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German Pages [205] Year 2008
Studien zu den Traditionsbüchern des Klosters Garsten
Mitteilungen des Instituts für Osterreichische Geschichtsforschung Ergänzungsband 52
OG
R. Oldenbourg Verlag Wien München
Siegfried Haider
Studien zu den Traditionsbüchern des Klosters Garsten
R. Oldenbourg Verlag Wien München 2008
Die Drucklegung des Bandes wurde gefördert durch Land Oberösterreich, Landeskulturdirektion, Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Abt. 3, Wissenschaft und Forschung, Diözese Linz
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über abrufbar.
© 2008 R. Oldenbourg Verlag im Veritas Bildungsverlag Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Ubersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Herstellung: Grasl Druck & Neue Medien, A-2540 Bad Vöslau Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf ISBN 978-3-7029-0557-6 Oldenbourg Verlag im Veritas Bildungsverlag Wien ISBN 978-3-486-58553-7 Oldenbourg Wissenschaftsverlag München ISSN 1817-8774
Inhalt Vorwort
7
Abkürzungsverzeichnis
8
Siglenverzeichnis
9
Verzeichnis der Quellen und Literatur
10
Abbildungsverzeichnis
18
Einleitung
19
A. Das erhaltene Traditionsbuch A
27
I. Die Beschreibung der Handschrift A
27
1. Der Einband
27
2. Der Buchblock
29
3. Die Arbeit der Schreiber a) Die hochmittelalterlichen Schreiberhände b) Korrekturen und jüngere Vermerke c) Die spätmittelalterlichen Schreiberhände
34 34 38 41
II. Die drei Teile der Handschrift A
45
1. Der Kopialbuch-Teil a) Regesten der Urkunden b) Die strukturelle Ordnung c) Uberlieferungsverhältnisse der Urkunden und Anfertigung der Abschriften
45 45 50
2. Die Traditionen des Klosters Garsten a) Das Ordnungsprinzip b) Zum Inhalt der Notizen
55 56 65
3. Der Register-Teil a) Regesten der Urkunden b) Entstehung und Anlage des Registers
70 71 80
III. Zusammenfassung
51
88
6
Inhalt
Β. Das verschollene Traditionsbuch Β I. Das Inhaltsverzeichnis
92 92
1. Äußere Beschreibung
93
2. Analyse des Inhalts
94
3. Edition des Inhaltsverzeichnisses
104
4. Zusammenfassung
115
II. Die Handschrift Β
116
1. Äußere Beschreibung
116
2. Rekonstruktion des Traditionsbuches Β Die Überlieferung bei Kurz S. 119 - Die Überlieferung bei Wißgrill S. 124 - Die urkundliche Überlieferung: 1. Das Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen S. 126 - 2. Die Gaflenz-Schenkung der Markgräfin Sophia nach 1129 S. 131 - 3. Die Bestätigung der Besitzungen in der Riedmark von 1171 S. 131 - 4. Die so genannte Gründungsurkunde S. 134 - 5. Die Seelgerätstiftung Otakars IV. von 1190 S. 1 3 7 - 6 . Der Fälschungsentwurf auf Otakar II. vom Ende des 12. Jahrhunderts S. 138 — 7. Die Schenkungsurkunde Herzog Leopolds VI. vom 2. Juli 1205 S. 139 - 8. Das authentische Register von 1233 S. 139 - 9. Die gefälschte Besitzbestätigung Otakars III. von 1163 S. 141 - Zusammenfassung S. 142
117
3. Die rekonstruierte Handschrift Β Die mutmaßliche Struktur der Handschrift S. 145 - Rekonstruktion des Inhalts S. 146
145
4. Zum Inhalt der Notizen
149
III. Das Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander - Die Entstehung der Handschrift Β Vom Formalakt zum Traditionsbuch S. 154 - Stemma S. 161
150
C. Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher
163
D. Zur Überlieferungsgeschichte der Traditionsbücher Α und Β
169
Abbildungen
177
Register der Orts-und Personennamen
195
Vorwort Die vorliegenden Studien wurden veranlasst durch das Auffinden von drei Doppelblättern aus Papier im Bestand „Stiftsarchiv Garsten" des Oberösterreichischen Landesarchivs in Linz, die sich sehr schnell als Inhaltsverzeichnis des verschollenen zweiten Traditionskodex des oberösterreichischen Benediktinerklosters Garsten herausgestellt haben. Ihre Bearbeitung und Auswertung setzte eine eingehende Analyse des im selben Archiv erhaltenen Traditionsbuches voraus. Damit dienen diese Forschungen in gleicher Weise den Interessen des Landes Steiermark, dessen erste Landesherren das Kollegiatstift bzw. Kloster Garsten im hohen Mittelalter gegründet haben, wie denen des jüngeren Landes ob der Enns bzw. Oberösterreichs, dem die Klosterherrschaft seit dem späten Mittelalter zugehört hat. Die grundlegenden Untersuchungen, die zur Klärung der mit den Garstener Traditionskodizes verbundenen Fragen erforderlich waren, haben allerdings persönliche Interessen von em. Univ.-Prof. Dr. Friedrich Hausmann (Graz) berührt, der schon seit langem die Neubearbeitung des 1. Bandes des Urkundenbuches zur Geschichte der Steiermark und ihrer Regenten vorbereitet und vorhatte, in diesem Rahmen auch die Garstener Traditionen mit steiermärkischen Bezügen neu zu edieren. Dank dem großen Entgegenkommen von Prof. Hausmann sind jedoch diese Studien in völliger Übereinstimmung mit ihm entstanden. Nach ihrer Fertigstellung hat er sogar auf sein Vorrecht als Editor verzichtet und dem Unterzeichneten die Edition der Garstener Traditionsbücher überantwortet. Für diese Großzügigkeit und für das damit erwiesene Vertrauen sei Herrn Prof. Hausmann an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. Dankbar bin ich ihm auch dafür, dass ich die Garsten betreffenden Urkunden seines Arbeitsmanuskripts einsehen durfte. Für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe der Ergänzungsbände der Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung bin ich dessen Direktor Univ.Prof. Dr. Karl Brunner zu Dank verpflichtet, ebenso Herrn Ass.-Prof. Dr. Herwig Weigl für kritische Durchsicht des Manuskripts, wichtige sachliche Hinweise und redaktionelle Betreuung. Für ihre Unterstützung bei der Erstellung der Druckvorlage danke ich meiner Frau Brigitte und Frau Brigitta Killinger. Gewidmet sei das Buch in dankbarem Gedenken meinen akademischen Lehrern Alphons Lhotsky, der in mir das Interesse an den Geschichtsquellen geweckt hat, und Heinrich Fichtenau, von dem ich vieles lernen durfte. Linz, im Frühjahr 2007
S. H.
Abkürzungsverzeichnis Β. Eb. Ehzg. f./fol. GB. Gf. Hl. Hzg. Kg(n). Kl. Ks. MG. Mkgf(n). N. F. OÖ OG. P· polit. Bez. StG. UB
Bischof Erzbischof Erzherzog folio Gerichtsbezirk Graf Heilige(r) Herzog König(in) Kloster Kaiser Marktgemeinde Markgraf(gräfin) Neue Folge Oberösterreich(isch) Ortsgemeinde pagina politischer Bezirk Stadtgemeinde Urkundenbuch
Siglenverzeichnis AfD AÖG AZ BUB FMSt FRA HRG HONBNÖ JbLKNÖ JbOOMV Κ L LMA MGH MGSL MIOG MOOLA ONBOO OOLA QEBG R StUB UBLOE VIÖG VuF W ZBLG ZHVSt
Archiv fur Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde Archiv flir Osterreichische Geschichte Archivalische Zeitschrift Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich Frühmittelalterliche Studien Fontes Rerum Austriacarum Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins - Gesellschaft für Landeskunde Kurz, Beyträge Ludewig, Diplomatarium Lexikon des Mittelalters Monumenta Germaniae Historica Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Mitteilungen des Instituts für Osterreichische Geschichtsforschung Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich Oberösterreichisches Landesarchiv Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte Register-Teil des Traditionsbuches A Urkundenbuch des Herzogt(h)um(e)s Steiermark bzw. Urkundenbuch zur Geschichte der Steiermark und ihrer Regenten Urkunden-Buch des Landes ob der Enns Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Vorträge und Forschungen Wißgrill, Schauplatz Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Zeitschrift des Historischen Vereins für Steiermark
Verzeichnis der Quellen und Literatur Der Oberösterreichische Adel, bearb. von Aloys Freiherrn von STARKENFELS (J. Siebmachers großes u n d allgemeines Wappenbuch, N ü r n b e r g 1894). R u d o l f ARDELT, D i e historiographische u n d die verfassungsrechtliche Stellung des Klosters Garsten im hohen Mittelalter (Diss. W i e n 1939). R u d o l f ARDELT, Beitrag zur Geschichte des Stiftsarchivs Garsten. JbOÖMV (1980)
125/1
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München
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Verzeichnis der abgekürzt zitierten Quellen und Literatur
11
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Verzeichnis der abgekürzt zitierten Quellen und Literatur
12
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Verzeichnis der abgekürzt zitierten Quellen und Literatur
13
Waldemar HUBER, Garsten, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol 1, bearb. von Ulrich FAUST-Waltraud KRASSNIG (Germania Benedictina 3/1, St. Ottilien 2000) 5 0 1 - 5 6 0 . Renate JERNEJ, Das Kollegiatstift St. Bartholomäus in Friesach (Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 85, Klagenfurt 2001). Peter JOHANEK, Zur rechtlichen Funktion von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und früher Siegelurkunde, in: Recht und Schrift im Mittelalter, hg. von Peter CLASSEN (VUF 23, Sigmaringen 1977) 1 3 1 - 1 6 2 . (Seraphin KIRCHMAYR), Regesten des Stiftes Garsten ( O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Hs. 3). Der Gärstnerischen Hofrichter Tafl, das ist Verzaichnus und Einführung der maisten Herrn Hofrichter, welche bey dem würdigen Gottshauß und Closter Unser L. Frauen zu Gärsten sonderlich innerhalb 4 0 0 Jahren gewesen und ..., zusammengetragen von Seraphin KIRCHMAYR 1653 ( O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Hs. 82). Adami Friderici KIRSCHII abundantissimum cornu copiae linguae Latinae et Germanicae selectum . . . (Noribergae 3 1721). Josef KLOSE, Das Urkundenwesen Abt Hermanns von Niederalteich ( 1 2 4 2 - 1 2 7 3 ) , seine Kanzlei und Schreibschule (Münchener Historische Studien, Abt. Geschichtliche Hilfswissenschaften 4, Kallmünz 1967). (Ernest KOCH), Biographien oder kurze Lebens-Beschreibungen aller bekannten Ordens-Männern und besonders deren im Rufe der Seligkeit abgeschiedenen, die wissentlich jemals in dem Oberösterreichischen Benediktiner-Stifte Gärsten gelebt haben. Nebst einer Vorrede von dem Zustande Garsiens, ehe als die Benediktiner hier ankammen, wie auch von den gottseligen Stiftern alda. Getreulich und mühesam gesammlet aus verschiedenen Dokumenten von einem Ordens-Profeß daselbst 1803 ( O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Hs. 76). Heinrich KOLLER, Zur Anerkennung bayerischer Traditionsnotizen durch die Kurie. A Z 75 (1979) 1 0 2 - 1 1 6 . Friedrich KORGER, Franz Kurz. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschösterreichischen Historiographie am Beginne des 19. Jahrhunderts. JbOÖMV 82 (1928) 1 7 7 - 2 4 2 . Miha K o s i , T h e Age of the Crusades in the South-East of the Empire (Between the Alps and the Adriatic), in: T h e Crusades and the Military Orders. Expanding the Frontiers of Medieval Latin Christianity, hg. von Zsolt HuNYADi-Jozsef LASZLOVSZKY (Budapest 2001) 123-165. Die Kuenringer. Das Werden des Landes Niederösterreich, hg. von Herwig WOLFRAMKarl BRUNNER-Gottfried STANGLER (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums N . F. 110, Wien 1981). Kuenringer-Forschungen, red. von Andreas KusTERNiG-Max WELTIN (JbLKNÖ N . F. 4 6 / 4 7 , 1980/81). Erwin KUPFER, Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich vom 9. bis zum 12. Jahrhundert (Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 28, St. Pölten 2000). Franz KURZ, Beyträge zur Geschichte des Landes Oesterreich ob der Enns 2 (Linz 1808). Josef LAMPEL, Das Gemärke des Landbuches 4. JbLKNÖN. F. 7 (1908) 1 - 2 3 4 . Karl LECHNER, Geschichte der Besiedlung und der ursprünglichen Grundbesitzverteilung des Waldviertels. JbLKNÖ N . F. 19 (1924) 1 0 - 2 1 0 .
14
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Quellen und Literatur
Karl LECHNER, Die Grafschaft Raabs, in: Festschrift zum 70. Geburtstage Oswald REDLICHS (JbLKNÖN. F. 2 1 , 1 9 2 8 ) 7 7 - 1 1 1 . Karl LECHNER, Die Babenberger ( V I Ö G 2 3 , Wien-Köln-Weimar 4 1 9 9 2 ) . Josef LENZENWEGER, Die Entwicklung des Pfarrnetzes der Benediktiner-Abtei Garsten (unter besonderer Berücksichtigung der Stadtpfarre Steyr) (Diss. Wien 1939). Josef LENZENWEGER, Berthold Abt von Garsten FL 1 4 2 (Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs 5, Linz 1 9 5 8 ) . Josef LENZENWEGER, Die Bestände des Klosterarchivs Garsten am Ausgang des Hochmittelalters, in: Festschrift Karl E D E R zum 7 0 . Geburtstag, hg. von Helmut J. M E Z LER-ANDELBERG (Innsbruck 1959) 321-329. Josef LENZENWEGER, Die Altarpatrozinien in den Kirchen von Garsten - ein Beitrag zur Frömmigkeitsgeschichte. Studien und Mitteilungen zur Geschichte des BenediktinerOrdens 95 (1984) 151-159. Josef LENZENWEGER, Garsten in Beziehung zu seinen Nachbarorten, in: Kirche in Oberösterreich. 200 Jahre Bistum Linz. Katalog der Oberösterreichischen Landesausstellung, hg. von Helga LITSCHEL (Linz 1985) 73-84. Matthias LEXER, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch 2 (Leipzig 1876). Lexikon des Mittelalters 1-9. Registerband (München 1980-1999). Alphons LHOTSKY, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs (MIÖG Ergbd. 19, Graz-Köln 1963). Linciensis confirmationis cultus ab immemorabili tempore praestiti servo Dei Bertholdo primo abbati monasterii Garstensis O.S.B, „sancto" nuncupato (t 1142) positio super casu excepto ex officio concinnata (Sacra rituum congregatio, Sectio historica 125, Cittä del Vaticano 1964). Joannes Petrus a LUDEWIG, Diplomatarium Garstense (Reliquiae manuscriptorum omnis aevi diplomatum ac monumentorum ineditorum adhuc 4/4, Frankfurt—Leipzig 1722) Alfred MARKS, Franz Kurz, in: Oberösterreichische Geschichtsschreiber skizziert von Historikern der Gegenwart. Linz aktiv 24 (1967) 27—40. Franz MARTIN, Zum spätmittelalterlichen Salzburger Urkundenwesen, in: M I Ö G Ergbd. 11 (Innsbruck 1929) 278-287. Anton MELL, Grundriß der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Landes Steiermark (Graz-Wien-Leipzig 1929). Viktor MELZER, Zur älteren Geschichte der Benediktiner-Abtei Garsten. Archiv für die Geschichte der Diözese Linz 4 (1907) 3—46. Oskar Freiherr von MITIS, Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen (Wien 1912). Stephan MOLITOR, Das Traditionsbuch. Zur Forschungsgeschichte einer Quellengattung und zu einem Beispiel aus Südwestdeutschland. AfD 36 (1990) 61—92. Engelbert MÜHLBACHER, Die literarischen Leistungen des Stiftes St. Florian bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts (Innsbruck 1905). Hannes P. NASCHENWENG, Admont, in: Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol 1, bearb. von Ulrich FAUST-Waltraud KRASSNIG (Germania Benedictina 3/1, St. Ottilien 2000) 71-188. Necrologium Admuntense, ed. Siegmund HERZBERG-FRÄNKEL (MGH, Necrologia Germaniae 2, Berlin 1904) 287-309.
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Quellen und Literatur
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J . F. N I E R M E Y E R - C . VAN DE K I E F T , J . W . J . BURGERS
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16
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17
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Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Hs. A, Fol. I r rot: Vorsatzblatt Abb. 2: Hs. A, fol. 14 r = l4 r rot: Schluss des Kopialbuch-Teiles (Schreiber 1) und späterer Nachtrag der Notiz Nr. 20 (Schreiber 16) Abb. 3: Hs. A, fol. 47 r : Schreiber 1 u n d späterer Registereintrag (Schreiber III) Abb. 4: Hs. A, fol. 54 r : Fortsetzungs-Schreiber 12 u n d 13 sowie späterer Registereintrag (Schreiber IV) Abb. 5: Hs. A, fol. 56 v = 57 v rot: Register-Teil (Schreiber XIII, XIV und XV) Abb. 6: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. l r Abb. 7: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. l v Abb. 8: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 2 r Abb. 9: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 2V Abb. 10: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 3 r Abb. 11: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 3V Abb. 12: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 4 r Abb. 13: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 4V Abb. 14: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 5 r Abb. 15: Inhaltsverzeichnis der Hs. B, fol. 5V Bildnachweis: alle Aufnahmen Gerhard Aigner, O O . Landesarchiv, Linz
Einleitung Das 1787 aufgehobene Benediktinerkloster Garsten nahe der oberösterreichischen Stadt Steyr verfügte seit dem hohen Mittelalter über zwei Handschriften, die von der modernen Urkundenforschung der Gattung der so genannten Traditions- oder Schenkungsbücher zugeordnet werden 1 . Von diesen ist eine heute noch erhalten und wird im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz verwahrt 2 ; 1852 wurde sie im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns - nach heutigen wissenschaftlichen Maßstäben unzulänglich und, wie der Vergleich mit dem Original erweist, nicht fehlerfrei ediert 3 . Die andere Handschrift gilt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts als verschollen, ist jedoch nicht völlig unbekannt, weil sie von verschiedenen älteren Historikern benützt bzw. beschrieben worden ist 4 . Der um die oberösterreichische Landesgeschichte überaus verdiente St. Florianer Chorherr Franz Kurz 5 hat sogar etliche ihrer Traditionsnotizen im Druck wiedergegeben. Unser Bild von diesen beiden Garstener Traditionskodizes wird aber nun wesentlich klarer, nachdem im Zusammenhang mit der Erforschung der Anfänge von Pfarre, Stift und Kloster Garsten 6 im Oberösterreichischen Landesarchiv ein Archivalienfund geglückt ist, der nach genauerer Untersuchung als Inhaltsverzeichnis jener verschollenen zweiten Handschrift bestimmt werden konnte. Im Folgenden soll ein kurzer Abriss der Forschungsgeschichte der Einführung in die Thematik dienen. Im Zentrum der Arbeit werden dann die Beschreibung und Analyse des erhaltenen Traditionskodex sowie die kritische Untersuchung und Edition des neu entdeckten Inhaltsverzeichnisses stehen, auf deren Grundlage der verschollene zweite Traditionskodex rekonstruiert werden soll. Mit Hilfe der neuen Erkenntnisse über die beiden Garstener Handschriften wird schließlich versucht, Einblick in die Entstehung, die Funktionsweise und das Wesen dieser Traditionsbücher zu gewinnen.
1 Die wichtigste Literatur dazu: FICHTENAU, Urkundenwesen 81-87 u. ö.; DERS., Urkundliche Quellen 33, 38-45; WILD, Traditionsnotizen 469-483; WILD, Aufkommen 461-477; JOHANEK, Funktion 131-162; DIENST, Regionalgeschichte 105-128; MOLITOR, Traditionsbuch 61-88; HECHT, Überlegungen 91-122; SONNLECHNER, Landschaft 134-139; WANDERWITZ, Traditionsbücher 359-380; BORGOLTE, Stiftergedenken 235-239; REDLICH, Privaturkunden 79-92; DERS., Traditionsbücher 1-82; LHOTSKY, Quellenkunde 165-167, und die Zusammenfassung von Dieter HÄGERMANN, Art. Traditionsbücher. LMA 8 (1997) 929f. 2 Linz, OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Hs. 1 = Pa II/l 1. 3 Codex traditionum monasterii Garstensis ordinis s. Benedicti (UBLOE 1, Wien 1852) 111-202. 4 Eine Zusammenfassung bei LENZENWEGER, Berthold 213-222. 5 Über ihn siehe MARKS, Franz Kurz 29f.; ZIBERMAYR, Landesarchiv 241-247; TRINKS, Urkundenbuch 598-603; KORGER, Franz Kurz 177-242. 6 HAIDER, Anfänge 293-329; DERS., Äbtereihe 309-326.
20
Einleitung
Schon die Bearbeiter der ältesten, noch sehr rudimentären Garstener Diplomatare erklären, ein Schenkungsbuch des Klosters ausgewertet zu haben. Im Falle von Johann Peter von Ludewig 7 scheint dies in der Hauptsache der erhaltene Traditionskodex gewesen zu sein, in dem fast alle der zumeist nur in Auszügen sehr fehlerhaft wiedergegebenen Urkundentexte überliefert sind. Ihre Reihenfolge bei Ludewig stimmt allerdings nicht mit der im Traditionsbuch überein, sondern ist im Großen und Ganzen blockweise verändert. Dies zeigt eine Gegenüberstellung der Drucke bei Ludewig (L) und im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns: Ludewig
UBLOE 1
Ludewig
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
1 2 3 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24
= = = = = = = = = = = = = = =
1 2 3 5 + Supplik 172 177 180 181 190 191 202 212 213 217 214 14 15 16 17 18 19 20 23
25 26 27 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47
UBLOE 1 = = = = = = = = = = = = = = = = = = =
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
25 55 75 111 121 125 127 134 139 143 145 146
Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.
161 163 169 164/170/173 174 222 195 186 187
>
Weitere Hinweise auf die Vorlage sind in L Nr. 4 2 = U B L O E 1, Nr. 173 der N a m e Alhait (de Stambach, mater domini Ortolfi et Haidenrici), der im erhaltenen Garstener Traditionskodex fol. 4 l v nachträglich eingefügt worden ist 8 , und in L Nr. 10 = U B L O E 1, Nr. 190 die charakteristische Kürzung des Zeugennamens Wernher. Vereinzelt sind in Ludewigs Druck Zeugennamen verschiedener Traditionsnotizen miteinander vermengt 9 . Der Herausgeber hat aber für seine Edition außer dem bekannten Traditionskodex auch noch andere Quellen benützt. So aus dem Archiv des Klosters Garsten die Originalsupplik des steirischen Markgrafen Otakar IV. von 1176 mit den ihr angeschlossenen Abschriften der beiden Urkunden der Passauer Bischöfe Ulrich und
7 LUDEWIG, Diplomatarium 191: „Liber quartus. Diplomatarium Garstense. Ex libro traditionum monasterii Garstensis . . . " . 8 Siehe unten S. 39. 9 So mit Sicherheit bei L Nr. 4 2 = U B L O E 1, Nr. 164, 170 und 173 und wahrscheinlich auch bei L Nr. 38, deren Zeugennamen Dietmarus de Chersperg, Hugo de Brunnaren, Henricus de Lanzenberch als Spitzenzeugen in U B L O E 1, Nr. 152, 154 und 156/159/160 auftreten.
Einleitung
21
Konrad 1 0 sowie die auf Bischof Altmann von Passau gefälschte Urkunde von angeblich 1082 1 1 . Woher er die mit 1145 datierte Traditionsnotiz über eine Schenkung des Ministerialen Dietrich (II.) Enenkl 1 2 kannte, muss offen bleiben, da Ludewig bei diesen drei Texten nur im Falle der Supplik seine Vorlage genannt hat 1 3 . Es ist allerdings wenig wahrscheinlich, dass Ludewig oder die in seinem Auftrag tätigen Materialsammler nur von einem Traditionskodex Kenntnis hatten, wenn es in Garsten deren zwei gegeben hat. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts hat der Jesuit Erasmus Frölich ein „Diplomatarium Garstense" herausgegeben, das Ludewigs Drucke in manchem verbessert hat 1 4 . Er konnte dabei Vorarbeiten seines Ordensbruders Sigismund Pusch benützen, die von Garstener Mönchen an Hand der Uberlieferung im Klosterarchiv korrigiert und ergänzt worden waren 15 . Frölich vermerkt zu den beiden ersten Urkunden seiner Edition — der gefälschten Altmann-Urkunde von angeblich 1082 und der nur abschriftlich überlieferten Bestätigung des auf Behamberg und Garsten bezüglichen Tausches zwischen Bischofs Altmann von Passau und Markgraf Otakar I. durch Bischof Ulrich von Passau dass sie Ludewig „ex codice donationum" auszugsweise veröffentlicht habe 1 6 . Er selbst gibt bei zwei Dokumenten an, die Texte seien dem Schenkungsbuch entnommen worden, nämlich bei der Tradition eines Weingartens in Herzogenburg durch Markgraf Leopold den Jüngeren von Österreich und bei der Schenkung des Ministerialen Dietrich Enenkl im Jahr 1 1 4 5 1 7 . Von diesen vier Texten sind die Fälschung auf 1082 und die Traditionsnotiz von 1145 nicht im überkommenen Garstener Traditionskodex enthalten. Die Bestätigungsurkunde des Bischofs Ulrich ist abschriftlich sowohl im Traditionskodex als auch in der Supplik des Markgrafen Otakar IV. von 1176 überliefert 18 , und die Traditionsnotiz über den Weingarten in Herzogenburg scheint ebenfalls im Traditionskodex auf. In ihrem Fall zeigen die Hinweise des Herausgebers Erasmus Frölich auf die abweichenden Lesarten Ludewigs 19 , dass seine Quelle eine Garstener Originalhandschrift gewesen ist. Am Ende des 18. Jahrhunderts hat sich Franz Karl Wißgrill in seinem mehrbändigen Werk über den niederösterreichischen Adel wiederholt auf ein Traditionsbuch des Klosters Garsten berufen 2 0 . Seine Angaben finden aber in dem erhaltenen Traditionsko10
LUDEWIG, D i p l o m a t a r i u m 192f. Nr. 4 (Ex lit. O t t o k a r i marchionis. E x lit. Vdalrici episcopi Pa-
taviensis) = U B L O E 2 , 3 4 0 f f . Nr. 2 3 3 ; über sie HAIDER, Äbtereihe 3 1 6 - 3 2 0 . 11
LUDEWIG, D i p l o m a t a r i u m 1 9 3 Nr. 5 = U B L O E 2 , 116f. Nr. 8 1 ; über sie BOSHOF, Regesten 1 1 7
Nr. t 3 9 5 , sowie HAIDER, Anfänge 3 0 2 - 3 0 4 und 3 2 1 - 3 2 6 . 12
LUDEWIG, D i p l o m a t a r i u m 2 0 5 f . Nr. 2 8 .
13
LUDEWIG, D i p l o m a t a r i u m Nr. 4 , S. 1 9 2 : „Ex lit(tera) Ottokari marchionis. Ex lit(tera) Vdalrici
episcopi Pataviensis". 1
PUSCH—FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m (mit Korrekturen an LUDEWIG und Ergänzungen aus Garsten).
15
PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 1 5 - 1 7 .
16
PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 2 3 : „Hujus et praecedentis chartae fragmenta m o d i c a vulgavit
ex codice d o n a t i o n u m Petrus a Ludewig Relig. Manuscript. T o m . I V pag. 1 9 2 et 1 9 3 . N u m . I V et V " . 17
PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 3 4 f . Nr. 5: „Fragmentum ex codice d o n a t i o n u m - Haec etiam
refert Ludewig T o m . IV. pag. 2 0 4 . Ν . X X I I I . Sed apud eundem scribitur: Styrensis et Styra"; 3 9 f . Nr. 7 : „Ex codice d o n a t i o n u m - Refert etiam Ludewig. T o m . IV. pag. 2 0 5 . N . X X V I H " . 18
PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 2 0 - 2 3 Nr. 2 = U B L O E 2, 3 4 1 f. Nr. 2 3 3 und U B L O E 1, 118f.
Nr. 5; dazu BOSHOF, Regesten 1 5 8 Nr. 5 2 3 , und HAIDER, Anfänge 2 9 7 - 3 0 4 . 19
PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 3 5 N r 5: „Haec etiam refert Ludewig T o m . IV. pag. 2 0 4 .
Ν . X X I I I . Sed apud e u n d e m scribitur: Styrensis et Styra" = U B L O E 1, 133f. Nr. 2 0 . 20
WISSGRILL, Schauplatz 2 , 3 9 3 (in codice Tradit. des Klosters Garsten) und 4 1 0 sowie B d . 4 , 3 6 f .
( C o d . Tradit. M o n a s t . Garsten. Mscr.) und 3 8 0 (in C o d i c e Tradit. des Klosters Garsten).
22
Einleitung
dex keine Entsprechung. Dass er bei einer seiner Quellenangaben von dem „ältesten Codex Traditionum" des Klosters Garsten spricht 21 , könnte so zu verstehen sein, dass ihm auch ein zweiter jüngerer Kodex bekannt gewesen ist. Wie Ludewig und PuschFrölich gibt Wißgrill die schon erwähnte Traditionsnotiz von 1145 ebenfalls im Volltext wieder und verweist dazu auf einen Garstener „codex donationum" sowie auf den Druck im Diplomatar von Pusch-Frölich 22 . Deutlicher sind die Aussagen von Franz Kurz in der Einleitung zu der von ihm besorgten Edition „der vorzüglicheren Urkunden des Klosters Garsten" 2 3 : „Bey Urkunden, deren Originale verloren gegangen sind, bediente ich mich eines sehr schön geschriebenen Urkundenbuches, welches gewöhnlich codex traditionum genannt zu werden pflegt. Die beyden Theile davon sind zu Ende des zwölften, und im Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts geschrieben worden. Die meisten Schenkungen müssen gleichzeitig auf der Stelle in dieses Buch eingetragen worden seyn, denn es erscheinen oft auf einem einzigen Blatte drey, vier, und auch noch mehrere verschiedene Schriften. Abschriften von Diplomen kommen in beyden Bänden nur wenige vor; alles Uebrige besteht bloß in kurzen, damals sehr gewöhnlichen, Anzeigen gemachter Schenkungen, zu welchen die Namen der Zeugen hinzugefügt werden". In seinen Zwischenbemerkungen und Kommentaren zu den von ihm herausgegebenen Texten spricht er wiederholt von dem „Codex traditionum" und von dem „(alten) Urkundenbuch" 2 4 , an einer Stelle von „den zwey Quartbänden" 2 5 . Von den beiden Teilen eines Buches — wie Franz Kurz es sah — war einer in der Mitte des 19. Jahrhunderts den Herausgebern des Urkundenbuches des Landes ob der Enns nicht mehr bekannt, da sie im 1. Band, der die Traditionsbücher der oberösterreichischen Klöster und Stifte enthält, nur den damals noch in Garsten und heute im Oberösterreichischen Landesarchiv verwahrten Kodex zum Druck gebracht und von einer weiteren Überlieferung überhaupt nicht gesprochen haben 26 . Zu Recht hat man daher daraus geschlossen, dass der zweite Garstener Traditionskodex zu jener Zeit bereits verloren war 27 . Ihre Editionsgrundlage bestimmten die Herausgeber der Garstener Handschrift paläographisch so, dass „die ersten 49 Blätter mit 205 Traditionen ... sämmtlich von einer Hand, und zwar den Schriftzügen nach zu schliessen gegen Ende
2 1 WISSGRILL, Schauplatz 2 410: „ . . . in dem ältesten Codice Traditionum und verschiedenen Schankungs- und Stiftungsbriefen des Klosters Garsten . . . " . 2 2 WISSGRILL, Schauplatz 4 l 0 f . : „Unter anderen findet man in dem Codice Donationum Monasterii Garsten und in P. Sigism(undi) Pusch Diplomatario Garstensi pag. 39 von ihm und seinem Sohn Dietrich II. folgende Stelle: Noverint omnes Christi fideles ...". 2 3 KURZ, Beyträge 467fF.: Sammlung der vorzüglicheren Urkunden des Klosters Garsten; das Zitat 471. 2 4 KURZ, Beyträge 473, 474, 484, 490, 493, 503, 504, 506f„ 509, 510, 512f„ 522, 530f. - Dass es sich bei dem erhaltenen Garstener Traditionskodex zweifellos um einen der beiden von Kurz benützten und beschriebenen Teile des „Urkundenbuches" gehandelt hat, beweist sein Verweis in Beyträge 512 Nr. 33 auf die Randnotiz Münhreüt auf fol. 10 v = 10 v rot dieser Handschrift; siehe dazu unten S. 39. 2 5 KURZ, Beyträge 522f.: „Zum Beschlüsse der Urkunden ... setze ich alle diejenigen her, von welchen das Urkundenbuch ohne Angabe des Jahres, und wahrscheinlich auch ohne Rücksicht auf die Zeitfolge unter denselben Erwähnung thut. Ich hebe aber aus den zwey Quartbänden, die ich vor mir habe, nur Weniges aus, was mir nämlich vor anderen das Merkwürdigste zu seyn scheinet". 2 6 U B L O E 1, 113. 27
LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 1 3 .
Einleitung
23
des XII. Jahrhunderts geschrieben" worden seien, „die Aufschreibungen Nr. 2 0 6 bis 2 2 3 und 2 2 3 bis 2 3 7 . . . von zwei verschiedenen Händen aus dem XIII. Jahrhunderte" herrührten 28 . Mit dem erhaltenen und im Urkundenbuch des Landes ob der Enns gedruckten Traditionsbuch hat sich in der Folge natürlich auch die moderne Geschichtsforschung unter verschiedenen Blickwinkeln befasst. Daneben ist allerdings das Interesse an der verschollenen zweiten Handschrift nicht ganz verloren gegangen. Eine für die Analyse des überlieferten Traditionskodex wichtige Beobachtung machte Viktor Melzer, der die ältere Geschichte des Klosters Garsten aufarbeitete. Er bemerkte beiläufig, dass „nach der allgemeinen Art der Eintragungen des Codex . . . doch dabei eine gewisse chronologische Reihenfolge merkbar" sei 29 . Oskar von Mitis, der sich mit den Garstener Urkunden kritisch auseinandersetzte, hat aus den Angaben von Franz Kurz geschlossen, die verschollene Handschrift sei die ältere gewesen und protokollarisch geführt worden, charakterisierte aber gleichzeitig beide Handschriften als „Zwillingsbrüder" 30 . Die Entstehung des jüngeren erhaltenen Traditionskodex setzte er in die Zeit um 1180 3 1 . In dem „autenticum registrum", das in einer von Abt Berthold II. und dessen Konvent besiegelten Garstener Urkunde aus dem Jahre 1233 als Parallelüberlieferung angeführt wird 32 , glaubte er, das später verschwundene Traditionsbuch sehen zu dürfen 33 . In seiner Studie über das Urkundenwesen der Traungauer wertete Othmar Wonisch das „Vorhandensein eines Trad(itions-)Cod(ex), der wenigstens für das 12. Jahrhundert als Kopialbuch gelten" könne, als eine Erleichterung für die Untersuchung des Garstener Urkundenmaterials. „Wenigstens erhält man durch ihn ein Bild vom Urkundenbestande des Klosters zur Zeit seiner Anlage, die in die Zeit des Abtes Marquard ( 1 1 8 2 - 1 1 9 5 ) und jedenfalls vor das Jahr 1190 fällt" 34 . Von Bedeutung ist außerdem die im Zusammenhang damit getroffene Feststellung, dass mit Ausnahme der Traditionsnotiz Nr. 20 (nach der Zählung im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns) „ e i n e Hand in e i n e m Zuge bis Nr. 2 0 5 " geschrieben habe 35 . Viktor Melzers eher vorsichtige Formulierung über die Reihung der Eintragungen wurde bei Wonisch zum Faktum, dass sich der Traditionskodex „an die chronologische Reihenfolge" halte 36 . Mehr Verwirrung gestiftet als zur Klärung der offenen Fragen beigetragen hat Rudolf Ardelt in seiner Dissertation aus dem Jahr 1939. Da er Franz Kurz missverstand, unterschied er zwischen zwei verschiedenen Garstener Traditionskodizes: einem einbändigen, der „gleichzeitig mit den Annalen und der Vita Bertholdi begonnen", später von Johann Peter von Ludewig benützt und 1852 im Urkundenbuch des Landes ob der Enns herausgegeben worden sei, und einem zweibändigen, den Sigismund Pusch, Erasmus Frölich und Franz Kurz für ihre Urkundeneditionen herangezogen hätten 37 . Von dieser Prämisse ausgehend musste er zu falschen Fragestellungen und Schlussfolgerun28
U B L O E 1, 113.
29
MELZER, G e s c h i c h t e
30
MITIS, Studien MITIS, Studien U B L O E 3, Nr. MITIS, Studien
31 32 33
16.
44, 140. 140. 15, S. 17f.: in autentico Gerstensis ecclesie registro. 4 4 Anm. 4.
34
WONISCH, U r k u n d e n w e s e n
35
WONISCH, U r k u n d e n w e s e n 5 7 f . A n m . 5.
57.
36
WONISCH, U r k u n d e n w e s e n
37
ARDELT, S t e l l u n g 4 5 ^ I 8 , b e s . 4 7 .
55.
24
Einleitung
gen kommen. W i e wir sehen werden, gingen auch seine Mutmaßungen über das Schicksal des verschollenen, angeblich zweibändigen Traditionsbuches 3 8 in die Irre. Für Ignaz Zibermayr, der sich nur beiläufig äußerte, wies der überlieferte Traditionskodex „den Charakter einer nachträglichen Sammlung" auf, während der verlorene „protokollarisch, das heißt ohne Vorlagen also unmittelbar geführt war" 3 9 . Als Alois Zauner den Rechtsinhalt der älteren Garstener Urkunden untersuchte, bedeutete ihm die Anlage des erhaltenen Traditionsbuches eine wichtige Zäsur für die Urkundenkritik, wobei er sich der von O t h m a r Wonisch ermittelten Entstehungszeit anschloss 4 0 . Bei Schenkungen, die in verschiedenen Bestätigungsurkunden bzw. Verzeichnissen aufgezählt werden, nicht aber in diesem Traditionsbuch enthalten sind, rechnete er mit der Möglichkeit, dass sie im zweiten, in Verlust geratenen Kodex eingetragen gewesen seien 4 1 . Diesen hielt er wie Oskar von Mitis für die ältere der beiden Handschriften 4 2 . Besonders eingehend hat sich Josef Lenzenweger, dessen Name eng mit der Erforschung der Geschichte des Klosters Garsten verknüpft ist 4 3 , mit den beiden Traditionsbüchern befasst. Er hat die bis heute überlieferte Handschrift genauer analysiert und ihre Anlage im Anschluss an Othmar Wonisch in die Amtszeit des Abtes Markward (I.) gegen Ende des 12. Jahrhunderts datiert 4 4 . Was die Schrift betrifft, konnte er zum einen die Beobachtung von Wonisch bestätigen, dass alle Eintragungen bis einschließlich Nr. 2 0 5 von ein und derselben Hand geschrieben wurden, „ausgenommen Nr. 2 0 , die offenbar später an dieser freigelassenen Stelle eingeschrieben wurde" 4 5 . Er erkannte aber auch, dass die unmittelbar anschließenden Traditionsnotizen Nr. 2 0 6 bis einschließlich Nr. 2 2 2 „von verschiedenen Händen stammen — beinahe jede von einer anderen" 4 6 . Sehr wichtig ist, dass Lenzenweger nach den Behauptungen von Viktor Melzer und Othmar Wonisch durch die kritische Untersuchung der Traditionsnotizen den Nachweis „eine(r) gewisse(n) chronologische(n) Reihung" für die gegen Ende des 12. Jahrhunderts geschriebene erste Schichte des erhaltenen Traditionskodex — mit Ausnahme der einleitenden Urkundenabschriften und der nachgetragenen Nr. 2 0 - erbracht hat 4 7 . Hinsichtlich des verschollenen zweiten Traditionskodex verwies Lenzenweger auf 16 Traditionsnotizen, die in der Druckausgabe von Franz Kurz überliefert seien 4 8 . Es schien
38
ARDELT, Stellung
39
ZIBERMAYR, Landesarchiv 6f.
47-49.
40
ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 1 , 2 8 3 .
41
Ebd.
42
ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 3 : „ . . . eine A n n a h m e , die sich durch den Verlust des ersten Traditions-
buches j e d o c h nicht sicher beweisen läßt". 43
Siehe dazu ζ. B. die Literaturangaben bei HUBER, Garsten 5 5 2 - 5 5 5 .
44
LENZENWEGER, Berthold 2 1 4 f . ; genauer a u f 1 1 9 0 datiert von LENZENWEGER, Bestände 3 2 8 ; der
Text von LENZENWEGER, Berthold 2 1 3 - 2 2 2 in fast wörtlicher italienischer Übersetzung in Linciensis positio 1 2 3 - 1 3 4 . 45
LENZENWEGER, Berthold 2 1 4 .
46
LENZENWEGER, Berthold 2 1 4 f . m i t A n m . 16, mit der Unterscheidung von 13 oder 14 verschie-
denen Schreibern. 47
LENZENWEGER, Berthold 2 1 5 - 2 2 2 .
48
LENZENWEGER, Berthold 2 1 3 zählte fälschlicherweise drei Notizen dazu, die im erhaltenen Tradi-
tionskodex enthalten sind: KURZ, Beyträge 4 8 7 f . Nr. 1 6 , 5 2 3 Nr. 4 0 , 5 3 4 Nr. 6 1 = U B L O E 1, 151 Nr. 8 4 , 171f. Nr. 1 6 4 , 180f. Nr. 1 9 3 . M a n findet also bei Kurz nur 13 Notizen, von denen a n z u n e h m e n ist, dass er sie der später in Verlust geratenen zweiten Handschrift e n t n o m m e n haben muss.
Einleitung
25
ihm aber auf der Grundlage dieser Texte nicht möglich, „für die Reihenfolge der Notizen und damit des weiteren für die Abfassungszeit" dieser Handschrift „zwingende Schlüsse zu ziehen"49. Wegen der unklaren Reihung hielt er auch die Behauptung von Oskar von Mitis, „der verlorene Trad(itions-)Kod(ex) sei der ältere gewesen und protokollarisch gefuhrt worden", für „nicht völlig stichhältig"50. Lenzenweger hat jedoch darüber hinaus die Spuren des verschwundenen Kodex in der Überlieferung des Klosters Garsten zurückverfolgt51 und den ältesten Hinweis in einem Archiwerzeichnis entdeckt, das der Stiftsarchivar und spätere Prior Seraphin Kirchmayr (1595-1660) 5 2 nach der Ordnung des Stiftsarchivs im Jahre 1631 angelegt hat53. In diesem Repertorium wird in der Abteilung A die Nr. 56 beschrieben als: Ein uraltes, auff Pergame geschribnes Stifftbuch in quarto, in schwarz Leder eingebunden, darinen etliche Stifft-Freyheit- und Gabbrieff abgeschriben. Item noch andere donationes über etliche Gütter und Underthanen in specie, welcher wegen kheine Originalia vorhanden''*. Damit ist zweifellos, wie noch gezeigt werden wird, der im Oberösterreichischen Landesarchiv verwahrte Traditionskodex gemeint. Dass es zur Zeit der Anlage jenes regestenartigen Archiwerzeichnisses in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Garsten ein zweites Traditionsbuch gab, das den Vorteil hatte, „daß ihm ein Index beigelegt war"55, beweist die folgende Eintragung Nr. 57: Ein anders dergleichen alt und auff Pergame geschribnes Stifftbuch sambt beygelegtem Indice deren Gütter und Underthanen, so darin begriffen und zum Gottshaus alhero gegeben worden. Diese Erwähnung eines beiliegenden Index stellt — so viel sei bereits an dieser Stelle vorausgeschickt — einen wichtigen Anhaltspunkt fur die zeitliche Einordnung unseres neu entdeckten Inhaltsverzeichnisses dar. Wie Josef Lenzenweger gezeigt hat, wurden die Handschriftenbeschreibungen Seraphin Kirchmayrs am Beginn des 19. Jahrhunderts von einem anderen Garstener Benediktiner-Historiker bestätigt. Ernest Koch, Pfarrer von Aschach an der Steyr und Verfasser eines handschriftlichen Sammelwerkes über alle bekannten Mitglieder der Garstener Klostergemeinschaft56, bemerkte an zwei Stellen im Zusammenhang mit den Schenkungen, die das Kloster unter Abt Berthold I. erhalten hat: Unsere lateinischen Annales reden davon ausführlicher und beziehen sich auf 2pergamentene Codices, die voll von derlei Stiftungen sind. Ich selbst hatte einen oder vielleicht auch alle 2 einstens in Händen; sie sind in quarto schwarz eingebunden, nach alten, zwar redlichen, aber auch sehr Mangel- und Mengel-haften Stihl abgefasset, und sind sonst im Archiv aufbewahret wordet?57 sowie Nach
49
LENZENWEGER, Berthold 2 1 4 .
50
LENZENWEGER, Berthold 2 1 4 A N M . 8 .
51
LENZENWEGER, Berthold 2 1 3 .
52
Ü b e r ihn siehe ARDELT, Beitrag 1 1 0 ; LENZENWEGER, Bestände 3 2 1 f. mit A n m . 6 ; SCHIFFMANN,
Bibliotheken und Archive 1 1 2 ; ZIBERMAYR, Landesarchiv 2 2 4 , und KOCH, Biographien 5 5 - 5 9 , 195f., darin S. 5 6 : „Er hat unter anderen das ganze Archiv zu Garsten umgearbeittet und in jene O r d n u n g gebracht, die es bis zur Aufhebung des Stiftes und zum T h e i l auch n o c h hat. Es ist darüber ein n o c h eigens handschriftliches Repertorium vorhanden." 53 KIRCHMAYR, Regesten Fol. VLR: Anno 1631 ist das Archivum registriert, beschriben und der privilegia Inhalt und Contentum extrahiert und in dises Puch also zusamben tragen worden durch P. Seraphin Khirhmayr Conventualen zu Carsten. 54
KIRCHMAYR, Regesten fol. 15V.
55
LENZENWEGER, Berthold 2 1 3 .
56
Ü b e r ihn siehe ARDELT, Beitrag 1 1 1 ; ZIBERMAYR, Landesarchiv 2 2 4 f . ; HEUBERGER, Pater Ernest
Koch. 57
KOCH, Biographien 3 4 .
26
Einleitung
diesen Haupt-Stiftungen und Schancknissen sind noch so viele nach und nach dazugekommen, das die Verzeichnich derselben endlich zwei auf Parquament geschriebene Quart Büchel anfulte, wie ich seihst noch mit Augen gesehen habe'c>. Diese Aussagen Kochs sind in zweifacher Hinsicht von Bedeutung: einmal durch die persönlichen Bezeugungen und zum anderen durch den Verweis auf lateinische Annalen, in denen wir ältere historiographische Hervorbringungen des Klosters zu sehen haben60. Unser Rückblick auf die bisherigen Stellungnahmen verschiedener Forscher zu unserem Thema geht mit Heinrich Fichtenau dem Ende zu, der sich in seiner großen Zusammenschau des bayerisch-österreichischen Urkundenwesens auch mit der Gattung der hochmittelalterlichen Traditionsbücher befasst hat. Er wies mit Bezug auf die Beispiele Mondsee, Admont, Garsten, Ranshofen und Reichersberg darauf hin, dass „eine Zweiheit von Traditionsbüchern" besonders in Oberösterreich vorzukommen scheine61. Für Admont, Reichersberg und Garsten stellte er überdies eine Verbindung der Aufgaben eines Traditionsbuches „mit jenen eines Kopialbuches eingelaufener Urkunden und offizieller Briefe" fest 62 . Speziell für Garsten sprachen Heinrich Fichtenau und Heide Dienst an anderer Stelle, gestützt auf Oskar von Mitis, in einer Nebenbemerkung von „der verschollenen Urschrift des Garstener Traditionsbuches"63. Im Anschluss an Fichtenaus in vielem neue Sichtweise vom Wesen und von der Entstehung der Traditionsbücher untersuchte schließlich Heinrich Wanderwitz die rechtliche Wirksamkeit dieser besonderen Geschichtsquellen im bayerisch-österreichischen Raum. Dabei spielte in seiner Argumentation das schon erwähnte „autenticum registrum", auf das in einer Garstener Urkunde aus dem Jahre 1233 Bezug genommen wird, eine wichtige Rolle64. Wanderwitz hat es mit dem erhaltenen Garstener Traditionskodex gleichgesetzt, obwohl dieser über die betreffenden Rechtsgeschäfte „keine einschlägigen Notizen mehr" enthält. Ausschlaggebend war für ihn, dass „dieses (Traditionsbuch) bis ins 14. Jahrhundert hinein auch als Auslaufregister in Gebrauch war" 65 .
58
A m R a n d m i t Verweiszeichen die E r l ä u t e r u n g : Bücher in
59
KOCH, B i o g r a p h i e n 7 5 .
Quart-Format.
60
Ü b e r d i e s e H a n d s c h r i f t e n siehe KOCH, B i o g r a p h i e n , V o r r e d e 1, s o w i e MELZER, G e s c h i c h t e 13
A n m . 5. 61
FICHTENAU, U r k u n d e n w e s e n 2 2 8 - 2 3 0 , bes. 2 2 9 ; siehe d a z u a u c h d i e Beispiele bei MITIS, S t u -
dien 3 8 - 4 5 . 62
FICHTENAU, U r k u n d e n w e s e n 2 3 0 .
63
B U B 4 / 1 , 9 5 B e m e r k u n g zu N r . 7 0 0 .
64
WANDERWITZ, T r a d i t i o n s b ü c h e r 3 7 6 - 3 7 9 .
65
WANDERWITZ, T r a d i t i o n s b ü c h e r 3 7 6 .
Α. Das erhaltene Traditionsbuch A I. Die Beschreibung der Handschrift A Mit der Untersuchung der heute im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz unter der Signatur „Stiftsarchiv Garsten, Hs. 1 = Pa(nzerschrank) 11/11" aufbewahrten Handschrift muss jede Studie über die Garstener Traditionsbücher beginnen. Dieser Kodex in hochrechteckigem Format umfasst 59 Pergamentfolien, wenn man den schmalen, längsrechteckigen und einmal gefalteten Pergamentstreifen mit dem Text einer Urkunde aus dem Jahre 1306, der zwischen fol. 54 und fol. 55 eingebunden ist und später die rote Tintenzählung 55 erhalten hat 1 , so wie das die älteste Foliierung auch tut, nicht mitzählt. Die zwei fliegenden Vorsatzblätter aus Papier am Anfang und die drei ebensolchen am Ende werden als Bestandteile des Einbandes gleichfalls nicht mitgerechnet. Somit ergibt sich insgesamt folgendes Schema für den Aufbau der Handschrift: I* + (IV-1) 7 + l.IV 1 5 + l.IV 2 3 + l.IV 3 1 + l.IV 3 9 + l.IV 4 7 + (III+l) 5 4 + l* / 5 5 r o t + (II+l) 5 9 / 6 0 r o t + (1+1)* In seiner heutigen Form besteht der Kodex aus zwei Teilen, den Urkundenabschriften und Traditionsnotizen aus dem Ende des 12. Jahrhunderts (fol. lrot-54) und den Urkundenabschriften aus der zweiten Hälfte des 13. sowie aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (fol. 55rot bzw. fol. 55 = 56rot-59 = 60rot). 1. Der Einband Der heutige Einband ist nicht die ursprüngliche Schutzhülle der vorliegenden Handschrift 2 . Diese war 1631, wie Seraphin Kirchmayr in seinem Verzeichnis des Garstener Klosterarchivs beschrieben hat, in schwarz Leder eingebunden1 - eine Aussage, die am Beginn des 19. Jahrhunderts von Ernest Koch bestätigt zu werden scheint 4 . Der Einband, der heute die Handschrift umgibt, besteht dagegen aus zwei an den Kanten abgeschrägten Holzdeckeln, die mit rotbraunem Leder geringer Qualität überzogen wurden. Zusätzlich sind Vorder- und Hinterdeckel außen mit einem dünn geschärften, braunen Leder beschichtet, das durch Blinddruck mit barock anmutender Ornamentik innerhalb dreier rechteckiger Rahmen verziert wurde. Es weist heute allerdings etliche Schad- bzw. Fehlstellen auf, besonders am hinteren Deckel. Nicht auszuschließen ist, dass diese bis Über die Foliierung siehe unten S. 32f. und 34. Für ihre fachliche Expertise zu verschiedenen kodikologischen Fragen danke ich der Restauratorin und Buchbindermeisterin des Oberösterreichischen Landesarchivs Frau Margit Riehs. 3 KIRCHMAYR, Regesten 15 v, und oben S. 25. 4 KOCH, Biographien 34; siehe dazu oben S. 25 und unten S. 116. 1
2
28
D a s erhaltene T r a d i t i o n s b u c h A
an die Ränder der Buchdeckel reichenden Zierflächen vom Einband einer anderen älteren Handschrift5 abgelöst und auf unseren jüngeren Ledereinband übertragen worden sind. Seine Entstehungszeit ist leider nicht genau zu bestimmen. Dieser jetzige Einband der Handschrift ist ca. 25 cm hoch, ca. 17 cm breit, der Rücken hat eine Breite von ca. 2-2,5 cm. Von den einst am Vorderschnitt angebrachten zwei Buchschließen sind nur noch die beiden alten Messinghalterungen am Vorderdeckel und die beiden Schließenleder am Hinterdeckel, jeweils mit zwei Messingnägeln befestigt, vorhanden. Der Buchblock ist an allen drei Schnittflächen rot eingefärbt. Die Innenseiten der beiden Buchdeckel sind mit Büttenpapier beklebt, das zum Buchblock hin mit einem schmalen Falz endet; dieser ist im Falle des vorderen Deckels mit dem Buchblock bzw. dem ersten Pergamentblatt verklebt, beim hinteren Deckel liegt er frei, da sonst der Text des letzten Pergamentblattes am rechten Rand teilweise überklebt worden wäre. Dabei fällt auf, dass der vordere Falz oben und der hintere Falz unten über die Vorsatzblätter etwas hinausragt und beide Falze im Ober- und Unterschnitt nicht ebenso rot gefärbt sind wie die Vorsatzblätter (bei den Folien Irot und Ilrot fehlen oben und unten Teile der roten Ränder durch Beschneiden). Für die fliegenden Vorsatzblätter wurde ebenfalls Büttenpapier verwendet, das sich allerdings von den auf die Buchdeckel geklebten Blättern durch eine etwas hellere Tönung unterscheidet. Fol. Ilrot weist am rechten äußeren Rand als Wasserzeichen eine mit Perlen besetzte Krone auf6. Das vordere Vorsatz wird von einem Doppelblatt gebildet, das auf der zweiten und auf der vierten Seite durch je ein aufgeklebtes hellgraues Büttenpapierblatt verstärkt worden ist (Fol. Ivrot und II v rot). Das hintere Vorsatz besteht aus einem Doppelblatt, in das ein Einzelblatt mit Verstärkung durch einen Falz aus dem bereits erwähnten hellgrauen Büttenpapier eingeklebt wurde (Fol. Illrot-Vrot). Die Tatsache, dass das erste fliegende Vorsatzblatt (Fol. Irrot) am Innenrand zum Buchrücken hin eine stärkere Verschmutzung aufweist und die letzten Vorsatzblätter (Fol. Illrot-Vrot) am Innenrand braune Wasserflecken tragen, die das auf dem hinteren Buchdeckel aufgeklebte Papierblatt nicht zeigt, beweist gemeinsam mit der Beobachtung an den Falzen der Papierblätter an den Buchdeckel-Innenseiten, dass der heutige Einband erst in jüngerer Zeit angebracht worden ist. Auf der Außenseite des vorderen Buchdeckels findet sich in der linken oberen Ecke ein kleines rechteckiges Papierschildchen, das in rotem Rahmen die handschriftlich mit blauer Tinte angebrachte Signatur des Oberösterreichischen Landesarchivs Pa. 11/11. trägt. Auf der Innenseite des Vorderdeckels klebt mittig ein Zettel, dessen Ecken schräg abgeschnitten wurden, mit folgendem Text, ebenfalls handschriftlich, aber mit dunkelbrauner Tinte: Traditions-Codex des Klosters Garsten aus dem XII—XIII. Jahrhundert. Er enthält 237 Aufschreibungen geschehener Widmungen, die Grundlage der Entwicklung in den folgenden Jahrhunderten. Da sich dieser Text in einzelnen Formulierungen an die kurze Einleitung zur Edition des Garstener Traditionskodex im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns anlehnt7, dürfte er nach dessen Erscheinungsjahr 1852
5
Diese könnte, muss jedoch nicht vom ehemaligen Buchbestand des Klosters Garsten s t a m m e n ;
vgl. aber zu den alten Garstener Bucheinbänden HOLTER, Buchwesen 1 1 2 - 1 1 9 . 6
D i e betreffende Darstellung findet sich nicht bei PICCARD, Kronen-Wasserzeichen.
7
Siehe dazu die Einleitung in U B L O E 1, 1 1 3 : „Er (= der C o d e x ) enthält im Ganzen 2 3 7 einzelne
A u f s c h r e i b u n g e n " , , , . . . gegen E n d e des X I I . Jahrhunderts geschrieben. . . . von zwei verschiedenen H ä n d e n aus dem X I I I . Jahrhunderte h e r " .
Die Beschreibung der Handschrift A
29
geschrieben worden sein. Mit dieser Datierung steht auch der Charakter der eigenwilligen lateinischen Schrift in Einklang8. Diese Zeitbestimmung ist aber vor allem deshalb wichtig, weil damals bereits der alte schwarze Ledereinband durch den heutigen rotbraunen ersetzt gewesen sein muss. Unter diesem Zettel befindet sich in der linken unteren Ecke der heute im Oberösterreichischen Landesarchiv gebräuchliche Aufkleber mit der Signatur Stifisarchiv Garsten (gedruckt), Traditions-Codex des Klosters Garsten 12.-13. Jhd. (maschinschriftlich), Hs. Nr. (gedruckt) 1 (handschriftlich). In der rechten unteren Ecke dieses Klebeschildes wurde mit Bleistift ganz klein gleichfalls eine Ziffer 1 eingefügt. Auf dem ersten fliegenden Vorsatzblatt (Fol. Irrot) haben verschiedene Hände drei Vermerke mit unterschiedlicher Tinte angebracht: in der Mitte den Majuskel-Buchstaben Α., optisch hervorgehoben durch seine Größe von 2,5 cm sowie den Einsatz von Haar- und Schattenstrichen, darunter etwas nach links versetzt und kleiner von der Hand Seraphin Kirchmayrs die alte Garstener Archivsignatur No. 56. Α. und daran anschließend mit dem zweiten Wort auf Mitte darunter in jüngerer zierlicher Schrift den lateinischen Titel Extractus Fundationum. 2. Der Buchblock Der Beschreibstoff, aus dem die Handschrift besteht, ist Pergament, das ziemlich sorgfältig beidseitig bearbeitet worden ist. Dabei unterscheiden sich die beiden Teile des Kodex insofern voneinander, als das Pergament des umfangreicheren ersten aus dem Ende des 12. Jahrhunderts (fol. 1-54) stärker und weniger geschmeidig ist als jenes des zweiten Teiles mit den Urkundenabschriften aus dem 13. und 14. Jahrhundert (fol. 55 = 56rot-59 = 60rot). Eine Mittelstellung nimmt der zwischen den beiden Teilen, d. h. zwischen den Folien 54/55, eingebundene längsrechteckige Pergamentstreifen (= fol. 55rot) mit dem Text einer Urkunde aus dem Jahr 1306 ein, an dem sich auch die beschriebene Fleischseite deutlich von der raueren Haarseite unterscheidet. Die Höhe der Doppelblätter beträgt ca. 23,8 cm, ihre Breite ca. 33 cm, so dass ein einfaches Blatt ca. 16,5 cm breit ist. Davon weichen nur ab fol. lrot, das am äußeren Rand mit schrägem Verlauf etwas stärker beschnitten wurde und daher im oberen Teil 5 mm schmäler ist, sowie die Folien 56 = 57rot, 57 = 58rot und 58 = 59rot, die am Unterrand ca. 2-3 mm gekrümmt beschnitten wurden. Der erwähnte Pergamentstreifen ist 8 cm hoch und wegen seiner Uberbreite von ca. 20,5 cm ungefähr im Verhältnis 1 : 2 so gefaltet, dass der eingeschlagene, schmälere, äußere Teil 6 cm breit ist. Dessen äußerer Rand ist in einer Breite von ca. 3 cm braun verfärbt. Das deutet darauf hin, dass der noch lose Pergamentstreifen über längere Zeit zwischen schützendem Material — wohl Blättern der vorliegenden Handschrift — der Länge nach wie ein Lesezeichen so eingelegt war, dass der oben vorstehende Teil stärker verschmutzt und vergilbt ist. Die Qualität des Pergaments wird durch einige Löcher und Risse gemindert, von denen die größeren früher zusammengenäht waren, wie die noch bestehenden Einstichlöcher beweisen (fol. 9 = 9rot, 12 = 12rot, 18 = 18rot, 19 = 19 rot, 35, 37, 55 = 56rot). Insgesamt machen die Pergamentblätter jedoch einen auffallend sauberen Eindruck, der auf eine Reinigung bzw. Restau8 Die Schrift weist charakteristische Merkmale auf: ein Häkchen über dem Buchstaben c/C, Verwendung von Minuskel-d und unzialem d, verschiedene Formen des r (auch im selben Wort Jahrhundert [en]).
30
Das erhaltene Traditionsbuch A
rierung in jüngerer Zeit zurückzuführen sein dürfte 9 . Ausnahmen bilden nur die Folien l'rot und 54v, die als Vorderseite des ersten und als Rückseite des letzten Blattes, also als Deckblätter, des alten Traditionsbuches stärker nachgedunkelt bzw. verschmutzt sind. Das gilt besonders für fol. lrot, das anscheinend durch Wasser beeinträchtigt worden ist, das auch noch auf den folgenden Blättern braune Flecken bzw. Spuren hinterlassen hat. Größere Schäden haben die letzten Blätter der Handschrift dadurch erlitten, dass diese offenbar längere Zeit auf einem feuchten Untergrund gelegen ist. Deutliche Spuren eines früheren Befalles von Schimmelpilz und von Wassereinwirkung zeigen sich in abnehmender Intensität vom letzten Blatt 59 = 60rot zurück bis fol. 54v; im Bereich des Buchrückens lassen sie sich beim oberen Bund über die Hälfte der Handschrift hinaus verfolgen. Am Oberrand und in den rechten oberen Ecken der letzten Blätter (52 = 52rot-59 = 60rot) kam es sogar zu Bruchstellen und Löchern, die teilweise zu Textverlusten geführt haben. Die Feuchtigkeitsspuren treten hier bis einschließlich fol. 50 = 50rot in Erscheinung. Auch die solcherart geschädigten Folien geben jedoch zu erkennen, dass sie restauratorisch behandelt und gereinigt worden sind. Am leeren Außenrand von fol. 53r hat sich ein kleiner Rest von rotem Siegellack erhalten, dessen Herkunft wohl aus jüngerer Zeit nicht erklärt werden kann. Vom unteren Rand von fol. 53 wurde ein 3-3,5 cm breiter Streifen so abgeschnitten, dass am inneren Blattrand ein 1,5 cm breiter Streifen bestehen blieb. Sehr wahrscheinlich ist durch dieses Herausschneiden eines rechteckigen Streifens bei der zweiten Traditionsnotiz auf fol. 53r ein Textverlust eingetreten, da die noch vorhandene Zeugenreihe ... Ottonem, Duringum, Heinricum filium eiusdem anders als bei fast allen anderen Traditionsnotizen dieses Abschnittes der Handschrift nicht mit einem deutlichen Punkt endet, wie das auch am Textende auf fol. 53v der Fall ist. Gerade die Gegenüberstellung der Seiten fol. 53v und 54r bei aufgeschlagenem Kodex zeigt aber, weshalb fol. 53 in der beschriebenen Form beschnitten worden sein könnte: Möglicherweise stand nämlich am unteren Rand von fol. 53v ebenso ein später eingetragener Urkundentext wie auf der gegenüberliegenden Seite 54r, wo die Abschrift einer Urkunde des Abtes Friedrich I. von Garsten aus dem Jahr 1265 durch kreuzweises Durchstreichen mit Tintenlinien für nichtig erklärt worden ist10. Vielleicht hat in späterer Zeit jemand den Wortlaut einer ebensolchen spätmittelalterlichen Urkundenabschrift auf fol. 53v ohne Rücksicht auf den Text auf der Rückseite fol. 53r herausgeschnitten, etwa weil der Rechtsinhalt inzwischen obsolet geworden war oder den Interessen des Klosters sonst wie nicht mehr entsprochen hat 11 . Die heutige Handschrift setzt sich aus insgesamt acht Lagen zusammen, von denen der ursprüngliche Traditionskodex sieben (I-VII) und der spätmittelalterliche RegisterTeil eine (VIII) umfasst. Jede Lage war in der Mitte des unteren Randes ihrer letzten Seite mit römischen Zahlzeichen nummeriert, wie die durch Beschneidung der Handschrift beschädigten Zahlen I auf fol. Τ = 7 v rot, II auf fol. 15v = 15vrot und VII auf 9
Eine im Sommer des Jahres 1902 von ihm vorgenommene Reinigung der Garstener Archivalien im Linzer Bischofshof, unter denen sich auch der Traditionskodex befand, bezeugt Konrad Schififmann (unten S. 174 Anm. 32). 10 Siehe unten S. 72 Regest Nr. 4. 11 Über Beispiele aus bayerischen Traditionsbüchern, dass Pergamentstreifen, die von unteren Blatträndern herausgeschnitten wurden, als Pressein fiir die Befestigung von Siegeln an Urkunden gedient haben, siehe WALKO, Baumburg 25*f.
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Die Beschreibung der Handschrift A
fol. 54 v zeigen. Damit wird aber auch bewiesen, dass die Lagen der Handschrift in der richtigen Reihenfolge gebunden worden sind. Innerhalb der Lagen scheinen die Doppelblätter so gelegt worden zu sein, dass Fleisch- zu Fleischseite und Haar- zu Haarseite steht. Die Lagen bestehen in der Regel aus Quaternionen, für deren äußeres (Deck-) Doppelblatt jeweils etwas steiferes Pergament verwendet worden zu sein scheint. In der ersten Lage dürfte von dem ursprünglichen Quaternio das erste Blatt herausgeschnitten worden sein, wie der winzige Schriftrest -dis andeutet, der auf der Innenseite des schmalen Falzes zwischen dem Falz des auf die Innenseite des Vorderdeckels geklebten Papierblattes und fol. 1 rot zum Vorschein kommt, wenn man die beiden Falze an ihren unteren Ecken, wo sie sich von ihrer Verklebung gelöst haben, vorsichtig aufbiegt. Da diese sehr kleinen Buchstaben nicht von der Hand des Hauptschreibers der Handschrift stammen, könnte das herausgeschnittene erste Blatt das ursprüngliche Deckblatt (Titelblatt?) des Kodex gewesen sein. Die VII. Lage besteht aus einem Ternio, der zwischen den Folien 49 und 51 = 51 rot durch ein Einzelblatt erweitert wurde, von dem ein 1,5 cm breiter Falz zwischen den Folien 52 = 52rot und 53 hervortritt. Dabei fällt auf, dass dieser schmale Streifen ebenso breit ist wie der Abstand der rechten senkrechten Bleistiftlinie des Schriftspiegels von fol. 52 v = 52 v rot vom eingebundenen rechten Blattrand. Da der Text der Traditionsnotizen auf fol. 52 v = 52 v rot vollständig ist und auf fol. 53 r mit einer neuen Notiz beginnt, spricht nichts dafür, dass der betreffende Falz der Rest eines herausgeschnittenen Blattes wäre. Auch die Möglichkeit, dass dieses eventuelle Blatt unbeschrieben gewesen sein könnte, scheidet aus, weil die letzte Traditionsnotiz, besonders ihre Zeugenreihe, auf fol. 52 v = 52 v rot offensichtlich gegen Ende hin zusammengedrängt wurde, um den Text in den auf dieser Seite verbliebenen Freiraum noch unterzubringen. Der mit dem hochmittelalterlichen Traditionsbuch vereinigte spätmittelalterliche Teil der Handschrift wird von der Lage VIII gebildet. Ihr ist der schmale längsrechteckige Pergamentstreifen (fol. 55rot) so vorgebunden, dass seine Beschriftung auf der Rückseite steht, also der Lage zugewandt ist. Auch das weist darauf hin, dass er als Bestandteil dieser letzten Lage betrachtet werden muss. Sie besteht aus einem Binio, zwischen den ein Einzelblatt eingelegt worden ist. Der zwischen den Folien 58 = 59rot und 59 = 60rot verbliebene Falz ist 1 cm breit; die zwei Doppelblätter und das Einzelblatt dieser Lage wurden so ineinander gelegt, dass jeweils die Haarseite des Pergaments nach innen gerichtet ist. Die graphische Darstellung der einzelnen Lagen ergibt somit folgendes Bild: I 3
II 4
\
7 \
III
11
12
19
10
13
18
14
17
15
16
8
ν
IV 20
27
21
26
22
25
23
24
28
ν
29
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Das erhaltene Traditionsbuch A
V
VI
VII
VIII
35
36
43
44
51
52
57
34
37
42
45
50
33.
,38
41
46
49.
.53
55.
32,
,39
40 v
,47
48 v
,54
55 rot
58
56 59
Die Handschrift weist mehrere Foliierungen von verschiedenen Händen auf. Die älteste mit kleinen arabischen Ziffern in brauner Tinte in der rechten oberen Ecke der Vorderseite jedes Pergamentblattes umfasst alle acht Lagen des Kodex. Als die Handschrift gebunden wurde, erlitten manche dieser Ziffern durch das Beschneiden des Buchblocks Fehlstellen oder wurden ganz weg geschnitten. So fehlt die Ziffer 1 überhaupt, während von den zerschnittenen Ziffern 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 50, 56 und 57 nur mehr Teile vorhanden sind. Die Folien 53 (erste Ziffer fehlt), 54, 55, 58 und 59 sind an den betreffenden Stellen durch Fraß zerstört. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Handschrift den heutigen Umfang hatte, als sie in einen festen Einband gebunden wurde. Später hat eine jüngere Hand diese vom Buchbinder und von äußeren Einwirkungen herrührenden Beschädigungen korrigiert durch eine ergänzende Blattzählung mit etwas größeren Tintenziffern auf den betroffenen Folien 5, 6, 7, 8, 9, (10 und 11 fehlen auffälligerweise, obwohl die alte Zählung beschnitten wurde), 12, 50 (verbessert aus 51 am linken oberen Rand der Rückseite!), (51 und 52 fehlen), 53, 54, (55, 56 und 57 fehlen) und 58 (59 fehlt). In beiden Foliierungen wurde der schmale beigebundene Pergamentstreifen mit dem Text einer Urkunde aus dem Jahr 1306 nicht mitgezählt. In jüngerer Zeit, wahrscheinlich nachdem die Handschrift mit dem heutigen Einband versehen worden war, wurde ein Teil der Blätter des Kodex an der rechten oberen Ecke der Vorderseiten mit leuchtend roter Tinte neu foliiert, und zwar die vorderen fliegenden Vorsatzblätter aus Papier (Fol. Irot und Ilrot), die Folien lrot—22rot und 50rot— 52rot, der beigebundene schmale Pergamentstreifen (fol. 55rot) sowie die hinteren fliegenden Vorsatzblätter aus Papier (Fol. Illrot-Vrot). Auf den oben durch Fraß zerstörten Blättern der achten Lage wurden die roten Ziffern in der linken oberen Ecke (fol. 56 r rot) und in den rechten unteren Ecken (fol. 57rrot—60rrot) angebracht. Im Falle der hinteren Vorsatzblätter ist entweder dem Schreiber der roten Paginierung ein Versehen unterlaufen, indem er (das heutige) Blatt IVrot übersehen hat, oder dieses Blatt IVrot wurde erst nach der roten Blattzählung in das betreffende Doppelblatt eingeklebt. Die Zählung mit hellroter Tinte endete nämlich ursprünglich auf dem letzten fliegenden Vorsatzblatt mit IVrot und wurde nachträglich von anderer Hand korrigiert, die mit dunkelroter Tinte neben das durchgestrichene römische Zahlzeichen IV in charakteristischer Form mit einem Punkt daneben und einem Querstrich nur oben die Zahl V und auf das vorangehende übersehene oder neu eingefügte Blatt die Zahl IV geschrieben hat.
Die Beschreibung der Handschrift A
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Die Zeit, in der die Handschrift mit roter Tinte foliiert worden ist, lässt sich mit Hilfe des schon mehrfach erwähnten Pergamentstreifens mit dem Text einer Urkunde des Abtes Ulrich III. Widmer von Garsten vom 15. Mai 1306 noch etwas weiter einschränken. Die Herausgeber des Garstener Traditionsbuches geben nämlich in der Einleitung ihrer Edition den Umfang des Kodes mit 59 Blättern an 12 , haben aber in die Edition auch die Urkunde Ulrichs III. als Nr. 223 aufgenommen. Das ist nur so zu erklären, dass zum einen in der ihnen um die Mitte des 19. Jahrhunderts vorgelegenen Handschrift der betreffende Pergamentstreifen bereits eingebunden 13 , zum anderen jedoch damals die rote Tinten-Foliierung 1 - 6 0 noch nicht vorhanden war. Einer jüngsten zeitlichen Schicht dürften schließlich jene drei Blattzahlen 5 0 , 5 1 und 54 angehören, die auf diesen Folien rechts oben mit Bleistift eingetragen worden sind. Dass sich die Handschrift aus zwei unterschiedlichen Teilen zusammensetzt, gibt auch die Art ihrer Liniierung zu erkennen. Alle 54 Pergamentblätter des älteren Traditionsbuches (Lagen I—VII) weisen ein einheitliches 26-zeiliges Schema von Bleistiftlinien auf, das durch regelmäßige Sticheleinstiche am linken und rechten Außenrand der aufgeschlagenen Doppelblätter bestimmt wird. Diese Einstiche sind trotz der Beschneidung des Buchblockes noch auf einer Reihe von Folien ersichtlich und haben einen Zeilenabstand von 7 - 8 mm ergeben. Die beiden ersten und letzten Bleistiftlinien erstrecken sich als so genannte Durchläufer balkenartig über die gesamte Breite eines Doppelblattes 14 ; die normalen Zeilenlinien einer Seite reichen häufig links und rechts über die senkrechten Begrenzungslinien des Schriftspiegels hinaus. Diese beiden vertikalen Linien verlaufen über die gesamte Höhe der Seiten und wurden ebenfalls durch Einstiche am oberen und unteren Rand fixiert, wo sie heute noch auf den meisten Blättern zu erkennen sind, freilich seltener am beschnittenen Oberrand. Der so vorgegebene Schriftblock misst an seinen äußeren Begrenzungslinien ca. 12,5 X 19,5 cm mit einer Schwankungsbreite von wenigen Millimetern. Allerdings gehört es zu den Eigenheiten der Schreiber der Handschrift, dass diese jeweils die erste Textzeile auf die oberste Bleistiftlinie gesetzt haben und nicht zwischen die beiden ersten, über die gesamte Breite der Seite verlaufenden Linien, wie sie das im unteren Durchläufer mit der letzten Zeile gemacht haben 15 . Auf diese Weise ist jede Seite im Normalfall, von dem nur auf den letzten Seiten von verschiedenen Schreibern gelegentlich wegen Platzmangels abgewichen wurde, mit 27 Textzeilen beschrieben. Verständlicherweise konnte die rechte senkrechte Begrenzungslinie des Schriftspiegels für die Schreiber nur eine Orientierungshilfe sein, über die sie oft mit einem oder mehreren Buchstaben des letzten Wortes in die Randzone hineinschreiben mussten. Im Gegensatz zum ersten umfangreichen Teil der Handschrift wurde der zweite, aus dem Spätmittelalter stammende und wesentlich schmälere Teil nicht liniiert. Nur das äußere Doppelblatt dieser Lage VTII trägt auf drei Seiten jeweils am linken Rand eine mit Tinte über die gesamte Blatthöhe gezogene Begrenzungslinie (fol. 55 r = 56 r rot, 55 v = 56 v rot, 59 r = 60 r rot), die auf fol. 59 v = 60 v rot zweifellos heute durch die Beschneidung
UBLOE 1, 113: „Pergament-Codex in Quart aus 59 Blättern bestehend". UBLOE 1, 193 Nr. 223 mit der Anmerkung: „Von hier an eine Hand des XIV. Jahrhunderts". 14 Nach B I S C H O F F , Paläographie 40, beim Liniieren ungefalteter Doppelblätter. 1 5 B I S C H O F F , Paläographie 4 0 : „Zwischen dem X I I . und dem X I I I . Jahrhundert tritt eine Änderung dadurch ein, dass die oberste liniierte Zeile nicht mehr beschrieben wird, sondern als Rahmen freibleibt". 12 13
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Das erhaltene Traditionsbuch A
des Buchblocks fehlt. Im oberen Teil von fol. 59 r = 60 r rot zeigt sich ein Rest des rechten Gegenstückes dieser Begrenzungslinie. Alle Seiten der Lage VIII sind breiter beschrieben, als dies bei den älteren sieben Lagen des Kodex der Fall ist. Der rechte Rand ist im allgemeinen weniger einheitlich gestaltet. Die verschiedenen geringen Textverluste an den Seitenrändern - sie betreffen in der Regel nur einzelne Buchstaben - geben zu erkennen, dass sich der Buchbinder beim Beschneiden der Handschrift an der Größe der sieben älteren Lagen orientiert hat. Die Doppelblätter der Lage VIII scheinen ursprünglich ca. 1—2 cm größer gewesen zu sein. Die drei Blätter, aus denen diese Lage besteht (die Doppelblätter 55 = 56rot/59 = 60rot und 57 = 58rot/58 = 59rot sowie das Einzelblatt 56 = 57rot), dürften jedoch anfänglich nicht miteinander in Verbindung gestanden bzw. nicht für eine gemeinsame einheitliche Lage vorbereitet worden sein. Wie wir gesehen haben, weist nämlich das heutige äußere Doppelblatt 55 = 56rot/59 = 60rot als einziges dünne senkrechte Tintenlinien als linke und rechte Begrenzung des Schriftspiegels auf. Bleibt schließlich noch, auf den Besitzstempel hinzuweisen, der jeweils am unteren Rand der Vorderseite des ersten Pergamentblattes (fol. l r rot) und der Rückseite des letzten Pergamentblattes (fol. 59v = 60 v rot) sowie auf der Rückseite des der Handschrift beigebundenen schmalen Pergamentstreifens (fol. 55 r rot) aufgedrückt ist. Er zeigt zwischen zwei konzentrischen Kreisen die Umschrift X BISCHÖFLICHES ARCHIV X Z/TVZund ermöglicht dadurch eine genaue Datierung. Die Stempelung stammt nämlich von der Hand Konrad Schiffmanns, der den betreffenden Siegelstempel aus Messing nach eigenen Angaben am 8. Mai 1903 angeschafft hat 16 . Schiffmann war damals Leiter (Kustos) des Bischöflichen Archivs, das Bischof Franz Maria Doppelbauer 1902 im Erdgeschoß des Linzer Bischofshofes neu einrichten lassen hatte und das im Wesentlichen aus den ehemaligen Klosterarchiven von Garsten und Gleink bestand 17 . An der Urheberschaft Schiffmanns besteht deshalb kein Zweifel, weil sich, wie von ihm angekündigt, in dem runden zentralen Freiraum des Stempelabdruckes auf fol. l r rot die handschriftliche Signatur Ms. No. 1. findet. Da sowohl der Schriftcharakter dieser Eintragung als auch die hellrote Farbe ihrer Tinte mit der roten Foliierung unseres Kodex übereinstimmen, wissen wir nun, dass Konrad Schiffmann nicht nur den bischöflichen Besitzstempel mit der roten Signatur, sondern auch die Blattzählung mit roten Ziffern und Zahlzeichen angebracht hat. 3. Die Arbeit der Schreiber a) Die hochmittelalterlichen Schreiberhände Schon die Herausgeber des Garstener Traditionskodex im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns haben festgestellt, dass der Großteil des Textes dieser Handschrift von der Hand eines einzigen Schreibers - wir nennen ihn Schreiber 1 stammt 18 . Seine trotz ihrer Breite und Schwere klare, zwischen den Zeilen aber etwas unruhige Buchminuskel, die dem schrägovalen oder weichen Stil des 12. Jahrhunderts 16 SCHIFFMANN, Beschreibung: Bischöfliches Archiv, Chronik des bischöflichen Archivs, seit Juli 1902 fol. 5 Am 8. Mai 1903 ließ ich ein Messingsiegel für die Archivalien machen. Im leeren Räume des Stempels kommt die Signatur zu stehen. 2 f l 80 Kr. 17 EBNER, Ordinariatsarchiv 90f.; ARDELT, Beitrag 114 und vor allem unten S. 174. 18 U B L O E 1, 113: „Die ersten 49 Blätter mit 205 Traditionen sind sämmtlich von einer Hand, und zwar den Schriftzügen nach zu schliessen gegen Ende des XII. Jahrhunderts geschrieben"; siehe dazu auch LENZENWEGER, Berthold 214.
Die Beschreibung der Handschrift A
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entspricht 19 , erstreckt sich über die Folien lrrot—49v und umfasst nach der Zählung der Edition die Nummern 1-19 und 21-205. Als auffällige Kennzeichen dieser Schrift sei nur auf die eigenwillige schwungvolle Trennung der Buchstaben s-t und c-t beim Zeilenwechsel verwiesen sowie auf die charakteristischen -arum/-orum-Kürzungen am Wortende 20 . Für diesen Schreiber bezeichnend sind aber ebenso die mittelhohen Punkte als Satz- bzw. Pausenzeichen (cola)21, die insbesonders auch zwischen den Zeugennamen gesetzt sind. Dünne Schrägstriche und hakenförmige Zeichen über manchen Buchstaben als Akzente setzende Betonungshilfen dürften ebenfalls von Schreiber 1 stammen. Dieser scheint seinen umfangreichen Textteil, der Schrift nach zu schließen, ohne längere Unterbrechung geschrieben zu haben. Dass er bei dieser anspruchsvollen Arbeit im Rhythmus des klösterlichen Tagesablaufes auch Pausen einlegen musste und vielleicht auch verschiedene Störungen erfahren hat, dürfte sich in dem verschiedentlich leicht schwankenden Gesamteindruck seiner Schrift niedergeschlagen haben, die generell anfänglich im Urkundenteil kleiner und enger, in den hinteren Partien des eigentlichen Traditionsbuches dagegen größer und weiter wirkt. Ein Neuansatz ist ζ. B. in der Mitte von fol. 19r =19 r rot beim Vergleich der Traditionsnotizen Nr. 44 und 45 zu erkennen. Verwischungen der braunen Tinte und Flecken22 hat nicht unser Schreiber zu verantworten, sondern sie sind auf spätere Einwirkungen von Wasser zurückzuführen. Nicht zuletzt sind ihm in seinem Schreibfluss eine Reihe von Flüchtigkeitsfehlern bzw. Auslassungen unterlaufen, von denen er einige selbst durch Uberschreibungen zwischen den Zeilen ausgebessert hat 23 . An zwei Stellen scheint er zwischen den jeweils selben Wörtern omni contradictione einen Buchstaben radiert zu haben (fol. 44 v letzte Zeile und fol. 49 v Z. 17), Rasuren finden sich auch in den Wörtern territorium (fol. 9 r = 9 r rot Z. 9), plantationem (fol. 12r = 12rrot Z. 14), tradidit (fol. 26 v Z. 4), Bercwi(.)nidin (fol. 27" Z. 13), rectiQtudine (fol. 32 v Z. 9) sowie ex(..)ceptis (fol. 42 r ). Um Ausschmückung seiner Schrift war Schreiber 1 offensichtlich wenig bemüht, wenn man von der Hervorhebung der Namen durch Majuskel-Anfangsbuchstaben, die über die normalen Oberlängen hinausragen, und der schwungvollen Zierform der Wortendung -us durch Ligatur von ν und rundem hochgestelltem S absieht. Als einfaches Schmuckelement der Handschrift sind die größeren, aber schlichten, mit derselben einheitlichen Tinte über die linke Bleistift-Begrenzungslinie des Schriftspiegels hinaus geschriebenen Initialbuchstaben der einzelnen Urkunden bzw. Traditionsnotizen zu erwähnen, denen allerdings gleichzeitig auch die Aufgabe zugefallen ist, den Beginn eines neuen Textes optisch zu verdeutlichen. Denselben Absatz-Effekt strebte unser Schreiber immer dann an, wenn eine Notiz mit einer vollen Zeile endete, indem er in der folgenden Zeile vom Anfang der nächsten Notiz nur einige wenige Wörter ungefähr bis zur Zeilenmitte schrieb und den Rest dieser Zeile frei ließ. Auch die Zäsur zwischen den beiden von ihm
15
HOLTER, Buchwesen 95 bzw. 953, spricht von einem kräftigen Duktus in der Garstener Schreibschule. Siehe unten S. 180f. Abb. 2 und 3. 21 Ihre Funktion wäre noch zu untersuchen; siehe dazu BISCHOFF, Paläographie 224; FIEBIG, Textgliederung bes. 302. 22 Besonders fol. lrot, 2 =2rot, 5' = 5 r rot-6 v = 6 v rot, Τ = 7 v rot-8 v = 8 v rot, 11 = 11 rot, 15" = 15 v rot, 16Γ = 16'rot, 22 v = 22 v rot, 47v, 48'. 23 (Mogontino) et (Salzburgensi) fol. 2" = 2 v rot, fratres eius, venator, frater eius, Puhelarin, Povsinwanc, Slierbach fol. 8 r = 8 r rot, (MCUCXVII)II fol. 10v = 10 v rot, (Liupo)l(di) fol. 26v, ob remedium fol. 33v, (ex alte)ra (partej fol. 43", Dernberc, predioli fol. 44 v , (Durinc) minor (de Dernberc) fol. 45 v , (Gotescalc) Dernberc fol. 46", Dernberc fol. 46", (Ade)l(bertus) fol. 47 v . 20
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Das erhaltene Traditionsbuch A
geschriebenen, inhaltlich verschiedenen Teilen unserer Handschrift - Abschriften vornehmlich von Urkunden, die das Kloster erhalten hatte (fol. l r r o t - l 4 r = l4 r rot; Nr. 1 19),undGarstenerTraditionsnotizen(fol. 14 V = l4 v rot-49 v ;Nr. 21-205)-hatSchreiber 1 einfach und schlicht dadurch zum Ausdruck gebracht, dass er nach dem Text des Diploms König Konrads III. von 1142, d. h. nach der letzten Urkundenabschrift, die restliche untere Hälfte der betreffenden Seite (fol. I4 r = l4 r rot) frei gelassen und seine Arbeit auf der Rückseite (fol. 14V = l4 v rot) mit der langen Reihe der Traditionsnotizen fortgesetzt hat. Diese ursprüngliche formale Trennung der beiden Teile - man kann auch sagen des Kopialbuches vom Traditionsbuch - wurde freilich später durch eine jüngere Hand wieder aufgehoben, die in den verbliebenen Freiraum die Traditionsnotiz Nr. 20 über die Schenkung eines Weingartens in Herzogenburg eingetragen hat 24 . Dass Schreiber 1 im Text des Privilegs Papst Alexanders III. von 1179 bei den Unterschriften von Papst und Kardinälen auch Rota und Benevalete-Monogramm (fol. 10 r = 10 r rot) und im Diplom König Konrads III. von 1142 bei der Signumzeile auch Monogramm und Beizeichen (fol. I4 r = l4 r rot) korrekt und detailgetreu wiedergegeben hat 25 , dürfte weniger mit dem Wunsch nach Ausschmückung als mit dem Bestreben nach Verstärkung des rechtssichernden Charakters der Handschrift zu tun haben. Wie Josef Lenzenweger gezeigt hat 26 , wurde der von Schreiber 1 geschriebene Traditionsbuch-Teil (fol. 14V = l4 v rot-49 v = Nr. 21-205) gegen Ende des 12. Jahrhunderts von mehreren Schreibern auf den Folien 49 v -54 v (= Nr. 206-222) unmittelbar fortgesetzt. Dabei kam ihnen das auf allen Seiten vorgefertigte Bleistiftlinien-Schema zugute, das allerdings auf fol. 51 r = 51'rot um eine Zeile und auf den Folien 52 v = 52 v rot und 54 v um zwei Zeilen nach unten überschritten worden ist. Ein zeitlicher Ansatz ergibt sich zum einen aus den wiederholten Nennungen des Abtes Markward I. von Garsten (1182-1195) in den Traditionsnotizen Nr. 209, 211, 216, 218, 219 und 220 2 7 und zum anderen aus dem paläographischen Befund der einzelnen Schriften, der auf die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert hinweist. Bei aller Individualität ist ihnen gegenüber Schreiber 1 ein fortschrittlicherer Charakter gemeinsam, der vor allem in dünneren Federstrichen sowie in den verschiedentlich festzustellenden frühgotischen Merkmalen einer stärkeren Brechung und Streckung der Buchstaben, in spachteiförmigen Oberlängen und in Buchstabenverbindungen zum Ausdruck kommt. Wie Schreiber 1 heben diese Schreiber den Beginn einer Traditionsnotiz mit schlichten Tinteninitialen hervor, die zumeist über die Bleistiftbegrenzung des Schriftspiegels in den linken Rand hinausragen. Die Anfänge der verschiedenen Texteintragungen sind im Allgemeinen deutlich erkennbar; nur die Nr. 214 und 218 wurden offensichtlich unter dem Zwang des Platzmangels - Nr. 214 mit starker Brechung der Schrift sehr wahrscheinlich, Nr. 218 vielleicht erst nachträglich — ohne jeden Abstand an die vorhergehende Notiz angefügt, von diesen jedoch durch ein keilförmiges Zeichen getrennt. Josef Lenzenweger hat auch die individuellen Schreiberhände analysiert und insgesamt 14 verschiedene Schreiber unterschieden 28 . Diesem Ergebnis ist zuzustimmen mit Das hat LENZENWEGER, Berthold 214 erkannt. Bei den Monogrammen übernahm er Haar- und Schattenstriche sowie die Zierformen der Anund Abstriche mancher Buchstaben; bei der päpstlichen Rota hat er sich nicht bemüht, die Inschrift der Quadranten genau zu imitieren. Über diese diplomatischen Zeichen siehe RÜCK, Bildberichte 26f., 43f. 2 6 LENZENWEGER, Berthold 2 l 4 f . 2 7 Vgl. dazu LENZENWEGER, Berthold 2 l 4 f . mit Anm. 17, wo die Nr. 206 unrichtig ist. 24
25
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LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 1 5 A n m . 1 6 .
Die Beschreibung der Handschrift A
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der Einschränkung, dass seine Vermutung, der von ihm so gezählte Schreiber 6 könnte mit dem von ihm so gezählten Schreiber 4 identisch sein, nicht zutrifft 2 9 . Dazu kommt neu die Feststellung, dass die korrigierende Ergänzung von Nr. 212 auf den letzten Zeilen von fol. 52 r = 52 r rot nicht vom Schreiber dieser Traditionsnotiz, sondern von einer anderen, sonst nicht bekannten H a n d stammt. Anders als bei Lenzenweger, der den Schreiber des Hauptteiles des Kodex (= unseren Schreiber 1) nicht mitgezählt hat, werden hier die verschiedenen Schreiberhände mit neuen Siglen fortlaufend, nämlich in ihrer Gesamtheit mit einer um 1 höheren Zahl, gekennzeichnet. Damit ergibt sich folgender Anteil der einzelnen Schreiber in zeitlicher Reihenfolge: Schreiber 2 - Nr. 206 3 0 , Schreiber 3 - Nr. 207 3 1 , Schreiber 4 - Nr. 2 0 8 2 1 0 3 2 , Schreiber 5 - Nr. 211 3 3 , Schreiber 6 - Nr. 212 3 4 , Schreiber 7 - Nr. 213 3 5 , Schreiber 8 - Nr. 214, Schreiber 9 - Nr. 215 und 216 3 6 , Schreiber 10 - Nr. 217 3 7 , Schreiber 11 - Nr. 218, Schreiber 12 - Nr. 219, Schreiber 13 - Nr. 220 3 8 , Schreiber 14 - Nr. 221 3 9 und Schreiber 15 - Nr. 222 4 0 . Der oftmalige Schreiberwechsel und die stel29 Vgl. die verschiedenen Formen der Kürzung -orum (filiorum suorum Nr. 211, fratrum suorum Nr. 213), die verschiedenen -us-Kürzungen, die unterschiedlichen Abstriche beim q, die verschiedenen t in der Buchstabenkombination et (predicti filti Nr. 211, peractis, pro octo talentis Nr. 213) und die charakteristischen, in die Unterlänge gezogenen Schäfte mancher r (altare, defendere non potuerit) in Nr. 213. 30 Hat selbst die Auslassung (... inpignorationem haberet) pro X talentis zwischen den Zeilen nachgetragen und ebenso über ius inpignorationis das Wort sazzunge übergeschrieben; am Beginn der Z. 14 wurde der erste Buchstabe (ο) radiert (fol. 50 r = 50 r rot). 31 Zwischen den ersten beiden Wörtern Notum facimus die Rasur eines Buchstabens; der Name Otto zwischen sororius eius und conparem sibi auf Rasur so eingefügt, dass danach noch ein Freiraum übrig blieb (fol. 50' = 50 r rot). 32 Der Name Hedirhshouin am Ende der ersten Zeile von fol. 51' = 51'rot bereitete ihm offenbar Schwierigkeiten, wie eine Rasur zwischen -ir und hs- sowie der anscheinend nachträglich hinzugefugte Schluss -houin zeigen. 33 Hat selbst das Wort eius zwischen Heinricus et frater und Hugo de Pvchenloe ergänzend übergeschrieben und über den Freiraum nach dem Zeugennamen Otto den Familiennamen Scekke nachgetragen (fol. 51 r = 5l r rot). 34 Über ihn siehe WONISCH, Urkundenwesen 65 Nr. 12 und BUB 1, 102f. Nr. 75. Er hat jedoch in der ersten Zeile nur die ersten drei Wörter der Invokation geschrieben; die etwas schief über die erste Bleistift-Zeilenlinie geschriebene Fortsetzung trinitatis et individue unitatis stammt von einer anderen Hand (fol. 51" = 51 v rot). Eine weitere H a n d hat auf den beiden letzten Zeilen von fol. 52' = 52'rot mit einem Verweiszeichen den oben ausgelassenen Text et nullus aliquit de bonis prefate ecclesie auferre atque ab eodem loco alienare potestatem habeat nachgetragen. Auf fol. 51 v = 51 v rot Z. 4 am Ende des ersten Wortes deliberatione anscheinend die Rasur eines Buchstabens. 35 In der Zeugenreihe in den Namen Scelle und Wergant die Buchstaben c und g korrigiert oder auf Rasur (fol. 52 v = 52 v rot). 36 In der Zeugenreihe von Nr. 215 der heute verblasste Kürzungsstrich zum Wort domine von der Hand des Hauptkorrektors. In Nr. 216 die Wörter et bona predicta auf Rasur von anderer H a n d nachgetragen, wobei anschließend noch ein kleiner Freiraum offen blieb (fol. 53'). 37 Hat wohl selbst über den Freiraum nach den Zeugennamen Marquardus et Otto den Familiennamen Scekke nachgetragen (fol. 53 v ). 38 Hat in der Zeugenreihe über den Namen Vdalricus das Wort dapifer geschrieben. Das Wort Winzurl über duas vmeas wahrscheinlich von anderer Hand nachgetragen (fol. 54'). 39 Hat in der zweiten Zeile nach Hekkericus de eine Lücke fiir den Herkunftsnamen frei gelassen (fol. 54 v ). 40 Begann seine Eintragung nach einer Rasur von vier Buchstaben. In der Zeugenreihe trug wahrscheinlich eine andere Hand folgende Wörter nach: prepositus über dem Namen Dvringus, cellerarius über Chunradus, Priwhaven über Otacher, Preco über Vlricus und Rvzelnd(er') über Heinricus. Eine wei-
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Das erhaltene Traditionsbuch A
lenweise Veränderung der Tinte bedeuten freilich nicht unbedingt, dass diese Notizen unmittelbar protokollarisch in die Handschrift bzw. die betreffende Lage eingetragen worden sein müssen; sie können auch nachträglich von verschiedenen Schreibern auf Grund von Notaren auf Einzelzetteln verfasst worden sein 41 . Besonders bemerkenswert ist Schreiber 9 deshalb, weil es sich bei ihm um Abt Markward (I.) selbst handeln könnte, der vielleicht die beiden, Schenkungen in der villa Tern betreffenden, Traditionsnotizen Nr. 215 und 216 in den Kodex eingetragen hat 42 . Die subjektive Formulierung des handelnden Abtes in der zweiten, in derselben Angelegenheit später verfassten Notiz Nr. 216, vor allem jedoch die auffällige Devotionsformel cum ego Marquardus licet indignus servorum Dei Garstensis abbasi3, die sicherlich kein einfacher Garstener Mönch gewagt hätte, sind starke Indizien 44 , zumal der häufige Schreiberwechsel wenn schon vielleicht nicht auf eine unmittelbar protokollarische, so doch zumindest auf eine sehr zeitnahe Führung dieses Schlussteiles des ursprünglichen Traditionsbuches hinweist. Auffallend ist allerdings, dass die beiden Eintragungen anscheinend nicht in einem Zuge geschrieben wurden, wie die im Vergleich zu Nr. 215 unruhigere Schrift von Nr. 216 zu erkennen gibt. Dazu kommt, dass in diesem Text eine andere Hand auf Rasur die Korrektur et bona predicta eingefugt hat. An dieser Stelle ist schließlich noch jener Schreiber anzureihen (= Schreiber 16), der auf der zwischen dem Kopialbuch-Teil und dem Traditionsbuch-Teil auf fol. I4 r = l4 r rot frei gebliebenen unteren Hälfte der Seite später die Traditionsnotiz über die Schenkung eines Weingartens in Herzogenburg durch den österreichischen Markgrafen Leopold den Jüngeren eingetragen hat 45 . Der Charakter seiner Schrift, die in den beiden ersten Zeilen deutlich von der Urkundenschrift: beeinflusst ist, weist in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Schreiber hat seine Fehler, dass er im Wort marchio (Austrie) das r und das Wort tradidit überhaupt ausgelassen hat, selbst durch Nachträge zwischen den Zeilen korrigiert. b) Korrekturen und jüngere Vermerke In den ersten sieben Lagen der vorliegenden Handschrift (fol. lrot-54) haben im Laufe der Zeit verschiedene Hände Ergänzungen, Korrekturen und Kommentare bzw. Erläuterungen angebracht. Zuvorderst ist hier jene Hand anzuführen, die auf fol. 1 l v = 1 l v rot im Text der Urkunde Herzog Heinrichs II. von Österreich auf Rasur die Angabe tere Hand ergänzte die Liste der Zeugen am Schluss nach einem Einfügungszeichen um die Namen Walchüti etfratres eius Chdnrat Heinrich et soror eius Riza (fol. 54v). 41 Siehe dazu DIENST, Regionalgeschichte 106, 108. 42 Zu diesen beiden Notizen siehe LENZENWEGER, Berthold 221 f. 43 UBLOE 1, 190 Nr. 216. 44 Über eine subjektiv formulierte Traditionsnotiz des Abtes Berthold I. von Garsten (UBLOE 1, 139f. Nr. 40) siehe unten S. 59, 67 und 156. Subjektive Fassung findet sich sonst nur im Plural in Traditionsnotizen über Tausch- und Kaufgeschäfte der Mönchsgemeinschaft. Vgl. dazu den ähnlichen Fall in Göttweig, wo Abt Johannes I. um 1160 eigenhändig einen subjektiv formulierten Einzelakt über einen Lehensentzug anlegte und vielleicht auch in den Traditionskodex Β eintrug; FUCHS, Traditionsbücher Göttweig 82f., 91, 489f. Nr. 357: qualiter ego Johannes humilis Gotwiensium servus ... suhtraxi, ... concessi. Et ne qua deinceps controversia exinde oriripossit, cartq meq inscriptione firmavi et domni Chunradi Pataviensis episcopi auctoritate firmavi. Siehe dazu aber auch SONNLECHNER, Landschaft 143. Von dem „auch als Verwalter seines Stiftes bedeutsame(n)" Propst Gerhoh von Reichersberg ist bekannt, dass er eigenhändig Notizen in das Traditionsbuch seines Hauses geschrieben hat: FICHTENAU, Studien 26—28; DERS., Urkundenwesen 230; HECHT, Überlegungen 95, 105, 107. 45 UBLOE 1, 133f. Nr. 20; BUB 4/1, 65 Nr. 640.
Die Beschreibung der Handschrift A
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über das Ausstattungsgut (scilicet in Haselbach capellam) cum dote sua in Niderwinckel nachgetragen hat 46 . Zu den ältesten Korrekturhänden gehört weiters jene, die zahlreiche Textauslassungen, die dem Schreiber 1 unterlaufen sind, entweder am Rand mit Verweisungszeichen oder zwischen den Zeilen nachgetragen hat. In ihr dürfen wir den Hauptkorrektor unserer Handschrift sehen, der nicht sehr lange nach dem Hauptschreiber 1 tätig gewesen sein dürfte. Sie hat folgende Flüchtigkeitsfehler ausgemerzt: (decimatio)nem und superiorem fol. 3 r = 3 r rot, (Har)t(nit de Orte) fol. 4V = 4 v rot, (potes)ta(tiva) fol. 12r = 12rrot, testesίο\. 14V = l4 v rot, (Ade)l(bero) und con(cambium), quiio\. 1 Τ = 17rrot, animarum (die letzten fünf Buchstaben beschnitten) und (iuxt)a fol. 20 r = 20 r rot, testes fol. 20 v = 20 v rot, (Har)t(manno) fol. 23", obstaret (der letzte Buchstabe beschnitten) fol. 24r, (Die)t(mar) fol. 28v, tradidit(Aet letzte Buchstabe beschnitten) fol. 29r, con(cambium) fol. 30v, (Ade)l(bero) fol. 33r, (qu)o(ddam) fol. 36r, (Har)t(nith) fol. 38r, (G)r(ünburc) und (Husruc)k(e) fol. 40r, (ministeri)a(lium) fol. 40v, (Ade)l(bertus) und vineam (letzter Buchstabe beschnitten) fol. 42r, tradidit (erster Buchstabe beschnitten) fol. 42v, (D)i(etericb) fol. 43 r , (Vda)l(ncus) fol. 43v, (Vda)l(rich) und (D)i(etericus) fol. 45v. Vermutlich dieselbe Hand hat in einer Reihe von Fällen charakteristische Kürzungsstriche mit senkrechten Anfangs- und Schlussstrichen nachgetragen, die heute zumeist stark verblichen sind 47 . Da der letzte Kürzungsstrich im Text von Schreiber 9 (fol. 53r, Nr. 215) aufscheint, sind diese Korrekturen sehr wahrscheinlich nach den Fortsetzungsschreibern 2—15 zu datieren. Dieser Korrektorenhand, die den Fortsetzern von Schreiber 1 näher steht als diesem, verdanken wir aber auch eine wichtige inhaltliche Ergänzung, da sie auf fol. 41 v in den von Schreiber 1 leer gelassenen Freiraum zwischen den Wörtern nomine und de Steinbach den Namen Alhait eingefügt hat 48 . Warum Schreiber 1 den Namen der Steinbacherin ausgelassen hat, wissen wir nicht. Eine zweite, etwas jüngere Korrektorenhand hat dann am linken Seitenrand von fol. 6V = 6 v rot mit heute verblasster Tinte die Ortsangabe Ad Roh im Verzeichnis der Ministerialenschenkungen als Boch49 gedeutet. In einer mageren Kursivschrift finden sich jeweils am Außenrand Hinweise auf SigehardusAbbas Garstensis (fol. 37 v = Nr. 152), Guntherus Abbas noster (fol. 4 Γ = Nr. 172) und auf den Ort Tern (fol. 53r = Nr. 215), bei letzterer Notiz außerdem auch in viel jüngeren Schriften der Vermerk Sancti Bertholdi und die falsche Datierung - wie Josef Lenzenweger gezeigt hat, von der Hand des P. Andreas Meißlinger aus dem 18. Jahrhundert 50 - Circa Annum 1284. Auf fol. 23 r (= Nr. 68) wurde in einer dünnen, heute verblassten Schrift das fehlende Wort die in der Textfolge fratribus Deo hic (die) noctuque servientibus ergänzt. Eine Hand des 17. Jahrhunderts setzte bei einer Reihe von Traditionsnotizen die betreffenden Ortsnamen als Findhilfen an den Seitenrand: Gaflenz (fol. 3V = 3 v rot = Nr. 6), Wilhelmbspurg (fol. 7 r = 7 r rot = Nr. 11), St. Pöldten (fol. 7V = 7 v rot = Nr. 11), Miinhreüt, Garstern (fol. 10v = 10vrot = Nr. 14), Kärndten, Ensthall (fol. 19v = 19vrot = Nr. 49, 50), Ensthall {fol. 22 r = 22 r rot = Nr. 62), Ensthal{fol. 24 v = Nr. 77), Ensthall (fol. 25 v = Nr. 82), Kärndten (fol. 26 r = Nr. 86), Sosanstorff{fol. IT = 46
BUB 1, 55 Nr. 40; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 278, und unten S. 49 Anm. 28. (Rubinicha)m (inferius), (Rubinicha)m (superiorem) fol. 3' = 3'rot, sanctissimi fol. 11' = 11'rot, sancte (Dei) fol. 13' = 13'rot, sancte (.Mariξ) fol. 19' = 19'rot, fälschlich ammt; fol. 19v = 19vrot, (Herrn) η (di) fol. 29', sanctf (dominicf) fol. 30', sanct( (matris) fol. 31', (Dege)n(hart) fol. 39' und domine fol. 53'. 48 UBLOE 1, 174 Nr. 173. 49 UBLOE 1, 123 Nr. I I . 47
50
LENZENWEGER, Berthold 2 2 2 .
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Das erhaltene Traditionsbuch A
Nr. 92), Kübliz, Wachau (fol. 3 1 v = Nr. 116, 117), Ensthall (fol. 43 r = Nr. 178), Horn, Möderich (fol. 50 r = 50 r rot = Nr. 207), der alte Hof zu Crembs (fol. 50 v = 50 v rot = Nr. 208), Kübltz (fol. 51r = 51rrot = Nr. 211), Möderich (fol. 52v = 52vrot = Nr. 213). Von einer anderen jüngeren Hand stammt der Randvermerk Sossendorff((o\. Τ = 7vrot = Nr. 11). Unser besonderes Interesse gilt jedoch den Eintragungen einer Hand, von der wir glauben, dass wir sie mit einem der Schreiber des neu entdeckten Inhaltsverzeichnisses des verschollenen zweiten Garstener Traditionskodex in Verbindung bringen dürfen 51 . Sie schrieb in der charakteristischen Kombination von Blatt und Seite auf den Seitenrändern die drei Verweise fol. 18. p. 2. und darunter fol. 30. p. 2. (auf fol. 17r = 17 r rot), fol. 6. p. 2. (auf fol. 20 r =20 r rot) sowie f . 43. p. 2 (auf fol. 48 v ). Diese Randverweise beziehen sich innerhalb unseres Kodex auf solche Dokumente, in denen die betreffende Schenkung erweitert, erwähnt oder wiederholt wird 52 . Auf der Rückseite des letzten Blattes der Handschrift steht in der Mitte zwischen den beiden dort eingetragenen Urkundenabschriften die Seitenangabe 59. p. 2., wohl um den Gesamtumfang des Kodex und dessen Ende zu kennzeichnen. Sie ist zwar formal den eben erwähnten Seitenverweisen sehr ähnlich gestaltet, stammt aber nicht von derselben Hand. Als jüngste handschriftliche Vermerke sind die im ersten (Kopialbuch-)Teil unserer Handschrift jeweils beim Beginn mancher Urkundenabschriften am Seitenrand mit Bleistift angebrachten Nummern einzustufen. Die meisten von ihnen beziehen sich auf das Archiwerzeichnis von Seraphin Kirchmayr aus dem Jahr 1631 53 . Mit Bleistift hat auch eine unbekannte Hand am Ende der ersten Zeile von fol. 2 r = 2 r rot (= Nr. 3) die Transkription des Wortes sanctitatem übergeschrieben. Zuletzt muss noch darauf hingewiesen werden, dass im Traditionsbuchteil an zwei Stellen durch die Beschneidung verstümmelte Reste älterer Verweise mit hellbrauner Tinte zu sehen sind 54 und an drei Stellen beschnittene und sehr stark verblasste Randnotizen mit Tinte, von denen nur mehr einzelne Buchstaben lesbar sind 55 . Schließlich sind noch vereinzelte Hinweiszeichen an den Seitenrändern zu erwähnen, mit denen jeweils auf die für die Anfänge von Pfarre und Kloster Garsten entscheidenden Textstellen in den betreffenden Urkunden aufmerksam gemacht wurde. Das ist einmal die Ligatur der Majuskel-Buchstaben NB (= Nota bene) mit Tinte auf fol. 3 r = 3 r rot (= Nr. 5 mit Bezug auf: cum omni decimatione et toto iure sacerdotal!) und an vier Stellen ein völlig verblasstes, lang gezogenes, monogrammartiges Zeichen für NOTA aus
51 Siehe dazu unten S. 94. D a die Randverweise in der Handschrift regelmäßigere Schriftzüge als die Blatt- u n d Seitenangaben der Index-Schreiber aufweisen, lassen sie sich nicht einer bestimmten H a n d des Inhaltsverzeichnisses zuordnen. 52 U B L O E 1 , 138 Nr. 35 - 140 Nr. 4 3 und 158 Nr. 110; l42f. Nr. 5 2 - 1 2 4 Nr. 11; 184 Nr. 2 0 3 176 Nr. 180. 53 A No. 4 - fol. Γ = 1 v rot, 3 r = 3 r rot, 4 r = 4 r rot; A No. 6 - fol. 5 r = 5 r rot; A No. 5 - fol. 8V = 8 v rot; A No. 10 - fol. 10v = 10 v rot; No. 5 Q - fol. 1 Γ = 1 Trot; No. 4 (R fehlt) - fol. 10v = 10 v rot; No. 3 Η (= falsch, richtig wäre: No. 2 G) - fol. 3V = 3 v rot; beim Diplom König Konrads III. von 1142 auf fol. 13 r = 13 r rot steht No. 12, während es bei Kirchmayr die Sigle Q N r . 1 trägt. 54 Fol. 40 v (= Nr. 168): zwei kreuzförmige Striche mit einem konzentrischen Kreis, darunter tetit)ce folium·, fol. 42 r (= Nr. 174) dasselbe Verweiszeichen, darunter ibi in-{?). Es handelt sich wohl u m Querverweise zwischen diesen beiden Traditionsnotizen, in denen jeweils Besitz in Haselbach/St. Mag-
dalena bei Linz (capella und mansus unus) angesprochen wird. 55 Fol. 36 r (= Nr. 141): Livnti(ngen)·,fol.38" (= Nr. 158): -vmo (?) u n d darunter vielleicht eine -usKürzung; fol. 48 v (= Nr. 202): -wid{emT), darunter wohl der Ortsname (Lv?)b.
Die Beschreibung der Handschrift A
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der Buchstabenkombination H[!]OTa 56 mit Bleistift auf den Folien 2 r = 2 r rot (hier auch mit der Zahl 60in Entsprechung zum Urkundentext Nr. 3), 2V = 2 v rot (Nr. 4 mit Bezug auf: cum omni iure sacerdotali in qua parrochia postmodum claustrum nostrum ... constructum est), 5V = 5 v rot (= Nr. 10) und 8V = 8 v rot (= Nr. 13). Wiederholt finden sich am Seitenrand verschiedene Bleistiftstriche und -kreuze (fol. 3 r = 3 r rot, Τ - 7 v rot, 17v, 20r, 30r, 39v, 4l v ), aber auch solche mit sehr blasser Tinte (fol. 9V = 9 v rot, 12r = 12rrot, 16" = 16vrot, 18r = 18rrot, 23r, 25r, 27r, 29r, 40v, 42 v ). Dünne, zumeist längere und schräge Tintenlinien an den Rändern, die teilweise auch als Abteilungszeichen am Zeilenende dienen (fol. 7 r = 7 r rot und l4 r = 14rrot), könnten Federproben oder spätere Hinzufügungen sein (fol. 7V = 7 v rot und 51v = 51 v rot). Um letztere handelt es sich mit Sicherheit bei jenen zarten i-Punkten, die auf einigen Seiten stellenweise als Lesehilfen nachgetragen wurden (fol. Τ = 7 v rot, 1Γ = 1 l r rot, 53r, 54r, 54v). c) Die spätmittelalterlichen Schreiberhände In dem im Hochmittelalter angelegten Hauptteil unserer Handschrift wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf vier Seiten über bzw. unter dem bestehenden Schriftspiegel in kleiner zierlicher Geschäftsschrift von verschiedenen Händen je ein Text einer Urkunde eingetragen. Für die Edition im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns hat man sie nicht berücksichtigt. Obwohl diese Texte durch die Beschneidung des Kodex mehr oder weniger gelitten haben, lassen sich drei von ihnen eindeutig als Abschriften von Urkunden des Abtes Friedrich I. von Garsten (1261/621281) 57 bestimmen. Von der vierten, die am Oberrand von fol. 32 v am stärksten beschnitten worden ist - wir kennzeichnen ihren Schreiber mit der Sigle „Schreiber I" - , fehlen die ersten Zeilen; ihre Datierung Datum anno Domini M°CC°LXXVII° in die beati Cholomanni (1277 Oktober 13) und die im Text formulierte Verpflichtung, ecclesie nostre jährlich einen Zins von 5 Schilling zu zahlen, lassen jedoch keinen Zweifel daran, dass das Original der Urkunde denselben Aussteller hatte. Von der am unteren Rand von fol. 43 v von Schreiber II eingetragenen Urkunde des Abtes Friedrich I. und seines Konventes fehlen der Schlussteil und einige Buchstaben am linken Außenrand. Geringer ist der Textverlust am Unterrand von fol. 47' bei der Pachturkunde des Abtes Friedrich I. und seines Konventes (Schreiber III). Von der beschnittenen Datierung ist zu lesen [...] Domini M°CC°LXIIIF°. Dieser Urkundentext wurde später mit zwei Tintenlinien kreuzweise durchgestrichen. Die auf fol. 54r am unteren Rand von Schreiber IV eingetragene Urkunde des Abtes Friedrich I. und des Konvents von Garsten hat durch die Beschneidung nur wenige Buchstaben jeweils am Zeilenende verloren. Ihre Datierung lautet: Datum in Gersten anno Domini M°CC°LXV. Auch dieser Text ist später mit zwei gekreuzten Tintenlinien gestrichen worden. An diesen vier Urkundenabschriften ist bemerkenswert, dass sie in keinem Zusammenhang mit den wesentlich älteren Traditionsnotizen stehen, die auf den betreffenden Seiten enthalten sind. Ihre Reihenfolge innerhalb des Traditionskodex entspricht auch nicht ihren Datierungen. Zumindest im Falle der Folien 47 r und 54r scheint bei der Aus56 57
Siehe dazu BISCHOFF, Paläographie 228. Über ihn HUBER, Garsten 512f„ 547; DERS., Beiträge 1 7 5 - 1 7 9 u n d IV.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
wähl der Stellen für die späteren Eintragungen der Umstand maßgeblich gewesen zu sein, dass auf diesen Seiten ursprünglich statt der sonst üblichen 27 nur 26 Zeilen geschrieben worden sind. Diese vier Abschriften von Garstener Geschäftsurkunden aus der Amtszeit des Abtes Friedrich I. dürften jedenfalls ihrer Schrift nach entweder schon im Zusammenhang mit der Ausstellung der betreffenden Originale oder zumindest noch im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts im Traditionskodex des Klosters verzeichnet worden sein. Die in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in das alte, noch ungebundene Traditionsbuch eingefügten Urkundenabschriften ermöglichen aber auch Rückschlüsse auf die ursprüngliche Größe der Pergament-Doppelblätter dieser Handschrift. Da wir wegen des einheitlichen Linienschemas innerhalb der ersten sieben Lagen davon ausgehen können, dass alle Doppelblätter gleich groß waren, ergibt sich aus den beim Binden der Handschrift durch das Beschneiden eingetretenen Textverlusten, dass damals an den Außenrändern schmale Streifen mit einer Breite von ca. 0,5 cm abgetrennt wurden. Die achte und letzte Lage des erhaltenen Garstener Traditionskodex einschließlich des ihr vorgebundenen Pergamentstreifens (fol. 5 5 rot) enthält Abschriften spätmittelalterlicher Geschäftsurkunden Garstener Äbte aus der zweiten Hälfte des 13. und aus dem ersten Drittel des 14. Jahrhunderts. Die älteste Urkunde wurde im Jahre 1277 ausgestellt, die jüngste 1333. Davon haben fünf Abt Friedrich I. (1261/62-1281) als Aussteller, zwei Abt Gottschalk (1290-1294), 13 Abt Ulrich III. Widmer (12941317), fünf Abt Otto Pfanzagl (1317-1333) und eine den Abt Heinrich (13331335) 58 . In diesen Zahlen sind jedoch, wie wir noch sehen werden, mehrere Doppeleintragungen Inbegriffen. Leider wurden nicht alle diese Texte in der Edition im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns berücksichtigt. Es fehlen nicht nur die im Nachhinein wieder ausgestrichenen Urkunden, sondern auch Hinweise auf Doppeleintragungen. Um die Einordnung zu erleichtern, wird daher im Folgenden die Zählung der Edition beibehalten; die dort fehlenden Urkunden werden mit der Nummer des zuletzt gedruckten Textes unter Beifügung von Buchstaben in alphabetischer Folge ausgewiesen. Die Urkundenabschriften im letzten Teil unserer Handschrift stammen von zumeist wechselnden Schreiberhänden, die sich sehr unterschiedlicher Schriftformen des späten 13. und des 14. Jahrhunderts bedient haben, von der kleinen gedrängten Geschäftsschrift bis zur gotischen Buchschrift 59 . In den seltenen Fällen, dass ein Schreiber mehr als eine dieser Abschriften geschrieben hat, handelt es sich immer um Urkunden desselben Abtes, die unmittelbar nacheinander, d. h. doch wohl gruppenweise eingetragen worden sind (Schreiber XI - Nr. 228 und 229 / Abt Ulrich III.; Schreiber XXIII Nr. 235a, 235b und 235c / Abt Ulrich III.; Schreiber XXIV - Nr. 235d und 235e / Abt Friedrich I.). Mit dieser Feststellung stimmt auch der öfter zu beobachtende Tintenwechsel im Wesentlichen überein. Ganz allgemein fällt auf, dass die Urkunden nicht streng chronologisch gereiht sind, dass eine Reihe von Doppeleintragungen vorliegen, dass einige Urkunden dieselben Empfänger haben und dass etliche mit kreuzweisen Tintenlinien durchgestrichen wurden 60 . Weiters ist bemerkenswert, dass die Urkundentexte 58 Über diese Äbte u n d ihre Amtszeiten siehe HUBER, Garsten 5 1 2 - 5 1 4 , 547; DERS., Beiträge 175— 186 u n d IVf. 59 Siehe dazu unten S. 183 Abb. 5. 60 Die Einzelheiten dazu unten S. 80fif. über den Inhalt des Register-Teiles.
Die Beschreibung der Handschrift A
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seitenweise eingetragen worden sind, d. h. dass die letzte Urkunde einer Seite immer auf dieser endet und nicht auf die folgende Seite hinüberreicht. Die folgende Ubersicht soll die Verteilung der Texte auf die einzelnen Seiten und die verschiedenen Schreiberhände verdeutlichen. Die Zählung der Schreiber schließt an die vier unterschiedlichen Eintragungen von Urkunden des Abtes Friedrich I. im älteren Traditionsbuch-Teil (Schreiber I - I V ) an. U B L O E 1, Nr.
Aussteller
Datum'61
Schreiber
Fol. 55vrot: Nr. 223
Ulrich III. Widmer
1306 Mai 15
Schreiber V
Fol. 55r = 56rrot: Nr. 223a Nr. 224 Nr. 225
Ulrich III. Widmer Otto Pfanzagl Otto Pfanzagl
1311 März 20 1317 Februar 22 1326 März 3
gestrichen
Schreiber VI Schreiber VII Schreiber VIII
Fol. 55 v = 56 v rot: Nr. 226 Otto, Prior Ulrich Nr. 227 Friedrich I.
1318 Jänner 6 1278 Mai 19
Schreiber IX Schreiber X
Fol. 56r Nr. 228 Nr. 229 Nr. 230
(1297) (1297) s. d.
Schreiber XI Schreiber XI Schreiber XII
= 57rrot: (= 235a) (= 235b) (= 235d)
Ulrich III. Widmer Ulrich III. Widmer Friedrich I.
Fol. 56 v = 57vrot: Nr. 231 (=235e) Friedrich I. Nr. 23 la (= 236) Ulrich III. Widmer Nr. 231b Ulrich III. Widmer
1277 1299 1294 März 20
gestrichen gestrichen
Schreiber XIII Schreiber XIV Schreiber XV
Fol. 5 Τ = 58rrot: Nr. 231c Nr. 23 ld
1291 April 18 1291 März 29
gestrichen gestrichen
Schreiber XVI Schreiber XVII
Gottschalk Gottschalk
Fol. 5 Τ = 58 v rot: Nr. 232 Ulrich III. Widmer Nr. 233 Ulrich III. Widmer Nr. 234 Otto Pfanzagl
1306 1309 Februar 24 1331 April 24
Fol. 58r = 59rrot: Nr. 234a Nr. 235
1329 Februar 23 1333 Dezember 20
(Otto Pfanzagl) Heinrich
Schreiber XVIII Schreiber XIX Schreiber XX gestrichen
Schreiber XXI 6 2 Schreiber XXII
Fol. 58 v = 59vrot: leer
61 62
Über die Datierungen siehe die Regesten der Urkunden unten S. 7 2 - 8 0 . In dieser Abschrift hat eine spätere Hand einzelne verblichene Buchstaben nachgezogen (Z. 2:
Pa[taviensis], Ζ. 11:
[li]bentius).
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Das erhaltene Traditionsbuch A
UBLOE 1, Nr.
Aussteller
Datum
Schreiber
Fol. 59r = 60 r rot: Nr. 235a (= 228) Nr. 235b (= 229) Nr. 235c Nr. 235d (= 230) Nr. 235e (= 231)
(Ulrich III. Widmer) Ulrich III. Widmer Ulrich III. Widmer Friedrich I. Friedrich I.
1297 1297 1297 1277
Schreiber Schreiber Schreiber Schreiber Schreiber
1299 1300
Schreiber XXV Schreiber XXVI
Fol. 59v = 60 v rot: Nr. 236 (= 231a) (Ulrich III. Widmer) Nr. 237 Ulrich III. Widmer
gestrichen
XXIII XXIII XXIII XXIV XXIV
Dazu kommen noch drei Hände, von denen die erste auf fol. 55 v = 56 v rot über der Nr. 227 in einer mit Zierelementen verbrämten Schrift den Betreff Lerpuchler schrieb (Schreiber XXVII) und die zweite auf fol. 56 r = 57 r rot zwischen den N u m m e r n 229 und 230 mit teilweise zerronnener Tinte die Intitulatio Nos Fridericus Dei gratia Garstensis ecclesie (Schreiber XXVIII). Dieses auffällige Missgeschick dürfte auch diesen Schreiber dazu veranlasst haben, seine Arbeit nicht weiter fortzusetzen. Die dritte Hand setzte auf fol. 5 Τ = 58 v rot über die Nr. 234 den Betreff De Neunstift mit verzierten Initialbuchstaben (Schreiber XXIX). Was die von uns für diesen Teil der Handschrift gewählten Schreibersiglen V-XXIX betrifft, bedarf es noch des wichtigen Hinweises, dass die Durchnummerierung mit römischen Zahlzeichen in diesem Fall keineswegs eine zeitliche Reihung der verschiedenen Hände bedeutet.
Die drei Teile der Handschrift A
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II. Die drei Teile der Handschrift A 1. Der Kopialbuch-Teil Der erhaltene Garstener Traditionskodex weist keinen zeitgenössischen Titel auf, keinen Besitzvermerk, etwa mit Verweis auf die Patronin des Klosters, die Gottesmutter Maria, keinen Prolog und keine Uberschriften. Er beginnt ganz unvermittelt mit Urkundenabschriften, die in der Hauptsache den ersten Teil der Handschrift ausmachen. Dieser umfasst die Folien l r r o t - l 4 r = l4 r rot, enthält aber nicht nur Abschriften von Siegelurkunden, die von verschiedenen Ausstellern zu Gunsten des Klosters und seiner Abte ergangen sind oder die das vereinzelt vortäuschen, sondern auch von einigen anderen Dokumenten. Um einen Uberblick zu bekommen, sei daher einleitend der Inhalt aller Schriftstücke in Regestenform in der Reihenfolge der Handschrift aufgeschlüsselt. a) Regesten der Urkunden 1.
(1176) Erzbischof A(dalbert III.) von Salzburg bittet gemäß dem Ersuchen des Abtes K(onrad I.) von Garsten Papst A(lexander III.), die als Abschriften angeschlossenen Urkunden 1 über den Tausch der Pfarre, in der das Kloster errichtet und geschenkt worden ist, zwischen dem steirischen Markgrafen Otakar, dem Vogt des Klosters, und dem Bischof Ulrich von Passau (!) sowie über den Tausch der Zehente der Kirche Gaflenz zu bestätigen 2 . 2. (1176) 3
Der päpstliche Legat Erzbischof K(onrad I.) von Mainz bittet Papst Alexander III.), die Urkunden, die, um sie unterwegs keiner Gefahr auszusetzen, nicht im Original, sondern abschriftlich beigefügt wurden 4 , über den Tausch der Klosterpfarre zwischen dem steirischen Markgrafen, dem Gründer und Vogt des Klosters, und den Bischöfen von Passau sowie über die Festlegung der Grenzen und den Tausch der Zehente der Kirche Gaflenz zu bestätigen 5 . 1
UBLOE 1, 115 Nr. 1: vidimus et h$c ipsa privilegia subter annotata vestry auctoritatis munime [!] et corroboratione rata habenda et confirmanda presenti scripto sanctitatem vestram devote rogamus. 2 UBLOE 1 , 1 1 5 Nr. 1; über diese und die drei folgenden Suppliken, die alle einer gezielten diplomatischen Aktion des Abtes von Garsten entsprungen sind, siehe Mainzer UB 2/2,629f. Nr. 381; HAIDER, Anfänge 302, 3 1 7 - 3 2 0 ; DERS., Äbtereihe 3 1 6 - 3 2 0 (HAUSMANN, StUB 1 [Ms.] datiert die Bittschriften „2. Hälfte 1170"): Der Tausch erfolgte ca. 1072/75 zwischen Markgraf Otakar I. von Steyr und Bischof Altmann von Passau, Bischof Ulrich von Passau hat später diese Tauschhandlung bestätigt; siehe unten Regest Nr. 5. Dabei war es jedoch in Wirklichkeit nicht um den Tausch einer Kirche gegen eine andere Kirche gegangen, sondern um ein Gegengeschäft, bei dem der Markgraf fiir seine Eigenkirche Garsten die Anerkennung als Pfarrkirche und einen großen Pfarrsprengel erlangt und der Diözesanbischof dafür die markgräfliche Eigenkirche Behamberg erhalten hat. Uber die Urkunde des Bischofs Konrad von Passau bezüglich Gaflenz siehe unten Regest Nr. 7. - Das Original dieser Supplik fehlt. 3 Über Konrad von Wittelsbach, Erzbischof von Mainz 1161-1165, danach im Exil, 1183-1200, Erzbischof von Salzburg 1177-1183, apostolischer Legat in Bayern 1169-1171 und 1173-1177, siehe DOPSCH, Salzburg 285, 289, 294, 2 9 6 - 3 0 1 . 4 UBLOE 1, Nr. 2, S. 116\ etpaternitati vestrq litteris nostris in id ipsum veraciter insinuamus. ... privilegiorum suorum, que propter vitandum periculum, ne forte perirent in via, domi retenta sunt, ...et idcirco non minus admittendam fidem et veritatem rescripti noveritis, quod subter notari decrevimus. 5 UBLOE 1, 115f. Nr. 2; dazu wie oben Anm. 2. - Original fehlt.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
3. (1176) Markgraf 0(takar IV.) von Steyr bittet Papst Alexander III.), seinem besonders geschätzten Kloster Garsten die von ihm und seinen Vorfahren geschenkten Güter und Privilegien zu bestätigen, insbesondere die bei ihm verwahrten und im Anschluss angeführten Urkunden 6 über die durch Tausch einer anderen Taufkirche vor ungefähr 60 Jahren von seinen Vorfahren vom Bistum Passau mit allen ihren Zugehörungen erworbene Taufkirche, auf deren Grund das Kloster errichtet und gegründet ist7. 4. (1176) Abt K(onrad I.) von Garsten bittet Papst Alexander III.) brieflich und durch einen Boten, weil er derzeit nicht selbst kommen könne 8 , die anbei übermittelten Urkundenabschriften auf römische Art in einem Schriftstück zusammenzufassen und zu besiegeln9. Die Abschriften betreffen zwei frühere Tauschhandlungen zwischen dem steirischen Markgrafen und Passauer Bischöfen, nämlich Kirche für Kirche und Zehente für Zehente cum omni iure sacerdotali, in welcher Pfarre später sein Kloster errichtet worden sei. Die Originalurkunden habe er den Erzbischöfen von Mainz und Salzburg zur Einsichtnahme vorgelegt und vorsichtshalber bei sich behalten, da doch obendrein die Erzbischöfe die mit ihren Siegeln versehenen Abschriften dem Papst übermittelt hätten 10 . Weil er gehört habe, dass es zur Zeit keinen päpstlichen Kanzler gäbe, der sein Anliegen wunschgemäß erledigen könne", empfiehlt er dieses dem Papst persönlich 12 . 5. (1092 Mai 16-1121 August 7) Bischof Ulrich von Passau bestätigt mit dem Rat der Domherren und anderer Getreuer den die Kirchen Behamberg und Garsten betreffenden Tauschvertrag zwischen Markgraf Otakar (I.) und Bischof Altmann von Passau13. 6 UBLOE 1, Nr. 3, S. 117: horum scripta et episcoporum pnvilegia apudnos tenemus et subter notare voluimus et, utper vos roborentur et confirmentur, obntxius oramus. I UBLOE 1, 116f. Nr. 3; dazu das Original mit den Inserten der beiden Urkunden der Passauer Bischöfe Ulrich und Konrad UBLOE 2, 340-343 Nr. 233 (= OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 11); siehe dazu HAIDER, Anfänge 297f., und wie oben Anm. 2. 8 UBLOE 1, Nr. 4, S. 117: adipsam verum matrem omnium, quia per nostri exhibitionem adpresens non potuimus, per litteras et internuncium confitgimus. 9 UBLOE 1, Nr. 4, S. 118: rogamus, ut iussu vestro in unum corpus more Romano redigantur et pro obtinenda in posterum securitatis pace apostolica sanctione et sigilli vestri impressione roborentur. Dazu siehe
ZAUNER, R e c h t s i n h a l t 2 7 1 . 10
UBLOE 1, 117f. Nr. 4: Queprivilegia dominis archiepiscopis Mogontino et Salzburgensi legenda obtulimus, set, cum plurimum ipsis placuissent, propter cautelam apud nos retenta, rescripta ipsorum sanctitati vestrq transmisimus, cum insuper eadem rescripta predicti archiepiscopi bullis suis impressa et signata almitati vestrf transmiserint. II UBLOE 1, 118 Nr. 4; Set quia audivimus adpresens cancellarium vos non habere, per quem negocium nostrum pro voto nostro terminetur, sanctitati vestrq . . . . Siehe dazu HAIDER, Äbtereihe 319 mit Literatur. 12 UBLOE 1, 117f. Nr. 4; dazu wie oben Anm. 2. - Original fehlt. 13 UBLOE 1, 118f. Nr. 5 = UBLOE 2, 341 f. Nr. 233 (Insert in der Supplik des Markgrafen Otakar IV., oben Regest Nr. 3); dazu BOSHOF, Regesten 158 Nr. 523, und HAIDER, Anfänge 297-303. - Original fehlt.
Die drei Teile der Handschrift A
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6. 1140 Oktober 24, Gaflenz Bischof Reginbert von Passau weiht auf Bitten des Abtes Berthold (I.) von Garsten die Kirche Gaflenz, erhebt sie zur Pfarrkirche, bestimmt deren Sprengel und bestätigt die Schenkung des Gaflenzer Besitzes durch die steirische Markgräfin Sophia an das Kloster Garsten für das Seelenheil ihres verstorbenen Mannes, des Markgrafen Leopold 1 4 . 7. (1148-vor 1155 April 28) Bischof Konrad von Passau beurkundet den Tauschvertrag zwischen ihm und Abt Sieghard (I.) von Garsten, wonach er in Timenbrunn einen Stadelhof 15 und eine Mühle, in Hartheim einen Stadelhof, in Buch einen Stadelhof und eine Hufe sowie in Emling ebenfalls eine Hufe erhielt, wofür er dem Kloster die Zehente der Pfarre Gaflenz übertrug und deren von Bischof Reginbert festgelegte Grenzen bestätigte 16 . 8. (um 1150/1155) Konrad (der Altere) von Raabs schenkt dem Kloster Garsten von den Besitzungen, die seinen Vorfahren vom Königtum übertragen worden waren, einen großen Teil des Waldes. Die mit der Hand seiner Gattin und seines Sohnes Konrad vor Zeugen erfolgte Schenkung in die Hand Hugos hat später Otto vor Zeugen vollzogen 17 . 9. (um 1160) Konrad (der Jüngere) von Raabs schenkt mit der Hand seiner Gattin Hildegard vor Zeugen dem Kloster Garsten einen Wald, in dem eine Siedlung mit 30 Häusern und ein Meierhof gelegen sind 1 8 .
14 U B L O E 1, 119 Nr 6; dazu BOSHOF, Regesten 185 Nr. 608. - Original im O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 5. 1 5 U B L O E 1, 120 Nr. 7: tres stabularias curtes, zu dem in Bayern gebräuchlichen Begriff für Meierhöfe siehe DOPSCH, Urbare CXXV. 1 6 U B L O E 1, 119f. Nr. 7 (die letzten vier Zeugen fehlen) = U B L O E 2, 342 Nr. 233 (interpoliertes Insert in der Supplik des Markgrafen Otakar IV., oben Regest Nr. 3; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 271; die letzten vier Zeugen fehlen) = U B L O E 2, 250f. Nr. 167 (Original mit allen Zeugen im O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 8); dazu BOSHOF, Regesten 222 Nr. 720. - Wie die übereinstimmenden Zeugenreihen und der in beiden Texten enthaltene Zusatz cum omni iure sacerdotali beweisen ( U B L O E 1, Nr. 7, S. 120 und U B L O E 2, Nr. 233, S. 342), benützte Schreiber 1 als Vorlage für seine Abschrift im Traditionskodex nicht das überlieferte Original der Urkunde, sondern eines der inhaltlich für sein Kloster günstigeren, interpolierten Inserte in den vier Suppliken von 1176. 1 7 U B L O E 1, 120f. Nr. 8; dazu LENZENWEGER, Berthold 7f., 52, 194; LECHNER, Geschichte 8 2 - 8 4 , 152, und die Stammtafel III im Anhang; DERS., Grafschaft Raabs 7 9 - 8 1 ; WENDRINSKY, Grafen Raabs 105 sowie allgemein KUPFER, Königsgut 134ff., bes. 147-150. - Traditionsnotiz. 18 U B L O E 1, 121 Nr. 9; dazu die vorhergehende Anm. und LAMPEL, Gemärke 191-193. Bestätigt im Privileg Papst Alexanders III. von 1179, unten Regest Nr. 13. - Traditionsnotiz.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
10. (1111-1122, Fälschung nach 1186 1 9 ) Markgraf Otakar (II.) von Steyr beurkundet dem Abt Berthold (I.) von Garsten, die Schenkungen seines Vaters Otakar (I.) an das von diesem gegründete Kanonikerstift Garsten bestätigt und selbst der von ihm in ein Benediktinerkloster umgewandelten Gemeinschaft die angeführten Besitzungen geschenkt zu haben. Zusätzlich gestattet er allen seinen Ministerialen und Lehensleuten, ihre Güter und Lehen diesem Kloster zu geben oder dort um Aufnahme zu bitten 20 . 11. (2. Hälfte 12. Jahrhundert) 21 Verzeichnis der von den markgräflichen Ministerialen dem Kloster Garsten geschenkten Güter 2 2 . 12. (um 1140, Fälschung um 1186 2 3 ) Markgraf Otakar (III.) von Steyr bestätigt dem Kloster Garsten die mit seiner Zustimmung erfolgte Seelgerätschenkung des Gutes Gaflenz durch seine Mutter Markgräfin Sophia, bestätigt Weiderechte und verleiht ein Holzbezugsrecht. In einem späteren Zusatz bestätigt er die Schenkungen der Ministerialen seines Großvaters Markgraf Otakars (II.) 24 . 13. 1179 April 5, Lateran Papst Alexander (III.) stellt das Kloster Garsten unter päpstlichen Schutz, bestätigt unter Heranziehung der eingereichten Urkundenabschriften (siehe Regesten Nr. 1 - 4 und 9) dessen Besitzungen und verleiht verschiedene Rechte 25 . 14. (1177-1180) Herzog Leopold (V.) von Österreich und sein Verwandter Graf Konrad (der Jüngere) von Raabs überlassen zu ihrem und ihrer Eltern Seelenheil dem Kloster Garsten die Vogteirechte über die klösterlichen Dörfer Münichreith, das der Vater des Grafen geschenkt hat, und Gastern, das der Graf selbst gegeben hat (siehe Regesten Nr. 8 und 9). Der Abt erhält das Recht, die Vogtei in freier Entscheidung zu verleihen und bei Missbrauch zu entziehen, darf aber keine Belehnungen vornehmen 26 . Über die Datierung dieser Fälschung siehe unten S. 53f. U B L O E 1, 1 2 1 - 1 2 3 Nr. 10; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 266, 281; HAIDER, Anfänge 3 0 9 - 3 1 1 . Nur abschriftlich im Traditionskodex überliefert. 2 1 Zur Datierung siehe unten S. 129. 2 2 U B L O E 1, 123f. Nr. 11; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 281, 283. - Nur abschriftlich im Traditionskodex überliefert. 2 3 Über die Datierung dieser Fälschung siehe unten S. 53f. 2 4 U B L O E 1, 124f. Nr. 12; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 1 - 2 8 3 . - Nur abschriftlich im Traditionskodex überliefert. 2 5 U B L O E 1, 1 2 6 - 1 2 8 Nr. 13; dazu BRACKMANN, Germania pontificia 220f. Nr. 1; DERS., Kurie 1 4 3 - 1 4 5 ; ZAUNER, Rechtsinhalt 272; HAIDER, Anfänge 320f.; KOLLER, Anerkennung 112. - Interpoliertes Original im O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 15 (Druck in U B L O E 2, 3 5 9 - 3 6 1 Nr. 248). 2 6 U B L O E 1, 128f. Nr. 14 = B U B 1, 64f. Nr. 48 (HAUSMANN, S t U B 1 [Ms.] datiert „Ende 1181"); dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 293f., 297f., und LAMPEL, Gemärke 191 f. - Wohl Empfängerentwurf im O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 14. 19
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Die drei Teile der Handschrift A
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15. (1182)
Herzog Leopold (V.) von Osterreich gewährt dem Kloster Garsten Mautfreiheit auf der Donau für Transporte zum Eigenbedarf und soll dafür jährlich ein Talent bekommen 27 . 16. 1171 Herzog Heinrich (II.) von Österreich bestätigt dem Kloster Garsten dessen aufgezählte Besitzungen in der Riedmark 28 . 17. (1. Hälfte 12. Jahrhundert) 29 Walter von Traisen übergibt dem Kloster Garsten durch die Hand seines Herrn Markgraf Otakars (III.) für die Zeit nach seinem Tode von seinem Lehen, das im Dorf Richeneichen vom Königsgut abgegrenzt ist30, unter der Voraussetzung, dass er selbst oder jeder, der künftig könne, das (dann) vom Königtum als dauerndes Eigengut Erworbene dorthin übergeben solle31. 18.
(1140-1164, Fälschung vor 1180) Markgraf Otakar (III.) von Steyr bestätigt dem Kloster Garsten die von den Alteren seiner Ministerialen gewiesenen Vogteirechte32. 19. 1142 (Jänner/Februar), Regensburg König Konrad III. schenkt dem Kloster Garsten für sein Seelenheil sowie auf Intervention seiner Gattin Gertrud und seiner Mutter Agnes mit Zustimmung seines Bruders Markgraf Heinrichs (II. von Österreich) auf Bitten des Abtes Berthold (I.) 400 Hufen in seinem Riedmark genannten Wald, nämlich zwischen den Flüssen Jauernitz und Aist bis zur Slawengrenze33. 27 UBLOE 1, 129 Nr. 15 = BUB l , 8 1 f . N r . 6 1 (HAUSMANN, StUB 1 [Ms.] datiert „Ende 1181"). Wohl Empfängerentwurf (von derselben Hand wie Regest Nr. 14) im OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 18. 28 BUB 1, 55 Nr. 40; UBLOE 1, 130 Nr. 16 bietet unrichtigerweise den Text der späteren Fälschung aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts = BUB 1, 55f. Nr. 41; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 295. - Original fehlt. 29 Eine genauere Datierung dieser Traditionsnotiz ist nicht möglich. Walter von Traisen aus dem edelfreien Geschlecht von Traisen-Feistritz erscheint um 1130 als Zeuge in einer Traditionsnotiz, die in Form einer auf Markgraf Otakar III. gefälschten Urkunde (= Regest Nr. 12) überliefert ist (UBLOE 1, 125 Nr. 12; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 282), ist um 1136 mehrmals bezeugt (BUB 1, 12 Nr. 9; BUB 4/ 1, 92f. Nr. 696, 697) und starb um 1155 (StUB, Ergänzungsheft 114). 30 UBLOE 1, 130f. Nr. 17: de beneficio suo, quod determinatum est ad villain Rieheneichen de bonis scilicet regni. Über das durch königliche Schenkung erworbene und dem Kloster über viele Jahre dienstbare Gut Richeneich siehe UBLOE 1, 174 Nr. 174. 31 UBLOE 1, Nr. 17, S. 131: ... postmortem videlicet ipsius predicti Waltheri ea conditione, utipseaut quivis posthac possit a regno in proprium allodium acquisitum potest(at)iva manu illuc tradat. - Traditionsnotiz. 3 2 U B L O E 1, 131f. Nr. 18; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 287-290. - Fälschung unter Verwendung echter älterer Aufzeichnungen. 33 UBLOE 1, 132f. Nr. 19; dazu LENZENWEGER, Berthold 207. - Original im OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 6 (Druck: D. Ko. III. Nr. 66).
Das erhaltene Traditionsbuch A
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Diese 19, im ersten Teil des erhaltenen Garstener Traditionskodex abschriftlich überlieferten Dokumente lassen sich unter formal-diplomatischen Kriterien unterscheiden als ein Königsdiplom, ein Papstprivileg, sechs Markgrafen- bzw. Herzogsurkunden, drei Bischofsurkunden, vier an den Papst gerichtete Suppliken, drei Traditionsnotizen und ein nicht beurkundetes Verzeichnis von Güterschenkungen. Oskar von Mitis, Othmar Wonisch und Alois Zauner haben sicherlich Recht mit der Annahme, man habe bei der Anlage des Kodex alle damals im Kloster Garsten vorhandenen Urkunden bzw. Dokumente abgeschrieben 34 . b) Die strukturelle Ordnung Was in unserer Regesten-Ubersicht sofort auffällt, ist, dass die Abschriften der Urkunden bzw. Dokumente weder nach irgendeiner Rangordnung der Aussteller noch chronologisch gereiht sind. Sehr wohl aber lässt sich bei genauerer Betrachtung ein grobes sachlich-inhaltliches Ordnungsprinzip erkennen. Die Abschriften des ersten Teiles des Traditionskodex lassen sich nämlich ihrem Inhalt nach in drei Blöcken zusammenfassen. Den ersten Block bilden sieben Schriftstücke, die mit dem Erwerb bzw. den Anfängen der beiden ältesten Klosterpfarren Garsten und Gaflenz auch die Vor- bzw. Frühgeschichte des Klosters dokumentieren 35 . Interessanterweise stehen dabei jene vier Suppliken (Regesten Nr. 1-4) an der Spitze, mit denen Abt Konrad I. um 1176 an der päpstlichen Kurie die Bestätigung älterer Tauschurkunden betrieben hat und in denen die Garstener Kirche erstmals als Pfarre (parrocbia - Salzburger, Mainzer und Garstener Supplik) bzw. als Taufkirche (Otakar-Supplik) bezeichnet worden ist36. Der Tauschvertrag von ca. 1072/75, mit dem Markgraf Otakar I. von Steyr für seine Eigenkirche Garsten die Pfarrrechte innerhalb eines sehr großen Sprengeis vom Diözesanbischof Altmann von Passau erwirkt hat 37 , wird in diesen Bittschreiben als Tausch der markgräflichen Eigenkirche bzw. Pfarre Behamberg gegen die bischöfliche Pfarre Garsten interpretiert, der steirische Markgraf indirekt als Otakar II. ausgegeben38. Dieser Tauschvertrag folgt daraufhin selbst in Form der Bestätigungsurkunde des Bischofs Ulrich von Passau (Regest Nr. 5). Daran schließen zwei die Pfarre Gaflenz betreffende Urkunden, von denen die erste Kirchweihe und Pfarrerhebung durch Bischof Reginbert von Passau zum Inhalt hat
34
MITIS, S t u d i e n 1 4 0 ; WONISCH, U r k u n d e n w e s e n 5 7 ; ZAUNER, R e c h t s i n h a l t 2 8 1 . - N i c h t z u v e r -
lässig sind die Angaben von LENZENWEGER, Bestände 321-329, über den Urkundenbestand des Klosterarchivs um die Jahre 1190 und 1240. Er stützt sich dabei auf Rückvermerke, die er um 1240 datiert, auf den erhaltenen Urkunden von der Hand eines namentlich nicht bekannten Stiftsarchivars, geht aber zum Teil von falschen Voraussetzungen aus. So sind die von ihm für gefälscht bzw. manipuliert gehaltenen Nummern 8 und 11 (hier Regesten Nr. 7 und 3) unbedenkliche Originale. Seine Nummern 14 und 18 (hier Regesten Nr. 14 und 15) ohne Rückvermerke sollen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur „Sicherung bereits längst verbriefter Rechte" gefälscht worden sein, obwohl sie schon am Ende des 12. Jahrhunderts im Traditionskodex abschriftlich enthalten sind. Diese beiden Urkunden sind als unbesiegelte Empfängerentwürfe überliefert ebenso wie das Güterverzeichnis Nr. 4 ohne Rückvermerk, das ZAUNER, Rechtsinhalt 284, als unbeglaubigten „Entwurf bzw. Verzeichnis" beschreibt. Dass die Nummern 27 und 28 keine Rückvermerke aufweisen, erklärt Lenzenweger damit, diese Stücke seien „wahrscheinlich gesondert verwahrt und daher von unserem Armarius nicht berücksichtigt" worden. 35 Über das Garstener Pfarrnetz siehe LENZENWEGER, Garsten in Beziehung 75-83; DERS., Entwicklung 102-144; ZAUNER, Rechtsinhalt 268f.; HUBER, Beiträge 32-34, 69f.; DERS., Garsten 535-539. 36 Über sie Mainzer UB 2/2, 629f. Nr. 381; HAIDER, Äbtereihe 316-320; DERS., Anfänge 317-320. 37
HAIDER, A n f ä n g e 2 9 7 - 3 0 4 .
38
HAIDER, Anfänge 319f., 327, 329.
Die drei Teile der Handschrift A
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(Regest Nr. 6) und die zweite den Vertrag, mit dem Abt Sieghard von Garsten die Gaflenzer Zehente von Bischof Konrad von Passau eingetauscht hat (Regest Nr. 7). Die zweite Gruppe besteht aus drei Dokumenten, mit denen die Schenkungen der steirischen Markgrafen und ihrer Ministerialen an das Kloster bzw. die markgräfliche Erlaubnis für solche Traditionen gesichert werden sollten (Regesten Nr. 10-12). Der dritte Block beginnt mit dem Privileg, mit dem Papst Alexander III. 1179 in Reaktion auf die eingereichten Suppliken dem Kloster unter anderem den päpstlichen Schutz gewährte und seinen Besitz bestätigte, und umfasst des weiteren Verleihungen verschiedener Rechte und Freiheiten sowie die Schenkung und Bestätigung bedeutender Besitzungen, insbesondere in der Riedmark, durch verschiedene Aussteller (Regesten Nr. 13-19) ohne chronologische oder sachliche Ordnung. Dieser Block und damit der hochmittelalterliche Urkundenteil des Traditionskodex endet mit der bekannten Riedmark-Schenkung König Konrads III. von 1142. Dieses blockweise Ordnungsschema wird gestört durch zwei Traditionsnotizen, die zwischen der ersten und der zweiten Gruppe gereiht sind (Regesten Nr. 8 und 9). Da sie die Schenkung der Waldgebiete von Münichreith und Gastern im niederösterreichischen Waldviertel durch die Herren bzw. Grafen von Raabs zum Inhalt haben, könnte man aber in ihnen eine eigene vierte Gruppe sehen, die allerdings nicht konsequent gebildet worden ist. Dazu hätte man nämlich auch die auf diese Besitzungen bezügliche Vogteiurkunde des Herzogs Leopold V. von Österreich und des Grafen Konrad (des Jüngeren) von Raabs (Regest Nr. 14) schon hier einreihen können. An diesem grundsätzlichen Konzept fällt auf, dass am Beginn des ersten Blockes und damit sowohl der Abschriftensammlung als auch der ganzen Handschrift nicht etwa die auf den Namen Markgraf Otakars II. angefertigte Fälschung, die man als eine Art Gründungsurkunde des Klosters Garsten bezeichnen kann (Regest Nr. 10)39, oder das fur das Kloster wichtige Privileg Papst Alexanders III. von 1179 (Regest Nr. 13) aufscheinen, sondern die vier Suppliken der Erzbischöfe von Salzburg und Mainz, des Markgrafen Otakar IV. und des Garstener Abtes Konrad I. an den Papst von 1176 (Regesten Nr. 1— 4). Die Erklärung dafür dürfte in dem Umstand zu finden sein, dass in diesen vier von Abt Konrad I. veranlassten Schreiben die Anfänge von Pfarre und Kloster Garsten so dargestellt werden, wie man dies im Kloster im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts im eigenen Interesse gesehen hat oder sehen wollte, nämlich dass Markgraf Otakar II. von Steyr (um 1086—1122) für seine Pfarre Behamberg vom Diözesanbischof Altmann von Passau dessen Pfarre Garsten eingetauscht und dort das Kloster gegründet habe 40 . c) Uberlieferungsverhältnisse der Urkunden und Anfertigung der Abschrifien Um den einleitenden Urkunden- bzw. Dokumententeil des Garstener Traditionskodex richtig einschätzen zu können, muss aber noch das Verhältnis von Originalen und Fälschungen in Verbindung mit den Uberlieferungsverhältnissen der einzelnen Dokumente geklärt werden. Unter diesem Blickwinkel ergibt sich folgendes Bild: Von den 19 Abschriften sind in sieben Fällen die Originalurkunden erhalten (Regesten Nr. 3, 6, 7, 13, 14, 15 und 19), davon zwei nur als wahrscheinliche Empfängerentwürfe, die zur Besiegelung vorbereitet worden sein dürften (Regesten Nr. 14 und 15), in sechs Fällen 39
So HAIDER, A n f ä n g e 3 1 0 , 3 2 7 .
40
HAIDER, Anfänge 319f., 327-329.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
existiert heute keine originale Überlieferung mehr (Regesten Nr. 1, 2, 4, 5, 11 und 16). Die drei Traditionsnotizen sind nur hier überliefert (Regesten Nr. 8, 9 und 17), und auch die drei Fälschungen (Regesten Nr. 10, 12 und 18) sind nur aus den Abschriften im Traditionskodex bekannt. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Uberlieferungsverhältnisse der vier Suppliken, von denen nur diejenige des Markgrafen Otakar IV. im Stiftsarchiv Garsten im Original auf uns gekommen ist41. Sie dürften im Umkreis des Klosters und des markgräflichen Hofes, wo die beiden zur Bestätigung durch den Papst erbetenen Tauschurkunden der Bischöfe Altmann und Konrad von Passau zumindest vorübergehend verwahrt wurden, entstanden 42 , durch einen.Mittelsmann nach Rom gebracht und dort von einem damit beauftragten Impetranten an der päpstlichen Kurie eingereicht worden sein. Diese hat die Originale nach Durchlaufen des vorgeschriebenen Instanzenzuges offenbar dem Einreicher wieder zurückgegeben, worauf sie auf demselben Wege zurück nach Garsten gelangt sein müssen, wo man alle vier zumindest bis zur Anlage des Traditionskodex aufbewahrt haben muss. Damals hat der Schreiber 1 aber nur den Text der vier Kern-Suppliken in den kopialen Urkundenteil seiner Handschrift eingetragen; die diesen zur Bestätigung angeschlossenen beiden Urkunden der Passauer Bischöfe Ulrich und Konrad hat er anschließend als selbständige Dokumente (Regesten Nr. 5 und 7) wiedergegeben. Anscheinend hat man nach der Abschrift im Traditionskodex die Originalsuppliken der drei geistlichen Petenten - erstaunlicherweise auch die des eigenen Abtes - vernichtet und nur diejenige des Markgrafen, Eigenklosterherrn und Klostervogtes Otakar IV. dem Klosterarchiv überantwortet. Diesem Original verdanken wir die Überlieferung des Volltextes einschließlich der beiden Bischofsurkunden, aber auch die Spuren des Transportes nach Rom und zurück im klein gefalteten Zustand 43 . Das auf diese Bittschreiben hin von Papst Alexander III. 1179 zugestandene Privileg mit Besitzbestätigung sowie Gewährung des päpstlichen Schutzes und verschiedener Vorrechte (Regest Nr. 13) hat man in Garsten bald nach Erhalt durch eine geringfügige, aber inhaltlich für die Pfarre Garsten bedeutsame Interpolation auf Rasurstellen im Sinne des Klosters abgeändert 44 . Die neue Fassung ist bereits in der Abschrift im Urkundenteil des Traditionskodex enthalten 45 . Das interpolierte Original des Papstprivilegs wurde jedoch nicht etwa in diesem Zusammenhang vernichtet, sondern ist bis heute erhalten geblieben. Anders verhält es sich mit den Bestätigungsurkunden des Bischofs Ulrich von Passau (Regest Nr. 5) und des Herzogs Heinrich II. von Österreich (Regest Nr. 16), deren Originale sehr wahrscheinlich im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Anfertigung von Fälschungen vernichtet wurden: die Ulrich-Urkunde um 1220, als man sie in Garsten unter Verwendung des echten Siegels durch ein Falsum ersetzte46, 41
Zum Folgenden H A I D E R , Äbtereihe 3 1 6 - 3 2 0 . Dabei hat man im Text der in den Suppliken inserierten Urkunde des Bischofs Konrad bezüglich der Gaflenzer Zehente (Regest Nr. 7) im Hinblick auf die erwünschte päpstliche Gesamtbestätigung den sehr wesentlichen Zusatz (ut decimas his terminis inclusas) cum omni iure sacerdotali (prefatus abbas ...) eingefügt; ZAUNER, Rechtsinhalt 271. 42
43
44
MITIS, S t u d i e n 142. HAIDER, A n f ä n g e 320f.; ZAUNER, Rechtsinhalt 272.
45 UBLOE 2, Nr. 248, S. 359 = UBLOE 1, Nr. 13, S. 126: pro parrochia Garsten, in qua monasterium fundatum est, et pro. 46 BOSHOF, Regesten 158f. Nr. 523 und t526; HAIDER, Anfänge 297f., 321f„ 325.
Die drei Teile der Handschrift A
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die Heinrich-Urkunde vor 1235, nachdem sie als Vorlage für eine gefälschte Vogteiurkunde gedient hatte 4 7 . In Seraphin Kirchmayrs Archiwerzeichnis von 1631 ist letztere jedenfalls nicht mehr enthalten. Wann das Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen (Regest Nr. 11) verloren gegangen ist, wissen wir nicht. Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass die ursprüngliche Aufzeichnung 4 8 nach der Abschrift im Traditionskodex sozusagen automatisch vernichtet worden wäre, zumal ja auch von anderen Kopien die Originale erhalten geblieben sind. Eine ganz andere Problematik ist mit den drei auf die Markgrafen Otakar II. und Otakar III. gefälschten Urkunden verbunden. Da sie nur im Garstener Traditionskodex abschriftlich überliefert sind und kurz vor dessen Anlage entstanden sein sollen, stellt sich nämlich die Frage, ob ihre Anfertigung mit der Entstehung des Kodex in Zusammenhang steht. Die von uns so genannte Gründungsurkunde von (angeblich) Markgraf Otakar II. (Regest Nr. 10) und die das Gut Gaflenz betreffende Bestätigungsurkunde von (angeblich) Markgraf Otakar III. (Regest Nr. 12) sind nach Othmar Wonisch und Alois Zauner um 1180—1190 unmittelbar bzw. kurz vor der Anlegung des Traditionskodex hergestellt worden 4 9 . Beide Falsifikate enthalten Bestimmungen, durch die Besitzschenkungen steirischer Ministerialen an das Kloster ermöglicht bzw. gesichert werden sollten und die als wichtige Gründe für die Anfertigung dieser Schriftstücke gelten dürfen 5 0 . Im ersten Stück ist es „der Passus über die Schenkungsfreiheit der Ministerialen . . . , der am Schluß eingeschaltet ist" 51 , im zweiten Stück „der Absatz nach den Zeugen . . . , in dem die Schenkungen der Ministerialen seines Großvaters Otakar II. . . . bestätigt werden" 5 2 . In diesen beiden Zusätzen sind zweifellos Reaktionen des Klosters Garsten auf den einschlägigen Paragraphen der Georgenberger Handfeste vom 17. August 1186 zu erblicken, der jene Klöster aufzählt, darunter auch Garsten, in die als Konversen einzutreten und denen einen angemessenen Teil der Einkünfte zu stiften den steirischen Ministerialen von ihrem Landesherrn erlaubt wurde 5 3 . In der angeblichen Urkunde Otakars II. ist diese Bezugnahme auf den Konversions-Paragraphen eindeutig. Allerdings hat man die Erlaubnis, in das Kloster eintreten zu dürfen, im Gegensatz zur Handfeste BUB 1, 55 Nr. 40 und 41, Vorbemerkungen. ZAUNER, Rechtsinhalt 281, schloss aus der Stellung zwischen den Urkunden Nr. 10 und 12, „daß auch das zwischen beiden eingeschaltete Verzeichnis der von den Ministerialen vorgenommenen Schenkungen auf ein Einzelblatt geschrieben war"; siehe dazu unten Anm. 55. 49 WONISCH, Urkundenwesen 59 Nr. 3 und 62 Nr. 5; ZAUNER, Rechtsinhalt 266, 281, 282. 30 ZAUNER, Rechtsinhalt 281-283. 51 ZAUNER, Rechtsinhalt 281; UBLOE 1, Nr. 10, S. 123: Et quia ipsum locum nostrum augeri etpro47
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ficere desideramus, tum pro salute nostra tum pro requie parentum nostrorum eterna tum etiam pro vita successorum nostrorum et gloria omnibus ministerialibus et hominibus nostris licentiam plenariam concedimus predia sua vel benφcia ad ipsum monasterium contradendi seu conversionis gratiam inibi expetendi. 52 ZAUNER, Rechtsinhalt 282; UBLOE 1, Nr. 12, S. 125: Hoc autem in calce superaddimus, ut cuncta, quq avus meus Otacher marchio in prediis ministerialium nostrorum recipiendis in pascuis, in lignorum cesionibus, prediis seu novalibus sive ceteris conmodis vobis concessit, presenti freti privilegio liberepossidentis nec ullam in his contradictionem recipiatis saluti utque nostr( parentum et successorum nostrorum per banc traditionem providentes. Amen. 53 BUB 1, Nr. 65, S. 89 § 14 = SPREITZHOFER, Georgenberger Handfeste 16f. § 14: Similiter quicumque se convertere et de reditibus suis, quod conveniens fuerit, Deo conferre disposuerit, in claustris subter nominatis cum licentia nostra facerepoterit, scilicet... mit den Erläuterungen auf S. 67 und von WELTIN, Otakare 174 Anm. 37.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
an das Ende des betreffenden Satzes gestellt und damit bezeichnenderweise die Freiheit (.licentia plenarid), Güter und Lehen an Garsten zu schenken, auf alle markgräflichen Ministerialen und Lehensleute (homines) ausgeweitet. Mit dem Zusatz in der angeblichen Gaflenz-Bestätigung Otakars III. suchte sich das Kloster für den Fall von Anfechtungen früherer Ministerialen-Schenkungen abzusichern. Wir können dadurch die Entstehungszeit der beiden Fälschungen etwas genauer auf die Zeit nach August 1186 präzisieren, wobei das zweite Stück in zwei Schritten entstanden sein dürfte, da Alois Zauner den betreifenden Nachtrag zu Recht „etwas später als die übrige Urkunde" ansetzt 54 . Das bedeutet, dass dieses Falsum wohl schon vor 1186 auf der Grundlage einer echten Traditionsnotiz angefertigt und nach der Georgenberger Handfeste um den Absatz über die Güterschenkungen der Ministerialen erweitert worden sein dürfte. Diese Feststellung zeigt uns, dass es zumindest in diesem Fall im Kloster Garsten tatsächlich eine auf den Namen des Markgrafen Otakar III. auf einem Pergamentblatt gefälschte Urkunde gegeben hat 55 , die man später inhaltlich ergänzt hat. Denn eine formlose Niederschrift etwa in der Hoffnung, sie zu gegebener Zeit einmal verwenden zu können, in die man im Jahr 1186 oder später nach der Zeugenreihe einen Absatz über die Ministerialen-Schenkungen nachgetragen hätte, ist äußerst unwahrscheinlich. Wenn es aber ein auf Otakar III. gefälschtes angebliches Original gab, so spricht dies gegen die Annahme von Othmar Wonisch, die Gaflenz-Fälschung sei mit anderen Urkunden „für den Traditionscodex angefertigt" worden 56 . Das weitere Schicksal dieses nur abschriftlich im Traditionskodex überlieferten Falsums ist freilich nicht bekannt. Bei der nach der Georgenberger Handfeste auf Otakar II. gefälschten so genannten Gründungsurkunde lässt sich der von Wonisch 57 ebenfalls behauptete Zusammenhang mit der Anlegung der Handschrift nicht widerlegen, es gibt jedoch auch keine Beweise für diese Behauptung. Von diesem Stück kennen wir gleichfalls nur die abschriftliche Überlieferung im ersten Teil des Traditionsbuches und wissen nichts über den Verbleib eines angeblichen Originals 58 . Mit der genaueren Datierung dieser beiden gefälschten Urkunden (Regesten Nr. 10 und 12) haben wir aber auch einen weiteren wichtigen Hinweis auf die Entstehungszeit des hochmittelalterlichen Grundstocks des erhaltenen Garstener Traditionskodex gewonnen. Schreiber 1, der, wie wir gesehen haben 59 , den gesamten kopialen Urkundenteil der Handschrift und den Hauptteil der Traditionen in einem Zug geschrieben hat, kann nämlich seine Arbeit erst nach der Anfertigung bzw. nach der Vollendung dieser beiden Schriftstücke aufgenommen haben, d. h. also wohl etwas nach 1186. In verschiedener Hinsicht interessant ist das auf den Namen des Markgrafen Otakar III. beurkundete Vogtei-Weistum, das ebenfalls kurz vor der Anlage des Traditionskodex entstanden sein dürfte (Regest Nr. 18). Darauf deutet die Diktatähnlichkeit mit der Traditionsnotiz Nr. 217 hin, die auf 1191 zu datieren ist und von Schreiber 10 in den Ko54
ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 2 .
55
ZAUNER, Rechtsinhalt 281: „Schon das Formular dieser Eintragung läßt, wie auch bei der übernächsten Nr. 12, darauf schließen, daß diese beiden Stücke zur Zeit der Anlage des Traditionskodex in Form einer Urkunde vorlagen, zumal ja am Beginn des Traditionsbuches alle damals vorhandenen Urkunden abgeschrieben wurden." 56
WONISCH, U r k u n d e n w e s e n 59 Nr. 3 u n d 6 2 N r . 5.
57
Ebd.
58
ZAUNER, Rechtsinhalt 266, 2 8 1 .
59
Oben S. 34f.
Die drei Teile der Handschrift A
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dex eingetragen wurde 60 . Ob daraus geschlossen werden kann, die beiden Vogteirechte betreffenden Schriftstücke hätten denselben Verfasser gehabt, sei dahingestellt. Mit dem Weistum in Form einer Urkunde Otakars III. (1129-1164) scheint das Kloster auf Machtmissbräuche seiner Vögte während der Minderjährigkeit des Markgrafen Otakar IV. (geb. 1163, gest. 1192) reagiert zu haben 61 . Da am Rechtsinhalt nichts bedenklich erscheint, dürfen wir annehmen, dass Otakar III. seinerzeit tatsächlich ein solches Weistum veranlasst hat und dass man die Aufzeichnungen darüber in Garsten in der Zeit der Vormundschaftsregierung für seinen Sohn, der erst 1180 großjährig wurde 62 , nachträglich in die Form einer Urkunde gebracht hat. Wir haben es demnach nicht mit einer inhaltlichen, sondern nur mit einer formalen Fälschung zu tun, die sehr wahrscheinlich noch vor 1180 entstanden ist. Dabei scheint man sich im Kloster nicht allzu sehr um eine urkundenmäßige Gestaltung bemüht zu haben, da der Text zwar ein Eingangsformular, aber keine Schlussformeln aufweist. Was mit dem angeblichen Original nach der Abschrift im Traditionskodex geschehen ist, wissen wir nicht. Wenig wahrscheinlich ist jedenfalls, dass man im Kloster Garsten in diesem Fall wie auch bei den beiden anderen Urkundenfälschungen die angefertigten Falsifikate absichtlich verschwinden lassen und sich ausschließlich auf die geringere Beweiskraft von Kopien, deren Fälschungsnachweis allerdings schwieriger zu erbringen war, verlassen hat. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der erste Teil des erhaltenen Garstener Traditionskodex offensichtlich Abschriften aller jener Urkunden und rechtlich bedeutsamen Schriftstücke bietet, die im Kloster um 1186 zur Verfügung standen. Als man den Plan fasste, diese Handschrift anzulegen, sollte dem eigentlichen Traditionsbuch die Sammlung der schriftlich fixierten Rechts- und Besitztitel, die das Kloster von verschiedenen Ausstellern bis dahin erhalten bzw. die es sich selbst gefälscht hatte, vorangestellt werden. Die 19 Abschriften betreffen in der Hauptsache Siegelurkunden, die seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Rechtsmittel wesentlich an Bedeutung gewonnen haben 63 , aber auch Besitzschenkungen, die das Kloster nur durch drei Traditionsnotizen und ein unbeglaubigtes Schenkungsverzeichnis nachgewiesen hat. Dennoch kann man diesem ersten Teil der Handschrift A (fol. l r r o t - l 4 r = l4 r rot bzw. UBLOE 1, 1 1 5 133 Nr. 1 - 1 9 ) durchaus den Charakter eines Kopialbuches zubilligen 64 . Man darf allerdings die ordnende Struktur nicht außer Acht lassen, die darauf schließen lässt, dass mit den Urkundenabschriften gleichzeitig eine Dokumentation der Anfangs- und Frühgeschichte des Klosters Garsten beabsichtigt war. 2. Die Traditionen des Klosters Garsten Wie der Kopialbuch-Teil beginnt auch der anschließende, den Traditionen gewidmete Teil der Handschrift A, der anscheinend ohne längere Unterbrechung fast zur Gänze von demselben Schreiber geschrieben wurde, ohne eine Uberschrift oder eine sonstige Hervorhebung, nur ursprünglich getrennt durch einen halbseitigen Freiraum. Es ist dies der umfangreichste Teil des Traditionskodex. Auf den Folien 14V = l4vrot—59v 60 61 62
WONISCH, Urkundenwesen 62f. Nr. 6; ZAUNER; Rechtsinhalt 287f.; oben S. 37. ZAUNER, Rechtsinhalt 287f. DOPSCH, O t a k a r e 1 1 1 , 1 1 8 ; PIRCHEGGER, G e s c h i c h t e 172f., 1 7 9 .
Dazu DIENST, Regionalgeschichte 111, mit der maßgeblichen Literatur. 6 4 So WONISCH, Urkundenwesen 57; BUB 1, Nr. 40, S. 55 wird von der Abschrift „im kopialen Traditionsbuch des Klosters Garsten" gesprochen. 63
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Das erhaltene Traditionsbuch A
= 60vrot enthält er einschließlich der Nr. 20, die auf dem zwischen den beiden Teilen auf fol. I4 r = I4 r rot frei gelassenen Raum später nachgetragen wurde, insgesamt 203 Traditionsnotizen65. a) Das Ordnungsprinzip Jede Beschäftigung mit diesen Notizen setzt die Klärung der Frage voraus, welches Ordnungsprinzip diesem Hauptteil der Handschrift zu Grunde liegt. Die bisherige Forschung hat darauf eine ziemlich einhellige Antwort gegeben. Für Viktor Melzer war „nach der allgemeinen Art der Eintragungen des Codex ... doch dabei eine gewisse chronologische Reihenfolge merkbar"66. Othmar Wonisch ging schon bestimmter davon aus, dass sich der Traditionskodex „an die chronologische Reihenfolge hält" 67 , und ihm folgend setzte auch Alois Zauner voraus, dass „die Eintragung der Notizen in den Codex von Nr. 21 an in chronologischer Reihe erfolgte"68. Josef Lenzenweger hingegen, der sich mit diesem Problem am eingehendsten auseinandergesetzt hat69, formulierte wieder vorsichtiger, man bemerke in der ersten Schichte des Traditionskodex aus dem Ende des 12. Jahrhunderts „eine gewisse chronologische Reihung, wenn man von Nr. 1 bis einschließlich Nr. 19 bzw. 20 und zwei späteren Ausnahmen" absehe. Eine neuerliche kritische Durchsicht der Texte erbrachte zwar eine Bestätigung dieser Aussage in ihrem Kern, aber auch verschiedene Präzisierungen, Ergänzungen und neue Erkenntnisse in Details. So geben jene Traditionsnotizen, in denen ein Markgraf oder Herzog genannt ist, zu erkennen, dass nicht nur eine grundsätzliche zeitliche Ordnung nach den Regierungsperioden der einzelnen otakarischen Herrscher besteht, sondern dass die Traditionen auch innerhalb der Regierungszeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit weitgehend chronologisch gereiht worden sind. Dies zeigt sich besonders in den Übergangszeiten, in denen ein Sohn an den Rechtsakten des Vaters beteiligt war (Otakar II. / Leopold der Starke)70 bzw. als die Herrschaft vom Vater auf den unmündigen Sohn überging (Leopold der Starke / Otakar III., Otakar III. / Otakar IV.) 71 . Der den Traditionen an das Kloster gewidmete Hauptteil des erhaltenen Garstener Traditionskodex beginnt mit Notizen, die einen marchio Othacher (Nr. 21a b und 22) 72 bzw. einen nicht namentlich genannten marchio (Nr. 23) in verschiedenen Funktionen bezeugen. Er ist sehr wahrscheinlich mit jenem Markgrafen Otakar identisch, der in der Nr. 25 der Edition una cum filio suo Liupoldo eine Schenkung macht, was uns erlaubt, diese Notiz in die späten Jahre der Regierungszeit des Markgrafen Otakar II. (um 1086-
6 5 In der Edition in U B L O E 1, 1 3 3 - 1 9 3 Nr. 2 0 - 2 2 2 ; allerdings enthalten einzelne der so gezählten Notizen auch zwei verschiedene Schenkungen, während andererseits Traditionen, die formal eine zusammengehörige Notiz bilden, in dieser Edition als eigene Nummern gezählt werden; siehe dazu unten Anm. 7 2 . 66 MELZER, Geschichte 16. 67 WONISCH, Urkundenwesen 55. 68 ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 6 . 69 LENZENWEGER, Berthold 2 1 5 - 2 1 7 ; ihm folgend auch HAIDER, Äbtereihe 3 l 4 f . mit Anm. 3 8 . 70 DOPSCH, Otakare 1 l4f.; PIRCHEGGER, Geschichte 154f. 71 DOPSCH, Otakare 116f„ 118; PIRCHEGGER, Geschichte 161f„ 172f„ 179. 7 2 Im Folgenden werden bei den Nummern 21 und 122 der Edition im 1. Band des U B L O E mit den Buchstaben a und b zwei verschiedene Traditionen gekennzeichnet, die in einer künftigen Neuedition des Traditionskodex berücksichtigt werden müssen.
Die drei Teile der Handschrift A
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1122) 7 3 zu datieren 74 . Auch in der folgenden Nr. 26 schenkt marchio Otacher cum manu filii sui Liupoldi marchionis. In Nr. 30 scheint der Markgrafensohn Leopold als Zeuge einer Tauschhandlung Otakars II. auf. In Nr. 32 sind Otacher marchio filiusque eius Liupoldus die Spitzenzeugen. Gemäß den Nummern 47 und 48 hat prefatus marchio cum manu filti sui Liupoldi verschiedene Besitzungen an das Kloster übergeben. In Nr. 60 erfahren wir, dass Markgraf Otakar (II.) specialiter pro causa filii sui domni Liupoldi ein Gut geschenkt habe. Einheit von Handlungszeit und -ort kurz vor dem Ableben Otakars II. bezeugen die Nummern 68 und 69. Erstere betrifft eine Schenkung, die der Markgraf adhuc sui corporis incolumitate fruens vorgenommen hat und die von einem Liupolt marchio bezeugt worden ist, in dem wir seinen Schwager Markgraf Leopold III. von Österreich (1095-1136) sehen dürfen 75 . In letzterer (eadem etiam horä) begegnet Leopold der Starke als iunior Liupoldus marchio erstmals selbständig handelnd, allerdings noch zu Lebzeiten seines Vaters; Intervenient und Spitzenzeuge ist sein babenbergischer Onkel Markgraf Leopold III. von Österreich 76 . Mit einem Schenkgeber de familiaribus Liupoldi marchionis iunioriP dürfte Nr. 78 das erste Zeugnis aus der Regierungszeit des Markgrafen Leopolds des Starken (1122-1129) sein. In der Folge scheint der Name des Markgrafen Leopold in einer ganzen Reihe von Traditionsnotizen auf 7 8 . Nr. 103 betrifft aber bereits einen Fall in der Zeit nach seinem Tod während der Vormundschaftsregierung der Mutter Sophia für ihren unmündigen Sohn Otakar III. (geb. 1123/24) 7 9 : Einer der Famiiiaren des Markgrafen Leopold schenkt cum licentia doming suq scilicet marchionissq post obitum domini sui. Ein weiterer Angehöriger der „familia" des Markgrafen Leopold wird allerdings noch in Nr. 107 bezeugt. In Nr. 110 ist zum ersten Mal von einem domesticus des Markgrafen Otakar (III.) die Rede, in der folgenden Nr. 111 von einem Ministerialen dieses Markgrafen. Nr. 112
DOPSCH, Otakare 111; zum Regierungsantritt jetzt HAIDER, Anfänge 308. PIRCHEGGER, Geschichte 154, vermutet, 1112 habe eine Mitregentschaft Leopolds begonnen. Die Aussagen der Quellen lassen allerdings nicht auf eine so starke Stellung schließen. Leopolds unbekanntes Geburtsjahr dürfte wegen seines frühen Todes nach nur kurzer Regierungszeit von 1122-1129 etliche Jahre vor 1100 gelegen sein, da wir um diese Jahrhundertwende den Tod seiner Mutter Elisabeth annehmen dürfen; HAIDER, Anfänge 315. 7 5 Der als Spitzenzeuge der Tradition und der Investitur genannte Markgraf Leopold (Liupolt marchio) war mit hoher Wahrscheinlichkeit der ebenfalls am Handlungsort anwesende Leopold III. von Österreich (Nr. 69), da der gleichnamige steirische Markgraf in allen bisherigen Nennungen als Sohn des Markgrafen (Otakar II.) bezeichnet worden war und in der folgenden Traditionsnotiz den Titel iunior Liupoldus marchio trägt. Auch ist die Kurzform des Titels Liupolt marchio dieselbe wie einleitend Otacher marchio. 7 6 U B L O E 1, Nr. 69, S. 147: Eadem etiam hora iunior Liupoldus marchio rogatu spiritualiumpatrum et avunculi eius Liupoldi marchionis ... Huius traditionis testes assunt hic per vocabula presentes scilicet prefatus marchio Liupoldus, . . . . Dieser vorgenannte Markgraf Leopold ist eindeutig der oben als Bittsteller genannte Babenberger Leopold III., da der gleichnamige steirische Markgraf in diesem Fall der Schenkgeber ist; siehe dazu BUB 4/1, 62f. Nr. 635. 7 7 Die im Folgenden wiederholt angeführten Bezeichnungen milites, ministeriales, familiares oder domestici marchionis de Styra sind nach WELTIN, Otakare 166, Synonyme für das Abhängigkeitsverhältnis einer bestimmten Personengruppe gegenüber den Otakaren. 7 8 U B L O E 1, 151-154 Nr. 82, 86-91, 93, 96. 7 9 Seine Mutter Sophia war in erster Ehe mit Herzog Berthold von Zähringen vermählt, der am 3. März 1122 starb; 1140 erscheint Otakar III. erstmals als Markgraf und damit als großjährig; siehe dazu DOPSCH, Otakare 116f.; PIRCHEGGER, Geschichte 161f.; WONISCH, Urkundenwesen 55. 73 74
58
D a s erhaltene Traditionsbuch A
stammt aus der Zeit der Vormundschaftsregierung der Markgräfin-Mutter Sophia nach 1129, da der genannte Tauschpartner des Klosters ausdrücklich auf der Bestätigung des Tausches durch die Markgräfin bestanden hat 80 . In dieselbe Zeit verweist wohl auch Nr. 123, da die betreffende Zahlung in Anwesenheit der Markgräfin und ihrer Famiiia-
ren erfolgt ist81. In Nr. 119 finden wir quidam de familiaribus
Otacheri marchionis als
Schenkgeber, Ministerialen Otakars (III.) begegnen in derselben Funktion in den Num-
mern 122a, 135 (marchionis Otacheri iunioris), 146, 149, 150 und 152.
In Nr. 164 tritt uns erstmals marchio Otacher iunior de Styra, also Markgraf Otakar IV., entgegen, und zwar anscheinend selbständig handelnd wahrscheinlich kurz nach dem Tod seines Vaters Otakars III. am 31. Dezember 1164 82 . Die in Wirklichkeit erforderliche Vormundschaftsregierung der Markgräfin-Mutter für ihren am 19. August 1163 8 3 geborenen und daher noch unmündigen Sohn Otakar IV. ist jedoch nur durch die Nummern 180 und 181 dokumentiert, in denen die Markgräfin gemeinsam mit ihrem Sohn und allein agierend auftritt. Wie die teilweise übereinstimmenden Zeugenreihen der Nummern 180 und 182 zeigen84, wurden alle drei Rechtshandlungen auf derselben Versammlung vorgenommen und sicherlich auch gemeinsam schriftlich festgehalten. Aber auch schon während der Vormundschaft wird der junge Otakar IV. wiederholt als Markgraf bezeichnet85. In Nr. 190 stoßen wir wieder auf einen Ministerialen des Markgrafen Otakar (IV.), ehe mit Nr. 194 die Bezeugungen Otakars als Herzog der Steiermark beginnen 86 . Wir haben damit in der chronologischen Abfolge die Zeit nach 1180 erreicht, dem Jahr der Schwertleite des jugendlichen Markgrafen und seiner Erhebung zum Herzog87. Die Herzogswürde Otakars ist des weiteren auch in den Nummern 204, 206, 207, 212, 213 und 217 bezeugt, von denen die letzte in das Jahr 1191 (nach April 14) zu datieren ist88. Diese Uberschau macht klar, dass an dem Grundprinzip der Ordnung nach den Regierungsperioden der steirischen Markgrafen nicht gezweifelt werden kann. Damit ist aber auch der letzte Zweifel beseitigt, wer der in den ersten Notizen genannte Markgraf Otakar bzw. Markgraf gewesen ist: Der Hauptteil des erhaltenen Garstener Traditionskodex beginnt mit Traditionen aus der Regierungszeit des Markgrafen Otakar II. (um 1086-1122), wobei allerdings auffällt, dass bereits nach fünf Traditionsnotizen dessen 80 UBLOE 1, Nr. 112, S. 158•. ea conditione, ut, si ei eadem conmutatio a marchionissafirmaretur, traditio inconvuka permaneret. 81 U B L O E l . N r . 123, S. 161: Quodjratres nostri postea in presentia marchioniss$ etfamiliarum eins prenominata pecunia conparaverunt. 82 UBLOE 1, Nr. 164, S. 171: in manus marchionis Otacheri iunioris de Styra... Predictus igitur marchio idempredium ... tradidit... predictus marchio querimonium eorum coram ministerialibus suisprudenti
consilio
terminavit....
Eine Datierungshilfe liefert der an zweiter Stelle der Zeugenreihe rangierende
Heinricus, der als filius Wernhardi de Julbach gekennzeichnet wird: Heinrich I. von Julbach-Schaunberg ist von 1 1 4 0 bis 1 1 8 4 bezeugt, sein Vater W e r n h a r d I. von J u l b a c h von 1 1 0 8 bis zu seinem T o d u m 1 1 6 0 ; TYROLLER, Genealogie 3 4 5 f . m i t Taf. 3 0 . Z u m Todesdatum Otakars III. siehe DOPSCH, Otakare
111, 118. 83
DOPSCH, Otakare 1 1 1 , 1 1 8 ; PIRCHEGGER, Geschichte 172f.
84
U B L O E 1, 1 7 6 Nr. 1 8 0 u n d 1 7 7 Nr. 1 8 2 (eodem
die et tempore)
haben folgende Zeugen gemein-
sam: G u n d a k e r von Steyr, Reinher (von Stain), Berthold von Gleink, D i e t m a r von Kerschberg, D e g e n hart, O t t o u n d O r t o l f von Grieskirchen. 85
U B L O E 1, 172f. Nr. 1 6 8 - 1 7 0 und 1 7 4 Nr. 1 7 4 .
86
UBLOE, 1, Nr. 194, S. 181: Concambium confirmavit dux Styrensis ....
87
DOPSCH, Otakare 118f.; PIRCHEGGER, G e s c h i c h t e 1 7 9 .
88
Siehe dazu unten S. 6 1 .
Die drei Teile der Handschrift A
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Sohn Leopold als an den Rechtsgeschäften beteiligte Person auftritt. Die folgende Zusammenstellung soll der Orientierung dienen u n d bietet im Rahmen der im Urkundenbuch des Landes ob der Enns die N u m m e r n von 21 bis 222 umfassenden Edition jeweils die erste und die letzte Nummer, die als gesicherte Bezeugungen des betreffenden steirischen Regenten gelten können bzw. mit diesen Zeugnissen zeitgleich sind: Mkgf. Otakar II. (um 1086-1122)
Nr. 2 1 - 6 8
Mkgf. Otakar II. und sein Sohn Leopold (?-l 122)
Nr. 2 5 - 6 9
Mkgf. Leopold der Starke (1122-1129)
Nr. 7 8 - 1 0 8
Mkgf. Otakar III. (1129-1164)
Nr. 110-152
Vormundschaft der Markgräfin Sophia (1129-1140?) Otakar IV. Mkgf. (1164-1180)
Nr. 1 0 3 - 1 2 3 Nr. 1 6 4 - 1 9 0
Vormundschaft der Markgräfin Kunigunde (1164-1180)
Nr. 180-182
Otakar IV. Hzg. (1180-1191 in den Traditionsnotizen bezeugt,
Nr. 194-217
gest. 1192) Dieses zeitliche Grundgerüst wird bestätigt durch die vergleichsweise wenigen Nennungen von hauptsächlich Garstener Äbten, die ebenfalls in der richtigen zeitlichen Abfolge auftreten: Zwar ist der als erster in Nr. 40 bezeugte Abt von Garsten trotz subjektiver Formulierung dieser Notiz anonym geblieben 89 , die bisherigen Erkenntnisse gestatten uns jedoch, diese N u m m e r auf Grund ihrer Reihung in die Zeit der öffentlichen Auftritte des jungen Markgrafen Leopold und damit vor 1122 zu datieren. Der nicht genannte Abt ist daher Berthold I. (1111-1142) 9 0 . Selbiger wird in der höheren Nr. 61 zwar mit seinem Namen, aber als bereits verstorben bezeichnet 91 , was nur als spätere Hinzufügung aus der Rückschau entweder durch den Hauptschreiber 1 der Handschrift oder möglicherweise schon durch den Verfasser von dessen Vorlage zu erklären ist, die dann ihrerseits nach 1142 entstanden sein müsste. „Der Vorgang (der Tradition) selbst vollzog sich noch vor 1122, wie aus der Einordnung der Notiz zu ersehen ist" 92 . Im Gegensatz dazu fällt die Seelgerätschenkung eines Weingartens durch Gruzil und seine Frau Azila per manum domni Berhtoldi abbatis (Nr. 120) bereits in die Regierungszeit Otakars III.
(1129-1164) und damit in die Zeitspanne 1129-1142 9 3 . Zur Zeit desselben Markgrafen ist Bertholds I. Nachfolger Abt Sieghard von Garsten ( 1 1 4 2 - u m 1160) 94 in den N u m m e r n 140,142 und 152 bezeugt. Abt Gunther von Garsten (nach 1164-vor 1175?) 95 tritt bald nach der ersten Nennung (Nr. 164) des jungen Markgrafen Otakar IV. (1164-1180 bzw. als Herzog 1192) in Nr. 172 in Erscheinung. 89 U B L O E 1, Nr. 40, S. 139: quod consensu marchionis suorumque familiarium communicato etiam consilio fratrum concessimus Otacher eius domestico . . . . Dass hier der Abt persönlich spricht, ergibt sich zwingend aus den Tatsachen, dass eine solche Entscheidung n u r der Vorsteher treffen k o n n t e u n d dass zuvor der Rat der Mitbrüder eingeholt worden war. 90
LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 0 , 6 2 ; HAIDER, Ä b t e r e i h e 3 1 0 , 3 2 5 .
" U B L O E 1, Nr. 61, S. 145: Amilbertus de Braitwisen in extremis suispif memorif dominum dum abbatem advocavit. 92
LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 1 8 .
93
LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 1 9 .
94
HAIDER, Äbtereihe 3 1 1 - 3 1 4 , 325. HAIDER, Äbtereihe 3 l 4 f . , 325.
95
Berhtol-
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Das erhaltene Traditionsbuch A
Am häufigsten belegt ist gegen Ende des Traditionsbuch-Teiles der Handschrift, was sicherlich nicht als Zufall gewertet werden darf, Abt Markward I. von Garsten. Er erscheint zum ersten Mal in Nr. 192, mit der zur Zeit der Abte Isinrich von Admont (1178-1189) 9 6 und Markward von Garsten (1182-1195) 9 7 ein Streit dieser beiden Klöster um ein zur Salzgewinnung benötigtes Waldstück beigelegt wurde. Durch diese Zeitangabe kann die Notiz auf die Jahre 1182 bis 1189 datiert werden. Dazu passt, dass bereits die übernächste Nr. 194 - Abt Markward ist auch in der nächsten Nr. 193 präsent den ersten Beleg für einen dux Styrensis bietet, also nach 1180 anzusetzen ist. Des weiteren begegnet Abt Markward in den N u m m e r n 197, 209, 211, 216, 218, 219 und 220. Dazu kommen andere, auf Grund inhaltlicher Kriterien (ungefähr) zu datierende Traditionsnotizen, die sich ebenfalls in das Zeitgerüst einfügen. So wissen wir, dass der unmittelbar vor der ersten Bezeugung Leopolds als Nachfolger in der Markgrafenwürde (1122-1129) in Nr. 77 als Akteur in Erscheinung tretende Graf Ekbert (II. von Formbach und Pitten) die Grafengewalt nach 1109 von seinem Vater Ekbert I. übernommen hat und im Jahr 1144 gestorben ist 98 . In der Regierungszeit Markgraf Otakars III. (1129-1164) schenkt Bischof Heinrich I. von Freising ( 1 0 9 8 - 1 1 3 7 ) " an das Kloster. Die betreffende Nr. 117 kann daher in die Jahre zwischen 1129 und 1137 datiert werden 1 0 0 . Die N u m m e r n 125 und 126, 135 und 136 sowie 147 nehmen direkt oder indirekt Bezug auf den Zweiten Kreuzzug von 1147/48 1 0 1 , an dem auch Markgraf Otakar III. mit vielen Steirern teilgenommen hat 1 0 2 . Während die ersteren vier Notizen eindeutig vor diesem Jahr anzusetzen sind, scheint die Nr. 147 dagegen erst etwas später aufgezeichnet worden zu sein 103 . Eine Besonderheit stellt die Nr. 212 dar, weil es sich bei ihr um den durch seine Varianten interessanten Text einer im Original erhaltenen Stiftungsurkunde des Herzogs Otakar IV. (1180-1192) für Garsten handelt 1 0 4 . Sowohl diese abschriftliche Überlieferung als auch die originale Empfängerausfertigung sind undatiert. Letztere muss allerdings nach dem Georgenberger Vertrag von 1186 und vor der Übernahme der Herrschaft durch die Babenberger im Jahr 1192 ausgestellt worden sein, weil Herzog Leopold V. von Österreich als Mitsiegler angekündigt wird. Man nimmt an, dass dies 1190 in Enns geschehen ist 105 . Diese Datierung der Eintragung Nr. 212 ist der wichtigste Anhaltspunkt für die annähernde Bestimmung der Entstehungszeit des vom Hauptschreiber 1 bis einschließlich 96
NASCHENWENG, A d m o n t 8 1 , 1 5 5 .
97
HUBER, Garsten 508, 547; HAIDER, Äbtereihe 3 2 4 - 3 2 6 .
98
TYROLLER, G e n e a l o g i e 1 4 1 f., 1 4 4 m i t T a f . 9 ; D U N G E R N , H a n d b u c h 4 4 N r . 2 4 u n d 4 7 N r . 3 2 m i t
Taf. 3. 99 100
STRZEWITZEK, Sippenbeziehungen 153 Nr. 21, 227f.; STAHLEDER, Hochstift Freising 210. LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 1 9 .
101
U B L O E 1, Nr. 126, S. 162: qualiter Bertholdus nobilis vir Iherosolimamprofecturus tradidit .... Huius traditionis sunt testes qui et superioris; Nr. 136, S. 164: eadem die ...et per prioris testamenti testes id ipsum confirmavit. Utrumque autem testamentum, si idem aut in hello Iherosolimis occubuerit aut sine legitime hqrede ab hacvita recesserit, rat um er it·, Nr. 147, S. 167: qui cum aliis Iherosolimam ρ e r r e χ i t. 102
103
PIRCHEGGER, G e s c h i c h t e 1 6 5 - 1 6 8 ; K o s i , C r u s a d e s
128-131.
ZAUNER, Rechtsinhalt 286: „Sie m u ß kurz nach dem zweiten Kreuzzug, etwa im Jahre 1148 entstanden sein." 104 BUB 1, 102f. Nr. 75; siehe auch unten S. 68f. und 137f. 105 BUB 1, 102f. Nr. 75; ZAUNER, Rechtsinhalt 290; dagegen wird diese Urkunde von WONISCH, Urkundenwesen 56f., zu 1 1 8 8 - 1 1 8 9 datiert.
Die drei Teile der Handschrift A
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der Notiz Nr. 205 geschriebenen Grundstockes des erhaltenen Garstener Traditionskodex, der demnach kurz vor 1190 fertig gestellt worden sein muss 106 . Da Schreiber 1 zwischen dem einleitenden Kopialbuch-Teil und dem anschließenden Traditionsbuch-Teil zu wenig Freiraum gelassen hatte — wie wir gesehen haben, nur eine halbe Seite —, war sein Fortsetzer Schreiber 6 gezwungen, die Urkunde Nr. 212 bei den Traditionsnotizen einzutragen, wenn ihr Text in diese Handschrift aufgenommen werden sollte. Ziemlich genau kann die Notiz Nr. 217 in das Jahr 1191 datiert werden, da sie einleitend den Inhalt der Vogteiurkunde zusammenfasst, die Herzog Otakar (IV.) nach dem 14. April dieses Jahres in Enns für das Nonnenkloster Traunkirchen ausgestellt hat 1 0 7 . In der Hauptsache hält diese Notiz das auf derselben Versammlung abgegebene Bekenntnis des Ministerialen Gundaker II. von Steyr und Steinbach fest, die Vogtei über die Garstener Kirche sei ihm nicht erblich, sondern nur auf Zeit übertragen worden 1 0 8 . Unter den Personen, die das bezeugen, scheinen auch mehrere Zeugen der obigen Urkunde auf 1 0 9 . In dem so dokumentierten Zeitgerüst gibt es jedoch außer den für die Zeit des Regierungswechsels von Leopold dem Starken zu Otakar III. aufgezeigten auch noch einige andere auffällige Abweichungen. So sticht hervor, dass über die Schenkung der Markgräfin (Sophia) mit Zustimmung des Markgrafen (Leopold) ein Waldstück bei Perwend betreifend in zwei fast gleich lautenden Notizen berichtet wird 1 1 0 . Von diesen ist die Nr. 94 zuverlässiger, weil die darin angesprochene seinerzeitige Schenkung Otakars II. an das Kloster, bei der er den betreffenden Wald ausdrücklich ausgeklammert hatte, im Traditionskodex überliefert ist (Nr. 68). Von einer Tradition seines Sohnes Leopold, wie in Nr. 79 behauptet, die dann wohl nur eine Bestätigung gewesen sein könnte, ist nichts bekannt. Es sei denn, man hat sich bei dieser Behauptung irrtümlicherweise auf die frühere Zeugenschaft eines Markgrafen Leopold in Nr. 68 bezogen und diesen für den damals ebenfalls anwesenden Leopold den Starken gehalten 111 . In diesem Fall wäre die spätere Nr. 94 so zu erklären, dass man den Irrtum nachträglich erkannt und daraufhin eine neue, dieses Mal richtige Traditionsnotiz mit demselben Wortlaut und derselben, allerdings bei den letzten beiden Personen veränderten Zeugenreihe angefertigt hat 1 1 2 . Dass die Nr. 84, die eine Schenkung Markgraf Otakars II. betrifft, die vom Markgrafensohn Leopold bezeugt worden war, in die Zeit nach dem Regierungsantritt Leopolds gereiht wurde (1122-1129), hat schon Josef Lenzenweger 113 mit dem Hinweis da106 So schon WONISCH, Urkundenwesen 57: „... zur Zeit seiner Anlage, die in die Zeit des Abtes Marquard (1182-1195) und jedenfalls vor das Jahr 1190 fällt." 107 UBLOE 2, 4 2 7 ^ 3 1 Nr. 295; zur Datierung siehe WONISCH, Urkundenwesen 123. Durch die Inhaltsangabe erklären sich auch die von WÖNISCH ebd. hervorgehobenen textlichen Übereinstimmungen. 108 ZAUNER, Rechtsinhalt 287; dazu auch unten S. 69f. 109 Herrand von Wildon, Hartnid von Ort, Hartnid von Haus und Otto von Volkensdorf. 110 UBLOE I, Nr. 79, S. 150: quf remanebat, quando dominicale Bercwindin dictum traditum est pro Liupoldo marchione. Huius traditionis testes idonei hi [Hs.!] peraurem attracti sunt...; Nr. 94, S. 154: qu( remansit, quando dominicale Bercwinidin dictum traditum est pro Otachere marchione. Huius traditionis testes idonei sunt per aurem attracti. 111 Über die Wahrscheinlichkeit, dass der Zeuge nicht der steirische Markgrafensohn, sondern der Babenberger Markgraf Leopold III. von Österreich war, siehe oben S. 57. 112 UBLOE 1, Nr. 79, S. 150: Rßdolfi Eberhart, Nr. 94, S. 154: Engilscalc, Meginhart. 113
LENZENWEGER, B e r t h o l d 2 1 6 f .
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Das erhaltene Traditionsbuch A
rauf erklärt, dass sich der Markgraf den Fruchtgenuss vorbehalten hatte und das Kloster somit erst nach dessen Tod, freilich nur teilweiser, Nutznießer dieser Tradition wurde. Das hat der Verfasser der Traditionsnotiz, die offensichtlich erst nach dem Regierungswechsel von 1122 aufgezeichnet wurde, auch so formuliert 114 . Anscheinend völlig falsch wurde hingegen die Nr. 121 in die Zeit der Vormundschaftsregierung der Markgräfin-Mutter Sophia für Otakar III. eingereiht. Diese bemerkenswerte Notiz ist die älteste im erhaltenen Garstener Traditionskodex überlieferte und dürfte als Schenkung des Markgrafen Otakar I. (Otacher marchio, qui Romqsitus est) und seiner Gemahlin Willibirg um 1075 anzusetzen sein115. Vielleicht ist diese besonders auffällige Abweichung aber damit zu erklären, dass es sich bei den ungewöhnlicherweise auf die Zeugenreihe folgenden Grenzangaben des geschenkten Gebietes am Damberg um einen Nachtrag aus der Zeit nach 1129 handelt, weil erst damals eine genaue Grenzziehung erfolgt ist. Ein Fehler ist jedenfalls bei der Einordnung der Nr. 153 passiert, die, obwohl der Schenkgeber als Dienstmann des Markgrafen Leopold bezeichnet wird, nach der letzten Bezeugung Otakars III. (Nr. 152) gereiht wurde 116 . Im Gegensatz zu diesen zu späten Einreihungen ist Nr. 157 anscheinend zu früh platziert worden, weil der betreffende Salmann als herzoglicher Dienstmann gekennzeichnet ist 117 . Er dürfte nämlich nicht der Ministerialität des Herzogs von Österreich angehört haben, wie Josef Lenzenweger meinte118, sondern wahrscheinlich jener des ersten Herzogs der Steiermark, Otakars IV. (1180—1192), der in dieser Würde im Traditionskodex sonst erst ab Nr. 194 bezeugt ist. Nur scheinbare Anomalien liegen im Falle der Nummern 180, 203 und 204 sowie der Nummern 215 und 216 vor. Genau besehen handelt es sich nämlich um Eintragungen von jeweils zwei Traditionen, die sachlich zusammengehören. In dieser Kombination stellt die erste, (scheinbar) falsch gereihte Notiz gleichsam die Vorgeschichte der nachfolgenden, offenbar chronologisch richtig eingeordneten Notiz dar. Auf diese Weise konnte es vorkommen, dass die offensichtlich in der richtigen zeitlichen Folge zur Zeit der Vormundschaftsregierung der Markgräfin Kunigunde für ihren Sohn Otakar IV. positionierte Nr. 180 in dem späteren, die Herzogszeit dieses Herrschers umfassenden Abschnitt des Traditionskodex fast wortgleich als Nr. 203 wiederholt wurde 119 . Hier diente sie aber nur mehr zur Erläuterung der Vorgeschichte für die durch eine Beeinspruchung notwendig gewordene Bestätigung der Tradition in Nr. 204 120 . Ebenso zu erklären ist der Umstand, dass die Nr. 215, die wegen der Intervention des Garstener Priors Ulrich, der 1173 als Abt Ulrich III. nach Kremsmünster berufen
UBLOE 1, Nr. 84, S. 151: Cuius possessionis partem cum quibusdam mancipiis ad nostram utilitafruimur. 115 HAIDER, Anfänge 295f. 116 LENZENWEGER, Berthold 217, meint, das betreffende Legat aus der Zeit des Markgrafen Leopold sei erst später rechtswirksam geworden. 117 UBLOE 1, Nr. 157, S. 169: qui minister erat ducis. 114
tem
118
LENZENWEGER, Berthold 2 1 6 .
UBLOE 1, 176 Nr. 180 und 184 Nr. 203 (kein völliger Abdruck, sondern nur Varianten; deshalb wird hier auch auf die Originalhandschrift fol. 48v/49' verwiesen) zeigen folgende Textvarianten: Vdalricus de I p h e l l p f f k per manum domnq marchioniss$ filiique eius Ifiliique eius Otachari-, adPetrosum Parietem IPetrosam Parietem, Eichbere IEchberch-, Albertus comes de Rebowe /comes Adelbertus de Rebegdwe. 120 UBLOE 1, Nr. 204, S. 184: Item eiusdem traditionis confirmatio. 119
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wurde 1 2 1 , vor 1173 datiert werden muss 1 2 2 , in dem durch Herzog Otakar IV. ( 1 1 8 0 1192) und Abt Markward I. von Garsten (1182-1195) bestimmten Schlussabschnitt unmittelbar vor einer Traditionsnotiz dieses Abtes (Nr. 216) aufscheint. Auch in diesem Fall liefert Nr. 215 die Vorgeschichte für den nach 1182 von Abt Markward nach einem Besitzstreit mit der Erbin herbeigeführten Vergleich (Nr. 216). Die von den Nummern 215 und 216 gebildete Einheit wird überdies noch dadurch verdeutlicht, dass beide Notizen von derselben Hand eingetragen worden sind, vielleicht sogar von Abt Markward selbst 123 . Als Sonderfall ist uns die Notiz Nr. 20 bereits deshalb bekannt, weil sie im 13. Jahrhundert in unserer Handschrift dort nachgetragen wurde, wo Schreiber 1 zwischen dem Kopialbuch-Teil und dem Traditionen-Teil eine halbe Seite frei gelassen hatte (fol. 14' = l4 r rot) 1 2 4 . Diese Schenkung eines Weingartens in Herzogenpundedurch Livpoldus iunior marchio Austrie auf Bitten seines Verwandten, des steirischen Markgrafen Leopold des Starken, ist von den Herausgebern des Urkundenbuches zur Geschichte der Babenberger in Österreich in die Jahre 1122-1128 datiert worden 1 2 5 . Damit stimmen auch die zeitlich fassbaren Zeugen überein 126 . Diese Traditionsnotiz ist von der lokalgeschichtlichen Forschung als früher Beleg für die im Eigentum der steirischen Otakare stehende niederösterreichische Siedlung Herzogenburg akzeptiert worden 1 2 7 , nicht jedoch von der Ortsnamen-Forschung 128 . Der geschenkte Weingarten scheint im späten Mittelalter an das Stift Herzogenburg übergegangen zu sein 1 2 9 ; im Kloster Garsten wusste man jedenfalls in der Mitte des 18. Jahrhunderts außer der betreffenden Eintragung im Traditionskodex nichts mehr von diesem früheren Besitz 130 . Die Echtheit dieser Eintragung ist aber auch verschiedentlich angezweifelt worden 1 3 1 , wofür sich folgende Argumente ins Treffen führen lassen: Die auffällige, an Psalm 118, 127 anklingende Arenga mit Betonung des Wertes der Schriftlichkeit 132 findet sich in ähnlicher Formulierung auch in einer von einem herzoglichen Notar verfassten Urkunde Leopolds VI. von Österreich und Steiermark vom 12. Juli 1220 für das
121
PITSCHMANN, Kremsmünster 168, 2 2 1 ; BOSHOF, Regesten 2 6 3 Nr. 8 4 8 ; LENZENWEGER, Bert-
hold 170f„ 191f., 221 f. 1 2 2 UBLOE 1, Nr. 215, S. 190: interventu domni Odalrici prefate domine germani, qui tempore illo eiusdem loci prior exstitit. 1 2 3 Oben S. 37f. 124 ObenS. 38. 125 BUB 4/1, 65 Nr. 640; DIENST, Babenberger-Studien 141 datiert „ca. 1122-1129". 126 Graf Konrad I. von Peilstein ist seit ca. 1115bezeugt, Graf Gebhard III. von Sulzbach seit 1125; TYROLLER, Genealogie 102f. mit Taf. 5/2, 201f. mit Taf. 14A/2. 127 WERNECK, Heimatbuch 160-164, 329 Nr. 5; die Gleichsetzung mit Herzogenburg auch bei WENDRINSKY, Nachträge 108 Nr. 38.
In H O N B N Ö 3, 90 wurde der Eintrag nicht als Beleg aufgenommen. WERNECK, Heimatbuch 329 Nr. 5 Anm., verweist auf Zehentregister des Stiftes im 15. und 16. Jahrhundert. 130 PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium 35 Nr. 5 (vineam unam sitam in Herzogenburche [!]) Anm.: „Attamen haec donatio non adest in Tabulario Garstensi nec hodie vineam in Herzogenburch Garstenses possident: atque istud eorum aliquis adnotavit"; siehe auch WERNECK, Heimatbuch 329 Nr. 5 mit deutscher Ubersetzung. 131 Siehe dazu BUB 4/1, 65 Nr. 640. 132 Ps 118, 127: Ideo dilexi mandata tua super aurum et topazionUBLOE l , N r . 20, S. 133f.: Laudabilis est scripture thesaurus et super aurum et topazion diligendus, nam per ipsum omnisfactiperpetua manet recordatio, quam detergere non valetprolixa temporum decursio. Vgl. dazu FICHTENAU, Arenga 131—135. 128 129
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Das erhaltene Traditionsbuch A
Nachbarkloster Gleink 133 . Ungewöhnlich ist der Titel eines Markgrafen von „Österreich/ Austria , der dem jüngeren Leopold beigegeben ist, in dem man wohl den Babenberger Leopold IV. (1136-1141) noch in der Regierungszeit seines Vaters Leopold III. (10951136) sehen darf 134 . Der Titel marchio Austrie ist nämlich zum ersten Mal 1147 in einem Königsdiplom bezeugt135. Dagegen begegnen wir fast derselben Titulierung Liupoldus iunior marchio de Austria auch beim Spitzenzeugen einer Urkunde von angeblich 1143, die in Wirklichkeit vor 1235 in Garsten gefälscht worden ist 136 . Auch im erhaltenen Garstener Traditionskodex selbst finden sich der Titel dux Austrie (Nr. 208 und 212) und der vergleichbare Titel eines marchio bzw. dux Styrie (Nr. 217 und 222) erst in den zuletzt eingetragenen Notizen 137 . Der Zeitpunkt, zu dem die Notiz Nr. 20 in den Traditionskodex eingetragen worden ist, lässt sich nicht genau bestimmen. Die Bearbeiter des Babenberger-Urkundenbuches haben die Schrift in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert 138 . Othmar Wonisch 139 äußerte die Meinung, dieselbe Hand habe jene Urkunde von angeblich 1163 geschrieben, die laut Oskar von Mitis in den sechziger Jahren des 13. Jahrhunderts in Garsten gefälscht worden war 140 . Überdies glaubte Wonisch, auf Grund der Ähnlichkeit der Schrift um die Mitte dieses Jahrhunderts enge Beziehungen zu dem nahe gelegenen Kloster Gleink erschließen zu können 141 . Seine Ansichten wurden jedoch von Josef Lenzenweger nicht geteilt 142 . Wie dem auch sei, alles in allem bleiben vorerst Zweifel an der Echtheit der Traditionsnotiz Nr. 20 weiterhin bestehen. Im Gesamten gesehen wird allerdings das chronologische Grundprinzip der Garstener Traditionen durch die wenigen wirklich falschen Einreihungen nicht erschüttert. Auch die Zeugennennungen in den Traditionsnotizen lassen keine Auffälligkeiten erkennen, die grundsätzlich gegen eine zeitliche Reihung sprechen würden 143 . Es ist aber auch nicht möglich, die falsch gereihten Eintragungen mit Hilfe der Zeugennamen an bestimmten Stellen richtig einzuordnen. Andererseits war eine absolute Chronologie aller Traditionsnotizen gar nicht zu erwarten gewesen. Man wird daher auch bei jenen Notizen, die über keine Datierungsmerkmale verfügen, mit vereinzelten Abweichungen von der zeitlichen Abfolge rechnen müssen. Insgesamt ist es jedoch nach diesem kriti-
133 BUB 2, Nr. 229, S. 32: Laudabilis est scripture thesaurus et merito ab omnibus diligendus, nam per ipsum cuiuslibetfacti sanctitur stabilitas eiusque subsidioperseverat integritas inconvulsa; WONISCH, Urkundenwesen 64. 134 BUB 4/1, 65 Nr. 640; siehe dazu DIENST, Babenberger-Studien 140-148; LECHNER, Babenberger 138f. 1 3 5 D . Ko. III. Nr. 1 7 3 , nach Meinung des Bearbeiters möglicherweise verunechtet; dazu LECHNER, Babenberger 133. 136 UBLOE 2, 210 Nr. 142; über diese Urkunde siehe M I T I S , Studien 146-149; WONISCH, Urkundenwesen 63 Nr. 7 ; ZAUNER, Rechtsinhalt 284f., 294f. 137 Ebenso unzeitgemäß ist der Titel des Spitzenzeugen in UBLOE 1, Nr. 20, S. 133: Livpoldus marchio de Stira, der in dieser Form im Traditionskodex erst in der Zeit des Markgrafen Otakar IV. in Erscheinung tritt (Nr. 164, 169, 171, 213). 138 BUB 4/1,65 Nr. 640. 1 3 9 WONISCH, Urkundenwesen 6 4 Nr. 8 : „Eine merkwürdige Beobachtung ...". 1 4 0 M I T I S , Studien 148-150; ZAUNER, Rechtsinhalt 2 9 6 , 308f. 1 4 1 WONISCH, Urkundenwesen 6 4 . 1 4 2 LENZENWEGER, Bestände 327f. 143 Siehe dazu LENZENWEGER, Berthold 215, 220f.
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sehen Quellenbefund durchaus gestattet, Traditionsnotizen auf Grund ihrer Reihung im Traditionskodex Α mehr oder weniger genau zu datieren bzw. zeitlich einzuordnen, wie dies schon die bisherige Forschung getan hat 144 . Dass die Reihe der im überlieferten Garstener Traditionsbuch enthaltenen Traditionsnotizen mit solchen aus der Regierungszeit des steirischen Markgrafen Otakar II. (um 1086—1122) beginnt, konnte bereits gezeigt werden, freilich ohne dass es möglich war, einen genauen Anfangszeitpunkt zu bestimmen. Bleibt noch zu klären, aus welcher Zeit die als letzte eingetragenen Notizen stammen. Wir haben gesehen, dass gegen Ende des eigentlichen Traditionsbuches Abt Markward I. von Garsten (1182-1195) besonders häufig in Erscheinung tritt (Nr. 209, 211, 216, 218, 219 und 220) und dass die Nr. 217 mit der letzten Bezeugung des steirischen Herzogs Otakar IV. (1180-1192) in das Jahr 1191 zu datieren ist. Leider können wir die beiden letzten Notizen Nr. 221 und Nr. 222 nur ungefähr zeitlich zuordnen. Erstere wenig präzise durch die beiden Spitzenzeugen Gundacher de Stiria etfilius eius Durinc, von denen der Vater Gundaker II. von Steyr und Steinbach von 1151 bis 1207 und der Sohn During von Losenstein von ca. 1190 bis 1224 belegt sind 145 . Genauere Angaben sind dagegen der Nr. 222 zu entnehmen146. Demnach hat Ulrich Stozzel, ein Ministeriale des steirischen Markgrafen - also vor 1180 - , vor seinem Tod dem Kloster ein Gut gestiftet, das er zuvor käuflich erworben hatte. Jahre später (evolutis autem pluribus annis) erhoben die beiden Söhne des Verkäufers, als sie erwachsen geworden waren, vor Gericht Anspruch auf dieses ihr Erbgut und wurden schließlich nach Verhandlungen, bei denen die Landsleute (conprovinciales) vermittelt hatten, vom Kloster mit einer Geldzahlung entschädigt. Geht man von Großjährigkeit mit einem Alter von ungefähr 15 Jahren aus147, lässt sich daraus schließen, dass die beiden Kläger, die vor 1180 geboren worden sein müssen, in den letzten Jahren des 1195 verstorbenen Abtes Markward das handlungsfähige Alter erreicht haben dürften. Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass die letzten Notizen gegen Ende der Amtszeit des Abtes Markward I. zwischen 1191 (Nr. 217) und 1195 von verschiedenen Händen in den erhaltenen Garstener Traditionskodex eingetragen worden sind. b) Zum Inhalt der Notizen Auf der Suche nach den inneren Kriterien des Garstener Traditionsbuches muss natürlich auch nach dem Rechtsinhalt der Traditionsnotizen gefragt werden, ohne dass dabei der zeitliche Horizont völlig außer Acht gelassen werden dürfte. So zeigt ein statisti-
Urkundenwesen 55f.; ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 6 , 2 9 0 ; LENZENWEGER, Berthold Äbtereihe bes. 3 1 4 mit Anm. 3 8 . 145 H A N D E L - M A Z Z E T T I , Gemärke, Beilage 4: Stammtafel der Starhemberg im 12. und 13. Jahrhundert; STARKENFELS, OÖ. Adel 391 f. Die erste Bezeugung Dürings in der Traditionsnotiz Nr. 211, die ZAUNER, Rechtsinhalt 290, kurz vor 1190 ansetzt. 144
WONISCH,
2 1 8 - 2 2 2 ; HAIDER,
146 UBLOE 1, Nr. 222, S. 193: quod quidam Vdalricus cognomento Stozzel ministerialis marchionis Styrie predium, quodpropriis expensis a quodam Herbordo conparavit, universe carnis extrema agens in mantis uxoris su( Perhtq tradidit delegandum super altare s. Marif in Garsten ad usum fratrum inibi Deo servientium. Evolutis autem pluribus annis duo filii eiusdem Herbordi ad maturam ςtatem profecti exheriditari se causantes fratres prefati cenobii pro ablato patrimonio coram iudicio propulsarunt. De qua se conventione cum eis habita consilio conprovincialium mediante filiipredicti Herbordi aeeeptis quinque talentis omnem ipsius predii repetitionem abdicarunt etpatris pristinam delegationem confirmarunt. 147 Dazu Werner O G R I S , Art. Mündigkeit. HRG 3 (Berlin 1 9 8 4 ) 7 3 8 - 7 4 1 .
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scher Überblick, dass in den 203 durchnummerierten Notizen der Edition im Urkundenbuch des Landes ob der Enns 173 Traditionsakte148, also der weitaus größte Teil, Zuwendungen an das Kloster Garsten betreffen. Sie sind vor allem von den steirischen Markgrafen oder Herzögen sowie deren Dienstleuten (Ministerialen, Famiiiaren und Hofleuten/i/o»2«ft«) 149 getätigt worden, aber auch von Edelfreien (nobiles)150 und vereinzelt von Angehörigen anderer Gesellschafitsschichten151. Die Standeszugehörigkeit der Schenkgeber wird allerdings nicht immer angegeben. Bei fast allen dieser 173 Traditionen handelt es sich um Besitzschenkungen, darunter eine Reihe von Weingärten, einmal wurde sogar eine Kirche übereignet152. In 14 Fällen erfolgte die Schenkung unter Vorbehalt des Fruchtgenusses für den Tradenten oder einen nahen Verwandten153, zweimal unter der Bedingung, dass kein rechtmäßiger Erbe vorhanden sei154, einmal unter einer anderen Bedingung155. Sieben Schenkungen sollten erst nach dem Todfall des Schenkgebers oder eines nahen Verwandten Geltung haben 156 . 12 Traditionen bildeten die Gegengabe für die Erziehung eines dem geistlichen Stande gewidmeten Sohnes im Kloster157. Von diesen Fällen abgesehen sind Übereignungen von Personen in den Garstener Traditionen selten. Vier von ihnen haben (auch) 148 Bei den im Folgenden genannten Zahlen sind Überschneidungen deshalb möglich, weil manche Traditionsnotizen dadurch, dass sie mehr als eine und zwar verschiedene Rechtshandlungen verzeichnen, Mehrfachnennungen bewirken. 149 Über die synonyme Bedeutung dieser Begriffe siehe oben S. 57 Anm. 77. Der steirischen Ministerialität entstammte auch der als Schenkgeber in Erscheinung tretende Konverse During, UBLOE 1, Nr. 31, S. 137: quidam de ministerialibus marchionis Otacheri vocabulo Durinc, qui nobiscum in monasterio conversatur, cum licentia domni sui tradidit. Gegen Ende der Traditionen begegnen wir einem österreichischen und einem bayerischen Ministerialen als Schenkgeber, UBLOE 1, 186 Nr. 208 und 209. 150 UBLOE 1, 137 Nr. 32, 138 Nr. 34, 140 Nr. 42, 141 Nr. 4 6 , 1 4 2 Nr. 52, 145 Nr. 6 1 , 6 2 und 63 (siehe dazu Nr. 34), 149 Nr. 76, 151 Nr. 82 (siehe dazu Nr. 92), 153 Nr. 92, 155 Nr. 98 und 101, 156 Nr. 102 (siehe dazu Nr. 21a), 104, 157 Nr. 105, 159 Nr. 115, 161 Nr. 123, 162 Nr. 126, 163 Nr. 129, 130, 168 Nr. 151, 170 Nr. 159, 162, 172 Nr. 165, 175 Nr. 177, 177 Nr. 181, 187 Nr. 211, 190 Nr. 215 und 216, 192 Nr. 220 und 221. 151 Freie (liberi) - UBLOE 1, 143 Nr. 55 {miles Uber), 159 Nr. 114, 189f. Nr. 214 {mulier quedam de libera conditione)·, Bürger von Krems - 165 Nr. 140 {urbanus de Chremisa), 175 Nr. 176? {vinitor Köster in Chremesa), 182 Nr. 197? {vineam Chremese a quotiam Cadelhoho monetario ... eiusdtm civitatis monetfj und von Enns - 181f. Nr. 196 {quidam Anesensium concivis); Pfarrer/Priester/Kleriker/Mönch 150 Nr. 80, 151 Nr. 82 und 83, 164 Nr. 134, 168 Nr. 152 (quidam minister Otacheri marchionis Heidinricus clericus), 169 Nr. 157, 177 Nr. 184 = 178 Nr. 185. 152 UBLOE 1, 175 Nr. 177. 153 UBLOE 1, 143 Nr. 54, 145 Nr. 61, 147f. Nr. 70, 149 Nr. 77, 150 Nr. 80, 151 Nr. 84, 152 Nr. 86, 159 Nr. 113, 166f. Nr. 145, 169 Nr. 157, 170 Nr. 159, 171f. Nr. 164, 179 Nr. 190 und 191. In zwei Fällen erhielt der jeweilige Schenkgeber die Güter vom Abt wieder zurück (Nr. 152, S. 168: loco beneficii usque ad terminum vitfsufbzw. Nr. 173, S. 174: rursus in beneficium tali conditione..., utpostipsius mortem idem predium (cclesif cederetprorsus in possessionem). 154 UBLOE 1, 152 Nr. 87, 153f. Nr. 93. 155 UBLOE 1, Nr. 98, S. 155: eo tenore, ut^cclesia inibi et servitium Dei constitueretur etprefatus Gotefridus advocatiam super eundem locum obtineret velsi quispost eum in illa progenie maturior $tate existeret. 156 UBLOE 1, 171 Nr. 163, 172 Nr. 166, 173 Nr. 171, 175 Nr. 176, 177 Nr. 182, 179 Nr. 191, 185f. Nr. 207. 157 UBLOE 1,134f.Nr. 24, 135f.Nr. 2 6 , 1 3 9 N r . 37, l 4 6 N r . 64, 147Nr. 67, 148Nr. 7 1 , 7 2 , 1 5 0 Nr. 78, 159 Nr. 116, 167 Nr. 149, 175f. Nr. 178, 187 Nr. 211. - Kurz vor seinem Tod war der schwerkranke Ritter Dietmar von Pieselwang in das Kloster eingetreten, hatte diesem eine Seelgerätstiftung gemacht und war innerhalb weniger Tage gestorben, ebd. 183 Nr. 198. Auch der Ministeriale Hermann von Mödring, der ebenfalls nach schwerer Erkrankung im Kloster Aufnahme gefunden und dort den Rest seines Lebens als Konverse verbracht hatte, schenkte Güter, ebd. 185f. Nr. 207, 189 Nr. 213.
Die drei Teile der Handschrift A
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die Ü b e r g a b e v o n Z e n s u a l e n z u m I n h a l t 1 5 8 , d a v o n e i n e als S e l b s t ü b e r e i g n u n g einer Frau freien Standes m i t T o c h t e r u n d E n k e l k i n d e r n 1 5 9 , e i n e Tradition zusätzlich z u e i n e m G u t zwei Brüder m i t allem b e b a u t e n u n d u n b e b a u t e n Z u g e h ö r 1 6 0 , e i n e andere m i t e i n e m G u t e i n e ganze Familie z u M i n i s t e r i a l e n r e c h t 1 6 1 . 1 4 T r a d i t i o n s n o t i z e n g e b e n v o l l z o g e n e o d e r v o r g e s e h e n e T a u s c h h a n d l u n g e n des Klosters w i e d e r 1 6 2 , w o b e i es fast i m m e r u m d e n T a u s c h v o n G r u n d b e s i t z o d e r u m Z e h e n t a b l ö s u n g e n u n d nur e i n m a l u m e i n e n A u s t a u s c h v o n H ö r i g e n g e g a n g e n i s t 1 6 3 . S o l c h e i n Tauschakt k o n n t e a u c h als S c h e n k u n g g e g e n Erhalt einer G e g e n l e i s t u n g deklariert s e i n 1 6 4 . 2 0 T r a d i t i o n e n betreffen tatsächliche o d e r k ü n f t i g e E r w e r b u n g e n des Klosters d u r c h K a u f 1 6 5 . Für alle diese verschied e n e n Kategorien v o n R e c h t s g e s c h ä f t e n 1 6 6 gilt, dass k e i n e v o n i h n e n e i n e n b e s o n d e r e n zeitlichen S c h w e r p u n k t e r k e n n e n lässt. D a r ü b e r h i n a u s v e r d i e n e n aber j e n e N o t i z e n B e a c h t u n g , d i e d i e s e m K a t e g o r i e n s c h e m a n i c h t entsprechen. D e r ersten dieser A r t b e g e g n e n wir als N r . 4 0 der E d i t i o n . D e m n a c h erlaubte der n i c h t g e n a n n t e A b t ( B e r t h o l d I.) v o n Garsten m i t Z u s t i m m u n g des Markgrafen (Otakar II.) u n d dessen Famiiiaren s o w i e auf d e n Rat seiner M i t b r ü d e r e i n e m markgräflichen Ministerialen (domesticus) n a m e n s Otakar, a u f d e m G r u n d der Kirche des hl. J o h a n n e s des T ä u f e r s i n E n g s t e t t e n z u w o h n e n , o h n e über ein L e h e n zu v e r f ü g e n 1 6 7 . D i e s e Bitte w u r d e vor d e m M a r k g r a f e n u n d seiner Begleit u n g unter der B e d i n g u n g bekräftigt, dass d i e in der N ä h e w o h n e n d e n u n d n a c h
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UBLOE 1, Nr. 66, S. 146: tradidit... Xmancipiapro Vdenariorum annuasolutionescilicetfilios ac nepotes eius, qui eos delegandos tradidit, ea videlicet conditione ..Nr. 128, S. I62f.: ac eadem hora tradidit duo mancipia, utannuatim quinque denariorum censum persolvant, Nr. 207, S. 185f.." Preterea quandam feminam Isingart cum sororibus suis et posteris eidem loco ad censum Vnummorum contulit. 159 UBLOE 1, Nr. 214, S. 189f.: quod mulier quedam de libera conditione Eruntrvt nomine obtulit se ipsam adaltare beate Marie in Garsten cum Gedruila filia eius etpuens eiusdem Henrico videlicet et Berhta et tota successione eorundem ad censum V denariorum eidem ecclesie annuatim persolvendum. 160 UBLOE 1,140 Nr. 43 bestätigt die Seelenheilstiftung eines Gutes (ebd. 138 Nr. 35) und erweitert sie: addens insuper duos confratres Egilolfitm et Wemhardum cum omnibus sibi pertinentibus cultis et incultis. 161 UBLOE 1, Nr. 136, S. 164: quendam de suis familiaribus nomine Wolframmum et sororem suam Mathilt cum uxore sua pari nomine Mahtilt dicta quatuor liberis eorum assumptis scilicet Marquardo, Heinrico, Wirat, Berhta cum predio quodam ad ius ministeriale potenti manu super predictum altare delegavit. 162 UBLOE 1, 136 Nr. 26, 137 Nr. 30, 138 Nr. 33, 151 Nr. 83, 153 Nr. 90, 154 Nr. 97, 158 Nr. 112, 166 Nr. 142, 174 Nr. 174, 177 Nr. 181 und 183, 178 Nr. 186, 181 Nr. 194, 190 Nr. 216. 163 UBLOE 1, Nr. 112, S. 158: fratres isti cambium fecerunt... datis sibi mutua vicissitudine manciples, quibus dotata est (cclesia sancti Odalrici predio Enginstetin situm dictum .... 164 UBLOE 1, 137 Nr. 30 (pro decimatione bonorum suorum tradidit), 151 Nr. 83 (tradidit mansum unum ...et ipse loco beneficii recepit vineam unam Niuwenberc usque ad terminum vitf su(), 153 Nr. 90 (Tradidit autem hac conditione, ut aliquid sibi caritatis rependeretur), 154 Nr. 97 (fratres isti... predium ... remiserunt propter contradictionem firatris Rüdolfi tradito nobis in mutua vicissitudine molendino et silva sita predio Eriginmanni), 166 Nr. 142 (Ipse vero aliud predium fcclesif a domno abbate Sigehardo quasi loco concambii suscepit), 177 Nr. 183 (ipsi e converse inbeneficiati decern et octo talentis). 165 UBLOE 1, 136f. Nr. 29, 139 Nr. 38 und 39 (unter Vorbehalt der dortigen Kirchendotation auf Lebenszeit), 140 Nr. 42, 141 Nr. 47, 144 Nr. 58, I45f. Nr. 63, 148f. Nr. 73, 74 und 75, 161 Nr. 123, 173 Nr. 172, 180 Nr. 193, 181 Nr. 195, 182 Nr. 197, 189 Nr. 213, 191f. Nr. 218, 219 und 220 (finanzielle Entschädigung für Verzicht auf Rechtsansprüche), 193 Nr. 222 (ebenso). 166 Vgl. dazu beispielsweise die jüngst fiir Baumburg und Biburg ermittelten Spektren bei WALKO, Baumburg 51*-57*; WALTER, Biburg 7 4 * - 8 9 \ 167 UBLOE 1, Nr. 40, S. 139: quod consensu marchionis suorumque familiarium communicato etiam consilio fratrum concessimus Otacher eius domestico absque beneficii additamento licentiam habitandi in area (cclesif sancti Johannis baptist( Engizinsteti sitf.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
Garsten dienenden Leute keinen Schaden erleiden würden 168 . Diese ein persönliches Vorrecht betreffende Notiz konnte wohl deshalb Aufnahme in den Traditionskodex finden, weil laut der unmittelbar folgenden Nr. 41 offenkundig derselbe Otakar ein Gut bei Engstetten, das er von einem Volchold gekauft hatte, an das Kloster geschenkt hat 169 . Vielleicht ist diese Schenkung daher auch zeitlich der Nr. 40 vorausgegangen. Die weiteren bemerkenswerten Notizen fallen alle in die Zeit Otakars IV. und setzen ein kurz vor der Verleihung der Herzogswürde. Die Übereignung eines Hauses in Steyr an den Johanniterorden durch Wezilo von Steyr ist deshalb auffällig, weil in diesem Zusammenhang vom Kloster Garsten, seiner Mönchsgemeinschaft oder seiner weltlichen „familia" überhaupt nicht die Rede ist 170 . In diesem Fall hat sich also das Kloster anscheinend eines Rechtsaktes angenommen, der sich nicht auf Garsten selbst bezogen hat, der aber offenbar vor dem Abt vollzogen worden ist. Die darüber angefertigte Notiz ist dann auch in den Traditionskodex des Klosters übernommen worden. Nur wenige Nummern danach findet sich die Notiz über die Beilegung eines Streites zwischen den Klöstern Admont und Garsten wegen der Grenzziehung in einem zu einer Saline gehörigen Wald 171 . Diese schiedsgerichtliche Entscheidung ist formal ebenfalls als Traditionsnotiz gestaltet; sie gibt allerdings den damals festgelegten Grenzverlauf nicht an, obwohl unter den Zeugen et illi ipsi omnes, qui terminos demonstraverunt angeführt werden. Besonders aus dem Rahmen fällt die Nr. 212 der Edition, weil es sich bei ihr um den einzigen Text einer Siegelurkunde im Traditionen-Teil des erhaltenen Garstener Traditionskodex handelt. Der Schreiber, von dem diese Eintragung stammt, lässt sich in der Handschrift sonst kein weiteres Mal nachweisen, wohl aber hat er im Original dieser in das Jahr 1190 zu datierenden Stiftungsurkunde des steirischen Herzogs Otakar IV. nach der Besiegelung eine zweite Zeugenreihe nachgetragen 172 . Bemerkenswerterweise hat er jedoch im Traditionskodex nicht die im Kloster hergestellte und im Stiftsarchiv erhaltene Originalurkunde kopiert, sondern einen durch seine Abweichungen interessanten
168 UBLOE 1, Nr. 40, S. 139f.: Quf petitio in audientia marchionis aliorumque secum commorantium ... hac conditionefirmata, ut habitantes in vicinia et hue servientes nullum patiantur detrimentum. 169 UBLOE 1, Nr. 41, S. 140: quidam Otaehar de domesticis Otacher marchionis. 170 UBLOE 1, Nr. 189, S. 179: quod Wezilo de Styra tradidit domum in Styra saneto Johanni ad hospitale Iherusalem ob censum auripreponderans denarium unum. Diese nicht leicht verständliche Textstelle dürfte so zu interpretieren sein, dass Wezilo für die Tradition seines Hauses die (symbolische) Zahlung von einem Pfennig von Seiten des Ordens großen Einkünften vorgezogen hat; siehe dazu Kirschii cornu copiae 858 s. v. praepondero. Über die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des von kirchlichen und weltlichen Abgaben befreiten Johanniter-Ritterordens im Hochmittelalter DAUBER, Johanniter-Malteser Orden bes. 64—77. Zur Bedeutung dieses Hauses für die Steyrer Stadtgeschichte siehe WELTIN, Otakare 176 Anm. 46. 171 UBLOE 1, Nr. 192, S. 180: qualiter temporibus domni Isinrici Ademundensis abbatis et domni Marquardt Garstensis abbatis terminata et sedata sit lis, quq aliquando habita est inter duo monasteria Ademundense scilicet et Garstense pro predio, quod attinet ραήης ad conficiendum sal. Nam convenientibus utriusque loci ministerialibus electi sunt XII ex Ademundensibus et Babenbergensibus, qui discretissimi habebantur, quorum fidei utrimque consensum est, quatinus ipsi secundum rei veritatem dirimerent. Qui fidelissime terminos silvf demonstrates per iusiurandum secreverunt utrique loco partem suam, siehe dazu H U B E R , Beiträge 150f. 172 Über den Schreiber 6 siehe oben S. 3 7 ; BUB 1, 102f. Nr. 7 5 ; WONISCH, Urkundenwesen 6 5 Nr. 12.
Die drei Teile der Handschrift A
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Text, der vielleicht einen Parteienentwurf des Klosters wiedergibt 173 . Von diesen Textvarianten verdienen besonders jene Aufmerksamkeit, die sich auf den Rechtsinhalt dieser herzoglichen Seelgerätstiftung im Umfang von vier Mansen auswirken 174 : so vor allem die Bestimmung des Originals, dass der herzogliche Schenkgeber mit der Vogtei über die geschenkten Besitzungen belehnen dürfe, wen er wolle 175 . Sie wird durch die Einfügung der Negation non zwischen die Wörter inbeneficiare liceat im Text des Traditionskodex ins genaue Gegenteil verkehrt 176 . Der zweite auffallende Unterschied besteht in der Siegelankündigung, die im Original auch Herzog Leopold V. von Österreich als Mitsiegler einbezieht 177 , während im Traditionskodex durch die Hinzufügung des Wortes consensu nur dessen Zustimmung erklärt wird 1 7 8 . Da das Original keinerlei Spuren einer Besiegelung durch Herzog Leopold V. aufweist und wir auch nicht wissen, warum diese unterblieben ist 179 , darf vermutet werden, dass der Schreiber der Eintragung Nr. 212 im erhaltenen Garstener Traditionskodex diesen auffälligen Widerspruch zur Siegelankündigung mit der Ergänzung des Wortes consensu beheben wollte. Dass seine Formulierung über die Belehnung mit der Vogtei den Interessen des Klosters besser entsprochen hat, ist klar 180 . Entweder war daher der vom Kloster ursprünglich vorgelegte Textentwurf vom Aussteller der Urkunde zurückgewiesen worden oder man wollte sich in Garsten durch die nachträgliche Verfälschung des Rechtsinhaltes zumindest abschriftlich ein günstigeres Beweismittel für die Z u k u n f t schaffen. Ungewöhnlich ist schließlich auch die Notiz Nr. 217 über eine Erklärung des Klostervogtes Gundakers II. von Steyr und Steinbach 1191 auf einer Versammlung des Herzogs Otakar IV. und dessen Ministerialität. Vor diesem Forum machte Gundaker zwischen anderen Besprechungen aus eigener Überlegung klar, dass er die Vogtei über das Kloster Garsten nicht nach Erbrecht erhalten habe, sondern dass ihm diese wie auf Zeit
173 BUB 1, 102f. Nr. 75 mit den inhaltlich relevanten Varianten; siehe dazu MITIS, Studien 371f. und WONISCH, Urkundenwesen 65 Nr. 12. UBLOE 1, 187-189 Nr. 212 gibt den Text des Traditionskodex nicht korrekt wieder, sondern bietet eine mit dem Text des Originals vermischte Version. Die Abschrift im Traditionskodex fol. 52R = 52 r rot zeigt einige Flüchtigkeitsfehler und Varianten: Nachtrag des Satzes et nullus aliquit de bonisprefate ecclesie... potestatem habcat am unteren Seitenende; Wolker de Pernrute (statt Wolfger), Wolspreth (statt Wolspreht), CunradusHerscapht (statt Herschaph), Scatowe(statt Schatowe), Eberbardus de Pernowe (statt Heberhardus), Herchingerus de Landerese (statt Landesere) Zeugen. — Das Original im OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 19. 174 Auffallend ist auch die unterschiedliche Formulierung der Invokation, die im Traditionskodex von einer weiteren unbekannten Hand ergänzt wurde, siehe dazu oben S. 37 Anm. 34 und BUB 1, 102f. Nr. 75. 175 BUB 1, Nr. 75, S. 103: Huius autem tradicionis advocatiam vel nobis vel alicui successori nostro quempiam inbeneficiare liceat. 176 UBLOE 1, 188 Nr. 212 unkorrekt. Im Traditionskodex fol. 5 l v = 51 v rot lautet der Sau: Huius traditionis advocatiam vel nobis vel alicui successori nostro quempiam inbeneficiare non liceat. 177 BUB l , N r . 7 5 , S . 103: hoc Privilegium precepto nostro conscriptum propria manu corroborantes sigilli nostri inpressione et Lvipoldi ducis Austrie nostri cognati iussimus insigniri. 178 UBLOE 1, 188 Nr. 212 unkorrekt; siehe BUB 1, 103 Nr. 75 und MITIS, Studien 371f.; im Traditionskodex fol. 52' = 52'rot: hoc Privilegium precepto nostro conscriptum propria manu corroborantes sigilli nostri inpressione et consensu Liupoldi ducis Atistrif nostri cognati iussimus insigniri. 179 BUB 1, 102 Nr. 75 Vorbemerkung; MITIS, Studien 371 f., fuhrt die Siegelankündigung auf eine Nachlässigkeit zurück, „die sich der Schreiber des Originals zu Schulden kommen" lassen habe. 180 MITIS, Studien 372; vgl. dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 285-298.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
übertragen worden sei 181 . Die Eintragung darüber entspricht formal einer Traditionsnotiz, geht aber einleitend auf das die Vogteiverhältnisse des Klosters Traunkirchen betreffende Geschehen ein, das wohl im Vordergrund dieser steirischen Versammlung gestanden ist 182 . Offenbar haben die daran teilnehmenden Vertreter des Klosters Garsten die Gelegenheit genützt, auch ihre Unzufriedenheit mit ihrem Vogt vorzubringen. Diesen zuletzt vorgeführten Eintragungen im Garstener Traditionskodex Α ist gemeinsam, dass sie mit Ausnahme der Urkunde des Herzogs Otakar IV. mit Schenkungen oder Zuwendungen an das Kloster nichts oder höchstens indirekt zu tun haben. Im Vordergrund stehen in diesen Fällen Garsten betreffende rechtliche Entscheidungen und Verfügungen, die man anscheinend aus Gründen der Rechtssicherung in das Traditionsbuch aufgenommen hat. Die Tradition des Wezilo von Steyr sticht deshalb besonders hervor, weil sie mit dem Kloster nur insoferne in Beziehung stehen dürfte, als der Tradent auch in anderen Garstener Traditionen als Zeuge erscheint 183 und somit über ein gewisses Naheverhältnis zu der geistlichen Gemeinschaft verfügt haben muss. 3. Der Register-Teil Dieser dritte und letzte Teil der Handschrift A (fol. 55 v rot/55-59 v = 60 v rot) ist im späten Mittelalter entstanden. Von den beiden vorhergehenden Teilen unterscheidet er sich nicht nur durch das andere Pergament, die ursprünglich größeren Blätter, die fehlende Liniierung und den größeren Schriftspiegel 184 , sondern auch inhaltlich dadurch grundlegend, dass er Abschriften von Siegelurkunden enthält, die Abte des Klosters Garsten gemeinsam mit ihrem Konvent zwischen 1264 bzw. 1277 und 1333 ausgestellt haben. Er wird in der Hauptsache durch die achte Lage der Handschrift gebildet, der der schmale, längsrechteckige und wegen seiner Uberbreite eingeschlagene Pergamentstreifen mit dem Text der Urkunde des Abtes Ulrich III. Widmer vom 15. Mai 1306 (fol. 55vrot) vorgebunden ist 185 . Mit den beiden älteren Teilen des erhaltenen Garstener Traditionskodex, die zusammen das hochmittelalterliche Traditionsbuch ausmachen, ist er auf charakteristische Weise verschränkt, indem dort die Abschriften von vier der ältesten Urkunden am oberen oder unteren Rand verschiedener Seiten eingetragen sind 186 . Diese Verbindung mag vielleicht auch das Fehlen einer Überschrift oder einer Einleitung am Beginn der Lage VIII (fol. 55r = 56rrot) erklären. Da die Edition im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns nicht alle Urkundentexte ausweist und andererseits die Kenntnis des Rechtsinhalts für die Beurteilung dieses Teiles der Handschrift unverzichtbar ist, werden hier die einzelnen Urkunden in Form von ausführlichen Regesten vorgestellt. Die Reihenfolge entspricht derjenigen im Kodex.
181 U B L O E 1, Nr. 217, S. 191: Predictus vero duxpresentibus ministerialibussuis ... Ubi et domnus Gvndackarus ministerialis eiusdem ducis propria deliberatione inter cetera colloquia advocatiam Garstensis ecclesi$ se non hereditaria iure, sed quasi ad tempus sibi conmissam suscepisse manifestavit. 1 8 2 ZAUNER, Rechtsinhalt 287f.; vgl. WONISCH, Urkundenwesen 123. 183 U B L O E 1, 179 Nr. 190 (Wecil de Styra), 184 Nr. 202 (Wecel de Styra), 185 Nr. 206 (Wecil de Styre zweimal Zeuge), 187 Nr. 211 (Wezilde Styra). 184 Dazu oben S. 29 und 33f. 185 Dazu oben S. 29 und 31. 186 Dazu o b e n S . 4 l f .
Die drei Teile der Handschrift A
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a) Regesten der Urkunden 1. ungedruckt (fol. 32v Oberrand)
1277 Oktober 13 187
... verpachtet einen Obstgarten als Leibgedinge an (zwei unbekannte Personen, deren Namen durch die Beschneidung des Blattes ebenso fehlen wie der des Ausstellers, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Abt Friedrich I. von Garsten handelt) und eine Frau namens Perhta unter der Bedingung, dass sie jährlich am Festtag des hl. Koloman fünf Schilling und im Falle einer Versäumnis eine Strafe von 60 Pfennig zahlen. Die Pächter müssen den Obstgarten pflegen, so gut sie können, und den Weg für die Bedürfnisse des Klosters, insbesonders für den Transport der Fässer, herrichten. Dieses Pachtverhältnis endet mit dem Tod der drei Personen. 2.
ungedruckt (fol. 43v Unterrand)
(1278 Mai 19) 188
Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten dem Wernhard von Lerpuhel189, dessen Frau und allen ihren Erben das Gut an der Oed bei Kehrbach (Cherpach) für 60 Pfennig üblicher Münze, die der Genannte oder sein Erbe am Geburtstag der hl. Jungfrau dem Kloster durch die Hand des klösterlichen Amtmannes (officialis noster) von Perwend {Perwind) zahlen soll. Von dieser Summe kommen 30 Pfennig von einem anderen Gut, das Wernhard und seine Vorfahren lange vorher von der Kirche Garsten besessen haben. Wenn sie den vorgeschriebenen Zins von 30 Pfennig am angegebenen Termin nicht zahlen, erhöht er sich sechs Wochen lang alle 14 Tage zur Strafe um 60 Pfennig. Wird noch länger nicht bezahlt, folgt die Entscheidung eines Rechtsspruchs und die genannten Güter gehen nur mit Zustimmung des Klosters in fremde Hände über. 3. ungedruckt (fol. 47 r Unterrand), gestrichen
1264
Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten Konrad, ihrem bäuerlichen Untertan (colonus noster) von Rechsham (Rexhaim), auf dessen Bitte das Gut, auf dem er ansässig ist, unter der Bedingung, dass er jährlich am Geburtstag der hl. Jungfrau 60 Pfennig Dienst und am Festtag des hl. Martin 30 Pfennig Steuer zahlt, und beziehen darin auch Wernhard und dessen Tochter Brigitte ein. Nach dem Tod dieser drei Personen soll sich auf dem genannten Gut niemand dieser Freiheit erfreuen, sondern Dienste wie die anderen Garstener Untertanen (coloni) leisten. In der Zwischenzeit sollen die 187
Datum anno Domini M°CC°LXXVII° in die beati
188
Datierung durch Beschneidung verloren, siehe dazu unten S. 74 Regest Nr. 10. Über ihn STARKENFELS, OÖ. Adel 178.
189
Cholomanni.
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Das erhaltene Traditionsbuch A
drei Genannten auch die üblichen Dienste an den Garstener Hof in Leppersdorf (Livpoltsdorf) zahlen und von den allgemeinen Abgaben an den Landesfürsten nicht ausgeschlossen sein. 4. ungedruckt r
(fol. 54 Unterrand), gestrichen
1265
Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent bekunden, dass der Propst von Friesach Magister He(inricus) de Sancta Petronella 190 auf das ihm verliehene persönliche Recht an Weingärten, einem Obstgarten und Liegenschaften in Klosterneuburg (Niwenburch) verzichtet hat und dafür vom Kloster jedes Jahr acht Tage nach dem Fest des hl. Martin 100 Ennstaler Käse {casei Enstalenses) erhält. Dieses Vorrecht erlischt mit Heinrichs Tod. 5. UBLOE 1,193f. Nr. 223 und UBLOE 4, 346 Nr. 371 v
(fol. 55 rot, Pergamentstreifen)
1306 Mai 15 191
Revers des Abtes Ulrich (III. Widmer) von Garsten und des Konvents, dass der Bürger von Waidhofen (an der Ybbs) Rudolf Motzo, der einst von Abt Friedrich von Garsten zehn Zehenthäuser (domus decimales) in Gaflenz für seine Frau Kunigunde und seine Töchter Kunigunde und Adelheid als Leibgedinge auf Lebenszeit der Töchter erlangt 190 Mit Magister Heinrich von Petronell, Propst des Kollegiatstiftes St. Bartholomäus in Friesach, begegnen wir einer sehr interessanten Persönlichkeit aus dem Bereich des gelehrten Rechts, dessen Lebenslauf sich nun noch etwas deutlicher abzeichnet: Der Rechtsgelehrte (magister Haeinricusplebanus de sancta Petronella bzw. magister Heinricus de sancta Petronella 1256, dictus magister Hainricus de Sancta Petronella 1263 und magister Henricus dictus de Sancta Petronelle 1267; über ihn siehe STELZER, Gelehrtes Recht 149, 153, 205f.), der vielleicht einem Zweig der österreichischen Landherrenfamilie der Liechtensteiner angehörte, der sich nach Petronell nannte (WEIGL, Ardaggers Außenwelt 168f.), hatte vor 1234 in Padua studiert und war 1261 an dieser Universität zum Rektor gewählt worden (dominus Henricus dictus de Sancta Petronilla, prepositus Fris[ac]ensis wie zu ergänzen ist an Stelle der falschen Konjektur Fris[ingjensis bei DENIFLE, Statuten, 381 Z. 5). Um 1260 dürfte er die Friesacher Propstwürde erlangt haben (JERNEJ, Kollegiatstift 136), wenn er nicht mit dem seit den dreißiger Jahren bezeugten Notar bzw. Protonotar und Kapellan des Erzbischofs von Salzburg, Kanoniker, Scholaster und von 1251 bis 1257 belegten Propst des Stiftes St. Bartholomäus in Friesach identisch ist, der ebenfalls den Namen Heinrich trug und auch den Magistertitel führte; über ihn siehe PAGITZ, Zwei unbekannte Urkunden 131 f.; MARTIN, Salzburger Urkundenwesen 278f.; HAIDER, Kapellanat 242f., und JERNEJ, Kollegiatstift 136, in deren Liste der Pröpste allerdings zwischen Mag. Heinrich I. und Mag. Heinrich II. der Propst Mag. Benedikt aufscheint, der im Jahr 1259 urkundlich nachzuweisen ist. Mag. Heinrich (II.) von Petronell, der diese niederösterreichische Pfarre von ca. 1256 bis spätestens 1265 innehatte, begegnet 1256 als Assessor in einem Prozess um die Pfarre Probstdorf, 1261 als Rektor der Ultramontanen in Padua, 1265 als Propst von Friesach, 1267 als Kanoniker des Kollegiatstiftes Ardagger und 1270 als Domherr in Passau und ist um 1278 gestorben (WEIGL, Ardaggers Außenwelt 167-169; STELZER, Gelehrtes Recht 153f.; JERNEJ, Kollegiatstift 136; StUB 4, 102 Nr. 163). 191
Datum et actum anno Domini Μ • CCC VI° • Idus Mai · ; vgl. dazu UBLOE 4, 345 Nr. 370 zu 1300 Mai 10. Die Datierung dieser parallelen Urkunde wird im Archiwerzeichnis F 3a des O O L A (Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 91) mit „1300 Mai 10, oder 1306 Mai 15" aufgelöst. Tatsächlich bietet die Schreibweise des Originals M° • CCC" • VI" • Idus • May paläographisch keine Hilfe für die Entscheidung dieser Frage. Dagegen ist die unter der UV-Lampe gewonnene Aussage unserer abschriftlichen Uberlieferung der Parallelurkunde im Register-Teil des Traditionsbuches Α durch die Setzung der Pausenzeichen eindeutig.
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hatte, nach dem Tod der Tochter Kunigunde das Recht seiner Frau auf deren Wunsch hin der Garstener Kirche ohne jede Abgabe mit der Auflage zurückgegeben hat, dass der Konvent jedes Jahr acht Tage nach dem Fest des hl. Martin zu seinem Seelenheil sowie dem seiner Frau und aller seiner Erben in der zweiten Vesper Placebo und Vigiliae singen sowie am folgenden Morgen eine Messe für die Verstorbenen mit Glockengeläute feiern muss und dass an diesem Tag jeder Priester einen größeren Trunk erhalten muss, als die Pfründe vorsieht. Fol. 55 r = 56 r rot: 6. (ad UBLOE 1) Nr. 223a 1 9 2 1311 März 20 1 9 3
gestrichen
Abt (Ulrich III.) von Garsten und der Konvent verleihen den Hof in Le(onding und die) Hube auf dem Vintzgutesperge194, die ihnen nach Heinrich dem Harbrunner und dessen Erben ledig wurden 195 , mit allem Zugehör an Dietmar, den Sohn Ulrichs des Mautners von Linz, und seine Frau Margarete, die Tochter Herbots von Freistadt, auf Lebenszeit so, dass das Kloster dafür jedes Jahr am Frauentag zu der Dienstzeit einen Zins von l ' / 2 Pfund neue Wiener Pfennig bekommt. Wenn dieser Zins am genannten Termin nicht gegeben wird, erhöht sich das Strafgeld dafür nach Landesrecht dreimal nach jeweils 14 Tagen um 60 Pfennig; ist die Zahlung über ein Jahr ausständig, verdoppelt sich das Strafgeld; ist die Strafzahlung im dritten Jahr immer noch nicht erfolgt, fällt das Gut mit allen Rechten und allem Zugehör an das Kloster zurück, ebenso wenn Dietmar und seine Frau sterben. 7. UBLOE 1, 194 Nr. 224 1317 Februar 22 1 9 6 Abt Otto (Pfanzagl) und der Konvent von Garsten erklären, dass der Abt seinen Bruder Heinrich 1 9 7 und dessen Frau Jevt auf ausdrückliche Bitten und mit Zustimmung des Konventes das Ansiedel Grub 1 9 8 auf Lebenszeit so verliehen hat, dass er oder sie jedes Jahr am Frauentag zu der Dienstzeit 40 Wiener Pfennig zahlen soll. Auf die Dienstleistung von Grub durch Heinrich und seine Frau wurde verzichtet; nach beider Tod soll das Gut dem Gotteshaus Garsten ledig sein. 192 Mit diesen Buchstaben-Nunamern wurden jene Urkunden, die in der Edition in UBLOE 1 nicht wiedergegeben, d. h. ungedruckt sind, in dem obigen Verzeichnis der Schreiber aus Gründen der Übersichtlichkeit behelfsmäßig eingereiht; siehe dazu oben S. 42f. Sie dienen hier als Querverweise zu diesem Verzeichnis. 193 an sant Benedicten obent. 194 Siehe dazu UBLOE 3, 312 Nr. 335. 195 Siehe UBLOE 4, 85 Nr. 87; diese Urkunde ist mit dem Original von UBLOE 3, 312 Nr. 335 zusammengenäht (OÖLA, Archiwerzeichnis F 3a, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 54 und 74). 196 an sand Peters tag do er zv dem stul saz. 197 UBLOE 1, Nr. 226, S. 196: Zeuge Heinrich unsers herren abt Ottenprüder. 198 Über das Gut Grub an der Enns siehe BEGSTEIGER, Haus-Chronik 70 Nr. 32.
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UBLOE1, 195 Nr. 225 1326 März 3 1 9 9 Abt Otto und der Konvent von Garsten verleihen den Hof auf dem Vintzguetesperge und die Hube in Leonding (Leuntinge), die ihnen nach Heinrich dem Harbrunner und dessen Erben ledig wurden 200 , mit allem Zugehör an Dietmar, den Sohn Ulrichs des Mautners von Linz, seine Frau Margarete, die Tochter Herbots von Freistadt, und beider Tochter Katharina auf Lebenszeit so, dass ... (wie oben Regest Nr. 6) ... , ebenso wenn Dietmar, seine Frau und ihre Tochter Katharina sterben. Fol. 55 v = 56vrot: 9. UBLOE 1, 195f. Nr. 226 1318 Jänner 6 201 Abt Otto, Prior Ulrich und der Konvent von Garsten verleihen Jans, dem Bruder des Abtes Otto, das Gut an dem aigerF32 auf Lebenszeit so, dass er dafür jährlich am Frauentag zu der Dienstzeit 60 Wiener Pfennig zahlen soll. Wenn er das nicht einhält, ist das genannte Gut dem Gotteshaus wieder ledig. 10. UBLOE 1, 196 Nr. 227 und UBLOE 3, 483 Nr. 525 1278 Mai 19 203 Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten dem Wernhard von Lerpuhel, dessen Frau und allen ihren Erben das Gut an der Oed bei Kehrbach (Cherpach) für 60 Pfennig üblicher Münze, die der Genannte oder sein Erbe am Geburtstag der hl. Jungfrau dem Kloster durch die Hand des klösterlichen Amtmannes {officialis nostef) von Perwend {Perbind) zahlen soll. Von dieser Summe ... (wie oben Regest Nr. 2). Fol. 56r = 57rrot: 11. UBLOE 1, 197 Nr. 228 und UBLOE 4, 360 Nr. 387 s. d. (1297) 204 Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent verleihen ihrem treuen Diener Dietrich den Hof in Aiglern (Aigloren) und das dazugehörige Lehen 205 , wofür er jährlich am 199 200 201
an sant Chunigunten tag in der vasten. Siehe dazu UBLOE 4, 85 Nr. 87. an dem Prehen tag.
202
BEGSTEIGER, H a u s - C h r o n i k 7 6 Nr. 4 4 .
203
XIIII. Kai Junii. Siehe dazu unten Regest Nr. 24. Siehe dazu UBLOE 4, 251 f. Nr. 279.
204 205
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Tag des hl. Martin 10 Pfennig und 7 Schilling zahlen soll. Nach seinem Tod sollen weder seine Frau noch seine Kinder irgendein Recht an diesem Hof haben. 12. UBLOE 1, 197 Nr. 229 und UBLOE 4, 361 Nr. 388 s. d. (1297) 206 Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent verleihen dem treuen Amtmann Dietrich, dem Meier in Aiglern (Aigloren), seiner Frau Gertrud und seiner Tochter Gertrud auf Lebenszeit die Hube in Gulling (Gvlrtich) so, dass sie jährlich am Tag des hl. Martin 3 Schilling Pfennig zahlen. Diu zwo hantfest sint gegeben be abts Friderichs zeiten und sint be abts Vlreichs Zeiten geneut. 13. UBLOE 1, 197f. Nr. 230 und UBLOE 3, 479 Nr. 519 s. d. (vor 1278) Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten unter dem Zwang des durch die Verwüstung der Böhmen 207 entstandenen Mangels für Getreide die Wohnstätten (residenciae) von fünf Männern, drei in Viting, eine in der Haid (super Haida) und die fünfte in Allhaming (?; Althamarii) in der Nähe der Burg Traun, die jährlich 7 Schilling gezahlt haben, an Otto von Fransen, dessen Frau Elisabeth, seinen Schwiegersohn Dietmar Holzer und dessen Frau Offemia auf Lebenszeit, wofür sie jährlich am Geburtstag der hl. Jungfrau 30 Pfennig an den klösterlichen Amtmann (ojficialis noster) von Perwend {Perbind) zahlen sollen. Nach dem Tod dieser vier Personen fallen die genannten Güter an das Kloster zurück ohne Rechtsanspruch eines Erben oder einer fremden Person. Fol. 56 v = 57 v rot: 14. UBLOE 1, 198 Nr. 231 und UBLOE 3, 478 Nr. 518 1277 Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten den Neubruchzehent (idecima novalium), den Trautmann besessen hat, und zwei Zehenthäuser (domus decimates) in Langstain und in Eibenberg (Eibenperg), die zu keinem Zehent gehören, an Heinrich Rausch, dessen Frau Mathilde und dessen Tochter Elisabeth auf Lebenszeit, wofür sie jährlich am Geburtstag der hl. Jungfrau 30 Pfennig zahlen sollen. Nach dem Tod dieser drei Personen fallen die genannten Güter frei an die Kirche Garsten zurück. 206
Siehe dazu unten Regest Nr. 25. Es ist unklar, welche kriegerischen Ereignisse damit gemeint sind. HUBER, Beiträge 177, denkt an Verwüstungen von Garstener Besitzungen in der Riedmark. Die Begründung in der Urkunde ist allerdings umso auffälliger, als sich das Kloster Garsten des besonderen Wohlwollens des Königs Ottokar II. Premysl von Böhmen als österreichischen Landesherrn erfreut hat; siehe dazu ZAUNER, Ottokar II. Premysl 10-15, 20f„ 23. 207
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Das erhaltene Traditionsbuch A
15. (adUBLOE 1) Nr. 231a gestrichen
1299
Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent bestätigen die Urkunde des Abtes Friedrich (I. von Garsten), der Albers, der Frau des Garstener Amtmannes von Weikersdorf (am Steinfeld, GB. Wiener Neustadt) (Weicherstorf) 2m , und ihren Erben den Weingarten, der der shelle genannt wird, zu Burgrecht verliehen hat gegen Zahlung von 20 Pfennig am Tag des hl. Michael. Wenn sie das nicht tun, sollen sie Strafe zahlen nach dem Recht des Weinbergs, in dem der Weingarten liegt. 16. (adUBLOE 1) Nr. 231b 1294 März 20 209
gestrichen
Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent verleihen Dietmar Schachnaer und dessen Frau Kunigunde auf Lebenszeit vier Zehenthäuser (domus decimales) in Laichberg (Laichperch), eines, das im Obstgarten genannt wird 210 , und die anderen drei auf dem dortigen Berg, so, dass sie nach dem Tod der beiden unter Ausschluss ihrer Erben an das Kloster zurückfallen. Fol. 5Τ = 58rrot: 17. ( a d U B L O E l ) N r . 231c 1291 April 18 211
gestrichen
Abt Gottschalk von Garsten und (der Konvent) verleihen ihrem treuen Diener Dietmar dem Schachnaer und seiner Frau Kunigunde einen halben Weingarten an dem Geblinge, der derpfenninch genannt wird und den sie von Wernhart am vruar daz ze Lintze gekauft haben 212 , wofür das Kloster jährlich am Tag des hl. Michael 15 Pfennig zu Burgrecht erhalten soll. Nach dem Tod der beiden soll der Weingarten dem Kloster wieder ledig sein. 18. (ad UBLOE 1) Nr. 231 d gestrichen
1291 März 29 213
Abt Gottschalk von Garsten und der Konvent verleihen Dietmar Schachner und seiner Frau Kunigunde sechs Zehenthäuser (domus decimales), eines, das ans hveterslehen genannt wird, das zweite hat sein Bruder inne, das dritte Friedrich in Weichselpavmech, 208 209 210
211 212 213
H O N B N Ö 7, 73 und 8, 222. XIII. Κ Aprilis. BEGSTEIGER, Haus-Chronik 80 Nr. 49. an dem Mitichem vor Phfingesten. Siehe dazu UBLOE 4, 153f. Nr. 165; 154f. Nr. 167. Quarto Κ. Aprilis.
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das vierte Ulrich Stainwenter, das fünfte O t t o Stainwenter und das sechste mit Namen Langestainerslehen, als Leibgedinge so, dass der Zehent nach dem Tod der beiden unter Ausschluss ihrer Erben an das Kloster zurückfällt. Fol. 5T = 58 v rot: 19. U B L O E 1, 198f. Nr. 232 1306 2 1 4 Abt Ulrich (III.) von Garsten beurkundet die nach langem Streit mit dem Kremsmünsterer Abt Friedrich (I. von Aich) durch die Vermittlung guter und kluger Männer sowie mit Zustimmung seines Kapitels getroffene Vereinbarung über die Nachkommenschaft seines Amtmannes in Perwend Heinrich und dessen Frau Agnes. Dessen verstorbener Vater Wernhard, der als A m t m a n n (officialis noster) in Perwend (Perwinde) in persönlicher Abhängigkeit von der Garstener Kirche stand, hatte nämlich ohne Wissen seines Abtes eine der Kirche Kremsmünster hörige Frau geheiratet und mit ihr Kinder gezeugt. Der Sohn aus dieser Ehe Heinrich, der jetzige Amtmann (nunc officialis), hat nach dem Tod Wernhards eine der Garstener Kirche durch Eigentumsrecht verbundene Frau namens Agnes geheiratet. N u n wurde vereinbart, dass der erste Erbe dieser beiden mit Kremsmünster verbunden sein solle, von den übrigen Nachkommen aber gleich viele mit jeder der beiden Kirchen. 20. U B L O E 1, 199 Nr. 233 1309 Februar 24 2 1 5 Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent geloben den Ratsbürgern der Stadt Wien, das halbe Haus, das Heinrich, der Sohn der schönen Leitgebin, nach dem Tod seiner Frau dem Kloster vermacht hat, innerhalb Jahresfrist nach ihrem Rat einem Wiener Bürger zu verkaufen. Wenn sie das nicht tun, soll die Stadt darüber zu ihrem Nutzen verfügen. 21. U B L O E 1, 199f. Nr. 234 1331 April 24 2 1 6 Abt O t t o von Garsten und der Konvent erlauben zur Ehre und Förderung des hl. Oswald den Pfarrleuten von Neustift, dass ihr Pfarrer den Gottesdienst zur selben Zeit und Dauer feiern und singen soll, wie es in anderen Pfarren üblich ist. Für diese Gnade geloben die Pfarrleute, dass jedes Jahr jeder Mann mit eigenem Rauch (Feuerstelle) dem Pfarrer am Tag des hl. Michael einen halben Metzen Korn gibt oder wie viel 214 215 216
Siehe dazu U B L O E 4, 513 Nr. 551. an sand Mathias tage. an sand Gorgen tage.
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man auf einmal tragen kann und Futter nach alter Gewohnheit. Sollten sie aber damit säumig sein, würden sie das gewährte Recht wieder verlieren 217 . Fol. 58 r = 59 r rot: 22. (ad UBLOE 1) Nr. 234a und UBLOE 5, 532f. Nr. 536 gestrichen
1329 Februar 23, Steyr 218
Revers des Abtes (Otto) und des Konvents von Garsten über die Erfüllung einer Seelgerätstiftung des Königs Friedrich (des Schönen) in der Höhe von 100 Pfund Wiener Pfennig. 23. UBLOE 1, 200f. Nr. 235 1333 Dezember 20 2 1 9 Abt Heinrich von Garsten und der Konvent verleihen Konrad dem Chamerer und dessen Frau Agnes auf Lebenszeit den Hof zwischen den Wassern, der an der Brandstatt genannt wird 220 und den Konrad für das Gotteshaus Garsten gekauft hat, und die Hube in Grub 221 mit allem Zugehör. Dafür sollen sie jedes Jahr am Tag des hl. Georg ein halbes Pfund Wiener Pfennig an den Konvent zahlen, damit dieser für Konrads Mutter Gisela und für dessen Vorfahren einen Jahrtag mit Vigil und mit einer Seelenmesse begeht. Nach dem Tod der beiden soll der Abt die genannte Geldsumme den Konventualen von dem Hof an der Brandstatt geben. Fol. 59 r = 60 r rot: 24. (ad UBLOE 1) Nr. 235a 1297 Abt (Ulrich III. von Garsten) und der Konvent verleihen ihrem treuen Diener Dietrich den Hof in Aiglern (Aigoren) und das dazugehörige Lehen ... (wie oben Regest Nr. 11). 25. (ad UBLOE 1) Nr. 235b 1297 Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent verleihen dem treuen Dietrich, dem Meier (übergeschrieben von derselben Hand ampmari) in Aiglern (Iaigoren), seiner Frau Dazu LENZENWEGER, Entwicklung 116-118, und UBLOE 6, 11 f. Nr. 10. In vigilia sancti Mathye apostoli. 219 an sand Thomas obent; Original im OOLA, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 176; vgl. dazu UBLOE 6, l l l f . Nr. 102. 220 Siehe dazu STARKENFELS, OÖ. Adel 540. 221 Oben Regest Nr. 7 und BEGSTEIGER, Haus-Chronik 7 0 Nr. 3 2 . 2.7 2.8
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Gertrud und seiner Tochter Gertrud auf Lebenszeit die Hube in Gulling (Gulnich) so, dass ... (wie oben Regest Nr. 12). 26. (ad UBLOE 1) Nr. 235c gestrichen
1297
Abt Ulrich (III.) von Garsten und der Konvent verleihen der Margarete, der Schwiegertochter222 des Amtmannes Dietrich in Aiglern (Aigorer), auf Lebenszeit die Hube in Gulling (Gulnich) so, dass sie jährlich am Tag des hl. Martin 3 Schilling Pfennig zahlt. Dis brife sintgegeben ze Gersten nach geburt über tausent iarzwai hunder iar undsiwin und neunzege iar. 27. (ad UBLOE 1) Nr. 235d s. d. (vor 1278) Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten ... die Wohnstätten (residenciae) von fünf Männern ... an Otto von Fransen, dessen Frau Elisabeth, seinen Schwiegersohn Dietmar Holzer und dessen Frau Offemia auf Lebenszeit, wofür ... (wie oben Regest Nr. 13). 28.
(ad UBLOE 1) Nr. 23 5e 1277 Abt Friedrich (I.) von Garsten und der Konvent verpachten den Neubruchzehent (decima novaliuni), den Trautmann besessen hat, und zwei Zehenthäuser {domus decimates) in Langstain und in Eibenberg {Eibenperg) ... an Heinrich Rausch, dessen Frau Mathilde und dessen Tochter Elisabeth auf Lebenszeit, wofür ... (wie oben Regest Nr. 14). Fol. 59 v = 60vrot: 29. UBLOE 1, 201 Nr. 236 und UBLOE 4, 361 f. Nr. 389 1299 (Abt Ulrich III. und der Konvent) von Garsten bestätigen die Urkunde des Abtes Friedrich (I. von Garsten), der Albers, der Frau des Garstener Amtmannes von Weikersdorf (am Steinfeld) ( W e i c h e r s t o r f ) , und ihren Erben den Weingarten, der der shelle genannt wird, zu Burgrecht verliehen hat ... (wie oben Regest Nr. 15).
222 snur (e Margaret übergeschrieben); über die Bedeutung dieses deutschen Wortes siehe Handwörterbuch 1046f.; GRIMM, Wörterbuch 1394-1396.
LEXER,
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30. UBLOE 1, 201 f. Nr. 237 und UBLOE 4, 362f. Nr. 390 1300 Revers des Abtes Ulrich (III.) von Garsten und des Konvents, dass die edle Witwe Gisela Preuhafen aus Steyr dem Kloster als Seelgerät für ihren verstorbenen Mann Heinrich Preuhafen ihr Eigengut in Schwamming (Swambaren), auf dem Ulrich der Schistringaer sesshaft ist und das jährlich ein Schwein im Wert eines halben Pfundes und ein halbes Fuder Bier zinst, gestiftet hat. Dafür soll einer der Priester jede Woche für den Verstorbenen in der St. Laurenz-Kapelle, wo er bestattet ist, eine Seelenmesse feiern und die klösterliche Gemeinschaft jedes Jahr seinen Jahrtag mit Glockengeläute, Vigil und Seelenmesse begehen. An diesem Tag soll der Abt dem Konvent ein halbes Pfund Pfennig zur Aufbesserung der Pfründen geben. Wenn die Gemeinschaft diesen Verpflichtungen nicht nachkommt, soll das Gut wieder in das Eigentum der Frau Gisela fallen. Alle diese von Äbten und Konvent des Klosters Garsten ausgestellten Siegelurkunden 223 sind entstanden aus der klösterlichen Wirtschaftsführung im weiteren Sinne. Den inhaltlichen Schwerpunkt bildet die freie bäuerliche Grundleihe, mit Abstand gefolgt von Verpachtungen. Von den insgesamt 24 verschiedenen abschriftlichen Texten bei sechs weiteren handelt es sich um Doppeleintragungen - sind die meisten, nämlich zwölf, Grundleiheurkunden, davon zehn zu Leibrecht224 und zwei zu Burgrecht 225 , und fünf Pachturkunden 226 . Mit zwei Urkunden verpflichtete sich das Kloster selbst gegenüber der Stadt Wien und gegenüber König Friedrich dem Schönen 227 . Zweimal werden ältere Rechte umgewandelt 228 . Je eine Beurkundung betrifft eine Seelgerätstiftung einer Steyrer Adeligen 229 , einen Gnadenerweis an die Pfarrgemeinde Neustift 230 und eine Vereinbarung mit dem Kloster Kremsmünster über die Aufteilung einer Untertanenfamilie 231 . Wir haben es also beim dritten Teil des erhaltenen Garstener Traditionskodex mit einer Art Auslaufregister232 zu tun, in dem wie in den bayerischen Klöstern und Stiften des Grundverkehrs und im Speziellen Grundleiheurkunden überwieb) Entstehung und Anlage des Registers Wie bereits bei der Untersuchung der spätmittelalterlichen Schreiberhände festgestellt, fällt an diesen Urkundenabschriften auf, dass sie von vielen verschiedenen Schreibern stammen, die fast ständig gewechselt haben, dass sie in der Abfolge nicht chrono2 2 3 Über die gemeinsame Ausstellung und Besiegelung durch Abt und Konvent siehe WILD, Beiträge 14f. 224 Regesten Nr. 6, 7, 8, 9, 11 = 24, 12 = 25, 16, 18, 23, 26. 2 2 5 Regesten Nr. 15 = 29, 17. 2 2 6 Regesten Nr. 1 , 2 = 10, 3, 13 = 27, 14 = 28. 2 2 7 Regesten Nr. 20, 22. 2 2 8 Regesten Nr. 4, 5. 2 2 9 Regest Nr. 30. 2 3 0 Regest Nr. 21. 231 Regest Nr. 19. 2 3 2 Zum Begriff Register siehe WILD, Beiträge 3; KLOSE, Urkundenwesen 105-107. 2 3 3 Siehe dazu die Untersuchungen von WILD, Beiträge 5f., und THIEL, St. Emmeramer Register 583; zu beiden WANDERWITZ, Traditionsbücher 363, 366f. mit Anm. 44.
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logisch gereiht sind, dass es Doppeleintragungen gibt und dass einige Texte durch gekreuzte Tintenlinien wieder ausgestrichen wurden 234 . Dieser fürs Erste etwas verwirrende Befund wird allerdings klarer, sobald man diesen Teil unserer Handschrift einer eingehenden Analyse unterzieht. Wenn wir uns anfänglich den auffallenden Doppeleintragungen zuwenden, stellt sich zuvorderst die Frage, in welchem Verhältnis diese zueinander stehen bzw. ob sie voneinander abgeschrieben worden sind. Das erste Paar betrifft eine Urkunde des Abtes Friedrich I. aus dem Jahr 1278, die sowohl am Unterrand von fol. 43v, also in dem aus dem Hochmittelalter stammenden Traditionsbuch-Teil unseres Kodex, eingefügt wurde (Regest Nr. 2), als auch im Register-Teil auf fol. 55v = 56vrot aufscheint (Regest Nr. 10). Die beiden Texte unterscheiden sich nur durch einige wenige Varianten, die immerhin zu erkennen geben, dass Nr. 2 den besseren Text bietet235. Da obendrein deren Schriftcharakter älter ist und auch nicht anzunehmen ist, dass jemand einen Ersteintrag im hinteren Register-Teil der Handschrift an einem Seitenrand des vorderen Traditionsbuch-Teiles ein zweites Mal hineingezwängt hätte, spricht alles dafür, dass Nr. 10 von Nr. 2 abgeschrieben worden ist. Eine zweifache abschriftliche Uberlieferung am Rand des alten Traditionsbuches und beispielsweise auf einem älteren Einzelzettel236 - die Originalurkunde war ja dem Empfänger ausgehändigt worden - ist nämlich äußerst unwahrscheinlich. Anders verhält es sich im Register-Teil bei den beiden größeren Blöcken von Urkunden der Abte Ulrich III. Widmer und Friedrich I. auf den Folien 56 = 57rot (Regesten Nr. 11, 12, 13, 14 und 15) und 59 = 60rot (Regesten Nr. 24, 25, [26], 27, 28 und 29). Dass sie nicht voneinander abgeschrieben wurden, ergibt sich allein schon aus den verschiedenen Zusätzen von Schreiber XI bei Nr. 12 (fol. 56r = 57rrot: Diu zwo hantfest sint gegeben be abts Friderichs Zeiten und sint be abts Vlreichs zeiten geneut) und von Schreiber XXIII bei Nr. 26 (fol. 59r = 60rrot: Dis brife sint gegeben ze Gersten nach geburt über tausent iar zwai hunder iar undsiwin und neunzege iar), wobei die Urkunde Nr. 26 mit der anschließenden Datierung des vorhergehenden Urkunden-Dreierblocks überhaupt nur hier eingetragen ist und vorne auf fol. 56r = 57rrot fehlt. Die wenigen Textvarianten mit Flüchtigkeitsfehlern lassen ebenfalls kein Abhängigkeitsverhältnis erkennen237. Die Regesten Nr. 15 und 29 weichen vielmehr durch einen verschiedenen Zeugennamen voneinander ab 238 . Die Feststellungen über die Eigenständigkeit der Doppeleintragungen stimmen mit unserem früheren Befund überein, dass die drei Pergamentblätter des Register-Teiles (die zwei Doppelblätter 55 = 56rot/59 = 60rot und 57 = 58rot/58 = 59rot sowie das Ein-
Oben S. 42; siehe dazu auch das Urteil von LENZENWEGER, Berthold 217. Regest Nr. 2: heredibus (darauf folgt das Wort suis, das mit einem sehr dünnen und deshalb schwer erkennbaren Strich richtigerweise wieder ausgestrichen wurde) eorundem / anteapossederunt / in solvendo / (de Per) wind I negglexerint I neggligentes - Regest Nr. 10: heredibus suis eorundem I antea posiderunt / in persolvendo I de Perbind / neglexerint / negligentes. 236 Über frühe unbesiegelte Aufzeichnungen in Form von Einzelabschriften siehe WILD, Beiträge 9f. 237 Regest Nr. 11: Aigloren - Nr. 24: Aigoren; Nr. 12: ampman mair von Aigloren / Gvlnich / mit unsener insigeln und mit der sampnunge I zeuge / Schachner- Nr. 25: maier (ampman übergeschrieben) won ze Iaigoren / Gulnich / mit unsener insigeln und mit der sampnunge insigeln I gezeuge / Sachner·, Nr. 13: instante nobis necessitate / pro frumento / Perbind - Nr. 27: instante necessitate /pro frumemto / Perwind, Nr. 14: ad solos dies ipsorum / testibus subnotatis- Nr. 28: ad solos dies ipsarum / testibus. 238 Regest Nr. 15: Levpolt Pucker - Nr. 29: Leutolt Pucker. 234
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zelblatt 56 = 57rot) nicht von vorneherein als Lage geplant bzw. zusammengestellt gewesen sein dürften 239 . Betrachtet man daher die drei Registerblätter nicht als Einheit, sondern als Einzelstücke, wird schnell klar, wie unser Register entstanden ist. Die wichtigste Erkenntnis in dieser Hinsicht ist, dass auf jedem der drei Blätter unter Abt Ulrich III. Widmer (1294-1317) mit den Urkundenabschriften begonnen worden war 240 . Grundlegend dafür ist die Feststellung, dass auf dem äußeren Doppelblatt (fol. 55 = 56rot/59 = 60rot) die ersten Eintragungen nicht auf der ersten, sondern auf der dritten Seite (fol. 59 r = 60 r rot) gemacht worden sind 241 , nämlich eine Gruppe von drei Urkunden des Abtes Ulrich III. aus dem Jahr 1297 für den Amtmann Dietrich bzw. dessen Familie, alle drei von demselben Schreiber XXIII (Regesten Nr. 24, 25 und 26). Darunter hat eine andere Hand (Schreiber XXIV) zwei Pachturkunden des Abtes Friedrich I. für Otto von Fransen und dessen Familie sowie für Heinrich Rausch geschrieben, von denen nur die zweite mit 1277 datiert ist (Regesten Nr. 27 und 28). Diese beiden Eintragungen stellen den ersten Rückgriff auf ältere Urkunden von Vorgängeräbten dar. Sie dürften allerdings erst gemacht worden sein, nachdem auf der Rückseite desselben Blattes (fol. 59v = 60 v rot) andere Hände mit zwei Urkunden des Abtes Ulrich III. aus den Jahren 1299 und 1300 (Regesten Nr. 29 und 30) die aktuellen Aufzeichnungen fortgesetzt hatten. Mehr als ein Jahrzehnt später hat man dann eine weitere, von Abt Ulrich III. im Jahr 1311 ausgestellte Urkunde auf der ersten Seite (fol. 55r = 56rrot) des äußeren Doppelblattes eingetragen (Regest Nr. 6). Unter seinem Nachfolger Abt Otto Pfanzagl (1317—1333) sind zunächst darunter eine Urkunde von 1317 (RegestNr. 7) und auf der Rückseite (fol. 55v = 56vrot) eine von 1318 (Regest Nr. 9) abgeschrieben worden. Jahre später folgte wieder auf der ersten Seite des Doppelblattes (fol. 55 r = 56 r rot) als dritter Eintrag eine Urkunde desselben Abtes aus dem Jahr 1326 (Regest Nr. 8). Das Einzelblatt 56 = 57rot beginnt mit einem Zweierblock von Urkundenabschriften (Regesten Nr. 11 und 12). Es sind von der Hand des Schreibers XI jene Urkunden des Abtes Ulrich III. für seinen Amtmann Dietrich, die uns schon von der dritten Seite des äußeren Doppelblattes (fol. 59r = 60 r rot) bekannt sind (Regesten Nr. 24 und 25). Sie werden dort in das Jahr 1297 datiert, sind jedoch hier auf fol. 56 r = 57 r rot ohne Datumsangabe geblieben. Da aber mit diesen Urkunden ältere, von Abt Friedrich I. (1261/ 62—1281) ausgestellte, erneuert wurden 242 , haben ähnliche Schreiberhände gleich anschließend mit den Abschriften von zwei anderen Urkunden dieses Abtes fortgesetzt, die wir gleichfalls bereits von fol. 59r = 60 r rot (Regesten Nr. 27 und 28) kennen: Die Pachturkunde für Otto von Fransen und dessen Familie (Regest Nr. 13) als dritter und letzter Eintrag auf fol. 56r = 57 r rot sowie auf der Rückseite (fol. 56v = 57vrot) die Pachturkunde von 1277 für Heinrich Rausch (Regest Nr. 14). Darauf folgt - jetzt wieder in der aktuellen Amtszeit des Abtes Ulrich III. - eine Urkunde aus dem Jahr 1299 (Regest Nr. 15), von der es, wie wir gesehen haben, ebenfalls eine zweite Eintragung auf fol. 59v = 60 v rot gibt (Regest Nr. 29). Bemerkenswerterweise wurde mit dieser Urkunde abermals eine ältere des Abtes Friedrich I. bestätigt.
239
O b e n S. 34. Siehe dazu die Übersicht S. 43. 241 Über das unregelmäßige und großzügige Beschreiben bzw. Nicht-Beschreiben von Seiten u n d Blättern siehe WILD, Beiträge 7, 30f. u. ö. 242 Regest Nr. 12 letzter Satz in unmittelbarem Anschluss an die Zeugenreihe: Diu zwo hantfest sint gegeben be abts Friderichs Zeiten und sint be abts Vlreichs zetten geneut. 240
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Mit zwei Urkunden des Abtes Ulrich III. haben auch die Abschriften auf dem zweiten inneren Doppelblatt fol. 57 = 58rot/58 = 59rot begonnen, und zwar wiederum nicht auf der ersten Seite, sondern dieses Mal auf der zweiten (fol. 5 Τ = 58 v rot) mit der Streitbeilegung mit dem Kloster Kremsmünster im Jahr 1306 (Regest Nr. 19) und der Verpflichtung gegenüber der Stadt Wien im Jahr 1309 (Regest Nr. 20). Die nächsten Eintragungen wurden unter dem nachfolgenden Abt Otto Pfanzagl (1317-1333) gemacht: Die erste auf der dritten Seite des Doppelblattes (fol. 58 r = 59 r rot) mit der Verpflichtung gegenüber König Friedrich dem Schönen aus dem Jahr 1329 (Regest Nr. 22); die zweite auf der vorhergehenden und gegenüberliegenden Seite (fol. 57 v = 58 v rot) als dritter Eintrag auf der dort frei gebliebenen unteren Hälfte war eine Urkunde für die Pfarrgemeinde Neustift von 1331 (Regest Nr. 21). Als letzte und jüngste aller Urkundenabschriften ist schließlich eine Urkunde des Abtes Heinrich (1333-1335) aus dem Jahr 1333 auf der noch freien unteren Hälfte von fol. 58 r = 59 r rot verzeichnet worden (Regest Nr. 23). Die Rückseite dieses Blattes (fol. 58 v = 59 v rot) ist überhaupt nicht beschrieben worden. Nachdem die drei Blätter so zu einer losen Lage vereinigt worden waren, wie sie sich heute als Lage VIII des erhaltenen Garstener Traditionskodex darstellt, hat man den vorhandenen Textbestand durch nachträgliche Eintragungen früherer Urkunden ergänzt. Auf der freien unteren Hälfte der zweiten Seite des äußeren Doppelblattes (fol. 55 v = 56 v rot) wurde — passend zu den Urkundentexten auf der gegenüberliegenden Seite (fol. 56 r = 57 r rot) — die Urkunde des Abtes Friedrich I. von 1278 nachgetragen (Regest Nr. 10). Wie wir gezeigt haben, wurde sie von dem älteren Eintrag am Unterrand von fol. 43 v des Traditionsbuch-Teiles (Regest Nr. 2) abgeschrieben 243 , vermutlich weil der Schreiber das auf Lage VIII entstandene Register mit diesem älteren Rechtstitel vervollständigen wollte. Um Nachträge älterer Urkunden handelt es sich auch bei den drei Stücken, die alle Dietmar Schachner und dessen Frau zum Empfänger haben. Sie wurden als Block mit umgekehrter zeitlicher Reihung eingetragen, wobei man auf fol. 56 v = 57 v rot am freien unteren Teil der Seite mit einer Urkunde des Abtes Ulrich III. vom 20. März 1294 begonnen hat (Regest Nr. 16) und auf der noch völlig freien gegenüberliegenden Seite (fol. 57 r = 58 r rot) mit zwei Urkunden des Abtes Gottschalk (1290-1294) vom 18. April 1291 (Regest Nr. 17) und vom 29. März 1291 (Regest Nr. 18) fortgesetzt hat. Bleibt noch zu klären, warum einige Urkundenabschriften mit gekreuzten Tintenlinien durchgestrichen worden sind. Der erste solche Fall findet sich im Traditionsbuch am Unterrand von fol. 47 r , wo der Text einer Urkunde des Abtes Friedrich I. aus dem Jahr 1264 eingefügt worden war (Regest Nr. 3). Da dieser Text sonst kein zweites Mal aufscheint, bedeutet die Streichung der Abschrift wohl, dass das gegenständliche Pachtverhältnis durch den Tod der Pächter beendet worden ist und die betreffende Urkunde damit ihre Gültigkeit verloren hat. Dieselbe Bedeutung als Tilgungszeichen nach Beendigung der Bevorrechtung bzw. des Leiheverhältnisses durch Todfall 2 4 4 dürfen wir für die Regesten Nr. 4, 16, 18 und 26 annehmen. Im Gegensatz dazu wurde die Urkunde Nr. 6 (fol. 55 r = 56 r rot) deshalb ausgestrichen, weil das gegenständliche Leiheverhältnis aus dem Jahr 1311 durch dessen Ausweitung durch den Nachfolgerabt auch auf die Tochter des Ehepaares Dietmar und Marga243 244
Oben S. 81. Dazu KLOSE, Urkundenwesen 132f.
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rete im Jahr 1326 (Nr. 8 auf derselben Seite) überholt war. Im Falle des Regests Nr. 17 (fol. 5 Τ = 58 r rot) dürfte das Leiheverhältnis deshalb nicht wirksam geworden sein, weil es dem Linzer Bürger Wernhart nicht gelungen sein dürfte, den von ihm an das Kloster verkauften Weingarten zu dem von Richter und Rat der Stadt Linz bestimmten Termin einzulösen 245 . Dass die Abschrift von Regest Nr. 15 auf fol. 56 v = 57 v rot durchgestrichen worden ist, dürfte damit zu erklären sein, dass der Text dieser Urkunde auch auf einem anderen Pergamentblatt (Nr. 29 auf fol. 59 v = 60 v rot) von anderer Hand aufgezeichnet worden ist. Es fällt allerdings auf, dass nicht in allen Fällen Doppeleintragungen auf diese Weise korrigiert worden sind 2 4 6 . Nicht verständlich erscheint, dass auch die Urkunde Nr. 22 auf fol. 58 r = 59 r rot durch kreuzweises Streichen für ungültig erklärt worden ist, zumal sich das Kloster mit diesem Dokument gegenüber König Friedrich dem Schönen für immer zu Messfeier und Jahrtagsgedächtnis verpflichtet hat. Wenn wir abschließend unsere Beobachtungen zusammenfassen, lässt sich die Entstehung des Register-Teiles des erhaltenen Garstener Traditionskodex wie folgt skizzieren. Wohl schon unter Abt Friedrich I. (1261/62-1281) ist in Garsten damit begonnen worden, von Siegelurkunden, die Abt und Konvent gemeinsam für ihre Untertanen ausgestellt haben, Abschriften zum internen Gebrauch anzufertigen. Dies geschah vor dem wirtschafts- und rechtsgeschichtlichen Hintergrund der Umstellung von der Naturalauf Geldwirtschaft und des Uberganges von der unfreien bäuerlichen Leiheform der Freistift zur freien Grundleihe nach Leib- und Erbrecht. Für letztere Leiheformen konnte der Empfänger die Ausstellung einer Urkunde verlangen. Wollte das ausstellende Kloster nicht die Ubersicht über die steigende Zahl der von ihm ausgegebenen Rechtstitel verlieren und um diese erforderlichenfalls selbst nachweisen zu können, bedurfte es der schriftlichen Fixierung des Rechtsinhaltes im eigenen Haus, am besten durch Vollabschrift der an die verschiedenen Empfänger auszuhändigenden Urkunden 2 4 7 . In Ermangelung eines eigenen Verzeichnisses bzw. einer eigenen Handschrift hat man in Garsten die ersten vier solcher Abschriften in gedrängter Schrift auf Randstellen des vorhandenen hochmittelalterlichen Traditionsbuches eingefügt. Weil hier auf längere Sicht der Platz für weitere Eintragungen nicht ausreichte, ging man anscheinend bald dazu über, nach der Ausstellung der Originalurkunden von diesen wörtliche Abschriften auf einzelnen Pergamentblättern und -zetteln anzufertigen 248 . Wie das Beispiel von Urkunde Nr. 5 aus dem Jahr 1306 zeigt, konnte das auch ein schmaler Pergamentstreifen sein. Zuvor schon hatte man allerdings kurz vor der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert unter Abt Ulrich III. Widmer (1294-1317) damit begonnen, manche der im Kloster ausgestellten Urkunden sowie überlieferte ältere Einzelabschriften von verschiedenen Schreibern auf zwei (größeren) Sammelblättern (fol. 55 = 56rot/59 = 60rot und 56 = 57rot) abschreiben zu lassen. Dass es dabei auf diesen beiden Blättern zu einer Reihe von Doppeleintragungen kam, dürfte damit zu erklären sein, dass diese Verzeichnisse anscheinend anfänglich getrennt geführt wurden, und zwar von verschiedenen Schreibern. In beiden Fällen hat der jeweils erste Schreiber mehr als eine Urkunde eingetragen: Von der Hand des Schreibers XXIII stammt ein Block von drei (Regesten Nr. 24, 25 und
245 246 247 248
U B L O E 4, 154f. Nr. 167. Siehe die Regesten Nr. 2 = 10, 11 = 24, 12 = 25, 13 = 27, 14 = 28. Dazu WILD, Beiträge 1 0 - 1 7 . Über solche Einzelabschriften aus dem 13. Jahrhundert WILD, Beiträge 9f., 18.
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26), von der des Schreibers XI einer von zwei Notizen (Regesten Nr. 11 und 12) 2 4 9 . 1306 begann man dann auf einem dritten Blatt, dem Doppelblatt fol. 57 = 58rot/58 = 59rot, mit weiteren Urkundenabschriften durch verschiedene Schreiber. Nachdem man in der Folge diese drei Sammelblätter zu einer losen Lage vereinigt hatte, musste man sich beim Bemühen um eine einigermaßen übersichtliche chronologische Registerführung nach den bereits vorhandenen, über die einzelnen Seiten verstreuten Eintragungen richten. Der auf Ulrich III. folgende Abt Otto Pfanzagl (1317-1333) hat ebenfalls einige wenige seiner Urkunden von jeweils wechselnden Schreibern auf freien Stellen bzw. Seiten der bestehenden Lage eintragen lassen. Sein Nachfolger Heinrich (1333-1335) scheint aber diese Gepflogenheit wieder aufgegeben zu haben, da von ihm im RegisterTeil des überkommenen Garstener Traditionskodex nur eine einzige Urkundenabschrift aus dem Jahr 1333 enthalten ist. Die noch lose Lage ist jedenfalls schon früh mit dem älteren Traditionsbuch vereinigt worden, wie die Tatsache beweist, dass man einen dort eingetragenen älteren Urkundentext in das Register übertragen hat. Als sie später gebunden wurde, hat man ihr die als Einlegezettel überlieferte 250 schmale Einzelabschrift vom 15. Mai 1306 vorgesetzt. Wie gezeigt werden konnte, sind die Abschriften seit Abt Ulrich III. in der Regel in der durch die Ausstellungsdaten der Urkunden gegebenen Reihenfolge entstanden. Das heißt, dass sie mit Ausnahme der Nachträge aus der Zeit der Abte Friedrich I. und Gottschalk im jeweiligen Jahr, wahrscheinlich sogar unmittelbar nach der Mundierung bzw. Ausstellung der betreffenden Urkunde, von jeweils verschiedenen Schreibern anhand der vorliegenden Originale angefertigt worden sein dürften 2 5 1 . Wo frühere Texte nachgetragen wurden, konnte man dies nur mit Hilfe älterer, im Kloster erhaltener Einzelabschriften tun 2 5 2 . Im Allgemeinen bieten die Urkundenabschriften den Volltext, nur den nachgetragenen Nummern 13 = 27 und 14 = 28 lag offenbar eine Uberlieferung mit gekürztem Schlussformular zu Grunde 2 5 3 . Im Falle der Nr. 23 haben wir die Möglichkeit zum direkten Vergleich, weil die ausgestellte Originalurkunde erhalten ist 254 . Wir ersehen daraus, dass die Abschrift im Register im Wesentlichen wort-, aber nicht buchstabengetreu und auch nicht fehlerfrei ist 2 5 5 . Außerdem ist die Feststellung interessant, dass die Urkunde und ihr Registereintrag von verschiedenen Händen geschrieben worden sind. Nach welchen Kriterien die Urkunden für die Registrierung bestimmt wurden, ist nicht ersichtlich. Immerhin ist bemerkenswert, dass einige blockweise eingetragene Urkunden denselben Empfänger oder dieselbe Empfängerfamilie aufweisen 256 . Stellt man Siehe oben S. 43. Sonst hat nur noch Schreiber XXIV zwei Urkunden abgeschrieben. Dazu oben S. 2 9 , 3 1 und 70. 2 5 1 WILD, Beiträge 8, hat gezeigt, dass in bayerischen Klöstern üblicherweise ein Schreiber mit der Mundierung und Registrierung der Urkunden betraut war, der dabei völlig freie Hand hatte. 2 5 2 Zu den möglichen Vorlagen siehe WILD, Beiträge 8-10. 2 5 3 Regesten Nr. 13 = 27: In cuius rei etc. Testibus subnotatis (ohne Datum), Nr. 14 = 28: In cuius rei etc. Testibus (subnotatis fehlt Nr. 28). Datum anno ...; über die Kürzung von Formularteilen siehe WILD, Beiträge 7f. OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Urkunden Nr. 176. 2 5 5 Die Garstener Urkunde Nr. 176 und Hs. A fol. 58' = 59 r rot zeigen folgende Textvarianten: unsers conventz / unsers gantzen conventz, mit sinen phenning / mit sinem phenning; sweliches / swelichs; stirbet / stirbt; haben / habn; zu / ze; Wienner / Weiner [!]; alle /aller; lib / leib; den brif/ disen brif; convents I conventz. 2 5 6 Regesten Nr. 11, 12 / 24, 25, 26 sowie 16, 17, 18. 249 250
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die geringe Zahl der registrierten Urkunden in Relation zu den Amtszeiten der Äbte unter Ausschluss der Doppeleintragungen sechs Urkunden des Abtes Friedrich I., zwei von Abt Gottschalk, zehn von Abt Ulrich III. Widmer, fünf von Abt Otto Pfanzagl und eine von Abt Heinrich zu den einzelnen Jahren - gewöhnlich nur eine Urkunde in einem Jahr, aus dem Jahr 1291 wurden zwei, aus 1297 drei Urkunden eingetragen - und zu den sonst noch bekannten, nicht registrierten Urkunden dieser Abte — vier von Friedrich I. 2 5 7 , fünf von Ulrich III. 2 5 8 , neun von Otto Pfanzagl 259 und eine von Abt Heinr i c h 2 6 0 - , so lässt dies auf eine ähnlich unregelmäßige und sporadische Registerführung im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts in Garsten schließen, wie sie Joachim Wild für bayerische Klöster und Stifte aufgezeigt hat 2 6 1 . Zumindest war man aber in Garsten unter Abt Ulrich III. bestrebt, auch Texte älterer Urkunden der Vorgängeräbte Gottschalk und Friedrich I. zu erfassen und nachzutragen. Vor allem jedoch hat diese Sammlung von Urkundenabschriften, wie die Tatsache der nachträglichen Streichungen beweist, im Geschäftsleben des Klosters eine Rolle gespielt, indem man sich bemühte, die Eintragungen evident zu halten 262 . Auch die zwei in etwas größerer Schrift übergeschriebenen Hinweise auf den Inhalt der Urkunden Nr. 10 (Lerpüchler) und Nr. 21 (De Neunstifi) können als Benützungshilfen gedeutet werden. Ob die unsystematische Registerführung in Garsten nach 1333 eingestellt worden ist oder ob das Fehlen einschlägiger Quellen in der Folgezeit mit Überlieferungsverlusten zu erklären ist, wissen wir nicht. Jedenfalls ist aus diesem Kloster keine vollständige Registerhandschrift erhalten, wie wir sie im 14. Jahrhundert wohl nicht nur für die bayerischen Klöster und Stifte annehmen dürfen 2 6 3 . Die aus drei Pergamentblättern bestehende Frühform eines spätmittelalterlichen Urkundenregisters ist, wie gezeigt werden konnte, nicht durch Zufall oder Irrtum in den erhaltenen Garstener Traditionskodex gelangt. Man hat vielmehr in Garsten ähnlich wie im bayerischen Scheyern 264 ganz bewusst an das hochmittelalterliche Traditionsbuch angeschlossen. Die Verantwortlichen sahen offenbar damals in der Handschrift mit den Aufzeichnungen der ältesten Urkunden des Klosters den geeigneten Ort, um die den wirtschaftlichen und rechtlichen Interessen ihres Hauses dienenden aktuellen Urkundentexte festzuschreiben. Bezeichnend ist, dass die Amtszeiten der beiden für Einfüh-
2 5 7 Die folgenden Zahlen ergeben sich aus den betreffenden Bänden des U B L O E und aus dem Urkundenverzeichnis des Stiftsarchivs Garsten ( O Ö L A , Archiwerzeichnis F 3a). Sie sind natürlich überlieferungsbedingt und daher für Vergleichszwecke nicht sehr aussagekräftig. Friedrich I. - U B L O E 3, 3 1 2 Nr. 335; 341 f. Nr. 362; 343f. Nr. 366; U B L O E 4, 569 Nr. 22. 2 5 8 U B L O E 4, 423f. Nr. 4 5 8 ; U B L O E 5, 112f. Nr. 116; 139 Nr. 144; 140 Nr. 145; 197 Nr. 202. 2 5 9 Urkundenverzeichnis Nr. 133, 138; U B L O E 5, 2 2 9 Nr. 2 3 8 ; 2 4 0 Nr. 250; 267f. Nr. 280; 3 5 6 358 Nr. 3 6 7 ; 455f. Nr. 4 6 2 ; 5 4 6 Nr. 549; U B L O E 6, 41f. Nr. 34. 2 6 0 U B L O E 6, l l l f . Nr. 102. 2 6 1 Vgl. dazu die Zahlenangaben über die Eintragsdichte bei WILD, Beiträge 8, 28f., 4 2 Anm. 63, 62, 7 2 f „ 107. 1 6 2 KLOSE, Urkundenwesen 132f. 2 0 3 WILD, Beiträge 17, kam zu dem Schluss, dass „bei jedem ständischen Kloster mit nennenswertem Grundbesitz . . . im 14. Jahrhundert als Hilfsmittel zur Verwaltung des Grundbesitzes ein Urkundenregister angenommen werden" dürfe. „Lediglich die Ungunst der Überlieferung" habe „so wenige Registerhandschriften bis in unsere Tage fortleben lassen". 2 6 4 STEPHAN, Scheyern 17*f.; WILD, Beiträge 1 0 6 - 1 0 8 ; über andere Fälle einer Verbindung von Traditionsbuch und Register WILD, Beiträge 18, 22, 25, 30f., 35f., 70f.; DERS., Aufkommen 4 7 0 ^ 4 7 2 , 475.
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rung u n d Entwicklung einer bescheidenen Registerführung in Garsten maßgeblichen Ä b t e 2 6 5 Friedrich I. ( 1 2 6 1 / 6 2 - 1 2 8 1 ) u n d Ulrich III. W i d m e r ( 1 2 9 4 - 1 3 1 7 ) durch wirtschaftliche Anstrengungen gekennzeichnet s i n d 2 6 6 . D e r umsichtige Abt Friedrich I. hat in schwierigen Zeiten für die Verwaltung des weit verstreuten Klosterbesitzes eine A m terorganisation geschaffen, die allerdings noch nicht die seit d e m A u s g a n g des Mittelalters bekannte A u s f o r m u n g hatte 2 6 7 . O b er auch ein erstes G e s a m t u r b a r seines Klosters anlegen ließ, wie K o n r a d S c h i f f m a n n a n g e n o m m e n h a t 2 6 8 , sei dahin gestellt. Unter Abt Ulrich III. erfuhr das Kloster Garsten eine allgemeine Konsolidierung.
2 6 5 WILD, Beiträge 6: „Daraus resultiert die grundsätzliche Feststellung, daß in der Regel die Registerftihrung keine fest verwurzelte Einrichtung war, sondern daß die Erfassung des Auslaufs stärkstens von der persönlichen Initiative des einzelnen Abtes abhing". 2 6 6 Über die beiden Äbte siehe HUBER, Garsten 512-514; DERS., Beiträge 175-179, 184f. 2 6 7 In seinen Urkunden sind Amtleute (officiates) in Perwend bei Wels (Regesten Nr. 2 = 10, 13 = 27, 19), in Aiglern im Ennstal (Regesten Nr. 12 = 25, 26) und in Weikersdorf am Steinfeld in Niederösterreich (Regesten Nr. 15 = 29) bezeugt. Uber die späteren Verwaltungsbezirke siehe SCHIFFMANN, Stiftsurbare 3f.; HUBER, Garsten 529; DERS., Beiträge 178f. 268
SCHIFFMANN, S t i f t s u r b a r e 4 ; v g l . d a z u HUBER, G a r s t e n 5 2 9 .
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III. Zusammenfassung Wenn wir im Folgenden eine Zwischenbilanz unserer Untersuchungen ziehen, soll dabei auch versucht werden, die Ergebnisse in größere Zusammenhänge einzuordnen. In jedem Fall ist von zwei Tatsachen auszugehen. Zum einen, dass die Handschrift Α aus drei verschiedenen, auch umfangmäßig ungleichen Teilen besteht: einem Kopialbuch, das 19 Abschriften von Urkunden vom Anfang des 12. Jahrhunderts bis um 1186 enthält (fol. l r r o t - l 4 r = l4 r rot), einem Traditionsbuch mit über 200 Notizen aus der Epoche der steirischen Otakare, in der Hauptsache von Markgraf Otakar II. (um 1086— 1122) bis Markgraf/Herzog Otakar IV. (1164-1192) (fol. 14V = l4 v rot-54 v ), und einem Auslaufregister mit rund 30 Urkundenabschriften aus der Zeit von 1264 bzw. 1277 bis 1333 (fol. 55 v rot-59 v = 60 v rot). Die zweite grundlegende Erkenntnis ist, dass der umfangreiche, den Kopialbuch-Teil und den Großteil des Traditionsbuches umfassende Grundstock dieser Handschrift unter dem angesehenen, in wirtschaftlichen Angelegenheiten besonders rührigen Abt Markward 1.(1182-1195) 1 nach 1186 und vor 1190 von einem Schreiber in einem Zug geschrieben worden ist. Danach haben 14 Schreiber, unter denen sich möglicherweise sogar Markward I. selbst befunden hat, bis gegen Ende der Amtszeit dieses Abtes weitere Notizen und eine Urkunde vielleicht protokollarisch, aber jedenfalls zeitnah eingetragen. Schriftbefund und kodikologische Untersuchung haben allerdings gezeigt, dass der von Schreiber 1 stammende Hauptteil der Handschrift (fol. l r rot-49 v ) von Anfang an nicht bloß als Sammlung der Garstener Traditionsnotizen geplant war, sondern auch die Abschriften aller zur Zeit der Anlage im Kloster vorhandenen Urkunden bzw. Dokumente enthalten sollte. Diese Verbindung von Kopialund Traditionsbuch darf man nicht außer Acht lassen, wenn man vom (erhaltenen) Garstener Traditionskodex spricht. Wie ist diese Eigenart der Handschrift Α zu erklären? Was zuvorderst auffällt, ist ihr schlichtes Erscheinungsbild. Sie weist keine Miniaturen und kaum Ausschmückungen auf; eigentlich nur größere Anfangsbuchstaben der einzelnen Urkunden und Notizen in derselben braunen Tinte, die auch für den Text verwendet worden ist. Dem Geschmack der Zeit entsprechend sind diese Initialen im spätmittelalterlichen Register-Teil des Kodex etwas stärker verziert. Im Gesamten hat es also den Anschein, als ob die Handschrift eher einem praktisch-pragmatischen Zweck dienen sollte2. Dieser dürfte über die Funktion des Bewahrens, die man nicht nur als Topos von Geschriebenem erwartet hat 3 , hinaus in erster Linie in dem „rechtlichen Grundzweck" zu suchen sein, „der auf Erhalt und Sicherung des Kirchenbesitzes ausgerichtet war" 4 . Diese rechtssichernde Funktion kommt im Kopialbuch-Teil des Kodex augenscheinlich darin zum Ausdruck, dass die Eschatokolle des Diploms König Konrads III. von 1142 mit Monogramm und Beizeichen sowie des Privilegs Papst Alexanders III. von 1179 mit Rota und Benevalete-Monogramm auch graphisch getreu den originalen Vorlagen wiedergegeben wurden. Diese Nachzeichnungen sollten wahrscheinlich den Abschriften eine höhere Authentizität verschaffen.
1
Ü b e r i h n s i e h e HAIDER, Ä b t e r e i h e 324F.; HUBER, B e i t r ä g e 1 4 9 - 1 5 3 ; MELZER, G e s c h i c h t e 2 1 - 2 4 .
2
Vgl. dazu den Forschungsstand über die Funktion von Traditionsbüchern bei DIENST, Regionalgeschichte 110f.; MOLITOR, Traditionsbuch 7 2 - 8 7 . 3
D a z u FICHTENAU, A r e n g a
4
MOLITOR, Traditionsbuch 87.
131-136.
Zusammenfassung
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Was vorzugsweise auf den Kopialbuch-Teil zutrifft, gilt aber auch für den Traditionsbuch-Teil 5 , der nicht nur Schenkungen bzw. Zuwendungen an die klösterliche Gemeinschaft von Garsten zum Inhalt hat, sondern ebenso Kauf- und Tauschhandlungen des Klosters. Ungewöhnlich ist die Erlaubnis für einen Ministerialen (domesticus) des Markgrafen Otakar II., ohne Lehensträger des Klosters zu sein, auf Grund und Boden der Garstener Kirche in Engstetten wohnen zu dürfen. Besonders deutlich ist der Aspekt der Rechtssicherung bei Notizen aus der Amtszeit des Abtes Markward I. mit fur Garsten wichtigen rechtlichen Entscheidungen wie der Beilegung eine Streites mit dem Kloster Admont wegen unklarer Besitzgrenzen und der Erklärung des Klostervogtes über seine Rechtsstellung. In einem Fall scheint man aber in Garsten noch einen entscheidenden Schritt weiter gegangen zu sein, indem man ein Rechtsgeschäft zwischen Außenstehenden - eine finanzielle Beteilung des Klosters selbst ist nicht erkennbar — wie eine Tradition an das Kloster behandelte und die betreffende Notiz über die Vergabe eines Hauses in Steyr an den Johanniterorden durch Wezilo von Steyr in das klösterliche Traditionsbuch aufnahm. Das würde bedeuten, dass die beiden ersten Teile der Handschrift A die Funktion eines öffentlichen Buches 6 angenommen haben und das Kloster damit für seine engere Umgebung eine Rolle übernommen hat, die der eines glaubwürdigen Ortes (Locus credibilis) nahe gekommen ist 7 . Dieser Einzelfall könnte zeigen, wie weit sich ein Traditionsbuch grundsätzlich zu entwickeln vermochte. In diesem Rahmen ist nicht zuletzt die Entstehungszeit der Handschrift Α interessant, die wohl kaum zufällig kurz nach dem auch für die steirischen Klöster und Stifte bedeutungsvollen Georgenberger Vertrag von 1186 anzusetzen ist. Die Vermutung liegt nahe, dass Abt Markward I. in der Zeit des bevorstehenden Uberganges der steirischen Herrschaft von den Otakaren zu den Babenbergern im Hinblick auf die ungewisse Zukunft 8 den Grundstock der Handschrift mit den im Kloster vorhandenen Urkunden und Traditionsnotizen anlegen ließ. Auffällig ist dabei, dass man damals nicht daran dachte, die Urkundenabschriften des einleitenden Kopialbuch-Teiles später zu ergänzen - Schreiber 1 ließ nur die untere Hälfte der angefangenen Seite fol. I4 r = l4 r rot frei und setzte schon auf der Rückseite mit den Traditionen fort - , während auf der siebten und letzten Lage nach dem vom selben Hauptschreiber geschriebenen Text auf den Folien 49v—54v genügend Platz blieb, um künftig weitere Traditionsnotizen einzutragen. Daraus darf wohl geschlossen werden, dass man in Garsten in der Handschrift Α in ihrer ursprünglichen Gestalt primär ein Traditionsbuch gesehen hat.
Dazu WANDERWITZ, Traditionsbücher 3 7 1 - 3 7 3 . Über Traditionsbücher als Instrumenta publica siehe WANDERWITZ, Traditionsbücher 377—379; MOLITOR, Traditionsbuch 74f. 7 Nach WILD, Traditionsnotizen 4 8 2 erfüllten die die Niederschrift der Traditionsnotizen „vornehmenden Klöster . . . im Rahmen der Beurkundung die Aufgabe einer offiziellen Beurkundungsstelle". Uber die Funktion ungarischer D o m - und Kollegiatkapitel sowie von Klosterkonventen als Loca credibilia seit dem 13. Jahrhundert siehe ECKHART, Orte 416—462; REDLICH, Privaturkunden 176f. 8 In dieser Hinsicht könnte von Bedeutung sein, dass die zweite Urkunde, das kleine Vorauer Mandat fiir die steirischen Klöster und Stifte, erst etwas später, vielleicht um 1190, ausgestellt worden sein dürfte; dazu SPREITZHOFER, Georgenberger Handfeste 20f., 47, 73f., 80, 82. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass auch das Kloster Admont sein Salbuch IV in den Jahren 1 1 8 7 - 1 1 9 0 angelegt hat, eine inhaltlich und umfangmäßig erweiterte Fassung des Salbuches II; dazu HAUSMANN, Salbücher 160; DERS., Vogtei 1 1 6 - 1 1 9 . 5
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Das erhaltene Traditionsbuch A
Die Verbindung von Traditionsbuch und Kopialbuch ist im hohen Mittelalter auch aus anderen Klöstern und Stiften in unterschiedlicher Zusammensetzung bekannt 9 . Garsten könnte die Anregung dazu aus dem obersteirischen Reformkloster Admont empfangen haben, unter dessen Einfluss es spätestens seit Abt Konrad I. (vor 1175?1182), der aus Admont berufen worden sein dürfte, gestanden ist 10 . Das dortige Salbuch II, das ungefähr zwischen 1175 und 1185 angefertigt wurde, begann ebenfalls mit Urkundenabschriften, an der Spitze Privilegien der Päpste Paschal II., Innocenz II. und Lucius II., mit denen das Kloster Besitz und Rechte bestätigt und den päpstlichen Schutz verliehen bekommen hatte 11 . Die Traditionsnotizen waren jedoch im Gegensatz zu Garsten, wo eine im Wesentlichen chronologische Ordnung herrscht, nach Landschaften geordnet. Die in Garsten an den Anfang des Traditionskodex gestellten Abschriften von Urkunden bzw. Schriftstücken dürften allerdings eine besondere Funktion gehabt haben, auf die Heide Dienst nachdrücklich hingewiesen hat und die auch von Alexander Hecht an verschiedenen Beispielen aufgezeigt worden ist 12 . Wie Dienst feststellte, nehmen nämlich Traditionsbücher immer am Beginn in unterschiedlicher Weise auf den Klostergründer bzw. auf den Gründungsvorgang Bezug 13 . Das konnte eine Zeichnung sein, „häufiger hingegen wurde eine verbale Gründungsgeschichte den Traditionen vorangestellt, manchmal auch nur eine kurze Narratio oder die Gründungsurkunde(n). Mitunter veranschaulicht allein die Anordnung der ersten Traditionen — der Traditionen des Stifters — den Gründungsvorgang" 1 4 . In Garsten wollte man anscheinend ähnlich wie in Admont und Reichersberg den Nutzen eines die ältesten Urkunden bzw. Unterlagen des Klosters enthaltenden Kopialbuches mit einer Art Dokumentation seiner Frühgeschichte verbinden. Es dürfte kein Zufall sein, dass sie mit Abschriften jener Petitionen an den Papst beginnt, die zur Zeit des Abtes Konrad I. dazu verholfen hatten, die Rechte des Klosters an seinen beiden ältesten Pfarrkirchen Garsten und Gaflenz zu sichern, und in denen die Anfänge der Kirche und der geistlichen Gemeinschaft in Garsten so geschildert worden waren, wie sie den Interessen des Klosters in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entsprochen haben 15 . Dieser erste Teil der Handschrift A, dessen inhaltliche Strukturierung aufgezeigt werden konnte, kann somit über den rechtlichen Anspruch hinaus 16 auch als die bei Traditionsbüchern übliche Einleitung gesehen werden. Das Kloster hat ja in den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts mit der Vita des ersten Abtes Berthold bereits über eine ausführliche Darstellung seiner Anfänge verfügt, die allerdings, wie wir heute wissen 17 , ebenfalls nicht ganz den Tatsachen entspricht.
9 Z u nennen sind Admont, Reichersberg, Neustift bei Freising und Scheyern; FICHTENAU, Urkundenwesen 202, 230; HECHT, Überlegungen 9 9 - 1 0 5 ; BUSLEY, Neustift 1 4 * - 1 6 * , 25*f.; WILD, Beiträge 22, 106f.; WANDERWITZ, Traditionsbücher 372f. 1 0 HAIDER, Äbtereihe 3 1 5 - 3 2 3 ; NASCHENWENG, Admont 76ff., bes. 81; ZAUNER, Gleink 126. 11 HAUSMANN, Salbücher 159, 161 f.; zum Begriff Salbuch siehe W\NDERWITZ, Traditionsbücher 367f. Anm. 48. 1 2 HECHT, Überlegungen 9 9 - 1 0 5 ; siehe dazu auch WANDERWITZ, Traditionsbücher 3 7 0 - 3 7 2 . 1 3 DIENST, Regionalgeschichte 115, dazu auch die Beispiele 1 1 9 - 1 2 5 .
14 E b d 15 16 17
'
Die Einzelheiten bei HAIDER, Anfänge 3 1 7 - 3 2 0 , 327f.; DERS., Äbtereihe 3 1 6 - 3 2 0 . WANDERWITZ, Traditionsbücher 371f., 378. Edition bei LENZENWEGER, Berthold; dazu HAIDER, Anfänge 3 1 2 f „ 3 2 6 - 3 2 9 .
Zusammenfassung
91
Der in einem Zug geschriebene Grundstock des erhaltenen Traditionskodex wurde wie erwähnt von einer Reihe von Schreibern bis um 1195 aktuell fortgeführt. Die Notizen und damit das Traditionsbuch enden auf der mit zwei Zeilen über die Bleistift-Liniierung hinaus zur Gänze beschriebenen letzten Seite von Lage VII (fol. 54 v ) — auf den Verlust weiterer Blätter oder Lagen deutet nichts hin. Die noch nicht mit einem festen Einband versehene Handschrift hat danach im Kloster Garsten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts neues Interesse auf sich gezogen: Unter Abt Friedrich I. ( 1 2 6 1 / 6 2 - 1 2 8 1 ) hat man im Zuge erster Ansätze zu einer klösterlichen Registerführung auf den Rändern verschiedener Seiten Abschriften von vier (fünf?) Geschäftsurkunden dieses Abtes eingetragen. Dass man dafür gerade diese Handschrift ausgewählt hat, beweist eine Wertschätzung, die sehr wahrscheinlich auf dem rechtssichernden Effekt gegründet haben dürfte, der mit der Sammlung der ältesten urkundlichen Aufzeichnungen des Klosters verbunden war 1 8 . Nachdem um die Wende zum 14. Jahrhundert unter Abt Ulrich III. Widmer der Schritt zu einem eigenen, allerdings sehr unvollständigen und nur aus drei Folien (zwei Doppelblättern und einem Einzelblatt) bestehenden Urkundenregister getan worden war, hat man dieses bald den sieben Lagen des alten Traditionsbuches als neue achte Lage angeschlossen. Die drei Registerblätter sind bis 1333 mit sehr sporadischen Eintragungen von verschiedenen Händen weitergeführt und zum Teil auch durch Streichungen aktualisiert worden. Diese Kombination von Kopialbuch, Traditionsbuch und Register in einer Handschrift ist nicht ungewöhnlich; man kennt sie mit Variationen in der Abfolge auch aus bayerischen Klöstern und Stiften 1 9 . Die aus losen Lagen gebildete Handschrift dürfte schon früh die erste Blattzählung mit kleinen arabischen Ziffern aufgewiesen haben. Als die acht Lagen vor 1631 in schwarzes Leder gebunden wurden, hat man den schmalen, wahrscheinlich schon bis dahin zwischen den Register-Blättern einliegenden Pergamentstreifen mit der Einzelabschrift einer Urkunde des Abtes Ulrich III. aus dem Jahr 1306 der Register-Lage VIII vorgebunden. Damals wurde die Handschrift auch auf dem ersten fliegenden Vorsatzblatt mit dem großen Buchstaben Α gekennzeichnet. Da es durch das Beschneiden der Blätter nicht nur zu geringen Textverlusten, sondern auch zu Beeinträchtigung und häufigerem Ausfall der ersten Foliierung gekommen ist, hat man später eine zweite, auch andere Schadstellen korrigierende Blattzählung mit etwas größeren Tintenziffern angebracht. Wann der ältere schwarze Ledereinband durch den heutigen rotbraunen ersetzt worden ist, lässt sich nicht genau bestimmen. Im 19. Jahrhundert käme dafür die Zeit nach der Wiederentdeckung des Garstener Traditionskodex im Linzer Bischofshof 1884 durch Albin Czerny in Betracht 2 0 . Dazu würde auch der auf der Innenseite des Vorderdeckels nach 1852 eingeklebte Zettel mit der kurzen Beschreibung bzw. Inhaltsangabe passen. Konrad Schiffmann, der Leiter des Bischöflichen Archivs, scheint jedenfalls die Handschrift im Jahr 1903 bereits in ihrer heutigen Gestalt mit roter Tinte signiert und foliiert zu haben.
1 8 Vgl. dazu das Beispiel aus Scheyern, wo „die vereinzelten Urkundenabschriften . . . an den Rändern der wichtigsten Handschrift des Klosters eingetragen (wurden), die die Klosterchronik, das Kopialbuch und das mit einem Urbar vermischte Traditionsbuch aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts enthält", WILD, Beiträge 2 2 , 1 0 6 - 1 0 8 ; STEPHAN, Scheyern 17*f.; WANDERWITZ, Traditionsbücher 3 6 9 . 19
WILD, Beiträge 2 2 , 25f., 37f., 43f.,
20
Dazu unten S. 174.
106-108.
Β. Das verschollene Traditionsbuch Β Wie wir im einleitenden Kapitel gesehen haben, gab es neben der Handschrift Α einen zweiten Garstener Traditionskodex. Er ist schon seit geraumer Zeit verschollen, hat jedoch verschiedene Spuren hinterlassen. Durch das Auffinden seines Inhaltsverzeichnisses kann er nun weitgehend rekonstruiert werden.
I. Das Inhaltsverzeichnis Das im Oberösterreichischen Landesarchiv neu entdeckte Inhaltsverzeichnis des zweiten Traditionskodex des Klosters Garsten stammt aus dem so genannten Musealarchiv. Diese heterogene Sammlung von Archivalien hat der 1833 gegründete Verein des vaterländischen Museums für Osterreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg, der spätere Oberösterreichische Musealverein, im Jahr 1914 an das Landesarchiv abgetreten 1 . Hier hat man das Inhaltsverzeichnis zusammen mit anderen Akten dem Provenienzprinzip entsprechend dem Bestand des Stiftsarchivs Garsten angeschlossen. Es ist heute unter der Signatur „Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 320 (Akten aus dem Musealarchiv), Bd. 1 Nr. 1" zu finden. Im betreffenden Archiwerzeichnis F 3b (Stiftsarchiv Garsten, Akten und Handschriften) S. 97 wird es unter den ,Archivalien aus dem Musealarchive, die zu den Stiftsarchiven Garsten und Gleink gehören", als Nr. 1 des 1. Aktenbandes der Schachtel 320 so beschrieben: „Verzeichnis einiger ländlicher Güter etz., die im alten Grundbuch Β eingetragen und mit diesem Eigentumstitel vom Kloster Garsten erworben wurden (Schrift P. Seraphin Kirchmayr) 17. Jhdt.". Das dürfte wohl einigermaßen erklären, warum bisher niemand diesem Hinweis auf der Suche nach dem verschollenen Garstener Traditionskodex nachgegangen ist. Der Oberösterreichische Musealverein war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Organisator und Herausgeber des Urkundenbuches des Landes ob der Enns 2 . Von den Bearbeitern der zeitlich und inhaltlich entsprechenden ersten beiden Bände scheint jedoch keiner das Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β gekannt zu haben. Ebenso wenig ist es in der Folgezeit der jüngeren Forschung bekannt geworden.
1 TRINKS, Bestände 90f.; DERS., Urkundenbuch 6 3 1 - 6 3 3 ; ZIBERMAYR, Landesarchiv 297f.; Haus der Geschichte 229f. Nr. 15. 30. 2 TRINKS, Urkundenbuch 5 8 7 - 6 3 6 .
Β. Das verschollene Traditionsbuch Β Wie wir im einleitenden Kapitel gesehen haben, gab es neben der Handschrift Α einen zweiten Garstener Traditionskodex. Er ist schon seit geraumer Zeit verschollen, hat jedoch verschiedene Spuren hinterlassen. Durch das Auffinden seines Inhaltsverzeichnisses kann er nun weitgehend rekonstruiert werden.
I. Das Inhaltsverzeichnis Das im Oberösterreichischen Landesarchiv neu entdeckte Inhaltsverzeichnis des zweiten Traditionskodex des Klosters Garsten stammt aus dem so genannten Musealarchiv. Diese heterogene Sammlung von Archivalien hat der 1833 gegründete Verein des vaterländischen Museums für Osterreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg, der spätere Oberösterreichische Musealverein, im Jahr 1914 an das Landesarchiv abgetreten 1 . Hier hat man das Inhaltsverzeichnis zusammen mit anderen Akten dem Provenienzprinzip entsprechend dem Bestand des Stiftsarchivs Garsten angeschlossen. Es ist heute unter der Signatur „Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 320 (Akten aus dem Musealarchiv), Bd. 1 Nr. 1" zu finden. Im betreffenden Archiwerzeichnis F 3b (Stiftsarchiv Garsten, Akten und Handschriften) S. 97 wird es unter den ,Archivalien aus dem Musealarchive, die zu den Stiftsarchiven Garsten und Gleink gehören", als Nr. 1 des 1. Aktenbandes der Schachtel 320 so beschrieben: „Verzeichnis einiger ländlicher Güter etz., die im alten Grundbuch Β eingetragen und mit diesem Eigentumstitel vom Kloster Garsten erworben wurden (Schrift P. Seraphin Kirchmayr) 17. Jhdt.". Das dürfte wohl einigermaßen erklären, warum bisher niemand diesem Hinweis auf der Suche nach dem verschollenen Garstener Traditionskodex nachgegangen ist. Der Oberösterreichische Musealverein war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Organisator und Herausgeber des Urkundenbuches des Landes ob der Enns 2 . Von den Bearbeitern der zeitlich und inhaltlich entsprechenden ersten beiden Bände scheint jedoch keiner das Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β gekannt zu haben. Ebenso wenig ist es in der Folgezeit der jüngeren Forschung bekannt geworden.
1 TRINKS, Bestände 90f.; DERS., Urkundenbuch 6 3 1 - 6 3 3 ; ZIBERMAYR, Landesarchiv 297f.; Haus der Geschichte 229f. Nr. 15. 30. 2 TRINKS, Urkundenbuch 5 8 7 - 6 3 6 .
Das Inhaltsverzeichnis
93
1. Äußere Beschreibung Das Verzeichnis trägt unter einem kleinen, offensichtlich nachträglich eingefügten Kreuz, von dem nicht klar ist, ob es als symbolisches Invokationszeichen3 oder nur als Verweiszeichen fungieren sollte, die Uberschrift Annotatio quorundam praediorum et similium bonorum in vetusto fundationum libro litera B. signato comprehensorum, quo titulo et a quibus ea monasterium Garstense acquisierit. Damit besteht kein Zweifel, dass dieses Verzeichnis identisch ist mit jenem Indice deren Gütter und Underthanen, so darin begriffen und zum Gottshaus alhero gegeben worden, der dem von Seraphin Kirchmayr in seinem Archiwerzeichnis von 1631 als Nr. 57 beschriebenen dergleichen alt und auff Pergame geschribne(n) Stifftbuch, eben dem Traditionsbuch B, beigelegt war 4 , zumal es sich bei der vorhergehenden Nr. 56 (Ein uraltes, auff Pergame geschribnes Stifftbuch in quarto, in schwarz Leder eingebunden, darinen ...) mit Sicherheit um den bis heute erhaltenen Garstener Traditionskodex handelt, der auf dem ersten fliegenden Vorsatzblatt mit einem großen Buchstaben Α gekennzeichnet ist5. Entgegen der Angabe im Verzeichnis des Stiftsarchivs Garsten im Oberösterreichischen Landesarchiv (F 3b) stammt aber das Inhaltsverzeichnis des Traditionskodex Β nicht von der Hand Kirchmayrs, der wohl in diesem Fall auch keine so stark von der Uberschrift abweichende Beschreibung des Index geboten hätte. Dementsprechend muss dieser etwas älter sein, also vor 1631 bzw. vor Kirchmayrs Archiwerzeichnis entstanden sein. Der Index besteht aus drei Papier-Doppelblättern, die durch Holländer-Heftung mit einer Schnur zu einer Lage zusammengefügt sind. Die einzelnen Blätter sind ca. 31,5 cm hoch und schwanken in der Breite zwischen 19,7 und 21 cm. Sie waren ursprünglich nicht foliiert; die Blattzählung mit Bleistift wurde vom Verfasser der vorliegenden Studien angebracht. Die Folien 1, 4 und 5 zeigen in der Mitte als Wasserzeichen einen doppelköpfigen Adler unter einer Krone. Die Papierblätter sind im Allgemeinen gut erhalten. Beschädigungen mit ganz geringen Beeinträchtigungen des Textes weisen sie vor allem an den linken und rechten Außenrändern, an den Innenrändern durch ein paar kleine Löcher in Folge von Wurmfrass sowie durch kleine braune Wasserschäden auf fol. 5 und durch einen großen braunen, von Wassereinwirkung herrührenden Fleck auf der oberen Hälfte von fol. 6 auf. Die rechte untere Ecke dieses letzten Blattes ist ausgerissen. Alle Blätter zeigen deutliche Spuren davon, dass die ganze Lage früher in der Mitte horizontal zusammengefaltet war, so dass fol. 1 geschützt innen und das letzte fol. 6 als Deckblatt außen zu liegen kamen. In diesem auf die Hälfte des hochrechteckigen Formats gefalteten Zustand ist die Lage so mit Wasser in Kontakt gekommen, dass auf einer Hälfte von fol. 6 der erwähnte große braune Fleck zurückgeblieben ist. Auf der eingeschlagenen Außenseite dieses Deckblattes findet sich im unteren Teil des braunen Fleckes der mit Tinte geschriebene Majuskel-Buchstabe B. Weitere Ver3
V g l . d a z u EISENLOHR, I n v o k a t i o n s - u n d S u b s k r i p t i o n s z e i c h e n 1 6 7 - 2 6 2 , b e s . 1 7 5 , 1 8 3 - 1 8 5 ; D I E -
DERICH, Bedeutung 157-166, bes. 1 6 1 - 1 6 5 . - Bemerkenswerterweise ist auch auf dem Titelblatt der Abteilung Α von Seraphin Kirchmayrs Archiwerzeichnis (KIRCHMAYR, Regesten fol. l r ) dem über dem Titel stehenden Großbuchstaben Α über dem gebrochenen Mittelbalken ein kleines Kreuz eingeschrieben, anscheinend aber mit dunklerer Tinte (nachgetragen?). 4 KIRCHMAYR, Regesten fol. 15V, siehe dazu oben S. 25. 5 O b e n S. 29 u n d 91 sowie unten S. 179 Abb. 1.
94
Das verschollene Traditionsbuch Β
merke sind im zum Lesen aufgeschlagenen Zustand am Unterrand von fol. l r auszumachen: links ursprünglich mit Bleistift, dann aber mit schwarzer Tinte nachgezogen 148
und in der Mitte mit Bleistift Garsten - Gleink Bd. 1 No. 1.
Das Inhaltsverzeichnis ist von mehreren Schreibern angelegt worden. Die erste Hand schrieb mit breiter Feder und brauner Tinte die ersten drei Seiten (fol. l r -2 r ), die zweite Hand mit schmälerer Feder und hellerer Tinte das ganze fol. 2V und mehr als die Hälfte von fol. 3 r (bis einschließlich Luitoldus praepositus Wilhalbmspurgensis mancipia quaedam cum Monasterio commutavit. f . 15• p. 1.), die dritte Hand mit dunklerer Tinte den Rest von fol. 3 r sowie fol. 3V, fol. 4 r und fol. 4V mit Ausnahme der letzten Zeile. Mit dieser (Ottakar marchio donavit Eberhard etposteros ipsius ut mancipia. f . 32.) beginnt der kurze, nur fünf Traditionen umfassende Abschnitt, den die vierte Hand mit dünner Feder und hellerer Tinte geschrieben hat. Der Rest des Verzeichnisses ab Fridericus de Kesseling donavit decimas suas in Hageling Hadershouae sitas. fol. 50. p. 2. bis zum Ende auf fol. 5V stammt von einer fünften Hand, die gleichfalls eine helle Tinte verwendet hat. Die Schreiber haben in Entsprechung zum Text zwischen der lateinischen und der deutschen Schrift gewechselt, wobei es auch zu Mischformen gekommen ist. Die Schriftformen lassen sich dem 17. Jahrhundert zuordnen. Was die formale Gestaltung betrifft, haben sich alle folgenden Schreiber an die Vorgaben des ersten Schreibers gehalten. Jede Seite bietet links eine Kolumne mit den Namen der Tradenten bzw. mit Angaben über die Erwerbsart und rechts eine Kolumne mit den erworbenen Gütern und Personen sowie den Angaben von Blatt und Seite, auf denen die jeweilige Traditionsnotiz im Traditionsbuch Β eingetragen war. Zwischen diesen beiden Spalten sind die Schenkungen und Ubereignungen durch Klammern mit dem Wort donavit bzw. einmal dedit zusammengefasst, wie das auch in der anschließenden Edition wiedergegeben wird. Ausnahmen bilden nur der ebenfalls mit einer Klammer versehene Gütertausch des Klosters mit Marquardus Stacus auf fol. 2V und die beiden letzten Traditionen auf fol. 5V, die ohne Verbindung mit Klammer und erläuterndem Verbum geblieben sind. Auffälligerweise haben Schreiber 3 auf fol. 4 r die untere Klammer und Schreiber 4 auf fol. 4V die über die ganze Seite reichende Klammer seitenverkehrt angebracht. Fol. 5 r ist fälschlich auch der Kauf der ersten Zeile mit einbezogen. 2. Analyse des Inhalts Unser Inhaltsverzeichnis liefert interessante Erkenntnisse. Besondere Bedeutung erhält es dadurch, dass sich mit Hilfe seiner genauen Angaben der verschollene Garstener Traditionskodex Β weitgehend rekonstruieren lässt. Das setzt allerdings eine eingehende inhaltliche Analyse des Index voraus, die mit dem naheliegenden Vergleich mit dem erhaltenen und edierten Traditionskodex Α beginnen muss. Dieser Vergleich zeigt generell folgende Sachverhalte6: 1) Das Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β weist zum Großteil solche Traditionen aus, die auch in der Handschrift A überliefert sind. 2) Die Reihung der Traditionen ist über längere Abschnitte hinweg dieselbe wie in der Handschrift A, die dadurch gebildeten Blöcke sprengen aber die aus A bekannte Ordnung. 3) Rund ein Fünftel der in Handschrift Α enthaltenen Traditionen 6
Siehe dazu unten S. 104—114 die Edition des Inhaltsverzeichnisses.
Das Inhaltsverzeichnis
95
fehlt im Inhaltsverzeichnis der Handschrift B7. 4) Das Inhaltsverzeichnis von Β bietet inmitten der aus Α bekannten Traditionen drei neue Notizen 8 und von der vorletzten Zeile auf fol. 4 y (dominus Ojfo de Offenberg donavitpraedium quoddam Michldorff. f . 31. p. 2.) bis zum Ende lauter neue Notizen. 5) Von diesen nicht in Handschrift Α überlieferten Traditionen hat Franz Kurz vier ediert, die er somit erwiesenermaßen dem Traditionsbuch Β entnommen haben muss 9 . 6) Darüber hinaus werden in der alten Edition von Kurz neun weitere Notizen gedruckt, die weder im Traditionskodex Α noch im Inhaltsverzeichnis von Β vorkommen 10 . Da er sie aber nur aus dem Traditionskodex Β gekannt haben kann, folgt daraus, dass unser Inhaltsverzeichnis dieser Handschrift nicht vollständig ist. Und in der Tat gibt sich bei der genauen seitenweisen Beschreibung des Inhalts von Β eine große Lücke zu erkennen, indem der Schreiber 4, der nur fünf Traditionen verzeichnet hat, auf fol. 5r des Index nach f(ol.) 31 p(ag.) 2 seiner Vorlage ohne in der Schrift erkennbare Unterbrechung mit f(ol.) 50 p(ag.) Iff. fortgesetzt hat 11 . Das heißt, dass den Schreibern des Index seinerzeit nur die Folien 1 - 3 2 und 50-57 der Handschrift Β vorgelegen sind. Von diesen beiden Teilen enthält der erste in der Hauptsache solche Traditionen, die auch in der Handschrift Α überliefert sind, während der zweite neue, in Α nicht aufscheinende Traditionen umfasst. Was den ersten Teil betrifft, wurde bereits darauf hingewiesen, dass die im Wesentlichen chronologische Reihenfolge der Traditionsnotizen des Kodex Α im Inhaltsverzeichnis von Β und damit auch in der Handschrift Β blockweise gestört erscheint. Diese einzelnen Blöcke werden gemäß der Nummerierung der Edition der Handschrift Α im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns gebildet von den Nummern 2 1 62, 169 bzw. 168 12 -191, 99-161, 193-195 und 64-96 1 3 . Die Ursache für diese Störung ist nicht schwer zu finden, sie kann nur in einer Vertauschung der ungebundenen Lagen begründet sein. Geht man davon aus, so zeichnet sich die Rekonstruktion des ersten Teiles des Traditionskodex Β deutlich ab. Er enthielt nach Aussage des Index mit 40 Auslassungen die aus dem Traditionskodex Α bekannten Traditionen Nr. 20 (im Inhaltsverzeichnis auf fol. 2V = f. 13. p. 1. in B) bzw. Nr. 21—195, somit Schenkungen, Ubereignungen und Erwerbungen aus der Zeit von Markgraf Otakar II. bis in die Anfänge der Herzogszeit Otakars IV., im Wesentlichen also aus dem 12. Jahrhundert 14 . Nun
7 Es fehlen UBLOE 1, Nr. 33, 40, 48, 51, 57, 63, 66, 75, 76, 89, 97, 98, 113, 120, 125, 129-132, 140, 142-144, 148, 149, 155, 157, 162-167, 176, 183-186, 188, 192, also insgesamt 40 Notizen. 8 Gebhardus comes de Purkhausen donavit tria mancipia ob censum 5 denariorum. f . 5. p. 1. (fol. l v ); Gundaker donavit praedium suum Freundsperg. f . 23. p. 1. (fol. 4 r ); plebanus de Alberstetten Duringus nomine frater Alberonis de Polhaim iionavit duas vineas et agrum, quo vineae coluntur, apud Hungraben vel Herdinsgraben. Ibidem (= f. 30. p. 1.). (fol. 4V). 9 KURZ, Beyträge 488f. Nr. 18, 489 Nr. 19 (beide aus „dem Codice traditionum", wie er S. 484 angibt), 531 f. Nr. 58, 532f. Nr. 59 (beide „aus den zwey Quartbänden, die ich vor mir habe", des Urkundenbuchs, wie er S. 522f. und 531 angibt). 10 KÜRZ, Beyträge 474 Nr. 3 (Ex codice traditionum), 526f. Nr. 47, 527 Nr. 48, 529 Nr. 52, 529 Nr. 53, 529f. Nr. 54, 530 Nr. 55, 530 Nr. 56, 534f. Nr. 62 (alle „aus den zwey Quartbänden, die ich vor mir habe", des Urkundenbuchs, wie er S. 522f. und 531 angibt). 11 Über die gestörte Abfolge der Seiten von Β (f. 31. p. 2, f. 32, f. 31. p. 2) im Inhaltsverzeichnis fol. 4 7 5 ' siehe unten S. 99, 118, 144f. und 148. 12 Siehe dazu unten S. 151f. 13 Siehe dazu unten S. 104-114 die Edition des Inhaltsverzeichnisses und S. 117f. 14 Siehe dazu die zeitliche Aufschlüsselung der Traditionen von Α oben S. 59.
96
Das verschollene Traditionsbuch Β
könnte dieser Teil der Handschrift zwar tatsächlich mit der Notiz A Nr. 195 geendet haben; die Wahrscheinlichkeit ist aber um einiges größer, dass die Parallelüberlieferung in Wirklichkeit ebenso wie der vom Schreiber 1 stammende Grundstock der Handschrift Α bis zur Notiz A Nr. 205 gereicht hat und damit bis in die Zeit kurz vor 1190 15 . Die weitgehende inhaltliche Ubereinstimmung zwischen dem erhaltenen Traditionskodex (A) und dem überlieferten Inhaltsverzeichnis von Β ist bereits früher einem unbekannten Bearbeiter aufgefallen. Er hat - der Zeitpunkt lässt sich nicht feststellen bei den meisten jener Eintragungen des Index, deren Notizen auch in Handschrift A verzeichnet sind, in der linken Kolumne mit den Tradentennamen mit Bleistift das lateinische Zahladverb bis (zweimal) hinzugefügt, im Falle der Schenkung eines Weingartens in Herzogenburg durch Markgraf Leopold IV. von Österreich (A Nr. 20) sogar mit Angabe des betreffenden Folios der Handschrift A (bis fol. 14 A)16. Auffälligerweise hat er aber damit erst auf fol. 2r, beginnend mit dem zweiten Traditionen-Block (f. 9. p. 1. der Handschrift B), angefangen, dann jedoch den Vermerk konsequent bis gegen Ende von fol. 4V (f. 30. p. 2. der Handschrift B) bei allen Namen angebracht 17 mit Ausnahme der neuen Gundaker (fol. 4 r ), During von Abstetten (Alberstetten) und Offo von Offenberg (fol. 4V), die durch einen Strich hervorgehoben sind. Dass diese Bleistiftanmerkungen bei den Inhaltsangaben des ersten Traditionen-Blockes der Handschrift Β (fol. 1-8) fehlen, dürfte damit zu erklären sein, dass der unbekannte Bearbeiter erst nachdem er die blockweise Störung der Ordnung gegenüber Handschrift Α bemerkt hatte, mit seinem Vermerk auf diese Abweichung aufmerksam machen wollte. Nur auf fol. 4, und zwar einmal fol. 4 r und sechsmal fol. 4V, hat wohl dieselbe Hand ebenfalls mit Bleistift noch vor dem Wörtchen bis eine andere Kommentierung in gekürzter Form (deest?) angebracht 18 . Derselbe Unbekannte hat auch eine inhaltliche Korrektur vorgenommen, indem er bei dem (falschen) Tradentennamen Marquardus de Busenwang mit Bleistift den gegenüber Α etwas abweichenden Namen Reginherus (aus B) übergeschrieben hat (fol. 2V = f. 12. p. 1. in B)19. Keine Erklärung konnte für die auf allen Seiten bei manchen Eintragungen vor den tradierten Gütern ebenfalls mit Bleistift gesetzten Haken gefunden werden. Schließlich hat eine weitere Hand auf fol. 2 r die Wörter Capellam in Hasibach (= f. 9. p. 1. in B) und iuxta Hasibach (= f. 10. p. 1. in B) mit kräftigen Bleistiftunterstreichungen hervorgehoben. Von besonderem Interesse sind jene Stellen, an denen die Eintragungen im Inhaltsverzeichnis von Β vom parallelen Text der Notizen in Α abweichen. Dazu konnte es auf verschiedene Weise kommen. So haben die Schreiber des Index die alten Ortsnamenformen, die sie im mittelalterlichen Traditionsbuch Β vorgefunden haben, neuzeitlich modernisiert 20 , was zweifellos mitunter eine Interpretation bedeutet hat, die nicht immer
15 Möglicherweise hat aber auch in diesem Abschnitt die eine oder die andere N u m m e r im Vergleich zur Handschrift Α gefehlt, ist also mit weniger als zehn zusätzlichen Notizen zu rechnen. 16 Index fol. Τ (f. 13. p. 1 in B). 17 Beim Tradentennamen Bertholdus de Gleinkh (fol. 2' = f. 9. p. 1. in B) zeigt sich eine Verunsicherung des unbekannten Bearbeiters, weil er den ersten Bleistiftvermerk bis wieder durchgestrichen, dann aber denselben nochmals hinzugesetzt hat. 18 Ad f. 24. p. 2.; f. 28. p. 2.; f. 29. p. 1 und 2.; f. 30. p. 2. 19 Vgl. dazu UBLOE 1, 178 Nr. 187 (mit Namen Reginhardus), und unten S. 97 über den falschen Namen des Tradenten von Pieselwang. 20 Einige Beispiele im Vergleich von Α und Index: Birchäh / Pirchach, Graivarung I Grawarn, Grauindorf! Grafendorff, Ruthe! Reut, Curinberc / Kirnberg, Spercstein / Sperkstetten, Vustrice I Veistriz, Wolf-
Das Inhaltsverzeichnis
97
richtig sein muss. In e i n i g e n Fällen haben sie selbst auf andere tatsächliche oder m ö g l i che N a m e n bzw. N a m e n s f o r m e n h i n g e w i e s e n 2 1 . W i e hier ein Fehler m ö g l i c h war 2 2 , hab e n sich vereinzelt auch o f f e n k u n d i g falsche Schreibweisen v o n O r t s n a m e n eingeschlic h e n 2 3 . Ebenso w e n i g k ö n n e n Lesefehler ausgeschlossen werden. Für die B e s t i m m u n g der O r t s n a m e n in der k ü n f t i g e n N e u e d i t i o n der Garstener Traditionsbücher wird es jedenfalls erforderlich sein, beide Uberlieferungen, d. h. d e n erhaltenen Traditionskodex Α u n d das Inhaltsverzeichnis der Handschrift B, kritisch heranzuziehen. Bei d e n Person e n n a m e n ist es in Einzelfällen ebenfalls zu Verschreibungen g e k o m m e n 2 4 . Schwerer w i e g e n j e d o c h die U n g e n a u i g k e i t e n u n d Versehen, die d e n Schreibern des Inhaltsverzeichnisses unterlaufen sind. So begegnet Arnhalmus, terio conversatur
qui nobiscum
(A Nr. 3 4 , U B L O E 1, 138) i m Index als Arnhelmus
hic
in
monas-
monachus
(fol. Γ = f. 4. p. 1. in B); w ä h r e n d nach der H a n d s c h r i f t A (Nr. 3 8 , U B L O E 1, 1 3 9 richtig locum) das Kloster lacum molendino Index molendinum
iuxta Trunam
B); aus Berngerus de ministerialibus Peringerus
aptum
fluvium
apud
Trunam fluvium gekauft hat, ist im
G e g e n s t a n d des Kaufes (fol. l v = f. 4. p. 2. in
marchionis
(A Nr. 53, U B L O E 1, 143) ist i m Index
nobilis g e w o r d e n (fol. 2 r = f. 7. p. 1. in B), aus Dietmar
Nr. 9 9 , U B L O E 1, 1 5 5 ) Dietmarus
de Grazzin
id est Grazzin
(A
(fol. 2 V = f. 13. p. 1. in B); statt des
Markgrafen Otakar II. ( A N r . 2 1 a ) 2 5 wurde der Petent Herrand (fol. Γ = f. 1. p. 1. in B), statt Reginhard v o n Pieselwang (A Nr. 1 8 7 ) 2 6 wurde dessen Bruder u n d S a l m a n n Markward (fol. 2 V = f. 12. p. 1. in B) s o w i e statt des Bruders des v o r g e n a n n t e n Herimannus Nr. 1 1 5 ) 2 7 wurde Hermannus
(A
nobilis (fol. 3 r = f. 15. p. 2. in B) z u m Tradenten gemacht.
pernberch / Wolfpinperg, Büch / Puch, Willihalmisburch / Wilhalbmspurg, Suarzinberc / Schwarzenberg, Niwenburc /Neuburgi, Catsalaren / KetschLirn, WiggerstorfΊ Weikherstorff, Otinsdorfl Ottstorff, Winchel / Niderwinkhl(so schon in der Abschrift der Urkunde Heinrichs II. von Österreich von 1171 inAvomEndedes 12. Jahrhunderts, BUB 1,55 Nr. 40undobenS. 49Nr. 16), Brunnaren / Prunnern, Richeneich / Richenach, Suarcenbach et Büchenbach ISchwarzenbach et Hofgarinspach (vgl. dazu die wahrscheinlich zwischen 1265 und 1274 gefälschte Urkunde Herzog Leopolds V. von Österreich und Steiermark von angeblich 1177 in BUB 1, 70 Nr. 52: infra Swerzenpach et Puchenpach), RvceleniiorflRuzelstorff, Wolfarin I Wolfarn, Engenstetin /Engestetten, Adimunti / Admont, Ramesowe I Rambsau, Hilteprehtingin / Hilprechtingen, Emilingin I Emeling, Wicherisdorfl Wickhendorjf, Chubilizi IKübliz, Wahovve I Wachau, Danbach / Tanberg, Hönberc / Hohenberg, Chimperge IJehenberg, Liumtingen ILeuntingen, Zeteisdorfl Zezeistorjf, Liumetingen I Leumtingen, Rubinic /Rauming, Winchilarin / Winkhlarn, Bvchingin / Pukhingen, Bercwiniden I Perwinden, Webe / Wels, Ozzindorf! Kozdorff, Hurla I Url, Cheselern / Kechslem, Salchinberge I Salchenberg, Tatarin / Talarn, Sasarisdorfl Salarstorjf, Ozindorf / Ozstorjf.- Auffalligerweise hat der betreffende Schreiber die alte Namensform Herzogbund(Herzogenpunde'm A) belassen und nicht als Herzogenburg gedeutet. Dies tat erst nachträglich eine andere Hand, siehe dazu unten S. 108 in der Edition des Inhaltsverzeichnisses. 21 Heggilheim (vel Hegling), Zuchaha (sive Zaucha), Ziduinsperge (sive Zu den Winden), Harthaim (oder Horchaim), Veistriz in Carinthia (hoc tempore in Styria), Ruthe (Retit), Eigilwarn sive Ayglarn. 22 Hartheim (OG. Alkoven) ist der richtige Ortsname. 23 de Hinispach et per Sinich (Dahinisbach et Persinich A), ad Petrosam Parietem (wie A fol. 49 r ; adPetrosum Parietem Α fol. 43 y ), Vieth (Vicht K), Prozach (Prozath A = Prosset = Emmerberg, H O N B N Ö 1, 252). 24 Im Vergleich von Handschrift Α und dem Index von B: Hartwicus IHartungus, Berhtolfde Otinsdorf1 Bertholdus de Ottstorff, Truta de Stadilin / Truna de Stadel, Marquardus /Marcher, Marquardus / Marchardus, Friderun / Friderum. 25 UBLOE 1, Nr. 21 a, S. 134: qualiter dominus marchio Othacher rogatu Herrandi nobilis viri tradidit.. .predium quoddam Birchaha dictum iuxta Stadile situm. 2 UBLOE 1, Nr. 187, S. 178: qualiter Reginhardus de Büsenwanc per manus Marquardt fratris sui tradidit. 27 UBLOE 1, Nr. 115, S. 159: quidam nobilis virprefati Herimanni frater tradidit... manu eiusdem germani sui.
98
Das verschollene Traditionsbuch Β
Ebenso wenig sorgfältig verwies Schreiber 1 beim Kauf eines kleinen Gutes im Ennswald auf die Schenkung einer namentlich nicht genannten supradicta vidua (fol. l r = f. 3. p. 1. in B), bei der es sich nach der parallelen Uberlieferung der Handschrift Α um jene verwitwete Gisila handelt, die zuvor ihr Gut bei Weistrach tradiert hatte 28 . Diese Schenkung ist zwar im Index von Β auf derselben Seite verzeichnet (fol. l r = f. 1. p. 2. in B), Schreiber 1 hat aber beim Namen der Tradentin nicht deren Witwenstand angegeben. Da er dies jedoch bei der unmittelbar darauf folgenden Tradition sehr wohl tat (Gertrud vidua Wolft/eri), ist der spätere Verweis auf eine Witwe auf derselben Seite des Inhaltsverzeichnisses für einen Leser, der die Volltexte der Traditionsnotizen nicht kennt, irreführend. In zwei Fällen erwecken die schlagwortartigen Zusammenfassungen des Inhaltsverzeichnisses sogar Zweifel, ob der jeweilige Schreiber den in der betreffenden Traditionsnotiz der Handschrift Β geschilderten Sachverhalt überhaupt verstanden hat. Denn was Schreiber 1 mit den Worten Ottakar marchio... deditpossessiones et bona Etich Pilgrim militis, inter quae erat vinea 8 mansuum (fol. Γ = f. 2. p. 2. in B) beschrieben hat, stellt sich in der Parallelüberlieferung der Handschrift Α als zweifache Gegengabe des Markgrafen an das Kloster dar, die sowohl Piligrim, den Sohn seines miles Etich, als auch alle Eigengüter und markgräflichen Lehen dieses Etich umfasst hat 29 . Auf ähnliche Weise hat Schreiber 2 den Tradenten der Notiz Nr. 81 in Handschrift A quidam Hilteraddictus filius Gebehardi defamiliaribus Gebehardi ad Algabach fälschlich auf Gebhardus ab Algabach reduziert (fol. 4V = f. 27. p. 2. in B), der zu dieser Schenkung nur seine Zustimmung gegeben hat 30 . In diesem Fall dürfte wohl oberflächliches Lesen der Grund für diese Verkürzung gewesen sein. Noch interessanter als die textlichen Abweichungen sind aber jene Stellen, an denen der erste Teil der Handschrift Β nach Aussage des Inhaltsverzeichnisses mehr enthalten hat als der entsprechende Abschnitt der Handschrift A. Das sind einerseits einige ergänzende Angaben, andererseits jedoch auch Traditionsnotizen, von denen zwei schon Franz Kurz (aus B) ediert hat 31 , drei allerdings bisher nicht bekannt waren. Bei diesen letzteren handelt es sich um Schenkungen von drei Zinsleuten durch den Grafen Gebhard (I.) von Burghausen 32 (fol. l v = f. 5. p. 1. in B), des Gutes Franzberg durch einen Gundaker (fol. 4 r = f. 23. p. 1. in B) und des Gutes Micheldorf durch Offo von Offenberg (fol. 4V = f. 31. p. 2. in B). Davon lassen sich die beiden ersten Notizen auf Grund ihrer Einordnung in der Reihenfolge der Handschrift Α zwischen Nr. 39 und Nr. 41 der Spätzeit des Markgrafen Otakar II. (um 1086-1122) bzw. nach Nr. 195 der Regierungszeit des Herzogs Otakar IV. (1180-1192) zuweisen33. Von Offo von Offenberg wissen wir, dass er diesen Namen um die Mitte des 12. Jahrhunderts geführt hat und im Jahr 1212 gestorben ist34.
28
UBLOE 1, 136f. Nr. 29; 134 Nr. 23 {quidam vidua vocabulo Gisila). UBLOE 1, Nr. 26, S. 135f.: filium militis sui nomine Etich Piligrim vocitatum ... contradidit... cum omnibus, quq idem Etich vel hereditaria iure vel beneficio ab ipso marchione concesso possidere videbatur. 30 UBLOE 1, Nr. 81, S. 150f.: qualiter quidam Hilterad dictus • filius Gebehardi · (diese Pausenzeichen in Handschrift A) de familiaribus Gebehardi ad Algabach ex consensu eiusdem domini sui tradidit. 31 KURZ, Beyträge 488f. Nr. 18 = Β f. 30. p. 1. und 489 Nr. 19 = Β f. 32. (beide Index fol. 4V). 32 Gebhard I. ist seit ca. 1118 bezeugt und 1163 gestorben; TYROLLER, Genealogie 97, 102 Nr. 35 mit Taf. 5/2; siehe auch LENZENWEGER, Berthold 220. 33 Siehe dazu oben S. 59 die chronologische Aufschlüsselung der Traditionen von A. 34 Über Ofifo von der Mürz-Teuffenbach, der sich um 115 5/60 auch nach der Offenburg bei Pols (polit. Bez. Judenburg, Steiermark) nannte, siehe POSCH, Siedlungsgeschichte 478f., 672, 677 Stammtafel 4. 29
Das Inhaltsverzeichnis
99
Von den beiden bei Kurz (aus B) gedruckten Traditionen lässt sich die eine (K Nr. 19) in die späten Jahre der Regierungszeit des Tradenten Markgraf Otakar II. (gest. 1122) datieren, weil dessen Sohn und Nachfolger Leopold (der Starke) als Spitzenzeuge genannt ist35. In diesem Fall hat sich übrigens der Schreiber 3 des Inhaltsverzeichnisses ebenfalls mit einer verkürzten Inhaltsangabe begnügt und die Zensualität der übereigneten Personengruppe nicht erwähnt 36 . Die andere Notiz (K Nr. 18) über die Schenkung zweier Weingärten durch den Pfarrer During von Abstetten ist wegen der an der Handlung beteiligten Personen in die Zeit um 1140 zu datieren 37 . Albero (I.) von Polheim ist um 1146 noch ein weiteres Mal bezeugt 38 , Markgraf Otakar (III.) ist 1140 mündig geworden 39 , Abt Berthold (I.) von Garsten ist 1142 gestorben 40 und auch die Handlungszeugen passen zu dieser Zeit 41 . Der Gerichtsherr, auf dessen Versammlung in Tulln die Schenkung erfolgt ist42, war demnach Markgraf Leopold IV. von Österreich (1136— 1141). An diesen zeitlichen Ansätzen fällt auf, dass die zwei Traditionsnotizen im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β nicht in jenen Abschnitten aufscheinen, wo man sie entsprechend der durch die Handschrift Α vorgegebenen chronologischen Ordnung erwarten würde. So ist Κ Nr. 18 auf fol. 4V (= f. 30. p. 1. in B) zwischen den Nummern A Nr. 92 und A Nr. 93 inmitten von Traditionen aus der Zeit des Markgrafen Leopold des Starken (1122-1129) gereiht 43 , und Κ Nr. 19 beschließt auf demselben fol. 4V mit der Angabe^ 32. nach der Schenkung Offos von Offenberg in Micheldorf aus der Jahrhundertmitte (f. 31. p. 2. in B) zahlenmäßig den ersten der beiden Teile der Handschrift B, die deren Inhaltsverzeichnis widerspiegelt, und ist dabei auch noch faktisch falsch zwischen den beiden Eintragungen zu f. 31. p. 2. eingereiht. Wir werden daher bei der Rekonstruktion des Traditionsbuches Β nochmals auf diese beiden Notizen zurückkom44
men müssen . KURZ, Beyträge 4 8 9 Nr. 1 9 : Huius rei testes sunt: Liupoldus filius marchionis, ... Ebd.: ipsum et omnesposteros eius adpersolvendum singulis annis censum quinque denariomm. 37 KURZ, Beyträge 488 Nr. 1 8 : plebanus de Abbetsteten Duringus nomine, qui erat frater Alberonis de Pollenheimen, cum manu domini sui Ottacher marchionis de Styra per manum domini Pertholdi abbatis super altare sancte Marie Gersten in audientia domini Liupoldi marchionis Austrie apud Thullen tradidit, siehe dazu die verschiedenen Meinungen in BUB 4/1, 95 Nr. 700 Zusatz. 38 STARKENFELS, O Ö . Adel 259; STRNADT, Peuerbach l64f. 39 Oben S. 57 Anm. 79. 35
36
40
LENZENWEGER, B e r t h o l d 6 0 - 6 2 .
41
Graf Gebhard (I.) von Burghausen ist von ca. 1118 bis zu seinem Tod 1163 bezeugt (oben Anm. 32), Graf Gebhard (III.) von Sulzbach von 1125 bis zu seinem Tod 1188 (TYROLLER, Genealogie 201 Nr. 24, 197Taf. 14A/2), Graf Adalbert (II.) von Bogen von 1108 bis zu seinem Tod 1146 (ebd. 240 Nr. 17 mit Taf. 17), Graf Liutold (I.) von Piain von 1123/24 bis zu seinem Tod 1164 (ebd. 121 Nr. 14 mit Taf. 7), Gottschalk (I.) von Haunsberg von ca. 1128 bis zu seinem Tod ca. 1160 (ebd. 432 Nr. 2,433 Taf. 42B), Wernhard(I.) von Julbach von 1108 bis zu seinem Tod ca. 1160 (ebd. 345 Nr. l,347Taf. 30); Dietrich von Algersbach ist 1136 und ca. 1140 bezeugt (LENZENWEGER, Berthold 221), Albero (III.) von Kuenring von ca. 1135 bis zu seinem Tod 1182 (Stammbäume in: Kuenringer-Forschungen, Beilage; Die Kuenringer, Beilage), Otto von Gobelsburg (bisher) 1150-1184 (Stammbäume ebd.); Hartnid (I.) von Ort ist um 1147 gestorben (HANDEL-MAZZETTI, Waltenstein 46-50, 102; POSCH, Siedlungsgeschichte 470-473 und Stammtafel 1); siehe dazu auch die Belege bei LENZENWEGER, Berthold 220f. 42 Die Formulierung in audientia domini Liupoldi marchionis Austrie apud Thullen gestattet nicht, mit HANDEL-MAZZETTI, Waltenstein 46, „in Gegenwart des Markgrafen Liupold von Österreich" zu übersetzen. Zum Begriff „audientia" siehe Mittellateinisches Wörterbuch 1, Sp. 1190f.; NIERMEYERVVN DE KIEFT-BURGERS, Lexicon 1, 94f. 43 44
Wie Anm. 33. Unten S. 118, l44f. und 148.
100
Das verschollene Traditionsbuch Β
Wir erinnern uns, dass im Traditionskodex Α der Hauptschreiber 1 bei der Notiz Nr. 173 den Platz für den Personennamen einer Tradentin von Steinbach frei gelassen hat und eine andere Hand später in die Lücke den Namen Alhait nachgetragen hat 45 . Das Inhaltsverzeichnis des Garstener Traditionsbuches Β zeigt uns nun, dass diese Identifizierung falsch war und der richtige Name der Steinbacherin vielmehr Gertrud gelautet hat 46 . Alheit von Steinbach, eine gebürtige Haunsbergerin und Gattin des Klostervogtes Gundaker II. von Steyr und Steinbach (ca. 1180-1224), war zwar die Vornehmere und Bekanntere, hatte aber keine Söhne namens Ortolf und Heinrich 47 . Auch passt sie zeitlich nicht zu der Traditionsnotiz A Nr. 173, da in der unmittelbar vorhergehenden A Nr. 172 der Abt Gunther von Garsten (nach 1164-vor 1175?) genannt wird 48 . Daraus folgt, dass Gertrud von Steinbach keine Angehörige des Geschlechtes der Gundakare von Steyr-Steinbach bzw. der späteren Starhemberger gewesen ist, sondern einem otakarischen Ministerialengeschlecht zugehörte, das sich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nach Steinbach an der Steyr benannt hat 49 . Warum Schreiber 1 in der Handschrift Α den Namen Gertrud ausgelassen hat, bleibt allerdings weiterhin unklar. Eine weitere namentliche Ergänzung bietet das Inhaltsverzeichnis von Handschrift Β (fol. 3V = f. 20. p. 1. in B) zu der Traditionsnotiz A Nr. 151, indem der Name der schenkgebenden nobilis matrona ... GisiLι mit der Angabe de Hasibach präzisiert wird 50 . Hingegen werden gegenüber der Notiz A Nr. 191 die von Liutgard von Dunkelstein tradierten Güter durch einen Zusatz im Index inhaltlich um sechs Hörige erweitert (fol. 2V = f. 12. p. 2. in B)51, ein Punkt, den anscheinend Schreiber 1 bei der Anlage der Handschrift Α übersehen hat. Was den zweiten, im Inhaltsverzeichnis bezeugten Teil des Garstener Traditionsbuches Β betrifft (fol. 5 = f. 50—57 in B), sind von den dort schlagwortartig ausgewiesenen Traditionsnotizen bisher nur zwei bekannt gewesen. Der Umstand, dass ihr Text in der alten Edition von Franz Kurz gedruckt ist, beweist, dass dieser Editor die Handschrift Β gekannt und ausgewertet hat 52 . Seine Nr. 58 (Index fol. 5 r = f. 54. p. 1. in B) zeichnet sich durch die Schilderung der längeren Vorgeschichte in den Amtszeiten der Garstener 45 Oben S. 39 = UBLOE 1, 174 Nr. 173 (mit fehlerhafter Wiedergabe des Namens als Ahait): Alhait de Steinbach mater domni Ortolfi et Haidenrici. 46 Index fol. 2 r = f. 9. p. 2. in B: Gertrud de Stambach donavit curiam quandam allodii sui in Lukhenthall sitam. 41 Über sie HANDEL-MAZZETTI, Gemärke 34f., 52 mit Beilage 3 und 4; ZAUNER, Rechtsinhalt 291f.; STRNADT, Hausruck 59f.; STARKENFELS, O Ö . Adel 391-393. 48 UBLOE 1, 173f. Nr. 172; über Abt Gunther siehe HAIDER, Abtereihe 314-316, 325. 49 Über die Ministerialen von Steinbach siehe WELTIN, Otakare 173f. Anm. 35; dazu HANDELMAZZETTI, Gemärke 55; GRABHERR, Handbuch 61 Nr. 14. - Der Sitz Steinbach, nach dem sich die Gundakare von Steyr als Erben zeitweilig nannten, befand sich in Obersteinbach (OG. St. Georgen bei Grieskirchen); STARKENFELS, O Ö . Adel 391; STRNADT, Hausruck 59f.; ZAUNER, Rechtsinhalt 292;
GRABHERR, H a n d b u c h 4 8 N r . 2 2 / 2 . 50 qufdam nobilis matrona Cisila nomine de Haselbach begegnet auch in einer der letzten Notizen der Handschrift Α als Tradentin (UBLOE 1, 192 Nr. 220) und könnte von dort her bekannt sein. 51 Der Zusatz et 6 mancipia mit einem Schlusspunkt wurde nach einem ebensolchen Punkt nach dem Ortsnamen Engestetten, aber noch vor der Seitenangabe hinzugefügt; siehe die Edition unten S. 108 Anm. u. 52 KURZ, Beyträge 531 f. Nr. 58, 532f. Nr. 59 nach folgender Einführung auf S. 531: „Um die chronologische Reihe der Urkunden, von welchen aus den Originalen noch Meldung geschehen muß, nicht so oft durch kleinere Schenkungsbriefe a u s d e m U r k u n d e n b u c h e zu unterbrechen, sollen sie hier aufeinander folgen, wenn sie gleich ihrer Zeitfolge nach an einem andern Platze erscheinen müßten."
Das Inhaltsverzeichnis
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Äbte Hadmar (1203-1212) und Konrad II. (1216-1218) sowie der abschließenden Handlung des Abtes Reginbert (1218—1227) aus53. Der im Druck fehlende Name des bei Weistrach gelegenen Ortes der geschenkten Güter - warum Kurz an dessen Stelle Punkte gesetzt hat, ist unbekannt54 - wird leider auch im Inhaltsverzeichnis der Handschrift: Β nicht genannt. Dessen Schreiber 5 hat die Angabe auf duo praediola in Weistrah vereinfacht. Derselbe hat ebenso wenig sorgfältig den Inhalt der in Β und im Index unmittelbar vorhergehenden Nr. 59 der Edition von Kurz zusammengefasst55. Nicht Wilbirg von Gleink hat nämlich ein Gut in Mühlwang gestiftet, sondern nach deren Tod ihre Söhne zum Seelenheil der Mutter 56 . Auch diese Notiz ist durch die Nennung des Propstes Altmann von St. Florian (1212-1221/23) ungefähr zu datieren57. Bekannt war aber bisher auch schon die einzige Siegelurkunde, die nach Aussage des Inhaltsverzeichnisses in den zweiten Teil der Handschrift Β Aufnahme gefunden hat. Mit ihr bestätigte angeblich Markgraf Leopold der Starke 1123 (1153) die Schenkungen seines Vaters Otakar (II.) an das Kloster Garsten und gewährte weitere Rechte und Freiheiten58. Der Wortlaut der Urkunde ist im Stiftsarchiv Garsten in einer fehlerhaften Abschrift aus dem 15. Jahrhundert59 und im Diplomatar von Pusch-Frölich aus der Mitte des 18. Jahrhunderts mit besseren Lesarten überliefert60. Der Index des Traditionsbuches Β zählt die einzelnen Begünstigungen auf, wobei auffälligerweise der achte und letzte Punkt, die nicht unwichtige Ehefreiheit zwischen den Untertanen des steirischen Markgrafen und des Klosters, fehlt61. Die Erklärung dafür dürfte weniger in der Ungenauigkeit des Indizisten (Schreiber 5) zu suchen sein, als vielmehr in dem Umstand, dass 53 Über sie HUBER, Garsten 509f., 547; DERS., Beiträge IV, 153-159; der als Zeuge genannte scnba ducis / marchiae / Styriae Heinrich von Merin ist von 1222 bis 1243 urkundlich bezeugt, BUB 2, 70 Nr. 241, 76 Nr. 248, 78 Nr. 249, 190 Nr. 345, 232 Nr. 387; dazu MELL, Grundriß 172; DOPSCH, Beiträge 257; WELTIN, Otakare 170. 54 KURZ, Beyträge Nr. 58, S. 531: duo parvula prediola apud Wiztra in loco, qui dicitur .... contulit nobis. 55 Index fol. 5 r = f. 53. p. 2. in B: Willepirc de Glunic donavitpraedium in Müllwang. 56 KURZ, Beyträge 532f. Nr. 59: ... dominum Willepirc de Gleunich in extremis laborantem adlimina sanctorum in Garsten manibus quorumdam suorum se fecisse deportari. Cumque inibi triduo demorata fuisset intestata decessit. Plurimis vero ad eius exequias convocatis domnus abbas cum conventu etprepositus Altmannus de domo sancti Floriani corpus eius sollempniter tradiderunt sepulture. Postmodum paucis transactis diebus pueri eius de hereditate nondum per singulos divisa predium vocabulo Muluancpro remedio anime matris Garstensi assignaverunt ecclesie. 57 Über ihn STELZER, Gelehrtes Recht 69-120, bes. 89f. 58 UBLOE 2, 159f. Nr. 106 (Abschrift mit falschem Jahresdatum 1153) = PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium 31-34 Nr. 4 (mit richtigem Jahresdatum 1123). 5 9 KURZ, Beyträge 4 9 0 ; WONISCH, Urkundenwesen 5 7 Nr. 4 ; LENZENWEGER, Berthold 2 1 lf., datiert die Kopie wie der Umschlag der betreffenden Urk. Nr. 9 im Stiftsarchiv Garsten in das 14. Jahrhundert. Nach Vergleich mit Urkunden des Stiftsarchivs Garsten im OÖLA neige ich zur Datierung in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts. 6 0 PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium Nr. 4, S. 31-33: huius scripti nostri (UBLOE 2, 159 Nr. 106: huius scripti nostre); confirmamus, hoc denuo ob ... (hoc de nostro ob)·, exceptis medio Rubinch et Aneso (exceptis media Rumikch et Aneso)·, tale statutum committamus, ut... (statutum conmutamus, ut...). In Entsprechung dazu ist auch der Datierung bei Pusch-Frölich Anno dominice incamationis M. C. XXIII. Indict(ione) XV. II. K(alendas) Mart(ii) data Styre der Vorzug zu geben gegenüber der Kopie: Anno dominice incamationis M. C. LIII indictione XV. pridie Kal(endas) Maij data Steyr. 61 Siehe in der Edition unten S. 113 und vgl. damit UBLOE 2, 159f. Nr. 106 mit Insuper ut homines nostri cum hominibus, qui sunt de familia iam dicte ecclesie, licite matrimonia contrahant et ut omnespari iure censeantur, indulgemus. Zum Rechtsinhalt siehe auch WONISCH, Urkundenwesen 60-62 Nr. 4 ; ZAUNER, Rechtsinhalt 296f„ 302.
Das verschollene Traditionsbuch Β
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die betreffende Bestimmung schon in der Handschrift Β nicht enthalten gewesen sein dürfte. Vielleicht hat man für diese Handschrift einen Erstentwurf des Urkundentextes kopiert, in d e m die Ehefreiheit noch nicht thematisiert worden war. Diese Möglichkeit ist umso wahrscheinlicher, als es sich, wie wir heute wissen 6 2 , bei dieser Urkunde u m eine Garstener Fälschung aus der Zeit vor 1254 handelt, mit der das Kloster eine weitere Bestätigungsurkunde bei König Ottokar II. Premysl erwirkt hat. D a s damals vorgelegte angebliche Original der Urkunde befand sich mindestens bis in das 15. Jahrhundert in Garsten, da in dieser Zeit die bis heute erhaltene Kopie angefertigt wurde 6 3 . Seraphin Kirchmayr hatte 1631 nur Kenntnis von dieser Abschrift, die er auf der Rückseite mit der Signatur A No. 7 kennzeichnete 6 4 und demgemäß auch in der entsprechenden Rubrik seines Archiwerzeichnisses auswies 6 5 . In der dortigen Inhaltsangabe der Urkunde sind die letzten drei Punkte 4, 5 und 6 gegenüber der sinnvollen Abfolge in der Überlieferung der Kopie und des Index von Β vertauscht 6 6 und die Bestimm u n g über die Ehefreiheit fehlt ebenso wie im Index. Im 18. Jahrhundert haben allerdings Pusch-Frölich über eine andere und bessere Textgrundlage verfügt - wenn die Abschrift im Traditionsbuch Β unvollständig war, k o m m t wohl nur das verschollene angebliche Original der Urkunde aus der Zeit vor 1254 in Frage - , die nach ihrer Aussage eine Anmerkung einer späteren Garstener H a n d über die aktuellen Bezugsrechte des Klosters aufgewiesen hat 6 7 . Diese Notation findet sich weder auf der erhaltenen spätmittelalterlichen Kopie noch etwa beim Regest Nr. 7 im Archiwerzeichnis von Kirchmayr 6 8 . Franz Kurz kannte am Beginn des 19. Jahrhunderts die gefälschte Urkunde nicht mehr, sondern nur die Abschrift 6 9 . Unabhängig von diesen Überlieferungsfragen ist aber die vor 1254 gefälschte Urkunde für unsere Untersuchung deshalb bedeutsam, weil wir mit ihr einen weiteren wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung der Traditionsnotizen des zweiten Teiles des verschollenen Garstener Traditionskodex Β gewonnen haben. Erfreulicherweise lassen sich jedoch in diesem Teil auch etliche der neuen Traditionen mit Hilfe der Tradentennamen zeitlich einigermaßen bestimmen. So dürfte Cunradus de Styria (fol. 5 r = f. 50. p. 1. in B) mit dem 1 2 8 2 - 1 3 0 4 urkundlich bezeugten und in der Garstener Klosterkirche begrabenen Konrad I. von Steyr aus dem Geschlecht der 62
WONISCH, Urkundenwesen 62; ZAUNER, Rechtsinhalt 296f., 302f.; LENZENWEGER, Berthold
212. 6 3 Unklar ist, ob das angebliche Original dieselbe auffällige Lesart enthalten hat wie die beiden Abschriften und PUSCH-FRÖLICH den Text verbessert haben (oben Anm. 60): exceptis media [sie] Rumikch etAneso ( U B L O E 2, 159f. Nr. 106 nach der spätmittelalterlichen Abschrift) und exceptis media Rubnig et Aneso (Index fol. 5 r = f. 52. p. 2.? in B), wobei der anscheinend irritierte Schreiber eine Korrektur aus excepta oder excepto vornahm, siehe die Edition unten S. 113. 6 4 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Urk. Nr. 9, dazu LENZENWEGER, Berthold 211. KIRCHMAYR, Regesten fol. 4 v - 5 r Nr. 7: Copia Leopoldi marchionis Styriae ... . 6 6 KIRCHMAYR, Regesten fol. 5 r : 4. Holz und Weide, 5. Jagd, 6. Fischfang (exceptis media Rauminget Aneso) - U B L O E 2, 159f. Nr. 106 und Edition des Index unten S. 113: Fischfang, Holz und Weide, Jagd. 6 7 PUSCH—FRÖLICH, Diplomatarium 33f.: Garstense Coenobium hodie pro cesione ligni olim indefinata quotannis aeeipit 116 arbores et iuris sane lepidi loco, armum dextrum tollendi occisae cuiusvis ferae, 2 cervi mares et 4faemellae quotannis hodie Garstensibus mittuntur. 11a adnotarat ad hoc diploma manus Garstensis. 6 8 KIRCHMAYR, Regesten fol. 4" findet sich beim Beginn des Regests Nr. 7 am Rand eine verblasste Tintenanmerkung, die auch mit der UV-Lampe nicht mehr vollständig zu lesen ist, immerhin aber erkennen lässt, dass es sich hier um einen anderen Text handelt. 6 9 KURZ, Beyträge 4 9 0 .
Das Inhaltsverzeichnis
103
Volkensdorfer identisch sein 70 . Der Edle Markward von Adlwang (fol. 5 r = f. 50. p. 2. in B) ist vor 1233 urkundlich belegt 71 . Für Markward von Pieselwang (fol. 5 r = f. 51. p. 1. in B) gibt es urkundliche Zeugnisse aus der Zeit kurz vor der Erhebung des Markgrafen Otakar IV. zum Herzog 1180 und aus der Wende vom 12. zum O.Jahrhundert 72 . Um dieselbe Zeit ist zwischen 1180 und 1212 Imbrich von Pleß (fol. 5 r = f. 51. p. 1. in B) mit wechselnden Herkunftsnamen nachzuweisen 73 . Für Leopold von Möllersdorf (fol. 5r = f. 51. p. 1. in B), den Mundschenk der österreichischen Herzöge, gibt es urkundliche Belege von 1171 bis 1229 7 4 , für den Klostervogt Gundaker II. von Steyr und Steinbach (fol. 5 r = f. 54. p. 2. in B) von ca. 1180 bis 1224 7 5 . Der Sohn des Letzteren, Gundaker III., nannte sich vor 1240 nach Steyr, danach nach Steinbach bzw. Starhemberg und ist 1264 gestorben 76 . Warmund von Weißenberg (an der Krems) (fol. 5V = f. 56. p. 2. in B) ist 1261 zum letzten Mal bezeugt 77 . Den Namen Heinrich von Molin (fol. 5V = f. 57. p. 1. in B) haben im 13. Jahrhundert zwei Weltliche geführt der Vater unter Herzog Leopold VI. von Osterreich und Steiermark (1195-1230), der Sohn in der Funktion eines landesfürstlichen Jägers unter Herzog Friedrich II. ( 1 2 3 0 1246) und König Ottokar II. Premysl 78 - , aber auch ein 1233 belegter Garstener Mönch 7 9 . Berthold (I.) Scheck (fol. 5V = f. 57. p. 1. in B) ist von 1223 bis 1252 bezeugt 80 . Ein ganz wichtiger Hinweis ist die Nennung des Abtes Gerung von Garsten (fol. 5V = f. 57. ρ. 1. in B) an drittletzter Stelle des Inhaltsverzeichnisses, weil seine Amtszeit nur von 1253 bis 1258 gedauert hat 8 1 . Dagegen kann der letztgenannte Friedrich von Schattau (fol. 5V = f. 57. p. 2. in B) von ca. 1190 bis 1217 nachgewiesen werden 8 2 . Bedenkt man, dass alle diese Tradenten hier in der Reihenfolge ihrer Nennung im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β angeführt werden und dass diese Reihung gleichermaßen derjenigen in dieser Handschrift selbst entsprochen hat, kann auch unter Berücksichtigung einer gewissen Unsicherheit einzelner Identifizierungen und der durch die Quellenlage gegebenen Unvollständigkeit mancher Lebensdaten für diesen Teil des Traditionsbuches Β keine genaue chronologische Ordnung und schon gar keine protokollarische Führung angenommen werden. Bedauerlicherweise ist bei dieser knappen 7 0 STARKENFELS, O Ö . Adel 540; ZAUNER, Gleink 91 f. Die Durchsicht von U B L O E 2 und 3 mit Hilfe des Ortsnamen-Registers zeigt, dass die Namensform Styria/Stiria fiir die Stadt Steyr in lateinischen Urkunden gebräuchlich ist. 7 1 U B L O E 2, 791 (Register); U B L O E 3, 17 Nr. 15. 7 2 U B L O E 1, 178 Nr. 187 (zur Datierung dieser Notiz siehe oben S. 59 die chronologische Aufschlüsselung des Traditionsbuches A) und B U B 1, 139f. Nr. 106 (1198/1203); dazu U B L O E 1, 124f.
N r . 1 2 ( c a . 1 1 4 0 ) m i t W O N I S C H , U r k u n d e n w e s e n 6 2 N r . 5 ; ZAUNER, R e c h t s i n h a l t 2 7 0 m i t A n m . 3 2 ; WELTIN, O t a k a r e 1 7 3 A n m . 3 5 . 7 3 B U B 1, 119 Nr. 87 (1193), 140 Nr. 106 (1198/1203). WELTIN, Otakare 173 Anm. 35, hält Imbrich von Losenstein, Steyr, Pleß und Steinbach für ein und dieselbe Person. 7 4 B U B 1, 58 Nr. 42 (1171), 316 (Register) - B U B 2, 116 Nr. 281 (1229), 408 (Register). 7 5 STARKENFELS, O Ö . Adel 392; HANDEL-MAZZETTI, Gemärke, Beilage 4. 7 6 STARKENFELS, O Ö . Adel 392f.; STRNADT, Hausruck 60; HANDEL-MAZZETTI, Gemärke, Beilage 4. 77
BAUMERT-GRÜLL, B u r g e n 180.
B U B 2, 2 1 5 - 2 1 7 Nr. 372 und 373 (1241); U B L O E 3, 363f. Nr. 388 (1269). U B L O E 3, Nr. 15, S. 18: cum aliis venerabilibus eiusdem ecclesie sacerdotibus et diaconibus videlicet ... Heinrico de Moln. 8 0 STARKENFELS, O Ö . Adel 327f. 8 1 HUBER, Garsten 510f., 547; DERS., Beiträge IV, 170f. 8 2 B U B 1, 103 Nr. 75 (1190), 298 (Register) - B U B 2, 11 Nr. 207 (1217), 391, 414 (Register). 78
79
104
Das verschollene Traditionsbuch Β
Form der Überlieferung überhaupt kein Ordnungsprinzip zu erkennen, abgesehen davon, dass fast alle Traditionsnotizen des zweiten Teiles der Handschrift Β (f. 5 0 - 5 7 ) in das 13. Jahrhundert zu datieren sein dürften. Bei der Anlage dieser Handschrift hatte man allerdings anscheinend keine Bedenken, in dieses zeitliche Umfeld auch die um die Jahrhundertmitte auf den steirischen Markgrafen Leopold den Starken gefälschte Urkunde von angeblich 1123 aufzunehmen. 3. Edition des Inhaltsverzeichnisses In der folgenden Edition wird jeweils zuerst als ergänzende Information des Herausgebers die Nummer der betreffenden Notiz in der Druckausgabe der Handschrift Α im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns (= A) oder in der Auswahledition von Franz Kurz im 2. Band seiner Beiträge zur Geschichte des Landes Oesterreich ob der Enns (= K) angegeben. Fol. 1Γ:
+
Annotatio quorundam praediorum et similium bonorum in vetusto fundationum libra litera B. signato comprehensorum, quo titulo et a quibus ea Monasterium Garstense acquisierit. p(agina) Praedium Pirchach dictum, iuxta Stadile situm. f. 1. p. 1.
Α 21a
Herrandus nobilis
Α 21b
Warmundus
Praedium Grawarn dictum, f. 1. p. 1.
A 22
C h u n i g u n d per m a n u m Reginheri
Aliud, f. l . p . 1.
A 23
Gisila
A 24
Gertrud vidua Wolfheri
A 25
Ottachar marchio
A 26
Ottakar marchio per commutationem pro decimis praediorum ad Wilhalb mspurg dedit
A 27
Idem
A 28
matrona quaedam H e m m a
A 29
E m p t u m a Monasterio
a b
a %
c
Praedium suum iuxta Wiztra situm. f. l . p . 2 . r
Praedium suum Pramberg dictum, cuius confinia terminantur inter fluvium, qui dicitur de Hinispach et a per Sinich etc. f. b 2 . p. 1. Sartaginem salis in Bavarico Hall. f. 2 . p.l. Possessiones et bona Etich Pilgrim militis, inter quae erat vinea 8 mansuum. f. 2 . p. 2 . .ü . « ο
Vineam sitam Grafendorff cum o m n i vineali iustitia et allodium, quod situm est Hardi cum 14 mancipiis. f. 2. p. 2 . Praedium suum Heggilheim (vel Hegling) f. 3. p. 1. Praediolum in Saltu Anensi contiguum illi fundo, quem supradicta vidua Monasterio donavit. f. 3 . p. 1.
Danach gestrichen per Si. f'° mit Zuordnungsstrich unter den beiden hochgestellten Buchstaben.
Das Inhaltsverzeichnis A 30
Ottakar marchio pro decimatione bonorum suorum dedit
A 31
Duringus hic conversus
Duas possessiones, videlicet Reüt et beneficium Arnhalmi cum vineis ad Hartperg. f. 3. p. 2. M a n s u m unum iuxta Zuchaha (sive Zaucha) 0 et d duo mancipia. f. 3. p. 2.
Fol. Γ : A 32
Dietprant nobilis donavit
A 34
Arnhelmus hic e monachus
A 35
Hartungus
A 36
Dietmarus
A 37
Helena pro filio suo Warmundo hic educando E m p t u m a Monasterio
A 38 A 39
105
Sclavonicum mansum Ziduinsperge situm (sive Zu den Winden) f. 3. p. 2. Praedium suum Harthaim (oder Horchaim) f. 4. p. 1. Praedium suum Reut hic inter fluviosf situm. f. 4. p. 1. "2
Praedium suum secus Traun situm. f. 4. p. 2. Praedium suum Nezilbach situm. f. 4. p. 2. Molendinum iuxta Trunam Ibidem.
fluvium.
E m p t u m cum pecunia ad Hospitale pertinenti
Praedium in proximo trans Anesim situm (Paungarten) f. 5. 8 p. 1.
Gebhardus comes de Purkhausen
Tria mancipia ob censum 5 denariorum f. 5. p. 1.
A 41
Ottakar ministerialis marchionis
Praedium f. 5. p. 2.
A 42
Lanzo nobilis
Praedium iuxta Ypfe situm. f. 5. p. 2.
A 43
Hartwicus
A 44
Winthere
Praedium suum in Kirnberg situm. f. 6. p. 1.
A 45
Rozi
Suam partem contiguam nostrae possessioni bey der Ypf. f. 6. p. 1.
A 46
Marquardus
Praedium suum Sperkstetten f. 6. p. 1.
.
.ü & _o
suum
iuxta
Engizstetten.
Praedium suum Reüt situm cum omni iure. f. 5. p. 2. et duo mancipia cum omnibus pertinentibus.
situm.
c Am Wortende fehlen ein Teil des a und die Schlussklammer durch die Beeinträchtigung des Außenrandes. d Davor gestrichen f . e Nachträglich übergeschrieben. f Darunter Abteilungszeichen gestrichen. g Korrigiert aus 4.
106
Das verschollene Traditionsbuch Β
A 47
Emptum a Fratribus
Praedium Puesenwang dictum. £ 6. p. 2.
A 49
Ottakar marchio pro anima Engelschalci donavit
Praedium Veistriz in Carinthia (hoc tempore in h Styria) situm cum mancipiis. f. 6. p. 2.
A 50
Adalbero
Praedium suum Wolfpinperg dictum et in Valle Anesi situm. f. 6. p. 2.
A 52
Pillunc nobilis
Praedium Puch. f. 7. p. 1.
A 53
Peringerus nobilis
Fol. 2 r :
g -ö
Praedium quoddam iuxta Weistra fluvium. f. 7. p. 1.
A 54
Duringus
Praedium suum in Enswaldt. f. 7. p. 2.
A 55
Reginherus
Praedium suum ad Weistra situm. Ibidem.
A 56
Empta
Duo praedia iuxta Wilhalbmspurg, Hardt et Schwarzenberg 1 nominata. Ibidem.
A 58
Empta
A 59
Quidam ministerialis Ottakari marchionis
Praedium suum Horstorff dictum, f. 8. p.l.
A 60
Ottakar marchio
Praedium Raduani et partem sylvae in Stainbach. f. 8. p. 2.
A 61
Amilbertus de Braitwisen
Vineam Neuburgi sitam. Ibidem. 1
A6l
Wolframmus
Mansum unum apud Ketschlarn. Ibidem.
A 62
Rudolfus
Praedium suum Lengdorff dictum in Valle Anesi situm. f. 8. p. 2.
A 169
Volkoldus
Praedium suum iuxta Weistra situm cum omnibus pertinentiis. f. 9. p. 1.
A 170
Bertholdus de Gleinkh
Praedium Suderstorff dictum Weikherstorff situm. f. 9. p. 1.
A 171
Bertholdus de Ottstorff
Praedium suum Ottstorff dictum, f. 9. p. 1.
A 168
Ottakar marchio
Capellam in Hasibach in Niderwinkhl cum 2 curtilibus. f. 9. p. 1.
A 172
Christina de Prunnern
Praedium suum apud Piberbach. f. 9. p. 2.
A 173
Gertrud de Stainbach
Curiam quandam allodii sui in Lukhenthall sitam. f. 9. p. 2.
h
Nachträglich klein übergeschrieben. ' Das erste r korrigiert. 1 Davor gestrichen t.
Vinea Hartberge sita cum appendiciis.
secus
Das Inhaltsverzeichnis
107
A 174
Concambio inter Ottakerum marchionem et Monasterium facto pro praedio Richenach dicto
Frankhenberg praedium cum mancipiis illuc pertinentibus et mansus unus luxta Hasibach, f. 1 0 . k p . 1.
A 175
Mazelinus donavit
Vineam suam iuxta' Crembhs™ sitam. f. 10. p. 1.
Fol. 2": A 177
Theodericus de Adelgerespach
Ecclesiam Bergae sitam cum omni iure dotis id est hominum et agrorum. f." 10. p. 2.
A 178
Dietmarus Heimele
Praedium Eicha in Enstall. f. 10. p. 2.
A 179
Fridericus
Aliud praediolum in Ennsthall. f.° 11. p. 1.
A 180
Udalricus de Ipffe
u
'> c τ)
Curtim subsellii sui in Ypffe villa cum pratis, molendino, sylvarum arbustis et reliquis appendiciis. Item curtim unam in Austria ex una p parte rivi Golsena nomine dicti et alteram curtim ex altera dicti rivi parte cum 9 beneficiis suisque appendiciis infra Schwarzenbach et Hofgarinspach usque ad Petrosam Parietem q : Item vineam apud Wilhalbmspurg et duas vineas in monte Echberg. f. 11. p.l.
A 181
Per concambium inter Marquardum Stacum et Monasterium factum pro una curte et beneficio apud Rudolffstetten datae Monasterio sunt
Duae curtes apud Ruzelstorff. f. 11. p. 1. et 2.
A 182
Dietmarus de Kersperg
Praedium quoddam apud Wolfarn, videlicet curtim unam et duo beneficia. f. 11. p. 2.
A 187
Marquardus r de Busenwang
Praedium quoddam apud Prunnern. f. 12. p. 1.
A 189
Wezilo de Styra
Dornum in Styra donavit Sancto Joanni ad Hospitale Jerusalem, f. 12. p.l.
Korrigiert aus 9. ' Nachträglich übergeschrieben. m Letzter Buchstabe mit übergeschriebenem Kürzungsstrich korrigiert. n Korrigiert aus p. 0 Korrigiert aus p. p Nachträglich übergeschrieben. q Danach ein gestrichener Buchstabe. ' Mit Bleistift von anderer Hand übergeschrieben Reginherus. k
108
Das verschollene Traditionsbuch Β
A 190
Heinricus de Domekhenstain
'
·£ β
Praedium suum apud G r u b et Rute et super m o n t e m Engestetten unius hominis beneficium. Item curtim apud Engestetten et mansum atque molendinum. f. 12. p. 2.
A 191
Liutkart uxor eiusdem
Praedium apud Werde et praedium s Zeigeneulise' et omnia, quaecumque habuit apud Engestetten, et 6 mancipia u .fol.[!] 12. p. 2.
A 20
Leopoldus marchio Austriae Herzogburkh v
Vineam u n a m sitam in Herzogbund, quae in magnitudine 4 continet iugera. f! 13. p. 1.
A 99
Dietmarus de Grazzin
Vineam in Hartberg sitam c u m appendiciis. f. 13. p. 1.
Mathild vidua
D i m i d i u m m a n s u m in Sylva Anensi inter nostra praedia situm. f. 13. p. 2.
A 101
Meginhardus nobilis
Praedium iuxta Pippurg. f. 13. p. 2.
A 102
Truta™ de Stadel
Partem salis ad A d m o n t . f. 13. p. 2.
A 103
Richerus
Praedium apud Rambsau. f. 14. p. 1.
A 104
Dietmarus de Rubinich
Dominieale u n u m iuxta fluvium Rubinich. f. 14. p. 1.
A 105
Gertrud filia patrui domini de Rubinich
•~
Aliud praedium inferius iuxta fluvium Rubinih.
A 106
Pilgrinus eius domesticus
§
F u n d u m quendam" ibidem, f. 14. p. 1.
A 107
Marcher
Fol. 3 r : A 100
Praedium iuxta Püselbang situm. f. 14. P
. 2.
A 108
Gerloch
Praedium iuxta Hilprechtingen, Vieth dictum, f. 14. p. 2.
A 109
vidua Richeri
Praedium iuxta Emeling cum 3 mancipiis. f. 14. p. 2.
A110
Hartwicus
F u n d u m ad Ruthe (Reüt). f. 14. p. 2.
A 111
Heinricus de Domekenstain
Praedium Wickhendorff iuxta Castrum Prozach situm. f. 15. p. 1.
s
Danach gestrichen in. Ζ korrigiert aus H, übergeschrieben kleinerer Buchstabe Z. u Nach Engestetten ein Punkt, was bedeutet, dass et 6 maneipia als Zusatz zu beurteilen ist, allerdings noch vor der Seitenangabe (an der die erweiterte Form fol. auffällt). v Von anderer Hand nachgetragen. w Truna Hs. x Nachträglich übergeschrieben. 1
Das Inhaltsverzeichnis
109
A 112
Luitoldus praepositus Wilhalbmspurgensis
Mancipia quaedam cum Monasterio commutavit. f. 15. p. 1.
A 114
Adilolt
Praedium iuxta fluvium Weistra cum mancipiis. f. 15. p. 2.
A 115
Hermannus nobilis
Praedium suum in Rietmarchia. f. 15. p. 2.
A 116
vidua Hugonis
A 117
Heinricus episcopus Frisingensis
A 118
Helmhardus
Praedium iuxta Nessibach, f. 16. p. 1.
A 119
Rahawin
Praedia sua iuxta Ibidem.
A 121
Ottakerus marchio Romae sepultus
Silvam Tanberg etc. f. 16. p. 2.
„ j» c ο
Praedium Kübliz dictum in Orientali Plaga situm et vineam 9 iugerum villae Tern contiguam. f. 15. p. 2. Curtile unum cum 2 mancipiis ad Wachau, f. 16. p. 1. fluvium
Weistrah.
Fol. 3 V : Α 122a Gerungus
Pratum in Carinthia ad Stutarin. f. 16. p. 2.
Α 122b Pabo
Praedium situm 7 Alzingen. f. 16. p. 2.
A 123
Otto
Praedium Eiglarn; deinde ob controversiam propterea natam emptum fuit a Monasterio. f. 17. p. 1.
A 124
Meginhart
Vineam Wilhalmspurgi. f. 17. p. 1.
A 126
Berthold nobilis vir
Praedium Herefurth dictum trans Danubium situm. f. 17. p. 2.
A 127
Friderun
Duas vineas in Hohenberg sitas. f. 17. p. 2.
A128
Reinherus
D u o mancipia et unum mansum iuxta Nessibach f. 17. p. 2.
A 133
Bertholdus
Praedium situm inter Zaucha et Weistra. f. 18. p. l . z
A 134
Walther
Praedium situm in Machland. f. 18. p. 2.
A 135 +
Praedium Puselbang situm. f. 18. p. 2. Bertholdus
A 136 A 137
y z aa
cum mancipiis quibusdam. f. 18. p. 2. Gisila
Danach gestrichen in. Korrigiert aus f . 17. p. 2. Danach gestrichen Orientali.
Praedium in a a Septentrionali Sylva situm. f. 18. p. 2.
Das verschollene Traditionsbuch Β
110 A138
Heinricus
A 139
Otakardus de Slirbach
A141
Otto
Q u o d d a m pratum ibidem situm. f. 18. p. 2. | -§
Praedium iuxta Jehenberg. f. 19. p. 1. Praedium
Leuntingen
situm.
f. 19.
p. 1.
A 145
Sigboto et Hildegunt uxor eius
Praedium q u o d d a m apud Ennswald situm. f. 19. p. 2.
A 146
Heinricus de Ramsau
Praedium suum. f. 2 0 . b b p . 1.
A 147
Bruno
Praedium Tehselbergae situm. f. 20. p. 1.
A 150
Adalbero
Praedium apud Puchin situm. f. 20. p. 1.
A 151
Gisila de Hasibach
Praedium quoddam apud Zezeistorff. Ibidem.
A 152
Hedinricus
D u o praedia; unum iuxta Cappeln, alterum c c ad Lengenaue. f. 20. p. 2.
A 153
Wicpertus
Praedium q u o d d a m iuxta Weistra. Ibidem.
A 154
Brigita cum Marchardo filio
Praedium apud Busenwang. Ibidem.
A 156
Bertholdus
Aliud praedium in Busenwang situm. f. 21. p. 1.
A 158
Friderum
D u o praedia, unum in Rüzelstorff et alterum d d Leumtingen situm. f. 21.
Fol. 4 r :
p. 1.
.ü fc c -ö
Praedium q u o d d a m Kürnberg situm. f. 21. 1p. 2.
A 159
Iburg nobilis matrona
A 160
Bertha
A 161
Brigida
Praedium suum iuxta Busenbang. Ibidem.
A 193
Arnoldus
Praedium suum in Riedmarchia. f. 22. p.2.
A 194
Otilia
Curtim suam prope Rauming sitam commutavit pro curti Monasterii Tinzingen. Ibidem.
cc id
2 korrigiert aus 1. Danach gestrichen iuxta. Nachträglich übergeschrieben.
Praedium q u o d d a m in Enswald. Ibidem.
Das Inhaltsverzeichnis
111
Dietericus de Wikerstorf
Duas vineas. f. 22. p. 2.
Gundaker
Praedium suum Freundsperg. f. 23.
A 64
Abrant
Praedium iuxta Kürnberg situm. f. 24. p. 1.
A 65
vidua Ekkerici
Praedium quoddam Winkhlarn situm. f. 24. p. 1.
A 67
domesticus quidam marchionis Ottakeri
Praedium Pukhingen dictum in confinio Trunae, ubi aliud praedium habemus. f. 24. p. 2.
A 68
Ottakerus marchio
A 195
p. 1.
£c
ο -υ
Dominieale, quod Perwinden dicitur, cum sylva illuc pertinente excepta parte versus Wels sita. f. 25. p. 1.
A 69
Liupoldus junior marchio
Omnes decimacionis suae possessiones, quas pater eius Monasterio dederat, proprietario iure Monasterio donavit. f. 25. p. 1.
A 70
Herrant
Praedium suum Huntstorff dictum iuxta Engestetten situm. f. 25. p. 2. ee
A 71
Erchingerum [!]
Fundum, quem Irmstein possedit. Ibidem.
A 72
Etich
Praediolum trans Anesum situm cum vinea ibidem, f. 25. p. 2.
A 73
Emptum
Praedium quoddam ad Ennswald situm. f. 26. p. 1.
A 74
Empta a Fratribus
Vinea quaedam Hartbergae sita. Ibidem.
A 77
Gerunc
A 78
Elwin
> rt c ο -α
Fundum quendam in Ennsthall. f. 27.
p. 1.
Praedium quoddam iuxta Aspach situm. f. 27. p. 1.
Fol. 4y: A 79
Marchionissa
Alteram sylvae partem in Perwinden, quam marchio olim sibi reservaverat. t. 27. p. 2; f. 30. p. 2. f f
A 80
Chadelhoch
Praedium Kozdorff dictum, f. 27. p. 2.
A 81
Gebhardus ab Algabach
Praedium quoddam iuxta Url situm. Ibidem. 68
2 korrigiert aus 1. f . 30. p. 2. nachträglich eingefügt. 8 8 Korrigiert aus f . ee
112
Das verschollene Traditionsbuch Β
A 82
Sitiliep sacerdos
A 83
Wolframmus
A 84
Ottakar marchio
Beneficium quoddam Salchenberg dictum cum mancipiis. Ibidem.
A 85
Heimo
Vineam suam. f. 28. p. 2.
A 86
Ernst
Praedium in Carinthia situm Gräzlüb dictum, f. 28. p. 2.
A 87
Diepoldus
Praedium Talarn dictum, f. 29. p. 1. si absque haeredibus decederet.
A 88
Rahwin
A 90
Walto, ut aliquid sibi caritatis rependeretur
A 91
Chadelhoch
Praedium suum in Enswald situm. Ibidem.
A 92
nobilis Bruno Sossendorff hh
Praedium suum Salarstorff dictum" iuxta Piela" fluvium situm cum 2 vineis. f. 30. p. 1.
Κ 18
plebanus de Alberstetten Duringus nomine frater Alberonis de Polhaim
Duas vineas et agrum, quo vineae coluntur, apud Hungraben vel Herdinsgraben. Ibidem.
A 93
Rudigerus
Vineam Mödinstorff sitam, si absque haerede obiret. f. 30. p. 2.
A 95
Lanzo
Vineam Ozstorff sitam cum appendiciis. Ibidem.
A 96
Pabo
Praedium suum Alzingen. Ibidem.
dominus Offb de Offenberg
Praedium f. 31. p. 2.
Κ 19
Fol. 5 r :
Praedium in Valle Anensi situm nomine Eigilwarn sive Ayglarn. f. 28. p. 1.
Mansum unum in Kechslern. f. 28. p. 1.
• j» rt §
Mansum Kürnberg situm. Ibidem, Praedium suum Wilhalmespurg inter possessiones nostras situm. f. 29. p. 2.
quoddam
Michldorffkk.
Ottakar marchio
Eberhard et posteros ipsius ut mancipia. f. 32.
Emptae a Cunrado de Tern
Tres vineae apud Crembs cum iure montano. f. 31. p. 2.
Rudgerus de Styria cognomine Fortis
Vineam in Rossaz in Crugpözl. f. 50. p. 1.
k*1 Von anderer Hand nachgetragen. " Nachträglich übergeschrieben. '' Die ersten Buchstaben durch Wurmfraß teilweise zerstört. 1 4 d. korrigiert aus f.
Das Inhaltsverzeichnis
113
Cunradus de Styria
Agros quosdam iuxta Frägsenthall. Ibidem.
Marquardus de Adelwang
Praedium suum Püselwang. f. 50. p. 2.
Fridericus de Kresseling
Decimas" suas" in Hageling Hadershouae sitas. fol. 50. p. 2.
Jutta de Losenstain
D u o praedia apud Dernberg sita. f. 51. p.
1.
Fridericus de Wolffeswang
Praedium suum apud Sirning. f. 51. p.l.
Arnhalmus eius filius
Praedium suum apud Rubnic. Ibidem.
Marquardus de Schachen
Praedium iuxta Styram fluvium situm. Ibidem.
Marquardus de Pusenwang
Praedium in der Gschnaitt et praedium suum apud Püselwang. Ibidem.
Imbrich de Plesse y> Leopoldus pincerna Austriae Cunradus
c
Praedium suum apud Grebing. Ibidem. Praedium suum in Auingen. Ibidem. Praedium u n u m in Stridreut m m . f. 52. p.l.
Benedicta
Praedium suum in Kerbach. Ibidem.
Leopoldus marchio n n Styriae
Confirmat bona ab Ottakaro parente Monasterio tradita. 2) Ut sint praedia data libera ab o m n i u m iudicum molestiis et iudiciis. 3) Nulli in 0 0 feudum conferatur advocatia. 4) Ut Monasterium in omnibus terris marchionis negociationes suas libere exerceant [!]pp absque vectigali et thelonio. 5) Libertatem habeat piscandi in omnibus aquis, quae sunt in forestis marchionis, exceptis qq media [!] Rubnie et Aneso rr , in quo s o l u m m o d o haec facultas" in iis locis, ubi praedia Monasterii praeterfluit. 6) In forestis habeat potestatem ligna caedendi et animalia pascendi. 7) D e qualibet fera dexter armus detur Monasterio.
Korrigiert aus Decimam suam. Korrigiert aus Stradreut (?), davor gestrichen Striut. nn Davor gestrichen dux. 00 Nachträglich übergeschrieben. PP Die Formulierung in der Mehrzahl wie in der Urkunde UBLOE 2, 159 Nr. 106 (Abschrift) = mm
PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 3 2 N r . 4. qq
Korrigiert aus excepta oder excepto. " UBLOE 2, 159f. Nr. 106: exceptis media [sie] Rumikch et Anesa, PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium 32 Nr. 4: exceptis medio Rubinch et Aneso. ss Davor gestrichen libertas.
114
Das verschollene Traditionsbuch Β
Κ 59 Κ 58
Henricus Ruber
Praedium suum apud Sanctum Ulricum. f. 53. ρ. 1.
Willepirc de Glunic
Praedium in Müllwang. f. 53. p. 2.
Duringus de Dernberg
Duo praediola in Weistrah. f. 54. p. 1.
Gundacher de Stira
Praedium quoddam in Zobantsperg. f. 54. p. 2.
Engelbertus de Graeze
Pratum iuxta torrentem Garsten. Ibidem.
Rudger Starcho
Vineam unam in Rossaz. f. 56. p. 2.
Ottaker Schonschmit
Praedium in Schwammern. Ibidem.
Warmund de Wissenberg
Quadraginta iugera sylvae apud Ruzeldorff et pratum apud Crembs cum mancipio aliquo. f. 56. p. 2.
Fol. 5V:
Henricus et Leo de Moln
w
Quoddam praedium situm in Oberndorff. f. 57. p. 1.
-§
Duo praedia apud Sanctum Vitum prope Wilhalbmspurg. Ibidem.
„ | Gotschalcus miles de Styria Bertholdus Schekho
Praedium quoddam apud Sanctum Leonhardum in Foresto. Ibidem.
Gerungus abbas redemit 7 talentis
Praedium quoddam in Kreuspach situm. Ibidem.
Tres quidam fratres
Molendinum" in Ursprung. Ibidem, p. 2.
Fridericus de Schattaue uu
Vineam suam apud Krembs apud Leprosos. Ibidem.
" Molendium Hs. uu Wortende durch braunen Wasserfleck undeutlich.
Das Inhaltsverzeichnis
115
4. Zusammenfassung Das „Verzeichnis der Güter und ähnlicher Besitzungen, die in dem altehrwürdigen, mit dem Buchstaben Β bezeichneten Stiftungsbuch enthalten sind, unter welchem Rechtstitel und von wem das Kloster Garsten diese erworben hat", ist im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts von fünf verschiedenen Garstener Schreibern angelegt worden, von denen jeder seinen jeweiligen Abschnitt in einem Zug geschrieben hat. Dabei ist ihnen das Traditionsbuch Β nicht vollständig vorgelegen, sondern nur die Folien 1—32 und 50-57. Diese durchgehende Foliierung stammt nicht erst von den Schreibern des Inhaltsverzeichnisses; sie muss schon vorhanden gewesen sein, weil sonst die große Lücke zwischen fol. 32 und fol. 50 nicht zu erklären wäre. Im ersten Teil der Handschrift mit Traditionen der steirischen Regenten von Markgraf Otakar II. bis Herzog Otakar IV. war die ursprüngliche, dem Traditionsbuch Α entsprechende chronologische Ordnung durch Vertauschung von Lagen gestört, wie die angesprochene, im Inhaltsverzeichnis dokumentierte Blattzählung zeigt, die ein verzerrtes Bild vermittelt; der zweite Teil mit Traditionsnotizen und der Abschrift einer gefälschten Urkunde aus dem 13. Jahrhundert dürfte sich im originären Zustand befunden haben. So wie Seraphin Kirchmayr 1631 in seinem Verzeichnis des Garstener Klosterarchivs die Handschrift beschrieben hat, scheint sie damals noch nicht gebunden gewesen zu sein83. Ihr Inhaltsverzeichnis, das vermutlich wegen dieses losen Zustandes angelegt worden war, lag ihr bei. Wann die beiden voneinander getrennt worden sind, wissen wir nicht. Ebenso wenig ist bekannt, wann das Traditionsbuch Β einen festen Einband erhalten hat. Am Anfang des 19. Jahrhunderts hat jedenfalls der ehemalige Garstener Konventuale Ernest Koch beide Kodizes als in quarto schwarz eingebunden beschrieben84, und dass sich der St. Florianer Chorherr Franz Kurz 1808 auf zwei ihm vorliegende „Quartbände" des „Urkundenbuchs" berufen hat 85 , klingt ebenfalls nicht so, als ob damals einer gebunden (A) und einer ungebunden (B) gewesen wäre. Als die Handschrift Β gebunden wurde, muss sie allerdings wieder umfangreicher gewesen sein, als der Index ausweist. Vielleicht hatte man die früher verlorenen Folien 33—49 wieder gefunden. Kurz hat nämlich fur seine Edition der Garstener Urkunden dem von ihm benützten Traditionskodex Β 13 Traditionsnotizen entnommen, von denen neun im Inhaltsverzeichnis dieser Handschrift nicht vermerkt sind. Dieses Verzeichnis selbst wurde von ihm nicht erwähnt.
83
Im Regest Nr. 5 6 hat er das Quartformat und den schwarzen Ledereinband angegeben, bei
Nr. 5 7 fehlen diese Merkmale; siehe oben S. 2 5 . 84 KOCH, Biographien 34: Ich selbst haue einen oder vielleicht auch alle 2 [pergamentene Codices] einstens in Händen; sie sind in quarto schwarz eingebunden ...; siehe dazu auch oben S. 25f. Die Formulierung
lässt allerdings Zweifel am genauen Erinnerungsvermögen des Pfarrers Koch aufkommen. 85
KURZ, Beyträge 5 2 2 f .
116
Das verschollene Traditionsbuch Β
II. Die Handschrift Β 1. Außere Beschreibung Seraphin Kirchmayr vermeldet in seinem Archiwerzeichnis von 1631, die Handschrift Β sei gleich alt und ebenso auf Pergament geschrieben gewesen wie die Handschrift A, sagt jedoch nichts über einen Einband des zweiten Kodex aus 1 . Erst der Bemerkung von Ernest Koch a m Beginn des 19. Jahrhunderts ist zu entnehmen, dass beide Garstener Traditionsbücher mit einem schwarzen Ledereinband im Q u a r t f o r m a t versehen gewesen sein dürften 2 . Nach der nur wenig jüngeren Beschreibung von Franz Kurz, der ebenfalls angab, zwei Q u a r t b ä n d e vor sich liegen gehabt zu haben 3 , können wir davon ausgehen, dass der Traditionskodex Β in etwa gleich groß wie der erhaltene Kodex A gewesen ist. Auch was den U m f a n g betrifft, waren sie sehr ähnlich; die Handschrift A umfasste in ihrem ursprünglichen Bestand 54 Folien, die Handschrift Β hat nach Aussage ihres Inhaltsverzeichnisses aus 57 Folien bestanden. Das Deckblatt des Traditionsbuches Β dürfen wir uns zur Zeit des Franz Kurz in Parallele zur Handschrift A so vorstellen, dass in der Mitte ein großer Buchstabe „ B . " gestanden ist und darunter kleiner von der H a n d Seraphin Kirchmayrs die Archivsignatur „No. 57. A . " 4 . Eine etwaige Beschlagwortung wie in der Handschrift A (Extractus Fundationuni) ist nicht auszuschließen. O b das Traditionsbuch mit einem ebensolchen Kreuz- bzw. Verweiszeichen begonnen hat, wie wir es auf seinem Inhaltsverzeichnis festgestellt haben 5 , und wo bzw. auf welcher Seite ein solches Zeichen möglicherweise angebracht war, kann nicht gesagt werden. Was die Schrift anbelangt, ist die Aussage von Franz Kurz wichtig, die (seiner Meinung nach) beiden Teile des „Urkundenbuches, welches gewöhnlich codex traditionum genannt zu werden pflegt", seien „zu Ende des zwölften und im Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts" sehr schön geschrieben worden 6 . Nach diesen Worten scheinen sich die Schriften der beiden Kodizes Α und Β formal und zeitlich nur wenig unterschieden zu haben. Über die Art der Eintragung der Traditionsnotizen hat Kurz gemeint: „Die meisten Schenkungen müssen gleichzeitig auf der Stelle in dieses Buch eingetragen worden seyn, denn es erscheinen oft auf einem einzigen Blatte drey, vier und auch noch mehrere verschiedene Schriften." 7 D a aber der Traditionskodex Α bekanntlich zum größten Teil von einem einzigen Schreiber angelegt worden ist, muss sich diese Aussage vornehmlich auf die Handschrift Β beziehen. Die verschiedenen Schreiberhände bedeuten jedoch nicht
KIRCHMAYR, Regesten fol. 15 v und oben S. 25 und 115. KOCH, Biographien 34 und oben S. 25f. sowie 115 Anm. 84. 3 KURZ, Beyträge 522f. 4 Siehe dazu oben S. 29. 5 Oben S. 93 und 104. 6 KURZ, Beyträge 471. Abgesehen von der generellen Datierung der beiden Traditionsbücher in das Ende des 12. und den Anfang des 13. Jahrhunderts macht er nur bei der Traditionsnotiz Κ Nr. 56 (S. 530) aus der Zeit des Abtes Adalbert I. von Garsten ( 1 2 1 2 - 1 2 1 6 ?) eine Angabe, dass die Schrift aus dem 13. Jahrhundert stamme. 1
1
7
KURZ, Beyträge 4 7 1 .
Die Handschrift Β
117
unbedingt, wie Oskar von Mitis unter Berufung auf Kurz angenommen hat 8 , dass der Traditionskodex Β protokollarisch geführt worden sein muss 9 . Dagegen sprechen auch andere Erkenntnisse, die sich aus der Analyse des Inhaltsverzeichnisses gewinnen lassen. Legt man nämlich dessen Seitenangaben zu den einzelnen Traditionen auf die Blätter einer Handschrift um, so ergibt sich folgendes Bild: Am auffälligsten ist der Umstand, dass im Index mit einer Ausnahme bei allen Traditionen eine einzige Seitenzahl angegeben ist. Nur auf fol. 2V findet sich bei der Tradition A Nr. 181 die abweichende Angabe flolio). 11. p(agina). 1 et 2. Das heißt, dass in diesem Fall der Text der betreffenden Notiz von der Vorderseite des Blattes bis auf dessen Rückseite gereicht hat, während ein solches Übergreifen des Textes auf die nächste Seite sonst nirgends vorgekommen zu sein scheint. Diese absichtliche seitenweise Eintragung der Notizen gehört offenbar zu den Charakteristika des Traditionsbuches B. Dabei zeigt sich, dass auf eine Seite in der Regel zwei bis vier Notizen geschrieben worden sind, mitunter aber auch nur eine einzige10, in Einzelfällen wiederum sogar fünf 11 oder sieben 12 . Selbst unter Berücksichtigung des unterschiedlichen Umfanges der einzelnen Notizen 13 folgt aus allen diesen Feststellungen, dass die Eintragungen der Handschrift Β nicht wie im Großteil der Handschrift Α von einem einzigen Schreiber mit regelmäßigen Schriftzügen in einem Zug, sondern von verschiedenen Händen in unterschiedlicher Größe und Gedrängtheit bzw. Weite der Schrift geschrieben worden sein dürften. Dieser Befund stimmt zwar mit der oben zitierten Beschreibung des Schriftcharakters durch Franz Kurz grundsätzlich überein, erlaubt aber noch nicht den Schluss auf unmittelbare protokollarische Eintragung. Schließlich unterscheiden sich die beiden Handschriften auch noch in einem anderen Punkt: Im Gegensatz zur Handschrift Α hat nämlich das Traditionsbuch Β einige Leerseiten14 und ein gänzlich leeres Blatt (fol. 55) aufgewiesen. 2. Rekonstruktion des Traditionsbuches Β Wie sich gezeigt hat, ermöglicht das neuzeitliche Inhaltsverzeichnis des Garstener Traditionsbuches Β durch seine genauen Seitenangaben die weitgehende Rekonstruktion dieser heute verschollenen Handschrift. Die Einschränkung ergibt sich daraus, dass der Index mit den Folien 1-32 und 50-57 zwar den Großteil der Handschrift widerspiegelt, für die Folien 33-49 aber eine beträchtliche Lücke ausweist. Im Folgenden soll daher über die Rekonstruktion des bekannten Inhalts hinaus versucht werden, auch den vom Inhaltsverzeichnis angezeigten Fehlbestand nach Möglichkeit wiederherzustellen. Wir haben gesehen, dass der nach Aussage des Index erste Teil der Handschrift Β (fol. 1-32) fast nur solche Notizen enthalten hat, die wir bereits aus dem Traditionsbuch Α kennen. Der Index zeigt jedoch nicht dieselbe im Wesentlichen chronologische Ordnung der Traditionsnotizen wie in der Handschrift A, sondern mehrere vertauschte Blö8
MITIS, Studien 4 4 , 140. Dazu DIENST, Regionalgeschichte 106. 10 Β f. 1 p. 2 (A N r . 23), f. 18 p. 1 (A Nr. 133), f. 2 3 p. 1, f. 24 p. 2 (A N r . 67), f. 3 2 p. ?, f. 53 p. 1, f. 5 3 p. 2, f. 54 p. 1. " B f . 18 p. 2 ( A N r . 1 3 4 - 1 3 8 ) . 12 B f . 51 p. 1. 13 Drei längere Beispiele auf Β f. 2 2 p. 2 (A Nr. 1 9 3 - 1 9 5 ) . 14 Β f. 2 2 p. 1, f. 2 3 p. 2, f. 2 6 p. 2, f. 31 p. 1, f. 51 p. 2, f. 52 p. 2 ?, f. 56 p. 1. 9
Das verschollene Traditionsbuch Β
118
cke, innerhalb derer die Notizen so gereiht sind wie in A. Wir haben daraus geschlossen, dass den Schreibern des Inhaltsverzeichnisses von Β diese Handschrift in ungebundenem Zustand und mit gestörter Ordnung der Lagen vorgelegen ist. Wenn man daher die ursprüngliche Aufeinanderfolge der Lagen des Traditionsbuches rekonstruieren will, muss dafür die Reihung der Notizen im Traditionsbuch Α die Richtschnur sein. Hält man sich daran, so ergibt sich folgende Abfolge der Traditionenblöcke bzw. folgender grundlegender Aufbau der Handschrift B, wobei zu berücksichtigen ist, dass in Β zwischen den und innerhalb der nach der Handschrift Α gebildeten Nummernblöcken manche Traditionsnotizen fehlen 15 : Bfol.1-8
= Α Nr. 2 1 - 6 2
Bfol. 2 4 - 3 0
= Α Nr. 6 4 - 9 6
Β fol. 1 3 - 2 1
= A Nr. 20, 9 9 - 1 6 1
Bfol. 9 - 1 2
= Α Nr. 169/168-191
Bfol. 2 2 - 2 3
= Α Nr. 1 9 3 - 1 9 5
Bfol. 33-49
= Lücke
Β fol. 5 0 - 5 7
= Neubestand
In dieser Abfolge der Lagen von Handschrift Β ist vorerst die Stellung der Folien 31 und 3 2 noch unsicher, weil sie keine Notizen enthalten, die auch in der Handschrift A vorkommen, sondern drei neue Eintragungen, von denen eine Franz Kurz ediert hat 1 6 . Theoretisch könnten diese beiden Folien entweder zwei Einzelblätter oder ein Doppelblatt gebildet haben. Wahrscheinlicher ist aber die erstere Möglichkeit, weil die drei Notizen — die Tradenten Ofifo von Offenberg und Konrad von Thern auf der Rückseite von fol. 31; im Falle der Tradition des Markgrafen Otakar II. bietet der Index nur dieses eine Mal bei der Blattzahl 32 keine Seitenangabe - nicht zeitlich gereiht sind. Die jüngere Notiz - Offo von Offenberg haben wir nach der Mitte des 12. Jahrhunderts bezeugt gefunden 17 - steht vor der älteren des Markgrafen Otakar II., in der dessen Sohn Leopold als Spitzenzeuge genannt wird (also vor 1122) 1 8 . Zudem spricht für zwei Einzelblätter die Tatsache, dass im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β die drei betreffenden Eintragungen in falscher Abfolge der Seiten, nämlich f . 31. p. 2. / f . 32. / f . 31. p. 2., verzeichnet sind 19 . Das mutmaßliche Einzelblatt fol. 32 ist daher aus zeitlichen und inhaltlichen Gründen nach dem ersten Block (fol. 1 - 8 ) und vor dem zweiten Block (fol. 2 4 - 3 0 ) einzureihen 20 . Um die ursprüngliche Zusammensetzung der Lagen des Traditionsbuches Β genauer bestimmen zu können, muss aber auch versucht werden, die im Inhaltsverzeichnis bestehende Lücke zwischen den Folien 32 und 50 zu schließen oder doch zumindest zu verkleinern. Dass diese Lücke wahrscheinlich doch nicht ganz so groß gewesen ist, haben wir bereits aus dem Vergleich mit der Parallelüberlieferung in der Handschrift A geOben S. 94f. Anm. 7. Siehe die Edition des Inhaltsverzeichnisses oben S. 112 und KURZ, Beyträge 4 8 9 Nr. 19. 17 Oben S. 98. 18 KURZ, Beyträge Nr. 19, S. 4 8 9 : Huius rei testes sunt: Liupoldus filius marchionis, .... 19 Dazu auch oben S. 95 und 99. 2 0 Können wir so die Notiz Κ Nr. 19 einordnen, so bleibt für Κ Nr. 18 nur die Feststellung der falschen zeitlichen Einreihung in der Handschrift Β (siehe dazu oben S. 99). 15
16
Die Handschrift Β
119
schlossen 21 . Sollte der erste Teil der Handschrift Β tatsächlich nicht mit der Notiz A Nr. 195, sondern ebenso wie der Grundstock der Handschrift Α mit A Nr. 205 geendet haben, so wären für die zehn (?) zusätzlichen Notizen, darunter einige umfangreichere, fünf bis sechs Seiten des Fehlbestandes vorzusehen, das sind drei Folien. Eine weitere Einengung der immer noch beträchtlichen Lücke ist vor allem möglich mit Hilfe der von Franz Kurz gedruckten Traditionsnotizen, die er nur aus der Handschrift Β gekannt haben kann, und, wie Alois Zauner zu Recht vermutet hat 2 2 , solcher Traditionen, die ebenfalls im Traditionsbuch Α nicht aufscheinen, aber in verschiedene, zumeist urkundliche Überlieferungen Eingang gefunden haben. Die Überlieferung bei Kurz Im Falle der Uberlieferung durch Franz Kurz geht es um jene neun Traditionsnotizen, die er in seiner „Sammlung der vorzüglicheren Urkunden des Klosters Garsten" gedruckt hat, die jedoch weder im Traditionsbuch Α noch im Inhaltsverzeichnis des Traditionsbuches Β vorkommen 2 3 . Dass er sie der Handschrift Β entnommen hat, ist sicher; die Frage lautet, wie sie dort bzw. an welchen Stellen sie dort eingereiht gewesen sein könnten. Das Schema, nach dem Kurz die von ihm herausgegebenen Urkunden geordnet hat 24 , ist grob gesprochen ein grundsätzlich chronologisches, das von sachlich-inhaltlichen Blöcken durchsetzt ist. Es kann wie folgt dargestellt werden, wobei die irrtümlichen Datierungen mancher Urkunden durch Kurz beibehalten werden: I. Aus der Frühgeschichte des Klosters Garsten: 1. (angeblicher) Tausch der Pfarren Garsten und Behamberg zwischen Bischof Altmann von Passau und Markgraf Otakar (1082) 2 5 - Κ Nr. 1 2. Damberg-Schenkung Markgraf Otakars (I.) 26 - Κ Nr. 2 = Α Nr. 121 3. einzige von Markgraf Adalbero bekannte Traditionsnotiz 27 - Κ Nr. 3 4. (angebliche) Bestätigung des Tausches zwischen Bischof Altmann und Markgraf Otakar (II.) durch Bischof Ulrich von Passau 28 - Κ Nr. 4 II. Urkunden und Traditionsnotizen aus der Zeit des Markgrafen Otakar II. (um 1086-
1122):
1. Block Haselbach/St. Magdalena (reicht zeitlich bis in das 16. Jahrhundert) - Κ Nr. 5 - 8 2. Traditionen Otakars II. (und seines Sohnes Leopold) - Κ Nr. 9 - 1 9 = A Nr. 25, 26, 30, 32, 47, 60, 68/69, 84 und 168 III. Urkunden und Traditionsnotizen des Markgrafen Leopold des Starken und der Markgräfin Sophia (1122-1129) - Κ Nr. 2 0 - 2 3 = A Nr. 20, 86, 78 und 79 21
Oben S. 96.
22
ZAUNER, R e c h t s i n h a l t 2 8 1 , 2 8 3 .
2 3 KURZ, Beyträge 474 Nr. 3 (Ex codice traditionum), 526f. Nr. 47, 527 Nr. 48, 529 Nr. 52, 529 Nr. 53, 529f. Nr. 54, 530 Nr. 55, 530 Nr. 56, 534f. Nr. 62. 2 4 Siehe dazu seine Vorbemerkungen zu den einzelnen Abschnitten und Urkunden. 2 5 Dazu HAIDER, Anfänge 2 9 7 - 3 0 4 , 3 2 1 - 3 2 6 . 2 6 Dazu HAIDER, Anfänge 295f. 2 7 HAIDER, Anfänge 3 0 5 - 3 0 8 . 2 8 HAIDER, Anfänge 298, 3 2 1 - 3 2 5 .
120
Das verschollene Traditionsbuch Β
IV. Urkunden und Traditionsnotizen aus der Zeit der Vormundschaftsregentin Markgräfin Sophia, ihres Sohnes Markgraf Otakar III. und des Markgrafen bzw. Herzogs Otakar IV. (1129-1192): 1. bischöfliche, markgräfliche, königliche und herzogliche Urkunden für das Kloster Garsten - Κ Nr. 2 4 - 3 1 = A Nr. 6, 12, 19, 10, 7, 18 und 16 2. Schenkungen der Grafen von Raabs - Κ Nr. 32 und 33 = A Nr. 8, 9 und 14 3. Suppliken der Erzbischöfe Adalbert III. von Salzburg und Konrad I. von Mainz sowie des Abtes Konrad I. von Garsten an Papst Alexander III., Privileg Papst Alexanders III. für das Kloster Garsten (1179 April 5) - Κ Nr. 3 4 - 3 7 = A Nr. 1, 2, 4 und 13 4. Urkunden des Herzogs Leopold V. von Österreich und des steirischen Markgrafen Otakar IV. für das Kloster Garsten - Κ Nr. 38 und 39 = A Nr. 15 V. Undatierte Traditionsnotizen mit besonders „merkwürdigem" Inhalt aus der Zeit der steirischen Landesfürsten aus dem Geschlecht der Otakare, entnommen den beiden Bänden des Traditionsbuches 29 : 1. Traditionen mit Beteiligung der steirischen Regenten - Κ Nr. 4 0 - 4 6 = A Nr. 164, 174, 135, 112, 49, 27 und 21 2. Traditionen von Frauen - Κ Nr. 47, 4 9 - 5 5 = Α Nr. 102, 116 und 24 3. Darin Einschub: Aufschreibung des klösterlichen Besitzes in Reichenhall - Κ Nr. 48 4. Notizen mit Nennungen von Garstener Äbten - Κ Nr. 5 6 - 6 2 = A Nr. 140, 192 und 193 VI. Ein Verzeichnis der Güter, die das Kloster Garsten unter dem Markgrafen Otakar II. besessen hat 3 0 - Κ Nr. 63 VII. Urkunden der babenbergischen Herzöge von Österreich und Steiermark - Κ Nr. 64ff. Diese Übersicht über die Edition von Kurz macht deutlich, dass es nicht möglich wäre, auf ihrer Grundlage das Traditionsbuch Α zu rekonstruieren, falls dieses verloren gegangen wäre. Leider ist es um das verschollene Traditionsbuch Β keineswegs besser bestellt. Die ihm zuzuschreibenden 13 Traditionsnotizen, die nur bei Kurz überliefert sind, tragen dort folgende Nummern: (K) Nr. 3, 18, 19, 47, 48, 52-56, 58, 59 und 62. Von diesen werden im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β nachstehende vier Notizen ausgewiesen: Κ Nr. 18 (fol. 4V = f. 30. p. 1. in Β), Κ Nr. 19 (fol. 4V = f. 32. in Β), Κ Nr. 58 (fol. 5 r = f. 54. p. 1. in B) und Κ Nr. 59 (fol. 5 r = f. 53. p. 2. in B). Die 13 dem Traditionsbuch Β entnommenen Notizen hat Kurz in seiner Druckausgabe im Wesentlichen in drei Gruppen wiedergegeben: Die Nummern Κ 18 und Κ 19 2 9 KURZ, Beyträge 522f.: „ Z u m Beschlüsse der Urkunden, welche dem Kloster Garsten während des Zeitraumes verliehen wurden, da es noch unter den eigenen Landesfiirsten Steyrmarks gestanden hat, setze ich alle diejenigen her, von welchen das Urkundenbuch ohne Angabe des Jahres und wahrscheinlich auch ohne Rücksicht auf die Zeitfolge unter denselben Erwähnung thut. Ich hebe aber aus den zwey Quartbänden, die ich vor mir habe, nur Weniges aus, was mir nämlich vor anderen das Merkwürdigste zu seyn scheinet." 3 0 = Fälschungsentwurf auf Otakar II. vom Ende des 12. Jahrhunderts in U B L O E 2, 1 3 4 - 1 3 6 Nr. 95, und unten S. 138f. Nr. 6.
Die Handschrift Β
121
(ad ΙΙ/2 der obigen Aufgliederung mit der Vorbemerkung: „Da sich im Archiv zu Garsten keine Diplome mehr vorfinden, so soll dieser Mangel durch die kürzeren Notizen ersetzet werden, die sich in dem Codice traditionum erhalten haben. Da sie alle ohne Jahresangabe sind, so setze ich sie in der Ordnung her wie sie im Codice zerstreuet auf einander folgen" 3 1 ), die Nummern Κ 47, Κ 48 und Κ 52-55 (ad V/2 und 3 mit der Vorbemerkung: „Zum Beschlüsse der Urkunden, welche dem Kloster Garsten während des Zeitraumes verliehen wurden, da es noch unter den eigenen Landesfursten Steyrmarks gestanden hat, setze ich alle diejenigen her, von welchen das Urkundenbuch ohne Angabe des Jahres, und wahrscheinlich auch ohne Rücksicht auf die Zeitfolge unter denselben Erwähnung thut. Ich hebe aber aus den zwey Quartbänden, die ich vor mir habe, nur Weniges aus, was mir nämlich vor anderen das Merkwürdigste zu seyn scheinet" 32 ) sowie die Nummern Κ 56, Κ 58, Κ 59 und Κ 62 (ad V/4 mit der Vorbemerkung vor Κ Nr. 57: „Um die chronologische Reihe der Urkunden, von welchen aus den Originalen noch Meldung geschehen muß, nicht so oft durch kleinere Schenkungsbriefe aus dem Urkundenbuche zu unterbrechen, sollen sie hier aufeinander folgen, wenn sie gleich ihrer Zeitfolge nach an einem andern Platze erscheinen müssten" 3 3 ). Eine Ausnahme bildet die frühe Einzelnummer Κ 3 mit der Quellenangabe „ex codice traditionum". Im Abschnitt II/2 seiner Edition hat Kurz zuerst die Nummern Κ 9 - 1 7 (= A Nr. 25, 26, 30, 32, 47, 60, 68/69, 84 und 168) in der chronologischen Reihung wie in der Handschrift Α gedruckt 34 und daran die Nummern Κ 18 und Κ 19 aus Β angeschlossen, die auch in dieser Handschrift nach Aussage ihres Inhaltsverzeichnisses relativ nahe beieinander gestanden sind (B f. 30. p. 1. und f. 32.). In den inhaltlich-sachlichen Gruppierungen des Editions-Abschnittes V/1—4 hat sich Kurz nur bei den Notizen mit Nennungen Garstener Äbte (V/4: Κ Nr. 56, Κ Nr. 57 = A Nr. 140, Κ Nr. 58, Κ Nr. 59, Κ Nr. 60 = A Nr. 192, Κ Nr. 61 = A Nr. 193 und Κ Nr. 62) an die chronologische Ordnung der Handschrift Α gehalten, was freilich zwangsläufig durch die Amtszeiten der Äbte bedingt war 35 . In dem Abschnitt mit von Frauen vorgenommenen Übereignungen (V/2: Κ Nr. 47, Κ Nr. 48, Κ Nr. 49 = A Nr. 102, Κ Nr. 50 = A Nr. 116, Κ Nr. 51 = A Nr. 24, Κ Nr. 5 2 55) stechen bei den nur in der Handschrift Β überlieferten Notizen die Aufeinanderfolge der Nummern Κ 47 und Κ 48 — letztere als anscheinend sachlich unpassender Einschub über den Klosterbesitz in Reichenhall — und besonders der Zensualen-Block Κ Nr. 5 2 - 5 5 hervor. Leider lassen das Bemühen um zeitliche Reihung, die Zusammenfassung der Notizen in Sachgruppen und die falschen Zeitansätze von Kurz weitere Schlüsse auf die Stellung der Notizen in der Handschrift Β nicht zu. Allerdings ist dem
31
KURZ, B e y t r ä g e 4 8 4 .
32
KURZ, B e y t r ä g e 5 2 2 f .
33
KURZ, B e y t r ä g e 5 3 1 .
34
D i e T r a d i t i o n d e r K a p e l l e H a s e l b a c h / S t . M a g d a l e n a (KURZ, B e y t r ä g e 4 8 8 N r . 17 = A N r . 1 6 8 )
hat K u r z fälschlich d e m M a r k g r a f e n O t a k a r II. z u g e w i e s e n statt O t a k a r IV.; siehe d a z u ZAUNER, R e c h t s inhalt 2 7 8 . 35
Ü b e r d i e v o n K u r z d a b e i a n g e n o m m e n e n falschen A m t s z e i t e n der Ä b t e siehe u n t e n S. 1 2 3 . D i e
N o t i z m i t Adelbertus
abbas
(KURZ, B e y t r ä g e 5 3 0 N r . 5 6 ) stellte er d e s h a l b a n die S p i t z e dieser G r u p p e ,
weil i h m dieser G a r s t e n e r A b t d e s 13. J a h r h u n d e r t s u n b e k a n n t war: „In d e m Verzeichnisse der Ä b t e v o n G a r s t e n k o m m t A d e l b e r t erst i m J a h r e 1 4 5 8 als A b t vor. D a aber d i e S c h r i f t i m U r k u n d e n b u c h e , a u s welc h e m d i e s e N o t i z g e n o m m e n ist, g a n z gewiß aus d e m dreyzehnten J a h r h u n d e r t e ist, s o m u ß viel früher ein A b t A d e l b e r t gelebet h a b e n , der i m Verzeichnisse a u s g e l a s s e n w u r d e . "
Das verschollene Traditionsbuch Β
122
Inhaltsverzeichnis von Β zu entnehmen, dass die Nummern Κ 58 und Κ 59 in dieser Handschrift ebenfalls unmittelbar aufeinander gefolgt sind, jedoch in umgekehrter Reihung (B f. 54. p. 1. und f. 53. p. 2.). Ehe ein abschließendes Urteil darüber möglich ist, wie weit der verschollene Kodex Β in der Edition von Franz Kurz erkannt werden kann, bedarf es noch der kritischen Prüfung der Zeitstellung der 13 dort gedruckten undatierten Notizen. Die älteste aus der Zeit des Markgrafen Adalbero (K Nr. 3) ist 1075/77 anzusetzen36. Die Schenkung des Pfarrers During von Abstetten (K Nr. 18 = Index fol. 4V = Β f. 30. p. 1.) haben wir um das Jahr 1140 datiert37. Der Hörige Eberhard und seine Nachkommen sind von Markgraf Otakar II. vor 1122 dem Kloster übereignet worden (K Nr. 19 = Index fol. 4 v = Β f. 32.) 38 . Die in Κ Nr. 47 genannte nutrix marchionis namens Richinza könnte Amme des um 1125 geborenen Otakar III. oder des 1163 geborenen Otakar IV. gewesen sein39. Was an Κ Nr. 47 auffällt, ist der Umstand, dass es sich bei ihr formal um keine Traditionsnotiz handelt, sondern um eine Eintragung, wie sie in einem ZensualenVerzeichnis stehen könnte: Hec sunt mancipia, que delegavit Richinza matrona nutrix marchionis:... Istipertinent ad censum quinque denariorum. Auch die folgende Aufzeichnung Κ Nr. 48 weist nicht das Formular einer Traditionsnotiz mit Publicatio und Zeugenreihe auf, sondern nur den schlichten Text einer Aufzählung der Garstener Salinenanteile in der Stadt Reichenhall40. Deshalb dürfte auch Kurz diese Notiz in die Gruppe der von Frauen getätigten Traditionen (V/2) eingereiht haben, da die nächste Nummer Κ 49 = A Nr. 102 mit der Schenkung eines Salinenanteils in Admont durch Truta von Stadel ebenfalls das Salzwesen des Klosters betrifft41. Die Anordnung zwischen der Eintragung über die von der Amme Richinza übereigneten Zinsleute (K Nr. 47) und der Notiz über die Schenkung Trutas42 stimmt mit der Datierung der Aufzeichnung des Klosterbesitzes in Reichenhall durch Heinrich Wanderwitz in die Zeit vor der Mitte des 12. Jahrhunderts im Wesentlichen überein43. In dieser urbariellen Notiz werden sehr wahrscheinlich die verschiedenen Anteile und Besitztitel aufgezählt, die zusammen jene Salzpfanne (sartago salis) gebildet haben, die Markgraf Otakar II. und dessen Sohn Leopold vor 1122 dem Kloster Garsten geschenkt hatten44. Das Verzeichnis ist auch in einer Garstener Handschrift geistlich-liturgischen Inhalts HAIDER, Anfänge 3 0 8 . Oben S. 99. 38 ObenS. 99 und 118. 39 KURZ, Beyträge 526f. Nr. 4 7 ; dazu D O P S C H , Otakare 111, 116, 118. 40 KURZ, Beyträge Nr. 48, S. 527: Hec sunt res Garstensis ecclesie in civitate Halle: Quarta pars unius mansus ad Pabingen et in adiacenti villula ze Dorf quarta pars unius mansus, quarta quoque pars in Wizpach inter Waithuser, in fonte Halle octava pars in der vivrstete, que in medio sita est, et quarta pars aque an dem Huntprunne, an dem Schubeprete et dimidius locus patelle in dem Uberschaffe et area quedam iuxta hortum Pabonis, Encemannus quidam cum sorore sua Alheide etpueris eius duobus et alter quidam Erchingerus et duo burchreth [sie]. 41 KURZ, Beyträge Nr. 49, S. 527 = UBLOE 1, Nr. 102, S. 156: qualiter quedam matrona vocabulo Truta soror Herrandi de Stadilin tradidit... partem salis adAdimunti, que sui iuris erat, cum filio suo Eberharde inibi nutriendolum. 42 ZAUNER, Rechtsinhalt 290f., datiert die Tradition um 1130. 43 'WANDERWITZ, Studien l49f. 44 UBLOE 1, Nr. 25, S. 135: qualiter Otacher marchio una cum filio suo Liupoldo sartaginem salis, quam hereditario iurepossidebatadBawaricum Halle, quam Berhtoldus habebat, ... cum omnibusappendiciis suispotestativa manu contradidit:dazu WANDERWITZ, Studien l48f.; G R U B E R - G R O H , Bad Reichenhall 63f. 36
37
Die Handschrift Β
123
von einer Hand des späteren 13. Jahrhunderts überliefert 45 . Um dieselbe Zeit wurde dieser Besitzstand in zwei im Kloster gefälschten Urkunden noch genauer angegeben 46 . Vier Nummern nach diesem Besitzverzeichnis folgt in der Edition von Kurz ein Block von fünf Notizen (K Nr. 52—55b), denen inhaltlich die Übereignung in die Zensualität gemeinsam ist, die jedoch nicht genauer datiert werden können 47 . Die letzte der von Kurz in diesem Abschnitt seiner Druckausgabe gebildeten Sachgruppen umfasst Notizen mit Nennungen von Garstener Äbten (V/4). Sein Versuch, sie gemäß seines Wissensstandes über die Abtereihe zu ordnen, ist heute in manchem zu verbessern. So kannte er Abt Adalbert I. von Garsten (1212—1216?), der einen Hörigen in die Zensualität entließ (K Nr. 56), noch nicht 48 . Im Falle von Κ Nr. 57 = A Nr. 140 konnte er sich nicht zwischen Abt Sieghard 1.(1142-um 1160) und einem angeblichen Abt Sieghard II. (1190-1200) entscheiden 49 . Die Uberlieferung im Traditionsbuch A zeigt aber klar, dass diese Notiz der früheren Zeitspanne zuzuordnen ist50. Die Nummern Κ 58 und Κ 59 hat Kurz entsprechend der darin genannten Garstener Abte Hadmar (1203-1212), Konrad II. (1216-1218) und Reginbert (1218-1227) bzw. Propst Altmann von St. Florian (1212-1221/23) zusammengefasst 51 . Dagegen hat er den in Κ Nr. 60 = A Nr. 192, Κ Nr. 61 = A Nr. 193 und Κ Nr. 62 namentlich angeführten Abt Markward (I.) irrtümlich mit dem ein Jahrhundert späteren Namensbruder Markward II. (1281-1290) identifiziert 52 . Die richtige zeitliche Reihung dieser bei Kurz gedruckten Traditionen-Gruppe wäre daher: Κ Nr. 57 (A Nr. 140), Κ Nr. 60 (A Nr. 192), Κ Nr. 61 (A Nr. 193), Κ Nr. 62, Κ Nr. 56, Κ Nr. 58 und Κ Nr. 59. Unter Berücksichtigung aller aufgezeigten Aspekte ist daher zusammenfassend festzustellen, dass der Teiledition der Garstener Traditionen durch Franz Kurz nur äußerst spärliche Andeutungen über die inhaltliche Struktur des Traditionsbuches Β entnommen werden können. Sie reichen nicht aus, um im Einzelfall zu entscheiden, wie weit Kurz dieser handschriftlichen Vorlage gefolgt ist oder ob er die Zuordnung selbst vorgenommen hat.
45 SCHIFFMANN, Handschriften 1 2 9 Nr. 1 3 8 (maschinenschriftl.) = 2 8 1 (handschriftl.) = Cc I V 6 (alte Signatur) fol. 6 5 V (fälschlich in das 1 2 . Jahrhundert datiert); gedruckt in: SCHIFFMANN, Stiftsurbare 8 (mit Datierung in das 12. Jahrhundert auch auf S. 5) mit den Textvarianten Papingen et in adiacente villula, et in fonte Halle, in der vivverstet, Schuberpret, Enzemannus, Alhaeide, Erchengerus de Pruke. Letzteres wohl als falsche Lesart von et duo burchreth. W O N I S C H , Urkundenwesen 6 3 Anm. 6 , hat SchifFmann korrigiert und die Schrift dieser Uberlieferung „in das fortgeschrittenere 13. Jahrhundert" datiert. 46 UBLOE 2, 327f. Nr. 224 und BUB 1, 184f. Nr. 143; dazu WANDERWITZ, Studien 150f.; G R U B E R - G R O H , Bad Reichenhall 63f.; ZAUNER, Rechtsinhalt 308f.; W O N I S C H , Urkundenwesen 63f. 47 KURZ, Beyträge 529f. Nr. 52-55, wobei unter der Nr. 55 zwei Notizen ohne Begründung zusammengefasst sind, von denen die erste keine Zeugen aufweist. Im Gegensatz dazu bietet Nr. 54 zwar eine Zeugenreihe, aber keine Publikationsformel. 48 Siehe oben Anm. 35; über Adalbert I. siehe HUBER, Garsten 547; DERS., Beiträge IV, 156; LENZENWEGER, Entwicklung 280. 49 KURZ, Beyträge 531 Nr. 57 mit Nachbemerkung; über die beiden Äbte siehe HAIDER, Äbtereihe 311-314, 323f., 325. 50 Oben S. 59. 51 KURZ, Beyträge 531-533 Nr. 58 und 59; dazu oben S. 121. 52 KURZ, Beyträge 533-535 Nr. 60-62 mit Nachbemerkungen; über Markward I. (1182-1195) siehe oben S. 60 und 88, über Markward II. HUBER, Garsten 513, 547; DERS., Beiträge IV, 180. - Dass auch Κ Nr. 62 (venerabili Marquardü abbate ecclesie Garstensi presidente) dem Abt Markward I. zuzuschreiben ist, ergibt sich aus Niedergang und Erlöschen des Instituts der Zensualität im Laufe des 13. Jahrhunderts; siehe DOLLINGER, Bauernstand 339-346.
124
Das verschollene Traditionsbuch Β
Die Überlieferung bei Wißgrill Während bei Franz Kurz Notizen aus dem Traditionsbuch Β im Druck wiedergegeben sind, werden solche in dem Werk von Franz Karl Wißgrill über den niederösterreichischen Adel mit einer Ausnahme immer nur zitiert. Dieser Autor nennt mehrere Personen, deren Namen er Aufzeichnungen in einem Traditionskodex des Klosters Garsten entnommen haben will. Dabei fällt auf, dass er jede seiner Nennungen mit einem Jahresdatum belegt, was, wie wir in unseren bisherigen Untersuchungen gesehen haben, für anderswo überlieferte Garstener Traditionen nicht möglich ist. Es scheint also Vorsicht angebracht gegenüber Wißgrills Hinweisen auf angebliche Traditionsnotizen, die, da die daraus zitierten Namen weder im Traditionsbuch Α noch im Inhaltsverzeichnis von Β aufscheinen, dem Fehlbestand des Traditionsbuches Β bzw. den Folien 3 3 - 4 9 nach dessen Inhaltsverzeichnis zuzuschreiben wären. So soll Dietrich (I.) Enenkl „in dem ältesten Codice Traditionum und verschiedenen Schankungs- und Stiftungsbriefen des Klosters Gärsten, insgemein Steyrgärsten, von den Jahren 1096, 1108, 1116 und 1139 inter Ministeriales, Nobiles, Equites et Vasallos der Marggrafen zu Steyr angeführet" gewesen sein 53 . In einer in das Jahr 1145 datierten, von Wißgrill im Volltext gebotenen Traditionsnotiz seines Sohnes Dietrich II. wird er ebenfalls genannt. Sie hat sich laut Wißgrill „in dem Codice Donationum Monasterii Garsten und in P. Sigism(undi) Pusch Diplomatario Garstensi pag. 39" gefunden 5 4 . An letzterem Druckort wird jedoch auch auf den älteren Erstdruck dieser Notiz von Johann Peter von Ludewig hingewiesen 55 , in dessen Edition Dietrich Enenkl in einer Reihe von Dokumenten als Zeuge genannt wird 50 . Überprüft man aber Ludewigs Texte an Hand jüngerer und besserer Editionen, so zeigt sich, dass in diesen der Geschlechtername Enenkl überhaupt nicht vorkommt und der Zeugenname Dietrich mehrere Male fehlt 57 . Das bedeutet, dass der Herausgeber Ludewig in seiner Urkundensammlung aus Gründen, die wir nicht kennen, den Zeugen Dietrich Enenkl interpoliert hat 58 und somit dessen Existenz fraglich erscheint 59 . In zwei Fällen stimmen nun die von Wißgrill angegebenen Jahre, nämlich 1096 und 1116, mit den falschen Datierungen überein, die Ludewig den Texten von zwei Traditionsnotizen beigefügt hat 60 . Das wiederum bedeutet, dass Wißgrill zumindest in diesen
53
WISSGRILL, S c h a u p l a t z 2, 4 1 0 .
54
WISSGRILL, S c h a u p l a t z 2, 4 1 Of.
55 PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium 39f. Nr. 7: „1145. Donatio Dieterici Enenkl. Acta Styrae. Ex Codice Donationum." Der Herausgeber hat aber damals schon zu dieser Traditionsnotiz angemerkt: „Non habetur in Tabulario Garstensi. Refert etiam Ludewig. Tom. IV. pag. 205. Ν. XXVIII." 56 LUDEWIG, Diplomatarium 193f. Nr. 7 (1116/1096/1120), 194 Nr. 8 (1096), 198 Nr. 13(1150), 204 Nr. 22 (1142), 207 Nr. 34 (1099), 208 Nr. 36 (1138), 208 Nr. 41 (1138), 209 Nr. 45 (1142) und die auch von Wißgrill im Volltext wiedergegebene Notiz 205f. Nr. 28 (1145). 57 LNr. 7 = ANr. 177 {Dieterich), L Nr. 8 = A Nr. 180 (Degenhart), L Nr. 13 = Α Nr. 212 (Dietrich fehlt), L Nr. 22 = A Nr. 19 = D. Ko. III. Nr. 66 (Dietrich fehlt), L Nr. 34 = A Nr. 139 (Dietrich fehlt), L Nr. 36 = A Nr. 145 (Dietricus), L Nr. 41 = A Nr. 169 (Dieterich), L Nr. 45 = A Nr. 195 (Dieterichus de Wichersdorf)·, siehe dazu auch KURZ, Beyträge 5 1 9 , zwischen Nr. 3 7 und 3 8 . 58 Siehe dazu den Hinweis von MITIS, Studien 372 Anm. 1, auf den Freiherrn Job Hartmann von Enenkl. 59 Vgl. dazu STARKENFELS, OÖ. Adel 40f., der andere Belege für Dietrich Enenkl nicht anerkennt. 60 LUDEWIG, Diplomatarium 193f. Nr. 7 (= ANr. 177), 194 Nr. 8 (= ANr. 180). - Für die anderen von Wißgrill genannten Jahre kommen die von ihm zitierten Schenkungs- und Stiftungsbriefe in Be-
D i e Handschrift Β
125
Fällen seine Kenntnis nicht einem originalen Garstener Traditionskodex verdankt, sondern der völlig unzulänglichen und verfälschten Edition von Ludewig. Fraglich ist, woher Wißgrill den Text der Traditionsnotiz aus dem Jahr 1145 genommen hat 61 . Während die Texte von Ludewig und Pusch—Frölich besonders in ihren Auslassungen weitgehend übereinstimmen62, bietet Wißgrill den vollständigen Wortlaut, allerdings ohne die drei nur bei Ludewig vorkommenden Zeugennamen Helmhard, Marquart und Adelber63. Da diese Tradition im Traditionsbuch Α und im Inhaltsverzeichnis von Β nicht aufscheint, könnte sie Wißgrill dem vom Index ausgewiesenen Fehlbestand des verschollenen Traditionsbuches Β entnommen haben. Unabhängig von der Antwort auf unsere Frage drängen sich jedoch grundsätzliche Zweifel an der Echtheit dieser Traditionsnotiz von angeblich 1145 deshalb auf, weil in ihr Dietrich (II.) Enenkl in für Garstener Traditionen ungewöhnlicher Weise als nobilis miles de ministerialibus marchionis Styrensis bezeichnet wird64. Außer Dietrich Enenkl nennt Franz Karl Wißgrill noch Hartwig von Hagenau und dessen Frau Leutgardis, die er nach „Cod(ex) Tradit(ionum) Monast(erii) Garsten(sis) Mscr." zum Jahr 1168 zitiert65, During von Emmerberg, der neben anderen Belegen auch „in Codice Tradit(ionum) des Klosters Garsten" zum Jahr 1172 bezeugt sein soll66, sowie den Grafen Berthold von Hohenberg nach einem Zeugnis zu „ 1231 in Codice Tradit(ionum) des Klosters Garsten"67. Da es zu keinem dieser Jahre ein Dokument in der Edition Ludewigs gibt, kann dessen Urkundensammlung nicht Wißgrills Quelle gewesen sein. Nachdem aber anderweitige Überlieferungen nicht bekannt sind, besteht auch in diesen Fällen die Möglichkeit, dass Wißgrill seine Belegstellen dem Traditionsbuch Β entnom-
tracht, die sich allerdings weder im Archiwerzeichnis von Seraphin Kirchmayr von 1 6 3 1 nachweisen lassen, noch heute im Stiftsarchiv Garsten im O O L A erhalten sind. 61
Seine Zitierweise „in dem C o d i c e D o n a t i o n u m Monasterii Garsten" scheint a u f den D r u c k
von PUSCH-FRÖLICH, D i p l o m a t a r i u m 3 9 Nr. 7 , „Ex C o d i c e D o n a t i o n u m " hinzuweisen, doch sprechen die Textvarianten dagegen. 62
L Nr. 28 / PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium Nr. 7, S. 39: ecclesiae in Garsten etfratribus ibidem /
ecclesie in Garsten et fratribus ibidem, Ganbinperch prope Wolfenspach situm etc. / Gaubinperch prope Wolfenspach situm; Testes traditionis huius sunt: Dietricus de Berge, Cunradus de Ascha, Ortolf de Prunne, Hartwich de Sülze, Helmhard, Marquart, Adelber et alii quam plures I Testes traditionis sunt: Dietricus de Perge, Cunradus de Ascha, Ortolff de Prune, Hartwich de Sulza et alii quam plures-, Acta sunt haec apud Styram anno 11451 Acta sunt hec apud Styram anno Dominice incarnationis MCXLV. 63
WISSGRILL, Schauplatz 2, 41 Of.: tradiderit ecclesie s α η c t e Marie
in Garsten et fratribus ibidem
Deo famulanti bus... in Gaubinperch prope Wolffenspach situm etc. Testes huius traditionis: Dietericus de Perge, Cunradus de Ascha, Ortolff de Prune, Hartwich de Sülze et alii quam plures. Acta haec sunt apud Styram anno Domin(icae) incarnationis 1145. 64
Vgl. dazu WELTIN, Otakare 1 6 6 mit A n m . 3 4 u. ö. - D e r neben der Jahresdatierung ebenfalls
auffällige Umstand, dass in der Notiz der Handlungsort Steyr angegeben wird, ist kein Fälschungsindiz, da wir auch andere solche Einzelfälle aus Garsten kennen: U B L O E 1, 1 7 2 Nr. 1 6 8 , 1 8 0 Nr. 1 9 3 ; KURZ, Beyträge 5 3 2 Nr. 5 8 . 65
WISSGRILL, Schauplatz 4 , 3 6 f . : „Hartwic oder Hertwich von Hagenawe und Leutgardis seine G e -
mahlin verschaffen zu ihrer Seelen Heil und jährlichen Messen ein G u t und G r u n d s t ü c k zu O b e r n Tern von jährlichen I V Talent zu dem Kloster U . L. Frau zu Garsten, welches Vermächt C h u n r a d , Erchinbert und Sigefried, ihre S ö h n e , Gebrüder von Hagenawe A n n o D o m . 1 1 6 8 ausgerichtet h a b e n . " Ü b e r Hartwig von M o o s b a c h - H a g e n a u ( t 1 1 5 8 ) und seine M u t t e r Liutgard - der N a m e seiner Frau ist nicht bekannt - siehe TYROLLER, Genealogie 4 5 7 f . mit Taf. 4 5 b , 4 5 9 Nr. 7 . 66
WISSGRILL, Schauplatz 2 , 3 9 3 .
67
WISSGRILL, Schauplatz 4 , 3 8 0 : „Berchtold G r a f von H o h e n b e r g k ö m m t 1 2 3 1 in C o d i c e Tradit.
des Klosters Garsten vor."
Das verschollene Traditionsbuch Β
126
men haben könnte. Dazu müssen allerdings die eingangs geäußerten Bedenken wegen der ungewöhnlichen Jahresdatierungen wiederholt werden, es sei denn, die zitierten Dokumente waren keine undatierten Traditionsnotizen, sondern datierte Siegelurkunden. Alles in allem bestehen also begründete Zweifel an Franz Karl Wißgrills Zitaten aus einem Garstener Traditionskodex, bei dem es sich um das heute verschollene Traditionsbuch Β gehandelt haben müsste. In Betracht kämen demnach eine fragwürdige Traditionsnotiz aus dem Jahr 1145 sowie verlorene Notizen oder Urkunden aus den Jahren 1168, 1172 und 1231, alle freilich unter großem Vorbehalt. Die urkundliche Uberlieferung Spuren von Notizen, von denen anzunehmen oder zu vermuten ist, dass sie in dem später in Verlust geratenen Traditionsbuch Β verzeichnet waren, finden sich jedoch nicht nur in historischen Sammelwerken aus dem 18. und dem Beginn des 19. Jahrhunderts, sondern schon in viel zeitnäheren urkundlichen und ähnlichen Quellen aus dem hohen Mittelalter, und zwar in den in ihnen enthaltenen Besitzaufzählungen. 1. Das Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen Als erste dieser Geschichtsquellen sei jenes so genannte Verzeichnis von Ministerialen-Schenkungen vorgestellt 68 , das in Wirklichkeit mehr als nur Traditionen von steirischen Dienstleuten beinhaltet, nämlich auch zwei Schenkungen des Markgrafen 69 und fünf Kaufhandlungen 7 0 . Das Verzeichnis war sehr wahrscheinlich, wie Alois Zauner gezeigt hat 71 , auf ein Einzelblatt geschrieben, das nie beglaubigt worden war. Dennoch ist es als Abschrift im Kopialbuch-Teil des Traditionsbuches A (A Nr. 11) überliefert; es muss also jedenfalls vor ca. 1186/90 entstanden sein 72 . Formal weist es keine Publikation, keine Korroboration und keine Zeugenreihe auf, sondern bietet nach der Überschrift bzw. dem Einleitungssatz eine sehr knapp gehaltene Aufzählung der Schenkungsgüter und ihrer Tradenten. Dabei fällt auf, dass die Umstände der Erwerbung gegen Ende des Verzeichnisses ausführlicher geschildert werden. Aus diesen detaillierteren Angaben dürfen wir schließen, dass die Vorlagen für das so genannte Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen voll ausformulierte Traditionsnotizen waren, die der unbekannte Verfasser des Verzeichnisses für seine Zwecke exzerpiert hat. Ein Querverweis zwischen zwei Eintragungen beweist seine Vertrautheit mit den von ihm aufgezeichneten Sachverhalten 73 . Inhaltlich erweckt das Verzeichnis deshalb unser besonderes Interesse, weil wir einige der hier vorkommenden Namen bereits von den Notizen des Traditionsbuches A und den knappen Angaben im Index des Traditionsbuches Β kennen. Die Gegenüberstellung der drei Überlieferungen führt denn auch zu wichtigen Erkenntnissen:
68
UBLOE 1, 123f. Nr. 11: Item hqc sunt predia, qu$ ministeriales marchionis tradiderunt.
69
In der folgenden Gegenüberstellung der Texte die Nr. 16 und 18. Ebd. Nr. 6, 11, 24, 25, 26 (Tausch plus Aufzahlung).
70 71
72
73
ZAUNER, R e c h t s i n h a l t 2 8 1 .
Oben S. 48 Nr. 11.
Nr. 23: pro Reginhero supradicti
ρueri fratruele = damit kann nur der in Nr. 15 genannte
Warmund, der Sohn Helenas, gemeint sein; durch diesen Verweis wird das Verwandtschaftsverhältnis von Helena und Reginher ersichtlich.
Die Handschrift Β
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1. Ad Tuncingin mansum unum, quem domnus Berhtoldus tradidit. 2. Predium, quod Wazaman sepulcbrum Domini revisurus tradidit. 3. Dominieale, quodquidam Wecil tradidit. 4. Aliud etiam, quod Adelrammus dedit. 5. Item, quod dominus Hartwicus de Rutthe tradidit. = A Nr. 35: qualiter quidam Hartwicus de familiaribus marchionis tradidit predium Ruthi dictum hie inter fluvios situm ...ob remedium animq filii sui Reginhardi suorumque parentum ..., vgl. dazu A Nr. 43: quidam fidelis minister marchionis Otacheri Hartwicus nomine predium suum situm Ruthi... pro remedio animq suf filiique sui Reginhardi et omniumque debitorum suorum addens .... = Β f. 4. p. 1. (Index fol. l v ): Hartungus [!] dedit praedium suum Reüt hie interfluviossitum. 6. Ad Nuzbach possessio, quam fratres dato precio conparaverunt. 7. Mansum unum, quem dominus Herrant74 dedit. = Α Nr. 70 ?: qualiter quidam Herrant nomine dictus predium Huntisdorf dictum iuxta Engistetin inter nostras possessiones situm ...ob remedium animq suq suorumque parentum .... = Β f. 25. p. 2. (Index fol. 4r) ?: Herrant donavitpraedium suum Huntstorffdictum iuxta Engestetten situm. 8. Alius fiindus Heglinheim dictus, quem Reginbolt dedit. 9. Ad Roh predium, quod dominus Fridericus de Hunesperge tradidit. 10. Ad Böchipredium, quod Billunc et Adelheit tradiderunt. = A Nr. 52: qualiter quidam nobilis vocabulo Billunc cum uxore sua Adelheit tradiderunt predium suum Buch dictum .... = Β f. 7. p. 1. (Index fol. T): Pillunc nobilis donavit praedium Puch. 11. Item Sibinbach dominicale unum pene cum totidem vineis, quq utraque conparata sunt de precio catenulq, quam marchionissa in extremis suis ob remedium animq suq dari constituit. 12. Ad Hasinuriuarpredium, quodfrater Etich hic conversatus dedit. 13. Item in inferiori loco eiusdem ripf prediolum, quod dominus Dietmarus dedit. = A Nr. 36: qualiter quidam Dietmarus ex familiaribus marchionis tradidit predium secus Trune situm .... = Β f. 4. p. 2. (Index fol. l v ): Dietmarus dedit praedium suum secus Traun situm. 14. AdStadile, quod Herrant dedit. = A Nr. 21a: qualiter dominus marchio Othacher rogatu Herrandi nobilis viri tradidit... predium quoddam Birchaha dictum iuxta Stadile situm .... = Β f. 1. p. 1. (Index fol. l r ): Herrandus nobilis donavit praedium Pirchach dictum iuxta Stadile situm. 15. Ad Nezilbach predium, quod matrona quidam vocabulo Helena dedit pro filio suo Warmundo nobiscum degente. = A Nr. 37: qualiter quidam matrona vocabulo Helena tradidit predium quoddam Nezilbach situm ...ob dilectionem filii sui Warmundi in monasterio educandi simul ob animarum scilicet suq et mariti remedium und A Nr. 118: Helmharduspro matre sua He74
Wohl derselbe Herrand von Stadel wie Nr. 14 und A Nr. 102 (UBLOE 1, Nr. 102, S. 156: quidam matrona vocabulo Truta soror Herrandi de Stadilin).
128
Das verschollene Traditionsbuch Β
lena ipsa die sepulturq commendanda tradidit... predium iuxta Nezzilpach situm Uli predio contiguum, quodprius profratre W. in monasterio nobiscum degente delegavit. = Β f. 4. p. 2. (Index fol. 1v): Helena pro filio suo Warmundo hic educando dedit praedium suum Nezilbach situm. 16. Ad Cidilheim predium, quod marchio dedit. 17. Quo loco etiam domnus Bruno partem silvq ob remedium animq uxoris suq dedit. 18. Non longe inferius iuxta Trunam fluvium dominicale unum, quod marchio dedit. 19. Ad Wagrein predium, quod qufdam Gvteradpro remedio animq suq dedit. 20. Ad Parscalchin mansum, quem domnus Adelrammus tradidit. 21. Ad Enggizinstetin XII mansus, quos qu^dam matrona vocabulo Berhta cum mancipiis ad qcclesiam sancti Johannis baptiste tradens omnia simul hue... delegavit. 22. Item ad Wagrein iuxta Heriah predium, quod quqdam relicta vdalrici Chunigunt vocabulo ob remedium animq eiusdem mariti sui tradidit. = Α Nr. 22: qualiter quqdam matrona Chunigunt dicta tradidit predium quoddam in manu Reginheri militis prefati marchionis delegandum ... pro remedio animq viri sui V. suorumqueparentum absolutione ... . = Β f. 1. p. 1. (Index fol. l r ): Chunigundper manum Reginheri donavit aliud. 23. Predium ad Willehalmisburc situm, cuius sunt tres mansus, qui pro Reginhero supradicti pueri fratruele traditi sunt, cum quinque mancipiis. 24. Item predium Lanzingrabin, quod fratres erga Iakkin et cuiusdam Gunzilini filios conparaverunt, cuius predii partem iam dictus pater eorum pro remedio animq suq tradidit addens hanc condicionem presentibus Reginhero et Arborn, ut si hidem filii suam portionem excolendi copiam non possiderent, alias vendendi nisi hue pro nominata pecuniq quantitate potestatem non haberent. Quot ita factum est. 25. Ad Suazinberge predium, quod etiam fratres conparaverunt. = Α Nr. 56: qualiterfratres isti de suapaupertate conparaverunt duopredia iuxta Willihalmisburch sita, quorum unum Hardi alteram dicitur Suarzinberc, tradita in manum cuiusdam Reginheri eo tenore, quod ipse traderet hic ad altare sanct$ Mariq. Quod ita factum esse constat. = Β f. 7. p. 2. (Index fol. 2 r ): Empta duopraedia iuxta Wilhalbmspurg, Hardt et Schwarzenberg nominata. 26. Ad Burchmannisdorf iuxta sanctum Ypolitum situm, quod pro commutatione predii Scorsindorf 75, quod Erchengerus dedit, addito precio fratres conparaverunt. 2 7 I t e m dimidium mansum, quem Regiher fraterprepositi Heinrici hue dandum proprietatis iure destinavit. Wie die Gegenüberstellung zeigt, waren von den 27 im Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen eingetragenen Traditionen mindestens in sieben Fällen sowohl im Traditionsbuch Α als auch im Traditionsbuch Β Notizen enthalten 76 . Die parallelen Texte geben zu erkennen, dass der Verfasser des Verzeichnisses Kurzfassungen der aus75
Handschrift Α fol. 7V = 7 v rot am Rande von anderer H a n d = Sasendorf ( M G . Hafnerbach, polit. Bez. St. Pölten), H O N B N Ö 6, lOf. 76 Nr. 35, 52, 36, 21a, 37, 22, 56. O b die Hufe von Nr. 7 das G u t Hundsdorf bei St. Johann in Engstetten (A Nr. 70) ist, erscheint zweifelhaft, zumal dies in diesem Abschnitt des Verzeichnisses der einzige Besitz im heutigen Niederösterreich inmitten lauter oberösterreichischer Besitzungen wäre.
Sossendorjfm
Die Handschrift Β
129
führlichen Traditionsnotizen erstellt hat 7 7 . Obwohl das Verzeichnis schon vor der Anlage des Traditionskodex Α entstanden ist, muss seine Vorlage nicht unbedingt die Handschrift Β selbst gewesen sein. Der unbekannte Verfasser könnte die betreffenden Traditionen auch noch als ursprüngliche Einzel- oder Sammelnotizen gekannt haben, die erst später bei der Anlage des Traditionskodex Β in diesen übertragen worden sein könnten. Auffällig ist, dass sowohl im hochmittelalterlichen Verzeichnis (Nr. 14) als auch im neuzeitlichen Inhaltsverzeichnis des Traditionsbuches Β (fol. l r ) fälschlich Herrand als Schenkgeber genannt wird an Stelle des von diesem gebetenen Markgrafen Otakar II. 7 8 . Erfreulicherweise können einige Eintragungen des Schenkungsverzeichnisses zeitlich näher bestimmt werden. So stammen die sieben im Traditionskodex Α überlieferten Notizen aus der Regierungszeit des Markgrafen Otakar II. (um 1086-1122) 7 9 , und die Tradenten Herrand (von Stadel) 80 und Friedrich (I.) von Haunsberg (gest. 1133) 8 1 sind ebenfalls im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts nachzuweisen. Die Markgräfin, die vor ihrem Tod dem Kloster Garsten zu ihrem Seelenheil ein Kettchen geschenkt hat (Nr. 11), könnte die um 1100 gestorbene Elisabeth, die Gattin Otakars II., gewesen sein 82 , aber ebenso die mit Markgraf Leopold dem Starken (1122-1129) verheiratete Sophia, die vor 1147 verschieden ist 83 . Auf Grund dieser zeitlichen Hinweise dürfen wir annehmen, dass das Verzeichnis Schenkungen aus dem frühen 12. Jahrhundert enthält und wahrscheinlich nach der Mitte bzw. in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts angefertigt worden ist. Anscheinend befürchtete man damals in Garsten Rechtsstreitigkeiten um bestimmte ältere Güterschenkungen und -erwerbungen 84 - dass es nicht nur um Schenkungen von Ministerialen gegangen ist, wie die Überschrift ankündigt, haben wir gesehen — und exzerpierte deshalb aus den vorhandenen Vorlagen — entweder ältere Originalnotizen oder das Traditionsbuch Β — die in Frage kommenden Fälle in sehr knapper Form auf einem Pergamentblatt. Der besseren Übersichtlichkeit halber scheint sich der Verfasser bemüht zu haben, seine Eintragungen nach geographischen Gesichtspunkten zu ordnen. Deshalb werden auch im Verzeichnis nach einer kurzen Anfangsphase ohne Ortsangaben (Nr. 2 - 5 und 7) zuerst die Namen der tradierten bzw. erworbenen Güter angeführt und erst danach diejenigen der Tradenten. Auf eine „geographische Reihung
7 7 ZAUNER, Rechtsinhalt 283: „Die Kürze dieses Auszuges zeigt, daß auch hier fiir jede einzelne Schenkung eine Notiz vorhanden gewesen sein muß, . . . " 7 8 Dazu oben S. 97. 7 9 Die Traditionen A Nr. 2 1 - 5 6 gehören in der Handschrift dem Abschnitt Otakars II. an, siehe oben S. 59. 8 0 Über ihn ZAUNER, Rechtsinhalt 290f.; POSCH, Siedlungsgeschichte 518f., 675 Stammtafel 2;
STRNADT, H a u s r u c k 1 2 2 f . 81
Über ihn TYROLLER, Genealogie 432f. mit Taf. 42B; HANDEL-MAZZETTI, Gemärke 52, Beilage 3.
82
HAIDER, A n f ä n g e 3 1 5 ; DOPSCH, O t a k a r e 1 1 1 , 1 1 5 .
83
DOPSCH, Otakare 111, 116.
Dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 2 8 2 - 2 8 5 . - Die Notizen A/B Nr. 21a, 21b und 22 bildeten ursprünglich eine Einheit, wie die Verweise auf dieselben Zeugen, die Einheit von Handlungsort und -zeit sowie der Verweis auf den vorgenannten Markgrafen zeigen ( U B L O E 1, 134). Von diesen drei Notizen enthält das Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen aber nur die Nr. 21a und 22 (= Verzeichnis Nr. 14 und 22). Von den zwei Gütern bei Wilhelmsburg in der Notiz A/B Nr. 56 ( U B L O E 1, l43f.) scheint im Verzeichnis nur jenes in Schwarzenberg auf (Nr. 25). 84
130
Das verschollene Traditionsbuch Β
bzw. Anordnung" der Eintragungen hat bereits Julius Strnadt hingewiesen 85 ; seine Ortsbestimmungen müssen zwar nur in wenigen Fällen korrigiert werden, wie die folgende Ubersicht zeigt, wird man aber besser bloss von einer gewissen regionalen Gliederung der Traditionen im Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen sprechen. Die Aufstellung beginnt mit Gütern in der Umgebung des Klosters in Tinsting (MG. Garsten) 86 und Reith (zwischen den Flüssen Enns und Steyr gelegen, M G . Garsten), führt in westlicher Richtung über Nußbach (polit. Bez. Kirchdorf an der Krems) nach Högelham (OG. Wendling, polit. Bez. Grieskirchen) 87 , anschließend wieder nach Osten zur Traun, wo Rah und Buch (beide O G . Roitham, polit. Bez. Gmunden) genannt werden 88 , greift mit Simbach ( O G . Fraham) in das Eferdinger Becken über 89 , um dann wieder mit Hasenufer (MG. Pucking, polit. Bez. Linz-Land) zur Traun zurückzukehren, springt mit Pühring (MG. Kronstorf) in der Nähe von Stadel (Stadlkirchen, O G . Dietach) 9 0 nach Norden an die Enns, setzt westlich davon im Bereich des Kremsflusses fort mit Nöstlbach (OG. St. Marien) und Zeitlham (MG. Pucking) sowie an der Traun mit einem ungenannten Gut und einem in Wagram (MG. Pasching) 91 ; von hier leitet die Aufstellung mit Pachschallern (MG. Sierning) 92 über zu Gütern im heutigen Niederösterreich: St. Johann in Engstetten (MG. St. Peter in der Au, polit. Bez. Amstetten), Wagram (OG. St. Pantaleon-Erla, polit. Bez. Amstetten) 93 , Wilhelmsburg (polit. Bez. St. Pölten), Lanzengraben (Lanzendorf?, O G . Böheimkirchen, polit. Bez. St. Pölten) 94 , Schwarzenberg (in der Nähe von Wilhelmsburg) 95 und Pummersdorf (StG. St. Pölten) 96 . Der unbekannte Verfasser des Verzeichnisses der Ministerialen-Schenkungen gibt durch gelegentliche Lagebeschreibungen seine gute Ortskenntnis zu erkennen 97 . Dieser dürfte auch die Nennung des Ortsnamens Wagram an der Erla (heute O G . St. Pantaleon-Erla) zu verdanken sein, der weder der betreffenden Traditionsnotiz der Handschrift Α noch derjenigen der Handschrift Β entnommen werden konnte 98 . Wir müssen daher annehmen, dass dieser Ortsname ein Zusatz des Verfassers ist. Unsere Analyse des so genannten Verzeichnisses der Ministerialen-Schenkungen hat gezeigt, dass diese Quelle eine wichtige Ergänzung für die Rekonstruktion des Traditionsbuches Β darstellt. Wir dürfen nämlich davon ausgehen, dass von allen jenen Ein-
85
STRNADT, H a u s r u c k 1 2 2 , 1 2 4 .
O N B O Ö 7, 151 Nr. 7. 6. 2. 8. SCHIFFMANN, Ortsnamen-Lexikon 1, 480; dazu STRNADT, Hausruck 124, der von einer strengeren geographischen Ordnung ausgeht. 86
87
88
S T R N A D T , H a u s r u c k 1 2 4 E ; S C H I F F M A N N , O r t s n a m e n - L e x i k o n 2 , 2 4 2 u n d 1, 1 5 7 .
89
SCHIFFMANN, O r t s n a m e n - L e x i k o n 2 , 4 1 5 .
SCHIFFMANN, Ortsnamen-Lexikon 1, 103; 2, 435; 3, 67; O N B O Ö 7, 195f. Nr. 7. 6. 8. 22; STRNADT, Hausruck 124, setzt Stadel mit dem Stadelandergut bei Pucking gleich. 90
91
SCHIFFMANN, O r t s n a m e n - L e x i k o n 2 , 4 8 9 .
92
O N B O Ö 7, 161f. Nr. 7. 6. 5. 2. H O N B N Ö 7, 25.
93 94
H O N B N Ö 4 , 18; vgl. HUBER, Beiträge 6 9 .
H O N B N Ö 6, 94: „Wahrscheinlich der Höhenrücken zwischen Kreisbach (GB. St. Pölten) und St. Veit a. d. Gölsen (GB. Hainfeld)." 9 6 H O N B N Ö 1, 279. 9 7 Verzeichnis Nr. 13: Item in inferiori loco eiusdem ripf (= die Traun, die in der vorhergehenden Eintragung gar nicht direkt genannt wird) und Nr. 18: Non longe inferius iuxta Trunam fluvium. 9 8 Siehe oben die Gegenüberstellung der Texte zu Nr. 22. 95
Die Handschrift Β
131
tragungen des Verzeichnisses, die in der Handschrift Α nicht durch eine Traditionsnotiz überliefert sind und im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β nicht erwähnt werden, im Fehlbestand des verschollenen Traditionsbuches Β mit hoher Wahrscheinlichkeit Notizen enthalten waren. Für dessen Rekonstruktion sind daher folgende 20 Nummern des Verzeichnisses zu berücksichtigen: Nr. 1-4, 6 - 9 , 11, 12, 16-21, 23, 24, 26 und 27. Ein möglicher Einwand soll allerdings nicht verschwiegen werden. Franz Kurz, der beide Garstener Traditionskodizes benützt hat und der für seine Urkundenedition, wie er selbst angegeben hat", die inhaltlich bemerkenswertesten Texte ausgewählt hat, bringt die interessante Traditionsnotiz über den Kauf des Herrenhofes in Simbach mit dem Erlös für das von der Markgräfin geschenkte Kettchen (Nr. 11) nicht. Sollte er diesen Text in der Handschrift Β nicht für merkwürdig befunden oder gar übersehen haben? 2. Die Gaflenz-Schenkung der Markgräfin Sophia nach 1129 Gleichfalls noch vor der Anlegung des Traditionskodex Α ist im Kloster Garsten eine Urkunde auf Markgraf Otakar III. gefälscht worden, die nur abschriftlich in dieser Handschrift überliefert ist 100 . Ihr lag, wie die Zeugen und der genannte Investitor beweisen, eine echte Traditionsnotiz über die Schenkung des Gebietes von Gaflenz durch die Markgräfin-Witwe Sophia zu Grunde, die „bald nach 1129 erfolgt sein" dürfte101. Der Inhalt dieser verlorenen Notiz wird in der Fälschung so wiedergegeben102: Mater mea Sophya marchionissa... (cum manu et consensu nostro) tradiditpotestativa manu ad altare sanctq Μαής Garsten predium Abelenzi dictum (omnia videlicet circa rivulos in Ablenzi manantes et a vertice Valchensteine usque in Anesim) ob remedium animarum scilicet mariti sui (patris met) Luipoldi marchionis, cuius sponsali dotatione in eius ius venerat, pro absolutione etiam utrorumque parentum et debitorum suorum Henrici ducis et Ottonis de Navn et omnium fidelium quesita et inquirenda quantumcunque per singulas convalles vel augias exstyrpando et excolendo ad vestram utilitatem dilatare potueritis exceptis duo bus colonis suo iure dispositis et venationibus per montana, que excoli non possunt, et fluvio Anesi pascuis et aliis commodis per omnia vobis in proprium ius concessis. Hi testes idonei per aurem sunt attracti: Walter de Traisim ... Investitor Starchfrit. Die in der Urkunde folgenden Weide- und Holzbezugsrechte dürften Zusätze des unbekannten Fälschers sein103. Auch diese erschlossene Traditionsnotiz könnte im verschollenen Garstener Traditionsbuch Β eingetragen gewesen sein. 3. Die Bestätigung der Besitzungen in der Riedmark von 1171 Im Jahr 1171 bestätigte Herzog Heinrich II. von Österreich dem Kloster Garsten auf Bitten der Mönche jene Besitzungen in der Riedmark, die sich seit der Zeit König Konrads III. und Dietmars von Aist in ihrem Eigentum befanden. Die Urkunde ist nur " KURZ, Beyträge 472: „Diejenigen von denselben (= Traditionsnotizen), welche irgend etwas Merkwürdiges enthalten, werden hier am gehörigen Orte buchstäblich abgeschrieben zu finden seyn" und 523: „Ich hebe aber aus den zwey Quartbänden, die ich vor mir habe, nur Weniges aus, was mir nämlich vor anderen das Merkwürdigste zu seyn scheinet." 100 UBLOE 1, 124f. Nr. 12; dazu WONISCH, Urkundenwesen 57, 62 Nr. 5, sowie oben S. 48 Nr. 12. 101 ZAUNER, Rechtsinhalt 270 mit Anm. 32, 282. 102 In Klammern jene Teile des Textes, die dem späteren Fälscher zugeschrieben werden müssen. 103 ZAUNER, Rechtsinhalt 282.
132
Das verschollene Traditionsbuch Β
abschriftlich im Kopialbuch-Teil des Traditionsbuches Α überliefert 104 . Sie gibt sowohl die Ortsnamen als auch den Besitz bzw. die Besitzgrößen an. Insgesamt werden 13 Orte genannt. Von diesen Besitzungen sind drei, vielleicht sogar vier, im Wege von Traditionen an das Kloster gelangt, über die Notizen in die Traditionsbücher Α und Β eingetragen worden sind: 1. in Haselbach capellam cum dote sua in Niderwinckel105 = A Nr. 168: qualiter Otacher marchio tradidit... capellam Haselbach cum omni dote in Winchel insuper duo curtilia pro remedio animq ministerialis sui Ottonis occisi... = Β f. 9. p. 1. (Index fol. 2r): Ottakar marchio donavit capellam in Hasibach in Niderwinkhl cum 2 curtilibus. 2. Franchenberge duo cortilia et sex hominum possessionis = Α Nr. 174: ... concambium, quodfactum est inter qcclesiam Garstensem et marchionem Stirensem. Igitur idem marchio Otacher suscepto a congregationepredio, quod Richeneich dicitur, quodque regali traditione in usum veniens et proprietatem qcclesiq multis annis fratrum servierat necessitatibus impulsatum, hoc inquam exceptis duobus beneficiis cuidam tunc Engilscalco a fratribus vel abbate concessis suscepto ipse econtra pre diu m situm Francheberge dictum cum mancipiis ibidem manentibus et mansum unum iuxta Haselbach situm eiusdem qcclesiq utilitatibus designavit.... = Β f. 10. p. 1. (Index fol. 2 r ): Concambio inter Ottakerum marchionem et Monasterium facto pro praedio Richenach dicto Frank hen b erg praedium cum mancipiis illuc pertinentibus et mansus unus iuxta Hasibach. 3. Cetheidoif mansum unum et dimidium = A Nr. 151: ... quqdam nobilis matrona nomine Gisila cum filio suo nomine Ottone quoddam predium apud Zeteisdorf'... delegavit. = Β f. 20. p. 1. (Index fol. 3V): Gisila de Hasibach donavit praedium quoddam apud Zezeistorjf. 4. ? = A Nr. 115: qualiter quidam nobilis vir prefati Herimanni frater tradidit predium in Rietmarche situm .... = Β f. 15. p. 2. (Index fol. 3 r ): Hermannus nobilis donavit praedium suum in Rietmarchia. Der Textvergleich zeigt als Besonderheit des Schreibers bzw. des Diktators der Bestätigungsurkunde, dass im Falle von Haselbach/St. Magdalena (heute StG. Linz) die Urkunde eine allgemeine Besitzbeschreibung bietet {cum dote sua), während die beiden Traditionskodizes etwas ausführlichere Angaben machen (cum omni dote... insuper duo curtilia). Bei Frankenberg (OG. Langenstein und MG. Ried in der Riedmark, polit. Bez. Perg)106 und Zettsdorf (OG. Engerwitzdorf, polit. Bez. Urfahr-Umgebung) 107 ist dagegen die Urkunde, wie bei den anderen Besitzungen auch, detailreicher. Man hat also offensichtlich in Garsten 1171 Wert darauf gelegt, eine herzogliche Bestätigung für genauer beschriebene Besitzeinheiten zu bekommen. Bei Haselbach war es vielleicht mehr 104
BUB 1, 55 Nr. 40; UBLOE 1, 130 Nr. 16 bietet fälschlich den Text der späteren Fälschung BUB 1, 55f. Nr. 41; siehe dazu oben S. 49 Nr. 16. 105 In der abschriftlichen Überlieferung cum dote sua in Niderwinckel auf Rasur. 106
SCHIFFMANN, O r t s n a m e n - L e x i k o n 1, 3 0 9 .
107
SCHIFFMANN, Ortsnamen-Lexikon 2, 575f.
Die Handschrift Β
133
um die Sicherung des Besitzes gegangen als um Art und Größe des Ausstattungsgutes dieser klösterlichen Eigenkirche 108 . Dieses Ausstattungsgut ist ursprünglich in Winkl (MG. Altenberg bei Linz, polit. Bez. Urfahr-Umgebung) lokalisiert gewesen, wie der betreffenden Traditionsnotiz Nr. 168 in der Handschrift Α zu entnehmen ist. Auch das Original der Bestätigungsurkunde von 1171 hat höchst wahrscheinlich diesen Namen aufgewiesen, der in der Aufzählung noch ein zweites Mal ohne Korrektur vorkommt. Erst in der Abschrift dieser Urkunde im Kopialbuch-Teil der Handschrift A (Nr. 16) hat eine andere Hand nachträglich auf Rasur die Abänderung cum dote sua in Niderwinckel angebracht 109 . Alois Zauner hat darin eine Reaktion auf die Unterscheidung der Orte Ober- und Niederwinkl gesehen, zu der es in Folge der Weiterentwicklung des Siedlungsausbaues nördlich von Linz gekommen ist 110 . Daher konnte auch später der entsprechende neuzeitliche Schreiber des Inhaltsverzeichnisses des Traditionsbuches Β in seiner komprimierten Zusammenfassung der betreffenden Traditionsnotiz den Namen des Ortes richtigerweise mit Niederwinkl angeben. In der Handschrift Β selbst dürfte dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach wie in der Handschrift Α noch der Name der ursprünglichen Kernsiedlung Winchel gestanden sein. Die vier in Frage kommenden Traditionsnotizen sind wegen ihrer Stellung in den beiden Garstener Traditionsbüchern in die Regierungsperioden der Markgrafen Otakar III. (1129-1164: Α Nr. 115 und 151) und Otakar IV. (1164-1180 bzw. 1192: Α Nr. 168 und 174) zu datieren. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass A Nr. 115 eine der frühesten und A Nr. 151 eine der letzten Notizen unter Otakar III. ist sowie dass die Notizen A Nr. 168 und 174 die Frühzeit Otakars IV. betreffen 111 . Dieses Ergebnis stimmt im Wesentlichen überein mit der Aussage der herzoglichen Bestätigungsurkunde von 1171, wonach die Garstener Mönche von der Zeit König Konrads III. (11381152) und Dietmars von Aist bis zur Gegenwart im uneingeschränkten Besitz der genannten Güter gewesen seien 112 . Was den Inhalt dieser vier Traditionsnotizen anbelangt, dürften an der Gleichsetzung der Nummern A 168, 174 und 151 mit den Nennungen von Haselbach, Frankenberg und Zettsdorf in der Bestätigungsurkunde keine Zweifel bestehen. Die vierte Notiz A Nr. 115, die zwar die Riedmark, aber keinen Ort in diesem Gebiet nennt, kann deshalb leider mit keiner der in der Urkunde namentlich angeführten Besitzungen in Beziehung gebracht werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch sie eines dieser Güter betrifft, ist allerdings sehr groß. Wir dürfen demnach annehmen, dass die Bestätigungsurkunde Herzog Heinrichs II. von Österreich über diese vier Fälle hinaus lauter solche Besitzun108
Über sie Zauner, Rechtsinhalt 277-280 mit weiterer Literatur. Dazu BUB 1, 55 Nr. 40 und oben S. 38f. 110 ZAUNER, Rechtsinhalt 278: „die Angabe des Widems in Niederwinkel, die im Traditionsbuch auf Rasur steht, wird nur deshalb geändert worden sein, um eine genauere Identifizierung gegenüber dem neu entstandenen Oberwinchel zu ermöglichen. Seit der Angabe Winchel war möglicherweise die Siedlung weiter fortgeschritten und eine Spezialisierung eingetreten." 111 Siehe dazu oben S. 59 die zeitliche Zusammenstellung der Traditionen. Die Schenkung der Eigenkirche in Haselbach (A Nr. 168) wird von W O N I S C H , Urkundenwesen 55, und ZAUNER, Rechtsinhalt 278, in die Jahre 1165-1169 datiert. Die Obergrenze ergibt sich nach Wonisch aus dem Ende der Amtszeit des Abtes Gunther von Garsten (vor 1175 ?), siehe dazu HAIDER, Abtereihe 314-320, 325. 112 BUB 1, Nr. 40, S. 55: qualiternos rogatu fratrum Garstensiumpossessionis eorum, quas a temporibus ρις recordations fratris nostri Cönradi regis et de Agist Dietmar infra terminos Rietmarche usque ad nostra libere possederunt diversis in locis. 109
134
Das verschollene Traditionsbuch Β
gen aufzählt, die dem Kloster Garsten zwischen ungefähr 1138 und 1171 tradiert worden waren, und dass es über diese Schenkungen auch Traditionsnotizen gegeben hat. Wenn sie in einem Garstener Traditionsbuch verzeichnet waren, kann dies nur die Handschrift Β gewesen sein, für deren Rekonstruktion dann zehn Notizen mit folgenden Betreffen zu berücksichtigen wären: 1) Wicmannesdorfdimidiummansum 2) Spedendorfdimidium mansum 3) prediola duo apud Novum Forum 4) Winchil dimidium mansum 5) in Silva dimidium mansum 6) Lozberg mansum unum 7) Cholzdorf dimidium mansum 8) Chulm III prediola 9) Witrach dimidium mansum 10) in Eich dimidium mansum 4. Die so genannte Gründungsurkunde Die vor der Anlage des Traditionskodex Α in Garsten auf Markgraf Otakar II. gefälschte, undatierte und ebenfalls im ersten Teil dieser Handschrift abschriftlich überlieferte Urkunde, die 24 frühe Schenkungen der Markgrafen Otakar I. und Otakar II. an das Kloster aufzählt, kann man als eine Art Garstener Gründungsurkunde bezeichnen 113 . Für drei oder vier dieser Traditionen gibt es Notizen im erhaltenen Traditionsbuch Α und durch ihre Nennung im Inhaltsverzeichnis des verschollenen Traditionsbuches Β den Nachweis, dass dieselben Notizen auch in der Handschrift Β enthalten waren. Zwei weitere Traditionen sind uns schon aus dem Verzeichnis der MinisterialenSchenkungen bekannt, aus dem sie der unbekannte Urkundenfälscher wörtlich übernommen hat. Es ist daher damit zu rechnen, dass die anderen Schenkungsakte gleichfalls schriftlich in Form von Traditionsnotizen festgehalten worden sind, fur die wiederum das Traditionsbuch Β bzw. dessen vom Inhaltsverzeichnis nicht erfasster Teil (fol. 33—49) als Uberlieferungsträger in Frage kommt. Die in der angeblichen Otakar-Urkunde aufgezählten Güter und Liegenschaften folgen keiner konsequenten zeitlichen Ordnung, scheinen aber mitunter in regionalen Gruppierungen zusammengefasst worden zu sein. Trennt man sie nach den beiden in der Urkunde genannten markgräflichen Tradenten, so ergibt das die folgenden zwei Gruppen von Traditionen an das Kloster Garsten: Traditionen des Markgrafen Otakar I.: 114 1. Primo scilicet dominicale illud, quoprimum dotata est ipsa ecclesia, ubi modo fundatum constat monasterium115. 113
114
U B L O E 1, 1 2 1 - 1 2 3 N r . 10 u n d o b e n S. 4 8 N r . 10; d a z u HAIDER, A n f ä n g e 3 0 9 - 3 1 2 .
In Klammern jene Textstellen, die dem unbekannten Urkundenfälscher zuzuschreiben sind. Über das höhere Alter der (Pfarr-)Kirche Garsten und die möglichen Objekte dieser Stiftung siehe HAIDER, Anfänge 295-297, 31 lf. 115
Die Handschrift Β
135
2. (Fecimus) etiam concambium cum ecclesia Pathaviensi sub Altmanno eius sedis pontifice, {quod item Garstensi ecclesie donatum confirmavimus. Tradidimus enim ...)116. 3. (Confirmamus) etiam eidem ecclesie ac in proprietatem contradimus secundam dotem trans Anesum cum silva contigua, que Danberc dicitur, (in pascuam animalium et cesionem lignorum ac omnimodam utilitatem sola venatione ferarum excepta). Sic enim et pie memorie pater meus Otacher marchio, qui Rome defunctus dormit, nunciis Wolfgango et Erchingero mediantibus ipsi ecclesie tradidit et quicquid cultum sive incultum interfluviolosDanbach et Fruznich situm est117. = A Nr. 121: ... qualiter Otacher marchio, qui Rom$ situs est, rogatu Wolfgangi hie quondam parrochiani et Erchingeripatris Abrant tradidit huic qcclqsif Garstensi silvam contiguam trans Anesim, qu$ traditio patrata est per manum marchionissq Willibirgq ... De capite Danbach usque ad... in rectitudine usque ad caput Fruznicha. = Β f. 16. p. 2. (Index fol. 3r): Ottakerus marchio Romae sepultus donavit silvam Tanberg etc. 4. Ad Svammarin dimidium mansum antiquitus a parentibus nostris traditum. Traditionen des Markgrafen Otakar II.: 5. Beneficium Arnhelmi inter Rubinich et Fruznich pro commutatione decimarum cum aliis alibi sitis tradidimus. = A Nr. 30: ... qualiter domnus marchio Otacher pro decimatione bonorum suorum tradidit ... duos possessiones scilicet Ruthe et beneficium, quod Arnhalmus de silva excolendo possedit, et vineas ad Hartperc. = Β f. 3. p. 2. (Index fol. l r ): Ottakar marchio pro decimatione bonorum suorum dedit duos possessiones, videlicet Reüt et beneficium Arnhalmi cum vineis ad Hartperg. 6. Possessionem etiam sitam, que Jagirnberge dicitur. 7. Inter fiumina vero Anesum et Styriam hec sunt, que tradidimus, scilicet cellam, que terminatur in rivulo Sabiniche, ubi ille rivum facit in Anesum, per Leichperge usque ad viam, que a cella iter prebet Aschä, omnia interiacentia ad officinas fratrum pertinent, 8. et beneficium Liutoldi, quod Liutoldus et eius convicaneipossident. 9. Ad Husmannin duos mansus et quod Öthwin cum Sclavonibus possidet. 10. Dotem illam ad Ascha, qua dotata est ecclesia sancti Martini. 11. Aliam pertinentem ad tytulum sancti Viti Dernberc. 12. In valle autem Anesi ad Scalchinberge beneficium Woluoldi. 13. Item beneficium Meginhardi et Slateheim et Strechowe. 14. Aliud predium ad Steinnarin iuxta Michilindorfet unum mansum, beneficia Öthfiidi. 15. Ad Husrugkun loco, qui dicitur Rute, predium pro decimis Cherbach dandis tradidimus, cuius partem cum vinea gratia meliorandi atque commodius ponendi fratres vendiderunt. 16. Ad Hartperge quinque vineas. = A Nr. 30? = Β f. 3. p. 2. (Index fol. lr)? - siehe oben Nr. 5 17. Iuxta Lauriacum predium. 18. Ad Cidilheim predium. 116 Über dieses Tauschgeschäft zwischen Markgraf Otakar I. und Bischof Altmann von Passau HAIDER, Anfänge 297-301. 117 Dazu HAIDER, Anfänge 295f., 311: um 1075.
136
Das verschollene Traditionsbuch Β
= Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen Nr. 16: Ad Cidilheim predium, marchio deditn%.
quod
19. No η longe inferius iuxta Trunam fluvium dominicale unum. = Verzeichnis der Ministerialen-Schenkungen Nr. 18: Ν on longe inferius iuxta Trunam fluvium dominicale unum, quod marchio dedit119. 20. 21. 22. 2 3.
Item adAscaha predium, quod Rüdolfuspossidet, et vineas, que in Oriente site sunt, quinque ad Wachow, tres ad Willihalmesburc, quatuor ad Mütinsdorf.
24. Ad Willehalmesburch loco, qui Crebizbac dicitur, duodecim mansus cum XXXmancipiis pro decimationibus dedimus, quod erat beneficium cuiusdam Etichis, cuius filium vocabulo Piligrimum rogatu propinquorum in ipso monasterio educandum tradidimus. = A Nr. 26: ... quod marchio Otacher cum manu filii sui Liupoldi marchionis filium militis sui nomine Etich Piligrim vocitatum ... contradidit... cum omnibus, qu$ idem Etich vel hereditario iure vel beneficio ab ipso marchione concesso possidere videbatur cum familia et ceteris appendiciis et una vinea octo videlicet mansus pro mutatione decimq prediorum ad Wilihalmsburch, quq fratribus ... singulis annis dabatur in loco supra nominate, imperpetuum delegavit. = Β f. 2. p. 2. (Index fol. l r ): Ottakar marchio per commutationem pro decimis praediorum ad Wilhalbmspurg deditpossessiones et bona Etich Pilgrim militis, inter quae erat vinea 8 mansuumno. Von den vier Traditionen aus der Zeit des Markgrafen Otakar I. (1050/55-1075) ist in einem Fall (Nr. 3) die betreffende Traditionsnotiz in den beiden Garstener Traditionsbüchern Α und Β überliefert bzw. bezeugt. Die Rechtshandlung, mit der Otakar I. 1072/75 dem Bischof Altmann von Passau für dessen Anerkennung der markgräflichen Eigenkirche Garsten als Pfarrzentrum innerhalb eines großen Sprengeis die markgräfliche Eigenkirche Behamberg vertauscht hat (Nr. 2), ist ebenfalls in einer Traditionsnotiz festgehalten worden. Diese inhaltlich bedeutsame Notiz kennen wir jedoch nur aus abschriftlicher Uberlieferung in der undatierten Bestätigungsurkunde des Bischofs Ulrich von Passau (1092-1121) 1 2 1 . Die Traditionsnotiz selbst dürfte nach dieser urkundlichen Beglaubigung entweder vernichtet worden oder verloren gegangen sein. In die Handschrift Β hat sie anscheinend nicht Eingang gefunden. Das wird zum einen bewiesen durch die Tatsache, dass in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts sowohl die Supplik, mit der Markgraf Otakar IV. 1176 eine päpstliche Bestätigung des Tauschgeschäftes erlangen wollte, als auch der Garstener Fälscher der „Gründungsurkunde" die Notiz nach der Bestätigungsurkunde des Bischofs Ulrich wiedergegeben haben 122 ; zum anderen aber auch dadurch, dass Franz Kurz, der am Beginn des 19. Jahrhunderts beide Garstener Traditionskodizes benützt hat, offensichtlich 118
Oben S. 128. ObenS. 128. 120 Über diese verstümmelte Wiedergabe im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β siehe oben S. 98. 121 HAIDER, Anfänge 297f., 303, 321, 323; ZAUNER, Rechtsinhalt 267; MITIS, Studien 145. 122 UBLOE 2, 341 f. Nr. 233 und UBLOE 1, 122 Nr. 10 (sicut et Privilegium Garstensi ecclesie ab episcopo Pathaviensi Vdalrico contraditum testaturj. Dazu HAIDER, Anfänge 297f., 318, und oben S. 46 Nr. 3. 119
Die Handschrift Β
137
gleichfalls nur diese bischöfliche Bestätigung gekannt hat 123 . Ebenso ist anzunehmen, dass Kurz eine Traditionsnotiz über die Erstausstattung von Kirche oder Stift Garsten (oben Nr. 1) im Druck veröffentlicht hätte, wenn er eine solche im Traditionsbuch Β vorgefunden hätte. Somit bleibt von dieser Gruppe für die mögliche Rekonstruktion des Traditionsbuches Β als einzige die Tradition Nr. 4 zu berücksichtigen. Dazu kommen allerdings aus der Zeit des Markgrafen Otakar II. (um 1086-1122) die neu erschlossenen Traditionen Nr. 6 - 1 5 , 17 und 2 0 - 2 3 . Insgesamt bietet also die gefälschte, so genannte Gründungsurkunde Hinweise auf 16 Traditionsnotizen, für welche die Wahrscheinlichkeit gilt, dass sie zu jenem Bestand des Traditionskodex Β gezählt haben, der in dessen Inhaltsverzeichnis nicht aufscheint. 5. Die Seelgerätstiftung Otakars IV. von 1190 Im Jahr 1190, wie anzunehmen ist, beurkundete Herzog Otakar IV. eine Seelgerätstiftung an das Kloster Garsten, die Liegenschaften an drei verschiedenen Orten und deren Vogteiverhältnisse zum Inhalt hat. Das Original der Urkunde wurde ebenso in Garsten hergestellt wie die gleichzeitige, vielleicht auf der Grundlage eines Parteienentwurfes angefertigte und durch ihre Varianten interessante Abschrift im Traditionen-Teil des Traditionskodex A 124 . Es ist daher nicht verwunderlich, dass in beiden Überlieferungen deutlich die Texte der ursprünglichen Traditionsnotizen durchschimmern, die man in Garsten 1190 in eine urkundliche Form gebracht hat, mit der diese früheren Schenkungen zusammengefasst, bestätigt und insbesonders durch die Regelung der Vogteiverhältnisse erweitert werden sollten 125 :
1. (Idcirco) notum sit omnibus (nostris successoribus et) sancte Dei ecclesie fidelibus tarn presentibus quam futuris, qualiter nos iuxta fluvium Gabelenz duos mansus cum nemore ad locum sancte Deigenitricis Marie Garsten fratribus inibi Deo famulantibuspropter remedium anime nostre et omnium parentum nostrorum, quorum traditione et auxilio idem locus constructus esse cernitur, cum omni iure, quo ad nostrum pertinebant servitium, tradidimus (venationibus, piscationibus, cultis et incultis, mobilibus et inmobilibus, quesitis et inquirendis, exitibus et reditibus, et ut fratres liberam potestatem habeant faciendi, quicquid ob ecclesie conmoditatem ex Ulis elegerint, nullo contradicente et inquietante). 2. (Insuper) unum mansum Vhsenberch, quem tres incolunt viri, ob Dei amorem et anime matris nostre redemptionem cum omnibus illuc ritepertinentibus super reliquias sanctorum iam dicti cenobii nos delegasse sub testimonio conprobatur. 3. Alium vero iuxta ecclesiam Hus, quem quedam nobilis femina domina Gisla de EussaiJ26 pro eterne remunerationispremio eidem loco libera manu contulit, hunc in usum fratrum redisse concessimus. 1 2 3 KURZ, Beyträge 472f. Nr. 1 und 4 7 5 ^ 7 7 Nr. 4, druckte die späteren Fälschungen auf die Bischöfe Altmann und Ulrich von Passau; dazu HAIDER, Anfänge 321-326. 124 BUB 1, 102f. Nr. 75 und UBLOE 1, 187-189 Nr. 212; dazu oben S. 60f. und 68f. 125 Im Folgenden in Klammern jene Textstellen, die nicht in den Traditionsnotizen gestanden sein dürften. 126 Gisela von Assach (OG. Aich, polit. Bez. Liezen, Steiermark) ist in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts urkundlich bezeugt (StUB 1, 306 Nr. 301,317f. Nr. 323,492 Nr. 530,492f. Nr. 531, 513 Nr. 546, 544 Nr. 576, 626f. Nr. 649, 645 Nr. 668, 691 Nr. 702).
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Das verschollene Traditionsbuch Β
Alle drei Traditionen — die Schenkungen von zwei Hufen mit einem Waldstück an der Gaflenz und einer Hufe in vhsenberch sowie die herzogliche Erlaubnis zum Besitzwechsel der Hufe bei der Kirche von Haus im Ennstal (polit. Bez. Liezen, Steiermark) - haben Otakar IV. als Schenkgeber bzw. Tradenten. Dass die diesbezüglichen Traditionsnotizen im Garstener Traditionsbuch Β eingetragen waren, kann jedoch nur vermutet werden. Wenn es sich allerdings so verhalten haben sollte, würde das bedeuten, dass das Kloster Garsten beim steirischen Herzog die Ausstellung einer Siegelurkunde zur Erneuerung und Erweiterung von Traditionsnotizen, die wohl noch nicht lange im Traditionskodex Β enthalten waren, betrieben hätte und nach Empfang dieser Urkunde eine für das Kloster günstigere Textfassung in den kurz davor neu angelegten zweiten Traditionskodex (A) eingetragen hätte. Und zwar nicht im Anschluss an den einleitenden Kopialbuch-Teil, wo, wie wir gesehen haben 127 , zu wenig Platz für Nachträge war, sondern mitten unter die aktuellen Traditionsnotizen der Fortsetzungs-Schreiber der Handschrift A (= A Nr. 212). 6. Der Fälschungsentwurf auf Otakar II. vom Ende des 12. Jahrhunderts Am Ende des 12. Jahrhunderts, aber erst nachdem das Traditionsbuch Α angelegt worden war, hat man in Garsten eine eigenartige, auf den Markgrafen Otakar II. bezogene Urkunde entworfen, die eine Kundmachungsformel, eine Art Korroboration und eine Zeugenreihe enthält, aber nicht besiegelt worden ist 128 . Dieser Fälschungsentwurf kompiliert die Texte der ebenfalls gefälschten, so genannten Gründungsurkunde desselben fiktiven Ausstellers und des Verzeichnisses der Ministerialen-Schenkungen, führt aber darüber hinaus vier weitere Traditionen an 129 , von denen eine Notiz im Traditionskodex Α überliefert und für die Handschrift Β durch deren Inhaltsverzeichnis bezeugt ist: 1. Alius fundus, quem domnus Heinricus nobiscum conversatus tradidit. 2. Aliudpredium trans Rubinich, quod domnus Arnhelmus dedit. 3. In valle autem Anensi ad Salchinperge dominicale unum cum appendiciis suis, quod domnus Eberhardus dedit, ...130 4. Ad Hartheim predium, quod frater Arnhelmus dedit. = A Nr. 34: ... qualiter quidam Arnhalmus, qui nobiscum in monasterio conversatur, tradidit predium suum Hartheim dictum per manum avunculi sui Heinrici nobilis viri ... = Β f. 4. p. 1. (Index fol. l v ): Arnhelmus hic monachus deditpraedium suum Harthaim (oder Horchaim). Von diesen vier Traditionen sind zwei mit Sicherheit (Nr. 3 und 4) 131 und zwei mit hoher Wahrscheinlichkeit (Nr. 1 und 2) in die Regierungszeit des Markgrafen Otakar II. 127
Oben S. 36, 55f., 61 und 89. UBLOE 2, 134-136 Nr. 95: Noverit omnium Christi fidelium tarn presens etas quam successura posteritas, quod hic habenturpossessiones, quas domnus O. manhio acparentes eius sive aliifideles nohiles atque eius familiares huic ecclesie Carstensi tradiderunt,; dazu ZAUNER, Rechtsinhalt 283f. 1 2 9 ZAUNER, Rechtsinhalt 283f. 130 Die Fortsetzung des Textes lautet: et heneficium Woluoldi, quod marchio inihi donavit (= Tradition Nr. 12 der so genannten Gründungsurkunde oben S. 135). 131 Nr. 4 wegen der Reihung der Notiz im Kodex A, Nr. 3 wegen der gemeinsamen Nennung der Schenkung des Eberhard und derjenigen des beneficium Woluoldi durch den Markgrafen (beide in Sallaberg im steirischen Ennstal, OG. Aigen im Ennstal, polit. Bez. Liezen, Steiermark). Dieses Lehen ist auch in der „Gründungsurkunde" (Nr. 12) mit Otakar II. in Verbindung zu bringen. 128
Die Handschrift Β
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(um 1086—1122) zu datieren. Da im Traditionsbuch Α Notizen der Nummern 1, 2 und 3 nicht vorkommen, müssen wir damit rechnen, dass auch sie wie die Notiz Nr. 4 im Traditionsbuch Β verzeichnet gewesen sind. Dafür, dass die Handschrift Β in allen diesen vier Fällen die Vorlage für den Fälschungsentwurf vom Ende des 12. Jahrhunderts gewesen ist, könnte auch sprechen, dass die Namensform Arnhelmus in den Traditionen Nr. 2 und Nr. 4 mit der Inhaltsangabe der Tradition Nr. 4 im Index von Β übereinstimmt. 7. Die Schenkungsurkunde Herzog Leopolds VI. vom 2. Juli 1205 Eine Urkunde Herzog Leopolds VI. von Osterreich und Steiermark mit dem Datum 2. Juli 1205 berichtet über die Schenkung des Gutes Thern durch Gozwin von Oberstetten, dessen Schwester Adelheid und beider Verwandte Adelheid von Ulrichskirchen 132 . Die Beurkundung ist wahrscheinlich erst im Nachhinein durch eine Garstener Empfängerhand erfolgt. Der Schenkungsvorgang ist nach der Schilderung der Urkunde in zwei Phasen abgelaufen: Zuerst haben die Schenkgeber das Gut durch ihren Salmann, den Grafen Friedrich (V.) von Peilstein133, in Wien dem Herzog unter der Bedingung tradiert, es dem Kloster Garsten zum Nutzen der Mönche weiterzugeben134. Danach hat Herzog Leopold VI. in Garsten im Beisein des Abtes Hadmar (1203-1212) das Gut dem Kloster übereignet135. Da die nachträglich hergestellte Urkunde - der zeitliche Abstand könnte mehr als 15 Jahre betragen haben 136 - für beide Rechtshandlungen jeweils eine stattliche Reihe von Zeugen angibt - 20 in Wien und 14 in Garsten - , müssen wir annehmen, dass über diese beiden Vorgänge entweder eine gemeinsame Traditionsnotiz oder zwei eigenständige Notizen existiert haben, die der unbekannte Garstener Empfängerschreiber später zu einer Herzogsurkunde zusammengefasst hat. Dass die Notiz bzw. vielleicht die beiden Notizen im Traditionsbuch Β eingetragen waren, ist möglich, aber nicht zu beweisen. Sie könnten auch auf ein loses Pergamentblatt oder auf zwei Einzelblätter geschrieben worden sein. 8. Das authentische Register von 1233 In den ersten Monaten des Jahres 1233 haben Abt Berthold II. (1227-vor April 1233) 137 und der Konvent von Garsten einen Revers beurkundet, mit dem die NachfolBUB 1, 194f. Nr. 149. Bezeugt von 1186 bis zu seinem Tod im Jahr 1207; TYROLLER, Genealogie 106 Nr. 52 und Taf. 5/2. 134 BUB l , N r . 149, S. 194: ...predium Tern... per manum comitisFridericidePilsteine, quieiusdem prediifuit iuxta quod in vulgari dicitur salman, in manus nostras tradiderunt eo pacto eaque conditione, ut nos fcclesif sancte Marie in Gaersten idem predium cum omni iure assignaremus sive delegaremus in usus firatrum ibidem Deo militantium perpetuo convertendum ... Testes autem supradicte traditionis, qu$ facta est Wienne... . 1 3 5 Ebd. Nr. 149, S. 194f.: Quod nos fecimus, sicut novit ille qui nichil ignorat, in presentia domini HaAemari tunc eiusdem (cclesi( abbatis et testium inferius scriptorum ... Testes vero nostrf assignations sive delegationis in Gaersten fiierunt. 136 MITIS, Studien 141, hat Schriftgleichheit mit den beiden um 1220 in Garsten auf die Bischöfe Altmann und Ulrich von Passau gefälschten Urkunden festgestellt (siehe dazu auch HAIDER, Anfänge 302-304, 321-326), weshalb in der Vorbemerkung BUB 1, 194 Nr. 149 „wahrscheinlich nachträgliche Beurkundung um 1220" vermutet wird. MITIS, Studien 141 mit Anm. 3 hat selbst an eine Ausfertigung der Urkunde gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts gedacht. Vgl. dazu LENZENWEGER, Berthold 7, der die Urkunde fiir gefälscht hält. 1 3 7 Über ihn HUBER, Garsten 510, 547; DERS., Beiträge 159-162. 132
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Das verschollene Traditionsbuch Β
ger im Leitungsamt verpflichtet werden sollten, an einer vorgenommenen Erhöhung der Pfründen der Mönche auch in Zukunft: festzuhalten138. Die Pfründenbesserung wird darin so geschildert, dass der Stiftspropst Gerung, ein Priester und Mönch des Klosters, mit Zustimmung und Willen des Abtes Berthold II. und des Konvents Besitzungen gekauft habe, um mit deren Einkünften jährlich am Katharinentag (25. November) die Pfründen der Mönche aufzustocken. Bei den betreffenden Ertragsgütern handelte es sich um zwei prediola in territorio Gerstensi sita, die Abt und Propst um 28 Talente von Rudolf von Hainburg gekauft hatten 139 , um ein kleines, für zwei Mark erworbenes Gut im Dorf Edling (MG. Öblarn, polit. Bez. Liezen, Steiermark) im Ennstal140 und um ein Haus in Mund, das um 4 Talente vom edlen Markward von Adlwang gekauft und für einen jährlichen Zins von 5 Schilling verpachtet worden war 141 . Die beim Abschluss dieser Verträge anwesenden Zeugen, Ritter bzw. Ministerialen, Bürger und Leute verschiedenen Standes, finde man cum distinctionibus nominum et integra tocius rei serie in autentico Gerstensis ecclesie registro vollständig verzeichnet142. In diesem autenticum registrum hat Heinrich Wanderwitz fälschlich den Garstener Traditionskodex Α gesehen, obwohl dieser „keine einschlägigen Notizen mehr" enthält 143 , Oskar von Mitis dagegen wohl richtigerweise den verschollenen Kodex B 144 . Welche Handschrift sollte damit sonst gemeint gewesen sein in einer Zeit, zu der es in Garsten noch kein (Auslauf-)Register und kein Urbar gegeben hat? Beide sind, wie wir gesehen haben 145 , nicht vor der Amtszeit des Abtes Friedrich I. (1261/62-1281) begonnen worden. Da Kaufakte in beiden Garstener Traditionsbüchern nichts Ungewöhnliches sind, dürfen wir annehmen, dass das Traditionsbuch Β jene Handschrift gewesen ist, welche die drei betreffenden Traditionsnotizen im vollen Wortlaut und mit den vollständigen Zeugenreihen beinhaltet hat. Daraus folgt die interessante Tatsache, dass im Rahmen dieser Transaktion die Güterankäufe durch die Eintragung von Traditionsnotizen in das Traditionsbuch des Klosters abgesichert worden sind, die spätere Zweckwidmung dieser Erwerbungen jedoch durch eine Siegelurkunde.
138 UBLOE 3, 17f. Nr. 15: Harum itaquepossessionumproventus tarn minores quam maiorespredictus venerabilis B(ertholdus) abbas una cum concordi fratrum favore ad opus prelibate Capelle, sicut superius expressum est, irrevocabiliter et quasi cum decreto constituit, humiliter et sub inprecatione divine ultionis supplicans, ne quis successorum suorum tarn salubre institutum ausu temerario in irritum audeat revocare. 139 Ebd. 17: Quarum possessionum duo prediola in territorio Gerstensi sita venerabilis Bertholdus abbas una cum prefato Gerunge a domino Rudolphe de Heimburch pro XXVIII talentis conparavit, que prediola VII solidos denariorum usualis monete absque stiura annuatim persolvere consueverunt. 140 Ebd. 17: Pretereaprediolum in Enstalde villa Edlinge duabus marcis conparatum fiiit, cuius annuus proventus per omnia sunt LX denarii Frisacensis monete. 141 Ebd. 17: Insuper domus quedam in Münde, quam Marquardus de Adelwanc vir nobilisprecio IUI0' talentorum vendidit, traditaper manusfiliorum suorum adannuum censum Vsolidorum stat locata. — Mund
wird von HUBER, Garsten 510, und HUBER, Beiträge 160, bei Steinbach (welches?) in Oberösterreich lokalisiert. 142 Ebd. 17f.: Testes autem horum contractuum, quipresentialiter interfiierunt, videlicet milites, cives et diverse conditionis homines quam plurimi, cum distinctionibus nominum et integra tocius rei serie in autentico Gerstensis ecclesie registro plenius adnotati repperientur. 143 WANDERWITZ, Traditionsbücher 376, der aus der Formulierung der Urkunde auf formale Richtigkeit der Traditionsbucheinträge schliesst. 144 MITIS, Studien 44 Anm. 4, vgl. auch ebd. 64. 145 Oben S. 87.
Die Handschrift Β
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Besonders bemerkenswert ist der Umstand, dass ein Garstener Mönch das Traditionsbuch Β als authentisches Register bezeichnet hat 146 . Er bezeugt damit, wie hoch er die Bedeutung dieser Handschrift für die rechtliche Sicherung ihres Inhalts eingeschätzt hat. Dass der unbekannte Verfasser der Urkunde von 1233 den Begriff autenticum registrum gewählt hat, war kein Zufall, sondern ist Ausdruck eines auch an anderen Textstellen ersichtlichen auffälligen Bemühens um Rechtsbegriffe147. 9. Die gefälschte Besitzbestätigung Otakars III. von 1163 In einer in Garsten auf Markgraf Otakar III. gefälschten Urkunde von angeblich 1163, die in Wirklichkeit aus der Mitte oder aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt 148 , werden in Verbindung mit der Gewährung der Vogteifreiheit mehrere Traditionen der Vorfahren des Markgrafen bestätigt 149 . Dabei kommen zu drei schon bekannten Traditionen — die Erstausstattung der Garstener Kirche durch den Markgrafen Otakar I. 150 , die Schenkung des Gebietes von Gaflenz durch die Markgräfin-Witwe Sophia um 1129 151 sowie die von Markgraf Otakar II. und dessen Sohn Leopold geschenkte Salinenanlage in Reichenhall152 - die bisher unbekannten Schenkungen von drei Gütern in Kehrbach (StG. Grieskirchen) und eines Hofes in Speck (Bauernhof Speckmaier in Parz, StG. Grieskirchen) hinzu 153 . Diese letztgenannten Güterschenkungen im Gebiet von Grieskirchen wären nach ihrer Stellung im Kontext in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts zu datieren und entweder Leopold dem Starken oder Otakar II. zuzuweisen. Da jedoch zur Zeit der Entstehung des Falsums zumindest der Hof in Speck umstritten war 154 - man hat darin sogar einen der Gründe für die Fälschung der Urkunde von angeblich 1163 gesehen155 - , scheinen Art und Zeit der Erwerbung dieser Besitzung nicht gesichert. Anscheinend war das Kloster in dem Streitfall auch nicht in der Lage, seine Rechte mit einer alten Traditionsnotiz zu belegen, weil man sonst in der Fälschung wahrscheinlich darauf ausfuhrlicher Bezug genommen hätte. Ob Garsten fur die Güter in Kehrbach über eine Traditionsnotiz verfügt hat, muss ebenso offen bleiben.
Zum Begriff „authenticum" siehe WANDERWITZ, Traditionsbücher 376f., 379 Anm. 107. U B L O E 3, 17f. Nr. 15: cum distinctionibus nominum et Integra tocius rei Serie (die mittelalterliche gelehrte Urkundenlehre bezeichnete den Text bzw. Kontext einer Urkunde als series facti; TRUSEN, Urkundenlehre 202) in autentico Gerstensis ecclesie registra, ad opus prelibate Capelle (im Sinne der Gemeinschaft des Konvents, siehe dazu Mittellateinisches Wörterbuch 2, 201f. s. v. capella); irrevocabiliter et quasi cum decreto constituit. 1 4 8 WONISCH, Urkundenwesen 63f. Nr. 8; MITIS, Studien 148-150; siehe dazu auch BUB 1, 184f. Nr. 143. — Der Aussteller ist dem Datum 1163 nach Otakar III., nach den Zeugen der Investitur (unter ihnen Leupoldus marchio filius meus) Otakar II. 1 4 9 U B L O E 2, 327f. Nr. 224: Donamus etiam et confirmamus Gerstensi monasterio omnia, que mei progenitores eidem ecclesie tradiderunt, videlicet dotem in Gersten, Gauelenzprovintiam, tria predia in Cherbach et curiam adiacentem in Speke et in Bawarica civitate Halla dimidiam sartaginem salis .... 1 5 0 In der so genannten Gründungsurkunde oben S. 134 Nr. 1. 151 Durch die Schenkung der verwitweten Markgräfin Sophia in der Gaflenz-Fälschung auf Markgraf Otakar III. oben S. 131. 1 5 2 U B L O E 1, 135 Nr. 25; siehe dazu auch oben S. 122. 146
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SCHIFFMANN, O r t s n a m e n - L e x i k o n 2 , 4 2 5 .
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ZAUNER, Rechtsinhalt 308f.; MITIS, Studien l49f.
155
MITIS, S t u d i e n 1 4 9 ; WONISCH, U r k u n d e n w e s e n 6 3 N r . 8.
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Das verschollene Traditionsbuch Β
Zusammenfassung Wie wir gesehen haben, sind in der Druckausgabe der Garstener Urkunden von Franz Kurz neun bzw. richtigerweise zehn Traditionsnotizen überliefert 156 , die im Traditionskodex Β enthalten gewesen sein müssen, obwohl sie in dessen Inhaltsverzeichnis nicht aufscheinen. Es ist daher mit Sicherheit anzunehmen, dass sie in der im Inhaltsverzeichnis kommentarlos übersprungenen Lücke der Handschrift Β zwischen den Folien 32 und 50 gestanden sind. Darüber hinaus hat unsere Suche nach Möglichkeiten zur Rekonstruktion dieses Fehlbestandes eine wesentlich größere Gruppe von Traditionen erbracht, für die mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass über sie auf den Folien 33—49 der Handschrift Β (nach der Zählung ihres Index) Notizen verzeichnet gewesen sind. Ihr steht eine kleine Gruppe von Traditionen gegenüber, die aus verschiedenen Gründen entweder fraglich erscheinen oder die überhaupt zweifelhaft sind. Die zehn in der Edition von Kurz gedruckten Traditionsnotizen, die für die Handschrift Β als gesichert gelten müssen, bieten wichtige Aufschlüsse über Inhalt und Zusammensetzung der im Inhaltsverzeichnis fehlenden Folien 33-49. Wir dürfen nämlich davon ausgehen, dass die auf ihnen eingetragenen Notizen im Wesentlichen ebenso chronologisch geordnet waren wie der erste, mit der Handschrift Α bis A Nr. 195 oder A Nr. 205 weitgehend parallel laufende Teil des Traditionsbuches Β davor. In Anbetracht des Umstandes, dass die bei Kurz überlieferten Notizen eine Zeitspanne von Markgraf Adalbero (1075-um 1086) 157 bis Abt Adalbert I. (1212-1216 ?)158 betreffen, folgt daraus, dass die Traditionen auf den betreffenden Folien 33—49 keinen einheitlichen Block ausgemacht, sondern vielmehr zumindest aus zwei zeitlich unterschiedlichen Einheiten bestanden haben dürften: die Gruppe der ältesten Traditionen aus dem 11. und frühen 12. Jahrhundert, die dementsprechend mit fol. 33ff. den Beginn der Handschrift Β gebildet haben müssten, und die Gruppe der jüngeren Traditionen aus dem späteren 12. und frühen 13. Jahrhundert, die mit fol. 49 (jeweils nach der Zählung des Inhaltsverzeichnisses) geendet hat. In Bezug zum bekannten Inhalt der Handschrift Β hätte somit die erste Gruppe die Traditionen bis in die späten Jahre des Markgrafen Otakar II. vor 1122 umfasst und die zweite Gruppe Traditionen aus der Zeit nach der Herzogserhebung des Markgrafen Otakar IV. im Jahr 1180 159 . Diese bei Kurz überlieferten Traditionsnotizen scheinen mit Ausnahme von Κ Nr. 3 sowie vielleicht auch von Κ Nr. 47 und Κ Nr. 48 der zweiten jüngeren Gruppe angehört zu haben. Die Schenkung der markgräflichen Amme (K Nr. 47) um 1125 oder um 1163 und das Verzeichnis der Garstener Besitzungen in Reichenhall (K Nr. 48), das vor die Mitte des 12. Jahrhunderts datiert wird, zeigen jedoch ebenso wie die Tradition Κ Nr. 18, dass wie in der Handschrift Α auch in der Handschrift Β in Einzelfällen mit abweichenden Einreihungen zu rechnen ist 160 .
156 Κ Nr. 3, 47, 48, 52, 53, 54, 55a, 55b, 56, 62; der Druck von KURZ, Beyträge 530 Nr. 55, fasst zwei Übereignungen von Zensualen zusammen. 157 KURZ, Beyträge 474 Nr. 3. 158 KURZ, Beyträge 530 Nr. 56. 159 Siehe dazu oben S. 118 über die Zusammensetzung der Handschrift Β und S. 59 über die zeitliche Reihung der Traditionen in der Handschrift A. In Β endet der letzte Block (Index fol. 22-23) der chronologischen Parallelüberlieferung zu Α mit der Notiz A Nr. 195, die in die Zeit kurz nach der Erhebung Otakars IV. zum Herzog im Jahr 1180 zu datieren ist. 160 Siehe dazu oben S. 118 Anm. 20 über die Notiz Κ Nr. 18.
Die Handschrift Β
143
Wesentlich größer ist die Gruppe jener von uns erschlossenen Traditionsnotizen, deren Eintragung auf den im Index fehlenden Folien 3 3 - 4 9 des Traditionsbuches Β möglich, wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich oder sicher ist. In Betracht kommen die 20 Traditionen des so genannten Verzeichnisses der Ministerialen-Schenkungen, die 16 Traditionen der so genannten Gründungsurkunde, die 10 Traditionen der Riedmark-Bestätigung von 1171, die je drei Traditionen der Seelgerätstiftung des Herzogs Otakar IV. von 1190, des am Ende des 12. Jahrhunderts auf Markgraf Otakar II. gefälschten Textes und der Garstener Urkunde von 1233 sowie die Gaflenz-Schenkung der Markgräfin Sophia nach 1129. Wenn die von uns postulierte zeitliche Zweiteilung des im Inhaltsverzeichnis nicht ausgewiesenen Abschnittes der Handschrift: Β zutrifft, müsste auch bei allen diesen Traditionen zwischen den vor 1122 und den seit den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts getätigten zu unterscheiden sein. Die entsprechende Aufteilung zeigt folgendes Ergebnis: Der rekonstruierte erste Abschnitt des Traditionsbuches Β (Index fol. 33ff.), der im Inhaltsverzeichnis nicht aufscheint, mit wahrscheinlich chronologisch geordneten Traditionen aus den Herrschaftszeiten der Markgrafen Otakar I., Adalbero und Otakar II. (gest. 1122) dürfte folgende Notizen enthalten haben: die 16 Nummern der so genannten Gründungsurkunde, darunter mit Nr. 4 die älteste bekannte Tradition des Markgrafen Otakar I., die 20 Nummern des so genannten Verzeichnisses der Ministerialen-Schenkungen und die drei Nummern des Fälschungsentwurfes auf Otakar II., wozu noch, wie wir gesehen haben 1 6 1 , die vermutliche Erstfassung der Damberg-Schenkung Otakars I. (A Nr. 121 ohne Grenzangaben) kommen könnte. Der rekonstruierte spätere Abschnitt des im Inhaltsverzeichnis der Handschrift Β übergangenen, mit fol. 49 endenden Fehlbestandes dürfte demnach Notizen der drei in der Urkunde von 1233 bezeugten Traditionen umfasst haben und vielleicht auch jene drei der Seelgeräturkunde Otakars IV. von 1190. Nicht in dieses zeitliche Schema passen die Notiz über die Gaflenz-Schenkung der Markgräfin Sophia nach 1129 und die zehn aus der Bestätigungsurkunde über den Besitz in der Riedmark erschlossenen Notizen über Schenkungen in den Jahren zwischen ca. 1138 und 1171. Für die einzelne Gaflenz-Notiz ließe sich als Erklärung anführen, dass sie im rekonstruierten ersten Abschnitt der Handschrift Β an zu früher Stelle und daher falsch eingereiht gewesen sein könnte. Ansonsten bestünde die Möglichkeit, dass sie gar nicht in diesem Traditionsbuch, sondern auf einem Einzelblatt verzeichnet war. Was die zehn Schenkungen in der Riedmark betrifft, die dem durch die Parallelüberlieferung in den Handschriften Α und Β abgedeckten Zeitraum angehören, erscheint es unwahrscheinlich, dass sie im Bereich der im Inhaltsverzeichnis fehlenden Folien 33—49 der Handschrift Β einen eigenen dritten Abschnitt gebildet hätten, der im Gegensatz zum sonstigen Brauch in erster Linie geographisch und vielleicht in zweiter Linie auch chronologisch geordnet gewesen wäre. Wir müssen daher den Schluss ziehen, dass diese Traditionen nicht im Garstener Traditionsbuch Β eingetragen gewesen sind. Als dritte und letzte Gruppe sind noch die wenigen als fraglich zu beurteilenden Hinweise auf (mögliche) Traditionsnotizen zu besprechen 162 . Hierher gehören die Zi-
Oben S. 62. Die von PREUENHUEBER, Annales Styrenses 26, angeführte Stiftung eines herzoglichen Ministerialen im Schloss Steyr im Herbst des Jahres 1223, auf die MITIS, Studien 140 Anm. 6, hingewiesen hat, was LENZENWEGER, Berthold 213 Anm. 5, für zu wenig begründet hielt, dürfte wegen der Datierung und der Nennung des Ausstellungsortes eher in Form einer Siegelurkunde festgehalten worden sein als in einer Traditionsnotiz. 161
162
144
Das verschollene Traditionsbuch Β
täte von Franz Karl Wißgrill aus einem Garstener Traditionskodex zu den Jahren 1145, 1168, 1172 und 1231, die, wie wir gesehen haben, äußerst zweifelhaft sind. Was die Vorlagen der Schenkungsurkunde des Herzogs Leopold VI. von Österreich und Steiermark vom 2. Juli 1205 und der auf Markgraf Otakar III. gefälschten Urkunde von angeblich 1163 anbelangt, wissen wir zu wenig Bescheid, um Aussagen machen zu können. Wegen des hohen Unsicherheitsfaktors wird diese kleine Gruppe daher im Folgenden nicht weiter berücksichtigt. Zusammenfassend kann also gesagt werden, dass sich der Inhalt jenes Teiles des verschollenen Garstener Traditionsbuches B, der in dessen Inhaltsverzeichnis zwischen den Folien 32 und 50 ausgeklammert ist, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit weitgehend rekonstruieren lässt. Dieser Abschnitt der Handschrift besteht aus 17 Folien bzw. 3 4 Seiten, auf denen rund 6 8 Traditionsnotizen Platz fänden, wenn man pro Seite zwei Notizen annimmt; geht man von drei Notizen auf einer Seite aus, würde sich die mögliche Gesamtzahl dieses Fehlbestandes auf rund 100 Notizen erhöhen. In beiden Berechnungen sind allerdings etwaige leere Seiten oder Blätter nicht in Betracht gezogen. Auf jeden Fall können auf den im Index fehlenden Folien 3 3 - 4 9 der Handschrift Β leicht die von Franz Kurz überlieferten zehn und die von uns erschlossenen mehr als 4 0 Traditionsnotizen eingetragen gewesen sein. Zählt man die hier wahrscheinlich ebenfalls enthaltenen zehn (?) Notizen A Nr. 1 9 6 - 2 0 5 hinzu, für die drei Folien zu veranschlagen sind, so wird die Lücke im Inhaltsverzeichnis von Β noch besser geschlossen. Der betreffende Abschnitt des Traditionskodex Β dürfte jedoch aus zwei Teilen bestanden haben, von denen der umfangreichere erste die ältesten Traditionen von der Zeit des Markgrafen Otakar I. bis in die Spätzeit des 1122 gestorbenen Markgrafen Otakar II. enthalten hat und der wesentlich schmälere zweite solche aus der Zeit nach der Herzogserhebung Otakars IV. im Jahr 1180. Zahlenmäßig stehen so im Höchstfall über 4 0 erschlossenen Traditionsnotizen des ersten Teiles maximal 15 des zweiten Teiles gegenüber. Diese Zahlen lassen sich natürlich nicht genau auf die zur Verfügung stehenden 14 Folien bzw. 2 8 Seiten der Handschrift Β umlegen, ihr Verhältnis erlaubt aber immerhin eine Vorstellung vom ungefähren Umfang der beiden Teile. Der erste Block, der den Beginn des Traditionsbuches Β darstellt, könnte demnach etwa zehn Folien umfasst haben, der zweite dementsprechend etwa vier Folien. Aussagen über die Reihenfolge der Notizen im ersten älteren Block wären nur dann möglich, wenn sich zumindest eine größere Zahl der betreffenden Traditionen genauer datieren ließe. Immerhin kann man sagen, dass entsprechend dem chronologischen Grundprinzip des Hauptteiles der Handschrift die frühesten Schenkungen des Markgrafen Otakar I. und seiner Frau Willibirg (Nr. 4 der Gründungsurkunde und vielleicht auch Α Nr. 121, wenn diese im Traditionskodex Α falsch eingereihte Notiz dort tatsächlich eine Wiederholung wegen des Nachtrages der Grenzangaben sein sollte 1 6 3 ) sowie seines Sohnes und Nachfolgers Adalbero (K Nr. 3) am Beginn gestanden sein müssten. Im zweiten jüngeren Block dürfte mit Ausnahme der Notizen A Nr. 1 9 6 - 2 0 5 ebenso wie auf den folgenden Folien 50—57 des Schlussteiles mit fast lauter bisher nicht bekannten Traditionen keine strenge chronologische Ordnung mehr geherrscht haben. Daher wird man wohl auch mit diesem Abschnitt das mutmaßliche Einzelblatt fol. 31 (nach der Zählung des Index) in Verbindung bringen dürfen, dessen Reihung in der Handschrift bisher unklar war.
163
Oben S. 62 und 143.
145
Die Handschrift Β
Bei allen diesen Überlegungen darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass uns für die Rekonstruktion keine absoluten Zahlen zur Verfügung stehen. W i e sich außerdem gezeigt hat, waren offenbar nicht alle von uns erschlossenen Traditionen des Klosters Garsten im Traditionsbuch Β notiert. Es k ö n n t e also z u m einen neben dieser Handschrift durchaus noch mehr solche Extravaganten gegeben haben, wie zum anderen nicht ausgeschlossen werden kann, dass der Traditionskodex Β auf den vom Inhaltsverzeichnis nicht erfassten Folien 3 3 - 4 9 auch noch andere Traditionsnotizen enthalten hat, auf die es keinerlei (urkundliche) Hinweise gibt. 3. Die rekonstruierte Handschrift Β N a c h d e m es gelungen ist, die Lücke im Garstener Traditionsbuch B, die sich dadurch ergeben hat, dass im Inhaltsverzeichnis die Folien 33—49 übersprungen worden sind, mit großer Wahrscheinlichkeit weitestgehend zu schließen, kann rekonstruiert werden, wie sich die verschollene Handschrift aus den verschiedenen Traditionenblöcken zusammengesetzt haben dürfte. Was das Gefüge der einzelnen Lagen betrifft, muss allerdings betont werden, dass wir in manchen Fällen über Vermutungen nicht hinausk o m m e n . So kann der U m f a n g des ersten Abschnittes, mit d e m die Handschrift begonnen hat (fol. 1-10?), ebenso wenig genau beziffert werden wie die Zusammensetzung der beiden Lagen, die diesen Abschnitt gebildet haben dürften. U n d dasselbe gilt d e m entsprechend für die von uns a n g e n o m m e n e n letzten vier Folien des im Index nicht ausgewiesenen Bestandes (fol. 46?—49 = Lage IX). D a d u r c h wird natürlich auch die von uns im Folgenden vorgeschlagene neue Blattzählung von fol. 1 - 4 9 relativiert, die auf d e m Versuch basiert, die ursprüngliche richtige O r d n u n g der Lagen u n d Blätter wiederherzustellen. In diesem Teil der Handschrift ist auch nicht sicher, o b die Notizen A Nr. 196—205 überhaupt enthalten waren u n d falls ja, o b die drei für sie errechneten Folien (= Lage VIII) tatsächlich an d e m von uns vorgeschlagenen O r t platziert waren. Das Einzelblatt fol. 4 5 (?) (= Index f. 31) k ö n n t e nämlich eventuell schon zwischen den Lagen VII u n d VIII einzureihen sein, je nachdem die darauf eingetragenen Traditionen zu datieren sind. Die mutmaßliche Struktur der Handschrift II1/II/IV/I ? f. 1-10 (?)
=
10 (?) Folien aus Index f. 33-49 II/III/I/IV ?
Lage III:
f. 11-18
Index f. 1 - 8 (A Nr. 21-62)
Einzelblatt
f. 19
Index f. 32
Lage IV:
f. 20-26
Index f. 24-30 (A Nr. 64-96)
III+l
Lage V:
f. 27-35
Index f. 13-21 (A Nr. 20, 99-161)
IV+1
Lage VI:
f. 36-39
Index f. 9 - 1 2 (A Nr. 169/168-191)
II
Lage VII:
f. 40-41
Index f. 2 2 - 2 3 (A Nr. 193-195)
Lage VIII:
f. 4 2 - 4 4 ?
IV
Einzelblatt
f. 45 ?
3 Folien aus Index f. 33-^9 (A Nr. 196-205) ? Index f. 31
Lage IX:
f. 46?^i9
4 (?) Folien aus Index f. 33—i9
II ?
Lage X:
f. 50-57
Index f. 50-57
IV
146
Das verschollene Traditionsbuch Β
Auf dieser Grundlage sollen nun im Folgenden der gesicherte und der wahrscheinliche Inhalt des verschollenen Garstener Traditionskodex Β in dessen rekonstruierter Form übersichtlich dargestellt werden. Rekonstruktion des Inhalts Die Handschrift wird, soweit dies möglich ist, seitenweise beschrieben. Die Traditionsnotizen werden, wenn sie nicht bereits im 1. Band des Urkundenbuches des Landes ob der Enns (= A) oder von Franz Kurz (= K) gedruckt worden sind, mit dem Namen des Tradenten oder Ausstellers ausgewiesen. Beim Nachweis des Druckortes werden somit dieselben Siglen und Abkürzungen verwendet wie in den bisherigen Untersuchungen. Traditionen, deren Aufzeichnung in der Handschrift nicht sicher, sondern nur wahrscheinlich ist, werden mit einem Fragezeichen versehen. Zwei Fragezeichen bedeuten, dass die betreffende Eintragung fraglich ist. f. 1 - 1 0 (?):
Mkgf. Otakar I./Willibirg
Gründungsurkunde Nr. 4 ?
Mkgf. Otakar I./Willibirg
A Nr. 121 (ohne Grenzangaben) ?
Mkgf. Adalbero
Κ Nr. 3
(Mkgf. Otakar II.)
Gründungsurkunde Nr. 6-15, 17, 2 0 - 2 3 ? Verzeichnis d. Ministerialen-Schenkungen Nr. 1-4, 6 - 9 , 11, 12,16-21, 23, 24, 26 u. 27 ? Fälschungsentwurf Nr. 1 - 3 ?
Mkgfn. Sophia
Gaflenz-Schenkung ?? Κ Nr. 47 u. 48 ?? (s. dazu auch unten f. 46 ?49)
f. l l r
=
Index f. 1. p. 1:
Α Nr. 21, 22
f. 1 Γ
=
Index f. 1. p. 2:
A Nr. 23
f. 12
r
=
Index f. 2. p. 1:
A Nr. 24, 25
f. 12
v
=
Index f. 2. p. 2:
A Nr. 26, 27
f. 13
r
=
Index f. 3. p. 1:
A Nr. 28, 29
f. 13
v
=
Index f. 3. p. 2:
Α Nr. 3 0 , 3 1 , 3 2
f. I4
r
=
Index f. 4. p. 1:
A Nr. 34, 35
f. 14V
=
Index f. 4. p. 2:
A Nr. 36, 37, 38
r
=
Index f. 5. p. 1:
A Nr. 39, Gf. Gebhard (I.) v. Burghausen
Index f. 5. p. 2:
Α Nr. 41,42, 43
f. 15 f. 15
v r
=
Index f. 6. p. 1:
A Nr. 44, 45, 46
V
=
Index f. 6. p. 2:
A Nr. 47, 49, 50
f. 17
r
=
Index f. 7. p. 1:
A Nr. 52, 53
f. 17
v
=
Index f. 7. p. 2:
A Nr. 54, 55, 56
f. 18r
=
Index f. 8. p. 1:
Α Nr. 58, 59
f. 16 f. 16
Die Handschrift Β
f. 18"
=
Index f. 8. ρ. ί>•
A Nr. 6 0 , 6 1 , 6 2
f. 19
=
Index f. 32:
Κ Nr. 19
f. 20 r
=
Index f. 24. p. 1
A Nr. 64, 65
f. 20
=
Index f. 24. p. 2
A Nr. 67
f. 2 Γ
=
Index f. 25. p. 1
A Nr. 68, 69
f. 2 Γ
=
Index f. 25. p. 2
A Nr. 70, 7 1 , 7 2
f. 22
r
=
Index f. 26. p. 1
A Nr. 73, 74
f. 22
v
v
147
leer
f. 23 Γ
=
Index f. 27. p. 1
A Nr. 77, 78
f. 23"
=
Index f. 27. p. 2
A Nr. 79, 8 0 , 8 1
f. 24
r
=
Index f. 28. p. 1
A Nr. 82, 83, 84
f. 24
v
=
Index f. 28. p. 2
A Nr. 85, 86
f. 25 r
=
Index f. 29. p. 1
A Nr. 87, 88
f. 25 v
=
Index f. 29. p. 2
A Nr. 90, 91
f. 26
r
=
Index f. 30. p. 1
A Nr. 92, Κ Nr. 18
f. 26 v
=
Index f. 30. p. 2
A Nr. 93, 94, 95, 96
f. IT
=
Index f. 13. p. 1
A Nr. 20, 99
f. 27
v
=
Index f. 13. p. 2
A Nr. 100, 101, 102
f. 28 r
=
Index f. 14. p. 1
A Nr. 103, 104, 105, 106
f. 28 v
=
Index f. 14. p. 2
A Nr. 107, 108, 109, 110
f. 29
r
=
Index f. 15. p. 1
A Nr. I l l , 112
f. 29 v
=
Index f. 15. p. 2
A Nr. 114, 115, 116
f. 30 r
=
Index f. 16. p. 1
A Nr. 117, 118, 119
f. 30 v
=
Index f. 16. p. 2
A Nr. 121 (mit Grenzverlauf), 122a, 122b
f. 3 Γ
=
Index f. 17. p. 1
A Nr. 123, 124
f. 31
v
=
Index f. 17. p. 2
A Nr. 126, 127, 128
f. 32 r
=
Index f. 18. p. 1
A Nr. 133
f. 32
v
=
Index f. 18. p. 2
A Nr. 134, 135, 136, 137, 138
f. 33
r
=
Index f. 19. p. 1
A Nr. 139, 141
f. 33 v
=
Index f. 19. p. 2
A Nr. 145
f.34
r
=
Index f. 20. p. 1
A Nr. 146, 147, 150, 151
f. 34
v
=
Index f. 20. p. 2
A Nr. 152, 153, 154
f. 35
r
=
Index f. 21. p. 1
A Nr. 156, 158
f. 35 v
=
Index f. 21. p. 2
A Nr. 159, 160, 161
f. 36
r
=
Index f. 9. p.
f. 36
v
=
Index f. 9. p.
A Nr. 172, 173
= Index f. 10. p. 1
A Nr. 174, 175
f. 37 r
:
A Nr. 169, 170, 171, 168
148
Das verschollene Traditionsbuch Β
f. 37 v
= Index f. 10. p. 2:
Α Nr. 177, 178
f. 38 r
= Index f. 11. p. 1:
Α Nr. 179, 180, 181—
f. 38
v
= Index f. 11. p. 2:
Α N r . - 1 8 1 , 182
f. 39
r
= Index f. 12. p. 1:
Α Nr. 187, 189
f. 39
v
= Index f. 12. p. 2:
Α Nr. 190, 191 leer
f. 40' v
= Index f. 22. p. 2:
Α Nr. 193, 194, 195
f. 4 l r
= Index f. 23. p. 1:
Gundaker
f. 40
f. 4 Γ
leer
f. 42—44 (?) = aus Index f. 3 3 ^ 9 :
A Nr. 196-205 ?
f. 45 r (?)
leer
v
f. 45 (?)
= Index f. 3 l . p . 2:
f. 46 (?)—49 = aus Index f. 3 3 ^ 9 :
Offo v. Offenberg, Konrad v. Thern Κ Nr. 52, 53, 54, 55a, 55b, 62, 56 Κ Nr. 47 u. 48 ?? (s. dazu auch oben f. 1 - 1 0 ?) Seelgeräturkunde Otakars IV. (1190) Nr. 1 - 3 ? Urkunde 1233 Nr. 1 - 3
f. 50
r
= Index f. 50. p. 1:
Rudgerus Fortis de Styria, Cunradus de Styria
f. 50
v
= Index f. 50. p. 2:
Markward v. Adlwang, Fridericus de Kresseling
f. 51
r
= Index f. 51. p. 1:
Jutta v. Losenstein, Friedrich v. Wolfswang, Arnhalm v. Wolfswang, Markward v. Schachen, Markward v. Pieselwang, Imbrich v. Pleß, Leopold Schenk v. Österreich leer Konrad, Benedikta
f. 5 Γ f. 52 vr f. 52
= Index f. 52. p. 1: = Index ohne Seitenangabe:
f. 53 r
Mkgf. Leopold d. Starke 1123 April 30 oder leer
= Index f. 53. p. 1:
Heinrich Rot
v
= Index f. 53. p. 2:
Κ Nr. 59
f. 54 r
= Index f. 54. p. 1:
Κ Nr. 58
v
= Index f. 54. p. 2:
Gundaker v. Steyr, Engelbert v. Graz
f. 53
f. 54
f. 55
leer
f. 56 r
leer
f. 56 v
= Index f. 56. p. 2:
Rudger Starcho, Ottaker Warmund v. Weißenberg
f. 57 r
= Index f. 57. p. 1:
Heinrich u. Leo v. Molin, Gotschalcus miles de Styria, Berthold Scheck, Abt Gerung
f. 57 v
= Index f. 57. p. 2:
3 Brüder, Friedrich v. Schattau
Schonschmit,
Die Handschrift Β
149
Mit dieser Wiederherstellung des verschollenen Garstener Traditionsbuches Β sind zwar einige Unsicherheiten verbunden, sie haben aber keinen wesentlichen Einfluss auf das entworfene Gesamtbild. Abgesehen von der Struktur einiger Lagen, der Frage, ob die Notizen A Nr. 196-205 auch in der Handschrift Β enthalten waren, und der Einreihung von Folio 45 (?) ist vor allem auf die Unklarheit hinzuweisen, wie die verhältnismäßig vielen, aus urkundlicher bzw. ähnlicher Überlieferung erschlossenen Traditionsnotizen gereiht gewesen sind. 4. Zum Inhalt der Notizen Was den Inhalt der Traditionsnotizen anbelangt, die in der Handschrift Β im Vergleich zur Handschrift Α neu sind, werden hier nur jene angesprochen, die im Inhaltsverzeichnis von Β bezeugt und in der Druckausgabe von Franz Kurz dokumentiert sind, nicht aber die von uns aus urkundlicher Überlieferung erschlossenen. Die Mehrheit dieser neuen Notizen betrifft Schenkungen von Gütern und Liegenschaften an das Kloster Garsten; einmal werden Zehente tradiert 164 . Daneben bilden Übereignungen von Zinsleuten die größte Gruppe 1 6 5 . In vier Fällen haben die betroffenen Personen sich und ihre Angehörigen freiwillig selbst der klösterlichen Zinsherrschaft unterstellt 166 ; in einem Fall hat der Abt einen Unfreien in die Zensualität entlassen 167 . Eine Notiz beinhaltet den Kauf dreier Weingärten 168 , eine andere den Rückkauf eines Gutes durch den Abt Gerung von Garsten 9 . Von diesem in Traditionsbüchern üblichen Spektrum heben sich zwei Besonderheiten ab: die offenbar im Volltext kopierte Urkunde des Markgrafen Leopold des Starken, angeblich vom 30. April 1123, in Wirklichkeit aber vor 1254 gefälscht, mit der er dem Kloster die Schenkungen seines Vaters bestätigt und verschiedene Rechte verliehen haben soll 170 , sowie das urbarielle Verzeichnis des Klosterbesitzes in der bayerischen Stadt Reichenhall 171 . Beide Eintragungen weisen die Richtung, in die sich das spätmittelalterliche Verwaltungsschriftgut im Anschluss an die hochmittelalterlichen Traditionsbücher, die keine bloßen Schenkungsbücher waren, entwickelt hat, nämlich zu Kopialbuch und Urbar 1 7 2 .
Index fol. 5 r = Β f. 50. p. 2. Index fol. Γ = Β f. 5. p. 1. (Graf Gebhard von Burghausen); Index fol. 4V = Β f. 32. = KURZ, Beyträge 4 8 9 Nr. 19; KURZ, Beyträge 474 Nr. 3, 526f. Nr. 47, 529 Nr. 52, 529f. Nr. 54. 1 6 6 KURZ, Beyträge 529 Nr. 53, 530 Nr. 55a, 530 Nr. 55b, 534f. Nr. 62. 1 6 7 KURZ, Beyträge 530 Nr. 56. 1 6 8 Index fol. 5Γ = Β f. 31. p. 2. (von Konrad von Thern). 1 6 9 Index fol. 5V = Β f. 57. P. 1. 1 7 0 Index fol. 5 r = Β f. 52. p. 2. ?; U B L O E 2, 159f. Nr. 106 = PUSCH-FRÖLICH, Diplomatarium 3 1 34 Nr. 4; siehe dazu auch oben S. 101 f. 1 7 1 KURZ, Beyträge 527 Nr. 48; dazu oben S. 122f. 1 7 2 Dazu REDLICH, Traditionsbücher 59f. 164
165
150
Das verschollene Traditionsbuch Β
III. Das Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander — Die Entstehung der Handschrift Β W i e sich gezeigt hat, stehen die erhaltene Handschrift Α und die rekonstruierte Handschrift Β in einem besonderen Naheverhältnis, das vor allem in der weitgehenden Parallelüberlieferung der in gleicher Weise im Großen und Ganzen chronologisch geordneten Traditionsnotizen zum Ausdruck kommt. Allerdings bietet in diesem Abschnitt der Kodex A 4 0 Notizen mehr als B 1 , denen vier Notizen im Kodex Β gegenüberstehen, die in Α nicht enthalten sind 2 . Da es keine Hinweise auf eine gemeinsame, ältere und verschollene Vorlage gibt 3 , liegt die Annahme nahe, dass ein Großteil der beiden Handschriften voneinander abgeschrieben worden ist. Die Antwort auf die Frage, welche Handschrift älter war, ergibt sich aus den Schriftbefunden. W i e wir gesehen haben, wurde der Grundstock des Kodex Α von einer einzigen Hand (Schreiber 1) in einem Zug als fortlaufender, nur durch Absätze gegliederter Text geschrieben 4 , während der Kodex Β nach der Beschreibung von Franz Kurz von wechselnden Händen 5 so geschrieben wurde, dass nach Aussage des Inhaltsverzeichnisses die Notizen seitenweise zugeordnet waren und anscheinend zwischen den auf diese Weise gebildeten Schriftblöcken unterschiedlich große Abstände bzw. Lücken, vereinzelt sogar ganze Leerseiten und ein leeres Blatt, bestanden 6 . Unter diesen Umständen ist es äußerst unwahrscheinlich, dass die verschiedenen Schreiber der Handschrift Β den kontinuierlichen Text ihrer möglichen Vorlage Α gleichsam wieder zerlegt und auf die einzelnen Seiten ihrer losen Lagen aufgeteilt hätten. Vielmehr darf man aus der dargelegten Schreibweise schließen, dass der Großteil der überlieferten Traditionsnotizen von der älteren Handschrift Β in die jüngere Handschrift Α übertragen worden ist. Völlig unklar bleibt dabei jedoch, warum der Hauptschreiber 1 von Α die Abschrift nicht mit den frühesten Traditionen der Handschrift Β begonnen hat, sondern erst mit der Notiz A Nr. 21 aus der Spätzeit des Markgrafen Otakar II. Von der Handschrift Α wissen wir, dass ihr Grundstock bis einschließlich Nr. 205 der Edition im Urkundenbuch des Landes ob der Enns unter Abt Markward I. ( 1 1 8 2 1195) zwischen 1186 und 1190 angelegt bzw. von einer Hand geschrieben worden ist 7 . Die Handschrift Β muss demnach früher entstanden sein, allerdings nicht um vieles, da Franz Kurz die Schrift der (seiner Meinung nach) b e i d e n Teile des Garstener Traditionskodex in das späte 12. und frühe 13. Jahrhundert datiert hat 8 . W i e wir gesehen ha1 UBLOE 1, Nr. 3 3 , 4 0 , 4 8 , 51, 5 7 , 6 3 , 66, 75, 76, 89, 97, 98, 113, 120, 125, 129-132, 140, 1 4 2 144, 148, 149, 155, 157, 162-167, 176, 183-186, 188, 192. 2 Es handelt sich um die Traditionen des Grafen Gebhard I. von Burghausen (Index fol. l v = Β f. 5. p. 1.), des Markgrafen Otakar II. (Index fol. 4V = Β f. 32.), des Pfarrers During von Abstetten (Index fol. 4V = Β f. 30. p. 1.) und Gundakers (Index fol. 4 r = Β f. 23. p. 1.). 3 UBLOE 1, 142 Nr. 50 wird auf früher am selben Ort geschenkte Liegenschaften verwiesen, die a n d e r s w o verzeichnet seien (tradidit... predium in valle Anensi situm, quod Wolfyernberch dicitur, ubi et alios duos fiindos alias s c r i p tos ante tradiderat). Obwohl dieser Ort weder in der Handschrift A noch in Β ein zweites Mal genannt wird, ist das Zitat kein Beleg für ein drittes Garstener Traditionsbuch, sondern eher für eine der schon bekannten Einzelnotizen. 4 Oben S. 3 4 - 3 6 . 5 KURZ, Beyträge 471, und oben S. 116. 6 O b e n S . 117. 7 Oben S. 55, 60f. und 88. 8 KURZ, Beyträge 471: „Bey Urkunden, deren Originale verloren gegangen sind, bediente ich mich eines sehr schön geschriebenen Urkundenbuches, welches gewöhnlich codex traditionum genannt zu
Das Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander
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ben, stimmt Β inhaltlich weitgehend mit Α überein; diese Parallelüberlieferung, die mit den erwähnten Lücken von A Nr. 20 bzw. 21 entweder bis A Nr. 195 oder wahrscheinlicher bis A Nr. 205 gereicht hat, endet in der Amtszeit des Abtes Markward I. ( 1 1 8 2 1195), der in den Notizen A Nr. 192 und 193 zum ersten Mal in Erscheinung tritt. Die Grundstöcke der Handschriften Β und Α scheinen also in geringem zeitlichem Abstand angelegt worden zu sein. Das ist nicht ungewöhnlich, wie die Beispiele der beiden Göttweiger Traditionsbücher (1122/25 und um 1135/36) und der Admonter Salbücher II (um 1175-um 1185) und IV (1187-1190) zeigen, die gleichfalls inhaltlich weitgehend übereinstimmen 9 . Wir dürfen daher vermuten, dass das Garstener Traditionsbuch Β unter dem für das Kloster in mehrfacher Hinsicht bedeutsamen Abt Konrad I. (vor 1175?1182), dem Vorgänger Markwards I. 1 0 , von mehreren Händen begonnen und in der Folge von verschiedenen Schreibern in immer stärkerer Annäherung an eine protokollarische Führung, wie die jetzt zumeist ausführlicheren Texte schließen lassen, bis in die Amtszeit des Abtes Markward I. heraufgeführt worden ist. Geht man von dieser Entstehungszeit des Traditionskodex Β aus, so stellt sich die Frage, wie der Schreiber des umfangreichen Grundstockes des Traditionskodex Α zwischen 1186 und 1190 zur Kenntnis des Mehrbestandes jener 40 Traditionsnotizen gekommen ist, die in Β laut Inhaltsverzeichnis nicht aufgeschienen sind. Fest steht, dass auch sie der grundsätzlichen, im Wesentlichen chronologischen Ordnung entsprechen. Die Lösung könnte ähnlich wie in Admont im Falle der Salbücher II und IV 11 darin bestehen, dass neu aufgefundene Einzel- oder Sammelzettel bzw. -blätter mit diesen Traditionen vor der Anlage der Handschrift Α dem Grundstock der Handschrift Β an den jeweils zeitlich passenden Stellen beigelegt worden waren. Darauf weist auch der Umstand hin, dass die meisten dieser neuen Notizen gemäß ihrer im Kodex Α ausgewiesenen Reihung in Β zwischen zwei Seiten fehlen 12 und nur in fünf Fällen inmitten der Notizen einer Seite 13 . Das kann so gedeutet werden, dass der Schreiber 1 der Handschrift Α die von ihm in seiner Vorlage, der losen Handschrift B, vorgefundenen Beilagen in der Regel jeweils am Ende der betreffenden Seite von Β einfach hinzugefügt hat. Diese beigelegten Zettel bzw. Blätter, die wahrscheinlich bereits voll ausformulierte Traditionsnotizen enthalten haben, müssen nach der Abschrift in die Handschrift Α vernichtet worden sein, da es außerhalb dieser Quelle keine Spuren von ihnen gibt. Einfacher ist die unterschiedliche Reihung der Notiz A Nr. 168 in den beiden Handschriften damit zu erklären, dass der Schreiber 1 des Kodex Α die ursprüngliche
werden pflegt. Die beyden Theile davon sind zu Ende des zwölften und im Anfange des dreyzehnten Jahrhunderts geschrieben worden." 9 SONNLECHNER, Landschaft 132f„ 142, 147-149; HAUSMANN, Salbücher 159f. 1 0 Über Abt Konrad I. von Garsten siehe HAIDER, Äbtereihe 3 1 5 - 3 2 3 , 325. 11 HAUSMANN, Salbücher 160 über den Liber IV: „Die Anlage erfolgte ... weitgehend unter Übernahme der schon im Liber II enthaltenen Abschriften von Urkunden und teilweise überarbeiteten Traditionsnotizen, aber auch unter Berücksichtigung vordem nicht beachteter Urkunden und Notizen. ... Es gab auch Ergänzungen auf eingelegten Zetteln und als Randnotizen." 1 2 U B L O E 1, Nr. 33 (fol. 3 v /4 r ), 40 (fol. 5 r /5 v ), 51 (fol. 6 7 7 ' ) , 57 (fol. 7 7 8 0 , 63 (fol. 8732 r ), 66 (fol. 24724"), 75 und 76 (fol. 26726 v ), 89 (fol. 29729 v ), 97 und 98 (fol. 3 0 7 1 3 r ) , 113 (fol. 15715"), 120 (fol. 16716"), 125 (fol. 17717"), 1 2 9 - 1 3 2 (fol. 17"/18 r ), 142-144 (fol. 19719"), 155 (fol. 20721'), 1 6 2 - 1 6 7 (fol. 2179'), 176 (fol. 10710"), 1 8 3 - 1 8 6 (fol. 11712'), 192 (fol. 12722'). 13 U B L O E 1, Nr. 48 (fol. 6" zwischen Nr. 47 und 49, 50), 140 (fol. 19' zwischen Nr. 139 und 141), 148 und 149 (fol. 2 0 ' zwischen Nr. 146, 147 und 150, 151), 157 (fol. 21' zwischen Nr. 156 und 158), 188 (fol. 12'zwischen Nr. 187 und 189).
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D a s verschollene Traditionsbuch Β
Reihenfolge des Kodex Β (Index fol. 2 r = f. 9. p. 1. in Β: Α Nr. 169, 170, 171, 168) dadurch verändert hat, dass er die für sein Kloster wichtige Schenkung der Kapelle Haselbach/St. Magdalena durch den Markgrafen Otakar IV. den drei Traditionen steirischer Ministerialen vorangestellt hat (A Nr. 168, 169, 170, 171). Die im Wesentlichen chronologische Ordnung ist durch diese Umreihung nicht substantiell gestört worden. Nachdem das Traditionsbuch Α zwischen 1186 und 1190 angelegt worden war, indem sein Schreiber 1 nach dem einleitenden Kopialbuch-Teil den Grundstock der Handschrift Β (ab A Nr. 21) kopiert und um die erwähnten Beilagen erweitert hatte, müssen in Β jene vier Notizen nachgetragen worden sein, die nur in dieser Handschrift überliefert waren, und zwar nach Aussage des Inhaltsverzeichnisses jeweils als zweite und letzte Notiz auf einer Seite oder als einzige Notiz einer Seite bzw. eines Blattes 14 . Bei dieser Gelegenheit könnte auch der Name Gertrudiyon Steinbach) nachgetragen worden sein (Index fol. 2 r = Β f. 9. p. 2. = A Nr. 173), wenn der Schreiber 1 in der Handschrift Α diesen Namen nicht mit Absicht — vielleicht im Zweifel? — ausgelassen hat 15 . Die sechs Hörigen, die in der Notiz A Nr. 191 (= Index fol. 2V = Β f. 12. p. 2.) fehlen 16 , dürfte dagegen derselbe Schreiber bei der Abschrift übersehen haben. Diese Erweiterung bzw. Vervollständigung der Handschrift Β nach der Anlage des Traditionsbuches Α lässt sich zeitlich nicht genauer bestimmen. Nur so viel kann gesagt werden, dass für Ergänzungen bzw. Nachträge in Form von Einschüben nur die Handschrift Β in Frage kam, weil die fortlaufende Schreibweise des Textes in Α bloß einen Nachtrag bzw. mehrere Nachträge am Ende zugelassen hätte. Eine Ausnahme davon bildete in der Handschrift Α jene halbe Seite (fol. I4 r = l4 r rot), die Schreiber 1 am Ende des Kopialbuch-Teiles frei gelassen hatte, bevor er auf der Rückseite mit den Traditionsnotizen fortsetzte 17 . Diese einzige Möglichkeit hat, wie wir gesehen haben 18 , in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Unbekannter genutzt und in den Freiraum die Notiz A Nr. 20 nachgetragen, die bisher nicht unbedenklich erschienen ist. Jetzt, nachdem wir weitgehend Klarheit über den Traditionskodex Β und dessen Verhältnis zum Kodex Α gewonnen haben, fällt allerdings auch neues Licht auf diese Traditionsnotiz. Sie war nämlich, wie das Inhaltsverzeichnis von Β zeigt, bereits in der Handschrift Β enthalten (Index fol. 2V = Β f. 13. p. 1.), und zwar als erste Notiz von fol. 13 r und richtigerweise inmitten von Notizen, die eindeutig in die Zeit des steirischen Markgrafen Leopold des Starken zu datieren sind 1 9 . Das heisst, dass dem Eintrag Nr. 20 der Handschrift Α auf jeden Fall eine echte Traditionsnotiz zu Grunde gelegen ist, die jedoch Schreiber 1 bei der abschriftlichen Anfertigung der Handschrift Α versehentlich ausgelassen zu haben scheint. Im 13. Jahrhundert dürfte aber der Unbekannte, der A Nr. 20 in den einzigen freien Raum auf fol. I4 r nachgetragen hat, den originalen Text verändert haben 2 0 , indem er wahrscheinlich die Arenga nach dem Vorbild der
O b e n A n m . 2 und dazu die Edition des Inhaltsverzeichnisses oben S. 105, 111 und 112. Dazu oben S. 3 9 und 100. 1 6 Dazu oben S. 100. 1 7 O b e n S. 35f. 1 8 O b e n S. 3 8 und 63f. 1 9 Siehe dazu die Übersicht über die zeitliche Reihung der Notizen oben S. 59, die Edition des Inhaltsverzeichnisses oben S. 108 (zwischen den Notizen A Nr. 191 und 99) und die Rekonstruktion der Handschrift B o b e n S . 147, wo die Notiz Α Nr. 2 0 r i c h t i g z w i s c h e n d e n N o t i z e n A N r . 96 und 9 9 gereiht ist. 2 0 Wie das Inhaltsverzeichnis von Β fol. 2 V (= B f . 13. p. 1.) zeigt, stand schon in dieser Handschrift der Ortsname Herzogenburg in einer verschriebenen, der Überlieferung in A Nr. 2 0 ähnlichen Form, die der Schreiber dieses Teiles des Inhaltsverzeichnisses als Herzogbund wiedergegeben und eine spätere 14
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Das Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander
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Gleinker Urkunde von 1 2 2 0 hinzufügte und vielleicht auch die Titel der Markgrafen Leopold (IV.) von Österreich und Leopold des Starken von Steiermark spezifizierte 21 . Die Arenga könnte auch erklären, warum es überhaupt zu diesem Nachtrag gekommen ist, der inhaltlich wegen der Parallelüberlieferung in der Handschrift Β nicht notwendig war. Durch ihn ist nämlich die Notiz A Nr. 2 0 — anders als in der Vorlage Β — an die Spitze des Traditionen-Teiles der Handschrift Α gerückt. Und auf diese Weise ist die Aussage der die Notiz A Nr. 2 0 einleitenden neuen Arenga, die den Wert des Geschriebenen für die dauerhafte Erinnerung betont 2 2 , für den gesamten Traditionen-Teil der Handschrift repräsentativ geworden. Dieser stilistische Kunstgriff, der einer formalen Verfälschung gleich kommt, hat also nachträglich im 13. Jahrhundert die Bedeutung des Traditionskodex Α stärker herausgestellt. Zusammenfassend ist über die beiden Traditionsbücher des Klosters Garsten Folgendes festzustellen. Die heute im Oberösterreichischen Landesarchiv erhaltene Handschrift Α ist in der Amtszeit des Abtes Markward I. ( 1 1 8 2 - 1 1 9 5 ) zwischen 1 1 8 6 und 1 1 9 0 als Abschrift der im Kloster vorhandenen Urkunden bzw. Dokumente und des Großteiles des älteren Traditionskodex Β entstanden. Dieser Abt wollte anscheinend nach dem Georgenberger Vertrag von 1 1 8 6 mit dieser Art von Bestandsaufnahme in der unsicheren Zeit um den bevorstehenden Anfall der Steiermark an die österreichischen Babenberger einem erhöhten Bedürfnis nach Rechtsschutz fur die Privilegien und den Besitzstand seines Klosters entsprechen. Die Handschrift ist wenige Jahre bis zu Markwards Tod ( 1 1 9 5 ) als Traditionsbuch fortgesetzt, unter den nachfolgenden Äbten jedoch nicht weitergeführt, wohl aber in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts um die Notiz A Nr. 2 0 ergänzt worden. Im späten 13. Jahrhundert hat sie im Kloster wieder Beachtung als Rechtsaltertum gefunden, in das man vereinzelt auf Randstellen Abschriften von Urkunden eingetragen hat, die von Abt und Konvent ausgestellt worden waren. Im Anschluss daran ist sie um ein ansatzweises Auslaufregister erweitert worden. Im Gegensatz dazu hat das ältere, seit dem 19. Jahrhundert verschollene Traditionsbuch Β eine längere und etwas kompliziertere Entstehungsgeschichte. Sein vermutlich unter Abt Konrad I. (vor 1175?—1182) angelegter Grundstock ist bis in die Amtszeit des Nachfolgerabtes Markward I. ( 1 1 8 2 - 1 1 9 5 ) fortgeführt, mit einer Reihe von neu entdeckten Notizen als Beilagen und Einschüben ergänzt und ab der (nach der Edition im Urkundenbuch des Landes ob der Enns gezählten) Tradition A Nr. 21 vom Hauptschreiber 1 der Handschrift Α abgeschrieben worden. Nach dem Tode des Abtes Markward hat die aus losen Lagen und Blättern bestehende Handschrift Β die Rolle des alleinigen Garstener Traditionsbuches bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts übernommen. Von einer ähnlichen Weiterbenützung als spätmittelalterliches Auslaufregister wie im Falle der Handschrift Α ist nichts bekannt. In der Folge ist jedoch die ursprüngliche Ordnung der ungebundenen Handschrift durch die Vertauschung mehrerer Lagen und den Verlust der im Index fehlenden Folien 33—49 gestört worden. Die dadurch entstandene neue Hand als Herzogburkh identifiziert hat; oben S. 97 Anm. 2 0 und 108. Da im Inhaltsverzeichnis als Tradent Leopoldus marchio Austritte genannt wird, könnte das Beiwort iunior in A Nr. 20 eine spätere Hinzufügung sein. 21 Dazu oben S. 6 4 mit Anm. 137. 22 UBLOE 1, Nr. 20, S. 133: Laudabilis est scripture thesaurus et super aurum et topazion diligendus, nam per ipsum omnis facti perpetua manet recordatio, quam detergere non valet prolixa temporum decursio. Notificamus igitur huius scripti continentia.... Siehe dazu W I L D , Aufkommen 4 6 3 , 467f.; WALKO, Baum-
burg 4 5 * ; WALTER, Biburg 68*f.
Das verschollene Traditionsbuch Β
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(Un-)Ordnung spiegelt dieses jüngst entdeckte Inhaltsverzeichnis aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts wider. Ob die Handschrift später nach der Wiederauffindung der Folien 33—49 in dieser verfälschten Form gebunden wurde oder ob vor dem Binden die gestörte Reihung der (nummerierten?) Lagen berichtigt wurde, wissen wir nicht.
Vom Formalakt zum
Traditionsbuch
Die in der Handschrift Α und in der Druckausgabe von Franz Kurz überlieferten Traditionsnotizen ermöglichen aber noch weitere Aussagen über Entstehung und Wesen des Garstener Traditionskodex B. Eingebettet in den heutigen Stand der Forschung, wie ihn Stephan Molitor und Heide Dienst zusammengefasst und akzentuiert haben 23 und wie ihn, Gedanken von Heinrich Fichtenau, Peter Johanek und Winfried Trusen 24 weiterführend, zuletzt Joachim Wild Weg weisend bereichert hat 25 , erhalten wir dadurch eine Vorstellung davon, wie das „System" von Traditionsnotizen und Traditionsbüchern im hohen Mittelalter funktioniert hat. Nach Dienst war „maßgebend für die rechtliche Geltung der Tradition ... ihre Offenkundigkeit, die Handlung vor Zeugen nach bestimmten Formen, die eine symbolische Übergabe einschlossen" 26 . Gemäß der sehr plausiblen Hypothese von Dienst wurden dabei im Rahmen einer förmlichen Rechtshandlung formlose Traditionszettel übergeben, auf denen die Namen der Tradenten sowie der übereigneten Personen und/oder der geschenkten Liegenschaften verzeichnet gewesen sein dürften 27 . Notwendigerweise müssten dazu aber auch kurze Angaben über den Zweck der Tradition gemacht worden sein, in manchen Fällen auch über die Rechtslage oder über mit der Schenkung verbundene Bedingungen. Das heisst, das betreffende Rechtsgeschäft muss schon vorher verhandelt und vereinbart worden sein; die entsprechenden Traditionszettel sind sicherlich vom Personal des Empfängerklosters angefertigt worden. Wie die Mehrzahl der Garstener Traditionsnotizen aussagt, wurden diese Zettel vom Tradenten oder von dessen Treuhänder (Delegator, Salmann) 2 8 in einem feierlichen Symbolakt 29 auf dem Altar der Gottesmutter Maria hinterlegt 30 . Fand 23
MOLITOR, T r a d i t i o n s b u c h 6 1 - 8 8 ; DIENST, R e g i o n a l g e s c h i c h t e
101-128.
TRUSEN, Urkundenlehre bes. 204f„ der die Bedeutung der Öffentlichkeit und damit der Publikatio für das mittelalterliche Urkundenwesen in den Vordergrund gestellt hat. 25 WILD, Traditionsnotizen 469-483; DERS., Aufkommen 461^477. Seine Erkenntnis über den Charakter der Traditionsnotizen als vollwertige Urkunden wird mit allen Konsequenzen von der Urkundenwissenschaft noch zu rezipieren sein. 24
26
DIENST, R e g i o n a l g e s c h i c h t e 1 0 6 .
DIENST, Regionalgeschichte 106-110. Dem Salmann/Delegator wurde das betreffende Schenkungsgut nach Aussage der Traditionsnotizen vom Tradenten symbolisch in die Hände übergeben. Dass schon für diesen Rechtsakt Traditionszettel angefertigt wurden, ist wenig wahrscheinlich, da es sich dabei in der Regel um ein Rechtsgeschäft zwischen Laien handelte. Es sei denn, die delegatio erfolgte im Empfängerkloster Garsten oder in Anwesenheit von Garstener Mönchen. Über den Salmann siehe Karl O. SCHERNER, Art. Salmann. LMA 7 (1995) 1309f.; REDLICH, Traditionsbücher 68; WALTER, Biburg 77*f. 29 UBLOE 1, Nr. 24, S. 135: Qua traditione in Orientepatrata altera hic est ab eodem Reginhero secundum petitionem prefatf matronF celebrata, Nr. 56, S. 144: Huius traditionis sollempniter celebratq testes sunt adhibiti. - WALKO, Baumburg 51* spricht vom „juristischen Akt der Λuflassung', also des Übergangs des Eigentums, der symbolisch am Altar der Patronin des Stifts ... erfolgte". Dabei darf allerdings die in manchen Notizen ebenfalls verzeichnete abschließende Besitzeinweisung (Investitur) vor Zeugen nicht vergessen werden. 30 Die Standardformulierung lautet: tradidit ad altare sanct$ Μαής oder super altare sanctq Μαήξ/ sanctf Dei genetricis Μαήξ tradidit/delegavit, daneben auch weniger präzise matri dedit Μαήξ, tradidit fcclesif sanctq Μαήξ Garste u. ä.; zweimal super reliquias sanctorum iam dicti cenobii (UBLOE 1, Nr. 212, 27
28
Das Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander
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die Rechtshandlung in Garsten statt, so war das zweifellos der Hauptaltar der Klosterkirche 31 , an allen anderen Handlungsorten dürfte ein vom Abt mitgeführter Tragaltar diese Funktion erfüllt haben 3 2 . Auf diese Weise erfolgte die Schenkung direkt an die Schutzheilige des Klosters - sozusagen in ihre Hände - , was wiederum eine sakrale Absicherung des Rechtsgeschäftes bedeutete, da nach Auffassung der Zeitgenossen jeder, der danach die Tradition beeinträchtigte, sich dafür vor Gott und Gottesmutter verantworten musste 33 . Unklar ist, ob die Namen der Handlungszeugen, deren Erinnerungsvermögen zumindest Abt Sieghard I. fallweise durch Geldgeschenke gefördert hat 3 4 , erst nach diesem feierlichen Rechtsakt auf den Zetteln nachgetragen wurden oder ob sie schon im Vorhinein mit den anderen Angaben eingetragen worden waren. Die formlosen Traditionszettel wurden im Empfängerkloster gesammelt, das allen Grund für eine sorgfältige Verwahrung dieser schlichten Besitztitel hatte 3 5 . Nach einer gewissen Zeit — sie war im Einzelfall abhängig von der Anlage bzw. Entstehung des jeweiligen Traditionsbuches bzw. des jeweiligen Teiles eines Traditionsbuches - hat man dann auf der Grundlage der Angaben auf den Traditionszetteln die Eintragungen in die vorbereiteten Lagen des Traditionsbuches des betreffenden Klosters vorgenommen 3 6 . Im Falle des Garstener Traditionskodex Β war dafür ein grundsätzlich chronologisches Ordnungsprinzip maßgeblich. Beim Eintrag haben die Schreiber die Traditionsnotizen so ausformuliert, wie wir sie aus den Traditionsbüchern kennen. In einem Fall weist die sub-
S. 188) und super reliquias sanctorum ad monasterium sanctissime Dei genitricis Marie Garstein (UBLOE 1, Nr. 215, S. 190). Die Übergabe bzw. Aushändigung wird deutlich durch Formulierungen wie quod marchio Otacher cum manu filii sui Liupoldi marchionis ... potestativa manu adaltare sanctf Marif contradidit (UBLOE 1, Nr. 26, S. 135), tradiditpredium suum ... per manum avunculisui... adaltares. Μαής (Nr. 34, S. 138), potenti manu superpredictum altare delegavit (Nr. 136, S. 164), predium ... superaltare sanctf Μ an ζ potenti manu tradidit (Nr. 137, S. 164), quidam nobilis vir... cum manu uxoris suf ... super altare sanctf Μαήςpotenti manu tradidit (Nr. 165, S. \72), Item eiusdem predictipredioli secunda traditio facta est per manus Heinrici de Lanzenberc (Nr. 185, S. 178) sowie cum manu domini sui Ottacher marchionis de Styra per manum domini Pertholdi abbatis super altare sancte Marie Garsten in audientia domini Liupoldi marchionis Austrie apud Thullen tradidit (KUKZ., Beyträge Nr. 18, S. 488) und delegavit... potenti manu per manum viri sui Reginheri... super altare sancte Marie Garsten ( K U R Z , Beyträge Nr. 19, S. 489). 31
32
LENZENWEGER, A l t a r p a t r o z i n i e n 1 5 1 f . , 1 5 8 .
UBLOE l , N r . 172, S. 173f.: predictus Gundacher... delegavit idem predium super reliquias sanctf Mari ζ in urbe Styra coram ipso abbate et aliis multis-, Nr. 193, S. 180: et idem predium super reliquias sanctf Μαής in cimiterio in nova ecclesia sancti Gallipresente abbate nostro Marquardo ceterisque testibus valde veridicispresentibus delegavit,; oben Anm. 30 (Tulln); siehe dazu auch D I E N S T , Regionalgeschichte 106£ 33 So nach der einzigen, in Garstener Traditionsnotizen vorkommenden Pönformel UBLOE 1, Nr. 207, S. 186: Quicunque ergo hoc predium iam dicto monasterio abstulerit, Deo et eius genitrici rationem se inde redditurum noverit. 34 UBLOE 1, Nr. 140, S. 165: Ipse autem predictus domnus abbas in eiusdem testamenti stabilimentum singulis testibus obtulit denarium, quatenus spe celestis denarii, dum in hac vita maneant, veritatem semper defendant. 35 Für Göttweig SONNLECHNER, Landschaft 141: „Es existierten zu Beginn der 20er Jahre des 12. Jahrhunderts mit Sicherheit neben den wichtigen Urkunden noch eine große Anzahl von Traditionszetteln, die nicht minder wichtig für die Besitzsicherung waren." 36 Die spätere Formulierung wird ζ. B. deutlich in UBLOE 1, 147 Nr. 68: qualiter Otacher marchio adhuc sui corporis incolumitate fruens tradidit, 156 Nr. 104 (der Tradent Dietmar von Raming ist zum Zeitpunkt der Niederschrift schon tot); 160f.Nr. 121 (nach dem Tod des Markgrafen Otakar I.). Auch die Nennung der bei der Investitur anwesenden Zeugen beweist, dass die betreffenden Notizen erst nach der Tradition und nach der späteren Einfuhrung in den Besitz geschrieben worden sind; so ζ. B. UBLOE 1, 134 Nr. 23, 135 Nr. 25, 136 Nr. 26 und 28, 137 Nr. 30 und 32, 138 Nr. 34 und 35, 139 Nr. 39 u. ö. Z u m Zeitpunkt siehe auch REDLICH, Traditionsbücher 30.
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Das verschollene Traditionsbuch Β
jektive Formulierung daraufhin, dass Abt Berthold I. den betreffenden Zettel selbst geschrieben haben dürfte 3 7 , der die Grundlage für die Stilisierung der späteren Notiz gebildet hat 3 8 . Diese Vorlagen, die ursprünglichen Traditionszettel, scheinen in der Regel vernichtet worden zu sein, da nur wenige, in Garsten überhaupt keiner, überliefert sind 3 9 . Im Falle Garsten ist allerdings unwahrscheinlich, dass die frühesten dieser Aufzeichnungen ohne weitere formale Bearbeitung bis zu 100 Jahre im Kloster aufbewahrt wurden, ehe in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Eintragung in das Traditionsbuch Β erfolgen konnte. W i r müssen daher annehmen, dass sie schon im ausgehenden 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in förmliche Traditionsnotizen transponiert wurden, die man vermutlich auf lose Einzel- und Sammelblätter geschrieben hat, da es damals in Garsten noch keinen Traditionskodex gab. Beispiele dafür sind die frühen Notizen über den die Kirchen Garsten und Behamberg betreffenden Tausch zwischen Bischof Altmann von Passau und Markgraf Otakar I. 40 sowie die Schenkung des Markgrafen Adalbero 41 , die auf verschiedene Weise als Abschrift in einer späteren bischöflichen Bestätigungsurkunde und im Traditionsbuch Β überliefert wurden. Aber auch von den frühen Traditionen aus dem 11. und 12. Jahrhundert, die wir aus urkundlicher bzw. ähnlicher Uberlieferung erschlossen haben, dürften nicht wenige schon in Form von Traditionsnotizen schriftlich fixiert gewesen sein, ehe sie in das Traditionsbuch Β übertragen wurden 4 2 . W i e bekannt hat sich für die Traditionsnotizen ein schlichtes dreiteiliges Formular mit Kundmachungsformel (publicatio), in der Regel objektiv formuliertem Kontext (Nennung der Tradenten, Benennung bzw. Beschreibung der geschenkten Güter, fallweise mit zusätzlichen Informationen zum Schenkungsgut oder zur Vorgeschichte der Schenkungshandlung) sowie Nennung der Handlungszeugen 4 3 herausgebildet 44 , von 37 UBLOE 1, Nr. 40, S. 139f.: quod consensu marchionis suorumque familiarium communicate etiam consilio fratrum concessimus Otacher eins domestico ...; siehe dazu oben S. 38 Anm. 44, 59 und 67. 38 Siehe dazu auch oben S. 38 und 63 über die möglicherweise persönliche Eintragung des Abtes Markward I. von UBLOE 1, 190f. Nr. 215 und 216 in die Handschrift A. 3 9 DIENST, Regionalgeschichte 106f. mit Anm. 18sowieAbb. 9a, 9b; DIES., Babenberger-Studien45. 40 U B L O E 1, 118f. Nr. 5 und U B L O E 2, 341f. Nr. 233; dazu HAIDER, Anfänge 2 9 7 - 3 0 1 , 303. 41
KURZ, B e y t r ä g e 4 7 4 Nr. 3; dazu HAIDER, A n f ä n g e 3 0 5 , 3 0 8 .
Siehe dazu oben S. 128f. und 134 bzw. 143 über die Vorlagen des Verzeichnisses der Ministerialen-Schenkungen und der Bestätigung der Garstener Besitzungen in der Riedmark von 1171 durch Herzog Heinrich II. von Österreich. 4 3 Relativ oft fehlen in Traditionsnotizen die Namen der Tradenten (UBLOE 1, 138 Nr. 33; 159 Nr. 115; 166 Nr. 144; KURZ, Beyträge 529f. Nr. 54) oder der Schenkungsgüter (UBLOE 1, 149 Nr. 75 und 76; 154 Nr. 97; 160 Nr. 120; 163 Nr. 129-132; 166 Nr. 142-144; 167 Nr. 146, 148 und 149; 169 Nr. 155; 171 Nr. 164; 172 Nr. 165-167; 183 Nr. 199-201; 191f. Nr. 219). Dies dürfte mit Fehlern, Lücken oder besonderen Umständen bei der Niederschrift der ursprünglichen Traditionszettel zu erklären sein; dazu DIENST, Babenberger-Studien 45f. Ebenso häufig gibt es nur kursorische Hinweise auf die Anwesenheit von Zeugen bei der betreffenden Rechtshandlung ohne Nennung von Namen (UBLOE 1, 42
140 Nr. 40; 140 Nr. 43: et alii multi, qui non
sunt
nomine
scripti;
ähnlich 145 Nr. 60; 151
Nr. 81 und 82; 152 Nr. 87; 153 Nr. 89; 154 Nr. 96; 156 Nr. 102 und 103; 161 Nr. 121; 176 Nr. 180; 177 Nr. 181 überhaupt ohne irgendeinen Hinweis auf Zeugen; 177 Nr. 182; 184 Nr. 203 und 204; 187 Nr. 210; 190 Nr. 214; KURZ, Beyträge 489 Nr. 18; 529 Nr. 53; 530 Nr. 55a ohne Zeugen; 532 Nr. 58;
533 Nr. 59 ohne Zeugen; UBLOE 1, 161 Nr. 123: in presentia marchionissq et familiarium eius-, 172 Nr. 168: in frequentia ministerialium suorum-, 174 Nr. 173: coram fidelium frequentia·, 180 Nr. 192: et illi ipsi omnes, qui terminos demonstraverunt). Dafür könnte mitunter auch ein größerer zeitlicher Abstand zwischen dem Akt der Tradition und der Eintragung der Traditionsnotiz in das Traditionsbuch maßgeblich gewesen sein. Auf jeden Fall ist aber bemerkenswert, dass man auch solche Notizen ohne Tradenten-
Das Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander
157
dem nur ausnahmsweise - in Garsten etwa einmal durch eine P ö n f o r m e l 4 5 - abgewichen w o r d e n ist. In diesem Formular kam der einleitenden Publikation 4 6 , m i t der die betreffende Tradition nicht etwa den A n w o h n e r n , den Bewohnern einer bestimmten Region bzw. eines Landes oder den Angehörigen eines bestimmten Rechtskreises, sondern in der Regel der gesamten Christenheit o h n e zeitliche Beschränkung kundgetan w u r d e 4 7 , u n d der, wie Joachim W i l d betont 4 8 , mit ihr korrelierenden abschließenden Zeugenreihe eine besondere Bedeutung f ü r die Rechtssicherung z u 4 9 . D i e genannten, Öffentlichkeit repräsentierenden Zeugen sollten bei Bedarf die vollzogene Rechtshandlung bestätigen; gleichzeitig beglaubigten sie m i t ihren Namen die über das betreffende Rechtsgeschäft aufgezeichnete Traditionsnotiz, u n d dies, wie Heinrich Fichtenau erkannt hat 5 0 , nicht nur f ü r die Zeit ihres Lebens, sondern auch darüber hinaus 5 1 . W a s am Garstener Material auffällt, ist der Variantenreichtum bei der Formulierung der K u n d m a c h u n g s f o r m e l 5 2 , der offensichtlich bewusst so eingesetzt wurde, dass im Tra-
oder Zeugennamen in das Traditionsbuch eingetragen hat. Anscheinend galt im Kloster für diese wichtige Sammlung von Rechtstiteln der Grundsatz: Besser einen unvollständigen Eintrag als gar keinen. Vgl. dazu WANDERWTTZ, Traditionsbücher 375 und die Deutung der Floskel „et alii quamplures" durch WILD, Traditionsnotizen 478. 44 WANDERWITZ, Traditionsbücher 364f.; HECHT, Überlegungen 108f.; WILD, Traditionsnotizen 474-479; DERS., Aufkommen 463f.; WALKO, Baumburg 42*—46*; WALTER, Biburg 61 *-74*. 4 5 UBLOE 1, Nr. 207, S. 186: Quicunque ergo hocpredium iam dicto monasterio abstulerit, Deo et eius genitrici rationem se inck redditurum noverit. - Die Arenga UBLOE 1, 133 Nr. 20 dürfte erst im 13. Jahrhundert beim Nachtrag der Notiz in die Handschrift Α hinzugefügt worden sein; siehe oben S. 152f. Uber Mischformen von Publicatio und Arenga siehe HECHT, Überlegungen 108; WILD, Aufkommen 463f. 4 6 Über diese Urkundenformel siehe WILD, Traditionsnotizen 474-476; FICHTENAU, Urkundenwesen bes. 74, 80, 137; WANDERWITZ, Traditionsbücher 364f.; HECHT, Überlegungen 106-109. Sie war in Garsten in zwei Einzelfällen mit einer bezeichnenden Begründung verbunden: Ne posterorum destituatur ignorantia vel levitate, quodprecessorum compositum est diligentia et probitate, nos Universität! fidelium ratum esse cupimus atque cognitum (UBLOE 1, Nr. 174, S. 174); Ne vilescat in posterum, omnium pateant aures fidelium, qualiter(UBLOE 1, Nr. 176, S. 175). Seltene Ausnahmen ohne ausdrücklichen Bezug auf das Band des christlichen Glaubens: Noverint omnes tarn futuri quam presentes (UBLOE 1, Nr. 138, S. 165); Pateat cunctis hac occidua vita fiinctis (Nr. 141); Opereprecium duximus innotescere omnibus viventibus (Nr. 171, S. 173); Notum sit omnibus veritatis amatoribus (Nr. 173, S. 174); Noscant tarn presentes quam fiituri{ Nr. 202, S. 183); Noscat posteritas etpresens quelibet ftas (Nr. 205, S. 184); Notum facimus fiituris etpresentibus (Nr. 207, S. 185); Auribus presentium et futurorum notificamus (Nr. 210, S. 187); Noscat posteritas et presens quelibet etas (Nr. 215, S. 190) und Notum sit omnibus (KURZ, Beyträge Nr. 62, S. 534). Man wird allerdings nicht fehlgehen mit der Annahme, dass in diesen Fällen unter der Allgemeinheit die Christenmenschen stillschweigend vorausgesetzt sind. - Vgl. dazu JOHANEK, Funktion 132-134, bes. 132 Anm. 8, der den Begriff der Landeskundigkeit trotz kritischer Einwände bevorzugt. 48 WILD, Traditionsnotizen 478f., sieht in der Zeugennennung ebenfalls ein „wesentliches Element der Kennzeichnung der Öffentlichkeit". 49 HARTMANN, Urkunden 12: „Mehr oder weniger in eine Urkundenform gekleidet, sind die Traditionsnotizen durch eine Publicatio,notum est' öffentlich gemacht und erhalten damit, eventuell zusätzlich durch Nennung von Zeugen, rechtssichernde Qualität"; siehe dazu auch MOLITOR, Traditionsbuch 73f. 50 FICHTENAU, Urkundenwesen 138: „Es kann sein, daß die schriftliche Zeugenliste auch mehr bedeutete, etwa nach dem Tod aller Zeugen als eine gewisse Gewähr für die Richtigkeit der Sache angesehen wurde. Denn es wäre sonst schwer verständlich, daß man auch nach Generationen die Zeugennamen kopierte." Ähnlich HECHT, Überlegungen 109; vgl. aber auch WILD, Traditionsnotizen 478f. 51 UBLOE 1, Nr. 193, S. 180f.: Horum nomina fideliter sunt hic annotata, ne posterorum recedant a memoria. 52 In Auswahl: Noverint universi sanctf matris fcclesif filii (UBLOE 1, Nr. 21a, S. 134); Notum sit omnibus sanct( universalis fcclesif fidelibus (Nr. 22); Noverit omnium Christi fidelium tarn presens (tos quam
158
Das verschollene Traditionsbuch Β
d i t i o n s k o d e x u n m i t t e l b a r a u f e i n a n d e r folgende N o t i z e n n u r äußerst selten eine gleichl a u t e n d e P u b l i c a t i o a u f w e i s e n . W i r e r s e h e n d a r a n , d a s s sie f ü r d i e Z e i t g e n o s s e n k e i n e leere F o r m e l w a r , d i e m a n e t w a r o u t i n e m ä ß i g a b g e s c h r i e b e n h a t . Sie stellte v i e l m e h r n e b e n d e r Z e u g e n r e i h e e i n w e i t e r e s B e g l a u b i g u n g s m i t t e l d a r , d a sie d i e i n e i n e r T r a d i t i o n s notiz unter b e s t i m m t e n formalen Kriterien schriftlich festgehaltene
Rechtshandlung
theoretisch der in der mittelalterlichen Gesellschaft breitest m ö g l i c h e n Ö f f e n t l i c h k e i t bek a n n t m a c h t e , u n d z w a r i n d e r M e h r z a h l d e r Fälle a u s d r ü c k l i c h n i c h t n u r d e n L e b e n d e n , s o n d e r n a u c h d e n k ü n f t i g e n G e n e r a t i o n e n 5 3 . D a s B u c h , in d e m diese N o t i z e n a n k o m petentem, geweihtem u n d daher „glaubwürdigem" O r t von Geistlichen verzeichnet u n d g e s a m m e l t w u r d e n , so d a s s d a r i n i m m e r w i e d e r n a c h g e l e s e n u n d b e i B e d a r f d a r a u s v o r gelesen w e r d e n k o n n t e 5 4 , g e w a n n d a d u r c h d e n C h a r a k t e r eines „öffentlichen" Buches55,
successuraposteritas (Nr. 23); Noverint universi sanctq (cclesiq filii (Nr. 24); Notum sit omnibus Christianis tarn presentis ξvi quam et successurf posteritatis (Nr. 25, S. 135); Universis notum sit Christianis (Nr. 26); Notum sit omnibus Christianis tarn presentis (vi quam et future posteritatis (Nr. 27, S. 136); Noverit omnium Christi fidelium tarn presens (tas quam successura posteritas (Nr. 28); Noverit universitas fidelium Christi sanguine redemptorum (Nr. 29); Noverit universitas Christi fidelium (Nr. 30, S. 137); Noverint universi catholic( matris (cclesiq filii (Nr. 31); Noverit omnium Christi fidelium tarn presens (tas quam successura posteritas (Nr. 32); Noverint omnium Christi fidelium tarn presens (tas quam successura posteritas (Nr. 33, S. 138); Noverit omnium Christi fidelium tarn presens ftas quam successura posteritas (Nr. 34); Noverint universi sanctq fcclesiq filii tarn presentis ςvi quam loco eorum successuri (Nr. 35); Noverit universitas fidelium tarn presente f täte consistentium quam ad fiitura succedentium (Nr. 36); Noverint cuncti universalis (cclesiq matris filii (Nr. 37, S. 139); Notum sit cunctis sanct( matris $cclesi$filiis(Nr. 38); Noverint universi Christi sanguine redempti (Nr. 39); Memoria fidelium sollerter commendandum (Nr. 40); Noverit universitas, quos professio Christiani nominis exornat (Nr. 46, S. 141); Noverint tarn presentis (vi fideles quam successura posteritatis heredes (Nr. 47); Noverint universi Christian( religionis cultores (Nr. 50, S. 142); Noverint universi Christiana veritate dtcorati (Nr. 52); Noverint universi Christiana religione insigniti (Nr. 53, S. 143); Noverit universitas Christiane professionis religione gloriantes (Nr. 59, S. 144); Omnibus Christi fidelibus innotescimus (Nr. 61, S. 145); Noverint Christi fideles (Nr. 62); Noverit universa christianitas (Nr. 63); Noverint universi fideles unicoprecio redempti (Nr. 117, S. 160); Noverint cuncti christianitatis titulo insigniti (Nr. 119); Notificamus omnibus Deo et proximo fidem servantibus (Nr. 121); Notum sit cunctis unda baptismatis perfusis (Nr. 128, S. 162); Noverint omnes in Christum credentes (Nr. 130, S. 163); Cognoscant omnes caritate divinaferventes (Nr. 145, S. 166); Christicoliscunctiscelestidogmatefunctispatescat(Nr. 156, S. 169); Noscat posteritas Christianorum (Nr. 157); Notum ac certum esse cupimus omnibus in Christo (Nr. 158); Noverint omnes Christum credentes (Nr. 166, S. 172); Notum facimus omnibus Christi fidelibus (Nr. 181, S. 177); Significandum dignum duximus Christi fidelibus universis tarn presentibus quam fitturis (Nr. 183); Scire volumus quosque fideles tarn futures quam presentes (Nr. 186, S. 178); Intimamus cunctis Christi fidelibus tarn successuris quam modernis (Nr. 192, S. 180); Notum esse volumus omnibus Christi nostrisquefidelibus tarn presentibus quam juturis (Nr. 197, S. 182); Notificamus in Christo renatispresentibus etfuturis (Nr. 198, S. 183); Pateat cunctis Christi fidelibus (Nr. 206, S. 185); Proinde concipiat Dei fidelium universitas (Nr. 216, S. 190); Notificamus universitati fidelium (Nr. 221, S. 192); A progenie in progenies timentibus Deum notum sit (Nr. 222, S. 193) und Noverit universitas Christi fidelium ( K U R Z , Beyträge Nr. 3, S. 474); Notum sit omnibus in Christum credentibus (Nr. 18, S. 488); Notum sit omnibus Christi fidelibus tarn fiiturisquampresentibus (Nr. 19, S. 489); Noverint universi sancte matris ecclesiefilii (Nr. 52, S. 529); Noverint omnes Christiane religionis sectatores (Nr. 53); Cognoscant omnes fideles tarn presentes quam futuri (Nr. 55a, S. 530); Notum sit omnibus Christi fidelibus (Nr. 55b und 56); Pateat cunctis fidelibus (Nr. 58, S. 531); Noverit omnium Christi fidelium industria (Nr. 59, S. 532); Notum sit omnibus (Nr. 62, S. 534). - Dasselbe haben WALKO, Baumburg 43*£, und WALTER, Biburg 57*, 64*f., für ihr Material festgestellt. 53
54
WILD, T r a d i t i o n s n o t i z e n 4 7 4 f .
FICHTENAU, Urkundenwesen 137: „... ihre Öffentlichkeit, die durch die Schrift besser gegeben war als durch eine bloß mündliche Verlautbarung. Das geschriebene Wort .sprach' auch zu den Abwesenden, d. h. es konnte immer wieder hervorgeholt und verlesen werden." 55 MOLITOR, Traditionsbuch 7 4 f : „Schenkungsbucheinträgen kam also, indem sie die notwendige Öffentlichkeit einer Rechtshandlung herstellen oder auch nur bekräftigen konnten, ganz unabhängig
D a s Verhältnis der Handschriften Α und Β zueinander
159
das im Zusammenwirken mit den angegebenen Handlungszeugen das Wissen um die betreffenden rechtlichen Akte und Geschäfte möglichst lange der christlichen Welt vermitteln sollte. In diesem Sinne kann man daher einen Traditionskodex auch als eine Art Memorialbuch bezeichnen56. Von seiner rechtssichernden Wirkung profitierten beide Partner des Rechtsgeschäftes: Das Empfängerkloster konnte sich gegen Besitzentfremdungen wehren, dem Tradenten sicherte sie das Seelenheil, das in den meisten Fällen Zweck der Schenkung war57. Aus diesem Blickwinkel erscheint es aber ebenso verständlich, dass mit dem 1233 von einem unbekannten Garstener Mönch zitierten autenticum
Gerstensis ecclesie registrum höchstwahrscheinlich das Traditionsbuch Β des Klosters ge-
meint gewesen sein dürfte58. Und wir erinnern uns, dass beide Traditionskodizes eine Notiz enthalten haben, die anscheinend keine Vergünstigung des Klosters, sondern die Vergabe eines Hauses durch einen Weltlichen an den Johanniterorden betroffen hat 59 . In Garsten scheint eine Reihe der ursprünglichen, für den Symbolakt der Schenkung geschriebenen Traditionszettel die Basisangaben nicht nur einer Tradition enthalten zu haben, sondern von zwei oder drei dieser Rechtshandlungen60. Andernfalls müssten die betreffenden Einzelzettel auf andere Art gekennzeichnet gewesen sein, so dass die Schreiber des Traditionsbuches Β später den Zusammenhang zwischen diesen Zetteln noch erkennen hätten können 61 . Diese Schreiber haben nämlich solche Traditionen, die inhaltlich oder personell zusammengehören, und solche, die am selben Ort zur selben Zeit getätigt worden sind, in der Handschrift Β jeweils auf einer Seite unmittelbar aneinander gereiht und durch Verweise auf denselben Tradenten, denselben Handlungsort, dieselbe Handlungszeit und dieselben Handlungszeugen miteinander verknüpft62. For-
vom Zeugenbeweis Rechtserheblichkeit zu. M a n darf in ihnen daher m i t Heinrich Wanderwitz durchaus eine Art instrumenta publica sehen, die auch ohne formale Beglaubigungsmittel öffentliche Anerkennung gefunden h a b e n . " Vgl. dazu DIENST, Regionalgeschichte l l l f . 57
A u f die d e m Kloster durch die Seelenheilschenkung entstehende Verpflichtung wies JOHANEK,
F u n k t i o n 1 4 5 , hin; zum Verhältnis Empfängerkloster - D o n a t o r - N a c h k o m m e n und Verwandtschaft des Schenkgebers siehe MOLITOR, Traditionsbuch 83—85. 58
U B L O E 3 , 17 Nr. 15, dazu oben S. 2 3 , 2 6 und 1 3 9 - 1 4 1 .
59
U B L O E 1, 1 7 9 Nr. 1 8 9 ; dazu oben S. 6 8 und 7 0 .
60
Siehe dazu REDLICH, Traditionsbücher 3 3 - 3 5 .
61
REDLICH, Traditionsbücher 3 4 : „Unbedingt m u ß der Zusammensteller des C o d e x dies so schon
in seiner Vorlage getroffen haben; es ist fast undenkbar, dass beim Mangel aller D a t i r u n g er selbst solche Stücke hätte zusammenfinden k ö n n e n . " 62
Β fol. l r (die Seitenangabe hier und im Folgenden i m m e r nach der Z ä h l u n g im Index): A Nr. 2 1 a
/21b (hoc loco eadem hora prefatus marchio, sub testibus superius descriptis) / 22 (prefati marchionts, h(c traditio sub prenominatis testibus) Β fol. 25': A Nr. 68 / 69 (eadem etiam hora, cum prenominatis testibus) Β fol. I4 r : A Nr. 104 / 105 (eadem die prefatus Dietmarus, adhibitis testibus supra descriptis) / 106 (Sub eadem hora prefati domini Dietmari, prefatis testibus magna ex parte adhibitis) Β fol. 14V: A Nr. 107 / 108 (hfc traditio eadem hora celebrataprenominatis testibusfirmatuf) Β fol. 15v: Α Nr. 114 / 115 (prefati Hermanni frater, manu eiusdem germani sui, h(c traditio prefatis est testibus firmata) / 116 (hfc traditio tertia est una die α prefatis testibus celebrata) Β fol. 16Γ: Α Nr. 117/ 118 (eadem hora) / 119 (h(c traditio hisdem testibus firmatur; quibus et superior•); zeitlich nahe zum vorigen Block wegen der zum Teil selben Zeugen.
Β fol. 16V: A Nr. 122a/ 122b (per eosdem testes confirmatum est) Β fol, 17v: A Nr. 126 (huius traditionis sunt testes qui et superioris); dieser Verweis dürfte sich auf die Notiz Nr. 1 2 4 beziehen, da A Nr. 1 2 5 ursprünglich in der Handschrift Β nicht enthalten war. Als Schreiber 1 die Notiz A Nr. 1 2 5 von einer nachträglichen Beilage seiner Vorlage in die Handschrift Α eingefugt
160
Das verschollene Traditionsbuch Β
mal hat man sogar vereinzelt zwei oder drei verschiedene Schenkungen, die vor denselben Zeugen gemacht worden waren, unter einer Kundmachungsformel zu einer Notiz zusammengezogen 63 . Außer diesen Sammelaufzeichnungen gab es in Garsten wie ζ. B. auch in Admont Traditionsnotizen, mit denen mehrere, zum Teil wesentlich weiter zurückliegende Traditionen bzw. Rechtshandlungen zusammengefasst wurden 6 4 . Diese überarbeiteten Notizen betrafen zumeist Streitfälle, deren längere Vorgeschichte vom Erwerb bzw. von der tatsächlichen Übertragung über Auseinandersetzungen mit den Erben der Stifter bis zum gütlichen Vergleich reichen konnte 6 5 . W i e wir aus dem Vergleich der Handschriften Α und Β geschlossen haben, muss schließlich der Grundstock des Garstener Traditionsbuches Β noch im 12. Jahrhundert mit 4 0 anscheinend neu gefundenen Notizen ergänzt worden sein, die wahrscheinlich auf Einzel- und Sammelblättern als Traditionsnotizen ausformuliert, der Einfachheit halber aber nicht mehr in die Handschrift nachgetragen, sondern deren losen Lagen an den zeitlich entsprechenden Stellen beigelegt worden sein dürften. Vier weitere Notizen wurden dagegen auf verbliebenen Freiräumen nachträglich eingetragen. Zusammenfassend ergibt sich also folgendes Gesamtbild: Man hat in Garsten seit der zweiten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts formlose Traditionszettel gesammelt und daraus hat, dürfte er den Zeugenverweis übersehen haben, der sich in der neuen Reihenfolge auf die falsche Notiz bezieht. Β fol. 18V: A Nr. 135 / 136 (prefatus Berhtoldus eadem die, et per prioris testamenti testes id ipsum confirmavit)·, A Nr. 137 / 138 (in eisdempartibus situm, et subprecedentis testamenti testibus sequens stabilivit) Β fol. 11'/ 11v: A Nr. 180 / 181 (similiter per manum marchioniss% delegata) / 182 (eodem die et tempore, teilweise dieselben Zeugen wie Nr. 180) Β fol. 12v: A Nr. 190 / 191 (predicta quoque domna Liutgart... postmodum dedit, teilweise dieselben Zeugen) Im Falle der Notizen A Nr. 48 (Eadem hora ad idem altare iam dictus marchio, Huius traditionis testes sunt superius descripti) und Α Nr. 113 (Eadem hora predicti Liutoldifrater, Hoc etiam contestantur superioris traditionis testes), die in der Handschrift Β ursprünglich nicht enthalten waren, müssen die betreffenden nachträglichen Beilagen zu dieser Handschrift (siehe dazu oben S. 151) jeweils zwei Eintragungen aufgewiesen haben (A Nr. 47 und 48 bzw. A Nr. 112 und 113), die dem Schreiber 1 der Handschrift Α ihre Gleichzeitigkeit zu erkennen gegeben haben. Unklar ist allerdings, warum dann bei der Anlage der älteren Handschrift Β wohl die Notizen Nr. 47 und 112, nicht aber auch die Nr. 48 und 113 aufgenommen wurden. Vielleicht gab es neben den beiden Doppelnotizen auch getrennte Aufzeichnungen für die Nr. 47 und 112 oder überhaupt für jede einzelne dieser vier Traditionen. Auch die Notizen A Nr. 184 und 185 (Item eiusdem predicti prediolt secunda traditio facta est per) dürften auf ein und derselben Vorlage gestanden sein. 63 So in der Edition in UBLOE 1 die gemeinsamen Nummern A Nr. 21 (ab) und Α Nr. 122(ab), aber auch die dort eigenständig gezählten Nummern A Nr. 47 und 48, A Nr. 68 und 69, A Nr. 104, 105 und 106, A Nr. 112 und 113, A Nr. 117 und 118 (mit nicht völlig übereinstimmenden Zeugenreihen), A Nr. 184 und 185 (mit unterschiedlichen Zeugenreihen), A Nr. 190 und 191 (mit wenigen gemeinsamen Zeugen); siehe dazu auch die vorige Anm. 64 UBLOE 1, 140 Nr. 43 (siehe dazu 138 Nr. 35); l45f. Nr. 63; 149 Nr. 77; 157 Nr. 105; 161 Nr. 123; 162 Nr. 125; 171 Nr. 163; 171f. Nr. 164; 173f. Nr. 172; 174 Nr. 173; 175 Nr. 176; 175f. Nr. 178; 178 Nr. 188; 180 Nr. 193; 181 Nr. 195; 182 Nr. 197; 185 Nr. 206; 186 Nr. 209; 189 Nr. 213; 190 Nr. 216; 192 Nr. 220; 193 Nr. 222 und KURZ, Beyträge 531f. Nr. 58. Hierher gehören auch Traditionen an einen Salmann mit der Verpflichtung, das überantwortete Gut an das Kloster weiterzugeben. Quod et factum est, Quod ita factum esse constat u. ä. bezeichnen in diesen Fällen die zweite Tradition an das Empfängerkloster: UBLOE 1, l42f. Nr. 52; l43f. Nr. 56; l44f. Nr. 59; 146 Nr. 65; 151f. Nr. 85; 153 Nr. 92; 164 Nr. 134; 172f. Nr. 169; 181f. Nr. 196. 65
Vgl. HAUSMANN, Salbücher 159f.
Das Verhältnis der Handschriften Α u n d Β zueinander
161
früher oder später förmliche Traditionsnotizen auf Einzel- oder Sammelblättern gefertigt. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts schließlich hat man in einer kulturellen Blütezeit des Klosters das Traditionsbuch Β angelegt, wobei sowohl ältere Traditionsnotizen abgeschrieben als auch neue auf der Grundlage vorhandener Traditionszettel formuliert wurden. Dieser ungebundene Kodex wurde bis um 1186/90 weitergeführt, mit zwischenzeitlich neu aufgefundenen Traditionsnotizen als Beilagen ergänzt und zwischen 1186 und 1190 zum Großteil in die neu angelegte Handschrift Α abgeschrieben. Entstehung, Abhängigkeitsverhältnis und weitere Ausformung der beiden Garstener Traditionsbücher lassen sich graphisch wie folgt darstellen: Traditionszettel (seit 2. H. 11. Jh.)
Traditionsnotizen auf losen Einzel- und Sammelblättern
Grundstock Traditionsbuch Β erschlossener Beginn fol. 1-10?
+
Α Nr. 20—195/205 ohne die erst später beigelegten 40 Notizen
(2. H . 12. J h . - l 186/90) Grundstock Traditionsbuch A Kopialbuch-Teil Α Nr. 1 - 1 9 4 Nachträge + Fortsetzung Β bis 2. H . 13. Jh.
Vertauschung mehrerer loser Lagen
Traditionen-Teil mit 40 neuen Notizen Α Nr. 2 1 - 2 0 5 (1186/90) +
Fortsetzung A Nr. 2 0 6 - 2 2 2 bis um 1195
Foliierung der Hs. Nachtrag Α Nr. 20 ( l . H . 13. Jh.) Verlust mehrerer Lagen (Index fol. 33-49) Inhaltsverzeichnis von Β (1. Drittel 17. Jh.) Vervollständigung durch die früher verlorenen Lagen?
verschollen seit 1808/19
vereinzelte Benützung als Auslaufregister (2. H . 13. Jh.)
Ergänzung um ein rudimentäres Urkundenregister (1. H . 14. Jh.)
162
Das verschollene Traditionsbuch Β
Bei allen Überlegungen über die Entstehung des verschollenen Garstener Traditionsbuches Β darf jedoch nicht vergessen werden, dass es in Garsten offensichtlich auch Traditionsnotizen gegeben hat, die nicht in den Traditionskodex eingetragen worden sind 66 . Ihre Zahl und die Art ihrer Überlieferung sind nicht bekannt. Sie könnten auf Einzel- und Sammelblättern geschrieben worden oder fallweise in anderen Garstener Handschriften verzeichnet gewesen sein 67 .
6 6 U B L O E 1, Nr. 50, S. 142: ubi et alios duos fundos alias scriptos ante tradiderat, siehe dazu auch oben S. 150 Anm. 3 und S. 145 sowie allgemein 'WANDERWITZ, Traditionsbücher 364. 6 7 REDLICH, Traditionsbücher 3 2 - 3 6 ; FICHTENAU, Urkundenwesen 136; JOHANEK, Funktion 145f.;
MOLITOR, T r a d i t i o n s b u c h 6 8 .
C. Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher In einer abschließenden Charakteristik der beiden Traditionsbücher des Klosters Garsten muss betont werden, dass zwischen den Handschriften Α und Β ein wesentlicher Unterschied bestanden hat. Der Traditionskodex Α ist insoferne ein Sonderfall, als er nach 1186 im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Ubergang der Steiermark an die Babenberger aus einem besonderen Anlass mit der Absicht angelegt worden sein dürfte, die im Kloster vorhandenen schriftlichen Rechtstitel, vor allem Urkunden und den Großteil des klösterlichen, mit den nachträglichen Beilagen vervollständigten Traditionsbuches (B), durch Abschrift besser zu sichern. Dabei konnten die den Traditionen vorangestellten Urkunden- bzw. Dokumentenabschriften als Grundzüge einer Frühgeschichte des Klosters gleichzeitig auch eine historiographische Funktion erfüllen. Diese Arbeit ist von einem einzigen Schreiber geleistet worden. Als aktuelles Traditionsbuch ist diese Handschrift Α danach nur wenige Jahre vermutlich bis zum Tod des Abtes Markward I. im Jahr 1195 geführt worden (Notizen Α Nr. 206—222). In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts dürfte ein Mönch den Nachtrag der Notiz A Nr. 20 auf den zwischen Kopialbuch- und Traditionen-Teil freien Platz auf fol. 14' = l4 r rot zu einer stilistischen Verbesserung durch Voranstellung einer Arenga benützt haben, die sehr gut zum Charakter eines Traditionsbuches passt. Wir ersehen daran, dass man in Garsten der Handschrift Α auch im früheren 13. Jahrhundert ein gewisses Interesse entgegengebracht hat. Im Gegensatz dazu stellt die ältere Handschrift Β ein sozusagen normales Traditionsbuch dar, neben dem die Handschrift Α vor dem Tod des Abtes Markward I. kurze Zeit parallel geführt worden sein dürfte, das danach aber bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhundert wieder als alleiniges Garstener Traditionsbuch gedient hat. Es stellt die Forschung vor dieselben Probleme wie alle anderen süddeutsch-österreichischen Traditionsbücher; ihre Lösung wird jedoch dadurch erschwert, dass das Original des Kodex heute verschollen ist und Erkenntnisse nur aus einer Rekonstruktion gewonnen werden können, die durch das Auffinden eines unvollständigen neuzeitlichen Inhaltsverzeichnisses möglich geworden sind. Aber auch das Traditionsbuch Β weist eine Besonderheit auf. Abgesehen davon, dass die Handschrift mit zwei Traditionen des Markgrafen Otakar I. und seiner Gemahlin Willibirg begonnen haben könnte 1 , gibt es nämlich keine Hinweise auf irgendwelche anfänglichen historischen Bezüge auf den Stifter des Klosters Garsten bzw. auf den Gründungsvorgang, wie sie Heide Dienst als geradezu typisch für ein Traditionsbuch 1
Siehe dazu oben S. 144 und 146.
164
Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher
beschrieben hat 2 . Und auch die von Heinrich Wanderwitz 3 betonte Manifestation des rechtlichen Anspruches durch an die Spitze einer Sammlung gestellt Urkundenabschriften fehlt. Vielleicht hängt das mit dem Umstand zusammen, dass das Kloster seit Abt Konrad I. (vor 1175?—1182) mit der zwischen 1173 und 1182 im eigenen Haus verfassten Vita des ersten Abtes Berthold auch über eine Darstellung seiner Anfangs- und Frühgeschichte verfügt hat 4 . Wie überhaupt hervorgehoben zu werden verdient, dass Garsten anscheinend seinem Abt Konrad I. ein ähnliches, wohl planvolles Zusammenspiel von verschiedenen Geschichtsquellen, von denen jede auf ihre Art für die Identität des Klosters wichtig ist, verdankt, wie wir es aus Göttweig 5 , dem Mutterkloster Garstens, und aus Admont 6 , dem Stammhaus Konrads, kennen, nämlich eine indirekte Gründungsgeschichte in Form der Vita Bertholdi (1173/82), eine auf einem Admonter Grundstock aufbauende Annalen-Handschrift (118Iff.) und ein Traditionsbuch (Handschrift Β vor 1182?) 7 . Was in Garsten fehlt, ist ein frühes Totenbuch. Die Intentionen des Abtes Konrad I. sind von seinem ebenfalls bedeutenden Nachfolger Markward I. aufgegriffen worden, indem er die Annalen fortschreiben und 1186/90 in einer ganz bestimmten Situation der steirischen Klöster und Stifte die aus Kopialbuch-Teil und Traditionsbuch bestehende Handschrift Α anlegen ließ. Was die viel diskutierte Frage nach Zweck und Funktion eines Traditionsbuches betrifft, kann auf der Grundlage der beiden Garstener Traditionskodizes so viel gesagt werden: Traditionsnotizen sind in erster Linie als eine eigene Gattung von Urkunden zu sehen, mit denen in Symbolakten vor Öffentlichkeit schaffenden Zeugen vollzogene Rechtsakte — vor allem Schenkungen und Übereignungen, aber auch andere Rechtsgeschäfte wie Kauf- und Tauschhandlungen oder sogar besondere Rechtsfälle wie eine Streitbeilegung zwischen den Klöstern Garsten und Admont sowie die Klärung der Rechtsstellung des Garstener Vogtes - unter Verwendung des üblichen einfachen Urkundenformulars schriftlich fixiert wurden 8 . Mit dieser Feststellung ist auch der über-
2 DIENST, Regionalgeschichte 1 1 1 - 1 1 5 , 118, bes. 115, mit der Konklusion: „Eines allerdings stellt eine nie durchbrochene Regel dar: Den Beginn des Traditionsbuches bildet alles, was mit dem Gründer zu tun hat; u m es sehr allgemein zu formulieren." 3
WANDERWITZ, T r a d i t i o n s b ü c h e r 3 7 1 f.
LENZENWEGER, Berthold 172; HAIDER, Äbtereihe 3 2 0 - 3 2 2 ; DERS., Anfänge 312f., 327f., 329, der die Tendenz dieses Werkes aufzeigt. 5 DIENST, Regionalgeschichte 112f., die im Falle von Vita Altmanni, zwei Traditionsbüchern, einem Nekrolog und wahrscheinlich von Annalen eine einheitliche Planung annimmt; siehe dazu auch 4
SONNLECHNER, L a n d s c h a f t 1 4 8 f . 6 A d m o n t verfügte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts über die Vita (seines Gründers) Gebehardi archiepiscopi Salisburgensis, eigene Annalen, die Salbücher II (um 1 1 7 5 - u m 1185) und IV ( 1 1 8 7 - 1 1 9 0 ) sowie über ein Nekrolog; NASCHENWENG, A d m o n t 142; WATTENBACH-SCHMALE, Geschichtsquellen 168, 2 2 4 - 2 2 6 ; BEIHAMMER, Annalengruppe 2 6 1 - 2 6 3 ; HAUSMANN, Salbücher 159f.; Necrologium Admuntense 2 8 7 - 3 0 9 . 7 Dazu HAIDER, Äbtereihe 3 2 0 - 3 2 2 ; DERS., Anfänge 3 1 2 f „ 327f., 329. 8 Nach BORGOLTE, Stiftergedenken 235, bestehen die Traditionsbücher „überwiegend aus urkundenartigen Notizen, die Rechtsgeschäfte mit der betreffenden geistlichen Institution festhalten". WANDERWITZ, Traditionsbücher 3 5 9 , sieht in der Traditionsnotiz „eine spezielle Form unbeglaubigter Urkunden". Nach FICHTENAU, Urkundenwesen 74, sind aber „die grundsätzlichen Voraussetzungen . . . , deren die Urkunde bedarf," dadurch erfüllt, „daß ein schriftliches Zeugnis in traditionellen Formen und ein hauptsächlich rechtlicher Zweck gegeben ist". In dieser Hinsicht ist die wichtige Studie von WILD, Traditionsnotizen 469—483, der den Urkundencharakter der Traditionsnotizen aufgezeigt hat, für die künftige Forschung Richtung weisend. - Schon REDLICH, Traditionsbücher 75, 79, hat für Garsten auf „auf-
Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher
165
wiegend rechtliche Charakter der Traditionsbücher bestimmt, in die man die knappen Texte dieser Urkunden eingetragen hat, und zwar in der Regel als alleinige Uberlieferungsträger. Durch die Eintragung haben die Traditionsnotizen nicht nur besseren materiellen Schutz gefunden, sondern auch die für Rechtssicherung erforderliche Öffentlichkeit einer „offiziellen (geistlichen) Beurkundungsstelle"9, nämlich eines Klosters oder Stiftes10. Man denke in diesem Zusammenhang aber auch an die fallweisen Angaben in den Notizen über die Rechtsgrundlagen und Bedingungen der Schenkungen oder Übereignungen, an die Nennung von Vorbesitzern, an die Schilderung der Streitigkeiten des Empfängerklosters mit Angehörigen, Verwandten oder Erben der Tradenten in den überarbeiteten Notizen und an ähnliche Ausführungen. Diese wären bei keiner anderen der von der Forschung für Traditionsbücher in Betracht gezogenen Funktionen" erforderlich, nämlich weder für Verwaltungszwecke, noch für historiographische Aspekte oder für den sakralen Zweck der Stifter-Memoria. Heide Dienst12 bewertet zwar den Aspekt der Rechtssicherung nicht ganz so hoch wie Stephan Molitor13 - letztendlich diente aber die von Dienst ebenfalls betonte „materielle memoria"14 demselben Zweck. So wird verständlich, dass die Garstener Traditionsbücher über einen bemerkenswerten Einzelfall15 hinaus anscheinend als öffentliche Bücher fungieren konnten und dass in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Garstener Mönch das aktuelle Traditionsbuch Β als autenticum Gerstensis eccclesie registrum bezeichnen konnte. Wir dürfen jedoch darüber jene Traditionsnotizen nicht vergessen, die nicht in einen Traditionskodex eingetragen worden sind. Sie zeigen uns, dass Rechtserheblichkeit nicht nur den in ein Traditionsbuch aufgenommenen, sondern allen formal entsprechenden Traditionsnotizen zugekommen ist16. Sogar den ursprünglichen formlosen Traditionszetteln, die in einem Symbolakt auf dem geweihten Altar übergeben und dann im Empfängerkloster mitunter länger aufbewahrt wurden, bevor man aus ihren Angaben Traditionsnotizen formulierte, muss als eine Art „Vorurkunden" eine gewisse Beweisund Rechtskraft zuerkannt worden sein. Diese Erkenntnis stimmt überein mit den Schlussfolgerungen von Stephan Molitor17: „Man wird daher in den Traditionsbüchern fallend häufiges Betonen schriftlicher Aufzeichnung in Verbindung mit den Worten pagina, carta, scriptum, littera (und descriptio)" mit gleichzeitiger Hervorhebung der Bedeutung der Zeugen hingewiesen; dazu WILD, Aufkommen 462f., 472f., 476. 9 Den Begriff „offizielle Beurkundungsstelle" hat WILD, Traditionsnotizen 482, geprägt. 1 0 FICHTENAU, Urkundenwesen 1 3 7 ; W A N D E R W I T Z , Traditionsbücher 3 7 3 - 3 8 0 ; M O L I T O R , Traditionsbuch 74: „Offenbar hatte also die schriftliche Aufzeichnung den Charakter der Verlautbarung annehmen und schließlich sogar in deren Funktion treten können"; vgl. dazu DIENST, Regionalgeschichte 111; WILD, T r a d i t i o n s n o t i z e n 4 8 3 . 11
Dazu
12
DIENST, R e g i o n a l g e s c h i c h t e 1 1 1 .
MOLITOR,
Traditionsbuch
7 2 - 8 7 ; DIENST,
Regionalgeschichte l l l f .
Traditionsbuch 7 2 - 7 5 , 8 6 - 8 8 . DIENST, Regionalgeschichte l l l f . 15 Oben S. 68, 70 und 159 über die Schenkung eines Hauses in Steyr an den Johanniterorden. 1 6 J O H A N E K , Funktion 155, unterscheidet verschiedene Stufen der Intensität, mit der die Bindung der Partner eines Rechtsgeschäftes durch den „schriftlichen Niederschlag" verdeutlicht werden: „In der einfachen Traditionsnotiz gewinnt sie (= die Verdeutlichung) verhältnismäßig niedrige, im Traditionsbuch und in der Siegelurkunde hohe Intensität." Denkt man die Hypothese von Heide Dienst konsequent weiter, kommen dazu auch noch die ursprünglichen formlosen Traditionszettel als unterste Stufe niedrigster Intensität hinzu. Vgl. dazu FICHTENAU, Urkundenwesen 135-137. 1 7 M O L I T O R , Traditionsbuch 7 2 . 13
14
MOLITOR,
166
Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher
und den mit ihnen zusammenhängenden Vorlagen eine in den entscheidenden, d. h. funktionalen Momenten homogene Gattung von Quellen sehen dürfen". Einzelaufzeichnung und Traditionsbuch „waren . . . von ein und derselben grundsätzlichen Auffassung von Schriftlichkeit bestimmt und sind daher gleichzeitig und nebeneinander anzutreffen". Ähnlich hat Peter Johanek für das 12. Jahrhundert „ein vielschichtiges Nebeneinander von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und Siegelurkunden" konstatiert 18 . Die von Heide Dienst so stark hervorgestrichene Bedeutung der „Rechenschaft, die sich eine Gemeinschaft über ihre Anfänge gab", neben der „die Bedeutung als Beweisstück über die Rechtmäßigkeit eines Rechtsgeschäftes, von Besitz und Einkünften ... erst im Laufe der Entwicklung in den Vordergrund getreten" ist 19 , hat in Garsten, soweit wir sehen, nur im Falle des erhaltenen jüngeren Traditionskodex Α eine gewisse Rolle gespielt, nicht aber beim älteren Kodex B. Die Niederschrift der Traditionsnotizen auf anfangs ungebundenen Pergamentblättern und -lagen, die allmählich zu einem umfangreichen Kodex anwuchsen 20 , ermöglichte aber über die Funktion der Rechtssicherung hinaus zweifellos auch eine gewisse Übersicht über den Klosterbesitz oder zumindest einen Teil desselben 21 . So zeugen etwa Querverweise zwischen vier über mehrere Lagen verstreuten Notizen mit demselben Tradenten Hartwig von Reith (bei Garsten) 22 von einem gewissen Bemühen, die Benützung der Handschrift zu erleichtern. Dem Aspekt der Verwaltung kamen jedenfalls gelegentliche Hinweise auf die geographische Lage geschenkter bzw. erworbener Güter oder auf deren Nähe zu bereits vorhandenem Klosterbesitz 23 ebenso zugute wie die vereinzelten Eintragungen von Verzeichnissen von Garstener Zinsleuten sowie von Klosterbesitz in Reichenhall im Kodex B 24 , die formal nicht einer Traditionsnotiz entsprochen haben. Zu Recht hat man deshalb in den Traditionsbüchern, die in einer „unklaren Mittelstellung" „theilweise urkundliche und rechtliche, theilweise Zwecke der practischen Funktion 1 5 4 ; siehe dazu auch W I L D , Aufkommen 4 7 7 . Regionalgeschichte 1 1 8 . Diese Entwicklung der überlieferten Handschriften betont WANDERWITZ, Traditionsbücher
18
JOHANEK,
19
DIENST,
20
368f. MOLITOR, Traditionsbuch 75-78, 87; DIENST, Regionalgeschichte 105f., 111. UBLOE 1, Nr. 35, S. 138: qualiter quidam Hartwicus defamiliaribus marchionis tradiditpredium Ruthi dictum hie interfluvios situm ad altare s. Mariq ob remedium animqfilii sui Reginhardi suorumqueparentum; Nr. 43, S. 140: quod quidam fidelis minister marchionis Otacheri Hartwicus nomine predium suum situm Ruthi cum omni iure tradidit altari sanctf Mari%pro remedio animq suqfiliique sui Reginhardi et omniumque [!] debitorum suorum addens insuper duos confratres Egilolfum et Wernhardum cum omnibus sibipertinentibus, cultis et incultir, Nr. 75, S. 149: qualiter fratres isti comparaverint quendam fundum erga Hartwigum de Ruthi ministerialem marchionis tribus libris argenti, pratum etiam addita parte silv( eo ίο c i [!], quo prius pro remedio animq f i l i i sui predio suo ξcclesiam ditavit\Ni. 110, S. 158: qualiter quidam Hartwicus nomine domesticus Otacheri marchionis tradidit ad altare sanctf Μαής fundum, quo et prius duos cum conditione dominicalis i l l i u s , qu f [ ! ] iuxta sita est, tradidit. 23 Ζ. B. UBLOE 1, Nr. 29, S. 136f. ( p r e d i o l u m ..., quod... dedit contiguum illifundo, quem eadem vidua prius ad altare sanctq Μαής... tradidit); Nr. 35, S. 138 [predium Ruthi dictum hie interfluvios siturri)·, Nr. 42, S. 140 (ubi et aliam possessionem habuimus, quam vendita vinea apud Husruggin IIII libris conparando erga Dietmarum auximus)·, Nr. 45, S. 141 ( b o n a m p a r t e m contiguam nostr$possessioni, quam iuxta Ipphe sitam habemus)-,'Hi. 50, S. 142 (ubi et alios duos fundos alias scriptos ante tradiderat)-,'Hi. G7, S. 147 (in confinio Trune, ubi aliudhabemus)·, Nr. 70, S. 148 (inter nostraspossessiones situm)·, Nr. 74, S. I48f. (vineam ... inter nostras sitarnj·, Nr. 90, S. 153 (predium ... situm inter nostras possessiones)·, Nr. 100, S. 155 (inter nostrapredia situm)·, Nr. 107, S. 157 (predium ... nostrispossessionibus contiguum et molendino, quod ibi habuimus, commodum)·, Nr. 118, S. 160 (illi predio contiguum, quod prius ... delegavit). 24 KURZ, Beyträge 526f. Nr. 47 und 48. 21
22
Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher
167
Verwaltung erfüllen sollten", eine Vorstufe der jüngeren Urbare und die Phase des Überganges in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gesehen25. Man darf nur an die hochmittelalterlichen Traditionskodizes als Frühformen eines Verwaltungsschriftgutes in einer Zeit, die noch keine organisatorische Zusammenfassung des weit gestreuten Klosterbesitzes in so genannten Ämtern kannte26, keine zu hohen Ansprüche stellen. Was den sakralen Aspekt der liturgischen Pflege des Gedächtnisses an die Stifter und Wohltäter des Klosters betrifft, muss betont werden, dass es darauf in dem gesamten Material, das vom Traditionsbuch Β entweder abschriftlich überliefert ist oder rekonstruiert werden konnte, keinen expliziten Hinweis gibt. Für das Seelenheil der Tradenten und ihrer Familienangehörigen — die häufigste Begründung der Schenkungen — war es jedenfalls nicht unbedingt erforderlich, die Namen schriftlich festzuhalten, da mit den Traditionen als Gegenleistung wohl Gebets-, aber keine Jahrtagsverpflichtungen verbunden waren27. Wer Vergabungen um des Seelenheils willen vornahm, konnte immerhin erwarten, dass Gott durch die gute Tat der Schenkung an einen Heiligen, durch die Fürsprache dieses Heiligen und durch das Gebet der Diener dieses Heiligen gnädig gestimmt werde bei der Vergebung der Sündenschuld des Tradenten und der von diesem in die Begünstigung Einbezogenen28. Dagegen erwuchs dem Empfängerkloster, wie Peter Johanek betont hat 29 , aus den Seelenheil-Schenkungen sehr wohl eine Verpflichtung gegenüber den Schenkgebern, für die dauerhafte Rechtssicherung und die Bewahrung des dem betreffenden Heiligen Geschenkten zu sorgen30. Im Falle der Seelgerätstiftung des Herzogs Otakar IV. im Jahre 1190 scheint es indessen so gewesen zu sein, dass auf Betreiben des Klosters auf der Grundlage wenig älterer Traditionsnotizen, die im Traditionsbuch Β eingetragen gewesen sein könnten, eine inhaltlich erweiterte Siegelurkunde ausgestellt wurde31. Dies aber wohl schon im Hinblick auf die Dekretale Meminimus des Papstes Alexander III. von 1167/69, die den Siegeszug der Siegelurkunde vor kirchlichen Gerichten eingeleitet hat 32 . Bezeichnenderweise hat sich jedoch das Kloster nach Erhalt dieser Siegelurkunde eine vorteilhaftere Textfassung durch Eintragung unter die aktuellen Traditionsnotizen seines neuen Traditionsbuches Α gesichert. Wenn der rekonstruierte Garstener Traditionskodex Β einem Memorialzweck gedient hat, dann in dem oben geschilderten Sinn und mittelbar dadurch, dass in ihm
2 5 REDLICH, Traditionsbücher 59f.; REDLICH, Privaturkunden 8 9 - 9 1 ; dazu DIENST, Regionalgeschichte 105. 26
Dazu oben S. 87.
Für eine jährliche Seelenmesse am Sterbetag war eine Eintragung im kalendarischen Nekrolog Voraussetzung; vgl. dazu MOLITOR, Traditionsbuch 85f. Uber Seelenheil-Schenkungen und über ein gewisses Spannungsverhältnis zur Gedenkpraxis im frühmittelalterlichen Kloster St. Gallen, das sich ergibt, „wenn die Personen, die den geistlichen Gewinn aus der Schenkung haben sollten, häufig nur nach ihrem Verwandtschaftsverhältnis zu den Tradenten, aber nicht durch ihren Namen gekennzeichnet wurden", siehe die grundlegenden Ausführungen von BORGOLTE, Gedenkstiftungen 5 7 8 - 6 0 2 , bes. 6 0 1 f.; vgl. dazu auch Hans-Jürgen BECKER, Art. Seelgerät. HRGA (Berlin 1 9 9 0 ) 1 5 9 2 , und Karl KROESCHELL, Art. Seelgerät. LMA 7 (München 1 9 9 5 ) 1 6 8 0 . 27
28
V g l . d a z u BORGOLTE, G e d e n k s t i f t u n g e n
29
JOHANEK, F u n k t i o n 1 4 5 ; z u l e t z t MOLITOR, T r a d i t i o n s b u c h
30
Deutlich in K U R Z , Beyträge Nr. 5 8 , S. 5 3 2 : Predictus itaque Duringus interea occisus est et amici
587-590. 83-85.
eius de periculo anime timentes abbatem Reinbertum de facto pristine monuerunt. 31
O b e n S. 68f. und 137f.
32
D I E N S T , R e g i o n a l g e s c h i c h t e 1 1 1 , 1 1 3 m i t L i t . ; KOLLER, A n e r k e n n u n g 1 0 2 ,
115f.
168
Wesen und Funktion der beiden Garstener Traditionsbücher
eben die Namen vieler frommer Schenkgeber und Wohltäter des Klosters enthalten waren 33 . Auf eine liturgische Verwendung deutet aber auch in dem erhaltenen Garstener Traditionskodex Α nichts hin. Eine entsprechende künstlerische Ausschmückung, die in diesem Fall zu erwarten wäre und wie wir sie aus manchen anderen Traditionsbüchern in Form von Miniaturen, Zeichnungen 34 und verschiedenen Arten von Rubrizierungen 35 kennen, lässt er vermissen. Nicht zuletzt weist der Umstand, dass beide Traditionskodizes, soweit wir sehen 36 , nicht etwa in der Bibliothek, sondern gemeinsam mit den Urkunden im Klosterarchiv verwahrt worden sind, in dieselbe Richtung. Bleibt noch zu klären, wie die Reihung der beiden Garstener Traditionsbücher durch die Kennzeichnung mit den Buchstaben Α und Β vor 1631 zu erklären ist. Der Unbekannte, der diese Unterscheidung vorgenommen hat, dürfte sich dabei im Falle der erhaltenen Handschrift inhaltlich von der Kombination von Kopialbuch-, Traditionsbuch- und Register-Teil und äußerlich vom gleichmäßigen Eindruck eines größtenteils vom selben Schreiber geschriebenen kontinuierlichen Textes leiten haben lassen, als er ihr mit dem ersten Buchstaben des Alphabets den Vorzug gab gegenüber der älteren, heute verschollenen Handschrift. Diese war, wie gezeigt werden konnte, von verschiedenen Händen geschrieben worden und dürfte mit seitenweise eingetragenen Traditionsnotizen, zwischen denen sich immer wieder Leerstellen und vereinzelt sogar leere Seiten bzw. ein Blatt ergeben haben, einen sehr wechselhaften Charakter aufgewiesen haben. Am Ende unserer Untersuchungen bedarf es noch eines einschränkenden Hinweises darauf, dass die an den beiden Traditionskodizes des Klosters Garsten gewonnenen Erkenntnisse nicht in allem für die gesamte Quellengattung der hochmittelalterlichen Traditionsbücher verallgemeinert werden dürfen. Je eingehender sich die moderne Forschung mit diesen speziellen Geschichtsquellen auseinandersetzt, umso deutlicher wird nämlich, „dass sich Traditionscodices in kein starres quellenkundliches Schema pressen lassen, sondern zu einem Schriftgut gehören, das aufgrund mehrerer Intentionen angelegt worden ist" 37 . Es verstärkt sich vielmehr der Eindruck, dass jede einzelne dieser Handschriften auf die besonderen Umstände ihrer Entstehung, auf die Art ihrer Anlage, ihrer Gestaltung und ihrer Zusammensetzung sowie auf ihre besonderen Funktionen hin untersucht werden muss 3 8 . Während diese von Fall zu Fall anders sein konnten, scheint der rechts- und besitzsichernde Charakter der allen Traditionsbüchern gemeinsame primäre Wesenszug gewesen zu sein. Es hat den Anschein, als ob hochmittelalterliche Traditionskodizes durch verschiedene zusätzliche modulartige Elemente auf die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse der jeweiligen geistlichen Gemeinschaft abgestimmt worden wären. 33
Zur Memorialfunktion von Traditionsnotizen bzw. -büchern siehe HECHT, Überlegungen 114—
1 1 7 ; SONNLECHNER, L a n d s c h a f t 1 3 7 - 1 3 9 . 34
Beispiele bei DIENST, Regionalgeschichte 113-115; JOHANEK, Funktion 150f. mit Abb.; BOR-
GOLTE, S t i f t e r g e d e n k e n Τ . X .
Siehe ζ. B. WALKO, Baumburg 29*; WALTER, Biburg 33*f. Unten S. 169ff. 3 7 So HECHT, Überlegungen 91f., ähnlich in der Schlussbetrachtung 118. 3 8 Man vergleiche etwa die vorliegenden Untersuchungen mit Arbeiten aus jüngerer Zeit über Klöster und Stifte im österreichisch-bayerischen Raum wie Klosterneuburg und andere (DIENST, Regionalgeschichte 105-128), Dießen (BORGOLTE, Stiftergedenken 2 3 5 - 2 8 9 ) , Reichersberg (HECHT, Überlegungen 9 1 - 1 2 2 ) , Göttweig (SONNLECHNER, Landschaft 139-156), Admont (HAUSMANN, Salbücher 1 5 1 231), Baumburg (WALKO, Baumburg 1 3 * - 5 7 * ) und Biburg (WALTER, Biburg 9*—91*). Siehe aber auch 35 36
JOHANEK, F u n k t i o n 1 5 8 f .
D. Zur Überlieferungsgeschichte der Traditionsbücher Α und Β In dem regestenartigen Archiwerzeichnis von Seraphin Kirchmayr aus dem Jahr 1631 sind die beiden Traditionskodizes des Klosters Garsten unter den Nummern 56 und 57 der Abteilung A (Privilegia generalia, so das Gottshaus in gmain betreffen, fol. 1: Laden 1-10) enthalten1. Was variiert, ist die Zählung der Lade des Archivschrankes, in der die zwei Handschriften gelegen sind. Kirchmayr selbst hat keine Angaben über die Verteilung der 63 von ihm in dieser Abteilung verzeichneten Archivalien2 - 60 Urkunden und drei Handschriften3 - gemacht. Nach Beendigung seiner Arbeit hat eine andere Hand den Inhalt der einzelnen Laden mit Bleistiftstrichen quer über die ganze Seite und mit einer Bleistiftzählung der Laden (2 ladl—10 ladt) aufgeteilt4. Jene weitere, der Schrift Kirchmayrs zeitlich nahe stehende Hand, die danach mit Tinte (zumeist) über die Bleistiftlinien hinweg den Inhalt der Laden durch Angabe der Nummern der betreffenden Archivalien aufgeschlüsselt hat, hat sich jedoch nicht genau an die Bleistiftzählung von 10 Laden gehalten, wie die folgende Ubersicht zeigt:
2 ladl 3 ladl 4 ladl 5 ladl 6ladl 7 ladl 8 ladl6 (fol. 14') 9 lädl 10 ladl
1
KIRCHMAYR,
Erste Ladt von Ν. 1 bis 5. Diser buechstaben (fol. 2 r ). Änderte Ladt No. 6 bis 11 {fol. 3V). 3 Ladt von 11 bis 20 (fol. 7 r ). 4 Ladt α Ν. 20 bis 29 (fol. 8V). 5 Ladt von 29 bis 35 5 (fol. 10r). 6Ladt von 35 bis 42 (fol. 1 l v ). 7 Ladt von 43 bis 49 (fol. 12V).
begreiffen 10 Laden
Ladt 8. von 56 bis 60 (fol. 15V). 91 Ladt von 65 bis endt (fol. 17r)· 10 Ladt {fol. 18r). Regesten Fol. Γ: Register über die Rubrickhen der Lädl, nach dem Alphabet und oben
S. 25. 2 Regest Nr. 63, eine Privilegienbestätigung Kaiser Ferdinands II. aus dem Jahr 1633 (fol. 16 v ), war offenbar von Kirchmayr selbst nach dem Empfang des Diploms nachgetragen worden. 3 Die drei Handschriften tragen die Nummern 56, 57 und 60. 4
KIRCHMAYR, R e g e s t e n fol. 3V, 7 r , 8V, 10Γ, l l v , 12 v , l 4 r , 15 v , 16', 16 v , \T.
Korrigiert aus 34. Neben dem Regest Nr. 49, vor dem eine Bleistiftlinie gezogen ist; 8 ladl mit Bleistift wieder durchgestrichen. 7 Korrigiert aus 10\ dafür hat diese Hand auf das noch leere fol. 18' bereits 10 ZWi vorgeschrieben. 5
6
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Zur Überlieferungsgeschichte der Traditionsbücher Α und Β
An dieser Inhaltsangabe fällt auf, dass die Urkunden mit den Nummern 50-55 und 61-64 nicht aufscheinen. Ob hier ein Versehen des Schreibers vorliegt oder ob die Urkunden Nr. 50—55 in der Lade 7 und Nr. 61 - 6 4 in der Lade 8 beilagen, ist nicht zu klären. Einige Jahre nach der Anlage von Kirchmayrs Verzeichnis hat jedenfalls eine neue Hand, die auf fol. 17r die Regesten Nr. 64 und 65 — eine österreichische Herzogsurkunde aus dem Jahr 1400 und eine Privilegienbestätigung Kaiser Ferdinands III. aus dem Jahr 1638 - eingetragen hat, nach letzterer auch einen Tintenstrich quer über den Großteil dieser Seite gezogen und darunter die Überschrift lädl mit No. 10 sowie den Vermerk vi. Die vorhero sub Nis. 56. und 57. einkhomben 2 libel ligen in disem lädl gesetzt. Diesem Hinweis entspricht am Außenrand von fol. 15V nach einer die Regesten Nr. 56 und 57 zusammenfassenden Klammer die parallel zum Seitenrand von derselben Hand geschriebene Angabe: Dise 2 libell ligen im volgenden lädl mit No. 10. Die zwei Traditionskodizes waren aber nur vorübergehend an diesem Ort gelagert. Das zeigt die Tatsache, dass die beiden Vermerke mit Tintenlinien wieder durchgestrichen worden sind und eine neue Hand an den beiden Stellen die entsprechenden korrigierenden Zusätze angebracht hat: ligen widerumb in 9ten Lädl (fol. 17r) und ligen widerumb alda (fol. 15v). Es besteht somit kein Zweifel, dass die Traditionskodizes Α und Β im Archiv des Klosters Garsten 8 unter den Signaturen A Nr. 56 und A Nr. 57 in Lade 9 der Abteilung Α des Archivschrankes gelagert waren und nur eine Zeitlang in der Lade 10 verwahrt worden sind. Jüngere Inventurvermerke in Kirchmayrs Archiwerzeichnis mit Rotstift (Haken) und die Tatsache, dass der Bleistiftvermerk Non insertum bei den Regesten Nr. 56 und 57 fehlt, beweisen, dass in diesen Fällen die Ordnung des Archivs längere Zeit intakt geblieben ist. Nach dieser Ordnung wurden die beiden Traditionsbücher wie auch das Kopialbuch mit der Signatur A Nr. 60 9 gemeinsam mit den allgemeinen Privilegien des Klosters aufbewahrt. Seraphin Kirchmayr hat die zwei Traditionskodizes seines Klosters auch in der Einleitung der von ihm im Jahre 1653 zusammengestellten Hofrichter-Tafel noch einmal in einem speziellen Zusammenhang erwähnt 10 . Am Beginn des 19. Jahrhunderts erklärte Ernest Koch, der ehemalige Garstener Konventuale und Pfarrer von Aschach an der Steyr, in seiner biographischen Klostergeschichte, dass die zwei in quarto schwarz eingebundenen) Pergament-Kodizes, die voll von derlei Stifiungen sind, ... sonst im Archiv aufbewahret worden seien. Er habe selbst einen oder vielleicht auch alle 2 einstens in Händen gehabt11 bzw. habe die zwei auf Parquament geschriebene(n) Bücher in Quart-Format... 8 Von Seraphin Kirchmayr wissen wir, dass sich 1572 Bibliothek und Archiv in sacristia et in choro iuxta summum altare befunden haben; SCHIFFMANN, O Ö . Bibliotheken 88, 90; über die Archivräumlichkeiten siehe auch HUBER, Garsten 555; ARDELT, Beitrag 109f. 9 KIRCHMAYR, Regesten fol. 16': No. 60. Ein Buch in folio und in weiß Leder eingebunden, darinnen thails aujf Pergame, thails auff Papier die maisten Privilegi briejf beschriben werden = OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Hs. l b (Kopialbuch von 1633). r 10 KIRCHMAYR, Hofrichter Tafl fol. 6 : Das von denen alten mehr hundertjährigen gemainern gschihten und privat Sachen man aller orthen so wenig beschriben findet, achte ich folgende Ursachen sein. Erstlich unserer lieben alten vorfahren auffrichtigkeit, bei denen ain oder zway gesprochne wort mehr als jezt ain ganz uberschribne eselshaut oder vil angefilte bücherpapir güldig wären, und war bey ihnen ein bessere gedächtnus und mehrer glaub, da zwen oder mehr ehrlich leüth bey den obren zu zeugen geführt wurden (liier massen wir alhir in zwayen uralten geschribnen Donacion b ü c h e r η dergleihen vil hundert exempl lesen), als wan man jezt grosse briejf und sigl aujfertigt. " KOCH, Biographien 34; dazu auch oben S. 25f.
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selbst noch mit Augen gesehen12. Dass wenige Jahre später der gelehrte St. Florianer Chorherr Franz Kurz die beiden Bände im Archiv des 1787 aufgehobenen Klosters Garsten benützt hat, ist bereits ausführlich dargelegt worden 13 . Das Jahr 1808, in dem seine Druckausgabe der Garstener Urkunden erschienen ist, bzw. die Zeit kurz davor stellt das letzte bekannte Datum dar, zu dem sich sowohl das Traditionsbuch Α als auch das Traditionsbuch Β nachweislich im Archiv des ehemaligen Klosters befunden haben. In den Jahren danach muss der Traditionskodex Β verloren gegangen sein, weil er sich nicht mehr unter jenen Garstener Archivalien befunden hat, die der Linzer Bischof Sigismund von Hohenwart, zu dessen Dotationsgütern die frühere Klosterherrschaft Garsten zählte 14 , am Beginn des Jahres 1820 dem steiermärkischen Landesmuseum Joanneum in Graz überantwortet hat. Dessen Gründer Erzherzog Johann richtete im Mai 1819 einen Brief15 an Bischof Hohenwart mit der nachdrücklichen Bitte, dieser möge die vielen Urkunden, die er auf seinen Herrschaften Garsten und Gleink besitze und die für {ihn) keinen besonderen Werth haben dürften, und für das Institut als Urkunden der ältesten Stifter einen grossen Gewinn darbieten, dem Joanneum zur Vervollständigung seiner Innerösterreich betreffenden Urkundensammlung überlassen. Mein Verlangen gieng dahin, daßSie diese Urkunden an das Joanneum abgeben möchten gegen der Verpflichtung, daß Ihnen das Institut beglaubigte Abschriften zustelle. Diese Abschriften können in Grätz durch den dortigen geschickten und fleißigen Archivar Wartinger besorget werden, und die Originalien würden daselbst gut bewahret und dem Archiv ein erhöhtes Interesse gewähren, wofür Ihnen allein die Ehre gebühren wird. Dieser drängenden Bitte 16 kam der Bischof nach und beauftragte seinen Pfleger in Garsten Franz Xaver Hye, mit dem Archivar des Joanneums Joseph Wartinger Kontakt aufzunehmen. In seinem Schreiben vom 12. Mai 1819 17 bezog sich Hye auf den erzherzoglichen Brief vom 3. Mai und teilte Wartinger mit, dass der Bischof entschlossen sei, dem hohen Ansinnen Sr. Kaiserlichen Hochheit zu entsprechen und jene Urkunden, welche aus dem vorliegenden Verzeichnisse gewählt würden, zur Hinterlegung in dem Archive des kaiserlichen Joanneums zu übersenden, jedoch unter dem Bedinge, wenn die Herrschaft Garsten als bischöflich Linzerische Dotationsherrschaft mit beglaubigten Abschriften und einem Reverse, daß die Originalien im Falle des ämtlichen Gebrauches jederzeit extradirt werden, bedenket wird. Das in der Anlage zu diesem Schreiben nach Graz gesandte Verzeichnis der im Archive des ehemahligen Stiftes Garsten vorhandenen alten Urkunden muss das von Seraphin Kirchmayr 1631 angelegte Archiwerzeichnis gewesen sein, da nur dort nach den Regesten der Urkunden auch deren fallweise beiliegenden Abschriften ausgewiesen sind, die Joseph Wartinger in seinem Antwortschreiben ausdrücklich ausgenommen hat 18 .
12
KOCH, Biographien 75. O b e n S. 22, 116 u n d 1 1 9 - 1 2 3 ; dazu auch MÜHLBACHER, Leistungen 1 7 7 - 1 8 0 . 14 HITTMAIR, Klostersturm 4 5 1 , 4 5 4 - 4 5 7 . 15 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 ο (Abschrift des Briefes vom 3. M a i 1819). 16 Der Brief beginnt: Als ich neulich das Vergnügen Ihrer Gegenwart genoß, gestattete es die Kürze der Zeit nicht, Ihnen einen Gegenstand vorzulegen, der ftir mich einen hohen Grad von Wichtigkeit hat und deren Erfiillung mich Ihnen unendlich verbinden wird u n d endet: Mit Ungeduld erwarte Ich hierüber Ihre Antwort, ...In der Erwartung, daß Sie diesen meinen Wünschen entsprechen werden, ... . 17 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 ο (Abschrift). 18 Die undatierte, im Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 gg überlieferte Consignation der im Archive des ehemahligen Stiftes Garsten vorhandenen Urkunden enthält keine Angaben über beiliegende 13
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Zur Überlieferungsgeschichte der Traditionsbücher Α und Β
Wartinger antwortete am 25. Mai 1819 19 und übermittelte die Erklärung und Zusicherung des hochansehnlichen Curatoriums des Joanneums, daßsowohl beglaubigte Abschriften von jenen Garstenschen Urkunden, welche hieher werden übergeben werden, als auch der verlangte Revers, daßaufjedesmahliges Verlangen die Original-Urkundengegen Zurückgabe der beglaubigten Abschriften sollen nach Garsten gesendet werden, ohne Zeitverlust werden überschicket werden. In Hinsicht des Einsendens selbst bat er, daß nur mit Hinweglassung der im Verzeichnisse lit. Α Zahl 5, 6, 29, 33, 38, 47 aufgefiihrten Abschriften alle übrigen Urkunden gefälligst möchten eingesendet werden, damit das Joanneum ja nichts von dem wichtigen Archivschatze in Garsten vermisse. Daraufhin wurde tatsächlich mit einem Begleitschreiben des Pflegers Hye vom 3. Jänner 1820 20 fast der gesamte Bestand der wichtigsten Abteilung Α des Stiftsarchivs Garsten sowie eine Reihe von Urkunden aus verschiedenen anderen Abteilungen nach Graz geschickt21. Hye erklärte, in der Anlage würden die hiesigen Archivs- Urkunden nach anliegendem Verzeichnisse überreicht und das Ansuchen gestellt, von den zur Außewahrung im k. k. Joanneum gewürdigt werdenden Originalien die verheissenen beglaubigten Abschriften und den Revers der Erfolglassung bey allenfalligem Gebrauche erfolgen zu lassen, einstweilen aber bey Einlangung dieser Urkunden die Consignation unterfertigt hieher gedeihen zu lassen. Das anliegende Verzeichnis trägt die Uberschrift: Consignation der im Archive des ehemahligen Stiftes Garsten vorhandenen Urkunden, welche an das hochansehnliche kaiserliche Joanneum eingesendet wurden sub dato 3. Jänner 1820. In diesem Verzeichnis der übersandten Archivalien scheint auffälligerweise in der Abteilung Α nur die Nr. 56, das ist in Entsprechung zu Kirchmayrs Archiwerzeichnis das Traditionsbuch A, auf (beschrieben als Ein uraltes auf Pergament geschriebenes Stiftbuch in Quarto, enthaltend Abschriften einiger Freyheiten und Anmerkungen), nicht aber die Nr. 57 (= das Traditionsbuch B) 22 . Da Joseph Wartinger, wie wir gesehen haben, in seinem Schreiben vom 25. Mai 1819 alle Archivalien der Abteilung Α mit Ausnahme der Kopien der Nummern 5, 6, 29, 33, 38 und 47, also auch die Nr. 57 des Garstener Archiwerzeichnisses angefordert hat, andererseits aber das bischöfliche Pflegamt Garsten wohl den Traditionskodex A (Nr. 56), nicht jedoch den Traditionskodex Β (Nr. 57) nach Graz geschickt hat, muss daraus geschlossen werden, dass das Traditionsbuch Β zum Zeitpunkt der Zusammen-
Kopien und stimmt auch inhaltlich mit der Consignation der im Archive des ehemahligen Stifies Garsten vorhandenen Urkunden, welche an das hochansehnliche kaiserliche Joanneum eingesendet wurden sub dato 3. Jänner 1820 nicht völlig überein. 19 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 ο (Abschrift). 20 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 s (Abschriften; die beiliegende Consignation trägt keine Unterschriften). 21 9. Jahresbericht des Steiermaerkisch-Landschaftlichen Joanneums zu Graz (1820) 6: „Der edeln Liberalität des hochwürdigsten Bischofs zu Linz, Herrn Sigmund von Hohenwart, verdankt das Archiv einen wahren Schatz von Original-Urkunden, indem auf Hochdessen Befehl Herr Hye, Pfleger zu Gersten, 87 Urkunden, und Herr Heiglmayer, Pfleger zu Gleink, 46 einsendete, wovon die ältesten dieser in genealogischer und geographischer Hinsicht äußerst schätzbaren Dokumente bis auf das Jahr 1082 hinaufreichen." Die Anzahl der 87 Garstener Urkunden entspricht der seitenweisen Bleistiftzählung in der undatierten Consignation der im Archive des ehemahligen Stifies Garsten vorhandenen Urkunden (oben Anm. 18). 22 Bemerkenswert ist, dass auch das Kopialbuch mit der Signatur A Nr. 60 in dieser Auflistung fehlt. In Kirchmayrs Archiwerzeichnis (Stiftsarchiv Garsten, Hs. 3, fol. 16r) findet sich links neben dem betreffenden Regest Nr. 60 der durchgestrichene Rotstift-Vermerk Deest und rechts mit Bleistift die Anmerkung repertum.
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Stellung der Lieferung an das Joanneum im Herbst des Jahres 1819 im Bestand des Stiftsarchivs Garsten nicht mehr aufzufinden gewesen war. 1840 veranlasste der Verein des vaterländischen Museums für Österreich ob der Enns mit Inbegriff des Herzogthums Salzburg, der spätere Oberösterreichische Musealverein, auf Betreiben des St. Florianer Historikers Jodok Stülz23 den Linzer Bischof Gregor Thomas Ziegler dazu, die Urkundenarchive der ehemaligen Klöster Garsten und Gleink vom Grazer Joanneum zurückzufordern24. Am 20. September25 stellte das bischöfliche Pfleggericht Garsten das alternative Ansuchen an die Direktion, die mit Schreiben und Consignation vom 3. Jänner 1820 übersandten Archivs Urkunden des ehemaligen Stifles Garsten und Gleink entweder dem hiesigen Museumsverein in Linz zuzustellen oder doch die verheißenen vidimirten Abschriften hieher zu senden. Im ersten Falle machte sich der obderennsische Musealverein erbötig, dem Joanneum beglaubigte, von Jodok Stülz angefertigte Abschriften sobald wie möglich zur Verfügung zu stellen. In der Folge sandte das Joanneum dem Pfleggericht Garsten mit Begleitschreiben vom 7. Jänner 1841 26 sämtliche (wie es die Abschriften der hieher mitgetheilten Verzeichnisse zeigen) dem Joanneum zur Abschriftnahme gesendeten Urkunden der aufgelösten Stifte Garsten und Gleink samt den davon vorlängst genommenen Abschriften, wovon Dupplicate hier zurückbehalten wurden, mit vorzüglichem Danke zurück. Die erbetene Empfangsbestätigung wurde vom Pfleggericht am 29. Jänner 1841 ausgestellt27. Auch in diesem Zusammenhang findet sich keine Spur vom Garstener Traditionsbuch Β (A Nr. 57). Zusammenfassend ist daher festzustellen, dass die Zeitspanne, in der das Traditionsbuch Β im Archiv der im Besitz des Bischofs von Linz befindlichen Dotationsherrschaft: des ehemaligen Klosters Garsten28 in Verlust geraten ist, auf die Jahre zwischen (kurz vor) 1808 und 1819 eingegrenzt werden kann. Die Möglichkeit, dass das Verschwinden der Handschrift mit der Person ihres letzten bekannten Benützers Franz Kurz in Verbindung steht, scheidet wohl allein schon deshalb mit ziemlicher Sicherheit aus, weil Kurz mit beiden Garstener Traditionskodizes gearbeitet hat, aber nur einer von ihnen verloren gegangen ist. Die vom Grazer Joanneum dem Pfleggericht Garsten zurückgestellten Urkunden, unter denen sich auch der Traditionskodex Α befand, überließ Bischof Ziegler dem (Oberösterreichischen) Musealverein zur Anfertigung von Abschriften für ein geplantes Diplomatarium ob der Enns 29 . Nach der Rückgabe im Jahr 1842 ist dieser wertvolle äl2 3 Siehe dazu das Gutachten von J o d o k Stülz vom 19. März 1840 (Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 s), in dem er unter anderem daraufhinwies, dass der Revers des Joanneums nicht vorliege und die Schreiben des Pflegers Hye und des Archivars Wartinger unterschiedliche Auffassungen zum Ausdruck brächten, sowie die Abschrift des Briefes ohne D a t u m und ohne Nennung des Adressaten (Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 bb). 2 4 6. Bericht über (Lzs Museum Francisco-Carolinum (1842) VII. 2 5 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 s (Konzept); dazu Schreiben des Bischofs vom 7. September 1840, ebd. 2 6 O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 s (Abschrift). 2 7 Konzept auf der vorigen Abschrift. 2 8 Über die Geschicke des Stiftsarchivs Garsten siehe ARDELT, Beitrag 1 0 9 - 1 1 7 ; HUBER, Garsten 555f.; EBNER, Ordinariatsarchiv 9 0 - 9 3 ; TRINKS, Bestände 58f., vor allem aber den Abriss von SCHIFFMANN, Beschreibung: Bischöfliches Archiv: a) Stiftsarchiv von Garsten, fol. lr—3V in den Amtsakten des Diözesanarchivs. 2 9 ARDELT, Beitrag 113; HUBER, Garsten 555; ZIBERMAYR, Landesarchiv 263f.; TRINKS, Urkundenbuch 6 0 8 - 6 2 4 .
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teste Teil des ehemaligen Klosterarchivs Garsten in den Linzer Bischofshof gelangt, wo er anscheinend in Vergessenheit geraten ist 30 . Dort fand ihn Albin Czerny im April 1 8 8 4 in mehreren Räumen des ersten Stockwerks als Teil des bischöflichen Separatarchiv?1. Dessen Bestand wurde im Sommer des Jahres 1 9 0 2 mit den noch vorhandenen, aus Gleink nach Linz transferierten Hauptbeständen der ehemaligen Klosterarchive Garsten und Gleink als so genanntes „Bischöfliches Archiv" vereinigt, nachdem Bischof Franz Maria Doppelbauer im Erdgeschoß des Bischofshofes Räumlichkeiten für Archivzwecke einrichten lassen hatte 32 . Gleichzeitig wurde am selben Ort ein „Diözesanarchiv" neu geschaffen, das wie das Bischöfliche Archiv von Konrad Schiffmann geleitet wurde 33 . Die Archive der aufgehobenen Klöster Garsten und Gleink waren 1 8 5 0 / 5 1 in Folge des Umbaues des Garstener Klostergebäudes zur Strafanstalt in Gleink achtlos und notdürftig zusammengezogen worden, wo sie äußerst widrigen Umständen ausgesetzt waren 34 . Ordnungsmaßnahmen durch den Archivar des Stiftes St. Florian Johann Faigl 35 1 8 7 4 und durch Johann Wussin 36 1 8 8 2 / 8 3 brachten dort ebenso wenig Hinweise auf den Verbleib oder das Schicksal des verschollenen zweiten Garstener Traditionskodex Β wie später die gründliche Erfassung des gesamten, aus Garsten erhaltenen Archivbestandes durch Konrad Schiffmann 37 im Jahre 1 9 0 1 .
30
ZIBERMAYR, Landesarchiv 263f.
Sein Bericht vom 1. Juli 1 8 8 4 bei EBNER, Ordinariatsarchiv 103 Anm. 16: „Der Wunsch des hochwürdigsten Herrn Bischof (= Franz Josef Rudigier), eine Reihe der merkwürdigsten Urkunden der Klöster Garsten und Gleink anläßlich der kulturhistorischen Ausstellung in Steyr dem Publikum vorzulegen, brachte mich (im April des Jahres 1 8 8 4 ) im Bischofshofe in ein Lokal, welches mir bei meinem Besuch des bischöflichen Archivs anno 1 8 7 7 unzugänglich geblieben war. Es sind mehrere Räumlichkeiten im ersten Stock, trocken und feuersicher von der Kanzlei des bischöflichen Kanzlers durch eine Treppe getrennt. Ich fand in jedem Lokale ein oder mehrere Schränke mit mehreren 1 0 0 Päckchen und Faszikel Akten, auch mit Urkunden, welche ich aber einer genaueren Untersuchung nicht unterziehen konnte. Kirchenrechnungen, wurde mir bemerkt, sind besonders stark vertreten. A u f Tischen fand ich die ältesten und interessantesten Urkunden von Garsten und Gleink, welche vor Jahren an das Joanneum in Graz zum Abschriftmachen eingesendet worden und seit ihrer Rückkunft als verschollen gelten. Namentlich wichtig ist d e r T r a d i t i o n s k o d e x von Garsten aus dem X I I . und X I I I . Jahrhundert . . . so weiß man jetzt", dass dieser „im bischöflichen Separatarchiv" zu finden sei. 31
3 2 S C H I F F M A N N , Beschreibung: Bischöfliches Archiv fol. 1': Das bischöfliche Archiv besteht heute der Hauptsache nach aus den ehemaligen Stiftsarchiven von Garsten und Gleink. Diese Archive kamen mit den Dotationsgütern in bischöflichen Besitz. Einige Zeit waren sie dem Bischof Franz Josef Rudigier entzogen,
1883 wurden sie ihm wieder zurückgegeben
und in der Chronik des bischöflichen Archivs, seit Juli 1 9 0 2
fol. 4" (ebd.): Im Juli (1902) übernahm ich Archivalien der beiden Stifte (Garsten und Gleink), die sich schon hier (im Bischofshof) befanden. Zuerst begann ich die Urkunden zu reinigen, nachdem sie gesammelt waren. Dazu E B N E R , Ordinariatsarchiv 90f.; A R D E L T , Beitrag 114f.; Z I B E R M A Y R , Landesarchiv 1 5 1 . 3 3 S C H I F F M A N N , Beschreibung: Linzer Dioezesan-Archiv fol. l v : Den Mittelpunkt der ganzen Aktion wird nun das gleichzeitig (1902) ins Leben gerufene Dioezesan-Archiv bilden, das vorläufig im Lokale des bischöflichen Archivs untergebracht ist und dessen Kustos der Gtfertigte ist. Dieses Archiv ist als Asyl für Archivalien geistlichen Charakters gedacht und soll einmal alle Dokumente aufnehmen, die in den Pfarrarchiven gegenstandslos sind oder nicht entsprechend verwahrt werden können und Bischöfliches Archiv fol. 4': Im Juli (1902) wurde ich mit der Kustodie des bischöflichen und des damit vereinigten Diözesanarchivs betraut. 34
A R D E L T , B e i t r a g 1 1 3 F . ; H U B E R , G a r s t e n 5 5 6 ; ZIBERMAYR, L a n d e s a r c h i v
151.
Sein Bericht an den Verwaltungsrat des Museums Francisco-Carolinum in Linz vom 1. September 1 8 7 4 ( O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 hh). 3 6 Sein Bericht vom 2 4 . September 1 8 8 3 an den Bischof von Linz mit Übersicht und Standortverzeichnis als Beilagen ( O Ö L A , Stiftsarchiv Garsten, Akten Sch. 3, Nr. 4 ff). 35
37 Sein Bericht über die im bischöflichen Archive (vereinigte Archive der Benedictinerstifte Garsten und Gleink) vom 12. August bis 8. September 1901 vorgenommenen Arbeiten (OÖLA, Stiftsarchiv Garsten, Ak-
Zur Überlieferungsgeschichte der Traditionsbücher Α und Β
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Nach Schiffmanns Rücktritt von der Funktion des bischöflichen und des Diözesanarchivars kam es zur Auflösung des Diözesanarchivs und zu Verhandlungen mit dem Oberösterreichischen Landesarchiv, die 1913 zur Abtretung der ehemaligen Klosterarchive Garsten und Gleink sowie verschiedener anderer Bestände durch das Bischöfliche Ordinariat führten 3 8 . Seither wird der Garstener Traditionskodex Α im Oberösterreichischen Landesarchiv in Linz verwahrt.
ten Sch. 3, Nr. 4 ii). Darin (ad Beilage 15a) Punkt 8: Verschiedene wertvolle Stucke, die in anderen Händen waren, wurden vom Referenten für das Archiv abverlangt. Darunter war auch der kostbare Cod. traditionum (Schenkungen) des Stiftes Garsten, den Herr Oberlandesgerichtsrath Stmadt durch 10 Jahre in seiner Wohnung hatte. Referent verlangte ihn ab. 38
EBNER, O r d i n a r i a t s a r c h i v 9 2 f . ; ARDELT, B e i t r a g 1 1 5 F . ; H U B E R , G a r s t e n 5 5 6 ; ZIBERMAYR, L a n d e s -
archiv 297, 305f.
Abbildungen
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