Ueber die Befestigung und Vertheidigung grosser Plätze [Reprint 2019 ed.] 9783111672946, 9783111288208


151 8 5MB

German Pages 68 [80] Year 1840

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
Einleitung
ERSTER ARSCHNITT. Von der Befestigung grosser Plätze.
ZWEITER ABSCHNITT. Von der Vertheidigung grosser Plätze
DRITTER ABSCHNITT. Von den Vorzügen der angegebenen Befestigungs- und Vertheidigungsweise vor der bisherigen
Recommend Papers

Ueber die Befestigung und Vertheidigung grosser Plätze [Reprint 2019 ed.]
 9783111672946, 9783111288208

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

vr

I ch d i e

B e I ' c s t i g u ge Handinörser und 5 % zöl-

8 lige oder 7sKge Mörser in England und Preussen) von etwa 1 % Kaliber Länge. Die französische Einrichtung des Jahres 1829 macht hier von der sehr durchdachten des Jahres X I ' ) (die 12"ge, 8 " g e und S'/./'ge Mörser festsetzt) eine bemerkenswerthe Abweichung, indem sie keine kleinere als 8"ge Mörser annimmt. Später (1832) war indessen die Belagerung von A n t w e r p e n Veranlassung, den Mangel eines kleinern Kalibers so dringend fühlen zu lassen, dass jetzt auf dessen Einführung Bedacht genommen wird. 2. Zum Zerstören der Seitenund Rückenwehren, so wie der hinter und zwische n ihnen aufge stellten Vertheidigungs mittel (Rikoschettiren und Enfiliren im weitern Sinne). Da die in Rede stehenden Deckungen dem Angreifer in der Regel nicht sichtbar sind, und doch mit vieler Kraft von der Seite getroffen werden müssen, um sie bald zu zerstören, so folgt daraus, dass nur direktes Feuer unter mehr oder weniger höhern W i n k e l n , und Geschütze des grössten Kalibers hier mit Erfolg in Anwendung zu bringen sind. In der Regel werden angewandt: ct. K a n o n e n v o n 12 b i s 2 4 gern K a l i •) Das Artilleriesystem des J a h r e s X I , geschaffen von Männ e r n , die als A r t i l l e r i s t e n wie als F e l d h e r r e n gleich ausgezeichnet w a r e n , hat w e d e r in F r a n k r e i c h noch im Auslande die verdiente A n e r k e n n u n g gefunden.

9 b e r von 1 8 bis 2 4 Kaliber Länge. Aus dem eben angeführten Grunde werden indessen 12$Ege Kanonen, mit Rücksicht auf das für diesen Zweck zu leichte und zu abweichende Geschoss, nicht gerne dazu benutzt; 24$Eder von 1 2 Kaliber Länge werden in den meisten Fällen ganz genügen, und nur selten die Anwendung längerer 24!0>der wünschenswerth sein. ß. H a u b i t z e n a l l e r K a l i b e r , 7 % e , 1 0 % e , 2 5 ® g e (8"ge). Doch sind nur die letztern, von 3 bis 5 Kaliber Länge, (die französischen 3 y 2 , die englischen 4 1 / i , die preussisclien 5) zu diesem Zwecke ganz geeignet; die leichtern Arten können nur als Wurfgeschütze gegen die zwischen den Deckungen aufgestellten Vertheidigungsmittel wirken. Zur Unterstützung dieses Feuers werden auch hier wie beim Demontiren zweckmässig in Anwendung gebracht: y. M ö r s e r v o n m i t t l e r m K a l i b e r , etwa 8"ge. tf. M ö r s e r d e s k l e i n s t e n K a l i b e r s — -4"ge bis 6 " g e . 3 . Zum Zerstören der Kopfwehren und der unter ihnen aufgestellten Vertheidigungsmittel (Bombardiren im engern Sinne). Hier kann natürlich nur e i n e Geschützart wirksam sein — nämlich schwere Mörser, wesshalb auch zu diesem Zwecke nur in Anwendung kommen:

10 M ö r s e r d e s g r ö s s t e n K a l i b e r s , 10"ge bis 1 2 " g e (auch sogenannte 50®ge) von etwa i y 2 Kaliber Länge. Da es keine besondere Schwierigkeit macht, die festen Plätze theilweise mit solchen Gewölben zu versehen, die der Wirkung: der bisher angewandten grössten Bomben widerstehen, und dies jetzt auch überall mehr als früher geschieht; so erscheint die Beibehaltung der bisherigen grössten Kaliber dieser Geschützgattung durchaus nothwendig. Es mnss deshalb auffallen, in der französischen Artillerieeinrichtung des J a h r e s 1 8 2 9 den ^ " g e n Mörser abgeschafft, und den 1 0 " g e n als grösstes Mörserkaliber bestimmt zu sehen, der, so wie die Sache jetzt steht, wenig mehr leisten kann als der 8 " g e — nämlich Brustwehren und Geschütze zerstören, oder doch nur leichte, mangelhaft angelegte Gewölbe. Das Artilleriesystem des J a h r e s XI behielt wohl mit Recht den 12"gen Mörser bei. — Man könnte im Gegentheil die Mitführung e i n i g e r Mörser von noch grösserem als 1 2 " g e m Kaliber sehr wohl angebracht finden. Ganz abgesehen von dem wirklichen Schaden, den sie anrichten können, muss schon der moralische Eindruck auf die Vertheidiger, wenn sie erfahren, dass keiner ihrer Zufluchtsorte, k e i n e s i h r e r Pulvermagaz i n e b o m b e n s i c h e r i s t , von sehr bedeutendem Gewichte sein. 4. Zum Zerstören des eigentlichen Hindernis s mittels — eines Tlieils der die Hauptumfassung des Platzes bildenden Mauer (Breschelegen).

11 D e r h i e r , wenn auch nur in einer sehr ger i n g e n A u s d e h n u n g zu zerstörende G e g e n s t a n d ist in der R e g e l so fest k o n s t r u i r t , dass eine grosse K r a f t a n s t r e n g u n g dazu erforderlich wird. D e s h a l b sind hier auch b e i n a h e keine andern Geschütze im G e b r a u c h als: K a n o n e n v o n 2 4 fö g e in K a l i b e r von 20—24 Kaliber Länge. M a n hat in n e u e r e n Zeiten a n g e f a n g e n , einige Zweifel an der N o t w e n d i g k e i t einer ü b e r a u s grossen Kraftentwickelung in diesem Bezüge zu h e g e n , namentlich auch einer so grossen Geschützlänge. I n E n g l a n d sind schon seit langer Zeit die im B e l a g e r u n g s k r i e g e gebräuchlichen Kanonen nur 1 3 bis 17 K a l i b e r lang. I n F r a n k r e i c h wurden erst durch das Artilleriesystem des «Jahres X I 1 6 Kaliber lange 24ffider zu Belagerungstrains eingerichtet, später aber wieder abgeschafft. Die B r e s c h e l e g u n g kann wegen der verdeckten S t e l l u n g der Umfassungsmauer in der R e g e l nur aus grosser N ä h e s t a t t f i n d e n ; bei f e h l e r h a f t angelegten P l ä t z e n a b e r , wo dieselbe bereits aus der F e r n e zu erblicken, ist ihre Z e r s t ö r u n g schon aus einer b e d e u t e n d e n E n t f e r n u n g — selbst der von 1 0 0 0 S c h r i t t — m ö g l i c h , wie E r f a h r u n g e n d a r g e t h a n haben. Ausser diesem gewöhnliehen V e r f a h r e n hierbei, ist noch eines in E r ö r t e r u n g zu ziehen, das sich zwar n u r auf e i n e n im J a h r e 1 8 2 4 zu W o o l w i c h in E n g l a n d angestellten Versuch g r ü n d e t , a b e r als auf eine bisher zu g e r i n g ange-

12 schlagene W i r k u n g deutlich hinweisend —

die

des direkten Feuers unter höhern W i n k e l n (oder wenn man lieber will: W u r f f e u e r s unter niedern W i n k e l n ) aus Geschützen

grossen Kalihers



Beachtung- verdient. — D e r Versuch geschah gegen eine ein Jahr zuvor errichtete freistehende Mauer ä Ia Carnot, die nach vorne durch einen Erdwall gedeckt

war.

14 Geschütze

(etwa

zur H ä l f t e

68ij£ge Karronaden, zur andern 8 " g e und 1 0 " g e Haubitzen) auf 5 0 0 und 6 0 0 Schritt Abstand aufgestellt, und mit sehr geringen Ladungen (1 bis 1 % Jjf) unter 1 5 Grad Erhöhung feuernd, bewirkten durch 2 1 0 0 Schuss

eine tiir

12 Mann

in

Front gangbare Bresche. D e r Aufwand an Eisenmunition war bedeutend, würde aber gegen die von breitern

und flächern

Futtermauern

Gräben

umgebenen

der altern P l ä t z e , die ein

direktes Feuer gestatten,

gewiss geringer

mehr sein.

D e r Umstand indessen, dass diese in der R e g e l mehrere vor einander liegende Enceinten haben, und dabei mit revetirten Kontreskarpen versehen sind, wird die Anwendung jenes V e r f a h r e n s , in sofern

damit das sofortige Eindringen

in

den

Platz beabsichtigt w i r d , immer äusserst erschweren. W e n n hier desselben besondere Erwähnung geschehen, so war es nur

einer spätem

not-

wendigen Bezugnahme wegen.

bbj Ha 1.

H D

w a f fe n.

I n f a n t e r i e g e w e h r e.

ersten Zeit

Sie sind in der

des Angriffs hauptsächlich

nur zur

13 Abwehrimg feindlicher Ausfälle bestimmt; in der spätem von grossem Einflüsse auf die Aussergefechtsetzung der Festungsgeschütze durch Tödtung der Bedienungsmannschaft. 2. W a l l g e w e h r e u n d W a l l b ü c h s e n . E r s t e r e wegen der grössern Perkussion, letztere wegen der mehreren Sicherheit des Treffens selbst auf weitern Entfernungen zu dem letzt angegebenen Zwecke vorzugsweise geeignet. ccj Mi

HC»,

I n der Natur der Sache liegt, dass dieses Mittel erst in den letzten Perioden des Angriffs seine Stelle findet; doch ist es auch hier nur in dem Falle u n u m g ä n g l i c h erforderlich, wenn der Vertheidiger sich desselben bedient. D e r grosse Vorzug des A n g r e i f e r s , weit s t ä r k e r g e l a d e n e Minen in Anwendung bringen zu können , sichert ihm, nach angemessenem Fortschritt des Angriffs zu Tage, die ungefährdete Etablirung der zur Eröffnung des Platzes erforderlichen Batterien. Zur theilweisen Zerstörung einer gemauerten Kontreskarpe werden Minen jedenfalls gute Dienste leisten, zur eigentlichen Breschelegung nur selten in Anwendung kommen.

14

E R S T E R ARSCHNITT. V o n

der

Befestigung

grosser

JPlätze. E s liegt im B e g r i f f , dass ein P l a t z , 11111 fest genannt zu werden, mit künstlichen Hindernissen zu umgeben i s t , welche von dahinter aufgestellten Menschen vertheidigt, vom Feinde weder überstiegen,

noch

aus dem W e g e

geräumt werden

können. Das erste dieser Erfordernisse

— die soge-

nannte S t u r m f r e i h e i t — ist ohne grosse Mühe zu bewerkstelligen.

S t e i l aufgeführte W ä n d e (am

besten Mauern) von 2 0 bis 3 0 Fuss Höhe, reichen bei zweckmässiger Anwendung von Schusswaflen h i n , das Uebersteigen ganz zu verwehren. Mit

dem

zweiten Erfordernisse ist es aber

nicht so. W e l c h e Anstrengungen auch geschehen, wie sehr immer alle zu Gebote stehende Mittel in Anwendung gebracht und auf sinnreiche A r t kombinirt werden, es ist bisher nicht gelungen, Einrichtungen herzustellen, welche dem Angreifer verwehrt h ä t t e n ,

die Abhaltimgsmauer nach

einiger Zeit theilweise zu zerstören. Als erste und natürlichste Sicherung der Mauer erscheint, sie verdeckt zu s t e l l e n , auf die S o h l e eines Grabens, dessen T i e f e der Mauerhöhe gleichkommt, um sie dadurch der Fernwirkung der feindlichen Geschütze zu entziehen;

demnächst aber,

unmittelbar hinter i h r , überragende Erdwälle zu

15 errichten, welche mit zahlreichem und gut gedecktem Geschütze b e s e t z t , dem F e i n d e die A n n ä h e rung verwehren. D i e s ist auch die I d e e , welche den meisten B e f e s t i g u n g s - Systemen in der H a u p t s a c h e zum G r u n d e l i e g t , und sie würde längst auf ihre einfachsten Ausdrücke zurückgeführt s e i n , oder sich vielmehr nie davon e n t f e r n t h a b e n , wenn es möglich erschienen wäre, der V e r t h e i d i g u n g s a r t i l l e r i e ein liebergewicht über die a n g r e i f e n d e zu verschaffen und zu erhalten. A u s G r ü n d e n , die weiter unten entwickelt werden s o l l e n , hielt man indessen das einzige Mittel dazu — die E t a b l i r u n g von S t o c k w e r k f e u e r — nicht f ü r anwendbar - , man r ä u m t e , als in der N a t u r der D i n g e liegend e i n , dass der A n g r e i f e r mehr T e r r a i n zur Disposition h a b e n d , die Festungsanlagen nach Belieben umfassen, auch m e h r und v o r t e i l h a f t e r gestelltes Geschütz in T h ä t i g keit b r i n g e n , das des Platzes folglich bald ausser W i r k s a m k e i t setzen, und demnach näher rückend, auch die Umfassungsmauer schliesslich zerstören könne. Von diesem Gesichtspunkte ausgegangen, musste es nothwendig e r s c h e i n e n , ihm wenigstens die A n n ä h e r u n g Schritt vor S c h r i t t zu erschweren. Dies konnte n u r durch m e h r e r e v o r e i n a n d e r l i e g e n d e , b l o s s in e i n e r bestimmten R e i h e f o l g e zu n e h m e n d e W e r k e gescheh e n , so wie durch A n b r i n g u n g von H i n d e r n i s s e n aller A r t gegen den ITebergang des G r a b e n s .

16 Begreiflich wurde mit dieser, von vorn herein ausgesprochenen Inferiorität der Vertheidigungsartillerie und der daraus hervorgehenden N o t wendigkeit, durch Menge und künstliche Anordnung der W e r k e die fehlende intensive Stärke einigermassen zu ersetzen, der Einbildungskraft ein sehr weiter Spielraum in Erfindung von Befestigungs - Systemen gelassen. Die Erfahrung hat gezeigt, zu welchen Abirrungen der Mangel eines einfachen Princips fuhren musste. Man werfe einen Blick auf Mandar architecture des forteresses, PI. VI., VII. und VIII. Als die der Hauptumfassungsmauer zu gebende Form gestaltete sich, bald nachdem man angefangen, das Geschütz im Festungskriege anzuwenden, die sogenannte bastionirte heraus. Es kam darauf an, eine Profilhöhe von 2 0 — 3 0 Fuss mit einem Trace zu verbinden, das eine durchgängige Seitenbestreichung derselben aus Geschütz sowohl, als Kleingewehrfeuer gestattete, und zwar (bei der damaligen Unkenntniss gut eingerichteter Kasematten) von der Höhe des hinten an die Mauer gelehnten Erdwalls. Man muss gestehen, dass diese Elemente in dem b a s t i o n i r t e n Sys t e m , so wie es im 18. Jahrhundert vervollkommnet zu Stande kam, auf eine sinnreiche Art kombinirt erscheinen. Aber nicht blos für die unmittelbare Mauervertheidigung war diese Form eine zweckmässige, auch für die Aufstellung der Artillerie zu dem Geschützkampfe, der mit dem stufenweise näher rückenden Feinde bestanden

17 werden musste, konnte sie als eine nicht unpassende angesehen werden. Von dem Grundsatze der Ueberlegenheit der belagernden Artillerie ausgehend, blieb der vertheidigenden, nachdem jene in einer bestimmten Stellung ihre K r ä f t e entwickelt h a t t e , nichts ü b r i g , als den Kampf für den Augenblick abzubrechen, um sich alsbald in and e r n , die feindlichen Batterien schräg fassenden Aufstellungen zu zeigen, und dieses Spiel von neuem zu wiederholen, sobald der Angreifer auch hier direkt wirkende überlegene Kräfte entfaltet. Zu dieser Fechtart musste die bastionirte F o r m — nicht gerade als solche — aber als eine aus vielen kurzen unter sehr verschiedenen W i n k e l n aneinanderstossenden Linien b e s t e h e n d e , ganz besonders geeignet sein — und das um so mehr, als durch die öftere Brechung der Linien ein Hauptangriffsmittel — die Längenbestreichung derselben durch Geschütz — einen grossen Theil seiner Wirksamkeit verlor. Die Befestigung der Hauptnmfassungslinie blieb in allen Systemen im W e s e n t l i c h e n dieselbe, allein in der Einrichtung und Zahl der vor ihr anzulegenden W e r k e mussten sich, in Ermangelung bestimmter Anhaltspunkte Ansichten sehr verschiedener A r t bemerklich machen. Bald erschien die Rücksicht auf blosseVermehrung von zu überschreitenden materiellen Hindernissen, bald die auf Herstellung von Begünstigungsmitteln des offensiven Verfahrens die vorzüglichere. Alle aber kamen darin iiberein, mehr oder weniger künst-

2

18 liehe unil zusammengesetzte Vorrichtungen zu empfehlen, wie dies die Stellung' der Aufgabe, dem anerkannt überlegenen Feinde die Annäherung Schritt vor Schritt streitig zu machen, wohl unvermeidlich mit sich brachte. Dies war die L a g e der D i n g e , als M o n t a l e m b e r t auftrat, mit der Idee, die V e r t e i d i gung fester Plätze auf absolute Gesehützüberlcgenheit zu begründen. W e n n gleich die Art, wie er sie verwirklichen wollte, sehr gegründete Einsprüche zuliess, so gebührt ihm doch der Ruhm, den bisher herrschenden Glauben an die Unausfiihrbarkeit dieses Gedankens zuerst bis in seine Grundfesten erschüttert zu haben. M o n t a l e m b e r t schlug- bei Entwickclung seiner Vorschläge den hier einzig möglichen W e g ein, — die Errichtung von Etagenfeuer. Die Anordnung zweckmässig kasemattirter Geschützstände in bis dahin ungekannter V ollkommenheit, war das Mittel, diese Idee ins Leben treten zu lassen. Mit der Anwendung der Kasematten fielen auch die meisten Gründe fort, welche bisher für die bastionirte Form des Traees sprachen. Von dem Augenblicke a n , wo es möglich befunden wurde, die Umfassungsmauer durch Geschütze zu bestreichen, welche in Kasematten zu ebener Erde standen, war die A u f g a b e , alle todten W i n k e l fortzuschaffen, auf eine sehr einfache Art gelöset. Von dem Augenblicke a n , wo die Geschütze in absolut überlegener Zahl aufgestellt, und ausserdem durch TJebei'deekungcn gegen der Länge nach

19 bestreichendes F e u e r geschützt w a r e n , fiel die iXothwendigkeit kurzer, u n t e r verschiedenen W i n keln zusaminenstosscnder L i n i e n fort. D a s T r a c e konnte n u n m e h r s e h r vereinfacht werden. S o verschiedenartig.' auch die E n t w ü r f e schein e n , die M o n t a l e m b e r t ü b e r diesen Gegenstand g e m a c h t , sie lassen sich alle auf zwei sehr bestimmte Ausdrücke z u r ü c k f ü h r e n . W e n n jetzt in eine specielle E r ö r t e r u n g ' derselben eingegangen wird, so ist's nicht sowohl M o n t a 1 e ni b e r t's w e g e n , als weil die hier zur S p r a c h e k o m m e n d e n Ansichten von der A r t sind, dass j e d e r , d e r über diesen G e g e n s t a n d n a c h d e n k t , sie gewisserinassen in den Kreis seiner E r w ä g u n g e n ziehen m u s s ; und weil M o n t a l e m b e r t und seine G e g n e r so ziemlich alle Modificationen, d e r e n die I d e e fähig sein d ü r f t e , in dem was sich d a f ü r und dawider sagen l ä s s t , erschöpft h a b e n . M o n t a l e m b e r t b e g a n n damit, seine Umfass u n g s m a u e r (gerade L i n i e n u n t e r abwechselnd ausund eingehenden W i n k e l n ) verdeckt aufzustellen, und sie mit m e h r e r e n R e i h e n über einander steh e n d e r K a n o n e n zu v e r s e h e n , so wie mit einer grossen Z a h l von G e w e h r s c h a r t e n . S e i n e Absieht war, ein unzerstörbares und durchaus ü b e r l e g e n e s G r a b e n f e u e r zu e t a b l i r e n , das die A n l e g u n g von Bresclibattcrien unmöglich machen sollte. Auf das F e r n f e u e r nahm er wenig b e d a c h t , und wenn dies auch in einigen seiner P r o j e e t e (z. B . dem für Louisville) g e s c h a h , so war die dabei beabsichtigte Geschützüberlegenheit eine nur relative,

20 d. h. er begnügte sich, dem Feinde auch in der F e r n e etwas mehr Geschütze entgegengestellt zu h a b e n , als dieser bei der bisher üblichen Angriffsart in der Regel entwickelt hatte. Die Einwürfe der Gegner sowohl, als eigene Einsicht führten indessen M o n t a l e m b e r t später zu der A n e r k e n n u n g , dass dem F e i n d e , der sich einmal an dein äussern Grabenrande festgesetzt, in dem Kleingewehrfeuer gegen die Geschützscharten , ganz besonders aber in der Anwendung der Minen nun Angriffsmittel zu Gebote s t e h e n , denen stufenweise jeder W i d e r s t a n d weichen muss. M o n t a l e m b e r t schien diese W a h r heit auch schon von vorne an gefühlt zu haben, da er sich nicht mit e i n e r Umfassungsmauer beg n ü g t , sondern 3 — 4 Linien von gleich furchtbarer Geschützüberlegenheit hinter einander gelegt hatte. Eine besondere Modification dieser Idee wurde durch die Absicht erzeugt, eine Befestigung: anzugeben, die durch Fernhaltung des Feindes, auch sogar das Bombardement möglichst unanwendbar mache. M o n t a l e m b e r t ersann dazu Tlnirme mit mehrstöckigein Kanonenfeuer versehen, und dabei theilweise mit einem deckenden Erdmantel umgeben. Diese Thürine, etwa 1 0 0 0 Schritt vor die Stadtbefestigung geschoben, und in solcher Zahl und L a g e , dass keiner angegriffen werden konnte, ohne von dem nebenliegenden durch wirksames Geschützfeuer unterstützt zu werden, verhinderten wenigstens bis zu ihrer nur auf dem

21 W e g e des förmlichen Angriffs zu bewerkstelligenden Eroberung, das Annähern an die eigentlichen Stadtwerke. Diese waren, mit Rücksicht auf die starke vorliegende Thurmkette, bedeutend einfacher als vorhin angegeben. Gleichfalls zangenförmig, waren sie doch nur in d e n T h e i l e n , welche die Gräben der Länge nach bestreichen, mit überlegenem Geschütz-Stockwerkfeuer versehen, in den übrigen nur mit einfachem, oder wohl nur mit einer für Kleingewehr eingerichteten freistehenden Mauer. Auch lagen hier weniger Linien hintereinander. Diese Anordnung fehlte indessen wie die erstbemerkte , von der sie im Princip nicht verschieden war, gleichfalls darin, dass bei allein Aufwände von Geschützen und Mauern, aus den schon oben bemerkten Gründen, auf keine bleibende Ueberlegenheit des Belagerten zu rechnen stand, wenn gleich die zu beseitigenden materiellen Hindernisse sehr bedeutend sein mochten. M o n t a l e m b e r t , der dies wohl fühlte, kam in den letzten J a h r e n seines Lebens dahin, von diesen seinen früheren Ansichten ganz abzugehen. E r liess die Gräben fort, und stellte seine Stockwerk-Kasematten mit einer die Ueberlegenheit des Geschützfeuers auf allen noch wirksamen Entfernungen überreichlich sichernden Zahl von Kanonen versehen, unmittelbar auf den Horizont. I n der theoretischen Entwickelung der auf diesen Grundsatz basirten Entwürfe, sind in der Aushebung flacher Gräben vor den Mauern und Aufwer-

22 l'ung: von Glacis, wodurch dem untersten Stockwerk die Fcrnwirkung entzogen w i r d , so wie in der Elablirung einander überragender Stockwcrklinien noch Spuren des frühern Systems sichtbar. Bei den schliesslich gegebenen Projecten zur Befestigung mehrerer französischen Städte (namentlich von I l a v r e und Dünfcirchen) wirft M o n t a l c m b e r t aber auch diesen Rest seiner früheren Idee von sich, und stellt seine M a u e r — nur aus e i n e r kreisförmigen Kasematte von 1 offenen und 3 bedeckten Stockwerken bestehend — ganz frei hin. Gewehrscharten sind gar nicht angebracht, da er annimmt, dass die vollkommene Geschütz-IJeberlegenheit das Annähern von feindlichen AngriiTsarbeiten ganz unmöglich mache. Dies ist M o u t a l e m b e r t s Idee in ihrer höchsten Einfachheit. Von einer Menge Einwürfe, die gegen diese Befestigungsart gemacht wurden, dürften die meisten ganz unrichtig sein, andere könnten durch kleine Aenderungen der Konstruktion beseitigt werden 5 aber es blieb immer einer von grossem Gewichte übrig — der auch durch die Einwendungen von M o n t a l e m h e r t keineswegs als entkräftet anzusehen i s t , und der hinreichend erscheint, die Anwendbarkeit freistehender Kasematten ganz in Zweifel zu stellen. Eine direkte Bescliiessung der Mauer in dem Sinne, wie sie gewöhnlich genommen w i r d , könnte allerdings nicht stattfinden; allein nichts könnte hindern, dass der Angreifer auf einer Entfernung von un-

23 gefähr 1 0 0 0 S c h r i t t volle Erdwälle von etwa doppelter Mannshöhe anfwiirfe, und hinter diesen in einem kleinen Abstände, der gerade hinreicht, 11m unter W i n k e l n von £> — 6 Grad über sie wegz u f e u e r n , mehrere schwere Geschütze a u f s t e l l e , die gegen das direkte Feuer der Festung gesichert, und auf e i n e S t e l l e der M a u e r g e r i c h t e t , die Stirnmauer allniählig bis zu dem Punkte zerstören w ü r d e n , dass eine Gcschiitzaufstelhing dahinter nicht mehr möglich wäre '). Diese vollen Erdwällc durch das heftigste Geschützfeuer der Festung fortwährend abkämmen zu wollen, wie M o n t a l c m b e r t m e i n t , w ü r d e , wenn es bei der bemerkten Entfernung überhaupt a n g i n g e , einen Ungeheuern Aufwand von Munition e r f o r d e r n , der sich um so unerschwinglicher h e r a u s s t e l l t e , als der A n g r e i f e r seine Deckungen mit ganz unbedeutender Mühe immer wieder zu der erforderlichen Höhe bringen könnte. — H e f t i g e s W u r l ' feuer aus schweren Mörsern oder Haubitzen des Platzes würde, obgleich immer von W i r k u n g , doch ebenso wenig ein eigentliches Hinderniss gegen dieZustaiidebringung und I n - T h ä t i g k e i t - H a l t u n g der bemerkten Geschütze abgeben. W e n n sonach M o n t a 1 e m b e r t s Vorschläge bei unbestrittener R i c h t i g k e i t des Prineips, wor' ) D a s s d i e s e r E i n w a n d s e h r |;e(>rüiidet, g e b t lich aus dem in

W o ol w i c h

eilte v e r d e c k t direktes

unwiderspreeli-

in d e r E i n l e i t u n g e r w ä h n t e n , im J a h r e angestellten

Versuch

hervor,

s t e h e n d e M a u e r d u r e l i ein v i e l

Teuer

in I t r e s c h e ( ¡ e l e u !

wurde.

wo

1824 sogar

weniger

24 auf sie gegründet, doch nicht wohl fürs L e b e n geeignet erschienen, so war dieser Umstand Anlass, ihnen überhaupt nicht die Anerkennung widerfahren zu lassen, welche sie verdienen. E s ist bemerkenswerth, dass so wie V a u b a n s Anhänger die schliesslich von demselben angeregte Idee , der Vertheidigung durch Kasemattenfeuer mehr Ausdauer zu g e b e n , verliessen, und sich wieder zu den früher ganz offenen W ä l l e n wandt e n ; auch die M o n t a l e i n b e r t s , statt die letzte von ihm ausgegangene Befestigungsart zu vervollkommnen und herauszubilden, zu einem seiner frühern Systeme zurückgingen. I n denjenigen bisher zur Ausführung gekommenen Konstruktionen , wo seine Ansichten zum Grunde liegen, hat man sich nämlich nur an die oben erwähnte Modifikation seiner ersten Idee g e h a l t e n , die im 'Wesentlichen aus einer Hauptumfassung mit Tenaillen und einer vorgeschobenen Thurmkette b e s t e h t , ohne inzwischen die von M o n t a l e m b e r t dabei ausdrücklich bedungene Geschützüberlegenheit in den eingehenden W i n k e l n der Zange durchgängig zu beachten. Auch ist's nur in Deutschland, dass ein Theil seiner Vorschläge verwirklicht worden; die französischen und nach ihnen die niederländischen Ingenieure haben sich bisher, was das Trace ihrer W e r k e betrifft, noch sehr bestimmt an die sogenannte vervollkommnete bastionirte Manier gehalten; und nur in der Etablirung sehr starker Grabcnverthcidigung vermittelst zahlreicher kaseinattirter Geschützstände,

25 eine tlieilweise Benutzung: seiner Ideen durchblicken lassen. Wie

indessen

auch über

den W e r t h

der

Ansichten M o n t a l e m b e r t s geurtheilt werden möge, immer ist es wesentlich seinen Bemühungen zu verdanken, dass die Befestigungskunst, ein Zweig der freisten aller Künste, aus dem unwürdigen Zustande der Abgeschlossenheit, in der sie sich um die Mitte des 18. Jahrhunderts befand, wieder befreit, und Gegenstand der vielseitigsten Untersuchungen geworden ist. Im Nachstehenden soll der Versuch gemacht werden, auf dem von ihm betretenen W e g e

einen Beitrag

zur Lösung des grossen Problems zu liefern. Bevor jedoch dazu geschritten wird, erscheint es nothwendig, eine Erörterung dessen stattfinden zu lassen, was unter dem Ausdrucke

ristische Uebertegenheit des J'ertheutigers" zu verstehen wäre. V o r allem würde (noch ganz abgesehen von der Zahl der Geschütze) dazu gehören: A. Art

Gleichheit

aller

der Aufstellung

Uebe rle g enlieit

darin.

Umstände selbst,

wo

in

der

möglich

In sofern der Angrei-

fer den in der Natur der Sache liegenden Vorzug hat, die Aufstellungen des Vertheidigers in der Regel auch noch durch der Länge nach bestreichendes Feuer beschiessen zu können, müsstc ihm dieser Vortheil zuvörderst genommen werden durch:

26 a) U e b e r d e c k u n g a l l e r G e s c h ü t z - A x i f stellungslinien. Diese Massregel, zur Zeit des Friedens naeli den Regeln der Kunst ausgeführt, gewährte zu gleicher Zeit einen vollkommenen Schutz gegen das Vertikalfeuer des Angreifers , während dieser sich nur durch sehr unvollkommene und zeitraubende Vorrichtungen ähnlicher Ax-t gegen das des Vertheidigers sicher stellen könnte. Aber ebenso wichtig als diese Ueberdeckungen, wäre für den Vertheidiger auch die b ) E t a b l i r u n g von D e c k u n g e n , die mit d e n e n des A n g r e i f e r s von m i n d e s t e n s g l e i c h e r G ü t e s i n d . Dies ist ein Umstand, auf den bei den bisherigen Konstruktionen nicht die erforderliche Rücksicht genommen worden. W e n n gleich Mauern an und für sich ein festeres Material sind, als blosse Erde, so stehen sie doch dadurch unzweifelhaft nach, dass sie keiner Herstellung während des Angriffs fähig sind, und dass überdies die hinter ihnen aufgestellten Vertheidiger von den losgerissenen Steinstücken wenigstens eben so viel zu fürchten haben als von den feindlichen Geschossen. Also D e c k u n g e n i n E r d e , gleich denen des Angreifers und ihnen in sofern noch voi'zuziehen, als sie in Zeit des Friedens vom besten Material errichtet, durch ihre längere Dauer eine Festigkeit gewonnen hätten, die denen des Angreifers ganz abgeht. — W e n n sonach Uebei'deckungen sowohl als Deckungen des Vertheidigers vollkommener elnzurlcli-

27 teil s i n d , als dies dem A n g r e i f e r möglich i s t , so miisste auch noch c) d i e i n n e r e E i n r i c h t u n g d e r A u f stellungsplätze von den Unbequemlichk e i t e n e n g e i n g e s c h l o s s e n e r R ä u m e möglichst frei sein. W i e vervollkommnet auch bereits die K o n s t r u k t i o n der heutigen bedeckten Geschützstände i s t , es bleibt d e n n o c h w a h r , dass im K a m p f e des direkten F e u e r s gegen direktes u n t e r ü b r i g e n s gleichen Umständen immer derj e n i g e T h e i l im lYachtheil b l e i b t , der in Kasematten aufgestellt ist. IVoch abgesehen von dem v o r h i n b e r ü h r t e n Nachthcile s t e i n e r n e r Brustw e h r e n , ü b t auch die durch den h e f t i g e n Knall h e r v o r g e h e n d e B e t ä u b u n g der M a n n s c h a f t ; welche das I n e i n a n d e r g r e i f e n und die obere L e i t u n g sehr erschwert, einen Einfluss aus, der v e r b u n d e n mit der in der N a t u r der S a c h e liegenden g e r i n g e m T a g e s h e l l e , u n d dein bei einer gewissen R i c h t u n g und S t ä r k e des W i n d e s nicht vollkommen zu vermeidenden R a u c h e , als keineswegs g e r i n g f ü g i g angesehen werden muss. D a r ü b e r sind alle Artilleristen einig. E b e n s o einleuchtend erscheint aber auch, dass diesem Uebelstande in der Hauptsache dadurch abgeholfen werden k ö n n e , dass man die K a s e m a t t e n h i n t e n i n d e m o b e r n T h e i l e g a n z o f f e n l ä s s t ; oder sie doch n u r — der W o h n u n g s b e n u t z u n g wegen — mit Flügelf e n s t e r n schliesst, welche bei eintretendem G e f e c h t zurückzuschlagen oder h e r a u s z u n e h m e n Mären.

28 Kasematten also, in der jetzt gebräuchlichen Art überdeckt, nach dem Feinde zu mit Erdbrustwehren versehen, nach hinten in dem obern Hieile ganz o f f e n , erscheinen In Erwägung der hier obwaltenden Verhältnisse als Geschützaufstellungsorte, die an und für sich denjenigen, welche der Angreifer zu schaffen im Stande ist, als mindestens gleich bedachtet werden müssen. Das zweite wesentliche Erfordei'niss zum Uebergewicht des Vertheidigers wäre nunmehr allerdings: B . Wirkliche und bleibende Geschützüberlegenheit innerhalb derjenigen Entfernungenauf denen es nach der Natur des Angriffs nöthig ist. Bei einem ganz freistehenden Kasematten - Korps könnte , wie schon oben bei Entwickelung der Schlussidee M o n t a l e m b e r t s erwähnt, von der grössten reellen Geschützüberlegenheit kein eigentlicher Gebrauch gemacht werden. Die Sache würde sich aber anders gestalten, wenn der Platz von aussen nur Erdwälle präsentirte, und weiter kein Mauerwerk sichtbar wäre, als Flächen von etwa 4 — 5 ' • oberhalb der Geschützscharten. Um so kleine Flächen, so wie Scharten überhaupt mit einiger Aussicht auf Erfolg bescliiessen zu können, ist schon ein sehr direktes Feuer erforderlich, das nach allen Erfahrungen nicht über 6 0 0 Schritt abstehen darf. Ein eigentlicher Artillerie - Angriff auf die Festung könnte also nur

29 vermittelst Demontirbatterien auf der genannten Entfernung- stattfinden. W e n n der Vertheidiger nun im Stande wäre, der grösstmöglichen Zahl von Geschützen, die der Angreifer auf dieser E n t f e r n u n g gegen die Festung placiren könnte, eine dem Kaliber nach gleiche, der Zahl nach bedeutend überlegene entgegen zu stellen 5 so wäre die Aufgabe der bleibenden artilleristischenUeberlegenheit des Vertheidigers auf das vollkommenste gelöst. i\ie könnte eine Demontirbatterie des Angreifers zu Stande kommen, er würde es selbst nie versuchen, und ein Artillerie-Angriff im heutigen Sinne des W o r t e s wäre ganz unthunlich. U n d d e r V e r t h e i d i g e r v e r m a g es — mittelst der Stockwerkbatterien! Das Verhältniss der Geschützzahl, welche unbedingte Ueberlegenheit begründet, lässt sich allerdings nicht aufs schärfste ausdrücken, aber man kann mit allem Rechte annehmen, dass unter sonst gleichen Umständen, eine um die H ä l f t e , selbst nur um den dritten Theil grössere Geschützm e n g e , schon ein Uebergewicht bildet, das als höchst reell anzusehen ist, und jeden Kampf dagegen als ganz unthunlich erscheinen lässt. M o 11t a l e m b e r t befand sich freilich wegen ganz freier Hinstellung seiner Kasematten, in einer andern Lage, und die grosse Menge von Geschütz und Munition, welche er b e d u r f t e , um bis auf eine E n t f e r n u n g von mindestens 1 0 0 0 Schritt alles zu pulverisiren, war mit eine der Ursachen, die sein System unhaltbar erscheinen Hessen.

30 Nach dein bisher Gesagten wird ein Blick auf die dein Aufsätze beigefügte Zeichnung und die Hinzufügung einiger Erläuterungen hinreichen, die hier zum Grunde liegende Idee

eines dein

gegenwärtigen Artillerie-Angriffe unzugänglichen Platzes

zur Klarheit

zu bringen.

Wenn

die

Zeichnung detaillirter ist, als es zur blossen Versinnlichung eines Princips erforderlich scheint, so muss bemerkt werden, dass es hier noch darauf ankam, den Kostenpunkt vergleichsweise in Erwägung zu ziehen, und die Berechnungen in dieser Hinsicht auf genaueres Eingehen in die einzelnen Theile zu begründen waren. In sofern indessen damit kein wirklicher Bauplan beabsichtigt wurde, ist auch andererseits Vollständigkeit keineswegs vorhanden.

Ebenso

wird von

der

durchgängigen technischen Richtigkeit, hin und wieder auch von der technisch vortheilhaftesten Konstruktion abzusehen sein. In diesen Bezügen inuss die Nachsicht der Männer vom Fach in Anspruch genommen werden. Aus

dem

in

der

Einleitung

aufgeführten

Grunde ist hier als Aufgabe gestellt, die Befestigung eines Platzes von 3000 Schritt im Durchmesser (einer Stadt von 30 bis 5 0 0 0 0 Einwohnern).

Es zeigt:

Fig. 1. den Grundriss des Platzes. Fig. 2. den Durchschnitt der höhern und niedern Umfassung durch die Mitte einer Kasematte derselben, so wie der Eskarpe und der Grabenkaponiere.

31 Fitf. 5. den Durchschnitt der höhern und niedern Umfassung, so wie der Eskarpe, durch die M i l l e der W i d e r l a g e r . Fig. 4. den wagei-echten Durchschnitt einer Vertlieidigungs-Kasematte der höhern oder niedern Umfassung, so wie der vorliegenden Erdsoharten. Fig. ¿». den Längendurchschnitt des Vertheidigungsstockwerks der höhern oder niedern Umfassung, so wie «leren Ansicht von vorne. Fig. 6. den Längendurchschnitt der höhern Umfassung, so wie deren Ansicht von hinten an der Stelle einer Auffahrt. Fig. 7. den Grundriss einer Grabenkaponiere und der vorliegenden Kontreskarpe ; zugleich wagerechten Durchschnitt der Grabcukaponiere in der Höhe der Schiessscharten. Fig. 8. den Querdurchschnitt einer Grahenkaponiere durch die Mitte des zweiten W i d e r lagers von hinten. Eine 2 5 Fuss hohe M a u e r , nach Art des Decliargen - Revetcments eingerichtet, in einem Graben von gleicher Tiefe und 1 0 0 Fuss oberer Breite stehend, und durch Flankenfeuer aus bedeckten Kaponieren gegen den gewaltsamen Angriff gesichert; dahinter zwei durch Erdbrustwehren geschützte Kasematten-Korps, von denen das hintere so viel über das vordere r a g t , als zur vollkommenen Bestreichung des vorliegenden Terrains erforderlich ist, bilden den ganzen Körper des Platzes. E r ist in Fronten von 1-12%

32 Schritt Länge getheilt, was für einen Durchmesser von 3 0 0 0 Schritt beinahe 24 Fronten gieht. Alle zum Grunde liegenden Abmessungen sind so, wie die Erfahrung sie festgestellt, oder weichen, durch Umstände bedingt, nur unbedeutend von der gewöhnlichen Annahme ab. E s sollen hier deshalb nur folgende Erläuterungen Platz finden: 1) Die Hauptumfassung ist mit Rücksicht auf das Ergebniss des Woolwicher Versuchs en decharge errichtet, indem der Platz eigentlich nur e i n e (wenn gleich doppelte) Enceinte, und keine gemauerte Contreskarpe hat. — W e n n eine Breschelegung der Art hier wirklich versucht w erden sollte, so darf doch auf Gelingen derselben nicht im mindesten gerechnet wei'den. Schon bei dem gewöhnlichen Brescheverfahren, wo man das k r ä f t i g s t e F e u e r , und zwar g a n z g e n a u gegen einzelne besonders widerstehende Punkte richten kann, ist es, (wie die Erfahrung gelehrt hat,) mit der äussersten Schwierigkeit verbunden, Widerlager von mässiger Tiefe zu durchbrechen. Hier müsste dies auf eine Tiefe von 12 — 1 5 Fuss geschehen, und zwar von Geschützen, deren Feuer lange nicht so kräftig, und wegen Nichtsichtbarkeit der 3Iauer gar nicht auf die wesentlichern Punkte gerichtet werden könnte. *) ') Sollte

man

den Ergebnissen

des

Woolwicher

Versuch«

nicht die W i c h t i g l s c i t zugestehen w o l l e n , welche ihnen hier beigemessen i s t ,

so würde die T i e f e der E s k a r p e verhält-

nissmässig geringer sein können.

33 2 ) Die Höhe der Eskarpenmauer ist zu 2 5 Fuss angenommen. Dies scheint bei der hier angebrachten, weiter unten näher zu entwickelnden kräftigen Flankenvertheidigung vollkommen ausreichend, und zwar um so m e h r , als wie der Anblick der Zeichnungen lehrt, die blosse Ersteigung der Mauer es noch keineswegs so wie bei den jetzigen Festungen gestattet, sich ohne W e i t e r e s im Platze auszubreiten. 3 ) Die Kasematten-Korps — hohe sowohl als niedere Umfassung — sind sich in ihren analogen Theilen vollkommen gleich, d. h. die obere Etage der hohen genau der einzigen Etage der niedern. — Beide Iet/tern sind zur Aufstellung der Vcrtheidigungs-Artillerie, so wie zur Unterbringung sämmtlicher Mannschaften des Platzes bestimmt; die beiden untern Etagen der hohen Umfassung zur Unterbringung sämmtlicher übrigen Vertheidigungsmittel und Vorrätlie, exclusive des in etwa 2 0 0 S c h r i t t rückwärts gelegenenKriegsPulvermagazinen aufzubewahrenden Pulvers. 4 ) Die Kasematten der obern und niedern Umfassung sind zu 1 4 ' W e i t e angenommen, was inclusive 4 ' S t ä r k e der W i d e r l a g e r 1 8 ' Abstand der Geschütze von einander giebt. Man stellt sie bekanntlich in Kasematten wohl noch näher zusammen 5 hier hat aber darauf Rücksicht genommen werden müssen, die vorliegende Erdbrustwehr durch Einschneiden der nach vorne Aveitern Scharten nicht zu sehr zu schwächen. Die Auseinanderstellung ist auf diese Art ganz der hinter ge3

54 wohnlichen E r d b r u s t w e h r e n aufgestellten Geschütze des Festungskrieges gleich geworden. I n den Z e i c h n u n g e n ist ein Tlieil der S c h a r t e n als bereits v o r h a n d e n a n g e n o m m e n ; in der W i r k lichkeit bleiben sie bis zum Augenblick der Anwendung g e b l e n d e t , so wie dies F i g . 5 . rechts z e i g t , und werden (mit A u s n a h m e einiger gegen den gewaltsamen Angriff und zur allgemeinen Bes t r e i c h u n g des umliegenden T e r r a i n s bestimmten — etwa 5 bis 5 F r o n t ) immer nur nach dem jedesmaligen B e d a r f und in der erforderlichen Richtung eingeschnitten 5 können a b e r auch eben so nach gemachtem G e b r a u c h e mittelst hineingelegter Sandsäcke wieder vollkommen geblendet werden. 5) Die E n t w i c k e l u n g j e d e r F r o n t zu 4 1 2 4 S c h r i t t = 9 9 0 F u s s a n g e n o m m e n , giebt für jedes 990 Kasematten - K o r p1 s derselben — - = 5 5 einzelne 18 K a s e m a t t e n ; mithin für die ganze F r o n t 5 5 X 2 = 1 1 0 bedeckte Geschützaufstellungen. G) Die A b m e s s u n g e n der G e w ö l b e und Ihrer E r d d e c k e sind so a n g e n o m m e n , wie sie als g e g e n die jetzigen g r ö s s t e n W u r f g e s e l i ü t z - Kaliber des B e l a g e r u n g s k r i e g e s vollkommen sichernd betrachtet werden. D i e A b w ä s s e r u n g geschieht mittelst trichterförmiger Contredosdanen.') ') Das Archiv für die Olliziere des Königl. Prcuss. Artillerieuud Ingenieur-Korps enthält in Band IV. l i e f t 5. eine lehrreiche Darstellung der liei den neuem preussisclicn rcstoiij>sliaiilen über die Ableitung des Senkwassers ge machten Krf;ihrting< 11, durch die sich die Alnvässeruug

7) Die Erddeefce des I l a u p t - K a s e m a t t e n - K o r p s ist durchgängig zur Aufstellung von Schützen eingerichtet. D a s F e u e r von hier aus — etwa 4 5 F u s s über dem H o r i z o n t — ist als sehr beherrschend anzusehen. 8) J e d e E t a g e der K a s e m a t t e n - K o r p s ist mit ThiiröflTnungen, die durch alle W i d e r l a g e r g e h e n , v e r s e h e n , was eine u n u n t e r b r o c h e n e sehr leichte Kommunikation aller T h e i l e giebt. — J e d e F r o n t h a t überdies eine b e q u e m e , an die R ü c k w a n d der h ö h e r n Umfassung a n g e l e h n t e A u f f a h r t f ü r das o b e r e und mittlere Stockwerk derselben erhalten. 9) Die H ö h e der vor j e d e r Kasematte befindlichen S c h a r t e n s o h l e ist zu 5 F u s s ü b e r dem B o d e n der K a s e m a t t e eingerichtet ( 4 ' Mauer -fI ' Faschine). 1 0 ) Die G r a b e n k a p o n i e r e n zu 2 Stockwerken enthalten im hintern T h e i l e der obern E t a g e 4 Geschützaufstellungen — nach jeder Seite hin 2$ im v o r d e m T h e i l e ist noch R a u m zur Aufm i t t e l s t t r i c h t e r f ö r m i g e r C o n t r e d o s d a n e n als V e r f a h r e n in diesem I t c z u g e h e r a u s s t e l l t .

das

sicherste

I n d e s s e n d a r f d i e s e s c h w i e r i g e M a t e r i e noch k e i n e s w e g s als a b g e s c h l o s s e n b e t r a c h t e t w e r d e n . E i n e g a n z u nz w e i f e i h a f t e T r o c k e n h a l t u n g k a s e m a t t i r t e r R ä u m e ist b i s j e t z t n u r d u r c h A u l s e t z u n g von D ä c h e r n zu e r r e i c h e n g e w e s e n , w e s h a l b auch m e h r e r e b o m b e n s i c h e r e D e f e n s i v K a s e r u e n , L a z a r e t h e , W a g e n h ä u s e r , M a g a z i n e etc. mit s o l c h e n v e r s e h e n w o r d e n sind. V i e l l e i c h t ist, A l l e s w o h l e r w o g e n , d i e E r r i c h t u n g von D ä c h e r n , s e l b s t in B e z u g auf den K o s t e n p u n k t , nicht so b e a n s t a n d u n g s w e r t h , a l s es im e r s t e n A u g e n b l i c k e e r s c h e i nen m a g , i n s o f e r n m a n in diesem F a l l e d e n G e w ö l b e n unt e r d e r I i r d e g a r k e i n e D o s d a n e z.u g e b e n nötliig h ä t t e .

36 bcwahrung eines Reserve-Geschützes, für den Fall, dass eines der eigentlichen Flankengeschütze durch irgend einen Zufall für den Augenblick ausser Wirksamkeit gesetzt wäre. Der vordere Thcil der obern Etage ist übrigens, so wie die ganze untere, zu Gewchrscharten eingerichtet. — Die Abmessungen der Kasematten sind hier um etwas geringer als bei den grossen KasemattenKorps. Die W e i t e n ( 1 2 ' statt 1 4 ' ) konnten hier, wo keine Erdbrustwehr vorliegt, ganz wohl auf das gewöhnliche Mass zurückgeführt, die Höhen ( 8 ' statt 9 ' ) mussten wegen der nothwendigen Uebcrhöliung der Kaponieren durch die niedere Umfassung, um etwas verringert werden, in sofern Eskarpcnhöhe und Grabentiefc die angenommenen bleiben sollten. 1 1 ) Die Contreskarpe, deren Anlage sich zur Höhe wie 8 : 5 verhält, ist nicht bekleidet — mit Ausnahme des kleinen vor den Kaponicrcn liegenden eingeschnittenen Theils.

57

ZWEITER ABSCHNITT. Von der Vertlielrtig-un^ grosser Plätze. A. tlanfoer¿Utiörit fttitifl mit CÖ5cfdjiitj unit Jftuititioit. Die gesicherte Aufstellung: einer der W i r k samkeit nach an sich ganz gleichen, der Zahl nach überlegenen Artillerie, ist wie bekannt das H a u p t - und eigentlich einzige Mittel, feste Plätze ausdauernd zu vertheidigen. aa) G e g e n

a)

Kaliber.

den

förmlichen

Angriff.'

W a s zuerst das passendste Kaliber betrifft, so ist schon in der Einleitung im Allgemeinen bemerkt worden, dass der 1 2 Kaliber lange 24®der ein zum Demontircn besonders geeignetes Geschütz sei. V e r s u c h e , die auf Veranlassung der Militair-Kommission der deutschen Bundesversammlung im J a h r e 1 8 2 8 bei 3fainz angestellt, und durch spätere in der preussischen Artillerie gemachte E r f a h r u n g e n noch vervollständigt wurden, haben auf das überzeugendste d a r g e t h a n , dass die Demontirwirkung dieses kurzen 24ffiders bei nur l / s kugelschwerer Ladung viel grösser ist, als die des langen 12$bdcrs bei 1 / 3 kugelschwerer Ladung 5 und selbst der des langen 2 i i b d c r s bei 1 / 4 bis y s laigelschwerer Ladung unter Anwendung von Kugeln sowohl als Gra-

38 n a t e n , -vollkommen gleich stehe.

D i e Verwen-

dung des kurzen 2 4 ® d e r s zu diesem Zwecke wird aber in sofern bedeutende Vorzüge auch vor dem letztgenannten

Geschütze h a b e n , als hei jeuein

die Bedienung viel leichter, und der Pulververbrauch durchschnittlich nur halb so gross ist. Diese Erfahrungen werden zu dem Schlüsse berechtigen, 24$bder scliütz

das ist,

dass

der

12

passendste das

man

lange

Demontirge-

bis

11 nd z u r V e r t h e i d i g u n g schliesslich

Kaliber jetzt

kennt,

der P l ä t z e

aus-

sein wird.

Der

anzuwenden

G r u n d , den man für das Vorhandensein einiger langen 24$bder in den heutigen Plätzen anführt — das F e u e r von entfernten Kollateralwerken — fällt h i e r , wo es kein s o l c h e s , sondern nur ein starkes Frontfeuer g i e b t , von selbst fort. W e n n , wie auch weiter unten ausführlicher erörtert werden soll, das Kugel- und Granatfeuer aus 1 2 Kaliber langen 24tt.dern das bei weitem wesentlichste zur ausdauernden Vertheidigung des Platzes ist; so treten doch mitunter Verhältnisse e i n , wo z u r U n t e r s t ü t z u n g

desselben

die

Anwendung des Vertikalfeuers gegen den hinter Deckungen aufgestellten F e i n d nothwendig sein wird.

Zu diesem Zwecke reichen (wie schon in

der Einleitung

erwähnt) Mörser

Kalibers ganz h i n ,

des

kleinsten

und zwar um so m e h r , als

damit blos ein Feuern

auf 4 0 0 — 6 0 0

Entfernung beabsichtigt wird. —

Schritt

Am angernes-

sendsten zu diesem Zwecke erscheinen mit Bezug

39 auf »las schon vorhandene l'ianonkaliber, 2 4 U g e M ö r s e r ( 5 y / ' g e > 7$bge). ') hb) G e g e n d e n g e w a l t s a m e n A n g r i f f . Ausser dem zur Fernhaltung- des Feindes bestimmten Geschütz, bedarf ein P l a t z wie bekannt noch desselben zuin V e r h i n d e r n der gewaltsamen Ersteigung: — zur Bestreichung der Ilauptiiiiifassiingsmauer mit Kartätschen. Man ist bis in die neuere Zeit der Ansicht g e w e s e n , dass, weil hier ein sehr schnelles F e u e r erforderlich i s t , leichte Geschütze sich besonders dazu eignen. Die Schnelligkeit des F e u e r s ist allerdings ein sehr wesentlicher Umstand; andererseits aber ist es die gute W i r k u n g ebenso sehr, und wohl noeh m e h r ; oder r i c h t i g e r g e s a g t : die S c h n e l l i g k e i t des F e u e r s hat hier nur in sofern eigentlichen W e r t h , als sie die W i r k u n g vermehrt. IVun ist es aber eine bekannte S a c h e , dass die kleinen K a l i b e r g e r a d e im Punkte der Kartätschwirkung den grössern sehr nachstehen. E s werden mithin Geschütze grossen K a l i b e r s , sofern sie leicht konstruirt eine rasche Bedienung ges t a t t e n , den kleinen Kalibern hier weit vorzuziehen sein. Nach dem eben Gesagten wird es nicht auffallend erscheinen, wenn ohne in weitere S o l l t e m a n zum Z w e c k e f r i i l i i ' r e r u n d v o l l s t ä n d i g e r e r Z e r s t ö r u n g der feindlichen A n g r i l l s a r h e i t e n auch noch die Anw e n d u n g eines g r o s s e m A V u r f g e s c l i ü t z k a l i h e r s f ü r liöthig e r a c h t e n ( w e l c h e A n s i c h t l i i e r i n d e s s e n n i c h t u n b e d i n g t geI h e i l t w i r d ) , so w ü r d e s i c h mit S'e/.uj; a u f d a s f r ü h e r G e s a g t e das it"ge vorzugsweise dazu eignen.

40 Einzelheiten einzugehen, hier die Ansicht aufgestellt wird, dass ganz kurze 2 4 ® d e r v o n 8 K a l i b e r L ä n g e dem vorhabenden Zwecke in einer sehr vollkommenen W e i s e entsprechen werden.

b) Anzahl

der

Geschütze.

Von der Annahme atisgehend, dass die Mittel des Angreifers es wohl nie gestatten werden, mehr als zwei Fronten anzugreifen, namentlich wenn die Gegenmittel in der hier angegebenen Stärke und Ausdehnung auftreten, erscheint es zur Vertheidigung des Platzes ganz ausreichend, auf die vollständige Bewaffnung von zwei Fronten, und eine angemessene Zahl von Geschützen zur Bestreichung des Terrains vor den übrigen Fronten des Platzes, so wie zum allgemeinen Vorrath zu rechnen. E s versteht sich, dass überdies die Grabenkaponieren durchweg mit den betreffenden Geschützen zu armiren sind. — In Bezug auf die Mörser ist eine namhafte summarische Zahl anzunehmen. E s würde demnach an Geschütz erforderlich sein: 1 2 K a l i b e r l a n g e 2 4 S b d e r zur vollständigen Besetzung zweier Fronten . . 1 1 0 X 2 = 2 2 0 . Dergleichen zur Bestreichung der Terraintheile vor den andern F r o n t e n , und zum Vorrath 5X22=66. Zu übertragen . . .

286.

41 Uebertrag . . .

5 X 1 2

286.

=

60. 24.

370. Man könnte die summarische Geschützzahl ganz wohl zu 4 0 0 Stück annehmen, ohne dass dadurch die jetzige Bewaffnung: eines Platzes erster Klasse irgend überschritten würde. D a bei den Kanonen höchstens '/ 8 kugelschwere Ladungen zur Anwendung kommen (bei den 1 2 Kaliber langen 24födern 3 $ E , bei den 8 Kaliber langen 2 , so versteht es sich von selbst, dass sie sämmtlich in Eisen sein können. Auch clie 24Stfcgen Mörser könnten ganz wohl aus Eisen bestehen; die daraus hervorgehende etwas grössere Schwere würde die jetzige sehr leichte Handhabung nur wenig beeinträchtigen, und ihnen beim Gebrauch eine festere Stellung verschaffen; doch ist dieser Punkt im Ganzen gleichgültig. W a s die Kanonlaffeten betrifft, so würde die hohe Rahmlaffete bei nur wenig Bedienungsmannschaft noch den Vortheil mit sich führen, eine etwas grössere Erhebung der Schartensohle *) I m

Falle

der

Zutheilung

8"{fer

Wurfgeschützc

würde«

2 0 — 8 " g e Haubitzen (per bewaffnete F r o n t 1 0 , in S t e l l e von ebenso vicleu fortzulassenden 1 2 K a l i b e r langen wodurch die Zahl dieser l e t z t e m

Seitdem,

sich auf 1 0 0 j>er F r o n t ,

mithin summarisch auf 2 0 0 stellen würde) als vollkommen genügend anzusehen sein.

42 über den Boden der Kasematte, und damit eine V e r r i n g e r u n g des von aussen einzig sichtbaren kleinen Mauertheils zu g e w ä h r e n ; andererseits aber wäre die ohnehin schwierige Umstellung dieser Laffetenart, in Kasematten mit sehr grossen Beschwerlichkeiten verbunden. E s scheint deshalb angemessener, eine einfachere beweglichere Konstruktion dafür zu wählen, etwa nach Art der heutigen zweirädrigen KasemattenlalFeten, nur ein wenig höher gebaut. Die etwas mehrere Bedienungsmannschaft in diesem F a l l e käme bei einer solchen Vereinfachung des M a t e r i a l s , wo Infanteristen in wenig T a g e n zu ganz brauchbaren Hülfsnummern ausgebildet werden können, gar nicht in Betracht. Höchstwahrscheinlich würden h i e r , wo von der feindlichen Artillerie nur einzelne verlorne Kugeln zu besorgen sind, Laffeten, die ganz oder doch g r ö s s t e n t e i l s aus Eisen bestehen, eine sehr angemessene Stelle erhalten. Indessen mag die passendste Laffetenkonstruktion in diesem Falle — vorläulig ein untergeordneter Punkt — immerhin noch anheim gestellt bleiben.

cj Munition. E s wird vollkommen genügen, hier zu rechneu 1 ) für 2 2 0 — 2 « e r zu 1 2 Kaliber L ä n g e , als gegen den förmlichen Angriff zweier Fronten bestimmt, 1 5 0 0 Kugelschusse zu 5 & . . . . 5 5 0 0 0 0 % a < 5 0 0 (iranatschusse zu 5'/^ tb incl. ( Sprengladung 585000 „ Zu übertragen . . . 715Ö00 tfr

45 IJebertrag . . . 715ÜOO & 2 ) iïir 6 6 — 2 4 & d e r zu 1 2

Kaliber

L ä n g e , als zur B e s t r e i c h u n g des T e r r a i n s vor den ü b r i g e n F r o n t e n und zum V o r r a t h b e s t i m m t , f l O O K u g e l s c h u s s e zu 3 ft . . . à j 1 0 0 G r a n a t s c h u s s e zu (

5X/.X

19800

«

23100



19200



2Î000

,,

SE incl.

Sprengladung

3 ) Für 4 8 — 2 4 $ b d e r zu 8 K a i . L ä n g e , F l a n k e n g e s c h ü t z e , gegen den gewaltsamen A n g r i f f b e s t i m m t , à 200

S c h u s s e zu 2 &

•4) für 2 4 — 2 i % e

Mörser,

à 1 0 0 0 W ü r f e zu 1 S> incl. S p r e n g ladung «») l'iir I n f a n t e r i e - M u n i t i o n (zu 2 Million P a t r o n e n )

41700 8 4 2 8 0 0 ft

N i m m t m a n , e i n g e s c h l o s s e n einigen V o r r a t h zu

Zündungen,

Leucbtkörpern

Laboratorien-Arbeiten, sehene F ä l l e , so ist

und

so wie für

sonstigen

unvorherge-

das G a n z e zu 8 6 0 0 G e n t n e r

dies etwa

der für einen

erster Klasse erforderliche

heutigen

an, Platz

Bedarf.

I n B e z u g a u f die E i s c n m u n i t i o n wäre zu bem e r k e n , dass ausser den G e s c h o s s e n für die 1 2 Kaliber ')

l)as

langen

24$bder,

liier a u f g e f ü h r t e

llicilunt;

von

Centner

einen

Munitions - Quantum

'20 — H " j ; e n

vielen fortzulassenden 47iJ

zur

vermehrt

Ilaubitzeu

in

Hälfte

würde Stelle

«lureli tun

Zu-

ebenso

1 - K a l i b e r l a n g e n '2.\ f i . d e r n , tun werden.

in

etwa

44 Kugeln (darunter y i 0 Kartätschen), in Granaten

(darunter

yi0

zur andern

Granatkartätschen),

die Geschosse für die Flankengeschütze etwa zu 3/

4

in Kartätschen und y , in Kugeln zu bestehen

hätten — für die 24fä>gen M ö r s e r in Granaten. Unter

den

24®der jedoch

Geschossen

der

8

Kaliber

und der 24£t>gen M ö r s e r eine

angemessene

Zahl

langen

müsste

von

sich

Leuchtge-

schossen befinden. B.

Uön

i>*r c i ö c u t l i d j c n

aj Gegen Die A r t

den jetziger

Ü*cr11)cti»t(junfl.

Artillerie-Angriff Art.

d e r V e r t e i d i g u n g wird sich natür-

lich auf die mögliche Angriffsweise müssen.

Dass

das

gewöhnliche

begründen

Verfahren

der

Ueberwältigung hier unanwendbar i s t , springt in die A u g e n .

Rikoschett-

und

würden keinen S i n n h a b e n ,

Enfilir-Batterien

und W u r f b a t t e r i e n

auch nur in dem F a l l e , w e n n s i e a u s als den

bisher

Kalibern

im G e b r a u c h

beständen.

grössern

gewesenen

Indessen würde schon

eine geringe V e r s t ä r k u n g der Gewölbe und ihrer E r d d e c k e im Stande sein, bedeutend schwereren B o m b e n , als die heutigen s i n d , zu widerstehen. E s bliebe mithin nur der Angriff mittelst Demontirbatterien in E r w ä g u n g zu ziehen. Die E r f a h r u n g h a t , wie früher e r w ä h n t , gel e h r t , dass über 6 0 0 S c h r i t t E n t f e r n u n g hinaus ein Zerstören schütze

und

so

kleiner

Scharten

Gegenstände

sind,

mittelst

als G e direkten

45 Feuers nicht wolil möglich ist, mindestens einen ganz ungeinessenen Aufwand von Kräften erfordern würde. Demontirbatterien auf 6 0 0 Schritt Abstand vom Platze anzulegen, wäre aber im vorliegenden Falle noch immer ganz unthunlich 5 1 1 0 Demontir-Geschützen der Festungsfront könnten r ä u m l i c h betrachtet, nur 7 7 entgegen gestellt werden, selbst auf 8 0 0 Schritt Abstand nur 8 3 — wobei im erstem Falle die Vertheidigungs - Artillerie um beinahe die Hälfte, im letztern noch um beinahe ein Drittel überlegen wäre — eine Ueberlegenheit, die unter übrigens gleichen Umständen so beträchtlich ist, dass artilleristisch genommen ein auch nur einigermassen ausdauernder Widerstand nicht denkbar bleibt; und das um so weniger, als nach den bisherigen Erfahrungen zu urtheilen, es nicht möglich sein wird, Angriffsbatterien von so ungeheurer Ausdehnung g l e i c h z e i t i g zu erbauen und zu armiren, der Belagerer mithin in der Regel durch bei weitem überlegene Kräfte theilweise zu schlagen ist. *) Den allein verwundbaren und für den Augenblick nicht herzustellenden Punkten des Platzes — ' ) W ä r e der P l a t z ü b e r d i e s noch mit schweren TVurfgeschützen verseben, so wäre die U c b e r w ä l t i g u n g der Angriffsbatterien allerdings nocli um etwas eher und auch wohl vollständiger zu erreichen. Man d a r f aber die Angemessenheit einer solchen Massregel mit R e c h t in Zweifel s t e l l e n , in sofern aus der eben gegebenen Auseinandersetzung hervorgegangen sein w i r d , dass der vorhabende Z w e c k durch die bereits in Anwendung gekommenen Hauptinittcl v ö l l i g g e n ü g e n d zu erreichen steht.

M den 4 — S Fuss im Quadrat grossen Maucrtheilen 1 ) oberhalb jeder S c h a r t e , könnte man zum Ueberfluss nocli leicht eine aussergewöhnliche Widerstandsfähigkeit dadurch verschaffen, dass man auf ihrer Oberfläche einige Lagen sich winkelrecht kreuzender Eisenstangen anbrächte, die, wie ein 1 8 2 7 bei W o o l w i c h angestellter Versuch dargethan hat, selbst gegen Kugeln mit '/3 kugelschwerer Ladung abgefeuert, eine grosse Schutzwehr abgeben. Es wird gestattet den Betrachtung den A r t i l l e r i e - A n g r i f f im hier ganz unthunlich

sein, aus der vorangehenSchluss zu ziehen, dass ein heutigen Sinne des W o r t s ist.

bj Geyen den Angriff Anniiherungsgrüben

mittelst etc.

Bekanntlich bildet aber die A r t i l l e r i e , wenn gleich das mächtigste, so doch nicht das einzige Angriffsuiittel der Plätze. Das andere — die ' ) W o l l t e man einen b e s o n d e r » W e r t h d a r a u f l e g e n , diese T h e i l e noch zu v e r k l e i n e r n , so könnte dies e n t w e d e r durelk E r h ö h u n g der S c h a r t e n s o h l e n um I F u s s , o d e r durch E r n i e d r i g u n g d e r K a s e n i a t t e n h ö h e um 1 F u s s geschehen. Im e r s t e m F a l t e müsste dann a b e r die L a f f e t e um ebenso viel erhöht w e r d e n , im l e t z t e r n w ü r d e die B e w o h n b a r k e i t der K a s e m a t t e e t w a s d a r u n t e r leiden. Die G r ö s s e des sichtb a r e n lUaucrtheils w ü r d e dann auf eine o d e r die a n d e r e W e i s e f r e i l i c h um ein R e d e u t e n d e s v e r r i n g e r t , auf 5 — 4 Fuss im Q u a d r a t h e r a b g e b r a c h t , auch die D e c k u n g d e r K a s e m a t t e n - K o r p s ü b e r h a u p t v e r s t ä r k t . Die E r w ä g u n g d e r h i e r o b w a l t e n d e n V e r h ä l t n i s s e w i r d a b e r eine M a s s r c g e l d e r A r t k e i n e s w e g s a l s e r f o r d e r l i c h , oder auch nur sehr wüiiseiiensvverth erscheinen lassen.

47 .stufenweise A n n ä h e r u n g an den P l a t z mittelst der Zickzacks und schliesslich das Oeffnen der I l a u p t u m f a s s u n g mittelst der Mine bleibt noch in E r w ä g u n g zu ziehen. W e n n indessen die Annäherung' auf diesem W e g e wie bekannt nur u n t e r dein S c h u t z e einer wirksamen Artillerie ohne übermässige A n s t r e n gung und G e f a h r zu bewerkstelligen 5 so wird die A n w e n d u n g dieses Mittels, ohne mit j e n e m irgend in V e r b i n d u n g treten zu k ö n n e n , schon von vorne herein s e h r problematisch e r s c h e i n e n , sich bei n ä h e r e r B e t r a c h t u n g a b e r wohl gleichfalls als unthunlieh ergeben. A n g e n o m m e n , der F e i n d eröffne seine erste P a r a l l e l e in der gewöhnlichen E n t f e r n u n g von 0 0 0 — 8 0 0 Schritt. Bei den P l ä t z e n h e u t i g e r A r t ist dies schon ein wichtiger S c h r i t t , den der V e r t h e i d i g e r durch kräftiges F e u e r etc. etc. ihm möglichst erschweren niuss. S e h r natürlich — wenn man nur einige "Wochen o d e r höchstens einige M o n a t e E x i s t e n z h a t , sind e i n i g e T a g e m e h r von ausserordentlichem W c r t h e . IXicht so in dem vorliegenden Falle. Kein Z w e i f e l , dass man auch jetzt schon durch A n w e n d u n g des überaus kräftigen Geschützfeuers der F e s t u n g , diese erste P a r a l l e l e in ihren H a u p t l h e i l e n — um mich eines A u s d r u c k s von M o n t a l e m b e r t zu bedienen — bald pulverisirt hätte 5 das wäre a b e r ein unrichtiges V e r f a h r e n . Diese konzentrirten und grossen K r ä f t e sind nicht d a , u m , wenn gleich für den Augenblick mit Erfolg-, so doch unnö-

48 thigerwcisc verwandt zu werden. I h r H a u p t v o r theil besteht d a r i n , diejenigen K r ä f t e , welche der A n g r e i f e r zunächst in W i r k s a m k e i t zu setzen versucht sein wird und m u s s , weil sie (und mit R e c h t ) als die vorzüglichsten seinerseits betrachtet werden — die direkt f e u e r n d e n Geschütze — von I l a u s e aus zu neutralisiren u n d zur Untliätigkeit zu v e r d a m m e n . Viel a n g e m e s s e n e r ist wohl, die Vcrtheidigungsmittel erst s p ä t e r , im Augenblicke des eigentlichen B e d ü r f n i s s e s , in Thätigkeit zu b r i n g e n , wo dann eine s e h r m a s s i g e V e r w e n dung d e r s e l b e n dem Zwecke vollkomm e n g e n ü g e n w i r d . Also kein Geschützfeuer gegen die ersten feindlichen A n l a g e n ! W a s der F e i n d auf 6 0 0 S c h r i t t und d a r ü b e r hiuaus an A n griffsarbeiten auch v o r n e h m e n m ö g e , kann dem P l a t z e vollkommen gleichgültig sein — abgerechn e t natürlich den übrigens nicht anzunehmenden F a l l der E t a b l i r u n g von D e m o n t i r b a t t e r i c n . A u c h g e g e n die n u n m e h r auf den P l a t z losg e h e n d e n A n n ä h e r u n g s g r ä b e n wird es in der ersten Zeit eben so wenig i r g e n d eines Gegenmittels b e d ü r f e n — d e r wahre Zeitpunkt hierzu tritt wohl erst dann e i n , wenn diese A n n ä h e r u n gen dem Platze gefährlich zu w e r d e n , d. Ii. sich so zu n ä h e r n a n f a n g e n , dass die W i r k u n g des Kleingewehrs gegen die Festungsartillerie von E r f o l g sein könnte. D a h i n d a r f e s n i e k o m m e n , so l a n g e d e r P l a t z n o c h M u n i t i o n h a t ! M a n wird deshalb die zwischen 5 0 0 u n d 3 0 0 S c h r i t t vom Platze ab gelegenen R ä u m e als

49 diejenigen betrachten, innerhalb welcher der Angreifer seine Annäherungen zwar noch vortreiben darf, aber auch ebenso ihrer sofortigen Zerstörung gewärtig sein muss. Einleuchtend wird sein, dass, wenn bisher schon, wo die Feuer des Platzes zuvor meist gedämpft sind, das Vortreiben der Sappenspitzen b e i T a g e sehr schwierig war, dasselbe hier — wo jeder Sappeur bald dieUeberzeugung gewönne, dass in demselben Augenblicke, wo er einen K o r b setzte, Kanonkugeln denselben unfehlbar fortrissen, und ihn (den Sappeur) in der Regel mit dazu — ganz unausführbar ist. Die Annäherungen werden mithin n u r b e i N a c h t stattfinden können. E s dürfte nicht angemessen sein, in der Nacht Feuer irgend einer Art gegen dieses Vorgehen zu richten. Dies an und fiir sich sehr kostbare und dabei stets unzureichende Mittel, mag bei den Festungen jetziger A r t , wo die Fortschritte des Feindes in d e r R e g e l n i c h t m e h r u n g e s c h e h e n gemacht werden können, und es deshalb von Wichtigkeit ist, die Annäherung Schritt vor Schritt zu erschweren — ganz an seiner Stelle sein. Hier kann wohl einfacher und sicherer verfahren werden. Rei der vollkommenen Reherrschung der nächsten Umgegend durch die FestungsArtillerie, bei der durch keine feindlichen Kugeln gestörten Redienung und der grossen Nähe der Ziclobjekte wird es keinem Zweifel unterliegen, dass alle vom Feinde in der Nacht geführten hintereinander liegenden Sappensehläge durch ein 4

50 verhältnissmässig gar nicht angestrengtes F e u e r einiger K a n o n e n ') bei T a g e bald n i e d e r g e l e g t , mindestens doch so zerstört sein würden, dass die A r b e i t in der H a u p t s a c h e von neuem zu m a c h e n bliebe. — E i n Mittel, um noch vollständiger zum Ziele zu g e l a n g e n , wäre vielleicht, zuerst diej e n i g e n T h e i l e der P a r a l l e l e (oder Halbparallele), aus d e n e n der A n g r e i f e r die A n n ä h e r u n g e n allein zu unterstützen und einigermassen zu decken im S t a n d e ist, durch K a n o n f e u e r u n t e r Zuhülfenahine einer n a m h a f t e n Z a h l im H a u p t g r a b e n aufgestellt e r 24fä>ger M ö r s e r in so weit zu v e r a r b e i t e n , dass dieselben von den darin aufgestellten F e i n d e n ganz verlassen werden m ü s s t e n ; demnächst a b e r durch A u s f a l l t r u p p e n , d e r e n W i r k s a m k e i t mit B e z u g auf die durchweg g a n g b a r e K o n t r e s k a r p e eine sehr kräftige und ü b e r r a s c h e n d e sein würde, die A n n ä h e r u n g e n auf eine gute S t r e c k e vollständig zu zerstören. S o würde in einigen Minuten die A r b e i t m e h r e r e r iXächte vernichtet, ohne dass der V e r t h e i d i g e r dabei unverhältnissmässige K r ä f t e ins Spiel zu b r i n g e n , oder s e h r blutige A n s t r e n g u n g e n zu m a c h e n hätte. I n der N a t u r der S a c h e l i e g t , dass die Ausfälle und ihre E r gebnisse sich hier g e r a d e in u m g e k e h r t e m V e r hältnisse zu denen des bisherigen F e s t u n g s k r i e g e s befinden werden. D i e beinahe vollkommene Gewissheit, trotz aller A n s t r e n g u n g e n nur s e h r wenig ausrichten und mit bedeutendem V e r l u s t e rück') Noch Falle

wirksamer ilcrgIciilien

durch

»las F e u e r

vorhanden.

8"ger

HauWtzen,

im

51 k e h r e n zu m ü s s e n , giebt den gewöhnlichen Ausfallen d e n C h a r a k t e r der M a t t h e i t , w ä h r e n d sie die moralische S t i m m u n g des B e l a g e r e r s jedesmal e r h ö h e t 5 h i e r würde entgegengesetzt der W i d e r s t a n d der E n e r g i e e r m a n g e l n , das Untern e h m e n um so l e i c h t e r , der E r f o l g um so volls t ä n d i g e r sein. W e n n es nun aber u n t e r diesen U m s t ä n d e n , so l a n g e d e r P l a t z n o c h Munition h a t , dem Ang r e i f e r nicht möglich sein w i r d , sich ü b e r einen gewissen P u n k t hinaus der F e s t u n g zu n ä h e r n , o d e r doch i r g e n d bleibend zu e t a b l i r e n ; so folgt daraus u n m i t t e l b a r , dass er von dem l e t z t e n , gewaltsamsten und mit erfolgreichsten Angriffsmittel — den M i n e n — g a r keine A n w e n d u n g wird machen k ö n n e n , da d e r unterirdische K r i e g bekanntlich nicht ohne einige in grosser IVähe befindliche oberirdische V e r b a u u n g e n zu f ü h r e n ist. D a s b i s h e r Gesagte wird h i n r e i c h e n , die Möglichkeit des E r f o l g s der bisherigen Angriffsweise g e g e n einen P l a t z der a n g e g e b e n e n A r t in A b r e d e zu stellen 5 mindestens doch zu der A n e r k e n n u n g f ü h r e n , dass nur sehr b e d e u t e n d e Modifikationen d e r s e l b e n , über d e r e n W e r t h indessen die E r f a h r u n g allein zu entscheiden hätte, zum gewünschten Ziele f ü h r e n könnten. U n t e r E r w ä g u n g aller bisher in B e t r a c h t gezogenen V e r h ä l t n i s s e , wird sich dein A n g r e i f e r als Mitlei zur Ueberwältigung des Platzes nur e i n e s d a r b i e t e n , dessen E r f o l g ihm unzweifel-

4*

52 haft scheinen möchte —

die Mitführung eines

Belagerungs - Trains, der gleich wirksame Kaliber vorausgesetzt, in Bezug: auf Zahl der Geschütze die des Platzes (die Flankengeschütze nicht mitgerechnet) um ein bedeutendes überträfe — also eines

Belagerungs - Trains

von etwa 4 0 0

Ge-

schützen, um im Stande zu sein, einen gleichzeitigen Angriff gegen mehr als zwei Fronten zu richten.

In Bezug auf diese Ansicht wäre zu

bemerken: a) Die bis jetzt angewandten

Belagerungs-

Trains haben nur sehr selten mehr als 2 0 0 Geschütze enthalten; oft nur halb so yiele. b) Es ist nicht sowohl die erste Beschaffung des Materiellen, als dessen Herbeischaffung, und die für so ausgedehnte Angriffsarbeiten erforderliche Sicherstellung aller Theile derselben, was eine Belagerung in dem angegebenen Massstabe zu einem höchst schwierigen Unternehmen machen würde. c) W e n n behauptet wird, die Schwierigkeiten der

Herbeischaffung eines

so

grossen

Trains

wären keineswegs unübersteiglich; so wird zugegeben sein, dass die Vermehrung des Festungsgeschützes in ähnlichem Verhältnisse immer noch leichter ist, und dass die Bewaffnung von e i n e r Front mehr von Hause aus, ein keineswegs unerschwinglicher Gegenstand ist.

Es wird ganz

am Orte sein, auf Grund einer einfachen Berechnung hier einer ziemlich verbreiteten entgegen zu treten.

Ansicht

53 E i n e i s e r n e r 2 4 % d e r v o n 12 K a l i b e r Länge kostet inclusive vollständiger Ausrüstung etwa: 1) das Rohr 1 1 0 Rthlr. 2 ) die Laffete 150 „ 3 ) das Geschützzubehör . . . . 30 „ 5 0 0 Schusse ä 3 « j 4) das Pulver 5 0 0 Schusse ä 3 % ® | = 3 2 % Ctr. ä 2 0 Rthlr. = 6 5 0 „ 5) die Eisenmunition 5 0 0 Kugeln ä 21 Sgr. = 900 „ 5 0 0 Granat, a 1 Rthlr. 6) andere Munitionsmaterialien . . 3 5 ,, " 1 8 7 5 Rthlr. Die Bewaffnung e i n e r Front mehr würde mithin kosten 1875 X 110 = 2 0 6 2 5 0 Rthlr. oder in runder Summe 2 0 0 0 0 0 Rthlr. W i r d aber in Erwägung gezogen, dass es hier keineswegs auf v o l l s t ä n d i g e Ausrüstung mit Munition ankommt, (die überhaupt, wenn man die Art der V e r t e i d i g u n g in dem vorliegenden Falle ins Auge fasst, nach einem sehr grossen Massstabe gegriffen erscheinen muss,) sondern mehr auf die möglichenfalls erforderliche Entwickelung einer grossen Geschützzahl; so würde man unter Berücksichtigung des Umstandes, dass die Munition allein über 5/6 der Kosten wegnimmt, bei einer halb so grossen Munitions-Ausrüstung für etwas mehr als die Summe von 1 0 0 0 0 0 Rthlrn. noch e i n e F r o n t m e h r bewaffnen können. W e n n nun unbedenklich, und ganz mit Recht, oft Mil-

54 lionen ausgegeben werden, um die Mauern und W ä l l e fester Plätze zu verstärken, so wird die Ausgabe von Hunderttausenden, um jenen todten Massen durch eine zahlreiche Artillerie die wahre Lebenskraft zu s i c h e r n , gewiss nicht am unrechten Orte erscheinen. d) Selbst in der Unterstellung, dass der Belagerer eine grössere Anzahl Geschütz in Thäligkeit b r ä c h t e , würde die Vertheidigung immer noch eine sehr hartnäckige sein können, indem hier j e d e F r o n t e i n z e l n g e n o m m e n , d i e U e b e r l e g e n h e i t i n s i c h t r ä g t , es mithin ganz angänglich ist, unter Entblössung einzelner Theile des Platzes für den Augenblick, die vorhandene Artillerie gegen die am gefährlichsten scheinenden Angriffsstellen zu konzentriren, und die feindlichen Kräfte daselbst vollständig zu überwältigen. Die grosse Leichtigkeit der Geschützumstellungen in der Festung — blosses Hinund Herziehen derselben auf gedieltem und dabei wagerechtem, oder doch wenig geneigtem Boden innerhalb jedes Kasematten - Korps — würde es gestatten, dies Verfahren gleich darauf an einer andern Stelle zu wiederholen, während alle Geschützumstellungen des Angreifers auf grösseren B ö g e n , schlechtem W e g e n und unter überhaupt weit schwierigem Umständen vorgenommen werden müssen.

55

DRITTER ARSCHNITT. Ton den Vorzügen der angegebenen Itefestignngs- und Vertlieidigungsweise vor der bisherigen. Die Vortheile, welche ein Platz der beregten Art vor denen der bisherigen Konstruktion haben wird, sind zum grössten Tlieile entweder schon in der voranstehenden E r ö r t e r u n g enthalten, oder doch leicht aus ihr herzuleiten. In sofern indessen einige derselben noch gar nicht berührt sind, dürfte es nicht ohne Interesse s e i n , sie ans bestimmten Gesichtspunkten betrachtet, hier alle in angemessener Kürze aufzuführen.

f.