Taschenbuch vermischten Stoffs über verschiedene interessante Gegenstände zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung [Reprint 2022 ed.] 9783112680186


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German Pages 89 [176] Year 1803

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Table of contents :
I. Lyrische Idyllen, Schäfer - Oden
Nach dem Horaz. Idyll I
Nach dem Horaz. Idyll II
Nach dem Catull und Horaz. Idyll III
II. Gedichte
1 Rhein - Trinklied
2. Der Tempel der Unsterblichkeit
3. Als der Commodore Peyne aus England mit seiner Eskadre nach dem Lexel seegelte, um die Prinzessin von Brunswik abzuhohlen
III. Charactere
1. Der Stutzer am Bücher-Schrank
2. Die Kranke in der Einbildung
3. a. Nach La Brüyeve
4- b. Nach La Brüyere
5. c. Nach La Brüyere
6. d. Nach La Bruyere
7. e. Nach La Brüyere
8. f. Nach La Bruyere
9. Harpax
Der Zeisig. Eine Fabel
Nach La Bruyere
Der Mann ohne Geschmack
Die abergläubische Frau
Der Spieler
IV. Vermischte Aufsätze
I. Was ist Luxus?
II. Von der Kultur der Seelen-Kräfte und ihrer unausweichlich - bleibenden Nothwendigkeit
III. Wie sind wir von dein Geiste des Alterthums unterrichtet worden? oder kurze Geschichte von dem Ursprünge und Fortgänge der Schriften der Alten
Erster Abschnitt. a) Von der Schreibkunst
Zweiter Abschnit t. b) Von der Buch drukker kunst und den Holzschnitten
IV. Ueber Liturgie
V. a. Kurze Geschichte des gottesdienstlichen Gesanges, und über Verbesserung unsers Kirchengesanges
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Taschenbuch vermischten Stoffs über verschiedene interessante Gegenstände zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung [Reprint 2022 ed.]
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F5

verschiedene

interessante Gegenstände

i ß

r tt r angenehmen und nützlichen Unterhaltung.

! i / s/

Mit des Verfassers Dildniß. Berlin,

1802.

Bei Christian Gottfried Schöne.

A

J. I . L . P cL.lll in ei n n z Z

y> Zz y- zä) . zy. c/< 4



würdige Begriffe von dem Zweck und Glücke riiiflvßt, al- wenn es lediglich und allein an den Besitz eine- tiigendhaste» Ehegatten ge­ bunden sey: sie giebt leicht Gelegenheit zur Un­ terhaltung au epikurischen Bildern und »»lautern Vorstellungen. Diel sicherer und mit besserem Fortgänge bildet de» Geschmack «ine Menge unschädücher und edler Schriften. Rousseau ist ein redendes Beispiel, wa- solche unmoralische Ro­ mane vor unsägliche» Uebel anstisten können. S. Confessions Genf, gr. 8. alle seine Ausschweisungen und Anstöße, sein müßige- und schä-!!cheHcrumschweifen, das Weglaufen von Personen, bei denen er lerne» sollte, die Diebstähle, das alk» war, wie er selbst l. Pag. 9. bekennt, Wir­ kung von häufiger Lektüre der Romane, weil er in seiner Jugend einige Jahre nicht- als Romane gelesen hatte. Eine praktische Anweisung zur allge­ meinen und gemeinnützigen Kultur des Verstan­ des zu gelangen wird hier am Ende nicht am un­ rechten Orte stehen. Die besondere Kultur für einzelne Wissen-



io,5



schäften gehört in die Jurisprudenz, Medicin re. aber von der allgemeinen Kultur ist hier die Re­ de, wie Jeder, der der Würde seine? Menschen, Natur gemäß handeln will, und seinen Rang über die Thiere behaupten, seinen Verstand cultiviren muß. Ein Mensch, dem die Vorerkenntnisse feh­ len, selbst mit eigenem Verstände, Einsicht und Geschmack lesen zu können, kaun auch nichts Neues lernen, er muß verlernen; er muß alles annehmen, was andre Ihm auföärden, er muß der Thor und das Spiel andrer seyn. Blos aus Mangel sich selbst zu unterrichten, werden Man­ che ost das Spiel der Projecktmacher, und Adep­ ten, da nur eine geringe Vertraulicher mit der Geschichte den Flor vor ihren Augen enthüllen würde. Man strebe demnach dahin, wenigstens so viel zu lernen, daß man sich durch irgend einige Lectüre selbst unterrichten kann, dafür sorge jeder Mensch ganz vorzüglich, der nur gesunden Ver­ stand hat: auch der Ungelehrte, der von der nie­ drigen Classe der menschlichen Gesellschaft kann sich durch Lectüre selbst unterrichten. — Itzt z«

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unsern Zelten ist die Gelehrsamkeit von ihren ne/ berichten Höhen herabgrfallen, und dahin gekom­ men, und zu d-m gi'lanqr, was sie eigentlich seyn soll, eine gemeinnützige Cultnr des VerAandcs. Ferner ersodert die Lectüre der Schriften des Alterthums eine verständige Aus­ wahl - der Pedant lrej't alles, was alt beißt, der Ignorant verwirft all.S antike, und halt sich al­

lein an das Moderne und Neue.

Wer sich über

die niedrige Classe von Menschen, deren LooS

blos Handarbeit ist, und über den Pöbel erheben will, muß wissen, was und wie er lesen muß? Mrt Auswahl; denn so wahr eS ist, daß diese Schriften des LLiterrhums mit allem Recht klassi­ sche Schrrsten sind, und die wahre Quelle alles

gesunden Geschmacks und der Cultur ausmachen, und daß der nie zu einem Grade von Aufklärung gelange, dem sie fremd und unbekannt sind, so

wahr ist es auch, daß es auch schlechte und Seele vergiftende Schriften gebe: wie auch schon ein Heide Quintll. in s. insiit. die Regel einschär­

fet, „nicht ohne Auswahl alles zu lesen."

ES

stoßen uns eine Menge von Gelehrten auf, die



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"

von Ingen» an in dieser Lectüre grau und alt ge­ worden, und demvhnerachtet weder aufgeklärt sind, noch Geschmack haben; denen eS an einem ange­ nehmen, lusammen hängenden, leichten Ausdruck gänzlich fehlt. Hier ist aber blos von allgemei­ ner Cultur die Rede. Unter den Philosophen gehören hieher Aristoteles und sein Schüler Theophrast, Epietet, M. Autonin, Plato, Xenophon mit SocrateS. — Besonders findet man unter den alten mehr pragmatische Geschichtschreiber als unter den neuern, die auf eine gehörige Wei­ se im edlen und würdigen Styl die Bege­ benheiten der Menschen erzählen. §. B Herodvt, der uns mir den frühesten Sitten bekannt macht; Thucidid. Xenoph. wegen seiner Simpli­ cität, Tacit. Dieser ist ein Magazin von Men­ schenkenntniß,. Plutarch giebt in seinen Lebensbeschreibunge» vortteffliche Anleitung zur Alter­ thums - Kunde. Mau hat nicht selten soviel vom Studium des Alterthums derlamirt, und vergessen des Dortheils ru erwähnen, den sie geben, und Ihn genau tu bestimmen. Sie k!ä-

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ren einmal durch eine Menqe nützlicher Be-

griffe von Welt und Menschen den Verstand aus, sie starken die Urtheilskraft; z. B- in den socratrschen Erzählungen finden sich eine Menge gesunder, pminentcr und männlicher Ur­ theile über Sachen und Begebenheiten. S'e bil­

den den Geschmack unvermerkt; bei dem bestänokgen Umaang mit ihnen, gewohnt man sich an einen männlichen Geswmack, wodurch der fade

udepdrüßige schleppende Sryl verdrängt wird. So wahr es ist, daß jene Schnsren des Alter­ thums unter die herrlichsten Quellen des mensch­ lichsten Geistes g hören: so pedantisch ist es wie­ derum zu behaupten, daß dre Neuern gar nichts

Gutes geschieden. Unter die vorzüglichsten dieser Gattung ge­ hören dahin die, die den Verstand auftlaren, die

uns Welt, Erde und Menschen kennen lehren, mit denen wir leben und umgehen. Wer sich Mit diesen Schriftei.'. fleißig vertraut gemacht,

wird nicht sogleich ein An^ffer, Anstauner und Bewunderer alles Seltenen und Ungewöhnlichen seyn, nicht gleich Herz und Muth wrlureu, da



log



wo nichts zu verlieren ist; wenn er sieht, baß es

unter Wilden, Negern, und Hottentotten Menschen von Offenheit, Redlichkeit und gutherzigem

Wesen giebt! Eo ist euch nicht genug, daß wir nur was

Gutes lesen, sondern es kommt gar sehr drauf

an, Wie wir lesen, sonst bleiben wir die plum­ pen, thörigten, und rohen Menschen, die wir vor­

her waren; das giebt keinen Vorzug, nur viel nach einander her gelesen zu haben; zu viel Lec-

türe schadet eben, so wie Uebermaß im Ge­ nusse Unverdaulschkeit erzeuget; man lese im­

mer mit der Feder in der Hand; oft und zehn­ mal wiederholte man die Lecture eines guten

Vuchs; so wird man, gerade wie bei geheftetem Blick auf ein schönes Gemäblde, immer neue Schönheiten entdecken.

S. Lord Bolingbroke

Lettres etc. über vcn Gebrauch und das Stu­ dium der Geschichte.

Man scheue durchaus keine Schwierigkei­

ten.

Ein standhafter eiserner Fleiß ist oft hin-

ländlicher Ersatz der fehlenden Natur-Gaben, und überwindet vrel. Demosthenes ist uns hievon ein

11»

redendes Beispiel; er war von Natur furchtsam,

van kurzem Athem, konnte sich nicht sammeln,

stammelte, und hatte lächerliche Gebäbrde» an

sich, bei seiner ersten Rede wurde er ausgepsiffeu,

aber er wandte die besten Mittel an, sich zu ver­ bessern.

„ Unter Lobenden Wellen hielt er seine

Reden, bestieg hohe Berge, sagte lange Perioden

her, unter der Spitze eines Degens declamirt' er," dadurch ward er da«, wozu er keine Anlagen

hatte, ein Gegenstand der Bewunderung von

Welt und Nachwelt. Der Einfluß der schönen Künste und

Wissenschaften in die Wohlfahrt der Men­

schen endlich und zuletzt zeigt sich deutlich und hinlänglich in ihrer Berseinerung des Ge­

fühls- sie machen den Menschen fühlbar, erhö­ hen seine sanften Gefühle, schassen ihn weich, ge­ schmeidig, geben ihm das Gefällige, Einnehmende,

das Angenehme, den Zauder; grade diese Charak« terzüge machen den Menschen unaufhörlich erfin­

derisch und geschäftig, seinen Verstand

immer

mehr zu kultiviren, und ohne sie ist kein volikom-

111

mener Flor der Gesell'chaft möglich, sie eröffnen

und erweitern dm rechten Wirkungs-Kreis re. re.

Es ist dm Veoürfmssen unserer Zeiten ange­ messen, da wir durch Handlung in Verbindung

mit entfernten Menschen gekommen sind, dahin

Reisen zu thun; auch diese Reisen in auswärtige Länder, im gesetzten Alter und nach gehöriger

Vorbereitung sind von großem Nutzen für die Aufklärung und Bildung des Characters: sie leh­

ren Menschen und Welt kennen, sie machen den Bücher-Unterricht anschauend, klar und bestimmt;

gerade so wie es mit der geographischen Kennt­ niß sich verhält von einem Lande, so wie sie

die bloße Karte und Beschreibung, und so wie

sie die anschauende Ansicht lehrt.

Sonst freilich

werden solche Reisen ohne Bildung des Charackters beides für Verstand und Herz schädlich und

gefährlich; denn sie füllen unausbleiblich den Kopf mit einer Menge von Jrthümern und Vorurtheilen an, und mit Abneigung gegen alles Ein­

heimische, und Angaffung alles Fremden: sie

stürzen nicht selten in viele Thorheiten, lächMlche Affeetation, Leichtsinn, Unbedachtsam-

112

keit,

rackter,

verschlimmern und verderben den

Cha-

und bringen nicht selten Laster aller

Art mit ins Vaterland jurück und machen sie da einheimisch und gewohnt.

Sie nun recht

tu benutzen, muß man vornehmlich mehr Men­ schen als Sachen sehen; grade das Gegen­

theil thun eine Menge Reisender, sie führen ge­ druckte Bücher, Tabellen, Reise und Marsch-

Charten nur bey sich, besehen und staunen Pallaste an: das heißt, als Kind, nicht als Mann

reise». Ein Pallast sieht gerade aus, wie der an­ dre; sondern die Menschen unaufhörlich studieren, und in allen möglichen Lagen sie ken­

nen lernen: und andre mehr redend ma­ chen, als selbst reden - sich auf schickliche Fra­

gen bereiten; dadurch schmeichelt man den Men­ sche»,

sich in genauere und wcitläustigere Be­

schreibungen cinjulaffen mit uns, wodurch die

HandlungS- und Denkungsart eines Volks an­

schaulicher und deutlicher uns bekannt wird. Um die Menschen desto länger reden tu hö­

ren, ist daS beste Mittel, seine Zufriedenheit

auf eine schickliche Alt mit den Dingen und Men­ schen



ii5



scheu zu zeigen, wo man lebt, mit ihren Sitten und Gebräuchen Gedulr zu haben; ohne -etS zu tadeln, eS immer besser gesehen haben wollen u.

s. w. Dann erst lernet und fühlet man die gro­ ße und wichtige Wahrheit, die so selten erkannt wird von den Menschen: nämlich die: „daß die Menschen an allen Orten sich gleich sind," daß eS nur Unwissenheit verräth, und Partbsilichkeir zeigt, zu behaupten, „Da allein sey der Wohnsitz der Redlichkeit, an dem Orte nur seyn die guten Menschen zu Hause:"

sie sind gemischt überall. Ferner, man kann an jedem Orte glücklich und froh leben, allenthalben muß man Thorheiten und Schwachheiten ertra­ gen lernen. Diese Wahrheit, anschauend er­ kannt, wird uns zu dem lebhaften Gefühle bringen, alles kindische Angaffen und Anstau­ nen alle- Fremden zu mäßigen und zu de, wundern, und sich zu verwundern; und da- oft rastlose Bestreben fahren zu lassen, nur immer an fremden Orten leben zu wollen; und lie­

ber die goldene Regel zu fassen, „wo eS un­ wohl geht, da ist unser Vaterland;" nemlich mit

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sich rusriebe» an dem Orte $u leben, der einmal unsre Bestimmung geworden, dies allein wird uns auch nur die Achtung und das Zutrauen der Ne« benmenscheo um «ns behaltbar begültigei». Ge« nug von der Kultur der Seelen-Kräfte. ES Ist der gebietende Theil unserer Seele, so sich selbst reget und wendet, auch beides aus ihr selber macht, wa« sie will, und ihr selber alle Zusäll« vorstellet, wie sie will. Marc, Aurel.

III. Wie sind wir von dein Geiste des Al­ terthums unterrichtet worden? oder kurze

Geschichte von dem Ursprünge und Fort­

gänge der Schriften der Alten.

Die Schreibkunst, und die spät darauf erfun< Leus Kunst Bücher zu drukken: sind hauptsächlich mit die zwiefache Art, zur Kennt/ uiß der Erhaltung und Verbreitung der @Christen der Alten auf die Nachwelt zu gelangen: (außerdem noch S. unten die Abhandlung a. d. Mitteln ihrer Verbreitung)

E r st er Abschnitt. a) V o n der

S ch r e i b k u n st.

I. Da die Zeiten sehr entfernt sind, in wed

chen die Sprache erfunden worden; da die Unter­ suchung der Frage, ob die Sprache auf göttliche

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Veranlassung entstanden, und von den Menschen nach und nach erfunden sey, noch immer unausgemacht bleibt, und die Gelehrten wenigstens daLetztere für unwahrscheinlich halten, wie Menschen darauf gekommen; so ist eS ebenfalls schwer zu sagen, wie die Menschen darauf gekommen sind/ ihre Gedanken andern schriftlich mitzutheilen. Daß man das Bedürfniß, die Gedanken schriftlich aufzusetzen, gesunden habe; daß die Menschen,

da sie ihre Gedanken schon mündlich auszudrücken wußten, auch bald darauf gefallen sind, sie schrift­ lich mitzutheilen, ist leicht begreiflich: es war ihnen auch darum zu thun, ihre Gedanken und Empfindungen abwesend an den Tag zn legen, und dieselben auch nach ihrem Tode zu erhalten, und der Nachwelt zu liefern; und also ist eS wohl

unstreitig, daß Menschen nach und nach darauf verfallen sind. Dieß gieng demnach gut von stat­ ten. Wenn die Meynung, daß die Sprache durch eine göttliche Veranstaltung entstanden wäre, noch immer vielen Zweifeln unterworfen ist; so kann

man doch darauf fallen, da wir gar keine histori­ sche Spuren davon Haden, daß durch eine höhere

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1 r7



Veranstaltung die Schrift ist mitgetbektet worben. In den ersten Zeiten/ ehe die Buchstaben-Schrift

erfunden war/ hatte man andre Mittel die Ge-

danken zu erhalten. In den Profan-Schrisrstellen und in der heiligen Schrift hat man Spureib daß man sich der Aufrichtung von Statuen und einzelnen Steinen bediente, um das And n? feit gewisser Begebenheiten und Thaten auszubewahren, und man erzählte die Begebenheit, welche auf denselben vorgestellt war, durch münd­ liche Tradition weiter. Sie waren aber auch selbst Zeichen, weswegen sie errichtet waren; oft bloße Steinhaufen, wie in den Büchern Most-

vorkommt. Auch durch Gesänge und Lieder er­ hielt man das Andenken merkwürdiger Begeben­ heiten. Der vorhergegangenen mündlichen Tra­ dition kam man durch gewisse Denkmähler zu Hülfe, welche lange daureten. Ferner waren ge­

wisse Tage ausgesetzt, das Andenken berühmter

Begebenheiten zu feiern; (die Anordnung der Festtage) und so gieng eS von einer Generation zur andern.

Da man hernach einsab, daß die-

Mittel unvollständig und nicht zulänglich war,

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das Andenken einer Begebenheit aufjubehalten: so fiel man darauf, feine Gedanken schriftlich durch Zeichen auszudrücken, und so mußte man nothwendig auf die simpelste Art gerathen, ncmlich durch Bilder dasjenige au-zudrücken, waS man der Well mittheilcn wollte: da die ge­ mahlten Gestalten der Dinge dargestellt, da die Dinge selbst abgebjldet wurden. Freilich geschah dies gant roh, und bloß im Umriffe. Bei vielen Dingen war die- möglich, allein viele konnte» hingegen diesen Umriß nicht vertragen. Denn wie wollte man die abstraeten Dinge, Partikeln und Derbinoungen abzeichnen? Und wollte man dies: so mußte man darin» übereingekommen seyn, dies aber war ein Schritt, der erst in spätern Zeiten gewagt wurde. Man jeichnete also die Dinge; die Zeichenkunst ist al'o sehr frühen Ursprungs, und liegt bei allen bildenden Künsten ium Grun­ de. Hernach verkürzte man die Gemählde, indem man eine» Theil für das Ganze setzt«; i) man vereinigte viele Begriffe in einzelne Zeichen; bis man braus fiel, dir Menge von Begriffen, die man itzt reichnen konnte, in Charakteren auszudruk-



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fett, und dies war tticht- anders als Verkürzung der Gemählde; dies wurde so oft reducirt, bi­ matt auf ein Resultat kam, bis man Buchsta­ ben, das heißt eine große Anzahl von Charackterett festsetzte, wodurch auch die artieulirten Tine ausgedrückt wurden. Jene waren symboltsch, diese willkürlich. Jene sind solche, die nach der Sache selbst gemacht find, und diese solche, wobei man übereingekommen ist, daß sie so seyn sollten, und bezeichnen den Schall durch gew ffe Ausdrücke. S. Goguet über den Ursprung der Gesetze, Künste und Wissenschaften. Lemgo 1760. 3 Bde 1. B. e. 4. p. 171. su suche» sei, daS zuerst auf gute Ordnung und bürgerliche Ein­ richtung hielt, bei, diesem mußte das Bedürfniß zu schreiben desto größer seyn. Von diesen Völ­ kern sind die Aegypticr und Aßyrier die ersten, von welchen man es mit der gewissesten Wahr­ scheinlichkeit annehmen kann, weil sie zuerst ihre bürgerlichen Einrichtungen rur Vollkommenheit



gebracht haben.

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ES ist ;u vermuthe«, best sie

sich bei ihre» öffentlich anfgestellte» Gesetze« der Buchstaben bedient haben. Rinde (über) davon das teutsche Wort Buch abzuleite»; von Linden, s. Isidor, orig. 1. 6, 12. — Aegyptisch« Papier- Staude, eine Pflanze am Nil, die man wie eine Zwiebel ent­ blättern konnte, auf Bretter gespannt, zum Schreiben bereitet. S. Guilandini Comment, de papyr. 1572. 4. Montfaucon und Graf CayluS. Der ägyptische König PtolomäuS ge­ brauchte eS bei seiner tu Alexandrien angelegten Bibliothek; im iLten See. hörte sein Gebrauch auf. S. Hamberger p. 8«. hieve» weitläustiz — Das Pergament, darunter allerlei Thierhaute j« verstehen, die anfangs nur von den Haaren ge­ reinigt waren. In Bologna ist ein Pentareuchus davon: die Zubereitung des itzige» Perga­ ments wird dem EumeneS, König t» PergamuS zugeschkieb«»; anfang« war es nicht weiß, wie iyt, und bei spätern Manuscripten, sondern man mahlte eS an, und schrieb mit goldenen und sil­ berne» und schwarze» Farben drauf. — Cotton Pa-



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Papier, aus Tuch, Baumwolle, und Baum-Fa­ sern, sein Ursprung ist nach Montfaucon im yten See. besonders tu See. i;. 14. bey den Grieche»

üblich, bey den Lareinern seltener. — Das Pa­ pier aus Lumpen wie itzo, ist erst spät erfun­ den; seine eigentliche Zeit ist ungewiß; S. litt. Brief. £!). iz. p. 133, und Meermanni rc. darü­ ber, Kag. 1767. 8., eine altere Probe davon, als im See. 14. hat man nicht. Der Uebergang scheint

von Cotton-Papier zu dem Papier aus Tuchfa­ sern, und von diesem ru dem aus Lumpen gemacht zu seyn.

b) Die Werkzeuge, womit man schrieb, waren erstens der Griffel (Siilus) bei weichen Materien z. E. Wachs, dessen Form am Ende spitzig, und an dem andern Ende piatt war zum Auslöschcn; Hör. S 1, 10. v. 72. gewöhnlich von Eisen, hernach von Blei und Knochen. S. Mont-

saueou p. gi*. p. 2i. Nach der Verschiedenheit der Materien zu schreiben, waren auch die Werk­ zeuge, z. B. bei den Steinen gebrauchte man den Meißel. — Das Rohr, ein anderes Werkzeug,

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(cälamus) hierunter sind nicht Federn ru verst«-he», deren Gebrauch erst nachher eingeführt wur, de, und welche die Alten nicht kannten; sondern

sie wäre« Schilf-Röhre, rum Schreiben bequem gemacht und gespalten, und bei solchen Materien gebraucht, wo man Farben austrug, als auf Lei­

newand, angestrichen Papier.

H. E. p. 46.

S. Winkelmann

Bei den Morgenländern sind noch

itzt diese Röhre gebräuchlich.

Die Alten hielten

das ägyptische und gnidische Rohr wegen der Stärke und Biegsamkeit für das beste.

Vorher

war auch schon der Pinsel in Gebrauch, Farben auf Leinwand und auf das Papier der Alten zu tragen, und dieser scheint noch früher gebraucht

|u seyn, als die Röhre. — Die Alten batte»

das Rohr, aber nicht die eigentliche» Schreib­ federn, die wir habe».

Nach Isidor waren sie

im 7 See. ganz gemein. c. Die Materie womit man schrieb war

die schwarre Dinte der Alten, die Buchstaben

lagen sehr dick und schwart auf dem Papiere. Di«

Farben der Alten waren dichter alt unsre Dinte.

S. Winkelmann H. E. x. 8;. wo er muthmaßet, daß diese Schwärze durch Beimischung von Ditriol erhalten sey. cf. Persil s. 3. v. 12. Es giebt noch Manuskripte und Codices, die auf Purpur­ grunde mir goldenen und silbernen Buchstaben ge­ schrieben sind» — Encaustum ist eine Purpurfarbe, (entweder das Blut einer Purpurschnecke, oder der Saft einer Pflanze) bey Diplomen gebraucht, von

der Zubereitung auf dem Feuer etwa so genannt. Die Encaustische (Geschmolzene) Wach§m?hlerey

ist hievon ganz verschieden. S. Monsaucon, imgleichen S. hieoon, und von der Form der alten Bücher C. G. Schwartzii dils. de varia fupellcctili rei libr. Veter, Altors, 1725, und lipf,

56, g. M. Kpf. tmöl. P. M. Caneparii dc atra-

mcntis cujusq. generis. Rotterd. 1 ßi 4. die­

se- letztere Werk betrifft mehr da- Chimische der Dinte.

d) Auch den Abschreibern (librarii) haben wir die Erhaltung der Schrift zu danken. Die

Calliqravben lieferten zrer-iche Handschriften; an jener Stelle traten die Mönche ein, deren Fleiß

3 2



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wir die Erhaltung der Schriften und alle Schätze der Weisheit der Arten zu danken haben. — Die

Tafeln der ältesten Bücher harter Materie wur­ den mit Drath und Riemen zusammenge-

hänget, daher die Benennung Codex kommt. S. C. G, Soli war zii dill. Zu de oriiamcntis libwrum, §. 16.

Die beugsamen Materien wur­

den theils aufgerollet, und in Falten zu­ sammen gelegt; nach dem Ausrollen fieng man

an bie Bücher zu binden, deren Dekken theils von G-ld, Silbcrblech, von Helfenbein,

Holz und Leder waren, oft waren z. E- die Bücher der heiligen Schrift mit Edelgesteinen be­ setzt- Nach diesen kamen die Decken von Bret­ tern, mit Leder überzogen, und mit ledernen

Riemen, und in 12. iz. See. mit messingenen

Buckeln und Blechen an 4 Ecken und mit Clan­

suren beschlagen. — Die Menge der Bücher gab gar bald Gelegenheit und Anlaß, Sammlungen davon zu machen, denen wir die wenigen Reste

alter Gelehrsamkeit zu danken haben.

S- hievon

weitläuttig. Hamberg. N. I. pag. 95. sqq. Die

Bibliothek deö Prolomäus zu Alexandria ward



jur Bewunderung.

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In mittlern Zeiten beküm­

merten sich besonders die Klöster um die Biblio­

theken.

In Deutschland hatten die Bibliotheken

tu Fulda und Cvrvay an Alter und Reichthum den Vorzug.

Zweiter A bschnit t. b) Von der B u ch d r u k k e r k u n st

u ii d d e n Holzschnitten,

al- einer ohne Zweifel älteren Erfindung.

II. Bei der ungemein vielen Mühe und Zeit, Erfor-erniß die Bücher ablaschreibcn, blieb die Anzahl der Exemplare beständig sehr gering; und e- waren eben dadurch die Bücher «u sehr der Gefahr eine- gewissen Untergang- unterworfen: Dazu kam noch eine andre für die alten weltli, chen Schriften noch bedenklichere Ursache al- jene; e- verlohr sich nemlich nach und nach die Sorg, falt für diese Bücher in den Klöster», und die alten weltlichen Schriftsteller, deren Handschris, ren schon sehr verdruvge« waren, würden sich oh, ne Zweifel »ach und nach völlig verloren habe», «en» nicht durch die Erfindung der Buch,



135



drukkerkuust diese Gefahr vertilgt, unb da­ durch der Gebrauch der Schriften der Alten er­

leichtert, und seine Gränze» erweitert worden wäre». CS mag die Buchdrukkerkuust erfunden sey» nm das Jahr 1440, oder mau habe dieselbe «her gehabt, nemlich 14,0 oder ;r. wie Herr El­ lis meynt, S. Philosoph. Tranfact. N. Lg6. und zu Maynz durch Erfindung der beweglichen Vuch-

-aben zur Vollkommenheit gebracht seyn, (die er» sie» Versuche wurden 1436 gemacht, die erst« Druckerei in Amerika legte Corte» in Mexico

1524 an): so ist doch dieses gewiß und ausgrmacht, daß dies« Erfindung gar bald zum Wachs­ thum der Gelehrsamkeit rin großes beigetragen.

Wie denn 15,7 und in den folgenden Jahren dir Reformation darauf erfolget. Wie e- scheint, so haben die gute» Erfin­ dungen Künste und Wissenschaften, wie sonst aste

Dinge auf der Welt ihre Perioden; Sie habe» ihren Ursprung, ihren Wachsthum, ihre Zeit, da sie blühen, und ihre Zeit, da sie wieder abneh­

men, und glrichsam verwelken, und auch wohl



1Z6



eine Weile hernach wieder von neuen hervorkom­

Di« Künste blühten eine ge­

me» und blühe».

raume Zeit bei den Perser», Chaldäern, Aegyy,

tier». Hervach aber thaten er die Grieche» ihnen dari» zuvor, die heutiges Tages wirrer so «»gelehrt und barbarisch geworden, als sie vor­ mals alle andere Völker neben sich achteten, um die Zeit, da Christus geboren wurde, steng di« Gelehrsamkeit an in Italien r« blühen, und breitete sich in der saure» Christenheit aus, bi» die Gothen, Hunnen und Wende« die Bi­ bliotheken und fast alle Denkmahle des Alter­ thums verheeret und verwüstet, so daß beinahe auf tausend Jahre das Licht der Gelehrsamkeit gan, verloschen zu sey» schien. S. weirläoftigcr hievon Ilackewil I. 3. c. 6, Seen s. p. 259.





ES ist noch ungewiß, wer der erste Erfinder der Buchdrukkerkunst gewesen sey', indem rin

jeder HistoricuS die Ehre davon seiner Stadt und seinem Vaterland« iuschreiben will. So lege»

etliche dies« Erfindung dem Johan» Gatten-

137

berg/ eisern Straßburger Edelmann bey/ am da« Jahr 1440 und sagen, Faust sei nur sei« ®e(elle gewesen. Berti«« sagt/ der Erfinder sey Lauren, riu« John von HLrlem, «nd Fuü oder Fasst habe demselben seine Kunst und Werkzeug entwendet. Andererzu geschweige«/ so halte« einige für die

Erfinder de« Johann Fust oder Fausten and Peter Scköpfsern, de« Faust in einige« Bü» c&ein au- seiner Druckerey, Peter von Gerne«, heim, puer meus, feine« Diener nennet Nun

aber zeiget man r« Häklem ein oder ein paar Bü­ cher, die der £mw. Koster schon vorher», «emlich im Jahre 1430. und 39 gedruckt. S. Philosoph. Tranact. N. 2ß6. Es mag nun aber der erste Erfinder seyn, «er da will: so hat «an gleich« wohl große Ursache zu glauben, daß die Kunst von Faust und feinem Schwiegersohn Schöpfer sehr verbessert und «eiter gebracht worben. Da insonderheit der letztere ei« Erfinder gewesen von metallenen Typis oder Schriften, die zuvor nur in H»lz geschnitten waren: und zwar ansäng, lich ganze Stöcke, hernachmal« aber einzelne Schriften »der Buchstaben.

V. Wanley’« ob-



138



fervat. in fielt Philosoph. Tränket. N. 2gg ttttb

510. S- auch tccitlduftict« hierüber Hainderger I. N. I. pag. 96. sqq. Der Anfang dieser Kunst

«ar freilich sehr unvollkommen, die Buchstabe« waren nur in Holz geschnitten , aber doch beweglich. Guttenberg verließ Straßburg, und voll, führt« seine Kunst in seiner Vaterstadt Maynz, wo er die P alter und dir Bibel unter die Presse brachte. Seine hilrernen Letter» wurden |u ge,

schwind stumpf, und abgenutzt; Blei war zu weich,

Metall r« hart, und r» scharf, endlich verfiel er mit seinen Gehülfen Hoh. Faust und Schäfer auf «ine Mischung »onIinn und andern Jn-

gredie»««». Letzterer ersann es die Buchstaben zu gießen; ohne diese Erfindung würde der angesangene Bibel-Druck schwerlich vollendet sey», der

scho» 4006 Gulden in Golde kostete. Auch wegen fier Dr« kker - Farbe gab es mancherlei Ver­

suche. Die Schreib,Dinte Guttenberg« zog sich in die hilrernen Buchstaben. Di« Schwärze der Licht- und Lampen-Flamme war nicht dauerhaft.

Der von Leinihl gekochte und

mir Kienruß vermischte Firniß wurde al« brauch,

— bar beibehalt«».

159



Guttenberg starb ohngcfähr

um- Jahr 1468- Faust setzt«: die Druckerei al­ lein fort, und fing an ziemlich große Werke hcr-

auSzugebe«, und erwarb sich großen Ruhm dabei. Faust und Schäfer gaben sich alle Mühe die Kunst heimlich zu halten : endlich seit 146- bei der Einnahme von Mayn; zerstreurten sich die Buchdrucker in ganz Deutschland und übrige Län,

der, und legten Druckereien an, wodurch diese

Kunst immer weiter uud weiter sich auSbreitere. Die lateinische Sprache hatte den Vorzug vor allen andern; mit dem Griechisch en wurde tiemlich früh der Versuch gemacht:

147s wurde

|u Mayland das erste griechische Buch gedruckt,

und 1488 erfolgte tu Florenz die erste griechische

Ausgabe der Werke des Homer. Das erst« he­ bräische Buch ist 1477 gedruckt.

Die ersten

Meßverreichnisse (der Ursprung der Leipziger

Messe fällt ins Jahr 1268) von Bucher« ließ der Augsburger Buchhändler Miller 1564 drukkcn. Das älteste Bücherprivilegium, da-

ma» kennt, kommt 1489 bei dem Lractat: Notes

te ipfum vor. Die gedruckten Seitenzahlen

kamen schon im Maynzer Psalter n$7 vor. Die erst en Ausgaben haben sich in den neuesten Zeiten sehr selten gemacht.

Denn erst­

lich wurden von einem jeden Buche nur wenige

hundert Abdrücke gemacht, hernach blieben viele liegen/und giengen ohne Zweifel zu Grunde. Die

ältesten Ausgaben waren von großem Werth, und wurden um einen erstaunlichen Preis bezahlt, sie wurden den Handschriften gleich geachtet. Von

den guten Ausgaben verdienen die erste Stelle

gegen das Ende des 15. See. die Manueci oder Manutius.

Der erste unter ihnen Aldus

Pius Manutius RomanuS legte 1490 zu

Venedig eine Druckerei an, wodurch er sich un­ vergeßlich gemacht hat.

Er schaffte nicht nur die

alte Mvnchschrist ab, und führte die sogenannte Antrquam ein, erdachte die Cursiv Lettern re.

isi$ starb Aldus. 1533 übernahm Aldi Sohn, Paulus Manutius die Druckerei, von dem

sie auf seinen Sohn Aldus den jüngern kam. In Frankreich erwarben sich vorzüglich die Etien­

nes, oder Stephane theils durch die Schönheit



i4i



des Druckes/ theils durch die Richtigkeit der Büs­ cher unvergeßliches Lob. Die Elzevire trieben zu Amsterdam und Leyden die Buchdruckerkunst.

Ihre Ausgaben der lateinischen Schriftsteller find in i2 oder 16 gedruckt und werden des niedli­ chen und richtigen Druckes wegen mit Eifer ge­

sucht, und zur Zierde ausgestellt. Endlich gehö­ ren hiehernoch die chronologischen Verzeich­

nisse der in 15. und 16. See. gedruckten Bücher.

c. Von den Holzschnittcn. Die Holzschnitte sind ohne Zweifel alter, als die Buchdruckerkunst. Man hat ihre Erfin­

dung bisher einem gewissen Lupert Rüst ohne Grund zugeeignet. Herr Heinike hat.in dem

Karthäuserkloster Buchsheim nahe bei Mernmttn gen, einen Holzschnitt entdeckt, worauf der große Christoph geschnitten ist, mit der Zahl 142z. (die­ ses soll der erste Holzschnitt seyn;) Hcrr von

Murr hat dieses Blatt in sein Journal zur Kunstgeschichte eingerückt.

Das älteste Buch,



izjs

—'

worin man Holzschnitte antrifft, ist die Lcgenda sanctorum, Augsburg 1471» auch der Maynzische Psalter von 2457 hat bei zweybundert schön geschnitzte Anfangsbuchstaben. Die Kunst mit Doppelstöcken Holzschnitte abzudrucken ist nicht lange nach Erfindun; der Buchdruckcrey in D-urschland bekannt gewesen, wie sol­ ches aus den grokcN Anfangsbuchstaben zu ersehen iS, welche in einigen ersten gedruckten Büchern sich befinden, und mit zwei oder drei Farven, nicht ge­ mahlt, sondern gedruckt sind. Die Italiener schrei­ ben die Erfindung einem Hugo de Carpi zu, der aber erst lange hernach gelebt hat, als dieselbe in Deutschland bekannt war. In unsern Tagen hat sich der Kunstemsige Herr Professor Unger zu Berlin, um die Vervollkommung der Holz­ schnitte einen unvergeßlichen Ruhm erworben.

IV.

Ueber Liturgiea. Kurze Geschichte derselbe». l>. Ihre Mängel, c. Von der Verbesserung der Liturgie.

a. Da« Wort Liturgie heißt überhaupt «in iss

fentlicher Dienst, Hebr. »o, n.; ja bestimmterer Bedeutung wirds von jedem Dienst gebraucht, auch «in Privatdienst- noch wird darunter jede priesterliche Verrichtung bey gottesdicnst« lichen Hrndlunge», und daher der öffent­ liche Gottesdienst verstanden, diese Bedeu­ tung kommt bei den Kirchenväter» vor, meto­ nymisch betrifft da« Wort Liturgie die Dor­ schriften von de» Einrichtungen des öff-ntUchea Gottesdienstes: in der specieUesten Bedeutung teigt es die Haltung des heiligen Abend­ mahl« an. Hier umfaßt da- Wort Liturgie in enge-

rer Bedeutung nur insbesondere die Art und Weise des ganzen öffentlichen Gottes­ dienstes mit den Vorschriften von den Gebräuchen und äußerlichen kirchlichen Einrichtungen in sich. S. Sulcerus Jo. Cafp, Tliefaur Ecclefiaft. e Patribus Graecis,

Am fiel. l6tz2. Fol. Edit.. 2. em end. auctior,

ibid. 1728, Fol. In unserer protestantischen Kir­ che nennt man es gewvhnhcherwerse KirchenAgende. Vergl. Nösselt Ann. z. K. d. best, allgem. B. in a. Th. d. Lhesl. Leipz. 80. 8. i) Einmal in der apostsuschen und frühern christlichen Kirche hatte man keine eigentlichen Li­ turgien, der Gottesdienst war damals noch ganz simpel; weder i. Cor. 14. noch in Br. an Timoth. und Tit. wird von Formeln des öffentli­ chen Gottesdienstes gehandelt; beim Tertullian. und Justin., weiche tie erste Einrichrnng deS öffentlichen Gottesdienstes erzählen/ finden wir nichts dergleichen erwähnt. Im ;ten See. ist noch keine Spur von cingeführten Formularen anzu­ treffen. In den Versammlungen der ersten Christen wur-



145



wurde fast alles »ach Art der jüdische» Sy­ nagoge eingerichtet.

Doch herrschte eine ehr­

würdige Einfalt; man las anfangs die Schriften des A. Testaments; nachher auch die Schriften der

Apostel/ verrichtete ein Gebet/ und hielt bei einem LiebeSmahl das Abendmahl/ und zwar anfangs

fast täglich. Die Taufe, wobei sich der Täufling ganz unter das Wasser tauchte, wurde so oft er­

theilt, als neue Christen vorhanden waren, die sie verlangten.

Man seyerte den Sabbath fast an

den meisten Orten noch mit de» Juden, wenig­ stens in Palästina bis auf die Zerstörung Jerusa­

lems.

An den Tagen des Herr» hielten die

Christen aber auch feyerliche Zusammenkünfte. Ostern und Pfingsten scheinen die einzigen Feste der Christen in diesem See, gewest» zu sey». Bi­

schöfe und Aelteste sind in diesem See. einerley. Außerdem nennt der Apostel Paulus Diakonen und Diakonissinnen, Hirte», Lehrer, Propheten,

Evangelisten rc.

Apostel, Propheten, Evangeli­

sten, waren außerordentliche Lehrer, die nur so lange von Gott der Kirche gegeben wurde», bis

der Grund zur Ausbreitung de- Evangeliums geK



14G



legt WW. Irenäus Lib. II. 39. und Origines, der 18s geb., behaupte« deutlich die Kinder,Teuf« in See. 1 gebräuchlich, sie wurde ,u Oßern und Pfingsten öffentlich bei Laufreugen verrichtet. Nach dem Abendmahl« wurden di« Liebesmahle erst gehalten, hie und da umgekehrt. Man fieng an, vornehme Bischöfe in großen Städten von den Aeltesten ru unterscheiden. Sonst blieb es, wie in See. 1. Oie Bischöfe und Aeltesten hiel­ ten kurt« und einfältige Rebe» in den Versamm­ lungen; man sang auch Psalm« und Lieder in den­ selben. Mau wollte den neutestamentischeu Gottes­ dienst wie den der Leviten «»richten; ersann daher viele neue Gebräuche, sahe die Bischöfe als Prie­ ster, das Abendmahl «IS das Opfer an rc. re. In See. ; wurden der Kirchen-Aemter immer mehr; di« Bischöfe, Aeltesten und das Volk wählten die neue» Kirckenvorsteher, Aeltesten und Diakonen, die durch Austegung der Hände ordinirt wurden. Der Bischof »u Rom hatte »och keine Oberherr­ schaft über agdre Bischöfe. Der äußerliche Got­ tesdienst bekam schon mehr Pracht. Die heiligen. Gefäße wurden silbern und gülden. ES wurden

147 dem Gottesdienste gewisse Häuser geweihet, Kir­ chen re. da bauet« man Altare, räucherte re,

-) Seit Constantins Zeit See. 4. warb der öf­ fentliche Gottesdienst sehr mit Ceremonien belastet, und die Liturgie wahrscheinlich eingeführt, mit

einer Last von Gebräuchen aus dem damaligen Heidenthume.

Da Constantin M. ei» Christ im

Jahre

wurde, bauete man sehr viele kostbare

Tempel.

Der Gottesdienst wurde noch prächti­

ger; man machte Liturgien.

Die Kleidungen

der Priester, Wachslichter, das Räuchern kam auf, und damals entstanden auch wahrscheinlich Formulare für die pünktlichen

äußerlichen

kirchliche» Einrichtungen, wenigstens gehört die

Liturgie dahin.

S. I. B, Cotclerius s. s. Pa-

trum apostolic. lib. VIII. D«k SvUNtag WUkd«

heiliger geseyert. Es entstand die Messe. Diele Christen kamen des TageS dreimal in den Tem­

peln und Bethäuser» zum Gebet zusammen. Die Liebesmahle wurden

See. 5 abgeschasst;

das

Abendmahl wurde immer mehr als ein Opfer an­ gesehen : der Gebrauch der Liturgien kam auf das K 2



148



Ansehe» und die Rechte der römische» Bischöse nuch» über die Maßen.

;) Der Pabst Gregorius M. See. 6. führte eine solche Menge Ceremonien ein, daß er der

Vater der Ceremonien heißt.

Er, rin eifriger

Verfechter des Gottesdienstes, verfertigte den canonem missae, liymnos. — Die Tonsur. Die Religion bestund größtentheilS in äußerliche» Ue­

bungen, Fasten, Wallfahrte» re. — Einweihung

der Kirchen mit prächtige» Messen, Wachslich, ter» 2c.

4) Seitdem ward die römische Liturgie und sogar die römische Sprache in fast allen christliche» Länder» des OccidentS eingeführt. Das Geheimniß

der Bosheit, das heißt, der hierarchischen Tyran­ nei regte sich schon See. Z, See. 4 brach es aus.

Die Päbste gewannen Oberhand über die christ,

licke Kirche, «S waren damals schon eine unsäg­ liche Menge von Ceremonien- man hatte schon

seit de» frühern See. Breviaria, Pontificalia. Ritualia etc. S

Cardinal Jo. Bona Herum

laturgicar. lib. II. in s. op. Omnibus Antverp,

1743 Fol. — Mahomed'S Dorgeben für einen

Gesandten Gottes im Jahr 60$. — Gebrauch der Glocken. —

Carl M. veranstaltete See. 3-, baß Homilie« aus den Kirchenvätern gelogen, und in den Kir, chen verlesen wurden, weil Niemand predige» konnte. So wurde» »ach und »ach die jetzige» Evangelien »nd Epistel» eingeführt. In de» Abendländer» wurde an vielen Orten Lause und Abendmahl in lateinischer Sprache gehalten, See. 9. »och stet» in rweierlei Gestalt. Aus dem Mor» genlande brachte man unrählige Reliquien in di« abendländischen Tempel «nd Klöster. Die Pädste suchte» fich über alle weltliche Mächte emvorr»« hebe». Alle Gegenden wurden mit Capellen, Bildsäulen rc. erfüllt See. 10. An die Ausbrei­ tung der wahren Gottesfurcht aber dachte ma» desto weniger. Die Wallfahrten, der Märien­ dienst , re. wurden bis tum höchsten Aberglauben See. ii getrieben. Der größte Theil des Got­ tesdienstes bestund See. 12 nur in der Messe. De«



i5o



Ablaß gebrauchte mau, um Geld tu schneiden, rum großen Aergerniß.

Bei der Messe kam See. 15 das Läute» mit dem Glöcklein auf. Neue Orden.

Die Domini­

caner, Franciskaner, Augustiner, Eremiten ent­

standen. Hie und da entzog man dem gemeinen

Mann de» Kelch im Abendmahl. See. 14. wurde mit den Körpern frommer Männer und ihrer Re­

liquien sehr viel Abgötterei getrieben. Der Tem­ pelherrnorden auSgetilgt.

Mit de» Kirchen­

gebräuchen blieb es See. 15. wie im vorigem See. ruhig.

3m Anfänge See. 16 war äußerlich alle­

Die Geistlichkeit war höchst verderbt.

Die Papisten triebe» da- WiffionSwerk in diesem See. ungemein stark nach Ost- und Westindien. —

Zu dem großen Werke der Reformation war schon

in den vorigen See. der Grund gelegt, durch di« allgemeine Klage» über das Verderben der Kir­

che, durch die Concilia tu Pisa, Costnitz und

Basel.

Die nähere Veranlassung zur Kirchenver-

befferung war der Ablaßkram.

Martin Luther,

geboren tu Eislebe» 14»;, ereiferte fich über den Greuel desselben so sehr, daß ^r 1517 den gisten



1Q1



October an der Schloßkapelle tu Wittenberg 9; Sätze wider die Irrthümer des Pabstthums an­ schlug, und gegen den Ablaß predigte. 1517 machte Luther auf Befehl Johannes, Churf. Sa. xon.» eine neue Kirchenordnung. 1529 schrieb er den großen und kleinen CatechiSmnr. 1546 starb Luther. Die Macht des römischen Bischofs wurde schon See. 17 um v!eleS geringer- Die Bosheit der Jesuiten war übertrieben. Die pole­ mische Gelehrsamkeit nahm sonderlich unter dcn lutherischen Theologe» sehr überhand. Die Grund­ sprachen und die heilige Schrift vernachläßiget, von Coceeju« fleißig getrieben, aber durch Findung überall eines allegorischen Sinns, verderbt. Georg Fox, ein Schuster in England, ein frommer Mann aber Schwärmer, sing besonders an, sich besondrer Offenbarungen von Go:t zu rühmen. Naturalisten undDeisten. Eduard-Herbert von Chcrbury in Eng­ land, lehrte den Naturalismus.' Thomas HvbbeS. Benedict Spinora, ein amsterdammer Jude. Im See. ig hob Pabst Clemens XIV. den 21. Jul. 177? durch eine eigene Bulle den Jesuiterorden auf- Die evangelischlutherische Reli-



152



giou ist in Ostindien durch dänische Missionärien, in Asien, Westindien, Neugeorgien, in ©tön-'

land rc- rc. ausgebreitct worden. Die Kirchen­ gebräuche sind nicht ohne alle Veränderung ge­ blieben; besonders bemerkbar sind die Versuche, den Exorcismus, die Beichte und andre Ceremo­ nien abruschaffen, die Einführung der feierlichen Consirmation, Verminderung der öffentlichen Fest­ tage, die Einführung neun: Gesangbücher. Die evangelische Bruder-Unität, (Herrnhuter,

Mährische Brüder) unterscheidet sich von andern Protestanten nur durch ihre eigene Verfassung und Uebung. Ihr Uhrheber ist Nie. Ludw. Graf von Zinzendvrf.

5) Zur Zeit der Reformation führte man auch neue Liturgien in Landessprachen ein. Lu­ ther, Bu^enharen, Martin Chemnitzius, s. J. A. Schmidii de agendiä Ilclmst. i/lg. und Herrmann Casp. König Biblloth. Agendorum Jelle 1726 4. ist ein vollständiger Catalog

der vornehmsten Liturgien rc. unserer christlichen

Kircke.

153 b. Ihre Mangel.

I» unsrer protestantischen Kirche ist die beste Liturgie, aber sie bat ihre großen Mängel. Die

in der römischen und noch mehr in. der morgen,

ländischen Kirche ist mit heidnischem Aberglauben vermengt. Eine der besten Liturgien ist die Gen,

fer 1754 4. Die Anreden, Ermahnungen bei der Ehe r- E- sind kur;, simpel, erwrcklich.

Ihre

Mängel bestehen in unbestimmten, dunkeln, ober

oft gar unrichtigen Vorstellungen der ReligionsWahrheiten, ihre Formulare wie ihr Vortrag

sind weitschweifig und matt; es fehlt darinnen ein vollständiger, bestimmterer und kraftvollerer

Unterricht der ReiigionS-Wahrheiten, worauf sich der Gottesdienst beziehen soll, z. E- bei der Taufe rc. c. Von der Verbesserung der Liturgie.

Vor allen Dingen müssen bessere Formulare verfertigt werden, die von den gesagten Mängeln

frey find-

Man hat auch schon verschiedene gute

Vorschläge deshalb gethan.

S- Zollikofers An,

reden oder Gebete. Leipz. 77.8. Seilers Ver-



154



such einer christl. evangelisch. Liturgie Erlang. 82. r Ferner für jede gottesdienstliche Handlung mehrere Formulare gemacht werden, dergleichen Abwechslungen sind in Religion« Sachen sehr wichtig. Auch bewährten »erstä- digen Männern, denen die Verbesserung der Liturgie am Herzen liegt, muß es überlassen werden, selbst neue An­ fangs und Schlußformeln, und überhaupt neue Formulare tu verfertigen. Ferner eine neue Samm­ lung von Chorälen, die unter gewisse Rubriken gebracht wären. Den» die mehrsten Lieder un­ sers Gesänge« haben die Fehler, daß in ihnen manche specielle Materien gar nicht vorkommen u. s. w- und dann nach gehöriger Vorbereitung sie einzusübren; denn da« wesentliche der Liturgie ist ohne Zweifel die beständige Abwechselung des Vortrag-, des GebetS, der Gesänge, der For­ meln, dadurch wird der Zuhörer in beständiger Thätigkeit erhalten, das dem Geiste der christli­ chen Andacht nicht so nachtheilig wird, als wenn sich der Zuhörer bei der gewöhnlichen Liturgie fast immer leidend verhält. Die an manchen Orten sehr zahlreiche Vru-



155



dergemeine hat bekanntlich bereits viHf verbesserte

Liturgie eingeführt. Ich selbst habe die im Des­

sauischen Philantropin. Betsale eingesührt» Litur­

gie damals gut gefunden, wodurch die Andacht

viel gewinnt, durch die stete Abwechslung des

Vortrag-, de- Gebets, der Chöre und des Gesang«. Pros. Basedow hat, wie bekannt, solche größten,

theil« von der Brudergemeine entlehnt.

Dergl.

Pros. Saljmanns Vorrede $u seinem Gottesdienst i. und 4. Liturgie ist zwar nicht da- einjigr Be-

sSrderungsmittel der Tugend, aber e« ist doch «in sehr kräftige-, und nach der Meinung der Meh­ resten, da« einzige.

Denn da sie die innere Ein­

richtung der Kirche betrifft- so ist sie auch die

einzige öffentliche Anstalt zur Beförderung der Lugend, und wie sehr hat sich Philosophie, Lee­

türe und Geschmack in unsern Zeiten geändert

und gewonnen! Daher auch eine GotteSvereh-

rung ihnen gemäß eingerichtet seyn muß; denn Wahrheit wirkt nur auf UNS, und stärker, wen»

wir sie richtig empfinden könne»; ein trockne- Sy­

stem kann sie nicht versinnlichen, und fühlbar dem Herren machen, daher auch eine öffentliche Got-



i56



«eeereßruiia unsrer empfindende« und fühlbare«

Natur im Vortrage ihrer für die Versammlung faßlich werdenden Wahrheiten ang-messm seyn

muß/ die nach ihren Eigenschaften so beschriben worden - daß sie die Einbildungskraft i« einem Bilde fassen und sich damit beschäftige»» kann, und

gewisse Eigenschaften der Dinge wirklich den Sinnen der Dersammlunq nahe gebracht werden. Die Bilder der Wahrheit»-Hüll« müsse« getroffen, ««vertiert, tu falsche« Nebenvorstellungen keinen

Anlaß geben.

Unangenehme Empfindungen erre­

gen leicht Widerwillen, ta». Wahr« und Schöne aber da- Gegentheil: Alle- über unsern Erkennt-

Uißkrei« iu weit erhabene für da- Her» unwirk­

same sey verbannt au- dem Vortrage. (V'rgl.

Saltzman» Vorrede G. D> I. u. s. w.) Genug über Liturgie —

V. a. Kurze Geschichte des gottesdienstlichen

Gesanges, und über Verbesserung unsers Kirchengesanges.

der Gesang eine große Gewalt über unsre Herren hat, und ein eben so natürlicher Ausdruck unsrer Empfindung ist, sie erweckt und unterhalt;

so sollte man der Religion besonders diejenige Art der Poesie heiligen, die gesungen werden kann:

und die Kraft der Poesie, vornehmlich den Wahr­ heiten und Empfindungen der Religion widmen, und dadurch die Erbauung befördern, den Ge­

schmack an der Religion vermehren, und die Her­ ren in fromme Gefühle versetzen. Selbst die heid­

nische» Dichter hielten es für Ehre und Pflicht die Poesie ihrer verderbten Religion $u widmen. Der sonst große Geist, Zwinglius kannte wenige



158



Sen» hierunter den Mensche» sehr schlecht/ wenn

er den gottesdienstliche» Gesang abschaffen wollte; Paulus kannte ihn besser/ welcher solche Gesänge

selbst für die Privatgesellschaft empfiehlt. Ephes.

$, 18—20. Eine assectvolle Music stimmt nicht

allein gleichsam die Seele zur Andacht/ sie drückt uns auch die Wahrheiten tiefer ein, und giebt sie

der Empfindung.

Man zwinge un« doch nicht

ferner, oft Tändeleien, Unsinn, oder gar Scandal«

zu singen, man gebe uuS geistliche Liederbücher, wie das Zollikofersche, Badensche, Berliner, und ganz vorzüglich das Braunschweiger-

Das Sin«

gen religiöser Hymne» war eine so natürliche

Sache, vergl. CallimachuS Hymnen, die weiter nichts als eine Sammlung von religiöser Gesänge

an die Gottheiten der Heiden sind, das man ei»

heidnisches Gesangbuch nennen könnte. Schon im A- T. sang man beym Gotte»,

dienst, besonders Moses ließ nach dem Durch, gange durch den Arabischen Meerbusen jene sey, erlichen und herrlichen Hymnen absingen, mit Vo,

kal, und Instrumental «Music begleitet-

David

hatte ganze Chöre von Sängern und Musiker,





159

bei Verfertigung der so hinreißenden Psalm«, die mehrentheilS $u einer solchen gottesdienstlichen

Handlung bestimmt waren; und

Chron. wird

erzählt, daß ganze Chore von Sängern zum Tempeldienft und Verfertigung der öffentlichen Hym­ nen veranstaltet worden.

Auch im N. T. wird Ephes. 5, 18. 19.

dieser Gesang anempfohlen.

Coloff. 3,16. 1, 16. Jae- 5, 13.

Auch in dem

ist en See. saugen die Christen bei ihrem öffentli­

chen "Gottesdienst schon zur Apostelzeit derglei­

chen religiös« Gesänge.

S. Plin. 1. x. c. g-,

Bohmeri diss. in Plin, über die frühesten kirch­ lichen Alterthümer. Der Teutsche Kirchen-Gesang stammt von

Joh. Huß her, der in Böhme» die richtigern Grnndlehren des Christenthums lehrte, und sie

mit seinem Blute versiegelte. S- Böhmische Lie­ der für Landesleute, die 1339 von Michael Weiß

ins Teutsche übersetzt wurdendewasserfchen

Die elende» Lo-

Psalme waren in elende matte

Reime und ins erbärmlichste Geheule eingekleidet.

Endlich Luther vermehrte gar sehr diese Zahl der teutschen Kirchengesänge.

Luther bat in seinen

herrliche» Liedern die Sprache meistens glücklich gewählt, so entfernet er auch von unser» Tagen gewesen ist- Luther war ei» Man» von ausnehmende» Talenten, seine vortreffliche» Lieder gehire« unter die Meisterstücke von gottesdienstliche« Gesänge». Er selbst komponirte verschiedene, die von Kennern für Meisterstücke gehalten werden ; übersetzte alte lateinische Lieder, brachte Stelle» der Bibel, die zehn Gebote, das D. U- i» Rei­ me, verbesserte einige alte Lieder, und machte eine Menge von neuen. I« >5- See. hatte er iber iyo deutsche Lieder rnsammengebracht. S. die Geschichte des Gesanges int christlichen Alter­ thume beym Bingham origin. s, antiq, Ecclesiast. lib. 15. UNd I. G. Walcliii diss. de hymnis Ecclesiae apostolic. Miscell. sacr. pag, 54* Olearii evangelischer Liederschatz. Jena 1705, 4 Th. 8. handelt von de» vornehmsten deutsche» Liedern. Werel historische Beschreibung der be­ rühmteste« Liederdichter, 719. 4 Bde. 8. mit gro­ ßer Weitschweifigkeit. Teller kurze wahrhafte Geschichte der älteste» deutsche» Kirchengesänge, Berlin 81. 8. Jsts nothwendig die alten Kir-

161

chsngesängs |u verbessern? Dessau 82, 8. J. 6. Walch Biblioth. theolog. select, 5 Tom 66g. und IV. 1119, wo eine Menge von Lieder», Pre, digten und Andachten. See. 17. kanonistrte mau die Lieder, man hielt Jahrgänge darüber, schrieb Lieber-Anbnchte», Erklärungen darüber.

b) Ueber Verbesserung

unseres Kirchen­

gesanges.

Darüber ist sogar bei Lehrer» in der christli« che» Kirche ei« Lärm entstanden, ja sogar stieß man sich daran, wenn man ein GellertscheS Lied ablas oder sang. Ich weiß zwar alte Kirchens«, sänge, die ich mit ihren Melodie» lieber verfertk, get haben möchte, als alle Oden des Pindars und de» Horaz. Vielleicht »ragt die Geringschätzung eines geistlichen Lieder oft nicht- wenig dazu bei, für eine göttliche Religion zu dichten, so wie un­ streitig die viele» schlechten Lieder dieser Gat, tung. Einige gesunde Grundsätze über die Der, befferung des Kirchengesanges werden hier vieles L

erörtern, und näher auseinander setzen. Einmal Sprache und G-sckmack Haden sich sehr geändert seit der Einführung des Kirchengesanges. Luther schrieb noch in einem würdigen männlichen To­ ne, seitdem änderte sich der Geschmack. Me« lanchiv», Calvinus waren die großen Kenner der Werke der Griechen und Römer- Daher im 16. See. e n schon viel gereinigterer Geschmack als im 17. See. ob er gleich erst anfing aufjudämmer». Der Geschmack in der Beredsamkeit b« sich ge­ ändert und gebessert, die rohe «»bearbeitete an­ stößige Sprache and der sorglose Ausdruck' der Dorwelt hat sich geändert und verfeinert, und mit der Verfeinerung der Sitten die nachläßige «»gewählte «nd platte ekele Schreibart aufgehört. Daher wird man auch in der geistliche« Poesie neue Versuche wagen müsse«; obgleich viele schon uralte Lieder in 1'00 Jahren noch eben so geistreich und erbaulich sey» werde», als sie vor mehrer» 100 Jahre» waren. Viele alte Lie­ der sind auch nur stellenweise verwerflich. Ihr Ausdruck im gaiiren bleibt immer stark und kräf-



165



tfa/ der Inhalt der Gedankt» groß, Kürt« und Nachdruck dominire».

Unsre gewöhnliche» Lieder sind rum Theil voll dunkler, niedriger und anftößiger Worte und Re­ densarten; dies giebt i» Spötterei,» über die Religion Anlaß. Z. B- in dem so»ft vortreffli­ chen Liede, „O Haupt voll 95lut," der Vers:

„Wie bift d» so bespeyet," wie anstößig und

wider all« Würde der Andacht! Ferner in «ine« alten Liede die Verse, „ja Vater als er suchte, daß er mich sreffe» mochte." Wie »latt und Ge­ schmack beleidigend, wie srostig und hatt! Und demohngeachtrt hört man Leute von Verstände so waS singe»; auch eine Menge Mensche» de», ke» durchaus an da« nicht, wovon die Red« tv

geutlich sey» soll. Ferner sind unsre alte» Lieber t»m Theil »och voll von Jrridümern, wimmel» davon, besonder« i» de» Büßliedern; voll ». B. von» Al», der deS Nachts drückt, von SechSleln und

Esel u. s. w. voller historischer Irrthümer. Seit der Reformatio» hat man immer diese Kirchen­

lieder geändert, wir Luther schon alte Lieder nmL -

arbeitete. Auch Luthers und seiner Gehülfe« Lie­ der, könne« und müssen bei der größer« itzige«

Cultur von Geschmack geändert werde«, und be­ dürfen einer Verbesserung. Sie habe» noch Dun­ kelheit und Anstößigkeit. Im Anfänge des itzigen See. hat man es rwar nickt leide« wolle«,

die spätern Lieder von Paul Gerhard aber konnte man ändern. S. Gottlieb Wernsdorf de pru-

dentia in Canlilenis mutanda. Luther selbst sagte, wem sie nicht gefallen, mag sie ändern. Die Kirchengesänge habe» nie ein symbolisches Ansehn

gehabt, wie einige behaupten; und Luther selbst empfahl die Besserung der alten Lieder und that es auch selbst. Wir habe» itzv in dem gegenwär­ tige« Zeitalter einen Vorrath ganz vortrefflicher

Lieder. Der Meister von allen für Kirchengesänge ist Gellert, em wahres Ideal; diese habe» schon soviel Nutze» gestiftet, daß ihre Anprei­ sung hier überflüssig ist, einige kleine Irrthümer abgerechnet, die mit Aenderung von ein paar Worten könnten gebessert werden. In diesen

Lieder« befindet sich alles zusammen, was man vortreffliches erwarte» und verlange» kann; so



165

—1

viel Plan, Ordnung, innerer Zusammenhang: sie sind lehrreich, nicht weitschweifig, nicht voll von einem Schwall von Worte»/ enthalte» eine Menge

Sache» aus den christlichen Lehren der Religio»/ in so würdigem und ihr so angemessene« Aus, drucke; sie find so stark/ inniglich/ rührend/ daß ficherlich unter alten, Schriftsteller«/ die

je gelebt habe«/ keiner leicht t« finde» ist/ der so was unaussprechlich nützliches der Welt hinterlasse« hat. Cramer/ Schlegel/ Müntek/ Utz/ Löwe«/ re. werde» hierin nie Gelierten beikommr»; jeder von ihnen hat freilich feine eigene Vorzüge/ aber «icht alle Etzenschafte» hei,

tiger Liedersammlunge» zusammen in sich veres, nigt in einem so hohe» und schwerlich erreich, baren Grade al- die Gellertsche Sammlung. ES ist also Pflicht/ die öffentliche» Gesang, bücher zu verbessern/ das fordern ihre Beschaffen,

heil/ und die Beispiele ihrer Vorfahren.

DaS

Badensch«/ Manheimek/ Osnabrücker/ Berliner/ Zollikofersche Gesangbuch hatten das große Der, dienst r»erst/ eine solche Sammlung guter geistlk,

cher Gesänge zu enthalten, Vas letzthin rrschie-

166 nette braunschweigsche Gesangbuch ist eine Samm­ lung und Auswahl ganz vorzüglich guter Kirchen­

lieder, so zweckmäßig und wvdlgeordnet, und so besonders für die Erbauung oeratden, daß rS vhnstreitig einen der ersten Plätze von gute» geistli­ chen kk-^r Sammlungen einnimmt und mit al­

Aber diese verbesserten Gesangdücher müssen mit großer Schonung «ud

lem Rechte verdient-

Klugbeit, allmählig und unvermerkt ringeführt »erde». S- Schlegels Vorrede rn feinet ersten

Sammlung'von geistliche» Lieder».

c) T e D c u m. Das Te Deum ist seinem Ursprung «ach ei« Sonntags Morgenlied für Mönche; es iss nicht

von Ambrofius, Bischoff von Mayland, und wird

unrichtig der ambrosische Lobgesang genannt: im Sten See. finden wir es ««erst in den alte» MönchS-Regeln befohlen, von «em eS aber ist, wissen wir nicht. ES enthält auch manche mönch« sche Begriffe von der Religion, z. B- baß die Möncke nur Gottes Diener sey». „Den Die­

nern Dein"; da werden die Mönche für Die-



167



«er im vorzügliche« Verstände erklärt: ferner lehrt e-, daß das Lob Gottes nut in dem Sin­ gen der Mönche bestehe; „täglich, Herr Gott, dich loben wir." ES soll «igentlich ein Glaubensbekenntniß seyn, baS lehrt sein ganzer Inhalt, den« eS ist fast ganz Symbvlum; und folglich höchst unschick­ lich $« einem öffentliche« Dankliede bei frohen Wohlthaten oder bei Friehen--Feste«. Es ist sonder­ bar, wie man dazu gekommen, ti dazu zu ge­ brauchen; «s enthält nicht- von Moral, von den Hanptlehren des Christenthums, es ist ei« trocknes unvollständiges Symbvlum, sehr undeutlich abgefaßt, und überLieß sehr verworren eingeklei, bet. S- Walch von Te Deum im HannövrMagaz. und Bartholom Gavanto thefaur. facr, rit. Antv. C>\6 in s tom. 4 tom. 2, pag. 161 fq. CS ist leicht aus den guten geistliche« vor, handrnrn Gesängen, die Regeln von dieser Art ger geistlichen Poesie zu entwerfen. ES muß eine allgemeine Deutlichkeit darin herrschen, die von dem Richtigen entsteht; eS muß in de« geistlichen Gesängen eine gewisse Stärke des Ausdruck- do-

168 Miulre», die Sprache der Schrift, voll göttlicher

Hoheit und entrückender E'Nfait: «st ik LutherAll-druck selbst der kräftigste. Die Lieder für da- Herr, Vene» der Gelang vorrüglich eigen ist, müsse», alles, was erhaben und rührend in der Religion ist, uns fühlen laste», (vergl. C. F. Gel­

lerts Vorrede zu leine» geistliches Oden und Liedern.) Der Gesang muß »ach dem ächt?» Geist de-

Christenthum-, beide- in Theorie und Praxi- ge, macht sevn; pvvulär, allgemein faßlich, aber nicht

medrig, sondern edel, der Würde der Religio» «»«emessi n: geistvoll eingekleidet, darin» die wahre Porste rnthalrrn sey», und g»r melodisch, und harmonisch. Das Gemüth wird durch diele Har­ monie der Tine gesammelt;, wie da- ohnläugst ei» Back eingestande»; e- wird dadurch weich

und füdldar gemacht- dieß ist die Wirkung einer jede» Harmonie, und erleichtert die Erinnerung an die so eingekeidrre Religion- - Wahrheiten unge­ mein.

* (Dergl. Leß Moral, und W. Derham c. 6. daß wir Gott alle schuldige Pflicht, Dienst und



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Verehrung leist««, und insonderheit den Sabbath heilige« sollen. De» Welt gleichsam, solcherge­ stalt von Anfang geheiligt, ihre« Geburtstag, wie ihn Philo nennt, tu feiern. Nicht bloß Ruhe, Ablaßung von Arbeit heiliget bi« Sabbath-Feyt»; denn das wäre, wie einer von de» Kirchenvätern sagt, Sabbatum Boum cl Atinorum, sondern der öffentlich« Gottes dienst. — cf. Ligthfoou op. t. -2, p. 55, und 646 erwehnt allein 460 Epmrxogen zu Jerusalem. Math. 9, W Luc. q, 16. cf. D. Cave erste» Christenthum. part. 1, c. 7. einer der größte» Kenner der christliche» Alterthümer rrwehnt der strenge» Disciplin und Strafe bei Verabsäumung der öffentliche» Versammlungen ohne Noth. Die Erscheinung im Hause des Herr», sagt Derham ist «in Werk der Huldigung - und LehnsPflicht die wir dem Schöpfer schuldig sind, ein Recht.der Oder-Herrschaft, f» wir Ihm bezahle» müsse». Ezech. 20, Exod. 51,15. Denn wie der gelehrte Webe anmerkt, so ist der Heiligmacher eines Dolk», und der Gott dessciben, einerlei. Ps. $. 8. Vergl. Salhmanns



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Vorrede tu seinen ®. D. i. und 4. Kircher Concord. P. i. p. 356.

Ufibus divinis accom-

modavit, a communi et profano usu fegregavit,

in ufiini facrum, ad cultum Dei deßinativ.

geheiliger z« göttlichem Dienst, und von gemeinem Gebrauche abgesondert.