 (Hannoversche Numismatische Beiträge 1), 47–66 (zusammen mit Bettina Schmitz). Die Entstehung der Welt: Ägyptens letzter Schöpfungsmythos, in: aMun 49, 2014, 13–16 (zusammen mit Christian Bayer). „Weltentstehung und Theologie von Hermopolis Magna“. Ein Projekt des RPM, der LMU München und der Universität Kairo, in: aMun 51, 2015, 36–38. Den Tod überwinden lernen: Gedanken zum Ausstellen von Mumien in Museen, in: Wieczorek, A. / Rosendahl, W. (Hrsg.), Mumien. Der Traum vom ewigen Leben, Darmstadt 2015 (Publikationen der ReissEngelhorn Museen 24), 14–17. Dapur: Ein Triumph über die Feinde von Hatti – Die Idealisierung einer Schlacht zur Glorifizierung des Königs und Ehrenrettung der Prinzen, in: Franzmeier, H. / Rehren, T. / Schulz, R. (Hrsg.), Mit archäologischen Schichten Geschichte schreiben – Festschrift für Edgar B. Pusch zum 70. Geburtstag, Hildesheim 2016 (Forschungen in der Ramses-Stadt 10), 269–291. Ramses II. – Champion des Amun-Re, in: Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Ramses – Göttlicher Herrscher am Nil, Karlsruhe 2016, 340–345. The mask of Ka-nefer-nefer. The complex history of an Egyptian object, in: Murphey, B. L. (Hrsg.), Museums, Ethics and Cultural Heritage, London und New York 2016, 335–340. Einführung, in: Schulz, R. / Bayer, C. / Gauert, O. (Hrsg.), Mumien der Welt, Hildesheim, 8–11. A Hans-Martin Hinz era has come to an end. Laudatio auf Hans-Martin Hinz anlässlich seines turnusgemäßen Ausscheidens aus dem Amt des Präsidenten von ICOM, in: ICOM Deutschland. Mitteilungen 2017, Heft 38 (24. Jahrgang), 32–33. Ägypter, Phönizier und Perser – Winckelmanns Verhältnis zur Kunst des Vorderen Orients, in: von Hase, F.-W. (Hrsg.), Die Kunst der Griechen mit der Seele Suchend – Winckelmann in seiner Zeit, Darmstadt 2017, 73–82. Egyptian Art and its Revival, in: Babej, M. E. (Hrsg.), Yesterday – Tomorrow – A Work in Aspective Realism, Heidelberg 2017, 13–23. Soft Power – Political Popularity in Pharaonic Egypt, in: op. cit. 73–82. Museum Communities and Global Society: Challenges and Chances – Definition and Discussions of the ICOM Network, in: The 5th Yeongwol International Museum Forum: Sustainability of Community and Future Museum, 2017.09.14 – 09.16, Proceedings, vol. 2, Yeongwol 2017, 205–209. Museums in Danger and How They Can Survive, in: Derriks, C. (Hrsg.), Collections at Risk. New Challenges in new Environment. Proceedings of the 29th CIPEG Annual Meeting in Brussels, held on 25–28 September 2012, at Musées royaux d’Art et d’Histoire, Parc du Cinquantenaire, Atlanta 2017, 11–14. Raum und Zeit, in: Tietze, C. (Hrsg.), Pharao – Leben im Alten Ägypten, Mainz 2017, 96–105. Götter der alten Ägypter, in: op. cit., 80–95 (zusammen mit Wafaa el-Saddik). Was ist Raum und wie funktioniert Zeit? Antworten aus dem Alten Ägypten, in: Antike Welt 2/17, 2017, 20–24. Auch Genies können irren – Athanasius Kircher und sein Versuch, die Hieroglyphen zu entschlüsseln, in: Mühlenbrock, J. / Esch, T. (Hrsg.), Irrtümer & Fälschungen der Archäologie, Herne 2018, 60–69. Die Erstumsegelung Afrikas unter Necho II. – Vom Bericht Herodots bis zu den sogenannten Necho-Skarabäen, in: op. cit., 110–117. Die Entstehung der Welt. Altägyptische Erklärungsmodelle und ihre lokale Verortung am Beispiel des Buchs vom Fayum, in: Díaz Hernández, R. A. / Flossmann-Schütze, M. C. / Hoffmann, F. (Hrsg.), Antike Kosmogonien, Beiträge zum Internationalen Workshop vom 28.–30. Januar 2018, Vaterstetten 2018 (Weltentstehung und Theologie von Hermopolis Magna I. Tuna el Gebel 9), 109–122.

Bibliographie Regine Schulz

XIX

Mumien erforschen und betrachten: ein ethisches Problem?, in: Schulz, R. / Gauert, O. (Hrsg.), Ta-cheru: eine Reise ins Innere der Mumie. Begleitbuch zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. 30.06.18 – 30.09.18, Hildesheim 2018, 30–33. Wer war Ta-cheru? Leben und Tod einer Frau der ägyptischen Oberschicht im ersten Jahrtausend v. Chr., in: op. cit., 62–65. Nachruf auf Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow. * 11.03.1971 † 31.08.2017, in: aMun 56, 2018, 67–68. Yesterday – tomorrow: a work in aspective realism by Marc Erwin Babej, in: aMun 57, 2018, 48–51. Gods, in: Tietze, C. (Hrsg.), Egypt: The Time of the Pharaohs, Cincinnati 2019, 18–21. Time and Space, in: op. cit., 22–25. Geleitwort, in: Arp-Neumann, J. / Gertzen, T. (Hrsg.), „Steininschrift und Bibelwort“: Ägyptologen und Koptologen Niedersachsens, Rahden/Westf. 2019, 7–10. Seals and scarabs, in: Shaw, I. / Bloxam, E. (Hrsg.), The Oxford Handbook of Egyptology, Oxford 2020, 367–408. Was hat Vodoo mit dem alten Ägypten und Nubien zu tun?, in: aMun 60, 2020, 42–46. „Hermopolis Magna – preserving and transforming traditions“; Internationale Konferenz am Roemer- und Pelizaeus-Museum, 12.–14. August 2021, in: aMun 62, 2021, 41–43 (zusammen mit Sven Kielau). Vorwort, in: Arnst, C.-B. / Schulz, R. (Hrsg.), Typen, Motive, Stilmittel. Beiträge zur Altägyptischen Kunst, Heidelberg 2021 (BAK 1), 7–11 (zusammen mit Caris-Beatrice Arnst). Nachruf auf Dr. Eva Eggebrecht. * 08.12.1933 † 24.01.2021, in: aMun 62, 2021, 39–40.

Rezensionen Otto Meinardus, Die Wüstenväter des 20. Jahrhunderts – Gespräche und Erlebnisse, Würzburg 1983, in: OrChr 70, 1986, 221–222. Enzo Lucchesi, Répertoire des Manuscrits Coptes (Sahidiques) publiés de la Bibliothèque Nationale de Paris, Genf 1981 (Cahiers d’Orientalisme 1), in: OrChr 71, 1987, 237–238. Francoise Morard, L’Apocalypse d’Adam (NH V, 5), Texte établi et présenté, Québec 1985 (Bibliothèque Copte de Nag Hammadi, Section ‘Textes’ 15), in: OrChr 71, 1987, 238–240. Jacques-E. Ménard, L’Exposé Valentinien. Les Fragments sur le Baptême et sur l’Eucharistie, Québec 1987 (Bibliothèque Copte de Nag Hammadi, Section ‘Textes’ 14), in: OrChr 71, 1987, 240–243. Werner Vycichl, Dictionnaire étymologique de la langue copte, Leuven 1983, in: OrChr 72, 1988, 231–233. Paul-Hubert Poirier / Enzo Lucchesi, La Version Copte de la Prédication et du Martyre de Thomas, Brüssel 1984 (Subsidia Hagiographica 67), in: OrChr 72, 1988, 234–235. Tito Orlandi, Evangelium Veritatis, Brescia 1992 (Testi del Vicino Oriente antico 8, Letteratura egiziana gnostica e cristiana 2), in: OrChr 77, 1993, 276–278. Jan Zandee, The Teachings of Sylvanus (Nag Hammadi Codex VII, 4), Text, Translation, Commentary, Leiden 1991 (Egyptologische Uitgaven 6), in: OrChr 77, 1993, 278–280. Cäcilia Wiethagen, Das Jeremias-Kloster zu Saqqara unter besonderer Berücksichtigung der Inschriften, Altenberge 1992 (Arbeiten zum spätantiken und koptischen Ägypten 1), in: OrChr 77, 1993, 280–281. Hans Jakob Polotsky, Grundlagen des koptischen Satzbaus, 2 Teile, Decatur 1987 und Atlanta 1990 (American Studies in Papyrology 28 und 29), in: OrChr 77, 1993, 281–287. Ruth Brech-Neldner / Dagmar Budde (Hrsg.), Der Mumiensarkophag des Nes-pa-kai-schuti, Detmold 1992, in: TRIBUS, Jahrbuch des Linden-Museums 42, November 1993, 163–165. Jean Jacques Clère, Les Chauves d’Hathor, Leuven 1995 (OLA 63), in: BiOr 57, 2000, 596–598. Nils Arne Pedersen, Studies in The Sermon on the Great War. Investigations of a Manichaean-Coptic Text from the Fourth Century, Aarhus 1996, in: OrChr 83, 1999, 263–264. Paul van Moorsel, Catalogue général du musée copte – The Icons, Leiden 1994, in: OrChr 83, 1999, 265– 267. Friedhelm Hoffmann, Ägypten: Kultur und Lebenswelt in griechisch-römischer Zeit – Eine Darstellung nach den demotischen Quellen, Berlin 2000 (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt), in: Plekos, 2, 2000 (http://www.plekos.uni-muenchen.de/2000/rhoffmann.pdf). Jack A. Josephson, Egyptian royal sculpture of the late period, 400–246 B.C., Mainz 1997 (Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abt. Kairo 30), in: OLZ 96, 2001, 685–688.

XX

Bibliographie Regine Schulz

Herausgeberschaften Lingua Restituta Orientalis: Festschrift für Julius Aßfalg, Wiesbaden 1990 (ÄAT 20) (zusammen mit Manfred Görg). Gedenkschrift für Winfried Barta – Htp dj n Hzj, München 1995 (MÄU 4) (zusammen mit Dieter Kessler). Ägypten: Die Welt der Pharaonen, Köln 1997 (zusammen mit Matthias Seidel; übersetzt in 16 Sprachen). Ägypten: Kunst und Architektur, Köln 2001 (zusammen mit Matthias Seidel, übersetzt in 10 Sprachen). Skarabäen außerhalb Ägyptens: Lokale Produktion oder Import? Workshop an der Ludwig-MaximiliansUniversität München, November 1999, London 2005 (BAR-IS 1205) (zusammen mit Astrid Nunn). Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard, Wiesbaden 2009 (ÄAT 76) (zusammen mit Dieter Kessler, Martina Ullmann, Alexandra Verbovsek und Stefan J. Wimmer). Die Macht der Toga. DressCode im römischen Weltreich, Regensburg 2013 (zusammen mit Michael Tellenbach und Alfried Wieczorek). Die Entstehung der Welt. Schöpfungsmythen aus dem Alten Ägypten nach dem Buch vom Fayum, Dettelbach 2014 (zusammen mit Horst Beinlich und Alfried Wieczorek; englische Ausgabe unter dem Titel: Egypt’s mysterious Book of the Faiyum, Dettelbach 2013). Hildesheim im Mittelalter. Die Wurzeln der Rose, Hildesheim 2015 (zusammen mit Karl Bernhard Kruse, Markus C. Blaich und Ulrich Knufinke). Drache, Phönix, Fledermaus – Meisterwerke chinesischer Kunst aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Beijing/Hildesheim 2015 (zusammen mit Mang Chen, Jing Li und Ulrich Menter). Schätze für den Kaiser – Meisterwerke Chinesischer Kunst, Beijing/Hildesheim 2015 (zusammen mit Mang Chen, Jing Li und Ulrich Menter). Mumien der Welt, Hildesheim 2016 (zusammen mit Christian Bayer und Oliver Gauert). Mit archäologischen Schichten Geschichte schreiben – Festschrift für Edgar B. Pusch zum 70. Geburtstag, Hildesheim 2016 (Forschungen in der Ramses-Stadt 10) (zusammen mit Henning Franzmeier und Thilo Rehren). Museen «inklusiv» gestalten – Wissenschaftliche Evaluation von Maßnahmen für eine barrierefreie Museumsgestaltung am Beispiel der neueröffneten Dauerausstellung MUSEUM DER SINNE Kultur- und Erdgeschichte barrierefrei erleben! im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Hildesheim 2017 (zusammen mit Kristian Folta-Schoofs, Marion Hesse und Julia Kruse). Ta-cheru: eine Reise ins Innere der Mumie. Begleitbuch zur Ausstellung im Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. 30.06.18 – 30.09.18, Hildesheim 2018 (zusammen mit Oliver Gauert). Typen, Motive, Stilmittel. Beiträge zur Altägyptischen Kunst, Heidelberg 2021 (BAK 1) (zusammen mit Caris-Beatrice Arnst). Auch als Online-Publikation bei Propylaeum: https://doi.org/10.11588/propylaeum. 838.

Übersetzungen David, Rosalie, Ägypten. Kunstschätze am Nil, Hamburg 1981. Malek, Jaromir (Hrsg.), Ägypten. Geschichte – Kunst – das Leben heute. Kulturreisen, München 1993 (übers. zusammen mit Rainer Hannig, Matthias Seidel und Gertraude Wilhelm).

Archaeology of New Religious Thought in Old Kingdom Egypt: Statues in Burial Chambers in Abusir1 Miroslav Bárta In this small contribution, I would like to review some recent finds from the Abusir necropolis, specifically, statuary find contexts made in burial chambers of several non-royal tombs. I hope, Regine, that you will find this subject matter appropriate and related to your own interests. I have been excited to receive a call to join the respected colleagues in paying you tribute through this volume and I am delighted and proud to be part of it. At the same time, it has made me to realise how much I owe you in terms of my own Egyptological career. I had the privilege of meeting you and late Matthias for the first time back in the mid-1990s and participate in a seminar on Egyptian Art in Hildesheim. It was then that our close friendship started to form. Ever since, I have always been looking forward to our meetings, in Europe, in the States in your house in Baltimore or in Egypt, where you later joined our team working on the AS 68 tomb complex belonging to Nefer and Princess Sheretnebty, one of the daughters of Nyuserra. I have never said explicitly how much you and Matthias inspired me in the preparation of my Abusir reports. Let me say it now in once sentence: it has been a privilege to be your friend.

Old Kingdom statuary in non-royal tombs Since I had an opportunity to work on a study dealing with serdabs in non-royal Old Kingdom tombs, the question of whether the ancient Egyptians were setting up statues in the burial chambers has been occupying me.2 From the very beginning, statuary played a significant part in ancient Egyptian practice of burying their dead in elaborate tombs. Statues, idealised “living images” of the deceased, count among iconic forms of expression of Ancient Egyptian culture as such.3 In non-royal tombs, belonging predominantly to high officials of the state, statuary used to be displayed either at the entrance into the tomb, in serdabs adjacent to the chapels or, in several cases, in the chapels or in the corridors leading to them.4 Very little attention, if any, has been dedicated to statuary in the burial chambers.5 Quite logically, in fact, since explicit attestations of them were practically non-existent, it was unconditionally believed that except for the reserve heads, they had no place there.6 The present evidence for statuary in burial chambers originates from several tombs discovered recently in the Abusir South and Abusir Central cemeteries. The three examples given below seem to seriously challenge the opinion that there were no statues in the burial chambers during the Old Kingdom period.

1 The research published in this study was undertaken within the framework of the Charles University Progress project Q11: “Complexity and Resilience: Ancient Egyptian Civilization in Multidisciplinary and Multicultural Perspective.” 2 Bárta, MDAIK 54 (1998). 3 Eaton-Krauss, Representations of statuary. 4 Harvey, Wooden statues; Russmann, Egyptian Sculpture; Scott, Scribe statue; Lehmann, Serdab; Bárta / Vymazalová, in: Kuraskiewicz / Kopp / Takács (eds.), ‘The perfection that endures …’, 61–76. 5 For a review of some earlier thoughts on the subject of statuary in burial chambers, see Bárta / Vymazalová, in: Kuraskiewicz / Kopp / Takács (eds.), ‘The perfection that endures …’, 71, fn. 66. 6 Tefnin, Art et magie.

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Miroslav Bárta

Tomb of the sage Kairsu (Taf. I.1–I. 2) The earliest of the tombs under discussion belongs to Kairsu, a priest and overseer of all royal works.7 It was discovered in Abusir Central Field during the 2018 excavation season. The tomb is located north of the pyramid of Neferirkara and, at least for the time being, represents an isolated structure in the area, although it is likely that more tombs may be brought to light in the future, as indicated by a satellite imaging survey and preserved surface traits. It is a mastaba tomb with a ground plan size of about 31.00 × 17.50 m. It was accessible from the east and had one main cult chapel. Besides the principal burial of the tomb owner, it also contained the burials of some members of his family. Shaft 1 gave access to the main burial chamber of Kairsu. Above the burial chamber proper was constructed so-called Chamber 1, in which the upper part of a seated statue of Kairsu was found (Excav. No. 79_a/AC33/2018). Chamber 2, Kairsu’s burial chamber, consists of two parts. The eastern part is 5.12 m long, 1.60 m wide and about 1.88 m high. The floor, paved with small irregular limestone blocks, and the side walls of the room, built of local limestone blocks, were both plastered white. The western sarcophagus recess was 2.50 m deep and 2.48 m wide. Most of the recess was taken by the limestone sarcophagus. The chest is 2.40 m long, 0.80 m high and 1.10 m wide. The lid is 2.40 m long, 1.20 m wide and up to 0.32 m high. In front of it, in the original position, was found the lower part of the seated statue of Kairsu facing east and featuring some of the official’s titles (Excav. No. 79_b/AC33/2018). The statue – when reassembled – is 0.73 m tall, with a base of 0.41 × 0.23 m and 0.28 m high.8

Tombs of Shepseskafankh and Nefershepes (Taf. II.1–II.2, Taf. III.1–III.2) The other two tombs come from the Abusir South cemetery and are part of a large family complex in which several important officials of the Nyuserra reign and Nyuserra’s daughter Sheretnebty were buried.9 This burial ground was founded by chief physician of Upper and Lower Egypt Shepseskafankh and immediately followed by an anonymous owner of the by far largest mastaba in the area, AS 31. This tomb, the biggest of the family cemetery built in “Giza fashion”, was composed of a mastaba-shaped superstructure with two cult niches embedded in the eastern façade, with a shaft opening on top of the mastaba, and a rock-cut cult chapel with a serdab that were cut in the bedrock underneath the mastaba. The tomb of Nefershepes (AS 67) was built in the eastern part of this cemetery. The individual building stages indicate that this structure came into being only after the tomb of Shepseskafankh was finished. Slightly later than this tomb or roughly contemporary was the tomb complex of four rock-cut tombs and an open pillared courtyard dedicated to king’s daughter Sheretnebty (AS 68). Around the same time, the tomb of Neferinpu (AS 37) was built west of Shepseskafankh’s mastaba. From this cemetery the tombs of Shepseskafankh and of Nefershepes feature statues in burial chambers. An analysis of the titles of the individual officials buried in this cemetery demonstrates close professional links among most of them, concerning especially the royal court, the royal funerary cults of several rulers buried in Abusir and medical professions. No serdab was built in the mastaba of Nefershepes (AS 67, ground plan of 20.00 × 6.70 m), but a socalled pseudo group statue was found inside the burial chamber of the tomb owner in Shaft 1.10 The 12.40 m deep shaft led to a burial chamber located south of the shaft. The chamber was 3.35 long, 2.92 m wide and 2.09 m high. Most of it was taken by a limestone sarcophagus. The chest measured 2.24 × 1.03 × 0.80 m, while the lid was 2.28 × 1.03 × 0.22 m. The almost complete statue was found lying on the floor of the chamber in a 0.30 m narrow space between the south wall of the chamber and the south wall of the sarcophagus chest (Excav. No. 17/AS67/2012) (Taf. II.1–II.2). The pseudo group features two male figures with a back pillar, one striding and the other standing, both wearing stepped, curly wigs on their heads, wide collars on their chests and short pleated kilts with well rendered belts. The man on the left is striding, with his left leg forward, both arms along the body. The standing figure has his right arm bent and folded on the chest in a venerating gesture. The statue base measures 0.19 × 0.12 × 0.05 m. The maximum height of the statues

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Bárta / Jirásková / Krejčí / Odler / Brůna / Sůvová / Havelková, Prague Egyptological Studies 25 (2020). Bárta / Bareš / Krejčí / Megahed / Varadzinová (eds.), Created for Eternity, 78–79. Bárta / Vymazalová / Dulíková / Arias / Megahed / Varadzin, Ägypten und Levante 24 (2014), 15–34. Bárta / Vymazalová / Dulíková / Arias / Megahed / Varadzin, Ägypten und Levante 24 (2014), 17.

Archaeology of New Religious Thought in Old Kingdom Egypt: Statues in Burial Chambers in Abusir 3 themselves is 0.37 m. Interestingly, while the whole work of art is almost complete, the noses of both figures have been knocked off, most likely deliberately. In the mastaba of Shepseskafankh11 measuring 21.90 × 11.50 m in ground plan (AS 39), most statues were originally placed in the serdab built in the north-western part of the superstructure, adjoining the entrance into the tomb from the west. This east-west oriented room was originally covered with a mud brick vault and visually connected with the entrance vestibule through a small slot. However, a striding male statue was found in the burial chamber of Shaft 3 belonging probably to Shepseskafankh’s wife or mother. Shaft 3 was 10.3 m deep and probably secondarily connected with Shaft 2 southeast of it by means of a broken wall. Shaft 2, the deepest, was built for the tomb owner, Shepseskafankh. It is thus very likely that the statue was originally situated in the burial chamber of Shaft 2 (Taf. III.1–III.2).12 Shaft 2 had a very small burial chamber, 2.50 × 1.07 m in ground plan and about 1 m high, in its eastern wall. The preserved part of the limestone statue was 52 cm tall, with the legs, chest and head missing. It still displays exquisite remains of the original polychromy – red for the body, yellow for the kilt and black for the negative space and the base of the statue (Excav. No. 17/AS39/2013). The male figure with arms along the body is striding with the left leg forward, dressed in a short pleated kilt with a finely rendered belt.13

Interpretation However meagre is the evidence represented by the three cases from Abusir non-royal tombs (and practically non-existent in other cemeteries of comparable date), it indicates that we have to seriously consider a possibility that ancient Egyptians were setting up statues in the burial chambers. We also have to bear in mind that there is limited evidence indicating that the practice of setting up statues in burial chambers may go back to the Third Dynasty as shows the case with the statues of Nedjemankh from the Louvre and Leiden and (most likely) his tomb K5 in Bet Khallaf.14 All three Abusir statues were found in the burial chambers. Only the red granite statue of Kairsu was complete and most likely found in situ, while the limestone pseudo group statue of Nefershepes was found almost complete but with poor remains of polychromy, and Shepseskafankh’s limestone statue was found incomplete yet with preserved polychromy. None of the statues under consideration displayed any traces of secondary activity, of being used, for example, by the robbers to open the sarcophagus or such like. At the same time, the traceological examination of their surfaces did not show any traces of tools, e. g. copper ones. The impracticality of lowering them into the burial chambers by the robbers also favours the conclusion that they belonged to the original content of the chambers when they were closed after the burial. We also have to keep in mind that the tomb of Nefershepes had no serdab and, therefore, no suitable place for displaying statues. As all three tombs have been dated to the reign of Nyuserra, the story of the statues may well be just another aspect of the profound changes and the multiplier effect which affected most aspects of society and the state during the reign of this king.15 Foremost of all was the rapid growth of the Osiris cult, at first linked with the non-royal sphere. The fact that all of a sudden, we may witness the appearance of statuary in the burial chambers in the reign of Nyuserra, may emphasize one of the primary religious aspects of the cult of Osiris, namely that high members of the elite wished to become associated with Osiris after their physical death, and the use of statuary in their burial chambers was one of the possible means of achieving it and demonstrating it on a symbolical level. The statuary was logically an important part of this concept, marking a significant shift in the attitude of the elite of the day towards the afterlife, their status and the constant status race between the king and the elite.16 The fact that one of the statues falls into the pseudo group category may strengthen the argument, as it proves the emulation of status by non-royals by means of copying a new statuary concept introduced or at least promoted by Nyuserra.17 Be it as it may, the fact that statues could be 11 12 13 14 15 16

Bárta, Prague Egyptological Studies 15 (2015), 15–27. Bárta, Prague Egyptological Studies 15 (2015), 22, fig. 9 showing the find spot of the statue. Bárta, Prague Egyptological Studies 15 (2015), 19. Bárta, MDAIK 54 (1998), 71–72. Bárta, in: Driessen / Cunningham (eds.), From Crisis to Collapse, 123–149 with previous literature. Bárta / Dulíková, in: Coppens / Janák / Vymazalová (eds.), Royal versus Divine Authority, 42–43; Bárta, in: Driessen / Cunningham (eds.), From Crisis to Collapse, 289–305. 17 Bárta / Vymazalová, in: Kuraskiewicz / Kopp / Takács (eds.), ‘The perfection that endures …’, 71–73.

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part of the original burial equipment, at least from the reign of Nyuserra, has to be seriously considered now. Given the nature of the religious changes taking place during the reign of this king, it would not be much surprising. Moreover, this assumption now seems to be justified by recent archaeological discoveries from Abusir.

Bibliography Bárta, M., Serdab and statue placement in the private tombs down to the Fourth Dynasty, in: MDAIK 54 (1998), 65–75. Bárta, M., Tomb of the chief physician Shepseskafankh, in: Prague Egyptological Studies 15 (2015), 15–27. Bárta, M., Temporary and Permanent: Status Race and the Mechanism of Change in a Complex Civilisation; Ancient Egypt in between 2900 and 2120 BC, in: Driessen, J. / Cunningham, T. (eds.), From Crisis to Collapse. The Archaeology of Social Breakdown, Louvain le Neuve 2017 (Aegis 11), 289–305. Bárta, M., Analyzing collapse: the rise and fall of the Old Kingdom, Cairo / New York 2020 (The AUC history of ancient Egypt, volume 2). Bárta, M. / Vymazalová, H. / Dulíková, V. / Arias, K. / Megahed, M. / Varadzin, L., Exploration of the necropolis at Abusir South in the season of 2012. Preliminary report, in: Ägypten und Levante 24 (2014), 15–38. Bárta, M. / Dulíková, V., Divine and Terestrial: Power Rhetorics in Ancient Egypt (Case of Nyuserra), in: Coppens, F. / Janák, J. / Vymazalová, H. (eds.), Royal versus Divine Authority. Acquisition, Legitimization and Renewal of Power, 7. Symposium zur Königsideologie / 7th Symposium on Egyptian Royal Ideology, Prague, June 26–28, 2013, Wiesbaden 2015 (Königtum, Staat und Gesellschaft früher Hochkulturen 4,4), 31–48. Bárta, M. / Vymazalová, H., Created for Eternity. Statues and Serdabs in the late Fifth Dynasty Tombs at Abusir South, in: Kuraskiewicz, K. O. / Kopp, E. / Takács, D. (eds.), ‘The perfection that endures …’ Studies on Old Kingdom Art and Archaeology, Warsaw 2018, 61–76. Bárta, M. / Bareš, L. / Krejčí, J. / Megahed, M. / Varadzinová, L. (eds.), Created for Eternity. The greatest discoveries of Czech Egyptology, Prague 2019. Bárta, M. / Jirásková, L. / Krejčí, J. / Odler, M. / Brůna, V. / Sůvová, Z. / Havelková, P., Tomb of Kairsu discovered in Abusir (AC 33), in: Prague Egyptological Studies 25 (2020), 35–58. Eaton-Krauss, M., The representations of statuary in private tombs of the Old Kingdom, Wiesbaden 1984 (ÄgAbh 39). Harvey, J. C., Wooden statues of the Old Kingdom: a typological study, Leiden / Köln 2001 (Egyptological Memoirs 2). Lehmann, K., Der Serdab in den Privatgräbern des Alten Reiches, 3 Bände, Inauguraldissertation, Fakultät für Orientalistik und Altertumswissenschaften der Universität Heidelberg, Heidelberg 2000. Russmann, E. R., Egyptian Sculpture. Cairo / Luxor, London 1989. Scott, G. D., The history and development of the ancient Egyptian scribe statue, Ann Arbor 1989. Tefnin, R., Art et magie au temps des Pyramides, l’énigme des têtes dites « de remplacement », Bruxelles 1991 (Monumenta Aegyptiaca 5).

„Ohne Mammon kein Amon“: Die Figur des Hildesheimer Amun PM 4553 Christian Bayer Forschung und Lehre von Regine Schulz hatten großen Einfluss auf meine berufliche und wissenschaftliche Laufbahn, wenngleich ich offiziell nie Student von ihr war. In den 1990er Jahren – damals noch als Praktikant am Roemer- und Pelizaeus-Museum – bin ich gelegentlich mit Regine von Hildesheim nach München gefahren, um an der ein oder anderen Lehrveranstaltung von ihr teilzunehmen. Die langen Fahrten dorthin sowie die offene und kollegiale Atmosphäre am Institut für Ägyptologie der Universität München werden mir immer in lebhafter Erinnerung bleiben. Schon damals interessierte sich Regine auch für die weniger beachteten Randgebiete der ägyptischen Kunstgeschichte wie beispielsweise die Ägyptenrezeption der frühen Neuzeit oder das weite Feld der rezenten Aegyptiaca, angefangen von Souvenirs und Nachahmungen ägyptischer Kunst über Verfälschungen ägyptischer Originale bis hin zu in betrügerischer Absicht gefertigten Falsifikaten. Es ist mir daher eine besondere Freude und Ehre, der Jubilarin im Folgenden neuere Untersuchungen zu einem solchen Falsifikat der ägyptischen Sammlung des Pelizaeus-Museums präsentieren zu können; dies um so mehr, als sie selbst nicht unerheblichen Anteil an dessen „Entlarvung“ hat.

Provenienz und Erwerbungsgeschichte des „Hildesheimer Amun“ Die Provenienz eines Objektes, also seine Herkunft und Abfolge von Vorbesitzern, ist für Museumssammlungen von großer Bedeutung, verbinden sich damit doch nicht nur Fragen nach der Legalität,1 sondern auch die mit dem Objekt verbundene(n) Geschichte(n), die im Falle der Fundumstände archäologischer Objekte häufig erst eine fundierte Interpretation ermöglichen und/oder den besonderen Wert eines Stückes ausmachen. Die hier zu besprechende vergoldete Holzfigur des Amun stammt aus dem Kunsthandel und besitzt damit wie viele andere Objekte aus dieser Quelle keinen gesicherten archäologischen Kontext. Da es sich bei der Figur, wie noch zu zeigen sein wird, um eine moderne Fälschung handelt, ist dies auch nicht weiter überraschend. Um ihre Herkunft dennoch so weit wie möglich zurückzuverfolgen, seien an dieser Stelle die Umstände ausführlich geschildert, unter denen die Statuette an das Museum gelangte; zugleich erlauben die Vorkommnisse einen Einblick in die museale Sammlungspraxis der späten 1950er bzw. frühen 1960er Jahre. Der schwierige und langwierige Erwerbungsvorgang der Figur des Amun (Taf. IV.1) lässt sich anhand der im Museumsarchiv vorhandenen Unterlagen von Oktober 1959 bis September 1960 verfolgen. Die Unterlagen bestehen im Wesentlichen aus der Korrespondenz zwischen dem Ägyptologen und Kunsthändler Dr. Hellmut Müller-Feldmann (1906–1980) und dem damaligen Museumsdirektor Dr. Hans Kayser (1911– 1989). Beide Männer und Fachkollegen scheinen sich bereits vor dem Ankauf des Amun gekannt zu haben, da in einem der Briefe eine geplante und offenbar nicht realisierte gemeinsame Publikationsreihe erwähnt wird. Auch der früheste im Museumsarchiv zum Ankaufsvorgang des Amun abgelegte Brief lässt darauf schließen, dass Müller-Feldmann und Kayser bereits zuvor in Kontakt standen, da Müller-Feldmann sich 1 Die in jüngerer Zeit vermehrt in den Fokus geratene Provenienzforschung ist nicht nur für die Identifizierung von NS-Raubkunst von Belang, sondern auch für unrechtmäßig angeeignete Objekte aus kolonialen Kontexten sowie illegal aus ihren Herkunftsländern ausgeführte Kulturgüter. Für Fragen des Kulturgutschutzes und der Museumsethik relevant sind in diesem Zusammenhang die einschlägigen Positionen und Veröffentlichungen des Internationalen Museumsrats ICOM und seiner internationalen und nationalen Vertretungen. Die UNESCO verabschiedete 1970 die „Convention concernant les mesures à prendre pour interdire et empêcher l’importation, l’exportation et le transfert de propriété illicites des biens culturels“, die bislang von 140 Staaten ratifiziert worden ist, darunter Ägypten (1973) und die Bundesrepublik Deutschland (2007).

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darin auf ein Angebot an Kayser in Höhe von 30.000 DM für die Amun-Figur bezieht, für die er zusätzlich einen Sarkophag und eine Statue des Alten Reiches aus den Beständen des Museums als Tauschobjekte vorschlägt, denn „was die Holzfigur heute auf internationalen Auktionen bringt, ist ziemlich eindeutig. Ich bleibe bei meinen Preisen stets um wenigstens2 die Hälfte darunter. So möchte ich auch dann bitten, auch die ev. Tauschstücke anzusetzen, sonst ergibt sich schlecht eine Basis der Gleichheit“.3 Einen Monat später schlägt Müller-Feldmann ein weiteres Tauschgeschäft vor, diesmal ein „Holzköpfchen aus Assiut MR gegen ca. 1 Dutzend antike Gläser nach Wahl bzw. 6–8 Gläser und mehrere Terrakotten“ sowie ein „größerer Glasskarabäus, Edelsteinnachahmung, roter Jaspis mit Wertansatz von DM. 600.- bei Kauf bzw. Tausch gegen Gläser bzw. Terrakotten“.4 Am 1. Dezember 1959 treffen sich Müller-Feldmann und Kayser in Hildesheim, um die geplanten Geschäfte und Transaktionen weiter zu besprechen. Zu diesem Zeitpunkt scheint die Figur des Amun bereits in Kaysers Händen gewesen zu sein, da Müller-Feldmann in seinem Schreiben nur anbietet, den MR-Kopf bei seinem Besuch mitzubringen, nicht aber die Amun-Figur. Laut einer Aktennotiz befand sich diese aber 1959 bereits in Hildesheim.5 Am Zweiten Weihnachtstag 1959 sendet Müller-Feldmann handschriftlich Weihnachts- und Neujahrswünsche an Kayser und wiederholt sein Angebot in Sachen Amun: „Ich wollte Ihnen noch sagen, dass ich immer noch bereit bin, den Sarkophag, Gläser & Terrakotten in Zahlung zu nehmen, falls Sie mit dem Gelde für den Amun nicht ganz hinkommen. Dann könnte sich für die Stadt bzw. dessen Museum der Betrag immer noch auf ca. DM 20.000 ermäßigen. Jedenfalls denke ich, dass wir klarkommen werden & eine Entscheidung wohl bis Ende Januar fällt.“6 Der Optimismus von Müller-Feldmann sollte sich als trügerisch erweisen, da Hans Kayser über den Jahreswechsel in Ägypten weilte. Auch Müller-Feldmann trat nach Weihnachten offenbar eine Ägyptenreise an, denn Anfang Februar 1960 schreibt er an Kayser: „Bin eben aus Wadi Halfa zurück & hörte bei Gaddis in Luxor, dass Sie dort waren. Ging bei Ihnen alles gut? Ich hatte eine nette Gruppe, es gab nur einige Erkältungen. Nun hätte ich gerne recht bald gewusst, wie es mit dem Amun steht.“ Müller-Feldmann begründet sein Drängen mit dem Hinweis, demnächst von Hamburg in die Nähe von München zu ziehen, was „so allerhand Ausgaben mit sich“ brächte.7 Nachdem Müller-Feldmann auch nach zwei Wochen noch keine Antwort von Kayser erhalten hat, ruft er sich per Postkarte nochmals in Erinnerung: „Lieber Herr Kayser, wie stehen die Aktien? Gerne hätte ich bis Montag8 eine Nachricht, da wir in der nächsten Woche umziehen.“9 Kayser antwortet noch am Tag des Eintreffens der Karte mit der schlechten Nachricht, dass die Stadt Hildesheim seinem Ankaufsgesuch nicht entsprochen habe: „Nun kommt fast gleichzeitig mit Ihrer neuerlichen Anfrage, heute die für mich wahrscheinlich genau so traurige Nachricht wie für Sie, dass die Zuständigen in Geldsachen meinen Antrag auf Ankauf des goldenen Amon abgelehnt haben. Vorerst erscheint jeder weitere Schritt aussichtslos. Obwohl ich um eine Revision dieses Beschlusses eilfertig bemüht bin, kann ich im Augenblick nicht anders, als Ihnen die wunderbare Statuette wieder zur Verfügung zu stellen. Sagen Sie mir bitte, wie ich sie in Ihre Hände gelangen lassen kann. Zu Ihrem Umzug in die Nähe des warmen Südens und die herrliche Stadt München kann ich Ihnen nur gratulieren. Wir werden uns dann wohl weniger sehen als bisher. Ich wünsche Ihnen also alles Gute und vor allem einen guten Beginn.“10 Umgehend antwortet Müller-Feldmann, er könne augenblicklich wegen des Umzugs nicht nach Hildesheim kommen, sondern erst wieder in sechs bis acht Wochen. Trotz 2 Unterstreichung im Original per blauem Kugelschreiber, mit dem der Brief auch unterzeichnet ist. 3 Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 10.10.1959. Die Unterlagen zum Ankauf wurden im August 2013 von der damaligen Kuratorin der ägyptischen Sammlung Bettina Schmitz einem „alten Aktenordner“ entnommen (Aktennotiz B. Schmitz vom 22.08.2013) und bestehen heute aus 30 Briefen und Postkarten sowie einem Schwarzweißfoto (Abb. 2), dazu einem zweiseitigen Typoskript von Hans Kayser als Pressemitteilung zur Erwerbung sowie sechs originalen Zeitungsausschnitten. 4 Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 16.11.1959. 5 Dieser Umstand ergibt sich auch aus einer schriftlichen Stellungnahme von Kayser an Senator Dr. Beitzen, in der dieser nach dem Eigentümer der Figur sowie dem Grund der Dringlichkeit des Kaufes fragt. Kayser antwortet „Die Statuette wurde bereits Ende des Jahres 1959 angeboten und blieb zur Ansicht für den Museums-Ausschuss in Verwahrung des Museums. Herr Dr. Müller-Feldmann erklärte sich bereit, die Statuette hier zur endgültigen Klärung zu belassen.“; Aktennotiz vom 01.09.1960. 6 Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 26.12.1959. 7 Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 02.02.1960. 8 Unterstreichung im Original per schwarzem Kugelschreiber, mit dem die gesamte Postkarte geschrieben wurde. 9 Handschriftliche Postkarte von Müller-Feldmann an Kayser vom 18.02.1960. 10 Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Kayser an Müller-Feldmann vom 19.02.1960.

„Ohne Mammon kein Amon“

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Kaysers negativer Antwort bleibt Müller-Feldmann in Sachen Amun hartnäckig und schlägt vor, in der Zwischenzeit einen erneuten Versuch des Ankaufs zu unternehmen, diesmal unter Inzahlungnahme eines Sarkophags und 20 antiker Gläser für zusammen 5.000 DM; die Restsumme von 20.000 DM solle in zwei Raten à 10.000 DM gezahlt werden, eine Rate im April, die zweite Rate ein Jahr später. Allerdings müsse er über die Tauschgegenstände schon innerhalb der nächsten vier bis acht Wochen verfügen können. „Vielleicht ist es Ihnen möglich, mit diesem Angebot besser zum Ziele zu kommen, da leider zur Zeit kein anderes deutsches Museum infrage kommt und wir beide ja möchten, dass es hier bleibt und vor allem in unsere bedeutendste Sammlung gehört.“11 Nach erfolgtem Umzug nach Grafing bei München meldet sich Müller-Feldmann erneut per Brief bei Kayser mit „recht herzlichem Gruß aus der neuen Heimat“ und dem Hinweis, erst in einigen Wochen einen Telefonanschluss zu erhalten. Da „vielleicht das Geschäft mit dem AMON zum Scheitern kommen könnte“, schlägt Müller-Feldmann ein kleineres Tauschgeschäft vor, nämlich „das schöne Holzköpfchen aus dem Mittleren Reich, das ja so selten ist, gegen 20 antike Gläser nach Wahl. In diesem Falle könnte ich die Frist für den AMON noch auf einige Monate verlängern und ein neuer Versuch wäre möglich“.12 Anscheinend hatte Müller-Feldmann Interessenten für antikes Glas an der Hand, das er ja bereits seit Oktober 1959 von Kayser zum Tausch zunächst für die Amun-Figur und nun für einen Kopf des Mittleren Reiches zu erhalten hoffte. Zwei Wochen später teilt Kayser ihm allerdings mit: „Leider besteht hier keine Neigung auf Ihren Tauschvorschlag der 20 antiken Gläser gegen das Holzköpfchen einzugehen.“13 Stattdessen scheint Kayser weiter an der Amun-Figur interessiert gewesen zu sein, deren Ankauf er der Stadt Hildesheim am 30. März 1960 erneut vorschlägt. Eine Woche später erkundigt sich Müller-Feldmann ungeduldig nach dem Ausgang und erhöht zugleich den Druck auf Kayser, denn „es scheint sich mit dem AMUN ohne mein Zutun irgendetwas herumgesprochen zu haben. Ich bekomme in 6 Tagen Besuch von außerhalb und werde auch deswegen gelöchert werden. Deshalb möchte ich Sie bitten, mir möglichst bis zum 11.4.14 Nachricht zu geben, was Ihre Sitzung vom 30.3. nun ergeben hat. Sie müssen verstehen, dass ich im Interesse meiner Familie nun etwas unternehmen muss, zumal ja das Tauschgeschäft mit dem MR-Köpfchen nicht zustande kommen konnte.“15 Da sich Kayser bei Eintreffen des Schreibens in Hildesheim im Urlaub befand, antwortete sein Kollege Dr. Walter Konrad vom Roemer-Museum mit der Bitte, sich noch bis Kaysers Rückkehr zu gedulden.16 Erst eine Woche nach Beendigung seines Urlaubs findet Kayser Gelegenheit, MüllerFeldmann zu antworten: „Es ist mir leider nicht gelungen, die ganze Summe auf einmal zu bekommen. Die einzige Möglichkeit, das Stück zu erwerben, hängt jetzt von Ihrer Einstellung ab …“ Kayser schlägt eine einjährige Ratenzahlung vor und schließt den Brief mit den Worten „Ich würde mich freuen, wenn Sie zu diesem Vorschlag ja sagen würden, sonst müsste ich blutenden Herzens auf den ‚goldenen Gott‘ verzichten.“17 Eine Woche später antwortet Müller-Feldmann, er sei mit dem Vorschlag einverstanden und bittet um Überweisung der ersten Rate in Höhe von 9.000 DM bis spätestens zum 20. Mai 1960.18 Noch vor Ablauf dieser Frist muss Kayser jedoch erneut Schwierigkeiten bei der Abwicklung des Geschäftes einräumen: „Ich bin schon wieder einmal angeeckt, indem man mir meinen Finanzierungsplan durch neuerliche bürokratische Bedenken durchkreuzt hat. Dafür ist der Himmel in Hinsicht auf die Bezahlung der Gesamtsumme auf einen Schlag sozusagen etwas blauer geworden. Die Finanzverwaltung hat mich zu einem neuen Antrag ermutigt, der in 14 Tagen entschieden werden soll. Wenn Sie mir jetzt böse sind, dann muss ich es hinnehmen, und wenn Sie mir aus Ungeduld, die ich nun verstehen würde, den goldenen Amon entreißen würden, dann müsste ich dem tatenlos zusehen. Wenn Sie aber andererseits sich doch entschließen könnten, diese Entscheidung noch abzuwarten, dann würde mich das sehr freuen.“19 Auf diese blumig formulierte erneute Vertröstung von Kayser reagiert Müller-Feldmann etwas ungehalten: „Sie haben mich da mit der Umdisponierung betr. des Amun in eine schöne Lage gebracht. Wie kam das nur? – Ich hatte schon mit den DM 9000,- disponiert, weil ich Ihren Vorschlag als festes, gleich realisierbares Angebot ansehen musste. War es ein ‚Husarenritt‘? 11 12 13 14 15 16 17 18

Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 24.02.1960. Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 14.03.1960. Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Kayser an Müller-Feldmann vom 28.03.1960. Unterstreichung im Original per blauem Kugelschreiber, mit dem der Brief auch unterzeichnet ist. Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 06.04.1960. Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Konrad an Müller-Feldmann vom 07.04.1960. Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Kayser an Müller-Feldmann vom 29.04.1960. Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 06.05.1960. Am 10.05.1960 teilt Müller-Feldmann Kayser per Postkarte seine neue Bankverbindung mit – für den Fall, dass der Betrag noch nicht überwiesen wäre. 19 Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Kayser an Müller-Feldmann vom 11.05.1960.

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Wir müssen nun wohl notgedrungen noch die 14 Tage abwarten; es wäre dann natürlich erfreulich, wenn der Gesamtbetrag auf einmal fiele. – Dann erfolgt doch aber wohl gleich die Überweisung?“20 Zerknirscht, aber ohne weitere Zusage antwortet Kayser „Ich danke Ihnen für Ihren freundlichen Brief und bedauere sehr, dass ich Ihnen solche Misshelligkeiten bereite.“21 In diesem Brief teilt Kayser seine private Anschrift und Telefonnummer mit, wo Müller-Feldmann ihn auch nach Feierabend erreichen könne. Ob es zu einem persönlichen Gespräch kam, bleibt unbekannt, jedenfalls meldet sich Müller-Feldmann zehn Tage später erneut per Brief: „Wie sieht es jetzt mit dem Amun aus? Der Monat geht zu Ende und gleich nach Pfingsten muss ich verreisen und etwas unternehmen.“22 Kayser scheint auf die Nachfrage Müller-Feldmanns nicht reagiert zu haben, denn knapp drei Wochen später schreibt dieser erneut an Kayser: „Wie steht es nun mit dem Amun? Ich habe z. Zt. 3/4 Interessenten im In- und Ausland. Bis Ende des Monats muss ich mich ev. entscheiden. – Wenn Sie bis dahin keine Möglichkeit sehen, teilen Sie es mir bitte mit.“23 Kaysers Antwort ist in den Unterlagen nicht erhalten, doch hat er auf dem Brief von Müller-Feldmann handschriftlich notiert: „Kauf unmöglich! Antwort 22.6.60 [Kürzel Kayser]“. An dieser Stelle wäre die Sache für Hildesheim eigentlich erledigt gewesen, doch blieben Müller-Feldmanns Versuche, einen anderen Käufer für die Figur zu finden, offenbar erfolglos, denn schon kurze Zeit später wendet er sich abermals an Kayser: „Komme eben aus Paris zurück, das mir einen interessanten Einblick in den Kunstmarkt vermittelte. Schönen Dank für Ihr Schreiben betr. des Amun. Leider haben nun meine anderen Interessenten z. Zt. auch kein Geld. Wir hätten es doch wohl etwas energischer mit einem Tausch versuchen müssen, dann wäre die Stadt mit einer weniger hohen Summe in Anspruch genommen worden. Wenn ich jetzt Geld brauche, so werde ich mir einen privaten Interessenten suchen, vielleicht interessiert sich auch Paris dafür.“24 Die finanzielle Situation von Müller-Feldmann scheint tatsächlich zunehmend prekärer geworden zu sein, weshalb er sich noch im selben Monat fast flehentlich mit einem neuen Angebot an Kayser wendet: „Falls Sie wenigstens noch einige hundert Mark in der Ankaufskasse haben, so würden Sie mir vielleicht für die ägyptische oder sonstige Sammlung das eine oder andere kleine Stück abnehmen können, da ich wegen des Amun sehr in Verzug gekommen bin.“25 Konkret bietet Müller-Feldmann „einige hübsche Messergriffe aus Bronze“ an sowie einen „seltenen feinen Ptolemäerkopf ca. 1,5 cm lang aus Lapis! Einlage“, dazu den schon früher offerierten Holzkopf des Mittleren Reiches. Keines der angebotenen Objekte scheint Kaysers Interesse geweckt zu haben, stattdessen nutzt er die Gunst der Stunde und verhandelt erneut über den Amun.26 Mitte August schreibt Müller-Feldmann an Kayser: „Wie gesagt, bin ich also mit dem Preise von DM 20.000 für den holzvergoldeten Amun einverstanden, wenn das Geld in den nächsten Wochen, d. h. bis zum 1.10.60 realisierbar ist. Das Stück, für das ich die volle Echtheitsgarantie übernehme, stammt nach Angaben des Vorbesitzers aus dem Nachlass eines bekannten belgischen Diplomaten, dessen Namen ich vergaß, mir zu merken. Da ich ein Fragment einer solchen Figur einmal in Luxor sah, ist zu vermuten, dass es aus dieser Gegend stammt. Nach Farbdia bzw. Foto ist es Herrn Prof. H. W. Müller in München, Herrn Cooney & Herrn v. Bothmer (beide Boston USA) bekannt.“27 Vielleicht war es diese Auflistung von Ägyptologen, von denen insbesondere Bernhard V. Bothmer als Spezialist für Rundplastik der Spätzeit internationalen Ruf genoss, die Kayser bezüglich der Datierung des Amun verunsicherte, denn kurze Zeit später schreibt er an Müller-Feldmann: „Leider wird durch Ihren angedeuteten Datierungszweifel, der einem leisen Zweifel von meiner Seite doch entgegenkam, in der Ankaufsangelegenheit des Amon doch wieder eine Hürde aufgestellt, die erst genommen sein muss, ehe ich mit reinem Gewissen die Ausgabe einer so hohen Summe verantworten kann. Bei meinen Untersuchungen war ich so weit gekommen, dass die Figur der Zeit Tut-ench-Amun oder etwas später angehören könnte, wenn man in ihr einen vergotteten Amenophis III. sähe. Hierzu passt das Gesicht, der Krummstab (der meines Wissens ein zweitesmal bei einem Amon nicht vorkommt) und die Krone, die für die Kappe des Amon etwas zu hoch ist. 20 21 22 23 24 25 26

Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 17.05.1960. Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Kayser an Müller-Feldmann vom 20.05.1960. Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 30.05.1960. Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 18.06.1960. Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 12.07.1960. Maschinenschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 29.07.1960. Einer der Beweggründe für Kayser, unbedingt die Figur des Amun für Hildesheim erwerben zu wollen, lag vielleicht in seinem vorangegangenen Ankauf einer Gruppe von Gänsen des Amun aus Kalkstein (PM 4544). Kayser erwarb die Gänse im Januar 1957 auf Vermittlung seines Vorgängers Günther Roeder und stellte sie 1960 zusammen mit der Figur des Amun in einer Vitrine im damaligen Museumsneubau aus. 27 Handschriftlicher Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 19.08.1960.

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Die etwas gedrungene Figur und der auch in seinem Einsatz senkrecht gestreifte Schurz würden dann allerdings auf eine provinzielle Arbeit hinweisen. Diese Theorie ist für mich natürlich solange nicht befriedigend, solange man nicht etwa die Herkunft weiß oder durch den Ankaufsort vielleicht eine Spur für die Herkunft finden könnte. Denn im anderen Falle würden die genannten Kennzeichen sicher manchen Kollegen zu einer Datierung in die Spätzeit führen. Eine solche Entdeckung nach dem Ankauf würde mich verständlicherweise in eine etwas peinliche Situation bringen, denn ich kann meiner Kommission den Ankauf nur mit dem Neuen Reich begründen, da in diesem Kreise ein für allemal festgestellt ist, dass für das Pelizaeus-Museum in Hinsicht auf die ohnehin schmalen Mittel lediglich die für das Mittlere und Neue Reich vorhandene Lücke durch Erwerbungen ausgebessert werden darf. Altes Reich und Spätzeit sind hier im zufriedenstellenden Umfange vorhanden. Mein Vorschlag ist deshalb dieser, dass Sie die Figur dem Spätzeitspezialisten Prof. Dr. H. W. Müller einmal im Original zur eingehenden Begutachtung vorführen. Sollte es bei der von uns von vornherein angenommenen Datierung für das Neue Reich bleiben, dann werde ich sofort die in Aussicht gestellte Summe von DM 20 000.- freibekommen. Sollte aber die Spätzeit an Boden gewinnen, dann müssten wir evtl. noch einmal über einen neuen Preis verhandeln.“28 Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Figur trotz der Kaufabsage vom Juni noch immer in Hildesheim,29 weshalb Kayser den Brief mit der Bitte „um einen Vorschlag, wie wir das kostbare Stück zu Herrn Prof. Müller nach München gelangen lassen können“ schließt. Schon eine Woche später erfolgt die schriftliche Antwort von Müller-Feldmann (Abb. 1), der in dem Ansinnen von Kayser scheinbar einen weiteren Anlass für Verzögerungen fürchtet und daher die herausragende Bedeutung der Figur völlig unabhängig von ihrer Datierung nachdrücklich unterstreicht. Einer erneuten Verhandlung über den Wert erteilt er eine Absage unter Hinweis auf vergleichbare Figuren und deren aktuelle Marktpreise. Für den Fall, dass Kayser die Figur des Amun dennoch nicht erwerben würde, bietet Müller-Feldmann als Ersatz ein Relief der Göttin Hathor an (Abb. 2). Der Verbleib des Reliefs ist mir nicht bekannt, doch könnte es sich nach Ausweis des Schwarzweißfotos durchaus um ein Original der Zeit Amenhoteps III. handeln.30 Dass Kayser nicht auf das alternative Angebot einging, sondern stattdessen an dem Erwerb der Figur des Amun festhielt, ist angesichts ihrer mangelnden Authentizität aus heutiger Sicht umso bedauerlicher. Am 5. September 1960 stimmten die Verantwortlichen der Stadt Hildesheim schließlich nach monatelangem Hin und Her dem Ankauf zu, worüber Kayser Müller-Feldmann umgehend telefonisch informiert, worum ihn dieser per Postkarte zuvor ausdrücklich gebeten hatte.31 Kayser wendet sich auch noch einmal per Brief an Müller-Feldmann: „Wie ich Ihnen bereits telefonisch mitteilte, ist vorgestern ein Zuschuss von DM 15 000.für den Ankauf der Amon-Statuette genehmigt worden. Die Überweisung der zuletzt vereinbarten Summe von DM 20 000.- habe ich heute veranlasst, so dass das Geld schätzungsweise im Laufe der Woche bzw. spätestens Anfang der Woche auf Ihrem Konto […] sein wird. Ich sprach Ihnen von meiner Auffassung, dass es sich bei der Figur um eine Vergottung des Amenophis I. handelt. Den Parallelfall, dass dieser König als Amon dargestellt wurde, gibt es in der Kairener Kalksteinstatuette 1244 (Borchardt Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten Tafel 172). Eine Strichzeichnung dieser Statue hat V. Schmidt in ‚levende og dode i det gamle Aegypten‘-Album auf Seite 89. Der Text dazu lautet: [Abschrift des dänischen Textes]. Sind Sie so nett und schicken mir mal die Übersetzung. Wie gesagt, was ich gelegentlich unbedingt brauche, ist der Name des Vorbesitzers.“ Ob Kayser den Namen je in Erfahrung gebracht hat, entzieht sich unserer Kenntnis; in den erhaltenen Unterlagen findet sich hierzu nichts.

28 Durchschlag eines maschinenschriftlichen Briefes von Kayser an Müller-Feldmann vom 22.08.1960. 29 Siehe dazu Anm. 5. 30 Die Technik des versenkten Reliefs sowie die gerade obere und linke Blockkante lassen ebenso wie das Format (Höhe 22 cm) am ehesten an ein Tempelrelief denken, aufgrund der Epitheta und der Ikonographie der Göttin wäre aber auch eine aus Kalksteinblöcken gemauerte Außenfassade eines Grabes vorstellbar. 31 Handschriftliche Postkarte von Müller-Feldmann an Kayser vom 04.09.1960.

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Abb. 1: Brief von Müller-Feldmann an Kayser vom 28. August 1960 (Archiv Pelizaeus-Museum).

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Abb. 2: s/w-Foto eines Reliefs (Originalfoto wohl Müller-Feldmann, Abzug Archiv Pelizaeus-Museum).

Am 7. September 1960 berichtete die Lokalpresse erstmals von dem spektakulären Ankauf unter der Überschrift „Ohne Mammon kein Amon“ (Abb. 3), ein Zitat des damaligen ehrenamtlichen Oberbürgermeisters von Hildesheim Martin Boyken (1908–1983) am Ende einer offenbar hitzigen Debatte im Rat der Stadt um den Erwerb der Figur. Für die Wochenendausgabe der Hildesheimer Regionalzeitungen verfasste Kayser eine Pressemitteilung, die als Typoskript in den Unterlagen des Museums erhalten ist. Sie stimmt wörtlich mit den veröffentlichten Pressetexten vom 10./11. September 1960 überein (Abb. 4). Darin führt Kayser seine bereits gegenüber Müller-Feldmann geäußerte These weiter aus, bei der Figur handele es sich um eine Darstellung des vergöttlichten Amenhotep I., um das ikonographische Problem des Krummstabs in der linken Hand der Figur zu erklären. Den vom Ratsherren Beitzen geäußerten Verdacht, bei der Figur könne es sich um eine Fälschung handeln, wischt Kayser mit dem Hinweis beiseite, an der Echtheit der Figur sei selbstverständlich nicht zu zweifeln. Der Fälschungsvorwurf von Beitzen dürfte denn wohl auch weniger auf fachliche Expertise zurückgehen, sondern vielmehr auf ein Manöver in Bezug auf den politischen Gegner, der den Ankauf mehrheitlich befürwortete. Es ist dennoch interessant, dass bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Authentizität der Figur in Zweifel gezogen wurde – insbesondere vor dem Hintergrund, dass sie danach für ein halbes Jahrhundert als Original galt. Wie in der Presse mitgeteilt, stellte Kayser die Amun-Figur in einer Vitrine im Raum 5 des damaligen Museumsneubaus, dem „Göttersaal“, erstmals öffentlich aus; hier verblieb sie bis zur Auflösung beziehungsweise Neukonzeption der Dauerausstellung Anfang der 1980er Jahre. Entgegen seiner Erstinterpretation der Figur als Darstellung des vergöttlichten Amenhotep I. veröffentlichte Kayser die Statuette sechs Jahre später in einem Museumsband als Amun-Re, der hier als „König der Götter“ dargestellt sei: „Während der Gott im allgemeinen mit einem langen Zepter in der Hand dargestellt wird, das gleichzeitig als ‚Wappen‘ der Stadt Theben galt, trägt er hier den Krummstab, das Herrschaftszeichen des ägyptischen Pharao, das als Bild auch in die Hieroglyphenschrift aufgenommen wurde und ‚herrschen‘ bedeutet.“32 Auch sieben Jahre später blieb er bei dieser Interpretation in seinem stichwortartigen Katalogeintrag zur Antikensammlung des Museums: „AMON, vergoldete Holzfigur eines schreitenden Mannes mit Federkrone und Sonnenscheibe und einem Krummstab (Hieroglyphe für herrschen) in der linken Hand. Die

32 Kayser, Das Pelizaeus-Museum in Hildesheim, 29, Abb. 25.

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Embleme sind in Kupfer(sic) gearbeitet. Neues Reich. H. 48 cm“33 Als teurer Ankauf der Stadt Hildesheim und „schöne“ – da vollständige und vergoldete – Darstellung des Amun war die Figur zum festen Bestandteil der ägyptischen Sammlung geworden und auf Sonderausstellungen im In- und Ausland zu sehen, etwa 1998 auf einer Ausstellungstournee durch Spanien34 oder 2007/2008 in Karlsruhe35. Auch der reich bebilderte Sonderband der Zeitschrift „Antike Welt“ aus dem Jahr 1993 stellt die Figur mit großem Farbfoto vor,36 und sie ziert sogar den Titel des ersten Bandes der Reihe „Imago Aegypti“, einem „internationalen Magazin für ägyptologische und koptologische Kunstforschung, Bildtheorie und Kulturwissenschaft“.37 Im Jahr 2010 trat sogar eine gewaltige, über 5 m hohe Nachbildung des goldenen Amun als Bühnenbild der Oper „Aida“ am „Theater für Niedersachsen“ in Hildesheim auf.38 Obwohl es möglicherweise schon zuvor – abgesehen von dem frühen Fälschungsverdacht des Senators Beitzen – Zweifel an der Echtheit der Figur des Hildesheimer Amun unter Fachkollegen gegeben haben mag, dauerte es bis zum 17. Juli 2010, als Marianne Eaton-Krauss auf der damaligen Ständigen ÄgyptologenKonferenz in Bonn erstmals die Authentizität der Figur in einem Impulsreferat zum Thema „Kunst“ öffentlich in Frage stellte. Ein Jahr später trat die Jubilarin Regine Schulz die Nachfolge von Katja Lembke als Leitende Direktorin und Geschäftsführerin der Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim gGmbH an, unter deren Ägide die ägyptische Dauerausstellung zuvor in drei Abschnitten zwischen 2008 und 2011 neu konzipiert worden war, allerdings ohne dass die Figur des Amun darin einen festen Platz gefunden hätte.39 Als ich 2013 als Kurator nach Hildesheim kam, befand sich die Figur im Depot des Museums. Es dauerte dann bis zur Sonderausstellung „Irrtümer & Fälschungen der Archäologie“, einem Gemeinschaftsunternehmen des LWL Museums für Archäologie in Herne und dem Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim, ehe die Figur erneut ausgestellt wurde, diesmal jedoch nicht mehr als Original der Zeit des Neuen Reiches um 1200 v. Chr., sondern als dringend der Fälschung verdächtigt.

33 Kayser, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum, 94, Taf. 7. 34 „Egipto Milenario“ mit Stationen in Sevilla, Zaragoza, Valencia, La Coruña, Palma und Santa Cruz de Tenerife. Die Amun-Figur findet sich im Katalog der Ausstellung unter der Kat.-Nr. 62; Fundatión “la Caixa” (ed.), Egipto Milenario, 106. 35 „Schönheit im Alten Ägypten“, 28. Juli 2007 bis 27. Januar 2008, Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Die Ausstellung war zuvor vom 25. November 2006 bis 1. Juli 2007 in Hildesheim zu sehen. Im Katalog der Ausstellung ist die Figur des Amun unter der Katalognummer 10 zu finden. 36 Eggebrecht (Hrsg.), Pelizaeus-Museum Hildesheim, 74, Abb. 68. 37 Verbovsek / Burkard / Junge (Hrsg.), Imago Aegypti 1 (2006). 38 Andreas Bode schrieb am 13.12.2010 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: „Das TfN hat ‚Aida‘ zum 100jährigen Bestehen des Roemer- und Pelizaeus-Museums auf den Spielplan gesetzt. Das Bühnenbild und die Kostüme Bernhard Kilchmanns lassen denn auch ägyptische Atmosphäre entstehen. Und dass die Statue des Hem-Iunu sowie die Standfigur des Gottes Amun auf der Bühne zu sehen sind, ist eine liebevolle, gleichwohl unaufdringliche Reminiszenz an diese Glanzstücke der ägyptischen Sammlung.“ 39 Thematisch hätte die Figur in den Ausstellungsabschnitt 2, „Das Leben am Nil“, gehört, der 2009 eröffnet und von dem inzwischen verstorbenen Martin von Falck kuratiert worden war. Ob Martin selbst Zweifel an der Echtheit der Figur hatte und sie daher nicht in die Dauerausstellung integrierte, entzieht sich meiner Kenntnis.

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Abb. 3: Artikel in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 07. September 1960 (Archiv Pelizaeus-Museum).

Abb. 4: Artikel in der Hildesheimer Rundschau vom 10./11. September 1960 (Archiv Pelizaeus-Museum).

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Die neueren Untersuchungen zur Echtheitsbestimmung des „Hildesheimer Amun“ Als der Verfasser dieses Artikels seinen Beitrag für den Katalog der Sonderausstellung „Irrtümer & Fälschungen der Archäologie“ schrieb, waren die naturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Echtheitsbestimmung der Figur des Amun noch nicht vollständig abgeschlossen, weshalb sich der Katalogbeitrag auf die bereits zuvor von Marianne Eaton-Krauss geäußerten stilistischen und ikonographischen Ungereimtheiten beschränken musste, die allein schon ausreichen, das Objekt als Falsifikat zu entlarven. Zusammenfassend seien sie hier nochmals stichpunktartig wiederholt:40 Stilistisch ist der Kopf im Verhältnis zum sehr gedrungenen Körper deutlich zu groß, das Gesäß ungewöhnlich spitz, die Beine und Füße kurz und stämmig, was der Figur insgesamt einen ungelenken und disproportionierten Eindruck verschafft. Die Augeneinlagen mit den scheibenartigen Pupillen sind zu flach und es fehlen Schminkstriche und Augenbrauen.41 Ikonographisch für den Gott Amun nicht belegt ist der Krummstab, der zudem eigenartig gebogen erscheint. Die summarische Gestaltung des Schurzes mit glattem Gürtel steht in eigenartigem Kontrast zur hochwertigen Vergoldung. Zusammengenommen ergibt sich das Bild einer verdächtig gut erhaltenen Figur mit stilistischen und ikonographischen Merkwürdigkeiten. Zur abschließenden Klärung der Echtheitsfrage wurden 2018 eine Materialanalyse der Goldauflage sowie eine Radiokarbondatierung des Holzes durchgeführt, die an dieser Stelle zusammen mit einer bereits zwei Jahre zuvor erfolgten CT-Aufnahme der Figur ergänzend zu den vorherigen Ausführungen nachgereicht seien.

Die Materialanalyse der Goldauflage Die Vergoldung der Holzfigur weist an zahlreichen Stellen eine Art Krakelee auf, was in Verbindung mit den flächigen Verschmutzungen den Eindruck einer gemalten Oberfläche ergibt. Eine Elementanalyse (REM-EDX) der Goldauflagen sollte daher klären, ob es sich bei den Auflagen wirklich um Gold oder lediglich um eine goldfarbene Bemalung handelt. Dazu wurden am 14. März 2018 zwei Materialproben von der Oberfläche der Figur genommen, und zwar von der Innenseite der Wade des rechten Beines sowie vom Rücken in Höhe des linken Nierenbeckens. Zum Vergleich wurde auch eine vergoldete Holzfigur des Gottes Thot aus dem Museum August Kestner in Hannover beprobt, die nur zwei Jahre vor dem Hildesheimer Amun im Kunsthandel erworben wurde und gleichfalls im Verdacht steht, eine Fälschung zu sein.42 Die Materialanalysen ergaben folgenden Befund:43 In beiden Fällen bestehen die Auflagen tatsächlich aus Gold, und zwar bezogen auf die Elemente Au, Ag und Cu in der Zusammensetzung (Masse Norm. %): Probe 1 Amun (rechtes Bein) Probe 2 Amun (Rücken) Probe 3 Thot (rechter Oberarm)

Au 91% Au 92% Au 93%

Ag 7% Ag 6% Ag 5%

Cu 2% Cu 2% Cu 2%

Während sich andere nachgewiesene Elemente wie Na, Mg, Al, Si, Cl, K, Ca und Fe auf Verunreinigungen („Schmutz“, mineralische Anhaftungen, Salze) oder den Untergrund zurückführen lassen, fanden sich in allen drei Proben übereinstimmend auch geringe Mengen von Mangan (Mn), deren Herkunft zum Zeitpunkt der Probenanalyse nicht weiter geklärt werden konnte. Die übereinstimmende chemische Signatur der Goldauflagen beider Figuren, die zeitnah im Kunsthandel erworben wurden, lässt an die Möglichkeit eines gemeinsamen Entstehungshorizontes denken, wahrscheinlich in der Mitte des 20. Jhs., dem gemeinsamen Auftauchen beider Figuren.

Die Radiokarbondatierung des Sockels der Amun-Figur Zusammen mit den Materialproben der Goldauflage wurde am 14. März 2018 auch eine Holzprobe von der Unterseite des Sockels der Figur des Amun genommen, um sie einer Radiokarbondatierung zu unterziehen.44 Die Analyse wurde am 26. April 2018 bei Beta Analytic Inc. in Miami durchgeführt und ergab für das Holz des Sockels ein kalibriertes Datum von 2135 bis 1939 v. Chr. (vgl. Taf. IV.2). Der Sockel der Figur ist damit

40 Vgl. Bayer in: Mühlenbrock / Esch (Hrsg.), Irrtümer & Fälschungen der Archäologie, 316–317, Kat.-Nr. 14. 41 Ich danke Helmut Brandl für die Hinweise auf die mangelhafte Ausführung der Augenpartie. 42 Vergoldete Holzfigur des Gottes Thot mit Ibiskopf aus Bronze, Inv.-Nr. 1958.15. Ich danke Christian E. Loeben für Informationen zum Objekt sowie für die Erlaubnis der Beprobung. 43 Die Materialanalyse erfolgte am Landeskriminalamt Niedersachsen in Hannover. Ich danke Dr. Marco Meyer (Dipl. Chem.) für die freundliche Unterstützung und Durchführung der Analyse. 44 Ich danke Teodora Szanto für die fachgerechte Probenentnahme sowohl der Goldauflagen wie auch der Holzprobe.

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etwa 800 Jahre älter (!) als das vermeintliche Entstehungsdatum der Figur, ein zunächst überraschender Befund. Ebenso überraschend ist, dass der Sockel keinerlei Reste eines Stucküberzugs oder einer Vergoldung aufweist, die doch eigentlich bei einer so wertvollen Götterfigur zu erwarten wäre, erst recht, wenn für deren Herstellung ein altes Stück Holz quasi „recycelt“ worden wäre. Die Holzansichtigkeit des Sockels ergibt nur dann einen Sinn, wenn dessen Alter sichtbar sein sollte, um die Authentizität der Figur für einen potentiellen Käufer zu erhöhen. Selbst bei einer angenommen provinziellen Herkunft des Stückes würde man zumindest eine Bemalung des Sockels erwarten, ganz abgesehen von einer obligatorischen Beschriftung. Es ist nicht unüblich, dass antike Objekte wie etwa ein einzelnes, schmuckloses Brett, das auf dem Markt keinen nennenswerten Preis erzielen würde, durch Hinzufügung beispielsweise einer vergoldeten Figur im Wert erheblich gesteigert wird. Eine in diesem Zusammenhang gängige Praxis ist das rezente Zusammenstellen von sogenannten „Holzmodellen“ des Mittleren Reiches aus mehreren ursprünglich nicht zusammengehörigen antiken Einzelelementen wie singulären Figuren, Modellwerkzeugen oder Schiffsteilen.45 Ähnliches gilt für abgebrochene Kronen oder Zepter von antiken Bronzefiguren, die einzeln wenig Wert besitzen, als ganze Figur jedoch lukrativ sind. Spekulationen darüber, dass die Federkrone, der Götterbart und der Krummstab des Hildesheimer Amun wie der Holzsockel ebenfalls antiken Ursprungs sein könnten, erübrigen sich bei genauerer Betrachtung der Patina, die künstlich aufgemalt wirkt und nicht einer durch natürliche Alterung entstandenen Korrosion entspricht.46 Zudem sind die Biegung des Krummstabs sowie die zu hoch sitzende, zu flache und scharfkantige Sonnenscheibe stilistisch ohne mir bekannte Parallelen.

Die Untersuchung der Figur mittels bildgebender Computertomographie (CT-Scan) Anlässlich der großen Mumien-Ausstellung in Hildesheim 2016 wurde vom Kurator Oliver Gauert ein Mumienforschungsprojekt initiiert, in dessen Rahmen bereits verschiedene Mumien aus dem In- und Ausland am St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim mittels bildgebender Computertomographie untersucht werden konnten. In diesem Zuge wurde am 5. Oktober 2016 die Gelegenheit genutzt, auch die Figur des Amun durch den CT-Scanner zu schicken, um Informationen über ihre Konstruktion zu erhalten.47 Erwartungsgemäß führten die Metalleinsätze von Krone, Götterbart und Zepter zu starken „Störungen“ in der Bildgebung, doch ließ sich erkennen, dass Kopf, Körper und Beine der Figur aus einem Stück Holz gefertigt sind, während die Arme separat angesetzt wurden (Taf. IV.3). Die dabei angewandte Technik der Verzapfung ist in Ägypten gut belegt,48 doch irritieren den Verfasser die diagonale Verbindung des quasi auf „Gehrung“ geschnittenen linken Ellenbogens und die zusätzliche Verzapfung zwischen Torso und linkem Unterarm, die wohl der Stabilisierung des linken Armes mit dem Krummstab aus Bronze dienen soll (Abb. 5). Bei einem Besuch des Museo Egizio in Turin am 20. Oktober 2016 hatte der Verfasser die Gelegenheit, die teilweise als „begehbares Magazin“ angelegte neue Dauerausstellung des Museums in Augenschein zu nehmen, die eine umfangreiche Sammlung von Holzfiguren sowie Teile derselben umfasst. Eine Durchsicht der ausgestellten Holzarme zeigte nur horizontal oder vertikal voreinander gesetzte Verbindungen, jedoch keine diagonalen Verzapfungen.49 Auch ließ sich kein Arm finden, der im Bereich des Handgelenks zusätzlich mit dem Torso verzapft worden wäre. Diese zugegebenermaßen kursorische Materialsichtung kann natürlich keinen Anspruch auf wissenschaftlich tragfähige Evidenz erheben, doch scheint die Konstruktionsweise der Holzfigur mindestens ungewöhnlich, eher aber wohl unägyptisch zu sein, was sich mit den übrigen Indizien zum Bild eines rezent gefertigten Falsifikats verdichtet. 45 Vgl. beispielsweise das Schiffsmodell aus Altholz und Figurenfragmenten in: Fitzenreiter, Original und Fälschung, 140–142, Kat.-Nr. 8. 46 Mündliche Hinweise nach persönlicher Inaugenscheinnahme der Figur in Hildesheim durch die Metallrestauratoren Vera Fendel aus Hannover und Christian Eckmann aus Mainz. Eine ursprünglich geplante kostspielige Materialuntersuchung der Bronze erübrigt sich damit. 47 Ich möchte Herr Dr. med. Bernhard Holland und seinem Team der Radiologie an dieser Stelle nochmals ganz herzlich für die Möglichkeit der CT-Untersuchung danken. 48 Lucas / Harris, Materials and Industries, 452–454. 49 Diagonale Verzapfungen bei Holzfiguren lassen sich tatsächlich bei sogenannten Gabenbringerinnen des späten Alten und Mittleren Reiches beobachten, und zwar am Ellenbogen des angewinkelten Armes, der einen Korb auf dem Kopf der Figuren hält. Durch die Armhaltung verläuft die „Gehrung“ jedoch waagerecht zur Standfläche der Figur und nicht wie beim Amun diagonal zur Standfläche. Beispiele für Gabenbringerinnen mit „diagonaler“ Ellenbogenverzapfung sind ECM.1591-2010 im Eton College und E 10781 im Louvre. Ich danke Antje Zygalski für diese Hinweise.

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Abb. 5: Computertomographische Schichtaufnahme der Figur (2D OsiriX DICOM Viewer).

Die Figur des Amun als moderne Fälschung Nicht erst mit Ausbruch der „Ägyptomanie“ in Europa und später auch in Nordamerika wuchs die Nachfrage nach ägyptischen Antiken, schon in der frühen Neuzeit waren findige Geschäftsleute bemüht, fürstlichen und reichen Sammlern exotische Artefakte aus dem „Wunderland am Nil“ zu verschaffen, mit anderen Worten bei Bedarf auch selbst zu produzieren. Dies betraf sowohl einheimische Händler in Ägypten als auch Ausländer, die mit Altertümern Handel trieben.50 Die Herausforderung bei der Herstellung einer guten Fälschung besteht bekanntermaßen darin, auf der einen Seite den jeweiligen Stil eines Kunstwerkes oder einer Epoche möglichst genau zu treffen, ohne dabei auf der anderen Seite eine plumpe Kopie eines bestehenden Werkes zu produzieren, die als solche schnell erkannt werden würde. Vor dieser Herausforderung stand auch der Produzent des Hildesheimer Amun, dem ein gewisses Talent nicht abzusprechen ist, denn immerhin gelang es ihm, einen namhaften Museumsdirektor zu täuschen, wahrscheinlich auch den Verkäufer seines Werkes,51 sowie eine ganze Generation Museumsägyptologen. Dies ist um so überraschender, als sich durchaus Hinweise auf das unmittelbare Vorbild für seine Fälschung finden lassen, nämlich der goldene Anhänger in Gestalt des Amun im Metropolitan Museum New York.52 Beide Figuren zeigen dasselbe Motiv, den stehenden Gott Amun mit vorgesetztem linkem Bein, beide sind aus Gold beziehungsweise vergoldet, beide tragen einen identischen Schurz, beide haben einen Arm am Körper herabhängen und halten mit dem anderen Arm eine Insignie vor die Brust, beide tragen dieselbe Krone, wenngleich bei der New Yorker Figur die Federn weggebrochen sind. Auffällig ist neben dem identischen Schurz auch die gleiche kreisrunde Form des Bauch-

50 Zur Geschichte ägyptischer Fälschungen und einigen besonders spektakulären Fällen siehe Fiechter, Faussaires d’Egypte. 51 Es muss offenbleiben, inwieweit Müller-Feldmann selbst von der Fälschung wusste. Seine ausweichende Antwort auf Kaysers Frage nach dem Vorbesitzer („aus dem Nachlass eines bekannten belgischen Diplomaten, dessen Namen ich vergaß, mir zu merken“) scheint auf den ersten Blick verdächtig, doch könnte es sich auch um eine erfundene Angabe handeln, die den Wert des Objektes und seine vermeintliche Echtheit unterstreichen sollte, ohne dass MüllerFeldmann Urheber dieser Information oder Mitwisser des Fälschers war. Tatsächlich hat es eher den Anschein, als habe Müller-Feldmann die Figur von einem Dritten gutgläubig erworben, was seine finanziellen Engpässe in dieser Sache erklären würde. Interessanterweise hat sich Müller-Feldmann vier Jahre nach Verkauf des Amun in zwei Aufsätzen mit ägyptischen Fälschungen beschäftigt; Müller-Feldmann, Speculum Artis 16,2 (1964), 31–34, und MüllerFeldmann, Orient. Deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients 5–6 (1964), 170–171. 52 Zum New Yorker Amun ausführlich Schorsch, in: Hill (ed.), Gifts for the Gods, 84–89.

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nabels bei beiden Figuren. Um sein Vorbild zu kaschieren, hat der Fälscher sich dafür entschieden, die Armhaltung zu vertauschen und seinen Amun zum Linkshänder zu machen; statt mit der rechten Hand hält der Hildesheimer Amun sein Zepter mit der linken. Auch beim Zepter hat der Fälscher variiert; statt einem Sichelschwert gab er seiner Figur einen Krummstab in die Hand, den er jedoch derart auffällig gebogen hat, dass das Vorbild des geschwungenen Sichelschwertes unmittelbar durchscheint. Eine weitere Variation betrifft das Material; eine massivgoldene Figur von signifikanter Größe wäre schon wegen des Materialwertes schwierig in der Vorfinanzierung, dazu kommt die jeweilige Expertise des Fälschers, die im vorliegenden Fall im Bereich Holzverarbeitung und Schnitzerei lag. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Fälscher mit einem Talent für die Herstellung ägyptischer Holzfiguren nicht versucht war, mehrere Figuren dieser Art zu produzieren und auf den Markt zu bringen.53 Ein möglicher weiterer Kandidat ist die bereits erwähnte vergoldete Holzfigur des Thot im Museum August Kestner in Hannover, die nur zwei Jahre vor dem Hildesheimer Amun erworben wurde. Der Hildesheimer Amun hat jedoch noch einen bislang unbekannten Zwillingsbruder, der sich heute im Nationalmuseum in Tokyo befindet (Taf. IV.4, IV.5).54 Beide Figuren stammen unzweifelhaft von derselben Hand und weisen frappierende Gemeinsamkeiten auf, angefangen bei den Körperproportionen über die Art der Augeneinlagen und des angesetzten Bartes bis hin zu stilistischen Übereinstimmungen der Schurzgestaltung und der zu hohen Kronenkappe. Wie sein Bruder ist auch der Tokioer Amun Linkshänder, und auch er könnte mit seiner Armhaltung auf ein Vorbild aus New York zurückgehen, in diesem Fall eine Bronzefigur des Amun mit vorgestrecktem linkem Arm und heute verlorenem Stabszepter.55 Mit seiner fehlenden Vergoldung, dem fehlenden Sockel und der fehlenden Federkrone scheint die Figur in Tokyo fast als eine Art „Entwurf“ für den Hildesheimer Amun gedient zu haben, vielleicht war sie aber auch eine zweite Version, für die kein antikes Holzbrett mehr als Sockel zur Verfügung stand und die daher „unfertig“ verkauft wurde. Wie dem auch sei hat Hildesheim zwar eine „einzigartige Kostbarkeit“ für das Museum verloren, die Ägyptologie aber immerhin die Kenntnis eines nicht untalentierten Fälschers von ägyptischen Holzfiguren, der Mitte des 20. Jahrhunderts gewirkt hat, gewonnen.

Literaturverzeichnis Eggebrecht, A. (Hrsg.), Pelizaeus-Museum Hildesheim. Die ägyptische Sammlung, Mainz 1993. Fiechter, J.-J., Faussaires d’Egypte = Egyptian Fakes. Masterpieces that duped the Art World and the experts who uncovered them, Paris 2009. Fitzenreiter, M., Original und Fälschung im Ägyptischen Museum der Universität Bonn, Berlin 2014 (Bonner Ägyptologische Beiträge 4). Fundatión “la Caixa” (ed.), Egipto Milenario. Vida cotidiana en la época de los faraones. Catálogo de la exposición organizada por la Fundación “la Caixa”, Barcelona 1998. Kayser, H., Das Pelizaeus-Museum in Hildesheim, Hamburg 1966 (Kulturgeschichtliche Museen in Deutschland, Herausgegeben von G. Wietek, Band 9). Kayser, H., Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim. Mit Schlussbemerkung und Literaturhinweisen, Hildesheim 1973. Lembke, K. / Schmitz, B. (Hrsg.), Schönheit im Alten Ägypten. Sehnsucht nach Vollkommenheit, Hildesheim 2006. Lucas, A. / Harris, J. R., Ancient Egyptian Materials and Industries, London4 1962. Mühlenbrock, J. / Esch, T. (Hrsg.), Irrtümer & Fälschungen der Archäologie. Begleitband zur Sonderausstellung 23. März – 9. September 2018 LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum, Herne, 24. November 2018 – 26. Mai 2019 Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Mainz 2018. 53 Vgl. das umfangreiche Oeuvre sich ähnelnder Relieffälschungen des sogenannten „Berliner Meisters“ Oxan Aslanian, der die Fachwelt ebenfalls Jahrzehnte täuschen konnte; siehe zuletzt Bayer in: Mühlenbrock / Esch, (Hrsg.), Irrtümer & Fälschungen der Archäologie, 102–109. 54 Ich danke Christian E. Loeben für Hinweise und fotographische Aufnahmen des Objektes sowie die freundliche Erlaubnis, diese hier reproduzieren zu dürfen. 55 Standfigur des Amun, Metropolitan Museum, New York, Rogers Fund, 1907, Accession Number 07.228.179.

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Christian Bayer

Müller-Feldmann, H., Amarnakunst – echt und falsch, in: Speculum Artis 16,2 (1964), 31–34. Müller-Feldmann, H., Fälschungen ägyptischer Ausgrabungsstücke, in: Orient. Deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients 5–6 (1964), 170–171. Schorsch, D., „Amun“, in: Hill, M. (ed.), Gifts for the Gods. Images from Egyptian Temples, New York 2007, 84–89. Verbovsek, A. / Burkard, G. / Junge, F. (Hrsg.), Imago Aegypti 1. Internationales Magazin für ägyptologische und koptologische Kunstforschung, Bildtheorie und Kulturwissenschaft, (2006).

Gedankenspiele zu den Stelophoren des Neuen Reichs Edith Bernhauer Die steinerne Privatplastik des Neuen Reiches stellt besonders durch ihre Vielfalt an Statuentypen, an ikonographischen und stilistischen Möglichkeiten, aber auch durch ihre Anzahl1 einen der Höhepunkte in der bildhauerischen Kunst des Alten Ägypten dar.2 Neben dem Grab, in dem je nach Zeitstellung3 nur bestimmte Statuentypen vorkommen, ist im Neuen Reich vor allem auch der Tempel ein zentraler Aufstellungsort4. Hier lässt sich das gesamte Statuenspektrum von nicht-königlichen Bildnissen dieser Zeitstellung nachweisen. Der immerwährende Wandel in der privaten Rundplastik des Neuen Reiches, der von verschiedensten Gegebenheiten beeinflusst ist, zeigt neben den Typen in den Grundhaltungen Sitzen, Hocken, Knien oder Schreiten bzw. Stehen für verschiedene Personenkonstellationen5 auch eine Fülle von neuen Statuentypen. Zu den geläufigsten gehören u. a. der Stelophor, der Naophor und der Theophor, der Sistrophor sowie die Erzieherstatue und der Stabträger.6 Viele von ihnen sind in die Grab- und Tempelarchitektur integriert wie etwa Stelophoren, andere finden sich fast ausschließlich im Tempel wie es bei Sistrophoren7 der Fall zu sein scheint. Als Schnittstellen für Neuentwicklungen lassen sich vor allem die folgenden Entwicklungsschritte ausmachen: Hatschepsut / Thutmosis III. (1), Thutmosis IV. / Amenophis III. (2), die Amarnazeit (3) und die vom Ende der 18. Dynastie bis zum Beginn der 19. Dynastie (4). Von diesen vier Stufen ist (1) durch typologische Innovationen geprägt, (2) durch typologische Besonderheiten, (3) durch einen sehr starken Rückgang der Zahl an Statuentypen und (4) schließlich durch einen Rückbezug auf die Statuentypen der Voramarnazeit, mit einer teilweilweise quantitativen Steigerung bei zeitgleicher Innovation der Typen. Im Folgenden wird nun versucht, anhand von Stelophoren8 des Neuen Reichs hauptsächlich die Gesichtsstilistik9 dieses Corpus10 zu betrachten und dies in einen größeren Kontext zu stellen.11 Dabei kann eine Reihe von fragwürdig wirkenden Köpfen, die stilistisch nicht in die Zeit der Herstellung im Neuen Reich passen wollen, beobachtet werden. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich bei ihnen um rezente Ergänzungen handeln könnte. Insbesondere diese Köpfe stehen im Mittelpunkt der hier gemachten Ausführungen, in denen versucht werden soll zu klären, ob diese Rekonstruktionen mit Hilfe eines antiken Statuenfragments oder durch eine neuzeitliche Ergänzung erfolgten. Da die meisten Publikationen zu Stelophoren ihren Schwerpunkt auf den Inschriften der Stele legen, ist die Frage nach modernen Ergänzungen bisher kaum thematisiert worden. 1 2 3 4

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Eine allumfassende Untersuchung zur Quantität der Rundplastik des Neuen Reiches steht noch aus. Auf Inschriften wird hier, da zumeist nicht notwendig, nur bedingt eingegangen. Z. B. Verwendung der Beterstatue und von Stabträgern ab der Ramessidenzeit. Für das Alte Reich vereinzelt z. B. schon in Daschur oder Abydos bezeugt, für das Mittlere Reich verstärkt z. B. in den Tempeln von Karnak, Abydos oder dem Heqa-ib Heiligtum in Elephantine, ab dem Neuen Reich nahezu über das ganze Land und zahlreiche Heiligtümer verteilt. In den meisten Fällen handelt es sich um ein oder zwei Figuren. Nicht so im Fokus stehen u. a. Libationsbecken-, Opferplatten- oder Messstrickträger; vgl. generell zu der Erweiterung des Typenspektrums in der 18. Dynastie: Bernhauer, Innovationen in der Privatplastik. Bernhauer, Fragmente von Sistrophoren, 93–106. Bernhauer / Seyr, in: Bayer / Gauert / Schulz (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig zum 65. Geburtstag. Diese wird als Voraussetzung für die Auswertung verwendet. Zahlenmäßig handelt es sich bei dem Stelophoren-Corpus des Neuen Reiches um circa 170 Belege, mehr als 80 davon mit erhaltenem Kopf, und daher scheint diese Gruppe von Skulpturen für eine Untersuchung aussagekräftig genug. 140 von ihnen können zeitlich gut zugeordnet werden. Besonderer Dank für die Diskussionen und zusätzlichen Hinweise sowie Unterstützung zu diesem Artikel gilt P. Seyr und G. Wenzel. Zudem danke ich S. Connor für die Bearbeitung des Bildmaterials.

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Eine eindeutige Klärung ist allein durch eine stilistische Analyse oft nicht möglich; daher werden zusätzlich ikonographische Details, vor allem die Perücke, in die Betrachtung mit einbezogen. Eine weitere Stütze für die Analyse bietet die Typologie12 der Stelophore.13 Der Erhaltungszustand von Stelophoren ist ebenso wie bei anderen Statuentypen generell sehr unterschiedlich; zweifelsfrei sind einige mehr oder weniger stark restauriert. Durchgeführt wurden diese „Reparaturen“ oder auch „Restaurierungen“ wohl vor allem dann, wenn die Statuen in zwei oder mehrere Stücke zerbrochen waren bzw. wenn sie signifikante Beschädigungen aufwiesen. Eine besondere Schwachstelle bei menschlichen Figuren ist – wie bei anderen Statuen auch – der obere Brustbereich und der Halsansatz. Ergänzt wird das Bild außerdem durch Bestoßungen an den Händen – dies typenabhängig – sowie auch an der Stele. Insgesamt sind Beschädigungen an den Figuren jedoch häufiger zu beobachten als an den Stelen. Für Museen und Sammler stellt eine vollständig erhaltene Statue natürlich einen ungleich größeren Wert dar als lediglich ein kopfloses Unterteil mit einer beschriften Stele.14 Aus diesem Grund wurden wohl solche Stelophore, die nur von den Füssen bis zur Brust erhalten waren, gerne „repariert“ bzw. wieder vervollständigt. Häufig sind diese Ergänzungen, die manchmal neben dem Kopf auch einen Teil des Oberkörpers einbeziehen, mit dem originalen unteren Teil der Statue derart geschickt verbunden, dass die ursprünglichen Bruchkanten erst bei eingehender Untersuchung ausgemacht werden können. Oft wurden sie aus optisch möglichst ähnlich wirkendem Steinmaterial hergestellt und die Übergänge mit Farbe übermalt. Mehrfach wurden aber beim Zusammenfügen zweier Statuenteile – der Kopf mit einem Teilbereich der Brust sowie das Unterteil – ihre meist aufeinanderliegenden Bruchkanten sichtbar belassen, wobei diese häufig diagonal verläuft. Bei diesen nicht verputzten Bruchkanten ist möglicherweise bewusst auf eine Kaschierung verzichtet worden, um die Ergänzung kenntlich zu machen. Gelegentlich wurden auch zwei Statuenfragmente verwendet, wobei ein Zwischenstück fehlt und nicht ergänzt15 oder ersetzt und wieder entfernt16 (Taf. V.1) wurde. In vielen Fällen bestehen diese Stelophore also aus zwei separaten Teilen, die deutlich sichtbar oder nahezu unsichtbar zusammengefügt sind. Hierbei gibt es drei Möglichkeiten: (a) Zwei antike zusammengehörige Statuenfragmente, (b) zwei antike ursprünglich nicht zusammengehörige Statuenfragmente17, (c) ein antikes und ein modernes Statuenfragment. Vor allem die handwerklich gut gemachten, schwer erkennbaren Restaurierungen bzw. Umarbeitungen, besonders im Gesicht und an der Perücke, erschweren oftmals die Beurteilung, ob eine Ergänzung echt oder falsch ist sowie auch ihre zeitliche Einordnung. Besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert verwendete man große Mühe auf eine verhältnismäßig unsichtbare Ergänzung unvollständiger Statuen. Die hier im Folgenden geäußerten Vermutungen zu einigen „problematischen“ Stelophoren sollten jedoch für eine endgültige Bestätigung durch eine persönlichen Inaugenscheinnahme, die leider in diesem Rahmen nicht möglich war, oder durch naturwissenschaftliche Untersuchungen überprüft werden. Entscheidende Charakteristika, die auf eine neuzeitliche Ergänzung eines Stelophors verweisen können, sind vor allem die Ausführungen von Perücke und Gesicht sowie der Inschrift auf dem Rückenpfeiler.18 Gehört die Gestaltung der Perücke nicht in die Zeit des Neuen Reiches und lassen sich im Gesicht19 der Statue aus heutiger Sicht stilistische Unstimmigkeiten für die 18.–20. Dynastie feststellen, handelt es sich

12 In Ausnahmefällen wird auch die Ausführung der Inschrift als Argument herangezogen. 13 Bernhauer / Seyr, in: Bayer / Gauert / Schulz (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig zum 65. Geburtstag. 14 Nicht unerwähnt soll noch eine weitere Möglichkeit bleiben, nämlich die Anzahl der Teile einer Statue bewusst zu vergrößern und dadurch Wertsteigerungen der Einzelteile zu erreichen. Siehe dazu Bommas, GM 258 (2019), 151– 153. 15 Z. B. Boston, Museum of Fine Arts Inv. Nr. 1986.747; Brovarski, in: D’Auria / Lacovara / Roehrig (eds.), Mummies and Magic, 148–149 (no. 82). 16 Z. B. Avignon, Musée Calvet A 41; Aufrère, in: Foissy–Aufrère (éd.), Égypte et Provence, 51–52. Im Museumskatalog von 1985 noch als komplette, ergänzte Statue präsentiert. 17 Dies lässt sich bisher für die Stelophoren nicht eindeutig nachweisen, gehörte aber zumindest im 19. Jahrhundert zur Praxis. 18 Diese Ausführung bezieht sich auf den Fall, dass der Stelophor bis zum Brustbereich Zerstörungen erfahren hat. 19 Dies ist teilweise auch wegen Überarbeitungen schwer zu beurteilen.

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mit großer Wahrscheinlichkeit um eine moderne Ergänzung. Als aussagekräftiges Hilfsmittel kann noch zusätzlich die jeweilige Typologie der Stelophore20, d. h. die Auflagefläche der Stele und die genaue Handhaltung des Stelenträgers, herangezogen werden. Einfacher in ihrer Beurteilung sind aus zwei Teilen bestehende Stelophore mit nicht restaurierten Bruchkanten. Restaurierungen tatsächlich zusammengehörender Fragmente mit deutlicher Zurschaustellung der Bruchkanten sind relativ selten belegt. Dennoch lassen sich Beispiele finden, wie z. B. die Stelophoren des Amenhotep21 und des Bai22 (Taf. V.2). Im ersten Fall befindet sich ein diagonaler Bruch im Brustbereich, im zweiten Fall ein fast waagrechter in Gesäßhöhe, der auch die Stele durchzieht. Das Gleiche gilt für einen unbeschrifteten Stelophor aus dem Grab des Thutmosis in Theben West (TT 32), wobei die beiden Skulpturenfragmente, eines davon der Kopf, an unterschiedlichen Stellen im Grab gefunden wurden.23 Dagegen können zumindest vier Stelophore aufgeführt werden, deren oberer Teil sicher als rezente Ergänzung anhand der vorher bereits ausgeführten Kriterien gelten kann, sowie weitere nicht eindeutige Fälle24. Bei zwei Stelophoren, deren Inhaber jeweils den Namen Nebamun tragen, ist die Abnahme des restaurierten Kopfes durch entsprechende Fotos belegt.25 Ausschließlich anhand der vorhandenen älteren Fotos ist die Abnahme der modernen Ergänzung des Kopfes bei einer Statue26 (Taf. V.3) aus dem British Museum nachvollziehbar. Zudem hatte in einem alten Artikel27 aus dem Jahr 1905 der Stelophor aus Chicago ursprünglich einen ergänzten Kopf28, der einer anderen Publikation29 zufolge spätestens im Jahr 1960 bereits entfernt war. Bei einem Stelophor30 des [-]ia sowie bei der Statue des Neferhebef31 lassen sich dagegen noch immer moderne, nicht entfernte Ergänzungen erkennen, die in beiden Fällen den Kopf und einen Teil der Brustpartie betreffen. Auffällig ist, dass der obere Teil des Stelophors des [-]ia nicht direkt auf den Bruchkanten des unteren Statuenteils aufsitzt und dass die den Kopf umgebende Beutelperücke aus dem Neuen Reich nicht bekannt ist. Verstärkt wird der Eindruck einer modernen Ergänzung noch dadurch, dass die Form der Ohren zu länglich, die Augen zu aufgesetzt und das Kinn zu eckig ist. Formal handelt es sich um den Stelophorentyp S. III, bei dem die Stele als Attribut der Basisplatte vorgeblendet ist, eine Variante, die chronologisch ab Amenophis III. einzuordnen ist.32 Dazu im Gegensatz steht jedoch die Ausführung des Gesichtes, die mit dieser zeitlichen Einordnung nicht in Einklang zu bringen ist. Bei dem Stelophor des Neferhebef (Abb. 1) zeigt sich auf einem Foto aus dem Jahr 197833 nach dem Freilegen der Statuenteile eine runde Vertiefung im Gesäßbereich. Allein dieser Befund weist darauf hin, dass es sich um eine in der Neuzeit angebrachte Aushöhlung, also eine moderne Montagevorrichtung zur Befestigung des Oberteils, handelt. Der Bearbeiter der Statue äußert sich dazu allerdings nicht; er erwähnt lediglich, dass das Oberteil nach dem Zerbrechen des

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Bernhauer / Seyr, in: Bayer / Gauert / Schulz (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig zum 65. Geburtstag. Kopenhagen, Thorvaldsen Museum H 355; Buhl, L’art statuaire égyptien, 31–32. New York, MMA 66.99.94 (Oberteil) und MMA 2009.253 (Unterteil). Bács / Fábián / Schreiber / Török (eds.), Hungarian Excavations, 50–51. Z. B. London, British Museum EA 1305; anhand des Fotos allerdings nicht eindeutig zu entscheiden. Die Ausführung des Gesichtes weist besonders bei den Augen untypische Elemente auf, z. B. ist das Augenunterlid zu gerade gestaltet; auch die Gesamtkomposition und Ausformung von Augenbrauen und Augen ist sehr ungewöhnlich. Hinzu kommt, dass die Bruchkanten nicht zusammenzupassen scheinen; siehe allg. zu der Skulptur: Stewart, JEA 53 (1967), 37–38. London, British Museum EA 29279 und Chicago, Oriental Institute Museum E 9380. Vandier, Manuel d’archéologie égyptienne III, 471, 652. Die Collection Database führt den Erhaltungszustand dieser Statue als „incomplete – head lost“ auf; siehe: www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA29279. Auf der Aufnahme mit der modernen Ergänzung zu sehen. Pier, AJSL 22 (1905), 43–44. Inwieweit Bruchkanten zu sehen waren, muss offenbleiben; aufgrund der fast geraden Auflagefläche wäre das aber gut möglich. Dies ist weder fotographisch noch schriftlich festgehalten. Allen (ed.), The Egyptian Book of the Dead, 10–11, 86, Pl. CI. Moskau, Puschkin Museum of Fine Arts I.1.a.2098; Berlev / Hodjash, Sculpture of Ancient Egypt, 15–155. Otterlo, Inv. Nr. 196-8-00; ob der obere moderne Teil der Statue heute abgenommen ist, konnte nicht überprüft werden. Zu den verschiedenen Stelophorentypen siehe: Bernhauer / Seyr, in: Bayer / Gauert / Schulz (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig zum 65. Geburtstag. Bei Typus S. I befindet sich die Stele auf den Knien, bei S. II. nimmt sie den Platz auf der Basisplatte vor den Knien ein. Van Voss, in: de Boer / Edridge (eds.), Hommages à Maarten J. Vermasern, 478–482.

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Stelophors neu angebracht wurde. Ein weiteres eindeutiges Indiz für die neuzeitliche Ergänzung des Oberteils ist die Perückenform, die es in dieser Ausformung in der Antike nicht gegeben hat. Dasselbe gilt für die Ausführung der Gesichtsdetails.

Abb. 1: Otterlo, Inv. Nr. 196-8-00; Foto: Van Voss, in: de Boer / Edridge (eds.), Hommages à Maarten J. Vermasern, Tf. XCII.

Hingegen wird in der wissenschaftlichen Beschreibung des Stelophors des Minmose34, dessen Oberteil wie meist aus Kopf mit Brustansatz besteht, die neuzeitliche Ergänzung (Taf. V.4) erwähnt.35 Die Echtheit des Oberteils der 1961 als Schenkung in das Museum von Leipzig gelangten Statue ist 1984 anhand von Zweifeln an der Stilistik des Gesichtes in Frage gestellt worden. Bestätigt wurde diese Annahme durch Dünnschliffuntersuchungen nach Abnahme des Oberteils, die u. a. unterschiedliche Korngrößen und Kornformen im Sandstein der beiden Fragmente feststellten; eine Zusammengehörigkeit konnte damit sicher ausgeschlossen werden. Dagegen sind ergänzte oder zerbrochene und wieder zusammengesetzte Stelophore ohne sichtbare Bruchkanten sicher häufiger vorhanden als bisher aus der Literatur hervorgeht. Drei Beispiele sollen hier vorgestellt werden: Dass es sich beim Kopf des Stelophors des Nehi36 (Taf. VI.1) um eine neuzeitliche Ergänzung handelt, wird schon alleine durch das farblich leicht anders wirkende Material deutlich. Hinzu kommen die ungewöhnliche und für die Zeit untypische Perücke sowie ein Gesicht, das eine zeitlose, sich an kein Herrscherporträt anlehnende Stilistik aufweist. In der Literatur wird von Ergänzungen aus Gips bei Kopf und Schulter gesprochen.37 Das gleiche dürfte auch für den Stelophor des Pasched38 gelten. Auch hier wurden vermutlich der Kopf und Teile des Oberkörpers modern ergänzt.39 Restaurierungsspuren, die sich um den Oberkörper ziehen, unterstützen diese Annahme. Außerdem erscheinen Hemdansatz, Perückenausführung und besonders die Augenpartie problematisch: Der Hemdausschnitt ist in der Form eines „V“ gearbeitet; normalerweise ist er unten abgerundet ausgeführt und am Halsansatz mit Bändern zusammengebunden dargestellt. Die Perücke weist dieselbe Haarstruktur wie der Unterschnitt auf; üblicherweise unterscheidet sich jedoch die gestalteri-

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Leipzig, Ägyptisches Museum – Georg Steindorff, Inv. Nr. 6024. Krauspe, Statuen und Statuetten, Mainz 1997, 69–70. München Deutsches Museum, Inv. Nr. 1995–331. Grimm, in: Grimm / Schoske / Wildung (Hrgs.), Pharao, 45. Chicago, Oriental Institute Museum E 13700; Dorman, in: Scalf (ed.), Book of the Dead, Chicago 2017, 325–326 (Cat. no. 28). 39 Diese Annahme sollte unbedingt naturwissenschaftlich nachgewiesen werden.

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sche Ausführung des Perückenhaares gegenüber der des Unterschnitts. Und schließlich erlaubt der Gesamteindruck des Gesichtes mit seinen großen rundplastisch ausgearbeiteten und bemalten Augen keine eindeutige stilistische Zuweisung an eine bestimmte Epoche. Allerdings sind aus dem Umfeld von Deir el-Medine durchaus eigenwillige und stilistisch schwer einzuordnende Gesichter bekannt. Weitere Stelophore, bei denen einzelne Teile rezente Merkmale aufweisen, gehörten Personen mit den Namen Herihernebwaset40 (Taf. VI.2) und Merire (Taf. VI.3)41. In beiden Fällen könnten moderne Restaurierungen vorliegen. Bei Herihernebwaset fallen vor allem die großen Augen mit leicht nach vorne gewölbtem Oberlid sowie ein kleiner Mund auf. Zusammen mit den großen freiliegenden Ohren und der aufliegenden ungesträhnten Perücke deuten diese Merkmale auf die frühe 18. Dynastie. Dieser zeitliche Ansatz ist jedoch mit der Position der Stele – dem Sockel vorgeblendet – keinesfalls in Einklang zu bringen: In der Typologie entspricht der Stelophor dem bereits oben erwähnten Typ S. III, der erstmals ab Amenophis III. belegt ist.42 Beim zweiten Fall, dem Stelophor des Merire, sticht besonders die Perückenform43 heraus, die eventuell als eine Art Kugelperücke44 anzusprechen ist, aber in dieser Variante für Privatpersonen des Neuen Reichs nicht belegt ist. Das Gesicht selbst zeigt hingegen durchaus Anklänge an die altägyptische Formensprache. Konventionelle Ergänzungen, also die Zusammenfügung von Statuenober- und unterteil, sind zumeist von Fachrestauratoren sehr professionell ausgeführt und schwer erkennbar, da sie die moderne Zusammenführung äußerst harmonisch kaschieren. Diese nach heutigem Standard invasiven Maßnahmen waren bis vor wenigen Jahrzehnten ein in vielen Museen durchaus sehr übliches und in der breiten Fachwelt akzeptiertes Verfahren. Eindeutige Belege hierfür lassen sich im Gegensatz zum modern ergänzten Oberteil kaum finden. Hierbei dürfte es sich häufig nicht nur um eine Zusammensetzung von zwei Teilen, sondern um weitere Ergänzungen z. B. auch im Gesicht, handeln. Dafür lässt sich z. B. der Stelophor des [-]nacht45 anführen. Er weist eindeutig Restaurierungen im Bereich des Gesichtes, des Oberkörpers sowie auch der Stele auf. Auch vollständig neuzeitlich hergestellte Stelophore lassen sich durchaus finden. Im Falle eines namenlosen Stelophors in Athen46 sticht dies allerdings nicht gleich ins Auge, aber eine solche Interpretation dürfte aufgrund verschiedener Parameter als plausibel gelten. Es können große Teile der Figur, einschließlich der Hände und des oberen Stelenabschlusses als modern angesehen werden, wenn nicht gar das gesamte Objekt. Unklar muss vorläufig bleiben, ob der auf der Schmalseite beidseitig verlaufende vertikale Bruch die vordere von der hinteren Hälfte der Statue vollständig trennt. Auch hier lassen sich in Typologie, Ikonographie und Stilistik Ungereimtheiten feststellen: Das Hemd und der Stelophorentyp deutet in die Zeit um Amenophis III., jedoch kennt die Ausführung der Perücke im Alten Ägypten keine Parallele, die Gestaltung der Hände ist ungewöhnlich und das Gesicht ist stilistisch nicht einzuordnen und zudem ohne Bezug zur Zeit Amenophis III. Außerdem ist die Sonnenscheibe mit zwei um sie gewundenen Uräen im Bildfeld der Stele eine nicht gängige Darstellung. Zusätzlich zeigt der Text viele fehlerhafte Zeichen.47 Zum Abschluss sollen hier noch einige allgemeine Überlegungen zur Stilistik von Skulpturen anhand der Stelophore formuliert werden. Diese sind auch als allgemeiner Gedankenanstoß für weitere Untersuchungen zu größeren Skulpturen-Corpora des Neuen Reiches zu verstehen. Für solche stilistischen Betrachtungen 40 Durham, Oriental Museum Inv. Nr. 507; Birch (ed.), Egyptian Antiquities at Alnwick Castle, 66–67. Vandier scheint sich bei seiner Datierung in die frühe 19. Dynastie nicht sicher zu sein; Vandier, Manuel d’archéologie égyptienne III, 472, Anm. 4. 41 Riga, Kunstmuseum der Rigaer Börse, SK – 95. Siehe dazu: Wreszinski, in: ZÄS 67 (1931), 132–133. 42 Bernhauer / Seyr, in: Bayer / Gauert / Schulz (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig zum 65. Geburtstag. 43 Eine sehr ähnliche Perückenform, allerdings mit Seitenlocke und etwas abweichender Außenkontur sowie Strukturierung der Haare ist ab Amenophis III bekannt. Außerdem lässt sich für die frühe bis mittlere 18. Dynastie eine gelockte Kugelperücke, allerdings sehr selten belegt, nachweisen. Neben den gegenüber den Vergleichsobjekten etwas anders gestalteten Außenkonturen der Perücke, fällt die bisher schwer einordbare Strähnung der Perücke auf. Schulz, Kuboider Statuentypus II, 618–622. 44 Auffallend ist, dass im unteren Bereich der Perücke die Anzahl der Rillen als Innenstrukturierung zunimmt, ein sonst nicht belegtes Vorgehen. Dies dürfte ein Hinweis sein, dass zumindest bei einem Teil der Perücke ein „restauratorischer“ Eingriff vorgekommen wurde. 45 Sydney, Nicholson Museum R 1. 46 Athen Nationalmuseum AIΓΛ108; Maravelia, in: Tomorad / Popielska-Grzybowska (eds.), Egypt 2015, 197–206. 47 Eine Miszelle von P. Seyr zu dieser Statue befindet sich in Vorbereitung.

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eignet sich insbesondere die Privatplastik der Zeit Amenophis’ III., denn für diese Epoche bietet die gut datierte Königsplastik48 einen idealen Ausgangspunkt. Zudem lassen sich viele vollständig erhaltene und qualitativ hochstehende Privatstatuen dieser Zeit zuordnen, bei denen – analog zur Königsplastik – die häufige Verwendung von Hartgestein auffällt.49 Die Statuen weisen eine Reihe von markanten, sich am Königsporträt Amenophis’ III. anlehnende Gesichtszüge auf. Dazu gehören eine kleine Stupsnase, volle Lippen, spitz auf der Schläfe auslaufende oder auch gerade auslaufende Augenbrauen und schmale, etwas schräg liegende Augen, ebenso eine etwas größere Nase und sowohl gegratete als auch ungegratete Lippen. Bereits die Publikation von Strauß-Seeber zur Königsplastik Amenophis’ III. zeigt eine Fülle von gestalterischen Möglichkeiten bei den Gesichtern auf. 50 Diese sind u. a. vom verwendeten Material abhängig, da jede Gesteinsart von einer eigenen Handwerkergruppe in einer eigenen Werkstatt bzw. im jeweiligen Steinbruch bearbeitet wurde.51 Bei den Augenformen kann Strauß-Seeber anhand der verschiedenen Stellungen und unterschiedlichen Plastizität insgesamt dreizehn Typen unterscheiden, bei der Gestaltung des Mundes sind es fünf Varianten.52 Die Privatplastik der hier behandelten Zeit kann relativ häufig dem Tempelbereich53 zugeordnet werden. Nicht nur die königlichen, sondern auch die privaten Tempelstatuen sind häufig aus Hartgestein gearbeitet, wie dies Kjølby54 anhand ihrer Untersuchung von nicht-königlichen Skulpturen des Neuen Reiches in Karnak zeigen konnte. Nicht uninteressant aber auch erwartungsgemäß ist die Tatsache, dass bei den Stelophoren aus dem thebanischen Grabbereich eher Kalk- und Sandstein als Material in Verwendung war. Aus Hartgestein – silifiziertem Sandstein – kann diesem Bereich in der fraglichen Zeit jedoch zumindest ein kopfloses Fragment eines Stelophors zugewiesen werden, der Amenemhat, genannt Surer, darstellt.55 Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sich bei zukünftigen Forschungen weitere aus Hartgestein hergestellte Stelophoreoder Stelophorenfragmente dieser Zeitstellung aus Grabkontexten von Theben-West finden lassen.56 Bei den sieben vollständig erhaltenen Stelophoren57, die Grabkontexten in Theben-West58 zugewiesen werden können, lassen sich zwei Gruppen für die Zeit Amenophis’ III. ausmachen. Die eine orientiert sich fast vollständig an der jeweiligen Königsplastik, die andere zeigt zwar ebenfalls Charakteristika des „Herrscherporträts“, dennoch sind ihre Gesichter deutlich individueller gestaltet. Zur ersten Gruppe gehören die Stelophore des Si-Ese59 (Taf. VI.4), des Roj60, des Neferrenpet61 sowie ein namenloser Stelophor, der sich heute im British Museum befindet62. Zur zweiten Gruppe zählen die Stelophore des Sa-Mut, des Meri-Ptah

48 Bryan, in: Kozloff / Bryan / Berman (eds.), Egypt’s Dazzling Sun, 125–153. 49 Siehe z. B. Bryan, in: Kozloff / Bryan / Berman (eds.), Egypt’s Dazzling Sun, 237–252; Bernhauer, Innovationen, 215–216, 238–239, 276–279, 292–293; Schulz, Kuboider Statuentypus I, 374, 381–382. 50 Strauss-Seeber, Königsplastik Amenophis’ III., Bd. 2, 631. Eine ausführliche Erörterung der Gesichtsstilistik bleibt die Publikation jedoch schuldig. 51 Strauss-Seeber, Königsplastik Amenophis’ III., 633. 52 Strauss-Seeber, Königsplastik Amenophis’ III., 631–636. 53 Weitere Möglichkeiten sind z. B. private Heiligtümer oder Gräber. 54 Kjølby, New Kingdom Private Temple Statues, 233–234. 55 Düben, Statuenkomplex des Amenemhat, Stelophor D, 98–101. 56 Diesbezüglich bedarf es intensiverer Untersuchungen. Die im Folgenden aufgelisteten Statuen kommen mit einer großen Wahrscheinlichkeit aus den Gräbern von Theben-West, dazu könnten u. a. gehören: Chaemhat, Brooklyn Museum 37.48 E; Amenhotep, Paris, Louvre E 14398 oder Ahmes, Kopenhagen, National Museum Inv. Nr. 1090. Letztgenannter ist im Gegensatz zu den anderen mit Kopf erhalten, allerdings haben im Gesicht eindeutig der Zeit Amenophis’ III zuzurechnende Umarbeitungen stattgefunden. 57 Davon bestehen sechs aus Kalkstein und einer aus Sandstein. 58 Die Zuweisungen beruhen darauf, dass u. a. das Grab des jeweiligen Stelophorenbesitzers bekannt ist, sie in Luxor angekauft wurden oder es sich um Personen handelt, die im thebanischen Amuntempel beschäftigt waren. Jedoch ist die Beschriftung der Stele mit einem Hymnus an den Sonnengott kein zwingender Beweis dafür, dass die Stelophore ursprünglich in Grabkontexten aufgestellt waren. Siehe dazu auch: Bernhauer / Seyr, in: Bayer / Gauert / Schulz (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig zum 65. Geburtstag. 59 Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung SMB Inv. Nr. 23 14, erworben 1823; Finneiser, in: Priese (Hrsg.), Das Ägyptische Museum Berlin, 97. 60 New York, MMA 17.190.1960, erworben 1909; Hayes, Scepter of Egypt II, 161. 61 Paris, Louvre A 79; Barbotin, in: Pellas 9 (2013), 55. 62 London, British Museum EA 24430, erworben vor 1922; Seipel, in: Seipel (Hrsg.), Gott – Mensch – Pharao, 320.

Gedankenspiele zu den Stelophoren des Neuen Reichs

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und des Nacht. Alle drei sind qualitativ nicht so hochstehend und besitzen eine kleine Nase; ihre Gesichtsformen sind ansonsten unterschiedlich. Bei der Statue des Sa-Mut63 (Taf. VII.1) handelt es sich um ein pausbäckiges Gesicht mit tiefliegenden Augen und sehr hochgezogener Perücke mit Unterschnitt64. Die aufgemalten Augen sind schmal, die aufgemalten Augenbrauen weisen eine deutliche Bogenform auf. Seine Lippen sind voll und die Schläfen wirken im Profil sehr schmal, so dass man die Augen von der Seite noch deutlich sehen kann. Meri-Ptah65 hat ein rundliches Gesicht mit kleinem Mund, in dem schmale, aber nicht mandelförmige Augen mit dünnem Schminkstrich auffallen. Die Augenbrauen liegen relativ hoch über den Augen, sind kaum der Form des Auges angepasst und laufen zur Schläfe hin fast parallel zum Schminkstrich aus. Augen und Augenbrauen sind halbplastisch ausgearbeitet. Die Perücke mit Unterschnitt wirkt etwas zusammengestaucht. Der Stelophor des Nacht66 schließlich zeigt ein längliches, nur leicht pausbäckiges Gesicht mit wiederum schmalen Augen und kurzem Schminkstrich. Die Augenbrauen verlaufen in einem relativ hohen Bogen. Auge und Brauen sind halbplastisch ausgearbeitet, nur die Pupillen mit der Iris sind aufgemalt. Der Mund ist klein, die Lippen voll und leicht nach vorne gewölbt. Auffällig sind die Grübchen beiderseits des Mundes, die den Eindruck eines Lächelns erzeugen. Der Kopf wird durch eine Strähnenperücke geschmückt. Besonders die Kleidung von Sat-Mut (ein Schurz mit hochgezogenem Gürtel) und Meri-Ptah (Hemd und Schurz) ist in der Zeit Amenophis’ III. üblich. Die zeitliche Einordnung der drei Stelophoren wird durch die Typologie bestätigt: Sa-Mut und Meri-Ptah gehören zu Typ S. III. mit einer der Basisplatte vorgeblendeten Stele, der eindeutig ab Amenophis III. belegt ist. Die Statue des Nacht hingegen zeigt Typ S. II. und damit die Standardform seit der Zeit Amenophis’ II., bei der sich die Stele vor der Figur auf der Basisplatte befindet. Bei einigen dieser Stelophoren aus dem Grabbereich, die sich anders als die Tempelstatuen nicht vollständig am zeitgleichen Königsbild orientieren, stellt sich nun die Frage, was diese stilistischen Abweichungen verursacht haben könnte. Einer der Gründe könnte das Material Kalkstein sein, das – wie bereits erwähnt – von anderen Bildhauern bearbeitet wurde als Hartgestein. Ein weiterer Grund könnte möglicherweise auch der Aufstellungskontext67 der Statuen sein, denn sicherlich hatten mehr Menschen, die breiteren gesellschaftlichen Schichten angehörten, die Möglichkeit zur Aufstellung einer Grabskulptur als zur Aufstellung einer Tempelstatue. Zudem kann auf theoretischer Basis auch über unterschiedliche Werkstätten spekuliert werden, die für die Tempel oder den Grabkontext gearbeitet haben. Die drei hier zum Abschluss thematisierten Stelophore dienen daher als Anstoß für kommende Untersuchungen, in denen mögliche Zusammenhänge zwischen der Typologie und Stilistik privater Statuen, ihrem Aufstellungs- und Herstellungsort, den Werkstätten, ihrem Material, ihrer Größe und der sozialen Stellung ihres Besitzers hinterfragt werden sollen.

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63 Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung SMB Inv. Nr. 2312, 1823 erworben; Anthes, in: Berliner Museen, Heft 5, 96–97, Abb. 6 sowie Roeder, Aegyptische Inschriften, Bd.2, 51. 64 Der Unterschnitt scheint aufgemalt gewesen zu sein. 65 Durham, Oriental Museum Inv. Nr. 508, erworben 1816; Aldred, New Kingdom Art, 59. 66 Davies, Tomb of Nakht, 36–38, Pl. XXVIII. Während des Winters 1914/1915 im Grabschacht von TT 52 gefunden und 1915 während der Überfahrt nach Amerika bei kriegerischen Auseinandersetzungen im Meer versunken. 67 Damit verbunden ist natürlich auch die Zugänglichkeit der Statue.

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Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“ Helmut Brandl In ihrer Zeit als Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums (RPM) hat Regine Schulz eine Vielzahl von wissenschaftlichen Projekten mit dem Hildesheimer Museum verbunden. Sie hat dadurch dem Museumsstandort Hildesheim zur Bedeutung eines Forschungszentrums nicht nur für die Archäologie und Kunst des Alten Ägypten verholfen, sondern – entsprechend dem Charakter eines Mehrspartenhauses wie des RPM mit Sammlungen aus den Bereichen Ethnologie, Naturkunde (Ornithologie, Paläontologie und Mineralogie) sowie Grafik und Hildesheimer Stadtgeschichte – diesen auch für zahlreiche weitere, innovative Forschungsthemen geöffnet.1 Auch als Mitglied im Executive Board des International Council of Museums (ICOM), dem sie seit 2010 angehört, und als Präsidentin des Advisory Council von ICOM (seit 2016) hat sie sich für Forschung am Museum stark gemacht. Unter den interdisziplinären Forschungsprojekten sei hier das Projekt „KunstModell“ hervorgehoben, in dem WissenschaftlerInnen aus den Disziplinen Ägyptologie, Kunstgeschichte, Kulturwissenschaft und Informatik bzw. Technologie der Informationssysteme an einer neuen Systematik der Modelle im Alten Ägypten arbeiten.2 Forschungsgegenstand sind dabei nicht nur die traditionell sogenannten „Models of daily life“3 und die spätzeitlichen und ptolemäischen „Bildhauermodelle“4. Es geht um einen umfassenderen Begriff, der Modelle generell als relationale Objekte beschreibt, die von verschiedenen Akteuren auf unterschiedliche Weise genutzt werden können. Dies schließt die Möglichkeit ein, dass ein Objekt nur phasenweise als Modell verwendet wird.5 Auch die von Arne Eggebrecht begründete Hildesheimer Tradition von überregional bedeutenden Sonderausstellungen hat Regine Schulz mit fachlichen Kooperationen fortgesetzt. Für den vorliegenden Beitrag 1 Über die vielfältigen Initiativen und Beteiligungen des RPM an erfolgreich durchgeführten bzw. laufenden Projekten und wissenschaftlichen Kooperationen informieren die Seiten http://www.rpmuseum.de/ueber-uns/projekte.html und https://www.aegyptologie.uni-muenchen.de/personen/apl_professoren/schulz/cv-schulz-2018.pdf (s. „Projekte“; Zugriff am 12. 07. 2020). Als vorerst neueste Leistung speziell auf dem Gebiet der Erforschung der altägyptischen Kunst sei auf Regine Schulz’ Engagement für und Ihre Mitherausgeberschaft des ersten Bandes der ägyptologisch-kunstwissenschaftlichen Reihe BAK – Beiträge zur altägyptischen Kunst verwiesen, die am Roemer- und Pelizaeus-Museum angesiedelt ist: Arnst / Schulz (Hrsg.), Typen, Motive Stilmittel. Christian Bayer, danke ich herzlich für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der Statuette PM 258 sowie der mit ihr in Verbindung stehenden Dokumente (Abb. 10, 11 und 12). Bettina Schmitz unterstützte mich mit wertvollen Informationen nach Recherchen für ihre Publikation der Pelizaeus-Briefe (Schmitz, Wilhelm Pelizaeus und sein Museum), wofür ich ihr gleichfalls herzlich danke. Beiden Kollegen bin ich auch für die kritische Durchsicht meines Manuskriptes sowie für ihre fachlichen Kommentare und Korrekturen sehr verbunden. Hourig Sourouzian danke ich darüber hinaus für die Beantwortung meiner Fragen zur Ikonographie von Sphingen in Alexandria. 2 Zu dem von Susanne Deicher (Hochschule Wismar) initiierten und durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Forschungsprojekt „KunstModell“ vgl. bislang Brandl, KunstModell; Bayer / Brandl / Loeben, aMun 61 (2020), 46−52, sowie Bayer / Brandl / Loeben, CIPEG e-News 14 (2020). 3 Vgl. Winlock, Models of Daily Life. 4 Die aktuell umfassendste Zusammenstellung des Materials bietet Tomoum, The sculptorsʼ models of the Late and Ptolemaic periods, 206–248 mit Tf. 1–102. Zur bisher in der Ägyptologie geläufigen Modelle-Systematik vgl. Liepsner, LÄ IV, 168−180. 5 Vgl. Mahr, Informatik Spektrum 32,2 (2009), bes. 231–237. Das Wort „Modell“ bezeichnet demnach nicht notwendigerweise eine Objektkategorie, sondern einen Handlungszusammenhang von Akteuren und Objekten, die in lebensweltlichen Szenarien als Instrumente zur Erzielung bestimmter Kommunikationsziele fungieren können; vgl. Martin, Archaeology beyond Postmodernity (Hinweis S. Deicher) und grundlegend auch Thalheim / Nissen (Hrsg.), Wissenschaft und Kunst der Modellierung sowie Düsterhöft / Klettke / Schewe (eds.), Conceptual Modelling and Its Theoretical Foundations.

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war zunächst die in Verbindung mit dem Westfälischen Landesmuseum in Herne von Bedeutung. Sie führte zu einer zweiten Station der Sonderausstellung „Irrtümer und Fälschungen der Archäologie“ in Hildesheim.6 Bei dieser Version wurden zusätzliche Objekte des RPM sowie auch zwei Objekte des Museum August Kestner7 präsentiert, nachdem die bis dahin umstrittene Frage ihrer Echtheit intern geklärt war.8 Das Objekt, dem sich der vorliegende Beitrag hauptsächlich widmet, ist eine kleine anepigraphe Sphinxfigur des Pelizaeus-Museums (PM 258). Sie hätte möglicherweise bereits in dieser Sonderausstellung präsentiert werden können, wären die Erörterungen und Diskussionen zu diesem Objekt damals bereits abgeschlossen gewesen. Nachdem jedoch weder die Authentifizierung des Objektes als genuines archäologisches Artefakt noch seine Identifizierung als Fälschung aus der Zeit um 1900 bis zur Eröffnung zweifelsfrei erwiesen war, wurde entschieden, dieser Problematik erst noch weiter nachzugehen. Eine erneute Gelegenheit zur Thematisierung des Objektes ergab sich bereits in der nächsten, auf „Irrtümer und Fälschungen“ folgenden Sonderausstellung, der von der Hildesheimer Ethnologin Andrea Niklisch kuratierten Retrospektive des Schaffens zweier renommierter dänischer Keramikkünstler, Gerd Hiort Petersen und Hans Munck Andersen. Auf Regine Schulzʼ Anregung wurden ihren zeitgenössischen Steinzeug- und Porzellanobjekten, die teils als abstrahierende Skulpturen, teils als Gefäße gestaltet waren, historische Gefäße und Skulpturen aus dem RPM gegenübergestellt. Entsprechend den Schwerpunkten der kulturgeschichtlichen Sammlungen des RPM handelte es sich dabei um Keramikgefäße des vorkolonialen Südamerika, chinesische Porzellan-Objekte der Ming- und Qing-Dynastie (Sammlung Ohlmer) sowie ausgewählte Gefäße und Skulpturen der griechischrömischen Mittelmeerregion und des Alten Ägypten.9 Auf diese Weise konnten, über Raum und Zeit hinweg, hochkarätige und überraschende „Begegnungen“ inszeniert werden, wie sie nur in einem Museum möglich sind. Um die BesucherInnen des RPM dabei erstmals auch mit dem Forschungsprojekt „KunstModell“ bekannt zu machen, wurde für eine der „Begegnungen“ die Sphinxfigur PM 258 ausgewählt. Ihre Identifizierung als Modell (bzw. „Modellstück“) war einst von Günther Roeder, dem Direktor des Pelizaeus-Museums von 1915 bis 1945, in Betracht gezogen worden (dazu siehe unten). Die ägyptische Sphinxfigur wurde neben einem südamerikanischen Bandhenkelgefäß der Vicús-Kultur in Gestalt eines liegenden Jaguars10 (Inv.-Nr. V 10.636, ca. 400 v. Chr. bis 550 n. Chr.) präsentiert, was eine durchaus reizvolle „Begegnung“ darstellte.11 Bei der Beschilderung von PM 258 konnte zudem darauf verwiesen werden, dass die kleine Skulptur aktuell im KunstModell-Projekt untersucht und insbesondere in Hinsicht auf ihre mögliche Modelleigenschaft überprüft wird.

PM 258: Beschreibung Die Sphinxstatuette PM 258 besteht augenscheinlich aus etwas porösem, gelblich-beigen Kalkstein. Sie stellt einen auf einer niedrigen, annähernd quaderförmigen Basis ruhenden Löwen mit menschlichem Kopf dar, bekrönt mit dem königlichen Nemes-Kopftuch: Pharao als göttliches, gemischt-gestaltiges Wesen. Die unteren Vorderläufe der Löwenfigur sind vor dem Körper ausgestreckt, ihre Hinterläufe sind am Körper angewinkelt. Die Gesamthöhe der Figur einschließlich ihrer Basis beträgt 5,4 cm, wobei 0,7 cm auf die Basis entfallen; die Länge der Basis beträgt 10,5 cm, ihre Breite 3,7 cm. Die Länge des Löwenkörpers beträgt 6 Mühlenbrock / Esch, Irrtümer und Fälschungen der Archäologie. 7 Zwei einander ähnliche Statuenoberteile aus poliertem, grauen Hartgestein, beide mit stark angehobenem Kopf und irritierendem Gesichtsausdruck: Museum August Kestner, 1926.284 (Kopf und oberer Oberkörper eines Mannes mit schulterlanger glatter Perücke) und Museum August Kestner, 1926.213 (Kopf und Oberkörper eines Mannes mit schulterlanger glatter Perücke, vorgeblich zu einer Statuengruppe gehörig); zu dieser zweiten Skulptur vgl. Borchardt, Einige „Altertümer“, Beilage zur ZÄS 66 (1930), Blatt 6 Abb. 50; vgl. auch Loeben, Die ÄgyptenSammlung des Museum August Kestner und ihre (Kriegs-)Verluste, 87–91, 210 (Abb.). Das Objekt 1926.213 wurde im Herbst 2018 – nach anscheinend langjähriger Lagerung – in einem Depot des RPM „wiederentdeckt“, dem Museum August Kestner übergeben und umgehend in der Ausstellung „Irrtümer und Fälschungen“ präsentiert. Es kann daher von der Liste der verlustig gegangenen, wenngleich nur vorgeblich aus dem Altertum stammenden, inventarisierten Objekte des Museum August Kestner gestrichen werden. 8 Bayer / Kielau / Schulz, Extrablatt: Irrtümer und Fälschungen der Archäologie. Zu dem bedeutendsten der entlarvten Hildesheimer Pseudo-Aegyptiaca, einer 1960 erworbenen vergoldeten Holzstatuette des Amun-Re mit Applikationen aus grünlich gefärbtem Metall (PM 4553) siehe nun auch den Beitrag von Christian Bayer in diesem Band. 9 Schulz / Brandl, in: Begegnungen: 5 Kulturräume – 5000 Jahre, 6−11. 10 Vgl. Disselhoff, Vicús: Eine neu entdeckte altperuanische Kultur, 24–25. 11 Nicklisch / Brandl, aMun 60 (2020), 26−27, Abb. 9.

Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

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10,2 cm12, seine Breite 3,7 cm. Das menschliche Gesicht der Statuette, von der Stirnlinie (die unmittelbar oberhalb der Brauen anzunehmen ist) bis zum Bartansatz, ist ca. 1,0 cm hoch. Der glatte, kantige und sich nach unten leicht verbreiternde Königsbart ist 1,0 cm lang. Eine Besonderheit der Figur stellt ein ovales, maximal 0,4 cm breites Loch dar, welches zwischen den Tatzen von oben durch die Basis gebohrt wurde und das sich nach unten konisch verengt. Die Statuette weist nur geringe, oberflächliche Beschädigungen auf: Die hintere linke Ecke der Basis ist weggebrochen, kleinere Ausbrüche sind an der Basis, auf der linken oberen Seite des Königskopftuches und am linken Hinterbein festzustellen. Zusätzlich gibt es kleinteilige Absplitterungen bzw. Abplatzungen im Bereich des Kopftuches und des Rückens. Reste etwaiger Bemalung oder Glasur sind nicht festzustellen. Die Oberfläche erscheint dabei nur mäßig geglättet. Nichts deutet darauf hin, dass sie einmal feiner bearbeitet oder gar poliert war. Die Modellierung des Löwenkörpers ist stilisiert, wobei besonders die Gliedmaßen vereinfachend und ohne Details gestaltet sind. Davon heben sich nur die Modellierung der Muskulatur an den Flanken der Vorderextremitäten und die sanft geschwungene, durchgehende „Weichenlinie“13 ab. Die Vorderpranken sind kleiner und weniger detailliert wiedergegeben als die Pranken der Hinterläufe. Eine Besonderheit der Figur betrifft den – zwar wie üblich – nach rechts gebogenen Schwanz des Löwen. Er ist nämlich um das rechte Hinterbein gerollt und liegt zwischen dem Leib des Löwen und der Innenseite seines Unterschenkels (vgl. Abb. 2, 4 und 13). Die elliptisch verdickte Quaste des Schwanzes ist in flachem Relief auf der Oberseite des rechten Schenkels ausgearbeitet (Abb. 8). Auch das Skrotum des Löwen ist deutlich markiert (Abb. 6–7). Bezüglich der Proportionalität der kleinen Skulptur fällt auf, dass der Löwenkörper etwas größer als der Kopfbereich erscheint, was besonders bei der Betrachtung der Profile erkennbar ist (Abb. 4–5). Das Kopftuch ist ohne Plissee oder Streifen ausgeführt; lediglich der auf dem Rücken des Löwen liegende und zum NemesTuch gehörende Zopf ist durch neun annähernd parallele, gebogene Ritzlinien gemustert. An der Stirne ist mittig die Uräus-Schlange mit einem glatten und konkaven Brustschild ausgearbeitet, ohne Windungen beiderseits des Vorderleibes; der untere Rand des Brustschildes sitzt auffallend tief, zwischen den Brauen; der sichtbare hintere Teil des Schlangenleibes ist mittig und gerade über den Scheitel geführt. Bei den seitlichen Teilen des Kopftuches wird der Übergang zu den auf die Brust fallenden Lappen beiderseits durch einen Knick markiert, der schräg nach außen abfällt. Das jugendlich anmutende Gesicht der Figur ist vollwangig und breit angelegt, wobei die Stirn vollständig vom Königskopftuch verdeckt zu sein scheint; oberhalb der Brauen ist jedoch keine markierende Linie angegeben. Asymmetrien sind besonders im Bereich der großen, unterschiedlich hohen Augen auffällig, die eine hieroglyphische Stilisierung zeigen. Ihre plastisch reliefierten Brauen verlaufen beiderseits der Nasenwurzel annähernd horizontal, zum Schläfenbereich hin sind sie schwach gebogen (rechts) bzw. abgeknickt (links). Die gleichfalls plastisch modellierten Schminkstriche erstrecken sich parallel zu ihnen. Die Nase ist kurz und gerade und ihr Abstand zur Oberlippe relativ groß. Die Lippen weisen eine horizontale Lippenspalte auf, sind klein und zugleich voll. In den Mundwinkeln gibt es winzige Vertiefungen und auch angedeutete Nasolabialfalten. Eine abgesetzte Kinnpartie (mit einem Grübchen in der Mitte?) definiert den unteren Teil des Gesichts. Der sich anschließende, ungemusterte Königsbart setzt etwas hinter dem Kinn an und ist über einen Materialsteg mit dem Brustbereich verbunden. Bemerkenswert ist die Gestaltung der übergroßen, hoch positionierten und kräftig modellierten Ohren. Sie sind an der Vorderseite der Seitenteile des Nemes-Kopftuches ausgearbeitet. Das rechte Ohr der Figur ist nahezu vollständig vorhanden und reicht genau bis zu dessen diagonaler Kante. Das etwas höher sitzende linke Ohr ist dagegen nur teilweise erhalten; sein äußerer Teil fehlt. Das schmale Kopftuch bietet hier nicht genügend Platz für das ganze Ohr (vgl. Abb. 3).

12 Die vorderen Pranken reichen genau bis zum Rand der Basis, wohingegen zwischen dem Löwenleib und dem hinteren Basisrand ein Abstand von 0,3 cm besteht; die Figur ist also auf ihrer Basis leicht nach vorne gerückt. 13 Der Begriff „Weichenlinie“ wird hier, nach H. G. Evers, für den annähernd horizontal geschwungenen und bisweilen recht scharfen Grat verwendet, der im Mittleren Reich auf den Seiten von skulptierten Löwen- und Sphinxkörpern als gestalterisch verbindendes Element zwischen den vorderen und hinteren Extremitäten ausgeformt werden konnte; in der späten 12. Dynastie wurden dabei am Ellenbogen Zotteln angegeben; vgl. Evers, Staat aus dem Stein II, 88 (593–594) sowie Abb. 14–15 dieses Beitrages. Seit dem Neuen Reich erscheint die Weichenlinie üblicherweise ohne diese zusätzliche Fellkennzeichnung, vgl. zum Beispiel Warmenbol (ed.), Sphinx, les gardiens de l’Égypte, 223 (Sphinx Ahmoses I.) und 21, Abb. 10 (Sphinx Amenophisʼ III.).

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Erwerbungsgeschichte und Interesse Die Sphinxfigur PM 258 scheint zu Wilhelm Pelizaeusʼ früheren Erwerbungen in Ägypten zu gehören. Nach Auskunft von B. Schmitz müsste sie zu der ersten Gruppe von nahezu 1200 Aegyptiaca gehören, die 1909 nach Hildesheim gesandt und unmittelbar nach Ankunft der Kisten und der Sichtung ihres Inhaltes vom Gründungsdirektor des Museums, Otto Rubensohn,14 inventarisiert wurden. Darauf verweist auch die relativ niedrige Inventarnummer. Dass die vor 2018 längere Zeit nicht ausgestellte Figur im Rahmen des KunstModell-Projekts Interesse auf sich zog, liegt an gewissen Widersprüchlichkeiten, die sich mit der Erforschungsgeschichte des Objekts verbinden und die hier zu klären versucht werden soll. Einerseits wurde offenbar von Günther Roeder, dem Nachfolger Rubensohns als Direktor des Pelizaeus-Museums,15 erwogen, die Statuette als „Modellstück“ zu verstehen. Dies allein ließ bereits eine Überprüfung angezeigt erscheinen, da im KunstModell-Projekt alle antiken Modelle des Pelizaeus-Museums und des Museum Augst Kestner systematisch erfasst und untersucht werden; Roeders Gedanke wurde von ihm zwar schriftlich festgehalten (s. u.), aber nicht publiziert. Dies ist umso überraschender, als schon einige Zeit vor Roeders Wirken am Museum die Vermutung bestand, es könne sich bei PM 258 um eine Fälschung handeln. Roeder stellte diesen Zweifeln anscheinend zwar die Idee gegenüber, es könne hier ein Modell vorliegen, doch vertrat er sie nicht in seinem Katalog der Denkmäler des Pelizaeus-Museums aus dem Jahr 1921.16 Diese Informationen gehen teils auf Vermerke im Inventarbuch des Museums zurück, andererseits auf eine „Inventarkarte“, welche Teil einer Sammlung von gleichartigen Karten ist – die sogenannte „Roeder-Kartei“ – und im Roemer- und Pelizaeus-Museum aufbewahrt wird. Dieser Kartei liegt, ergänzend zur (doppelt ausgefertigten) Karte von Nr. 258 ein Papierblatt in der Größe der Inventarkarten bei, auf dem ebenfalls Angaben gemacht werden. Diese Quellen seien nachfolgend vorgestellt. Das von 1909 (d. h. vor der Eröffnung im Jahre 1911 und bis Sommer 1915) von Rubensohn geführte Inventarbuch des Museums meldet unter der Inventarnummer 258 in schwungvoller Handschrift (lateinische Schreibschrift) Folgendes (Abb. 10): „258; IV 417; 1 Sphinx liegend. auf länglicher Basis. Bärtig, auf dem Haupt Kopftuch mit Uraeus, die Frisur endet auf dem Rücken in einem Zopf; Ganz flau modelliert; In der Basis vorn zwischen den ausgestreckten Löwentatzen ein rundes Loch. Kalkstein; Uraeus abgebrochen; Basis mehrfach bestoßen; Kauf; Länge 10,5 cm; [Zusatz in Bleistift, augenscheinlich in derselben Handschrift:] echt? [zweiter Zusatz in Bleistift, augenscheinlich in derselben Handschrift:] Echtheit zweifelhaft“ Zweifel an dem scheinbaren Alter des Objekts werden auch durch die undatierte „Inventarkarte“ der „RoederKartei“ bezeugt, auf der ein kleines Foto der rechten Profilansicht der Figur befestigt ist. Sie trägt – in einer auffallend sorgfältig geführten Handschrift (lateinische Schreibschrift) – folgenden Vermerk (vgl. Abb. 11): „Kalkstein.; 258; IV.4; 4.IV; M15b Gelagerter Sphinx Echtheit zweifelhaft. Höhe: 10,5 cm“18 Das zusätzliche „Inventarblatt“ beschreibt die Sphinxfigur in schwungvoll-energischem Schriftduktus wie folgt (vgl. Abb. 12): „Kalkstein L. 10,5 cm Kauf 258

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Schmitz, in: Pomerance / Schmitz (Hrsg.), Heiligtümer, Papyri und geflügelte Göttinnen, 75−88. Reyer, in: Spiekermann (Hrsg.), „Zur Zierde gereicht …“, 187−216. Roeder / Ippel, Die Denkmäler des Pelizaeus-Museums zu Hildesheim. Nach B. Schmitz handelt es sich bei der wiederholt auftretenden und stets durchgestrichenen Angabe „IV 4“ bzw. „4.IV“ wohl um eine obsolete Standortbezeichnung. Dies dürfte auch für die ergänzende Angabe „M 15b“ gelten. 18 Diese Angabe ist unrichtig, denn „10,5 cm“ ist die Länge des Objektes.

Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

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Liegender Sphinx auf einer Sockelplatte, die zwischen den Vordertatzen durchbohrt ist – also ein in der Werkstatt aufgehängtes Modellstück? Löwenkörper, Schwanz über dem r.[rechten] Hinterbein. Männlicher Kopf mit Kopftuch [ergänzt: Lappen glatt; Zopf quergestreift] mit Uräus [ergänzt: „Schwanz grade“]; gradem Bart.“ Bei diesem Blatt ist die Handschrift G. Roeders eindeutig zu identifizieren, was an veröffentlichten handschriftlich publizierten Texten Roeders, beispielsweise auf den Tafeln seines Hildesheimer „Denkmäler“Kataloges, überprüft werden kann.19 Auch die – nicht immer gleiche – lebhafte Handschrift Rubenssohns lässt sich im Inventarbuch gut erkennen. Nicht ganz so eindeutig ist dagegen die gezierte Handschrift der Inventarkarte (Abb. 11). Laut Auskunft von Bettina Schmitz, die langjährige Erfahrung mit den Archivalien aus der Anfangszeit des Pelizaeus-Museums besitzt, ist zwar Rubensohn der Autor des Inventarbuch-Eintrages, doch die Inventarkarte wurde – wie die meisten Karten der „Roeder-Kartei“ – von Friedrich Kisch (1878–1958) geschrieben, der ab 1909 Rubensohns technischer Mitarbeiter war. Nach dessen Ausscheiden aus dem Museumsdienst (1915) war Kisch weiterhin und noch bis 1943 unter Roeder in gleicher Stellung für das Museum tätig. Da Kisch sicher keine eigene Expertise in Fragen der Authentizität von Museumsobjekten beanspruchte, dürfte die Angabe des Zweifels auf der von ihm geschriebenen Inventarkarte schlicht Rubensohns Inventarbucheintrag zitieren. Doch auch Rubensohn war bekanntlich kein Ägyptologe mit umfassenden Kenntnissen im Bereich der materiellen Kultur der Pharaonenzeit.20 Sein Zusatz im Inventarbuch („Echtheit zweifelhaft“) scheint aufgrund des gewählten Schreibgerätes (Bleistift) nicht zeitgleich mit seinem ursprünglichen, mit Tinte vorgenommenen Eintrag im Inventarbuch zu sein, sondern eine spätere Hinzufügung darzustellen. Woher die im Nachhinein dokumentierten Zweifel an der kleinen Figur kamen und wie sie begründet wurden, ist leider nicht überliefert. Spielte im Hintergrund vielleicht ein Ägyptologe mit umfangreicher Objektkenntnis und Stilempfinden eine Rolle? Ludwig Borchardt, der damals wie kein Zweiter die zeitgenössischen, auf „Pharaonisches“ spezialisierten Fälscherwerkstätten in Ägypten kannte, war seit etwa 1898 mit Rubensohn bekannt21 und bald auch befreundet.22 Auch Heinrich Schäfer, seit 1888 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Berliner Ägyptischen Museum, kannte und schätzte Rubensohn und unterstützte ihn fachlich vor Ort bei seiner Arbeit im Pelizaeus-Museum.23 Sollte die Einschätzung „Echtheit zweifelhaft“ auf Hinweise zurückgehen, die von einem dieser beiden Spezialisten geäußert wurden? Der Ägyptologe Günther Roeder, der 1915 die Nachfolge Rubensohns als Direktor des Pelizaeus-Museums antrat, scheint diese Zweifel – zumindest vor 1921 – nicht geteilt zu haben. Weder sein eigenhändiges Inventarblatt (Abb. 12) noch die Erwähnung der Sphinxfigur im ersten Gesamtkatalog des Pelizaeus-Museums weisen auf entsprechende Zweifel hin. Dort heißt es lapidar: „Liegender Sphinx als Abbild des Königs: Löwe mit Menschenkopf, bärtig und mit Königshaube, mit Schlange. K.[alkstein], H. 10,5 cm.“24

19 Allgemein verfügbare Proben der Handschrift Günther Roeders aus der Zeit kurz vor 1921 stellen die „Tafeln“ seines Kataloges dar: Roeder / Ippel, Die Denkmäler des Pelizaeus-Museums, Tf. 7−14. 20 Otto Rubensohn war bekanntlich Klassischer Archäologe. Mit guter Sekundärliteratur vertiefte er zwar nach und nach seine Kenntnisse über das Alte Ägypten, doch bekannte er 1898 humorvoll: „Von Ägyptologie verstehe ich ja vor der Hand ebensoviel wie die Kuh vom Spanischen“; vgl. den Brief Otto Rubensohns an seine Eltern (Nr. 2006/27/144), zitiert nach Kuckertz, in: Pomerance / Schmitz (Hrsg.), Heiligtümer, Papyri und geflügelte Göttinnen, 45. 21 Kuckertz, in: Pomerance / Schmitz (Hrsg.), Heiligtümer, Papyri und geflügelte Göttinnen, 45. 22 Pomerance, Otto Rubensohn, 15–16 mit Abb. 5. 23 Vgl. Schmitz, Otto Rubensohns Hildesheimer Jahre, 77–78, mit dem dort zitierten Brief an W. Pelizaeus vom 29. August 1910 (Schmitz, Wilhelm Pelizaeus und sein Museum, Nr. 81), wonach Schäfer berichtet, er sei „acht Tage in Hildesheim gewesen als Gast von Rubensohns (…). Den Vormittag über habe ich mit Rubensohn in der aegyptischen Sammlung gearbeitet und habe dabei große Freude gehabt“. 24 Offenbar verwechselte Roeder – wie schon Kisch – die Länge des Objekts mit dessen Höhe, die tatsächlich nur 5,4 cm beträgt. Vermutlich stellt dies einen indirekten Hinweis darauf dar, dass Roeder sich primär auf Kischs Inventarkarte und nicht auf Rubensohns diesbezüglich korrekten Inventarbuch-Eintrag bezog.

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Von einer Deutung als „Modellstück“ wurde in der Veröffentlichung allerdings abgesehen.25 Stattdessen findet sich hier der Versuch, den Sphinx zeitlich im Altertum zu verorten. Die Figur wurde nämlich in die Abteilung „Kunst des Neuen Reiches und der späteren Zeit“, Unterabteilung „Statuen, Heilige Tiere“, aufgenommen. Roeder zog dabei jedoch eine recht lange Zeitspanne in Betracht, die das Neue Reich (ca. 1539– 1077 v. Chr.) und die Dritte Zwischenzeit (ca. 1076–723 v. Chr.) ebenso umfasst wie auch die Spätzeit (ca. 722–332 v. Chr.), was eine ziemliche Unsicherheit bei der Einordnung erkennen lässt.26 War der generelle Fälschungsverdacht dadurch bereits entkräftet und war die kleine Figur somit rehabilitiert? Nach dem Stand der publizierten Informationen sieht es wohl so aus. Hans Kayser, der seit 1941 am Roemer-Museum arbeitete und 1945 Direktor des Roemer-Pelizaeus-Museums wurde, scheint sich jedoch nicht vorbehaltlos der Auffassung seines Vorgängers Roeder angeschlossen zu haben. Durch die nachträglichen Eintragungen zu PM 258 im Inventarbuch des Pelizaeus-Museums bzw. durch die „Roeder-Kartei“ muss er über die von Rubensohn bzw. Kisch vermerkten Zweifel an der Echtheit der Statuette im Bilde gewesen sein, und sicher kannte er auch die Überlegungen seines Chefs Roeder dazu. In Kaysers Katalog der Aegyptiaca des Pelizaeus-Museums27 kommt PM 258 nicht vor. Ob Kayser an dessen Entstehung im Altertum zweifelte oder ob ihm das inschriftenlose Figürchen für eine erneute Publikation im begrenzten Rahmen seines Kataloges nicht bedeutend genug erschien, ist offen. Dass die kleine Sphinxfigur von Wilhelm Pelizaeus überhaupt erworben wurde, dürfte auf ihr oberflächliches Erscheinungsbild in Verbindung mit ihren Beschädigungen zurückgehen, die ein beträchtliches Alter suggerieren – ohne dabei ihre Gesamtwirkung wertmindernd zu beeinträchtigen. Ihr Gesicht wirkt mit seinen alterslosen Zügen und den großen Augen jugendlich und beinahe heiter, und zweifellos ist die Figur in der Lage, ägyptische Vorstellungen von der Göttlichkeit des Pharaos zu veranschaulichen, besonders in einem Museumskontext. Kleinformatige Sphinxfiguren aus dem Alten Ägypten sind zudem nicht ungewöhnlich, sei es, wie hier, aus Kalkstein oder aus edlerem Material. Die sogenannten Bildhauermodelle bestehen ganz überwiegend aus Kalkstein und können mit eingeritzten Linien zur Veranschaulichung der Symmetrieverhältnisse des Objekts bzw. des altägyptischen Proportionskanons versehen sein. Noch kleinere, teils als Amulette bzw. als Bestandteile amuletthaften Schmucks dienende Sphingen gibt es aus Gold bzw. vergoldeter (tauschierter) Bronze sowie aus farbigen Gesteinsarten, beispielsweise Karneol, Lapislazuli oder Hämatit. Allerdings kann in heutiger Zeit und zumal bei kritischer Betrachtung doch eine ganze Reihe von Unstimmigkeiten benannt werden, die geeignet sind, die seit langer Zeit bestehenden Zweifel an dem vorgeblichen Alter von PM 258 zu begründen. Welche Überlegungen Otto Rubensohn – bzw. eventuell seine(n) ihm freundschaftlich verbundenen Berater – zum Zweifeln brachten, wird wohl unbekannt bleiben, es sei denn, es ergäben sich aus noch nicht ausgewerteten Dokumenten entsprechende neue Hinweise. Ohne Kenntnis der Argumente, die bei früheren Beurteilungen von PM 258 eine Rolle spielten, bleiben jedoch nur die erneute, detaillierte Betrachtung des Objektes, der Vergleich mit ähnlichen, jedoch ausgegrabenen bzw. unstrittig aus dem Altertum stammenden Werken, die Benennung von Auffälligkeiten bzw. Unstimmigkeiten und letztlich die Diskussion der sich daraus ergebenden Folgerungen. Für PM 258 können derzeit folgende Wahrnehmungen, Überlegungen und Schlüsse aufgezeigt und zur Diskussion gestellt werden. Zur besseren Übersichtlichkeit sind sie hier in Paragraphen eingeteilt.

Beobachtungen § 1: Proportionen: Die relative Kleinheit des Kopfes der Sphinxfigur PM 258 ist erklärungsbedürftig, da sie einerseits nicht dem Proportionskanon der dynastischen Zeit entspricht und andererseits auf eine Überarbeitung zurückzugehen scheint. In der ausgehenden Spätzeit und der ptolemäischen Periode, aus der die meisten der sogenannten Bildhauermodelle stammen – wenn man diese aus den genannten Gründen als Ausgangspunkt nehmen möchte – scheint eher eine leichte proportionale Vergrößerung des Kopfes in Relation zum Löwenkörper die Regel zu sein. Dies fällt besonders bei den zahlreich im gleichen Stil und wahrscheinlich unter Verwendung von Büsten als funktionalen Modellen des Kopfes hergestellten Sphinxstatuen auf, welche die ptolemäische 25 Roeder / Ippel, Die Denkmäler des Pelizaeus-Museums, 78. 26 Alle Jahresangaben des ägyptischen Altertums in diesem Beitrag folgen Hornung / Krauss / Warburton (eds.), Ancient Egyptian Chronology, , 490−495. 27 Kayser, Die ägyptischen Altertümer im Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim.

Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

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Feststraße zum Serapeum in Sakkara säumten.28 Die genauere Betrachtung lässt zudem erkennen, dass die Disproportionalität von Kopf und Körper bei PM 258 mit großer Wahrscheinlichkeit auf Korrekturen handwerklicher Fehler im ikonographischen Bereich zurückgeht. § 2: Ikonographie: 2.1: Der Brustschild und der hintere Teil des Schlangenleibes scheinen im Nachhinein aus dem Volumen des gewölbten Nemes-Kopftuchs herausgearbeitet worden zu sein, weshalb die Stirnpartie nun merklich abgeflacht ist. Eine vergleichbare Arbeitsweise ist zwar einmal, in der späten 18. Dynastie, an einem umgearbeiteten Statuenkopf bezeugt, der wohl den hohen Beamten und nachmaligen Pharao Eje darstellt (reg. ca. 1323–1320 v. Chr.)29, doch bei einer anepigraphen Sphinxfigur ist ein solches Vorgehen kaum anders als durch eine nachträgliche Korrektur erklärbar. Diese Korrektur war offenbar für die Ausarbeitung eines unverzichtbaren Hoheitszeichens, des königlichen Stirnuräus, notwendig – um den „Preis“ einer Einschränkung des ästhetischen Gesamteindruckes im Sinne der altägyptischen Werkstatttradition. Sollte der Uräus zunächst „vergessen“ worden sein? 2.2. Auch das Nemes-Kopftuch scheint nachträglich schmaler gemacht worden zu sein. Möglicherweise geschah dies, um den Eindruck der zu kleinen, fliehenden Stirnpartie abzumildern und einen harmonischeren Gesamteindruck entstehen zu lassen. Dies würde jedenfalls erklären, warum der äußere Teil des linken Ohres fehlt. Wahrscheinlich wurde er bei der sekundären Verschmälerung des linken Kopftuchflügels abgeschnitten. 2.3. Der Knick, an dem die Seitenteile des Nemes-Kopftuches in die Brustlappen übergehen, verläuft bei altägyptischen Sphingen üblicherweise horizontal,30 bei PM 258 ist diese Linie jedoch in irritierender Weise diagonal bzw. verläuft nach außen abfallend, die Rundung des Schulterbereichs aufgreifend. 2.4. Der auf dem Rücken liegende Zopf des Nemes-Kopftuches zeigt gerundete Einritzungen (Abb. 8); auch dies ist entgegen der altägyptischen Konvention, denn zu erwarten wären gerade, parallele Linien, die Wickelungen darstellen, wie dies exemplarisch beim kolossalen „Louvre-Sphinx“ Amenemhets II. aufgezeigt werden kann.31 Die gerundete äußere Form des Zopfes kontrastiert dort mit der engen, linearen Binnenzeichnung, die parallele, gerade Linien aufweist. 2.5. Der Königsbart sitzt nicht wie üblich vorne am Kinn, sondern scheint an dem dahinter liegenden Kinnboden und Hals befestigt zu sein, was weder der altägyptischen Tradition entspricht noch sinnvoll ist (vgl. Abb. 1–3); nach Meinung des Verf. offenbart sich hier ein Missverständnis, das einem Kunsthandwerker des Altertums kaum unterlaufen wäre.

28 Höckmann, in: Beck / Bol / Bückling (Hrsg.), Ägypten Griechenland Rom, Abwehr und Berührung, 459–460, Nr. 31 und 32; vgl. auch Lembke, MDAIK 54 (1998), 267–273 (Kalksteinstatuen der ersten Hälfte der Ptolemäerzeit); für Theben und den Süden vgl. Mysłiwiec, Royal Portraiture of the Dynasties XXI–XXX, Tf. LXXXI–LXXXIV (Luxor-Allee mit Sphinxstatuen aus Sandstein, die das Namensprotokoll Nektanebosʼ I. tragen). Vgl. dazu auch Stanwick, Portraits of the Ptolemies, 103–105, 126, 165, 167, 215, Abb. 200. 29 Statuenkopf Kairo, JE 37930, Kalkstein, Höhe: 10 cm; vgl. Shunnar, in: Echnaton – Nofretete – Tutanchamun, Nr. 68. 30 Vgl. Schäfer, Von ägyptischer Kunst, 339, Abb. 325. Ausnahmen bei der Königsplastik sind dem Verf. nur aus peripheren Regionen wie der Sinai-Halbinsel bekannt, wo Skulpturen eine weniger genaue Beachtung des altägyptischen Gestaltungskanons aufweisen können, vgl. Fay, The Louvre-Sphinx, 96, pl. 65a (königliches Statuenoberteil mit dem Nemes-Kopftuch aus Serabit el-Chadim, jetzt in Toronto, Royal Ontario Museum, 906.16.11). 31 Fay, The Louvre-Sphinx, pl. 26–27. Selbstverständlich kann die überaus präzise Ausführung einer Kolossalstatue aus einer der Blütezeiten der altägyptischen Skulptur nicht ohne Weiteres einer weit weniger kunstvollen Statuette wie PM 258 gegenübergestellt werden. Der Vergleich wurde lediglich zur Verdeutlichung des grundsätzlichen Sachverhaltes gewählt.

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Abb. 1: Kopf der Sphinxfigur Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, PM 258; Zeichnung: Verf.

§ 3: Gesichtsstilistik: Die vollwangig-breiten Gesichtszüge von PM 258 sind einerseits überindividuell und gleichzeitig von deutlichen Asymmetrien geprägt. Nicht nur die übergroßen Ohren sitzen unterschiedlich hoch, sondern auch die hieroglyphisch stilisierten Augen; ihre Schminkstriche sind links und rechts unterschiedlich geformt: Beim linken Auge ist es eine keilförmige Verlängerung des Auges, beim rechten dagegen ein im Schläfenbereich stark abfallender Streifen. Das linke Auge ist zudem kleiner und rundlich, wohingegen das rechte Auge größer und mandelförmig ist. Eine zeitliche Einordnung aufgrund der Gestaltung des Gesichtes bzw. die Zuordnung der kleinen Figur zur Königsplastik eines bestimmten Herrschers ist dem Verf. nicht möglich. § 4: Körpermodellierung: Die Gestaltung des Löwenkörpers von PM 258 scheint, oberflächlich betrachtet, am ehesten Sphinxfiguren des Mittleren und Neuen Reichs nahezustehen; besonders die Andeutung von muskulösen Vorderextremitäten und die Angabe einer geschwungenen „Weichenlinie“32 erinnern an Statuen aus diesen Perioden; doch die Gesichtszüge von PM 258 stehen damit nicht in Einklang, und auch das bei PM 258 sichtbare Skrotum des Löwen wurde in den genannten Perioden üblicherweise nicht modelliert. Dieses Detail lässt sich gesichert erst für die 30. Dynastie nachweisen.33 In der Ptolemäerzeit ist es geläufig.34 Eine weitere Auffälligkeit bzw. Abweichung von den im Alten Ägypten üblichen Gestaltungsprinzipien, die bei einer Beurteilung von PM 258 nicht außer Acht gelassen werden sollte, betrifft die Formgebung des Hinterleibes, der Kruppe. Deren Oberfläche ist nämlich bei PM 258 flach, ja beinahe konkav geformt (vgl. Abb. 6–7), wohingegen bei altägyptischen Sphingen aller Zeitstufen eine konvexe Ausformung dieses Körperteils üblich war. Schon bei dem Großen Sphinx von Giza ließe sich dies aufzeigen und weiter durchgängig von der Zeit des Mittleren Reiches35 bis zur Ptolemäerzeit36 belegen. Sollten auch in diesem Bereich bei PM 258 sekundär Korrekturen vorgenommen worden sein? Die Reduzierung des Körpervolumens im Bereich 32 Vgl. Anm. 13. 33 Beispiel: Sphinx des Offiziers Wah-ib-re, Wien, ÄS 76 (30. Dynastie), vgl. Rogge, Statuen der Spätzeit, bes. Blatt 124. Evers, Staat aus dem Stein, 89 (600), verweist auf eine Sphinxstatue aus schwarzem Stein („aus der frühesten 18. Dynastie“), die sich seinerzeit im Freilichtmuseum bei der Pompejus-Säule in Alexandria befand und bei der Hoden erstmalig „angemerkt“ sein sollen. Dies lässt sich nicht mehr überprüfen, denn die einzige dem Verf. bekannte Sphinxfigur des Neuen Reiches aus schwarzem Hartgestein, die derzeit dort ausgestellt ist und die, möglicherweise sekundär, die Kartusche des Haremhab auf der Brust trägt, scheint kein Skrotum darzustellen. 34 Als Beispiel für Statuen, die nicht zum Typus der Sakkara-Sphingen gehören, mag ein anonymer königlicher Sphinx der ersten Hälfte der Ptolemäerzeit dienen, der in der Nähe von Tanis entdeckt wurde, vgl. Brandl, in: Bakr / Brandl / Kalloniatis (eds.), Egyptian Antiquities from the Eastern Nile Delta, 302–303, no. 87 (ehem. Herriat Raznah, Sharkeya Nationalmuseum, H 855). 35 Beispiel: Fay, The Louvre-Sphinx, pl. 38b. 36 Beispiel: Sphinx Wien, Kunsthistorisches Museum, ÄS 5758 (aus der Gruppe der Wiener Sakkara-Sphingen) mit prononcierter, konvexer Kruppe; vgl. Rogge, Statuen der 30. Dynastie und der ptolemäisch-römischen Epoche, 28.

Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

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der Kruppe könnte gleichzeitig mit der Verkleinerung des Kopfes vorgenommen worden sein und auf eine harmonischere Proportionalität abzielen. Die wohl irritierendste Abnormität der Statuette PM 258 betrifft die Position des Löwenschwanzes. Vermutlich wurde auch dessen Ausarbeitung – ebenso wie die des Uräus und möglicherweise auch die der Kruppe – im Nachhinein vorgenommen. Dass der Schwanz des Löwen um den Oberschenkel herum nach oben gerollt ist und dabei zwischen Körper und Innenseite des Schenkels liegt, würde im Alten Ägypten wohl eine Einmaligkeit darstellen. Eine solche Position des Löwenschwanzes ist zwar von einigen Löwen-37 und Sphinxfiguren38 des 2. bzw. 1. Jahrtausends v. Chr. aus dem ostmediterranen Raum bzw. aus dem LevanteGebiet bekannt sowie von weiblichen Sphingen aus der griechisch-römischen Periode, die nicht dem altägyptischen Darstellungskanon folgen, indem sie eine angehobene Brustpartie mit weiblichen Brüsten darstellen und eine Kopfgestaltung in hellenistischer Manier aufweisen.39 In dieser Tradition stehen offenbar auch einige der weiblichen Sphingen des Barock und späterer Perioden in Europa.40 In der dynastischen Zeit des Alten Ägypten haben solche Skulpturen jedoch keine Vorbilder.

Überlegungen zur Funktionalität Die Verwendung der Sphinxfigur PM 258 in einem bestimmten situativen Zusammenhang41 ist nicht ohne Weiteres erkennbar. Für ein tragbares Amulett erscheint das Objekt etwas zu groß und auch das unedle Material sowie das Fehlen von identifizierenden Inschriften42 auf der Brust des Löwenleibes oder auf der Unterseite der Basis43 sprechen nicht zugunsten einer solchen Deutung. Die mitunter aus Kalkstein gearbeiteten sogenannten „Bildhauermodelle“ in Sphinxgestalt erwecken den Eindruck kunsthandwerklich unvollendete Kunstwerke zu sein und zeigen eingeritzte, d. h. auf Dauer angelegte Leitlinien.44 Der Stirnuräus gehört bei ihnen zu den konzeptionell zu berücksichtigenden ikonographischen Merkmalen; sofern nicht die Applikation eines Metall-Uräus vorgesehen war, der in eine Bohrung an 37 Beispiele: Paris, Louvre, AO 4839, Löwenstatue mit nach rechts gewendetem Kopf (Kalkstein, Länge ohne die fehlenden Tatzen noch 77,5 cm) aus Sidon, datiert in das 5. Jh. v. Chr., vgl. Gubel, Art phénicien, 87, no. 79. Berlin, Antikensammlung, Misc. 8140, akephale Löwenfigur mit nach rechts gewendetem Kopf auf einem Grabrelief aus Golgoi, Zypern (Kalkstein, Länge 55,5 cm), vgl. Brehme / Brönner / Karageorghis / Platz-Horster / Weisser, Ancient Cypriote Art in Berlin, 169–170, no. 182. 38 Beispiele: Sphinx aus Malia, Reliefverzierung eines mittelminoischen Keramikgefäßes im archäologischen Museum von Heraklion, vgl. Winkler-Horaček, in: Winkler-Horaček (Hrsg.), Wege der Sphinx, 99, Abb. 4; Paar ägyptisierender Sphinxstatuen des frühen 6. Jhs. v. Chr., gefunden an der „Heiligen Straße“ zwischen Milet und Didyma, vgl. Schröder, in: Winkler-Horaček (Hrsg.), Wege der Sphinx, 139–140, Abb. 4. 39 Beispiele: London, British Museum, EA 35724 (Steatit, Länge: 7 cm), vgl. Ashton, S.-A., Sphinge (I), in: Warmenbol (ed.), Sphinx, les gardiens de l’Égypte, 233–234 no. 93. Der Darstellungstypus dieser weiblichen Sphingen ist allerdings besser an größeren weiblichen Sphingen dieser Art aufzuzeigen, die weitere Varianten der Position des Schwanzes darstellen können, so die Statue Leiden, Rijksmuseum van Oudheden, Inv.-Nr. F 1963/5.1 (Terrakotta, stuckiert und bemalt, Länge: 37 cm), vgl. Ashton, in: Warmenbol (ed.), Sphinx, les gardiens de l’Égypte, 173 und 294–295, no. 180. 40 Als Beispiel sei auf die beiden ägyptisierenden Sphingen am Eingang Hohenbergstraße des Parkes von Schloss Schönbrunn in Wien verwiesen; s. https://www.meinbezirk.at/liesing/c-lokales/gloriette_a3145368 (Zugriff am 20.9.2020); vgl. auch Humbert, L’Égyptomanie dans l’art occidental, Paris 1989, 218 (weibliche Sphinxfigur aus dem Jahr 1644 in Schloss Fontainebleau), 220 (Versailles, um 1670), 222 (Paris, um 1680), 281 (englisch, 19. Jh.). 41 Vgl. Gaber, in: Gaber / Grimal / Perdu. (eds.), Imitations, copies et faux, 38. 42 Beispiel für einen kleinformatigen Sphinx aus rotem Karneol mit identifizierender Inschrift auf der Unterseite und Durchbohrung (als Aufhängevorrichtung): Sphinx Ramsesʼ II., Paris, Louvre, E. 721 (Länge: 3,1 cm); vgl. De Putter, in: Warmenbol (ed.), Sphinx, les gardiens de l’Égypte, 229, no. 85. Zu einem weiteren Miniatursphinx mit horizontaler Durchbohrung im unteren Brustbereich (Turin, Museo Egizio, Inv.-Nr. C1417; Material: Steatit, Länge: angeblich 2,5 cm) vgl. Lejeune, in: Warmenbol (ed.), Sphinx, les gardiens de l’Égypte, 231–234, Nr. 92. 43 Beispiel: Sphinx mit menschlichen Unterarmen des Königs Merenre (Altes Reich, 6. Dynastie, reg. ca. 2227–2217 v. Chr.) aus Heliopolis, Edinburgh, National Museums of Scotland, Inv.-Nr. 1984–405 (Serpentinit, Länge: 5,7 cm), vgl. zuletzt Fay, in: Warmenbol (ed.), Sphinx, les gardiens de l’Égypte, 50, 220, no. 66. 44 Beispiele: Leipzig, Ägyptisches Museum – Georg Steindorff – der Universität, Inv. 5150, vgl. Königs, in: Beck / Bol / Bückling (Hrsg.), Ägypten Griechenland Rom: Abwehr und Berührung, 459–460, Nr. 12 (Länge: 22 cm). Die miniaturhafte Sphinxfigur Kairo, Ägyptisches Museum, CG 33323 (Kalkstein, Länge: 9 cm), die als „unfinished and quite rough“ bezeichnet wird und keine Leitlinien aufweist, könnte eine Votivgabe für den „Sphinx-Gott“ Hor-emachet (Harmachis) darstellen, da sie bei der Freilegung des Großen Sphinx von Giza entdeckt wurde und zwar „dans

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der Stirnmitte eingesetzt werden sollte, wurde seine Ausarbeitung im Stein durch die Anlage einer quaderförmigen Bosse an der Stirn vorbereitet.45 Bei PM 258 ist dies jedoch nicht der Fall. Dort scheint der Uräus nachträglich ausgearbeitet zu sein. Auch deshalb kann diese Statuette nicht mit dieser Gruppe von „Bildhauermodellen“ in Verbindung gebracht werden. Könnte es sich um ein „Lehr- oder Übungsstück“46 handeln? Auch das ist unwahrscheinlich. Als Lehrstück taugt es nicht aufgrund seiner bildhauerischen Mängel, insbesondere der Asymmetrien des Gesichts, und dass Übungsstücke von Bildhauerschülern hängend aufbewahrt wurden, ist nicht bekannt. Der Gedanke, es könne sich um ein „Modellstück“ handeln, das hängend aufbewahrt wurde, lässt sich daher nicht argumentativ erhärten. Zwar ist in hellenistischer Zeit die Perforierung von memphitischen Gipsabgüssen einzelner Partien von reliefierten Metallobjekten an ihrem oberen Rand belegt.47 Man mag auch an die 1881 von Charles E. Wilbour nahe Tell el-Amarna käuflich erworbene Relieftafel mit zwei Profilen von Amarna-Herrschern denken, die nun unter dem Namen „Wilbour plaque“ bekannt ist.48 Auch sie ist am oberen Rand perforiert, doch ist nicht sicher, dass diese Perforation aus dem Altertum stammt. Bei PM 258 macht die Perforierung keinen Sinn, denn als funktionales Werkstattmodell, etwa für eine (größere) Sphinxfigur ist PM 258 zu klein und schon aufgrund seiner Asymmetrien, der nachträglichen Abflachung der Stirnpartie und der irritierenden Positionierung des Löwenschwanzes untauglich. Wäre das Loch zwischen den Tatzen, wie vermutet, ein Hinweis auf die hängende Aufbewahrung der Figur in einer Werkstätte und wäre somit die Sphinx-Figur als Modell für eine (größere?) Sphinxstatue zu betrachten und somit ein real zu verwendendes, steinernes Bildhauermodell, dann würde der Bildhauer wohl in Schwierigkeiten geraten. Was vielleicht bleiben mag, ist die Interpretation als (unspezifische) Votivgabe – doch unter Beachtung der oben benannten ikonographischen und stilistischen „Ungereimtheiten“ muss auch diese „Notlösung“ als unwahrscheinlich bezeichnet werden. Um ein Argument aufzugreifen, das manche Verteidiger von Objekten dieser Art vorbringen: Natürlich könnten es sich bei den beschriebenen Abweichungen von der kanonischen Darstellungsweise altägyptischer Sphinxfiguren lediglich um seltene Varianten handeln; sie könnten vielleicht auf das geringe Format der Figur oder schlicht auf nachlässige, altägyptische Bildhauer zurückzuführen sein. Nach Ansicht des Verfassers ist dies jedoch unglaubhaft. Für ihn ist die Vielzahl der erklärungsbedürftigen Unregelmäßigkeiten bei so vielen ikonographischen Details, welche zwar vorhanden, aber ungenügend umgesetzt sind, ein deutlicher Hinweis darauf, dass hier kein altägyptisches Kunstwerk minderer handwerklicher Qualität vorliegt, sondern ein neuzeitliches Objekt, das sich an einer konkreten altägyptischen Vorlage orientiert. Eine Überlegung, welche antike Statue eventuell zum Modell für PM 258 geworden sein könnte, sei hier nachfolgend präsentiert. Da die Statuette PM 258 vor 1909 in Ägypten erworben wurde, ist davon auszugehen, dass sie auch dort hergestellt wurde. Zu dieser Zeit standen in Ägypten mehrere frei zugänglich aufgestellte Sphinxfiguren zur Verfügung, die als Inspiration für die Gestaltung von PM 258 gedient haben könnten, darunter mehrere Sphingen im Garten des Gizeh-Museums49 bzw. später auch des Ägyptischen Museums von Kairo. Unter den Sphingen, die wie PM 258 einen proportional kleinen Kopf besitzen, mag zwar der Große Sphinx von Giza (4. Dynastie) zunächst in den Sinn kommen, doch ist die Modellierung des Löwenkörpers und der Extremitäten dieser Kolossalstatue der von PM 258 unähnlich. Es gab aber noch weitere, PM 258 in mancher Hinsicht ähnlichere Statuen, die eher in Frage kommen. Wegen der auffälligen Modellierung der Muskulatur der oberen Vorderextremitäten muss unter diesen hier der sogenannte „Sphinx von Tell elMaskhuta“ hervorgehoben werden (aktuell: Ismailia Museum, Inv.-Nr. Is 1084; Abb. 14–15). Diese 2,32 m lange Granodiorit-Skulptur wurde bereits 1882 zufällig von dem französischen Ingenieur Félix Paponot bei Bauarbeiten für den sog. Ismailia-Bubastis-Süßwasserkanal im Gebiet der antiken Stadt Heroonpolis (das

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le sable à 0 m 50 cent. au-dessus du sol antique“, vgl. dazu Edgar, Sculptorsʼ Studies and Unfinished Works, 8, pl. VII. Exemplarisch an der Skulptur Berlin, ÄM 22445 (Kalkstein, Länge: 26,7 cm) zu sehen; vgl. Kaiser, Ägyptisches Museum Berlin, 100, Nr. 975 sowie Schäfer, Von ägyptischer Kunst, 339–340 mit Tf. 50.2; vgl. auch Müllerin: Der „vermessene“ Mensch, 28–29, Abb. 26. Königs, Bildhauermodell eines Sphinx, 460. Vgl. Reinsberg, Studien zur hellenistischen Toreutik. Ein Aufhängeloch weisen folgende Abgüsse auf: Nr. 15, Abb. 23, Nr. 31, Abb. 44, Nr. 69, Abb. 99 und Abb. 69–70. Vgl. Fazzini, in: Freed / Markowitz / D’Auria (eds.), Pharaohs of the Sun, 245, no. 135. Vgl. beispielsweise Hagen / Ryholt, The Antiquities Trade in Egypt 1880–1930, 24, Abb. 7.

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jüngere Pitom bzw. Pithom, d. h. Tell el-Maskhuta)50 im Wadi Tumilat entdeckt und alsbald ins ca. 15 km entfernte Ismailia, dem Sitz der Compagnie universelle du canal maritime de Suez, der damaligen SuezkanalGesellschaft, transferiert. Bereits in dieser Zeit wurde sie unter freiem Himmel, auf einem öffentlichen Platz ausgestellt, zusammen mit weiteren von Paponot gefundenen, großformatigen Skulpturen aus Heroonpolis.51 Die eindrucksvolle Statue dürfte daher bei den internationalen Besuchern von Ismailia und zumindest bei einigen in der Umgebung lebenden Einheimischen eine gewisse Bekanntheit besessen haben, vermutlich auch befördert durch die Verfügbarkeit von Ansichtskarten, die diese wohlerhaltene Statue zeigen.52 Umso erstaunlicher ist es, dass ihre regelrechte wissenschaftliche Veröffentlichung erst in unserer Zeit erfolgte.53 Dieser Sphinx von Tell el-Maskhuta stammt aus dem hohen Mittleren Reich (12. Dynastie)54 und wurde unter Amenemhet III. (reg. ca. 1818–1777 v. Chr.) oder Amenemhet IV. (ca. 1772–1764 v. Chr.)55 als sogenannter Mähnensphinx geschaffen. In der Zweiten Zwischenzeit erhielt diese Statue eine zusätzliche Inschrift in Form einer hieroglyphischen Kolumne auf der rechten Schulter, die einen der Hyksos-Herrscher (15. Dynastie, 17./16. Jh. v. Chr.) nannte. Sie wurde später getilgt, wobei ein heller, rauer Streifen zurückblieb. Unter Ramses II. (19. Dynastie, reg. ca. 1279–1213 v. Chr.) wurde die Statue erneut verwendet und entweder im Atum-Tempel des älteren Pitom / Pithom (d. h. Tell er-Retabe) oder aber in Heliopolis aufgestellt und dafür ikonographisch umgearbeitet: Der Löwenkopf mit menschlichem Gesicht wurde durch einen mit dem Nemes-Kopftuch bekrönten menschlichen Kopf mit jugendlich-idealisierten Gesichtszügen ersetzt, gleichzeitig die Löwenmähne abgeschlagen und geglättet sowie das Inschriftenprogramm an Ramses II. angepasst. Theoretisch wäre diese Statue sicher geeignet, als Modell für eine Statuette verwendet zu werden. Ein proportional verkleinerter Kopf, die muskulöse Modellierung des oberen Teiles der Vorderextremitäten und nicht zuletzt die sanft geschwungene, durchgehende Weichenlinie sind Merkmale beider Skulpturen. Allein, die mit 49 cm relativ hohe Basis des Sphinx von Tell el-Maskhuta – und analog auch die der in Tanis entdeckten Mähnensphingen Amenemhets III. – hat keine Entsprechung bei PM 258. Die Basis der Statuette ist, wie bereits bemerkt, vergleichsweise niedrig und erinnert diesbezüglich eher an die ptolemäischen Sphingen aus Sakkara. Bald nach ihrer Ankunft im Pelizaeus-Museum wurde die kleine Skulptur auf einen relativ hohen, quaderförmigen Holzsockel montiert und ist so auch bis heute verblieben. Es erscheint daher möglich, dass die Assoziation von PM 258 mit dem Sphinx von Tell el-Maskhuta auch dadurch begünstigt wurde.

Datierung Aufgrund der vorausgehend benannten Beobachtungen, d. h. insbesondere wegen der Vielzahl irritierender und in einem einzigen antiken Werk nicht sinnvoll miteinander zu kombinierender ikonographischer Merkmale kommt für den Verfasser eine zeitliche Ansetzung der Sphinxfigur PM 258 im Altertum nicht in Betracht. Die schon früh erhobenen, aber durch Roeders Katalog56 verdeckten Zweifel an ihrer Echtheit können durch diese Beobachtungen argumentativ gestützt werden: Weder das Alte, Mittlere und Neue Reich oder

50 Zur griechischen Bezeichnung „Heroonpolis“ für die jüngere Siedlung mit der neben Heliopolis prominentesten Tempelstätte des Gottes Atum bzw. Atum-Re-Harachte im östlichen Nildelta vgl. Leclère, Les villes de Basse Égypte au 1er millénaire av. J.-C., 541–544, 550. 51 Dieser öffentliche Platz erhielt nach dem Tode F. Paponots im Jahre 1897 den Namen „Square Paponot“, vgl. dazu Laurent, En creusant un canal dans le delta du Nil, 9. 52 Vgl. Meurice, Jean Clédat en Égypte & en Nubie, 511–512, Abb. 112 –114. 53 Sourouzian, in: Guksch / Polz (Hrsg.), Stationen. Beiträge zur Kulturgeschichte Ägyptens, 409–414, Tf. 22–23; vgl. nun auch Sourouzian, Catalogue de la statuaire royale de la XIXe dynastie, 764 (R-106). 54 Bereits Petrie erkannte, dass der Sphinx von Tell el-Maskhuta nicht ursprünglich für Ramses II. hergestellt wurde und dass die Erscheinung von Kopf und Brust sowie die Inschriften auf der hohen Basis und der Brust des Löwen das Resultat einer Umarbeitung darstellen (er hielt die Statue allerdings – wie auch die Mähnensphingen aus Tanis – für ein Originalwerk der Hyksos-Periode); vgl. Petrie, Tanis, 11; Tf. XVI.4 (“… a Ramesside head of very good style, but too small for the body, has been carved out of the old massive Hyksos head: also the bushy wig and matted hair on the chest, so typical of the hated race, has been carefully removed, leaving only a slightly rougher surface.”). Vgl. auch Magen, Steinerne Palimpseste, 26–30, 37–38, 470–472. 55 Sourouzian, in: Guksch / Polz (Hrsg.), Stationen. Beiträge zur Kulturgeschichte Ägyptens, 412–414. 56 Roeder / Ippel, Die Denkmäler des Pelizaeus-Museums, bes. 78.

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die Zwischenzeiten – die Erste und Zweite57 ebenso wenig wie die Dritte58 – noch die Spätzeit, der schwierig zu datierende (und wohl auch einige neuzeitliche) Objekte mitunter zugewiesen werden, bieten für eine zeitliche Einordnung tragfähige Anhaltspunkte. Eine Entstehung von PM 258 in der Ptolemäerzeit oder in der römischen Kaiserzeit kann wegen der dafür atypischen Gesichtsbildung gleichfalls sicher ausgeschlossen werden. Eine Entstehung der Figur außerhalb Ägyptens ist schon wegen des Erwerbungsortes Ägypten in der Zeit vor 1909 nicht glaubhaft. Was aus Sicht des Verfassers bleibt, ist eine Einordnung in die Neuzeit und somit die Identifizierung von PM 258 als moderne Arbeit im pseudo-pharaonischen Stil. Die Beschädigungen, die schon auf dem ältesten erhaltenen Foto von PM 258 erkennbar sind, zeigen an, dass das Objekt für antik gehalten werden sollte und nicht etwa als ägyptisierende Neuschöpfung im Sinne der ÄgyptomanieStrömung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts betrachtet werden kann. Es dürfte daher naheliegen, dass die Skulptur gezielt für Touristen bzw. für in Ägypten ansässige Ausländer, die sich wie Wilhelm Pelizaeus für die Kunst des Alten Ägypten begeisterten, als potentielle Käufer hergestellt wurde, wohl in der Zeit um 1900. Sollte der Sphinx von Tell el-Maskhuta dabei tatsächlich als Vorlage im Sinne eines Modells genutzt worden sein, so wäre die Entstehungszeit von PM 258 auf den Zeitraum zwischen 1882 und etwa 1908 einzugrenzen. Das „Sphinxlein“, das im Rahmen einer Schenkung zum Museumsexponat wurde, konnte zwar nicht in der Hildesheimer Sonderausstellung „Irrtümer und Fälschungen in der Archäologie“ präsentiert werden, doch sei es hier nun in diesem Sinne nachgetragen. Wilhelm Pelizaeus wünschte durch die Stiftung seiner Sammlung und die Einrichtung eines Museums, das seinen Namen trägt, zur vertieften Auseinandersetzung mit der altägyptischen Kultur anzuregen. Dass sich der Verfasser dieser Aufgabe im Rahmen des Projekts KunstModell eine Zeit lang widmen durfte, hat er Regine Schulz zu verdanken. Dass sie selbst in Zukunft „wieder mehr Zeit zum Forschen“ finden möge, ist sein Wunsch, der diesen Beitrag begleitet.

57 Obgleich bei zwei Sphingen aus der Zweiten Zwischenzeit der Kopf proportional kleiner als der Körper ist, scheiden sie als Referenzwerke für PM 258 aus, da dies das einzige Kriterium darstellt, das sie gemeinsam haben; vgl. Kairo, Ägyptisches Museum, JE 48874 und JE 48875, zwei Sphinxstatuen eines Königs Mentuhotep Seanchenre (aus Edfu); vgl. Schweitzer, Löwe und Sphinx, 45, sowie Evers, Staat aus dem Stein, Tf. V, Abb. 45. 58 Aus dieser Periode sind mehrere kleinformatige Sphinxfiguren bekannt, insbesondere solche aus goldtauschierter Bronze, deren Gesichtszüge zudem jedoch viel feiner gearbeitet sind. Die steinernen Sphingen der Dritten Zwischenzeit sind dagegen bedeutend größer und – sofern es sich nicht um usurpierte Werke früherer Epochen handelt – stilistisch ebenfalls andersartig ausgeformt; vgl. hierzu Brandl, in: Kóthay (ed.), Art and Society, 95–97, Tf. 20.2– 21.

Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

Abb. 2–3: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, PM 258; Kalkstein, Höhe: 5,4 cm, Länge: 10, 5 cm, aus Ägypten, vor 1909, Slg. Wilhelm Pelizaeus.© Roemer- und Pelizaeus-Museum – Foto: S. Shalchi.

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Abb. 4–9: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, PM 258; Kalkstein, Höhe: 5,4 cm, Länge: 10, 5 cm, aus Ägypten, vor 1909, Slg. Wilhelm Pelizaeus.© Roemer- und Pelizaeus-Museum – Foto: S. Shalchi.

Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

Abb. 10: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, Inventarbuch des Pelizaeus-Museums, handschriftlicher Eintrag Otto Rubensohns zu PM 258.© Roemer- und Pelizaeus-Museum.

Abb. 11: Hildesheim, Roemer- und PelizaeusMuseum, Inventarkarte aus der sog. „RoederKartei“ des Pelizaeus-Museums, handschriftlicher Eintrag Friedrich Kischs zu PM 258. © Roemer- und Pelizaeus-Museum.

Abb. 12: Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum, Inventarblatt als Beilage zur sog. „Roeder-Kartei“ des Pelizaeus-Museums, handschriftlicher Eintrag Günther Roeders zu PM 258. © Roemer- und Pelizaeus-Museum.

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Abb. 13: Hildesheim, Roemer- und PelizaeusMuseum, PM 258; Kalkstein, Höhe: 5,4 cm, Länge: 10, 5 cm. © Roemer- und PelizaeusMuseum – Foto: S. Shalchi.

Abb. 14–15: Ismailia Museum, Is 1084; Sphinxstatue Amenemhets III. oder IV. (12. Dynastie) mit sekundärem Namensvermerk eines HyksosKönigs auf der rechten Flanke (15. Dynastie, getilgt); Umarbeitung von Kopf und Mähne sowie Ergänzung der Inschriften unter Ramses II. (19. Dynastie); Granodiorit, Höhe: 145 cm, Länge: 232 cm; aus Heroonpolis (Tell elMaskhuta), Tempel des Atum. Foto: © project M.i.N. – Fotos: Verf.

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Nachtrag: Ein echt zweifelhaftes „Modell“

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A Newly Joined Example from the Statue Cult of Amenhotep III Betsy M. Bryan Regine Schulz has already had a remarkable career as an Egyptologist, art historian, and museum professional, most recently as Director of the Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. We were fortunate to have had her presence in Baltimore at the Walters Art Gallery for a number of years and still miss her collegiality, energy, and intelligence here, despite being happy for her and for Europe for her return there. It is a pleasure to say a few words about Egyptian statuary to honor her, and the subject, a statue of Amenhotep III, is one of interest to her, I hope. In the aftermath of the exhibition that I did with my beloved colleague Arielle Kozloff, Egypt’s Dazzling Sun, I continued to study and look at sculpture from the reign of that Eighteenth Dynasty ruler whose artisans created so much fine art, often of various stones, as the inscriptions of the king specifically note. I took up a project to collect the royal statuary that may have derived from the king’s funerary temple at Kom el Hettan but that represented deities gathered in that precinct, and an article providing a quasi-catalogue of those sculptures was then published in 1997. The statue discussed here was discovered during my research on the deity images, and thus this join is extremely dated by this moment. However, I never published it, and I’m delighted that I can do so now.1

Egyptian Museum Cairo JE 376402 In 1996 I was fortunate to spend a considerable amount of time with Mr. Adel Mahmoud, then Curator of the New Kingdom section in the Egyptian Museum Cairo, researching the Amenhotep III statuary. During this time we visited the basement storage where I saw a badly damaged grey granodiorite statue whose back pillar, however, was perfectly preserved (Figs. 1–4) and identified Amenhotep III. It represents a life-sized seated lower half of the king who wears a shendyt kilt and a very broad belt that narrows back to front. The belt decoration has a zigzag pattern at top and bottom and lozenges of diamond shape in the center. This may be favorably compared with the king’s belt on the colossal standing quartzite statue of the king from Karnak and is only slightly less similar on British Museum EA 5.3 The Hapy gods on the throne sides are in neither raised nor sunken relief, but are accomplished by incising outlined images and rubbing against the polished stone surface inside the outlines to create a shadow-like image that is in contrast texture. The granitic statues display this surface contrast in many examples, but this treatment of the throne sides is so far unique for the granodiorite seated figures (Fig. 5).4 Yet in quartzite, it could be compared to the figures and composition on 1 I want to thank all my current colleagues in London and Cairo, Dr. Neal Spencer at the British Museum and Dr. Sabah Abdel-Razek in Cairo for their kindness in facilitating work on this material. Vivian Davies, at that time Keeper, was extremely generous, and I was fortunate to work with Birgit Schlessinger to study statuary throughout. Dr. Mohamed Saleh was very helpful at the Egyptian Museum at the time that I made these studies, and the Curator, Adel Mahmoud, so tragically gone but never forgotten, was a great scholar of the New Kingdom and interested in everything. He was tireless. 2 Daressy, RecTrav 19 (1897), 14, number CXXXIX (third object from Esna). The text was provided without other information. 3 Its name was “Nebmaatre is Montu of Rulers”. Habachi, in: Sixteen studies, Fig. XIIIa; British Museum EA 5: Bryan, in: Kozloff / Bryan / Berman (eds.), Egypt’s Dazzling Sun, 143, fig. V.25; webpage accessed September 17, 2020: https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA5. The diamond lozenges are more visibly distinguished on JE 37840 and the quartzite fragment than on the British Museum statue EA 5. 4 Bryan, in: Kozloff / Bryan / Berman (eds.), Egypt’s Dazzling Sun, 145, Group 2; add JE 43615, Bryan, in: Hawass / Richards (eds.), Archaeology and Art, 151–168.

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the thrones of the Memnon colossi, although those are fashioned in shallow sunken relief. A full description will follow the presentation of both museums’ statue parts. Here are the measurements taken in 1996: JE 37640 (called N 244) was at that moment in SS (sous sol) C2 37. Its provenance is Esna.5 Height overall is 1.2 meters and height of the base: 24 cm. Width of the back pillar: 23 cm. Width of king’s waist at top of break: 28 cm. Width at widest point on king’s belt: 34 cm. Depth of figure at top with the back pillar: 27 cm. The rear of the throne has a back pillar whose depth is approximately 4 centimeters and is divided into three columns indicated by incised vertical lines. The glyphs, like the Nile god decoration on the throne, are rubbed within the outlines to create a lighter texture than the polished granodiorite surface. The transliteration and translation of this text will be provided with the joining piece below.

Fig. 1: Egyptian Museum Cairo JE 37640. Granodiorite. Lower half of seated statue of Amenhotep III, front view. Height 1.2 meters. © Egyptian Museum.

Fig. 2: Egyptian Museum Cairo JE 37640. Granodiorite. Rear of seated statue of Amenhotep III with back pillar and inscription. Height 1.2 meters. Width of back pillar 23 cm. © Egyptian Museum.

Fig. 3: Egyptian Museum Cairo JE 37640. Granodiorite. Proper right full view showing belt decoration and remains of one Hapy god tying the plants of upper and lower Egypt. Ht. 1.2 meters. © Egyptian Museum.

5 Daressy, RecTrav 19 (1897), 14; S. Bickel, BIFAO 102 (2002), 68 and note 26, cited this and noted that she had heard of the provenience from Martin Bommas.

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Fig. 4: Egyptian Museum Cairo JE 37640. Granodiorite. Proper left full view showing belt decoration and remains of the feet of two Hapy gods tying the plants of upper and lower Egypt, with a partial Horus name of the king facing the Wadjet cobra goddess. Height 1.2 meters. © Egyptian Museum.

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Fig. 5: Egyptian Museum Cairo JE 37640. Granodiorite. Detail of proper left showing throne decoration. © Egyptian Museum.

Throne Proper left side of throne from top depicts the Horus name of the king facing right, the falcon wearing the double crown. Behind head of falcon is head of a uraeus hanging from a sundisk just above (Fig. 4). The same design occurs on the Memnon colossi. Or wT[s]6 Xo[w] %o-[m-m#ot] facing left to falcon: W#Dt d|.s onX w#s. The name of the goddess is not preserved, but it appears on the Memnon example. A vertical incised line separates a column of text from this central design, as it does on the quartzite colossi. The remains of D[dmd]w |[n] v[#]-mH[w] can be read based on the Memnon parallel.

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wTs Xow, Erman / Grapow, Wb. I, 383, 3.

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British Museum EA 105 I first encountered this headless torso of granodiorite during research for the Egypt’s Dazzling Sun exhibition and returned to study it in 1993 (Figs. 6–7). Its provenance is given as Thebes(?) with acquisition unknown.7 The statue represents the king wearing the nemes headdress and a broad collar consisting of six preserved tiers of jewelry, the lowest of which is carved with raised teardrop elements. The necklace detail is largely part of the polished body surface and therefore does not contrast strongly. The nemes lappets, on the other hand, have been carefully carved with thin raised stripes and rubbed surfaces between, and the effect to have the lappets more visually dominant. It cannot be excluded that the textural differentiation also indicated surfaces to receive pigmentation or other treatment.8 Indeed, Sourouzian has excavated Sekhmet statues at Kom el Hettan with considerable pigments preserved.9 The examples of royal statues of Thutmose III at Djeser Akhet display raised nemes stripes as light colored and the rubbed stripes between in dark contrast.10 This torso lacks most of the proper right arm, while the left arm is broken away above the elbow. The rear includes the tail of the nemes headdress which terminates at the top of the back pillar. The pillar width is incomplete, but the incised lines framing the three columns of inscription remain in one section. The first glyphs of the columns are lacking, but flat top of the pillar behind the missing inscription is present. Measurements were taken in 1990 and 1993 and differ slightly with the online numbers given by the Museum.

Fig. 6: British Museum EA 105. Granodiorite. Torso of king wearing broad collar and nemes headdress. Height 51 cm. Width across shoulders 61 or 65 cm. (latter beyond rounding of shoulder). © Trustees of the British Museum.

Fig. 7: British Museum EA 105. Granodiorite. Torso of king, rear view with back pillar and inscription. Height 51 cm. With of back pillar 23 cm. (widest point). © Trustees of the British Museum. 7 Online catalogue: https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA105. 8 As with the granodiorite figure of Thutmose III from Deir el Bahri; Lipinska, ASAE 60 (1968), 154–156; Laboury, Statuaire de Thoutmosis III., 457–481. 9 Sourouzian, e-Forschungsberichte des Deutschen Archäologischen Instituts 2015 (1), 52, fig. 4 showing Sekhmets. 10 Laboury, Statuaire de Thoutmosis III., 449–451 (on polychromy).

A Newly Joined Example from the Statue Cult of Amenhotep III Height overall: 51 cm.11 Width (across shoulders): 61 cm or 65 cm. Width of waist: 28.5 cm. Width of breast at nipple line: 38 cm. Width across nemes lappets: 38 cm. Width of back pillar: 23 cm (at most complete location). Depth from nemes tail to front: 24 cm. Depth of break at top back to front: 18 cm. Diameter of bicep (with caliper): 14 cm.

British Museum: 50 cm. British Museum: 63 cm.

The Joined British Museum EA 105 and EMC JE 37640 inscription (Figs. 8–9)

Fig. 9: Composite photograph of JE 37640 and EA 105. Proper right upper view. By author. © Trustees of the British Museum; Courtesy of the Egyptian Museum. Fig. 8: Composite photograph of JE 37640 and EA 105. Rear view. By author.

11 At maximum preserved height and eliminating plaster restoration.

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Back Pillar (Fig. 10)

(1)

(2)

(3)

[O]r K# [nXt] %o-m-m#ot mrj nswt m|ty Imn nb Hbw-sd Hr nst Ro-Or-#Xty nsw-b|ty Nb-m#ot-Ro s# Ro Imn-Htp HQ# W#st d| onX Dt [Nb]ty smn hpw Xpr sXrw Or-nbw wr mnw o# b|#t m pr Imn Hr |mnt W#st nsw-b|ty Nb-m#ot-Ro s# Ro Imn-Htp HQ# W#st d| onX Dt [|r].n.f m mnw.[f] n it.f Imn-Ro |rt n.f twt o# n |nr km nty rn.f r Nb-m#ot-Ro HQ# HQ#w mn w#H n Dt

Figures 8 and 10 show the combined sections of inscription. The join of these two large statue parts is exact, although in [O]r K# [nXt] column 1 the arm with stick, Gardiner D 40, is lost, and in column 3 the horned viper, I 9, is also missing in mnw.[f].12 In column 2, on the other hand, the king’s Nebty name preserves the h and top of the quail chick from hpw in the British Museum piece and the p and lower half of the quail chick in the Egyptian Museum section, thus clearly demonstrating the join.

Fig. 10: Drawing of composite inscription from British Museum EA 105 and Egyptian Museum JE 37640. Artist Susan Osgood.

Translation (1) Horus, the victorious bull, Khaemmaat, beloved king, the likeness of Amun, lord of Sed festivals upon the throne of Re-Horakhty, dual king Nebmaatre, the son of Re, Amenhotep, ruler of Thebes, given life forever. (2) [Two] ladies, who establishes laws, who develops plans, the Golden Horus, great of monuments and great of marvels13 in the house of Amun on the west of Thebes, the dual king Nebmaatre, the son of Re, Amenhotep, ruler of Thebes, given life forever. (3) He [made] as [his] monuments for his father Amun-Re, making for him a large statue of black stone, whose name is to be “Nebmaatre is Ruler of Rulers, firm and enduring forever.” 12 Actually the complete outline of the snake is in the break and small traces of it are visible by eye. 13 This can also be an allusion to the colossi made of quartzite fronting the pylons (and elsewhere in the temple).

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Discussion The first aim should be to describe the statue as it originally was fashioned. As a seated black granitic figure of Amenhotep III, with a dedication associating it with the named statue known as the Colossus of Memnon (the southern easternmost colossus at Kom el Hettan), the likely original provenance of the statue was the king’s funerary temple. Although the lower portion was found in Esna, nearby to the south, the torso in the British Museum has a probable provenance from Thebes. The lower part was so very heavily mutilated that it was perhaps removed as construction material. One should add that the staff of the British Museum pointed out to me several unnumbered granodiorite head, arm, and leg fragments that had a similar Theban provenance and could have belonged to this statue. A proper right elbow, in particular, does appear to have break marks that could be compatible with the torso. However, due to the way in which they have been preserved with plaster, we were unable to make more than notes. The head was of compatible size and definitely shows the nemes tab on the right with the remains of two stripes springing from it, one highly polished and one less so.14 Figure 11 is a composite that proposes the head with the body only as a possibility. Considerably more study would be needed and 3D modeling would be helpful were the two museums interested in further matching. The full seated statue was of the king wearing the nemes head dress, shendyt kilt, and wide belt. He sat upon a throne whose sides were decorated in a manner similar to the seat of the Memnon colossi: each side had full images of Hapy gods holding the vines from tied papyrus and lily, with the papyrus side placed closest to the statue’s rear. To the right and left of the windpipe of the sm# sign, Gardiner G 36, are Horus names of Amenhotep III facing the Wadjet cobra (closest to the rear) and the Nekhbet [vulture]. This positioning of the tutelary goddesses is opposite that on the Memnon colossus, as is the directionality of the inscription on the back pillar. North is therefore represented at the east on the colossus, while as the southern of the two giant images, the inscription faces left toward the processional axis. In the case of this granodiorite figure, the statue may have stood against the west face of one of the pylons or possibly within a court on the south side of the axis. In that case the north is again placed at the east of the statue. Fig. 11: Composite photograph of EA 105 and JE 37640 with addition of possible head, an unnumbered fragment in the British Museum. By author. © Trustees of the British Museum; Courtesy of the Egyptian Museum. 14 There was an unnumbered arm fragment, with elbows, a leg fragment, and the head. The head measured from the bottom of a small portion of beard to the top of the broken head is 37 cm. The face from beardline to hairline is approximately 18.4 cm (this has to be estimated due to mutilation). The beard was 2.3 cm wide at the bottom and 1.5 cm at the top, the mouth is tooled similarly to British Museum EA 5, having both a visible lip line and indicated drill marks at the outer proper right rim. The eyes were carved with the hieroglyphic eye and raised cosmetic bands.

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The Statue as Cult Focus The statue as it once sat in the Amenhotep III temple at Kom el Hettan was a manifestation named as “Nebamaatre is Ruler of Rulers, firm and enduring forever.” Although its name was very similar to that of the Colossus of Memnon, the addition of “firm and enduring forever” could be understood to differentiate it beyond the distinction of “black stone” rather than “quartzite” which defined the colossus.15 In following the discussion of Ockinga, the twt image is concrete and functions as representative of the maker. What separates this image and the other named statues of the king is the identity of the fashioner.16 Although the king made these statues as monuments for “his father Amun-Re,” they were produced as functional representatives of the king on earth. As Ockinga notes, as the god’s representatives, the god is present on earth in the king. The king’s concrete image accomplishes this in a firm and enduring manner for him. It might further be noted that in column 1, the ruler is termed the mity of Amun, a designation that Ockinga defines, not as concrete, but as a divine similarity associated with essence and action.17 As a concrete image of the god, the king represents the god on earth; as his similar essence, he acts with divine capabilities.18 In this brief inscription, the king is described only as the mity, divine facsimile, of Amun, thereby comparing him to the god whose essence is “like” the god and appears to transcend his bodily or imaged form.19 At the same time, the named statues of the king remain as his representatives to receive offerings and honor the god. In Suzanne Bickel’s excellent discussion of the deification of Amenhotep III, she points to the development of statue cults by the state at Kom el Hettan in order to make the king’s power available to his people.20 The statue in question here is part of that royal involvement with personal piety, as well as a step further in claiming the king’s near full divinity. I am preparing a further discussion of this and the king’s intentions in his last decade currently and will return to this in that article. It is my hope that Regine enjoys this small contribution in her honor.

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15 16 17 18 19 20

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Drei Bruchstücke von Götterhymnen: Die Ostraka Berlin P 11293 AS, P 14202 VS und P 14263 VS Günter Burkard Im Rahmen der Arbeiten an den nichtliterarischen Ostraka aus Deir el Medine1 fanden sich in den Beständen des Ägyptischen Museums Berlin immer wieder unpublizierte literarische, religiöse oder auch magische Texte bzw., wie bei dieser Objektart häufig, meist nur Fragmente von solchen. Oft sind sie der einzige Text auf dem jeweiligen Ostrakon, teilweise stehen sie aber auch auf der Vorder- oder Rückseite von nichtliterarischen und somit in „Deir el Medine online“ veröffentlichten Stücken. In der Beschreibung letzterer wurde dann auch auf den erhaltenen literarischen Text verwiesen. Wenn eine inhaltliche Identifikation möglich war, wurde das ebenfalls vermerkt, andernfalls ein allgemeiner Hinweis wie „religiöser Text“ o. ä. gegeben. Im dezidiert nichtliterarischen Zusammenhang von „Deir el Medine online“ wurden diese Inhalte dann nicht weiter berücksichtigt, ihre Publikation an anderer Stelle war aber selbstverständlich vorgesehen. Vielfach handelt es sich bei ihnen um Passagen aus gut bekannten Texten wie etwa der Kemit, verschiedener Lebenslehren, der Geschichte des Sinuhe oder den Late Egyptian Miscellanies. Außerdem fanden sich, wieder nur in Bruchstücken, Hymnen an verschiedene Götter, (Muster-)Briefe, sogar die Kopie einer Grabinschrift2 und gelegentlich auch Stücke mit nicht sicher bestimmbarem Inhalt.3 Wie beim Textträger „Ostrakon“ nicht anders zu erwarten, sind diese Texte in aller Regel Schüler- bzw. Schreibübungen, mit allen bei dieser Gattung zu beobachtenden Eigenschaften, also vor allem Kopierfehlern, Mißverständnissen, Auslassungen etc. Auch die im Folgenden vorgestellten Beispiele stellen diesbezüglich keine Ausnahme dar. Transliteration, Transkription und nicht zuletzt die Übersetzung bleiben also unvollständig und notgedrungen auch unvollkommen, wie sich insbesondere beim Ostrakon Berlin P 11293 AS zeigen wird. Doch weiß ich aus der langjährigen und ebenso produktiven wie angenehmen Zusammenarbeit mit Regine Schulz, daß für sie derartige Schwierigkeiten allenfalls Ansporn und keineswegs Grund zur Resignation sind. Ich äußere daher getrost die Vermutung, daß die drei folgenden Versuche, die ich ihr aus diesem für sie höchst erfreulichen Anlaß widme, auf ihr Interesse stoßen werden. Alle drei Ostraka enthalten Bruchstücke von Hymnen an verschiedene Götter. Teilweise sind das aus anderen Quellen bekannte Texte oder zumindest Passagen, teilweise sind mir bislang keine Parallelen bekannt – was den unvollständigen Erhaltungszustand umso bedauerlicher macht. Wie bereits in „Deir el Medine online“ und in meinen weiteren Ostraka-Publikationen4 steht auch hier am Beginn jeweils eine allgemeine, schematische Beschreibung des Stückes. Es folgen die hieroglyphische Transliteration, die phonetische Transkription und die Übersetzung. Anmerkungen wurden an entsprechender Stelle als Fußnoten aufgenommen.

1 Seit 2002 im Internet unter dem Titel „Deir el Medine online“ veröffentlicht: http://dem-online.gwi.uni-muenchen.de. Die Berliner Bestände wurden gemeinsam mit Maren Goecke-Bauer und Stefan Wimmer bearbeitet. 2 S. dazu Burkard, in: Ullmann (Hrsg.), Und eines Tages, da erbauten sie die Pyramiden – aber wie?, 8–10. 3 Zu letzteren gehört etwa das Ostrakon Berlin P 10662 AS, s. dazu Burkard, in: „... denn das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch.“, 66–71 und Tafel 1. Die Publikation weiterer Texte wird derzeit vorbereitet. 4 S. zuletzt Burkard, Dra’ Abu el-Naga II.

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Günter Burkard

1. Ostrakon Berlin P 11293 AS: Fragment eines(?) Hymnus an Amun-Re (Abb. 1) Allgemeine Beschreibung Material: Keramik Maße (Breite : Höhe): 8 : 16 cm Erhaltungszustand und Beschriftung: Auf Außenseite (AS) und Innenseite (IS) beschriftet. Auf beiden Seiten Beschädigungen durch Schriftabrieb und Verschmutzungen. Vertikal (↕) gewendet. Zeilenzahl und Schriftcharakter: AS: 14(?) Zeilen; geübte, etwas gedrungene Schrift mit teilweise ungewöhnlichen Zeichenformen. Am rechten Rand sind ab der Höhe von Z. 4 Reste von vermutlich zwei Zeilen senkrecht zur Schriftrichtung des Haupttextes zu erkennen, die durch Abrieb, Abbruch und Überschreibungen großenteils unleserlich sind. Auch die kurze Z. 13 steht senkrecht zur Schriftrichtung des Haupttextes. Außerdem steht rechts von Z. 3–4 zweimal das Zeichen

Abb.1: Ostrakon Berlin P 11293 AS, © SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Foto: Sandra Steiß

und darunter, schräg zur Hauptschriftrichtung ge-

dreht, dreimal das Zeichen . In diesen beiden Fällen handelt es sich sicher um Schreibübungen, da beide Zeichen auch im Haupttext belegt sind. IS: 9 Zeilen. Es sind fast nur Zahlen erhalten. Erwerb und Herkunft: Erworben wurde das Ostrakon laut Inventarbuch durch Borchardt im Jahr 1908. Die Herkunft aus Deir el Medine ist aufgrund des Inhalts der IS sehr gut möglich bis wahrscheinlich. Dieser besteht aus einer Liste oder Abrechnung, mit schwarzen und roten Zahlen. Am rechten Rand der IS sind kaum leserliche Zeichenreste erhalten, wohl von Namen.

Datierung: Das geringe Zeicheninventar und die unleserlichen Personennamen der IS erlauben keine zuverlässige Datierung. Falls dort in Z. 7 richtig gelesen ist, spräche die s-förmige Schreibung für die 19. Dynastie.5 Dies wird vermutlich auch für die AS zutreffen, trotz des hier umfangreicheren Textes erlaubt das Fehlen typischer Schreibungen jedoch keine sichere Zuweisung. Das allgemeine Schriftbild spricht allerdings für diesen zeitlichen Ansatz. Zur IS vgl. deren Edition in „Deir el Medine online“. Sie wird hier nicht weiter berücksichtigt. Inhalt: Wegen der recht geringen Textreste, die zudem nicht selten nur schwer oder überhaupt nicht (mehr) lesbar bzw. kaum verständlich sind, ist eine sichere Gesamtdeutung des Inhalts nur teilweise möglich. Der Haupttext der Zeilen 1–6 ist noch gut zuweisbar; wie aus den folgenden Anmerkungen hervorgehen wird, handelt es sich bei ihm um den Beginn eines Hymnus an Amun[-Re]: In den Zeilen 1–5 sind deutliche Parallelen zum Kairener Amunhymnus des pBoulaq 176 zu beobachten, doch haben auch diese Passagen nicht exakt den gleichen Wortlaut: Der Einleitungstext in der Kairener Version war deutlich länger, vgl. die Anm. zu Z. 2. Die Zeilen 4–5 unseres Textes weisen zumindest im erhaltenen Teil wieder eine wörtliche Übereinstimmung mit dem pBoulaq 17 auf. Anschließend divergieren beide Handschriften allerdings grundsätzlich, es ist sogar fraglich, ob man ab Z. 7 noch von einem Hymnus an Amun(-Re) sprechen kann. Vielmehr scheint, immer vorausgesetzt, die Lesungen und Deutungsversuche sind korrekt, ein Zusammenhang mit dem Bestattungs- bzw. Totenkult denkbar. Z. 14 enthält möglicherweise den Beginn eines weiteren Hymnus, s. unten die Anm. z. St. 5 S. hierzu Wimmer, Hieratische Paläographie, Teil II, 369–403. 6 S. zu diesem Text zuletzt Luiselli, Der Amun-Re-Hymnus des pBoulaq 17. Dieser Hymnus wird im Folgenden als „pBoulaq 17“ zitiert.

Drei Bruchstücke von Götterhymnen

57

Insgesamt gesehen kann es keinem Zweifel unterliegen, daß dieser Text eine Schülerübung ist, die neben den inhaltlichen Schwierigkeiten allerdings einige weitere Besonderheiten aufweist: Einerseits deutet, wie oben vermerkt, das Schriftbild auf einen geübten Schreiber hin. Andererseits aber weisen einige Zeichen des in Z. 2. Auch die unterschiedlichen Haupttextes eine ungewöhnliche Form auf, etwa, und ganz besonders, (Z. 3–5) oder die von (Z. 6) bestätigen diese Beobachtung. Schließlich sind die Schreibungen von Zeichenübungen am rechten Rand einigermaßen rätselhaft, etwa das dreimalige einmal, in Z. 10, steht; das Gleiche gilt für das zweimalige

, das im Text selbst nur

, das im Text ebenfalls nur einmal in Z. 2

steht. Beide Zeichen sind dort völlig „normal“ geschrieben, zudem handelt es sich in beiden Fällen nicht gerade um schwer zu schreibende Formen.

Transliteration des Haupttextes

Transliteration der Zeilenreste am rechten Rand

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Günter Burkard

Transkription des Haupttextes 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

dw# Jmn-[Ro k#(?) Hrj-jb(?) Jwnw(?) Hrj-tp(?)7] nTr.w K#-mw.t=f(?)8 [...] Xntj J[p.t-sw.t(?) ...] K#(?)9-mw.t=f(?)10 Xntj [sX.wt=f(?) ...] pD nmt.wt Xntj [...] MHw [...] Cmow(?)11 [...] #X(?) --?--12 mj(?) k-?-[...] mj(?)13 r (?) --?-- jt=j(?)14 mj(?)15 [...] sDr=k(?) m --?--[...] hrw n spr r #w(? jm#X?)16 [...] Hr=f nfr m -?- [...] xnn=sn(?) o#.t(?) [...] [...]w=f(?)17 [...dw]# [...]

Die Transkription der Zeilenreste am rechten Rand entfällt

Übersetzung des Haupttextes 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

Amun-[Re] preisen [den Stier in Heliopolis(?), Erster der(?)] Götter, Kamutef(?) [...] den Ersten von K[arnak ...] Ka(?)mutef(?), den Ersten [seiner Felder(?) ...] weitausgreifenden Schrittes, den Ersten [...]18 Unterägypten(?) [...] Oberägypten […] --?-- komm(?) --?--[...] --?-- --?-- mein Vater(?), komm [...] du schläfst(?) --?--[...] am Tag des Gelangens zur Ehrwürdigkeit(?) [...] sein Antlitz ist schön(?) -?- [...] Sie(?) rudern -?- groß(?) [...]

7 Ergänzungen nach dem pBoulaq 17; dort lautet die Passage (col. 1,1): dw# Jmn-Ro k# Hrj-jb Jwnw Hrj-tp nTr.w nb.w „Amun-Re preisen, den Stier in Heliopolis, den Obersten aller Götter“. 8 Die Lesung ist unklar. Das im pBoulaq 17 col. 1,1 auf nTr.w folgende nb.w steht hier sicher nicht. Die Lesung K#mw.t=f ist nicht ganz sicher, scheint aber möglich, auch im Kontext. In diesem Fall hätte der Schreiber nicht das , sondern das Rinderzeichen E1 verwendet. – Weniger wahrscheinlich ist eine Ergänzung der Stierzeichen E2 , Reste zu (K#) nfr wie in pBoulaq 17 col. 1,5. 9 Schwache Spuren unter dem schräg geschriebenen 10 Das Ende von

sind vielleicht als K# in der Schreibung

reicht in die folgende Zeile bis in das Zeichen

wie in Z. 2 zu lesen.

hinunter.

11 Die Lesung

ist unsicher, das Zeichen ist in Möller, Hieratische Paläographie, Bd. 2 und bei Wimmer, Hieratische Paläographie nicht belegt, s. jedoch Möller, Hieratische Paläographie, Bd. 1 und 3, Nr. 325. – Unter dem fehlt vermutlich kein weiteres Zeichen, der untere Querstrich von reicht ein Stück weit darunter.

12 Kaum

.

13 Diese Lesung ist sehr unsicher, das erste wäre in diesem Fall stark „verunglückt“. Das würde allerdings zur Beobachtung passen, daß der Schreiber gelegentlich sehr ungewöhnliche Zeichenformen verwendet hat, s. oben. 14 Diese Lesung ist unsicher. 15 Anstelle von ist vielleicht auch zu lesen, die Stelle ist unklar; vgl. die Schreibung von Dr am Beginn von Z. 9. jm#X gemeint ist? Die obige Übersetzung geht davon aus, die Verwechslung scheint sicher; ob 16 Die Lesung der beiden Zeichen ist gut denkbar. 17 Ob (Reste von) jw=f pw? Da im Folgenden mit Z. 14 offenbar ein neuer Hymnentext beginnt, ist das nicht auszuschließen. 18 Die den Zeilen 4–5 vergleichbare Passage im pBoulaq 17 lautet (col. 1,3–4): K#-mw.t=f Xntj sX.wt=f pD nmt.wt Xntj v#-Smo „Kamutef, der Erste seiner Felder, weitausgreifenden Schrittes, der Erste von Oberägypten“. Damit enden die Gemeinsamkeiten dieses Textes mit unserem Ostrakon.

Drei Bruchstücke von Götterhymnen 13 14

59

[...] Es ist [zu Ende gekommen?] [... an]beten [...]19

Die Übersetzung der Zeilenreste am rechten Rand entfällt. Wie in den Bemerkungen zum Inhalt schon gesagt, ist eine inhaltliche Gesamtdeutung dieses Textes bereits aufgrund seines schlechten Erhaltungszustandes nicht möglich. Zudem ist es denkbar – und dem Charakter einer Schülerübung durchaus entsprechend –, daß es sich um kurze Ausschnitte von verschiedenen Textgattungen handelt: 1. Z. 1–6: der Beginn eines Hymnus an Amun-[Re], 2. Z. 7–13: ein Textfragment aus dem nicht näher zu bestimmenden Zusammenhang des Totenkultes, 3. Z. 14, im Anschluß an den senkrecht zur bisherigen Schreibrichtung stehenden Zeilenrest in Z. 13: der Beginn eines weiteren Hymnus. Doch muß auch dieser Versuch einer Klassifizierung aus den mehrfach genannten Gründen Spekulation bleiben.

2. Ostrakon Berlin P 14202 VS: Fragment eines Hymnus an einen anonymen Schöpfergott (Abb. 2) Allgemeine Beschreibung

Abb. 2: Ostrakon Berlin P 14202 VS, © SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Foto: Sandra Steiß

Material: Kalkstein Maße (Breite : Höhe): 21 : 16,5 cm Erhaltungszustand und Beschriftung: Auf Vorderseite (VS) und Rückseite (RS) beschriftet. Die VS ist außerordentlich stark abgerieben, es sind nur noch wenige Schriftreste deutlich erkennbar. Am oberen linken Rand ist zudem ein größeres Stück abgesplittert. Die RS ist sehr stark abgerieben. 90° () gewendet. Zeilenzahl und Schriftcharakter: VS: 6 Zeilen. Großzügiger, eher literarischer Duktus mit roten Gliederungspunkten in Z. 3–5. RS: Der Befund ist sehr unklar, vermutlich 3 Kolumnen: col. 1: 5(?), col. 2: 5(?), col. 3: 7(?) Zeilen. Gedrungenere Schrift; offensichtlich von zwei verschiedenen Händen beschriftet.

Erwerb und Herkunft: Grabung Möller.20 Auch aufgrund des Textes auf der RS sicher aus Deir el Medine stammend. Diese enthält eine Abrechnung über Rationen für die linke Seite, s. dazu die Publikation der RS in „Deir el Medine online“. Datierung: Ramessidisch, ob 20. Dynastie, Zeit Ramses’ III. oder IV.? Die sehr geringen Textreste und das Fehlen typischer Schreibungen erlauben zwar keinen genaueren zeitlichen Ansatz, doch könnte das Zeichen ganz links unten auf der VS ein Hinweis sein: Es ist zumindest nicht auszuschließen, daß es sich um eine der „Workmen’s Marks“ handelt, wie sie von den Arbeitern in Deir el Medine insbesondere in der Ramessidenzeit verwendet wurden; die hier vorliegende Zeichenform: erinnert zumindest stark an das von dem in der

19 Wie oben bereits vermerkt, beginnt hier wahrscheinlich ein weiterer mit dw# beginnender Hymnus, dessen Text komplett verloren ist. 20 S. dazu Anthes, MDIAK 12, 1–68.

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Günter Burkard

frühen 20. Dynastie belegten Arbeiter Nesamun verwendete .21 Zur RS vgl. deren Edition in „Deir el Medine online“. Sie wird hier nicht weiter berücksichtigt. Inhalt: (VS): Fragment eines Hymnus an einen anonymen Schöpfergott, der sehr viel vollständiger, möglicherweise sogar komplett, im Ostrakon Gardiner 308 erhalten ist. Dieser Text wurde von H.-W. Fischer-Elfert veröffentlicht,22 s. dort den ausführlichen Kommentar. Der anonyme Schöpfergott ist nach Fischer-Elfert mit „einige[r] Wahrscheinlichkeit“ Ptah. Auch der hier vorgelegt Text ist sicher eine Schülerübung, wie etwa das fehlerhafte Hm.w=tn „eure Diener“ anstelle von „eure Majestäten“ in Z. 5 zeigt.

Transliteration

Transkription 1 2 3 4 5 6

[…] Df#.w […] X#.wt […] SdH jrp bj.t rnpj […]23 [t]r=sn º r sDf# h#.wt psD.t […] [sHD sXm.w]24=sn º xn.tw Hm.w=tn25 m wj# […] [...]26 º sqdd=sn Hr n.t º swob27 […]

Übersetzung28 1 2 3

[der ihnen Opfer] und Speisen [gibt …] [der] die X#.w-Blumen [schafft …] SdH-Getränk29, Wein und Honig,30 und [alle] Kräuter

21 S. zu den „identity marks“ insgesamt Haring / Soliman, in: Haring / Kaper / van Walsem (eds.), The Workman’s Progress, 73–93. Zum vorliegenden Zeichen vgl. die Tabelle S. 82 und das Beispiel aus oStrasbourg H 10 S. 91. – Den „Workmen’s Marks“ hat inzwischen Daniel Soliman an der Universität Leiden eine Dissertation gewidmet: Soliman, Of Marks and Men. 22 S. Fischer-Elfert, Literarische Ostraka, 13–18. 23 Die Schrift ist teilweise sehr stark verwischt bzw. abgerieben, die Ergänzungen wurden nach oGardiner 308 vorgenommen, s. dazu oben im Folgenden. 24 Die Schriftspuren sind hier außerordentlich schwach, die Ergänzungen wieder nach oGardiner 308. „Majestät(en)“ anstelle von „Diener“ wie im vorliegenden Text. Die obige 25 Das oGardiner 308 schreibt korrekt Übersetzung berücksichtigt die korrekte Lesung. . Der Berliner Text erlaubt keine sichere Lesung bzw. Ergänzung. 26 Im oGardiner 309 lautet die Stelle: 27 Es ist nicht ganz sicher, ob swob hier noch steht oder ob der Text mit dem Gliederungspunkt endet. Am linken unteren Rand steht das möglicherweise als „identity mark“ zu deutende Zeichen, s. dazu oben. 28 Die Übersetzungen in eckigen Klammern sind nach oGardiner 308 ergänzt, um den Textzusammenhang zu verdeutlichen. 29 Zum SdH-Getränk s. ausführlich Tallet, BIFAO 95 (1995) 459–492. Danach handelt es sich um „vin à la fois très alcoolisé et très sucré, éventuellement sirupeux“. 30 Im oGardiner 308 steht hier ein Gliederungspunkt.

Drei Bruchstücke von Götterhymnen 4 5 6

61

[zu] ihrer Zeit, um die Altäre der Neunheit mit Speisen zu versehen, [so daß] ihre [Allerheiligsten leuchten]. Man rudert Eure Majestäten in Barken, wenn sie dahinfahren auf der Flut. [Man] reinigt […]

3. Ostrakon Berlin P 14263 VS: Fragment eines Hymnus an den Sonnengott(?) (Abb. 3) Allgemeine Beschreibung

Abb. 3: Ostrakon Berlin P 14263 VS, © SMB Ägyptisches Museum und Papyrussammlung, Foto: Sandra Steiß

Material: Kalkstein Maße (Breite : Höhe): 15 : 13 cm Erhaltungszustand und Beschriftung: Auf VS und RS beschriftet. Auf beiden Seiten Beschädigungen durch Schriftabrieb. Vertikal (↨) gewendet. Zeilenzahl und Schriftcharakter: VS: 5 Zeilen, sehr großzügiger literarischer Duktus, teilweise mit Gliederungspunkten in schwarzer Schrift. RS: 4 Zeilen, geübte, etwas kursive, kräftige Schrift. Erwerb und Herkunft: Der Erwerb ist unbekannt. Aufgrund des Inhalts und der Personennamen auf der RS ist die Herkunft aus DeM sicher. Die RS enthält eine Abrechnung(?) über die Zuteilung von Rationen an verschiedene Personen, s. dazu die Publikation der RS in „Deir el Medine online“.

Datierung: Mitte 20. Dynastie: Die Datierung der RS aufgrund paläographischer Kriterien ist wegen des Fehlens typischer Schreibungen zwar nicht möglich, doch sprechen die dort belegten Personennamen für diesen zeitlichen Ansatz, s. dazu die Anmerkungen in „Deir el Medine online“. Ein ähnlicher oder der gleiche zeitliche Ansatz für die VS liegt somit nahe; auch hier ist eine genauere Datierung mit Hilfe paläographischer Kriterien nicht möglich. Zur RS vgl. deren Edition in „Deir el Medine online“. Sie wird hier nicht weiter berücksichtigt. Inhalt: Fragment eines Hymnus an einen Gott, vermutlich den Sonnengott. Eine direkte Parallele ist mir nicht bekannt, doch ist diese Zuweisung aufgrund der verwendeten Terminologie sicher. Auch bei diesem Textfragment handelt es sich wohl um eine Schülerübung, wie der Textträger und dessen Mehrfachverwendung nahelegen.

Transliteration

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Günter Burkard

Transkription 1 2 3 4 5

-?-pw(?) n(?) Htp=k º dw# […]=k(?) […] [d]w#(?)=sn º Hsj=k sn Hs(.w) tw mntk sfj Spsj jmj mskt.t [mn]tk jtn n oHoj º mntk vm[.] Htp=f m onX[.t…] j--?—

Übersetzung 1 2 3 4 5

[…] für(?) dein Opfer(?). Du wirst angebetet. Sie beten an(?). Mögest du sie loben, die dich loben (?). Du bist das erhabene Kind31 in der Nachtbarke. Du bist die Sonnenscheibe am Mittag. Du bist Atum[.], der zur Ruhe geht im Westen32 […] --?--

Literaturverzeichnis Anthes, R., Die deutschen Grabungen auf der Westseite von Theben in den Jahren 1911 und 1913, in: MDIAK 12 (1943), 1–68. Burkard, G., Dra’ Abu el-Naga II, Hieratische Ostraka und Namensteine aus Dra’ Abu el-Naga, Wiesbaden 2018 (AV 129). Burkard, G., Ostrakon Berlin P 10652: Kopie einer Grabinschrift aus dem Neuen Reich, in: Ullmann, M. (Hrsg.), Und eines Tages, da erbauten sie die Pyramiden – aber wie?: Eine kleine Hommage an Frank Müller-Römer, Haar 2011, 8–10. Burkard, G., Ostrakon Berlin P 10667 AS und Ostrakon Deir el Medine 1650I: Fragment eines Liebeslieds? in: „... denn das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch.“, FS Alfred Grimm, Wiesbaden 2018, 66–71 und Tafel 1. Fischer-Elfert, H.-W., Literarische Ostraka der Ramessidenzeit in Übersetzung, Wiesbaden 1986 (KÄT 9), 13–18. Haring, B. / Soliman, D., Reading of Twentieth Dynasty Ostraca with Workmen’s Marks, in: Haring, B. J .J. / Kaper, O. E., / van Walsem, R. (eds.), The Workman’s Progress. Studies in the Village of Deir el-Medina and Other Documents from Western Thebes in Honour of Rob Demarée, Leuven 2014, 73–93. Hieratische Papyrus aus den Königlichen Museen zu Berlin, hrsg. von der Generalverwaltung, I. Rituale für den Kultus des Amon und für den Kultus der Mut, Leipzig 1901. Luiselli, M. M., Der Amun-Re-Hymnus des pBoulaq 17 (P. Kairo CG 58038), Wiesbaden 2004 (KÄT 14). Möller, G., Hieratische Paläographie, Bd. 1–3, Leipzig 1911–1912. Soliman. D., „Of Marks and Men. The Functional and Historical Context of the Workmen’s Marks of the Royal Theban Necropolis“, Diss. Leiden 2016 (noch unveröffentlicht). Tallet, P., Le shedeh: étude d’un procédé de vinification en Égypte ancienne, in: BIFAO 95 (1995), 459–492. Wimmer, S., Hieratische Paläographie der nicht-literarischen Ostraka der 19. und 20. Dynastie, Teil I und II, Wiesbaden 1995 (ÄAT 28).

31 Zum Epitheton sfj Spsj vgl. etwa das Amunritual pBerlin 3055, 20, 6–7 (Hieratische Papyrus aus den Königlichen Museen zu Berlin), Tafel XX; Karnak, 3. Pylon, Südflügel, Ostseite, DZA 29.168.350; Sethostempel von Qurna, Vorhalle, Stele Amenmesses, DZA 29.168.340; Medinet Habu, 1. Pylon, Innenseite, als Epitheton Ramses’ III., DZA 29.168.230. Die Verbindung mit jmj mskt.t ist m. W. sonst nicht belegt. 32 Vgl. etwa pBerlin 3049 (Hieratische Papyrus I), col. 4,7: vm pw Htp=f m onX(.t).

Ahmose, Son of Ahmose, Scribe and Mayor of Sai W. Vivian Davies

Introduction In her impressive corpus of block statues, published in 1992, still the standard work on the subject, Regine Schulz (a long-standing inter-museum colleague of the present writer, with a mutual interest in sculpture) included a statue of a scribe named Amenemhat (Taf. VIII.1).1 It is one of two small hard-stone statues of this official, the other of a squatting, asymmetrical form,2 which were found together at Buhen in a cache of three, well preserved, private temple-figures, all of the early 18th Dynasty.3 As is long established, Amenemhat was a member of a well-placed ruling family, the ‘Chiefs of Tehkhet’ (Serra / Debeira), who served the pharaonic administration in Lower Nubia in the early 18th Dynasty, becoming the ‘Chief’ himself, during the period of Hatshepsut’s ascendancy.4 His two Buhen statues have become well known for their prosopographical and historical value and as important representatives of their type.5 By comparison, the third statue of the Buhen group,6 its style dismissed by the finders as ‘lifeless and uninspired’,7 has not received the attention it deserves. It forms the main subject of this paper.8 It is a seated statue of considerable quality and 1 Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 337–338, no. 192, pl. 85 b; PM VII, 138; Khartoum, Sudan National Museum (SNM) 92; height 22 cm. 2 PM VII, 138; University of Pennsylvania Museum, E10980; height 41 cm. 3 RandallMacIver / Woolley, Buhen, 108–111, pls. 36–37. Their find-spot was near to the northern edge of the town precinct, but their original location was surely the temple of Horus, Buhen’s ‘South Temple’. They were removed and deposited probably sometime before the Amarna period, as the name Amun, where it occurs on them, is untouched. The motive for their removal is unknown (though it has been connected in the past with the proscription of Hatshepsut; see the cautious comments of Scott, in: Thomas (ed.), American Discovery of Ancient Egypt, 181, with n. 3, and Roehrig, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 58–59, with n. 5). 4 Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 190–207; Valbelle, BSFE 167 (2006), 46–47; Török, Between Two Worlds, 265–270, 272; Morkot, in: Moreno García (ed.), Administration, 945–947; Müller, Verwaltung Nubiens, 53–54, 244–245; Zibelius-Chen, in: Wenig / Zibelius-Chen (Hrsg.), Kulturen Nubiens, 144–145, Abb. 9; Davies, in: Davies / Welsby (eds.), Korosko Road, 185–188, with n. 9. 5 For more recent publication of SNM 92 with image (in addition to Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 337–338, pl. 85 b, citing earlier literature), see Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 193–194, fig. 48, B1, pl. 60, 1; Davies, in: Welsby / Anderson (eds.), Sudan, 104, no. 77; Davies, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 54, fig. 20; for Pennsylvania Univ. Mus. E10980, see Smith, Buhen, 208, pl. LXXX, 5; Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 193–194, fig. 48, B2, pl. 61, 2; Scott, in: Thomas (ed.), American Discovery of Ancient Egypt, 181, no. 82; Roehrig, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 58-59, no. 28, fig. 28. A third, slightly later statue of Amenemhat as ‘Chief’, of an unusual engaged form, was found at Qasr Ibrim, a kneeling stelophorous figure in a naos, made of grano-diorite, surviving height about 30 cm, its features recognizably of the same basic style as the other two (Plumley, JEA 61 (1975), 16, pl. X, 2; Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 202–203, E1, fig. 52, pl. 60, 3; Bernhauer, Privatplastik, 36, 38, Abb.3); this sculpture, now Cairo JE 93846, is yet to be published and studied in full. For the several new types of private statue introduced during the 18th Dynasty, notably from the period of Thutmose III / Hatshepsut onwards, see Bernhauer, Privatplastik, 31–88; Bryan, in: Lloyd (ed.), Companion to Ancient Egypt, 921–924; Laboury, in Bickel (Hrsg.), Vergangenheit, 22-23. 6 PM VII, 139; Khartoum SNM 93; height 42 cm. 7 Randall-MacIver / Woolley, Buhen, 111, pl. 37, right. 8 I was able to document the statue with a view to publication, during a recent visit to the SNM, with the kind permission and help of the Senior Curator, Dr. Ikhlas Abdel Latief and Chief Curator Dr. Ghalia Garelnabi. I am grateful

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W. Vivian Davies

interest, an accomplished work, belonging to a scribe named Ahmose. Moreover, the latter is now known to be the owner of two other statues, in Bologna and Cairo respectively, which identify him as a mayor of the important polity of Sai (S#ot) in Upper Nubia.9 These two statues are also, briefly, taken into account below.10

The Statues 1) Khartoum, SNM 9311 The Khartoum statue, 42 cm in height and made of grano-diorite, represents Ahmose seated on a chair with low back-rest and tall, wide, back-pillar, his feet placed close together on a thick pedestal with a rounded front (Taf. VIII.2–VIII.4, Taf. IX.1–IX.2). His head is proportionally quite large and, as viewed in profile, angled slightly upwards (Taf. VIII.4, Taf. IX.1). He wears a broad, shoulder-length wig, the ears shown as if pressed into the wig, and a long ankle-length cloak, with a border on its upper sections.12 The hands are shown emerging from the cloak, the right hand clenched (the knuckles raised), holding together the two ends of the cloak (the end of the thumb free, its nail detailed), the left hand, directly above, angled diagonally upwards, open and palm down on the chest, the nails of the fingers detailed, as they are on the toes. The contours of the body underneath the cloak (shoulders, arms / elbows, knees, calves) are sensitively modelled throughout. The face (Taf. VIII.3) is broad with rounded cheeks and chin. The eyes, almond-shaped, are wide and a little asymmetrically positioned, the eyeballs gently convex, the inner canthi deeply incised. Their upper rims are rendered as raised bands, as are the cosmetic lines on each side and the eyebrows above. The ears, splayed out, are notably large, with quite naturalistic internal detail. The nose is long and slightly aquiline in profile (Taf. VIII.4), widening at the nostrils, with subtle nasolabial folds, and the philtrum neatly formed between mouth and nose. The mouth is relatively short, the lips quite pronounced, especially the thicker, lower lip, which is slightly everted. Impressions of drill holes are still just visible at each end. The expression overall is open and benign, well exemplifying ‘the deliberately simplified idealism of Tuthmoside style’.13 With all three statues almost certainly located originally in the South Temple, which was erected under Queen Hatshepsut and extended by Thutmose III,14 the Ahmose statue is arguably datable to (more or less) the same period (Thutmose III / Hatshepsut) as those of Amenemhat. The treatment of the individual features

9

10 11 12

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to Dr. Renée Friedman for much technical assistance in processing the results and Jim Rossiter for additional photography. The images published in this paper are those of the writer unless otherwise specified. Posener, Kush 6 (1958), 58, with n. 166; Zibelius, Afrikanische Orts- und Völkernamen, 30, V C b 40 and 50; Devauchelle / Doyen, BSFE 175 (2009), 34–35, nos. 4–5; Minault-Gout / Thill, Saï II, 182, n. 54; Auenmüller, Territorialität der Ägyptischen Elite(n), 930, VII.2. 49, BMSai-01, a–b; Müller, Verwaltung Nubiens, 209, 2.5.2, no. 16. On the toponym, see Zibelius, Afrikanische Orts- und Völkernamen, 154–155; Rilly, CRIPEL 26 (2006–2007); Devauchelle / Doyen, BSFE 175 (2009), 33–37; El-Sayed, Afrikanischstämmiger Lehnwortschatz, 260–261. Note that a ‘Mayor Ahmose’ and the toponym S#ot occur on an ostracon from Deir el-Bahri (MMA 23001.56), first cited by Posener, Kush 6 (1958), 58, with n. 167. However, they occur in separate lines of the text and are not directly linked (information and image kindly supplied by Dr. Robert Demarée). I have not had opportunity to examine these two statues, but have relied on images published or provided. Randall-MacIver / Woolley, Buhen, 111, pl. 37, right; Vandier, Manuel d’archéologie égyptienne, 436, 495, 669; Smith, Buhen, 209; Müller, Verwaltung Nubiens, 209, 2.5.2, no. 16, and 440, 38.72. For the wig and cloak types, typical of the early 18th Dynasty, based on Middle Kingdom precedents, see Vandier, Manuel d’archéologie égyptienne, 482–483, 495–496; Wildung, in: Eggebrecht (Hrsg.), Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, 150–151, no. 67; Romano, in: Eggebrecht (Hrsg.), Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, 160–161, no. 72. For fine 12th Dynasty exemplars of the seated cloaked figure, see Oppenheim, in: Oppenheim / Arnold / Arnold / Yamamoto (eds.), Ancient Egypt Transformed, 128–130, no. 63; 132–133, no. 65; Laboury, in: Gillen (ed.), (Re)productive Traditions, 249-51, fig. 9. Russmann, Egyptian Sculpture, 89; on the Thutmoside style and its development during the early to mid 18th Dynasty, see Russmann, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 23–43; Bryan, in: Lloyd (ed.), Companion to Ancient Egypt, 913–924; Laboury, in: Bickel (Hrsg.), Vergangenheit. Caminos, New-Kingdom Temples of Buhen, I, 11; II, 4; Hein, Ramessidische Bautätigkeit, 41; Schade-Busch, in: Gundlach / Raedler (Hrsg.), Selbstverständnis und Realität, 213; Valbelle, BSFE 167 (2006), 47; Török, Between Two Worlds, 221–222; Ullmann, in: Preys (ed.), Structuring Religion, 249–250; Laboury, in: Gálan / Bryan / Dorman (eds.), Reign of Hatshepsut, 76–77; Valbelle, in: Gálan / Bryan / Dorman (eds.), Reign of Hatshepsut, 440; Ullmann, in: Raue (ed.), Ancient Nubia, 513, 532.

Ahmose, Son of Ahmose, Scribe and Mayor of Sai

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is similar, though Amenemhat’s face (Taf. VIII.1) is more triangular or heart-shaped,15 evoking the prevailing style of royal portraiture and emphasising his special connection to Hatshepsut.16 The owner of our statue is identified in two sets of hieroglyphic inscription (A and B below) incised or sunk into the sides of the seat, each arranged into four horizontal lines:17 A (natural right side, Taf. VIII.4, Taf. IX.3): “(1) A gift that the king gives, Amun, lord of the thrones of the two lands, (2) and Ra-Harakhty, that they may give favour, love, (3) and alertness in every place, on which the god lives, (4) for the ka of Scribe Ahmose, engendered by Dignitary Ahmose”.18 B (natural left side, Taf. IX.1, Taf. IX.4): “(1) A gift that the king gives, Horus Lord of Buhen (2), and Osiris who dwells in This, that they may give a peret-kheru offering (3) consisting of bread, beer, beef, fowl,19 and all things good and pure, for the ka of Scribe (4) Ahmose, justified, born to Teti, daughter of Badu”.20 The texts display a number of interesting palaeographic features (some perhaps the traits of an individual artist): the disconnection of the component parts of certain signs, Htp (right, line 1; left, line 1), Hr (right, line 3), b# (left, line 4, the ram and its horns); the flamboyantly long beard of the divine determinative (right, line 1; left line 2); the ears of the Hr-sign rendered as elongated loops (right, line 3, left, line 2), and the variant of the sS-sign, with a straight reed-holder, lacking the tripartite end at the top, and with the palette incorporating an inverted T-shaped protrusion at its lower end (right, line 4; left, line 3, possibly meant to represent a handle for a sliding lid). Further research is required on the repertoire of contemporary signs to establish to what extent these features might represent reliable dating criteria, but note that the Hr-sign with looped ears is well attested in Amenemhat’s stela from his tomb at Debeira West (Taf. X.1),21 while parallels for the distinctive sS-sign variant are to be found in his Buhen stela22 and in that, from Serra, of his elder brother, Royal scribe, Djehutyhotep-Paitsy (Taf. X.2).23 Also notable is the writing of the first element IoH of the name Ahmose (right, line 4, twice; left, line 4), with the sign of the crescent moon surmounting a small, detached circle, a variant which, it has been argued, comes into vogue (along with related forms) at the beginning of the sole reign of Thutmose III, but known from sporadic earlier cases.24 It does not occur in the corresponding names on the Bologna statue, which is probably later in date (see below). In sum, a dating for our statue broadly within the Thutmose III / Hatshepsut period on the basis of its provenance would appear to be consistent with both the stylistic and available epigraphic evidence.

15 Cf. Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 337, no. 192, under ‘Physiognomie’. 16 Scott, in: Thomas (ed.), American Discovery of Ancient Egypt, 181, no. 82; Davies, in: Welsby / Anderson (eds.), Sudan, 104, no. 77; Roehrig, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 58–59, no. 28; Török, Between Two Worlds, 222, with n. 106. For the statue-images of Hatshepsut herself, see Schulz / Sourouzian, in: Schulz / Seidel (eds.), World of the Pharaohs, 187, no. 75; Keller, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 158–173; Laboury, in: Gálan / Bryan / Dorman (eds.), Reign of Hatshepsut, 79–82, fig. 5.27. For Amenemhat’s titles and those of his elder brother, relating to Hatshepsut, see the list, Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 206–207 (though one of the entries for Amenemhat [under B2] should be corrected to ‘vigilant leader for the God’s Wife’). 17 Cf. Randall-MacIver / Woolley, Buhen, 111. 18 The father’s name, Ahmose, written here with a terminal i, but more conventionally, like that of his son, on the Bologna statue (see below). 19 The long narrow hieroglyph under the ‘beef’ and ‘fowl’ signs represents a version of Gardiner X4, ‘roll of bread’, functioning here as a determinative of the entire peret-kheru group above. It occurs also in the Bologna statue; see below, main inscription line 1 (Taf. X.4); cf. Pernigotti, Statuaria Egiziana, tav. VII, fig. 1, A, line 1. 20 The last name is misrepresented in Müller, Verwaltung Nubiens, 209, no. 16, the ram (E10) mistaken for the bull (E1). 21 Cf. Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 202, D3, lines 4 and 8; Davies, in: Welsby / Anderson (eds.), Sudan, 104–105, no. 78. 22 Cf. Säve-Söderberg / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 195, fig. 49, B4, lines 8–9, and last line. 23 Cf. Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 195–197, fig. 49, C1, where the copy is not sufficiently detailed. The sign occurs twice, in the seventh line (Taf. X.2) and second line respectively from the bottom. 24 Vandersleyen, Guerres d’Amosis, 215, 217, 228; for a close parallel in form to our Ahmose examples, see the tomb of Ineni (temp. Hatshepsut / T. III), Dziobek, Grab des Ineni, 86, Text 21 b, pl. 31, top left; Vandersleyen, Guerres d’Amosis, 215, Doc. 50.

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With regard to the content of the inscriptions, the genealogical data are especially valuable in that they firmly link this statue to the Bologna statue (the same father and mother) and in turn (by title) to the Cairo statue (see below). Highly interesting also is the name of the grandfather, Badu (B#dw), which appears to be otherwise unattested as well as unremarked in the literature.25 Not easily construable as an Egyptian name, it might represent a non-Egyptian, indigenous name.26

2) Bologna KS 182327 The Bologna statue, height 37 cm, said to be made of basalt, provenance unknown, shows the same Ahmose in classic scribal pose, squatting, legs folded, holding a roll of papyrus (Taf. X.3–X.4, Taf. XI.1–2). Intact save for damage to the nose, this is a well-known piece, published in full by Pernigotti,28 and much figured and commented upon,29 the scholarly consensus being that it dates to within the reign of Thutmose III. In terms of its formal iconography, where comparison is possible, the wig is of exactly the same wide, shoulderlength type as that of the Khartoum statue, while the treatment of the ears and the face (its shape and features) is very similar, if a little more robust in detail (Taf. X.3–X.4). The bulk of the main inscription, an offering formula invoking Amun, arranged in horizontal lines, in relatively small incised hieroglyphs, reading right to left, occupies the ‘papyrus’ on the figure’s lap and right thigh, with the final line located on the top of the pedestal in front of the figure’s legs (Taf. X.4, Taf. XI.1). The formula ends: ‘… for the ka of Mayor of Sai (H#ty-n S#ot), Scribe Ahmose, engendered by Dignitary Ahmose, justified, born to Mistress of the house, Teti, justified’. A second, shorter, inscription, in two horizontal lines, reading left to right, is placed on the left thigh (Taf. XI.2), an offering formula invoking Khnum and Satet ‘for Scribe Ahmose, justified’. The source of the piece is unrecorded but the invoking of the deities Khnum and Satet suggests the possibility of an original provenance in Nubia (from Aswan / Elephantine southwards).30

3) Cairo, CG 4204731 The Cairo statue, 28 cm in height, probably made of grano-diorite, is incomplete, its upper half missing (Taf. XI.3–XI.5).32 Found at Karnak, it is a seated figure, like the Khartoum piece, but shown wearing what appears to be a waist-high, ankle-length skirt, 33 with both hands placed symmetrically, palm-downwards on the lap, just short of the knees, and the feet placed on a pedestal with slightly rounded corners (Taf. XI.3–XI.4). The seat has a low back rest and a rectangular back-pillar, of which only the lower section survives. The natural 25 It is not, for example, included in PN. 26 It lacks a determinative, probably for reasons of space. Of the four names in the inscriptions, only the statue-owner is granted the space for a name-determinative. On the absence of a foreign classifier in such cases and the possible implication, see Zibelius-Chen, “Nubisches” Sprachmaterial, 114 (pits) and 170–171 (ri). 27 PM VIII (2), 559–560 (801-631-050), to which add (selectively): Scott, Scribe statue, Vol. I, 241, Vol. II, 332–334, Cat. No. 25; Kozloff, in: Cline / O’Connor (eds.), Thutmose III, 300–301; Devauchelle and Doyen, BSFE 175 (2009), 34–35, no 4; Auenmüller, Territorialität der Ägyptischen Elite(n), 930, VII.2.49, BMSai-01, b; Müller, Verwaltung Nubiens, 209, 2.5.2 no. 16; 464, 54.20; Picchi, in: Giovetti / Picchi (eds.), Millenary Splendour. 28 Pernigotti, Statuaria Egiziana, 37–39, no. 8, pl. VII, fig. 1, A–C, pls. XLI–XLIII. 29 See n. 27. 30 For Khnum and Satet, featured individually and combined (often, of course, with Anuket), in Nubian temples and ritual contexts including offering-formulae, see, for example, Valbelle, Satis et Anoukis, 14–27, 35–44, 126–127; Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 191–192, fig. 47, A2 and A3; 195, fig. 49, C1, line 4 from bottom; Kormysheva, in: Schade-Busch (Hrsg.), Wege öffnen, 139, 143–144; Gasse / Rondot, Inscriptions de Séhel, 9–11; Ullmann, in: Raue (ed.), Ancient Nubia, 512, 521, 529–530, 532, 533–534. Note in particular the discovery on Sai of decorated blocks from the walls of an 18th Dynasty shrine dedicated to Satet (Vercoutter, CRIPEL 1 (1973), 22, pl. 7; Valbelle, Satis et Anoukis, 43, no. 327, 126–127, §46; Minault-Gout, CRIPEL 26 (2006–2007), 279, S. 575, 284, S. 573; Gabolde, CRIPEL 29 (2011–2012), 137, n. 84), inscribed for Amenhotep II, possibly completing or embellishing an earlier structure (Minault-Gout, CRIPEL 26 (2006–2007), 288, no. 3). 31 PM II, 284; Legrain, Statues et Statuettes, 28; Legrain, ASAE 8 (1907), 53–54, XLII; Devauchelle / Doyen, BSFE 175 (2009), 34–35, no. 5; Auenmüller, Territorialität der Ägyptischen Elite(n), 930, VII.2.49, BMSai-01a; Müller, Verwaltung Nubiens, 209, 2.5.2, no. 16, and 378, 8.2.5. 32 Gratitude is owed to the Ministry of Antiquities and to Ahmed Amin of the Egyptian Museum, Cairo, for the photographs, secured with the assistance of Dr. Hisham Elleithy. 33 For the type of skirt, cf. Vandier, Manuel d’archéologie égyptienne, 494, B, pls. CXL, 1, CXLIII, 1–2; Priese, in: Eggebrecht (Hrsg.), Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, 250–251, no. 179.

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left side of the seat is undecorated. The right side bears a hieroglyphic inscription, in sunk relief, in broadly the same style as the Khartoum inscriptions (though the hieroglyphs are more conventional in form). Again, it comprises an offering text, here arranged in five horizontal lines (Taf. XI.4–XI.5), reading from right to left and downwards, some areas damaged, but the reading clear:34 ‘(1) A gift that the king [gives] and [A]mun, Lord of the thrones of the two lands, (2) and Khonsu in Thebes,35 Lord of Joy, (3) that they might grant the receiving of the food-offerings (Sbw) that come forth upon (4) their offering tables on the day of the festival of the month, festival of the sixth day (snwt),36 (5) festival of the half-month, for the ka of the Mayor of Sai, A[hmose]’. There is little doubt about the reading of the owner’s name. Ahmose (IoH-ms) fits the available space perfectly, and the right end of the first sign (the crescent moon, N11–12), IoH, still survives.

Summary It can be confirmed on grounds of genealogy (1–2) and title (2–3) that the three statues, treated here together for the first time, represent the same Ahmose. On stylistic and other grounds they may be accounted as ‘Thutmoside’ in date, to be placed within the reign of Thutmose III, earlier rather than later. On the basis of prosopography, taken at face-value, they are unlikely to be exactly contemporary, since, in the case of 1, Ahmose is identified simply as ‘Scribe’ (under Thutmose III / Hatshepsut), but in 2 and 3 as ‘Mayor of Sai’, a senior title probably representing a career progression, his incumbency very possibly extending into the sole reign of Thutmose III. He appears, on current evidence, to have been the earliest holder of this new civil office,37 its creation possibly marking the introduction at Sai (no longer primarily a military station)38 of a governing structure appropriate to the running of a significant temple-town.39 It is known that, under the Viceroy Nehy, ‘a major remodelling of the site took place during the reign of Thutmose III’,40 as the town developed into an important regional centre, effectively the administrative capital of Upper Nubia, the predecessor of Soleb.41 A similar reform appears to have taken place at contemporary Buhen, with Kamose, a

34 The name of Amun was deliberately targeted; otherwise, the damage to the inscription, including the owner’s name at the end, is either accidental or gratuitous. 35 For the deity, see Leitz (Hrsg.), Lexikon der ägyptischen Götter und Götterbezeichnungen, V, 764. 36 snwt (see Hannig, Handwörterbuch, 774), obscured by damage, is written, as often, with six strokes at the top, surmounting an n, a t, and the usual determinative (see, for example, the contemporary inscriptions, Säve-Söderbergh / Troy, New Kingdom Pharaonic Sites, 195, fig. 49, B4, lines 5–6, and 202, fig. 52, D3, line 8; Spalinger, Private Feast Lists, 61, no. 6). 37 Müller, Verwaltung Nubiens, 209, 2.5.2, no. 16; Auenmüller, Territorialität der Ägyptischen Elite(n), 697–698, 930, VII.2.49, BMSai-01; Budka, in: Coppens / Janák / Vymazalová (eds.), 7th Symposium on Egyptian Royal Ideology, 74, 75–76; Auenmüller, in: Budka / Auenmüller (eds.), From Microcosm to Macrocosm, 241–242. 38 On the strategic importance of Sai to the Egyptians during their early 18th Dynasty campaigns against Kush, see Davies, in: Roehrig / Dreyfus / Keller (eds.), Hatshepsut, 51; Gabolde, CRIPEL 29 (2011–2012), 127–128, 137; Budka, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 442; Davies, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 93; Doyen / Gabolde, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 149–150; Budka, in: Budka / Auenmüller (eds.), From Microcosm to Macrocosm, 123; Budka, in: Honegger (ed.), Nubian Archaeology, 298; Spencer, in: Raue (ed.), Ancient Nubia, 441. On Sai possibly serving as an earlier ‘Brückenkopf’ against Kush, see Zibelius-Chen, Ägyptische Expansion nach Nubien, 188, 233. 39 On the subsequent 18th Dynasty holders of a mayoral office at Sai, see Minault-Gout / Thill, Saï II, 413–414, Table 10, T.5; Auenmüller, Territorialität der Ägyptischen Elite(n), 697–698, 930–931, VII. 2. 49; Budka, in: Coppens / Janák / Vymazalová (eds.), 7th Symposium on Egyptian Royal Ideology, 74; Auenmüller, in: Budka / Auenmüller (eds.), From Microcosm to Macrocosm, 241–242, Table 1, T.5, and 255. 40 Budka, CRIPEL 30 (2013–2015), 59; cf. Davies, Sudan & Nubia 18 (2014), 7–9, on the Year 25 stela documenting a rebuilding of the temple in the ‘fortress of Sai’ (mnnw n S#ot); Valbelle, BIFAO 112 (2012), 448; Budka, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 442–443; Bonnet / Valbelle, Temples Égyptiens de Panébès, 92; Budka, in: Budka / Auenmüller (eds.), From Microcosm to Macrocosm, 123–124; Budka, in: Budka / Auenmüller (eds.), From Microcosm to Macrocosm, 193; Budka, in: Bács / Bollók / Vida (eds.), Across the Mediterranean, 381– 382; Budka, in: Honegger (ed.), Nubian Archaeology, 293, 298; Spencer, in: Raue (ed.), Ancient Nubia, 441–442. 41 Minault-Gout / Thill, Saï II, 415, with n. 27, and 418; Thill, CRIPEL 30 (2013–2015), 263, 297–299; Bonnet /

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‘Zivilbeamter’, recorded as its first known mayor (H#ty-o n Bhn), arguably again under Thutmose III / Hatshepsut.42 The fact that no tomb of Ahmose has been found on Sai and that he was granted a statue at Karnak may not necessarily indicate, as has been suggested, that he was an Egyptian sent to serve abroad, returning home at the end of his posting.43 Caution is in order, but if, as posited earlier, the name of his maternal grandfather, included in the lineage on his Buhen statue, is non-Egyptian, it might well bracket Ahmose with officials like Amenemhat, members of important local families, of native or mixed heritage, rising through the ranks, suitably honoured, in the service of the colonial administration. The identity of Ahmose’s original hometown remains uncertain, but further study of this official, his career-trajectory, and the wider context, may now, at least, move forward on the basis of a more complete understanding of his three known monuments.

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A Silk Purse? Marianne Eaton-Krauss Regine was among the students who attended courses I offered during my 5-year stint, 1978–1983, in Berlin as wissenschaftliche Assistentin at the Freie Universität’s Ägyptologisches Seminar.1 After she left Berlin to continue her studies in Munich we remained in touch. Over the years, on into the time she spent, initially as curator of ancient art, at the Walters Art Museum in Baltimore where I visited her on my occasional trips to the USA, we became close friends as well as colleagues. And after Regine could return to Germany as the Director of the Roemer- and Pelizaeus-Museum in October 2011, I have been her frequent guest on the occasion of many short stays in Hildesheim. Topics that have been the focus of our discussions, especially those in recent memory which sometimes lasted long into the night, include so-called peer-review, the time involved in applying for grants and preparing for Evaluierungen, and the role of connoisseurship in the study of Egyptian art.2 Of late, our most intensive exchange of views, however, has been about the increasingly vituperative assault on art history in Egyptology per se. I hope that Regine finds this contribution to the volume in her honor a useful addition to the literature. In April 1994, an invitation reached me from Oxford University Press (OUP) to submit a proposal for a book about Egyptian art to be included in a new series ‘… intended to appeal to both undergraduate and the general reader’ because I had been ‘… highly recommended by a number of advisors’.3 My outline was approved, based on positive appraisals of three reviewers, at a meeting on 22. 11. 1996, as Simon Mason, the editor-in-chief of the Oxford History of Art, informed me in a letter of that date, and I went to work. Chapters as completed were sent to OUP down until 1. 12. 1998 when Simon, with whom I enjoyed an amicable relationship, informed me he had been “made redundant” (after authors had been recruited for the series and two volumes published) but he assured me that the series would continue and my place in it was secure. By February 1999, the changes in departmental structure and priorities at OUP (which I presumed was one reason for Simon’s departure) had been overcome, and George Miller, Executive Editor, Trade Books,4 advised me that Simon’s replacement would be Katharine Reeve, “a freelance [copy] editor”5 whom Miller described as a “history of art specialist”.6 The accuracy of this characterization was not supported by comments I received subsequently about my text from Ms Reeve via email nor at my meeting with her at OUP in Oxford on 24. 2. 2000. In July 2000 Ms Reeves informed me that she had “commissioned reports” by another set of readers to whom my manuscript as it stood was sent. By this time the text had been completed down through post-Amarna times with the latest chapter about Egyptian decorative art, based upon the examples deriving from Tutankhamun’s tomb, KV 62. Rather than quote from these “reports” – all expressing reservations of one kind or another, I shall mention only that I was taken to task for using terminology like “masterpiece” and “great art” as well as for 1 Mention should also be made of Regine’s father, the late Dr. Helmut Schulz, Hals-Nasen-Ohren Arzt of my family, who faithfully attended public lectures I gave then and later at Urania Berlin. 2 Title of the lecture I could present in Cairo on 18. 2. 2019 at the invitation of Salima Ikram, professor at the American University in Cairo, thanks to funding provided by the German Academic Exchange Service for which I am very grateful. 3 Letter dated 21. 4. 1994, signed by Simon Mason on behalf of OUP. 4 Miller would leave OUP in 2002, as he advised me in an email dated 7. 8. of that year. 5 She had edited the decorative arts chapter. 6 Reeves described herself in a letter to me dated simply April 1999 as ‘the new development editor’ of the series.

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having too many non-English language publications in the bibliography and notes. In one report it was recommended that articles and books in English should be cited whenever possible, even if the authors were wrong or the ideas out of date. To make a long story short, Matthew Cotton, the new editor of the Oxford History of Art,7 and I agreed to terminate my contractual arrangement with OUP in July 2005.8 Judging from the OUP website, a volume on Egyptian art has not yet appeared in the series (which still exists) nor is one announced as in press (or in preparation). Perhaps this is an opportunity for one of the post-modern Bildwissenschaftler now making their voices heard in Egyptology? The most recent products of such methodology have been met with consternation by my colleagues who experienced training in art history per se and now specialize in the history of Egyptian art – and not just old fogies like me. In the interest of total transparency, I admit to having declined an invitation to review one of the latest examples, viz. Kai Widmaier’s book denying the very existence of Egyptian art.9 (A single review of this weighty tome has appeared to date.10) Those who might like to learn with a minimum of effort just what Widmaier thinks should be allowed when it comes to writing about “un-contextualized” objects may turn to p. 535 for his comments on MMA 66.99.3, the head from a royal statue that is conventionally assigned to the early Middle Kingdom.11 Another recent attack in the campaign to establish a “new normal” approach to the study of Egyptian art is found in the editors’ preface to a volume focusing on those who created what is traditionally termed decorative or applied art: “The concept of “artisans” and “workshops”, and the flavour of collectivism they carry with them, should explain why ancient Egypt, despite its remarkable achievements, was fatally doomed [my italics] to fall short of producing Great Art.”12 The perpetrators of this dictum provide no definition for “Great Art”13 while eliminating “artisan” (and presumably “craftsman”) from the vocabulary and replacing them with “material producers” who “make objects”. Draftsman, sculptor, and painter are also apparently consigned to the dustbin – “artist” (the no-no word par excellence) having long been proscribed. Speaking for myself, I cannot be bothered reading the theoretical literature on which such pundits base arguments and from which their vocabulary is derived. The next paragraphs, minimally revised from my manuscript as it stood in 2005, are a sample of how I would have presented Egyptian art to the audience for which the OUP series was planned. This section on the Narmer Palette followed introductory remarks on relief-decorated knife handles and predynastic palettes and preceded a discussion of the genre stela, focusing on the stela of King Djet from his tomb at Abydos.14

7 As he introduced himself to me in an email of 25. 5. 2005. 8 Formally confirmed by Cotton in his letter of 12. 8. 2005. 9 Widmaier, Bilderwelten. Widmaier should perhaps be a bit more circumspect about expressing pride (see his comments Bilderwelten, xi) in the awards he received for his ‘unbequeme Arbeit’. In any case, I express to him here my sympathy for his inability to appreciate Egyptian art. 10 See Lauber, in: Swiss Journal of Religious and Cultural History, paying particular attention to his final comment. I commend Lauber for staying the course and providing a useful summary of Widmaier’s lengthy diatribe. – Detailed consideration of Hartwig, Companion, a handbook with numerous chapters written by those who still believe there is Egyptian art, is beyond the scope of this article – see the reviews by Riggs, OLZ 112 (2017) 293–300 and van Walsem, BiOr LXXIV (2017) 231–274. I add only that, like some other recent compendia (cf. my review of Wilkinson / Weeks, Kmt 28: 3), Companion suffers from a surfeit of contributors, over-compartmentalization of its subject, and inadequate editorial oversight. 11 See www.metmuseum.org/art/collection/search/545879 (accessed 12. 3. 2019) where, until now, no notice has been taken of Widmaier’s comments. 12 Miniaci / Moreno Garcia / Quirke / Stauder (eds.), Arts of Making, 7. Although the preface also includes editors’ thanks to those who aided in the arranging the “conference”, its title, venue, and when it took place are not mentioned – nor (as one participant, who asked to remain anonymous, confided in me) were some of the contributions in the volume actually presented at the meeting. 13 For an example of what I consider “great art” see Eaton-Krauss, BES 17, 61–65. 14 Cf. now Eaton-Krauss, in: Blöbaum / Eaton-Krauss / Wüthrich (eds.), Pérégrinations avec Erhart Graefe, 119–131.

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“The Narmer Palette; Cairo, Egyptian Museum CG 14716; greywacke; ht. 64 cm; from Hierakonpolis; ca. 3000 BC (Caption for the accompanying illustration of the ‘obverse’15) The palette was excavated at the end of the 19th century in the temple precinct at Hierakonpolis, a town which played a crucial role during the period leading up to and following immediately upon the formation of a unified state in Egypt. The composition, dominated by a large figure of the king smiting an enemy, has taken precedence over any functional purpose suggested by the circular area on the other side of the palette, reserved by the entwined necks of serpopards for grinding eye paint. The Narmer Palette, named after the main actor in the composition, is the latest and most important of the palettes. While some contemporaneous relief work may surpass it in technique and sophistication, no other monument so neatly sums up the achievements of early draftsmen in codifying standards of composition and representation to provide the foundation of dynastic art. The palette was long presumed to commemorate the victory of Narmer, the Upper Egyptian king, over his Lower Egyptian counterpart, but current scholarship views the unification as a gradual process with a succession of chieftains, based in the south, acquiring territory downstream by warfare and perhaps also by peaceful annexation. The scenes on the palette refer to a crucial encounter, but whether that battle was the decisive victory that secured the domination of a single ruler over all of a united Egypt remains uncertain. In the center at the top of the palette, directly above the king’s figure, his name is written in hieroglyphs – a catfish and a vertically oriented chisel – arranged within a schematic representation of the walled palace. Two human faces depicted frontally flank the king’s name. Bovine ears and inward curving horns identify this icon as a cow goddess, one of the most pervasive images in Egyptian religion. The mace-wielding king is about to deliver the death blow to a kneeling enemy who is also named. Such labels are a characteristic feature of dynastic art. Scenes on tomb and temple walls in later times are accompanied by captions that not only identify the figures but describe what they do and sometimes record what they say as well. A complex emblematic group above the victim’s head localizes the battle in the Nile delta: papyrus, symbolic of the marshes where the river divides into several branches before emptying into the Mediterranean, grows from an elongated sign reading “land”. Here this hieroglyph terminates in a bearded human head. A rope tied to the nose is gripped by the human hand that replaces one talon of the falcon perched above the papyrus. This bird is Horus, the ancient stellar god of Hierakonpolis, in whose temple the palette was found. The theme of the victorious king vanquishing the enemy was repeated countless times down to the end of dynastic history and even into the Imperial Roman Period when the Caesars were cast in the role of conquering pharaoh. The image did not simply commemorate a specific historical event or symbolize Egypt’s hegemony over all foes; simultaneously, on a significantly different metaphysical plane, the enemy embodied chaos, held in check by order personified in the king. This motif was employed time and again on the facades of temples and the monumental gateways (pylons) giving access to them, exemplifying the transformation of ‘history’ into a celebratory ritual. The historicity of similar tableaux in later times may on occasion be doubtful, but in Narmer’s case the discovery of a contemporaneous docket16 which refers to the event commemorated on the palette virtually assures that it actually occurred. Many features of the palette’s decoration are typical of later relief and painting. The composition is laid out in registers, the organizational principle characteristic of canonical Egyptian art. The king and his entourage face rightwards, reflecting the dominant orientation of Egyptian writing which exerted considerable influence on both two- and three-dimensional art. Narmer is the largest person, because he is the most important. The use of different scales to denote relative status is another standard feature. Narmer’s iconography is also distinctive. Here he wears the White Crown of Upper Egypt, and a bull’s tail, a regular element of kingly regalia, hangs from his waist. The physical 15 The ‘recto’ was to be illustrated elsewhere in the book, in a different context. 16 The footnote here referred to Dreyer, EgArch 16 (spring 2000), 6–7. A drawing of the label and commentary were provided in a “box” in my manuscript. – Note that O’Connor, in: Before the Pyramids, 149–50, has called into question a connection between this label and the palette.

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Marianne Eaton-Krauss strength of the king (and to a lesser extent of his entourage, limited on this side of the palette to his sandal-bearer) is typically emphasized by the breadth and modeling of the shoulders and the musculature of arms and legs whereas the bodies of the defeated – both the chieftain and the nude men in the zone below Narmer’s feet – resemble inflated skins. Analysis of the size of the various elements – for example, the height of the figures and of the registers – and their distribution on the decorated surface reveals that the finger breadth, the basic Egyptian unit of measure ca. 1.8 cm in length, was used to lay out the composition. This shows not only that a standard of measurement was already well established by the First Dynasty but also suggests that a system of guide lines, if not a grid, had been adopted to compose figures and scenes at this very early date.17 The proportions in evidence on the palette, however, do not conform to the classical set created specifically for use in royal two-dimensional art. Narmer and his sandal-bearer are noticeably short-waisted and their legs unnaturally long. In the classical canon, the distance between the top of the knee and the hairline was standardized to about two-thirds of the height measured from the hairline to the register line on which the figure stands. Narmer’s figure exemplifies most of the conventions for rendering the human body in relief and painting that obtained throughout pharaonic times. The eye is depicted frontally in the profile head which is joined by the neck to the shoulders viewed from straight on. The legs are drawn in profile, and both feet are consistently shown as if viewed from the inside. Because Narmer faces rightward, he seems to have two left feet; leftwards oriented figures have two right feet. The production of large-scale relief-decorated palettes culminated abruptly with Narmer’s, perhaps because the scope they provided for rendering ambitious, complex compositions no longer satisfied whoever commissioned the work as well as the person who designed it.”

My text can be compared to that on an info panel for the cabinet exhibition entitled “The Rise of Egyptian Royalty in the 4th Millennium B.C.”, mounted in cooperation with the University of Bonn and on view, 13. 12. 2018 – 13. 2. 2019, at the Egyptian Museum in Cairo.18 As the letters DFG prominently displayed at the top of the panel attest, the text on it was “gifted” by the German Research Foundation [Deutsche Forschungsgemeinschaft]. Unlike my text, it was not composed for publication but intended to provide visitors to the exhibition with an explanation of the palette and its decoration. (Fit into the shape of the palette, it was also subject to restrictions of length.) Reading just the first sentence of this text claiming to elucidate the decoration makes it obvious that it has been translated from German into English by a person lacking adequate grammatical and spelling competence: “The ceremonial palette of king [sic19] Nar-mer is a semiophor [sic20], that is, an everyday object charged with a special meaning by its material, size, design, inscription, and imagery”. Perhaps is it even the author’s own translation,21 made without activating an English spell-and-grammarcheck computer program? Several errors in spelling, punctuation, and grammar22 occur throughout.

17 See now Krauss, in: Blöbaum / Eaton-Krauss / Wüthrich (Hrsg.), Pérégrinations avec Erhart Graefe, 285–291. 18 See Newsletter of the Egyptian Ministry of Antiquities 31 (December 2018), last accessed 13. 5. 2019 at www.egyptologyforum.org/MpA_Newsletter_31_English.pdf . 19 Three native English-speaking copy editors whom I asked assured me that titles preceding proper names should be capitalized. – Regardless, I have noticed the occurrence of lower case for the title king (and queen), when reference is made to specific individuals, in recent issues of some professional Egyptological publications such as JEA and MDAIK, but also earlier, in Ancient Egyptian Art by Riggs who also uses “craftsperson”, rather than “craftsman” (except for one instance of the latter on p. 78, which was perhaps overlooked, when making the substitution at the last minute during proof reading?). Would she and other “revisionists” style the English monarch queen Elizabeth and the head of the Roman Catholic Church pope Francis? Or themselves prof. So-and-so? 20 The author surely means semaphore. While the dictionary definition of semaphore is an ‘apparatus for conveying information by means of visual signals’ it is not ‘an everyday object’ nor is the word commonly employed. 21 Cf. Eaton-Krauss, in: Feder / Morenz / Vittmann (Hrsg.), Von Theben nach Giza, 34 with n. 4 on Chuzpe.

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The interpretation of the decoration which begins with a description of the large scene of the king dispatching an enemy and then switches to the upper register on other side of the palette23 gives little quarter to the audience for which the text is intended. I suspect that comprehending sentences like “It served the purpose of aiding the sacral self-display of the ruler” and “The sacral dimension of the depicted event becomes even more apparent in the symbologram [sic?] of the Horus-deity (falcon with a human arm) holding the personified Papyrus-land (land hieroglyph with papyrus plants growing from it) by a nose-ring” would not be easy for native English-speaking visitors to the museum,24 let alone non-native English speakers who read and understand English – Egyptians as well as Indians, Chinese, Hungarians, Swedes, Brazilians, etc. Last but not least, the statement introducing the final sentence “The Narmer palette is the most prominent work of art of the late fourth millennium B.C.E. …” is galling. Nothing at all about “art” is included in the text on the panel. It is indeed impossible to make a silk purse from a sow’s ear.

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22 The third sentence – ‘Its composition and coherence of the decoration leads [sic!] to a high readability of the ceremonial palette’s decoration’ – provides what is known in German as a Stilblüte (here, in particular, repetition of one word in a single sentence) as well as a grammatical error (plural subject followed by a singular verb). 23 Apparently under the influence of the analysis of Davis, Masking the Blow, 178–192 with figs. 42 and 44; cf. the concluding remarks of Ciałowicz in his review, BiOr LII (1995) 625–631: “The whole of Davis’s study appears to be an intellectual game…”. 24 Nor if left in the original German, for German-speaking visitors.

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Marianne Eaton-Krauss

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Child Statue of Ramses II from Arab Al-Hisn Mamdouh Eldamaty On October 1st, 2017 Ain Shams University1 began its first season of scientific mission at the ancient city of Heliopolis, focusing on the northwest part of the ancient temple of Re, at modern Arab Al-Hisn. The area was first excavated by Schiaparelli during the years 1903 to 1906.2 Some years later, William Flinders Petrie undertook further excavation in Matarya;3 while subsequent to that, in the 1950s to 1970s, the Egyptian Antiquities Authority (‫ )ﻣﺼﻠﺤﺔ ﺍﻷﺛﺎﺭ ﺍﻟﻤﺼﺮﻳﺔ‬undertook excavations across the entire temple area. In 1976, a mission of the Faculty of Archaeology, Cairo University directed by Abdel-Aziz Saleh,4 began to work in Arab Al-Hisn, investigating until 1993; the Faculty of Archaeology, Cairo University undertook one further season at the site, under Alaa el-Din Shahin, in 2007. The German Archaeological Institute Cairo (DAI) carried out a single campaign of work here in September 2005, again in the area of the temple of Re. In 2012, Dietrich Raue, who wrote his doctoral thesis on Heliopolis and its temple,5 collaborated with the SCA in a joined Egyptian-German mission to excavate the area of the ancient temple of Re. The site of Ain Shams University is located some 500 m north of the Egyptian-German mission. The results of Ain Shams’ work at Arab Al-Hisn have been very promising; revealing the remains of a ceremonial palace dating back to the reign of Ramesses II with some later additions. Three principal levels may be distinguished: a lower stratum of Ramesside date; a middle layer dating back to the Third Intermediate Period; an upper level of Late Period date. During four seasons of work here, the Ain Shams excavations have uncovered the platform of Ramesses II’s throne chapel, many fragments of pottery and other artifacts, all of which are now being prepared for publication. One of the most interesting finds was made on April 18, 2018: the lower part of an alabaster royal statue modeled in the form of a child. This sculpture was discovered in excavation sector 5, behind the gate of prince Nebmaatre, high priest of Heliopolis and a son of king Ramesses IX (Taf. XII.1, XIII.1–XIII.2). The child king is shown squatting on a soft cushion. The statue has a wide back pillar and integral base, and is set into a separate, larger plinth of Egyptian red porphyry (Taf. XIV.1–XIV.4, Taf. XV.1–XV.4). The dimensions of the piece and its porphyry base are as follows: • height 20 cm • width 11.5 cm • length 21 cm The dimensions of the statue proper: • height 14 cm 1 The mission is directed by Mamdouh Eldamaty; participants in the work, in the first year, were Mohamed AbdelMaqsoud, Nashaat Hasan, Abdel-Hamid Masoud, Mohamed Ibrahim, and Salwa Abuel-Nasr. During the second year, Muhamad Abdel-Maqsoud, Nashaat Hasan and Abdel-Hamid Masoud, did not continue their involvement, while Ali Abdel-Halim and Magdy Tawheed joined the team for the first time. 2 The work of Schiaparelli is not yet published; Federica Ugliano, a Postdoctoral Research Fellow, at the Università di Pisa, Italy, is currently working on the records of Schiaparelli’s excavations (1903–1906). 3 Petrie / Mackay, Heliopolis. 4 Saleh, Excavations at Heliopolis. 5 Raue, Heliopolis und das Haus des Re.

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Mamdouh Eldamaty • • • • • • • • •

width 9 cm length 15 cm thickness of statue base 2 cm height of cushion 2.2 cm length of cushion 7.5 cm height of back pillar 12 cm width of back pillar 4 cm width of skirt at knee 6 cm width of skirt at bottom 8 cm

Porphyry base: • height 6.5 cm • width 11.5 cm • depth 21 cm The king is shown wearing a close-fitting garment of fine pleated linen which leaves the feet uncovered. The left arm is damaged, but its hand may clearly be seen resting on the left knee; the right arm, which would have been raised with the index finger placed to the mouth, is missing together with the statue’s upper part. The cushion on which the king sits is decorated with a diagonal chequer board pattern, each square of which is embellished with a small central dot. Royal child figures of this type are known from as early as the 6th dynasty, as instanced by the statuette of king Pepi II in the Cairo Museum (JE 50616)6. In the New Kingdom, examples are attested for Amenhotep III and Akhenaton, and for Ramesses II who is able to boast several. The best known of these is that accompanied by the Canaanite god Hauron, now in the Cairo Museum (JE 46735)7. In another image, in limestone, Ramesses II is shown as a naked child, like Pepi II, squatting with his legs apart and the index finger of his right hand to the mouth; this again is in the Cairo Museum (JE 37977)8. A third representation of Ramesses II as a child is that found in relief on a monument in the Louvre Museum (N 522)9, where the king adopts a squatting position with closed legs, again placing the index finger of his right hand to the mouth (Taf. XVI.1). The alabaster statue of Arab Al-Hisn has no inscription to help establish its precise date. Nevertheless, its context found in a small room between the gate of the high priest of Heliopolis Nebmaatre, son of king Ramesses IX, and the area of the throne chapel of Ramesses II is clearly indicative of the Ramesside Period. Indeed, what survives of the piece shows a presentation identical to the Louvre relief. The same squatting pose, pleated skirt and positioning of the hands, these features lead me to suggest with some confidence, that the Ain Shams statue too is to be recognized as an image of Ramesses II, and to be reconstructed accordingly: with the plaited hair sidelock of the divine child Horus and a similar royal diadem fronted by the kingly uraeus (Taf. XVI.2). The piece very clearly references the king as incarnation of the god Re, at the moment of the morning sun’s rising on the eastern horizon, where, like Re, the king as Horus the child10 will be born again11 – a likely reference to celebration of the Heb-Sed festival.

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Feucht, SAK 11 (1984), 401–402, Tf. 12 A. Van Dijk, GM 107 (1989), 59, 63–64; Saleh / Sourouzian, Egyptian Museum Cairo, cat. no. 203. Sourouzian, in: Coulon (éd.), La Cachette de Karnak, 268–270, fig. 1–12. Franco, in: Ziegler (ed.), The Pharaohs, 210, 404 no. 45. Feucht, SAK 11 (1984), 410–417. Shonkwiler, Behdetite, 158–159.

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Colours of Ancient Egypt – An Educational Exhibition at the Egyptian Museum, Cairo Wafaa El-Saddik While the monumental buildings of Ancient Egypt have lost their once-bright and colourful enhancement, damaged by sun and wind over millennia, the tombs and the funerary equipment found in them still retain their vibrant colours, thankfully preserved in ideal conditions of temperature and humidity in the museums of today. With the help of modern computer technology and projectors, the exhibition “Colours of Ancient Egypt” brings back those lost colours via image-mapping technology. The exhibition aims to inspire children, youngsters and adults about the history and art of a unique civilization. Visitors to the ancient sites now see the magnificent monuments mainly as bland, unicoloured / uncoloured in the stone shades of their fashioning... but the Egyptians saw colour as vitally important and used it to wonderful effect in their masterpieces. To learn about the colours they employed, and how vital those colours were, one should visit the Egyptian Museum in Cairo, which is considered a complete exposition of the development – some may say evolution – of colours from prehistoric civilizations to Roman times. It is a complete scientific encyclopaedia. Colours used by the ancients remain astonishingly fresh and bright despite the thousands of years. When you look at them you feel that the artworks could have been coloured only yesterday. Although the ancient Egyptians are known to have used a consistent palette of colours throughout the ages, they varied these constants by also making use of added shading and lightening. By examining these additional elements we are able to identify the historical epochs in which they were created: we say, for example, that a particular shade of green was used in the era of the Middle Kingdom, or a distinctive light blue was used in the Amarna period, and so on. The main colours were not chosen at random. Each had its own particular symbolic significance! Every colour carried its own meaning, something that will be discussed below.

Colouring of Original Artefacts Let us start with the prehistoric sections on the ground floor and the upper floor. There we find wonderful examples, right back at the beginning of the history, of how human civilization developed and flourished, blossoming into works of art. In this period man / mankind / people began to record – on the natural rocks, on pottery, and on the plaster, they used to cover the walls of his tombs – the events occurring around him and in the environment that surrounded him. The art of this early period is amazing for an age dating back to earliest history thousands of years ago! The artistic effort used to decorate the pottery of the period was astounding, for example the coloured artwork on ceramics of the Gerzeh / Naqada periods featuring animals, birds, especially cranes, and the local environment in general. A wonderful example of the art of Predynastic Egypt is the Nekhen mural from the so-called “Tomb 100” in Nekhen / Hierakonpolis, centre of the Horus cult, which was excavated by the English archaeologist Frederick Green in 1898–1899. It is the world’s earliest example of a tomb with painted decoration on its plastered walls and we are lucky to have it preserved at the Egyptian Museum, Cairo. The colours used here are red, black and white, all three of them part of the basic colour palette in ancient Egypt. It is immediately clear that these colours have symbolic meaning: we see different boats, people and animals depicted in different colours. Vessels / ships heading to the south carry people painted red, the colour used to identify Egyptian men. But boats heading north contain people painted in black, i. e. Nubians or Africans. That became the tradition throughout Egyptian history, and we see Africans and Nubians always represented in black or dark

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brown, as for example in the 11th dynasty scenes of Queen Ashit, wife of King Mentuhotep II, on her sarcophagus (JE 47267), of about 2050 BCE. Similarly, the noble Maiherperi, from the middle of the 18th Dynasty (1540 BCE), is shown on his wellknown Book of the Dead papyrus CG 24095 coloured in black. His mummy, which is well preserved, shows a young man with unmistakably African features. The museum’s collection of Early Dynastic and early Old Kingdom periods jewellery provides several wonderful examples of the ancient development of colours and a delicate sensitivity in the use of colour / polychromy in its manufacture, such as the Djer gold bracelets found in his tomb at Umm el-Qaab, fashioned of lapis lazuli, turquoise and amethyst (JE 35054, 1st Dynasty), and the astonishingly beautiful silver bracelets of Queen Hetepheres I, mother of Cheops, found in Giza (4th Dynasty, Reign of Snefru to early reign of Khufu, ca. 2575–2550 BCE). These were lovingly created from silver, turquoise, lapis lazuli and carnelian. Wonderful examples of the colours used – bright and fresh, as if painted yesterday – are preserved in the museum’s Old Kingdom collection, including the beautiful wall painting representing six geese from the Meidum mastaba of Itet (JE 34571). Also among our masterpieces are the wonderfully lifelike painted limestone statues of two members of the ruling family, Prince Rahotep and his wife Nofret (4th Dynasty), discovered by August Mariette in 1871. Here we recognize the main colours used by the Egyptians, reddish brown for the skin of the man and yellow for the woman, pure white for the dress, and black for the hair and wig as for the hieroglyphic inscription writing on a white background. The collar Nofret is wearing is reminiscent of the actual type of jewellery worn by women at that period. Other beautifully coloured reliefs from the Old Kingdom are seen in several different scenes, including one showing a fight between boatmen on papyrus boats (Saqqara, 6th Dynasty); and painted false doors and sarcophagi highlight the same artistic attention to detail and custom. In the Middle Kingdom, artists continued to use basically the same colour palette, but varied slightly, using more degrees of green while mixing it with light blue. Beautifully decorated wooden models, including those from the tomb of the noble Meketre (11th Dynasty) provide a complete view of the colours used at that time. The tomb also provides us with a large model of a courtyard with a columned canopy for the inspection of cattle. The shelter’s columns are picked out in green and yellow, the cattle painted brown, white and blackand-white. All the farmers shown are men, wearing short white kilts and black wigs. It looks so realistic that it could be a scene from real life. The age’s colours are highlighted by the wooden statue of a servant carrying offerings, the very finest example among painted wooden statues. The whole figure, dressed in a garment of beaded netting, is coloured: the broad collar, bracelets and anklets are painted in red, blue, green and white to imitate the beads that will have made up the actual garment itself. Painted limestone sarcophagi like that of queen Ashit (11th Dynasty) and the painted wooden coffin of Neferi-Wahkare from Deir el-Bersha (12th Dynasty, CG 28088) reveal the skills of the artists working on different surfaces. Other examples are to be found, including various painted limestone funerary stelae like the Stela of Amenemhat, from Assasif (late 11th Dynasty, JE 45626). From the jewellery buried to serve the kings, queens and nobles in the afterlife we can learn a lot about the colours used by the people of the Middle Kingdom and later periods to understand some of the symbolism by studying their use of semi-precious stones. The jewels were meticulously formed from gold, silver, amethyst, garnet, jasper, onyx, hematite, turquoise, lapis lazuli, copper, malachite and faience (fine tin-glazed pottery). All, with their varying panoply of colours, have their individual symbolic meanings in the religious beliefs of Ancient Egypt! Jewellery always carried a message, offering protection from evil and believed to bring prosperity, good luck and joy in both the present and the afterlife. Gold was considered eternal and indestructible: it was used to represent the flesh of the gods and the sun, while silver, a symbol of eternal life associated with the moon and purity, assumed the role of their bones. Each of the semi-precious stones carried its own message. Amethyst, a favourite stone of the Egyptians as far back as the First Dynasty or even before, was thought to protect those wearing it against feeling fear and against witchcraft. Garnet (or carnelian), the colour of the setting sun, was believed to preserve the stability of the wearer. Many amulets, such as the Osiris Djed pillar, Isis

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Tit knot, the heart amulet and the eye of Horus, were used to protect both the living and the dead. And jasper amulets carved with these symbols and inscriptions from the Book of the Dead were placed on the mummy and buried with it to ensure safe passage in the afterlife. Turquoise, which was associated with the goddess Hathor, provided powerful protection. The stone malachite was renowned for balance and protection and was thought to amplify energy of all kinds. Its green colour was associated with the power of resurrection and fertility, so it became known as the colour of eternal paradise known as the “Field of Malachite”. One of the most appreciated of the semi-precious stones was lapis lazuli, which had to be imported vast distances from Afghanistan. It was highly prized from as early as the Archaic Period, as mentioned above in connection with jewellery found in the tomb of Djer, second king of the 1st Dynasty. The pharaohs favoured this bright blue stone and, as also the nation’s supreme judges, wore it carved with the emblem of Maat, the goddess of truth. It had deep religious significance, so all kinds of memorable jewellery has lapis lazuli inlays, including of course the Tutankhamun treasures and his mask. Egyptians saw it as a divine stone, so we sometimes see the gods, and especially Ptah, represented with a head formed from lapis. Among the vast amount of jewellery discovered in Egypt we next take a look at some examples from the tombs of the queens and princesses of the 12th Dynasty (Taf. XVII.1–2), such as the assemblages of Sathathoriunet, daughter of Senwosret II, from Lahun, and of Sathathor, daughter of Senusert II or III, discovered in Dahshur. Both use gold, carnelian, lapis lazuli, turquoise, garnet and green feldspar. Another prime example is the golden crowns of the princess Khnumet, daughter of Amenemhat II, also from Dahshur, which is inlaid with semi-precious stones in a very sophisticated way. The vital importance of using certain semi-precious stones repeats itself also in the New Kingdom, with famous examples including the mask of Tutankhamun and later the treasures of Tanis found in intact tombs by Pierre Montet in 1939–1940 in the great temple of Amenre in Tanis. Beside the masks and coffins of this dynasty, Montet found a great collection of jewellery: gold necklaces, rings and amulets inlaid with red and green jasper, lapis lazuli, black, red and blue glass and green feldspar. These were made for the kings of the 21st Dynasty including especially Psusennes I, Shosheng II, Amenemope among others (Taf. XVII.3). With the New Kingdom we start to see the appearance on papyri of the so-called Book of the Dead, which was used instead of coffin texts, and the Egyptian artist varied his colours / chromatic palette slightly from the established palette to suit the delicate material, using thin brushes and light colours, similar to watercolour. The Egyptian Museum is fortunate to have a wonderful collection of beautifully decorated papyri, among them the abovementioned Papyrus of Maiherperi (JE 33844 – CG 24095) found in his tomb KV 36 in the Valley of the Kings by the French archaeologist Victor Loret in 1899. Maiherperi was “Fan bearer and a Child of the royal Nursery” from the time of Hatshepsut and Thutmosis III. The papyrus, which is 11.75m. long, is decorated with some 26 vignettes beautifully coloured in white, black, brown, red, turquoise blue, grey-blue, rose and orange (Taf. XVII.4). The Papyrus of Yuya is now restored and exhibited in the Egyptian Museum for the first time since its discovery in his tomb, KV46, by the American archaeologist Theodore M. Davis in the year 1905! The papyrus is 9.70 m long and contains 40 chapters written in linear hieroglyphs, a form which is a transition towards hieratic. Vignettes illustrating some of the chapters are well drawn and beautifully coloured. The papyrus has two exceptional scenes recalling some of the real-life features of Yuya: the first shows him with his wife Tuya adoring Osiris, and in the other he is seen alone approaching the Fields of Reeds (Paradise). In both cases he wears a white wig to indicate his advanced age when he died in about 1374 BC. Yuya, the father of Queen Ti, carried the title “God Father” at the time of Amenhotep III. In his papyrus the artists used the same colours as in Maiherperi, but with more intensive green. With regard to murals the museum is exceptionally rich in wall paintings found in the King’s House in Amarna by Flinders Petrie in 1891–1892 and by John Pendlebury in 1931–1932. Because Akhenaton loved nature, many buildings in Amarna, and especially in the royal residence, had their walls and floors painted beautifully to show manifestations of the natural world surrounding him, as mentioned in his poetry. Wonderful landscapes with frescoes featuring reeds, water, birds and animals enhanced the walls, ceilings and floors of the palaces of Amarna and elsewhere. We see for example scenes in the marshes with lotus and papyrus flourishing and flying duck in vivid and delightful colours triggering electric feelings in the viewer because of their beauty and accuracy.

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Regarding funerary objects the upper floor of the museum has an extensive and remarkable collection of tomb equipment and coffins from the New Kingdom to Roman times which are also rich in ancient and vivid colour. Some of these were discovered in intact tombs and so are displayed as complete collections in separated rooms, for example that of Maiherperi with its so-called white coffins and black coffins, and that of Sennedjem, which was found in his tomb at Deir el Medina. This contained a wonderful painted wooden outer coffin and sledge (JE 27301), inner coffin and mummy-board (JE 27308), canopic box (JE 27307), two ushabti-coffins, a unique door (JE 27303) and many other objects. All are beautifully decorated with scenes similar to those covering the walls of the Deir el Medina tomb, specifically making use of the same colours used in Deir el Medina itself with distinctive yellow background. From the New Kingdom onwards the Egyptian artist put all his skills into decorating the coffins in colour, as on the papyri, and especially on the sets of coffins containing different coffins inside each other (like a Russian doll). The museum displays a wonderful collection of set coffins belonging to the priests of the 21st Dynasty – the so-called yellow coffins. Another example is the beautifully decorated wooden coffin of Maatka-ra, wife of the high priest Panedjem I and daughter of king Psusennes I of the 21st Dynasty found in Thebes at the cachette of Deir el Bahari. Its cover represents a beautiful woman carrying a heavy wig coloured in blue, reddish brown and gold. The body is completely covered with protective gods in black and blue. It is a true masterpiece of art. An immense attraction in the Museum, alongside the treasures of Tutankhamun, Yuya and Tuya and similar masterpieces, are the so-called Fayoum portraits – mummy portraits painted as an actual realistic portrait of the deceased in distinct colours – which were placed over the faces of the mummies on burial. Most of these life-like portraits are painted on wood. The technique divides into two groups, encaustic paintings, in which the colours are mixed with wax, and tempera painting, in which the pigment is tempered with a water-soluble binder such as egg yolk. They date back to the imperial Roman era, late 1st century BC or early 1st century AD onwards. In addition, the collection of cartonnage mummy masks, made in relief, plastered, painted and gilded, shine their own light on the use of colour in the ancient world. Many of the materials the Ancient Egyptian used in their colouring can still be seen in the Egyptian Museum: they are often classified as either semi-precious, like lapis lazuli and turquoise, or simple stones or charcoal. But the value and the rarity of the materials used were far from the only aspects that mattered in ancient times. Even though gold and silver were highly cherished, the Egyptians found the symbolic meaning of the colours and the beauty of an image just as important. Through careful selection of the colours, they worked hard to reveal the meaning of an image and to saturate it with power. The true meaning of the colour is captured in the ancient Egyptian word iwn, which stands for “colour”, as well as disposition, nature and character, indicating the intense closeness of the link between the concept of colour and the essence of being. As mentioned above, six colour groups – white, black, red, green, blue and yellow – are key to ancient Egyptian art. To this day, the colours of some ancient artefacts are as vivid and stunning as thousands of years ago. Such longevity comes from the range of mineral compounds used in paint production. From prehistory until the Roman period the main colours used were red, black and white. A good example of that is the painted statue of Nephepetre – Mentuhotep II from his mortuary temple at Deir el-Bahri. The king, in the position of Osiris, wears the red crown of Lower Egypt and the traditional white short jubilee festival mantel. He is coloured black, the colour of Osiris, god of the underworld, resurrection and fertility. It is the colour of the black land of Egypt (kemet). Black paint was made from ground charcoal and carbon sometimes mixed with burnt animal bones. Egyptian use of black is often misinterpreted today as a sign of evil because of its modern association with darkness, death and grief. Red, which was associated with blood and fire, had two aspects: life and destruction. It was the colour of the god Set, god of chaos. Red was also used to signify danger or anger, as in depictions of the eye of Ra, which he used for punishment. In modern Egyptian folklore it has the same meaning, that is, fury or anger. One would say, he showed the red eye as a symbol of punishment. Red paint was made from red ochre and oxidised iron. White has the same meaning as today: it symbolized purity, cleanliness, clarity and sacredness. Modern Egyptians retain the tradition of wearing white at their festivals or rituals such as pilgrimage to Mecca, just as their ancient forebears did thousands of years ago. Priests are always depicted wearing white on the walls of the temples. White was the dress of most of the goddesses like Isis and Nephthys as well as red.

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Blue was used in ancient Egypt in landscapes to express the waters of the Blue Nile. Used in painting the ceilings of temples and tombs to express the clear sky, it also symbolizes life and birth in association with the annual Nile flood and the consequent fertility and agriculture of the Egyptian land, hence the colour of the god Hapi and that of the skin of the god Amun. This colour has several sources. Azurite (copper carbonate), one of the oldest, is found in its natural state in Sinai and the Eastern Desert but not in Egypt itself, so Egyptian blue is not a natural colour but had to be artificially produced. It is considered the first synthetic pigment, made from calcium copper silicate. Blue was the most popular colour of the ancient Egyptians and because it was considered sacred we see it used for the wigs and beards of the deities, especially the god Ptah. The head of his statue was covered with real lapis lazuli, as in the Tutankhamun treasure. Green, the colour of resurrection, life and afterlife and all good things, is still today used to express good wishes. The ancients made it from malachite mixed with copper from Serabit el Khadim in Sinai. It is the colour of paradise, or the Field of Reeds in Egyptian terms. The god Osiris, god of fertility, agriculture and vegetation as well as death and afterlife, is usually represented in green. It was also the colour of the Eye of Horus and the head of Hathor amulets for protection. In general, it was the colour of positive things and protection against red / evil. Yellow was the colour of the sun and the gods, symbolizing gold, the flesh of the gods, and eternity, indestructible and perfection. The paint was made by mixing yellow ochre with oxides of lead. When mixed with white, it represents purity and sacredness. Yellow was also the colour in which the skin of Egyptian women was represented, indicating that they spent most of their time at home away from the strong rays of the sun, contrary to the men, who were depicted in reddish-brown. Foreigners from the north, like Asiatic and Mediterranean people, were also depicted in yellow. In addition to these basic colours, there were also some intermediate colours that were created by mixing. These mixed colours include brown, grey, pink, orange and purple. The museum is fortunate to have countless examples of beautiful decorated objects in its display halls. One would need several volumes to describe them all in detail, but there is one outstanding example for everything that has been discussed above about the colours of Ancient Egypt. This is the glorious chapel of the goddess Hathor found at Deir el Bahri from the18th Dynasty (end of the reign of Thutmose III, start of the reign of Amenhotep II). It combines in its decoration, both texts and scenes, all the colours known in Ancient Egypt and it gives us a complete spectrum of the decoration of tombs and temples, of scenery, inscriptions and vibrant colours (Taf. XVIII.1).

The exhibition project “Colours of Ancient Egypt” “Colours of Ancient Egypt” was presented by Andreas Uranowicz, a digital artist, and Hadi El Rabbat, a project designer and a member of the Children Alliance for Tradition and Social Engagement. The project is a new media exhibition that brings ancient Egyptian art back to life through the so called “image-mapping” technique. The project was carried out in the Egyptian Museum, Cairo, from November 2018 to January 2019. With this technique the exhibitors recoloured reliefs by projecting light on to the ancient objects to make them appear the way they used to look like. In other words, some of the oldest pieces of art merge with new media technology to transfigure the present into the past. Visitors from all over the world experienced a historically authentic exhibition, which displayed the evolution of colours used by Ancient Egyptians. In this context each relevant time period is represented by one outstanding piece, which the exhibitors and a team comprising the chief archaeologists at the museum together with its general director, Sabah Abdel Razek, carefully picked out together. This collection was displayed in Room 44 (150 sq. m.) inside the Museum. For further understanding of this evolution, the exhibitors also presented original colour resources, such as minerals, plants and stones used during these time-periods. Alongside the exhibition, workshops invite schools and universities to the colourful history of their country. The exhibitors integrate a concept that connects science, art history and social engagement. Through a timeline, the artworks presented tell the story of the evolution of colour usage in ancient Egypt and include an educational factor in which the research is presented through interactive means. One of the education techniques used with schoolchildren was gallery talks. After the children did a scavenger hunt that led them from the Old Kingdom to the New, they then mixed colour resources in just the

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same way as they were prepared millennia ago, so they could experience first-hand what kind of challenges the artists had to face when creating these magnificent pieces (this process took place in the Children's museum of the Egyptian Museum). Finally, the process of archaeological research was explained and demonstrated, and how this is transcribed into the technological art of image-mapping (Taf. XVIII.2–3). For visually impaired visitors the exhibitors constructed a concept, in which they increased the colour contrast and intensity of the light projector. This creative process enabled the visually impaired community, for the first time in their lives, to get a feel for what the colours in ancient Egypt were. With university students, the exhibitors explained the technique behind “image-mapping”, and then gathered in a meeting room in which they discussed the future of archaeology, the transmission of archaeological knowledge to the public in the technological age, and the future of archaeological tourism. Some students came up with ideas for apps that could be used for education in the museum, or from home. Others asked if one could make a missing hand of a statue appear by using the light-projector (which is possible). This discussion gave the participants several ideas about how one could improve the educational experience in a museum and what museum education may look like in the near future. “Image-mapping” is a projection technology used to colour objects by drawing with visible light through a computer and a projector. The light-projected shapes appear coloured step by step as the digital artists carefully fill out the hieroglyphics and the depicted scenes. While doing this the exhibitors work hand in hand with curators and conservators in the museum to ensure a colour accuracy with accordance to originality. During this procedure the exhibitors inspired curators to scientifically research each chosen object to find out what the true colours were. This generated historical scholarship for each relevant time period and motivated the academic practice of young archaeologists. Moreover, projected light is no different than other visible light therefore will create no damage to the objects (Taf. XVIII.4–XX.1). For example, one of the objects the team used for the exhibition is the uncoloured relief block / piece of Amenhotep II (JE 55301). As the conservators found yellow colour pigments on the stela, they then had to find out whether this yellow was a grounding colour or the colour of the finished piece. Comparing it with the New Kingdom stela of Amenhotep, ÄS 178 at the Kunsthistorisches Museum in Vienna, the conservators predicted that JE 55301 could in fact have been painted yellow.

Conclusion This unique project has the power to enhance curiosity among both visitors and academics in the museum. With this new technology, the exhibition attracted new visitors and pulled them back emotionally into the time of ancient Egypt with all its glory. Even the conservators and archaeologists were able to see a new door opening for how archaeological education may look in the near future. Furthermore, this event enabled a new form of communication with the spectators and a grants path to a new level of educational engagement.

Bibliography Bongioanni, A. / Croce, M. S. (eds.), Illustrated Guide to the Egyptian Museum, Cairo / New York 2001. Brinkmann, V. / Scholl, A. (Hrsg.), Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulpturen, eine Ausstellung der Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Liebighaus-Skulpturensammlung, Frankfurt am Main und der Stiftung Archäologie, München, im Pergamonmuseum auf der Museumsinsel Berlin, 13. Juli – 3. Oktober 2010, München 2010. Lakomy, K. C., „Der Löwe auf dem Schlachtfeld“. Das Grab KV 36 und die Bestattung des Maiherperi im Tal der Könige, Wiesbaden 2016. Saleh, M. / Sourouzian, H., The Egyptian Museum Cairo. Official Catalogue, Mainz 1987. Wilkinson, R. H., Symbol & Magic in Egyptian Art, London / New York 1994.

Eine blaue Schönheit: Ein ungewöhnlicher Kelch aus der Ramsesstadt Henning Franzmeier Seit vielen Jahren ist Regine Schulz eng mit der Grabung in Qantir-Pi-Ramesse verbunden und es ist äußerst zweifelhaft, ob ohne ihren unermüdlichen Einsatz das Projekt noch in der heutigen Form existieren würde. Es ist mir daher eine große Freude, an dieser Stelle ein außergewöhnliches Objekt vorzustellen, das 2016 im Rahmen der Wiederaufnahme der Grabungen entdeckt wurde. Es handelt sich dabei um den Rand eines reich dekorierten Gefäßes aus Ägyptisch Blau. Der hier vorgestellte Fund ist in dieser Form ohne mir bekannte Parallele innerhalb des sehr begrenzten Korpus von Gefäßen des Neuen Reiches aus Ägyptisch Blau.1

Das Objekt (Abb. 1 und Taf. XXI.1–2) Fundzettelnummer (FZN): 16/0069 Fundort: Grabungsplatz Q VIII; Planquadrat g/8; NS: ca. 1,05 m WO ca. 4,50 m MüNN= 3,99 Stratum (relativ): b Tertiäre Lage Maße: H: 3,9 cm; B: 2,75 cm; Dicke der Wandung: 0,28–0,40 cm, Ø am Rand: ca. 15 cm (rekonstruiert) Höhe des Randes 1,1 cm Material: Ägyptisch Blau, sehr fein und homogen, leicht kreidig.2 Die einzelnen Partikel sind erst bei einer ca. 20-fachen Vergrößerung unter dem Mikroskop klar zu erkennen. Weder im Bruch noch an der Oberfläche lassen sich unterschiedliche Zonen differenzieren. Selten sind Kavernen zu erkennen, die jedoch einen Durchmesser von ca. 0,1 mm nicht überschreiten. Die Farbe kann als brillantes Hellblau beschrieben werden (Munsell 5 PB 6/10). Erhaltung: Randscherbe mit alten Brüchen. Auf der Rückseite eine rezente, flächige Beschädigung, die während der Grabung entstanden ist. Die originale Oberfläche, wie auch die Brüche, sind teilweise von einem bräunlichen Sinter überzogen, der sich nicht ohne Materialverlust entfernen lässt. Es handelt sich um den Rand eines offenen Gefäßes. Dieser ist im Profil abgerundet. Die undekorierte Randzone ist deutlich vom Gefäßkörper abgesetzt. Die Oberflächen sind sowohl innen wie außen sehr glatt. Der Körper ist, soweit erhalten, außen mit einem Dekor verziert, der offenbar in das fertige Gefäß eingeschnitten wurde und nicht mithilfe einer Matrize erzeugt wurde.3 In Längsrichtung sind deutlich leichte Riefen zu erkennen, bei denen es sich um Spuren des benutzten Werkzeuges handeln dürfte, das vermutlich freihändig geführt wurde.4 Die einzelnen Elemente weisen eine Breite von 1–2,5 mm und eine Tiefe von 1 Für Hinweise, Hilfestellungen und Korrekturen bin ich Tom Hardwick, Peter Lacovara, Christine Lilyquist, Alexandra Verbovsek und insbesondere im Hinblick auf die Altfunde meinem Vorgänger Edgar Pusch zu Dank verpflichtet. Die Verantwortung für eventuelle Fehler verbleibt jedoch selbstverständlich bei mir. 2 Für das Material Ägyptisch Blau siehe zuletzt überblickend Pierrat Bonnefois, in: Charron / Barbotin (éds.), Savoir et pouvoir, 264–269; für das Fundgut aus Qantir-Piramesse ist eine Publikation durch Edgar B. Pusch und T. Rehren in Vorbereitung, die einen Fokus auf die Herstellung legen wird. 3 Dies ist möglicherweise bei anderen Gefäßen der Fall, wenngleich dies umstritten ist. So bezeichnet Page-Grasser eine Schale aus der Sammlung Mildenberg als in einer Matrize geformt (Page Grasser, in: Page Grasser / Wiese (Hrsg.), Ägypten, 155–156 (Kat. 96)). Birgit Schlick-Nolte spricht zwei Jahre später den Dekor desselben Stückes als „eingraviert“ bzw. „ausgehoben“ an (Schlick-Nolte, in: Busz / Gehrke (Hrsg.), Türkis und Azur, 284–285 (Kat. 22)). 4 Die Riefen sind unter dem Stereomikroskop bei 20-facher Vergrößerung gut sichtbar. Ganz offenbar handelt es sich nicht um mit einem Rad erzeugten Dekor. Dieser wäre noch gleichmäßiger. Freundliche mündliche Mitteilung von Katja Broschat vom 14.09.2019 bei einem Besuch in Qantir.

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ca. 0,5–1,0 mm auf. Der Dekor verläuft weder in einem 90°-Winkel zum Rand noch parallel zueinander. Es handelt sich vielmehr um gerade Linien in verschiedenen Ausrichtungen. Reste einer eventuellen Füllung, so wie dies in anderen Fällen belegt ist, sind nicht erhalten. Auf der Innenseite sind keinerlei Merkmale zu erkennen, es handelt sich um eine sehr ebenmäßige Oberfläche.

Abb. 1: Zeichnung des Objektes FZN 16/0069 (Zeichnung und digitale Umsetzung Barbara Gilli).

Der archäologische Kontext Im Herbst 2016 wurden Grabungen am Grabungsplatz Q VIII begonnen.5 Die Arbeiten in diesem Areal wurden aufgrund der dort im Zuge der magnetischen Messungen sichtbaren Strukturen und der akuten Gefährdung durch die Erweiterung des in unmittelbarer Nähe befindlichen Dorfes Qantir aufgenommen. Bei den im Magnetbild sichtbaren Strukturen handelt es sich um einen monumentalen Gebäudekomplex mit einer Ausdehnung von ca. 150 x 250 m. Damit entspricht er in seiner Größe etwa dem Ramesseum. Die Funktion ist bislang nicht eindeutig geklärt, doch ist ein palatialer Hintergrund wahrscheinlich. Oberhalb der im Magnetbild sichtbaren Strukturen befand sich direkt unterhalb des Ackerbodens eine Schicht, die sich aus verwitterten, ungebrannten Nilschlammziegeln zusammensetzte, die an einige nur wenige Zentimeter hoch erhaltene Mauern anlief. Das Fundmaterial aller Befunde dieses Stratums weist, ohne dass insbesondere die Keramik bislang umfassend ausgewertet werden konnte, in ramessidische Zeit, wohl die späte 19. oder auch die frühe 20. Dynastie.6 Bei dem Fundort handelt es sich um eine Grube [013], die neben der benachbarten Mauer [001] liegt und an ihr nach unten reicht, jedoch nicht unter sie läuft. Sie reicht unter die oben beschriebene Verwitterungsschicht. Möglicherweise ging die Grube von einem nicht mehr erhaltenen Fußboden aus, der mit der Mauer [001] in Verbindung stand. Beim Füllmaterial handelt es sich um einen humosen Lehm mit sandigen Anteilen, der geringe Mengen an Keramik und Holzkohlepartikeln enthielt. Da die Obergrenze dieser Grube nicht von einer archäologischen Schicht, sondern von rezent bewegtem Ackerboden gebildet wird, ist eine stratigrafische Datierung schwierig. Auf der Basis des Fundgutes ist eine Ansprache als rezente Störung jedoch unwahrscheinlich. Vielmehr weist insbesondere die Keramik nach einer ersten Durchsicht ebenfalls in die fortgeschrittene Ramessidenzeit, vielleicht die späte 19. oder auch die frühe 20. Dynastie, ist somit also nahezu gleichzeitig oder höchstens wenig später als die Schicht, in die die Grube einschlägt.7 Die Lage des Stückes ist daher als tertiär anzusprechen. Von einer engen zeitlichen 5 Zu den Ergebnissen der Grabungen siehe Franzmeier, aMun 58 (2019), 20–23, und Franzmeier, in: Wilson (ed.), Proceedings (in Vorbereitung). 6 Soweit bei einer ersten, oberflächlichen Durchsicht erkennbar, fehlen Scherben des Werkstoffes III.B noch weitgehend, ebenso sicher spät datierende Gefäße aus dem Werkstoff I.B.03 (insbes. „globular jars“) mit einem flüchtig aufgetragenen orangenen Slip. Diese wären ein sicheres Anzeichen einer Datierung in die fortgeschrittene 20. oder gar die 21. Dynastie. Siehe dazu Aston, Keramik, 566–567 (globular jars aus Werkstoff I.B.03) und 620–625 (Werkstoff III.B.). Die vollständige Aufarbeitung der Keramik ist für die kommenden Jahre in Planung. 7 Auch die Keramik aus der Grube wurde bislang nicht vollständig prozessiert. Dem Fundmaterial entstammt eine

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und räumlichen Nähe zwischen Nutzungs(zeit)raum und der Deponierung ist nicht auszugehen. Dafür spricht auch die Tatsache, dass keine weiteren Fragmente im Fundmaterial vorhanden waren. Es lässt sich somit nur ein derzeit noch recht vager Terminus ante quem in der fortgeschrittenen Ramessidenzeit annehmen. Ein Zusammenhang zwischen der wohl herausragenden Natur des darunter befindlichen Gebäudekomplexes und der hohen Qualität und großen Seltenheit des Stückes ist nicht belegbar.

Die Rekonstruktion des Objektes Die geringe Größe des Gefäßfragmentes FZN 16/0069 bringt es mit sich, dass jede Rekonstruktion mit Unsicherheiten behaftet ist. Dies betrifft sowohl den Dekor als auch die Form. Zunächst war eine Ansprache als Kelch in Form der Blüte der nymphaea lotus, auch Weißer Lotos genannt,8 getroffen worden. Dafür spricht das leicht konvexe (von außen gesehen) Profil, welches einen etwa halbkugeligen Gefäßkörper wahrscheinlich macht. Das Dekor jedoch weist bei genauerem Hinsehen Probleme auf. Die als Blütenblätter zu interpretierenden Linien laufen, untypisch für eine Darstellung von nymphaea lotus, spitz zu.9 Es könnte sich daher auch um eine Darstellung des aufgeblühten Blauen Lotos nymphaea coerulea handeln. Aber auch dies bringt Probleme mit sich, laufen doch beide Linien des rechten Blütenblattes an das zentrale Blütenblatt an. Im Normalfall säße dieses rechte Blütenblatt wiederum zentral zwischen zwei Blütenblättern und die rechte Linie liefe an ein drittes Blütenblatt an, welches sich rechts anschließen würde. Daher plädiere ich dafür, hier eine zweidimensionale Dekoration in der Form eines Frieses mit stark stilisierten Darstellungen der Blüte des Blauen Lotos anzunehmen, anstelle einer dreidimensionalen Darstellung, die den Gefäßkörper als Blüte auffasst. Es handelte sich dann um eine reduzierte Abbildung mit nur drei Blütenblättern, zuzüglich zweier weiterer Blätter, die durch die zwei angeritzten Linien in dem Zwischenraum angedeutet sein können. Ein solcher Dekor ist mir auf Kelchen bislang unbekannt, sie existiert aber auf einer keramischen Schale aus Amarna mit der typischen blau-polychromen Bemalung10. Weiterhin existieren, teilweise ebenfalls aus Amarna, Einlagen aus Fayence, die einen guten Vergleich liefern.11 Bei dieser laufen die beiden äußeren Blütenblätter genau wie in unserem Falle an das zentrale große Blütenblatt an. Es befinden sich allerdings jeweils drei kleine Blütenblätter in den Zwischenräumen. Die großen Blütenblätter repräsentieren die Sepalen und die kleinen die Petalen. Dies bedeutet für das Stück aus Qantir, dass nur die Sepalen vollständig angegeben wurden und die dazwischenliegenden Petalen lediglich durch die beiden kurzen Linien im Zwischenraum angedeutet sind. Weiterhin bemerkenswert ist eine leichte Asymmetrie, knickt die breiteste eingeschnittene Linie links auf der Scherbe doch leicht nach rechts ab, anstatt wie zu erwarten wäre, nach links. Eine Erklärungsmöglichkeit wäre eine „négligence certaine“, wie sie von Leblanc und Barbotin für die aufgemalte Dekoration von Fayencesitulen des späteren Neuen Reiches und der Dritten Zwischenzeit beobachtet wurde, die in ihrem Basisbereich ebenfalls häufig Darstellungen einer Lotosblüte zeigen.12 Ob dies aber für ein solch kostbares Stück aus Ägyptisch Blau angenommen werden kann, ist fraglich. Die Form lässt sich nicht mit letzter Sicherheit klären. Handelte es sich um die dreidimensionale Darstellung einer Blüte von nymphaea lotus, dann wäre ein halbkugeliger Gefäßkörper auf einem hohen Fuß oder Stiel wahrscheinlich. Parallelen für solche Kelche existieren mehrfach in verschiedenen Materialien, insbesondere Fayence und Kalzit-Alabaster.13 Der Dekor, so wie er vorgeschlagen wurde, macht jedoch auch andere Gefäßformen möglich. Denkbar wäre etwa, auch aufgrund des vergleichsweise großen Durchmessers

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Scherbe mykenischer Keramik der Zeitstellung LH III B (FZN 16/0024,0001; freundliche Mitteilung V. Gasperini während der Grabungen 2016). Zu den im pharaonischen Ägypten vorkommenden Lotosarten, siehe zuletzt mit Verweisen auf weiterführende Literatur Pommerening / Marinova / Hendrickx, CdÉ 85 (2010), 14–40, sowie mit Objektbeispielen aus allen Perioden Loeben / Kappel, Pflanzen, 117–134. Siehe etwa Settgast (Hrsg.), Tutanchamun, 138 (Kat. 39, Ägyptisches Museum Kairo JE 62125). Das Stück Eton ECM 1579 (Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 55, Kat. 55) wird auch als “chalice in the form of a white lotos” angesprochen, besitzt jedoch spitz zulaufende Blütenblätter. Daher handelt es sich nicht um ein absolutes Ausschlusskriterium. Rose, Eighteenth Dynasty Pottery, 208, Kat. 212. Nicholson, Egyptian Glass, 33, Fig. 24 (Petrie Museum of Egyptian Archaeology UC 907 und 909). Siehe weiterhin Friedman, Gifts of the Nile, 190 (Kat. 39–40). Barbotin / Leblanc, Monuments d’Eternité, 25. So etwa das bereits oben erwähnte Stück aus dem Grab des Tutanchamun (Settgast (Hrsg.), Tutanchamun, 138) oder

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von ca. 15 cm, eine Schalenform, so wie sie etwa in einem Gefäß aus Ägyptisch Blau aus der Sammlung Mildenberg vorliegt, dort jedoch mit abweichender Randform und anderem Dekor.14 Daher ist die Zeichnung in Abb. 2 mit der Rekonstruktion als halbkugeliges Gefäß auf hohem Standfuß lediglich als Vorschlag zu verstehen, der als Grundlage für zukünftige Diskussionen dienen mag.

Abb. 2: Rekonstruktion des Gefäßes FZN 16/0069 (Zeichnung und digitale Umsetzung: Barbara Gilli).

Das Objekt innerhalb des Korpus von Gefäßen aus Ägyptisch Blau in Qantir-Piramesse Aus den Grabungen des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim, die seit 1980 in Qantir-Piramesse durchgeführt wurden, stammen insgesamt fünf weitere Fragmente von Gefäßen aus Ägyptisch Blau.15 Innerhalb des Gesamtfundaufkommens ist dies eine extrem geringe Anzahl, auch im Vergleich zu anderen Fundtypen, die mit Ägyptisch Blau in Zusammenhang stehen bzw. aus Ägyptisch Blau bestehen.16 Die größte Anzahl solcher Objekte ist mit der Herstellung und Verarbeitung von Ägyptisch Blau zu verbinden, darunter Tiegel oder auch Malpaletten.17 Darüber hinaus liegen Funde von Pigmenten, sowohl in Barren- oder Klumpenform wie auch in verarbeiteter Form vor, z. B. in den neuentdeckten Wandmalereifragmenten des Grabungsplatzes Q VIII.18 Funde mit Objektcharakter aus Ägyptisch Blau sind insgesamt sehr selten; 41 Stücke, zumeist Perlen, wurden bislang entdeckt.

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auch für weitere Vergleichsstücke Tait, JEA 49 (1963), 95–97 mit vielen weiteren Hinweisen auf noch ältere Literatur. Schlick-Nolte, in: Busz / Gehrke (Hrsg.), Türkis und Azur, 284–285 (Kat. 22). Ein weiteres Objekt (FZN 83/0308) wird in einer Beschreibung als Gefäß bezeichnet, es handelt sich jedoch vermutlich um das Fragment eines Barrens aus Ägyptisch Blau. Eine Klärung des Sachverhaltes war nicht möglich, da dieses Stück registriert ist und sich im Magazin des MoA in San el-Hagar befindet. Die Dokumentation ist sehr begrenzt und der Fund stand dem Autor im Zuge der Vorbereitung dieses Artikels nicht für eine Autopsie zur Verfügung. Insgesamt sind 514 Fundzettelnummern mit 4.384 Einzelobjekten in der Datenbank des Projektes enthalten, die im Zusammenhang mit Ägyptisch Blau stehen. Bei der Mehrzahl der Objekte handelt es sich um Tiegelfragmente oder generell Objekte aus „Schamott“, einem keramischen Werkstoff, für den eine enge Beziehung zur Produktion von Ägyptisch Blau angenommen wird. Zu diesem „Schamott“ siehe Aston / Mommsen / Mountjoy / Pusch / Rehren, in: Pusch (Hrsg.), Keramik, 543–548. Prell, Einblicke, 86 sowie 98–99 mit Tafel 17. Für einen als Anreibestein bezeichneten Klumpen Ägyptisch Blau siehe ibid., 100–101 mit Tafel 18. Franzmeier, aMun 58 (2019), 22–23.

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Unter den Gefäßfragmenten befindet sich lediglich ein weiteres Randstück (FZN 92/0800; siehe auch Abb. 3 links). Bei allen weiteren handelt es sich um Wandfragmente, von denen eines eine erhaltene Dekoration besitzt (FZN 83/0778a; Abb. 3 rechts).19 Auf den zum Teil versinterten, aber durchweg nicht erodierten Oberflächen wären solch tief eingeschnittene Linien wie bei dem oben ausführlich besprochenen Neufund sichtbar geblieben, so dass die anderen Gefäße in den erhaltenen Teilen keinen Dekor besessen haben können. Die Gefäßformen sind schwer zu bestimmen. Da es sich in fast allen Fällen um Wandfragmente handelt und keinerlei Drehriefen o. ä. vorhanden sind, kann nicht einmal eine gesicherte Orientierung angegeben werden. Es ist jedoch festzuhalten, dass der oben vorgestellte Neufund im Hinblick auf die Wandstärke am unteren Rand des vertretenen Spektrums liegt. Dabei ist allerdings anzumerken, dass es sich insbesondere bei dem dickwandigsten Fragment FZN 93/0089 wohl um einen bodennahen Abschnitt des Gefäßes handelt. FZN

Fundort

Erhalt

Maße

Beschreibung

83/0778a

Q I-f/3 Stratum: B/2a20, späte 19. Dyn.? Lage: Tertiär, in Planierschicht?

Wandfragment; rundherum alte Brüche.

H: 4,8 cm B: 3,7 cm Wandstärke 0,56–0,88 cm Ø: ca. 14 cm21 Farbe: 2.5 PB 6/8.

Scherbe eines bauchigen Gefäßes, das mit mehreren vertikalen, in einem U-Schnitt angebrachten Linien verziert ist.

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Q IV-i.j/26 Stratum: Aa22, Nach der 3. Zwzt. Lage: Tertiär, in Planierschicht.

Randfragment; Oberfläche H: 3,2 cm + x mit nur wenig Sinter überzo- B: 3,1 cm gen; rundherum alte Brüche. Wandstärke: 0,6 cm Ø (Rand): 5 cm Farbe: 5 PB 6/8.

Randfragment eines Gefäßes mit geradem Rand. Der senkrechte Hals ist nicht vom Rand abgesetzt. Vermutlich geschlossenes Gefäß.

93/0089

Q IV-h/27 Stratum: Bb, späte 19./frühe 20. Dyn. Lage: sekundär/ tertiär oberhalb des Fußbodens in Säulensaal 02.

Wandfragment; Oberfläche insbesondere außen mit bräunlichem Sinter überzogen; rundherum alte Brüche.

H: 4,8 cm B: 5,1 cm Wandstärke: 0,8–1,2 cm Ø max. ermittelbar: ca. 11 cm (Orientierung jedoch unsicher). Farbe (innen): 2.5 PB 6/10 Farbe (außen): 10 B 7/8.

Vermutlich bodennahes Fragment eines Gefäßes unbekannter Form. Die äußere Oberfläche ist etwas heller als der Rest der Oberflächen und der Brüche.

94/0490

Q IV-i/29 Stratum: Ba, 20./21. Dyn. Lage: primär (?), auf dem Fußboden von Raum 02 in Stallreihe 02 aufliegend.

Wandfragment; Oberfläche mit bräunlichem Sinter überzogen, rundherum alte Brüche.

H: 3,0 cm B: 4,8 cm Wandstärke: 0,4–0,7 cm Ø: nicht ermittelbar Farbe: 5 PB 6/10.

Fragment eines Gefäßes unbekannter Form; Eventuell offene Form.

98/0188

Q IV-i/28 Stratum: Bc, 19. Dyn., Ramses II. – Sethos II. Lage: sekundär/ tertiär, unter Hof 03, Abfallgrube.

Wandfragment; Oberfläche mit bräunlichem Sinter überzogen, innen teilweise erodiert; rundherum alte Brüche.

H: 4,4 cm B: 4,0 cm Wandstärke: 0,7–0,8 cm Ø max. ermittelbar: ca. 12 cm (Orientierung unsicher) Farbe (innen): 2.5 PB 7/6 Farbe (außen): 2.5 PB 6/8.

Fragment eines steilwandigen, vermutlich geschlossenen Gefäßes. Deutlich sichtbar sind im Bruch zwei farblich unterschiedliche Zonen, die hellere innen (ca. 0,2– 0,3 cm) und die dunklere außen (ca. 0,5 cm).

Tabelle 1: Liste aller Gefäßfragmente aus Ägyptisch Blau aus den Grabungen in Qantir-Pi-Ramesse.

19 Bei dem Objekt 83/0778a handelt es sich ebenfalls um einen registrierten Fund, der im Magazin des MoA in San elHagar aufbewahrt wird (s.o. Fn. 14). 20 Für eine Übersicht über den Grabungsplatz Q I, siehe zuletzt Pusch / Becker, Fenster in die Vergangenheit, 46–59. 21 Der Durchmesser konnte nur aufgrund des Schnittes in der Zeichnung ermittelt werden. Da dieser nach oben hin zunimmt, ist ein größerer Maximaldurchmesser anzunehmen. 22 Siehe zuletzt Pusch / Becker, Fenster in die Vergangenheit, 67 für eine Übersicht über die Stratigrafie des Grabungsplatzes Q IV.

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Abb. 3: links: 92/0800 (Zeichnung: Gisela Michel), rechts: FZN 83/0778a (Zeichnung: Christiane Eggers; digitale Umsetzung: Henning Franzmeier).

Für das Randstück FZN 98/0800 kann konstatiert werden, dass es sich um ein Gefäß handelt, das einen geraden, zylindrischen Hals mit einem Durchmesser von etwa 5 cm besaß. Zwar ist die Form wiederum nicht sicher zu rekonstruieren, doch ist ein Becher mit Fuß entsprechend der Form 173 der Steingefäßtypologie nach Barbara G. Aston denkbar – eine Form, die auch in Fayence und Ägyptisch Blau nachgewiesen ist.23 Der etwas unregelmäßig geformte Rand des Fragmentes ist offenbar durch alte Bestoßungen und lagerungsbedingte Erosion zu erklären. Das Objekt FZN 83/0778a weist eine vertikale Gliederung durch Linien auf, die nach oben hin ein wenig aufeinander zuzulaufen scheinen. An den beiden seitlichen Bruchkanten sind jeweils die geschnittenen Linien bzw. Rillen erhalten. Der Schnitt der Linien ist dabei bemerkenswert, handelt es sich doch um eine Art von U-Schnitt, im Gegensatz zu dem V-Schnitt des Neufundes. Das Profil ist leicht konvex. Möglich ist so ein Kelch in Form einer Blüte von nymphaea lotus. Einige Parallelen aus Kalzit-Alabaster und Fayence weisen eine solche vertikale Gliederung auf, die die Oberfläche der Gefäße zusätzlich plastisch gestaltet.24 Bei den Linien handelte es sich dann nicht um die Begrenzungslinien der Petalen, sondern nur um diese Oberflächenbehandlung. Bei den Vergleichsstücken sind die Linien jedoch nicht so scharf gezogen. Weiterhin ist nicht bekannt, aus welchem Bereich des Gefäßes das Fragment stammt, so dass eine sichere Aussage wiederum nicht getroffen werden kann. Die übrigen, undekorierten Wandfragmente lassen kaum Aussagen über den Gefäßtyp zu; sie sind aufgrund fehlender Dekoration oder sonstiger Anhaltspunkte nicht einmal sicher zu orientieren. Sie zeigen somit im Wesentlichen nur die etwas größere Verbreitung von Gefäßen aus Ägyptisch Blau an. Allerdings bedeutet dies, dass auch Gefäße mit undekorierten oder bestenfalls teilweise dekorierten Oberflächen vorhanden waren, wenn man nicht annehmen möchte, dass es sich um Produktionsabfälle handelt.25 Der Neufund stellt

23 Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 42 (Kat. 23, ECM 1645). Für die Steingefäßform siehe Aston, Stone Vessels, 151. 24 In Fayence: Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 55 (Kat. 56, ECM 1581). Für ein Beispiel aus KalzitAlabaster siehe: Settgast (Hrsg.), Tutanchamun, 138 (Kat. 39, Ägyptisches Museum Kairo JE 62125). 25 Solche undekorierten Gefäßfragmente aus Ägyptisch Blau sind etwa aus Amarna und wohl auch aus den Grabungen Petries auf dem Sinai bekannt und werden heute im Petrie Museum of Egyptian Archaeology aufbewahrt. So etwa die Inventarnummern UC 6495 (14 Fragmente, zumeist offene Gefäße; Sinai?), 6496 (29 Fragmente, ebenfalls möglicherweise vom Sinai) sowie 68643, 68645 und 68649 (ingesamt 10 Fragmente, Amarna), http://petriecat.museums. ucl.ac.uk/ (zuletzt eingesehen am 06.11.2019).

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somit auch innerhalb der kleinen Gruppe von Gefäßfragmenten aus Ägyptisch Blau aus Qantir eine Besonderheit dar, sowohl was die Form und den Dekor anbelangt als auch im Hinblick auf die Erhaltung als Randstück. Die aus den Fundkontexten zu gewinnenden Informationen sind relativ gering. Die dekorierte Scherbe FZN 83/0778a stammt aus Fundmaterial, das direkt unterhalb des Ackerbodens am Grabungsplatz Q I zutage trat. Möglicherweise gehört es bereits dem Stratum B/2a der späteren 19. Dynastie an, dann jedoch einer Planierschicht. Bei den übrigen vier Fragmenten ist auffällig, dass sie aus benachbarten Planquadraten des Grabungsplatzes Q IV, den königlichen Stallungen, stammen. Es handelt sich allerdings um völlig unterschiedliche Strata, die chronologisch von der Zeit der 19. Dynastie bis im Fall von FZN 92/0800 in die sogenannte „Squattersiedlung“ des Stratums Aa reichen, die in einer Periode zwischen der Dritten Zwischenzeit und der Perserzeit genutzt wurde. Das Fragment FZN 94/0490 wurde in einer primären Lage auf einem Fußboden des Raumes 02 der Stallreihe 02 aufgefunden. Ob dies aber für einen Gebrauch des Gefäßes am Ende des Neuen Reiches oder am Beginn der Dritten Zwischenzeit spricht, in der die Stallungen als Wohnbereich nachgenutzt wurden, ist eher fraglich. Darüber hinaus handelt es sich lediglich um ein einzelnes Fragment und es wurden keine weiteren Scherben gefunden, die auf eine Nutzung eines gesamten Gefäßes in der Zeit der Ablagerung verweisen würden.26 Eine Interpretation als Produktionsabfall kann ebenfalls nicht belegt werden. Zwar treten in allen Strata immer wieder Funde auf, die mit der Produktion von Materialien in Verbindung stehen, die der Hochtemperaturtechnologie zugerechnet werden können, doch handelt es sich dann um Funde in zumeist tertiärer Lage bzw. die Scherben aus Ägyptisch Blau entstammen eben nicht den Schichten, die in einem engeren Zusammenhang mit solchen Produktionsvorgängen stehen.27 Somit ist insgesamt von verworfenen Stücken auszugehen, die nicht am Fundort genutzt oder hergestellt wurden. Eine Datierung aller Stücke in die Ramessidenzeit ist wahrscheinlich, wenngleich auch ein späterer Ansatz für einzelne Fragmente aufgrund des späten Fundkontextes nicht ausgeschlossen werden kann.

Zusammenfassung und Diskussion Zwar ist an dieser Stelle schon aus Platzgründen keine Möglichkeit vorhanden, umfassende Überlegungen zur Frage der Gefäße aus Ägyptisch Blau anzustellen, basierend auf einer erschöpfenden Auswertung des häufig un- oder schlechtpublizierten Korpus.28 Dennoch sollen einige grundsätzliche Gedanken formuliert werden, die vielleicht den Weg zu einer lohnend erscheinenden Auseinandersetzung mit dieser technologisch und ästhetisch durchaus ansprechenden Materialgruppe weisen. Gefäße aus Ägyptisch Blau sind insgesamt selten, viel seltener sowohl als solche aus Glas als auch Fayence in ihren verschiedenen Ausprägungen. In der Regel wurde Ägyptisch Blau als Pigment eingesetzt, was sich sowohl in der überblickenden Literatur niederschlägt als auch in den publizierten Funden aus Grabungen. Dies gilt auch für Qantir, wo die überwiegende Mehrzahl der Funde aus Ägyptisch Blau den Bereichen „Rohstoff“ und „Pigment“ zugewiesen werden kann. Gefäße aus Ägyptisch Blau sind im Wesentlichen aus dem Zeitraum zwischen dem Mittleren Reich und der Spätzeit bekannt. Das Formenspektrum umfasst entweder relativ einfache, kleine Gefäßtypen mit recht dicker Wandung im Vergleich zum Gefäßkörper oder, gerade wenn es sich um dekorierte Stücke handelt, als „ausgefallen“ zu bezeichnende Objekte. Beispiele für solch aufwendige Gefäße sind der Neufund, das oben Es ist zu bemerken, dass die Herkunftsangabe auf den als Eisenoxid bezeichneten Ablagerungen auf der Oberfläche beruht. Diese sehen allerdings dem Foto nach den Ablagerungen aus Qantir äußerst ähnlich, so dass dieses Argument weiterer Untersuchungen bedürfte. 26 Die Scherbe entstammt dem Innenraum der Stallungen. Der Raum 02 sowie sämtliche benachbarten Räume und der zugehörige Hof wurden vollständig ausgegraben, so dass auch ausgeschlossen werden kann, dass sich die fehlenden Fragmente in unmittelbarer Nähe in einem unausgegrabenem Bereich befinden. Siehe Pusch / Becker, Fenster in die Vergangenheit, 65 (Abb. 051, Plan des Grabungsplatzes Q IV mit Angabe der Planquadratnummern). 27 Siehe zu den Strata, die mit Hochtemperaturtechnologie in Verbindung stehen Pusch / Rehren, Rubinglas, 20–52. 28 Gerade bei Altfunden bereitet schon die in der Ansprache des Materials verwendete Terminologie Probleme. So finden sich Begriffe wie „Blue Paste“ (so Petrie, Scarabs, Pl. XXXIV, 123, über das Stück Petrie Museum of Egyptian Archaeology UC 12376). In Verbindung mit schlechten Schwarzweißabbildungen oder Zeichnungen ist so kaum zu entscheiden, um was es sich wirklich handelt. Somit kann ohne eine neuerliche Autopsie der Objekte keinerlei sichere Aussage getroffen werden.

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genannte Gefäß aus der Sammlung Mildenberg, ein Fragment eines beschrifteten Gefäßes aus Amarna,29 aber auch eine durchbrochen gearbeitete Flasche im Brooklyn Museum, die in die Dritte Zwischenzeit datiert.30 Bei den sonstigen, nicht dekorierten Gefäßen sind einfache Typen belegt, wie der oben möglicherweise belegte Kelch FZN 92/0800, für den Parallelen existieren31, Kohltöpfchen32 aber auch eine Pilgerflasche.33 Für den Neufund, der in seiner rekonstruierten Form bislang singulär ist, müssen Beispiele aus anderen Materialien herangezogen werden, um ihn einzuordnen. Und tatsächlich liegen Stücke aus Fayence vor, die eine möglicherweise ähnliche Form jedoch einen anderen Dekor besitzen, der den Gefäßkörper als Blüte auffasst.34 Eine abgesetzte Randzone weist eines der Stücke ebenfalls auf.35 Zwar besteht diese bei dem Vergleichsstück nicht aus einem Einzug der Wandung, sondern durch eine horizontale Gliederung des Dekors, dennoch ist eine Ähnlichkeit evident. Wenn die Form korrekt rekonstruiert ist, dann werden die Vergleichsstücke in der Regel in die 18. Dynastie datiert. Dies trifft sowohl für die Stücke im „Museum of Antiquities“ im Eton College zu als auch für einige, die sicher über Inschriften oder den Kontext datiert werden können, etwa ein Gefäß im Metropolitan Museum, das die Kartuschen Echnatons und Nofretetes trägt.36 Ein zumindest später abgelagertes Gefäß stammt aus Kition in Zypern, das aus einem Befund stammt, der in die Phase LCIIIA datiert wird, die dem 12. Jh. v. Chr. angehört, also parallel zur späten 19. und 20. Dynastie verläuft.37 Diese Datierung steht im Einklang mit dem Entstehungszeitpunkt des Befundes in Qantir. Die oben angeführten Beispiele undekorierter Gefäße werden überwiegend in die 18. Dynastie datiert, zum Teil über die Fundkontexte wie Amarna, zum Teil aber auch über die Form. Bei vielen weiteren Stücken fehlen wiederum die Kontexte, so dass die Datierung in die 18. Dynastie nicht sicher ist.38 Auf der Basis der Funde aus Qantir kann aber sicher festgehalten werden, dass auch in der Ramessidenzeit Gefäße aus Ägyptisch Blau verwendet wurden; sowohl reich dekorierte als auch schlichter gestaltete. Der Verwendungskontext und der konkrete Nutzungszusammenhang aller Gefäße aus Qantir sind kaum detailliert zu eruieren, da es sich zumeist um sekundäre oder tertiäre Lagerungen handelt. Es kann jedoch sicher ein „Sitz“ der Gefäße im Leben konstatiert werden – ein funerärer Kontext kann in allen Fällen in Qantir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Dieser Befund trifft auch auf einen guten Teil der übrigen Gefäße zu, so diejenigen vom Sinai und aus Amarna. Im Falle des Neufundes ist es verlockend, eine Verbindung mit dem unterhalb des Befundes gelegenen, vermutlich palatialen Gebäude der 19. Dynastie herzustellen. Dass eine solche Deutung, wenn es sich denn um den rekonstruierten Gefäßtyp handelt, nicht vollkommen abwegig ist, wird durch eine bekannte Darstellung des Tutanchamun nahegelegt, der aus einem ähnlich geformten Gefäß trinkt.39 29 The Petrie Museum of Egyptian Archaeology UC 12376. Schale mit einer Kartusche Amenophisʼ III. 30 Zum Objekt aus der Sammlung Mildenberg, siehe oben Fn. 13. Für die Flasche Brooklyn Museum, Charles Edwin Wilbour Fund, 44.175, siehe https://www.brooklynmuseum.org/opencollection/objects/3480 (zuletzt eingesehen am 05.11.2019). 31 The Petrie Museum of Egyptian Archaeology UC 45293 und 45294. Ohne Herkunftsangabe, http://petriecat.muse ums.ucl.ac.uk/ (zuletzt eingesehen am 06.11.2019). Für ein weiteres Stück siehe Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 42 (Kat. 23, ECM 1645). 32 The Petrie Museum of Egyptian Archaeology UC 6491(aus Rifeh) oder 6492 (aus Memphis), http://petriecat. museums.ucl.ac.uk/ (zuletzt eingesehen am 06.11.2019). 33 The Petrie Museum of Egyptian Archaeology UC 45148. Ohne Herkunftsangabe, http://petriecat.museums.ucl. ac.uk/ (zuletzt eingesehen am 06.11.2019). 34 Z. B. Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 55 (Kat. 55). 35 Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 55 (Kat. 55). 36 Hayes, Scepter of Egypt II, 294 (Fig. 181). 37 Für das Stück siehe Jacobsohn, Aegyptiaca, 42 (Kat. 223). Für eine aktuelle Chronologie der zyprischen Spätbronzeund Früheisenzeit Smith, Art and Society, xviii. Sie setzt den Zeitraum von 1200–1125 v. Chr. für die Phase LCIIIA an. Die Strata „Floor IIIA“ und „Floor III“ in Kition, die den Befund, aus dem das Gefäß stammt, begrenzen, datieren ihr zufolge in den Zeitraum zwischen ca. 1190–1125/1100 v.Chr. 38 Die Stücke im Petrie-Museum werden zum Teil tentativ in die 18. Dynastie datiert, ohne dass der Fundort bekannt ist. Bei den Funden vom Sinai ist die Datierung auch unsicher und eine genauere Recherche müsste erfolgen, um vielleicht exaktere Datierungen gewinnen zu können. 39 Eine Darstellung auf dem Endstück eines breiten Halskragens aus Fayence. Siehe Schneider / Spurr / Reeves / Quirke, Masterpieces, 56 (Kat. 57, Eton ECM 1887). Eine Zusammenstellung weiterer Abbildungen bei Tait, The Egyptian Relief Chalice, 96–97.

Eine blaue Schönheit

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Ein Wiedergänger aus Roseneggers Garten: Eine ›Bürglstein‹-Fälschung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München Alfred Grimm »ob selbe alle gut sind?« Kaiser Franz I.1

Die seit Studienzeiten in München, Hildesheim und Baltimore mit der Jubilarin und ihrem leider allzu früh verstorbenen Ehemann Matthias Seidel (1948–2013) stets mit leidenschaftlichem Engagement geführten Diskussionen über die Authentizität von Kunstwerken gehören zu den bleibenden Erinnerungen – und die 2018/19 von Regine Schulz im Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museum präsentierte Sonderausstellung Irrtümer & Fälschungen der Archäologie zeigt ihr ungebrochenes Interesse an diesem faszinierenden, da allzu menschlichem Thema, weshalb ihr nun auch von Herzen ein Beitrag aus diesem weiten Feld kunstund kulturhistorischer Irrungen und Wirrungen gewidmet sei.

Abb. 1: München, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Inv.-Nr. Gl. 137 (Photonachweis: Alfred Grimm, München). 1

Zu den im Besitz des Freistaates Bayern befindlichen, im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München verwahrten ›Aegyptiaca‹ gehört als Schenkung von Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing (1873‒1956)2 ein mit der Inventarnummer Gl[yptothek] 137 versehenes Objekt, das einen dreiviertelplastisch aus dem Stein ragenden, frontal auf den Betrachter hin orientierten Löwen (Kopf mit Mähne und Vorderbeine) zeigt, neben dem links ein großes herzförmiges, efeuähnliches Blatt in erhabenem Relief dargestellt ist (Abb. 1).3 Dieses Objekt zählt zu den Curiosa unter den Münchner ›Aegyptiaca‹: Bereits das für Altägypten völlig atypische, bislang petrographisch nicht näher bestimmte Gestein (wohl Sandstein?) in Verbindung mit der für altägyptische Objekte so nicht belegten Art der Darstellung zeigt prima vista, dass es sich dabei

So der österreichische Kaiser Franz I. (1768–1835, reg. 1804–1835) über die ›Bürglstein‹-Funde nach deren Besichtigung im Jahr 1816: Heger, Salzburg, 95; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 146 und Uhlir, in: Uhlir (Hrsg.), Stadtberge, 161. – Zu den nach ihrem angeblichen Entdecker Josef Rosenegger als ›Roseneggeriana‹ bezeichneten ›Bürglstein‹-Objekten siehe jetzt Grimm, Aegyptiaca 5 (2020), 446–527 (mit umfassender Bibliographie). 2 Zu Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing siehe Grimm, in: Grimm / Schoske, von Bissing, 7–112 und id., MJbK 3. F. 64 (2013), 14‒20; vgl. Bierbrier (ed.), Who Was Who, 60–61. 3 Müller, Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1972), Taf. 95 (Mitte links: »141 Gl. 137«).

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keinesfalls um ein Werk des ägyptischen Altertums handeln kann, sondern zweifelsohne nur um eine neuzeitliche Arbeit, die nicht einmal ansatzweise vorgibt, sich an altägyptischen Vorbildern zu orientieren. Nach dem 1917 von Paul Wolters (1858‒1936)4 erstellten, in den Münchner Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek verwahrten Inventar der in der K[öniglichen] Glyptothek aufbewahrten Kunstwerke, welche nicht zum K[öniglichen] Hausgut gehören5 handelt es sich dabei um eine »Koptische Sima, mit Löwenkopf und Ranke«, mit der Provenienz: »Aus dem Kunsthandel, Edfu«.6 Bevor diese »koptische Sima« 1912 durch von Bissing dem Freistaat Bayern als Schenkung überlassen wurde,7 war sie von 1909 bis 1912 zunächst mit der Inv.-Nr. 546 als Leihgabe von Bissings in der Glyptothek magaziniert.8 In dem von Paul Wolters zusammengestellten Beitrag »Berichte der staatlichen Sammlungen. K[önigliche] Glyptothek und Skulpturensammlung des Staates. 1912« schreibt von Bissing, dass dieses Objekt ‒ wie auch die aus der koptischen Zeit stammenden Objekte Gl. 134 (Grabstele), Gl. 136 (Zierleiste), Gl. 144 (Grabstele), Gl. 145 (Fragment eines Frieses) und Gl. 147 (Grabstele)9 ‒ zu den »oberägyptischen Monumenten« gehört, »zu denen noch die ›Sima‹ Inv. 546 [= Gl. 137] gezählt werden muß (ein von Rankenmotiven umgebener Löwenkopf als Wasserspeier, vielleicht von einem Gefäßuntersatz (…).«10 Von Bissing stellte dieses Objekt in den Kontext von spätantik-frühchristlichen Denkmälern, die »vermutlich« aus dem in Oberägypten gelegenen Edfu stammen.11 Diese Provenienzangabe ist dann auch – mit Verweis auf von Bissing – in den Ausstellungskatalog Die ägyptische Sammlung des Bayerischen Staates (1966) sowie in die beiden Bestandskataloge Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1972/1976) ungeprüft eingegangen:12 »Dachtraufe oder Fragment von einem Kapitell. (…) Löwe und Blattranke. Aus der Gegend von Edfu, Oberägypten. 6. Jahrhundert n. Chr.«13 bzw. »Dachtraufe oder Kapitellfragment. Löwe und Blattranke. (…) Aus der Gegend von Oberägypten. 6. Jahrhundert n. Chr.«,14 und dies, obwohl keinerlei auch nur irgendwie vergleichbare Ähnlichkeit mit bekannten altägyptischen oder koptischen Dachtraufen bzw. Kapitellen besteht.

4 Zu Paul Wolters siehe Lullies, in: Lullies / Schiering (Hrsg.), Archäologenbildnissse, 124–125. 5 Inventar der in der K[öniglichen] Glyptothek aufbewahrten Kunstwerke, welche nicht zum K[öniglichen] Hausgut gehören (1917). – Für die Möglichkeit der Einsichtnahme in die Inventare der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, München, sowie für die stets großzügig gewährte Unterstützung gilt mein Dank Florian S. Knauß, Direktor der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, und dessen Stellvertreter Christian Gliwitzky. 6 Inventar der in der K[öniglichen] Glyptothek aufbewahrten Kunstwerke, welche nicht zum K[öniglichen] Hausgut gehören (1917), 26 (137.): »Staats-Besitz: M[ark] 200.« 7 Inventar der in der K[öniglichen] Glyptothek aufbewahrten Kunstwerke, welche nicht zum K[öniglichen] Hausgut gehören (1917), 26 (137.): »Geschenkt von H[er]rn F. W. von Bissing; vgl. M[inisterieller] Er[laß] 27 Mai 1912 Nr. 10982.« 8 Inventar der K[öniglichen] Glyptothek (1909), 70 (546.) = Archiv der Inventarverwaltung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (Sign.: WAF Arch I 30). Abschrift (maschinenschriftlich): Inventar des Hausgutes (Wittelsbacher Ausgleichsfonds) in den staatlichen Sammlungen. Inventar der K[öniglichen] Glyptothek, München 1909 = Archiv der Inventarverwaltung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (Sign.: WAF Arch I 47 und Arch I 41/13), mit dem Vermerk: »Dieses Inventar ist aufgegangen in einem von Geheimrat Wolters handschriftlich abgefassten Inventar der in der K[öniglichen] Glyptothek aufgestellten Kunstwerke, welche zum K[öniglichen] Hausgut gehören, München 1917.« – Für die Möglichkeit der Einsichtnahme in die Inventare des Wittelsbacher Ausgleichsfonds möchte ich Andreas von Majewski, Leiter der Inventarverwaltung beim Wittelsbacher Ausgleichsfonds, ganz herzlich danken, sowie Fritz Richard Demmel für die stets kompetent-kooperative Betreuung im Nymphenburger Archiv. – Zu den Schenkungen von Bissings vgl. Müller, Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1970), o. S. (»Aus der Geschichte der ägyptischen Sammlung«): »Die Bestände der Münchner ägyptischen Sammlung haben sich bis in jüngste Zeit ständig vermehrt, vor 1914 insbesondere durch die hochherzigen Schenkungen des Professors Friedrich Wilhelm Freiherr von Bissing und später durch Ankäufe aus der Sammlung dieses Gelehrten.« 9 Wolters / von Bissing, MJbK 8 (1913), 163–164. 10 Wolters / von Bissing, MJbK 8 (1913), 164. 11 Wolters / von Bissing, MJbK 8 (1913), 164: »Aus Edfu stammen vermutlich (…).« 12 Kurios in diesem Zusammenhang ist, dass auch Hans Wolfgang Müller (1907–1991), von 1958 bis 1975 Direktor der Ägyptischen Sammlung des Freistaates Bayern, trotz seiner intensiven Beschäftigung mit den ›Bürglstein‹-Fälschungen nicht erkannt hat, dass es sich bei Gl. 137 um ein Objekt aus diesem ›Fund‹-Komplex handelt. 13 Müller, Ägyptische Sammlung, Kat. 113 mit Abb. 14 Müller, Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1972), 161 (141), Taf. 95 (Mitte links: »141 Gl. 137«) und id., Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1976), 258 (160).

Ein Wiedergänger aus Roseneggers Garten

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Diese angebliche »sima« ist jedoch bereits im Jahre 1845 von Joseph von Hefner (1799‒1862)15 ‒ seit dem 23. April 1844 Assistent des ›Königlichen Antiquariums‹ ‒ in seinem Catalog der vereinigten Sammlungen. Nro. 1. Sammlung ägyptischer, hetrurischer und römischer Alterthümer. Privateigenthum Seiner Majestät des König[sic] Ludwig I. von Bayern. Aufgestellt im I. und II. Saal des ehemaligen Galleriegebäudes im königlichen Hofgarten, so wie der in den sieben Sälen vertheilten Korkgebilde beschrieben worden: »Figur mit einem Löwenkopf, daneben ein großes Herz.«16 Es war in den ›Vereinigten Sammlungen König Ludwigs I.‹ im I. Saal untergebracht, an der »Wand am Eingange. Die hier aufgestellten Gegenstände sind sämmtlich aus Stein«17 – und zwar im Kontext der ›Birgelstein’schen Sammlung‹: »Dieser Saal enthält, ausser den in seiner Mitte aufgestellten Korkmodellen des Sallustischen Hauses in Pompej und des Tempels zu Pästum, noch die in 16 Schränken verwahrte Birgelstein’sche Sammlung.«18 In Georg Bumüllers Führer durch die königl[ichen] vereinigten Sammlungen (1862) heißt es dazu: »Die in sechszehn Schränken verwahrte Birgelstein’sche (Rosenegger’sche) Sammlung enthält römische antike Gegenstände und Anderes verschiedener Völker und Zeitperioden, welche meist bei Salzburg ausgegraben wurden. (Ist Privateigenthum des Königs Ludwig I. von Bayern).« Bei der Beschreibung der an der »Wand am Eingang« angebrachten Objekte ist es unter »Bruchstücke von Figuren etc. etc. von Stein« subsumiert, also nicht – wie noch bei von Hefner – separat aufgeführt und beschrieben.19 Somit hat also dieses von ägyptologischer Seite als »Dachtraufe oder Kapitellfragment« klassifizierte Objekt ursprünglich zu den Funden gehört, die von Josef (Joseph) Rosenegger (1767–1846)20 angeblich auf dem bei Salzburg am rechten Salzachufer gelegenen Landgut Bürglstein (Pürgelstein/Birglstein/Birgelstein/Birkelstein) – den »elyseischen Gefilden Birkelsteins«21 – ausgegraben worden sind. In seinem kenntnis- und quellenreichen Beitrag »Auf der Suche nach einem deutschen Herculaneum. Ludwig I. als Sammler, Ausgräber, Bewahrer und Vermittler ›römisch-vaterländischer‹ Kunst und Kultur im Königreich Bayern« hat Ludwig Wamser die abenteuerliche, zur Frage nach der Provenienz von Gl. 137 entscheidende Geschichte zu den Funden am Bürglstein minutiös rekonstruiert: »Nachdem der Kunstgärtner Joseph Rosenegger (1767–1846) bei der Anlage eines englischen Landschaftsgartens auf seinem 1791 erworbenen Landgut Bürglstein, einer kleinen bewaldeten Anhöhe am rechten Salzachufer (…), wiederholt römische Urnen und eine Anzahl weiterer Kleinobjekte zutage gefördert hatte, wurde bald klar, dass an dieser Stelle ein römisches Gräberfeld lag. Im August 1815 erbat sich sodann Bernhard Stark (der sich durch die Ausgrabung von etwa 300 römischen Gräbern in Regensburg bereits früher einen Namen gemacht hatte) in seiner Eigenschaft als Leiter der bayerischen Akademie-Kommission, die Kronprinz Ludwig – seit 1810 Generalgouverneur des Salzachkreises – zur Ausgrabung der nahegelegenen römischen Villa Loig entsandt hatte, bei Rosenegger auch eine Erlaubnis zur Durchführung einer Versuchsgrabung in dessen Garten, wo er zwischen dem 28. und 31. August mehrere römische Brandgräber fand. (…) Noch im Spätherbst 1815 begann Rosenegger, der 1814 durch den Brand seines Wohnhauses in finanzielle Bedrängnis geraten war, mit weiteren – in den Jahren 1815–1826 und 1833–1835 laienhaft durchgeführten – Grabungsunternehmungen, mit deren Fundausbeute er vorrangig wirtschaftliche Absichten verfolgte. (…). Die ersten Funde seiner rasch anwachsenden Antikensammlung, die er schon bald durch Fälschungen, in geringerem Ausmaß auch durch angekaufte echte Stücke von anderen Fundorten ›anreicherte‹, scheint er den überlieferten Quellen zufolge erstmals im Juni 1816, im Sommer 1817 dann erneut (…) Kaiser Franz I. zum Kauf angeboten zu haben, wenngleich er um diese Zeit allem Anschein nach noch mit anderen potentiellen Kaufaspiranten in Kontakt getreten war. In demselben Sommer 15 Zu Joseph von Hefner siehe Nagler, Erinnerung; vgl. Grimm / Grimm-Stadelmann, Theatrum Hieroglyphicum, 65– 66. 16 Von Hefner, Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 1, 7 (377.), und identischer Kupferstich in: id., Catalog der ethnographischen Sammlung Nro. 1, 7 (377.) und id., Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 2, 7 (377.). 17 Von Hefner, Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 1, 7; id., Catalog der ethnographischen Sammlung Nro. 1, 7 und id., Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 2, 7 (377.). 18 Von Hefner, Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 1, 7; id., Catalog der ethnographischen Sammlung Nro. 1, 7 und id., Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 2, 7 (377.). 19 Bumüller, Führer, 4. 20 Zu Josef (Joseph) Rosenegger siehe Heger, in: Biographisches Lexikon 9, 252. 21 Kurz von Goldenstein, Juvaviensische Antiken, 31 und (wortgleich): Weissenbach, Curiositaeten, 109 und [Sartori], Länder- und Völkermerkwürdigkeiten, 309; vgl. dazu Vierthaler, Wanderungen, 3: »Der Pürgelstein war insbesondere den stillen Manen und Schatten geweiht.«

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– zu einem Zeitpunkt, als Rosenegger auf sein Kaufangebot an den Kaiser noch keine Antwort erhalten hatte –, kündigte außerdem Kronprinz Ludwig von Bayern bei einem Besuch des Bürglsteins sein Interesse an der Sammlung für den Fall an, dass sich Rosenegger zu einem Verkauf entschließen würde (…). Am 23.3.1821 – zwei Tage vor der ablehnenden Antwort des österreichischen Kaisers – machte Rosenegger sein Antikenkabinett schließlich als Museum und Touristenattraktion öffentlich zugänglich, nachdem ihm schon zuvor gestattet worden war, für die Besichtigung eine Eintrittsgebühr zu verlangen (…). Zu den meist vornehmen Besuchern des ›aus vier Zimmern nebst dem Eingange‹ bestehenden Museums, das schon bald einen festen Platz im Besichtigungsprogramm der Besucher Salzburgs errungen hatte, gehörte wiederum Ludwig, seit 1825 König von Bayern, der sich am 30.9.1827 in Begleitung seiner Gattin, Königin Therese, in das Gästebuch eintrug (…). Im September 1833 erwarb er vom Ehepaar Rosenegger dann die gesamte Sammlung, einschließlich der (später größtenteils eliminierten) Fälschungen, für das Münchner Antiquarium um 5000 Gulden (…). Mit der Übernahme, Verpackung und Organisation des Transports nach München betraute der König seinen ›Central-Galleriedirektor‹ Johann Georg von Dillis, der zwischen dem 24.9. und dem 7.10.1833 ein detailliertes Inventar mit 252 Nummern erstellte (…). Die Sammlung umfasste Goldschmuck, Bronzen und Münzen, 14 Urnen, 7 Marmorskulpturen, Inschriftsteine, Alabaster- und Glasgegenstände sowie über 100 Terrakotten, die Fälschungen inbegriffen. In den folgenden Jahren führte Rosenegger mit seinem Sohn Joseph neue Grabungen durch (…). Auch diese Funde (200 Nummern) wurden zum Kaufpreis von 2000 Gulden an den bayerischen König verkauft (…) Von 1844 bis 1867 wurde die Sammlung Rosenegger im Treppenhaus und in den Sälen I und II der Vereinigten Sammlungen am Hofgarten ausgestellt (…). Nach deren Auflösung wurde sie teils der Antikensammlung, teils dem Bayerischen Nationalmuseum übergeben, das seinen Salzburger Fundbestand nach dem Ersten Weltkrieg an die 1885 gegründete (…) ›Prähistorische Sammlung des Staates‹, die heutige Archäologische Staatssammlung, abgab.«22 In seiner hagiographischen, Dichtung und Wahrheit konsequent vermischenden, doch von tiefer Sympathie für seinen Großvater Josef Rosenegger getragenen Biographie Josef Rosenegger, Gutsbesitzer, Kunstgärtner und Weinwirth am Bürglstein. Ein Bürgerleben aus der zweiten Hälfte des vorigen und ersten des gegenwärtigen Jahrhunderts (1876) hat Franz Anthaller (1822–1905)23 im Kapitel »Rosenegger als Auffinder der römischen Alterthümer am Bürglstein« eine ausführliche Schilderung von Roseneggers ›antiquarischen‹ Aktivitäten gegeben: »Als nach dem Ankaufe des Bürglsteins auch an der westlichen Seite desselben, d. i. an dem der Stadt zugewandten Theile, ein Garten angelegt wurde, fand man beim Umgraben des Erdreiches öfters auffallende rothe Thonscherben, auch einmal kleine Schmuckgegenstände, und später mehrere Urnen von Stein, in welchen sich thönerne oder gläserne befanden, mit einzelnen Münzen, Thränen- und Balsamgläsern, Messern und kleinen Götterbildern. Rosenegger schenkte allen diesen Fünden große Aufmerksamkeit und bewahrte sie sorgfältig auf. Er erkannte sie bald als Alterthümer, und brachte in zwei Dezennien eine nicht ganz unbedeutende Sammlung zusammen, die er auf seinem Hügel, in der dortigen Klausnerei, aufstellte. Er wies dieselben gerne den Besuchern des Bürglsteins vor und erhielt bei solchen Gelegenheiten von Kennern vielfache Belehrungen darüber, sowie auch Anregung, sich selbst weiters darüber zu unterrichten. (…) Bei Gelegenheit wurden einzelne Gegenstände dieser Sammlung an hohe Gönner verehrt, oder an Alterthumsfreunde verkauft. So erzählte der Großvater bei Gelegenheit einmal, daß er im Jahre 1804 so glücklich gewesen sei, Kaiser Franz II. mit seiner erlauchten Gemahlin Maria Theresia bei sich zu sehen, sie beide im Garten und dem Hügel herumzuführen, und der Kaiserin einige antike Münzen und Schmuckgegenstände überreichen zu können. (…) Auf eine durch den Beamten Kirchdorfer, einem großen Freunde des Alterthums, geschehene Anregung besuchten die Abgeordneten von der Akademie der Wissenschaften in München, Thiersch und Stark (…) auch den Bürglstein. Nachdem sie die hier aufgestellten Fünde besichtigt hatten, stellten sie die Vermuthung auf, daß hier am Bürglsteine eine Begräbnißstätte des alten Iuvavo gewesen sein möchte. Sie erbaten sich auch die Erlaubniß, auf ihre Kosten eine Ausgrabung vornehmen zu dürfen.

22 Wamser, in: Richter / Wamser (Hrsg.), Herculaneum, 158–159; ergänzend dazu Zahlhaas, in: Richter / Wamser (Hrsg.), Herculaneum, 184; Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147‒150 und Heger, Salzburger Museumsblätter 36/2 (1975), 13–15; vgl. Grimm, MJbK 3. F. 45 (1994), 24; Grabenweger, Inschriften, 63–65; Anonymus, Jahres-Bericht 1852, 36–37 und Telesko, Kulturraum Österreich, 276–277, dort (S. 276) fälschlicherweise »Kronprinz Ludwig von Bayern«, doch war Ludwig zu diesem Zeitpunkt (seit 1825) bereits König von Bayern. 23 Zu Franz Anthaller siehe Personalstand der Säkular- und Regular-Geistlichkeit, 203.

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(…) Da kam das große Brandunglück von 1814 (…). Der verschuldete Besitzer mußte auf neue Mittel bedacht sein, sich wieder emporzuarbeiten. Jetzt erst reifte in ihm der Plan, die schon oft angerathene Durchforschung seines Gutes vorzunehmen. (…) Im Spätherbste des Jahres 1815 begann Rosenegger diese Arbeit, und setzte sie durch eilf Winter, bis inclusive 1826 fort. (…) Er hielt sich ein eigenes Tagebuch, in welchem jeder Fund auf das Genaueste verzeichnet war. An dem mit dem Titel eines Hofkammerrathes pensionirten, und 1829 verstorbenen Archivbeamten Patriz Kurz von Goldenstein fand Rosenegger glücklicher Weise den Mann, welcher aus Patriotismus und begeisterter Liebe für das römische Alterthum die Mühe auf sich nahm, die gefundenen Schätze in den Zeitungen zu veröffentlichen und zu besprechen. Derselbe verfaßte auch die zu verschiedenen Malen, 1817, 1818, 1820 und 1824 auf Kosten Roseneggers veröffentlichten Beschreibungen der zu Bürglstein aufgefundenen römischen Alterthümer (…). Ein ausführliches Verzeichniß der über die Roseneggerischen Alterthümer erschienenen Schriften findet sich ›in der Notiz über einige in dem Roseneggerischen Garten zu Bürglstein ausgegrabene römische Alterthümer von Generallieutenant C. von Minutoli, Berlin 1864, in der Note Seite 4. (…) Die Alterthümer des Bürglsteins blieben (…) vorläufig in Salzburg. (…) Doch der Mensch muß leben. (…) So geschah es, daß sich Rosenegger nach Baiern wandte, um seine Antiken zu verkaufen. Von dort her allein hatte er bei seinem Unternehmen eine Unterstützung und reele Anerkennung gefunden. Der König Ludwig war bekannt als ein großer Kenner der römischen Alterthümer, und als Freund und Beschützer aller Künste; schon als Kronprinz hatte derselbe im Jahre 1817 die damals aufgestellten Alterthümer des Bürglsteins besichtigt und wieder als König im Jahre 1827, und hatte großes Wohlgefallen darüber geäußert. Rosenegger schrieb darum an denselben und trug ihm seine Sammlung zum Kaufe an. Es kam in kurzer Zeit eine gnädige Antwort, und zugleich der königliche Kämmerer und Regierungs-Präsident, Graf Karl von Seinsheim, welcher beauftragt war, die Sammlung zu besichtigen und den Kauf abzuschließen. Nach genauer Prüfung der ganzen Sammlung wurde die Kaufsumme mit 5000 fl[orin] (…) festgesetzt, und wurden sogleich an die Thüren die königlichen Siegel angelegt. Bald darauf wurde Alles sorgfältig in Kisten verpackt, und unter der Aufsicht des königlichen Gallerie-Direktors Dillis nach München geführt. (…) Rosenegger hatte beim Verkaufe seiner Antikensammlung noch nicht alle Theile seines Gartens durchforscht. Der ungünstigen Umstände wegen hatte er seit mehreren Jahren die Ausgrabungen ruhen lassen. Jetzt fing er dieselben mit neuem Eifer an. In den Wintern 1833, 1834 und 1835 wurden manche glückliche Funde gemacht. (…) Er mußte (…) mit seiner neuen Alterthümer-Sammlung vom Bürglsteine weg, und verkaufte sie (…) um 2000 fl[orin] (…) ebenfalls an den König Ludwig von Bayern. Dieß geschah im Jahre 1837. In der neuen Glyptothek zu München zeigte mir der Kustos auf mein Befragen einige dieser Alterthümer. (…) Immer (…) wird Rosenegger das große Verdienst bleiben, durch seine Ausdauer, durch seine feine Liebe zur Sache, und durch seine bedeutenden Opfer an Geld und Arbeit die älteste Geschichte des Landes erleuchtet zu haben. Durch seine Ausgrabungen hat die Gegenwart neues Licht erhalten, sowohl über die Ausdehnung der alten Römerstadt, über deren Begräbnißort, über die Sitten ihrer Bewohner, und über die damalige Vermischung der alten Römerreligion mit ägyptischen und persischen Kultus.«24 In der »Vorerinnerung« seiner 1818 erschienenen, auch von Franz Anthaller angeführten Notizen über sämmtliche Alterthümer, Grab- und Denkmähler, welche dermahl in dem Garten und in den Feldern des H[er]rn Jos[eph] Rosenegger, Inhabers des Landsitzes Birglstein nächst der Hauptstadt Salzburg, hervorgegraben, und einstweilen in mehrern Zimmern aufgestellt worden sind schreibt der Salzburger Bibliothekar, Archivar und Altertumsforscher Patritius Cajetan Franz de Paula von Kurz zum Thurn und Goldenstein25 alias Patriz Kurz von Goldenstein alias Patriz von Kurz (1758‒1829)26: »Erhaben, groß und reich sind die Begebenheiten, welche neuerlich aus diesem romantisch-klassischen Boden, nach ihrer vielleicht zweytausendjährigen Verborgenheit, aus ihren schauerlich unterirdischen Hallen durch den regen Geist, durch das Kunstgefühl, durch die rastlosen Anstrengungen des H[e]r[r]n Eigenthümers hervorgingen. Wie ehrwürdig sind diese Gebilde der vaterländischen Vorwelt aus dem Schattenreiche, da sie kein blosses leeres Traumbild sind, welches wie eine Seifenblase zerplatzt, sondern durch ihre innige Verwebung mit den ältesten Begebenheiten, volles Gewicht enthalten, und die vollgeltendsten Beweise des einstmaligen Zustandes der unter 24 Anthaller, Rosenegger, 24–34. 25 Und nicht Kurz von Kurzenstein, so fälschlicherweise von Minutoli, Notiz, 3 Anm. * und id., Birgelstein, 3 Anm. *; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147 Anm. 194. 26 Zu Patriz von Kurz siehe Diez / Gassner, in: Biographisches Lexikon 4, 368; vgl. Heger, in: Feldinger (Hrsg.), Scherben bringen Glück, 46–50.

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dem Scepter der Cäsaren Rom’s zum höchsten Glanze aufgeblühten Juvavia[sic] liefern!«27 In dem dann 1820 von Patriz von Kurz verfassten Nachtrag zu den zwey Bändchen der Alterthümer in Rosenegger’s GartenAnlage zu Birgelstein nächst Salzburg. Die Ausgrabungen in den Jahren 1818 und 1819 enthaltend (…) Mit Rückblick auf die früheren Grabungen heißt es:28 »Vorzüglich viele, zum Theile höchst komische, auf thonenen Platten stark erhoben hervorgearbeitete Gebilde, zum großen Theile Egyptischen und Indischen Inhalts, Wesens und Charakteristik, mit Hieroglyphen bezeichnet, giengen aus diesen neuerlichen Nachgrabungen hervor.«29 Ignaz Schumann von Mannsegg (1786–1848) bemerkt dazu 1842 in Juvavia zusammenfassend: »Daß alle diese Gebilde hier in das römische Bustum kamen, läßt sich zum Theile zwar wohl schon aus dem erklären, daß die Römer in späterer Zeit, wie schon bemerkt wurde, die Gottheiten der eroberten Völker in den Kreis ihrer einheimischen Verehrung aufnahmen, und überdieß auch daraus, daß Eingeborne von allen Provinzen, welche damals zum römischen Reiche gehörten, in den römischen Heeren dienten. Daß aber von diesen seltsamen Figuren so viele, und gerade ägyptische mehrere, als andere, sich finden, könnte theils daraus erklärt werden, daß wirklich die ägyptische Mythologie zur Zeit der früheren Kaiser in hohem Ansehn stand, und auch bey dem Volke beliebt war, theils auch daraus, daß einige Legionen, bevor sie nach Iuvavium versetzt wurden, früher ihren Standpunkt vielleicht in jenen Ländern, besonders auch in Aegypten gehabt hatten, und dann diese Denkmahle des Götterdienstes, als ihnen werthe Erinnerungsmahle, mit sich brachten, die dann auch den Urnen nach ihrem Tode mit beygelegt wurden.«30 Und Johann Heinrich Carl Menu Freiherr von Minutoli (1772‒1846)31 resümiert in der wohl in seinem Todesjahr (1846) verfassten32 Notiz über einige in dem Roseneggerschen Garten zu Birgelstein, in der Vorstadt Stein von Salzburg, auf Kosten des Eigenthümers, ausgegrabene römische Alterthümer: »Es darf übrigens nicht befremden, wenn man in dieser Sammlung Gegenstände antrifft, die auf den ägyptischen, asiatischen und indischen Cultus Bezug haben (…).«33 »Jedes Jahr lohnte mit neuer interessanter Beute (…)«:34 In seinen 1818 erschienenen Notizen gibt Patriz von Kurz auch eine ausführliche Beschreibung des inkriminierten Objekts; dort wird als Zeitraum von dessen Auffindung während der Roseneggerschen ›Bürglstein‹-Grabungen der 13. bis 24. Dezember 1817 genannt:35 »Eine noch größere Wahrscheinlichkeit gewinnt es nun, daß dieser so auffallend am Hügel hervorragende Rücken (…) schauerlich-ehrwürdige Ruinen einer in der urgrauen norischen Vorzeit da gestandenen, 27 V[on] K[ur]z, Notizen (1818), III–IV. 28 Zu den ›Bürglstein‹-Grabungen siehe v[on] K[ur]z, Notizen (1817); id., Notizen (1818); Anonymus, Vaterländische Blätter 49 (1817), 193–195; Anonymus, Erneuerte vaterländische Blätter 63 (1817), 251–252; Anonymus / Osiander, GGA 107 (1817), 1057–1072; S[…], Carinthia, 66; Löwi, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, 182 Anm. 6; Klose / Silber, Iuvavum, 72; Weidmann, Salzburger-Kreis, 26; Schilling, Birgelstein; Anonymus, Jahres-Bericht 1852, 36–44; von Hefner, Abendblatt zur Neuen Münchener Zeitung 55–57 (1857), 218– 219, 221–222, 225–227 und Martin, MGSLK 75 (1935), 71–73; vgl. Enking, Apis-Altar, 44 [dort fälschlicherweise »(…) zwischen 1815 und 1822 im Roseneggerschen Garten in Birglstein bei Salzburg«; und so auch Grimm, Zeugnisse, 27 Anm. 2; vgl. Leclant / Clerc, 111 (1410)]; Thüry, Salzburg, 29–36; Heger, Salzburg, 94–97; id., in: Lange, Terrakotten, 5–15; Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 146–150; Grimm, MJbK 3. F. 45 (1994), 24; Danner, in: Müller (Hrsg.), Graben, Entdecken, Sammeln, 91 und Uhlir, in: Uhlir (Hrsg.), Stadtberge, 160–162; [von] K[urz], Kunst-Blatt, 4. Jg. (1823), 228–232; Beck, Repertorium, 232; Y[…], Kunst-Blatt, 5. Jg. (1824), 343; Wagener, Handbuch, 584–588 s.v. »Salzburg«. 29 Von Kurz, Nachtrag, 13; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 146. 30 Schumann von Mannsegg, Juvavia, 75; vgl. Arneth, in: SBWien 32, 602: »(…) weil er die Ausdehnung des Cultus ägyptischer Götter zeigt, welcher insbesondere in Salzburg gepflegt wurde, einer Colonie Hadrian’s, der ägyptische Götter verehrte wie kaum ein anderer.« und von Arneth, in: SBWien 40, 335: »(…); der ägyptische Cultus hatte ihrer besonders viele in Salzburg, der Colonie Hadrian’s (…). In Salzburg werden viele ägyptisirende[sic] Vorstellungen gefunden.« 31 Zu Johann Heinrich Carl Menu Freiherr von Minutoli siehe Bierbrier (ed.), Who Was Who, 376; vgl. Wildung, Preußen am Nil, 10–16. 32 Siehe dagegen Hell, in: MGSLK 93, 96 Anm. 5: »nach 1837« und Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147 Anm. 194, wo 1842 als Erscheinungsjahr angegeben ist; eine zweite Ausgabe ist 1901 in Salzburg unter dem Titel Die am Birgelstein in Salzburg ausgegrabenen römischen Alterthümer erschienen. 33 Von Minutoli, Notiz, 17 und id., Birgelstein, 17; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147 Anm. 148. 34 Weidmann, Touristen-Handbuch, 57. 35 V[on] K[ur]z, Notizen (1818), 89: »Vom 13.–24. Dezember [1817].«

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den Gottheiten des häuslichen Schutzes geheiligten Halle verberge, wo man denselben häufige Sühnopfer (Oblata) auf die Aras legte; da man so eben ein Gebilde einer phantastisch ausgebildeten anscheinlichen Gottheit (vielleicht Deus Manes, oder sogenannten Hausgötzen) auffand, welches vielleicht auf einer Ara gestanden haben dürfte; denn man grub zu gleicher Zeit in einer geringen Entfernung ein Gesimse von weißem, marmorartigen Steine hervor, welches auf eine 4 Schuh hohe Ara gepaßt haben mochte. Es ist eine im kruden Style durch den Meißel aus weißem Steine, von anscheinlichem Marmor, bearbeitete Figur, welche dem Kopfstücke eines Löwen gleicht. Eine niedere Stirn, kleine Augen, eine länglichte, etwas abgestumpfte Nase, zeichnen diese Piece aus. Aus dem Körper, oder vielmehr aus der Brust, kommt ein Fuß hervor. An einer Seite der Wölbung des Körpers erblickt man eine Art Herzschild, oder Waffengeräth, angelehnt. Es ist kein mit dem Kopfe in engster Verbindung stehender, aus selbem gleichsam hervorkommender Flügel, auf welchem Manche ein förmliches Herz erblicken wollten. Diese Figur scheint noch in die norische Vorwelt zurückzuführen. Sie mißt eine Höhe von 14 Zoll, der anscheinliche Herzschild, oder das Waffengeräth, hält 9 Zoll, die ganze Breite, oder vielmehr Länge der Figur, 15 Zoll. Ein äußerst merkwürdiger Umstand ist es, daß sich diese eingestürzten und zerfallenen Gemäuer unter diesem Vorhügel in einer größeren Vertiefung, als die Urnen, zeigen; indem selbe meistens über diesen Mauersteinen hervorgingen. Das hier gestandene Gebäude scheint sohin in ein viel früheres norisches Zeitalter, als selbst die Urnen, zurückzugreifen, und da gestanden zu haben.«36 Weder die ikonographisch abnorme Anatomie der vermeintlichen Löwendarstellung aus Stein37 noch die von Patriz von Kurz völlig zutreffend als »merkwürdiger Umstand« bezeichnete ›Fund‹Situation außer- bzw. unterhalb des römerzeitlichen Stratums haben dieses Objekt unter Fälschungsverdacht gestellt, sondern dienten ganz im Gegenteil zu dessen intendierter Datierung in ein vorrömisches, »viel früheres norisches Zeitalter«, so dass Hans Wolfgang Müller (1907–1991)38 wohl zu Recht in dem überaus gelehrten Antiquar Patriz von Kurz den spiritus rector der ›Bürglstein‹-Fälschungen vermutete.39 In Patriz von Kurzens Notizen aus dem Jahr 1818 findet sich auf dem Frontispiz das später unter der Nummer Gl. 137 in der Münchner Glyptothek inventarisierte Objekt erstmals auch abgebildet,40 und zwar zusammen mit anderen Fälschungen;41 diesen Kupferstich hat dann auch von Minutoli in seiner Notiz verwendet

36 V[on] K[ur]z, Notizen (1818), 89–91; in der am Ende dieses Bandes enthaltenen »Uebersicht aller in diesem Bändchen enthaltenen einzelnen und interessanten Gegenstände« (S. [103]) wird das Objekt unter »Figuren« beschrieben: »Eine phantastisch-ausgebildete Figur eines Hausgötzen, in einer Höhe von 14 Zoll, mit einem anscheinlichen, am Körper angelehnten Herzschilde, oder Waffengeräthe.« 37 Zu den ›Bürglstein‹-Fälschungen aus Stein bemerkt Heger, Salzburg, 96–97: »(…) allerdings war man bei der Anfertigung auf den weichen Alabaster ausgewichen, statt sich mit dem festeren Untersberger Marmor aufzuhalten.«; nach von Minutoli, Notiz, 15, ist Gl. 137 »von weissem Kalkstein oder einer groben Marmorart angefertigt (…).« – Die ›Bürglstein‹-Fälschungen beschränken sich somit nicht auf Terrakotten, so fälschlicherweise Hell, in: MGSLK 93, 95. 38 Zu Hans Wolfgang Müller siehe Grimm, in: NDB 18, 401–403; vgl. Bierbrier (ed.), Who Was Who, 390–391. 39 Generell zu den ›Bürglstein‹-Fälschungen siehe Löwi, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, 182 Anm. 6, 189–190 zu »D. Arbeiten in Thon«; Heger, Salzburger Museumsblätter 36/2 (1975), 13–15; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 146–147; Wamser, in: Richter / Wamser (Hrsg.), Herculaneum, 159 und Uhlir, in: Uhlir (Hrsg.), Stadtberge, 161; Grimm, Aegyptiaca 5 (2020), 446–527. – Der Fall der ›Bürglstein‹Fälschungen erinnert in manchem an das Satyrspiel um die ›Würzburger Lügensteine‹; siehe dazu Beringer, Lithographiae Wirceburgensis; Padtberg, in: Stimmen der Zeit 104, 32–48; Steckner, in: Mühlenbrock / Esch (Hrsg.), Irrtümer & Fälschungen, 86–93 und https://de.wikipedia.org/wiki/Würzburger_Lügensteine (Letzter Zugriff: 04.01.2020). – In seiner Lettre à Monsieur J*** äußert Louis Beaulieu keinerlei Bedenken hinsichtlich der Authentizität der ›Bürglstein‹-Fälschungen; vgl. dazu Simon, in: Mémoires de l’Académie Nationale de Metz 33, 212: »Enfin M. Beaulieu, membre de la société des Antiquaires de France et correspondant de notre Académie, dans une Notice sur des antiquités égyptiennes trouvées à Salzbourg, en Bavière, nous dit encore combien les traditions du culte égyptien furent accréditées dans la Germanie.« – Zu Altertumskonstruktionen im altägyptischen Kontext siehe Grimm, in: Glück / Morenz (Hrsg.), Exotisch, Weisheitlich und Uralt, 81–116. 40 V[on] K[ur]z, Notizen II, Frontispiz (unten rechts, mit Verweis auf »Seite 90«); identischer Kupferstich in: [von Kurz], Uebersicht (1822), o. S. und id., Uebersicht (1824), o. S.; von Minutoli, Notiz, Taf. 10 (4.) und id., Birgelstein, Taf. 10 (4.). – Der Vergleich der zeitgenössischen Abbildung dieses Objekts mit seinem heutigen Zustand zeigt, dass das rechte Vorderbein zwischenzeitlich beschädigt (teilweise abgebrochen) worden ist. 41 V[on] K[ur]z, Notizen II, Frontispiz: die Objekte mit den Seitenzahlverweisen »Seite 36«, »Seite 41« und »Seite 46«.

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(Abb. 2).42 Und ebenso zeigt dieses Objekt ein Kupferstich im wohl 1826 ebenfalls von Patriz von Kurz angefertigten, vom österreichischen Altertumswissenschaftler Norbert Heger wiederentdeckten43 Inventarium der Alterthümer, welche in Joseph Roseneggers Garten und Feldern am Birglstein im Stein, Vorstadt der Kreishauptstadt Salzburg unter Leitung und auf Kosten des Eigenthümers von 1815 bis 1826 ausgegraben, und in einem sonderheitlichen, eigens dazu angelegten Locale aufgestellt wurden. Mit dem Bildniße des Eigenthümers und Auffinders, und 48 mit Abbildungen bemalten Blaettern (Abb. 3)44 sowie – zusammen mit acht weiteren Fälschungen und einem antiken Objekt – ein Kupferstich in Louis Beaulieus (1768–1862)45 Lettre à Monsieur J***,46 hinter dem sich Edmé François Jomard (1777–1862),47 einer der Redaktoren der Description de l’Égypte (1821–1826), verbirgt (Abb. 4);48 der Text dazu lautet: »Il ne me reste plus maintenant à mentionner que deux petites figures d’animaux (…): la première est un lion dont les pattes ont été brisées; (…). On a déjà vu combien est importante la place qu’occupe le lion dans la symbolique égyptienne (…). Si, comme j’ai cherché à établir, l’origine des figurines et bas-reliefs de Salzbourg est vraiment égyptienne (…).«49

Abb. 2: Minutoli, J. H. C. von, Notiz über einige in dem Roseneggerschen Garten zu Birgelstein, in der Vorstadt Stein von Salzburg, auf Kosten des Eigenthümers, ausgegrabene römische Alterthümer, Berlin o.J. [1846], Taf. 10. (Photonachweis: München, Bayerische Staatsbibliothek: 4 Germ.sp. 221 h). 42 Von Minutoli, Notiz, Taf. 10: dort tragen die anderen ›Bürglstein‹-Fälschungen die Nummern 1–3; vgl. dazu Heger, Salzburg, 95 (Abb.) und Uhlir, in: Uhlir (Hrsg.), Stadtberge, 161 (Abb.). – Zu Nr. 1 bemerkt Löwi, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, 189: »Die Stücke in der Münchner Sammlung, welche mir zweifelhaft geblieben, sind folgende in Kürze anzuführende: (…) n. 233. Stehendes Idol. Fratzenhafter Kopf, in ein bogenförmiges Stück, in welchem Zeichen eingeritzt sind, übergehend, darunter Thierfuss.« – Bei Nr. 5 [= von Minutoli, Notiz, Frontispiz, »Seite 80«], einem sitzenden – als Anubis gedeuteten – Terrakotta-Hund, handelt es sich dagegen um ein Original: Klose / Silber, Iuvavum, 84 Abb. 50 (dort »Anubis«); Lange, Terrakotten, 124–125 (Kat. 87, 91–96) und Richter / Wamser (Hrsg.), Herculaneum, 187 (II.12); vgl. Christ / Lauth, Antiquarium, 81. 43 Unpubliziert; Norbert Heger, Salzburg, sei für die Überlassung von Kopien aus diesem Inventar ganz herzlich gedankt. 44 Anonymus [von Kurz], Inventarium, Taf. [13] (95). – Nach Anthaller, Rosenegger, 26, liegen den Kupferstichen Zeichnungen eines Malers namens Fux zugrunde. 45 Zu Jean-Louis Dugas de Beaulieu alias Louis Beaulieu siehe https://data.bnf.fr › louis_beaulieu (Letzter Zugriff: 13.01.2020); nicht in Bierbrier (ed.), Who Was Who. 46 Vgl. dazu Saphir, Humorist, 568: »Abermals ein Zeugnis für die gründlichen Kenntnisse der Franzosen auf dem Gebiete der Geographie!« 47 Zu Edmé François Jomard siehe Bierbrier (ed.), Who Was Who, 282; Laissus, Jomard. – Zur Identifikation von »Monsieur J***« mit Jomard siehe Beaulieu, Antiquités, o. S.: »Lettre à M. Jomard, de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, sur diverses antiquités égyptiennes trouvées à Saltzbourg[sic]«, dort also (noch) ohne die später erfolgte Anonymisierung des Adressaten. 48 Beaulieu, Lettre, Faltblatt »Figurines trouvées à Salzbourg en 1818«, Nr. 10. 49 Beaulieu, Lettre, 38 (zu Nrn. 10 u. 11).

Ein Wiedergänger aus Roseneggers Garten

Abb. 3: Anonymus [P. von Kurz], Inventarium der Alterthümer, welche in Joseph Roseneggers Garten und Feldern am Birglstein im Stein, Vorstadt der Kreishauptstadt Salzburg unter Leitung und auf Kosten des Eigenthümers von 1815 bis 1826 ausgegraben, und in einem sonderheitlichen, eigens dazu angelegten Locale aufgestellt wurden. Mit dem Bildniße des Eigenthümers und Auffinders, und 48 mit Abbildungen bemalten Blaettern, o. O. [Salzburg], o. J. [1826], Taf. [13]. (Photonachweis: Norbert Heger, Salzburg).

Abb. 4: Beaulieu, L., Lettre à Monsieur J***, de l’Académie des Inscripitions et Belles-Lettres, sur diverses antiquités égyptiennes trouvées à Salzbourg (Royaume de Bavière), Paris 1841, Faltblatt. (Photonachweis: München, Bayerische Staatsbibliothek: Arch. 4 k).

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In der 1820 von Patriz von Kurz50 zusammengestellten Tabellarischen Uebersicht der Alterthümer, welche in dem Rosenegger’schen Garten und in dessen Feldern zu Birglstein unter der Leitung und auf Kosten des Eigenthümers vom Jahre 1815 bis 1820 aus der Erde gegraben wurden ist das Objekt unter »V. Aus Marmor« mit »Laufende Zahl: 114 / Zahl der Stücke: 1« verzeichnet: »Penat, wie ein Löwenkopf. Nebenan ein großes Herz (etwas ruinös)«,51 zusammen mit den Maßangaben: »HöheǀZolle: 14 / DurchmesserǀZolle: 18«.52 In der zweiten, 1822 erschienenen Auflage der Tabellarischen Uebersicht wird es von Patriz von Kurz dann – mit »Laufende Zahl: 136« – bezeichnet als »Vielleicht ein Lar der alten Noriker«: »Figur, wie ein Löwenkopf. Nebenan ein großes Herz (etwas verletzt). Vielleicht ein Lar der alten Noriker«;53 und in der dritten Auflage als »Figur, wie ein Löwenkopf. Nebenan ein großes Herz (etwas verletzt). Vielleicht ein Lar der alten Noriker, welche auch Thiere als Gottheiten anbetheten.«54 Im Inventarium wird es unter Nr. 95 aufgeführt: »1 Figur, wie ein Löwenkopf. Nebenan ein großes Herz. Mit ihm kamen mehrere Bruchstücke, vielleicht von einer Ara? Etwas verletzt. Vielleicht ein Idol der alten Noriker, welche auch Thiere als Gottheiten anbetheten.«55 In dem ebenfalls von Franz Anthaller zitierten, 252 Nummern umfassenden Inventar über die Roseneggerischen Alterthümer, am Bürglstein in der Vorstadt der Kreis- und Hauptstadt Salzburg, welche in dem Gebäude des Herrn Rosenegger aufgestellt, dem Unterzeichneten übergeben worden sind. ‒ Verzeichniß der Alterthümer, welche in dem Roseneggerischen Garten am Birglstein ausgegraben, in dem Gebäude des Eigenthümers aufgestellt, und im Jahre 1833 am 23ten September von Seiner Majestät dem Könige von Bayern angekauft und von dem Director von Dillis übernommen und verpackt worden sind, das Maximilian Johann Georg von Dillis (1759‒1841)56 vor Ort vom 24. September bis 7. Oktober 1833 erstellt hatte,57 ist Gl. 137 unter »Figuren aus Marmor« aufgeführt als: »Figur wie Loewenkopf. Nebenan ein großes Herzlaub. Vielleicht ein Lare der alten Noriker.«58 Und auch Julius Schilling (1800–1870)59 verzeichnet dieses Objekt in Der Birgelstein und seine Alterthümer (1842) unter »Aus Marmor«: »1 Löwenkopf mit nebenstehendem Herzen.«60 In dem am 25. August 1868 von Wilhelm Christ (1831–1906)61 abgeschlossenen, insgesamt 802 Inventarnummern umfassenden Inventar Der[sic] aus den ehmaligen[sic] Vereinigten Sammlungen in das königliche Antiquarium uebergegangenen Kunstgegenstände Duplicat – Bureau Exemplar. Ite Abtheilung. Inventar von Gegenständen des Privateigenthums Sr Königlichen Majestät Ludwig I. von Baÿern. Sammlung Roemischer Alterthümer aus roemischen Gräbern bei und in der Umgebung von Salzburg lautet der entsprechende Eintrag: »Figur wie ein Löwenkopf; nebenan ein großes Herz. (vielleicht ein Lare der alten Noriker.).«62

50 Und nicht von Josef Kirchdorfer, so irrtümlich Martin, in: MGSLK 75, 73 Anm. 1; zu »Joseph Kirchdorfer, k[aiserlich k[öniglichen] Kammer-Procuraturs-Kanzellisten in Linz« vgl. Anonymus, Beiträge 2 (1836), 56. 51 Vgl. Pillwein, in: Pillwein (Hrsg.), Biographische Schilderungen, 320: »V. Figuren aus Marmor. (…) ein Penat, wie ein Löwenkopf, nebenan ein großes Herz (etwas ruinös)« und Anonymus, Documente, 71: »(…) 9 Figuren aus Alabaster, 10 aus Marmor (…).« 52 [Von Kurz], Uebersicht (1820), o. S.; id., Notizen (1818), 90: »Sie mißt eine Höhe von 14 Zoll, der anscheinliche Herzschild, oder das Waffengeräth, hält 9 Zoll, die ganze Breite, oder vielmehr Länge der Figur, 15 Zoll.«; vgl. dagegen Müller, Ägyptische Sammlung, Kat. 113: »Höhe 13 cm, Länge 22 cm«. 53 [Von Kurz], Uebersicht (1822), o. S. 54 Von K[ur]z, Uebersicht (1824), 24. 55 Für die Überlassung einer Kopie der von Norbert Heger, Salzburg, angefertigten maschinenschriftlichen Transkription der entsprechenden Seite möchte ich Bernd Steidl, Stellvertretender Direktor der Archäologischen Staatssammlung, München, ganz herzlich danken. 56 Zu Maximilian Johann Georg von Dillis siehe Braun-Ronsdorf / Urlich, in: NDB 3, 720–721. 57 Vgl. Wamser, in: Richter / Wamser (Hrsg.), Herculaneum, 156 Abb. 49, 159. 58 Dillis, J. G. von, Inventar über die Roseneggerischen Alterthümer, am Bürglstein in der Vorstadt der Kreis- und Hauptstadt Salzburg, welche in dem Gebäude des Herrn Rosenegger aufgestellt, dem Unterzeichneten übergeben worden sind. Verfaßt vom 24. Sept[ember] bis 7. Okt[ober] 1833 vom k[öniglich] b[ayerischen] Central-Gemälde Galleriedirektor von Dillis, [8] (Inv. No. 204 / Catal. No. 136). 59 Zu Julius Schilling siehe Reitterer, in: ÖBL 10, 137. 60 Schilling, Birgelstein, 8. 61 Zu Wilhelm (von) Christ siehe Pfeiffer, in: NDB 3, 216. 62 Christ, Inventar, 21 »Inventar No 377« ǀ »Nummer des früheren Verzeichnisses 204 [= ›Bürglstein‹-Inv.-Nr.]. 136 [= ›Bürglstein‹-Kat.-Nr.]« ǀ »Wo ehemals befindlich« »Eintritts-Wand«.

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Am 20. September 1833 hatte in dieser Angelegenheit Johann Georg von Dillis von München aus an König Ludwig I. von Bayern (1786–1868, reg. 1825–1848) geschrieben: »Über den von Euer Königlichen Majestät erhaltenen Auftrag zur Übernahme und Verpackung der von Euer Königl[ichen] Majestät angekauften Roseneggerschen Sammlung von merkwürdigen römischen Alterthümern innigst erfreut, habe ich sogleich alle meine Geschäfte dahier geordnet, die nöthigen Anstalten zur Abreise getroffen.«63 Julius Schilling vermerkt dazu: »Vom Jahre 1824 bis 1833 wurden die Nachgrabungen nur theilweise und mit nicht günstigem Erfolge fortgesetzt, aber auch in dieser Zeit schon die Einleitungen zum Verkaufe der vorangeführten Alterthümer getroffen. S[ein]e Majestät König Ludwig von Baiern erwarb im letzteren Jahre die ganze Sammlung, bis dahin eine der Zierden von Salzburg mit bildend, und von allerhöchsten Reisenden wie von schlichten Wanderern häufig besucht und bewundert, und sandte zu der Uebernahme den königl[ichen] Gallerie-Direktor Dillis nach Salzburg.«64 In der von Franz Anthaller angeführten Notiz von Carl von Minutoli wird das dort auf Taf. 10 (4.) abgebildete ›Fundstück‹ (Abb. 2)65 etwas ausführlicher beschrieben: »Fig. 4. ist das Brustbild einer Thierfigur von weissem Kalkstein oder einer groben Marmorart angefertigt, welche in einem ziemlich rohen Styl das Bildniss eines Löwen darstellt. Auf der einen Seite des Körpers ist ein Herzschild angebracht, welches Symbol ich aber nicht zu deuten wage. Vielleicht gehört aber diese Figur der norischen Vorzeit an, und war ein Hausgötze des dieses Land ursprünglich inwohnenden Volkes.«66 Von Minutoli folgte mit seinem Interpretationsvorschlag also der auf Patriz von Kurz zurückgehenden und dann durch von Dillis übernommenen Vermutung: »Vielleicht ein Lare der alten Noriker«.67 Und Patriz von Kurz führte dazu aus: »Wie kommen diese Gebilde in’s Norikum, und nach Iuvavia?? ‒ Es läßt sich erklären. Es geht aus geschichtlichen Quellen mit Bestimmtheit hervor, daß die Sitten und Gebräuche (…) der Egyptier ganz aus Indien ihren ersten Ursprung erhielten, und sich in der Zeit der Vorwelt schon in die fernsten Lande verbreitet hatten. Man weiß, daß die Römer viele der religiösen Gebräuche und Gewohnheiten der Egyptier etc., den Kultus ihrer ganz aus grotesken Imaginationen zusammengesetzten scheußlichen Idolen von ihren unterjochten Provinzen nach Rom brachten, und sogar in ihre Kolonial- und Präsidial-Sitze verpflanzten.«68

63 Messerer, Briefwechsel, 711 Nr. 635 (GHA, NL Ludwig I., IA 35a, b, II A 33, No. 290–204) mit 712 Anm. a: »Vgl. ›Ausgaben-Manuale 1833–34‹ (GHA Lit A. Nr. I–XVII): ›Am 2. Nov[ember] 1833 an Direktor Dillis: Auslagen für Verpacken der Roseneggerschen Sammlung in Salzburg … 596 fl[orin] 51 kr[euzer]‹.« Der Eintrag in dem von Messerer angeführten Kabinettsbuch lautet jedoch (S. 64): »Auslagen des Herrn Direktors v. Dillis für Verpaken[sic] der Roseneggerischen Sammlung in Salzburg … 596 (fl[orin]) 51 (Kr[euzer])«; vgl. dazu Thüry, in: MGSLK 118, 187 mit Anm. 13. 64 Schilling, Birgelstein, 9; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 149. 65 Diese Abbildung ist identisch mit: v[on] K[ur]z, Notizen II, Frontispiz (unten rechts, mit Verweis auf »Seite 90«); [von Kurz], Uebersicht (1822), o. S. und id., Uebersicht (1824), o. S. – Zu Carl von Minutoli und den ›Bürglstein‹Funden siehe Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147. 66 Von Minutoli, Notiz, 15 (zu Taf. 10.4) und id., Birgelstein, 15 (zu Taf. 10.4), sowie zum Fundort: »Diese, so wie eine Menge von andern alterthümlichen Gegenständen wurden (…) auf einem ziemlich hoch über dem Wasserspiegel der Salza gelegenen Abschnitt des Gutes Birkelstein aufgefunden.« 67 Dillis, J. G. von, Inventar über die Roseneggerischen Alterthümer, am Bürglstein in der Vorstadt der Kreis- und Hauptstadt Salzburg, welche in dem Gebäude des Herrn Rosenegger aufgestellt, dem Unterzeichneten übergeben worden sind. Verfaßt vom 24. Sept[ember] bis 7. Okt[ober] 1833 vom k[öniglich] b[ayerischen] Central-Gemälde Galleriedirektor von Dillis, [7] (Inv. No. 204 / Catal. No. 136). 68 Von Kurz, Nachtrag, 20–21; vgl. Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 148. – In diesen Kontext eines vermuteten Ursprungs der altägyptischen in der altindischen Kultur gehören auch die beiden von Leo von Klenze (1784– 1864) im ›Aegyptischen Saal‹ der Münchner Glyptothek aufgestellten Köpfe von einer Brahma- und einer BuddhaStatue: Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 143–144, 148; Grimm, MJbK 3. F. 64 (2013), 12 und GrimmStadelmann / Grimm, Fürsten und Pharaonen, 95 mit Abb. 135; zu Indien und den »Faszinationsmomenten für die Ursprungsfrage« siehe Polaschegg, in: Böhm / Sproll (Hrsg.), Fremde Figuren, 52–54; Edmé François Jomard – der nun entschlüsselte Adressat von Beaulieus Lettre à Monsieur J*** – hatte in der öffentlichen Sitzung der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres vom 23. Juli 1819 mit Verweis auf parallele kulturelle Phänomene exemplarisch die signifikanten Unterschiede zwischen altindischen und altägyptischen Altertümern herausgearbeitet: Jomard, Moniteur vom 11.11.1819, 1–14; id., Journal für Literatur, Kunst, Luxus und Mode, Jg. 34 (1819), 727–744.

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Gl. 137 gehört aber weder der »(urgrauen) norischen Vorzeit«69 (von Kurz, von Minutoli und Christ) noch der koptischen Zeit (von Bissing und Müller) an, ist weder »Penat« (von Kurz), »Lar(e)« (von Kurz, von Dillis und Christ), »Hausgötze« (von Kurz und von Minutoli), koptische »Dachtraufe« bzw. »sima« (von Bissing und Müller) noch koptisches »Kapitellfragment« (Müller), und gehört auch nicht zu den »oberägyptischen Monumenten« (von Bissing und Müller), stammt somit also auch nicht aus Edfu (von Bissing und Müller), sondern es handelt sich bei Gl. 137 zweifellos um eine vor dem 13. Dezember 1817 entstandene,70 bei angeblichen »Nachgrabungen« vom 13. bis 24. Dezember 1817 aufgefundene Arbeit71 aus dem umfangreichen Komplex der bereits beim österreichischen Kaiser Franz I. (1768–1835, reg. 1804–1835) Verdacht erregenden ›Bürglstein‹-Fälschungen, die kürzlich (2019) – nach verschiedenen und teilweise abenteuerlichen Spekulationen über deren Verbleib – von Bernd Steidl im Depot der Münchner Staatlichen Antikensammlungen identifiziert werden konnten,72 darunter auch die drei bereits zusammen mit Gl. 137 abgebildeten Falsifikate (Taf. XXII.1).73 Rätselhaft bleibt nach wie vor auch, wie Gl. 137 in den Besitz des Freiherrn Friedrich Wilhelm von Bissing gelangt ist,74 bevor es dann spätestens 1909 zuerst als dessen Leihgabe in die Glyptothek König Ludwigs I. kam: Von 1844 bis 186875 gehörten die 1833 und 1837 von König Ludwig I. für insgesamt 7.000 florin erworbenen ›Bürglstein‹-Objekte76 zum Bestand der im Galeriegebäude am Hofgarten untergebrachten ›Vereinigten Sammlungen König Ludwigs I.‹;77 von 1869 bis 1872 waren die Bestände der ›Vereinigten Sammlungen König Ludwigs I.‹ und des Antikensaales der Residenz (altes Antiquarium) im ›Königlichen Anti-

69 Vgl. dazu Heger, Salzburg, 97. 70 Mit der »Fabrikation der Fälschungen« ist somit also bereits spätestens 1817 begonnen worden, und nicht erst 1842, so vermutungsweise Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147 Anm. 195, mit Verweis auf von Minutolis Notiz (doch finden sich dort die Fälschungen ja bereits abgebildet). 71 Und nicht erst 1818, so fälschlicherweise Beaulieu, Lettre, Faltblatt »Figurines trouvées à Salzbourg en 1818«. 72 Und zwar als »Eigentum der Antikensamml[un]g[en] München. Fälschungen aus dem alten Antiquarium in Stein, Ton, Bronze«, so die handschriftliche Aufschrift in roter und brauner Farbe auf einem Zettel mit zwei Stempeln: »Antikensammlungen * München« und »Direktion der Antikensammlungen in München«, sowie der Sigle (handschriftlich in blauer Farbe) »N[ational]M[useum] 12« = Central Collecting Point München, Münchner Nummer 33795: »1 case containing forgeries from the old Antiquarium / stone, clay, bronze« [= Bundesarchiv, B323/633] ǀ »1 Kiste (Fälschungen aus dem alten Antiquarium in Stein, Ton, Bronze) [= Bundesarchiv, B323/682]«. – Die ›Bürglstein‹-Fälschungen sind also nicht, wie immer wieder hartnäckig kolportiert, in den 1960er Jahren von einem Kustos der Archäologischen Staatssammlung vollständig vernichtet worden, so Uhlir, in: Uhlir (Hrsg.), Stadtberge, 163: »In den 1960-er Jahren wurden die Salzburger Fälschungen von einem Kustos der Münchner Staatssammlung endgültig entsorgt«; so auch (fast wortgleich) im Wikipedia-Eintrag »Bürglstein (Salzburg)«: https://de.wikipedia. org/wiki/Bürglstein_(Salzburg) (Letzter Zugriff: 01.01.2020) und Gritsch, Taxi-Zeitung 58 (2015), 10. 73 Für die Möglichkeit zur ausführlichen Inaugenscheinnahme der leider teilweise stark beschädigten Objekte und für die Zurverfügungstellung entsprechender Photographien von Renate Kühling möchte ich Jörg Gebauer, Kurator der Münchner Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek, ganz herzlich danken. 74 Die entsprechenden Inventare und Archivalien des Wittelsbacher Ausgleichsfonds enthalten dazu leider keine Informationen. 75 Christ, Inventar, 164: »Daß die im vorstehenden Verzeichniss aufgeführten Gegenstände, welche als Privateigenthum Weiland Seiner Majestät des Königs Ludwig I, zu Allerhöchstdessen Privatnachlaß gehören, mit ausdrücklichem Vorbehalte und aller Anerkennung dieser privatrechtlichen Eigenschaft als Depositum von dem unterzeichneten Conservator übernommen worden sind, bestätigt München, den 25ten August, 1868 gez[eichnet] Dr W. Christ. k[öniglicher] Professor u[nd] Conservator. Die vorstehende Empfangsbestätigung des Conservators, des k[öniglichen] Antiquariums, Herrn UniversitätsProfessors[sic] Dr. Christ erkennt hiermit an Das Königl[iche] General-Conservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates München, den 25ten August, 1868. (L. S.) gez[eichnet] Fr[ei]h[er]r v[on] Liebig. gez[eichnet] Neumayr k[öniglicher] Sekretär«. 76 Thüry, Salzburg, 34; id., in: MGSLK 118, 185–188; Heger, in: Lange, Terrakotten, 12 und Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 147 Anm. 198; vgl. Dopsch, in: Herz / Schmid / Stoll (Hrsg.), Kontinuitäten und Diskontinuitäten, 24 und Anonymus, Jahres-Bericht 1852, 39. – Und nicht für »angeblich 10.000 Gulden«, so Heger, Salzburg, 96. 77 Kader, in: Müller (Hrsg.), Universitätsmuseen, 447–448 und Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 153 (Diagramm); vgl. dagegen Wamser, in: Richter / Wamser (Hrsg.), Herculaneum, 159 (dort fälschlicherweise »1844 bis 1867«) und Kamp, Museum, 171.

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quarium‹ im Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude am Königsplatz (heute: Staatliche Antikensammlungen) untergebracht,78 bevor dann 1872 das ›Königliche Antiquarium‹ in das Erdgeschoß der Neuen Pinakothek verlegt wurde, wo es bis 1918 verblieb.79 Allerdings sind nach dem Tod König Ludwigs I. (1868) die sicherlich bereits wesentlich früher als Fälschungen erkannten und wohl nur aus Rücksicht auf den König unangetastet belassenen ›Bürglstein‹-Fälschungen ausgesondert worden.80 Sehr wahrscheinlich ist dieses Objekt nach dem 25. August 1868 im Zuge der Übernahme des Bestandes der ›Vereinigten Sammlungen König Ludwigs I.‹ in das ›Königliche Antiquarium‹ und der damit verbundenen Aussonderung der ›Bürglstein‹-Fälschungen abhandengekommen und dann um 1900 auf dem Kunsthandelsweg in den Besitz von Bissings gelangt, der darin ein »oberägyptisches Monument« zu erkennen glaubte; andererseits ist es wiederum erstaunlich, dass damals anscheinend weder der Verlust dieses Objekts noch der offenkundige Besitzerwechsel bemerkt worden ist – jedenfalls gibt es zumindest bislang keinen Hinweis darauf.81 Das in der Münchner Archäologischen Staatssammlung befindliche von Dillis’sche Inventar verzeichnet jedenfalls (handschriftlich nachgetragen) für Gl. 137 = ›Bürglstein‹-Inv.-Nr. 204 = ›Bürglstein‹-Kat.-Nr. 136 die in von Hefners Catalog82 und in Christs Inventar angegebene Nr. 377,83 so dass die Identität zweifelsfrei erwiesen ist. Und ebenfalls ungeklärt wie der Transfer dieses ›Bürglstein‹-Objekts ist bislang, wieso Gl. 137 im Jahre 1922 nicht »im Austausch« an von Bissing zurückgegeben wurde, sondern in der Münchner Glyptothek verblieb, um dann nach 1945 an die Ägyptische Staatssammlung abgegeben zu werden.84 Als ehemaliges »Privateigenthum S[eine]r Maj[estät] des König[sic] Ludwig I. von Bayern«85 stellt dieses Objekt jedenfalls keinen Staatsbesitz dar, sondern es gehört als ›Königliches Hausgut‹ unstrittig zum Kunstinventar des Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF).86 78 Vgl. dazu Beaulieu, Lettre, 11 Anm. 2: »Lorsqu’en 1838 je visitai la brillante capitale de la Bavière, ces objets n’avaient pas encore été déballés.« 79 Kader, in: Müller (Hrsg.), Universitätsmuseen, 448 und Ohly, Antikensammlungen, 10–13. 80 Friedrich Löwi hat sie allerdings 1881 noch im ›Königlichen Antiquarium‹ studiert: Löwi, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, 182–183 Anm. 6. – Drexler, Cultus, 20, bemerkt dazu 1890: »Jedenfalls kann man, nach Feststellung der massenhaften Fälschungen, Salzburg nicht mehr (…) als eine besonders eifrige Pflegstätte des ägyptischen Gottesdienstes bezeichnen.« – In Christ / Lauth, Antiquarium, sind, bis auf ganz wenige Ausnahmen (S. 85), keine ›Bürglstein‹-Fälschungen mehr verzeichnet, dort heißt es (S. 4): »(…) minder bedeutende und obendrein zum grössten Theil gefälschte Stücke gelangten durch den Ankauf der Rosenegger’schen Sammlung, aus den Ausgrabungen auf dem Birgelstein in Salzburg in das Museum«; vgl. Drexler, Cultus, 19 und Löwi, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, 182–183 Anm. 6. [und nicht »AEM VI 1882«, so irrtümlich Drexler, Cultus, 18]. – Zum Vorgang siehe Müller, in: Kraus (Hrsg.), Land und Reich, 149; Heger, Salzburg, 97 und Uhlir, in: Uhlir (Hrsg.), Stadtberge, 161–162. 81 Allerdings hat sich Ende des 20. / Beginn des 21. Jahrhunderts mit der Odyssee einer im Eigentum des Freistaates Bayern stehenden koptischen Grabstele nachweislich ein vergleichbarer, wissenschaftlich bestens dokumentierter Fall (mit offensichtlich kriminellem Hintergrund) zugetragen (Nachtergael, in: CdE 75 (2000), 387–398). 82 Dillis, J. G. von, Inventar über die Roseneggerischen Alterthümer, am Bürglstein in der Vorstadt der Kreis- und Hauptstadt Salzburg, welche in dem Gebäude des Herrn Rosenegger aufgestellt, dem Unterzeichneten übergeben worden sind. Verfaßt vom 24. Sept[ember] bis 7. Okt[ober] 1833 vom k[öniglich] b[ayerischen] Central-Gemälde Galleriedirektor von Dillis, [8] (Inv. No. 204 / Catal. No. 136); von Hefner, Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 1, 7 (377.); id., Catalog der ethnographischen Sammlung Nro. 1, 7 (377.) und id., Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 2, 7 (377.). 83 Christ, Inventar, 21 »Inventar No 377«. 84 Inventar der in der K[öniglichen] Glyptothek aufbewahrten Kunstwerke, welche nicht zum K[öniglichen] Hausgut gehören (1917), 26 (137.): »Sept[ember] 1922 an H[er]rn Prof. F. W. von Bissing im Austausch zurückgegeben. Vgl. Ministerialentschließung 8 Aug[ust] 1922«; so auch Dieter Ohly, Ägyptische und Vorderasiatische Denkmäler aus dem Besitz der Glyptothek (maschinenschriftlich) vom 1. Juni 1970, 4: »II. Glyptothek (Staatl[iches] Inventar) – (137) Kopt[ische] Sima mit Löwenkopf und Ranke (1922 an v[on] Bissing zurück).« 85 Von Hefner, Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 1, 7 (377.); id., Catalog der ethnographischen Sammlung Nro. 1, 7 (377.) und id., Catalog der vereinigten Sammlungen Nro. 2, 7 (377.). 86 Zur Fürstenabfindung in Bayern und den Sammlungen König Ludwigs I. siehe von Aretin, in: Biskup / Kohlrausch (Hrsg.), Erbe der Monarchie, 170; zu den dafür relevanten Eigentums- und Besitzverhältnissen mit Bezug auf die Totenbuchpapyri aus der Sammlung von Bernardino Drovetti (1776–1852) vgl. Grimm, MJbK 3. F. 66 (2015), 7– 22.

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Ein Wiedergänger über mehr als 150 Jahre: Nach der (vorausgesetzten) Aussonderung dieses Objekts aus dem Bestand der ›Vereinigten Sammlungen König Ludwigs I.‹ im Jahr 1868, mit Übernahme in den Bestand des ›Königlichen Antiquariums‹, und dem spätestens 1909 erfolgten Besitzerwechsel (vom ›Königlichen Hausgut‹ zum Freiherrn von Bissing) – mit zunächst Leihgabe (1909) und dann Schenkung (1912) an die Münchner Glyptothek – ist Gl. 137 nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst 1966 in den Ausstellungsräumen der Staatlichen Graphischen Sammlung in München der Öffentlichkeit als Original der koptischen Zeit präsentiert worden.87 Von 1972 bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts88 gehörte es dann als koptisches Denkmal zum Bestand der in den Schauräumen der Münchner Residenz gezeigten ›Aegyptiaca‹ des Freistaates Bayern89 – und seit der Eröffnung des Neubaus des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst im Jahr 2013 wird es im Raum »Nach den Pharaonen« wieder als originales Denkmal ausgestellt (Abb. 5),90 doch jetzt nicht mehr als koptisches, sondern – und nun ohne spezifische Herkunfts- bzw. Provenienzangabe – als aus Ägypten stammendes unvollendetes römerzeitliches Monument, mit der Beschriftung: »Löwen-Protom (plastischer Aufsatz), unfertig / Römische Zeit, 2.–3. Jh. n. Chr. / Kalksandstein«.

Abb. 5: München, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Inv.-Nr. Gl. 137 im Kontext spätantiker Denkmäler im Raum »Nach den Pharaonen«. (Photonachweis: Alfred Grimm, München).

Im Nachruf an die römischen Alterthümer aus Herrn Roseneggers Garten« der »hochpreislichen vaterländischen Dichterin« Maria Johanna Sedelmaier (1811–1853)91 heißt es: »Gleich den Geistern seid ihr aufgestiegen / Aus dem Grabe der Vergessenheit / Würde uns der Mund der Sage lügen / Sprecht ihr laut aus jener Zeit / (…) / Wunderliche Thiergestalten dringen / Zu der Nachwelt stumm erstauntem Sohn, / Und die alten schwarzen Münzen klingen / Dumpf und hohl wie von dem Acheron. / Mehr als tausend lange Jahre schwanden / In Saturnus gleich beschwingtem Lauf, / Und als ernste Ueberreste standen / Sie dem späten Enkel auf.«92 Der »späte Enkel« Theodor Mommsen (1817–1903)93 allerdings ließ sich nicht täuschen, ihm galten die ›Roseneggeriana‹ keineswegs als »ernste Ueberreste«; am 4. September 1863 schrieb er dazu pointiert an 87 Müller, Ägyptische Sammlung, Kat. 113 mit Abb. – Es gibt bislang keinen Hinweis darauf, dass dieses Objekt zwischen 1869 und 1966, also während eines Zeitraumes von immerhin fast 100 Jahren, öffentlich gezeigt worden ist. 88 Während meiner Dienstzeit als Hauptkonservator und Stellvertretender Direktor des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst in München hatte ich dieses Curiosum aus den damaligen Ausstellungsräumen in der Münchner Residenz entfernen und magazinieren lassen, und wegen seiner ›Bürglstein‹-Provenienz auch nicht in die Begleitpublikation Friedrich Wilhelm von Bissing. Ägyptologe – Mäzen – Sammler zur Münchner von-Bissing-Ausstellung (2010) aufgenommen. 89 Müller, Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1972), 161 (141), Taf. 95 (Mitte links) und id., Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst (1976), 258 (160). 90 Stand: 03.01.2020. 91 Von Eltz, in: ÖBL 12, 82–83. 92 Anonymus, Jahres-Bericht 1852, 37; Martin, in: MGSLK 75, 72. 93 Zu Theodor Mommsen siehe Demandt, in: NDB 18, 25–27.

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seinen Freund und akademischen Lehrer Otto Jahn (1813–1869)94: »Hast Du wohl bei Deinem Münchener Aufenthalt Dich um das Zeug bekümmert, was am Birglstein bei Salzburg (Rosenegger) ausgegraben und dem König Ludwig aufgehängt worden ist? (…) Es wäre nützlich den ganzen Schwindel einmal aufzudecken, wäre es auch nur, weil in diesen trüben Zeiten das Mordio der bayrischen Antiquare einige Ergötzlichkeit bringen würde.«95 In seinem überaus kenntnisreichen »Bericht über die Antiken von Salzburg« schreibt dann Friedrich Löwi im Jahr 1881 zusammenfassend: »Schon in früherer Zeit wurden mehrfach Bedenken gegen die Echtheit freilich nur weniger Stücke der Münchner Sammlung erhoben. Ich kann nun, da ich bei einem Aufenthalte in München im Monate Mai d[ieses] J[ahres] die im k[öni]gl[ichen] Antiquarium vorhandenen Stücke genau zu besichtigen Gelegenheit hatte, constatieren, dass die ursprünglich nach Hunderten zählende Reihe von Stücken (…) – einiges Zweifelhaftes ausgenommen – sammt und sonders moderne Fabrikate sind.«96

Literaturverzeichnis Anonymus / Osiander, in: Göttingische gelehrte Anzeigen 107, Göttingen 1817, 1057–1072. Anonymus, Documente zu Buchners Geschichte von Bayern, I: Documente des ersten Buches mit einer Karte Bayerns unter den Römern, München 1832. Anonymus [P. von Kurz], Inventarium der Alterthümer, welche in Joseph Roseneggers Garten und Feldern am Birglstein im Stein, Vorstadt der Kreishauptstadt Salzburg unter Leitung und auf Kosten des Eigenthümers von 1815 bis 1826 ausgegraben, und in einem sonderheitlichen, eigens dazu angelegten Locale aufgestellt wurden. Mit dem Bildniße des Eigenthümers und Auffinders, und 48 mit Abbildungen bemalten Blaettern, o. O. [Salzburg], o. J. [1826]. Anonymus, Kunst und Alterthum, in: Bericht über die Leistungen des vaterländischen Vereines zur Bildung eines Museums für das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns und das Herzogthum Salzburg, 2, Linz 1836, 56–61. Anonymus, Salzburg eine Fundgrube römischer Alterthümer, in: Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat 63 (6. August 1817), Wien 1817, 251–252. Anonymus, in: Jahres-Bericht des vaterländischen Museums Carolino-Augusteum der Landes-Hauptstadt Salzburg für das Jahr 1852, Salzburg 1852, 36–44 (9). Anonymus, Rez. zu: Notizen über sämmtliche Alterthümer etc., in: Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat 49 (18. Juni 1817), Wien 1817, 193–195. Anthaller, F., Josef Rosenegger, Gutsbesitzer, Kunstgärtner und Weinwirth am Bürglstein. Ein Bürgerleben aus der zweiten Hälfte des vorigen und ersten des gegenwärtigen Jahrhunderts, Salzburg 1876. Aretin, C. von, Vom Umgang mit gestürzten Häuptern: Zur Zuordnung der Kunstsammlungen in deutschen Fürstenabfindungen 1918–1924, in: Biskup, T. / Kohlrausch, M. (Hrsg.), Das Erbe der Monarchie. Nachwirkungen einer deutschen Institution seit 1918, Frankfurt a.M. 2008, 161–183. Arneth, M. J., Die neuesten archäologischen Funde in Cilli, in: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Classe 32, Wien 1860, 571–602. Arneth, M. J. von, Archäologische Analekten, in: Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Classe 40, Wien 1862, 309–364. Beaulieu, L., Lettre à Monsieur J***, de l’Académie des Inscripitions et Belles-Lettres, sur diverses antiquités égyptiennes trouvées à Salzbourg (Royaume de Bavière), Paris 1841. Beaulieu, L., Antiquités de Vichy-les-Bains (Département de l’Allier). Paris 1840. Beck, Chr. D., Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur für 1824, III, Leipzig 1824. 94 Zu Otto Jahn siehe Privat, in: NBD 10, 304–306 und Lullies, in: Lullies / Schiering (Hrsg.), Archäologenbildnissse, 35–36. 95 Wickert (Hrsg.), Briefwechsel, 292–293 (Nr. 249); vgl. Thüry, Salzburg, 35. 96 Löwi, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, 182 Anm. 6 zu »D. Arbeiten in Thon«, allerdings mit der Einschränkung (S. 190): »Von den Stücken kann manches echt sein. Ein ungünstiges Licht werfen auf sie entschiedene Fälschungen von gleicher Arbeit (…).« – Zu den wiederentdeckten ›Roseneggeriana‹ sind vom Verf. Adnoten in Vorbereitung.

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Alfred Grimm

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Alfred Grimm

K[ur]z, P. v[on], Notizen über sämmtliche Alterthümer, Grab- und Denkmähler, welche dermahl in dem Garten und in den Feldern des Herrn Jos[ef] Rosenegger, Inhabers des Landsitzes Birglstein nächst der Hauptstadt Salzburg, hervorgegraben, und einstweilen in mehrern Zimmern aufgestellt worden sind. Mit Anreihung der Geschichte des Mythos, der Sitten und Gebräuche, des Costums und Cultus der Römer, Noriker und anderer Völker; und mit anderweitigen Kriterien und Berichtigungen begleitet, II, Salzburg 1818. Kurz, P. von, Nachtrag zu den zwey Bändchen der Alterthümer in Rosenegger’s Garten-Anlage zu Birgelstein nächst Salzburg. Die Ausgrabungen in den Jahren 1818 und 1819 enthaltend. Die Grabungen nach Alterthümern in dem Garten und in den Feldern des Inhabers des Landgutes Birgelstein, Herrn Joseph Rosenegger, in der Vorstadt Stein nächst der Hauptstadt Salzburg. In den Jahren 1818 und 1819. Mit Rückblick auf die früheren Grabungen, Salzburg 1820. [Kurz, P. von], Tabellarische Uebersicht der Alterthümer, welche in dem Rosenegger’schen Garten und in dessen Feldern zu Birglstein unter der Leitung und auf Kosten des Eigenthümers vom Jahre 1815 bis 1820 aus der Erde gegraben wurden, Salzburg 1820. [Kurz, P. von], Tabellarische Uebersicht der Alterthümer, welche in dem Rosenegger’schen Garten und in dessen Feldern zu Birglstein unter der Leitung und auf Kosten des Eigenthümers vom Jahre 1815 bis in das Jahr 1822 aus der Erde gegraben wurden. Mit zwey Kupferstichen. Zweyte sehr vermehrte Auflage, Salzburg 1822. K[ur]z, [P.] von, Tabellarische Uebersicht nebst einem sonderheitlichen geschichtlichen Ueberblicke der Alterthümer, welche in Jos[eph] Roseneggers Garten und Feldern am Birglstein im Stein, Vorstadt der Kreis-Hauptstadt Salzburg, unter der Leitung und auf Kosten des Eigenthümers von 1815 bis 1824 ausgegraben wurden. Mit zwey Kupferstichen. Dritte sehr vermehrte und verbesserte Auflage, Salzburg 1824. Kurz von Goldenstein, P., Juvaviensische Antiken. Die auf den sogenannten Wasser- eigentlich Loigerfeldern gegen den Untersberg hin im sogenannten Himmelreiche unweit Salzburg im Jahre 1815 aufgefundenen römischen Denkmäler, nach den im Stiche und illuminirten Zustande erschienenen Blättern geordnet, mit der vaterländischen Geschichte urgrauer Vorzeit und anderweitigen Bemerkungen begleitet. Getreu ausgezogen aus meinem Tagebuche, Salzburg 1816. Laissus, Y., Jomard. Le dernier Égyptien, Paris 2004. Lange, H., Römische Terrakotten aus Salzburg. Mit einem Beitrag von Norbert Heger. Katalog zur Ausstellung im Salzburger Museum Carolino Augusteum, Salzburg 1990. Leclant, J. / Clerc, G., Inventaire bibliographique des Isiaca. Répertoire analytique des travaux relatifs à la diffusion des cultes isiaques 1940–1969, R–Z, Leiden / New York / Kopenhagen / Köln 1991 (EPRO 18). Löwi, F., Bericht über die Antiken von Salzburg, in: Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich 5, Wien 1881, 175–192. Lullies, R., Otto Jahn 1813–1869, in: Lullies, R. / Schiering, W. (Hrsg.), Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache, Mainz a. R. 1988, 35–36. Lullies, R., Paul Wolters 1858–1936, in: Lullies, R. / Schiering, W. (Hrsg.), Archäologenbildnisse. Porträts und Kurzbiographien von Klassischen Archäologen deutscher Sprache, Mainz a. R. 1988, 124–125. Martin, F., Von Sammlern und Sammlungen im alten Salzburg, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 75, Salzburg 1935, 33–80. Messerer, R., Briefwechsel zwischen Ludwig I. von Bayern und Georg von Dillis 1807–1841, München 1966 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte Bd. 65). Minutoli, J. H. C. von, Notiz über einige in dem Roseneggerschen Garten zu Birgelstein, in der Vorstadt Stein von Salzburg, auf Kosten des Eigenthümers, ausgegrabene römische Alterthümer, Berlin o. J. [1846]. Minutoli, C. von, Die am Birgelstein in Salzburg ausgegrabenen römischen Alterthümer. Zweite Ausgabe, Salzburg 1901. Müller, H. W., Die Ägyptische Sammlung des Bayerischen Staates (Ausst.-Kat. München, Staatliche Graphische Sammlung), München 1966. Müller, H. W., Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst in der Münchner Residenz am Hofgarten, München 1970. Müller, H. W., Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst, München 1972. Müller, H. W., Staatliche Sammlung Ägyptischer Kunst. 2. erweiterte Auflage, München 1976.

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„... und mischt darein das Aug des Wiedehopfs ...“: Merkwürdige Rezepturen und ihre byzantinische Kontextualisierung Isabel Grimm-Stadelmann Ungewöhnliche Themenbereiche und deren transkulturelle Kontextualisierung gehörten von jeher zum Interessengebiet der lieben Jubilarin, ebenso wie ihre Freude an interdisziplinärer Kooperation. Sowohl in ihrer Forschungsarbeit und Lehrtätigkeit wie auch in zahlreichen Ausstellungs- und Forschungsprojekten gelang es ihr stets, einen äußerst inspirierenden Dialog zwischen ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen herzustellen. Im Rahmen dieses Beitrages darf ich denn auch an das aktuelle Forschungsprojekt „Wissensspeicher Musik in der Praxis“ (BMBF), das Regine Schulz seit 2018 in Kooperation mit Raimund Vogels vom Center for World Music der Stiftung Universität Hildesheim leitet, erinnern, und, verbunden mit meinen herzlichsten Glückwünschen, Dir, liebe Regine, eine kleine Auswahl an Θαύματα aus dem Bereich der gräkoägyptischen und byzantinischen Medizin bis hin zu so manchen Opernlibretti widmen. Nicht erst seit Joanne Rowlings Bestseller „Harry Potter“ (sieben Bände, ab 1997) bereichern magische Komponenten den menschlichen Alltag, denn (Iatro-)Magie war bis in die frühe Neuzeit hinein in sämtlichen Kulturen ein wesentlicher Bestandteil der alltäglichen Lebenswirklichkeit.1 Die Aussicht auf Erfolg in Beruf und Privatleben, ein erfülltes Liebesleben zusammen mit dem Wunschpartner, Hilfe in diversen Krisensituationen, Ansehen, Einfluss, Reichtum und Wohlstand sowie immer wieder und nicht zuletzt Heilung bzw. Befreiung von den unterschiedlichsten physischen und psychischen Leiden sind nur einige der wichtigsten Anwendungsgebiete magischer Handlungen. Die Herkunft der vielfältigen Motive und Phänomene, die sich in diversen Amuletten und Ritualen, aber ebenso auch in den Paraphernalia einer immer komplexer werdenden „Dreckapotheke“2 manifestieren, wurde allerdings kaum hinterfragt, weder seitens der Ritualisten noch ihrer Kundschaft: Als traditionelle Hausmittel und/oder exotische Wunderarzneien wurden sie als alternative bzw. komplementäre Therapiekonzepte weitgehend akzeptiert, oftmals auch im Zusammenspiel und als Ergänzung der bestehenden rationalmedizinischen Therapieformen.3

Das Motiv des Wiedehopfs und seine Rezeption In diesem Zusammenhang spielt das Motiv des Wiedehopfs als Symbol der Dankbarkeit (εὐχαριστία), insbesondere von Kindern gegenüber ihren Eltern, doch ebenso auch als Spender äußerst wirkmächtiger materia magica nicht nur auf dem Gebiet der – alternativen – Heilkunde, sondern ebenso in vielerlei philosophischen, theologischen, aber auch literarischen Abhandlungen eine ganz wesentliche Rolle, beginnend bei der

1 Vgl. dazu die nach wie vor umfassende Untersuchung zu dieser Thematik von Rothschuh, Iatromagie, und nunmehr speziell für die byzantinische Zeit: Grimm-Stadelmann, Iatromagie. 2 Zur „Dreckapotheke“ vgl. Geller, Renal and Rectal Disease Texts, 7; Haas, Materia Magica, 567; Rothschuh, Iatromagie, 30; Quack, Medizinhistorisches Journal 38 (2003), 9–10; Fischer-Elfert, Altägyptische Zaubersprüche, 30; Ritner, in: Kousoulis / Magliveras (eds.), Moving across Borders, 220; Pelt, Drogues et plantes magiques; Ventura, in: Paravicini Bagliani (ed.), Terapie e guarigioni, 363–393; LiDonnici, in: Mirecki / Meyer (eds.), Magic and Ritual, 359–377. 3 Für eine ausführliche Analyse byzantinischer Komplementärheilkunde und deren Legitimierung im Rahmen eines medizinethischen und patientenorientierten Heilkonzepts nimmt das Schrifttum (Therapeutika) des frühbyzantinischen Arztes Alexandros von Tralleis (6. Jhd.) eine singuläre Position ein: Puschmann, Alexander von Tralles (Edition); zu einer ausführlichen Analyse der entsprechenden Textpassagen vor dem Hintergrund des byzantinischen Medizinverständnisses vgl. Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 287–587.

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Isabel Grimm-Stadelmann

Hieroglypheninterpretation des Neuplatonikers Horapollon4, welcher den Aufsatz ägyptischer Götterszepter (w#s-Szepter) dementsprechend als Wiedehopffigur (ὅθεν καὶ ἐπὶ τῶν θείων σκήπτρων κουκούφᾳ προτίμησίς ἐστι) interpretiert (Hieroglyphika I, Kap. 55: Πῶς εὐχαριστίαν δηλοῦσιν).5 Der barocke Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602–1680) griff eben diese Interpretation der ägyptischen Götterszepter auf,6 allerdings nicht vorrangig unter Bezugnahme auf die Interpretatio Graeca, sondern unter Berufung auf arabische Quellen, insbesondere auf den syrisch-arabischen Universalgelehrten und Arzt Ibn al-Nafis (1210/1213– 1288)7, den Leiter des Kairener Nasiri-Hospitals und Leibarzt des Mamelukensultans Baibars I. (1223–1277, reg. 1260–1277). Solche und vergleichbare arabische Quellen finden sich dann wiederum in letzter Instanz subsumiert in Hans Werner Henzes (1926–2012) letzter Oper „L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe“ (Uraufführung am 12.08.2003 während der Salzburger Festspiele), zu welcher der Komponist das Libretto selbst verfasst hatte, nach eigener Aussage basierend auf diversen persisch-arabischen Mythen und Legenden.8 Der durch menschliche Unachtsamkeit verscheuchte Wiedehopf ist hier Symbol der zwar auf die Probe gestellten, aber letztendlich unerschütterlichen Kindesliebe, die Al Kasim, den Sohn des Protagonisten Al Radshi, auf eine abenteuerliche Reise durch die Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins führt. Das Motiv der Kindesliebe und Hochachtung den Eltern gegenüber, symbolisiert durch den Wiedehopf, dominiert demnach im Kontext von Henzes Oper sämtliche andere Facetten des Wiedehopf-Motivs. Die dem Vogel andererseits im iatromagischen bzw. komplementärtherapeutischen Kontext zugeschriebene Heilkraft basiert auf der spätantiken Sympathielehre9, konkret auf einer sympathetischen Verbindung der Gefiederfärbung des Vogels mit den humoralpathologischen Elementen und kosmischen Konstellationen, wie sie in den Kyraniden, einer wohl weitgehend auf dem hermetischen Schrifttum basierenden Kompilation des 4. Jhds.,10 niedergelegt ist. Eben diese Kyraniden-Überlieferung wiederum bildete Ausgangspunkt und Grundlage für Athanasius Kirchers „kosmologische Allegorese“11, welche die Farbsymbolik des Wiedehopfs mit der humoralpathologisch basierten Temperamentenlehre assoziiert.12

Der Wiedehopf im barocken Drama An der Grenze zwischen philosophischer und heilkundlicher Symbolik steht die Nutzbarmachung der speziellen Vitalkräfte des Wiedehopfs zu magischen Zwecken. In dem fünfaktigen Trauerspiel „Agrippina“ (Breslau 1665)13 des schlesischen Juristen, Diplomaten und Barockdichters Daniel Casper von Lohenstein (1635–1683) führt der Magier Zoroaster im Auftrag des römischen Kaisers Nero (37–68, reg. 54–68), ein Ritual zur Beschwörung des Totengeistes der ermordeten Mutter Neros, Agrippina, durch (Vers 585–784). 4 Vgl. Thissen, Horapollon; zur historischen Person Horapollons Thissen, Horapollon, XII–XV. 5 Ausführliche Argumentation auf Basis der entsprechenden Quellen vgl. Grimm, in: Seipel (Hrsg.), Ägyptomanie, 192–211, bes. 193–195, zur Interpretatio Graeca; vgl. auch Ulz, in: Effinger / Logemann / Pfisterer (Hrsg.), Götterbilder, 63–64. 6 Kircher, Obeliscus Pamphilius, 327–335: Hierogrammatismus XV. Upupae, sivè De Upupae significatione hieroglyphica: „Abenephius enim hoc loco sceptrum vocat upupae capite insignitum.“ (S. 328); vgl. Grimm, in: Seipel (Hrsg.), Ägyptomanie, 199. 7 Vgl. Hau, EM, 1023–1024, und Fancy, Science and Religion in Mamluk Egypt mit Rez. von Conermann, in: sehepunkte 14 (9/2014). 8 Henze, L’Upupa, 15–20, 28–29, 149–150, 167–170 (weitere Quellen), 173–229 (Libretto) und Venzlaff, Al-Hudhud, 61–121, bes. 117 (Treue und Pietät). 9 Vgl. Prümm, Religionsgeschichtliches Handbuch, 376–378; Adamson, in: DeConick / Shaw / Turner (eds.), Practicing Gnosis, 333–358, und Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 47–118. 10 Zu den Kyraniden vgl. die Editionen von de Mély, Les Lapidaires; Kaimakis, Die Kyraniden, und die lateinische Übers. von Delatte, Textes Latins; ausführliche Übersicht über den aktuellen Forschungsstand mit Bibliographie: Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 103–118. Die von Athanasius Kircher zitierte Passage über den Wiedehopf befindet sich in der 1. Kyranis, Kap. 7 (Στοιχεῖον η´: I, 7, 49–61 Kaimakis): vgl. auch Schmidt-Biggemann / Böhlig, Obeliscus Pamphilius, liv: Kommentiertes Autoren- und Stellenregister, s. v. Kiranides, jedoch ohne Spezifizierung der Kyranidenstelle. 11 Grimm, in: Seipel (Hrsg.), Ägyptomanie, 202 mit Anm. 63. 12 Kircher, Obeliscus Pamphilius, 329–330. Die gesamte Textstelle findet sich in deutscher Übersetzung bei Grimm, in: Seipel (Hrsg.), Ägyptomanie, 200–202. 13 Von Lohenstein, Agrippina; Schöne (Hrsg.), Barock, 537–643, bes. 614–619 (Zoroasters Beschwörung von Agrippinas Totengeist, Vers 585–784).

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In dessen Verlauf wird ein Zaubertrank gebraut, der aus einer Vielzahl unheimlicher Ingredienzen aus Pflanzen- und Tierwelt besteht, darunter „Kräuter, die man muß bey Monden=scheine graben / So oft als Nacht und Tag gantz gleiche Stunden haben“14 (Vers 631–632), ferner auch das Farngewächs Adiantum: „Schau: Daß die Mauer=Raut’ auch unvergessen sey / Die Riegel lösen kan / und Steine bricht entzwey / Wenn sie die Wiede=hopff’ hat in ihr Nest vergraben“ (Vers 649–651). An dieser Stelle wird die Verbindung zu Athanasius Kircher besonders deutlich, da er im Obeliscus Pamphilius Zoroaster als Referenz für den Umgang des Wiedehopfs mit dem Frauenhaarfarn (Adiantum), angeblich ein wirkungsvolles Schutzmittel gegen den bösen Blick sowie Behexung jeglicher Art, anführt: „In den griechischen Geoponika15, mit Referenz auf Zoroaster, heißt es, daß der Wiedehopf das Adiantum in sein Nest legt gegen Behexung.“ (Übers. d. Verf.)16 Athanasius Kirchers kritische Auseinandersetzung mit entsprechenden Anweisungen in den Kyraniden (1. Kyranis, Kap. 7), wie auch seitens Arnaldus von Villanova17 (lib. 2. de talpa),18 dürfte wohl der Aussage von Lohensteins Zoroaster zugrunde liegen, dass er zur erfolgreichen Beschwörung des Totengeistes ein noch frisches Wiedehopfherz verspeisen müsse: „Wo ist des Maulworffs Hertz und dises / das mein Arm / Bey neuem Mondenschein der Widehopffe warm / Aus ihren Därmen rieß: Ich muß es bald verschlingen“ (Vers 685–687). Das rituelle Verspeisen des Wiedehopfherzens dient der Aufnahme sämtlicher Vitalkräfte des Vogels in konzentrierter Form und soll zusammen mit der Milch einer schwarzen Kuh und unter Beachtung der richtigen astrologischen Rahmenbedingungen dem Ritualisten Allwissenheit sowie divinatorische Fähigkeiten verleihen.19 Der sagenumwobene und legendäre Zoroaster, hier als durchaus unheimlicher Schwarzmagier (γοητής20) charakterisiert, begegnet in der byzantinischen Rezeption neben „Nechepso(s)“ und „Ostanes“ allerdings mehrfach als ernstzunehmende pharmakologische Referenz, keineswegs nur in Verbindung mit materia iatromagica.21 Der medizinischen Interpretation der platonischen Trichotomielehre22 zufolge konstituieren Herz, Leber und Gehirn die zentralen Körperorgane, aus denen

14 Vgl. solche rituellen Pflanzenhebungen (βοτανήαρσεις) in den gräkoägyptischen Papyri, so z. B. Pap. Paris Bibl. Nat. suppl. gr. 574/P IV, 2967–3006 (PGM I, 168–170) und Pap. Paris Bibl. Nat. suppl. gr. 574/P IV, 286–295 (PGM I, 80–82); lat. Überlieferung bei Marcell. med., Hipp. ad Maecen. epist. 11, 19–28 (CML V/1, 32 f. mit Übers.). Galens ausführliche Auseinandersetzung mit diesen Überlieferungen konzentriert sich insbesondere auf das einem Pamphilos (!) zugeschriebene Pflanzenbuch: Galen, simpl. med. VI, Prooimion (XI, 792–794 Kühn) mit einschlägiger Analyse durch Jouanna, REG 124 (2011/1), 48 und Grimm-Stadelmann, Iatromagie, Kap. 152–158. Zur byzantinischen Rezeption vgl. AlexTrall., Ther. XII (II, 585 Pu) im Rahmen einer Gichttherapie. 15 Zu den Geoponika vgl. Edition: Beckh, Geoponica; griech.-ital. Edition und Übers.: Lelli, L’agricoltura antica; engl. Übers.: Dalby, Geoponika; franz. Übers.: Grélois, Géoponiques; zu ihrem (iatro-)magischen Gehalt vgl. Bidez / Cumont, Les mages hellénisés, 173–197. 16 Kircher, Obeliscus Pamphilius, 331: In Geoponicis graecis. 15.c.1. Authore Zoroastre, herbam adiantum contra fascinationem, nido suo imponere upupam legimus. Zu Zoroaster als Quelle für Athanasius Kircher vgl. Schmidt-Biggemann / Böhlig, Obeliscus Pamphilius, 37–38 und xcix. 17 Arnaldus de Villanova (1235–1311): katalanischer Arzt, Alchemist und Pharmazeut, vgl. Calvet, Les Oeuvres alchimiques attribuées à Arnaud de Villeneuve, und Schmidt-Biggemann / Böhlig, Obeliscus Pamphilius, xcvii. 18 Kircher, Obeliscus Pamphilius, 331: Kyranides quoque Sylvatico non minus superstitiosus hanc tradit operationem [...] Similia ridicula dicuntur de corde, & sanguine upupae. Zu dem Arzt und Botaniker Matthaeus Silvaticus (1280– 1342) vgl. Schmidt-Biggemann / Böhlig, Obeliscus Pamphilius, lxxxvii. 19 Zur Verwendung des Wiedehopfs und sämtlicher seiner Organe in der arabischen Volksmedizin vgl. Venzlaff, AlHudhud, 33–59, bes. 51–53 (Augen), 53–55 (Herz) und 71–72 (Beziehung zu Kühen und deren Milch). 20 Die byzantinischen Ärzte sind sehr darauf bedacht, sich keinesfalls dem Vorwurf der γοήτεια auszusetzen, so z. B. Aetios von Amida (6. Jh.), der sich im Rahmen einer nicht ganz konventionellen Arzneimittelempfehlung gegen eben diesen Vorwurf abzusichern versucht: „Ich konnte keine passenderen und leichter anwendbareren Heilmittel gegen jegliches Leiden in Erfahrung bringen. Doch werde ich mich hüten, auch nur den Anschein von ‚Schwarzmagie‘.zu erwecken.“ (οὐδὲ πειράζειν ἤμελλον ἔχων φάρμακα ἐπιτηδειότερα καὶ εὐποριστότερα πρὸς ἕκαστον πάθος. ἐφυλαττόμην δὲ καὶ γοητείας δόξαν ἀπενέγκασθαι: AetAmid. II, 85 [I, 179,27–180,4 Ol.]). Anders als μάγος besitzt γόης bzw. γοητής in den byzantinischen Quellen stets negative Konnotation, zur Differenzierung vgl. Thorndike, A history of magic, 247. 21 Vgl. Bidez / Cumont, Les mages hellénisés, und Adamson, in: DeConick / Shaw / Turner (eds.), Practicing Gnosis, 342 mit dem Hinweis auf ein ebendiesem Zoroaster zugeschriebenes iatroastrologisches Handbuch. Die Quellen lassen eine sehr deutliche Gewichtung des Zoroaster als Referenz für (iatro-)astrologische Inhalte erkennen. 22 Vgl. Platon, Pol. IV, 435–442 und Tim. 69–72. Zur Anwendung der Trichotomielehre auf die Medizin vgl. Galen, PHP III, 1 (de Lacy, 170,21–23) und PHP VI, 1 (de Lacy, 366–426); Galen, Quod an. mor. corp. temp. sequ. V (IV,

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sämtliche Körperfunktionen ihren Ursprung nehmen, weshalb gerade diese Organe und ihre tierischen Supplemente in der iatromagischen Medikation ganz wesentliche Bedeutung besitzen.23

Der Wiedehopf in der Oper Athanasius Kircher lässt sich mit ziemlicher Sicherheit als Vermittler für die gesamte spätere Rezeption des Motivs der Vitalkraft des Wiedehopfs und seiner damit in Zusammenhang stehenden (iatro-)magisch nutzbaren Qualitäten vermuten. Die vielerlei Rezeptionswege, die auf seiner Quelleninterpretation basieren, münden in diverse literarische und künstlerische Bearbeitungen, die keineswegs auf den heilkundlichen Kontext beschränkt bleiben. So begegnet der Wiedehopf bzw. seine Organe beispielsweise auch im Opernkontext, wobei allerdings weniger sein Herz als vielmehr seine Augen in den Vordergrund gerückt sind. So wird das rechte Auge des Wiedehopfs in Carl Maria von Webers (1786–1826) romantischer Oper in drei Aufzügen „Der Freischütz“ (Uraufführung am 18. Juni 1821 am Schauspielhaus Berlin) als magisch wirksame Zutat benötigt, wenn in der 6. Szene des 2. Aufzuges der finstere Kaspar den von Selbstzweifeln und Versagensängsten geplagten Max um Mitternacht in die unheimliche Wolfsschlucht einbestellt, um dort mit ihm zusammen in gespenstischer Atmosphäre sieben treffsichere Freikugeln zu gießen. Die unfehlbare Mischung erläutert Kaspar folgendermaßen: „Merk auf, was ich hineinwerfen werde, damit du die Kunst lernst. Hier erst das Blei. Etwas gestoßenes Glas von zerbrochenen Kirchenfenstern; das findet sich! Etwas Quecksilber! Drei Kugeln, die schon einmal getroffen! Das rechte Auge eines Wiedehopfes! Das linke eines Luchses! Probatum est!“24 Mit Dankbarkeit, Herzensgüte und Kindesliebe hat diese düstere Zeremonie, an deren Ende dann sogar der Teufel selbst, in Gestalt des schwarzen Jägers Samiel, zwar nicht in persona, doch in voce, erscheint – ganz im Stile einer gräkoägyptischen Geisterbeschwörung, deren Zeuge in Heliodors (4. Jhd.) Aithiopika25 die entsetzte Charikleia wird –, freilich nichts mehr zu tun, doch entspricht die gesamte Szenerie dafür umso mehr der oben erwähnten Geisterbeschwörung in Lohensteins „Agrippina“. Die im Opernkontext vorgenommene Konzentration der spezifischen Vitalkräfte auf die Wiedehopf- und Luchsaugen26 sollen vielmehr den Wunsch nach Scharfsichtigkeit des Schützen unterstützen und auf diese Weise die Treffsicherheit der Kugeln gewährleisten. Begleitet werden die Augen von einer Reihe weiterer Ingredienzien aus dem Bereich der spätantiken und mittelalterlichen materia iatromagica: Blei war als Trägermaterial für diverse Amulette27 im Heilkontext insbesondere in byzantinischer Zeit sehr geläufig, und bereits Dioskurides (1. Jhd. n. Chr.) beschreibt einige Anwendungsformen des Quecksilbers (ὑδράργυρον), unter Hinweis auf die mit einer solchen Medikation verbundenen Gefahren.28 Quecksilberhaltige Salben wiederum fanden sowohl im Rahmen von komplexen Lepratherapien Anwendung wie auch bei Schuppenflechte und Krätze (Psoriasis?); insbesondere die spätund postbyzantinischen Rezeptbücher, die Iatrosophia, beinhalten eine große Vielfalt derartiger Rezepturen und Salbenmischungen.29 Ab dem 15. Jhd. wurde Quecksilber dann vermehrt in der Syphilistherapie

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787 Kühn); Galen, UP IV, 13 (I, 227–228 Helmr.), ausführlich dazu vgl. Grimm-Stadelmann, Theophilos Protospatharios, 164 und 359 unter Bezugnahme auf die mittelbyzantinische christliche Anthropologie bei Theoph. Περὶ τῆς τοῦ ἀνθρώπου κατασκευῆς IV, 1. Vgl. Rothschuh, Iatromagie, 14. Libretto Freischütz, II/6. Heliodor, Aithiopika, 206–209; dazu vgl. auch Ebeling, in: Magen (Hrsg.), „… Denn das eigentliche Studium der Menschheit ist der Mensch.“, 73–85. „Augen wie ein Luchs“ ist nach wie vor sprichwörtlich für exzellente Sehkraft, insbesondere auch im Dunklen; die Bezeichnung „Luchs“ ist verwandt mit dem lat. „lynx“, womit das Funkeln der im Dunkeln reflektierenden Augen beschrieben wird. Zu den vielfältigen byzantinischen Bleiamuletten vgl. Spier, Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 56 (1993), 25–62, und Spier, in: Dasen / Spieser (éds.), Les savoirs magiques, 43–66. Diosk., math. med. V, 95,3: δύναμιν δὲ ἔχει φθαρτικὴν ποθεῖσα, τῷ βάρει διαβιβρώσκουσα τὰ ἐντός. βοηθεῖται δὲ γάλακτι πολλῷ πινομένῳ καὶ ἐξεμουμένῳ, ἢ οἴνῳ σὺν ἀψινθίῳ ἢ σελίνου ἢ ὁρμίνου σπέρματι, ἢ ὀριγάνῳ ἢ ὑσσώπῳ σὺν οἴνῳ; vgl. ferner Guardasole, Antike Medizin, 745 (ohne Bezugnahme auf die alchemistische und iatrochemische Verortung des Quecksilbers sowie seinen gezielten medizinischen Einsatz als Salbenwirkstoff); vgl. Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 464f. So z. B. in dem Turiner Iatrosophion Cod. Taur. B.VII.18, Kap. 114 und 115, ed. Valentino, Cod. Taur. B.VII.18, 112 f. (mit dt. Übers.); vgl. außerdem Oikonomou-Agorastu, Cod. Panorm. XIII.C.3, Kap. 381.

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eingesetzt, ebenfalls in Form von Salbenmischungen, insbesondere aber auch als eine der Gesundheit wenig zuträgliche Dampfkur.30 Aufgrund seiner Zuordnung zu dem Planeten Merkur spielte das Quecksilber sowohl in der Alchemie wie auch in der Iatrochemie eine entscheidende Rolle.31 Beide Metalle, sowohl Blei wie auch Quecksilber haben neben diversen tierischen und pflanzlichen Substanzen zudem einen festen Platz in der Geschichte der Augenheilkunde, wie der um die Jahrhundertwende (1901) veröffentlichten „Augenheilkunde der Alten“ von Hugo Magnus unzweifelhaft zu entnehmen ist:32 Blei wurde als kühlende und adstringierende Substanz insbesondere bei Augenfluss und Panophthalmitis eingesetzt33, Quecksilber hingegen hauptsächlich in Mischungen mit Zinnober als Bestandteil komplexer Salbenmischungen bei Augengeschwüren.34 Das „Glas von zerbrochenen Kirchenfenstern“ sowie die „Kugeln, die schon einmal getroffen“ gehören in den Kontext der Singularitätsmagie35, der zufolge unheimlichen Phänomenen besondere Wirkkraft zugesprochen wird: Dieses Motiv begegnet zum einen in der Nutzbarmachung der Vitalkräfte nachtaktiver Tiere, zum anderen aber auch in der Bezugnahme auf kultisch-religiöse Handlungen und Rituale bzw. deren Umkehrung. Im dämonischen Ambiente der Wolfsschlucht freilich ist das Weihwasser bzw. das geweihte Kerzenwachs, das in zahlreichen Heilanwendungen der byzantinischen und postbyzantinischen Zeit eine bedeutende Rolle spielt36, selbstverständlich fehl am Platz und muss zwingend durch ein zerstörendes Element („zerbrochene Kirchenfenster“) ersetzt werden. Im Kontext der schwarzen Magie, des Schadenszaubers, wie er in der Wolfsschlucht praktiziert wird, wird demnach der unheimliche Charakter der Ingredienzien ungleich stärker betont. Zugleich aber und unabhängig vom schwarzmagischen Kontext nimmt das „Glas von zerbrochenen Kirchenfenstern“ Bezug auf eine spätantike Amuletttradition mit Basis in gräkoägyptischen Überlieferungen, die auch in byzantinischer Zeit noch gängig war, in deren Mittelpunkt gescheiterte Schiffe als Lieferanten wirksamen Trägermaterials für diverse Amulette standen.37 In diesem Kontext bildet gerade der negative Faktor des Scheiterns und der Vernichtung, also des Chaos-Zustandes38 im weitesten Sinne, den wesentlichen Wirkstoff im Sinne der singularitätsmagischen Konnotation. So empfiehlt das Testamentum Salomonis39 im 18. Kapitel zur Bekämpfung des Krankheitsdämons Rhyx Aktonme ein Amulett, geschrieben auf einem Stück Materie aus einem gescheiterten Schiff (ἐάν τις γράψει ἐν ὕλῃ ἀπὸ πλοίου ἀστοχήσαντος [...]).40Alexandros von Tralleis hingegen verweist im Rahmen eines Therapiekonzeptes gegen Anfallsleiden (Therapeutika I, 15) auf zwei Amulette in diesem Kontext: Für das erste soll ein Nagel aus einem gekenterten Schiff (ἧλον ἐκ πλοίου ναυαγήσαντος) – wobei sicherlich auch die Analogie zu den Kreuzesnägeln Christi41 eine nicht unwesentliche Rolle spielt – in eine heilkräftige Armspange (βραχιόλιον) 42 umgearbeitet werden; für das zweite wird ein Stück Leinwand aus einem

30 Jüttner, LMA 7, 358 f. und Sauerteig, EM, 1209. 31 Vgl. Paracelsus’ (1493–1541) Ausführungen zur iatrochemischen Trias Schwefel (Sulfur), Salz (Sal) und Quecksilber (Mercurius) als grundlegende, den menschlichen Körper konstituierende Substanzen, mit denen er die humoralpathologische Viersäftelehre als Grundlage der Medizin zu ersetzen versuchte: Opus Paramirum I, Kap. 2., vgl. Goldammer, in: Dilg / Jüttner / Müller-Jahnke / Unschuld (Hrsg.), Perspektiven der Pharmaziegeschichte, 113–129. 32 Magnus, Augenheilkunde, 313–369. Auf dieses Werk wird im Verlauf meines Beitrages öfter zurückgegriffen, da die Vermutung naheliegt, dass es d’Alberts Librettisten gekannt und benutzt haben. 33 Magnus, Augenheilkunde, 362 mit Belegen bei Dioskurides und Plinius. 34 Magnus, Augenheilkunde, 365 mit Verweis auf Celsus. 35 Rothschuh, Iatromagie, 13–16; 28, und Machold, Scribonius Largus, 63–90; 80–82. 36 Insbesondere in den spät- und postbyzantinischen Rezeptanweisungen, so z. B. Cod. Taur. B.VII.18, Kap. 189, ed. Valentino, Cod. Taur. B.VII.18, 148–149 (mit dt. Übers.); Cod. Panorm. XIII.C.3, Kap. 353, 522 (ed. Valentino, noch unpubl. Diss.). 37 Ausführliche Analyse bei Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 580–582. 38 Mit unterschiedlichen altägyptischen Chaostheorien hat sich die Jubilarin selbst im Rahmen ihrer Habilitationsschrift eingehend auseinandergesetzt: Schulz, Der Krieg als Bestandteil der göttlichen Ordnung. 39 Edition: McCown, Testament of Solomon; eingehende Analyse: Busch, Testament Salomos und Grimm-Stadelmann, Iatromagie, Kap. 2.4.5. 40 TestSal. XVIII, 28, ed. McCown, 57, und Busch, Testament Salomos, 227–228. 41 Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 46; 173–175; 182; 508; 580. 42 Vgl. zu entsprechenden Objektfunden Vikan, in: Scarborough (ed.), Symposium, 75–76.

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gescheiterten Schiff (ὀθόνιον ἐκ ναυαγήσαντος πλοίου) um den rechten Arm gebunden.43 Die Kombination des Schiffsmotivs mit Sehvermögen im weitesten Sinne begegnet bereits in den gräkoägyptischen Papyri44, und zwar in divinatorisch-rituellem Kontext, wenn u. a. das Benetzen beider Augen mit Wasser aus einem gekenterten Schiff (ἔνχρισον δὲ τὸν δεξιὸν ὀφθαλμὸν μεθ’ ὕδατος πλοίου νεναυαγηκότος) zur Schau übersinnlicher Phänomene befähigt. Das linke Auge soll zusätzlich noch mit „koptischem Stimi“ (καὶ τὸν εὐώνυμον στίμι Κοπτιτικὸν μετὰ τοῦ αὐτοῦ ὕδατος) bestrichen werden, dem in der antiken und spätantiken Augenheilkunde häufig verwendeten Bleivitriol, welches unter der Bezeichnung swr45 bereits in ägyptischen Quellen46 in Erscheinung tritt, worauf der Pionier der deutschen Augenheilkunde, Julius Hirschberg (1843– 1925), explizit hinweist: „Fremdsprachliche Namen in griechischen Texten finden wir zuerst und vornehmlich in der Arzneimittel-Lehre des Pedanius Dioscurides (um 50 n. Chr.), der ältesten, die auf unsere Tage gekommen. Es ist ja selbstverständlich (und wird auch von uns noch heutzutage beobachtet), daß ausländische Ware aus ihrer Heimath den Namen mitbringt. So finden wir bei Dioscurides die folgenden mineralischen Mittel: σῶρυ, ägyptisch se-ur, „das große Salz“. Wohl Blei-Vitriol. στίμμι, äg. stm, „Augenschminke“, Spießglanz, das natürliche Schwefel-Antimon“.47 „Probatum est“ bzw. διὰ πείρας ist eine formelhaft wiederkehrende Wendung, insbesondere innerhalb der professionellen medizinischen Texte der byzantinischen Zeit, wodurch die experimentelle Erprobung bestimmter Arzneimittel und Therapiekonzepte angezeigt wird;48 διὰ πείρας fungiert dabei als eine Art „Gütesiegel“ und begegnet häufig in Zusammenhang mit der Evaluation therapeutischer Maßnahmen im Kontext byzantinischer Krankenhäuser.49 Die Anwendung dieser Evaluationsformel auf komplementäre Therapieansätze mit Elementen aus Iatromagie und Iatroastrologie begegnet in besonderem Maße bei Alexandros von Tralleis, der eine Vielzahl iatromagischer Alternativen in Form einer medizinethisch begründeten Komplementärtherapie in seine Behandlungskonzepte integriert hat.50

Eugen d’Albert, Die toten Augen (1912/13) Weniger um schwarze Magie als vielmehr um die Wiederherstellung der Sehkraft und Heilung von Blindheit, aber auch um die Ambivalenz des Sehvermögens geht es in einer anderen, heute weniger bekannten, da nahezu komplett von den Spielplänen verschwundenen Oper, worin das Wiedehopfmotiv mit dem des ägyptischen Wunderdoktors und etwas zweifelhaften „Hierogrammaten“ kombiniert und als Antagonismus zur Christus medicus-Vorstellung51 verwendet wird, nämlich in Eugen d’Alberts Einakter „Die toten Augen“ (1912/3). Der Liszt-Schüler Eugène Francis Charles d’Albert (1864–1932)52 war in den 1880er Jahren der bedeutendste Pianist seiner Zeit und ist heute in erster Linie als Opernkomponist bekannt. Seine 1903

43 Beide Amulette: AlexTrall., Ther. I, 15, ed. Puschmann I, 571; Guardasole, in: Garzya / de Lucia / Guardasole / Ieraci Bio / Lamagna / Romano (eds.), Medici Bizantini, 674–675. 44 PGM I, 182. 45 Hannig, Handwörterbuch, 679. 46 Zur (alt-)ägyptischen Augenheilkunde und entsprechenden Arzneimittelkomponenten aus dem Papyrus Ebers vgl. Magnus, Augenheilkunde, 11: „Die oculistischen Heilmittel des Papyrus Ebers stammen aus allen Naturreichen; Mineral-, Pflanzen- und Thierreich mussten in gleicher Weise ihren Beitrag liefern […] Kammerwasser und Glaskörper der verschiedensten Thieraugen […]“. Zu ägyptischen Texten zum Auge vgl. jetzt Gräßler, N.: Konzepte des Auges im alten Ägypten. Hamburg 2017 (= SAKB 20). Für den Hinweis auf diese Publikation danke ich Friedhelm Hoffmann sehr herzlich. 47 Hirschberg, Augenheilkunde 12, ebenfalls unter Bezugnahme auf den Papyrus Ebers. 48 Bereits bei Galen in ebendiesem Zusammenhang, vgl. Jouanna, REG 124 (2011/1), 47–77, und Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 159–161. 49 Vgl. Bennett, Medicine and Pharmacy, 98–100; Bouras-Vallianatos, Innovation in Byzantine Medicine, 16, 49, 149– 151, bes. Tabelle 5.2 auf S. 150. 50 Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 215–218; 251–253. 51 Vgl. die aktuelle Zusammenfassung der Christus medicus-Vorstellung und ihrer kulturhistorischen Auswirkungen bei Büttner, Leib- und Seelenärzte, 1–7. 52 Pangels, Eugen d’Albert; Bollert, NDB 1, 138.

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entstandene Oper „Tiefland“ gilt als deutsche Variante des italienischen „Verismo“ und stellt seinen Komponisten in eine Reihe mit dessen bedeutendsten Vertretern, nämlich Pietro Mascagni (1863–1945), Ruggero Leoncavallo (1857–1919) und Giacomo Puccini (1858–1924). Insgesamt schuf d’Albert 21 Opern, darunter auch die am 5. März 1916 an der Hofoper Dresden uraufgeführte einaktige Bühnendichtung mit Prolog „Die toten Augen“, worin die Geschichte der blinden Myrtocle erzählt wird, welcher der zwielichtige ägyptische Wunderdoktor Ktesiphar Heilung mittels eines dubiosen Trankes verspricht, den sie aber ablehnt. Jesus Christus vermag sie zwar zu heilen, doch bringt ihr das Sehvermögen kein Glück, weshalb sie sich letztendlich wieder für die Rückkehr zur Blindheit entscheidet. Das Libretto verfasste der Schriftsteller, Filmemacher, Globetrotter und Kabarettist Hanns Heinz Ewers (1871–1943)53 auf Grundlage von Marc Henrys (1873–1943)54 verlorenem Drama Les yeux morts (1897). Beide Autoren waren gleichermaßen schillernde Figuren der Kabarettbewegung um die Jahrhundertwende, doch während Marc Henry diesem Genre verhaftet blieb und durch Deutschland, Frankreich und Österreich tourte, zog sich Ewers schon sehr bald aus dem aktiven Kabarettbetrieb zurück, experimentierte mit unterschiedlichen Drogen und widmete sich vornehmlich der phantastischen Literatur. Sein 1928 veröffentlichter Roman „Fundvogel“, in dem es um das Thema der Geschlechtsumwandlung ging, wurde sehr kontrovers diskutiert, zum Teil sogar heftig angegriffen. Die Zusammenarbeit an dem Opernlibretto für Eugen d’Albert und die Begleitumstände, die zum Verlust von Marc Henrys Drama Les yeux morts führten, schildert Hanns Ewers in seinem im August 1913 verfassten Vorwort zu dem Opernlibretto folgendermaßen: „Bereits im Jahre 1897 schrieb Marc Henry (Achille d’Ailly-Vaucheret) einen Einakter, den er „Les Yeux Morts“ nannte. [...] Es kam die wilde „Elf-Scharfrichter-Zeit“, die den Pariser Henry an die Spitze der jungen Münchener Bewegung stellte und mit seinen Malern und Dichtern durch halb Europa hetzte. Als Henry in dieser Zeit eines Tages nach München zurückkehrte, fand er seine Wohnung ausgeräumt — — freundliche Gläubiger hatten während seiner Abwesenheit alles versteigern lassen. Henry lachte darüber, nur eines schmerzte ihn: daß nämlich mit dem andern auch eine Truhe verschwunden war, die alles hielt, was er je im Leben geschrieben hatte! [...] Da wollte der Zufall, daß mir Henry eines Tages von der längst verlorenen Dichtung sprach, mir die Idee erzählte. Ich fand sie so schön, daß ich ihn beschwor, das Stück noch einmal zu schreiben — — er lehnte lachend ab und blieb dabei. Ich möge es tun, er — nicht! Und es kostete viel Zeit und Mühe, bis es mir gelang, ihn zu überreden, zum wenigsten an meiner Arbeit auch Anteil zu nehmen. Seine Dichtung existierte nicht mehr, doch trug er sie im Herzen wie im Kopfe. Nach langem vergeblichen Drängen sandte er mir endlich von Kristiania aus ein neues Scenario, das den Inhalt der verlorenen Dichtung kurz wiedergab. [...] So wurden aus „Les Yeux Morts“ — „Die toten Augen“.“ Der Dresdner Uraufführung dieser Oper folgten in relativ rascher Abfolge mehrere Aufführungen der Oper in Kopenhagen (17. März 1918), Stockholm (27. September 1920), Warschau (Herbst 1920) und Budapest (12. November 1921), bevor sie in Vergessenheit geriet. Die in Drama und Opernlibretto miteinander verknüpften Motive – Blindheit, ägyptische Heilkunde verso Christus medicus, sowie diverse Erscheinungsformen der materia iatromagica bis hin zu dem äußerst facettenreichen Wiedehopfmotiv – lohnen durchaus einer näheren Betrachtung vor medizinhistorischbyzantinistischem Hintergrund. Zunächst interessiert in diesem Zusammenhang das Motiv der Blindheit als Schlüssel zur Imagination, zu einer rein mittels organischem Sehvermögen nicht zu erreichenden Weitsichtigkeit. Beispiel par excellance dafür ist der androgyne Teiresias, der Prototyp des blinden Sehers und Propheten der griechischen Antike,55 dessen divinatorische Fähigkeit auf einem untrüglichen „inneren Auge“ beruht, das völlig unbeirrbar von optischen Reizen seinen Blick rein auf das Wesentliche richtet, ganz im Sinne von Antoine de Saint-Exupérys (1900–1944) „kleinem Prinzen“, der ebenfalls zu der Erkenntnis gelangt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, ein Resumée, das schließlich auch d’Alberts „Myrtocle“ für sich persönlich zu ziehen vermag, indem sie sich wieder aus 53 Brandenburg, Hanns Heinz Ewers und Richter, NDB 4, 697 f. 54 Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: http://d-nb.info/gnd/116719575 (Zugriff am 22.01.2020). 55 Vgl. Di Rocco, Io Tiresio. Zu dem Motiv des “Propheten” und ägyptischen Hierogrammaten als Referenz speziell in der byzantinischen Augenheilkunde vgl. Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 336–339.

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der Welt der sichtbaren Realitäten zurückzieht. Die Heilung von Blinden und Wiedergewinnung der verlorenen Sehkraft ist nicht allein ein biblisch-neutestamentliches Thema, eng verknüpft mit der Person Jesu Christi als eines gottgesandten Wunderheilers, sondern nimmt auch eine herausragende Position innerhalb der heilkundlichen Traditionen sämtlicher Kulturen56 ein.

Das Motiv der Blindheit in byzantinischen Quellen Neben den Zeugen der byzantinischen medizinischen Gebrauchsliteratur berichten auch byzantinische Chroniken über oftmals wundersame Heilungen von diversen Augenleiden, aber ebenso über die Entwicklung durchaus modern anmutender Hilfsmittel im Umgang mit ungenügender Sehkraft: So berichtet der spätantike Bischof Palladios (364–430), der sich über zehn Jahre lang in Ägypten aufgehalten hatte, um das Leben des dortigen Mönchtums zu studieren, über einen alexandrinischen Theologen und Philosophen namens Didymos (*309), der aufgrund einer nicht näher spezifizierten Augenkrankheit bereits als vierjähriger Knabe sein Sehvermögen vollständig verloren hatte und aus diesem Grunde eine einschlägige Lesemethode entwickelt hatte, um trotz seiner Behinderung die Gelehrtenausbildung erfolgreich durchlaufen zu können.57 Über diese, dem Didymos zugeschriebene spezielle Lesemethode, die auf dem Ertasten der Buchstabenformen beruhte, berichten ziemlich analog die beiden Kirchenhistoriker Sozomenos (5. Jhd.)58 und Nikephoros Kallistos (Νικηφόρος Καλλίστου Ξανθόπουλος, 1268/74–nach 1328)59. Erst auf den zweiten Blick mit der Heilung von Augenleiden verbunden ist eine wundertätige Christusstatue, die laut den byzantinischen Chronisten Johannes Malalas (6. Jhd.)60 und Pseudokodinos (14. Jhd.) eine Frau namens Veronika, die auf wundersame Weise durch Jesus Christus selbst von ihrem unheilbarem Blutfluss geheilt wurde, zum Dank für ihre Heilung gestiftet habe. In ihrem diesbezüglichen Antrag an die Verwaltung (καὶ προσῆλθεν αὐτῷ γυνή τις εὐπορωτάτη, οἰκοῦσα τὴν αὐτὴν Πανεάδα πόλιν, ὀνόματι Βερονίκη, βουλομένη ὡς ἰαθεῖσα ὑπὸ τοῦ Ἰησοῦ στήλην αὐτῷ ἀναστῆσαι) weist sie darauf hin, dass ihr Leiden seit Kindheit bestehe und sie inzwischen viel Lebenszeit und Geld auf ärztliche Behandlungen verschwendet habe, die jedoch ohne jeglichen Heilungserfolg blieben (ἐκ παιδόθεν ληφθεῖσα πάθει αἱμοῤῥοίας ὀχετῶν εἰς ἰατροὺς κατανάλωσά μου τὸν βίον καὶ τὸν πλοῦτον, καὶ ἴασιν οὐχ ηὗρον). Erst als sie von Christi Wunderheilungen gehört und – wie d’Alberts Myrtocle – seine Nähe gesucht habe, sei sie nur durch die Berührung von Christi Gewandsaum wundersam geheilt worden (ἀκηκουῖα δὲ τοῦ θαυμαζομένου Χριστοῦ τὰ ἰάματα, ὃς νεκροὺς ἐξανίστησι καὶ τυφλοὺς πάλιν εἰς φάος ἕλκων ... πρὸς αὐτὸν οὖν κἀγὼ ὡς πρὸς θεὸν ἔδραμον. ... καὶ λάθρᾳ εἰς τὸ περὶ αὐτὸν εἰσδύνασα πλῆθος ἐσύλησα τὴν ἴασιν, τοῦ κρασπέδου αὐτοῦ ἁψαμένη· καὶ σταλείσης μου τῆς πηγῆς τοῦ αἵματος γέγονα παραχρῆμα ὑγιής). Johannes Malalas berichtet allerdings ausschließlich über die Wunderheilung und sich daran anschließende Statuenstiftung durch Veronika, während später dann Pseudokodinos eine Legende erwähnt, die sich in der Zwischenzeit um diese Statue gebildet habe und noch bis in die Regierungszeit Kaiser Julians (331/2–363, reg. 360–363) aktiv gewesen sei: zu den Füßen dieser Statue nämlich wachse eine Pflanze, die jede Krankheit heilen könne, insbesondere die seit Geburt bestehende 56 Vgl. Magnus, Augenheilkunde, 11–19 (zur ägyptischen Augenheilkunde) und 24–25 mit dem Hinweis auf die besondere Bedeutung des Auges und des Sehvermögens im Judentum. Zur antiken Augenheilkunde vgl. Bergdolt, Antike Medizin, 125–127 mit ausführlicher Quellenübersicht; konzise Übersicht zur byzantinischen Ophthalmologie: Savage-Smith, in: Scarborough (ed.), Symposium, 168–186, und, basierend auf dem diesbezüglichen Schrifttum des Aktuarios Johannes Zacharias: Bouras-Vallianatos, Innovation in Byzantine Medicine, 15 (unter Bezugnahme auf die deutsche Übers. des Augenkapitels aus Johannes Zacharias’ De methodo medendi durch Julius Hirschberg), 123–126; 133–137. 57 Vgl. Lascaratos / Marketos, Documenta Ophthalmologica 86 (1994), 203–208. 58 Hermiae Sozomeni Salamini Ecclesiasticae Historiae Lib. III, cap. XV Περὶ Διδύμου τοῦ τυφλοῦ, καὶ περὶ Αετίου τοῦ αἱρετικοῦ (PG 67, col. 1083/1084AB): Νέος γὰρ ἔτι, τυφλὸς ἐγένετο ἐν τῇ πρώτῃ πείρᾳ τῆς μαθήσεως τῶν στοιχείων [...] Λέγεται δὲ τοὺς χαρακτῆρας τῶν γραμμάτων, σανίδι καταχαραχθέντας εἰς βάθος, ἐκμαθεῖν τοῖς δακτύλοις ἐφαπτόμενος· συλλαβὰς δὲ καὶ ὀνόματα καὶ τὰ ἄλλα ἐφεξῆς, καταλήψει νοῦ καὶ συνεχεῖ ἀκροάσει καὶ ἀναμνήσει τῶν ἀκοῇ θηρωμένων. 59 Nicephori Callisti Xanthopuli Ecclesiasticae Historiae Liber IX, cap. XVII (PG 146, col. 288BCD): Νήπιος γὰρ πάμπαν τυφλὸς γενόμενος, εἰς πεῖραν μόνην τῶν στοιχείων ἐλθεῖν. Εἰς ἐφήβους δὲ παρελάσας, τῆς τῶν λόγων ἐρασθῆναι παιδείας. Καὶ δὴ τοῖς διδασκαλείοις φοιτῶν, ἠκροᾶτο μόνον. [...] Τυφλὸν δ’ ὄντα λέγεται μαθεῖν τὰ γράμματα τῇ ἁφῇ τῆς χειρός. Τοὺς γὰρ τῶν γραμμάτων τύπους, σανίδι εὶς βάθος ἐνσημανθέντας, ἐπαφώμενον γνῶναι· τὰ δ’ ἄλλα, συλλαβὰς καὶ μίξεις καὶ τὰ ἑξῆς, διανοίας ὀξύτητι τῷ νῷ θηράσαι καὶ ἀκοῇ. 60 Johannes Malalas, Chronographia L. XV, CSHB 237–238.

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Blindheit (μέσον που βοτάνης εἶδος, ἀλεξητήριον φάρμακον πρὸς πᾶσαν νόσον ἐπιτήδειον, ἐκφυέν, καὶ τυφλούς, ὥς φασι, τοὺς ἐκ κοιλίας μητρὸς ἐξελθόντας ἰάσασθαι).61 Nicht nur für die wundersame Heilung Myrtocles im Opernlibretto lassen sich demnach entsprechende byzantinische Parallelen feststellen, sondern ebenso auch für ihre letztendlich bewusste Entscheidung für die Blindheit: So überliefert der Historiker Johannes Zonaras (12. Jhd.) in seinem Geschichtswerk eine Auseinandersetzung zwischen Kaiser Julian und dem blinden Bischof von Chalkedon, Maris, der im Verlauf des Wortwechsels seine Blindheit als Segen preist, da er aufgrund derer das frevelhafte Antlitz des Kaisers nicht sehen müsse: ὁ δὲ „εὐχαριστῶ τῷ σωτῆρί μου Χριστῷ„ ἀντεπήνεγκεν, „ὅτι μου προεμηθεύσατο μὴ ἰδεῖν τὸ ἀναιδές σου καὶ ἀσεβέστατον πρόσωπον.“62

Ktesiphar, der ägyptische Wunderdoktor Keine dämonische und furchteinflößende Gestalt (im Sinne eines byzantinischen γοητής) wie Kaspar im „Freischütz“ oder gar Lohensteins Zoroaster ist der ägyptische Wunderarzt Ktesiphar63, der als nicht ganz ernstzunehmender Tenorbuffo in der 7. Szene seinen einzigen Auftritt innerhalb dieser Oper hat, wenn er Myrtocle ein angebliches Wunderheilmittel eigener Herstellung verkaufen will. Seine äußere Erscheinung wird im Libretto folgendermaßen angegeben: „ägyptische Physiognomie, schwarzer Spitzbart, rasierter Schädel. Skurrile Erscheinung, halb komisch, halb grausig“ und entspricht damit weniger einem ägyptischen Hierogrammaten als vielmehr dem nicht erst zu Beginn des 20. Jhds. kursierenden grotesken Zerrbild des semitischen Phänotyps.64 Ktesiphar wird als profitorientierter Scharlatan eingeführt: Arsinoe, die Dienerin Myrtocles, wirft ihm gleich zu Beginn der Begegnung Betrug, Geldgier und Versagen auf ganzer Linie vor: „Ihr habt uns betrogen! Erst waren es Pillen, dann eine teure Salbe! — Aber nichts half, blind ist sie, wie je!“ Dies entspricht in vielerlei Hinsicht dem Grundmuster jeglicher Ärztekritik und ganz besonders dem negativen Arztbild (geldgierig, verantwortungslos) der byzantinischen Satire65, sowie weiterhin einem Arzttypus, der insbesondere in der postbyzantinischen Volkskultur verankert war, nämlich den gemeinhin als κομπογιαννίτες bezeichneten Wunderheilern und Quacksalbern.66 Auftritt und Charakterisierung des Ktesiphar lassen allerdings noch eine weitere, diesmal weniger historische als vielmehr literarische Assoziation zu, nämlich mit Christoph Martin Wielands (1733–1813) pseudoägyptischem Alchemisten und Hochstapler Misfragmutosiris, der – Cagliostros „ägyptische Freimaurerei“ parodierend – als äußerst fragwürdiger

61 Georgii Codini, Excerpta de antiquitatibus Constantinopoli, CHSB 15, 177–178, leider ohne genauere Benennung dieser Wunderpflanze, die als ἀλεξητήριον φάρμακον beschrieben wird: vielleicht das Adiantum?; Fronimopoulos / Lascaratos, Documenta Ophthalmologica 86 (1994), 209–223, bes. 210. 62 Johannes Zonaras, Epit. Hist. XIII, 12, CSHB, 63. 63 Dessen Name weniger nach Ägypten als vielmehr ins Zweistromland, nach Ktesiphon, verweist: vgl. Kröger, EI 6, 446–448. Ktesiphon ist eigentlich ein griechischer Personenname, insofern ist die Bildung „Ktesiphar“ zwar nicht ganz korrekt, aber immerhin der Personenbezug stimmig. Friedhelm Hoffmann verdanke ich den Hinweis auf einen möglichen Anklang der Namensform an „Potiphar“, wodurch zusätzlich noch sowohl ein ägyptisierender (als vermeintlich ägyptische Namensform) wie auch ein alttestamentlicher Bezug hergestellt wird. 64 Vgl. Diers, Jüdische Allgemeine (04.01.2008, online), wo es um eine Form des Antisemitismus geht, die keineswegs bagatellisiert werden darf. Zum Erscheinungsbild eines gräkoägyptischen Hierogrammaten vgl. Verhoeven, in: Beck / Bol / Bückling (Hrsg.), Ägypten – Griechenland – Rom, 279–284. 65 Dies tritt am deutlichsten in der satirischen Unterweltsfahrt des „Mazaris“ zutage: Διάλογος νεκρικὸς ἐπιδήμια Μαζάρι ἐν Ἅδου ἢ πεῦσις νεκυῶν ἔνιων περὶ τινῶν τῶν ἐς τὰ βασιλεία συναναστρεφομένων (1414/15, Edition des Textes: Barry / Share / Smithies / Westerink, Mazaris), vgl. auch Schmalzbauer, Antike Medizin, 596–597, und Leven, Antike Medizin, 600–601. Zur Analyse der hier kritisierten Missstände im Gesundheitswesen vgl. Barry, Barry / Share / Smithies / Westerink, Mazaris, Mazaris, xii mit Anm. 8 sowie 4,17–34, 22,14, 38,22–24, 66,7–8, 76,5 (Ärzte werden als βροτολοιγός bzw. μιαιφόνοι βροτολοιγοί/etwa „zertifizierte Killer“ bezeichnet, insgesamt 5 Belege textintern), 10,34–12,3 (ἔνοι τῶν ἰατρῶν μήτε γράμματα εἰδότες Ἑλληνικὰ μήτε τὰ Γαληνοῦ μήτε μὴν Ἱπποκράτους νοοῦντες, ἀπεριμερίμνως ἰατρείας ποιοῦσι […] / Hier wird deutliche Kritik an der Unwissenheit und mangelnden Professionalität der Ärzte im Allgemeinen geübt). 66 Vgl. Skokos, Κὺρ Ἀνδρέας, 38–45 mit einem historischen Bericht über einen solchen Wunderheiler namens Kyr Andreas (Skokos) sowie Simandiraki, in: Ιστορική και Λαογραφική Εταιρεία Ρεθύμνης (ed.), Λαϊκή ιατρική, 536– 543, über den ‚Knochenregulator‘ Paulos Vlastos. Ausführlich zu diesen Phänomenen der postbyzantinischen Volksmedizin vgl. Grimm-Stadelmann, RESEE 57/1–4 (2019), 288 mit Anm. 74 (ausführliche Bibliographie).

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Nachfolger des θεῖος ἀνήρ67 Hermes Trismegistos in der Erzählung „Der Stein der Weisen“ (1786) den allzu gierigen König Mark um sein gesamtes Vermögen bringt.68 Wie Wielands Misfragmutosiris so bemüht sich auch Ktesiphar mittels einer geheimnisvollen Auffindungslegende69: „In Theben fand man jüngst im Grab der Phto, / Der schönen Tochter König Rampsinits, / Die blind geboren, später sehend ward, / Papyrusrollen, eng mit Gold umschnürt“ seiner Arznei die entsprechende Legitimation zu verleihen. Weniger dramatisch, doch ebenfalls unter expliziter Betonung der ägyptischen Provenienz überliefert der Alexandriner Ailios Promotos70 in seinem Dynameron das Rezept für ein Kollyrium71: Zur Regierungszeit König Ptolemaios’ habe es ein gewisser Sarapis erfolgreich angewandt; bereits Nechepso habe damit therapeutischen Erfolg gehabt und das Rezept sei zudem in Memphis niedergeschrieben worden. Ebenso wie sich Wielands Misfragmutosiris und die von ihm beschriebene Szenerie innerhalb der memphitischen (!) Pyramide auf ein ganz bestimmtes, allegorisch zu verstehendes Ägyptenbild bezieht, geprägt von Dietrich Tiedemanns deutscher Übersetzung des Corpus Hermeticum (1781), den Schriften der Gold- und Rosenkreuzer sowie der Tabula Smaragdina72, stützt sich Ktesiphars Auffindungslegende auf die mittelalterliche Tradition der sogenannten „Capsula eburnea“. Unter diesem Titel kursierte insbesondere im westlichen Mittelalter73 eine in der handschriftlichen Überlieferung häufig dem Demokrit zugeschriebene Krankheitsprognostik, orientiert an Hautveränderungen.74 Karl Sudhoffs Untersuchung konzentriert sich auf die im 9. Jhd. einsetzende lateinische Überlieferung des Textes, den er als Teil eines größeren pseudodemokritischen Werkes ansieht, dessen ursprünglich griechische Grundlage sehr wahrscheinlich eine alexandrinische Kompilation aus dem 4./5. Jhd. sein dürfte, möglicherweise im Rahmen eines Ausbildungskanons. Von besonderem kulturhistorischen Wert ist die legendenhafte Einleitung, die in den Bereich der hellenistischen Offenbarungsliteratur verweist und folgende Textauffindungslegende beinhaltet: Hippokrates selbst habe befohlen, sein gesamtes prognostisches Wissen aufzuzeichnen und das Dokument in einer Elfenbeinkapsel (daher Capsula eburnea) in seinem Grab 67 Vgl. Bieler, ΘΕΙΟΣ ΑΝΗΡ; du Toit, Theios anthropos; Grimm-Stadelmann, Iatromagie, Kap. 2.4.1. 68 Vgl. Ebeling, in: Quatuor Coronati (Hrsg.), Wege der Lichtsuche, 55–71, bes. 70–71, und Grimm / Grimm-Stadelmann, Theatrum Hieroglyphicum, 60–63. 69 Zu ägyptischen Textauffindungslegenden vgl. die medizinischen Papyri Berlin 15,1–5 (Bln 163a) und Ebers 103,1– 2 (Eb 856a). Auch im Falle der von Athanasius Kircher häufig als Quelle zitierten Kyraniden existiert eine vergleichbare Textauffindungslegende im Prooimion zur 1. Kyranis: Ebeling, Hermes Trismegistos, 10, und Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 109–111, mit Anm. 354. 70 Ail. Prom., Dyn. 96, 9 (Edition: Crismani, Elio Promoto Alessandrino); zu Rezept und Auffindungslegende vgl. Crismani, Elio Promoto Alessandrino, 188: Κολλύριον […] χρισθὲν ὑπὸ τοῦ κυρίου Σαράπιδος Πτολεμαίῳ βασιλεῖ κατὰ τοὺς ὕπνους, δι᾽οὗ ἐθεραπεύθη ὑπὸ Νεχέψω προφήτου καὶ ἀνέθηκεν ἀναγεγραμμένον ἐν Μέμφιδι, καὶ ἐν τῷ μεγάλῳ Σαραπίῳ καὶ ἐν τῷ Κανώβῳ. Ἡ δὲ στήλη καὶ ἡ κατασκευὴ ἔγκειται ἐν τῷ μεγάλῳ Δυναμερῷ […]. 71 Bei diesem Kollyrium muss es sich allerdings nicht zwingend um ein Augenmedikament gehandelt haben, wie die moderne Terminologie (Dornbluth, Klinisches Wörterbuch, s. v. Kollyrium) nahelegt, vgl. dazu Magnus, Augenheilkunde, 374–375: „Ausser den von Haus aus in flüssigem Zustand befindlichen Präparaten stellte man noch andere her, welche gleich nach ihrer Bereitung von fester Consistenz waren und erst bei ihrer Anwendung durch Auflösung in irgendeiner Flüssigkeit in Augenwässer übergeführt wurden, wenn man anders diesen, wie soeben schon bemerkt, nicht ganz zutreffenden Namen für diese Präparate gebrauchen darf. Diese Art von Medicamenten hiess schon in der voralexandrinischen Zeit κολλούριον resp. κολλύριον. Sie führten diesen Namen, der soviel wie Brötchen bedeutet, wegen der entfernten Aehnlichkeit, welche sie in ihrer Gestaltung mit einem kleinen Brot hatten, oder vielleicht auch wegen der teigartigen Consistenz, welche sie bald nach ihrer Fertigstellung besassen. [...] In dieser Form nun wurde das Collyrium keineswegs etwa blos für Augenerkrankungen, sondern für die verschiedensten Krankheitsformen überhaupt gebraucht. […] Aus dem soeben Gesagten geht also hervor, dass die Alten mit dem Ausdruck collyrium durchaus nicht ein augenärztliches Präparat schlechthin bezeichnet haben; wollten sie das Collyrium als zu oculistischen Zwecken bestimmt kennzeichnen, so nannten sie es collyrium oculare. Die Bedeutung eines Augenwassers, welches die moderne Augenheilkunde mit dem Ausdruck Collyrium verbindet, lag der antiken Ophthalmologie also noch vollkommen fern.“ 72 Ausführlich zu den zugrundeliegenden Quellen und Zusammenhängen vgl. Ebeling, in: Quatuor Coronati (Hrsg.), Wege der Lichtsuche, 57–62. 73 Zur westlichen Überlieferung vgl. die Übersicht unter https://archive.thulb.uni-jena.de/collections/receive/HisBest_ cbu_00015722 (Zugriff am 22.01.2020); zu den griechischen Handschriften vgl. Pinakes-Datenbank, s. v. Hippocrates medicus, Sententiae de vita et morte: https://pinakes.irht.cnrs.fr/recherche-generale/results/page (Zugriff am 22.01.2020). 74 Ausführliche Analyse der unterschiedlichen Textfassungen sowie auch des Verhältnisses der griechischen und lateinischen Überlieferung zueinander durch Sudhoff, Archiv für Geschichte der Medizin 9 (1916), 79–116.

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zu deponieren, und zwar kopfseitig, unter der Wölbung des Grabmales, auf einem Lesepult. Dort sei es zu späterer Zeit dann wiedergefunden und von einem kaiserlichen Leibarzt in Umlauf gebracht worden.75 Ebenso wie sich Wielands Misfragmutosiris auf Hermes Trismegistos höchstpersönlich beruft, so behauptet auch Ktesiphar, dass er das im Grabe der ägyptischen Prinzessin aufgefundene Rezept von einem Isispriester, also dem klassischen „Hierogrammaten“, erhalten und selbst in getreuer Befolgung der Anweisungen das Medikament eigenhändig hergestellt habe: „Ein Isispriester sandte mir das Blatt, ich führt es aus, ich, Ktesiphar, der Arzt!“ Die Zutatenliste ist singularitätsmagisch76 dominiert: „Drei Tröpfchen Galle einer Zibetkatz77, drei Kröteneier, eine Maulwurfzung, drei Unzen Theriak, fünf Unzen Blut des Hippopotamus, dazu das Herz des Basilisks! Im Mörser stieß ich es und mischt darein das Aug des Wiedehopfs.“ Die tierischen Ingredienzien, als Lieferanten der Vitalkräfte, stammen allesamt von nachtaktiven und/oder unheimlichen Lebewesen, wobei das Nilpferdblut wohl das ägyptische „Kolorit“ beisteuert. Und auch hier begegnet wiederum das Auge des Wiedehopfs als Garant für Scharfsichtigkeit bzw., speziell im hier vorliegenden Opernkontext, als Heilmittel gegen die Blindheit Myrtocles. Die Arzneimischung muss unter Beachtung der astrologischen Begleitumstände appliziert werden, hier allerdings bei Vollmond, während in der iatromagischen Überlieferung der abnehmende Mond (als Symbol für das analoge Schwinden der Krankheitssymptome) überwiegt.78 Bei der von Ktesiphar empfohlenen Arzneimischung handelt es sich um eine flüssige Substanz, die zum Teil getrunken, zum anderen Teil wie ein Kollyrium äußerlich appliziert werden soll – eine in der antiken und mittelalterlichen Augenheilkunde in dieser Form nicht belegte Applikationsform, weder im rationalmedizinischen noch im iatromagisch-komplementärmedizinischen Kontext. Myrtocle weigert sich denn auch, das dubiose Mittel anzuwenden und nachdem sie Ktesiphar nahegelegt hat, die Wirkung erst einmal an einem Hund, dem klassischen Medium der transplantatio morbi,79 zu erproben, zieht sich dieser zurück. Abschließend soll dem zwielichtigen Ktesiphar ein durchaus vertrauenswürdiger Augenarzt aus dem Umfeld des byzantinischen Krankenhauswesens gegenübergestellt werden.

Benjamin, der jüdische (Augen-?)Arzt Augenheilkunde spielte nicht nur in der individuellen Ordination, sondern auch an den byzantinischen Krankenhäusern in professionellem Ambiente eine nicht unwesentliche Rolle. Spätestens seit der mittelbyzantinischen Zeit (7./8. Jhd., insbesondere aber ab dem 9. Jhd.) stehen die komplexen Krankenhausinstitutionen (ξενῶνες)80 im Zentrum der byzantinischen Heilkunde, sowohl als Versorgungseinrichtungen für Patienten wie auch als Ausbildungsstätten für den ärztlichen Nachwuchs (παῖδες ἰατρῶν)81 und, in ganz besonderem Maße, als Redaktionszentren und Wissensspeicher für fachspezifisches Schrifttum82. Aus diesem Umfeld stammt eine keineswegs homogene Sammlung von Textkompilationen, die sog. ξενωνικὰ βιβλία,83 die wohl 75 Vgl. Sudhoff, Archiv für Geschichte der Medizin 9 (1916), 84–85. 76 Vgl. Rothschuh, Iatromagie, 13–16; 28, und Machold, Scribonius Largus, 63–90; zur Dreckapotheke vgl. Anm. 2. 77 Die Zibetkatze gehört zur Familie der Schleichkatzen und ist nachtaktiv; eventuell liegt hier eine Alternative zu dem Luchs vor, beruhend auf den reflektierenden Augen? 78 Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 442. 79 Vgl. dazu Rothschuh, Iatromagie, 21; Leitz, in: Karenberg / Leitz (Hrsg), Heilkunde und Hochkultur II, 52–53, und Grimm-Stadelmann, Iatromagie, 393f.. 80 Zum byzantinischen Krankenhauswesen vgl. Miller, The Birth of the Hospital; Kislinger, Historia Hospitalium 17 (1986/87), 7–16; Horden, Medicina e storia 10 (2005), 45–74, und Volk, Gesundheitswesen; Bennett / Horden, in: Daim (Hrsg.), Byzanz, cols. 1031–1034. 81 Hohlweg, Koinonia 13 (1989), 165–188; Grumel, REB 7 (1949), 42–46, und Kuruses, ἐπιστολάριον, epist. 10. 82 Allgemein zur byzantinischen medizinischen Gebrauchsliteratur vgl. Garzya, Vichiana 10 (1981), 118–143, bes. 124–137 (zur Klassifikation byzantinischer Gebrauchsliteratur in private und didaktisch-wissenschaftliche Texte, wobei letztere Gruppe die medizinischen Texte beinhaltet); vgl. ferner Garzya, in: Garzya (ed.), Il mandarino e il quotidiano, 35–71; Garzya, in: Garzya / de Lucia / Guardasole / Ieraci Bio / Lamagna / Romano (eds.), Medici Bizantini, 9–18; Ieraci Bio, JÖB 32/3 (1982), 33–43; Ieraci Bio, Lalies 21 (2001), 113–130, und Bouras-Vallianatos, Innovation in Byzantine Medicine, 18–24. 83 Bennett, Medicine and Pharmacy in Byzantine Hospitals; Horden, in: Zipser (ed.), Medical Books, 145–164. Die ξενωνικὰ βιβλία sind allesamt noch nicht in einer kritischen Edition erschlossen (Petros Bouras-Vallianatos hat aktuell ein diesbezügliches Editionsvorhaben angekündigt), doch ist der griechische Text sämtlicher von Bennett analysierter Texte in Kapitel 10 von Bennetts Monographie (Bennett, Medicine and Pharmacy in Byzantine Hospitals) in der Transkription von Alain Touwaide verfügbar.

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am zutreffendsten als laufend aktualisierte Nachschlagewerke zum internen Gebrauch der Spitalsangehörigen zu interpretieren sind. Die intensive Kompilations- und Redaktionsphase dieser ξενωνικὰ βιβλία ist zwischen dem 10. und 13./14. Jhd., vornehmlich um die Mitte des 11. Jhds., anzusetzen; die entsprechenden Textzeugen sind in zahlreichen medizinischen Überlieferungsgemeinschaften aus dem 13./14. – 15./16. Jhd. Enthalten.84 Derartige Überlieferungsgemeinschaften sind im Bereich der Gebrauchsliteratur sehr häufig; vielfach werden die vacant-Seiten bereits bestehender Kodizes für entsprechende Aufzeichnungen und Excerpta varia verwendet.85 Die erwähnten ξενωνικὰ βιβλία enthalten in erster Linie Rezeptanweisungen und Therapiekonzepte, die an den entsprechenden Institutionen im klinischen Betrieb erprobt, redigiert, bewertet, ergänzt und präzisiert wurden. Häufig überliefern die Texte den Namen der jeweiligen Institution, was allerdings auch nicht immer eine sichere Zuweisung ermöglicht, vor allem dann, wenn es sich um bislang in den Quellen nicht nachgewiesene Krankenhäuser handelt (z. B. ein nach wie vor unbekannter „Mauraganos“Xenon, der vielleicht mit dem „Maurianos“-Xenon in Konstantinopel identisch ist86). Bestimmte Therapieanweisungen und Rezeptverordnungen sind mit den Namen hochrangiger Ärztepersönlichkeiten verbunden, die in leitender Position an dem jeweiligen Krankenhaus beschäftigt waren und in deren Verantwortlichkeit u. a. auch die Evaluierung von Behandlungsmethoden lag. Das Wirken dieser Ärztepersönlichkeiten, deren Einfluss in den ξενωνικὰ βιβλία hervorgehoben wird, lässt deutlich erkennen, dass die byzantinischen Krankenhäuser neben ihrer praktisch-klinischen und universitären Ausrichtung auch eine Art transkultureller Forschungszentren waren: So begegnen neben ihren byzantinischen Kollegen auch islamische und jüdische Ärzte als ranghohe Vertreter der Ärzteschaft.87 Auch sie sind mit der Evaluation diverser Behandlungsmethoden befasst, können aber zugleich auch als Urheber oder Übermittler von bislang im byzantinischen Kulturkreis noch unbekannten Rezepturen, Therapievorschlägen oder deren Modifikationen in Erscheinung treten.88 In dieses Umfeld im weitesten Sinne lässt sich auch eine bislang noch unedierte Rezeptanweisung einordnen, die einem jüdischen Arzt namens Benjamin zugeschrieben wird und eine therapeutische Anweisung zur Reinigung und gleichzeitigen Schärfung der Sehkraft impliziert. Das Rezept befindet sich auf einer der ursprünglichen vacant-Seiten (fol. IIv) der Handschrift Berlin, Sammlung Preußischer Kulturbesitz, Phillips 158289 aus dem 15. Jhd., einer medizinischen Überlieferungsgemeinschaft, welche sämtliche Werke (ff. 1– 110v De urinis; ff. 111–154v De spiritu animali; ff. 159–387 De methodo medendi) des spätbyzantinischen Aktuarios Johannes Zacharias90 beinhaltet. Bei der Handschrift handelt es sich um eine Papierhandschrift im

84 Einen konzisen Überblick über die Inhalte und die jeweilige Überlieferungssituation der ξενωνικὰ βιβλία bietet das entsprechende Lemma von Bennett (†) / Horden, in: Daim (ed.), Byzanz, cols. 1031–1034. 85 Vgl. Piccione, in: Funghi (ed.), Aspetti di letteratura gnomica nel mondo antico II, 403–441. 86 Bennett, Medicine and Pharmacy in Byzantine Hospitals, 141–147, bes. 142 zur Lokalisation. 87 Im Bereich der schriftlichen Quellen ist ab dem 11. Jhd. eine deutliche Zunahme an Übersetzungen aus dem Persischen und Arabischen festzustellen, vgl. Touwaide, Medicinalia Arabo-Byzantina; Touwaide, Journal of the International Society for the History of Islamic Medicine 1 (2002), 45–53; Touwaide, in Razaullah Ansari (ed.), Science and Technology in the Islamic World, 223–246 und Bouras-Vallianatos, Innovation in Byzantine Medicine, 160– 176. Vgl. ebenso auch die Handschriften Cod. Vat. gr. 299–300, 374, und Cod. Flor. Laurent. Antinori 101, ff. 353v– 354r: Bennett, Medicine and Pharmacy in Byzantine Hospitals, 204–205. Die Affinität insbesondere jüdischer Ärzte zur Augenheilkunde lässt sich vielleicht mit dem bereits in der Bibel angelegten hohen Stellenwert des Sehens und der Sehkraft erklären. Bereits Magnus, Augenheilkunde, 24, weist auf insgesamt elf verschiedene Begriffe im Wortfeld „Sehen“ und vierzehn im Wortfeld „Blindsein“ ebenso hin wie auf die sehr häufigen sprachlichen Bezugnahmen auf „Auge“ und „Sehkraft“, auch im übertragenen Sinn: Nicht allein wird das Auge an den verschiedensten Stellen der Bibel als der größte Schatz des Menschen bezeichnet, sondern die Blindheit wird geradezu als das schrecklichste Unglück angesehen. Allgemein zur Rolle jüdischer Ärzte im Mittelalter vgl. Münz, Die jüdischen Ärzte, 3–141. 88 Zum transkulturellen Aspekt der byzantinischen Medizin vgl. Berger / Grimm-Stadelmann, H-Soz-Kult (02.11. 2017). 89 Studemund / Cohn, Codices, 78, Nr. 179 (ohne Spezifizierung der „Excerpta medica varia“); Touwaide, Census, 32 und Diels, Handschriften, 108. Zu einer unter dem Namen „Benjamin“ in drei Handschriften (Cod. Marcian. gr. V.8, ff. 158v–165v; Cod. Mediol. Ambros. gr. 693, ff. 349r–364r und Cod. Vatic. gr. 282, ff. 437v–442v) überlieferten Rezeptsammlung vgl. Bouras-Vallianatos, Innovation in Byzantine Medicine, 145 Anm. 23. 90 Zu dem aktuellen Editionsprojekt bzgl. der Abhandlung des Johannes Zacharias über das Seelenpneuma vgl. www.jza.badw.de; Grimm-Stadelmann, Akademie Aktuell 1/2019, 52–55; Grimm-Stadelmann, MZAW-Newsletter

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Quartformat (220 × 135 mm) mit insgesamt ff. II + 394 (Quaternionen, Foliozählung modern mit Bleistift notiert, originale Lagenzählung z. T. vorhanden). Der Haupttext stammt von ein und derselben Schreiberhand, laut subscriptio auf f. 387v ein Demetrios91; für die Exzerpte und Notizen auf den ursprünglichen vacant-Seiten sind mehrere anonyme Schreiberhände zu unterscheiden. Die Besonderheit dieser Handschrift sind ebendiese zahlreichen Exzerpte und Notizen, die einen sehr guten Einblick in die zeitgenössische medizinische Praxis, deren unmittelbaren Bedarf, aber auch die kontinuierliche Evaluation von Quellen und Therapiemaßnahmen gleichermaßen bieten. Bei den Notizen handelt es sich in erster Linie um Zutatenlisten für Arzneimittel, Dosierungsanleitungen, Mischungsverhältnisse, die z. T. anhand von Diagrammen veranschaulicht werden; die Exzerpte stammen in der Regel aus dem galenischen Schrifttum und beinhalten häufig individuelle Interpretationen des Quellentextes vor dem Hintergrund aktueller Fallbeispiele. Auffällig ist, dass bei diesen Exzerpten die Augenheilkunde eine recht vorrangige Position einnimmt, so beginnt fol. 155v mit einem kurzen Exzerpt aus Galens zweitem Buch über die Symptomata (Γαληνοῦ ἐν τὸ τῶν συμπτωμάτων βιβλίον β´), wobei die exzerpierte Gliederung anhand von Beispielen aus der Ophthalmologie erläutert wird, gefolgt von spezifischen Rezeptnotationen. Das dem jüdischen Arzt Benjamin zugeschriebene Rezept lautet (in Transkription und Teiledition) folgendermaßen: Berlin, SBPK, Phillips 1582, fol. IIv Φάρμακα συντεθέντα παρὰ ἰατροῦ ἰουδαίου τοῦ Βενιαμὴν ἐκκαθαίροντα ἅπαν περίττωμα τοῦ τε ἐγκεφάλου καὶ τοῦ στομάχου. ἅτινα ἐδιδόασιν εὐφυίας τῷ νῷ· καὶ τὴν ὀπτικὴν δύναμιν ἀβλαβῆ μέχρι τέλους διατηροῦσι καθάπερ αὐτὸ ὁ Βενιαμὴν διομολόγει ἀκριβῶς· καὶ ἡμεῖς ἔγνωμεν ἀπὸ πεῖρας.

Komplexe Medikamente des jüdischen Arztes Benjamin zur Reinigung jeglichen Abfallproduktes aus Gehirn und Magen. Gleichermaßen verleihen sie dem Verstand Talent; und sie bewahren die Sehkraft ohne Schaden (ohne Einschränkung) bis zum Ende, wie es Benjamin genau auseinandersetzt: Und wir haben Kenntnis davon aufgrund von (praktischer) Erfahrung. (Übers. d. Verf.)

In Anschluss daran folgt die Zutatenliste mit Maßangaben, sodann die Zubereitungsanweisung und Hinweise zu Dosierung und Verabreichung. Der obenstehende Textauszug vermittelt sehr deutlich, worauf bei solchen Rezepten Wert gelegt wurde: Wichtig war eine nachvollziehbare Provenienz und exakte Zuordnung zu einer – zumindest im institutionellen Umfeld bekannten Arztpersönlichkeit, sodann ein konziser Überblick über das gesamte Wirkungsspektrum des Arzneimittels verbunden mit einer Aussage über dessen praktischen Wert als Therapeutikum bzw. das jeweilige Evaluationsergebnis im professionellen Kontext. Dieses Medikament hätte d’Alberts Myrtocle vielleicht bereitwilliger ausprobiert als Ktesiphars Mixtur, wer weiß?

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Aspekte der pharaonischen Musik: Stimme, Musiker und Aufführungspraxis von Debeheni bis zu den altägyptischen Liebesliedern Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Einleitung In Rahmen dieses Artikels möchten wir eine Analyse der textlichen, bildlichen und archäologischen Quellen1 zur Musik in pharaonischer Zeit vom Alten bis zum Neuen Reich präsentieren.2 Frühere bzw. spätere Belege wurden angeführt, wenn sie der Untersuchung dienlich waren. Für die philologische Auswertung konnten die Autoren dabei auf die bislang noch unpublizierten Belegstellen der Hannig-Datenbank zurückgreifen. Die Hannig-Datenbank des Neues Reiches (inkl. 21 Dynastie) umfasst zurzeit 681750 Belege, hinzu kommen die Belegstellen vom Alten Reiches bis zur 2. Zwischenzeit, von denen ein großer Teil bereits in den Belegstellenbänden Ägyptisches Wörterbuch I (HL 4) und II (HL 5) publiziert wurde. Insgesamt enthält die Datenbank momentan also 965798 Belegstellen. Für dieses am Roemer-und Pelizaeus-Museum entstandene und inzwischen wieder angesiedelte Mega-Projekt wurden seit 2006 ca. 70–80% aller Texte des Neues Reiches berücksichtigt und in die Datenbank eingearbeitet. Die Ergebnisse sollen in Kürze als Ägyptisches Wörterbuch III.: Neues Reich (Hannig-Lexica 6, Hildesheimer Edition) erscheinen. Für diesen Artikel wurde bezüglich einiger musikalischer Begriffe eine kleine Vorabauswertung des noch nicht publizierten Materials unternommen und soll unserer langjährigen Freundin und Jubilarin hier als Festgabe präsentiert werden. Zunächst sei nach Darlegung der Quellen auf den Einsatz der Stimme in Gesang und Rezitation eingegangen, anschließend auf die Instrumente, Musiker und Aufführungssituationen, jeweils unter Analyse der in diesen Zusammenhängen vorkommenden Bezeichnungen.

Quellen Als Quellen der folgenden Untersuchung dienten archäologische Befunde in Form der Instrumente selbst, sowie Darstellungen und Texte aus Tempeln, Gräbern und Siedlungen.3 Die frühesten Instrumente Ägyptens datieren in das 5. Jahrtausend4 und die ältesten Belege für Musik sind archäologischer und bildlicher Natur. Textquellen zur Musik sind erst in der Mitte des 3. Jahrtausends nachweisbar.

1 Wir danken den Herausgebern Dr. Christian Bayer, Prof. Dr. Friedhelm Hoffmann, Dr. Gabriele Pieke und Prof. Dr. Martina Ullmann dafür, an dieser Stelle die Ergebnisse unserer Forschung vorstellen zu dürfen. 2 Auf eine eingehende Darlegung des Tanzes in pharaonischer Zeit muss an dieser Stelle leider verzichtet werden (siehe dazu z. B. Brunner-Traut, Tanz, passim; Meyer-Dietrich, Dance, 1–14; Roche, Archéo-Nil 24 (2014), 161– 189). Gleiches gilt für die Cheironomie (siehe dazu z. B. Hickmann, ZÄS 83 (1958), 96–127; Dominicus, Gesten, 91–95, 165–167; Emerit, Music, 6; Pérez Arroyo, Music, 119–133, Abb. 7–8; Schulz, Imago Aegypti 1 (2005), 110– 112). Zur Cheironomie in der klassischen Rhetorik siehe Ottmers, Rhetorik, 227. 3 Aufgrund der Diversität der Quellen ist ihre Aussagekraft sehr unterschiedlich. Bedingt durch die vorgegebene Kürze dieser Untersuchung ist eine ausführliche Quellenkritik zu jedem Beleg an dieser Stelle leider nicht möglich. 4 Tonrassel aus der Siedlung Merimde: Ägyptisches Museum Kairo, CG 69721, 4600–4100 v. Chr., Datierung nach Pommerening / Marinova / Hendrickx, CdE 85 (2010), 23; Hickmann, Instruments de musique, 74. Ausführlich dazu siehe Köpp-Junk, Die Anfänge der Musik, 106–107, Abb. 51 und passim, ausführlich zu dem ältesten Instrumenten Ägyptens siehe ebenda.

138

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Während Hinweise auf Musik z. B. an Grabwänden häufig vertreten sind, erscheinen sie in anderen Bereichen wie z. B. auf Skarabäen überaus selten.5

Gesang und Rezitation Der Einsatz der Stimme erfolgt in der altägyptischen Musik auf verschiedene Weisen, i.e. in Form Gesang oder aber Rezitation.

Singen Als das übliche Wort für „singen“ ist im Alten Reich Hsj zu betrachten.6 Nachzuweisen ist es seit der 4. Dynastie und z. B. im Grab des Nikaura7 und Chuenre8 belegt, während keine Belege für die Frühzeit oder 9 übersetzt. die 3. Dynastie überliefert sind. Das Wort Hst wird mit Gesang, Lied bzw. Sängerin Die Schreibweisen der Wörter Hsj, „loben“, und Hsj, „singen“, unterscheiden sich dergestalt, dass Hsj „loben“ mit der Hs-Vase10 sowie mit Laut „s“11 geschrieben wird und als Determinativ die hockende Person mit Hand am Mund zeigt.12 Das Wort Hsj, „singen“, ist mit dem Determinativ in Form eines Armes, dessen Hand nach oben weist, versehen13 und mit der Hieroglyphe Gardiner, EG, Zeichenliste S 29 als „s“ bzw. „ś“ geschrieben.14 Die Variante mit der Hs-Vase tritt laut Wörterbuch erst im Neuen Reich auf.15 Doch fließen die Schreibweisen für loben und singen im Mittleren Reich zusammen.16 Aufgrund dieser Schreibungen ist es deshalb im Einzelfall oft nicht immer möglich, zwischen einer Sängerin und einer Gelobten zu unterscheiden.17 In Kombination mit anderen Wörtern kann das Verb Hsj (singen, musizieren) auch spezielle musikalische Zusammenhänge ausdrücken, wie beispielsweise „zum Tanz singen“ oder „zur Harfe spielen (und singen)“. Belege dafür sind vor allem aus dem Alten Reich erhalten. Die folgende Tabelle gibt die Häufigkeit dieser Bezeichnungen wieder, wobei es sich bei den Zahlen für das Neue Reich (und wo vermerkt) um unpublizierte Belegstellen aus der Hannig-Datenbank handelt.

5 Ein Skarabäus aus Steatit, der in die Zeit zwischen dem Neuen Reich und der 26. Dynastie datiert wird, zeigt den Gott Bes (Fundort unbekannt, Neues Reich bis 26. Dynastie; Ägyptisches Museum Bonn, Inv.-Nr. 24; Regner, Skarabäen, 31, Taf. 6), ferner ist Hathor auf Skaraboiden wie auch auf Skarabäen seit der 1. Zwischenzeit belegt. Auf der Unterseite eines Kauroids aus Serpentin, der sich heute in der Sammlung des Ägyptologischen Institutes Bonn befindet, ist anscheinend Hathor Sistrum-förmig wiedergegeben (Fundort unbekannt, Zweite Zwischenzeit bis Neues Reich; Ägyptisches Museum Bonn, Inv.-Nr. 36; Regner, Skarabäen, 39). Zu ähnlichen Objekten, die sich heute im British Museum in London befinden, siehe Hall, Egyptian Scarabs, 89 (Nr. 911, Inv.-Nr. EA 41990, 18. Dynastie), 104 (Nr. 1058, Inv.-Nr. EA 28732, 18. Dynastie), 165 (Nr. 1673, Inv.-Nr. EA 41991, 18. Dynastie), 167 (Nr. 1686, Inv.-Nr. EA 38878, 18. Dynastie), 188 (Nr. 1879, Inv.-Nr. EA 45922, vermutlich 18. Dynastie; Nr. 1880, Inv.-Nr. EA 38708, 18. Dynastie oder später). 6 Wb III, 164–165. 7 Es handelt sich um den Begriff „mit der Harfe spielen (und singen)“ (Hsj m bnt), HL 4, 885, Grab des Nikaura, Giza, LG 87, 4. Dynastie; Reisner, Giza I, 348; PM III2, 232–233; Pieke, in: Bárta (ed.), The Old Kingdom Art and Archaeology, Abb. 2. 8 Grab des Chuenre, Giza, MQ 1, 4. Dynastie; Reisner, Giza I, 348; PM III2, 293–294; The Giza Archives, Museum of Fine Arts Boston, Photo ID Nummer: A5463_NS, http://www.gizapyramids.org/media/view/People/880/ 106036?t:state:flow=861f5fff-451a-4eaa-8c0f-cd8d8f76dfaa, letzter Zugriff 27.7.2020. 9 Wb III, 165; HL 4, 885–6 und HL 5, 1770. 10 Gardiner, EG, Zeichenliste W 14. 11 Gardiner, EG, Zeichenliste O 34. 12 Wb III, 154–158. 13 Siehe auch Fischer, Egyptian Studies III, 183. 14 Wb III, 164–165. 15 Wb III, 164. 16 Wb III, 164. 17 Die Hannig-Datenbank enthält insgesamt 29 Belege für Hst (Sängerin) und 39 Belege für Hst (die Gelobte). Hinzu kommen noch 31 Belege für die Sängerinnen bestimmter Gottheiten (insbesondere Hathor und Mut) und 91 Belege für die Gelobten verschiedener Gottheiten (v. a. Hathor und Mut) und des Königs oder der großen Königlichen Gemahlin. Die meisten dieser Belege stammen aus dem Neuen Reich. Für die Belege des Alten Reiches und des Mittleren Reiches siehe: HL 4, 883 und 886, HL 5, 1770 und 1764–1765.

Aspekte der pharaonischen Musik AR u. 1. Zz. Hsj [3inf]

Singen

Hsj [3inf]

Musizieren

Hsj n

Singen für

4 (Datenbank)/ 32 (HL 4, 885) 1 (Datenbank)/ 2 (HL 4, 885) 1 (HL 4, 885)

Hsj n jb#

Zum Tanz singen

1 (HL 4, 885)

Hsj m bnt

Mit der Harfe spielen (und singen) Zur Harfe spielen (und singen)

3 (HL 4, 885)

Hsj n bnt

4 (HL 4, 885) 18

139

MR u. 2. Zz. 8 (HL 5, 1770) –

NR 15

Belege insgesamt 59

1

4



7

8





1



1

4





4

Hsj n H#t

Zur Klage singen

1 (Datenbank)





1

Hsj m–s#

Singen zum …





1

1

Hsj n sb#

Zum Flötenspiel singen

1 (HL 4, 885)





1

Hsj sx#w

Schriften rezitieren





1

1

Hsj (Hr) Drt

Cheironomisch singen





1

1

Hsj tj#

Ein „Tja“ singen





1

1

Das HL 4 führt beispielsweise 32 Belege für das Verb Hsj „singen“ im Alten Reich auf, hinzu kommen noch 4 unpublizierte Belegstellen aus der Hannig-Datenbank, sodass sich insgesamt 36 Belege für das Alte Reich ergeben. Zwei Drittel dieser Belege datieren in die 5. Dynastie. Für das Mittlere Reich sind für Hsj, „singen“, 8 Belege und für das Neue Reich 15 Belegstellen in der Datenbank erfasst.19 Insgesamt ist das Wort also 59 Mal belegt, wobei der Großteil dieser Nennungen auf das Alte Reich entfällt. Dies kann allerdings nicht daran liegen, dass es im Neuen Reich durch Konkurrenzwörter wie Smo ersetzt wurde, was nicht der Fall ist, da die Häufigkeit von Smo zwar zunimmt, aber Hsj nie als Standardwort ersetzt. Ein Grund könnte allerdings sein, dass die Häufigkeit von Genredarstellungen, die sich mit Musik befassen, in der Ramessidenzeit abnimmt.

Hsj [3inf]

Singen

Smo

Singen, Musik machen, musizieren Singen

Hsj-Smo

AR u. 1. Zz.

MR u. 2. Zz.

NR

Belege insgesamt

4 (Datenbank)/ 32 (HL 4, 885) 1 (HL 4, 1303)

8 (HL 5, 1770)

15

59

3 (HL 5, 2453)

9

13





1

1

Seit der 6. Dynastie ist für „singen“ Smo20 und für „Sänger“21 Smow dokumentiert. Ab dem Mittleren Reich sind die ersten Smoyt-Sängerinnen belegt.22 Welcher Bedeutungsunterschied zwischen Smo und Hsj liegt, ist unklar, allerdings könnte es sich bei Smo um ein Wort aus einem südlichen Dialekt gehandelt haben, das sich erst allmählich etablierte. Der Stimmeinsatz beim Singen war in pharaonischer Zeit vermutlich abwechslungs- und facettenreich, erfolgte doch Gesang sowohl in rituellem als auch säkularem Zusammenhang. Suzanne Lynn Onstine vermutet in diesem Zusammenhang, dass Smo eher im sakralen und Hsj bevorzugt im weltlichen Kontext verwendet wurde. Ihre Beobachtung, dass Smo stets in Zusammenhang mit Perkussionsinstrumenten wie Sistren und Trommeln verwendet wurde, führt sie zu der Annahme, dass es sich dabei eher um rhythmische als 18 Der Beleg in der Datenbank stammt aus dem Grab des Debeheni, Edel übersetzt Hsj hier mit „Händeklatschen“ (Edel, Akazienhaus, 10–11.). 19 HL 5, 1770. 20 Wb IV, 478, 6–11; HL 4, 1303; Grab des Djau, Deir el Gebrâwi, 6. Dynastie; Davies, Deir el Gebrâwi II, 8, Taf. 7: Davies vermutet zu Recht, dass hier neben dem Wort Smo „singen“ auch das Wort Smow für „Sänger“ zum ersten Mal belegt ist, zu dem selben Schluss kommt Onstine (Onstine, The Role of the Chantress, 4). 21 Sänger sind im Alten Reich oftmals gleichzeitig Cheironomen, während danach die speziellen Handzeichen selten dokumentiert sind; zu einem späten Beispiel siehe Schulz, Imago Aegypti 1 (2005), 110–113, Taf. 18–19. 22 Wb IV, 478–479.

140

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

melodische Musik gehandelt haben dürfte. Der Übergang zwischen Smo und Hsj war jedoch subtil und auch fließend. Aus der 18. Dynastie ist im Grab des Neferhotep (TT 50) sogar einmal die Kombination beider Wörter als Hsj-Smow belegt.23 Für die Zeit vom Alten bis zum Neuen Reich sind darüber hinaus weitere musikalische Bezeichnungen belegt, deren Häufigkeit die folgende Tabelle widerspiegelt: AR u. 1. Zz. jri sSSt

Das Sistrum spielen



MR u. 2. Zz. –

jri sSSt n

Das Sistrum spielen für





10

10

jrj sSSt n Hr

Das Sistrum spielen vor

1 (Datenbank)



14

15

jhb



4



1 (Datenbank)/ 1 (HL 5, 382) –

2

jHy

Jubellied tanzen, singen (im Min-Kult) Musik machen, musizieren

3

3

onn (in: dD m onn) m#H m#H

Singen (*als Vorsänger ein Lied anstimmen) Klatschen (in Hände) Takt schlagen (mit Klappern)





1

1

– –

– –

2 3

ms, mz#

Entgegenstrecken und rasseln (mit Menit oder Sistrum) zur Besänftigung Mit dem Sistrum spielen

2 (HL 4, 505) 1 (Datenbank)/ 2 (HL 4, 505) –

2 (HL 5, 1123)



2



2 (HL 5, 1892)



2

Xnj [3inf]

NR 6

Belege insgesamt 6

Xnj [3inf] sb#, zb#

Musizieren



2 (HL 5, 1892)

4

6

Flöte spielen





19

sb# m m#t

Auf der Flöte spielen





9

sb# m mmt

Klarinette spielen

3 (Datenbank)/ 16 (HL 4, 1095) 2 (Datenbank)/ 7 (HL 4, 1095) 6 (HL 4, 1095)





6

sr sqr

Runde Rahmentrommel spielen Klatschen (Hände)

– 4 (HL 4, 1246)

– –

1 –

1 4

sqr

Spielen (Harfe), schlagen (Pauke)

1 (Datenbank)/

2 (HL 5, 2364)



28





22

– – 1 (HL 5, 1892)

124 1 –

1 1 1

sqr (m) bnt

Auf der Harfe spielen

g# (m-s#) TbTb Dj Xnj dXn

Singen, *pfeifen (zur Flöte) Trommeln Takt angeben

25 (HL 4, 1246) 1 (Datenbank)/ 21 (HL 4, 420) – – –

Aus späterer Zeit sind ferner die Ausdrücke ww25 und kf26 überliefert. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Bezeichnungen, die ebenfalls in Zusammenhang mit einer musikalischen Darbietung oder Rezitation stehen können, aber nicht notwendigerweise müssen und oft auch in anderen Zusammenhängen verwendet werden, hierzu gehören beispielsweise die häufig vorkommenden Termini sq#j und jrj hnw.27 Ergänzend 23 Eyre, in: Enmarch / Lepper (eds.), Ancient Egyptian Literature, 116; Onstine, The Role of the Chantress, 9. Zu HsjSmow siehe: Hari, Neferhotep, 38, Taf. 26, L8 rechts. Zu möglicher Stimmtechnik in pharaonischer Zeit siehe KöppJunk, in: Landgráfová / Navrátilová (eds.), Sex and the Golden Goddess II, 35–60. 24 Wb V, 149. 25 Wb I, 289. 26 Wb V, 120. 27 Ellen Hickmann interpretierte neben dem Wort Hsj „singen“ sechs weitere Wörter als zugehörig zu einer bestimmten Art zu singen. Sie definiert sq#j als „laut preisen“, rnn als „jubilieren“, Xn als gesprochene oder melismatisch gesungene Darbietung eines Hymnus oder einer Rezitation, hnw bzw. hnn als melismatisches Singen, jhb als „tanzend jubeln“ und jr hnw als „Beschwörung, Inkantation in gehobenem Sprechgesang“ (Hickmann, Gesang, 557–558).

Aspekte der pharaonischen Musik

141

sollen hier noch die Bezeichnungen wdn (lintaneiartig vortragen) und sqr (weihen) Erwähnung finden, die im Zusammenhang mit dem Opferritual häufig vorkommen und sicherlich auch mit einer rituellen deklamatorischen Art des Vortragens verbunden waren. AR u. 1. Zz. – – – 2 (Datenbank)/ 22 (HL 4, 392– 3) –

MR u. 2. Zz. – – – 1 (HL 5, 755)

NR 6 1 1 41

Belege insgesamt 6 1 1 66



128

128

9 (Datenbank)/ 1 (HL 4, 750) 2 (HL 4, 750)

4 (HL 5, 1566)

20

33

12 (Datenbank)/ 11 (HL 5, 1567) 2 (HL 5, 1566) 3 (Datenbank) 9 (HL 5, 2363)

52

76

– 3 77

2 6 87

wS# Hknw wS# Xrw wS# Hsjwt wdn jXt

Anstimmen der Gesänge, preisen Stimme hören lassen Beifall spenden Die Opferliste litaneiartig vortragen

wdn jXt nbt nfrt wobt hnw

Alle guten und reinen Dinge litaneiartig vortragen

jrj hnw

Ovationen geben, Hnw-Gestus ausführen

wpj hnw rnn sq#j [kaus]

Akklamation einführen Jubilieren Preisen (Schönheit)

– – 1 (HL 4, 1245)

sqr

Weihen

6 (HL 4, 1247)

8 (HL 5, 2364)

4

18

sqr wdnt stwt

Litaneiopfer weihen Rühmen, preisen, davon erzählen

11 (HL 4, 1247) –

4 (HL 5, 2364) 1 (HL 5, 2381)

1 8

16 9

Jubeln, jauchzen

Rezitation Entgegen unserem heutigen Verständnis wurden Rezitationen28 in Ägypten auch von Musik untermalt. Im Tempel von Edfu findet sich in der Kapelle des Sokar (Raum H) folgende Inschrift: „Worte zu sprechen durch den Vorlesepriester vier Mal: Vereinigt sind Himmel und Erde. Sprechen durch die große Weihe vier Mal: Jubel herrscht vom Himmel bis zur Erde. Worte zu sprechen durch den Vorlesepriester vier Mal: Der Gott ist gekommen, Verehrung! Sprechen durch die große Weihe vier Mal: Jubel herrscht vom Himmel bis zur Erde“. Diesem Text folgt die Anweisung „Dabei schlagen sie jedes Mal die runde Rahmentrommel“.29 Doch mitunter ist nicht erkennbar, ob ein Text rezitiert oder aber gesungen wurde. Bildliche Wiedergaben von Rezitationen altägyptischer Literaturwerke oder Liebesgedichte sind nicht belegt, doch sind solche für administrative und rituelle Texte erhalten. Ein Beispiel für das Rezitieren eines liturgischen Textes befindet sich auf der Innenseite des Holzsarges der Aschait aus Deir el-Bahari, der in die 11. Dynastie datiert. Wiedergegeben ist ein männlicher Rezitierender, der in kurzer Distanz gegenüber einer weiblichen Zuhörerin platziert ist.30 Der Rezitierende sitzt auf einem Hocker, die Zuhörerin auf einem Stuhl in geringen Abstand von ihm. Er liest aus dem Papyrus, den er in der Hand hält. Bei Lesungen von Ritualtexten und administrativen Texten ist häufiger eine stehende Haltung des Rezitierenden belegt.31 Bei den

Aufgrund der geringen Faktenlage erscheinen diese Schlussfolgerungen jedoch sehr weitreichend. 28 Ausführlich dazu siehe Forshaw, The Role of the Lector, passim; Parkinson, Reading Poetry, passim. 29 Nordwestecke des Tempels von Edfu, Sokar-Kapelle, Raum H; Rochemonteix, Edfou I, 209, Zeile 6–7. Kurth, Treffpunkt der Götter, 105; Hickmann, Ägypten, 10. 30 Ägyptisches Museum Kairo, JE 47267; Parkinson, Reading Poetry, 13, Abb. 1.3. 31 Siehe z. B. Parkinson, Reading Poetry, 35; Winlock, Models, 60, Taf. 49–50 (Grab des Meketre, Theben, TT 280, 11. Dynastie); Dominicus, Gesten, 80, 84, Abb. 19; LD II, Bl. 71 b (Grab des Njhetep-Ptah, Giza, G 2430 Westfriedhof, 5./6. Dynastie; siehe auch PM III2, 94–95).

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Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Rezitierenden handelt es sich durchgehend um Männer.32 Mitunter ist es in den Darstellungen schwierig, ein tatsächliches Rezitieren vom bloßen Darbringen der Opferlisten zu unterscheiden. Im Grab des Chufuchaief aus der Zeit des Cheops scheint es sich um eine Opferliste in Form eines beschriebenen Papyrus zu handeln, die vor dem Grabherrn verlesen wird33. Das Rezitieren eines Textes wird oftmals so dargestellt, dass der Vortragende einen Papyrus in Händen hält und von diesem abliest. Selbstverständlich ist das Deklamieren aus dem Gedächtnis ebenfalls möglich. Aus der klassischen Rhetorik ist überliefert, dass Texte in dieser Art dargeboten wurden, was ermöglichte, die Aussagen der Rede mit Gesten zu unterstützen.34 Neben der Gestik eröffnet das auswendige Rezitieren von Texten mehr Ausgestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf Modulation und Mimik. Dass mindestens drei Arten der Rezitation bekannt waren, geht aus dem sog. „Buch vom Tempel“35 hervor. Quack übersetzt folgendermaßen: „Oberlehrer (jmj-r# sb#.w), vier Mann, je einer in seinem Monatsdienst. Er ist es, der die Schriften der Kinder der Propheten, der Vorlesepriester und der hochrangigen Priester (wob.w o#.w) liest, wobei er denjenigen unter ihnen auswählt, der geeignet ist für die Position seines Vaters im Tempel. Jeder aber, der an den Platz seines Vaters eingeführt wird, er ist es, der ihm das „Zittern“ (sT#T#) der Lobgesänge, das Anstimmen (wS#) der Gesänge und das Kreischen (tj#) beibringt“.36 Allerdings ist die Übersetzung der betreffenden Worte äußerst diffizil. Für sT#T# vermutet Quack „eine Art Tremologesang“.37 Er verweist auf einen Paralleltext, in dem statt sT#T# stwt „rühmen, preisen“ steht. Die Grundbedeutung von wS# lautet im Wörterbuch „ausschütten“, wS# Hsj.w(t) wird mit „Beifall spenden“ wiedergegeben.38 Zeidler interpretiert wS# mit „seiner Stimme freien Lauf lassen“.39 Für tj# gibt das Wörterbuch „stöhnen, schreien“, „jemandem zujubeln“ bzw. „ein „Tja“ singen“40 an, während es im HL 141 als „Freudenlärm“ übersetzt ist. Eine Vermutung wäre deshalb, dass es sich dabei um eine Art Trillerlaut handeln könnte, wie er noch heute bei Hochzeiten im arabischen Raum und beim orientalischen Tanz von Frauen verwendet wird. Die praktische Umsetzung der Termini und damit deren Art der Darbietung sind aus dem Text somit nicht konkret zu erschließen und das eigentlich Gelehrte bleibt ungewiss. Doch ist der Quelle zu entnehmen, dass es offenbar verschiedene Techniken des Stimmeinsatzes im rituellen Bereich gab. In Bezug auf die Rezitationen altägyptischer Literaturwerke vermutet Parkinson “a formalized and declamatory method of delivery”, denn “the rhetorical arts of the lector priests, liturgist, magician and literary reciter are presented in contemporaneous texts as a single art”.42 Es ist davon auszugehen, dass insbesondere das langsame, laute und deutliche Sprechen gelehrt wurde, das tiefe Atmen, mit voller, tragender Stimme zu sprechen sowie das Modulieren. Zur Unterstreichung emotionaler Aspekte ist eine Modulation von hoch zu tief, von sanft bis dramatisch und von leise zu laut zu vermuten. Darüber hinaus wurde die Darbietung sicher von Gesten unterstützt, wie man es von religiösen Rezitationen kennt, um das Interesse des Publikums zu erhöhen.43 Diese Aspekte sind als actio oder pronuntiatio in der klassischen Rhetorik zu finden. Die Gestik des Vortragenden, die Körpersprache sowie die Mi-

32 Gleiches trifft für die in Gräbern des Alten Reiches dargestellten Beamten zu, die dem Grabinhaber Papyrusrollen überreichen (Der Manuelian, in: Der Manuelian (ed.), Studies in Honor of William Kelly Simpson II, 588), und auch diese sind zumeist stehend dargestellt. 33 Metwally, Entwicklung, 124, Abb. 26–29. 34 Ottmers, Rhetorik, 227. 35 Quack, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 159–171. 36 Quack, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 161. Zu gellendem Schreien im Bacchuskult siehe Šterbenc Erker, in: Meyer-Dietrich (Hrsg.): Laut und Leise, 173–194. 37 Quack, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 161, 163. 38 Wb I 369, 12; Urk. IV 502. 39 Zeidler, Pfortenbuchstudien II, 41, Anm. 3; Quack, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 163. 40 WB V 241 6, 7, 10. Zu „ein „Tja“ singen“ siehe auch oben. 41 HL 1, 988. 42 Parkinson, Reading Poetry, 36. 43 Siehe Dominicus, Gesten, 77–91; Parkinson, Reading Poetry, 38–39, Abb. 2.7

Aspekte der pharaonischen Musik

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mik und die vokale Interpretation inklusive Modulation und Rhythmus sind dort wichtige Faktoren. Die Ausbildung erfolgte nicht durch Rhetoriklehrer, sondern wurde von Schauspielern vermittelt.44 Ähnliche Vorgaben wie in der klassischen Rhetorik mag es auch in pharaonischer Zeit gegeben haben. Ein Rezitierender hätte sich also stehend oder sitzend mit der Papyrusrolle in der Hand vor den Zuhörern platziert, um dramatisch interpretierend die Texte darzubieten, unterstützt von Gesten und möglicherweise Mimik und Modulation. Eine instrumentale Unterstützung mag z. B. durch eine Trommel erfolgt sein.45 Für die Periode von der Prädynastik bis zum Anfang des Alten Reiches sind Rezitierende, deren Worte von Musik untermalt werden, nicht zu identifizieren. Ob davon auszugehen ist, dass Rezitationen von Ritualen früher erfolgten als solche in gesungener Form, ist nicht zu eruieren.

Instrumente Um den Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht zu sprengen, sei an dieser Stelle nur kurz auf die in Ägypten belegten Instrumente eingegangen.46 Membranophone sind seit der Regierungszeit von König Cheops belegt47; verschiedene Typen wie die Fasstrommel48 oder die runde49 (Taf. XXIII.1) und rechteckige50 Rahmentrommel (Taf. XXIII.2, Abb. 1) sind in Ägypten vertreten, wobei die letztere auf die 18. Dynastie beschränkt ist. Idiophone erscheinen in Form von Klapper, Sistrum, Menit, Rassel, Glöckchen und Zimbel. Rasseln sind seit dem 5. Jt. v. Chr. dokumentiert und bilden die ältesten Instrumente Ägyptens.51 Klappern treten im 4. Jt. zunächst als Malereien auf Gefäßen in Erscheinung52, seit der 1. Dynastie als Instrumente selbst. Die letzteren sind oftmals in Handform gefertigt, versehen mit dem Antlitz der Göttin Hathor.53 Sistrum und Menit wurden zumeist im rituellen Kontext genutzt und erscheinen in diesem Zusammenhang auch oft in den Händen von Königinnen und Königstöchtern54, wobei das erstere seit der 4. Dynastie55, das letztere seit der 6. Dynastie 44 Aristoteles, Rhetoric II 8, 1385 b 13–1386 b 8; III 1, 1403 b 6–1404 a 39; III 7, 1408 a 10–1408 b 20; Quintilianus III, 11, 14; Ottmers, Rhetorik, 14, 225; Wöhrle, Gymnasium 97 (1990), 40–41, 43. 45 Zur Begleitung einer Osiris-Liturgie mit einer runden Rahmentrommel siehe Lieven, in Hickmann. / Kilmer / Eichmann (Hrsg.), Archäologie früher Klangerzeugung und Tonordnung, 497–510; Lieven, in: Ryholt (ed.), Hieratic Texts from the Collection, 9–38. 46 Als Überblick siehe Köpp-Junk, in: Blöbaum / Eaton-Krauss / Wüthrich (Hrsg.), Pérégrinations avec Erhart Graefe, 269–274, en detail zu Instrumenten siehe Hickmann, Ägypten; zum ersten Auftreten der in Ägypten belegten Instrumente siehe Köpp-Junk, Die Anfänge der Musik. 47 Die älteste Darstellung findet sich im Grab von Ifi in Hemamieh nahe Assiut (Fischer, Egyptian Women, Abb. 13; Köpp-Junk, in: Blöbaum / Eaton-Krauss / Wüthrich (Hrsg.), Pérégrinations avec Erhart Graefe, 272). 48 Siehe z. B. die drei Exemplare, die sich heute im Ägyptischen Museum Kairo befinden (CG 69350, CG 69353, CG 69354; Hickmann, Instruments de musique, Taf. 71–78). 49 Ägyptisches Museum Kairo, JE 4872; Hickmann, Ägypten, 56, Abb. 32; Lieven, in Hickmann, E. / Kilmer / Eichmann (Hrsg.), Archäologie früher Klangerzeugung und Tonordnung, Abb. 1. 50 Ägyptisches Museum Kairo, CG 69355; Hickmann, Instruments de musique, Taf. 79; Caminos / James, Gebel es Silsilah I, Taf. 23. 51 Tonrassel aus der Siedlung Merimde (4600–4100 v. Chr., Ägyptisches Museum Kairo, CG 69721); Hickmann, Instruments de musique, 74. 52 Auf einem Gefäß aus der Phase Naqada II (um 3300 v. Chr.) im Museum August Kestner in Hannover sind Männer mit Klappern wiedergegeben (Inv.-Nr. 1954.125), eine ähnliche Szene befindet auf einem weiteren Gefäß aus elAmrah (British Museum London, EA 35502, Nagada II). 53 Siehe z. B. Pelizaeus-Museum Hildesheim, Neues Reich, Inv.-Nr. 5523 (Herkunft unbekannt); Eggebrecht, Ägyptens Aufstieg zur Weltmacht, Nr. 97. 54 Darstellungen von königlichen Frauen mit Sistrum und Menit sind zahlreich, als Beispiel seien hier die Prinzessinnen in der Prozession der Töchter vom Ramses II. im großen Tempel von Abydos genannt (Willeitner, in: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.), Ramses, 113, Abb. 2). Auch Abbildungen von Herrschern mit Sistrum und Menit sind bis in die griechisch-römische Zeit belegt. So zeigten z. B. Darstellungen im Mammisi von Hermonthis Kleopatra VII. mit Sistren und ihren Sohn Ptolemaios XV. Kaisarion mit Sistrum und Menit (LD IV, 60e, 62e, 62f, 64b– c; Rutica, Kleopatras vergessener Tempel, 89, Taf. 27, 33–4, 66). 55 Der früheste Beleg für Sistren befindet sich auf dem Relief aus dem Grab des Nunetjer in Giza. Das Relieffragment, das sich heute in Wien befindet, wird anhand anderer abgebildeter Aspekte in die Mitte der 4. bzw. in die 5. Dynastie, mitunter jedoch auch in die 6. Dynastie datiert (Arnold, When the Pyramids were built, 303; PM III2, 217; siehe u. a. Schuol, Kultmusik, 80, Taf. 21, Abb. 57.1; Digital Giza, http://giza.fas.harvard.edu/objects/45384/full/, letzter Zugriff 08.03.2020). Spätestens seit der 6. Dynastie häufen sich die Belege, wie z. B. ein Sistrum aus Assiut zeigt

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belegt ist. Beide sind als Instrumente, in Form von Textbelegen oder in zahlreichen Darstellungen erhalten, so gibt z. B. eine Stele der Isis, Sängerin des Month, aus der 19. Dynastie aus Qantir diese mit Sistrum wieder (Taf. XXIII.3).56 Glöckchen und Zimbeln sind insbesondere aus griechisch-römischer Zeit überliefert.57

Abb 1: Musikerin mit rechteckiger Rahmentrommel in Schrein 11 auf Gebel el-Silsile. Leider ist die Szene im Vergleich zur Umzeichnung von 1963 stark beschädigt und bestoßen. Zeichnung Daniela Rutica nach Caminos / James, Gebel es-Silsilah I, 1963, Taf. 23.

Ägyptische Aerophone sind Flöten, Klarinetten, Oboen und Trompeten sowie vereinzelte Gefäßflöten. Flöten sind erstmalig im 4. Jt. v. Chr. vertreten58. Eine kleine Statuette unbekannter Herkunft im Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim aus Dynastie 0 bzw. der 1. Dynastie59 zeigt eine hockende Gestalt, die einen Gegenstand in der Hand zu haben scheint, der in Richtung Knie führt. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich um eine Flöte handelt (Taf. XXIII.4). Chordophone sind in Form von Harfe (Taf. XXIII.2, Abb. 1), Leier und Laute vertreten. Die ersteren sind seit der 4. Dynastie unter Cheops bereits in verschiedenen Typen dokumentiert.60 Die älteste Darstellung einer Leier datiert in das Mittlere Reich61, während Lauten seit der Zweiten Zwischenzeit in Ägypten belegt sind.62 Von den in Ägypten belegten Instrumenten ist allein eines, i.e. das Menit, Ägypten-spezifisch und nur dort belegt, während alle anderen auch außerhalb Ägyptens und mitunter dort gar früher belegt sind.63

(British Museum London, EA 47542). 56 Stele aus Qantir aus der 19. Dynastie (Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim, Inv.-Nr. PM 380; Lembke / Schmitz, Schönheit, 178–179; Schulz, in: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.), Ramses, 108, Kat.-Nr. 56). 57 Siehe die Zimbel aus römischer Zeit, heute im Petrie Museum London (UC 33268) und die Glöckchen im selben Museum (UC 30361, 30362). Die frühesten Glöckchen datieren ins Neue Reich (Museum of Fine Art Boston, Inv.Nr. 11.3074, https://collections.mfa.org/objects/139918/bell?ctx=516975a7-4be52-4931-a68e-5831d25f3ba2&id x=15, letzter Zugriff 13.08.2020), doch sind die Belege in dieser Phase wie auch in der 3. Zwischenzeit und der Spätzeit noch selten. 58 Ein Flötenspieler ist auf der sog. „Zwei-Hunde“-Prunkpalette, die im Tempel von Hierakonpolis im main deposit gefunden wurde, wiedergegeben (Ashmolean Museum Oxford, Inv.-Nr. E 3924; Quibell, Hierakonpolis II, Taf. 28). 59 Herkunft unbekannt, 0.–1. Dynastie; Pelizaeus-Museum Hildesheim, Inv.-Nr. 5209; Lembke / Schmitz, Schönheit, 162–163, Abb. 16. 60 Siehe z. B. das Grab des Chemetnu, Giza, G 5210, 4. Dynastie; Grab des Debeheni, Giza, G 8090, LG 90, 4. Dynastie; Hickmann, Ägypten, Abb. 2. 61 Siehe die im Grab des Chnumhotep II. wiedergegebene (Beni Hassan, BH 3, Dynasty 12; Newberry, Beni Hassan I, Taf. 31). 62 Lieven, in: Both / Eichmann / Hickmann / Koch (Hrsg.), Herausforderungen und Ziele der Musikarchäologie, 155– 160. 63 Ausführlich dazu Köpp-Junk, Die Anfänge der Musik.

Aspekte der pharaonischen Musik

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Musiker In pharaonischer Zeit sind Musikerinnen und Musiker sowohl in archäologischen, textlichen und also auch bildlichen Quellen vertreten. Während sie in den letzteren beiden häufig nachzuweisen sind, erscheinen sie im archäologischen Kontext selten. Dem Flötisten Ipi in Dahschur aus der 4. Dynastie können ein eigenes Grab sowie drei Statuen zugeordnet werden.64 Von Seneferunefer, Aufseher der Sänger in der 5. Dynastie, ist ein Opfertisch erhalten.65 Das Grab des Sängers Kahai befindet sich in Saqqara und datiert in die 5. Dynastie.66 Djedchonsuiuefanch, ein Harfe spielender Sänger aus der Dritten Zwischenzeit, ist Besitzer einer Stele.67 Im Tal der Könige wurde das Grab der Nehemes-Bastet, Sängerin des Amun aus der 22. Dynastie, als Sekundärbestattung gefunden.68

Abb. 2: Hekenu und Iti; Zeichnung: Daniela Rutica.

Wie eben angeführt, erscheinen Musiker nicht selten in Texten. Ein hieratischer Papyrus aus dem Mittleren Reich enthält eine Auflistung von Musikern und Tänzern und an welchen Tagen sie an Festen mitwirkten.69 Namentlich erwähnte Musiker, die nicht gleichzeitig Musiker-Titel tragen, sind in den frühesten Inschriften selten greifbar. In der 4. Dynastie erscheint im Grab des Kaichenet und der Ifi in Hemamieh70 der Harfenspieler Neti-tjentet mit dem ihm gegenüber sitzenden Neferen71, bei dem es sich um einen Sänger bzw. Cheironom handelt. Als eine der namentlich erwähnten Frauen ist Meri72 anzuführen, die im Grab des Kaichenet und der Ifi vor der Grabherrin die Trommel spielt. Ferner sind die Sängerin Iti und die Harfenspielerin Hekenu auf der Scheintür von Nikaure und Ihat in Saqqara namentlich erwähnt wie auch abgebildet (Abb. 2).73

64 Grab des Ipi, Dahschur, DAS 9, 4. Dynastie. Die Statuen befinden sich im Magazin in Saqqara, Inventarnummer S 16859, 16588, 167035; Alexanian / Seidlmayer, MDAIK 58 (2002), 6, 8; Sourouzian, in: Ziegler / Palayret / Baud (éds.), L’art de l’Ancien Empire égyptien 149–167; Morenz, Sinn und Spiel, 156. 65 Ägyptisches Museum Kairo, CG 1328; Junker, Giza II, 30; Emerit, Music, Abb. 17; Mariette, Mastabas, E 6–7; Borchardt, Denkmäler des Alten Reiches, 13, Taf. 4. 66 Lashien, Kahai, passim. 67 Louvre N 3657; Ziegler, Bovot, Art et archéologie, 254–255, Abb. 153; Manniche, Music, Abb. 33. 68 Bickel, Bulletin der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Klassische Archäologie 2013, 25–26. 69 Lahun, Mittleres Reich; Petrie Museum London, UC 32191. 70 Grab des Kaichenet und der Ifi, Hemamieh, 4. Dynastie (Regierungszeit des Cheops); Krah, Harfe, 59; Mackay / Harding / Petrie, Bahrein, Taf. 28; Khouli / Kanawati, Hammamiya, Taf. 40; PM V, 8. 71 Namenslesungen nach Khouli / Kanawati, Hammamiya, 38. 72 Westwand im Grab des Kaichenet und der Ifi, Hemamieh, 4. Dynastie; Mackay / Harding / Petrie, Bahrein, Taf. 21. 73 Scheintür von Nikaure und Ihat, Saqqara, 5. Dynastie; Ägyptisches Museum Kairo, CG 1414; Hickmann, Ägypten, Abb. 116; Manniche, Music, Abb. 212.

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Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Bildliche Darstellungen finden sich in großer Zahl in Gräbern wie auch in Tempeln. Aus dem Alten Reich sind Szenen wie z. B. im Grab des Mereruka in Saqqara wiedergegeben, in denen eine Frau für ihren Mann musiziert.74 Mitunter sind Harfe spielende Töchter belegt,75 Fischer geht davon aus, dass, in Anbetracht der häufigen Darstellungen von Töchtern, die Harfe für ihren Vater spielen, das Musizieren auf der Harfe im Alten Reich für heranwachsende Damen eine ähnliche Konnotation hatte wie das Erlernen des Pianos bzw. Spinetts in der europäischen Neuzeit.76

Bezeichnungen und Titel Diverse Bezeichnungen sind für Musiker belegt77, so erscheint der Begriff jHwy für Perkussionist und Dd-mSnb für Trompetenspieler.78 Termini wie Hsw/Hst, Smow/Smoyt bzw. Xnw/Xnwt und dXn erscheinen bei verschiedenen Musikern und sogar Tänzern als Beischrift.79 Hsw ist in erster Linie die Bezeichnung für Sänger, die in die Hände klatschen oder sich selbst mit Harfe, Laute bzw. Leier begleiten.80 Sehr selten werden Laute spielende Musiker in der Beischrift auch als Tnf (Tänzer), bezeichnet.81 Die Termini dXn, „Taktgeber“ und Sspt nt dXn, „Chor der Taktgeber“, beziehen sich vorwiegend auf Klatschende bzw. Personen mit Schlaginstrumenten, manchmal unter Einsatz der Stimme.82 Smow kann ebenfalls klatschende Musiker bezeichnen, die bisweilen auch tanzen bzw. singen oder, wenn auch selten, Harfe spielen.83 Die meisten Musikerbezeichnungen kommen sowohl in männlicher, wie auch weiblicher Form vor, wobei die musikalischen Darbietungen sich geschlechtsspezifisch unterscheiden können.84 Der Titel Hsw/Hst bezeichnet Sänger und Sängerinnen seit dem Alten Reich. Insgesamt sind in der HannigDatenbank 60 Belege für die weibliche und 101 Belege für die männliche Form enthalten. Da die Schreibung für Hst, „Sängerin“, aber im Neuen Reich oft mit der Schreibung Hst, „die Gelobte“ identisch ist85, könnte der Anteil der weiblichen Sänger tatsächlich etwas höher gewesen sein.

Hst

Sängerin

Hst … Hsw

Sängerin … Sänger

Hsw …

Sänger …

AR u. 1. Zz. 2 (HL 4, 886) – 1 (Datenbank) 10 (HL 4, 886) 1 (Datenbank)/ 14 (HL 4, 886)

MR u. 2. Zz. 5 (Datenbank)/ 8 (HL 5, 1770) 3 (HL 5, 1770) 17 (HL 5, 1770)

NR 14

Belege insgesamt 29

28 42

31 70

5 (HL 5, 1770)

11

31

74 Duell, Mereruka I, Taf. 94–95. 75 Fischer, Egyptian Women, 9, Abb. 9; Hickmann, Ägypten, Abb. 35. 76 Fischer, Egyptian Women, 9, 12. Auch die zahlreichen Belege für „Harfe spielen“ im Alten Reich deuten in diese Richtung, vgl. HL 4, 885 und 1246. 77 Zum Folgenden siehe auch Emerit, Music, 8 und HL 2, 445–446. 78 Emerit, Music, 8, Abb. 12. Der Titel Dd-m-Snb für Trompetenspieler ist nur für männliche Musiker belegt. Er kommt erst in der Ramessidenzeit auf und ist in der Hannig-Datenbank des Neuen Reiches 17 Mal belegt. 79 Emerit, Music, 8, Abb. 12. 80 Emerit, Music, 8, Abb. 7. 81 Emerit, Music, 8, Abb. 2. Der Titel Tnf/Tnft kommt sowohl in männlicher, wie weiblicher Form vor, ist aber nur selten belegt. Die Hannig-Datenbank des Neuen Reiches enthält 3 Belege. 82 Emerit, Music, 8 und 9 Abb. 16; Der Titel dXn bzw. d-Xnw ist seit dem Alten Reich bekannt, aber dort nur einmal belegt: HL 4, 1480. Die Hannig-Datenbank des Neuen Reiches enthält 6 Belege für dXn und 4 Belege für Sspt nt dXn. 83 Emerit, Music, Abb. 16. 84 Bezüglich der Musiker-Beischriften schreibt Emerit, dass Termini wie Hsw, Smow, Xnw/d-Xnw und jHwy männliche und weibliche Musiker bezeichnen, aber bemerkt dazu: „they do not cover exactly the same artistic activities and vary by gender“ (Emerit, Music, 8). 85 Siehe oben.

Aspekte der pharaonischen Musik

147

Bei den je 31 Sängerinnen und 31 Sängern, die mit einer Gottheit, Ortschaft, einem Musikinstrument o. a. verbunden sind, handelt es sich im Detail um folgende Kombinationen: Hst … (Sängerin …)

Hst … (Sängerin …)

Hst … (Sängerin …)

Belege MR u. 2. Zz. 2 (HL 5, 1770) Belege NR

… m Drt (Cheironomin, Rhythmusschlägerin) Hst … (Sängerin …)

Belege MR u. 2. Zz. 1 (HL 5, 1770) Belege NR

… nt Jmn (… des Amun)

1

… nt nbt-pt (… der Herrin des Himmels)

1

… nt Jmn-Ro (… des Amun-Re)

1

… nt NHmt-ow#j (… der Nehmetaway)

2

… p#-o n Mwt (… im Chor der Mut)

2

… nt "wt-"r (… der Hathor)

10

… o#t nt "wt-"r (Große … der Hathor) … nt Mwt (… der Mut)

5

… nt cXmt (… der Sachmet)

1

Hsw … (Sänger …)

Belege AR u. 1. Zz.

… m bnt (… zur Harfe / Harfnerin)

5

… m pr-o# (… am Hof)

1 (Datenbank)/14 (HL 4, 886)

Hsw … (Sänger …)

Belege MR u. 2. Zz.

Hsw … (Sänger …)

Belege MR u. 2. Zz.

… m bnt (… zur Harfe, Harfner)

4 (HL 5, 1770) Belege NR 1 4 2 1

… m Drt (Cheironom, Rhythmusschläger) Hsw … (Sänger …)

1 (HL 5, 1770) Belege NR 1 1 1

Hsw … (Sänger …) … n Jmn (… von/des Amun) … m bnt (… zur Harfe, Harfner) … m pr-o# (… am Hof) … n PtH (… des Ptah)

… nsw (… des Königs) … n nTrw (… der Götter) … w n %pSyt (… aus Chepschyt)

Auffällig ist hier, dass die Titel Hst/Hsw m Drt (Cheironomin/Cheironom) nur aus dem Mittleren Reich bekannt sind und der Titel Hsw m pr-o# nur in männlicher Form und vor allem im Alten Reich vorkommt. Im Neuen Reich nimmt die Anzahl der Varianten, die mit Hst/Hsw gebildet werden deutlich zu. Besonders die weiblichen Sänger werden oft in Zusammenhang mit einer meist weiblichen Gottheit genannt, häufig sind Sängerinnen der Hathor und der Mut vertreten. Auch der Titel Hst o# nt "wt-"r, „Große Sängerin der Hathor“ ist fünf Mal belegt. Die Bezeichnung Smow „Sänger“ ist bereits im Alten Reich belegt, in der weiblichen Form Smoyt, „Sängerin“, findet man den Titel vereinzelt im Mittleren Reich. In der 18. Dynastie unter Hatschepsut wird der Titel immer beliebter und vor allem von den Frauen der Elite getragen. In der Ramsessidenzeit steigt die Anzahl der Smoyt-Sängerinnen erheblich an, neben Prinzessinnen und Frauen aus der Oberschicht sind auch Trägerinnen des Titels aus der Mittelschicht belegt.86

Smoyt

Sängerin, Musikantin

AR u. 1. Zz. –

Smoyt

Tempelsängerin



Smoyt nt …

Sängerin von/der /des …



2 (HL 5, 2453–4)

799

801

Smoyt wrt nt Jmn

Obersängerin des Amun





1

1

Smow

Sänger, Musikant

27

Tempelsänger

3 (Datenbank)/ 9 (HL 5, 2453) 2 (HL 5, 2453)

14

Smow

1 (HL 4, 1303) –

3

5

Smow n/m …

Sänger von/des/der …





16

16

86 Onstine, The Role of the Chantress, 75.

MR u. 2. Zz.

NR

Belege insgesamt

1 (Datenbank)/ 3 (HL 5, 2453) –

104

108

1

1

148

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Besonders der weibliche Titel Smoyt wird meist in Verbindung mit einer Gottheit genannt, häufig handelt es sich dabei um den thebanischen Amun(-Re). An der Südwand der Sennefergrabkammer (TT 96) wird Meryt, die Ehefrau des Grabherrn, als Obersängerin des Amun bezeichnet (Taf. XXIV.1). Auch wenn sie in den anderen Szenen nur den Titel einer Smoyt nt Jmn trägt, ist sie damit die einzige bekannte Trägerin des Titels Smoyt wrt nt Jmn.87 Die Beobachtung, dass Hst-Obersängerinnen als Hst o#t, aber Smoyt-Obersängerinnen als Smoyt wrt bezeichnet werden, bestätigt die Vermutung, dass es sich bei Smo um ein Wort handelt, das ursprünglich aus dem Süden stammte, dasselbe gilt für das Adjektiv wr(t), „groß“, dass früh in die Hochsprache überging, aber immer einen südlichen Klang bewahrt hat. Auch wenn die meisten Smoyt einen thebanischen Bezug haben, war der Titel in ganz Ägypten verbreitet, sind doch zahlreiche Smoyt-Sängerinnen verschiedener Gottheiten auch aus Unterägypten belegt. Eine Votivstele aus der 19. Dynastie aus Piramesse, die sich heute in Hildesheim befindet, zeigt beispielsweise den einzigen Beleg einer Sängerin des Month der beiden Länder namens Isis (Taf. XXIII.3).88

… nt Mntw n M#dw (… des Month zu Medamud) Smoyt … (Sängerin …) … nt #st (…der Isis)

Belege MR u. 2. Zz. 1 (HL 5, 2453) Belege NR 27

… nt Jmn (… des Amun) … nt Jmn-Ro (… des Amun-Re)

453 63

… nt Jmn-Ro n VHn-nfr (… des Amun-Re von Tjehen-nefer) … nt Jmn n o#-n-Xtw (… des Amun von Oa-nachtu) … nt Jmn nt Mwt nt %nsw (… des Amun, der Mut und des Chons) …nt Jmn n p#-Xntj (…des Amun von der Vorhalle)

1

Smoyt … (Sängerin …) … nt ½Mn-Xpr-Ro¼ (… des Mencheprre) … nt MnTw (… des Month) … nt MnTw-m-t#wj (… des Month der der B.L.) … nt MHt (… der Mechit)

3

… nt Njt (… der Neith)

1

5

2

… nt Jmn Hr s#-snnw (… des Amun der 2. Phyle) … nt Jmn Hr s#-4 (… des Amun der 4. Phyle) … nt Jnj-Hrt (… des Onuris) … nt Jtm (… des Atum) … nt p#-Jtn (… des Aton) … nt ½o#-Xpr-k#-Ro¼ (… des Thutmosis I.) … nt onqt (… der Anukis) … nt W#djt (… der Wadjet) …nt Wpj-w#wt (…des Upuaut)

1 1

… nt Nbt-ww (… der Nebetuu) …nt nbt nht (rst) (…der Herrin der südl. Sykomore) (Hathor) … nt ½Nb-pHtj-Ro¼ (… des Ahmose) … nt Nmtj (… des Nemti)

1

4 5 3 1

… nt NXbt (… der Nechbet) … nt nTr=s (… ihres Gottes) … nt p#-Ro (… des Re) … nt "opj (… des Hapi)

4 1 13 1

2 1 24

… nt "wt-"r (… der Hathor) … nt "r (… des Horus) …nt "r-BHdtj (…des HorusBehedeti)

22 8 1

Smoyt … (Sängerin …)

2

Smoyt … (Sängerin …) … nt cbk (… des Sobek)

87 PM I.1, 201, 33–34; Helck, Urk. IV, 1434; Onstine, The Role of the Chantress, 68. 88 Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim, PM 380.

Belege MR u. 2. Zz. 1 (HL 5, 2453–4) Belege NR 2 9 1 1

20

1

Aspekte der pharaonischen Musik Smoyt … (Sängerin …) … nt Wsjr (… des Osiris)

Belege NR 24

… nt B#stt (… der Bastet)

15

… nt pr-Ro (… des Re-Tempels) … nt PtH (… des Ptah) … nt Mwt (… der Mut) … nt Mwt nbt JSrw (… der Mut, Herrin von Ascheru)

3 2 9 1

Smow … (Sänger) … wdHw (… des Opfertisches)

Belege NR

… m pr-Ro (… im Re-Tempel)

1

… n PtH (… des Ptah)

2

… n PtH-ckr (… des Ptah-Sokar)

1

8

149 Belege NR 1

Smoyt … (Sängerin …) … nt "r-nXnj (… des Horus von Hierakonpolis) … nt "rj-S=f (… des Arsaphes) … nt $mnw (… des Chnum) … nt cXmt (… der Sachmet) … nt ctS (… des Seth) … nt v#-tnn (… des Tatenen)

9 1 5 1

… nt EHwtj (… des Thot)

35

Smow … (Sänger) … n Mnw (… des Min)

Belege NR

… n MnTw (… des Month) … n Hwt ½Wsr-m#ot-Ro-stp-n-Ro¼ (… des Tempels von Ramses II.) … cTt (… der Satis)

3

1 1 1 1

Insgesamt sind 911 Belege für Smoyt (davon 904 im Neuen Reich und 7 im Mittleren Reich) und nur 48 Belege für Smow in der Hannig-Datenbank enthalten. Dies deckt sich mit den Forschungsergebnissen von Onstine, die für ihre Arbeit 929 Smoyt (vom Mittleren Reich bis zur Spätzeit) untersucht hat.89 Bei dieser gewaltigen Zahl an Sängerinnen im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, ob es sich teilweise um einen Ehrentitel handelte. Die Tatsache, dass Smoyt in Phylen organisiert waren und als fester Bestandteil bei zahlreichen Festen und Tempelritualen auftraten, spricht jedoch für eine regelmäßige musikalische Tätigkeit.90 Neben dem Gesang gehörten auch Perkussionsinstrumente wie Trommel, Menit, Sistrum und Klapper zum Repertoire der Smoyt. Ein Unterschied zwischen Hst- und Smoyt- Sängerinnen indes könnte darin begründet sein, dass mit Hst bezeichnete Musikerinnen auf Abbildungen beim Musizieren sowohl in Gruppen, aber auch allein dargestellt werden, während Smoyt, wenn sie nicht als Einzelpersonen, sondern in ihrer Funktion als Sängerin abgebildet sind, stets in der Gruppe performen. Dies spricht nach Onstine dafür, dass es sich bei den Hst um Solistinnen bzw. ausgebildete Solosängerinnen handelte, während dies bei den Smoyt, die als Chor auftraten, nicht unbedingt der Fall gewesen sein muss.91 Es gibt allerdings auch einige Frauen, für die beide Titel bezeugt sind.92 In der bekannten Geschichte des Papyrus Westcar nehmen die Göttinnen Isis, Nephthys, Meschenet und Heqet die Gestalt von umherziehenden Xnwt-Musikerinnen an, um bei der Geburt der drei Königskinder zu helfen. Die Pluralschreibung Xnyt wird in diesem Kontext oft als Musiktruppe übersetzt.93 Die Bezeichnung ist seit dem Alten Reich sowohl für weibliche wie auch für männliche Musiker belegt. Einige der weiblichen Titel aus dem Alten und Mittleren Reich deuten auf eine Verbindung zum Kult der Göttin Hathor hin.

89 90 91 92

Onstine, The Role of the Chantress, 99–140. Onstine, The Role of the Chantress, 68–69. Onstine, The Role of the Chantress, 7. So trägt zum Beispiel Henut-tawi in TT 51 die Titel Smoyt nt Jmn-Ro (Sängerin des Amun) und Hst nt "wt-"r (Sängerin der Hathor); Onstine, The Role oft the Chantress, 40. 93 Blackman, The Story of King Kheops and the Magicians, 13, 10,1.

150

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Xnwt

(Hathor-)Musikantin

… nt "wt-"r … nt "wt-"r nbt Jwnt … nt "wt-"r nbt Äsj Xnw

… der Hathor … der Hathor von Dendara … der Hathor von Qus Musikant

AR u. 1. Zz. 1 (Datenbank)/ 4 (HL 4, 948) 1 (HL 4, 948) –

MR u. 2. Zz. 7 (HL 5, 1892)

NR 7

Belege insgesamt 19

1 (HL 5, 1892) 1 (HL 5, 1892)

– –

2 1

1 (HL 4, 948)





1

8 (HL 4, 948)

1 (Datenbank)/ 3 (HL 5, 1892)

4

16

Weitere, eher selten belegte Titel, die bis zum Neuen Reich vor allem in männlicher Form vorkommen sind jHwj, „Musikpriester“, und j#hbw, „Jubellied-Sänger“.

jHwj jHwyt j#hbw, j#h-by, jhbw Jhbt (nt "r)

Musikpriester Musikpriesterin Jubelliedsänger Jubelliedsängerin (des Horus)

AR u. 1. Zz. – – 2 (HL 4, 199)

MR u. 2. Zz. 2 (HL 5, 383) – 1 (HL 5, 382)

NR 4 1 5

Belege insgesamt 6 1 8





1

1

Der Titel sXmt, „Sistrumspielerin“, wird hingegen meist von weiblichen Musikern im Neuen Reich getragen, oft in Verbindung mit den Gottheiten Amun und Mut. Hinzu kommen vereinzelte Belege für Hathor, Horus und Nebet-hetepet. Die bekannteste Trägerin des Titels sXmt ist Meritamun, die Tochter von Ramses II., die auf ihrer Kolossalstatue in Achmim als „Sistrumspielerin der Mut und Menitspielerin der Hathor“ bezeichnet wird.94 Aus der Zweiten Zwischenzeit ist auch der Titel sXmy für einen männlichen Sistrumspieler belegt.95 AR u. 1. Zz. sXmt sXmt nt … sXmy

Sistrumspielerin Sistrumspielerin der/des … Sistrumspieler

– –

MR u. 2. Zz. – –

NR 9 14

Belege insgesamt 9 14



1 (HL 5, 2315)



1

Diverse Titel, die auf eine Musikerhierarchie hindeuten, sind seit frühester Zeit belegt, so trägt z. B. Merka aus der 1. Dynastie den Titel Xrp mrwt (Leiter der Sängerschaft).96 Auch der Titel Xrp Hsww (Leiter der Sänger) ist im Alten Reich sieben Mal belegt.97 Bereits im Alten Reich ist eine komplexe Hierarchie nachzuweisen, so lautet in der 4. Dynastie der Titel des Hemiunu Xrp mrwt Smow mHw, „Leiter der mrwt von Ober- und Unterägypten“.98 Die Stele des Prinzen sS#t-Htp aus dem Alten Reich belegt, dass er den gleichen Titel wie Hemiunu trug.99 94 Kitchen, Ramesside Inscriptions VII, 106:14. 95 HL 5, 2315. Emerit geht hingegen davon aus, dass es ein rein weiblicher Titel sei (Emerit, Music, 8). 96 Stele des Merka, Saqqara, Mastaba 3505, Ende der 1. Dynastie (Regierungszeit des Qaa); Ägyptisches Museum Kairo, ohne Inventarnummer; Emery, Great Tombs III, 31, Taf. 23a–b, 39, ausführlich dazu siehe Köpp-Junk, Die Anfänge der Musik, Kapitel 4.2.2.2.1 Die mrwt-Gruppe und Abb. 128. 97 HL 4, 973. 98 Junker, Giza I, 150, Taf. 23; Fischer, Egyptian Women, 24; Schweitzer, Schrift und Sprache, 242. 99 Junker, Giza II, Abb. 34.

Aspekte der pharaonischen Musik

151

Seit dem Alten Reich existieren die Titel jmj-r# hsww und jmj-r# Hst (Vorsteher der Sänger / des Gesanges) in zahlreichen Varianten.100 Personen konnten mehrere Titel tragen, die auf verschiedene Arten mit Musik verknüpft sind. Der Titel „Sänger am Hof“ ist spätestens seit der 5. Dynastie belegt, lautet doch einer der Titel von Chufuanch jmj r# Hsww pr o#.101 Während im Alten Reich Bezeichnungen wie jmj-r# Hst pr o# eher auf die Anbindung dieser musikalischen Gruppen an den Königshof hindeuten, werden Leiter der Sängerschaft im Neuen Reich oft in Verbindung mit einer Gottheit genannt. Aus der 5. Dynastie ist ferner die weibliche Form des Titels jmj-r# belegt. Hemetre war jmjt-r# Xnr und jmjt r# Hst, (Vorsteherin der Xnr-Gruppe bzw. des Singens).102 Auch Neferesre trug den Titel einer jmjt r# Xnr nswt (Vorsteherin der Xnr-Gruppe des Königs).103 Auch der Titel Hrj-Smow (Leiter der Sänger), bei dem es sich auch um einen Meistersänger gehandelt haben könnte, ist im Neuen Reich sowohl in weiblicher, wie auch in männlicher Form belegt.104 Eine wichtige Institution, die ebenfalls mit musikalischen Darbietungen in Zusammenhang steht, ist seit dem Alten Reich die Xnr-Gruppe. Im Gegensatz zu den oben bereits erwähnten Xnyt , die im Papyrus Westcar mit der landenden Spießente (phon.: Xn, G 41) determiniert werden, beinhaltet die Schreibung für Xnr oft das Zeichen (Brotschieber, hier phon.: Xnr, U 31). Hinzu kommen weitere, selten belegte Kollektiv-Bezeichnungen für Musikergruppen. Im Alten Reich sind hier die Mrwt-Sängerinnen oder die mit dem Akazienhaus in Verbindung stehenden SnDtt-Mädchen und im Neuen Reich der Sspt-Chor zu erwähnen. Aus der Spätzeit und griechisch-römischen Zeit sind zudem die Jwnty- und Nbty(wt)-Musikantinnen bekannt.105 Im Folgenden sei kurz auf die eben angeführten Termini mrwt und Xnr eingegangen: Ebenso wie es sich bei der eben erwähnten, seit der 1. Dynastie belegten Bezeichnung mrwt um eine durch Gesang verbundene Gruppe bzw. Sängerschaft106 unter männlicher Leitung handelt, so ist auch die spätestens seit der 4. Dynastie107 dokumentierte sog. Xnr-Gruppe eng mit Gesang verbunden, doch ist das Wesen beider äußerst diffizil.108 Die Interpretation der letzteren reicht von „Harem“109 bis zu Formation von Sängerinnen und Tänzerinnen110. Zunächst nur vereinzelt belegt, ist die Xnr-Gruppe ab der 5. Dynastie deutlich häufiger vertreten. In der 1. Dynastie tritt mrwt ohne weitere Spezifizierungen auf, während in der 4. Dynastie mrwt Smow mHw dokumentiert ist. Ob sich in der Zwischenzeit Funktion oder Organisation änderte, ist nicht zu eruieren. 100 HL 4, 109; HL5, 224. 101 Giza, G 4520; Scheintür im Museum of Fine Arts Boston, Inv.-Nr. MFA 21.3081; PM III2, 129–130; Reisner, Giza I, 215–216, 503–507, Abb. 309, Taf. 65–67d; Baud, in: Seidlmayer (Hrsg.): Texte und Denkmäler des ägyptischen Alten Reiches, 107. 102 Grab der Hemetre, Saqqara, 5. Dynastie; Nord, in: Simpson / Davis (eds.), Studies in Ancient Egypt, 143; Mariette, Mastabas, 138,141. 103 Nord, in: Simpson / Davis (eds.), Studies in Ancient Egypt, 143; Hassan, Giza II, Abb. 226, Taf. 78. 104 Hrj-Smow wird beispielsweise als Titel des Ptah-Anch auf seinem Stelophor aufgeführt. Museum August Kestner (2946), Hannover; Cramer, ZÄS 72, 91–92, Taf. 6. In der weiblichen Form Hrt-Smoy(w)t (Leiterin der Sängerinnen) ist der Titel ebenfalls belegt, nämlich für Mut (?) aus der Zeit von Ramses II. in TT 194, sowie für die beiden Damen Irmutpanefer und Nestjerenmaat aus der Dritten Zwischenzeit (Onstine, The Role of the Chantress, 68). 105 Emerit, Music, 8; Guglielmi, Die Göttin Mr.t, 76, 93–94. 106 Guglielmi, Göttin Mr.t, 9–10, 12, 212. 107 Grab des Chuenre, Giza, MQ 1, 4. Dynastie; Reisner, Giza I, 348; PM III2, 293–294; The Giza Archives, Museum of Fine Arts Boston, Photo ID Nummer: A5463_NS, http://www.gizapyramids.org/media/view/People/880/ 106036;jsessionid=02C0417CFCC7EDBA7AB25128F128BC8C?t:state:flow=cf040b01-9afa-4fca-9584-b3b152 21085b, letzter Zugriff 27.10.2020. Erman und Grapow gingen noch von der 5. Dynastie aus (Wb III, 297; Grab des Ti, Saqqara; Steindorff, Das Grab des Ti, Taf. 60). 108 Als Zusammenstellung der verschiedenen Standpunkte siehe Morris, JARCE 47 (2011), 71–103. 109 Wb III, 297; Hannig, HL 1, 605; Seipel, Harim, Sp. 983–984; Nord, in: Simpson / Davis (eds.), Studies in Ancient Egypt, 137–145; Morris, JARCE 47 (2011), 73. 110 Teeter, in: Marshall (ed.), Rediscovering the Muses, 76–78.

152

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Musiker sind in erster Linie an Hof und Tempel belegt. Die Abhängigkeit eines Musikers bzw. einer Musikerin vom Tempel und vom Hof ist vor dem Alten Reich kaum greifbar, während dies aus späterer Zeit erkennbar wird. So sind zum einen Musiker bzw. Musikerinnen belegt, die mit dem Königshof, einem Tempel oder möglicherweise gar mit Mitgliedern der Elite zu assoziieren sind.111 Somit stellt sich bezüglich der Musik am Hof und im Kult die Frage, ob es Berufsmusiker bereits vor dem Alten Reich gab oder ob es sich um Privatpersonen handelte, die gebeten wurden oder denen befohlen wurde, bei Hofe oder im Kult bzw. bei religiösen Handlungen ihre Kunst auszuüben. Es könnte sich auch um ohnehin mit dem Hof bzw. Tempel assoziierte Personen wie Höflinge, Angehörige des Königshauses oder Priester handeln. Anhand der Darstellungen sowie der sehr kurz gehaltenen Beischriften der Szenen ist dies nicht zu eruieren. Allein bei der Xnr- bzw. SnDtt-Formation scheint von einer feststehenden Gruppe auszugehen zu sein, die mit dem Hof bzw. dem Tempel zu assoziieren ist. Möglicherweise hatten diejenigen Musiker, die mit dem Hof oder einem Tempel in Verbindung standen, einen höheren sozialen Status112 und verfügten über größere finanzielle Mittel als die, die von einem Mäzen abhängig waren, doch existieren dafür keine Belege.

Repertoire: Fallbeispiel Liebeslieder Eine Notation ist aus pharaonischer Zeit nicht überliefert113, wenn es auch einige wenige Hinweise gibt. So wird z. B. die Wiedergabe von Quer- und Längsstrichen auf einer Art Pult, das Teil einer Doppelstatuette aus der Ptolemäerzeit ist114, als Notation interpretiert, allerdings war die tatsächliche Entschlüsselung bisher nicht erfolgreich. Ferner wird ein in Tebtynis gefundener Papyrus aus römischer Zeit als eine Art Notation verstanden, indem dort in den Text eingefügte Punkte und Kreuze als Schläge bzw. Doppelschläge mit einer runden Rahmentrommel interpretiert werden.115 Dennoch sind diverse Texte überliefert, die als Lieder anzusprechen sind, da sie das Wort Hst (Lied) in der Überschrift führen, wie z. B. das Harfnerlied.116 Mitunter werden auch solche als Lied interpretiert, bei denen diese explizite Bezeichnung im Text fehlt, wie z. B. in Bezug auf das Sänftenlied. Ein umfangreiches und gut untersuchtes Textkorpus solchen Liedgutes sind die altägyptischen Liebeslieder.117 Die ca. 50 erhaltenen Texte118 sind auf Papyrus und Ostraka119 überliefert. Ihr Fundort ist zumeist Theben, insbesondere Deir

111 Die Assoziation mit einem Mäzen vermutet Emerit aufgrund einer Szene im Grab des Antefoker aus dem Mittleren Reich, sowie der Untersuchungsergebnisse im Ostfriedhofs in Deir el-Medine aus der 18. Dynastie: “That is what the “East Cemetery” of Deir el-Medina dating to the 18th Dynasty seems to testify. The study of the non-epigraphic material from these tombs, in which numerous musical instruments were discovered, reveals that the persons buried in this place belonged to a modest social class attached to the service of local noblemen. Among them were apparently musicians of both genders” (Emerit, Music, 11; Pierrat-Bonnefois, in: Andreu-Lanoë (éd.), Deir el-Médineh et la Vallée des Rois, 49–65; PM I2, 122 [13–14]). Zum Mäzenatentum in Ägypten ähnlich auch Eyre, in: Enmarch / Lepper (eds.), Ancient Egyptian Literature, 115. Zum Status von Musikern in Ägypten in späterer Zeit siehe Lieven, in: Hickmann / Both / Eichmann (Hrsg.), Musikarchäologie im Kontext, 355–359; Lieven, in: MetznerNebelsick (Hrsg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 49; Emerit, Music, 10–11. Zur Stellung hethitischer Musiker siehe Schuol, Kultmusik, 169–172, zu der mesopotamischer Musiker Collon, in: Emerit (Hrsg,), Le statut du musicien, 17–30; Pruzsinszky, in: Emerit (Hrsg,), Le statut du musicien, 31–46; Ziegler, in: Emerit (Hrsg,), Le statut du musicien, 47–68. 112 Emerit, Music, 10. 113 Hickmann, Le Problème de la Notation, 489–531. 114 Brooklyn Museum, Inv. Nr. 58.34. 115 pCarlsberg 589 + PSI Inv. I 104 + pBerlin 29022, Tebtynis; Bochi, JARCE 35 (1998), 95; Lieven, in Hickmann / Kilmer / Eichmann (Hrsg.), Archäologie früher Klangerzeugung und Tonordnung, 497–510; Lieven, in: Ryholt (ed.), Hieratic Texts from the Collection, 9–38. Siehe auch Hoffmann, Zur angeblichen musikalischen Notation, 71–76. 116 Siehe z. B. die Version im Grab des Neferhotep (Theben, TT 50; 18. Dynastie; Assmann, Tod und Jenseits, 195– 196). Die Literatur zum Harfnerlied ist zahlreich, daher sei an dieser Stelle lediglich auf Lichtheim, JNES 4 (1945), 178–212 und Altenmüller, SAK 6 (1978), verwiesen. 117 Ausführlich dazu siehe Mathieu, La poésie amoureuse, passim. Zu modernen Aufführungen der altägyptischen Liebeslieder siehe Köpp-Junk, in: Ventura / Tavolieri / Verderame (eds.), The Musical Performance in Antiquity, 105–113. 118 Foster, Hymns, Prayers, and Songs, 162. 119 Siehe z. B. pChester Beatty I, pHarris 500, pTurin 1996, Ostrakon Deir el-Medina 1266.

Aspekte der pharaonischen Musik

153

el-Medine.120 Papyrus Chester Beatty I ist eine Kompilation verschiedener Liebeslieder in Form einer vermutlich privaten Sammlung.121 Es liegt nahe, ihn sozusagen für ein songbook zu halten, doch kann dies ausgeschlossen werden, denn neben den Liebesliedern enthält der Papyrus die Erzählung „Der Streit zwischen Horus und Seth”.122 Die Liebeslieder sind meist kurz, wenn auch längere Werke nachzuweisen sind. Beispiele für romantische Liebe statt konkret körperlicher Liebe sind z. B. das Liebesgedicht mit dem Titel „Anfang von den Aussprüchen der Großen Herzensfreude“ aus pChester Beatty I123 sowie „Die Tochter des Vogelfängers“ aus pHarris 500.124 Etwas deutlicher wird man im Liebeslied des Nachtsobek.125 Allerdings bleibt der Text immer noch dezent im Vergleich zu dem, was man aus zeitgenössischen Darstellungen wie dem erotischen pTurin 55001 kennt126 und behält stattdessen einen romantischen Unterton. Bei einigen Liebesliedern fungieren Männer als Protagonisten, bei anderen Frauen. Das Liebesgedicht mit dem Titel: „Anfang von den Aussprüchen der großen Herzensfreude“127 ist so konzipiert, dass sich ein männlicher und ein weiblicher Sprecher in sieben Strophen abwechseln.128 Dargeboten wurden die Liebeslieder in gesungener Form oder als Rezitation, wie aus den Überschriften hervorgeht. So ist das Werk „Anfang von den Aussprüchen der großen Herzensfreude“ mit r#w bezeichnet, das des Nachtsobek mit Ts.129 Das Werk „Die Tochter des Vogelfängers“ ist überschrieben mit H#t-o m Hst sXmX-jb und wird somit offenbar gesungen.130 In Bezug auf das literarische Genre ist festzuhalten, dass auch andernorts Parallelen belegt sind, gibt es doch sehr ähnliche Liebestexte auch in der Bibel. Zum einen handelt es sich dabei um das „Hohelied Salomonis“ (1–8) aus dem Alten Testament, als auch um das sogenannte „Hohelied der Liebe“ aus dem Brief des Paulus an die Korinther (Kapitel 13, Vers 1–13) aus dem Neuen Testament. Die Gelegenheiten, bei denen Liebeslieder dargeboten wurden, können nur indirekt erschlossen werden, da dafür keine textlichen oder bildlichen Belege vorliegen. Es wird von privaten Vorführungen wie bei Banketten ausgegangen oder auch bei Festivitäten am Hof. Darauf mag hindeuten, dass einige der Liebeslieder mit dem Terminus sXmX-jb, „Herzensfreude“ oder „Vergnügen“, überschrieben sind131, weshalb man ihnen einen Unterhaltungscharakter zuschreibt132. Überdies wird diskutiert, ob sie bei „Hochzeiten“ aufgeführt wurden.133 Doch darüber hinaus ist von der Darbietung der Liebeslieder bei religiösen Festen wie für Hathor

120 Landgráfová / Navrátilová, Golden Goddess I, 19, 231, Tab. 1. 121 Eyre / Baines, in: Schousboe / Larsen (eds.), Literacy and Society, 107; Landgráfová / Navrátilová, Golden Goddess I, 20, gefunden in einem Grab in Deir el-Medineh. 122 Siehe dazu Gardiner, Chester Beatty. 123 PChester Beatty I verso, C 1–5; Gardiner, Chester Beatty, 30–34, Taf. 22–26; Lichtheim, Ancient Egyptian Literature II, 182–186. 124 Harris 500 recto 4, 1–6, 2. 125 PChester Beatty I Group C: nos. 41–42 recto 16, 9–17, 3; Gardiner, Chester Beatty, 36–38. 126 Aufgrund der Beischriften wird eine der dort wiedergegebenen Frauen als Hst-Sängerin interpretiert (Lieven, in: Metzner-Nebelsick [Hrsg.], Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 52; Omlin, Papyrus 55001, 70 [19], Taf. 9). Brawanski und Fischer-Elfert übersetzten die Stelle dagegen als Hs.y mdw.t „Lobt die Rede“, lesen aber an anderer Stelle Smoyt „Sängerin“ (Brawanski / Fischer-Elfert, SAK 41 [2012], 73, 77). 127 PChester Beatty I verso, C 1–5; Gardiner, Chester Beatty, 30–34, Taf. 22–26; Lichtheim, Ancient Egyptian Literature II, 182–186. 128 Zu weiteren Einzelaspekten wie Stilistik und Metrik siehe Landgráfová / Navrátilová, Golden Goddess I, 18–19; Eyre / Baines, in: Schousboe / Larsen (eds.), Literacy and Society, 106–107. 129 Fox, Song of Songs, 16; Landgráfová / Navrátilová, Golden Goddess I, 16; Köpp-Junk, Artist, 38–39. 130 Papyrus Harris 500, collection II, 1–4. 131 Dies ist sowohl bei den rezitierten („Anfang von den Aussprüchen der großen Herzensfreude“, pChester Beatty I verso, C 1: H#t-o m r#w nw t# sXmXt-jb o#t) wie auch bei den gesungenen Werken („Die Tochter des Vogelfängers“, Papyrus Harris 500, collection II, 1–4: H#t-o m Hst sXmX-jb) dieses Genres zu beobachten. 132 Zur “Gelagepoesie” siehe Guglielmi, Liebespoesie, 340; Eyre, in: Enmarch / Lepper (eds.), Ancient Egyptian Literature, 110, Anm. 22. 133 Guglielmi, Liebespoesie, 340–341; Landgráfová / Navrátilová, Golden Goddess, 18–19; Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hrsg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 51; Eyre, in: Enmarch / Lepper (eds.), Ancient Egyptian Literature, 111.

154

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

auszugehen, wird diese Göttin doch häufig direkt134 oder indirekt135 in den Texten genannt. Das Programm könnte z. B. aus Liebesliedern in gesungener sowie auch rezitierter Form bestanden haben. Wie Parkinson es in Bezug auf altägyptische Literaturwerke annimmt, ist analog für die Liebeslieder zu vermuten, dass auch sie nicht im Zentrum des Events gestanden haben müssen, vielleicht waren sie nur ein Programmpunkt unter vielen. Auch die Kombination von Literaturwerken und Musik wäre denkbar. Doch wie angemerkt fehlt zur Verifizierung das Quellenmaterial.

Aufführungssituationen Die Aufführungssituationen in pharaonischer Zeit sind vielfältig, leider kann auf ihre wichtige Bedeutung im Tempel und Kult an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Daher seien im Folgenden nur schlaglichtartig einige Aufführungssituationen vorgestellt. Während einige in geschlossenen Räumen erfolgen, werden andere unter freiem Himmel dargeboten136. In beiden Fällen gestaltet sich die Akustik sehr unterschiedlich.

Bei der Arbeit Instrumente oder Musiker erscheinen in verschiedenen Arbeitssituationen wie Ernteszenen oder solchen, die das Keltern von Wein zeigen. Die frühesten datieren in die 5. Dynastie, doch sind diese Szenen nicht auf das Alte Reich beschränkt, sondern setzen sich bis in das Neue Reich hinein fort. So sind in Ernteszenen mitunter Musiker wie Sänger oder Flötenspieler bzw. solche mit Stabklappern wiedergegeben, die musizieren, während andere Personen arbeiten. Im Alten Reich sind Flötenspieler innerhalb von Ernteszenen z. B. im Grab des Kahief in Giza und in dem von Mereruka, Ti und Mehu in Saqqara wiedergegeben.137 Damit stammen bis auf Ti, der in die 5. Dynastie datiert, alle aus der 6. Dynastie. Das Spielen der Flöte findet während des Mähens statt, nicht jedoch in anderen Erntesituationen.138 Eine Szene aus dem Grab des Menna aus dem Neuen Reich139 zeigt ebenfalls einen Flötenspieler, der auf einem vierbeinigen Schemel an einem Baum sitzt. Auf der Gegenseite befindet sich ein weiterer Mann auf einem kleineren Hocker mit dem Kopf zwischen den Händen. Möglicherweise handelt es sich hier um eine Arbeitsunterbrechung140, doch ist unklar, ob der Musiker zum eigenen Vergnügen spielt oder für die anderen Mitarbeiter aufspielt. Beim Keltern von Wein sind darüber hinaus Stabklappern im Grab des Neferherenptah in Saqqara aus der 5. Dynastie dargestellt.141 Damit ist auffällig, dass in den meisten Fällen Flöten erscheinen, sehr selten Stabklappern und in keinem Fall Membranophone oder Chordophone. Während man bei der Szene mit den Stabklappern noch davon ausgehen könnte, dass der vorgegebene Rhythmus die Arbeit takten und optimieren sollte, scheint die Flöte lediglich der Unterhaltung bei der Arbeit gedient zu haben.

134 Siehe die fünfte Strophe des Liebesgedichtes „Anfang von den Aussprüchen der großen Herzensfreude“ (pChester Beatty I verso, C 3, l. 5; Gardiner, Chester Beatty, 33, Taf. 24). 135 „Drei Wünsche“ (pChester Beatty I verso, G 2, l. 5; Gardiner, Chester Beatty, 36, Taf. 30) und Nachtsobek (pChester Beatty I recto, 17, l. 1). 136 Auf Booten dargebotene Musik ist selten, siehe z. B. die Wiedergabe der Trommlerin Meri (Westwand im Grab des Kaichenet und der Ifi, Hemamieh, 4. Dynastie; Mackay / Harding / Petrie, Bahrein, Taf. 21) und die Harfenspielerin (Grab des Nechebu, Giza, 6. Dynastie; Fischer, Egyptian Women, 15, Abb. 15). 137 Grab des Kahief, Giza, G 2136, 6. Dynastie; Grab des Mereruka, Saqqara, 6. Dynastie; Hickmann, Ägypten, 76; Manniche, Musical Instruments, 15. 138 Hickmann, Ägypten, 76. 139 TT 69, 18. Dynastie; Hickmann, Ägypten, 76. 140 Hickmann, Ägypten, 76. 141 Grab des Neferherenptah, Saqqara, 5. Dynastie; Altenmüller, MDAIK 38 (1982), 14–15; Hickmann, Terminologie musicale, Abb. 2; Hickmann, Ägypten, Abb. 47; Hickmann, Klappern, Abb. 3a; Sachs, Altägyptische Musikinstrumente, Abb. 1; LD Ergänzungsband, Taf. 21.

Aspekte der pharaonischen Musik

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Einzigartig ist eine Szene im Grab des Kaichenet und der Ifi in Hemamieh aus der 4. Dynastie. Die dortige Szene zeigt die Musikerin Meri142, die, vor der Grabherrin hockend, die Trommel spielt.143 Eine Trommel als Gesangsbegleitung ist ausnehmend ungewöhnlich, doch nicht weniger erstaunlich wäre es, wenn die Trommlerin nicht ihren Gesang mit dem Instrument begleitete, sondern ihre Musik der Taktgebung der Ruderer diente, denn auch dies ist ansonsten aus dem pharaonischen Ägypten nicht belegt.

Musik im Grab: Fest- und Ritualszenen Seit der 4. Dynastie (Regierungszeit des Cheops) sind Musikszenen in Gräbern wiedergegeben und dort normalerweise an den Wänden angebracht.144 Solche auf einer Scheintür145 bzw. einem Türstürz146 sind selten. Das Vorhandensein der Musikszenen in Gräbern wird unterschiedlich interpretiert und weist verschiedene Ebenen auf.147 Eyre betont den diesseitigen Festcharakter der im Neuen Reich in Gräbern belegten Musikszenen148 und nach Assmann dienen die Darstellungen von Harfenspielern in den Gräbern der „festtäglichen Erbauung des Grabherrn“.149 Bickel sieht eine „Schaffung einer Atmosphäre, die dem Erhalten der Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit des Verstorbenen dienlich sein sollte und dadurch seine Wiedergeburt und Fortexistenz im Jenseits sicherte“150. Auch Schulz sieht beide Aspekte, i.e. „erfreuen des Grabherrn und magisch-rituelle Regenerationssicherung“.151 Da der Verstorbene wie auch lebende Verwandte sowie die musikalisch Agierenden gleichzeitig wiedergegeben sind, dienen die Szenen als Schnittstelle von Verstorbenen und Lebenden152 und als eine Art Ahnenfest, mitunter mit der Wiedergabe der „grenzüberschreitenden Geste des Überreichens des Lotus“.153 Ferner sind die Musikszenen als Statusanzeiger anzusehen, als Demonstration von Luxus wie auch die Wiedergabe von Streitwagen in den Gräbern des Neuen Reiches.154 Doch grundsätzlich sind die Darstellungen rituell konnotiert, sind sie doch im Grab und im Alten Reich oft nahe bzw. auf der Scheintür abgebildet. Im Grab der Meresanch III. erscheinen die Musiker zwischen Gabenbringern155, sodass die Musiker wie die Opfergaben der Verstorbenen zur ewigen Verfügung im Jenseits stehen. Wie im Grab der Meresanch III. sind die Musiker und Tänzer oftmals vor dem Grabinhaber platziert, doch finden sich Beispiele dafür nicht nur in Gräbern, sondern auch z. B. in Schrein 11 von Seninefer und seiner Frau Hatschepsut in Gebel elSilsile aus der 18. Dynastie (Taf. XXIII.2, Abb. 1).156

142 Westwand im Grab des Kaichenet und der Ifi, Hemamieh, 4. Dynastie; Mackay / Harding / Petrie, Bahrein, Taf. 21. 143 Bei dieser Darstellung handelt es sich um die früheste Wiedergabe eines Membranophones in Ägypten (KöppJunk, in: Blöbaum / Eaton-Krauss / Wüthrich (Hrsg.), Pérégrinations avec Erhart Graefe, 272, 272). 144 Siehe Oxford Expedition Scene Database, Theme: 12. Dance, music and games. https://archaeologydataservice. ac.uk/archives/view/oee_ahrc_2006/queryThemes.cfm?section=scenes&theme=12&CFID=4c420a39-b27c-4662b51e-822d53895e14&CFTOKEN=0 (05.05.2021). 145 Siehe die Darstellung der Sängerin Iti und der Harfenspielerin Hekenu auf der Scheintür von Nikaure und Ihat (5. Dynastie, Saqqara; Ägyptisches Museum Kairo, CG 1414; Hickmann, Ägypten, Abb. 116). 146 Siehe die spätzeitliche Wiedergabe auf dem Türsturz des Anchefensechemet (Schulz, Imago Aegypti 1 (2005), 98– 124, Taf. 18–19). 147 Die verschiedenen Interpretationsansätze sind äußerst facettenreich, daher sei im Folgenden nur auf einige kurz verwiesen. 148 Eyre, Practice, 114. 149 Assmann, Harfnerlied, 976. 150 Bickel, Bulletin der Schweizer Arbeitsgemeinschaft für Klassische Archäologie 2013, 26, https://edoc.unibas.ch/ 30560/. 151 Schulz, Imago Aegypti 1 (2005), 104, 106. 152 Fitzenreiter, Jenseits im Diesseits, 79, 97. 153 Fitzenreiter unter Bezug auf das Grab des Seschemnefer III. (Giza, 5. Dynastie; Museum der Universität Tübingen MUT, Inv.-Nr. 3; Fitzenreiter, Jenseits im Diesseits, 79, Abb. 2b). Zur Überreichung des Lotus gibt es zahlreiche Publikationen, daher sei an dieser Stelle lediglich verwiesen auf Brunner-Traut, Die altägyptische Grabkammer, Farbtafel 1, Taf. 28–29; Schulz, Imago Aegypti 1 (2005), 105. 154 Siehe dazu Köpp-Junk, Reisen, 188–209. 155 Teeter, in: Marshall (ed.), Rediscovering the Muses, Abb. 4–3. 156 Caminos / James, Gebel es-Silsilah I, 31–32, Taf. 23.

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Die meisten Szenen, die musikalische Events zeigen, weisen einen unterhaltsamen Charakter auf und dienen der Erbauung des Grabbesitzers bzw. der Grabbesitzerin. Im Grab des Djau in Deir el- Gebrâwi wird in den Beischriften explizit erwähnt, dass das Singen und Tanzen für Djau erfolgt.157 Man könnte also vermuten, dass lediglich eine Unterhaltungsszene wiedergegeben wurde. Dass dennoch eine weitere Interpretationsebene vorliegt, geht daraus hervor, dass bei verschiedenen Szenen in den begleitenden Texten im Alten Reich der Ka des Verstorbenen erwähnt wird, so heißt es im Grab Nefermesedjerchufu in Giza aus der 5. Dynastie [zbj] mwX nfr k#, „Flöte [spielen], um den Ka zu erfreuen“158, in dem des Ibi in Deir el- Gebrâwi aus der 6. Dynastie Hst m bnt n k# n … jbj, „das Singen mit Harfe für den Ka des … Ibi“.159 Auf dem Türsturz des Anchefensechemet aus der 26. Dynastie, der Neuaufnahme und -interpretation der Szenen des Alten Reiches, lautet die Beischrift „Sieh und erfreue (dich) am Gesang für deinen Ka täglich“.160 Gleichwohl ist eine Szene anderen Inhalts überliefert, sodass Festszenen und Ritualszenen zu unterscheiden sind. Bei den ersteren handelt es sich um Darstellungen von Festivitäten, in denen Chordophone wie Harfe und Laute sowie Aerophone in Form von Langflöte und Klarinette neben Singenden, Tanzenden etc. erscheinen, die vermutlich reale Unterhaltungssituationen der Elite widerspiegeln und in Gräbern abgebildet sind. Daneben sind Ritualszenen belegt, die nur Singende, Klatschende und Tanzende zeigen, also keine Melodie-, Begleit- oder Perkussioninstrumente, sondern nur Stimme und Klatschen. Belegt ist dieser Umstand auf der Südwand des Grabes des Debeheni aus der 4. Dynastie in Giza (Abb. 3–4). Der Text im Register oberhalb der Rampe lautet: wdn jXt jn wtj, „litaneiartig die Opfergaben vortragen seitens des Balsamierers“161, die Inschrift über den Tänzerinnen auf der linken Seite lautet: H#t jwf=f tm.j, „Klage: Sein Fleisch ist vollständig (Name des Klageliedes)“.162 Über den Opfergaben steht w#H jXt Hr D#D#t, „Niederlegen der Opfergaben in Schichten / übereinander (?)“.163 Der Text oberhalb der singenden und klatschenden Frauen auf der rechten Seite lautet Hst jn SnDtt n H#t, „Singen der SnDtt-Mädchen zur Klage“164.

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Grab des Djau, Deir el-Gebrâwi, 6. Dynastie; Davies, Deir el Gebrâwi II, 8, Taf. 7. Roth, Cemetery, 165, Taf. 205. Grab des Ibi, Deir el-Gebrâwi, 6. Dynastie; Kanawati, Deir el-Gebrawi II, 37–38, Taf. 50, 70. Schulz, Imago Aegypti 1 (2005), 105, Übersetzung ebenda. Übersetzung Rainer Hannig. Bei H#t kann nicht unterschieden werden, ob es sich um ein Infinitiv oder Substantiv handelt. Auch Edel hält es für ein Klagelied, dessen Titel er mit „sein ganzer Leib“ übersetzt: Edel, Akazienhaus, 10–11. 163 Übersetzung Rainer Hannig. Zu D#D#t als Bezeichnung für die Opferanrichte, vgl.: Grab des Debeheni, Südwand von Raum 2; Hassan, Giza IV, Abb. 122; http://aaew.bbaw.de/tla/servlet/GetCtxt?u=Gast&f=0&l=0&db=0&tc= 6776&ws=35&mv=3, letzter Zugriff 05.02.2020. Wahrscheinlicher als eine sonst nicht belegte Bezeichnung für die dort abgebildete Opferanrichte, erscheint jedoch die Möglichkeit, dass die Speisen nach und nach (in Schichten) auf die Anrichte gelegt wurden. Vielleicht folgte das Niederlegen der Opfergaben einer bestimmten Reihenfolge und war damit auf das Lied und die Performance der Sängerinnen abgestimmt. 164 Edel argumentiert, dass die SnDtt-Mädchen hier nur klatschen würden, da die auf der linken Seite abgebildeten Frauen sowohl singen als auch tanzen, da die über ihnen angebrachte Inschrift den Liedtext enthält (Edel, Akazienhaus, 9–13). Dies wäre jedoch der einzige Beleg für Hsj als klatschen und in der Praxis spricht ja auch nichts dagegen, dass alle Mädchen gemeinsam singen, während eine Gruppe zusätzlich tanzt und die andere dazu rhythmisch in die Hände klatscht.

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Abb. 3: Gesamtszene auf der Südwand im Grab des Debeheni aus der 4. Dynastie; Abbildung: nach Hassan, Giza IV, Abb. 122.

Abb. 4: Detail der Szene auf der Südwand des Debeheni mit der Wiedergabe der Klatschenden und Tanzenden; Abbildung: nach Edel, Akazienhaus, Abb. 1.

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Räumliches Verhältnis von Zuhörern und Akteuren Im Folgenden sei das räumliche Verhältnis von Akteuren und Zuhörern zueinander bei Rezitationen und bei musikalischen Darbietungen analysiert. Die frühesten Belege stammen aus der 4. Dynastie. Verschiedene Ensembles von Musikern erscheinen dergestalt, dass einem Sänger bzw. einem Cheironom ein Musiker gegenüber sitzt. Mitunter sind aber auch alle in die gleiche Richtung, i.e. auf den Grabherrn, ausgerichtet, wie z. B. im Grab des Senedjemib aus der 5. Dynastie.165 Eine Variante besteht darin, dass einige Musiker in die eine, andere in die andere Richtung blicken. So sind im Grab des Debeheni aus der 4. Dynastie alle Musiker bis auf einen auf den Grabherren ausgerichtet.166 In dem von Iimeri ist zudem in einer Musikerszene das Register geteilt. Je ein Harfner und ein Sänger sitzen sich gegenüber und sind unterhalb des Grabherrn positioniert. Links von der Gruppe ist das Register untergliedert und in jedem Teilregister befindet sich ein Aerophonspieler vor einem Sänger. Das räumliche Verhältnis zum Grabherrn ist somit unklar. Die neun ebenfalls dargestellten Tanzenden blicken auf diesen, ebenso wie die dahinter stehenden drei klatschenden Frauen.167 Im Grab des Hunes in Saujet el-Meitin aus der 6. Dynastie sind alle vier Musiker auf die Ehefrau des Grabherrn ausgerichtet.168 Bezüglich der Körperhaltung ist festzustellen, dass Rezitierende mitunter im Sitzen169 wiedergegeben sind, häufiger hingegen stehend.170 In beiden Fällen ist die Distanz zum Publikum gering. Musiker sind auf dem Boden sitzend dargestellt171 oder aber in aufrechter Haltung und gehend bzw. tanzend.172 Nur selten sind sie auf Sitzmöbeln abgebildet, wie z. B. die auf einem Bett sitzenden Harfnerinnen im Alten Reich173 oder ein Flötenspieler174 bzw. Harfenspieler175 auf einem Hocker ohne Rückenlehne. Das Hören von Musik erfolgte als Begleiterscheinung bei Banketten oder anderen Gelegenheiten, nicht jedoch wie heutzutage als Selbstzweck in Form von öffentlichen Konzerten, die man als Zuhörer besuchte und bei denen die Musiker die Hauptattraktion waren. Die Zuhörerschaft kam nicht zu den Musikern, sondern umgekehrt, und das Auditorium sitzt nicht vor den Künstlern, sondern die Künstler sind gegenüber den Zuhörern positioniert. Mitunter ist die räumliche Distanz zwischen beiden sehr gering und das Publikum überdies sehr klein, wie z. B. das Modell aus dem Grab des Karenen zeigt176, ist er doch der einzige Zuhörer und inmitten der Musiker wiedergegeben. Weitere Beispiele für eine kurze Distanz und kleine Zuhörerschaft sind die Szenen aus dem Alten Reich, welche Harfe spielende Ehefrauen zeigen, die für ihre Gatten musizieren, indem sie beide gemeinsam auf einem Bett sitzen wie z. B. im Grab des Mereruka.177 Auch für ihren Vater musizierende Töchter sind in solchen Szenen wiedergegeben wie im Grab Pepianchs in Meir, die mitunter 165 Grab des Senedjemib (Mehi), Giza, G 2378, LG 26, 5. Dynastie (Wesir unter Unas); LD II, Blatt 74c. Ebenfalls auf den Grabherren ausgerichtete Musiker siehe die Szene im Grab des Iimeri, Giza G 6020=LG 16, 5. Dynastie; LD II, Blatt 61a. 166 Grab des Debeheni, Giza, LG 90; LD II, Blatt 36c. 167 Grab des Iimeri, Giza, LG 16; LD II, Blatt 52. 168 Grab des Hunes, Saujet el-Meitin, Grab Nr. 2, 6. Dynastie; LD II, Blatt 109. 169 Siehe die Wiedergabe auf dem Holzsarg der Aschait (Deir el-Bahari, 11. Dynastie; Ägyptisches Museum Kairo, JE 47267); Parkinson, Reading Poetry, 13, Abb. 1.3. 170 Parkinson, Reading Poetry, 35. 171 Siehe z. B. Manniche, Music, Abb. 1 (Grab der Senet, der Mutter von Antefoker, TT 60, 12. Dynastie), Abb. 44 (Grab von Werireniptah, Saqqara, 5. Dynastie), Abb. 11 (Grab von Nianchchnum und Chnumhetep, Saqqara, 5. Dynastie), Abb. 25 ( Grab des Nebamun, TT 17, 18. Dynastie; British Museum London, Inv.-Nr. EA 37981). 172 Manniche, Music, Abb. 2 (Grab des Ptahmay, Nezlet Batran, Ägyptisches Museum Kairo, Reg. temp. 5/7/24/18; http://giza.fas.harvard.edu/sites/5119/full/#objects, 18. Dynastie), Abb. 8 (Louvre Papyrus E 3308, 6.–4. Jh. v. Chr.), Abb. 21 (Grab des Djeserkareseneb, TT 38, 18. Dynastie); Abb. 29 (Grab des Haremhab, TT 78, 18. Dynastie). 173 Grab des Mereruka, Saqqara, 6. Dynastie; Hickmann, Ägypten, Abb. 35; Manniche, Music, Abb. 70; Fischer, Egyptian Women, 9. 174 Grab des Menna, TT 69, 18. Dynastie (Flötenspieler auf einem vierbeinigen Hocker); Hickmann, Ägypten, Abb. auf Seite 76; Manniche, Music, Abb. 9. 175 Stele des Horudja, Spätzeit: Harfner auf blockartigem Hocker; Ägyptisches Museum Kairo, CG 65756; Hickmann, Ägypten, Abb. 37. 176 Saqqara, Mittleres Reich, Ägyptisches Museum Kairo, JE 39130; Hickmann, Ägypten, Abb. 36. 177 Hickmann, Ägypten, Abb. 35.

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zur Harfe auch singen.178 Das Grundprinzip ist gleichartig: Eine Frau sitzt allein oder in einer Gruppe von Harfenspielerinnen auf einem Bett mit nur einem einzigen Zuhörer in kürzester Distanz bei einem sehr privaten Hauskonzert. Aus späterer Zeit ist Ähnliches belegt wie z. B. im Grab des Inherchaui in Theben.179 Ein Harfenspieler kniet gegenüber dem Grabherren und dessen Frau, die ihrerseits beide auf Stühlen sitzen. Eine satirische Szene aus der Spätzeit aus Medamud zeigt verschiedene Tiere als Musiker vor nur einem einziger Zuhörer auf einem hohen Stuhl.180 Neben dem Musizieren in geschlossenen Räumen ist auch solches außerhalb von Gebäuden belegt. Eine Szene aus dem Grab des Nechebu in Giza aus der 6. Dynastie zeigt eine Harfenspielerin vor einem einzelnen Zuhörer181 auf einem Boot unter einem Baldachin. An der Außenwand des Grabes von Sarenput I. auf der Qubbet el-Hawa aus der 12. Dynastie182 besteht die Zuhörerschaft ebenfalls nur aus seiner Person, doch befindet sich diese allein in einem Zelt, während sich das Musikensemble in kurzer Distanz außerhalb desselben befindet (Taf. XXIV.2, Abb. 5).183

Abb. 5: Musikerinnen an der Außenwand des Grabes von Sarenput I. auf der Qubbet el-Hawa. Möglicherweise handelt es sich hier um die Darbietung eines Liedes, das im Wechselgesang vorgetragen wird. Umzeichnung: Daniela Rutica, 2018.

Eine Form von Erhöhung oder „Bühne“ zur besseren Sichtbarkeit von Musikern oder Tänzern ist aus Ägypten äußerst selten belegt184, aus hethitischem Zusammenhang jedoch bekannt.185 Mitunter sind Zuhörer und Musiker in unterschiedlichem Größenverhältnis wiedergegeben, indem die letzteren kleiner dargestellt sind, was unterschiedlichen Status bzw. Bedeutung widerspiegelt, wie z. B. im Grab des Senebi in Meir aus der 12. Dynastie186 und dem des Nacht aus der 18. Dynastie.187 Auch das Auditorium ist mitunter in unterschiedlicher Größe dargestellt, was möglicherweise ebenfalls als Unterscheidung von Personen mit unterschiedlichem Status zu werten ist und somit eine Art von Zuhörern erster und zweiter Klasse wiedergeben würde.188 Die meisten Szenen, die Musizierende und Auditorium zeigen, geben eine frontale Positionierung von beiden wieder, sodass die Musiker gegenüber von nur wenigen Zuhörern platziert sind. Doch mitunter ist das räumliche Verhältnis beider zu einander unklar, da die Musiker in einem Register unterhalb der Zuhörer wiedergeben sind, wie im Grab des Nebamun in Theben aus der 18. Dynastie.189 Diese Art der Wiedergabe 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189

Fischer, Egyptian Women, 9; Eyre, in: Enmarch / Lepper (eds.), Ancient Egyptian Literature, 113. Theben, TT 359, 20. Dynastie; Hickmann, Ägypten, Abb. 96, ähnlich auch Abb. 117. Ägyptisches Museum Kairo, JE 58924; Hickmann, Ägypten, Abb. 10. Fischer, Egyptian Women, 15, Abb. 15. Parkinson, Reading Poetry, Abb. 1.4. Parkinson, Reading Poetry, Abb. 1.4. Dabei handelt es sich um einen blinden Harfner, der auf einem Podest kniet (TT 359, Deir el-Medineh, 20. Dynastie; Hickmann, Ägypten, Abb. 96). Schuol, Kultmusik, 186 unter Bezug auf KUB 7, 11 Vs. 3–7. Parkinson, Reading Poetry, Abb. auf Seite 78. Theben, TT 52; Eggebrecht, Nacht, Abbildung auf Seite 46. Siehe z. B. die Darstellung in einem Grab aus der 18. Dynastie (Manniche, Music, Abb. 31). TT 17, British Museum London Inv.-Nr. EA 37948; Parkinson, Nebamun, Abb. 81, 83.

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des räumlichen Verhältnisses mag der ägyptischen Darstellungspraxis von Perspektive geschuldet sein bzw. eine freie Interpretation des malenden Künstlers, wie eine Szene mit Musikern wiederzugeben ist. Neben der frontalen Beschallung scheint auch die von der Seite dargestellt zu sein, wie z. B. an der Grabaußenwand von Sarenput I. (Taf. XXIV.2, Abb. 5). Das Holzmodell von Karenen190 zeigt eine weitere Variante, indem der Zuhörer inmitten der Musiker ist, die ihn auf drei Seiten umgeben. Als Beispiel für eine vierte Variante mag die Musikerszene in Schrein 11 auf Gebel el Silsile dienen (Taf. XXIII.2, Abb. 1), in der die Musiker zwischen Seninefer und Hatschepsut auf der einen und den anderen Festgästen auf der anderen Seite platziert sind und sich damit tatsächlich im Mittelpunkt des Geschehens befinden. Es sind also vier Varianten des räumlichen Verhältnisses von Musikern und Zuhörern zueinander belegt, wobei das Gegenübersitzen am häufigsten dargestellt ist.

Theoretische Erwägungen zu musikalischen Aufführungen Bei einem großen Ensemble mit mehrfach besetzten Instrumenten ist davon auszugehen, dass die Anzahl der Sänger bzw. Sängerinnen erhöht wurde, damit diese sich stimmlich gegen den Gesamtklang des Orchesters akustisch durchsetzen konnten. Für die Länge musikalischer Aufführungen liegen keine Quellen vor. Sie war sicher abhängig vom Anlass und konnte damit von abendfüllenden Darbietungen bis hin zu kurzen Präsentationen von lediglich ein oder zwei Titeln reichen. Ferner mögen sich musikalische Darbietungen mit Rezitationen abgewechselt haben. Eine Mischung verschiedener Genres in Bezug auf die Liedgattung ist ebenfalls möglich. In Hinsicht auf das Darbieten von Literaturwerken weist Parkinson darauf hin, dass sie nicht im Fokus einer Festivität gestanden haben müssen, sondern ggf. durch andere Darbietungen ergänzt wurden191. Die überaus wichtige Dimension der live-performance, die Stellung der menschlichen Stimme während einer Rezitation und bei instrumentierten Darbietungen hat einen sehr großen Anteil an einer Aufführung. Insbesondere der emotionale Faktor ist ebenso wie der entertainment-Aspekt nicht zu unterschätzen. Die Gefühle, die z. B. die Liebeslieder beim Zuhörer hervorrufen, sind durch die live-Aufführung besonders intensiviert. Text und Inhalt zusammen mit dem live-Erlebnis, also die Stimme des Rezitierenden oder des Sängers, der Klang der Musik, die dramatische Interpretation, der Gesichtsausdruck und die Körpersprache des oder der Künstler, die Atmosphäre, hervorgerufen durch den Auftrittsort sowie die Spannung zwischen Akteuren und Zuhörern – das Zusammenspiel all dieser Faktoren macht erst die altägyptische Musik aus.

Abkürzungen Gardiner, EG HL 1 HL 2 HL 4 HL 5 LD PM Urk. IV. Wb

Gardiner, A., Egyptian Grammar, Oxford 31982. Hannig, R., Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch, Hannig-Lexica 1, Darmstadt 6 2015. Hannig, R. / Vomberg P., Wortschatz der Pharaonen in Sachgruppen, Hannig-Lexica 2, Darmstadt / Mainz 22012. Hannig, R., Ägyptisches Wörterbuch I, Altes Reich und Erste Zwischenzeit, HannigLexica 4, Mainz 2003. Hannig, R., Ägyptisches Wörterbuch II, Neues Reich und Zweite Zwischenzeit, HannigLexica 5, Mainz 2006. Lepsius, C. R., Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien 1–10, Berlin 1849–1858 Porter, B., Moss, R. L. B., Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs and Paintings I–VIII, Oxford 1927–2007. Helck, W., Urkunden der 18 Dynastie. IV. Abteilung, Heft 18, Berlin 1956. Erman, A. / Grapow, H. (Hrsg.), Wörterbuch der ägyptischen Sprache 1–6, Berlin / Leipzig 21957.

190 Saqqara, Mittleres Reich, Ägyptisches Museum Kairo, JE 39130; Hickmann, Ägypten, Abb. 36. 191 Parkinson, Reading Poetry, 32.

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Excavation in the West Valley of the Kings: Findings of Season 3 Zahi Hawass I am so happy to write this article about my excavation in the Valley of the Monkeys (or the Western Valley) for Regine Schulz. I met Regine more than 30 years ago and we have remained good friends since then. I can say that she is one of the most energetic women in the field of Egyptology. She is and has been very helpful, especially towards many young Egyptian archaeologists. She always has made great achievements in whatever place she worked, whether the USA or Germany. I do, however, consider her most important achievement to be her involvement in the International Council of Museums. This presented her with the opportunity to travel and be recognized by many people who work in the field of museology. She worked with me on various projects when I was head of the Supreme Council of Antiquities. Regine was of great help in ensuring that one of the ICOM meetings be held in Alexandria. It is to Regine Schulz that I dedicate this article. The excavation team is as following: Zahi Hawass (director), Afifi Roheim (field director), Mohamed Khodary (archaeologist), Ahmed Ali Mohamed (archaeologist) with a special consideration for the inspectorates and our hardworking workmen.

I. Introduction Excavations by the Egyptian expedition team started in September 2007 until June 2008. Our seasons continued from October 2008 to June 2009, then from 2009 until 2010. Then, we began the excavations again in the West Valley in mid-December 2017 until the end of April 20181 In the last seasons, we moved a lot of sand and blocks from the narrow valley and we were able to discover four foundation deposits completely intact with knives, pottery and the head of oxen.2 (Taf. XXV.3– XXV.6, Taf. XXVI.1–XXVI.2) Near the foundation deposits we found workmen’s huts. The excavation that started in mid-December 2017 revealed a cut in the solid rock KV T and near it, we found a lot of beads made of faience, glass and agate. We also found inlays that are often referred to as the components of the wings of Horus. These beads were used to cover a coffin, as we see in the middle coffin of Tutankhamun. (Taf. XXVI.3–XXVI.5)

II. Important discoveries during the beginning of the September 2018 season II.1 Mummy part found in Area A II.2 Inscribed ring III.3 Fifth foundation deposit

1 Hawass, in: Van Dijk (ed.), Another Mouthful of Dust, 233–249. See also Hawass, in: Festschrift Lanny Bell (forthcoming). 2 Hawass, in: Van Dijk (ed.), Another Mouthful of Dust, 233–249.

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Zahi Hawass

II.1 Mummy part found in Area A During our excavation in the top level of section A’s debris, we found the lower part of mummified human remains. It was found in the debris, about four meters to the south of KV 24. The mummified remains consist of parts of the sacrum bones, the distal left femur, mummified skin, and resin-soaked wraps. We asked Dr. Zeinab Hashesh, a bone analysis specialist from Beni Suef University, to examine the remains at the site. Dr. Hashesh studied the bones at the site, which were few, and a sample of the resin-soaked wraps with soft tissue (possibly skin and ligaments). The measurements had been taken according to the proper procedures and normal standards.3 Dr. Hashesh carried out cleaning of each piece, recording it, documenting, confirming the bone measurements. The samples were taken to the laboratory for analysis and photography. (Taf. XXVII.1–XXVII.3) The mummified remains measured 55.5 cm in length and a maximum height of 27.5 cm, and the minimum width was 12.5 cm. The remains were in a poorly preserved condition. No trace of cartonnage or natron was noted. The embalmers must have poured extensive resin directly upon the body then used linen soaked with resin for the wrapping. The mummification process was of good quality and indicated that it possibly was royal or elite mummification. The folded skin indicates that the individual was overweight and probably a female, according to the measurements of the dicondylar width, 7.31 cm.4 The report written by Dr. Hashesh states that the age has been calculated based on the distal femur and proximal tibia, and the epiphysis for adult individuals. The epiphysis was completely fused. As for the wrapping, its material was three types as follows: two fine types for the outer bandages and one coarse type for the inner bandages. More than 13 layers have been used for the wrapping. The latter is a black and brownish color with large traces of oils. Resin was used extensively upon the body. Linen soaked in resin indicates royal or elite usage. Regarding subcutaneous packing, Dr. Hashesh examined the mummified remains that were broken from the anterior view. These must have been affected by the modern environment, such as rain and sand, so the surface part of the stuffing material might be modern, but most of the stuffing materials were stuffed beneath the skin (subcutaneous). The stuffing materials that were used (mud and clothes) were between skin and bones. We took a sample for analysis. The stuffed materials were a part of the mummification process. Conclusion and dating Most studies consider that subcutaneous packing had started during the Dynasty 21, but a recent CT study on the mummies by the Egyptian Mummy Project has attested the practice on Dynasty 18 royal mummies as well.5 Dr. Hashesh determined that, based on this study and pottery sherds that were found in the area, the human remains belong to Dynasty 18. She also concluded that the mummified remains are royal and suggested that they belong to a female of Dynasty 18, as indicated by the mummification technique. Most likely, the mummified individual was overweight, based on observations of folded skin.

II.2 The inscribed scarab seal ring This ring was found in the debris of Area B. It could belong to the foundation deposit no. 5 that was found to the west of KV T. The ring was cleaned because only one sign could be read prior to cleaning. This ring was studied by many archaeologists at the site, but the most important study and research was conducted by Dr. Ramadan Hussein, who was able to discern the meaning of the signs found on the ring. (Taf. XXVIII.1– XXVIII.3) The composition on the scarab seal bears a number of decorative elements that are not uncommon in similar objects from the New Kingdom. Each element could be interpreted either for its religious symbolism or for its cryptographic value. The decoration on the scarab in question is crudely engraved. The design is surmounted with a winged sun-disc that has almost disappeared now and can be recognized only with difficulty. The middle field of the design is occupied by a nfr sign, flanked by two ostrich feathers. At the bottom

3 Buikstra / Ubelaker, Standards for Data Collection; Aufderheide, Scientific Study. 4 Pearson / Bell, Study of the Long Bones, chapters, 1–4, 6. 5 Saleem / Hawass, Journal of Computer Assisted Tomography 39:3 (2015), 301–306.

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of the design, there is a nwb sign. The whole design is bordered by two uraei. The uraeus on the right has a double crown or a white crown, which is now erased, while the uraeus on the left wears the red crown. Interpretation of the decorative elements Discussions on the meanings of the decorative designs on scarab seals have concluded that recurrent elements were utilized to produce several different designs, and that the whole design could be interpreted as groups of religious symbols indicating wishes and prayers. Another intriguing interpretation is that the whole design is a cryptographic composition. Below is a summary of the interpretations: Ro: The winged sun disc is constructed for its symbolism and indicative of the sun god Ra. Alternatively, it is interpreted as part of a cryptographic writing. In this manner, it gives the sound value ‘I’ for the word ‘Itn’ which is written with a sun disc.6 Nfr: the word nfr is mainly constructed as an expression for a wish or a desire. Therefore, it means good, beautiful, and perfect. M#ot: the ostrich feather is regarded for its connotation of cosmic order (m#ot).7 Alternatively, within the cryptographic interpretation, it carries the sound value m.8 Nwb-nb: the sign nwb is commonly interchangeable with the word nb (lord of all).9 For its cryptographic value, the nb sign gives the sound n. The uraei are interpreted as protective goddesses. They are also discussed with their mythological role as the eyes of the lord of heaven (the sun and the moon). The third suggested meaning is within the cryptographic system. The uraeus stands for the word iort, which gives it the sound value of i. Conclusion A scarab seal is a personal item. Its decorative design is executed within artistic tradition that produced different compositions. According to the chart above, the composition on the scarab seal in question could be: Nb-m#ot-Ro is good – as in Amenhotep III is good. Nbt-m#ot-Ro-nfr = Nb-m#ot-Ro-nfr and the whole design is protected by the two uraei, i.e, the sun and the moon. Imn is good, the god Amun is good. The scarab seals in general were mass-produced amulets. This would make their production and designs decided upon by tradition and workshops. The components of their designs became more or less decorative motifs in the first place. Therefore, they could include the name of legendary kings like Amenhotep III. In such a case, the inclusion of a royal name most often does not reflect historical meaning or connection to that king. Same goes for Amenhotep III, whose name could have been an element of decorative design, set in a workshop tradition that revered this king. That does not exclude the possibility that some scarab seals were personalized pieces of jewelry. We hope, in our excavation, to find more material that could help on deciding whether this scarab was a personalized item or part of mass production. However, I can suggest that this scarab seal is a personal piece of jewelry because it is connected to a context of foundation deposits, and it was among the other objects found in this foundation. I did connect this one with the four foundation deposits that we found near the workmen’s huts in the narrow valley. As we know that the five foundation deposits were made as a celebration at the ending of the construction of a tomb, the scarab seal could belong to a queen or a princess related to Amenhotep III.

6 7 8 9

Hornung / Staehelin, Skarabäen, 175. Hornung / Staehelin, Skarabäen, 168. Hornung / Staehelin, Skarabäen, 174–175. Hornung / Staehelin, Skarabäen, 170.

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III.3 The fifth foundation deposit In 2010, we found, mid-excavations, four foundation deposits. In them, there had been Dynasty 18 pottery vessels, bows, knives, and oxen heads near the workmen’s huts. I thought, as I have mentioned before,10 that when the Egyptians constructed a tomb, they built four or five foundation deposits as a celebration of the construction of the tomb. The discovery of a fifth foundation deposit indicates that the traditional number for foundation deposits was five.11 The fifth foundation deposit was found in the area B in front of the great cut KV (W) T, and on the floor of Dynasty 18. The foundation deposit was found in a level of ashes in an area perhaps used as an oven. The foundation deposit was covering level 13, which was a thick level of chunks of limestone. This level covered most of the area B and its thickness was 1.5 cm. Directly on the top of this level was level 4. It is a level of stone blocks in different sizes mixed with dust and small chunks of limestone that were created as a result of flooding in later periods. Also, another level was covering this one, level 8, and on the top we found another level (3) consisting of dust – tafla and small pieces of chunks of limestone. This is the area where we found the coffin stuffing inlays, gold leaves, and gold beads.12 Near the location of the fifth foundation deposit we found various objects.

Bibliography Aufderheide, A. C., The Scientific Study of Mummies, Cambridge 2003. Buikstra, J. / Ubelaker, D. (eds.), Standards for Data Collection from Human Skeletal Remains. Proceedings of a Seminar at the Field Museum of Natural History, Fayetteville 1994 (Arkansas Archeological Survey Research Series 44). Hawass, Z., The Egyptian Expedition to the Valley of the Kings. Excavation Season 2, 2008–2009, Part 2: The Valley of the Monkeys, in: Van Dijk, J. (ed.), Another Mouthful of Dust. Egyptological Studies in Honour of Geoffrey Thorndike Martin, Leuven 2016 (OLA 246), 233–249. Hawass, Z., Report on the Excavation of the Egyptian Expedition of the Valley of the Kings –West Valley. Season December 15, 2017–April 2018, in: Festschrift Lanny Bell (forthcoming). Hornung, E. / Staehelin, E., Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen, Mainz 1976 (Ägyptische Denkmäler in der Schweiz, Bd. 1). Pearson, K. / Bell, J., A Study of the Long Bones of the English Skeleton – Part 1. The Femur, London 1919 (Drapers’ Company Research Memoirs. Biometric Series X). Reeves, N. /Wilkinson, R. H., The Complete Valley of the Kings, London 1996. Saleem, S. / Hawass, Z., Subcutaneous Packing in Royal Egyptian Mummies Dated from 18th to 20th Dynasties, in: Journal of Computer Assisted Tomography 39:3 (2015), 301–306.

10 Hawass, in: Van Dijk (ed.), Another Mouthful of Dust, 233–249. 11 Reeves /Wilkinson, Valley of the Kings, 110–111. 12 Hawass, “Report on the Excavation of the Egyptian Expedition of the Valley of the Kings—West Valley: Season December 15, 2017–April 2018.”

A Bird in Hand: the Miho God Reassessed* Marsha Hill and Deborah Schorsch The Miho statue depicts a seated falcon-headed god wearing a tripartite wig and a kilt, height 41.9 cm, created in solid silver with partly preserved gold sheet overlay and semi-precious stone hair and eyes.1 (fig. 1) A circular fitting atop the head suggests the god did or could wear a crown. Fisted hands rest on his thighs, the right one upright and the left with the folded fingers downward. The feet are misshapen by damage.

Fig. 1: The Miho Museum falcon-headed god, overall view from the 1980s?; black and white scan from a color photograph; color photograph Hanz Hinz, Basel.

* We are much indebted to former Metropolitan Museum Egyptian art curators Catharine Roehrig, Christine Lilyquist, Henry Fischer, and Herbert Winlock for their careful observations, and to department head Diana Craig Patch, and her predecessor, Dorothea Arnold, for their support. 1 Miho Museum, South Wing, 18–21 (entry by Catharine Roehrig), reproduced from Metropolitan Museum, Shumei, 4–7.

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In its public appearances while in the Benzion Collection at the 1949 Égypte-France exhibition in Paris and a 1953 Drouot sale, the statuette was dated to the Saite Period.2 In a brief mention with illustration after it had reemerged, largely cleaned, on the art market, it was suggested to date to the Third Intermediate Period or Late Period.3 When exhibited at the Metropolitan Museum as part of the Shumei Collection in 1996, a Dynasty 19 date was proposed based on parallels in modeling with, particularly, the post-Amarna style of the alabaster statue of Seti I in the Egyptian Museum. Since that exhibition, it has been on view at the Miho Museum with that date.4 In the current paper, the authors reexamine the remarkable statue from several perspectives to evaluate its dating and history, and their implications, a topic we hope pleases Regine. In addition to her many contributions to the field of Egyptology, she has greatly advanced our knowledge of Egyptian metal statuary through her engagement with the outstanding collection at the Walters Art Museum, Baltimore.

Part I: Style and Context The difficulties of dating statuary with non-human facial features, the difficulties of dating metal statuary, which can diverge from stone statuary, and the problems particular to different artistic eras all come into play in understanding this piece. The date of the Miho Museum god has historical implications for Egyptian statuary, of course, but also, given its rarity, the figure offers a fixed point around which we can assess ancient ideas about divine statuary associated with temple cult and evaluate our own conclusions. Stylistic observations detailed below indicate a 4th century BC date is the most likely. Further, Metropolitan Museum of Art archival documents give a thought-provoking – if unprovable – dealer’s provenance for the statue. Finally, the statue offers an occasion to confront the ancient literary trope of gods with ‘gold flesh and silver bones’ with evidence of material as recorded in temple donations, inventories and inscriptions.

The style and date The statue gives an overall impression of a trim but at the same time fleshy figure. The juncture of the falcon’s neck with the body is marked by a rounded clavicle ridge quite close to the neck itself with a small dropshaped indication for the sternal notch. The neck does not organically merge with the shoulders above the notch, so there is no depression modeled at the base of the throat. At most periods, statues depict this gradual merging; even supposing this might be more difficult with a bird’s throat, still the clavicles are usually diagonally disposed on either side of the sternal notch. The lack of such topography here creates a long featureless area down to the breasts, which are not peaks but two drooping/heavy fleshy mounds.5 Below the breasts, the upper body narrows gradually. There is no median line, but there are vertical articulations created by changes in curvature over the chest toward either side of the flattened area of the abdominal muscle wall and rib cage, and these articulations extend downward to define the soft belly mass. Into this mass is sunk an oval depression, the upper end shallower than the lower, with the navel at its lower end, leaving the fleshy belly as a u-shaped surround. The belly compresses the belt to near-invisibility beneath it (fig. 2). Towards the sides of the body, the belt is less compressed and on the back, it appears as a level, slender, undecorated raised band. Below his belt, the god wears a kilt that is entirely vertically pleated. It

2 Musée des Arts Décoratifs, Exposition, no. 129 (unpaginated); Hôtel Drouot, Horus. 3 Reeves / Taylor, Carter, 172, dated it Third Intermediate Period or Late Period. 4 See note 1. Inagaki, Bulletin Miho Museum 18 (2018), adds arguments for the Dynasty 19 date for the statue based on a ratio he establishes that reflects changes in proportions. Certainly, proportions change in general trends; however, the argument is difficult to rely upon. First, the statue has undergone deformation and reshaping, which may call into question his reliance on precise measurements. Moreover, even supposing the measurements of the limbs of the Miho figure have not been affected, the exposition fails to deal with a number of issues. It privileges the New Kingdom by taking a much larger number of points and establishing a much larger range for it than the small number for the Late Period, depends heavily on relief when the relation of relief to statuary in the matter of proportions is not fully explored, disregards various possibilities for choosing a past model, and ignores divergences between stone and metal statuary, for the latter of which he would need a considerable range of independent points. 5 On the left breast a small round flat areola with raised central nipple may be seen; a corresponding nipple on the right breast may have been abraded away when the figure was cleaned and polished.

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wraps around his body so that a curved pleated panel overlaps on his left side. The hem follows a continuous horizontal line just above the knees, without panels or other ornamentation. A number of remarks can be made about these features. First, the overall form of the belt actually excludes the New Kingdom, when belts are wider and worn over the jutting hipbones (and usually patterned for kings and gods). Such belts curve beneath the belly, where they may diminish but still have significant width with the upper and lower edges forming nested arcs, even in kneeling or sitting positions. The most extreme examples are seen from the mid-eighteenth dynasty onward through Dynasty 19: these are often almost sash-like at their widest and dramatically curve downward below sagging bellies, without ever becoming a simple trace (see, for example, the Ramesside god discussed and illustrated below). Plain and narrower belts recur in periods subsequent to the New Kingdom, however. The suppression of structure combined with fleshiness seen in the Miho god is not typical of the New Kingdom Fig. 2: Detail of the upper half of the god, 1990. The Metropolitan or indeed through the Saite Period. Museum of Art, Department of Egyptian Art Archives. Modeling is frequently minimal in New Kingdom or Third Intermediate statues, where taut firm skin is a main concern. Even so, the pit of the throat and the inner edges of diagonal clavicles tend to be realistically shown suggesting the skeletal armature. Nor is the lack of topography in the chest typical of the Kushite and Saite Periods, the first with a strong breast line and median line influenced by the modeling of the Old Kingdom, and the second moving from mid-dynasty toward a fleshier but fairly clearly horizontally segmented torso. However, suppressed structure in combination with soft full breasts and the soft u-shaped flesh around the navel, pressed by the belt below, are features found frequently among sculptures from the 4th century BC.6 The Metropolitan Museum torso of an official from Saft el-Henna who served Nectanebo I is a good example of these, the Dattari torso in the Brooklyn Museum is another version of these characteristics, as is a frequently referenced Metropolitan Museum bust.7 Particularly the last two highlight the lack of structure

6 Bothmer / De Meulenaere / Müller, Sculpture of the Late Period, 88, 94, 101. See also the description provided in Perdu, Statues privés, of the statue of Hor which he dates to Dynasty 30 or the early Ptolemaic Period citing, among other things, in particular the navel area, p. 360: “Quant à la région ombilicale, son rondeur est d’autant plus net que les flancs sont creusés. Le nombril est également très net, marqué par un trou assez profond d’où s’élève un large sillon vertical dont le trace n’est plus visible au-delà du haut de l’abdomen” and p. 362, “le sillon ombilical creusé sur une faible hauteur…”. 7 New York, MMA 2002.248, Brooklyn Museum 52.89, and MMA 25.2.1; discussed and illustrated, respectively in Bothmer / De Meulenaere / Müller, Sculpture of the Late Period, 94–95 (as collection of Otto Spaeth), 100–102, and 24–25 (the last before being redated to Dynasty 30 in Bothmer, Quaderni, 60). All appear on the respective museum websites.

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around the neck and its entry into the body so that the join looks almost tubular. Eventually the soft flesh around the navel develops into the soft circular Ptolemaic belly. Another good example of the torso treatment is a kneeling bronze of Hakoris or Nectanebo I (fig. 3), and this statuette offers another similarity in one peculiarity of the belt treatment. The attractive rendering of the steeper arc of the upper edge of the belt beneath the belly against the relatively flat lower edge was first noted on cupreous statuettes of the 4th century.8 Belts on kneeling or seated figures particularly, as noted above, often narrow beneath the belly. In the New Kingdom, this is done in the form of two nested arcs of different curvatures, the wider – flatter – curve lower and the sharper curve immediately next to the belly. When belts narrow overall during the first millennium and form a simpler band, the band simply curves beneath the belly, perhaps slightly narrowing. But, on some kneeling metal statues that can be dated securely to the 5th – 4th century onward, the belt is worn well down around the hips and is pushed up and flattened by the thighs at the same time that it dips below the fleshy belly as on the illustrated king. The result is that an upper shallow curve and lower straight line are juxtaposed. On the Miho seated god, the lower edge of the belt is pushed up even further than on a kneeling figure and the distance between the shallow curve and the straight line nearly disappears. Fig. 3: Hakoris or Nectanebo I, by inscripThe god’s fully pleated kilt is not a well-known type,9 but tion on belt. Kansas City, Missouri, The it is not helpful as to dating since it appears already in the time Nelson-Atkins Museum of Art (Purchase of Ramesses II. The Ramesside statue of an obscure god in Nelson Trust) 53-13. Photograph by Bernard V. Bothmer. Vienna (Taf. XXIX.1) and its partner in Kingston Lacy are the two examples known to us.10 The fully pleated type can be noted again in painted relief in the tomb of Ramesses VI.11 Thereafter, a rapid survey indicates it occurs in small statuary that is usually not closely datable but likely spans the first half of the first millennium; the tyettype tie becomes dispensable.12 At Hibis the fully pleated god’s kilt occurs often but not exclusively in reliefs attributed to Psamtik II, Darius I/II, and the Nectanebos.13 And also in the 4th century, two stone private

8 Hill, Royal Bronze, 93, 96, 97. 9 In the Old Kingdom, gods in relief wore mainly the gala kilt, which has one curving pleated flap (often yellow when paint is preserved) pulled over the smooth simple kilt, or they might wear the simple kilt, often supplemented by the knot that resembles the tyet knot (Staehelin, Tracht, 28 n. 3, 33, and fig. 23). By the Middle Kingdom there are also relief examples of gods wearing the shendyt; the rare divine statues do not offer any further possibilities. In Dynasty 18, relief maintains the same range of possibilities, but, at least by the time of Amenhotep II, divine statues usually wear a vertically pleated garment with ends drawn together in curving flaps on the front of the body over a (usually) plain under-kilt. The ensemble is generally worn with the tyet-like knot. See Seidel, Statuengruppen, 170–172 (the groups datable to Thutmose III have been reworked, Laboury, Thoutmosis III, 186–187, 224). 10 Private collection, James, Kingston Lacy; ÄS 5770, Rogge, Kunsthistorisches Museum Wien, 76–83. 11 Piankoff, Ramesses VI, pls. 70, 70a, 138. 12 The fully pleated kilt appears on at least one bronze of a ruler or priest (MMA 2006.103) dating to the Third Intermediate Period, whether with or without the overlying pleated flap is not clear owing to corrosion. It also appears on a bronze Amun that has been dated to the Third Intermediate Period, but which is probably even 4th century (Copenhagen, Ny Carlsberg Glyptotek AEIN 1468, Jørgensen, Egypt V, 18–19). The kilt also appears on many not welldated bronze and faience divinity statuettes that may be seen in poring over Daressy, Divinités, or other large collections. See also the contingent of striding Thoth statuettes all wearing this kilt in Caubet / Pierrat-Bonnefois, Faïences, 142–143. This small statuary likely spans the first millennium. 13 To cite examples in published photos, Davies, Hibis, pl. 73 (Psamtik II), pl. 78 (Dynasty 30); for Darius I/II, a line drawing of the outer north wall, pl. 47, can be cited (verified in photographs in the Archives of the Department of Egyptian Art). For the phases, see Cruz-Uribe, Hibis, 228–230.

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statues that depict the same major official wear the fully pleated kilt.14

The dealer’s statement and the possibility of an origin in Hermopolis On January 20, 1922, Egyptian Expedition Director Herbert Winlock in Luxor wrote one of his regular letters to Albert Lythgoe, head of the Egyptian Art Department at The Metropolitan Museum of Art back in New York. He reported on the progress of the excavations and on other activities in Egypt, including a visit to the dealer Nicolas Tano in Cairo: “… Tano showed me in great secrecy a Ptolemaic statue of Horus in silver overlaid with sheet gold weighing about 15 okes and 42 cm. high seated. It is apparently solid silver and the metal where it has been cleaned is in remarkable condition. Elsewhere it is encrusted with an oxide which can probably be removed. The Arabs have stripped some of the gold off but where this remains it is about as thick as a postcard. The wig is inlaid with lapis of which about one half remains. The eyes are of garnet. It is really a remarkable piece and one of the very few actual cult statues in existence. Evidently it was the statue of some shrine and not the usual votive that we generally see nowadays. Tano says that the hieroglyphic faience tiles which Carnarvon got and of which we have two were sold by him. They came from around the front of a niche in a wall in which this statue sat”. “Tano’s heart seems set on selling it to us for some reason or other. I told him we had no money but he said that he did not expect payment for the thing now as it was his intention to make of this statue his legacy to his children. In other words he wants a fortune for it.” “The thing really is remarkable and cleaned will be magnificent. I hope you will show sufficient interest in it to authorize me to ask for the price.”15 Arthur Mace, also part of the expedition, saw the silver statue on January 23 when visiting Tano on another matter on behalf of Winlock.16 Even after eventually receiving pictures (see figs. 4, 5), Lythgoe declined to pursue the statue because of the financial insecurity of the department’s projects at that moment. The ‘tiles’ in question were sixteen inlays purchased gradually, as they arrived in Tano’s shop between May and September 1918, by Howard Carter; two were sold to the Museum at that time (acc. no. 18.2.8, .9), with fourteen others retained for Lord Carnarvon, the latter inlays eventually also coming to the Museum as part of the Carnarvon collection (acc. no. 26.7.991–.1004). Tano promised to tell Carter the origin of the inlays, but there is no record in the selective correspondence preserved that he did, and when Carter sent a description and photos of the inlays to Carnarvon in August their origin appears to have been still unknown to him.17 However, by the time the Carnarvon inlays were loaned to the Burlington Fine Arts Club exhibition of Egyptian art in London from May 10 through July 1921, they were stated to be originally from Ashmunein (Hermopolis), and it was noted that fragments of decayed wood indicated they had been intended for a wooden shrine.18 As to Ashmunein, the inlays themselves strongly argue their origin there. They include large figures of falcons, an ibis, and a mummiform seated god along with smaller crouching gods. Although not entirely uniform in appearance, they are very close, and their consistent dimensions indicate they are a set. Taking into account the prevalence of falcons and Onuris and bearing in mind that non-figural signs are not

14 Noted in a brief survey: granite relief of Nectanebo II in Naville, Bubastis, pl. 54L, now Boston, MFA 90.233 and visible on their website; limestone relief of Petosiris, Cherpion / Corteggiani / Gout, Pétosiris – Relevé photographique, cover and frequently; for the statue of Hor, see Perdu, Statues privés, 48–49 and fig. 18. 15 Department of Egyptian Art archives. 16 Department of Egyptian Art archives. 17 Howard Carter personal correspondence in The Metropolitan Museum of Art, shortly to be available on https://www. metmuseum.org/art/libraries-and-research-centers/watson-digital-collections. Ashmunein was subsequently added in Carter’s own handwriting on his copy of the description with photos sent to Carnarvon and dated August 1918, which is in the Department of Egyptian Art archives. 18 Notes and News, 217, notes the precise date of the opening. The reference to decayed bits of wood occurs in a footnote to the entry on the pieces in the 1921 catalog, Burlington Fine Arts Club, Egyptian, 116. The more familiar 1922 edition included photographs as a record of the exhibition, but the 1921 catalog accompanied the exhibition. Roe, The Connoisseur, 60 (1921), reviews the exhibition, refers to the catalog (153), and reports the same information (156). See Pierson, Collecting, generally about the club, 28 about the regular catalogs, and 135–154 about the 1895 and 1921 Egyptian Art exhibitions.

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preserved, they resolve into the names of Nectanebo II followed by epithets naming the king beloved of Thoth and Shepsi, the gods of Hermopolis (Taf. XXIX.2).19

Fig. 4: The Museum Museum falcon-headed god, ca. 1922. Tano photograph, The Metropolitan Museum of Art, Department of Egyptian Art Archives.

Fig. 5: The Museum Museum falcon-headed god, ca. 1922. Note surviving archaeological corrosion in lower percussion damages. Tano photograph, The Metropolitan Museum of Art, Department of Egyptian Art Archives.

The story may have been invented by the dealer, although the reasons are not compelling since the great majority of the inlays and the finest of them were in the collection of Lord Carnarvon and not in the Museum’s collection. Still, the story converges with the dating suggested by stylistic examination so that the possibility the statue came from Hermopolis should at least be registered. At least one falcon-headed god was certainly resident at Hermopolis, where Re had important roles, but there may have been others. Particularly if the 4th century date is accepted, there is no material evidence that helps to narrow the possibilities presented by the statue. The circular fitting on top of the head cannot be relied on to help specify which falcon-headed god it embodies, since there is evidence a god’s statues had a variety of forms and wore a variety of headdresses.20 Without speculating too closely about the identity for this statue, it is possible to note potentially appropriate circumstances. Certainly, Nectanebo I undertook a 19 Beckerath, Handbuch, 228–229. One falcon is Horus the Behdetite posed with one wing out and another down, a second belongs to a ‘Golden Horus’ name, and the others would be components of Nectanebo II’s nomen NakhtHor-heb. The likely identification was noted already by the author of the Burlington entry (Newberry, writing at the time when Nakhthorheb was thought to be Nectanebo I), by Capart, Documents 2, 92 ([l]’un des rois Nectanebo), and Reeves / Taylor, Carter, 117 (perhaps Nakhthorheb). The epithets in this formulation may be seen on the naos CG 70014 of Nectanebo II found at Tuna and on blocks of Alexander from Hermopolis (Winter, in: Bol / Beck / Bückling, Abwehr, 210, 212; fig. 4 is in the Gandur Collection). 20 Gods associated at the simplest level with a sun disk on the head, for example Re or Re-Harakhty, also wore other crowns, see Leitz, Lexikon, 6, 612, Re, Ikonographie E(b) with double crown, 630, Re-Harakhty, Ikonographie E(3a,b,d). The representations of statuary at Dendera document the phenomenon well, Cauville, BIFAO 87 (1987).

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huge new Thoth temple at Hermopolis, and Nectanebo II and the Macedonian pharaohs continued to build there.21 Very little is preserved to tell us about this temple. The Thoth temple would have had an ambulatory with surrounding chapels, as did the contemporary Iseum, for example,22 and gods related in various ways, from Re to potentially other falcon-headed gods perhaps liturgically related or from the region, perhaps with other connections, might be housed there.23 In the same era, a significant temple of Re, who was closely associated with Hermopolis, was also rebuilt, and would have held more than one image of that god.24

The limits of metaphor – or the place of silver bones and gold flesh in a rough census of cult statues With its solid silver body and gold cladding, this statue embodies one description of gods in New Kingdom and later hymns and religious texts as having bones of silver and flesh of gold. These descriptions, perhaps because they evoke the interior and flesh of the body, have a sort of literalizing or de-sublimating effect, particularly when not gauged in the context of different textual or literary registers. Art historians, in particular, have been drawn to characterize those descriptions as prescriptions for cult statuary and this statue as an example of major divine ‘cult’ or ‘main cult’ statuary.25 But, as Dimitri Meeks notes, “the materiality of the gods is ambivalent.”26 While an obviously complex, valuable, or symbolic divine statue is likely to be a recipient of some kind of cult, we are not in a position to understand the ways that statues acquired their efficacy or to establish a hierarchy of choices, as the following census of divine temple statuary indicates. Hymns and religious texts are suited to evocations of an insubstantial being separately from actual statuary. At an early point, texts associating the gods with gold appear to have been connected with the sun god, particularly. Golden terminology continues to be employed, imparting brightness like the sun to the gods, and shifts somewhat in the Late Period to impart a more general sacralization to a subject.27 Then, the Myth of the Destruction of Mankind, a text that may go back to the Middle Kingdom and that is incorporated in the New Kingdom Book of the Cow of Heaven occurring in royal tombs, ascribes “golden flesh and silver bones and lapis lazuli hair” to the sun god; the same description is employed in a Ramesside hymn that appears again on the walls of Hibis temple in the Persian Period.28 At Esna Khnum-Re is described in these terms.29 On the other hand, what we know about the materials of statues the Egyptians themselves highlight as statues for temple use comes from actually quite a large number of sources. These sources differ in the viewpoints they offer.30 Evidence about apparently royal or royal-directed donations occurs from the Early Dynastic Period through Dynasty 22. Statues are described to varying degrees in temple restoration accounts 21 Arnold, Temples, 111–113, 131, 138; Spencer, El-Ashmunein, 71–73 and destruction 76–77. 22 Arnold, Temples, 66, 127. 23 There are certainly falcon-headed gods in the general region, see Roeder, Hermopolis I, 1–24 about the region and 161–81 about the gods associated with the site. Kessler, Topographie, 209–224, refers to Hebenu with its main god Horus, and 263 to Menankh with a sunshade of Re-Harakhty. 24 Kessler, LÄ 2, 1141; Lefebvre, Petosiris I, 82–83 (II, 102) and 139 (II, 55), refers to building the Temple of Re. 25 Reeves / Taylor, Carter, 172; Kozloff, in: Miho, 321; Robins, in: Walls (ed.), Cult Image, 4, 6. The term ‘cult statue’, or ‘main cult statue’ is best avoided as it implies a singularity that may not always exist and hierarchies we cannot really confidently read (see Hill, in: Hill / Schorsch (eds.), Gifts, 155–157, for a discussion, and further Hill, in: Masson-Berghoff, Statues, 45). 26 Meeks, Gods, 57. 27 Aufrère, Univers, II, 377–381, also Daumas, Valeur. 28 Aufrère, Univers, I, 311, for citations of the texts referred to here, and 312, demonstrating there is no intention to show an aged god. For the most recent translation of for the Ramesside hymn, see Leitz, Papyri, 36. The Hittite Marriage Stelae ascribe golden flesh, silver bones, and iron limbs to Ramesses II, as the living image of Re (KRI, II, 253–256, 256–257). 29 Sauneron, Esna III, 174. 30 The following studies lead to the original sources, all of which have been examined. For evidence from the earliest periods through the Second Intermediate Period see Hill / Schorsch, Gifts, 8–13, and 17 n. 3–7, for the New Kingdom, 23–24, especially relying on Grandet, P. Harris. An important listing of the various sources according to their kind may be found in Cauville, BIFAO 87 (1987), 73 n. 1–3, 74 n. 1. This has been supplemented by Zivie-Coche, Giza, 218–246 and 234–235 regarding other inventories, and by Dousa / Goudard / Johnson: in Hoffmann / Thissen (Hrsg.), Fs. Zauzich, 184–196, which is an updated study of Berlin 6848 (in Cauville’s n. 2) and an expanded study of such inventories. Spencer, Naos, 19–38, provides important lists and insights regarding naoi and their evolution in relation to other forms of listings of gods, supplemented recently by Zecchi, Naos, for development of naoi in 26th dynasty. Rosenow, JEA 94 (2008), 264, adds a new example of a block with labeled statues. Traunecker, LÄ III,

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from Dynasty 25 and 26, and a class of broadly described inventory documents in different formats from the Old Kingdom onward through the Roman Period. Many depictions with specific material and size labels are known from 30th dynasty naoi, and, then, from later Ptolemaic temple chapel and crypt walls.31 According to these sources, it seems that statues were made of the following materials: wood overlaid with gold; cupreous metals overlaid with gold; some stone so overlaid; solid gold; silver; and black bronze. There are four instances where statues are clearly of silver overlaid with gold. Two naoi originally from Saft el-Henna dating to Nectanebo I each depict the single statue that the naos housed on its rear wall with material indications and dimensions. On one, Shu in lion form is described as “Shu, lord of the Per-wer, who resides in the Hout-nebes (Saft el-Henna), silver clad in fine gold as is written upon the book of divine words.”32 On the other Tefnut is described as “Tefnut, lady of the Per-neser, in Hut-nebes, silver clad with fine gold, as is [written upon the book of divine words].”33 At Dendera, in temple wall and crypt depictions created in the time of Ptolemy XII, one particular statue of Isis bears the description “bones of silver, flesh in gold, height one cubit, it’s her mysterious image [pw sSt#].”34 Also in the Ptolemaic Period, Papyrus Jumilhac depicts statuettes of the Four Sons of Horus labeled “bones of silver and flesh of gold.”35 What can be taken from this? Before Dynasty 30, the trope of gold flesh and silver bones is not actualized according to preserved descriptions of temple statuary. The two statues so described at Saft el-Henna could be viewed as testifying to a cultic connection of the materials to solar deities. As for Isis at Dendera, the goddess Isis was very important at Dendera alongside Hathor, and this is a statue displayed and stored in important locations. But, by the same criteria, there are 162 separate divine statues depicted on the Dendera temples walls and crypts and many others depicted in other decorated crypts of the Ptolemaic Period, but only the one statue of Isis is described in this way, not the sanctuary statues of Hathor for example or others of that goddess.36 This indicates that the reasons for the particular representational choice here are neither purely hierarchical nor purely, if at all, solar. The last point is perhaps reinforced by the seemingly random description in Papyrus Jumilhac. On the other hand, the supplementary phrases of elaboration given to the descriptions of Shu, Tefnut and Isis, although not isolated instances, may transmit some kind of significance, potentially to the materials although there are other possibilities.37 In relation to the statue under study dated here to the 4th century, gold over silver as a materialization accords with evidence indicating a few temple statues were so envisioned or constructed from the 4th century and onward. The material of this statue might relate to a solar identity, although the presence of a falcon head already signals that possibility. However, it seems equally clear that based on present evidence we cannot simply infer any divine statue’s status in the temple from its materials or from religious metaphors.

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823–830, leads to the descriptions of crypts noted by Cauville, and is supplemented by Traunecker, Ktema 29 (2004), 51–64. And Bonneau, Sacris Eurdiri 31 (1989–1990), gives a precis of Greek documents. Ritner, Libyan, gives new presentation and translation of the Third Intermediate Period documents describing divine statue materials (Osorkon I Bubastis Atum Temple, Mentuemhat Mut crypt text, Taharqo Kawa Stela III). Hoffmann, in: Imhausen / Steele, Sky, 113, believes the Dendera statues were recorded models for statues rather than actual statues based on an instance involving an alternative (k[y]-Dd) material (Chassinat, Dendera II, pl. 150; Cauville, Traduction, II, 290–291, instead construes the group of signs as a writing for flint). This touches on the interesting question of composition of these texts as Emily Cole points out to us. Davoli, Saft el-Henna, 46–48, pl. 19; Yoyotte, JNES 13 (1954), 81–82. Davoli, Saft el-Henna, 46, 65 fig. 16; Yoyotte, JNES 13 (1954), 81–82. Cauville, BIFAO 87 (1987), 89, Isis statue 1; presence in the Hwt sXm omitted here on p. 89, perhaps because pw sSt# is not written, but see pp. 113–114. For the text see Cauville, Traduction, III, 224–225, and for other usages at Dendera see the glossary for every volume. Vandier, Jumilhac, pl. 3; Aufrère, Univers, II, 413, incorrectly says a statue of Isis. Cauville, BIFAO 87 (1987), 112–115. The notion of following precedents inscribed in divine books occurs frequently, of course, although there is no way to decide whether the materials are being prescribed here in addition to the leonine form given to Shu and Tefnut; see Wilson, Lexikon, 482–483. “Mysterious image” is used already much earlier (Grandet, P. Harris I, 259 l. 25, 10; see III, 178 for other uses not clearly for statuary), and is a regular term in the Ptolemaic period for a divine object (Wilson, Lexikon, 934, 1035), although it does not seem to be used to highlight another statue image at Dendera. Word studies could be informative but are beyond the scope of this paper. Claude Traunecker has thought about the roles of divine images in temples, e.g. Traunecker, in: Dunand / Spieser / Wirth, Image, 77–92, and Traunecker, Ktema 29 (2004), 51–64.

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Part 2: Manufacture and Physical Alterations The Miho Museum silver falcon-headed god was examined in the Department of Objects Conservation at The Metropolitan Museum of Art in March–April 1990. Aspects of the statue’s manufacture, as well as its ancient and modern histories, can be reconstructed on the basis of that examination, with additional help from the written and photographic documentation by H. E. Winlock, E.-L. Richter, P. Eichhorn, and E. Borowski.38 The figure’s singular character, however, and the paucity of extant silver statuary, make it difficult to pigeonhole. It is not possible to ascribe a date on technical grounds per se, but our understanding of the availability and valuation of silver in ancient Egypt allows that the manufacture of such a figure, with its exceptionally lavish use of silver and, furthermore, silver that cannot be recognized as such because it is entirely clad with gold, is compatible with the 4th century date proposed here on the evidence of stylistic analysis. Additionally, physical evidence reveals that the figure was damaged intentionally in ancient times.

Condition The figure is physically and chemically stable. When first found, it would have been entirely covered with massive silver chloride, a typical archaeological corrosion product that occurs on silver in saline environments. This corrosion layer remains intact in several areas in spite of at least three modern interventions. The right leg, the upper torso on the reverse, and the right cheek had already been cleaned and polished before 1922, as documented in photographs dating to the time of Winlock’s visit to Tano’s shop in Cairo and referred to in his subsequent report to Lythgoe. Also visible in the 1922 photographs is the severe deformation of both legs, several breaks and/or repairs to the limbs, upper and lower, and percussion damages on the reverse of the torso (figs. 4, 5). According to a former owner, Elie Borowski, the whole figure, when he saw it for the first time in 1952, “was covered with a very thick layer of incrustation and dirt and sand,” which we know on the basis of the earlier photographs to be an exaggeration, and also that the left foot and both hands were not attached. By early 1953, when it was offered for sale at Drouot, the figure had been repaired, and it is certain that at the same time a second campaign of surface cleaning was carried out at least on the face and wig.39 After he purchased the figure some twenty years later, Borowski sent it to Peter Eichhorn, then chef restorer at the Württembergisches Landesmuseum in Stuttgart, to be cleaned and restored. In his cleaning campaign, completed in 1976, Eichhorn used mechanical and electrochemical means, followed by extensive polishing. Archaeological corrosion was left intact on the front and sides of the pleated kilt at Borowski’s request. Eichhorn reversed multiple old repairs to the left leg and the arms and rejoined the fragments. Losses around the joins were filled with an epoxy resin bulked with silver powder. When examined in 1990, the statue had a gray tarnish film that had developed since Eichhorn had completed his treatment, much of which had been removed when it returned to Metropolitan Museum in 1996 for display in a temporary exhibition.

Manufacture Briefly, in material terms, the figure is cast silver overlaid with gold sheet, little of which remains.40 The wig is articulated in cloisonné inlay, with lapis lazuli “locks” supported by a bedding layer of coarsely ground Egyptian blue. The eye sockets are inlaid with rock crystal drilled from the back, where an unknown black material was inserted to represent the pupils. Larger examples (i.e. greater than fifteen centimeters) of Egyptian cast silver figural statuary are relatively rare.41 Most are striding representations of deities, especially Nefertum, that date to the first millennium B.C. For the current discussion, several figures are of particular interest: the previously mentioned partially gilded hollow-cast figure of a striding king in the Louvre (E27431), the partially gilded solid-cast figure of AmunRe in the British Museum (EA60006), seated gilded figures of Nephthys (2014.159) dating to Dynasty 26,42 38 Winlock, Department of Egyptian Art Archives; Richter, unpublished report, 1978; Eichhorn, unpublished report, 1979; Borowski, unpublished report, 1983. 39 Hotel Drouot, Horus. 40 Referred to as electrum by Inagaki, Bulletin Miho Museum 18 (2018), 1. From a historical perspective, electrum is a naturally-occurring alloy of gold containing twenty percent or more of silver. To the best of our knowledge, no elemental analyses of the precious-metal sheet or the silver substrate have been carried out. 41 For an inventory of thirteen published silver statues greater than fifteen centimeters in height, plus an unknown number from Dendera, see Becker / Pilosi / Schorsch, MMJ 29 (1994), 45–47. 42 Hill / Schorsch, RdE 66 (2015).

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and of Harpokrates (07.228.23) dating to the Ptolemaic period,43 both in the Metropolitan Museum, and a total of four figures of Isis (with separately cast crowns) and of Ihy from the Ptolemaic period treasure from Dendera, now in the Egyptian Museum, Cairo.44 The dating of Amun-Re figure, in particular, has been discussed extensively, and it is currently attributed to Dynasty 26;45 the royal figure was formerly said to be Seti I, but has been reattributed to the Third Intermediate Period.46 Like most cast silver statuary from ancient Egypt, significant exceptions notwithstanding (e.g. the Louvre king and some of the Dendera figures, e.g. the seated figures of Ihy (JE 46380 & 46381) and at least one of the seated figures of Isis (JE 46383), the Miho falcon-headed figure is solid. At a height of nearly forty-two centimeters (without a crown or other headdress), even seated, it is one of the tallest Egyptian silver figures dating to any period that has survived to modern times. The seated Ihy figures from Dendera are larger but they are hollow;47 the Miho Museum figure, weighing in at more than sixteen kilos, represents by far the greatest known expenditure of silver for a single work from ancient Egypt.48 The figure appears to have been cast as a single piece, with the exception of the cloisons that delineate the cells on the wig and a thick ring soldered to a short cylindrical flange protruding from the top of the head (fig. 2). That the cloisons were made separately can be deduced from the seams defined by surviving gold sheet between the vertical cloisons and the band that corresponds to the lower edge of the wig on the back (fig. 6, see fig. 8). It is not known whether they were soldered or mechanically affixed to the substrate metal, but the former is more likely. Whereas, it is possible that the arms were separately cast, in keeping with a practice seen on other metal statuary,49 there is no evidence of this on the figure’s surface. The high atomic weight of silver and the figure’s generous size renders conventional X-ray radiography inadequate for resolving this question one way or another. Almost assuredly a crown would have been placed over the thick-walled cylindrical flange on the top of the wig; the similarity of this assembly to a modius is likely incidental. The crown may have been made separately in order that it could be removed when the figure was temporarily retired to a shrine50, for example, or to be easily replaced with a different one. Perhaps the intention was to embellish this composite work with a crown of yet another precious material. Several round holes in the flange, albeit shallow and randomly placed, may have been used for mechanical keying (fig. 6). Clearly evident upon examination are casting dendrites etched onto the figure’s surfaces, the cumulative result of corrosive attack and post-retrieval cleaning. The inability of the founders to control gases evolved during the pouring of the molten metal created certain defects in the casting. For example, the statue appears to be quite porous; this is not unexpected for a solid-cast silver figure, especially one of this size. Porosity is visible in a test radiograph of one leg made at the Metropolitan Museum, and it is likely that the interior of the torso and head, which could not be penetrated, is porous as well. Many pits, which often retain silver chloride corrosion, are visible where they intersect the surface. These smaller pits were not visible after the figure had been polished or burnished, which would have been the final step in its manufacture,51 nor did they impede the application of the gold sheet. A number of large pits, however, were deemed problematic and were repaired before the gold was applied.

43 Lilyquist, MMJ 47 (2012), 53. 44 Cauville, BIFAO 87 (1987), 116, pls. XVI–XIX. General observations regarding the casting and gilding of the figures are based on visual examinations of the statues by one of the authors (Schorsch) in 2001. One Isis figure (JE 46382), and its separately cast crown were certainly gilded. 45 https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA60006; accessed December 24, 2020. 46 Ziegler, RevLouvre 38 (1988), as Seti I; Hill, Royal Bronze, 18, 30–31, as Dynasty 22; Barbotin, Statues égyptiennes, 109–111, as Dynasty 21. 47 The figure of Ihy (JE46381) illustrated in Cauville, BIFAO 87 (1987), pls. XVI, XVII, measures 52 cm in height. 48 For comparison, the Saite period unclothed woman in the Metropolitan Museum (30.8.93) and a Nefertum figure in the Saint Louis Art Museum (223:1924) measure 23.6 and 24.8 cm and weigh 1.13 and 1.03 kg, respectively. Statuary assembled from hammered gilded silver sheet, such as large falcon figures from the Dendera crypt, e.g. JE 46351, would weigh substantially less. 49 Schorsch, in: Masson-Berghoff, A. (ed.), Statues in Context, 258 n. 10. 50 Cauville, BIFAO 87 (1987), 76–77; Schorsch, in: Masson-Berghoff, A. (ed.), Statues in Context, 251 n. 4. 51 Surface finishing was surely carried out even though the figure was meant to be clad with gold sheet. The high polish now in evidence, however, is unlikely to reflect its original appearance prior to the application of the gold sheet.

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Fig. 6: Detail showing upper half of Miho Museum figure, reverse. The Metropolitan Museum of Art, Department of Egyptian Art Archives.

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Fig. 7: Detail showing legs of the Miho Museum figure. Note lacunae where repair plugs have fallen away and smeared edges of surviving plugs. The Metropolitan Museum of Art, Department of Egyptian Art Archives.

Fig. 8: Detail showing of back of torso. Note surviving gold in percussion blows, indicating, in conjunction with evidence from an earlier photograph (fig. 5), that these damages occurred in antiquity. The Metropolitan Museum of Art, Department of Egyptian Art Archives.

These silver patches, more or less square or rectangular in section, were hammered into recesses excavated around the larger flaws using a chisel. Differential etching of metal surfaces on both sides of the interfaces between the plugs and the surrounding metal now renders them visible. In some cases, the patches have fallen out, leaving lacunae, and elsewhere, substantial smearing of metal from the plug over adjacent surfaces

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can be observed (fig. 7). Similar, but more delicate plugs, more artfully inserted, were observed on a silver Saite period female in the Metropolitan Museum.52 There may have been cast-in repairs on the right cheek and the right arm of the Miho figure as well, and there appears to be a cold shut on the right leg, which was indicated by the distinct boundary between areas with more and less tarnished surfaces prior to the removal of this dark corrosion film sometime between 1990 and 1996. A cold shut is a casting defect that occurs when two streams of molten metal entering a mold from two directions meet but do not bond. The small variations in composition, microstructure, and grain orientation of the metal on opposing sides of the cold shut interface can be rendered visible when the metal surfaces are attacked by environmental corrosives. The wig is inlaid with lapis lazuli, as are the typical falcon facial markings. The bedding material is Egyptian blue, a synthetic copper-calcium silicate, which when ground was used widely in Egypt as a pigment, occasionally for inlay, and also was modeled or molded and fired to produce small objects.53 Whereas pigment-sized particles were often added to calcareous gessoes supporting lapis lazuli or dark-blue glass inlays, the use of unadulterated Egyptian blue as a bedding material has not been previously reported in the literature; one example at the Metropolitan Museum can be cited.54 The inlaid eyes are rock crystal, and not garnet, as asserted by Winlock.55 They were examined by Eichhorn, who repaired and reset the inlay in the left eye, and by Richter, who analyzed the reddish-brown material found between the underside of stone and the interior of the bezel. According to Eichhorn’s report, the rock crystal sclerae were polished front and back and drilled from the back for a black stone inlay, although he offers no supporting evidence for the identification. The presence of a bitumen-like material around the extant eye and possibly carbonized plant matter beneath the other may point to an organic resinous paste.56 The manufacture of inlaid eyes on coffins, other funerary objects, and statuary was considered systematically by Lucas and little on the subject has appeared since the 1962 edition of Ancient Egyptian Materials and Industries. The materials and construction of the Miho Museum figure’s eyes seemingly correspond to descriptions by Reisner that Lucas cites for a few loose (human) eyes from Giza in the Museum of Fine Arts, Boston, but online entries for latter suggest otherwise. In fact, the use of rock crystal for the sclerae is unusual; rock crystal, when present, is a curved disk representing a cornea set over white opaque stone sclerae.57 With the exception of the flange on top of the wig, all surfaces, including those meant to be concealed under the inlays, were originally clad with gold sheet. These were secured mechanically, by crimping their edges into channels running along the sides of the body, diagonally across the shoulders front and back (figs. 2, 6), around the wig, and on the backs of the lower legs; the seams are conspicuously absent on the arms, which also would have been gilded. No such diagonally orientated seams – either reflecting a join between two independently cast components or between two adjacent precious metal sheets – have been observed on other metal statuary.58

The implications of manufacture and condition Gold and silver, the precious metals of Old-World antiquity, appeared in Egypt already in the Predynastic Period and remained in use thereafter for the manufacture of ritual and funerary objects and personal adornments. Gold and silver are rarely occurring metals that have similar working properties. They enjoy a high degree chemical of compatibility, and often occur together in nature. Linguistic evidence suggests that gold, 52 Becker / Pilosi / Schorsch, MMJ 29 (1994), figs. 23–24. 53 The Egyptian blue was identified by Richter at the Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, who cites microscopic examination and microchemical tests, emission spectroscopy, and X-ray diffraction used to characterize three different types of samples submitted to him by Eichhorn (Richter, unpublished report 1978). 54 A small gold cloisonné inlay aegis (2016.493) has fired Egyptian blue inlays set into a granular Egyptian blue bedding material. 55 Winlock, letter to Lythgoe, 1922. 56 Richter cites as present: calcium carbonate, proteins, red ocher, carbonized (?) vegetal material, quartz [presumably sand] as well as traces of Egyptian blue and gold (Richter, unpublished report 1978). The diagram of the eye in Eichhorn’s unpublished report is reproduced in black and white in Inagaki, Bulletin Miho Museum 18 (2018), 15, fig. 6. 57 Lucas, Ancient Egypt Materials, 121–22; for the inlaid eyes (13.2417, 13.3418–20) see https://www.mfa.org/, s.v. “inlaid eyes” & “Giza.” 58 Joins of this type are also not generally observed on wooden figural sculpture.

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silver, and electrum were only gradually distinguished as separate entities.59 It is likely, that in Egypt the two metals initially came from the same or neighboring alluvial deposits in the Eastern Desert, but soon afterwards and continuing over millennia, silver was imported, presumably from Greece or Western Asia. The vulnerability of silver to saline environments has certainly taken a toll on hammered-sheet silver artifacts, but it cannot be used to explain the scarcity of solid-cast statuary. Some silver figures surely were stolen and melted down in antiquity, but official recycling within a temple context is dubious.60 As noted earlier, the Miho Museum statue and the gilded silver figures of a striding king and of the god Amun all were formerly dated to the New Kingdom, but now in each instance this seems unlikely. In fact, silver statuary dated earlier than the first millennium B.C is virtually unknown.61 In any case, the surviving silver artifacts, whether hammered or cast, grow in number over the course of Egyptian history. By the Ptolemaic period, silver is relatively abundant in Egypt, a development generally linked to Egypt’s entry into the global economy of the Hellenistic world. The lavish amount used to cast the falcon-headed figure points to a time when silver was readily available. Elemental analysis and lead isotope provenance studies, particularly with an eye to Ptolemaic coinage, might provide further evidence. It has been demonstrated that gold and silver metal were used in juxtaposition for aesthetic and symbolic ends starting in the late Predynastic or Early Dynastic period, but the practice of gilding – that is, the application of gold leaf, foil, or sheet – a silver substrate, although common in neighboring lands around the Mediterranean, was a relatively sporadic practice in ancient Egypt.62 Still, new discoveries continually shape our understanding of ancient technology and use of materials: in summer 2018, for example, a gilded silver funerary mask was found in Saqqara in a Saite-Persian period shaft.63 Rare in their own right, silver statues with gilding are even more exceptional.64 This is absolutely not the case for cast bronze statuary and other cupreous substrates, which were gilded using both mechanical and adhesive methods; in fact, close scrutiny of a large corpus of bronze statues of deities, kings, and other high status individuals suggests that embellishment with gold was the rule rather than the exception. This paucity with regard to gilding refers to partially gilded statues, as well as those where the applied gold would completely obscure the nature of the substrate. The scarcity of silver metal until well into the first millennium B.C., as well as its inherent value and distinctive color, surely contributed to the relative absence of gilded silver.65 In addition to the Miho Museum figure, prominent examples with gold sheet or foil applied using mechanical means include the partially gilded figures of a striding king in the Louvre (E27431) and Amun-Re in the British Museum (EA60006). Probable occurrences of silver statuary that was gilded using a metallurgical (i.e., pyrotechnic) process can be cited, but individual examples such as the seated figures of Nephthys (2014.159) and Harpokrates (07.228.23) in the Metropolitan Museum have not yet been fully investigated. The actual number of Ptolemaic gilded silver statues found at Dendera and the method(s) used to apply gold sheet or leaf also requires further consideration. Comparison of photographs documenting its condition in 1922 (fig. 5) with its current state (figs. 6, 8) shows that the deep blows made with a blunt implement on the reverse date to a time before the statue was 59 For a brief discussion of the linguistic development of these metals, largely based on the work of J. R. Harris, see Schorsch, JEA 87 (2001), 56. For a definition of electrum, see above n. 40. 60 Schorsch, in: Masson-Berghoff, A. (ed.), Statues in Context, 249–251. 61 For an idiosyncratic, very small, silver figure of a woman (AO 11c; h. 5.5 cm) with jewelry and unusual garments fashioned of gold foil or sheet wearing a gold wig in the Rijksmuseum van Oudheden, Leiden, see National Museum, Life and Death, no. 77. The figure is mounted on a wooden base inscribed to Thutmose III, hence an attribution to the New Kingdom. 62 Schorsch, JEA 87 (2001), 61–62, nn. 24, 26, 27. 63 Hussein, in: Kamrin / Bárta / Ikram / Lehner / Megahed, Guardian of Ancient Egypt, 657-6 -0 and fig. 22. The mask was found in a communal burial shaft in the area of the Unas pyramid at Saqqara. It appears to date to late dynasty 26 or 27. Such an innovation in a funerary context may well relate to the developments discussed above in the material expression of the gods in their ritual statuary. 64 For four textual references to gilded silver statuary, see above, p. 178. 65 The use of a metallurgical gilding process has been established for the cloisonné inlay falcon pectoral of disputed date in the Museum of Fine Arts, Boston (1981.159), with a silver back plate and gilded silver cloisons; see Newman, Journal Museum of Fine Arts 2 (1990); for general and technical considerations for Egyptian as well as Nubian works, see Gänsicke and Newman, in Drayman-Weisser (ed.), Gilded Metals. For other examples of Egyptian gilded silver, as well as jewelry traditionally described as such and subsequently recognized not to be the case, see Schorsch, JEA 87 (2001), 56, nn. 27, 34.

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buried. This is incontrovertible because some of the damaged areas were hidden under the corrosion that was only first removed during the undocumented intervention that took place between 1952, when Borowski saw it for the first time, and 1953, when it was illustrated in the Drouot sale catalogue. Although entirely speculative, it is possible that the figure fell into the hands of an ancient thief who damaged it while trying to remove it from a base, hence the broken limbs and deformation to the legs.66 While trying to determine whether it was made of gold or merely gilded – the fact that it was solid would have been immediately evident to anyone who lifted it – the thief likely bludgeoned it, which would account for the damages on the back of the torso. Having discovered that the statue was gilded and not made of gold, the ancient perpetrator abandoned it, perhaps first removing some thick gold sheet, and it remained in the ground to be discovered millennia later.

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66 It is almost certain that the bottom of the feet were reworked, and there is evidence of a tang on the left foot. Similar types of damages are seen on bronze kneeling royal figures that were likely forcibly removed from their bases in ancient times. Schorsch, in: Masson-Berghoff, A. (ed.), Statues in Context, 264.

A Bird in Hand

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Einige Beobachtungen zur Rückenschutzformel Friedhelm Hoffmann Ohne unser gemeinsames Projekt „Weltentstehung und Theologie von Hermopolis Magna. Tuna el-Gebel als Teil einer Kultlandschaft in Mittelägypten von der Spät- bis in die Römerzeit (ca. 600 v. Chr. – 400 n. Chr.)“, dessen Finanzierung Regine und ich der VolkswagenStiftung verdanken, hätte ich mir vermutlich nie die Ritualszenen aus dem Nehemetawaytempel des Domitian in Aschmunein genauer angeschaut. Doch sie weisen eine Formulierung der Rückenschutzformel auf, die mir so nicht geläufig war. Das hat mich dazu motiviert, mich etwas weiter mit der Rückenschutzformel zu beschäftigen. Regine widme ich diese Zeilen mit meinen besten Wünschen. Im Rahmen dieses kurzen Beitrags kann ich keineswegs eine umfassende Darstellung der Entwicklung und Deutung der Rückenschutzformel (RSF) oder ihrer unterschiedlichen Ausprägungen geben. Eine solche umfassende Arbeit zu einer geradezu allgegenwärtigen Zeichengruppe ist noch zu leisten. Allein die Häufigkeit der Formel legt die Notwendigkeit einer näheren Beschäftigung mit ihr nahe. Dabei wären die verblüffend vielfältigen Aspekte, die die RSF in Anbringung, Orthographie und Formulierung bietet, genauer zu untersuchen. Heute teile ich im Rahmen dieses Aufsatzes nur einige letztlich mehr zufällige Beobachtungen mit. Mein Beitrag hat daher notwendigerweise einen essayistischen Charakter. Und da ich hier nicht im Entferntesten daran denken kann, quantitative Aussagen zu machen, beschränke ich mich darauf, lediglich einige Dinge, die mir aufgefallen sind, mitzuteilen und Fragen zu stellen. Daß dabei die ungewöhnlicheren Fälle einen breiteren Raum einnehmen als die normalen, ist unvermeidlich. Ich erinnere auch daran, daß speziell die Suche danach, was es zu welchem Zeitpunkt nicht gab, ohne eine umfassende Datenerhebung unbeantwortet bleiben muß. Doch selbst dann ist stets zu bedenken, daß schon allein aufgrund der fragmentarischen und lückenhaften Überlieferung uns nur ein kleiner und je nach Epoche vermutlich statistisch nicht einmal signifikanter Ausschnitt dessen vorliegt, was es einst gegeben hat, so daß ich H. Gombrich Recht gebe, der davor warnt, in den Geisteswissenschaften blind die idola quantitatis anzubeten.1

1. Versuch einer Definition Als Arbeitsdefinition schlage ich vor: Bei der Rückenschutzformel (RSF) handelt es sich um eine typischerweise im Flachbild hinter dem König oder einer Gottheit angebrachte Formel, die normalerweise die Kernelemente s# ... H#=f „Schutz2 ... (sei) hinter ihm (sc. dem König).“ u. ä. enthält. Besonders onX „Leben“ und nb „aller“ (o. ä.) bilden häufig noch einen Bestandteil der RSF. Die folgenden Ausführungen werden zeigen, wie sehr sich manche Belege von diesem Normalfall (oder diesen Normalfällen) entfernen und wie stark sich die Formel im Laufe der Zeit verändert. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, sei betont, daß es neben den Szenen mit RSF natürlich auch viele ohne sie gibt.

1 Gombrich, Die Krise der Kulturgeschichte, 181–182. 2 Zur Bedeutung von s# speziell im Unterschied zu mk.t s. Flessa, (Gott) schütze das Fleisch des Pharao, 50–52, der sich nach einer kurzen Diskussion der von Bonnet, MDAIK 17 (1961), 96 gegebenen Definition anschließt. Demnach ist mk.t-Schutz speziell abwehrend, während s# umfassender die „wirkende Kraft, die alle Heilsmächte in sich schließt“ ist.

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Friedhelm Hoffmann

2. Belegzeitraum der RSF Die RSF konnte ich bisher weder in der Frühzeit3 noch in der 3. Dynastie4 finden. Wenn Djoser doch einmal mit der RSF erscheint, liegt das daran, daß es sich um eine posthume Darstellung auf der pseudepigraphisch Djoser zugeschriebenen sog. Hungersnotstele5 handelt. Belegt ist die RSF dann aber von Snofru, dem ersten König der 4. Dynastie, an.6 Damit beginnt zugleich die kontinuierliche Verwendung der Formel. Bereits der Nachfolger, Cheops, hat ebenfalls Denkmäler mit der RSF hinterlassen.7 Die spätesten Belege für die RSF sind in ihrer Datierung ein wenig komplex. Man findet leicht als letzten römischen Kaiser mit einer RSF in einer Ritualszene an einer Tempelwand Decius (249–251 n. Chr.).8 Es handelt sich um die Szenen Esna VI 495 und 503. Esna VI 495 stammt aus der Zeit des Philippus Arabs (244–249 n. Chr.), dessen Kartuschen ausgemeißelt und neu mit dem Namen des Decius beschriftet wurden.9 Die Kartusche in der königlichen Randzeile ist dagegen eine nicht überarbeitete, originale Kartusche des Decius. Vermutlich fiel die Herstellung der Szene also in die Regierungszeit beider Herrscher. Die Konzeption fand aber unter Philippus Arabs statt. Esna VI 503 ist aus der Zeit des Decius. LD, Abt. IV, 90c gibt die Szene allerdings ohne RSF. Das ist aber wohl ein Versehen, denn nach Saunerons Edition in Esna VI ist eine RSF vorhanden. Damit wäre Esna VI 503 die letzte Ritualszene mit RSF. Die nächstälteren noch vor Esna VI 495 finden sich mit Esna VII 635 und 636 unter Caracalla (211–217). Die Verhältnisse auf den Buchisstelen decken sich mit denen der Ritualszenen in Tempeln.10 Somit wird man festhalten dürfen, daß die Verwendung der RSF in der ersten Hälfte des dritten nachchristlichen Jahrhunderts ausläuft und um 250 n. Chr. ganz zum Erliegen kommt. Dies mag weniger daran liegen, daß man bewußt auf die RSF verzichtete, sondern daß überhaupt immer weniger Ritualszenen geschaffen wurden.

3. Orthographie Was die Schreibung des Wortes s# „Schutz“ anbelangt, so sind mir drei Varianten geläufig: in allen Epochen bis auf das Alte Reich extrem oft belegt kommt in allen Epochen vor,11 aber insgesamt nicht so häufig, wie mir scheint Diese Schreibung kenne ich seit der fortgeschrittenen Ptolemäerzeit.12 3 4 5 6 7 8

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Kahl, Frühägyptisches Wörterbuch, 282 hat zwar H#, aber keinen Beleg für H# in der RSF. Kahl / Kloth / Zimmermann, Inschriften der 3. Dyn., 251 führen H# im Wortindex nicht auf. Barguet, Stèle de la Famine, 14 und Taf. 1. Fakhry, Monuments of Sneferu at Dahshur, Bd. 2, Teil 1, 140 und 145 Fig. 193 und 194. Urk. I, 8,9. Vgl. Hallof, Schreibungen der Pharaonennamen, Teil 2, 174. Zusätzlich habe ich die von Beckerath, Handbuch der Königsnamen, 127–129 und 2. Aufl., 264–267 aufgelisteten Belege für Kaiser des dritten und vierten Jahrhunderts daraufhin überprüft, ob sie aus Szenen mit Rückenschutzformeln stammen. Sauneron, Esna VI, 66 Fn. a; LD, Abt. IV, 90c. Die späten Buchisstelen sind bei Goldbrunner, Buchis, 104–105 zusammengestellt und damit leicht zu überblicken: In der Stele London BM EA 1695 aus dem Jahr 273 bleibt der beim Opfer dargestellte König ohne Beischrift und ohne RSF (Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 37 Abb. 31 = Buchisstele Nr. 18 bei Mond / Myers, Bucheum; vgl. zur Datierung Grenier, CdE 68 [1988], 69–71 und Goldbrunner, Buchis, 105 Fn. 1). Eine noch spätere Stele hat zwar Beischriften, aber keine RSF (London BM EA 1696; 295 n. Chr.; Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 40 Abb. 33 = Buchisstele Nr. 19), die jüngste Stele hat zwar Beischriften zum Buchis, kommt aber ohne die Darstellung des Königs aus (Kairo, JE 31901; 340 n. Chr.; Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 44 Abb. 35 = Buchisstele Nr. 20; vgl. Goldbrunner, Buchis, 78–79). Damit ist die Buchisstele 17 (= Kairo JE 53146; 143 n. Chr.) die späteste Buchisstele mit einer RSF. Z. B. Urk. I, 8,9 (Sinai, Cheops); Schulz / Seidel, Ägypten, 327 Abb. 6 (Koptos, Seosostris I.); Winter, Tempelreliefs, Taf. X (Architrav Sesostris’ III. aus Medamud); Saleh / Sourouzian, Das Ägyptische Museum Kairo, Nr. 118 (Stele Kairo CG 34002 des Ahmose aus Abydos); Schulz / Seidel, Ägypten, 450 Abb. 46 (Karnak, Hatschepsut); Schnittger, Hatschepsut, 85 Abb. 49, 87 Abb. 50 und öfter (Rote Kapelle); Lange / Hirmer, Ägypten, 228 (Sethos I. in Abydos); Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 12 (Zeit des Ptolemaios XII. Neos Dionysos). Z. B. Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 2–4, 18, 27 und öfter (Zeit des Ptolemaios XII. Neos Dionysos); Dendara V, 23,11 (ebenfalls Zeit von Ptolemaios XII. Neos Dionysos) sowie I, 3,12, 6,18, 7,15 und öfter (leere Kartuschen); Junker† / Winter, Geburtshaus in Philä, 302 Phot. 983 und 378 Phot. 1009 (Zeit des Augustus); Roeder, Debod bis Bab Kalabscha, Taf. 40 (Zeit des Augustus); Blackman, Temple of Bîgeh, Taf. VIII (Augustus);

Einige Beobachtungen zur Rückenschutzformel

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H# wird so gut wie ausschließlich allein mit dem H#-Zeichen geschrieben, das freilich im Laufe der Zeit seine Gestalt ändern kann (schmaler oder breiter; zuerst ohne, später mit zusätzlichen seitlichen nach unten abgeknickten Knospen).13 Vereinzelt finde ich zusätzlich das Kopfdeterminativ beigeschrieben,14 was der normalen Determinierung von H# „hinter“ seit dem Mittleren Reich entspricht.15 Sehr ungewöhnlich ist die Schreibung allein mit dem Einkonsonantenzeichen H16 oder n-H# statt H#.17 Das Suffix =f, das häufigste Element hinter dem H#, wird meist als Schlange geschrieben, aber in der griechisch-römischen Zeit ist auch das Fleischzeichen möglich.18 Bei weiblichen Wesen wird nach H# natürlich nicht =f, sondern das Suffix =s verwendet,19 ganz ungewöhnlich ist =sn hinter Isis und Osiris auf einer Privatstele des Neuen Reiches (s. Abschnitt 7). Es gibt aber auch den Gebrauch der RSF in Anreden (s. Abschnitt 4.d). Die Suffixe der zweiten Person Singular und der dritten Person Plural weisen in den mir bekannten Belegen keine auffälligen Schreibungen auf. Es sei hier schon darauf hingewiesen, daß es Fälle gibt, in denen auf H# direkt ein Substantiv folgt20 oder daß die RSF gelegentlich auch mit H# abbricht.21 nb „alle(r)“: Fast immer wird nur der nb-Korb geschrieben. Gelegentlich kommt ein rein graphisch zu wertendes .t dazu.22 Ungewöhnlich sind Fälle, in denen nb (+ t oder w) noch mit Pluralstrichen versehen wird.23

4. Formulierung Ich möchte zunächst betonen, daß ich die RSF hier so umschreibe, wie es der Reihenfolge der Zeichen entspricht. Es kann gut sein, daß rein graphische Umstellungen im Spiel sind und die Formel je nach Epoche anders gelesen wurde. Meine sozusagen zeichengetreue Umschrift dient einzig dazu, meine Ausführungen verständlich zu halten. Ich gehe so aber nur bei der RSF selbst vor, nicht auch bei Zusätzen wie etwa mi ro. In diesem Abschnitt geht es um zwei Aspekte, nämlich zunächst um die Reihenfolge der Kernbestandteile s#, nb und H#=. Da zumindest in den früheren Epochen keines dieser drei Wörter mit einem Determinativ geschrieben zu werden scheint – jedenfalls konnte ich bei meiner raschen Recherche keine Belege finden –, ist nicht unmittelbar klar, wie die Wörter zu verstehen sind. Grammatikalisch bereitet die lange Zeit wie s# H#=f nb geschriebene Formel durchaus Probleme (s. weiter unten zum Alten Reich). Natürlich könnte es sich um ein bloß graphisches Problem handeln. Aber was sollte der Anlaß für eine Zeichenumstellung gewesen sein? Verehrungsgründe scheiden ja doch wohl aus. Wurde einfach ein gefälligeres Schriftbild angestrebt?

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Roeder, Tempel von Dakke, Taf. 141 („pr-o#“ [römisch]); Vandersleyen, Propyläen Kunstgeschichte Nr. 325 (Mammisi von Dendera, Zeit des Trajan). Schmidt / Willeitner, Nefertari, 119 Abb. 166 (Zeit Ramses’ II.; Theben West) zeigt das Zeichen schon mit zusätzlichen abgeknickten Knospen. Zur Form des Zeichens in der Ptolemäerzeit vgl. Derchain-Urtel, Epigraphische Untersuchungen, 339–343. Petrie, Koptos, XIX,1 (Ramses II.); Esna II 5,6 und 9,6 (Ptolemaios VI. Philometor); Roeder, Debod bis Bab Kalabscha, 69 und Taf. 24 sowie Taf. 26 (Adichalamani [Nachfolger von Ergamenes II.]); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich III, 76 Abb. 113 (Augustus im Tempel von ‛Ain Birbija in der Oase Dachla). Trennung zwischen der H#-Pflanze und dem Kopfdeterminativ findet sich in Reliefs von Osorkon II. in Bubastis, so etwa in London BM EA 1077 in Schulz / Seidel, Ägypten, 276 Abb. 7 und Berlin Inv.-Nr. 10838 in Priese (Hrsg.), Ägyptisches Museum Berlin, 164 Nr. 98. Wb III, 8. Roeder, Tempel von Dakke, Taf. 122 und 123 (Nordwand des Sanktuars, als Herrschername nur pr-o#). Die in Dendara X 85,12 begegnende Schreibung mit einem w#H-Zeichen würde ich als Verschreibung anstelle der graphisch ähnlichen H-Hieroglyphe verstehen. Snape, Temple of Domitian, Taf. 13 Block 28 (röm.). Belegstelle zu Wb III 414,1 (Assuan ); Witthuhn u. a., Bentresch-Stele, 3 (ptolemäisch, pseudepigraphisch ins Neue Reich gesetzt; Theben); Roeder, Tempel von Dakke, Taf. 122 und 123 (Nordwand des Sanktuars, pr-o#); Dendara X, 76,15, 78,4, 9, 13 und öfter. Vgl. die Belege in Abschnitt 6. Beispiele in 4.a zur Dritten Zwischenzeit. Hierzu vgl. Abschnitt 4.b. Winter, Tempelreliefs, Taf. I unteres Register (Ptolemaios II. Philadelphos; Philä); Witthuhn u. a., Bentresch-Stele, 3 (ptolemäisch, pseudepigraphisch ins Neue Reich gesetzt; Theben). Roeder, Tempel von Dakke, Taf. 100, 108 und 110 (Kapelle des Ergamenes); Roeder, Debod bis Bab Kalabscha, 69 und Taf. 24 sowie Taf. 25 (Adichalamani [Nachfolger von Ergamenes II.]); Kom Ombo 165 (Tiberius).

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Friedhelm Hoffmann

Die Ägypter selbst haben im Laufe der Zeit je nach Epoche verschiedene Zeichenanordnungen bevorzugt, so daß es gut sein kann, daß sich das Verständnis der Formel geändert hat. Daher behandle ich die verschiedenen Epochen wenigstens kurz einmal separat. Im Anschluß an die Behandlung der Reihenfolge der Bestandteile gehe ich dann noch auf andere Aspekte der Formulierung ein. Dies geschieht ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit.

a. Grundstruktur – ein diachroner Überblick Zunächst also zur Reihenfolge der Kernbestandteile. Wb III, 9,16 gibt s# ... H# nb=f als Normalform des Mittleren Reiches an, s# ... H#=f nb als typisch für das Neue Reich. Eine genauere Musterung der Belege der verschiedenen Epochen zeigt schnell, daß diese Angaben zur Beschreibung des Phänomens nicht ausreichen. Altes Reich: Gleich die frühesten Belege für die RSF sind in der Sekundärliteratur falsch gelesen bzw. wiedergegeben worden: Fakhry, Monuments of Sneferu at Dahshur, Bd. 2, Teil 1, 140 zu Fig. 193 und 194 schreibt „these are part of the usual“ und gibt dann die Zeichen der RSF fälschlich in der Reihenfolge s# onX H#=f nb. Und während LD, Abt. II, 2c24 ein Felsrelief vom Sinai, wie der nach rechts gewandte Cheops einen Feind erschlägt, als Bild reproduziert, wird in Urk. I, 8,9 die hinter dem König stehende RSF von Sethe mit dem Vermerk „(in entgegengesetzter Richtung geschrieben)“ als s# onX H#[=f nb] wiedergegeben. Offenbar sind die Auffassungen Fakhrys und Sethes von der RSF in späteren Epochen beeinflußt. Doch so, wie die Zeichen angeordnet sind, ergibt sich, obwohl diese frühen Belege unvollständig erhalten sind,25 zwanglos die Lesung s# H# onX[=f (ggf. + nb)]. Das ist tatsächlich genau die Formulierung, die ich auch sonst aus dem Alten Reich kenne.26 Sie könnte „Schutz sei27 hinter seinem Leben“ bedeuten. Tritt nb dazu, wird die Übersetzung schwieriger, denn „Schutz sei hinter seinem ganzen Leben“ ist unmöglich, da nb nicht „ganz“ bedeutet.28 Es sollte also „Schutz sei hinter jedem/allem seinem Leben“ gemeint sein. Tatsächlich wird onX „Leben“ sehr oft auch außerhalb der RSF mit nb „jedes/alles“ verbunden29 und ist offenbar in gewissem Sinn quantifizierbar.30 Oder ist etwa nb als „Herr“ zu verstehen und in Apposition zum Suffix =f aufzufassen („Schutz ist/sei hinter seinem, des Herrn, Leben“)?31 Oder bedeutet nb doch „jeder“ und steht appositionell zu s# „Schutz“ („Schutz ist/sei hinter seinem Leben, und zwar aller.“), zumal im Altägyptischen Belege dafür vorhanden sind, daß ein Substantiv (hier also s#) und Adjektiv (hier nb) durch eine adverbielle Bestimmung voneinander getrennt werden können? Aber es wäre eben doch eine ungewöhnliche Wortstellung.32 Oder ist s# H#(y)=f onX (nb) „Der hinter ihm befindliche Schutz sei (jedes) Leben“ zu verstehen? Denn das onX könnte aus graphischen Gründen vorgezogen sein,33 spielen doch derlei Erwägungen im Alten Reich eine erhebliche Rolle.34 Aber solche Nominalsätze, die nur aus Substantiv + Substantiv bestehen, sind außerhalb der Pyramidentexte und außerhalb von Eigennamen selten.35 Wie auch immer, in der 6. Dynastie taucht die

24 = Gardiner / Peet / Černý, Inscriptions of Sinai, Teil I, Taf. II (7) und Taf. III (7). 25 Im Beleg bei Fakhry, Monuments of Sneferu at Dahshur, Bd. 2, Teil 1, Fig. 194 ist aufgrund des zerstörten Kontextes die Orientierung der Zeichen und damit die Reihenfolge, in der H# und onX zu lesen sind, nicht mehr feststellbar. 26 Vgl. Brinkmann (Hrsg.), Sahure, 199 Abb. 158 und 159 sowie 203 Abb.162 und 163. 27 Der uneingeleitete Adverbialsatz drückt nach Edel, Altägyptische Grammatik, § 915 b) aa) β) sehr häufig einen Wunsch aus, dagegen „nicht allzu häufig“ eine Aussage (ibid. α). 28 Von Wb II, 234 ausdrücklich vermerkt. Erst in den Texten der griechisch-römischen Zeit scheint es Ausnahmen zu geben (Anonymus, in: Kurth [Hrsg.], EdfuBH 5, 1 f.). 29 Als ein Beispiel unter vielen diene di=tn n=f onX nb Xr=tn snb nb Xr=tn mi ro D.t „Ihr möget ihm alles Leben bei euch geben (und) alle Gesundheit bei euch wie Re ewiglich!“ (Stele Sethos’ I. vom Gebel Barkal Z. 20 = KRI I, 76,9 und KRI VII, 427 [keine Corrigenda und Addenda]). 30 Hier kommt die Erwähnung eines übel zugrichteten Panthers, „dessen Haut abgezogen und dessen Fell geschunden war, indem er halb tot und 1/2 lebendig war“ im demotischen Mythos vom Sonnenauge 17.11 f. in den Sinn (Hoffmann / Quack, Anthologie der demotischen Literatur, 233). 31 Vergleichbare Fälle kennt Gardiner, Egyptian Grammar, § 90 für das Mittelägyptische. Aber gab es dieselbe Konstruktion auch schon im Alten Reich? 32 Edel, Altägyptische Grammatik, § 356. 33 Vgl. die Sedfest-Szene Sesostris’ III. aus Medamud (abgebildet u. a. bei Lange / Hirmer, Ägypten, Abb. 104 und 105): Dort ist in den Beischriften zu Amun und Month onX vorangestellt. Es ist aber klar, daß di=f onX zu lesen ist, da vor der Königskartusche jeweils ein n steht. 34 Edel, Altägyptische Grammatik, §§ 91–97. 35 Edel, Altägyptische Grammatik, § 947.

Einige Beobachtungen zur Rückenschutzformel

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Formulierung s# onX H#=f „Schutz (und) Leben seien hinter ihm“ auf.36 Mir ist übrigens nicht klar, ob s# onX tatsächlich als „Schutz (und) Leben“ oder etwa „Schutz des Lebens“ verstanden wurde. Spätere Belege mit indirektem Genitiv37 würden dafür sprechen, eine alternative Formulierung als in diesem Fall direkte Genitivverbindung anzunehmen. Doch die Tatsache, daß in noch späterer Zeit die RSF gerade hinter s# aufgetrennt wird38, scheint wiederum gegen eine besonders enge Verbindung von s# und onX zu sprechen. Vermutlich haben wir einfach damit zu rechnen, daß die RSF je nach Epoche verschieden aufgefaßt wurde. Mittleres Reich: Die vom Wb III, 9,16 festgestellte und von mir oben schon erwähnte Formulierung s# onX H# nb=f kommt tatsächlich wiederholt vor.39 Wie wurde diese Formel damals verstanden? „Schutz des Lebens sei hinter seinem (= des Lebens?) Herrn (= Besitzer)“? Es gibt daneben aber auch die Sequenz s# H# onX=f nb,40 die uns schon im Alten Reich als eine Variante begegnet ist. Auf der Chapelle Blanche von Sesostris I. ist s# onX ... H#=f nb häufig.41 Neues Reich: Ich kann die Formel s# ... H#=f nb, die im Mittleren Reich schon vorkam, weiter belegen.42 Daneben kommen aber Fälle vor, in denen nb wiederholt wird, so daß die nb-Hieroglyphe nicht nur hinter H#=f steht, sondern auch davor zum Abschluß der Gaben (s# ... nb H#=f nb).43 Vielleicht drückt sich in der Verdoppelung des nb eine gewisse Unsicherheit darin aus, wie die Formel eigentlich zu verstehen ist. Dritte Zwischenzeit: Eine Vielzahl von Varianten der RSF läßt sich belegen: s# onX ... nb H#=f,44 s# onX H#=f (nb)45 oder mit zweimaligem nb: s# onX ... nb H#=f nb.46 Äußert sich, wie schon zum Neuen Reich gefragt, in der Doppelsetzung von nb eine Unsicherheit im Verständnis der RSF? Ob darum auch umgekehrt mit der Vermeidung des gleichzeitigen Vorkommens von H# und nb in einer RSF47 zu rechnen sein könnte? Es gibt aber noch deutlich mehr Formulierungen: Mit s# onX H# nb=f ... 48 fühlt man sich an das Mittlere Reich erinnert. Weitere Varianten sind beispielsweise: s# onX ... H# ... ohne Suffix hinter H#,49 onX s# H# ro50 oder ausführlichere Formeln wie etwa s# H#=f nb m onX Dd w#s Hr s.t-Hr [n.t] onX.w D.t „Schutz hinter ihm, aller, in Leben, Dauer (und) Glück auf dem Horusthron [der] Lebenden, ewiglich“.51 Spätzeit: In der 26. Dynastie scheint, soweit ich das Material überblicke, s# ... H#=f nb bevorzugt zu werden.52 Es handelt sich dabei offenbar um einen Rückgriff auf die ältere Formulierung. Mit indirektem Genitiv

36 LD, Abt. II, 116a = Urk. I, 91,8 = Gardiner / Peet / Černý, Inscriptions of Sinai, Teil I, Taf. VIII (16) (Felsrelief Pepis I. im Sinai). 37 Vgl. die Notizen zur Spät- bis Römerzeit auf S. 191–192. 38 S. Abschnitt 8. 39 Schulz / Seidel, Ägypten, 327 Abb. 6 = Vandersleyen, Propyläen Kunstgeschichte, Abb. 271 = Petrie, Koptos, IX (Koptos, Seosostris I.); Petrie, Koptos, VI = Berlin 12489 (13. Dyn.). 40 Winter, Tempelreliefs, Taf. X (Architrav von Sesostris III. aus Medamud). 41 Lacau / Chevrier, Chapelle de Sésostris Ier, Taf. 12 Szene 2, Taf. 18 Szene 13, Taf. 20 Szene 18, Taf. 31 Szene 10 und öfter (Karnak). 42 Saleh / Sourouzian, Das Ägyptische Museum Kairo, Nr. 118 (Stele Kairo CG 34002 des Ahmose aus Abydos); Naville, Temple of Deir el-Bahari II, 33 (hinter Hatschepsut), 40 (Thutmosis III.); Medinet Habu VI, 366, 370, VII, 539, 540 B, 561, 581 und VIII, 625 links, 626, 628 (alle Ramses III.) und noch viel öfter. 43 Z. B. Wreszinski, Atlas II, 53a = KRI I 30,3 (Sethos I.; Karnak); Schmidt / Willeitner, Nefertari, 119 Abb. 166; Medinet Habu VII, 541 A und VIII, 606 und 629. 44 Jansen-Winkeln, Inschriften II, 17 (Schoschenk I., Bubastidentor in Theben). 45 Macadam, Kawa II, Taf. XVIIe und Taf. XIXa (Taharqa, Tempel T). 46 Jansen-Winkeln, Inschriften II, 17 und 18 (Schoschenk I., Bubastidentor in Theben); 54 (Osorkon I., Bubastidentor in Theben); Jansen-Winkeln, Inschriften III, 9 (Schabaka, Ptahtempel in Karnak). 47 Jansen-Winkeln, Inschriften I, 52 (Psusennes I., Halskette). Die eine Formel lautet s# onX Dd w#s H#=f mi ro, die andere s# onX Dd w#s snb nb mi ro. 48 Macadam, Kawa I, Taf. 8 (Taharqa, gefunden in Tempel T). 49 Macadam, Kawa II, Taf. VIIa (Königsname zerstört, Tempel B). 50 Macadam, Kawa II, Taf. VIIb (Königsname zerstört, Tempel B). Oder ist die RSF nur falsch orientiert, so daß doch s# onX gemeint ist? Am H# ro führt aber kein Weg vorbei. 51 Jansen-Winkeln, Inschriften II, 154 (Harsiese, Karnak). 52 Vgl. beispielsweise Jansen-Winkeln, Inschriften IV.1 69 (Psammetich I.; Gise), 360 (zweimal; Zeit des Apries; Mendes), 376 (Apries; Abydos), 379 (Apries; Herkunft unbekannt; mit zusätzlichen Gaben nach nb), 438 (Amasis; Block aus Memphis?), 449 (Amasis; Stele ursprünglich aus Elephantine[?]).

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heißt es einmal s# n onX („Schutz des Lebens“) H#=f nb ...53, was die Frage aufwirft, ob das s# onX in der RSF vielleicht ein direkter Genitiv ist.54 Ptolemäerzeit: Das schon in der Dritten Zwischenzeit beobachtete Schwanken, ob nb nun als Attribut direkt hinter onX bzw. den anderen Gaben, zu denen jetzt gerne w#s tritt,55 zu stellen ist oder ob es ganz an das Ende der Formel gehört (als was?), geht in der Ptolemäerzeit weiter. Es gibt also s# ... H#=f nb56 ebenso wie s# ... nb H#=f.57 Diese zweite Variante scheint mir die entschieden häufigere zu sein. Anknüpfung von onX im indirekten Genitiv hinter s# findet sich beispielsweise in der pseudepigraphen Bentresch-Stele.58 Römische Zeit: Es heißt wie in der Ptolemäerzeit mit onX als erstem Element nach s# typischerweise s# onX w#s nb H#=f „Schutz von allem Leben und Glück sei hinter ihm.“59 In der genitivischen Auffassung fühle ich mich durch gelegentliche Belege mit einem ausgeschriebenen n hinter s# bestärkt.60 Aber es gibt auch immer noch die Endstellung des nb.61 Da das ausgerechnet ein Beleg mit dem Genitiv-n ist, wird man zwar speziell die Position des nb ganz am Ende als Archaismus verstehen können, aber die Formulierung insgesamt als lokale Variante auffassen müssen.

b. Verkürzungen In den meisten Epochen finden sich immer wieder Fälle von teilweise weitgehenden Verkürzungen. Folgende Varianten erscheinen mir erwähnenswert: Die Formel besteht nur aus s#.62 Möglicherweise hängt diese isolierte Verwendung des s# mit derselben Entwicklung zusammen, die ja schließlich zur Desintegration der RSF führt (s. Abschnitt 8). Eventuell ist hiermit auch das genau umgekehrte Phänomen zu verbinden, daß nämlich s# fehlt.63 Freilich kommen auch verkürzte Formeln, die aus s# und Gaben bestehen, vor.64

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Jansen-Winkeln, Inschriften IV.1, 25 (Psammetich I., Dachla). Vgl. auch meine Überlegungen auf S. 190–191 zum Alten Reich. Wb III, 414,21. Winter, Tempelreliefs, Taf. 1 oberes Register (Ptolemaios II. Philadelphos, Philä); Roeder, Der Tempel von Dakke, Taf. 108 (Kapelle des Ergamenes); Roeder, Debod bis Bab Kalabscha, 63 und Taf. 20; 64 und Taf. 21; 69 und Taf. 24 (Adichalamani [Nachfolger von Ergamenes II.]); Junker† / Winter, Geburtshaus Philä, 80, Phot. 921 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.) Z. B. Clère, Porte d’Évergète, Taf. 4, 5, 6 und öfter (Ptolemaios III. Euergetes I.); du Bourguet, Temple de Deir alMédina, 16, 18 und öfter (Ptolemaios IV. Philopator); Esna II 4 und öfter (Ptolemaios VI. Philometor); Junker† / Winter, Geburtshaus Philä, 88, Phot. 922 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.); Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 2, 3, 4, 13, 17, 18 und öfter (Zeit des Ptolemaios XII. Neos Dionysos); Dendara I, 2,12, 3,12 und passim (Sanktuar, leere Kartuschen). Witthuhn u. a., Bentresch-Stele, 3. Hölbl, Altägypten im Römischen Reich II, 79 Abb. 104 (Isistempel von Philä, Augustus); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich II, 125 Abb. 178, 126 Abb. 179 und 181, 127 Abb. 182, 128 Abb. 184 und 185 (Tempel von Kalabscha, Augustus); Ägyptisches Museum Berlin, 137 und 139 (Kalabschator, Zeit des Augustus); Junker† / Winter, Geburtshaus in Philä, 302 Phot. 983; Blackman, Temple of Bîgeh, Taf. VIII (pr-o# = Augustus); Blackman, Temple of Dendûr, Taf. XII, XXII,2, XXIII,2, XXVII,1 und öfter (Augustus); Junker† / Winter, Geburtshaus in Philä, 326 Phot. 993 (Tiberius); Vandersleyen, Propyläen Kunstgeschichte, Abb. 325 (Mammisi von Dendera, Zeit des Trajan); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 96, Abb. 121 (Kom Ombo, Marc Aurel?), Abb. 122 (Kom Ombo, Marc Aurel und Lucius Verus) und Abb. 123 (Kom Ombo, Commodus [s#-ro-Name getilgt]); Esna II 49, 51, 52 und passim im römischen Hypostyl. Snape, Temple of Domitian, Taf. 10 Block 24 und Taf. 13 Block 28; Dümichen, Geographische Inschriften, 3. Abt., Taf. XLIV = Dendara X, 84,14 (leere Kartuschen). Snape, Temple of Domitian, Taf. 10 Block 24. Junker† / Winter, Geburtshaus in Philä, 68 Phot. 937 (Zeit von Ptolemaios VIII. Euergetes II.); Dendara I 17, 14 (leere Kartuschen); de Morgan, Kom Ombo, I, 462 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.). Beispielsweise in du Bourguet, Temple de Deir al-Médina (Ptolemaios IV. Philopator); Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 20, 23, 29 [beachte: der König ist in dieser Szene wesentlich kleiner dargestellt als die Priester, die die Barke der Hathor tragen!] 36, 37 und öfter (Zeit des Ptolemaios XII. Neos Dionysos); Blackman, Temple of Bîgeh, Taf. XXIV (Zeit von Ptolemaios XII. Neos Dionysos); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 98 Abb. 127 (Kom Ombo, Marc Aurel); im digitalisierten Zettelarchiv des TLA finden sich noch einige weitere Belege ab Zettel 26.468.410. So etwa Schmidt / Willeitner, Nefertari, 126 Abb. 181 (Neues Reich; thebanische Nekropole): s# onX Dd w#s.

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Es gibt Belege, in denen auf H# gar kein Suffix folgt.65 Wenn nicht bloß Fehler vorliegen, wurde H# in diesen Fällen entweder als Adverb „dahinter, herum“66 oder, da der Gebrauch das Adverbs vom Wb nur in der Verbindung pxr H# nachgewiesen wird,67 als Nisbe H#(y) „befindlich um“68 als Attribut zu den vorangehenden Gaben verstanden. Verblüffend ist ein Fall wie Medinet Habu VIII, 625 rechts, wo die Formel überhaupt erst mit H#=f nb beginnt. Ich vermute einen Fehler. Zu den Gaben vermerkt Wb III 414,21, daß w#s in der 18. Dynastie selten ist, in der griechisch-römischen Zeit aber oft vorkommt. Tatsächlich besteht in der Ptolemäer- und Römerzeit die Tendenz, die in dieser Epoche geradezu kanonischen Gaben onX und w#s, die auf s# folgen, sogar als eine Einheit aufzufassen: onX und w#s können mit dem folgenden nb-Zeichen zu einer Art Monogramm kombiniert werden, indem onX und w#s direkt mit dem nb verbunden sind.69 Dabei stehen gelegentlich sogar zwei w#s-Zeichen spiegelbildlich zueinander mit einem onX dazwischen auf dem nb-Korb.70 Sehr klein gerät das nb wenigstens einmal in Dendûr71 – wurde es als nicht zu lesender Korb, der einfach die Symbole onX und w#s trägt, aufgefaßt?72 Überhaupt scheint mir speziell nb, so häufig es grundsätzlich in der RSF vorkommt, zu allen Epochen als fakultativer Bestandteil aufgefaßt worden zu sein.73 Belege für die RSF ohne H# und/oder ohne nb lassen sich immer wieder finden.74 Z. T. werden Platzgründe für diese Verkürzung verantwortlich sein. Manche Abweichungen in der Formulierung sind wohl auch einfach Fehler, z. B. s# onX w#s Dd nb =f ... auf der Buchisstele Ptolemaios’ V. aus Armant.75

c. Erweiterungen Der häufigste Zusatz ist, soweit ich sehe, mi ro „wie Re“, dazu auch noch D.t „ewiglich“. Belege anzugeben, dürfte sich angesichts der Häufigkeit gerade dieser Erweiterungen erübrigen.76 Anstelle von Re findet sich wenigstens einmal Harsiese.77 Beachte auch die Hineinnahme des Re direkt in die RSF: H# ro „hinter Re“

65 Z. B. Naville, Deir el-Bahari, IV, Taf. CV; Winter, Tempelreliefs, Taf. I unteres Register (Ptolemaios II. Philadelphos, Philä); Roeder, Der Tempel von Dakke, Taf. 100 (Kapelle des Ergamenes). Die RSF bricht hinter H# ganz ab in de Morgan, Kom Ombo, I, 963 (Mark Aurel). 66 Wb III, 9,21. 67 Ich bin mir aber unsicher, ob diese Einschränkung korrekt ist. In Edfou I 548,9 heißt es nämlich di=Tn s#=tn H# ntf nsw ... „Ihr möget euren Schutz dahinter geben. Er ist der König von Oberägypten ...“ 68 Wb III, 10,14–16. 69 Blackman, Temple of Dendûr, Taf. XII (Zeit des Augustus; hier ist das w#s-Zepter nicht nur wie so oft [z. B. ibid., XIII, XVII und öfter] ohne Abstand zum nb-Korb positioniert, sondern die untere Gabelung am w#s-Zeichen auch noch unterentwickelt). Vgl. schon die bekannte Sedfest-Szene Sesostris’ III. aus Medamud (abgebildet u. a. bei Lange / Hirmer, Ägypten, Abb. 104 und 105): Amun und Month geben dem König ein entsprechendes Symbol. 70 Gauthier, Temple de Kalabchah, 112 mit Taf. XXXVI A und Taf. S (Zeit des Augustus). Die Gruppe von onX- und w#s-Zeichen auf nb-Korb dient in vielfacher Wiederholung auch als symbolträchtiges Band z. B. an den Podestseiten unter Götterthronen in Medinet Habu VI, 424 bzw. gleich als Dekoration einer Wand beispielsweise in du Bourguet, Temple de Deir al-Médina, 15; Daumas, Mammisis de Dendara, Taf. VI und VII; Kom Ombo 33 oder Blackman, Temple of Bîgeh, Taf. XXXIII. Winter, Tempelreliefs, 80 sieht in der Gruppe eine Entsprechung zum HH-Symbol und geht 80 Fn. 5 geht davon aus, daß der Korb anstelle des Zeichens für Hb „Fest“ steht. Dafür könnte der überaus reich dekorierte Korb in genau der hier besprochenen Gruppe bei Daumas, Mammisis de Dendara, Taf. XCVIII sprechen, wo das Muster des fraglichen Zeichens in der Mitte rautenförmig gestaltet ist und damit an die Hb-Hieroglpyhe erinnert. 71 Blackman, Temple of Dendûr, Taf. LXXXI (Pronaos; Zeit des Augustus). 72 Vgl. etwa dazu das Nebeneinander von Korb und bloßem Tablett in bildlichen Darstellungen der Übergabe von onX, Dd und w#s in Beinlich, Szenentitel, I, 30. Zu den onX Dd w#s-Szenen s. auch Winter, Tempelreliefs, 69–76. 73 Beachte meine Anmerkungen zur RSF im Alten Reich (S. 190). Im Mittleren Reich steht kein nb beispielsweise in Lacau / Chevrier, Chapelle de Sésostris Ier, Taf. 22 Szene 22 und Taf. 31 Szene 8 (Karnak). nb fehlt auch in JansenWinkeln, Inschriften I, 52 (Psusennes I., Halskette; vgl. Fn. 46). 74 Lange / Hirmer, Ägypten, LVII (Grab der Nefertari, hinter Thot); Macadam, Kawa I, Taf. 8 (Taharqa); Junker† / Winter, Geburtshaus in Philä, 70 Phot. 939 (Zeit von Ptolemaios VIII. Euergetes II.). 75 Kairo JE 54313 (abgebildet z. B. in Saleh / Sourouzian, Das Ägyptische Museum Kairo, Nr. 265 = Buchisstele Nr. 7 bei Mond / Myers, Bucheum). 76 Ich verzichte hier, wo es mir ja um die RSF selbst geht, darauf, auch noch die orthographischen Varianten dieser Zusätze zu notieren. 77 Petrie, Koptos, XVIII,2 (Ramses III.).

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(kuschitisch).78 Die RSF kann durch die Einbeziehung weiterer Gaben und nHH verlängert werden – bis hin zu beispielsweise s# onX Dd w#s snb nb #w.t-ib nb(.t) H#=f nb mi ro D.t r nHH „Alle(r/s) Schutz, Leben, Dauer, Glück, Gesundheit (und) alle Freude seien hinter ihm alle wie Re ewig und unendlich“.79 Manchmal wird die RSF mit anderen Formeln kombiniert, besonders mit der di onX-Formel80, der Xnt s.tHr-Formel81 oder der Phrase wnn=f Xnt k#.w onX.w nb(.w).82 Und schließlich können die Symbole des „Opfertanzes“83 der RSF folgen84 oder umgekehrt ihr vorausgehen.85 Sie stehen zuweilen aber auch anstelle der RSF.86 Die RSF kann in andere Wünsche oder Aussagen übergehen, z. B. s# onX H#=f iw=f m s#.w Ho.w „Schutz (und) Leben seien hinter ihm; er ist im Schutz der Glieder.“87 Wiederholt ist die RSF in der mittleren südlichen88/östlichen89 Osiriskapelle von Dendera auf unterschiedlichste Weise erweitert. In einer Kanopenprozession tragen Göttinnen und Götter menschen- oder tierköpfige Gefäße, in denen man sich den Beischriften zufolge Körperteile des Osiris zu denken hat.90 Hinter den Gottheiten mit den „Kanopen“ – und nur hinter ihnen, nicht schon hinter dem König, nicht hinter Meret, Hapi oder Upuaut, die an der Spitze der Prozession gehen – befinden sich auffällig variabel und ausführlich gestaltete Rückenschutzformeln.91 So kann beispielsweise im Vergleich mi ro der Sonnengott noch ein Epitheton bekommen,92 es kann angegeben werden, von wann an der Schutz wirksam ist93 oder welche Begleitumstände es gibt.94

d. Andere Abweichungen Interessanterweise gibt es einige Fälle, in denen die RSF in der zweiten Person formuliert ist wie s# H#=k m onX w#s nb ... „Schutz sei hinter dir in allem Leben (und) Glück ...“95 oder ... s# H#=k m onX Dd w#s nb ... X#s.wt nb(.wt) xr Tb.ty=k „... Schutz sei hinter dir in allem/r Leben, Dauer (und) Glück ... alle Fremdländer unter deinen Sohlen“96 und weitere mehr.97 Hierher würde ich auch eine Szene aus der Hathorkapelle Mentuhoteps II. in 78 Macadam, Kawa II, Taf. VIIb (Königsname zerstört, Tempel B). 79 Hornung, Das Grab Sethos’ I., 160 Taf. 96 und in einem besseren Erhaltungszustand bei Schulz / Seidel, Ägypten, 218 Abb. 134. 80 Z. B. Gayet, Temple de Louxor, Taf. XLVI („Salle B XLVI“) Fig. 122; Medinet Habu VIII, 625. 81 Jansen-Winkeln, Inschriften II, 154 (Harsiese, Karnak). 82 Lacau / Chevrier, Chapelle de Sésostris Ier, Taf. 12 Szene 2 (Karnak). 83 Kees, Opfertanz, 119–134. 84 Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 4, 13, 30, 34 und 35 (Ptolemaios XII. Neos Dionysos); Dendara IV, 194 9 (leere Kartuschen); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 106 Abb. 145 (Hadrian, Esna). 85 Naville, Temple of Deir el-Bahari, II, 33; Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit IV.1, 11 (Psammetich I. Wüstenstraße bei Dahschur); Junker† / Winter, Geburtshaus Philä, 80 Phot. 921 und 89 Phot. 922 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.). 86 Vgl. die beiden korrespondierenden Szenen Medinet Habu VIII, 598 („Opfertanz“symbole) und 599 (RSF), die Ramses III. beim Erschlagen der Feinde darstellen. 87 Schulz / Seidel, Ägypten, 230 (Schrein des Tutanchamun [seitenverkehrt abgebildet]) = Piankoff / Rambova, Shrines of Tut-Ankh-Amon, 119 Fig. 40 und Taf. vor S. 93. 88 So Dümichen, Geographische Inschriften, 3. Abt., 11 und Beinlich, „Osirisreliquien“, 80. 89 Dendara X, 69 ff. und Cauville, Chapelles osiriennes I, 39 ff. und passim. 90 Beinlich, „Osirisreliquien“, 80–207 behandelt zwar die Texte der Kanopenprozessionen, aber nicht die Rückenschutzformeln. 91 Dümichen, Geographische Inschriften, 3. Abt., Taf. XLI–LIII; Dendara X, 81–92 und Taf. 67–68. 92 Dümichen, Geographische Inschriften, 3. Abt., XLIV = Dendara X, 84,14 f. 93 Dendara X, 84,9 („seit [die Gottesglieder =] der Gottesleib zu seinem Herrn eintritt“; hinter Haroeris), 87,8 f. („seit du die Gottesglieder vermehrst“; hinter Horus), 91,6 („seit du [mask.!] die Gottesglieder nach Hut[...] gelangen läßt“; hinter Bastet) und 12 („seit [die Gottesglieder(?)] in deinem Haus geschützt werden“; hinter Uto). 94 Dendara X, 85,12 (Hr ir.t nh.t „beim Machen von Schutz“). 95 London BM EA 1077 in Schulz / Seidel, Ägypten, 276 Abb. 7 und Berlin Inv.-Nr. 10838 in Priese (Hrsg.), Ägyptisches Museum Berlin, 164 Nr. 98 (beide von Osorkon II., Bubastis). 96 Jansen-Winkeln, Inschriften II, 21 (Schoschenk, Felsstele am Gebel el-Silsila). 97 Gayet, Temple de Louxor, Taf. XVI („Salle Hypostyle X“) Fig. 50: s# ... #w.t-ib nb(.t) H#=k mi ro „Schutz ... (und) alle Freude sei hinter dir wie Re“ (hinter ithyphallischem Amun-Re; Zeit Amenophis’ III.); Dümichen, Geogr. Inschr., 3. Abt., Taf. XLIII = Dendara X, 84,9: s# onX nb H#=k ... „Schutz (und) alles Leben sei hinter dir ...“ (hinter Haroeris), Dümichen, Geogr. Inschr., 3. Abt., Taf. XLIX: s# onX nb snb nb Dd nb H#=k (Dümichen hat nb anstelle von

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Dendera stellen.98 Hinter dem König (mit Doppelfederkrone!), der Hathor Lotos reicht, steht Harachte und spricht di(=i) s# H#[=k]99 onX „Ich gebe Schutz hinter [dich] (und) Leben.“ Von der Position der Zeichen her merkwürdig, vielleicht aber die genitivische Verknüpfung von s# und onX enthaltend, ist onX s# n (für s# n onX?) H#=k (das =k ist verkehrt herum orientiert) mi ro D.t unter Pi(anch)i.100 Ungewöhnlich ist die Ersetzung von H# durch Hr-s# „hinter“ oder noch eine andere Präposition wie r-gs „neben“ oder Hno „mit“.101 Gelegentlich finden sich geradezu originelle Formulierungen, z. B. s# nb H#=f onX Xr=f #w.t-ib &nb(.t)?\ H# Ho.w=f D.t „Aller Schutz sei hinter ihm, Leben sei bei ihm, alle(?) Freude sei hinter seinen Gliedern ewiglich.“102 oder s# onX H# nsw nXt nb XpS „Schutz des Lebens (oder „Schutz und Leben“) sei hinter dem starken König, dem Herrn des Kraftarms.“103

5. Plazierung der RSF a. Im Flachbild Die RSF kann mit mehr oder weniger großem Abstand hinter dem König in der Bildfläche stehen104 oder sich relativ dicht in seinem Rücken befinden, wie es gerade in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit üblich ist. Es gibt außerdem Fälle, in denen die RSF weit oben im Titulaturfeld beginnt und nur bis auf die Höhe des Kopfes des Königs herabreicht105 oder vertikal eine geringe Erstreckung aufweist, so daß sich die ganze RSF hinter dem Kopf des Königs106 oder hinter den Waden einer Göttin107 befindet. Dann wieder gibt es lang gezogene Beispiele, wo der kniende König in der ganzen Höhe der Szene von der RSF geschützt wird.108 Am häufigsten – zumindest in den Ritualszenen der Tempel der griechisch-römischen Zeit – ist die Gestaltung der RSF als Hieroglyphen, die sozusagen frei hinter dem König schweben und optisch eher zurückhaltend bleiben. Das ist vermutlich das Layout der RSF, das den meisten als das normale vorkommt. Die Zeichen der RSF können dabei genauso groß wie die Schriftzeichen der Beischriften oder deutlich kleiner gestaltet sein. Beides kommt zeitgleich und im selben Tempel nebeneinander vor.109 Auffällig ist die gelegentliche Anordnung in der Weise, daß ganz strikt immer ein Zeichen über dem anderen steht, so daß eine Art schmale vertikale „Schnur“ von Zeichen entsteht. Manchmal ist wahrscheinlich, daß beengte Platzverhältnisse für die Zeichenreihung verantwortlich sind.110 Aber in anderen Fällen haben wir es definitiv mit =k gesehen.) = Dendara X, 89,5 „Schutz (und) alles Leben, alle Gesundheit (und) alle Dauer seien hinter dir“ (hinter Thot) und öfter dort in der Kanopenprozession. 98 Habachi, MDAIK 19 (1963), 24–25); vgl. Propyläen Kunstgeschichte, Taf. 267. 99 Gegen Habachi, MDAIK 19 (1963), 24 ziehe ich es vor, das Suffix der zweiten Person zu ergänzen, da ich nicht annehme, daß der Gott zu Hathor spricht, um ihr mitzuteilen, was er dem König gibt (H#[=f] „hinter [ihn]“), sondern direkt zum König („hinter [dich]“). Die Hieroglyphen des Wortes H# blicken übrigens zum Gott. 100 Jansen-Winkeln, Inschriften II, 350 (Stelenfragment Khartum 1851). Merkwürdig und wohl nicht ganz korrekt ist s# n onX n H# mi ro ... (Macadam, Kawa I, Taf. 33); auch Macadam, Kawa I, 77 geht von einem Fehler aus. 101 Dendara X,5 f. und 91,12 (r-gs „neben“), 87,8 f. (Hr-s# „hinter“), 91,6 (Hno „mit“; Cauville, Chapelles osiriennes, 91 umschreibt Hr). Ich habe den Eindruck, daß vereinzelte Auffälligkeiten als antike Versehen zu verstehen sind. So wird in Dendara X, 91,6 Bastet in der RSF angeredet (s# Hno=T), aber dann wechselt der Text unvermittelt ins Maskulinum (Dr swD#=k Ho.w-nTr). Ich weiß nicht, ob sich Cauville, Chapelles osiriennes, 46 von diesem Genuswechsel auch für Dendara X, 85,12 dazu hat verleiten lassen, dort ebenfalls innerhalb einer einzigen RSF von H(#) (als w#H verschrieben) =T zu it[=k] zu wechseln. Meiner Meinung nach spricht jedoch nichts gegen die Ergänzung it[=T] „[dein (fem.)] Vater“. 102 Hölbl, Altägypten im Römischen Reich III, 76 Abb. 113 (Augustus im Tempel von ‛Ain Birbija in der Oase Dachla). 103 Wb Belegstellen III, autographierter Teil, 119 zu Wb 414,20 (Luxor, 18. Dynastie). 104 LD, Abt. II, 2c (Cheops). 105 Medinet Habu VII, 526. 106 Medinet Habu VIII, 606. 107 Winter, Tempelreliefs, Taf. X (Herihor; Karnak). 108 Medinet Habu VII, 581 bes. A, D und E. 109 Medinet Habu, VI B (klein) und D (groß). 110 So beispielsweise Schulz / Seidel, Ägypten, 222 Abb. 140 (Grab des Haremhab); Lange / Hirmer, Ägypten, LVII (Grab der Nefertari, hinter Thot), wo die Formel überhaupt mit w#s endet; Medinet Habu VII, 496 A und B, 581 D

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einer gesuchten graphischen Anordnung zu tun,111 die freilich nicht immer bis zuletzt streng durchgehalten wird.112 Geradezu im Gegensatz zu diesem vorhangartigen Layout im Rücken des Königs steht eine kompakte rucksackartige, die wie am Rücken des Königs zu kleben scheint.113 Ganz ungewöhnlich ist schließlich die Gestaltung der RSF in Form von mehreren übereinander angeordneten Kurzzeilen.114 Es gibt aber noch andere Möglichkeiten: So kann die RSF beispielsweise als Fortsetzung einer Beischrift zum König gestaltet sein.115 In diesen Fällen bleibt die RSF wie die ganze Königstitulatur ohne Begrenzungslinien der Spalten. Mit seitlichen Rahmenlinien versehen, wird die RSF dagegen eine sozusagen normale Inschriftenspalte und dient dann u. U. als eine Art Randzeile zum Abschluß einer Opferszene.116

b. Im Rundbild Mir ist nur ein Beleg bekannt: Auf dem Stelophor Kairo CG 1040 Osorkons II. steht eine RSF ohne nb hinten auf dem Gürtel.117 Denkbar erscheint freilich noch eine ganz andere Art, im Rundbild eine RSF anzubringen, nämlich als Dekoration auf einem mit einer Szene verzierten Königsschurz.118 Das wäre dann aber natürlich eine rundbildliche Realisierung eines Flachbildes.

6. Die RSF hinter anderen Wesenheiten als dem König a. Königliche Denkmäler Während die Fälle, in denen die RSF hinter einem opfernden König steht, zweifellos die häufigsten sind, kommen andere Kontexte seltener vor. Es verwundert nicht, daß sich die RSF hinter Darstellungen der Gottesgemahlin des Amun finden kann, deren Name ja schließlich auch in Kartuschen geschrieben wird. Ein Beispiel kenne ich aus der Grabkapelle der Nitokris in Medinet Habu.119 In Darstellungen ihres Grabes wird auch Nefertari, die Gemahlin Ramses’ II. mit einer Rückenschutzformel versehen.120 Natürlich wird auch ihr Name von einer Kartusche umschlossen, so daß man schon vermuten könnte, mit der RSF sei ein weiteres königliches Merkmal auf sie übertragen worden. Bereits die Königin Teje kann mit einer RSF versehen werden.121 Ob das aber die einzig richtige Erklärung ist, muß fraglich bleiben, da im selben Grab auch Götter und Göttinnen mit der RSF erscheinen, und das sogar wiederholt.122 Auch sonst kommt die RSF immer wieder

sowie VIII, 628; The Epigraphic Survey (Hrsg.), Reliefs and Inscriptions at Karnak, III, Taf. 15 (Osorkon I.). 111 Gayet, Temple de Louxor, Taf. XI („Salle Hypostyle XI“) Fig. 53, Taf. XII („Salle Hypostyle XII“) Fig. 54, Taf. XVI („Salle Hypostyle X“) Fig. 50 oder Taf. XLVI („Salle B XLVI“) Fig. 122 und 124; Lange / Hirmer, Ägypten, 229 (Anubis; Tempel Sethos’ I. in Abydos); Medinet Habu VII, 541 B, 546 und 552; Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 69, 74, 81 (Zeit des Nektanebis [I.]); Winter, Tempelreliefs, Taf. I unteres Register (Ptolemaios II. Philadelphos, Philä); Roeder, Debod bis Bab Kalabscha, Taf. 26 (Adichalamani [Nachfolger von Ergamenes II.]; die RSF beginnt unterhalb der Schultern); Roeder, Tempel von Dakke, Taf. 122 und 123 (Sanktuar; „pr-o#“, Augustus [Roeder, Tempel von Dakke, 63 mit Fn. 1]). 112 Medinet Habu VI, 370, wo die Zeichen für sp-2 ganz am Schluß nebeneinander stehen. 113 Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 28 mit auffallend klein dargestelltem König (Zeit von Ptolemaios XII. Neos Dionysos). 114 Medinet Habu VII, 499. 115 Brinkmann (Hrsg.), Sahure, 199 Abb. 158 f. ([...] nTr nfr s# H# onX=f nb „[...] der vollkommene Gott, Schutz sei hinter all seinem Leben“ und 203 Abb. 162 f. (nTr nfr nb ir.t X.t &s#\ H# [onX]=f nb) „Der vollkommene Gott, der Herr des Ritualvollzugs, Schutz sei hinter all seinem [Leben].“ 116 Winter, Tempelreliefs, 64 und Taf. X (Zeit Sesostris’ III.; Medamud). 117 Jacquet-Gordon, JEA 46 (1960), 12; Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, II, 108 Nr. 3. 118 Vgl. Daumas, Mammisis de Dendara, Taf. XCVI rechts für einen solcherart im Flachbild wiedergegebenen figürlich dekorierten Schurz aus der Zeit des Trajan (vgl. Daumas, op. cit., 251 mit dem Verweis auf die Tafel). 119 Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, IV.2, 621. 120 Schmidt / Willeitner, Nefertari, 119 Abb. 166. 121 Bayer, Teje, 195 sowie Taf. 48 und 49 (Hinweis C. Bayer). Interessanterweise erscheint Amenophis III. in derselben Szene in Elephantine ohne RSF. 122 U. a. Schmidt / Willeitner, Nefertari, 110 Abb. 154 (Osiris); 112 Abb. 157 (Osiris); 126 Abb. 181 (Horus-Iunmutef; verkürzte RSF); 127 Abb. 182 (Harendotes; ausführliche RSF; korrespondiert mit der Darstellung des Horus-Iunmutef in Abb. 181); 128 Abb. 183 (Hathor); 129 Abb. 184 (Anubis); 129 Abb. 185 (Isis); 136 Abb. (Maat; sehr

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hinter Gottheiten vor;123 viele Belege dafür finden sich beispielsweise im Grab Sethos’ I.124 Die Rückenschutzformeln hinter den Göttern und Göttinnen der Kanopenprozession in einer der Dachkapellen im Tempel von Dendera zeichnen sich sogar durch eine besondere Vielfalt ihrer Formulierungen aus.125 Im Grab Sethos’ I. steht auch hinter den Seelen von Pe und Nechen, die jeweils durch eine auf einer Standarte befindliche anthropomorphe Gestalt repräsentiert sind, eine RSF.126 Die Zusammenstellung zu den Schutzformeln in den Szenen des großen Hypostylsaals in Karnak127 belegt, daß aber auch außerhalb des Jenseitskontextes Götter und Göttinnen recht häufig mit der RSF versehen werden können. Für das Mittlere Reich gilt das schon genauso.128 Ein viel späteres bemerkenswertes Beispiel findet sich auf der Rückseite des Verschlusses der Halskette Psusennes’ I. aus Tanis, wo sowohl der König als auch die Göttinnen Uto und Nechbet nur durch ihre Namen repräsentiert sind. Unter jedem der beiden Göttinnennamen befindet sich eine RSF.129 Von Psammetich I. gibt es eine Stele, in der die symmetrisch zueinander angeordneten Namen des Königs, die jeweils Uto bzw. Nechbet zugewandt sind, eine RSF zwischen sich haben.130 Einen vergleichbaren Beleg habe ich auch als ersten unter den privaten Denkmälern eingereiht (s. dort). Ein ganz klarer Beleg dafür, daß innerhalb einer einzigen Szene sogar der König und der Gott eine RSF bei sich haben können, findet sich im Grab Sethos’ I.: Der König opfert dem Re-Harachte Wein und erhält von ihm Leben, Dauer und Glück.131 Diese drei Gaben stehen auch in der RSF hinter dem König und hinter dem Gott. Überhaupt unterscheiden sich die beiden Rückenschutzformeln kaum – beim König kommt Freude (#w.t-ib), beim Gott dafür Gesundheit (snb) als Gabe vor. In beiden Fällen (auch bei Re-Harachte!) schließt die RSF mit der Wendung „wie Re“. Ein weiteres Beispiel für die RSF bei Gott und König konnte ich im Tempel von Medinet Habu entdecken, wo sowohl der König als auch Sokar-Osiris eine RSF bei sich haben und beide Formeln gleichlautend s# onX H#=f nb mi ro D.t zu sein scheinen.132 In der Dritten Zwischenzeit finden sich am Bubastidentor König Schoschenk I. und Amun-Re in ein und derselben Szene jeder mit einer RSF.133 Beim Gott taucht Gesundheit als zusätzliche Gabe auf, beide Formeln schließen mit „wie Re“. Ebenda werden aber auch Osorkon I. und Amun-Re jeder mit einer RSF dargestellt. Auch hier enden beide Formeln, die sich nur durch ein zusätzliches nb hinter snb beim König unterscheiden, mit „wie Re“.134 Das Auftauchen zweier Rückenschutzformeln in einer Szene scheint also gar nicht so selten zu sein. Ja, sogar zwei Gottheiten in ein und derselben Szene können jeweils eine eigene RSF haben.135 Zuweilen mag eine RSF „wohl nur zur Auffüllung eingefügter Text“136 sein.

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ausführliche RSF); 138 Abb. 199 (Thot; verkürzte RSF); 140 Abb. 201 (Atum); 142 Abb. 203 (Isis); Lange / Hirmer, Ägypten, LV (Selkis). Z. B. Naville, Temple of Deir el-Bahari II, 37 (hinter Anubis; Zeit der Hatschepsut), 43 (Hathor), 46 und 48 (AmunRe); Gayet, Temple de Louxor, Taf. XVI („Salle Hypostyle X“) Fig. 50 (ithyphallischer Amun-Re; Amenophis III.); Lange / Hirmer, Ägypten, 229 (Anubis; Tempel Sethos’ I. in Abydos); Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, II, 17 f. (Amun, Month-Re, Hathor und noch einmal Amun; Zeit Schoschenks I.; hinter Month-Re verkürzte RSF) und 54 (Amun-Re; Zeit Osorkons I.); Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit, IV.1, 69 (Osiris[?]; Zeit Psammetichs I.); Schnittger, Hatschepsut, 29 Abb. 11 (Obelisk vom Heiligen See in Karnak, Amun-Re); ibid., 134 Abb. 99 (Obelisk in Kairo). Hornung, Das Grab Sethos’ I., 120 Taf. 56 (Hathor und Osiris); 121 Taf. 57 (Osiris, Hathor, Isis und Harsiese); 135 Taf. 71 (Harsiese); 136 Taf. 72 (Anubis); 137 Taf. 73 (Westgöttin und Nephthys); 138 Taf. 74 (Re); 141 Taf. 77 (Nephthys); 160 Taf. 96 (der zu Osiris gewordene König am Opfertisch; lange RSF); 195 Taf. 131 (Harsiese und Osiris) und weitere. Ein wenig intensiver gehe ich auf die Rückenschutzformeln dieser Götterprozession auf S. 194 ein. Hornung, Das Grab Sethos’ I., 210 Taf. 146 (farbig 257 Taf. 193) und 212 Taf. 148. Brand / Feleg / Murnane†, Great Hypostyle Hall at Karnak, 421–424 (19. Dynastie). Lacau / Chevrier, Chapelle de Sésostris Ier, Taf. 20 Szene 18 (Amun-Kamutef) und Taf. 22 Szene 22 (Amun-Re) in Karnak. Jansen-Winkeln, Inschriften I, 52. Wahrscheinlich gehören beide RSF aber zum König. Basta, ASAE 60 (1968), Taf. V und VI. Hornung, Das Grab Sethos’ I., 226 Taf. 162. Medinet Habu VI, 371; die RSF beim Gott ist etwas stärker beschädigt. The Epigraphic Survey (Hrsg.), Reliefs and Inscriptions at Karnak, III, Taf. 10C. The Epigraphic Survey (Hrsg.), Reliefs and Inscriptions at Karnak, III, Taf. 15. Winter, Tempelreliefs, Taf. XV (Herihor; Karnak). Bei Herihor steht keine RSF. So laut DZA 26.468.360.

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b. Private Denkmäler Zwei Fälle dürften zu unterscheiden sein, die RSF hinter dem König und die RSF hinter einer Gottheit. Im ersten Fall scheint mir die RSF eher vermieden zu werden, zumindest hinter dem anthropomorph dargestellten König. Es gibt aber Fälle, in denen der König durch seinen Horusnamen repräsentiert wird. Auf der in die Zeit Sesostrisʼ I. datierenden Stele des Deduantef, gefunden in sekundärer Verwendung im Sanktuar des Nordtempels von Buhen, steht die RSF, in der das =f übrigens vom Falken weg orientiert ist,137 im Nacken des Horusfalken im Feld mit einer emblematisch eingebundenen Titulatur.138 Im Grab des Inherchau139 aus der 20. Dynastie fand ich eine Darstellung des vergöttlichten Königs Amenophis I., hinter dem eine Inschriftenspalte angebracht ist, in der es heißt: Dd onX wD# snb H#=f mi it=f ro m p.t ro nb D.t r nHH „Dauer, Leben, Heil (und) Gesundheit seien hinter ihm wie seinem Vater Re im Himmel jeden Tag ewig und unendlich“,140 eine Formulierung, die auffällig an der RSF orientiert ist, aber ohne s# auskommt. Und im Grab des Paser (TT 106, 19. Dynastie) erbittet dieser, daß Gottheiten den König Sethos I. schützen bzw. hineinversetzen in onX Dd w#s „Leben, Dauer (und) Glück“.141 Hinter dem thronenden König steht: &Dd\ w#s nb snb nb H#=f nb mi ro &D\[.t] „Alle(s) Dauer (und) Glück (und) alle Gesundheit seien hinter ihm alle wie Re ew[iglich].“142 Auch in diesen Texten kommt s# „Schutz“ nicht vor. Der wird sozusagen separat von Paser für den König erbeten.143 Ich erinnere aber auch an die Felsstele des Vizekönigs von Kusch Paser unter Ramses II. in Abu Simbel. Der König, den Paser grüßt, thront und hat sehr wohl die RSF bei sich.144 An der Seitenwand des Fußendes des Sarges des Wesirs Bakenrenef aus der frühen 26. Dynastie findet sich als wörtliche Rede pxr.n s#=i H#=k m onX w#s D.t „Mein Schutz hat dich umgeben in Leben (und) Glück ewiglich.“145 Auch das ist eine Formulierung, die zwar die Nähe zur RSF erkennen läßt, aber keine ist. Der zweite Fall, die RSF hinter einer Gottheit, findet sich dagegen auf privaten Denkmälern gar nicht so selten, und zwar beispielsweise recht häufig auf Totenstelen des Neuen Reiches.146 Hinter Privatpersonen kommt, soweit ich sehen kann, die RSF nicht vor. Allerdings gibt es den seltenen Fall, daß sich eine auf den ersten Blick wie eine RSF erscheinende Formel im Rücken einer Privatperson findet, so etwa auf der Stele der Taimhotep.147 Hinter der Verstorbenen steht in einer Spalte, die zudem wie eine RSF ohne Rahmenlinien geschrieben ist, onX Dd w#s snb.t(i)?148 s# nb, womit tatsächlich charakteristisches Vokabular der RSF verwendet wird.

137 Es erscheint denkbar, daß die ganze RSF vom Horusfalken wegschaut. Dann wäre s# onX H#=f nb oder gar onX s# H#=f nb zu lesen. Möglich ist aber auch, daß nur das =f gedreht ist. Dann müßte man doch wohl s# H# onX=f nb verstehen, was der normalen Formulierung im Alten Reich entsprechen würde. 138 Macadam, JEA 32 (1946), 60–61 und Taf. IX oben; Smith, Buhen, 50–52, 64–65, 76 (bei dem hier besprochenen Objekt handelt es sich um die heutigentags verschollene Stele). 139 TT 359. 140 Priese (Hrsg.), Ägyptisches Museum Berlin, 149 Nr. 89. 141 KRI I 295,13–14 und 301,10–11. 142 KRI I 291,16. 143 KRI I 299,6 und 301,3. 144 KRI III 77,3. 145 Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit IV.1, 87. 146 Einige Stelen der 19. Dynastie aus Turin mögen als Belege genügen: CG 50012 = cat. 1636 (hinter Hathor; Tosi / Roccati, Stele di Deir el Medina, 47–49 und 266), CG 50031 = cat.7357 (hinter dem vergöttlichten Amenophis I.; Tosi / Roccati, op. cit., 63–64 und 273); CG 50034 = cat. 1452 (hinter der vergöttlichten Ahmesnefertari; Tosi / Roccati, op. cit., 67–68 und 274); CG 50036 = cat. 1589 (hinter Chons; Tosi / Roccati, op. cit., 70 und 275); CG 50039 = cat. 1512 (hinter Anubis; Tosi / Roccati, op. cit., 73–74 und 276). 147 Stele London BM EA 147 aus Saqqara, 42 v. Chr.; abgebildet beispielsweise in Walker / Higgs (Hrsg.), Cleopatra of Egypt, 187. 148 Vgl. die Diskussion bei Panov, LingAeg 18 (2010), 173 mit Fn. 11. snb.t(i) besteht, wenn die Lesung korrekt ist, nur aus s mit auf Höhe der Krümmung übergeschriebenem t. Panov faßt die ersten vier Wünsche allesamt als Pseudopartizipien auf: onX(.ti) Dd(.ti) w#s(.ti) snb.t(i) s# nb.

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7. Die RSF bei zwei oder mehr Personen149 Diese Situation ist nicht sehr häufig. Und ich meine jetzt nicht den Fall, daß die Königin ihren Gemahl begleitet. Dann steht die RSF nur beim König150 bzw. bezieht sich, wie das maskuline Suffix =f zeigt, nur auf ihn – auch dann, wenn die RSF hinter der Königin positioniert ist.151 Aber bei Hatschepsut und Thutmosis III. finden wir dann doch gelegentlich zwei Könige gleichzeitig in einer Ritualszene. Auf Block 303 der Roten Kapelle aus Karnak etwa hat Hatschepsut eine RSF hinter sich, Thutmosis III. die Formel wn(n)=f Xnt k#.w onX.w nb(.w) „Er ist an der Spitze der Kas aller Lebenden“.152 Als viel später Marc Aurel und Lucius Verus beide gleichzeitig von 161 bis 169 n. Chr. Kaiser und damit Pharaonen waren, können beide, wenn sie gemeinsam im Tempel von Kom Ombo in einer Opferszene dargestellt werden, je eine RSF bekommen.153 Bei zwei oder mehr Gottheiten kommt vor, daß nur die letzte mit einer RSF versehen wird.154 Ich kenne aber auch einen Fall, wo es nach Osiris und Isis zu beiden gemeinsam heißt s# onX H#=sn („hinter ihnen“) nb.155

8. Die Desintegration der Rückenschutzformel in ein Schutzsymbol und eine Rückenformel156 Wie in der Überschrift zu diesem Abschnitt angedeutet, scheint mir, daß die ehemalige Rückenschutzformel s# + onX w#s (oder noch andere Dinge) H#=f (ggf. mit mi ro u. ä.) in der späten Römerzeit in zwei Formeln zerlegt wird, nämlich typischerweise in ein im Nacken des Königs allein stehendes s# „Schutz“ und eine dann folgende, aber separate Rückenformel, die normalerweise onX w#s nb H#=f „alles Leben und Glück hinter ihm“ lautet.157 Ein erster Schritt auf dem Weg dahin ist die räumliche Trennung des ersten Zeichens von der übrigen RSF, indem das Zeichen für „Schutz“ gerne oberhalb der Schulter, der Rest dann auf Höhe der Hüfte platziert wird.158 Im Laufe der Zeit scheint man die beiden Elemente als jeweils eigenständig angesehen zu haben. Das schlägt sich beispielsweise darin nieder, daß s# und der Rest der RSF deutlich gegeneinander verschoben sind.159 Eine spezielle Anordnung entsteht, wenn s# mittig steht und darunter in zwei Kolumnen die restliche RSF sowie die „Opfertanz“symbole nebeneinander.160 Alternativ kann die Zeichengröße unterschiedlich sein: Auf ein relativ großes s# folgt – natürlich räumlich getrennt – kleiner geschrieben die übrige

149 Für die RSF hinter König und Gott in einer einzigen Szene s. Abschnitt 6.a. gegen Ende (S. 197). 150 Beispielsweise Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 153 (Ptolemaios VI. Philometor); Edfou V 387 und Edfou X, Taf. 143 oben (ein Ptolemäer, leere Kartuschen); Kom Ombo 28, 50, 56 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.) und 255 (Ptolemaios XII. Neos Dionysos) und öfter. 151 Z. B. LD, Abt. III, 8b (Thutmosis I. mit der Königin Ahmose in Deir el-Bahari). 152 Schnittger, Hatschepsut, 85 Abb. 49. Zur Komplementarität der beiden Formeln vgl. Winter, Tempelreliefs, 64 f. 153 Hoffmann, in: Eldamaty / Hoffmann / Minas-Nerpel (Hrsg.), Ägyptische Königinnen, 153 und Vandersleyen, Propyläen Kunstgeschichte, Nr. 321. 154 So auf der Stele Turin CG 50012 = cat. 1636 aus der 19. Dynastie (Tosi / Roccati, Stele di Deir el Medina, 47 und 266). 155 Stele Turin cat. 1461 aus der 18. Dynastie, vielleicht aus Abydos. Mir war die Stele zunächst anhand des Wörterbuchzettels DZA 21.794.090 im TLA aufgefallen. Die dort angegebene Nummer „Turin No 31“ ist aber in keiner Weise mehr aktuell. F. Poole vom Museo Egizio in Turin verdanke ich die Identifizierung des Stückes. Weitere Informationen zu ihm einschließlich Bibliographie finden sich online unter https://collezioni.museoegizio. it:443/eMP/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=101015&viewType=detail View. 156 Vgl. auch Kap. 4.b am Anfang (S. 192). 157 Dabei kann die RSF ihrerseits noch einmal mit s# beginnen (Esna VII 619, Zeit des Trajan; vgl. das Foto bei Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 2). 158 Schulz / Seidel, Ägypten, 307 Abb. 32 (Edfu, Zeit von Ptolemaios IV. Philopator); Kom Ombo 25, 28, 263 (Ptolemaios VIII. Euergetes II.) und öfter; Schulz / Seidel, Ägypten, 307 Abb. 33 (Edfu, Ptolemaios XII. Neos Dionysos); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich III, 12 Abb. 10 (Koptos, Zeit des Caligula) mögen als Beispiele für viele stehen. 159 Kom Ombo 960 (Ptolemaios XII. Neos Dionysos oder Ptolemaios XV. Kaisar); Gauthier, Kalabscha, Taf. XXXIII A und B („pr-o#“ [römisch]); Propyläen Kunstgeschichte, Taf. 323 (Augustus); Blackman, Temple of Dendûr, Block Taf. XCVII,2 (pr-o# [griechisch-römisch], Tempel von Ajuala). 160 Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 13 und 34 (Ptolemaios XII. Neos Dionysos).

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RSF.161 Oder allein das s# ist „freischwebend“ gestaltet (wie die Darstellung und die Königskartuschen, die ja alle auch nicht in Begrenzungslinien eingefaßt werden), während onX w#s etc. in einem eigenen Schriftfeld stehen.162 Ein eindrucksvolles Beispiel für die getrennte Behandlung der beiden Teile bieten auch noch unvollendete Szenen, in denen die Darstellungen und das s#-Zeichen schon reliefiert sind, aber für den Rest der RSF und die Beischriften noch rechteckige Steinstücke stehengelassen worden sind.163

9. Varia Abschließend möchte ich noch Fragen aufwerfen, die ich vorerst nicht beantworten kann, die mir aber durchaus interessant erscheinen. Im Privatbereich kommt die RSF offenbar nur während des Neuen Reiches hinter anthropomorphen Gestalten vor. Sie findet sich dann aber fast nie beim König, sondern typischerweise bei Gottheiten. Anstelle der RSF finden sich zuweilen die Symbole des „Opfertanzes“.164 Aber es gibt so viele Szenen, in denen der König dargestellt wird und in denen überhaupt keine Schutzformel in seinem Rücken steht, daß ich davon ausgehe, daß weder die RSF noch eine andere Formel obligatorisch war. Jedenfalls sehe ich noch kein Muster in der Verwendungsweise der RSF. Innerhalb einer einzigen Szene können sich mit und ohne RSF dargestellte Personen symmetrisch entsprechen.165 Genauso stehen Szenen mit RSF unmittelbar neben bzw. korrespondieren mit solchen ohne RSF.166 Es gibt Szenentypen, in denen der König nur selten mit einer RSF versehen ist, so z. B., wenn er eine Gauprozession anführt oder wenn er von Gottheiten mit Lebenswasser übergossen wird. Aber es existieren dann eben doch immer wieder Ausnahmen mit RSF.167 Ich rechne zudem mit epochen- und lokalspezifischen Variationen. Möglicherweise spielt auch das Register eine Rolle, die Gottheit, die Krone, die Opfergabe oder der Szenentyp usw. Aber ohne eine systematische und umfassende Sammlung des Materials kann ich hierzu keine Aussage wagen. In der Amarnazeit scheint, soweit ich die Belege überblicke, die RSF überhaupt nicht vorzukommen; auch in den meroitischen Darstellungen nicht. Die RSF begegnet auch außerhalb von Ritualszenen. Dazu kann man etwa auf Medinet Habu I, 29 verweisen: Hier hat Ramses III., der seinen Truppen Ausrüstung übergibt, genauso einmal eine RSF hinter sich wie Ramses III. mit einer seiner Damen in Medinet Habu VIII, 649. Die RSF war jedenfalls wichtig – damit mache ich eine banale Feststellung. Aber daß für die RSF sogar die Begrenzungslinie der Randzeile unterbrochen werden konnte,168 überrascht dann doch.

161 Roeder, Tempel von Dakke, Taf. 122 und 123 (Sanktuar, „pr-o#“, Augustus [Roeder, Tempel von Dakke, 63 mit Fn. 1]). 162 Blackman, Temple of Bîgeh, Taf. VIII (Augustus); Blackman, Temple of Dendûr, Taf. LXVIII (Augustus); Daumas, Mammisis de Dendara, Taf. XCVI rechts („pr-o#“); Lembke, Ägyptens späte Blüte, 44 Abb. 72: Buchisstele 17 (Kairo JE 53146; Antoninus Pius); Hölbl, Altägypten im Römischen Reich I, 4 Abb. 1 (Tempel von Esna, Caracalla); LD, Abt. IV, 90b (Tempel von Esna; Geta, Zeit des Caracalla). 163 So in der ptolemäischen Kapelle in Kalabscha (Gauthier, Temple de Kalabchah, Taf. CXII A und B) oder in der unfertigen Szene Kom Ombo 934. Da diese Szenen aber eben noch nicht vollendet sind, darf man aus ihnen natürlich nicht zwingend schließen, man habe in ihnen die RSF nicht als Einheit zeigen wollen. In Kom Ombo 933 sind tatsächlich beide Teile der RSF noch nicht ausgeführt, die Figuren der Szene aber sehr wohl. 164 Beispielsweise auf der Satrapenstele Kairo CG 22181 (Alexander IV. / Ptolemaios als Satrap); sie ist abgebildet z. B. bei Hölbl, Geschichte des Ptolemäerreiches, 75. 165 Vgl. Schmidt / Willeitner, Nefertari, 142 Abb. 203 (Isis; bei der ihr gegenüberstehenden Nephthys findet sich dagegen keine RSF). 166 Nur ein Beispiel aus dem Tempel von Kalabscha (1. Raum des Naos, Zeit des Augustus): In der von Süden kommenden Prozession ist der König mit RSF dargestellt, in der von Norden kommenden ohne (Hölbl, Altägypten im Römischen Reich II, 124 f. Abb. 175 und 176). 167 Esna II 70 (Zeit des Claudius) und vgl. die vorige Fußnote zur Prozession in Kalabscha. 168 Junker (Hrsg.), Pylon des Tempels der Isis in Philä, Abb. 36 (Ptolemaios XII. Neos Dionysos). Die Richtigkeit der Zeichnung läßt sich anhand von Beinlich, Photos der Preußischen Expedition, 200–399, B0204 bestätigen. In Dümichen, Geographische Inschriften, 3. Abt., Taf. LI ist die RSF dagegen nur dem modernen Zeichner in die Rahmenlinie geraten, wie Dendara X, Taf. 68 zeigt.

Einige Beobachtungen zur Rückenschutzformel

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Was ich als wenige kurze Hinweise zu einzelnen Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der RSF begonnen hatte, hat sich nun unversehens zu einem umfangreicheren Aufsatz entwickelt. Um den Rahmen nicht ganz zu sprengen, höre ich hier auf. Regine wünsche ich aber jedenfalls von Herzen s# onX H#=T nb – in allen Varianten!

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Friedhelm Hoffmann

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Friedhelm Hoffmann

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An Epistolary Footnote: Howard Carter, Saleh Hamdi Bey, and Tutankhamun’s Mummy Salima Ikram Although Regine Schulz is best known for her work in Egyptian art, her interests are myriad, encompassing a multitude of aspects of ancient and modern Egypt. Thus, it is hoped that this brief article about Howard Carter, Saleh Hamdi, and Tutankhamum’s mummy will appeal to several of her interests, and is offered to her with respect, gratitude, and affection. Both biographies and the accounts of some of his contemporaries paint Howard Carter (1874–1939), best known for his work on the tomb of Tutankhamun, as a difficult, occasionally irascible man, whose relationships with the public and colleagues were often strained.1 However, as with anyone, he had a softer, more social, and approachable side, as is attested by his various (albeit limited in number) friendships with people of many nationalities, including children—he was one of the honoured guests at a doll’s tea-party hosted by a little girl.2 One of Carter’s few friends was Mohamed Saleh Hamdi Bey (d. 1957), whom Carter first met in Cairo. Saleh Bey (as Carter called him) was a medical doctor who had served as the head of the Cairo School of Medicine, then moved to Alexandria as the Director General of the Quarantine Service,3 and finally returned to Cairo to take up the position of under-secretary of state, adjunct to the Ministry of Public Hygiene.4 When it came time to examine Tutankhamun’s mummy, Carter invited Saleh Bey to assist Douglas Derry (1874–1961) in this endeavour. Derry was Professor of Anatomy at the Cairo Medical School that Saleh Bey had formerly headed, and had several years of experience studying ancient human remains, both mummified and skeletonized.5 According to Carter’s diary (1 October 1925),6 Saleh Bey was to accompany Derry to examine Tutankhamun’s mummy, which Carter hoped would take place in October. However, as Pierre Lacau (1873– 1963), Director of the Antiquities Service, was on holiday until November, Carter had to delay the investigation of the mummy until 10 November (Carter diary, 4 October 1925), when Lacau would be present, together with various dignitaries (Carter diary, 5 October 1925). Probably, given the complexities of removing the lids of the various coffins, this delay was for the best (Carter diary, 6 October 1925 on). Work on revealing the mummy began on 11 November 1925, and continued until 19 November, as the body was liberated from the mask, crook, flail, amulets, jewellery, diadems, and other objects adorning it. Those present at this event, according to Carter’s diary for November 1925 and his publication7 (though not everyone was there the whole time) were: H. E. Saleh Enan Pasha [Under-Secretary of State to the Ministry of Public Works], P. Lacau [Director General of the Department of Antiquities], D. Derry [Professor of Anatomy, Egyptian University], Saleh Bey Hamdi [Director Sanitary Services, Alexandria], H. E. Sayed 1 2 3 4 5

James, Howard Carter; Reeves / Taylor, Howard Carter. James, Howard Carter, xii. Blattner, Mondain Egyptien 1941, part II, 213. Blattner, Mondain Egyptien 1943, part II, 194. Bierbrier, Who Was Who, 39. Note that this publication states that Derry examined the mummy in 1923, when the actual date of investigation was 1925 as mentioned in Carter’s diaries held in the Griffith’s Institute in Oxford: http://www.griffith.ox.ac.uk/discoveringTut/journals-and-diaries/season-4/journal.html. Baker / Judd, in: Buikstra / Roberts (eds.), Global History, 212–220; Ikram, in: Shaw / Bloxam (eds.), Oxford Handbook of Egyptology. 6 http://www.griffith.ox.ac.uk/discoveringTut/journals-and-diaries/season-4/journal.html (all references to the diary are from here). 7 Carter / Mace, Tomb of Tut.Ankh.Amen, 106–107.

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Salima Ikram

Fuad Bey el Kholi [Governor of Qeneh],8 A. Lucas [chemist, Department of Antiquities], H. Burton [photographer, Metropolitan Museum of Art], Twefik Effendi Boulos [Chief Inspector of Upper Egypt], Mohamed Effendi Shaban [Assistant Curator, Cairo Museum], Hamed Effendi Suliman [Technical Secretary to the Under-Secretary of State],9 and the Egyptian staff attached to the expedition. Parts of the body itself were first exposed on 12 November, with Derry and Saleh Bey measuring the body and skeletal elements on the 13th and studying it in more detail after the last remaining wrappings had been removed (Carter diary, 13 November 1925). On 14 November the two doctors provided an estimate for the age of Tutankhamun: between 17 to 19 years at death, with a promise of further refinement with more detailed examination, which on 15 November they declared to be about 18 years—perhaps a compromise.10 They provided a report for Carter, which (or a copy thereof) was taken by Lacau, together with the archaeological report, back to Cairo on 18 November (Carter diary, 18 November 1925). After the brief report provided to Carter and Lacau immediately after the examination of the mummy, Derry wrote a longer, fairly dry, scientific report, based on the two doctors’ observation. A more popular and less scientific version of this appeared as an appendix in Carter’s initial publication11 of his discovery (under only Derry’s name, although Saleh Bey was acknowledged). Indubitably, a more fuller version was intended for the general and scholarly public, either as an independent publication or as part of Carter’s planned more thorough publication of the tomb and its contents, which sadly never came to fruition due to his death. Eventually, a collection of Derry’s papers came into the hands of Frank F. Leek, via Prof. and Mrs. Emery, and ultimately the extant version of Derry’s report was published by F. F. Leek in his 1972 “The Human Remains from the Tomb of Tutankhamun” (Oxford: Griffith Institute).12 This report was coauthored by both Derry and Saleh Bey, and is far more scientific than the one in the Carter and Mace publication. The reason for this is that Carter wanted Derry to provide a text that was “comprehensible to the layman and the man in the street” (letter from Carter to Derry, 11 July 1926),13 with the understanding that the scientific publication would be a separate entity. This concern for making the scientific work comprehensible and accessible to the public, both English and Arabic speaking (and presumably also to those more familiar with other European languages) is made clear by a letter that Carter wrote to Saleh Bey, and that has passed down through his family (Taf. XXX.1– XXX.2).14 The text of the typewritten letter, dated “Dec. 16th, 1925” and sent from Luxor, Upper Egypt, reads: My dear Saleh Bey, So very many thanks for your two letters and all the trouble you have taken on my behalf. I delayed answering your first letter until I received the scientific report upon the King’s mummy. This Derry has now sent. I agree with you that the report being of purely scientific character it cannot be given to the general public, and what we require is as suggested an account in more popular form, suppressing details which have no interest other than to ourselves. When I come to Cairo, about the end of the month, I will go through the matter with Derry, and communicate the results to you and look to you for translation and publication in the Arabic press. I should much like to meet your friend the famous poet, Ahmed Shawki Bey, of whom I have often heard of and who has made such kindly references to my work. Too, I can never thank you

8 Interestingly, the British parliamentary records of 12 December 1919 show that el Kholi, then sub-mudir of Girga, had been interned for rioting; he was however acquitted and reinstated to his position, although it is possible that this event coloured el Kholi’s attitude to the British, including Carter. https://api.parliament.uk/historic-hansard/ written-answers/1919/dec/12/egypt-sayed-fuad-el-kholi, HC Deb 12 December 1919 vol. 122 c1788W1788W. 9 Not mentioned in Carter / Mace, Tomb of Tut.Ankh.Amen, 106–107. 10 It should be noted that physical anthropologists are much more cautious nowadays when providing age at death, and tend to provide broader ranges. 11 Carter / Mace, Tomb of Tut.Ankh.Amen, Appendix I, 143–161. 12 Leek, Human Remains, vii. 13 Leek, Human Remains, 2 note 1. 14 The letter from Carter to Saleh Bey, 16 December, 1925, was generously shared with me by Mahmoud Sadek, grandson (maternal) of Saleh Bey. Heartfelt thanks are due to Farid Kioumgi for making the introduction.

An Epistolary Footnote

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enough for all you have done in my favour – you have been a real and good friend (underlines in ink). The work is gradually creeping along and I hope soon to transport a large number of the bea[u added in ink]tiful things to the Cairo Museum, when as you suggest another bulletin should be issued. With my very best regards and good wishes, Yours ever, Howard Carter (signed in ink) I enclose some photos of your beautiful self. H. S. (written in ink) The enclosures consist of the famous photograph taken by Harry Burton of the group examining the mummy, with Derry making the first incision, and two others, presumably taken the same day, also by Burton (Taf. XXXI.1–XXXIII.1). Obviously, from Carter’s letter it is clear that the two men kept up a sporadic correspondence, with Carter relying on advice from his friend in terms of disseminating information and dealing with the Egyptian press from 1925 onward. The letter quoted above suggests that Saleh Bey had been one of Carter’s supporters during his infamous lock out from the tomb in 1924–1925,15 when archaeology, politics, and nationalism collided. Saleh Bey’s views on an independent Egypt are not known to this author, but in any case, he remained loyal to Carter, and possibly also lobbied on his behalf. A curious feature of the letter is Carter’s reference to Ahmed Shawki (Shawqi) Bey (1868–1932), a poet and playwright who had been exiled after the deposition of Khedive Abbas II (1874–1944) by the British in 1914, as he had been his poet laureate. Shawqi lived in Barcelona during his exile and had returned to Egypt by 1920, in time to be present for the discovery of Tutankhamun’s tomb in 1922. He was riveted by Egypt’s pharaonic grandeur, and used it as the basis for the majority of his poems, as well as setting several historical romances and plays in Pharaonic times. He also wrote a long poem based on Tutankhamun and the discovery of his tomb,16 as well as others in which the young king appears.17 It is perhaps this early poem to which Carter refers as Shawqi’s poems increasingly took a nationalistic turn, stressing the glory of Egypt’s pharaonic past, King Fu’ad as a benevolent monarch who was the true heir to the noble pharaohs, with a sub-text of relieving Egypt of the yoke of British oppression,18 which would have included the problem of Englishmen controlling Egyptian patrimony. Thus, Carter’s reference to kindness on the part of Shawqi might relate to his earlier work. Clearly, Saleh Bey was to guide any publicity concerning the king’s physical remains in the Arabic press. Carter’s diaries record that he met with Saleh Bey on 20 May 1926 in Alexandria, on his way to England, and once again on his return to Egypt on 27 September 1926, with discussions about the work very much at the forefront, including the issue of the young king’s remains. The phrase “suppressing details which have no interest other than to ourselves” in Carter’s letter is somewhat curious. It might refer to the dry scientific nature of much of the report, or possibly some details, such as the positioning of the king’s genitalia, which might be considered too delicate for the popular press. It is noteworthy that despite Carter’s intentions, little was reported about the mummy in the popular or scholarly press—the Arabic Al-Ahram newspaper mentions it briefly on 15 March 1927 (‘Examining Tutankhamun’s Mummy’, pg. 3, col. 4). The western press is also curiously silent on the results of the investigations of the king’s body. On 31 October 1926, in time for Halloween, The New York Times has an article about the return of Tutankhamun’s body to the sarcophagus, one that was repeated internationally,19 and on 2 February 1928 The New York Times featured a short article on the king’s viscera, but little else—perhaps the 1927 publication of Carter and Mace containing Derry’s report were considered enough by Carter and the Antiquities’ authorities, or maybe the findings were not thought to be spectacular enough to deserve 15 16 17 18 19

James, Howard Carter, 277–333; Carter, Statement; Reid, Contesting Antiquity, 61–74. Reid, Contesting Antiquity, 36, 47, 66, 133. Colla, Conflicted Antiquities, 216–222. Reid, Contesting Antiquity, 66; Jankowski / Gershoni, Rethinking Nationalism, 138. This is an impression obtained from an online search: https://elephind.com/?a=q&hs=1&r=1&results=1&tx q=tutankhamen&txf=txINtxCO&o=10&dafyq=1926&dafmq=&dafdq=&datyq=1931&datmq=&datdq=&puqna me=Search+all+titles...&puq=&lcq=&csq=&e=--1926---1931--en-10--1--txt-txINtxCO-tutankhamun---------.

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Salima Ikram

comment. Certainly at that time the anatomists and medical men did not think that there was anything untoward about Tutankhamun’s mortal remains or the manner of his death, unlike more recent scholarship.20 Clearly, the king’s body was of less interest to the public than his treasures, or the alleged curse, as articles featuring the objects from his tomb continued to be published, albeit periodically, until 1930, when the tomb was finally cleared, and mentions of the curse cropping up sporadically long after that. In any case, Carter’s letter to Saleh Bey provides a small insight not only into the study of Tutankhamun’s mummy and the potential dissemination of those results in the Arabic press, but also the hitherto undocumented friendship between Carter and Saleh Bey.

Bibliography Baker, B. / Judd, M. A., Development of Paleopathology in the Nile Valley, in: Buikstra, J. / Roberts, C. (eds.), The Global History of Paleopathology: Pioneers and Prospects, New York 2012, 209–34. Bierbrier, M. L., Who Was Who in Egyptology, 5th ed., London 2019. Blattner, E. J. (ed.), Le Mondain Egyptien, The Egyptian Who’s Who, Annuaire de l’Elite d’Egypte 1941, part II, Cairo 1941. Blattner, E. J. (ed.). Le Mondain Egyptien, The Egyptian Who’s Who, Annuaire de l’Elite d’Egypte Cairo, part II, Cairo 1943. Carter, H. (reprint). The Tomb of Tut-Ankh-amen: Statement with Documents, as to the Events which occurred in Egypt in the Winter of 1923–24, leading to the ultimate break with the Egyptian Government, Brockton, MA. 1997. Carter, H. / Mace, A. C., The Tomb of Tut.Ankh.Amen, v. 2., London 1927. Colla, E., Conflicted Antiquities. Egyptology, Egyptomania, Egyptian Modernity, Durham / London 2007. Forbes, D. / Ikram, S. / Kamrin, J., Tutankhamun’s Missing Ribs, in: KMT: A Modern Journal of Egyptology 18.1 (2007), 50–56. Hawass, Z. / Saleem, S., Scanning the Pharaohs, CT Imaging of the New Kingdom Royal Mummies, Cairo 2016. Ikram, S., Physical anthropology and mummies, in: Shaw, I. / Bloxham, E. (eds.), Oxford Handbook of Egyptology, Oxford 2015/2016. http://www.oxfordhandbooks.com/view/10.1093/oxfordhb/97801992 71870.001.0001/oxfordhb-9780199271870-e-20 (online publication at present). Ikram, S. Some Thoughts on the Mummification of King Tutankhamun’s Embalming, in: Etudes et Travaux 28 (2013), 292–301. James, T. G. H., Howard Carter: The Path to Tutankhamun, London 1992. Jankowski, J. P. / Gershoni, I., Rethinking Nationalism in the Arab Middle East, New York 1997. Leek, F. F., The Human Remains from the Tomb of Tutankhamun, Oxford 1972. Reeves, N. / Taylor, J. H., Howard Carter before Tutankhamun, London 1992. Reid, D., Contesting Antiquity in Egypt. Archaeologies, Museums and the Struggle for Identities from World War I to Nasser, Cairo 2015. Rühli, F. / Ikram, S., Purported Medical Diagnoses of Pharaoh Tutankhamun, c. 1300 BC, in: HOMO Journal of Comparative Human Biology 65.1 (2014), 51–63.

20 For an overview until 2014 see Rühli / Ikram, HOMO 65.1 (2014), 51–63; Hawass / Saleem, Scanning, 90–106; for the making and taphonomy of the mummy in particular, see Ikram 2013; Forbes et al. 2007.

A Sadly Neglected Demotic Graffito from Western Thebes (Černý-Sadek Graffito 3434) Richard Jasnow In 1984 I published several Demotic graffiti from the West Bank of Thebes in Grammata Demotika: Festschrift für Erich Lüddeckens.1 Among these texts was a group of invocations addressed mainly to Isis and Amenhotep, son of Hapu, located in the so-called Valley of the Quarrymen.2 Their rather elaborate format and intriguing content have attracted the attention of several scholars since the publication.3 I copied these texts while a student-epigrapher at the Epigraphic Survey of the Oriental Institute of Chicago during the 1981–82 season. I did not include in that article one graffito which I had studied since I could only recover a portion of the inscription. Still, I have for years felt guilty about this Demotic sin of omission, and thus welcome the opportunity to make amends.4 May Regine accept my modest contribution along with thanks for being such an inspiring colleague and friend. All fortunate enough to know Regine are aware of her tremendous love of all things Egyptian, great and small. Regine will, I am sure, appreciate why I have felt guilty about this poor graffito and why I wish to present it to her! The inscription in question is Černý-Sadek Graffito 3434. The Epigraphic Survey photographer during that 1981–82 season, Diana Olson, took a photograph of the graffito (Fig. 1) which documents its sad condition. During my field work on the graffito I traced the reasonably well-preserved bottom two lines and made a gentle pencil “rubbing” of the terribly damaged upper portions.5 Dr. Abdel Azouz Sadek and his colleagues of the Centre de Documentation et d’Études sur l’ancienne Égypte had previously made a valiant attempt to copy the traces of what they could see of the graffito (Fig. 2).6 Having scanned the (now forty-year old) rubbing at high resolution, I then enhanced the image with PhotoShop.7 Using this computer enhanced image of the rubbing and the drawing of the Centre de Documentation, I offer a sort of “hypothetical reconstruction”8 of the first four lines; the readings of lines five and six are much more secure (Fig. 3).

1 Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 87–105. 2 This is located northwest of Deir el-Bahari; Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 91. 3 Vleeming, Demotic Graffiti and other Short Texts, 151–172; Kockelmann, Praising the Goddess: 18–30; Quack, in: Meyer (ed.), Egypt – Temple of the Whole World. Ägypten – Tempel der gesamten Welt, 356; Hoffmann, Ägypten, 140. See also Lanciers, CdE 90, 2015, 402–403. There are no specific dates mentioned in the texts themselves. A general attribution to the Middle/Late Ptolemaic or early Roman Period can hardly be wide of the mark. 4 Vleeming, Demotic Graffiti and other Short Texts, 161, does include the graffito, but does not translate it, remarking “Six-line graffito, possibly a hymn.” 5 The lines in this rubbing are too faint to warrant reproduction in this article. The scribe added a rectangular frame and several ground-lines, as is found in other graffiti from Western Thebes, Jasnow, Grammata Demotika, 93 (ČernýSadek Graffito 3446). 6 Černý et al., Graffiti de la Montagne Thébaine, pl. CCXXXVIII. 7 I thank Christina di Cerbo for her essential help with the computer enhancement of the images. I am also grateful to Lael Ensor-Bennett (Assistant Curator of the Visual Resources Collection of Johns Hopkins University) for scanning the 1981 photographic negative of this graffito reproduced in fig. 1. 8 I emphasize that the “copy” and “translation” for these first four lines represent my “best guess” as to what may have been the original intent, as it were, of the graffito-writer. In several cases the suggested “traces” in the copy are at odds with the “translation.” Still, I do believe that my rendering conveys the probable content of the first four lines of the inscription. Since the transliteration of just about all the first four lines is so tentative, I omit most brackets and question marks.

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Richard Jasnow

Fig.1: Photograph of Černý-Sadek Graffito 3434 taken in 1981 (photograph by Diana Olson).

Fig. 2: Handcopy of Černý-Sadek Graffito 3434 published in Černý et al., Graffiti de la Montagne Thébaine, III, 5, pl. CCXXXVIII.

Fig. 3: Hypothetical Reconstruction of lines 1–4 of Černý-Sadek Graffito 3434 based on the handcopy of the Centre de Documentation et d’Études sur l’ancienne Égypte, the Jasnow 1981 rubbing, and the 1981 photograph of Diana Olson.

A Sadly Neglected Demotic Graffito from Western Thebes

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Černý-Sadek Graffito 3434 Transliteration (N.b. a hypothetical reconstruction of the first four lines) 1. jw=y n#y=w t#.w tr=w oS wSt n … p# nb ntr.w oS=y n=f sDm=f r Xrw=y jn=f ß 2. … [D] rn … p# nb ntr.w … p# nt D rn …=f … 3. D rn=k Jmn jw=f … n-m-s#=y(?) … onX 4. D rn=k Jmn jw=f xn t# H.t-ntr ... p# onX 5. p# D rn=k Jmn jw=f n p# DtH o# Xr wy Js.t t# ntr.t o#(.t) r(?) sx=y r-Db#.ß=k(?) j ntr o# Jmn jr=f sm r-Hr=y 6. tw=n sm r Jmn-Htp s# Op p# ntr o# Sp=f tr.ß=n(?) r wy=f jn=f n Jmn tj=f wD#=n So [D.t]

Translation (N.b. a hypothetical reconstruction of the first four lines) 1. O ye of all lands! Call out! Pray to …., the lord of gods. I called out to him! He heard my voice. He brought me (back). 2. … [saying] the name … the lord of gods… the one who says the name … he… 3. Saying your name, Amun, he being … after me(?), … life. 4. Saying your name, Amun, he being in the temple … the life. 5. The saying of your name, Amun, he being in the great prison. Isis, the great goddess, is far, while(?) I having written about you(?) o great god, Amun, he made a blessing over me. 6. We bless Amunhotep, son of Hapu, the great god. He received our(?) hand, although he was far. He brought us back. Amun, he caused that we be well for [eternity.]

Commentary Line 1 (a) For this form of the vocative particle and initial address, see Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 92. (b) Cf. Graffito 3462, 1 oS n Js.t, “Call out to Isis,” Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 92. The combination of oS and wSt is strange, but the reading appears to fit the traces. (c) Since p# nb ntr.w is secure, one is naturally tempted to supply Jmn, “Amun” (or similar) after wSt. However, the “traces” do not seem to permit this. In the nearby graffito 3446, “lord of gods” also appears repeatedly, although there too the identity of the deity is unclear, Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 93–95. (d) Cf. “I called out to Isis. She heard my voice and (the voice of) my companions. She brought us to our great house,” in Graffito 3462, 4–6, Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 91–92). Line 2 (a) Cf. ḏ n rn “mit Namen nennen,” Glossar, 249. I have not found this same phrase, D rn, “say the name” (presumably in the infinitive) in other Demotic graffiti. It would seem to be Dd rn=f, “den Namen jemds. nennen, aussprechen,” Wb. 5, 622/11–12. The phrase is often repeated in this text. Evidently, the writer wishes to emphasize the various epithets or aspects of the deities invoked. (b) Cf. the epithet of Isis, “lady of imprisonment, lady of freedom,” Kockelmann, Praising the Goddess, 29, 67–68; Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 98 and 100. Line 3 (a) Here the phrase D rn=k Jmn, “to say your name, Amun,” is clearly followed by a circumstantial clause describing a specific aspect of the deity. (b) I can propose no transliteration before the supposed n-m-s#=y, although there are some fairly strong lines. (c) The three strokes of y are visible, but n-m-s# is uncertain. (d) onX evidently concludes lines 3 and 4.

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Richard Jasnow

Line 4 (a) Again, D rn=k begins the line. (b) On the basis of the rubbing xn is probable. (c) The word after xn appears to have the house determinative. I tentatively suggest H.t-ntr, but emphasize that this compound does not normally have the definite article, Gossar, 285. (d) I can read nothing of the remainder of this line. Transliterate perhaps nḥs before Ꜥnḫ. Line 5 (a) The p# is not found with any of the other examples of D rn in this graffito. (b) The second stroke of jw has several misleading cuts; I believe jw=f is secure. (c) DtH is, of course, “verhaften, Haft,” Glossar, 688–89; CDD Ḏ 94, DtH “prison.” But what is the force of the statement: “Amun, he being in the great prison?” I find it hard to believe that we are dealing with an actual prison, but tend to think “great prison” may be a local name for this area of Western Thebes.9 Significantly, perhaps, the nearby Graffito 3445 addresses Isis as “the mistress of confinement (DtH), the mistress of freedom,” Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika, 98. Compare the phrase quoted in Jasnow in: Thissen / Zauzich (eds.), Grammata Demotika,100, from a (still unpublished, insofar as I know) Cairo Holztafel 51366, j-jr=f jn p# DtH Js.t t# ntr.t [o#.t], “he is in the confinement of Isis, the [great] goddess.”10 I can find no evidence for an actual prison in Western Thebes in recent works on the topic, e.g., Bauschatz, Law and Enforcement in Ptolemaic Egypt. (d) The best reading after o# is Xr, determined by the man-with-hand-to-mouth sign. This is evidently the aorist particle, Glossar, 364. (e) This is wy, “fern sein,” Glossar, 78, concluding with the typical walking-legs sign. (f) The subject of wy is obviously Js.t t# ntr.t o#.t, “Isis, the great goddess.” (g) The traces after o# are unclear. Since the following group is probably sx=y, I suggest a circumstantial converter r rather than the preposition r in connection with the previous wy (i.e., “to be far from”). (h) While r-Db#. is secure, ß=k is much less so. (i) On the basis of sense, I suggest j as a vocative particle, Glossar, 15, but the form is very strange. Nb, “lord,” Glossar, 213, is scarcely more convincing. (j) At the end of the line we have sm, “segnen,” Glossar, 430–431, which is generally followed by r. The traces allow r-Hr=y. Line 6 (a) This line begins with a reciprocal formulation of the statement at the end of line 5. (b) The writer now turns his attention from Isis and Amun to the local deity Amunhotep, son of Hapu. (c) It is difficult to avoid the reading Sp=f tr.ß=n(?). Here Sp tr.t, “to take (lit. “to receive”) the hand of,” CDD C, 93, appears to mean here “to welcome (back)” or “to assist,” although this last nuance does not seem to be otherwise attested. (d) r wy=f would then be a circumstantial clause qualifying the previous clause. The idea would be that Amunhotep helped the writer and his colleagues, although he was distant from them. (e) n seems to be here the earlier form of the dependent pronoun ß=n, Glossar, 201. The remainder of the line confirms that the writer of this graffito intended to display their gratitude to the gods who protected him and his colleagues during a distant journey. Despite its sad state of preservation, Černý-Sadek Graffito 3434 obviously was once an impressive inscription. It certainly belongs to the select group of rather sophisticated Demotic graffiti incised on the rock cliffs of Western Thebes which I published in Grammata Demotika. The writers devoted special care on these texts so as to fittingly honor Isis, Amun, and Amunhotep and properly thank these deities for their safe return home.

9 Or could such a prison be associated with the local quarries in Thebes? 10 I have not been able to locate this wooden tablet or indeed find any other mention of it apart from the Spiegelberg manuscript. I thank Günter Vittmann for his remarks on this mysterious wooden tablet (email of Feb. 29, 2020).

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Fig. 4: Jasnow tracing of lines 5–6 of Černý-Sadek Graffito 3434 made in 1981.

Bibliography Bauschatz, J., Law and Enforcement in Ptolemaic Egypt, Cambridge 2013. CDD see Johnson. Černý, J. / Desroches Noblecourt, C. / Kurz, M. et al., Graffiti de la Montagne Thébaine, III, 5, Cairo 1969. Erichsen, W., Demotisches Glossar, Copenhagen 1954. Hoffmann, F., Ägypten: Kultur und Lebenswelt in griechisch-römischer Zeit. Eine Darstellung nach den demotischen Quellen, Berlin 2000 (Studienbücher Geschichte und Kultur der Alten Welt). Jasnow, R., Demotic Graffiti from Western Thebes, in: Thissen, H. J. / Zauzich, K.-Th. (eds.), Grammata Demotika: Festschrift für Erich Lüddeckens zum 15. Juni 1983, Würzburg 1984, 87–105. Johnson, J. H., The Demotic Dictionary of the Oriental Institute of the University of Chicago: The Oriental Institute of the University of Chicago 2001–2013. https://oi.uchicago.edu/research/publications/demoticdictionary-oriental-institute-university-chicago. Kockelmann, H., Praising the Goddess: A Comparative and Annotated Re-Edition of Six Demotic Hymns and Praises Addressed to Isis, Berlin / New York 2008 (APF Beiheft 15). Lancier, E., The Isis Cult in Western Thebes in the Greco-Roman Period (Part II), CdE 90 (2015), 379–405. Quack, J. F., “Ich bin Isis, die Herrin der beiden Länder”: Versuch zum demotischen Hintergrund der memphitischen Isisaretalogie, in: Meyer, S. (ed.), Egypt – Temple of the Whole World. Ägypten – Tempel der gesamten Welt. Studies in Honour of Jan Assmann, Leiden / Boston 2003 (Numen Book Series. Studies in the History of Religions 97), 319–365. Vleeming, S., Demotic Graffiti and Other Short Texts Gathered from Many Publications, Short Texts III 1201–2350, Leuven / Paris / Bristol, CT 2005 (StudDem 12).

A Corpus of Amarna Talatat Blocks that depict a Royal Daughter / Royal Wife W. Raymond Johnson In the course of several years of Amarna talatat research1 this author has identified a small corpus of limestone talatat blocks that he believes commemorate two extraordinary royal women from the very end of the Amarna Period. It is with the greatest of pleasure that he offers this study to our extraordinary friend and colleague Dr. Regine Schulz, who with her zeal, imagination, boundless energy, and innumerable accomplishments must be counted as one of the great movers and shakers of Egyptology today. It is an honor for this admiring acolyte to present a small token of his esteem for her here in this splendid festival volume. This study will examine three inscribed limestone talatat blocks from Amarna that shed light on the very end of the Amarna period, and provide more clues about who ruled with Akhenaten late in his reign, and perhaps who succeeded him after his death.

1. A limestone talatat block found near the Sphinx Road leading to Khonsu Temple, Karnak, with a royal couple offering ointment to the Aten In 2009, as part of the Egyptian Supreme Council of Antiquities’ multi-year project to clear and develop the three-and-a-half-kilometer Sphinx Avenue between Luxor and Karnak temples, SCA Luxor Director Mansour Boraik and his archaeological team excavated the area south of Khonsu Temple where the northsouth stone-paved avenue turns 90 degrees to the east and proceeds to the entrance of Mut Temple. At the western limit of this area and on top of the road the team uncovered part of a medieval foundation wall constructed of reused blocks that included several inscribed limestone talatat blocks.2 These blocks were part of a large group of Amarna talatat transported by barge from Amarna to Karnak by Ramesses II after he demolished the stone temples of Akhetaten / Amarna, and were reused by him in the construction of a chapel to the divine triad of Karnak: Amun, Mut, and Khonsu. This chapel was in its turn demolished and quarried in the Middle Ages and the blocks transported and reused for medieval construction all over Luxor, as far south as the community that surrounded Luxor Temple.3 One of the blocks found during this work4 preserves the partial sunk-relief heads of an Amarna king wearing a nemes headdress on the right (only the back preserved) followed by a royal wife5 (Taf. XXXIV.1) with an 1 The Epigraphic Survey’s ‘Amarna Talatat Project’ was initiated when limestone Amarna talatat were identified by this author in the Luxor Temple blockyard, with many more subsequently identified in the storage magazines at Karnak. For preliminary reports on the findings, see Johnson, KMT 26.3 (2015), 22–29; Johnson, in: Jasnow / Cooney (eds.), Joyful in Thebes, 293–299; Johnson, KMT 26.4 (2016), 40–50; Johnson, KMT 28.3–4 (2017), 41– 47; Johnson, KMT 29.1 (2018), 71–76. 2 Boraik, CahKarn 14 (2013), 13–32. The medieval wall with the reused talatat continues to the west behind the western retaining wall of the Sphinx Avenue at this point and remains unexcavated. 3 Ramesses II appears to have reused material from Amarna in his temple constructions from Sheikh Abada / Miwer to the north of Amarna, all the way south to Armant. Textual evidence indicates that the material all derived from Amarna. This author has reconstructed a corner of Ramesses II’s chapel to the divine triad of Thebes made completely of Amarna blocks; Johnson, study forthcoming. 4 Boraik, CahKarn 14 (2013), Fig. 22 top; dimensions: ca. 52 cm by 23 cm (height) by 25 cm (depth). 5 ‘Royal wife’ because of the presence of the uraeus. Non-royal Kiya, in contrast, was simply ‘greatly beloved wife,’ and was never depicted with a uraeus.

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echelon-curled wig and uraeus on the left whose face was damaged in antiquity. Both figures face right. The royal wife is holding a medjet ointment jar to the Aten above, whose two rayed hands hover in front of her. It is probable that the king, larger in scale, was offering ointment to the god as well. One might assume that the offering scene depicted Akhenaten followed by Nefertiti, but a closer look reveals that this is not the case. The royal wife’s wig is not a simple, curled, Nubian wig, but actually features an echelon-curled wig, thick echelon-curled sidelock gathered with a horizontal band, and uraeus. Nefertiti was not a king’s daughter, so was never depicted with a sidelock at Amarna, although her daughters were. But Amarna royal daughters are never depicted with uraei, only king’s royal wives. What we have here is a late-Amarna royal daughter / royal wife following a king. Who this might be will be discussed below.

2. A limestone talatat block with two female figures offering ointment to the Aten A second limestone talatat block6 (Taf. XXXIV.2) preserves a similar group: a royal figure on the right followed by a smaller royal female with echelon curls on the left, both facing right. The body of the rightmost figure preserves a pleated female garment tied under the pronounced breast, and the presence of the fluttering streamer at her back indicates that the figure was Nefertiti.7 Some of the plaster on the upraised arm may be old, but the lighter colored patches are clearly modern.8 The leftmost female figure on the block appears to have been severely damaged in antiquity and subsequently 'repaired' in modern times with plaster and recarved.9 Clear traces in the stone indicate that the original figure was depicted wearing an echelon-curled wig with an echelon-curled royal sidelock10 that indicates she is a royal daughter. Additional traces suggest that she might have been wearing a round earring. The face and hands have been restored in plaster that is somewhat darker than the stone around it. The restored face is beautifully carved in the modern plaster but is proportionally too small for the wig and arms. One can see a thin crack that runs vertically from the jaw up to the forehead and then turns right along the upper brow where the plaster has shrunk a bit along the original break line where the face was bashed. The hands have been recarved proportionally too small in the plaster and without the graceful, up-curling fingertips typical for Amarna art. The restoration of the medjet ointment jar the figure is holding is well carved but inaccurate; it’s top preserves part of the original carved jar and ointment but the restored bottom section is carved like the bottom of a bouquet. The restorer was clearly confused by a carved line in the center of the jar that was the top line of a small floral garland that sometimes decorates these jars (see Taf. XXXV.1, Talatat Boston MFA 1971.294).11 The upper line of the streamer of the Nefertiti figure should be visible but has been cut off by the plaster above the restored right hand of the royal daughter. The plaster recarving of the face is expertly done but not proportionally correct, and appears to have been copied from a trial piece, Cairo, Egyptian Museum, JE 59294, whose left face displays very similar features (Taf. XXXV.2). Despite the extensive restoration, a few original details on this talatat block underscore its marked significance. First, echelon curls usually are an indication of a royal wife, or goddess, or a combination; Amarna 6 Dimensions: 52.7 by 22.9 cm (height) by 5.7 cm (depth). Private collection in the US with permission from the owners to include it here. 7 Non-royal Kiya never wears a royal crown, royal fillet with uraeus, or fluttering streamer at the back of her neck associated with royal crowns, which is present here. Only Akhenaten and Nefertiti wear these devices. 8 Two Aten cartouches might have been incised on the queen’s arm and subsequently bashed off, perhaps when the blocks were quarried for reuse. In that case the plaster infill would be part of a modern attempt to make the piece look less damaged. Striated smoothing marks on the larger patches of plaster are modern. 9 The restoration of this block is clearly not new, but who was responsible for the careful repair and recarving is unknown. 10 The base of the preserved sidelock subtly curls in to the left, suggesting that it was depicted draped over the shoulder as is standard with the sidelocks of Amarna princesses. 11 See Aldred, Akhenaten and Nefertiti, 193, cat. 124; talatat Boston MFA 1971.294, a figure of Kiya following a figure of Akhenaten, for a similar ointment jar with floral garland preserved.

A Corpus of Amarna Talatat Blocks that depict a Royal Daughter / Royal Wife

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princesses are rarely depicted with them. Since the figure on the right must be Nefertiti, it would follow that any female following her would be a royal daughter. But at Amarna royal daughters standing behind their mother or father hold sistra, sacred rattles, have their hands upraised, or are holding their parent's hand. They are never shown offering to the Aten, as our princess is here. A small but very significant detail gives us a clue about the rank of this figure; a small inscribed loop in front of the royal daughter’s forehead must be an upside-down ankhlife sign offered to her by one of the multiple rayed hands of the Aten disk above the couple. Royal daughters at Amarna do not have ankhs extended to them by the Aten, only the king and royal wife. This royal daughter then must also be a royal wife, like the first block, following a figure of Nefertiti. Figure 1 shows a provisional reconstruction drawing of the original royal daughter / royal wife and the ointment jar she is offering to the Aten restored with the tiny garland.

Fig. 1: Provisional reconstruction of the royal daughter / royal wife and ointment jar, drawing by Ray Johnson.

3. A limestone talatat block in Munich with two female figures offering to the Aten Munich limestone talatat ÄS 6795 (Fig. 2, Taf. XXXVI.1) also depicts two female figures facing right, the rightmost larger-scaled than the left.12 Only the terminus of the unusual echelon-curled bag wig (khat) of the rightmost figure is preserved, paralleled by a figure of Nefertiti wearing a similar wig from Karnak.13 The pleats of the larger figure’s female gown are visible to the right of the khat terminus. The lack of carved arms of this figure indicates that they were upraised, holding an offering to the god above. The leftmost figure is a royal daughter with upraised arms; one arm is raised above the top of the block, holding an unidentified object to the Aten, and the other is offering a small nemset jar. The Aten is holding life to her nose. The royal daughter’s profile is undamaged and well preserved, and her eye is positioned high on her face. The offering ritual that she is performing, plus the presence of the ankh at her nose indicates that she, too, is a royal wife, following a larger-scaled royal female, undoubtedly Nefertiti.

12 52 cm by 24.1 cm (height); Schoske / Wildung, Ägyptische Kunst München, 67–69, 151, cat. 46. Photograph courtesy the Munich Museum. 13 Private Collection, UK; see Williamson, in: Connor / Laboury (éds.), Toutânkhamon, 245. Royal males never wear the khat wig with echelon curls, only females. If this element on the Munich block was the backside of a tripartite wig, the angle would be more vertical, but that type of wig appears to have fallen out of favor by this time. The outermost sarcophagus of Tutankhamun also displays an elaborate feathered and echelon-curled khat headdress, indicating that the original owner was female. See Johnson, BES 19 (2014), 422.

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Fig. 2: Munich limestone talatat ÄS 6795, reconstruction drawing by Ray Johnson.

Discussion Ankhesenpaaten / Ankhesenamun, third daughter of Akhenaten and Nefertiti, ruled as Great Royal Wife with Tutankhamun and was depicted with a long, braided, over-the-shoulder sidelock in many scenes with the young king (Taf. XXXVI.2), although why she continued to wear the royal daughter’s sidelock is a bit of a mystery. That said, it is unlikely that the two of them are depicted on these blocks. First, Tutankhaten was a child when he came to the throne, and the figures on the three blocks in this study are all adult size. On at least two of the three blocks the figure in front of the royal daughter / royal wife is clearly female. This presents only one possible identification for the royal couple on these Amarna blocks. The only other Amarna royal daughter who we know ruled as Great Royal Wife was Meritaten, Akhenaten and Nefertiti’s firstborn daughter. A text strip from an inscribed wooden box from Tutankhamun’s tomb indicates that Meritaten functioned as the Great Royal Wife of King Neferneferuaten,14 the coregent of Akhenaten, while Akhenaten was still alive. The famous preliminary ink outline drawing in the Amarna tomb of Merire II (Fig. 3) subsequently depicted her beside King Smenkhkare as Smenkhkare’s Great Royal Wife after Akhenaten’s death.15 This scene was never carved, which suggests that it was one of the last private tomb scenes initiated at Amarna and was left unfinished at Smenkhkare’s death after a very short rule.16

14 For the recent join of the text strip with the original box, see Tawfik / Thomas / Hegenbarth-Reichardt, MDAIK 74 (2018), 179–181. Their interpretation of the text is problematic to say the least, in this author’s personal opinion. 15 Davies, Rock Tombs of El Amarna II, plate xli. A block from Memphis may also preserve part of a scene of King Smenkhkare followed by Royal Wife Meritaten; see Löhr, SAK 2 (1975), 158. 16 This author follows the model that King Neferneferuaten was coregent and Smenkhkare was successor; for alternatives, see Allen, GM 249 (2016), 9–14.

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Fig. 3: Smenkhkare and Meritaten, Tomb of Meryre II, Amarna, drawing by N. de Garis Davies.

Summary and Conclusions Outside of Ankhesenamun, the only royal daughter who could have been depicted as royal wife at Amarna was royal daughter Meritaten who we know was Great Royal Wife of both King Neferneferuaten and King Smenkhkare. It is very likely that the royal daughter / royal wife who appears on the three blocks discussed here is Meritaten in that role. Her presence as royal wife following a female royal figure strongly supports the identity of Akhenaten’s coregent and successor as Nefertiti, an old idea for which there is growing evidence. Nefertiti as king is the only reason that Meritaten would ever follow her as royal wife. The model this author follows for the end of the Amarna Period has Nefertiti ruling with Akhenaten as his coregent King Neferneferuaten from sometime between Akhenaten’s regnal year 12 and his death in his year 17. Afterward, as surviving king, and to commemorate her sole rule, Nefertiti changed her nomen to Smenkhkare and reigned for perhaps a year before her own death and the subsequent ascension of prince Tutankhaten to the throne.17 An additional block reused at Hermopolis bears an inscription of King Neferneferuaten above an offering scene and is textual proof of the existence of a sanctuary or chapel at Amarna inscribed for and depicting Akhenaten and King Neferneferuaten (Fig. 4), in this case followed by royal daughter Ankhesenpaaten.18 The three blocks of this study and Roeder talatat 826-VIII A could very well be from the same sanctuary. If not, our blocks certainly derive from one of the last chapels inscribed at Amarna, perhaps part the Great Aten Temple. This monument featured similarly scaled offering scenes depicting either Akhenaten and his coregent King Neferneferuation / Nefertiti accompanied by royal daughter Meritaten in the role of Great Royal Wife, or King Smenkhkare and Great Royal Wife Meritaten alone after Akhenaten’s death. Figure 5

17 For an excellent summary of this model, see Harris, Acta Orientalia 35 (1973), 5–13; Samson, Amarna; see also Johnson, KMT 26.3 (2015), 22–29, and Johnson, KMT 29.1 (2018), 71–76. It is significant that the only representation of King Smenkhkare in an Amarna private tomb occurs in the tomb of a noble who was high in Nefertiti’s household, Merire II; see Davies, The Rock Tombs of El Amarna II. 18 Roeder, Amarna-Reliefs, plate 10, talatat 826 – VIII A. See also Gabolde, D’Akhenaton, plate XXIV b; and Johnson, in: Kamrin / Bàrta / Ikram / Lehner / Megahed (eds.), Guardian of Ancient Egypt (forthcoming). There are other blocks that may be from this group that support the presence of Akhenaten’s cartouches here; study in progress. King Neferneferuaten’s cartouches usually appear with Akhenaten’s, the exception being the Pawah graffito; see Allen, The Amarna Succession, 9–10. The presence of Ankesenpaaten is also significant, since Amarna royal daughters are usually depicted following their parents.

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shows a hypothetical reconstruction drawing of the block in the private collection. Figure 6 shows a hypothetical reconstruction of the Sphinx Road block scene with the dominant king figure provisionally represented as female, based on the other two.19 So far this author has not identified any additional blocks from the scenes that depict a figure of Akhenaten at the front of the group, but this research is ongoing. More joins among the Hermopolis material may shed additional light on this monument. Royal daughters / royal wives. Female Pharaohs. Nefertiti and Meritaten. The study of these extraordinary women will continue as more and more material is re-examined for the sometimes subtle but key evidence that it can impart. This author cannot think of a more fitting study to dedicate to our friend and beloved colleague, Regine Schulz on this joyous occasion of her festschrift.

Fig. 4: Roeder Talatat 826-VIII A, text restoration drawing after Marc Gabolde 1998 (original block within dashed outline, with text in solid black); cartouches of King Neferneferuaten followed by the name of royal daughter Ankhesenpaaten.

Fig. 5: Talatat block, private collection, reconstruction drawing by the author showing royal daughter / royal wife Meritaten behind a female King.

19 In addition to illustrating the possible original context of the block, reconstruction drawings of this sort are useful for identifying other blocks that might join the group.

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Fig. 6: Sphinx Road talatat block, hypothetical reconstruction drawing by the author showing royal daughter / royal wife Meritaten behind a female King, based on the other two blocks.

Bibliography Aldred, C., Akhenaten and Nefertiti, The Brooklyn Museum, New York 1973. Allen, J., The Amarna Succession Revisited, in: GM 249 (2016), 9–14. Allen, J., The Amarna Succession, in: Brand, P. J. / Cooper, L. (eds.), Causing His Name to Live. Studies in Egyptian Epigraphy and history in memory of William J. Murnane, Leiden 2009 (Culture and history of the ancient Near East 37), 9–20. Boraik, M., The Excavation of the Avenue of Sphinxes. Second Report, in: CahKarn 14 (2013), 13–32. Davies, N. de G., The Rock Tombs of El Amarna, Part II: Panehsy and Merira II, London 1905 (ASE 14). Christiane Desroches-Noblecourt, Life and death of a pharaoh. Tutankhamen, (New York Graphic Society, George Rainbird Limited 1963). Gabolde, M., D’Akhenaton à Toutânkhamon. Paris 1998 (CIAHA 3). Harris, J. R., Nefertiti Rediviva, in: Acta Orientalia 35 (1973), 5–13. Johnson, W. R., The Amarna ‘Coregents’ Talatat Block from Hermopolis and a New Join, in: Kamrin, J. / Bàrta, M. / Ikram, S. / Lehner, M / Megahed, M. (eds.), Guardian of Ancient Egypt, Studies in Honor of Zahi Hawass, Prague 2020, (forthcoming). Johnson, W. R., Fresh Evidence for an Akhenaten/Nefertiti Coregency, in: KMT 29.1 (2018), 71–76. Johnson, W. R., A Pastoral Scene from El Amarna, in: KMT 28.3–4 (2017), 41–47. Johnson, W. R., A Royal Fishing and Fowling Talatat Scene from Amarna, in: KMT 26.4 (2016), 40–50. Johnson, W. R., An Amarna Royal Head at Hanover’s Museum August Kestner: Evidence for King Ankhkheperure Neferneferuaten, in: KMT 26.3 (2015), 22–29. Johnson, W. R., The Duck-Throttling Scene from Amarna, in: Jasnow, R. / Cooney, K. M. (eds). Joyful in Thebes: Egyptological studies in honor of Betsy M. Bryan. Atlanta 2015 (Material and Visual Culture of Ancient Egypt 1), 293–299.

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Johnson, W. R., Sexual Duality and Goddess Iconography on the Amenhotep IV Sandstone Colossi at Karnak, in: BES 19 (2014), 415–422. Löhr, B., Aḫanjātib in Memphis, in: SAK 2 (1975), 139–187. Roeder, G., Amarna-Reliefs aus Hermopolis: Ausgrabungen der Deutschen Hermopolis-Expedition in Hermopolis, Ober-Ägypten, 1929–1939, Band II, Hildesheim 1969 (WVPM 6). Samson, J., Amarna, City of Akhenaten and Nefertiti: Nefertiti as Pharaoh. Warminster 1978. Schoske, S. / Wildung, D., Ägyptische Kunst München. Katalog-Handbuch zur Staatlichen Sammlung Ägyptischer Kunst München, München 1985. Tawfik, T. / Thomas, S. / Hegenbarth-Reichardt, I., New Evidence for Tutankhamun’s Parents. Revelations from the Grand Egyptian Museum, in: MDAIK 74 (2018), 177–192. Williamson, J., in: Connor, S. / Laboury, D. (éds.), Toutânkhamon, à la découverte du pharaon oublié, Liège 2019 (AegLeod 12), 244–245.

Die Neue-Reichs-Institution des Mnevisgottes in Heliopolis, ihre Theologie und ihr Personal Dieter Kessler Seit dem Neuen Reich bis weit in die römische Zeit ist in Ober- und Unterägypten eine Personengruppe fassbar, die als sDm.w-oS, abgekürzt sDm.w, bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den sDm.w-oS m s.t m#o.t, die an den Gräbern des Pharao und seiner Palastangehörigen in Theben und Amarna tätig waren, sind sie sonst im NR nur spärlich belegt. Außerhalb von Theben und Amarna mit ihrem von der Schreiberausbildung geprägten Spezialistentum von Schreibern und von Vorarbeitern sind die Belege für die sDm.w-oS im NR auffallend auf wenige Orte königlicher Hochgötter – mit entsprechenden heiligen Tiergruppen (Hunde, Katzen, Stiere) – beschränkt. Nur für Assiut1 und Bubastis2 sind sie sporadisch im NR fassbar. Am Stierbestattungsplatz des Mnevis bei Arab el-Tawil nördlich Heliopolis gibt es Belege aber schon aus der frühen 18. Dynastie.3 Ab der 22. Dynastie, zunehmend an Zahl, sind sDm.w-oS, auch Hrj sDm.w (n Hp), vor allem auf den hieratischen und demotischen Serapeumsstelen im unterirdischen Bereich (hinter dem Eingang!) zu den Apisgräbern im Areal des Osiris-Apis (Osireion) im Westen von Memphis zu finden. Die sDm.w-oS, mit Zusätzen wie (n) p# hb / n# hb.w, oder p# bjk / n# bjk.w, sind ab der 26. Dynastie, zuerst durch Belege aus den Ibiotapheia von Hermopolis Magna und Hermopolis Parva, deutlicher als Teil einer immer umfangreicher werdenden Organisation zu fassen. Bis weit in das 3. Jh. n. Chr. hinein werden sDm.w-aS, die heilige Tiere an ihren Aufzuchtstätten betreuten oder bei den Bestattungsabläufen mitwirkten, von staatlichen hpw reguliert, ersichtlich etwa aus den sicher wesentlich älteren Vorschriften des Gnomon des Idios Logos in Alexandria.4

1 Der früheste Beleg eines sDm-oS n pr-HD […] auf einer Stele aus dem Bereich des zentralen Nekropolensanktuars von Salakhana-Assiut dürfte voramarnazeitlich sein, s. DuQuesne, Salakhana, 90 (CM035 mit Literatur). Sie erscheinen auf weiteren ramessidischen Belegen, so DuQuesne, Salakhana, 301–302 (CM336) ein sDm-oS m s.t (?), siehe auch DuQuesne, Salakhana, 303–304 (CM192); DuQuesne, Salakhana, 277 (CM257); DuQuesne, Salakhana, 165 (BL1). Ich möchte mit Blick auf die hier in der Folge behandelten Belege aus der Nekropole von Heliopolis die Vermutung wagen, dass auch der Unterhalt der heiligen Caniden von Assiut und die dazugehörigen Kultbildformen mit einer eigenen im Interesse des Pharao eingerichteten Organisation am weiteren Tempelareal des Upuaut geregelt war. Im Einzelfall ist nicht zu entscheiden, wo und bei welcher Tätigkeit die Gruppe der Kultdiener und ihr Führungspersonal speziell eingesetzt wurde. 2 Auch am sakralen Areal von Bubastis könnte früh eine Organisation für die heiligen Katzen existiert haben. Aus dem Friedhof von Bubastis sind ein NR-Uschebti eines sDm-oS und auf einer Stele (Kairo, Ägyptisches Museum JdE 31653) ein sDm-oS n B#stt bekannt; s. auch Kessler, Heilige Tiere, 152. 3 Der vorliegende Artikel hat wesentlich profitiert von der grundlegenden Auswertung der NR-Quellen für Heliopolis durch Raue, D., Heliopolis und das Haus des Re, Berlin 1999. Dort finden sich die Belege zum dienstverpflichteten Personal des Mnevis, s. Raue, Heliopolis, 61, 254: ein Hrj sDm.w n pr-Ro, ein Führer aus der Zeit Thutmosisʼ III. bis Amenophisʼ II.; dazu (a. O., 255) ein sDm aus der Zeit Thutmosisʼ IV. bis Amenophisʼ III. Die Belege für die Organisation nach dem NR sind für Heliopolis noch nicht aufgearbeitet, s. z. B. Raue, Heliopolis, 255: ein „smsw des Mnevis (des) Atum“. 4 Schubart, Aegyptische Urkunden V, n. 1210 = BGU V, col IX, Art. 93. Die Gruppe wird streng von den Pastophoren und hiereis getrennt. Art. 89 enthält die Vorschriften bzw. Strafandrohung für die, die sich der Pflicht zur Bereitstellung von Stoffen zur Apotheose des Apis und des Mnevis entziehen, so auch SB 9346, 21 u. a., alle aus dem Fayum.

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Der Titel sDm-oS soll aber lediglich „ein hierarchisch – real oder im unterwürfigen Sinne – niedrig angesiedeltes Dienstverhältnis wiedergeben, das mit Dienstbote, Bediensteter wiedergegeben werden kann“.5 Diese generelle Definition lässt aber meiner Meinung nach ihren rechtlichen Status und ihre Beschränkung auf Dienste an wenigen markanten Kultplätzen des Pharao außer Acht.6 An dem Pharao bzw. dem kontrollierenden Wesir als oberstem Dienstherrn für die sozial recht unterschiedliche Gruppe im NR kann kaum gezweifelt werden. Die Institutionen der sDm.w-oS und ihrer Führer wurden durch Vorschriften der Residenz bestimmt und geschützt. So scheint es der Provinzverwaltung der Thebais im NR nicht ohne weiteres möglich gewesen zu sein, die dem Pharao unterstehenden Gruppen zum Arbeitsdienst heranzuziehen oder Einzelne wegen Verfehlungen sofort bestrafen zu können.7 Alle sDm.w-oS-Gruppen hatten ihre unmittelbaren Vorgesetzten und eine übergeordnete lokale Zentralverwaltung.8 Ich möchte auch zwischen verfügter und kontrollierter administrativer Zuordnung, ihrer speziellen für den Herrscherkult wichtigen Tätigkeit und ihrer institutionell vorgegebenen kultischen Bindung an Götter und ihre Feste einen sehr engen Zusammenhang sehen.9 Wie in Deir el-Medine und Amarna könnte es auch für die heliopolitanische Gruppe einzelne Xnw-Kapellen10 gegeben haben, an denen grundsätzlich ihre Vorgesetzten auch als ihre Kultführer agierten.11 Der besondere Status der sDm.w-oS, der sie von der übrigen einfachen Bevölkerung unterscheidet, zeigt sich schon im NR durch ihre exklusive Nennung auf Stelen; Votivstelen einfacher Fellachen vor den Dorfkapellen des Landes fehlen bisher.

5 Raue, Heliopolis, 165–166 mit Anm.1 auf S.166. Für die zu differenzierende soziale Beurteilung der Gruppe scheint mir nicht der nur für uns so niedrig scheinende Titel entscheidend, sondern die damit verbundene Dotation und der materielle Anteil an den Kultstellen, mit denen die einzelnen Tätigkeiten verbunden waren. Die Mobilität der einflussreicheren Familienverbände von Schreibern, Vorarbeitern und Kultführern und ihr durchaus unterschiedlicher materieller Reichtum wird meist unterschätzt; vgl. z. B. Raue, Heliopolis, 215–216 (mobile Handwerker aus Deir elMedine). Zur umstrittenen Bewegungsfreiheit zuletzt Schlüter, Sakrale Architektur, 49–50. 6 Zu beachten ist, dass an anderen königlichen Institutionen sonst keine anderen sDm.w-oS, etwa an den vom Pharao per Dekret vor Zugriff geschützten memorial temples des Landes belegt sind (z. B. im Abydos-Dekret). 7 Für die berühmten Missetaten einer Einzelperson wie denen eines Vorarbeiters in Deir el Medine gibt es Parallelen im mesopotamischen Bereich wie z. B. in Uruk, wo sogenannte Tempelsklaven des Königs nicht einfach von der lokalen Verwaltung für Verfehlungen bestraft werden konnten. 8 Ramessidisch scheint in Theben die übergeordnete Verwaltung der gesamten Organisation über Palast – ThebenWest (memorial temple) – Verwaltung des Grabes abgelaufen zu sein; an anderen Orten über den Palast und das vom Staat (durch den jmj-r# pr wr) kontrollierte weitere Areal des Tempels in der Metropole. Es hing wohl auch vom Sitz der jeweiligen Speicherverwaltung ab. 9 Das Alltagsleben der sDm.w-oS von Deir el-Medine und Amarna war nicht typisch für das Leben der ägyptischen Fellachen, jede Übertragung auf ganz Ägypten sollte vermieden werden. Die oft hochspezialisierten Leute von Deir el Medine, vielfach mit Schreiberausbildung, hatten meist wenig oder gar keinen sie durchgängig alimentierenden direkten Zugang zu Erträgen von Felderbesitz im Gegensatz zu anderen Gruppen von sDm.w-oS im flachen Land. Was sie aber wie überall in Ägypten mit seinen vielen einzelnen Dorfgöttern brauchten, war für ihre Religiosität der übliche Zugang zur Gottheit über das von ihrer Administration geordnete Orakel- und Petitionswesen. Die kleineren Kapellen des Dorfes (in der Thebais außen oft mit Statue des Widders oder der Widderprotome) dienten nach dem Dekadenkalender geordnet der ansässigen Bevölkerung zum Einreichen von Petitionen und Wünschen an ihren zuständigen Gott anlässlich von Festtagen. 10 Im Gegensatz zu Deir el-Medine sind in der Nekropole von Heliopolis bisher keine kleinen Kapellen anderer Götter festzustellen. Für jede Xnw-Kapelle muss im Namen des Herrschers eine Dotation, auch mit Lieferung von Kultmaterialien, eingerichtet worden sein. Bereits Thutmosis III. hat etwa für die Soldaten der Garnison vor dem Felsmassiv des Gebel Barkal, wohl auch in Pnubs/Dokki Gel, eine solche Xnw-Kapelle errichten lassen (Kendall / Mohammed, Jebel Barkal, 163). 11 Es wäre falsch, die Göttervielfalt der Kapellen von Deir el-Medine auf alle Dorfbereiche Ägyptens hochzurechnen. Sie ist eine Folge der Präsenz aller wichtigen pharaonischen Festgötter in Theben-West und der diversen thebanischen memorial temples. Xnw-Kapellen in Deir el-Medine, vor allem von Ostraka her bekannt, wurden von der Organisation des P#-Xr und im Falle von strittigen Sakralangelegenheiten grundsätzlich von der Orakelstelle beim Tempel Amenophisʼ I. auf der thebanischen Westseite kontrolliert. Ihre vermittelnden Kultakteure waren keine Berufspriester. Die Kapellen waren, verlässt man die gewohnten Vorstellungen von einer generellen Berufspriesterschaft in ganz Ägypten, alles andere als privat; anders Bomann, Private Chapel. Die Vermehrung der Kapellen in der Ramessidenzeit hängt meiner Meinung nach eng mit ihrer ökonomischen Bedeutung als wichtige Pfründe für einzelne Familien zusammen.

Die Neue-Reichs-Institution des Mnevisgottes in Heliopolis, ihre Theologie und ihr Personal

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Die kultisch-theologische Rolle des Mnevis in der Stadt Heliopolis In der Stadt Heliopolis selbst ist bisher keinerlei persönliche Verehrung des lebendigen heiligen Mnevisstieres oder seiner heiligen Mutterkuh zu belegen. Das Fehlen der Stelen und anderer Mneviszeugnisse aus der Stadt Heliopolis selbst entspricht exakt dem Befund aus Memphis. Es gibt dort bisher einfach keine ägyptischen Apisstelen aus der Stadt selbst. Der lebendige Stier in seinem Stall (Sekos) unterlag kaum einer kultisch geregelten persönlichen Verehrung, sondern konnte von Einheimischen und Fremden besichtigt werden. Das bedeutet, dass es wohl in Heliopolis kein eigenes größeres Sanktuar für den lebendigen Mnevisstier gegeben hat, an dem individuell und völlig privat von beliebigen Besuchern Votivstelen für den lebendigen Stier aufgestellt werden konnten. Es gab hier in der Stadt wohl auch keine populären Orakelstellen. Mir scheint ein methodischer Fehlschluss vorzuliegen, wenn aus den Mnevis- und Apisstelen aus der Nekropole mit ihren unterschiedlichen Stierformen sogleich auf eine dahinterstehende persönliche Verehrung des lebendigen Stieres in der Stadt durch den kleinen Mann geschlossen wird; erst dadurch konnte ein Unterschied zu den angeblich weitgehend nur der Elite zugänglichen Hochgöttern am Tempelareal (pr) des Re oder Ptah konstruiert werden. Die allein auf den Nekropolenbereich beschränkten Stelen gehören in den Rahmen eines Kult- und Festablaufs vor oder im jeweiligen zuständigen Heiligtum; der Stelenstifter ist in der Regel einer festen Institution zuzurechnen. Notwendig scheint mir dagegen der Blick auf konstante Prozessionsabläufe im offiziellen Festrahmen in Heliopolis oder Memphis, bei dem der lebendige Stier vorgeführt wurde; dazu gehört die Einbeziehung des für die Erneuerung des Königtums noch in der Ptolemäerzeit wichtigen traditionellen Statuenkults des Apis und des Mnevis. Eine außerkultische persönliche Verehrung eines lebendigen Stieres ist nach meiner Meinung weitgehend eine Fiktion. Sie ist Folge einer einseitigen Abtrennung vieler Stelen und Ostraka von ihrem zuständigen Kultraum. Die sogenannten „Votivstelen“ des NR – ich ziehe den Begriff der Kultstele vor – mit ihren vielen variablen Götterformen in Tierform dienen weithin als Belege für einen weitgehend vom Haupttempel des Hochgottes in der Stadt gelösten sogenannten Tierkult.12 Aus diesen völlig isoliert voneinander ausgewerteten einzelnen Stelen wird meist über die Titelstrukturen und zusammen mit der bildhaften Tierwelt der kleine Mann als privater Stifter erschlossen. Er wird dann der Sozialstruktur der Stadtbewohner am Haupttempel gegenübergestellt. Der Begriff der Votivstele13suggeriert, dass es im NR für ein Individuum eine freie Auswahl eines persönlichen Gottes und einen freien Zugang zu kleinen Sanktuaren mit kleinen Göttern gegeben hat.14 Die private Stele wird daher fast immer ohne Blick auf eine feste religiös-institutionelle Zugehörigkeit des Stifters zum nahen Sanktuar oder zur Kapelle seines Gehöfts oder Dorfes ausgedeutet. Allenfalls wird 12 Zum Tierkult Fitzenreiter, M., Tierkulte im pharaonischen Ägypten, München 2013. Die Vorstellung vordynastischer, isolierter populärer lokaler Stierkulte im Delta (E. Otto), ist diskussionswürdig. Ich meine, mit Blick auch auf vorgeschichtliche Tiergräber in Hierakonpolis, dass der Kult des Königs zusammen mit dem Mnevisstier der Feste in Heliopolis über den Palast und ihre Rinderverwaltung installiert wurde. Einen eigenständigen und von den traditionellen ägyptischen Religionsformen abgetrennten ägyptischen Tierkult gibt es meiner Meinung nach nicht. 13 Raue, Heliopolis, ab Seite 61, klassifiziert alle Stelen aus Arab el-Tawil als „Votivstelen aus der Mnevis-Nekropole“. Eine Fehldeutung scheint mir insbesondere dann vorzuliegen, wenn bildliche Kulthandlungen einer Person und die Gottheit, die einander gegenüberstehen, als „Privatperson X verehrt persönlich Gottheit Y“ beschrieben werden. Das Bild der Gottheit ist, wie ich meine, ein unabhängig zu wertendes Bild-Ikon und Theologem. Bildlich sehr variabel markieren die diversen Formen der Gottheit einen zyklischen und eben an verschiedensten Kalenderfesten am Heiligtum ablaufenden und wiederkehrenden Erneuerungsvorgang. Ebenso vielfältig sind die zwischen Stifter und Gottheit dazwischenliegenden bildlichen Opferhandlungen und Formen der Opfergaben. Zu meiner Beurteilung aller durch Kult, Lichtwechsel und Festkalender strukturierter ägyptischer Stelen siehe vorerst Kessler, Kultstele, 254– 270. 14 Dies wird immer wieder für die vielen Stelen aus Deir el-Medine angenommen. Manche sozial hervorgehobene sDm.w-oS (Vorarbeiter, Schreiber und andere Spezialisten) konnten im Umkreis von Deir el-Medine diverse Stelen an kleineren Sanktuaren und Kapellen aufstellen lassen, als ob sie sich scheinbar privat aus völlig unbekannten Gründen ihre persönlichen Nothelfer-Gottheiten hätten einzeln aussuchen können. Übersehen wird dabei, dass z. B. die Vorarbeiter an den großen Festtagen bei zahlreichen Sanktuaren – z. B. bei den acht Kapellen diverser Götter innerhalb des Ptah-Heiligtums Ramsesʼ III. mit seinen vielen Meresger-Stelen (und Ostraka, in engem Zusammenhang mit der zentralen Orakelstelle für Petitionen), beim Heiligtum am col und anderswo – eben als Festbeteiligte dort die ihnen zustehenden Festrationen (Brot, Bier) von ihrer für die Westseite zuständigen Organisation (P#-Xr) erhalten konnten. Dies erklärt ganz einfach ihre mehrfachen Stelen und Ostraka an Orten, bei denen auch im dunklen Inneren der Xnw-Kapellen in der Nacht vor den Festtagen von ihnen persönlich bzw. über den zuständigen Wab Anfragen an Gottheiten gestellt werden konnten.

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ihr als Aufstellungsort ein allgemein zugängliches Areal vor einem Sanktuar zugewiesen.15 Die ägyptische Stele wurde aber allein durch das kultisch regelgerechte, nach dem Kalender geordnete abendliche „Hineingehen“ und das „Herauskommen“ am Morgen des Festtags in Funktion gesetzt. Ohne eine vom diensthabenden Wab im Auftrag der staatlich-pharaonischen Administration durchgeführte Kulthandlung innen und außen bei einer Kapelle konnte keine Stele funktionieren. Stelen sollten in Permanenz an allen verschiedenen Festtagen wirksam sein, daher wird so gut wie nie der Anlass der Stelenaufstellung genannt. Personen, die Stelen aus nur scheinbar rein privaten Gründen aufstellen lassen, waren meist in der Gruppe von ihren Kultführern abhängig, die ihre jeweiligen Wünsche an den Dekadenfesttagen der Gottheit vortragen konnten. Unberücksichtigt bleibt oft die entscheidende wirtschaftliche Seite einer Stelenstiftung und die dazugehörigen Dotationen des Kapellenbesitzes für einen Kapellenbesitzer, seine Familie und seine beruflich und persönlich von ihm abhängigen Bediensteten. Wenigstens in Deir el-Medine sind spezielle Festlieferungen, von denen insbesondere die Vorgesetzten und Honoratioren der sDm.w-oS profitierten, schriftlich nachweisbar.16 Natürlich wird es im Sakralareal von Heliopolis (pr-Ro) analog zu Memphis sicherlich ein oder mehrere Kultbilder des schreitenden Mnevisstieres gegeben haben. Ein steinernes Bild könnte, wie vielleicht beim memphitischen Apieion, vor einer kleinen Kultstelle im Bereich des Stalls aufgestellt gewesen sein, bei dem eine kleine Gruppe von Bediensteten des heiligen Tieres und wohl auch ein zuständiger Wab-Priester gewirkt haben könnte. Er wird die zu den Erscheinungsfesten am Festtag gehörigen, aktiv schützenden Kultstatuen betreut haben. Wie später, vergleichbar Memphis und Edfu, sind aber die wichtigen Kultstatuen des schreitenden Stieres vor allem im Bereich unmittelbar vor und im Hof hinter dem Pylon des Re-Haupttempels anzunehmen.17 Die offiziellen Beischriften von Mnevisbildern auf Stelen, auch auf denen der sDm.w-oS, nennen nun eindeutig die Aufgabe des Mnevisstierbilds: „Der Wiederholer (Verkünder?) des Re, der die Maat zu Atum hochsteigen lässt (whm n Ro sor m#o.t n Jtmw)“. Wir brauchen nicht, wie oft für die sogenannten ägyptischen Tierkulte angenommen, eine Vorstellung von einer sekundären theologischen Überhöhung eines populären lokalen Stieres in Heliopolis einzuführen. Apis, Mnevis und andere Stiere sind von Anfang an nach den frühen Schriftzeugnissen eng mit der Aufgabe des Pharao und seinen großen Erscheinungs- und Neujahrsfesten (der Zählung) am Palast verbunden. Dazu gehörte etwa das Zuführen des heiligen Stieres zu seinen Kühen. Dahinter steht wohl ursprünglich der Aspekt der festlich durchgeführten Wiederherstellung der Fruchtbarkeit und Vermehrung der Herden (Viehzählung) als zyklisch wiederholte Pflichtaufgabe des Herrschers. Das Stierkultbild in der Stadt Heliopolis war untrennbar mit der Erneuerung des Königtums verknüpft. Neben dem ortsfesten Kultbild des schreitenden Mnevisstieres in Heliopolis wurde dann der lebendige Mnevisstier gehalten. Als farblich besonders ausgezeichnetes Prozessionstier der öffentlich zugänglichen Staatsfeste (Fest des Re, Neujahrsfest des Horus, Nilfeste u. a.) erfüllte der Stier während der Prozessionsumzüge die Rolle des königlichen Schutzgottes Mnevis. Das Oszillieren des lebendigen Mnevisstieres mit besonderen farblichen Merkmalen zwischen „heiligem Tier“ und seiner Aufgabe in einer Rolle als „Gott“ 15 Die genaue Position der Mnevisstelen steht nicht fest. Die Stelen der sDm.w-oS, die in Saqqara oftmals an der schweren Arbeit im Stein (als bjj) beteiligt waren, fanden sich im unterirdischen, dunklen Raum hinter dem Türzugang. In Deir el-Medine und Amarna gibt es sie sowohl im (geschlossenen) völlig dunklen Raum der Kapellen, an den Übergangsstellen zwischen hell und dunkel wie auch an den „lichten“ Orten des „Herauskommens am Fest“. Die Formeln des Festkalenders: „Ägypten ist im Fest vom Neujahrsfest….bis täglich“ sind ernst zu nehmen und waren für jede einzelne Stele gültig. Die Formel des dw# + Gott vieler Stelen kennzeichnet keine private Verehrung eines Gottes, sondern war ein wiederholter abendlicher und morgendlicher Kultakt. 16 In Theben-West wurden die Festrationen aus den Speichern der großen ramessidischen memorial temples über die spezielle „Organisation des Grabes“ an die Vorarbeiter ausgegeben und dort, glücklicherweise für uns, gelegentlich verzeichnet (Allam, Hieratische Ostraka, 170–171 = OGardiner 103; Allam, Hieratische Ostraka, 50 = OBM 5637; Bruyère, Mert-Seger, 240–241, 261 mit Anm. 25, 26 und S. 264 mit Anm. 47, 48). Die Lieferungen wurden nicht in Deir el-Medine registriert. Die einzelnen Kapellen in Deir el Medine und Amarna waren von einer nahen sakralen königlichen Präsenz (Kapelle Ramsesʼ II. in Deir el-Medine) und Lieferungen aus nahen Speichern abhängig. Das „königliche Opfer“ der ägyptischen Stelen war kein abstrakter Wunsch, sondern war für jeden real im Zusammenhang mit den wiederkehrenden Festen gegeben, an denen der Stelenstifter bzw. auch seine Familie teilnehmen wollte. 17 Ab der 26. Dynastie finden sich Kultbilder des lokalen Stadt- und Gaugotts im Festhof vor dem Inneren des lokalen Tempels, z. B. der besondere Ahom-Falke in Edfu oder der besondere Wolf (mit einem ausgesuchten wolfsähnlichen Tier) in Lykopolis. Der Mnevis als Stadtgott von Heliopolis in der Statue des Festhofs hinter dem Pylon und der königliche Stier der Inthronisation des Horus-Pharao am 1. Tybi außen vor dem Pylon fallen dann bei der Zusammenführung mit dem Königsbild zusammen. Unterschiedlich waren jeweils die Färbungen der dafür verwendeten heiligen Tiere.

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während der diversen Festhandlungen scheint mir das Wesen aller am Tempelareal verwendeten heiligen Tiere auszumachen. Das ortsfeste Kultbild des Mnevisstieres, am Morgen des Tages irdisch von den Sonnenstrahlen berührt, war dann immer eine Form des überregionalen königlichen Sonnengottes Re, d. h. morgendlich eine Ba-Form des Re. Bedeckt mit Leinwand an den Festtagen des Osiris war das Stierkultbild eine Ba-Form des Osiris. In der Nacht, anlässlich der creatio continua, war der „unsichtbare“ Mnevisstier-Gott am Tempel in eine Urgottrolle eingebettet als Urwesen des Ersten Males der Schöpfung. Als (rötliches) Opfertier war er dann, sicher mit einem Substitutstier aus der heiligen Herde, eine Ba-Form des Götterfeindes bzw. Helfer bei den mythischen Auseinandersetzungen des Re mit dem Götterfeind und wohl auch Helfer des Horus-Pharao im Kampf um sein Erbe.18 Eine der Aufgaben aller Urstiere, nicht nur des Mnevis, sondern auch des Apis, Buchis und anderer war also schon im NR das Überbringen der Maat (sor m#o.t)vom Ersten Mal der Schöpfung zum unsichtbar geheimen und dann selbst wieder am Festtag sichtbaren Hochgott (Atum, Re, Ptah). Die Wiederherstellung der Schöpfung wurde am mythischen Hohen Sand in Heliopolis, als Urhügel aufgefasst, täglich und am großen Fest des Re mit der Geburt des Re nachvollzogen. Die Mesore und die Geburt der Götter wurde schließlich noch einmal wiederholt an den Epagomenen unmittelbar vor dem großem panägyptischen, königlichen Neujahrsfest des Horus-Königs am 1. Tybi. Mit ihren Umzügen zu den geheimen Plätzen der Ahnengötter19 und mit der geheimen Wiederholung der Schöpfung und der Geburt des Re (oder Reharachte) im Westen wurde letztlich das Erscheinen des siegreichen jungen Horus-Pharao als Sohn des Sonnengottes und als Sohn des Osiris und der Isis in der Stadt eingeleitet. Analog zum Theben des NR muss es auch in Heliopolis ein vom Pharao dotiertes Ahnengott- oder Nehebkau-Fest gegeben haben, mit Umzügen innerhalb einer Ritual-Landschaft zwischen Nekropolentempel und Stadt.20 Der lebende Mnevisstier war dabei Teil der Sichtbarmachung der erneuten Thronbesteigung des Horus-Pharao. Die hochtheologische Beischrift zum Stierbild des Mnevis beschreibt also formelhaft 1. Die Urgott-Aufgabe des Hochbringens der Maat 2. Die Aufgabe des Wirkens als sichtbare Form des heliopolitanischen Sonnengottes Re, im Interesse der Erneuerung des Horus-Pharao. Bereits unter Hatschepsut scheint nach einer Kanope aus Arab el-Tawil ein Mnevisstier aufwendig mit königlicher Dotation bestattet worden zu sein.21 Die Belege für die kmw-Rinderherde des Mnevis in Heliopolis und eine zur Versorgung von Personal und Tieren notwendige Felderausstattung setzen unter Thutmosis III ein.22 In der Ramessidenzeit begegnen Stelen, die eine (Mutter-)Kuh mit Sonnenscheibe neben dem Stier zeigen.23 In dieser Zeit sind auch Mneviskälber zusammen mit dem Mnevisstier in einer unterirdischen, reliefierten Kammer beigesetzt worden.24 Die Befunde aus Heliopolis lassen sich strukturell mit Saqqara ab dem NR und mit den späteren Tierfriedhöfen vergleichen: 1. Es muss schon im frühen Neuen Reich Sakralvorschriften für heilige Stiere gegeben haben, die vom Palast aus für das ganze Land dekretiert wurden. Erschließbar ist, dass bei den grundsätzlich staatlich-königlichen Rinderherden des Landes (auch wenn sie von einer lokalen staatlichen Tempelverwaltung betreut wurden) einzelne Stiere mit den besonderen schwarzen oder schwarz-weißen Merkmalen des Mnevis, des Apis, Buchis oder anderer genau beobachtet wurden. Bekannt ist der ramessidische Elephantine-Skandal, bei dem

18 Ob es Stierkämpfe in Heliopolis oder Memphis gab, ist zweifelhaft, s. Behrens, LÄ VI, 16–17 s.v. Stierkampf. Zur rituellen Tötung von als typhonisch bezeichneten Boviden an Festtagen s. Hopfner, Tierkult, 83, 87. 19 Die Theologie der Ahnengötter tritt erst nach dem NR deutlicher hervor. Eine königliche Ahnengötterreihe (Göttergenealogie) spätestens im NR scheint mir aber kein rein theologisches Konstrukt, sondern fasst jährliche Festabläufe zwischen königlichem Vatergott und den königlichen Ahnengöttern und Vorgängern im Nekropolenareal zusammen. 20 Im NR das gut dotierte Fest des Nehebkau am königlichen memorial temple in Medinet Habu, das seine Fortsetzung im Achmenu-Geschehen mit der Wiederholung der Thronbesteigung des Horus-Pharao in Karnak fand. Hier wurden wohl auch Bilder von Ahnenkönigen vorgeführt, die als Festteil auch auf Skarabäen erscheinen können, s. Kessler, Zur Rekontextualisierung des Skarabäus, 256–257. 21 Raue, Heliopolis, 296. 22 Raue, Heliopolis, 302. 23 Raue, Heliopolis, 191, 258; zwei ramessidische Stelen mit Namen der Mutterkuh. Die Stele München ÄS 1400 hat die Beischriftreste [….] n km.w. 24 Raue, Heliopolis, 19.

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von einem Wab-Priester aus Elephantine 5 besondere km-Kälber25 unterschlagen und verkauft wurden. Sie stammten von einer besonders gekennzeichneten km.t-Kuh.26 2. Das Muttertier, das einen solchen farblich ausgezeichneten Mnevisstier gebar, wurde namentlich genau registriert. Da ihr Sohn-Kalb göttlicher Herkunft sein musste, um Götterrollen am Tempel erfüllen zu können, musste auch das Muttertier nach seinem Tod vergottet werden. Die besonderen weiblichen Muttertiere in den Herden waren selbst immer wieder Abkömmlinge von deifizierten Mutterkühen. 3. Nach dem Tod des Mnevisstieres in Heliopolis musste ein solcher, bereits vorgemerkter neuer heiliger Stier aus den staatlichen Herden gesucht und „gefunden“ werden. Dann wurde er feierlich durch die königliche Administration in Heliopolis eingeführt. Lebte das Muttertier noch, wird es ebenfalls nach Heliopolis überführt worden sein. 4. Der Mnevisstier in Heliopolis wurde sicherlich anlässlich von Festprozessionen den Kühen der bei Heliopolis gehaltenen heiligen Rinderherde zugeführt. Daraus entstanden dann analog zu den Apiskindern die Kinder des Mnevis. 5. Die Kälber des Mnevisstieres, wie die Abkömmlinge des Apisstieres respektive seiner Mutterkuh, wurden nach ihrem Tode deifiziert und in Heliopolis spätestens in der Ramessidenzeit zusammen mit dem deifizierten Mnevisstier beigesetzt. 6. Die heilige Herde im Bereich von Heliopolis enthielt sicher zahlreiche Abkömmlinge des Mnevisstieres. Möglicherweise ist die Gesamtheit der heiligen Herde erst nach dem Neuen Reich als insgesamt göttlichen Ursprungs aufwendiger beigesetzt worden. Zumindest nach den Beispielen aus Saqqara scheint es, dass Abkömmlinge anderer Stiere der heiligen Herde auch kastriert und zu Ochsen gemacht wurden um Arbeitsdienst zu leisten.27 In Analogie zu anderen Aufzuchtplätzen heiliger Tiere könnte es bei der Herde auch eine spezielle Kultstelle des jungen Mnevis als „Geburtsort“ gegeben haben. 7. Andere Rinder der heiligen Herde in Heliopolis mit speziellen farblichen Merkmalen werden etwa als Opfertiere bei den Tempelfesten eingesetzt worden sein. 8. Muttertier, Stier und Kälber waren von Anfang an theologisch eng mit den Urstieren (Apis, Mnevis, Buchis) und Urkühen (Isis-Hesat)28 verbunden.

Die kultisch-theologische Rolle des Mnevisgottes in der Nekropole Die Mnevisstelen sind also weitgehend auf das Areal des Stierbestattungsplatzes bei Arab el-Tawil beschränkt. Sie können mit Blick auf das zyklisch-permanente Funktionieren der Stelen fast nur dort vorkommen. Auch für alle anderen Stelengruppen von Göttern mit Tierformen im Lande (Theben, Assiut) zeigt sich die generelle Konzentration der Stelen auf vom König neu eingerichtete Sanktuare und Kapellen der Nekropolenbereiche. Die Mnevisstelen wie auch die des Apis weisen in der Regel wechselnde hochtheologische Formen des Mnevisgottes auf: 1. Der ruhende Mnevisstier als Osiris-Mnevis (bisher nur textlich nachgewiesen29) 2. Der „naturalistische“ schreitende Mnevisstier (häufig, meist auf Bodenlinie, auch mit Papyrusdickicht im Hintergrund30 oder mit Sonnenschatten-Wedel). 25 Unter km, demot. gm, werden alle heiligen Kälber des Apis, Mnevis, Buchis, Thot-Stieres, Horus-Chenticheti von Pharbaitos und anderen zusammengefasst, die durch unterschiedliche farbliche Merkmale und Herkunft aus heiligen Herden hervorgehoben und notiert waren. Die Farbe Schwarz kennzeichnet wohl ihre geheime Rolle als unsichtbare Urstierwesen. Vgl. schon für das NR pHarris I, 49, 4–5. 26 Raue, Heliopolis, 451. 27 Boessneck, Die Münchner Ochsenmumie. 28 Mnevis als „Sohn der Hesat“ in Heliopolis s. Raue, Heliopolis, 386. Als Urwesen erscheinen im Mnevisgrab Ramsesʼ VI. in einer komplexen funerären Szenerie, nach Nord und Süd eingeteilt, jeweils mumienförmig und stierköpfig, der Mnevis-Wennefer, der Mnevis, Sohn der Hesat, dann der Mnevis, der die Maat zu Atum aufsteigen lässt, und der Mnevis, Herr von NTrw. Dazu kommen weiblich die Hesat und entgegengesetzt eine spezielle Form der Urgöttin Nut. 29 Raue, Heliopolis, 106–107. 30 Raue, Heliopolis, 255. Hinter dem Papyrusdickicht steht meiner Meinung nach das in der mythischen Szenerie des Ersten Males stehende „Herauskommen“ des Mnevis, analog zum königlichen Wildstier, zum Herauskommen der Hathorkuh oder zum Herauskommen des Amunwidders aus dem Papyrusdickicht (in der typischen Widder-Dorfgottform des rhnj nfr, vgl. Thill, in: Spencer / Stevens / Binder [eds.], Nubia in the New Kingdom, 193–211 mit Fig. 7– 11). Die Stele des Mnevis könnte, parallel zur topographischen Situation an der thebanischen Felswand (Deir el-

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3. Der „naturalistische“ schreitende Mnevis auf einem Sockel.31 4. Der Stier im Schrein auf einem Schlitten.32 5. Der anthropomorphe oder mumienförmige Hochgott mit Stierkopf.33 6. Der Stier auf einer Standarte.34 Vergleichbare Formen finden sich auch bei den Stelen der ruhenden und schreitenden Apisstiere in Saqqara.35 Daraus ergibt sich die Benennung beider Formen als Götter „Osiris-Mnevis“ und wiedergeborener, erneuerter Gott „(Lebender-) Mnevis“. Nie geben die Bilder eine echte Mnevis-Statue wieder.36 Die Einbettung in ein Prozessionsgeschehen innerhalb eines Verjüngungsvorganges zwischen Metropole, Nekropole und zurück ist nicht einzig bei dem Bild des Mnevisschlittens oder bei dem Mnevistragestab anzunehmen.37 Sie wird hinter allen Varianten und wechselnden Beischriften der Stierbilder stehen. Es ist meiner Meinung nach ein methodischer Fehler, wenn – der Idee der „Votivstele“ folgend – aus dem Stelenbild des „naturalistischen“ schreitenden Mnevis abgeleitet wird, dass die Stelen von Privatleuten gestiftet wurden, um persönlich ihren einst lebendigen Mnevisstier nach seinem Tod zu „verehren“ oder um dem Mnevisstier an seinem Heiligtum als ihrem persönlichen Gott möglichst nahe zu sein. Die dargestellten Formen sind in einem dynamischen, durch kultische Handlungen initiierten Ablauf zu sehen. Meiner Meinung nach gehören viele Tierformen mit „naturalistischen“ Tieren in den Bereich der Wiederholung der Schöpfung und werden oft in eine mythische Landschaft (Bäume, Pflanzen) gestellt. Die Existenz eines oberirdischen Sanktuars bei den Stiergräbern von Arab el-Tawil ist kaum bestreitbar. Es wurde sicherlich schon lange vor Echnaton errichtet und möglicherweise unter Rames II., vielleicht unter Verwendung von Spolien, von Grund auf neu erbaut. Bis in die Spätzeit wurde das oberirdische Sanktuar immer weiter ausgebaut. Es gibt bisher keinen Beleg für ein größeres eigenständiges Heiligtum des (Lebenden) Mnevisgottes am Bestattungsplatz der Mnevisstiere. Wenn auf einer Mnevisstele, ein Wab des Mnevis vor einem Bild des Mnevis auf der Plinthe kultisch agiert, kann er durchaus einen Kultposten an einem Bild des Schutzgottes „Mnevis, der die Maat zu Atum aufsteigen“ lässt, besessen haben, vielleicht als Familienpfründe in Heliopolis oder in der Nekropole.38 Dennoch betet er nicht persönlich eine steinerne Stierstatue an oder stellt die Stele wegen eines eben verstorbenen Mnevisstiers auf, sondern beteiligt sich mit dem als pars pro toto für den Erneuerungsvorgang stehenden Stelenbild dauerhaft an den Jahresfestabläufen zwischen Stadt und Nekropole mit dem Wiederbelebung des königlichen Schutzgottes Mnevis. Bisher ist dort auch keine Kultstelle der Mutterkuh nachzuweisen; Nebenbegräbnisse anderer heiliger Rinder der Herde fehlen.39 Die offiziellen ramessidischen Königsstelen aus Arab el-Tawil geben eine deutlichere Auskunft: Die oberirdische Anlage zur Zeit Ramsesʼ VII. muss Stellen für mehrere dem Kult zugängliche Königsstelen gehabt haben, die außerhalb des unzugänglichen (?) unterirdischen, osirianischen Grabbereichs angebracht

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Bahari, Deir el-Medine, Meresger-Kapellen) demnach zu einer Orakelstelle am Osireion-Nekropolenheiligtum selbst oder einer Xnw-Kapelle als kultischem Bezugspunkt einer Personengruppe aus der dortigen kleinen Siedlung angehören. Die Orakelausgabe kommt immer aus einem mythischen dunklen Raum. Raue, Heliopolis, 153, 326, 349. Raue, Heliopolis, 233. Raue, Heliopolis, 178, 386. Raue, Heliopolis, 63; wohl keine Gaustandarte. Parallelen und eine vergleichbare Bandbreite der Tierformen finden sich später für Osiris-Ibis und Lebender Ibis, analog für Osiris-Katze und Lebende Katze, für Osiris-Hund und Hund-des-Horus, usw. Auch bei den Apisstelen ist die Anzahl von Stelen mit ruhendem Stier (Osiris-Apis) gering. Auch bei den vielen pseudo-naturalistischen Tierformen auf unterschiedlichsten Podesten wird kein echtes Kultbild abgebildet. Da das Bild Teil eines dynamisch-zyklischen Ablaufs der Verjüngung am Fest ist, wäre die Wiedergabe eines wirklichkeitsnahen festen Stelenbilds des Gottes auf der Plinthe unangebracht. Zwischen Wiedergabe des schreitenden Stieres und der schützenden Statue am Festtag liegen die verschiedenen geheimen und sichtbaren BaFormen des Mnevisgottes. So Raue, Heliopolis, 234; nicht kommentiert wird dabei der Schrein. Raue, Heliopolis, 258, (Stele München ÄS 1400); Moursi, SAK 10 (1983), 265–266. Für eine Tätigkeit in der Verwaltung der Mnevisinstitution in Heliopolis spricht auch das Bild der Mutterkuh darüber. Vgl. Raue, Heliopolis, 389. Mutterkuh und Stier scheinen mir auf Stelen ein Beleg für die schon im NR zyklisch durch permanente Geburt am Geburtsplatz, Tod und Deifizierung des heiligen Tieres wiederholte Götterrolle der heiligen Tiere. Durch den Kreislauf der Vergottung seines heiligen Tieres wird die Gottheit Mnevis, erneuert im kalendarisch festgelegten Festablauf zwischen Nekropolentempel und Stadt, unsterblich.

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gewesen sein müssen.40 Zum oberen solaren sakralen Bereich wird theologisch-kultisch die morgendliche Sichtbarkeit des geheimnisvoll wiedergeborenen Gottes Mnevis gehört haben. Die Stelen erwähnen den moHo.t -Bau des Mnevis (vielleicht ist damit der oberirdische Bau des Mnevis-Wennefer gemeint), dazu einen Palast (für den Mnevis-Wennefer-Gott?). Die oberirdische Anlage muss weitere Räume besessen haben für die kalendarisch vorgegebenen priesterlichen Festhandlungen (an Opferplatten u. a.). So werden in Verbindung mit dem Lesen der Dekrete als anwesend erwähnt die „(Vorlesepriester?) des Horus“ und die „Propheten des pr des Osiris“. Dazu wird noch einmal das pr des Horus und das pr des Osiris angesprochen. Verstehen wir den fragmentarischen Text richtig, dann war einer der Pflichten eine Kulthandlung „am Abend“ des Festtags beim Sanktuar. Zwischen einem angeblichen Mneviskult und Osiris konnte aber bisher keine Verbindung gesehen werden.41

Osiris-Mnevis und Osiris in der Nekropole Ein eigener Kultbereich des Osiris wird sonst auf den Stelen der Mnevisnekropole von Heliopolis nicht erwähnt. Immerhin erscheinen aber im Mnevisgrab Ramsesʼ II. im Rahmen der Episode der Zusammenfügung der Gottesglieder mehrere Osirisgötter. Unter anderen ist auch „Osiris im Benben-Haus von Heliopolis“ präsent.42 Auf einer Stele eines Wachmannes aus einer Nekropole in Heliopolis sind singulär Osiris und Mnevis nebeneinander dargestellt. Unter der Prämisse der Votivstele wurde angenommen, hier läge statt der üblichen Stelenbilder höhergestellter Personen mit ihrem Gegensatzpaar Re-Osiris eine der niedrigen Schicht zugeordnete Parallelversion und Gegenüberstellung von Osiris mit Mnevis vor.43 Mit Blick auf Nekropolenbereiche anderer Tierfriedhöfe lässt sich aber die oberirdische heliopolitanische Mnevisanlage und vor allem das institutionalisierte Verhältnis zwischen Mnevis und Osiris wesentlich einfacher fassen. Vergleichbar ist das memphitische Serapeumsareal, wo etwa zeitgleich mit Heliopolis unter Chaemwese ein eigener ramessidischer Tempelkomplex über den Stiergalerien nachzuweisen ist.44 In Heliopolis und in Saqqara war der Sakralkomplex des Osiris-Mnevis wie der des Osiris-Apis kein gewöhnlicher Göttertempel mit zentralem lokalen Kultbild und sichtbaren außen angebrachten Ritualszenen. Eingerichtet durch die pharaonische Verwaltung im Interesse des Pharao im NR war der Sakralkomplex Ziel und Wendepunkt von Festprozessionen von der Metropole in die Nekropole und zurück. In der Spätzeit wurde die gesamte heliopolitanische Anlage als Wabet des (Gottes) Osiris-Mnevis bezeichnet.45 Ein dominanter Kult des „Lebenden Mnevisgottes“ ist also trotz der Bilder des lebenden Mnevisstiers auf den Stelen der Nekropole und einer möglichen Statue des schreitenden Mnevis am Dromos (analog zum Apis) bei der Anlage bisher nicht nachweisbar.46 Vergleichbares gilt für das Areal des Osiris-Apis in Saqqara. Funktional handelt es sich bei beiden Arealen, mit Blick auch auf andere spätere Wabet-Sanktuare, um ein

40 Raue, Heliopolis, 367. 41 Raue, Heliopolis, 388. 42 Raue, Heliopolis, 348; vgl. den Transfer der Mumie durch den Stier zum solaren Obelisken für den Apisstier. Die Erneuerung der Mumie mit Hilfe der Urstiere Apis, Mnevis und Buchis war Teil der Vorgänge am königlichen Ahnengott-Festtempel in der Nekropole, gültig analog für die Wiederherstellung der Mumie eines Osiris-Mnevis. Die Thematik wurde dann auf manche Särge hoher, in die Geheimnisse eingeweihter Würdenträger übernommen. Die Götterformen bei Osiris-Mnevis führen dann natürlich in die Stadt Heliopolis und ihre Erscheinungsfeste zurück. In der Stadt Heliopolis muss es meiner Meinung nach, vergleichbar dem thebanischen Achmenu als Ort der jährlichen festlichen Erneuerung und Inthronisation des Pharao, eine entsprechende geheime, unterirdische Osirisstätte gegeben haben. Die Urhügel-Abläufe am Ahnentempel in der Nekropole müssten ihren Gegenpunkt in der analogen Urhügel-Szenerie im Sakralbezirk von Heliopolis haben. Dort müsste, vergleichbar den Anlagen in Theben, auch ein Grab des Osiris gewesen sein. 43 Raue, Heliopolis, 213f. 44 Kessler, Heilige Tiere, 58. Die Chaemwese-Inschrift spricht von einem „Gotteshaus des Lebenden Apis“, aber auch von dem ruhenden Stier. 45 Ray, The Archive of Hor, Text 1,2 und 1,5. 46 Natürlich hatte jede täglich bediente Dromosstatue auch einen verantwortlichen Kultdiener. Theologisch war der in die Stadt Heliopolis zurückkehrende, jetzt sichtbare Dromosgott „Schreitender Mnevis“ sicher solar (Mnevis mit Sonnenschatten auf Stelen) konnotiert. In Heliopolis gibt es bisher kein archäologisch sicher nachgewiesenes eigenes Osireion-Sanktuar. In Saqqara wirken an den Jahresfesten in der Ptolemäerzeit Propheten des Osiris-Apis (Pros. Ptol. IX 5637;5725; 5878, 5510) und „Oberste der Geheimnisse“ des Osiris-Apis (Pros. Ptol. IX 5646).

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Osireion47 mit der Präsenz von kleinen Kultstellen des Osiris und wohl auch der Isis und Nephthys48 neben einer steinernen Statue des ruhenden Mnevis im Hofareal. An den Nekropolenstätten des Osiris-Mnevis und Osiris-Apis werden anlässlich der Festumzüge spezielle Propheten des Osiris-Mnevis bzw. Osiris-Apis und eintrittsberechtigte „Oberste der Geheimnisse“ (vgl. Pros. Ptol. IX 5646) den Festkult des Gottes OsirisMnevis wie des Osiris-Apis durchgeführt haben. Dazu gehörten in der Nähe beider Plätze wohl jeweils von außen erreichbare eigene Orakelstellen, an denen an den bedeutenderen Festtagen auch für Prozessions-Teilnehmer aus den Metropolen Anfragen an Osiris-Apis oder Osiris-Mnevis eingereicht werden konnten. Die Antworten wurden dann am Festtag des Erscheinens nach außen mitgeteilt.49 Die Stelle für Petitionen und Orakel am Sakralareal des Osiris-Mnevis bei Arab el-Tawil ist wenigstens für die Spätzeit gut belegt.50 Sie wird es schon im NR gegeben haben, zuständig für Anfragen der Bewohner an ihrer Siedlung bei Arab elTawil und für die Teilnehmer der großen Festprozessionen. Damit vergleichbar ist die vielleicht ebenfalls schon im NR eingerichtete wichtige Orakelstelle des Osiris-Apis (gr. Osoroapis) in Saqqara. Der unsichtbare königliche Orakelgott scheint mir nach dem NR in dem bewussten Wechsel vieler Apisstelen zwischen ApisOsiris und Osiris-Apis angedeutet. Für ihn haben die Ptolemäer später den griechischen Dynastiegott Serapis eingeführt, parallel gedacht für die griechischen Festteilnehmer der großen Umzüge.51 Osiris-Apis und Osiris-Mnevis waren theologisch und organisatorisch für das Königtum in ihren Kultregeln vielleicht schon im NR gleichgeschaltet. Osiris-Mnevis wie Osiris-Apis wie auch dann der Lebende Mnevis waren kalendarisch an die im jährlichen Festzyklus ablaufende Verjüngung des Osiris (Osiris-Hwnw) am Osireion bzw. an seine Königwerdung als Osiris-Wennefer angeschlossen. Eine der zentralen Handlungen in der Nekropole wird dabei die Wiederholung der Mundöffnung an den Osiris-Festtagen gewesen sein. Das Osiris-Geschehen an der Wabetanlage war raumzeitlich die Voraussetzung für die jährliche erneute Inthronisation des Horus-Pharao in Heliopolis und Saqqara. Der andere notwendige Teil des pr-Areals des Osiris-Mnevis war die kultische königliche Präsenz. Voraus ging in Heliopolis, wohl schon im NR, die an andere Festdaten und kultische Räume gebundene geheime Schöpfung des Urstiers des Schöpfer- und königlichen Ahnengottes Atum-Re. Als Form und dann Helfer des Atum-Re war der Stiergott auf dem mythischen Urhügel bei der Mesore vor dem Neujahr des Thot gegenwärtig. Wohl am königlichen Ahnentempel (memorial temple) in der Nekropole vereinigte sich der Sonnengott bei seiner Erneuerung nächtlich mit dem Ahnengott Osiris. Der Mnevisstier war dann nicht nur bei der solaren Wiederherstellung der Osirismumie für Osiris selbst, und analog für den Transfer der Mumie des Osiris-Mnevis notwendig.52 Er agierte analog als schützender Gott des Neujahrsfests auch beim Transfer

47 Zur Deutung des Sanktuars über den Ibiskatakomben von Tuna el-Gebel als zentrales Osireion mit angeschlossenen Kultstellen des Osiris-Ibis und Osiris-Pavian s. dazu Kessler, Oberbauten. Ein demotisches Ostrakon aus den Katakomben erwähnt ausdrücklich, durchaus vergleichbar mit dem Beleg aus Arab el-Tawil (s. o.), das pr-Wsjr (Ebeid, Tuna el-Gebel, Text 231). 48 Vgl. Pros. Ptol. III, 5524. 49 Die Orakelanfragen beurteilte nach meiner Ansicht in ägyptischer Tradition auf der Götterebene niemals der Gott, an dessen Festtagen die Fragen eingereicht und dann außen beim Erscheinen beantwortet wurden. Es war immer das Götterkollegium des richtenden Allgottes auf der Ebene des Ersten Males bzw. Thot als Schreibergott und Kenner der geheimen Schriften. Vor den richtenden Göttern agierte allein der beauftragte Wab. Voraus ging die bedrohliche nächtliche Situation, in der der Rettergott erlebbar war. So sind etwa Amenophis I. und Ahmes-Nefertari wie später Imhotep an ihren Festtagen nur die Vermittler der Antwort des Götterkollegiums nach außen aus dem nächtlich bei der Orakelvorbringung dunklen unsichtbaren (osirianischen) Raum heraus. Eine Orakelstätte, etwa die eines Dorfgottes oder die außen beim Großen Tempel der Stadt, an der vor einem äußeren Götterbild – z. B. beim Dorfgott vor einer Widderprotome – Anfragen eingereicht werden konnten, die innen bei der Anrufung das Götterkollegium beantwortete, und das Innere eines Großen Tempels mit lokalem, kleinem Götterbild waren wie an allen Sakralarealen immer räumlich getrennt. 50 Hor von Saqqara als Beauftragter des Thottempels am Serapeumsdromos in Saqqara zog die Orakelstätte des OsirisMnevis zur Bestätigung seiner Orakelauskünfte des Thot zu Rate, s. Ray, The Archive of Hor, Text 13,3 und 13,6. 51 Kessler, Heilige Tiere, 65–69. Das Festdatum des griechischen Serapis war vielleicht koordiniert mit den Osirisfeiern vor dem 1. Tybi (vgl. Pap. Lugd XVIII, 1 II,2 = SB 10281 zum 26. Choiak). 52 Die später auf Mumiendekorationen und Särgen häufigen Bilder des Apis und Mnevis lassen sich allein über die Aufgabe aller Urstiere für die geheime Erneuerung des Osiris und des Horus-Pharao an den großen Festtagen erklären. Osiris als Ahnengott der Götterreihe bis hin zum Horus-Pharao als Sohn des Osiris war am Ahnengott-Tempel

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(sor) der Maat zum solaren königlichen Hochgott, dem Vatergott des Pharao. Dies erklärt, warum der dann anschließend in Heliopolis wirksame Mnevisgott, „der die Maat hochsteigen lässt“, im Mnevisgrab gesondert erwähnt wird. Die Situation ist wieder analog zum Urhügelgeschehen des Ptah-Sokar-Osiris in Saqqara zu sehen. In Saqqara lag neben dem Dromos ein königliches, spätestens seit der 26. Dynastie nachweisbares Verwaltungszentrum mit Königspalast. Ab der 30. Dynastie wurde der Osttempel des Serapeumsbezirks mit seiner königlichen Horus-Wiedergeburtsthematik neu errichtet. An ihm ist die königliche Präsenz und Wiedergeburt durch Königsstatuen (Nektanebos-der-Falke, Ptolemäerstatuen, Bes) nachweisbar. Ähnlich wird es bei Heliopolis gewesen sein. Der spätzeitliche Ahnengott-Tempel in der Nekropole lag, vielleicht wie im Falle von Tuna-Süd am Ende oder nach der 30. Dynastie neu errichtet, vermutlich südlich von der Wabet.53 Die unterirdischen Stiergräber waren grundsätzlich ein unsichtbarer Bereich des Osiris-Mnevis bzw. Osiris-Apis. Sie könnten über das Innere der Wabet erreichbar gewesen sein. Bei Osiris-Mnevis könnten analog zu den Stiergräbern in Saqqara einzelne Wab-Priesterstellen mit Opfertafeln eingerichtet worden sein. Ihre im nahen Umkreis lebenden und arbeitenden Besitzer könnten die unterirdischen Anlagen anlässlich der Dekadenfesttage aufgesucht und dort Wünsche ihrer Familienmitglieder und Untergebenen zur Entscheidung vorgetragen haben. Der Wechsel zwischen dem Osiris-Mnevis und dem wiederbelebten Lebenden Mnevis als Ba der Situation des Ersten Males bis zu dessen Erscheinen am Festtag in der Stadt war eingebettet in ein feierliches Prozessionsgeschehen mit Hinaufgehen in die Nekropole (einschließlich des Eintretens und Herauskommens am Nekropolensanktuar) und wieder verjüngt „Herabsteigen in die Stadt“. Eine Statue des wiederbelebten schreitenden Mnevisstiergotts könnte, analog zum Kultbild des schreitenden Apis, am Dromos in der Nekropole von Heliopolis angenommen werden. Dazu wird der Beleg für das Pseudo-Kultbild des schreitenden Mnevis54 mit Namen des Siptah und des Kanzlers B#j gehören. Der Wechsel zwischen Osiris-Mnevis / Osiris-Apis (Richtung Westen) und dem Gott „Lebender Mnevis / Lebender Apis“ nach dessen Wiedergeburt (Richtung Osten, Rückkehr über den Dromos in die Metropole) ist für alle tiergestaltigen Schutzgötter der großen Feste des Osiris, des Re-Neujahrs des Ahnengottes (Re, Ptah, Thot usw.) und des Horus-Neujahrs in der Stadt nachweisbar. Analog zum Osirisgeschehen sind also auch für Osiris-Mnevis mehrere Episoden räumlich und kalendarisch zu scheiden: 1. Die im geheimen Raum (St#jt)stattfindende Wiederherstellung der Osirisglieder des Mnevisgottes zusammen mit Isis, Nephthys und anderen Helfergöttern.55 Der Ort der geheimen Königwerdung und das Erscheinen des königlich thronenden (Osiris-)Mnevis-Wennefer, parallel zu der des OsirisWennefer. Ramses II. sagt klar, dass er eine Kalksteinstele für seinen Vater Mnevis-Wennefer stiftete.56 Bezug genommen wird im Text auf die morgendliche solare Sichtbarkeit und Vereinigung mit Re. In königlichem Kontext und in der nach außen gerichteten Königsphraseologie ist der Pharao immer wieder auch „Sohn des Mnevis“. Der Mnevis ist hier der junge, wiederbelebte Schutzgott als Form und Helfer des königlichen Ahnengottes Re, der am königlichen Ahnentempel in der Nekropole seine geheime Geburt (Mesore) hatte. Dies steht nur scheinbar in Kontrast etwa zu den Reliefs des Mnevisgrabs, wo Osiris-Mnevis als Vater des Horus-Pharao bezeichnet wird. Osiris-Mnevis ist dem eigentlichen Grabgeschehen und dem am Osireion bzw. der Wabet wiederholten Osirisfest zuzurechnen. Der regierende Pharao war zur Wiederholung seines jährlichen Erneuerungszykluses und zur Sicherung der Maat-Übertragung kultisch-theologisch verpflichtet, ein neues Mnevisgrab für den (Ur-)stiergott seiner Erneuerung und seiner späteren Inthronisation einzurichten. Dem folgte bekanntlich auch Pharao Echnaton, der sich – wohl auch für sein jährliches königliches Neujahrsfest – ebenfalls die Aufgabe der Maat-Übertragung durch den Mnevis zunutze machte. Der Pharao hatte die Behandlung durch die Taricheuten finanziell zu unterstützen. Erst durch die Vergottungspraxis seines Ritualstieres und die seiner Kälber wurde der Mnevis quasi unsterblich. Der Tod des Stieres in Heliopolis bedeutete für die Verwaltung analog zum (späteren)

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in Tuna el-Gebel stellar als Stier-des-Himmels nächtlich sichtbar. Wie Re mit Osiris in Heliopolis, so vereinigte sich auch Thot mit Osiris bei seiner Wiederherstellung an seiner geheimen j#t-Hügelstätte. Ein Ahnengott-Tempel des Pharao mit dem j#t-Hügel des Urgottes Re und einem Ort des Erscheinens des Re wird in der Nähe (bei el-Khusus?) gelegen sein. Zu Naosfragmenten Nektanebisʼ I. aus dem nahen Umfeld s. Raue, Heliopolis, 469. Raue, Heliopolis, 171. Raue, Heliopolis, 386, 388. Raue, Heliopolis, 349.

Die Neue-Reichs-Institution des Mnevisgottes in Heliopolis, ihre Theologie und ihr Personal

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Apisbegräbnis wohl einen erheblichen finanziellen Aufwand. Die Arbeitsleistungen für die Mumifizierung, Deifizierung und den Transport wie auch die Arbeiten am jeweiligen unterirdischen Grab bedurften einer von durch Kultregeln zwangsverpflichteten größeren Gruppe von sDm.w-oS-Bediensteten und Verwaltern.

Das Personal der Mnevis-Organisation In der Nekropole bei Arab el-Tawil musste aus kultischer Notwendigkeit ein regelmäßiger Wab-Priesterdienst bei Osiris-Mnevis organisiert und finanziert werden. Möglicherweise sind dazu spezielle Wab-Priester bestimmt worden. Sie hatten zum einen den abendlichen und morgendlichen Wab-Dienst bei den Oberbauten und speziell an den Festtagen des Osiris-Mnevis durchzuführen. Wab-Priester und andere, die selbst Inhaber von Tempelpfründen an Kultstellen in Arab el-Tawil waren und dort regelmäßig ihre Festlieferung erhalten wollten, sicherten ihre andauernde Festteilnahme am Vorgang des Leben-Gebens einfach mit dem Bild des Mnevisstieres ab.57 Wahrscheinlich wohnte und agierte dort bereits, wie wohl in Deir el-Medine, eine zugehörige Gruppe von begleitenden und bei wichtigeren Orakelfragen (?) in der Gruppe beratenden Pastophoren. Besondere in die Geheimnisse eingeweihte Vorlesepriester werden im Neuen Reich als temporäre Festleiter gewirkt haben,58 gerade für die großen Osirisfeste bzw. die selten erlebten einzelnen Stierbegräbnisse, oder anlässlich der Besuche bei den Ahnengöttern des Horus-Pharao in der Nekropole, zu denen in Heliopolis vielleicht auch Horus-Chenticheti gehörte. Neben den durch Titel nachgewiesenen Stelen einiger Wab-Priester könnten andere von Angehörigen der Organisation des Mnevisgottes bei der Stadt Heliopolis angefertigt worden sein. In der Mehrzahl werden sie aber von einer nahe der Stiernekropole angesiedelten Personengruppe initiiert worden sein. Sie wird sich aus bei den Mnevis-Gräbern dienstverpflichteten sDm.w-oS und Personengruppen mit ihren Familien zusammengesetzt haben, die dort für die reale Versorgung der Sanktuare und der dort wirkenden Wab-Priester arbeiteten. Leute wie Wäscher, Handwerker, Barbiere oder Bildhauer, deren Stelen Mnevisgötterformen zeigen,59 werden am Sanktuar in Arab el-Tawil zwangsläufig an den verpflichtenden täglichen und 10-täglichen bzw. monatlichen Kult ihres zuständigen Osiris-Mnevis und an die übergeordnete Mnevisorganisation angebunden gewesen sein.60 Es mag dazu weitere kleine diverse Kultstellenkapellen an den einzelnen Osiris-MnevisGräbern gegeben haben, an denen diese Familien Anteile besaßen.61 Eine noch kleinere Stelengruppe könnte vom Personal des Aufzuchtplatzes der vielleicht nicht allzu weit entfernt gehaltenen heiligen Herde des Mnevis herkommen. Dort könnte analog zu anderen (späteren) Aufzuchtstätten heiliger Tiere die Mutterkuh als Isis (-Hesat) wie auch der „junge wiedergeborene Mnevisgott“ mit einer eigenen kleinen Kultstelle versehen gewesen sein.62 Jede Einrichtung einer neuen Kultstelle hatte in Ägypten neben der regelmäßigen Versorgung

57 Raue, Heliopolis, 61–63. 58 An den königlichen NR-Tempeln der Ahnengötter des regierenden Pharaos in der Nekropole (als kultischer Ort der geheimen Wiedergeburt und Gegenpunkt zum königlichen Festtempel in der Metropole) gab es in der Regel nur einen verantwortlichen Duamutef-Priester, ansonsten nur temporären Wab-Dienst. An den großen Umzügen in die Nekropole werden dort besondere Festpriester-Propheten beteiligt gewesen sein. 59 Raue, Heliopolis, 61. 60 Zu vergleichen sind, freilich später, Personen aus Tuna el-Gebel mit Berufsbezeichnungen, die wohl überwiegend zur Organisation des Ibis gehörten, wie etwa ein „Fischer des Ibis“ und andere wie Schmied, Barbier, Brauer, Baumeister, Gärtner usw. (Ebeid, Tuna el-Gebel, passim). Ein Fehlschluss scheint mir zu sein, wenn aus den auf den Heliopolis-Stelen genannten Berufen abgeleitet wird, dass hier eine Tierverehrung des kleinen Mannes sichtbar wird. Die Stelen dieser in Heliopolis an den Kult beim Osireion angeschlossenen und vom Staat durch Vorschriften geschützten Berufsgruppen sollten ja bewirken, sie dort an der permanenten Wiederbelebung im Fest am Nekropolensanktuar und in der Stadt teilhaben zu lassen, die schließlich den königlichen Schutzgott in die Stadt Heliopolis zurückführte. 61 Dies legen die Neufunde aus den kleinen Kultstellen der Wirtschaftsgebäude vor dem Bestattungsplatz der Ibisse und Paviane in Tuna el-Gebel nahe (Turmhaus TG2012.K6, unpubliziert). Hier waren Besitzer von ober- und unterirdischen Kultstellen des Osiris-Ibis und Osiris-Pavian, die dort etwa Bäckereien unterhielten, wohl an die übergeordnete zentrale Organisation des Ibis mit Sitz in Hermopolis angeschlossen. Der tägliche Kult wurde vor einer Statuenkultstelle des Hauskomplexes vollzogen vgl. das Foto bei Flossmann-Schütze, Siedlung am Ibiotapheion, 205, Abb. 11. 62 Erst ab der 26. Dynastie ist ein eigenes Isis-Sanktuar mit dem angeschlossenen Bestattungsplatz der Mütter der Apisstiere von Saqqara-Nord eingerichtet worden. Das spätere Iseion war dort wohl auch für nichtägyptische Teilnehmer der Königsfeste zugänglich und mag deswegen auch eine eigene Orakelstätte aufgewiesen haben. Vielleicht

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der Bediensteten eine besondere Ausstattung mit einer Festlieferung für die verantwortlichen Kultdiener. Sowohl bei den aufwendigen Bestattungen der einzelnen Stiere wie an den großen Festumzügen werden auch neben den Vorlesepriestern manche Verwalter der Mnevisorganisation aus Heliopolis, aus Memphis oder sogar Persönlichkeiten aus der Ramsesstadt präsent gewesen sein.63 Die Beschränkung der bisherigen Votivsteleninterpretation, die jede Stele isoliert bewertet, würde erwarten lassen, dass der Stifter im Zusammenhang mit dem plötzlichen Tod des Stieres in Heliopolis von sich aus das Bedürfnis spürte, für seinen persönlichen Gott eine Stele mit Stierbild aufstellen zu lassen.64 Übersehen wird meist, dass wir am Nekropolensanktuar einmal einen auch für den Stelenstifter ständig wirksamen täglichen Abend- und Morgen-Kult haben, der, falls er selbst kein Kultführer war, wohl für ihn von beauftragten Wab-Priestern durchgeführt wurde. Wie an jedem vom Pharao eingerichteten Sanktuar dürfen wir Monatsdienste mit eigener finanzieller Ausstattung annehmen. Für die Bewohner nahe dem königlichen Sanktuar und den einzelnen Gräbern des Osiris-Mnevis war das wohl wichtigste Ereignis das zeitlich und theologisch eng mit dem Königtum verbundene jährliche Erneuerungsfest in der Nekropole und folgend in der Stadt. Die Mnevisstele sollte sich, das war ihre eigentliche Funktion, inhaltlich an den Vorgang der permanenten „Wiederbelebung“, an das „Leben Geben“ der Festvorgänge anschließen. Der Gott, der am Erscheinungstag in der Stadt das Leben gab, war für alle der heliopolitanische Re. Der in der Regel also institutionell mit Mnevis verbundene Stifter erlebte mit einer eigenen Stele den Wechsel vom Osiris-Mnevis in der Nekropole zum wiedererscheinenden Mnevisgott in Heliopolis. Der Gehalt der variablen aber keinesfalls von jedem Stifter eigenhändig entworfenen Bilder der Stele ist durchaus kundigen Leuten zuzuschreiben. Immer ein den Geheimnisträgern vorbehaltenes Arkanum blieb dabei die Urgottrolle des Mnevis als Teil der Urstiere im Zusammenhang mit der creatio continua und der erneuten „Geburt des Re“ vor dem Neujahr. Der Führer der sDm.w-oS des Pharao aus dem pr des Re in Heliopolis65 braucht kein einfacher Diener am Re-Tempel der Stadt gewesen zu sein. Die staatliche Administration des Nekropolensanktuars des Mnevis hatte einfach ihren wirtschaftlich-verwaltenden Sitz im weiteren pr-Areal des Re in Heliopolis.66 Ihr unterstand auch der lebendige Mnevisstier und seine Herde. Zur gleichen Gruppe könnten auch manche Leute gehört haben, die sich nur b#k-Diener (wohl des Herrn der beiden Länder) nennen.67 Methodisch scheint es mir zweifelhaft, die singulären Befunde eines Uschebti68 und einer Opfertafel aus Arab el-Tawil69 als private Votivgaben an einen speziellen eben erst bestatteten Stier zu werten. Leider lassen sich erst aus späteren Tierfriedhöfen Ablagen von Uschebti, Bronzen, Holzfiguren, Amuletten usw. nachweisen. An ihnen ließe sich zeigen, dass auch hier das ständig wiederholte zyklische Kultspiel um die OsirisVerjüngung im Mittelpunkt steht. Eine Opfertafel scheint mir eher ein Indiz für eine fest eingerichtete neu dotierte Kultstelle zu sein. Das Osiris-Mnevissanktuar wurde analog zu den Kapellen von Deir el-Medine vom Wesir der Residenz wohl auch durch persönlichen Besuch von der Residenz aus kontrolliert. Im Auftrag des Pharao Siptah wurde es mit einer (weiteren) Königsplastik versehen, hinter der wahrscheinlich eine neue Kultstelle steht. B#j tritt hier nicht als religiöse Mittlerperson neben den Königskartuschen auf, sondern wirkte als oberster Vorgesetzter der Mnevisgruppe wohl bei der feierlichen Einrichtung der neuen Kultstelle mit.70 Isolierte Votivstelen wie auch manche Hieroglyphentexte auf nicht-königlichen Statuen werden gerne ohne jeden Bezug zu einem Heiligtum und ohne Blick auf die institutionell-wirtschaftliche Zugehörigkeit

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gab es in Heliopolis schon im NR neben dem Sanktuar des jungen Mnevisgottes bei der Aufzuchtstätte (sein Ort der Geburt) auch eine kleine Kultstelle für die Isis-Hesat. Raue, Heliopolis, 62,192. Die Stelen hätten sonst in der Mehrzahl das Bild des Osiris-Mnevis zeigen müssen. Personennamen mit Mnevis kommen im NR nicht vor. Raue, Heliopolis, 233. Die Stele Moskau, Pushkin Museum 1.1.a (3568) = Hodjash / Berlev, Egyptian Reliefs and Stelae, Nr. 87, S. 143, 145 zeigt einen Wab (wohl des Mnevis) und Festpriester von Sn-qbht in kniend-adorierender Kultaktion vor einem schreitenden Mnevis (Epitheton: Großer Gott) mit Sonnenschatten. Er mag auch mit den Vorgängen um die Mumifizierung eines Mnevis in Heliopolis vertraut gewesen sein. Eine spätere Parallele dazu bilden die von Feldereinkünften versorgten sDm.w-oS im Hermopolites. Ihr administratives Zentrum lag nach perserzeitlichen demotischen Urkunden im pr des Thot in Hermopolis Magna. Raue, Heliopolis, 175, 265. Raue, Heliopolis, 216. Raue, Heliopolis, 232. Raue, Heliopolis, 171.

Die Neue-Reichs-Institution des Mnevisgottes in Heliopolis, ihre Theologie und ihr Personal

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und persönliche Abhängigkeiten ausgedeutet. Dies hat immer wieder zur Einführung einer Mittler-Persönlichkeit für den kleinen Mann geführt. Zum einen haben manche bereits die Tierformen wie später auch die Tiermumien als Mittler des einfachen Mannes gegenüber der anthropomorphen Hochgottheit angesehen.71 Dies gilt aber besonders dann, wenn Königsgestalt, Prinzen oder hohe Beamte neben dem Stifter und der Gottheit genannt werden oder im Bild erscheinen.72 Die Gegenüberstellung des Mnevis mit der Kartusche Thutmosisʼ III. auf der Stele eines Wab-Priesters ist der früheste Beleg dafür, dass der Kult des Königs und seines mit einer Kultstelle wiederbelebten Schutzgottes Mnevis untrennbar miteinander verbunden waren. Dahinter steht letztlich der institutionalisierte und theologisierte Vorgang der Verjüngung des Horus-Pharao und sein Wieder-Erscheinen gemeinsam mit Mnevis am Königsfest.73 Auf der Stele eines anderen WabPriesters stehen sich im Bildfeld der Wab im – immer auf den intermittierten Kult weisenden – Adorationsgestus und der Stier gegenüber.74 Der Mnevis ist wieder Teil des zyklischen Festvorgangs, an dem der Wab wohl aktiv und, sicher mit einer Festdotation versehen, sich kontinuierlich beteiligen wollte. Auf einer Mnevisstele eines Barbiers, der als „gerechtfertigt“ bezeichnet wird, erscheinen bildlich kombiniert ein Prinz Ramses IX., ebenfalls „gerechtfertigt“ und ein singulärer anthropomorpher stierköpfiger Mnevisgott.75 Nun ist es gerade auch in Heliopolis und in der Ramessidenzeit nicht ungewöhnlich, dass hohe Beamte, Prinzen und Hohepriesterfamilien eigene kleinere Sanktuare für ihren Kult und ihre zyklische Festbeteiligung zwischen Nekropole und sicher entgegengesetzt durch Statuen im Sakralbereich in der Metropole anlegen ließen. Für die kleineren Sanktuare können einzelne, vielleicht vor Ort wohnende Personen vertraglich eingesetzt gewesen sein, die dafür auch nach dem Tod des Stifters weiterhin dotiert werden mussten. An der Kultstelle eines speziellen Mnevisgrabes, vielleicht mit einer Opferplatte, könnten auch vom beauftragten und sicher vor Ort wohnenden Barbier für seine Kultgruppe oder Familie Orakelanfragen an Festtagen gestellt worden sein. Das „gerechtfertigt“ ist, wie zahlreiche Hausarchitrave lehren, niemals exklusiv rein funerär zu verstehen. „Gerechtfertigt“ waren solche Personen durch den Anschluss an jährliche Re-, Osiris- und Horus-Königsfeste, darunter auch sDm.w-oS.76 Die Beteiligung der hohen Militärs am Mnevisgeschehen ist zufällig im NR nicht belegt.77 Wir können über einen wow -Soldaten im NR nur spekulieren,78 ebenso ob der „Wächter“ aus der erwähnten Nekropolenstele mit dem Mnevisbild und Osiris in der Stadt Heliopolis irgendwie beruflich mit dem Mnevisstier und seiner Organisation zu tun hatte.

71 Vgl. dazu Kessler, Heilige Tiere, 4–5. 72 Die bekannten Schreiberstatuen des als oft als Mittler bezeichneten Amenophis, Sohn des Hapu in Karnak waren meiner Meinung nach zur Zeit ihrer Aufstellung keine allgemein zugänglichen Mittlerstatuen für den einfachen Mann. Wir sollten die zugehörigen hieroglyphischen Texte, für das Volk nicht lesbar, nicht naiv als allgemeine Proklamation an Gläubige auswerten. Der memorial temple des Amenophis, Sohn des Hapu in Theben-West, eingerichtet als westlicher Gegenpunkt für die zyklische Teilnahme des vergotteten und wirksam wiederbelebten Amenophis an den Stadtfesten in Theben, hatte seit dem NR eine feste finanzielle Ausstattung mit Ländereien und einer verantwortlichen Kultgruppe. Die Antworten für sie erteilte dem im Inneren der Orakelstelle anrufenden Wab im NR niemals Amenophis, Sohn des Hapu, sondern in der Thebais der Allgott Amun-Re auf der Ebene des Ersten Males. In Heliopolis war es dann der richtende Allgott Re mit Thot und dem Götterkollegium. 73 Raue, Heliopolis, 63. 74 Raue, Heliopolis, 6. 75 Raue, Heliopolis, 61. 76 Traditionell wird das Epitheton „gerechtfertigt“ auf den einzelnen Toten und seine einmalige Bestattung bezogen und oft als exklusive Bezeichnung für den Verstorbenen gewertet. Wer als Verstorbener das Epitheton führt, will aber im Gegenteil multifunktional und in Permanenz „gerechtfertigt sein“, entsprechend wie er (und vor allem seine auch nach seinem Tode weiterhin von ihm wirtschaftlich profitierende Familie) es zu Lebzeiten als Teilnehmer der großen jährlichen Feste wie gerade das der Osiris-Wiederauferstehung erlebt hat. Vgl. DuQuesne, Salakhana, 165: auf einer Stele wird der Kultdiener, der die Bedingungen der Stele erfüllte/sie machte (jrj.n…) als m#o-Xrw bezeichnet. Ein Opfer für den Ka des Upuaut macht auf einer Stele ein sDm-oS, der das Epitheton wHm onX führt (DuQuesne, 90). 77 Vgl. Raue, Heliopolis, 62 (ein Mann aus der Entourage der Streitwagentruppe der Residenz!). 78 Raue, Heliopolis, 146.

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A Swimming Girl Spoon from Sheikh Farag Peter Lacovara From 1901 to 1923 George Andrew Reisner, first for the Hearst Expedition of the University of California and then for the Harvard University-Museum of Fine Arts Expedition, periodically excavated the great chain of cemeteries lying opposite the town of Girga in Middle Egypt (fig. 1).1 These consisted of the sites of Mesaeed, Mesheikh, Naga ed-Deir and Sheikh Farag stretching out for approximately six kilometers south to north and which ranged in date from the early Predynastic to the Coptic Period. The burials developed largely northward with Mesaeed being principally dated to Naqada I and II; Naga ed-Deir from the Predynastic to the Old Kingdom, Mesheikh from the First Intermediate Period to the Middle Kingdom and Sheikh Farag from the Late Old Kingdom to the New Kingdom with later material at Mesheikh and Naga ed Deir. The Sheikh Farag cemetery is situated on the high bluff just to the north of the Naga ed-Dêr, cemeteries N 3500 and N 4000. The cemetery was occupied by a series of badly plundered rock cut-tombs dating from the late Old Kingdom through the Eighteenth Dynasty. Despite the activity of tomb robbers, there were many interesting objects recovered from the site including the tiny head that is the subject of this study.

Fig. 1

Map of the Naga ed Deir region (drawn by Andrew Boyce).

1 Podzorski, in: Bard (ed.), Archaeology of Ancient Egypt, 551–554; Dunham, Naga-ed-Dêr; Reisner, JEA 6/2 (1920), 117–118.

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Peter Lacovara

The ceramic head2 (fig. 2, Taf. XXXVII.1–2) though beautifully detailed, is minute, only 1.6 cm (5/8 in.) high and depicts a girl painted red with an elaborate hairstyle consisting of side locks with bangs and a parch of hair at the back of the head representing the partially shaved headdress typically associated with Nubian children.3 The head has a finished, flat base at the neck, rather than a break. Although it was associated with a late Old Kingdom, multiple chambered, pit tomb (S.F. 5203) and has generally been dated to that period, stylistically it does not appear to be Old Kingdom, nor is it paralleled by any similar piece from the period. However, the head was not found in the tomb, but in the debris beside it in an area that also had a number of plundered Second Intermediate Period and New Kingdom tombs.4

Fig. 2

Boston MFA 24.978 (photograph courtesy of the Museum of Fine Arts Boston).

The head from Sheikh Farag is similar to a composite head of Egyptian alabaster and steatite from Malqata and now in the Metropolitan Museum of Art,5 which is suggested to have come from a cosmetic spoon in the form of a swimming girl, a utensil that appears in the early New Kingdom.6 These spoons are a characteristic of the New Kingdom and typically represent a nude young girl swimming with her arms stretched out before her holding a spoon or a duck or some other container for cosmetics. The mythological symbolism of the implements is suggested to have been the goddess Nut sometimes paired with Geb, in the form of a goose, as the container being held, or the goddess Naunet.7 Girls also emblematized youth and fertility, powerful 2 Boston MFA 24.978; I’d like to thank Rita E. Freed, John F. Cogan Jr. and Mary L. Cornille, Chair of the Department of Art of Ancient Egypt, Nubia and the Near East, and Lawrence W. Berman, Norma Jean Calderwood Senior Curator of Ancient Egyptian, Nubian, and Near Eastern Art of the Museum of Fine Arts Boston for permission to publish this piece and to Lawrence Barman and Susan Allen for their generous assistance in researching it. I am also most grateful to Andrew Boyce for the map and drawing and Piet Collect for help with the photographic illustrations. 3 This head has been erroneously used to mark an early date for the appearance of this hairstyle: Pemler, Nubians in Egypt; Dotawo, A Journal of Nubian Studies 5(1) (2018), 25–61, esp. 29 footnote 19; although it is seen in some of the Gebelein stelae: Fischer, KUSH IX (1961), 57 fig. 3, 44–80. 4 Nearby Late Second Intermediate Period and New Kingdom tombs include: S.F. 5202, S.F. 5105, S.F.5015 and S.F. 5023, among others. 5 New York MMA 11.215.533; Hayes, Scepter of Egypt II, 266–269. 6 Freed, in: Brovarski / Doll / Freed(eds.), Egypt’s Golden Age, 205–207; Wallert, Der verzierte Löffel. 7 Kozloff / Bryan / Berman, Egypt’s Dazzling Sun, 346–347; Lobstein, RLMF 34 (4) (1984), 235–237.

A Swimming Girl Spoon from Sheikh Farag

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expressions for both cosmetic products and funerary goods.8 Nubians evoked the exoticism of the rare, imported substances used to manufacture the concoctions and frequently decorated receptacles for toiletries.9 Many of these spoons have heads sometimes made of other materials that are glued on or socketed into the bodies and the Sheikh Farag head would have come from such a spoon (fig. 3), probably on the smaller size, if the head is proportionate to the body, though both the ratio of head to body size and the overall dimensions of these spoons vary considerably.

Fig. 3

Hypothetical reconstruction of Boston MFA 24.978 (drawn by Andrew Boyce).

Bibliography Dunham, D., Naga-ed-Dêr Stelae of the First Intermediate Period, Museum of Fine Arts Boston 1937. Fischer, H. G., The Nubian Mercenaries of Gebelein During the First Intermediate Period, in: KUSH IX, 44– 80. Freed, R. E., in: Brovarski, E. / Doll, S. K. / Freed, R. E. (eds.), Egypt’s Golden Age: The Art of Living in the New Kingdom, Museum of Fine Arts, Boston, 1982, 205–207. Grajetzki, W., Burial Customs in Ancient Egypt: Life and Death for the Rich and Poor, London 2003 (Duckworth Egyptology Series). Hayes, W. C., The Scepter of Egypt II.: The Hyksos Period and the New Kingdom, New York 1968. Kozloff, A. P. / Bryan, B. M. / Berman, L. M., Egypt’s Dazzling Sun: Amenhotep III and his World, Cleveland Museum of Art, Cleveland Ohio 1992. Lobstein, D., Objets de toilette ou objets de culte? A propos des cuillers « à la nageuse », RLMF 34 (4) (1984), 235–237. Pemler, D., Looking at Nubians in Egypt: Nubian Women in New Kingdom Tomb and Temple Scenes and the Case of TT 40 (Amenemhet Huy). Dotawo: A Journal of Nubian Studies, 52018. 25–61. Podzorski, P., Naga ed Deir, in: Bard, K. A. (ed.), Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt Routledge, London and New York 1999, 551–554. Reisner, G. A., A Statuette of a Blind Harper in the Cairo Museum, in: JEA 6/2 (1920), 117–118. Vercoutter, J. / Leclant, J./ Snowden, F. M., JR. / Desanges, J., The Image of the Black in Western Art I. From the Pharaohs to the Fall of the Roman Empire, Cambridge 1976. Wallert, I., Der verzierte Löffel: seine Formgeschichte und Verwendung im alten Ägypten, Wiesbaden 1967 (ÄA16).

8 Cf. Grajetzki, Burial Customs, 83. 9 Cf. Vercoutter / Leclant / Snowden / Desanges, The Image of the Black, 78–79, figs. 47–50.

‚Diener seines Herrn‘: Zum Kuboid des Amenemhat in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim Gabriele Pieke „Unser tägliches Leben ist ein beständiges Schreiten durch die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit und Zukunft.“ Hans-Georg Gadamer, Die Aktualität des Schönen

Einleitung Eine der wenigen umfassenden Studien zu einem der traditionellen altägyptischen Statuentypen verdankt die Ägyptologie Regine Schulz, die sich in einer großen Arbeit den Kuboiden1 zugewandt hat und der diese Zeilen mit den besten Wünschen gewidmet seien. Ich kenne Regine seit meinen allerersten Studientagen, als sie damals als Wissenschaftliche Assistentin am Münchner Institut für Ägyptologie tätig war und dort Anfänger wie auch Fortgeschrittene mit ihrem breit gestreuten Wissen und ihrer nimmermüden Energie zu begeistern wusste. Mit ihren verschiedenen Forschungsthemen sowie auch der Tätigkeit in Museen hat Regine Schulz in den letzten Jahrzehnten maßgeblich zum Studium der altägyptischen Kunst beigetragen, dies insbesondere im Bereich der altägyptischen Skulptur. Als die Reiss-Engelhorn-Museen vor einigen Jahren beschlossen hatten, sich vermehrt dem Thema Altägypten zu widmen und dieser Kultur mit einer eigenen Dauerausstellung eine feste Basis in Mannheim zu geben, verdankten sie es der großen Kooperationsbereitschaft des Roemer-Pelizaeus-Museums unter Leitung von Regine Schulz, dass diese Präsentation im Rahmen einer langfristigen Zusammenarbeit durch maßgebliche Leihgaben aus der Hildesheimer Sammlung bereichert werden konnte. In diesem Kontext der ersten Planungen und einer Konzeptentwicklung für die Mannheimer Dauerausstellung und einer damit angestoßenen Investition in eine altägyptische Sammlung steht auch der Erwerb eines Kuboiden aus dem Neuen Reich. Diese kleine Statue der 18. Dynastie bereichert nun das große von Regine Schulz zusammengetragene Korpus um eine weitere Skulptur und sei hier im Folgenden – dies auch als Geschenk an die zu ehrende Kollegin und Freundin – erstmalig wissenschaftlich vorgestellt. Die kleinformatige Skulptur2 wurde von den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim im Jahre 2013 erworben,3 wobei die Ankaufsmittel von Helga und Bernhard Friedrich gestiftet wurden. Die kuboide Statue (Abb. 1) war zuvor im Besitz der in der Schweiz ansässigen Privatsammlung von Dr. Gantenbein, dessen 1 Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus. 2 Zu allen technischen Details wie u. a. den genauen Maßen finden sich die Informationen im Anhang. Für eine kurze Veröffentlichung für das breite Publikum siehe: Pieke / Bohnenkämper, Ägypten – Land der Unsterblichkeit, 131– 132. Für die Diskussion zu dieser Skulptur und ihrem erweiterten Kontext sowie zahlreichen konstruktiven Hinweisen danke ich ausdrücklich Philipp Seyr, Edith Bernhauer und Simon Connor. 3 Galerie Eberwein, Göttingen / Paris.

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Gabriele Pieke

Sammlung antiker Kunst – dies vornehmlich aus dem Bereich der klassischen Archäologie – in die 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts zurückgeht. Nach dem Tod des Sammlers haben sich die Erben entschlossen die Sammlung peu à peu zu verkaufen. Neben den Dokumenten zu den vorherigen Sammlungskontexten wurde vor dem Ankauf auch eine Überprüfung im „Art Loss Register“ vorgenommen, die keinerlei Einträge erbrachte. Aufgrund der glaubhaften Nachweise zur Provenienz des Stückes, das sich seit mindestens 70 Jahren in Europa befindet, kam der Kuboid des Amenemhat durch Ankauf in die Mannheimer Sammlung, um so den Bestand antiker Skulpturen durch ein typologisch wie auch hinsichtlich seiner Zeitstellung interessantes Objekt zu bereichern.

Erhaltungszustand und Beschreibung Der aus Granodiorit gearbeitete Kuboid ist relativ vollständig erhalten und lässt nur einige Fehlstellen erkennen (vgl. Abb. 1–6). So zeigen sich im vorderen und hinteren Bereich des Sockels an beiden Ecken Abschläge und insbesondere an der Frontseite sind beide Füße gänzlich weggebrochen. Der restliche Figurenkörper ist hingegen weniger beeinträchtigt, am linken Knie ist eine kleinere Stelle abgeschlagen und am linken Arm ein leichter Abrieb zu konstatieren. Der rechte Oberarm und die Schulter sind leicht bestoßen. Der Kopf weist Beschädigungen an Stirn und Nase auf, die das Resultat eines gezielten Hiebes zu sein scheinen, mit dem die Nase der Figur weggeschlagen wurde.4 Am oberen Kopfbereich, der Kalotte, gibt es deutliche Oberflächenbeschädigungen, die hingegen eher als Abwitterungen oder Bestoßungen zu erklären sind. Der „Würfelhocker“ ist – dies der von Regine Schulz eingeführten Terminologie folgend – streng kubisch gearbeitet mit einer geraden Körperkubusoberseite und bildet rein ikonographisch einen hockenden Mann mit überkreuzten Armen ab, der fast vollständig in ein Tuch oder einen Mantel eingehüllt ist, aus dem einzig der Kopf sowie die beiden Hände hervorscheinen.5 Letztere sind isoliert gearbeitet, wobei die rechte eher eine Faust andeutet, während die linke Hand ausgestreckt auf der Kubusoberseite liegt. Eine Sitzunterlage ist nicht vorhanden, stattdessen hockt der Mann direkt auf dem Boden bzw. dem Sockel. Das Gesicht wird gerahmt von einer schulterlangen Strähnenperücke, welche die Ohren freilässt und an Stirn und Oberkopf ungescheitelt geblieben ist (Abb. 1–2). Auf der Rückseite weist sie indessen eine Strukturierung in oben spitz zusammenlaufende Linien auf (Abb. 3). Ein kurzer Kinnbart ist allein schon aufgrund der Ausführung mit gänzlich verdecktem Hals nicht erkennbar, der Kieferbereich liegt vielmehr auf der Kubusoberseite auf und entspricht damit einer in der Thutmosidenzeit üblichen Form.6 Generell ist die Skulptur von einem gedrungenen Körperbau gekennzeichnet, der insbesondere durch den gestaucht wirkenden Kopfbereich ohne Angabe eines Halses determiniert ist. Dahingegen wirkt die Modellierung der seitlichen Körperpartien keineswegs blockhaft, sondern lässt in der Form die Positionierung von Armen und Beinen erahnen. Das flächig, runde Gesicht ist von kleinen mandelförmigen und etwas unterschiedlich schräg gestellten Augen geprägt (Abb. 1–2). Sie werden durch breite, plastisch aufgesetzte und parallel langausgezogene Schminkstriche und Brauenbögen betont, wobei letztere am äußeren Ende stark nach unten abfallen. Der Blick geht dabei gerade nach vorne. Die Nase ist wie bereits erwähnt weggeschlagen und kann nicht als Kriterium herangezogen werden. Ferner zeigt das auch von seinen Maßen her relativ quadratisch angelegte Gesicht7 flächig modellierte Wangen mit hohen Backenknochen. Die Ohren, die mit gegratetem Rand gearbeitet sind, erscheinen verhältnismäßig groß und sitzen leicht schräg. Der eher kleine Mund ist durch heruntergezogene Mundwinkel und deutlich abgesetzte Lippen determiniert. Die auf den Knien gekreuzten Hände

4 Zum Abschlagen der Nase als in Ägypten verbreitete Form von Ikonoklasmus und einer gezielten Bildbeschädigung siehe zuletzt: Bleiberg, in: Bleiberg / Weissberg (eds.), Iconoclasm in Ancient Egypt, 27–64; Connor, in: MassonBerghoff (ed.), Statues in Context, insb. 281–285, 290–292. Ob in dem hier diskutieren Fall eine intentionelle Unwirksamkeitsmachung des „lebenden Abbilds“ hinter dem Abschlagen der Nase oder eher eine Form von Vandalismus steckt, kann – und dies sicherlich wie bei einem Großteil der Fälle – für Amenemhat aufgrund des gänzlich fehlenden Kontextes nicht entschieden werden. 5 Zu den einzelnen Analysedetails nach dem von Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, eingeführten Beschreibungsparametern siehe den Anhang. 6 Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 609, Halsvariante 1, die in der Thutmosidenzeit 38,3 % ausmacht. 7 Rechnet man das Stirnhaar mit ein, so ergibt sich ein Maß von 4 × 4 cm.

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sind weniger fein als das Gesicht gearbeitet und haben relativ breite Finger, die durch Ritzlinien voneinander abgesetzt sind und keine Fingernägel8 erkennen lassen. Die Finger der linken Hand sind ein wenig länger gearbeitet, sollen daher eine ausgestreckte Hand andeuten und auch der Daumen ist leicht abgespreizt, wobei das Tuch, in das Amenemhat gehüllt ist, teilweise die rechte Hand der Figur verdeckt (Abb. 4). Hinsichtlich der bildhauerischen Arbeit kann die Skulptur als ein Werk von mittlerer Qualität bezeichnet werden, das einzig bei den Gesichtsdetails eine relative feine Modellierung aufweist.9 Bemerkenswert ist zudem die Polierung der Statue, bei der sich insbesondere an den Seiten sehr deutliche Unterschiede zeigen (Abb. 5–6). So wurden die tiefergelegenen Partien der relativ feinen Körpermodellierung auf beiden Seiten glatt gearbeitet, wohingegen der Arm- und Schulterbereich sowie der Oberschenkel eine raue Materialoberfläche zeigen, die unpoliert geblieben ist. Dies deutet eventuell auf eine Art Nachkorrektur hin, bei der nach der Polierung der Körperform noch weitere Steinoberflächen abgetragen wurden, die dann ohne Glättung verblieben sind.10 Generell ist nicht nur das Abtragen von Stein, sondern auch das Polieren bei dem Hartgestein Granodiorit eine zeitraubende Arbeit, die konsequenterweise auch maßgeblich zum Wert der Skulptur beiträgt. Für die Thutmosidenzeit sind mehr als die Hälfte der kuboiden Statuen aus diesem Material gearbeitet.11 Hinsichtlich der Maße gehört der Mannheimer „Würfelhocker“ für diese Zeitstellung zu der überschaubaren Gruppe von kleinformatigen Figuren.12 Aus der Zusammenschau ergibt sich, dass sowohl typologisch, ikonographisch wie auch stilistisch eine Datierung des Kuboiden in die Thutmosidenzeit abgeleitet werden kann. Diese Zeitstellung wird insbesondere durch die Detailausführung der Augen, Brauen und Schminkstriche untermauert, die eine Anfertigung der Statue in der Regierungszeit von Amenhotep II. oder eventuell noch in der Zeit Thutmosis’ III. indiziert.13 In Bezug auf die generelle Anfertigung der Skulptur aus einem Steinblock heraus ist zu erwähnen, dass die Figur nicht gänzlich auf eine vertikale Mittelachse ausgerichtet gearbeitet wurde, sondern stattdessen insgesamt nach hinten kippt. So ragen der obere Bereich des Rückens sowie der Kopf über den Statuensockel rückwärtig hinaus, ein Effekt, der in Frontalansicht kaum bemerkbar ist, sich hingegen insbesondere in der Ansicht von hinten sowie von der Seite niederschlägt. Diese Schwerpunktverlagerung wurde durch die moderne Sockelung aufgehoben.

8 Die Linie am Zeigefinger der linken Hand muss eher als unbeabsichtigte Kerbe und nicht als Fingernagelangabe verstanden werden. 9 Der Befund, dass Gesichter besser gearbeitet sind als der Rest der Skulpturen, findet sich bei zahlreichen altägyptischen Statuen und verweist auf die nachvollziehbar hohe Wertigkeit, die Bildhauer diesem wirkungsrelevanten Bereich des Körpers zugeordnet haben. Dies kann erklärt werden durch die Bedeutung für die kultische Wirksamkeit der Skulptur und damit zusammenhängende Rituale und Opfergeschehnisse. 10 Gegen eine Interpretation als natürliche Erosion spricht hier die genaue Betrachtung der nicht geglätteten Bereiche, die sich leicht in die vertieften Stellen hineinziehen und obendrein an beiden Seiten ganz identische Befunde aufzeigen. Eine Erosion hingegen würde eher ungleichmäßige Verteilung an den stark exponierten Stellen erwarten lassen und dann auch tieferliegende Bereiche betreffen. 11 Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 549, wobei interessanterweise 75 % der zeitgleichen Kuboide aus Karnak aus diesem Material gearbeitet sind. 12 Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 556, gibt die Gruppe der Statuenhöhen von 8–20 cm mit 12,2 % an; vgl. für die hier relevante Zeitstellung die Kennziffern 29 (Florenz, Museo Archaeologico 3708), 33 (Brooklyn, Brooklyn Museum 37.249E), 172 (Kairo, Ägyptisches Museum JE 48140), 212 (London, BM EA 488), 232 (London, UCL Petrie Museum of Egyptian Archaeology 14639), 267 (Paris, Louvre E 5336) und 274 (Paris, Louvre E 13577). 13 Dies auch wenn die Augen sehr klein gearbeitet sind. Jedoch muss hier das Format der Skulptur beachtet werden, die nicht eins zu eins mit deutlich größeren Statuen, zumal aus anderem Material, verglichen werden kann. Für Vorbilder aus dem königlichen Bereich siehe für Amenhotep II: Fort Worth, Texas, Kimbell Art Museum Inv. Nr. AP 1982.04; sowie insb. für die Augenpartie und einer quadratischen Gesichtsanlage New York, MMA Inv. Nr. 13.182.6.

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Gabriele Pieke

Inschrift Der Kuboid trägt auf der vorderen Beinfläche des Körpers eine in fünf Zeilen und durch Linien getrennte hieroglyphische Inschrift, die in versenktem Relief von rechts nach links laufend ausgeführt ist (Abb. 1–2). Htp dj nsw MnTw

Ein Opfer, das der König gibt an Month

m M#dw dj=f

in Madu; möge er geben

(j)X.wt nb.(w)t n k# n Smsw n alle Dinge für den Ka des Gefolgsmanns Hm=f Jmn-m-

seiner Majestät, Amenem-

H#.t m#o-Xrw

hat, gerechtfertigt.

Dieser kurze Text ist für die Interpretation der Skulptur von maßgeblicher Relevanz, da sie nicht nur erwartungsgemäß den Statuenbesitzer namentlich in der Opferformel14 erwähnt, sondern diesen mit Month und dessen Kultort Madu bzw. Medamud in Verbindung bringt. Allerdings nennt die Inschrift für Amenemhat keinerlei Priesterfunktionen, hingegen nur den verhältnismäßig einfachen Titel eines „Gefolgsmann seiner Majestät“. Dieser war weitaus weniger häufig als die wohl ähnlich geartete Funktion eines Smsw nsw „Gefolgsmann (des) Königs“, einem bereits seit dem Alten Reich bekannten Rangtitel,15 der eine unmittelbare Nähe zum Herrscher veranschaulicht. Der Titel Smsw, wird allgemein als „Diener“, „Gefolgsmann“ oder „Paladin“16 und im englischen Sprachraum als „retainer“, „follower“ oder auch „guard“ / „guardsman“17 übersetzt. Den Trägern dieses Titels kam spätestens ab dem Mittleren Reich eine Rolle als Wachmann im Bereich des Palastes zu.18 Bereits seit dieser Epoche finden sich die Smsw.w auch in verschiedenen militärischen Kontexten.19 Die „Gefolgsmänner“ fungierten zudem als Boten von Briefen oder Unterlagen innerhalb des Verwaltungsapparates, wobei die Position auch mit nachgestellten Titeln oder Namen von höher gestellten Beamten oder auch Institutionen näher spezifiziert werden kann.20 J. J. Shirley ordnet die Titel Smsw und Smsw n nb bereits für den Beginn der 18. Dynastie zur Wesirs-Administration und „workforce organization“ sowie einem unteren bis mittleren Rang innerhalb des Militärs zu.21 Eine konkrete Tätigkeit im engeren Umfeld des Königs, wie im Falle des Amenemhat, kann durch die Formen Smsw n nsw, Smsw n nTr nfr und eben Smsw n Hm=f angegeben werden, wobei diese Personen offenbar dem persönlichen Dienst des Herrschers unterstellt waren, als Angehörige der königlichen Garde galten und den Pharao auch auf Feldzügen begleiteten.22 Auch die Smsw n Hq# „guard of the ruler“ / „retainer of the ruler“ werden als königliche Leibwache und Mitglied einer Eliteeinheit

14 Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 654 führt für die Thutmosidenzeit eine Opferformel bei 70% der Belege an. 15 Jones, Titles, 992 No. 3671. 16 Wb 4, 485.6–486.15; Hannig, Handwörterbuch, 890. 17 Faulkner, JEA 39 (1953), 38; Ward, Index, 175 no. 1517; Quirke, RdE 37 (1986), 116; Jones, Titles, 991 No. 3665; Naglaa Shehab, Lights on the Royal Guard, 101–112. 18 Zu den Smsw.w im Kontext der orrw.t „Wache“ im königlichen Palast, siehe Helck, Verwaltung des Mittleren und Neuen Reiches, 65–66. 19 Siehe: Faulkner, JEA 39 (1953), 38–39; Quirke, RdE 37 (1986), 122; Grajetzki, Setting a State anew, 256–257; Stefanović, Smsw Soldiers; Stefanović, Holders of military titles, 95–124; Gnirs, Coping with the Army, 640. 20 Gnirs, Militär und Gesellschaft, 51–53, 688, verweist u. a. auf eine Funktion als Überbringer von Nachrichten auch ins Ausland. 21 Shirley, Crisis and Restructuring, 530, 567. Aus der Zeit Amenhoteps II. ist der Hrj Smsw n Hm=f Paser (Besitzer von TT 367) bekannt, der an mehreren Feldzügen beteiligt war; Fakhry, Tomb of Paser, 392. 22 Gnirs, Militär und Gesellschaft, 52. In der Ramessidenzeit scheint jedoch der in der 18. Dynastie noch häufig belegte Rangtitel des „Gefolgsmannes des Königs“ an Bedeutung zu verlieren und Smsw deutlich vermehrt in Kombination mit einer Gottheit verwendet zu werden; Raedler, Hofgesellschaft, 52.

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beschrieben, die ebenfalls bei militärischen Expeditionen eine Rolle spielten oder im Ausland ihren königlichen Dienst wahrnahmen.23 Der in der kurzen Opferformel genannte „Month in Medamud“24, ist die lokale Form des Sonnen- und Kriegsgottes, der auch in den nahe gelegenen Städten Theben, Armant und Tod verehrt wurde.25 Die exponierte Nennung des Gottes und eines seiner Epitheta26, begründet eine Zuschreibung der Skulptur des Amenemhat nach Medamud, einem der vier zentralen Kultorte des Month in der Thebais. Obwohl von den älteren Bauten aus dem Mittleren und Neuen Reich keine wirklichen Tempelanlagen mehr erhalten sind, bezeugen Inschriften, Spolien und andere Funde maßgebliche Baumaßnahmen und Aktivitäten in der ersten Hälfte der 18. Dynastie.27 Die Bedeutung des Ortes mit seinem Month-Heiligtum wird für diese Zeit durch die Errichtung eines neuen Tempels durch Thutmosis III. unterstrichen und auch sein Nachfolger Amenhotep II. ist durch Bauten wie dem noch erhaltenen Portal bezeugt.28Aufgrund der stilistischen Einordnung des Stückes in die Zeit von Amenhotep II. bzw. eventuell Thutmosis III. fiel die Anfertigung der Statue daher offenbar in die Zeit der Errichtung eines neuen Tempels in Medamud durch Thutmosis III. oder der daran anschließenden Baumaßnahmen des Nachfolgers Amenhotep II.

Kontext und Einordnung Der Name Jmn-m-H#.t ist in der 18. Dynastie und explizit der Thutmosidenzeit für eine Reihe von Personen belegt, wobei jedoch keinerlei Titelüberschneidungen festgemacht werden können und demzufolge nähere Angaben zur Person und dem Wirken des Mannheimer Amenemhat nicht möglich erscheinen.29 Somit verbleibt die Bezeichnung „Gefolgsmann seiner Majestät“ und die dadurch zum Ausdruck gebrachte Nähe zum 23 Naglaa Shehab, Lights on the Royal Guard, 110–112; Gnirs, Coping with the Army, 640; Zur durch Sms ausgedrückten Gefolgschaft sowie einem „Folgemotiv” für die Zeit der 18. Dynastie vor der Amarnazeit siehe: Auenmüller, Territorialität, 142–154 und 173–180. 24 Diese Bezeichnung ist erstmalig aus der Zeit Sesostrisʼ III. belegt; Leitz, Lexikon altägyptischer Götter III, 321. Neben „Month in Medamud“ ist für die 18. Dynastie auch die Bezeichnung MnTw-Ro nsw nTr.w Hrj-jb M#dw bekannt; Legrain, Le dieu Montou, 84. 25 RÄRG, 444–445, 475–479; Gooma, Medamud; Beckerath, Month; Soliman, Montu. 26 Gooma, Medamud. 27 PM V, 137–150; zu jüngeren thutmosidischen Funden: Montserrat, BIFAO 119 (2019). 28 Arnold, Tempel, 160–162; Siehe für die Ausstattung u. a. die Kolossalstatue Thutmosisʼ III., die wohl ursprünglich neben dem Portal eines Tempels des Neuen Reichs in Medamud stand (heute New York, MMA Inv. Nr. 14.7.15) sowie die Basis einer Kolossalstatue und Fragmente einer weiteren Skulptur von Thutmosis III. Zudem diverse Blöcke und Stelenfragmente der beiden genannten Herrscher; siehe: PM V, 141, 142, 144, 147, 149; Legrain, Le dieu Montou, 84. Für die Bauaktivitäten von Amenhotep II. siehe: Manuelian, Amenophis II, 261. 29 Ranke, Personennamen, 28, Nr. 8.; Hofmann, Indices zu Helck, Wirtschaftsgeschichte, 15–16; Eichler, Verwaltung des „Hauses des Amun“, 242–248, führt für die 18. Dynastie 31 Träger dieses Namens auf. Für die Thebais in der Zeit Thutmosisʼ III. ist zunächst der ebenfalls fragmentarisch erhaltene Kuboid eines Amenemhat zu nennen, der sich heute in Florenz, Museo Archeologico Inv. Nr. 3708, befindet. Er wurde im Totentempel von Mentuhotep II. in Deir el-Bahari gefunden, wobei sein Titel auf „Amun in $nm.t-onX“, den Totentempel von Thutmosis I., verweist; Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 152 Nr. 70, Tfn. 29 a–c, 30 a–c. Ein weiterer Fund stammt aus dem Mutbezirk in Karnak von einem sS njsw aus der Zeit Amenhoteps II., der sicherlich noch am ehesten in Frage kommen dürfte, wobei stilistische Unterschiede augenscheinlich sind, die jedoch mit unterschiedlichen Werkstätten erklärt werden könnten; Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 174 Nr. 85, Tfn. 40 a, b. Des Weiteren ist ein aus Buhen stammender Kuboid eines Amenemhat aus der Zeit von Hatschepsut bis Thutmosis III. – also etwas früher – zu nennen. Er trägt einzig den Titel sS und seine 22 cm hohe Statue befindet sich heute in Khartum, National Museum Inv. Nr. 92; Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 337 Nr. 192, Tf. 85b. Als weiterer, relativ zeitgleicher Beleg einer Person mit dem Namen ist das untere Teil einer Sitzfigur aus der 18. Dynastie anzuführen, das wohl aus Qau el-Kebir stammt; heute im Museum August Kestner in Hannover, Inv. Nr. 1976.76: Munro, Amen-em-hat, 43–47. Diese Statue trägt u. a. auf der linken Seite des Sitzes die Inschrift Sms nb=f r nmt.t=f Hr H#s.wt , d. h. er hatte ebenfalls etwas mit königlichen Expeditionen zu tun, wobei jedoch die präzise Datierung des Stückes aufgrund seines fragmentarischen Charakters offenbleiben muss. Amenemhat, der Besitzer von TT 97, wirkte erst in der Zeit von Thutmosis IV. und trägt ebenfalls andere Titel; Manuelian, Amenhotep II, 103–104.

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König fast der einzige Anhaltspunkt für die Tätigkeiten und das Umfeld von Amenemhat. Der auf der Statue angesprochene Month wurde außerdem in Theben, Armant und Tod verehrt, jedoch deutet der Zusatz als „Herr von Medamud“ unmittelbar auf dieses Heiligtum hin. Die aufgrund stilistischer Parameter abgeleitete Anfertigung der kleinformatigen Skulptur des Amenemhat in der Zeit Thutmosisʼ III. oder Amenhoteps II. kann mit der Errichtung eines neuen Tempels für den erstgenannten Pharao in Zusammenhang stehen bzw. mit der offenkundig vorhandenen Aufwertung des Standortes Medamud durch diese beiden Herrscher. Dabei kann über den exakten Aufstellungsort der Figur nur spekuliert werden. Generell geht die perpetuierte Anteilnahme von Statuenstiftern an Tempelgeschehnissen bereits in das Alte Reich zurück und ist für die 18. Dynastie gut belegt.30 Detaillierte Zeugnisse für die konkrete Aufstellung von nicht-königlichen Skulpturen fehlen jedoch für einen Großteil der Belege und nicht nur für kleinere Tempelanlagen wie in Medamud, wobei die wenigen in situ gemachten Skulpturenfunde auf eine Positionierung in den offenen Höfen bzw. in den Bereichen des Tempels hindeuten, die den Hauptkulträumen vorgelagert waren.31 Für sehr ranghohe Personen ist ferner eine Aufstellung neben Pylonen oder zu Füßen einer königlichen Kolossalstatue belegt.32 Interessant ist insbesondere auch die Frage, wo eine so kleinformatige Skulptur aufgestellt werden konnte, um überhaupt eine gewisse Form von Wahrnehmung zu erwirken.33 Von einer Positionierung auf dem Boden und nicht Podesten oder größeren Sockeln kann wohl ausgegangen werden.34 Geht man von einer Aufstellung im Month-Tempel der 18. Dynastie in Medamud aus, worauf sowohl die Typologie,35 das Material36 wie v. a. auch die Inschrift hindeuten, so sind in diesem Kontext noch eine kleine

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Aufgrund der in allen Fällen mangelnden Übereinstimmung der Titel und der z. T. leicht abweichenden Zeitstellung erscheint es derzeit nicht möglich zu verifizieren, ob es sich bei ihnen um dieselbe Person wie bei dem Mannheimer Amenemhat handeln könnte. Bußmann, SAK 39 (2010); Verbovsek, Gunsterweis des Königs; Kjølby, Private Temple Statues, 30–52. Für Tempelskulpturen des Alten und Mittleren Reiches siehe das Ergebnis von Verbovsek, Gunsterweis des Königs, 176. Kjølby, Private Temple Statues, 242–243 nennt für das Neue Reich als Aufstellungsorte Höfe, Pylone und für Abydos die Prozessionswege. Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 765. Es sei verwiesen auf die verhältnismäßig kleinformatigen Kuboide der „Türwächter“ und deren spezielle Funktion; Rondot, RdE 62 (2011), 144–145. Podeste für Skulpturenaufstellungen in Tempelhöfen sind bis dato nicht bezeugt. So ebenfalls Verbovsek, Gunsterweis des Königs, 176. Rein hypothetisch könnte die schiefe Grundanlage der nach hinten kippenden Figur an eine etwaige Montage auf einem dazugehörigen Sockel denken lassen. Allerdings sind Sockel für Tempelfiguren für diesen Zeitraum nicht belegt und wären insbesondere für eine Skulptur dieser Rangordnung ein absolutes Novum. Für die Thebais kann für diese Zeitstellung die Verwendung eines Kuboiden im Grabkontext, zumal aus Hartgestein, als sehr unwahrscheinlich gelten. Die Gräber in Theben-West bezeugen generell nur eine kleine Anzahl von Skulpturen, wobei das Kultziel ohne Zweifel eine Sitzfigur des Grabherrn ist, dies als Einzelfigur oder als Familiengruppe. Als zweithäufigster Typus sind Stelophore zu nennen, die eher in den äußeren Bereich der Kultkapellen und der dort verorteten Sonnenanbetung gehören; vgl. zuletzt Bernhauer / Seyr, in: Schulz / Gauert / Bayer (Hrsg.), Festschrift Rainer Hannig, (in Druckvorbereitung). Hingegen sind kuboide Statuen im Grabkontext der 1. Hälfte der 18. Dynastie nur in exponierten Einzelfällen nachweisbar, wie in Bezug auf Theben-West die Erzieherstatue des Senenmut; vgl. Bernhauer, Innovationen, 261–262 Kat. 6.11–46 (Tf. 26). Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 762–763, nennt für diesen Typus überhaupt nur drei Skulpturen aus der Thutmosidenzeit, die aus Gräbern stammen. Eine seriöse statistische Auswertung zu diesem Thema liegt für das Neue Reich bisher nicht vor, wäre aber sehr wünschenswert, um ein spezifischeres Bild zum konkreten Verhältnis der unterschiedlichen Statuenkontexte zu dem verwendeten Material, der Größe wie auch der jeweiligen typologischen, motivischen und ikonographischen Ausführung zu generieren. Kjølby, Private Temple Statues, 233, führt Granodiorit als das mit Abstand beliebteste Material für die Belege des Neuen Reichs aus Karnak auf, gleichzeitig verweist sie darauf, dass die Statuenbesitzer zumeist ranghohe Personen sind und nur einzelne „individuals of lower status“ Zugriff zu diesem Material hatten. Bernhauer, Innovationen, 93, listet Granodiorit als beliebtestes Material für das von ihr untersuchte Statuenkorpus auf, wobei sie keinen Zusammenhang zwischen Kontext und Material nennt. Für den Grabbereich kann festgestellt werden, dass insbesondere in der frühen 18. Dynastie die Kultstatuen häufig aus dem Felsen gearbeitet sind und die anderen in situ überlieferten Skulpturen eine weitgehende Nutzung von Kalkstein bezeugen, dies selbst bei ranghöchsten Personen. Als Beispiel dafür siehe das wohl aus TT 100 stammende Fragment einer Sitzfigur des Rechmire; London, UCL Petrie Museum of Egyptian Archaeology 14655; Stewart, Egyptian stelae, reliefs and paintings, pl. 39

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Anzahl zeitgleicher Statuen zu nennen, in deren Umfeld die Figur des Amenemhat gehört. Anzuführen ist hier in erster Linie die Statue des Minmose, der als „Vorsteher der Priester des Month“ und in der zentralen Position eines „Vorstehers der Arbeiten in den Tempeln von Ober- und Unterägypten“ für weitreichende Tätigkeiten zuständig war und allgemein als Bauleiter für diesen Tempel Thutmosisʼ III. gilt. Minmose nahm nicht nur als wb# „Mundschenk“ an mehreren Feldzügen von Thutmosis III. teil,37 sondern erhielt zahlreiche Bauaufträge, Priesterstellen und Pfründe. Zudem durfte er in den von ihm gebauten Tempeln seine Statuen aufstellen, von denen uns die aus Karnak und Nebescheh erhalten sind.38 Aus dem Heiligtum von Medamud ist von ihm eine kuboide Statue überliefert.39 Er kann potentiell als ein ranghoher Zeitgenosse des Amenemhat gelten, der zeitgleich in Medamud wirkte und ihm allein schon aufgrund seiner prominenten Funktionen eventuell aber auch durch die Teilnahme bei Feldzügen von Thutmosis III. bekannt war. Ebenfalls aus dem Tempel von Medamud zur Zeit Thutmosisʼ III. stammt ein nur fragmentarisch erhaltener Kuboid, der sich heute in Boulogne sur Mer befindet.40 Das Skulpturenfragment gibt zwar keinen Aufschluss über den Namen seines Besitzers, bezeugt aber zumindest noch die beiden Titel sS nTr.w und H#tj-o, die erneut auf einen ranghöheren Status als den des Amenemhat verweisen. Auch diese Skulptur ist deutlich größer als der Mannheimer Kuboid. Für die Zeit von Amenhotep II. ist für den Month-Tempel von Madu ein weiterer Statuenfund anzuführen. Der Besitzer dieser Skulptur, Maanachtef, wirkte wohl ebenfalls zeitgleich mit Amenemhat und führt u. a. die deutlich höheren Titel eines „Mundschenks“ und „Oberdomänenverwalters“.41 Dieser Kuboid gilt als eine der wichtigsten Quellen für die Priesteraktivitäten der 18. Dynastie im Month-Heiligtum von Medamud.42 Von unmittelbarem Interesse für den näheren Kontext der hier genannten Statuen ist die auf dem Kuboid des Maanachtef angeführte Aufstellung im Festhof (wsX.t Hby.t) des Tempels.43 Dieser Ort dürfte wohl auch für die anderen nicht-königlichen Skulpturen der 18. Dynastie als wahrscheinlichster Aufstellungskontext gelten, zumal dieser Hof zu den unter Thutmosis III. neu gebauten Tempelarealen in Medamud gehört.44 Der Statueninschrift des Maanachtef ist neben den priesterlichen Handlungen auch der Wunsch zu entnehmen, die Morgensonne zu sehen,45 was ebenfalls auf eine Positionierung in einem offenen Hof verweist. Insgesamt ist für diesen Kontext und Zeitraum ein eindeutiges Cluster von kuboiden Statuen auffällig, wohingegen keine anderen zeitgleichen Skulpturentypen für nicht-königliche Personen aus Medamud überliefert sind.46 Zudem sind alle genannten Figuren aus dunkelgrauem Hartgestein gearbeitet. Die Nutzung von

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no. 106. Für eine aus Sandstein, dem zweitwichtigsten Material für Grabskulpturen der Thebais, gearbeitete Figur aus der Zeit Thutmosisʼ III., siehe z. B. die Sitzfigur des Amenhotep; Strudwick, Senneferi, 20–22, colour plates 4– 5. Urk. IV, 1441–1448; Helck, Wirtschaftsgeschichte I, 162 Nr. 37; Helck, Verwaltung, 271–272; Redford, Wars in Syria and Palestine, 173–174; Meulenaere, Directeur des travaux Minmose, 315–319; Auenmüller, Territorialität, 913–914. Siehe dazu: Helck, Verwaltung, 271–272, der Minmose als „Hauptbaumeister Thutmosisʼ III., der auch noch unter Amenhotep II. im Amt war und sich rühmte, Stelen von Mitanni bis Karaj aufgestellt zu haben“, charakterisiert. Paris, Louvre E 12985; Granodiorit, H. 105 cm, Br. 60 cm; gefunden im „great east court“, neben einer Kolossalfigur von Thutmosis III.: PM V, 142; Drioton, Médamoud, 52–56; Urk. IV, 1441–1445 (Nr. 437); Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 458 Nr. 273, Tf. 121 a, c. Boulogne sur Mer, Mus. des Beaux Art 230/2 (= Paris, Louvre E 12927); Granodiorit, H. 35 cm; PM V, 148; Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 92–93, Tf. 8b. Barbotin, Statue égyptienne du Nouvel Empire, 107, listet unter der von Schulz angegebenen Louvre-Inventarnummer ohne weitere Angaben eines „statue cube de Qendès“. Paris, Louvre E 12926; Granodiorit, H. 50 cm, Br. 23 cm, T. 29,5 cm. PM V, 148; Drioton, Médamoud, 49–51; Barbotin, Voix des hiéroglyphes, 158–159; Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 456–457, Tf. 120; Frood, in: Masson-Berghoff (ed.), Statues in Context, 6–7. Urk. IV, 1443, 10; Barbotin, Voix des hiéroglyphes, 159, Zeile 3. Frood, in: Masson-Berghoff (ed.), Statues in Context, 7. Urk. IV, 1443, 14; Barbotin, Voix des hiéroglyphes, 159, Zeile 6. Vgl. PM V, 137–149; Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 765, 785, nennt den Karnaktempel als Mittelpunkt der Entwicklung des kuboiden Typus während des Neuen Reichs und bezeichnet generell

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Granodiorit, insbesondere bei einem vermeintlich niederrangigen Beamten, unterstützt in jedem Fall die Interpretation einer Zuschreibung der Skulptur in den Tempel- und nicht den Grabkontext. Das kleine Format korreliert dabei mit dem wenig exponierten Titel von Amenemhat. Offenbar hatte der Gefolgsmann seiner Majestät Zugang zu den Tempelwerkstätten respektive dem wertvolleren Hartgestein sowie den sie bearbeitenden Bildhauern.47 Augenscheinlich reichte dieses Netzwerk jedoch nur für eine Skulptur von sehr kleinem Ausmaß,48 auch wenn die Statue an einen Gunsterweis des Netzwerks oder direkt des Königs denken lässt. Die Nennung nur eines Titels, wenn auch mit einem direktem Bezug zur Königsnähe, mag für einen Statuenbesitzer im Tempelkontext zunächst verwundern,49 jedoch zeigen auch andere kleinformatige Kuboide dieser Zeitstellung einen vergleichbaren Befund bzw. nur eine einzelne Funktions- oder Rangbezeichnung.50 Ferner muss diese singuläre Nennung nicht zwingend bedeuten, dass Amenemhat keine weiteren Funktionen innehatte.51 Im Vergleich mit den drei anderen thutmosidischen Statuen aus Medamud fällt dessen ungeachtet der Mannheimer Kuboid durch seinen einzigen Titel und das kleine Format heraus. Abschließend sollte zumindest am Rande auf die besondere Funktion altägyptischer Skulpturen, ihre spezifische Handlungskompetenz und den mit ihnen verbundenen „Bildakt“ verwiesen werden,52 die insbesondere für den gewählten Skulpturentypus, das Motiv mit seinen konkreten ikonographischen Ausprägungen sowie Inschriften mitsamt der Auswahl der genannten Titel von besonderer Relevanz sind. Gleichzeitig dienten Tempelskulpturen maßgeblich als Statussymbol und wirksames Medium der Selbstrepräsentation in einem staatlich-religiösen Kontext, wobei die Statuen entweder gestiftet oder vom König autorisiert wurden.53 Insbesondere für Skulpturen in diesem Aufstellungskontext erscheint ganz explizit eine Wahrnehmung durch den Kreis der Elite von Relevanz. Anders als im funerären Kontext wird hier – und dies abgesehen von der göttlichen Sphäre – durch die Aufstellung einer Skulptur dezidiert an eine administrative und religiöse Oberschicht adressiert und dadurch die intendierte Erinnerungskultur wie auch Teilnahme an den erwünschten Kulthandlungen und Opferspenden an einen sehr spezifischen Personenkreis mit klar definierter Handlungsvollmacht vermittelt.54 Allgemein bleibt zu hoffen, dass zukünftige Forschungen und In-situ-Funde helfen werden unser generelles Wissen um Kontexte und Funktion von Tempelskulpturen zu erweitern und im besten Falle auch einzelne Skulpturen und ihren Besitzer wie etwa Amenemhat einem näherem Verständnis zuzuführen.

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Tempel als wichtigsten Aufstellungsort für diesen Statuentypus. Bernhauer, Innovationen, 94 Tab. 4, listet Kuboide für den genannten Zeitraum als die größte Gruppe. Von materialspezifischen Werkstätten bzw. speziell geschulten Bildhauern muss generell ausgegangen werden. Zum Verhältnis von Status und Skulpturengröße, Material und Zugriff auf „königliche Werkstätten“ zumindest für das Mittlere Reich siehe die Auswertungen bei: Connor, Être et paraître, 201–208. Connor gibt an, dass 36,6 % von Inhabern etwa rangähnlicher Funktionen wie des Amenemhat Statuen aus Granodiorit haben und in dieser sozialen Gruppe 91,6 % eine Statuengröße unter 50 cm aufweisen. Für das Neue Reich und insbesondere in religiösen Zentren wie der Thebais sollte man generell wohl eher von Tempelwerkstätten anstatt von königlichen sprechen. Für die 18. Dynastie fehlen leider bis dato entsprechende größere Aufarbeitungen des nicht-königlichen Skulpturenkorpus. Vgl. die Auswertung von Kjølby, Private Temple Statues I, 62–69, die darauf verweist, dass die Majorität der nichtköniglichen Statuen in Karnak für sehr hochrangige Personen angefertigt wurde. Z. B. Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, Kennziffern 33 (Brooklyn, Brooklyn Museum 37.249E), 212 (London, BM EA 488) oder 267 (Paris, Louvre E 5336). Allerdings ist auch für diese drei Stücke kein konkreter Fundkontext bekannt. So wird regelmäßig der wichtigste Titel auf einer Statue nicht genannt, stattdessen findet im Regelfall eine Selektion statt, die sich nicht immer nach unseren heutigen, ägyptologischen Kriterien erschließt. Eine monokausale Interpretation im Kontext einer Karriereentwicklung ist dabei oft zu einfach gedacht, worauf zumindest der Befund bei Grabskulpturen des Alten Reichs hindeutet. Leider ist auch hier die bisherige Forschungslage sehr unbefriedigend. Als zumindest ein nahezu zeitgleiches Beispiel kann der wohl aus dem Karnaktempel stammende Kuboid des Ahmose (gefunden im Luxortempel) angeführt werden: Fisher, in: Frood / McDonald 2013, 35–40. Ein ähnlicher Befund der Nutzung von vermeintlich rangniederen Titeln findet sich interessanterweise auch im Kontext hieratischer Inschriften an Grabbauten des Alten Reiches: Vymazalova, in: Bassir (ed.), Living Forever, 77. Bredekamp, Bildakt; für die Ägyptologie zuletzt: Frood, in: Masson-Berghoff (ed.), Statues in Context. Zuletzt: Navratilova, in: Bassir (ed.), Living Forever, 144. Vgl. Kjølby, Private Temple Statues, 243.

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Anhang: 1. Detailmaße55 Maße

Höhe

Breite

Tiefe

Ägypt. Fingerbreite (1,87 cm) der Höhe

Insgesamt

17,2 cm

10 cm

11,5 + x cm

ca. 9 Finger

Sockel

3,8 cm

10 cm

10,5 + x cm

ca. 2 Finger

Figur

13,4 cm

9 cm

9,5 + x cm

ca. 7 Finger

Kopf

4 cm

9 cm

2,5 cm

ca. 2 Finger

Gesicht

3 cm

4 cm

ca. 2 Finger

2. Beschreibung nach dem Kategorienschema von R. Schulz56 Standort Name Material Herkunft Datierung Kontext Äußere Struktur Variante Sekundäre Elemente Haltung (Arme) Haltung (Füße) Blickrichtung Hals Physiognomie

Gewand Haartracht Bart Fußbekleidung Schmuck Objekte (Hände) Sitz Rückenpfeiler Sockel

: Mannheim, Reiss-Engelhorn-Museum; Ag 11; erworben 2013 (gestiftet von Helga und Bernhard Friedrich). : Jmn-m-H#.t. : Granodiorit. : Unbekannt, wohl Medamud. : 18. Dynastie, Zt. Thutmosis’ III. bis frühe Zt. Amenhoteps II. : Einzelstatue (1). : Streng kubisch (1.1). : Normaltypus mit Inschrift (1.2). :– : Hände isoliert, linke Hand gestreckt, rechte geballt (1.1.2). : Verdeckt (3). : Geradeaus (1). :– : Runde Gesichtsform; Augen mit plastisch aufgesetzten, weit ausgezogenen und nach unten verlaufenden Schminkstrichen und Brauenbögen; breite Nase, jedoch abgebrochen; volllippiger gerader Mund; große leicht abstehende Ohren. : Eng einhüllender Mantel (1.1.2). : Schulterlange Strähnenperücke (4.3.2.1). : Mit Körperblock verbunden, nur leicht angedeutet (1). : Verdeckt (1). :– : Gewandkanten (4.2). :– :– : Stark bestoßen, wohl ursprünglich vorn und hinten abgerundet (1.4).

55 Wie Hoffmann, in: Steele / Imhausen (Hrsg.), Astronomy and Mathematics, 116–117, ausführt, ist nach ägyptischem Verständnis die Höhe einer Skulptur ohne Basis zu sehen und daher muss der Sockel als zusätzliches Element gewertet werden. 56 Die Nummerierung erfolgt auf Grundlage der Zeichnung und zugehörigen Kategorisierung bei Schulz, Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus, 25–26.

250 Inschriften Datierung Schrift Lokalisierung Formaler Inhalt Namen Titel Königsnamen Götter Orte Tempelnamen Literatur

Gabriele Pieke : Zeitgenössisch (1). : Hieroglyphisch (1). : Gewand, Vorderseite (5 Zeilen). : Opferformel (1); Persönliche Daten (5). : Jmn-m-H#.t (1). : Smsw n Hm=f (4); (II oder III). :– : Month (m M#dw). : Medamud. :– : Pieke / Bohnenkämper, Ägypten – Land der Unsterblichkeit, 131–132, Abb. 104.

Abb. 1: Kuboide Statue des Amenemhat in Frontalansicht; Foto Eberwein / © Studio Sebert.

Abb. 2: Kuboide Statue des Amenemhat in Schrägansicht; Foto Eberwein / © Studio Sebert.

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Abb. 3: Rückseite der kuboiden Statue; Foto: Maria Schumann / © Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.

Abb. 5: Linke Seite der kuboiden Statue; Foto: Maria Schumann / © Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.

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Abb. 4: Aufsicht mit Handhaltung auf der Kubusoberseite; Foto Eberwein / © Studio Sebert.

Abb. 6: Rechte Seite der kuboiden Statue; Foto: Maria Schumann / © Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim.

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Gabriele Pieke

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More Women’s Beds from Deir el-Medina Maarten J. Raven

A tribute to Regine Schulz There is no doubt that the Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim is one of the foremost collections of Egyptian art and archaeology in the world. Ever since the 1980s, Hildesheim has always been a focus of Egyptological exhibitions, conferences, and other activities. This was largely due to the directorate of Arne Eggebrecht (1984–2000), who made this small German town one of the hubs of Egyptology worldwide. Especially museum Egyptologists would sooner or later find themselves in Hildesheim, because Arne Eggebrecht was co-founder (together with Rolf Gundlach from Mainz) and first Chairman of the Committee for Egyptology (CIPEG) within the International Council of Museums (ICOM). However, Arne could never have organized all these manifold activities without a whole staff of people behind him. Among these dedicated collaborators of the first hour was Regine Schulz, one of the strong women of Egyptology, to whom the present volume forms a tribute. My own memories of Hildesheim and Regine go back till 1987, when we first met during one of the CIPEG conferences that still continue to be held on an annual basis till the present day. These conferences are always wonderful events, full of animated discussions, learned communications, and social meetings characterized by a real ‘family feeling’. Soon I got to know Regine as an extremely efficient, helpful, and knowledgeable colleague. For more than thirty years I have had the privilege to follow her career in Egyptology and her path through life, meeting her at least once a year in various places all over the globe. It has always been a special pleasure to see her again, to share each other’s joys and sorrows, and to exchange news. Regine took on various responsibilities within CIPEG and later also in ICOM, at the same time pursuing her career in academia and in the museum world. It is only fitting that finally she herself became director of the Hildesheim museum, stepping in Arne’s footsteps there as well. It is hard to understand that before long that renowned institution will have to do without her. But after so many years of dedication Regine deserves a bit of rest, though I hope we shall continue to meet each other in the framework of CIPEG or otherwise. Therefore, I dedicate the following contribution, which focuses especially on two objects from her museum, to my special friend from Hildesheim.

Women’s beds In 2014, I drew attention to a peculiar type of wooden figurines of the Egyptian god Bes, depicted as standing on top of a conical drum.1 Each of these statues is provided with a headdress which at the same time served as a means of attachment. These figurines could be identified as the legs of a specific type of beds used by women during childbirth and the period immediately after. The god Bes is shown as making music, clapping his hands, beating his chest and thighs, or dancing, thereby stressing his apotropaic appearance in order to chase away evil demons who might want to harm mother and child. Such beds are mentioned as ‘woman’s beds’ on some ostraca from Deir el-Medina, and indeed it can be demonstrated that most of the extant Bes-shaped legs stemmed from that village. This indicates that these bed-legs have to be dated to the Ramesside period (1292–1077 BC). Although several of such bed-legs occur in catalogues of exhibitions or collections, their proper significance and function have usually been misunderstood, whereas their date and original provenance was largely unknown. In my previous study, I was able to draw a list of 13 examples of these interesting furniture 1 Raven, in: Haring / Kaper / Van Walsem (eds.), The Workman’s Progress, 191–204.

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parts. These included 4 legs in Brussels, 3 in Leiden, 1 in Beverly Hills, at least 1 (and possibly 3) excavated in Deir el-Medina and presumably still in storerooms at Luxor, and 4 seen at auctions and of which the present location was then unknown to me. It was only to be expected that more of these items would turn up in other public or private collections after the publication of my initial study. Since two of these form part of the collections of the Roemer-Pelizaeus-Museum in Hildesheim, I would like to use the present opportunity to provide an update of my original list. At the same time, the fresh additions can be used as a welcome means to scrutinize the provisional conclusions of the previous study.

Hildesheim L/Sch 5–6 (Taf. XXXVIII.1) The two bed-legs now in Hildesheim are already listed in my previous article,2 though at the time I was unaware of their present location. They were acquired by the Roemer-Pelizaeus-Museum at an auction in New York in 2004 and came from a former Dutch collection.3 Eight years before that transaction, they had already been offered for sale at a previous auction in New York.4 But their pedigree can be extended to the beginning of the 20th century. According to a note written in pencil on the back of one of the figures, they were originally bought by C. B. Tyler from Mohareb Todrous in February 1912.5 Whereas the buyer seems to have left no other traces in Egyptology, the seller is well-known as one of the foremost antiquities dealers in Luxor from the end of the 19th century until his death in 1937.6 Todrous was also German consular agent in Luxor, which helped him to control the local antiquities market. In view of the early date of 1912, it cannot be proved that the two bed-legs in question came from Deir el-Medina, where the excavations by the IFAO did not start before 1917.7 However, before that expedition both Schiaparelli and a German team worked at the site in a less thorough manner, and the two bed-legs may have come up from the village in some clandestine way during those activities. The legs now in Hildesheim have been illustrated in a recent guidebook which provides much better details than the original auction catalogues.8 The two Bes figures stand on plain conical drums which in the guidebook were interpreted as depicting papyrus umbels, whereas the auction catalogues mention either lotiform or papyriform bases. Indeed, they are slightly more outcurved than the bases of the other known Bes-shaped bed-legs, and do not show the ordinary horizontal grooves of common furniture supports. Perhaps, the artist really reinterpreted the purely functional supports, though von Falck’s suggestion that the rest of the papyrus stalk was once represented underneath and has now been cut off is clearly incorrect. Both Bes figures are depicted with their arms down, the hands holding (or probably rather beating) their bellies. Their heads are surmounted by lotiform elements instead of the more common feather crowns. The large petals are reddish in colour, with narrower blue petals (L/Sch 6) or two blue strokes (L/Sch 5) in between, and a row of five circles (dotted circles in L/Sch 6, and presumably depicting solar discs) at the base of each flower. The tops of the two flowers slope in opposing directions, thus suggesting that the two figures once formed a pair to either end of one of the slightly curved sides of the original bed.9 Von Falck’s suggestion that this must have been the head end is unconvincing in view of the other evidence, which rather indicates that such Bes figures once graced the long sides of the bed. On top of the flowers there are heavy tapering protrusions, doubtless intended to fix the bed-legs to one of the horizontal beams of the bedframe. The dimensions of the two figures are h. 62.6, w. 13 and th. 4.1 for L/Sch 6, h. 62, w. 13.5 and th. 5.1 for L/Sch 5. These proportions are quite normal for this kind of figures. 2 Ibid., 197 with n. 19. 3 Sotheby’s New York, Antiquities, 9 December 2004, no. 321. The objects received the inventory numbers L/Sch 5–6. 4 Sotheby’s New York, Antiquities, 13 June 1996, no. 42. 5 L/Sch 5, reverse: Feb 1912 / Bought by CB Tyler / from Mohareb Todrous / German Consul / XIX Dynasty. 6 Hagen / Ryholt, The Antiquities Trade in Egypt, 248–250. 7 Thompson, Wonderful Things, vol. 3, 16. Several of the other bed-legs were probably robbed from the French excavations; see Raven, in: Haring / Kaper / Van Walsem (eds.), The Workman’s Progress, 197 with n. 18. 8 Von Falck / Lembke / Rabe, Das Leben am Nil, 106–107, Kat. 28A–B. More details were assessed during a personal inspection by the author (24 September 2019) or were kindly provided by Christian Bayer. I wish to thank him, as well as Katheleijne Eisses and Josée Lunsingh Scheurleer who helped me during my inspection in the Allard Pierson Museum in Amsterdam (where the Hildesheim figures were on loan to the exhibition on the god Bes) and Olaf Kaper who facilitated this visit. 9 Cf. Raven, in: Haring / Kaper / Van Walsem (eds.), The Workman’s Progress, 195. This would indicate that L/Sch 6 stood on the left, L/Sch 5 on the right.

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Bes is represented with a head which is too large for his body. The rounded ears and short mane are evidently leonine, but otherwise the features are human. The foreheads do not present the usual wrinkles, nose and mouth are broad, and the tongues are protruding. The lips and tongues are red, the mane has red stripes with black dots on a white ground, the skin colour is bright blue but has discoloured to almost black in most places. The eyes of L/Sch 6 are white with black irises, but L/Sch 5 has red irises outlined in black on a white ground. Both Bes figures are wearing short kilts with a mottled pattern of black on yellow, and with upper and lower borders of red and blue, the lower one imitating a fringe. A central tab of reddish colour with black outlines falls down from the waistline; in other specimens these tabs show a row of rounded patterns. Apart from the kilts, the figures are clothed in short shoulder mantles (not collars as stated in the guidebook) of a similar mottled pattern, doubtless imitating panther skin. These mantles show a knot with two pendant ends, all in red, on the centre of the chest. Otherwise the Bes figures seem to wear wristlets, indicated with black strokes just like the fingers. Their feet are very rudimentary, without recognizable toes. Unlike the Bes figures in Leiden, Brussels, and Beverly Hills,10 the two figures now in Hildesheim do not show the remains of broken away side-panels. The lateral edges are fully covered in gesso and paint, except for the edges of the lotiform crowns which show plain wood. There is no trace of any dowels or dowel-holes for fixing such additional elements, so we have to assume the original bed had none. On the other hand, the rear of both figures has a mortise of about 2.6 × 1.0 cm (2.6 cm deep in the case of L/Sch 6, and still containing a broken-off tenon of 0.8 cm length in L/Sch 5). The upper edge of these mortises lies at a height of 33–34 cm above base level, and both are surrounded by a bit of stucco. They indicate the original presence of a horizontal strut and are a usual feature of such bed-legs.11

Florence inv. 444 (Taf. XXXVIII.2) Apart from the two figurines now in Hildesheim, which were already listed in my earlier article, two hitherto unknown Bes-shaped bed-legs can now be added to the dossier.12 One of these can be found in the Museo Egizio of Florence. This has the inventory number 444 and was catalogued by Schiaparelli as number 867.13 The figure was acquired with the collection of Rosellini and therefore stems from the Franco-Tuscan expedition of 1828–1829. It is 56.5 cm high and depicts Bes as standing on a tapering yellow support with a tenon protruding below. Both arms are down with the hands on the belly. The headdress has a flaring outline and is painted with indistinct patterns in various colours (probably a block frieze below, a yellow band, and a rosette frieze above). The skin colour is greenish blue (not dark yellow as stated by Schiaparelli). The face is depicted with a protruding tongue (red), lion’s mane and moustache (red lines on white ground), and rounded ears. The usual shoulder cape here rather has the appearance of a collar, pale blue with a border in black and white. The short kilt has a panther skin design in black dots on yellow and a central tab hanging to the ground (pale blue). The right side (as seen by an observer) has an irregular strip of plaster where an additional element appears to have been broken away. This extends down to the waist and seems to be an indication of the original presence of a painted plank connecting the bed-leg with another to the right of it.14 Unfortunately, it proved to be impossible to inspect the rear of the figure, where the presence of the usual mortise is to be expected.

10 For which see ibid., 195–197. 11 Ibid., 195–196. 12 At first, I assumed there was a third figure in the Louvre (N 4218, illustrated in Champollion / Guichard, Notice descriptive, 80, no. 45) but this proves to be no taller than 16.6 cm and must be another type of object. I thank Vincent Rondot and Hélène Guichard for additional information. 13 Schiaparelli, Museo Archeologico di Firenze, 108. Personal inspection 2015. I thank Maria Cristina Guidotti for the photograph and for detailed information. 14 Cf. Raven, in: Haring / Kaper / Van Walsem (eds.), The Workman’s Progress, 195, 202.

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Cleveland 1982.42 (Taf. XXXVIII.3) Finally, a second bed-leg in Cleveland has recently become known to me.15 This is illustrated in the catalogue of the Cleveland Museum of Art and has the inventory number 1982.42.16 It is a figure of the god Bes made of tamarisk wood. With a height of 44.7 cm it is considerably smaller than the other bed-legs of our set. Yet it presents the same appearance, with Bes standing on a conical support, here with eight horizontal grooves. The head with leonine ears and mane and wrinkles on the forehead is large, the tongue under the heavy moustache is jutting out. On top of the head is a plain protruding tenon with a central perforation. Both arms are down with the flat hands held on the belly. There is a short kilt with central tab. All plaster and colours seem to have gone from the surface, so we have no information on the presence of the usual shoulder cape, the designs of the clothing, or the skin colour. The left side of the figure has split off and was apparently made in a separate piece of wood. The object was purchased from Nanette Kelekian in New York, and nothing appears to be known regarding its original provenance.

Conclusions These four items bring the total of known Bes-shaped bed-legs to 15 (with possibly two others excavated at Deir el-Medina). The two legs now in Hildesheim were already known from auction catalogues but could now be inspected in full detail. On the whole, the new material corroborates the conclusions of previous research, though the Hildesheim figures now prove that the presence of side-panels was not universal. Otherwise, there is no reason to adapt or correct what was already stated in my previous study of this material. It is unfortunate that nothing seems to be known about the original provenance of the bed-legs in Cleveland or Florence. The fact that the Hildesheim figures were bought in Luxor at least suggests their Theban provenance, and Deir el-Medina as the original find-spot of these two figures is most probable.

Bibliography Berman, L. M. / Bohač, K. J., Catalogue of Egyptian Art. The Cleveland Museum of Art, Cleveland 1999. Champollion, J.-F. (Guichard, S., ed.), Notice descriptive des monumens égyptiens du musée Charles X, Paris 2013. Falck, M. von / Lembke, K. / Rabe, B., Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. Das Leben am Nil und der Alltag in Alten Ägypten, Hildesheim / Darmstadt / Mainz 2011. Hagen, F. / Ryholt, K., The Antiquities Trade in Egypt 1880–1930. The H.O. Lange Papers, Copenhagen 2016. Raven, M. J., Women’s Beds from Deir el-Medina, in: Haring, B. / Kaper, O. / Van Walsem, R. (eds.), The Workman’s Progress, Studies in the Village of Deir el-Medina and Documents from Western Thebes in Honour of Rob Demarée, Leiden / Leuven 2014 (EgUit 28), 191–204. Schiaparelli, E., Museo Archeologico di Firenze. Antichità egizie, Part I, Rome 1887. Thompson, J., Wonderful Things. A History of Egyptology, 3. From 1914 to the Twenty-First Century, Cairo / New York 2018.

15 I wish to thank Kasia Szpakowska for pointing out this reference to me. 16 Berman / Bohač, Catalogue of Egyptian Art, 308–309. See also https://clevelandart.org/art/1982.42, accessed 12 June 2019.

Unimembral Nominal Sentence in Late Egyptian Helmut Satzinger The Egyptian nominal sentence could be expected to yield itself to clear and unambiguous description: the nominal sentence consists of two noun phrases in a relationship of topic (subject) and comment (predicate), that means, these two elements constitute here a sentence. Yet its treatment in textbooks and grammars is rarely satisfactory. In order to set the stage for the present topic and to make the reader familiar with this author’s concept of the nominal sentence, an account of it shall be presented here (based on my review of Malaise / Winand, Grammaire; see Satzinger, CdE 81( 2006), 116–127). To be sure, it deals with the Earlier Phase of Egyptian (Old and Middle Egyptian).

Bi- and trimembral nominal sentences In Middle Egyptian, the bimembral nominal sentence (consisting of predicate and subject only) is natural for sentences with pronominal subject: interlocutive (1st and 2nd persons), of pattern #jnk NOUN# / #ntk NOUN#; delocutive (3rd person), of pattern #NOUN pw#. Otherwise, it is normal for sentences with a subject containing rn ‘name’: #NAME rn⸗f# ‘he is called …’ (Sethe, Nominalsatz, 26 § 27), and sentences with a subject containing a nominal interrogative word, like #(jn) m NOUN# ‘who is ...?’ Theme jnk / ntk

Rheme NOUN

‘I am / you are a NOUN’

NOUN

Rheme NAME

Theme pw rn⸗f

m

NOUN

NOUN

‘he/she/it is a NOUN’ ‘his name is NAME’ ‘who is the NOUN?’

The structure of the bimembral sentence can also be found with some personal names that are formed by a complete sentence (Ranke, Personennamen II, 64–70; Sethe, Nominalsatz, 26 § 26). jmn msj sw ‘he who has engendered him is Amun’; Late Egyptian – jmn p#y⸗j-jdnw ‘Amun is my representative’ This probably attests to an archaic (to be precise: a pre-Middle Egyptian) character of these sentencenames: it may be surmised that the bimembral nominal sentence was normal, even if it did not have a pronominal subject, in a former stage of the language, as it is also, inter alia, in Semitic. In historical Middle Egyptian, however, the construction is normally expanded by copular pw. nb⸗j pw PtH ‘Ptah is my lord’ (or is it ‘My lord is Ptah’?); cf. Ranke, Personennamen I, 184,16. Yet in Late Egyptian the bimembral sentence is again standard, this being one of the features that has made researchers believe that this idiom does not go back to Middle Egyptian, but rather to Old Egyptian.

Word-order With nominal sentences, both the sequence theme – rheme and the sequence rheme – theme is attested. This is true of both the bimembral and the trimembral nominal sentence. Hence there are to be found: rheme – theme, theme – rheme; rheme – pw – theme, theme – pw – rheme.

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Here may be added a statement which, alas, does not enjoy general acceptance: Nominal sentences with a non-pronominal theme, and a sequence rheme – theme (hence, beginning with the element that is bearing the full stress), no matter whether bi- or trimembral (the latter with marker pw), are natural and unmarked, contrary to the majority of modern Western languages, 1 whereas the other sequence, theme – rheme, is a marked one. Examples for the sequence rheme – theme: (1) P. Westcar 6, 26 – 7, 1 jw wn nDs Edj rn⸗f ‘There is a commoner whose name is Djedi’. Edj rn⸗f is a clause of circumstance in attributive function to an indefinite noun, nDs ‘a commoner.’ (2) P. Westcar 8, 11 njsw pw jj ‘(Only) he who is summoned is it who comes’: the coming is obvious, it is the theme; the question is: why didn’t you come before? The answer (the rheme): It is because you didn’t invite me. (3) Stela Brussels E. 5300 (Speleers, RecTrav 39, 1921, 113-144; cf. Gardiner, Grammar § 130) p# pw Wsjr ‘Such is Osiris.’ (4) Urk. IV, 123, 12 (Paheri) jt pw soH n jrj n⸗f ‘The dignified diseased (soH) is a father for the one who offers to him.’ There are, however, also not so few nominal sentences whose theme is in the final position, and this is true of both bimembral and trimembral sentences (the latter with marker pw).2 These inverted nominal sentences are marked: they have a particular semantic nuance. In some of them the first noun is topicalised, or the second is focalised, or both. Compare enumerations like: (5) Pyr. 1123b (cf. 341c) snt⸗f cpdt, sSmw⸗f nTr dw# ‘His sister is Sothis; his guide is the morning star.’ (6) Pyr. 1375a mwt nt N. #st, mnot⸗f Nbt-Hwt ‘The mother of N. is Isis, his nurse is Nephthys’. The inverted nominal sentences are often explicative, or glossing. (7) Urk. IV 1091,6 sr pw sr snDw n⸗f ‘The (true) noble is the noble who is feared.’

1 The Celtic languages, however, are obviously different. They have, in unmarked utterances, the rheme in the first position: Irish-Gaelic Cad é sin? – Is leabhar é “What (cad) is this? – It is a book (leabhar)”; Cymric Beth yw Tom? – Bachgen yw Tom “What is Tom? – Tom is a boy (bachgen)”; Breton Setu Mona. Merc’h ar mestr-skol eo. Ur verc’h vrav eo Mona « Voilà Mona. Elle est la fille (merc’h > verc’h) de l’instructeur. Mona est une belle (brav > vrav) fille » (from various text-books). 2 Shisha-Halevy, in: Junge (ed.), Studien zu Sprache und Religion Ägyptens, 176–177.

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(8) Urk. IV 367,8 nHt⸗j pw jr·t n⸗f st ‘It was my wish to do it for ihm.’ (9) P. Westcar 7, 17–18 Xr j#wt st mnj, st Qrs, st sm#-t# ‘for old age is the time of death, the time of enwrapping, and the time of burial’ (after Lichtheim). The situation is different in the sentence with pronominal subject. The order of elements is here not determined by markedness, but rather by the nature of the pronoun used. If it is pw (3rd person), which is enclitic, the order can only be rheme – theme (= pw). If, however, the subject is a pronoun of the 1st or 2nd person – for which the absolute pronoun is used – the pronoun is kind of proclitic (as we can see in Coptic: anG pekson ‘I’m your brother’), which means that it is in first position, the sequence being theme (= pronoun) – rheme. Hence the sequence of elements has here nothing to do with markedness. It depends solely on the grammatical person (1st or 2nd in one case, 3rd in the other). For discussing the unimembral sentence of Late Egyptian, we have to proceed from the nominal sentence with a pronominal subject of the 3rd person, like Middle Egyptian nTr pw ‘he is god.’

Unimembral Nominal Sentences of Late Egyptian The unimembral sentence resembles a Nominal Sentence with a pronominal subject of the third Person, with the subject omitted. This is not an elision for stylistic motives, but rather a grammatically motivated omission. It is only met with in that distinct idiom to which Jaroslav Černý and Sarah Groll have dedicated their Late Egyptian Grammar (Černý / Groll, Late Egyptian grammar); it is a more colloquial Late Egyptian, so to say “Černý’s Late Egyptian.” The conditions for the unimembral sentence in this idiom are syntactic situations that ask for a clause, rather than for a noun. So we can, for instance, expect a clause after an initial r-Dd. (10) P. BM 10284, 7–8 (LRL 48, 16 – 49,1) tw⸗k rX·t r-Dd rmt jw bn o#⸗f m-dj⸗f ˀn ‘You know, he is a man who does not have his influence (?) (anymore) at all’ (literally, ‘whose influence (?) is not at all with him’; clause of circumstance in attributive function, to an indefinite noun). If we find a noun in such a slot it will automatically be understood as a clause. Such environments include phrases following expressions like r-Dd, Hr-ntt, jr plus noun. Groll, Non-verbal sentence, gives these cases: r-Dd A Ø ‘to wit: it is A’ (p. 18), nm A Ø ‘who is A?’ (p. 19), nfr Ø ‘A is good’ (p. 40), bn A jwn# Ø ‘he/it is not A’ (p. 94), bn m#o.t jwn# Ø ‘it is not true’ (p. 109). (11) Gardiner inscription N 22 (Gardiner, Inscription of Mes, 40 = [135]) tw·tw Hr Dd r-Dd Srj n NSj ‘They say that he is the son of Noishe.’ (12) Prince 6, 8–9 (LES 5, 4–5) … Srj nm m n#-n-srw ... Srj n wo-n-snn ‘Whose son of the princes is he? ... He is the son of a warrior’

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(13) P. BM 10052, 14, 14–15 ( Peet, Great tomb-robberies, pl. XXXIV) Dd.tw n⸗f nm 2× ‘One said to him: Who and who were they?’ (14) P. Mayer A 3, 23 (KRI VI, 810, 9–10). Xr jr pr-o# o.w.s. Hry nm m-r-o ‘(As for Pharaoh, l.p.h., how will he ever reach this land (scil. Nubia[?]) And as for Pharaoh, l.p.h., whose superior is he (still) after all?’ An additional case is the noun following the particle n (jn) introducing YES/NO questions, ‘Is he/she/it …?’ as is frequently found with oracle queries. (15) O. IFAO 68,1 (see Černý, BIFAO 41, 1941: 18 #33)

n oD# n#-(ı͐·)Dd[⸗j?] ‘Is it wrong what [I(?)] said?’ (16) O. IFAO 999 (see Černý, BIFAO 72, 1972: 57 #57) n rmt drdr ‘Is it a foreigner?’ Other attestations are Černý, BIFAO 72 (1972), 57 #58; 58 #62, 59 #64, 65 #85. #86. #87, 66 #88. #90. In the following, the interrogative particle is absent; nevertheless, the unimembral construction is attested. (17) O. IFAO 1000 (see Černý, BIFAO 72 (1972), 61 #73) p# 3 Hrjw mD#yw ‘Is it the three Medjay chiefs?’ Absence of the interrogative particle is also found in the examples Černý, BIFAO 72 (1972), 65 #85, #87; 66 #90. The unimembral sentence is also found after jr ‘if’ (Satzinger, Neuägyptische Studien, 57: 1.3.2.1.2.1). There is, however, a problem with this pattern. jr plus NOUN may be either #jr NOUN#, ‘as for NOUN’ (anticipation of a noun), or #jr CLAUSE#, ‘if he/it is NOUN’ (clause of condition, with unimembral sentence). The decision between the two homonymous constructions must be made from the context. In the following, it was the wrong decision that was made as long as the translater was not aware of the existence of the unimembral sentence and its conditions. The first author to treat Nominal Sentences in Late Egyptian that consist of one member only, was probably Sarah Israelit Groll (Non-verbal sentence, 12–40), in what she terms the “A Ø pattern.” She could already account for some conditions for this phenomenon. (18) P. Mayer A 3, 9–10 (KRI VI, 809, 4–5). jr p#-sn n t#y⸗f-Hmt m-jr jn·tw⸗f r⸗f ‘If he is the brother of his (= the accused’s) wife, do not let him be brought against him.’ It is not ‘As for the brother of his wife,’ as – e.g. – Peet, Mayer Papyri A & B, thought. (19) P. BM 10052, 4, 24 (Peet, Great tomb-robberies, pl. XXVIII).

jr p#-m#o nty jw⸗j (r) Dd⸗f bn Dd(⸗j) rmt nb ˀ.ptr⸗j ˀrm b-X#o⸗f ‘If it is the truth what I’m meant to say, will I not name every person that I’ve seen with Be-khaˁef?’

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(20) P. Turin 1882 rto 2, 9 f. (Gunn, JEA 41 [1955], pl. VIII). jr #t ˀ·jr⸗j m Qnbt jw m#ot m oQ#⸗s ‘If it is (just) a moment that I spent at court, justice was in good order!’ Another condition for the unimembral sentence is the apodosis after jr plus NOUN, ‘as for …’: (21) Two Brothers 8,3–4 (LES 17, 11–12) (Highlighted:) You are to do something for me. (But what is it?)

Xr jr p#-nty jw⸗k r jr⸗f n⸗j p#y⸗k-jj·t r nwy.t⸗j ‘But what you shall do for me is to come and look after me’ (literally, ‘As for that which you are to do for me, it is your coming to look after me’). (22) P. Mayer A 3, 23 (KRI VI, 810, 9–10). jr p#y-rmt p#-jry n b-X#o⸗f ‘As for this man, he is the accomplice of Be-khaˁef.’

Typology In general, an unimembral surface form is often the result of elision or omission of one member. The member to elide is of course not the predicate (the rhematic element) as the central element of the utterance, but rather the subject (the thematic element). The phenomenon of omitted subjects will be met with particularly in direct speech, and rather in casual than in formal speech. But apart from such omissions, there can be met genuine unimembral constructions. The difference is that otherwise the subject may be omitted, whereas in a genuine unimembral sentence the subject must be omitted, or rather: in a unimembral sentence there is no overt subject. It is a truly unimembral sentence. To sum up: in non-literary Late Egyptian, the pronominal subject of the third person, of a nominal predicate, is suppressed under certain conditions, which all have in common that its theme (= pronominal subject’s of the third person) follows from the context. If looking for Semitic parallels, we meet, first of all, with a terminological difficulty. What Semitic language studies term “nominal sentence” comprises sentences with a nominal predicate as well as an adverbial predicate. Actually, there is not such a fundamental difference between the two of them in Semitic languages, as there is in Egyptian (this being one of the conspicuous “African” traits of this language3). The evidence is summed up in the seminal article by Cohen (Orientalia 87[2018], 184–206). The majority of the evidence quoted there is with adverbial predicates. (23) Bibl. Hebrew: 2. Chron. 16, 10; Cohen’s example no. (7) ‫ז ֹאת‬-‫ﬠַל‬, ‫כִּ י בְ זַﬠַ ף ﬠִ מּוֹ‬ kī ḇ-záˁap̄ ˁimm·ō, ˁal-zōṯ ‘for (scil. he was) in wrath (i.e., furious) with him, because of that.’ This expression follows on ‘(King) Asa was angry with the seer and put him in prison’: it is clear who is ‘he’ (the king), and who is ‘him’ (the seer). The subject-less predicate, b(ǝ)-záˁap̄ ‘in wrath,’ is an adverbial one. Anyway, in Hebrew (nor anywhere else in Semitic) there is not the question of obligatory dropping of subject, as in the case of Late Egyptian. We may, however, compare the source of the Akkadian stative.4 It has pronominal elements (-ku, -ta, -ti etc.) in the 1st and 2nd persons only, parsāku < *parisā·ku, parsāta < *parisā·ta, parsāti < *parisā·ti, 3 Cf. Satzinger African Language; Satzinger, in: Cervelló Autuori (ed.), África antigua, 257–265. 4 Buccellati, JNES 27 (1968), 1–12; Huehnergard, JARCE 47 (1987), 215–232; Tropper, in: Dietrich / Loretz (eds.), Vom Alten Orient; Satzinger, in: Voigt (ed.), From Beyond the Mediterranean, 496–497; Satzinger, in: Collombert / Lefèvre / Polis / Winand (eds.), Aere perennius, 685–696.

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whereas the 3rd person forms are obviously of nominal morphology: paris < *parisa, pl. parsū < *parisū, f. parsat < *parisāta, pl. parsā < *parisā (cf. Kienast, Hist. Semitische Sprachwissenschaft, 202–204 § 182). Similarly, the synthetic present conjugation of Neo-Aramaic shows pronominal elements in the first and second persons only.5 (24) North Eastern Neo-Aramaic: present tense *pātiḫ- ‘to open’: 1 sing masc/fem pātḫin/pātḫan = pātiḫ/pātḫā + -n (< ana ‘I’; Hoberman, JAOS 108 [1988], 561) 2 sing masc/fem pātḫit/pātḫat = pātiḫ/pātḫā + -t (< at ‘you’: communis!) 3 sing masc/fem pātiḫ/pātḫā (without pronoun!) 1 plur com pātḫax = pātḫī + ax (< axnan, axniy ‘we’) 2 plur com pātḫītūn = pātḫī + tūn (< axtun ‘you’) 3 plur com pātḫī (without pronoun!) In fact, there are languages that do regularly drop a pronominal subject of the 3rd person. For the African continent, WALS (chapter 13) knows of five items, three of which (Mbay, So, Nandi) are Nilo-Saharan languages; none is Afro-Asiatic. It is obviously neither an areal, nor a genetic feature. Tommo So Niger–Congo? / Dogon Katla Kordofanian / Katla-Tima Mbay Central Sudanic / Bongo-Bagirmi So Eastern Sudanic / Kuliak Nandi Eastern Sudanic / Nilotic For example: (25) So (Carlin, So Language, 79) Singular 1 inclusive

Plural -(i)ine

1 exclusive

-(ɪ)sa

-(i)ise

2

-(ɪ)ba

-(i)ide

3

Ø-

Ø-

Languages with a zero pronoun of the 3rd person are somewhat more frequent in the Americas. Here is one example, namely Navajo (quoted by Satzinger, in: Amstutz / Dorn / Müller / Ronsdorf / Uljas [eds.], Fuzzy Boundaries, 248). (26) Navajo (Hale, Navajo Linguistics, 33): adverbial prefix subject person marker Singular 1st person: na-sh2nd person: na-ni3rd person: na-ØPlural 1st person: na-ii2nd person: na-oh3rd person: na-ØNominal subject: ˀashkii naalnish ‘a boy is working.’

classifier -l-l-l-l-l-l-

stem -nish -nish -nish -nish -nish -nish

In all these languages the construction with a zero pronoun of the third person differs structurally from that of Late Egyptian. It is exclusively found in verbal sentences, in verbal utterances. In Late Egyptian, however, it is a phenomenon restricted to the nominal sentence. A verbal form, even if not containing any 5 Lipiński, Semitic Languages, 431, 42.19.

Unimembral Nominal Sentence in Late Egyptian

265

information about its subject, is understood as a predicate; a noun is not (except in languages with a predicative or absolutive case form). Navajo naalnish is ‘(someone, or he/she) is working.’ However, Late Egyptian rmt drdr means ‘a foreign man,’ a noun phrase that may appear in any syntactic function. The zero subject is not attested in Late Egyptian verbal sentences (except as expression of an impersonal subject), and in nominal sentences only under the precondition that the context makes it clear that the noun is predicative: under the conditions mentioned above (following on Hr nty, or r Dd, or n, etc.): ‘because he is, that he is, whether he is a foreigner, etc.’ This is a remarkable and, as it seems, unparalleled feature of Late Egyptian.

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A “New” Stela of the Vizier To (Chicago OIM E14655) Emily Teeter These comments are offered in honor of Regine Schulz who has made so many contributions to Egyptology and museum studies throughout her long career. Her many academic works, her promotion of Egyptology and museums through leadership positions in ICOM and CIPEG, and her courtesy to her colleagues are all tributes to her career, skills, and character. I hope she enjoys this report on an object “excavated” from a museum collection, and that it might remind her of her own happy memories of working with museum collections.

Fig. 1: Stela OIM E14655

A limestone stela measuring 36 by 26 centimeters was discovered by the Architectural Survey of the Oriental Institute in the “rubbish” at Medinet Habu in 1929. It was given the field number MH 29.71, and upon arrival in Chicago it was registered as OIM E14655 (Fig. 1). The rectangular stela is composed of two registers, topped by a cavetto cornice and framed on three sides by a single line of hieroglyphic text. The (viewer’s) left side of the stela is badly abraded, making much of the text illegible. Overall, the surface of the limestone is not very good and the quality of the carving, in shallow sunk relief, is not the best. In the upper register, Meretseger and Ptah, so identified by texts, are seated on block thrones, facing right. Ptah appears in his usual mummiform representation with a skullcap with streamer, and he grasps a staff topped with w#s, Dd, and onX signs, the staff of which follows the curves of the god’s

I thank Benedict Davies for his advice on the interpretation of this stela. I also thank the Oriental Institute for its permission to publish the object and the accompanying photo.

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thighs and calves. Meretseger, shown as a woman, wearing a tripartite wig and a broad collar, is seated behind Ptah.1 She wears the symbol of the west (imntt) on her head, a reference to her epithet Hnwt imntt, “Mistress of the West.”2 She extends her left arm to embrace Ptah. Her right hand is fisted and rests above her thigh. Details of the goddess’s throne more clearly show it has a rectangle on the side and, a short backrest with a cloth or thin cushion over it, elements of seats known from the Old Kingdom and associated with royalty or divinity.3 A bald man stands on the right, facing the deities. He wears the dress of a vizier consisting of a shinlength high-waisted kilt with a cord around his neck, the lower end of which disappears under the top edge of his kilt.4 His right arm is raised to present a brazier from which flames, presumably of incense, emerge. A length of fabric is draped over his right arm. His left hand is raised in an attitude of adoration. A nemset jar with spout appears on a tall stand positioned between the deities and the man. The jar has a small inscribed, but now illegible, panel on its body. As already noted, the divine figures in the upper register are identified by the captions:

PtH nb m#ot nsw t#wy Mrsgr Hnwt imntt Ptah, Lord of Maat, King of the Two Lands; Meretseger, Mistress of the West The text above the man to the right is:

in n k# n T#y-Xw Hr wnm n nsw imy-r niwt T#ty t# m#o Xrw For the ka a of the Fan Bearer on the Right of the King, the Mayor of the City, the Vizier, To, true of voice. Note: a. in n k# n is clearly written, creating difficulties for the understanding of the formula. In his notes, Anthes5 added the comment “so” thus taking it as n k# n “for the ka of …” that commonly follows offerings, however, one would expect a reference to some sort of boons on the part of Ptah and Meretseger before n k# n, which here must be understood. See Bankes Collection stela 14, where Pasherinese offers to his deceased father and grandfather, and n k# n appears over the recipients of offerings without any specific reference to the offering (although there is a Htp di nsw formula in the lower register): Černý, Egyptian Stelae in the Bankes Collection, no. 14. Another, less satisfactory, alternative is to read the phrase without the n k# n on the basis on Turin 50059 (Bruyère, Mert Seger, 13 fig. 8, and Kaper, in: Haring / Kaper / van Walsem [eds.], The Workman’s Progress, 146, fig. 4 with full bibliography), where the text appears twice as in sDm-oS m st m#ot Imn-nXt, where the image of the offering bearer supplies the reading rdit dw#w, thus on the Chicago stela “giving praises by. To.” Although the vizier is shown offering, his left hand is raised in an attitude of adoration. I thank Foy Scalf for his thoughts on the Turin stela.

1 For the forms of Meretseger, see Valbelle, LÄ IV, 79–80 and Bruyère, Mert Seger, 105–122. 2 The imntt standard is a fairly rare attribute of the goddess. See Bruyère, Mert Seger, 134, 135 fig. 69 (QV 40), 259 fig. 129, and 272 fig. 138. 3 Metropolitan Museum of Art, Egyptian Art in the Age of the Pyramids, 187; Eaton-Krauss, in: Grimal (éd.), Les critères de datation stylistiques, 214 note 36. 4 For the high-waisted kilt being the garment generally of high officials, see Hallmann-Mikolajcak, The Representation of Private Costume, 146–148. She notes that the cord around the neck is not part of the garment, as has been asserted (Kitchen / Ockinga, MDAIK 48 [1992], 99), but is a separate cord of office worn by the vizier. On the basis of the representation in the tomb of Dagi (TT 39), it has been suggested that the cord supported a cylinder-shaped seal. See Fay, in: D’Auria (ed.), Servant of Mut, 89. 5 R. Anthes field notebook “Inschriften,” (p. 23) dated 1931 in the archive of the Oriental Institute, series “Records of the Excavation of Medinet Habu”, Box 012.

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In the lower register, three men kneel, facing left, their hands raised in adoration. They all wear billowing the kilts with sashes. Lines that indicate a broad collar can be seen on the chests of the second and third figures, but presumably, all three wore them. The first and third figures wear a fillet over their shoulderlength wigs. The men are identified by the text that appears in front and above them:

rdit i#w n PtH in sDm(-oS) Pnt#wrt SDm(-oS) Nb-nfr s# B#kwrl m#o Xrw Giving praise to Ptah by the workman Pentaweret (and) the workman Nebnefer, son of Bakenwerel, true of voice. The text on the surrounding frame starts at the top center, reads right, and continues downward:

onX Htp di nsw PtH Nfr-Hr ms Hmww Hry st.f wr(t) di.f onX wDo snb spd-Hr Hsw mrwt n k# n sDm-oS m st m#ot Pn[t#w]rt m#o Xrw A gift that the king gives to Ptah, Nefer-Her, Who Created the Arts, the One upon his Great Throne, that he may give life, prosperity, and health, alertness, praises, and love to the ka of the worker in the Place of Truth, Pentaweret, true of voice. The corresponding text on the left is very poorly preserved and only a few signs can be made out:

onX Htp di nsw PtH [… m]s [Hm]ww pr [… di].f [onX wD# snb] n k# n sDm[-oS] …imntt [Hr W#st](?)a…n…[Nb]nfr A gift that the king gives to Ptah, [… Who Created] the Arts (?)b ..[…] that he may give [life, prosperity, and health]c to the workman … west(?) …d Nebnefer. Notes: a. The traces are very indistinct. One might expect m st m#ot Hr imntt W#st, with the small round sign after the break being the city determinative for W#st, but there is a trace of what may be a flat sign under the seated man in sDm-oS. Although m st m#ot can be written in a very compact way, there does not appear to be enough space for that restoration. b. On the basis of the epithet in the horizontal text to the upper right. c. Restored on the basis of the text on the right jamb and as a phrase commonly preceding n k# n. d. The length of the lacuna suggests another title before Nebnefer’s name, probably “sculptor” (T#y mD#t m st m#ot).6 For other examples where the title sDm-oS is combined with another title, see KRI III, 584.8–9 sDm-oS with Chief Workman; KRI III, 651.11 sDm-oS with draftsman of Amun, and KRI III, 678.11 sDm-oS with sculptor (of Amun), the last much like what I suggest for this reconstruction. I thank Ben Davies for these references.

Commentary To, the vizier of Ramesses III, is attested as vizier of Upper Egypt, perhaps as early year 12,7 but certainly by year 16. In a ration list dated to year 29, he appears as vizier of both Upper and Lower Egypt, consolidating 6 Stela base Louvre E 16363 in Davies, Who’s Who, 220 note 220, 236 note 440 and KRI V, 663.10–12. 7 If the damaged date in a text in the Maat temple at Karnak is in fact to be restored as year 12 rather than 22. See KRI

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what had traditionally been a dual vizierate.8 He is last attested in year 32 III Smw, day 3 of Ramesses III, just twelve days before the death of the king.9 Nothing is known about his family background.10 The Chicago stela is one of very few images of the vizier, others being on Stelae I and II in the Oratory of Ptah and Meretseger, and a poorly preserved statue in Sydney.11 On all four documents he bears the epithet m#o Xrw “true of voice.”12 The composition of workmen shown with their ultimate boss – the vizier – is known from many stelae and graffiti from Western Thebes.13 This pattern was well established in the reign of Ramesses II when Paser, the vizier of Upper Egypt, was shown on a number of stelae showing him with members of the village.14 The prominence of the vizier in these stelae has been attributed to the strong relationship between the vizier and the workers because the vizier confirmed the appointments and dismissals of the principal members of the crew and he approved the overall size of the workforce.15 This type of stela showing the vizier and workmen he supervised was probably part of the public acknowledgment, and thanks for an appointment or promotion.16 However, the Chicago stela differs from many others of the type in that, as indicated by his epithet m#o Xrw and the text “for the ka of … To,” it definitely served as a memorial tribute. The Chicago stela also differs from many others showing the adoration of the vizier without a reference to the king.17 Establishing when To died (or retired) is an important clue to the date of the stela. As already stated, the last attestation of the vizier is year 32, III Smw, day 3 of Ramesses III, 18 and so the stela must have been carved sometime after that. But how much later? There is uncertainty about the date of the death or retirement of To. Janssen suggested that he did not serve under Ramesses IV, and that there was no vizier during year 1 of the new king when the High Priest of Amun Ramessesnakht acted as the “go-between” for the workers and

V, 231.3; Dresbach, Verwaltung, 83, 422. 8 O Cairo CGC 25592 = KRI V, 530.3–5. Prehotep and Khay each served as vizier of Upper and Lower Egypt in the reign of Ramesses II. See Helck, Verwaltung, 455, 457 and Häggmann, Directing Deir el-Medina, 20. 9 Peden, GM 175 (2000), 13–15, Dresbach, Verwaltung, 70–71, 84. 10 Valbelle, LÄ VI, 133; Dresbach, Verwaltung, 83. Kitchen and Ockinga, MDAIK 48 (1992), 103, in reference to the Sydney statue, suggested that, because the statue that To holds contains an image of Ptah, it “may rather be a witness for the possible northern origin of T3 and his family.” 11 For the statue, see Kitchen / Ockinga, MDAIK 48 (1992), 99–103. 12 He is also m#o Xrw on a lintel (Berlin 20131 = KRI V, 379.4–5). Oddly, the vizier’s epithet has generally been overlooked in the several analyses of Stela I from Ptah and Meretseger. There, the Chief of the Workers, Khons, bears the epithet “true or voice,” and he is shown with his son Nakhemmut, who has the title Chief, thereby having succeeded his father in office. The stela is interpreted as referring to the Chief Khons who appears in year 10 (?) of Ramesses III and his son Nakhemmut (i), or to Khons (v) (year 15 or 18 of Ramesses III [Davies, Who’s Who, 48, 279]), and his son Nakhemmut (vi). Since m#o Xrw here seems to indicate that Khons is indeed deceased, it seems convoluted to take the same epithet as applied to To as honorific or anticipatory. If it actually means that To is deceased (or retired), on the basis on the redating of the promotion of Nakhemmut to Chief from year 2 to year 1 of Ramesses IV (Collier, in: Haring / Kaper / van Walsem [eds.], The Workman’s Progress, 8, and Haring / Soliman, in: Haring / Kaper / van Walsem [eds.], The Workman’s Progress, 81), Stela I would probably date to the first year of Ramesses IV. The interpretation of the stela depends upon the meaning of m#o Xrw. For the epithet associated with living people, see Doxey, Egyptian Non-Royal Epithets, 90–93; Fischer, JNES 16.4 (1957), 225 note 12; Caminos, JEA 38 (1952), 58 with further references. 13 Davies, Five Walls, 370 (for workmen with the vizier). Another pattern, that of workmen creating a monument for their immediate superior in the village rather than the vizier, is also attested. See for example, Teeter, JARCE 50 (2014), 147–159. 14 Davies, Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated III, 16–20. 15 For the responsibility of the vizier at Deir el Medina, see Häggman, Directing Deir el-Medina, 123–124, 127; Eyre, in: Cline / O’Connor (eds.), Ramesses III, 117–118; Davies, Five Walls, 367–68; Dresbach, Verwaltung, 102–104, 152–168; Davies, Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated III, 1. 16 Davies, Five Walls, 370; Davies, Ramesside Inscriptions. Translated and Annotated III, 370; Teeter, JARCE 50 (2014), 156–158. 17 The two stelae in the Ptah-Meretseger chapel include the cartouches of Ramesses III: Bruyère, Mert Seger, pls. 10, 11. 18 Peden, GM 175 (2000), 13–15.

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the state, which would place the stela after year 32 year of Ramesses III.19 But Dresbach and Peden questioned whether To may have survived into year 1 of Ramesses IV, as Peden stated, leaving the state in “a safe pair of hands,” during the transition, while Davies has suggested “To’s own death, or departure from the office of vizier, appears to have taken place at some point in the first year of Ramesses IV …”.20 O. DeM 45, dated to year 2, II akhet day 17 of Ramesses IV records the new vizier Neferrenpet selecting the site for the tomb of Ramesses IV, thus providing a terminus ante quem for the death of To,21 and hence the stela cannot be dated before year 2 of Ramesses IV when Neferrenpet is known to be the vizier. But more information can be gleaned from the men shown in the lower register of the stela. Who are these three men? It is stated that Nebnefer is the son of Bakenwerel, but what is their relationship to Pentaweret? The grouping, and similar compositions found on many other stelae, suggest they are likely to be several generations of a single family.22 Pentaweret is given special prominence through his position to the left of the other two men, and he is specifically mentioned in the text on the right jamb. This placement, special emphasis, and his epithet “true of voice” may suggest that he was older than the other men. Stela I from the Oratory of Ptah and Meretseger that shares features of the Chicago stela likewise fails to state the relationship between the first and second men (Khons and Nakhemmut) in the series of four individuals, but they are otherwise well-documented as being father and son. On that pattern, it may be a reasonable suggestion – although it cannot be definitively proved – that Pentaweret of the Chicago stela is the father of Bakenwerel and hence the grandfather of Nebnefer.23 A Pentaweret, Nebnefer, and Bakenwerel appear together on O. DeM 831, a list of workmen, dated between year 31 of Ramesses III and year 6 of Ramesses IV,24 which would fit the suggested chronology of the death of the vizier, although the names are so common that this may not definitely refer to the men on the Chicago stela. But which Bakenwerel and Nebnefer? The names are very common in the 20th Dynasty, so trying to tie the purported family together (with the addition of Pentaweret) is a challenge.25 However, as mentioned, since the vizier To is shown with the epithet m#o Xrw, the stela must date after year 32 of Ramesses III, the last year he is surely attested (and possibly into year 1 of Ramesses IV),26 considerably reducing the number of matches for the workmen’s names. Bakenwerel (vii) is documented as a member of the left side of the gang from year 21 of Ramesses III into year 2 of Ramesses V or Ramesses VI,27 which makes him an ideal candidate for the man on the Chicago 19 Janssen, in Village Varia: Ten Studies, 161. I thank Ben Davies for this reference. 20 Peden, GM 175 (2000), 14–15; Dresbach, Verwaltung, 85–86. See Davies, Five Walls, 335. 21 Dresbach, Verwaltung, 86; Peden, GM 175 (2000), 15 for year 2 as the earliest attestation for Neferrenpet; Dresbach, Verwaltung, 71, 86 and Peden, GM 175 (2000) for comments about O. Mond (KRI VII, 330.13) that Helck dated to year 1 of Ramesses IV. 22 Among the many examples, Stela II in the chapel of Ptah and Meretseger, where the a wab priest Irenutef is shown with his three sons (Bruyère Mert Seger, fig. 11; KRI V, 378:12–16); Teeter, JARCE 50 (2014); Černý, Stelae in the Bankes Collection, no. 10. 23 Another possibility suggested by Ben Davies, is that the title “son” stands in opposition to both Nebnefer and Pentaweret, in which case, the latter would be another, perhaps older unattested son of Bakenwerel rather than his father. 24 Grandet, Ostraca hiératiques non littéraires IX : Nos. 831–1000, 11, 197–199 (recto column I.5, col II, recto column II.6, 10). 25 See Davies, Who’s Who, 228 for the comment (specifically about BM 811), “Any attempt to identify these individuals (Nebnefer and Pentaweret) is prohibited due to the popularity with which the name of Pentaweret was employed … during the mid-XXth Dynasty.” 26 See note 20. 27 The last attestation of Bakenwerel depends on the dating of O. Berlin 12343 that has been dated to Ramesses IV (Deir el Medina Database, accessed January 20, 2020); Ramesses V (Valbelle, Ouvriers, table VII), or Ramesses VI (van Walsem, in: Demarée / Egberts [eds.], Deir el Medina in the Third Millennium, 349) and the dating of O. Berlin 12654 that has been dated to year 2 of Ramesses V (Davies, Who’s Who, 220 note 229; Janssen, The Accession Date of Ramesses VI, 135–136 (there reconsidering his original date of Ramesses VI as given in Janssen, in: Demarée / Janssen [eds.], Gleanings, 134, and Janssen, Commodity Prices, 75), or to year 2 of Ramesses VI (Deir el Medina Database [accessed January 3, 2020], KRI VI, 344). See Collier, in: Di Baise-Dyson / Donovan (eds.), The Cultural Manifestation of Religious Experience 200, 202, for Bakenwerel being in position 4 on the left side between years 22 and 29 of Ramesses III, continuing into the reign of Ramesses IV. I thank Ben Davies for this reference.

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stela, especially since his son is known to be Nebnefer (xi).28 These individuals are known from several sources. Bakenwerel (vii) and Nebnefer (x) are attested on stela base Louvre E 16363,29 and again on O. Ashmolean 0246 (O. Gardiner 0246), a distribution list dated to year 2 of Ramesses IV.30 The verso of O. Berlin P. 12343, an account of the transfer of woodwork, also mentions Bakenwerel and his son Nebnefer.31 That ostracon has been dated to year 2 of the reigns of Ramesses V or Ramesses VI,32 and it too is thought to refer to these specific individuals. The absence of Pentaweret in these records, especially the distribution list, could mean that he was dead by that time.33 Because Bakenwerel (vii) is last attested in year 2 of Ramesses V or year 2 of Ramesses VI,34 the Chicago stela, with its reference to him with the epithet m#o Xrw (true of voice/deceased) probably dates after that time. A bit more can be said about the careers of the men shown on the Chicago stela. Bakenwerel, who on the Chicago stela is shown without a title, only once appears, like Pentaweret and Nebnefer, with the title sDmoS.35 As already noted, he is probably attested from year 21 of Ramesses III to year 2 of Ramesses V or VI, giving him at least an eighteen-year tenure on the gang that saw him through the expansion and of the workforce.36 His son, Nebnefer, who advanced to hold the post of sculptor, is last attested in year 9 of Ramesses IX.37 The names of Nebnefer’s wife (Henutmefket) and a son Bakenwerel (viii) are known.38

Conclusions The Chicago stela adds an additional record to our documentation of the vizier To, both by a representation of him, and a clear reference to him being deceased or out of office. The stela also presents further documentation of the family of Bakenwerel (vii) and his son Nebnefer (x).39 It is also proposed that Pentaweret may be the otherwise unknown father of Bakenwerel.40 The stela dates after year 2 of Ramesses V or year 2 Ramesses VI, the last year that Bakenwerel (vii) is attested.41 Since both Pentaweret and Bakenwerel bear the epithet m#o Xrw, the stela was commissioned by Nebnefer in memory of his forefathers, but also to the memory of To. The continued reverence for To is odd, for Nebnefer lived and worked under a series of later viziers including Neferrenpet who served through the reign of Ramesses IV into that of Ramesses VI, and his little-attested successors Nehy, Ramesnakht, Thutmose, and perhaps Ramses Montuhirhatef.42 Perhaps Nebnefer was harkening back to the start of the family’s career at Deir el-Medina when To was vizier, the stela serving as an acknowledgment of Nebamun’s thanks for the appointment of his forefathers (and hence his own later appointment) to the force during the reign of Ramesses III. A similar motivation – a possible remembrance of the family’s initial association with the village – may explain why Pentaweret, who here is suggested to be Nebnefer’s grandfather, was given prominence by being shown in front of the other three men, and why he is specifically mentioned on the right jamb of the stela, rather than emphasizing his own father, Bakenwerel, who was also deceased at the time the stela was commissioned.

28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

For the family, see Davies, Who’s Who, 220, 236, chart 47. Davies, Who’s Who, 236 note 440; KRI V, 663.12. From the Deir el-Medina database. For the text, see KRI VI, 164–65 and the translation in McDowell, Village Life, 81–82 (no. 52). See note 26 for dating of the ostracon to year 2 of Ramesses VI. From the Deir el-Medina database. See note 27. Louvre E 16363 in KRI V, 663.12. Elsewhere (KRI V, 475.11, 477.4, 527.15–16), he is simply a “worker of the gang” (rmT ist). KRI VI, 76–77, 344–345. Davies, Who’s Who, 220 note 221, 236 note 439. For his title, see stela base Louvre E 16363 = KRI V, 663.12. Davies, Who’s Who, 220–21, chart 47. Davies, Who’s Who, 220: “I am not aware of further attestations of a ‘sculptor’ name Nebnefer.” For Nebnefer as sculptor, see Davies, Who’s Who, 236 note 440 with references. Davies, Who’s Who, 220: “it is not possible to ascertain who the parents of Bakenwerel (vii) may have been.” See note 27. Dresbach, Verwaltung, 71–72, 86–91.

A “New” Stela of the Vizier To (Chicago OIM E14655)

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Re-Harachte und Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel; mit einem Beitrag zur Bedeutung des widdergestaltigen Amun Martina Ullmann Die folgenden Ausführungen gehen auf meine Untersuchungen zum Kultensemble von Abu Simbel zurück, die ich ursprünglich im Rahmen meiner Habilitationsschrift durchführte.1 Regine Schulz hat mein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität München und meinen beruflichen Werdegang wie keine zweite Person geprägt. Sie hat auch entscheidend dazu beigetragen, dass ich mehrere Jahre lang, finanziell abgesichert auf einer sog. Habilitationsstelle an der LMU München, an meinem Forschungsprojekt zu den ägyptischen Tempeln des Neuen Reiches in Nubien arbeiten konnte. Ein Beitrag aus diesem Themenfeld in der ihr gewidmeten Festschrift erscheint mir daher passend – insbesondere da er ein Problem aufgreift, über das Regine und ich in der Vergangenheit mehrfach diskutierten, nämlich Herkunft und Bedeutung der Widdergestalt des Amun. Viele Fragen hierzu sind nach wie vor offen. Entscheidend für ihre Beantwortung ist m. E. eine eingehende Analyse der Belege für den widdergestaltigen Amun vorrangig in der Zeit des Neuen Reiches in ihrem jeweiligen größeren Kontext. Dies soll im Folgenden am Beispiel des Großen Tempels von Abu Simbel versucht werden.2

Die Hauptkultempfänger im Großen Tempel von Abu Simbel In der Literatur ist die Zueignung des Großen Tempels von Abu Simbel umstritten: Teils wird er als ReHarachte-Tempel bezeichnet,3 teils wird Amun als „Hausherr“ ausgemacht.4 Kormysheva vertritt die Meinung, dass er „Amun of Nubia“ gewidmet war.5 Laut Arnold ist er „den ägyptischen Reichsgöttern Amunre (im Süden), Horus von Mehu (im Norden) und dem vergöttlichten Ramses und Ptah geweiht“.6 Habachi war der Meinung, dass der Tempel „seems rather to be dedicated to Amun-of-Ramesses, who might have represented the deified king“7 und Manouvriers These geht in die gleiche Richtung: « Ce temple n’est pas dédié à Rê-Horakhty, comme il avait été prévu lors de sa fondation. Il s’agit plutôt d’un mémorial associant les cultes des dieux Ramsès et Amon-Rê de-Ramsès ».8 Bei der genauen Betrachtung der Göttlichkeitsformen Ramses’ II. im Großen Tempel von Abu Simbel zeigt sich, dass der göttliche Ramses II. unzweideutig einer der Hauptkultempfänger der Anlage war, worauf auch der mit dem Geburtsnamen des Königs gebildete Tempelname pr (Ro-mss mrj-Jmn) hinweist und die Bezeichnung der Anlage als Millionenjahrhaus.9 Für die Weihung der Anlage an einen „Amun des Ramses“ finden sich allerdings keinerlei Belege. Solch eine spezifische mit dem göttlichen Ramses II. verbundene Amunform ist lediglich an zwei, abseits der Hauptachse gelegenen Stellen im Bild- und Textprogramm des

1 Ullmann, Architektur und Dekorationsprogramm, 292–429. 2 Im größeren Rahmen werden Herkunft und Bedeutung der Widdergestalt des Amun gerade im Rahmen einer Doktorarbeit durch Ahmed Hassan Aly Khalifa an der LMU München untersucht. 3 So beispielsweise in PM VII, 95 oder in Hein, Ramessidische Bautätigkeit, 32, vgl. aber auch ibid., 119, wo „AmunRe, Re-Harachte und vor allem Ramses II.“ als Kultempfänger bestimmt werden. 4 Loeben, in: Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung, 155. 5 Kormysheva, in: Kendall (ed.), Nubian Studies 1998, 123. 6 Arnold, Tempel, 78. 7 Habachi, Features, 2. 8 Manouvrier, Ramsès, 357. 9 Zum göttlichen Ramses im Großen Tempel von Abu Simbel siehe Ullmann, in: Bechtold / Gulyás / Hasznos (eds.), From Illahun to Djeme.

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Tempels vertreten.10 Für die Theologie des göttlichen Königs spielte vielmehr die wesenhafte Verbindung mit Re-Harachte die Hauptrolle. Eine m pr Gott NN-Angabe, die den Tempel mit der Hauptkultanlage eines bestimmten Gottes verbinden würde, wie dies z. B. bei den Anlagen Ramses’ II. in Derr, Wadi es-Sebua und Gerf Hussein der Fall ist, ist für Abu Simbel nicht belegt.11 Da die Inschriften im Großen Tempel nahezu vollständig erhalten sind, wird es sich hierbei wohl kaum um einen Zufall handeln. Vielmehr lässt sich daraus schließen, dass der Große Tempel von Abu Simbel tatsächlich nicht zum pr eines bestimmten Gottes gehörte, sondern – zusammen mit dem kleinen Tempel vor Ort – als eine autarke Einheit konzipiert war, welche vermutlich direkt der königlichen Verwaltung unterstellt war. Für die inhaltliche Konzeption der Anlage bedeutete dies, dass erstens der göttliche Ramses II. im Mittelpunkt von Theologie und Kult des Tempels stand und dass zweitens mehrere Götter gleichberechtigt nebeneinander mit ihm zusammen verehrt werden konnten. Bei letzteren handelt es sich ausweislich der Tempeldekoration in erster Linie um den heliopolitanischen Sonnengott v. a. in der Gestalt des Re-Harachte und um Amun(-Re) – allerdings nicht um einen spezifisch in Nubien verorteten Amun (vgl. hierzu weiter unten). Eine diesen beiden Göttern gegenüber eindeutig nachrangige, aber nichtsdestoweniger wichtige Position nimmt Ptah ein, worauf im Rahmen dieses Beitrages aber nicht weiter eingegangen werden kann. Für die Aufnahme des Horus von MH#/Abu Simbel in die Gruppe der Hauptkultempfänger gibt es meines Erachtens keine ausreichenden Anhaltspunkte.

Amun(-Re)12 und der heliopolitanische Sonnengott Bei der Analyse der Göttergruppen im Großen Tempel von Abu Simbel lässt sich eine Dominanz von Erscheinungsformen des Gottes Amun(-Re) – ergänzt um Min-Amun – feststellen.13 Formen des heliopolitanischen Sonnengottes nehmen hier nur die zweite Position ein. Bei den Göttlichkeitsformen Ramses’ II. ist dagegen die Verbindung zwischen dem göttlichen Ramses II. und Amun(-Re) zwar eindeutig nachweisbar, aber es zeigt sich, dass in der Konzeption der Anlage diejenige zu Re-Harachte von weitaus größerer Bedeutung ist.14 An der Terrasse und in der 1. Pfeilerhalle sind insgesamt sechs Weihinschriften angebracht, die sich auf den Tempel in seiner Gesamtheit beziehen.15 Als Empfänger der Stiftung wird auf der nördlichen Brüstung der Terrassenmauer „Re-Harachte-Atum, Herr der Beiden Länder, der Heliopolitaner“ genannt, auf dem südlichen Pendant dagegen „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder“ (4).16 Das gleiche Verteilungsschema – Amun-Re im Süden, heliopolitanischer Sonnengott im Norden – zeigt sich auf den Architravinschriften über den beiden Pfeilerreihen des 1. Pfeilersaales (24): Auf der Innenseite des nördlichen Architravs ist „Re-Harachte, großer Gott, Herr von Nubien“ Adressat der Weihung, auf der Außenseite ist es Atum; auf der Innenseite des südlichen Architravs ist „Amun-Re, König der Götter“ genannt, auf der Außenseite jedoch 10 Vgl. hierzu weiter unten. 11 Ullmann, in: Flossmann-Schütze / Goecke-Bauer / Hoffmann / Hutterer / Schlüter / Schütze / Ullmann / Brose (Hrsg.), Kleine Götter – Große Götter, 517. 12 Zu Ikonographie und Funktion des Amun(-Re) im Großen Tempel von Abu Simbel vgl. Kormysheva, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung; Kormysheva, in: Hasitzka / Diethart / Dembski (Hrsg.), Das Alte Ägypten und seine Nachbarn; Kormysheva, in: Kendall (ed.), Nubian Studies 1998. 13 Generell zur Dekoration des Tempels siehe die, allerdings unvollständigen und teils auch fehlerhaften, Angaben in PM VII, 95–111 sowie die Publikation des Großen Tempels von Abu Simbel durch das Centre Égyptien de Documentation et d’Études sur l’Histoire de l’Art et de la Civilisation de l’Égypte Ancienne (CEDAE), welche allerdings bis heute nicht komplett vorliegt. Einen sehr nützlichen Überblick gibt Peters-Destéract, Abou Simbel mit vielen ansonsten unpublizierten Angaben und Umzeichnungen. Zu den Nebenräumen I–VIII (bzw. N–U) siehe zudem Lurson, Lire l’image égyptienne. Möglichst umfassend wiedergegeben sind Wanddekoration und Ausstattung in Ullmann, Architektur und Dekorationsprogramm, 300–323. Viele der dort gemachten Angaben, auf die sich auch der hier vorliegende Beitrag bezieht, beruhen auf Beobachtungen vor Ort und einem umfangreichen Bildmaterial der Verfasserin, das größtenteils in der Bilddatenbank MUDIRA einsehbar ist: http://mudira.gwi.uni-muenchen.de/. 14 Ullmann, in: Bechtold / Gulyás / Hasznos (eds.), From Illahun to Djeme, 312–313. 15 Zu den Weihinschriften im Großen Tempel von Abu Simbel vgl. Grallert, Bauen – Stiften – Weihen, 166–168. 16 Die hier angegebenen Nummern beziehen sich auf die Position der Belege im Tempel auf dem als Abb. 1 hier reproduzierten Plan des Tempels. In Umschrift sind Namen und Epitheta des heliopolitanischen Sonnengottes und Amun(-Res) weiter unten wiedergegeben.

Re-Harachte und Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel

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wieder Re-Harachte. In der 1. Pfeilerhalle lassen die Weihinschriften demzufolge ein Übergewicht des heliopolitanischen Sonnengottes erkennen, dem der Tempel als Re-Harachte und als Atum zugeeignet wird. Lediglich eine der vier Inschriften nennt Amun-Re als Stiftungsempfänger. Ursprünglich war auch in diesem Text Re-Harachte der Adressat, erst sekundär wurde sein Name durch den des Amun-Re überschrieben.17 Es könnte sich hierbei entweder um die Korrektur eines Ausführungsfehlers handeln oder aber um eine Planungsänderung.18 Die Tatsache, dass Amun-Re an der Terrassenbrüstung innerhalb der Widmungsformel originär genannt ist, macht Ersteres wahrscheinlicher. Insgesamt betrachtet verweisen die Weihinschriften entlang der Hauptkultachse des Großen Tempels auf den heliopolitanischen Sonnengott und auf Amun-Re als gemeinsame Tempelherrn, wobei eine gewisse Dominanz des Erstgenannten feststellbar ist. Das „Schatzhaus“ des Tempels ist in einer Widmungsformel im südlichen Nebenraum II (32) an „AmunRe, der inmitten von Nubien ist“ überwiesen. Die alleinige Nennung des Amun-Re hier darf jedoch nicht als eine Bevorzugung gedeutet werden, denn im gleichen Raum II, an der der Widmungsformel gegenüberliegenden Wand (33), wird der König bezeichnet als „Der Denkmäler macht im Haus seines Vaters Re-Harachte, der inmitten des Südlandes ist“, d. h. auch in diesem räumlichen Kontext ist die doppelte Zuordnung des Tempels an den heliopolitanischen Sonnengott und gleichzeitig an Amun-Re deutlich gemacht. Die architektonisch eigenständige sog. Südkapelle zeigt bei den Weihinschriften das gleiche Muster wie der Große Tempel auf der Hauptkultachse: im Süden Widmung an „Amun-Re inmitten des Südlandes“ (102: Decke, südl. Hälfte) und im Norden an Re-Harachte (101; vermutlich auch 102: Decke, nördl. Hälfte [zerstört]). An der Fassade des Speos (96) ist diese Raumeinheit außerdem als Tempel des „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten von Nubien ist“ bezeichnet. Sicherlich kein Zufall, sondern eine bewusste kulttopographische Verankerung der Hauptkultempfänger im Tempel ist es, wenn von den insgesamt nur neun Belegen in den Tempelinschriften, die eine Gottheit per Epitheton (eingeleitet mit Hrj-jb) im Großen Tempel von Abu Simbel verorten, sich je drei auf Re-Harachte (20; 22; 92) und den göttlichen Ramses II. (23; 68; 87) beziehen sowie zwei auf Amun-Re und Min-AmunKamutef (16; 67). Sowohl die Belege für den heliopolitanischen Sonnengott als auch diejenigen für Formen des Amun(-Re) verteilen sich über den gesamten Tempel. Sie dominieren nicht nur – zusammen mit Darstellungen des göttlichen Ramses II. – die Hauptachse der Anlage (vgl. die folgende tabellarische Übersicht), wo sie den Prozessionsweg begleiten, sondern sie besetzen auch in den Nebenräumen sowie in der sog. Süd- und der Nordkapelle wichtige Positionen.

Götterverteilung in den Durchgängen und auf den Wänden der Räume entlang der Hauptkultachse

Sanktuar Westwand: Seitenwände:

Süden

Norden

Ptah, Amun-Re Min-Amun-Re-Kamutef Barke des Amun-Re

göttl. Ramses II., Re-Harachte göttl. Ramses II. Barke des göttl. Ramses II.

Durchgang Querraum – Sanktuar Ostseite, Türsturz: Amun-Re, Mut

göttl. Ramses II., Maat

Querraum Westwand: Seitenwände: Ostwand:

Ptah Thot Atum

Amun-Re Horus von Abu Simbel Min-Amun-Kamutef

17 Siehe hierzu Černý / Donadoni, Abou-Simbel, F8. 18 Kormysheva, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 115 leitet aus dieser Umänderung eine veränderte Konzeption des Dekorationsprogrammes der 1. Pfeilerhalle ab.

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mittlerer Durchgang 2. Pfeilerhalle – Querraum innere Laibung: [vermutlich Amun-Re] äußere Laibung: Amun Ostseite, Türsturz: Amun-Re, Mut, Chons

2. Pfeilerhalle Westwand: Seitenwände: Ostwand:

Amun-Re Barke des Amun-Re Amun-Re, göttl. Ramses II., Mut

Durchgang 1. Pfeilerhalle – 2. Pfeilerhalle innere Laibung: Re-Harachte äußere Laibung: Amun-Re Ostseite, Türsturz: Amun-Re, Mut 1. Pfeilerhalle Westwand: Seitenwände:

Ostwand:

Amun-Re, göttl. Ramses II., Mut Merimutef, Ipet; Amun-Re; Ptah; (Thot, Seschat), ReHarachte; Amun-Re Amun-Re

Durchgang zum Speosinneren Westseite, Türsturz: Amun-Re, Mut innere Laibung: Amun mittlere Laibung: Amun-Re äußere Laibung: Ostseite, Türsturz:

Atum Amun-Re, Mut

göttl. Ramses II. Re-Harachte Re-Harachte, Werethekau (oder Sachmet)

Re-Harachte Barke des göttl. Ramses II. Min-Amun-Kamutef, göttl. Ramses II., Isis

zerstört Ptah-Sokar Re-Harachte, Sachmet

Re-Harachte, göttl. Ramses II., Jusaas Qadeschschlacht

Re-Harachte

Re-Harachte, Sachmet Re-Harachte (textlich: Month, Atum, Chons, Mut, Re-Harachte, Amun) Amun-Re Re-Harachte, Werethekau

Bei den Göttergruppen wurden Amun-Re und Re-Harachte (teilweise noch ergänzt um Ptah) bevorzugt miteinander kombiniert.19 Dies gilt ebenso für die Gesamtheit der flachbildlichen Dekoration. Formen des Gottes Amun und des heliopolitanischen Sonnengottes werden gerne in ganz verschiedenen kontextuellen Situationen zusammen bzw. direkt hintereinander oder sich gegenüberstehend dargestellt und/oder genannt. Beispiele hierfür sind: ● auf der nördlichen Stele im Vorhof (3) die Opferszene im Bildfeld vor Amun-Re, Re-Harachte und Thot; ● auf der Stele im nördlichen Korridor der Terrasse (7) die zweimalige Nennung des Amun-Re in der nördlichen Hälfte und des Re-Harachte in der südlichen sowie im Bildfeld die Opferszene vor Amun-Re, ReHarachte und Horus von MH#; ● auf der Stele im nördlichen Korridor der Terrasse (9) die Nennung des Amun-Re auf beiden Pfosten der Umrahmung und im Bildfeld die zweifache Opferszene vor Re-Harachte; ● auf der Nordseite der mittleren Laibung des Durchgangs zum Speosinneren (14) ist Ramses II. u. a. bezeichnet als Sohn des Atum bzw. des Amun und als geliebt von Re-Harachte; ● in den Inschriften jeweils beidseits der Osirispfeilerstatuen des 1. Pfeilersaales ist Ramses II. zweimal auf der einen Seite geliebt von Amun-Re und auf der anderen von Re-Harachte (23: 4. Pfeiler im Süden und 1. Pfeiler im Norden);20

19 Ullmann, Architektur und Dekorationsprogramm, 326–335. 20 Hier liegt also zusätzlich eine diagonale Verschränkung des ersten Pfeilers der Nordreihe mit dem letzten der Südreihe vor. Da auf der Vorderseite des 1. Pfeilers im Süden und des 4. Pfeilers im Norden jeweils Amun-Re und Isis

Re-Harachte und Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel

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● auf der Ostseite des 4. Pfeilers im Süden opfert Ramses II. oben Wein vor Re-Harachte und unten Blumen vor Amun-Re (23); parallel dazu opfert Ramses II. auf der Ostseite des 4. Pfeilers im Norden oben die Maat vor Amun-Re und unten Blumen vor Re-Harachte (23);21 ● auf den inneren Laibungen der Durchgänge von der 2. Pfeilerhalle zum Querraum erhält Ramses II. jeweils auf einer Seite Leben von einer Göttlichkeitsform seiner selbst und auf der anderen Seite von ReHarachte (73) bzw. von Amun-Re (79; vermutlich auch 7622); ● von den sieben Szenen an der Westwand des Nebenraumes II (33) zeigt die erste als Kultempfänger den heliopolitanischen Sonnengott in der theologisch umfassenden Form als „Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri, großer Gott“23 und die drei folgenden Amun in drei verschiedenen Formen, als Amun-Re-Kamutef, als „Amun, Erster und Herr des Südlandes, großer Gott, Herr des Himmels“ und als „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Erster des Südlandes, großer Gott, Herr des Himmels, Erster seines Heiligtums“; ● ähnlich komplementär sind die Szenen an den Seitenwänden des Nebenraumes III angeordnet: Auf der Ostwand (37) opfert Ramses II. in der 2. Szene vor „Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner, Re-Horus-Chepri, großer Gott“, in der 4. Szene vor „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder inmitten des Südlandes, großer Gott, Herr des Himmels“ und in der 5. Szene vor „Re-Harachte, Herr des Himmels“; auf der Westwand (38) opfert Ramses II. in der 3. Szene vor „Re, Herr des Himmels, Harachte, großer Gott, Herrscher von Heliopolis“, in der 5. Szene vor „Amun-Re, Herr des Himmels“24 und in der 6. Szene vor „Re, Herr des Himmels, großer Gott, Herrscher der Götter“; ● im Nebenraum IV folgt auf der Westwand (41: 1. und 2. Szene) auf eine Opferszene vor Amun-Re eine Anbetungsszene vor Re-Harachte; ● im Nebenraum V folgt auf der Westwand (44: 6. und 7. Szene) auf eine Opferszene vor dem „Amun des Wsr-M#o.t-Ro stp(.n)-Ro“ eine solche vor Re-Harachte;25 ● die drei Opferszenen auf der Südwand des Nebenraumes VI (48) richten sich an Amun-Re-Kamutef und Isis, an Amun-Re, Mut und Chons sowie an Atum; ● auf der Rückwand des Nebenraumes V (46) ist eine Doppelszene vor Amun-Re dargestellt, wohingegen auf der Rückwand des westlich direkt benachbarten Raumes VII (55) eine Doppelszene vor Re-Harachte angebracht ist; ● auf den Rückwänden der Räume I (29), VI (50) und VIII (60) sind jeweils Doppelszenen platziert, die in der einen Hälfte Amun-Re zeigen und in der anderen Re-Harachte; einzig die Doppelszene auf der Rückwand des Nebenraumes III (39) variiert die Zusammenstellung der Götter: hier tritt links Re-Harachte als Kultempfänger auf und rechts anstelle von Amun-Re der göttliche Ramses II.;26 ● die Vierergruppe an der Rückwand des Sanktuars (92) bestehend aus Ptah, Amun-Re, dem göttlichen Ramses II. und Re-Harachte; ● auf dem nördlichen Türpfosten des Durchgangs zum Speosinneren der sog. Südkapelle (98) ist Ramses II. geliebt von „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder inmitten von Nubien“ bzw. von „Re-Harachte, großer Gott inmitten von Nubien“; ● an der Rückwand des Speos der sog. Südkapelle (102) opfert Ramses II. in der südlichen Hälfte die Maat vor „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder inmitten des reinen Berges von Napata, großer Gott, Herr des Himmels“ und in der nördlichen opfert er Wein vor Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri; ● auf der Ostwand der sog. Nordkapelle (107) zeigt die 1. Szene Amun-Re und Ptah als Kultempfänger, während die Hauptfiguren der 2. Szene Re-Harachte und Ramses II. sind;

21 22

23 24 25 26

genannt werden, folgt daraus, dass die jeweils ersten und letzten Pfeiler beider Seiten chiastisch miteinander verschränkt sind. Vgl. hierzu auch Loeben, in: Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung, 152–153. Re-Harachte trägt auch in beiden Fällen die identischen Epitheta: „großer Gott, Herr von Nubien“. Die Szene der südlichen Laibung des mittleren Durchganges (76) ist zerstört, aber die ansonsten beachtete kulttopographisch korrekte Positionierung von Re-Harachte im Norden und Amun-Re im Süden der drei Laibungen lässt vermuten, dass hier auf der Südseite wiederum Amun-Re dem König Leben spendete. In der Beischrift zum König in Kongruenz mit zwei der drei folgenden Amunsformen bezeichnet als „Re-Harachte, der inmitten des Südlandes ist“. Auf der Ost- wie der Westwand ist Amun-Re ikonographisch identisch mit Widderkopf und Sonnenscheibe dargestellt (siehe hierzu weiter unten). Parallel zu letzterer richtet sich auch die 7. Szene der Ostwand an Re-Harachte. Die Rückwand von Raum II zeigt zwei Nischen und diejenige von Raum IV blieb undekoriert.

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● auf dem zentralen Sockel der sog. Nordkapelle (109) ist auf der Ostseite der König geliebt von Amun-Re und auf der Westseite von Re-Harachte; ● der südliche Obelisk in der sog. Nordkapelle (109) trägt oben drei Opferszenen vor Re-Harachte, AmunRe und Ptah; auf den Schaftseiten ist der König jeweils geliebt von Atum; der nördliche Obelisk zeigt oben eine Opferszene vor Re-Harachte und auf zwei Schaftseiten ist der König geliebt von Amun-Re; ● auf der Außenseite der Ostwand der sog. Nordkapelle (112) erhält Ramses II. die Sedfesthieroglyphe und das Anchzeichen im Süden von Amun-Re und im Norden von Re-Harachte. Auf der Hauptkultachse des Tempels sind Szenen und Inschriften mit einer Form des Amun und einer des heliopolitanischen Sonnengottes bevorzugt achsensymmetrisch zueinander angeordnet (vgl. die tabellarische Übersicht oben). Beispiele hierfür sind: ● die Widmungsformel an der südlichen Brüstung der Terrassenmauer (4) zu Gunsten von Amun-Re und diejenige an der nördlichen Brüstung zugunsten von Re-Harachte; ● oben an der Fassade (10) ist Ramses II. im Süden geliebt von Amun-Re, im Norden von Re-Harachte; ● auf den Seiten der Statuensockel südlich des Speoseingangs (11) ist Ramses II. geliebt von Amun-Re, auf denen im Norden ist er geliebt von Re-Harachte; ● die Ostseite des Durchgangs zum Speosinneren (12) ist in ihrer südlichen Hälfte auf Amun-Re ausgerichtet, in ihrer nördlichen dagegen auf Re-Harachte; ● auf der äußeren Laibung des Durchgangs zum Speosinneren (13) ist Ramses II. im Süden geliebt von Atum, im Norden von Amun-Re; ● auf der inneren Laibung des Durchgangs zum Speosinneren (15) ist Ramses II. im Süden geliebt von Amun, im Norden von Re-Harachte; ● der Türsturz auf der Westseite des Durchgangs zum Speosinneren (16) zeigt im Süden eine Weinopferszene vor Amun-Re und Mut, im Norden eine ebensolche vor Re-Harachte und Sachmet; ● in der südlichen Hälfte der Ostwand des 1. Pfeilersaales (17) wird Ramses II. beim Erschlagen der Feinde vor Amun-Re gezeigt und in der nördlichen Hälfte (20) bei der gleichen Handlung vor Re-Harachte; ● in der südlichen Hälfte der Westwand des 1. Pfeilersaales (19) überweist Ramses II. Gefangene an Amun, den göttlichen Ramses II. (sekundär) und Mut; in der nördlichen Hälfte (22) führt er die gleiche Handlung vor Re-Harachte, dem göttlichen Ramses II. (sekundär) und Jusaas durch; ● die Widmungsformel auf der Innenseite des südlichen Architravs (24) nennt Amun-Re als Stiftungsempfänger, die auf dem gegenüberliegenden nördlichen Architrav Re-Harachte; ● die Ostseite des Durchgangs zur 2. Pfeilerhalle (61) ist in ihrer südlichen Hälfte überwiegend auf AmunRe ausgerichtet, in ihrer nördlichen v. a. auf Re-Harachte; ● in der südlichen Hälfte der Westwand des 2. Pfeilersaales (66) erhält Ramses II. Anchzeichen und Jahresrispe von Amun-Re; in der nördlichen Hälfte (69) dito von Re-Harachte; ● der Türsturz auf der Ostseite des mittleren Durchgangs zum Querraum (75) zeigt im Süden eine Opferszene vor Amun-Re, Mut und Chons, im Norden eine Opferung vor Re-Harachte und Werethekau oder Sachmet; ● auf der äußeren Laibung des mittleren Durchgangs zum Querraum (76) ist Ramses II. im Süden geliebt von Amun, im Norden von Re-Harachte; ● in der südlichen Hälfte der Ostwand des Querraumes (81) opfert Ramses II. Wein vor Min-Amun-Kamutef und in der nördlichen Hälfte (84) Weihrauch vor Atum. Diese Zusammenstellung zeigt deutlich, dass die achsensymmetrisch komplementäre Verteilung der Szenen und/oder Inschriften mit Formen des Amun und des heliopolitanischen Sonnengottes sowohl den Speoseingang als auch die Durchgänge vom 1. zum 2. Pfeilersaal und vom 2. Pfeilersaal Mitte zum Querraum dominiert. Auch die Ost- und die Westwände im 1. und 2. Pfeilersaal und im Querraum weisen zu zwei Dritteln dieses Anordnungsschema auf. D. h. der Prozessionsweg entlang der Hauptkultachse durch den Tempel wurde im Süden von Amun(-Re) – einmal auch Min-Amun-Kamutef – flankiert und im Norden von ReHarachte bzw. Atum. Die kulttopographisch korrekte Anordnung nach den Hauptkultstätten dieser Götter im Süden bzw. Norden Ägyptens wurde also auf der Hauptkultachse nahezu durchgängig beachtet. In fast allen oben angeführten Beispielen steht Re-Harachte in Parallele zu Amun(-Re) entlang der OstWest-Achse, nur in zwei Fällen wurde dem Gott Atum der Vorzug gegeben. Dessen Auftreten erklärt sich

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beide Male aus dem konkreten Bezugssystem der Inschrift resp. Szene: Die Ostseite des Speoseingangs (12) ist in ihrer südlichen Hälfte auf Amun-Re ausgerichtet und in ihrer nördlichen Hälfte auf Re-Harachte. Die unmittelbar dahinter liegende äußere Laibung des Durchgangs (13) nennt dagegen ungewöhnlicher Weise im Süden Atum und im Norden Amun-Re. Der Grund hierfür dürfte in der damit möglichen chiastischen Verbindung zwischen Amun-Re und zwei Formen des heliopolitanischen Sonnengottes an programmatischer Stelle unmittelbar am Eingang zum Tempelinneren liegen.27 Dies erklärt dann auch gleichzeitig den Verstoß gegen die kulttopographisch korrekte Anordnung. Im zweiten Fall steht Atum als Kultempfänger parallel zu Min-Amun-Kamutef (81; 84), d. h. hier war vermutlich der Urgottaspekt, der diesen beiden Göttern eignet, ausschlaggebend für die Bevorzugung des Atum vor Re-Harachte. In auffälliger Abweichung zu dem oben skizzierten Verteilungsschema steht die Opferszene vor ReHarachte auf der Südseite der inneren Laibung des Durchgangs zur 2. Pfeilerhalle (63). In der parallelen Opferszene auf der Nordseite ist der männliche Gott aufgrund der Zerstörung von Oberkörper und Beischrift nicht zu identifizieren. Es ist daher nicht feststellbar, ob der Grund für die ungewöhnliche Platzierung des Re-Harachte südlich der Achse in der kulttopographischen Verortung des auf der Nordseite befindlichen Gottes liegt (falls es sich z. B. um eine andere Form des heliopolitanischen Sonnengottes handelte, wie Atum oder Chepri) oder ob Re-Harachte hier in einem anders gearteten Bezugssystem steht, über das aber lediglich spekuliert werden kann (vgl. weiter unten).28

Götterverteilung auf Türstürzen und Türpfosten entlang der Hauptkultachse Süden Durchgang Querraum – Sanktuar, Ostseite Türsturz: Amun-Re, Mut Türpfosten: Re-Harachte Osiris mittlerer Durchgang 2. Pfeilerhalle – Querraum, Ostseite oberhalb des Türsturzes: Amun-Re Türsturz: Amun-Re, Mut, Chons Türpfosten:

Ptah Month

Norden göttl. Ramses II., Maat göttl. Ramses II. Ptah

Amun-Re Re-Harachte, Werethekau (oder Sachmet) Chons Thot

Durchgang 1. Pfeilerhalle – 2. Pfeilerhalle, Ostseite oberhalb des Türsturzes: Amun-Re Türsturz: Amun-Re, Mut Türpfosten: Min Amun-Re

Re-Harachte Re-Harachte, Sachmet Ptah Re-Harachte

Durchgang zum Speosinneren, Westseite Türsturz: Amun-Re, Mut Türpfosten: Amun-Re Ptah Re-Harachte

Re-Harachte, Sachmet Min Chons Atum

Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass vier von insgesamt fünf Türstürzen auf dem Weg vom Tempeleingang in Richtung Sanktuar (12; 16; 61; 75) in der südlichen Hälfte Amun-Re (+ Begleitung) zeigen 27 Vgl. auch Loeben, in: Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung, 153. 28 Die Überlegungen hierzu von Loeben, in: Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung, 151–152 sind meines Erachtens nicht tragfähig, da sie auf der nicht zu verifizierenden Annahme beruhen, dass es sich bei dem Gott auf der Nordseite um Amun handelt.

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und in der nördlichen Hälfte Re-Harachte (+ Begleitung) – einzig auf dem Türsturz zum Sanktuar (87) ist anstelle von Re-Harachte der göttliche Ramses II. (+ Begleitung) dargestellt. Die Götterauswahl auf den Türpfosten ist demgegenüber vielfältiger und für ihre Anordnung war nicht die Kulttopographie bestimmend, sondern eine Vielzahl von inhaltlichen und/oder äußeren Kongruenzen zwischen den Gottheiten: ● Auf dem südlichen Pfosten der Westseite des Speoseingangs (16) sind – von oben nach unten – AmunRe, Ptah und Re-Harachte die Kultempfänger, d. h. hier wurde die sog. Reichstriade zusammengestellt. Ihnen gegenüber auf dem nördlichen Pfosten sind Min, Chons und Atum wiedergegeben; Min steht vermutlich in inhaltlicher Ergänzung zu Amun-Re und Atum desgleichen zu Re-Harachte; Chons wurde möglicherweise aufgrund der äußeren Ähnlichkeit zu Ptah hier platziert, denn beiden eignet die mumienförmige Gestalt. ● Auf dem südlichen Pfosten der Ostseite des Durchgangs zur 2. Pfeilerhalle (61) empfängt oben Min Opfer, unten ist es, inhaltlich komplementär, Amun-Re. Auf dem nördlichen Pfosten ist oben Ptah dargestellt, unten Re-Harachte, womit sich zusammen mit der unteren Szene des südlichen Pfostens wiederum die Reichstriade ergibt. ● Auf den Pfosten der Ostseite des mittleren Durchgangs zum Querraum (75) ist oben im Süden Ptah abgebildet und im Norden wieder Chons (vgl. oben Nr. 16); unten ist im Süden Month gezeigt und im Norden Thot, was unter Umständen ebenfalls auf eine äußere Ähnlichkeit zurückzuführen ist, da beide Götter theriomorph mit Falken- bzw. Ibiskopf dargestellt sind. ● Auf den Pfosten der Ostseite des Durchgangs zum Sanktuar (87) ist oben im Süden Re-Harachte der Kultempfänger, ihm komplementär gegenüber ist es der göttliche Ramses II.; Gott und göttlicher König sind äußerlich stark aneinander angeglichen, sie tragen beide Falkenkopf und Sonnenscheibe; unten ist im Süden Osiris wiedergegeben und im Norden Ptah, wobei wieder auffällt, dass beide Götter mumienförmig gestaltet sind. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass nach Ausweis der hierfür maßgeblichen Dekoration entlang der Hauptkultachse Amun(-Re), teilweise ergänzt um Min-Amun, und der heliopolitanische Sonnengott, v. a. in der Gestalt des Re-Harachte, die primären Gottheiten im Großen Tempel von Abu Simbel sind. Eine weitere Hauptrolle spielt der göttliche Ramses II., der in enger wesenhafter Verbindung zu Re-Harachte steht, bis hin zu einer zumindest partiellen Ineinssetzung. Auf diesem theologischen Hintergrund muss meines Erachtens die teilweise Übernahme der Position des heliopolitanischen Sonnengottes in Szenen nördlich der Hauptkultachse durch den göttlichen Ramses II. gesehen werden (vgl. die oben gegebene tabellarische Übersicht zur Götterverteilung entlang der Hauptkultachse).29 Besonders deutlich wird dies beim Barkenkultbild, wo dasjenige des mit Re-Harachte gleichgesetzten göttlichen Ramses II. an den Stellen abgebildet ist, wo eigentlich die Kultbildbarke des heliopolitanischen Sonnengottes zu erwarten wäre, also an den Nordwänden des Sanktuars (91) und des 2. Pfeilersaales (68), sowie an der Nordwand der sog. Südkapelle (101). Als ein weiteres Beispiel für das Eintreten des göttlichen Ramses II. an einer Stelle, wo nach dem auf der Hauptkultachse gültigen Anordnungsschema Re-Harachte stehen müsste, kann die oben erwähnte Szene in der nördlichen Hälfte des Türsturzes zum Sanktuar (87) gelten. Es ist allerdings m. E. nicht richtig, diese Positionsübernahme als eine „Ersetzung“ des Re-Harachte durch den göttlichen Ramses II. zu deuten,30 vielmehr ist davon auszugehen, dass in diesen Fällen Re-Harachte in der Gestalt des göttlichen Ramses II. anwesend war. Eine Vorrangstellung des Amun(-Re) vor Re-Harachte, wie sie Loeben postuliert,31 vermag ich nicht zu erkennen. Er stützt sich dabei auf Belege für Amun-Re in Positionen, die keine Parallelität erlauben, die also nur eine Gottheit nennen können. Bei diesen insgesamt nur sehr wenigen Beispielen – zumeist senkrechte Textzeilen zwischen Doppelszenen32 – handelt es sich jedoch, von einer Szene abgesehen, um nach Lage und/oder Inhalt eher unbedeutende Bezeugungen, die meines Erachtens auf dem Hintergrund der Gesamtdekoration keine ausreichende Basis für solch eine weitreichende Schlussfolgerung bieten. Von größerer Aussagekraft ist einzig die Weihräucherszene vor Amun in der südlichen mittleren Laibung des Speoseingangs 29 30 31 32

Siehe hierzu auch Habachi, Features, 6. Wie bei Habachi, Features, 6 und bei Loeben, in: Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung, 147, 149. Loeben, in: Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung, 149. Auf der Ost-West-Achse im Tempelinneren nur zweimal belegt (75: oberhalb des Türsturzes [hier ist aber auch das einzige Mal in einer Doppelszene beidseits der Ost-West-Achse Amun-Re wiedergegeben]; 87: Türsturz).

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(14). Wegen des nach rechts öffnenden Türblattes wurde auf der Nordseite keine parallele Szene angebracht. Für die Wahl des Amun an der Südseite muss jedoch keineswegs eine Vorrangstellung dieses Gottes bemüht werden; in Übereinstimmung mit der Mehrzahl der anderen Belege entlang der Hauptkultachse wird vielmehr auch hier die Kulttopographie den Ausschlag gegeben haben, wonach der Weg südlich der Hauptkultachse durch den Tempel eben von Amun-Re flankiert wurde. Man könnte sich sogar überlegen, ob der Umstand, dass man auf die parallele Szene mit Re-Harachte auf der gegenüberliegenden Nordseite verzichten musste, die sehr ungewöhnliche Platzierung des Re-Harachte auf der Südseite der inneren Laibung des Durchgangs zum 2. Pfeilersaal (63) motiviert hat, sozusagen als Ausgleich zur Betonung des Amun im östlich davor liegenden Durchgang.

Epitheta des Amun(-Re-Kamutef)/Min-Amun(-Re-Kamutef) in den Szenenbeischriften und sonstigen Inschriften des Tempels ● Amun (8 [datiert unter Siptah]; 14: nördl. Laibung; 15: südl. Laibung; 72: nördl. Türpfosten; 76: südl. äußere Laibung; 100; 101; 102) ● Amun Xntj v#-%nt nTr o# nb p.t – „Amun, Erster des Südlandes, großer Gott, Herr des Himmels“ (33: 3. Szene) ● Amun Ts t#.wj – „Amun, der die Beiden Länder verknüpft“ (23: 4. Pfeiler im Norden, Westseite)33 ● Amun n Wsr-M#o.t-Ro stp(.n)-Ro – „Amun des Wsr-M#o.t-Ro stp(.n)-Ro“ (44: 6. Szene) ● Amun Wsr-M#o.t-Ro – „Amun (des) Wsr-M#o.t-Ro“ (100) ● Amun-Re (3; 7; 12: südl. Türpfosten, innen; 13: nördl. Laibung; 14: südl. Laibung34; 23: 4. Pfeiler im Süden, Vorderseite, rechts; 29: Mittelzeile; 61: Türsturz, südl. Mittelzeile und südl. Hälfte des Türsturzes; 62: südl. Laibung; 65; 72: über dem Türsturz;35 75: südl. Hälfte des Türsturzes;36 90: 1. Szene; 106: unteres Register; 37 112: unten, südl. Hälfte) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj – Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder (1; 2; 3; 4: südl. Brüstung; 6 [datiert unter Siptah]; 7 [zweimal]; 8 [datiert unter Siptah]; 9 [zweimal]; 11: Sockelseiten der beiden südl. Kolosse [viermal]; 12: Türsturz, südl. Mittelzeile; 17; 18: oberes Register, 2. Szene; 19; 23: 1. Pfeiler im Süden, Vorderseite, links; 23: 2. Pfeiler im Süden, Ostseite; 23: 2. Pfeiler im Süden, Rückseite; 23: 1. Pfeiler im Norden, Vorderseite, links; 46: westl. und östl. Hälfte; 48: 2. Szene; 53: 6. Szene; 60: östl. Hälfte; 61: südl. Szene über dem Türsturz; 65; 70: 2. Pfeiler im Süden, Nordseite; 79: südl. innere Laibung; 83; 87: Türsturz, Mittelzeile; 94: südl. Türpfosten; 96; 109: Sockel, Ostseite [zweimal]; 109: südl. Obelisk, Westseite; 109: nördl. Obelisk, Nordseite) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj nTr o# – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, großer Gott“ (41: 1. Szene) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj nb p.t – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Herr des Himmels“ (64) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Xntj Jp.t-s.wt – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Erster von Karnak“ (18: oberes Register, 5. Szene; 23: 4. Pfeiler im Süden, Westseite) 33 Kormysheva, in: Hasitzka / Diethart / Dembski (Hrsg.), Das Alte Ägypten und seine Nachbarn, 107 liest jw anstelle von t#.wj. Gegen diese Lesung spricht die Textwiedergabe mit zwei t#-Zeichen in der CEDAE-Publikation (Černý / Donadoni, Abou-Simbel, F 45b) und bei LD III, 188h sowie eine Überprüfung der Inschrift vor Ort, welche die Existenz von zwei t#-Zeichen bestätigte. Vgl. auch eine ikonographisch genau gleiche Amunsdarstellung auf einer der Säulen im sog. Astronomischen Raum des Ramesseums, wo der Gott ebenfalls als Amun Ts t#.wj bezeichnet wird (PM II2, 440; Champollion, Notices Descr. I, 902). 34 Die Beischrift zum Gott ist zerstört, die ursprünglich hier genannten Epitheta sind demnach nicht mehr zu eruieren. 35 Vgl. die vorherige Anm. 36 Vgl. die Anm. 34. 37 Vgl. die Anm. 34.

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● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Xntj m v#-ctj – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Erster in Nubien“ (26) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Xntj v#-%nt nTr o# nb p.t Xntj jp.t=f – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Erster des Südlandes, großer Gott, Herr des Himmels, Erster seines Heiligtums“ (33: 4. Szene) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Hrj-jb pr (Ro-mss mrj-Jmn) – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun“ (16: südl. Türpfosten) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Hrj-jb v#-ctj – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten von Nubien ist“ (96; 97; 98: nördl. Türpfosten) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Hrj-jb v#-%nt – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten des Südlandes ist“ (99: südl. Hälfte; 101; 102: südl. Mittelzeile) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Hrj-jb v#-%nt {ctj} nTr o# nb p.t – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten des Südlandes ist, großer Gott, Herr des Himmels“ (37: 4. Szene) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj Hrj-jb p# Dw wob Npt nTr o# nb p.t – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten des reinen Berges von Napata ist, großer Gott, Herr des Himmels“ (102: südl. Hälfte) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj njswt nTr.w – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, König der Götter“ (12: südl. Hälfte des Türsturzes) ● Amun-Re nb ns.wt t#.wj njswt nTr.w nb p.t [...] – „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, König der Götter, Herr des Himmels [...]“ (107: 1. Szene) ● Amun-Re njswt nTr.w – „Amun-Re, König der Götter“ (10: südl. Inschrift unterhalb des Rundstabes; 23: 4. Pfeiler im Süden, Ostseite; 23: 3. Pfeiler im Norden, Rückseite; 23: 4. Pfeiler im Norden, Vorderseite, links; 24: südl. Architrav, Innenseite; 73: südl. äußere Laibung; 74: südl. Türpfosten; 87: südl. Hälfte des Türsturzes; 90: 1. Szene; 99: südl. Hälfte; 109: nördl. Obelisk, Ostseite) ● Amun-Re njswt nTr.w nb p.t – „Amun-Re, König der Götter, Herr des Himmels“ (75: Mittelzeile über dem Türsturz) ● Amun-Re njswt nTr.w nb v#-ctj – „Amun-Re, König der Götter, Herr von Nubien“ (29: südl. Hälfte) ● Amun-Re njswt nTr.w Xntj v#-ctj – „Amun-Re, König der Götter, Erster von Nubien“ (101) ● Amun-Re nb nHH – „Amun-Re, Herr der nHH-Ewigkeit“ (36) ● Amun-Re nb p.t – „Amun-Re, Herr des Himmels“ (38: 5. Szene; 61: südl. Türpfosten; 65; 75: südl. und nördl. Szene über dem Türsturz; 92: 1. Statue südl. der Hauptachse) ● Amun-Re nb W#s.t – „Amun-Re, Herr von Theben“ (16: südl. Hälfte des Türsturzes) ● Amun-Re nb [...] – „Amun-Re, Herr [...]“ (59: 3. Szene) ● Amun-Re Xntj Jp.t-s.wt – „Amun-Re, Erster von Karnak“ (19) ● Amun-Re Xntj v#-%nt – „Amun-Re, Erster des Südlandes“ 38 (50: nördl. Hälfte) ● Amun-Re Hrj-jb v#-ctj – „Amun-Re, der inmitten von Nubien ist“ (32) 38 So die Lesung in LD Text V, 162. Heute ist die Beischrift zum thronenden Gott weitestgehend zerstört.

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● Amun-Re Hrj-jb v#-%nt – „Amun-Re, der inmitten des Südlandes ist“ (102: Decke, südl. Zeile) ● Amun-Re Hrj-jb [...] – „Amun-Re, der inmitten von [...] ist“ (23: 4. Pfeiler im Norden, Ostseite) ● Amun-Re Hrj-tp W#s.t – „Amun-Re, der an der Spitze von Theben ist“ (66) ● Amun-Re-Kamutef (33: 2. Szene) ● Amun-Re-Kamutef Hrj-jb jp.t=f – „Amun-Re-Kamutef, der inmitten seines Heiligtums ist“ (48: 1. Szene) ● Min-Amun (23: 3. Pfeiler im Norden, Vorderseite, rechts; 28: 2. Szene; 108: unteres Register) ● Min-Amun-Kamutef (23: 4. Pfeiler im Norden, Westseite; 81) ● Min-Amun-Kamutef Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) – „Min-Amun-Kamutef, der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun ist“ (67) ● Min-Amun-Re-Kamutef (90: 2. Szene) Epitheta des Amun-Re auf den im Großen Tempel gefundenen Privatstatuen: ● Amun-Re njswt nTr.w – „Amun-Re, König der Götter“ (2: Sitzstatue des Paser, Opferformel) ● Amun-Re Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) – „Amun-Re, der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun ist“ (3: Kniefigur des Paser, Opferformel) ● Amun-Re Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) p# dmj – „Amun-Re, der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun von der Stadt ist“ (3: Kniefigur des Paser, Opferformel) Die in der Tempeldekoration am häufigsten belegten Epitheta des Amun-Re betonen den Herrscheraspekt des Gottes: „Herr der Throne der beiden Länder“ ist am zahlreichsten und verteilt über die gesamte Anlage anzutreffen; auch als „König der Götter“ wird Amun-Re häufig bezeichnet und zwar mit Vorliebe in den Räumen entlang der Hauptkultachse. Regelmäßig ist Amun-Re außerdem im gesamten Tempel mittels der Beiwörter „großer Gott“ und „Herr des Himmels“ als große, überregional wirksame (Himmels-)Gottheit charakterisiert. Einmal wird er zudem im Nebenraum III (36) in einer Weinopferszene als „Herr der nHH-Ewigkeit“ angesprochen. Als „der die Beiden Länder verknüpft/formt“ ist Amun – ebenfalls im Rahmen einer Weinopferszene – einmal im 1. Pfeilersaal belegt (23: 4. Pfeiler im Norden, Westseite), womit vermutlich auf seine Schöpfergottqualitäten hingewiesen wird. Der Fruchtbarkeits- und Urgottaspekt des Amun-Re wird in den zweimal in den Nebenräumen II (33: 2. Szene) und VI (48: 1. Szene) belegten Formen als Amun-ReKamutef betont. Auch in den siebenmal größtenteils in den Räumen auf der Ost-West-Achse bezeugten Verbindungen des Amun bzw. Amun-Kamutef und Amun-Re-Kamutef mit Min (vgl. die obenstehende Liste) steht dieser Funktionsaspekt des Gottes im Vordergrund. Zweimal ist ein „Amun des Wsr-M#o.t-Ro stp(.n)-Ro“ bzw. ein „Amun (des) Wsr-M#o.t-Ro“ belegt, d. h. eine theologisch eng mit Ramses II. verbundene Sonderform des Gottes Amun.39 Nach ihrem räumlichen und semantischen Kontext spielt diese Amunsform allerdings im Götterspektrum des Großen Tempels von Abu Simbel nur eine sehr untergeordnete Rolle: An der Westwand des Nebenraumes V (44: 6. Szene) opfert Ramses II. Blumen vor dem widderköpfig mit Sonnenscheibe dargestellten „Amun des Wsr-M#o.t-Ro stp(.n)Ro“. Die Szene wird flankiert von Opferszenen vor Ptah und Re-Harachte. An der Südwand des Speos der sog. Südkapelle (100) läuft oben ein Fries von Kartuschen Ramses’ II. entlang und dazwischen jeweils eine 39 Zu den sog. „Ramses-Göttern“ vgl. Ullmann, in: Rosati / Guidotti (eds.), Proceedings, 655.

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auf einem mrj-Zeichen hockende Gottheit. Die zehnte von den zwölf Gottheiten, von denen Ramses II. hier als geliebt bezeichnet wird, ist der „Amun (des) Wsr-M#o.t-Ro“ (anthropomorph mit Sonnenscheibe). Außer ihm setzt sich das Götterkollegium aus der Triade von Elephantine, aus drei nubischen Horusgottformen sowie aus Thot, der in Nubien verorteten Hathor („Herrin von Kusch“), Isis, Amun und Werethekau zusammen. Eine kulttopographische Verortung des Amun-Re (einmal des Min-Amun-Kamutef) findet in Bezug auf den Großen Tempel von Abu Simbel, auf die thebanische Region und auf Nubien statt, Letzteres unter Verwendung von verschiedenen Toponymen. Als „inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun“ wird Amun-Re am westlichen Ende des Durchgangs zum Speosinneren bezeichnet (16: südl. Türpfosten) und Min-Amun-Kamutef (67) ist das gleiche Beiwort in der Opferszene in der nördlichen Hälfte der Ostwand des 2. Pfeilersaales beigegeben. Außerdem ist Amun-Re noch zweimal auf der im Tempel gefundenen Kniefigur des Vizekönigs von Kusch Paser40 auf die gleiche Art zu der Anlage in Bezug gesetzt. In zwei Fällen wird Amun-Re als Kultherr der thebanischen Region charakterisiert: Am westlichen Ende des Durchgangs zum Speosinneren (16: südl. Hälfte des Türsturzes) ist er als „Herr von Theben“ angesprochen. Die auffallende Nähe dieses Belegs zu dem, wo er im Tempel selbst verortet ist (16: südl. Türpfosten), legt es nahe, hierin eine absichtsvolle Verschränkung dieser beiden topographischen Zuordnungen des Gottes zu erkennen, d. h. hier liegt ein Hinweis auf den thebanischen Hintergrund des in Abu Simbel verehrten Amun-Re vor. An der Westwand der 2. Pfeilerhalle (66) ist der Amun-Re, welcher Ramses II. Leben und eine dauerhafte Herrschaft garantiert, mittels des Beiwortes „an der Spitze von Theben“ ebenfalls als thebanischer Kultherr definiert. Dreimal ist Amun-Re mittels des Epithetons „Erster von Karnak“ (Xntj Jp.t-s.wt) mit seinem Haupttempel in Theben verbunden. Interessanterweise stehen alle drei Belege auf engstem Raum zusammen: Die Überweisung der nubischen Gefangenen, dargestellt in der südlichen Hälfte der Westwand der 1. Pfeilerhalle (19), erfolgt an „Amun-Re, Erster von Karnak“, d. h. es ist Amun-Re in seiner Eigenschaft als Kultherr von Theben, der den Tribut aus dem nubischen Fremdland empfängt. Dieser Szene genau gegenüber, an der Westseite des 4. Pfeilers der Südreihe (23), opfert Ramses II. Blumen vor „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Erster von Karnak“. Unweit dieser beiden Szenen, am westlichen Ende der Südwand (18: 5. Szene), weiht Ramses II. im oberen Register ein großes Opfer vor „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, Erster von Karnak“ (anthropomorph mit hoher Doppelfederkrone), der in einem Naos mit Uräenfries thront, welcher als stilisierter Berg gezeichnet ist. Vor dem Berg mit dem thronenden Gott erhebt sich eine große Uräusschlange, mit der Weißen Krone auf dem Kopf. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hier um eine Wiedergabe des Gebel Barkal, unweit nördlich des 4. Kataraktes gelegen.41 Dies legt v. a. der Vergleich mit sehr ähnlich gestalteten späteren Darstellungen, die sich unzweifelhaft auf den Gebel Barkal beziehen, nahe.42 Am Fuß des Gebel Barkal hatte vermutlich Thutmosis III. das südlichste Zentrum des ägyptischen Kultes gegründet,43 mit einem Tempel für Amun-Re, der als südliches Pendant zum Haupttempel des Amun in Karnak, d. h. zu Jp.t-s.wt, aufgefasst wurde.44 40 Gefunden teils in der 1., teils in der 2. Pfeilerhalle; heute im British Museum, EA 1376; vgl. PM VII, 110 und KRI III, 74, 9–75, 1. 41 Kendall / el-Hassan / Wilson / Haynes / Klotz, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 185: Abweichend von Kendall gehe ich aber nicht davon aus, dass die Kultszene in Abu Simbel einen Besuch Ramses’ II. am Gebel Barkal widerspiegelt. Zu der Darstellung siehe auch Kormysheva, in: Hasitzka / Diethart / Dembski (Hrsg.), Das Alte Ägypten und seine Nachbarn, 106 und Kormysheva, in: Kendall (ed.), Nubian Studies 1998, 120– 121. 42 An erster Stelle ist hier eine Szene im Muttempel des Taharka am Gebel Barkal (B 300) zu nennen, vgl. Robisek, Bildprogramm, Szene 303.Sw.3. 43 Von der Bautätigkeit Thutmosis’ III. am Gebel Barkal sind kaum mehr Spuren übrig geblieben, aber die erste Bauphase des späteren Großen Amuntempels B 500 – d. h. B 500 sub – könnte aus dieser Zeit stammen; vgl. Kendall / el-Hassan / Wilson / Haynes / Klotz, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 163–165. 44 Zu dieser weitgehend akzeptierten These siehe u. a. Kendall / el-Hassan / Wilson / Haynes / Klotz, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 162–163; Kuckertz / Lohwasser, Einführung, 46; Kormysheva, in: Kendall (ed.), Nubian Studies 1998, 109–110; Kormysheva, Gott in seinem Tempel, 21; Török, Between Two

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Ramses II. war ebenfalls als Bauherr am Großen Amuntempel (B 500) vom Gebel Barkal tätig.45 Eine Textpassage auf der Stele Thutmosis’ III. aus dem Jahr 47 vom Gebel Barkal macht es wahrscheinlich, dass diese enge theologische Verbindung zwischen dem Gebel Barkal und Karnak bereits zur Zeit der Errichtung der ersten Kultinstallationen am Gebel Barkal existierte. Es heißt dort: „Hört, ihr Menschen des Südlandes, das am reinen Berg ist, der ‚Throne der Beiden Länder‘ genannt wurde bei den Menschen, als er noch nicht bekannt war“ (sDm.w rmTw %ntj ntj m p# Dw wob Dd.w r=f ns.wt t#.wj m rmTw n rX.tw=f ).46 Die Bezeichnung ns.wt t#.wj „Throne der Beiden Länder“ ist seit Mentuhotep II. durch das Epitheton nb ns.wt t#.wj eng mit dem Gott Amun(-Re) und dessen Entstehungs- und Hauptkultort Theben, insbesondere dem Tempel von Karnak, verbunden.47 Auch in der hier interessierenden Szene in Abu Simbel trägt AmunRe u. a. dieses Beiwort, das semantisch zum einen den Aspekt des Gottes als Herrscher über Ägypten zum Ausdruck bringt, zum anderen aber auch auf die Übertragung dieser Herrschaft von Amun-Re auf den König, bei dessen Amtseinsetzung, verweist. Die Steleninschrift belegt, dass, zumindest ab der späten Regierungszeit Thutmosis’ III., ns.wt t#.wj auch den Gebel Barkal bezeichnete.48 In der uns hier interessierenden Szene – wie in weiteren Darstellungen und Texten des Neuen Reiches, insbesondere solchen auf nubischem Gebiet – stellt sich also die Frage, ob das Epitheton nb ns.wt t#.wj auf die am (und im) Gebel Barkal verehrte Form des Amun-Re verweist. Da im vorliegenden Fall Amun-Re durch das zweite Epitheton „Erster von Karnak“ (Xntj Jp.t-s.wt) eindeutig in Karnak verortet ist und die Epitheta-Kombination „Herr der Throne der Beiden Länder, Erster von Karnak“ generell gut bezeugt ist für Amun(-Re) in Kontexten, die keinen Bezug zum Gebel Barkal erkennen lassen, liegt m. E. der Schluss nahe, dass hier kein klarer textlicher(!) Verweis auf den Gebel Barkal vorliegt. Nicht außer Acht lassen sollte man aber eine möglicherweise absichtsvolle Ambiguität in dieser Szene, die einerseits den Gott mit seinem Hauptkultort Karnak verbindet, aber zugleich, aufgrund der Mehrdeutigkeit von „Throne der Beiden Länder“, auf seinen Kultort am Gebel Barkal verweist. Die Weihung eines großen Opfers an den in seinem Heiligtum am Gebel Barkal thronenden „Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, Ersten von Karnak“ als Teil des Bildprogramms im Großen Tempel von Abu Simbel dient zum einen als Ausdruck einer theologischen Verknüpfung zwischen dem thebanischen Amunskult mit seinem Zentrum in Karnak und dem Kult des Amun am Gebel Barkal sowie zum anderen der Einbindung des Großen Tempels von Abu Simbel in diese kulttopographisch besonders bedeutsame Konstellation. Zusätzlich zu der Amunstheologie war als religiöser Hintergrund für die Verbindung der Amunsheiligtümer am Gebel Barkal und in Abu Simbel vermutlich noch das beiden Kultorten gemeinsame Konzept eines „reinen (= heiligen) Berges“ (Dw wob) von Bedeutung. Auf der Felsstele des Ro-mss-oS#.w-H#b-sd nördlich des Kleinen Tempels von Abu Simbel steht geschrieben, dass der Große Tempel von Abu Simbel „durch Aushöhlung in diesem Berg von Abu Simbel (MH#)“ entstand.49 In einer Widmungsformel in der sog. Südkapelle ist eine ähnliche Formulierung benutzt, in welcher der Felsen als „reiner Berg“ bezeichnet ist (102: Decke). Die gleiche Aussage findet sich in Bezug auf den Kleinen Tempel mehrfach innerhalb der verschiedenen Weihinschriften an der Fassade und in der Pfeilerhalle dieser Anlage. In der Halle wird auch dreimal die Formulierung „reiner Berg“ (Dw wob) verwendet.50 Als Dw wob eigneten dem Gebel Barkal und den Felsen Worlds, 227. 45 Kendall / el-Hassan / Wilson / Haynes / Klotz, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 182–185. 46 Urk. IV, 1238. 47 Vgl. dazu die Zusammenstellung der Belege in LGG III, 672a−673. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass ns.wt t#.wj keine Ortsbezeichnung für Karnak ist! Amun(-Re) trägt dieses Epitheton auch mit anderen lokalen Beziehungen oder ohne solche: siehe bereits Sethe, Amun, 12–14 (§ 11–13). Ein Bezug auf Karnak ist aber in vielen Belegen doch mittelbar gegeben, da Amun(-Re) als Herrscher über Ägypten eben seinen Hauptkultort in Karnak hatte und dieser Kultkomplex auch eine entscheidende Rolle in den Krönungsriten spielte. Zu Amun(-Re) nb ns.wt t#.wj siehe auch Goedicke, in: Luft (ed.), Intellectual Heritage, 200–203 sowie Gabolde, Karnak, Amon-Rê, passim. 48 Pamminger, BzS 5 (1992), 106–107; Kormysheva, Gott in seinem Tempel, 21–22; Kendall / el-Hassan / Wilson / Haynes / Klotz, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 162; Gabolde, in: Honegger (ed.), Nubian Archaeology, 92–95 hat kürzlich die interessante These aufgestellt, dass die ägyptische Bezeichnung ns.wt t#.wj einen bereits vorhandenen lautlich ähnlichen nubischen Ortsnamen für den Gebel Barkal aufgreift; siehe auch Lohwasser / Sörgel, Zeugnis, 16. 49 PM VII, 117, Nr. 9; KRI III, 203, 1–204, 8. 50 Desroches-Noblecourt / Kuentz, Petit Temple, 78–79.

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von Abu Simbel, resp. den bei oder in ihnen befindlichen Kultanlagen, bestimmte gleichartige mythische Qualitäten.51 Der „reine Berg“ galt als urzeitlicher Ruheort des Schöpfungsgottes – meistens Amun-Re oder Min –, wodurch das in ihm befindliche Speos zu einer heiligen Stätte der hier beständig kultisch neu vollzogenen Regeneration von Kosmos und Königtum wurde. Die Validität der Interpretation der Szene in der 1. Pfeilerhalle als Darstellung des Gebel Barkal wird gestützt durch die Szene in der südlichen Hälfte der Rückwand des Speos der sog. Südkapelle (102). In ihr bringt Ramses II. ein Maat-Namensopfer vor dem thronenden „Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, der inmitten des reinen Berges von Napata ist, großen Gott, Herrn des Himmels“ dar. Hier ist Amun-Re mittels des Epithetons „der inmitten des reinen Berges von Napata ist“ in seinem Heiligtum am Gebel Barkal verortet.52 D. h. das, was man in der Szene im 1. Pfeilersaal bildlich zum Ausdruck brachte, ist hier sprachlich formuliert. Ikonographisch sind die beiden Darstellungen des am Gebel Barkal verehrten Amun-Re in der Szene im 1. Pfeilersaal und in derjenigen in der Südkapelle identisch: Beide Male ist der Gott anthropomorph thronend mit der für Amun typischen Doppelfederkrone wiedergegeben. In der senkrechten Textzeile (102), welche die Darstellung des in Napata verorteten Amun-Re rechts flankiert, spricht „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten des Südlandes ist“. Mittels des Epithetons „Der inmitten des Südlandes ist“ (Hrj-jb v#-%nt) ist Amun-Re viermal in der sog. Südkapelle und einmal im Nebenraum III kulttopographisch in Nubien verortet: Im Speos der sog. Südkapelle ist dies, neben der oben besprochenen Szene an der Rückwand, der Fall im südlichen Teil der Ostwand (99), wo neben dem eintretenden König „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder, der inmitten des Südlandes ist“ genannt ist. Außerdem ist auf der Nordwand in einer der Beischriften zur Kultbildbarke des göttlichen Ramses II. (101) der genau gleich benannte Amun-Re erwähnt und zwar in Überblendung mit der in dem Barkennaos residierenden Göttlichkeitsform Ramses’ II.53 In der Widmungsformel an der Decke des Speos (102: Decke) ist dieses „Amun-Re, der inmitten des Südlandes ist“ zugeeignet. An der Ostwand des Nebenraumes III (37: 4. Szene) opfert Ramses II. Weihrauch vor „Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, der inmitten des Südlandes ist, großem Gott, Herrn des Himmels“. In Abwandlung hiervon ist Amun-Re bzw. Amun in drei Szenen in den Nebenräumen II und VI als „Erster des Südlandes“ (Xntj v#-%nt) bezeichnet, d. h. ihm ist explizit die Kultherrenschaft über dieses Gebiet zugesprochen: In der dritten Szene der Westwand (33) im Raum II kniet Ramses II. anbetend vor „Amun, Erstem und Herrn des Südlandes, großem Gott, Herrn des Himmels“54; in der vierten Szene opfert er Wein vor „Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, Erstem des Südlandes, großem Gott, Herrn des Himmels, Erstem seines Heiligtums“; in der südlichen Szene an der Westwand des Nebenraumes VI (50) opfert Ramses II. Wein vor Amun-Re, der vermutlich als „Erster des Südlandes“ bezeichnet ist.55 Bei v#-%nt handelt es sich um ein auf Nubien (als der Region südlich von Ägypten) bezogenes Toponym.56 Die exakte geographische Zuordnung ist jedoch unklar. Der Vorschlag von Lurson es auf die Region von Abu Simbel zu beziehen,57 erscheint mir als zu eng gefasst. Das etymologisch verwandte %ntj, welches unter Thutmosis III. für die Gegend am Gebel Barkal benutzt wird (vgl. oben), deutet vielleicht darauf hin, dass v#-%nt (oder v#-%ntj?) den südlichsten Teil des von Ägypten beherrschten Nubien bezeichnet. Das zweite in einem mehr allgemeinen Sinn auf Nubien bezogene Toponym, das innerhalb von drei verschieden formulierten Epitheta des Amun-Re mehrfach im Großen Tempel von Abu Simbel verwendet wird, ist v#-ctj. Als „Herr von Nubien“ oder „Erster in (bzw. von) Nubien“ oder als „der inmitten von Nubien“ ist Amun-Re siebenmal im Tempel belegt und zwar auffallender Weise in zwei Clustern in den Nebenräumen I und II und in der sog. Südkapelle: An der Ostwand des Nebenraumes I (26) opfert Ramses II. Wein vor 51 Zu dem Toponym Dw wob siehe die Belegsammlung und Deutung bei Thiem, Speos von Gebel es-Silsileh, 23–24, Anm. 78; zur Bedeutung vgl. auch Gundlach, SAK 8 (1980), insbes. 107–114 und Shirun-Grumach, Offenbarung, 32–37 sowie Adrom, LingAeg 12 (2004). 52 Das Toponym Npt „Napata“ für die befestigte ägyptische Siedlung am Gebel Barkal einschließlich des Areals der Kultanlagen ist das erste Mal auf der Amada-Stele Amenophis’ II. belegt: Urk. IV, 1287, 1–1299,12. 53 Ullmann, in: Bechtold / Gulyás / Hasznos (eds.), From Illahun to Djeme, 313. 54 Die ungewöhnliche Benutzung von Xntj und nb hintereinander könnte auch ein Schreibfehler sein. 55 Vgl. hierzu die Anm. 38. 56 Gauthier, DG VI, 29–30. Nicht geklärt ist die Frage, ob v#-%nt vielleicht doch als v#-ctj zu lesen ist, da sich im Hieratischen die Zeichen Gardiner D 19 (welches in Abu Simbel immer für %nt verwendet wird) und Aa 32 (ctj) sehr ähnlich sind. 57 Lurson, Lire l’image égyptienne, 33 Anm. 75.

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„Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, Erstem in Nubien“; in der südlichen Hälfte der Westwand des gleichen Raumes (29) steht Ramses II. in einer Krönungsszene zwischen „Amun-Re, König der Götter, Herrn von Nubien“ und „Atum, Herrn der Beiden Länder“; an der Ostwand des Nebenraumes II (32) richtet sich die Stiftung des „Schatzhauses“ an „Amun-Re, der inmitten von Nubien ist“. An der Fassade des Speos der sog. Südkapelle (96) wird diese Raumeinheit als „Haus des Amun-Re, Herrn der Beiden Länder, der inmitten von Nubien ist“ angesprochen; auf genau die gleiche Art ist Amun-Re noch zweimal an der Speosfassade bzw. am Eingang benannt (97; 98: nördl. Türpfosten); auf dem Sockel der Kultbildbarke des göttlichen Ramses II. an der Nordwand des Speos (101) wird Ramses II. als geliebt von „Amun-Re, König der Götter, Erstem von Nubien“ bezeichnet. Es zeigt sich also, dass Epitheta, welche Amun-Re – in einem Fall Amun – allgemein in der Region Nubien verorten, fast ausschließlich an zwei Stellen im Tempel zu finden sind: in den südwestlichen Nebenräumen, die per Stiftungsvermerk als „Schatzhaus“ definiert sind, und in der sog. Südkapelle, d. h. beide Male in Räumen, die südlich der Hauptkultachse liegen. In beiden Fällen sind die betroffenen Raumeinheiten auch in Widmungsformeln explizit an den in Nubien verorteten Amun-Re überwiesen. Im Falle des „Schatzhauses“ war dies möglicherweise durch den Herrscheraspekt des Gottes motiviert, der ihn als Empfänger der in Nubien erwirtschafteten bzw. durch Tributleistungen eingenommenen Güter besonders geeignet machte. In den meisten Fällen trägt der in Nubien verortete Amun-Re in den südwestlichen Räumen auch das Epitheton „Herr der Throne der Beiden Länder“ und einmal ist er zusätzlich als „König der Götter“ angesprochen. Besonders markant ist die Ballung der Belege in der sog. Südkapelle.58 Sowohl nach ihrer Anzahl als auch nach ihrem semantischen Kontext muss davon ausgegangen werden, dass in dieser architektonisch selbstständigen Raumeinheit – im Gegensatz zum Geschehen auf der Hauptkultachse des Tempels – der Kult des in Nubien verorteten Amun-Re eine herausragende Rolle spielte. Nach der Darstellung in der südlichen Hälfte der Rückwand zu schließen (102), war es insbesondere der am Gebel Barkal verehrte Amun-Re, der hier einen Kult erfuhr. Es wird daher wohl kaum ein Zufall sein, dass diese Raumeinheit südlich des Großen Tempels liegt, also in der Richtung des Gebel Barkal.

Zur Ikonographie des Amun(-Re)59 Amun(-Re) ist im Großen Tempel von Abu Simbel überwiegend anthropomorph stehend oder thronend mit hoher Doppelfederkrone dargestellt. Einmal trägt er vermutlich die Hemhemkrone (16). Mumiengestaltig thronend sind Amun-Re [...] und Min-Amun [...] innerhalb eines Götterkollegiums in der sog. Nordkapelle (106+108) vertreten.60 Über dem mittleren Durchgang zum Querraum (75) ist Amun-Re beidseits mumienförmig am Boden hockend abgebildet. Der an der Südwand der sog. Südkapelle als Teil eines Götterfrieses (100) hockend auf einer mrj-Hieroglyphe wiedergegebene Amun (des) Wsr-M#o.t-Ro ist mumiengestaltig mit einem Kalathos plus Sonnenscheibe auf dem Kopf abgebildet. Amun-Re-Kamutef und die mit dem Gott Min verbundenen Formen des Amun sind zumeist ithyphallisch mit hoher Doppelfederkrone dargestellt. In 13 Fällen ist ein widderköpfiger Amun-Re, bekrönt von einer großen Sonnenscheibe – die in einigen Beispielen auf einem Kalathos ruht und z. T. mit einem Uräus versehen ist –, belegt (23: 3. Pfeiler im Norden, Rückseite; 26; 36; 37: 4. Szene; 38: 5. Szene; 41: 1. Szene; 46 [2x]; 50; 53: 6. Szene; 59: 3. Szene; 60; 83). Der Amun des Wsr-M#o.t-Ro im Nebenraum V (44: 6. Szene) zeigt eine identische Ikonographie61 und der auf einer mrj-Hieroglyphe hockende Amun in dem Götterfries an der Südwand der sog. Südkapelle (100) ist widderköpfig mit Doppelfederkrone dargestellt. Insgesamt gibt es also 15 Belege für die Wiedergabe einer Form des Gottes Amun mit dem Widderkopf im Großen Tempel von Abu Simbel.62

58 Zur Funktion dieser Raumeinheit siehe Ullmann, in: Flossmann-Schütze / Goecke-Bauer / Hoffmann / Hutterer / Schlüter / Schütze / Ullmann / Brose (Hrsg.), Kleine Götter – Große Götter. 59 Für Abbildungen des Amun sei auf die umfassende bildliche Dokumentation des Großen Tempels von Abu Simbel in der Bilddatenbank MUDIRA verwiesen: http://mudira.gwi.uni-muenchen.de/. 60 Amun-Re ist in dieser Gestalt vermutlich auch Teil des Götterkollegiums über dem südlichen Durchgang zum Querraum (72). 61 Wohingegen der Amun (des) Wsr-M#o.t-Ro in dem Götterfries an der Südwand der sog. Südkapelle (100) rein anthropomorph mit Sonnenscheibe auf Kalathos und Uräus wiedergegeben ist. 62 Kormyscheva, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 115 gibt an, dass Amun mit dem Widderkopf 18 Mal im Großen Tempel anzutreffen sei.

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In der Vergangenheit wurde mehrfach die These vertreten, dass der widderköpfige Amun(-Re) in den ägyptischen Tempeln des Neuen Reiches in Nubien eine spezifisch nubische Erscheinungsform des Gottes wiedergäbe, und teils wurden daraus weitreichende Schlussfolgerungen zur Entwicklung der Amunstheologie im Neuen Reich gezogen. Basis dieser These ist die vielfach postulierte Verbindung speziell des widderköpfigen Amun mit Nubien. Diese fußt auf der Annahme, dass die Ägypter in der frühen 18. Dynastie, im Rahmen ihrer Expansionspolitik bis weit in das mittlere Niltal hinein, die Widdergestalt für Amun(-Re) von einer alten nubischen Widdergottheit übernommen hätten.63 Betrachtet man die Epitheta, welche der widderköpfige Amun-Re bei den 13 Belegen im Tempel trägt,64 dann wird deutlich, dass kein signifikanter Bezug zwischen einer kulttopographischen Verortung des AmunRe in Nubien und der Widdergestalt besteht. Denn in lediglich drei von den acht Fällen, in denen ein in Nubien verorteter Amun-Re bildlich dargestellt ist, zeigt er den Widderkopf mit der Sonnenscheibe: An der Ostwand des Nebenraumes I (26) opfert Ramses II. Wein vor dem thronenden, widderköpfigen „Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, Erstem in Nubien“; an der Ostwand des Nebenraumes III (37: 4. Szene) opfert Ramses II. Weihrauch vor dem thronenden, widderköpfigen „Amun-Re, Herrn der Throne der Beiden Länder, der inmitten des Südlandes ist, großem Gott, Herrn des Himmels“; an der Westwand des Nebenraumes VI (50: nördl. Hälfte) opfert Ramses II. Wein vor dem thronenden, widderköpfigen „Amun-Re, Erstem des Südlandes“. Die fünf anderen Belege von bildlichen Darstellungen des mit Nubien verbundenen Amun-Re zeigen in vier Fällen die übliche anthropomorphe Gestalt mit hoher Doppelfederkrone (18: oberes Register, 5. Szene; 29: südl. Hälfte; 33: 4. Szene; 102: südl. Hälfte) und in einem Fall einen Falkenkopf mit Sonnenscheibe (33: 3. Szene). Besonders signifikant scheint mir zu sein, dass auch in den zwei Fällen, in denen der in seinem Heiligtum am Gebel Barkal ruhende Amun-Re dargestellt ist (18: oberes Register, 5. Szene; 102: südl. Hälfte), er nicht, wie es nach der oben genannten These eigentlich zu erwarten wäre, widderköpfig erscheint, sondern anthropomorph mit hoher Doppelfederkrone. Von den 13 Belegen eines widderköpfigen Amun-Re mit Sonnenscheibe weisen also nur drei einen kulttopographischen Bezug zu Nubien auf. In der Mehrzahl der Fälle ist Amun-Re mit dieser Ikonographie dagegen bezeichnet als „Herr der Throne der Beiden Länder“ (46: westl. und östl. Hälfte; 53: 6. Szene; 60: östl. Hälfte; 83), als „Herr der Throne der Beiden Länder, großer Gott“ (41: 1. Szene), als „König der Götter“ (23: 3. Pfeiler im Norden, Rückseite), als „Herr der nHH-Ewigkeit“ (36), als „Herr des Himmels“ (38: 5. Szene) und einmal ist das mit „Herr“ beginnende Epitheton zerstört (59: 3. Szene). Auch in zwei von den drei Fällen, wo der widderköpfige Amun-Re ein auf Nubien bezogenes Beiwort trägt, ist er zusätzlich als „Herr der Throne der Beiden Länder“ bezeichnet und in einem Fall dabei noch als „großer Gott, Herr des Himmels“ (vgl. oben). D. h. die Epitheta des widderköpfigen Amun-Re beziehen sich in der Mehrzahl der Belege auf den Herrscheraspekt des Gottes und auf seine Eigenschaft als kosmische, überregionale Gottheit. Die Sonnenscheibe, die regelmäßig zusammen mit dem Widderkopf auftritt, verweist auf die solaren Aspekte des Amun-Re. Die Kombination von Widderkopf und Sonnenscheibe dient daher meines Erachtens als bildliches Mittel Amun-Re – und einmal auch den Amun des Wsr-M#o.t-Ro – in Verbindung speziell zu den nächtlichen Aspekten des Sonnengottes zu setzen, denn es ist die Nachtgestalt des Sonnengottes, die regelmäßig einen Widderkopf aufweist.65

63 Pamminger, BzS 5 (1992), 106–107 mit Anm. 148–151; Kormysheva, in: Beinlich / Hallof / Hussy / Pfeil (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung; Kormysheva, in: Hasitzka / Diethart / Dembski (Hrsg.), Das Alte Ägypten und seine Nachbarn; Kormysheva, in: Kendall (ed.), Nubian Studies 1998; Kormysheva, Gott in seinem Tempel, 107– 112; Török, Between Two Worlds, 227; Davies in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, insbes. 69 (mit Anm. 6); Gabolde, in: Honegger (ed.), Nubian Archaeology, insbes. 95–97; Kuckertz / Lohwasser, Einführung, 27, 47; Lohwasser / Sörgel, Zeugnis, 8–9. 64 Weder der Amun des Wsr-M#o.t-Ro im Nebenraum V (44: 6. Szene) noch der Amun in dem Götterfries an der Südwand der sog. Südkapelle (100), die beide widderköpfig sind, tragen Epitheta. 65 Beim Sonnengott ist es normalerweise der Widder mit den langgedrehten Hörnern, bei Amun-Re dagegen die Schafrasse mit den nach unten gebogenen Hörnern. Zum Widderkopf des Sonnengottes vgl. Radwan, ASAE 79 (2005). Ich danke Daniela Mendel-Leitz für mehrere sehr anregende Diskussionen über die Widdergestalt des Amun sowie für die Überlassung eines bis jetzt unveröffentlichten Manuskripts von ihr und Peter Behrens (†) zur Ikonographie des Amun. Interessanterweise kommen Behrens und Mendel-Leitz in Bezug auf die widderköpfigen Darstellungen des Amun im Tempel Ramses’ III. in Medinet Habu zu einem Ergebnis, das mit meinen Beobachtungen in Abu

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Die in Abu Simbel im Vergleich mit den anderen unternubischen Tempeln Ramses’ II. besonders gehäuft auftretende widderköpfige Gestalt des Amun-Re erklärt sich demzufolge mit der hohen Bedeutung, die dem Sonnenlauf gerade in der Theologie des Großen Tempels von Abu Simbel zukommt. Dies zeigt sich v. a. in den vielfältigen Erscheinungsformen des heliopolitanischen Sonnengottes im Dekorationsprogramm, die Bezug auf die verschiedenen kosmischen Stadien des Sonnenlaufes nehmen (siehe unten) sowie in der Existenz der Nordkapelle als einer besonderen Sonnenkultstätte.66 Die Positionierung der Mehrzahl der Belege des widderköpfigen Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel in unmittelbarer Nähe zu einer oder mehreren Darstellung des Re-Harachte (in den Nebenräumen IV [40], V [44; 46; 45], VI [50], VII [53; 55] und VIII [60])67 und zu ungewöhnlich umfassend benannten Formen des Sonnengottes (insbesondere im Nebenraum III [36; 37; 38]) lässt daran denken, dass hier eine absichtsvolle Komplementarität nicht nur allgemein in Bezug auf Amun-Re und den heliopolitanischen Sonnengott, sondern auch speziell im Zusammenhang mit dem Sonnenlauf dahintersteht. In diesen Bezugsrahmen fügt sich dann auch die oben erwähnte und nur ein einziges Mal für Amun-Re im Tempel bezeugte Gestalt als Falkenköpfiger mit Sonnenscheibe ein, die ausgerechnet in einer Anbetungsszene erscheint, die sich an „Amun, Ersten (und) Herrn des Südlandes, großen Gott, Herrn des Himmels“ richtet (33: 3. Szene). Hier wird nicht nur die ikonographische Bandbreite für den in Nubien verorteten Amun-Re deutlich, sondern insbesondere wieder der Sonnengottcharakter des Amun-Re in dieser Szene, denn Falkenkopf und Sonnenscheibe rücken ihn in Analogie zu Re-Harachte. D. h. in dieser Szene ist AmunRe auf die Station des Sonnenlaufes bezogen, welche sich mit der Form des heliopolitanischen Sonnengottes als Re-Harachte verbindet; zumeist handelt es sich dabei um den Tagesaspekt des Sonnengottes. Platziert ist die Szene mit dem falkenköpfigen Amun-Re im Nebenraum II (33: 3. Szene) in Nachbarschaft zu einer Darstellung des „Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri, großer Gott“ (33: 1. Szene). Die widderköpfige Gestalt des Amun-Re ist in diesem Raum nicht vertreten, aber dafür dreimal im benachbarten Nebenraum III, wo ebenfalls sehr umfassend definierte Formen des Sonnengottes erscheinen, wie „Atum, Herr der Beiden Länder, Heliopolitaner-Re-Horus-Chepri, großer Gott“ (37: 2. Szene). Möglicherweise ist diese Verteilung der verschiedenen Ikonographien des Amun-Re zusammen mit der unterschiedlichen Gewichtung der Erscheinungsformen des Sonnengottes – einmal steht Re-Harachte am Anfang, einmal Atum! – so zu verstehen, dass im Nebenraum II der Sonnenlauf am Tage im Kult thematisiert war und im Nebenraum III der Sonnenlauf in der Nacht. In einem Fall ist Amun im Großen Tempel von Abu Simbel in der für ihn nur selten belegten Gestalt als Krokodilsköpfiger mit Amunshorn belegt, der auf einem waagrechten Widdergehörn eine Doppelfederkrone mit Sonnenscheibe trägt. Es handelt sich dabei um eine Weinopferszene an der Westseite des 4. nördlichen Pfeilers im 1. Pfeilersaal (23). Oben wurde festgestellt, dass das Epitheton „Der die Beiden Länder verknüpft/formt“, welches Amun hier trägt, vermutlich auf seine Schöpfergottqualitäten verweist. Kormysheva interpretiert die krokodilsköpfige Gestalt des Amun als Angleichung an Sobek und sieht darin mit Wasser und Überschwemmung verbundene Aspekte des Amun als Fruchtbarkeits- und Schöpfergott zum Ausdruck gebracht.68 Meines Erachtens ist hier aber noch eine weitere Bezugsebene vorhanden und zwar wiederum die zum Sonnenlauf. Das Krokodil als Träger der Sonnenbarke und damit als Wesen, welches mithilft den täglichen Lauf der Sonne in Gang zu halten, ist insbesondere aus den Totenpapyri gut bekannt.69 Der krokodilsköpfige Amun könnte daher sehr wohl speziell auf den Moment Bezug nehmen, in dem der Sonnengott am Morgen aus dem Urozean auftaucht. Hierzu passt nicht nur das Beiwort, welches Amun in dieser Szene trägt, sondern auch die ihm beigeschriebene Rede, welche Ramses II. „die Lebenszeit des Re und die Jahre des

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Simbel übereinstimmt, nämlich, dass diese Form des Amun die nächtliche Sonne wiedergibt. Für den widderköpfigen Amun in Abu Simbel (und den Tempeln in Nubien generell) stimmt ihre Analyse aber nicht mit der meinigen überein. Zur Nordkapelle siehe Peters-Destéract, Abou Simbel, 271–279 sowie Ernst, SAK 28 (2000). Zum Aspekt des Sonnenlaufs im Großen Tempel von Abu Simbel vgl. Ullmann, in: Flossmann-Schütze / Goecke-Bauer / Hoffmann / Hutterer / Schlüter / Schütze / Ullmann / Brose (Hrsg.), Kleine Götter – Große Götter. Der widderköpfige Amun-Re an der südlichen Hälfte der Westwand des Querraumes (83) könnte sich außerdem in einem diagonalen Bezug zu Atum in der nördlichen Hälfte der Ostwand desselben Raumes (84) befinden. Kormysheva, in: Beinlich et al. (Hrsg.), 5. Ägyptologische Tempeltagung, 117; Kormysheva, in: Hasitzka / Diethart / Dembski (Hrsg.), Das Alte Ägypten und seine Nachbarn, 106–108 und Kormysheva, in: Kendall (ed.), Nubian Studies 1998, 122–123. Zur Lesung des Epithetons siehe oben die Anm. 33. Vgl. Radwan, ASAE 79 (2005), 221 mit fig. 16 und Hoffmann, in: Vaelske et al. (Hrsg.), Ägypten, 67 mit Abb. Z15.

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Atum“ zuweist. Signifikant ist außerdem, dass im Königstempel Ramses’ II. in Theben-West auf einer der Säulen im sog. Astronomischen Raum eine ikonographisch identische Amunsdarstellung belegt ist, wo der Gott nicht nur das gleiche Epitheton trägt, sondern wo er in der Beischrift ebenfalls die „Lebenszeit des Re“ übergibt.70 Als liegender Widdersphinx mit Atefkrone und Fächer ist „Amun-Re, Herr der Throne der Beiden Länder“ einmal – in Parallele zu Re-Harachte als Falkensphinx – über dem Durchgang zum 2. Pfeilersaal belegt (61). Die im Tempel zweimal dargestellte Kultbildbarke des Amun-Re hat Widderkopfprotome (mit Sonnenscheiben) an Bug und Heck, was der gängigen Ikonographie der Amunsbarke ab dem frühen Neuen Reich entspricht, mit dem frühesten Beleg unter Amenophis I. in der sog. Alabasterkapelle des Amuntempels von Karnak. Die vermutlich im Großen Tempel aufgestellte Kniefigur des Vizekönigs von Kusch Paser (II.) aus Sandstein hält einen Sockel mit einem Widderkopf vor sich. Da sich unter den insgesamt fünf Opferformeln auf der Statue eine an Amun-Re Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) p# dmj sowie zwei weitere an Amun-Re Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) wenden, könnte der Widderkopf hier den spezifisch im Großen Tempel von Abu Simbel verorteten Amun-Re darstellen.

Epitheta des heliopolitanischen Sonnengottes in den Szenenbeischriften und sonstigen Inschriften des Tempels ● Re (22) ● Re nb p.t nTr o# Hq# nTr.w – „Re, Herr des Himmels, großer Gott, Herrscher der Götter“ (38: 6. Szene) ● Re nb p.t Harachte nTr o# Hq# Jwnw – „Re, Herr des Himmels, Harachte, großer Gott, Herrscher von Heliopolis“ (38: 3. Szene) ● Re-Harachte (7 [zweimal]; 8 [zweimal, nicht Ramses II.-zeitlich]; 10: Beischriften zur falkenköpfigen Figur über dem Eingang [dreimal]; 11: Sockelseiten der beiden nördl. Kolosse [viermal]; 12: nördl. Türpfosten; 14: nördl. Laibung; 15: nördl. Laibung; 18: oberes Register, 4. Szene; 23: 4. Pfeiler im Süden, Vorderseite, links; 24: südl. Architrav, Außenseite; 44: 7. Szene; 52(?); 61: Türsturz, nördl. Mittelzeile und nördl. Hälfte des Türsturzes; 61: nördl. Türpfosten; 69; 73: nördl. äußere Laibung; 75: nördl. Hälfte des Türsturzes; 76: nördl. äußere Laibung; 79: nördl. äußere Laibung; 87: südl. Türpfosten; 97; 101; 103: östl. Türpfosten; 108: oberes Register; 109: Sockel, Westseite [zweimal];71 109: südl. Obelisk, Ostseite; 109: nördl. Obelisk, Ostseite; 110: Schrein, Westseite; 112: oben, nördl. Pylonturm;72 112: unten, nördl. Hälfte) ● Re-Harachte nTr o# – „Re-Harachte, großer Gott“ (3;73 8 [nicht Ramses II.-zeitlich]; 9: südl. und nördl. Szene; 10: nördl. Inschrift unterhalb des Rundstabes; 16: nördl. Hälfte des Türsturzes; 32; 58: 1. Szene; 72: über dem Türsturz; 112: oben, südl. Pylonturm74) ● Re-Harachte nTr o# nb p.t – „Re-Harachte, großer Gott, Herr des Himmels“ (12: Türsturz, nördl. Mittelzeile; 16: südl. Türpfosten; 29: nördl. Hälfte; 41: 2. Szene; 45: 7. Szene; 54: 2. Szene; 60: westl. Szene; 61: nördl. Szene über dem Türsturz; 63: südl. Laibung; 73: innere nördl. Laibung; 111) ● Re-Harachte nTr o# nb p.t Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) – „Re-Harachte, großer Gott, Herr des Himmels, der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun ist“ (22) 70 PM II2, 440; Champollion, Notices Descr. I, 902. Ein krokodilsköpfiger Amun mit der gleichen Krone ist rundplastisch in einer Bronzegruppe mit einer knienden Beterfigur vor dem stehenden Gott belegt, die wohl in die 26. Dyn. datiert, vgl. Wildung / Schoske (Hrsg.), Entdeckungen, 129 (Nr. 113) mit Abb. auf S. 131 und dem Titelbild. 71 Die Beischrift zum Gott ist nach dem Namen zerstört, die ursprünglich vermutlich genannten Epitheta sind demnach nicht mehr zu eruieren. 72 Vgl. die vorherige Anm. 73 Die Beischrift zum Gott ist teils zerstört, möglicherweise folgten noch weitere Epitheta. 74 Vgl. die vorherige Anm.

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● Re-Harachte nTr o# nb v#-ctj – „Re-Harachte, großer Gott, Herr von Nubien“ (3; 12: nördl. Hälfte des Türsturzes; 23: 4. Pfeiler im Süden, Ostseite; 23: 2. Pfeiler im Norden, Rückseite; 23: 4. Pfeiler im Norden, Ostseite; 23: 4. Pfeiler im Norden, Rückseite; 24: nördl. Architrav, Innenseite) ● Re-Harachte nTr o# Hrj-jb v#-ctj – „Re-Harachte, großer Gott, der inmitten von Nubien ist“ (98: südl. und nördl. Türpfosten) ● Re-Harachte [nTr] o# nb […] – „Re-Harachte, großer [Gott], Herr […]“ (106: unteres Register) ● Re-Harachte nb p.t – „Re-Harachte, Herr des Himmels“ (23: 1. Pfeiler im Norden, Vorderseite, rechts; 37: 5. Szene; 39: östl. Hälfte; 50: südl. Hälfte; 55: westl. und östl. Szene) ● Re-Harachte nb p.t njswt nTr.w – „Re-Harachte, Herr des Himmels, König der Götter“ (7) ● Re-Harachte Hrj-jb p# pr (Ro-mss mrj-Jmn) – „Re-Harachte, der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun ist“ (20) ● Re-Harachte Hrj-jb pr Ro-mss mrj-Jmn p# dmj – „Re-Harachte, der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun von der Stadt ist“ (92: 2. Statue nördl. der Hauptachse) ● Re-Harachte Hrj-jb v#-%nt – „Re-Harachte, der inmitten des Südlandes ist“ (33: 1. Szene) ● Re-Harachte-Atum nb t#.wj Jwnw(j) – „Re-Harachte-Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner“ (4: nördl. Brüstung) ● Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri (102: nördl. Hälfte) ● Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri nTr o# – „Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri, großer Gott“ (33: 1. Szene) ● Atum (13: südl. Laibung; 14: nördl. Laibung; 24: nördl. Architrav, Außenseite; 78: über dem Türsturz; 78: nördl. Türpfosten; 101; 103: westl. Türpfosten; 109: südl. Obelisk [viermal]; 110: Schrein, Südseite) ● Atum nb t#.wj – „Atum, Herr der beiden Länder“ (29: südl. Hälfte) ● Atum nb t#.wj Jwnw(j) – „Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner“ (16: nördl. Türpfosten; 23: 3. Pfeiler im Norden, Ostseite; 45: 3. Szene; 48: 3. Szene; 105; 108: unteres Register) ● Atum nb t#.wj Jwnw(j) nTr o# – „Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner, großer Gott“ (84) ● Atum nb Jwnw – „Atum, Herr von Heliopolis“ (23: 2. Pfeiler im Norden, Vorderseite, rechts) ● Atum nb t#.wj Jwnw(j) Re-Horus-Chepri nTr o# – „Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner, ReHorus-Chepri, großer Gott“ (37: 2. Szene) ● Chepri Hrj-jb wj#=f nTr o# nb p.t – „Chepri, der inmitten seiner Barke ist, großer Gott, Herr des Himmels“ (53: 3. Szene) Die am häufigsten für Re-Harachte (bzw. Re) verwendeten Epitheta charakterisieren seinen Status als große überregionale, kosmische Gottheit ohne spezifische lokale Bezüge: Er ist der „große Gott“ und „Herr des Himmels“. Beiwörter, die seinen Herrschaftsaspekt bzw. sein Supremat über andere Götter thematisieren, sind nur zweimal anzutreffen: Als „Herr des Himmels, großer Gott, Herrscher der Götter“ wird Re in einer Weihräucherszene im Nebenraum III (38: 6. Szene) bezeichnet; als „Herr des Himmels, König der Götter“ ist Re-Harachte innerhalb der Göttergruppe mit Amun-Re und Horus von Abu Simbel auf der Stele im südlichen Korridor (7) angesprochen.

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Eine kulttopographische Verortung des Re-Harachte findet v. a. in Bezug auf den Großen Tempel von Abu Simbel und auf Nubien statt, Letzteres unter Verwendung von zwei Toponymen – v#-ctj und v#-%nt –, die auch in Epitheta des Amun(-Re) belegt sind. Als „inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun“ wird Re-Harachte an zwei nach Größe und Positionierung besonders wichtigen Stellen im Tempel bezeichnet: in der Szene des Erschlagens der Feinde im nördlichen Teil der Ostwand des 1. Pfeilersaales (20) und bei der Überweisung der asiatischen Gefangenen, dargestellt in der nördlichen Hälfte der Westwand der 1. Pfeilerhalle (22). In der Statuengruppe an der Rückwand des Sanktuars (92) ist Re-Harachte als einzige der hier thronenden Gottheiten als „der inmitten des Hauses des Ramses, geliebt von Amun von der Stadt ist“ charakterisiert. Sowohl nach der Anzahl der Belege als auch v. a. nach ihrer Positionierung und ihrem Inhalt gewinnt man den Eindruck, dass die kulttopographische Verortung im Großen Tempel von Abu Simbel bei Re-Harachte stärker betont werden sollte, als dies bei Amun-Re der Fall ist. Dieser Umstand könnte mit der besonderen Bedeutung zusammenhängen, die Re-Harachte im Rahmen des Konzepts des göttlichen Ramses II. in der Anlage zukommt.75 In Nubien verortet wird Re-Harachte vorrangig mithilfe des Toponyms v#-ctj. Als „großer Gott, Herr von Nubien“ ist er siebenmal im Tempel angesprochen: auf der nördlichen Stele im Vorhof (3); auf dem Türsturz des Speoseingangs (12); viermal auf den Pfeilern in der 1. Pfeilerhalle (vgl. die obenstehende Liste) und innerhalb der Widmungsformel auf der Innenseite des nördlichen Architravs der 1. Pfeilerhalle (24). D. h. sämtliche Belege, in denen Re-Harachte die Kultherrenschaft über Nubien zugesprochen wird, befinden sich auf der Hauptkultachse des Tempels, verteilt von der Rampe im Osten, über den Eingang bis zum westlichen Ende des 1. Pfeilersaales. Von besonderer Bedeutung ist, dass auch eine der drei Weihinschriften im 1. Pfeilersaal, welche den Tempel Re-Harachte bzw. Atum zueignen, explizit Re-Harachte als Kultherrn von Nubien charakterisiert. Dieser Befund ist damit genau konträr zu der Situation bei Amun-Re, dem im 1. Pfeilersaal der Tempel in seiner Eigenschaft als „König der Götter“ überwiesen wird und der entlang der Hauptkultachse nur ein einziges Mal zu Nubien in Bezug gesetzt wird und zwar als Kultherr von Karnak, der sich in seinem Heiligtum am Gebel Barkal befindet. Festzuhalten ist demzufolge, dass nicht nur die kulttopographische Verortung im Großen Tempel von Abu Simbel bei Re-Harachte eine größere Rolle spielte als bei Amun-Re, sondern dass auch der Bezug zu der Region Nubien bei Re-Harachte für das theologische Konzept auf der Hauptkultachse des Tempels, insbesondere im vorderen Teil, offenbar von höherer Bedeutung war. In der sog. Südkapelle, wo – wie oben gezeigt wurde – der Kult des in Nubien verorteten Amun-Re eine herausragende Rolle spielte, ist Re-Harachte ebenfalls zweimal mittels des Epithetons „der inmitten von Nubien ist“ in dieser Region verankert (98). Das Toponym v#-%nt ist nur einmal in Bezug auf Re-Harachte belegt: In der 1. Szene auf der Westwand des Nebenraumes II (33) heißt es in der Beischrift zum König „der Denkmäler macht im Haus seines Vaters Re-Harachte, der inmitten des Südlandes ist“. Diese Formulierung muss sicherlich komplementär zu der Widmungsformel an der gegenüberliegenden Wand (32) verstanden werden, in welcher das „Schatzhaus“ des Tempels an „Amun-Re, der inmitten von Nubien ist“ überwiesen wird. Der Gott Atum – einmal auch in der Form als Re-Harachte-Atum – wird regelmäßig in seinem Hauptkultort Heliopolis verortet („der Heliopolitaner“ bzw. einmal „Herr von Heliopolis“; vgl. die obenstehende Liste). Ein bestimmtes Muster bei der Positionierung dieser Belege ist nicht zu erkennen. Einmal ist auch ReHarachte als „Herrscher von Heliopolis“ kulttopographisch mit Heliopolis verbunden (38: 3. Szene). Generell ist zum heliopolitanischen Sonnengott festzuhalten, dass er im Großen Tempel von Abu Simbel in sehr vielfältigen Formen auftritt. Sowohl nummerisch, als auch nach Positionierung und Szeneninhalt betrachtet, kommt Re-Harachte dabei zweifelsohne die Hauptrolle zu. Atum ist ebenfalls regelmäßig anzutreffen, verteilt über sämtliche Tempelbereiche und in verschiedenen Funktionszusammenhängen. Mit weitaus weniger Belegen sind auch Re und Chepri im Dekorationsprogramm vertreten. Dieser Befund und das mehrmalige Auftreten von sehr komplexen Formen wie Re-Harachte-Atum, Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri (zweimal) und Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner, Re-Horus-Chepri machen deutlich, dass

75 Vgl. hierzu Ullmann, in: Bechtold / Gulyás / Hasznos (eds.), From Illahun to Djeme.

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die unterschiedlichen Aspekte des heliopolitanischen Sonnengottes, die in Bezug zu den verschiedenen Stadien des Sonnenlaufs stehen, im Großen Tempel von Abu Simbel möglichst umfassend wiedergegeben werden sollten.

Zur Ikonographie des heliopolitanischen Sonnengottes Dargestellt ist Re-Harachte im Großen Tempel von Abu Simbel in der Regel einheitlich anthropomorph mit Falkenkopf und Sonnenscheibe.76 Dies gilt auch für die Formen als Re-Harachte-Atum-Horus-Chepri sowie für „Re, Herrn des Himmels, Harachte, großen Gott, Herrscher von Heliopolis“. Über dem Türsturz des Durchgangs zur 2. Pfeilerhalle (61) ist „Re-Harachte, großer Gott, Herr des Himmels“ in Gestalt eines liegenden Falkensphinx der Empfänger eines Maatopfers. Atum zeigt im Regelfall die für ihn übliche menschliche Gestalt mit Doppelkrone,77 desgleichen „Atum, Herr der beiden Länder, der Heliopolitaner, Re-Horus-Chepri, großer Gott“. Chepri ist in der einen flachbildlichen Szene im Nebenraum VII (53: 3. Szene) anthropomorph wiedergegeben. Ebenfalls als eine Darstellung des Chepri muss der große rundplastische Skarabäus mit einer Sonnenscheibe und einem Uräus davor auf dem Rücken gelten, der in dem oben offenen Naos vor der Nordwand der sog. Nordkapelle (110) aufgefunden wurde.78

Resümee Die Analyse des Bild- und Textprogrammes des Großen Tempels von Abu Simbel zeigt, dass Theologie und Kult der Anlage durch das weitgehend gleichberechtigte Nebeneinander von Amun(-Re) – teilweise ergänzt durch Min-Amun – und des heliopolitanischen Sonnengottes, v. a. in der Gestalt des Re-Harachte, bestimmt wurden. Des Weiteren kann der göttliche Ramses II., insbesondere in einer engen wesenhaften Verbindung mit Re-Harachte, als einer der Hauptkultempfänger des Tempels bestimmt werden. Die vergleichende Betrachtung der Belege für Erscheinungsformen des Amun(-Re) und des heliopolitanischen Sonnengottes ergibt, dass sie sich über den gesamten Tempel verteilen. Dabei dominieren sie nicht nur zusammen mit dem göttlichen Ramses II. die Hauptkultachse der Anlage, wo sie den Prozessionsweg begleiten, sondern sie besetzen auch in den Nebenräumen sowie in der sog. Süd- und der Nordkapelle wichtige Positionen. Es zeigt sich dabei eine eindeutige kulttopographische Verteilung der Belege, welche auf die geographische Lage der Hauptkultorte von Amun(-Re) und Re-Harachte im Süden bzw. Norden von Ägypten zurückzuführen ist: Amun(-Re) dominiert im Bild- und Textprogramm südlich der Hauptkultachse und der heliopolitanische Sonnengott nördlich davon. Des Weiteren ist zu erkennen, dass Amun(-Re) und der heliopolitanische Sonnengott – in erster Linie als Re-Harachte – im Bild- und Textprogramm des Tempels nahezu durchgängig in einem engen gegenseitigen Bezug stehen, den ich als eine semantische Komplementarität dieser Götter deuten möchte. Die in den Inschriften des Tempels belegten Epitheta des Amun(-Re) kennzeichnen ihn vorrangig in seinen Aspekten als Herrscher über Ägypten und als großer, überregional wirksamer (Himmels-)Gottheit. Des Weiteren wird auf seine Funktion als Ur- und Schöpfergott verwiesen sowie – eng damit verbunden – auf den Aspekt der Fruchtbarkeit/Regeneration. Die Epitheta – in einem Fall ergänzt um die bildliche Darstellung des Gebel Barkal – belegen darüber hinaus eine kulttopographische Verortung des Amun-Re (einmal auch des Min-Amun-Kamutef) in Bezug auf den Großen Tempel von Abu Simbel, auf die thebanische Region (sowohl im Allgemeinen als auch auf Karnak im Besonderen) und auf Nubien. Wie die Positionierung einiger Belege zeigt, war man dabei bemüht den Großen Tempel von Abu Simbel in die kulttopographisch besonders bedeutsame Konstellation zwischen dem Gebel Barkal im Süden Nubiens und Karnak als dem Haupttempel des Amun in Ägypten einzubinden, d. h. man schuf eine speziell auf Amun-Re bezogene theologisch-kultische Verbindung zwischen dem Gebel Barkal im Süden, Theben im Norden und Abu Simbel in der Mitte. Von Bedeutung ist dabei das sowohl dem Gebel Barkal als auch Abu Simbel eignende Dw wob-Konzept. Auf Nubien in einem geographisch breiteren 76 Einzige Ausnahme sind die mumiengestaltigen Wiedergaben innerhalb von Götterkollegien (72; 106). 77 Ausnahmen sind auch hier die mumiengestaltigen Wiedergaben innerhalb von Götterkollegien (78; 108). 78 Heute im Nubischen Museum in Assuan befindlich.

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Rahmen wird Amun-Re im Großen Tempel von Abu Simbel außerdem durch die Toponyme v#-%nt und v#ctj bezogen, wobei v#-%nt möglicherweise den südlichsten Teil des von Ägypten beherrschten Nubien bezeichnet. Der Kult des in Nubien verorteten Amun-Re und speziell des am Gebel Barkal verehrten Gottes spielte insbesondere in der sog. Südkapelle eine herausragende Rolle, was auf dem Hintergrund des Dw wobKonzeptes vielleicht mit der Funktion der Raumeinheit als Ahnenkultstätte und damit auch gleichzeitig als Ort der königlichen Regeneration zusammenhängen mag. Die Position der Raumeinheit im Süden des Kultensembles könnte deshalb auch in diesem Zusammenhang bedeutungstragend sein. Abgesehen von der sog. Südkapelle wird Amun(-Re) vorrangig noch in den südwestlichen Nebenräumen, die per Stiftungsvermerk als „Schatzhaus“ definiert sind, in Nubien verortet. Dies dürfte auf die dem Gott zugeschriebene Rolle als Herr Nubiens zurückzuführen sein, was ihn zum Empfänger der in Nubien erwirtschafteten bzw. durch Tributleistungen eingenommenen Güter machte. Für Re-Harachte ist eine Verortung in Bezug auf den Großen Tempel von Abu Simbel und auf die zwei eben genannten größeren Regionen v#-ctj und v#-%nt in Nubien zu belegen. Die Bezugnahme auf den Großen Tempel von Abu Simbel ist bei Re-Harachte stärker ausgeprägt als bei Amun-Re, was mit der besonderen Bedeutung zusammenhängen könnte, die Re-Harachte im Rahmen des Konzepts des göttlichen Ramses II. in der Anlage zukommt. Der Bezug zu der Region Nubien ist bei Re-Harachte auf der Hauptkultachse des Großen Tempels, insbesondere im vorderen Teil, ebenfalls stärker betont. Der Gott Atum – einmal auch in der Form als Re-Harachte-Atum – wird regelmäßig auf Heliopolis bezogen. Auffallend ist die große Vielfalt der Erscheinungsformen des heliopolitanischen Sonnengottes im Großen Tempel von Abu Simbel sowie das Auftreten von sehr komplexen Formen wie z. B. Re-Harachte-AtumHorus-Chepri. Dahinter stand vermutlich der Wunsch die sich in den verschiedenen Formen des Sonnengottes widerspiegelnden einzelnen Stadien des täglichen Sonnenlaufs möglichst umfassend in das Bild- und Textprogramm des Tempels zu integrieren. Die Analyse der Ikonographie des Amun(-Re) in Kombination mit seinen Epitheta kann die These, dass der widderköpfige Amun-Re eine spezifisch nubische Erscheinungsform des Gottes wiedergibt – zumindest für den Großen Tempel von Abu Simbel – nicht bestätigen. Vielmehr ist festzuhalten, dass es keinen signifikanten Bezug zwischen einer kulttopographischen Verortung des Amun-Re in Nubien und der Widdergestalt gibt. Lediglich drei der insgesamt 13 Belege eines widderköpfigen Amun-Re mit Sonnenscheibe weisen einen kulttopographischen Bezug zu Nubien auf (allesamt in drei Nebenräumen der Anlage positioniert). In der Mehrzahl der Beispiele, in denen Amun-Re durch ein Epitheton oder durch den szenischen Kontext in Bezug zu Nubien gesetzt wird, tritt er in seiner üblichen anthropomorphen Gestalt mit hoher Doppelfederkrone auf, d. h. er ist ikonographisch nicht vom thebanischen Amun-Re zu unterscheiden. Von besonderer Aussagekraft scheint mir dabei zu sein, dass dies auch in den zwei Szenen im Tempel der Fall ist, in denen Amun-Re in seinem Heiligtum am bzw. im Gebel Barkal lokalisiert ist. Epitheta, Ikonographie – und zwar sowohl die Sonnenscheibe, als auch die Widdergestalt – sowie der szenische Kontext zu Darstellungen des heliopolitanischen Sonnengottes legen eine Verbindung des widderköpfigen Amun-Re zur Nachtgestalt des Sonnengottes nahe. Eng damit verbunden ist das Konzept des Sonnenlaufes, dem – wie oben ausgeführt – in Theologie und Kult des Großen Tempels von Abu Simbel eine hohe Bedeutung zukam. Zudem kennzeichnet die Widdergestalt Amun(-Re) als Schöpfer- und Fruchtbarkeitsgott79 – ein Aspekt des Gottes, der in der Kultanlage mittels verschiedener sprachlicher und bildlicher Mittel wiederholt zum Ausdruck gebracht wird. Die in der Literatur der letzten Jahre vielfach als Tatsache behandelte Verbindung speziell des widderköpfigen Amun des Neuen Reiches mit Nubien sowie die Rückführung der Widdergestalt des Gottes auf eine nubische Widdergottheit sind m. E. nicht ausreichend belegt. Insbesondere die folgenden Fragen/Probleme wurden bis jetzt nicht geklärt bzw. nicht genügend berücksichtigt: ● Von der Beleglage im nubischen Raum ab der 25. Dyn., die in der Tat eine Unterscheidung zwischen einem widderköpfigen nubischen Amun und einem anthropomorphen ägyptischen Amun zeigt, kann

79 Zur Erscheinungsform des Amun von Luksor als widderköpfiger Gott (gelegentlich belegt ab der 19. Dyn.) und ihrer Bedeutung siehe Waitkus, Luxortempel, 216–222, 264–267; zur Verbindung zwischen Amun und dem Widder auch in Verbindung zum nächtlichen Sonnenlauf und der Fruchtbarkeit siehe Karlshausen, L’iconographie, 160–163.

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nicht auf die Situation im Neuen Reich rückgeschlossen werden. Das Beispiel von Abu Simbel, aber auch weiterer Tempel des Neuen Reiches in Nubien, zeigt dies deutlich. ● Die Existenz einer alten nubischen Widdergottheit in der Kermakultur, von der die Ägypter im frühen Neuen Reich, im Zuge ihrer Expansionspolitik nach Süden, die Gestalt des Widders für Amun übernommen hätten, ist keineswegs als gesichert anzusehen.80 ● Da sich der bis jetzt bekannte älteste Beleg für den widderköpfigen Amun-Re aus der Zeit Thutmosisʾ I. an einem Felsen namens Hagar el-Merwa bei Kurgus zwischen dem 4. und 5. Katarakt befindet,81 gilt dies als klarer Hinweis auf eine Adaption der Widdergestalt durch die Ägypter für Amun-Re während des nubischen Feldzuges Thutmosisʾ I. Allerdings datiert die erste für uns nachweisbare Verbindung zwischen Amun und dem Widder schon einige Jahre früher unter Amenophis I. und sie stammt aus dem Haupttempel des Gottes in Karnak: An beiden seitlichen Innenwänden der sog. Alabasterbarkenkapelle dieses Königs ist die Kultbildbarke des Amun-Re mit Widderkopfprotomen an Bug und Heck dargestellt.82 Die Gestaltung der Kultbildbarke des Amun-Re mit Widderköpfen macht m. E. deutlich, dass spätestens ab diesem Zeitpunkt der Gott Amun-Re eng mit dem Widder assoziiert wurde,83 denn es ist genau diese Form der Amunsbarke, die spätestens ab Amenophis I. die spezifische Erscheinungsform des Gottes war, wenn er in Prozession aus seinem Tempel auszog, um sich der Bevölkerung zu zeigen und in der irdischen Welt im Rahmen bestimmter Feste und Orakelgebungen zu wirken. Die Barke ist sozusagen ein irdischer Leib des Gottes, wenn er auf Erden außerhalb des Tempelinneren erscheint und die Ägis mit dem Widderkopf ist dabei sein „Gesicht“.84

80 Das Für und Wider hierzu kann im Rahmen dieses Artikels nicht diskutiert werden, es soll hier lediglich auf die sehr dünne Beleglage hingewiesen werden; zu diesem Thema vgl. zuletzt Kuckertz / Lohwasser, Einführung, 27 und Gabolde, in: Honegger (ed.), Nubian Archaeology, 96–97. 81 Davies, in: Spencer / Stevens / Binder (eds.), Nubia in the New Kingdom, 67–71. 82 Die Blöcke des Bauwerks wurden unter Amenophis III. im 3. Pylon des Amuntempels von Karnak verbaut, die Darstellungen weisen also keine später überarbeiteten Beschädigungen aus der Amarnazeit auf. Die Barkenkapelle wurde kürzlich umfassend publiziert: Carlotti / Gabolde / Graindorge / Martinez, Chapelle de barque; zur Amunsbarke und ihrer Ikonographie in der 18. Dyn. siehe Karlshausen, L’iconographie, insbes. 32–47. 83 Anders gesehen von Gabolde, in: Honegger (ed.), Nubian Archaeology, 96. 84 So Karlshausen, L’iconographie, 159–160.

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Abb. 1: Grundriss des Großen Tempels von Abu Simbel mit Angaben zur Verteilung von Wanddekoration und Ausstattung (aus Ullmann, Architektur und Dekorationsprogramm, Taf. 7, basierend auf el-Achirie / Jacquet, Le Grand Temple d’Abou-Simbel, Taf. XCVII).

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Fayence-Kopfbedeckungen königlicher und göttlicher Kompositstatuetten aus Pi-Ramesse Alexandra Verbovsek Hr(.jt)-tp=k m XsbD „… dein Kopfputz ist aus Lapislazuli!“1 (Klagen von Isis und Nephthys)

0 Einleitung Eine der bemerkenswerten Eigenschaften von Regine Schulz ist ihr unvergleichliches Engagement für die Erforschung alter Kulturen, die Bewahrung ihrer Hinterlassenschaften und die Vermittlung von Erkenntnissen auf unterschiedlichen Ebenen des wissenschaftlichen Dialogs. Besonders im Unterricht mit Studierenden zeigt sich, wie wichtig es ihr ist, ihr Wissen an die nächsten Generationen weiterzugeben und stets neue Möglichkeiten zu eröffnen. Eine aktuelle Idee, die sich in den letzten Monaten entwickelt hat, hängt mit einem ihrer bedeutendsten Projekte zusammen, dessen Fortführung ihr ein großes Anliegen ist: der archäologischen Erschließung der Ramsesstadt. Neben der Feldarbeit in Ägypten sollen „Ausgrabungen“ in Museen und Sammlungen vorgenommen werden, um Objekte, die aus Pi-Ramesse stammen, zu identifizieren, digital aufzunehmen und zu bearbeiten. Mit den folgenden Ausführungen soll ein erster Aufschlag in dieser Richtung unternommen werden.2 Vorgestellt wird eine Gruppe fragmentarischer Objekte aus Pi-Ramesse, die diesem Ort sowie der Ramessidenzeit üblicherweise nicht zugeordnet werden: Kompositstatuetten.

1 Haartracht, Kappe, Krone – Neun Statuettenteile aus Pi-Ramesse Zu diesen Objekten gehören neun bislang unpublizierte oder lediglich kurz erwähnte Fragmente, die zwischen 1983 und 20033 während der Grabungskampagnen aufgefunden bzw. von Einheimischen an den damaligen Grabungsleiter Edgar B. Pusch übergeben worden waren. Alle Stücke befinden sich heute im Magazin von San el-Hagar. Sie sind derzeit nicht zugänglich und können daher zunächst nur anhand der Grabungsdokumentation untersucht werden.4 Im Folgenden sollen sie in Form knapper Dossiers vorgestellt und – soweit es der hier gesetzte Rahmen zulässt – bearbeitet werden. Eine ausführlichere Dokumentation erfolgt an anderer Stelle.

1.1 Aufnahme der fragmentarischen rundbildlichen Objekte 1.1.1 Haartracht von der Kompositstatuette eines Königs: FZN 84/0023b (Abb. 1, Taf. XXXIX.1) IN 0197, ZN 87/251,01‒03 Fundkontext: Von einem Feldpächter am Tell Abu el-Shaf’ei „im Ackerboden“ in lockerem humosem Lehm gefunden; das Stück wurde ohne Angabe des genauen Fundortes übergeben. Tertiäre Lage. Maße in cm: H. 13,6; 13,2 Nacken zur Schädeldecke / B. 13,7 / T. 12,6 + x (x = zerstörter Hinterkopf) / Bohrungen Ø: links oben 0,7 / unten 0,55 / rechts 0,7.

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pBM 10188 16,1; vgl. Kucharek, Totenliturgien, 183. Für zahlreiche wichtige Hinweise danke ich Edgar B. Pusch und Henning Franzmeier. Das Fundjahr wird jeweils an erster Stelle der FZN = Fundzettelnummer genannt. Dabei beziehe ich mich auf die von Edgar B. Pusch, Anja Herold und Jan Moje angegebenen Informationen in der Grabungsdokumentation.

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Material: Glasierte Fayence mit fast vollständig vergangener Farbe und schwarzen Stellen auf der Oberfläche; Kernmaterial weißlich bis grau, teilweise ausgeglüht (?); aufgebaute Schichten, auf dem Kernmaterial in der Dicke stark schwankende rötliche Zwischenschicht unter der Glasur; in einem Stück in einem Model geformt bzw. gegossen. Zustand: Rechte5 Wangenfläche weitestgehend, linke in geringeren Teilen verloren; Stirnpartie nicht erhalten. Größerer Ausbruch auf der Rückseite. Beim Brand entstandene Risse auf dem Schädeldach. Beschreibung: Die Haartracht, die die Ohren bedeckt, zeichnet sich durch Volumen und eine kleinteilige Ausarbeitung aus. Das Haar ist in einzelne Strähnen untergliedert, die vom höchsten Punkt des Schädels in gleichmäßigem Abstand und eng am Kopf anliegend bis ungefähr unterhalb des Kinns herabgeführt werden; dadurch erhält die Frisur eine „kugelige“ Form. Die Abgrenzungen zwischen den Strähnen sind tief und kantig eingeschnitten, was sie künstlich wirken lässt. Diese Stilisierung wird durch eine Innenzeichnung aus quer verlaufenden Linien verstärkt. Darüber hinaus ist jede Strähne in regelmäßigem Abstand von oben nach unten durch drei bis vier tiefere diagonale Kerben unterbrochen. Dadurch entsteht insgesamt der Eindruck, als seien die Strähnen in sich spiralförmig gedreht und übereinander angeordnet. Rekonstruktion: Die Haartracht, die oft als „kugelige Löckchenperücke“ angesprochen wird, ist der Darstellung eines Königs zuzuordnen. Sie wird üblicherweise mit einem Uräus kombiniert, der hier offenbar mit der Stirnpartie abgebrochen ist. Das schmale, gemusterte Haarband, das meist im Zusammenhang mit dieser Frisur abgebildet wird, ist in diesem Fall nicht angegeben. Parallel zur „Gesichtsebene“ wurden zwei annähernd vertikal geführte Bohrungen mit glatten Flächen in einer Entfernung von ca. 5 cm zueinander angebracht, von denen die linke nicht vollständig vertikal durchläuft. Sie scheinen einerseits die Haartracht mit dem Kopf verbunden zu haben, andererseits war offenbar ein Kronenaufsatz in die Löcher eingesetzt, der aus einem anderen Material gearbeitet gewesen sein wird, z. B. Metall oder Holz. Ähnliche Aufsätze sind von weiteren kleinformatigen Statuetten bekannt, so etwa vom Kopf der Teje in Berlin (SMPK und Papyrussammlung 21834), es ist jedoch ungewöhnlich, dass der Aufsatz hier nicht mit einer zentralen Zapfung, sondern in zwei relativ weit auseinanderliegende Löcher eingesetzt war. Der oberste Bereich des Schädeldachs scheint zudem keine Locken aufzuweisen. Beides spricht dafür, dass es sich um einen breiten Aufsatz, eventuell um eine Doppelkrone, handelte.6 Die Innenfläche der Perücke ist glatt. Literatur: Zusammen mit dem Kronenfragment FZN 84/0025 (vgl. 1.1.9) kurz erwähnt in Habachi, Tell elDabʿa I, 231.

Abb. 1: FZN 84/0023b. Zeichnung Ansicht frontal und Seitenansicht links. Zeichnung Joachim Klang, Grabung Qantir/Pi-Ramesse. 5 Bei den Seitenangaben gehe ich hier wie im Folgenden vom Objekt aus. 6 S. dazu z. B. London, British Museum 582 [67]. Gegen eine Federkrone spricht, dass man diese wahrscheinlich mit einem zentralen Zapfen befestigt hätte, gegen eine breite Kompositkrone, dass der unbearbeitete Zwischenraum sichtbar gewesen wäre. Normalerweise wird die „Löckchenfrisur“ mit einem über die Stirn zum Hinterkopf geführten Band kombiniert, was bei dem hier vorgestellten Stück nicht der Fall ist. Auch eine Sonnenscheibe kann mit der runden Perücke kombiniert werden: Vandier, Manuel III, 409.

Fayence-Kopfbedeckungen königlicher und göttlicher Kompositstatuetten aus Pi-Ramesse

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1.1.2 Kappe von einer vergoldeten Kompositstatuette des Gottes Ptah: FZN 98/0715 (Taf. XXXIX.2, Taf. XL.1) IN keine7, ZN 14/230a‒c Fundkontext: In Planquadrat Q IV-h.i/27 (Stratum Bd/e) auf kompaktem, hartem, sandigem Lehm mit Weißung im „Werkstatt“-Fußboden unterhalb des Säulensaales 02 (Stratum Bb) und unterhalb der Überreste der Stallung des Stratums Bc gefunden; durch Versturz des Profils war die Statuette in mehrere Teile zerrissen worden und abgesackt. Die Gesamtform sowie die unterschiedlichen für die Figur verwendeten Materialien waren identifizierbar; zahlreiche einzelne, aber nicht alle Fragmente konnten geborgen werden. Östlich an die Kopfbedeckung anschließend wurden kleinste Fragmente mit Partikeln von Ägyptisch Blau („linienartig“), Glas und Blattgold nachgewiesen, die offenbar dem Gesichtsbereich zuzuweisen sind. Unterhalb des Gesichtes fanden sich Reste rosafarbenen Stucks mit Blattgoldauflage. Neben der Körperachse lagen weitere, nicht mehr platzierbare Reste von Stuck und Blattgold, die von Körper und Gesicht stammten (größtes Blattgoldfragment 1,7 × 1,6 cm). Spuren des vergangenen Holzes zeichneten sich im Boden oder als Negativabdruck im Stuck ab. Maße in cm: Kappe H. 6,51 / B. 6,51 / T. 8,1; viereckiges Zapfloch an der Unterseite 3,4 × 2,73. Material: Kappe aus Fayence: an der Unterseite befindet sich eine viereckige Aussparung, in der dick anhaftender Stuck nachzuweisen ist; weitere anhaftende rosafarbene Stuckreste mit Fragmenten einer Blattgoldauflage blieben an der Unterkante der Stirn erhalten / Kopf und Körper: das Gesicht sowie der Körper aus Holz waren stuckiert, bemalt und teilweise vergoldet; dem Befund nach könnten die Augen aus Glas gearbeitet und von Streifen aus Ägyptisch Blau umrahmt gewesen sein; eventuell waren auch die Brauen in Ägyptisch Blau eingelegt. Zustand: Die ursprünglich blau glasierte Oberfläche der Kappe ist heute größtenteils zu einer weiß bis bläulich-grauen, unregelmäßigen Färbung vergangen; ansonsten ist sie bis auf wenige Risse intakt. Kopf und Körper: Nach Beschreibung des Befundes ist davon auszugehen, dass hier nur die rechte Hälfte des Oberkörpers und Kopfes lagen; Reste des Gesichtes, die eine annähernde Rekonstruktion zulassen, sind erhalten (s. o.); Teile der Stuckierung und Vergoldung des Oberkörpers lassen sich ebenfalls nachweisen. Im Brustbereich deutet eine unvergoldete bogenförmige Stuckierung möglicherweise darauf hin, dass ein Halskragen angegeben war. Die Beine waren als längliche bräunliche Streifen im Lehm auszumachen. Zu ihnen gehören Reste von Feinstuckierung mit roter Bemalung, auf der Rückseite befindet sich ein Abdruck der Holzmaserung; Füße und Basis sind verloren. Beschreibung: Die kappenartige Kopfbedeckung umschloss das Gesicht von mittlerer Stirnhöhe bis in den Nackenbereich. An der Stirn sitzt sie gerade, zu den Schläfen hin fällt die Kontur leicht nach unten ab. An der Schläfenpartie verläuft sie zunächst nach unten und dann wieder nach oben, um eine Aussparung für das Ohr anzulegen. Dadurch bildet sich eine kleine „Spitze“. An der Unterseite der Kopfbedeckung ist eine viereckige Vertiefung angebracht, über die Kappe und Kopf mittels einer „Verzapfung“ miteinander verbunden wurden. Rekonstruktion: Ausgehend von den Angaben im Restaurierungsprotokoll8 gehörte die Kappe zu einer insgesamt knapp 70 cm hohen Kompositstatuette. Der aus Holz hergestellte Körper einer stehend wiedergegebenen anthropomorphen Gestalt war stuckiert (ca. 1‒2 mm stark), rötlich bemalt und teilweise vergoldet, die Kappe war in Fayence modelliert und über einen Zapfen mit dem Gesicht verbunden. Die Augen könnten aus Glas gefertigt und eingelegt gewesen sein, eventuell waren sie von einem Streifen aus Ägyptisch Blau eingefasst. Möglicherweise waren auch die Brauen in Ägyptisch Blau angegeben.9 Die Darstellung zeigte den stehenden Gott Ptah. 1.1.3 Kopfbedeckung von einer Kompositstatuette: FZN 95/0002 (Abb. 2) IN 2209, ZN 97/007 Fundkontext: Von einem Feldpächter am Tell Abu el-Shaf’ei „im Ackerboden“ in lockerem humosem Lehm gefunden; das Stück wurde ohne Angabe des genauen Fundortes übergeben. Tertiäre Lage. Maße in cm: H. 3,44 / B. 3,32 / T. 4,02. Material: Bräunliche bis gelbe Fayence mit blauen Glasurresten. 7 Das Objekt ist noch nicht registriert, da es noch nicht vollständig bearbeitet bzw. restauriert wurde. 8 Protokoll von Anja Herold und Edgar B. Pusch. 1998 Teilrestaurierung durch Rudolphine Seeber. 9 S. dazu z. B. Müller, Ägyptische Kunstwerke, 72.

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Zustand: Fast vollständig, Glasur weitgehend vergangen, kleinere oberflächliche Beschädigungen bzw. „Löcher“, vereinzelt weiße Stellen. Beschreibung: Die kappenartige Kopfbedeckung fasste das Gesicht ringsum ein, ließ aber die Ohren frei. Sie bedeckte einen Teil der Stirn und des Nackens. Die Aussparungen für die Ohren sind nicht so stark eingezogen und bilden auch keine Spitze wie im Fall der doppelt so großen Kappe FZN 98/0715. An der Unterseite der Kopfbedeckung ist wiederum eine viereckige Vertiefung angebracht, was dafür spricht, dass auch hier die Kappe mit dem Kopf der Figur über eine Zapfung verbunden war oder werden sollte. Rekonstruktion: Im Vergleich mit FZN 98/0715 wird es sich bei diesem Stück ebenfalls um das Fragment einer Kompositstatuette handeln. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch der Körper dieser Statuette aus Holz gefertigt war, es wurden jedoch weder Holzreste noch Hinweise auf Stuckierung oder Vergoldung gefunden. Das Objekt wird zu einer Darstellung des Ptah gehört haben (s. dazu Abschnitt 3).

Abb. 2: FZN 95/0002. Seitenansicht rechts mit Ohraussparung. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

1.1.4 Kopfbedeckung von einer Kompositstatuette: FZN 03/0563 (Abb. 3) IN 2872, ZN 03/078 Fundkontext: Q VII-e/4.5. Maße in cm: H. 2,78 / B. 3,46 / T. 2,49 / T. des Zapflochs 1,65 / H. der Ohraussparung 0,54 cm. Material: Fayence mit Resten blassblauer Glasur auf der gesamten Oberfläche, innen und außen. Zustand: Vorderer Oberkopf mit Aussparung für das linke Ohr abgebrochen, hinterer Teil mit Aussparung für das rechte Ohr erhalten. Die Kanten sind oberhalb und seitlich der Aussparung für das rechte Ohr nach Brand abgeschrägt. Die Oberfläche ist stark abgewittert.

Abb. 3: FZN 03/0563. Seitenansicht rechts mit Ohraussparung. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

Beschreibung: Fragment einer Kopfbedeckung, die der Form von FZN 98/0715 entsprochen haben könnte. Die originale Kante der rechten Ohraussparung ist vorhanden. Der hintere Abschluss des Nackenbereiches

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ist leicht nach außen gewölbt. An der Innenseite ist eine viereckige Einlassleere für die Verzapfung angebracht. Rekonstruktion: Das Objekt wird ebenfalls zu einer Darstellung des Ptah gehört haben. 1.1.5 Kopfbedeckung von einer Kompositstatuette: FZN 83/0408 (Abb. 4) IN 0196, ZN 84/051 Fundkontext: Gefunden in Planquadrat Q I-c/4.5 (Stratum B/2a) im Bereich der sog. Multifunktionalen Werkstätten (s. Abschnitt 3), Raum 03, in sandigem, verdichtetem Lehm, der auf Scherbenpflaster auflag: Fußboden mit Unterbau. Sekundäre Lage. Maße in cm: H. ca. 2,6 / B. 2,5 + x (x = ca. 0,5) / T. 1,1 / Bohrungen Ø: ca. 0,2. Material: Blaugraue Fayence mit hellgrünen Glasurresten und „schwarzen Flecken“ im Material. Zustand: Bruchstück einer Kopfbedeckung; Glasur teilweise nach innen gezogen. Beschreibung: Fragment einer Kopfbedeckung, die der Form von FZN 98/0715 entsprochen haben könnte. In der Funddokumentation wird das Stück als „kugelige Löckchenperücke“ angesprochen, wofür aber keine weiteren Hinweise vorliegen. Auch hier war auf der Innenseite eine viereckige Vertiefung für eine Zapfverbindung zwischen Kappe und Statuettenkopf eingearbeitet. Außerdem war eine Bohrung angebracht, in die ein Stift eingesetzt werden konnte. Rekonstruktion: Das Objekt wird ebenfalls zu einer Darstellung des Ptah gehört haben.

Abb. 4: FZN 83/0408. Gewölbtes Fragment. Außenseite. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

1.1.6 Kopfbedeckung von einer Kompositstatuette: FZN 86/0994 (Taf. XL.2) IN 2203, ZN 87/041 Fundkontext: Gefunden in Planquadrat Q I-c/4.5 (Stratum B/2a) im Bereich der sog. Multifunktionalen Werkstätten (s. Abschnitt 3), Raum 02, auf verdichtetem Lehm: Fußboden mit Tür zwischen den Räumen 02 und 03. Sekundäre Lage. Maße in cm: H. 2,12 + x / B. 1,88 / T. 1,1 + x. Material: Blaue Fayence. Zustand: Bruchstück von der Seite einer Kappe, mit Ohraussparung; die Glasur zieht sich teilweise bis auf die Innenseite. Beschreibung: Fragment einer Kappe, die der Form von FZN 98/0715 entsprochen haben könnte. Originale Kante der Ohraussparung. Rekonstruktion: Das Objekt wird ebenfalls zu einer Darstellung des Ptah gehört haben. 1.1.7 Kopfbedeckung von einer Kompositstatuette: FZN 00/0298 (Abb. 5) IN 2210, ZN 01/150 Fundkontext: Gefunden in Planquadrat Q V-b/8 (Stratum B/2) in verziegeltem, hartem, homogenem Lehm: Werkstatt-Fußboden, der im Profil des rezent gefrästen Drainage-Grabens angeschnitten wurde und die gesamte Grabung durchschneidet. Die Schicht selbst wurde grabungstechnisch nicht erreicht; weitere Arbeiten in Q V wurden durch die Mietverweigerung der Eigentümer im Folgejahr verhindert. Primäre/sekundäre Lage.

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Maße in cm: H. 5,9 + x / B. 3,68 / T. 7,28 + x. Material: Gelbliche Fayence, Glasur nicht erhalten. Zustand: Offenbar in der Mitte der Vertiefung für die Verzapfung rechtwinklig gebrochen; an der anderen Seite ist ein Teil der Außenseite erhalten. Es scheint sich um die Hinterkopfpartie der Kappe zu handeln. Beschreibung: Fragment einer Kappe, die der Form von FZN 98/0715 entsprochen haben könnte. Eine exakte Orientierung des Fragmentes ist nicht möglich. An der Innenseite scheint die Vertiefung für die Verzapfung noch erkennbar zu sein. Rekonstruktion: Das Objekt wird ebenfalls zu einer Darstellung des Ptah gehört haben.

Abb. 5: FZN 00/0298. Innenseite mit Zapfloch. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

1.1.8 Kopfbedeckung von einer Kompositstatuette: FZN 83/0769b (Abb. 6) IN 2471, ZN 01/241 Fundkontext: Gefunden in Planquadrat Q I-f/3 im Ackerboden direkt unterhalb der modernen Geländeoberfläche oberhalb der sog. Multifunktionalen Werkstätten, Raum 05/06. Tertiäre Lage. Maße in cm: H. 3,76 + x / B. x + 5,21 + 1 / Ø = 9,0. Material: Fayence, gelber Kern. Zustand: Außenfläche stark verbrannt. Beschreibung: Nach Angabe von Edgar B. Pusch gehörte das Fragment, bei dem es sich um ein Randstück handelt, zu einer Kappe.10 Im Vergleich mit den vollständigeren Exemplaren zeigt sich auch hier an der Innenseite eine ähnliche Wölbung. Eine exakte Orientierung des Fragmentes ist nicht möglich. Rekonstruktion: Die Art der Kopfbedeckung ist uneindeutig. Es ist aber anzunehmen, dass es sich ebenfalls um eine Kappe handelte.

Abb. 6: FZN 83/0769b. Ansicht des Randes und der Innenseite. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse. 10 Im Registerbuch findet sich die Angabe „Fayence, Gefäß Randstück“. Diese Zuweisung ist jedoch zu revidieren. Hinweis von Edgar B. Pusch vom 7.1.2020.

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1.1.9 Blaue Krone / XprS von einer Kompositstatuette: FZN 84/0025 (Abb. 7, Taf. XLI.1) IN 0198, ZN 87/250,1‒2 (und ZN 84/443,1‒2) Fundkontext: Von einem Feldpächter am Tell Abu el-Shaf’ei beim Pflügen an der Oberfläche des Ackerbodens gefunden; das Stück wurde ohne Angabe des genauen Fundortes übergeben. Tertiäre Lage. Maße in cm: H. 8,5 + x / B. x + 10,2 + x / T. 11,0 (10,5) + x. Material: Fayence, blau glasiert. Kernmaterial rötlich-rosa, porös-schwammig, keine Schichtung; Glasurdicke gleichmäßig 1 bis 2 mm; mit einer flächendeckenden Musterung aus jeweils zwei ineinander liegenden Ringen mit zentralem Punkt versehen. Zustand: Oberer, auf dem Kopf aufliegender, sowie der am Hinterkopf abschließende Teil der Krone sind erhalten. Auf der rechten und linken Seite der Kopfbedeckung sind große Partien des unteren Randes und der aufgehenden Spitze herausgebrochen. Ein Großteil des Stirnbereiches und ein Stück der unteren Nackengrenze fehlen; die Glasur ist teilweise abgeplatzt. Beschreibung: Die Blaue Krone weist, wie die meisten der hier vorgestellten Stücke, eine viereckige Aussparung an der Unterseite auf, in die der übrige Teil der Statuette eingezapft war. Das Objekt wurde in einem Model gegossen/geformt, das typische Ringmuster (in jedem Ring befindet sich ein weiterer Kreis mit einem zentralen, versenkt gearbeiteten Punkt) dann in die noch verformbare Oberfläche gestempelt und anschließend glasiert sowie gebrannt.11 Für diesen Ablauf spricht die unregelmäßige Anordnung des Ringmusters mit teilweise vorhandenen Überlappungen/Berührungen des äußeren Ringes mit unterschiedlich tiefen und „dicken“ Zentrallöchern sowie aus den Reihen herausfallenden „Kreisen“. Rekonstruktion: Das Fragment lässt sich zu einer Blauen Krone rekonstruieren, die zu einer Kompositstatuette gehörte. Literatur: Zusammen mit der königlichen Haartracht FZN 84/0023b kurz erwähnt in Habachi, Tell el-Dabʿa I, 231.

Abb. 7: FZN 84/0025. Zeichnung. Ansicht rechte Seite oben und Seitenansicht rechts. Zeichnung Joachim Klang, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

11 Hinweis von Edgar B. Pusch vom 7.1.2020.

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1.2 Flachbildliche Objekte mit Blauer Krone In Pi-Ramesse wurden weitere Objekte aus Fayence gefunden, die ikonographisch eindeutig auf die Wiedergabe einer Blauen Krone verweisen. Aufgrund ihres fragmentarischen Zustandes könnten sie, wenn sie nur auf der Basis von Abbildungen untersucht werden, ebenfalls für Teile von Kompositstatuetten gehalten werden. Im Fall von FZN 94/002512 beispielsweise sprechen die Schnitte mit den planen Flächen und die auf drei Flächen vorhandene Glasur jedoch gegen eine Identifizierung als Rundbild.13 Vielmehr handelt es sich hier um eine Einlage eines reliefierten Architekturteils aus (Kalk-)Stein. FZN 84/122714, FZN 92/040215 und FZN 92/114916 sind als Teile von Wandfliesen anzusprechen (vgl. Abschnitt 3). Das Konvolut, zu dem zahlreiche weitere Fragmente gehören, wird derzeit im Rahmen eines Projektes bearbeitet.

2 Vergleichbare Objekte bzw. Parallelen aus dem Neuen Reich17 Vergleichbare Kompositstatuen und -statuetten sowie Einlagen für Flachbilder, die königliche oder göttliche Kopfbedeckungen aus Fayence mit Körpern aus anderen Materialien verbinden, sind unter Amenhotep III., vor allem in der Amarnazeit und am Ende der 18. Dynastie zu belegen.18 Zu diesen gehören Blaue Kronen, Kappen sowie verschiedene Frisuren.

2.1 Kopfbedeckungen aus Fayence von Kompositstatuetten, die in die 18. Dynastie datiert werden Eine nahezu vollständige Blaue Krone, in die ein Bronze-Uräus eingesetzt war, wird heute im Musée du Louvre in Paris (AF 2436) aufbewahrt.19 Sie weist eine Vertiefung für einen Zapfen auf, es lässt sich aber nicht sicher sagen, ob der Statuettenkörper aus Holz, Metall oder Stein gearbeitet war. Mit einer angenommenen Gesamthöhe von ca. 50 cm muss die Figur kleiner gewesen sein als die, zu der das Fragment FZN 84/0025 gehörte. Eine weitere große Krone, die sich heute in Kairo (CG 756)20 befindet, wurde im Mutbezirk von Karnak, westlich des Tempels Ramses’ III., gefunden. Im Stirnbereich sind drei Löcher zur Anbringung des Uräus aus Metall angebracht. Eine exakte zeitliche Zuweisung ist nicht möglich. Zwei weitere Beispiele für XprS-Kronen aus Fayence, die von Yvonne Markowitz in die Amarnazeit datiert werden, befinden sich in der Thalassic Collection Ltd., Athen.21 Ein weitgehend erhaltenes Beispiel im Ashmolean Museum, Oxford (UC 20531)22 stammt laut Flinders Petrie nicht aus Tell el-Amarna. Fragmente vergleichbarer Kronen werden zudem im University College, London (UC 2427023, UC 2322424, UC 2427225, UC 2427426) aufbewahrt. In vollständigem Zustand waren die Kopfbedeckungen teilweise kleiner, teilweise aber auch größer als die Beispiele aus Pi-Ramesse. Insgesamt scheinen sie tendenziell eher kleinformatig gewesen zu sein.

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IN 2208, ZN 95/054. Zu diesem Ergebnis kam Edgar B. Pusch nach eingehender Untersuchung des Fragmentes. IN 2467, ZN 85/381. IN 2206, ZN 92/134. IN 2207, ZN 97/013. Aus der Dritten Zwischenzeit liegen weitere Beispiele vor, so z. B. die sog. Berliner Perücke (SMPK, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung 22726), die offenbar zu einer stehenden Götterstatue, möglicherweise aus Metall, gehörte: Friedman (ed.), Gifts of the Nile, 82, 185. Ebenfalls in der 21./22. Dynastie entstand wahrscheinlich eine Blaue Krone (Lausanne, Privatsammlung Charles Gillet). Auf der Rückseite befindet sich eine Falkengottheit mit Sonnenscheibe; eine Seitenlocke und ein Uräus konnten angesetzt werden. Die Krone gehörte wohl zu einer Darstellung des Harpokrates oder eines Prinzen: https://www.flickr.com/photos/antiquitiesproject/4806873179 (28.12.2019). Die Datierung ist teilweise nicht gesichert. Die Zusammenstellung der Belege erhebt zudem keinen Anspruch auf Vollständigkeit. H. 9,0 / B. 8,9 / T. 8,6 cm; Friedman (ed.), Gifts of the Nile, 82, 186, Nr. 29. H. 29,5 cm; Borchardt, Statuen und Statuetten, 76, Blatt 140 (hier unter „755“). Objekt A: H. 9,6 / B. 10,9 / T. 9,6 cm; Objekt B: H. 8,5 / B. 8,4 / T. 5,8 cm; Markowitz, in: Lacovara / Trope / D’Auria (eds.), The Collector’s Eye, 59‒60, 28 A+B. Herkunft unbekannt; H. 6,3 / B. 7,0 cm; Samson, JEA 59 (1973), 50‒51, 54, Taf. XXVI n + o. Samson verweist auf Notizen Petries, in denen er das Stück in die Zeit Amenhoteps II. oder III. datiert (54). H. 4,0 cm; Samson, JEA 59 (1973), 52, Taf. XXVI i. H. 7,0 / B. 11,0 / T. 4,2 cm; Samson, JEA 59 (1973), 53, Taf. XXVI j. B. 7,0 cm; Samson, JEA 59 (1973), 53, Taf. XXVI l. H. 4,5 cm; Samson, JEA 59 (1973), 53, Taf. XXVI m.

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Neben den blauen Kronen sind einige Frisuren von Kompositfiguren nachzuweisen: Im British Museum, London (EA 2280) befindet sich eine 9,5 cm hohe Haartracht aus polychromer Fayence, wie sie sowohl von Königen und Königinnen als auch von Prinzen oder Prinzessinnen getragen wurde.27 Sie ist mit einem Zapfloch versehen und könnte zu einer Statuette aus Holz gehört haben.28 Auf dem Schädeldach befindet sich eine viereckige Aussparung, in die wahrscheinlich ein Kronenaufsatz eingesteckt wurde. Das aus farbigen Glaseinlagen und vergoldetem Gips gearbeitete Diadem ist auf Stirnhöhe um den Kopf gelegt. Die Enden des Bandes bilden am Hinterkopf eine Schleife, in die Lotusblüten eingebunden sind. Von dort führen sie herab und zugleich nach vorn. Am Ende der Bänder ist jeweils ein Uräus zu sehen. An der Stirn war ursprünglich ebenfalls ein Uräus angebracht. Weitere Beispiele für solche sog. Nubischen Perücken mit oder ohne Band finden sich im University College in London (UC 2341329 und UC 2340630) sowie im Musée du Louvre, Paris (E 10891)31. Eine Seitenlocke, die offenbar zu einer lebensgroßen Statue einer Königstochter Amenhoteps III. oder Echnatons gehörte, ist Teil der Sammlung des Musée du Louvre (N 3364).32 Sie ist aus Holz, Fayence, Gesso, verschiedenfarbigen Glaseinlagen sowie Blattgold gearbeitet und zeigt das typische Zickzackmuster der Haarsträhnen, die von einem aufwendig verzierten breiten Band gehalten werden. Ikonographisch nicht eindeutig zu identifizieren ist dagegen das Fragment einer Haartracht mit kreisförmigen Elementen und einem Band in London (UC 23401)33. Zu der rundplastischen Kappe aus Fayence FZN 98/0715 ist ein berühmtes Vergleichsstück heranzuziehen: die im Grab des Tutanchamun (KV 62) gefundene Holzstatuette des Ptah (Kairo, JE 60739).34 Der in ein gefiedertes Gewand gehüllte Gott, dessen Körper und Gesicht stuckiert sowie mit rötlichem und gelbem Blattgold überzogen ist, trägt eine leuchtend blaue, an Lapislazuli erinnernde Fayencekappe. Die Glasur der Kappe ist sehr gut erhalten. Die eingelegten Augen des Gottes sind aus Glas und Obsidian gearbeitet, die Brauen und Schminkstriche werden durch blaues Glas markiert. Bart und Zepter sind separat aus Kupfer hergestellt.

2.2 Kopfbedeckungen aus Fayence von Kompositreliefs, die in die 18. Dynastie datiert werden35 Vier Kronenfragmente im Puschkin State Museum of Fine Arts, Moskau (I.1.а.4840 [1904]36, I.1.a.4844 [1905]37, I.1.a.4846 [6122]38, I.1.a.4858 [1918]39) sollen aus Tell el-Amarna40 stammen. Das Fragment I.1.a.4846 (6122) wurde von Wladimir Golénischeff vor Ort erworben, die übrigen sind Ankäufe aus dem Kairener Kunsthandel. Sie können teilweise zu lebensgroßen Kompositdarstellungen des Königs rekonstruiert werden, die u. a. an Tempelwänden angebracht waren. Weitere große Einlagen befinden sich z. B. im

27 https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA2280 (23.01.2021); Friedman (ed.), Gifts of the Nile, 83, 185, Nr. 28. 28 Nach Friedman (ed.), Gifts of the Nile, 185, könnten Einlagen aus Fayence, Jaspis, Glas oder anderem Material in das Holz eingearbeitet gewesen sein. 29 H. 2,4 / B. 2,7 / T. 1,7 cm, aus Tell el-Amarna; Samson, JEA 59 (1973), 57, Taf. XXIX a. 30 H. 2,0 cm, aus Tell el-Amarna; Samson, JEA 59 (1973), 57, Taf. XXIX b. Hier ist zusätzlich zu dem Zapfloch eine Bohrung für einen Stift angebracht. 31 H. 9,5 cm; Musée du Louvre (ed.), Faïences, Nr. 240. 32 H. 13,0 / B. 10,5 / T. 2,6 cm; Friedman (ed.), Gifts of the Nile, 259, Nr. 192. 33 H. 3,0 / B. 6,5 / T. 2,5 cm; Samson, JEA 59 (1973), 57, Taf. XXIX a. 34 Gesamthöhe 52,8 / B. 16,5 cm; s. zusammenfassend in Wiese / Brodbeck (Hrsg.), Tutanchamun, 266‒267, Nr. 59. 35 Weitere Beispiele für Kopfbedeckungen aus Fayence und anderen Materialien, u. a. Nemestücher von Statuetten, sowie für andere Teile figürlicher Darstellungen (Bärte etc.), insbesondere im University College in London, finden sich zusammengestellt bei Samson, JEA 59 (1973). In manchen Fällen kann nicht eindeutig gesagt werden, ob es sich um das Fragment eines Rundbildes oder eines Reliefs handelt. Weitere Fragmente im UCL werden in der Zusammenstellung genannt, aber nicht besprochen. 36 H. 24,5 / B. 19,5 / T. 2,9 cm laut Angaben im Online-Katalog: https://pushkinmuseum.art/data/fonds/ancient _east/1_1_a/1_1_a_4840/index.php?lang=en (28.12.2019). Nach Angaben in Berlev / Hodjash, Sculpture, 173, Nr. 53 hat das Stück jedoch folgende Maße: H. 9,0 / B. 8,0 / T. 3,0 cm. Hier muss es zu einer Verwechslung in einer der beiden Publikationen gekommen sein (eventuell haben Berlev / Hodjash die Angaben zu Nr. 53 und 54 verwechselt). 37 H. 24,5 / B. 19,5 / T. 2,9 cm; Berlev / Hodjash, Sculpture, 174, Nr. 54. 38 H. 7,2 / B. 4,3 / T. 1,0 cm; Berlev / Hodjash, Sculpture, 175, Nr. 55. 39 H. 18,7 / B. 15,2 / T. 2,8 cm; Berlev / Hodjash, Sculpture, 176, Nr. 56. 40 Laut Inventarbuch aus „Hagg el-Kandil“ („das am Fluss gelegene Heiligtum“).

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Brooklyn Museum, New York (37.409)41, im World Museum, Liverpool (1973.1.68)42 sowie im Rosicrucian Egyptian Museum, San Jose, Cal. (RC 2244)43. Darüber hinaus sind Fragmente von Haartrachten nachzuweisen, so u. a. im Cleveland Museum of Art (Gift of the John Huntington Art and Polytechnic Trust 1920.1976)44. An diesem Objekt ist die blaue Glasur sehr gut erhalten. Es handelt sich um die Einlage einer halblebensgroßen Reliefdarstellung, nicht um ein rundplastisches Element. Das auffallendste Merkmal ist eine um die Schädelkalotte verlaufende Vertiefung, in die ein Diadem aus Goldblech eingelegt war. Auch hier ist eine Einlassleere zur Aufnahme eines Kronenaufsatzes angebracht. Die Sammlung des University College in London besitzt sechs weitere Fragmente sog. Nubischer Perücken (UC 23402, UC 23404, UC 23408‒12)45, im Musée du Louvre befindet sich ein hinsichtlich der Oberfläche gut erhaltenes Bruchstück (E 10788 A)46. Ebenfalls als Einlage gearbeitet war ein Objekt aus der Thalassic Collection Ltd., Athen, die sog. Josephson Wig47: eine lange, die Ohren aussparende Frauenperücke aus einzelnen gedrehten Strähnen. Aus der Amarnazeit sind noch andere Fragmente belegt.48 Auch Einlagen in Form kappenartiger Kopfbedeckungen sind nachzuweisen: Ein 19,8 cm großes Exemplar in der Thallassic Collection Ltd., Athen, gehörte wohl zu einer lebensgroßen Darstellung des Gottes Ptah, die wahrscheinlich in einem Tempel angebracht war49. Sie erinnert an die oben erwähnte Kroneneinlage in Moskau I.1.а 4840 (1904).

2.3 Parallelen zu den in Pi-Ramesse gefundenen Objekten Zwei Objekte, die in den letzten Jahren im Kunsthandel angeboten wurden,50 scheinen den in Pi-Ramesse gefundenen Kappen in ihrer stilistisch-ikonographischen Gestaltung und technischen Umsetzung recht nahe zu kommen. Zu ihnen stehen ausschließlich die Angaben und Abbildungen auf der jeweiligen Website zur Verfügung, ihre Authentizität kann daher nicht geprüft werden. Das erste Stück51 entspricht mit 3,2 cm Breite quasi den Maßen (B. 3,32 cm) von FZN 95/0002. Der Händler gibt an, dass es aus „Ägyptisch Blau“ gearbeitet sei, diese Einordnung ist jedoch nicht eindeutig. Die Kappe könnte, den Abbildungen nach, auch aus glasierter Fayence hergestellt sein. An der rechten Stirnseite ist ein Stück abgeplatzt, die Oberfläche weist einige Verfärbungen auf. Im Gegensatz zur Außenseite soll die originale Glasur im Inneren erhalten sein. Für die zweite, ebenfalls nur leicht am hinteren Rand und an der Oberfläche beschädigte Kappe werden keine Maße angegeben.52 Auf der Website des Anbieters wird offengelassen, ob es sich bei dem Material um Ägyptisch Blau oder Fayence handelt. Auch hier sind lediglich an der Innenseite Reste der ursprünglichen Glasur vorhanden. Eine Abbildung der Innenseite zeigt die gleiche Art der viereckigen Aussparung, die auch an den Kappen aus Pi-Ramesse nachzuweisen ist. 41 Ausgegraben in Tell el-Amarna; H. 7,2 / B. 6,7 cm; https://www.brooklynmuseum.org/opencollection/objects/3436 (28.12.2019). 42 Herkunft unbekannt; H. 9,8 / B. 9,5 / T. 9,5 cm; https://www.liverpoolmuseums.org.uk/filtered-collections/1973.1.68 (28.1.2021). 43 Herkunft unbekannt; H. 12.8 / B. 13.5 / T. 5,0 cm; https://egyptianmuseum.pastperfectonline.com/webobject/ D56A02F8-0E38-451A-93E2-399809242598 (28.12.2019). 44 H. 6,7 / B. 7,7 / T. 2,8 cm; Berman / Bohač, Catalogue of Egyptian Art, 306‒307; https://www.clevelandart.org/ art/1920.1976 (28.12.2019). 45 Samson, JEA 59 (1973), 58‒59, Taf. XXIX 2 a‒f. 46 H. 13,2 cm; Musée du Louvre (ed.), Faïences, Nr. 254. 47 Markowitz, in: Lacovara / Trope / D’Auria (eds.), The Collector’s Eye, 59‒60, 28C; Friedman (ed.), Gifts of the Nile, 83, 184, Kat. 26. 48 Vgl. Samson, JEA 59 (1973). 49 Lacovara / Trope / D’Auria (eds.), The Collector’s Eye, 61, Nr. 29. 50 Meine Anfragen über die Kontaktadressen blieben unbeantwortet. 51 https://medusa-art.com/ancient-egyptian-blue-skullcap.html (28.12.2019). Der Händler macht auf der Website folgende Angabe zur Provenienz: „Formerly in the collection of Mme Olga & Vincent Diniacopoulos (1910‒1966). Immigrated from Alexandria, Egypt to Canada in 1951, bringing with them the largest private collection of antiquities known in Canada. In 1998, Mme Olga Diniacopoulos oversaw the dispersal of the remnants of the collection in order to raise funds for a major scholarship endowment“. 52 https://clioantiquities.com/2013/06/09/egyptian-faience-production-and-a-skullcap-of-ptah-on-our-website/ (28.12. 2019).

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3 Diskussion: Kontext – Bedeutung – Funktion Die Fundkontexte der in Pi-Ramesse gefundenen Stücke ergeben keine konkreten Hinweise auf ihre Funktion. Alle bis auf eines stammen aus sekundärer bzw. tertiärer Lage.53 Das Kappen-Fragment FZN 83/0408 trat in Raum 03 des Planquadrats Q I-c/4.5 zutage; ein weiteres Stück, FZN 86/0994, fand sich im selben Planquadrat in einem Fußboden mit Tür zwischen den Räumen 02 und 03; beide Stücke stammen aus Stratum B/2a. Die Räume 02 und 03 werden den sog. Multifunktionalen Werkstätten zugeordnet, unterscheiden sich aber deutlich von den eigentlichen Werkräumen: Sie waren mit teilweise geweißten Lehmstampfböden, Säulenstellungen und aufwendigen Türschwellen ausgestattet. Weitere Funde wie Ostraka führten zu der Annahme, dass es sich hier um eine Art „Schreiber-Büro“ gehandelt haben könnte.54 Allein die Reste der vergoldeten Holzstatuette FZN 98/0715 befanden sich offenbar in primärer Lage. Sie traten verstürzt im Stratum Bd/e des sog. Werkstattfußbodens unterhalb des Säulensaales 02 (Stratum Bb) sowie der Überreste der Stallung des Stratums Bc zutage. Das Gebäude mit Werkstattschichten wird von Edgar B. Pusch als Möbel- und Vergoldungswerkstatt aufgefasst.55 Die Fayenceelemente wurden nicht in diesen Räumen gefertigt; möglicherweise waren die einzelnen Teile der Statuette an diesem Ort weiterverarbeitet worden. Alle hier präsentierten Kopfbedeckungen waren separat aus Fayence gearbeitet, um einen intensiveren blauen oder blaugrünen Farbton und über die Glasur eine glatte, glänzende Oberfläche zu erzeugen, die so mit normalem Farbauftrag auf anderen Materialien nicht hätte erreicht werden können. Aufgrund des Nachweises von Zapflöchern an den meisten56 der hier behandelten Stücke, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der gesamten Gruppe um Teile von Kompositfiguren handelte. Die kleinste quasi intakte Kopfbedeckung war ca. 3,4 cm (FZN 95/0002), die größte war ca. 13,6 cm hoch (FZN 84/0023b) und ist damit auf etwa halbe Lebensgröße zu rekonstruieren. Daraus können wir schließen, dass die Statuetten in unterschiedlichen Formaten gefertigt waren. Dass eine der Fayence-Kopfbedeckungen nachweislich zu einem teilweise stuckierten und vergoldeten Holzkörper gehörte, spricht dafür, dass auch die anderen Exemplare in ähnlicher Weise gestaltet gewesen sein könnten. Dies ist allerdings nicht zwingend anzunehmen, da theoretisch auch eine Kombination mit anderen Materialien, wie z. B. Stein, oder eine Fayence/Fayence-Komposition57 denkbar wäre. Dafür gibt es in Pi-Ramesse jedoch keine archäologischen Belege – weder in Verbindung mit den hier vorgestellten Beispielen, noch mit anderen Befunden. FZN 84/0023b, die kugelige Löckchenfrisur mit Kronenaufsatz, gehörte zu einem ramessidischen Königsbildnis, wobei diese Zuweisung nicht näher eingegrenzt werden kann. Vergleichbare Perückenformen mit oder ohne Aufsatz kommen in der Ramessidenzeit sowohl im Rund- als auch im Flachbild vor.58 Sie erscheinen u. a. in Darstellungen, die den König bei der Feindvernichtung oder als Stabträger zeigen.59 Weitere Kompositstatuetten mit einer ähnlichen Frisur aus Fayence, die eindeutig aus der Ramessidenzeit stammen, sind mir nicht bekannt. Ähnliche Haartrachten mit Kronenaufsatz finden sich aber bereits in der 18. Dynastie.60 Die Fayencekappe FZN 98/0715, die zusammen mit Resten des stuckierten, bemalten und teilweise vergoldeten sowie mit Einlagen ausgestatteten Körpers aus Holz gefunden wurde, ist aufgrund der Form der Kopfbedeckung zu einer stehenden Darstellung des Gottes Ptah zu rekonstruieren. Inwieweit sie in stilistischikonographischer Hinsicht mit der Figur aus dem Grab des Tutanchamun zu vergleichen war, kann auf Basis 53 54 55 56 57

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FZN 00/0298 wurde eventuell auch in primärer Lage gefunden. Pusch, Fenster in die Vergangenheit, 48; Prell, Werkstätten der Residenz, 221. Pusch, Fenster in die Vergangenheit, 64. An FZN 84/0023b ist kein Zapfloch nachzuweisen; im Fall von FZN 86/0994, FZN 94/0025 und FZN 83/0769b wird dies am fragmentarischen Zustand der Stücke liegen. Als Beispiel dafür wäre z. B. ein Fayenceköpfchen im National Museum of Ireland, Dublin (1908:512) anzuführen, das aus dem Ptah-Tempel in Memphis stammen soll. Im Register des Museums findet sich folgender Eintrag: „Egyptian Antiquities from Athribis (near Sohag, Upper Egypt) and Memphis. Purchased from the British School of Archaeology in Egypt, University College, Gower St. London (per Prof. Flinders Petrie)“. Der Kopf ist aus verschiedenfarbigen Fayencen gearbeitet. Für Informationen zu dem Kopf danke ich Sharon Weadick vom National Museum. Abbildung unter http://www.globalegyptianmuseum.org, Datensatz zur Inv.-Nr. 1908:512 (29.1.2021). S. z. B. Vandier, Manuel III, 409, Taf. CXXVI‒CXXXII. Vgl z. B. die Statue Ramses’ VI. aus der Karnak-Cachette, die sich heute in Kairo (CG 42152) befindet. Z. B. in Darstellungen Thutmosis’ IV. (Kairo, CG 42080, 42082): Vandier, Manuel III, 409, Taf. CIII 1, 3.

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der rudimentären Reste nicht mehr gesagt werden. Auch für die Objekte FZN 95/0002, FZN 03/0563, FZN83/0408, FZN 86/0994, FZN 00/0298 und FZN 83/0769b ist keine Aussage zur genaueren Gestaltung oder Datierung möglich. Es ist aber davon auszugehen, dass sie ebenfalls zu Kappen zu rekonstruieren sind. Dafür spricht die kurze, kompakte und am Kopf anliegende Form ohne weitere Absätze,61 die glatte Oberfläche62, das Fehlen von gemusterten Bändern63 und v. a. eines Uräus, der an einer königlichen Kopfbedeckung nicht fehlen dürfte. Dass es sich um private Darstellungen handelte, ist aus ähnlichen Gründen eher abzulehnen, auch wenn es nicht vollständig auszuschließen ist. Glatte Kurzhaarfrisuren sind zu dieser Zeit untypisch. Außerdem wäre mit mehr Varianten der Haartracht zu rechnen. Parallelen aus dem privaten Bereich liegen nicht vor. Durch den Befund der vergoldeten Holzstatuette liegt es m. E. näher, dass die glatten Kopfbedeckungen ebenfalls Kappen kleinformatiger Darstellungen des Ptah waren.64 In welcher Funktion die – im Gegensatz zu FZN 98/0715 deutlich kleinformatigeren – Statuetten verwendet wurden, muss offenbleiben. Ungewöhnlich erscheint jedoch die Häufung dieser Objekte. Auch die Blaue Krone FZN 84/0025 kann keinem bestimmten König zugewiesen werden. Auf die Frage, wo die Statuetten aufgestellt waren bzw. werden sollten, kann auf der Basis der Befunde keine eindeutige Antwort gegeben werden. Es ist wahrscheinlich, dass sie in Pi-Ramesse für Pi-Ramesse produziert wurden, da in der Ramessidenzeit an anderen Orten bislang keine vergleichbaren Objekte nachzuweisen sind. Als Aufstellungsorte waren höchstwahrscheinlich lokale Sakral- oder Repräsentationsbauten vorgesehen. Auch die Verwendung in einem königlichen Grab wäre in Anlehnung an den Fund der PtahStatuette im Grab des Tutanchamun nicht vollkommen auszuschließen, ebenso wenig wie eine kultische Verehrung im profanen Kontext. Die hier vorgestellten neun Kopfbedeckungen ergänzen eine andere Gruppe ungewöhnlicher Fayenceobjekte, die in Pi-Ramesse gefunden wurde. Gemeint sind „dekorative Fliesen“, die – teilweise unter Einbindung halbrundplastischer Elemente, wie Bildern des Königs als Löwe, Fremdendarstellungen etc. – zur Verkleidung von Wänden und innenarchitektonischen Strukturen (Thronbalustraden, Toren) in verschiedenen, vermutlich palatialen Gebäuden der Ramsesstadt angebracht waren.65 Im Rahmen des von Edgar B. Pusch von 1980 bis 2014 geleiteten Qantir-Pi-Ramesse-Projektes wurde eine ganze Reihe, teilweise kleinster Bruchstücke gefunden, von denen vier bereits kurz in Abschnitt 1.2 angesprochen wurden. Zahlreiche weitere Fragmente oder ganze Fundkonvolute dieser Fayencefliesen kamen offenbar seit den 1910er-Jahren in den Kunsthandel bzw. ins Ägyptische Museum, Kairo und gelangten schließlich in verschiedene Sammlungen, u. a. nach New York, Paris und München.66 Einige wurden mehr oder weniger umfassend aufgearbeitet, andere befinden sich unpubliziert in Magazinen oder sind nur noch in dokumentarischer Form nachweisbar. Anhand dieser ungewöhnlichen Objektgruppen ist ein gesteigertes Interesse an einer in gestalterischer Hinsicht teilweise innovativen Verwendung des Materials Fayence in der Ramsesstadt auszumachen.67 Dabei erinnern die hier vorgestellten Stücke stark an den seit Amenhotep III., insbesondere in der Amarnazeit und in der späten 18. Dynastie präferierten Einsatz von Kompositstatuetten und -reliefs mit Elementen aus Fayence.68 Davon ausgehend könnte die Überlegung angestellt werden, ob die Exemplare aus Pi-Ramesse die Tradition der sowohl quantitativ als auch qualitativ seit dieser Zeit herausragenden Produktion von Fayence-

61 In der Ramessidenzeit findet sich vom Schläfenbereich zum unteren Perückenrand häufig eine Art stilisierter, kantiger Umbruch, der hier an keinem der Stücke zu beobachten ist. 62 Die königlichen Frisuren weisen in den meisten Fällen eine Innenzeichnung aus stilisierten Einzelsträhnen bzw. „Locken“ auf, ähnlich FZN 84/0023b. 63 Die um den oberen Kopf gebundenen, verzierten Bänder sind häufig in Kombination mit den Frisuren zu belegen. 64 Edgar B. Pusch führt in diesem Zusammenhang einen unpublizierten kleinformatigen Kopf aus Ton (FZN 80/134b) an, der eine separat gefertigte, halblange glatte Perücke trägt und zum Vergleich herangezogen werden könnte. An diesem sind die Ohren allerdings bedeckt. Darüber hinaus ist hier im Stirnbereich ein Bohrloch zu sehen, in das offenbar ein Uräus eingesetzt werden sollte. 65 Hamza, ASAE 30 (1930), 45‒52; Hayes, Glazed Tiles. 66 Vgl. z. B. Müller, MDAIK 37 (1981), 339‒357; Müller, in: Müller, Die Sammlung Wilhelm Esch, 20‒24; Habachi, Tell el-Dab'a I, 50‒53, 229‒250; Schlüter / Schlüter, in: Wimmer / Gafus (Hrsg.), Vom Leben umfangen, 357‒362; Delange, Nouvel Émpire, 185‒318. Darunter befinden sich auch königliche Kopfbedeckungen. 67 Die halbrundplastischen Darstellungen wurden teilweise über einem Holzkern gearbeitet: Hayes, Glazed Tiles, 8. 68 Zur generellen Verwendung und Bedeutung von Fayence in der materiellen Kultur, s. u. a. Friedman (ed.), Gifts of the Nile.

Fayence-Kopfbedeckungen königlicher und göttlicher Kompositstatuetten aus Pi-Ramesse

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Gegenständen wiederaufnimmt bzw. weiterführt.69 Mit einem solchen „Wissenstransfer“ könnte eine Übernahme der in Amarna populären Komposittechniken einhergegangen sein. Für einen solchen „Link“ stünde auch die in der Cachette des Karnak-Tempels gefundene und heute in Kairo (CG 42139/JE 36692) befindliche Kompositstatue Sethos’I. aus Kalzit-Alabaster.70 Das Rundbild war aus mehreren Teilen gefertigt und zusammengesetzt worden; außerdem verfügt es über Einlassleeren, in die Elemente aus kostbaren Materialien eingelegt waren. Dass die Fayence-Kopfbedeckungen aus der 18. Dynastie stammen und in Pi-Ramesse wiederverwendet wurden, ist aufgrund des Gesamtbefundes jedoch nicht anzunehmen. Es wäre dagegen umgekehrt denkbar, dass einige Objekte, die bislang aufgrund der Unkenntnis der Stücke aus der Ramsesstadt sowie der prominenten Bedeutung ähnlicher Fayence-Gegenstände aus der Amarnazeit in die 18. Dynastie datiert wurden,71 eigentlich aus der Ramessidenzeit stammen und in Pi-Ramesse gefertigt wurden.

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69 Im Zusammenhang mit Fayencemodeln, die eventuell aus Werkstätten in Pi-Ramesse stammen könnten, wurde diskutiert, dass diese aus Tell el-Amarna in die Ramsesstadt verbracht worden sein könnten: C. Herrmann, ÄgLev 1 (1990), 22; C. Herrmann, Formen, 4‒5. Diese Annahme bleibt jedoch, u. a. aufgrund der ungesicherten Provenienz der Konvolute, hypothetisch. 70 Tiradritti (ed.), Treasures, 256‒257; Edna Russmann spricht davon, dass die Statue eine Verschmelzung aus vorund nachamarnazeitlichen Stilmerkmalen darstellen soll: Russmann, Sculpture, 147. 71 Ähnlich verhält es sich offenbar mit den Gefäßen aus Ägyptisch Blau. Vgl. dazu die Zusammenfassung im Aufsatz von Henning Franzmeier im vorliegenden Band.

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Müller, H. W., Fragmente von fayencenen Wandverkleidungen aus den Palastanlagen der Ramessiden bei Qantir im Nordost-Delta, in: Müller, H. W., Die Sammlung Wilhelm Esch, Duisburg: Werke altägyptischer und koptischer Kunst ‒ in Bild und Beschreibung dargebracht, München 1961, 20‒24. Müller, H. W., Ägyptische Kunstwerke, Kleinfunde und Glas in der Sammlung E. und M. Kofler-Truniger, Luzern / Berlin 1964. Müller, H. W., Bemerkungen zu den Kacheln mit Inschriften aus Qantir und zu den Rekonstruktionen gekachelter Palasttore, in: MDAIK 37 (1981), 339‒357. Musée du Louvre (ed.), Faïences de l’antiquité de l’Égypte à l’Iran, Paris 2005. Prell, S., Einblicke in die Werkstätten der Residenz. Die Stein- und Metallwerkzeuge des Grabungsplatzes Q I, Hildesheim 2011 (FoRa 8). Pusch, E. B. / Becker, H., Fenster in die Vergangenheit. Einblicke in die Struktur der Ramses-Stadt durch magnetische Prospektion und Grabung, Hildesheim 2017 (FoRa 9). Russmann, E., Egyptian Sculpture. Cairo and Luxor, Austin 1989. Samson, J., Amarna Crowns and Wigs: Unpublished Pieces from Statues and Inlays in the Petrie Collection at University College, London, in: JEA 59 (1973), 47‒59. Schlüter, K. / Schlüter, A., Die Neupräsentation einiger Fayencefliesen im Ägyptischen Museum München, in: Wimmer, S. / Gafus, G. (Hrsg.), „Vom Leben umfangen“. Ägypten, das Alte Testament und das Gespräch der Religionen. Gedenkschrift für Manfred Görg, Münster 2014 (ÄAT 80), 357‒362. Tiradritti, F. (ed.), Egyptian Treasures from the Egyptian Museum in Cairo, New York 1999. Vandier, J., Manuel d’archéologie égyptienne III. Les grandes époques. La statuaire, Paris 1958. Wiese, A. / Brodbeck, A. (Hrsg.), Tutanchamun. Das goldene Jenseits. Grabschätze aus dem Tal der Könige, Basel 2004.

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Von Königin Nitokris bis zur Königin von Saba Stefan Jakob Wimmer

Quellen in Bibel und Koran Seit in den alttestamentlichen Büchern 1 Kön (10,1–13) und 2 Chr (9,1–12) die Begegnung zwischen König Salomo und der Königin von Saba beschrieben wird, hat die mit Rätseln und Geschenken ausgestattete Frau aus dem Süden die Gemüter fasziniert. Der Bericht vom Staatsbesuch in Jerusalem dient der Bibel als Beleg und Illustration für Salomos Weisheit und Reichtum, die beide von der Königin als unerreicht bewundert und gepriesen werden („Deine Weisheit und deine Vorzüge übertreffen alles, was ich gehört habe.“). Auffällig ist nun, dass die weibliche Herrschergestalt (nur) über ihr Land identifiziert wird, ‫ַת־שׁבָ א‬ ְ ‫מַ לְ כּ‬, wir aber ihren Namen nicht erfahren. Das Neue Testament erinnert an sie als βασίλισσα νότου „Königin des Südens (…) vom Ende der Erde“, um Zweifel an der Sendung Jesu zu begegnen („Und siehe, hier ist mehr als Salomo“; Mt 12,42; Lk 11,31). Der Koran überliefert in der Sure „Die Ameisen“ (27:15–44) legendarisch anmutende Einzelheiten, die über die biblische Darstellung noch hinausgehen.1 Das ist insofern bemerkenswert, als die biblischen Erzählinhalte in der Regel im Koran erheblich verkürzt anklingen, weil sie offenbar im Umfeld des Propheten Mohammed als bekannt vorausgesetzt waren. Meist spielt der Koran nur kurz auf die Episoden um Abraham, Mose, Jesus u. v. a. an, ohne sie en detail nachzuerzählen, um damit das Gott-Mensch-Verhältnis zu illustrieren und ethische Verhaltensweisen abzuleiten.2 Eine Ausnahme bilden die Josefsgeschichte, die in Sure 12 in ihrer Gesamtheit ausführlich nacherzählt wird und sogar Motive enthält, die in Genesis 37–50 fehlen, sowie eben die Geschichte um König Salomo und die Königin von Saba, auch wenn sie keine ganze Sure ausfüllt.3 Dass auch der Koran ihren Namen nicht überliefert – es heißt schlicht „ich fand dort eine Frau über sie (das Volk von Saba ‫ )ﺳﺑﺄ‬herrschen“ (‫ﺍﻣ َﺭﺃَﺓ ً ﺗ َْﻣ ِﻠ ُﻛ ُﻬ ْﻡ‬ ْ , 27:23) – , ist dennoch weniger überraschend. Denn eine Besonderheit des Korans besteht darin, dass die in den erzählerischen Abschnitten durchaus häufig auftretenden Frauengestalten stets über einen Mann identifiziert werden, dem sie zugeordnet sind, als „die Frau von N“, „die Tochter von N“, „die Schwester von N“. Die einzige und somit umso deutlicher herausgehobene Ausnahme stellt die Mutter Jesu dar, deren Name arab. Maryam als einziger weiblicher Personenname im Koran erwähnt wird. Nach ihr ist sogar die Mariensure (19) benannt. Aus außerkoranischen Quellen4 sind aber die Namen aller Frauen, die im Koran indirekt identifiziert werden, auch der islamischen Tradition gut bekannt, und i. d. R. klingen die arabischen Formen eng an die hebräischen Vorbilder an, wie z. B. Ḥawwa, 1 Vgl. insbesondere Abu Safíja, Maria woher hast du das?, 53–66. 2 Vgl. Wimmer / Leimgruber, Von Adam bis Muhammad. 3 Der Name der Sure nimmt Bezug auf eine Episode, in der Salomo, dessen Intellekt bildlich übermenschliche Züge zugeschrieben werden, indem er die Sprache der Tiere versteht, die Rede der Ameisen belauscht. Sodann berichtet ihm ein hudhud-Vogel (Wiedehopf), was er in Saba vorgefunden hat, nämlich eine Königin, die die Sonne anbetet. Dieselben Motive sind auch in der rabbinischen Literatur rezipiert, namentlich im aramäischen Targum Sheni zur Esterrolle. Hier ist der Vogel ein Auerhahn (aram. ‫תרנגול‬, tarnegol; Ego, Targum, 73 f., 171; vgl. auch Silberman, in: Pritchard, Solomon & Sheba, 65–84 und Klein-Franke, in: Daum, Königin, 105–111; Wimmer / Leimgruber, Von Adam bis Muhammad, 173). Dessen Entstehungszeit ist stark umstritten. Vermutlich datiert zumindest die Verschriftlichung des dort enthaltenen Midrasch nicht vor das Ende des 7. oder Anfang des 8. Jahrhunderts (Ego, Targum, 21–25). 4 Hier sind insbesondere die „Geschichten der Propheten“, Qiṣaṣ al-anbiyāʾ, von al-Kisa’i und ath-Tha‘labi aus dem 11. Jh. eine reiche Quelle; vgl. hierzu z. B. Thackston, Tales und Busse, Erzählungen. Die relevanten Texte daraus sowie von aṭ-Ṭarabi (um 900) sind bequem in deutscher Übersetzung gesammelt bei Daum, Königin, 82–96.

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Sâra und Hâǧar, und eben Maryam5. Hier erhält beispielsweise auch die Frau, die in der Josefsgeschichte die Rolle der Verführerin spielt und die umgekehrt in der Bibel lediglich als „die Frau des Potifar“ angesprochen wird, einen eigenen Namen.6 Und es taucht für die Königin von Saba der Name ‫ ﺑِ ْﻠ ِﻘﻳْﺱ‬Bilqîs auf. Muslime sind damit gut vertraut, der Name ist als weiblicher Personenname beliebt, z. B. auch in Formen wie türkisch Belkis oder bosnisch Belkisa. Eine arabische Wortbedeutung erschließt sich für Bilqîs aber nicht7 – und so ist bisher nicht konsequent geklärt, wie es zu dieser Namensform kam.

Südarabien Eine Historizität der legendarischen und eben nicht namentlich identifizierten Herrscherin ist nicht greifbar. Das gilt im übrigen auch für König Salomo, für den bisher keine außerbiblischen zeitgenössischen Quellen vorliegen. Zeitlich einordnen würde ihn die Alttestamentliche Wissenschaft am ehesten im 10. Jh. v. Chr. Das Land Saba, griech. Σάβα, hebr. ‫ ְשׁבָ א‬Shevā (daher engl. Sheba), arab. ‫ ﺳﺑﺄ‬Saba', ist freilich als Königreich im Südwesten der Arabischen Halbinsel in assyrischen Quellen ab dem 8. Jh. v. Chr. und reichlich in eigenen, altsüdarabischen Inschriften belegt, die vom 8. Jh. v. Chr. bis ins 6. Jh. n. Chr. reichen.8 Spätestens im 7. Jh. v. Chr. wird Saba mit der Hauptstadt Ma'rib (sabäisch Maryab), im heutigen Jemen zu einem mächtigen Staat, der entlang der Weihrauchstraße in Richtung Nordarabien wie auch nach Osten in Richtung Dhofar (Oman) expandiert. In Ma'rib werden die Ruinen zweier sabäischer Tempelanlagen in der lokalen Tradition als Maḥram Bilqîs, „Heiligtum/Tempel der Bilqîs“ und ‘Arš Bilqîs, „Thron der Bilqîs“ bezeichnet. Als eines der imposantesten Bauwerke der Arabischen Halbinsel sind dort die Reste des sabäischen Staudamms berühmt, der wohl in unterschiedlichen Phasen erbaut und erneuert wurde, im wesentlichen aber in die Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. datiert wird. Die monumentale Anlage garantierte über mehr als tausend Jahre den landwirtschaftlichen Wohlstand der Oase.9 Ein verheerender Bruch des Damms (vielleicht im 6. Jh. n. Chr.) wird im Koran in der daher „Saba“ genannten Sure (34:16) rezipiert. Wasser wird schließlich auch ein Leitmotiv in der koranischen Darstellung um die Königin von Saba.10 Auch über das Kerngebiet der historischen Sabäer hinaus verknüpfen Traditionen gern lokale Stätten mit der biblischen und koranischen Königin. So kann man die Reste ihres Palastes unweit von Salalah im Westen des Sultanats Oman besichtigen, in den Ruinen der hadramitischen Hafenstadt Sumhuram.

Äthiopien Von besonderer, sogar national identitätsstiftender Bedeutung wird die Rezeption der Königin und ihrer Begegnung mit Salomo für das heutige Äthiopien. Auch dort zeigt man ihren Wohnsitz, in den Ruinen von Yeha in Tigray, wo sabäische Einflüsse tatsächlich sehr deutlich sind. Das Königreich Aksum, dem Jemen gegenüber an der Westseite des Roten Meeres gelegen, erstreckte sich in der Spätantike über weite Teile Äthiopiens, Eritrea und Dschibuti und expandierte auch in Gebiete östlich des Roten Meeres, auf der Arabischen Halbinsel. Zuvor war umgekehrt sabäischer Einfluss auf Teile Äthiopiens und Eritreas spürbar, vielleicht bis hin zu politischer Zugehörigkeit zum Sabäerreich. Die in Äthiopien gebräuchliche Form des westsemitischen Alphabets ist eng mit den südarabischen Varianten verwandt, zu denen Sabäisch gehörte. Der südsemitische Zweig des Alphabets hat nur dort bis heute Bestand. Der epische Bericht über die Abstammung der sog. salomonischen Kaiserdynastie von Äthiopien, Kebra Nagast („Ruhm der Könige“), erzählt ausführlich von der Reise der Königin Mākedā nach Jerusalem, wo Salomo mit ihr den Begründer der Dynastie namens Menelik zeugt, sodann, wie die Bundeslade von dort 5 An dieser Stelle darf wieder daran erinnert werden, dass der Name ‫מרים‬, mit Görg, Mirjam, und NBL II: 815 f., plausibel vom ägypt. Mrj.t-Jmn hergeleitet werden kann. 6 Zulaykhâh, ‫ﺯﻟﻴﺨﺎ‬, von Goethe im Diwan als „Suleika“ in die deutsche Literatur eingeführt. 7 Der Versuch, Bilqîs auf griech. παλλακίς (hebraisiert zu pilegesh), „Konkubine“ zurückzuführen (Watt, in: Pritchard, Solom & Sheba, 100: „The most usual view …“) hilft sprachlich nicht viel weiter und wäre semantisch mit dem islamischen Verständnis schwer vereinbar. Daum, Königin, 95 verteidigt ihn. Stiegner, Königin, 128 ff. untersucht ihn ausführlich um ihn als „(derzeit) unerwiesen“ einzustufen. – Für m. E. noch weniger voranführende Optionen arabischer Etymologien s. Stiegner, Königin, 136–148. 8 Müller, in: NBL III: 387 f., s. v. Saba. 9 Für den Damm vgl. Schmidt, in: Daum, Jemen, 57–73. 10 Es fehlt in der biblischen Darstellung völlig, taucht aber in der christlichen Rezeption wieder auf, vgl. Abu Safíja Maria woher hast du das?, 63 f.

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nach Aksum gelangt und wie die Äthiopier sich auf diese Weise von der Verehrung der Sonne und der Gestirne abwandten und sich zum „Herrn, dem Gott Israels“ bekannten. Das in altäthiopischem Ge'ez überlieferte Werk datiert wohl ins 14. Jh. und scheint auf eine frühere, arabische Fassung zurückzugehen. Der Name des gemeinsamen Sohnes von Salomo und Makeda, Menelik, könnte von arab. Bin al-ḥakīm, „Sohn des Weisen”, herzuleiten sein.11 Schwieriger ist der Name der Königin Makeda. Vorgeschlagen wurden als Quelle der südarabische Beamtentitel mqtwyt, aber auch das ägypt. mkj.t, im Sinne von „Beschützerin“ (vgl. das königliche Epithet mkj-Km.t, „der Beschützer Ägyptens“), was wohl wenig wahrscheinlich sein dürfte.12 Sicherlich verlockend ist eine Assoziation mit dem Titel Kandake der meroitischen Königinnen13 (Wegfall des K-, n > m ist relativ problemlos, ebenso Metathese d-k > k-d). In der Apostelgeschichte wird ja auf eine Kandake ausdrücklich Bezug genommen (Apg 8, 26–40).14 Ihr „Finanzminister“, der auf dem Rückweg von seiner Pilgerfahrt zum Tempel von Jerusalem als Reiselektüre Jesaja mit sich führt, wird von Philippus von der neuen, christlichen Deutung überzeugt und – wieder das Motiv: „siehe, hier ist Wasser“ (V. 36) – an Ort und Stelle getauft. Damit wird diese Episode aus dem Neuen Testament für das äthiopische Christentum genauso konstitutiv, wie der alttestamentliche Kern des Kebra Nagast. Eingeführt wird dieser erste getaufte Nicht-Jude als Αἰθίοψ εὐνοῦχος δυνάστης Κανδάκης βασιλίσσης Αἰθιόπων, ὃς ἦν ἐπὶ πάσης τῆς γάζης αὐτῆς, „ein Äthiopier, ein Kämmerer, Hofbeamter der Kandake, der Königin der Äthiopier, der über ihrer ganzen Schatzkammer stand“ (V. 27). Natürlich sind wir hier mit dem zeitgenössisch großräumigen Sprachgebrauch für Αἰθιοπία konfrontiert, für alle Regionen mit dunkelhäutigen Bewohnern, näherhin entlang des Nils südlich von Ägypten, sodass besonders an Nubien und eben Meroë zu denken ist. Den Titel Kandake (ktke/kdke?) trugen im Reich von Meroë nicht regierende Königinnen, wiewohl solche mehrfach belegt sind, sondern die Mütter der Könige. Ihnen kam aber offenbar eine besonders hervorgehobene Position zu.15 So ist immerhin gut denkbar, dass die hohe Bedeutung königlicher Frauen im Süden – von Ägypten aus gesehen – in die Rezeption der Überlieferungen um die Königin von Saba eingeflossen ist.

Ägypten Damit ist nicht nur geographisch, sondern auch kulturhistorisch der Bogen zu Ägypten geschlagen. Denn über Meroë bzw. Kusch ist „Äthiopien“ natürlich als kulturell ägyptisch-pharaonisch geprägt subsumiert, ähnlich wie später dann das äthiopische Christentum von der koptischen Kirche Alexandriens aus konturiert wird. Für das Alte Testament ist sicherlich die Zeit der Kuschitenherrschaft (25. Dynastie) in besonderer Weise prägend, zumal die Beziehungen zwischen Juda/Israel und Ägypten hier und in der folgenden 26. Dynastie besonders intensiv waren.16 Die Auseinandersetzung mit der Politik, der Kultur und gerade auch der Religion Ägyptens spiegelt sich um das 8. und 7. Jh. v. Chr. in den biblischen Texten ganz markant wieder.17 Kusch ‫כּוּשׁ‬, also Nubien, fließt dabei aus palästinischer Perspektive gleichsam als erweitertes Synonym zu ‫ׅמצְ ַריִ ם‬ Miṣrajim (Ägypten) in den Sprachgebrauch der Israeliten ein. Dass Kuschiten, also dunkelhäutige Nubier, eben nicht mehr nur Unterworfene der Pharaonen sind, sondern tonangebend als Herrscher über das Reich, das vom Mittelmeer bis tief in den Sudan reicht, hat sich in der Außenwahrnehmung tief festgesetzt, sodass Ägypter und Kuschiten als dauerhaft verschmolzen gedacht werden.

11 Nach https://en.wikipedia.org/wiki/Queen_of_Sheba; ohne Quelle (zuletzt eingesehen 24.2.2020). 12 Nach https://en.wikipedia.org/wiki/Queen_of_Sheba, n. 13, 14; die angegebenen Quellen sind mir nicht nachvollziehbar (zuletzt eingesehen 24.2.2020). 13 So Ullendorff, New Testament Studies 2 (1955), 56 n. 3. 14 Im Kebra Nagast wird deren Identität mit Makeda implizit unterstellt, vgl. Ullendorff, New Testament Studies 2 (1955), 53–56. 15 Scholz, in: NBL II: 439 f., s. v. Kandake, unterstellt ausdrücklich, dass sich die meroitische Tradition der besonderen Funktion der Kandake „im äthiop. Hochland (Aksum) erhalten“ habe. Vgl. auch Priese, Gold von Meroe, 10. 16 Vgl. Schipper, Israel und Ägypten, und Schipper, SAK 29 (2001), 307–318. 17 Es war die Überzeugung des katholischen Alttestamentlers und Ägyptologen Manfred Görg (1938–2012), dass das Alte Testament, die Hebräische Bibel, nicht zu verstehen sei ohne den Kontext der kontinuierlichen Auseinandersetzung Israels mit Ägypten. Sein sehr umfangreiches Werk wird in dieser Hinsicht noch zu wenig rezipiert, in der Theologie und Judaistik, aber auch in der Ägyptologie.

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Das ist etwa zu berücksichtigen, wenn das Hohelied, das dichterisch den Part des Liebhabers König Salomo zuschreibt, dessen Geliebte als schwarzhäutig beschreibt: „Schwarz bin ich und anmutig“ (Hld 1,5).18 Auch dieses Bild ist in die Rezeption der Königin von Saba eingeflossen.19 Auch bei der Einführung einer „Tochter Pharaos“, die Salomo zur Frau genommen habe, wird dieser Hintergrund maßgeblich.20 Die entsprechenden Angaben gehen dem Bericht vom Besuch der Königin von Saba unmittelbar voraus (1 Kön 9,16 ff.; 2 Chr 8,11), sie stehen somit in Bezug zueinander. Aus Sicht der späteren, kritischen Redaktion steht Salomos Heirat für eine verfehlte Hinwendung zur Politik der Ägypter bzw. Kuschiten. In biblischer Sprache: Die ägyptische/kuschitische Frau an seiner Seite wird in führender Rolle, vor zahlreichen weiteren fremden Frauen, verantwortlich gemacht für seine Hinwendung zu fremden Kulten (vgl. 1 Kön 11). In markantem Gegensatz dazu tritt dann die Königin von Saba auf, die somit ausdrücklich nicht als Ägypterin eingeführt wird, sondern aus einer nicht benachbarten, weder politisch noch kulturell für Juda/Israel in irgendeiner Weise dominanten Randregion kommend. Sie wird von selbst initiativ und deklamiert eindrucksvoll, von welcher Qualität der weltumspannende Ruf Salomos – also auch seiner Nachfolger – sein sollte. Die moderne Rezeption hat eine historische Königin Ägyptens in die Gemengelage um die Königin von Saba eingebracht, nämlich Hatschepsut.21 Ihr Engagement um das Südland Punt, das ja wohl im weitesten Sinn tatsächlich im Umfeld der Meerenge von Dschibuti, also am Südende des Roten Meeres oder darüber hinaus, anzusetzen sein wird, liefert immerhin eine verlockende Assoziation. Vielleicht steht das Goldland Ofir, das Salomos Schiffe über das Rote Meer erreichen, mit Punt in Bezug.22 Es wird direkt vor der Erwähnung der Königin von Saba genannt (1 Kön 9,28; 2 Chr 8,18). Selbst die Beobachtung, dass die Reliefs in ihrem Taltempel eine Königin (allerdings als Frau des Königs, nicht Herrscherin) von Punt porträtieren, die auffällig missgestaltete Beine aufweist, ließe sich ja irgendwie mit dem entsprechenden Motiv verknüpfen, das bei der Königin von Saba sehr weitreichend ausgeschmückt wird.23 Wenn also die beiden gegensätzlichen Frauengestalten in die Überlieferungen eingeflossen sein sollten, dann würde sich in der Königin von Saba die Attraktivität Hatschepsuts und zugleich die körperliche Missbildung der Königin von Punt, auf die Beine reduziert, widerspiegeln. Das alles kann aber über den Bereich wilder Spekulation nicht hinauskommen, denn die Pharaonin Hatschepsut war den biblischen Autoren im 1. Jahrtausend v. Chr. keine besonders bekannte Gestalt. Noch weniger kann das für die spätere Überlieferung und Rezeption gelten.

Herodot und Josephus Wir haben die Herkunft der Königin von Saba in den Überlieferungen von Südarabien über Äthiopien und Sudan bis Ägypten verfolgen oder jedenfalls diskutieren können. Es muss daher keineswegs verwundern, wenn der bedeutendste jüdisch-römische Historiker Flavius Josephus im 1. Jh. n. Chr. ohne Schwierigkeit die alttestamentliche Königin als „Herrscherin von Ägypten und Äthiopien“ bezeichnet. In seiner Nacherzählung der jüdischen Geschichte von Adam und Eva bis zur Zerstörung des Tempels, den Antiquitates Iudaicae, liefert er eine Fülle von Inhalten und Details, die die biblischen Texte ausschmücken und erweitern. So verdanken wir ihm nun auch die früheste Erwähnung eines Eigennamens für die Königin. Er gibt ihn als Νικαύλη(ς) „Nikaulēs” oder „Nikaulē“ an, und leitet ihn ausdrücklich von einer bei Herodot genannten ägyptischen Herrscherin ab: „(…) Das halte ich auch für die Ursache, weshalb Herodot von Halikarnassos nach Minaios, dem Gründer von Memphis, noch von dreihundertdreißig Königen spricht, ohne ihre Namen zu nennen; 18 Die Einheitsübersetzung war hier mit „Braun bin ich, doch schön“ recht irreführend. Die Neuausgabe der Einheitsübersetzung (2016) hat immerhin „Schwarz bin ich, doch schön“. Die revidierte Lutherbibel (2017) ist genauer: „Ich bin schwarz und gar lieblich“. 19 Vgl. Abu Safíja, Maria woher hast du das?, 66 und Frontispiz. 20 Die Frage nach der Historizität dieser Notizen wird skeptisch beurteilt, zumal sich die Verheiratung einer Pharaonentochter an ausländische Höfe aus ägyptischer Sicht schwierig darstellt, vgl. dazu Schipper, Israel und Ägypten, 84–107. Görg, der hier eine Rezeption tatsächlicher Vorgänge für möglich hielt (vgl. Görg, Beziehungen, 76 ff.), sah für eine gründliche Untersuchung zur „Tochter Pharaos“ eine eigene Monografie vor, die als Band 32 in der Reihe ÄAT geplant war. Er konnte sie nicht mehr realisieren. 21 Z. B. Abu Safíja, Maria woher hast du das?, 54. Vgl. Scott, Hatshepsut. 22 Van Beek, in: Pritchard, Solomon & Sheba, 47 f. 23 Vgl. Abu Safíja, Maria woher hast du das?, 61 ff.

Von Königin Nitokris bis zur Königin von Saba

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sie hießen eben alle Pharao. Sobald aber eine Königin zur Regierung gelangt, nennt er ihren Namen Nikaule (Νικαύλην), offenbar weil alle Könige denselben Namen führten, den aber ein Weib sich nicht beilegen konnte, weshalb er die Königin mit ihrem Eigennamen nennen musste. Ich habe auch in unseren Archiven gefunden, dass nach dem Pharao, der Solomons Schwiegervater war, kein König der Ägypter mehr so genannt wird, und dass die vorhin erwähnte Königin als die Herrscherin von Ägypten und Äthiopien (βασιλεύουσα τῆς Αἰγύπτου καὶ τῆς Αἰθιοπίας) bezeichnet wird, die den Solomon besuchte. Von ihr werde ich gleich Näheres bringen; (…)“ (Ant VIII, 157–159) Aus den Werken des Josephus, die lange Zeit zu den meistgelesenen Büchern außerhalb der Bibel gehörten, wurde der Name z. B. in der latinisierten Form „Nicaula“ in der europäisch-westlichen Kulturgeschichte rezipiert.24 Der Name der bei Herodot genannten Königin, auf die Josephus sich offenbar bezieht, lautet dort aber ein wenig anders, nämlich „Nitokris“: „Nach ihm (Min, dem ersten König von Ägypten) führten die Priester aus ihrem Buche noch dreihundertdreißig andere Könige mit Namen an. Unter den Königen in so viel Menschenaltern waren achtzehn Äthiopier, eine einheimische Frau, alle übrigen aber Männer aus Ägypten. Die Frau hieß wie jene babylonische Königin Nitokris (Νίτωκρις).“ (Hist. II, 100) Zu ihr überliefert Herodot dann die folgende Begebenheit: „Ihren Bruder, sagten sie, der vor ihr König gewesen wäre, hätten die Ägypter ermordet und sie auf den Thron gesetzt; sie aber hätte, um ihren Bruder zu rächen, viele Ägypter hinterlistig umgebracht. Sie hätte nämlich einen großen unterirdischen Saal gebaut und angeblich, um ihn einzuweihen, in der Tat aber in ganz anderer Absicht, eine Menge der ihr als Haupturheber des Mordes bekannten Ägypter dahin zu einem Gastmahl geladen und dann, als sie bei Tisch gesessen, durch einen geheimen Kanal den Fluss hineingelassen. Weiter erzählten sie mir nur noch von ihr, dass sie sich hinterher, um sich der Rache zu entziehen, in ein Gefäß voll glühender Asche gestürzt.“25 (Hist. II, 100) Für die griechische Form Nitokris haben die hellenistisch-römischen Autoren mehrere königliche Frauen als Trägerin dieses Namens überliefert. So habe laut Herodot in Babylon „fünf Menschenalter nach Semiramis“ eine Nitokris regiert und sich durch aufwändige, strategisch motivierte Wasserbaumaßnahmen am Euphrat hervorgetan (Hist. I, 185).26 Legendarisch will man in ihr eine Tochter von Nebukadnezar II., dem Eroberer Jerusalems, und Gattin des letzten neubabylonischen Königs Nabonid sehen27, der immerhin auch auf der Arabischen Halbinsel Spuren hinterlassen hat.28 In Ägypten erhalten eine Tochter Psammetichs I. als Gottesgemahlin des Amun sowie eine Tochter des Amasis als Hohepriesterin des Amun diesen dort auch sonst gebräuchlichen Namen29, der das ägyptische N.t-jqr.t „Neith ist vortrefflich“ gräzisiert. Bekannter als diese beiden wurde eine Gestalt, die Manetho am Ende der 6. Dynastie ansetzt. Christiane Coche-Zivie hat sich ausführlich mit ihr und den mit ihr verwobenen Legenden auseinandergesetzt.30 Im Turiner Königspapyrus wird sie als nsw-bjtj N.t-jqr.t gelistet, zeitgenössisch ist sie nicht belegt. Mit Blick auf die schwierige Quellenlage

24 So z. B. in Händels Oratorium „Solomon“ (1748), oder vgl. auch die Installation „The Dinner Party“ der feministischen Künstlerin Judy Chicago im Brooklyn Museum (1974–1979), https://www.brooklynmuseum.org/eascfa/ dinner_party/heritage_floor/nicaula (zuletzt eingesehen 25.2.2020). 25 Man wird bei dem Motiv des Wassers im Festsaal unwillkürlich an die koranische und rabbinische Darstellung vom Kristallfußboden in Salomos Thronsaal erinnert, den die Königin für Wasser hielt. Doch gehen die Zusammenhänge hier schon sehr weit auseinander. 26 Auch mit Semiramis hat man die Königin von Saba verglichen und diverse Parallelen gefunden. Der Talmud führt das insoweit zusammen, als dort – sehr frei – die Königin von Saba zur Mutter von Nebukadnezar und Semiramis zu dessen Frau gemacht werden. Vgl. Beyer, Königin, 121–126. Zur möglichen Historizität der babylonischen Nitokris (in Verbindung mit Semiramis) vgl. Lewy, JNES 11 (1952), 264–286. Newberry, JEA 29 (1943), 51 n. 5 vermutet, wohl lediglich wegen des Namens, dass es sich um eine saitische Prinzessin gehandelt habe. 27 https://www.brooklynmuseum.org/eascfa/dinner_party/heritage_floor/nitocris (zuletzt eingesehen 25.2.2020). 28 Nabonid (reg. 556–539 v. C.) eroberte die Nordhälfte der Halbinsel bis Jathrib (das spätere Medina) und verlegte seine Residenz in die Oasenstadt Tayma. 29 Vgl. Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972), 122 n. 6: mit Neith zusammengesetzte Personennamen seit der 1. Dynastie, mit jqr seit dem AR. 30 Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972), 115–138. Schneider, Lexikon, gibt knapp das Wichtigste wieder, so wie auch zu den beiden erstgenannten (s. v. Nitokris, Nitokris I., Nitokris II.; 181–182)

320

Stefan Jakob Wimmer

wurde sogar ihre historische Existenz in Zweifel gezogen. Ryholt hat argumentiert, dass eine verbesserte Lesung den Namen mit König Ntrj-k#-Rc aus der Abydosliste in Übereinstimmung brächte und eine „Königin N.t-jqr.t“ somit entfalle. 31 Dagegen hat Brose, der im übrigen anzeigt, dass Ryholts These inzwischen schon mehrfach rezipiert wurde, versucht aufzuzeigen, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit eben doch von einer Herrscherin dieses Namens im Königspapyrus auszugehen sei und verweist auf eine „spätestens seit der Ramessidenzeit (…) fortlaufende Tradition einer ebensolchen Königsgestalt bis hinunter in die griechischrömische Zeit“.32 Dass eine als Nisubiti regierende Herrscherin am Ende des Alten Reichs, von der sich zeitgenössisch nichts erhalten hat, später stark legendarisch aufgeladen weitertradiert wird, macht sie immerhin zu einer bemerkenswerten Figur. Coche-Zivie hält es für „possible bien que peu probable“, dass die Bedeutung der gleichnamigen spätzeitlichen Priesterinnen in die Rezeption der Königin des Alten Reichs eingeflossen wäre.33 Syncellus (8. Jh. n. Chr.) beruft sich in seiner pseudo-manethonischen Liste ägyptischer Könige auf eine Vorlage des berühmten Erathosthenes (3. Jh. v. Chr.), und gibt an: „Der 22. Herrscher der Thebaner war Nitôkris, eine Königin anstelle ihres Gatten. Ihr Name bedeutet ‚siegreiche Athene‘ (Ἀθηνᾶ νικηφόρος), und sie regierte 6 Jahre.“ (Syncellus, Ec.Chr.)34 Manethos Angaben sind voll legendarischer Bewunderung: „Nitôkris, die edelste und lieblichste der Frauen ihrer Zeit, von schöner Gestalt (oder: von heller Erscheinung), die Erbauerin der 3. Pyramide, regierte 12 Jahre.“ (nach Africanus, um 200 n. Chr.) „Königin Nitôkris war tapferer als alle Männer ihrer Zeit, die schönste der Frauen, mit heller Haut und roten Backen. Von ihr, sagt man, wurde die 3. Pyramide hochgezogen, nach dem Abbild eines Berges.“ (nach Eusebius, um 300 n. Chr., armen. Version). Coche-Zivie befasst sich mit der merkwürdig persistenten Verbindung der Nitokris-Überlieferung mit der „3. Pyramide“, womit sicherlich die des Mykerinos gemeint ist. 35 Arbeiten an seinem von Mykerinos selbst unvollendeten Pyramidenkomplex sind für Merenre und Pepi II. belegt. Nitokris, die auf sie folgte, könnte sie dann zur Vollendung gebracht haben (was bisher freilich nicht belegt ist). In Verbindung damit mag die Nähe des Namens Mn-k#.w-Rc (Mykerinos) mit Mn-k#-Rc, dem vermutlichen Geburtsnamen der Nitokris36, zu einer entsprechenden Übertragung der Zuordnung der Pyramide verleitet haben. Jedenfalls bleibt bemerkenswert, dass zur Zeit der klassischen Autoren in der Mykerinospyramide ein Monument jener legendären Königin Nitokris gesehen wurde.37 Der historischen Herrschaft der Königin N.t-jqr.t/Nitokris aus der 6. Dynastie, ihrer tatsächlichen Dauer und Hinterlassenschaft können wir uns aber nicht weiter nähern, solange nicht eines Tages doch zeitgenössische Beleg gefunden werden.38 Damit bleibt uns verborgen, welche Strahlkraft es war, die ihr zu einem späten Aufleuchten in griechisch-römischer Zeit verholfen hat. „En passant de l’histoire à la tradition, son rôle s’amplifia considérablement et elle devint en quelque sorte le prototype idéal de la reine parée de toutes les vertus.“39 Dann aber hat sich ihr Name als der einer bedeutenden, ja sogar der namhaftesten Herrscherin von Ägypten etabliert – bevor er wieder weitgehend in Vergessenheit geriet. Unser moderner Bildungskanon

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Ryholt, ZÄS 127 (2000), 87–100. Brose, GM 254 (2018), 49. Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972), 124 Zitiert nach https://pharaoh.se/eratosthenes-king-list (zuletzt eingesehen 25.2.2020). Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972), 127 ff. In der Königsliste von Abydos entspricht Mn-k#-Ro „très probablement“ (Coche-Zivie, BIFAO 72 [1972], 125) der Position von N.t-jqr.t im Turiner Königspapyrus, sodass damit offenbar der Geburtsname der Nitokris vorliegt. 37 Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972), 137 verweist auch noch auf eine arabische Legende aus dem Mittelalter, die mit der Mykerinospyramide das Phantom einer schönen, nackten Frau in Verbindung bringt, die mittags auf dem Gizaplateau spukt und Männer um den Verstand bringt. 38 Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972), 125 f. weist eine Beobachtung von Newberry, JEA 29 (1943), 51–54, zurück, wonach im Umfeld der Pyramide einer Neith, Tochter Pepis I. und Gemahlin von Merenre und Pepi II., in Sakkara der Name Mn-k#-Ro erhalten sei. Die Lesung der Kartusche sei sehr unsicher (stattdessen vielleicht Nfr-k#-Ro, also Pepi II.), und diese Neith mit N.t-jqr.t/Nitokris eben wohl nicht identisch. – Auch die Länge der Regentschaft von Nitokris der 6. Dynastie lässt sich nicht zuversichtlich angeben. Der Turiner Papyrus gibt 10 Jahre, Manetho (Africanus) 12 Jahre, Eratosthenes 6 Jahre (Coche-Zivie, BIFAO 72 [1972], 127 n. 1). 39 Coche-Zivie, BIFAO 72 (1972),132.

Von Königin Nitokris bis zur Königin von Saba

321

kennt vorrangig die Königinnen Hatschepsut, Nofretete und Kleopatra. Letztere war für die römischen Autoren freilich eine viel zu reale zeitgenössische Politfigur, ihre Herrschaft zu präsent bzw. rezent für legendarische Überhöhung. Nofretete war natürlich als Folge der Verfemung ihres Gatten Echnaton der Klassischen Antike praktisch unbekannt. Und auch Hatschepsuts moderne Karriere begann erst mit der ägyptologischen Erschließung ihrer Hinterlassenschaften, allen voran des Taltempels von Deir el-Bahari. Es muss also nicht mehr überraschen, dass Josephus Salomos königliche Besucherin mit niemand anderem als der – in der Sicht seiner Zeit – einzigen Frau, die über Ägypten und „Äthiopien“ geherrscht hat, verbinden wollte. Das kann für ihn eine Herkunft aus „Saba“ als loser Begriff für ein Südland mit einschließen. Ihm ist ihr Name aber in der Form Nikaulis vertraut, die er nicht korrekt so schon Herodot zuschreibt. Die Verschiebung von Νίτωκρις > Νιτώκρις zu Νίκαυλις > Νικαύλης, mit Ausfall des t und dem vertrauten Wechsel r > l, ist nicht allzu schwierig und durch Josephus’ eigene ausdrückliche Bezugnahme auf Herodot gesichert. Offenbar wenig beachtet wird bisher, dass mit dieser Namensform eine durchweg plausible Herleitung für die arabische Fassung Bilqîs vorliegt.40 Das hier auftretende Muster der Kontraktion und damit oft verbundenen Silbenreduktion von griechischen Formen ins Arabische ist gängig.41 Hier liegt zudem Metathese von k und l vor sowie eine wenig überraschende Lautverschiebung von n hin zu b (vielleicht über dazwischen gelegtes m: n > m > b). Damit wurde die ephemere Gestalt der ägyptischen Herrscherin Nitokris am Ende des Alten Reichs zur alttestamentlichen Königin von Saba bei Josephus. Und von dort aus haben wir auch die Namenspatronin für Bilqîs in der islamischen Tradition gefunden, sodass sie über einige Umwege in einem noch heute verbreiteten Frauennamen fortlebt.42

Literaturverzeichnis Abu Safíja, Maria, woher hast du das? Frauengestalten im Koran, München 2008. Beyer, R., Die Königin von Saba. Engel und Dämon. Der Mythos einer Frau, Bergisch Gladbach 1987. Brose, M., Neue Fragen zur (Nicht-)Existenz der Königin Nitokris, in: GM 254 (2018), 37–52. Busse, H. (Hrsg.), Islamische Erzählungen von Propheten und Gottesmännern. Qiṣaṣ al-anbiyā’ oder ‘Arā’is al-maǧālis von Abū Isḥāq Aḥmad b. Muḥammad b. Ibrāhīm aṯ-Ṯa‘labī, Wiesbaden 2006. Coche-Zivie, C., Nitocris, Rhodopis, et la troisième pyramide à Giza, in: BIFAO 72 (1972), 115–138. Daum, W. (Hrsg.), Jemen, Ausstellung Staatl. Museum für Völkerkunde München, Innsbruck / Frankfurt a. M. 1987. Daum, W. (Hrsg.), Die Königin von Saba. Kunst, Legende und Archäologie zwischen Morgenland und Abendland, Stuttgart / Zürich 1988. Ego, B., Targum Scheni zu Ester. Übersetzung, Kommentar und theologische Deutung, Tübingen 1996. Görg, M., Mirjam – ein weiterer Versuch, in: Biblische Zeitschrift N.F. 23 (1979), 285–289. Görg, M., Die Beziehungen zwischen dem alten Israel und Ägypten von den Anfängen bis zum Exil, Darmstadt 1997. Kleinert, U., Das Rätsel der Königin von Saba. Geschichte und Mythos, Darmstadt 2015. Lewy, H., Nitokris-Naqî’a, in: JNES 11 (1952), 264–286. NBL: Görg, M. / Lang, B. (Hrsg.), Neues Bibel-Lexikon, 3 Bde., Zürich / Düsseldorf 1991–2001. Newberry, P. E., Queen Nitocris of the Sixth Dynasty, in: JEA 29 (1943), 51–54. 40 Beyer, Königin, 81 erwähnt die Herleitung als Option mit Bezug auf Stiegner, Königin, 123 f. Dort wird der Vorschlag auf de Sacy (ohne Quelle) zurückgeführt, der eine Verwechslung der Punkte in der arabischen Schreibweise für n und b angenommen habe, was Stiegner insgesamt „nicht unbedingt überzeugend“ findet. Das scheint mir auch nicht notwendig. Es handelt sich weder um eine „Verwechslung bzw. Fehlsetzung“ (de Sacy / Stiegner), noch um eine „Verballhornung“ (Beyer) oder ein „Missverständnis“ (Kleinert, Rätsel, 96), sondern um eine gut nachvollziehbare Transformation nach gängigem Muster von der griechischen in eine arabische Form. 41 Vgl. z. B. Iblîs < διάβολος, Ǧibrîl < Γαβριήλ, Nāblus < Νεάπολις, Ibuqrât < Ἱπποκράτης, Harqal < Ἡρακλῆς und Ἡράκλειος u. v. a. 42 Diese Überlegungen seien mit großer Dankbarkeit Regine Schulz gewidmet, auch eine Königin dem Namen nach, wenn auch nicht aus dem Süden.

322

Stefan Jakob Wimmer

Priese, K.-H., Das Gold von Meroe, Berlin / München 1992. Pritchard, J. B. (ed.), Solomon & Sheba, London 1974. Ryholt, K., The Late Old Kingdom in the Turin King-list and the Identity of Nitocris, in: ZÄS 127 (2000), 87–100. Schipper, B. U., Israel und Ägypten in der Königszeit. Die kulturellen Kontakte von Salomo bis zum Fall Jerusalems, Fribourg 1999 (OBO 170). Schipper, B. U., Kultur und Kontext – zum Kulturtransfer zwischen Ägypten und Israel/Juda in der 25. und 26. Dynastie, in: SAK 29 (2001), 307–318. Schneider, T., Lexikon der Pharaonen. Die altägyptischen Könige von der Frühzeit bis zur Römerherrschaft, Zürich 1994. Scott, E., Hatshepsut, Queen of Sheba, New York 2012. Stiegner, R. G., Die Königin von Saba' in ihren Namen: Beitrag zur vergleichenden semitischen Sagenkunde und zur Erforschung des Entwicklungsganges der Sage, Graz 1979 (Dissertationen der Universität Graz 44). Thackston, W. M. (ed.), The Tales of the Prophets of al-Kisa’i, Boston 1978. Ullendorff, E., Candace (Acts VIII. 27) and the Queen of Sheba, in: New Testament Studies 2 (1955), 53– 56. Wimmer, S. J. / Leimgruber, S., Von Adam bis Muhammad. Bibel und Koran im Vergleich, Stuttgart 22007.

Quellen Bibel: Einheitsübersetzung (2016). Koran: Übersetzung v. Muhammad Assad (2009). Flavius Josephus: Jüdische Altertümer, übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Dr. Heinrich Clementz, Wiesbaden 2004. Herodot: Das Geschichtswerk des Herodot von Halikarnassos aus dem Griechischen von Theodor Braun, Frankfurt a. M. / Leipzig 2001.

Tafeln

Miroslav Bárta

Taf. I.1 (Bárta): Burial chamber of Kairsu (AS 33, Shaft 1) (P. Košárek, Archives of the Czech Institute of Egyptology).

Taf. I.2 (Bárta): The statue of Kairsu (Excav. no. 79_a and b/AC33/2018) (P. Košárek, Archives of the Czech Institute of Egyptology).

Tafel I

Tafel II

Miroslav Bárta

Taf. II.1 (Bárta): Burial chamber with the statue (AS 67, Shaft 3) (M. Frouz, Archives of the Czech Institute of Egyptology).

Taf. II.2 (Bárta): Pseudo-group of Nefershepes (Excav. No. 17/AS67/2012) (M. Frouz, Archives of the Czech Institute of Egyptology).

Miroslav Bárta

Taf. III.1 (Bárta): Burial chamber of Shepseskafankh (AS 39) (M. Frouz, Archives of the Czech Institute of Egyptology).

Taf. III.2 (Bárta): The statue of Shepseskafankh (M. Frouz, Archives of the Czech Institute of Egyptology).

Tafel III

Tafel IV

Christian Bayer

Taf. IV.2 (Bayer): Radiokarbon-Datierung des Sockels der Figur (Grafik Beta Analytics Inc.).

Taf. IV.1 (Bayer): Vergoldete Holzfigur des Amun, Hildesheim PM 4553 (Foto Sh. Shalchi).

Taf. IV.3 (Bayer): Computertomographie der gesamten Figur (3D Surface Rendering OsiriX DICOM Viewer)

Taf. IV.4, IV.5 (Bayer): Holzfigur des Amun im Nationalmuseum Tokyo (Foto: Christian E. Loeben).

Edith Bernhauer

Taf. V.1 (Bernhauer): Avignon, Musée Calvet, A 41; Foto: Ph. Seyr.

Taf. V.3 (Bernhauer): London British Museum, EA 29279; Foto: © The Trustees of the British Museum.

Tafel V

Taf. V.2 (Bernhauer): New York MMA, 66.99.94 (Oberteil) und MMA 2009.253 (Unterteil); Foto: © The Metropolitan Museum.

Taf. V.4 (Bernhauer): Leipzig, Ägyptisches Museum – Georg Steindorff, Inv. Nr. 6024; Foto: Ph. Seyr.

Tafel VI

Taf. VI.1 (Bernhauer): München, Deutsches Museum, Inv. Nr. 1995–331; Foto: Ph. Seyr.

Taf. VI.3 (Bernhauer): Riga, Kunstmuseum der Rigaer Börse, SK – 95; Foto: M. Ullmann.

Edith Bernhauer

Taf. VI.2 (Bernhauer): Durham, Oriental Museum, Inv. Nr. 507; Foto: Ph. Seyr.

Taf. VI.4 (Bernhauer): Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung SMB, Inv. Nr. 23 14; Foto: Ph. Seyr.

Edith Bernhauer

Taf. VII.1 (Bernhauer): Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung SMB, Inv. Nr. 2312; Foto: Ph. Seyr.

Tafel VII

Tafel VIII

W. Vivian Davies

Taf. VIII.1 (Davies): Statue of Amenemhat, Khartoum, SNM 92 (Photo: J. Rossiter).

Taf. VIII.2 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, frontal view.

Taf. VIII.3 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, frontal view, detail.

Taf. VIII.4 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, right side.

W. Vivian Davies

Taf. IX.1 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, left side.

Taf. IX.3 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, right side, inscription.

Tafel IX

Taf. IX.2 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, rear view.

Taf. IX.4 (Davies): Statue of Ahmose, Khartoum, SNM 93, left side, inscription.

Tafel X

W. Vivian Davies

Taf. X.1 (Davies): Stela of Amenemhat, Khartoum, SNM 63/4/7, detail (Photo: J. Rossiter). Taf. X.2 (Davies): Stela of Djehutyhotep, Khartoum, SNM 41038, detail (Photo: J. Rossiter).

Taf. X.3 (Davies): Statue of Ahmose, Bologna, KS 1823, frontal view (after Pernigotti, La Statuaria Egiziana).

Taf. X.4 (Davies): Statue of Ahmose, Bologna, KS 1823, right side (after Pernigotti, La Statuaria Egiziana).

W. Vivian Davies

Tafel XI

Taf. XI.2 (Davies): Statue of Ahmose, Bologna, KS 1823, left side, inscription (after Pernigotti, La Statuaria Egiziana).

Taf. XI.1 (Davies): Statue of Ahmose, Bologna, KS 1823, frontal inscriptions (after Pernigotti, La Statuaria Egiziana).

Taf. XI.4 (Davies): Statue of Ahmose, Cairo, CG 42047, right side (Photo: Ahmed Amin).

Taf. XI.3 (Davies): Statue of Ahmose, Cairo, CG 42047, frontal view (Photo: Ahmed Amin).

Taf. XI.5 (Davies): Statue of Ahmose, Cairo, CG 42047, right side, inscription (Photo: Ahmed Amin).

Tafel XII

Mamdouh Eldamaty

Taf. XII.1 (Eldamaty): Plan of the excavated area in Arab Al-Hisn. Edited by Mohamed Ibrahim; Member of my team in Arab Al-Hisn Mission.

Mamdouh Eldamaty

Tafel XIII

Taf. XIII.1 (Eldamaty): The statue’s discovery site at the very bottom dug chamber. Located at the sector 5, North-East of the excavated area. Photo: Mamdouh Eldamaty.

Taf. XIII.2 (Eldamaty): A close-up photo showing the position of the statue at the discovery site. Photo: Mamdouh Eldamaty.

Tafel XIV

Mamdouh Eldamaty

Taf. XIV.2 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Taf. XIV.1 (Eldamaty): Lower Part of an alabaster statue of Ramses II modeled as child, from Arab Al-Hisn. Photo: Mamdouh Eldamaty.

Taf. XIV.3 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Taf. XIV.4 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Mamdouh Eldamaty

Taf. XV.1 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Taf. XV.3 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Tafel XV

Taf. XV.2 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Taf. XV.4 (Eldamaty): Photo: Mamdouh Eldamaty.

Tafel XVI

Mamdouh Eldamaty

Taf. XVI.1 (Eldamaty): Relief of Ramesses II as child – limestone stela in Louvre Museum (N 522). https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ramesses_II_as_a_child-N_522-IMG_2650-gradient.jpg.

Taf. XVI.2 (Eldamaty): Possible reconstruction of the sculpture. Photo: Mamdouh Eldamaty.

Wafaa El-Saddik

Taf. XVII.1 (El-Saddik): Pectoral with the name of Amemenhat III; Egyptian Museum Cairo, CG 52003.

Tafel XVII

Taf. XVII.2 (El-Saddik): Pectoral with the name of Sesostris III; Egyptian Museum Cairo, CG 52002.

Taf. XVII.3 (El-Saddik): Gold necklace with pectoral of Psusennes I from Tanis; Egyptian Museum Cairo, JE 85791, 85795, 85796.

Taf. XVII.4 (El-Saddik): Maiherperi’s Book of the Dead papyrus: at left above the owner is shown with black skin under his name which means “the lion on the battlefield”; Egyptian Museum Cairo, CG 24095.

Tafel XVIII

Wafaa El-Saddik

Taf. XVIII.1 (El-Saddik): Painted sandstone chapel of Thutmose III; Egyptian Museum Cairo, JE 38574-5.

Taf. XVIII.2 (El-Saddik): Gallery Talks: scavenger Hunt. Photo: Andreas Uranowicz.

Taf. XVIII.3 (El-Saddik): Mixing colour resources. Photo: Andreas Uranowicz.

Taf. XVIII.4 (El-Saddik): Relief Block of Amenhotep II; Egyptian Museum Cairo, JE 55301. Photo: Andreas Uranowicz.

Wafaa El-Saddik

Tafel XIX

Taf. XIX.1 (El-Saddik): Relief Block of Amenhotep II with image-mapping; Egyptian Museum Cairo, JE 55301. Photo: Andreas Uranowicz.

Taf. XIX.2 (El-Saddik): Unfinished relief depicting Nefertiti head with colour; Egyptian Museum Cairo, SR.4/13236 = JE 59296. Photo: Andreas Uranowicz.

Taf. XIX.3 (El-Saddik): Unfinished relief depicting Nefertiti head with colour reconstruction; Egyptian Museum Cairo, SR.4/13236 = JE 59296. Photo: Andreas Uranowicz.

Tafel XX

Wafaa El-Saddik

Taf. XX.1 (El-Saddik): Unpainted late period shrine from Heliopolis / El-Matarîya; Egyptian Museum Cairo, JE 89492–89503. Photo: Andreas Uranowicz.

Henning Franzmeier

Taf. XXI.1 (Franzmeier): Das Gefäßfragment FZN 16/0069; links: Außenansicht, rechts: Innenansicht (Fotos: Robert Stetefeld, Grabung Qantir-Piramesse).

Taf. XXI.2 (Franzmeier): Q VIII – g/8, Pl. 2. Das X markiert den Fundort des Stückes (Zeichnung: Barbara Gilli, digitale Umsetzung: Artefacts Berlin).

Tafel XXI

Tafel XXII

Alfred Grimm

Taf. XXII.1 (Grimm): München, Staatliche Antikensammlungen, Inv.-Nrn. (›Vereinigte Sammlungen König Ludwigs I.‹) 208, 233 und 269. (Photonachweis: München, Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek).

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Taf. XXIII.1 (Hannig, Köpp-Junk und Rutica): Musikerin mit runder Rahmentrommel im Tempel der Repit in Athribis; Foto: Heidi Köpp-Junk.

Taf. XXIII.3 (Hannig, Köpp-Junk und Rutica): Stele der Sängerin Isis mit Sistrum im Roemerund Pelizaeus-Museum; Foto: Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim.

Tafel XXIII

Taf. XXIII.2 (Hannig, Köpp-Junk und Rutica): Musiker in Schrein 11 auf Gebel el-Silsile. Das Ensemble besteht aus 6 Personen, die vor dem Grabherrn Seninefer und seiner Frau Hatschepsut sowie vier weiteren Gästen auftreten. Die rechteckige Rahmentrommel ist im oberen Register sichtbar. Leider ist die Szene heute im Vergleich zur Umzeichnung von 1963 stark beschädigt und bestoßen, sodass viele Details und Inschriften heute nicht mehr erkennbar sind; Foto: Daniela Rutica, 2017.

Taf. XXIII.4 (Hannig, Köpp-Junk und Rutica): Statuette mit Flöte (?) im Roemer- und Pelizaeus-Museum; Foto: Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim.

Tafel XXIV

Rainer Hannig, Heidi Köpp-Junk und Daniela Rutica

Taf. XXIV.1 (Hannig, Köpp-Junk und Rutica): Meryt trägt den seltenen Titel einer Obersängerin des Amun. Foto: MANT University de Liège, Dimitri Laboury.

Taf. XXIV.2 (Hannig, Köpp-Junk und Rutica): Musikerinnen an der Außenwand des Grabes von Sarenput I.auf der Qubbet el-Hawa. Möglicherweise handelt es sich hier um die Darbietung eines Liedes, das im Wechselgesang vorgetragen wird: Foto: Daniela Rutica, 2018.

Zahi Hawass

Taf. XXV.1 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXV.3 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXV.5 (Hawass): © Zahi Hawass.

Tafel XXV

Taf. XXV.2 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXV.4 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXV.6 (Hawass): © Zahi Hawass.

Tafel XXVI

Taf. XXVI.1 (Hawass): © Zahi Hawass.

Zahi Hawass

Taf. XXVI.2 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVI.4 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVI.3 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVI.5 (Hawass): © Zahi Hawass.

Zahi Hawass

Taf. XXVII.1 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVII.2 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVII.3 (Hawass): © Zahi Hawass.

Tafel XXVII

Tafel XXVIII

Zahi Hawass

Taf. XXVIII.2 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVIII.1 (Hawass): © Zahi Hawass.

Taf. XXVIII.3 (Hawass): © Zahi Hawass.

Marsha Hill and Deborah Schorsch

Tafel XXIX

Taf. XXIX.1 (Hill and Schorsch): The god Imychentiwer. Vienna, Kunsthistorisches Museum, Ägyptische Sammlung, INV 5770. Photograph © KHM-Museumsverband.

Taf. XXIX.2 (Hill and Schorsch): A selection of the tiles purchased in 1918 as exhibited in the newly installed 4th-century – Ptolemaic gallery at The Metropolitan Museum of Art (only the upper half of a royal figure is from another source). © The Metropolitan Museum of Art, photograph by Gustavo Camps.

Tafel XXX

Salima Ikram

Taf. XXX.1 (Ikram): The envelope containing the letter that Carter wrote to Saleh Bey, image courtesy Mahmoud Sadek.

Taf. XXX.2 (Ikram): The typewritten letter that Carter wrote to Saleh Bey, image courtesy Mahmoud Sadek

Salima Ikram

Tafel XXXI

Taf. XXXI.1 (Ikram): A photograph, taken by Burton, sent with the letter, possibly at the start of the proceedings, showing the committee formally posed with the mummy of Tutankhamun. This author is not confident in identifying Saleh Enan Pasha, Sayed Fuad Bey el Kholi, Twefik Effendi Boulos, Mohamed Effendi Shaban, or Hamed Effendi Suliman, though one suspects that the latter was not present for most of the examination and was the least important of the group as he merely accompanied Saleh Enan Pasha as a factotum; certainly Carter does not allude to his presence in his publications. It is likely that Twefik Effendi and Mohamed Effendi are the ones closer to the action, as they might be displaying more interest in the proceedings as they were representatives of the Antiquities Service and Egyptologists. Thus, right to left, behind Tutankhamun: Lacau, Carter, unsure (possibly Twefik Effendi or Mohamed Effendi), slightly to the back possibly Sayed Fuad Bey el Kholi, unsure (possibly Saleh Enan Pasha), Lucas (in the back), Saleh Bey, Derry, unsure (possibly Twefik Effendi or Mohamed Effendi), possibly Hamed Effendi Suliman, whose role in the committee was very ancillary, image courtesy Mahmoud Sadek.

Tafel XXXII

Salima Ikram

Taf. XXXII.1 (Ikram): A photograph, taken by Burton, sent with the letter, showing the initial interaction with Tutankhamun’s mummy. Right to left, clustering around Tutankhamun: Lacau, Carter, unsure (slightly to the back, possibly Sayed Fuad Bey el Kholi), unsure (possibly Twefik Effendi or Mohamed Effendi), Lucas (slightly to the back), unsure (possibly Saleh Enan Pasha), Saleh Bey, Derry, unsure (possibly Twefik Effendi or Mohamed Effendi), possibly Hamed Effendi Suliman, image courtesy Mahmoud Sadek.

Salima Ikram

Tafel XXXIII

Taf. XXXIII.1 (Ikram): A photograph, taken by Burton, sent with the letter. This one has been repeatedly reproduced in many publications by Carter and others, and commonly bears a caption that states that Derry is making the first cut. However, a closer examination shows that Derry is only pointing at a spot on the mummy, while Saleh Bey, momentarily distracted by the photographer, turns his head to face Burton. Standing behind Derry is possibly Twefik Effendi or Mohamed Effendi, with the bending figure also being either Twefik Effendi or Mohamed Effendi. Lucas stands behind. At Tutankhamun’s feet is perhaps Saleh Enan Pasha, and beside him possibly Sayed Fuad Bey el Kholi. Carter, holding a magnifying glass, leans forward, with Lacau looking on, beside him, image courtesy Mahmoud Sadek.

Tafel XXXIV

W. Raymond Johnson

Taf. XXXIV.1 (Johnson): Sphinx Road talatat block. Photo courtesy the Centre Franco-Égyptien d’Étude des Temples de Karnak.

Taf. XXXIV.2 (Johnson): Restored limestone talatat block, private collection. Photo by Raymond Johnson.

W. Raymond Johnson

Tafel XXXV

Taf. XXXV.1 (Johnson): Talatat Boston MFA 1971.294; Kiya offering an ointment vessel decorated with a floral garland. Photo courtesy of the Boston MFA.

Taf. XXXV.2 (Johnson): Trial piece from Amarna, Egyptian Museum, Cairo, JE 59294. Photo Raymond Johnson.

Tafel XXXVI

W. Raymond Johnson

Taf. XXXVI.1 (Johnson): Munich limestone talatat ÄS 6795. Photo courtesy the Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München.

Taf. XXXVI.2 (Johnson): Tutankhamun and Ankhesenamun garden scene, stained-ivory box lid, KV 62 #540. Photo by F. L. Kenett, from Christiane Desroches-Noblecourt, Life and death of a pharaoh. Tutankhamen, (New York Graphic Society, George Rainbird Limited 1963), Plate V, page 29.

Peter Lacovara

Tafel XXXVII

Taf. XXXVII.1–2 (Lacovara): Boston MFA 24.978 (photographs by the author).

Tafel XXXVIII

Maarten J. Raven

Taf. XXXVIII.1 (Raven): Hildesheim L/Sch 5–6. By kind permission of the Roemer-Pelizaeus Museum.

Taf. XXXVIII.2 (Raven): Florence inv. 444. By kind permission of the Museo Archeologico Nazionale di Firenze – Polo Museale della Toscana.

Taf. XXXVIII.3 (Raven): Cleveland 1982.42. Copyright Cleveland Museum of Art.

Alexandra Verbovsek

Tafel XXXIX

Taf. XXXIX.1 (Verbovsek): FZN 84/0023b. Seitenansicht rechts. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

Taf. XXXIX.2 (Verbovsek): FZN 98/0715. Seitenansicht rechts mit Goldpartikel an der Innenseite. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

Tafel XL

Alexandra Verbovsek

Taf. XL.1 (Verbovsek): FZN 98/0715. Ansicht der Innenseite mit Zapfloch und Resten der Holzstatuette. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

Taf. XL.2 (Verbovsek): FZN 86/0994. Innenseite mit Resten der Glasur. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

Alexandra Verbovsek

Taf. XLI.1 (Verbovsek): FZN 84/0025. Ansicht der Oberseite. Fotografie Axel Krause, Grabung Qantir/Pi-Ramesse.

Tafel XLI