Sprechakttheorie und dramatischer Dialog: ein Methodenansatz zur Drameninterpretation 3484301201, 9783484301207

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

187 91 53MB

German Pages 204 Year 1982

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD PDF FILE

Table of contents :
ABKÜRZUNGEN
VORWORT
1. EINLEITUNG
2. VORÜBERLEGUNGEN ZUR ÜBERTRAGBARKEIT SPRECHAKT-THEORETISCHER UNTERSUCHUNGSANSÄTZE AUF DRAMA¬TISCHE TEXTE
2.1. Alltagssprachliche vs. fiktionale Kommunikation
2.2. Kommunikationssystem dramatischer Texte
2.3. Anweisungscharakter und Funktion der Deixis in fiktionaler Rede
2.4. Zusammenfassung
3. THEORETISCHER TEIL: AUSGEWÄHLTE PROBLEMBEREICHE SPRECHAKTTHEORETISCHER FORSCHUNG IM HINBLICK AUF IHRE RELEVANZ FÜR DIE DRAMENANALYSE
3.1. Sequenzierung von Sprechakten
3.2. Identifizierung von Sprechakten
3.3. Klassifizierung von Sprechakten
4. PRAKTISCHER TEIL: ANALYSEN UND ANWENDUNGEN
4.1. Interpretation zu Etherege, She Would if She Could
4.2. Interpretation zu Wycherley, The Country Wife
4.3. Interpretation zu Vanbrugh, The Relapse
4.4. Interpretation zu Congreve, The Way of the World
5. FRAGENKATALOG ZUR TEXTANALYSE
6. SUMMARY
ANHANG
LITERATURVERZEICHNIS
Recommend Papers

Sprechakttheorie und dramatischer Dialog: ein Methodenansatz zur Drameninterpretation
 3484301201, 9783484301207

  • 0 0 0
  • Like this paper and download? You can publish your own PDF file online for free in a few minutes! Sign Up
File loading please wait...
Citation preview

Linguistische Arbeiten

120

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Reinhard Sdimaditenberg

Sprechakttheorie und dramatischer Dialog Ein Methodenansatz zur Dramen interpretation

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1982

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schmachtenberg, Reinhard: Sprechakttheorie und dramatischer Dialog : e. Methodenansatz zur Drameninterpretation / Reinhard Schmachtenberg. Tübingen : Niemeyer, 1982. (Linguistische Arbeiten; 120) NE:GT ISBN 3-484-30120-1

ISSN 0344-6727

) Max Niemeyer Verlag Tübingen 1982 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany. Druck: fotokop Wilhelm Weihert KG, Darmstadt.

INHALTSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGEN VORWORT 1.

EINLEITUNG

2.

VORÜBERLEGUNGEN ZUR ÜBERTRAGBARKEIT SPRECHAKTTHEORETISCHER UNTERSUCHUNGSANSÄTZE AUF DRAMATISCHE TEXTE

2.1. 2.2. 2.3.

Alltagssprachliche vs. fiktionale Kommunikation Kommunikationssystem dramatischer Texte Anweisungscharakter und Funktion der Deixis in fiktionaler Rede Zusammenfassung

11 12

THEORETISCHER TEIL: AUSGEWÄHLTE PROBLEMBEREICHE SPRECHAKTTHEORETISCHER FORSCHUNG IM HINBLICK AUF IHRE RELEVANZ FÜR DIE DRAMENANALYSE

14

2.4.

3.

3.1. 3.1.1. 3.1.2. 3.1.2.1. 3.1.2.2. 3.1.3. 3.1.4. 3.2. 3.2.1. 3.2.1.1. 3.2.1.2. 3.2.2. 3.2.2.1. 3.2.2.2. 3.2.2.3. 3.2.2.4. 3.2.2.5. 3.3. 3.3.1.

Sequenzierung von Sprechakten Zum Verhältnis 'Satz - Sprechakt' Sequenzbildende Prinzipien Obligationsansatz Strategieansatz Zum Verhältnis von Sprechakt und übergeordneten Diskurseinheiten Fragestellungen für die Dramenanalyse Identifizierung von Sprechakten Indirekte Sprechakte Erklärungsmodelle für indirekte Sprechakte: Schlußfolgerungsmodell vs. Vagheitsmodell Zusammenfassung und Ausblick auf die Textanalyse Unaufrichtige Sprechakte und Täuschungshandlungen Typisierung von Täuschungshandlungen Affizierbarkeit verschiedener Sprechakttypen gegenüber Täuschungshandlungen Gelingen und Mißlingen unaufrichtiger Sprechakte Erkennbarkeit von Täuschungshandlungen im Drama als Funktion der Informationsvergabe Fragenkatalog zur Textanalyse Klassifizierung von Sprechakten Bisherige Klassifikationsversuche

6 9

16 17 18 18 21 24 28 3O 33 33 38 4O 42 46 48 49 52 53 53

VI

3.3.2. 3.3.2.1. 3.3.2.2. 3.3.3. 3.1.3.1. 3.3.3.2. 3.3.4.

Methodologische Überlegungen zu einer Sprechaktklassifikation Wissenschaftstheoretisch und sprechakttheoretisch motivierte Anforderungen an eine Klassifikation Searles Klassifikationssystera: Darstellung und Kritik Klassifikationsvorschlag Begründung der vorgenommenen Modifikationen Taxonomie illokutiver Akte Zur Relevanz einer Sprechaktklassifikation für die Dramenanalyse

4.

PRAKTISCHER TEIL: ANALYSEN UND ANWENDUNGEN

4.1.

Interpretation-zu Etherege, She Would if She Could Vorbemerkung und Inhaltsparaphrase Mikroanalyse der Expositionsdialoge: Figurendarstellung und Bestimmung von Interaktionszielen Dominante Sprechakttypen als Reflex der Beziehungsstruktur und des Ausmaßes an Norm- und Wertkonformität der Figuren Die Rolle der Future Directors für Handlungsfortschritt und Kohärenz in She Would if She Could Alternierende Sequenzmuster als Indiz für die dynamische Figurenkonstellation Interpretation zu Wycherley, The Country Hife Vorbemerkung und Inhaltsparaphrase Täuschungshandlungen als konstitutive Elemente des Plots und der Figurendarstellung Mehrfach adressierte Sprechakte Inkongruenz von intendiertem Handlungsziel und erreichtem Handlungsresultat im Fidget Plot Erfolglosigkeit von Sprechakten und sprachlich performierten Täuschungshandlungen im zweiten Handlungsstrang Kontrastfunktion des dritten Plots Auswertung und Zusammenfassung interpretatorischer Ergebnisse Interpretation zu Vanbrugh, The Relapse Vorbemerkung und Inhaltsparaphrase Mikroanalyse zweier Interaktionssequenzen: Vielfalt der Illokutionstypen als Hinweis auf den aktionalen Charakter 'handlungsarmer 1 Dialoge Beschreibung und interpretatorische Auswertung der Illokutionsstruktur Einfluß von Interaktionszielen und -Strategien auf Illokutionsstruktur und Realisierungsformen von Sprechakten Zusammenfassung und Vergleich Interpretation zu Congreve, The Way of the World Vorbemerkung und Inhaltsparaphrase

4.1.1. 4.1.2. 4.1.3. 4.1.4. 4.1.5. 4.2. 4.2.1. 4.2.2. 4.2.2.1. 4.2.2.2. 4.2.2.3. 4.2.2.4. 4.2.3. 4.3. 4.3.1. 4.3.2. 4.3.2.1. 4.3.2.2. 4.3.3. 4.4. 4.4.1.

58 58 6O 64 65 67 7O 74

76 76 78

86 93 98 1O6 1O6 1O8 HO 113

122 13o 135 138 138 141 142 15O 155 158 158

VII

4.4.2.

4.4.4.

Informationssuche und -kontrolle als verbale Interaktionsstrategien in den Expositionsdialogen Durchschauen von Verstellungen bei intellektueller Gleichwertigkeit der Kommunikationspartner Unaufrichtig performierte Sprechakte im partnertaktischen Verhalten Paradigmatische Verwendung und unterschiedliche Ausgestaltung von Vorwurf-/Rechtfertigungsseguenzen Destruktives Konfliktverhalten Konstruktives Konfliktverhalten und spielerische Elemente in der Auseinandersetzung Zusammenfassung

5.

FRAGENKATALOG ZUR TEXTANALYSE

177

6.

SUMMARY

181

4.4.2.1. 4.4.2.2. 4.4.3. 4.4.3.1. 4.4.3.2.

16O 162 164 168 169 171 174

ANHANG

185

LITERATURVERZEICHNIS

188

ABKÜRZUNGEN VERWENDETER ZEITSCHRIFTEN

DU LiLi LuD MLN PQ STZ WW ZGL

Der Deutschunterricht Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik Linguistik und Didaktik Modern Language Notes Philological Quarterly Sprache im technischen Zeitalter Wirkendes Wort Zeitschrift für germanistische Linguistik

ANMERKUNG ZUR ZITIERWEISE

Soweit nicht anders vermerkt, werden die Dramentexte nach der Regents Restoration Drama Series in arabischen Zahlen zitiert (Beisp.: 17.83/85 = S.17, Zeile 83 bis 85). Verweise auf Akte und Szenen erfolgen in römischen Zahlen.

VOIWORT

Die vorliegende Arbeit versteht sich als ein interdisziplinärer Beitrag zur Linguistik und Literaturwissenschaft, in dem Methoden und Ergebnisse der Sprechakttheorie diskutiert und auf ihre Nutzbarmachung für die Analyse und Interpretation von Dramen hin untersucht werden. In ihrer Funktion als ein methodischer Beitrag zur Drameninterpretation zielt die Studie auf einen zentralen Untersuchungsaspekt dieser Gattung, nämlich auf das Verhältnis von Sprechen und Handeln im Drama. Die Sinnfälligkeit von Analysekriterien aus der Sprechakttheorie für eine derartige Untersuchung liegt nahe, ist jedoch in der bisherigen Forschung nur in wenigen Ansätzen und keineswegs immer befriedigend geleistet worden. Auf der Basis einer ausführlichen Diskussion zentraler sprechakttheoretLscher Problembereiche wird eine systematische und zugleich exemplarische Anwandung durchgeführt und versucht, die Relevanz der Sprechakttheorie für die Analyse und Interpretation des Dramas zu demonstrieren. Dabei werden sprechakttheoretische Untersuchungskriterien fallweise und abgestimmt auf die spezifischen Gegebenheiten der Texte berücksichtigt, so ^aß sich der Übergang von linguistischer Analyse und literaturwissenschaftlicher Interpretation in unschematischer Weise vollzieht. Der Textkorpus der detailliert behandelten Dramenbeispiele besteht aus vier Restaurationskomödien: Etherege, She Mould if She Could; Wycherley, The Country Wife; Vanbrugh, The Relapse-, Congreve, The Way of the World. Die Arbeit basiert auf meiner Dissertation, die im Juli 1981 von der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln angenommen wurde. Für die Veröffentlichung ist das Manuskript überarbeitet und geringfügig gekürzt worden. Bei der Durchführung der Arbeit habe ich vielseitige Hilfe in Form von engagierten Diskussionen und kritischen Anregungen erhalten. Dafür bedanke ich mich herzlich bei Marga Reis, Gisela Ecker, Heinz Vater,

Hubert Wurnobach und Jon Erickson. Mein besonderer Dank gilt meiner Doktormutter, Natascha Würzbach, die mich in allen Phasen der Arbeit mit geduldiger Hilfe, wertvoller Kritik und stetem Engagement unterstützt hat. Köln, im Dezember 1981

Reinhard Schirachtenberg

Einige leiten denn auch den Begriff Drama daher ab, daß in dieser Kunstart die Menschen handelnd nachgeahmt werden. Aristoteles, Poetik

1.

EINLEITUNG

In der Literaturwissenschaft werden in den letzten Jahren in verstärktem Maße Methoden und Ergebnisse der linguistischen Pragmatik hinsichtlich ihrer Applizierbarkeit auf fiktionale Itexte untersucht. Angeregt durch eine intensive Methodendiskussion bemüht man sich auch hier, neben der Anwendung von strukturalistischen und generativen Ansätzen, der Forderung nach engerer Interdisziplinarität zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft zu entsprechen und damit in einem weiteren Teilbereich einen 'Paradigmenwechsel1 nachzuvoUziehen. Inzwischen ist jedoch die Hoffnung, durch eine 'Linguistisierung1 der Literaturwissenschaft zu größerer deskriptiver Exaktheit und zu einer präziseren Terminologie zu gelangen, offenbar der ernüchternden Feststellung gewichen, daß sich wissenschaftliche Verfahren aus einer anderen Disziplin nicht ohne Modifikationen auf literaturwissenschaftliche Fragestellungen übertragen lassen. Kritik wird allenthalben dort laut, wo das literaturwissenschaftliche Erkenntnisinteresse gänzlich aus dem l

Für die Linguistik läßt sich der Übergang vom Strukturalismus zur generativen Transformationsgrammatik als Paradigmenwechsel (Kühn, 1962 und 1974) bezeichnen; ob die linguistische Pragmatik ein neues Paradigma im Sinne Kuhns darstellt, ist zumindest umstritten. Die verschiedenen Versuche, auch in der Literaturwissenschaft diesen Begriff zu verwenden, erscheinen hingegen angesichts des desolaten Zustande ihrer Theoriebildung ("Methodenpluralismus") wenig überzeugend. Nach Ansicht Schmidts (1975:2) und Pasternacks (1975:173 f.) befindet sich die Literaturwissenschaft nicht einmal im Stadium einer normal science ( K ü h n ) , d.h. es gibt keinen Grundkonsens über ihre Erkenntnisziele und Methoden. Vgl. außerdem Jauss (1969:44-56); Pollmann (1971:163-71); Pasternack (1975: 36-39); Schmidt (1975:1-47).

Blickfeld zu geraten scheint und der fiktionale Taxt lediglich zum Experimentierfeld und Prüfstand eines diffizilen, sich verselbständigenden 2 Methodenapparates zu werden droht. Dies spricht jedoch weder gegen die prinzipielle Notwendigkeit einer methodologischen Reflexion als Voraussetzung für den wissenschaftlichen Ungang mit Literatur, noch gegen die generelle Sinnfälligkeit einer Einbeziehung von Konzeptionen der linguistischen Pragmatik in die Literaturwissenschaft. Vielmehr gilt es, das Verhältnis beider wissenschaftlicher Disziplinen erneut zu überdenken, ohne dabei literaturwissenschaftliche Fragestellungen aus den Augen zu verlieren. Dabei sind solche Arbeitsfelder zu bezeichnen, in denen sich sinnvolle Kooperationsmöglichkeiten eröffnen. Hierzu will die vorliegende Arbeit in einem begrenzten Aufgabenbereich einen Beitrag leisten, indem sie danach fragt, an welchen Stellen Analysekategorien der Sprechakttheorie, dem zentralen Teilgebiet der linguistischen Pragmatik, mit dramentheoretischen Untersuchungsaspekten zu korrelieren sind. Ausgangspunkt der Überlegungen bildet der seit Aristoteles hinlänglich bekannte Handlungscharakter der dramatischen Rede. Wenn sich im Drama Handlung vollzieht, so geschieht dies nur partiell durch physische Aktionen, zum überwiegenden Teil jedoch anhand der einzelnen Sprechhandlungen der Figuren. Mit Versprechen, Ankündigungen, Befehlen, Ratschlägen, etc. verändern die Figuren im Drama ständig ihren Wissens- und Beziehungsstand und tragen somit zum Handlungsfortschritt im Sinne einer intentionalen Situationsveränderung (Pfister, 1977:169) sowie zur Konstitution eines Gesamtzusammenhangs der dramatischen Handlung (Mythos) bei. Im szenischen Dialog, der die sprachliche Grundform und das wesentliche Strukturprinzip dramatischer Texte darstellt, hat die Figurenrede einen stets performativen Charakter, d.h. wird Sprechen als Form des Handelns, als Vollzug dieses oder jenes Sprechaktes deutlich (op.cit.). Genau dieser Aspekt, nämlich wie man mit Sprache Handlungen realisiert (Hew to 2

Vgl. dazu Breuer (1979); Landwehr/Setterkorn (1973) und Nierlich (1973).

3

Allerdings hat der Primat der Handlung im Sinne des Mythos (Fabel) bei Aristoteles den Blick auf die Mimesis der "Charaktere" (Figurenhandlungen) bis heute eher verstellt als gefördert. Vgl. dazu die Beiträge von Flashar (1976), Stierle (1976) und Kannicht (1976) in der Bochumer Diskussion sowie Schmid ( 1 9 7 6 ) . Wichtige Anregungen zu diesem Themenbereich verdanke ich außerdem Pfister (Ms. 1981, demn. in L i L i ) , der mir sein Manuskript freundlicherweise vorab zur Verfügung stellte.

4 Do Things with Words ), ist grundlegender Untersuchungsgegenstand der

Sprechakttheorie. Sie fragt vor allem nach den konstitutiven Bedingungen für das Gelingen sprachlichen Handelns, nach der Möglichkeit einer systematischen Unterscheidung verschiedener Arten von Sprechakten und danach, wie man mit ihnen intentionale Wirkungen erzielen kann. Trotz dieses offensichtlichen Zusammenhangs von sprechakt- und dramentheoretischem Forschungsinteresse ist der literaturwissenschaftliche Rekurs auf vorliegende Entwürfe der linguistischen Pragmatik spärlich. Die Forschungsbeiträge zu diesem Thema erschöpfen sich entweder im etikettierenden Gebrauch pragmatischer Terminologie oder sind auf knappe exemplarische Einzelanalysen beschränkt, ohne daß dabei die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten umfassend ausgenutzt und das methodische Vorgehen genügend reflektiert wird. Wichtige Anstöße, das Verhältnis von Drama und Handlung neu zu überdenken, gingen von der Bochumer Diskussion (1976) aus, die vor allem den Handlungscharakter der dramatischen Rade als fundamentales Strukturprinzip dieser Gattung herausarbeitete. Am Beispiel von Shakespeares Coriolanus unternimmt Fish (1976) einen ersten Versuch, sprechakttheoretische Analysekategorien für die Drameninterpretation fruchtbar zu machen. Im ständigen Wechsel zwischen Explizierung pragmatischer Grundbegriffe und 'Anwendung1 bemüht sich der Verfasser nach eigenem Eingeständnis (1976:1023) allerdings eher um solche literaturwissenschaftliche Problemstellungen, die mit dem sprechakttheoretischen Instrumentarium gerade nicht zu lösen sind.

Überzeu-

gender und ertragreicher sind dagegen die Darstellungen von SchulzeWitzenrath (1978) und Wurmbach (1978). Bei der handlungstheoretisch orientierten Interpretation zu Molieres Eaole des fenrnes erläutert Schulze-Witzenrath vor allem die sprachlich bedingte Komik anhand des verschiedenartigen Scheiterns von Sprechakten. Wurmbach konzentriert sich im Rahmen einer allgemeinen Strukturanalyse und Interpretation der Tamberlaine-Dranen von Marlowe auf die Erfassung und Klassifizierung Dies ist der Titel der von Austin im Rahmen der William James Lectures (1955) gehaltenen und postum veröffentlichten Vorlesungen, von denen die entscheidenden Impulse zur Grundlegung und Entwicklung der Sprechakttheorie ausgingen. Gemeint ist hier vor allem die Diskussion über die zwar interessante, aber vermittels der Sprechakttheorie allein nicht zu klärende Fiktionsproblematik. Eine Differenzierung der verschiedenen Kommunikationsebenen im dramatischen Text hätte hier einiges zur Klärung beigetragen (vgl. Kap. 2 . 2 . dieser Arbeit).

illokutiver Akte, um so die Konfigurationsstruktur in ihren quantitativen und qualitativen Relationen genauer beschreiben zu können. Als kaum gelungener Versuch, sprechakttheoretische Analysekriterien für die Interpretation von Shakespeares Lancaster Tetralogie zu Hilfe zu nehmen, maß der Beitrag von Porter (1979) gewertet werden. Die Beschränkung auf Grundbegriffe von Austin und Searle und das Fehlen eines nethodologischen Bezugsrahmens im 'Methodenkapitel' (erst in Kap. V), verstärken den Verdacht, daß in The Drama of Speech Acts (Titel) mit einem modischen Etikett gearbeitet wird, das nicht zu der suggerierten Standortbestinmung der Arbeit beiträgt. Eine kurze .methodische Vorüberlegung findet sich hingegen in dem Forschungsbeitrag von Graf (198O) . Auf äußerst knappem Raum zeigt der Verfasser mit einer konzisen Beispielanalyse einer Szene aus Schillers Kabale und Liebe, wie sprechakttheoretische Untersuchungsansätze sinnvoll für den Literaturunterricht ausgewertet werden können. Die Rezeption neuerer Forschungsergebnisse wird hier bewußt zugunsten didaktischer Überlegungen ausgespart. Die m.W. bisher umfassendste Reflexion zur Verschränkung dramen- und sprechakttheoretischer Analyseaspekte nimmt Pf ister (Ms. 1981, dam. in . . ) vor, der anhand einer Untersuchung von Szenen aus Shakespeares Hamlet und Coriolanus überzeugend den Erkenntniswert der Sprechakttheorie für die Drameninterpretation darlegt. Die skizzierte Forschungslage und die zuvor eingegrenzte Aufgabenstellung bestimmen das Vorgehen der folgenden Untersuchungen: In einem kurzen Problemaufriß (Kap. 2) werden die Voraussetzungen für die übertragbarkeit sprechakttheoretischer Forschungsmethoden und -ergebnisse auf die Dramenanalyse zu diskutieren sein, im Mittelpunkt steht dabei die besondere Konrnunikationssituation literarischer Texte und die Situierung sprechakttheoretischer Überlegungen innerhalb der Raranunikationsbedingungen eines Dramas. Aufgrund der obigen Kritik am methodologischen Forschungsdefizit schließen sich relativ umfangreiche Ausführungen zu 6

Leider erreichte mich das Ms. erst kurz vor Abschluß dieser Arbeit, so daß die Ergebnisse nicht mehr in vollem Umfang berücksichtigt werden konnten.

7

Zu detaillierten Bemerkungen hinsichtlich des Vorgehens vgl. die Einleitungen zum theoretischen und praktischen Teil.

ausgewählten Problenbereichen der Sprechakttheorie an (Kap. 3). Dieser überwiegend theoretische Teil setzt sich zum Ziel, neuere Forschungsansätze aufzugreifen, zu systematisieren und im Hinblick auf literaturwissenschaftliche Erfordernisse zu modifizieren und zu ergänzen. Letzteres gilt vor allem für die Berücksichtigung von unaufrichtigen SprechQ akten sowie für die Differenzierung eines Klassif ikationssystems für Sprechakte. Die Relevanz der jeweils erörterten sprechakttheoretischen Problenbereiche wird am Ende eines jeden Kapitels durch Fragestellungen für die Dramenanalyse aufgezeigt, die die Konvergenz sprechakt- und dramentheoretischer Uhtersuchungsaspekte verdeutlichen sollen. Die Tragfähigkeit des dargelegten und erweiterten Analyseansatzes wird dann im Ifeuptteil (Kap. 4) mit der exemplarischen Interpretation der folgenden vier Restaurationskomödien zu erproben sein: Etherege, She Would if She Could', Wycherley, The Country Wife; Vanbrugh, The Relapse; Congreve The Way of the World. Dabei sind die genannten Untersuchungskriterien fallweise und abgestimmt auf die spezifischen Gegebenheiten der Texte zu berücksichtigen, so daß sich der Übergang von linguistischer Analyse und literaturwissenschaftlicher Interpretation in unschematischer Weise vollzieht. Wahrend bei den sprechakttheoretischen Anwendungen zu Etherege und Wycherley gesamtinterpretatorische Bemühungen dominieren, sollen in den Betrachtungen zu Vanbrugh und Congreve Einzelaspekte und die mikrostrukturelle Analyse ausgewählter Szenen stärkeres Gewicht erhalten. Mit einer derartigen Vorgehensweise wird der Versuch unternommen, nicht nur einen theoretischen Beitrag zur Dramenanalyse zu leisten, 9 sondern ihn auch interpretatorisch zur Anwendung zu bringen.

8

Das Theoriedefizit in bezug auf die Erforschung unaufrichtiger Sprechakte ist insofern besonders eklatant, da Mißverstehen, Irreführung und sprachliche Täuschung zum einen auch in der Alltagssprache nicht nur disfunktionalen Charakter haben, andererseits aber für die hier untersuchten Komödientexte mit zu den konstitutiven Merkmalen dieser Gattung gehören.

9

Damit komme ich der vielfach geäußerten Forderung nach, nicht nur "'Forschungsprogramme' zu entwerfen, ohne sich der mühseligen Arbeit einer A n w e n d u n g d e r theoretischen Entwürfe z u unterziehen." (Hess-Lüttich, 1977:62).

2.

VORÜBERLEGUNGEN ZUR ÜBERTRAGBARKEIT SPRECHAKTTHEORETISCHER UOTERSÜGHUNGSANSSTZE AUF DRAMATISCHE

Wenn eingangs mit Bezug auf Aristoteles von mime tischen Handlungscharakter der Figurenrede gesprochen wurde, so sind damit bereits implizit die andersartigen Gebrauchsbedingungen der dramatischen Sprache sowie das besondere Wirklichkeitsverhältnis fiktionaler Texte angesprochen. Die 'Nachahmung' mittels eines in besonderer Weise bearbeiteten Sprachmaterials und die damit verbundene, auf eine andere Wirkung zielende 'Abweichung1 der Dichtung von der erfahrbaren Wirklichkeit sind zwei Aspekte der aristotelischen Poetik, die für unsere Vorüberlegungen einen zentralen Stellenwert einnehmen: Zum einen gilt es zu fragen, ob sich die für die Alltagssprache (ordinary language) und die 'normale' Sprechsituation erstellten Untersuchungsansätze der Sprechakttheorie ohne weiteres auf 'literarische' Texte übertragen lassen, d.h. auf Texte, die sich u.a. durch eine noch näher zu bestimmende Art der Abweichung von der 'normalen1 Sprachverwendung auszeichnen. Andererseits müssen auch die Besonderheiten der Koraiunikationssituation im Drama beachtet werden, die einen unterschiedlichen Wirklichkeitsbezug fiktionaler gegenüber alltagssprachlicher Rede zur Folge haben. 2.1.

Alltagssprachliche vs. fiktionale Kommunikation

(Sine an dieser Stelle auf die umfangreichen poetologischen Bemühungen formalistischer und strukturalistischer Provenienz eingehen zu können, Differenzqualitäten zwischen Alltagssprache und 'literarischer1 Sprache herauszuarbeiten, kann hier vorab konstatiert werden, daß die wie auch 1O

Die unter dem Stichwort 'Devianztheorie' zusammenfaßbaren Diskussionen versuchten, aufgrund textimmanenter Kriterien den Sonderstatus einer Gruppe von Texten nachzuweisen, denen zunächst das durchaus wertende Prädikat 'literarisch' zugesprochen wurde. Diese Ansätze dürfen heute einschließlich des 'Rettungsmanövers 1 der Polyvalenzthese in ihrem Anliegen, hinreichende Bestimmungskriterien von 'Literarität' zu bieten, als gescheitert angesehen werden. Vgl. dazu im einzelnen: Bierwisch (1965), Schmidt (1968), Lotman ( 1 9 7 2 ) , Grosse ( 1 9 7 2 ) , Gumbrecht ( 1 9 7 6 ) , Hess-Lüttich ( 1 9 7 7 ) .

imitier gearteten Besonderheiten einer vorprogrammierten 'literarischen1 Sprache auf der 'Textoberfläche' deren Handlungscharakter und damit die übertragbarkeit des sprechakttheoretischen Untersuchungsansatzes nicht in Frage stellen. Im Gegenteil verdeutlicht das weitgehende Fehlen von Performanzphäronenen wie defektive Syntax, Versprecher, Pausen, Redundanz, Überschneidungen der Redebeiträge, etc. in fiktionalen Dialogen eher die besonderen Charakteristika von Gesprächssequenzen und erleich12 tert ihre Analyse. Dies erscheint vor allem dann nicht als Nachteil, wenn man bedenkt, daß die Sprechakttheorie selbst lange Zeit mit konstruierten Beispielsätzen gearbeitet hat und sich erst in jüngster Zeit der Analyse empirischer Gespräche zuwendet. Auch das funktionale Argument, in der Alltagsspräche überwiege der Mitteilungs- und Verständigungsaspekt, während in fiktionaler Rade die ästhetische Funktion dominiere, ist als oppositionelles Differenzkriterium zurückzuweisen. Denn da fiktionale Rade den Code und den Sprachhabitus der Normalsprache teilt, kann sich ihre ästhetische Funktion ausschließlich als ein zusätzliches Qualifikationsmerkmal erweisen, das - wie noch zu zeigen sein wird - u.a. auf der Mittelbarkeit ihres Wirklichkeitsbezugs und der besonderen Kbimiunikationssituation in fiktionalen Texten beruht. Für die hier interessierende Fragestellung, ob und an welchen Stellen bei der Übertragung sprechakttheoretischer Ansätze Modifikationen vorzunehmen sind, kann, in Analogie zu den Bestimnungsversuchen von Fiktionali tat, weder das abweichende Sprachmaterial, noch die Verschiedenheit 11

Selbst wenn man davon ausgeht, daß der Begriff 'literarisch' in einer pragmatisch orientierten Literaturwissenschaft seinen wertenden Charakter verwirkt hat, so bezeichnet er doch graduelle, stilistisch und rhetorisch beschreibbare Abweichungen von der Alltagssprache, die mit dem Begriff ' f i k t i o n a l ' nicht erfaßbar sind. Bei der Menge der mit beiden Begriffen bezeichneten Texte handelt es sich um eine Schnittmengenrelation, d . h . nicht alle 'literarischen 1 Texte sind zugleich ' f i k t i o n a l 1 (Autobiographie, Tagebuch, e t c . ) und nicht allen ' f i k t i o nalen' Texten kann das Merkmal 'literarisch' zugesprochen werden (Comics, Science Fiction u . a . ) (vgl. Gumbrecht, 1976:37-58). Für den in unserem Zusammenhang interessierenden Handlungscharakter der Sprache ist lediglich das Merkmal 'Fiktionalität' relevant.

12

Dies gilt allerdings kaum noch für bestimmte Formen des modernen Dramas, in denen typische Verfahren alltagssprachlicher Konversation übernommen werden.

8

der Sprachfunktionen naßgeblich sein, sondern allein die Unterschiedlichkeit von alltagssprachlicher und fiktionaler Konmunikationssituation. Die alltagssprachliche Sprecheituation ist wesentlich dadurch gekennzeichnet, daß Sprecher und Hörer in einem gemeinsamen Wahrnehmungsraum zu einem bestürmten Zeitpunkt sprachliche Handlungen dieser oder jener Art mit bestimmten koranunikativen Anliegen regelhaft vollziehen (Wunderlich, 1971:178). Hierzu weist die innerfiktive Sprechsituation im Drama eine weitgehende Affinität auf. Auch hier verfügen die Figuren über die gleiche lokale und temporale Deixis und agieren miteinander, als ob sie an die Rahmenbedingungen sprechakttheoretischer Regeln gebunden seien. Sie handeln gemäß den Glückensbedingungen für erfolgreiche Sprechakte und bedienen sich konventionell erwartbarer Interaktionsformen, die mit bestimmten Handlungsobligationen verbunden und in gewissem Maße durch Illokutionstypen präformiert sind. In diesem Sinne werden die Repliken im Drama durchaus in ihrem performativen Charakter deutlich, und das Bewirkte läßt sich somit auch als vollwertige, nicht-parasitäre Sprechhandlung klassifizieren. In einem wichtigen Punkt hingegen weichen die alltagssprachliche und die fiktionale Komnunikationssituation voneinander ab. Während sich im alltagssprachlichen Handeln das Kcnitunikationsgeschehen im allgemeinen nicht auf eine dritte Person richtet, die nicht unmittelbar ä^n der Interaktion teilhat, sind die Figurendialoge auf der Bühne bzw. im fiktionalen Text inner für einen Zuschauer oder potentiellen Leser gedacht. Bezogen auf unsere Ausgangsfrage erleichtert dies insofern eine Anwendung sprechakttheoretischer Untersuchungsmethcden, als dem Rezipienten eines dramatischen Textes im allgemeinen die für das Verständnis der Dialoge notwendigen expositorischen Informationen sowie Angaben zur Deixis mitgeliefert werden, was etwa bei der Analyse eines auf Tonträger aufgezeichneten 'empirischen' Gesprächs nicht gegeben wäre. Die Überlegung, daß fiktionale Rede im Gegensatz zur 'normalen' Sprechsituation inner in einem umfassenden Komniunikationssystem eingebettet ist, wurde bisher von Sprechakttheoretikern kaum beachtet. Nur unter der (falschen) Voraussetzung, daß man Sprechakte in einem fiktionalen Text als unmittelbare Äußerungen eines Autors an einen Rezipienten auffaßt, lassen sich die literaturwissenschaftlich undifferenzierten Äußerungen vom "parasitären" Sprachgebrauch (Austin, 1972:42) sowie die abschätzige Klassifizierung fiktionaler Rede als pretended illocutions

(Searle, 1975:332) und talk without consequences (Ohmann, 1972:61) verstehen. Diese Problematik gilt es im folgenden anhand der verschiedenen Kcrmunikationsebenen im dramatischen lext zu erläutern und zu präzisieren. In diesem Zusammenhang sollen auch der andersgeartete Anweisungscharakter und die besondere Punktion der Deixis in f iktionalen Texten thematisiert werden. 2.2.

Kbmnunikationssystem dramatischer lexte

In Anlehnung an Fieguths Modell der fiktionalen Kommunikation (1973:186 f . ) unterscheidet Pfister (1977:2O f.) im Drama zwei verschiedene Kcmmunikationssysteme, die determiniert sind durch das Verhältnis von Autor und Kezipient (äußeres Korniunikationssystem) und durch das interpersonale Verhältnis der Figuren (inneres Kcranunikationssystem). Mit einer graphischen Darstellung werden die Subordinationsverhältnisse der einzelnen Kcmnunikationsebenen verdeutlicht:

S4 — I 1

1 N4

1 1

1

1

' *'

' N3

\

X

\

—l· £/E1 v

>

I

!

N2

N1

!

> (E2) 1

!

N2

} E3 — -^E4

! '

1 1 1 1

N3

N4

»

Darin bedeuten: S4 = empirischer Autor in seiner Rolle als Werkproduzent 1 S3 = Gesamtintention des Textes ('Subjekt des Werkganzen ) (S2) = vermittelndes Erzählmedium (fehlt im Drama weitgehend) S/E1 = fiktiver Figurendialog (E2) = intendierter, z.T. im Text mitartikulierter Adressat E3 = 'idealer' Rezipient des Werkganzen E4 = empirischer Leser/Zuschauer N1-N4 = verschiedene textinterne, bzw. textexterne Kommunikationsebenen Am Modell wird noch einmal die symmetrische Relation zwischen den Figuren auf der innerfiktiven Kommunikationsebene (N1) deutlich und damit die oben aufgezeigte strukturelle Affinität zur alltagssprachlichen Sprechsitua13

Klärung bringt nalen Rede von tem Willen des gesamt als ein

in diesem Zusammenhang auch die Definition der fiktioHoops (1979:296) als "diejenige Rede, die nach erklärAutors weder Sprechakte des Autors enthält noch insSprechakt aufzufassen ist".

10

tion bekräftigt. Sprecher- und Hörerrollen sind grundsätzlich austauschbar, d.h. die illokutive Funktion eines Sprechaktes kann gegebenenfalls ergänzt, durch Nachfrage geklärt oder auch metasprachlich thematisiert werden. Ein zwischen innerem und äußerem Koitmunikationssystem vermittelndes Erzählmedium (N2) fehlt in dramatischen Texten im Regelfall. Die dritte übergeordnete Koitmunikationsebene (N3) ist eine für die Interpretation nützliche Hilfskonstruktion. Deren Instanz (S3) hat man sich allerdings nicht personalisiert, sondern im Sinne eines theoretischen Konstrukts als Gesamtintention vorzustellen, der als Korrelat ein 'idealer1 Rezipient (E3), d.h. die Menge der möglichen Lesarten eines Textes gegenübersteht. Die verschiedenen textinternen Komrunikationsebenen sind schließlich eingebettet in ein äußeres Kommunikationssystem (N4), in dem ein empirisch erfaßbarer Autor eine komplexe textuelle Nachricht (message) an einen konkreten Rezipienten übermittelt. Die Kcmnunikation auf dieser Ebene ist wesentlich durch die Asymmetrie zwischen Produktions- und Rezeptionssituation, durch ihre raum-zeitliche Verschiebung sowie durch das Fehlen spezifizierbarer Handlungsanweisungen gekennzeichnet. Formal lassen sich diese Besonderheiten anhand der semantischen Merkmale [^Verzögerung] [+Entfernung] [^Fiktion] [-Dialog] [--Appell] beschreiben (Wunderlich, 1969) . Aus der dargestellten Differenzierung der verschiedenen Kommunikationsebenen im dramatischen Text können, in Abhebung zur alltagssprachlichen Sprechsituation, zusanmenfassend folgende Thesen formuliert werden: (1) Aus der Mittelbarkeit des Kotimunikationsvorgangs in dramatischen Texten und den Einbettungsrelationen des innerfiktiven Figurendialogs wird ersichtlich, daß es sich im Drama auf der Kommunikationsebene N4 nicht um einen Austausch von Sprechakten handeln kann. (2) Aus (1) folgt, daß es auf dieser Ebene auch keine konkreten Handlungsanweisungen eines Autors an einen Rezipienten gibt. (3) Die Auffassungen, den gesamten fiktiven Text als einen 'Supersprech14

Hier zitiert nach Baumgärtner ( 1 9 7 1 : 3 7 5 ) ; vgl. auch dessen ausführliche Diskussion dieser Merkmale.

15

Dies impliziert jedoch keineswegs eine Wirkungslosigkeit der dramatischen Rede auf dieser Ebene, sondern verweist auf einen abstrakten und komplexen Referentialisierungsprozeß, der bisher m . W . wenig erforscht worden ist. Vgl. dazu auch Kap. 2 . 3 .

11

akt1 oder als ein Hyperperformativ (Landwehr, 1975) zu betrachten, aber auch das Konzept vom generalisierten Aufforderungsakt zum Imaginieren (Ohmann, 1971) oder Zuhören (Gülich, 1976) haben für die Analyse und Interpretation weder einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn, noch fügen sie der Diskussion des Fiktionsproblems ein schlüssiges Differenzkriterium zwischen alltagssprachlicher und f iktionaler Kommunikation hinzu. Die Thesen (1) und (2) sollen abschließend aus referenz-semantischer Sicht kurz expliziert werden. 2.3.

Anweisungscharakter und Funktion der Deixis in fiktionaler Rede

Jede Äußerung ist in dem Augenblick, in dem man sie hervorbringt, raumzeitlich situiert, d.h. der Vollzug eines Sprechaktes ist mit der Konstitution der jeweiligen Sprechsituation identisch (Habermas, 1971:103). Im Gegensatz zur alltagssprachlichen Kormiunikationssituation, in der Sprecher und Hörer über die gleiche lokale und temporale Deixis sowie über einen gemeinsamen Wissensvorrat verfügen und daher auch von situationsunabhängigen Referenzmitteln Gebrauch machen können, müssen die deiktischen Qrdnungsschemata im Dramentext mitgeliefert werden, um eine fiktionale Welt zu erstellen. Die Verwendung deiktischer Elemente im Drama hat insofern eine textkonstituierende Funktion, als sie dem Rezipienten eine Segmentierung in potentielle Sprecher und Hörer ermöglicht und ihm die für das Verständnis notwendigen Informationen über Zeitund Wahrnehmungsraum des Geschehens mitteilt.

Darüber hinaus trägt

die Deixis in fiktionalen Sprechakten dazu bei, beim Rezipienten die Illusion raum-zeitlicher Dimensionen hervorzurufen. Mit seiner personalen, lokalen und temporalen Orientierung vermittelt der fiktive Figurendialog den Eindruck einer abgeschlossenen Welt, was durch das Fehlen eines Erzählmediums, bzw. durch Delegieren der Erzählfunktion auf die Figurenebene noch intensiviert wird. Es zeigt sich, daß im Gegensatz zur alltagssprachlichen Sprechsituation, in der die deiktischen Ordnungsschemata auf die unmittelbare Wirklichkeit von Sprecher und Hörer verweisen, die Deixis in der fiktionalen 16

Die deiktische Orientierung bleibt dennoch für den Rezipienten d e f i zitär, da stets auf eine komplexe, fiktive Voraussetzungssituation der Figuren r e k u r r i e r t wird.

12

Sprechsituation eine zweifache Funktion erfüllt: Zum einen geht es um die Konstitution einer sprachlich vermittelten fiktiven Welt, andererseits soll eine Wirklichkeitsreferenz erstellt werden, die es dem Rezipienten erlaubt, diese mit den Grundstrukturen seiner empirischen Wirklichkeit zu korrelieren. Wie dieser semantische Abstraktionsprozeß im Einzelfall genauer zu analysieren und zu beschreiben ist, hängt von der empirisch schwer zu ermittelnden Erfahrungswirklichkeit des jeweiligen Rezipienten ab, die vermutlich stark von subjektiven Relevanzkriterien wie Sozialisationserfahrungen, Wertvorstellungen, Interessen, etc. bestimmt wird (Hoops, 1979:302). Hier bleibt ein weites Feld von Fragen offen für eine psychologisch und soziologisch orientierte Rezeptionsästhetik . Innerhalb unserer Fragestellung ist resümierend festzuhalten, daß der für die Klärung des Unterschiedes zwischen alltagssprachlicher und fiktionaler Kommunikation zentrale Begriff der Handlungsanweisung auf der Ebene Text - Rezipient sehr wohl als Differenzkriterium verstanden werden kann. Denn beim Umgang mit f iktionalen Texten geht es nicht um unmittelbare Handlungsobligationen, sondern vielmehr um kognitive und emotive 'Handlungen1, d.h. um ein Bewußtmachen von Erfahrungsschemata sowie um deren mögliche Erweiterung. 2.4.

Zusammenfassung

Bei den grundsätzlichen überlegungen, die von der Sprechakttheorie entwickelten Methoden und Ergebnisse auf literaturwissenschaftliche Textanalyse zu übertragen, wurde danach gefragt, inwieweit die Unterschiedlichkeit alltagssprachlicher und fiktionaler Kommunikation Modifikationen sprechakttheoretischer Fragestellungen erfordert. Es konnte gezeigt werden, daß weder ein von der Alltagssprache prinzipiell abweichendes Sprachiraterial noch die Dominanz unterschiedlicher Sprachfunktionen eine Übertragbarkeit in Frage stellen. Eine differenzierte Betrachtung machte hingegen die Unterschiedlichkeit von alltagssprachlicher und fiktionaler Kommunikationssituation notwendig. Während im alltagssprachlichen Handeln Äußerungen in bestimmte Handlungsdispositionen umgesetzt werden sollen, wobei Sprecher und Hörer über die gleichen deiktischen Ordnungsschemata verfügen, so gilt dies in analoger Weise im Drama zwar für das innere, nicht aber für das äußere Komminikationssystem. Anhand der verschiedenen Kommunikationsebenen im dramatischen

13

Text ist sowohl die unterschiedliche Wirklichkeitsreferenz und die damit verbundene Andersartigkeit des Handlungscharakters im textexternen Bereich erläutert als auch die Affinität zwischen alltagssprachlicher und textinterner Sprechsituation aufgezeigt worden. Es wurde deutlich, daß die im dramatischen Dialog vollzogenen Sprechhandlungen durchaus mit sprechakttheoretischen Analysekriterien zu untersuchen sind und folglich die innerfiktive Ebene Ausgangspunkt der Interpretationsbeinühungen sein maß.

14 3.

THEORETISCHER TEIL: AUSGEWÄHLTE PRCBLEMBEREICHE SPRECHAKTTHEORETISCHER FORSCHUNG IM HINBLICK AUF IHRE RELEVANZ FÜR DIE DRAMENANALYSE

Die folgenden Überlegungen gehen von einer zweifachen Problemstellung aus: Bei der Auswahl und Diskussion von Methoden und Ergebnissen sprechakttheoretischer Forschung ist einerseits zu bedenken, daß es sich hier keineswegs um eine stringente und relativ abgeschlossene Theorie handelt, sondern eher um eine Vielzahl von Beiträgen unterschiedlichster Provenienz, die sowohl in ihrem methodischen Vorgehen wie auch von ihrem Erkenntnisinteresse her zum Teil erheblich divergieren. Zum anderen sind Korrelationsmöglichkeiten zwischen sprechakttheoretischen und dramentheoretischen Analysekategorien bisher kaum systematisch durchdacht und an Texten erprobt worden. Ziel der nachstehenden Ausführungen ist es daher, trotz der Diversifikation der verschiedenartigen Ansätze gemeinsame Fragenkomplexe auszuarbeiten und zu systematisieren, ohne dabei die literaturwissenschaftliche Problemstellung aus den Augen zu verlieren. Das selektive Vorgehen im Hinblick auf die Korrelierung von sprechakttheoretischen und dramentheoretischen Aspekten bedingt hier und da ein Ausblenden und eine Vereinfachung der rein linguistischen Theoriediskussion. Dies schließt jedoch eine Differenzierung und Weiterentwicklung solcher pragmatischer Analysekategorien nicht aus, die sich als besonders sinnfällig für die spezifischen Belange der Textanalyse erweisen. Die Relevanz des jeweils erörterten theoretischen Instrumentariums für die Analyse und Interpretation dramatischer Texte soll bereits in diesem Teil der Arbeit in jedem Kapitel eigens thematisiert werden, um so die Gefahr einer allzu theoretischen Ausrichtung zu vermeiden. Der theoretische Teil beginnt mit der Grundfrage, wie sich ein dialogisch konstituierter Text als Abfolge von Sprechakten beschreiben läßt. Welchen sprachlichen Strukturprinzipien und Gesetzmäßigkeiten unterliegt

15

die Sequenzierung von Sprechakten und inwieweit ist sie durch bestimmte Gesprächsstrategien von den Koitnunikationspartnern beeinf lußbar? Wie läßt sich das Verhältnis von Sprechakten zu übergeordneten Diskurseinheiten klären und welche konkreten Beschreibungs- und Segitentierungskategorien können für die Textanalyse angesetzt werden? In einem zweiten Analyseschritt wird dann diskutiert, aufgrund welcher Kriterien und mit Hilfe welcher Interpretationsverfahren die so segitEntierbaren Äußerungen als Sprechakte einer bestintnten Art (Versprechen, Aufforderung, Vorwurf etc.) identifiziert werden können (Wunderlich, 1979:322) und v.a. welche Probleme aus den indirekten Realisierungsformen von Sprechakten resultieren. Anschließend soll im Rahmen der Identifizierungsproblematik der für die Dramenanalyse besonders wichtige Sonderfall der unaufrichtigen Performierung von Sprechakten berücksichtigt werden. Da läuschungshandlungen sich sowohl verbal als auch non-verbal vollziehen lassen, wird dabei zunächst von allgemein handlungstheoretisch orientierten Überlegungen ausgegangen. Neben der Sequenzierung und Identifizierung von Sprechakten wird in einem dritten Problembereich danach gefragt, anhand welcher Merkmale und Kriterien sich Sprechakte voneinander unterscheiden lassen und wie äquivalente Sprechakte einer gemeinsamen Klasse zugeordnet werden können.

Dabei führt die Darstellung und Kritik bisheriger läxonomien

zu einem eigenen modifizierten Klassifikationsvorschlag, der die im Hinblick auf die Dramenanalyse notwendige Differenziertheit aufweist und zugleich soweit wie möglich wissenschafts- und sprechakttheoretischen Anforderungen nachzukotmen versucht. Abschließend sollen der Stellenwert sowie die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten einer detaillierten Sprechaktklassifikation für die Dramenanalyse aufgezeigt werden.

Über die hier ausführlich zu diskutierenden Problembereiche hinaus unterscheidet Wunderlich ( 1 9 7 9 : 3 2 2 f.) noch Spezifizierungsprobleme (Unterklassen von Sprechakten), Kompositionsprobleme (Verhältnis Sprechakt zu übergeordneten Redeeinheiten) und Projektionsproblerne (Verhältnis zwischen wörtlicher Bedeutung und Illokution), die jedoch in unseren Ausführungen unter den oben genannten Themen subsumiert werden.

16

3.1.

Sequenzierung von Sprechakten

2 Die derzeitige Diskussion zur Diskurs- und Konversationsanalyse läßt erkennen, daß die Phase der Untersuchung isolierter und konstruierter Sprechakte überwunden zu sein scheint. Mit der Berücksichtigung der Einbettung von Sprechakten in längere A'ußerungssequenzen und der Einbeziehung des gesamten Interaktdonszusannenhangs stellen sich jedoch für die lextanalyse drei Problerabereiche, die beim augenblicklichen Forschungsstand als keineswegs befriedigend gelöst angesehen werden können:

1. In welchem Verhältnis steht die konnunikative Gliederung eines Oextes (insbesondere eines dialogisch konstituierten Textes oder Diskurses) als Folge von Sprechakten zur rein sprachlichen Gliederung eines Diskurses als Abfolge von Sätzen? 2. Welche Prinzipien können in besonderem Maße als sequenzbildend betrachtet werden, so daß die Abfolge von Sprechakten in einem Diskurs nicht akzidentell erscheint, sondern aus bestimmten Strukturprinzipien und Gesetzmäßigkeiten heraus erklärt werden kann? 2

Beide Termini dürfen im Hinblick auf die Definition ihres Gegenstandsbereiches als weitgehend synonym betrachtet werden. Sowohl die Konversationsanalyse als auch die Diskursanalyse beschäftigen sich mit der empirischen Erforschung alltäglicher, "natürlich 1 vorkommender sozialer Interaktion, wobei die sprachliche Kommunikation im Mittelpunkt des Forschungsinteresses steht. Jedoch lassen sich aufgrund ihres unterschiedlichen disziplinären Ursprungs - die Konversationsanalyse war zunächst eine primär soziologische und ethnomethodologische Forschungsrichtung (Garfinkel, Sacks), während die Diskursanalyse ein traditioneller Untersuchungsbereich linguistischer Provenienz ist (Harris, Fillmore) - Divergenzen v.a. in der Terminologie, im methodischen Vorgehen, aber auch im Erkenntnisinteresse selbst feststellen. Die Diskursanalyse baut nach anfänglich transphrastischer Orientierung konsequent auf sprechakttheoretischen Ergebnissen auf und bewahrt somit eine Berücksichtigung mikrostruktureller Untersuchungsaspekte. Die Konversationsanalyse hingegen, der es z.T. an wohldefinierten linguistischen Beschreibungskategorien mangelt, thematisiert im wesentlichen makrostrukturelle Aspekte formaler und inhaltlicher Art (z.B. Modelle zur Erklärung von Sprecherwechsel, Entwicklung von Gesprächstypologien, e t c . ) . Weiterführende Diskussionen finden sich in den Beiträgen von Betten (1975), Kallmeyer/Schütze (1976) und Dittmann (1979) .

3

Betten (1976) gibt einen kritischen Überblick über die bisherige Diskussion zu diesem Problembereich.

17

3. Wie läßt sich das Verhältnis von Sprechakten zu übergeordneten Redeeinheiten erläutern und welche Beschreibungs- und Segmentierungskategorien sind für eine Itextanalyse anzusetzen? 3.1.1. Zum Verhältnis 'Satz - Sprechakt1 Wenngleich man von der Identifizierung von Satz- und Sprechaktgrenze als der wohl häufigsten Vorkotmensform sprechen kann, so schließt dies eine unabhängige Variabilität der beiden linguistischen Einheiten voneinander nicht aus. Searle (1971:33) weist auf die Möglichkeit hin, daß die illokutive Kraft einer Äußerung durch einen Satz oder eine Folge von Sätzen realisiert werden kann, obschon er bei seinen Sprechaktanalysen stets von der Übereinstimmung von Satz- und Sprechaktgrenze ausgeht. Im folgenden Beispiel besteht der Sprechakt der Aufforderung aus mehreren grammatischen Sätzen: (1)

Hiermit fordern wir Sie unverzüglich zum Handeln auf; lassen Sie es nicht zu einem Skandal kommen ! Unterstützen Sie das Sanierungsprojekt !

Mit der Illokution der Aufforderung werden sowohl die negativen Folgen einer evtl. Unterlassung der geforderten Handlung thematisiert als auch die auszuführende Handlung spezifiziert. Der umgekehrte Fall, in dem auch einem grammatisch unvollständigen Satz eine Illokution zugeordnet werden kann, ist unschwer vorzustellen, wenn man an den in der Alltagssprache häufigen Gebrauch von elliptischen Äußerungen, Affirmations- und Negationspartikeln denkt. Wichtig erscheint lediglich, daß sowohl der illokutive wie der prcpositionale Bestandteil des jeweiligen Sprechaktes rekonstruierbar

ist.

Schließlich läßt sich ein dritter Fall auffinden, in dem Sprechakt und Satz nicht isomorph sind: (2)

A zu B: Möge das dir hiermit gewidmete Buch deinen Beifall finden ! (Reis, 1976/7:MB 2O)

Dieser grammatisch einfache Satz enthält offenbar zwei Sprechakte, nämlich eine Widmung und gleichzeitig einen Wunsch, die sich durch 4 Verfahren der Redewiedergabe in (2 1 ) verdeutlichen lassen. 4

Mit dem Verfahren der Redewiedergabe soll es ermöglicht werden, illokutionsindizierende Teile einer Äußerung aufzufinden bzw. zu spezifizieren (Wunderlich, 1979:280). Zur ausführlichen Beschreibung und Applikation dieses Verfahrens vgl. Gülich (1978).

18 (2')

A widmete B das Buch und wünschte, daß es seinen Beifall finden möge.

Da Satz- und Sprechaktgrenze unabhängig voneinander variieren können, darf der Sprechakt als grundlegende Einheit der sprachlichen Katmunikation betrachtet werden. Mit dieser Annahme wird zugleich eine gewisse Abstraktion vorgenotmen, da Sprechakte nicht isoliert, sondern stets im Zusammenhang mit anderen Sprechakten und Äußerungskontexten vorkommen. Für den Linguisten wie für den Literaturwissenschaftler ist es nun gleichermaßen von Interesse, nach der Art der Verknüpfungsmöglichkeiten von Sprechakten und ihren Gesetzmäßigkeiten zu fragen sowie die Konstituierung größerer, über den Sprechakt hinausgehender sprachlicher Einheiten zu erklären. 3.1.2. Sequenzbildende Prinzipien 3.1.2.1. Obligationsansatz Bereits das intuitive Bemühen von Interaktionspartnern, kommunikative Vorgänge derart zu segnentieren, daß Sprechakte des einen Partners als Reaktionen auf den Redebeitrag des anderen interpretiert werden können, weist auf eine gewisse Strukturierung und Gesetzmäßigkeit von Diskursabfolgen hin. Nimmt man an, daß eine Diskursstrukturierung nicht primär auf der Ebene der Grammatik erfolgt, sondern von den kommunikativen Anliegen der Gesprächspartner determiniert wird, so kann man versuchen, den systematischen Zusammenhang zweier oder mehrerer aufeinanderfolgender Äußerungen als Gesetzmäßigkeiten der Sprechaktfolge zu beschreiben. Dabei geht es nicht nur darum zu konstatieren, welcher Sprechakt konventionellerweise auf welchen folgt und welches Distributionsverhältnis jeweils vorliegt, sondern es ist nach den Gründen für die Sequenzierung von Sprechakten zu fragen. Eine charakteristische Eigenschaft von Sprechakten ist es, die stimmte hörer- und sprecherseitige Obligationen zu erzeugen bzw. zu erfüllen (Wunderlich, 1974:344), wobei die mit einem Sprechakt etablierten hörerseitigen Verpflichtungen in besonderem Maße als sequenzbildend anzusehen sind. Liegt eine unbedingte Obligation zur Fort5

Watzlawick et al. (1969:57 f f . ) bezeichnen dieses Bemühen von Koramunikationspartnern, den Gesprächsverlauf in bestimmter Weise zu strukturieren, als 'Interpunktion'.

19

Setzung eines Sprechaktes vor - dies hängt wesentlich von seiner Stellung im Diskursverlauf ab -, so daß der Typ des folgenden Sprechaktes zwingend voraussagbar ist, spricht Wunderlich (1979:288 f.) von einem Sprechakt-Sequenzmuster: Ein Sprechakt-Sequenzmuster ist eine konventionell geordnete Abfolge von Sprechakten. Die Positionen in der Sequenz müssen durch Sprechakte einer bestimmten Art besetzt werden und werden im allgemeinen von den Teilnehmern im Wechsel ausgeführt. Q · · ^ Manchmal sind an gewissen Positionen eines Musters gewisse Alternativen oder Expansionen möglich.

Als einige der ausgeprägtesten solcher zweigliedriger Sequenzen (adjacency pairs) gelten in Anlehnung an Sacks et al. (1974:716): Gruß Gegengruß, Frage - Antwort, Angebot - Akzeptierung/Ablehnung, Kompliment - Annahme/Zurückweisung, Vorwurf - Rechtfertigung, etc. Grundgedanke des Obligationsansatzes ist es also, aufgrund der Beschreibung der Eigenschaften des ersten Sprechaktes einer Sequenz eine zwingende Voraussage über den potentiell nachfolgenden Sprechakttyp o erstellen zu können. Selbst anhand der wenigen hier aufgeführten Beispiele wird jedoch deutlich, daß Art, Stärke und Konventionalitätsgrad der von Sprechakten mitgeführten Obligationen bei unterschiedlichen Sprechakttypen stark variieren, so daß man eher von relativ offenen bzw. geschlossenen Fortsetzungsmustern sprechen sollte, die die Extrempositionen eines Obligationsspektrums markieren. Darüber hinaus sind, wie im obigen Zitat angedeutet, nur wenige der rigiden Sprechaktsequenzmuster als adjacency

6

Eine Verknüpfung von Sprechakten mit 'bedingter Obligation 1 wird von Wunderlich (1974:347) und (1976:455) als Sprechaktverkettung bezeichnet.

7

Bei der Textanalyse zeigt sich jedoch, daß das adjacency pair 'Vorwurf - Rechtfertigung' meist nicht als zweigliedrige, sondern als komplexe Interaktionssequenz realisiert wird.

8

Der Obligationsansatz wird von Kendziorra (1976) wiederaufgegriffen und um eine Reihe von alternativen Handlungsmöglichkeiten (neben der Erfüllung der obligierten Handlung) erweitert; auf das spezifische Dependenzverhältnis zwischen Sprechakttyp und mitgeführter Obligation wird jedoch nicht eingegangen.

20

pairs ohne Expansionen oder Fortsetzungsalternativen in realen Kcrrrauni9 kationssituationen auffindbar. Die Grenzen der Erklärungsadäquatheit des Obligationsansatzes zeigen sich jedoch v.a. im Hinblick auf die Beschreibung der Verknüpfung von Sprechakten mit 'bedingten' Obligationen. Als weitgehend ungeklärt erweisen sich dabei die Selektionsmechanismen zur Fortsetzung eines relativ offenen Sequenzmusters sowie die Frage nach dem Skopus von Obligationen verschiedenster Art. Zusammenfassend möchte ich die folgenden terminologischen Unterscheidungen einführen, die mit dem Intensitäts- und/oder Kbnventionalitätsgrad einer mitgeführten Sprechaktobligation korrelieren: 1. Von einer linearen Sequenz soll gesprochen werden, wenn eine unbedingte, stark konventionalisierte kommunikative Verpflichtung vorliegt und die obligierte Handlung einen unmittelbaren Sprecherwechsel involviert. Beisp.:

A

(Gruß)

^B

(Gegengruß)

2. Eine modale Sequenz liegt vor, wenn zwischen der obligierenden und der obligierten Handlung eine oder mehrere Sprechaktsequenzen eingeschoben werden, die in thematischem Zusammenhang mit dem initiierenden Sprechakt stehen. Beisp.:

A. (Frage 1)

l

(Rückfrage 2)·

. (Antwort 2) B

(Antwort 1)

3. Unter einer optionalen Sequenz ist ein Fortsetzungsraster zu verstehen, bei dem die Koninunikationspartner je nach Stärke der bedingt obligierten Handlung aus einem Repertoire von minimal zwei sich nicht gegenseitig ausschließenden alternativen Sprechakten auswählen. Beisp.: B. (Zustimmung) A

(Behauptung)^

B 2

•B

9

(Einschränkung) (Bitte um Begründung)

Vermutlich hängt die Rigidität eines Sequenzmusters mit der Rekurrenz von alltäglichen Interaktionssituationen zusammen, wo ein hoher Grad an Konventionalisierung eine weitgehende Reduktion des Entscheidungsbereichs der Interaktanten zur Folge hat. Zu solchen 'Alltagsritualen' vgl. Coulmas (1978) und Werlen ( 1 9 7 9 ) .

21

Gilt der Obligationsansatz als ein wichtiges sequenzbildendes Prinzip zur Erklärung linerarer und modaler Sprechaktfolgen, so bedarf es weiterer Überlegungen, welche die Variabilität und Kohärenz optionaler Sequenzen zu erklären vermögen. 3.1.2.2.

Strategieansatz

Die bisherige Betrachtung des Sprechaktes als grundlegende Einheit der sprachlichen Katmunikation schließt die Existenz umfangreicherer und hierarchisch übergeordneter kommunikativer Einheiten nicht aus. Nimmt man an, daß sich die Kannunikationspartner nicht auf den Austausch von Sprechakten und die Etablierung und Veränderung von Interaktionsbedingungen beschränken, sondern ihre Gesprächsbeiträge darüber hinaus auf die Realisierung von kommunikativen Anliegen richten, läßt sich die Abfolge von Sprechakten begreifen als Resultat bestimmter Sprecher-/ Hörerstrategien, die zur Erreichung des jeweiligen Interaktionsziels eingesetzt werden.

Zur Verwirklichung solcher Interaktionsziele müs-

sen eine Reihe von Entscheidungs- und Planungsprozessen vorgenommen werden, die als regelhafte Strategien zur Selektion aus einem begrenzten Handlungsrepertoire zu beschreiben sind und somit ein weiteres sequenzbildendes Prinzip darstellen. Die potentiellen Handlungsalternativen bei einer optionalen Sequenz lassen sich dann unter Berücksichtigung des dominanten Interaktionsziels und unter Einbeziehung der komplexen Voraussetzungssituation als strategisch 'gute' bzw. 'schlechte' Züge beurteilen.

Am Beispiel einer komplexen Vorwurf-/Rechtfertigungs-

sequenz soll dies im folgenden in Anlehnung an Fritz/Hundsnurscher (1975) erläutert werden: Mit einem Vorwurf können recht unterschiedliche Interaktionsziele eines Sprechers verbunden sein, die der Hörer bei seiner Reaktion für eine strategisch geschickte Folgehandlung zu berücksichtigen hat.

10

Die hiermit angesprochene Frage nach Segmentierungs- und Sequenzierungsmöglichkeiten von Handlungseinheiten in literarischen Texten läßt sich vermutlich durch 'die angewandte mikrostrukturelle Betrachtungsweise präziser beantworten, als dies bisher in der französischen Recit-Theorie geschehen konnte.

11

'Zug' bezeichnet hier im Sinne der Spielanalogie die rein strategische Funktion eines Sprechaktes oder einer Sprechaktfolge in bezug auf das jeweils dominante Interaktionsziel eines Sprechers.

22 Vorwerfen gehört zur Klasse der konflikteröffnenden Sprechakte (zu der u.a. auch jmd. provozieren, beleidigen, beschimpfen usw. gehören). Die Interaktionsziele beim aktiven Vorwerfen bilden ein breites Spektrum, das von der Verteidigung eigener Interessen und Normen, die A durch bestimmte Handlungen und Einstellungen von B gefährdet oder beeinträchtigt sieht (defensiver Aspekt), bis hin zu einer unmittelbaren Einmischung in die Belange von B (aggressiver Aspekt) reicht. (Fritz/Hundsnurscher, 1975:87).

So kann ein Sprecher mit einem Vorwurf z.B. die Intention verfolgen, den Hörer für die Folgen einer Handlung verantwortlich zu machen, ihn auf bestürmte Verpflichtungen zu verweisen, ihn zu kompromittieren oder unter Druck zu setzen oder einfach eigene Aggressionen abzureagieren (1975:88) . Je nach Interpretation des mit dem Vorwurf verbundenen Handlungsziels und der Einschätzung der Situation, zu der u.a. auch die präferierte RollenbeZiehung zum Interaktionspartner gehört, stehen dem Hörer nun gemäß eigener Interaktionsziele (Konfliktvermeidung, PrestigeErhaltung, etc.) verschiedene Fortsetzungsmuster als Optionen zur Verfügung (1975:85): - Übergehen (Schweigen oder Themawechsel) - partielles Nichteingehen (Lacherlichmachen, Bagatellisieren, Zuständigkeit bestreiten, Gegenvorwurf, usw.) - explizites Eingehen: (a) sich entschuldigen (b) sich rechtfertigen/verteidigen Als eine sinnvolle und erfolgreiche Strategie im Hinblick auf das Interaktionsziel 'Konfliktventeidung' ließe sich beispielsweise die Abfolge 'Vorwurf - Entschuldigung1 beurteilen, während Entwertungs- und Verwerfungsstrategien wie das übergehen oder partielle Nichteingehen auf einen Vorwurf als schlechte Züge zu werten sind. Wird als Interaktionsziel etwa 'Prestige-Erhaltung' angestrebt, gilt es unter den entsprechenden Randbedingungen eine Verteidigungsstrategie zu entwerfen, die meist ein komplexeres Handlungs- und Sequenzmuster involviert. Welche Handlungsalternativen in diesem Falle zur Verfügung stehen und wie der Sprecher seinerseits auf bestimmte Hörerstrategien reagieren kann, zeigen Fritz/Hundsnurscher (1975:91) in ihrem übersichtlichen Gesamtschema eines dreigliedrigen (fortsetzbaren) Sequenzrasters:

23

G

φ

Φ

2 4J •H

C

M 3 U M 0

3 r-l Ό C Ό

N

> m \J '

Ό '3

σ> α

Μ σ> tn Φ

N

IS)

ο

DI

3 N

C

4-1

< c

r

^|

g

iScn

4-i

tn

Φ

Φ ΦΟ

> N.JS

Ν

r* 3

υ tn

•H

U)

% ΰ ο ω

/\!

•Η Φ 4J !q Φ >

CQ

C

Φ

•σ- ».

m c φ υ σ» •Η r;

tn •f.

•Η

•Π

·- -._Γ

c Φ c

m

4-1

G φ

•Η Μ £ Φ 3 φ

Μ C 3 Ο ·Η

4-
φ


rj

Ν , τ—Ι

ι

Λ; 4-J -— -—-^ c φ

Φ

4-1

Μ Φ Ο

Μ

4-1 Μ

Μ

0) Ο Φ

r-l

t^ Χ)

«τ

4-> "—'




Τ! Φ

4-> 4-1 U) 3 Φ ιβ Χ!

G

φ

ΟΜ Ν φ U ·Η

σId

4-4

σ* Id

3 Φ id Μ

Ι

:Ο Λ

OQ C

Β 4μ Μ CQ 3 Ο C rd 2 φ

εΜ 4-1 Φ Ο

ι

ιη

Ν τΗ Φ Φ Ο ω .C Χ) —

'

U-

4-1

ΜΙ ο 4-1 > £ σ> υ G Μ Φ

φ

·Η

φ < .* C

σι Φ

·Η TD

4J C rH :3 '3 Μ Ο DI

c -Η

3 Μ

2

Μ 0

Μ 2

D

Ο

id Μ Φ Μ

2

;

3 Φ

•Η

Φ Λ

ε -Η

ο ε

2

3 Ν

4J

| |

Φ -Η φ > Λ

1

C dl

4-1 •Η φ

Ν φ Ο -Η 4-1

Μ ΤΙ

σ>

υ 'Μ

υ 4J ar%r χ; Φ 3 tn •Η c N υ Μ Μ

C rd

φ Tl rH

-Ρ -Η φ Λ; D -Η -Ρ

3

) 4J Φ .Q

5 :3 U)

C •H

Φ «-'


2 ^ ω

•Η

τ ι

ΤΙ

Ν

rH

4-> -P •H -H 4J Φ φ

I 4J

! J Μ

dl Ό φ Μ W 3


φ

D 4-1 id 3 d) rd M

^j Ο

-

ε

^-^

φ tn

J3 Μ 3

"

ιηΜ

N Φ U -H1

α3 c φ

U Φ

Λ; Μ φ

'r

υ

M MΉ 0 3 Φ

Φ

Ι

Ζ

VjV*

G

—-^>·

·-

Ο

£>

1

14-1 ι m M A: c 3

Μ

3 φ

0

8 Φ 3 SIm φI3 *·—·«.1

•H

4-1 Μ 3 S

M φ 10Φ J2

Λ

f

_£.

σ* • (Ν

dl

>

ί

DI Φ

3

3 Ν

'3 Μ 3 Ν

?\

(0

3 rd

φ —.

φ Ο

C rd M

M

4-1

xr

k

_o

rH

M CO G 3 N (U 4J U fd φ O 0) ^- E Ό ^

,

Λ; υ

4-1

1

D1 C M 3 C

rH

lc

Φ

:O 4J

3

rH •H ---

φ

4J

id Φ

3

1

g •—·

Sl

ft U C -H Φ rH

Cn

4-1

(d M

4-1

3

^

U -H

m

3
M-l (d 3 Φ

m

T) =3 Φ VI DI u) Φ

O

φ

M

τ)

·>

tMM Ν φ

D> ro (1)

^

φ

M

3 ε N —

Ι

dl 3

4-1 V i

c

DI C

•d

rd

rH

N

3 CQ rt 4J M -H

X

M

c

φ Μ

>y o

>

, n rd

tn

M 3 3 rH S O M C

U •H

Seq

TE (virtuell) —>RB

SA = Sprechakt; RB = Redebeitrag,- Seq = (dialogische) Sprechaktsequenz; TE = thematische Einheit; die geschweiften Klammern deuten an, daß ein Redebeitrag aus mehr als einem Sprechakt bestehen kann; die gestrichelte Verbindungslinie zwischen RB 2 und Seq 2 verweist auf den möglichen Wechsel der Initiantenrolle (innerhalb eines RB k a n n eine Seq abgeschlossen und eine neue begonnen w e r d e n ) . 17

Daher sei in diesem Zusammenhang verwiesen auf den Beitrag zu Gliederungssignalen im Text von Gülich (197O) und einen Beitrag zur thematischen Gliederung von Texten im Rahmen der Funktionalen Satzperspektive von Danes' (1970) .

18

Eine eindeutige Zuordnung von mehreren Sequenzen zu einem 'Thema' läßt sich - wie oben ausgeführt - nur in Dialogen mit Agenda vornehmen.

28

Für die detaillierte Textanalyse und Interpretation schlage ich demgemäß folgende fünf Beschreibungskategorien vor: Zuordnung von singulären Sprechakten zu einem Illokutionstyp 19 Identifizierung und Benennung der einzelnen illokutiven Akte Beschreibung der kcmmunikativen Funktion des Redebeitrags Beschreibung der Sprechaktsequenz mit Hilfe des Obligations- und Stra tegieansa tze s (e) Benennung der thematischen Einheiten (auf verschiedenen Hierarchiestufen möglich) (a) (b) (c) (d)

Bei der Applikation der aufgezählten Analysekategorien ist davon auszugehen, daß diese nicht rein deskriptiver Art sind, sondern bereits eine Reihe im einzelnen nachprüfbarer Interpretationsschritte enthalten. 3.1.4. Fragestellungen für die Dramenanalyse Abschließend sollen für die konkrete Dramenanalyse einige Fragestellungen aufgezeigt werden, die exemplarisch auf die Korrelationsmöglichkeiten sprechakt- und dramentheoretischer Analysekriterien hinweisen. Anknüpfend an die Überlegung, daß Sprechakte nicht isoliert vorkonroen, sondern inner in umfassendere Diskurseinheiten und Interaktionszusammenhänge eingebunden sind, ist auch für die Dramenanalyse nach der spezifischen Art dieser Einbettungsrelationen zu fragen. Von den verschiedenen Möglichkeiten von Sprechakten, sich auf den vorangehenden oder nachfolgenden Kontext zu beziehen (Einführung, Veränderung, Erfüllung oder Zurückziehen von Interaktionsbedingungen), sind hier einerseits Fragen nach der Einführung neuer Interaktionsbedingungen und der Veränderung prcpositionaler Einstellungen von besonderem Interesse, die bei den Figuren eines Dramas einen veränderten Wissens- und Beziehungsstand bewirken und somit Voraussetzungen für den weiteren Handlungsfortschritt schaffen; andererseits interessieren aber auch Fragen nach dem Erfüllungsmonent der obligierten Handlungen, so daß sich Handlungssequenzen daraufhin analysieren lassen, inwieweit bestimmte Interaktionsziele oder Tteilziele realisiert werden. Die Beantwortung von Fragen letzter Art ist v.a. dann nicht trivial, wenn es um die Verwirklichung 19

Dies setzt eine Typologie illokutiver Akte voraus, die in Kap. diskutiert wird.

3.3.

29

von nicht explizit verbalisierbaren Interaktionszielen geht (überzeugen, Beschimpfen, Überreden, etc.) sowie um solche Ziele, deren Verwirklichung gerade durch Erkennen der Handlungsabsicht fehlschlagen würde (Täuschungen, Irreführungen). Eine Beschreibung derartiger Handlungsabsichten, in der Sprechakttheorie als perlokutive Ziele bekannt, ist bereits auf der Ebene der kotmunikativen Funktion eines Redebeitrags anzusetzen. Ein weiterer wichtiger Untersuchungsaspekt, der sich aus der Sequenzierung von Sprechakten im Hinblick auf die Beziehungsstruktur der Figuren ergibt, ist die Stärke der jeweils mit initiativen Sprechakten eingeführten hörerseitigen Obligationen, die, wie weiter oben ausgeführt, entscheidenden Einfluß auf die Beschränkung des Handlungsrepertoires des Adressaten ausübt und somit die Sequenzierung mehr oder minder stark determiniert. Damit ist nicht nur die auf Obligationen reagierende Figur charakterisiert, sondern ebenfalls die agierende, Obligationen einführende Figur, wie sich besonders deutlich anhand verbal ausgetragener Machtkampfszenen im Restaurationsdrama demonstrieren läßt. Zu analysieren wäre hier also vor allem, inwieweit bestimmte Diskurstypen mit starken konraunikativen Obligationen (z.B. "Verhör") Sprecher- und Hörerrollen derart rigide präformieren, daß unmittelbare Rückschlüsse auf die soziale Beziehung der Interaktionspartner erlaubt sind. Dabei können die von mir oben vorgeschlagenen Sequenztypen für eine nähere Bestimmung der jeweils etablierten sozialen Beziehung durchaus hilfreich sein. Bei einer optionalen Sequenz charakterisieren sich die Figuren u.a. implizit durch die Art und Weise, wie sie an vorausgehende Redebeiträge anknüpfen. Gerade für die Restaurationskomödie stellen sprachliche Schlagfertigkeit und intellektuelle Gewandtheit im Repartee ein wesentliches Strukturprinzip des Dialogs dar, durch die sich Figuren als wits auszuweisen versuchen. Da in fiktionalen Dialogen ebenso wie in alltagssprachlicher Konversation davon ausgegangen werden kann, daß die Reihenfolge der Redebeiträge nicht regellos erfolgt, sondern gewissen Allokationsmustern unterliegt, ist auch im Drama der Art und einer evtl. dominierenden Technik des Redebeitragwechsels besondere Aufmerk-

30

saitikeit zu schenken. Schließlich sollte bei der Dramenanalyse auch nach der Verwendung von rekurrenten Sequenzmustern gefragt werden. Eine derartige Untersuchung könnte z.B. in der Kontrastierung von Figurenpaaren bestehen, die ein gleiches Sequenzmuster, etwa eine Vorwurf-/Rechtfertigungssequenz, auf unterschiedliche Weise realisieren. Darüber hinaus wäre es wünschenswert zu erfahren, ob bestirtmten Abfolgemustern ein paradigmatischer Charakter zugeschrieben werden kann, so daß diese Sequenzen und/oder ihre Durchführung in gewissem Sinne als gattungsspezifische Versatzstücke angesehen werden können. 3.2.

Identifizierung von Sprechakten

Die Identifizierung von Sprechakten wurde weiter oben als eine zentrale Aufgabenstellung für die Textanalyse bezeichnet (3.1.3 ) . Im Zusammenhang mit den erörterten Segmentierungs- und Sequenzierungsproblemen ist aus heuristischen Gründen bisher davon ausgegangen worden, daß die Identifizierung eines Sprechaktes (Proposition und zuzuordnende illokutive Funktion) relativ unproblematisch und intuitiv aufgrund der Sprachkonpetenz und des Alltagswissens eines Sprechers erfolgt. Will man jedoch gesicherte Erkenntnisse über das jeweils zu untersuchende sprachliche Material erlangen und die interpretative Zuordnung von Proposition und illokutiver Funktion nachvollziehbar machen, so muß man über das intuitive und vorwissenschaftliche Verständnis von Sprechakten hinaus nach den Kriterien fragen, die den spezifischen Verstehensprozeß von Sprechakten als 'Versprechen', 'Aufforderung', 'Vorwurf 1 etc. bedingen (Wunderlich, 1976a:3O2). Eine wesentliche Rolle für die Identifizierung eines Sprechaktes spielt seine jeweilige Realisierungsform. Wenig Schwierigkeiten bereitet die Interpretation einer Äußerung, wenn deren sprachliche 20

Sacks et al. (1974) unterscheiden in ihrem Modell zur Erklärung des Redebeitragwechsels zwischen einer Konstruktionskomponente (turnconstructional component) und einer Allokationskomponente (turnallocational component). Erstere gibt an, zwischen welchen sprachlichen Einheiten prinzipiell ein Sprecherwechsel erfolgen kann, während letztere auf die Art des Sprecherwechsels selbst abhebt. Dabei wird im wesentlichen differenziert zwischen der Möglichkeit des Sprechers, das Rederecht selektiv an einen bestimmten Sprecher weiterzugeben oder aber die Übernahme o f f e n zu lassen.

31

Struktur und ihre kommunikative Funktion in einem unproblematischen Verhältnis zueinander stehen, d.h. wenn der mit bestimmten sprachlichen Mitteln angezeigte Illokutionstyp den vom Sprecher intendierten Sprechakt bezeichnet. In diesem Fall liegt ein direkter Sprechakt vor. (1) (2) (3) (4) (5)

Ich bitte dich, mir eine ehrliche Antwort zu geben. Wir fordern Sie a u f , das Flughafengelände zu verlassen. Es ist verboten, die Eisfläche zu betreten. Hast du gut geschlafen? Fahren Sie an der zweiten Ampel links ab!

In den Sätzen (1) bis (3) wird der jeweilige Illokutionstyp (Bitte, Aufforderung, Verbot) in eindeutiger Weise durch die explizit performative Formel (EPF) indiziert. In (4) und (5) verdeutlichen die Satztypen Frage und imperatives eher Aufforderung s satz die im allgemeinen mit diesen Äußerungen vollzogenen Frage- und Aufforderungshandlungen. Der Zusammenhang zwischen sprachlich-strukturellen Gegebenheiten und der kannunikativen Funktion von Äußerungen läßt sich jedoch keineswegs als eine Eiris-zu-Eins-Körrelation beschreiben, wie obige Beispiele vielleicht nahelegen könnten. Es ist vielmehr davon auszugehen, daß mit einer sprachlichen Struktur stets mehrere kommunikative Funktionen realisiert werden können und umgekehrt ein bestimmter Sprechakt mit Hilfe unterschiedlicher sprachlicher Mittel zu vollziehen ist

(Sökeland,

198O:28 f f . ) . Dabei darf angenommen werden, daß es zu jeder Sprachstruktur eine "wörtliche" Interpretation gibt, die durch "Basisindikatoren" (Sökeland, 198O:49 f . ) wie EPF und Satztyp angezeigt wird. In der sprachlichen Praxis erscheinen derartige direkte Realisierungsformen jedoch eher die Ausnahme zu sein. Explizit performative Formeln in nicht institutionell standardisierter Verwendung kommen vor allem in problematisierten Kontexten vor, z . B . wenn einem der Kommunikationspartner nicht deutlich geworden ist, welchen Akt ein Sprecher realisieren wollte, wenn also die das Gelingen konstituierende Verstehensbedingung nicht erfüllt ist und von den Kommunikationspartnern explikativ eingeholt werden muß [...] (Ehrich/Saile, 1972:261)

SöTceland macht zu Recht darauf aufmerksam, daß im täglichen Sprachgebrauch die "Basisindikatoren" zumeist von "Sekundärindikatoren" (Abtönungspartikeln, bestimmte Adverbien, Intonation, Akzent, propositionaler 21

Die Ausdrücke illokutive Funktion/Rolle/Kraft synonymer Verwendungsweise geläufig.

sind ebenfalls in

32

Gehalt und Kontext) überlagert werden, so daß eine Dissoziation zwischen "wörtlicher" Interpretation und intendierter katmunikativer Funktion entsteht. Liegen stabile Dominanzverhältnisse arischen sprachlichen Indika22

toren bzw. zwischen sprachlichen und kontextuellen Indikatoren dergestalt vor, daß die "wörtliche" Sprechaktbedeutung von der intendierten komrunikativen Funktion des Sprechaktes dominiert wird oder werden die konstitutiven Sprechaktbedingungen der "wörtlichen" Sprechaktbedeutung verletzt, so spricht man von einem indirekten Sprechakt. (6) Ich verspreche dir eine Tracht Prügel, wenn du nach Hause kommst. (7) Wie kann man bloß so etwas sagen? (8) Hab' du mal einen Sprachfehler! (9) Die Tür steht offen. (1O) Unser Kind hat Masern.

In (6) widerspricht der propositionale Gehalt der konstitutiven Bedingung für einen Versprechensakt (A für H positiv) und muß aufgrund der Utikehrung dieser Bedingung vom Hörer als Drohung aufgefaßt werden. Intonation und Modalpartikel dominieren in (7) die Fragesatzform und geben der Äußerung den Charakter eines Vorwurfes. In (8) harmonieren zwar Basis- und Sekundärindikatoren miteinander, dennoch kann der Sprechakt nicht als eine wörtliche Aufforderung verstanden werden, sondern eher als eine Ermahnung, da die konstitutive Bedingung für Aufforderungshandlungen (H ist in der Lage, A zu tun) nicht erfüllt ist.24 Während in (6) bis (8) die jeweils intendierte koitinunikative Funktion aufgrund sprachlicher Indikatoren und Sprechaktregeln kontext22

Darunter sollen hier im weitesten Sinne Faktoren der Situierung eines Sprechaktes wie Vorwissen, Sprecher-/Hörerverhältnis einschließlich ihrer sozialen Rollen, Kommunikationsziele und -Strategien verstanden werden.

23

Vgl. dagegen die Definition des indirekten Sprechaktes bei Ehrich/ Saile ( 1 9 7 2 : 2 5 6 ) : "Nicht-direkt ist ein Sprechakt, wenn eine Dissoziation zwischen der intendierten kommunikativen Funktion und dem Satztyp der Äußerung oder einem in ihm enthaltenen performativen Verb bzw. einem anderen illokutiven Indikator besteht Q.. J] ". Eine sinngemäß ähnliche Definition findet sich bei Franck ( 1 9 7 5 : 2 1 9 ) .

24

Fälle dieser Art werden, soweit ich sehe, bei der Definition indirekter Sprechakte von Sökeland nicht berücksichtigt. Daher wurde die hier zugrundegelegte Definition entsprechend erweitert.

33

frei zu ermitteln ist, sind die indirekten Sprechakte in (9) und (1O) für eine Vielzahl illokutiver Lesarten offen und erhalten ihre spezifische konmunikative Funktion erst durch die Einbettung in einen Kontext. Diejenigen Fälle indirekten Sprechens, bei deren Interpretation vorwiegend auf kontextuelle Indikatoren rekurriert wird, werde ich im folgenden 'urrpliz-ite Sprechakte nennen. Die Unterscheidung erscheint mir sinnvoll, da der Anteil sprachlich-struktureller und konversationeller Erklärungsmöglichkeiten bei beiden Arten des indirekten Sprechens erheblich differiert. Welche Erklärungskraft der Sprachstruktur einerseits und kontextuellen Faktoren andererseits bei der Identifizierung indirekter Sprechakte beigemessen werden soll, wird unter Sprechakttheoretikern kontrovers diskutiert. Zwei unterschiedliche Ansätze zur Analyse indirekter Sprechakte sollen daher im folgenden diskutiert und miteinander verglichen werden. 3.2.1.

Indirekte Sprechakte

3.2.1.1. Erklärungsmodelle für indirekte Sprechakte: Schlußfolgerungsmodell vs. Vagheitsmodell Aufgrund von Searles Annahme (1971:5O), die illokutive Funktion eines jeden Sprechaktes könne prinzipiell durch eine explizit performative Formel wiedergegeben werden, selbst wenn der Sprechakt nicht durch ein syntaktisches Korrelat oder durch einen entsprechenden Indikator realisiert werde, begann man im Rahmen der generativen IransformationsgrannBtik Explikationsschemata für indirekte (implizite) Sprechakte auszuarbeiten. Diese unter dem Stichwort performative Analyse bekannt gewordenen Ansätze, in denen der Versuch gemacht wurde, die illokutive Funktion von Äußerungen mit einer explizit performativen Formel in der Tiefenstruktur auszuweisen, haben sich in vielen Punkten als nicht haltiar erwiesen. 25 Inzwischen liegen pragmatische Explikationsversuche für indirekte Sprechakte vor, von denen die zwei wichtigsten kurz miteinander kontrastiert und auf ihren Erklärungswert hinterfragt werden sollen. Die 25

Als Standardwerk der performativen Analyse gilt der Aufsatz von Ross (197O). Zu einer ausführlichen Kritik der performativen Analyse vgl. die Beiträge von Fräser (1971) und Grewendorf (1972) .

34

beiden Untersuchungen, hier verallgemeinernd als Schlußfolgerungsmodell (Searle, 1975a) und Vagheitsmodell (Meyer-Hermann, 1976) gegenübergestellt, thematisieren in gleicher Weise das zentrale Problem des indirekten Sprechaktes: wie ist es zu erklären, daß trotz offensichtlicher Dissoziierung von sprachlicher Struktur und kommunikativer Funktion von Äußerungen sowie bei Mangel an illokutionsanzeigenden Mitteln erfolgreich komnuni ziert werden kann? Searle beantwortet diese Frage mit dem Hinweis, daß ein Sprecher mit einem indirekten Sprechakt über das wörtliche Verständnis hinaus eine zusätzliche Mitteilung machen will. Diese vom Sprecher eigentlich gemeinte, sogenannte "primäre" illokution des indirekten Sprechaktes läßt sich mittels eines Schlußfolgerungsprozesses aus der "sekundären" Illokution, der des wörtlichen (direkten) Sprechaktes ableiten. Für die Applikation eines solchen Schlußfolgerungsprozesses, der trivialerweise am wörtlichen Verständnis des Sprechaktes anzusetzen hat, ist für den Hörer die Beherrschung von allgemeinen Sprechaktregeln und grundlegenden Konversationsmaximsn sowie die Kenntnis gemeinsanier linguistischer und nicht-linguistischer "Hintergrundinfontation" notwendige Voraussetzung. Searle (1975a:63) weist exemplarisch nach, wie mit Hilfe eines komplexen Schlußverfahrens, das auf den genannten Voraussetzungen basiert, schrittweise zunächst die Indirektheit als solche und schließ26

Die wichtigsten Konversationsmaximen, die Grice (1975:45 f.) aus dem allgemeinen Kooperationsprinzip von Sprecher und Hörer ableitet, sind: Maxime der Quantität: Mache deinen Beitrag so informativ wie möglich. Mache deinen Beitrag nicht informativer als erforderlich. Maxime der Qualität: Versuche deinen Beitrag so zu machen, daß er wahr ist; ...] sage nichts, wofür dir hinreichende Evidenz fehlt. Maxime der Relation: Mache deinen Beitrag relevant. Maxime der Art und Weise: Sei klar und deutlich; vermeide Dunkelheit im Ausdruck; vermeide Mehrdeutigkeit; sei kurz; sei methodisch. (Übersetzung von Wunderlich, 1972:56) Aus der Verletzung einer oder mehrerer Konversationsmaximen schließt Grice auf die Indirektheit eines Sprechaktes.

27

Dieser hier nur sehr verkürzt wiedergegebene Gedankengang weist insofern eine interessante theoretische Neuerung auf, als Searle von der noch in Speech Acts (1969) vertretenen These abweicht, Sprechaktbedingungen seien allein als semantische Gebrauchsregeln für sprachliche Elemente zu rekonstruieren.

35

lieh die primäre Illokution des Sprechaktes zu erschließen ist. Im Rahmen einer Modifikation des Searleschen Schlußfolgerungsverfahrens versucht dagegen Meyer-Hermann (1976) nachzuweisen, daß das Konzept der sekundären Illokution für die Erklärung indirekter Sprechakte überflüssig ist. Alle Sprechakte haben unabhängig von ihrer expliziten oder impliziten Realisierung durch Indikatoren ein Illokutionspotential, d.h. sie sind gegenüber einer Vielzahl illokutiver Lesarten offen. Das jeweils spezielle Verständnis der Äußerung wird dadurch gewährleistet, daß "durch den jeweiligen Kontext eine bestimmte Indikationsfunktion selegiert wird" (1976:14) . Denkt man das Vagheitsmodell konsequent zu Ende, so bedeutet dies im Hinblick auf die Ausgangsfrage zur Erklärung indirekter Sprechakte, daß die sprachliche Äußerung nicht in der direkten Weise mit der illokutiven Funktion assoziiert ist, wie Searle dies unterstellt. Mit anderen Worten, es gibt keine sprachlichen Elemente, deren Semantik zusammenfällt mit der Pragmatik von Sprech28 akten. Obwohl im Vagheitsmodell und im Schlußfolgerungsmodell unterschiedliche Erklärungsschemata für indirekte Sprechakte vorliegen, erscheint eine alternative Entscheidung an dieser Stelle keineswegs zwingend, zumal eine empirische Verifizierung und Validierung noch aussteht. Es ist vielmehr danach zu fragen, an welchen Punkten eine kritische Überprüfung beider Modelle anzusetzen hätte und ob und inwiefern die Konzeption des indirekten Sprechaktes eine für die Textanalyse wichtige Analysekategorie darstellt. Einen Beitrag dazu sollen die folgenden Fragestellungen leisten: 1. Wie stark ist die Evidenz dafür, daß tatsächlich in allen Fällen, die Searle indirekte Sprechakte nennt, die sekundäre Illokution vorliegt? 2. Lassen sich spezielle illokutive Funktionen für indirektes gegenüber direktem Sprechen derart auffinden, daß indirekte Sprechakte in einzigartiger Weise die Funktionen erfüllen, mit denen direkte Sprechakte nicht verbunden sind? (Franck, 1975:225) 28

Der hiermit angedeutete Gegensatz zwischen einer autonomen gegenüber der von Searle angestrebten integrativen Position von Pragmatik ist symptomatisch für die derzeitige Kontroverse in der Theoriediskussion über das Verhältnis von Linguistik und Pragmatik. VgL. dazu den Beitrag von Searle (1974).

36

3. Wie kann im Rahmen des Vagheitsmodells der offensichtlich nicht beliebige Zusamnenhang zwischen sprachlicher Äußerung und illokutiver Funktion präziser erfaßt werden? Ein zentrales Problem des Searleschen Derivationsverfahrens von indirekten Sprechakten stellt die Behauptung dar, daß allen Arten des indirekten Sprechens (obige Unterscheidung zwischen indirekten und impliziten Sprechakten wird von Searle nicht vorgenommen) stets die sekundäre Illokution, also der direkte Sprechakt, zugrunde liegt. Zu überprüfen sei dies an der Möglichkeit, jeweils auch auf den direkt performierten Sprechakt und nicht nur auf den eigentlich gemeinten indirekten Akt zu reagieren. Zumindest im Fall von stark konventionalisierten indirekten Sprechakten sowie bei der Verwendung von Idiomen erweist sich dieses Argument nicht als vollständig richtig (Reis, 1976/ 77). (11) *(lla) (12) (12a) *"(12b)

Du kannst eigentlich mal die Soße abschmecken. Das ist nicht wahr. Er ist einer von denen, die immer so schnell die Flinte ins Korn werfen. Schade, daß er so schnell aufgibt. Schade ums Korn.

Auf die primäre Illokution der Aufforderung in (11) kann man nicht ohne Verletzung der Kooperationsregel mit (11a) auf den sekundären Sprechakt der Behauptung reagieren. Auch das Verständnis idiomatischer Wendungen beruht keineswegs auf der wörtlichen Bedeutung des direkten Sprechaktes, wie sich in (12) demonstrieren läßt. Beide Beispiele schränken die Generalisierbarkeit der Searleschen Derivationsthese

ein. Für die Beibehaltung der Unterscheidung von direktem und indirektem Sprechakt, wie sie in der zweiten Frage thematisiert wird, plädiert Franck (1975). Sie gibt dem Searleschen Modell deshalb den Vorzug, da sie von der Annahme ausgeht, daß indirekte Sprechakte bestimmte kcrtininikative Funktionen erfüllen, zu denen direkte Realisierungen nicht dienen können. Die Funktion indirekter Sprechakte kann z.B. sein: Tabuvermeidung, Umgehung unerwünschter commitments oder unberechtigter Beanspruchung (oder Verschleierung) eines Status oder Rechts, die Schaffung eines breiteren Fortsetzungs- bzw. Auswegpotentials für sich oder den Partner, "Unverfänglichkeit", "Unverbindlichkeit", u . a . m . Diese Operationen sind £ . . . ] vorwiegend protektive Taktiken der sozialen Interaktion. (Franck, 1975:225)

37

Gegen Francks Argumentation läßt sich grundsätzlich einwenden, daß die Gleichsetzung von indirekten Sprechakten mit Funktionen wie Tabuvermeidung, Lhigehung von commitments, etc. nur für eine Teilklasse sprachlieber Äußerungen möglich ist. 29 Wenngleich man konzedieren muß, daß diese Funktionen wichtige konttunikationsleiterde Gesichtspunkte darstellen und für die Sinnfälligkeit der Unterscheidung von direktem und indirektem Sprechakt sprechen, so trägt dies wenig zur Klärung über die Stichhaltigkeit der Searleschen Vorgehensweise bei, wie sie oben erläutert wurde. Die dritte Frage nach einer präziseren Bestimmung des Zusammenhangs zwischen sprachlicher Form und kcmnunikativer Funktion von Äußerungen ist unlängst vor allem deshalb verstärkt in den Blickpunkt sprechakttheoretischer Forschungen gerückt, weil sich eine systematische Erfassung illokutiver Indikatoren für eine generalisierbare Typologie illokutiver Akte als überaus hilfreich erweisen würde. Im Rahmen dieser Arbeit kann die Problematik der Illokutionsindikatoren keineswegs umfassend beantwortet werden. Hier müssen einige Anmerkungen zu den Ergebnissen neuerer Forschungsbeiträge genügen. Seit Austins Hinweis (1972:91 f f . ) auf die Existenz segmentierbarer sprachlicher Elemente, die als illokutive Indikatoren fungieren können, sind sich Sprechakttheoretiker heute weitgehend darüber einig, daß neben den oben genannten direkten Realisierungsformen (EPF und Satztyp) auch weitere sprachliche Mittel eine Indikationsfunktion übernehmen können. Dabei ging man bisher davon aus, daß die "Sekundärindikatoren" sich von den "Basisindikatoren" lediglich im Hinblick auf ihren Verbindlichkeits- bzw. Eindeutigkeitsgrad unterscheiden und maß dementsprechend kontextuellen Faktoren für das Verständnis indirekter Sprechakte eine gewichtige Rolle bei. Sökeland (198O) weist hingegen in einer umfassenden Studie zur Indirektheit von Sprechakten schlüssig nach, daß zwischen illokutionsanzeigenden sprachlichen Mitteln vielschichtige Beziehungen existieren und es daher keinesfalls ausreicht, sich mit einer Inventarliste potentieller Illokutionsindikatoren zu begnügen. Zwei Ergebnisse dieser Arbeit haben für unsere Überlegungen zentralen Stellenwert: 29

So können z.B. für viele der indirekten oder impliziten Realisierungsformen von Aufforderungshandlungen obige Funktionen meist nicht reklamiert werden.

38

1. "Basisindikatoren" und "SekundärIndikatoren" sind polyfunktional und weisen - auch innerhalb eines Indikators - ein unterschiedliches Korrelationsspektrum mit der kommunikativen Funktion einer Äußerung auf. 2. Für die Identifizierung derjenigen indirekten Sprechakte, bei denen sprachliche Indikatoren vorliegen, spielen kontextuelle Indikatoren eine untergeordnete Rolle, da es zwischen "Basisindikatoren" und "Sekundärindikatoren" relativ stabile Doninanzverhältnisse gibt. Die "Basisindikatoren" zeigen eine potentielle, aber im Vollzug des indirekten Sprechakts regelmäßig unterdrückte Rolle, die "Basisillokution" an. Die "Sekundärindikatoren" konkurrieren mit den Indikatoren der Basisrolle und deuten auf die vom Sprecher intendierte, tatsächliche kommunikative Funktion der Äußerung hin. Sie sind über die Basisindikatoren dominant. (Sökeland, 1980:157)

Es bleibt festzuhalten, daß der Zusamnenhang zwischen sprachlicher Struktur und konmunikativer Funktion von Äußerungen konplexer ist, als dies im Schlußfolgerungs- und Vagheitsrrodell unterstellt wird und die Rolle des Äußerungskontextes für die Interpretation indirekter Sprechakte in beiden Modellen neu zu gewichten ist. 3.2.1.2.

Zusaimienfassung und Ausblick auf die Textanalyse

Als ein erstes Problem für die Identifizierung von Sprechakten wurden die häufig vorkamenden indirekten Realisierungsformen von Äußerungen diskutiert, die sich im Gegensatz zu den "Basisindikatoren" durch ein unterschiedlich enges Maß an Korrelation zwischen sprachlicher Form und kcnmunikativer Funktion auszeichnen und daher einer Interpretation bedürfen. Die beiden vorgestellten Interpretationsverfahren, Schlußfolgerungsmcdell und Vagheitsmodell, weisen trotz der erörterten Einschränkungen etwa die gleiche Plausibilität auf, so daß als Resultat beide Erklärungsniodelle je nach Indirektstyp zur Identifizierung herangezogen werden können; d.h. je nach Anteil und Eindeutigkeitsgrad sprachlicher Indikatoren müssen für die Identifizierung indirekter Sprechakte zusätzlich, im Fall impliziter Sprechakte allein, Deduktionsverfahren angewendet werden. 3O

Vgl. dazu Bublitz' (1978:124) Ausführungen über die unterschiedlichen Funktionen von Modalpartikeln.

39

Für die Dramenanalyse interessieren nun über die Verfahren zur Interpretation indirekter Sprechakte hinaus v.a. die diversen Gründe für deren Gehrauch sowie die Motivationen und Koitimmikationsabsichten, die Figuren mit einer nicht expliziten Formulierung verfolgen. Zwar ist grundsätzlich von einer Polyfunktionalität indirekter Sprechakte auszugehen, doch lassen sich in bestinmten Interaktionssituationen meist spezifische konrounikative Funktionen festmachen, denen die vielfältigen Formen des indirekten Sprechens dienen können. Dabei muß unterschieden werden zwischen Sprechakten, die prinzipiell eine direkte Realisierung zulassen, aber aufgrund von Höflichkeitskonventionen, protektiver Taktiken oder allgemeiner Interaktionsstrategien nicht explizit formuliert werden, gegenüber solchen Fällen, bei denen eine direkte Performierung nicht möglich ist. Innerhalb der ersten Gruppe läßt sich weiter differenzieren zwischen Indirektheitsmustern, die entweder aufgrund ihrer Normorientiertheit oder aber hinsichtlich ihrer Beziehungsorientiertheit für die Figurendarstellung bzw. Figurenkonstellation besonders relevant sind. So spiegeln sich im Drama des 17. Jahrhunderts soziale Verhaltensnormen im reich nuancierten Spiel verbaler Höflichkeitsformen wider, deren souveräne Beherrschung eine Figur als zum gentry (Oberschicht, niedriger Adel) gehörend charakterisiert. Zu derartigen normorientierten Verhaltensweisen gehört auch die Vermeidung bzw. Umschreibung bestimmter tabuisierter Ihemenbereiche sowie die Wahrung ausgewogener Indirektheitsmuster wie z.B. beim Liebeswerben in der loye-cfazse-Komödie. Dabei ist zu beachten, daß sowohl allzu große Direktheit als auch überzogene Indirektheitsmuster in ihrer Inkongruenz mit den vorherrschenden Wertnormen aufgedeckt und entsprechend sanktioniert werden. Als eher beziehungsorientiert können die oben zitierten protektiven Funktionen indirekter Sprechakte wie 'Vermeidung unerwünschter commitments' , 'Unverbindlichkeit1 oder 'Unverfänglichkeit1 gekennzeichnet werden. Die Erfassung der Figurenrelationen wird durch den Gebrauch solcher indirekten Sprechweisen zunächst erschwert, da der Sprecher . dem Hörer lediglich ein Interpretationsangebot bietet, das bei NichtUbereinstimnung der illokutiven Lesart beiden Auswegmöglichkeiten offenhält. Dennoch gibt die jeweilige subjektive Ausdeutung Aufschluß über die angestrebte Beziehung zum Interaktionspartner.

40 Er [der Sprecher, d. Vf.J formuliert eine intendierte Beziehung zum Angesprochenen nicht endgültig, sondern versuchsweise, hält sich selbst damit Rückzugsmöglichkeiten auf eine der möglichen Deutungen o f f e n £. .. ] , er gibt dem Angesprochenen die Möglichkeit, seinerseits die eine oder andere Reaktion zu wählen, d.h. selbst zu bestimmen, welche Ebene der Beziehung er wünscht. (Wunderlich, 1972:33)

Durch die dem Adressaten eingeräumte Entscheidungsfreiheit bezüglich der Anerkennung bestimmter sprecherseitig etablierter Obligationen werden keinerlei Machtansprüche gestellt und damit eine symmetrische Entfaltung des Dialogs ermöglicht (Franck, 1975:229). Im Hinblick auf den Handlungsverlauf implizieren indirekte Sprechweisen protektiver Art immer eine optionale Sequenzierung, so daß eine derartige Handlungsphase durch ihr offenes Fortsetzungsmuster zu charakterisieren ist, was sich für die Rezeption spannungsintensivierend auswirken kann. Die hier genannten indirekten Sprechakte, die nicht durch ihre direkten Versionen substituierbar sind, da die indirekte Performierung wichtige kottnunikative Funktionen erfüllt, müssen abgegrenzt werden von einer zweiten Gruppe von Sprechakten, bei denen eine direkte Realisierung prinzipiell nicht möglich ist.

Dies betrifft stark affektge-

bundene Akte (Beleidigung, Beschimpfung, Komplimente machen) sowie perlokutive Akte, die auf unmittelbare Wirkung ausgehen (Trost zusprechen, überreden, Überzeugen) als auch die verschiedenen unaufrichtigen Varianten von Sprechakten (Lügen, Tauschungen, Irreführungen, zum besten halten); (Wunderlich, 1976a:3O4) . Die mit diesen Äußerungen thematisierten Interaktionsziele lassen sich im Drama entweder aus den oftmals aside gesprochenen Plänen und Ankündigungen der Figuren explizit entnehmen oder müssen implizit aus mehr oder minder unfangreichen Sequenzen ermittelt werden. Die Gruppe der unaufrichtigen Sprechakte ninrnt allerdings insofern eine Sonderstellung ein, als das Erkennen des Interaktionszieles durch den Adressaten den jeweiligen Sprechakt in der von Sprecher intendierten Funktion gerade scheitern lassen würde. 3.2.2.

Unaufrichtige Sprechakte und Tauschungshandlungen

Ein ganz anderes Problem für die Identifizierung von Sprechakten besteht in ihrer Anfälligkeit gegenüber einer Vielzahl von unaufrichtigen Ausführungen . Lüge, Irreführung, Heuchelei, Nahelegung falscher Voraussetzungen sind nur einige der unaufrichtigen Varianten, die bei kon-

41

sistentem und regelhaftem Gebrauch nur schwer als Konnunikation mit Täuschungsabsichten zu erkennen sein dürften. Zwar teilen derartige Täuschungshandlungen mit den indirekten Sprechakten die Eigenschaft der Divergenz zwischen Gesagtem und Gemeintem und darüber hinaus mit den perlokutiven Sprechakten auch das Charakteristikum der NichtExplizierbarkeit, doch ist die intendierte kortnunikative Funktion in unaufrichtigen Sprechakten weder sprachlich noch kontextuell indiziert, da sie gerade nicht durch ein Schlußverfahren rekonstruiert werden soll. Sprachliche Täuschungshandlungen gelingen letztlich erst dadurch, daß die Suspendierung bestürmter Sprechaktregeln vom Hörer nicht erkannt und die Kommunikation unter scheinbar normalen Bedingungen fortgesetzt wird. Als Täuschung identifizierbar ist ein Sprechakt oder eine Sprechaktsequenz erst dann, wenn ein Sprecher dieses 'Sprachspiel1 nicht vollkannen beherrscht,

d.h. wenn er beispielsweise leicht überprüf-

bare (unwahre) Behauptungen aufstellt, sich in Widersprüche verwickelt oder das Vorwissen seines Kommunikationspartners falsch einschätzt. Im folgenden soll zunächst danach gefragt werden, welche Typen von Täuschungshandlungen unterschieden werden können und welche Handlungsintentionen mit ihnen realisierbar sind. Weiterhin wird die Anfälligkeit verschiedener Sprechakttypen gegenüber Täuschungshandlungen untersucht und die Bedingungen für das Gelingen bzw. Mißlingen und damit für das Erkennen von unaufrichtigen Sprechakten beschrieben. Im Anschluß daran kann dann als übergreifende Fragestellung die Relevanz und die zentrale Bedeutung verschiedener Täuschungshandlungen im Drama - diese gehören zum konstitutiven Bestandteil der konventionellen Gattungserwartung einer Komödie - unter Berücksichtigung des inneren und äußeren Kamunikationssystems erläutert werden.

31

Auf die Regelhaftigkeit bei der Verwendungsweise unaufrichtiger Sprechakte macht bereits Wittgenstein (dt. 1977:141) in seinen Philosophischen Untersuchungen aufmerksam: "Das Lügen ist ein Sprachspiel, das gelernt sein will wie jedes andere."

42

3.2.2.1. Typisierung von Täuschungshandlungen Alle Deutungs- und Interpretationanuster ("Rahmen"),

32

anhand derer

Interaktionspartner ihren verbalen und nicht-verbalen Handlungen einen konnunikativen Sinn zuordnen, sind vielfältigen Gefährdungen ausgesetzt. Goffman (1977) beschreibt die wichtigsten Typen der Anfälligkeiten und Verletzungen primärer Deutungsmuster in seiner Rahmen-Analyse als zwei grundlegende Arten von Transformationen: die Modulation und die Täuschung. Charakteristikum beider Transformationen ist ihr mimetischer Bezug zur Wirklichkeit.

Während bei einer Modulation (etwa einem Rollen-

spiel) alle Beteiligten über die Art der Transformation des Wirklichkeitsausschnittes sowie über deren Beginn und Ende informiert sind, fehlen bei einem Täuschungsmanöver diese 'Rahmenhinweise1 entweder ganz oder sind nur bei komplizenhaftem Zusammenwirken vorhanden, so daß die Betroffenen "zu einer falschen Vorstellung von dem gebracht werden, was vor sich geht" (Goffman, 1977:98).34 Dabei lassen sich nach Goffman im wesentlichen zwei Gruppen von Täuschungen gemäß ihrer zugrundeliegenden Intention unterscheiden: 1. Täuschungen in guter Absicht Hierunter sind solche Täuschungshandlungen zu verstehen, die nicht in unmittelbarem Gegensatz zu den Interessen des Getäuschten stehen und bei denen die moralische Persönlichkeit des Täuschenden keine Dis32

Der soziologische Begriff "Rahmen" geht auf Goffman (1977) zurück. Der Themenbereich von Goffmans Rahmen-Analyse sind situationsgebundene individuelle Alltagserfahrungen und ihre Organisationsprinzipien. Er geht davon aus, daß jedes Individuum in alltäglichen Interaktionssituationen gemäß bestimmten, präzisierbaren Deutungsmustern Definitionen einer Situation aufstellt und sich dementsprechend verhält. Die Rahmen-Analyse untersucht einerseits den Prozeß des "Rahmens", der das Handeln der Menschen stabilisiert und ihm einen Sinn verleiht, andererseits die Brüchigkeit und Verletzlichkeit, denen "Rahmen" durch Manipulation, Umdeutungen und Verschlüsselungen unterliegen.

33

"Die Modulation ist eine grundlegende Art der Transformation eines Stückes Handlung, die dabei in allen Einzelheiten als Muster für etwas anderes dient." (Goffman, 1977:98). Vgl. dazu auch seine ausführliche Definition (1977:58).

34

Außerdem endet eine Täuschung mit ihrer Aufdeckung, d.h. die Transformation ist zerstört und nicht wiederholbar oder fortführbar wie eine Modulation nach einer Unterbrechung (Goffman, 1977:99).

43

kreditierung erfährt (1977:102). Scherzhafte Täuschungen wie Schabernack, zum besten halten, Foppen, Hänseln u.a. zeichnen sich stets durch ihre Kurzlebigkeit aus - der Betroffene wird alsbald in die Tauschung eingeweiht - sowie durch die Annahme des Täuschenden, daß der Scherz weder ihm selbst zum Vorteil gereicht, noch vom Getäuschten im allgemeinen als feindseliger Akt gegen sich aufgefaßt werden könnte. Neben der Interessenwahrung des Betroffenen und der relativ kurzen Dauer sind gutwillige Täuschungen im weiteren gekennzeichnet durch ihre zumutbare Reversibilität (der Täuschende hätte ebenso 'Opfer' sein können) und durch die absichernde Hinzuziehung einer Gewährsperson. Dennoch genügen offenbar nicht alle gutwilligen Täuschungen dem Kriterium der Reversibilität. So erwähnt Goffman das 'zum besten halten" als eine Täuschung, mit der immer eine gewisse Herabsetzung des Betroffenen verbunden ist.

"Das Opfer braucht den Scherz nicht ernst zu

nehmen, ja soll es gar nicht, aber es muß die Tatsache ernst nehmen, daß diejenigen, die es zum Narren hielten, das für erlaubt, ja angebracht hielten." (1977:104). Außerdem scheinen bestimmte Mitglieder einer Gesellschaft oder innerhalb einer sozialen Gruppe prädestinierter für derartige Scherze zu sein als andere (ranghöhere), bei denen diese als weitgehend tabuisiert gelten oder zumindest in anderer Form auftreten. In jedem Fall können gutwillige Täuschungen eine Beziehungsveränderung bewirken, zumindest in dem Sinne, daß der Getäuschte in Zukunft gegenüber Äußerungen und Handlungen des Täuschenden leichter Verdacht schöpft. Die Grenzen einer solchen Täuschung sind erreicht, wenn der Urheber durch Verletzung des Taktgefühlt oder mangels Augenmaß sich selbst und das Ansehen des Partners diskreditiert. Definitionsgemäß ist der Urheber einer gut gemeinten Täuschung moralisch nicht befleckt Q s i c l l , und die Grundinteressen des Betroffenen werden nicht übergangen. Das bedeutet, daß ein Täuschungsmanöver zwei Seiten hat: eine moralische, die mit der Achtbarkeit des Täuschenden zu tun hat, und eine strategische, die mit der Irreführung der Wahrnehmungen des Getäuschten und Q...J seiner Reaktionen zu tun hat. ( G o f f m a n , 1977:118)

Gerade die moralische Komponente eines Täuschungsmanövers, die auf die Achtbarkeit des Fehlinformanten abhebt, gilt in ihrer umgekehrten in35

Jedoch reicht die Hinzuziehung einer Gewährsperson bei Täuschungen mit einem hohen Organisationsgrad ( z . B . Planspiele in den Medien) nicht mehr aus. Hier müssen darüber hinaus juristische Absicherungen getroffen werden.

44

haltlichen Ausprägung als wesentliches Definiens für schädigende Täuschungen und damit zugleich als ihr wichtigstes Uhterscheidungsmerkml gegenüber der gutwilligen. 2. Täuschungen in schädigender Absicht Die zweite Gruppe von Täuschungen läßt sich folglich nach dem Oppositionsprinzip charakterisieren als eine nicht reversible Handlung, die den Interessen des Betroffenen zuwiderläuft und die der Tauschende trotz dieses Wissens absichtlich herbeiführt, um sich oder einem anderen einen Vorteil zu verschaffen. Im Gegensatz zur gut gemeinten Täuschung sind mit der Aufdeckung einer schädigenden Täuschung wesentlich stärkere soziale Konsequenzen verbunden, die vom Vertrauensbruch über Abbruch einer sozialen Beziehung bis hin zu Sanktionen im strafrechtlichen Sinne reichen können. Dabei ist zu beachten, daß selbst derjenige, der eine Täuschung aufdeckt, unter Umständen durch die Art, wie er seine diskreditierende Entdeckung macht (z.B. Belauschung, Einsicht in geheime Dokumente o.a.), sich selbst schädigt (Goffman, 1977:122). Im öffentlich-rechtlichen Bereich hingegen ist eine derartige Selbstschädigung beim Gebrauch illegitimer Mittel in starkem Maße durch institutionsspezifische Nonnen eingeschränkt. Hier kann sogar der Einsatz einer schädigenden Täuschung als moralisch legitimiert, wenngleich in den wenigsten Fällen als juristisch legal, gelten, wenn dies einem 'höheren Ziel1 dienlich ist (etwa der Aufklärung eines Verbrechens) und/oder dem Betroffenen bereits ein soziales Stigma anhaftet. In seiner strategischen Komponente, nicht jedoch in den Folgewirkungen, unterscheiden sich gutwillige und schädigende Täuschungen nur geringfügig voneinander. Der Fehlinformant macht falsche Angaben über sich selbst, dritte Personen oder Sachverhalte, stellt falsches Beweismaterial her oder versucht durch diffamierende Behauptungen dem Ruf des Betroffenen zu schaden. Falsche Selbstaussagen haben jedoch nicht notwendigerweise schädigende Funktionen, sondern können dem Urheber zur Aufrechterhaltung einer günstigen gesellschaftlichen Fassade dienen und sind oft Mittel zur Bewältigung inkompatibler Rollener36

Die Gefahren, die mit einer Berufung auf 'höhere Ziele' innerhalb einer sozialen Normhierarchie verbunden sind, dürften hinlänglich bekannt sein und ließen sich an zahlreichem Material aus dem Alltags leben dokumentieren.(Abhörskandale, Polizeiverhöre, u . a . ) . Allerdings gibt es zumindest im deutschen Strafrecht eine Reihe von Einschränkungen für die Gültigkeit und Zulässigkeit von unlauter gewonnenem Beweismaterial.

45

Wartungen. Ebenfalls eher dem Eigeninteresse des Täuschenden zuzurechnen ist der Sonderfall· der falschen Sel·bstbeschul·digung. "Hier übernimmt der Betreffende zwei Funktionen gleichzeitig: die des Herstellers eines falschen unehrenhaften Bildes und die des dadurch Diffamierten. Der Zweck dürfte die dadurch gewonnene Publizität sein." (Goffman, 1977:125). Dagegen ist jedoch einzuwenden, daß der Vorteil einer größeren Publizität nur in Ausnahmefällen die mit einer derartigen Selbstbezichtigung stets verbundene Stigmatisierung des lauschenden überwiegt. Eine subtilere Technik der Täuschung, in der eindeutig die schädigende Absicht dcminiert, ist die Schaffung einer Situation, in der eine selbstschädigende Handlungsweise des Betroffenen durch Manipulation bestittmter Begleitumstände mit relativ großer Sicherheit antizipiert werden kann. Gefördert wird eine solche Fehlinterpretation durch verbale Kunstgriffe wie Andeutungen, taktische Ambiguitäten und entscheidende Auslassungen, die der Täuschende bewußt einsetzt, ohne damit im strengen Sinne die Unwahrheit gesagt zu haben (Goffman, 1976:58) . Bei den bisherigen Überlegungen wurden Täuschungshandlungen im wesentlichen hinsichtlich ihrer Sprecherintention und auf ihre Auswirkungen im Interaktionsprozeß untersucht. Auf eine Differenzierung in verbale und nicht-verbale Täuschungen wurde dabei verzichtet, da letztere im Drama fast immer in konkomitanter Funktion vorkamen. Die folgende Betrachtung wendet sich nun der rein sprachlichen Performierung von Täuschungshandlungen zu, indem sie nach den Möglichkeiten fragt, wie Sprechakte zu anderen als in ihrer Bedeutung festgelegten Zwecken verwendet werden können.

37

'Stigmatisierung 1 wird bei Dreitzel ( 1 9 7 2 : 2 9 5 ) d e f i n i e r t als ein "durch die Diskreditierung bestimmter psychischer und sozialer Attribute von Seiten der Rollenpartner entstehender Verlust einer gemeinsamen Interaktionsbasis in der wechselseitigen Anerkennung als 'vollwertiger 1 Rollenträger."

46

3.2.2.2. Affizierbarkeit verschiedener Sprechakttypen gegenüber 38 Täuschungshandlungen Sprachliche Täuschungshandlungen lassen sich nicht einer bestimmten Sprechaktklasse zuordnen. Sie sind bei erfolgreichem Vollzug nicht von ihren aufrichtigen Varianten zu unterscheiden und gerade aus diesem Grund ein Problem für die Identifizierung. Mit anderen Worten, in allen Fällen, in denen mit einem Sprechakt eine propositionale Einstellung zum Ausdruck gebracht wird, gilt konventionellerweise diese Einstellung mit dem Vollzug des Sprechaktes als gegeben, unabhängig davon, ob der Sprecher die korrespondierenden Meinungen oder Gefühle wirklich besitzt (Searle, 1971:107). Demnach können zwei Typen von Sprechakten von der Anfälligkeit gegenüber Täuschungen von vornherein ausgeschlossen werden, nämlich propositionslose Akte (Grüßen, Zuprosten, etc.) und zeremonielle Formen von Sprechakten (Taufe, Eheschließung, etc.) . Diese Sprechakte werden in keiner Weise durch unaufrichtigen Gebrauch in ihren konstitutiven Bedingungen betroffen, sondern mißlingen höchstens durch das Fehlen passender Begleitumstände. 39 In allen anderen Sprechakttypen hingegen kann die Aufrichtigkeitsbedingung verletzt werden, ohne daß dies allerdings notwendigerweise zur Annullierung des jeweiligen Sprechaktes führen muß. Der wohl häufigste Fall einer sprachlichen Täuschung ist die Lüge oder unwahre Behauptung. Vergegenwärtigt man sich die Aufrichtigkeitsbedingungen von Behauptungshandlungen (verkürzt: S macht glaubhaft, daß die Proposition p wahr ist), so wird deutlich, daß zwischen einer wahren bzw. falschen Proposition einerseits und der propositionalen Einstellung andererseits unterschieden werden muß. An der Definition der Lüge gegenüber dem auf einer nicht wissentlichen Täuschung beruhenden Irrtum kann dies leicht demonstriert werden: 38

Die zahlreichen Varianten unaufrichtiger Sprechakte wurden bisher nur marginal in sprechakttheoretische Untersuchungen einbezogen, da die Sprechakttheorie primär die konstitutiven Voraussetzungen und Bedingungen für den erfolgreichen Vollzug von Sprechakten zu beschreiben versucht.

39

Austin (dt. 1972:35 f . ) unterscheidet in seiner Lehre von den Unglücksfällen zwischen misfires, bei denen eine Handlung nicht zustande kommt, und abuses, in denen die Handlung zwar realisiert wird, aber unehrlich ist.

47 (a)

Lüge: und:

(b)

Irrtum: und:

p = f und S weiß, daß p = f;

S:BEH (p) = w

p = w und S weiß, daß p = w; S:BEH (p) = f p = f und S glaubt, daß p = w; S:BEH (p) = w p = w und S glaubt, daß p = f;

S:BEH (p) = f

Während in (a) der Sprecher weiß, daß die Proposition falsch ist,

er

dennoch absichtlich behauptet, sie sei wahr (analoges gilt für die Unkehrung), wird die Aufrichtigkeitsbedingung für eine Behauptungshandlung in (b) nicht verletzt, obgleich die Proposition falsch sein kann. Eine Täuschung äffiziert also nicht den gesamten Sprechakt, sondern nur die jeweilige propositionale Einstellung. Diese variiert jedoch gemäß verschiedener Sprechakttypen. Besonders evident zeigt sich dies bei expressiven Sprechakten (Danksagungen, Glückwünsche, Entschuldigungen), in denen die Aufrichtigkeitsbedingung nicht unabhängig von der 'wesentlichen Bedingung1 formuliert werden kann, d.h. eine Danksagung oder ein Glückwunsch gelten als Ausdruck der Dankbarkeit oder der Freude, eine Entschuldigung als Ausdruck des Bedauerns hinsichtlich einer faktischen Proposition. Begriffe wie "Verstellung1, 'Heuchelei1, 'Scheinheiligkeit1 oder 'Lippenbekenntnis1 charakterisieren die möglichen unaufrichtigen Ausführungen dieser Sprechaktklasse. Bei täuschendem Vollzug von Fragehandlungen und direktiven Sprechhandlungen (Befehl, Ratschlag, u.a.) ist ein Regelverstoß eher in bezug auf die Einleitungsbedingung als gegenüber der Aufrichtigkeitsbedingung (S wünscht, daß H A tut) zu erwarten. Eine täuschende Absicht liegt dann vor, wenn der 4O Sprecher die zu erfragende Information bereits besitzt, oder er im Fall direktiver Sprechakte weiß, daß der Adressat eine bestirrmte Handlung nicht ausführen kann oder aber diese, etwa ein Ratschlag, dem Hörer mehr schadet als Nutzen bringt. Hält man fest, daß bis auf die oben erwähnten Ausnahmen alle übrigen Sprechakttypen auf verschiedene Weise durch Suspendierung von Aufrichtigkeits- und Einleitungsbedingung von Täuschungen betroffen werden können, so interessiert im Rahmen der Identifizierungsproblematik v.a. die mögliche Erkennbarkeit propositionaler Sprechereinstellungen. Im Gegensatz zu Weinrichs (1966:14) Auffassung, Täuschungshandlungen seien einer sprachlichen Betrachtung 40

Institutionsspezifische Fragehandlungen, die didaktischen Zwecken oder Wissensprüfungen dienen, sind hier selbstverständlich ausgenommen.

48

nicht zugänglich, da sie sich "in der Seele" entscheiden, soll hier gezeigt werden, daß auch unaufrichtige Sprechakte gewissen konventionellen Regularitäten unterliegen und ebenso wie aufrichtige Sprechakte gelingen oder mißlingen können. 3.2.2.3. Gelingen und Mißlingen unaufrichtiger Sprechakte Zum erfolgreichen Vollzug eines aufrichtigen Sprechaktes genügt es dm

Sinne Searles (1971:88 f f . ) , daß der Sprecher mit seiner Äußerung eine Eeihe von grundlegenden Sprechaktregeln erfüllt. 41 Dieses relativ enge Verständnis vom Gelingen eines Sprechaktes, das sich ausschließlich an sprecnerseitigen Bedingungen orientiert und auf die Analyse des isolierten Sprechaktes begrenzt bleibt, ist zu Recht von Wunderlich (1972:22) als unangemessen zurückgewiesen worden. Entscheidend ist nicht allein, daß ein Sprecher eine bestürmte illokutive Funktion zum Ausdruck bringt, sondern daß der Hörer diese versteht und akzeptiert. So kann etwa der illokutive Akt eines Versprechens z.B. deshalb nicht gelingen, weil der propositionale Gehalt der Äußerung für den Hörer unglaubwürdig erscheint. Anhand eines Beispiels von Reis (1976/77:MB9) läßt sich dies verdeutlichen: (13) S: Hiermit verspreche ich Ihnen, Sie morgen bei der Vollversammlung zu unterstützen. (14) H: Sparen Sie sich Ihre Worte; darauf habe ich mich schon einmal vergeblich verlassen!

Auf eine ähnliche Weise können auch Täuschungsakte mißlingen. Die Glaubwürdigkeit eines Sprechers kann, setzt man einmal die inkongruente Informiertheit der Kbnraonikationspartner voraus, anhand einer Vielzahl von sprachlichen und außersprachlichen Anzeichen in Zweifel gezogen werden. Beispielsweise wirkt der häufige Gebrauch von Wahrheitsbeteuerungen, der übermäßige Explizitheitsgrad von Äußerungen (performative Formeln, bestürmte ffodalpartikeln) meist gerade nicht vertrauenerweckend. Auch Verhaltensweisen wie Erröten, Herumstottern, o.a. lassen Verdacht gegenüber der Authentizität des Gesagten aufkoirmen. An die Stelle des Verstehens kann dann ein 'Durchschauen1 treten, wobei gerade die zu 41

Diese sind: Einleitungsregel, Regel des propositionalen Gehalts, Aufrichtigkeitsregel und wesentliche Regel. Zu Anwendungsbeispielen vgl. Searle (1971:100 f f . ) .

49

verbergerde, nicht explizit gemachte Funktion der Äußerung erschlossen wird (Schlieben-Iange, 1975:75). Der Hörer hat dann grundsätzlich die Möglichkeit, den Sprechakt oder die Sequenz als Täuschung zurückzuweisen oder durch Akzeptieren der Äußerung den Sprecher seinerseits darüber im Glauben zu belassen, daß er dessen Täuschungsabsicht nicht durchschaut hat. Er setzt dann die Kcmrtunikation unter scheinbar überncmnenen Obligationen fort. Im Gegensatz zu den Glückensbedingungen für aufrichtige Sprechakte gehört es zu den charakteristischen Eigenschaften von Tauschungshandlungen, daß ein Sprecher mit seiner Äußerung auf bestimmte situative und kontextuelle Voraussetzungen rekurriert, von denen er annintnt, daß der Hörer sie nicht in gleicher Weise teilt oder sie zumindest verschieden einschätzt. Der Erfolg der TSuschungshandlung - konzediert man die Betrachtung von der Intention des jeweiligen Sprechers her hängt dann nicht zuletzt von einer adäquaten Einschätzung des gemeinsamen Vorwissens seitens des Sprechers ab sowie von dessen Antizipationsfähigkeit bestürmter hörerseitiger Handlungskonsequenzen. Dabei muß sich der Sprecher insofern eines konventionellen und regelgeleiteten sprachlichen Verhaltens bedienen, als er z.B. widerspruchsfrei argumentiert, Behauptungen angemessen belegt und konsistent handelt (Wunderlich, 1972:21). 3.2.2.4.

Erkennbarkeit von Täuschungshandlungen im Drama als Funktion der Informationsvergabe

Die verschiedenen Möglichkeiten und Grenzen für die Erkennbarkeit von TSuschungshandlungen sind bisher unter der Voraussetzung inkongruenter Informiertheit der unmittelbar betroffenen Interaktionspartner diskutiert worden. Bezogen auf die Kcmmunikationssituation in dramatischen Texten bedeutet dies, daß wir uns zunächst auf die Untersuchung der innerfiktiven Kcmmunikationsebene beschränkt haben. Auf der Rezeptionsebene hingegen ist eine Identifizierung von lauschungshandlungen zwar im allgemeinen weniger problematisch, sie muß jedoch auf dieser Ebene v.a. im Rahmen ihrer Funktion als Komponente der Wirkungsintention des Textes gesehen werden. Diskrepante Informiertheit von Rezipient und Figuren dient der Spannungserzeugung, der Erkennbarkeit des Eigenschaftsspektrums und einer entsprechenden Beurteilung einer Figur sowie einer möglichen Identifizierung des Rezipienten mit einer bestimmten Figur des Dramas.

50

Täuschungshandlungen gehören für den theaterkundigen Zuschauer in einer Komödie mit zur gattungsspezifischen Erwartungshaltung. Dabei ermöglicht ihm die sukzessiv vergebene und kumulativ speicherbare Information eine Summierung der partiellen Figureninformationen, die meist zu einer alsbaldigen Situationsüberlegenheit führt. Wie rasch der Rezipient einen solchen Informationsvorsprung erlangt, der ihm ein Durchschauen von Täuschungshandlungen erlaubt, hängt jedoch von der Art der jeweiligen Informationsvergabe ab. Denn oft liegen verschiedene Tatsachen und Begebenheiten, die Einstellungen, Überzeugungen und Handlungsabsichten der Figuren bedingen, jenseits der präsentierten dramatischen Interaktion. Besonders rezeptionserleichternd wirkt sich die initial-isolierte Expositionstechnik aus, in der die für das dramatische Geschehen wichtigen Voraussetzungen "in einem deutlich abgegrenzten Block in der Eingangsphase des Textes gegeben werden" (Pfister, 1977:125). Dadurch nimnt der Rezipient frühzeitig von den wesentlichen Zielen und Realisierungsabsichten der handelnden Figuren Kenntnis und ist somit in der Lage, die zu erwartenden Täuschungen als Inkongruenzen zwischen intendierten und nur vorgegebenen Handlungszielen zu erkennen. Zur Zielrealisierung ist die Verwendung solcher mittel notwendig, deren eigentlicher zweck dem partner zunächst verborgen bleibt. Es ist also zu erwarten, daß die handelnde partei eine Strategie entwickelt, in deren verlauf sie mittel verwendet, die sowohl als täuschungsversuche als auch in bezug zu ihrem eigentlichen ziel gleichermaßen effizient sind. Eine solche Strategie umfaßt voraussehbare etappen, die jeweils einander bedingen und als solche zur erreichung des ausgangsziels notwendig sind. (Harras, 1978:111)

Können die Täuschungsversuche und Strategien bei dieser Art der Informationsvergabe bereits zu einem relativ frühen Zeitpunkt im Textverlauf im Hinblick auf ihre Effizienz, mögliche Durchsetzbarkeit und moralische Vertretbarkeit hinterfragt werden (Harras, 1978:128) , so steht bei einer sukzessiv-integrierten Exposition primär die Frage nach dem Erkennen der Handlungsziele der Figuren im Vordergrund. Solange der Informationsstand des Rezipienten gegenüber einer Figur defizitär oder aber mit dieser kongruent ist, beschränken sich die Möglichkeiten zur Identifizierung von Täuschungshandlungen auf die im innerfiktiven Kcmmunikationssystem skizzierten Mechanismen. Allerdings konzentriert sich auch bei dieser Art der Exposition die Informationsvergabe meist

51

in den Eingangsphasen des Textes (Pfister, 1977:126), so daß in der Regel die kongruente Informiertheit bald in eine Informationsüberlegenheit seitens des Rezipienten übergeht. Ein weiteres Mittel der Informtionsvergabe, das den Rezeptionsvorgang bei Täuschungshandlungen der Figuren erheblich erleichtert, sind 42 die verschiedenen Arten des Beiseite-Sprechens (Pfister, 1977:193 f f . ) . In einem per Dramenkonvention für die nicht unmittelbar angesprochenen Kcmmunikationspartner unhörbaren aside gibt eine Figur freimütig und ohne Berücksichtigung strategischer Erwägungen Aufschluß über eigene Pläne und Handlungsabsichten und kormentiert potentielle Folgen des Gesehenen oder Gehörten (monologisches Beiseite-Sprechen) . Eine dramaturgisch motiviertere und subtilere Technik der unmittelbaren Bewußtseinsdarstellung ist das oft konspirative dialogische Beiseite-Sprechen, das zwar ebenfalls artifiziell wirkt, aber durch die Figurengruppierung am Bühnenrand glaubhafter dargestellt werden kann. Eine dritte Art des Beiseite-Sprechens, das Beiseite ad speatatores, das von den beiden fiktionsiitmanenten asides abgegrenzt werden muß, da es das innere Kontnunikationssystem durchbricht und eine vermittelnde Instanz zwischen Figuren und Publikum schafft, zeichnet sich besonders durch die Möglichkeit zur kcmplizenhaften Kcnnunikation und der damit verbundenen Spannungsintensivierung aus. Funktion dieser asides ist es nicht nur, das Publikum über die Voraussetzungen der Situation und die Pläne des Sprechers zu informieren und damit Spannung auf das Kommende zu wecken und den für die komische Wirkung wichtigen Informationsvorsprung gegenüber dem Opfer der Intrige zu sichern, sondern auch lustspielhaft Distanz aufzubauen und durch die "Komplizenschaft", den phatischen Kontakt zwischen intrigierender Figur und Publikum, die Atmosphäre der Heiterkeit zu verstärken. (Pfister, 1977:194 f.)

Ohne hier auf weitere Arten v.a. nicht-verbaler Signalisierung von Täuschungsabsichten eingehen zu können (Gestik, Mimik), sollte gezeigt werden, daß ein reichhaltiges Arsenal dramaturgischer Mittel existiert, um dem Rezipienten über einen "verdeckten Kanal1 eine Identifizierung von Täuschungsmanövern und unaufrichtigen Sprechakten zu ermöglichen.

42

Vgl. zum Beiseite-Sprechen auch die gegenüber Pfisters Darstellung weitaus weniger systematischen Ausführungen Goffmans (1977:256-264) sowie den Beitrag von Fox ( 1 9 7 2 ) .

52

3.2.2.5. Fragenkatalog zur Textanalyse Anstelle einer Zusammenfassung sollen abschließend anhand eines Fragenkatalogs einige der wichtigsten Analyseaspekte aufgelistet werden, die aus dem für die Restaurationskonödie zentralen Handlungsmuster der Täuschung resultieren: - wie sind quantitative Analyseaspekte, Fragen nach Dauer, Umfang und Anzahl der Beteiligten an Täuschungshandlungen für die Drameninterpretation auszuwerten? - auf welche Weise sind Figuren in Täuschungshandlungen involviert? Nehmen sie eine vorwiegend aktive oder passive Handlungsrolle ein? - bei welchen Figuren gelingen bzw. mißlingen Täuschungsmanöver typischerweise und wie korreliert dies mit ihren übrigen Figureneigenschaften? - welche sprachlichen und außersprachlichen Indikatoren, welche Regelverletzungen von Sprechakten führen zur Aufdeckung von Täuschungen auf den verschiedenen Komtnunikationsebenen im Drama? - haben die vorgeführten Täuschungshandlungen einen gutwilligen oder schädigenden Charakter oder dienen sie lediglich dem Eigeninteresse einer Figur? Inwieweit sind sie reversibel? Welche Handlungsziele werden mit ihnen jeweils verfolgt? - wie verändert eine vorzeitige Aufdeckung einer Täuschung das Beziehungsgefüge der Figuren und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Handlungsverlauf? - durch welche Art der Informationsvergabe wird auf der Rezeptionsebene die Kommunikation mit Täuschungsabsichten signalisiert, und wie wird die Einweihung des Rezipienten in Täuschungshandlungen expositorisch motiviert? - und schließlich, welche sozialen Wertnormen sind aus den überwiegend in Täuschungen verlaufenden Dialogen eruierbar, und welche Aussageintention wird damit verbunden?

53

3.3.

Klassifizierung von Sprechakten43

Bei der Diskussion zur Identifizierung von Sprechakten ist in mehrfacher Hinsicht bereits von Sprechakttypen die Rede gewesen. So ging es etwa bei der Untersuchung von Illokutionsindikatoren primär um die Frage, ob und inwieweit sprachliche Faktoren zu einer eindeutigen Identifizierung der illokutiven Funktion einer Äußerung als Behauptungs-, Frage-, Aufforderungshandlung, etc. beitragen können. Innerhalb der Analyse unaufrichtiger Sprechakte interessierte u.a. die Affizierbarkeit verschiedener Sprechakttypen gegenüber Täuschungshandlungen. Dabei wurde aus heuristischen Gründen die Existenz wohlunterscheidbarer Illokutionstypen zunächst implizit unterstellt. Aufgabe einer Klassifikation von Sprechakten muß es nun sein, die bisher intuitiv vorausgesetzten Illokutionstypen hinsichtlich ihrer Äquivalenzen und Oppositionen zu beschreiben und in eine taxonomische Ordnung zu bringen. Ausgangspunkt der Überlegungen zu einer Sprechaktklassifikation bilden nach einem kurzen Forschungsüberblick methodologische Fragen nach den Kriterien und Anforderungen, die eine solche Klassifikation zu erfüllen hat. Es soll gezeigt werden, daß die bisherigon :;lassifikationsvorschläge für unsere Zwecke insofern unbefriedigend sind, als sie die für eine Dramenanalyse notwendige Differenziertheit der Kategorien entbehren und/oder von ihrem theoretischen und methodologischen Ansatz her z.T. nicht unerhebliche Mängel aufweisen. Abschließend wird ein erweitertes und modifiziertes Klassifikationssystem vorgeschlagen und im Hinblick auf seine Applizierbarkeit für die Dramenanalyse erläutert. 3.3.1. Bisherige Klassifikationsversuche Ansätze zu einer Sprechaktklassifikation sind bisher vorgelegt worden von Austin (1962), Habermas (1971), Ohmann (1972), Fräser (1974), Campbell (1975), Searle (1973/1975), Wunderlich (1976a), M=Cawley (1977) und Verschueren (1977). 44 Ohne an dieser Stelle die vorliegenden 43

'Klassifikation von Sprechakten 1 hat sich inzwischen als Synonym für die Klassifikation illokutiver Akte eingebürgert und wird hier ebenfalls übernommen. Dabei muß allerdings immer mitbedacht werden, daß sich ein Sprechakt aus verschiedenen Teilakten (Äußerungsakt, propositionaler Akt und illokutiver Akt) konstituiert.

44

Die Beiträge von Austin und Searle sind von zentraler Bedeutung, da, soweit ich sehe, alle anderen Klassifikationen in mehr oder minder expliziter Weise auf diese Ansätze rekurrieren oder zumindest modifizierend Bezug nehmen.

54

Klassifikationsversuche einer vergleichenden Deskription und Kritik unterziehen zu können - eine endgültige Validierung müßte ohnehin aufgrund ihrer enpirischen Bewährung erfolgen - so sollen dennoch einige Gemeinsamkeiten aufgezeigt sowie grundsätzliche Kritikpunkte und Forschungsdefizite v.a. bezüglich ihrer methodologischen Konzeption und ihrer Anwendungsmöglichkeiten für die Dramenanalyse festgehalten werden (s. dazu den tabellarischen Klassifikationsvergleich S. 55, in dem einige der wichtigsten Taxonomien aufgeführt sind). Dies soll nicht zuletzt zur Begründung für die Entscheidung der hier vorgelegten Taxonomie illckutiver Akte beitragen. Innerhalb der genannten Sprechaktklassifikationen läßt sich zwischen solchen Ansätzen differenzieren, die eine Klassifikation von illokutiven A k t e n anstreben (Searle und Wunderlich) und jenen, die eine semantische Analyse und Typologie von Sprechakt v e r b e n im Sinne einer lexikalischen Systematisierung vornehmen (alle übrigen Autoren). Beide Ansätze sind in unterschiedlichem Maße dem Konzept der illokutiven Indikatoren verpflichtet. 45 Bei dem Versuch, illokutive Akte zu klassifizieren, geht man von der Überlegung aus, welche Sprechhandlungen mit welchen sprachlichen Mitteln ausgeführt werden können, welche Bedingungen für ihren erfolgreichen Vollzug konstitutiv sind und hinsichtlich welcher Dimensionen sich illokutive Akte systematisieren und zu relativ homogenen Gruppen zusartmenfassen lassen. Dabei nehmen Sprechaktverben zur Bezeichnung der jeweiligen illokutiven Funktion einer Äußerung zwar eine prominente Stelle ein, sind aber zur Identifizierung und Klassifizierung von Sprechakten nur ein, wenngleich wichtiger, illokutiver Indikator unter anderen (vgl. S. 3Of.) . In sprechaktverbsemantischen Ansätzen hingegen gilt das Hauptinteresse den performativen Verben. Man geht von den Hypothesen aus, daß gewisse semantische Eigenschaften über die Performativität eines Verbs entscheiden (McCawley, 1977:13) und daß jedem performativen Verb eine illo45

Vgl. dazu Meibauer (1979:22 f . ) ; er weist m . E . schlüssig nach, daß beide Ansätze mehr oder weniger semantisch fundiert sind und im Rahmen des Konzeptes illokutiver Indikatoren analysiert werden können.

46

Eine Ausnahme bildet hier Verschueren ( 1 9 7 7 ) , der zugleich eine Klassifikation von Verben und Akten anstrebt.

W

(Λ Di

M

EH U

ω

,-^

ιη

Γ--

σ>

^

EH rtj

Ul t/)

£H ^i

ω -Ρ

r-l ,-Η

01 Λ

a

CU -P

U π) PS

M

φ

to

ui

M

01

Q) U)

υ ο ·Η

EH ζ_)

U) Ul C

ω Μ ο PS (1) -Η

£> Ο

CU

Ή M

4J

M Ο



φ

-P

Cd PS Cd

toφ aο φε

g

Φ >

^"

--1

U") OJ

Ή CN m

OJ ΓΟ rvi m

ΙΟ K W

CO

w n

ω ω



to



> M 0) C U U Ο ·Ή EH -p C -Η -Ρ

,-Η

(0

ε

g

W

U EH H U) GJ -Ρ Ό W *H M

0 -P 0^ tO Ρ) EH V-i CJ X (0 Ul

PH

ω

-P

Ο a

0 f^ 01 EH

CM ΓΟ X

,-H

n

U)

φ

M •H p| [Λ

[d

φ 4J Ul Ul 3 M ΦCd •H f~f

3

EH C X -i-t

b

0

rC

Φ ΙΪ

PS

(0

J Pi M

W

^ 10

(B ffi M -P

w H ja u

S C/3

CQ U .H rii u Cu EH

W

6

ω w TJ -H Di W

*-n

CM

^t

^

to

ui ui

2

M "-H

M

C -H

>

M φ C1 D -H

-H 4-1 ifl M φ

EH fifi K S1 M

O -H 4-) (0 r-H

Cd

Μ υ n)

ο

CN m τ

«-ι

u

C Ο 8 Φ M

W Ul

Φ φ r-H

ε Q

M W

CO

Jo; ^ M ω cn o OQ a: M -p

M CO D (Tj W M jQ U 2 ij -H -H

S

PD V-t ^ rtj U CX

W EH ίΠ [d CO fO

Cl4

Di W

D O

U 4-1

Ct*l

h-1 C/2

^t

M

D D ·Ή

ω

^P

R u

g

M

1

D Pn

o υ

Di

Cd M O

Μ -Η > b-ι -Ρ

EH

•H

..'.

PS

σι ' c

tu

M φ

PS -rH M 3

Ui

to

r-

Q

S Φ D MH ,C U) Ct< Cd 3 EH C Χ Ή 2 H D* D -H φ S

S

Φ

Ul φ £>

•H

< W

M >

>^

£n

M

C -Η -Ρ

ΟΟ Π

frt Ό

ζ

W PS

^-t

£ Ή

U) ^H

ui ui id

tO M OS φ O C EH ^t O · -rH φ

Ul φ

X fd Cd

OS Cd

φ

ι-Η" *ΐ

M U Λ3 EH W

CN

^* ^

M ^> Cn -H 4-1 t/5 fd ^D M

Ul M Φ CH D^

a

Ο

,

.

φ

Ul ••H

Ul -H

>

>

td W Cd K £Χι

O O M M

O ·Η Ό M φ

0 0 C C — *—·

ω > QS in

OS

Ul

.

C C 0 0

EH -H 2 4-1

W

Χ φ

·Ή C Ο £ φ

H

4

Cd

to PS P EH

M -H H tt( 4-1

U

S "° ^

EH

to

~ c

Ul O Ul U Ή -H Φ Cd 10 Ul O

>

4J

^|

cd Ή a OS 13

E~* O C ί> HD U — Pu T-l ui φ

'

Γ-

.α υ •Η

V

σ>

Μ Φ

1 0

•Η 4J (0

Λ; •Η

ΜΗ

-Γ-Ι

U1

tn ία

c-H

Ξ

-—V

C

— 0)

(α ω

W

W M

W Cd

M M EH EH U M M U

M

* 1— I

* OJ

W W Cd Cd > >

EH

M ^j

EH EH O M M (J

t

Cd X Cd •

> Cd • ·

^T

(M

>

to

M H H

M

pn

o

X Cd

CO

OS § Cd U X > W

W Cd >

W

1

f*~l

M

M M

II

-H

^—l

C

o o •H -H Ul

U)

> >

0 0 M

M

a a 0 0

'c— ·c—·

(N

Μ

φ •σ UH 3 Λ

ι—I '

r~\ U •H ,-H

in

-P

Ό

^rj

C (l·

> U) •-I -H 4J 4J

υ

4J

tn :id

M

a

Λ; Φ Φ M •H

4-1 0 M

ω Ό

PS

Q Cd

S

·»'

-H n

Φ

>

>

•-H U) Ul •H P g

O ΓΜ

-H 4-1

.y

Λ

U-l Ul -H 4J

r-

σι ,-H

01

,-H M Ό ΟΙ

to

EH

a

to ω

PS

α< u

M Cd >

a M > -H O 4-1 M X O


0

rrj

φ

(C

rj

Dl

Φ

&

s

rH

ε Φ

D Ό

EH

Φ ι Λ; ^1

1

Τ3 ΤΙ ·Η 1 C -Ρ

Ο · ίΰ fl 3

Ι Φ

rH 4J ι-Η rH Ό XI φ 10 Ο

tn co Ρ
3

S C

tn φ

rH •rH Φ

4-1

C

Ο ω 4-1

•g

3 PH • Ε Ο

Ifl

3 Φ

.* ο;

m

Ό

φ χι 4-1 tn

3 Φ -P

•lH

-H

rH

φ

-rH

tn χ Φ

Ο

Φ

-rH

rH

•rH

>

Ό

D

m

4J

:3

Ifl TJ

·—



I-H

rH H

φ

—. w



rH

C O

-rH -P

Dl 0) Φ ·Η ΙΟ

C D> Ό -P .C

3 SH H-i φ CO a

C

3

a

rH

.C

0)

Γ

3 0

rH rH

M C fc M

Η

φ νι νι

(0 a

M Φ

ι-ΗνΗΚΟΦνΗίΟ,ΠνΗ rH VH -rH £ -rH H - r H W - P VH IM

^_j

φ

3 Ρ

Φ Φ W A

4J

ιΟ (0

• -H

-P

0 · IM Q

"\^ PH

rH

>!

-^

4-·

Λ χ: u υ Φ Φ

a a

W W 1

M

rH

4J

D1 Φ 0 C (0 VH -rH ifl

tn

ε -ν.

Μ

CK

-— ·Η C rH

Ifl

φ φ ·ιΗ 0 Ifl -rH W

rH

4-1

Φ J3

Φ1 -Η U5 (β -

D c

a

Ο

rH

g TJ

rH

φ

Ο

C

ft φ u tn

4-1

rH Ifl

-rH

c 0

)H Φ

VH

-rH

ιιβ

ω

φ

s

-H

C =3

G 0

4-1 •H

3 Φ

tn TJ Μ φ Φ -Η

> S D> VH

3 M t •rH -P

SH

DI C

3

4-1 φ TJ Λ ΜΗ C U -P ·3 3

ΐ

tn .c VH C

VH

tn H

>

DI

DI VH

13 φ Φ 0 S 05 CQ >

S

K C C Φ Φ Φ

^ 'O C C

-rH

VH

inj

S

•sφ

p

i-H C

c

α

Λ; 3 -Ρ

3 a Τ3 (0 (Λ J3

α Φ < m

rH

Φ

Ο

>

4-1 -Η 10 •rH rH

1

φ

h

4-1

Ο

·Η Ό

S Φ

Η >

^•^ '**χχ

PH

χ CUω ω ο; * ·

• ·

~C Μ

φ φ

Dl 4-1 Φ -Η Ο Ν

•rH

4-1

rC

rC

0)

VH

a φ

-H 4-)

•H 4J

rH

(0

C «H D-

u

rG

>

VH Φ

•rH

•rH

TJ

VH

φ

TJ VH Φ

υ

*x^

*^*Si

W 05

t

o

VH ω D- rH C ίο 3 ι 1 l| [

tn

•rH

α

Φ

rH

tn 3 VH a VH O -P 3 Φ 3 3 φ DI (0 S Οι & ifl

Φ U

4-1

§-£ 10 O

Λ

S •




VH Φ •P U)

VH Φ X3 -H

rH

tn (Τζ

4?

4J tn ft
r —

o 3 υ φ in c t. •H n ·« φ ω Ρ «β 3 α. B Λ: 4 - 1 φ ^ ( Ώ · Η Η - Η 4 - 1 ρ α VH φ a a φ 3 Ή .1 Φ IH ,·«; (fl O ·· O - r H Φ 3 ,C Di -H Ο φ φ £ 4 - ' ε σ ι ι θ ο (0 TJ

Λί

Ν

.rH rH

u

Λ rH 3 ίο -Η a O i(0 rH rH · Ul E n s -H t, A ο ω c Ή CD CD a —'

IM

4J

3 V^ Φ Ό C !(fl l C Φ

I .("ί

1

>M

a o

ra M

4-1

(0

y! -rH Ό Λ! 3

1

y

.

•rH

VH 0

4J

C

C Φ VH Φ 4J •H

vS-g

Φ DI

σ ε -Ρ 4_) 3 ω 4-ΐ Γ" c

ΙΟ rH

IM 3

rt

X

m

>

1

0

1

rH

• tn

4-1

D>

Φ -Η C

S -Ρ 0

(0

0 TJ a c 0 3 PU φ

•rH

3

φ

Λ; tn o r—)

ΛΙ C

Ο

rH

rH

ω υ •Η ω

•ιΗ 4J (0 -Ρ C Φ

3 Φ

φ •l :(0 M

c ο

c ω ,—* ^[>φ •Η

c tn

rH

·Η Φ Φ TJ φ

Ή

ι—l .Π Ο Φ DI >-l φ φ Ο» Ό Λ 10 DI

φ

4-1

c; φ )Η 3 χ; a

ιΟ

3(0 Sφ

D1 C 3

c

>1

C -P Μ -Ρ DI Φ

cx cu

o5 ω



«

ΡΪ

O

VH

a

ω

VH

> •

D> c 3

4-1 -Η

0

'Sο

VH Q VH Φ C •H

Ό VH 4-1

r*

Λ

υ tn

C 3

S

Φ >

-rH

ω

en

•Η

A

tn

tn φ 05 \^ •

0 U •



Q

D

Q

cJ

•iH

S

b!



ft

D a

\^ Φ Φ

rn LD v. \ CN

^T

0 0

P •rH

rH -rH

T-H

φ

φ

Q^

t/3 IS)

^

*

«-H

f-^ χ^

un

ο

*—(

Q^ ^—ι "ν^ "ν^

co Ο 0Ή *—Ι τΗ

^1 •i— *\ CM •i-H v-H

m

LO

[·*-.



4-1 > .Χ -H •H C N 01

Cn T3 ^ C Φ m c 'S3 Cφ

— r—cφn C

φ

Ό Ρ 3

C

|

f s

I

rH 4-1 Q, -rl E

Φ

•H

3

Φ Λ

-p u rl D

rH

-rl

(0

3

CO

0

>*H

φ

Cn Cn 3 Μ

3

(0 C

4-1 =3

O •H

tj 3

4-1 >H N O :3 M E ΜΗ 4-1 φ Φ Φ Φ > CQ T3

φ υ

φ χ; u

Φ

•σ

C Λί

3 3 :id M

rH

CO φ

rl

01 Cn Cn

r-1

M

10

-P

Ο

j_l

•Η

•α

CO •H



rH

Ό

O

•rl

4J

φ

φ Cn 3

Cn

C cn 3 C 3

αc

^ 01 C •H ιβ iH

Φ •Ρ

^^

3 Λ φ "φ ( Cn εSH ΌM •Cφ SHε (SH U In m ω Du

.C

to

:

3

4H

φ

ffl

Ρ CO Φ

SH

•H -H

^

0l K > \

4J CO (0 Φ •H 4J +J
CO

rl

φ

x:

s b

fc

u rt

CD'

< CD

** CD'

ro *\

ro rn

(N

00



Γ-~

,—t ·*·— n

rt T—1

10 •Η

ε c ο y

SH Ό to 3




-rl P

CO rl

CO

3

CO φ

CO




W

3 φ φ

Cn C 3 ,Η Φ

| 'S

3 Μ Ό

3

N t, >

N

Cn C 3 Cn

C Φ

•rl

CO

Ό

m ,—«

ο *\ en ^

Cn C

D^

A;u P3 4-J§ p. 3 a 3 Ό

to 3

rl

φ Φ > c

-μ tu υ Μ



τι c Cn

Ζ Cn Cn c C 3 3 rH 4-> rH



4->

•·

Ό C

C Φ

0 ΜΗ Cn ΜΗ C 3 3

< ε

CO

•rl

Ο

C :ιΟ Vj

c φ



x; φ

Φ > >Η 0)

χι

-Η Ρ

υ

fO Φ

m

Φ .r-]

Ρ

υ

•Η

C 0)

ar*_ m

Φ [> •Η Ρ U •rl

-rl

^

Ό

Ό

ft

>

>

SH Φ >

Cu

IX

^ S

οΓ ω αζ

χ ω

SH φ

ω κ

rl Φ




l

rH

-P 3 φ

£>

I

"φ ΜΗ

Ι

ι Ι )

Ο) -Ρ DI C

tn (0 ^Φ 4-1 -P

ο

Π) UJ

ΜΗ

:p i-H

Φ σ •rH

C Ο •Η ^| 4J _j C .,Η •H ρ [fl ( d W C D >

^

Η

1 φ

MDi φ ΰ

CG

ΜΗφΐη 3 £ Φ f t M h

§

DI C 3 O> ·Η 73 C Λ; C ft

Μ Η Ε Φ : Q P C UM*--

φ >

M

M

4-1

φ Ο C G 3 7 \ff C

3 3 4

4-1

W Φ J

id Q

*^

·ιΗ E Ε Q

φ 3 ^ Φ

Q

·

·

«

MC

:

UH M 73 i—1 UH >-H 3 Μ Φ 7 3 3 ^ ^ W iS-iS

CCG 33

D> Φ Ο OW

C φ

Ι

Λ;ο

Φ ω Λ υ

o;

r-icM

'3

Ο Ο > Φ

D> O ^ C C 3 3 D > 4-> -H α Ό 3 C χ ; χ φ ΰ C Q f t

MHO) 3£

Φ

\^

O4

w

ο 4J α> en Μ Ο ΰ φ Q< U —' &4

Μ

-Η (0

Μ

·Η Ε Ή Ο g g 3 E O E T S Ο ^ Η Ο Κ



C

:33 UHM Φ DiD1 Cr-H 3Ο

Oi O i W 3 Q j D * ΰ φ C CDrH>i-H 73 -rl 73 -H 3 φ M4J M W.C~4-> Ο Ο ι Φ Ο O O - t n

c 5 *\u cH t"\ j "^*. n

"^*^ ·



O4

χ : · ω

PL,

M

Ο < α : 3 · Ο ί :

I d M

ι η ο ) π 3 « ) Φ

M 4 -Ρ( > c "\.j

• *\ 4-ί t

-Η 01

d Ή D JQ C < C

DI £ φ 3Λ M U Φ(Λ 73 -H MM O O

0) φ > > >

·Η U 1

O>

Μ 3 υ

Φ

M H M

U H Q j 3 Φ « ) < 4 J M -Pol Φ·Η> £ CQ O *-* - H » .

M Φ 73 M .

C u) M OI»D Φ Ο ^ Φ C fflCT) 33 MC 73MD> Φ Ο > 4 - ) β Φ 5

r«- HDi dI

Ο Φ

Cu

rH

C Φ

73

Ν > 4 - >

UH 3 ti

3

cn Φ

3

C φ:ιΰ 3 Ο φϋ> OQ4J D i U H

QJ C < 4 H c G x ; D i 3

O IdM ·Η^|ίΠΦ O r H m O 4Jn4-):3 3:3DiC

WUH -rH3 d < 73 C M D i :ιβ φ C

4J -D< H 73

Ι

Ό

aj rH 3 JQ n >-H 3 P 3 73 P4 .C (£ C

ΦΜ Οιφ C O 3 M lOO

N

D> C Μ3 φ

.,3 Ci c r-H

O :3D< MC 73 3

I

rH id 3 4-1 -Ή M

' ι tj> DI -H

,j

·Η »1 Μ

ΰ

Μ

Φ

φ υ υ · Η 4 - 1 W 3 - H S U 1 7 3 ^ Ε Φ " C C b O 4 - J

H E *\H EΉ O"\ Pfi

"\ Μ · Ο



Q HH

"—

· χ

·c

Q · ^w Ο)

0


φ

rH

4->

Id

M

O C

•H id



h·}

· |τ]· Ι~3

ΡΓ*·

h·}·

1

ί^* p^

·

^

·

2Q

\~^·

·

Ω Ο.

Ο

OJ

\

ΆΆ

ΓQ)

n

•rH

-rl



Φ

Φ

r~

W N

ο

kO ^O

Q)

*

^O CO O tO

id

ίΰ

" ^D

Ο

Γ**·

Q)

Γ**· W

·Λ

^ί*

Ο^ '"^

*^ oj

)H Φ .Χ Φ 4J

'3 »Η Cn Φ

§ £ 3 3

ΜΗ (0

Cn β 3 C 42 φ

C 4-) Φ Λ Ο Φ 4-1 φ 43 4J Μ Ι * rH •H 4Q φ -Η .Q > « *5

χ-. rH

§ Ό •H4J in Cn PQ C Φ 3 iH Λ (H Φ U φ Ό CO cn ·Η ιΟ · '3 -Ρ Ν Cn Cn in

C Μ 0)

i1

IH rH

φ

4-1 ΜΗ •H m ffl CQ



rH

H

φ cn

01

•—ι £*i £ £ 10 «S A A

υ φ a w

ο φ ωa

4J

cn

φ

0 X (0

h

Q. «ί Ρκ

rH

3 φ

σΦ ΌIH

φ φ

W

OS Ο

•ν^ ^^



·

Q Ω

ο ΜΗ

C Η

=25

33

Φ > •rH

οι

0) •H

1 u •v. Q

φ M

C C 43 Η Φ

•s

- φ

4-1 4-> •Η Cn φ -Η

U

φ Φ

4-1 -Η φ S S

3

cS

0 Ρ -Η t) CQ

ι

cn ιβ r4

cn

§ •P

4-1 •rH 4J 4-1 4-1

(0

H Φ

Λ;

φ φ w

εrH

0 MH

fc

C H

ft

a

σ>• σι

σι

φ

σ«

as s. •s§< m Ι

(0

^ φ

Φ

Φ Cn

Ό

4-) Cn •H -H W Ό &

8.

s$

0)

oC Cns •H 3

rH rH

n c ο 3 ΜΗ

ι-Η PH

cn

rH

Ο -Ρ Ε

"3 IH CP Φ

Φ

ο

4J

S -8 —

C Cn Cn Cn ΜΗ ,* 01 φ φ 43 Φ Ό 3 Φ •Η φ ft ^ 2£ Ό Μ (0

rH

I

—.

Ι Φ C Μ '3 43 Μ '3 43 φ ΜΗ Cn 3 C N (0 (0 CO 3 Cn • S ^ (β rH rH C 0 :3 φ MH S rt Μ Cn MH 43 3 rH 4-1 S 3 •Η Φ Cn φ Ό 4-1 C •Ρ Η cn 4-1 C •H C C ιβ •rH rH •Η 3 4-1 φ ω DB rH :3 13 Ν Ό φ 01 ΜΗ 43 ΜΗ C

01

4-1

3

Ι Β-

4J O Φ

c

(3

I

c ci

Cn

•Ρ CP

|

φ

^|

CO

-S-M

rt! ^•^ A

43 Cn U G CO 3

Ό

rl



M Φ

to

cn 5

Οί

4J

-P

\ ^

*"ί •^,

S

ω

Λ

CO

(0

Φ 43 43 43 43 Φ φ Φ

Μ 0) Ji

cn cn

ft

Cn § Cn

ί-\

Φ

Φ

)

(0

•H

1

MH

10

H

rl fc.

4-> -Ρ rtj

(ή) ^Ν^

ft

ft

o c

φ

φ

•Η

•rl ^

cn cn •g

a JS u

*^

rH rH

•rH

pa m ft.

Μ

Cn

c φ φ

Ο •

Q

4-1

Ό

iH O MH C H ^^ ft

Φ Cn

Μ

φ

μ φ Φ φ 4J

W

6 (Η

Ο

4J

< ft

Η

OS

a

ft

ω OS

ε

ft a

ft

σ> σι

8ο

CN (Ό ^*

Μ

CO

$

ΜΗ

§§

PS

01 4-1 «1 Φ

C Μ

ι n

Cn φ

"φ in Ό

Ο -Η Ο 0 Ο rH CO 10

129

Sequenzen nahe und vollzieht mit seinen illokutiven Akten des Behauptens und Informierens irrplizit einen Vorschlag und eine Anregung (Induoer) für eine zukünftige Handlung. Wie aus dem Dialog hervorgeht, versteht Margery die als implizit intendierte Warnung auch nicht als solche, sondern stellt lediglich die Glaubwürdigkeit des propositionalen Gehalts seiner Behauptung in Frage. Dadurch gelingt es ihr letztlich, ihn gegen seinen Willen zur Darlegung der wahren Gründe und damit zur Preisgabe der zu verbergenden Information (29.1O2/3) zu bewegen. Pinchwife gesteht schließlich seinen Fauxpas in der Gesprächsstrategie in einem aside ein: "I've gone too far, and slipped before I was aware." (29.1O5) Mit der knappen Beispielanalyse sollte anhand der Untersuchung dominanter Sprechakttypen versucht werden, das Eigenschaftsspektrum dieses Figurenpaares in seinen Kontrastrelationen aufzuzeigen ('eifersüchtig, autoritär, herrschsüchtig1 versus "unerfahren, naiv, liebevoll1) und die Art der Figurenkonstellation zu beschreiben. Trotz der eindeutigen Überlegenheit Pinchwifes, die an der Illokutionsstruktur abzulesen ist, stellte sich heraus, daß er auch in dieser Figurenkonstellation seine perlokutiven Teilziele nicht erreichen kann. Allerdings resultieren die Fehler im partnertaktischen Programm hier nicht aus mißlungenen ISuschungshandlungen, sondern erweisen sich als unbeabsichtigte Regelverstöße gegen konstitutive Sprechaktbedingungen, d.h. Pinchwife scheitert hier an seiner eigenen Stupidität und nicht etwa an einem überlegenen Gegner. Für den weiteren Handlungsverlauf, der im folgenden nur resümeehaft dargestellt werden soll, ist besonders bemerkenswert, daß sich Margerys rascher Informationszuwachs, ihre Lernfähigkeit und ihr Erfolg gegenüber Pinchwife nicht in der Reversibilität der asyimetrischen Illokutionsstruktur niederschlägt. Dies muß zum einen als Hinweis auf eine statische Figurenkonzeption verstanden werden - die Beziehung der Ehepartner ist letztlich unveränderbar -, zum anderen liegt der Grund dafür auch in der Art ihrer erfolgreichen Täuschungen, die sich vorwiegend situativ (Verkleidung, Vertauschen von Briefen, etc.) und kaum sprachlich manifestieren. 33

Vgl. dazu die Auflistung von Differenzkriterien für die Sprechakttypen Jnducer und Restrainer im Klassifikationsschema (s. Anhang), die sich gerade durch das unterschiedliche Interesse von S/H am propositionalen Gehalt des Sprechaktes unterscheiden.

130

In dem Maße, wie Pinchwifes neurotische Eifersucht und seine ständige Angst betrogen zu werden zunirtmt, wachsen Margerys Selbstvertrauen und ihre Verstellungskünste. Je mehr er versucht, seine Frau von jeglicher Gesellschaft fernzuhalten und je drastischer und gröber seine Maßnahmen dazu werden, vom Einsperren bis zum tätlichen Angriff, desto gegenteiliger sind die Wirkungen und Konsequenzen seiner Handlungen. Halt er Margery noch beim Diktat des Briefes an Homer für die naive Unschuld vom Lande, so trägt er wenig später schon unwissentlich ihren Liebesbrief anstelle des diktierten Schmähbriefes zu Homer. Wie unkontrolliert und völlig konträr kommunikative Funktionen und perlokutive Effekte sich zueinander verhalten, wird noch einmal besonders drastisch an den Auswirkungen Pinchwifes Äußerungen gegenüber Sparkish demonstriert. Wiederum unwissentlich, da er einmal mehr getäuscht wurde, teilt er Sparkish die falsche Information mit, Alithea habe sich von ihm getrennt, um Homer zu heiraten. Dramatische Ironie offenbart sich in dieser Szene (V.iii) insofern, als Pinchwifes einzig erfolgreiche Täuschung, die zur Entlarvung Sparkishs führt, von ihm als solche nicht intendiert ist.34 4.2.2.4. Kbntxastfunktion des dritten Plots Auch in der dritten Haupthanälung erweisen sich Interferenzen in der Figurendarstellung und in der Plotstruktur, ebenso wie thematische Äquivalenzen zu den ersten beiden Handlungssträngen als integrative Verknüpfungselemente. Verbindungen zum ersten und zweiten Plot werden durch die Figurenkonstellation 'Alithea als Vertraute Margerys' und "Harcourt als Freund Homers1 hergestellt und darüber hinaus durch die Kotnentatorfuriktion Pinchwifes in den Dialogen zwischen Alithea, Harcourt und Sparkish geleistet. In bezug auf Handlungsinterferenzen ist das dritte Plot funktional mit der Pdjichwife-Handlung insofern verknüpft, als der Grund für Pinchwifes Aufenthalt in London gerade in der angestrebten Vermählung seiner Schwester Alithea mit Sparkish besteht. Thematische Korrelationen ergeben sich v.a. aus dem in verschiedenen 34

Es handelt sich bei Pinchwifes Äußerungen lediglich um einen Irrtum, da hier nicht die Aufrichtigkeitsbedingung verletzt wird, sondern nur die Proposition falsch ist. Vgl. dazu die Gegenüberstellung der Definitionen von 'Lüge' und 'Irrtum' S. 47 dieser Arbeit.

131

Variationen dargestellten und paradigmatisch verwendeten Handlungsmuster, in dem einem Protagonisten (Homer, Haroourt) durch törichtes Verhalten seines Rivalen (Sir Jaspar, Pinchwife, Sparkish) dessen Frau bzw. Braut zugeführt wird. Diese thematische Parallelität der Handlungsstränge wird auch im Stück selbst mehrfach thematisiert, so z.B. in einem indirekten Ratschlag Homers an Harcourt, in welchem die Referenzbezüge auch ohne Namensnennung unverkennbar sind: "..., a foolish rival and a jealous husband assist their rival's designs;" (54.57/8). Neben den hier angedeuteten Korrespondenzrelationen spielen jedoch Kontrastrelationen für die dritte Haupthandlung sowohl als verknüpfende Anordnungsprinzipien wie auch im Hinblick auf die Gesamtintention des Stückes eine besonders dominante Rolle. So bildet die entstehende Liebesbeziehung zwischen Alithea und Harcourt einen offensichtlichen Kontrast zu den rein sexuellen Beziehungen zwischen Homer und seinen Gefährtinnen. Alithea unterscheidet sich auch in ihrer Rolle als Frau vorwiegend durch ihre Treue und Loyalität zu Sparkish von der teilweise gerade nymphoman wirkenden 'Virtuous gang". Sparkish, die dritte zentrale Figur in diesem Plot, ist ebenso wie Pinchwife eine extrem eindimensional konzipierte Figur, hebt sich von dieser aber gerade in der überzeichneten Aussparung der für Pinchwife charakteristischen Eigenschaft der Eifersucht ab. Diese Kontrastbezüge sollen im folgenden mit besonderem Bezug auf II.i näher erläutert werden. Bereits vor seinen ersten Auftritt wird Sparkish in einer expliziten Fremdcharakberisierung von den drei wits (Homer, Harcourt und Dorilant) eindeutig als social intruder (14.226/29) und wituoud ("false jewel amongst true ones") (14.232/3) klassifiziert, eine Beurteilung, die in späteren Szenen durch implizite und explizite Selbstcharakterisierungen bestätigt wird (vgl. 32.178/81). Gemäß seiner Rolle als Parvenü, der die schichtspezifischen Verhaltensweisen der wits nur vordergründig adaptiert - der im Text angesprochene Vergleich zu Sir Martin Mär-all ist hier bezeichnend - bemüht sich Sparkish, seinen Dialogpartnem 35

Um die Ähnlichkeiten der zugrundeliegenden Strukturen zu verdeutlichen, wurde das beschriebene Handlungsmuster hier bewußt simplifiziert.

36

Sir Martin Mär-all, ein witvoud in Drydens gleichnamiger Komödie (1667) gibt vor, seiner Geliebten ein 'Ständchen' darzubieten, während sein versteckter Diener für ihn singt (Fujimura, 1965:15).

132

ein mondänes und möglichst liberales Selbstbild zu vermitteln. Dazu gehört vor allem in Abgrenzung zu Pinchwife das Fehlen jeglicher Eifersuchtsgefühle (" [...] d'ye think I'll seem to be jealous, like a country bumpkin? 34.232/3), was sich jedoch gegen Ende des Stückes als mangelnde Zuneigung zu Alithea erweist. Mit den rekurrenten Sprechakttypen Information Seekers und Induoevs, mit denen Sparkish Harcourt zur Bewunderung und Begutachtung seiner Braut auffordert, soll zugleich seine mangelnde Eifersucht unter Beweis gestellt werden. Allerdings hat das "fishing for conpliments" weitere, von Sparkish nicht intendierte perlokutive Effekte. Zum einen durchschaut Harcourt Sparkishs mangelnde innere Bindung an Alithea, die, wie sich später herausstellt, für diesen offenbar lediglich eine 'gute Partie' darstellt (" "Tis true I might have married your portion") (123.67/8) und vorwiegend eine repräsentative Funktion erfüllt ("It may be I have a pleasure in't, as I have to show fine clothes at a playhouse the first day, [ ... ] ") (66.342/3). Andererseits versetzt es Harcourt in die Lage, im Beisein Sparkishs vermittels mehrfach adressierter Sprechakte um Alithea zu werben. So kann er in dieser ersten Phase der Liebeswerbung in einer Entgegnung auf die 'Bitte um Begutachtung' Sparkish gegenüber die erwartete Bewunderung aussprechen und zugleich Alithea Komplimente entgegenbringen sowie den erwünschten Partnerwechsel bereits andeuten. SPARKISH. Tell me, I say, Harcourt, how dost thou like her? [...] HARCOURT. So infinitely well that I could wish I had a mistress too, that might differ from her in nothing but her love and engagement to you. (3O.136/4O)

Während in diesem Beispiel die Illokution des Wunsches durch die konplexe syntaktische Struktur verschleiert und durch die Einbettung in eine Behauptungshandlung abgeschwächt wird,38 offenbart Harcourt seine Handlungsziele im weiteren Verlauf des Dialogs wesentlich expliziter.

37

Die Figurenopposition zwischen Pinchwife und Sparkish wird durch das semantische Merkmal £+ country^) noch intensiviert.

38

Fräser (1974) spricht in Fällen von eingebetteten, expliziten Performativa von "hedged performatives" und macht darauf aufmerksam, daß dies ein vom Sprecher einsetzbares Mittel sei, um die illokutive Kraft eines Sprechaktes abzuschwächen.

133 ALITHEA. But why, sir, is marriage an enemy to you now? Because it robs you of your friend here? [ ... ] HARCOURT. 'Tis indeed because you marry him; I see, madam, you can guess my meaning. I do confess heartily and openly, I wish it were in my power to break the match; (31.163/69)

Zwar ist auch hier der explizit performative Wunsch in einen anderen Sprechakt (Inducer) eingebettet, er wird aber nicht zusätzlich durch ein Modalverb wie oben abgeschwächt und läßt auch aufgrund seines eindeutigeren propositionalen Gehaltes keinen großen Interpretationsspielraum zu. Die explizit performative Formel "I do confess" im übergeordneten Matrixsatz zeigt bereits eine negative Handlungsbewertung des Sprechers zu seinem eigenen Wunsch an. Daß dieser Sprechakt in seiner kommunikativen Funktion dennoch als ein weiterer Freundschaftsbeweis gegenüber Sparkish aufgefaßt werden kann, ist nur den vorangehenden Interpretationsbemühungen Alitheas zu verdanken. Sie versteht zwar, daß das wörtliche Verständnis hier das eigentlich Gemeinte und die unschwer zu 'erratene1 Lesart Barcourts Äußerungen ist (" 'tis too late, sir, and past all revocation." 33.205/6), wehrt jedoch Harcourts Liebeswerben aus moralischen Gründen ab, indem sie nur die indirekte Bedeutung seiner Sprechakte zu verstehen vorgibt. 39 Ctogleich Harcourts Sprechakte in ihrer mehrfachen Adressierung perlokutiv durchaus erfolgreich sind - er stellt die Kurzsichtigkeit und das mangelnde Urteilsvermögen Sparkishs bloß und wirbt gleichzeitig mit Konplimenten um Alitbsa - gelingt es ihm zunächst nicht, wie Gerrard in The Gentleman Dancing Master das übergeordnete Handlungsziel "to make himC the rival, d.Vf.] hold the door while I steel his mistress" (IV.i) zu realisieren. En dialogischen Beiseite, das anhand der Figurengruppierung am Bühnenrand durch implizite Regieanweisung verdeutlicht wird, entwickelt sich die zweite Phase von Harcourts Liebeswerbung vorwiegend in raisonierender Argumentation. Die impliziten Warnungen vor Sparkishs niederen 39

Im Gegensatz zur Interpretation indirekter Sprechakte (vgl. S. 33 f f . ) , in denen das eigentlich Gemeinte (sekundäre Illokution) Ober das wörtliche Verständnis (primäre Illokution) hinausgeht, muß hier die wörtliche Bedeutung von Harcourts Sprechakten als die sekundäre Illokution begriffen werden. Präsupponiert wird dabei allerdings, daß die beiden Kommunikationspartner, Harcourt und Sparkish, in einem Rivalitätsverhältnis und nicht, wie von Sparkish fälschlich angenommen, in einem freundschaftlichen Verhältnis zueinander stehen.

134

Heiratsmotiven stürmen Alithea zwar nachdenklich ("now you have put a scruple in my head;" 34.222), bringen sie jedoch in ihrer starrköpfigen Loyalität nicht von ihren Heiratsplänen ab. Erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt des Handlungsverlaufs erkennt sie ihre Fehlentscheidung, als Sparkish ihr bekennt: "I never had any passion for you till now, for now I hate you." (123.66/67) . Nach der Erfolglosigkeit seiner Bemühungen um Alithea bedient sich Harcourt nun auch wie andere Figuren seiner Verstellungskünste, um zum ersehnten Handlungsziel zu gelangen. Mit seiner Verkleidung als Kaplan unterninint er einen weiteren ergebnislosen Versuch, Alithea für sich zu gewinnen. Für seinen aufrichtigen Wunsch "I desire nothing more than to marry you presently" (82.143) nutzt er geschickt den situativen Verwendungsrahmen, in dem der Gebrauch von 'marry1 ambig wird ('trauen1 und 'heiraten'), un so die intendierte kommunikative Funktion seiner Äußerung gegenüber Alithea noch einmal zu verdeutlichen. Echte Zuneigung als Handlungsmotiv für Harcourts harmlos wirkende Verkleidung wird hier kontrastiert mit den hedonistisch motivierten Täuschungen Körners und der Unechtheit Sparkishs Gefühle gegenüber Alithea. Innerhalb der Thematik der Täuschungshandlungen nehmen Harcourt und Alithea sowohl in bezug auf den geringen Grad der Involviertheit als auch durch die Art der Täuschungen eine Sonderstellung ein. Alithea ist bis auf eine Notlüge gegenüber Sparkish, mit deren Hilfe sie ihn vom Kampf gegen seinen Rivalen abbringt, überhaupt nicht an Täuschungshandlungen beteiligt. Harcourts 'gutgemeinte1 Verkleidung zeichnet sich im Gegensatz zu Horners Verstellungen durch ihre Kurzlebigkeit und durch die spätere Einweihung des Betroffenen aus. Das Gelingen der mehrfach adressierten Sprechakte in II.i beruht ebenfalls nicht auf einer Täuschung, sondern auf dem unterschiedlichen intellektuellen Niveau der Kanmunikationspartner und den abweichenden Einschätzungen ihrer gegenseitigen Beziehungen, während die multiplen Sprechakte im Fidget Plot lediglich durch diskrepante Figureninformiertheit hinsichtlich Homers List Zustandekommen. Obschon im dritten Plot als Antithese zu den rein sexuellen Beziehungen der übrigen Figuren ein Liebespaar mit stärkeren gegenseitigen Bindungen dargestellt wird, bleibt durchaus Skepsis geboten gegenüber der Darstellung eines allzu idealisierten Kontrastpaares. Denn einerseits vermag Harcourts echte Zuneigung im Gegensatz zu Horners sexuellem

135

Appetit als Handlungsmotiv kaum etwas auszurichten, andererseits wirkt auch die bürgerlich sentimentale Alithea in ihrer unkritischen Loyalität zu Sparkish als positive Gegenfigur wenig überzeugend. Diese verhältnismäßig negative Bewertung basiert auf den stets fehlgeschlagenen Bemühungen Harcourts, aus eigener Kraft sein Handlungsziel zu erreichen. Erst durch ein Mißverständnis zwischen Pinchwife und Sparkish Pinchwife glaubt, mit der verkleideten Margery Alithea zu Horner gebracht zu haben - gelangt Alithea zur Einsicht über Sparkishs wahre Gefühle und ist bereit, die angestrebte Verbindung zu Harcourt einzugehen. 4.2.3. Auswertung und Zusammenfassung interpretatorischer Ergebnisse Die permanente Interaktion mit Täuschungsabsichten, die in The Country Wife im Vergleich zu anderen Festaurationskomödien extrem stark ausgeprägt ist, ließ es gerechtfertigt erscheinen, bei der Interpretation des Stückes von Täuschungshandlungen als zentralem Untersuchungsaspekt für den Plot und die Figurendarstellung auszugehen. Im Wechsel von detaillierter Textanalyse und eher resümierender Betrachtung wurde versucht, mit besonderer Berücksichtigung der in 3.2.2. (Unaufrichtige Sprechakte und Täuschungshandlungen) dargelegten Untersuchungsaspekte die Handlungsentwicklung innerhalb der drei Plots nachzuzeichnen und die wichtigsten Figurenkonstellationen zu beschreiben. Dabei wurden die bisher in She Would if She Could erprobten Aspekte des Analyseinstrumentariums nicht ausgeblendet, sondern ergänzend mit herangezogen, ohne diese nochmals explizit zu benennen. In einem ersten Analyseschritt sollte die besondere Handlungsrolle des Protagonisten in zweifacher Hinsicht geklärt werden: zun einen werden Homers rein hedonistisch motivierte Täuschungshandlungen selbst zugleich mit Witz und in pointiert satirischer überzeichnung derart dargestellt, daß hier bereits eine sozialkritische Wirkungsintention deutlich wird und sich die Frage nach einer moralischen Wertung für den heutigen Rezipienten kann noch stellt; andererseits ist es gerade die durchgängige Täuschungssituation, die es Horner erlaubt, auf der Basis der mehrfachen Adressierung seiner Sprechakte, Kritik am prätentiösen und scheinbar normankonformen Verhalten einer höfischen Gesellschaft zu üben und deren Verstellungen aufzudecken. Ctogleich er seine

136

Interaktionsziele in fast allen Fällen erreicht, 4O konnte anhand der Analyse der Illokutionsstruktur in verschiedenen Figurenkonstellationen verdeutlicht werden, daß Horner keineswegs die aktive Handlungsrolle einnimnt, die ihm in der Sekundärliteratur oft zugeschrieben wird. 41 Der wichtigste Grund dafür liegt zum einen in der außergewöhnlichen Überlegenheit aufgrund seines initialen Täuschungseinfalls, zum anderen in der besonders subtilen Technik seiner Täuschung, die darin besteht, daß durch die Manipulation bestürmter Begleitumstände (Gerücht) eine Situation geschaffen wird, in der mit relativ großer Sicherheit eine selbstschädigende Handlungsweise des jeweils Betroffenen antizipiert werden kann. Am Beispiel Sir Jaspars wurde nicht nur der Erfolg dieser Täuschungstechnik demonstriert, es ließ sich darüber hinaus zeigen, daß Horner lediglich durch (passives) Erfüllen der rekurrenten, initiativen Aufforderungshandlungen seitens Sir Jaspars zu seinem intendierten Handlungsziel gelangt. Die paradigmatische Verwendung dieser Handlungssequenz, in der eine überlegene Figur von einer unterlegenen in selbstschädigender Weise herausgefordert wird - die jeweils aktive bzw. passive Handlungsrolle ist an der Illokutionsstruktur ablesbar konnte in allen drei Plots nachgewiesen werden. 42 Innerhalb des Fidget Plot galt es im weiteren, auch die Erfolglosigkeit der gegenseitigen Täuschungshandlungen der drei Damen an der Inkongruenz von intendiertem Handlungsziel und tatsächlichem Resultat festzumachen und die mikrostrukturelle Sprechaktanalyse ebenfalls auf 'handlungsarme', konversationsähnliche Textpassagen auszudehnen. Die detaillierte Beschreibung der Argumentationsstxuktur und der zugrundeliegenden Sprecherstrategien in exemplarisch ausgewählten Szenen ergab eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der von den Figuren vertretenen sozialen Verhaltensnonnen. 40

Eine Ausnahme bildet Körners Verführungsplan gegenüber Margery, obgleich auch hier für die Inszenierung einiges offen bleibt.

41

Vgl. dazu z.B. Righter (1966:112 f.) und in nicht ganz so eindeutiger Form auch Zirrmermann (1970:12 u. 16).

42

Aufgrund der Ähnlichkeit mit der 'inneren Struktur des komischen Konfliktes' (Jünger, 1936:36 f f . ) ist anzunehmen, daß es sich hier um ein gattungsspezifisches Handlungsmuster handelt. Als Komponenten für den komischen Konflikt nennt Jünger: 1. das unausgewogene Kräfteverhältnis zwischen den streitenden Parteien; 2. die Provokation des Unterlegenen; 3. die Unangemessenheit der Provokation; 4. die Entgegnung des Überlegenen.

137

Blieb in der Darstellung der drei Tugendwächter stets ein airbivalenter Rezeptionsspielraum zwischen amüsanter Kctnik und kritischer Satire sichtbar, so dominieren bei der Betrachtung des Pinchwife Plots eindeutig farcenhafte Züge. Die hypostasierte Eifersucht des einstigen "whoremaster" wirkte in der Isoliertheit des komischen Falles lächerlich; seine diversen Täuschungshandlungen und sogar seine aufrichtigen Sprechakte gegenüber Margery blieben gemäß der engen Korrelation zwischen seinem sprachlichen Verhalten und den negativ gezeichneten Figureneigenschaften erfolglos. Trotz der zunehmend erfolgreicheren Täuschungen Margerys konnte anhand der nicht reversiblen, asynmetrischen Illokutionsstruktur zwischen den Ehepartnern aufgezeigt werden, daß auch hier, wie bei der Darstellung der übrigen Figuren, eine statische Figurenkonzeption zugrundeliegt. Der zunächst angedeutete semantische Feldwechsel (vgl. S. 73, Fn. 73) findet letzten Endes nicht statt: "And I must be a country wife still too, I find, for I can't, like a city one, be rid of my musty husband and do what I list." (140.389/91). Die Kontrastfunktion des dritten Plots ließ sich abschließend darlegen durch Hinweise auf den geringen Grad der Involviertheit Alitheas und Harcourts an Täuschungshandlungen sowie auf den vergleichsweise harmlosen Charakter ihrer im wesentlichen erfolglosen Täuschungen. Vor allem aber kontrastieren in diesem Handlungsstrang die auf echter Zuneigung beruhenden Interaktionsziele Harcourts mit den hedonistisch motivierten Handlungsabsichten Homers und der Oberflächlichkeit der Heiratsmotive Sparkishs. Allerdings schwächte die Beobachtung, daß Harcourt seine Ziele nicht aufgrund eigener Aktivitäten erreicht und Alithea sich trotz wachsender Zuneigung als internal blocking character· erweist, die Darstellung des positiv konzipierten Kontrastpaars erheblich ab. Darüber hinaus könnte ein Fehlen von 'gutgemeinten1 Täuschungshandlungen im oben beschriebenen Sinne Qoffmans (S. 42) als Anzeichen für eine tendenziell pessimistische Grundhaltung in The Country Wife interpretiert werden.

138

4.3.

Interpretation zu Vanbrugh, The Relapse 43

4.3.1. Vorbemerkung und Inhaltsparaphrase Vanbrughs erstes und zugleich erfolgreichstes Stück, The Relapse (1696), entstand zu einer Zeit, da sich ein substantieller Wandel der Dramenproduktion und des Publikurasgeschnacks abzuzeichnen begann. Doninierte trotz satirisch-kritischer Wirkungsintentionen in den Komödien der ersten drei Dekaden (166O - 169O) eindeutig die Unterhaltungsfunktion, so verschiebt sich gegen Ende der Restaurationszeit allmählich der Akzent in den Zielsetzungen der Stücke. Die didaktischen Funktionen des Belehrens sowie des moralischen Verbesserns zeitgenössischer Lebensformen werden, wenngleich zunächst in bescheidenem Ausmaß, in der letzten Dekade des 17. 44 Jahrhunderts stärker thematisiert. Bei dieser Entwicklung handelt es sich allerdings nicht im eine paradigmatische Ablösung eines Konödientyps durch einen anderen, sondern vielmehr um einen sich allmählich vollziehenden Wandel. Dies zeigt sich an der kurzfristig aufeinanderfolgenden Produktion von sehr unterschiedlichen Dramen wie Sou themes The Wives Excuse (1691) oder Congreves The Double Dealer (1693), die in ihrer Handlungsstruktur und im Figurenarsenal eher den satirischen Trend der siebziger Jahre fortsetzen, neben solchen Stücken wie Gibbers Love 's Last Shift (1696) oder The Careless Husband (1704), die aufgrund ihrer Konzessionen an ein moralisch empfindsameres Publikum meist etwas voreilig als erste empfindsame Kcmödien eingestuft werden. 45 In Love's Last Shift 43

The Relapse wurde zuletzt im Januar 1981 im Old Vic in London in einer offenbar recht gelungenen Inszenierung aufgeführt (vgl. The Observer vom 1.2.1981:31).

44

In J. Colliers radikaler Schmähschrift, A Short View of the Immorality and Profaneness of the English Stage (1698), sind solche Tendenzen hinsichtlich zunehmender didaktischer Unterweisung jedoch nicht auszumachen. Collier kritisiert gerade - im Gegensatz zur obigen These - die angeblich immer mehr eskalierende 'Sittenverderbtheit' der Restaurationskomödien (vgl. dazu seine ausführliche Kritik an The Relapse und die Replik 'tenbrughs in A Short Vindication of The Relapse and The Provok'd Wife from Immorality and Profaneness (1698). Colliers Argumentation macht allerdings deutlich, daß er zwar als puritanischer Moralist, kaum aber als zeitgenössischer Literaturkritiker ernst zu nehmen ist.

45

Wjl. z . B . Zimanskys ansonsten konzise Einführung zur Textedition von The Relapse (197O:XIV f . ) . Zu detaillierteren Einordnungsversuchen und Bestimmung von Trends der Komödien des ausgehenden 17. Jahrhunderts vgl. die Ausführungen von Loftis et al. (1976:209-29) und Hume (1976:380-431).

139

hatte Gibber einen ersten Syntheseversuch unternommen zwischen den Konventionen des wit und der Kcmik der traditionellen restoration comedy und den sich wandelnden Geschmacksnormen im Sinne von moralischer Unterweisung und exemplarischer Präsentation der Figuren, die dem Zuschauer die Möglichkeit zu einer positiven Identifizierung eröffnen sollten. Gegenstand der Haupthandlung in Love's Last Shift

ist "the chaste rap-

ture of a virtuous love" (V.iii; Jeffares, 1974, Bd. 111:427), in der die von ihrem Gatten (Loveless) verlassene Amanda diesen nach jahrelanger Treue zurückgewinnt, indem sie ihn in der Rolle der Geliebten unerkannt verführt und dadurch schließlich zu Reue und Umkehr bewegt. The Relapse, von Vanbrugh als kritisch-burleske Replik auf Love's Last Shift konzipiert, knüpft gerade an dieser nicht sehr überzeugend 47 dargestellten moralischen Läuterung des "honest rake" an. Mit dem 'Rückfall1 von Loveless wird dessen rührselig-sentimentale Bekehrung und Reue als oberflächlich entlarvt und die 'glückliche1 Wiedervereinigung des so unterschiedlichen Ehepaares von vornherein als temporäres Zwischenspiel ausgewiesen. Doch auch in Vanbrughs Komödie sind durch die 48 unveränderte Übernahme der moralisch empfindsamen Hauptfigur (Amanda) und die Einfügung eines gegen Dramenende geläuterten rake (Worthy) durchaus Tendenzen zum späteren sentimental drama erkennbar, so daß eine pauschale Beurteilung von The Relapse als Angriff auf Gibbers "senti46

Ein solcher Wandel ist in entscheidendem Maße auf die in den neunziger Jahren wesentlich heterogenere Zusammensetzung des Theaterpublikums zurückzuführen, was nicht zuletzt der zunehmenden Partizipation eines erstarkten Bürgertums am Theaterleben zugeschrieben werden m u ß . Vgl. dazu Avery/Scouten (1968:clxii-clxxv).

47

Cibber war sich möglicher Einwände gegen die nicht allzu glaubwürdige Bekehrung bewußt, wie sich deutlich an seinen defensiven Bemerkungen im Epilog zeigen läßt: "ife [the author, d . V f . ] fears 'as made a fault, you'll never forgive, A crime, beyond the hopes of a reprieve; An honest rake forego the joys of life; His whoreis, and wine! T'embrace a dull cast wife; Such out of fashion stuff! But then again! He's lewd for above four acts, gentlemen!" ( Z i t . n. J e f f a r e s , 1974, Bd.111:428).

48

Die Übertragung 'moralisch empfindsam 1 entspricht weitgehend dem englischen 'sentimental'. Beide Begriffe bezeichnen eine komplexe literar- und geistesgeschientliehe Entwicklung, in deren Mittelpunkt ein gefühlsbetontes Engagement für moralische Werte steht. Auf die umfassende Begriffsgeschichte kann hier nur verwiesen werden. Vjl. dazu den Eintrag zu sentiment im OED sowie den Beitrag von Erämetsä (1951:74-145).

140 mental theme" (Zimansky, 1970:XIV f.)

sicherlich zu kurz greift.

49

In seiner Eröffnungsszene knüpft Vanbruch an die einträchtige Stimmung der Schlußszene von Love's Last Shift an. Amanda und Loveless haben sich auf ihren Landsitz zurückgezogen und lobpreisen die Ruhe und den Frieden ihrer ländlichen Idylle sowie das "warm pleasing fire of lawful love" ( 9 . 1 6 ) . Berechtigte Zweifel an der Dauerhaftigkeit dieses Glücks kommen auf, als beide aus geschäftlichen Gründen nach London reisen und Loveless sich sogleich in die Kusine Amandas, die junge Witwe Berinthia, verliebt. Ganz im Stil eines draufgängerischen rake erobert Loveless die lebenslustige Berinthia in einem "chase of five hours" (90.4) und vollzieht damit den von Amanda befürchteten Rückfall. Auf Bitten ihres früheren Geliebten Worthy überzeugt nun Berinthia ihre Kusine von der Untreue ihres Gatten, um so Worthys Werbung um Amanda, für die er nicht nur Mitgefühl, sondern echte Zuneigung empfindet, im letzten Moment zurückgewiesen. Beeindruckt von ihrer Standhaftigkeit hält der geläuterte Worthy im Schlußmonolog eine Lobrede auf Amandas Tugendhaftigkeit . Im zweiten Plot, in dem es um die konflikthafte Beziehung der beiden Brüder Fashion und die daraus erwachsene gulling intrigue geht, erinnert nur noch der bei Vanbrugh geadelte ältere Bruder, Lord Foppington (früher Sir Novelty Fashion), an Gibbers literarische Vorlage. Um sich für die schroffe Abweisung und die entsagte finanzielle Unterstützung durch den egozentrischen Foppington zu revanchieren, gibt sich der verarmte jüngere Tom Fashion für seinen Bruder aus, um dessen Braut Hoyden, ein reiches, aber naives Landmädchen, zu heiraten. Da sowohl Hoyden als auch ihr Vater, Sir Tunbelly Clumsey, den Bräutigam nicht von Angesicht kennen, gelingt dieser Plan zunächst. Als jedoch Foppington unerwartet eintrifft, muß Tom fliehen. Aus Angst vor dem zürnenden Vater verschweigt Hoyden die heimliche Ehe und heiratet noch einmal. Allerdings kann Tom zum Schluß seine älteren Rechte reklamieren und erhält somit Braut und Vermögen. Als wichtigste diachronische Veränderungen im Bereich dramatischer Handlungsvariablen werden hier ein Zurückdrängen von marriage plot und cuckolding intrigue durch Verlagerung in die Nebenhandlung deutlich sowie eine stärkere Akzentuierung der Versatzstücke marriage in disrepair und gulling intrigue (vgl. 4 . 1 . 1 . ) · Im Gegensatz zu Love's Last

Shift

oder The Beaux Stratagem, in denen als Lösungsmöglichkeiten für den Ehekonflikt die Wiedervereinigung bzw. die Trennung der betroffenen Paare angeboten werden, bleibt die Haupthandlung in The Relapse ungelöst. Im Hinblick auf Innovationen im Figurenarsenal sind seit Gibber vor allem die Einführung einer weiblichen Hauptfigur mit noralisch-empfind49

Auch die erfolgreichen Aufführungen beider Komödien im Drury Lane Theatre und Gibbers schauspielerisches Engagement in der Rolle des Lord Foppington sprechen gegen Zimanskys These.

141

satten Zügen und eine modifizierte Darstellung des frankophilen Modenarren zu nennen. 4.3.2.

Mikroanalyse zweier Interaktionssequenzen: Vielfalt der Illokutionstypen als Hinweis auf den aktionalen Charakter 'handlungsarmer' Dialoge

Im Gegensatz zu bisherigen sprechakttheoretischen Anwendungen, die in enger Korrelation zu gesamtinterpretatorischen Bemühungen standen, sollen in den folgenden Betrachtungen zu The Relapse Einzelaspekte und die mikrostrukturelle Analyse und Interpretation ausgewählter Szenen stärkeres Gewicht erhalten. Dabei werden besonders diejenigen Dialoge berücksichtigt, die nicht von vornherein durch die Rekurrenz von Future Directors auf einen ausgeprägt aktionalen Grundduktus des Sprechens verweisen, sondern eher diskursiven oder konversationsähnlichen Charakter haben und im umgangssprachlichen Sinne als 'handlungsarm1 gelten. Mit der exemplarischen Analyse der Sprechaktstruktur von Dialogpassagen aus beiden Plots werden in The 'Relapse zwei Hauptziele verfolgt: zum einen ist anhand der Vielfalt der Illokutionstypen der Handlungscharakter der dramatischen Rede auch in 'handlungsarmen1 Szenen zu verdeutlichen und damit der pauschalen These entgegenzutreten, es handle sich in The Relapse um einen 'handlungsarmen' main plot und einen 'handlungsreichen1 subplot (Zimansky, 197O:XXVII u. Harris, 1967:15);

zum

anderen soll hier auf den begrenzten Stellenwert einer rein quantitativen 50

Lord Fbppington unterscheidet sich von den eher harmlosen Figuren eines Sir Fbpling Flutter oder eines Sir Courtly Nice durch seine besonders stark ausgeprägte Selbstsucht, Skrupellosigkeit und Brutalität.

51

Die Unterscheidung von Haupt- und Nebenplot ist in diesem Stück unter funktionelem Aspekt betrachtet unzutreffend. Es liegen zwei eigenständige Plots vor, die weder durch eine kausale Dependenz noch durch thematische Korrespondenz- oder Kontrastbezüge miteinander korreliert sind. Eine Interrelation der beiden Handlungsstränge ergibt sich lediglich durch marginale Überschneidungen in der Figurenkonstellation in Akt II und V. Die Begriffe "Haupt- und Nebenhandlung 1 können daher hier nur bezogen sein auf die Wichtigkeit der Figuren (vgl. Prolog: "an interlude of fools") und die Bedeutung der Handlung, wie sie im Titel zum Ausdruck kommt: The Relapse or Virtue in Danger. Bezeichnenderweise fehlt ein Untertitel, der sich auf die 'Nebenhandlung 1 bezieht (vgl. dagegen Gibber, Love's Last Shift or The Fool in Fashion).

142

Sprechaktstrukturanalyse aufmerksam gemacht werden. Nur im Zusammenspiel mit der Beschreibung der kommunikativen Funktion von Redebeiträgen, dem Sequenzierungsverhalten von Sprechakten und ihrer hierarchischen Einbettung in umfassende Interaktionssequenzen sowie der Darstellung von Interaktionszielen und -Strategien bleibt die mikrostrukturelle Sprechaktanalyse nicht im deskriptiven Formalismus stecken, sondern kann zu intersubjektiv verifizierbaren Interpretationsergebnissen führen. Bei den im folgenden analysierten Dialogen zwischen Amanda und Berinthia in II (48.435-52.576) sowie zwischen Fashion und Lord Foppington in III.i (56.16-61.131) handelt es sich aus der Sicht der jeweils 52 koranunikationsstrukturierenden Figur (Amanda bzw. Fashion) gleichermaßen um ein handlungsorientiertes und identitätsorientiertes Entscheidungsgespräch. D.h. für die Realisierung bestimmter, bereits vor Beginn der Szenen festliegender Handlungsziele und Pläne versuchen die 'initiativen1 Sprecher sich im Verlauf der Dialoge Klarheit zu verschaffen über ihre Einschätzung und Beurteilung des Gesprächspartners, indem sie dessen Selbstdarstellung mit ihren bisherigen positiven bzw. negativen Fremdbildern vergleichen. Dazu ist es notwendig, von ihm Informationen einzuholen und seine Einstellung zu bestimmten Ihemenbereichen zu erfahren. Für die Erwartbarkeit dominanter Sprechakttypen bedeutet dies, daß mit einer Dominanz repräsentativer Sprechakte (Informatives, '/erdictives, Attesters) sowie mit einem hohen Anteil von Fragehandlungen zu rechnen ist. 4.3.2.1. Beschreibung und interpretatorische Auswertung der Illokutionsstruktur Im ersten Analysebeispiel geht es inhaltlich darum, daß Amanda ihre Cousine Berinthia 'überreden1 will, mit ihr und Loveless im gleichen Haus zu logieren. Dies ist insofern für den weiteren Handlungsverlauf 52

Aus dem \ferhaltnis der jeweils initiativen Redebeiträge der Gesprächspartner läßt sich ermitteln, wer den Ablauf eines Dialogs steuert und somit eine aktive Handlungsrolle einnimmt. Die festgestellte Häufigkeit initiativer Redebeiträge in den Konstellationen 1 Amanda/Berinthia" ( 1 2 : 4 ) und ' Fashion/Foppington 1 (13:7) darf als markiert gelten.

53

Die Termini 'handlungsorientiert' und 'identitatsorientiert' übernehme ich von Schlieben-Lange (1975:97 f f . ) . Sie werden dort zum Zweck der analytischen Trennung übergeordneter kommunikationsleitender Gesichtspunkte verwendet.

143

von Wichtigkeit, als Amanda mit der Schaffung vcn äußeren Voraussetzungen indirekt und unwissentlich zum 'Rückfall' ihres Ehemannes beiträgt. Zuvor hat sie sich vorsorglich von Loveless" (vorgetäuschter) Abneigung gegenüber Berinthia überzeugt ("she is the last would triumph in my heart"; 47.426/27). Obgleich Amanda vor Beginn des Dialogs in einem aside ihr perlokutives Handlungsziel explizit benennt ("I have a great mind to persuade her to come and live with me") (48.433/34), kann man sowohl dem Gesprächsverlauf als auch der später wiederholten Ihematisierung dieses Ziels (52.272) entnehmen, daß es sich keineswegs um ein argumentatives Streitgespräch handelt, wie man dies bei einem Uberredungsversuch zu erwarten hätte. Das sprechaktbezeichnende persuade erfüllt nämlich beim zweiten Gebrauch eindeutig die konmunikative Funktion 54 eines Future Directors. Bevor Amanda ihrer Cousine diesen Vorschlag (Einladung) unterbreitet, will sie sich offensichtlich Berinthias 'Tugendhaftigkeit1 vergewissern (vgl. 52.565/69). Mit direkten Fragen nach Berinthias Liebesbeziehungen, mit der Bitte um Informationen und Instruktionen über den städtischen Lebenswandel sowie durch eigene, teilweise moralisch wertende Stellungnahmen dazu, ist sie bemüht, ihre Gesprächspartnerin zu Auskünften, Urteilen und Ratschlägen zu bewegen, die ihr ein umfassendes Bild über deren Lebenseinstellung vermitteln sollen. Inwieweit diese untergeordneten Interaktionsziele, die schließlich zu der Entscheidung für die Einladung führen, realisiert werden, kann an einer detaillierten Beschreibung der Verteilung der verschiedenen Illokutionstypen auf die beiden Sprecher abgelesen werden.

54

'Überreden 1 gehört zu denjenigen Verben, die einen explizit performativen Gebrauch ausschließen. Wird es dennoch wie ein illokutives Verb verwendet, ändert sich seine Bedeutung. Mögliche Lesarten sind dann, wie das obige Beispiel zeigt, 'Vorschlag', 'Bitte', 'Wunsch'.

RITUALS

144

D

H VO -« W

Λ W

CM

CM

CM

H

H>S

H

H,

(P)

(p)

Int(H(p))

Int(S/H(p))

H.

(p)

Φ

Φ

(ρ)

0

Η.

i/r

Int(H(p))

p f r H pos.

p f r H pos . p f r H neg .

0

Commissives

0

S

(P)

H

H

H

Η

Η

S

Z

Z

Z

Ζ

Ζ

Z

order command forbid permit

I"t Φ 0 + [ ]

pray beg request entreat

invite advise call upon suggest

warn threaten admonish

= Wahrheitsanspruch = Anpassungsrichtung 'Welt-Worte' = Anpassungsrichtung 'Worte-Welt' = leere Menge (Merkmal nicht distinktiv) = Merkmal vorhanden = Merkmal nicht vorhanden = seltener Gebrauch

wish desire hope

promise garantee swear warrant

187 EXPRESSIVES

DECLARATIONS

E 0

D φ[Β( Ρ )]

Ascribers

(S)

(p)

Implicators

Ceremonials

Operatives

r

i

i

-

-

0

0

r

RITUALS

-Institutional Operatives

R 0

r

i/r

+

0

0

0

-

-

0

0

0

0

S>H

0

S> H

0

(P)

H

(p)

0

H

/ \

(p)

0

0

H

S

H

H

V [G]

G

G

G

0

H

/ \

(p)

0 V [G]

thank congratul. condole accuse

S

apologize admit regret confess

/

N

Christen marry dismiss appoint

define name

judge arbitrate estimate pronounce) guilty J

greet bid farewell drink to s.o.

188

LITERATURVERZEICHNIS

l.

Primärtexte

Brett-Smith, H. F. B., 1927. The Dramatic Works of Sir George Etherege I. Oxford. Congreve, W . , 1965. The Way of the World, ed. K. M. Lynch (Regents Restoration Drama Series). London Etherege, G., 1973. She Would if She Could, ed. C. M. Taylor (Regents Restoration Drama Series). London. Howard, R . / G . Villiers, 1976. The Country Gentleman, ed. A. H. Scouten/ R. Hume. London. Restoration Comedy, 1974. Ed. A. N. Jeffares, 4 vols. London. Vanbruch, J., 197O. The Relapse, ed. C. A. Zimansky (Regents Restoration Drama Series). London. Wycherley, W., 1965. The Country Wife, ed. T. H. Fujimura (Regents Restoration Drama Series). London.

2.

Sekundärliteratur zum Restaurationsdrama

Avery, E. L./A. H. Scouten, 1968. The London Stage 166O - 17OO. A Critical Introduction. London. Bear, A . , 1972. "Restoration Comedy and the Provok'd Critic", in: H. Love ( e d . ) , Restoration Literature: Critical Approaches. London. Birdsall, V. O., 1970. Wild Civility: The English Comic Spirit on the Restoration Stage. Bloomington. Broich, U . , 1967. "Libertin und heroischer Held: Das Drama der englischen Restaurationszeit und seine Leitbilder", Anglia 85, 3 4 - 5 7 . Bruce, D . , 1974. Topics of Restoration Comedy. New York. Collier, J., 1698. A Short View of the Immorality and Profaneness of the English Stage. London. Dobree, B., 1924. Restoration Comedy 166O - 172O. Oxford. - 1963. William Congreve. London. Erämetsä, E . , 1951. A Study in the Word 'Sentimental' and of other Linguistic Characteristics of Eighteenth Century Sentimentalism. Helsinki . Fox, J. H . , 1972. The Actor-Audience Relationship in Restoration Comedy, with Particular Reference to the Aside. Dissertation, University of Michigan. Fujimura, . ., 1952. The Restoration Comedy of Wit. Princeton/N.J. Fussell, P . , 1973. "Recent Studies in the Restoration and Eighteenth Century", Studies in English Literature. 15OO - 19OO, 15, 5O5 - 527. Harris, B., 1967. Sir John Vanbrugh. London. Harth, P., 1976. "Studies in Restoration literature", PQ, 55, 489 - 5O6. - 1977. "Studies in Restoration literature", PQ, 56, 427 - 437.

189 Hirst, D. L . , 1979. Comedy of Manners. London. Holland, P., 1979. The Ornament of Action. Cambridge. Hume, R. D . , 1976. The Development of English Drama in the Late Seventeenth Century. Oxford. Kaufman, A . , 1973. "Language and Character in Congreves The Way of the World", Texas Studies in Literature and Language, 15, 411 - 427. Kluge, W . , 197O. "Congreve - The Way of the World", in: D. Mehl ( H g . ) , Das englische Drama. Düsseldorf, 29 - 45. Link, F. M . , 1976. English Drama, 166O - 18OO: A Guide to Information Sources. Detroit. Loftis, J. ( e d . ) , 1966. Restoration Drama: Modern Essays in Criticism. New York. Loftis, J., R. Southern, M. Jones, A. H. Scouten ( e d s . ) , 1976. The Revels History of Drama in English. Vol. V, 166O - 175O. London. Love, H. ( e d . ) , 1972. Restoration Literature: Critical Approaches. London. Muir, ., 197 . The Comedy of Manners. New York. Nicoll, A . , 1923. A History of English Drama, Bd. I: 166O - 17OO. Cambridge, 51961. Palmer, J., 1913. The Comedy of Manners. London. Pepys, S., 198O. Tagebuch aus dem London des 17. Jahrhunderts, hg. H. Winter. Stuttgart. Righter, A . , 1966. "William Wycherley", in: E. Miner ( e d . ) , Restoration Dramatists: A Collection of Critical Essays. Englewood Cliffs/N.J.: Prentice Hall, 1O5 - 122. Sharraa, R . , 1965. Themes and Conventions in the Comedy of Manners. London. Underwood, D . , 1957. Etherege and the Seventeenth-Century Comedy of Manners. London. Vernon, P. F., 1965. William Wycherley. London. Vieth, D. M., 1966. "Wycherley's The Country Wife: An Anatomy of Masculinity", Papers on Language and Literature 2, 335 - 35O. Zimmermann, H.-J., 197O. "Wycherley - The Country Wife", in: D. Mehl ( H g . ) , Das Englische Drama. Düsseldorf, 9 - 28.

3.

Literatur zur Sprechakttheorie und Dramentheorie

Anderegg, J . , 1973. Fiktion und Kommunikation: Ein Beitrag zur Theorie der Prosa. Göttingen. Apel, K.-O. ( H g . ) , 1976. Theorie Diskussion: Sprachpragmatik und Philosophie. Frankfurt. Aristoteles, 1961. Poetik, übers. O. Gigon. Stuttgart. Austin, J. L., 1962. How to Do Things with Words. Oxford; dt. Zur Theorie der Sprechakte. Stuttgart, 1972. Ballmer, T., 1979. "Probleme der Klassifikation von Sprechakten", in: G. Grewendorf ( H g . ) , Sprechakttheorie und Semantik. Frankfurt/M., 247 - 274. Baumgärtner, K . , 1971. "Der methodische Stand einer linguistischen Poetik", in: J. Ihwe ( H g . ) , Literaturwissenschaft und Linguistik, Bd. II/2. Frankfurt/M., 371 - 4O2. 1977. Sprachliches Handeln. Heidelberg. - 1977. "Lexikalische Systeme möglicher Performative", ZGL 5, 257 - 276. Bayer, K . , 1977. Sprechen und Situation. Aspekte einer Theorie der sprachlichen Interaktion. Tübingen.

190 Beilhardt, K . , 1975. Formen des Gesprächs im Drama. Stuttgart. Betten, A., 1975. "Konversationsanalyse und Pragmalinguistik", in: G. Drachman ( H g . ) , Salzburger Beiträge zur Linguistik, Bd. 1. Tübingen. - 1976. "Zur Sequenzierung von Sprechakten. Das Problem der Einheitsbildung in längeren Texten", in: H. Weber/H. Weydt ( H g . ) , Sprechakttheorie und Pragmatik, Bd. 1. Tübingen, 279 - 289. 1977. "Moderne deutsche Dramen- und Filmdialoge und ihr Verhältnis zum spontanen Gespräch", in: G. Drachman ( H g . ) , Salzburger Beiträge zur Linguistik. Tübingen, 357 - 371. 1978. "Erforschung gesprochener deutscher Sprache", Teil l, Deutsche Sprache 5 (1977), 335 - 361; Teil 2, Deutsche Sprache l (1978), 21 - 44. Bierwisch, M . , 1971. "Poetik und Linguistik", in: J. Ihwe ( H g . ) , Literaturwissenschaft und Linguistik, Bd. II/2. Frankfurt/M., 568 - 586. Bochumer Diskussion, siehe "Dramentheorie - Handlungstheorie". Breuer, D., 1979. "Über einige Schwierigkeiten, Literatur in der Schule kennenzulernen", in: H. Mainusch ( H g . ) , Literatur im Unterricht. München, 46 - 55. Bublitz, W . , 1978. Ausdrucksweisen der Sprechereinstellung im Deutschen und Englischen. Linguistische Arbeiten 57. Tübingen, Niemeyer. Campbell, B. G., 1975. "Toward a Workable Taxonomy of Illocutionary Forces, and its Implications to Works of Imaginative Literature", Language and Style 8/1, 3 - 2O. Cole, P./J. L. Morgan ( e d s . ) , 1975. Syntax and Semantics 3: Speech Acts. New York. Coulmas, F., 1978. "Sequenzierungsbedingungen in präfigurierter Rede", in: W. Vanderweghe/M. Van de Velde ( H g s . ) , Bedeutung, Sprechakte und Texte. Akten des 13. Linguistischen Kolloquiums, Bd. 2. Gent, 171 180. Dane¥, F., 197O. "Zur linguistischen Analyse der Textstruktur", Folia Linguistica 4, 72 - 73. Dittmann, J. ( H g . ) , 1979. Arbeiten zur Konversationsanalyse. Tübingen. "Dramentheorie - Handlungstheorie" (Bochumer Diskussion), 1976. Poetica 8, 321 - 450. Dreitzel, H. P., 1972. Die gesellschaftlichen Leiden und das Leiden an der Gesellschaft. Stuttgart. Eggs, E . , 1976. "Täuschen: Eine semantisch-pragmatische Analyse", LuD 28, 307 - 314. Ehrich, V./G. Saile, 1972. "Über nicht-direkte Sprechakte", in: D. Wunderlich ( H g . ) , Linguistische Pragmatik. Frankfurt, 255 - 287. Fieguth, R., 1973. "Zur Rezeption bei narrativen und dramatischen Werken", STZ 47, 186 - 2Ol. Fillmore, C. J., 1973. Pragmatics and the Description of Discourse. Paper, ZiF Bilefeld. Fish, S. E., 1973. "How Ordinary is Ordinary Language?", NLH, Vol. V, 41 - 54. 1976. "How to Do Things with Austin and Searle: Speech Act Theory and Literary Criticism", MLN 91, 983 - 1O28. Flashar, H., 1976. "Die Handlungstheorie des Aristoteles", Poetica 8, 336 - 339. Franck, D . , 1975. "Zur Analyse indirekter Sprechakte", in: Ehrich/Finke ( H g s . ) , Beiträge zur Grammatik und Pragmatik. Kronberg/Ts., 219 - 232. 198O. Grammatik und Konversation. Königstein/Ts.

191 Fräser, B . , 1971. "An Examination of the Performative Analysis". Indiana University Club. 1974. "Hedged Performatives". Indiana University Linguistic Club. Fritz, G./F. Hundsnurscher, 1975. "Sprechaktsequenzen. Überlegungen zur Vorwurf-/Rechtfertigungs-interaktion", DU 2, 81 - 1O3. Fuchs, W. u.a. (HgsJ, 1973. Lexikon zur Soziologie. Opladen. Geukens, S. K. J., 1978. "The Distinction between Direct and Indirect Speech Acts: Towards a Surface Approach", Journal of Pragmatics 2, 261 - 276. Goffman, E., 1973. Wir alle spielen Theater. Zur Selbstdarstellung im Alltag. München. 1975. Interaktionsrituale. Über Verhalten in direkter Kommunikation. Frankfurt/M. 1977. Rahmen-Analyse. Ein Versuch über die Organisation von Alltagserfahrungen . Frankfur t/M. Graf, G., 198O. "Sprechakttheorie und Poetischer Dialog, Methodenansatz zur Drameninterpretation", WW 3, 2O6 - 222. Grewendorf, G., 1972. "Sprache ohne Kontext. Zur Kritik der performativen Analyse", in: D. Wunderlich ( H g . ) , Linguistische Pragmatik. Frankfurt, 144 - 182. Grice, H. P., 1975. "Logic and Conversation", in: P. Cole/J. L. Morgan (eds.), Syntax and Semantics 3: Speech Acts. New York. Grimminger, R . , 1972/1973. "Abriß einer Theorie der literarischen Kommunikation", I, LuD 12 ( 1 9 7 2 ) , 277 - 293, und II, LuD 13 (1973, l - 15. Grosse, S., 1972. "Literarischer Dialog und gesprochene Sprache", in: H. Backes ( H g . ) , Festschrift für H. Eggers zum 65. Geburtstag. Tübingen, 649 - 668. Gülich, E . , 197O. Makrosyntax der Gliederungssignale im gesprochenen Französisch. München. 1976. "Ansätze zu einer kommunikationsorientierten Erzähltextanalyse", in: W. Haubrichs ( H g . ) , Erzählforschung l, Sonderheft LiLi, 224 - 256. 1978. "Redewiedergabe im Französischen. Beschreibungsmöglichkeiten im Rahmen einer Sprechakttheorie", in: R. Heyer-Hermann ( H g . ) , Sprechen - Handeln - Interaktion. Tübingen, 49 - 102. Gumbrecht, H. U . , 1976. "Fiktion und Nichtfiktion", in: Funkkolleg Literatur (Studienbegleitbrief 3 ) , hg. Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen. Weinheim/Basel, 37 - 58. Habermas, J., 1971. "Vorbereitende Bemerkungen zu einer Theorie der kommunikativen Kompetenz", in: J. Habermas/N. Luhmann, Gesellschaft oder Sozialtechnologie: Was leistet die Systemforschung?. Frankfurt, 101 - 141. Harras, G., 1977. "Zur Möglichkeit einer Integration von Sprechakten in ein allgemeines Handlungskonzept", ZGL 5, 277 - 297. 1978. Kommunikative Handlungskonzepte. Tübingen. Hess-Lüttich, E. W. B., 1977. "Erapirisierung literarischer Textanalyse", in: W. Klein ( H g . ) , Methoden der Textanalyse. Heidelberg, 61 - 72. Hinck, W . , 1977. "Einführung in die Theorie des Komischen und der Komödie", in: ders. ( H g . ) , Die Deutsche Komödie. Düsseldorf, 11 - 31. Hoops, W . , 1979. "Fiktionalität als pragmatische Kategorie", Poetica l, 281 - 317. Jauss, H. J., 1969. "Paradigmenwechsel in der Literaturwissenschaft", Linguistische Berichte 3, 4 4 - 5 6 . Joas, H./A. Leist, 1971. "Performative Tiefenstruktur und ein interaktionistischer Rollenbegriff - ein Ansatz zu einer soziolinguistischen Pragmatik", Münchener Papiere zur Linguistik l, 31 - 54.

192 Jünger, F. G . , 1936. Über das Komische. Hamburg. Kallmeyer, W. u . a . , 1974. Lektürekolleg zur Textlinguistik. 2 Bde. Frankfurt. Kalimeyer, W./F. Schütze, 1976. "Konversationsanalyse", Studium Linguistik l , 1 - 2 8 . Kannicht, R . , 1976. "Handlung als Grundbegriff der aristotelischen Theorie des Dramas", Poetica 8, 326 - 336. Kendziorra, E . , 1976. "Zur Sequenzierung von Sprechakten", in: H. Weber/ H. Weydt ( H g s . ) , Sprechakttheorie und Pragmatik. Akten des 16. Linguistischen Kolloquiums, Bd. 1. Tübingen, 279 - 289. Kühn, T. S., 1962. The Structure of Scientific Revolutions. Chicago. - 1974. "Second Thoughts on Paradigms", in: F. Suppe ( e d . ) . The Structure of Scientific Theories. Urbana, 111., 459 - 482. Landwehr, J., 1975. Text und Fiktion. München. Landwehr, J./W. Setterkorn, 1973. "Lesen als Sprechakt", LiLi 9, 33 51. Lenk, H. ( H g . ) , 1977. Handlungstheorien - interdisziplinär, Bd. IV. München. Lotman, J. M., 1972. Die Struktur literarischer Texte. München. Martens, K . , 1974. Sprachliche Konmunikation in der Familie. Kronberg/ Ts. McCawley, J. D., 1977. "Remarks on the Lexicography of Performative Verbs", in: Rogers, A./Murphy, J./Wall, B. (eds.), Proceedings of the Texas Conference on Performatives, Presuppositions and Implications. Arlington, 13 - 25. Meibauer, J., 1979. Zum Verhältnis von Semantik und Pragmatik in einer Sprechaktklassifikation, Staatsarbeit. Universität zu Köln. Meyer-Hermann, R., 1976. "Direkter und indirekter Sprechakt", Deutsche Sprache 2, l - 2o. 1978. "Aspekte der Analyse metakommunikativer Interaktionen", in: ders. ( H g . ) , Sprechen - Handeln - Interaktion. Tübingen, 1O3 - 142. Nierlich, E . , 1973. "Pragmatik in die Literaturwissenschaft?", LiLi 9/1O, 9 - 32. Nikolaus, K., 1978. "Die Methode der Sprechaktanalyse", in: Vandeweghe/ Van de Velde ( H g s . ) , Bedeutung, Sprechakte und Texte, Bd. 2. Gent, 241 - 251. Ohmann, R . , 1971. "Speech Acts and the Definition of Literature", Philosophy and Rhetoric 4/1, 1 - 19. - 1972. "Speech, Literature and the Space Between", NLH 4/1, 47 - 63. - 1972. "Instrumental Style: Notes on the Theory of Speech as Action", in: B. Kachru/H. Stahlke (eds.), Current Trends in Stylistics. Edmonton/Champaign, 115 - 141. Parsons, T./E. Shils (eds.), 1951. Toward a General Theory of Action. Cambridge. Pasternack, G., 1975. Theoriebildung in der Literaturwissenschaft. München. Paul, ., 1975. "Theaterwissenschaft als Lehre vom theatralischen Handeln", in: A. v. Kesteren/H. Schmid ( H g s . ) , Moderne Dramentheorie. Kronberg/Ts., 167 - 192. Pfister, M . , 1977. Das Drama. Theorie und Analyse. München. - 1981. "'Eloquence is action": Sprechen als Handeln im Drama Shakespeares aus der Sicht der Sprechakttheorie", Ms., demn. in LiLi. Piaget, J., 1954. Das moralische Urteil beim Kinde. Zürich.(3. Aufl., Freiburg 1979).

193 Pollmann, L., 1971. Literaturwissenschaft und Methode. Frankfurt/M. Porter, J. A . , 1979. The Drama of Speech Acts. Shakespeare's Lancastrian Tetralogy. Berkeley. Pratt, M. L., 1977. Toward a Speech Act Theory of Literary Discourse. Bloomington/London. Propp, V . , 1972. Morphologie des Märchens. München. Rapp, U . , 1973. Handeln und Zuschauen: Untersuchungen über den theatersoziologischen Aspekt in der menschlichen Interaktion. Darmstadt. Rath, R . , 1973. "Zur linguistischen Beschreibung kommunikativer Einheiten in gesprochener Sprache", LuD 15, 169 - 185. Rehbein, J., 1972. "Entschuldigungen und Rechtfertigungen. Zur Sequenzierung kommunikativer Handlungen", in: D. Wunderlich ( H g . ) , Linguistische Pragmatik. Frankfurt, 288 - 317. Reis, M., Vorlesung: "Ausgewählte Kapitel zur linguistischen Pragmatik", gehalten im WS 1976/77 an der Universität zu Köln (MB = ausgeteilte Materialienblätter). Ross, J. R . , 197O. "On Declarative Sentences", in: Jacobs/Rosenbaum (eds.), Readings in English Transformational Grammar. London, 222 - 272. Sacks, H./E. A. Schegloff/G. Jefferson, 1974. "A Simplest Systematics for the Organization of Turn-Taking for Conversation", Language 5O, 696 - 735. Sandig, B . , 1973. "Beispiele pragmalinguistischer Textanalyse (Wahlaufruf, familiäres Gespräch, Zeitungsnachricht)", DU 25, 5 - 23. Schank, G . , 1977. "Über einige Regeln der Themenverwendung in natürlichen Gesprächen", Muttersprache 87, 233 - 244. Schank, G./G. Schoenthal, 1976. Gesprochene Sprache: eine Einführung in Forschungsansätze und Analysemethoden. Tübingen. Schiieben-Lange, B.,1974. "Perlokution. Eine Skizze", STZ, 319 - 334. 1975. Linguistische Pragmatik. Stuttgart. - 1976. "Perlokution und Konvention", in: Sprachnormen 3, hg. von K. Gloy und G. Presch. Stuttgart, 58 - 67. Schmid, H . , 1976. "Ist die Handlung die Konstruktionsdominante des Dramas?", Poetica 8, 177 - 2O7. Schmidt, S. J., 1968. "Alltagssprache und Gedichtsprache", Poetica 2, 285 - 303. 1969. "Sprachliches Handeln und soziales Handeln. Überlegungen zu einer Handlungstheorie der Sprache", Linguistische Berichte 2, 64 - 69. 1973. Texttheorie. Probleme einer Linguistik der sprachlichen Kommunikation . München. - 1974. Pragmatik I. München. - 1975. Literaturwissenschaft als argumentierende Wissenschaft. München. 1976. Pragmatik/Pragmatics II/ Zur Grundlegung einer expliziten Pragmatik. München. Schoenthal, G., 1979. "Sprechakttheorie und Konversationsanalyse", in: J. Dittmann, Arbeiten zur Konversationsanalyse. Tübingen, 44 - 72. Schulze-Witzenrath, E., 1978. '.'Sprachhandlung und hohe Komödie in Moliöres Ecole des femmes", Poetica lO, 154 - 187. Searle, J. R . , 1969. Speech Acts. Cambridge? dt. Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. Frankfurt, 1971. - 1973. "A Classification of Illocutionary Acts", MS Berkeley. Inzw. ersch. in: Language and Society 5 (1976), l - 23. 1974. "Chomsky's Revolution in der Linguistik", in: G. Grewendorf/ G. Meggle (Hgs.), Linguistik und Philosophie. Frankfurt, 4o4 - 438.

194 Searle, J. R., 1975. "The Logical Status of Fictional Discourse", NLH 6/2, 319 - 332. - 1975a. "Indirect Speech Acts", in: P. Cole/J. L. Morgan (eds.), Syntax and Semantics 3: Speech Acts. New York. Sökeland, W . , 1980. Indirektheit von Sprechhandlungen. Eine linguistische Untersuchung. Tübingen, Niemeyer. Stempel, W.-D., 1976. "Ironie als Sprechhandlung", in: Preisendanz/Warning (Hgs.), Das Komische. München, 2O5 - 235. Stierle, K . , 1975. Text als Handlung. München. - 1976. "Über den Zusammenhang von Handlungstheorie und Handlungspoetik", Poetica 8, 321 - 326. Tanaka, R . , 1972. "Action and Meaning in Literary Theory", Journal of Literary Semantics 1, 41 - 56. Verschueren, J., 1976. Speech Act Theory: A Provisional Bibliography with a Terminological Guide. Indiana University Linguistic Club. 1976. "The Analysis of Speech Act Verbs: Theoretical Preliminaries". (Reproduction I.U.L.C., 1977). 1978. Pragmatics: An Annotated Bibliography. Amsterdam. Watzlawick, P./J. H. Beavin/D. D. Jackson, 1969. Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern. Weinrich, H., 1966. Linguistik der Lüge. Heidelberg. Werlen, I., 1979. "Konversationsrituale", in: J. Dittmann, Arbeiten zur Konversationsanalyse. Tübingen, 144 - 175. Wittgenstein, L . , 1958. Philosophical Investigations. Oxford; dt. Philosophische Untersuchungen. Frankfurt, 1977. Wunderlich, D., 1971. "Pragmatik, Sprechsituation, Deixis", LiLi 1/2, 153 - 190. ( H g . ) , 1972. Linguistische Pragmatik. Frankfurt/M. - 1974. Grundlagen der Linguistik. Hamburg. - 1976. "Über die Konsequenzen von Sprechhandlungen", in: K.-O. Apel ( H g . ) , Theorie Diskussion: Sprachpragmatik und Philosophie. Frankfurt, 441 - 462. 1976a. Studien zur Sprechakttheorie. Frankfurt/M. - 1979. "Was ist das für ein Sprechakt?", in: G. Grewendorf ( H g . ) , Sprechakttheorie und Semantik. Frankfurt/M., 275 - 324. Wurmbach, H . , 1978. Strukturbeschreibung und Interpretation der Tamberlain-Dramen von Christopher Marlowe. Ein Beitrag zur Untersuchung der Rezeptionslenkung und zur dramengeschichtlichen Einordnung nach neueren methodischen Gesichtspunkten. Habilschrift (Masch.schr.). Köln.