Ueber die Anlegung und Einrichtung von Irren-Heilanstalten mit ausführlicher Darstellung der Irren-Heilanstalt zu Siegburg [Reprint 2013 ed.] 9783111668338, 9783111283623


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German Pages 486 [524] Year 1834

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Table of contents :
Vorrede
Inhalt
Erster Abschnitt
Erstes Kapitel
Zweytes Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Eilftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Zweyter Abschnitt
Erstes Kapitel
Zweytes Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Eilftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechszehntes Kapitel
Siebenzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
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Ueber die Anlegung und Einrichtung von Irren-Heilanstalten mit ausführlicher Darstellung der Irren-Heilanstalt zu Siegburg [Reprint 2013 ed.]
 9783111668338, 9783111283623

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* . •

Ueber die

Anlegung

und

Einrichtung

von

Irren-Heilanstalten mit ausführlicher

Darstellung der Irren-H eilanstalt zu

S i egbu r g von

Dr.

Maximilian

Jacobi.

M it 15 lithographirten Tafeln.

Berlin. Verlag

von

G« R e i m e r .

1 8 3 4.

Hoch- und Hochwohlgeborner Herr Freyherr, Hochgebietender Herr Staatsminifter!

(§w. Excellenz persönlichem gnädigen Vertrauen verr dankte ich vor vierzehn Jahren die huldreiche Gewährung meiner Bitte um die Versetzung in eine Thätigkeitssphäre, in der ich mich überzeugt hielt meine Lebensbestimmung erfüllt zu sehen.

Hvchdieselben geruhten mich mit der

Einrichtung der für die Rheinprovinzen zu errichtenden Jrrenheilanstalt zu beauftragen, und mir sodann die Lei­ tung derselben anzuvertrauen. Nur der dem das gleiche Loos geworden, (ich durch die edelste, in das Innere des Lebensganges eindringen­ de Theilnahme eines durch feine Verhältnisse hoch über ihn gestellten Mannes, auf einmal, nach langem und mühevollem Ringen, an das Ziel seines Strebens ge­ stellt zu sehen, wird ganz die Empfindungen würdigen können, von denen ich gegen Ew. Excellenz durchdrungen

blieb.

Meinen Dank und meine Verehrung auch öffent­

lich gegen Hochdieselben aussprechen zu dürfen ,

war

mein längst gehegter Wunsch, und so schien sich mir der würdigste Anlaß dazu darzubieten, als Ew. Excellenz mir gnädigst vergönnten Ihnen, dem Gründer der Sieg­ burger Heilanstalt, die von mir verfaßte Beschreibung ihrer Einrichtung zu widmen, die ich Hochdenselben hier mit der Bitte um eine nachsichtsvolle und huldrelche Auf­ nahme gehorsamst überreiche.

Ew . Excellenz

unterthämgster

M . Jacobi.

V o r r e d e .

© c fo n feit langer Zeit fand ich mich von vielen S eiten her aufgefordert, eine genaue Beschreibung von der Einrich­ tung der hiesigen Jrrcnheilaustalt herauszugeben. Indem ich mich aber anschicken wollte dieser Aufforderung zu entsprechen, erkaünte ich bald daß ich, um den billigen Erw artungen von einer solchen Schrift und mir selbst zu genügen, meinem Un­ ternehmen eine weit größere Ausdehnung geben mußte, als eilt einfacher Bericht über das hier Bestehende bedingte. Denn nothwendig mußten die M otive, welche bey der angenommenen Einrichtung der hiesigen Anstalt a ls die leitenden angesehen werden dürfen, .näher entwickelt und gerechtfertigt, es mußte das w as anderw ärts in dieser G attung Ausgezeichnetes oder Gepriesenes besteht, wenigstens in den wichtigsten Beziehungen dagegen gehalten werddn, und endlich mußte das eine wie das andere nach dem Ergebniß einer fünfzehnjährigen ernstlichen Beschäftigung mit diesem Gegenstände und neunjährige Lei­ tung der nach meinen Anträgen eingerichteten Anstalt geprüft und geschätzt werden. — D a ferner die bey der Einrichtung

der hiesigen Anstalt zum Grunde liegenden Ideen, in Bezug a u f die Lokalitäten nur mit wesentlichen Einschränkungen realistrt werden konnten, weil die Anstalt nicht in einer dafür ge­ wählten Lage neuerbaut werden durfte, sondern schon vorhan­ dene sehr eigenthümlich gelegene Gebäude für das zu gründende Institut benutzt werden mußten, so daß von jenen leitenden Ideen im Grunde nur dasjenige in einer gewissen Reinheit zur Ausführung kam, was zu den Lokalitätsverhältniffen in keiner nothwendigen Beziehung stand, so wurden auch hierdurch mannigfaltige Auseinandersetzungen nothwendig. Indem ich nun den sich mir darbietenden S toff genauer ins Auge faßte, schien es mir am rathsamsten, die Schrift in zwey Hauptabschnitte zu theilen, und in dem ersten zuvörderst die Ideen zu entwickeln welche bey der Gründung der Siegburger Anstalt obwalteten und solche zugleich durch die Vorlegung des Planes einer Anstalt welche mit neuerrichteten Gebäuden auf einem gewählten Terrain nach diesen Grundsätzen einge­ richtet w äre, anschaulicher zu machen; in dem zweyten Ab­ schnitte aber die Beschreibung der hiesigen Anstalt mit dem ganzen Detail aller besonderen Vorschriften für die Verpfle­ gung und Behandlung der Kranken, für die Leistungen der Beamten und die ganze Verwaltung deS Instituts folgen zu lassen. Aus diesem Plane ergiebt sich von selbst, daß der H aupt­ gegenstand der vorliegenden Schrift die Darstellung der Siegburger Heilanstalt ist, und daß sämmtliche Erörterungen, die sich in derselben auf die Einrichtung von Irrenanstalten im Allgemeinen beziehen, zunächst nur in der Absicht einge­ leitet worden sind, um die in diesem besondern Falle befolg­ ten Grundsätze in ein helleres Licht zu stellen und zu rechtfer­ tigen, sy daß alles, was sich über dieses hinausgebend an jene

Erörterungen angeschlossen h a t, als gelegentliche Zugabe be­ trachtet werden m uß; — eine Erklärung, welche ich den Le­ ser bitten muß bey der Beurtheilung dieses Buches stets im Auge zu behalten. Denn hätte ich ein allgemeines, umfas­ sendes Werk über die Einrichtung von Irrenanstalten geben wollen, so hätte dieses eine noch weit mehr ins Einzelne gehen­ de und durchaus erschöpfende Berücksichtigung alles bisher für diesen Zweck Geleisteten und aller darauf Bezug habenden Verhandlungen erfordert, wie sie zu meinem jetzigen Zweck nicht gehörte, wonach diese Arbeit sich hauptsächlich nur mit der Darlegung m e i n e r Ansichten darüber befassen sollte, wie sich den Forderungen an eine gute Jrrenheilanstalt genügen ließe und in dem gegebenen Falle bey der Einrichtung der Siegburger H eilanstalt, so weit es die Umstände erlaubten, zu genügen versucht worden ist, wobey die Frage: in wie weit eine solche Aufgabe auch nach von den meinigen abweichenden Ansichten über das Wesen des Jrreseyns und bey andern äußern Ver­ hältnissen lösen lassen möchte, nur als Nebensache behandelt, auch manche Gegenstände von geringerem Belange oder solche die als indifferent betrachtet werden konnten, übergangen oder doch nur kurz berührt werden durften. Indessen bleibt ein solches größeres umfassendes Werk, welches es sich zur Aufgabe stellt, die mannigfaltigen Ansich­ ten der kundigsten M änner über die Erfordernisse zur Ein­ richtung von Irrenanstalten und die Mittel und Weisen die bisher angewendet oder vorgeschlagen worden sind diesen E r­ fordernissen in einem umfassenden Sinne zu genügen, einer gründlichen Kritik zu unterwerfen und mit sicherer Hand das Zweckmäßige und Bewährte hervorzuheben und lichtvoll zusam­ men zp ordnen, ein sehr fühlbares und immer noch nicht be­ friedigtes Bedürfniß. Denn wenn auch R o l l e r s sehr werth-

volle Schrift: die Ir r e n a n s ta lt in a lle n ihre n Be­ ziehungen, — die einzige mir bekannte die hier genannt wer­ den kann, — dankbare Anerkennung verdient, so wird man sie doch immer gern nur als eine Vorläuferinu mehrgewahrender Leistungen ansehen mögen, wie wir sie von dem Herrn Ver­ fasser, nach der Sammlung reicherer Materialien und bey ei­ ner mehr gereiften Erfahrung, zu erwarten berechtigt sind. Möge die gegenwärtige Schrift bis dahin, als die Herausgabe eines solchen größeren Werkes erleichternd und überhaupt den in ihr behandelten wichtigen Gegenstand fördernd, betrachtet werden dürfen, zumal aber das Streben derselben Eingang finden, die Einrichtung der Irrenanstalten auf einfachere Grund­ sätze zurückzuführen, das was ssolchen Instituten auszeichnend angehört in ein helleres Licht zu setzen und solchergestalt den Charakter den dieselben in der Reihe der übrigen Kranken­ anstalten behaupten sollen, fest zu stellen.

I n h a l t .

S e ite Erster Abschnitt.

1. K üP. Ueber die Frage ob öffentliche Irrenheilanstalten über­ haupt nothwendig stnd, oder ob die Behandlung in den P r i­ vatwohnungen oder in Privatinstituten den Vorzug verdienen, wobey die Nothwendigkeit und Vorzüglichkeit öffentlicher An­ stalten behauptet w i r d . ................................................... 3 2. K ap. Leitende Grundsätze, die bey der Einrichtung öffentlicher Jrrenheilanstalten zu befolgen sind. W as ihren Unterschied von andern Krankenanstalten bezeichnet. Nothwendigkeit der Fernhaltung frem dartiger und störender Elem ente hinsichtlich der denselben zu übergebenden Individuen. W ie die unheilbar an Irreseyn leidenden Kranken in dieser Beziehung zu be­ trachten sind und welche Kranke man a ls zu dieser Kathegorie gehörend anzusehen hat. Ueber die G röße solcher In stitute in Bezug au f die Zahl der aufzunehmenden Kranken. Ob solche Anstalten Kranken aus beiden Geschlechtern gemein­ schaftlich bestimmt werden dürfen....................................... . 1 5 3. K a p . Welche Rücksichten man bey der W ahl der Lage von Irren an stalten zu nehmen habe. Ueber die denselben zu ge­ bende Gestalt. Vortheile und Nachtheile gewisser H auptfor­ men für die Gebäude und die dazu gehörigen R äum e, wie sie sich in mehreren neu errichteten Anstalten darbieten. 1. Eine Zusammensetzung mehrerer Q u a d rate ; die Irren an stalt zu Rouen. 2. Die H F o rm ; die Anstalt zu Wakesteld. 3. Die Lienienform : das neue Bedlam zu L ondon; die Anstalt Sachsenberg bey Schwerin. 4. Die S te rn fo rm : die Irre n -

Seite anstatt zu Glasgow. 5. Andere Formen. Die P rivatan ­ stalt zu Vanves bey P a ris. Die Anstalt zu Hanwell bey London. . . . . . . . . . . 27 4. K a p . Hauptbestimmungen, welche man bey der innern E in­ richtung und Raum eintheilung von Irren a n sta lte n , welche Form man auch wählen mag, zu berücksichtigen hat. — Ueber die angemessenste ClassisiMion der Kranken und welche Ab­ theilungen in baulicher Hinsicht hienach nöthig werden. Ob eine besondere Abtheilung für Reconvalescenten nothwendig oder zweckmäßig sey ? wovon das Gegentheil behauptet wird. 47 5. K a p . Beschreibung einer m it Beobachtung der aufgestellten Grundsätze eingerichteten A nstalt, von mehreren Q uadraten,, nach ihren einzelnen Theilen. Beschreibung der Lokalitäten, welche den drey untern Krankenabtheilungen bestimmt sind. E rörterung über die zweckmäßigste Fensterverwahrung in den­ selben. .............................................. 61 6 K a p . Beschreibung der vierten Abtheilung. Fensterverwah­ rung. Thürschlösser. Ueber die Färbung der Zimmer. Zimm ergeräthe; eiserne Bettstellen. . . . . . . 81 7. K a p . Beschreibung der fünften Abtheilung. Vorschläge zur Fensterverwahrung. Ueber den B au der Treppen. Einrich­ tung der gemeinschaftlichen Wohn- und Schlafzimmer für die untern S tän d e. Einwendungen gegen die Zuläßigkeit größe­ rer Schlafsäle beseitigt, Einrichtung der Zimmer für die Pensionairs. H ofräum e; über die Einrichtung derselben in den neuen franz. Anstalten, G ärten. Halle für gemeinschaft­ liche Leibesübungen, Keller. . . . . . . 93 8. K a p . Beschreibung des der V erw altung gewidmeten. G ebäu­ des. D as Waschhaus. D ie Badeanstalt. Schluß des innern Bezirks der Anstalt. Oekonomiegebäude. W ohnung des D i­ rektors. Die zur Anstalt gehörigen L ä n d e r e y e n ihre Be­ nutzung.................................................................................11,6 9. K a p . Vorrichtungen zur Heitzung uüd Beleuchtung. E in ­ richtungen zur E rhaltung der Reinlichkeit, Wasserbedarf, An­ lage der A btritte; w ater C lo sets. Sicherheitsvorkehrungen. . 133 10. K a p . B edarf an Utensilien. B ettfurnituren, Bekleidungs­ gegenstände, E ß g e s c h i r r . ............................................. 1 4 9

— xm — Serte 11. Ka p. Einrichtungen und Apparate und M itte l aller Art die zur. ärztlichen Behandlung der Kranken dienen. . . . 161 12. Kap. Amtliche M itte l im engeren Sinne. — Beschrän­ kung - und Nötlngungsapparate, welche Sicherheit, Reinlich­ keit und Folgsamkeit bezwecken...................................... 176 13 . Kap. Beköstigung der Kranken. Allgemeine Grundsätze. Ueber Verpachtung d e r s e l b e n . ............................... 190 14. K u p. Bestimmungen hinsichtlich der aufzunehmenden Kranken. Amtliches Wirken. Einfluß der Geistlichen. Ueber den W är­ terdienst. Hausordnung. Haus- und Oekonomieverwaltung. Rechnungswesen. Oberste Verwaltungsbehörde. . > . 195

Z w e y te r

A b s c h n it t .

1 Kap. Gründung der Irrenanstalt zu Siegburg. Ihre Lage. Die vorgefundenen Gebäude und die damit vereinigten 213 G rundstücke................................................... 2 Kap. Beschreibung der vier unteren Abtheilungen • 220 3. K ap. Beschreibung der fünften Abtheilung. . . . 230 4. K a p . Lokale die eine gemeinschaftliche Bestimmung für sämmt­ liche Kranke haben ...................................................... 246 5. K a p. Wohnungen der Beamten; die zur Verwaltung und Oekonomie gehörigen Lokale. ..................................252 6. K ap. Ueber das Inventar der Heilanstalt an Utensilien . 269 7. Kap. Personalverpflegung. Beköstigung des Hausstandes. Kostenberechnung. Vorschriften für Beamte und Dienstleute. 292 8. K ap. Verpflegung in Bezug auf Bettung, Heitzung, Erleuch­ tung, Reinlichkeit. . . . . 303 9. Amtliche Verpflegung. Nähere Bestimmungen über die Auf­ nahme der Kranken. Fragebogen . . . . 305 10. K ap. Amtliche Verpflegung. Fortsetzung . . . . 324 11. K a p . Amtliche Verpflegung. Fortsetzung. Wartung und Beaufsichtigung der Kranken, ............................................. 335 12. Kap. Arzneyverpflegung undverwandte Gegenstände . . 353 13. K ap. Seelsorge. G o tte s d ie n s t............................................ 356 14. Kap. Hausverwaltung. Die Hausordnung . * . . 364 15. Kap. Hausverwaltung. Fortsetzung. Dienstanweisung für den V e r w a l t e r ................................................... 379

S eite K ap . Dienstanweisung für den Oekonomen . . . 389 K a p . Kaffen- und Rechnungswesen........................................ 394 K a p. D irection der A n s t a l t ........................................... 440 K a p . Die obere Verwaltungsbehörde. Regulativ über die Leitung und V erw altung der A n s ta lt'................................... 444 20. K ap . Tabellarische Uebersicht über die Aufnahmen, Entlassun­ gen u. s. w. von K ranken, während der ersten neun Zahre des Bestehens der A nstalt, nebst einigen vorläufigen Bemer­ kungen ......................................................... » . . 449 16. 17. 18. 19.

Erster Abschnitt.

E r st e s

Kapitel.

Ueber die Frage ob öffentliche Jrrenheilanstalten überhaupt nothwendig sind, oder ob die Behandlung in den Privatwohnungen oder in Privat­ instituten den Vorzug verdienen, wobey die Nothwendigkeit und Vor­ züglichkeit öffentlicher Anstalten behauptet wird.

M evor ich, der ausgesprochenen Absicht gemäß, meine Ansichten über eine zweckmäßige Einrichtung von öffentlichen Irren-Heilanstalten darlege, glaube ich die, auch schon von andern erörterte Frage berühren zu müssen: ob die ärztliche Behandlung von Irren in größer», diesem Zweck ausschließ­ lich gewidmeten Anstalten überhaupt rathsam, oder ob etwa die mehr vereinzelte Behandlung solcher Kranken in Privat­ wohnungen oder in kleineren, nur für wenige Irren eingerich­ teten Privatinstituten vorzuziehen sey? I n so fern die gemeinschaftliche Behandlung von Irren und deren Zusammenleben in einer dafür eingerichteten gro­ ßem Krankenanstalt für die wenigsten derselben einen we­ sentlichen, dadurch a l l e i n erreichbaren Bortheil gewähren dürfte, für die Mehrzahl hingegen eine Umgebung von Per­ sonen die sämmtlich des Dernunftgebrauchs fähig sind, unter übrigens gleich günstigen Verhältnissen, ohne Zweifel sehr wünschcnswerth seyn würde, während zugleich die Berührung mit andern Irren, wenigstens für einzelne dieser Kranken von manchen unangenehmen Eindrücken und Kränkungen des Ge­ fühls nicht frey seyn wird, so könnte man wohl nicht umhin, die gesonderte ärztliche Behandlung derselben in Privatwvh-

mrngeit als vorzüglicher anzusehen, wenn nicht eine nähere Betrachtung des Gegenstandes und zugleich die Erfahrung in Bezug auf die große Mehrzahl der Irren hierüber so sehr entschieden ein Anderes lehrte. Erwägt man nämlich ernstlich und mit hinlänglicher Sach­ kunde, w ie schwierig es ist, in einer Privatwohnung die man­ nigfaltigen Bedingungen zu einer erfolgreichen Behandlung von Irre n : Sicherstellung, Absonderung, Aufsicht, Wartung, Beschränkung, Nöthigung, Kurmittel aller Art, gehörigen ärztlichen Beistand u. s. w. zu vereinigen, so wird man sich bald überzeugen, wie selten das vorgesetzte Ziel hier erreicht werden kann. Uni) so crgiebt es sich denn auch, daß' diese Unglücklichen in Prkvathäusern und zumal in ihren eigenen Wohnungen, mit wenigen Ausnahmen, am schlimmsten auf­ gehoben sind. Denn vielfältig ist der arme Irre gerade hier den schrecklichsten Mißhandlungen und den peinigendsten Ent­ behrungen und Vernachlässigungen am meisten ausgesetzt, in­ dem die Umgebungen des Kranken, bey dem Mangel an den zweckmäßigen Mitteln und an dem erforderlichen Geschick ihn zu lenken und zu handhaben, so wie Nöthigung und Beschrän­ kung in dem erforderlichen Maaße, in dem günstigsten Augen­ blick und auf die gelindeste Weise zu bewerkstelligen , unter dem Drange von schreckenden und Gefahr drohenden Umstän­ den , sich nur zu bald behufs ihrer eignen Sichersteüung und einer hinreichenden Bändigung des Ir re n , zu den äußersten Maaßregeln zu schreiten und dabey alle Menschlichkeit und Schonung bey Seite zu setzen, veranlaßt finden. In andern Fällen hingegen wird der Kranke in solchen Verhältnissen wiederum deshalb unheilbar und geht zu Grunde, weil man, um ihn nur ruhig zu halten, durchaus seinem unbändigen Willen, seiner Laune, seinen wahnsinnigen Ideen fröhnt, wäh­ rend der Irre nicht nur mit Ungestüm alle Ansprüche auf seine Hausgenossen geltend macht, die er als Gesunder besaß, sondern nun mit ganz regellosem und unbeschränktem Eifer

Mes de:« Geboten seines WahncS unterwürfig zu sehen be­ gehrt. Daher stimmen denn auch alle bewährtesten Irren­ ärzte dahin überein, daß dergleichen Kranke am schwersten und seltensten in ihren eigenen Wohnungen und unter tben Ihrigen genesen, und daß ihre Jsolirmtg und ihre Entfernung aus allen ihren gewohnten Verhältnissen fast immer die erste und unerläßlichste Bedingung zu ihrer Wiederherstellung ist. Noch ein wichtiger Umstand aber, der sich dem Gelin­ gen der Kuren von Irren in den Privatwohuungen hin­ derlich erweist, ist dieser, daß bey weitem die meisten der hinzugerufenen Aerzte, bey der Seltenheit des Vorkommens dieser Fälle, eine solche Unsicherheit und Verlegenheit in ihrem ganzen Verfahren beurkunden, die einen günstigen Er­ folg fast unmöglich macht, während man auch bey- solchen, die cntschiedner eingreifen, selbst jetzt noch, wo doch die Lehre von den Scelenstörmigen und ihrer Behandlung auf allen ho­ hen Schulen regelmäßig vorgetragen wird, nur zu oft zu der Bemerkung Gelegenheit findet, wie sie, nachdem eine gewisse Reihe von Mitteln vergeblich durchversucht worden, nicht mehr wissen, was sie mit dem Kranken, bey dem vielleicht 6—8—10 Monate und länger ein mit Erwägung aller Umstände ent­ worfener Heilplan stetig durchgeführt werden müßte, anfangen sollen und ihn deshalb nach kurzer Frist ebenfalls lediglich der Anwendung äußerlicher Beschränkungsmittel anheim ge­ ben und so gut es gehen mag von aller ferneren Berührung mit ihm loszukommen suche». Doch soll hiemit nicht nur nicht geläugnet werden, daß, auch abgesehen davon, daß gar manche Irre ohne alle ärztliche Hülfe genesen, eine zweck­ mäßige und erfolgreiche Behandlung einiger Gattungen von Jrreseyn, unter gewissen glücklichen Verhältnissen, ebenfalls in einer Privatwohnung statt finden kann, sondern überdies zu­ gegeben werden, daß manche harmlose, schwermüthige oder hypochondrische Irre in einem einfachen ländlichen Haushalte »nd Familienkreise, unter der Leitung eines dazu geeigneten

Mannes, ihre Gesundheit leichter als irgend sonst m wieder erhalten, indem diese Verhältnisse selbst hie passendsten Kur­ mittel für die einzelnen Falle dieser Art sind. Vollkommen zweckmäßig werden daher dergleichen Irre bey gebildeten Land­ wirthen und noch besser bey Landgeistlichen untergebracht, welche nebst Einsicht und Talent, Lust und Liebe für die Lei­ tung solcher Kranken besitzen und deren äußere Lage zugleich die Aufnahme und Beaufsichtigung von Unglücklichen dieser Art begünstigt. Sehr aber würde man sich nach meiner Ueber­ zeugung gewiß täuschen, wenn man glaubte, daß die Zahl solcher Kranken, so wie die sich darbietenden Gelegenheiten sie zweckmäßig unterzubringen, von irgend einem Belang sey. Denn nach meinem Urtheile wird die Zahl der Kranken, die hier in Betracht kommen könnte, solcher nämlich, die noch als genesungsfähig anzusehen sind *), während sie sich zugleich für freyere Verhältnisse dieser Art eigenen und der unmittelbaren fortgesetzten ärztlichen Einwirkung entbehren können, sich un­ ter Scelengestörten wie sie den Irrenhäusern zugeführt wer­ den , kaum auf vier oder fünf vom Hundert belaufen , die Zahl der Gelegenheiten aber, sie auf die hier in Frage ste­ hende Weise unterzubringen, sogar schwerlich noch dem da­ durch gegebenen Bedürfnisse entsprechen. Wenigstens wüßte ich unter der nicht geringen Anzahl trefflicher, einsichtsvoller, talentreicher Geistlicher, die ich kenne, kaum ein Paar zu nen­ nen , bey denen sich für die Leitung solcher Kranken zuglcich das Geschick, die Muße und die Erfordernisse der äußern Lage in Bezug auf häusliche Einrichtung, Familien­ verhältnisse u. s. w. v e r e in i g t fänden: ein Geständniß, welches bey genauer Prüfung, denke ich, auch andere Aerzte zu machen genöthigt seyn würden; so daß also hiernach eine

*) Von der Verpflegung von ursprünglich Blödsinnigen und andern Unheilbaren, kann hier nicht die Rede seyn.

jiim Ganzen gar nicht in Betracht kommende Zahl von Irren ans die Weise wird behandelt werden können und man es immer noch als ein gutes Geschick wird ansehen dürfen, wenn sich jedesmal solche einzelne Gelegenheiten für die sich dafü^ eignenden wenigen Fälle darbieten. Um aber um so mehr darauf aufmerksam zu machen, wie leicht man sich über der­ gleichen Verhältnisse täuscht, will ich noch Folgendes bemer­ ke«. Man stellt sich unter andern gerne vor, daß schwermü« thige oder hypochondrische Kranke bey einem solchen länd­ lichen Aufenthalt, durch die Hinzuziehung zu den Feld - und Gartenarbeiten oft am ehesten genesen würden und täuscht sich hierin auch nicht, indem es allerdings geschieht, daß ein Kranker dieser A rt, sich in feinem stillen Asyle beruhigt «nd zufrieden fühlend, allmahlig selbst an den ländlichen Arbeiten Geschmack gewinnt, und mit liebevoller Einsicht angeleitet, in diesen Beschäftigungen seine Wiedergenesung findet. Sind aber unter diesen Hypochondrischen und Schwermüthigen häufig solche, die sich zu dergleichen Beschäftigungen, wenn sie ihnen nützlich erachtet werden, so leicht bestimmen lassen? Grade das Gegentheil findet statt, wie man es in den Irrenanstalten nur zu oft zu sehen Gelegenheit hat, obgleich die Macht des Beyspieles so vieler mitarbeitender Genossen, die Einwirkung erfahrner Wärter, das Gefühl der gänzlichen Abhängigkeit, die leichte Anwendung mancher indirekter Nöthigungsmittel, hier den Versuch so sehr unterstützen und ihn in der Regel auch bald gelingen machen. Wer soll aber in jenem freyen Verhältnisse den widerspenstigen Kranken bestimmen? Der Landwirth oder der Geistliche selbst? Wer soll ihn zu solchen Arbeiten anleiten? Auch diese? Vielleicht versuchen sie es zwey oder drey M al auf eine Stunde, aber schwerlich öfter. Und wer übernimmt dann dieses Geschäft? Der Hausknecht! und w i e , mit welchen Ueberredungs- und Jncitations-Mittrln ausgerüstet? Genug die Absicht wird in allen schwie­ rigen Fällen gar nicht erreicht, oder der Irre bestellt das

Land unter Peitschenhieben, wie bey dem bekannten schottischen Psychiater. Je entscheidender die bisherigen Betrachtungen für die beinahe allgemeine Benutzung größerer, ausschließlich der Be­ handlung solcher Kranken bestimmter und mit allen Erforder­ nissen dafür ausgestatteter Anstalten auffordern, um so mehr ist eS zu beklagen, daß derselben noch immer so manche, we­ nig begründete und zum Theil ganz leere, Vorurtheile und Bedenken von Seiten der Angehörigen und selbst mitunter von Seiten der Aerzte entgegen stehen. Die hauptsächlichsten dieser Bedenken sind aber folgende: Erstlich fürchtet man für den Kranken die Eindrücke, die sein Verhältniß in der An­ stalt , wie er solches etwa empfinden könnte, seine Einsperrung, die Umgebung von andern Wahnsinnigen und alles was die Freiheit Beschränkendes, Zwingendes, von der Behandlung in einem solchen Institute unzertrennlich ist, auf ihn zu ma­ chen im Stande seyen. Zw eitens aber besorgt man, daß bey seiner Wiedergenesung, der Ruf daß der Kranke in einer solchen Anstalt gewesen sey, seinen bürgerlichen Verhältnissen nachtheilig werden und er selbst seinen Angehörigen alsdann wegen dieses Schrittes zürnen, oder daß er sich wenigstens sehr darüber betrüben werde, und opfert diesen Besorgnissen die noch vorhandene Möglichkeit einer Wiederherstellung auf. Auf jeden Fall pflegt man das Gewicht dieser Bedenklich­ keiten viel zu hoch anzuschlagen. Denn was die erste Art der­ selben betrifft, so kann ich mit der strengsten Wahrheits­ treue versichern, daß mir unter den nun mehr als sechshun­ dert Fällen, die ich in der hiesigen Anstalt genau zu beob­ achten Gelegenheit hatte, noch kein einziger vorgekommen ist, in welchem einem Kranken die Anwesenheit in der An­ stalt, als einer Irrenanstalt, oder der Einfluß den andere Kranke auf ihn ausgeübt, jemals irgend einen wesentlichen Nachtheil gebracht hätte, und daß ich völlig überzeugt bin, daß nicht nur von Layen, sondern auch von vielen Aerz-

fett *) in btcfcr Hinsicht die irrigsten Vorstellungen gehegt werden, daß aber, in so ferne sie Wahrheit haben, sie allein

*) ES läßt sich dieses ganz vorzüglich auch von einem neuern engli­ schen Schriftsteller Z o h n C o n o l l y sagen, dessen Inquiry concerning the indications o f insanity with suggestions for the Letter protection o f the insane. London i83o, besonders dadurch eine größere Bedeutsamkeit haben, weil darin zuerst die dem Zrreseyn verwandten aber nicht damit zu vermengenden Zustände, von gestörter Seelenthätigkeit alö solche, einer eigenen Betrach­ tung unterworfen worden sind. Zn ^dieser Schrift bevorwortet Conolly mit G r ü n d e n , die g rö ß te n te ils auf Mißbrauchen bey der Unterbringung von I r r e n in die Irrenanstalten und auf einer verwerflichen Einrichtung dieser letzteren beruhen, — wie sie beide bisher in England nur zu oft vorkamen, — auf eine viel zu unbe­ dingte Weise und durchaus ohne hinlängliche W ürdigung der da­ wider sprechenden Bedenken, die Behandlung der I r r e n in den eignen W o h n u n g e n , und würde nach meiner Ueberzeugung der Sache dieser Unglücklichen einen sehr schlechten Dienst erweisen, wenn er es dahin bringen könnte, daß nur diejenigen in die Irrenanstalten aufgenommen würden, die e r dafür geeignet oder wie man in Deutschland sagt r e i f erachtet, ein Ausdruck der gar oft auch von Aerzten in Bezug auf Zrre gebraucht w i r d , deren Krankheit, sey eS durch was immer für Ursachen, häufig genug aber durch ihre unkundige Behandlung, zu jeder glücklichen Rei­ fu n g , das heißt zu einer günstigen Entwicklung untüchtig gewor­ den ist. — Auch H i l l kämpft in seinem Essay on the prevention and care o f insanity hart gegen die ausgedehntere Benutzung der öffentlichen Zrren-Anstalten an und räth die Kranken wenigstens sofort wieder aus denselben zu entfe rn en , sobald sich nur eine S p u r der Wiederkehr ihrer normalen Geistesthätigkeit zeigte, ein Rath, der nicht minder thöricht ist, als wenn man in irgend einer andern Krankheit den Fortgang der Heilbestrebungen durch un­ bedachtsames Eingreifen gewaltsam unterbricht und der zugleich von der sehr irrigen Ansicht zeugt, wonach man w ä h n t d a ß mit dem ersten Weichen des Zrreseyns auch nothwendig schon ein enU schiedener Schritt für die Heilung der hier zu bekämpfenden

von solchen Erfahrungen hergenommen sind, welche ihnen zweckwidrig eingerichtete Anstalten darboten. Denn wenn es auch nicht zu läugnen ist, daß ein zur Tobsucht geneigter oder sich in einem höhen Grade von wahnsinniger Aufregung befindender K ranker, durch den Anblick und den Lärm von wirklich Tobsüchtigen heftig ergriffen und daß dadurch bey einem in so hohem Grade disponirten Subjecte vielleicht so­ gar ein ähnlicher Anfall zum Ausbruch kommen kann, so wie auch daß der nahe Verkehr mit kranken Individuen, welche das Gepräge von gewissen hohen Graden von Schwermuth und Lebensüberdruß, oder von Narrheit und Blödsinn an sich tragen, auf manche zarte K ranke, wenn man sie einem sol­ chen Verkehr aussetzt, einen unangenehmen und mitunter selbst nachteiligen Eindruck machen werden, so wird in einer wohleingerichteten Anstalt, durch zweckmäßige Scheidung der K ran­ ken, dafür gesorgt seyn, daß alle solche, denen Eindrücke die­ ser Art nachtheilig werden könnten, sorgfältig davor geschützt werden. Indessen darf man zugleich als zuverläßig anneh­ men, daß in der Regel nur die Einwirkung von wirklich Tob, süchtigen oder von solchen Kranken die zugleich an gewissen heftigen Nervenaffeclionen leiden, bey andern, und dann zwar immer nur bey schon dazu disponirten Subjecten, zu dem Hervortreten ähnlicher oder anderweitig bedeutender Krankheitserschcinungen Veranlassung geben wird. Die Mehrzahl der Irren ist viel zu sehr in dem eigenen Leiden befangen und durch den vorhandenen Krankhcitszustand vor der gleichzeiti­ gen Entwicklung einer neuen, von jener wesentlich verschiebe. Krankheit geschehen sey, während die Erfahrung doch hinlänglich lehrt, wie häufig, unter wiederholtem Schwinden des Irreseyns, die dasselbe bedingende Krankheit fortdauert und es keinen Zwei­ fel leidet, daß ersteres gerade dadurch permanent gemacht werden kann, wenn letztere in ihrem Verlaufe nicht gehörig geleitet oder durch unkundiges Eingreifen gestört wird-

nett, Krankheltsform geschützt, um so leicht in die Kreise eine-, fremden Leidens hineingezogen werden zu können; und dem, der in Betreff dieses Gegenstandes eine andere Ueberzeugung hegt, fehlt es zuverläßig an hinlänglich tiefer und umfassender Beobachtung dieser Zustände. Ja selbst wenn bey eintreten­ der Besserung dieser Zustand von Isolation, der in mancher Beziehung an die Erscheinungen beym Somnambulismus erin­ nert, schwindet, sieht man solche Reconvalescirende sehr selten durch die Gegenwart ihrer bisherigen Genossen, wenn solche nicht etwa zu der oben erwähnten Klaffe gehören, oder un­ reinlich , boshaft u. s. w. sind, aus eine unangenehme Weise asficirt. Mehrcncheils selbst nur langsam aus ihrem bishe­ rigen Traumzustande erwachend, leben sie, sich ihrer eigenen Besserung und der Aussicht auf eine baldige Wiedervereini­ gung mit den Ihrigen sich freuend, mit ihren seitherigen Krank­ heitsgenoffen , deren Seelenstörüng ihnen keineswegs etwas Neues ist, da sie dieselbe sogar mehrentheils während ihrer eigenen schlimmeren Zustande erkannt hatten, unbedenklich fort, schließen sich an die ihnen mehr zusagenden an, und interes­ siern jtch für diese ihre Unglücksgefährten, so wie für das I n ­ stitut überhaupt, gerade in dieser späteren Periode zuweilen in einem solchen Grade, daß sie sich bey ihrer Entlassung nur mit Schmerz davon zu trennen vermögen; wie dieses sich auch hier schon mehrmals, und zwar gerade bey den feinfüh­ lendsten Reconvalesccnten gezeigt hat. Während daher, nach dem bisher gesagten, fast jedes kinigermaaßen erhebliche Bedenken, welches man der Behand­ lung der Irren in öffentlichen Anstalten entgegen setzen kann, schwindet, so tritt zugleich ihre Vorzüglichkeit vor der Be­ handlung in Privatwohnungen, bey den vorhin erwähnten Nachtheilen, die von dieser unzertrennlich ist, um so stärker her­ vor , und es sollte ihr deshalb dieser Vorzug auch, wenn gleich mit Berücksichtigung der wenigen Ausnahmen, welche oben näher bezeichnet wurden, bereitwillig zugestanden werden.

Nicht minder gebührt den öffentlichen Irrenanstalten aber auch ein verhältnißmäßiger Vorzug vor allen kleinern PrivatJrrenanstalten, indem man nothwendig hier mehr oder weni­ ger in Bezug auf eine den verschiedenen Bedürfnissen entspre­ chende vollständige Einrichtung mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen hat, wie in den eignen Wohnungen der Kranken, und die Kosten, welche die Besiegung dieser Schwierigkeiten er­ heischt, viel zu groß sind, als daß sie anders, als in der Hoff­ nung sie für eine bedeutendere Anzahl von Kranken benutzt zu sehen, füglich aufgewendet werden können. Eine größere Privat-Jrrenanstalt ist aber (mit Ausnahme des mehrentheils anzunehmenden höheren Standes und der größeren W ohlha­ benheit der Aufzunehmenden) durchaus mit den öffentlichen Irrenanstalten in eine Klaffe zu stellen, doch ebenfalls kein G rund vorhanden, weshalb man den ersteren vor den letzteren einen Vorzug einräumen, oder weshalb jene bey dem Publi­ kum einer größeren Gunst genießen sollten. Denn dürften solche Privatanstalten etwa darum mehr gelten, weil sie nicht so unmittelbar unter der Gewährleistung des S taates ste­ llen , sondern rin Privatm ann sich ein lukratives Gewerbe daraus m acht, solche zur ausschließlichen Aufnahme von Vornehmen und Reichen *) zu unterhalten? — S in d die Kranken darin weniger den unangenehmen Eindrücken aus­ gesetzt , welche durch die Berührung mit andern Irre n ent­ stehe» können; — oder wird man sie hier weniger für Ir re ansehen als d o rt, oder werden sie in der W elt mehr gel­ ten , wenn sie als genesen aus einer Privatanstalt entlassen werden, als wenn aus einer öffentlichen A nstalt? W as ins­ besondere dies letzte betrifft, so habe ich selbst schon zu manche

*) Denn die Aermeren, für welche die Pensionen nicht bezahlt wer­ den können, bleiben ausgeschlossen und müssen also in die öffent­ lichen Irrenanstalten wandern.

auffallende Beyspiele des Gegentheils erlebt, um dieses glau­ ben zu können, und habe auch zugleich die gewisseste Ueber­ zeugung erlangt, daß jedes aus unserer Anstalt entlassene Individuum in der Welt immer wieder ganz nach demselben Maaßstabe geschätzt w ird, wie vor seiner Krankheit, näm­ lich nach dem was es vermöge seines Charakters, seiner Kennt­ nisse und Fähigkeiten werth ist. Ein vor der Krankheit hoch­ geachteter Mann, erhält, wenn man nach der Wiedergenesung den Vorigen in ihm wieder erblickt — und vielleicht einen noch besseren durch den höheren Ernst, den ihm die Fügung der er unterlegen eingeprägt, — alsbald auch das ganze Ver­ trauen seiner Mitbürger wieder, und früher verwaltete wich­ tige Stellen werden ihm unbedenklich wieder anvertraut. Sol­ che hingegen, die man vor der Krankheit schon als leichtfer­ tige, thörichte, ausschweifende Menschen kannte, werden aus der Irrenanstalt keine neue» Makel mitnehmen, aber aller­ dings in so ferne noch mehr zu thun haben um den früheren zu tilgen, als man annehmen darf, daß ihr voriger Lebens­ wandel zur Entstehung der Seelenstörung Anlaß gegeben; — und hiefür wird es keinen Unterschied bringen, ob das Indi­ viduum sich in einer Privat- oder in einer öffentlichen Anstalt aufgehalten hat— Herrscht aber in den Privatanstalten etwa mehr Menschlichkeit, Milde, Reinlichkeit, Ordnung, genauere Aufsicht, werden die Kranken darin aufmerksamer, mit mehr Jndividualisirung behandelt, genießen sie in denselben eines höheren Grades von Freiheit, sind die Resultate der Behand­ lung günstiger u. s. w.? Ueber alles dieses mögen zunächst die im Ganzen nichts weniger als löblichen Nachrichten über die Privat-Jrrenanstalten in England — da diese zur öffent­ lichen amtlichen Kruide gekommen sind, wie cs in Deutsch­ land, Frankreich u. s. w. bis jetzt nicht der Fall war, — die Antwort ertheilen ; — und.ebenso mag, nach der Beschaffen­ heit der menschlichen Natur überhaupt, auch darüber eine Ant­ wort auf die Frage ertheilt werden, ob die oben erwähnten

Vorzüge wahrscheinlicher in Anstalten gefunden werden dürft ten, in welchen die Motive dcS Eigennutzes einen sehr freyen Spielraum haben, oder da, wo die Wirksamkeit dieser Motive so viel wie möglich eingeschränkt und controllirt ist. Welcher innere Grund aber obwalten könnte, weshalb eine gut organisirte öffentliche Anstalt sich nicht alle Vorzüge und Annehm­ lichkeiten, womit eine Privatanstalt geschmückt seyn mag, eben­ falls aneignen können sollte, und zwar, nach Verhältniß ihrer ausgedehnteren M ittel, in noch höherem M aaße, möchte sich schwerlich angeben lassen, so wie denn auch alle besseren neuen öffentlichen Irrenanstalten durch ihre Einrichtung und Lei­ stungen eine dahin zielends Behauptung genugsam widerlegen würden. Fragt man aber, ob denn nicht auch wohleingerich­ tete Privatanstalten, unter der Leitung einsichtsvoller, wohl­ gesinnter, uneigennütziger Aerzte bestehen können und bestehen, welche das volle Vertrauen des Publikums verdienen, so wer­ de ich dieses gewiß nicht bestreiten, sondern nur behaupten, daß auch solche Anstalten keinerley nothwendigen Vorzug vor öffentlichen Jrrengnstalten besitzen, ja daß im Ganzen die letz­ teren, als der öffentlichen und Staatsaufsicht mehr unterwor­ fen , auf das höhere Zutrauen Anspruch machen dürfen, und daß daher ein dieser Thatsache entgegenstehendes Vorurtheil, so wie jedes andere, welches die unbedenkliche Benutzung der öffentlichen Irrenanstalten im Publikum zu beschränken droht, ernstlich bekämpft werden sollte, da ein solches nicht ohne wesentlichen Schaden für viele Unglückliche unterhalten wer­ den kann.

Z w e y t e s

K a p i t e l .

Leitende Grundsätze, die bey der Einrichtung öffentlicher Zrrenheilanstalten zu befolgen sind. WaS ihren Unterschied von andern Kran­ kenanstalten bezeichnet. Nothwendigkeit der Fernhaltung fremdartiger und störender Elemente hinsichtlich der denselben zu übergebenden Individuen- Wie die unheilbar an Zrreseyn leidenden Kranken in dieser Beziehung zu betrachten sind und welche Kranke man als zu dieser Kathegorie gehörend anzusehen hat. Ueber die Größe solcher Institute in Bezug aus die Zahl der aufzunehmenden Kranken. Ob solche Anstalten Kranken aus beiden Geschlechtern gemeinschaftlich be­ stimmt werden dürfen.

Nachdem w ir durch die vorhergehende Untersuchung die Ueberzeugung nicht nur von der Nützlichkeit, sondern auch von der Unentbehrlichkeit öffentlicher Irren-Heilanstalten und von den Vorzügen, welche die Behandlung der Irren in denselben mit wenigen Ausnahmen vor der Behandlung in Privatwoh­ nungen und kleinern Privatanstalten besitzt, hinreichend be­ gründet zu haben glauben, werden w ir jetzt von der zweckmäßi­ gen Einrichtung dieser Anstalten reden. Hiebey liegt es uns aber zunächst ob, die leitenden Grundsätze anzugeben, die nach unsern Ansichten bey einer solchen Einrichtung befolgt werden sollten, indem eine Verschiedenheit der Grundsätze hier von dem wesentlichsten Einfluß auf die Beschaffenheit der ganzen Anstalt seyn muß. Denn offenbar muß eine Irrenanstalt ei­ nen ganz andern Charakter an sich tragen, wenn sie den psy­ chiatrischen Ideen eines W illis , Pinel und Esquirol oder de­ nen eines Langermann und Reil, oder denen eines Heinroth oder Horn genügen, und wieder einen andern, wenn sie den Ansichten eineS Groos oder Grohmann, eines Jdeler oder

eines methodistischen Eiferers entsprechen soll. Doch können wir uns aus nahe liegenden Gründen nicht auf das weitläuftige Geschäft einer Würdigung dieser verschiedenartigen Ein­ richtungen, als jene psychiatrischen Ideen abspiegelnd ausge­ führt gedacht, einlassen, sondern müssen uns darauf beschrän­ ken, nach unserer eigenen Ueberzeugung die Erfordernisse auözusprechen, welchen eine solche Anstalt genügen soll, und hienach glauben wir sagen zu müssen: eine Irren-Heilanstalt sey eine Kranken-Anstalt, eingerichtet zur ausschließlichen Behand­ lung der mit Scelenstörungen verbundenen Krankheiten des Organismus, mit vorzugsweiser Berücksichtigung der die ver­ schiedenen Formen der Seelenstörungen cvnstituirenden anor­ malen psychischen Erscheinungen, wonach sich das auszeichnende der Einrichtung solcher Anstalten auf folgende Punkte bezie­ hen w ird: E rs tlic h auf die Sicherstellung des K ranken, in so ferne er in Folge seiner Seelenstörung veranlaßt seyn kann, sich selbst zu verletzen oder sich auf was immer für eine Weise durch seine Handlungen zu schaden. Z w e y t e n s auf die Sicherstellung der zu seiner Behand­ lung oder sonst zu seiner Umgebung gehörigen Personen, so wie der Wohnung, des Hausraths, der Kleider u. s. w. D r i t t e n s auf die M ittel zur Nöthigung des Kranken, den ärztlichen Anordnungen, auch gegen seine anomalen An­ sichten und gegen seine krankhafte Willensrichtung, Folge zu leisten. V i e r t e n s auf die M ittel theils zur Scheidung, theils zur Zusammenschichtung der Kranken in solcher Weise, daß diejenigen, die auf andere durch die psychischen Aeußerungen ihrer Krankheit schädlich einwirken können, von diesen getrennt bleiben, solche hingegen, die Vortheilhaft auf einander einwir­ ken können oder die sich gegenseitig unschädlich sind, zusam­ mengesellt werden. F ü n f t e n s auf die möglichst vollständige Vereinigung

ö0it den Mitteln zur ärztlichen Behandlung jener (größtentheils chronischen) Krankheiten, die wir mit dem JrreseyN vereinigt finden, mit ganz specieller Berücksichtigung derjenigen Hülfs­ mittel, deren entschiedenen Einfluß auf die Beförderung, Be­ seitigung oder Abänderung bestimmter Seelenthätigkeitett, See­ lenerregungen und Seelenaffectionen anerkannt ist, wohin also neben dem eigentlich pharmaceutischen Apparat, einschließ­ lich von Badern aller Art, Elektricität, Galvanismus u. s. w., die ganze Masse der ebensowohl in die psychische als somati­ sche Diatatik einschlägigen Mittel gehört, als z. B. nächst den Nahrungsstoffen, gesunder Lust, paffender Temperatur, die Mittel zur körperlichen Bewegung und Beschäftigung in den mannichfaltigsten Formen und Weisen; die Mittel zur vielar­ tigsten Stimmung des Gemeingefühls, zur Erregung oder Be­ seitigung von Sinneseindrücken, zur Hervorrufung und Be­ schwichtigung von Gefühlen, Affecten und Leidenschaften, zur Beschäftigung des Verstandes in den verschiedensten Arten und Graden, an welche sich dann die Mittel zur Bestim­ mung der Willensrichtung und Willensthätigkeit, sowohl-in der höheren als in der niedrigen Sphäre des Seelenlebens, und endlich auch die höchsten, die sich auf das religiöse Gefühl beziehen, knüpfen. Die vorzugsweise Berücksichtigung der eben erwähnten Punkte bey der Einrichtung einer Krankenanstalt, giebt ihr den eigenthümlichen Charakter einer Irren-Heilanstalt, indem sie alles übrige, was zu ihrer innern Einrichtung gehört, mit andern öffentlichen Krankenanstalten, abgesehen von den Ei­ genthümlichkeiten die auch bey diesen aus ihrer speciellen Be­ stimmung zur Behandlung besonderer Krankheitsgattungen hervorgehen, gemein hat. Je vollständiger und zweckmäßiger nun die oben erwähnte Berücksichtigung, gleichzeitig mit der Berücksichtigung der allgemeinen Erfordernisse jeder Kranken­ anstalt, stattfindet, je vortheilhafter zugleich die Lage der An­ stalt ist, und je strenger alle fremdartigen Elemente von ihr

ausgeschlossen bleiben, um so mehr wird sich dann das Bild einer guten Irre n - Heilanstalt verwirklicht finden und um so gewisser wird sie ihren Zweck erfüllen. Unter den fremdarti­ gen Elementen aber, die ausgeschlossen bleiben müssen, sind diejenigen verstanden, welche dadurch entstehen, daß man das Institut zugleich für andere Zwecke benutzen will, wohin theils gehört, wenn m an, wie es noch vor nicht vielen Jahren fast allgemein üblich w a r, und wie es leider selbst jetzt noch oft genug vorkommt, die Irre n mit Gefangenen und Züchtlingen in demselben Gebäude und in denselben Gemächern vereinigt, — ein V erfahren, dessen Verwerflichkeit kaum stark genug be­ zeichnet werden kan», — theils aber, wenn man in dergleichen Instituten zugleich solche unheilbare I r r e läßt oder aufnimmt, welche an Krankheiten leiden, wodurch sie den noch als heil­ bar betrachteten in einem höheren Grade lästig oder nachthei­ lig werden M rn en ; oder auch, wenn man diese Institute gleichzeitig der Behandlung von Krankheiten bestimmt, die entweder gar nicht mit Jrreseyn verbunden sind, oder denen sich das Jrreseyn nur in den letzten S ta d ie n , wenn auch sie unheilbar geworden, als eines der schlimmsten Symptome zu­ gesellt. Ueber beide letzteren Arten fremder Elemente, welche von den Irren-H eilanstalten ausgeschlossen bleiben sollten, ist noch Folgendes zu bemerken. S eh r schwer scheint es über Heilbarkeit oder Unheilbar­ keit bey den an Jrreseyn leidenden Kranken zuverläßig zu ent­ scheiden, so daß man in jedem gegebenen Falle bestimmen könnte, ob einem Irre n der Aufenthalt in einer Irren-H eil­ anstalt, als einem vielleicht noch heilbaren, zu bewilligen, oder ob er ihm als einem schon unheilbaren zu versagen sey. Im Allgemeinen gilt freilich wohl der von mir auch schon früher ausgesprochene Grundsatz, daß die Heilbarkeit des Jrreseyns sich wie die Möglichkeit verhalte, dasjenige anomale Verhält­ niß im O rganism us, durch welchen das Jrreseyn in dem ge­ gebenen Fall organisch bedingt is t, aufzuheben. Bey dem

jetzigen Maaße ärztlicher Erkenntniß ist aber unsere Einsicht in diese Zustände noch viel zu enge begrenzt, als daß wir selbst nur in der Mehrzahl der Fälle mit einiger Zuverläßigkeit im Allgemeinsten bestimmen könnten, auf welchen organi­ schen Verhältnissen die vorhandene Seelenstörung beruht und daher auch, in wie ferne von der innern eignen Thätigkeit des Organismus oder von der Kunst die Aufhebung derselben er­ wartet werden dürfe oder nicht. Doch ist uns durch vielfäl­ tige Beobachtung eine gewisse, wenn gleich sehr beschränkte, Reihe von krankhaften Zuständen und Erscheinungen, theils in der somatischen, theils in der psychischen Sphäre bekannt ge­ worden, bey deren Vorhandenseyn wir mit ziemlicher und oft mit völliger Zuverläßigkeit die Unmöglichkeit der Entwicklung oder der Rückkehr eines normalen psychischen Zustandes an­ nehmen können. Diese sind, außer verschiedenen bekannten angebornen Mißbildungen und außer gewissen schweren Ver­ letzungen des Schädels und der darunter gelegenen Organe durch äußere Gewalt, eine, wenn gleich äußerlich oft nicht zu erkennende, aber, nach dem Ergebniß häufiger anatomischer Untersuchungen, darum nicht mit geringerer Zuverläßigkeit anzunehmende mangelhafte Entwicklung des Gehirnes, des Ner­ vensystems und anderer Theile des Organismus, welche ent­ weder angeboren ist, oder in Folge von Krankheit (Hirnentzündung u. s. w.) in der frühen Kindheit stattfindet, und in deren Folge der sogenannte angeborne Blödsinn oder dieje­ nige Unfähigkeit zur Entwicklung der psychischen Vermögen -entstanden ist, die bis zur normalen Periode der vollständigen Körperausbildung (bis zu den Pubertätsjahren) keine Kunst vnd kein äußeres Verhältniß, in welches das Individuum ver­ setzt werden kan», zu heben vermag. Außer diesem aber, ge­ hören hauptsächlich.und in näherer Beziehung auf die hier zu erörternde Frage, folgende Zustände hierher: Blödsinn oder Narrheit, welche sich entwickelt und län­ gere Zeit angedauert haben, nachdem mehrere Jahre lang hef-

tige Anfalle von Tobsucht oder andauernder Wahnsinn vor* hergegangen ist; Auf die oben genannten Formen des Jrreseyns (Tob­ sucht, Wahnsinn u. s. w.) nach langem Bestehen folgende, und sich zuletzt mit Blödsinn verbindende, Epilepsie; Tobsucht oder Blödsinn, die nach mehrjähriger Epilepsie auftreten; Blödsinn und Verwirrtheit, die in Folge apoplectischer oder hemiplectischer Anfälle erscheinen, wobey zugleich die übri­ gen Folgen des Schlagflufses andauern; Blödsinn, Narrheit und Verwirrtheit, die nach einer acuten oder chronischenHirnentzündung'und den hienach sich weiter ent­ wickelnden krankhaften Veränderungen des Gehirns eintreten; Die gleichen anomalen psychischen Erscheinungen, wenn sie sich in Folge von Altersschwache, (sie sey dem wirklichen Alter entsprechend oder prämatur) oder in Folge von viel­ jähriger Ueberreizung des Gehirns u. s. w. offenbaren. Nur diese oder solche andere ihnen verwandte krankhafte Zustände, bey welchen die psychische Anomalie offenbar als Rester eines nach der bisherigen Erfahrung unheilbaren so­ matischen Leidens erscheint, können nach meiner Ueberzeugung dermalen den Arzt zu dem Ausspruch berechtigen, daß ein In ­ dividuum unheilbar an Jrreseyn leide. Bey allen und jeden Formen von Jrreseyn hingegen, die nicht unter solchen Bedin­ gungen erscheinen und bey denen überhaupt nicht ein als un­ heilbar anerkannter krankhafter Zustand des Organismus das Jrreseyn offenbar bedingt, darf der Arzt nie einen solchen Ausspruch wagen. Ja er darf sich auch durch die noch so vieljährige Dauer einer Seelenstörung zu einem solchen nicht bestimmen lassen, indem schon eine Anzahl unzweifelhafter Be­ obachtungen den Beweis gegeben haben, daß wo keine der oben erwähnten sinistern Combinationen vorwalteten, selbst solche Formen von Jrreseyn , die als die schlimmsten in Be­ zug auf Heilbarkeit angesehen werden, unter der Einwirkung

gewisser erkannter oder nicht erkannter somatischer oder psy­ chischer Einflüsse, sogar” nach einer D auer von zwanzig und mehr Jahren noch gewichen sind. Indessen soll durch das Gesagte nicht in Abrede gestellt werden, daß in dem M aaße wie wir mit dem Fortschreiten der Wissenschaft eine vollständigere Einsicht in die mit Jrreseyn verbundenen Krankheitszustände erlangen, auch noch andere Krankheits-Combinationen werden erkannt w erden, die keine Aufhebung des Jrreseyns gestatten; so wie denn jetzt schon mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, daß Seelenftörungen, die aus der Combination von gewissen organischen Herzleiden, z. B . einem hohen G rad von Hypertrophie oder von Erweite­ rung der Ventrikel, von Aneurysmen der aufsteigenden Aorta u. s. w-, mit solchen krankhaften Zuständen des Gehirns, die eine Störung seiner Functionen durch jene Leiden begünstigt, sich in der Regel als unheilbar erweisen werden, und daß daher, sobald eine mehr geförderte Diagnostik gestatten wird diese Krankheits­ Combinationen mit der erforderlichen Sicherheit zu constatiren , dieselben mit in die Reihe der oben erwähnten werden gesetzt werden könne». A uf der andern Seite darf aber aus dem bisher Gesagten eben so wenig ein Grund gegen die für Irren-Heilanstalten als nothwendig anerkannte Anordnung her­ genommen werden, Kranke, die, nachdem sie längere Zeit mit S orgfalt behandelt worden sind, keine Besserung oder sogar eine fortschreitende Verschlimmerung ihres Zustandes zeigen, wieder aus der Anstalt zu entfernen, indem eine nicht minder zuverläßige Beobachtung wie die oben erwähnte lehrt, daß auch diejenigen an Jrreseyn leidenden K ranken, bey denen keine derjenigen Combinationen zu erkennen sind, welche nach dem Obigen die Unheilbarkeit beurkunden, bey dem jetzigen Stande der Wissenschaft, wenn das Uebel einmal mehrere Jahre ohne Anzeigen der Besserung angedauert und allen Versuchen der Kunst hartnäckig widerstanden hat, in einem so sehr geringen Verhältnisse genesen, daß wenn solchen auf un-

beschränkte Zeit der Aufenthalt in den Irren-Heilanstalten be­ w illigt werden sollte, diese sich nothwendig allmählig in bloße Aufbewahrungsanstalten verwandeln und für ihre Bestimmung verloren gehen würden. Nur dann also, wenn hinlänglicher Raum vorhanden und solcheIndividuen sich den übrigen, noch in der Behandlung befindlichen Kranken, nicht als schädlich oder belästigend erweisen, mögen sie bis zur weiteren Ent­ wicklung des Krankheitsverlaufes in der Heilanstalt verwei­ len, wie denn unter gleicher Bedingung selbst manchen der als entschieden unheilbar zu betrachtenden, eine gleiche Begünsti­ gung zu Theil werden darf. Alle solche hingegen, die diesen Bedingungen nicht entsprechen, mögen sie nun als höchst wahrscheinlich oder als entschieden unheilbar anzusehen seyn, müssen als unpassende und schädliche Elemente mit strenger Sorgfalt aus der Heilanstalt entfernt und den Aufbcwahrungsanftalten übergeben werden; und es ist nicht zu tadeln, wenn man für solche im Allgemeinen als äußerste Frist einen zweyjährigen Aufenthalt in der Anstalt anberaumt, in so ferne man sich dabey nur die Freiheit vorbehält, diese Bestimmung fit den einzelnen Fällen nach Maaßgabe der Umstände zu modificiren. Wie sollten aber nun nicht ebenfalls als solche fremdar­ tige und schädliche Elemente alle an Lähmungen, Catalepsie, Veitstanz, Epilepsie und an manchen verwandten Krankheits­ formen Leidende angesehen werden, die durch die charakteri­ siern Zufälle ihrer Krankheit auf andere so erschütternde und in das Leben des Nervensystems so tief eingreifende Eindrücke zu veranlassen vermögen und die zugleich für ihre Pflege und Behandlung so ganz eigenthümliche Vorkehrungen erfordern, die man aber dem ohnerachtet in manchen Gegenden noch bis zu den jüngsten Zeiten hinab in dieselben Anstalten mit den Irren zusammen zu sperren pflegte.

Eine dem eben abgehandelten Gegenstände sich anschlie­ ßende Frage ist d ie : wie aprorimativ das Minimum oder M arim um von Kranken zu bestimmen sey, wofür eine öffent­ liche Irren-H eilanstalt eingerichtet seyn soll, und ob eine und dieselbe Anstalt der Aufnahme von Kranken beider Geschlech­ ter zugleich bestimmt seyn dürfe. E s leuchtet bald ein, daß kleinere Anstalten, während sie den Dortheil geben in ihren einzelnen Beziehungen leichter übersehen und controllirt werden zu können, doch auf der andern Seite, weil sie dieselben Abtheilungen, dieselben Ein­ richtungen für Behandlung, Aufsicht und Verpflegung, und da­ bey verhältnißmäßig ein größeres Beamten« und Dienstperso­ nal erheischen, mit Rücksicht auf die Zahl der Verpflegten un­ gleich kostspieliger seyn müssen, als Institute die für eine bedeutendere Krankenmenge bestimmt sind ; daher auch auf je­ den Fall kleinere S taaten und Körperschaften vollkommener eingerichtete Anstalten dieser Art entbehren müssen, ynd immer wohl thun werden, sich für ihr Bedürfniß in dieser Hinsicht als Theilnehmer an die Institute größerer Nachbarstaaten an­ zuschließen. Höchst nachtheilig und verderblich ist aber gewiß nicht min­ der eine übermäßige Größe solcher Anstalten, und wenn manche Schriftsteller geglaubt haben, daß man die"Zahl der Kranken, die in einer Heilanstalt vereinigt werden könnten, auf vier ja auf sechs Hundert und noch mehr anschlagen dürfe *), so mriß ich diesem, nach demjenigen w as meine eigene Erfahrung mich gelehrt hat, durchaus widersprechen, indem ich hiernach über«) Die neue, erst im Jahre 1832 beendigte Anstalt zu Honwelk bey London, die mit einem Kvstenaufwande von 150000 Pfund für die mittellosen Irren der Grafschaft Middelser erbaut wurde, ist für 700 Kranke eingerichtet, und in Brussel ward sogar im Jahre 1824 ein Preis ausgesetzt und zuerkannt: für den besten Plan zu einer Irrenanstalt von tausend Kranken.

zeugt b in , daß eine Masse von zweyhundert Kranken die höchste Zahl ist, für die eine Irre n - Heilanstalt eingerichtet seyn sollte. Doch dieses nicht in Bezug auf die OeconomieDerwaltung und auf die Krankenverpflegung, die allerdings vielleicht so organisirt seyn könnten, daß sie selbst bey der obenerwähnten höchsten Zahl wenig zu wünschen übrig ließen; sondern in Bezug auf die höhere Leitung des Instituts und auf die Behandlung der Kranken, als solcher im ausgedehnte­ sten Sinne, welche nothwendig in einem M anne, dem Direk­ tor der A nstalt, vereinigt seyn muß. Denn wenn man er­ wägt, wie dieser, nebst dem, daß ihm die Controllirung des ganzen Derwaltungs- und Verpflegungswesens, so wie des ge­ stammten Beamten- und Dienstpersonals obliegt, den am tli­ chen Schreibereyen, CorreSpondenzen und Gutachten eine M en­ ge Zeit widmen, auch zugleich als erster Arzt mit der ganzen Persönlichkeit und dem Krankheitszustande jedes seiner Pflegebefohlnen vertraut seyn und sowohl im Allgemeinen als im Besondern täglich und stündlich bestimmen m uß, w as für die Gesammtheit so wie für den Einzelnen zu leisten ist, und der nebst allem diesen noch dafür zu sorgen hat, daß die Resultate der Lrzlichen Beobachtung in der ihm anvertrauten Anstalt für die Wissenschaft nicht verloren gehen, so wie nicht min­ der , daß er selbst in sich das höhere menschliche und wissen­ schaftliche Leben fortwährend so viel möglich bereichere und steigere, so wird man gerne zugeben, daß das angegebene M a­ ximum von zweyhundert Kranken für e in Institut dieser A rt gewiß nicht überschritten werden darf. J a es würde sich selbst ein ungewöhnlich begabter M ann in einer Anstalt von zweyhun­ dert Kranken jener Ausgabe schwerlich gewachsen finden, wenn er sich nicht zugleich durch ein solches Hülfspersoual, wie es unten näher angegeben werden w ird , unterstützt sähe und wenn sich nicht auf der andern Seite immer unter einer solchen Masse von Kranken eine große Anzahl befände, die den Arzt nicht anhaltend oder doch nur in einem geringeren M aaße beschäftigt.

Außer dem bisher erwähnten kommt aber auch noch als Rücksicht bey der Bestimmung der Größe einer Irrenanstalt in Betracht, daß der D istrikt, für welchen sie bestimmt ist, nicht zu ausgedehnt seyn d a rf, indem sonst unfehlbar die Zu­ führung der Kranken, zumal der weiblichen, in einem großen Maaße erschwert und beschränkt w ird , aus welchem letzten Grunde es auch immer wünschenswerth seyn w ird , daß eine solche Anstalt so viel möglich in dem Mittelpunkte eines ge­ wissen Bezirkes liege und der Weg zu derselben von keiner Seite her mehr als 12— 16 Meilen betrage, so daß sie von allen Punkten ihres Rayons her in einem bis höchstens zwey Tagen erreicht werden könne. Zn Bezug auf die F ra g e , ob die Anstalt zugleich für Kranke beider Geschlechter bestimmt seyn sollte, bin ich, ob­ wohl in den meisten Fällen ökonomische Rücksichten zu einer solchen Vereinigung führen und sie sogar gebieten, sehr ent­ schieden der M einung, daß überall, wo die Umstände es nur erlauben, die Vereinigung vermieden werden sollte. Denn einmal wird die Schwierigkeit einer der Absicht entsprechen­ den Einrichtung und Benutzung der R äum e, durch die Rücksichten die auf die Trennung der Geschlechter zu nehmen sind, überhaupt, zumal aber in Bezug auf die Abtheilun­ gen, welche den Tobsüchtigen und andern schlimmern, eine strenge Trennung von den übrigen erfordernden Kranken an­ gewiesen werden müssen, außerordentlich vermehrt. Denn da die zweckmäßige Unterbringung dieser Kranken in irgend einer Gegend der A nstalt, in solcher Art daß die andern Kranken nicht dadurch beeinträchtigt werden, immer schon eine sehr schwer zu lösende Aufgabe ist, so wird diese Lösung natürlich noch ungleich schwieriger, wenn sie Behufs der Trennung der Geschlechter zweymal in ein und demselben Gebäudeverband gefordert wird. — Aehnliche Schwierigkeiten zeigen sich denn auch noch hinsichtlich aller Attribute die eine allgemeine Be­ stimmung haben, indem diese entweder nur unter großen Be-

schränkungen von beyden Geschlechtern benutzt werden können, oder doppelt vorhanden seyn müssen, z. B. Bäder und sonstige Heilapparate, Garten, Höfe, .Spaziergänge u. s. w. hinsicht­ lich deren sich kaum irgend eine Einrichtung treffen läßt, die nicht mit bedeutenden Jnconvenienzen und Kosten *), überdies aber mit einer weit größeren Beschränkung der Freyheit als sonst nöthig, verbunden wäre, »«erachtet welcher der, im Allgemeinen gewiß so viel wie möglich zu vermeidende Ver­ kehr der männlichen und weiblichen Kranken unter einander nie ganz zu beseitigen seyn wird. Und zu allem diesem kommt dann endlich noch der große Uebelstand eines so zahlreichen, aus beiden Geschlechtern bestehenden, Wärterpersonals, zwischen welchem die Intriguen aller Art nie aufhören, wovon die Nach­ theile für die Anstalt gewiß weit größer sind als man solche, ohne durch eigene Erfahrung hierüber belehrt zu seyn, anzu­ schlagen geneigt seyn dürste.

*) Zn Bezug auf den Kostenpunkt, welcher hier vorzüglich in Be­ tracht kommt, kann daher auch bey einer gehörigen Berücksichtigung aller Erfordernisse, bey der ersten Einrichtung einer Anstalt für beyde Geschlechter wenig gespart werden, ffo bedeutend auch da« Ersparniß an den allgemeinen Verwaltung«- und Derpflegung«kosten ausfallen muß.

Drittes

Kapitel.

Welche Rücksichten man bey der Wahl der Lage von Irrenanstalten zu «ehmen habe. Ueber die denselben zu gebende Gestalt. Vortheile und Nachtheile gewisser Hauptformen für die Gebäude und die dazu gehö­ rigen Räume, wie ste sich in mehreren neu errichteten Anstalten dar­ bieten- 1. Eine Zusammensetzung mehrerer Quadrate; die Irrenan­ stalt zu Rouen. 2- Die H Form; die Anstalt zu Wakefield. 3. Die Linienform, das neue Bedlam zu London; die Anstalt Sachsenberg bey Schwerin- 4. Die Sternform; die Irrenanstalt zu Glasgow. 5- Andere Formen- Die Privatanstalt zu BanveS bey Paris. Die Anstalt zu Hanwell bey London.

Unserm Ziele jetzt schon näher rückend, forschen wir, wel­ ches die wünschenswertheste Lage für eine Irre n - Heilanstalt sey. Ohne alle Frage nun dürfen w ir das, was der geistesgesunde, von kränklicher Stimmung freye Mensch in dieser Beziehung als wohlthätig auf sein Seelenleben einwirkend er­ kennt , in der Regel auch als zur Wiederherstellung des Gei­ steskranken förderlich annehmen. Es liege die Anstalt unter einem milden Himmel, in einer unmuthigen, fruchtbaren, hin­ länglich trockenen Gegend, in welcher Berg und Thal, Wiese, Wald und Feld eine freundliche Umgebung bilden, geeignet das Gemüth zu erheitern und zum Betrachten und Wandern einladend. Daneben gebreche es nicht an gutem Quellwasser zum Trinken, an einem stets wasserreichen Bach, an einer leichten Verbindung mit nahe gelegenen größeren Städten, welche die nöthige Bequemlichkeit für die Anschaffung aller Lebensbedürfnisse und für den gesellschaftlichen uud wissen­ schaftlichen Verkehr darbieten. Soweit im Allgemeinen! Mehr aber ins Einzelne gehend kann man darüber in Zweifel ste-

hen, ob die Gebäude einer Anstalt, wenn die Wahl dazu ge­ lassen wäre, zweckmäßiger in einer Ebene oder auf einer An­ höhe, besser ganz isolirt oder sich an eine größere Ortschaft anschließend, zu errichten wären; und gewiß verdient dieS einige Erwägung. Die Lage auf einer mäßigen, leicht zugänglichen Höhe von höchsten- 150—250 Fuß über dem Wasserspiegel des nächsten Flusses, mit der Aussicht auf eine sich weit ausdehnende freund­ liche Umgebung, und mit dem Genusse eines unbeschränkten Tag- und Nachthimmels, hat in einem milden Klima et­ was ungemein Erheiterndes und Belebendes. Ueberdies ge­ währt eine solche Lage, neben dem Vortheil einer trocknen ge­ sunden Atmosphäre, auch noch den, daß man über die das Gebiet des Instituts umschließenden Mauern und Gehege, da solche an den Fuß der Anstalt gerückt werden können, hin­ weg sieht, und sonach der Kranke dadurch nicht so leicht jeden Augenblick an seine Einsperrung und dadurch an sein übriges Elend erinnert wird. — Indem aber eine in der Ebene gele­ gene Anstalt dieser Vortheile entbehrt und dadurch in der Re­ gel auf kranke wie auf gesunde Gemüther einen minder wohl­ thätigen Eindruck machen wird, genießt sie anderer höchst wichtiger Vorzüge, die jener abgehen, und zwar hauptsächlich in dem Wasserreichthum, den ihr, wie vorausgesetzt werden muß, ein voller Bach für Wäsche, Bäder, Reinigung jeder Art und zumal auch für die zweckmäßigste Anlage von Abtritten gewährt; dann in der größeren Leichtigkeit ihren baulichen An­ lagen eine beliebige Ausdehnung zu geben, in dem größeren Schutze gegen die Einflüsse der Winde und der stärkeren Zug­ lu ft, was zugleich auch einen bedeutenden Einfluß auf die Brandconsumtion und auf die leichtere Heizbarkeit der bewohn­ ten Räume im Winter hat, in der größeren Leichtigkeit der Herbeischaffung aller Consumtibilien, so wie endlich auch noch darin, daß die Kranken den Blicken der Neugierigen weni­ ger ausgesetzt sind als an einer diesen Blicken von allen Sek-

ten offenliegendrn Anhöhe; — welche Vorzüge durchgehendS Nachtheilen entsprechen, die bey der Anlage einer Irrenanstalt auf einer Anhöhe nie ganz zu beseitigen sind und zum Theil itnr mit großem Kostenaufwande gemindert werden können. Ebenso stehen Vortheile und Nachtheile einander bey einer mehr isolirten Lage der Anstalt und einer Lage in der nächsten Nähe einer nicht ganz kleinen Ortschaft, ziemlich gleichgewichtig gegenüber. Die Nähe eines nahrhaften Städtchens oder Markt­ fleckens gewährt ohne Zweifel durch die Hülfe, welche die darin zu findenden Handwerker und Gewerbsleute in ökonomischer Hinsicht darbieten, so wie durch den mit den Einwohnern in anderer Beziehung zu eröffnenden Verkehr, mancherley Bequem­ lichkeiten und Annehmlichkeiten. In gleichem oder noch grö­ ßerem Maaße aber ist die Nähe einer solchen nicht ganz länd­ lichen, sondern schon aus mehreren Ständen gemischten Be­ völkerung, durch die auf die Kranken geheftete forschende Auf­ merksamkeit und Neugier, durch die stete Beobachtung, wel­ cher dieselben bey jedem Schritte und Tritte den sie im Freyen thun, unterworfen sind, durch die Erschwerung der für viele Kranke so heilsamen gänzlichen Hinausversetzung aus dem ge­ wöhnlichen gesellschaftlichen Getreibe und Getümmel und durch den so sehr erleichterten unerlaubten Verkehr des Wärterperso­ nals und zum Theil auch wohl der Kranken mit der Einwoh­ nerschaft, in einem solchen Grade lästig und nachtheilig, daß ich aus diesem Grunde immer eine etwas isolirte Lage vor­ ziehen, am liebsten aber eine solche wählen würde, wo die Anstalt etwa eine halbe Stunde weit von einem Orte dieser Art entfernt läge, wobey man sich alle Vortheile, die er dar­ böte, noch aneignen könnte, ohne den oben erwähnten nachthei­ ligen Einflüssen weiter unterworfen zu seyn.

Endlich nun kommen wir auf den so viel verhandelten Punkt: die zweckmäßigste Beschaffenheit und Form der für eine Irrenanstalt erforderlichen Lokalitäten. Um hierüber zu bestimmen, haben wir vor allen Dingen die Hauptgegenstände ins Ange zu fassen, die bey jeder solchen Anlage unumgänglich berücksichtigt werden müssen. Diese aber sind, wie es mir scheint, folgende: a ) Eine zulängliche Scheidung der männlichen von den weiblichen Kranken. b) Eine so viel möglich große Entfernung der Tobenden, Schreienden, Unreinlichen und in einem hohen Grade Blöd­ sinnigen von den übrigen Kranken, ohne daß solche jedoch dadurch dem Auge der V e r w a l t u n g mehr entzo­ gen werden, weil grade diese und ihre Wärter die genauste Beaufsichtigung erheischen. c) Die möglich größte Sicherstellung der Kranken vor Gefahr, soweit solche durch bauliche Einrichtungen zu erzie­ len ist. d) Die Gewährung der möglich größten Genauigkeit, Schnelligkeit, so wie der zuverläßigsten Beaufsichtigung des Dienstes, in Bezug auf Verpflegung und Behandlung der Kranken. e) Die Erzielung der möglich größten Heiterkeit und Be­ quemlichkeit für die Bewohner in allen Theilen des Instituts, ohne daß von den vorher erwähnten Erfordernissen etwas aufgeopfert wird, wozu denn auch die Rücksichten auf heitere Aussichten, auf leichte Zugänglichkeit der Höfe und Gärten «. dergl. m. gehört. Die am meisten angerathenen Formen für die Gebäude sind folgende: a ) Mehrere in einen gewissen Verband gebrachte einzelne Vierecke, welche Hofräume umschließen; — nach meiner Ansicht die zweckmäßigste Form, wenn man bey der Anlage auf die unten näher anzugebende Weise verfährt, wonach

rin P a a r zweystöckige*) Quadrate für ruhigere Änd weniger tief Erkrankte, so wie für die Rekonvalescenten beyder Geschlech­ ter bestimmt, durch ein dazwischen befindliches, der Verwal­ tung gewidmetes, zweystöckiges Gebäude verbunden werden, hinter welchem noch zwey einstöckige Q uadrate für die schlim­ meren Kranken beyder Geschlechter liegen, während die zur Oekonomie gehörigen Gebäude nach außen -zu angebracht sind, wobey auch Hofräume, G ärten u. s. w. eine sehr zweckmäßi­ ge Lage erhalten können, wie später näher gezeigt wird. Siehe den Grundriß Tab. I. Unter den Anstalten, welche in neuerer Zeit in dieser Form aufgeführt sind, erwähne ich vorzüglich derer zu Jv ry , des Frauenhauses zu Charenton und der großen Irrenanstalt zu Rouen, welche sämmtlich nach den Grundsätzen des treffli­ chen Esquirol erbaut w urden, wobey ich mich aber darauf beschränken will nur der letzteren, als der bedeutendsten, et­ was umständlicher zu erw ähnen, und zwar theils nach den Notizen, die mir mein Freund D r. Z e l l e r , Direktor an der neuen Irrenanstalt zu W innenthal, im Königreich Würtem« berg, darüber mitzutheilen die Güte hatte, theils nach der Beschreibung des Herrn Dr. K r a m e r , in H o r n s Archiv f. med. Erfahr. Jahrgang 1825 p. 117. Die Anstalt ist für dreyhundert Kranke und zwar eben

*) Einstöckig und zweystöckig, nicht drey oder gar vierstöckig müssen die Gebäude seyn, theils w eil D ienst und Aufficht mit der grö­ ßeren Höhe unverhältnism äßig erschwert w ird, theils w eil mit der. (leigenden Höhe der Gebäude und Vermehrung der Treppen, auch die G efahr des Herabstürzen- oder Fastens für die Kranken wächst. Aber auch nicht weniger a ls zweystöckig dürfen die G e­ bäude, m it Ausnahm e der nur einstöckigen Abtheilungen für die schlimmeren Kranken sey n , w eil ste sich sonst über eine zu große Fläche ausdehnen müssen, welches ebenfalls m it leicht einzusehen­ den Nachtheilen verbunden ist.

sowohl für Unheilbare als für Heilbare bestimmt. — Vor den älteren Gebäuden, die schon lange als Irrenanstalt dien­ ten , sind fünf ansehnliche Bierecke aufgeführt w orden, näm­ lich einstöckige, die Wohnungen der Kranken enthaltende, Ge­ bäude, die mit einer im In n ern umherlaufenden bedeckten, von Säulen getragenen H alle, einen ziemlich geräumigen, durch eine mittlere Halle in zwey gleiche Theile geschiedenen Hof­ raum im Viereck umschließen, doch so, daß die vierte oder vordere Seite des Q uadrates nur durch ein sehr starkes und hohes;Gitter aus gegossenem Eisen, durch welches man auf ein Stück Feld innerhalb der Ringmauer der Anstalt blickt, gebildet wird. Die einzelnen Q u ad rate, von welchen das mittlere überdies ziemlich weit hinter den übrigen vieren zu­ rückliegt, stehen in nicht unbeträchtlicher Entfernung von ein­ ander ; zwey derselben auf jeder Seite sind den verschiedenen Geschlechtern bestimmt und jedes enthält vierzig Zellen, der­ gestalt, daß im Ganzen achtzig Zellen auf jedes Geschlecht treffen. M an scheidet die schwerer Erkrankten, die diese Q u a ­ drate bewohnen^ in Furiose, Maniakolische, Melancholische und Blödsinnige, von denen jede Klasse mittelst der erwähnten Theilung der einzelnen Q uadrate durch eine Zwischenhalle ih­ ren besondern Hofraum hat. Die Reihen der nur eilf Fuß tiefen und acht Fuß breiten Logen liegen alle zwischen zwey Corridoren, einem innern, der zwar bedeckt ist, aber sich durch Säulen auf den innern gartenmäßig angelegten H of öffnet, und einen äußern, welcher ganz geschlossen, nur durch ver­ gitterte Fenster erleuchtet w ird, die nach dem Haupthofe hin­ ausgehen. Die einzelnen Logen, von denen in der Regel jede nur von einem Kranken bewohnt ist und die überhaupt viel zu wünschen übrig lassen, werden durch diese Einrichtung nothwendig düster, zumal da ihre Fenster nach dem dun­ keln Corridor, die Thüren nach der Säulenhalle hin gerichtet sind. N ur einige etwas größere derselben sind heitzbar, ob­ wohl Fußboden und Wände von S tein sind. Doch hat auch

jede Abtheilung ein heitzbares gemeinschaftliches Wohnzim­ mer, welches jedoch den schlimmsten auf ihre Zellen beschränk­ ten Kranken nicht zu Gute kommt. I n dem mittleren, weiter zurückgelegenen Quadrate, dem sogenannten Hospitalgebäude, welches groß und schön ist, wohnen mit strenger Sonderung der Geschlechter, in gewöhn­ lichen Familienzimmern, die Wohlhabenderen, wenn sie gene­ sen oder doch ruhig und für die Annehmlichkeiten des Lebens mehr empfänglich sind, in einem oberen Stockwerk, während in den untern sich die Wirthschaftölokale der Anstalt, Küchen n. f. w. nebst den Arbeitssälen für die Kranken befinden. — Vor diesem Quadrate, in der gleichen Reihe mit den vier übrigen, und die für die männlichen und weiblichen Kranken bestimmten Quadrate gewissermaßen scheidend, steht noch ein kleineres Gebäude, welches die artige Badeanstalt enthalt und welches mit den nächsten Quadraten auf beyden Seiten, so wie mit dem Hospitalgebäude durch bedeckte Säulengänge in Verbindung gebracht ist. Endlich liegt noch weiter rückwärts in dem großen Haupt­ hofe zur Rechten, ein langes zweystöckiges Gebäude, wovon der untere Stock (das Erdgeschoß) der Arzt bewohnt, wäh­ rend die Zimmer des oberen Stockes für Privat-Geisteskranke bestimmt sind. Die Anstalt gewährt im Ganzen, zumal von der Seite an welcher die neuen Gebäude ihre Fronte darbieten, einen sehr freundlichen Anblick, wozu die herumlaufenden Vorhallen, die mit einem' schönen Eisengitter geschlossene offene Seite der einzelnen Quadrate, mit den in und vor denselben gelegenen Gärten am meisten beytragen. Einen Grundriß von ihren Ge­ bäuden hoffe ich noch zu erhalten und mittheilen zu können. Die auf Tab. II. gegebene Ansicht des neuen Gebäudes für die weibli­ chen Kranken zu Charenton gewährt indessen ein Bild der ein­ zelnen Quadrate, nur mit dem Unterschiede, daß, wie gesagt, die Gebäude zu Rouen bey vier Quadraten einstöckig sind. Ohne

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Zweifel würde jede nöthige Scheidung der verschiedenen Klassen von Kranken sich in dieser Anstalt sehr zweckmäßig bewirken las­ sen, wenn dieselbe nicht durch ihre gleichzeitige Bestimmung für Heilbare und Unheilbare unmöglich gemacht würde. Außer­ dem aber ist in ih r, abgesehen von der fehlerhaften Einrich­ tung der großen Mehrzahl der Krankenwohnungen,, durch die Trennung und Entfernung ihrer einzelnen Theile von einander, Dienst, Aufsicht und Behandlung in einem hohen Grade er­ schwert und compromittirt, so daß hieraus nothwendig große Nachtheile hervorgehen müssen. b) Die 8 Form, wo die der Verwaltung und mehrere der zu gemeinschaftlichem Gebrauch für die Kranken beider Geschlechter bestimmten Räume das Mittelgebäuve einnehmen, während die beiden vorder» Flügel den männlichen, die bei­ den hintern den weiblichen Kranken, oder auch umgekehrt an­ gewiesen werden. — Aber auch hier sind, obgleich dies wenig beachtet zu werden scheint, außer den Gebäuden für dieOekonomie, noch besondere Gebäude für die schlimmeren Kranken erforderlich, da diese sonst zu viel Störung in die verschiede­ nen Theile des Hauptgebäudes bringen. UeverdieS ergiebt es sich von selbst, theils, daß die vier Flügel, bey einer An­ stalt von der Bevölkerung wie wir sie hier annehmen, falls sie nicht drey- oder vierstöckig sind, oder zwey Zimmerreihen sich zu den Seiten eines dann nothwendig dunkeln Corridors hinziehen, eine sehr unverhältnißmäßige Länge erhalten müs­ sen, theils, daß während die nicht geschloffenen mittlern Höfe dem Gebäude ein heiteres Ansehen gewähren , solche der Be­ nutzung für die Kranken größtenteils verloren gehen, und zwar um so mehr, da wenigstens der eine hauptsächlich den Zwecken der Verwaltung gewidmet seyn muß und den öffent­ lichen Zugang bildet; während dpch luftige geschlossene Höfe für Anstalten dieser Art immer von großem Werthe sind, da sie für die Kranken eine so nahe und sichere, jeden Augenblick auch ohne genauere Aufsicht zu benutzende Gelegenheit zum

Genusse der freyen Lust darbieten. Doch kann dem letzteren Nachtheile dadurch begegnet w erden, daß man die Höfe an die beiden äußern Seiten des Gebäudes verlegt, wobey nur die Zutheilung bequem gelegener G arten für die einzelnen KraUkenabtheilungen wieder um so schwieriger wird. Eine der vorzüglichsten englischen Anstalten, die zu Wakcfield, ist übrigens in dieser Form erbaut worden und besitzt alle Vor­ züge die sich mit derselben vereinigen lassen vielleicht im höch­ sten M aa ß e , so wie denn überhaupt die Einrichtung dieser trefflichen Anstalt für jeden der sich mit diesem Gegenstände beschäftigt, die aufmerksamste Beachtung verdient. Doch mußte man auch hier dem Gebäude, selbst für eine Masse von nicht mehr als 150 K ranken, drey Stockwerke geben, und obwohl noch mehrere kleine Seitengebäude hinzugefügt wurden, blie­ ben die Tobsüchtigen und übrigen schlimmern Kranken in dem Hauptgebäude und selbst in allen drey Stockwerken desselben vertheilt. M an sehe den Grundriß von der Wakefieldschen Anstalt Tab. III. und die dazu gehörige Bezeichnung ihrer Lokalitäten *). c) Die L i n i e n f o r m , wo sämmtliche Gebäude aneinan­ der hängend auf einer Linie liegen. Hier befindet sich als­ dann am zweckmäßigsten das Departement der Verwaltung ic f. w. ebenfalls in der M itte und auf beiden Seiten fol­ ge«, rechts und links, die einzelnen Abtheilungen für jedes Geschlecht gesondert, und zwar so, daß die Neconvalesccnten und die am wenigsten leidenden Kranken ihre Wohnung dem Afittelgebäude zunächst erhalten, und hieran aufeinanderfol­ gend die Abtheilungen für die schlimmeren und immer schlim-

*) Ich verweise außerdem auf dar von W a t s o n und P r i t ch e t t herausgegebene Werk über diese Anstalt: Plan«, elevation and clescription of the pauper lunatic asylum laiely erected at Wakefield. York 181g.

meren Kranken sich anschließen, wonach also die Tobsüchtigen die beiden äußersten Flügel einnehmen u> s. w. Hier kann hinter jeder Abtheilung ein Hofraum, hinter diesem ein Garten liegen «nd bey keiner Einrichtung sind die besseren Kranken von den schlimmeren mehr getrennt und daher durch dieselben weniger belästigt als bey dieser; während zugleich, indem die ComdorS nach den Höfen und Gärten ins Innere, die Wohnzimmer aber gegen den übrigen Theil des Anstaltsgebietes und die Umgegend gerichtet sind, der Blick der Irren von den letzteren aus, niemals mit ihren Krankheitsgcnoffen oder mit dem Verkehr der Außenwelt in einer schädlichen Nähe beschäftigt ist. Allerdings aber wird ein solches Gebäude eine sehr lange Strecke einnehmen, die bey einer Anstalt für zweyhundert Kranke, insofern dasselbe für die schlimmeren Kran­ ken durchgehends einstöckig, für die besseren Kranken aber nur zweystöckig wäre, vielleicht über 1500 Fuß, ohne die Oekonomiegebäude, betragen möchte, was sowohl für den Dienst des Hauses als für mancherley andere Zwecke, zumal für alle einer gemeinschaftlichen Benutzung bestimmte Einrichtungen, als Badeanstalten u. s. w. nicht anders als nachthcilig seyn könnte. In dieser Beziehung muß also der Anlage einer An­ stalt in solchen andern Formen, wobei die entfernteren Theile vom Mittelpuncte auS schneller erreicht werden können, und Aufsicht und Pflege verhältnißmaßig erleichtert w ird, der Vorzug eingeräumt werden, und der Nachtheil, welchem in dieser Hinsicht die Linienform unterliegt, ist so bedeutend, daß dadurch die Vortheile, die sic für die Scheidung der Kranken und die Zuthcilung getrennter Höfe und Garten darbieten, ausgenommen für kleinere Anstalten, welche höchstens 60 bis 80 Kranken bestimmt sind, wofür diese Form sehr zu empfeh­ len ist * ) , jedesmal mehr als ausgewogen werden dürften.

* ) So liegen unter andern bey dem sogenannten Royal Asylum zu

Indessen ist dennoch diese Form auch für größere Anstalten gewählt worden, wobey man sich aber gezwungen sah, um dem Nachtheil der zu großen Ausdehnung zu entgehen, den Gebäuden um so mehr Stockwerke zu geben, wodurch denn die Hauptvortheile welche die Linienform gewähren kann, mehr oder weniger aufgeopfert wurden. So hat man unter andebn dem, mit so ungeheuren Kosten und so großer äuße­ rer Pracht erbauten neuen Bedlam in London, obwohl die Fronte des Gebäudes beinahe 600 Fuß hat, bey einer Tiefe, die in seinen verschiedenen Theilen von 40 zu 60 Fuß beträgt, vier Stockwerke geben müssen, wobey sich dennoch in jedem Stockwerk, bey dieser außerordentlichen Ausdehnung, nur ei­ nige wenige den Irren bestimmte größere Räume befinden, während alles Uebrige, abgesehen von der der Verwaltung, der Oekonomie u. s. w. bestimmten Gemächern, nur aus einer Masse kleiner Zellen von höchstens 10 Fuß Tiefe auf acht Fuß Breite besteht, die sich auf gemeinschaftliche Corridors öffnen. Bey dieser ganz verfehlten Anlage mußten daher auch die Tobsüchtigen , sammt allen übrigen schlimmeren Kranken , in das Innere des Hauptgebäudes aufgenommen werden, da die einzigen beiden vorhandenen Nebengebäude wahnsinnigen Ver­ brechern bestimmt sind, und eben so ward, ohnerachtet der beabsichtigten großen Bevölkerung des Hauses (die Anstalt

Perr», welche als eine der besten Anstalten in Großbritannien angesehen werden kann, jedoch nur für 80 Kranke eingerichtet ist, alle Wohnungen der Kranken auf einer Flucht. Die Beamtenwohnungen, so wie die Wasch- und Kochküche liegen in der Mitte und letztere hat nach der männlichen und weiblichen Seite CommunikationSfenster, so daß die Wärter die Küche selbst nie betrete» und die Trennung des männlichen und weiblichen Dienst­ personals hiedurch, so wie durch die übrige Einrichtung der An­ stalt, aus eine vollkommenere Weise erreicht wird, als man vielleicht sonst irgendwo findet.

ist für 220 Kranke eingerichtet, und eine Erweiterung, wonach 400 aufgenommen werden konnten, war beabsichtigt), Höfe und Gärten, denen man zusammen kaum vier Morgen wid­ mete und sogar daran wohl noch zu viel zu thun glaubte, indem man ein disponible bleibendes Grundstück von drey Morgen zu vermiethcn gedachte, nur sehr kümmerlich gesorgt. Auch die vor wenigen Jahren in derselben Grundform neuerbaute mecklenburg-schwerinische Irrenanstalt Sachsenberg ist, bey allen großen Vorzügen die sie schmücken und die sie zu einer so höchst erfreulichen Erscheinung auf dem Boden unseres Vaterlandes machen, von Gebrechen, die man der ge­ wählten Llnicnform zum Opfer brachte, indem man doch die zu große Ausdehnung der Gebäude fürchtete, nicht frey. Auch hier ist ein Theil der Gebäude vierstöckig und der Rest dreystöckig (einschließlich der ganz zu Tage liegenden Souter­ rains) und die Tobsüchtigen, lärmenden und unreinlichen Kranken, sind an beiden Seiten in dem Erdgeschosse solcher vierstöckiger Gebäude untergebracht, wo es nicht zu vermeiden ist, daß sie die über ihnen und ihnen zur Seite wohnenden übrigen Kranken aufs höchste belästigen und denselben auch in ihren Höfen und Garten, von den Fenstern der oberen Stockwerke aus, stets im Gesicht bleiben. — Auch die Umgebung an G är­ ten und Ländereyen ist für eine Anstalt, die dazu bestimmt ist, erforderlichen Falles 200 Ir r e aufzunehmen, viel zu be­ schränkt , welches bey zunehmender Krankenzahl mit jedem Jahre fühlbarer werden wird *). d) Die S t e r n f o r m . Diese Form hat manche Lobred­ ner gefunden und die berühmte Irrenanstalt zu Glasgow in Schottland ist in derselben erbaut. I n dem Mittelgebäude, dessen Centrum eine mittelst einer Glaskuppel erhellte bequeme Treppe bildet, liegen die Wohnzimmer des Verwalters und der sonstigen Oberausseher, so wie die Gesellschaftszimmer der *) Die- Zrreri«»st«lt Sachftnberg. Schmriv 1SZL

Kranken aneinanderstoßend im Kreise umher, nnd von den erstem aus können sowohl die letzteren als die Corridors der Flügel ihrer ganzen Länge nach überschaut werden, daher man auch diese Form die panoptische genannt hat. Auch ergiebt sich leicht, daß hier für eine ziemliche Anzahl von Abtheilun­ gen zur Scheidung der verschiedenen Klassen von Kranken, so wie für leichte Beaufsichtigung und Schnelligkeit des Dien­ stes zweckmäßig gesorgt ist. Zugleich aber ist nicht zu über­ sehen, daß sobald man eine bedeutende Krankenzahl in einem solchen Gebäude unterbringen w ill, ohne überall die Corri­ dors zwischen zwey Zimmerreihcn zu legen, man entweder viele Stockwerke auseinandersetzen oder den Flügeln eine utt* verhältnißmaßige Länge geben oder auch die Zahl der Flügel bis auf sechs oder sieben vermehren muß, welches letztere man aber nicht thun kann, ohne daß zugleich daö Mittelgcbaude, an welches die Flügel sich immer nur in einer solchen Ent­ fernung voneinander anschließen dürfen, daß dazwischen ein hinlänglicher Raum für die Fenster bleibt, die es zu seiner Erhellung bedarf, einen Umfang und eine Tiefe erhält, die seiner Bestimmung und den Erfordernissen einer zweckmäßigen Einrichtung des Ganzen durchaus nicht mehr entsprechen. Aus dem mitgetheilten Grundriß des Erdgeschosses des für die GlasgowerAnstalt entworfenen ursprünglichen Planes*), ist schon ersichtlich, daß in den einzelnen Stockwerken auf jeden Flü­ gel im Durchschnitt nur zehn bis eilf ziemlich kleine Zimmer tref­ fen. Diese Anstalt war anfangs für die Aufnahme von höch­ stens hundert Kranken berechnet, und schon für die Unter­ bringung dieser geringern Zahl mußte man dem Gebäude drey Stockwerke geben und sah sich hiebei noch genöthigt die Tobsüchtigen und unreinlichen Kranken in dem Innern des­ selben unterzubringen. Nach einigen Jahre» aber erkannte man, .baß man, selbst für diese beschränkte Anzahl von Irren, ')

Siehe Tafel IV.

noch mehrerer und zumal noch einige größerer Räume bedürfe. Anfangs war es als ein Vortheil des gewählten Bauplanes gerühmt worden, daß man zu jeder Z eit, wenn eine Vermeh­ rung der Krankenzahl oder andere Umstande eine Erweite­ rung der Anstalt wünschenswerth machen sollte, man diese durch eine Verlängerung an den einzelnen Flügeln würde bewir­ ken können, ohne die angenommenen Verhältnisse wesentlich zu stören oder einen der bey dieser Form beabsichtigten Vortheile aufzuopfern. Nun aber ergab sich's, daß dieses, theils der übrigen innern Einrichtung, theils der gemachten Garten­ anlagen wegen, die in einem bestimmten Verhältniß zu allen Theilen der Anstalt standen, nur an einer S eite möglich war, und so sah man sich also genöthigt allein den einen der vier Flügel zu verlängern, wodurch aber die ganze Symetrie des Gebäudes vernichtet ward. Außer den bis jetzt erwähnten Formen von Irrenanstal­ ten giebt es noch mancherley andere, die theils in Vorschlag gebracht, theils in Ausführung dargestellt worden sind. Von den ersteren ist mir keine bekannt, welche nach meiner Ansicht die Erfordernisse einer guten Anstalt in einem solchen M aaße in sich vereinigte, daß sie bey künftigen Anlagen dieser Art vorzugsweise in Betracht gezogen zu werden verdiente, wenn man auch Einzelnes auf eine löbliche Weise berücksichtigt findet, während die meisten Vorschläge dieser Art nur davon zeugen, wie wenig die Urheber derselben über den Gegenstand mit welchem sie sich beschäftigten ins Klare gekommen waren. Denn w as soll man z. B . anderes sagen von einem Plane wie der von G uislam a. a. O . Theil 2. vorgelegte, zu einer A nstalt, wo ein größeres O val zwey kleinere O v a le, eines für die Männer, das andere für die Frauen aufnimmt, von welchen letzteren Ovalen jedes acht Höfe in sich schließt, die alle von Gebäuden umgeben sind, in welchen sich die Zellen für die Irren befinden, wovon keine über 10 Fuß Tiefe und der größte Theil nu r 8 Fuß oder noch weniger Breite hat,

indem ein Hauptbestrebett bey diesem Plane dahingerichtet gewesen zu seyn scheint, jedem der 300 Kranken, für welche die Anstalt bestimmt ist, eine besondere Zelle anweisen zu 'können. Von den in andern Formen wirklich errichteten Anstalten will ich unter der größeren Anzahl nur zweyer der wichtig­ sten gedenken, welche erst in den letzten Jahren erbaut wur­ den, nämlich der Privatanstalt zu Vanves, die unter der Leitung der Dr. Dr. F a l r e t und Voisin steht, und der Anstalt für die wahnsinnigen Armen der Grafschaft Middleser zu Hanwell. Die erstere für hundert Kranke berechnet hat ungefähr folgende Gestalt:

In dem mittleren Theile befinden sich im unterm Stock die Wohnungen der Aerzte, die Badeanstalt, die Küche und die Speisezimmer. Die Zimmer der Kranken liegen in den von dem Mittelgebaude zu beiden Seiten ausgehenden zwey einstöckigen Flügeln, von welchen dis zur rechten für die Frauen, die zur linken' für die'Männer bestimmt sind. Zunächst an das Mittelgebäude stoßen die Coversationszimmer, die von oben her erleuchtet sind, und in die man von den Arbeitszim­ mern der Aerzte sehen kann. Dann folgen die einfach aber hübsch eingerichteten Wohnungen für die Kranken, die mau nach folgenden merkwürdigen Abtheilungen in den beyden Flü­ geln zu jeder Seite geschichtet hat : 1) violens, 2) agiles,

3) mechants, 4) melaticoliques, 5) melancoliqties disposes au

6) ddmens. Diese vielfache Scheidung wird theils da­ durch bewirkt, daß das Seitengebäude in Mehrere getrennt ste­ hende kleinere Gebäude, zwischen welchen sich niedliche Höfe, alle mit laufenden Brunnen versehen, befinden, theils da­ durch, daß viele Zimmer isolirt werden können, durch das Abschließen der gewöhnlichen und das Eröffnen anderer dazu bestimmter Thüren, so daß das einzelne Zimmer dem Kranken wie ein besonderes Haus erscheinen muß. Die Zimmer der Tobenden und der zum Selbstmorde geneigten Kranken find mit großer Sorgfalt eingerichtet, die Kanten aller Meubel ab­ gerundet, die Wände mit Brettern ausgeschlagen, zum Theil wattirt, Fensterladen und Fenster mit Schrauben verschlos­ sen. — In dem obern Stock des Mittelgebäudes befinden sich die Wohnungen der Reconvalescenten, auf das reichste ver­ ziert, und mit allen erdenklichen Bequemlichkeiten versehen. Ueberdies findet man in dem äußerst großen, nur mit Rück­ sicht auf die Erweckung angenehmer Empfindungen angelegten Park, der wieder von ausgedehnten Ländereien umgeben ist, die eben so wie der Park von hohen Mauern umschlossen sind und welche mit diesem zusammen mehr als sechszig Mor­ gen halten, einzelne Pavillons für die Aufnahme von Familien erbaut, um, wenn die Umstände es gestatten, den Kranken in dem Schooße derselben zu lassen. — Alles dieses entspricht dem LuruS einer ausschließlich für Wohlhabende errichteten Privatanstalt, so wie die ganze Einrichtung auch nur für eine solche und für eine geringere Krankenzahl passend ist, wenn es gleich auch schon für eine solche als nachtheilig zu betrachten ist, daß die verschiedenen Abtheilungen einander so nahe und im Auge liegen und daß die störenden Elemente die­ ser Gesellschaft von dem übrigen Theile nicht genugsam ge­ trennt sind; während auch Dienst und Aufsicht, da die durch­ aus einstöckigen Flügel einen wenigstens verhältnismäßig zu großen Raum cümetzmen, Nothwendig bedeutend erschwert ist. suicide,

Doch wird dieses in einer Privatanstalt für reiche Krause, für die eine Menge gut bezahlter Wärter und Oberaufseher un­ terhalten werden kann, weniger gefühlt und, alles zusammen genommen, wird diese Anstalt, in ihrer vornehmen Sphäre, immer für eine der vorzüglichsten gelten dürfen, wenn es auch sehr zu bezweifeln ist, ob diese raffinirte Bedachtnahme auf alles was einer verwöhnten und verweichlichten Sinn­ lichkeit durch angenehme Eindrücke schmeichlen kann, selbst bey den Kranken aus den höchsten Ständen, in allen Fällen heil­ sam und ärztlich zu billigen ist. Die Anstalt zu Hanwell*), unfern London, die, wie schon oben erwähnt worden, für etwa 700 Kranke eingerich­ tet worden, ist so erbaut, daß-sich an ein sehr langes und breites Mittelgebäude, in einem rechten Winkel zwey große Flügel anschließen. Das Gebäude ist dreystöckig und hüt ein herrliches imposantes Ansehen, welches durch den pompösen Eingang in das Gebiet der Anstalt und durch ihre heitere Lage in einer großen Wiesenebene unweit der Themse, von welcher ein Kanal bis an das Hauptgebäude reicht, mit ei­ ner reizenden Aussicht nach allen Seiten hin, noch erhöht ,wird. Die Heitzung der Anstalt wird durch erwärmte Luft, • die nächtliche Beleuchtung durch Gas bewirkt. Auf der Mitte des Daches von dem Mittelgebäude und von beyden Flügeln steht eine hohe beglaste Kuppel, welche den unter ihnen an­ gebrachten Treppen, auf denen man auf jedem Stockwerk die Aussicht auf die Comdors zu beyden Seiten hat, ein volles Licht von oben giebt. Die Hofräume befinden sich hinter dem Centrum und hinter den beiden Flügeln. Die Oekonomiegebäude schließen sich an die Flügel des Hauptgebäudes an und so die Waschanstalt, eine der schönsten vielleicht, die es gibt, an die der Frauenabtheilung. Diesen großen Vorzügen, die sich *) Auch hier folge ich den mir von Herrn Dr. Z el l er mitgetheilten Notizen.

dem Auge zunächst darbieten, entspricht indessen keineswegs die übrige innere Einrichtung, die vielmehr mit dem königli­ chen Aeußeren in einem auffallenden Widerspruch steht. Schon die Hauptscheidung der beiden Geschlechter, wovon das männ­ liche die linke Seite des Mittelgebäudes und den linken F lü­ gel, das weibliche dieselben Theile auf der rechten Seite inne h a t, konnte, bey der für die Anstalt gewählten Form , nicht gehörig bewirkt werden, da ihre Wohnungen, in der M itte aneinander grenzen und auf den beiden Seiten nur durch die lange Flucht der Gebäude mehr von einander getrennt sind, ohne daß doch der gegenseitige Blick auf dieselben, so wie die Möglichkeit anderweitiger Gemeinschaft durch sonst etwas hin­ reichend gehemmt ist. Auch findet fich keine Einrichtung zu einer gehörigen Sonderung der verschiedenen Gattungen von Kranken nach einer zweckmäßigen Claffifikation vor; sondern es ist die Gesammtheit derselben nur, und dieses nicht strenge, in Ruhige, Tobende und Bettlägerige getheilt. Die Schlaf­ zellen für die einzelnen Irre n sind-sehr klein, fast enge, ob­ wohl auch größere Schlafsäle dazwischen liegen. Auch die Corridors sind verhältm'ßmäßig viel zu schmal. I n dem Erd­ geschoß befinden sich die Arbeitszimmer für die Kranken und die Wohnungen der B eam ten; — an den Enden beider F lü­ gel die sehr einfachen Badeanstalten. — Noch ist zu bemerken, daß, die Fenster nicht mit eisernen oder hölzernen Stäben ver­ wahrt, sondern so eingerichtet sind, daß sie entweder auS ei­ nem sehr kleinen Oberflügel, der allein geöffnet werden kann und dann nicht Raum zum Hinausspringen gew ährt, und aus einem großen feststehenden Unterflügel bestehen, dessen Rahm en, eben so wie der des Oberflügels von Eisen und mit kleinen Scheibenöffnungen versehen ist; — oder aus zwey runden H älften, bey denen immer einzelne Scheiben fehlen, welche Hälften hintereinander stehen und, da sie genau auf­ einander paffen, so gedreht werden können, daß die nicht beglaseten Stellen einander decken oder nicht.

e) Endlich ist es sehr empfohlen worden, eine gewisse Anzahl von einander getrennter einstöckiger Pavillons zu errichten, die auf einem großen parkartig angelegten Raume vertheilt ständen, und von den einzelnen Krankenabtheilungen und Kranken bewohnt würden. M an überzeugt sich aber bald, daß diese Idee höchstens nur für eine kleine Privatanstalt von 25 — 30 Kran­ ken zu realisiren wäre, und daß sie auch für diese einen mil­ deren Himmel fordern würde, als unser deutscher ist, um sich nicht als etwas wirklich Ungereimtes darzustellen. Eine An­ stalt von zweyhundert Kranken würde sich aber vollends bey einer solchen Einrichtung auf ihrem eignen Boden so zer­ streuen, daß an keine regelmäßige Beaufsichtigung, ärztliche Behandlung und Verpflegung mehr zu denken w äre, letzteres selbst bey der günstigsten Jahreszeit und W itterung, ge­ schweige denn bey Herbst- und Wintersturm, bey Regen, Schnee und Eis *),

*) Die bauliche Einrichtung so vieler älteren , wenn auch größeren, Anstalten, übergehe ich hier mit Stillschweigen, da, so weit sie mir bekannt sind, keine derselben in irgend einer der wichtigsten Beziehungen den Forderungen entspricht, die man gegenwärtig an dergleichen Institute zu machen berechtigt ist; wie denn in diesem S inne beyspielsweise die berühmte Anstalt zu Aversa genannt werden kann, die man so lange in gleicher Weise -wie die zu S a ­ ragossa nach Hörensagen gepriesen und immer wieder gepriesen hat, bis endlich genauere Nachrichten uns belehrten, wie wenig dort besteht, was so großes Lobes werth ist, so wie denn auch der von Dr. Dominico Gualandi in seinem Osservazicni sopra il celebre Stabiliamento iVAversa, Bologna >823. mitgetheilte G rundriß der Anstalt uns eine Einrichtung vergegenw ärtigt, die fast in allen ihren Theilen mangelhast und verwerflich ist. — Außer diesen älteren Anstalten bestehen aber auch in Deutschland einige neue, für welche man gleich wie für die zu Siegburg schon vorhandene Gebäude benutzte, unter welchen die zu Leibus in Schlesien, die

zu Hildesheim im Königreich Hannover und die zu Winnenthal im Königreich Würtemberg vorzüglich genannt zu werden verdie­ nen. Wenn aber auch, nach vorläufigen Nachrichten, die gegebe­ nen Lokalitäten hier überall auf eine sehr zweckmäßige Weise benutzt worden und diese Anstalten alle mit auszeichnenden Vor­ zügen geschmückt sind, so könnte doch für den Zweck dieser Schrift eine Beschreibung ihrer baulichen Einrichtung nicht dienen, falls mir solche selbst bekannter wäre, als es hinsichtlich der beyden ersteren wenigstens der Fall ist.

Vi e r t e s

Kapitel.

Hauptbestimmungen, welche man bey der innern Einrichtung und Raumrintheilung von Irrenanstalten, welche Form man auch wählen mag, zu berücksichtigen hat. — Ueber die angemessenste Classification der Kranken und welche Abtheilungen in baulicher Hinsicht hienach nöthig werden. Ob eine besondere Abtheilung für Reconvalescenten noth­ wendig oder zweckmäßig sey? wovon das Gegentheil behauptet wird.

Welche Form für die Anstalt man aber auch wählen möge, so sind hinsichtlich der Bauart, innern Einrichtung und Raumvertheilung gewisse Grundsätze im Auge zu behalten, die ich folgendcrmaaßen glaube bestimmen zu dürfen: 1) Die Gesammtheit der Gebäude muß den Character der Solidität, Einfachheit und so viel möglich der Heiterkeit an sich tragen; man soll dadurch weder an ein Schloß, noch an ein Kloster, noch an eine Fabrikanstalt, und am wenig­ sten an eine Zwangsarbcitsanstalt erinnert werden, sondern die Bauart soll durchaus der eines anständigen bürgerlichen Wohnhauses gleichen, und diesem muß daher auch die Höhe der Stockwerke, die auch in dem obern Stockwerk nicht unter eilf Fuß seyn darf, die Höhe und Breite der Fenster, in so weit nicht in Bezug auf Sicherheit, bey einzelnen Theilen des Gebäudes eigenthümliche Formen erheischt werden, die Gestalt der Thüren, und so alles übrige entsprechen. Das Ganze gleiche einem großen Kurhause, an einem Brunnenorte, das nicht durch Pracht des leidenden Zustandes seiner Bewohner zu spotten scheint, wahrend ' essen einfache Anmuthigkeit, Heiterkeit und Gemächttchkeu «veralt davon zeugen, wie mau darauf bedacht gewesen ist, dein unglücklichen Kranken die Zeit, während deren er sich getrennt von den Seinigen, einer lang­ wierigen Kur unterwerfen muß, so viel möglich zu erleichtern.

2) Sämmtliche Kranke beyder Geschlechter müssen nach Maaßgabe des mehreren oder minderen Einflusses der Krank­ heit auf ihr sittliches Verhalten und nach dem hiedurch gege­ benen Grade ihrer Fähigkeit oder Unfähigkeit R uhe, Rein­ lichkeit, Anstand, Ordnung zu beobachten, gegebenen V or­ schriften nachzuleben, sich zweckmäßig zu beschäftigen u. bergt, m., so wie nach der durch diese Verschiedenheit bedingten Art der ärztlichen Behandlung, strenge auseinander geschieden, in ge­ wisse Hauptklaffen getheilt und die hiernach Zusammengehöri­ gen in besonderen Abtheilungen der Gebqude untergebracht werden. — Außerdem müssen in denjenigen dieser Abtheilungen, die den ruhigern und sittsamern Irre n bestimmt sind, noch Unterabtheilungen eingerichtet seyn, damit die Kranken aus den untern Standen von den Kranken aus den gebildeten Ständen geschieden werden können, und auch hier muß noch eine Zwischenstufe für wohlhabendere Gewerbsleute u. s. w. bestehen. 3) Nach M aaßgabe wie die einzelnen Abtheilungen schwe­ rer oder leichter leidenden Kranken bestimmt sind, ist ihre innere Einrichtung auf größere Sonderung der einzelnen K ran­ ken oder auf ein mehr gesellschaftliches Zusammenleben be­ rechnet. 4) Die Wohnzimmer sind durchgehende von den Schlaf­ zimmern getrennt, so daß für alle Kranke, die nicht bettlä­ gerig sind, die Schlafzimmer nur zu Schlafenszeit geöffnet werden. I n wie fern die den schlimmsten Kranken bestimmten Gemächer eine Ausnahme hievon machen dürfen, wird sich unten näher ergeben. 5) Die W ärter wohnen und schlafen mit den Kranke» in denselben Räumen, mit Ausnahme der für die schlimmsten Kranken bestimmten Abtheilungen, wo die W ärter eigene Schlafzimmer erhalten oder in den Corridors vor den K ran­ kenzimmern schlafen. 6) Vor den den Kranken bestimmten Zimmerreihen, erstrecken

hinlänglich breite, Helle C orridors, in denen sie auf« und abgehen können. Wo die Gebäude der Anstalt mehrere Quadrate bilden, welche Hofräume einschließen, sind die Corridvrs gegen die Hoffctfe, die Zimmer gegen die äußere Seite gerichtet. Nirgends befinden sich doppelte, einander gegen­ über liegende, Zimmerreihen, mit dazwischen hinlaufenden, nur durch geborgtes Licht, erhellten Corridors. 7) Durchgehends muß die Einrichtung so getroffen seyn, daß unruhige, lärmende Kranke, solche näm lich, die darum n o c h nicht in die Abtheilung der Tobsüchtigen gehören, nicht unter oder über solchen wohnen, die sie durch ihren Lärm be­ lästigen könnten.. 8) Alle einzelne Krankenabtheilungen müssen so von ein­ ander geschieden seyn, daß keine A rt von Verkehr zwischen den Bewohnern derselben statt finden kann. Zugleich aber muß für das Beamtenpersonal der Uebergang von einer Abtheilung in die andere möglichst leicht und ungehemmt seyn. — Eine hinreichende Anzahl Treppen führen zum zwey­ ten Stockwerke hinauf. Diese sind bequem, von sanfter S te i­ gung, mit Ruheplätzen an ihren Wendungen, von hinlängli­ cher Breite für das Führen der Kranken, wo solches nö­ thig ist, und für den Transport von allerley Utensilien, gegen die Möglichkeit des Ueberstürzens über die Seitenlehnen ge­ sichert und gut erhellt. — Die Wohnungen der Oberw ärter und OberwLrterinnen müssen sich in der M itte der männli­ chen und weiblichen Krankenabtheilungen und an solchen S te l­ len befinden, die für die von ihnen zu führende Aufsicht am gelegensten sind. 9) Alle zu gemeinschaftlichem Gebrauch» bestimmte Lokale und Institute, die sich auf Behandlung und Verpflegung be­ ziehen, müssen so viel möglich so gelegen seyn, daß sie von allen Krankenabthcilungen gleich leicht erreicht werden kön­ nen ; so z. B. Kirche, B ader, Leichenkammer, Sectionözimmer, Koch- und Waschküche, Magazine, Dorrathskammern

s. w. Ebenso müssen die Wohnungen des Verwalters, das Verwaltungsbürcau, die Wohnung des zweyten Arztes und des ärztlichen Assistenten gelegen seyn. 10) Dagegen müssen die der Oekonomie bestimmten Lo­ kale, die Wohnung des OekonomS, so wie des zur Oekonomie gehörigen Personals, die Ställe für Kühe und Pferde, die Remisen, Scheune, die Schreiner- und Schneiderwerkstätte n. s. w. mehr nach Außen gelegen seyn; gleich wie auch die Wohnung des Direktors eine freyere, ruhigere, abgeschiedenere Lage erhalten muß. Nach Vorausschickung dieser allgemeinen Bestimmungen ist es erforderlich, daß mit etwas größerer Ausführlichkeit der Bertheilung der Räume für die verschiedenen Zwecke der Anstalt gedacht werde, zumal in Bezug auf eine solche Sonde­ rung der Kranken in verschiedene Klaffen, wie ihr jedesmali­ ger Zustand sie nothwendig macht, indem in der zweckmäßigen Einrichtung einer Irrenanstalt in dieser Beziehung, nämlich in Beziehung auf die Bestimmung der Krankenabtheilungen, gemäß dem, Behufs der Behandlung, ermittelten Bedürf­ nisse^ auf das richtig getroffene räumliche Verhältniß dieser ein­ zelnen Abtheilungen und auf deren Vortheilhaft bestimmte ge­ genseitige Lage zu einander, einer ihrer allerwichtigsten und über ihren Werth in großem Maaße entschiedensten Vorzüge besteht, so daß man daher bey der Gründung neuer Institute dieser Art hierin gewiß nicht zu umsichtig zu Werke gehen kann. Der leitende Grundsatz, nach welchem bey der Eintheilung der Kranken in einer Irrenanstalt im Allgemeinen verfahren werden muß, ist oben schon ausgesprochen worden, und ich muß hier nur noch hinzufügen, daß das Wichtigste bey diesen Bestimmungen die gehörige Ausscheidung, Trennung und Schichtung der schlimmeren Kranken nach Maaßgabe ihrer psychischen Krankheitsäußerungen in Bezug auf äußeres Ver­ halten ist, insofern sie nämlich andern gefährlich, üachtheilig oder lästig zu werden drohen, während noch so große anderm.

wekige Verschiedenheiten in der Form des Jrreseyns, wenn diese nur mit einem übrigens harmlosen und anständigen Ver­ halten gepaart ist, keinen Grund zu einer besondern Schei­ dung geben darf, indem durch die Gemeinschaft solcher Kran­ ke« miteinander weder das Heilverfahren noch die Hausord­ nung jemals irgend eine wesentliche Störung erleiden wird. Bey jeüer Scheidung von Kranken aber, deren Jrrescyn sich durch einen, wenigstens objectiv, schlimmeren Character auszeichnet, geht unsere Absicht eines Theils dahin, zu verhü­ ten, daß solche sich selbst oder andere Kranke oder ihre Wär­ ter mißhandeln und verletzen, daß der Reinliche durch den Unreinlichen, der Ruhige durch den Unruhigen, der Harm­ lose durch den Boshaften belästigt und gekränkt werde. Fast «och wichtiger ist jedoch für uns dabey die Beschränkung der Verbreitung von tobsüchtiger Aufregung, von ausgearteten Leidenschaften und Affecten und unsittlichen Neigungen und Gewohnheiten, denen diese Unglücklichen so häufig unterwor­ fen sind, auf andere Kranke, indem eine in den meisten I r ­ renanstalten nur zu häufige Erfahrung lehrt, wie verderblich dergleichen Individuen mittelst Uebertragung der Anregung durch den Eindruck auf die Sinne, durch Beyspiel it. s. w. auf viele ihrer Genossen, die durch eigene verwandte krankhafte Stim­ mung schon die höchste Empfänglichkeit dafür nähren, einzuwir­ ken pflegen. Da nun hinsichtlich des höchst schädlichen Ein­ flusses, den solche Kranke gegenseitig aufeinander auszuüben vermögen, so wie hinsichtlich der Nothwendigkeit einer mög­ lichst wirksamen Verhütung desselben, kein Zweifel obwalten kann und eben so wenig darüber, daß solche schädliche Ein­ wirkungen durch kein anderes Mittel als durch eine gehörige Trennung der also krankhaft Disponirten, von denen, welche einen solchen Einfluß auf sie ausüben können, zu erzielen seyn wird, so ergeben sich als nothwendig gewisse Eintheiluugen, die durch die Verschiedenheit der Krankheitöäußeruugen des einen Theils und durch die Verschiedenheit der Empfänglichkeit des

andern Theils bestimmt werden. Doch wird man bey diesen Scheidungen und Einthcilungen immer nur einige Hauptmodificationen im Auge behalten u n d , um nicht eine allzugroße Complication in den O rganism us der Anstalt zu bringen, die Abgrenzung so bestimmen müssen, daß der Zweck im Wesent­ lichen erreicht werde, ohne daß durch eine zu genaue Berück­ sichtigung von weniger erheblichen Momenten die Sache un­ ausführbar gemacht werde. Hiernach nun glaube ich, daß folgende Hauptabthcilungen für jedes der beiden Geschlechter zu bestimmen seyn dürften. E rs tlic h eine Abtheilung für die an M anie leidenden oder sonst zerstörungssüchtigen und zu plötzlichen und gefähr­ lichen Angriffen au f andere dispontrte Kranke. I n so ferne aber bey weitem nicht alle solche Kranke lärmend sin d , die übrigen Irre n jedoch am meisten durch d ie , oft viele Tage und Nächte hintereinander, schreienden, brüllenden und krei­ schenden Kranken belästigt und nach Umstande« aufgeregt wer­ den, so wird für diese M odifikation von I rr e n z w e i t e n s eine Abtheilung erfordert, welche die Schreisüchtigen aufnimmt, eines der wichtigsten Requisite der Anstalt, wobey es erforderlich ist, daß dieselbe so gelegen und gebaut sey, daß der Schall sich von derselben aus so wenig wie mög­ lich über die andern Theile des Instituts zu verbreiten vermöge. D r i t t e n s eine Abtheilung für die vorübergehend an hohen G raden von Blödsinn leidenden Kranken, (denn an angcborncm oder in Folge vorhergegangener Krankheit chronisch und fir gewordenem Blödsinne leidende Kranke gehören nicht in eine Heilanstalt). Diese Abtheilung kann sich ohne S cha­ den für die K ran k en , denen sie bestimmt is t, bey übrigens strenger Scheidung, zunächst an die erste Abtheilung anschlie­ ßen und es können mit diesen Blödsinnigen auch diejenigen unreinlichen Kranken vereinigt werden, die nicht in die erste und zweyte Abtheilung gehören. V i e r t e n s muß eine besondere Abtheilung bestehen, für

die zwar nicht kn die drei vorhergehenden Abtheilungen gebörigen, aber doch noch tiefer erkrankten Ir r e n ; nämlich theils für die noch in einem höheren Grade wahnsinnig aufgeregten, die ihren Zustand auf eine für andere vorzüglich belästigende Weife kund geben, z.B. durch gewisse unabläßig wiederholte Ge­ stikulationen oder Worte, durch anhaltendes Schwatzen, Declamiren, Singen, Umhergehen it. f. w., wozu auch alle entschieden widerspenstige, tückische, boshafte, sittenlose, unzüchtige Kranke gehören; theils für die tief Schwcrmnthigen oder Melancho­ lischen , die durch ihr Verhalten einen nachtheiligen Eindruck auf andere, zu einer ähnlichen Verstimmung disponirte, Kranke zu machen im Stande sind, oder die wegen ihrer Neigung zum Selbstmord eine sorgfältigere Bewachung erheischen. Füglich werden solche Schwermüthige auch in dieser Abthei­ lung noch, um der ihnen zu widmenden strengeren Aufsicht willen, einige ihnen besonders gewidmete aneinanderstoßende Zimmer angewiesen erhalten, obwohl sie übrigens um so mehr nlit den oben erwähnten aufgeregten Kranken in eine Haupt­ abtheilung zusammen gebracht werden können, da sie in ihrer Concentration auf sich selbst, weder Schaden noch Belästigung von denselben in irgend einem bedeutenden Grade zu erfah­ ren im Stande sind. Doch versteht es sich von selbst, daß hier nicht. von den an geringeren Graden von Schwermuth leidenden Irren die Rede ist, da diese schon in die nächste höchste Abtheilung gehören. Nachdem nun solchergestalt für die Unterbringung aller bisher erwähnten Modifikationen von Irren in vier verschie­ dene Abtheilungen gesorgt ist, vereinigt f ü n f t e n s eine letzte Abtheilung sämmtliche übrige der Anstalt zur Behandlung übergebene Individuen in sich, und zwar mögen solche an was immer für einer Art von Irreseyn leiden, mögen sie erst vor Kurzem oder schon lange erkrankt seyn, mögen sie der Reconvalescenz nahe stehen oder selbst bereits als geheilt be­ trachtet werden, oder mögen sie noch sehr ferne von diesem

Ziele und vielleicht sogar schon als unheilbar anzusehen seyn, immer gehören sie dieser Abtheilung a n , wenn sie nur fähig sind sich friedlich und anständig zu betragen, die Gesetz, des Hauses zu beobachten, sich vorschriftsmäßig zu beschäftigen und zugleich von krankhaften Eigenheiten solcher A rt frey sind, durch welche die andern Bewohner dieses Theiles der An­ stalt wesentlich belästigt werden könnten. Nothwendig aber muß auch dafür gesorgt seyn, daß die Kranken aus den höher« und gebildetem Ständen , welche sich in den untern Abtheilungen mit den Kranken aus den untern Ständen mehr oder weniger vereinigt befinden, indem bey der Beschaffenheit ihres Leidens eine strenge Scheidung dort weder möglich noch erforderlich ist und die daher selbst noch in der vierten Abtheilung nur den Vorzug von etwas besser eingerichteten Zim m ern, einer bessern Kost und einer specielleren W artung genießen, in dieser fünften Abtheilung ein besonderes Revier angewiesen erhalten, in welchem sie ver­ einigt leben und wo die gewohnten Annehmlichkeiten des Le­ bens in W ohnung, G eräthe, Kleidung, Unterhaltungsmitteln u. s. w., wenn auch mit Mäßigkeit gewährt, ihnen wieder zu Theil werden, indem der Zustand solcher Kranken durchaus erheischt, daß der S itte und dem persönlichen Gefühl in die­ ser Beziehung Genüge geleistet werde. Zugleich muß man dahin sehen, daß die mehr zusammen paffenden Kranken so wie die Neconvalescenten so viel möglich Stubengenoffen oder doch Stubennachbaren werden und hat diese Rücksicht auch bey den schon in größeren Räumen vereinigten Bewohnern dieser Abtheilung aus den untern Ständen im Auge zu be­ halten , ohne daß man sich doch hier so genau wie dort an diese Regel zu binden braucht, da eine Vernachläffigung der­ selben bey den auf einer niedrigern Bildungsstufe stehende» Kranken insgemein weniger beachtet wird. Nicht unwahrscheinlich wird hier die Frage aufgeworfen werden, ob denn für die Trennung der Rekonvalescenten gar

nicht zu sorgen sey und ob nicht gerade diese, vor allen übri­ gen, in eine besondere strenge geschiedene Abtheilung vereinigt werden sollten. Denn bekanntlich ist vorzüglich auf diese Scheidung in den Irrenhäusern von manchen Seiten mit gro­ ßem Eifer gedrungen worden, indem man eS nicht nur als etwas Unerträgliches schilderte, daß Wiedergenesende ferner mit Wahnsinnigen zusammen leben sollten, sondern von einem solchen Zusammenleben entstehende Rückfälle als etwas we­ nigstens sehr zu Befürchtendes wenn nicht Unvermeidliches an­ sah, so daß, wie ich schon oben angeführt, selbst manche I r ­ renärzte der Meinung waren, daß, weitn es auch gebieterische Umstände fordern sollten, einen Kränken in eine Irrenanstalt zu bringen, man doch bey dem ersten Anscheine der Besserung nicht genug eilen könne, ihn wieder hinauszunehmen. Diese Vorstellungen nun, finde ich mich veranlaßt, nach den Ergebnissen unzweifelhafter Beobachtung, ausdrücklich für ein bloßes Hirngespinst der psychiatrischen Theoretiker zu erklä­ ren, dessen Nichtigkeit durch die tägliche Erfahrung in allen Irrenanstalten auf das Überzeugendste dargcthan wird. Diese Erfahrung lehrt nämlich, daß sogar die Scheidung der Re­ konvalescenten und der diesen mehr oder weniger nahe stehen­ den Kranken, von solchen Irren die noch auf eine Art leiden, wodurch ihre Ruhe und ihr Wohlbehagen durch die nähere Ge­ meinschaft mit jenen wesentlich gestört und ihr Gefühl auf man­ nigfaltige Weise ergriffen und verletzt werden kaun, — daß die Scheidung der Reconvalescenten von diesen schlimmeren Kran­ ken, sage ich, durchaus mehr eine Maaßregel der Menschlichkeit als der Nothwendigkeit, behufs der Abwendung einer etwa ihrer Gesundheit drohendest Gefahr oder eines Nückfalles ist. Den» wo einmal die Reconvalescenz unzweifelhaft begonnen hat und bis zu einem gewissen Grade gefördert ist, wird diese durch solche Einflüsse in der Regel nicht mehr gestört und es erreichen dergleichen Reconvalescenten die vollständige Gene­ sung selbst in der ausschließlichen Umgebung von den schlimm-

fleit Kranken aller A rt, und nie habe ich durch solche Ein­ flüsse wirklich Schaden oder gar einen Rückfall entstehen sehen« Oesters habe ich dagegen, wie ich bereits früher zu bemerken Anlaß fand, beobachtet, daß auch die zartesten Organisatio­ nen und Gemüther, aus Mitleid und Interesse für ihre seithe­ rigen Krankheitsgenossen, wenn sie selbst genesend in die oberste Abtheilung versetzt wurden, ohne allen Nachtheil täglich mit jenen in ihren früheren Wohnungen verkehrten und sich zum Theil ein Geschäft daraus machten Trost und Erheiterung in dieselben zu bringen, so daß man nicht verkennen kann, wie das Zusammen« und Fortleben mit Irre n während des Be­ ginnens und der Zunahme der eigenen Recovalescenz, durch die Umstände und die Gewohnheit au f eine Weise unschädlich gemacht w ird, wie solche, denen eigene oder vorurtheilsfreye Beobachtung feh lt, es schwer zu glauben vermögen und daß die Gefahren und Nachtheile, welche diese hier theoretisirend voraussetzen, durchaus nicht bestehen. J a ich bin selbst nach mehreren mir vorgekommenen Beyspielen überzeugt, daß wenn ein anscheinender Reconvalescent, die Nothwendigkeit sich fort­ während noch unter Irre n aufzuhalten allzulebhaft beklagt, und in dieser Beziehung eine zu große Reizbarkeit an den Tag legt, seine Rekonvalescenz noch als höchst zweydeutig zu betrachten ist. Von der Zuläßigkeit eines fortgesetzten Aufent­ haltes von Rekonvalescenten unter Kranken, die sich die­ sem Zustande ebenfalls nähern oder deren Jrreseyn sich auf eine für andere wenig störende Weise äußert, kann daher nach meinem D afürhalten nicht die Frage seyn. Doch noch m ehr: ich bin selbst entschieden der M einung, daß wo in einer I r ­ renanstalt die Abtheilung für die schon gebesserten und sitt­ sameren Kranken gehörig geschieden und eingerichtet ist, eine eigene ausschließlich den Rekonvalescenten gewidmete Abthei­ lung, nicht nur als etwas Ueberflüffiges, sondern in man­ chem Betracht sogar als etwas Zweckwidriges betrachtet wer­ den darf.

Erstlich nämlich, und dies ist wohl das wichtigste Mo­ ment, ist es für das Ganze durchaus nicht angemessen- und heilsam, sondern vielmehr höchst ungeeignet und nachtheilig, wenn fortwährend die Gebesserten und Vernünftigern aus der Masse der Uebrigen, auf dem Wege der Besserung befind­ lichen, Kranken, auf die sie grade jetzt den günstigsten Ein­ stuß ausüben können, — einen Einfluß welchen auch sie in der Regel gerne und mit eigenem Wohlgefühle geltend ma­ chen, — ausgeschieden werden, um sie zu isoliren. Denn grade durch diese Rekonvalescenten wird wenigstens in einem gewissen Maaße dasjenige gewährt, was für eine Irrenan­ stalt eben so wünschenswerth als schwer zu erreichen ist, nämlich die Irren mit einer größern Anzahl geistesgesunder Individuen zu umgeben, — und wahrlich ziemt es uns nicht, diesen großen Vortheil einer unbegründeten Meynung aufzu­ opfern, selbst nicht wenn man es geltend machen w ill, daß auf diese Weise die Rekonvalescenten als M ittel für fremde Zwecke benutzt würden, da ja jeder Kranke in seinem Fort­ schreiten zur Genesung dieselbe Wohlthat erfährt. Zweytens wird die Zahl der entschiedenen Rekonvales­ centen aus jedem einzelnen Geschlechte, und aus je­ dem S t a n d e in Irrenanstalten, die nicht mehr als zwei­ hundert oder noch weniger Kranke zählen, jedesmal nur sehr unbedeutend seyn, und es kann daher eine Jsolirung dieser we­ nigen Individuen, unter denen die Scheidung nach Geschlecht und Stand doch fortbestehen muß, nur auf eine für die mei­ sten drückende und betrübende Weise bewirkt werden, während es zugleich nothwendig wird hier für Beschäftigung^ - und Unterhaltungsmittel doppelt zu sorgen, wenn die Rekonvales­ centen wirklich von ihren vorigen Krankhcitsgenoffen völlig geschieden bleiben sollen*).

* ) Man nehme z. B- dai> Verhältniße in dem sogenannten Gene-

D r i t t e n s endlich ist eine solche Trennung, wenn sie auf eine dem vorgesetzten Zwecke entsprechende Weise bewerk­ stelligt werden soll, schwerlich anders als in einem von dem Mittelpunkte der Anstalt hinlänglich entfernten besondern Ge­ bäude möglich, wobey aber nothwendig die Reconvaleseenten zugleich von dem Mittelpunkte der Aufsicht uud Verpflegung entfernt werden, in welchem Betracht also wieder neue Maaß­ regeln erforderlich sind, wobey kaum mancherley wesentliche Nachtheile zu vermeiden seyn werden. Dieser Schwierigkeit hat man auf dem Sonnenstein dadurch zu begegnen gesucht, daß man dem Geistlichen der Anstalt die Aufsicht über dieses Reconvalescentenhaus, in welchem er auch seine Wohnung hat, übertrug, welches aber ohne Zweifel in so ferne wieder nachtheilig ist, als die Wirksamkeit des Geistlichen dadurch zum größten Theil der Hauptmasse der Kranken entzogen wird, eine Rücksicht, die wenigstens bey der großen und wich­ tigen Thätigkeit, welche die Geistlichen auf der Sicgburger Anstalt zu entwickeln bestimmt sind, hier nicht anders als ent­ scheidend gegen ein solches Auskunftsmittel angesehen werden könnte. Wenn nun die Verkeilung sämmtlicher Kranken jedes Geschlechtes in fünf Abtheilungen nach dem Obigen als ge­ rechtfertigt erscheinen dürfte, so bleibt uns noch übrig die Zahl der Kranken festzusetzen, die im Durchschnitt als ans jede Abtheilung treffend angenommen werden darf, indem sungShause, welches in neuerer Zeit auf dem Sonnenstein in Sach­ sen errichtet worden, wo sich am Schlüsse der Jahre 1827 und 1828 jedes Mal 13 Kranke im Genesungshause befanden, wo­ von im letzten Jahre 8 männliche uud 5 weibliche. Gehörten nun z. B- von diesen letztem eine Reconvalescentin zu der vor­ nehmen Klaffe (und für eine ist nur die Einrichtung getroffen),, eine andere dem Mittelstände und drey der unteren Klaffe an, so läßt sich leicht ermessen, wie wenig diese armen Geschöpfe sich, einer solchen wohlgemeinten Sequestrirung erfreuen konnten.

hiernach das diesen Abtheilungen zu bestimmende Stemmtet* hältniß bemessen werden muß. Indem ich diese Zahlen nach der bisherigen Erfahrung der Siegburger Anstatt annährend anzugeben versuche, muß ich' vorläufig daran erinnern, wie nothwendiger Weise dafür gesorgt werden muß, daß in sämmt­ lichen Abtheilungen, zumal aber in den vier untern, stets eine Anzahl von Räumen mehr disponibel sey, als sich nach der Durch­ schnittsberechnung ergiebt, indem häufig der Fall eintritt, dass eine ungewöhnliche Zahl von Kranken, wenn auch nur vor­ übergehend, von solchen Zufällen ergriffen w ird, welche die Verlegung in eine dieser Abtheilungen für den Augenblick nöthig macht und eine solche Nothwendigkeit niemals irgend eine Verlegenheit herbeyführen darf. Ueberhaupt tritt in die­ sen Anstalten täglich und stündlich daß Bedürfniß solcher Hinund Herverlegungen aus den oberen Abtheilungen in die un­ teren, und umgekehrt ein und es ist ein Haupterforderniß für die ärztliche Behandlung, daß diese immer schnell und leicht bewirkt werden könne. In einer Anstalt, welche zweyhundert Kranke aufnehmen soll, würde man hienach annehmen dürfen: 1) für die erste Abtheilung zehn bis zwölf Kranke 12 2) für die zweite Abtheilung zehn bis zwölf Kranke 12 3) für die dritte Abtheilung zehn bis zwölf Kranke 12 4) für die vierte Abtheilung vier und vKrzig bis vier und fünfzig Kranke.............................. . 5 4 5) für die fünfte Abtheilung hundert und zehn Kranke. . . . . . . . . . . . . . lis t Summa . 200 *). #) Auch in der fünften Abtheilung muß übrigens noch Raum für die Aufnahme von wenigstens zehn bis fünfzehn Kranken mehr als die angegebene Zahl seyn, so daß also die Anstalt im Ganzen für 215 Kranke Raum hat, da theils auch diese Abtheilung immer im Stande seyn muß, eine zufällig größere Zahl aus den untern

Bey dieser Feststellung sind männliche und weibliche Kranke zusammengerechnet worden, weil das Verhältniß derselben zu ein­ ander in verschiedenen Gegenden zu sehr von einander abweicht, als daß in dieser Beziehung füglich etwas Allgemeingültiges festgesetzt werden konnte. Nach dem Ergebniß der tabellarischen Aufnahmen sämmtlicher Irre« in den Rheinprovinzen im Jahre 1824 ist für die hiesige Anstalt das Verhältniß von 3/ 5 männ­ licher Kranken zu 3/ s weiblicher angenommen und diese An­ nahme allen getroffenen Einrichtungen zum Grunde gelegt wor­ den. Nach den Aufnahmen in den ersten sechs Jahren, schien es, als ob selbst hiemit das Verhältniß der männlichen Kran­ ken zu den weiblichen noch zu niedrig angenommen wäre, in­ dem die Zahl der weiblichen Kranken kaum mehr als ein Drittheil der Gesammtzahl ausmachte; nach dem Ergebniß der letzten Jahre näherte sich aber dennoch das Verhältniß allmLhlig etwas mehr der ursprünglichen Annahme.

Abtheilungen aufzunehmen, theil- die Frequenz der Anstalt un­ möglich in so engen Grenzen beschränkt gehalten werden kanndaß solche die Normalzahl nicht zuweilen um mehrere Individuen; überschritte.

Fünftes

Kapitel.

Beschreibung einer mit Beobachtung der aufgestellten Grundsätze eingerichteten Anstalt, von mehreren Quadraten, nach ihren einzel­ nen Theilen. Beschreibung der Lokalitäten, welche den drey untern Krankenabtheilungen bestimmt sind. Erörterung über die zweckmäßig­ ste Fensterverwahrung in denselben-

W ir gehen jetzt zu den Erfordernissen der baulichen so­ wohl als der übrigen innern Einrichtung jeder einzelnen der fünf Abtheilungen der Anstalt über, die nach den obigen Erörterungen zur Unterbringung der Kranken nach Maaßgabe ihres verschiedenen Zustandes bestehen sollen und wollen ver­ suchen durch eine genaue Beschreibung dieser Einrichtung, mit gleichzeitiger fortschreitender Hinweisung auf den Taf. I. ge­ gebenen skitzirten Grundriß einer nach den aufgestellten Grund­ sätzen projectirten Anstalt dem Leser unsere Idee möglichst an­ schaulich zu machen. Einrichtung der ersten Abtheilung, welche den Kran­ ken bestimmt ist, die an Tobsucht und dieser verwandten Zu­ stände leiden und die dabey durch anhaltendes Schreyen, Ru­ fen und sonstigen Lärm lästig werden. Hiebey sind die im Auge zu behaltenden Hauptrücksichten folgende: 1) Die Sicherstellung des Kranken vor Selbstverletzung. 2) Die Sicherstellung der übrigen Kranken dieser Abthei­ lung und der Wärter in denselben, vor den gewaltthätigen und boshaften Handlungen des Kranken. 3) Die Beschränkung des nachtheiligen Einflusses, den die kranken Bewohner dieser Abtheilung gegenseitig durch man­ nigfaltige Einwirkung auf einander auszuüben vermögen.

4) Die Zerstörungssucht der Kranken an den Gemächern und dem Geräthe in denselben unwirksam zu mächen. 5) Die Erhaltung der Reinlichkeit und die leichte und schnelle Wegräumbarkeit alles hier fortwährend so vielfältig erzeugten Schmutzes und Unflathes. 6) Die Gewährung von stets reiner Luft, mäßiger Wär­ me, hinlänglichem Lichte und von einem solchen Grade von Heiterkeit der Wohnung, wie unter den gegebenen Bedingun­ gen nur immer erreichbar ist. 7) Die Möglichkeit, jedem Kranken in seinen ruhigern Stunden und Tagen außer seinem Zimmer so viel Raum zu freyer Bewegung und so viel Gemüthserheiterung zu gewäh­ ren, wie mit seinem Zustande verträglich ist. 8) Die stete Beaufsichtigung und Beobachtung jedes ein­ zelnen Kranken. Die hier aufgestellten Bedingungen werden durch folgende Einrichtung erreicht: Wie schon früher bemerkt, sind die diesen unteren Klassen bestimmten Gebäude nur einstöckig; daher liegen die Zimmer*) der Kranken durchgängig zur ebenen Erde und öffnen sich alle auf einen gemeinschaftlichen breiten Corridor oder Vorfaal. Erste Taf. A. und B. l. II. III. Jeder Kranke hat sein eigenes Zimmer, welches ihm zu­ gleich zum Wohn- und Schlafzimmer dient. Ebendaselbst d. d. d. Diese Zimmer sind eilf Fuß tiefe, zehn Fuß breite und und dreyzehn Fuß hohe Räume, deren Wände bis auf die

*) Wie groß die Zahl der Zimmer in dieser Abtheilung für jedes Geschlecht insbesondere sey» muß, ergiebt sich, wie schon gesagt, auS dem Verhältniß der in jedem Lande oder jeder Provinz zu erwartenden Zahl männlicher oder weiblicher Kranke», welche die Anstalt aufnehmen soll-

Höhe von sechs Fuß von dem Fußboden aufwärts mit Traß bekleidet, fleißig abgeglättet und dann bis zu dieser Höhe mit einem marmvrirten Anstreich von Oelfarbe bekleidet, damit sie eines Theils durch ihre große H arte gewaltsamen Derlezzungen Widerstand leisten, und andern Theils bey statt fin­ dender Beschmutzung sogleich wieder abgewaschen und auf diese Weise gereinigt werden können. D er obere Theil der W ände erhält, so wie die Decke des Zimmers, einen weißen Anstrich. Die Scheidewände der Zimmer find anderthalb Fuß dick. Der Fußboden ist mit zwey Zoll dicken und sechs Zoll breiten ineinandergefügten Eichenbohlen gedielt, die zuvor mit kochen­ dem Leinöl getränkt und dann mit brauner Oelfarbe ange­ strichen sind, und hat gegen die Seite nach dem Corridor zu eine Senkung, die im Ganzen drey Zoll beträgt, damit das zu dem Reinigen der Zimmer gebrauchte Wasser durch die in den Corridor sich öffnende Thüre einen leichten und schnellen Abfluß finde und der Fußboden, der ohnehin wegen des An­ striches kein Master einläßt, nach dem jedesmaligen Abwaschen um so schneller wieder trockne. D as untere Ende der Wände ist mit einer zehn Zoll ho­ hen eichenen Fußleiste bekleidet, damit sie beym Schauern der Zimmer nicht beschmutzt werden und um so weniger das W as­ ser bey häufiger Benetzung in sie dringe. Die T hüre, aus vorzüglich starken Meyzölligen Eichendielen gezimmert und in einem Geschränkt von eichenen Balken mittelst in diesen ein­ gesenkten, nicht vorspringenden Charnierbändern eingehängt und ganz g la tt, öffnet sich von dem. Corridor einwärts nach dem Zimmer zu und hat ein an der äußern Seite angebrach­ tes und nur von Außen mittelst eines Schlüssels zu öffnendes und zu schließendes deutsches Schloß, so daß dieselbe, indem sie zugleich gegen die Zimmerseite ohne allen Vorsprung in das Geschränke eingefügt ist, dem Kranken eine völlig ebene F lä­ che darbietet, au der er daher keine Handhabe findet und

gegen die e r , eben weil die Thüre (Ich nach Innen öffnet, er mag dagegen anstürmen wie er will, nichts vermag*). Der Thüre gegenüber ist in einer für den Kranken un­ erreichbaren Höhe von beynahe neun Fuß über dem Fußbo­ den und einem Fuß unter der Decke das Fenster angebracht, welches dem Zimmer das Licht giebt. D er Rahmen desselben hat zwey Fuß Höhe und fünf Fuß Breite und ist genau an dem obern D rittheil seiner Höhe mittelst eiserner Charniere und dadurch gehende starke Wurfbolzen also ttt der Fen­ steröffnung aufgehängt, daß es vermittelst einer S nur, die in der M itte der obern Leiste des Fensterrahmens befestigt und über mehrere Rollen an der obern Zimmerdecke hinlau­ fend durch eine Oeffnung in der gegenüber stehenden W and in den Corridor geführt, von diesem a u s , wo sie bey ihrem A ustritt aus der W and noch einmal über eine Rolle lä u ft, geöffnet werden kann, indem es sich einigermaaßen horizontal stellt und in dieser S te llu n g : durch das Befe­ stigen der in einer Schleife endigenden Schnur an einen hochstehenden Hacken erhalten w ird , sobald man die Schnur aber lo släß t, von selbst wieder zufällt. Die Vortheile welche diese Einrichtung gewährt, erhellen leicht, da durch die­ selbe für Licht und für die Möglichkeit der Lufterneuerung vollkommen hinreichend gesorgt ist, ohne daß der Kranke das Fenster zu erreichen vermag und ohne daß der W ärter, um *) W arum R o l l e r a. a. O . p. 103 ausdrücklich v er la n g t, daß in den Abtheilungen für die schlimmeren Kranken die Thüren sich nach dem Corridor öffnen sollen, vermag ich nicht einzusehen, indem mir vielmehr die größere Zweckmäßigkeit der entgegengesetz­ ten Einrichtung nicht zu bezweifeln scheint, zumal da der Kranke, weil alles Geräth in seinem Zimmer unverrückbar is t , nichts be­ sitzt, um die Thüre zu verbarrikadipen als allenfalls seine eigene gegen dieselbe gestemmte P e r s o n , die aber jedesmal durch ein paar andere starke Personen leicht wegzuschieben ist-

das Fenster zu öffnen, das Zimmer deS Kranken zu betreten und sich den Angriffen desselben während dieses Geschäftes auszusetzen braucht. Nur muß derselbe genau dahin sehen, daß der Theil der zum Aufziehen der Fenster dienenden Schnur, der in den Corridor reicht, nie so tief hinabhänge, daß ein im Corridor besinnlicher Kranker solche fassen und mißbrau­ chen könne, daher der Wärter auch zur Anheftung der Schleife mit einer leichten in der Geräthekammer (c) aufbewahrten Leiter versehen seyn muß, deren er, wie wir sehen werden, auch noch z'.V'anbmt Zwecken bedarf. Ein großer Vortheil den die hochstehenden Fenster in diesen Krankenabtheilungen gewähren, wenn sie, wie hier an­ genommen , im Erdgeschosse liegen und die Fenster sich gegen einen geschloffenen, mit hinlänglich hohen Mauern umfange­ nen Hof offnen, ist auch noch der, daß man dabey keinen weitern Schutz von eisernen Gittern oder bergt, m. bedarf, da der Kranke ohne außerordentliche M itte l, die ihm in sei­ nem Zimmer, worin er nur in einer hinlänglichen Entfernung von dem Fenster unverrückbar befestigtes Geräthe hat, fehlen, dieses nicht erreichen kann, und wenn er es einmal, bey sich ihm zufällig darbietenden Mitteln, während es offen steht, er­ reichen sollte, doch bey einem versuchten Hinausspringen sich kaum bedeutend verletzen, noch weiter als in den geschlossenen Hofraum entkommen kann. Dagegen kann man da, wo die Fenster niedrig stehen, wie z. B. in der Anstalt zu Rouen, der stärksten Berwahrungsmittel nicht entbehren, die man auch in der Privatanstalt zu Vanves findet, wo sie von aus­ sen in einer starken Persienne, von innen in einem höl­ zernen Laden bestehen, in dessen Dicke Riegel angebracht sind, die, nachdem man sie zugeschoben hat, noch vermittelst eines sehr massiven Schlüssels so tief hineingeschoben werden, daß sie der Kranke nicht fassen kann, bey welcher Vorrichtung indessen, wie man sieht, der Ir r e entweder im Dunkeln sitzen muß oder das Fenster völlig unverwahrt bleibt.

UebrigcnS ist noch zu erinnern, erstlich, daß die gegen das Zimmer gekehrte Seite des Fensters mittelst eines starken, doch nicht zu dichten, Drahtgeflechtes gegen Zertrümmerung der Scheiben durch W u rf, wozu schon eine Kruste Brod hin­ reichen würde, wozu der Kranke aber auch sein Eß- und Trinkgeschirr oder seine Schuhe benutzen könnte, gesichert ist; zweytens, daß an dem Fensterrahmen nach innen zu, oben, unten und zur Seite, einige starke eiserne Wirbel angebracht sind, um mittelst derselben einen das ganze Fenster bedeckenden vollen hölzernen Laden befestigen und auf diese Weise das Zimmer verdunkeln zu können, wenn der Zustand des Kranken es erheischt, und der an der Aussenseite befind­ liche und von außen zu verschließende Fensterladen, welcher durch die Witterungseinflüsse so leicht rißig und undicht wird, dazu nicht hinreicht * ) ; d r i t t e n s , daß sich die Mauer unterhalb dem untern Rande der Fensteröffnung auf zwey Schuhe abwärts allmäh­ lich abgeflacht verläuft, damit das Licht desto freyer einströ­ men kann, so jedoch, daß, wo die Abnahme der Mauer auf­ hört, keine scharfe Ecke bleibt, die dem Kranken zum Anhalt dienen könnte, um an das Fenster hinaufzuklettern. Auch hier sehe ich mich genöthigt gegenRoller (a. a .O . S . 101) zu bemerken, daß die hochstehenden, unter der Decke angebrachten Fenster, wenn sie die von mir angebrachte Höhe und Breite haben, und dadurch in einem richtigen Verhält­ nisse zu den zu erleuchtenden Räumen stehen, diese keineswegs, *) I n der Anstalt Sachsenberg, wo die derselben Gattung, von Kran­ ken bestimmten Zimmer eben so wie die in Siegburg eingerichtet worden sind, wird, wie eS in der oben angeführten Beschreibung dieser Anstalt heißt, die Verdunkelung durch einen leichten, aus Blechtafeln construirten, hinauszuschiebenden und wieder herabzu­ lassenden Fensterladen bedeckt, worüber, falls diese Art der Ver­ dunkelung leichter zu bewerkstelligen ist als auf die oben angege­ bene Weise, eine genauere Angabe zu wünschen gewesen wäre.

wie behauptet w ird, düster und unfreundlich machen, son­ dern daß solche dabey alle Helligkeit, die man ihnen wün­ schen kann und, auch in dieser Beziehung, die erforderliche Heiterkeit behalten. Dieses beweisen die Räume in der Sieg­ burger Anstalt, so wie auch die Irrigkeit der Behauptung (ebendaselbst S. 100), daß die Drathgeflechte an der innern Seite der Fenster die Raume dunkel machten und dennoch den beabsichtigten Schutz nicht gewährten. Zwar verhindert das Drahtgeflecht die Zertrümmerung der Scheiben nicht gänz­ lich; daß es aber genug leiste, wird jeder zugeben, wenn ich versichern kann, daß während der neun Jahre des Beste­ hens der Siegburger Anstalt in den Raumen, wovon hier die Rede ist, keine zwölf Scheiben durch die Irren gewaltsam zertrümmert worden sind. — Dagegen zeigt sich der von R o l ­ ler gemachte Vorschlag, die der H e l l ig k e i t und Heiter­ keit wegen niedriger gestellten und nicht mit Drathgeflechte« versehenen Fenster durch hölzerne ganze Fensterladen zu ver­ wahren , wodurch die Räume nun ganz finster werden, schon dadurch als ungeeignet, „daß man, wie gesagt wird, die „Kranken nun, mit Ausnahme der seltnen Fälle und kurzen „Zeiträume, wo man es für zuträglich erachte, sie im Dunkeln „zu halten, bey Tage in angrenzende Säle und Höfe oder „in «in Authenriethsches - Zimmer bringen oder sie auf einen „Zwangstuhl setzen soll," indem daraus hervorgeht, daß die Räume durch die vorgeschlagene Fenstereinrichtung gradezu für ihren Zweck unbrauchbar werden. — Doch hat man auch, und namentlich E s q u i r o l , die niedrigstehenden, tiefherabreichenden Fenster darum empfohlen, weil sie das Mittel dar­ böten, sich rasender Irren, wenn es nöthig würde, in ihren Zellen leichter zu bemächtigen, indem dann, während einige Wärter des Kranken Aufmerksamkeit an der Thürseite zu be­ schäftigen suchten, einige andere, ihm unbemerkt, von hinten durch das Fenster in seine Zelle eindringen und ihn ohne Ge­ fahr fassen könnten. — Wenn man aber erwägt, wie selbst

in größeren Irrenanstalten kaum im Verlauf mehrerer Jahre einmal ein Kranker vorzukommen pflegt, wegen dessen nöthig werdender gewaltsamer Ergreifung man in eine dringendere Verlegenheit gcräth, und wie dann in der Regel ein Paar handfeste und gewandte W ärter, indem sie den günstigen Au­ genblick abwarten, mit offner Gewalt in wenigen Augenblicken den Zweck auf's vollkommenste zu erreichen vermögen, so weiß man wahrlich nicht, was man zu einer nur auf so höchst seltne Fälle berechneten und in jedem andern Betracht so be­ denklichen Maaßregel sagen soll. Sie erinnert aber an die, wie ich glaube ebenfalls zuerst in Frankreich angepriesenen, halbmondförmigen Fangeisen, die an langen Stangen befestigt sind, und womit die Wärter gegen dergleichen Kranken, wenn sie ausgebrochen oder im Freyen unverschends in Raserey verfallen sind, ausziehen sollen, um sie damit gegen eine Wand zu drängen und wehrlos zu machen. Es muß aber um das Personal der Wärter einer großen Anstalt wahrlich schlecht stehen, wenn nicht immer mehrere darunter sind, die sich, im kühnen Vertrauen auf ihre Gewandtheit und K raft, der An­ wendung solcher ungeschickter M itte l, wobey der Kranke so leicht gefährlich verletzt werden kann, nicht schämen. Dem Fenster gegenüber ist, über der sich in den Vorsaal öffnenden Thüre, ein kleineres von etwa vierzehn Zoll ins Gevierte angebracht, welches ebenfalls gegen das Zimmer zu durch ein Drathgeflecht geschützt ist, und unter dessen unterem Rande die Mauer, gleich wie bey den größeren Fenstern, in einer Strecke von anderthalb Fuß schräge ablaufend ist, um dadurch das Zimmer vom Corridor aus nach allen Seiten überschaubar zu machen, so daß der W ärter, wenn er von der Seite des Cvrridors auf seiner Leiter an das Fenster hinansteigt, den Kranken durch dasselbe ungestört und unbe­ merkt beobachten kann *). Vorzüglich aber dient dieses Fen-

*) Das einfachste und bequemste Mittel zur Beobachtung solcher

f f * , eines Theils, wenn man eS öffnet, wobey es sich gegen den Corridor zu aufschlägt, zur Beförderung eines stärkeren Luftzuges durch das Zimmer, andern Theils aber auch zur Erhellung desselben bey Abend, wenn man diese beabsichtigt, indem man alsdann hinter dasselbe eine Lampe aufhängt, durch deren Licht der Kranke nicht belästigt werden kann, während er sie auch nicht zu erreichen vermag. Rechter Seits neben der Thüre, ist in der Wand deS Zimmers eine sechs Fuß hohe Nische, in welcher sich achtzehn Zoll über dem Fußboden ein Abtritt, mit konisch sich verengen» dem und mit Zinn ausgekleidetem Schlote befindet, dessen un­ tere Ocffnung in einen acht Zoll hohen und zwölf Zoll breiten gemauerten Raum mündet, der gegen den Corridor zu durch eine verschließbare kleine Thüre gesperrt ist, zu welcher der Wärter den Schlüssel hat. I n diesen Raum wird ein den­ selben ausfüllendes Geschirr von verzinntem Eisenblech ge­ stellt, um den Koth und Urin solcher Kranken aufzunehmen, welche die Reinlichkeit noch so weit beobachten, daß sie sich dieses Abtritts bedienen, und das durch den Wärter dann, so oft es nöthig ist, ungehindert ausgeleert werden kann, während der Kranke durch die konische Gestalt des Schlotes, dessen untere Mündung nicht über drey Zoll im Durchmesser haben

Kranken gewähre» ein Paar, mittelst eines Handbohrers in der Mitte oder an beiden Seiten der Thüre in der Höhe des Schlos­ ses gemachte, kleine, gegen die Zimmerseite sich um ein Geringes konisch erweiternde Löcher, welche man, sobald man will, mittelst ein wenig sogenannter Stockfarbe wieder verschließen kann. Diese kleinen Oeffnungen werben vom Kranken nicht bemerkt und gewäh­ ren, indem man denselben das Auge nähert, dieselben Vortheile, wie in der Thüre angebrachte Fenster, oder hölzerne Schieber der A r t , wie sie noch hin und wieder vorgefunden werden, die aber mit Recht schon längst als in jeder Hinsicht verwerflich be­ zeichnet worden sind.

darf, außer Stand gesetzt ist den einmal in dem Geschirr be­ findlichen Koth wieder mit den Händen zu erreichen, ein Umstand worauf bekanntlich bey manchen dieser Unglücklichen sehr geachtet werden muß. Das Geräthe in diesen Zimmern besteht auf der linken Sekte in einem Tisch von zwey Fuß im Quadrat und einer davor befindlichen anderthalb Fuß langen und einen Fuß breiten Bank, beide aus dem festesten zweyzölligen Eichenbort gezimmert, mit überall abgerundeten Rändern, und an der gegen die Mauer zugekehrten Seite mittelst doppelter, in das Holz eingelassener, sechszehn Zoll langer eiserner Stäbe, die überdies an ihren Enden mit zwey Zoll langen starken Widerha­ ken versehen find, in die Mauer befestigt, während die mas­ siven Füße des Tisches und das Fußbrett der Bank durch Schrauben in den Fußboden befestigt und dadurch unverrück­ bar gemacht sind. — Auf der rechten Seite steht an der Wand, drey Fuß von der Fensterwand entfernt, eine Bettstelle, wo möglich aus noch stärkeren eichenen Brettern wie die Thüre und das übrige Holzwcrk in diesen Zimmern verfertigt. Die Seitenbretter sind an das Kopf und Fußbrett, so wie an den Bettpfosten in jeder Ecke durch vier sehr starke eiserne Schrau­ ben, die ganz in demHolze versteckt find, befestigt, und eben so sind die massiven Füße in eiserne starke Stifte eingesenkt die tief bis in die Balken des Fußbodens eingeschraubt sind; wäh­ rend eine zweyte horizontal liegende eiserne Schraube das Her­ ausheben der Bettstelle verhindert. — Alle Ränder der Bret­ ter sind auch hier sorgfältig abgerundet, um zufällige oder absichtliche Verletzungen an denselben so viel möglich zu ver­ hüten. — Der Boden des Bettes besteht aus l'/2 Zoll starken Brettern, wovon die letzten drey am Kopfende sich allmählich um zwölf Zoll über die übrigen erheben und alle zwischen zwey Leisten an dem untern Rande der Seitenbrettcr, eines nach dem andern ekngeschoben werden. Dann wird das letzte und oberste Brett mittelst eines Schlosses, welches sich an dem

ujitcttt Rande des Kopfbrettes befindet, während die Den Rie­ gel des Schlosses aufnehmende Schließkappe an dem äußern Rande deS letzten Brettes angebracht ist, geschlossen, so daß der Kranke die Bretter nicht herausnehmen und sie als Waffe oder zu andern Absichten misbrauchcn kann, wahrend diesel­ ben doch allemal durch den W ärter, der den Schlüssel zu dem Schlosse bey sich führt, mit Leichtigkeit herausgenommen wer­ den können, um sie zu säubern. — Hicbey muß noch bemerkt werden, daß die drei mittlern Bretter jedes d re i, einen Zoll breite und anderthalb Fuß lange, Durchschnitte haben, damit bey unreinlichen Kranken der Urin hier einen Abfluß finde und nicht in der Bettstelle stehen bleibe. Auch hat jedes Seiten­ brett an dem obern Rande in der M itte und einen Fuß vor dem oberen und unteren Ende, so wie das Fuß- und Kopf­ brett ebenfalls an dem oberen Rande in der M itte, eine zwey Zoll lange und drei Linien breite Oeffnung zum Durchlässen von Riemen, wenn unruhige Kranke wahrend der Nacht auf ihr Lager befestigt werden sollen *). — Endlich muß noch bemerkt werden, daß nicht nur das Kopf- und das Fußende des Bettes gleich hoch sind, sondern daß auch die Seitenbret­ ter keinen Ausschnitt haben, so daß das Bettgestell einen vier­ eckigen an allen Seiten 2 '/a Fuß hohen Kasten darstellt, wel­ cher nun mit einem hölzernen Deckel von der gleichen Starke wie die übrigen Theile des Kastens und dessen obern Ecken ebenfalls abgerundet sind, geschlossen werden kann und welchen der W ärter, der ihm während der Nacht in der Geschirrkam mer aufbewahrt, jeden Morgen auflegt, damit der Kranke sich wahrend des Tages nicht in sein Bett legen oder das Bettzeug zerstören und verunreinigen kann. Um aber zu bewirken, daß

*) G u i s l a i n schlägt a. a. O> T. II. p. 232 v o r , die Bettstellen für die Tobsüchtigen aus Back- o d e r noch b e s s e r aus Bruch­ steinen verfertigen zu lassen!.'

der Deckel nicht durch den Kranken abgehoben werden könne, ragt er nicht nur an keiner Seite über die Ränder des Bett­ kastens hinaus, sondern hat auch an jeder Ecke ein rundes Loch von vier Linken im Durchmesser, welches mit einem eiser­ nen Schraubengang ausgefüttert ist, der einem ähnlichen Schrau­ bengang an dem obern Ende jedes Bettpfostens entspricht und in welchen der Wärter, nachdem der Deckel aufgepaßt ist, eine eiserne Schraube mittelst eines dazu vorhandenen Schlüssels so tief einschraubt, daß der Kranke das obere Ende desselben nicht fassen kann. I n derselben Reihe mit den Zimmern für die Kranken befindet sich an dem äußersten Ende der Abtheilung ein vier Fuß breiter Gang (a) mit einem am Ende desselben angebrach­ ten Abtritt. Dieser Gang wird durch eine Thüre von dersel­ ben Construction wie an den Krankenzimmern geschloffen, nur daß solche sich nach dem Corridor zu aufschlägt. Der W är­ ter führt den Schlüssel dazu bey sich und öffnet sie in der Regel n u r, um die Geschirre der Zimmerabtritte in diesen Abtritt auszuleeren, oder um die Kranken, wenn sie sich in den Corridors befinden, bey eintretendem Bedürfnisse, dahin zu führen. Auch das Fenster an diesem Abtritt ist von der­ selben Construction wie in den Krankenzimmern, doch, der Größe des Raumes entsprechend, nur halb so breit. Anstoßend an diesen Gang befindet sich das Wärterzim­ mer (b), welches zwölf Fuß breit, also um zwey Fuß breiter ist als die Krankenzimmer, um Raum zur Stellung eines gro­ ßen Schrankes mit zwey Thüren zur Aufbewahrung der Klei­ der der Kranken, der nöthigen Wäsche, der Zwangöapparate, der Arzneyen u. s. w. zu geben. Fußboden, Fenster und Thüre sind wie in den Krankenzimmern, nur daß letztere auch hier sich von Innen nach Außen öffnet, damit nicht allenfalls in dem Corridor befindliche Kranke solche bey sich darbieten­ der Gelegenheit offen sprengen können. I n der Mitte der Reihe der Krankenzimmer, deren Zahl

hier ttt jeder Abtheilung, für jedes Geschlecht, zu sechs ange­ nommen ist * ) , befindet sich die für diese Gemächer bestimmte Heitzung (c). I n einem R aum e, der einem Krankenzimmer an Größe gleich kommt, steht einer der unten noch näher zu be­ schreibenden zur Heitzung mittelst erwärmter Luft bestimmten O efen, von dessen M antel zur Rechten und zur Linken ein Wärmekanal in der die Zimmer von dem Corridor trennenden W and einen Fuß hoch über das Fenster über der Thüre hin­ läuft und in jedes Krankenzimmer sich durch eine Röhre öff­ net, die mit einer Klappe versehen ist, welche von dem Cor­ ridor aus mittelst einer S ch n u r, die neben der oben erwähn­ ten Fensterschnur befestigt ist, geöffnet und geschlossen werden kann, um nach Bedürfniß das Einströmen der gewärmten Luft in jedes Zimmer zu vermitteln oder abzuschließen. D er Raum, in welchem der Ofen steht, dient zugleich zur Aufbewahrung des täglich erforderlichen B randm aterials, der Leiter, der Eim er, Besen und anderer dem W ärter nöthigen Geräthschaften. Außerdem befindet sich in diesem Raume aber auch ein Wafferstein von zwey Fuß ins Gevierte, über wel­ chem eine Wasserrohre mit einem Kranen angebracht ist, wel­ cher das für diese Abtheilung erforderliche Wasser stets in hinreichendem M aaße hergiebt, und an der linken Sektenwand, nämlich derjenigen gegenüber, an welcher der Ofen steht, ein hölzernes Gerüste mit sechs übereinanderliegenden Schichten von Latten, zum Trocknen des durch die unreinlichen Kranken verunreinigten und wieder gesäuberten Bettzeuges. D er Fuß­ boden dieses Raumes ist mit Fließen oder Backsteinen ausge­ legt; das Fenster wie die übrigen dieser Abtheilungen; — die Thüre wie die an dem Wärterzimmer. *) Die Aufeinanderfolge der Räume in jeder Abtheilung ist also diese. Der Abtritt, das Wärterzimmer, drey Krankenzimmer, bas H'eitzungslokal, und wieder drey Krankenzimmer, wie solches auch auf dem Grundrisse ersichtlich ist-

Dieser Reihe von Gemächern gegenüber nun erstreckt sich der Corridor ( e ) , ihr an Länge entsprechend und von zwanzig Fuß B reite*), eine Breite die ihm gegeben werden mußte, «m den Kranken, wovon gewöhnlich die wenigsten immer in ihre Zimmer eingesperrt zu seyn brauchen, Gelegenheit zu ge­ ben, sich, wenn auch zum Theil -mit beschränktem Gebrauch der Hände und Füße, in einem größeren Raume zu bewegen. E r ist durch sechs Fenster von gleicher Größe, Stellung und Construction wie die in den Zimmern versehen und daher hin­ länglich erhellt. — Der Fußboden ist ebenfalls auf gleiche Weise gedielt wie in den Zimmern und senkt sich in gleichem Verhältniß wie in jenen der Länge des Raumes nach, um dem Wasser, welches zu seiner und der Zimmer Reinigung verwendet w ird, einen Abfluß zu verschaffen, daher auch an dem Ende des Corridors ein mit einem eisernen Gitter verse­ henes Loch angebracht ist, durch welches das Wasser mittelst einer Röhre unter dem Fußboden nach Außen weggeführt wird. Der Corridor hat zwey Thüren, welche die Verbindung mit den zunächst anstoßenden Abtheilungen vermitteln. Beyde sind zweyfach, mit einem Zwischenräume, wie die achtzehn Zoll betragende Dicke der Mauer sie bedingt, und von gleicher Stärke wie die Thüren an den Krankenzimmern; zweyfach aber um die Mittheilung des Lärms zu beschränken, zur wei­ teren Beförderung welcher Absicht auch »och diese Thüren an der gegen den Zwischenraum zugekehrten Seite mit einer sechs Zoll dicken Heumatratze bekleidet sind. An der Scheidewand, welche diese Abtheilung-von der nächsten trennt, befindet sich #) Au» der Zeichnung wird sich noch deutlicher als aus der Beschrei­ bung ergeben, wie jede Zimmerreihe und jeder Corridorbeyeiner Länge von 85 Fuß um die Breite eines Corridor- und die Tiefe eines Zimmers, zusammen um 35 Fuß kürzer ist als eine ganze Seite dieser Quadrate, die 120 Fuß Länge hat.

jur Seite der obenerwähnten Thüre, wodurch sie mit dieser Abtheilung in Verbindung steht, noch eine Heitzung (e) welche zugleich für die Erwärmung dieses und des nächsten Corridors bestimmt ist und zu welcher eine besondere von dem Wärter unter Schluß gehaltene eiserne Thüre führt, wie solches unten noch naher angegeben werden wird. Da indessen die Wände, welche hier den Mantel des Ofens bilden und zur Heitzung des Corridors dienen, sehr warm werden, so müssen solche auf beyden Seiten durch einen Wehre von 4 Zoll dicken 4 Fuß hohen und zwey Zoll von einander abstehenden hölzernen Sparren, die nach unten zu 2 l/t Fuß von der Mantelwand entfernt sind und hier Ln einen in den Fußboden eingesenkten Balken befestigt sind, nach oben zu aber sich schräg aufsteigend an die Mantelwand anschließen und durch ein starkes eiser­ nes Band untereinander in Verbindung erhalten werden, ge­ schützt seyn, um die Kranken zu hindern die heißen Wände anzugreifen oder sich daran zu lehnen, während es ihnen die schräge Richtung der Sparren unmöglich macht, daran hinauf­ zusteigen, um die oberen Theile des Ofenmantels zu erreichen. Schließlich bemerke ich noch, daß die Wände des Vor­ saales oder Corridors in einer gleichen Höhe wie die in den Krankenzimmern mit Traß überkleidet und dann mit Oelfarbe überstrichen sind, und daß alles Holzwerk der Fenster, Thü­ ren, Fußleisten und Ofenvergitterung einen Anstrich von grauer Oelfarbe hat. — Das Geräthe in diesem Vorsaale besteht aber lediglich in einem acht Fuß langen und dritte­ halb Fuß breiten eichenen Tisch von ungewöhnlicher Massivi­ tät und Schwere und aus zwey Bänken, ebenfalls höchst stark und fest aus Eichenholz gezimmert, acht Fuß lang und andert­ halb Fuß breit, welche an den langen Seiten des Tisches ste­ hen und gleich diesem mittelst in den Fußboden eingeschraub­ ter eiserner Zapfen, welche sechs Zoll weit in die Füße des Tisches und derBänke hineinreichen und mittelst quer durch die­ selben hindurch gehender Schrauben unverrückbar gemacht sind.

Die bis jetzt beschriebene erste Abt hei l ung nimmt so­ wohl in dem männlichen wie in dem weiblichen Viereck die nördliche Seite ein, als die entlegenste von den übri­ gen Theilen der Anstalt, so daß diese am wenigsten von dem Schreyen und Rufen dieser Kranken beeinträchtigt werden. Die zweyte A bt he il ung liegt in dem männlichen Vier­ eck auf der Ost-, in dem weiblichen auf der Westseite und ist den nicht schreyenden Tobsüchtigen und andern an hoher wahnsinniger Aufregung leidenden und dadurch oder durch Bosheit u. s. w. gefährlichen Kranken bestimmt. Die Größe und ganze Einrichtung dieser Abtheilung stimmt mit der ersten überein und unterscheidet sich nur dadurch von ihr, daß sie an ihrem nördlichen Ende ebenfalls eine zwcyfache Thüre (x) hat, die auf den bald näher zu erwähnenden freyen Platz (N) führt. Die d r i t t e Abtheilung, welche den in einem Zustande von Blödsinn sich befindenden und den in einem höheren Grade unreinlichen Kranken bestimmt ist, nimmt die Südseite des Vierecks ein und stimmt in ihrer Einrichtung mit der ersten und zweyten Abtheilung überein; nur daß sie auch eine dritte zweyfache. Thüre hat, die sich in der Mitte der Fenstcrreihe befindet und in den Hofraum (IC.) führt. Auf der vierten Sekte des Quadrates hat, da wo die­ selbe an die erste Abtheilung angrenzt, in dem männlichen Revier der Viceoberwärter, in dem weiblichen die Diceoberwärterinn ihre Wohnung f. f. und an dieselbe schließt sich hier die Badeanstalt (g) für die weiblichen, dort die Badean­ stalt für die männlichen Kranken an, welche unten näher be­ schrieben. werden wird. Diese Lokale aber öffnen sich beide in einen Vorplatz e. c., aus welchem man zugleich in das Waschhaus G und in den Verbindungsgang mit dem Verwal­ tungsgebäude F gelangt und in welchen auch eine Thüre (1) aus der dritten Abtheilung sich öffnet, mittelst deren alle drey

unteren Abtheilungen ihre regelmäßige Verbiübung mit den übrigen Theilen der Anstalt haben. Zu diesen Abtheilungen, bey deren Beschreibung ich ab­ sichtlich mit solcher Genauigkeit verfahren bin, weil eine den Erfordernissen genügende Einrichtung der den schlimmern Kran­ ken bestimmten Reviere für jede Anstalt dieser Art ein Gegen­ stand der ersten Wichtigkeit ist, gehört nun auch noch erstlich der Hofraum (K.), den das Quadrat umschließt, und der Rasen­ platz (bl) an der Nordseite dieses Quadrats. D a nämlich die Reihe der Gemächer in diesen Quadraten auf allen Sei­ ten nach Außen zu liegen kommen mußte und den nach der Hofseite gelegenen Corridors die angegebene ansehnliche Breite verliehen werden sollte, so ergab ' sich daraus von selbst die Nothwendigkeit, daß die Hofräume K K nur den sehr mäßi­ gen Umfang von sechszig Fuß ins Gevierte erhalten konnten, so daß sie allein nicht hinreichten, um den Kranken der hier untergebrachten drey Abtheilungen zur Leibesbewegung in der freyen Luft die nöthige Gelegenheit zu geben. Dieser innere Hofraunt ward daher nur den Blödsinnigen aus der dritten Abtheilung bestimmt; den Tobsüchtigen aus der ersten und zweyten Abtheilung aber der freye Platz (N) gewidmet, wel­ cher sich, hundert und zwanzig Fuß ins Gevierte groß, an der Nordseite dieser Quadrate befindet. Aus diesem Raume, von zehn Fuß hohen glatten Mauern umgeben, können die Kranken weder entweichen, noch können sie von Außen beob­ achtet werden, so wie ihr Rufen und Lärmen von hier aus auch am wenigsten zu den andern Krankenabtheilungen hinüber zu dringen vermag. Uebrigens stellt- sich dieser Raum als ein Rasenplatz dar, mit einigen hochstämmigen Bäumen bepflanzt, die durch eine Umgitterung gegen die Beschädigung ihrer Rin­ den geschützt sind, um welchen sich ein acht Fuß breiter, in der Mitte etwas gewölbter Weg zieht, der eine feste Decke von Ktes oder Grand hat, damit er zu jeder Jahreszeit trokken bleibe. An verschiedenen Stellen dieses Platzes sind zum

Ausruhen sehr massive und unverrückbar befestigte Banke an­ gebracht, und an dem östlichen Ende des Nasenplatzes steht ein, von einer Seite offenes, gemauertes, und mit einem Dache versehenes Sommerhaus, an dessen innern Wänden ebenfalls Bänke angebracht und befestigt sind. Sonst befinden sich in dem ganzen Hofe keine Gegenstände (zumal auch keine Steine u. dgl.), welche die Kranken in ihrem Zerstörungstriebe oder Unsinne mißbrauchen könnten.

Nach der eben gegebenen Beschreibung von der Einrich­ tung der Räume, die den schlimmeren, zumal zu Gewaltthätig­ keiten geneigten Kranken bestimmt sind, dürfte man billig wohl die Frage nicht mehr erwarten, ob die Anstalt keine s. g. Am» tenriethsche Kammern besitze. Da mir indessen diese Frage selbst von Aerzten, nachdem sie die hiesige Anstalt mit mir durchwandelt hatten, vorgelegt worden ist, und man auch noch in manchen Schriften über Irrenanstalten die Autenriethsche Palisadenkammer als einen wesentlichen Theil jeder zweck­ mäßig eingerichteten Irrenanstalt erwähnt findet, so dürfte es dennoch nicht überflüssig seyn daran zu erinnern, daß derglei­ chen Kammern immer nur als ein Nothbehelf anzusehen sind, welcher lediglich da in Anwendung kommen darf, wo die Um­ stände eine zweckmäßigere Einrichtung nicht gestatten. Dieß ist unter andern in solchen Häusern der Fall, die ohne dazu ursprünglich bestimmt noch sonst dazu geeignet zu seyn. Tob­ süchtige für eine längere Dauer oder vorübergehend aufneh­ men sollen, wie in manchen den Irren gewidmeten älteren Gebäuden, oder auch, wo auf dem Lande tobsüchtige Indivi­ duen einstweilen aufbewahrt werden sollen, bis über ihre wei­ tere Bestimmung entschieden ist. Denn da fast jedes beliebige Zimmer zur Einrichtung.einer Palisaden-Kammer benutzt wer­ den kann, so gewährt solche in dergleichen Fällen eine treff­ liche Aushülse, die es oft unmöglich seyn würde auf andere

Meise mit gleicher Berücksichtigung dessen, was das Wohl des Kranken und die Sicherheit seiner Umgebung erheischt, zu er­ halten. Dagegen könnte es wohl nicht anders als widersin­ nig betrachtet werden, wenn man in einer neu einzurichtenden Anstalt schon vorhandene Zimmer nach der Autenriethschen Vorschrift der Aufnahme von Tobsüchtigen anpassen wollte, statt denselben gleich ursprünglich eine Einrichtung zu geben, die diese für Nothfalle erfundenen Verwahrungsmittel über­ flüssig macht und mit der sich noch viele andere Vortheile ver­ einigen lassen, welche die Palisadenzimmer nicht besitzen, bey welchen überdies die Menge des dazu verwendeten Holzes als ein besonderer Nachtheil anzusehen is t, da dieses so vorzugs­ weise geeignet ist den Geruch des Unratheö und der Ausdün­ stungen anzunehmen, welcher hier durch die Beschaffenheit des Nachtstuhles doppelt lästig wird. Wie sehr aber eine zn reichliche Verwendung von Holz an den Jrrenwohnungcn dazu beiträgt, in denselben eine unvertilgbare Mephitis zu erzeu­ gen, davon kann man sich vielleicht nirgendwo so sehr als in der Aufbewahrungsanstalt zu Zwiefalten überzeugen, wo die­ ses Material in einem so großen Uebermaaß verschwendet ist und wo daher auch der vermeintliche specifische Jrrengeruch fast wie in sonst keiner Anstalt auffallend wird. Aus diesem Grunde ist nicht minder eine andere Einrich­ tung verwerflich, die man an verschiedenen Orten, zumal in französischen Irrenanstalten vorfindet und die erst neuerlich wie­ der durch R ol le r (a. a. O. S. 105) empfohlen worden ist, wo nämlich die Mauern der Zellen für die Tobsüchtigen, zur Ver­ meidung des üblen Geruchs und der Verbreitung des Schal­ les mit gutgefugten Brettern von Eichenholz überkleidet und dann mit Gyps oder Oelfarbe überzogen werden, indem beide Nachtheile die hier beseitigt werden sollen, auf diese Weise grade am meisten begünstigt werden, sowohl weil der Geruch von den Ausdünstungen and dem Unrath, mit welchem letztem mehr und weniger alle Theile des Gemachs besudelt werden.

sich unvertilgbar in die hölzernen Wände einnistet, als weil der Kranke an diesen ein immer bereites Mittel findet, durch Klopfen und Treten einen unmäßigen Lärm zu machen, der sich eben so wie sein Schreien und Rufen aus diesem Reso­ nanzkasten möglichst weit verbreitet. Eben so zweckwidrig in Bezug auf die Erhaltung der Reinlichkeit ist der anderwärts öfters geschehene und als höchst menschlich und zweckmäßig betrachtete Vorschlag, de» Fußboden und die Wände der den Tobsüchtigen bestimmten Zellen mit Matratzen auszupolstern. Denn welche Mcphitis muß nicht bey solchen unreinlichen Kranken entstehen, wenn diese Auspolsterung nicht wenigstens wöchentlich erneuert wird, und wie ist dies in einer öffentlichen Anstalt und über­ haupt anders als allenfalls für einen einzelnen fürstliche» Kranken (wie bey Georg dem Dritten von England) möglich? Indessen sind dergleichen Vorrichtungen auch unnöthig, da für die seltenen Fälle (nach der hiesigen Beobachtung unter mehr als 600 Irren in neun Jahren höchstens drey), wo Tob­ süchtige sich den Kopf an der Wand zu zerschmettern suchen, zweckmäßiger andere Maaßregeln getroffen werden, indem man den Gebrauch der Glieder des Kranken durch die Zwangs­ weste u.s. w. beschränkt, den Kopf durch einen Fallhut schützt oder den Kranken auf den Zwangstuhl setzt und zwischendurch umherführt, ihn bey Nacht aber auf eine leidliche Weise auf seinem Lager befestigt.

Sechstes

Kapitel.

Beschreitung der vierten Abtheilung. Fensterverwahrung. Thürschlös­ ser- Ueber die Färbung der Zimmer. Zimmergeräthe; eiserne Bett­ stellen.

W ir gehen jetzt zur Beschreibung der Einrichtung der vierten Ab the ilun g über. Hier nun ist den gefahrdrohenden und lärmenden Aeuße­ rungen der Tobsucht nicht mehr zu begegnen, gegen die rück­ sichtslose Unflätigkeit und Unreinlichkeit keine Anstalt mehr zu treffen, der Blödsinn in seinen höchsten Graden nicht mehr zu gängeln und den Blicken der Menge zu entziehen. Es be­ darf also hier nicht mehr der Vorkehrungen, welche die Ein­ richtung der drey ersten Abtheilungen hauptsächlich charakte­ risiert. Wohl aber haben w ir es noch mit Kranken hier zu thun, deren Seelenstörung sich Ln mannigfaltigen Formen auf eine andere höchst belästigende Weise kund giebt,, welche diese Aeußerungen ihres Jrreseyns noch nicht zu beschränken ver­ mögen und dadurch unfähig sind eines höheren Grades von Freiheit und der Gemeinschaft mit Mehreren zu genießen, ja die im Gegentheil noch einer großen Beschränkung und einer fortgesetzten sorgfältigen Bewachung ihrer Handlungen zu ih­ rer eigenen Sicherstellung, zur Verhütung ihres nachteiligen Einflusses auf Andere und zur Aufrechthaltung der Ordnung des Hauses erfordern. Diesem, zwischen den unbeschränkten Aeußerungen der höchsten Grade von Seelenstörung und einem noch vorhan­ denen oder schon wiederkehrenden höheren Grade von Selbst­ bewußtseyn und Selbstbeherrschung in der Mitte stehenden Zu­ stande, entspricht auch die Einrichtung der vierten Abtheilung. 6

Einen Haupttheil des untern Stockwerks des Hauptgebäudes sowohl auf der den männlichen als der den weiblichen K ran­ ken bestimmten Seite einnehmend, erfordert sie für jedes Ge­ schlecht, je nachdem das eine oder das andere ln der Anstalt überwiegt, einen Raum für 20—25 bis 30 Kranke und für vier bis sieben W ärter *). N ur etwa ein Viertheil dieser .Kranken bedarf gesonderter W ohn- und Schlafzimmer, theils ihres Krankheitszustandes, theils ihres Standes wegen. Die übrigen schlafen und wohnen in gemeinschaftlichen Ranmen zu drey bis vier, unter der Aufsicht eines W ärters oder einer W är­ terinn zusammen. Die Höhe der Zimmer betragt 11 F uß; die Tiefe durchgehend^ 16 F u ß , die Breite derselben für die Mit einem W ärter einzeln wohnenden Kranken für die Schlaf- so wie für die Wohnzimmer, die in dieser wie in der fünften Abtheilung durchaus von einander getrennt sind, 10— 11 Fuß und für die in Gesellschaft wohnenden und schlafenden nach Verhältniß ihrer Zahl' 14 bis 16 Fuß. I n diesen gemeinschaftlichen Gemächern werden die ein­ ander am wenigsten störenden, und am wenigsten einen nach­ theiligen Einfluß aufeinander ausübenden Kranken (also keineswegs immer die Gleichartigen in Bezug auf die Form deS Irreseyns) zusammen vereinigt, so jedoch, daß bey den tief schwermüthigen dahin gesehen w ird, daß sie so viel mög­ lich einen etwas gesonderten Theil dieses Revieres einnehmen, wo sie am sichersten verwahrt und am wenigsten den Unarten der andern ausgesetzt sind. Die Fenster in den Zimmern wie in den Corridors sind bey einer Breite von 4 Fuß und einer Höhe von 4'A Fuß nicht so hoch gestellt, wie in den ersten drey Abtheilungen ; doch beträgt die Höhe der Fensterbrüstung auch hier reichlich 6 Fuß, sowohl damit den Kranken der fünf#

*) Hiebey ist auf die Penstonaire, welche eigene Wärter haben, mit­ gerechnet

tcn Abtheilung der Einblick in diese Räume von den Fenstern ihrer Zimmer und Corridors, so wie von ihremHofraum aus verwehrt sey, als damit die Kranken der vierten Abtheilung selbst nicht durch den Anblick dessen, was draußen vorgeht, in steter Aufregung erhalten werden, während die Annäherung an diese Fenster auch noch dadurch gehindert wird, daß die Wand unter denselben gleich von dem untern Rande des Fen­ stergesimses abwärts bis auf die Fußleiste am Boden, eine schräge Richtung hat, dergestalt, daß der Kranke, auch wenn er einen Stuhl oder Tisch dicht an die Fußleiste rückt und hinaufsteigt, doch noch beynahe um so viel als die ganze Dicke der Mauer vor dem Fenstergesimsc nach Innen zu beträgt, (in Siegburg über 2 Fuß) von dem Fenster entfernt bleibt und in dieser Stellung wenig gegen dasselbe auszurichten vermag.— Uebrigens sind diese Fenster von derselben Construction, wie die Fenster in den drey ersten Abtheilungen. Da es indessen hier nicht nöthig ist, daß das Oeffnen und Schließen der Fenster auf gleiche Weise bewirkt werde wie dort und die gleiche Vorrich­ tung im Gegentheil hier nachtheilig seyn würde, indem die Krgnken bey dem nicht befestigten Zimmcrgeräthe, welches ihnen in dieser Abtheilung zu Gebote steht, sich häufig der Fensterschnur bemächtigen und damit mancherley Unfug trei­ ben würden, so ist hier folgende Vorrichtung getroffen: Eine an dem untern Rande des Fensterrahmens befestigte, mit dem freyen Ende nach Innen gerichtete und auf dem Fcnstcrgesimse, mit dessen Breite von zwey Fuß ihre Länge überein­ stimmt, ruhende, einen Zoll breite und ein Achtthcil Zoll dicke eiserne Stange, die an ihrem freyen Ende einen Zahn hat, wird mittelst eines runden dünnen eisernen Stäbchens, wel­ ches der Wärter in Verwahr hält, hinausgeschoben und das Fenster auf diese Weise rn. einer Weite von zwey Fuß geöffnet, dann aber in dieser Stellung erhalten, indem der Zahn am freyen Ende der platten Stange in eine demselben entspre­ chende Vertiefung an dem äußeren Rande des Fenstergesimscs

eingesenkt wird, so wie das Zufallen dadurch bewirkt wird, daß der Wärter mittelst seines Stabes den Zahn am Ende der eisernen Stütze wieder aus der Vertiefung, in welcher der­ selbe ruht, heraushebt. Diese Fenster sind ebenfalls nach innen zu durch ein Drathgitter geschützt, welches aber nicht wie in den drey er­ sten Abtheilungen an dem Fensterrahmen selbst befestigt, son­ dern in einem eigenen sehr festen und durch eiserne Querstabe noch haltbarer gemachten Rahmen aufgespannt ist, der in der Seitenwaud der Fensteröffnung gegen das Zimmer zu mittelst tief in das Mauerwerk eingelassener Klammern also schräg befestigt ist, daß seine Entfernung von dem oberen Rande des Fensters anderthalb Fuß beträgt, wahrend er sich mit seinem unteren Rande an den untern Rand des Fenstergesimses an­ schließt, so daß er also nach oben zu die entgegengesetzte Rich­ tung hat, wie die Fenstcrbrüstung nach oben zu, welches nöthig war, um bey dcm Oeffnen des Fensters dessen Stellung in einer fast horizontalen Richtung zu verstatten. Irgend eine solche Ver­ wahrung der Fenster schien aber durchaus nöthig. Denn da dieselben in dieser Abtheilung niedriger stehen, so müssen die Drathgitter nicht allein dazu dienen die Fensterscheiben vor mnthwilliger Verletzung zu schützen, sondern müssen zugleich auch das Herakissteigen der Kranken durch die Fenster verhin­ dern. Es versteht sich, daß der zu diesem Geflechte verwen­ dete Drath von gehöriger Starke, das Geflechte aber nicht so enge seyn muß, um die Zimmerraume sehr merklich zu verdun­ keln. Bey einer vorsichtigen Verfertigung und Einsetzung ent­ sprechen dann aber diese Rahmen, wie eine neunjährige Er­ fahrung in der Siegburger Anstalt lehrt, für diese Abtheilung, wo man es nicht mehr mit Tobsüchtigen zu thun hat, hinrei­ chend ihrem Zweck. Denn obwohl in den ersten Jahren einige Fälle vorkamen, wo Kranke mit Zerstörung des Drathgitters oder Losreißen der Rahmen auszubrcchen versuchten und ein Paar wirklich, doch ohne sich bey der geringen Höhe der

gcitfler zu schaden, hinaussprangcn, so hat sich dieses doch tu den letzten Jahren, nach einer stärkeren Befestigung der Rah­ men und nach Anbringung der eisernen Querstäbe, nicht mehr ereignet *). Die Thüren sind gleichfalls von derselben Stärke und sonstigen Beschaffenheit wie in den ersten drey Abtheilungen, nur mit dem Unterschiede, daß neben dem zur Absperrung jedes Raumes von außen angebrachten deutschen Schlosse noch ein zweytes, mittelst eines Schiebers, an dem sich ein Knopf befindet, bewegtes sogenanntes Schnappschloß vorhanden ist, welches letztere in der Regel an allen Thüren solcher Räume angebracht ist, in denen mehrere Kranke zusammen wohnen, denen man einen freyen Ein- und Ausgang verstatten darf, während das andere zum völligen Abschließen da dient, wo die Kranken eingesperrt gehalten werden sollen, so wie auch die Schlafzimmer zur Tageszeit dadurch abgesperrt werden. Statt der Schieber dient bey mehreren dieser Schlösser aber auch zum Oeffnen eine eigene Art kurzer Schlüssel, die einem Stimmhammer ähneln mit einer dreyeckigen oder vier­ eckigen Mündung des Rohres **), welche unmittelbar den Stift des Schlosses ergreift, der ebenfalls drey- oder vie?eckig ist. , Gleiche Schlüssel dienen zum Oeffnen aller nicht in der Regel mittelst des Hauptschloffes abgesperrter Thüren der Cor-

*) Von einer andern Einrichtung der Fenster, die vielleicht auch für

diese Abtheilung noch zweckmäßiger ist, wird bey der Beschreibung der fünften Abtheilung die Rede seyn. — Bo» der hier beschrie­ benen Art ist eine Abbildung beygefügt. **) Viereckig in der den männlichen, dreyeckig in der den weibliche» Kranken bestimmten Abtheilung der Anstalt, damit die Dienst­ leute beyder Abtheilungen diese Schlüssel, die gewissermaßen für die dazu bestimmten Thüren die Stelle eines Dietrichs vertreten, nicht mißbrauchen können, um Corridors und Zimmerräume zu öffnen, die zu der Abtheilung des anderen Geschlechtes gehören.

ridors, und alle Dienstleute dieser Abtheiluitgen sind, eben so wie alle Beamten, mit solchen Schlüsseln versehen, um die auf diese leichtere Weise geschlossenen Räume und Corridors damit schnell und ohne Unterschied öffnen zu können. Auch die Fußböden und Fußleisten sind von gleicher Be­ schaffenheit wie in den Zimmern der drey ersten Abtheilungen; nur daß der Fußboden, bey der seltneren Nothwendigkeit des Schäuerns, eine geringe Senkung von kaum anderthalb Zoll gegen die Thüre und den Corridor zü hat. — Die Wände und Decken sind hier nur auf die gewöhnliche Weise mit Mör­ tel bekleidet und nach oben zü weiß gekalkt, nach uNten zu aber in allen Wohnzimmern bis zur Höhe von fünf Fuß von dem Fußboden aufwärts mit einem weiß und schwärz in hell­ grau marmorirten Anstrich versehen, welcher das Beschmutzen und Beschreiben und Bemalen der Wände minder sichtbar und letzteres, für solche Kranke die dazu vorzüglich geneigt sind, auch minder anziehend macht. — In den den Pensionairö be­ stimmten Zimmern haben die Wände über der Stuhlleiste, bis an welche sic marmorirt sind, einen gefälligen. Nicht grellen, einfarbigen Anstrich. Diesen Zimmern einen Anstrich zu ge­ ben, 'der überall nach dem Charakter des Jrreseyns verschiede« wäre, wie z.B. auch zu Rouen (nach K r am er a. a. O. Seite 122) jede Loge nach der angenommenen Classifikation der I r ­ ren, mit einer dem allgemeinen Charakter der Kranken ange­ messenen Farbe ausgemalt seyn soll, wobey es jedoch dunkel bleibt, was hier unter „Charakter" und was unter „angemes­ sen" verstanden ist, zähle ich, eben so wie das vorgeschlagene Ausmalen gewisser Zimmer mit dem schreiendsten Roth und Gelb auf Schwarz, in den Blitz nachahmendem Zickzack, zur Erregung von Schrecken und Staunen, jenen Spielereien psychiatrischer Theoretiker bey, an welchen die ersten beyden Dccennien dieses Jahrhunderts so reich waren, die aber größtcnthcils eben so unanwcndbar als unnütz sind, indem es z.B. in einer großen Heilanstalt, bey der Menge und Vielartigkeit

der Kranken, die «ach ihren wechselnde» Zuständen bald in diese bald in jene Abtheilung versetzt werden müssen, die Irren häufig Zimmer angewiesen erhalten müssen, deren Anstrich den Absichten des Theoretikers durchaus widerspricht und wo also die größten Nachtheile zu besorgen wären, wenn das Gemüth des Kranken auf eine so entschiedene Weise von diesen Färbun­ gen afficirt würde, wie es hiernach anzunehmen wäre. Die Beheitzung der Räume wird hier ebenfalls im Win­ ter durch erwärmte Luft bewirkt, worüber das Nähere in dem von diesem Gegenstände besonders handelnden Abschnitte vorkommt. Die in den Corridor sich öffnenden Kaminräume, in welchen die Oefen stehen, sind übrigens sämmtlich mit ei­ sernen Thüren verwahrt, welche in der Regel verschlossen sind und nur geöffnet werden, wenn den Wärter sein Geschäft für den Augenblick dazu nöthigt. Auch ist hier noch zu bemerken, daß in einem der Kaminräume dieser Abtheilung eine Vor­ richtung zum Kochen und Wärmen von Wasser zu Thee uyd Fußbädern, zur Bereitung von Breiumschlägen u. bergt, m. angebracht ist. Der den Zimmern entlang sich erstreckende Corridor hat eine Breite von 16 Fuß und wird durch eine Reihe von Fenstern erhellt, die an Zahl und Beschaffenheit der in den Zimmern entspricht. Der Fußboden ist mit breiten Fließen von dem dazu ge­ wöhnlich verwendeten grauen Marmor geplattet, indem ein hölzerner Fußboden hier wegen der eben erwähnten Heizung unzuläßig seyn würde. An dem Eingänge in diesen Corridor befindet sich eine zwei­ fache Thüre (I) wie in den ersten Abtheilungen, die bey einer verhallnißmäßigen Höhe breit genug ist um zwey oder drey Per­ sonen zugleich den Ein- und Austritt zu gewahren, indem es öfters in diesen Abtheilungen nöthig wird, widerspenstige Kran­ ke durch mehrere Wärter mit Gewalt hinein oder Herausschaf­ fen zu lassen, wobey zu enge Thüren sehr hinderlich sind, so

wie eine gehörige Breite dieser Thüre auch für das Hindurch­ tragen von Betten, Badewannen und anderem Geräthe erfor­ derlich ist. Dieser Thüre gegenüber, an dem Ende des Corridors, so wie auch der Thüre (m) gegenüber, welche in die fünfte Abtheilung führt, ist ein Waschtisch x x für die Kran­ ken angebracht, der die ganze Breite des Corridors einnimmt und in das Mauerwerk sowohl der hintern Wand als der beiden Seitenwände so tief eingelassen und befestigt ist, daß er nicht von der Stelle gerückt werden kann. Um seinen oberen Rand läuft eine starke drey Zoll hohe Leiste und in der Mitte desselben gewahrt ein, mit einem siebartig durchbrochenen Blech verschlossenes Loch, welches die Mündung einer abwärts gerichteten drey Zoll im Lichten haltenden Röhre ist, die nach Außen führt, dem zum Waschen gebrauchten Wasser den Ab­ lauf, während ein über dem Waschtisch aus der Wand her­ vorspringende, mit einem durch einen Schlüssel verschließba­ ren Kranen versehene Röhre, der Abtheilung sowohl das zum Waschen als zu dem Reinigen der Zimmer und Corridors erforderliche Wasser zuführt. Ehe man an den Waschtisch gelangt, führt auf der Zim­ merseite eine Thüre in Vas Lokal, in welchem sich der Ab­ tritt befindet und wo auch die Wärter in einem besondern Verschlage Besen, Eimer und andere zu ihrem Dienst erfor­ derliche Utensilien aufbewahren. — Neben diesem Lokal ist ein Gang (n), der zu der Thüre führt, durch welche die Kran­ ken dieser Abtheilung in den ihnen bestimmten Hofraum O gelangen, der im Ganzen eine gleiche Einrichtung hat wie die Hofräume N N für die zwey ersten Abtheilungen und nur größer ist. Am Ende dieser Abtheilung, da wo sie sich am die fünfte anschließt, befindet fich ebenfalls eine zweyfache Thüre, (m) die aber in der Regel blos dem Verwaltungspcrsonal und den Aerzten zum Durchgänge dient und sonst • stets geschlos-

sc« gehalten wird. Zur Verhütung der Verbreitung des Schal­ les sind auch hier die inneren Seiten beyder Thüren mit Heu­ matratzen bekleidet. Die zuerst erwähnte Hauptthüre (1) führt nach außen zu zunächst auf den Corridor (i) und durch diesen in das Verwal­ tungsgebäude, zu den Küchen, den Bädern u. s. w. Was endlich das für die Zimmer dieser Abtheilungen bestimmte Mobilar betrifft, so unterscheidet es sich von dem in den drey ersten Abtheilungen theils dadurch, daß es nicht an der ihm angewiesenen Stelle befestigt, sondern verrückbar ist, theils durch die übrige Beschaffenheit desselben.— In den Schlafzimmern sind die Bettstellen aus Stäben von geschlagen nem Eisen verfertigt, von der Construction wie sie aus einer beygefügten Zeichnung näher zu ersehen ist, wobey hauptsächlich darauf Bedacht genommen ist, den Kopf des Kranken, auch abgesehen von den Köpfküffen, eine etwas höhere Lage zu geben und zu verhindern daß das Bettzeug an den Seiten nicht so leicht herausfallen könne, wie man dieses so häufig an den eisernen Bettstellen findet. Immer aber bleibt es doch auch so noch ein Mängel an denselben, daß der Kranke nicht so angenehm geschlossen und warm darin liegt, wie in einer hölzernen Bettstelle, so wie auch, daß längere Personen leicht mit den Füßen zwischen die eisernen Stäbe am Fußende hin­ durchfahren, welches man dann durch ein hier vorgelegtes Brett verhüten muß. Im Ganzen haben sich jedoch diese eisernen Bettstellen in der hiesigen Anstalt als sehr zweckmäßig bewährt, und wenn hie und da die Besorgm'ß geäußert worden ist, daß die Gurten, die den Boden derselben bilden, zum Einnisten von Wanzen Gelegenheit geben möchten, so hat sich diese bis jetzt ungegründet erwiesen, indem das hiesige Institut noch nie von dieser Plage etwas zu leiden hatte*). — In den meisten

*) Doch können sehr füglich auch Qucrbänder von Eisenblech die

öffentliche« Anstalten, wo eiserne Bettstellen eingeführt sind, hat man sie ungleich schwerer (in Rouen 125 Pfund schwer) und zum Theil aus gegoßenem Eisen verfertigen lassen, wo­ von das erstere sie, ausgenommen in den den Tobsüchtigen be­ stimmten Zimmern, unnützer Weife, sehr schwerfällig und zugleich viel theurer macht, das letztere aber ganz zu verwerfen ist, weil sie dann noch leichter wie hölzerne zertrümmert Nnd, einmal beschädigt, nicht mehr reparirt werden können. — I n der Anstalt zu Wakefield sind in die eisernen Bettstellen hölzerne Tröge oder Laden gestellt) um die Matratzen aufzunehmen, bey welcher Einrichtung aber die Vortheile, die man bey der W ahl von eisernen Bettstellen bezweckt, offenbar wieder größtenthcils verloren gehen. Die Bettstellen sind in diesen kleineren Schlafzimmern, wo höchstens vier auf einen Raum -treffen, mehreuthcils den Wänden entlang aufgestellt und, auf jeden Fall so, daß ein Zwischenraum von wenigstens drey Fuß zwischen jedem Bette bleibt. — D a s Bett des W ärters befindet sich in einem ver­ gitterten Raum e, in welchen man indessen nach Umständen auch einen etwa tückischen oder aus andern Gründen genauer zu. verwahrenden Kranken legen kann, während dann das Bett des W ärters zwischen denen der übrigen Kränken steht. Diese Vergitterung ist aus neun Fuß hohen und drey Zoll im Durchmesser haltenden eichenen S parren verfertigt, welche zwey Zoll von einander entfernt stehen und unter sich unfern der beyden Enden durch breitere eichene, horizontal laufende, S p arren , verbunden sind, durch welche sie mittelst angebrach­ ter Oeffnungcn hindurchgehen. Jede solche Vergitterung hat zwey Seiten, eine kürzere, die der schmalen und eine längere. S tellen der G urten vertreten und haben vor diesen den V ortheil der größere» Haltbarkeit. D aß aber, wie man gesagt hat, ganz aus Eisen (b. h. ohne G urten) verfertigte Bettstellen daö E inni­ sten der W anzen begünstigen so llten , scheint vollends unglaublich.

die der langen Sekte des B ettes entspricht; beyde sind in ei­ nen rechten Winkel mit einander verbunden und bilden, in ei­ ner Entfernung von zwey Fnß von deN ihnen entsprechenden W änden des B ettes aufgerichtet, zusammen mit den beyden S eiten der Zimmerecke in welcher das Bette steht und an jbelche die Enden der G itterw ände mittelst starker eiserner Klammern befestigt sind, einen geschloffenen R aum , in den eine auf ähnliche Weise wie der Rest des G itters verfertigte verschließbare Thüre führt, so daß der hier schlafende W ärter sich darin absperren kann und solchergestalt gegen die Tücke oder allerley Belästigung von Seiten der Kranken einigcrwäaßen sicher gestellt ist. Z ur Aufbewahrung der Kleidungsstücke der Kränken und des W ärters, so wie anderer den Kranken zugehöriger oder fü r sie in Gebrauch kommender Gegenstände- sind überall, wo es sich füglich thun läßt, hinlänglich geräumige Wandschränke ange­ bracht ; wo aber die Gelegenheit dazu feh lt, oder sie nicht hinreichen, erhält jeder Kranke und W ärter einen kleinen 2 % Fuß hohen 2 '/2 Fuß breiten und 1 $A Fuß tiefen Schrank aüs Tannenholz m it einem bretternen horizontalen Durchschlag, welcher den Schrank in zwey Fächer th eilt, und einer ver­ schließbaren T hüre, wozu der W ärter den Schlüssel hat. Don Außen haben diese Schränke einen braunen Anstrich von Oe.l-» färbe und dienen in den Schlafzimmern zugleich als Tische, auf welche die W aschgefäße, Trinkbecher, Wasserkrügc stehen und die Handtücher ausgebreitet sind. — D ie Schränke haben ihren Platz zwischen den Betten an der W a n d ; vor jedem Bett aber steht ein Täbouret oder S tu h l ohne Lehne, au s Tannenholz sehr haltbar verfertigt und ebenfalls mit brauner Oelfarbe angestrichen. — Unter jedem Bette steht ein Nacht­ geschirr aus verzinntem E isen, und in einer Ecke dieser wie aller übrigen Zimmer und C orridors, ein mit weißem S ande gefüllter hölzerner Spcikasten au s Eichenholz. An den F en­ stern hängen G ardinen aus grün gefärbter grober starker

Leinwand herab, an einer eisernen Stange über dem Fenster befestigt, welche in starken, nach hinten zu gekrümmten Haken ruhen, so daß die Gardinen nicht, indem man sie unten anfaßt, herab geschleudert werden können. Das Geräthe in den Wohnzimmern dieser Abtheilung, in welchen sich mehrere Kranke d. h. drey bis fünf mit dem Wärter aufhalten, haben einen fünf Fuß langen und drey Fuß breiten Tisch aus zweyzölligen Eichenborten, auf »erhält» nißmaßig starken Füßen ruhend, deren Festigkeit durch ein unter der Tischplatte hinlaufendes Verbindungsbrett (Schwin­ ge) vermehrt ist. An beiden langen Seiten des Tisches ste­ hen, dieser Lange entsprechende Banke mit achtzehn Zoll brei­ ten Sitzbrettern aus Eichenholz von gleicher Stärke wie der Tisch. Außerdem befindet sich in jedem Wohnzimmer ein Schrank von derselben Art wie in den Schlafzimmern, in wel­ chem das Tischtuch und Tischgeräthe, die Trinkbecher so wie die zu den Handarbeiten dienenden Gegenstände, die den Kran­ ken anvertrauten Bücher n. dergl. m. aufbewahrt werden. Auch in diesen Zimmern sind Gardinen von gleicher Beschaf­ fenheit und auf gleiche Art an den Fenstern aufgehängt, wie in den Schlafzimmern. Ueber die Beleuchtung der Zimmer wie der CorridorS findet sich das Nähere weiter unten angegeben.

S i e b e n t e s

K a p i t e l .

Beschreibung der fünften Abtheilung. Vorschläge zur Fenstcrvcrwahrung- Ueber de» Bau der Treppen. Einrichtung der gemeinschaftli­ chen Wohn - und Schlafzimmer für die untern Stände. Einwendun­ gen gegen die Zulässigkeit größerer Schlafsäle beseitigt. Einrichtung der Zimmer für die PensionairS. Hofräume; über die Einrichtung derselben in den neuen franz. Anstalten. Gärten. Halle für gemein­ schaftliche Leibesübungen. Keller.

Nachdem sämmtliche Kranke, die einer strengeren Ver­ wahrung und Aufsicht bedürfen, in den vier bisher beschriebe­ nen Abtheilungen untergebracht sind, nimmt die fünfte Abtheilung alle diejenigen auf, denen der Genuß eines höheren Grades von Freiheit gewährt wer­ den kann, und diesem entspricht in jeder Beziehung die innere Einrichtung derselben. Die zu ihr gehörigen Räume nehmen nebst demjenigen Theile des Erdgeschosses, welcher nicht für die vierte Abthei­ lung verwendet ward, das ganze zweyte Stockwerk ein. Im unteren Stockwerk ist die Fensterbrüstung 3 '/ i' hoch und die Fenster haben eine Breite von 4 ', eine Höhe von 7'. Die Fensterscheiben sind 8" breit und 12" hoch und eine besondere Verwahrung der Fenster findet hier nicht statt. Im oberen Stockwerk aber, wo die Fenster übrigens von glei­ cher Beschaffenheit sind, mit Ausnahme ihrer um 6" gerin­ geren Höhe, sind solche bis auf die Höhe von 3 ’/a' durch ein von Außen in dem Mauerwerk befestigtes Gitter von % " breiten und 6" dicken eisernen Staben verwahrt, dessen Oeffnungen der Größe der Scheiben genau entsprechen, so daß

die hölzerne Scheibeneinfaffung die eisernen Stäbe deckt und solche bey geschlossenem Fenster nicht bemerken läßt; — ein Schutzmittel, das blos darauf berechnet ist, einem durch Un­ vorsichtigkeit leicht möglichen Unglücke vorzubeugen, wenn et­ wa bcdachtlosere Kranke sich ans die Fensterbrüstungen setzen oder sich zu weit hinauslehnen sollten , wo man denn ohne einen solchen Schutz in steter Sorge seyn würde. Daß sol­ ches übrigens nicht als Verwahrungsmittel gegen das absicht­ liche sich Hinausstürzen von Kranken berechnet ist, ergiebt sich schon aus der Weite der Oeffnungen , welche denselben allen­ falls ein Hindurchkriechen gestatten würde. Aber ein solches Verwahrungsmittel ist auch bey den hier sich aufhaltenden Kranken überflüssig, da keine solche in dieser Abtheilung woh­ nen sollen, von welchen man dergleichen Handlungen fürchten dürfte, und solche, hinsichtlich deren dahinzielende Besorgnisse genährt werden könnten, alsbald wieder in eine der vier un­ teren Abtheilungen versetzt werden müssen. Um jedoch in zweifelhaften Fällen hinlänglich sicher gestellt zu seyn, besteht die Einrichtung, daß in jedem Zimmer von zwey Fenstern je­ desmal eins, vor welchem sich dann auch kein eisernes Gitter befindet, nicht geöffnet werden kann, indem es nur scheinbar aus zwey Flügeln besteht, aber wirklich mit dem Fensterrah­ men ein Ganzes ausmacht. — An dem Riegel des zu öffnen­ den Fensters aber ist unten ein Schloß eingebracht , mittelst dessen derselbe, wenn das Fenster geschloffen ist, durch den Wärter, der den Schlüssel dazu besitzt, festgestellt werden kann, so daß die Kranken alsdann das Fenster nicht nach Willkühr öffnen können und man es immer in seiner Gewalt hat, sol­ che Irre , denen man zu mißtrauen einige Ursache findet, ohne daß sie sich doch bestimmt für eine andere Abtheilung eignen, sowohl bey Tage als auch bey Nacht genauer zu verwahren. Der obere Theil der Fenster ist durchgängig nicht zum Oeffnen eingerichtet, der Rahmen aber hinlänglich massiv aus Eichenholz verfertigt, die Scheiben aus starkem weißem Glase

und an einer der Fensteröffnungen in der oberen Reihe (in den Zimmern wo mehrere Fenster sind, an den nicht zu öff­ nenden Fenstern) ein Ventil angebracht. Bei diesem Anlasse muß ich des hin und wieder gemach­ ten und auch ausgeführten Vorschlages gedenken, zu den Fen­ sterrahmen in den Irrenanstalten statt des Holzes Eisen zu verwenden, wobey man hauptsächlich, eines Theils die größere Haltbarkeit und K raft des Widerstandes gegen gewaltsame Angriffe, andern Theils aber den Vortheil in Anschlag brachte, daß solche Fenster zugleich statt G itter dienen könnten, ohne daß sie doch als solche dem Hause ein gefängnißartiges Anse­ hen gäben. Indessen wird man finden, daß bey der von mir beschriebenen Einrichtung, die Nothwendigkeit und Nützlichkeit von eisernen Fenstern, sofern die eben angeführten Gründe da­ für sprechen sollen, wegfällt, da in den drey ersten Abthei­ lungen die Fenster durch ihre hohe S te llu n g , in der vier­ ten durch die nach Innen vor denselben angebrachte Ver­ wahrung, hinreichend sicher gestellt sind, in der fünften Ab­ theilung aber sich in der Regel keine Kranken befinden, deren Zustand zu dergleichen Vorkehrungen auffordert, und für die seltenen zweifelhaften Fälle die angegebenen Vorsichtsmaaßre­ geln gewiß ausreichen werden. Auf der andern Seite haben die eisernen Fenster manche Unbequemlichkeiten, die bei ihrer Anwendung sehr in Betracht kommen müssen, während sie zugleich den beabsichtigten Schutz durchaus nicht in dem gerühmten M aaße gewähren. Denn erstlich sind sie, weil sie insgemein des Preises wegen aus Gußeisen verfertigt werden, einer gewaltsamen Zertrümme­ rung nicht minder unterworfen als Fenster aus starkem Eichenholz, während im W inter Hey Frostwetter die, in den ihre Dimension verändernden eisernen Rahmen eingelassenen, Scheiben leicht gesprengt werden. — Zweytens ist es aus dem­ selben Grunde fast unmöglich die Fensterflügel so dicht in die Fensterrahmen einschließend zu erhalten, daß an den Ein-

fugungcn nicht stets Raum für das Eindringen des Zugwindes und Regens bleiben sollte. D rittens ist das Eisen, auch wenn die Fenster mit einem guten Anstrich vonOelfarbe oder Firniß überzogen worden, an den Stellen wo die Farbe oder der Firniß sich leicht abreibt oder abspringt, d.h. an allen Rändern wo die Fensterflügel sich in den Fensterrahmen einlegen, einer Auflösung des Eisens durch die eindringende Nässe und dem­ zufolge einem sehr lästigen und übelaussehendem Herabfließen des Rostwaffers ausgesetzt, welches zugleich ein festes Zufrie­ ren dieser Fenster im W inter veranlaßt. M ertens werden dir Zimmerräume bey den nothwendig kleinen Scheibenöffnun­ gen, die höchstens 8 Zoll ins Gevierte betragen dürfen, bedeu­ tend verdunkelt. Fünftens endlich ergiebt sich von selbst, daß diese Fenster, wenn sie die Stelle von Gittern vertreten sol­ len , auf eine ähnliche Weise mit Schlössern versehen und ge­ schlossen werden müssen, wie auch die hölzernen und daß, sobald man sie öffnet auch kein G itter mehr besteht, wo denn offenbar weniger Schutz vorhanden ist als bey der von mir angegebenen Einrichtung, wonach sich ein von den Einfassun­ gen der Fensterscheiben gedecktes G itter vor dem Fenster be­ findet. Allerdings sind die zweyten und die zuletzt hier erwähnten Nachtheile zum Theil bey den in Großbritannien gebräuchlichen hori'zontalstehcnden Schiebfenstern in geringerem Grade vor­ handen als bey den in Deutschland gewöhnlichen senkrechtstehendcn, indem bey diesen die Fugen durch die überspringen­ den Theile des Fensterrahmens etwas mehr gedeckt sind und die Fenster so eingerichtet werden können, daß sie sich nur etwa acht bis zehn Zoll hoch hinaus oder hinabschicben lassen, so daß der Kranke sich nicht , hindurch drängen kann. Hiebey ist aber auch keine genügende Lüftung der Raume möglich und die übrigen Bedenken bestehen auch bey dieser G attung von Fenstern ungeschwächt.. Doch verstattet auch eine hinlängliche Lüstling diejenige

Einrichtung dieser horizontalstehenderr Fenster, die erst wah­ rend der letzten Jahre in England in Gebrauch gekommen ist, wo zwey Fensterrahmen von ganz gleicher Form und Größe dicht voreinander stehen, wovon der innere, von Holz und mit Scheiben versehen, seinem oberen Drittheil nach be­ weglich ist und in seiner Breite hinabgeschoben werden kann, so daß ein Drittheil des Fensters geöffnet wird, während der äußere Rahmen von Eisen, unbeweglich und ohne Schei­ ben, immer noch die Form des Fensters darstellt, und zu­ gleich als Gitter dient, indem die Scheibenvffnungrn nur sechs Zoll Breite und zehn Zoll Höhe haben. — Diese Gat­ tung von Fenster wäre zumal für die vierte Abtheilung der hier beschriebenen Anstalt anwendbar, wenn zugleich die in­ nere Seite der Glasfenster einen Schutz von Drathgeflecht erhielt. Die Thüren in dieser Abtheilung sind zwar von ansehn­ licher Stärke, weichen aber in der Form von gewöhnlichen Zimmerthüren nicht ab und eben so wenig haben die einge­ stemmten französischen Schlösser, die von Außen und Innen mittelst eines gewöhnlichen messingenen Drückers geöffnet und mittelst eines zweytourigey Riegels abgeschlossen werden, et­ was Auszeichnendes; nur daß sich an der innern Seite nicht wie gewöhnlich ein Nachtschloß befindet, weil dieses von den Kranken zum Abschließen des Zimmers leicht mißbraucht wer­ den kann, welches bey den Riegeln nicht zu besorgen ist, in­ dem die Schlüssel dazu stets in den Handen der Wärter blei­ ben *). *) Auch über die Thürschlösser an den Krankenzimmern in den Irren­ häusern ist manche» tknnöthige und Unpassende gesagt worden, indem man fie zugleich stark haben und doch die Stärke verstecken wollte, damit der Irre an..dieser Vorrichtung zu seiner Ein­ sperrung keinen Anstoß nehmen möchte. In Anstalten aber wo die Irren nach ihren verschiedene» Zuständen gehörig von einander

Die Treppen, die aus dem untern Stockwerk in das zweyte führen, sind gut beleuchtet, sechs Fuß breit, von gelin­ der. Steigung, mit einem Ruheplatz bey jeder Wendung und hinlänglich hohen Lehnen. Die Treppenhäuser der Treppen, die aus dem zweyten Stock auf den Speicher führen, sind durch verriegelte Thüren abgesperrt. — In den neuen englischen Irrenhäusern hat man größtentheils ziemlich breite Wendel­ treppen, die von oben mittelst einer verglasten Kuppel ihr Licht erhalten und von denen man auf den Ruheplätzen den Ueberblick über alle nach der Treppe sich hinziehende Corridors und manche andere Theile des Gebäudes, ja selbst über einen Theil der Hofräume hat, und legt viel Gewicht auf den Nutzen, den dieser Ueberblick behufs der Beaufsichtigung der Kranken und Wärter gewähre. Es muß aber erinnert werden, daß diese Einrichtung nur in solchen Anstalten den erwähnten Vor­ theil verschafft, die des größeren, einer gehörigen Scheidung der Kranken in solche Klaffen, wie ihr verschiedener Zustand sie gebietet, und einer dieser entsprechenden Eintheilung der ganzen Anstalt in mehrere geschlossene Reviere, entbehren, in­ dem mit der letzteren Anordnung ein solches Offenstehen aller

geschieden sind, thut es gar nichts wenn der tobsüchtige oder sonst zu gewaltsamen Handlungen geneigte Kranke wahrnimmt, daß die Thüre die er zu sprengen droht durch ein tüchtiges, aber von Außen angebrachtes Schloß gehörig geschützt ist, während in den Abtheilungen, wo die auf einer mittleren Stufe stehenden Kran­ ken sich aushalten, diese um so weniger ein Aergerniß mehr an solchen Vorrichtungen zur strengeren Absperrung nehmen, die nur bey außerordentlichen Anlässen in Anwendung kommen, da in der Regel die beschriebenen leichten Rebenschlösser zu dem ihnen überlassenen Oeffnen und Schließen der Thüren dienen; — und in den höheren Abtheilungen endlich ist durchaus kein Grund vor­ handen andere als die gewöhnlichen s. g. englischen Schlösser, doch ohne Rachtschloß, in Gebrauch zü ziehen.

theile der Anstalt zum Ueberblick, so wie die allgemeine Zu­ gänglichkeit der Treppen unverträglich ist. Ueberdies ober ist ^ von mir angerathene einfache, hinlänglich breite Treppe, pie mit ein oder zwey Ruheplätzen und rechtwinkligen Wen­ dungen , gemächlich und wohlbeleuchtet hinaufsteigt, für eine Irrenanstalt angemessener als eine W endeltreppe, wenn solche picht von ganz ungewöhnlicher Breite und daher auch Kost­ barkeit ist. Daneben ist an den neuen englischen Irren h äu ­ sern auch die geringe Zahl der Treppen zu tadeln, indem z. B . die große Anstalt zu Wakefield für jede der beiden Hauptab­ theilungen der Gebäude nur eine und so auch die für 700 Kranke eingerichtete Anstalt zu Hanwell in jedem der drey Haupttheile, in welche daS ungeheure Gebäude zerfällt, eben­ falls nur eine Treppe besitzt, welches von mancherley großen Unbequemlichkeiten und Nachtheilen unzertrennlich, und eben­ falls nur mit dem M angel einer gehörigen Scheidung der Kranke» vereinbar ist. Die Corridors sind von der gleichen Breite wie kn der vierten Abtheilung, die des unteren Stockes mit Fließen ge­ plattet, die des oberen mit einer Bedielung von starkem Ei­ chenholz, welches eben so mit heißem Oele getränkt und dann mit Oelfarbe angestrichen ist wie in den Zimmern der früher beschriebenen Abtheilungen. An den Enden derselben befinden sich ähnliche Waschplätze, wie sie bey der Beschreibung der vierten Abtheilung angegeben w orden, wobey zu bemerken ist, paß der Fußboden unter den Waschtischen und auch noch in einer Strecke von acht Fuß vor denselben, um die sonst an diesen Stellen so leicht statt findende Fäulung des Holzes zu vermeiden, mit Zinn oder starkem Eisenblech belegt und daun ebenfalls mit Oelfarbe angestrichen seyn muß. Wo die vierte und fünfte Abtheilung aneinanderstoßen, so wie an dem gegenüberstehenden Ende des Vierecks, öffnen sich auf der Zimmerseite, im oberen wie im unteren Stockwerk, die Thüren, die zu den Gemächern (d. d,.) führen, in welchen

die Abtritte angebracht sind und wo in einem besondern abge­ theilten Raume auch die zur Reinigung der Zimmer, Corri. dors, Fenster, Kleider, Schuhe u. s.w. gehörigen Utensilich und andere Gegenstände der A rt, welche die Wärter zu ihrem Dienste gebrauchen, aufbewahrt werden. Was die Wohn- und Schlafräume betrifft, so liegen bic Wohnzimmer für die Kranken aus den untern Ständen durch gehends im unteren Stockwerk der Südseite e , e , e , e , indem sie sich hier am nächsten bey dem ihnen bestimmten große» Hofraum befinden und zugleich vermieden w ird , daß diese große Masse so oft die Treppen auf- und abzusteigen braucht. Uebrigens sind diese Zimmer von solcher Größe, daß sie je zehn, fünfzehn und zwanzig Personen hinlänglichen Raum zu ihren Beschäftigungen, Mahlzeiten, so wie zu einer frcyeren Bewegung darbieten und zugleich eine größere Luftverderbniß, zumal während der kalten Jahreszeit, vermieden wird. Nach Maaßgabe der eben genannten Zahl der Bewohner, hat daher jedes solches Zimmer bey einer Tiefe von sechs und zwan­ zig Fuß eine Breite von achtzehn Fuß. Der Fußboden hat eine eichene Bedielung wie die Zimmer in der vierten Abthei­ lung und eben so läuft eine Fußleiste an den Wänden umher, so wie denn die gleiche Art der Bedielung in sämmtlichen Wohn- und Schlafzimmern dieser Abtheilung statt findet. Die Wände sind von der Decke herab bis auf eine Höhe von bei­ nahe fünf Fuß vom Fußboden weiß gekalkt, haben aber von da an bis zur Fußleiste einen marmorirten Anstrich, um den Uebelstand des Beschmutzens der Wände von dem immer statt findenden Anlehnen der Kranken an dieselben zu vermeiden, während hiedurch zugleich diesen Wohnzimmern mit geringen Kosten ein ungleich besseres Ansehen gegeben wird. — Das Holzwerk der Fenster, Thüren und Fußleisten hat, wie in den übrigen Theilen der Anstalt, einen Anstrich von hellgrauer Oelfarbe. An den Seiten der Fenster hängen Gardinen von gleicher Beschaffenheit und auf gleiche Art befestigt herab, wie

is t der vierten Abtheilung. Das Stubengeräthe besteht auch hier aus eichenen Tischen und Bänken, wie sie oben beschrie­ ben worden. Ihre Zahl entspricht der Zahl der Bewohner t,eg Zimmers, in dessen Mitte sie stehen, so daß zu beiden Seiten hinlänglich Raum zum Auf- und Abgehen bleibt. An her oberen und unteren Wand aber sieht man zwey oder drey von den ebenfalls schon beschriebenen Kommodenschränken oder Spinden, wo nicht Wandschränke angebracht werden konnten, die deren Stelle vertreten. Von diesen für die unbemittelten Kranken bestimmten Wohnzimmern sind für- jedes Geschlecht vier erforderlich, wo­ von eins der minder geräumigen den reconvalescirenden und vorzüglich ruhigen und sittsamen Kranken, ein anderes solchen Individuen bestimmt ist, die zwar ihrer Mittellosigkeit wegen die Verpflegung dieser Klasse genießen, die sich aber ihrer Bildung und ihren früheren Verhältnissen nach durch eine rück­ sichtslose Vermischung mit den Kranken aus den untersten Ständen verletzt fühlen würden. Die beyden übrigen Zimmer sind dem Reste dieser Kranken bestimmt. Die Schlafräume für diese Kranken aus den untern Stän­ den befinden sich in dem zweyten Stock der Nordseite auf einem dazu ausschließlich bestimmten Flur nebeneinanderliegend e. e. e. Sie bestehen aus Sälen von sechs und zwanzig Fuß Tiefe und achtzehn Fuß Breite mit zwey Fenstern, in welche jedes­ mal eilf Kranke und ein Wärter zusammen schlafen. Die Bettstellen aus Eisen von der schon angegebenen Art, stehen in zwey Reihen einander gegenüber, mit dem Kopfende an der Wand und mit dem Fußende gegen die Mitte des Zim­ mers gerichtet, wo dann noch ein freyer Gang von sechs Fuß Breite zwischen den beiden Bettreihen übrig bleibt, wäh­ rend die Betten Ln der Reihe drey Fuß von einander entfernt aufgestellt sind. Zwischen zwey Betten steht an dem dazwischen befindli­ chen Raume der Wand ein Kommodcnschrank von der mehr-

erwähnten Art, für jeden Kranken einer, in welchem die ihm gehörigen Kleidungsstücke und andere ihm zum Gebrauch ge, lassene Gegenstände aufbewahrt werden, und auf demselben hat das ihm bestimmte Handtuch so wie auf einigen derselben auch ein Waschbecken von verzinntem Eisenblech zu gemein, schaftlichem Gebrauch, seinen Platz, um am Morgen zu den Waschtischen gebracht zu werden.— An der einen langen Seite jedes Bettes steht ein SitzschemMel von der oben beschriebene» Art und unter jedem Bett ein Nachtgeschirr, letzteres ebenfalls von verzinntem Eisenblech. Solcher Schlafsale sind sechs für jedes Geschlecht erfor­ derlich. Einer davon ist ans jeder Seite heitzbar und bestimmt zugleich die etwa bettlägerigen Kranken aufzunehmen *), falls der Zustand einzelner nicht ihre Verlegung in ein besonderes Zimmer erfordert. Uebrigens aber wird so viel möglich da­ hin getrachtet, dieselben Rücksichten bey der Vereinigung dieser Kranken in den Schlafzimmern zu beobachten, wie in den Wohnzimmern. Bey R o l l e r a. a O. x. 108. findet man den Vorschlag, daß die gemeinschaftlichen Schlafsäle in dem obern Stockwer­ ke mit ihrer Länge die ganze Tiefe des Hauses einnehmen soll­ ten, damit die Betten um so mehr an den mittleren Wänden der Zimmer und nicht zwischen den Fenstern aufgestellt zu

*) Zn einer gut organisirten und verwalteten Jrrenheilanstalt ist die Zahl der bettlägerigen Kranken in der Regel verhältnißmäßig nur unbedeutend, es sey denn daß epidemische Krankheiten, Wechsel­ fieber, Rühren u. dgl. herrschend werden, daher es auch »«nöthig ist, der Unterbringung solcher Kranker so viele besondere Räume zu widmen wie es jüngst in neu angelegten Anstalten öfters ge­ schehen ist. Zn diesem Augenblick befinden sich unter 200 Kran­ ken, in der Siegburger Anstalt fünf bettlägerige, und daß zehn zu gleicher Zeit bettlägerig sind, kommt sehr selten vor.

werden brauchten und zugleich zwischen den Fenstern der beiden Sekten ein freyer Luftzug unterhalten werden könne. Dies ist aber weder rathsam noch, um der genannten Zwecke willen, nöthig. Rathsam nicht, weit durch eine solche Ein­ richtung die Nothwendigkeit gegeben ist, sowohl daß man, nm auf dem Flügel uüd Stockwerk wo die Schlafzimmer lie­ gen zu verkehren, immer den Durchgang durch die Schlafsäle nehmen muß, die also eben darum, zum großen Nachtheil der allgemeinen Ordnung, bey Tage nicht geschlossen werden kön­ nen, als auch, daß die Kranken die in den hintern Sälen ihre Schlafstellen haben, um zu oder aus diesen zu gelangen, immer durch alle vorliegende Schlafsäle durchgehen müssen, so wie dieser Uebelstand auch hinsichtlich des Reinigens der Schlafsäle, des Austragens von Ercrementen und des Hinund Hertragens anderer Gegenstände sehr in Betracht kommt. Nöthig ist diese Einrichtung aber der angegebenen Grün­ de wegen eben so wenig, erstlich, weil ein Schlafsaal von solcher Tiefe, wie sie von mir bestimmt ward, vollkommen hinreicht zwölf Betten den mittleren Wänden entlang aufzu­ stellen, es aber wohl selten rathsam seyn dürfte mehr als zehn bis eilf Kranke mit einem Wärter in einen Saal zusamnen zu legen, zweytens aber, weil bey den, wie hier ange­ nommen, in der zweyten Etage gelegenen Schlafsälen ein vollkommen zur Reinigung der Luft hinreichender Luftzug er­ halten werden kann, indem an dem der Fensterseite gegenü­ ber stehenden Ende des Saales in der Decke eine mit dem Speicher in Verbindung stehende Oeffnung von einem Fuß ins Gevierte angebracht wird, welche mit einer Klappe versehen ist, die mittelst eines über Rollen gehenden Zuges geöffnet und geschlossen werden kann, welche Einrichtung in der hiesigen Anstalt in allen Schlafsälen wo es nöthig schien ge­ troffen ward, und hier der Absicht vollkommen entsprochen hat. Indessen ist von andern Setten und namentlich in der

Beschreibung der Sonnensteiner Anstalt *) Thl. I. p. 67. be­ hauptet worden, daß die gemeinschaftlichen Schlafsäle für eine größere Anzahl Irren verwerflich sey, wogegen eine solche Einrichtung, wobey je nur zwey bis vier ruhige Kranke ein gemeinschaftliches Schlaf- und Wohnzimmer hatten, als weit vorzüglicher gepriesen w ird, indem es ein familienartiges Zu­ sammenleben der Kranken begünstige. Wenn man aber er­ wägt, daß die Behauptung von dem Nachtheile, welcher mit der Vereinigung größerer Genossenschaften von acht bis zehn oder eilf Irren in einen Schlafsaal verbunden sey, durch keinen andern Grund unterstützt wird, als durch das Vorgeben von den dabey statt findenden häufigen nächtlichen Störungen, welches aber durch die Erfahrung in der hiesigen Anstalt, übereinstim­ mend mit der in mehreren andern Anstalten, wo in der Regel ruhige Irre in größerer Anzahl zusammenschlafen, widerlegt wird, sowie denn auch R o l l e r diese Behauptung a. a. O. p. 108 unterstützt, mit der oben gerühmten Sonnensteiner Einrich­ tung aber der nicht hoch genug anzuschlagende Nachtheil unver­ meidlich verknüpft ist, daß der größte Theil der Irren sowohl bey Nacht als während eines Theils des Tages sich ohne Aufsicht von Wärtern befinden, da diese nicht für den dritten Theil der Schlafzimmer hinreichen, während bey der in Siegburg und anderwärts statt findenden Einrichtung auch bey Nacht alle Kranke unter Aufsicht bleiben können, so wird sich leicht erge­ ben welcher Anordnung der Vorzug gebührt. — Indessen lie­ ßen wohl die auf dem Sonnensteine gegebenen baulichen Verhältnisse, die ohnerachtet der ungemeincn Vorzüge der Lage und des äußeren Ansehens des Schlosses gegen die Stadt Pirna zu, für eine solche Anstalt kaum unzweckmäßiger gefun­ den werden konnten, wie solches zumal auch durch die dem oben-

*) Beschreibung der K. Sachs. Heil- und Verpflegungsanstalt Son­ nenstein von Nostitz und Jänkendökf. Dresden 1829.

angeführten Werke angehängten Baurisse bestätigt w ird, keine andere Einrichtung als die gewählte zu, und es ist sehr leicht zu begreifen, wie der edle Verfasser der erwähnten Beschrei­ bung, der mit so rastlosem Eifer dahin gewirkt hat, jene Nach­ theile so viel möglich zu besiegen, weniger a ls andere für eine bessere, auf dem Sonnenstein vielleicht unmögliche Einrichtung, S in n zeigt. — Uebrigens handelt es sich hier, wie schon be­ merkt, allein von Kranken aus den untern Ständen, und zwar von solchen denen man ein ruhiges und anständiges Verhalten zutrauen darf, da bey den Pensionairen aus den höher« S tä n ­ den, so wie bey allen Kranken die zufolge der Art ihres psy­ chischen Leidens den unteren' Abtheilungen angehören, eine Dertheilung in mehrere einzelne R äum e, bey Nacht wie bey Tage, schon a ls Norm angenommen ist, wobey es dann aber zufolge der hier empfohlenen Einrichtung möglich ist, für alle diese Räume besondere Wärter zur Aufsicht zu gewinnen. D a wo die Reihe der gemeinschaftlichen Schlafsäle endet, beginnt das durch eine Scheidewand und Thüre davon geson­ derte Revier, welches solchen bemittelten Kranken aus den ho­ hem und gebildetem S tän d en , die sich für diese fünfte Ab­ theilung eigenen, so wie den sich unter denselben befindlichen Reconvalescenten gewidmet ist. D ie Ausdehnung desselben wird durch die muthmaßlich anzunehmende Frequenz von Kranken'- aus diesen Ständen bestimmt. Nach der seitherigen Erfahrung der hiesigen Anstalt würde man annehmen dürfen, daß sich unter zweyhundert Kranken etwa vierzig Pcnsionairs aus den höheren S tan d en , ans dem K aufm anns- GelehrtenBeamtenstande, dem Adel u. s. w. befinden. Indem diese nun theils Zimmer ganz allein bewohnen, theils solche nur noch mit einem oder zwey Genossen theilen, so ergiebt sich hieraus, daß diese Wohnungen, zumal da auch noch für gesonderte Schlafgemacher gesorgt seyn muß, ver­ hältnismäßig weit mehr Raunt einnehmen als die Wohnungen für die Kranken der unteren Stände, indem man für die Wohn--

zimmer von vierzig solcher Kranken beider Geschlechter allein wenigstens auch gegen fünf und zwanzig bis vierzig Fenster, für die Schlafzimmer aber vier und dreißig Fenster zählen muß, wozu denn noch acht Fenster für die Gesellschaftszimmer kommen. Hienach nehmen diese sämmtlichen Räume (b. h. h.) im oberen Stock zwey ganze Seiten des Vierecks ein, wovon die eine vorzugsweise den schon mehr geförderten und die an­ dere den noch in einem weniger guten Zustande befindlichen Kranken bestimmt und auf der beyde Seiten verbindenden Ecke das gemeinschaftliche Gesellschaftszimmer (i) liegt. Man hat in mehreren neuen Anstalten gewissermaßen ge# wetteifert, diesen für die Pensionairs bestimmten Zimmern eine außerordentliche Eleganz zu geben, und sie mit schönen Tapeten , kostbaren Meubeln, Sophas, Fortepianos, großen Spiegeln, Schreibtischen, Fußteppichen u. s. w. auszustatten, und hat glaube ich hierin etwas zu viel gethan. Denn so billig es auch scheint, daß die Bewohner dieser Abtheilung gewisse Annehmlichkeiten und Gemächlichkeiten in ihrer Woh­ nung und Beköstigung genießen, die sie schmerzlich entbehren wür­ den, so ist es doch ohne Zweifel dem Zweck der Anstalt ange­ messen, daß Hiebey dem Lurus und der Weichlichkeit nicht zu viel Raum gegeben werde * j , sondern die ganze Einrichtung auch hier den Charakter einer gewissen Einfachheit und M ä­ ßigkeit trage, während doch mit Aufmerksamkeit für alles wirk­ lich Nöthige und daneben für solche Annehmlichkeiten gesorgt ist, die mehr dem verfeinerten Gefühle für Heiterkeit, Anmuth, und Nettigkeit, als einem durch Wohlleben verzärtelten Ge­ schmack entsprechen. Es reichen demnach Wohnzimmer von 16 Fuß Tiefe und *) So wie K ra m e r in dem oben angeführten Aufsatze rühmt, daß die Zimmer in dem ersten Stockwerk der Anstalt zu Vanoes eine so prächtige Einrichtung hätten, daß sie jedem großen Pallast zur Zierde gereichen könnten.

einer gleichen Breite h in , deren Wände entweder mit einer sehr einfachen Tapete behängen sind, oder einen heiteren farbigen Anstrich, mit einer gefälligen Bordüre an der Decke, ha­ ben. Zum Schutz gegen die Stuhllehnen läuft eine farbige eanelirte starke hölzerne Leiste, drey Fuß vom Boden an den Wänden umher und zwischen derselben und der Fußleiste er­ hält die W and eine marmorirte Färbung, die zu der Farbe der Tapete oder des Zkmmeranstrichs paßt. D ie Fenstervorhänge sind von weißem Nessel, nach frü­ herer S itte an ihrem obern Ende in der M itte zusammenstoß­ end und zu beiden Seiten des Fensters in messingene Arme aufgenommen, damit sie wirklich zum Schutz gegen die Sonne oder gegen das lästigwerdende, eindringende Licht dienen son­ nen. Zwischen den Fenstern steht eine Kommode aus Nuß­ baumholz, gut gearbeitet, mit drey Schiebladen, zum Aufneh­ men der Wäsche u. s. w. des Kranken, und darüber hängt ein Spiegel von mäßiger Größe. An jeder der beiden Sek­ tenwände steht ein Tisch von Nußbaumholz mit einer breiten Schieblade für B ücher, Schreibzeug u. dgl. m. und ein halb Dutzend Stühle von gefälliger Form aus Kirschbaumholz, mit Sitzen aus Binsen oder Rohr geflochten; nur für Gebrechliche ein gut gepolsterter Armstuhl. Von der Decke des Zimmers hängt eine Astrallampe herab, unter welche am Abend der Tisch gerückt wird. Die Wände sind mit einigen Kupferstichen, hauptsächlich Landschaften und heiteren historischen Stücken verziert; über dem Spiegel hängt in einem einfachen Rahmen ein mit großen Lettern gedruckter kurzer Bibelspruch, trostreichen, ermuthigenden, hoff­ nungerweckenden , oder zur Eintracht, zum D ank, zur Milde u. s. w. auffordernden In h a lts , dem Bedürfniß der Einwoh­ ner angepaßt und von Zeit zu Zeit mit einem andern verwech­ selt. — Außer diesen größeren giebt es noch, einige kleinere Wohnzimmer mit einem Fenster, für minder wohlhabende Pensio u airs, denen man doch aus besonderen Rücksichten eigene Zimmer geben w tff

Die Schlafzimmer sind kleiner oder größer, mit einem Fenster oder zweyen, je nachdem sie für einen Kranken oder für zwey oder drey bestimmt sind. S ie sind weiß oder haben einen farbigen, nicht zu Hellen Anstrich, mit einer Einfassung von einer schwarzen oder braunen Leiste an der Decke. — D as Ameublement besteht aus Bettstellen von Nuß­ baum oder gefirnißtem Eichenholz von gewöhnlicher F o rm , so viele als Kranke in dem Gemache schlafen, einer eisernen Bettstelle für den W ärter, einem braun angestrichenen Wasch­ tische, einem Nachttische aus Kirschbaumholz für jeden K ran­ ken, Stühlen nach Bedürfniß, einem Kleiderschrank aus gefir­ nißtem Eichenholz, einem kleinen S p ieg el, Waschgeschirren und Nachtgeschirren aus Fayence, Karaffen und Trinkgläsern und w as sonst noch zu den kleineren Bedürfnissen zur Erhal­ tung der Reinlichkeit gehört. Die Fenster haben G ardinen von grünem Bombasin oder starkem grün gefärbtem Nessel­ zeuge. — Die Fenster aller Zimmer sind von innen mit Fen­ sterladen versehen, die sich zusammengeschlagen an die Fenster­ wand anlegen. D as im Mittelpunkte dieses Revieres befindliche Gesell­ schaftszimmer (i) ist auf der weiblichen wie auf der männ­ lichen Seite von ansehnlicher G röße, zumal aber auf der letzteren, da nebst mehreren größeren und kleineren Tischen aus Nußbaumholz, anderthalb Dutzend Stühlen von der obge­ dachten Art, einem Fortepiano, den Schränken für die Büchcrsammlung, Musikalien, mehreren B las- und Saiteninstrumen­ ten, Sammlungen von Conchilien, M ineralien, Schmetterlin­ gen u. s. w ., auch ein Billard *) von hinlänglicher Größe darauf stehen, und es überdies reichlichen Raum zur freyen Bewegung für eine größere Gesellschaft darbieten muß. Die Wände haben einen heiteren Anstrich mit einer gefälligen Ein-

*) S tatt dessen auf der weiblichen Seite ein Stoßkegelspiel.

fassung, und sind überdies mit guten Landcharten, gefirnißt nnd in Rahmen gefaßt, so wie mit einer Anzahl ansprechender Kupfer­ stiche, Landschaften oder passende historische Gegenstände dar­ stellend, bekleidet.— An der mittelsten Zwischenwand der Fen­ ster hängt ein größerer Spiegel. Die Gardinen an den Fen­ stern wie in den Wohnzimmern. Auf den Tischen stehen Schach- und Damenbretter u. dgl. nt. Auch der Corridor dieses Reviers ist durch mehrere Ge­ mälde, Frucht-, Blumen- und Thierstücke, Landschaften u. s. w. belebt und von Strecke zu Strecke hangen Käfige mit Kanarien- und andern Singvögeln von der Decke herab und hier und da rollt sich über den Thüren ein Eichhörnchen in seinem Häuschen oder es spricht ein Papagay den Vorübergehenden a n , alles um theils dem Eindrücke von trauriger Oede und todter Einförmigkeit zu wehren, von welchem das Gemüth in solchen Wohnungen des Unglücks nur zu leicht ergriffen wird, theils der Einbildungskraft ansprechende und zugleich unschäd­ liche, nicht zu sehr aufregende Gegenstände zur Beschäftigung in müßigen Augenblicken darzubieten. — An den beiden äu­ ßersten Enden befinden sich Abtritte und, anschließend, Räume zur Aufbewahrung des Reinigungsgeräthes für die W ärter. Die Hofräume und G ärten dieser bisher beschriebenen fünften Abtheilung auf der männlichen und weiblichen Seite, stimmen mit den sonstigen Einrichtungen überein. — Die Hof­ räume liegen in der M itte der Vierecke und haben, bey der so mäßigen Höhe der sie umschließenden Gebäude und deren bedeutenden Ausdehnung, hinlängliches Licht und eine ansehn­ liche Größe. Um einen kleinen runden Rasenplatz in ihrer M itte erhebt sich ein Kreis von P ap p eln, zwischen welchen hölzerne Bäncke stehen. An den Seiten wo sich die höher ste­ henden Fenster des Corridors der vierten Abtheilung befinden, sind Ställe für mancherley Federvieh, so wie für Kaninchen angebracht, welche den Hof beleben. E s ist oben schon der Hofräume in den nach E s q u i r o ls

Angaben erbauten neuen französischen Anstalten gedacht wor­ den, wie nämlich hier ein Säulengang rundumherläuft und die eine der vier Seiten des Hofraumes nur durch ein schönes eisernes Gitter versperrt ist, welches die Aussicht auf die Umgegend verstattet, während die Decke des Säulenganges den Bewohnern des zweyten Stockwerks ebenfalls eine nahe Gelegenheit zum Genusse der freyen Luft, zugleich mit der Aussicht auf die Umgebungen an G ärten und Fluren darbie­ tet, eine Einrichtung die diesen Gebäuden ein ungemein heiteres Ansehen giebt und den Kranken große Annehmlichkeiten ver­ schafft. Doch ist sie von wichtigen Bedenken ebenfalls nicht frey, da ein von allen Seiten geschlossener, dem Eindringen der Winde nicht ausgesetzter Hofraum, zumal in den Jahreszeiten und Witterungszuständen, wo die G ärten nicht benutzt werden können und die Höfe am meisten besucht werden, von großem W erth ist und, da wo die Kranken übrigens viel im Freyen le­ ben, die Gesperrtheit dieser Höfe ihnen für die Stunden die sie darin zubringen kaum unangenehm erscheinen kann. — D ann sind die Säulengänge zwar für die darunter wandeln­ den höchst angenehm und nützlich, machen aber die dahinter gelegenen Räume nothwendig dunkel und dies um so mehr w enn, wie es in den genannten Anstalten der Fall ist, ein ähnlicher Saulengang das Gebäude auch von Außen umgiebt, daher ich dieses gar nicht für nachahmenswerth und es dagegen für viel vorzüglicher halte, wenn nur ein zwiefacher S äulen­ gang mit einer Scheidemauer in der M itte, den Hof grade durchschneidet; zu welcher Einrichtung man sich auch in Bezug auf dasjenige w as die Bewohner der zweyten Etage dabey verlieren, wohl um so eher entschließen dürfte, da die Benuzzung der Gänge über den Arkaden immer mit Gefahr von Unglücksfällen verknüpft ist und wenigstens allemal nur Ein­ zelnen in Begleitung eines W ärters gestattet werden d a rf, so daß also diese Benutzung ebenfalls sehr beschränkt ist. D er vorzüglichen Einrichtung der Hofräume, welche die

Gebäude der Anstalt zu Wakeficld umgeben, ist ebenfalls bey den über diese Anstalt gegebenen Nachrichten gedacht wor­ den. Sie paßt aber nur da wo die Hofraume nicht von Ge­ bäuden umschlossen, sondern nur von einer Seite an dieselben anstoßend sindDer Garten dieser Abtheilung umgiebt auf der männli­ chen Seite den östlichen und südlichen, auf der weiblichen den südlichen und westlichen Flügel und hat seinen Haupteingang von dem Hause, aus einem der Wohnzimmer in dem Erd­ geschoß des südlichen Flügels. Jeder dieser Gärten hat einen Flächenraum von etwa 350 Quadratruthen und ihre Anlage entspricht mehr dem Zwecke -der Erheiterung als dem des öko­ nomischen Vortheils, da diesem andere Grundstücke in hin­ länglichem Maaße gewidmet sind. In ihnen wechseln daher Rasenplätze mit schattigen Gängen und Blumenstücken auf eine anmuthige Weise; verschiedenartige Lauben, mit Tischen und Bänken versehen, gewähren einladende Ruheplätze, ein acht bis zehn Fuß hoher Springbrunnen, dessen Wasser in ein niedriges Becken zurückfällt, ergötzt Auge und Ohr und die den Garten umfangenden Mauern sind mit Spalier-Obst­ bäumen aller Art bekleidet. — Zugleich aber ist bey der Anla­ ge dieser Gärten ein Hauptaugenmerk dahin gerichtet, daß sie von zwey bis drey Standpunkten ans schnell und ganz über­ schaut werden können, so daß wenige Wärter hinreichen um alle Kranke von diesen Punkten aus genau zu beobachten und keiner der letztem sich unbemerkt entfernen, verstecken oder sonst etwas Ungehöriges beginnen kann. Da bey der Lage der Anstalt die Kranken in diesen Gärten von Außen nicht beobachtet werden können, so stehen die sie einschließenden Mauern in einer Senkung des Erdreichs von zehn Fuß Tiefe, so daß sie sogenannte Aha's darstellen und man über dieselben hinwegsehen kann, wobey denn die Vorstellung-einer gezwun­ genen Zurückhaltung um so weniger der Seele des Kranken ____________ gegenwärtig bleibt.

E s ist jetzt noch übrig die Benutzung der vierten Seite von den Vierecken anzugeben, welche zugleich die Seiten des großen Hofes bilden, welcher vor dem der Verwaltung gewidmeten M ittelgebäude liegt. Indem die Nord- und Südseite des Vierecks die beiden langen Seiten bilden, zu welchen die Ost- und Westseite sich als die Ergänzungen verhalten, welche daher an beiden Enden gerade um die Tiefe einer Seite kürzer sind, so haben diese nur eine Länge von hundert Fuß auf eine Breite von vier und dreißig im Lichten, wovon zwölf auf den längs dem Hofe Einlaufenden Corridor und auf die denselben nach I n ­ nen begrenzende Zwischenwand treffen. D ann steigen an bei­ den Seiten dieser Seite die Treppen (g. g.) hinauf, die auf der einen Seite für die Bewohner des obern Stockwerks der Südseite, auf der andern für die Bewohner des obern Stock­ werks der Nordseite nnd zugleich für die derjenigen Seite die jetzt beschrieben wird bestimmt sind. Den dazwischen gelegenen Raum aber füllt in dem den männlichen Kranken bestimmten Viereck, erstlich ein sechszig Fuß langer und zwanzig Fuß breiter Ar­ beitssaal (k) a u s , der bey übeler W itterung oder im W inter theils zu mannichfaltigen Beschäftigungen dient, die dort ver­ richtet werden können, wie z. B . Brennholz und Brcttersägen, Seilerarbeiterr, Mattenflechten u. s. w ., theils als Belustigungsort zu Ballschlagen, Kegelspiel u. s. w. benutzt wird, daher auch für diese letzte Bestimmung durch die Anlage einer Kegelbahn, durch ein Voltigirpferd u. dgl. m. gesorgt ist. Acht Fenster erhellen diesen R aum , stehen gleich hoch wie in der vierten Abtheilung, theils um deren Beschädigung bey den in demselben vorgenommenen Arbeiten und Spielen, theils um das Hinausschäuen auf den Derwaltungshof und das ge­ genüberstehende Gebäude, theils das Hineinschauen von dem Hofe aus zu verhüten. Die nothdürftige Erwärmung dessel­ ben im Winter wird durch eine Heitzung an jedem Ende des S a a les erzielt. Eine zweyflügelige Thüre öffnet sich aus demselben auf den vorbeyführenden Corridov, in welchem die

Fenster, mit der Erhaltung der Symetrie mit dem entgegen gesetzten Flügel willen, gleich hoch wie im Saale stehen. Dieser Corridor gewährt überdies die innere Verbindung zwischen der fünften Abtheilung und dem Verwaltungsgebäude, so wie ebenfalls durch denselben die Kranken dieser Abtheilung von den untern Standen die Treppe erreichen, auf der sie zu den ihnen bestimmten Schlafsalen in dem oberen Stockwerk des Nordflügels gelangen, während eben dieser Corridor sich mit die­ sem seinen nördlichen Ende an den früher erwähnten Comdor anschließt, der aus der vierten Abtheilung in das Ver­ waltungsgebäude führt. An den oben gedachten großen Beschäftigungssaal stößt noch ein Raum (h) von gleicher Breite und zwölf Fuß Tiefe, der zum Badezimmer für solche Kranke bestimmt ist, die man nicht in der allgemeinen Badeanstalt ihre Bäder nehmen lasten will. Der Eingang in dieses Badezimmer ist in der nördlichen Wand von dem Corridor, der nach dem Verwal­ tungsgebäude führt, und es hat dasselbe tat Kleinen dieselbe Einrichtung wie die im nächsten Kapitel zu beschreibende grö­ ßere Badeanstalt, doch abgesehen von den Vorrichtungen zu den Douche- und Fumigationsbädern. I n dem obern Stockwerke dieses Flügels, auf der den männlichen Kranken bestimmten Seite, hat der Oberwärter sein Wohn- und Schlafzimmer (1. 1.), und an diese Zimmer anstoßend ist das Magazin (m ), in welchem die dem Ober­ wärter zum Wechsel der Wäsche, Kleidungsstücke, des Bettzeu­ ges und Geräthes aller Art anvertrauten Vorräthe für die jedesmal anwesende Krankenzahl, in dem Maaße wie die Vor­ schriften hierüber es bestimmen, aufbewahrt werden. Hierauf folgt in der Reihe die Wohnung für den ärztlichen Assisten­ ten, ebenfalls aus einem Wohn- und Schlafzimmer (k. k.) be­ stehend und zuletzt zwey ähnliche Wohnungen, theils für solche Individuen, die an krankhaften Seelcnzustäuden leiden, über die man noch zweifelhaft ist ob sie als Jrreseyn zu betrach«

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teil sind, theils und hauptsächlich für solche, die sich selbst in der O portnnität zum Jrreseyn zu befinden glauben und sich deshalb aus eigenem Antriebe der ärztlichen Behandlung in der Irrenanstalt anzuvertrauen, jedoch von den Irre n getrennt zu wohnen wünschen, Fälle die nach der in Siegburg gemach­ ten Erfahrung, (jedoch mit e in e r Ausnahme bis jetzt nur bey männlichen Individuen, die ja auch eigentlich nur in sol­ cher A rt über sich verfügen können), oft genug vorkommen, um es als nothwendig erscheinen zu lassen, ihrethalben die nöthige Vorsorge bey der Einrichtung einer Heilanstalt zu treffen. D as Ameublement allen dieser M ohnränme ist mit dem in den W ohn- und Schlafzimmern der Kranken der fünften Abtheilung übereinstimmend und auch die Einrichtung im Hebn« gen die nämliche, nur daß an den Fenstern -der Beamtenwohnungen die Schlösser, so wie vor denselben die G itter, weg­ fallen. D as den weiblichen Kranken bestimmte Viereck (D) kommt in seiner ganzen Einrichtung im Wesentlichen mit dem eben beschriebenen für die männlichen Kranken überein, ausgenom­ men daß hier, wie sich ohne Weiteres crgiebt, die Westseite der Ostscitc, die Ostseite aber der Westseite in dem letztge­ nannten Viereck entspricht und in dem untern Stockwerke der Ostseite (D 1), in dem Raum der auf der männlichen Seite den großen Arbeitssaal einnimmt, sich hier Magazine für alles Lei­ nenzeug und die Bettfurniturcn befinden (k. k. k), während in dem obern Stockwerke (D 2) der Raum der auf der männli­ chen Seite der Wohnung des Assistenten und der freiwillig eintretenden Kranken gewidmet ist, hier die Wohnung des zweyten Arztes bildet (k. k. k. k). — Unmittelbar an diese Räume stößt dann der M agazinraum der Oberwärterin (m), und die derselben bestimmte Wohnung (1.1.), alles eben so ein­ gerichtet wie ans der männlichen Seite. Diese beiden zuletzt beschriebenen Seiten des Vierecks ha­ ben ihrer ganzen Länge nach zehn Fuß hohe Kellergewölbe,

mit zwey Fuß hohen Fenstern, in gleicher Zahl ttitb Breite wie die Fenster der darüber gelegenen Stockwerke und mit einem geschlossenen Eingänge in der M itte des F lügels, nebst einer in den Keller hinabführenden breiten Treppe. D er zum Viereck der männlichen Kranken gehörige Keller dient zur Aufbewah­ rung der W intervorrathe von K artoffeln, W urzeln, Rüben, so wie auch der Aepfel u. dgl., während in der zum Viereck der weiblichen Kranken gehörige Keller diejenigen Gemüse für den Verbrauch wahrend des W inters geborgen werden, die man mit der W urzel in Erde oder S an d einzuschlagen pflegt. Endlich ist noch zu bemerken, daß die Speicher deS den männlichen Kranken bestimmten Vierecks zu Magazinen für mancherley Gegenstände eingerichtet sind, während die Speicher des gegenüber liegenden Vierecks hauptsächlich zu Trockenbö« den für die Wäsche während der wärmeren Jahreszeit dienen, wenn regnichte W itterung das Trocknen derselben im Freyen hindert.

Achtes

Kapitel.

Beschreibung deS der Verwaltung gewidmeten Gebäudes. D a s Wasch­ haus. Die Badeanstalt. Schluß des innern Bezirks der Anstalt. Oekonvmiegebäude. Wohnung des Direktors. D ie zur Anstalt gehörigen Ländereyen; ihre Benutzung.

Zwischen den beiden zuletzt beschriebenen Vierecken liegt das Verwaltungsgebäude (E), welches dieselben auf der Nordseite mit einander verbindet. Es hat eine Länge von 140 Fuß auf 50 Fuß Tiefe und in der Fronte zu beiden Seiten der zweyflügeligen Hauptthüre acht Fensterstöcke. Es ruht in seinem ganzen Umfange auf Kellcrgewölben, die bey einer Höhe von zehn Fuß, vier Fuß über den Niveau des Hofes hervorragen und sowohl an der hintern als an der vorder» Seite Fenster, in gleicher Zahl und Breite wie die am unteren Stockwerke des Gebäudes und von drei Fuß Höhe haben, so daß die Kellerräume durchgehend^ hell und luftig sind. An der Frontseite, rechts und links vom Eingänge, erstreckt sich im I n ­ nern der Corridor und steht an beiden Enden durch in der Regel geschlossene Thüren (h. h.) mit den anstoßenden Vor­ plätzen der großen Vierecke in Verbindung, an welchen beiden Enden sich noch die breiten Treppen (b. b.) befinden, die zu dem oberen Stockwerke dieses Gebäudes führen. D er Hauptthüre entsprechend befindet sich der ebenfalls zweyflügelige Eingang zu dem Beetsaale (d) der A nstalt, der bestimmt ist eine Versammlung von 120—130 Personen zu fassen und wegen dessen Einrichtung ich mich auf die weiter

unten zu gebende Beschreibung des diesem Zwecke dienenden Lokals in der Siegburgcr Anstalt beziehe. A uf jeder Seite des Beetsaales hat der Corridor zwey zehn Fuß breite Verlängerungen, welche zu den Thüren (g. g.) führen, die sich in die Gange (F. F.) öffnen, durch die man zu den den drei untern Krankenabtheilungen bestimmten Vierecken (A u. B) und zugleich zu dem Waschhause und den Bädern gelangt. Außerdem befinden stch in diesem unteren Stockwerke des Verwaltungsgebäudes das Verwaltungsbüreau und die Registratur (e. e.), die Speisezimmer für die männlichen und weiblichen Dienstleute (f. f.) und ein Ansprachzimmer. An den beiden äußersten Enden aber führen die schon erwähnten Treppen theils zu dem oberen Stockwerk hinauf, theils in die Souterrains hinab. Die sämmtlichen genannten Räume des unteren Stockwer­ kes nebst dem C orridor, sind gewölbt, da die in dem oberen Stockwerk von dem unteren durchaus abweichende Eintheilung der Gemächer solches erheischt. Ohne hier auf eine nähere Beschreibung dieser Eintheilung in dem oberen Stockwerk ein­ zugehen, da solche für unseren Zweck nicht erforderlich ist, bemerken w ir n u r , daß sich auf der westlichen Seite die hin­ länglich geräumige Familienwohnung für den Verwalter, dann ein Conferenzzimmer für die Gerichts - und Revisions-Commis­ sionen, auf der östlichen Seite aber die Wohnung für den katholischen und den evangelischen Geistlichen, letztere als Familienwohnnng eingerichtet, und ein Zimmer für den zugleich zur Bedienung der Geistlichen bestimmten Küster, so wie ein anderes für den Verwaltungssekretair befindet. Die Treppen die auf beiden Seiten zu diesen verschiedenen Wohnungen und Räumen führen, setzen sich bis zu dem Speicher fort, der theils in den Mansarden die Schlafzimmer für das weibliche Dienstpersonal der Küche und Waschküche enthält, theils zur Benutzung für die Familien des Verwalters und des evange­ lischen Geistlichen bestimmt ist.

Auf der an der Ostseite in die Souterrains herabführenden Treppe erreicht man zunächst die große Küche der Anstalt, die sich dreißig Fuß breit durch die ganze Tiefe des Gebäudes erstreckt, sehr geräumig, hell, mit hinreichendem Wasser ver­ sehen und in jedem Betracht vollständig und bequem eingerich­ tet ist. Dann folgen gesondert die sämmtlichen Magazine sowohl für Victualien aller Art als für das Reinigungö- Beleuchtungs- und Brandmaterial. Sie nehmen den ganzen übri­ gen Raum der Souterrains ein, stehn unter einander durch Thüren in Verbindung und öffnen sich nach außen mit breiten Treppen und Thüren an beiden Enden des Verwaltungsge­ bäudes auf den großen vor demselben gelegenen Hof R. Die vorhin erwähnten Gänge (F. F.) die das Verwal­ tungsgebäude mit den beyden kleineren Vierecken (A und B) und dem Waschhause in Verbindung setzen, sind aus Mauerstei­ nen mit nur nothdürftkger Dicke der Wände aufgeführt, ha­ ben eine Länge von 150 Fuß auf eine Breite und Höhe von zehn Fuß und an der freyen Seite, in Zwischenräumen von zwölf Fuß, unter der Decke angebrachte Fenster von glei­ cher Höhe und Breite wie in den vier untern Abtheilungen; der Fußboden ist mit grauen Marmorfließen geplattet. Ein kleiner Vorplatz (e), der schon zu den Vierecken für die drey untern Abtheilungen gehört, enthält außer der Singangsthüre von dem Gange aus, die Thüren zu der Badeanstalt, dem Waschhause und zu der anstoßenden dritten Krankenabtheilung. Das Waschhaus (G.), welches zwischen die beiden Carres hmeingeschoben ist, ist ein einstöckiges Gebäude, dessen vierzig Fuß breiter und Vierzig Fuß tiefer innerer Raum durch eine denselben von Süden nach Norden durchschneidende Wand in zwey Theile geschieden ist, wovon der eine ein Drittheil der andere zwey Drittheil des Ganzen einnimmt und die durch eine Thüre miteinander in Verbindung stehen. An der Süd- wie an der Nvrdseite deS Gebäudes sind sechs Fenster die zur gewöhnlichen Tiefe hinabreichen und wovon an jeder Seite

zwey auf den kleineren, vier auf den größeren Raum treffen. Der Fußboden beider Räume ist ebenfalls mit grauen Marmorflicßen geplattet, mit einer hinlänglichen Senkung gegen die nördliche Seite, damit das aus den Waschbütten ausgelas­ sene oder zum Schauern u. s. w. verbrauchte Wasser sich dort­ hin senke, wo es dann durch eine in die Mauer angebrachte Oeffnung abfließt und mittelst einer Röhrenleitung dann seinen Lauf nach dem unfern vorüberströmenden Bache nimmt. Der größere auf der Ostseite gelegene Raum, dient zur Waschkü­ che und grenzt an die Badeanstalt für die männlichen Kran­ ken, daher auch der Dampfkessel, der dazu dient das Wasser für das Waschgeschäft zu erwärmen und zum Kochen zu brin­ gen, indem er an der Scheidewand aufgemauert ist, welche die Waschküche von der Badeanstalt trennt, das Gleiche für die letztere leistet, und zwar mittelst einer durchgehenden Dampf­ röhre, die den Dampf in die große Bütte führt in welcher das Badewaffer gekocht wird. In der Waschküche erstrecken sich ebenfalls. Dampfröhren aus dem Dampfkessel zur Rechtet? und zur Linken in die beiden großen Bütten aus Eichenholz, in wel­ chen die Wäsche in der Lauge gekocht wird. Mehr in der Mitte der Küche steht die ovale noch größere Bütte, die zum Bauchen der Wäsche dient. — Zugleich ist durch Röhrenlei­ tungen für einen hinreichenden Zufluß von reinem Wasserso wie durch eine andere für die Wcgschaffung deö verbrauch­ ten Wassers gesorgt. An den Wänden erstrecken sich rechts und links zwey Fuß breite Bänke, auf welchen auf der einen Seite die schmutzige auf der andern die schon gereinigte Wä­ sche aufgeschichtet wjrd. In dem neben der Waschküche gelegenen Raume wird die Wäsche gesteift, gebügelt, gerollt und bis. zu ihrer Ablieferung aufbewahrt. Es befinden sich daher hier außer den Bügelti­ schen und einer Rolle, an den Wänden breite Lagerbretter zum Aufschichten der Wäsche. An dem mittleren Theile der Wand aber, die diesen Raum von dem anstoßenden Badesaale

trennt, ist ein großer Ofen eingemauert, der hier zum G lü­ hendmachen der Bolzen für das Bügelgeschäft dient, zugleich und hauptsächlich aber den Dampfkessel heitzt, mittelst dessen das Wasser in den großen Bütten der anstoßenden Badeanstalt zum Kochen gebracht wird. D er Speicher über dem Erdgeschoß des Waschhauses, auf welchem. eine Treppe in der nordwestlichen Ecke der Waschkü­ che führt, ist zum Trocknen der Wäsche im Winter bestimmt. E r hat deshalb ein sogenanntes englisches oder gebrochenes Dach, dessen Queerbalken nur acht Fuß über der Zimmerdecke liegen und ebenfalls eine Decke tragen um den ganzen Raum, der auch an den Seiten ringsum mit Wänden aus Fachwerk versehen ist, dicht zu schließen, damit in demselben die Wärme festgehalten werde, welche ihm mittelst Röhren aus den Heitzungen der Waschküche zugeführt wird. Zu beiden Seiten des Waschhauses liegen, wie schon früher angegeben worden, die großen Badesäle (g. g.), zur Rechten der für die männlichen, zur Linken der für die weib­ lichen Kranken, jeder vierzig Fuß lang und dreißig Fuß breit, mit einer Thüre an dem südlichen Ende, die auf den schon erwähnten kleinen Vorplatz führt, und mit zwey Thüren an dem nördlichen Ende, wovon die eine sich in die Kammer (h.j wo die Fumigationsbader gegeben werden, die andere in das Zimmer (i.J wo die Ruhebetten stehen öffnet, aus welchem letztem man in das Zimmer (f.) des Viceoberwärters (oder der Viceoberwärterin) gelangt. D ie Fenster sind gegen den Hofraum deS Viercks gerichtet und eben so hoch stehend und auch sonst von derselben Beschaffenheit wie die übrigen Fen­ ster dieser Gebändeabtheklung. — D ie Einrichtung ist sich in beiden Badeanstalten ganz gleich, so das demzufolge mit der jetzt zu gebenden Beschreibung der einen, und zwar der auf der Ostseite gelegene», auch die der andern gegeben ist, nur daß. w as sich hier auf der linken Seite befindet, dort zur Rechten ist nutz «wgekchtt.

An der Wand welche den Badesaal von der Küche trennt, steht eine 2'/r Fuß hohe und 6 Fuß im Durchmesser haltende Bütte, aus den stärksten eichenen Dauben und Brettern ver­ fertigt, mit einem Deckel aus gleich starkem Holze, der sich in drei Flügel theilt, welche durch massive Charniere gleich Thüren beweglich und aufzuschlagen sind- In dem mittleren Theile dieses Deckels befinden sich zwey Oeffnungen, die eine für die bleierne Röhre durch welche das kalte Wasser in die Bütte geleitet wird, die andere für eine ähnliche Röhre, mit­ telst welcher der Wasserdampf aus dem in der Waschküche befndlichen Dampfapparate in das zu erwärmende Badewasser zelangt, beide Röhren mit messingenen Krahnen versehen, um ste nach Bedürfniß zu schließen und zu öffnen. Das kalte Wasser wird dieser Bütte durch die Röhrenleitung wodurch, wie unten noch naher angegeben werden wird, auch alle übri­ gen Theile der Anstalt versorgt werden, zugeführt. Neben der die-Bütte speisenden Röhre laust eine zweyte, die sich nebelt jener herabsteigend und unter dem Fußboden weglaufend und sich dort verzweigend, in diesen verschiedenen Theilungen nach den Badewannen hinbegiebt, die sich auf der entgegen gesetz­ ten Seite des Lokals befinden, so wie denn auch aus dem unteren Theile der großen Bütte in welcher das Badewaffer zum Kochen gebracht wird, eine Röhre ausgeht, die herab­ steigend, unter dem Fußboden neben der das kalte Wasser füh­ renden Röhre hinlauft und sich eben so wie jene verzweigt um die Badewannen zu versorgen. Beide Röhren haben eben­ falls oberhalb der Stelle wo sie unter den Fußboden treten einen Krahnen, um nach Bedürfniß den Wasserzufluß nach den Badewannen zulassen und absperren zu können. Die Ba­ dewannen selbst, vier an der Zahl in jedem Baderaum, sind aus hinlänglich starken Messngplatten verfertigt 5'/o Fuß lang 2 Fuß breit 1 Fuß 5 Zoll joch*), nach oben mit einem einen *j

Nicht höher, sa hohe 8

*) Zn der Siegburger Anstalt war Anfangs eine Art Kappen mit runder, oben dicht aufliegender Kuppe und kurzem Schirm in Gebrauch, wie sie in England zur Zagdkleidung gehört und wie sie für einige Zeit auch in Deutschland ziemlich allgemein getra-

Endlich gehört zu der Kleidung jedes Kranken auch ein bun­ tes leinenes Schnupftuch. Zum Gebrauch bey feuchter und etwas rauherer W itte­ rung, während deren die Beschäftigungen im Freyen dennoch förtgesetzt werden, erhält überdies jeder an diesen Arbeiten Theil nehmende Kranke einen weiten drillichnen K ittel, der aber nicht zur gewöhnlichen Kleidung gezählt wird. Die Winterkleidung für die M änner ist der Sommerklei­ dung im Zuschnitt gleich; der dazu verwendete S to ff aber ist ein derbes grobes T uch, von verschiedenartiger Farbe, blau, dunkelgrün, schwarz in peiß oder blau in weiß melirt u. s. wund statt der obenerwähnten Kittel werden Kaputröcke von grobem B iber, ebenfalls von verschiedenen Farben, bey den Arbeiten im Freyen gereicht. — Ueberdies aber erhalten die Kranken während dieser Jahreszeit die schon mehr abgetrage­ nen oder unscheinbar gewordenen drillichnen Jacken, um sie als Unterjacken unter den Tuchjacken und bey Nacht als Nacht­ jacken zu tragen, womit denn, indem noch wollne Strüm pfe und für jeden M ann ein P a a r dicke wollne Fausthandschuhe hinzukommen , für hinlängliches W armhalten auch bey stren­ ger Kälte gesorgt ist. Am Sonntag fällt die tuchene Jacke weg und statt dersel­ ben erhält jeder Kranke einen runden bis an den Kragen zugeknöpften Rock von ähnlichem Tuche als aus welchem die Jacken und Beinkleider verfertigt sind, und nebst reinem Hem­ de, Schnupftuch und einem P a a r Strüm pfe, ein sauberes Halstuch. gen ward. D a man diese Form aber anderwärts bald nicht mehr sa h , so ward sie an den Bewohnern der Anstalt auffallend und den Kranken selbst verhaßt, indem sie sie Narrenkappen schalten, so daß man genöthigt war andere anzuschaffen und die noch vorräth,gen nur von den sinnloseren Kranken, die auf die Form nicht achteten, tragen zu lassen.

K le idun g fjtr die weiblichen K ra n k en . Die Kleidung für die weiblichen Kranken besteht außer dem Hemde und den Strüm pfen (im Sommer leinenen, im W inter wollenen) aus einem Mieder von D rillich, einem Unterrock von grober grauer Leinwand, und aus Jacke und Rock, die entweder getrennt getragen oder zu einem sogenann­ ten Ueberrock, der vorne zugemacht w ird, aneinander gesetzt sind. Diese letzteren Stücke sind für die Winterkleidung aus Tuch wie bey den M ännern, für den Sommer theils aus Drillich, theils aus Siam ois von verschiedenen Mustern und Farben verfertigt. Hierzu wird dann noch ein buntes baum­ wollenes H alstuch, ein buntes leinenes Schnupftuch, eine katunene mit Leinwand gefütterte Haube*), nach landesüblicher A rt, ein P a a r Schuhe entweder von Rindsleder mit starken übernagelten Sohlen oder von Kalbsleder mit dicken Sohlen ohne N ägel, je nach der Beschaffenheit der Arbeiten welche die Kranken verrichten, gegeben. Bey der Sonntagskleidung besteht Ueberrock, oder Leibchen und Rock, aus baumwollenen Zeugen von gefälligen Mustern und mannigfaltigen passenden Farben, aus einem etwas fei­ nern baumwollenen Halstuch und einer reinen Haube. — Un­ ter diese ziehen die mehrsten weiblichen Kranken an den käl­ teren W intertagen, die wollene Werktagskleidung, — andere nicht, so wie denn auch manche an den Werktagen im W in­ ter nur die tuchenen Röcke tragen und übrigens die Sommer­ kleidung beybehalten, wenn dieses ihrer früheren Angewöh­ nung entspricht. S ta tt der eben erwähnten Oberkleidung erhalten die un­ reinlichere» weiblichen Kranken und solche die den Trieb ha­ ben sich stets zu entkleiden, drillichene K ittel, welche auf *) S ta tt dieser -um Theil auch weiße von Nesseln mit einer B e­ setzung.

dem Rücken zugebunden oder mittelst Krampen geheftet werden. Ucbrigens wird strenge darauf gehalten, daß alle Kranke, auch die tobsüchtigsten und unreinlichsten, stets vor­ schriftsmäßig gekleidet bleiben und nie geduldet , daß ein I r ­ rer dieser Art ganz ober halb nackend bleibe, und zwar auS denselben Gründen die oben dafür geltend gemacht wurden, daß dergleichen Kranke die Nächte auf einem ordentlichen Lager zubringen; — zur Erreichung welcher Absicht denn hier ebenfalls von den passenden, weiter unten näher zu er­ wähnenden Beschränkungsmitteln, überall wo es die Umstän­ de erheischen, Gebrauch gemacht'wird*). Was die wohlhabender» Kranken betrifft, die sich in einem Zustande befinden, in welchem sie hinsichtlich ihrer Klei­ dung die erforderliche Ordnung und Reinlichkeit zu beobachten im Stande sind, so gestattet man diesen ihre eigenen Kleider zu tragen und sieht dabey nur auf Einfachheit und Zweckmä­ ßigkeit, so wie auf Vermeidung alles Phantastischen und B i­ zarren. Nur wenn sie zu entspringen versuchen, giebt man auch solchen Kranken wenigstens für eine Zeitlang die Haus­ kleidung, theils weil sie darin kenntlicher sind und durch die Bewohner der Umgegend leichter zurückgeführt werden, theils um sie für die Zukunft dadurch von ähnlichen Versuchen zu­ rückzuhalten , da die meisten sich durch eine solche Maaßregel gekränkt fühlen und einen ähnlichen Versuch später nicht so leicht erneuern. *) Ein die Siegburger-Anstalt besuchender Arzt, den ich in derselben umherführte, fand ei sehr bequem, daß in diese Anstalt keine Rasenden, wie er fle häufig anderwärts gesehen, die alles zer­ trümmerten und zerrissen und deßwegen nackt in ihren Gemä­ chern eingesperrt bleiben müßten, aufgenommen würden. Zn der That aber war er an nicht wenigen solcher Kranken vorüberge­ gangen, die, ohne Anwendung von Beschränkungsmitteln und Aufsicht, sich selbst überlassen, ihm ein gleiches Bild dargeboten haben würden, wie er es an andern Orten gesehen.

Die Zahl der einzelnen Kleidungsstücke die für jeden K ran­ ken und für die ganze Masse der in der Anstalt befindlichen Kranken erforderlich ist, ergiebt sich aus der bey der Beschrei­ bung der Siegburger Anstalt zu gebenden Uebersicht. E ß g e s c h ir r . D ie Haupteigenschaften welche das Eßgeschirr für die große Masse der Kranken in einer Irrenanstalt besitzen muß, find ohne Zweifel die, daß es nicht leicht zertrümmert oder verbogen werden könne, von einer zweckmäßigen Form und leicht zu reinigen sey und daß es keine der Gesundheit schäd­ liche Bestandtheile enthalte, die sich leicht auflösen und mit den Speisen in den Körper gelangen können. — Töpfergeschirr ist zu zerbrechlich, hölzernes Geschirr den Erfordernissen der Reinlichkeit nicht genugsam entsprechend, zinnernes zu leicht biegbar; eisernes aber mit einem Ueberzuge von gutem Zinn zugleich haltbar, nicht zu verbiegen, leicht zu reinigen, nicht allzukostbar und würde in allem Betracht genügen, wenn nicht durch ein rohes unverständiges Verfahren bey dem Reinigen desselben der Zinnüberzug so leicht abgerieben würde und daher wenigstens alle zwey Jahre wieder eine Erneuerung forderte, welches nicht allein die Unbequemlichkeit mit sich führt, daß es oft wieder in die Fabrik zurückgeschickt werden muß, sondern es auch vertheuert und die Anschaffung einer größeren Masse nöthig m acht, damit kein M angel fühlbar werde. Demohnerachtet hat sich in der Siegburger Anstalt, wo es eingeführt w orden, die Ueberzeugung behauptet, daß es jedem andern vorzuziehen sey. E s sind daher daraus große Suppenkumpen und Schüsseln, tiefe und flache Teller, eine Art kleinerer S u p ­ pennäpfe, welche stark % Q u art halten und in welchen alle Kranken von der unteren Verpflegungsklasse ihre Suppe erhal­ ten, während ihnen das Gemüse und Fleisch auf einem flachen Teller gereicht wird, und endlich auch die Lössel und Gabeln verfertigt, letztere etwas breit und in der Art gebogen wie man

rs gewöhnlich an den silbernen Gabeln sieht, aber am Ende in vier, nur etwa vier Linien lange und ganze stumpfe, Zinken ausgehend, mittelst deren irgend eine bedeutende Verletzung so gut wie unmöglich ist. Die Messer sind. G riff und Klittge, ganz aus gestähltem Eisen verfertigt, letztere oben rund net* laufend und nur in der Mitte etwa drey Zoll lang schnei­ dend, während der Rest der Klinge oben und unten auch a» der sogenannten Schneide so stumpf ist, daß sie sogar eine Fläche von etwa ’/s Linie darbietet, und dieses ebenfalls, da­ mit mittelst derselben niemals eine gefährliche Verletzung bey­ gebracht werden könne. Daß dieser Zweck durch die angege­ bene Form der Messer und Gabeln würklich erreicht werde, wird jeder zugeben der sie einer aufmerksamen Betrachtung würdigt. R o l l e r behauptet dagegen a. a. O. S . 168, daß das nicht der Fall sey, und bevorwortet die Verabreichung ge­ wöhnlicher Gabeln und Messer, anführend daß solche in den Anstalten zu Heidelberg und Pirna noch kein Unglück veranlaßt hätten und daß eine der ersterwähnten ähnliche Gabel einmal als etwas Lächerliches von einem Streu zu Heidelberg zurück­ gewiesen worden sey.' Letzteres war in Siegburg noch nie der Fall und kann nicht von Bedeutung seyn, wenn es einmal vorkommt. Auf der andern Seite aber möchte es schwer zu erklären sey», warum gerade bey den gefährlichsten Werkzeu­ gen, die man den Irren in die Hände giebt, keine Gefahr der Verletzung obwalten solle und schwer zu rechtfertigen, wenn man gerade hier die Gesetze der Vorsicht außer Acht laßt, die man sonst überall so strenge angewendet wissen will. Die wohlhabenden Pensionairs haben Eßgeschirr aus Fa­ yence, Kaffe- und Theegeschirr von lakirtem Blech mit porcellanencn Tassen, so wie auch gewöhnliche Gläser und Ka­ raffen für ihr übriges Getränke, während den Kranken aus den unteren Verpflegungsklasscn ihr Getränk in Bechern aus verzinntem Eisen gereicht wird, die etwas mehr als ein halbes Quart halten. Die Messer und Gabeln für die wohlhabenden

Kranken sind den oben beschriebenen, hinsichtlich der dabey beobachteten Vorsichtsmaaßregeln ähnlich , haben aber Griffe aus Burbaum. Die Eß- und Kaffeelöffel bestehen aus einer dem Silber ähnelnden Metallcomposition. --- Alle Kranke, mit Ausmahme der schlimmsten in den drey unteren Abthei­ lungen, speisen an stets reinlich gedeckten Tischen, und bey den Wohlhabendem besteht nur der Unterschied, daß das Tischzeug feiner ist und daß sie auch Servietten erhalten.

E i l f t c s

K a p i t e l .

Einrichtungen und Apparate und M ittel aller Art die zur ärztlichen Behandlung der Kranken dienen.

Im weiteren Verstände würden hierzu allerdings alle ein* zelnen Theile der ganzen Anstalt zu zählen seyn, indem diesel­ ben sämmtlich dem Zwecke der ärztlichen Behandlung der I r ­ ren entsprechen müssen. Im engeren S inne aber verstehen wir unter denselben: Erstlich die M ittel und Einrichtungen die, abgesehen von Medicamenten und Nahrungsmitteln, diätätisch in Anwendung kommen; vornehmlich also die M ittel zur Uebung körperlicher Thätigkeiten und K räfte, die M ittel zur Uebung mannigfalti­ ger mechanischer und Kunstfertigkeiten, die M ittel zur Anre­ gung, Uebung, Beschwichtigung der verschiedenen Seelenkräfte und Thätigkeiten in der größten Mannigfaltigkeit. Zweytens diejenigen M ittel die als Medikamente in An­ wendung kommen. Drittens die Einrichtungen und Apparate die dazu dienen nöthigen Falles den Kranken zur Befolgung der ärztlichen Vor­ schriften zu zwingen. Viertens die Nahrungsmittel in so fern sie Gegenstand ärztlicher Vorschrift sind. I n diesem Kapitel wird nur von der ersten Klasse von Mitteln die Rede seyn, und es werden nur die hauptsächlichsten angedeutet werden können, da sie ihrer N atur nach Unendlich mannigfaltig sind. Die Gelegenheit welche die Anstalt in ihren G ärten und 11

auf ihrem weiten Gebiete zur Erheiterung wie zu körperlicher Bewegung, vom einfachen Lustwandeln und von der Blumen­ zucht an, bis zur Beschäftigung mit den mühsamsten Gartenund Feldarbeiten darbietet, ist ohne allen Vergleich als das erste und wichtigste diätätische Hülfsmittel für die ärztliche Behandlung zu betrachten. Nichts ist für diese, zum großen Theil an einer fehlerhaften Blut-Bereitung und Vertheilung, an unregelmäßiger Thätigkeit der Unterleibsorgane, an einem auf mannigfaltige Weise krankhaften Leben des Hautorgans, an einer bald mehr verbreiteten, bald mehr partiellen Steige­ rung oder Herabsetzung des normalen Grades der Reizbarkeit und Sensibilität leidenden Kranken, so allgemein zuträglich als die Beschäftigung mit den verschiedenen Gattungen von Garten- und Feldarbeit, indem man einem jeden davon zu­ mißt waS für seinen Zustand paßt. Denn unter allen den er­ wähnten Krankheitszuständen ist, falls sie nicht mit schon weit vorgeschrittenen Leiden einzelner wichtiger Organe, z. D. des Herzens, der Lunge u. s. w. complicirt oder falls nicht Er­ nährung und Kräfte schon zu tief gesunken sind, keiner wel­ cher sich nicht mit irgend einer Art von Garten- oder Feld­ arbeit vertrüge, und vielleicht selbst kaum einer wobey eine solche nicht zuträglich wäre, während sie bey der bey wei­ tem größten Zahl als ein ausnehmend wichtiges Heilmittel theils für sichallein, theils in Verbindung mit demübrigen Heilverfahren angesehen werden kann, wobey, wie sich von selbst versteht, die zugleich auf den Organismus einwir­ kenden atmosphärischen Einflüsse in einem gewiß sehr hoch anzuschlagenden Grade mit in Betracht kommen. Daneben giebt es keine andere Art der Beschäftigung die den Ver­ stand auf eine einfachere Weise zur Thätigkeit auffordert, die das Gemüth dieser Kranken so zweckmäßig, ohne Er­ regung von Leidenschaft, anspricht,während es eben so keine giebt zu der sich die Kranken aller Stände, indem man dem einen diese dem andern jene Art von Arbeit zutheilt,

fe allgemein vereinigen lassen. Wirklich findet man nnr sehr wenige Irre die so sinnlos sind, daß sie nicht wenigstens da^ gebraucht werden können mit einem Wärter oder mit einem schonverständigere« Kranken gemeinschaftlich Körbe mit Grund Steinen, Früchten, Gemüsen u. s. w. zu tragen, Geschäfte pie fortwährend bey einem so großen Garten- und Hausroe# st« vorkommen; und eben so giebt es auch nur wenige die M t dazu zu bringen wären in einer Reihe mit andern den Schiebkarren zu schieben; während andere, denen man Instru­ mente anvertrauen darf, das Land mit dem Spaten oder der Hacke bestellen, oder die noch mühvollcre Arbeit des Rayolms eines Feldes übernehmen, während wieder andere die weitläuftigen Wege reinigen und, wo es nöthig ist, mit neu­ em Grande befahren, die vielfältigen Geschäfte des Säens, Pflanzens, Behackens, Erndtens u. s. w. auf den ausgedehn­ ten Gemüsefeldern besorgen, die Früchte von den Bäumen abnehmen, sich den mit den Jahreszeiten wechselnden Arbeiten im Weingarten unterziehen, neue Anlagen ausführen helfen, der Blumenzucht obliegen, daß Begießen so oft es erforderlich wird besorgen, dem Vieh die frischen Futterkräuter zuführen «. s. w. — Bey dieser Mannigfaltigkeit der Geschäfte be­ nimmt die Gemeinschaftlichkeit der Theilnahme aller die dazu fähig sind, denselben das Ansehen des Zwanges, und solche benot die eigene Anschauung fehlt, dürften eS kaum glauben, wie leicht diese Theilnahne auch bey den gebildeten Ständen erzielt wird. Für diese letzteren findet sich indessen im Win­ ter freilich seltner Gelegenheit für passende Beschäftigungen dieser Art, während dergleichen noch immer, mit Ausnahme vielleicht einiger Wochen, für einen Theil der Kranken aus dm untern Ständen geschafft zu werden vermag, indem stets noch zwanzig oder dreißig davon während einiger Stun­ den auch über den gefrommt Boden und Schnee theils Mist, theils Asche, die absichtlich in den dazu bestimmten großen ge­ mauerten Behältnissen aufgesammlt wird, auf die Felder füh-

reu können, was ihnen ohne Zweifel unendlich heilsamer ist, als wenn man sie anhaltend in ihren Gemächern sitzen ließe. Solche außerordentliche, durch nichts anderes zu ersetzen­ de, Vortheile, gewährt also jeder Anstalt dieser Art für die Behandlung der Kranken eine Umgebung von großen Gärten und Feldern, die sie selbst cultivirt, Vortheile die aber in noth­ wendiger Verbindung mit der für eigene Rechnung geführten Verpflegung der Hansgenossenschaft stehen, von der wir spä­ ter sehen werden, wie sie an und für sich auch am meisten dem Wohle der Kranken und den ökonomischen Vortheilen der Anstalt entspricht. Eine andere Quelle für Körperbewegung und nützlicher einfacher Thätigkeit sind die mannigfaltigen Häuslichen Arbei­ ten, wie sie theils die Sorge für die Ordnung und Reinlich­ keit in allen Theilen der Anstalt, theils die Geschäfte der Küche und Waschküche, des Heitzens u. s. w. erheischen. Etwas Umständlicheres hierüber zu sagen ist unnöthig und es soll daher hier nur die Bemerkung Platz finden, daß unter den dem männlichen Theile der Kranken zuzuweisenden häuslichen Geschäften doch allein das Holzsägen von einigem Belang ist, indem im Durchschnitt das ganze Jahr hindurch sechs bis acht Kranke täglich drey oder vier Stunden lang hierzu verwendet werden können, während diese Arbeit zugleich deshalb um so willkommner ist, weil sie im Winter auch einem Theile der Kranken aus den höheren Ständen ein passendes Mittel zu körperlicher Bewegung, selbst bey dem schlechtesten Wetter, wo sie nicht spazieren gehen können, darbietet. Die übrigen hier­ her zu zählenden Arbeiten, die den männlichen Kranken über­ tragen werden können, kommen als Beschäftigungsmittel viel weniger in Betracht, indem schon drey oder vier Individuen für alle insgesammt genügen; und es ergiebt sich daher auch leicht von welchem Gewichte cs ist, wenn man, wie es wohl geschieht, bey Anstalten die keine anderweitige BeschäftigungsMittel haben, auf diese Hausarbeiten als etwas Erhebliches

hinweist, da sie eigentlich für eine nur einigermaaßen bedeu­ tende Krankenzahl kaum der Erwähnung verdient, so wie auf der andern Seite auch hieraus wieder hervorgeht, wie höchst wichtig cs bey der Anlage von neuen Anstalten dieser Art ist, daß für die beste und allgemein passende Beschäftigung, durch Feld- und Gartenbau, - auf eine zureichende Weise gesorgt werde Hinsichtlich der häuslichen Arbeiten für das weibliche Geschlecht findet ein ganz entgegengesetztes Verhältniß wie bey dem männlichen statt, indem mit der Reinigung des Hauses, mit den Küchcnarbeiten, dem Putzen des Gemüses, Reinigen des Eßgeschirrs u. s. w., mit der Besorgung der Wäsche, dem Bleichen, Steifen, Bügeln, Mangeln, mit der Ausbesserung deS Leinenzeugcs', der Strümpfe und Kleidungsstücke aller Art, gilt der Näharbeit zur Neuanfertigung des Abganges von allem Gebild, Leinen, Baumwollen- und Drillichzeug u. s. w. eine solche große Anzahl von Händen täglich beschäftigt wer­ den kann, daß es nie an Arbeit für dieselben gebricht und sehr »ft das Gegentheil statt findet. Zu bedauern ist nur, daß der größte Theil dieser Beschäftigungen wenig Gelegenheit zu stär*) Es giebt noch einige häusliche Arbeite» die sitzend verrichtet wer­

den können und zu denen die Kranken im W inter, wenn die Witterung sie auf das HauS beschränkt, verwendet werden kön­ nen. Eine der hauptsächlichsten ist das Ausrupfen der Pferde­ haare auS den Matratzen, welches, wenn auch nur die Hälfte von 260 Matratzen und von 260 Kopfpolstern jährlich neu gestopft wird, immer eine große Anzahl von Händen ein Paar Monate lang beschäftigt. Andere solche Arbeiten sind daS Auseinander« sondern verschiedener Sorten von Eämereyen u. s. w ., wobey ich des Vorschlages gedenke, dergleichen Sämereyen z. B. Boh­ nen und Erbsen absichtlich zu mischen und die Zrren solche wie­ der sondern zu lassen, waS indessen höchstens für ganz Schwachsinnige paßt, da andere 3rre, wenn sie ein solches Verfahren bemerken, dadurch empört werden.

kerer körperlicher Bewegung, zumal im Freyen, darbietet und daß man sich Ln dieser Beziehung fast allein auf einige Arbei­ ten in dem den weiblichen Kranken bestimmten Garten und auf etwas Holzsägen oder bergt, beschränkt findet. Was die Uebung mechanischer Kunstfertigkeiten betrifft, so fällt diese wieder allein dem männlichen Geschlechte an­ heim, und die angemessensten Beschäftigungen dieser Art sind ohne Zweifel die mit Tischlerey, mit Drechseln, mit Matten« und Korbflechten, mit Deckenwirken aus Tuchleisten und derA. Die beyden erstgenannten Beschäftigungsarten verdienen in­ dessen obenan gestellt zu werden, da sie vorzüglich geeignet sind hie Körper - und die Seelenthätigkeit aus einefürviele Kranke gleich wohlthätige Weise in Anspruch zu nehmen, wenn gleich der Natur der Sache nach auch hieran, nach Maaß­ gabe der nöthigen Arbeiten und des Geschicks so wie der Nei­ gung der vorhandenen Individuen, immer nur wenige Kranke Theil nehmen können und man sich daher aus diesem Grunde dennoch größtenthcils auf die Uebung der zuletzt erwähnten oder ähnlicher Kunstfertigkeiten hingewiesen findet. Doch auch diese letzteren vermögen den vorgesetzten Zweck ebenfalls nur bey einer verhältnißmäßig geringen Zahl von Irren in einer Heilanstalt zu erfüllen. Denn weil dabey wenige Handlanger­ dienste zu verrichten sind, wozu die große, zu etwas anderem unfähige, Masse gebraucht werden kann, die wenigen fähige­ ren aber, welche die gehörige Uebung in der Verfertigung je­ ner Arbeiten erlangen, in der Regel die Reconvalescenten sind, welche die Anstalt nach kurzer Zeit wieder verlassen, so haben diese Arbeiten in solchen Instituten nie ein rechtes Ge­ deihen, sondern werden immer nur kümmerlich gefördert, wie denn in dem Gesagten auch der Grund liegt, daß überhaupt fabrikmäßige Arbeiten in einer Heilanstalt für Irren niemals einen guten Fortgang haben können, während sie in einer et­ was größeren Aufbcwahrungsanstalt, wo die einmal ange­ lernten Individuen eine längere Zeit hindurch verbleiben- und

solche Fabrikationsgrgcnstände gewählt werben können, wobey auch ein großer Theil der schon sinnloseren Irre n in Thätig­ keit erhalten werden kann, sich viel leichter zu einem gewissen Grade von Vollkommenheit bringen lassen. Indessen würde man dieses mit Unrecht als ein sehr zu bedauerndes Gebre­ chen der Heilanstalten ansehen, da es kcincswegcS dem Heil­ zweck bey den meisten Kranken entsprechen kann, sie anhal­ tend zu ein und derselben Fabrikarbeit im Hause zu verwen­ d en , sondern die hier einschlägigen Beschäftigungen immer ünr die Arbeitsstunden einiger M onate im W inter nnd bey sonst ungünstiger W itterung oder am Abend ausfüllen solle», -diese Absicht aber durchgehends, wenn auch mitunter etwaS nothdürftig, durch die obenerwähnten M ittel erreicht werden wird. — Und hier ist denn auch der O rt noch mit wenigen W orten einen verwandten Gegenstand zn berühren. M an hat es nämlich verschiedentlich alS einen Vorzug einiger neu eingerichteter Irren-Anstalten *) gerühmt, daß in denselben dafür gesorgt sey, daß jeder Kranke aus der arbei­ tenden Volköklasse darin mit dem Gewerbe beschäftigt werde, welchem er in seinem gesunden Zustande obgelegen, nnd hat es zumal als etwas Treffliches gerühmt, daß in solchen An­ stalten die Schuster den ganzen Bedarf an Schuhen, die Schnei*) Auch schon einer ältere», nämlich der zu Saragossa, deren Ueberschrift über den Eingang: Urbis et Orbis man nur zu oft von Schriftstellern angeführt und zugleich die Anstalt, welche diese Inschrift trä gt, hoch gepriesen findet, ohne daß (ich, wie es scheint, irgend jemand darum gekümmert h at, ob wirklich etwas des Preisens werthes dort besteht oder je bestanden hat. Wirklich aber bin ich neuerlich auf eine glaubwürdige Weise versichert wor­ den, daß diese Anstalt zu den schlechtesten gehöre, die es giebt; auf jeden Fall aber ist es mir gew iß, daß ihre Vorzüge, wenn sie deren als Jrren-Keilanstalt besitzt, nicht in dem bestehen können was die Lobpreis« der erwähnten Überschrift als solche genom­ men habe».

der den Bedarf an Schneiderarbeit, die Spinner das G arn, die Weber Tuch und Strümpfe lieferten it. s. w ., so daß die Anstalt ihre Bewohner größtentheils durch deren eigene Be­ triebsamkeit gekleidet und gebettet sähe, während solche Kranke die ihr Leben den Wissenschaften und Künsten, dem Handel und öffentlichen Geschäften gewidmet haben, hier ebenfalls die M ittel zu einer Thätigkeit finden sollen, die ihrer frühe­ ren Wirksamkeit entspricht. Ich aber kann es nicht läugnen, daß ich eine solche Einrichtung als höchst tadelnswerth und zweckwidrig betrachte, indem nach meiner Meinung kaum et­ w as widersinniger seyn kann als den Schuster, den Schnei­ der, den S p in n er, den Weber, den Färber, und so auch den Gelehrten, den Geschäftsmann, den Künstler u. s. w. statt sie den Gewerben und Beschäftigungen zu entreißen, deren Be­ trieb allein so häufig den G rund zu den Krankheiten legte, die sie in die Heilanstalt führten, hier von neuem an diesel­ ben zu fesseln. Oeconomische und Corrections-Rücksichten aber, wie sie in Zucht - und Zwangsarbeitshäusern bey ähnlichen Einrichtungen geltend gemacht werden, dürfen in den Irren Heilanstalten, wo dem Zweck der Wiederherstellung des K ran­ ken, a lles, und daher auch seine Beschäftigung, entsprechen m uß, nicht Raum gegeben werden. Um. so mehr aber em­ pfiehlt sich auch in dieser Beziehung die Beschäftigung der Irre n mit Feld- und Gartenarbeit, da diese ebenfalls der An­ stalt Vortheil gewährt, wenn gleich dieser nicht als Zweck ge­ sucht wird und mit solchen Arbeiten auch die gemäß ihres Standes derselben früher obgelegen habenden Kranken ohne Schaden in der Anstalt beschäftigt werden können, da dieselbe wohl an und für sich selbst (die Einflüsse ungünstiger W itte­ rung abgerechnet denen die Landleute dabey öfter ausgesetzt sind) seltner als irgend ein anderes Geschäft zur Entstehung von Seelenstörungen Anlaß geben werden. An die M ittel zur diätätischen Beschäftigung der Kranken mit mehr körperlichen und mechanischen Arbeiten, reihen sich

die M ittel zur Ergötzung oder Aufheiterung, wobey freye kör­ ^Bewegung mit einer angenehmen Beschäftigung der Sinnesthätigkeit verbunden, die Hauptsache ist. Hierher ge­ hören hauptsächlich die Gelegenheiten welche die Umgegend selbst zu Spatziergängen für kleinere und größere Gesellschaf­ ten darbietet und daneben die Unterhaltung einiger Reitpfer­ de und E sel, erstere für männliche, letztere für weibliche Kranke, — ein offener Korb- und ein geschlossener Wagen zu Spatzierfahrten; ferner die schon erwähnten Kegelbahnen und die Räume zum Ballspiel, die Belustigungsplätze im Freyen init den Carousscls und der Einrichtung zum Vogelschießen u. s. w., die Hofplätze durch mannigfaltiges Federvieh, Kanin­ chen u. s. w. belebt, das Billard für die M änner und das Stoßkegelspiel für die Frauenzimmer und manches andere. Jetzt auch noch ein W ort von den m e h r. unmittelbar psychisch einwirkenden M itteln, welche diätätisch bey der Behand­ lung der Irre n in Anwendung kommen; — aber auch nur ein W ort, indem, wie sich von selbst versteht, die Absicht, dem Zweck dieser Schrift entsprechend, hier nur seyn kann im All­ gemeinen solcher Hülfsmittel zn gedenken, welche der Anstalt hauptsächlich zu Gebote stehen müssen, keineswegs aber um­ ständlich alles dasjenige aufzuzählen, was in dieser Hinsicht ärztlich gelegentlich angeordnet werden k a n n oder m u ß , in­ dem eine solche Aufzählung theils gar nicht hierher gehört, theils eine grenzenlose Aufgabe seyn würde. Unter den M itteln das Gedächtniß, die Aufmerksamkeit, die Urtheilskraft auf verschiedenen Stufen und in verschiede­ ner Ausdehnung anzuregen, zu üben, zu kräftigen, nennen wir die M ittel zü Lese-, Schreib- und Rechenübungen nach den bekannten einfachsten Methoden, mit Kranken deren Derstandeskräfte von jeher wenig geübt worden oder bey denen sie in Folge der Krankheit tief gesunken sind oder hinsichtlich deren andere ärztliche Motive obwalten die hier einschlägi­ gen einzelnen Seclenkräfte vorzugsweise in Thätigkeit zu perliche

setzen; wobey eS aber neben den M aterialien zum Unterricht hauptsächlich darauf ankommt, daß die Anstalt einige In d i­ viduen besitzt die einen solchen Unterricht nach den ärztlichen Vorschriften zu leiten im Stände sind; — ferner für solche Kranke die in Bezug auf die hier in Anspruch zu nehmenden psychischen Vermögen schon höher stehen: die M ittel zur Be­ schäftigung mit Geometrie, Mathematik, Physik, Erdbeschrei­ bung, Naturkunde und deren einzelnen Zweigen, — mit Oekoüomie und Landwirthschaft wissenschaftlich aufgefaßt, — mit älteren und neueren fremden Sprachen und mit dem Ueber# setzen aus denselben; — bey welchen Beschäftigungen cs je­ doch, außer den nöthigen Büchern, Instrum enten, Charten, Zeichnungen u. s. w. ebenfalls nicht an zureichender Anleitung und Aufsicht fehlen darf, wenn sie gedeihliche Resultate gewäh­ ren sollen und wobey denn das ärztliche wie das geistliche Personal der Anstalt seinen Beistand gewähren muß. An diese Beschäftigungen schließt sich sodann das Lesen wissen­ schaftlicher Werke aus verschiedenen Fächern oder mehr auf angenehme Unterhaltung berechneter Schriften a n , wobey die W ahl für die einzelnen Kranken stets nach ärztlichen Rücksich­ ten und nach der Verschiedenheit der Bildung des Individu­ ums und der Eigenthümlichkeit des gegebenen Krankhcitfallcs getroffen w ird, während die Büchersammlung der Anstalt dem jedesmaligen Erforderniß Genüge leistet. Doch bedarf es außerdem noch, daß auch die M ittel ge­ geben seyen, das Gemüth, die Phantasie und den Kunstsinn durch Poesie, Musik, Zeichenkunst, Malerey anzuregen und zu beschäftigen, wobey es keiner näheren Erörterung bedarf, wie sehr hier nach M aaßgabe des vorhandenen Krankheitsfalles, der Empfänglichkeit und des Talentes, individualisirt werben muß und wie hier überhaupt nur einzelne Kranke oder kleine Genos­ senschaften derselben, zu solchen Uebungen zugelassen werden kön­ nen und wie wenig es daher angemessen seyn kann, solche, wie es hie und da geschehen, massenweise veranstalten zu wollen.

Doch muß ich hier, zumal in Bezug auf die Tonkunst, wenn dasselbe gleich auch für andere Künste gilt, erinnern, daß die erwähnte Beschränkung der Theilnahme nur auf die Ausübung selbst bezogen werden kann, indem ja die Empfäng­ lichkeit für die Musik weit ausgebreiteter ist als das musika­ lische Talent, und gerade in Irrenanstalten die Musik, wegen der tiefen und mannigfaltigen Wirkung die sie auf das müth hervorzubringen verm ag, als ein großes, bisher durch­ aus viel zu wenig beachtetes M ittel in der Behandlung der Seelenstörungen erscheint, welchem jeder beystimmen wird, der zu beobachten Gelegenheit h atte, wie erheiternd und belebend oft nur ein Gesangstück oder ein Tanz, auf einer Violine oder Flöte vorgetragen, auf eine größere Gesellschaft solcher Kran­ ken wirkt, daher leicht zu ermessen ist, welche Wirkung in be­ stimmten Fällen gewählte Stücke auf gewählten Instrumenten vorgetragen, auf bestimmte kranke Individualitäten hervor­ bringen muß. Die, gewöhnlichen Saiten und Blaseinstrumente müssen daher in hinreichender Zahl sowohl für die Musikü­ bungen Einzelner als für die gemeinschaftlichen, Uebungen vor­ handen seyn, und auch an einer Harmonika darf es darunter nicht fehlen. Eines der zweckmäßigsten Instrumente für die Einwirkung auf eine größere Zahl von Kranken ist aber eine Drehorgel mit einer Anzahl zu wechselnder Walzen, w orauf eine Reihe gewählter Musikstücke von denbesten Componisten : Ouvertüren, Märsche, Tänze, Volkslieder, Choräle u. s. w. aufgetragen sind. Denn man ist dadurch in den S tand gesetzt, durch jeden W ärter, im Zimmer wie im Freyen, zu jeder passenden S tunde, mancherley für die Zeit und die Gesell­ schaft geeignete gute Musikstücke fehlerlos erecutiren zu lassen, und zwar auf einem Instrumente welches fast allen Indivi­ duen, zumal aus den unteren Ständen angenehm und zugleich selbst in großen Räumen hinlänglich wirksam ist, wenn man ihm auch wohl etwas weichere, rundere, minder scharfe Töne wünschen möchte.

Zur Musik gesellt sich dann auch gelegentlich gern der Tanz, wenn jene dazu zur passenden Stunde veranlaßt , und wahrlich hat es etwas Ergreifendes, wenn man sich am Abend in einen der größeren Säle einer solchen Anstalt tretend, von dem fröhlichen Gewühl der Tanzenden, wenn auch nur unter der Begleitung einer Violine oder eines Clarinetts umgeben sieht *).

*) In so ferne man vielleicht erwartete auch hier des Theaters ge­ dacht zu sehen, welches ja nicht nur als Unterhaltung^, sondern auch als Kurmittel in manchen Irrenanstalten, namentlich zu Aversa, Charenton und wie man mich versichert hat, neuerlich auch aus dem Sonnenstein, eingeführt worden ist, so muß ich be­ kennen , daß ich diese Einführung des Schauspiels in die Irren­ häuser stets als etwas Ungeeignetes angesehen habe und mich nicht davon habe überzeugen, können, daß sie nicht vielmehr nach­ theilig als Vortheilhaft auf die Kranken wirken sollte. Bezweckt man nämlich dadurch, indem gewisse Leidenschaften, Thorheiten, Verkehrtheiten, Narrheiten in den aufgeführten Stücken personificirt werden, auf solche Irren zu wirken, die durch ihre Krank­ heit getrieben, das Bild solcher Leidenschaften, Thorheiten u. s. w. darstellen, und hofft diese dahin zu bringen, daß sie ihre Seelen­ störung in den erwähnten Beziehungen, als solche, gewahr wer­ den und anerkennen, so vergißt man offenbar daß man Kr ank e vor sich hat, und verfährt nicht anders als wenn man das Irre ­ sein durch vernünftige Vorstellungen entfernen will, welches nach allgemeiner Erfahrung ein fruchtloses Beginnen ist. — Beabsich­ tigt man dabey aber eine Ergötzung, so bieten sich hiefür in ih­ rer Wirkung minder unsichere, zugleich auch die Eitelkeit, den Neid u. s. w. weniger anregende, reinere Mittel dar, diesen Zweck zu erreichen. Und eben dieses läßt sich sagen, wenn man dabey die Uebung 'oder Anregung gewisser Seelenkräfte, der Aufmerk­ samkeit, des Gedächtnisses u. s. w. oder auch ein momentanes Ab­ ziehen von fixen Wahnvorstellungen bey den mitspielenden Irren im Auge hat, da dieses ja auf manche andere Weise vollkommen so gut erzielt werden kann als auf diese. Ueberhaupt aber kann

Zuletzt erwähne ich noch, als eines Hauptmittels für die Stimmung der Seele in ihrer höheren Sphäre, des Gottes­ dienstes. Wie derselbe in Bezug auf die Irrenanstalten zu würdigen sey, ist eine Frage die theils danach zu entscheiden ist, was überhaupt ein christlicher Gottesdienst, (denn von die­ sem kann hier nur die Rede seyn), auf die Theilhaber an dem­ selben zu wirken im Stande ist, theils aber danach, welchen Eingang derselbe bey Irren finden und welchen Einfluß er auf dieselbe äußern könne. Da hier auf keinen Fall der Ort für eine weitläufige Erörterung dieser Frage ist, so beschränkte ich mich darauf, indem ich meiner eigenen Erfahrung und derjenigen mehrerer anderer sowohl deutscher als englischer Irrenarzte folge, zu behaupten*): daß man keine Befugniß die ganze Idee im Grunde nur Anwendung finden, theils in Ländern wo die Gabe der Repräsentation und M im ik, so wie das Interesse dafür, so allgemein verbreitet ist, wie in Italien und Frankreich, in welchen Ländern ja die meisten Irre n fort­ während selbst ihr Jrreseyn in einem gewissen Maaße theatralisch darstellen, theils in Anstalten in welchen stch eine größere Anzahl von Zrren aus den gebildeten Ständen vereinigt findet, wie eS 3. B. in Charenton der Fall ist. Zn deutschen Anstalten aber, und zumal solchen in welchen die meisten Kranken den unteren Ständen angehören, wird schwerlich ein Unternehmen dieser Art Fortgang finden und allenfalls nur in Pensionsanstalten für rei­ chere Zrren hie und da Liebhabertheater einzurichten seyn, wel­ chen sie dann auch überlassen bleiben mögen! *) ES versteht sich daß die Stimme solcher Aerzte denen aller Gottes­ dienst nichts gilt oder die solchen nur als eine Art Popanz anse­ hen, der sich unter Umständen wohl eigene den Schwachen am Geist zu schrecken, mit dem man aber auch schaden könne wenn man das Spiel zu weit treibe, hier nicht mitsprechen können. — Uebrigens verweise ich auf das Kapitel über die Religionsübungen der Zrren in der mehrmals erwähnten Schrift von R o l l e r p. 260 u. s. w., wo die Meynungen mehrerer Schriftsteller über die­ sen Gegenstand angeführt sind.

habe einem großen Theile der Irren den Sinn firr Religion und. das Bedürfniß der Beschäftigung mit Gegenständen der­ selben und ihrer Uebung abzusprechen; daß es von Wichtig­ keit und von unzweifelhaft wohlthätigem Einflüsse ist, die Re­ gungen wahrer Religiösität in diesen Kranken nicht unterge­ hen zu lassen und im Gegentheil, die, wenn auch nur schwa­ chen Spuren derselben so viel möglich als Hebel für ihre Be­ handlung zu benutzen; daß sich zumal bey vielen Rcconvalescenten die Einwirkung auf ihr religiöses Bewußtseyn als ein wichtiges Mittel erweist, sie bey ihrem Wiedereintritt in ihre früheren Verhältnisse vor den Abwegen zu bewahren, welche sie mittelbar der Seelenstörung zugeführt haben; — daß die mit Weisheit für diesen Zweck angewendeten Mittel der Pre-, digt, des gemeinschaftlichen Gebetes, des Singens geistlicher Lieder, in Begleitung der Orgel, der Communion, und der Seelsorge, durch einsichtsvolle Männer geübt, bey gehöri­ ger Ausscheidung der zur Theilnahme entschieden unfähigen und ungeeigneten Individuen durchaus keinen Nachtheil dro­ hen, noch nach der bisherigen Erfahrung einen solchen ha­ ben beobachten lassen, während man im Gegentheil über­ all wo in den Irrenanstalten ein regelmäßiger Gottesdienst eingeführt worden ist, wahrgenommen hat, daß er selbst auf die für religiöse Einwirkung wenig mehr empfänglicher Kranken', sey es auch bey vielen allein durch die Erwekkung dunkeler Anklänge aus früheren Lebensstimmungen oder durch die schwache Erinnerung an vormals in fröhlicher Feyer zugebrachte Tage, einen beruhigenden und erheiternden Ein-fluß auszuüben pflegt, während die kirchlichen Festtage in den­ jenigen Irrenanstalten, wo sie blos dem Müffiggange bey reichlicher Kost gewidmet sind, durchgehends von nachtheiligen Einwirkungen nicht frey bleiben. Diesen Ansichten gemäß ist also auch unsere Irrenanstalt mit allem ausgestattet was zur Belebung, Unterhaltung und Förderung des religiösen Sinnes und zum Religionscultus

gehört, also mit einem geräumigen, zweckmäßig eingerichteten Beetsaale, mit allen Mitteln zum Kirchcngesange, mit einer hinlänglichen Anzahl von Ercmplaren der heiligen Schrift und mehreren sorgfältig gewählten Erbauungsschristen, zumal aber mit Seelsorgern, die, selbst von dem Geiste des Christen­ thumes beseelt, auch die Gabe besitzen die schlummernden Fun­ ken des religiösen Gefühles sogar unter so schwierigen Umstän­ den wie sie sich hier darbieten, zn wecken und zu nähren.

Z w ö l f t e s

K a p i t e l .

Aerztliche M ittel im engeren S in n e. — Beschränkung- - und Nöthigungsapparate, welche Sicherheit, Reinlichkeit^ und Folgsamkeit be­ zwecken-

Die ärztlichen M ittel im beschränkter« S inne für welche die Anstalt Sorge zu tragen h at, sind folgende: E rs tlic h : Pharmaceutische M ittel. Hinsichtlich dieser kann die Frage aufgeworfen w erden, ob die Anstalt eine ei­ gene Apotheke, eine sogenannte Hausapotheke, haben und das Dispensiren selbst 'übernehmen oder ob sie wegen der Liefe­ rung der nöthigen Medikamente etwa mit einer in der Nähe befindlichen Apotheke contrahiren soll? — Aerzte, welche sich damit befassen, die in den Irrenanstalten vorkommenden Krank­ heiten allein auf angeblich psychischem Wege zu heilen, oder die welche die sogenannten psychischen Krankheiten für solch# artige specifische Leiden h alten, die zu ihrer Bekämpfung nur gewisse specifische M ittel erheischten und von diesen vielleicht ein oder zwey Dutzend in Vorrath halten zu müssen glauben, oder endlich auch solche, die sich zwischen diesen beiden in der M itte befinden und alles der Zeit, der Naturwirksamkeit und dem Zufall anheim gebend, nur gelegentlich ein laxans oder ein emeticum reichen, werden leicht für eine Hausapotheke stimmen. — Solche Aerzte hingegen, die es erkannt zu haben glauben, wie die Seelenstörungen als Begleiter und Erzeug­ nisse einer fast unabsehbaren Reihe somatischer, zumal chro­ nischer, Krankheiten auftreten, welche zu ihrer und des Jrre seyns Beseitigung in ihrer Vcrschiedenartigkcit alle als wirk­ sam erprobten pharmaceutischen M ittel welche die Kunst dar-

bietet in Anspruch nehmen, wird sich nicht beruhigen, weitn ihn nicht eine vollständig eingerichtete Apotheke für sein Be­ dürfniß in allen vorkommenden Fällen sicher stellt. Hiebey ergiebt sich jedoch leicht, wie schwierig und kostbar es seyn muß, eine so vollständig versehene Hausapotheke nebst einem Pharmaceuten für eine verhältnjßmäßig doch geringe Kranken­ zahl zu unterhalten und wie viel vortheilhafter es ist, wenn sieb die Gelegenheit darbietet, wegen der Arzneilieferung mit einer in der Nahe befindlichen Apotheke überein zu kommen. Doch darf die Entfernung einer solchen Apotheke von der An­ stalt, aus leicht einzusehenden Gründen, nicht mehr als eine Viertel oder höchstens eine kleine halbe Stunde betragen, wi­ drigenfalls dennoch auf die Einrichtung einer vollständig ver­ sehenen Hausapotheke wird Bedacht genommen werden müssen. — Die Siegburger Anstalt contrahirt wegen der jährlichen Lie­ ferung ihres Bedarfs mit einer der in der Stadt Siegburg vorhandenen Apotheken, und aus dem weiter unten mitzuthei­ lenden Contracte zwischen der Apotheke und der Anstalt, wie er jetzt besteht, wird sich ergeben, wie durch die Bestimmungen desselben auf die Sicherstellung der in Anspruch genommenen Leistungen einer Seits so wie des ökonomischen Vortheils der Anstalt anderer Seits Bedacht genommen worden. Zweytens: Bäder verschiedener Art. Die gemeinen lauen und kalten Bäder gehören zwar zugleich zu den diätätischen Mitteln und kommen als solche in der Heilanstalt täg­ lich in Anwendung; hier müssen dieselben aber auch als. Kurmittel noch einmal erwähnt werden, nachdem die Beschrei­ bung ihrer Einrichtung schon an einer andern Stelle gegeben worden. D r i t t e n s : Eine Electrisirmaschine von hinlänglicher Wirksamkeit für den medicinischen Gebrauch und mit allem Zubehör für diesen Zweck versehen, so wie auch ein vollstän­ diger Apparat zum Galvanisiren. Vi ert ens: Ein Drehstuhl, und zwar der von H a l ­ lst

l a r a n * ) beschriebene, mit der Wesentlichen Verbesserung, daß statt des von ihm angegebenen sehr unzweckmäßigen Sitzes, ein gut ausgepolsterter Zwangstuhl auf einer dicht über dem Fußboden sich umschwingenden starken hölzernen Scheibe be­ festigt ist, auf welchen die Kranken bey der Anwendung ange­ schnallt werden. D ie R otation kann nach Umstanden langsa­ mer und schneller statt finden, und wenn es beabsichtigt ist, können 100 Umschwingnngen innerhalb einer M inute erzielt w erden, wohl das maximum w as erforderlich seyn dürfte. D er Zwangscsscl ist aber ohne Zweifel hier nicht n u r zweckmä­ ßiger wie der v o n H a l l a r a n angegebene S itz, sondern auch, der unangenehm en'Beziehungen wegen, als der anderw ärts vorgeschlagene Drillstuhl. Einen A pparat für die Umschwingungen in horizontaler Lage besitzt die Anstalt nicht, wegen der G efahr mit der des­ sen Anwendung verbunden ist, obgleich dessen größere Wirksam­ keit nicht zu läugnen seyn d ü rfte, während die Wirksamkeit der R otation in sitzender S tellung, wie sie durch den Hallaranschen^ A pparat erzielt w ird, bey der M ehrzahl d e r 'I n ­ dividuen viel geringer ist als ein der Sache nicht kundiger sich solches vorzustellen pflegt, indem es wenige Kranke giebt, die, auch bey einer zwey oder dreyhundertmaligen schnell auf­ einander folgenden Umschwingung, nach Vollendung der Ope­ ration einige M inuten nachher noch in einem höheren G rade davon angegriffen sind und da, wenn auch fü r einen Augen­ blick Uebligkeit entsteht, doch selten Brechen erfolgt, so wie ich auch noch in keinem Falle a ls Folge der R otation habe S chlaf eintreten sehen. *) H a l l a r a n , practical observations on the cause and eure o f insanifcy, Cork 1818 pag. 88— 89. Eine Abbildung des Hallaranschen Drehstuhls so wie der meisten in Vorschlag und Anwen­ dung gekommenen Zwangsapparate, findet man auch in dem schon angeführten Traite de ralienation mentale von G u i s l a i n .

Eben so wenig wie vas Drehbett bedarf die Anstalt das hohle Rad, da cd, wenn auch in seiner Anwendung unge­ fährlich, doch nur. in wenigen Fällen entschiedenen Vortheil bringen dürste, während es gewiß sehr zu wünschen ist, daß die Aerzte bey der Behandlung der mit Jrreseyn verbunde­ nen Krankheiten, so viel immer möglich von dergleichen, bey der Behandlung anderer Kranken ungewöhnlichen, und zu­ gleich bizarren Hülfsapparaten abstrahiren, deren so manche wahrend der letzten Decennken den Theorien und Einfällen der Aerzte ihre Entstehung verdankt haben, die aber bey dem, zufolge der jüngst gewonnenen richtigeren Ansichten immer mehr üblich werdenden Heilverfahren bey de» Scelenstörungen, zu­ stimmt mit jenen unrichtigen theoretischen Ansichten, der Ver­ gessenheit übergeben werden sollten*). Am Schlüsse dieses Abschnittes gedenken wir nun noch der Apparate die dazu erforderlich sind, theils den Kranken in dem Gebrauch seiner Glieder und Kräfte so zu beschränken, daß er sich und andere nicht zu verletzen vermag, theils wo es nöthig ist seine Widerspenstigkeit. oder sein Widerstreben

Zu diesen zähle ich auch das sogenannte bain de snrprise, so wie die Vorrichtung wodurch die Kranken auf einem Stuhle befestigt bis an die Decke eines sehr hohen Raumes, z. B. einer Kirche hinangezogen werden. Denn obgleich es zuverläßig Fälle giebt, wo das genannte Bad, wenn der Kranke bis zur wirklichen Ge­ fahr des Ertrinkens unter dem Wasser gehalten w ird, oder das Schwebenlassen unter einem hohen Gewölbe, wenn man den Un. glücklichen dadurch längere Zeit in Verzweiflung und Todesangst erhält, nicht ohne eine bedeutende uüd vielleicht zuweilen heilsame Einwirkung auf den Irre n bleibt , so wird doch, abgesehen auch von der Grausamkeit eines solchen Verfahrens, jeder bey dem Gedanken der so nahe liegenden Möglichkeit zurückschaudern, daß in dem einen Falle der Kranke würklich ertrinken, in dem andern derselbe durch irgend ein Versehen von der Höhe hinab­ stürzen und zerschmettert werde» könnte-

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zu besiegen, wenn es darauf ankommt ihn zur Befolgung der ärztlichen Vorschriften oder der Gesetze des Hauses zu bewe­ gen. M er in einer Irrenanstalt anzuwendende Zwang kann nur den ebengenannten Zweck haben und dieser soll auf eine für den Kranken unschädliche und ihn so wenig wie möglich peinigende Weise, doch so daß die Erreichung der Absicht vollständig gesichert ist, bewirkt werden. Um einen tobsüchtigen, boshaften, sinnlosen oder de» Eingebungen seines Wahnes auf eine verderbliche Weise froh» »enden Kranken, bey dem die Einsperrung in einem der Zim­ mer der unteren Abtheilungen allein nicht genügt, wehrlos und sich selbst wie andern unschädlich zu machen, dienen ver­ schiedenartige Apparate. Unter denen durch welche der Kranke auf eine mechanische Weise in dem Gebrauch seiner Glieder beschrankt wird, wäh­ rend er doch die Freiheit behält, sich von einer Stelle zur an­ dern zu bewegen, ist eine der vorzüglichsten die bekannte soge­ nannte englische Zwangsjacke. Eine nähere Beschreibung der­ selben ist unnöthig, und ich bemerke nur, daß immer ein Dutz­ end *) dergleichen von verschiedener Größe, für männliche und weibliche Irre n vorräthig seyn muß, indem es ein wesentliches Erforderniß ist, daß dieselben für den Körper des Kranken paffend sind, d- H. nicht zu enge, damit sie ferne, zu große und unnöthige Unbequemlichkeit verursachen, eben so wenig aber zu weit, zumal in den Schultern, da es sonst unmöglich wird die beabsichtigte Fesselung gehörig zu bewirken. Gewöhnlich sind diese Jacken auf eine mittlere Körpergröße berechnet, wobey man denn, zumal bey jungen und kleinen weiblichen Indivi­ duen, die oft eine unglaubliche Gelenkigkeit besitzen, in die größte Verlegenheit gerath, indem sie ihre Schultern so zusam­ menzulegen und sich dadurch so schmal zu machen wissen, daß ») Diese größere Zahl auch Behufs des nöthigen Wechsels, der Rein­ lichkeit und des schnellen Schleißens wegen.

sie fast aus jeder Zwangsjacke wieder hinausschlüpfcn, wah­ rend diese doch, bey einer natürlichen Haltung, vollkommen dicht anliegt, so daß keine festere Einschnürung statthaft scheint, bey dem cbenerwähnten Manöver aber augenblicklich zu weit wird und dem Kranken seine Absicht zu erreichen erlaubt; daher auch die Zwangsjacke sich am meisten für nicht mehr ganz junge, etwas stämmige, Individuen eignet, da ihre Stärke übrigens selbst den größten Anstrengungen der Tobsucht Trotz zu bieten vermag und sie nur bey einer gewissen Gracilität und Geschmeidigkeit des Körpers ihrem Zwecke nicht in glei­ chem Maaße entspricht. Unter den in der Anstalt vorräthigen Zwangsjacken befinden sich auch mehrere nach der Art verfertigt, wie man sie häufig in den französischen Irrenanstalten findet. An diesen sind näm­ lich die Aermcl an der innern Seite an dem Rumpf der Jacke festgenäht, mit Bändern in Schauben von Strecke zu Strecke, um ein genaueres Anschließen zu bewirken, und sind nicht län­ ger als dazu erforderlich ist, daß die Arme in denselben zur Seite des Körpers in gewöhnlicher Weise herabhängen, wel­ ches zugleich für die Länge dieser Zwangsjacken das Maaß giebt, die überhaupt immer um so sicherer anliegen je. tiefer sie hinabreichcn. Uebrigens ersieht man leicht, daß die letzt­ erwähnte Art von Zwangsjacken die Bewegung der Arme noch mehr beschränkt als die sogenannten englischen, wobey noch immer ein gewisses Auf- und Abbewegen derselben über der Brust statt finden kann; zugleich aber werden sie dadurch bey einer längeren Dauer der Anwendung für den Kran­ ken noch lästiger als jene, was also nicht unberücksichtigt bleiben darf. Doch sind mit dem Gebrauch dieser Apparate, so nützlich sie sind, auch noch andere Nachtheile verbunden, von welchen zum Theil noch weiter unten die Rede seyn wird, wovon ich hier aber den schon von mehrern Schrift­ stellern bemerkten anführen w ill, daß durch die Dichtig­ keit des Stoffes der engeanschließenden Jacken, die Aus-

dünstung unterdrückt und daher zumal bey solchen Kranken, bey welchen das H autorgan sehr thätig ist, eine große Erhitz­ ung entsteht und ihre Unruhe dadurch n u r noch vermehrt w ird , während manche andere wiederum, bey den lebhaften Bewegungen die sie m achen, in einen übermäßigen Schweiß gerathen, so daß nicht nur die darunter liegende Kleidung, sondern die Zwangsjacke selbst ganz davon durchnäßt wird, w as denn wieder in anderer Weise nachthcilig werden kann. Um diesen und andern Uebelständen zu begegnen und die Fesselung, wenn es die Umstande erlauben, au f eine den K ran ­ ken weniger lästige und auch für die W ärter minder mühsame Weise zu erreichen , bedient m an sich mit Vortheil eines Von H a l l a r a n angegebenen A pparates aus Leder, wodurch die Arme an einen breiten Leibgürtel befestigt werden und den man ebenfalls bey G u i s l a i n a. a. O . abgebildet findet. E in anderer guter A pparat, wodurch eine gleiche Beschrän­ kung bezweckt w ird, sind die von K n i g h t beschriebenen S tn lp ärm el, die, aus dem stärksten Rindsleder verfertigt, von den Schultern bis zu den Fingerspitzen hinabm chen, durch zwey über die Brust und . die Schultern und durch zwey andere über das Kreuz und den Unterleib laufende Querriem en oben zusammenhängen , an den unteren Enden aber ein P a a r R ie­ men haben, durch welche sie, wenn der Kranke die Aermcl angelegt hat, mittelst Schnallen an ein P a a r zwey Zoll breite lederne Bänder befestigt werden, welche ebenfalls mittelst klei­ nerer Riemen und Schnallen um die unteren Theile des Schen­ kels, als bis wohin die Hände in Natürlicher S tellung hinab­ reichen, gelegt werden. E in noch leichterer S icherungsapparat sind die ebenfalls von K n i g h t angegebenen Fausthandschuhe, die mittelst einer A rt Charniere und englischer Schraubschlösser um die Knöchel unverrückbar anliegen, und der lederne M uff, die beide an einen sechs Zoll breiten G u rt befestigt w erden, welcher die Lendeugegenv umgiebt und dessen Enden a u f dem Rücken zusammen-

geschnallt werden. Abbildungen dieser letzteren Apparate fin­ det man in K n i g h t ' s Beobachtungen, welche E n g c l k e n ins Deutsche übersetzt hat *). Bey allen diesen Leder - Apparaten ist sehr zu empfehlen, daß das Leder selbst und die Näharbeit von der vorzüglichsten G üte und S tarke sey. Zugleich rathe ich dahin zu sehen, daß die über die Schultern gehenden Lederstücke breiter genommen werden als es gewöhnlich geschieht, um die darunter liegen­ den Kleidungsstücke zu schützen, da es eine Unart vieler Irre n ist, wenn sie ihrer Fesselung wegen anders nichts erreichen können, die Achselstücke ihrer Jacken und Hemden, die sie oft mit unglaublicher Behendigkeit fassen, zu zerbeißen, ein Uebel­ stand der zumal bey den so leicht verschiebbaren Zwangssakkcn vorkom m t, während eine eiserne P latte nach hinten zu die Ränder vereinigt. Manche solcher Kranken zerfetzen auch die Kleidungsstücke anderer Kranken, wenn sie sie erreichen können, mit den Zäh­ nen , wogegen dann ernstliche M aaßregeln ergriffen werden müssen. D a s Wirksamste unter diesen Umständen ist eine M ask e, in etwa ähnlich denen die bey den Fechtübungen ge­ braucht w erden, die aus sehr starkem D rath geflochten, den ganzen vorderen und oberen Theil des Kopfs um faßt, und ein HalSstück von einem weich gepolsterten und mit Leder über­ zogenen eisernenBande, dessen durch Charniere bewegliche Enden übcreinandergrcifcn und mit Löchern versehen sind, mittelst eines kleinen Hängschloffes im Nacken zusammengeschlossen wird **).

*) Beobachtungen über die Ursachen, Symptome des Jrreseyns von P . Jt n i g h t , übersetzt g e l k e n . Cvln bey Schmitz. " ) Eine Kranke mit sehr scharfen Vvrderzähnen, gung hatte alles zu zerbeißen, durchlöcherte

und Behandlung von Friede. E n ­ welche jene N ei­ auf diese Weise

M it diesen Zwairgsapparatcn nun reicht man bey solchen Kranken, von denen man Gewaltthätigkeiten zu fürchten hat, denen man aber doch noch ein, wenn auch beschränktes, Um­ hergehen gestatten w ill, a u s, und sie bewähren sich in vielen Fällen als zweckmäßig. Dennoch ist bey ihnen zu erwägen, daß sie den Kranken, auch abgesehen von der beabsichtigten Beschränkung und von der bey der Anwendung der Zwangs­ jacken schon erwähnten Erhitzung, auch noch dadurch sehr lä­ stig w erden, daß sie sich weder kratzen und scheuern können, wenn sie es bedürfen, noch auch sich zu schmutzen oder sich bey dem Uriniren und wenn sie zu Stuhle gehen müssen selbst zu helfen im Stande, sind. G ut ist es dabey noch, wenn sie nur den W ärter von ihren Bedürfnissen dieser Art unterrich­ ten und ihn auffordern ihnen dabey behülflich zu seyn. Un­ terlassen sie dieses aber ihres psychischen Leidens wegen und verläugnen sie bey ihren Ausleerungen alle Reinlichkeit, wie dieses bey so vielen derjenigen bey denen die erwähnten Zwangsmittel in Anwendung kommen der Fall ist, so müssen andere M aaßregeln getroffen werden, indem es unthunlich ist bey einer größeren Zahl solcher Kranken anhaltend eine hin­ längliche Anzahl Kleidungsstücke und Hände in Bereitschaft zu haben, um sie stets reinlich und trocken zu erhalten, solches auch bey den Tobsüchtigen wegen ihrer Widerspenstigkeit und Gewaltthätigkeit häufig zu mühsam und sogar zu gefährlich w ird, während zugleich selbst die emsigsten W ärter darob er­ müden, wenn sie. eine Reihe solcher Kranke zu besorgen haben, und sie bey jedem derselben sechs, acht oder zehn M al im zwey M al nach und nach die Kleider sämmtlicher Kranken die sich m it ihr in dem nämlichen Raume befanden, während die ander­ weitig beschäftigte Wärterinn nicht auf sie achtete. ' Auch giebt eS Tobsüchtige die auf eine höchst gefährliche Weise um sich beißen, und auch bey diesen ist die DrathmaSke ein sehr paffendes Schutz­ m ittel

Tage in die Nchwendigkeit versetzt sind, Hemde, Hosen, Rock, Strümpfe und Schuhe zu wechseln *). Hier gieb es nun kein besseres M ittel als den Zwang­ stuhl **) , au welchem befestigt die Kranken zugseich wehrlos sind und retnich gehalten werden können. Da diese Stühle hinlänglich bkannt und oft genug abgebildet sind, so bedarf es keiner nätren Beschreibung derselben und ich mache nur auf folgende Punkte aufmerksam: a) daß er Stuhl auf das festeste gezimmert sey, indem es unglaubli« ist mit welcher Gewalt sich manche Tobsüchtige darauf beween, so daß die Fugen desselben einen ausseror­ dentlichen Woerstand zu leisten im Stande seyn müssen. b) daß le Rücken- und Armlehnen und der Sitz vorsich­ tig und stark genug ausgepolstert seyn müssen um Druck und Stoß so vielmöglich zu mindern. c) daß ds Sitzbrett so hoch vom Fußboden abstehen muß, daß der Krane denselben durchaus nicht mit den Füßen erreichen kann, inden er sonst zu viel Gewalt erhält um den Stuhl hin und herzu bewegen und bey diesen Bemühungen zugleich

*) Es versteh sich, daß bey jeder Fesselungsvorrichtung von der bis­ her beschrebenen Art dahin gesehen werden muß, daß der Kranke nicht im Stande sey die Fesselung selbst zu lösen; — zugleich aber habet die Wärter auch dahin ihre Aufmerksamkeit zu rich­ ten, daß vo mehrere dergleichen Kranken sich in dem nämlichen Raume lestnden, solche welche Mund und Hände frey haben, nicht ihr« Gefährten entfesseln, welches sie sehr geneigt sind zu thun uni wodurch dann nach Umständen großes Unheil veranlaßt werden sinn. * * ) Na Nil io ein Zwangstuhl mit einer mehr langen als breiten Brille imSihbrett und einem nach der Rückseite mit einer Thüre »erschlösset;« Kasten darunter, in welchem sich ein hinlänglich weites uni tiefes Gefäß befindet, welches den Unrath aufnimmt, der immer gleich wieder entfernt werden muß, nachdem der Kranke seine Rotidurft verrichtet hat-

die Beine an den S tellen wo sie an den uitcrn Theil des S tu h les befestigt sind in kurzer Zeit wund reit, w orauf nur zu leicht stärkere Entzündungen und bösartigeGeschwüre fol­ gen. Hiebey muß aber zugleich entweder einTritt an dem S tu h le angebracht seyn auf welchem des Krankn Füße ruhen während die Beine zur S eite über den Knöchelnmit gut a u s­ gefütterten, breiten Riemen befestigt sind, odr der Kranke muß die Beine auf einer Art Taburet liegen hben, welches vor dem Sitze des S tu h les befestigt ist, und oclches zumal in solchen Fällen nützlich ist, wo die Beine ttb Füße eine Geneigtheit zeigen ödematös zu werden. — Duch diese, mit­ telst starker eiserner Krampen an den S tu h l bfestigte Tabu« rets und Fußschemel, wovon auch die letzter» eben so breit wie der S tu h l seyn müssen, erhält der S tu h l ine so ausge­ dehnte Grundfläche, daß der Kranke nicht mehr im Stande ist ihn auch durch die stärksten Bewegungen viel vn der Stelle zu rücken, geschweige denn ihn umzuwerfen. — Ucbrigens ist es leicht thunlich und bey manchen wohlhabwen Kranken, die mehr ihrer Unrcinlichkeit und einer sinnloscnZerstörungssucht wegen, a ls wegen Tobsucht lange auf einem slchen Stuhle sitzen müssen, auch nicht unzweckmäßig, demselbn eine edlere Form zu geben, ihn aus Kirschbauin oder M alagoni verfer­ tigen und ihn über der Polsterung mit schönem Juchtenleder überziehen zu lassen. Im m er.aber können Kracke auf einem jeden zweckmäßig eingerichteten Zwangstuhle W eoen und M o­ nate lang ohne Schaden den größten Theil des tages zubrin­ gen , wenn man nur die Vorsicht braucht sie »ehrere M ale täglich eine halbe oder ganze Stunde lang umherglführcn und immer genau danach zu sehen, ob irgendwo durh Druck Röthung oder gar Ercoriation entsteht und hiegeger dann gleich die nöthigen Vorkehrungen trifft. D ie Kranken bey welcher dergleichen Be'yränkmrgsmit« tcl anzuwenden sind bedürfen derselben aber größten Theils nicht nur bey Tage sondern auch bey N acht, also auf ihrem

Lager.— D ie Hauptaufgabe dabey ist, daß ste, bey hinlänglicher Befestigung auf ihren Betten gehindert werden diese und ihre Kleidung zu zerstören und doch dabey so viel Freyheit der Bewegung behalten, sich au f die rechte und linke S eite zu wen­ den, ihren Körper etwas mehr hinauf und hinab zu schieben, genug ihre Lage wenigstens nothdürftig eben so wechseln zu können, wie es auch Gesunden Bedürfniß ist, ohne daß sie doch aufzustehen und ihr B ett zu verlassen vermögen. Einer der besten Apparate wodurch dieses erreicht wird ist der von L u k e * ) angegebene. S e h r einfach wird aber auch dieser Zweck erreicht, indem an beiden S eiten der Zwangsjacke oder des sonstigen A pparates wodurch der.K ranke bey Tage gefes­ selt ist, einschließlich von ein P a a r ledernen weichgepolsterten Fußringen, (doch diese ohne Zwischenband) starke lederne S tröpfe befestigt sind, so daß der K ranke, wenn man ihn zu Bette legt, mittelst lederner Riem en, an deren Enden sich Schnallen befinden und die man durch die S trö p fe und zu­ gleich durch die in den Seitenbrettcrn der Bettstelle befind­ liche Oeffnungen zieht und zusammenschnallt in dem M aaße wie es nach dem jedesmaligen Bedürfnisse der Fesselung nöthig ist, an die Bettstelle befestigt w ird. — Bey manchen mehr sinnlosen als tobsüchtigen K ranken, reicht es oft auch schon hin, einen Riemen über die Gegend der Brust, einen über die Lendcngegend und einen dritten über die Füße zu ziehen, ohne daß die Riemen an die Kleidungsstücke oder an andere Feßlungsapparate befestigt werden. . Leider ist es bey allen diesen Apparaten eine unvermeid­ liche Nothwendigkeit, daß der Kranke, wenn er nicht mehr selbst auf seine Reinlichkeit Bedacht zu nehmen vermag oder zu nehmen W illens ist, und während der Nacht den Urin läßt oder S tu h lg an g hat, bis zum M orgen in seiner Unreinig­ keit liegen bleibt, und es hilft bey der dadurch entstehenden *)

M an sehe meine Sam m lungen Hk- I

Unannehmlichkeit wenig oder nichts, wenn das B e tt, die Matratze oder der Strohsack, in der Gegend wo etwa der Hintere des Kranken zu liegen kommt eine trichterartige Oeffnung h at, d a , w eil der Kranke sich hin und her schiebt, we­ nig von dem Urin oder Unrath dorthin seinen Abfluß nimmt*) D ie Hauptsache bleibt daher daß der Kranke am M orgen jedesmal sorgfältig gewaschen oder gebadet und das Bettzeug theils getrocknet, theils durch anderes ersetzt werde. Zum Glück sind indessen die Fälle wo eine solche Fesselung auf das Lager nöthig wird nicht so zahlreich**), wenn gleich diejeni*) E s q u i r o l schlagt (in der oben angeführten Bearbeitung seiner Pathol. u. s. w. von H i l l e S . 176) für unreinliche Zrre Bett­ stellen mit doppeltem Boden vor. D er unterste Boden müsse stark von Holz und mit Blei belegt und von dem Kopfende nach dem Fußende geneigt seyn und an dem abhängigsten Punkte' ein Loch haben, durch welches der Urin sich in ein darunter stehendes Gefäß ansammeln könnte; der zweyte, von den untersten zwey Zoll entfernte Boden müsse gegittert seyn, oder aus einem R ah­ men mit darunter aufgespannten G urten bestehen, und das S tro h und die übrigen zum Bette nöthigen Dinge tragen. — E s darf aber der Nam e des mit so vielem Rechte hochgepriesenen E sq u i r o l nicht zur Befolgung dieses Vorschlages verleiten. D e n n wer sieht nicht, daß diese complicirte Bettstelle nach ihrer ganzen Zusammenziehung nothwendig ein Behältniß unaustilgba­ rer Unreinlichkeit und eine Quelle der unerträglichsten Luftverderbniß werden m u ß , da der Urin und Koth sich überall in die Zwischenräume zwischen dem ohnehin von dem Urin so leicht incrustirt werdenden Bley und dem Holz des ersten und in die G itter und G u rte n des zweyten Bodens festsetzen und erstere immer nur dem geringsten Theile nach seinen Weg durch das run­ de Loch in das darunter stehende Gefäß finden wird. **) I n der Siegburger Anstalt befanden sich Ende November d. I . un­ ter 202 Kranken nur fünfe, welche des Nachts und mehrentheilS n u r leicht an ihr Lager befestigt werden mußten. Bey den näm­ lichen und noch bey sieben andern war eS nöthig den Gebrauch der Arme und Beine bey Tage durch Zwangsapparate zu beschrän­ ken und drey unter diesen nyrßten a u f dem Zwangstuhte sitzen« —

gen wo die Kranken während der Nacht ihr Lager, zumal durch Urin verunreinigen viel häufiger vorkommen. Die traurigsten und in Bezug auf die Wartung lästigsten Fälle sind aber die, wo solche unreinliche tobsüchtige oder sinnlose Kranke durch gewisse Krankheitszustände, Schwäche, Lähmung, Wunden u. s. w- anhaltend bettlägerig werden; und der höchste Grad des Elendes tritt ein, wenn bey der­ gleichen Individuen zuletzt an mehren Stellen intertrigo, dann Brand und brandige Geschwüre entstehen, der Unglückliche ohne Vermehrung seines Ungemachs weder liegen noch sitzen kann, dabey noch fortwährend tobt und alles thut um die thä­ tigste Pflege zu vereiteln, während der Tod viele Wochen lang zögert und am Ende erst eintritt, nachdem auch der letzte Fun­ ke» von Lebenskraft im langsamsten Schwinden erschöpft ist. Oft ist hier nur ein Anstreben zur Minderung solches unaus­ sprechlichen Jammers möglich, ohne daß auch mit der höchsten Mühe und Sorgfalt wesentlich viel gewonnen wird. Schließlich gedenke ich noch als eines sehr nützlichen und wirksamen Apparates, zumal bey widerspenstigen Kranken, des Zwangkorbes, in welchen die Kranken, auf einem schmalen Strohsacke und Kopfpolster liegend, enge eingeschnürt werden. Zu derselben Zeit waren unter der genannten Zahl achtzehn die ihre Kleider und Betten durch Urin verunreinigten und unter diesen sieben, welche dieselbe Unreinlichkeit bey den Darmausleerungen bewiesen. Unter diesen achtzehn Kranken befanden sich aber eilf entschieden unheilbare, mißbräuchlich nur zur Verpflegung in der Anstalt sich aufhaltende, so daß angenommen werden darf, daß die Zahl der Unreinlichen sich vielleicht nur auf sieben oder acht »belau­ fen haben würde, wenn die Anstalt blos solche Kranke enthalten hätte, die ihr als Heilanstalt zukommen. Doch kann die Zahl der Unreinlichen nur durch eine zweckmäßige Einrichtung und große Aufmerksamkeit so verhältnißmäßig geringe erhalten werden. Wollte man die Aufsicht vernachlässigen und die Kranken sich selbst über­ lassen , so würde die Menge der Unreinlichen in kurzer Zeit ge­ wiß nicht nur doppelt, sondern dreifach so groß seyn.

D r e i z e h n t e s Beköstigung der Kranke».

Ka p i t e l .

Allgemeine Grundsätzetung derselben.

Ueber Verpack-

Ehe wir weiter gehen, fett hier noch dasjenige was über die Beköstigung der Kranken zu sagen ist seine Stelle erhalten. Dieses muß sich indessen auf einige, mehr allge­ meine, das Ganze umfassende, Bestimmungen beschränken, da das Speciellere überall in einem großen Maaße von der Lage jeder Anstalt so wie von Landesart und Sitte abhangt und daher was solches Speciellere betrifft, hier füglicher auf die Kostbestimmungen der Siegburger Anstalt, worüber weiter un­ ten alles ausführlich, einschließlich der Kostenberechnung und der ganzen für die letztere erforderliche Manipulation mitge­ theilt werden wird. Als die zur Richtschnur zu nehmenden allgemeinen Bestim­ mungen führe ich folgende an: Die Beköstigung muß der Rücksicht entsprechen die darauf zu nehmen ist, daß der größte Theil der Theilhaber an derselben an mannigfaltigen chroni­ schen Krankheitszuständcn leidet, bey welchen vorzüglich jede Veranlassung zu Blut-Congcstionen nach Brust und Kopf mög­ lichst vermieden und der Unterleib von Ucberfüllung mit zu großen Spcisenmaffen und von Kothanhaufuiigcn frey gehal­ ten werden soll. Zugleich ist darauf zu achten, daß ein großer Theil der Beköstigten mehr oder weniger anhaltend verschie­ denartige Arzneyen gebraucht und die Kost nicht die Wirkung der Arzney beeinträchtigen darf. Sic muß durchgehend^ ein­ fach, leicht verdaulich, hinlänglich nahrhaft, aber nicht zu mas­ siv, nicht zu reichlich, nicht erhitzend, doch auch nicht denMa-

g-'ik crkätcnd und nicht blähend seyn; daher theils aus S u p ­ pen von Gerstengraupcn, G rie s, R e is , Mehl mit Wasser oder M ich, Brernulch, aus gekochtem Obst, leicht verdauli­ chen Gemisen und Mehlspeisen bestehen, Fleisch aber den K ran­ ken aus >eit untern Ständen nicht mehr als drey M al wö­ chentlich ,erricht werden. Diesen Bestimmungen muß auch die Art und Quantität des verabreichten Brodes entsprechen und daher grchentheils Waizenbrod seyn; und eben so unterliegt das Gctnnke denselben Rücksichten, daher alle spirituösen Ge­ tränke in der Regel ausgeschlossen sind oder doch höchstens nur den dran gewöhnten Kranken oder solchen deren Zustand es durchas erfordert, etwas Wein bewilligt werden darf. Ebenso nuß das B ie r, welches gereicht w ird , wie auch der Kaffe, wttn ihn die Landessitte nicht auszuschließen und am Morgen ene passende Suppe oder bergt, an seine Stelle zu setzen gestatct, nur schwächer verabreicht werden. Bey dr Kost müssen ferner die früheren Lebensverhält­ nisse und de darauf Bezug habenden Gewohnheiten des K ran­ ken in demMaaße berücksichtigt werden, wie der Kurzwcck es theils crhcicht, theils gestattet; so wie auch Alter, Geschlecht, Kräftezustarv u. s. w. nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Für die Kracken aus den untern Ständen rann und muß die Kost daher einfacher und etwas gröber seyn, während bey den höheren Ständen auf Leichtverdaulichkeit und M annigfal­ tigkeit schon nchr gesehen und der Gewohnheit des täglichen Fleischgenusss die nöthige Rücksicht geschenkt werden muß. Zugleich abergewährt dieser für die Vornehmeren aus gewähl­ teren und verchiedenartigern Speisen bestehende Tisch, wobey jedoch ebenfall» eine gewisse M äßigung und Einfachheit nicht überschritten Verden darf, den Vortheil, daß auch Kranke aus den unten Stäuben, deren Kraukheitszustand eine beson­ dere Berücksichtigung in dieser Beziehung erheischt, um so mehr gelegentlich mit davon gespeist werden können, da sich unter den Theilhabern des ersten Tisches immer mehrere befinden

bereit Zustand eine Beschränkung in der Zahl der Ichüffeln oder in den Portionen erfordert, so wie denn übevaupt die von den verschiedenen Speisen zu reichende Q um '.tdt nach gewissen allgemeinen Normen festgesetzt ist und diese >amt durch die ärztlichen Vorschriften für jeden einzelnen Knnken nach Bedürfniß modificirt wird. — Die Mahlzeiten wcrlen zu den durch die Hausordnung anberaumten Stunden gehilten, bey deren Bestimmung das Krankheitsverhältniß, der llrzeneygebrauch, S tand und Gewohnheit zur Richtschnur getommen ist. Eine Hauptbestimmung ist nun noch die, das die Bekö­ stigung, gleich der ganzen übrigen Verpflegung de Kranken, von der Verwaltung der Anstalt selbst für deren eigen Rechnung geleistet wird und also nicht in Pacht gegeben ist. E s ist be­ kannt wie viel über den Punkt verhandelt worden ist, ob das erstere oder das letztere für öffentliche Anstalten zoeckmaßiger sey, und wie häufig der letzteren Verfahrungswese der Vor­ zug gegeben wird. Auch läßt sich nicht läugnen,daß dieselbe für die Kaffen solcher Anstalten gewöhnlich mit iner bedeu­ tenden Minderausgabe verbunden ist, indem es wirklich oft kaum glaublich scheint, wenn man steht, für weche »erhältuißmäßig sehr geringe Summen solche Beköstigungen an die Mindestbietenden verdungen w erden, wobey doy die gegebe­ nen Vorschriften und übernommenen Verpflichtmgen Betrug oder Unterschleif als fast unmöglich erscheinen lassen, und die zur Beaufsichtigung bestellten Beamten auck selten nach­ w e i s b a r e Vertragsverletzungen oder Vernntremngen zu rü­ gen Gelegenheit haben. Wenn man aber erwigt, aus wel­ chen Gründen ein Speisewirth die Beköstigmz zu einem ge­ ringeren Preise sollte gewähren können als Sie Verwaltung einer solchen Anstalt, der für die Anschaffung iller Ingredien­ zien so wie für die Feuerung dieselben M ittel und Vortheile sich darbieten und der hinsichtlich der so hchst bedeutenden und eine Menge Hände in Anspruch nehmeiden Arbeite» für die Küche, unentgeltliche Hülfsmittel zu Gebste stehen, die sich

der Speisewirth mit einem großen Kostenaufwande verschaffen muß, der letztere aber überdies noch mit seiner Familie von dem Vortheile dm ihm das Unternehmen gewährt leben will, so ist schon daraus ersichtlich, daß er blos auf Kosten der Güte der Speisung bestehen kann und daß der Vortheil den die Kasse der Anstalt bey einem solchen Vertrage genießt, eine Präm ie ist die der Habsucht zur Beeinträchtigung der Verpflegten bezahlt wird. — Auch vermag die beste Controlle unter solchen Um­ ständen sehr wenig zu leisten, da eine..bestimmte Speise s e h r w e i t davon entfernt seyn kann von der Güte zu seyn wie sie nach dem Vertrag seyn sollte und könnte, ohne daß man d a r zu t h u n vermag daß sie verwerflich ist. Denn wer wird es ermitteln können ob, w o, wie in der hier in Rede stehen­ den Heilanstalt, einschließlich des Dienstpersvnales gegen 270 Personen gespeist werden, täglich vier oder fünf Pfund B ut­ ter, 20 oder 25 Pfund Fleisch und so nach Verhältniß von den übrigen Ingredienzien, weniger aufgewendet werden als contractmaßig aufgewendet werden sollten; und doch sind cs nur solche und ähnliche M ittel, welche die anscheinende größere Wohlfeilheit bedingen können. — Wenn aber das Verhältniß sich schon also stellt, wo Anstalten dieser Art sich in größeren Städten befinden, wo ihnen keine eigene Landwirthschaft zu Gebote steht, wie sollte der Vortheil der eigenen Oekonomie nicht noch um so viel entschiedener da hervortreten, wo die Anstalt ein so bedeutendes Grundeigenthum besitzt, daß sie auf demselben alle Gemüse, alles Obst, alle Futterkräuter für ei­ nen bedeutenden Diehstand und überdies noch einen Theil ih­ res Kornbedarfs selbst ziehen, ihr Land aus ihren eigenen Ställen düngen und den größten Theil der Bearbeitung des Bo­ dens, eben so wie die meisten Küchenarbeiten, mit den Händen ihres Hausstandes bestreiten kann. Und so verhält es sich denn auch in der That, wie solches sich aus den weiter unten vorzulegenden Berechnungen über die Speisungskosten tu s. w. der Siegburger Anstalt noch näher ergeben wird. Wie dürfte 13

also, wenn so offenbar die durch die Verpachtung der Bekö­ stigung zu erzielende Minderausgabc nur auf eine für die Kranken, deren Wohl überall das zuerst zu Berücksichtigende bleiben muß, nachtheilige Weise erzielt werden kann, eine ge­ wissenhafte höhere Verwaltungsbehörde dieser Verfahrungsweise den Vorzug geben? Doch wird sich eine solche davon noch um so mehr abgeschreckt finden, wenn sie erwägt, wie nachtheilig und tausenderlei) Unterschleif befördernd die täg­ liche Zulassung eines fremden, von ihr nicht besoldeten Perso­ nals der Anstalt werden, wie viel schwieriger die Aufrechthal­ tung der Hausordnung, wie mühsam und unzugänglich jede Controlle sich erweisen muß. Und wie sollte nicht auch noch hicbcp der Nachtheil in Betracht kommen, der den Verpflegten durch die Minderung der Lust beym Genuß der Speisen wer­ den muß, indem sie dieselben nicht nur minder gut zubereitet, sondern auch auf eine während dem Transport, zumal' im Winter, unangenehme Weise abgekühlt erhalten, wie es un­ vermeidlich ist, wenn die Wohnung des Speiscwirthes nicht ganz in der Nähe der zu speisenden Anstalt liegt, welches insonderheit bei) Irrenanstalten, für welche in der Regel ja absichtlich eine abgesonderte Lage gewählt wird, wohl höchst selten der Fall seyn dürfte, so wie denn auch diese Rücksicht allein schon eine solche Speisung für die Siegburger Heilan­ stalt bey ihrer Lage unzuläßig machen würde.

V i e r z e h n t e s

K a p i t e l .

Bestimmungen hinsichtlich der aufzunehmenden Kranken- AerztlicheS Wirken- Einfluß der Geistlichen. Ueber den Wärterdienst. Haus­ ordnung. Haus- und Oekonomieverwaltung. Rechnungswesen. Ober­ ste Verwaltungsbehörde.

Nachdem wir bisher die materiellen Mittel zum Bestehen der Irren-Heilanstalt betrachtet haben, wenden wir uns nun zu dem Leben derselben, wie solches durch die Beziehung ge­ geben ist, in welche für dieselbe geeignete Kranke zu dem vor­ handenen Heilapparate sich gesetzt finden, wobry es kaum der nochmaligen Erinnerung bedarf, wie auch das blos Materielle der Anstalt in allen seinen Theilen den Stempel des Lebens und seiner speciellen Bestimmung für den Zweck dem es ge­ widmet ist, an sich tragen muß. Das erste Erforderniß für das Leben der Anstalt sind demnach geeignete Kranke, d. h. solche Kranke für die man mit mehr oder minder Zuversicht einen günstigen Erfolg von einem in der Anstalt anzustellenden Heilversuche hoffen darf. Da schon in einem früheren Abschnitte dieser Schrift angedeu­ tet worden ist, welche Normen in dieser Beziehung angenom­ men werden dürften, so kann ich hier auf das dort Gesagte verweisen. Um aber so viel möglich im Voraus versichert seyn zu können, daß der Anstalt keine andere Kranke zuge­ schickt werden als solche die ihrer Bestimmung entsprechen, da­ mit sie nicht zu oft in den Fall komme, ungeeignet befundene

Individuen wieder als solche zu entfernen, und damit hie Anstalt zugleich über die einzusendenden Kranken alle, ihre Körperbeschaffenheit, ihre Lebensgeschichte, den Krankheitsver­ lauf und den gegenwärtigen Standpunkt der K rankheit, be­ treffenden Nachrichten erhalte, die für eine zweckmäßige ärzt­ liche Behandlung unerläßlich sind, bedarf es gewisser allge­ meiner Anordnungen, hauptsächlich aber einer genauen Anwei­ sung für die Aerzte, welche die für die Anstalt in Vorschlag gebrachten Kranken zu untersuchen haben, in welcher sie in der Form einer Reihe von Fragen an alles dasjenige erinnert werden, w as in Bezug au f die Anamnese und den Status prae­ sens des vorliegenden Falles, sowohl für die Entscheidung der Frage über die Zuläßigkeit des Kranken, als für das ärztliche Verfahren nach entschiedener Zuläßigkeit, von Wichtigkeit ist. Hinsichtlich einer solchen Anweisung beziehe ich mich auf das für die Siegburger Anstalt ausgearbeitete Schema welches im folgenden Abschnitte mitgetheilt ist und bemerke dabey, daß es zwar immer manche läßige Aerzte geben w ird, weichte einen so umständlichen Bericht für eben so überflüssig als übermäßig mühevoll ansehen und daher auch gerne vorgeben w erden, daß ein großer Theil der begehrten Notizen in den meisten Fällen gar nicht zu erhalten sey u. s. w. ohne zu beach­ ten, daß die zu ertheilenden Nachrichten über den status prae­ sens sich zum großen Theil aus einer genauen Untersuchung des Kranken, auch ganz abgesehen von dessen eigenen M itthei­ lungen, ergeben, die übrigen aber so wie die die Anamnese be­ treffenden Notizen, mehr oder minder vollständig, von den Angehörigen und sonstigen Umgebungen des Kranken erlangt werden können, daher denn auch eine nicht geringe Anzahl trefflicher Berichte dieser A rt, die bey der Siegburgcr Anstalt eingehen, dafür zeugen, wie viel ein lebhaftes menschliches und wissenschaftliches Interesse leisten kann, um die angebli­ chen oder wirklich vorhandenen Schwierigkeiten zu beseitigen oder zu mindern.

Außer diesen Vorschriften aber, die mehr daö ärztliche Interesse berücksichtigen, sind in Bezug auf die aufzunehmen­ de» Kranken noch einige andere von Wichtigkeit, die mehr die äußeren Verhältnisse betreffen, rote z. B. die Bestimmung der Verpflegungsklasse in welche der Kranke aufgenommen werden soll, die Verpflichtungen die für ihn von seinen Ange­ hörigen eingegangen und von der Anstalt übernommen wer­ den, die Art der Zuführung und Wiederabnahme des Kran­ ken, seine mitgebrachten Effecten, das was hinsichtlich der obcrvormundschaftlichen Behörden des Kranken zu beobachten ist, und mchrcres Andere welches ich hier nicht näher ausführe, indem ich mich auf die weiter unten mitzutheilenden Anord­ nungen beziehe, die deshalb für die Siegburger Anstalt be­ stehen. Als das zweyte Hauptmoment für das Leben der Anstalt ist das ärztliche Wirken zur Wiederherstellung der Kranken zu betrachten, ein Wirken welches alle gegebenen Hülfsmittel für den Zweck der Heilung der verschiedenen Arten von Seelen­ störung, nach Maaßgabe des individuellen Falles, den Vor­ schriften der wissenschaftlichen Erfahrung entsprechend, ergreift und anwendet. Es ergiebt sich von selbst, wie unerläßlich cs ist daß in dieser Wirksamkeit die größte Einheit herrsche und daß sie von einem daß Ganze umfassenden Geiste zeuge. Denn so wie wir schon in dem Anfange dieser Schrift darauf aufmerksam machten, wie die ganze Einrichtung einer Anstalt in allen ihren einzelnen Theilen den Stempel der Idee an sich tragen müsse, aus der sic hervorgegangen, so daß der ärztliche Geist der die Grundzüge dazu entworfen, bestimmt daraus zu erkennen sey, so ist auch nicht in Zweifel zu ziehen, daß es gleichfalls nur derselbe eine Geist seyn muß, der die Hülfs­ mittel die er sich bereitet hat, in den concrcten Fallen- anwen­ den und wirksam machen muß. Es kann daher jedesmal nur ein Mann seyn der alle Vermögen einer Anstalt, wie sie aus seinem oder einem ver«

wandten Geiste hervorgegangen und dargestellt worden, zu feiner Disposition hat, um sie der Absicht gemäß zu leiten und zu verwenden. I n ihm muß die ganze Anstalt leben, ihm muß stets so wie jedes Bedürfniß und jeder Zustand der Kranken, so auch jedes Hülfsmittel welches die Arzneykunst und psychischer Einfluß gewährt, gegenwärtig und zur An­ wendung bereit seyn. — Doch bedarf er für diese Zwecke nicht blos der in der Einrichtung der Anstalt gegebenen M it­ tel, sondern auch verwandter Geister, die eben so wie er von der hier darzustellenden Idee ergriffen sind, um als seine O r­ gane ein engverbnndenes Ganze mit ihm zu bilden, seine Kräfte zu verstärken, zu ergänzen, zu vervielfältigen. S o be­ darf er, bey dem für einen einzelnen Arzt, wenn auch blos die somatische Sphäre berücksichtigt w ird , viel zu ausgedehnten Wirkungskreis, eines M annes, der auf's engste mit ihm ver­ bunden, ganz seine Ansichten theilend, als sein alter ego ge­ meinschaftlich mit ihm das Geschäft der Krankenbehandlung besorgt und, wo er selbst durch Krankheit oder Abwesenheit verhindert ist, seine Stelle vertritt. Neben diesem muß ihm aber auch noch ein zweyter wohlunterrichteter und gewandter ärztlicher Gehülfe für die mehr untergeordneten Geschäfte, zumal die chirurgischen, so wie für allerley sonstige Hülfsleistuugeu und für die Besorgung seiner zahlreichen Aufträge zu Erforschung und Beobachtung, insonderheit aber auch bey den Leichenöffnungen u. s. w. zur Seite stehen. Doch findet er selbst bey dieser Hülfe noch nicht eine ausreichende Unterstützung und Ergänzung für die Beobachtung und Leitung der Kranken in der mehr psychischen Sphäre und zumal in der des religiösen Gefühles. R e i l *) ver­ langte für seine Jdealanstalt, daß dem dirigirenden Arzte auch ein Psycholog ex professo zur Seite stehen sollte, wie einer *) R e i t Rhapsodien.

der stets bereit und im Stande wäre die vorkommenden psy­ chischen Anomalien gleichsam zu zerlegen, abzuleiten und wis­ senschaftlich zu bestimmen und so den Arzt für den Weg den er zu verfolgen hätte, aufzuklären. Weit zweckmäßiger aber wäre es wohl gewesen, wenn er statt dessen einen tüchtigen Anatomen und Chemiker ex professo begehrt hätte, da der Direktor einer so großen Anstalt in der That schwerlich die Zeit finden wird, die sich darbietenden anatomischen Untersu­ chungen und chemischen Analysen jedesmal in dem nöthigen Maaße zu verfolgen, auch Talent und Uebung ihm zu densel­ ben oft fehlen dürften, während auf der andern Seite nichts hindert, daß ein anderer diese Geschäfte unter seiner Leitung und nach seinen Ansichten besorgt. Aber der Psychologe in dem Reil'schen Sinne darf nicht außerhalb dem dirigirenden Arzte stehen, da vielmehr der Arzt und Psychologe auf das innigste in ihm vereinigt seyn müssen. /Wohl aber bedarf er, eben so wie für sein somatisch ärztliches Wirken, auch für sein Wirken in der psychischen S p h ä re , einer Vervielfältigung, Vermannigfaltigung, Verstärkung sejner Thätigkeit, Kräfte und Einsichten, da hiefür auch seine ärztlichen Genossen, obwohl sie auch hier in der Behandlung Hand in Hand mit ihm ge­ hen müssen, in einer so ausgedehnten Anstalt nicht ausrei­ chen. Wo aber wird er diese Ergänzung zweckmäßiger suchen und vollständiger finden als in christlichen Geistlichen von ächt religiösem S in n und gediegener philosophischer und psy­ chologischer B ildung? M it wem könnte er sich besser für die hohen Zwecke die hier zur Aufgabe gestellt sind verbinden, als mit solchen M än n ern , deren Amt und Lebensaufgabe es ist, stets in dem Herzen der Menschen mit den erhabensten Ab­ sichten zu forschen und alle Eigenthümlichkeiten der menschli­ chen Seele in den verschiedenartigen Individualitäten, im ge­ nauesten Verkehr mit ihnen, zu erkunden und das menschliche Leben durch alle seine Labyrinthe zu verfolgen, um dir M ittel aufzufinden, die Geister der göttlichen Ausgabe die ihnen ge-

stellt ist gemäß zu ergreifen und zu lenken; — m it M ännern, deren Amt in seiner schotten Bedeutung so vorzugsweise geeig­ net ist sie dem Herzen ihrer Umgebung nahe zu bringen und in deren Wirkungssphäre schon alle M ittel liegen, sich Der« trau en und Liebe zu erwerben und die zumal auch in einer solchen Anstalt lediglich a ls Freunde, R athgeber, Tröster der Unglücklichen, a ls Verkündiger des W ortes G o tte s , a ls die Wegweiser, Ln ein besseres Leben in jeder Beziehung aufzutre­ ten haben. Dieser Verein nun des D irektors mit seinen ärztlichen und geistlichen Genossen bildet eigentlich das H aupt und Herz der Anstalt, wovon alle Bewegung und alles Leben in dersel­ ben ausgeht und alles dasjenige ein- und fortgeleitet w ird, w as fü r das W ohl und die. Wiederherstellung der Kranken im Allgemeinen, so wie für jeden Einzelnen, als das ersprieß­ lichste erscheint. W ie sich die Geschäfte der einzelnen Glieder dieses Ver­ eines unter der Leitung des D irektors theilen, wollen w ir hier nicht weiter verfolgen, indem w ir auch in dieser Hinsicht au f die Instructionen verweisen, die der von uns dargelegte» Id ee entsprechend für die Aerzte und Geistlichen der S iegbur­ ger Anstalt entworfen worden sind, und gehen gleich zu dem H ilfspersonal ü b e r, welches unter der Anleitung der ober» Beamten die Kranken beaufsichtigen, zu der Beobachtung der gegebenen Vorschriften anhalten, ihnen ihre Bedürfnisse reichen, sie bedienen, schützen, bewachen so ll, die K rankenw ärter näm­ lich und die ihnen vorgesetzten O berw arter. Eine b e f r ie d ig e n d e L ö s u n g d e r in der Gewährung eines dem Zweck ganz entsprechenden W ärterpersonals fü r eine große Irren-H eilanstalt gestellten Aufgabe, ist ohne Zweifel nicht n u r höchst schwierig, sondern sogar unmöglich. W enn man näm ­ lich erw äg t, w a s ein solcher W ärter bey diesen theils so gew altthatigen, b ösartigen, gefährlichen, unreinlichen, verkehr­ ten, widerspenstigen, eigensinnigen, thörichten, in den mannig-



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faltigsten Wahnvorstellungen befangenen , von den heftigsten Leidenschaften und Trieben beherrschten, theils wieder höchst gefühlvollen, für alle Eindrücke überempfänglichen und im Uebermaaß darauf zurückwirkenden Kränken zu leisten hat, welchen Grad von Geduld, Standhaftigkeit, M uth, In te lli­ genz, Besonnenheit, Gewandheit und Pflichttreue mit Freund­ lichkeit und Gefälligkeit in seinem Benehmen, matt auch bey den mäßigsten Ansprüchen von ihm fordern muß, wenn man zugleich erwägt wie er nicht nur der beständige Genosse des Kranken aus den untern Ständen, sondern auch aus den Hä­ hern und gebildeten seyn soll, so sieht man sich billig mit Ver­ legenheit danach um, wo ein solches Personal von einigen vierzig Menschen herzunehmen seyn dürfte. Auch glaube ich wirklich, daß es nicht anders zu erlangen wäre, als wenn es der Genius des Zeitalters mit sich brächte, daß Leute von hinreichender Geistes- und Herzensbildung, durch r e l i gi öse M o t i v e bewegt , sich diesem Geschäfte widmeten *)♦ Wie

*) Indem man sich solchergestalt die Wichtigkeit des Wärterstandes vergegenwärtigt, scheint eS mir nicht ungeeignet noch einmal daran zu erinnern, wie sehr eS im Widerspruch hiemit steht, wenn man Züchtlinge als Wärter in den Irrenanstalten verwendet, seyen es auch solche, die sich in dem Zuchthause am besten betra­ gen haben und nun dazu bestimmt werden den letzten Theil ihrer Strafzeit im Dienste der Irrenanstalt auszuhalten, wie solches noch jüngst in der Sonnensteiner Anstalt der Fall war und in der früher schon angeführten Beschreibung dieser Anstalt neuere dings in etwa bertheidigt wird. Sehr erfreulich ist es auf jeden Fall, daß dieser große Misbrauch in dieser an so vielen Vorzü­ gen reichen Anstalt endlich abgestellt worden ist, und wenn ich glauben darf, daß meine, mit so merklichem Misbehagen aufge­ nommene, Rüge dieses Uebelstandes in dem isten Bande meiner Sammlungen für die Heilkunde der Gemüthskrankheiten vielleicht etwas zu dieser Abstellung mitgewirkt hat, so kann ich die Aeuße­ rungen jenes Misbehagens leicht verschmerzen.

wenig aber für jetzt hierauf zu zählen ist, dürfte schon daraus hervorgehen, daß wahrend der neun Jahre des Bestehens der Siegburger Heilanstalt, obgleich dieselbe in einer Gegend liegt die in ihrer Nähe größtcntheils von eifrigen Katholiken und in einer mäßigen Entfernung von gleich eifrigen Protestanten bewohnt ist, noch kein einziger Fall vorgekommen ist, wo je­ mand einen solchen Krankenwärterdienst aus religiösen Ab­ sichten zu erhalten gesucht hätte. E s bleibt also nichts an­ ders übrig, als unter denen die solche Stellen um des Loh­ nes willen suchen, mit Vorsicht die Geeignetsten auszuwählen, und bey diesen durch die mit dem Amte verbundenen Vor­ theile au Lohn und Verpflegung den Diensteifer und die Pflicht­ treue zu unterstützen, durch steigende Lohnsätze und Aussicht auf Pensionen, wenn sie im Dienste der Anstalt gebrechlich und alt werden, die Ausgezeichneteren zu belohnen, die sich un­ brauchbar und schlecht erweisenden alsbald wieder zu entlas­ sen, endlich den Dienst durch eine möglichst umfassende W är­ ter- und Hausordnung zu bestimmen und dann die genaueste Aufsicht und Controlle walten zu lassen. Aus der im folgenden Abschnitte mitzutheilenden H aus­ und W ärterordnung für die Sicgburger Heilanstalt wird er­ sehe» werden, welche Vorkehrungen in denselben dafür getrof­ fen worden, daß den Kranken an Schutz, Sorge für ihre Be­ dürfnisse, Aufsicht, Anleitung zur vorgeschriebenen Thätigkeit, Aufheiterung u. s. w. , Alles zu Theil w erde, was davon durch die W ärter vermittelt werden kann, so wie auf der andern Seite auch diesen den Kranken gegenüber diejenige Stellung zu sichern die sie zu ihrer Wirksamkeit bedürfen, wo­ hin denn insbesondere auch die Bewilligung so bedeutender und nach Maaßgabe der Dauer des Dienstes und der Zufrie­ denheit mit demselben steigender Jahrgelder gehört, daß sie von Leuten dieser Klasse als ein ansehnliches Verdienst angese­ hen werden können, so daß die Besorgniß dasselbe zu verlie­ ren ein mitwirkendes Motiv für ihr Wohlverhalten wird.

Indessen wird mit allem diesen auf's höchste immer nur (int gewisse Vollkommenheit des Dicustorganismus erreicht, und es bleibt hier, auch in den besten Anstalten für Irre , ein nie ganz auszugleichendes M ißverhältniß, welches sich um so fühlbarer macht, je mehr cs wünschenswcrth erscheint, solche Kranke nur mit recht einsichtsvollen, wohlwollenden, ihres Zutrauens werthen Menschen in einem so nahen und anhal­ tenden Verkehr zu sehen, und je öfter dann doch die Erfah­ rung zeigt, welche strenge Aufsicht oft nur dazu schon gehört diese Unglücklichen vor der eigenen Unvernunft und Rohheit solcher Miethlinge wirksam zu schützen. Diese specielle Aufsicht führen nun zunächst die Oberwär­ ter, nämlich ein Oberwärter und ein Viceobcrwärter auf der männlichen und eine Oberwärterin und eine ViceoberwLrterin auf der weiblichen Seite. Wie vorsichtig man bey der Wahl dieser wichtigen Unterbeamten verfahren m uß, bedarf keiner näheren Erörterung und zugleich wie nöthig es ist, de­ ren Gehalt so zu bestimmen, daß man dadurch in den S tan d gesetzt ist, für diesen Dienst Personen von den erforderlichen, keineswegs gewöhnlichen, Eigenschaften zu gewinnen. Je mehr dieses aber gelingt, um so mehr werden sie dann mit dem, was ich oben als das Haupt und Herz der Anstalt bezeichnete, verschmelzen, dasselbe verstärken und dessen Lebens­ thätigkeit erhöhen. — W as zu der Wirkungssphäre des Oberwärterpersonals in seinen einzelnen Zweigen gezählt wer­ den d a rf, ist aus der unten mitzutheilenden Instruction für die Obcrwärter der Siegburger Anstalt ersichtlich. Verflochten mit dieser bisher geschilderten Lebensthätigkeit der A nstalt, welche in der unmittelbarsten Beziehung zu der Behandlung der Kranken steht, bewegt sich nun zugleich die­ jenige Thätigkeit, welche die Verpflegung der Kranken und des W ärterpersonals, die Instandhaltung des Materiellen des In stitu ts, die Führung der Oekonomke in Bezug auf Landimd Diehwirthschast, die Anschaffung und Verwendung aller

Consumtibilien, die Verwaltung der Einnahme und. Ausgabe und die ganze Rechnungsführung u. dgl. m. betrifft. D a sich nun auch hier alle Bewegung zur Förderung des Hauptzweckes der Anstalt vereinigen und überall die vollkommenste Znsammenstimmung und ungehindertste Thätigkeit in diesen Bewe­ gungen für jenes Ziel herrschen m uß, so ergiebt sich hieraus wiederum zugleich, daß auch in dieser Sphäre dem dirigirenden Arzte die höchste Leitung und Aufsicht anvertraut und ihm das einschlägige Beamten- und Dienstbotenpersonak ohne Aus­ nahme untergeben seyn muß. Daß dieses indessen keineswegs der gewöhnliche Fall ist, ist bekannt genug, und vielleicht bot sogar die Siegburger Irren-H eilanstalt in Deutschland das erste Beyspiel d a r, wo der dirigirende Arzt wirklich an die Spitze des ganzen Instituts gestellt und demselben neben der Krankenbehandlung auch die nächste Leitung der ganzen Ver­ waltung anvertraut ward. Daß aber dieses Verhältniß das einzig richtige und für die Anstalt gedeihliche seyn kann, wird glaube ich hinlänglich aus demjenigen, was oben über das Leben des Instituts gesagt worden ist, ersichtlich geworden seyn. Auch ergiebt es sich sehr leicht und es lehrt es ohne Ausnahme die E rfahrung, daß alle Anstalten dieser A rt, in welchen ein entgegengesetztes Verhältniß statt findet und die ärztliche Sphäre der der Ockomieverwaltung gleichgestellt oder gar untergeordnet ist, unheilbar an mangelnder Einheit in ihrem ganzen Leben kränkeln, und daß der höchste Zweck des Instituts nie in dem möglichen Umfange erreicht wird. Denn sobald die Oekonomicverwaltung aufhört lediglich Organ im Dienste des Heil­ zweckes zu seyn, wird das Institut unausbleiblich dcrHauptsache nach Vcrpflegungsanstalt w erden, in welcher das ökonomische Prinzip vorherrscht, welchem die ärztliche Idee sich unterordnen muß, und wenn hiebey auch Abstufungen von dem noch E r­ träglichen zum Schlimmeren und immer Schlimmeren statt finden,, so reichen diese am Ende doch bis dahin hinab , wo dem Arzte durchaus keine freye Bewegung mehr übrig bleibt

und der gebietende Verwalter ihm von seinem Rechentische her bedeutet, was zu thun und was zu lassen sey. Man erwäge aber den Zustand einer solchen Anstalt im Vergleich mit den oben gestellten Anforderungen, man denke sich die Lage eines für die Sache lebenden Arztes und Menschenfreundes, eines Reil, Langermann, W i l l i s , P i n e l , E s q u i r o l in ei­ nem solchen Verhältnisse! man lese H o r n s Rechtfertigung und werfe einen Blick in das Innere fast aller, zumal älterer, deutscher, so wie ausländischer Irrenanstalten, und man wird erkennen, daß die Darstellung der Einheit in der Leitung die­ ser Institute, in der Art wie ich sie verlange, allein mit ihrem wahren Gedeihen in Einklang stehen kann *)♦

Ich finde mich veranlaßt hier beyspielsweise zweyer Irrenanstal­ ten zu gedenken, in welchen ebenfalls die oberste Leitung den Händen der Oekonomieverwalter anvertraut ist und die ohnstreitig zu den vorzüglichsten gehören die unter dieser A rt von Lei­ tung bestehen, ich meine die Irrenanstalt zu Frankfurt am Main und die Irren - und Strafanstalt zu Eberbach im Herzogthum Nassau. Beyde Anstalten sind das was sie sind großentheils durch die ausgezeichneten Eigenschaften ihrer Verwalter, des Herrn L i n d p a i n t n e r zu Eberbach und des Herrn An t o n y zu Frank­ furt am Main, und keiner der diese Anstalten kennt, wird es in Abrede stellen, wie hier in vieler Beziehung Vortreffliches gelei­ stet und wie rastlos noch fortwährend dahin gewirkt w ird, diesel­ ben mit immer neuen Vorzügen zu schmücken. Zugleich aber läßt sich eben so wenig verkennen, daß beide Anstalten entschieden mehr den Charakter von Verpflegungs- als von Heilanstalten an sich tragen, weil der ärztliche Einfluß dem der Verwaltung un­ tergeordnet ist, wovon der erstere auch schon darum von geringe­ rer Bedeutung seyn muß, weil die übrigens sehr achtungswerthen Aerzte, denen die medicinische Behandlung der Kranken in diesen Instituten übertragen ist, dieselbe nur als Nebensache wahrneh­ men können, indem sie anderweitigen Geschäften nachzugehen ge­ zwungen , jene Anstalten nur einige M al wöchentlich auf kurze Zeit zu besuchen im Stande sind und der Arzt des Cberbacher

■■*)

Die Organe, deren der Direktor für diesen Theil seiner Wirkungssphäre bedarf, scheiden sich wieder in zwey Klaffen, an deren Spitze auch zwey besondere Vorgesetzte sichen, näm­ lich der Oekonom und der Hausverwalter, der gleichzeitig Kassenrendant ist. Dem Oekonomen liegt das Geschäft ob, für die Instand­ haltung des materiellen Theiles der Anstalt und zugleich für die Anschaffung aller Consumtibilien zu sorgen, während er in Bezug auf das Kaffenwesen den Controlleur des Verwal­ ters darstellt. Seiner Obsorge unterliegt also die ganze Landund Viehwirthschaft der Anstalt, die Anschaffung aller Con­ sumtibilien , alles Bedarfs für Kleidung, Bettung, Erwär­ mung, Erleuchtung, Reinigung, alles Mobilars und Wirthschaftsgeräthes. Ueber alle diese Anschaffungen führt er Rechnung und übergiebt das Angeschaffte dem Verwalter ge­ gen Quittung nach Maaßgabe des jedesmaligen Bedarfs zum Verbrauch. Zugleich hat er auf die Instandhaltung der Ge­ bäude, Brunnen, Wasserleitungen, Gartenanlagen und Ein­ friedigungen zu sehen, so wie er auch bey allen Neubauten u. s. w. die Aufsicht zu führen hat. Ihm liegt der Schutz der Anstalt gegen Feuers- und Witterungsgefahr, so wie gegen Menschcnfrevel ob, und endlich führt er die Kassenbücher, die ihm nach seiner Geschäftssphäre und nach seinem Antheil an dem Rechnungswesen der Anstalt zu führen zukommen. — Das ihm untergeordnete Dienstpersonal sind der Gärtner, die Gar-

JnstitutS sogar eine Stunde von demselben entfernt wohnt. — Auch bin ich gewiß, daß die obengenannten trefflichen Männer die ersten seyn werden einzugestehen, daß ihren Instituten, bey allein Erfreulichen und Lobenswerthen was dieselben haben und leisten, doch desjenigen edlem Lebens ermangeln, womit sie nur durch das Obwalten deS höheren ärztlichen Prinzips in seiner Verschmelzung mit der Psychologie, Philosophie und Religion, be­ seelt werden könnten-

tenknechte, Pferdeknechte, Viehmägde, Bäcker, B rauer, der Thorsteher, Nachtwärter, Hausschreiner und alte für den Dienst der Anstalt beschäftigter Handwerker und Tagelöhner. Dem Verwalter liegt, gegenüber dem Oekonomen, der Dienst im Innern der Anstalt, die Verpflegung des ganzen Hausstandes und die Aufrechthaltung der Ordnung des H au­ ses, beides in der weitesten Bedeutung ob, während er zu­ gleich Rendant und Hauptrechnungsführer ist. Aus den H an­ den des Ockonoms rechnungsmäßig alles M aterial empfan­ gend, bat er die Sorge für die Speisung aller Hausgenoffen nach den bestehenden Vorschriften, für die Heitzung und Be­ leuchtung der einzelnen Räum e, für die Bekleidung und Bet­ tung, für die Reinigung der Wäsche, des Hauses und der H öfe, für die gehörige Vertheilung und richtige Verwendung alles Hausrathes und dessen Erhaltung, während er zugleich über die Beobachtung der Hausordnung durch das ganze Dienst- und W ärterpersonal der Anstalt zu wachen h at, und wie schon erwähnt, dem gesammten Kaffen- und Rechnungs­ wesen vorsteht. — D as ihm zunächst untergeordnete Personal sind: der Büreausckretair, die Köchin und Küchenmägde/ die Wäscherin und Waschmägde, die Hausknechte und Hausmägde, der Barbier und Küster und in Bezug auf die Beobachtung der Hausordnung auch die Oberwärter und die Oberwärte­ rinnen sammt dem diesen untergebenen W ärterpersonal, so wie in dieser Beziehung auch die dem Oekonomen unmittelbar untergeordneten Dienstleute. Die hier angegebene Vertheilung der Verwaltungs-, Oekonomie- und Rechnungsgeschäfte hat sich für die Siegkurger Anstalt als eine durchaus zweckmäßige und bequeme bewährt, und dürfte wohl bey den meisten Anstalten dieser Art anwend­ bar seyn, obwohl die Verschiedenheiten im Verwaltungssystem anderer Provinzen und Länder, so wie ihre in anderer H in­ sicht abweichenden sonstigen Einrichtungen, die Beschaffenheit der der Anstalt gewidmeten Einkünfte und endlich deren Größe Und

Krankenzahl, mancherley Modifikationen in diesem Geschäfts­ organismus bedingen können und müssen. Uebngens werden Behufs der vollständigen Bezeichnung des nach der oben an­ gegebenen Idee einzuhaltenden Geschäftganges im nächsten Abschnitte, die Instructionen für den Verwalter und Oekonomen, nebst der Hausordnung so wie solche für die Sicgburger Heilanstalt vorgeschrieben sind, mitgetheilt werden. Eine der eben erwähnten analoge Verschiedenheit wird ebenfalls im Rechnungswesen verschiedener Anstalten bestehen, je nachdem sie ihre Einkünfte aus der Staatskasse, aus Communalmitteln, aus Steuerzusätzen, aus eigenen Mitteln oder endlich aus mehreren dieser Quellen vereinigt beziehen, die sie gemäß ihrer Dotation besitzen, während zugleich, durch die für jeden Staat bestehende besondere Organisation und Gesetzge­ bung, vieles auf eine für jede Anstalt eigenthümliche Weise in dieser Hinsicht bestimmt wird. Für die Verhältnisse un­ ter welchen die Siegburger Anstalt besteht, ist auch die An­ ordnung zur Sicherstellung und Erhebung ihrer Einkünfte sehr einfach, und empfiehlt sich insbesondere auch in so ferne als zweckmäßig, als dadurch solche Familien oder Communen, die der Heilanstalt ein an Jrreseyn leidendes Individuum zu übergeben wünschen, nie durch Unvermögenheit davon zurück­ gehalten werden können. Auch hinsichtlich der übrigen' Theile des -Kaffen- und Rechnungswesens ist wenigstens durch die bestehenden Vorschriften eine große Genauigkeit, Ordnung und Sicherheit im Geschäft erzielt, und wenn bey der Führung desselben auch ein großer Zeit - und Kräfteaufwand unver­ meidlich ist, so scheint dieses von dem jetzigen Organismus unserer Staaten unzertrennlich zu seyn, so daß wohl nichts übrig bleibt als sich hiemit, wenn es gleich in gewissen Be­ tracht als ein nicht wenig drückendes Uebel angesehen werden muß, so viel möglich zu befreunden. Die wichtigsten dieser hinsicht­ lich des Kassen- und Rechnungswesens für die Siegburger Heil­ anstalt bestehenden Vorschriften, werden gleichfalls im nächsten

Abschnitte mitgetheilt und zugleich der E tat der Anstalt nach der neuesten Feststellung vorgelegt werden. E s bleibt uns jetzt noch übrig der nächsten vorgesetzten Behörde zu gedenken, der die Jrrenheilanstalt, wie jede andere öffentliche A n sta lt, untergeordnet seyn muß. E s ist nämlich ohne weitere Erörterung einleuchtend, daß eine höhere Be­ hörde vorhanden seyn m u ß , welcher der D irector über die Verwaltung der Anstalt in allen einzelnen Beziehungen zu be­ stimmten Fristen Rechenschaft abzulegen hat, die darüber wachs, daß die Anstalt stets im Geiste ihrer S tiftu n g verwaltet wer­ de, die darüber entscheidet, ob vorgeschlagene Verbesserungen von einiger Bedeutung überhaupt oder für den Augenblick in Anwendung kommen sollen, die bey größeren neuen Anlagen die Gewährung der Kosten verm ittelt, welche die durch den Director der A nstalt, der selbst von der höchsten Stelle er­ nannt w ir d , in Vorschlag gebrachten oberen Beamten des Hauses bestätigt, welche, erforderlichen F a lls , pflichtwidrig handelnde und untreue Beamte zur Rechenschaft zieht, und die endlich die obere Controlle über Einnahme und Ausgabe handhabt und die Anstalt bey der höchsten Staatsbehörde ver­ tritt, — insgesammt Gegenstände die nicht mehr zur Geschäftscompetenz des D irektors der Anstalt gehören können, obgleich dieser das O rgan ist durch welches sämmtliche die Anstalt be­ treffende Verhandlungen mit dieser Behörde geführt werden. — Uebrigenö hängt alles Speciellere in der Wirkungssphäre dieser Behörde ebenfalls von den gegebenen Verhältnissen in dem S ta a te und in der P ro v in z, welcher die Anstalt ange­ h ö rt, a b ; daher auch hier auf die Anordnungen die in die­ ser Beziehung für die Siegburger H eilanstalt bestehen, und die am Schluffe des folgenden Abschnittes mitgetheilt werden sol­ len, nur als solche hingewiesen werden darf, wie sie unter ge­ wissen Bedingungen sich als zweckmäßig gestalten können. Wie aber auch diese Verhältnisse bestehen mögen, so wird sich 14

immer dieses als das Wichtigste erweisen, daß die der Anstalt vorgesetzte obere Behörde so organisirt und zusammengesetzt sey, daß die Wahrnehmung der höchsten Interessen jener da­ bey als auf eine genügende Weise gesichert angesehen werden könne. Diese höchsten Interessen aber sind für sie: die Erhal­ tung der Bedingungen zu ihrer freyen Wirksamkeit in allen wichtigeren ärztlichen Beziehungen' und die Förderung ihrer stetigen Vervollkommnung, mit gleichzeitiger Beachtung des­ jenigen was sie auch für die Wissenschaft leisten soll- Daß aber ernstlich dahin gesehen werde, daß diese Interessen in dem Schooße einer solchen Behörde wirksam genug vertreten seyen, ist um so nöthiger, da es nur gar zu leicht geschieht, daß in Verwaltungsbehörden dieser Art die Beachtung der öko­ nomischen Interessen über die jener höheren das Uebergewicht gewinnt und daß man sich in denselben gewöhnt, dasjenige als vorwiegend ersprießlich für das Institut anzusehen, wobey die Kassa desselben weniger ausgiebt, während doch eine strenge Oekonomie immer nur in so weit gehandhabt werden sollte, als solche mit jenen höchsten und wesentlichste» Inte­ ressen der Anstalt harmonirt und da die Anstalt durch eine weise und vorsichtige Leitung ihres Haushaltes nur in den Stand gesetzt werden soll, ihrer Bestimmung auf die möglich vollkommenste Weise zu entsprechen. Daher ist es auch nicht genug, daß jene Behörde nur für einmal auf eine solche dem Gesammtwohle der Anstalt zusagende Weise zusammengesetzt sey, sondern es muß Sorge getragen seyn, daß ihre Erneue­ rung immer in dem gleichen Sinne und zu demselben Zwecke statt finde, damit nicht alsbald das Heil der Anstalt gefähr­ det sey, wenn etwa einige neue, von andern Ansichten be­ herrschte, Männer in den Verwaltungsrath eintreten und viel­ leicht zugleich ein für das Wohl der Anstalt wenig begeister­ ter Direktor an der Spitze derselben steht.

Zweyter

Abschnitt.

E r s t e s

K a p i t e l .

Gründung der Irrenanstalt zu Siegburg. Zhre Lage. Die vorge­ fundene» Gebäude und die damit vereinigten Grundstücke. S o hätten w ir denn in dem ersten Abschnitte dieses W er­ kes den E n tw u rf zu einer neu zu errichtenden Irren an stalt nach den Grundsätzen die sich u n s a ls die bewährtesten darboten und die w ir so weit es nothwendig schien durch umfassendere Erörterungen zu rechtfertigen getrachtet haben, vorgelegt. E s sind dieses aber der Hauptsache nach die nämlichen G rund­ sätze, wonach bey der Einrichtung der Siegburger Heilanstalt verfahren w a rd , nur daß bey der A usführung dicienigen M o ­ difikationen eintreten mußten, welche die gegebenen eigenthüm­ lichen örtlichen Verhältnisse und die schon vorhandenen Gebäude, die im Ganzen beibehalten und n u r für den Zweck so gut wie möglich benutzt und eingerichtet werden sollten, erforder­ ten, wodurch allerdings manche Beschränkungen in der Ver­ wirklichung der vorliegenden Id ee geboten waren. Indem wir daher jetzt dazu schreiten, eine Beschreibung von der E in­ richtung dieser Anstalt zu geben, brauchen w ir uns nicht wei­ ter a u f die Entwicklung und Rechtfertigung der M otive für diese Einrichtung einzulassen, und da zugleich die erwähnten Abweichungen von dem im ersten Abschnitte vorgelegten E n t­ würfe ganz allein die bauliche Einrichtung und die nach den Umständen modificirte Bestimmung des gegebenen Grundgebie­ tes für die verschiedenen Zwecke der Anstalt betreffen, allcö aber w as die übrige innere Einrichtung angeht, insbesondere aber alles w as zur Verpflegung der Kranken und zu dem in-

Hern Leben des Instituts gehört, mit den ausgesprochenen Grundsätzen so viel immer möglich übereinstimmend zur Aus­ führung gebracht worden ist, so werden wir bey unserer Be­ schreibung hauptsächlich nur die vorhandenen Lokalitäten, nach, der Art und in wie weit sie für die Realisirung der vorlie­ genden Absicht benutzt und eingerichtet worden, dem Leser an­ schaulich zu machen und demnächst die speciellen Anordnun­ gen, Vorschriften, Instructionen u. s. w. mitzutheilen haben, wodurch das Leben der Siegburger Anstalt, den im Vorigen entwickelten Grundsätzen gem äß, zu bestimmen und zu ord­ ne» versucht worden ist. Und hiezu wollen wir denn nun schreiten. Bald nachdem die jetzigen Rheinprovinze« mit dem preu­ ßische» S taate vereinigt worden, waren, nahm auch das Königl. Ministerium der Medicinalangelegenheiten darauf Bedacht, den­ selben eine Irrenanstalt zu geben, deren Einrichtung den For­ derungen entsprechen sollte, welche nach de« in neuerer Zeit in dieser Sphäre gewonnenen Einsichten und nach dem anderwärts bereits Geleisteten, an ein neues Institut dieser Art gemacht werden durften. Dennoch aber sollte kein neues Gebäude für diese» Zweck aufgeführt, sondern von den manchen zur D is­ position des S taates stehenden großen Gebäuden, ein a ls vorzüglich dazu geeignet erkanntes der Absicht gemäß einge­ richtet werden. Ueber den Verhandlungen welche in Bezug auf verschieden« deshalb gemachte Vorschläge statt fanden, vergingen mehrere Jahre. Endlich wurden im Herbste 1822 die Gebäude der ehemaligen Abtey Siegburg mit dem Berge auf welchem dieselben liegen, dem künftigen Institute gewidmet, und ich mit dem Entwürfe des P lan s der Einrichtung desselben , unter Beygesellung des Königl. Bau-Juspectors W ä s e m a u n, beauftragt, so wie mir später auch die Ausführung dieses Planes gemeinschaftlich mit eben diesem Baubeamtcn, unter der oberen Leitung des nun verstorbenen Ober - Präsidenten, des Herrn Ministers v. I n g e r s l e b e n Ercell. Ü bertrags

ward. E s war dabey eine Grundbestimmung, daß die Anstalt für die Aufnahme von zweyhundert Irre n männlichen und weiblichen Geschlechtes Raum gewähren und lediglich zu einer Heilanstalt, nicht zugleich zu einer Aufbewahrungsanstalt ein­ gerichtet sey» sollte. Die Lage der gegebenen Lokalitäten ist folgende: I n einem mehrere Stunden weiten T h a le , welches im Süden durch das Siebengebürge, im Osten durch die letzten Abdachungen des Westerwaldgcbürges, im Norden durch die schon niedrigern Höhen des Hcrzogthums Berg begrenzt wird, im Westen aber in die weiten Ebenen des Niederrheins sich öffnet, erheben sich in der Nähe des hier bereits seiner M ün­ dung zueilenden Siegsiusses, zwey Stunden von Bonn und vier Stunden von Cöln, in geringer Entfernung von einander drey kleine B erge, deren Gerippe aus Kalkstein und G rau­ wacke besteht und auf deren einem, der von den andern bey­ den, sich näher liegenden, etwa eine Viertelstunde entfernt ist, die Abtey Siegburg erbaut ward. Von diesem ist der Gipfel etwaS über zweyhundert Fuß über den Spiegel der Sieg er­ haben; — das sehr ungleiche Areal dieses Gipfels beträgt kaum etwas mehr als 900 O R utheu und hat in Osten und Süden jähe, beinahe senkrechte Abstürze von grotesk aufeinan­ der gethürmten Felseumaffcn , die zum Theil mit Epheu reich überkleidet sind und auf deren am meisten hervorspringender südöstlicher Spitze aus alter Zeit noch ein Wachthurm steht. — Von hier bietet sich eine überraschend-schöne Aussicht auf die umliegende Gegend d a r, indem sich im Vordergründe das Siebengebürge mit seinen großen Maffen erhebt, zu dessen Seite rechts in weiterer Entfernung die blauen Berge der Aar und Eifel mit ihren kühnen Spitzen und Burgruinen hervor­ treten, vor denen hin sich das niedrigere waldbewachsene Vor* gebürge erstreckt, unter welchem der Rhein im Thale hinströmt, an dessen Ufer das zwey Stunden weit entfernte Bonn seine hohen Thürme, seine Musäeu und Landsitze zeigt. Links aber

vom Siebengebürge dehnt sich gegen den Westerwald zu ein weites fruchtbares Thal aus, durch zahlreiche Ortschaften belebt, in dessen Hintergründe man das hochgelegene Blan­ kenberg mit seinen großen Ruinen erspäht. Hier tritt ans waldiger Schlucht die Sieg hervor, die alsdann das Thal in mannigfaltigen Windungen durchströmt, bis sie die beiden Schwesterhügel des Siegburger Berges erreicht, wo sie durch ein Wehr gezwungen, einen bedeutenden Arm abgiebt, der, immer wasserreich, mehrere Mühlen treibt und dicht an dem Fuße des Abteyberges, unter dem oberwähnten Wachthurme vorbeiströmt, um sich nach einer halben Stunde wieder mit dem mehr südlich fließenden Hauptstrome zu vereinigen, der, nachdem er auch noch die Acher aufgenommen, die ihm aus ihren benachbarten ratzenden Thalern entgegenströmt, dem Rheine zueilt, in den er sich eine Stunde unterthalb Bonn ergießt. — Wendet man sich nun, indem man den Lauf der Sieg verfolgt, nach der westlichen und weiter nach der nörd­ lichen Seite des Berges, so bleibt auch dort die Aussicht nach der niederländischen Ebene und weiterhin nach den Hö­ hen des Bergischen Landes, mit dem reichgeschmückten Vor­ grunde ungemein reitzend, so daß nicht leicht jemand das sich von diesem Felsenkegel darbietende Panorama an einem hei­ teren Tage ohne Entzücken überschaut, und sich theils zum Verweilen in diesem Genuß, theils zum Besuch der schönen Punkte die sich ihm in der Nähe darbieten und zu denen eine Auswahl mannigfaltiger Spatziergänge führt, angezogen fühlt. Doch wir kehren zur Beschreibung des Terrat'nS der An­ stalt zurück *). Nur an der südlichen Seite des Berges sind seine Wände so schroff. An den übrigen Seiten senkt sich die Höhe allmähliger zum Thale hinab, am gelindesten gegen Norden und Westen, wo am Fuße des Hügels das Städtchen Sicgburg von etwa 200 Häusern und 2000 Einwohnern liegt. *) Ich verweise hey dieser Beschreibung auf den Situationöplan Taf. VI.

D er Flächenraum des Berges mit einem noch zum jetzigen Gebiete der Anstalt gehörigen Felde am Fuße desselben betragt etwa 50 Magdeburger M orgen, wovon vormals der größte Theil mit W ein bepflanzt und nur die nordw ärts gelegenen Grundstücke zu anderweitigem Anbau benutzt waren. Die zur ehemaligen Abtey gehörigen Gebäude befinden fleh sämmtlich auf der Höhe des Berges und sind folgendermaaßen gelegen. D a s Hauptgebäude, zweystöckig, von guter bürgerlicher B a u a r t, hat seine H auptfronte Von 283- Länge, gegen Westen gerichtet, die in ihrer ganzen Ausdehnung auf hohen, lichten, ganz über der Erde liegenden Kellcrgewölbcn ruht. D ie Stockwerke haben unten 13' 6 " oben 13' Höhe und über denselben befinden sich diesen entsprechende schöne Speicher mit Mansardenfenstern. Von diesem Hauptflügel erstreckt sich ein anderer 104' langer n o rd w ä rts, ein zweyter 116' langer südw ärts und an diesen schließt sich noch ein dritter in östlicher Richtung von 155 Fuß Länge an- Alle diese Flügel haben mit dem ersterwähnten eine gleiche Höhe aber eine nicht ganz gleiche B reite, indem der westliche 4 3 ', der südliche 32', der östliche 3 0 ' und der nördliche endlich 23' breit ist. Auch ruhen die letzteren nur zum geringeren Theil auf Kellergewolben; hinsichtlich Bedachung aber sind sich alle gleich. An das freye Ende des östlichen Flügels schließt sich die schöne Kirche im Schiffe, bis zum Gewölbe 50' hoch, an 60/ breit und 104' lang, die bis zu demWestflügcl hinübcrreicht; dergestalt daß sie mit dem Ost- und Südflügel und mit der H älfte des Westflügcls einen Hofraum (C) von etwa 65 Q uadratruthen einschließt. D er andern Hälfte des Westflügels und der freyen schmalen S eite des Nordflügels gegenüber, befindet sich ein 104' langes und 2 7 ' breites, vormals einstöckiges Gebäude (F), ursprünglich zum Kelterhause bestimmt, und vor demsel­ ben ragen in den Hof noch zwey andere einstöckige Gebäude Mit M ansarden hinein, wovon eines zur Rem ise, das andere

zum Schlachthause bestimmt war. — Durch diese Gebäude zusammengenommen wird wieder ein Hofraum (C) umschlos­ sen , der mit dem obenerwähnten von ziemlich gleicher Große ist, während ein dritter Hofraum (D) von 149' Länge und 54' Breite sich vor dem Südflügel hinerstrcckt. Zwischen den bei­ den vorspringenden kleinen Gebäuden steigt ein Weg, der sich gleich darauf links biegt durch ein T h o r, dessen Gewölbe den Thorbau H trägt, in einen vierten Vorhof (a) 90' lang und 30' breit hinab, zu dessen beiden Seiten sich einstöckige Gebäude befinden und der an seinem unteren Ende mit einer Pforte geschloffen ist, durch die man auf die Fahrstraße ge­ langt , die aus der S ta d t Sicgburg zu den Abteygebäudeu führt. Außer den bezeichneten Höfen giebt es auf der Höhe des Berges nur noch zwey nicht durch Gebäude besetzte Räume, erstlich nämlich, ein Platz (i) von 210 DRuthcit A re a l, der hinter dem Südflügel liegt und zweytens, ein etwa 15' tiefer gelegener ungleichseitiger Raum (Ii) von 65 QRttfhen Fläche, der an der Südostecke des Gipfels unter dem schon früher erwähnten alten Wachthurme liegt. I n dem ersteren Raume befindet sich ein 214' tiefer ganz in den Felsen gehauener Brunnen von 6 ' 6 " im Durchmesser, der aber seit undenklichen, Zetten verschüttet war und von dem man keine Nachricht hatte ob er je Wasser gegeben. Ein zweyter 174' tiefer Brunnen befindet sich in dem rechten Seiten­ gebäuden des Vorhofes (a), hat aber nur weniges und schlechtes Wasser. D as Trinkwasser gewährte dem Klöster eine am Fuße des Berges an der Nordseite zu Tage gehende Quelle, Heren Ergiebigkeit aber immer sehr geringe w ar und für die Anstalt auch nur für denselben beschränkte» Zwecke wie zur Abteyzeit von Werth ist. Aus dem Bisherigen geht hervor, daß die Skegburger Heilanstalt, eben so wie sie der früher erwähnten Vortheile einer hohen, freyen und aumuthigen Lage in einem ausge»

zeichneten M aaße genießt, nicht minder auch den ebendaselbst geschilderte» Nachtheilen derselben unterworfen ist, nämlich der gezwungenen Beschränkung in der Ausdehnung der Gebäude, der größeren Schwierigkeit in der Beschaffung des nöthigen Wasserbedarfs, wodurch zugleich die vorzüglichste A rt der An­ lage der Abtritte unmöglich gemacht wird, dem zu großen Offeiiliegen wenigstens eines Theiles der G ärten für fremde Blicke, welche Unannehmlichkeit durch die zu nahe Nachbar­ schaft der S ta d t Siegburg noch erhöhet w ird und endlich den, vorzüglich ökonomischen, Nachtheilen welche die größere Einwirkung stürmischer W itterung und der durchgehends stär­ ker« Luftströmung hervorbringt. Alle diese Nachtheile aber mußten dadurch noch fühlbarer werden, daß man sich zu der zu treffenden Einrichtung schon vorhandener, für einen solchen Zweck nicht ursprünglich bestimmter Gebäude bedienen mußte, da, wenn es gestattet gewesen wäre auf demselben T errain durchgehends neue der Absicht entsprechende Gebäude in ge­ wählter Lage aufzuführen, mehrere der erwähnten Nachtheile hätten gemindert und auch vieles andere hätte erzielt werden können w as nun unerreichbar blieb. Indessen wird der Leser aus dem Folgenden ermessen, w as geschehen ist, um einen großen Theil der vorhandenen Schwierigkeiten, die sich einer zweckmäßigen Einrichtung ent­ gegenstellten, zu besiegen und wie wir vertrauen, den Eindruck erhalten, daß wenn auch nicht etwas Pollkommnes, doch V or­ zügliches errungen ward.

Z w e y t e s

K a p i t e l .

Beschreibung der vier unteren Abtheilungen.

Bey der nun zu gebenden Beschreibung der Einrichtung der A nstalt, werde ich dieselbe Ordnung befolgen, wie bey der Beschreibung der in dem ersten Abschnitt geschilderten An­ stalt, als deren durch die Umstände modificirte Darstellung die Siegburger Anstalt betrachtet werden muß. Um die erste, zweyte und dritte Abtheilung der Kranken, wenigstens so viel als es die Lokalitäten erlaubten, von den beiden (jo^evett Abtheilungen zu trennen und sie zu isoliren, konnte nicht mehr geschehen, a ls ihnen das Gebäude C T af. V II. zu widm en, welches vorm als zur Weinkelterey ge­ dient hatte. E s hat dies, wie schon erwähnt, eine Länge von 104' au f 27' Tiefe und das bis dahin allein vorhandene E rd ­ geschoß hat eine Höhe von 12' 6 " . Aus dieses Erdgeschoß ward nun jüngst ein zweytes Stockwerk P T af. V III. von 11' Höhe mit einem leichten Dach gesetzt und das untere Stock­ werk den m ännlichen, das obere den weiblichen Kranken der genannten Abtheilungen bestimmt. Jedes Stockwerk ward der Länge nach in drey, untereinander durch Thüren in Verbin­ dung stehende, Uuterabthcilungen getheilt, deren Größe durch schon gegebene bauliche Verhältnisse zum Theil bestimmt w ard*). Die hinterste Abtheilung, ihrer Bestimmung nach die dritte (III), von 21/ Breite auf 19' Tiefe, ward zu einem *) Siehe den Grundriß Taf. VII.

Schlafranm für sechs blödsinnige und unreinliche, übrigens aber harmlose Kranken und für einen W ärter eingerichtet, und um dieselbe hinlänglich von einander zu trennen ohne sie in zu eng geschloffene Raume zu beschränken, das Zimmer durch sieben Fuß hohe hölzerne G itter in gesonderte Räume von 8' Länge und 7' Breite getheilt, in deren jeden eine ei­ gene Thüre führt. Die beiden hochstehenden Fenster, von der p. 64 beschriebenen Construction, sind gegen Osten gerichtet und zwischen denselben führt ein kurzer durch zwey hintereinander stehende Thüren geschlossener G ang in den A btritt, welcher für diese und die nächste Abtheilung bestimmt ist. Die Bettstellen in diesen Vergatterungen sind von geschmiedetem Eisen von der schon angegebenen Construction; und anderes Geräthe ist in denselben außer einem Nachtgeschirr nicht vorhanden, da der W ärter die Kleidungsstücke der Kranken während der Nacht in dem ihm bestimmten Raume verwahrt. D ie nächste Abtheilung, ihrer Bestimmung nach die erste, (I) die den unru­ higen und lärmender« Tobsüchtigen bestimmt ist, hat sechs Kammern für Kranke und einen gedielten Vorsaal in welchen sich die Zimmer öffnen. Die Größe und gesammte Einrichtung der Zimmer ist ganz so wie sie p .6 2 u.f. für die drey unteren Abtheilungen angegeben w orden, nur daß hier dem W ärter kein besonderes Zimmer eingeräumt is t, indem derselbe um Raum zu sparen in einer im Vorsaale stehenden sogenannten Schlafbank *) schläft, welches für die Beobachtung der K ran­ ken während der Nacht noch besser ist, als wenn er ein eige­ nes Schlafzimmer hätte. Auch der 48' lange und 15^ breite Lorsaal entspricht der p. 74 gegebenen Beschreibung, nur *) Bekanntlich eine Art Bettstelle die sich so zusammenlegen läßt, daß sie das Ansehen einer Kommode erhält, so daß sie bey Tage dafür gelten und zugleich als Tisch dienen kann. S ie schließt das Bettzeug in sich und wird jeden Abend vor Schlafengehen Miseinandergelegt und das Bettzeug darin ausgebreitet.

daß er nicht Mehr als zwey, dafür aber auch 7 ' hohe Fenster hat und daß das für die Abtheilung nöthige Wasser zum Rei­ nigen der Räume aus einem in der linken Ecke des Dorsaales im Boden befindlichen Behältnisse geschöpft w ird , welches mittelst einer Röhrenlcitung aus der Badeanstalt gespeist wird und durch einen starken Deckel geschloffen ist, zu welchem der W ärter den Schlüssel bey sich führt. Eben so wird die Heu;« ung auf die p. 73 u. 75 angegebene Weise bewerkstelligt, mit dem Unterschiede, erstlich, daß die Kammer (b) in welche der Ofen steht und zu welchen ein eigener Eingang fü h rt, nur durch ein starkes bis zur Decke reichendes Gitterwerk von dem R au­ me a geschieden ist, welcher aus jener nicht nur seine Wärme sondern auch sein Licht erhalten m uß; zweytens daß bey der zweyten Heitzung (b) der M antel deS O fens zugleich einen Theil der W and des Corridors und auf der andern S eite des Zimmerraumes bildet, so daß die G röße des Zimmerraumes durch den Ofen minder beschränkt wird und daher wenigstens in der Zeit wo nicht geheitzt wird als Krankenzimmer benutzt werden k an n , während auch im W inter solche Kranke die auf dem Zwangstuhle sitzen müssen und die man häufig nicht gerade in ungeheitzte Räume einsperren d a rf, hier zweckmäßig unterbringen kann. D ie jetzt folgende Abtheilung, ihrer Bestimmung nach die zweyte (II), die den minder unruhigen und lärmenden ma~ n iacis gewidmet ist, und in die man durch eine zweyfache Thüre von der (p. 74) beschriebenen Art gelangt, hat vier Kran­ kenzimmer, die den in der zweyten Abtheilung durchaus gleich sind, und einen sich vor denselben hin erstreckenden Vorsaal von 15' Breite au f 36' Länge. Derselbe hat außer der ebenerwähnten noch zwey Ausgänge, wovon der erste in den Hof­ raum (g) führt, der den männlichen Kranken dieser Abtheilung bestimmt ist. Ueber dieser Thüre befindet sich ein großes Oberlicht zur Verstärkung der Erhellung dieses Vorsaales, der sein Licht überdies durch zwey Fenster erh ält, wovon das eine neben

der ebrnerwähnten Thüre, das andere in der südlichen Wand. In der südwestlichen Ecke ist eine kleine Kammer, in der sich, durch eine besondere Thüre abgeschlossen, der Abtritt (d) be­ findet , wahrend ihr übriger Raum dem Wärter zur Aufbe­ wahrung seiner Geräthschaften dient. Die Heitzung (b) ist hauptsächlich nur für die Erwärmung der Corridors bestimmt, da von den in dieser Abtheilung befindlichen Kranken anzu­ nehmen ist, daß sie sich während des Tages, wenn auch zum Theil durch Zwangsjacken u. s. w. in ihrer Bewegung be­ schränkt, in dem Vorsaale aufhalten, während für solche Fälle wo einzelne dieser Kranken im Winter in ihren Zimmern blei­ ben müssen, Gitterthüren zum Einhängen statt der gewöhnli­ chen bereit gehalten werden, durch welche die Wärme aus dem Corridor hinlänglich in die Zimmer eindringen kann. Durch die Thüre (m) steht diese dritte Abtheilung mit dem Vorbau H in Verbindung, der als eine Erweiterung so­ wohl dieses ganzen Revieres als der vierten Abtheilung für die männlichen Kranken zu, betrachten ist, die das überwie­ gende Verhältniß der männlichen Irren über die der weibli­ chen in der hiesigen Anstalt nöthig machte. Es bestehen aber die Räume dieses Vorbaues im Erdgeschoß aus zwey Zimmern, wovon das erste, in welches die Thüre der dritten Abtheilung sich öffnet, zum Wohnzimmer theils für die blödsinnigen und unreinlichen Kranken die ihr Schlafrevier in der ersten Abthei­ lung haben, theils für noch vier ähnliche Kranke die mit ei­ nem Wärter in dem daran stoßenden Zimmer schlafen. Aus diesem Schlafzimmer führt eine Thüre in den kleinen Corri­ dor und aus diesem durch die zweyssügelige Hausthüre in den Hofraum g. Links von der Hausthüre öffnet sich in den Cor, ridor noch eine kleine Kammer, in welcher der Ofen geheitzt wird der zur Erwärmung des Zimmers so- wie der darüber gelegenen Räume bestimmt ist und welches überdies im Som­ mer gelegentlich als Schlafzimmer, im Winter aber zum Trock­ nen der mit Urin u. s. w. verunreinigten Strohsäcke benutzt

wirb. Rechts von bor Hausthürc aber steigt die Treppe nach den Mansarden - Raumen hinauf, die aus zwey gegen Norden und zwey gegen Süden gelegenen Zimmern besteht, die durch einen Corridor von einander getrennt sind in de» sie sich sämmtlich durch besondere Thüren öffnen. Es sind aber diese vier Zimmer, von denen die beiden gegen Nor­ den gelegenen durch die Heitznng im untern Stockwerk wah­ rend der kalten Jahreszeit erwärmt werden, zusammen zur Aufnahme von Pensionairs bestimmt, deren Zustand zwar nicht mehr erfordert, daß sie sich in der zweyten oder dritten Abtheilung aufhalten, aber der doch noch eine strengere Ab­ sonderung nöthig macht, und cs finden hier drey solcher Kran­ ken mit ihren Wärtern hinreichend Platz. Der Abtritt für dieses ganze Ncbenrevier befindet sich in dem Corridor des Erdgeschosses unter der Treppe in einem besondern Verschlage. Der für die drey unteren Krankenabtheilungen bestimmte Hofraum §, in welchen ein Thor aus dem Hofraume v führt, so wie ein zweytes ähnliches Thor die Einfahrt in den Hof­ raum k vermittelt, konnte leider nur ein Areal von 20 QRittheil erhalten, bietet aber dennoch bey gehörigem Abschluß den Kranken denen er bestimmt ist die nothdürftige Gelegenheit zum Genusse der freyen Lnft und zur Bewegung in derselben dar. Die Einrichtung des zweyten Stockwerks, das den weib­ lichen Kranken der drey untern Abtheilungen gewidmet ist, ist mit der des Erdgeschosses im Ganzen übereinstimmend, nur mit dem Unterschiede, daß hier sich der Eingang auf der Süd­ seite befindet, wo von demHofe aus eine breite Treppe mit zwey Wendungen und zwey Ruheplätzen und durch ein in der west­ lichen Wand des Treppenhauses befindliches Fenster erhellt, ge­ mächlich zu diesem Revier hinansteigt. — Da dieser obere Stock nicht gleich dem unteren durch eine Röhrenleitung mit Wasser versehen werde» konnte, so muß dasjenige was für die Reini­ gung erforderlich ist in jeder Abtheilung in einem der früher beschriebenen Waffcrgefäßc, welche mit einem durch ein Charnier

beweglichen und verschließbaren Deckel versehen ist, aufbewahrt werde». Dagegen besitzt dieses obere Revier, außerdem daß es we­ gen seiner nicht so massiven Mauren an Lange und Breite des innern Raumes ein Paar Fuß mehr betragt, vermöge seiner höheren und freyeren Lage den Vortheil einer größeren Hel­ ligkeit, die in der dritten Abtheilung auch noch dadurch ver­ mehrt werden konnte, daß es möglich war ihr auf der West­ seite zwey volle Fenster zu geben. Der Erweiterung die die­ sem Revier für die männlichen Kranken ertheilt wurde, be­ durfte cs für die minder zahlreichern weiblichen Kranken nicht, und cs halten sich hier die in der ersten Abtheilung schlafen­ den blödsinnigen Kranken über Tag in der dritten Abthei­ lung auf, wo der Raum dazu vollkommen hinreicht. Die Er­ wärmung, sowohl der zweyten als der dritten Abtheilung wird durch die aus den Hcitzungen im Erdgeschoß herausströmende erwärmte Luft mit gleichzeitiger Benutzung der Wärme aus den Rauchröhrrn nach der p. 134 erwähnten Methode be­ wirkt. — Die Verwahrung der Fenster in den CorridorS konnte bey der Nothwendigkeit ihrer niedrigen Stellung nur durch im Innern angebrachte eiserne Gitter erzielt werden, die in dem untern Stockwerk, mit dem innern Mauerrande der Fenster gleich stehen und dabey wegen der Dicke der Mau­ ern doch noch das Oeffnen der Fensterflügel gestatten, in dem oberen Stockwerk aber einen Halbkreis aus .runden vom Fuß­ boden bis an die Decke reichenden 8 Zoll von einander entfernt stehenden 1" dicken Stäben bilden, die bey einem weißen Anstrich ein zierliches, keineswegs unangenehmes Ansehen hat und den Kranken zugleich die Annäherung an die Fenster verwehrt. Ueberdies erforderten aber auch die hochstehenden Fenster in den Krankenzimmern, wegen der hohen Lage des Gebäudes und seiner Richtung gegen einen durch keine Mauern einge­ schlossenen Raum, eine Verwahrung die sie außerdem nicht bedurft haben würden, und diesem gemäß haben dieselben an 15

der äußeren Seite ein korbartig sich hinausbiegeudcs Gitter von acht Zoll von einander entfernten eisernen Stangen er­ halten, welches das Entspringen der Kranken durch die Fen­ ster gänzlich unmöglich macht und zugleich das volle Oeffncn derselben gestattet. Der diesen Krankenabtheilungen bestimmte Hofraum, in welchen, wie schon gesagt, die vorhin beschriebene Treppe hin­ abführt, und der ebenfalls nur ein Areal von 14 Quadratruthen erhalten konnte,, ist durch die ihn umgebenden Ge­ bäude, Thore und Mauern, hoch genug umschlossen um Sicherheit gegen das Uebersteigen zu gewähren. Dabey verstattet eine in der südlichen Mauer angebrachte, durch höl­ zerne Gitter verwahrte Fensteröffnung von zwey Fuß im Qua­ drat die Ausstcht in das zunächst gelegene Thal; auch ist der Platz mit einigen feststehenden starken hölzernen Bänken versehen. Doch mußten die Stunden in denen die weiblichen Irren denselben benutzen dürfen, so bestimmt werden, daß sie nicht mit denen zusammentreffen in welchen die männlichen Kranken sich in dem angrenzenden Hofe befinden, so also, daß sich die Kranken beider Geschlechter in die für den Genuß der freyen Luft bestimmte Zeit theilen. Aus der vorhergehenden Beschreibung ergiebt sich, in welcher Art getrachtet worden ist dem Wohnungsbedürfnisse für die drey untern Krankenabtheilungen nach den dafür auf­ gestellten Grundsätzen zu genügen, so weit die Localverhält­ nisse es gestatteten. Allerdings brachten es diese mit sich, daß man, wie schon erwähnt, diese Kranken nicht in die wünschcnswerthe Entfernung von den übrigen verlegen, auch nur für jedes Geschlecht einen gemeinschaftlichen Ausgang in die ih­ nen bestimmten Hofräume gewähren konnte, daß man den weiblichen Kranken ein zweytes Stockwerk statt eines Erdge­ schosses anweisen mußte und den Hofräumen nur einen so be­ schränkten Umfang in nicht durchaus günstiger Lage zu geben vermochte. Doch geschah das Mögliche, um dem Zwecke und

brr Hanptidee zu genügen und ohnerachtet der genannten Mängel dürfte vielleicht Besseres noch nicht gefunden werden.

Die vi erte Abtheilung nimmt in dem Hauptgebäude das Erdgeschoß der Hälfte des östlichen und des ganzen süd­ lichen Flügels ein *). Jene Hälfte des Ostflügels und ein kleiner Theil tut südlichen Flügel ist den weiblichen Kranken dieser Abtheilung bestimmt und hat im Ganzen eine Länge von 84'. Man tritt durch die zweyfache und zweyflügelige Thüre aus dem Corridor, in welchen sich die Hausthüre des Ostflügels öffnet, in dieselbe ein, und sie erstreckt sich bis zu der Scheidewand wo eine ebenfalls zweyfache Thüre in die dieser entsprechende Abtheilung für die männlichen Kranken führt. Der östliche Flügel ist der einzige Theil deS Hauptge­ bäudes, wo Zimmer zu beiden Seiten eines dazwischen liegenden Corridors sich befinden. Dieses ist also auch in dem zur vierten Abtheilung gehörigen Theile des Erdgeschosses dieses Flügels der Fall, der daher nicht die ganze wünschenswerthe Helligkeit be­ sitzt, indem er sein Licht hauptsächlich von einem am südlichen Ende desselben befindlichen großen Fenster, in etwa aber auch von einem hochstehenden Corridorfenster in dem schon zum süd­ lichen Flügel gehörigen Theile dieses Revieres erhält. Die Breite des Corridors beträgt 9' und am Ende desselben unter dem vorhin erwähnten südlichen Fenster ist ein gemeinschaft­ licher Waschtisch, ganz nach der S. 88 gegebenen Beschreibung angebracht, nur mir dem Unterschiede, daß da, wenigstens bis jetzt, kein beständiger Zufluß des Wassers durch eine Röhren­ leitung dahin vermittelt werden konnte, der tägliche Bedarf in einem dazu bestimmten Gefäße vorräthig gehalten wird.

*) Siehe den Grundriß von dem Erdgeschoß des Hauptgebäudes Taf. V ll.

Links von dem Abtritt ist der Eingang in die Kammer, in welcher die Gerätschaften - der Wärter aufbewahrt werden und in der sich zugleich der Abtritt so wie auch eine Heitzung befindet, letztere allein dazu bestimmt der später zu erwähnen­ den Trockenkammer auf dem Speicher die erforderliche Wärme zu geben. Die Zahl der übrigen Räume in dieser Abtheilung beläuft sich auf zehn, alle von einer Tiefe von 19 bey einer Breite von 12 bis 16 Fuß. Die eine Halste dient als Schlaf- die andere als Wohnzimmer, je für zwey oder drey Kranke mit einer Wärterin. Die Einrichtung dieser Gemächer ist mit der S. 83 u. f. gegebenen Beschreibung, sowohl in Bezug auf Thüren und Fenster und deren Verwahrung, als in Bezug auf die Betten, die vergitterten Schlafstellen für die Wärter und alle Gerätschaften u. s. w. durchaus übereinstimmend. Das nämliche gilt von den Heitzungen, deren in dieser Ab­ theilung, außer der schon erwähnten dem Trockenboden be­ stimmten, drey sind, durch welche sechs Räume in diesem Theile des Erdgeschosses und eben so viele in dem darüber befindlichen Theile des zweyten Stockwerkes heitzbar sind. Es können etwa fünfzehn Kranke in dieser Abtheilung beherbergt werden. Das an dieselbe anstoßende Revier der gleichen Abthei­ lung für die männlichen Kranken, hat eine Lange von 163' aber nur eine einfache Reihe 19' tiefer Zimmer auf der Süd­ seite, bis zu dem Ende des Flügels wo er in den Westflügel übergeht, von dem er noch zwey Kammern entlehnt. Der Corridor hat eine Breite von 11', und 9 Fenster, so daß er reichlich erhellt ist. Die Fenster sind auch hier von der (S. 82 u. f.) angegebenen Größe und sonstigen Beschaffenheit. Der Fußboden dieses Corridors ist, wie auch der in dem Revier der weiblichen Kranken, mit breiten Fließen geplattet. Die Zahl der Wohnzimmer beläuft sich auf acht, die der Schlaf­ zimmer auf fünf. Sie sind aber beide im Durchschnitt ge­ räumiger als in dem Revier für das andere Geschlecht und

können daher auch vier und zwanzig Kranke nebst den dazu erforderlichen Wärtern aufnehmen *). Ohngcfähr in der Mitte der Zimmerrcihe befindet sich der mit den Zimmern gleich tiefe Gang der zu den Abtritten führt. Der gemeinschaftliche Waschtisch steht an der nördlichen Mauer, da wo der west­ liche Flügel beginnt. Von den beiden oben erwähnten, schon in den westlichen Flügel hereinrcichendcn, Kammern, ist noch zu erinnern, daß in der westlichen, die als Schlaf­ zimmer benutzt w ird , zugleich die Vorrichtung getroffen ist, daß in derselben das Zwangstehn in Anwendung gebracht wer­ den kann, wahrend die andere, ohne Fenster und völlig dun­ kel, für die gelegentliche Aufnahme von Kranken bestimmt ist, denen der Lichtreiz ganz entzogen werden soll. *) Diese Abtheilung erhält übrigens noch eine Ergänzung durch die Ausdehnung die der dritten Abtheilung für die männlichen Kran­ ke» (s. S. 222) gegeben werden konnte.

D r i t t e s

K a p i t e l .

Beschreibung der fünften Abtheilung.

W ir wenden uns zuerst zu den den weiblichen Kran­ ken bestimmten Raumen. Diese nehmen für die Kranken der unteren Stande die nördliche Hälfte des Ostflügels ein und zwar sowohl im zweyten Stockwerk als im Erdgesch oß, wozu auch noch ein großer Schlafsaal in den Mansarden kommt. In dem Erdgeschoß *) befindet sich zur rechten der schon erwähnten Hauptthüre, das Zimmer der Oberwärterin, worauf ein gemeinschaftliches Wohnzimmer und dann ein Schlafsaal folgt. Diesen Räumen gegenüber ist das große Mangel- und Bügelzimmer, worin zugleich mehrere Kranke beschäftigt werden und noch ein Schlafzimmer. Zwischen dieser doppelten Zimmerreihe führt der, ebenfalls nur durch geborg­ tes Licht von beiden Enden erhellte, Corridor, erst zudem Eingänge in die weiter unten zu beschreibende Badeanstalt, und läuft dann in westlicher Richtung an der südlichen Seite der Kirche fort und vermittelt solchergestalt für die sämmt­ lichen weiblichen Abtheilungen die Berbindung mit dem Re­ vier der Verwaltung und der Küchen. Der östlichen Hausthüre gegenüber ist die Treppe, die nach dem oberen Stockwerk **) führt und hinter der Treppe

*) Siehe Tafe! VH. Sich? Tafel VIII.

**)

der Eingang in die Abtritte. Die Treppe ist fünf Fuß breit und führt mit einer Wendung bequem und reichlich beleuch­ tet zum oberen Corridor hinan. Auf der nördlichen Hälfte des oberen Stockwerks befinden sich Zimmer und Säle in gleicher Zahl und Größe wie in dem darunter befindlichen Theile des Erdgeschosses; darunter zwey große Schlafsäle, ein gemein­ schaftliches Arbeitszimmer und zwey kleinere Zimmer für ein­ zeln wohnende Kranke, nebst der zur Kirche gehörigen Sakristey. Die Einrichtung der den Kranken bestimmten Schlafund Wohnzimmer dieser Abtheilung ist p. 100 u. f. beschrie­ ben worden und darf also hier nicht weiter berührt werden. Der hier zwischen den Zimmern sich erstreckende Corridor endigt an der nördlichen Seite mit einer zweyflngeligtcn Glas­ thüre, durch welche die weiblichen Kranken zur Kirche gelan­ gen, und es ist derselbe sowohl dadurch als auch weil sich hier statt der Hausthüre im unteren Stock ein volles Fenster befindet und den kleinen Scitenflur sehr stark erleuchtet, viel heller als der darunter gelegene. Die Treppe, die, nach­ dem sie bis zu diesem Flur gelangt ist, von hier weiter nach dem Speicher hinaufsteigt, der durch eine mit einer Thüre versehene Wand auf der Mitte der Treppe abgesperrt ist, hat auch in dieser Fortsetzung ein zum zweyten Stockwerk gehöriges Fenster zur Seite, wodurch sie vollkommen erhellt ist. I n den Mansarden des Speichers aber ist, wie schon ge­ sagt, noch ein gegen Osten gelegener großer Schlassaal mit drey Fenstern eingerichtet, welcher bequem dreizehn Kranke mit einer Wärterin aufzunehmen vermag. Neben der Treppe führt eine Thüre in den durch eine Scheidewand abgeschlossenen anderen Theil des oberen Stockwerks vom Ostflügel, mit welchem dann auch der größte Theil des Südflügcls dieses Stockwerks ein in sich zusammenhängendes großes Revier bildet, wel­ ches den weiblichen Kranken aus den höheren und gebilde­ teren Ständen, die sich für die fünfte Abtheilung eigenen, be­ stimmt ist. Cs ist dieses Revier dasjenige.der Anstalt wel-

ches den freundlichsten Eindruck macht. Zwar besitzt auch hier der Corridor, soweit er dem Ostflügel angehört, nicht die ganze Helligkeit, welche mit Ausnahme der unteren Corridors desselben (Ost--) F lü g els, allen übrigen Theilen der Anstalt eigenthümlich ist. Aber durch das große südliche Haupt­ fenster am Ende desselben, wird doch auch auf diesen Cor­ ridor eine große Lichtmasse geworfen, der noch einige Ver­ stärkung aus dem durch eine Reihe von acht Fenstern erhell­ ten daranstoßrnden Corridor des Südflügels zu Theil wird. Zu beiden Seiten des Corridors auf der Ost- und auf der Südseite des südlichen F lü g els, reihen sich fünfzehn größere und kleinere Zimmer, theils mit zwey, theils mit einem Fen­ ster, aneinander, wovon die größere Hälfte zu Wohnzimmern, die kleinere zu Schlafzimmern dient, alle Mit einer einfachen Nettigkeit, der früher gegebenen Beschreibung angemessen, ein­ gerichtet, und alle mit einer freundlichen Aussicht über die G arten und Hofraume der Anstalt weg in die anmuthigsten Theile der Umgegend. D as Größenverhältniß dieser Räum« findet sich näher auf dem Baurisse angegeben. Ein großes Zimmer auf der Südostecke ist zum Gesellschaftszimmer einge­ richtet und hat deshalb auch ein Fortepiano so wie ein S toß­ kegelspiel. Von dem äußersten Ende des Corridors vom Süd­ flügel, ist ein Theil mit zwey Fenster« abgeschnitten, welcher mit einer Thüre versehen und zu einem Schlafzimmer einge­ richtet worden ist. Jener Thüre gegenüber aber befindet sich am entgegengesetzten Ende dieses Zimmers eine zweifache Thüre, durch welche diese Abtheilung mit dem westlichen Flü­ gel und der fünften Abtheilung der männlichen Kranken in Verbindung steht, jedoch nur bey selten vorkommenden An­ lässen von den Beamten zum Durchgänge benutzt wird. Zu der bisher beschriebenen fünften Abtheilung für die weibli­ chen Kranken gehört zunächst noch der vor dem östlichen Flügel sich hinerstrcckendc schöne Hofraum, in welchen man durch die schon mehrrrwähnte HauSthüre des Ostflügels über eine breite stei-

itertte doppelte Treppe herabgelangt, auf deren Höhe ein ziem­ lich geräumiger mit einer Bank versehener Vorplatz ist, von welchem man eines sehr reizenden Blickes in die Umgegend genießt. D er Hofraum selbst ist gartenmäßig angelegt, mit einem großen Rasenplatz, um welchen sich in gefälliger W in­ dung ein Weg zieht und der mit einzelnen großen Bäumen bepflanzt ist, während sichan seinen Rändern hier und da R a­ batten, mit mannigfaltigen schönblühenden Stauden und B lu­ men besetzt, befinden. Uebrigens ist dieser Hofraum auf der Ostseite mit einer IO' hohen M auer umgeben, die aber in der M itte in einer Breite von 12' durch ein mit der M auer gleich hohes starkes hölzernes G itter unterbrochen ist, um dadurch den den Hof besuchenden Kranken die Aussicht in die unten gele­ genen Thäler zu gewähren und dem Hofe das Trübe zu be­ nehmen, was ihm sonst eine ihn in einer so großen Ausdeh­ nung umgebende M auer geben würde. I n der mit dieser in Verbindung stehenden M au e r, welche den Hofraum an der Südseite schließt, befindet sich der Eingang in den vor dem ganzen Südflügel und die südliche Seite des ebenerwähnten Hofes sich ausdehnende G arten, der den weiblichen Kran­ ken der vierten und fünften Abtheilung ausschließlich zum Gebrauch bestimmt ist. Dieser G arten der ein Areal von 210 □ R uthen h a t, ist auf der der Breite des Raumes entspre­ chenden West- und Ostseite mit einer 10'' hohen M auer an der ganzen Südgrenze aber mit einem gleich hohen auf einem Mauerfnßc ruhenden sehr starken und zumal für weibliche Kranke unübersteiglichcn hölzernen Gitter umgeben, durch welches man die Aussicht auf das Siebcngebürge und die zunächst daran grenzenden Gegenden hat *). Uebrigens ist dieser G ar-

*) D ie M auer die fiel) an der S e ite dieses G artens und deS GartenhofeS und von hier an noch weiter an der Ostseite bis an den sogenannten Hinterbau erstreckt, ruht auf einer Futteruiauer von

teil hauptsächlich als Blumen-, Obst- und Gemüsegarten an­ gelegt, hat zugleich aber mehrere große schattige Lauben, so wie auf einem kleinen künstlich gebildeten Hügel einen Sitz, von welchem man ganz frey, über die Gatterumschließung des Gartens weg, die Gegend in einer weiten Ausdehnung über­ schaut. I n der Mitte des Gartens aber ist ein von schönen Linden umschlossener großer runder Platz, der zu jeder Tages­ zeit Schatten gewährt, den man aber ebenfalls in einem Lin­ dengange findet, der sich von dem Haupteingange bis zum an­ dern Ende durch die Breite des Gartens erstreckt. I n der Mitte des Gartens bilden die Gemüsefelder größere Vierecke, welche rings mit Blumenrabatten umgeben sind, auf welchen im Sommer ein Ueberfluß von Blumen prangt. Zugleich stehen an den die Felder durchschneidenden sechs Fuß breiten Wegen, in gehörigen Zwischenräumen, überall hochstämmige Obstbäu­ me, und eben so ist die ganze südliche Wand von dem Süd­ flügel des Hauptgebäudes, welchem der Garten sich entlang erstreckt, so wie die Ostscite der westlichen Mauer mit treff­ lichem Spalierobst, Pfirsichen, Abbrikosen und Trauben besetzt, welches alles zusammen genommen diesen Garten zu einem sehr ansprechenden Erholungsplatze macht, während er zugleich mannigfaltige Gelegenheit zur Beschäftigung solchen Kranken gewährt, für die man dergleichen wünscht. Noch steht, in diesem Gartenramne das von einem Kreise hoher Pappeln umgebene Brunnenhaus, in welchem sich der große Brunnen befindet, dessen schon oben gedacht worden

ausnehmender Stärke, welche hier den nicht durchaus felsigen Grund des von dieser Seite ganz steile» Berges stützen muß und zum Theil mit ihren gewaltigen Quadersteinen aus einer Tiefe von 60 Fuß dis zur Fläche der ebengedachten Kofräume und des Gartens hinansteigt, daher sie auch ohnerachtet ihrer verhältnißmäßigen Dicke noch durch verschiedene gleich hohe Strebpfeiler gestützt werden mußte.

und von dem später Noch weiter die Rede seyn wird. Eine in der Regel verschlossene Thüre in der westlichen Grcnzmaucr setzt diesen Garten mit einem Gange in Verbindung, der rechts in den Garten für die männlichen Kranken hinab, links aber, durch eine Brustwehr geschützt, an den schrofferen und felstgten Theilen des Berges entlang , sowohl zu dem alten Wachthurme, dessen schon mehrmals Erwähnung geschah als auch zu dem kleinen, unter demselben, auf der Südostspitze des Berges gelegenen G arten führt, in welchen man auf einer Treppe hinabsteigt. Dieser im Norden und Westen von hohen Futterm auern, im Süden aber von einer alten Festungsmauer eingeschlossene und nur gegen Osten wo er auf gerade in die Höhe steigenden Felsenmassen ruht und am Rande zum Schutz gegen das Herabstürzen mit einer drey Fuß hohen M auer umgeben ist, ganz offen liegende Raum enthielt vormals das Treibhaus und die Mistbeete des AbteS, so wie von jener Zeit her auch noch die M auern mit hohen alten Trauben und Abbrikosenspalieren bedeckt angetroffen wur­ den. Gegenwärtig befinden sich ebenfalls hier die warmen Beete, in welchen die Anstalt ihren B edarf an mancherley Pflanzen zum Aussetzen zieht, während übrigens dieser Platz, der seinen größten Werth durch die herrliche Aussicht erhält, welche man zumal von der südwestlichen Spitze hat, wo eine große, mit einem Strohdach versehene, Laube einen anziehen­ den Ruheplatz gewährt, wohin den Kranken aber der Gefahr wegen kein Zugang gestattet werden darf, dem Direktor der Anstalt zur Benutzung überlassen ist.

Der f ü n f t e n A b t h e i l u n g f ü r d i e mä n n l i c h e n K r a n k e n * ) ist außer dem zwischen der Kirche und dem süd*) M an sehe die Grundrisse Tafel VII, und VIII.

lichcn Flügel gelegenen Theile des Erdgeschosses vom West­ flügel, das ganze zweyte Stockwerk dieses Flügels in einet Ausdehnung von 283 Fuss, sammt einem großen Theil der darüber gelegenen Mansardenräume > und außerdem noch das Erdgeschoß und das zweyte Stockwerk vom Nordflügel gewid­ met. Bey der specielleren Beschreibung wenden wir uns zuerst wieder zur Angabe der den Kranken aus den unteren S ta n ­ den bestimmten Räume. Diese bestehen erstlich, im Erdgeschoß aus einem großen S aale und aus zwey kleineren S ä le n , alle drey für diese Kranken zum täglichen Aufenthalt, zum Spei­ sen und zur Verrichtung kleiner Handarbeiten chieneud, gegen Westen gelegen, 27' tief mit den Ausgangen in einen durch sieben Fenster erhellten 12' breiten Corridor, der sich vor den­ selben hinerstreckt und an seinem südlichen Ende durch eine zweyfache Thüre mit der vierten Abtheilung der männlichen Kranken in Verbindung steht. I n dem größeren 35' breiten S aale speisen an fünf großen Tischen vierzig Kranke und noch bleibt die eine ganze Hälfte desselben zu anderweitiger Benutzung frey. Eine zur Seite der Fenster in der westlichen Wand befindliche Thüre öffnet sich in ein erst bey der Ein­ richtung der Anstalt hier von Außen angebautes thurmartiges Treppenhaus, innerhalb dessen eine Treppe in den Garten der männlichen Kranken hinabführt. Durch zwey Heitzungen, wovon die eine in der M itte der nördlichen, die andere in der M itte der südlichen M auer angebracht ist, geben diesem großen R aum e, auch bey strenger Winterkälte, hinlängliche Wärme. Ein P a a r große Wandschränke gewähren alle nöthi­ ge Bequemlichkeit für die Unterbringung von mannigfaltigem Geschirr, Tischzeug, Arzneyen u. dgl. m. Die hierauf in der Reihe folgenden beiden S äle sind halb so breit wie der eben beschriebene größere. An den in ihrer M itte stehenden langen Tischen finden sechszehn Personen Platz; auch sie haben ihre Wandschränke und ihre hinreichen­ de Heitzung in der für die ganze Anstalt angenommenen Art,

Die übrige Einrichtung sowohl des großen Saales als dieser kleineren Säle, stimmt mit der S. 100 n. f. gegebenen Beschrei­ bung überein. I n dem ersten der kleineren Sale finden sich diejenigen Kranken der untern Stände vereinigt und aus der größeren Masse ausgeschieden, die sich durch etwas feinere Sitten so wie durch Liebe zu größerer Ruhe und zu gelegentlicher Beschäftigung mit Lesen und Schreiben auszeichnen, in dem zweyten aber solche von etwas mehr Bildung aus dem M it­ telstände, die wegen ihrer Vermögensumstände nicht in die Reihe der Pensionairs aufgenommen werden können und denen es doch wehe thun würde, wenn sie sich mit den Kranken aus den untersten Ständen gänzlich vermischt sehen sollten. Dem letzteren Saale gegenüber, auf der andern Seite des Corridors, ist der Eingang in die Abtritte, welche in den großen Hof hinekngebaut sind. Ueber diesen Eingang weg führt die vier Fuß breite Treppe mit 20 Stufen und einem Ruheplatz in der Mitte nach dem zweyten Stockwerk hinauf. — Hier befinden sich nun zunächst fünf Schlafsäle, einer von 24' Länge auf 20' Tiefe mit drey Fenstern noch zum Südflügel gehörig, die vier andern jeder von 24 Fuß Tiefe auf 18 Fuß Breite, zum Wcstfiügel gehörig und auf der Westseite desselben gelegen, jeder mit zwey Fenster und einer sich auf den an der Ostseite hinlaufenden Corridor öff­ nenden Thüre, so wie denn auch das zuerst erwähnte Schlaf­ zimmer sich ebenfalls von der entgegengesetzten Seite auf die­ sen Corridor öffnet. Dieser letztere Schlafraum ist zur Aufnahme von acht Krankenbetten und eines Wärterbettes, die andern vier Säle jeder zur Aufnahme von zehn Krankenbetten und eines Wärterbettcs bestimmt. Wegen ihrer Einrichtung verweise ich auf S. 101 u. f. Der Corridor, auf welchen die Schlafsä­ le sich öffnen, ist durch sechs Fenster erhellt, wovon fünf an der Ostseite und eines an seinem äußersten südlichen Ende; unter welchem der große gemeinschaftliche Waschtisch für die i» jenen Sälen schlafenden Kranken angebracht ist. Zwischen

der Treppe und dem Schlafzimmer führt eine Thüre l> links erstlich zu dem Eingänge in den Abtritt und dann zu einer vier Fuß breiten Wendeltreppe auf welcher man zu den Man­ sarden*) des Weftflügels und hier, über einen Vorplatz, in eine aneinanderhangende Reihe von vier Schlafsälen gelangt. Diese durchgehends 16' breit und in der Richtung von Sü­ den nach Westen in einer Gesammtlänge von 108 Fuß auf der Ostseite des Westflügels auf einander folgend, stehen durch Thüren in den Scheidewänden untereinander in Verbindung. Aus dem nördlichst gelegenen letzten dieser Schlafzimmer aber führt eine Thüre wieder auf einen Vorplatz, der mit einem gemeinschaftlichen unter dem Fenster stehenden Waschtische versehen ist; und von da erreicht man, auf einer breiten be­ quemen Treppe hinabsteigend, wieder den mittleren Theil des zweyten Stockwerks. Leider erlaubten die baulichen Verhält­ nisse es nicht, zwey von jenen Schlafzimmern jedem mehr wie ein Fenster ins Freye zu geben, und man vermochte diesem Uebelstande nur durch mehrere in den Seiten und Rückwänden dieser Räume angebrachte Fenster, welche auf die anstoßen­ den Theile des Speichers gehen und hier ein geborgtes Licht entliehen, in etwa abzuhelfen, während zugleich in der obern Decke aller vier Zimmer anderthalb Fuß ins Gevierte große viereckige Oeffnungcn angebracht wurden, die mit hölzernen Thüren oder Läden versehen sind, welche bey Tage offen ste­ hen, bey Nacht aber geschlossen werden und vermittelst deren, da sie diese Räume mit den oberen Theilen des Speichers in Verbindung setzen, bey zu gleicher Zeit geöffneten Fenstern ein hinlänglicher Luftzug zur Reinigung der Luft in den Schlaf­ zimmern erzielt wird. Uebrigens ist die Einrichtung dieser Zimmer ganz dieselbe wie die der Schlafsäle in dem zweyten Stockwerke, und sie sind bestimmt zusammen genommen die Betten für zwey und dreyßig Kranke und vier Wärter auf*) Siehe den Grundriß Tafel IX.

zunehmen; eine Zahl wobey die mindere Höhe der Raume 6c* rücksichtigt worden ist, da sonst leicht noch sechs bis acht Bet­ ten mehr hier hätten gestellt werden können. Im Ganzen aber können, wie aus den gemachten Angaben hervorgeht, in den beschriebenen neun gemeinschaftlichen Schlafsälen acht­ zig Kranke mit ihren Wärtern gebettet werden, und es ist dabey hinreichende Gelegenheit verliehen, die mehr zusammen passenden Irren in die verschiedenen Schlafsäle zu vertheilen und zusammen zu legen. Auch sind zwey der untern Schlaf­ säle heitzbar, so daß bettlägerig werdende Kraüke im Winter iu denselben verpflegt werden können. Hinter dem fünften der vorhin erwähnten gemeinschaftli­ chen Schlafsäle im zweyten Stockwerk * ) , steht in dem Gorridor die Scheidewand, welche das Revier der Pensionairs der fünften Abtheilung von dem bisher beschriebenen Revier, in welchem flch die Kranken aus der unteren Derpflegungsklasse befinden, scheidet und durch welche Scheidewand eine Thüre in jene Abtheilung hineinführt. Dieses Revier erstreckt sich aber nicht nur über den Rest des oberen Stockwerkes vom Westflügel, sondern auch über das obere und untere Stockwerk vom Nordflügel. Die Zimmer liegen auf dem west­ lichen Flügel gegen Westen, während der Corridor mit einer Breite von 8' sich an der östlichen Seite, den Zimmern ent­ lang, ausdehnt, durch fünfzehn Fenster erhellt, deren Reihe nur da wo die Kirche mit dem Thurme sich an diesen Flügel anschließt, unterbrochen wird. Die Einrichtung der Zimmer hat hier das Eigenthümliche, daß die an den Corridor gren­ zenden Vorzimmer, welche durch über den Thüren angebrachte Fenster ein geborgtes Licht erhalten, den Eingang zu den da­ vor liegenden Wohnzimmern bilden, welche Einrichtung noch von der Abteyzeit herrührt, wo jene Vorzimmer den Geistli-

Siehe den Grundriß Taf. Vli.

chen zu Schlafzimmer» dienten, in welcher Art sie auch jetzt wieder für die Pensionairs benutzt werden. Die Wohnzimmer haben durchgehend^ eine Tiefe von 20', die Vorzimmer von 12'. Die Breite der Wohnzimmer ist ver­ schieden von 19 zu 12', je nachdem sie ein oder zwey Fen­ ster haben und die Scheidemauern diesen naher oder ferner stehen. I n der Regel entspricht die Breite des Vorzim­ mers der Breite des Wohnzimmers, hin und wieder aber hat eines der Wohnzimmer auch noch ein schmaleres Zim­ mer zur Seite. Die Wohnzimmer werden theils von eineiy theils von zwey und einige zuweilen auch von drey Kranken bewohnt, welches sich theils nach der Verpflegungsklafse wel­ cher die einzelnen Kranken angehören, theils nach der Größe der Zimmer richtet. Eben so sind die Schlafzimmer theils nur mit einem Kranken und dem ihm bestimmten W ärter, theils mit zwey Kranken und einem W ärter belegt, aber nie mit mehreren, indem diejenigen Kranken für die sich bey solcher Vertheilung in den Vorzimmern kein Raum findet, in die oberwahnten Seitenkabinctte vertheilt werden. Alle Wohnzimmer sind auf die für die ganze Anstalt angenommene Art heitzbar; die Schlafraume sind es nicht, können aber durch das Oeffnen der Wohnzimmer in der kältesten Jah rszeit, wenn man es wünscht, leicht hinlänglich erwärmt werden. Die Einrichtung sowohl der Wohn- als der Schlafzimmer entspricht übrigens der S . 106 u. f. gegebenen Beschreibung, so weit die Eigenthüm­ lichkeit der gegebenen Lokalitäten es gestattet*). D as vorletzte Zimmer in der Reihe gegen Norden, mit dem davorliegenden *) Doch fehlen noch die Sam m lungen von naturhistorischen Gegen­ ständen und die Kupferstiche hier wie in den Krankenzimmer», eben so wie die Gemälde auf den Corridors- Doch ist auf die Anschaffung dieser Gegenstände angetragen und beschlossen wor­ den darauf Bedacht zu nehmen, so daß gegründete Hoffnung vor­ handen ist die Anstalt allmählich damit ausgestattet zu sehen-

Schlafzimmer, hat der Oberwärtcr mne. Auf der nordwest­ lichen Ecke aber dient ein großer Saal von 32' Tiefe itnb 28' Breite, mit vier Fenster gegen Norden und drey gegen Westen als Gesellschaftszimmer für die Kranken ans den ge­ bildeteren Ständen: ein Gemach, welches sich nicht nur durch feine ansehnliche Größe und Form, sondern auch durch die treffliche Aussicht, die man aus allen Fenstern desselben ge­ nießt, ganz vorzüglich für seine Bestimmung, der Erheiterung und fröhlichen Geselligkeit zu dienen, eignet. Wegen dessen sonstiger Einrichtung verweise ich auf S. 108. Zur Seite dieses Saales auf der Ostseite am Schlüsse des Corridors der zu demselben führt, ist ein verschlossener Raum in dem sich links der Eingang zu dem Abtritte dieses Reviers befin­ det, zur rechten aber die Thüre durch die man aus dem Westflügel in den Nordflügel gelangt. Dieser hat in dem oberen Stockwerk sechs im unteren fünf Räume, unter denen einige zu den ansehnlichsten und angenehmste» des Hauses ge­ hören und wovon drey in jedem Stockwerk heitzbar sind. Ei­ ne V breite Treppe verbindet die beiden Stockwerke und auf der Mitte derselben befindet sich an der Seite eine Thüre die zu dem Abtritte führt der zum oberen Stockwerk gehört, in­ dem das untere seinen eigenen mit einem besonderen Zugang hat. — Dieser nördliche Flügel ist das ruhigste, geräuschlo­ seste Revier der Anstalt, in welchem man am wenigsten von dem Treiben in den übrigen Theilen derselben gewahrt und der sich daher auch ganz vorzüglich für solche Kranke eignet, die man in größerer Stille zu halten und der nähern Gemein­ schaft. mit andern zu entziehen beabsichtigt, welche Absicht auch noch dadurch begünstigt wird, daß der Cvrridor und somit der ganze Flügel sowohl im oberen wie im unteren Stock­ werk durch eine mit einer Thüre versehene Scheidewand gra­ de vor der cbenerwähnten Treppe abgeschlossen ist. — Die Gesammtzahl der den männlichen Pensionairs bestimmten Zimmer in diesem und dem Wcstflügel zusammengenommen, 16

belauft sich auf cinunddrcißig, worunter fünfzehn Wohn-und sechszehn Schlafzimmer. Hinsichtlich des Reviers für die Penstonairs in dem obe­ ren Stockwerck des westlichen Flügels ist noch zu bemerken, daß dasselbe außer den bisher erwähnten Zugängen noch zwey andere besitzt, und zwar den einen vor dem Eingang in die Wohnung des Oberwärters durch die Thüre die auf eine 7' breite schöne Treppe, welche von dem Corridor zu dem sie hin­ abführt ihr etwas spärliches Licht erhält, und dann die Thü­ re durch welche man neben dem Thurm in die Kirche und durch den vorderen Theil von dieser zugleich in die Badean­ stalt für die männlichen Kranken gelangt. Der den männlichen Kranken der fünften Abtheilung be­ stimmte Hofraum, ist der schon früher erwähnte große freye Platz (S -217) der zwischen dem östlichen und südlichen Flügel, dem südlichen Ende des Westflügels und dem sich längst der Kirche hinerstreckendcn Vcrbindungsgange liegt. I n der M it­ te desselben befindet sich die mit einer drey Fuß hohen Einfas­ sung, umgebene und mit einem Dach versehene runde 10' tut Durchmesser haltende Hauptwaffercisterne, deren weiter unten noch einmal gedacht werden wird. Sie ist in einer Entfer­ nung von 10' von ihrem Rande mit einer Reihe Pappeln umgeben, unter welchen hölzerne Bänke zum Gebrauch für die den Hof besuchenden Kranken stehen. Längs dem Verbindungsgange auf der Nordseite ist eine verdeckte 12' 6" breite und 71' lange Kegelbahn, mit eiche­ ner Bediclung erbaut, die sowohl von dem Corridor, als von dem Hofe aus zugänglich ist, gegen welchen ebenfalls ihre vier hochstehenden halbovalen Fenster gerichtet sind. Weiter zurück lehnt sich an denselben Verbindungsgang ein Hühnerhaus mit mehrern Abtheilungen für eine große Anzahl Hühner und anderes Federvieh an, wodurch der Hof bevölkert wird, so wie in dem unteren Theile dieses Hühner­ stalles auch ein Dutzend Kaninchen seine Hütte hat. Neun

Fuß vor dcr Seite des Ostflügelö welche den Hof begrenzt, ist eine starke zehn Fuß hohe hölzerne Vergitterung angebracht, damit solchergestalt iim so gcwiffcr jeder Verkehr der männli,chen Kranken mit diesem den weiblichen Kranken gewidmeten Theile der Anstalt verhütet werde. Uebrigens ist dieser Hofraum, dcr, ohnerachtet daß er von allen Seiten mit Gebäuden umgeben ist, dennoch wegen seiner ansehnlichen Größe und weil die ihn umgebenden Gebäude von drey Seiten mir eine mäßige Höhe haben, hinreichend heiter erscheint, in seinem ganzen Umfange mit einer 12 bis 14 Zoll hohen Kieslage bedeckt und der Fläche desselben zugleich eine solche Senkung von dcr Südseite nach der Nordseite, an wel­ cher sich große Schwindgruben befinden, gegeben worden, daß auch nach bedeutenden Regengüssen oder Schnecschmelzcn al­ les Wasser sich schnell wieder verliert und der Hof sehr bald wieder seiner Bestimmung als ein naher Erholungsplatz, zu­ mal für die Kranken aus den untern Ständen von deren Mohnsälen er nur wenige Schritte entfernt ist und die hier auch Taback rauchen dürfen, dienen kann. E s ist schon bemerkt worden daß aus dem großen S aale in dem untern. Stockwerk des Westflügels ein Ausgang in ein hier neu erbautes thurmartiges Treppenhaus ist, in wel­ chem eine vier Fuß breite gewundene Treppe zu dem Eingang in den den männlichen Kranken bestimmten geschlossenen G a r­ ten führt*). Dieser nimmt von dem westlichen Abhange des Berges die südliche Hälfte ein, hat ein Areal von 858 QRntheit und ist an drey Seiten von 11 Fuß hohen M auern umgeben, von denen die südliche, noch von den früheren Befestigungen herrüh­ rend, schon stand, die westliche in einer Strecke von 401 Fuß und die nördliche in einer Strecke von 280 Fuß aber erst bey der Einrichtung der Heilanstalt aus Bruchsteinen, aufgeführt worden

*) Siehe den Situativnsplan Tafel VI.

ist. So bedeutend aber diese Mcuierstrccken sind, so wenig sind solche für das Auge unangenehm oder die Aussicht hem­ mend, da sie sich an den Seiten mit dem Berge senken, unten aber am Fuße desselben stehen, so daß man überall über die­ selben hinweg sieht, während man zugleich Sorge getragen hat nhre Wände mit Spalierobstbmimcn und wo dies nicht, mit andern Strauchwerk so viel möglich zu bekleiden. Eben dieses sich senkenden Terrains wegen, welches vormals, wie beinahe alle zu dem Berge gehörigen Grundstücke, in einer vom Gipfel bis zum Fuß ununterbrochen herabsteigendcn schrä­ gen Fläche mit Wein bepflanzt war, ist der Garten in Ter­ rassen angelegt, so daß ausschließlich der etwas schmalen ober­ sten, vier solcher Terrassen aufeinander folgen, welche un­ ter sich durch breite Wege in Verbindung stehen, die je zwey auf beiden Seiten der Dossirungen von jeder höheren zu der zunächst darunter liegenden hinabsteigen. — Die ober­ ste schmale Dossirung, die man betritt wenn man aus dem Treppcnthurm in diesen Garten gelangt, gewährt links einen mit Bäumen bepflanzten Weg unter der südlichen Seite des Westflügels hin, an dessen Ende man zu dem obersten Theile der südlichen Grenzmauer des Gartens und hier zu einer Thüre gelangt, hinter welcher eine breite steinerne Treppe zu dem früher beschriebenen Gange und auf diesem zu dem Jo­ hannisthurm und zu dem darunter gelegenen Garten fuhrt. Rechts aber steigt man von dieser Terrasse zu der zweyten hin­ ab, die auf beiden Seiten abwechselnd mit Pappeln und Lin­ den bepflanzt ist, welche an dem östlichen Ende ein großes, gegen Süden offnes und oben mit einem Strohdache versehehenes Sommerhaus und eine vor demselben angelegte unbe­ deckte Kegelbahn umgeben. Von dem südlichen Ende dieses, hauptsächlich zu einem schattigen Spatziergange bestimmten, Platzes, führt der Weg neben einer großen zu Tage liegenden Felsenmaffe, von welcher dieser Garten der Felsengarten be­ nannt ist, zu der dritten Terrasse hinab, auf dem sich in

Windungen hinziehende Wege an eine Reihe von großen und und kleinern Blumenrabatten und schön blühenden Strauchund Staudenwerk vorbeiführen, die vom Frühling bis zum Herbste eine große Mannigfaltigkeit und Menge von Blumen gewähren. Die vierte und fünfte Terrasse sind dem Gemüse­ bau gewidmet; doch zieht sich auf jeder derselben ein sechs Fuß breiter Weg vor den Gemüsefeldern zu Gunsten der Spatziergän­ ger her. So wie der Weg von der zweyte» zur dritten Terrasse abwechselnd,noch mit Linden und Pappeln bepflanzt .ist, so stehen an den zu den tiefer gelegenen Terrassen führenden Wegen Obst­ bäume verschiedener Art. Eben so sind Obstbäume von den besten Sorten den Gemüsefeldern entlang gepflanzt und nicht minder ziehen sich Reihen derselben in den Dossirungen eine über die andere hin, so daß dieser untere Theil des Gartens ebenfalls durch den großen Reichthum an Obstbäumeu, durch die grü­ nen, grasreichen Dossirungen, durch die wohlbestelltcn und sauber gehaltenen Gemüsefelder Abwechselung und Annehmlich­ keit in nicht geringem Maaße erhält. 2» noch größerem Maaße aber erhält er diese durch die immer wechselnde lieb­ liche Aussicht, die man von jeder Terrasse nach den verschie­ denen Seiten der Umgegend genießt. Zugleich findet der Spa­ tziergänger bald die oberen, bald die unteren Terrassen besu­ chend, und auf ihren langen Gängen auf und abwandelnd, Hinlängliche Gelegenheit zur Leibesübung, die anderen wieder­ um in mancherley Gartenarbeit gewährt ist, während hier und da angebrachte Sitze ebenfalls dem Wunsche und Bedürf­ nisse zu ruhen entsprechen.

Vi er t es

Kapitel.

Letale die eine gemeinschaftliche Bestimmung für sämmtliche Kranke haben.

D ie Kirche *). Die Lage und Größe dieses ansehnli­ chen und schönen Gebäudes ist schon angegeben. Das Schiff wird nicht zum Gottesdienste benutzt und ist durch eine 12 Fuß hohe Mauer mit einer zweyflügeligen Thüre von dem dem Gottesdienste bestimmten Chor und Kreutzgange geschieden, welche durch vorzüglich hohe und breite Fenster erhellt wer­ den. In dem breiten Kreutzgange stehen zu beiden Seiten die Kirchenbänkc, auf der Rechten für das männliche, aus der Linken für das weibliche Geschlecht, wobey zwischen diesen beyden Abtheilungen ein 10' breiter Gang bleibt aus dem man zu den sechs Stufen gelangt welche, die ganze Breite des Chores einnehmend, zn diesem hinauf führen, wo rechts die Kanzel angebracht ist und im Hintergründe der einfache Altar steht, der nur mit vier großen eisernen Leuchtern von trefflicher Arbeit aus der Sayner Eisengicßercy und mit einem großen eisernen Crucifir aus derselben Gießercy geziert ist. Eine, schon früher erwähnte zwcyflügelige Glasthüre führt rechter Hand in die fünfte Abthei­ lung für die weiblichen Kranken und zugleich zu der Sakristcy.

*) Siehe den Grundriß vom obern Stockwerk des Hauptgebäude» Tafel VIII.

Der Fußboden in diesem Theile der Kirche, so wie die vor­ her erwähnte breite Treppe ist von Eichenholz. An den Wän­ den hängen einige größere Gemälde, welche Gegenstände aus der Leidensgeschichte darstellen. Das Ganze macht einen wür­ digen und zugleich heiteren Eindruck und ist sür seine Bestim­ mung ungemein geeignet. Auch ist das Lokal, in welchem in festgesetzter Aufeinanderfolge der Gottesdienst für Katholiken und Protestanten abgehalten w ird , vollkommen groß genug, da die sich hier versammelnde Gemeinde nie aus mehr als hun­ dert Glieder bestehen kann.— Zu bedauern ist der Mangel einer Orgel, welche grade bey einer solchen Gemeinde, wegen des Eindruckes auf das Gemüth und zur durchgreifenderen Leitung des Kirchengesanges, vorzüglich zu wünschen ist. Doch ist de­ ren Gewährung bereits zugesagt und einstweilen vertritt ein rechts von dem Eingänge aufgestelltes Positiv cinigcrmaäßcn, wenn auch zu nothdürftig, ihre Stelle. D ie Badeanstalt. Das Chor und der Krcutzgang der Kirche ruht auf einer sogenannten Krypte oder untern Kirche, welche vormals ebenfalls zn gottesdienstlichem Gebrauch, später zum Begräbnißplatze für dieKlostergeistlichrn bestimmt w ar*). Dieser Raum in dem unter dem Chore gelegenen Theile, beynahe 14' hoch und durch drey 8' hohe und 4 'breite Fenster erhellt, itt dem unter dem Kreutzgange befindlichen Theile aber gegen 10' hoch und mit zwey Fenstern von 7' Höhe und 5' Breite ver­ sehen, ist, indem man beide Theile durch eine Mauer vonein­ ander schied und nur eine Verbindung mittelst einer Thüre be­ stehen ließ, zur Badeanstalt für beide Geschlechter eingerichtet worden, wobey man den ersteren Raum den weibliche»», den zweyten den männlichen Kranken bestimmte, und wirklich ist dies Lokal für eine Badeanstalt so günstig wie es sich nur wün*) Der Herr Geheime Oberbaurath Schi nkel bestimmte bey einem Besuche der Anstalt im verflossenen Herbste als die Zeit der Er­ bauung dieser Krypte das Zeitalter Karls deS Großen.

scheu ließ. — Der den weiblichen Kranken bestimmte Raum hat bey der schon angegebenen Höhe 27 Fuß Breite auf 37 Fuß Tiefe. Das Gewölbe ist auf jeder Seite durch drey steinerne Säulen getragen; die hohen Fenster gewahren dem ganzen Saale eine angenehme Helligkeit. Im Fond und zur Linken befinden sich vier Bader aus Backsteinen gemauert und mit eiltet auf das sorgfältigste abgeglätteten und fast unver­ wüstlichen Bekleidung aus Traß versehen welche ihnen ein mar­ morartiges Ansehen giebt, im Boden so wie an den obern Rändern abgerundet und übrigens von derselben Höhe, Länge und Weite und mit derselben Scheidung der einzelnen Bader voneinander, wie Seite 123 beschrieben worden *). Hinter dem letzten in der Reihe ist die Vorrichtung für das Sturzbad. In derselben Reihe mit diesen Badewannen steht auch die für die Dampfbäder eingerichtete hölzerne. Dieser Reihe von Bädern gegenüber stehen erstlich an dem mittlern Theile der Wand zwey 2' 7" hohe und 6' 6" im Durchmesser haltende ungemein starke, mit Deckeln versehene, eichene Bütten, in welchen das Badewasser zum Kochen ge­ bracht wird. Der Dampfkessel in welchem die heißen Däm­ pfe entwickelt werden, befindet sich außerhalb des Lokals in einem neben demselben gelegenen Kellerraume. Das kalte Wasser womit die großen Bütten so wie die Badewannen ge­ speist werden, wird aus der Cisterne I 2 im großen Hofe l 1 durch Röhren dahin geleitet, die sich ebenfalls nach den ein­ zelnen Bädern hin verzweigen. Links von den Bütten gegen *) R o l l e r sagt a. a. O. p- 119: die Bäder in Siegburg seyen aus einem Stein gehauen. Ein sonderbarer Irrthum! — UebrigenS gebe ich den Badewannen aus Messing nur aus dem Grunde den Vorzug vor den in aller andern Hinsicht sehr zweck­ mäßigen, wie sie eben beschrieben worden, weil der Stein später die Temperatur des Wassers annimmt und daher zumal bey em­ pfindlichen Subjecten in den Rücken und unter den Sitz in der kalten Jahreszeit Strohmatten gelegt werden müssen

das Ostende zu, ist das Regenbad, die Strahl- und Tropfdouche angebracht. I n der Mitte aber des östlichen Endes von diesem Raume, befindet sich zwischen den beiderseitigen Fenstern eine große mit einem Oberlicht versehene Thüre, die in den Hofraum k führt, über welchen die weiblichen Kranken der untern Abtheilungen mit ein Paar Schritten, aus ihrem Revier in den Badesaal geführt, gelangen können; und ebenso führt eine rechts von den Bütten in der südlichen Wand an­ gebrachte Thüre, durch einen kurzen Gang unmittelbar zu den beiden höheren Abtheilungen der weiblichen Kranken. Ein großer Ofen der vor den Bütten, ziemlich nahe der M itte des Saales steht, erwärmt denselben auch bey der strengsten^kälte vollkommen. Der anstoßende, den männlichen Kranken bestimmte Vadesaal, der seine Richtung von Norden nach Süden hat und sein etwas beschranktes Licht von einem Fenster in der nörd­ lichen und einem andern in der östlichen Wand erhält, hat auf jeder Seite drey Badewannen, deren Fußende in die M itte des Zwischenraumes von je zwey der acht Säulen die das Gewölbe tragen, hervortritt, wie dieses letztere auch in dem weiblichen Badesaale, auf der Seite wo die Badewannen stehen, der Fall ist. Auch hier steht jede Badewanne in einer A rt kleiner Kammer, die nach hinten durch die Wand des Saales, zu den Seiten aber durch die fünf Fuß hohen Schei« demoliern gebildet wird, die von jeder Säule bis zu der hin­ tern Wand gezogen sind und welche nach vorne durch, mit den Mauern gleich hohe, Vorhänge geschlossen ist, (f. S. 123). Der Gang der zwischen den beiden Reihen der Bäder übrig bleibt, hat eine Breite von 7'. An dem südlichen Ende desselben steht ein großer Ofen und ein zweyter in der nord­ östlichen Ecke des Saales. Doch reicht mchrentheils schon ei­ ner davon hin, den Raum vollständig z» erwärmen, und nur bey der strengsten Kälte wird es nöthig beide Oefe» zu heitzcn. Das kalte wie das heiße Badewaffer wird de« Badewannen

in diesem S aale unter dem Fußboden, aus dem anstoßenden Badesaale für die weiblichen Kranken zugeleitet, so wie es auch seinen unterirdischen Abfluß sammt dem verbrauchten B a­ dewasser aus jenem S aale nach den Leitungen unter dem Hof­ raum k nimmt, wodurch dasselbe au der Ostseite des Berges hinabgeführt wird. D er Eingang in diesen Badesaal ist an seiner nordwestlichen Ecke, wo eine Thüre auf eine fünf Fuß breite Treppe führt, auf der man in das Schiff der Kirche gelangt, durch welches, wie schon früher erw ähnt, die männlichen Kranken der obe­ ren Abtheilungen ihren Weg in die Badeanstalt nehmen, in­ dem f e bis zur Kirche durch ihre Corridors immer bedeckt ge­ hen, während die der unteren Abtheilungen auch nur wenige Schritte durch das Freye zu gehen brauchen, um von der Thüre ihres Revieres durch die Hauptthüre in die Kirche zu kommen. Sturz - Regen - und alle Arten von Douchebädern werden den männlichen Kranken in dem den weiblichen Kranken ge­ widmeten Lokale zu also bestimmten Stunden gegeben, daß ftjn Zusammentreffen der Kranken von beiden Geschlechtern statt findet. Ein drittes zu gemeinschaftlichen Zwecken benutztes Lokal, ist ein Gemach in dem T h u rm , zu welchem mau aus dem westlichen Corridor gelangt und in welchem ein Drchstuhl nach der S . 177 gegebenen Beschreibung angebracht ist. — Leider fehlt cs bis jetzt noch an einem in der Nähe gelegenen oder sonst angemessenen Raume, wo auch die Electrisirmaschine und ähnliche für gemeinschaftliche Zwecke zu benutzende Appa­ rate aufgestellt werden könnten, wozu also einstweilen nur ein augenblicklich nicht belegtes Krankenzimmer verwendet wer­ den muß. Einen gleichen und noch drückenderen M angel erleidet die Anstalt aber bis jetzt auch noch an passenden Lokalitä­ ten in welchen die männlichen Kranken im Winter und

bey Rcgenwetter mit gröberen körperlichen Arbeiten *), z. B. Brennholz und Brcttcrsägen u. s. w. wie nicht minder mit gymnastischen Uebungen, mit B all- und andern Spielen dieser A rt, gleich wie auch an einer solchen wo sie be­ quem mit Tischler-, Drechslerarbeit u. dergl. m. beschäftigt werden könnten. Denn statt alles dessen ist jetzt blos ein Raum zum Holzsägcn für vier bis fünf P aare in einem wei­ ter unten noch näher zu erwähnenden Keller vorhanden und eine Schreinerwcrkstätte, in welcher ebenfalls nur einige we­ nige Kranke beschäftigt werden können. Indessen liegen der Vcrwaltungs - Commission der Anstalt bereits Anträge darüber v o r, wie diesen Gebrechen zugleich mit einigen an­ dern M ängeln auf eine sehr zweckmäßige Weise abgeholfen werden kann; und es ist gegründete Hoffnung vorhanden, daß die Anstalt sich sehr bald dieser Verbesserungen, die we­ sentlich dazu gehören derselben diejenige relative Vollkommen­ heit zu geben, die sic zu erreichen fähig ist, zu erfreuen ha­ ben wird. *) D ie sogenannten kleinern Handarbeiten: Mattenflechten, Korb­ machen, Roßhaarznpfen und dgl. werden in den Wohnzimmern »errichtet und hinsichtlich dieser waltet daher keine Verlegenheit ob.

Fünftes

Kapitel.

Wohnungen der Beamten; die zur Verwaltung und Oekonomie ge­ hörigen Lokale.

Der zweyte Arzt hat seine Wohnung'«ns zwey sehr an­ sehnlichen Wohnzimmern und einem Schlafkabinet bestehend, in dem Hauptgebäude der Anstalt, auf der Nordwestccke des un­ tern Stockwerks. Der ärztliche Assistent aber so wie die beiden Geistlichen der Anstalt, bewohnen das schon früher erwähnte Nebengebäude*), welches den Namen des Thorbaues führt, und zwar hat der erstere in demselben zwey, die beiden Geistlichen jeder drey kleine Gemächer, theils im Erdgeschosse, theils in den Mansarden, die indessen für die letzteren eine nicht ganz angemessene, für den evangelischen Geistlichen aber nur eine um so mehr zu beschränkte Wohnung bilden, da bey diesem, wenn er verheirathet ist, wenigstens nothdürftig für eine Familicnwohnung gesorgt seyn muß, weil der Vortheil den die Geistlichen der Anstalt gewähren in solchem Maaß an ihrem Wohnen in der Mitte derselben geknüpft ist, daß auf alle Weise für den evangelischen Geistlichen die Nothwendigkeit vermieden werden muß, die auch in diesem Augenblicke wieder besteht, ausserhalb derselben ein Unterkommen zu suchen. Ihm aber so wie dem katholischen Geistlichen eine angemessenere Wohnung anzuweisen, war unter den seitherigen Umständen unmöglich, wird indessen ebenfalls bey der Genehmigung der

*) Siehe auf den Grundrissen VII u. VIH. N. u V.

auf der vorigen Seite erwähnten Anträge möglich werden. — Jetzt hat in dem zuletzt gedachten Gebäude auch noch der Verwaltungssecretair sein Zimmer, so wie in demselben eben­ falls ein Lokal zur Schneiderwerkstäte verwendet worden ist. Anstoßend an die vorhin erwähnte Wohnung des zweyten Arztes im Westflügel, ist ein geräumiges Ansprach- und Confcrcnzzimmer, welches auch von den gerichtlichen Behörden für ihre Sitzungen bey der Untersuchung der an Wahnsinn Leidenden benutzt wird, und unmittelbar auf dieses folgt eine Reihe von fünf großen Zimmern, welche nebst einer davor ge­ legenen kleinen Küche die Wohnung des Verwalters bilden. Eines der erwähnten Zimmer ist zum Verwaltungsbüreau ein­ gerichtet, wo sich auch die Kasse, so wie die Registratur be­ findet und der größte Theil der Schreib- und Rechnungsgcschäfte der Anstalt, theils durch den Verwalter und den Vcrwaltungssekretair, theils durch die mit dazu verwendeten K ran­ ken besorgt wird. Die Lage dieses der Verwaltung bestimmten Revieres, in dem Mittelpuncte der A nstalt, ist vorzüglich günstig. Denn einer S eits stebt dasselbe durch den sich vor demselben hiner­ streckenden breiten (doch etwas dürftig erhellten) Corridor mit allen übrigen Revieren der Anstalt und namentlich durch den Verbindungsgang der Kirche entlang, mit allen Abtheilungen der weiblichen Kranken, bey f mit der vierten und fünften Ab­ theilung der männlichen Kranken auf der Südwestscite, so wie auf dem nördlichen Ende des Westflügels mit dem Revier der männlichen Pensionaire in Verbindung, während durch die Hausthüre n und den Hofraum v der nächste Weg zu dem Revier der männlichen Kranken in den drey unteren Abthei­ lungen, zn der Kirche und der Badeanstalt, zu den in die Höfe sich öffnenden Magazinkellern und zu den äußeren Thei­ len der Anstalt führt. Anderer S eits aber steigt man am südlichen Ende des ebenerwähnten Corridors, neben dem Ein­ gänge zu dem Speisezimmer für die mamilichm Dienstlente f

auf einer vier Fuß breiten Treppe zu den trefflichen Souter­ rains hinab * ) , in welchen sich der größte Theil der Wirth­ schaftslokale befindet. Der ekste Raum in den man tritt ist die Kochküche, 36' tief und 23' breit, und 11/ hoch, hell, mit einer vollständigen Vorrichtung zur Dampfkocherey für die normalmäßig Verpflegten und zugleich mit einem gewöhnlichen Kochhcerde für die feineren Speisen, großen Anrichttischen und allen übrigen Erfordernissen einer großen Küche, einschließlich der nöthigen Zu, und Ableitungen des Wassers versehen. Links führt aus dieser Küche eine Thüre in den zweyten Raum, der ungefähr von gleicher Größe, theils den Geschäften der Bäckerey, theils als Speisezimmer für das weibliche Dienst­ personal dient. Aus diesem Raume gelangt man in den in der Regel verschlossenen Raum welcher 24' tief und 22' breit, und gleich dem vorigen 11' hoch, hell, luftig und trocken, als Magazin für alle nicht flüssige Consumtibilie n , Mehlwaaren, gedörrtes Obst, Zucker, Kaffe, Brod n. s. w. bestimmt ist, welches alles in mit Deckeln versehenen Kasten oder auf hölzernen Stellagen zweckmäßig untergebracht ist, während in der Nähe des Fensters aufgestellte Tische mit allen erforderlichen Gerüchen zum Messen und Abwägen, den täglich hier vorzunehmenden Geschäften des Ausgebens dienen. Endlich gelangt man von hier aus in den letzten auf dieser Seite gelegenen sparsamer erhellten, aber mit dem vorigen gleich großen und hohen Kellerraum, in welchem in hinter­ einander folgenden Reihen die zahlreichen Orhofte und Znlastfässer stehen, in welchen die großen Vorräthe an cingemachten Gemüsen verschiedener Art aufbewahrt werden, wäh­ rend hier zugleich auch Oel, Seife, Talglichter u. s. w. lagern. Eine Thüre in der Wand der Küche auf der rechten Seite führt in die Waschküche von gleicher Größe wie die Kochküche und nach der S. 118 gegebenen Beschreibung ein*) Siehe Tafel X.

gerichtet, nur daß das Wasser in den Waschbüttcn hier durch den in der angrenzenden Kochküche befindlichen Dampfkessel zum Kochen gebracht wird *). Angrenzend an die Waschküche befindet sich nun noch ein völlig gleich großer Raum, zu wel­ chem zwar von hier aus ein Eingang vorhanden ist, der aber durchgehend^ verschlossen bleibt, indem aus wirtschaftlichen Rücksichten ein zweyter Zugang auf der gegenüberliegenden Seite benutzt wird, der von dem Hofraum V aus in diesen großen Kcllerraum führt, der theils zur Aufnahme der Kartoffelvorrathe für den Winter so wie der Wurzelgemüse, theils für die Aufbewahrung der Aepfel und Birnen u. s. w. dient, die hier auf großen Stellagen aufgeschüttet werden. Derselbe eben erwähnte Eingang der vom Hofraume (V) aus links in diesen Vorrathskeller führt, gewährt zugleich rechts den Zugang zu dem dem Privatgebrauch des Verwalters bestimmten Keller, während noch weiter rechts auf der äußer­ sten Nordwesteckc der Bierkeller für die Anstalt liegt, dem sich, schon unter dem Nordflügel, noch einige kleinere Kellerräume, auch zur Bergung von Wintervorräthen bestimmt, anschließen, so wie ein ähnlicher auf der äußersten Ecke des NordflügclS zu einem Eiskeller eingerichtet ist. Um nun gleich hier zusammenzufassen, was von den Vor­ rathsmagazinen der Anstalt zu erwähnen ist, bemerke ich noch, daß der Weinkeller sich unter dem östlichen Ende vom Südflügel befindet. Als Hauptmagazin für die Brandvorräthe, Gries und Steinkohlen dient der geräumige Keller unter dem sogenannten Hiuterbau P. Auch wird hier ein kleiner Theil

*) Die Reinigung der Wäsche geschieht mit geringen Abänderungen nach derselben Methode und mittelst derselben Vorrichtungen wie in dem allgemeinen Krankenhause zu München, worüber man das Nähere in der Beschreibung der Sonncnsteiner Anstalt Thl- II. 243, findet.

des Brennholzes geborgen und wie schon S. 164 erwähnt, der tägliche Bedarf durch die Kranken in Stücken gesägt. Die Hauptholzvorräthe aber lagern in einem unferne dem Eingangs­ thore gelegenen geschlossenen Gartenraume. Ein zweytes kleine­ res Magazin für Steinkohlen, welches jedoch auch noch bedeuten­ de Vorräthe faßt, befindet sich in dem untersten Raume des Kirch­ turms, zu dessen Thüre ein schmaler Gang hinter der Kirche her führt. — Der Mansardcnraum des Nordflügcls endlich, der ein geschlossenes 23' Fuß breites und 92' langes Lokal bildet, welches der Verwalter unter Schluß hält, dient als Hauptmagazin für alle Kleidnngs- und Bcttungsgegcnstände, so wie für alles Leinen und Tischzeug, wie nicht minder für sämmtliches Geschirr, Mobilar und Geräthe jeder Art, zur Aufstellung und Lagerung welcher verschiedenartigen Gegenstän­ de die erforderliche Anzahl von Schränken, Repvsitvrien, Ti­ schen, Recken u. s. w. theils an den Seiten theils in der Mitte des Raumes angebracht ist. — Ueberdies besteht noch ein kleineres geschlossenes Magazin für den nach der Zahl der Kranken sich richtenden jedesmaligen Bedarf an Kleidungs­ gegenständen , Bettzeug n- s. w. für den Obcrwärter auf dem Speicher des Westsiügcls, für die Oberwärtcrin auf dem Speicher des Ostflügels. Einen geschlossenen Speicher für seinen Privatgebrauch hat der Verwalter über der nordwest­ lichen Ecke des Hauptgebäudes. Als zu dem besonderen Departement des Verwalters ge­ hörige Lokale sind überdies noch zu erwähnen: Erstlich die Trockenböden, nämlich einer auf der Südostecke des Gebäudes von 37z Tiefe und 20' Breite rundum geschlossen und oben in einer Höhe von 6' gedeckt, durch den früher erwähn­ ten Ofen in der vierten Abtheilung und die aus dem darunter gelegenen Gesellschaftszimmer abgeleitete Wärme heitzbar und zum Trocknen der Wäsche im Winter bestimmt, der andere un­ gleich größere und sich beinahe über die ganze Länge des Südflügels erstreckende Speicher, zum gleichen Zweck bey

frostfreyem Wetter dienend, beide mit den Vorrichtungen zum Aufhängen der Wäsche in ihrer ganzen Ausdehnung hinrei­ chend versehen. Zweytens die Roll- und Bügclkammcr, deren Lage im Erdgeschoß des Ostflügels bereits S . 230 angegeben ward, so­ wohl mit einer trefflichen, nach neueren mechanischen G rund­ sätzen gebauten, lekchtbeweglichen M angel als mit großen Tischen zum Recken und Bügeln der Wasche und mit hölzer­ nen Stellagen an den Wänden zum Aufschichten der fertig ge­ wordenen Gegenstände, wie nicht minder mit einem zweckmä­ ßig eingerichteten Ofen zum Glühendmachen der Bolzen für die Bügeleisen ausgestattet*). D rittens die Schlafzimmer für das weibliche Hausdienstperfonal in den Mansarden des Ostflügels. Zuletzt kommen wir auf das der Oekonomie zugetheilte Revier, welches aus den schon, S . 254 erwähnten beiden ein­ ander gegenüber gelegenen einstöckigen Gebäuden, welche auf dem Situationsplan mit I und K bezeichnet und durch den Hof­ raum a von einander getrennt sind. I n der nördlichen Hälfte des östlich gelegenen Gebäudes befindet sich die Wohnung und Schreibstube deS Oekonomen, die Milchkammer u. f. w . , die *) Gebleicht wird die Wäsche während der günstigen Jahreszeit auf einem hiefür bestimmten großen Bleichplatze vor der südli­ chen S eite des B erges, an welchem der Mühlgraben vorüber­ strömt, aus welchem das Wasser zum Begießen geschöpft und in welchem die Wäsche ebenfalls ausgewaschen wird, zu welchem Zweck an dem Rande des Wassers in einer Länge von 15' mehrere breite Tritte auS Quadersteinen gemauert sind, von welchen in ei­ ner Entfernung von 8 Fuß im Wasser ein diese Stelle einschlie­ ßendes Stacket angebracht is t, sowohl um das Wegtreiben der Wäsche als hauptsächlich um Unglück bey de» mit der Wäsche B e­ schäftigten zu verhüten-

S tälle für zwölf Kühe und sechs P fe rd e, und au f den Speicherräumen dieses Gebäudes lagern die H auptvorräthe der Anstalt an G etreide, H afer, Heu und S tro h . Zwischen diesen und dem gegenübergelegenen Gebäude steht am nördlichen Ende das H auptthor der Anstalt nebst einer T hüre für die Fußgänger, welchem entsprechend dann auch die Pförtnerloge auf die S . 127 beschriebene Weise ein­ gerichtet, das äußerste Ende jenes zweyten Gebäudes einnimmt, au die sich ferner der Reihe nach: eine Remise für einige W agen, der R aum tu welchem sich der S . 218 erwähnte zweyte B runnen befindet, das Lokal für die Aufbewahrung der Löschgeräthschaftcn, das schmale und etwas dunkele Lokal welches gegenwärtig der Schreinerey bestimmt ist, und endlich noch ein Raum anschließt in welchem sich die Abtritte für die­ ses Revier und der Zugang zu der großen rings ummauerten G rube welche täglich alle Asche von sämmtlichen Fenrungen der Anstalt aufnimmt, angebracht ist. D ie M ansarden dieses Gebäu­ des enthalten die Zimmer für den dem Oekonomen untergeord­ neten Theil des Dienstpersonals, nebst S aam en und Mehlkammer u. s. w> Dieses zuletzt beschriebene Gebäude befindet sich indessen schon lange in einem etwas baufälligen Zustande, welcher durch R eparaturen bey der Einrichtung der H eilanstalt nicht für die D auer verbessert werden konnte. D a also hier ein Neubau ohne­ hin nach nicht langer Zeit nöthig werden w ürde, so schien es natürlich, wo möglich zugleich darauf Bedacht zu nehmen die noch übrigen Bedürfnisse der Anstalt an Lokalitäten bey diesem Anlaß zugleich zu befriedigen, w as denn auch wirklich hier, und zwar nur hier ohne den Schluß des ganzen Gebäudever­ eins, der nothwendig erhalten bleiben m uß, aufzuheben, auf eine sehr vorzügliche Weise bewerkstelligt werden kann. E s ist daher bey der Verwaltungscommission für die Heil­ anstalt darauf angetrggen und von dieser vorläufig genehmigt

worden, daß das erwähnte alte Gebäude abgenommen und an dessen Stelle ein zwcystöckiges von gleicher Länge und etwas mehr Liefe aufgeführt werden soll, in dessen Erdgeschoß außer der Pförtncrwohnnng, der Wohnung für den G ärtner nebst S a a Mnkammer, den Remisen u. s. w. ein geräumiges Lokal für die körperlichen Beschäftigungen der Kranken im W inter und Hey schlechtem W etter, so wie eine hinlänglich große Schrei» Mwerkstätte eingerichtet werden soll, während in dem obern Stockwerk die Geistlichen eine anständige Wohnung erhalten und außerdem noch mehrern andern Lokalitätsbedürfnissen, jttutal auch für freywillig eintretende und solche Kranke, hinsichtlich deren man noch in Zweifel steht ob sie wirklich a ls wahnsinnig zu betrachten sind*), genügt werden wird. — Hiebey bleibt der Haupteingang wie jetzt, zwischen der P fört­ nerlöge und der Wohnung des Oekonomen, so daß der auf dem Gipfel des Berges gelegene Complerus von Gebäuden und Hofräumen fortwährend ein geschlossenes Ganzes bildet, ztt und von welchem für das gesammtc Kranken- und Dienst­ personal kein anderer Ein- und Ausgang besteht als der ebenerwähnte, der sich unter der Controlle des Pförtners befindet. Zwey zur Anstalt gehörige Gebäude liegen indessen aus­ ser diesem Schluffe, und zwar erstlich eine Scheune mit entern Schaafstalle, die, wenn man von der S ta d t Siegburg Vs auf dem Fahrwege zur Anstalt hinaufsteigt indem man düs Gebiet derselben zuerst betritt, zur Rechten gelegen ist, und zw eytens die Wohnung des Direktors. Letztere ist bey der Einrichtung der Heilanstalt ganz neu unter dem nordwestli­ chen Ende des Westflügels des Hauptgebäudes erbaut worden, 50' lang und 36' tief, zweystöckig, ganz auf Kcllergewölben eichend, im Innern zweckmäßig eingerichtet, mit einem davor befindlichen Hofraum und einem sich an dem Berge hinaber*) Siehe S .

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streckenden, mit Terrassen angelegten geräumigen Garten, st, Allem also den S. 129 für die Wohnung des Direktors ge­ machten Forderungen entsprechend und insbesondere auch da­ rin, daß sie dem Geräusch und der Unruhe der Anstalt großtentheils entrückt ist, ohne von derselben doch zu weit entlegen zu seyn, indem der Weg von diesem Gebäude bis zu der vor­ hin erwähnten Hauptpforte der Anstalt nicht mehr als 115 Schritte beträgt. Um aber bey der beabsichtigten Trennung die gleichzeitig beabsichtigte leichte und ungestörte Communication zwischen dem Direktor und dem Innern der Anstalt um so mehr sicher zu stellen, zieht sich von der erstem ein ge­ deckter Gang erst bis an den Felsengarten, dann über eine Treppe von 49 Stufen bis zu dem S. 236 beschriebenen Trep­ penthurm, der sich über 44 Stufen in den großen Speisesaal der fünften Abtheilung öffnet, so daß der Direktor so oft er dazu Veranlassung hat, bey Nacht wie bey Tage W> bey je­ der Witterung, geschützt und zugleich, wenn er es wünscht, unbemerkt, in ein Paar Minuten aus seiner Wohnung bis in den Mittelpunkt der Anstaltsgebäude gelangen kann. Bon den die Heilanstalt constituirenden Theilen bleibe« jetzt nur noch die außerhalb ihres engeren Bezirks gelegene« Ländereyen näher zu erwähnen. Der Umfang und die Lage derselben ist früher schon im Allgemeinen angegeben worden, und da eine umständliche Beschreibung der einzelnen Partiell zu weit führen würde, so mag es hinreichen, mit Verweisung auf den Situationsplan zu bemerken, wie von der Stadt' Siegburg ein wohlunterhaltener 16 Fuß breiter Fahrweg, mit schönen Pappeln und einen 6 Fuß breiten Fußweg zu beyden Sei­ ten bis zu der obern Hauptpforte der Anstalt führt; — wie das ganze Gebiet, mit Ausschluß des jenseits des Mühlgrabens gelegenen Grundstückes, theils durch lebendige Hecken von Weißdorn, theils durch den voll und rasch vorüberströmcnde» Mühlgraben und nur zu einem kleinen Theil von Mauern

Mgeben ist, mit fünf Ausgängen nach verschiedenen Seiten hin; wie an dem ganzen Umkreise des Gebietes der Anstalt entlang, sechs Fuß breite, Kießwcge, mannigfaltig gewunden, hier mit Obstbäumen mancher Art, dort mit schönen G attun­ gen wilder Bäume besetzt, hinlaufen und sich mit andern ver­ einigen, welche zu den Feldern und mancherley Anlagen, hier an den höheren, dort an den mittlern Theilen des Berges hinauf- und hinabsteigen; wie einzelne Reihen bald von Pflau­ men- und Kirsch-, bald von Nußbäumen und Kastanien die Grundstöcke in verschiedener Richtung durchschneiden; wie an den Abhängen der Ostseite ein dichtes Buschwerk für die Gewinnung schattiger Gänge, die zu mehrern überraschenden Aussichtsplätzen führen, benutzt ist; wie an dem südlichen Ab­ hange die Reben von den obersten Felsenblöcken und den dar­ über hinausragenden M auern der alten Festungswerke bis zu der Ebene hinabsteigen, wo die zur Bleiche dienende Wiese bis nahe an das mit Bäumen und Strauchwerk besetzte Ufer des Baches reicht, von welcher Wiese auch ein Theil zum Belustigungsplatze dient, wo in der Nähe einer offenen Hütte mit Sitzen, die Vogelstange und die Schaukel steht und in Kurzem auch ein Carussel aufgerichtet werden w ird ; wie endlich noch an mehren andern Stellen Sitze theils in Lauben, theils im Freyen, da wo sich die schönsten Blicke gegen den Berg oder in der Umgegend darbieten, angebracht sind, und solchergestalt von allen Seiten Gelegenheit und Aufforderung zur Be­ wegung im Freyen und zu einem heiteren Naturgenuß ge­ währt ist. Es verdient hicbey noch bemerkt zu werden, daß als die Einrichtung der Jrrenheilanstalt zu Siegburg beschlossen ward, es keine andere Bäume an dem Abteyberge gab als einige verkrüppelte Pflaumenbäume in dein Garten vor dem S ü d ­ flügel des Klosters, welche sofort umgehauen wurden, und ei­ ne doppelte Reihe von alten zum Theil schon abständigen Ap-

fel- und Birnbäumen, die einem jetzt ausgetrockneten Teiche und dem Mühlgraben entlang standen. Seitdem aber wur­ den allein zwischen eilf und zwölf Hundert Obstbäume von den besten Gattungen und wenigstens eben so viele wilde Bäu­ me von verschiedener Art angepflanzt, welche sämmtlich treff­ lich gedeihen und in Verbindung mit dem zugleich heranwach­ senden Strauchwerk, den so fleißig angebauten Gemüsefeldern und den mit verschiedenen Kleearten besetzten Grundstücken, dem vormals so einförmig erscheinenden Berge, schon jetzt ein höchst anmuthigcs Ansehen verleihen. — Ueber den Ertrag welchen die sämmtlichen für die Oekonomie benutzten Grund­ stücke gewahren giebt der mitzutheilende Hauptetat, so wie der Specialetat über die Landwirthschaft und die damit in Ver­ bindung stehende Diehstandsnutznng die näheren Aufschlüsse und weist günstige Resultate nach, obgleich Hiebey der ökono­ mische Vortheil durchaus nicht allein berücksscht werden darf, sondern der Nutzen den die Landwirthschaft der Heilanstalt als solcher gewährt immer zugleich im Auge behalten werden muß. Zum Schluffe kommen wir noch auf einige Gegenstände der baulichen Einrichtung der Anstalt zurück, die bey der gege­ benen Beschreibung noch nicht näher erwähnt wurden, nämlich die Blitzableiter, die Mittel zur Beschaffung des nöthigen Wasservorrcithes nebst dessen Leitung und die Abtritte, Von den Blitzableitungsapparatcn ist nur zu sagen, daß solche in solcher Art über die Gebäude der Anstalt vertheilt sind, daß diese sämmtlich als geschützt betrachtet werden können. Den Wasserbedarf gewähren, außer,den schon früher er­ wähnten beiden Brunnen, zehn Cisternen, wovon eine sich vor dem Südflügel, eine zweyte vor dem Westflügel befindet, die übrigen aber in Heu verschiedenen Höfen vertheilt sind. Sie sinh dazu bestimmt alles Regenwasser von den weitschichtigen

Dächern sämmtlicher Gebäude durch die von denselben herab in sie geleiteten Rohren zu erhalten. So groß aber auch die Wassermaffe ist die sie aufzunehmen vermögen, so gewährt dieselbe doch im Verhältniß zu dem Gesammtbcdarf einen we­ nig bedeutenden und auf jeden Fall ungewissen Wasserbcitrag; und da, wie schon S. 218 erwähnt, auch der untere Brunnen bey mehrtägiger Benutzung leicht erschöpft wird und das Was­ ser desselben überdies von schlechter Beschaffenheit ist, so ist der obere Brunnen in jedem Betracht als die Hauptwasserquelle für die Anstalt anzusehen. — Herausgefordert wird taß Wasser aus demselben mittelst eines Trieb- und Schöpfwerks, welches durch drey Paar, abwechselnd in einem Triebrade ge­ hender Esel in Bewegung gesetzt und erhalten wird. Es war hiebet) darauf gezählt, daß zwey Eimer, jeder 3/ i Ahm haltend, abwechselnd steigend und hinabgehend, stündlich jeder zwölf Mal gefüllt heraufkommen und das Wasser in eine große höl­ zerne Mulde entleeren sollten, aus welcher dasselbe mittelst Röhren die, unter dem Boden hinlaufend, bis in das große Bassin in der Mitte des auf dem Situationsplan mit C be­ zeichneten Hofraums reichen, geführt wird, aus welchem dann wieder andere Röhren leitungm abgehen, mittelst welcher auf der einen Seite die Koch- und Waschküche auf der andern die Badeanstalt mit dem nöthigen Wasser versorgt wird *). Und hätte der Erfolg jener Berechnung des Maschinenbaumeisters entsprochen, so würden in zwölf Arbeitsstunden täglich hun­ dert und acht Ahm Wasser gewonnen und dadurch der Bedarf der Anstalt mit Zurechnung des Zuschusses den die sämmtlichen Cisternen und der zweyte Brunnen gewähren, zureichend ge­ deckt gewesen seyn. Es ward aber diese Erwartung, wegen verschiedener nicht berechneter oder nicht genugsam besiegter Schwierigkeiten keineswegs erfüllt, indem ein volles Drittheil

*) Man sehe wegen der Wasserleitungen Tafel X.

weniger Wasser in der gegebenen Zeit herausgefordert zu wer­ den vermochte als worauf gezahlt war, und wenn dieses auch während der ersten Jahre des Bestehens der Anstalt, wegen des bey der noch geringen Krankenzahl gleichmäßig geringeren Wasserbedarfs, weniger gefühlt ward, so mußte doch dadurch in den letzten Jahren eine bedeutende Verlegenheit entstehen, die denn anch dazu führte auf Verbesserungen bey dem Bugund Schöpfwerk Bedacht zu nehmen, die dem vorhandenen wichtigen Gebrechen vollständig abzuhelfen geeignet waren, wor­ über die Pläne und Anschläge auch bereis ausgearbeitet sind, so daß der unverzüglichen Ausführung uichts mehr im Wege stehen dürfte. Hinsichtlich der Benutzung der Cisternen ist noch zu be­ merken, daß das in denselben sich sammlende Wasser, theils durch Röhren nach etwas tieferen Stellen geleitet wird, wo dann an der Mündung der Röhren Krahncn angebracht sind um das Wasser nach Maaßgabe des Bedürfnisses ausströmen zu lassen, theils aber durch neben denselben angebrachte Pum­ pen heraufgehoben wird. — Um die Wohnung des Direktors mit dem benöthigten Wasser zu versehen, besteht eine unterirdi­ sche Röhrenleitung von der Kocksiüchc der Anstalt, in welche das Wasser wie oben erwähnt aus der Cisterne im Hofe C geführt wird, bis in die Küche jener Wohnung; während sich zugleich das Regenwasser von dem Dache des Wohnhauses in eine neben dem letzteren befindliche Cisterne sammelt, aus welcher es mittelst einer Pumpe wieder heraufgehoben wird. Die große Masse des in der Koch - und Waschküche so wie in der Badeanstalt und zu sonstigen Bedürfnissen nach der Benutzung unrein gewordenen Wassers wird aus denselben durch Röhren in mehrere an dem Abhange des Berges in den Felsen gebrochene große Senkgruben geleitet, in deren Boden große Felsenspalten dem Wasser in das Innere des Berges zu entweichen gestatten. Indessen haben sich auch diese Vorkehrungen bey der Zunahme des Wasserverbrauchs als nicht mehr zureichend

»wiesen und es ist deshalb beschlossen jetzt mehrere Abzugskanäle rnzulegen, durch welche alles unreine Wasser dem M ühlgraben Zugeführt werden wird. — Außerdem aber sind an allen S eiten ves Berges durch gezogene G raben und gelegte Röhren, sow ie nurch die Richtung und Lage die man den herabführcnden Wegen gab, Vorkehrungen getroffen, daß das W asser, zumal ^ey heftigem und anhaltendem Regen, ohne zu großen S cha­ den zu verursachen nach dem Fuße der Berges geleitet wird. Doch sind diesem ohnerachtet die Verwüstungen die im S o m ­ mer jährlich mehrere M ale bey Gewittern und Platzregen durch das Wasser an den W egen, D ossirungen, Treppen und Fel­ dern angerichtet zu werden pflegen- sehr bedeutend und erfor­ dern dann allemal die mehrtägige Arbeit eines großen Theiles der Hausgenossenschaft, um alles wieder in den gehörigen S tan d zu setzen, ohne welche S o rg fa lt der größte Theil der sämmtlichen Anlagen sehr bald zerstört seyn würde. W as die A btritte betrifft, so sind die S te lle n , wo sich dieselben in den verschiedenen Gcbäudetheilcn befinden S . 223 bereits angegeben w orden, und es beträgt ihre Anzahl im Ganzen im In n e rn der Anstalt fünfzehn, von welchen je­ doch sieben, zwey, durch W ände und besondere Thüren geschie­ dene, Abtheilungen haben, so daß hiernach die Gesammtzahl der einzelnen Gemächer zwey und zwanzig beträgt. Ein Theil dieser Abtritte ward schon vorgefunden, und ließ sich we­ der verlegen noch wesentlich verbessern, und hinsichtlich der neu zu erbauenden fand man sich durch die Lokalitäten in der A rt der Anlage in großer Verlegenheit, da es sich nicht nur bey den meisten derselben, unmöglich zeigte den flüßigen Thei­ len des Unrathcs einen besondern Abzug zu verm itteln, und solchergestalt die festere Kothmaffe in den Gruben geschie­ den zu erh alten , sondern es bey manchen sogar nicht einmal verhütet werden konnte, daß das a ls Waschwasser oder für die Reinigung des Hauses verwendete W asser, wenigstens mißbräuchlich, ebenfalls in diese Gruben ausgeleert werde.

wodurch also der Koth immer aufgelöst erhalten Und die je­ desmalige schnelle Anfüllnng der Gruben unvermeidlich wirb, D a nun zugleich wegen der Unzulänglichkeit des Waffervorraths und der Schwierigkeit der Ableitung, keine Rede davon seyn konnte, sogenannte water closets einzurichten, diejenigen öffentlichen Institute aber in welchen man die Fauche - Borelfchcn sogenannten fosses inodores eingeführt hatte, leider den Beweis gaben, daß dadurch der Zweck, die Belästigung von dem Übeln Geruch der Abtritte zu vermeiden, keineswegs in dem gehofften M aaße erreicht worden w a r, so sah man sich auf die Anwendung von M itteln beschränkt, durch wel­ che die Nachtheile mit denen die Einrichtung der gewöhnlichen Abtritte verbunden zu seyn pflegt, so viel wie möglich aufge­ hoben oder doch sehr gemindert werden. D as Hauptsächlich­ ste was in dieser Absicht geschah, w a r, daß man die von der größten Masse besuchten Abtritte in der fünften Abtheilung sowohl für die weiblichen als für die männlichen Kranken, in den H of hinausbaute, und ihre Zugänge von den rcspectiren Corridors aus dann durch dreyfache Scheidewände, mit eben so vielen Thüren versehen, von jenen Corridors schied, daß man auch bey den Zugängen der andern Abtritte, die sich im Hause befanden, wenigstens zwey Scheidewände und Thü­ ren anbrachte, um das Eindringen des Übeln Geruchs in die Corridors zu erschweren, daß man aus den Gruben Kamine aufführte, die sich über dem Dache öffnen, und Trichter mit Röhren in die Decke der Abtrittkammern anbrachte, die in die Speicherräume münden, und daß man endlich da wo cs die Oertlichkeit gestattete, die Schlote an der äußern Seite der Gebäude in eine sehr tief gelegene geschlossene Grube hin­ abführte, um sie dem Einfluß des Windes und in etwa auch des Wechsels der Temperatur der Atmosphäre zu entziehen. — Auch ward durch alle diese Vorrichtungen so viel gewonnen, daß zuweilen mehrere M onate hintereinander vergehen, während deren (mit Ausnahme eines Abtrittes im Nordflügel, von

welchem aus sich öfter ein übler Geruch verbreitet) in der gan­ zen Anstalt kein Abtrittsgeruch wahrgenommen wird, so daß es sich nicht selten ereignet, daß fremde Besuchende, wenn sie das ganze Institut durchwandert haben, sich erstaunt danach erkundigen, wo etwa die Abtritte gelegen seyn möchten, in­ dem sie zugleich mit einer so nachahmenswürdigen Einrichtung, die so viel für die Erhaltung der Luftreinheit leiste, bekannt gemacht zu werden wünschen. Leider treten dann aber auch bey gewissen Winden und Zuständen der Atmosphäre Tage, und öfter mehrere hintereinander ein, an denen wenigstens einige der Abtritte ihr Dorhandenseyn auf eine höchst belästigende Weise bemerklich machen, wo denn zwar mchrentheils ein mehr oder minder reichliches Hineinstreuen von Chlorkalk in die Gruben das Uebel für den Augenblick in etwa beschwichtigt, dem ohncrachtet aber der Wunsch, daß sich eine Einrichtung möchte treffen lassen, wobey diese immer wiederkehrenden Be­ lästigungen nicht statt fänden und zugleich die Nothwendigkeit des eben so beschwerlichen als kostbaren öfteren Reinigens so vieler Abtritte durch Austragen (indem nicht einmal Karrcn.an die Gruben gebracht werden können) wegfiele, sich stets er­ neuern muß. Am Ende der Localitätsbcschrcibungen bleibt uns jetzt nur noch zu erwähnen: Erstlich das Sectionszimmcr, welches zugleich als Leichenkammcr benutzt wird, ein schönes Lokal, an der nord­ westlichen Ecke der Kirche, von der cs vormals eine kleine Seitrnkapclle bildete, 22' hoch, 20' lang und 12' breit, mit ei­ nem 14' hohen und 7' breiten Fenster gegen Norde», so daß das Zimmer einer großen Helligkeit genießt ohne daß die Son­ ne jemals in dasselbe eindringt. Es ist übrigens mit der ge­ wöhnlichen Einrichtung für Sektionen, so wie mit einem Glasschrank u. s. w. zur Aufbewahrung von Präparaten ver­ sehen.

Zweytens der Becrdigungsplatz, welcher kein anderer als der gemeinsame Kirchhof der Bürgemeistcrey Sicgbnrg ist, ein Paar tausend Schritte von der Stadt entfernt, ander nach Cöln führenden Landstraße, wo die in der Heilanstalt Verstorbenen ihre Ruhestätte zwischen den übrigen erhalten.

Sechstes

Kapitel.

Ueber das Inventar der Heilanstalt an Utensilien.

Zu dem Inventar der Heilanstalt gehört alles, was matt unter der Benennung von Utensilien zu begreifen pflegt im ausgedehntesten Sinne, und sonach auch das sogenannte le­ bendige Inventar von allen Thieren die zum Nutzen oder zu andern Zwecken in der Anstalt verpflegt werden. Ueber die Bedürfnisse einer Irren - Heilanstalt in dieser Beziehung und die zweckmäßigste Beschaffenheit der hauptsäch­ lichsten Gattungen derselben, ist schon in dem ersten Abschnitte dieser Schrift das Nöthige im Allgemeinen gesagt, und mit einer größeren Ausführlichkeit auch eben daselbst schon von demZimmergeräthe und manchen zur Behandlung der Kranken gehö­ rigen Gegenständen geredet worden. Es versteht sich von selbst, daß auch hier nur auf eine speciellere Weise von denjenigen Gattungen von Utensilien die Rede seyn kann, deren Beschaffenheit ü. s. w. in einer nähe­ ren Beziehung zu ihrem Gebrauch in einer Irren-Heilanstalt steht, und wir gedenken als solcher hauptsächlich der Beklekdungs- und Bettungsgegenstände, als von besonderer Wichtig­ keit bey der Einrichtung jeder solcher Anstalt, und theilen die Jnventare derselben m it; welchen dann auch noch das Nöthige über das p. 158 erwähnte verzinnte Eisengeschirr, so wie der Katalog der bisher für den Gebrauch der Kranken angeschaff­ ten Bücher, wegen der ärztlichen Beziehung in der dieselben stehen, folgen soll.

Bekleidungsgegenstände. Di e Bcklcidungsgegenstände sind fü r die volle Z ah l von 200 norm alm äßig verpflegte I r r e n , und zw ar für 120 m änn­ liche und 80 weibliche berechnet, daher auch die Pcnsionairs der höheren Klassen, welche gewöhnlich ihre eigenen K leidungs­ stücke tragen, wenn sie dieselben von der A nstalt e rh a lte n , — ein F all, den zuweilen ärztliche Rücksichten erheischen und der

Benennung

1 2

3 4 5 6 7

8 9 10 11

12

13 14 15 16 17 18 19

der

Stücke.

a ) F ü r 120 m ä n n l i c h e I r r e n . Hemden von starker o rdinairer Leinwand * ) .....................' . Leinene bunte S t r ü m p f e ........................ Paar Farbige wollene S trü m p fe .— B unte baumwollene H alstü ch er ................... ... B unte leinene S c h n u p f tü c h e r .................................................... Tuchkappen m it ledernem Schirm .................. Gewebte baumwollene N a c h tm ü tz e n ...................................... ... (n u r fü r die Krankenzimmer) Jacken von buntem D rillic h ..................................... Beinkleider von buntem D rillich ............................. .... Jacken von m elirtem , blauem oder braunem Tuche . . . . Beinkleider von dito dito d i t o ............................ K ittel von buntem D r i l l i c h .................................................... Kurze runde Röcke von T u c h .................................................... C apots von B iber ....................... Schlafröcke von buntem D rillich m it Flanell gefüttert (wie ad 7) Westen m it E rm el vom stärksten bunten Drillich, m it Leinwand gefüttert und Knöpfen zum Anknöpfen der Hosen, fü r Tobsüchtige Hosen vom stärksten bunten D r i l l i c h ................................. . Lederne Schuhe m it Riem en .......................... P aar Pantoffeln (w ie ad 7) . . . .—

*) D ie Sonnensteiner Anstalt gewährt jedem Irren 6 Hemden, war wegen des bey einem nicht mehrmals wöchentlichen Wechsel der Hemden, das auch dort

nicht selten in den schlimmeren Perioden der Krankheit ein­ tritt, — hierin den Normalvcrpflegten ganz gleich stehen. Welche Arten von Kleidungsstücken jeder I r r e erhält, wie viel Stücke davon fortwährend vorhanden sind und wie hoch sich die jährliche Neuanschaffung zum Ersatz der abge­ henden Stücke beläuft, geht aus folgender Uebersicht her­ vor : E s sind fortwährend vorbanden: für jeden einzelnen Irren. Stücke

mithin für resp. 120 männliche Irren. Stücke

4 3 3 3 4 1

480 360 360 360 480

2 2 2 2 2

240 240 240 2-50 240

1

120

120

24

PO 8 12 12

240 24

Hievon gehen ab und werden durch Neuanschaffung ersetzt: pro Kops alle 1 Jahr. Stucke. 2 2 2

pro Kops alle 2 Jahre Stücke

daher jedes pro Jahr für resp. Kops alle 120 männliche Irren. 3 Jahre. Stücke Stücke

240 240 240 160 120 60 12 60 120

60 60 60 40 22 2

3 3 240 8

schwierigeren Trocknens der Wäsche im Winter zweckmäßig ist, obwohl übrigens Regel ist und bey gehörig fortgesetzter Neuanschaffung vier Hemden hinreichen.

enennung

der

Stücke.

JU

s

20 21 22 23 24

Hosenträger von D r i l l i c h .................................. P aar Fausthandschuhe von Wolle . . . . . . . . . Badem äntel von F lanell . . . . . . . . . . Zwangswesten vom stärksten bunten Drillich, wie ad 16 Zwangshosen vom stärksten bunten Drillich . . . . b) F ü r 80 w e i b l i c h e I r r e n . 25 Hemden von starker ordinairer L e in w a n d ........................ 26 B unte leinene S t r ü m p f e .............................................................P aar 27 Wollene S trü m p fe . .................................................... 28 H alstücher von buntem baumwollenen Zeuge . . • 29 D ergl. von bunter carolirter Leinwand . . . . . 30 Schnupftücher von dergl. ............................................... 31 Unterleibchen von buntem D r i l l i c h .................................... 32 Röcke von bunter L e i n w a n d ........................................ 33 M ieder von dergl. . ......................................................... 34 Röcke von B i b e r ..................................................................... 35 M ieder von B iber .................................... 36 Mieder von buntem baumwollenen Z e u g e ........................ 37 Röcke von dergl. ............................................... 38 Unterrvcke von grauer Leinwand . . . . _. • . 39 Hauben von buntem baumwoll-Zeuge, mit Leinwand gefuttert 40 Schürzen von buntem Drillich ......................................... 41 D erg l., von buntem baumwollenen Zeuge . . . . 42 Schuhe von Leder, mit R i e m e n ......................................... 43 Pantoffeln von Leder (wie ad 7) . . . . . . . 44 Schlafröcke von buntem Drillich, mit Flanell gefuttert . 45 K ittel vom stärksten bunten Drillich, fü r Tobsüchtige 46 Fausthandschuhe von W o l l e .......................................................Paar 47 Bademäntel von F lanell . . . . . . . . . . 48 Zwangswesten vom stärksten bunten Drillich, wie ad 45 c) A u ß e r d e m f ü r d a s a u s 60 P e r s o n e n b e s t e h e n d e W ä rter personal. 49 Schürzen von grober L e in w a n d ..................................................

Hievon gehen ab und werden durch Neuanschaffung ersetzt:

K-sind fortwährend vorhanden:

Irren-

mithin für resp. 80 weibliche Irre«.

pro Kopf alle 1 Jahr.

pro Kops alle 2 Jahre.

pro Kops alle 3 Jahre.

Htücke

Stücke

Stucke

Stucke

Stucke

flr jeden

tinielneii

1 1

120 120

1 1

120

2 2 2

160 160 160 40 80 80 60 40 40 40 40 40 40 80 80 80 40 160 6 2

12

6 3 4 3 3

r

2

4 2 2 2 1 1 1 1 6

2 2

1 2

320 240 240 160 160 320 160 160 160 60 80 60 80 160 160 160 80 160 16 8 n 80

daher jedes Jahr für resp. 80 weibl. Irre« Stucke

1

i i

120 4 2 l

6

6

80 3 2

120

60

8

Die zu jedem der ebengenannten Stucke erforderlichen M aterialien, nebst den Kosten derselben, sowohl im Einzelnen als des ganzen jährlichen Ersatzes, werden in dem Special E tat über die Bekleidungsgegenständc, der weiter unten mit­ getheilt werden wird, genau nachgewiesen, daher hier nur der Geldwerth des gesammten Bestandes an Kleidungsstücken an­ zugeben ist, wobey die laufenden Etatspreise benutzt werden. I. K l e i d u n g s s t ü c k e f ü r 120 m ä n n l i c h e I r r e n . Rtlr- Sg. Pf.

1) 2) 31 4) 5) 61 7)

480 Hemden ä 25 Sgk. 9 P f. pr. S tü c k . 412 — — 360 P a a r leinene bunte Strüm pfe L 12 S g r. 1 4 4 ------360 Paarfarbige wollene Strüm pfe ä 15 S g r. 1 8 0 ------360 bunte baumw. Halstücher ä 7 S g . 8 P f. 9 2 ------480 bunte leinene Schnupftücher ä 7 S g r. 1 1 2 -------120 Tuchkappenmit ledern. Schirm ä 22 S g . 88 ------24 Stück gewebte baumwollene Nachtmützen ä 8 Sgr 6 1 2 81 240 Jacken von bunt. Drillich k 1 Rthl. 26 S g . 448 ------91 240 P a a r Beinkleider von dergl. ä 1 Rthl. 13 S g r. 10 P f . . . . . . . . . 350 20 — 101 240 Jacken von melirtem, braunem oder blauem Tuche ä 2 Rthl. 20 S g r. . . 640 ------111 240 P a a r Beinkleider von dergl. k 2 R thl. 14 S g r. 10 P f . 598 20 — 121 240 Kittel von bunt.D rillichä2R tl. 1 7 S g . 6 1 6 ------131 120 kurze runde Röcke v. Tuch a 4 Rthl. 13 S g . 532 ------141 90 Capots von Biber k 5 R thl. 6 S g r. . 468 --151 8 Schlafröcke von buntem Drillich mit Fla­ nell gefüttert ä 4 Rthl. 15 S g r. . . 3 6 ----------161 12 Westen mit Erntet vom stärksten bunten Drillich k 1 Rthl. 26 S g r. 6 P f. . . 22 18 171 12 Hosen vom stärksten bunten Drillich rc. ä 1 Rthl. 26 S g r. 10 P f. . . . . 22 22 — Uebcrtrag R thlr. 4769

2—

18) 240

19) 24 20) 120 21) 120 22) 12 23)

6

24)

3

Rtlr. Sg. PfUebertrag Rthlr. 4769 2 — P a a r lederne Schuhe mit Riemen, incl. Instandhaltung derselben, welches zu­ sammen in Entreprise angegeben wird h 2 Nthl. 12 S g r. pro Kopf und Jahr. . 288 — — Die von dem Entrepreneur zu erfül­ lenden Bedingungen sind aus der An­ lage zu ersehen. 24 — — P a a r Pantoffeln ä 1 Rthl. . . . » 16 — — P a a r Hosenträger von Drillich L 4 S g r. — — 24 P a a r Fausthandschuhe von Wolle k 6 S g . Bademäntel von Flanell i 2 Rthl. 5 S g . 6 — 26 6 Pfg. ...................................................... Zwangswestett vom stärksten bunten D ril­ 14 21 — lich a 2 Rthl. 13 '/a S g r . . . . . . Zwangshosen vom stärksten bunten D ril­ 7 20 3 lich a 2 Rthl. 16 S g r. 9 P f. . . ♦

Sum m a des Geldwerthes der gesammten Kleidungsstücke für 120 männliche Irre n 5169 19 43 2 daher für 1 männlichen Irre n I r r en. II. Kl e i d u n g s s t ü c k e f ü r 8 0 w e i b l i c h e

3 5

Rtlr. Sg- P5 256 ■*— — Hemden a 24 S g r. . . . . . . . 80 -- " — P a a r bunte leinene Strümpfe ä 10 S g r. P a a r wollene Strümpfe ä 12 S g r. » 96 — —• Halstücher von buntem baumwollenen 40 26 8 Zeuge ä 7 S g r. 8. Pfg. . . . . . 29) 160 Halstücher von bunter carolirter Lein­ 37 10 — wand ä 7 S g r. . . . . . . . . 53 10 — 30) 320 Schnupftücher von bergt, a 5 S g r. . 3 1 ) 160 Unterleibchcn von buntem Drillich a 14 77 10 — = S g r. 6 Pfg. . . . . . . . . .

25) 26) 27) 28)

320 240 240 160

Uebertrag Rthlr.

640

26

8

32) 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 40) 41) 42)

43) 44) 45) 46) 47) 48)

Rtlr. Sg. Pf. Uebertrag 640 26 8 160 Röcke von bunter Leinwand ä l Rthl. 7 Sgr 197 10— 160 Mieder von dergl. a 1 Rthl. 3 Sgr. 1 7 6 ------80 Röcke von Biber a 3 Rthl. 1 Sgr. 6 Pfg. 244 ------80 Mieder von Biber ä Z Rthl. h Sgr. 173 10 — 80 Miedervon buntem baumwollenen Zeug & 1 Rthl. 10 S g r . 106 20 — 80 Röcke von dergl. ä 1 Rthl. 27 Sgr. . 1 5 2 ------160 Unterröcke von grauer Leinewand ä 17 S g r 90 20 —= 160 Hauben von bumtem baumwollenen Zeuge ii 6 Sgr. .......................... 3 2 --------160 Schürzen von buntem Drillich ^ 21 Sg. 1 1 2 ------80 dergl. von buntem baumwollenen Zeuge ä 26 Sgr. 6 P f . 70 20 — 160 Paar Schuhe von Leder, mit Riemen, i»e>. Instandhaltung derselben, ä 2 Rthl. 1 Sgr. 7 Pf. pro Kopf wie ad 18 . . 164 6 8 16 Paar Pantoffeln von Leder ä 20 Sgr. 10 20 — 8 Schlafröcke von buntem Drillich rc.. ä 4 Rthl. 15 S g r.......................................3 6 --------24 Kittel vom stärksten bunten Drillich & 2 Rthl. 6 Sgr. 6 P f . 53 6— 80 Paar Fausthandschuhe von Wolle a 6 S gr.................. 1 6 --------8 Bademäntel von Flanell & 2 Rthl. 6 Sgr. 6 P f . 17 22 — 6 Zwangswesten vom stärksten bunten Drillich a 2 Rthl- 13 Sgr. . . . . 14 18 — Summa des Geldwerthes der gestimmten Kleidungsstücke für 80 weibliche Irren Rtlr. 2,307 29 mithin für 1 weibliche Irre . . Rtlr. 28 25

4 6

HL W ä rte rs c h ü rz e n . 49) 120 Schürzen von grober Leinwand ö u S gr.

4 4 ------

Summa p e r se Rtlr. 4 4 -------Stellen wir nun den Geldwerth sämmtli­ cher Kleidungsstücke zusammen, und zwar: ad I. mit. ................................................... 5169 19 3 «Nd

ad II. — ad III. — .

2307 29 4 ................................................. 4 4 --------

so ergießt sich eine Totalsummevon R tlr. 7521 18 7 welche für die erste Anschaffung der Bekleidungsgegenstände zu verwenden war. Bedi ngungen unter welchen die Lieferung und Unterhaltung der Schuhe für die normalmäßig verpflegten Kranken der Heilanstalt zu Siegburg für die beiden Jahre 183- w. 183- verdungen wird. §. 1. Es wird die Lieferung und Unterhaltung der Schuhe für die in der hiesigen Heilanstalt zur Normal-Verpflegung gehö­ renden Kranken während des Zeitraumes vom 1. Jänner 183— bis ultimo December 183—, oder auf zwey Jahr, pro Tag und Kopf an den Mindestfordernden in Entreprise ge­ geben, zugleich auch bei denjenigen Kranken, welche zwar zu dieser Klaffe gehören, aber ihre eigenen Schuhe trage» und davon wenigstens zwey P aar starke besitzen, die Reparatur der Schuhe oder Stiefel eben so übergeben. §. 2. Jeder dieser am 1. Januar 183— und resp. 183— in der Anstalt befindlichen Kranken, erhält jährlich zwei P aar neue, gut gearbeitete, und von starkem Leder gefertigte Schuhe und

zwar beide Paar zugleich am 1. Januar. Die Männerschu­ he sollen rindlederve, die Frauenschuhe kalblederne, beide Sorte« aber mit Fleck, Nagel und ledernen Riemen zum Schnü­ ren versehen seyn, und nach den beiden vorliegenden, mir dem Direetionssiegel der Anstalt bezeichneten Paar Probeschu­ hen angefertigt, die Frauenschuhe eingefaßt und mit gelohtem Schaaf- oder Kalhleder ausgefüttert werden. Jedoch muß der Entrepreneur es sich gefallen lassen, falls es von Seiten der Direktion verlangt w ird, für einzelne Kranke, bis zu zehn Paar jährlich, sowohl für Männer, als für Frauen, ««genagelte Schuhe zu liefern. §. 3, Ob schon aber auch genannte Schuhe nach drey verschiede­ nen Größen, wovon besagte Probeschuhe als Mittelsorten be­ stimmt und in der Regel als solche angenommen bleiben, an­ gefertigt werden sollen, so wird doch bedungen, daß die Schu­ he wenigstens den zur Zeit vorhandenen Kranken angemessen, und gehörig passend gemacht werden, weshalb auch der En­ trepreneur jedesmal, und so oft es nöthig ist, nachzuhelfen hat, §. 4. Am 1, Januar 183— sowohl, als 183— werden doppelt so viele neue Schuhe als Kranke welche sie tragen sollen vor­ handen sind, zum Gebrauch für die Kranken abgeliefert und von der Verwaltung der Anstatt hierüber dem Entrepreneur, wobei derselbe auch den jedesmaligen Zu- und Abgang erfährt, ein Verzeichniß derjenigen Kranken mitgetheilt, welche Schuhe erhalten, in welchem Verzeichniß zugleich diejenigen Kranken enthalte« sind, deren eigne Schuhe und Stiefel blos zu repariren sind. Geht einer von diesen Kranken ab oder kömmt ein neuer zu, so wird solches in dem Verzeichnisse, welches in ilupla angelegt wird, gleich bemerkt, nach welchem auch die Zahlungen geleistet werden,

Beim Abgänge eines Kranken werden dessen Schuhe aus­ ser Gebrauch und zur Abnahme des Entrepreneur's zurückge­ setzt, welche dieser, wenn übrigens solche paffend sind, an den nachfolgenden neuen Kranken wieder abgeben kann, sonst aber nnd wenn im Laufe eines Jahres mehrere Kranken zukouimeii, a ls am 1. Jan u a r desselben vorhanden w aren, für jeden neu ankommenden wenigstens ein P a a r ganz neue und ein P a a r im Gebrauch gewesene, aber noch gute und starke Schuhe lie­ fern muß. S, 5.

Die Lieferung und gleichzeitige Unterhaltung der Schuhe wird pro Tag und Kopf, und zwar jene für M änner und je­ ne für Frauen für sich allein, für die oben bestimmte Zeit ausgestellt; imglekchen die Reparaturen für eigene Schuhe, so daß der Entrepreneur nicht allein die Lieferung der Schuhe, sondern auch die Instandhaltung derselben für den Zeitraum vom 1. Jan u ar 183— bis ultimo December 1 8 3 - übernehmen muß. §. 6.

Von den am 1. Jan u a r gelieferten zwei P a a r Schuhen, wird ein P a a r gleich in Gebrauch genommen. D a s andere P a a r aber bleibt zum Wechseln für Reparatnrfälle des ersten disponible, und wird erst am 1. July in beständigen Gebrauch genommen, wogegen dann das erste P a a r falls es nöthig ist reparirt und zum Wechseln bereit gehalten wird. M it dem Tragen und Ausbessern der Schuhe wird in der Regel alle Vierteljahre gewechselt und so lange fortgefahren, bis am 1. Jan u a r 183— und resp. 183— sämmtliche Schuhe dem Entre­ preneur zurückgegeben werden. §. 7. D er Entrepreneur hat überhaupt dafür zu sorgen, daß die Anstalt wegen Lieferung der etatsmäßigen neuen sowohl, als wegen R eparatur der gebrauchten Schuhe, für bemeldete

Kranke, nie in Verlegenheit gerathe, sondern stets jeder Kran» ke mit guten und dauerhaften Schuhen versehen seye, woge­ gen die Anstalt für das gehörige Reinigen und Schmieren derselben sorgen wird. I n Betreff des AusbeffernS der Schuhe, wird hier noch zur ausdrücklichen Bedingung gemacht, daß, falls das Besoh­ len von Schuhen nothwendig w ird, dies so oft es erforder­ lich ist, in der gehörigen üblichen Art geschieht, und nicht, wie es schon früher geschehen, Sohlenstücke blos aufgenagelt werden. § . 8. Sollte im Laufe des Jahres schon ein P aar Schuhe, sei­ ner schlechten Beschaffenheit wegen, unbrauchbar werden, so wird dem Entrepreneur solches, nachdem derselbe ein anderes brauchbareres, bei der Anstalt noch nicht in Gebrauch gewese­ nes P aar Schuhe dafür abgeliefert hat, zurückgegeben. §. 9. Der Entrepreneur hat die zu liefernden neuen sowohl, als die reparirten Schuhe auf seine Kosten frei an die An­ stalt abzuliefern, so wie er auch die reparaturfähigen und alten in der Anstalt abzunehmen hat. Die Bekanntmachungsnnd J lsertionskosten, der Contrakts« und Quittungssteinpel fallen dem Entrepreneur zur Last. Letzterer hat auch einen, von feiner Ortsobrkgkeit aner­ kannten sichern Bürgen zu stellen, welcher wenigstens für ein Drittheil des Entreprise-Betrages angesessen seyn und für die pünktliche , und gute Ausführung der mit ersterem zugleich zu übernehmenden Verbindlichkeiten solidarisch haften muß. §. 10.

Im Falle der Entrepreneur die zu liefernden Schuhe nicht nach Vorschrift vollständig und in der gehörigen Zeit­ frist abliefern oder auch die Reparaturen nicht prompt aus­ führe» sollte, so ist die Verwaltung an die Entreprise nicht

mehr gebunden, sondern erhält dadurch das Recht, die fehlen­ den Schuhe auf Kosten und Gefahr des Entrepreneurs und seines Bürgen , zu jedem Preise, ohne deren Zuziehung, auf dem bereitetsten Wege anzuschaffen, oder die R eparaturen auf besagte Art besorgen zu lassen. Eben so steht es der Anstalt fre i, nach' Ablauf des ersten Entreprise- J a h r e s , die E ntre­ prise fürs zweite J a h r aufzuheben, in welchem Falle dann drei M onate vor E intritt des Ja h res 183— dem Entrepreneur eine schriftliche Aufkündigung zugestellt werden w ird.

§.

11.

Ueber die G üte und Brauchbarkeit der Schuhe findet kein Prozeß sta tt, sondern muß der E ntrepreneur, wenn sol­ che von der V erwaltung a ls schlecht oder unbrauchbar ver­ worfen werden, augenblicklich andere dafür liefern; jedoch steht ihm frei, auf eine desfallfige Entscheidung des D irectors, welcher hier überhaupt a ls Schiedsrichter über die Erfüllung oder Nichterfüllung der Bedingungen den Ausspruch zu thun h a t , zu provociren, wobei es dann sein Bewende» haben muß, und auf ein gerichtliches Erkenntniß verzichtet w ird. §. 12. D ie Zahlung erfolgt in 3 Terminen und zwar '/r im Laufe des M onates F eb ru ar, '/% im Laufe des M onates Au­ gust 183— und resp. 183— nach dem ohngcfähren Betrage der Lieferung und Leistung und der Rest nach Abkauf des E ntre­ prise-Jahres im Laufe des M onates J a n u a r 183— und resp. 183—, jedoch kann auch, wenn es der V erw altung der An­ stalt nöthig erscheint, ein Theil der beiden ersten Termine zur Sicherheit zurückbehalten werden. §. 13.

D ie Forderungen werden pro J a h r und Kopf abgegeben. §. 14.

D ie Genehmigung wird 8 Tage vorbehalten und steht es der V erw altung der Anstalt frei, von den drei Letztbieteuden

de» ihr für die Uebernahme der Entreprise am geeignetsten scheinenden zn Wahlen, und demselben den Zuschlag zu er­ theilen. Nachgchote werden nicht angenommen. Siegburg, am rc. Verwaltung der Heil-Anstalt. Vorstehende Bedingungen werden hiermit genehmigt. Siegburg, am rc. Der Dkrector der Heilanstalt. Na c h t r ä g l i c h e Notitz. Die letzte Licitation pro 1833 und 1834 lieferte folgende Resultate: a) Die Lieferung und Instandhaltung der Schuhe für einen männlichen Kranken, kam pro Kopf und J a h r ................. , 1 Rthl. 27 Sgr. h) desgl. für eine weibliche Kranke. . . . 1 — 12 — c) die Reparatur der eigenen Schuhe für eine» männlichen Kranken, — 28 — d) desgl. für eine weibliche Kranke. . . : ------------- 9. — Die Etatssätze sind nach dem Durchschnitte der Jahre 1829, 1830 und 1831 bestimmt worden. Bettfournituren, Die Siegburger Anstalt besitzt: 1) 400 Strohsäcke,,

zu einem ist erforderlich:

Rtlr Sg. Pf.

Rtlr. Sg Pf.

8 % Ell. graue v » breite Leinwand ä 5 S g r. . . . . . . , 1 11 3 für Zwirn — 6 Macherlohn, kömmt nicht in An­ satz, weil die. Strohsäcke in der Anstalt gefertigt werden . . — — —• Betrag für 1 Stück 1 11 9 Mithin für 400 S tü c k . . . . 556. 20 — Uebertrag Rtlr. 556 20 —

Rtlr. Sg- PfUebertrag . 556 20 —Ntlr. Sg. Pf. 8) 400 Strohkissrn, zu einem ist erforderlich 2 Ell. Leinwand, wie vorn a 5 S g. — 10 — für Zwir« . . . . . . . — 3 Macherlohn, wie ad 1 . . . —. ----- Betrag für 1 Stück — 10 3 mithin für 400 Stück . . . , 136. 20 — 3). 260 Leibmatratzey, mit Pferde­ haar gefüllt, zu einer ist. erforderlich: 10 Ellen hlau und weiß carirte, 1 Vs. Elle breite Leinwand, ä 6 V2 Sg r . . . . . . . . 2 020 T Roßhaare ä 13’/ a S g r. , 9 --------Macherlohn . . . . . . . — 10 — Betrag für 1 Stück mithin für 260 Stück 4) 260 Kopfmatratzen, mit Pferde« haar gefüllt,. zu einer ist erforderlich: 8 Va Ellen Leinwand, wie ad 3 ä 67a S g r . . . . . . . . 5 D Roßhaare ä 13 ’/a Sgr. . Macherlohn . . . . . . . .

1115 —• . . . . 2990 ”

— 16, 3 2 7 6 — 4 —

Betrag für 1 Stück 2 27 8 ., . 5) 36 Kopfkissen, mit Fehern gefüllt, zu einem ist erforderlich: 2 Ellen Barchent ä 9 S g r. . — 22 6 Mithin für 260. Stück - .

Uebertrag

—*

760 15

— 22 6 4443

25 —

Rtlr. Sg. Pf. Rtlr. Sg. Pf. Uebertrag . — 22 6 4443 25 4 T Bettfedern ä 13 */a S gr. . 1 24 — Macherlohn, Wachs rc. . . . — 2 3 Betrag für 1 Stück 3 18 9 mithin für 36 Stück . 6) 280 feine Bett-Tücher, zu einem ist erforderlich: 7 Ellen feine, Va breite Leinwand, ä 6 S g r. . . . . . . . 1 12 —r für Zwirn — 1 — Macherlohn, wie ad 1. . . . — ------Betrag für 1 Stück 1 mithin für 280 Stück . 7) 1150 ordinaire Bett-Tücher, zu einem ist erforderlich: 7 Ellen ordin. s/ 4 breite Leinwand ä 5 S g r................................. . 1 für Zwirn . . . . . . .— Macherlohn, wie vorn . . .—

94

15 ~

401

10 -

Betrag für 1 Stück 1 6 — 1 3 .8 0 ------mithin für 1150 Stück . . . . 8) 25 Feder-Bettdecken, zu einem ist erforderlich: 5 L Federn ä 13 Va S g r. . . 2 7 6 7'/rEll.gewächstesLeinenü6 Sg. 1 15 — 12 Ellen Kattun ä 8 S g r. . . 3 6— Macherlohn . . . . . . . — 5 — Betrag für 1 Stück 7 3 6 mithin für 25 Stück . . . .

177

27 6

Uebertrag 6497

17 6

Rtlr- .Sg. Pf. U ebertrag. 6497 17 6 Rtlr. Sg. Pf. 9) 650 wollene Bettdecken, Eine Decke ist 4 ’/ 3 ® schwer, 3 El­ len lang, 2'/i6 Ellen breit und kostet 2 R tlr. 25 S g r., daher 650 Stück 10) 160 Bettdecken-Ucberzüge von fei­ ner weißer Leinwand, zu einem ist erforderlich: 12 Ellen feine % Ell. breite Lein­ wand ä 8 S g r. . . . . 3 für Band und Zwirn . . . . — Macherlohn^ wie sä 1. . . . —

1841

6 — 1 6 — —

B etrag für 1 Stück 3 7 6 mithin für 160 Stück . . . 11) 200 Kopfmatratzen - Ueberzüge, von feiner weißer Leinwand, zu einem ist erforderlich r 2 ’/a Ellen fein */„ Ellen breite Leinwand & lO '/ j S g r. . . .— 26 3 für Band und Zwirn . . ^— 1 3 Macherlohn, wie vorn . . . — -------Betrag für 1 Stück — 27 6 mithin für 200 Stück . . . . 12) 420 Bettdecken - Ueberzüge von blau und weiß gewürf. Leinwand, zu einem ist erforderlich: 8 3/4 Ellen blau ».weiß carirte, 1 '/g Ell. breite Leinw. ü 6 '/j S g r. 1 26 10 8»A Ellen ord. weiße, */« Ellen Uebertrag

1

20 —

520

183

26 10 9042



10 —

17

6

Rtlr. Sg. Pf. Rtlr. Sg. Pf. Ueberträg . 1 26 10 9042 17 6 breite Leinwand, zum Gegen­ satz, a 5 S g r. t • i > > i 13 9 für Band und Zwirn . . . — i 6 Macherlohn, wie vorn » ♦ . — -----Betrag für 1 Stück 3 mithin für 420 Stück . 13) 480 Kopfmatratzen - Ueberzüge, von blau und weiß gewürfelter Leinwand, zu einem ist erforderlich: 2 '/i Elle blaubunte Leinwand wie vorn ä 6Va S g r. . . . . — für Band und Zwirn . . . . — Macherlohn, wie vor n. . . . —

12 1 . . . 1429 5 -

Betrag für 1 Stück — mithin für 480 Stück . 14) 12 Bettspreiden von grün ge'färbter Leinwand, zu einer ist erforderlich: 12 Ellen grüne % breite Lein­ wand ä 7 */j S g r. . . . . 3 für Zwirn Macherlohn, wie vor n. . . . —

17 6 . . .

16 3 1 3 ------280 — •**

^------1 1 — — —

Betrag für 1 Stück 3 1 — mithin für 12 Stück . . . .

36

12 —

Summa der Kosten aller Bettfournitnren Rtlr. 10788 4 6 An Bettstellen und Nachttöpfen find vorhanden: 15) 43 Bettstellen von Eichenholz und gefirnißt, 16) 4 bergt, von Tannenholz, mit Orlfarbe angestrichen, für das untere Dienstpersonal bestimmt.

17) 18 feststehende Bettstellen von zweizölligem Eichenholz, mit Oelfarbe angestrichen, für die Tobsüchtigen be­ stimmt, 18) 4 Schlafbänke von zweyzölligem Eichenholz, mit Oel­ farbe angestrichen, für die Abtheilung der Tobsüchti­ gen bestimmt, am Tage als Tische und bei der Nacht als Schlafstellen für die W ärter zn gebrauchen, 19) 227 Bettstellen von Eisen mit G urten, 20) 40 Nachttöpfe von Fayence und 21) 266 dergl. von verzinntem Eisenblech. Hinsichtlich des Preises der eisernen Bettstellen 73 — 76 8 schwer wird bemerkt, daß solche, auf dem Wege der öffent­ lichen Lizitation angeschafft, pro Stück 6 Rthl. 6 S g r. 2 3/s Pf. gekostet haben*). Die verzinnten Nachttöpfe aus Eisenblech werden aus der Fabrik zn Neuwied bezogen und haben pro 8 12 S g t. mithin pro Stück, circa i y 4 8 schwer, 21 S gr. gekostet. Die Zeit, wie lange das Bettzeug halten soll, ehe es durch neues ersetzt werden darf, ist nicht durch etatsmäßige Vor­ schriften festgestellt. M an kann jedoch annehmen, daß bet Verschleiß im Allgemeinen nicht viel größer ist, als auch in anderen, zum Mittelstand« gehörigen Haushaltungen. Die Reparatur der schadhaft gewordenen Bettwäsche wird von den dazu qualifizirten weiblichen Kranke« und ihren Wärterinnen besorgt, wobey die bereits in Abgang gestellten Stücke zu Flicklappen dienen, so daß dadurch der Anstalt keine Nene * ) Leichter als hier angegeben dürfen diese Bettstellen wenn ste ihren Zweck erfüllen sollen nicht seyn- Die auf dem Sonnenstein an­ geschafften wiegen (Beschrb. d. Sonnenst. Thl. I- p. 222) nur 44 8 , wobey aber weder für die Haltbarkeit noch für den Schluß des Bettzeuges gehörig gesorgt seyn kann; und doch kosten diese Bettstellen 6 Rthl. 16 Ggr., also über einen halben Rthlr. mehr als die hiesigen-

Kosten erwachsen. — Eine Ausnahme hievon findet jedoch bei den mit Pferdehaaren gefüllten Leib- und Kopfmatratzen statt. Erstere werden nämlich jedes J a h r , nachdem die H aare zu­ vor herausgenommen und von den Kranken gezupft und die Ueberzüge gewaschen worden, umgestopft und 1 T neue Roß­ haare pro Stück zugesetzt; mit letzteren wird au f dieselbe Wei­ se alle zwey Ja h re verfahren, jedoch nur Ä neue H aare pro Stück zugesetzt. D ie Kosten hiefür betragen, a) p r o L e i b m a t r a t z e : l '/ r ^ Pferdehaare a ls Zusatz k 1 3 ’A S g r . 20 S g r. 3 Pf. dem S a ttle r fü r's Umstopfen, Anheften tc. 5 — » — jährlich b)

25 — 3 —

p ro K o p f m a t r a t z e : y 2 'S Pferdehaare a ls Zusatz ä 1 3 '/ 2 S g r .......................... 6 S g r. 9 P f. dem S a ttle r fü r's Umstopfen, anheften tc. 2 — » — daher alle zwey Ja h re 8 — 9 — oder 4 S g r. 5 % P f. in einem Jah re.

I n mehreren Krankenanstalten des nördlichen Deutschlands ver­ wendet man zu den Lagern der Kranke» das Seegras, oder der Meer­ tang, zostera marina. Die Füllung des Unterbettes und zweyer Kissen erfordert etwa 27 Ä, welche auf dem Sonnenstein gegen 1 Thlr. kosten und drey Jahre brauchbar seyn sollen. Dieses Lager kann aber immer nur die Strohsäcke und Pfühle ersetzen, keineswegs aber die Pferde­ haarmatratzen und ist für unreinliche Kranke, bey denen ein häufi­ ger Wechsel des Lagers nöthig w ird, des Preises und der umständ­ lichen Erneuerung wegen nicht anwendbar.

K och- u n d E ß g e s c h i r r e v o n v e r z i n n t e m E i s e n ­ blech. 2 Durchschlüge, 1 k io und 1 k 15 Q u art. 1 Handseihe 2 Q u a rt haltend. 2 große Schöpflöffel. 4 große Schaumlöffel. 4 große Kasserollen. 27 große Suppennäpfe. 6 kleinere dergl. 300 P ortions- Speisenäpfe. 42 große flache Schüsseln. 8 klei-

ttere bergt. 437 Teller. 21 V orlege-Suppenlöffel. 19 Gemüsen Vorlegelöffel. 400 Eßlöffel. 300 kurzspitzige Eßgabeln und 274 Trinkbecher. D e r Fabrik - P re is dieser Gegenstände beträgt fü r die größeren A rtikel, a ls : D urchschlage, S e ih e n , S ch ö p f- und Schaum löffel, Kasserollen, große und kleine S u p p e n n ä p fe, große und kleinere stäche Schüsseln und Teller pro T 14 S g r ; für die kleineren aber, a l s : fü r 1 P o rtio n s-S p eisen ap f 12 S g r . 1 Vorlege - S u p p e n - oder Gemüselöffel 10 S g r ., 1 Dutzend Eßgabeln 24 S g r . und fü r 1 Trinkbecher 10 S g r . Eben so kostet die E rneuerung des V erzinnens der abge­ nutzten S tü ck e, welche wenigstens alle zwey Ja h re nothw en­ dig ist, fü r die vorgenannten größeren Gegenstände 3 '/ , S g r . pro fü r die kleineren a b er, näm lich: 1 P o rtio n s - Speisenap f 2 y2 S g r ., 1 Vorlege- S u p p en - oder Gemüselöffel 3 S g r . 1 Dutzend Eßlöffeln oder G abeln 7 S g r . und fü r 1 T rink­ becher l ' / j S g r . B ü c h e r zu m G e b r a u c h d e r K r a n k e n b e s t i m m t . Luthers Uebersetzung des alten und neuen Testam ents, zahlreiche Exem plare. — dessen neues Testam ent. — van E ß neues Testam ent, mehrere E r . — Katholische Gebetbücher. — Evangel- Gesangbücher. — S a ile r s kleine B ibel fü r K ranke. — dessen kathol. Gebetbuch. — dessen christlicher M o n at. — G ä rtn e rs kathol. Gebetbuch. — A rndts w ahres Christenthum. — Schu­ berts A ltes und N eues. -^ M ü lle rs R eliquien. — M ü ller vom G lauben der Christen. — M enkens Betrachtungen. — S a ile r s Thom as von Kempen. — B a resle v s B etrachtungen für K ran ­ ke. — G oßners Schatzkästchen. — S tr a u ß Glockentöne. — K rum machers Festbüchlein. — Beckers Weltgeschichte. — NöffeltS W eltgeschichte.— M enzels Geschichte unserer Zeit. — V enturinis Chronik von 1828 bis incl. 1831. — S ch illers Geschich­ te des dreißigjährigen K rieges. — dessen Abfall der N iederlande von S p a n ien . — Kohlrausch deutsche Geschichte. — Pfisters deutsche Geschichte. — S ten zels Geschichte von P reußen. — 19



ogo

Böttichers Geschichte von Sachsen. — Lembecks Geschichte von Spanien. — van Kampens Geschichte der Niederlande.— Leos Geschichte von Italien. - Geisers Geschichte von Schweden.— S trah ls Geschichte von Rußland. — Robertsons Geschichte von Schottland. — R oscoe life ofL eo X. — Ramsays Geschichte der Amerika«. Revolution. — Plutarchs Lebensbeschreibungen. — T aciti opera. — Virgilii opera. — Ciceros Tuskulanische Un­ terredungen. — Derselbe übtV das Wesen der Gottheit. — D er­ selbe über die Pflichten von Garve. — Plim'us Briefe. — Aristo­ teles von der Seele. — Lactantii opera7— Homers Werke von Voß. — Petrarcas Cantaten. — Ehrmanns Geschichte der Reisen. — Niemeyers Reisen. — Le V aillant’s Reisen. — Cooks Reisen. — Mungo Parks Reisen. — Ausons Reisen — Blighs Reisen. — Golowins Reisen. — P arrys Reisen.— Humboldts Aequinorialreisen. — Schopenhauers Reisen. — Schuberts Reisen nach dem sndl. Frankreich und Italien. — Dessen Wanderbüchlein. — S idons Reifen in Nordamerika. — Riedesel Berufsreise nach Amerika. — Moritz Reisen eines Deutschen in England.— Hendersons Isla n d . — Irv in g s Columbus. — dessen Reisen der Gefährten des Columbus. — Jacobis Briefe aus Italien. — Seumes Spatziergang nach Syrakus. — 7 Landkarten und zw ar: von Afrika, Asien, Amerika, Australien, Europa, Deutschland und der Türkei. — Steins A tlas. — Räumers Geographie. — R itters Erdkunde. — Lippold unser Planet. — dessen N aturlchre.'— Vogels Physik. — Euklids Elemente. — Funkes Naturgeschichte. — Raffs Naturgeschichte. — Schu­ berts allgemeine Naturgeschichte. — W . S cotts Leben Napo­ leons. — Nettelbecks Leben. — Stillings Leben. — Göthes Leben. — Niemeyers Leben Frankens. — Büschings Leben. — Franklins Leben. — Gibbons Leben. — Büschs Leben. — Niemeyers deutscher Plutarch. — Winkelhofers Leben. — Schuberts Obcrlin. — Schunds Rosa von Tauncnburg. — dessen Blumenkörbchcn. — dessen Eustachius. — dessen Genvvcfa. — dessen lehrreiche Erzählungen. — dessen Oster-

eier. — dessen Husarenkind. — dessen kleine Lautenspielerinn. — M ayer Sappelk. — Irving Eroberung von Granada. — Campe Entdeckung von Amerika. — Campe Robinson. — Bekker Mildheimer Noth- und Hülfsbüchlein. — dessen Mildhekmer Gesangbuch. — D er Landprediger von Wakefield. — He­ bels Schatzkästlein. — Pestalozzis Lienhard und G ertrud. — Ewalds Beispiele des G uten.— Herders Palm blätter. — des­ sen Cid. — Cervantes Erzählungen. — dessen Don Quirote. — Engels Lorenz Stark. — Geßners Leben einer Stillen. — M nsäus Volksmärchen der Deutschen. — 1001 Nacht. — Les avantures de Telemaque, 4 Erempl. — Fahles de Florian. — Nouvelles de Florian. — Genlis le siege de -;i Iloeh elle.— British Theater. — The vicar o f Wakcfild 3 Erempl. — Col­ lection o f the engl. Class. — W . Scotts Maid of Pcrth. —

Gellertö Fabeln. — Voß Idyllen. — dessen Louise. — Lesstngs M inna von Barnhelm. — Thomsons Jahreszeiten. — Reineke Fuchs. — W ielands Oberon. — Jocobs Schule der Frauen. — dessen kleine Erzählungen. — Hcgners Molkenkur. — Gothds^ Hermann und Dorothea. — dessen sämmtliche Werke. — Stolbergs sämmtliche Werke. — Jacobis Woldcmar. — dessen Allwillö Briefsammlung. — Claudius Werke. — Lichtcnbergs Schriften. — Coopcrs Werke. — Oehlenschlägers Schriften. — Schellers lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Handle­ xikon, 2 Erempl. — Riemers griechisch - deutsches Wörterbuch — Schades deutsch - französisches und französisch - deutsches Wörterbuch. — Thibauts deutsch-französisches und französisch­ deutsches Wörterbuch. — Burkhardts englisch-deutsches und deutsch - englisches Wörterbuch. — Lloyd's und Noehdens eng­ lisch-deutsches Wörterbuch, 2 Erempl. — Weidenbachs deutschholländisches Wörterbuch. — Hirzels französische Grammatik. — Magdeburger Kochbuch. — Rieders Kuchengarten. — G uts­ muths Spiele. — dessen Gymnastik.

S l eb e n t e s

Kapitel.

P c r s o n a lv e r p f le g u n g . Beköstigung des Hausstandes. Kostenberechnung. Beamte und Dienstleute.

Vorschriften für

I n der Siegburger Heilanstalt bestehen vier verschiedene Tischklassen, wovon die erste für die Pcnsionairs der beiden höheren außerge­ wöhnlichen Verpflegungsklaffen, die zweyte für die Geistlichen der Anstalt, den zweyten Arzt und den ärztlichen Assistenten, die dritte (oder sogenannte Offiziantentisch) für die Offizian­ ten, Dienstleute I. Klasse und die Pensionairs der untersten außergewöhnlichen Derpflegungsklaffe, und die vierte endlich, für die sämmtlichen zur Normalverpflegung gehörigen Kranken und das übrige Wärter und son­ stige Dienstpersonal bestimmt ist. Beym ersten Tische wird zum Frühstück und zur Vesper täglich Kaffee oder Thee mit Zucker und Butterbrod, an 12 Festtagen im Jahre, statt des Butterbrodes, Kuchen zur Ves­ per gereicht. Das Mittagsessen besteht Sontags, Dienstags, Donnerstags und Sonnabends aus Rindfleischsuppe, Rindfleisch mit Senf, rothen Rüben oder dergleichen, Gemüse nebst Bei­ lage, Mehlspeise, Braten mit Sallat oder Compot, Brod und Obst. Auch kann, wenn ärztliche Rücksichten nicht dagegen streiten, noch Butter, Bier oder Wein gereicht werden. An den übrigen Wochentagen wird des Mittags statt Rindfleisch-

suppe, Kalbfleischsuppe gegeben und es fällt das Rindfleisch weg. Das Abendessen besteht an allen Wochentagen ans einer pas­ senden M ilch-, Wasser-, Obst-, Bier- oder Weinsuppe, ei­ nem leichten Gemüse nebst Beilage oder Fisch, und aus einer Ncbenspeise, als: Ragouts, paffenden Mehlspeisen oder der­ gleichen und Compot nebst Butterbrod. Auch hier kann, wenn der Zustand des Kranken es gestattet, Bier oder Wein gereicht werden. Beym zweyten Tische ist das Frühstück und Vesperbrod dem des ersten Tisches gleich. Auch die übrigen Speisen sind in ihrer Gattung und Zubereitung von denen des ersten T i­ sches gar nicht abweichend, und es besteht der Unterschied da­ rin, daß hier zum Mittag zwey und zum Abend eine Schüs­ sel weniger gereicht werden. Das Mittagseffen besteht näm­ lich Sonntags, ans Rindfleischsuppe, Rindfleisch mit Senf oder dergleichen, Gemüse, Braten und Sallat oder Compot, Bier, Brod und Obst; Dienstags, Donnerstags und Sonn­ abends, ebenfalls aus Rindfleischsuppe, Rindfleisch, Gemüse nebst Beilage, Bier, Brod und Obst; Montags, Mittwochs und Freitags, aus Kalbfleischsuppe, Gemüse, Mehlspeise und Braten, Bier, Brod und Obst. An zwölf Festtagen im Jah­ re, wird statt des Biers Wein gereicht. Das Abendessen be­ steht aus derselben Suppe, Gemüse nebst Beilage oder Fisch, wie beym ersten Tische, und fällt hier die Nebenspeise und Compot weg, wogegen Bier und Butterbrod gegeben wird. Nach dem Etat ist beym d r it te n Tische die Verpflegung, sowohl nach Qualität als auch nach Quantität, der des vier­ ten Tisches gleich, nur mit dem Unterschiede, daß beym drit­ ten Tische am Mittage täglich Fleisch gereicht wird, was beym vierten nur dreimal wöchentlich geschieht, und daß an den Fleischtagen des letzteren, bey ersterem noch eine Mehl-, Eier oder sonstige Ncbenspeise und zur Vesper, statt des Bie­ res, Kaffee gegeben wird. Hiernach besteht das Frühstück

und Vcspcrbrod täglich aus Kaffe oder Thee und Weißbrod; das Mittagsesscn, Sonntags, aus einer mit Butter gekochten Reissuppe, Gemüse, Braten und Sallat oder Compot; Mon­ tags, Mittwochs, Freitags und Sonnabends, aus einer mit Butter bereiteten Grütze- oder Mehlsuppe, Gemüse, Fleisch oder Mehlspeise; Dienstags uud Donnerstags, aus Rindfleischsuppe mit Reis oder Graupen, Rindfleisch, Gemüse und Mehl­ speise, nebst Bier und Brod an allen Wochentagen. Auch wird an zwölf Festtagen im Jahre, Mittags Braten und zur Vesper Kaffee und statt des Weißbrodes, Kuchen gegeben. Zum Abend wird blos eine Grütze-, Graupen-, Hirse-, Mehl-, Obst« oder Biersuppe, im Sommer, Sallat mit Hering, nebst Buttcrbrod und für die Gesunden noch Käse und Bier gereicht. Die Suppen können, wenn der bey der Anstalt selbst gewonnene Milchcrtrag es gestattet, auch wo sichs paßt mit Milch bereitet werden, was in der Regel bey den Bier- und Obstsuppen geschieht. Da nun diese Kost, vorzüglich der dürftigeren Art ihrer Zubereitung wegen, nach den bisher gemachten Erfahrungen, den Ansprüchen und den Gewohnheiten der davon zu verpfle­ genden Klaffe von Penstonairs nicht völlig entsprach, so ist neuerlich in einem der Ständeversammlung vorgelegten Derwaltungsberichte de 18 §§ darauf angetragen worden, in die­ sem Theile der Beköstigung eine Verbesserung eintreten zu las­ sen, so daß nach diesem Vorschlage die eben erwähnte Klas­ se Wit Penstonairs künftig zum Frühstück und Vesperbrod ei­ lten verbesserten Kaffee mit Zucker und Butter zum Brode er­ halten; des Sonntags Mittags , Rindfleischsuppe, Rindfleisch mit Senf ic. und Gemüse nebst einer Beilage gereicht werden; das Mittagsesscn der übrigen Wochentage aber, ohne daß die Zahl und Gattung der Schüsseln eine Aenderung erleidet, die nämliche Zubereitung erhalten soll, wie die für den ersten Tisch. Das nämliche soll bey dem Abendtische statt finden, bey diesem aber neben der Suppe ein leichtes Gemüse oder cittc sonstige Nebenspeise gereicht werden. Bier und Brod

bleibt unverändert. Für die vom dritten Tische zu verpflegen­ den Offizianten und Dienstlente I. Klasse, bleibt das durch den Etat bestimmte. Der bey weitem bedeutendste Theil der Beköstigung ist der der Theilhaber des vierten Tisches, welcher der Haupt­ masse der Bewohner der Anstatt bestimmt ist. Hier be­ steht das Frühstück aus einem leichten Kaffee nebst Brod; has Mittagsessen, Sontags, aus Reissuppe, Gemüse, Bra­ ten und Brod; Montags, Mittwochs, Freitags und Sonn­ abends aus Suppe von Grütze, Reis, Griesmehl oder der­ gleichen, Gemüse und Brod; Dienstags und Donnerstags, aus Rindfleischsuppe mit Reis oder Graupen, Rindfleisch, Gemüse und Brod. Die Dienstleute erhalten jeden Mittag Bier, die Kranken nur an Sonn- und Feiertagen. Eben so erhält das Dienstpersonal Sonnabends Speck. Zur Vesper erhalt der männliche Theil der Verpflegten Bier und Weißbrod, der weib­ liche aber Kaffee und Weißbrod. An zwölf Festtagen im Jah­ re wird Mittags außergewöhnlich Braten und Nachmittags Kaffee mit Kuchen gereicht. Das Abendessen besteht alle Ta­ ge aus der schon beym dritten Tische bezeichneten etatsmäßi­ gen Suppe oder Sallat nebst Butterbrod, und an den Tagen wo kein Fleisch gereicht wird, fürs Gesinde auch aus Käse. Aüch hier können diese Abendsuppen, wenn der eigene Milchertrag und die Art der Suppe es gestattet, mit Milch bereitet werden, was dann auch in gleicher Art wie beym dritten Tische geschieht. Eben so wird zur Sommer-, Herbst- und Winterzeit mehrmals wöchentlich von dem aus der eigenen Landwirthschaft selbst gewonnenen, oder, in Ermangelung des­ selben, angekauftem Obste unter die Verpflegten vertheilt. Zu noch mehrerer Verdeutlichung des hier Gesagten, liegt in der Beilage ein Entwurf des Speisezettels für alle vier Tischklassen, von einer Woche bey. Bey der Wahl der Spei­ sen wird sowohl auf das, was die Jahreszeit gewährt und fordert, als auch auf die vorhandenen Victualien-Vorräthe

die nöthige Rücksicht genommen, zugleich aber darauf gesehen, daß die für die verschiedenen Klaffen bestimmten Kostensätze nicht überschritten werden, und hinsichtlich der Speisen die nöthige Abwechselung statt finde. Die zu den einzelnen Speisegattungen erforderlichen In ­ gredienzien, sind blos für den vierten oder Normaltisch durch eine Speiseordnung vorgeschrieben; für die übrigen Tischklassen ist dagegen bestimmt, daß die Kosten i>) des Tisches

l., das dreifache der Kosten des IV. Tisches;

l>) des Tisches II., den Betrag von 100 Rthl. pro Kopf

und Ja h r; c) des Tisches III. für die Pensionaire, den Betrag von 90 Rthl. und tl) des Tisches III. für die höheren Dienstleute, die Hälfte des Betrages der Kosten des Tisches I. nicht überschreiten dürfen. Nach der letzten Festsetzung des Etats pro 18 f f betra­ gen diese Kosten:

1) für den Tisch I. pro Kopf 11 S g, 11 1 /3 P f täglich oder 145 Rthl. 9 S gr. 9 Pf. jährlich; 2) für den Tisch II. pro Kopf 8 S g. 3 Pf. täglich oder 100 R th l.; 3) für den Tisch III. a) für Kranke nach den neueren An­ trägen 7 S g, 4 Pf. täglich oder 90 Rthl. jährlich; h) für Gesunde 5 S g . 11 Vs Pf* täglich oder 72 Rtl. 19 S g. 10 Pf. jährlich, und 4) für den Tisch IV. pro Kopf 3 Sg. 11 ^9 Pf. täglich oder 48 Rthl. 13 Sg. 3 Pf. jährlich. I n Bezug auf die Zubereitungsart der Speisen wird noch erinnert, daß dazu für alle zu kochenden Speisen bey den die Normalverpflegung genießenden Kranken und Dienstleuten ein Dampfkessel nebst den dazu erforderlichen hölzernen Bütten ge­ braucht wird, während alles, was zu braten und zu backen

ist, in zwey zur Seite des Dampfkessels angebrachten Back­ öfen bereitet wird. Der zur Dampfkocherey erforderliche'Ap­ parat ist schon zu allgemein bekannt, als daß es zweckmäßig seyn könnte, hier mehr darüber zu sagen, und ich bemerke nur, daß in der hiesigen Anstalt die Kochgefäße zuerst aus Tannenholz verfertigt wurde», daß man aber wegen des schnellen Faulens des Holzes und der dadurch gegebene» Nothwendigkeit der häufigeren Neuanschaffung, statt des T an­ nenholzes, Eichenholz w ählte, und später selbst wohl, wegen der noch größeren Haltbarkeit und Reinlichkeit, zu Kesseln aus Eisen übergehen w ird , da die anderwärts gemachte E r­ fahrung zeigt, daß nur wenige Speisen dadurch eine leichte Veränderung in der Farbe erleiden. Uebrigens gewährt die Dampfkocherey bekanntlich ihre größeren ökonomischen Vor­ theile nur bey einem schon sehr bedeutenden zu speisenden Personal, und so hat sich auch die Heilanstalt derselben erst bey ihrer größeren Frequenz in den letzten Jahren auf eine entschiedene Weise zu erfreuen gehabt. Die Speisen für die Pensionairs werden auf einem gewöhnlichen Kochheerde berei­ tet, außer welchem auch noch ein kleinerer Kochofen zur Aus­ hülse für mancherley Gegenstände geheitzt w ird, der zugleich dazu dient, das anstoßende Lokal zu erwärmen. F ür diese verschiedenen Küchenfeuer gewahrt der Etat folgendes Brenn­ m aterial, wobey aber erinnert werden m uß, daß durch den Dampfkessel in der Küche zugleich das Bedürfniß der Wasch­ küche bestritten wird. a) 9 Centner 105 « Roggenstroh, 1 b) 3 Schock 2'/a Stück Schanzen,/ sttö oundmatcrial. c) 61 Klafter 47 Kubickfuß Buchen -Klafterholz, d)599 ‘/a Centner Steinkohlen und e) 57 Scheffel 11 Metz Brandgries. D as Brod wird ebenfalls durch einen zum Warterpersouale gehörigen Bäcker, welcher von dazu qualifizirten Kran-

ken unterstützt wird, aus purem Roggen- und Waizenmchl in der Anstalt bereitet, so daß täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage, zweimal gebacken wird, nämlich: ein­ mal Roggen- und das anderem«! Waizenbrod. Die Quan­ tität des in einem Jahre zu backenden Brods beträgt über­ haupt circa 130,000 Ä, woz-r der Etat 18 Klafter BuchenBrennholz bewilligt. Man wird bey den getroffenen Anordnungen vielleicht die Bestimmungen der Kost und Portionen für verschiedene Krankheitszustände vermissen, wie sie gewöhnlich in Kranken­ häusern bestehen. Diese werden aber durch die täglichen An­ ordnungen der Aerzte ersetzt, welche bey den Krankenbesuchen jedesmal, wo Ausnahmen nöthig sind, die zu reichenden Spei­ sen und ihre Quantität bestimmen, für die Befolgung welcher Bestimmungen alsdann der Verwalter und die Oberwärter Sorge zu tragen haben. Hinsichtlich der Obliegenheiten welche die verschiedenen Beamten und Dienstleute der Anstalt bey der Beköstigung zu beobachten haben, wird auf die Instructionen des Directors §. 4., des zweyten Arztes §. 11., des Verwalters §. 3—9-, des Ockonomen §. 12—20., der Oberwärter §. 3., der Wär­ terordnung §. 11—13. und der Hausordnung §. 6. 10—17. und 21 verwiesen.

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. 13. Sollten Kranke an das Thor kommen und hinausgelassen zu werden verlangen, so versteht es sich von selbst, daß der Tborsteher ihnen nicht willfahren darf, sondern sie entweder dem Verwalter oder dem Oberwärter und der Oberwärterin zuführen muß. $. 14. Kommen aber Kranke, entweder zum Spazierengehen oder zur Arbeit m den nicht geschlossenen Gärten , von einem Wärter be­ gleitet, an das Thor, so muß der begleitende Wärter allemal mit ei­ ner Karte des Verwalters versehen seyn, auf der außer dem Namen

des W ärters, dem Datum und der zum Hinausgehen bestimmten Stunde, auch die Zahl der ihn begleitenden Kranken angegeben ist. §. 15. Reconvalescenten, denen Urlaub zum Ausgehen ohne Be­ gleitung ertheilt wird, erhalten ähnliche Urlaubskarten vom Verwalter wie die Dienstleute, und müssen dieselben ebenfalls bey dem Thvrsteher abgeben. § 16. Gegen Jedermann muß derselbe sich höflich benehmen. $ ■ 17 Eine Hauptpflicht des Thorhüters is t, darüber zu wachen, daß keine Veruntreuungen oder Unterschleif irgend einer A rt in Be­ zug auf das Eigenthum der A nstalt, durch Entwendung oder Ver­ schleppung ihr gehöriger Consumtibilien oder sonstiger Effecten statt finde; und wo er dergleichen wahrzunehmen glaubt, hat er solches sofort dem Verwalter anzuzeigen. §. 18- Der Verwalter ist -er erste Vorgesetzte des Thorstehers; doch ist er auch dem Oeconomen Achtung und Folgeleistung schuldig. $. 19. Wünscht der Thorsteher Urlaub zu erhalten, so kaun ihm solcher auf einige Stunden vom Verwalter ertheilt werden, den er also darum zu bitten hat. Einen Urlaub fü r einen oder mehrere Tage kann ihm aber nur der Director bewilligen. Im mer muß sein Amt in diesen Fällen durch einen vom Verwalter zu bestimmenden Wärter versehen werden.

S e ch s z e h n t e s

K a p i t e l .

D i e n s t a n w e i s u n g f ü r den O e c o n o m e n . tz. 1. Der Oeconom ist dem Director untergeordnet. 2. Der Oeconom beaufsichtigt die Landwirthschaft, den Dich: stand und die Bäckerey der Anstalt, sorgt für die Anschaffung und Aufbewahrung aller Consumtibi.lien, so wie für die Verabfolgung der­ selben an den Verwalter; respicirt die baulichen Einrichtungen, ist Controleur der Caffe, ein Gehülfe des Rendanten und übernimmt von dem innern Hausdienste einige, unten näher zu bezeichnende Theile. Z. 3. Er ist verpflichtet den ihm von dem Director oder dem zweyten Arzt unter Aufsicht der Wärter zur Beschäftigung, zugewiese­ ne Kranken, so viel es seyn kann, auf eine der Anstalt einträgliche Weise, stets solche Arbeiten anzuweisen, welche deren Zustande und den ärztlichen Anordnungen am angemessensten sind. §. 4. Er hat darauf zu halten, daß sämmtliche Ländereyen der Anstalt gehörig gebaut und benutzt werden. §. 5. Zu Anfang Octobers eines jeden Jahres hat der Oeconom einen Plan. über die Art der Bewirthschaftung für das nächstfolgende Jahr, so wie über die erforderlichen Verbesserungen und neuen An­ lagen dem Director vorzulegen. §. 6. Der Oeconom hat über den Ertrag der Felder, Gärteyund Weingärten Buch zu führen und darüber Rechnung, zu legem §. 7. Die entbehrlichen Weine, Gemüse, Futter rc, sind öffent­ lich. zu veräußern; der Oeconom hat die desfallsigen Bedingungen, zu. entwerfen und die Einziehung, des Erlöses zu bewirken-

§. 8. Er hat für die Anschaffung, des etatsmäßig zu haltenden Zug - und Milchviehs so wie für dessen gute Pflege zu sorgen. Ueber die erforderlichen Naturalien hat der Oeconom Rechnung zu legen. Zu jedem Verkauf eines Stück Viehs ist die Genehmigung des Direktors erforderlich. §. 9 Der Oeconom hat dafür zu sorgen, daß der tägliche Misch; bedarf gewonnen werde, die fetten Kühe verkauft und dagegen ande­ re frischmelkende wieder angekauft werden.

§! 10. Die Kälber sind zu verkaufen wenn es nicht vortheilhaft ter erscheint, solche für die Anstalt zu verbrauchen. Z. 11. Der Oeconom hat über alle von der Landwirthfthaft oder vom Viehstand gewonnene Nutzungen, so wie über deren Verwen­ dung Rechnung zu legen. Auch führt derselbe die Aufsicht über das Fuhrwerk, über das Zugvieh und über die Esel im Brunnenhause. §. 12. Der Oeconom hat die erforderlichen Consumtibilien im Wege des öffentlichen Ankaufs anzuschaffen und darüber Rechnung zu legen. H. 13. Derselbe hat darauf Zu sehen, daß wenigstens ein viertel­ jähriges ConsumtionS-Quantum von jedem wichtigern Artikel vorrä-thig sey, insofern nicht die Aussicht auf bald sich darbietende reichli­ chere und bessere Vorräthe, so wie günstigere Preise eine Abweichung erfordern oder es rathsamer erscheinen sollte, den ganzen muthmaaßlichen Bedarf auf einmal anzuschaffen oder doch zur Lizitation aus­ zustellen. §. 14. Auch der Fleisch und Bierbedarf ist öffentlich anzukaufen und nur alsdann sind deshalb mit soliden Lieferanten von dem D i­ rektor Z n genehmigende Contracte abzuschließen, wenn der LizitationSweg kein günstiges Resultat geben sollte. §. 15. Der Oeconom hat darauf zu sehen, daß die für die Bäkkerey erforderlichen Früchte gehörig gemahlen und die Bestandtheile von der gehörigen Beschaffenheit und in der erforderlichen Quantität verwendet werden, daß die Gährung, das Kneten des Teiges, daS. Backen u. f. w. zweckmäßig vor sich gehe, daß jedes Brod fein vor­ schriftsmäßiges Gewicht habe, daß sowohl das an jedem Tage frisch zu verzehrende, als dasjenige, welches vor dem Genuß ein Paar Tage liegen muß, in einem nach der Zahl der Consumirenden genau be­ messenen Verhältnisse bereitet, mithin weder Mangel entstehe, noch zu alt gewordenes Brod verabreicht werde. 7

§. 16. Der Oeconom hat beim Keltern von Obst und T ranbon, so wie beim Einmachen von Gemüsen it. s. m die Oberaufsicht zu fuhren. §. 17. Derselbe fertigt gemeinschaftlich m it dem V erw alter jeden S o n n ab en d , der Speise-Ordnung gem äß, einen Speisezettel für die nächste Woche und einen besondern für die höheres Kostgeld zahlen­ de oder nach ärztlicher Vorschrift eigene Kost genießende KrankenD er Oeconom empfängt hierauf von dem V erw alter das BedarfsVerzeichniß. §. 18- Zeden Nachmittag werden die fü r den nächsten Tag er­ forderlichen V ictualien von den Oeconomen, nachdem der B edarf noch einmal nach dem wirklichen Krankenbcstand und den vorhandenen Speiseresten u. s. w. von dem Oeconomen und dem V erw alter festge­ stellt worden ist, in Beyseyn des V erw alters der Köchin übergeben. Nicht gut befundene V ictualien muß der Occono'm zurücknehmen, es steht demselben jedoch frey die Entscheidung des D irektors später nach­ zusuchen. §. 19. D ie Milch hat der Oeconom der Köchin jedesmal zur Zeit des B edarfs zu verabreichen; die V erk eilu n g des BrodS, des B iers und deS WeinS geschieht durch eine vom V erw alter dazu be­ stellte P e rso n , an welche daher solches zu den bestimmten S tu n d en von dem Oeconomen zu verabreichen tfh §. 20. D er Oeconom hat sich über alle abgelieferte Gegenstände von dem V erw alter nach M aaß, Zahl und Gewicht eine Q uittung ge­ hen zu lassen. §- 21. D er Oeconom hat am folgenden Tage den allgemeinen Bedarfszettel und die erhaltenen Empfangsbescheinigungen vom vori­ gen Tage zu buchen und diese Beläge Zur Rechnungs-Ablage aufzuheben. $. 22. D as zur R einigung der Wäsche nöthige M aterial hat der Oeconom anzuschaffen, solches unter seiner Aufsicht zu halten und der Wäscherin den jedesmaligen B edarf an Seife u. s. w. auf Em pfangs­ bescheinigung des 'V erw alters zu übergeben und darüber Rechnung zu legen. §. 23. D er Oeconom hat darauf zu wachen, daß sämmtliche 6c* bände, Dächer, M a u e rn , T h ore, G ä rte n , T reppen, Befriedigungen^ der Fahrweg u. s. w. in gutem Zustande bleiben und wo sich eine B e­ schädigung findet, für die Wiederinstandsetzung zu sorgen. tz. 24. Die gewöhnlichen Tischler-, Anstreicher- und Glaser Repa­ ratur-A rbeiten sind von dem von der Anstalt zu haltenden Schceiuer

unter Anleitung des Oeconoms zu besorgen; größere R eparaturen und B auten hat der betreffende Baubeam te auszuführen, und die da­ bey beschäftigten Arbeiter sind von dem Oeconomett zu beaufsichtigen insofern noch eine besondere Aufsicht neben jener des Baubeam ten nothwendig seyn sollte. §. 25. Die zu den B auten und R eparaturen nöthigen M ateria­ lien , wovon immer ein kleiner V orrath vorhanden seyn m u ß , sind von dem Oeconomen unter .Zustimmung des betreffenden Baubeam ten anzukaufen und wy möglich durch das Fuhrwerk der Anstalt herbeyzufahren. Bedeutende Q uantitäten sind in der Regel durch Verding zu beschaffen. Säm mtliche M aterialien sind unter der Aufsicht des Oeconoms, welcher darüber Rechnung zu legen hat. §. 26. Die R einigung der A b tritte , Kloake- und Kamine hat der Oeconom entweder im Tagelohn ausführen zu. lassen oder dieserhalb m it dazu geeigneten Unternehm ern jährliche Accorde abzuschließen und dafür zu sorgen , daß die Reinigung der erstem in solchen Zeit­ räum en und auf solche Weise vorgenommen werde, daß. die Bewohner des Hauses dadurch so wenig als möglich belästigt werden. §. 27; D er Oeconom hat die an den M öbeln und Effekten er­ forderlichen R ep aratu ren , so wie die neuen Anschaffungen an ViehG eschirr, Löschgeräthschaften u. s. w. u nter Beobachtung der allge­ meinen Vorschriften und m it Genehmigung des D irectors zu. besorgen, §. 28. Die R eparaturen sind wo möglich durch diejenigen K ran­ ken, welche nach- der B eurtheilung der Aerzte dazu genommen werden können, und durch die Dienstleute zu besorgen; wo dieses nicht angehtsind die Arbeiten durch Verding oder Accorde unter Genehmigung des D irectors auszuführen, §. 29. Nach A blauf eines jeden Ja h res hat der Oeconom und der V erw alter das G eräthe und E ffecten-In ven tariu m gemeinschaft­ lich zu revidiren, m it dem wirklichen Bestände zu vergleichen und da­ rüber ein Protokoll aufzunehmen. §. 30. Auf die innere und äußere Sicherheit der Anstalt- ins­ besondere auf die Abwendung jeder Feuersgefahr, hat der Oeconom diejenige Aufmerksamkeit zu richten, welche die Wichtigkeit des G e­ genstandes erfordert und in dieser wie in jeder andern Beziehung auch m it aller nöthigen S tre n g e darauf zu sehen, daß der Thorsteher und Nachtwächter ihre Pflichten erfüllen. $• 31. Dem Oekonomen liegt die Pflicht ob, allen Beschädigungen durch Hagelschlag., W ind und Regen an den Gebäuden rc. möglichst

vorzubeugen und wo dieses nicht möglich war, die nöthigen Repara­ turen zu veranlassen. §. 32. Der Oeconom hat für die Beerdigung der in der Anstalt verstorbenen Personen so wie für den Transport der zu entlassenden geheilten oder ungeheilten Individuen, nach den ihm deshalb zu er­ theilenden besondern Vorschriften zu sorgen. §. 33. Der Oeconom ist Controleur der Kaffe und Gehülfe des Rendanten. Der Oeconorn bat die betreffenden Liquidationen zu revidiren und festzustellen. Die Bau- und Arzney-Rechnungen sind resp. vom Baubeamten und dem Direktor oder dem zweyten Arzt zu revidiren und von dem Oeconomen in Catcuto richtig zu stellen. Der Oeconom hat an Cassenbüchern zu führen: a) Das Haupt - Einnahme-Manual, b) Das Haupt - Ausgabe - Manual, c) Das Einnahme und Ausgabe-Manual'für die Landwirthfchaft, d) DaS Einnahme und Ausgabe-Manual für den Viehstand und e) Das Asserrationsbuch. Auch hat der Oeconom die monatlichen Haupt- und SpezialCassen - Ertracte zu besorgen und die beiden Spezial-Geld-Rechnun­ gen über die Landwirthschaft und den Viehstand zu legen. §. 34. Zur Aushülfe beim Cassen- und Rechnungswesen ist ein Gehülfe bestimmt, welcher sämmtliche die Anstalt betreffenden Schreibereyen selbst oder auf seine Rechnung durch Andere zur gehörigen Zeit zu besorgen hat. §. 35. Der Oeconom darf ohne Zustimmung des Directors und nur, wenn der Verwalter in der Anstalt anwesend ist, auf eine Stun­ de sich von feinem Posten entfernen, jedoch muß er hinterlassen, wo er zu finden sey. §. 36. Vierteljährig kann der Oeconom von dem Director einen Urlaub auf zwey Tage erhalten, längern Urlaub aber nur auf An­ trag des Directors von der Verwaltungs-Commissiem resp. auf derey Bericht vom Königlichen Ober-Präsidw.

S i e b e n z e h n t e s

K a p i t e l .

Kassen- und Rechnungswesen.

Ueber das Kassen - und Rechnungswesen der Allstalt ist in dem Folgenden eine gedrängte Nachricht gegeben, die beit Leser in den S tan d setz eit wird über dasselbe eine klare An­ sicht zu gewinnen. Die Kasse wird in der Anstalt g eführt, wobei der Verwalter die Functionen des Rendanten und der Oeconom die des Controleurs wahrnimmt. Bey dem Kaffen- und Rechnungswesen werden die in der P re u ­ ßischen Monarchie dieserhalb bestehenden allgemeinen Vorschriften, in so weit sie hier anwendbar sind, beobachtet. D er Hauptetat nebst den dazu gehörigen Spezialetats, welche alle drey Jah re von dem Königs. Rheinischen Ober-Präsidio auf den An­ trag der V erwaltungs-Com m ission, nach den Durchschnittsresultaten der drey Vorjahre festgesetzt werden, (Anlagen a bis incl. f) dienen beim Kassenhaushalte zur Richtschnur, so wie sie überhaupt der M a a ß ­ stab für alle Theile der äußern und innern Wirthschaft sind. Zu allen in den E tats zwar enthaltenen aber nicht firirten E in­ nahmen und Ausgaben, ertheilt der Director, welcher zugleich Kassencurator ist, auf den G rund gehörig justifizirter Beläge, die Einnahmeund resp. Ausgabe-OrdreS. Außeretatsmäßige Ausgaben aber, und zumal wenn sie eine Ueberschreitung des E ta ts zur Folge haben w ür­ den, dürfen nur auf Genehmigung der der Anstalt vorgesetzten Be­ hörde statt finden. Wie hoch sich dev Ausgabeetat nach der letzten Festsetzung beläuft, und welche Beträge zur Befriedigung der bey den einzelnen Ausgabe­ titeln angegebenen, verschiedenen Bedürfnisse bestimmt sind, und welche Fonds zur Bestreitung der hiernach erforderliche Ausgaben disvorübsE

gemacht sind, ist aus dem vorzulegenden E tat selbst ersichtlich. Die Art und Weise aber, wie die verschiedenen Regierungsbezirke der Rheinprovinz zu den Kosten der Anstalt kontribuiren und die Berech­ tigung der einzelnen Regierungsbezirke der Provinz an der Anstalt bedarf einer näheren Auseinandersetzung, die hier folgen sollNachdem nämlich von den in das Institu t aufzunehmenden 200 Kranken nach einer angenommenen Bestimmung a) für die höheren P e n s io n s k la s s e n ......................... 18 Stellen, b) für vaterländische M ilitairs ...........................4 — und c) für nichtrheinländische und auswärtige PrivatpensionairS der NormalAasse 2 — überhaupt . . . 24 Stellen abgehen, bleiben n o c h 176 Stellen, welche für Rechnung der Provinz zu besetzen sind. Diese sind nach dem Verhältniß der Bevölkerung unter die betreffenden Regierungs­ bezirke der Art vertheilt, daß für die laufende Etatsperiode auf C o b l e n z ..........................33 Stellen auf T rier . ....................... 29 — — auf Aachen ..........................29 auf C ö l n .............................. 30 — und auf D ü s s e l d o r f ................. .... 55 — im Ganzen . . . 176 Stellen treffen. Die Provinz bezahlt für jede Stelle den ursprünglich bestimmten Normalsatz von 175 Rthlr. jährlich, daher sie jedes J a h r 30,800 Nthlr. aufzubringen hat, welche zu y 3 nach der Grundsteuer und zu l/ 3 nach der Bevölkerung mit den Kommunalbeiträgen auf die einzelnen Gemeinden umgelegt und von den Gemeindeempfängern an die be­ treffenden Regierungs-Hauptkassen abgeliefert werden, und sich dann« ohne Rücksicht auf die Zahl der in der Anstalt für Rechnung der P r o ­ vinz wirklich befindlichen K ranken, in vierteljährigen vollen. Raten pränumerando bey der Königlichen Regierungö - Hauptkaffe zu Cöln concentriren- Hieraus werden der Kasse der Heilanstalt auf Anwei­ sung der Verwaltungskommission monatliche Zuschüsse ertheilt, während die übrigen Fonds fortwährend auf der Königl. Bank renthar gehalten werden. — Die Kasse der Heilanstalt nimmt aber demyhnerachtet alle diese Gelder in ihre Rechnung a u f , und vermerkt bey

d er N a c h w e is u n g des B e s t a n d e s , w a s d av o n bey d ev K ö n ig l. R e g w r u r r g s - H a u p tk a ff e in C ö l n o d er in d er B a n k b e r u h t . I s t n u n in ir g e n d e in er G e m e i n d e ein K r a n k e r , f ü r welchen die A u f n a h m e in d a s I n s t i t u t g ew ünscht u n d die N o r m a l v e r p f l e g u n g in A nspruch g e n o m m e n w ird , so m u ß , w ie schon f r ü h e r b e m erk t, die G e ­ n e h m i g u n g dazu bey d e rje n ig e n R e g i e r u n g , zu d e r e n V e r w a l t u n g s b e ­ zirk die G e m e i n d e g e h ö rt, durch den betreffen d en L a n d r a t h nachgesucht w e r d e n , w o r a u f v o n je n e r dem K r a n k e n , bey ü b r i g e n s a n e r k a n n t e r Q u a l i f i k a t i o n f ü r die A n s t a l t , ein e S t e l l e a u f ih r C o n t i n g e n t e r th e il t w i r d , u n d z w a r in U n v e r m ö g e n h e it s f ä l le n g an z u n e n t g e l t l i c h , d a a b e r w o der K r a n k e o d er seine a lim e n ta tio n s p ff ic h tig e n A n g e h ö ri g e n m e h r o d e r m i n d e r v e r m ö g e n d f i n d , g egen eine diesem V e r m ö g e n e n t s p r e ­ chende V e r g ü t u n g e in e s V i e r t h e i l s , d e r H ä l f t e , d re y e r V i e r t h e i l e o d er d e s g a n z e n B e t r a g e s des N o r m a ls a tz e s v o n 175 N t h . jährlich. D ie s e V e r ­ g ü t u n g e n fließen i n die b etre ffe n d e n R e g i e r u n g s - H a u p t k a s s e n u n d g e ­ h e n s o m it d em g a n z e n R e g i e r u n g s b e z ir k e zu G u t e . F ü r die in d e r A n s ta lt a u f z u n e h m e n d e n 4 M i l i t a i r p e r s o n e n w e r ­ d en nach e in e r m i t dem K r ie g e s - M i n is te r io g e tro ffen e n Ü b e r e i n k u n f t p r o K o p f u n d J a h r 175 R t h l r . g e z a h l t , jedoch n u r i n d em M a a ß e , w ie d e r a r t i g e K r a n k e wirklich i n d er A n s ta lt sind. E s versteh t sich, ü b r i g e n s v o n selbst, d aß diesen K r a n k e n , selbst w e n n sie O ffiz ie re sind, h ie f ü r n u r die N o r m a l v e r p f l e g u n g g e w ä h r t w ird . F ü r e in e n P r i v a t p e n s i o n a i r d er N o r m a l v e r p f l e g u n g b e t r a g e n die/ K o s t e n , f ü r alle preußische U n t e r t h a n e n a u ß e r h a l b d er R h e i n p r o v i n z , £50 R t h l r , u n d fü r A u slä n d e r 300. F ü r solche K r a n k e , f ü r welche ein e v o n d er N o r m a l - V e r p f l e g u n g , abw eichende, ko stbarere V e r p f l e g u n g v e r l a n g t w i r d , sind dreyfache T a ­ rifsätze a n g e n o m m e n . D i e V o r t h e i l e , f ü r welche die h ö h e re n T a r i f ­ sätze b ez a h lt w e r d e n , bestehen in F o l g e n d e m : A.

Für

d ie

e rste K la s s e

wird

gewährt-

a. i ) ein besser m ö b l i r t e s Z i m m e r in d e r f ü r die w o h lh a b e n d e n K r a n k e n b estim m ten A b th e ilu n g , welches der K r a n k e in d e r R e g e l m i t e in e m o d er zwey K r a n k e n derselben Klasse g em einschaftlich b e w o h n t, 2 ) die T h e i l n a h m e a n d er B e n u t z u n g d er gem einschaftlichen S p e i ­ s e - , W o h n - u n d U n t e r h a l t u n g s z i m m e r d er w o h l h a b e n d e m K laffe, 3 ) ein e K o s t , welche der d es O ffiz ia n te n tisc he s gleich s t e h t , 4) e in e e t w a s speziellere B e d i e n u n g .

Hierfür wird gezahlt, von Kranken aus den Rheinprovinzen 275 Rthl., von Kranken anderer Provinzen des preuß. Staates 350 R thlrk und von Ausländern 400 Rthlr. b. Wird für einen Kranken bey dieser Klasse, anstatt der unter 3 aufgeführten Beköstigung, eine ausgezeichnete, bessere Kost, wobey auf mannigfaltigere und ausgesuchtere Speisen und bessere Zuberei­ tung geachtet wird, wie bei der zweiten Klasse Litt» v., verlangt, so ist zu zahlen, von Kranken aus den Rheinprovinzen 350 RthL, von Kranken anderer Provinzen des preuß. Staates 425 Rthlr., und von Ausländern 475 Rthlr. c. Wird für einen Kranken bey dieser Klasse nur die unter 3 aufgeführte Kost, dagegen ein dem Kranken ausschließlich bestimmter Wärter verlangt, so ist zu zahlen, von einem Kranken aus den Rhein­ provinzen 380 Rthlr., von Kranken anderer Provinzen 455 Rthlr. und von Ausländern 505 Rthlr. d. Wird für einen Kranken bey dieser Klasse nur die unter N r. 3. aufgeführte Kost, dagegen ein dem Kranken ausschließlich bestimm­ ter Wärter und für diesen ebenfalls die Kost an dem Offiziantentisch verlangt, so ist zu zahlen, von einem Kranken aus den Rheinprovin­ zen 405 R th lr., von Kranken anderer Provinzen 480 Rthlr., und von Ausländern 530 Rthlr. e. Erhält der Wärter einen höheren Lohn als 72 Rthlr., so ist der Mehrbetrag von dem Kranken ebenfalls zu vergüten. B.

F ü r d ie zweyt e Kl asse w i r d g e w ä h r t :

f. 1) ein gut möblirtes Zimmer in der für die Kranken aus den höheren Ständen bestimmten Abtheilung, welches der Kranke allein, oder nur noch mit einem zweyten bewohnt. 2) wie bey 2 der ersten Klaffe. 3) eine ausgezeichnet bessere Kost, wobey auf mannigfaltigere und ausgesuchtere Speisen, und bessere Zubereitung geachtet wird. (I. Tisch.) 4) ein besonderer Wärter, den der Kranke nur noch mit einem zunächst wohnenden Kranken theilt. Hierfür wird gezahlt, von Kranken aus den Rheinprovinzen 400 Rthl., von Kranken anderer Provinzen 500 Rthlr., und von Kranken aus fremden Staaten 550 Rthlr.

N r. bey aus 425

g. Wird für einen Kranken bey dieser Klaffe, anstatt der unter 3. aufgeführten Beköstigung, die Kost deS Offiziantentisches, wie 3. der ersten Klasse a. verlangt, so ist zu zahlen, von Kranken den Nheinprovinzen 325 Rthlr., von Kranken anderer Provinzen R th lr., und von Ausländern 475 Rthlr.

h. Wird für einen Kranken die Kost Nr. 3. und ein dem Kran­ ken ausschließlich bestimmter Wärter verlangt, so ist zu zahlen, von Kranken aus den Rheinprovinzen 465 Rthlr., von Kranken anderer Provinzen 565 Rthl-, und von Ausländern 615 Rthl. i. Wird für einen Kranken bey dieser Klasse, die unter N r. 3 aufgeführte Kost, dagegen ein dem Kranken ausschließlich bestimmter Wärter, und für diesen die Kost an dem Offiziantentische verlangt, so ist zu zahlen, von einem Kranken aus den Rheinprovinzen 490 Rthlr., von Kranken anderer Provinzen 590 Rthlr-, und von Kran­ ken aus fremden Staaten 640 Rthlr. k. Erhält der Wärter einen höhern Lohn als 72 Rthlr., so ist der Mehrbetrag von dem Kranken ebenfalls zu vergüten.

C.

F ü r die d r i t t e Kl asse w i r d g e w ä h r t :

1. 1) zwey gut möblirte Zimmer, wovon eines zum Wohnzim­ mer, das andere zum.Schlafzimmer dient, oder ein einzelnes, vorzüg­ lich geräumiges Zimmer in der für die Kranken aus den höhern Ständen bestimmten Abtheilung, zum alleinigen Gebrauch des be­ treffenden Kranken. 2) wie bei 2. der zweiten Klasse. Die Kranken können , wenn es begehrt und von dem Direktor für zuträglich erachtet w ird, ihre Mahlzeiten auf ihren respectiven Zimmern einnehmen. 3) wie bey 3. der zweyten Klasse. 4) ein dem Kranken ausschließlich bestimmter Wärter. 5) häufigere Theilnahme an dem Genusse des Wagens und der Pferde der Anstalt, so wie an andern erheiternden Annehmlichkeiten. Hierfür wird gezahlt, von Kranken aus den Rheinprovinzen 500 Rthlr., von Kranken andern Provinzen 600 Rthlr. und von Kran­ ken aus fremden Staaten 650 R thlr m. Wird für einen Kranken dieser Klasse, anstatt der für die­ selbe bestimmten Beköstigung, die sub Nr. 3. a. der ersten Klasse (Offiziantentisch) verlangt, so ist zu zahlen, von Kranken ans den

Rheinprov. 425 Rthl., und von Kranken anderer Provinzen 525 Rtchk und von Kranken aus fremden S ta ate n 575 Atthlr. n. Wird für einen Kranken dieser Klasse, die für dieselbe be­ stimmte Beköstigung, und für den W ärter des Kranken der Offizian­ tentisch verlangt, so ist zu zahlen, von Kranken aus den Nhemprovinzen 525 N th lr ., für Kranke aus anderen Provinzen 625 Nthlr-, und für Kranke aus fremden S taate n 675 Nthlr. o. Erhält der W ärter einen höhern Lohn als 72 Rthlr., so ist der Mehrbetrag von dem Kranken ebenfalls zu vergüten. Es liegt übrigens in der N a tu r der Sache, daß mehrere der er­ wähnten Vortheile den betreffenden Kranken nu r dann zu Theil wer­ den können, wenn sie in einem Zustande sind, in welchem sie dersel­ ben genießen können; dies aber kann nur in einem sehr beschränkten M a a ­ ße angenommen werden, so lange sie sich tn jenen Abtheilungen be­ finden , die dem schwer Erkrankten bestimmt sind; auch werden ärztliche Anordnungen temporäre Einschränkungen und Abänderungen in der Verpflegung herbeyführen. Insofern für einen Kranken einer der Klassen, für welche die höheren Tarifsätze bestehen , die Kleidung der Anstalt nicht in An­ spruch genommen wird, ist es gestattet, eine andere beyzubehalten, wobey jedoch die Anordnung des Direktors befolgt werden muß D er Tarifsatz wird dadurch nicht vermindert. Ein Gleiches gilt von M ö ­ beln und Geschirren, die mehr zum höhern Lurus gehören. Sollen für einen dieser Kranken feinere in- oder ausländische Weinsorten angeschafft, oder ihm in anderer Hinsicht kostbarere Dinge in seiner Verpflegung nach dem Willen der Angehörigen zu Theil werden, so werden diese, so fern es in ärztlicher Hinsicht zulässig ist, für seine Rechnung angeschafft. Nachdem nun diejenigen, welche die Aufnahme eines Kranken als Pensionair in die Anstalt nachsuchen, die gewählte Klasse schrift­ lich bezeichnet haben, müssen sie sich zugleich durch einen Revers ver­ pflichten, den Betrag der Verpflegungskosten in vierteljährigen Raten, jedesmal 14 Tage vor E intritt des Q u a rtals vorauszuzahlen. Z u­ gleich ist bey solchen K ra n k e n , welche dem Institute nicht durch öf­ fentliche Behörden übergeben werden, für die Zahlung der Pension Sicherheit zu stellen, worüber die Direktion der Anstalt das Nöthige zu bestimmen hat. — Die Aufnahme von Kranken und die Zahlung der Verpflegungskosten für dieselben, findet immer nur für ganze

Quartale statt. S ti r b t oder scheidet der Kranke im Verlaufe des er­ sten Q u artals a u s , so fällt der Rest der vorausbezahlten Verpflegungskosten der Anstaltskaffe anheim; stirbt er später oder wird er vor Ablauf eines der folgenden Quartale entlassen , so fällt der Kasse der Rest der vorausbezahlten Verpflegungskosten für den M on at an­ heim, in dessen Verlauf der Kranke ausscheidet; dagegen übernimmt die Anstalt, auf den Fall des Todes eines K ranken, die Kosten der einfachen Beerdigung desselben

D er ganze H au sh alt der Heilanstalt wird für Rechnung der Rhein­ provinz geführt, daher dann auch am Schluffe eines jeden Rechnungs­ jahres zwischen der Kasse der Anstalt und den fünf Rheinischen R e ­ gierungen eine förmliche Abrechnung statt findet, wobey den letzteren der Bestand resp die Ueberschüsse, welche sich b.eim Abschluß der Jahres-Rechnung ergeben haben, durch Gutschreibung auf die Beiträge des folgenden Ja h res zurückerstattet werden. Bey diesen Abrechnungen wird folgendes Verfahren beobachtet. Zuerst werden aus der Gesammtausgabe die allgemeinen Verwal­ tungskosten- a l s : a) für Besoldungen, b) für R einigung, c) für Un­ terhaltung der Utensilien, d) für Heitzung, e) für Erleuchtung- f) für Arznei für die Dienstboten, g) für die Bibliothek, h) für die Unter­ haltung der G ebäude, i) für die öffentlichen Ausgaben, k) für die Brandassecuranz, l) für die Pensionen für W ä r t e r , m) für die Auslagen für Dienstreisen des Verwaltungspersonals , n) für die Arbeitsmaterialien für Handarbeiten der I r r e n , o) für die G e­ schenke - behufs Aufmunterung der I r r e n bey ihren Arbeiten, p) für die Ergötzungen der I r r e n außerhalb der Anstalt, cj) für die kirch­ lichen Bedürfnisse und r) für Extvaordinaria von den eigentlichen Verpflegungskosten , welche sind: für die Beköstigung, für die Be­ kleidung und für die Arzney für die I r r e n genau geschieden. I s t dies geschehen, so werden sowohl von den Verwaltungs- als den Verpflegungskosten die auf die verpflegten Pensionaire treffenden Beträge abgezogen, und der danach verbleibende Rest den Rheinischen Regie­ rungen zur Last gestellt. Letzteren werden die Verwaltungskosten in dem Verhältnisse angerechnet, als sie zu den Gesammtkosten beyge­ tragen haben, die Verpflegungskosten aber nur in dem M a a ß e, wie fie wirklich Kranke in der Anstalt hatten. Nachdem auf diese Weise

die Kostenantheile der einzelnen Regierungsbezirke ermittelt werden, werden die für die Pensionaire erlaufenen Kosten, von den fü r die­ selben stattgefundenen PensionS- und sonstigen Mraordinairen E in­ nahmen abgezogen, und die Ueberschüsse daran, den betreffenden Regierungen wieder Ln dem Verhältnisse ihrer Beiträge, an ihren resp. Kostenantheilen zu Gute gerechnet. WaS den verschiedenen Re­ gierungen hiernach noch zur Last bleibt, wird von den durch sie einge­ zahlten Beyträgen in Abzug gebracht, wo dann die Ueberschüsse zu erstatten sind, welche, fü r die fü n f Regierungsbezirke zusammen ge­ nommen , den Bestand der Jahresrechnung ausmachen. Wenn Einnahme und Ausgabe dem Etat genau entsprechen, sollen nach dem T it. XX. desselben, 5400 R thlr. an der Einnahme jährlich überschießen. Bis jetzt haben aber die wirklichen Ueberschüsse diese Summe bey weitem überstiegen, indem eines Theils ein für Rechnung der Provinz verpflegter Kranker keine 175 R thlr. kostete, andern Theils aber die Einnahme von den Penstonairs beynahe doppelt hö­ her war, als sie im Etat angegeben ist. Im Jahre 1832 *) z. B wurden fü r Rechnung der Provinz im Ganzen 151 43/ 36s Kranke, ver­ pflegt , wofür dieselben nach Abzug der ihr zu Gute gehenden Ueber­ schüsse bey den PensionairS rc. 21410 R thlr. 18 S gr. 3 P f. gezahlt hat, daher der Kopf durchschnittlich 141 R thlr. 9 Sgr. 6 Pf. koste­ te, und der Provinz von den eingezahlten 30800 R thlr. der Ü ber­ schuß mit 9389 R th lr. 11 Sgr. 9 Pf. zurück erstattet wurden. — Für 1 24/ i 83 M ilita ir kamen 218 R tlr. 22 S r. 6 Pf., und fü r 2 l27/ 366 Privatpensionairs der Normalklasse 639 R thlr. 11 Sgr. 6 Pf. ein- — An PensionairS der höheren 3 Klassen waren überhaupt 30 234/ 3C6 in der Anstalt, wofür die Summe von 12833 R thlr. 2 Pf. eingenommen wurde. — Die eigene Oekonomie lieferte, nach Abzug aller Kosten, einen Reinertrag von 568 R thlr. 28 S gr. 9 Pf., während ad E xtra o rd in a ria 647 R th lr. 5 Sgr. 2 Pf. in c l. 520 R thlr. 12 Sgr. Zinsen von Banko - Obligationen, eingingen. Bey der Ausgabe wird das durch den Etat bewilligte gewöhnlich consumirt, was auch nicht anders möglich ist, indem die für die ver­ schiedenen Bedürfnisse angesetzten Credits, wie schon beym Eingänge

*) Die Resultate deS JahreS 1833 lassen sich noch nicht angeben, weil die desfallsige Rechnung noch nicht geschlossen ist.

dieses Capitels gesagt worden, bey der Anlage der E tats jedesmal nach den Durchschnittsresultaten der drei Vorjahre ermittelt werden. AuS der so eben beschriebenen Verfahrungsart bey der Abrech­ nung mit den Rheinischen Regierungen, geht übrigens noch hervor, daß die Unterhaltungskosten in der Siegburger Heilanstalt bey größe­ rer Frequenz des In stitu ts, immer billiger werden, und daß deshalb diejenigen Regierungsbezirke ihre Kranken am wohlfeilsten verpflegt erhalten, welche deren am meisten in der Anstalt haben, indem (Ich das Verhältniß der Verpflegungskosten zu den allgemeinen Verwal­ tungskosten immmer v orteilhafter für sie stellt #) Endlich dürfte man hierbey noch die Frage stellen: „Ob nicht, „nach dem so eben Gesagten, die von der Provinz für die ihr zuge­ th e i l te n 176 Stellen zu zahlenden Kosten von 175 Rthlr- pro Kopf „und J a h r , füglich eine Ermäßigung erleiden könnten"? Diese Fra­ ge ist allerdings zu bejahen; jedoch würde ein solche Ermäßigung für die Provinz von gar keinem pecuniären Vortheil seyn, indem sie nach der bestehenden Rechnungsweise alle Ueberschüsse und Kaffenbestände zurückerhält, und durch das fortwährende Rentbarhalten aller vorrä­ t i g e n Fonds nicht einmal die Zinsen deS Capitals verliert, während auf der andern Seite das In stitu t jetzt für alle Fälle gesichert ist, wo eS gezwungen seyn k ann, wegen T h e u ru n g , größeren Bauten u dgl. bedeutende unvorhergesehene Ausgaben zu machen, während auf der andern Seite die Provinz nie in die Nothwendigkeit versetzt seyn wird, zu irgend einem derartigen Zwecke neue Anlagen zu machen. *) Z ur Bestätigung deS Obigen, führe ich hier noch a n , daß von den im Jah re 1832 für Rechnung der Provinz verpflegten l ö l ^ e e K ranken; a) 35 100/ 366 auf den Regierungsbezirk Coblenz trafen, welcher pro Kopf 133 Rthlr. 5 S g r. 6 Pf. zahlte; b) 13 351/ 366 au f T rie r, wovon der Kopf 175 R thlr. 26 Sgr- 6 Pf. . kostete; c) 20 154/ 366 auf Aachen, wovon der Kopf 149 Rthlr. 13 S g r. 6 Pf. kostete; 6) 45 30% c auf Cöln, wovon der Kopf 123 Rthl. 6 Pf. kostete und e) 35 136/ 366 auf Düsseldorf, wovon verKopf 156 Rthlr. 17 S g r . zu stehen kam.

Hinsichtlich des Rechnungswesens der Anstalt insbesondere, ist Fol­ gendes noch zu bemerken. E s müssen in jedem Ja h re 10 verschiedene Rechnungen gelegt werden, welche folgende sind: a) d ie H a u p t g e l d r e c h n u n g . Diese ist, wie schon aus ihrem T itel hervorgeht, die wichtigste. S ie wird von dem V erw alter als R endanten, nach den T iteln deS H auptetats aufgestellt und enthält daher alle Einnahm en und A us­ gab en, welche während des J a h re s , wofür sie >gelegt w ird, statt ge­ funden haben. S ie ist die Basis zu allen N aturalrechnungen. I h r folgt:

b)

d ie S p e z i a l - G e l d r e c h n u n g ü b e r d i e L a n d w i r t h ­ schaft u n d V i e h s t a n d s n u t z u n g . Diese hat der Oeconom nach dem Spezialetat L itt. b. zu legen. Die Einnahm e wird btfrch die Erzeugnisse der eigenen Landwirthschaft und Viehstandsnutzung, welche nach den Etatspreisen veranschlagt w erden, gebildet. ' D ie Ausgabe enthält alle für die eigene Oekonomie stattgefundene Zahlungen. W as nach Abzug derselben von der Einnahm e übrig bleibt, wird als R einertrag sub T it. I der H aupt­ geldrechnung vereinnahmt. Ferner wird in letzterer sub T it. II „zu r Beköstigung" dasjenige verausgabt, was in der Spezial-Geldrechnung nach den Etatspreisen vereinnahm t, aber als für den H aushalt der Anstalt bestimmt, nicht veräußert wird. Dasselbe findet statt bey den fü r die Fütterung des Viehes bestimmten selbstgewonnenen Gegenstän­ den , welche sub T it. VI der Spezial - Geldrechnung, für Fütterung und Lagerstroh nach den Etatspreisen verausgabt werden. Diese Rechnungsweise ist zur richtigen E rm ittelung des R einer­ trages der Landwirthschaft und Viehstandsnutzung nothwendig, während es sich von selbst versteht, daß die Producte der eigenen Oekonomie n u r die zu ihrer Gewinnung gemachten Ausgaben gekostet haben. Ferner legt der Oeconom d ie N a t u r a l - R e c h n u n g ü b e r d e n E r t r a g d e r L a n d ­ wirthschaft und Viehstandsnutzung. } H ierin wird jedes Erzeugniß der Landwirthschaft und Viehstands­ nutzung fü r sich besonders in natura , nebst seiner V erw endungsart nachgewiesen. — H ierauf folgt

c)

d)

d i e N a t u r a l - V e r p f l e g u n g 6 r e chn u n g ,

welche der Oeconom, als V ictualienm agazinsverw alter, ebenfalls zu legen hat. Die u nter dem „B eköstigungstitel" in der H aupt-G eldrechnung enthaltenen Gegenstände bilden hier die Einnahme. Die Ausgabe wird mit den vom V erw alter bescheinigten, nach der Speiseordnung aufgestellten Bedarfs- und Speisezetteln belegt, und jeder Gegenstand fü r sich besonders abgeschlossen. Auf gleiche Weise legt der Oekonom c) d ie N a t u r a l - R e c h n u n g ü b e r d i e des Viehstandes.

Unterhaltung

H ier wird die Einnahme nach der Spezial - Geldrechnung über die Landwirthschaft und V iehstandsnutzung, und zwar T it. VI „ fü r F ü t­ terung und Lagerstroh" aufgeführt und die V erw endungsart jedes einzelnen Gegenstandes nach dem Spezialetat, L itt. b. nachgewiesen. D ann folgt f) d i e N a t u r a l - R echn u n g ü b e r d aS H ei t z u n g s m a t er i a l. Diese hat der V erw alter, dem daS Brennm aterialienm agazin übergeben ist, zu legen. D ie in der H aupt-G eldrechnung unter dem T it. VI. „für HeitzungSrnaterialien" enthaltenen G egenstände, liefern die Ansätze zur Einnahme. Die V erw endungsart der für das In sti­ tu t verbrauchten Heitzungsmaterialien wird, zumal bey der Ofenheitzung, mit Berücksichtigung der Zeit und des kubischen In h a lte s der zu heißenden R äum e, nach dem betreffenden Spezial - E ta t Litt. e. und zwar für jeden Gegenstand besonders nachgewiesen, während die den Beam ten verabreichten D eputate mit den Q uittungen derselben zu belegen sind. — Dieser Rechnung ist zunächst 8) d ie N a t u r a l - R e c h n u n g ü b e r d a s E r l e u c h t u n g s m a ­ terial verw andt, welche der V erw alter ebenfalls zu legen h a t, wobey sich die Einnahme auf den Haupt-GeldrechnungSetat T it. VU „ fü r E r­ leuchtungsm aterialien" und die Ausgabe auf den desfallsigen SpezialE tat L itt. f. stützt, übrigens aber dieselben V erhältnisse, wie beim H eihungSmaterial, statt finden. — Jetzt folgt

b)

die N a t u r a l - Rec hnung ü b e r daö B a u stige M a t e r i a l ,

und son­

deren Ablegung wieder zu den Obliegenheiten deS Oekonomen ge­ hört. Durch diese Rechnung wird die DerwendungSart aller nach der Haupt-Geldrechnung unter den Tit. V. „zur Unterhaltung der Utensilien, „ „ XI. „ desgl. der Gebäude, und „ „ XV. ^Arbeitsmaterial für Handarbeiten der Irre n ." angeschafften Materialien, mit Ausnahme der zu Bett - und Leinen­ zeug bestimmten, welche in die zuletzt zu bezeichnende Rechnung ge­ hören, speziell und für jeden Gegenstand besonders, nachgewiesen. — Dann legt der Oekonom noch i)

die N a t u r a l - R e c h n u n g ü b e r die R e t n i g u n g S . Ge­ genstände,

worin die Verwendungsart dpr in der Haupt - Geldrechnung sub Tit. IV. „zur Reinigung" enthaltenen Gegenstände, alS: Seife rc. nach ihrem monatlichen Bedarf nächgewiefen wird. Endlich hat der Verwalter L)

die V a t u r a l - R e c h n ung ü be r die B e k l e i d u n g S - G e genständ e,

worin auch die sub k erwähnten Materialien zu Bett- und Lei­ nenzeug gehören, und von allen welchen Gegenständen derselbe daS Magazin führt, zu legen. — Diese enthält die spezielle Nachweisung der Verwendung aller nach der Haupt-Geldrechnung sub Tit. JIJ. zur Bekleidung angeschaffter Materialien zu Kleidungsstücken, so wie der oberwähnten zu Bett- und Leinenzeug, wobey der betreffende Spezial­ etat Litt, d als Grundlage dient, so daß daraus sowohl die für An­ fertigung von neuen als zur Reparatur*) von alten Stücken, ver­ brauchten Gegenstände zu ersehen sind.

*) Hinsichtlich der Kleiderreparaturen ist zu bemerken, daß diese für die Männer durch einen, in fortwährendem Tagelohn stehenden, Schneider, welcher bey eigener Beköstigung 8 Sgr. Lohn pro Tag erhält, mit Hülfe dazu geeigneter unheilbarer männlicher Kran-

Z ur Erleichterung der gegenseitigen Allegationen, für die Fälle, wo Posten auS einer Rechnung in die andere übertragen werden, sind alle Rechnungen der Anstalt in der so eben beobachteten Reihenfolge m it den Buchstaben deS Alphabets bezeichnet, so daß man jedesmal n u r den betreffenden Buchstaben und die Num m er der S eite anzu­ führen hat. Alle diese Rechnungen werden in duplo nebst den dazu gehörigen Belägen dem Direktor eingereicht, welcher dieselben m it seinen etwai­ gen E rinnerungen an die Verwaltungskommission für die H eilanstalt nach Cöln einsendet. Diese revidirt dieselben, behält ein Exemplar zurück und schickt das andere nebst den Belägen zur Superrevision und Entscheidung an das Rheinische O ber-Präsidium in Coblenz, des­ sen Revisions-Protokoll den Rechnungslegern nebst den Belägen zur B eantw ortung der N otaten m itgetheilt w ird , nach deren Erledigung das O b er-P räsidium die Decharge ertheilt. Die sämmtlichen Beläge bleiben hierauf in der R egistratur der Anstalt aufbewahrt. Z u r Aushülfe bey dem Cassen- und Rechnungswesen, ist ein Gehülfe angestellt, welcher alle die Anstalt betreffenden Schreibereien, einschließlich der des D irektors zu besorgen hat. — UebrigenS wird hinsichtlich deS Kassen- und Rechnungsw esens, noch auf die §§. 1 u. 3 der Instruction des D irektors, §. 10 der des zweyten A rztes, §tz. 1. 2. 10. 3 2 - 3 7 . der des V erw alters und §§. 2. 6. 8. 11. 21. 33 und 34 der des Oeconomen verwiesen. ken besorgt w erden, wobey so viel wie möglich die in Abgang ge­ stellten Stücke als Flicklappen dienen. Eben so repariren die da­ zu qualifizirten weiblichen Kranken unter A nleitung und Hülfe ihrer W ärterinnen, die Kleidungsstücke der Frauen. — Hierdurch wird an dem fü r K leiderreparatur im E ta t ausgeworfenen Satz von 1 N thlr. pro Kopf und J a h r , bedeutend erspart.

Ha u p t - E t a t für die Verwaltung der Irren-Heilanstalt zu S i e g b u r g auf die Jahre 1832, 1833 und 1834. Einnahme.

Betrag pro 18% v N tlr.S g.P f

Tit. I. E r t r a g der der An s t a l t z u g e h ö r i g e n Gr undst ück e. 1) 2 . An Ueberschuß au6 der Landwirthschaft und Dichstands-Nutzung., laut Spezial-EtatLitt. b .. . 185 15 1 b. Ans der Verpachtung der Teiche . . . —— — 2) c. Werth des Düngers, als Pacht für Benutzung, der Schaaftriftgerechtsame, nebst Stall, 64 Kar­ ren a 15 Sgr.................................................... 3 2 -------------Summa Tit.I. , . N o r m a l m ä ß i g zu v e r p f l e g e n d e Kr ank e. B e i t r ä g e der b e t h e i l i g t e n R e g i e r u n g s Be zi r ke f ü r 176 G e i s t e s k r a n k e , Zu 175 R t h r r . , welche q u a r t a l i t e r v o r a u s 6 ez a h l t wer deu und z w a r : a. von Coblenz b. von Trier c. von Aachen « (1. von Cöln . . . . e. von Düsseldorf . ' * *

217 15

1

Tit. II, A,

3) 4) 5) 6) 7)

5528 4776 4933 5832 9728

— 19 25 28 16

4 7 7 5 1

Sunrma A. » , 30800 — S) B. Beiträge der Militair-Vehörde für 4 Gemüths700 — — kranke zu 175 Rthlr. , 9) C. Privat-Pensionen für einen Nicht-Rheinländer 550 — — und einen Ausländer . Sumura Tit. II. . 32050 — 10) Tit. III. P e n s i o n e n von 18 w o h l ha b en­ de n K r a n k e n , welche besondere W a r ­ t u n g und P f l e g e v e r l a n g e n « - 7065 — Summa TU» III per

26



Ei nnahme.

Be t r a a

pro 1 8 % . R tlr.S g .P f.

Tit.IV. A n e r t r a o r d i n a i r e n E i n n a h m e n . 11) Aus dem Erlös für Handarbeiten der Kranken, für verkaufte unbrauchbare Znventarienstücke, Zinsen von Banko-Obligationen rc.................................. 267 14 11 Sum m a Tit. IV per se —— Wiederholung. Tit. I. Ertrag der Landwirthschaft rc. . . . 217 15 l T it. u . Von normalmäßig zu verpflegenden Kranken 32050 -----Tit. III. Pensionen von, wohlhabenden Kranken . 7065-------Tit. IV. An ertraordinairen Einnahmen 267 14 11 Sum m a aller E innahm en. 39600 -----Betraa pro 1 8 % . R tlr.S g .P f.

Ausgabe. Tit. I. An B e s o l d u n g e n . A. A n Ae r z t e . i Dem Direktor an Gehalt und zu Schreibmaterialien . außerdem: freie Wohnung und Garten „ Feuerung . „ Licht ,

R tl.S g P f. 1800 -----20 - 200 — — 111 29 4 33 21 1

345 20 5 Dem zweyten Arzte und W undarzte, an G e h a l t ...................................... und an Schreibmaterialien . außerdem: freie Beköstigung 100 — — „ Wohnung . 30 - — „ Feuerung . 31 22 10 „ Licht . 10 3 4 /, Wäsche 1 20 —

450 - — 2 0 ------

173 16 2 Dem ärztlichen Assistenten, an Gehalt . und zu Schreibmaterialien Uebertrag.

1 5 0 ----6 ----.

.

2446 -----

B eirag pro IS32/,*R tl S g .P f. R tlr.S g Pf. . 2446 ------

Ausgabe.

außerdem: freie „ „ „ ,,

Uebertrag Beköstigung W ohnung. Feuerung. Licht Wäsche .

1 0 0 -------

2 0 -------

14 25 7 8 2 8 1 20

-

144 18 3 B.

An

Geistliche.

15) Dem evangelischen Geistlichen an Gehalt außerdem: Entschädigung für die freie B e k ö s t i g u n g ............................... desgl. Wohnung . desgl. Wäsche dann: freie Feuerung „ Licht .

200 ------1 0 0 ------1 0 0 -------

1 13 6 67 12 10 23 78 6

16) Dem katholischen Geistlichen an Gehalt .und an Entschädigung für die freie Beköstigung . . . . . außerdem: freie Wohnung „ Feuerung „ Licht „ Wäsche

200 -----1 0 0 ------

20



14 25 8 2 1 20

54 18 3 C. An O e k o n o m i e - B e a m t e . 17) Dem HauS- und Kassenverwalter an G e h a l t ...................................... außerdem: freie Wohnung u. Garten „ Feuerung . „ Licht. . . .

600 80 84 8 1 16 15 4 180 23 5

Demselben an Bureau-Kosten, SchreibMaterialien rc.................................... Uebertrag.

200 ------

.

. 3947 13 6

N tt.S g P f, Ntlr.Sg.Pf. Uebertrag 18) Dem Oeconomen an Gehalt und an Miethsentschädigung außerdem: freie Wohnung „ Feuerung z, Licht ,

.

3947 13 6 400 ------3 0 -------

.

3 0 ------33 21 3 10 3 4

73 24 7 19) Dem Kanzlei-Gehülfen an Gehalt . 200 -------Hievon werden aus den Büreaukosten des Verwalters bezahlt . . . 120 ------Mithin direct aus der Kaffe . . 80 — —

außerdem: freie Beköstigung am Offiziantentische . . . . freie Wohnung . . . . Für Feuerung kommt nichts in Ansatz, weil das Zimmer durch übertragene Wärme geheizt ist. L i c h t ......................................... W ä s c h e .................................

80 -------

72 19 10 1 0 -------

------ - — 1 20 — 84 9 10

An das W ä r t e r - und Di enst per so na l.

sonsti ge

Dem Oberwärter an Gehalt außerdem: freie Beköstigung am Offi­ ziantentische „ Wäsche . „ Arznei

72 19 10 1 20 — — 25 9

75 5 7 ferper: Wohnung, Heitzung und Er­ leuchtung. 21) Dem Vice-Oberwärter an Gehalt ♦ außerdem: freie Beköstigung am Offi­ ziantentische . , 72 19 10 Uebertrag .

9 0 --------

72 19 10 4697 13 6

A u s g a b e .

freie W äsche „ A rznei

U eb ertrag . . * .

Betrag pro I 8 3y 34R tl.S g .P f . R tlr .S g .P f . . 72 19 10 4697 13 6 . 1 20 — .- 2 5 9 '

fe rn e r : W o h n u n g , H eitzung un d E r ­ leuchtung. 22) D e r O b e rw ä rte rin a n G e h a lt . a u ß e rd e m : freie B eköstigung am O ffi­ ziantentische . . „ W äsche . . . /, A rznei . . .

75 5 7

120 — — 72 19 10 1 20 — - 25 9 75

5 7

f e r n e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E r ­ leuchtung. s. W ä r t e r u n d W ä r t e r i n n e n f ü r die n o r m a l m ä ß i g v e r p f l e g t e n Kranken. 23) Zw ey W ä rte r a 90 R t h l r ..........................1 8 0 --------a u ß e rd e m : freie B eköstigung am 4 ten gew öhnt. D ienstleutetisch N t. 96 26 6 freie W äsche . . 3 10 — „ A rznei . 1 21 6 101 28 — f e r n e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E rle u ch tu n g . 24) D re y W ä rte r a 80 R t h l r . . . . 240 ------au ß e rd e m : freie B eköstigung am gef w öhnl. D ienstleutetisch R th . 145 9 9 freie W äsche .. . 5 -------„ A rzney .. . 2 17 3 152 27 — f e r n e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E rleu ch tu n g . U ebertrag

42 0 — —

4817 13

6

Ausgabe.

Betrag pro 183y 34l N tl.S g .P f. R tlr-Sg-Pf. Uebertrag . 4 2 0 --------4817 13 6 25) Zwey Wärter a 72 Rthlr. . . . 1 4 4 --------außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch Rth. 96 26 6 freie Wäsche „

Arzney

.

.

.

3 10 —

.

.

.

l 21

6

101 28 ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 26) Zwey'W ärter a 60 R thlr. . . ; 1 2 0 --------außerdem:

freie Beköstigung am ge­

wöhnt. Dienstteutetisch Rth. freie Wäsche . . . . „ Arzney . .

96 26 6 3 10 — l 21 6 101 2 8 ™ ^

ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 27) Fünf Wärter a 48 Rthl.r. .

.

.

240 --------

außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt- Dienstleutetisch Rth. 242 6 3 freie Wäsche „

Arzney

.

.

.

.

8 10 — . 4 8 9 254 25 —

ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 28) Eine Wärterin zu . . . außerdem: freie Beköstigung am wöhnt. Dienstleutetisch Rth. freie Wäsche . . . „

Arzney

.

.

8 0 ---------ge­

48 13 3 1 20 —

.

— 25

9.

50 29 — ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 29) Eine Wärterin zu

.

.

.

Uebertrag.

7 2 ---------1076 --------

4817 13

6

B e tra g pro l8 3y 3V R tl.S g .P f. R tlr.S g .P f. Uebertrag . 1076 ------ 4817 13 6 außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch Rth. 48 13 3 freie Wäsche 1 20 — „ Arzney . — 25 9 A u s g a b e .

50 29 — ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 30) Eine W ärterin zu . . . außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhn!. Dienstleutetisch R th. 48 13 3 freie Wäsche . . 1 20 — „ Arzney . . . — 25 9

72 — —

50 29 ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 31) Zwey W ärterinnen zu 60 R thlr. . . 1 2 0 ----außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch R th. 06 26 6 freie Wäsche . . 3 10 — „ Arzney . 1 21 6 101 28 — ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 32) Eine W ärterin ä . . . . 4 8 ----außerdem: freie Beköstigung am ge-. wöhnl. Dienstleutetisch Rth. 4a- 13 3 freie Wäsche . . • 1 20 ■— „ Arzney . • . — 25 9 50 29 — fern er: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. 33) Zwey Wärterinnen zu 42 R thlr. . . 8 4 ------U ebertrag. 1400 ------ 4817 13 6

Ausgabe.

Betrag pro 183y 34. R tl.S g -P f. R tlr.S g.P f. Uebertrag . 1400 ----- 4817 13 6 außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch Nth. 96 26 6 freie Wäsche • . . 3 10 — „ Arzney . . 1 21 6 101 28 — ferner: Wohnung, Heitzung und Erleuchtung. ______ Ueberhaupt . 1400 — — 34) Da nach der bisherigen Observanz die neu eintretenden W ärter und W ärterin­ nen in den ersten M onaten unter dem geringsten etatsmäßigen Lohne ange­ nommen w erden, und erst mit den Jahren in den Löhnen steigen, so ist an W ärterlohn erspart und ist von obiger Sum m e in Abzug zu bringen . . 1 5 0 ------35) M ithin beträgt der Lohn für die W ärter der normalmäßig verpflegten Kranken . b. L o h n v o n 14 W ä r t e r u n d W ä r ­ t e r i n n e n f ü r di e 18 P e n s i o n a i r e . 1. B e s o l d u n g . 36) 3 a 90 R thlr 270 -----37) 5 a 80 R thlr....................................... 400------38) 3 ä 72 R thlr......................................... 2 1 6 ------39) 3 a 60 R thlr......................................... 1 8 0 ------Ueberhaupt 1066 -----40) Hinsichtlich der neu eintretenden, findet in Bezug auf die gringeten Lohnsätze dasselbe Verhältniß S ta tt, wie bey den W ärtern der normalmäßig verpflegten Kranken, daher werden erspart. . 1 5 0 ------41) M ithin beträgt der Lohn für die W är­ ter der 18 Pensionaire. . . . Uebertrag .

.

.

1250 — —

9 1 6 ------6983 13 6

A u s g a b e . U ebertrag 2. E m o l u m e n t e d e r s e l b e n 42) u n d z w a r f ü r d i e 3 e r s t e n freie B eköstigung am O ffiziantentisch . „ W a s c h e ........................................5 „ A rznei 43) f ü r

Betrag pro 1832/n R tl.S g .P f. R tlr S g P f. . . . 6983 13 6

217 2 9 6 — 2 17 A

225 16 9 d i e ü b r i g e n 11. freie B eköstigung am gew öhn­ lichen D ienstleutetisch . 532 25 9 „ W äsche . . . • 18 10 — „ A rznei . . . . 9 13 3 560 19 —

-ferner noch fü r alte 14 W o h n u n g Heitzu n g u n d Erleuchtung.c. S o n s t i g e s D i e n s t p e r s o n a l . 4 4 ) Köchin Lohn . . . . . außerdem : freie B eköstigung am O ffi­ ziantentisch . . „ W äsche . . . „ A rzn ey . .

ferner: Wohnung, Heitzung und E r­ leuchtung. 45) Zw ey K üchenm ägde ä 20 R th l r . . a u ß e rd e m : freie B eköstigung, a m ge­ w öhnt. D ienstleutetisth „ W äsche . „ A rzney .

ferner: W ohnung, Heitzung und E r­ leuchtung.

6 0 -------72 19 10 1 20 — — 25 9 75

5

7

4 0 -----96 26 3 10 1 21

6 —

6

101 28 —

46) H a u s - un d B ad em ag d . . . a u ß e rd e m : freie B eköstigN ng am ge­ w ö h n t. D ienstleutetisch

2 4 — —. 4 8 13

3

U e b e r tr a g .

4 8 13

3

7107 13

6

416



Ausgabe.

Uebertrag freie Wäsche „ Arzney

Betrag pro 1832/ 34. R tl.S g .P f. R tlr.S g .P f. 48 13 3 7107 13 6 1 20



— 25 9

ferner: Wohnung, Heitzung und E r­ leuchtung. 47) Viehmagd . . . . . . außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhn!. Dienstleutetisch „ Wäsche . „ Arzney . ferner: W ohnung, Heitzung und E r leuchtung. 48) Wäscherin . . außerdem: freie Beköstigung am Os fiziantentische . „ Wäsche . „ Arzney . ferner: W ohnung, Heitzung und Er leuchtung. 49) Zwey Waschmägde, eine 4 20 R thlr die andere 4 25 R thlr. außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch „ Wäsche „ Arzney . ferner: W ohnung, Heitzung und E r­ leuchtung. 50) Zwey Stallknechte 1 a 3 0 ., 1 4 38 R thlr, . . . « • « • außerdem: freie Beköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch Uebertrag .

50 29 20



48 13 3 1 20



— 25 9 50 29 — 6 0 -----72 19 10 1 20

-

— 25 9 75 5 7

45 96 26 6 3 10 — 1 21 6

101 28 —

6 8 ------

96 26 6 96 26 6 7300 13 6

A u s g a b e .

freie W äsche A rzney

Betrag pro I 8 3y 34. R tl.S g .P f . R t l r S g P f . U e b ertra g . 9 6 26 6 7300? 13 6 . , . 3 io — . . 1 21 6

101 28 — fe rn e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E r ­ leuchtung. 5 1 ) B ru n n en k n e ch t ._______________________________ 3 3 _ _____ au ß e rd e m : freie B eköstigung am ge­ w ö h n t. D ienstleutetisch 4 8 13 3 „ W äsche . . . 1 20 — „ A rzney . . . — 25 9 50 29 — f e r n e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E r ­ leuchtung. 5 2 ) Zw ey H a u s - u n d B adeknechte a 30 R th lr . .................................. au ß e rd e m : freie B eköstigung am ge­ w öhnt. D ienstleutetisch „ W äsche . . . „ A rzney . . .

6 0 --------96 26 6 3 10 l 21 6

101 28 — f e r n e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E r ­ leuchtung. 53) N a c h t w ä c h t e r .................................. au ß e rd em : freie B ekö stig u n g am ge­ w öhnt. D ienstleutetisch 4 8 13 3 „ Wäsche . . . 1 20 „ A rzney ° — 25 9

3 5 --------

50 29 — f e r n e r : W o h n u n g , H eitzung u n d E r ­ leuchtung. 54) G ä r tn e r . . . . . . a u ß e rd e m : freie B eköstigung am O ffiziantentische . » U ebertrag .

75 — — 72 19 10 72 19 10 7508 13

27

6

A u s g a b

freie Wäsche „ Arzney

e.

B e tra g pro 18--/,.-. R tl.S g .P f . R tlr .S g .P f . U ebertrag . 72 19 10 7508 13 6 . « . l 20 — . * . — 25 9

75 f e rn e r: W o h n u n g , H eitzung und E r­ leuchtung. 55) Tischler . . . . . . außerdem : freie Beköstigung a m O ffiziantentisch . 72 „ Wäsche . . . 1 „ Arzney . . —

5 1

1 0 0 -------19 10 20, 25 9

U V f e r n e r : W o h n u n g , Heitzung und E r ­ leuchtung. 56) T h o r s t e h e r ........................................ au ßerdem : freie B eköstigung am ge­ wöhnt. Dienstleutetisch 48 13 3 „ Wäsche . . . 1 20 „ Arzney . . — 25 9 le fe rn e r: W o h n u n g , Heitzung und E r ­ leuchtung. 57) B arb ier und K üster . . . . außerdem : freie Beköstigung am ge­ w öhnt. D ienstleutetisch „ Wäsche . . . „ Arzney . . .

3 5 --------

29 —

8048 13 3 1 20 — — 25 9 50 2 9 ^ 1 ?

f e r n e r : W o h n u n g , Heitzung und E r ­ leuchtung. 58) Z u Neujahrögeschenken fü r die zum O ekonom ie-Personale gehörigen D ienstbo­ ten a u f Anweisung der V erw altu n g sCommisston......................................... S u m m a T it. I.

6 5 -----7788 13 6

A u s g a b

6.

Betrag pro 183%4. R tlr.S g .P f.

59)

Tit. II. Z u r B e k ö sti g u n g laut S p e z ia l-E ta t Litt. c.............................................. 13981 18

9

60)

Sum m a T it. II. per ee Tit. III. Z u r B e k l e i d u n g laut S p e zia l-E ta t L itt. d

3

3303 18

Sum m a T it. UI. per se T it. IV. Z u r R e i n i g u n g . 61) Seife u. s. w. zur Reinigung der Wäsche und des Körpers fü r-200 Kranken und 61 Offizianten und D ienstleute, so wie für Anschaffung der Kehrbesen und des Lagerstrohes, überhaupt für 261 Personen per Kopf 1 R th lr. 20 S g r ........................................

435--------

Sum m a Tit. IV. per se Z u r An schaffung und U n t e r h a l t u n g der U t e n s i l i e n . 62) Auf Berechnung . . . . . .

1500 -------

S um m a Tit. V. per se T it. VI. A n H e i t z u n g s - M a t e r i a l i e n . la u t Spezial - E tat L itt. e

2034 8 10

Tit. V.

63)

Sum m a Tit. VI. per se T it. VII. F ü r B e l e u c h t u n g s - M a t e r i a l i e n . -64) laut Spezial - E tat L itt. f . ......................................

884

1 5

S um m a T it. VII. per se T it. VIII. F ü r A r z e n e y e n u n d B e d ü r f n i s s e z u m m e d i z i n i s c h - c h i r u r g i s c h e n Ge b r a u c h e . 65) a. Zu Arzneyen für 200 Kranken a 5 R thl. 22 S g . 4 Pf. pro Kopf, und für 57 Dienstleute a 25 S g . 9 Pf. per K o p f . 66) b. zu medizinisch - chirurgischen Bedürfnissen, wie von resp. a 200 Kranke, zu 8 S g r. per Kopf . Sum m a T it. VIII.

1197 24 5 53 10 — 1251

4

5



4-20 —

A u s g a b e .

Betrag pro 183*/s4.

R tlrS g .P f. TiL IX. Z u r

Anschaffn»g

und U n t e r h a l t u n g des V i e h s t a n d e S pro 182V31 Zuschuß, pro 1832/ 34 cessat. Tit. X. Z u r B i b l i o t h e k u n d s ons t i g e n w is s e ns c ha f t l i c he n S a m m l u n g e n . 67) Auf Berechnung ......................................

1 2 5 --------

Sum m a Tit. X . p er se Tit. XI. Z u r U n t e r h a l t u n g d e r G e b ä u d e . 6 8 ) Auf B e r e c h n u n g .............................................. 1288 9 3 Sum m a T it. XI. per se Tit. XII. An ö f f e n t l i c h e n A b g a b e n . 1 3 0 -------69) Für G rund-und C om m unal-Steuer Sum m a Tit. XII. per 86. Tit. XIII. F e u e r - V e r s i c h e r u n g s - B e i t r ä g e 115 16 r 70) a. Zur Versicherung der Gebäude : 30 24 — 71) b, desgl. für das ganze Inventarium . Sum m a Tit. XIII."~L 46lÖ 2 Tit. XIV. P e n s i o n e n f ü r di e i n d e r A n ­ stalt w e g e n eineS l ä n g e r n t r e u e r n D i e n ­ st es u n b r a u c h b a r g e w o r d e n e W ä r t e r u n d W ä r t e r i nnen. 72) Auf B e r e c h n u n g .............................................. 300 -------Sum m a Tit. XIV. per se. Tit. XV. 73)

A u s l a g e n f ür kl ei ne Di ens t r ei s en des V e r w a l t u n g s - P e r s o n a l s . Auf Berechnung . ......................................

2 0 --------

SUMMa T it. XV. per se.

T it. 74)

A r b e i t s ma t e r i a l für H a n d a r b e i ­ t e n de r I r r e n be i i h r e n A r b e i t e n . Auf Berechnung ...................................... XVI.

SUMM« T it. XVI p er se.

73 10 -

Ausgabe.

Be tra g pro 18 32/W N tlr S g .P f .

T it. XVII. G esch e n k e , B e h u f s A u f m u n t e r u n g d e r I r r en bey i h r e n Arbei ten75) Auf Berechnung . . . . . . . 1 5 0 ------S um m a Tit. XVII. per se. Tit. XVlir. Z u r E r g ö t z u n g d e r Z r r e n a u ß e r ­ h a l b d e r Ans t a l t . 76) Auf B e r e c h n u n g 84 13 4 S um m a Tit. XVIII. per T it. XIX. Z u m s a c h l i c h e n G e b r a u c h . 77) Auf B e r e c h n u n g

se.

80 — —

SUMMa Tit. XIX. per se!"

T it XX. R ü c k e r s t a t t u n g d e r Ue b e rsc h iisse , w e l c h e sich nach A b s c h l u ß d e r v o r i g e n Rechr i u ng e r g e b e n h a b e n , an die b e t h e i l i g t e n R e g i e r u n g s - B e z i r k e und zwar: 2. Coblenz \ b , T rier I zur jedesmaligen Berech-

1

c. Aachen il. Cöln e. Düsseldorf

> nung nach den darüber be­ 1 stehenden Borschrifteil 5400 ------1 S um m a Tit. XX. per se. ' ' T it. XXI. An a u ß e r g e w ö h n l i c h e n A u s g a b e n und zwar: 79) 2. An Botenlohn zur Berechnung . . . 1 0 ----80) b. Zu unvorhergesehenen A usgaben, auf besondere Anweisung der V erw altungs-C om m ission und zur Abrundung des E ta ts 664 12 t W i e d e r h o l u n g .

S um m a T it. XXI.

T it.

I An Besoldungen II. Z ur Beköstigung H L Z ur Bekleidung

« . .

. . ,

674 12 t

7788 13 6 13981 18 9 . 3303 18 3

Uebertrag' 25073 20 6

Betrag pro lS 32/ 3iR ttr S g .P f Uebertrag 25073 20 6 .............................. 435 ----IV. Zur Reinigung . 1500 -----v . Zur Unterhaltung der Utensilien . 2034 8 10 VI. Zur Heitzung i 884 1 5 VII. Zur E rleu ch tu n g ...................................... VIII. Zue Arzneyen und Bedürfnissen zum medizinischchirurgischen G e b rau ch ...................................... 1251 4 5 IX. Zur Anschaffung und Unterhaltung des Vieh­ ..................................................... standes X. Zur Bibliothek und sonstigen wissenschaftlichen Sammlungen . . . . . . . 1 2 5 ----XI. Zur Unterhaltung der Gebäude * 1288 9 3 XII. An öffentlichen A b g a b e n ............................... 1 3 0 -----XIII. Feuer-Versicherungs- Beiträge . 146 10 2 XIV. Pensionen . . . . . . . 300 -----XV. Auslagen für kleine Dienstreisen des Verwal­ tungspersonals ............................... ....... 20 — XVI. Arbeitsmaterial für Handarbeiten der Irre n 73 10 — XVii. Geschenke Behufs Aufmunterung der Irre n bey 1 5 0 -----ihren A r b e i t e n .............................................. 84 13 4 XVIJI. Zu Ergötzung der Jrrre n außerhalb der Anstalt 3 0 -----XIX. Zum kirchlichen Gebrauche . 5400 ------ > XX. Rückerstattung der Überschüsse . 674 12 1 XXL Zu außergewöhnlichen Ausgaben . Ausgabe.

Wiederholung,

Sum m a aller Ausgaben. 39600 ----- S c h lu ß d es E t a t s . Die Einnahme beträgt „ Ausgabe „ Balancirt.

39600 R thlr. 39600 R thlr.

S p e c i a l - E t a t Liber die Landwirthschaft und V iehstands - N utzung a u f die J a h re 1832, 1833 « 1834.

Bes i t zs t and. A. L a n d w i r t h s c h a f t .

M org. R u th . D a s nutzbare G rundeigenthum der H eilanstalt besteht in 49 M org en 39 R u th en . Diese werden benutzt: a) a ls W ein g ärten 2 — d) als G a rte n und Ackerfelder . . . . . 35 133 c) als J rre n g ä rte n 7 86 d) a ls Wiesen. 4 — S u m m a wie oben 49 39 Betrag Betrag E i n n a h m e . im Einzelnen im G anzen. R th l. S g .P f . R t h l S g P f . A. B e y d e r L a n dw i r t h s c h a f t . 1 V on 2 M orgen W e in g ä rte n , nach oem Durchschnitt pro 1 8 % pro M o rg en 7 E i­ m er 23 Q u a rt W ein (trü b ) machen 14 Eim er 46 Q u a rt, nach dem D urchschnitts­ preise pro 1 8 % a 2 R th . 16 S g r. 8 P f. 37 22 1 An W eintrauben einen W erth von 1 R th . 2 P f. pro M orgen beträgt fü r 2 M o rg en 2 — 4 W erth der W eintrester pro M o rg en 16 S g r . 8 P f. . . . . . . 1 3 4 Summa. 40 25 9 II. V on 35 M o rg en 133 R u th e n G a rte n und 1000 20 8 Ackerfeld zu 28 R th tr. pro M o rg en M . V on 7 M o rg en 86 R u th e n Jrre n g ä rte n nach dem Durchschnitt pro 1 8 % pro M o r­ 85 13 7 gen 11 R th lr. 12 S g r . 10 P f. b eträgt . XV. V on 4 M o rg en trocken gelegten Teich fü r diese 3 J a h re ä 115 R th l. 2 S g r . ange­ 38 10 8 nom m en, b eträg t pro J a h r V. V on circa 200 S tück trag b aren O bstbäu­ men nach dem Durchschnitt pro 1 8 % an 25 7 4 verschiedenen O bstsorten einen W erth von S u m m a A, von der Landwirthschaft

1190 18

Besitzstand. B.

V ie h s ta n d .

D ie Anstalt h ä lt, B ehufs ihres Fuhrwerks, so wie ihrer H ausund Landwirthschaft w egen , a> 4 Pferde, zugleich zum Spazierenfahren und R eiten der Kranken, b) 10 Kühe zur G ewinnung der nöthigen M ilch, c) 6 Esel zum Herbeyschaffen des Wassers und d) eine nicht zu bestimmende Anzahl von Federvieh, welches zum Abschlachten in der Küche bestimmt ist, zugleichaber zurErgötz­ ung der Kranken und Belebung der H öfe dient. E i n n a h m e .

Betrag Betrag im Einzelnen. im Ganzen. R t h l.S g .P f .R t h l.S g .P f .

B, B e y d e m D i eh s t ä n d e . VI. Nach dem Durchschnitt pro 1828/ 30 ist dee

Ertrag an.M ilch einer Kuh (das Jahr zu 310 M elktage angenommen) per Tag ä 7 l/ i 55 Q uart oder per volles Jahr a 2172 Q u a rt ermittelt w orden, mithin für 10 Kühe 21,720 Q u a r t , wovon 10/n oder 19,745 5/ tl Q uart als M ilch verbraucht a 1 S g r ............................................... 658 y ii oder 1974 6/ lt Q uart im Verhältniß der V erwendungsart pro l 8 28/ 30 a 129 l/ t. Q uart S a h n e ä 4 S g r . . . . , und 87 % 7 Loth B utter pro T a 5 S g . b e t r a g e n ................................................ 14 An M olken und B utterm ilch, pro U B utter 2 S g r . . . . . .

5, 5

17 8 — 16

t

5 24 5 ~

695 23 11

VII. Eben so der Ertrag vom Federvieh nach

dem Durchschnitt pro l8 28/ 3» zu 9 Schock 2 7 % Eier, a 15 S g r .............................. 4 und für junges Federvieh . . .

21 11 2 19 2 ”

7 11

U ebertrag. 703

1

5 —

Betrag " Betrag imEinzelnen. im Ganzen. Rthl.Sg.Pf. Rthl Sg.Pf. Uebertrag — -----703 5 VIII. Angenommen, daß von den 4 Pferden der Anstalt alle 3 Zahre eines unbrauch­ bar , und ein solches für 15 Rthlr. ver­ kauft wird, so kommen hier zur Rechnung 5 ------ Für verkaufte fette Kühe, kömmt nichts in Einnahme, weil der Erlös zum Wieder­ ankauf milchgebender Kühe verwandt wird. Angenommen, daß von den 6 Eseln dev Anstalt alle 3 Jahre einer unbrauchbar, welcher für 1 Rthlr. verkauft w ird, so kömmt hier in Einnahme . . . — 10 •— Werth der Haut vom Vieh, welches etwa durch Krankheit umkömmt . . 2 12 5 7 22 5 7 4 ------IX. An Dünger einen Werth von Einnahme.

Summa B. bey dem Viehstande . Da die Pferde und Esel der Anstalt keine baare Geld - Einnahme bringen, so bleiben solche hier außer Berücksichtigung.

. 784 27 5

Ausgabe. A. Bey der L a n d wi r t hschaf t . I. Für die Bearbeitung des Weingartens nach dem Durchschnitt pro 1828/ 30 • II. Für die Bearbeitung der Gärten und Felder, nach dem Durchschnitt pro l8 28/ 3» III. Zum Ankauf von Sämereym, Pflanzen, Bäumen, Stangen ü. s. w. . IV. Werth des Düngers: I. vom eigenen Vieh . * . 74 — II. Werth des Schaafdüngers . . 32 — III. Werth von Gy-ps und Kalk . 3 4 V. Für Anschaffung und Unterhaltung der Landwirthschafts-Geräthe, welche zu wirk-

*

40 14 — 220 ------9 0 -------

109 4 9

Uebertrag 468 18 9

Betrag Betrag imEinzelnen im Ganzen. R th l. S g .P f. R th l.S g -P f. U e b e r tr a g 468 18 &:■

A u s g a b e .

lichen Feld- und Garten-Arbeiten gebraucht werden, als: Pflug, Egge, W alze, Grab­ schippen, Karste, Rechen und G artenin­ strumente ,

endlich ein Wagen zu Ernd-

te- und D ü nger-Fuhren, welcher zugleich 8 0 ---

zu allem andern Fuhrwerk benutzt wird Stimmet A. bey der Landwirthschaft B. B e y dem V i e hs t a nd e . Für

Fütterung a.

und

den

548 18

9

Lagerstroh. jeder Kuh täg­

Heu,

beträgt auf 10 Kühe 170

Centner 20 N ,

nach dem Durchschnitts­

U



K ü h e n.

V I. Für 156 Tage des Jahrs, lich 12

..

preise pro 1828/ 30 a 16 S g r. 9 y i P f. per Centner

*

.....................................................

95 7

$

190 13

4

. 196 26

4

Z u r Gewinnung des nöthigen grünen Futters und Wurzelwerks per Kuh l M o r ­ gen Feld, macht für 10 Kühe 10 M o rg en , welche anzunehmen sind: 1 )

4 M rg . von der Gartenländerey p. M r g . ä 32 Rh. 9 S g . 3 P f. — R th . 129

7 -

2) 2 M rg . von den Jrrengärten a 11 R th l. 12 S g r. 10 P f .

. 22 25

3) 4 M rg . vom trocken gelegten T e i c h ...................................... 38

10

8 8

F ü r jede Kuh täglich 18 & S tro h zu Hechsel und S tre u , macht auf 10 Kühe 597 Ctn. 30 T ,

nach dem Durchschnittspreise pro

1828/ 30 a 9 S g r. 10 2/ 3 P f.

..

Nach dem Durchschnitte pro1828/ 30

2 44

Stück Oelkuchen, zu dem Mittelpreise von 7 P f. per Stück macht

.

.

Werth von Gries und Kleie >

.

4 22

*

. 2 0 ---------

4 507

9

Uebertrag . ' 5 o F T

8, §

Betrag Betrag imEinzelnen. im-Ganzen. Nthl. S g .P f. Nthl S g .P f. Ueberttag . — —-. — 507 9 3 b. D e n P f e r d e n . Jedem Pferde täglich 4 Metzen Hafer z also auf 4 Pferde 365 Scheffel Hafer, nach dem Durchschnittspreise pro 1828/ 30 ä 22 S g r . 11 /z Pf. . . . . 279 4 & Jedem Pferde täglich 10 U H eu, also auf 4 Pferde 32 Centn er 80 % per Cent­ ner a 16 S gr. 9 % P t • • . , 74 8 8 Jedem Pferde täglich 10 N S troh , also auf 4 Pferde 132 Centner 80 K pro Centner a 9 Sgr. 10 2/ 3 P f. . . . . 43 22 6 AuSgabs.

c. D e n E s e l n . Jedem Esel täglich 1 Metze H afer, also auf 6 Eseln per Jahr 136 Sch. 14 Metz. 104 20 6 Jedem Esel täglich 5 U H e u , machen 99 Centner 60 T . . . . 55 21 6 Jedem Esel täglich 5 K S tr o h , machen 99 Centner 60 T . . . . . 32 24 5

397

5 11

d. D em F e d e r v i e h . Nach dem Durchschnitt pro 1828/ 3o jährlich 19 Scheff. Hafer per Sch. a 22 S g . 1 1 1/ 3 P f. VII. Zum Ersatz des abgestandenen oder un­ brauchbar gewordenen Viehes. Alle 3 Jahre ein Ersatz-Pferd für 90 R th., wovon also y 3 hier in Ausgabe kömmt mit 3 0 ----- .Zum Ankauf milchgebender Kühe kommt nichts in Ansatz, weil die Ausgabe durch den Erlös verkaufter fetter Kühe gedeckt wird. Alle 3 Jahren 1 Esel für 15 N thl., also der 3te Theil in Ausgabe mit . , 5 ------Für etwaigen außerordentlichen Ersatz des Viehes wegen Krankheit . . . 21 3 8 w ~

193

6 5

Uebertrag

.

.

14 15 11

56 3 8

. 1168 11 7

B etrag Betrag imEinzelnen. im Ganzen. R thl. S g .P f. R thl.Sg.Pf. Uebertrag . . - 1168 11 7

Ausgabe. Ad E x t r a o r d i n a r i a .

VII. Für Hufbeschläge, Medizin, thierärztliche

Behandlung und Stierlohn . . . 3 3 ------Für Anschaffung u. Unterhaltung sammt* licher, den Viehstand betreffender Ge­ rätschaften . . . », , . 4 0 ------73 - Summ a .

Ab s c hl uß.

..

. 1241 11 7

Ber der Land- Der dem wirthschaft. Viehstand. R thl.S g.Pf. R thl.S g.P f. R thl.Sg.Pf.

Die Einnahme ist * Die Ausgabe ist

. 1190 18 — 784 27 5 1975 15 5 . 548 18 9 1241 11 7 1790 — 4

»uoifct f Ueberschuß 1 Deficit . .

. 641 29 3 -------------- 456 14 2

185 15 1 - - -

Speise-Etat auf die Jahre 1832, 1833 und 1834, Von den Beam ten und Offizianten erhalten : a. d e n II. T i sch 1 zweyter Arzt und W undarzt, 1 ärztlicher Gehülfe. 2 Personen b. den III. o d e r s o g e n a n n t e n O f f i c i a n t e n t i sch 1 Kanzlei - Gehülfe, 1 O berwärter, 1 Vice - Oberwärter, 1 Ober­ wärterin , 1 Köchin, 1 Wäscherin, 1 G ärtn er, 1 Tischler. Außer­ dem werden von diesem Tische beköstigt, 3 vom Wärterpersvnal der Pensionaire. Ueberhaupt 11 Personen. Ferner werden noch zum Dienste der Anstalt gebraucht: 1 P fört­ ner, 2 Küchenmägde, l Hausmagd, 2 Waschmägde, 1 Viehmagd, 2 Stallknechte, 1 Brunnenknecht, 2 Hausknechte, l Nachtwächter, 1

Barbier, 14 Wärter und 8 Wärterinnen und 11 vom Warterpersonal der Penstonaire. Zusammen 47 Personenwel che die Normal - .Ver­ pflegung erhalten. Von den Kranken erhalten: 8 den I. Tisch. . 10 den UL „ . . 182 Kranke die Normal-Verpflegung .

8 10

.

.

18

S . 200 Kranken. Betrag. K o s t e n - B e r e c h n u n g.

Rthl. Sg. Pf.

1) F ü r den I. Tisch.

fü r 8 Kranke zu l i S gr. 11 y 3 Pf. täglich oder 145 R thlr. 9 S gr. 9 Pf. . . . . . . . 1162 18 — 2) Fü r den II. T isch : für 2 Offizianten a 100 R thlr. jährlich*) . » 200 ------3) F ü r den H I. o d e r O f f i c i a n t e n - T i s c h : und zwar zu 5 Sgr. 1 1 4/ 3 P f. täglich oder 72 R thlr. 19 S gr. 10 Pf. jährlich a. fü r 11 Officianten und Dienstleute Rth. 799 8 2 d. „ 10 Kranken . . . . „ 726 18 4 1525 26 4)

6

F ü r den IV. T isch o d e r di e N o r m a l - V e r pflegung und zwar 3 S gr. 117/ 9 Pf. täglich oder 48 R thlr. 13 Sgr. 3 Pf. jährlich a. fü r 47 Dienstleute. « . R th lr. 2276 22 9 b. „ 182 Kranke „ 8816 J 1 6 11093 Summa aller Speisungskosten

4

3

13981 18 9

*) Die beiden Geistlichen der Anstalt haben ebenfalls Anspruch auf die Beköstigung von dem II. Tische; dieselben erhalten aber statt derselben ihrem Wunsche gemäß eine baare Geldentschädigung von 100 R thlr. pro Kopf und Zahr. vid. Hauptetat litt. a. T it. !. der Ausgabe B.( pos. 15 und 16.

Speci al -Et at über die Beschaffung und Unterhaltung der Kleidungsstücke auf die Zahre 1832, 1833 und 1834. e g e n st a n d. 1)

B e tr a g . R th l.S g .P f. R th l.S g .P f.

I. F ü r 120 m ä n n l i c h e Z r r e n . 240 Stück Hemden 4 3/ 4 Elle Leinewand a 5 S gr. . . — 23 9 Näherlohn (werden in d. Anstalt gefertigt) Für Zwirn und Band . . - — 2 — — 25

240 Paar leinene bunte Strümpfe ä 12 S g . 240 Paar farbige woll. Strümpfe a 15 S g . 160 S t. bunte baumw. Halst, a 7 S g-8 P f. 120 S t. bunte lein. Schnupftücher a 7 S g . 60 S t. Tuchkappen nt. led. Schirm ä 22 S g . 7) 12 S t. gew. baumw. Nachtmützen a 8 S g . 8) 60 S t. Zacken von buntem Drillich: 4 Ellen Drillich ä 8 S gr. . 4 Ellen Futter a 4 S gr. . y 2 Dutzend bleierne Knöpfe Macherlohn . . . . .

9

2) 3) 4) 5) 6)

206 — — 96 — — 120



40 26 8 2 8 -----4 4 -----3 6 — 1 2

-



16 — 6

— 7 6 1 26 — 112

9) 120 Paar Beinkleider von buntem Drillich 4 Ellen Drillich a 8 Sgr1 Elle Futterleinwand a . 10 Stück bleierne Knöpfe. Macherlohn . . . .

1 2

Uevertrag.

-



--

4 -



7 —

10

1 13 10 10) 60 Jacken von melirtem, blauem oder braunem Tuche 2 Ellen Tuch a 25 S gr. . 2 Ellen Futterleinwand für die Ermel ä 5 Sgr.



175 10 -

1 20 10

-

2



825

12 8

D e t r a H .

G e g e n s t a n d .

Rthl.Sg.M Rthl.Sgr.«pf. U ebertrag. r ------ 625 '12 8 4 S gr. . — 8 — . . . — 3 — . . . — 9 —

2 M en Futterleinwand a 1 Dutzend Knöpfe . M acherlohn. . .

2 20



100 -----11) 60 P aar Beinkleider von melirtem blauem oder braunem Tuche 2 Ellen Tuch ä 25 Sgr° 4 Ellen Futter a 4 Sgr. 10 Stück bleierne Knopfe . Macherlohn ..........................................

1 20 16

— — —

— —

10 8 —



2 14 10 149 20 —

12) 60 Stück Kittel von buntem Drillich 7 Ellen Drillich a 8 S gr. . 3 Ellen Futterleinwand a 4 S gr. 1 Dutzend bleierne Knöpfe. M acherlohn..........................................

1 26 — 12 — — 1 — — 8 — —

2 17 — 154 13)

40 Stück kurze runde Röcke von blauem oder braunem Tuche 4 Ellen Tuch ä 25 S g r. . . 3 3 Ellen Futter a 4 S g r. . . . — 14 Stück Knöpfe . . . . — Macherlohn . . . . —



10 — 12 — 5 — 16 —

4 13 ^ 177 10 — 14)

22 Stück Capots von Biber 5 Ellen Bieber a 24 S g r. . 4 Ellen Futter ä 4 S g r. .

. .

.

4 ------— 16 —

Uebertrag . 4 16 —

1466 12 8

Gegenstand.

B e t r ag. R th l.S g .P f. N th l.S g.P f. . Uebertrag . 4 16 — 1466 12 8 i Dutzend Knöpfe . , .— 5 — M a c h e r l o h n .................................... — 15 — 5 6 — 114 12 — 15)

2 Schlafröcke von buntem Drillich mit Flanell 8 Ellen Drillich a 8 S gr. . . . 2 4— 8 Ellen Flanell a 7 S gr. . . 1 26 — 1 Dutzend Knöpfe . . . . — 5— M acherlohn — 10 — 4 15 —

16)

3 Westen mit Ermel vom stärksten bun­ ten Drillich , mit Leinwand gefüttert und Knöpfen zum Anknöpfen der Hosen: 4 Ellen Drillich ä 8 Sgr- . . . 1 2 — 4 Ellen Futter a 4 S gr. . . . — 16 — 1 Dutzend bleierne Knöpfe . . — i — Macherlohn . . . . — 7 6

1 26 6 17) 3 Paar Hosen vom stärksten bunten D rillich mit Leinwand gefüttert: 4 Ellen Drillich a 8 S gr. . . . 1 2 — 4 Ellen Futter ä 4 Sgr. . . . — 16 — 10 Stück bleierne Knöpfe . . . ----------10 Macherlohn » — 8 —

9 — —

5 19 6

1 26 10 18) Für die Unterhaltung in Schuhen aRth. 2 12 S gr. per Kopf und Jahr . 19) 8 Paar Pantoffeln a 1 Rthlr. . 20) 120 Paar Hosenträger von Drillich a 4 Sg° 21) 60 Schürzen von grober Leinwand: 2 y2 Elle a A S g r Uebertrag.



5 20 6 288------8 -------1 6 ------10 — 10



1913 4 8

G e g e n st a « d.

B e tr a g . Rthl. Sg. Pf. Rthl.Sg.Pf.

Uebertrag . - 10 — 1913 4 8 Schnur und Band . . . . — 1 — (werden von den weibl. Kranken gefertigt). — u

22) 4 Bademäntel von Flanell: 8 Ellen Flanell a 8 Sgr. . Macherlohn^snichts wie bey 21) Band und Zwirn



2 2 -------

2 4 1 6



2 5 6 8 22

23) 120 Paar Fausthandschuh v. Wolle ä 6 S g . 24) 2 Zwangswesten vom stärksten bunten Drillich 4 y i Elle Drillich a 8 Sgr. 4 y 2 Elle Futter ä 5 Sgr. Macherlohn « • Zwirn und Band.

24 — 1 6 — —

22 6



11



6

3 6

2 13 6 25) 1 Zwangshose v. stärksten bunten Drillich 1 10 — 5 Ellen Drillich ä 8 Sgr. . — 25 — 5 Ellen Futter ä 5 Sgr. . 1 1 Dutzend bleierne Knöpfe. — 9 — Macherlohn - 1 9 Zwirn und Band 2 16 9 —

26) Reparatur der Kleidungsstücke ä l Rthlr. pro Kopf o Summa oder pro Kopf II. fü r 80 wei bl i che I r r e n : 27) 160 Hemden 4*4 Elle Leinewand ä 5 Sgr.

4 27 —



2 16 9 120

-

2095 10 5 17 13 10

-

22

6

Uebertrag . — 22 6 28

Gegenstand. Nthl.Sg Pf. Uebertrag. — 22 6 Macherlohn (werden in der Anstalt gef ) ------- — für Z w i r n . ................................. — 1 6 — 24 — 28) 160 Paar bunte lein. Strümpfe a io Sgr. 29) 160 Paar wollene Strümpfe a 12 Sgr. 30) 40 Stück Halstücher von buntem baum­ wollenem Zeuge ä 7 Sgr. 8 Pf. . 31) 80 Stück Halstücher von bunt- carolirter Leinwand ä 7 S g r........................................... 32) 80 Stück Schnupftücher von dgl. a 5 Sgr. 33) 80 Stück Unterleibchen v. buntem Drill1 Elle D r i l l i c h ................................ — 8 —1 Elle Futterleinwand . . . . — 5 — (Macherlohn ccssat wie ad l) . . — -----Schnur und Zwirn . . — 10 — 14 6

Betrag. Rthl. S g .P f. ----------

1 2 8 -----53 10 — 6 4 -----10 6 8 1820 — 13 10 —

38 20 — 34) 40 Stück Röcke von bunter Leinwand 5 Ellen Leinewand ä 7 Sgr. ° Macherlohn (cessat wie ad l) . Schnur und Zwirn . . .

15 — ---------------

.

.— 2 — 1 7—

35)

1 3

36)

49 10 -

40 Stück Mieder von bunter Leinwand 3 Ellen Leinewand a 7 Sgr. . . — 21 — 2 Ellen F u t t e r .................................... — 10 — Macherlohn (cessat wie ad i) . ------------Schnur und Zwirn . . . . 2 —

40 Stück Röcke von Biber 3 Elle Biber ä 24 Sgr.

. Uebertrag .

.



44 -

2 24 — 2 24 —

419 16 8

G e g e n st a n d.

M acherlohn . S c h n u r und Z w irn

Betrag. R t h l .S g .P f . R th l.S g .P f. U ebertrag . 2 24 — 419 16 8 . . . 6 — ... , — l 6 3 1 6

37)

40 S tück M ieder von B ib et 2 E llen B iber A 24 S g r . 2 E llen F u tte r a 4 S g r . . M a c h e rlo h n . . . . S c h n u r und Z w irn > .

122

. . .



.1 18 . — 8 „ ~ 7 — . — 2 — 2 5 —

38)

40 Stück M ieder von buntem baum w ol­ lenen Zeuge 3 Ellen Baum w ollenzeug a 10 S g r . 1 ----2 Ellen F u tte t a 4 S g r . . . . —8 — S chnur . . . . > . — 2 — M acherlohn (cessat wie ad 1) . . ----------- — 1 10

86 20



53 10

39) 40 S tü ck Röcke von buntem L au m w o llenzeuge 5 -Ellen B aüm w ollenzeug A 10 S g r . i 20 — 1 Elle Besatz a . . . . . — 5 — S c h n u r und Z w irn . . . . — 2 — 1 27 76

40) 80 Unterröcke von grau er Leinewand 4 Ellen Leinew and a 4 S g r . . Z w irn , B an d rc. . * -« M acherlohn tute ad 1 . . .

> — 16 —. — l — — — 17

41)



80 H auben von buntem baum w ollenem Zeuge m it Leinewand g efü ll. A 0 S r .

45 10 — 16

U ebertrag . 818 26 8

B e tr a g . Mhl. Sg^ Pf.

e g e n st a n d.

R th l.S g P f. UeberLrag . 818 26 8 42) 80 Schürzen von buntem Drillich 2 l/ z Ellen Drillich ä 8 Sgr. . Zwirn Band. • . ° Macherlohn (cessat wie ad 1) .

. — 20 — « — L— .

---------------

21



56

43)

-

40 Schürzen von buntem baumwollenem Zeuge 2 yi Elle baumwollen Zeug a io S g . — 25 — Band und Zwirn . . . . — 1 6 Macherlohn

(cessat

wie ad 1)

— 26 6

35 10 — 44) Für die Unterhaltung in Schuhen ä 2 Rthlr. 1 Sgr. 7 Pf. pro K op f. 164 6 8 45) 6 Paar Pantoffeln ä 20 Sgr. . 4 —— 46) 2 Stück Schlafröcke von buntem Drillich mit Flanell gefüttert 8 Ellen Drillich a 8 Sgr. . . . 2 4 — 8 Ellen Flanell ä 7 S g r........................ 1 26 — Schnur, Zwirn und Macherlohn . >—15— 4 15 — 9

47) 6 Kittel vom stärksten bunten Drillich 8 Ellen Drillich a 8 S gr. . . 2 4 — Zwirn, Band rc. . . . . — 2 6 Macherlohn

(cessat wie ad l)

2

6

6

13 9 -

48) 3 Bademäntel von Flanell 8 Ellen Flanell a 8 Sgr. Zwirn und Band . .

.

2 4 —

,

Macherlohn (cessat wie ad i) 49) 80 Paar Fausthandsch. v. Wolle L 6 Sgr.

. — 2 6 2 6 6

6 19 6 1 6 ------Uebertrag. 1123 U 10

Gegenstand.

betrag. R th l.S g .P fR thl.S g-P f. U ebertrag. 1123 11 10

50)

2 Zwangswest.'v. stärksten bunt. Drillich 4 / r Elle Drillich A 8 S g r. . . . 1 6 — 4 /r Elle Futter A 5S gr. . . . — 22 6 Zwirn und Band . . . . -- L — 11 6 M a c h e r l o h n ................................— 2 13 —

51)

Reparatur d. Kleidundsst. A l Nth. p. Kopf

4 26 — 8 0 -------

Sum m a oder pro Kopf

1208 7 10 15 3 i

Wiederholung. D ie Bekkeidungsst. für 120 männl. Irre n betragen „ „ „ 80 weibl. „ „

2095 10 5 1208 7 10

M ithin betragen die Bekteidungskosten überhaupt

3303 18 3

S p ez i a l - E t a t über das Feuerungs-Material der Irren-Heilanstalt zu Siegburg auf die Jahre 1832, 1833 und 1834.

F e u e r u n g s m a t e r i a l. der F eu eru n g en .

1): Zur Heizung von 36 Oesen pro Jah r . . 2) Für die Bäckerei . . 3) Für die Koch- u; Wasch­ küche .......................... 4) Für dieOeconomieküche 5) Für die Badeküche. . 6) An Deputaten für die Beamten: a l s : a) dem Director . . k) Zweyten Arzt . «?)- ,, ärztl. Assistenten U) „ eyang. Geistlichen «) „ kathol Geistlichen f) „ Verwalter .. . g» » Oeconomen . , F e r n e r ist noch e r ­ forderlich: 7}, an Thonerde zum. Ver­ mischen des. Grieses . 8)i an Schwefelholz . °

S tein­ I Brand­ ! | 1 ? Schanz­ Klafter-8'L gries. holz. kohlen., holz. °Schf.Mtz. Kar. ® S. Ctnr. D Schck.St. Klft.Kbf. Ctnr. Ä 1 Stroh.

63 48;

___

11 31lÄ 18

9 105 3 2>/s 61 47 — 1 10 a 1 46 85 48 — 12 80 3 70 1 90 7 30 1 90 9 10 3 70 —

3 _

2332: 15

5p9 55 —

57 11 — __

54 72 54

-2 ■___ — 54 2 54 1 —

327 8 100 42 8 200. — 42 8 250 100



— —

___ ___

— __

20





Summa u . 155

— —



99 91 50'/, 101

F

400:

| 599 55 3453 j 2; 20

400

G e l d - B e r e ch n u n g. ^ ^ L F nri 9 9 Wpggenftrol), nach dem. Durchschnittspreise von 18-b/^, per Ctnr. 9 S gr. 11 Pf, / . . . ol 5,01A Schanzen, dito pro Schock I R tlr. 25 S g Klafter 42/.K bfß Holz, desgl. pro Klaft. 5 Rth. 25 S g. 2 P | 4) o99 Ctnr. 55 Ä Steinkohlen, dito pro Ctnr. 15 S g r. ^ Scheff. 2 Metz. Brandgries, dito pro Scheffel 8 S gr. d) 20 Karrer Thonerde,, dito pro Karre 16 Sgr. 8 Pf. . . 7) 400 Paketchen Schwefelholz, dito pro Paketchen 3y2 Pf. .

S u m m a der Heizungskosten .

Rthlr> 38 168 592 299 920

S gr. Pf. 9 4 11 3 9 22 6 25 11 4 3 26 8

2034

a

10

S p e z i a l - E t a t ü b er das C rleu c h tu n g sirtate rjal fü r die Z rre n -H e ila n s ta lt zm S ie g b u rg a u f die Z ah re 1832, 1833 u n d 1834. Erlevchtungsmaterial. g’

B e z e i c h n u n g der Erle uchtungen.

C tn r . a n Z ü ndlicht . . . . .

U

D tz.

Q U

— . —

-----

— — .—

— — —

-—

— —

— —

— ----

— ■— — —

— — — —

— 4

— — 3

Loth.

s

c

=3

CO

Ä

I

F ü r d ie A n s t a l t :

1 ) Z u 5 P fa h lla te rn e n jährlich 2 2 ) Z u 27 F lu rla m p e n „ . 11 3) Z u 50 S tu b e n la m p e n jä h rt. 22

Sum m a

S'

.

8



53 I — 34 4 / 38 1 4 /iß 107 —



28% —

— — — —

—' — — —

— — — —







— —

— —



45

13 1 1 5 %

12 / e 200

60 48 64 48 96 60 1 — —

00

I.

I« 5 e»

.1 ?

B re n n ö l,



350 —

350

4.

3

G e l d - B e r e c h n u n g . R tlr , S g . P f . 1 ) 4 5 /9 C tn r. g e lä u te rte s B r e n n ö l , nach dem D u rch ­

2) 3) 4) 5)

schnittspreise von 1 8 28/3o. per C tn r. 16 R th 1 5 / S g . 588y6 Ä T alg lich ter, dito per Ä 5 e>g. /$ P f. . 350 D utz^ud Lam pendochte, dito per D utzend 3 S g . 4 « D och tg arn , dito per % 1 8 / S g r . . 3 U Z ündlicht, dito per U 2 1 / S g r . . .. S u m m a der E rleuchtungSkosten

745 9 5 99 3 6 3 5 ------- -----------2 14 — 2 4 6 884

1 5

Acht zehnt es

Ka pi t e l .

Direction der Anstalt. Die Stellung und Wirkungssphäre des Direktors betreff send verweise ich auf das darüber in dem vierzehnten Kapitel des ersten- und dem zehnten Kapitel des zweyten Abschnit­ tes, so wie an manchen anderen Stellen dieser Schrift gesag­ te; — und dann auf die hier folgende Di e n s t a n we i s u n g . §.1. Dem Direktor und ersten Arzte der Anstalt, ist unter der Auf­ sicht des Ober-Präsidiums*) neben der Behandlung der Kranken,, die allgemeine Zeitung aller Angelegenheiten der Heilanstalt, und die Hand­ habung der in dem gegenwärtigen Regulativ gegebenen Vorschriften anvertraut Er ist, in allen Verwaltungssachen das Organ der eben­ genannten, ihm vorgesetzten Behörde, daher alle, die Anstalt betreffen­ den Befehle und Anordnungen derselben, zuerst an ihn gelangen, so wie auf der andern Seite alle Berichte an dieselbe, u. s. w. von ihm erstattet werden. § 2. Alle Beamten der Anstalt, und namentlich der Verwalter, der Oeconom, der Secundär Arzt, der Oberwärter und die OberwärLerin und die bey der Anstalt angestellten Geistlichen sind ihm unterge­ ben, und müssen seinen Anordnungen, insofern sie sich auf die Anstalt

*) Während der ersten drey Jahre stand die Anstalt unmittelbar un­ ter dem Königl. Oberpräsidium in Coblenz, an dessen Stelle späler, als nächste obere Behörde, die Verwaltungs-Commission trat. lS, d. nächste Kapitel.)

beziehen, und den in diesem R e g u la tiv * ) e n th alte n en V orschriften nicht Zuwider lau fe n , F olge leisten. §. 3. I n noch strengerem S in n e ist ihm das ganze u n te re D ienstper­ so n al der A n stalt u n terg eb en u nd zum G eh orsam gegen ihn verpflich­ te t. Auch h a t er alle In d iv id u e n desselben, von dem O b e rw ä rte r u n d der O b e rw ä rte rin a b w ä rts , nach G u tfin d e n in den D ienst der A n stalt au fzu n eh m en , u nd sobald er sie dazu f ü r u n tau glich e rk en n t, a u s dem ­ selben zu entlassen. H iebey w ird er sich, w as den zu bew illigenden Lohn b etrifft, a n die B estim m un gen des E ta ts b in d e n , u nd im m er die V e rd ie n te re n allm äh lig zu dem G e n u ß der höheren Lohnsätze ge­ la n g e n lassen. Hinsichtlich der zu bew illigenden auß erord entlichen B e ­ lo h n u n g e n , u nd der den im D ienste der A n stalt zu r A rb eit u n tau g lich g ew ord enen In d iv id u e n zu v erleihenden J a h rg e ld e r a b e r , w ird er ge­ gen d as E n d e jedes J a h r e s seine V orschläge bey dem O b e r-P rä sid iu m einreichen. §• 4. Hinsichtlich der B ekö stigu ng d ien t die an g eno m m ene S p e i­ seo rd n u n g u nd der d a r a u f g eg rü n d ete S p e z i a l- E ta t a ls N o rm . D och sind dem D ire c to r A bw eichungen zu veranlassen g esta ttet, in so fe rn ökonomische Rücksichten den V erb rauch dieses oder jen e s G eg en stan ­ des erheischen oder gewisse S p e isen den K ran k en versuchsw eise gereicht w erden sollen, um darnach zu bem essen, ob eine A b än d eru n g in der S p e ise o rd n u n g ra th sa m ist. A u f keinen F all d a rf ab e r auch hierbey d er N o r m a l- E t a t ü berschritten w erd en, u nd ein e bleibende w esentliche A b än d eru n g e rfo rd e rt allem al die G e n eh m ig u n g der vorgesetztem B e ­ hörde. §. 5. D ie wichtigste O b lieg en h eit des D ire k to rs ist die so rg fältig e u n d in jed er Hinsicht geeignete B e h a n d lu n g der K ra n k e n . I n B ezug a u f dieselbe w ird folgen des bestim m t: a) die B e h a n d lu n g der K ran k en ist allein ig e S ach e des D ir e c to r y D ie H e rb e y fü h ru n g alles dessen, w as deren H erstellu n g bew irken k an n , bezeichnet den U m fan g seiner P flichten a ls A rzt. b ) die S tu d ie n des D ire c to rs sind hauptsächlich u n d fo rtd a u e rn d a u f die H eilk un de der S e e le n stö ru n g e n gerichtet.

D ie G esam m th eit der die A n stalt betreffenden organischen B estim ­ m u n g e n , einschließlich der I n s tru c tio n e n f ü r alle B ea m ten u nd D ie n stle u te, w u rden bey der E rö ffn u n g derselben u n te r der D e; n e n n u n g des R e g u la tiv s f ü r die H e ila n sta lt zusam m engestellt. *)

c) für jeden Kranken wird ein eigenes Actenstück angelegt. I n dieses wird zuerst die Geschichte der Krankheit eingetragen; und der allenfalls mitgeschickte Bericht des Arztes, welcher die Behandlung des Kranken früher leitete, so wie alle sonstigen auf dessen Krankheit sich beziehenden Notizen, eingeheftet. D ann wird die A rt der Krankheit und die angeordnete Behandlung im Allgemeinen, und hiernächst jede nachfolgende einzelne V erordnung, sie mag nun die psychische M ethode, oder den Gebrauch von Arzneyen (Rezepte) oder sonstige M ittel (Ader­ lässen, Bäder,) betreffen, so wie die D iät darin bemerkt. Eben so muß jede wichtige bey dem Kranken später eintretende Erscheinung, die R esultate allensallsiger Consultationen u. s. w. darin aufgenom­ men werden. Die Acten müssen demnach die Geschichte der Krankheit vollstän­ dig (wenigstens vom E in tritt des Kranken in die Anstalt an) folglich auch die Resultate der S e k tio n , falls der Kranke in der Anstalt ver­ storben ist, enthalten. Diese Acten sind Eigenthum der A nstalt; sie dürfen nu r von dem D irector oder m it dessen Erlaubniß von andern benutzt, oder auch bekannt gemacht werden. Im letzteren Fall ist jedoch sorgfältig alles wegzulassen, was auf irgend eine A rt für den Kranken oder dessen Angehörige anstößig seyn könnte. 'ü ) W ie lange ein Kranker in der H eil-A nstalt bleiben soll, läß t sich bey dem gegenwärtigen S tan d e der wissenschaftlich begründeten E rfahrung noch nicht bestimmen. D a jedoch in einer Anstalt dieser A rt, dieser Zeitraum nicht willkührlich bleiben darf, so wird einstwei­ len festgesetzt, daß kein Kranker m it Ausnahme solcher, welche etwa gleich wieder zurückgesandt w erden, weil sie aus Vernachlässigung der gegebenen Vorschriften übersandt worden sind, vor Ablauf von sechs M onaten als unheilbar zurückgeschickt, keiner über zwey Ja h re als heilbar zurückbehalten werde. e) G laubt der dirigirende Arzt auch nach Ablauf von zwey J a h ­ ren die Hoffnung zur Herstellung des Kranken nicht aufgehen zu kön­ nen, so hat er seine G ründe schriftlich zu den Acten zu bemerken. f) D en Angehörigen jedes als geheilt entlassenen Kranken wird der Arzt eine vollständige Instruction über die Art zustellen, wie der Genesene fortdauernd zu behandeln sey. g) Aus den litt, b angeführten G ründen ist der dirigirende Arzt nicht gehalten, eine Kurmethode in Anwendung zu bringen, die für einen der Anstalt m it der Krankheitsgeschichte zugesandten Kranken

von dem Arzt oder den Aerzten, die dessen frühere Behandlung leite­ ten, in Vorschlag gebracht worden. h) Den Angehörigen eines Kranken steht es frey-,auf ihre Ko­ sten Beratschlagungen des dirigirenden Arztes mit andern Aerzten zu begehren, denen der Erstere sich nie entziehen darf. Das Resultat der Cynsultation wird in den Acten bemerkt. i) Der Arzt der Anstalt ist jedoch nicht verpflichtet, dem Beschluß der consultirjen Aerzte Folge zu. leisten, falls er damit nicht einver­ standen ist. Er muß jedoch seine Gegeng,ründe in den Acten nieder­ legenk) Der Arzt muß dem Oberpräsidium alle Vierteljahr eine Nach­ weisung der Irre n nach folgendem Schema einreichen: 1) Laufende Nummer. 2) Namen des Kranken. 3) Letzter Wohnort desselben (die Nachweisung wird nach den Regierungs-Bezirken in 5 Abtheilungen gebracht). 4) Nähere Bezeichnung der Krankheit nach den 5 angenommenen Arten. 5) Tag der Aufnahme des Kranken in die Anstalt 6) Derselbe ist: a) in Behandlung während . . . b) als geheilt entlassen den . . ° c) als unheilbar zurückgeschickt den . . . d) von den Angehörigen früher zurückgenommen den * ». ej gestorben den . . . 7) Bemerkungen. Y Eine ähnliche Nachweisung erhält jede Negierung der Nheiyprovinzen für die Kranken aus ihrem Bezirk. §. 6. Dem dirigirenden Arzte ist untersagt, außerhalb der Anstatt zu practiziren.

N e u n z e h n t e s

K a p i t e l .

Die obere Verwaltungsbehörde. Regulativ über die Leitung und Verwaltung der Anstalt. Am Schluffe des vierzehnten Kapitels des ersten Abschnitt tes war von der oberen Verwaltungsbehörde die Rede, wel­ cher eine Jrrenheilanstalt wie jede andere öffentliche Wohl­ thätigkeitsanstalt untergeordnet seyn müsse, und. es ist dabey im allgemeinen das Nöthigscheinende über die Organisation einer solchen Behörde erinnert worden. — Hier habe ich nun nur noch, che ich die organische Bestimmung über die obere Leitung der Siegburger Anstalt mittheile, dankbar zu erwäh­ nen, wie glücklich für das Institut die Zusammensetzung die­ ser Behörde, wie solche von dem Beginn ihrer Wirksamkeit bis hierher bestanden, gewesen ist. Ohne hier auf das viele und wichtige Einzelne einzugehen, was die Anstalt der sorg­ samen und einsichtsvollen Fürsorge dieser Behörde bis zu die­ sem Zeitpunkte in allen Einrichtungen und Zweigen der Ver­ waltung zu verdanken hatte, glaube ich es nur als eine eben so schöne als seltne Thatsache hervorheben zu müssen, daß während sonst so häufig die Vorsteher ähnlicher Institute An­ laß finden, darüber zu klagen, daß sie für ihre Derbefferungs« vorschlage, zumal wenn sie eine Vermehrung der Ausgaben erfordern, auch in den wichtigsten und dringendsten Dingen bey der höheren Verwaltungsbehörde kein Gehör und keine Unterstützung finden, hier im Gegentheil bis dahin kein eint# gcrmaaßen bedeutender Fall vorgekommen ist, wo dergleichen Vorschläge nicht jedesmal sorgfältig erwogen wurden und so weit es nur die Umstände erlaubten, selbst für die bedeutend-

fielt Gegenstände, thätige Berücksichtigung fanden, daher euch zumal die halbjährigen Visitationsbesuche der Verwaltungs-Com­ mission, Besuche die anderwärts so oft nur auf leere Förmlichkei­ ten hinauslaufen, wegen der in der Regel dann vorzüglich zum Wohle des Institutes gefaßten Beschlüsse, bis dahin allemal als besonders wohlthätige Ereignisse für dasselbe zu betrachten waren; — ein Verhältniß, in welchem sich der Director eben so glücklich fühlen mußte, als es für die Anstalt ersprießlich gewesen — und welches dieser zu ihrem Wohle in ähnlicher Weife auch künftig beschieden seyn möge! R e g u l a t i v. §. 1. Die Jrrenheilanstalt zu Siegburg ist eine Provinzial-An­ stalt, über welche das Ober-Präsidium der Provinz die Oberaufsicht führt. §. 2- Unter demselben führt eine gemischte Commission die allge­ meine Leitung der Anstalt, welche aus zwey, von dem Landtage alle zwey Jahre neu zu ernennende :oder zu bestätigende Abgeordnete der rheinischen Provinzialstände, und aus zwey, durch -das Ober-Präsidi­ um zu ernennende Staatsbeamte deren Einer Medizinalrath seyn muß, besteht. tz. 3. Dem Ober- Präsidio steht jede nöthig scheinende Abänderung der Wahl dieser beiden Beamten zu. §. 4. Derjenige Staatsbeamte, welcher vom Ober-Prästdio dazu ernannt wird, bleibt beständiger Vorstand der Commission. Die Reihe­ folge der übrigen drey Mitglieder bestimmt, bey dem ersten Zusam­ mentritt der Commission, das Loos; künftig aber der Zeitpunkt des Eintritts eines jeden Mitglieds in die Commission. §. 5. Die Gegenstände der Geschäftsthätigkeit der Commission find: a) die obere Leitung der ökonomischen Verwaltung in allen ein­ zelnen Theilen. b) die Aufsicht auf die Verwaltung der Fonds» des Kassen- und Rechnungswesens. c) die obere Aufsicht und Disciplin über das Offizianten-Per­ sonal. Die bestehenden Reglement« und sonstigen Bestimmungen dienen

der Commission hierbey zur Richtschnur. D er Commission wird jedoch zugleich die Befugmß ertheil^, so weit es ohne Gefährdung des Zwekkes geschehen kann, angemessene im Geiste der Sparsam keit vorzuschla­ gende Abänderungen und Zusätze zu veranlassen §. 6. Alles was auf die medizinische, psychische und diätetische Behandlung der Kranken Beziehung h a t, gehört zum ausschließenden Geschäft des D irectors der A nstalt, es darf jedoch ohne höhere Ge­ nehmigung eine Ueberschreitung der etatsm äßigen Ausgaben durch Heilversuche nicht veranlaßt werden, so wie denn überhaupt die Com­ mission auf die Behandlung der Kranken im Allgemeinen ihr Augen­ merk zu richten und ihre Bedenken dem D irector mitzutheilen, oder 'vorkommenden Falls dem Ober - Präsidio einzuberichten hat. §. 7. Die Commission entw irft alle drey Ja h re den V erw altungs­ E tat, welcher dem O b er -Präsidio zur Bestätigung einzureichen ist. '§. 8. S ie hält darauf- daß die Führung des Cassen- und Rech­ nungswesens nach den ertheilten Instructionen erfolgt. S ie ordnet von Zeit zu Zeit außerordentliche Cassen - Revisionen a n ; jeden M o­ n a t wird aber durch den D irector der Anstalt die Casse regelmäßig rev id irt, welcher die R evisions-Protokolle dem , vom O ber-Präsidio m it der Cassen-Curätel speziell zu beauftragenden M itgliede der Com­ mission zu übersenden, und dieser solche der Commission bey ihrer nächsten Versammlung vorzulegen hat. Bey sich ergebenden Unrichtigkeiten in der Cassenführung ist vort dem Revisor sogleich nach Vorschrift der Gesetze zu verfahren. §. 9. Die jährlich, vor dem letzten M ärz, durch die Cassenverwaltung über das verflossene J a h r zu legende Rechnung, wird von der Commission vorrevidirt. S ie wacht darauf, daß jedem Regierungs­ bezirk, nach dem P lane des R egierungs-Präsidenten v o n R ei m a n n über seine Zuschüsse besondere Rechnung gesandt werde. S ie sendet die H aupt-R echnung an das O ber-Präsidium ein, welches sie nebst den Bemerkungen der Commission, vor oder nach der schließlichen R e­ vision, dem Provinzial-Landtage zur Beurtheilung m ittheilt. §. 10. Alle bauliche Einrichtungen resvrtiren von der Commission, ohne deren Billigung keine B auten statt haben d ü rfen ; dringende R e­ paraturen bis 15 R th lr. kann der D irector der Anstalt ausführen las­ sen, muß jedoch der Commission sogleich davon Anzeige machen. Die Commission ist berechtigt, die Anschläge, und, nach der Aus­ führung, die Revision von dem Kreis bau beamten zu verlangen. Bey allen L auten oder R eparaturen über 500 R th lr., muß der b e h e n d e

Anschlag dem Ober-Präsidio zur Genehmigung der Ausführung ein­ gereicht werden. J. 11. Der Direktor der Anstalt wird vom Staate ernannt; der zweyte Arzt, die Geistlichen, der Hausverwalter, der Oekonom, der Oberwärter und der Thorhüter, werden von der Commission auf den Vorschlag des Directors ernannt, der den ärztlichen Assistenten und alles untere Dienstpersonal selbst anstellt. Doch sind Anstellungen auf Lebenszeit, von Seiten der Commis­ sion, nicht ohne Genehmigung des Ober-Präsidii, von Seiten des Directors nicht ohne die der Commission gültig. §. 12. Bey Pflichtwidrigkeiten von Offizianten und niederen An­ gestellten, erfolgt die Entlassung von dem Staate, der Commission, oder dem Director, je nachdem die Ernennung des zu Entlassenden statt gehabt hat, und nicht etwa durch Annahme auf Lebenszeit, Fest­ stellung einer Kündigungsfrist, oder sonst durch eine Bedingung das Recht zur Entlassung beschränkt worden ist. §. 13. Die den Offizianten zu bewilligenden Besoldungen, Gra­ tifikationen . und Pensionen, werden von der Commission bestimmt, jedoch innerhalb der hierzu bestimmten Etatssummen. Eine Ueberschreitung der Etatssummen darf in keinem Fall S tatt haben, als auf den Antrag der Commission und mit Genehmigung des Ober- Präsidii. 14. Die Erfordernisse zur Aufnahme werden durch das Regle­ ment der Anstalt bestimmt. §. 15. Die Bestimmung über die Aufnahme zu den' 180 gewöhn­ lichen Stellen, erfolgt durch die bezüglichen Regierungen. Ueber die Aufnahme zu den 20, außerordentliche Verpflegung gewährenden Pen­ sionair-Stellen, entscheidet die Commission ausschließlich. Doch wird es dem Director frey gelassen, in dringenden Fällen in Gemäßheit einer ihm durch die Commission zu ertheilenden Instruction provisori­ sche Aufnahme der Pensionairs zu verfügen. §. 16. Die Commission versammelt sich alle halbe Jahre in der Anstalt. Das Vorsitzende Mitglied bestimmt Tag und Stunde und macht dem Ober-Präsidio hievon Anzeige, welches die Regierungen davon in Kenntniß seht und denselben überläßt, ob sie zu ihrer eigenen Kenntnißnahme Eins ihrer Mitglieder zur Beywohnung dieser Ver­ sammlung absenden wollen. Diese Regierungs-Mitglieder haben je-

doch bey der Versammlung nur eine berathende und keine entscheiden­ de Stim m e. D ie Commission untersucht die Anstalt und ihre V erw altung in allen ihren Theilen, und nim m t darüber ein besonderes Protokoll auf. S ie revidirt die Casse, sieht die seit der letzten Versammlung aufge­ nommene C assen-N evisions-Protokolle..und sämmtliche eingegange­ nen Sachen nach, zieht alle, die Anstalt betreffenden Angelegenheiten in B erathung, trifft die nöthigen Anordnungen und nim m t über die gefaßten Beschlüsse ein C onserenz-Protokoll a u f, welches dem OberPräsidio in Abschrift einzureichen ist, dessen Einsicht von den S tänd en verlangt werden kann. S ollten Umstände eine außerordentliche Versammlung nothwendig machen, so wird solche von dem Vorsitzenden M itgliede veranlaßt, wel­ ches die andern M itglieder dazu drey bis acht Tage vorher einzula­ den hat. D ie M itglieder der V erw altungs-C om m ission werden fü r R ei­ sen- und Verzehrungskosten durch die Anstalt entschädigt. §. 17. D er Geschäftsgang ist collegialisch. Die Beschlüsse wer­ den durch Stim m enm ehrheit gefaßt, und bey gleichen Stim m en ist die M einung des Vorsitzenden M itglieds entscheidend; es steht jedoch den überstimmten M itgliedern der R ekurs an das O ber-Präsidium frey. D ie amtlichen Ausfertigungen werden im Namen der Commission erlassen, und von den anwesenden M itgliedern unterzeichnet, außer­ dem genügt die Unterschrift des Vorstands. Die Commission bedient sich eines öffentlichen S ie g e ls, welches den Preuß. Adler im Wappenschilde m it der Königskrone und der Umschrift: V erw altu ngs-C om ­ mission der Z rren -H eil-A n stalt zu Siegburg enthält, genießt die P o r­ tofreiheit in den allgemeinen Angelegenheiten der Anstalt, und bey den Korrespondenzen m it den Behörden»

Ta be l l a r i s c h der A u f n a h m e n ,

G

der vom 1. Januar 1825 bis 31. Dezember 1833, in bi Don den Aufgenom­ menen waren:

Bestand

Jahrgange

vongen

Aufnah-

E n t l a s s u n g

Summa. genesen.

men.

gebessert

5©s? liche Kr.

weiö m ä n n ­ ließe liche K r. Kr.

ließe

Kr

w e ib ­ m ä n n ­ liche liche

Kr

Kr.

e n

als Unheil: von den bar und für Angehöri­ die Anstatt gen früher ungeeignet zurückge­ zurückge­ nommen schickt 9 ließe' Kr.

404 226 Summa

Nach dieser Uebersicht verhält sich: a) die Zahl der Genesenen, Nubr. 7V zur Gesammtzahl der Aufgenommenen, Rubr. r., wie . b) desgl. desgl., Nubr. 7., zur Zahl der mehr oder minder Geeigneten, Rubr. 5. und 6., nach 91 zug der Ungeeigneten, Rubr. 4., w i e ......................................................... c) desgl. desgl., Rubr. 7., zur Zahl der Geeigneten, Rubr. 6., w i e ................................. Eben so verhält sich: d) die Zahl der Gestorbenen, Rubr. 11., zur Gesammtzahl der Aufgenommenen, Rubr. 2., wie e) desgl. der unter den Gestorbenen befindlichen mehr- und minder Geeigneten, Nubr. 15. und 16., z: Zahl der Aufgenommenen mehr- und minder Geeigneten, Rubr. 5. und 6 , wie . f) desgl. der unter den Gestorbenen befindlichen, als geeignet zu Betrachtenden, Rubr. 16., zu den unt denAufgenommenen befindlichen Geeigneten, Rubr. 6 , w i e ..........................................

e

(Zu Seite 449).

Uebersicht

Entlassungen u- s. w. er Irren-Heilanstalt zu S i e g b u r g verpflegten Kranken. Bon den Gestorbenentrafen, auf die

Bestand Schlüsse Sum m a.

des Jahres.

C

S

liche Sv.

liche Sr.

_ 2

3 20 18 26 25 45 35 36 63

3 2 4 1 4 5

13.

12.

W eib m ä n n ­ lte iir liche liche siche Kr. .stf. Sv.

2 9 12 8 15 28 28 29 35

32 35 37 61 88 100 110

130 133

C

» i 16.

IS­ 19. 20. 21. ‘22 . 23. 24. 25.

17.

8 4 5 11 9 14 8 18 17 L—»

1 6

2 8

3 3 9 4 7

7 13 6

13 23

12

41

20

eH Q

— — — 21 271 166 437

Pensionaire der

zu den fünf Rheinischen n«Regierungsbezirken, als

«89

Ԥ 5 3

__ veib;

Hievon w aren : "bT

am en.

V on sämmtlichen Kranken gehörten:

IS

79

i

79

44

7 13 8 15 23 23 24 16 22

5

13 13

48 38 28 69 87 93 78 89

2

1 3 7 4

8

26 32 31 26 26 28

3 4

100

73 , 10 59 1 12 79 . 11

- . —



94 151 203 31 571

! 28 630 490 86 ! 27 :9?6cin« länder.

28: 100. .

40: 100. 58: 100. 1 2 /r : 100.

ur 9: 100. ter 6 : 100.

Don Von Von Don

28. I 29. 30. ■— 48 2 4 5 1 38 — 1 28 3 2 69 2 2 87 4 6 93 o 5 78 4 1 89 5 100 5

den Rormal-Verpflegten waren den Pensionairs der ersten oder untersten Klasse den Pensionairs der zweyten oder mittleren Klasse den Pensionairs der dritten oder höchsten Klasse Summa

27

630

Aus­ Ueberl-'Nder. haupt.

Z w a n z i g s t e s

Kapitel.

Tabellarische Uebersicht über die Aufnahmen, Entlassungen u. s. w. von Kranken, während der ersten neun Jahre des Bestehen- der An­ stalt. nebst einigen vorläufigen Bemerkungen.

Obwohl die gegenwärtige Schrift eigentlich nur die E in ­ r i c h t u n g der Siegbnrger Heilanstalt zum Gegenstände hat und ich absichtlich vermieden habe solche Gegenstände darin zu berühren, welche jenem Zwecke fremd sind, und so nament­ lich solches darin aufzunehmen was sich auf das ärztliche Verfahren in gegebenen Fallen bezieht, so habe ich es doch für md)t unangemessen erachtet, um dem vorausgesetzten W un­ sche mancher Leser zu genügen, am Schlüsse des Werkes eine tabellarische Uebersicht hinzuzufügen, aus welcher die Zahl der während des Bestehens' der Anstalt aufgenommenen Kranken nach gewissen Bestimmungen, so wie die Zahl der als genesen oder unheilbar entlassenen, der. Gestorbenen u. s. w. zu erse­ hen ist. Dabey aber halte ich es für nöthig, solche welche in dieser Uebersicht vielleicht manche Rubriken vermissen wer­ den, die man in ähnlichen tabellarischen Zusammenstellungen über andere Irrenanstalten wohl zu finden pfiegt, auf dasje­ nige zu verweisen, was ich in dem vierten Abschnitte, so wie an andern Stellen des ersten Bandes meiner Beobachtungen*), über die Beschaffenheit des Stoffes der sich zu solchen Nach­ weisungen, z. B . über die sogenannten Krankheitsursachen, die *) Beobachtungen über die Pathologie und Therapie der mit Jrreseyn verbundenen Krankheiten.

Form des Jrrcseyns u. s. w. darbietet, und über die Unge»eignethcit desselben der Wissenschaft förderliche Resultate zu geben, gesagt habe, welches, da es mir noch immer gleich wohl begründet und der Beachtung werth scheint wie damals, mir auch hier zur Richtschnur bey der von mir gegebenen tabella­ rischen Zusammenstellung dienen mußte. In Bezug auf das Gesammtresultaf der Wirksamkeit der Anstalt, die erzielten Genesungen und die Dauer der Kurzeit betreffend, will ich ebenfalls noch einmal daran erinnern, wie sehr cs der Vorstand einer Irrenanstalt in seiner Gewalt hat das Ergebniß in beiderlei; Beziehung günstiger erscheinen zu lassen, wenn er, wie es in so manchen dieser Institute gebräuch­ lich ist, die seiner ärztlichen Pflege anvertrauten Individuen, alsbald als genesen entläßt sobald das Jrreseyn einmal, wenn auch nur vorübergehend, gewichen ist, unbekümmert darum, ob die im Organismus liegenden Ursachen fortbestehen, welche dasselbe nach kurzer Zeit, sey es wegen der Beschaffenheit der noch nicht getilgten Krankheit oder wegen der fortbestehenden Disposition zu derselben, auf irgend eine gegebene leichte Ver­ anlassung wieder hervor treten lassen. Einem kundigen und gewissenhaften Manne ziemt aber ein solches Verfahren -keines­ wegs, und er muß es verschmähen auf diesem Wege den Schein glänzender Resultate seiner Behandlungsweise zu erzielen. We­ nigstens habe ich es für meine Pflicht erachtet, fortzufahren die Kranken jedes M al wenn es die Umstände gestatten, so lange in der Anstalt zurückzubehalten als mir die Gefahr vor einem neuen, aus dem Verlauf der Krankheit sich entwickelnden An­ falle*) nicht bis zu einem gewissen Grade, beseitigt schien, *) Kranke mit einer sehr entschiedenen, sey eS angebornen oder er­ worbenen Disposition zu Seelenstörungen, können oft durch keinerley ärztliche Behandlung vor neuen Anfällen sicher gestellt wer­ den, und eben so schwierig ist dieses bey solchen Kranken, die, nachdem sie einmal in Folge gewisser Fehler in ihrer Lebensweise

umtu darüber auch zuweilen noch drey, vier oder sechs M o ­ nate verflossen, in welchen Fällen dann freilich, wenn die Anfalle von Jrreseyn, wie es öfter geschieht, erst nach einem solchen längeren Zeitraume wieder erscheinen, solche Indivi­ duen, waren sie in dieser Zwischenzeit entlassen worden, den Genesenen, und bey ihrem Wiedereintritt in die Anstalt, den frischen Fällen hätten beigezählt werden können, die Kurzeit aber als von einer viel mäßigeren Dauer erschienen wäre*). Demohnerachtet muß die mitgetheilte Uebersicht glaube ich, die Ueberzeugung gewähren, daß sich die Zahl der Genesenen zu der der aufgenommenen Kranken als sehr günstig crgiebt, wenn man erwägt, daß sich unter der Gcsammtzahl von 630 Aufgenommenen 197 als durchaus unheilbar zu betrachteüdc, außerdem aber noch 131 solche befanden, die für ihre Gene­ sung nur sehr geringe Hoffnung geben konnten, während auch die 302 als für die Anstalt geeignet bezeichneten nicht einmal dem größeren Theil nach frische und in dieser Beziehung gün­ stige Fälle waren. Ich bemerke hiebey, daß die Unheilbarkeit jener zuersterwähntcn 197 Irre n , so wett die Data zur Beurtheilung dieser; Fälle es gestatteten, nach den im zweyten Kapitel des an Jrreseyn gelitten haben, wenn sie wieder genesen, durch die Be­ folgung der nämlichen Lebensweise (Trunk, geschlechtliche Aus­ schweifungen, gewisse Arten von Beschäftigung u. s. w.) die Dis­ position zu der einmal überstandenen Krankheit stets wiederer­ zeugen. *) Die Dauer der Kurzeit ließ sich aber nicht allein wegen des oben erwähnten Verfahrens bisher nicht auf die sonst übliche Weise in der hiesigen Anstalt berechnen, sondern auch weil sich noch immer eine so sehr bedeutende Zahl ganz unheilbarer, ihr blos zur einst­ weiligen Verpflegung übergebene, oder in ihr zurückgelassene Irre in derselben befanden; wie denn noch gegenwärtig einige solche vorhanden sind, die sich schon seit fünf bis acht Jahren in dem Institute befinden, wodurch selbstredend jede dergleichen Berech­ nung höchst unrichtig werden muß.

ersten Abschnittes p. 18—20 aufgestellten Grundsätzen bestimmt worden ist. — Zu den 131 der zweyt en Klasse, der in ei­ nem sehr ger i ngen Grade f ü r die An s t al t geeig­ neten, wurden alle mehrjährige Fälle gerechnet, die den Cha­ rakter der Unheilbarkeit nur noch nicht entschieden an sich trugen, wenn dieselbe auch bey der Mehrzahl, nach der lan­ gen Dauer der Krankheit, dem schon zu den bedenklichsten Formen sich hinneigenden Charakter des Jrreseyns, so wie nach dem krankhaften Zustande des Organismus in der einen oder der andern der wichtigsten Beziehungen, mit der höchsten Wahrscheinlichkeit vorauszusetzen war. Die d r i t t e Klasse, nämlich die als für die Anstalt geeignet bezeichneten endlich, umfaßt, wie schon erwähnt, keineswegs blos die sogenannten frischen Fälle, sondern neben diesen die Mehrzahl von solchen die schon bis zu erneut Jahre und sogar bis zu zwey Jahren an Jrreseyn gelitten, während nur die übrigen Umstande für einen Heilversuch nicht ungünstig schienen. Und wenn sich nun ergiebt, daß sich unter diesen 302 Individuen das Verhältniß der Genesenen zu der Zahl der Aufgenommenen wie 58 : 100 stellt, während sich noch unter der bis dahin in der Anstalt von jener Masse zurückgebliebene eine nicht geringe Zahl be­ findet die ebenfalls noch hergestellt werden wird, so ist hier­ aus leicht ersichtlich, daß wenn nach dem Verfahren der eng­ lischen Schriftsteller bey ihren Rechenschaftsberichten auch hier nur diejenigen frischen Fälle unter die zur Heilung günstigen hätten gesetzt werden sollen, bey denen das Jrreseyn noch nicht langer als drey Monate bestanden, das Verhältniß der Gene­ senen zu den Aufgeiiommenen sich eben so wie dort wie 80 : 100, oder gar wie 90 : 100, also auf die, nach den bisheri­ gen Beobachtungen, bekannte vortheilhafteste Weise gestellt ha­ ben würde. Da jedoch die genaue Ausmittlung von dem Zeit­ punkte wo das Jrreseyn zuerst entschieden hervorgetreten ist, zumal da wo der Kranke sich in einer ungebildeten Umgebung befindet, zu großen Schwierigkeiten unterliegt, als daß bey

dieser Bestimmung nicht vielfältige Unrichtigkeiten vorkommen müßten, so hielt ich es für das Beste von derselben aktzusehen und obgedachte Eintheilnng zum Grunde zu legen, bey der zwar ein glänzendes Ergebniß nicht so sehr in die Augen fällt, bey der sich aber dem Sachkundigen die Wirksamkeit der Anstalt nicht minder gut darstellen wird wie bey jener andern. Schließlich mache ich noch darauf aufmerksam, wie die größere Hälfte der Todesfälle, nämlich 41, auf die Rubrik der entschieden für unheilbar erkannten trifft, während auch von den übrigen 38, noch 20 auf die Rubrik der für die Anstalt wenig geeigneten Kranken kommt und nur 18 Sterbfälle unter den 302 Kranken vorkamen, die als für die Anstalt geeignet aufgeführt sind,^lauter Momente ans welchen die Angehörigen solcher Unglücklichen sich überzeugen können, wie sehr es eine Gcwiffenssache für sie ist den Kranken frühzeitig in eine für seine Wiederherstellung günstige Lage zn bringen.

B e s c h r e i b u n g der L y t h ö g l a p H i r t e n T a f e l n . Tafel

L

Skizirter E ntw urf zu einer Zrrenheilanstalt.

S . p. ö i u f.

Aus diesem Plane geht hervor wie die Irre n beider Geschlechter, so weit eS bey ihrer Vereinigung in einer gemeinsamen Anstalt lich ist, genau von einander geschieden, wie die Scheidung für beide Geschlechter in fünf Hauptklassen, mit der Verleihung der nöthigen Hofräume und Gärten erzielt worden, wie die die schlimmeren Kran­ ken enthaltenden Abtheilungen in zureichender Entfernung von den Uebrigen gebracht sind, ohne doch dem Auge der Verwaltung zu weit entrückt zu seyn; wie fü r eine auf verschiedene Punkte vertheilte obere Aussicht in allen Revieren der Anstalt gesorgt ist, während auch die Lage der Wohnung des D ire kto rs, obwohl außer den Schlußmauern gelegen, demselben gestattet in wenigen M inuten auch bse entferntesten Krankenwohnungen zu erreichen, und wie endlich der 'nöthige Schluß der Anstalt erhalten ist, ohne daß die hiefür be­ nutzten M itte l einen traurigen Eindruck machen können. Uebrigens wolle man diesem Plane die Gebrechen zu Gute halten, die ei­ nem Mangel an Uebung und mancherley technischen Erfordernissen beyzumeffen find, die aber durch einen Bauverständigen leicht beseitigt werden könnten. A. Viereck für die männlichen Kranken der Abtheilung I. II. IIL I. Erste Abtheilung, a. A b tritt, b. Wärterzimmer, e. c. Heizungen, cl. d. U. d. d. d. Krankenzimmer, e. Corridor. — II. und III. Zweyte' und dritte Abtheilung mit denselben Unterabtheitungen. — Zn der Abtheilung II bey x der Ausgang auf N. e. -Vorplatz in daS Wasch­ haus, und den Badesaal führend, f. Wohnung des Vice-Oberwärters, g. Badesaal, h. Kammer für die Fumigationsbäder, l Zimmer mit Ruhebetten, k. Hofraum. B. Viereck für die weiblichen Kranken der Abtheilungen I 1L HL in der ganzen Einrichtung mit A. übereinstimmend.

C. i, Viereck für die männlichen Kranken der Abtheilungen IV. V. Unterer Stock. D er Nord- und Ostflügel ist der Abtheilung IV. bestimmt, a. a. A btritte, b. b. b. Wohn- und Schlafzimmer, c. Corridor. Der Süd- und Westflügel ist der Abtheilung V. bestimmt, d. d. Abtritte, c. e. e. e. Wohnzimmer für die Kranken der untern S tä n ­ de, f. f. f. Corridors, g. g. Treppen, h. Badezimmer, i. Verbindungs­ gang der Abtheilungen IV. und V. mit dem Verwaltungsgebäude, k. Raum für körperliche Uebungen, Kegelbahn. D er Westflügel ruht auf Kellergewölben. 6.2. Oberer Stock dieses Vierecks. — d. d. d. Abtritte. Nord­ flügel. — e. 6. e. e. e. Schlafsäle für die Kranken der unteren Stände der Abtheilung V. Ost-, Süd- und Westflügel. — f. f. f. Corndors, g. g. Treppen, h. h. b. u. s. w. Schlaf- und Wohnzimmer für die Pensionaire, i. Gesellschaftssaal, k.-k. Wohnung des Assistenten, 1 I Wohnung des Oberwärters, m. Magazin des Oberwärters. D, i. Viereck für die weiblichen Kranken der Abtheilungen IV. und V. mit C in der Einrichtung übereinstimmend, mit Ausnahme deS Ostflügels. — Unterer Stock. — h. Badezimmer, k. k. k. Magazine für Leinwand und Bettzeug. D. 2. Oberer Stock. — k. k. k. k. Wohnung des zweyten Arz­ tes, I. 1. Wohnung der Oberwärterin, m. Magazin der Oberwärterin. — Der Ostflügel ruht auf Kellergewölben. E. Verwaltungsgebäude, richt auf Kellergewölben, welche 8 Fuß über dem Boden hervorragen, die Küche, Victualienmagazine, B rand­ magazine u. s. w. enthaltend, a, a. a. C orridorS , b. b. Treppen zu dem oberen Stockwerk und in die Kellergewölbe, c. c. A btritte, d. B eetsaal, e. e. Verwaltungsbüreau und R egistratur, f. f. f. Speise­ zimmer u. s w. für das Gesinde, g. g. Eingänge in die Verbindungs­ gänge F. F ., h. h. Verbindungsthüren mit den Vierecken C und D. — I n dem oberen hier nicht gezeichneten Stock, die Wtzhnung deS Verwalters, der Geistlichen, des Büreausekretairs, deS Küsters, und in den Mansarden die Schlafzimmer des weiblichen Dienstpersonals für Küche und Wäsche. — F. F. Verbindungsgänge mit den Vierecken für die drey untern Abtheilungen, die Badesäle und das Waschhaus. — G. das Waschhaus, über demselben der heizbare Wintertrockenbo­ den, — H. l. Wohnung des Oeconomen, H. 2. Tischlerey, Bäckerey Im obern Stock Wohnung des Oeconomie-Dienstpersonals, I. 1. R e­ mise für W agen, Pferde, Schubkarren u. s. w . , I. 2. R aum für und

Nutzholz. Lokal zur Aufbewahrung deS Feuerlöschgeräths , K. i. Scheune, K. 2. Scheune, K. 3. Pferdestall, K. 4. K uhstall, L. P förtnerwyhnung neben dem H aupteingangsthor, M. W ohnung des Directo r s , R großer H of der zum V erwaltungsgebäude fü h rt, große E in­ fah rt und Eingangsthüre, V. Baumplatz vor der Anstalt, H ofraum des D irectors, X. G arten deS Direktors. Tafel IL B e s c h r e i b u n g d e r P r i v a t a n s t a l t d e r H. H. F a l r e t u n d V o i s i n z u V a n v e s bey P a r i s * ) . Di e Anstalt liegt 1 — 1 */* S tu n d e von P a ris in einem von der S tra ß e abgelegenen D orfe, auf einem T erra in , das in seiner Ausdeh­ nung die mannigfaltigste Abwechselung darbietet und auch ohne H ülfe der Kunst dem Auge angenehme und überraschende A n- und Aussich­ ten gewähren würde. D ie Id e e n , die H errn F a l r e t bey der An­ lage leiteten , sind vorzüglich der Einfluß der Absonderung der K ran­ ken von einander und der einer fü r das Auge und das Gem üth angenehmen Umgebung. D ies verfolgend hat er bey der Anlage Alles sorgfältig verm ieden, w as einer Zw angsanstalt ähnlich sehen könnte und er hat darin seinen Zweck gut erreicht, so daß das Ganze einem Landhause, einer artigen Campagne weit eher gleicht als einer Irre n anstalt. N u r der aufmerksame Beobachter wird in Vielem eine berech­ nete S o rg fa lt bemerken, worin man bey oberflächlicher Betrachtung nichts Besonderes finden würde. D ie einzelnen P a v illo n s, bestimmt fü r die verschiedenen Abtheilungen der Kranken, sind vollkommen von einander geschieden; jede Abtheilung hat ein besonderes G ärtchen, worin Bäum e, Lauben oder Blum enbeete und eine fließende Fontaine klaren Wassers, das Auge erfreuen können und in der bessern Ja h res­ zeit Kühlung und Erfrischung gewähren. Die M auern der Absonde*) Ich verdanke diese Beschreibung sammt der dazu gehörigen Zeich­ nung den Bemühungen und S o rg fa lt des H rn. Dr. L o r e n t , ge­ genwärtig Assistenten bey der hiesigen H eilanstalt, der sich bey seinem Aufenthalte in P a ris während des letzten W inters deshalb nach Vanves begab und in seinem Vorhaben auf das Zuvorkom­ mendste durch den H rn. Dr. V o i s i n , an den er sich in meinem Nam en gewendet hatte, unterstützt ward.

rungen hat man durch Gebüsch und Laubbekleidung oft zu verhüllen gesucht, oder auch durch gefällige Decorirung minder anstößig gemacht. Die Thüren derselben sind zur Hälfte durchbrochen und lassen meist eine angenehme Landschaft durchblicken. Das Aeußere und Innere der Pa­ villons ist eben so geschmackvoll und freundlich ausgestattet, ohne daß dabey der Zweck bey den besondern Abtheilungen aus den Augen ge­ setzt ist, indem z. B. die Zimmer der Unruhigen und Tobenden einfach gemalt und nur nothdürftig möblirt sind, während die der Ruhigen eine geschmackvolle Tapete ziert und große Sorgfalt in dem Ameublement nicht zu verkennen ist. Aus den Fenstern hat man wiederum liebliche Aussichten auf Blumen und Laubgruppen oder auf artige Landschaf­ ten oder den großen Park, was wieder bey den einzelnen Abtheilun­ gen verschieden ist, indem 'z. B. der Gesichtskreis aus den Fenstern der Tobenden und Unruhigen beschränkt ist und wenig Wechsel dar­ bietet, während die Fenster der Melancholischen, weite, wechselnde und durch die Mannigfaltigkeit überraschende Landschaften dem Auge dar­ bieten, um, wie Herr F a l r e t sagt, erstere durch das mehr Einförmi­ ge, Stille, zu beruhigen, und letztere durch den Wechsel zu erfreuen und von ihren Gedanken abzuziehen. Die beiden Geschlechter sind streng geschieden, die Damen links, die Männer rechts wohnend. Die Gebäude sind, wie aus dem Plane ersichtlich, nur Erdge­ schosse mit einem Stockwerk, und einzelne Theile nur Erdgeschoß. Zhre Angränzung an die Nachbarhäuser hat.auf die Einrichtung oft Einfluß gehabt; doch hat man durch Aufführung hoher Mauern gegen die Nachbarn die Kranken deren Augen entzogen. Bey der Eintheilung der Kranken in die nach den Krankheiten verschiedenen Abthei­ lungen hat man die Unruhigen und eckelhaften Kranken so weit als möglich von den andern entfernt, so daß die Ruhigen und die Reconvalescenten dem Hauptgebäude, das zugleich die Wohnung der Aerzte enthält, am nächsten sind und einige selbst dieses bewohnen. Herr Dr. F a l r e t kann im Ganzen 7 verschiedene und getrennte Abtheilungen bey jedem Geschlechte hervorbringen, von denen jede ei­ nen Vereinigungssaal und ein besonderes Gärtchen enthält. Die Zahl der Bäder ist 4; für jedes Geschlecht sind 2; wovon je eines für die Unruhigen und eines für die Ruhigen bestimmt ist. Die Badezimmer enthalten 2 Wannen und zugleich Vorrichtungen für Douchebäder, die den Augen der Kranken aber durch in den Wänden angebrachte Fächer entzogen sind. Die Kranken werben in den Bade-

mannen nicht durch metallene Deckel, sondern durch die Hände der D iener gehalten. D er D rehstuhl, dessen sich H err. F a l r e t, wenn gleich sehr selten, bedient, hat eine Vorrichtung , daß die Kranken sowohl liegend als sitzend gedreht werden können. Außer den kleinen P artikulargärten, ist hinter den Gebäuden ein großer G arten von 60 arpents. DaS T errain desselben ist sehr m an­ nigfaltig, Hügelich, und vertieft, von einem kleinen Bache durchflossen. D ie Anlage des G artens ist sehr sorgfältig und mit vielem Geschmack geleitet worden, wodurch eine außerordentliche Abwechselung geschaffen ist, so daß man finstere und freundliche P a rtie e n , freye Flächen und dichtbewachsene und bebaute Plätze bemerkt. Ueberhaupt nimmt man eine große S o rg fa lt w a h r, angenehme und überraschende Punkte, von denen man auf P a ris, die umliegenden D örfer und Schlösser mit ihren W aldungen sehr anziehende Aussichten hat, durch die Kunst noch zu erhöhen und zu verschönern. Blumenstücke, Frucht- und andere Bäum e wechseln m iteinander ab. D er ganze G arten ist durch eine M auer in ungefähr 4 gleiche Theile getrennt, um bey ungünstigem W etter die schönen Augenblicke für beide Geschlechter benutzen zu können. — Zn dieser zweyten hin­ tern Abtheilung liegen noch mehrere einzeln stehende Pavillons, die gleich­ falls zur W ohnung von Kranken dienen können. D er eine, Pavillon Pinel, liegt fast am Ende des G a rte n s, der andere, Pavillon de la ferme, liegt nahe der vordern Abtheilung des G arten s und d ien t, da er dreistöckig ist, abgesehen von den Krankenzimmern im untern und er­ sten Stock, im zweyten zur W ohnung des Arztes oder der Familie des K ranken, wenn es nöthig seyn sollte, daß die Fam ilie des Kranken in der Nähe desselben wohnt. Außerdem sind hier die K uh- und andere V iehställe, die W ohnung des G ä rtn e rs, überhaupt eine kleine Oekonomie. Außer diesen beiden, errichtet man gegenwärtig einen neuen Pavillon und wird deren in Z ukunft noch m ehre, an Punkten, von den man die schönsten Fernsichten hat erbauen. — H err F a l r e t hat alles benutzt die W ohnungen der Kranken angenehm und freundlich zu machen. D ie Fenster sind nirgends vergittert, sondern einfache Fensterladen oder Jalousien schließen sie, weyn es nöthig seyn sollte, deren Riegel durch einen besondern Schlüssel ganz in die Dicke des Holzes hineingeschroben werden können. D ie Zimmer sind durch Kamine oder nach Umständen durch Calöriferen erwärm t. — Die Zahl der Kranken kann sich au f 60 — 70 fee*

saufen; gegenwärtig befinden sich dort 46, Die Pension eines Kran­ ken ist jährlich 7000 Franken. Zeder Kranke hat seinen Wärter. Die Beschäftigung ist in der Negel dem freyen Willen deS Kran­ ken überlassen, doch sucht man sie meist zu Gartenarbeit aufzumun­ tern. Die Particulargärten stehen ihnen stets, und der Park den mei­ sten einen großen Theil des Tages über offen; ein Pferd steht ihnen darin auch zur Belustigung frey und eben so das jeu cle bagne und eine Schaukel. Die Kranken speisen theilweise zusammen, wie es ihr Geisteszu­ stand erlaubt oder wie es ihr Wunsch ist. Abends vereinigt man sie mehrmals die Woche in dem großen Saale zu Gesellschaften, an denen die Familie der Aerzte Theil nimmt, und im Sommer macht man mit den paffenden Kranken auch Ausflüge, die die Reconvalescenten und Ruhigen sonst häufig allein in Begleitung eines Wärters machen. Erklärung

der Zei chnung.

A. Hauptgebäude zweystöckig No. 1—21. Im untern Stock 1. Eßsaal, 2. Kabinet der Aerzte, 3. 4. Krankenzimmer, 5. 6. Domesti­ kenzimmer der Männer, 7 und 9. Bäder der ruhigen Männer und Frauen. Vorrichtungen für die Douche, 8 Zimmer zum Ausruhen, 10» Zimmer für den Drehstuhl, 11. Platz zum Heizen des VadewasserS, 12. Küche, 13. Qekonomie, 14. Krankenzimmer der Männer, 15. Todtenkammer, zur Ausstellung mit einer Thür nach der Straße. — Zm ersten Stock über 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. befinden sich der große Neunivnssaal und die Wohnungen der Aerzte; im ersten Stock über 12. 13. 14. 15. befinden sich Kranken- und Demostikenzimmer zum beliebigen Gebrauch für Männer und Frauen, wovon die Treppe und die Fenster nach dem vordern Hofe gehen. 16. 17. 18. 20. Krankenzimmer, 19 und 21. Domestikenzimmer im Erdgeschoß wie im ersten Stock. B. Pavillon der rurigen Männer, nur Erdgeschoß, 22. 23. 24 25. Krankenzimmer, 26. Neunionszimmer mit Billard, 27. einstöckiges Haus mit Bäder für die unruhigen Männer. C. Pavillon der Paralytischen. Zm Erdgeschoß 14. 28. 29. Kran­ kenzimmer, 30. Domestikenzimmer für dieselben in» ersten Stock. Die-

fer steht, m it D, in Verbindung und kann für die Unruhigen benutzt werden. D. Pavillon zur Jsolirung der Unruhigen (agites), 31. allgemei­ nes Reunionszim m er, 33. 34. Krankenzimmer, 32. Domestikenzimmer, 35. C o rrido r; in dem erstem Stock fü n f Zimmer. F. Pavillon der in einem m ittlern Zustande sich befindenden Z rren, 2 Kranken - und 1 Domestikenzimmer im Erdgeschoß , und im oberen Stock 36 und 37. G. N euer Pavillon für die ruhigen M ä n n e r, 3 Krankenzimmer, (38. 39. 40) und Domestikenzimmer (41). D as Erdgeschoß kann von dem ersten Stock gesondert werden und hat einen eigenen Eingang. 43. H. N eunionssaal der ruhigen Damen im Erdgeschoß, 42.. Abtritte. I. Pavillon für die ruhigen Damen. 44. 45. Krankenzimmer, 46. Domestikenzimmer im Erdgeschoß und obern S to ck , 47. Badezimmer der unruhigen Dam en. K. Pavillon für verschiedene Kranken. Dam en die sich in einem m ittleren Zustande, befinden. Ein erhöhtes Erdgeschoß und ein oberes Stockwerk, 48. 49. Krankenzimm er, 46. Domestikenzimmer in beiden Stockwerken. M. Pavillon der unruhigen D am en, große Krankenzimmer (50) Domestikenzimmer (51). Tafel II. b, A l l g e m e i n e r P l a n d er I r r e n a n s t a l t zu R o u e n A. bis M. Umfang der A n stalt, welche 70,440 Q uadratrurhen oder 7 Hektaren, 4 Acker und 40 Centiaren enthält. A. H aupteingang. 1. N eues Q u a d ra t, den neu aufgenomme­ nen männlichen Kranken bestimmt. 2. Q uadrat der rasenden M ä n ­ ner. 3 und 4. Q uadrate au f der Frauenseite, demselben Zweck wie No1. dienend. 5. Q u ad rat der rasenden Frauen. 6. Kirche. 7. S a a l der Verw altung (aclministration) und darüber die W ohnung des Geistli­ chen. 8. B ureau der Direction. 9. Apotheke und Z u behö r; darüber die W ohnung des D irectors. 10. Ansprachzimmer. 11 und 12 Zimmer und Schlafräum e der m ittlern Pensionairinnen. 13 und 14. und dar­ über S ä le und Schlafräum e zur Unterbringung der männlichen Ab­ theilungen, sammt den Krankensälen für dieselben. 15. 16. 17 und 18 dergleichen für Unterbringung der weiblichen Krankenabtheilungen.

29. Pensionairinnen der höchsten Classe. 20. ebenso für die Männer. 21. für Penflonairittnen der mittleren Classe sammt Krankensaat. 22* Waschhaus mit Zubehör. 23. Loge des Thorstehers. 24. Wohnung des Hausverwalters; darüber die Wohnung des Arztes und des Oeconomen. 25. Wohntrng der geistlichen Frauen; anstoßend das Leinwandund Kleidermagazin. 26. Bäckerey; darüber und in den Kellern die allgemeine Küche, Vorrathskammer und Zubehör. 27. Badehaus und Wasserkunst. 28. Verbindungsgang. 29. verschiedene Hofräume. 30. Spaziergänge. 31—32. Gärten. 33. Küchengarten. — Die w eitläufi­ gen Gärten konnten in die gegebene Zeichnung nicht mit aufgenom­ men werden» Tafel HI. D a s Erdgeschoß d er I r r e n a n s t a l t zu Wa k e f i e l d . Daö Gebäude hat drey Stockwerke. Die östliche Seite der Anstalt ist den männlichen, die westliche den weiblichen Kranken bestimmt. Die Einrichtung ist für 75 Kranke von jedem Geschlecht berech­ net, also für 150 im Ganzen. Die Zahlen auf der Tafel deuten auf folgende Räume: 1. 1. Weinkeller, 2. Speisekammer, 3. Heißes Trockenzimmer, 4. Waschküche, 5. Waschhaus, 6. Regenwasserbehälter, 7. Brauhaus, 8. Heißes Zimmer um Betten zu trocknen, 9. Keller, 10. Schoppen, 11. Ferkelhof, 12. 12. Ferkel, 13. Stroh, 14. Kartoffeln, 15. Torf, 16 16. Federvieh Hühnerhof, 18. Waagemaschine, 19. Waagebrücke, 20. Kbller für schmutziges Stroh, 21. Aschenkeller, 22. Kohlenkeller, 23. Bierkeller, 24« Alekeller, 25. Spankammer, 26. Todtenkammer, 27. Messerkammer, 28. Schüsselkammer, 29. Spülküche, 30. Küche, 31. Dampfmaschine, 32. Warmes Bad, 33. Kaltes Bad, 34. 34. Ankleidezimmer, 35. Speise­ kammer, 36. Schlafräume, 37. Leinewandskammer, 38. Anfprachzimmer, 39. Hausvater, 40. Verwalter, 41. Zimmer des Arztes, 42. Spül­ küche, 43. Küche, 44. Warmes Bad, 45. Kaltes Bad, 46. 46. Ankleide­ zimmer, 47. Schlafzimmer, 48. Wärterzimmer, 49. Widerspenstige Kranke, 50. Pförtnerzimmer, 51. Karrenschuppen, 52. Heu, 53. Ställe, 54. Stroh, 55. Zimmermanns Werkstäte, 56. ^Zimmer für bettlägerige Kranke, 57. Wohnzimmer, 58! Wärterzimmer, 59. Schlafzimmer. Zn dem zweyten Stockwerk befindet sich in dem mittleren Theile des Gebäudes eine Kapelle und Schlafzimmer für Verwalter undOeconom der Anstalt. Alle andern Räume sind hier und auf beiden Seitentheilen des Gebäudes den Kranken, den Wärtern und deren Auf­ sehern gewidmet. Ueber den Räumen wo sich im untern Stockwerk

die Küchen, Badeanstalten, das Brauhaus u. f w. befinden, sind hier gemeinschaftliche Wohn- und Arbeitszimmer. Im dritten Stock befinden sich in dem Mittelgebäude und Ln dem östlichen Seitengebäude nur große und kleine Schlafräume, in dem westlichen Seitengebäude aber auch noch gemeinschaftliche Arbeits- und Wohnzimmer, um diejenigen zu ersetzen die den weiblichen Kranken im Erdgeschoß, wie der Plan zeigt, abgehen. Die widerspenstigen Kranken! (wahrscheinlich die Tobsüchtigen und dergl.) nehmen Ln den beiden oberen Stockwerken auf beiden Seiten die nördlichen Theile der Seitengebäude ein, so wie sie dieses auch schon im Erdgeschoß auf der männlichen Seite ,thun. Alle Treppen für den Gebrauch der Kranken sind um viereckige Pfeiler von Backsteinen angelegt, um den Unglücksfällen von Herab­ stürzen vorzubeugen. Auf den beiden Haupttreppen haben alle Hinaufund Hinabsteigende von einem Ruheplatz in der Mitte zwischen jedem Stockwerk, einen vollständigen Ueberblick, auf der Westseite von dem was in den drey Corridors, der Küche und Waschküche des weiblichen Reviers, aus der Ostseite von dem was in den Corridors, der Küche, den drey Wohnzimmern des männlichen Reviers vorgeht. Die Gebäude sind beinahe ringsum von zwölf Hofräumen a bis mumgeben, die je zwey und zwey den verschiedenen Krankenabthei­ lungen in den drey Stockwerken, also im Ganzen sechs für jedes Ge­ schlecht zugetheilt sind. Der Haupteingang ist an der Südseite bey n. Sämmtliche Gebäude und Hofräume haben wieder eine Umgebung von Gärten und Aeckern, und das ganze Gebiet der Anstalt beträgt 25 Morgen. Die im Grundriß auf der Ost- und Westseite mit x. x. bezeichne­ ten Flügel der Seitengebäude sind nicht erecutirt worden, waren aber dem ursprünglichen Plane nach den tobsüchtigen und lärmenden Kranken bestimmt. Die Höfe kund g, den Reconvalescenten bestimmt, sind mit ei­ sernen Gittern umgeben. Bey den übrissen mit Mauern umgebenen Höfen ist der Grund gegen die Mitte jedes Hofes bedeutend erhoben und senkt sich Ln der Nähe der Mauern schnell um 3 bis 4 Fuß, so daß man von der Mitte jedes Hofes eine freye Aussicht hat. Tafel IV. D a s Erdgeschoß der I r r e n a n s t a l t zu Gl asgow. Die nöthigen Nachweisungen finden sich auf der Tafel selbst.

Taft! V. D a S W a s s e r - G e m a c h (water doset.) Die Tafel und deren Beschreibung ist aus folgendem wichtigen englischen Werk entlehnt, welches in Deutschland näher bekannt Zu werden verdient. The philosophy of domestic Oeconomy as exemplifeyed in the mode of warming, ventilating, wasching, drying and cookin g7 and in various arrangements contributing to the comfort and convenience of domestic life adopted in the Derbystire general infirmary. — By Char­ les Sylvester Engineer. Nottingham 1819.

Die Vorzüglichkeit dieses Wassergemachs vor allen andern liegt darin, daß es allen Geruch verhütet, ohne daß derjenige, der sich des­ selben bedient die geringste Sorge darauf zu verwenden braucht. Die hereintretende Person füllt dasselbe mit frischer Luft, welche darin zu­ rückgelassen wird, wenn sie cd wieder verläßt. Die Art wie dieses zu­ wege gebrächt wird, wollen wir nun beschreiben, indem wir dabey auf die beygefügte Tafel verweisen. Fig. I ist ein P lan.von dem WafferC abinet; E der Eingang in den ersten T heil; D ist eine Thüre die an dem Wendepfosten H befestigt ist und sich darauf dreht; B ist ein Sperrbaum von Holz, welcher in demselben Wendepfosten befestigt ist und denselben Radius wie die Thüre hat. Indem man gegen die Thüre D drückt, welche den cylindrischeli hohlen Raum von oben bis unten a u sfü llt, wird die Luft vor ihr hergetrieben und entweicht an der Decke über dem Sitz S .; durch diese Bewegung wird die Thüre bis an die bretterne Scheidewand C. und das Ende des Sperrbaumes bis zu dem Punkte p. gebracht. O. ist ein kleines Cabinet, welches dazu dienen soll, den Raum vor dem Sitz so weit zu beschränken, daß so viel übrig bleibt als hinreicht. Wenn die Person zurückkehrt, muß sie. die Sperrstange, welche sich jetzt in der Richtung H. ?. vor ihm befindet, vor sich wegstoßen, bis er sie dicht vor die andere Seite von C. gebracht hat. Während der rückgängigen Bewegung vertritt eine der Panels in der Thüre die Stelle eines V entils, öffnet sich nach innen zu und läßt frische Luft ein um an die Stelle derjenigen zu treten, die bey dem Hineingehen in das Cabinet hinausgestoßen worden ist. Siehe P. Fig. II. An einer bestimmten Stelle beym Zurückkehren setzt den Wen­ depfosten H ein gewisses Triebwerk in Bewegung, welches das Was­ ser auf dieselbe Weise durch den Sitz strömen läßt wie bey dem ge­ wöhnlichen Wasser-Cabinet. Zn der That ist alles hm Sitz

betrifft, in aller Hinsicht mit der Erfindung von Bram ah übereinstim­ m en d , wonach das Herabströmen des Wassers durch das Erheben eines Hebels bewirkt wird- Die Construction dieses Theils ist in Fig. 2 gezeigt. D er Wendepfosten H. dreht durch seine Bewegung das R ad t, e, welches bey dem H ereintreten in das Cabinet nicht au f den Hebel L. w irkt, aber bey der rückgängigen Bewegung die Klappe v. erhebt und öffnet und dem Wasser gestattet, durch den Sitz 8. hinabzuströ­ men. W enn man das Rad t, e, betrachtet, welches man besser in dem perspektivischen Abriß zur linken sieht, wird man einsehen, wie es nur bey der rückgängigen Bewegung auf den Hebel wirkt. D er Theil e. ist bis zu einer gewissen Ausdehnung gegen t. zu eine S tahlfeder, welche sich ausw ärts b eu g t, so daß wenn das Rad sich von t gegen c bewegt, der Theil e. über die Rolle r. gehen wird, und wenn es an die H ervorragung bey t. kommt, wird der Hebel 1 herabgestoßen, die Klappe v aber aufgehoben werden und das Wasser so lange hinabströ­ men bis die H ervorragung bey t übergeht. Beym Hineingehen in daCabinet geht das entgegengesetzte Theil des Rades unter der R olle r. weg und indem es sich von t. nachte, hinbewegt, wird die Feder hinabgedrückt und auf den Hebel L wird nicht hingewirkt. D ie cylindrische H öhle ist aus Backsteinen verfertigt und an der innern S eite m it M örtel überzogen. S o lange der M ö rtel noch weich ist, wird er durch die T hüre abgeschabt, wodurch die Höhlung ihre gehörige cylindrische Gestalt erhält. Tafel VI. S i t u a t i o n s p l a n d e r S i e g b u r g e r Anst al t . A. Nordflügel, B. W estflügil, C. Südflügel, D. Ostflügel, E-. Kir• che, F. H interbau, G. S eitenbau, H. Thorbau, I. Oekonomiebäu, K. Pfortenbau, L. W ohnung des D irektors, M. Schaafstall und Scheune. a. V orhof, b. Kirchenhof, c. B runnenhof, d. G artenhof, e. klei­ ner H of, f. Seitenhof, g. S traßengarten, h. Johann,isgarten, i. B ru ­ nengarten, k, Felsengarten, 1. G arten des D irektors, m. G arten des V erw alters, n. W einberg, o. Wiese, p. G artenland, q. Bleichplatz. Tafel VII. S i e g b u r g e r A n s t a l t . G. H i n t e r b a u . Unteres Stockwerk. I. Erste Abtheilung für männliche Kranke.

a. a. a , a> a. a. Krankenzimmer, bv b. Heizungen, e. Corridor, d. (1. Scheidungsthüren, II. Zweyte Abtheilung für männliche Kranke, a. a. a. a. Krankenzimmer, b. Heizung, c. Corridor, d. Abtritt, E. Treppe zum obern Stockwerk, f. Thüre mit einem großen Oberlicht die in den Seitenhof führt, g. Seitenhof, h. Eingang zu der Heizung, i. Eingang in den kleinen H of, k. kleiner Hof, 1 Treppe die zum obern Stockwerk des Hinterbaues führt. IH. Dritte Abtheilung für männliche Kranke. L. a . a . a. a. Schlafräume für Kranke, b . Abtritt zugleich für die erste Abtheilung bestimmt.

III a. a.

H. S e i t enbau. Unteres Stockwerk. Zur dritten Abtheilung für männliche Kranke gehörig, Wohnzimmer, b . Schlafzimmer, c. Vorplatz, d. Abtritt. T. Oestl ich er F l ü g e l

IV.

Vierte Abtheilung für weibliche Kranke. a. a. a. a. a. a. a. k. a. Krankenzimmer, theils Schlaf- theils Wohnzimmer, b . b . Scheidungsthüren, c. c. Corridor, d . Abtritt, e, c. e. e. Heizungen, für Waschplatz. V. Theil der fünften Abtheilung für weibliche Kranke. 2 . gemeinschaftlicher Schlafsaal, b. Wohnzimmer für mehrere Kran­ ke, c. Zimmer der Oberwärterin, d. Mangeb und Bügelzimmer, e. Zimmer der Köchin, f. Corridor, g. Flügelthüre die auf den Gartenhof fü hrt, h. Scheidungsthüre, i. Thüre zum Durchgang in die Badean­ stalt, k. k. k, k. Heizungen, I. A b tritt, m. Treppe zum obern Stock­ werk, n. Treppe zum Gartenhof, o. Gartenhof, den weiblichen Kranken bestimmt, p. Abtritt, q. q. Wasserpumpen, r. Eingang in den kleinen Hof, s. Eingang in den Garten der weiblichen Kränken, t. Schoppen» K. IV.

Südlicher

Flügel.

Vierte Abtheilung für männliche Kranke, Theils Wohn- theils Schlafzimmer für einzelne oder mehrere Kranke, d .i. Scheidungsthüre. Eingang in die dritte Abtheilung, b. 2. Flügelthüre die in den Hof führt, c. Corridor, d. Abtritt, c. e. c, e. Heizungen, f. Waschplah, g. dunkle Kammer. 30 a.

L. W e s tf lü g e t Mit einem Theil des Nordflügels. V. Theil der fünften Abtheilung fü r männliche Kranke. a , G roßer S a a l zum Speisen und W ohnen für Kranke der untern S tä n d e , a. Thüre zum L reppenthurm , der in den G arten fü r die männlichen Kranken fü h rt, b. b. große W andschränke, b» W ohn- und Speisezimmer für ausgesonderte gebesserte K ra n k e , a. Wandschrank, c. Wohn- und Speisezimmer für Kranke aus der gebil­ deten unbemittelten Klasse, e. C orridor, f. Scheidungsthüre die in daS N evier des V erw alters führt, g. Abtritte, h. h. Teurungen, i. Treppe zum obern Stockwerk, k. Flügelthüre die in den großen H of führt, 1.1. H ofrau m , 1.2. große Wassercisterne, m. gedeckte K egelbahn, n. n. n. Eingang in die Kegelbahn, o. o. hölzernes G atter zur Schei­ dung von der weiblichen A btheilung, x. H ühnerhaus. VI. Verwaltungsrevier. a. Vorplatz, b. Scheidungsthüre am Verbindungsgang der zu den weiblichen Krankenabtheilungen führt, c. Treppe die in die Küche und andere Lokale der S o u terrain s führt, 'S?rr/Jfr

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